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German Pages 1080 [1086] Year 2019
Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe
Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar Goethe- und Schiller-Archiv herausgegeben von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter
III
Johann Wolfgang Goethe Briefe Band 10 I 1794 – 1795 Texte
Herausgegeben von Jutta Eckle und Georg Kurscheidt
De Gruyter
IV Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft Redaktion: Uta Monecke, Jennifer Moritz
Zitiertitel: GB 10 I
ISBN 978-3-11-063381-8 e-ISBN (PDF) 978-3-11-063646-8 Library of Congress Control Number: 2019946141 Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Gestaltung der Einbände und Schutzumschläge: deblik, Berlin Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen www.degruyter.com
Verzeichnis der Briefe
V
Verzeichnis der Briefe 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33.
An August Johann Georg Carl Batsch, 〈29. Januar 1794〉 . . An August Johann Georg Carl Batsch, 3. Februar 1794 . . . An Catharina Elisabeth Goethe, 12. Februar 1794 . . . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 14. Februar 1794 . . An Samuel Thomas Soemmerring, 17. Februar 1794 . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 26. Februar 1794 . . An Charlotte von Kalb, 〈kurz vor dem 8. März 1794?〉 . . . . An Friedrich von Stein, 16. März 1794 . . . . . . . . . . . . . . . An Carl Theodor von Dalberg, 19. März 1794 . . . . . . . . . . An Johann Gottfried Herder, 〈kurz vor dem 26. April? 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 26. April 1794 . . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 〈26. April? 1794〉 . . . . . . . . . An Johann Friedrich August Göttling, 〈28. April 1794〉 . . . An Christian Gottlob Voigt, 28. April 1794 . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Kalb, 29. April 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 15. Mai 1794 . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 19. Mai 1794 . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 23. Mai 1794 . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 29. Mai 1794 . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 8. Juni 1794 . . . . . . . . . . . . . . An Georg Christoph Lichtenberg, 9. Juni 1794 . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 9. Juni 1794 . . . . . . . . . . . . . . An Johann Gottlieb Fichte, 24. Juni 1794 . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 24. Juni 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈26. oder 27. Juni 1794〉 . . . . . An Charlotte von Kalb, 28. Juni 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Unger, 〈zweite Hälfte Juni/Anfang Juli 1794?〉 . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 7. Juli 1794 . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 10. Juli 1794 . . . . . . . . . . . . . An Samuel Thomas Soemmerring, 16. Juli 1794 . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 17. Juli 1794 . . . . . . . . . . . . . An Gottlieb Hufeland, 24. Juli 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Isaak Gerning, 25. Juli 1794 . . . . . . . . . . . . . . .
3 4 4 5 5 6 7 8 8 37 38 38 39 40 41 42 43 48 48 49 49 52 53 54 55 55 58 58 60 60 61 63 63
VI
34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66.
Verzeichnis der Briefe
An Friedrich Schiller, 25. Juli 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Georg Christoph Lichtenberg, 〈Ende Juli 1794〉 . . . . . . An Christiane Vulpius, 30. Juli und 1. August 1794 . . . . . An Christiane Vulpius, 9. oder 10. August 1794 . . . . . . . . An Samuel Thomas Soemmerring, 〈kurz nach dem 13. August 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich von Stein, 14. August 1794 . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 27. August 1794 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich von Stein, 28. August 1794 . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Kalb, 29. August 1794 . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 30. August 1794 . . . . . . . . . . . . . . . An Aloys Hirt, 〈Ende August? 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 4. September 1794 . . . . . . . . . . . . . An Franz Graf von Waldersee, 4. September 1794 . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 8. September 1794 . . . . . . . An Friedrich Schiller, 10. September 1794 . . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Kobe von Koppenfels, 15. September 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 15. September 1794 . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 22. September 1794 . . . . . . . An Caroline Herder, 〈kurz nach dem 26. September 1794〉 An Hans Christoph Ernst von Gagern, 〈September 1794?〉 An Gottlieb Hufeland, 1. Oktober 1794 . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 1. Oktober 1794 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 8. Oktober 1794 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 16. 〈19.〉 Oktober 1794 . . . . . . . . . . An Cornelius Johann Rudolf Ridel, 〈kurz vor dem 24. Oktober 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 26. Oktober 1794 . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 28. Oktober 1794 . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 31. Oktober 1794 . . . . . . . An Friedrich Schiller, 1. November 1794 . . . . . . . . . . . . . An Jacob Stock, 26. November 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈26. November? 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 27. November 1794 . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 2. Dezember 1794 . . . . . . . . . . . . .
64 64 65 65 66 68 69 71 72 72 72 73 74 74 76 76 77 78 79 80 81 82 83 83 84 84 86 86 87 87 88 89 89
67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 100. 101. 102.
Verzeichnis der Briefe
VII
An Christian Gottlob Voigt, 3. Dezember 1794 . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 5. Dezember 1794 . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 6. Dezember 1794 . . . . . . . . . . . . . . An Philipp Seidel, 6. Dezember 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Georg Christian Friedrich Piper, 10. Dezember 1794 . An Friedrich Schiller, 10. Dezember 1794 . . . . . . . . . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 13. Dezember 1794 An Friedrich Schiller, 23. Dezember 1794 . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 25. Dezember 1794 . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 27.–29. Dezember 1794 . . . An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 30. Dezember 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Rijklof Michaël van Goens, 31. Dezember 1794 . . . . . An Friedrich Schiller, 3. Januar 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 7. Januar 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt?, 7. Januar 1795 . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 10. Januar 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . An Samuel Thomas Soemmerring, 12. Januar 1795 . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 16. Januar 1795 . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 27. Januar 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 2. Februar 1795 . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 11. Februar 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 18. Februar 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Isaak Gerning, 21. Februar 1795 . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 21. Februar 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 25. Februar 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 27. Februar 1795 . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 28. Februar 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 11. März 1795 . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 11. März 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 18. März 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 19. März 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 21. März 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 3. 〈April〉 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 9. April 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 10. April 1795 . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 10. April 1795 . . . . . . . . . . . . . . . .
90 91 92 93 93 93 94 95 95 96 99 100 105 105 106 106 107 107 108 109 110 110 111 111 112 113 114 115 115 117 118 118 118 119 120 120
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Verzeichnis der Briefe
103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139.
An Friedrich von Stein, 24. April 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich von Stein, 27. April 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈2. oder 3. Mai 1795〉 . . . . . . An Friedrich Schiller, 3. Mai 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈kurz vor dem 11. Mai 1795〉 An Christian Gottlob Voigt, 〈kurz vor dem 14. Mai 1795〉 An Friedrich Schiller, 12. und 14. Mai 1795 . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 16. Mai 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 16. Mai 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 17. Mai 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 18. Mai 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Unger, 〈18. Mai 1795〉 . . . . . . . . . . . An Friedrich Carl von Moser, 〈22. Mai 1795〉 . . . . . . . . . . An Heinrich Blümner?, 25. Mai 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . An Samuel Thomas Soemmerring, 25. Mai 1795 . . . . . . . An Jacob Stock, 25. Mai 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 10. Juni 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 11. Juni 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 13. Juni 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Alexander von Humboldt, 〈18. Juni 1795〉 . . . . . . . . . . An Karl Morgenstern, 18. Juni 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 18. Juni 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 27. Juni 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Voß d. Ä., 1. Juli 1795 . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 〈vor dem〉 2. Juli 1795 . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 7. Juli 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 8. Juli 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 15. Juli 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 19. Juli 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 19. Juli 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte Schiller, 25. Juli 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 25. Juli 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 29. Juli 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 29. Juli 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 17. August 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 17. August 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Samuel Thomas Soemmerring, 17. August 1795 . . . . .
121 121 122 122 123 123 124 125 126 127 127 128 128 129 130 130 131 131 132 132 134 134 135 136 137 137 137 138 139 143 144 144 145 146 146 148 149
Verzeichnis der Briefe
140. 141. 142. 143. 144. 145. 146. 147. 148. 149. 150. 151. 152. 153. 154. 155. 156. 157. 158. 159. 160. 161. 162. 163. 164. 165. 166. 167. 168. 169. 170. 171. 172. 173. 174. 175.
An Friedrich Schiller, 18. August 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Gottfried Herder, 〈21. August 1795〉 . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 21. August 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 22. August 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 24. 〈25.〉 August 1795 . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 29. August 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 29. August 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 2. September 1795 . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 2. September 1795 . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 3. September 1795 . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 7. September 1795 . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 14. September 1795 . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Kalb, 〈Mitte September 1795〉 . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 16. September 1795 . . . . . . . . . . . . . An Caroline Herder, 〈22. September 1795〉 . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 23. September 1795 . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 26. September 1795 . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 3. Oktober 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Kalb, 〈Anfang Oktober 1795〉 . . . . . . . . . An Caspar Friedrich von Schuckmann, 3. und 4. Oktober 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich August Wolf, 5. Oktober 1795 . . . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 〈6. Oktober 1795〉 . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 〈6. und〉 10. Oktober 1795 . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 13. Oktober 1795 . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 13. Oktober 1795 . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 16. Oktober 1795 . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 16. Oktober 1795 . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 17. Oktober 1795 . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 25. Oktober 1795 . . . . . . . . . . . . . . An Caroline Herder, 28. Oktober 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 28. Oktober 1795 . . . . . . . . . . . . . . An Caroline Herder, 30. Oktober 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 1. November 1795 . . . . . . . . . . . . . . An August Wilhelm Iffland, 4. 〈November〉 1795 . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈8. oder 9. November 1795?〉 . An Christiane Vulpius, 9. November 1795 . . . . . . . . . . . . .
IX
149 150 151 151 152 152 153 153 154 155 156 156 157 158 158 159 159 160 160 161 163 163 164 165 170 170 171 171 171 172 173 173 177 177 178 179
X
Verzeichnis der Briefe
176. An Johann Heinrich Meyer, 16. November 1795 . . . . . . . 177. An Charlotte von Kalb, 〈kurz nach dem 16. November 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . 178. An Charlotte Schiller, 17. Novemer 1795 . . . . . . . . . . . . . 179. An Carl Ludwig von Knebel, 〈zwischen 17. und 20. November 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . 180. An Friedrich Schiller, 21. November 1795 . . . . . . . . . . . . 181. An Christoph Gottlieb Pflug, 23. November 1795 . . . . . . 182. An Christian Gottlob Voigt, 〈zwischen 21. und 25. November 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . 183. An Friedrich Schiller, 25. November 1795 . . . . . . . . . . . . 184. An Friedrich Schiller, 29. November 1795 . . . . . . . . . . . . 185. An Christian Gottlob Voigt, 〈Oktober oder November 1795?〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186. An Christian Gottlob Voigt, 〈Oktober oder November 1795?〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187. An Christian Gottlob Voigt, 〈1. Dezember 1795〉 . . . . . . . 188. An Wilhelm von Humboldt, 〈3.〉 Dezember 1795 . . . . . . . 189. An Philipp Christoph Kayser, 〈3. Dezember 1795〉 . . . . . . 190. An Georg Christoph Lichtenberg, 3. Dezember 1795 . . . . 191. An Amalie von Voß, 〈3. Dezember 1795〉 . . . . . . . . . . . . . 192. An Maria Christiana Kobe von Koppenfels, 〈Anfang Dezember 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193. An Johann Christian Stark d. Ä.?, 〈Anfang Dezember 1795?〉 194. An Friedrich Schiller, 9. Dezember 1795 . . . . . . . . . . . . . 195. An Friedrich Schiller, 15. Dezember 1795 . . . . . . . . . . . . 196. An Friedrich Schiller, 17. Dezember 1795 . . . . . . . . . . . . 197. An Johann Friedrich Reichardt, 21. Dezember 1795 . . . . 198. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈21. Dezember 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199. An Friedrich Schiller, 23. Dezember 1795 . . . . . . . . . . . . 200. An Friedrich Schiller, 26. Dezember 1795 . . . . . . . . . . . . 201. An Friedrich Schiller, 〈30. Dezember 1795〉 . . . . . . . . . . .
179 183 184 184 185 187 188 188 189 190 191 191 191 193 194 195 195 196 196 197 199 200 201 201 203 204
Verzeichnis der Briefe
XI
Konzepte 23K. 24K1. 24K2. 63K. 66K. 78K. 126K. 160K. 176K. 190K.
An Johann Gottlieb Fichte, 〈24. Juni 1794〉 . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 〈24. Juni 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 〈24. Juni 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . An Jacob Stock, 〈26. November 1794〉 . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 〈1. Dezember 1794〉 . . . . . . . . . . An Rijklof Michaël van Goens, 〈31. Dezember 1794〉 . An Johann Heinrich Voß d. Ä., 〈1. Juli 1795〉 . . . . . . . . . An Friedrich August Wolf, 〈Ende Juni 1795?〉 . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 〈16. November 1795〉 . . . . An Georg Christoph Lichtenberg, 〈3. Dezember 1795〉
209 209 210 211 211 218 219 220 221 224
Erschlossene Briefe EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB
1. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈1. Januar 1794〉 . . . . . 2. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg, 〈13. Januar 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. An Georg Abraham Hackert, 〈19. Januar 1794〉 . . . . . . 4. An Christian Friedrich Roese, 〈31. Januar 1794〉 . . . . . 5. An Johann Nicolaus Trabitius, 〈4. Februar 1794〉 . . . . . 6. An Unbekannt, 〈8. Februar 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. An August Wilhelm Iffland, 〈17. Februar 1794〉 . . . . . . 8. An Johann Friedrich Reichardt, 〈17. Februar 1794〉 . . . 9. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈17. Februar 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. An Johann Friedrich Unger, 〈17. Februar 1794〉 . . . . . . 11. An Karl Ludwig Woltmann, 〈17. Februar 1794〉 . . . . . . 12. An Peter im Baumgarten, 〈18. Februar 1794〉 . . . . . . . . 13. An Carl Theodor von Dalberg, 〈21. Februar 1794〉 . . . . 14. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg, 〈21. Februar 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15. An Carl Theodor von Dalberg, 〈14. März 1794〉 . . . . . . 16. An Unbekannt, 〈14. März 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17. An Wolfgang Heribert von Dalberg, 〈19. März 1794〉 . . 18. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈24. März 1794〉 . . . . .
228 228 228 229 229 229 230 230 230 231 231 231 232 232 232 233 233 233
XII
Verzeichnis der Briefe
EB 19. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈7. April 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 20. An Johann Friedrich Unger, 〈kurz vor dem 15. April 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 21. An Johann Isaak Gerning, 〈23. April 1794〉 . . . . . . . . . EB 22. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈28. April 1794〉 . . . . . EB 23. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel, 〈28. April 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 24. An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin, 〈30. April 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 25. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈vor dem 1. Mai 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 26. An Friedrich Heinrich Jacobi, 〈6. Mai 1794〉 . . . . . . . . EB 27. An Christoph Martin Wieland und Johann Heinrich Voß d. Ä., 〈5. Juni 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 28. An Aloys Hirt, 〈9. Juni 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 29. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈14. Juni 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 30. An Johann Gottlieb Fichte, 〈25. Juni 1794〉 . . . . . . . . . EB 31. An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin, 〈25. Juni 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 32. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel, 〈27. Juni 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 33. An Johann Gottlieb Fichte, 〈zwischen 1. und 5. Juli 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 34. An Charlotte Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈7. Juli 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 35. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel, 〈16. Juli 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 36. An Johann Friedrich Reichardt, 〈17. Juli 1794〉 . . . . . . EB 37. An Johann Friedrich Unger, 〈kurz vor dem 24. Juli 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 38. An Charlotte Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈25. Juli 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 39. Johann Heinrich Meyer, 〈kurz vor dem 26. Juli? 1794〉 EB 40. An Georg Christoph Steffany, 〈kurz vor dem 26. Juli? 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
233 234 234 234 235 235 235 236 236 236 237 237 237 238 238 239 239 239 240 240 240 241
Verzeichnis der Briefe
EB 41. An Barbara Schultheß, 〈Juni/Juli 1794〉 . . . . . . . . . . . . . EB 42. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel, 〈13. August 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 43. An Johann Friedrich Unger, 〈14. August 1794〉 . . . . . . EB 44. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈15. August 1794〉 . . . . EB 45. An Johann Martin Dürrbaum, 〈17. August 1794〉 . . . . . EB 46. An Johann Georg David Melber, 〈17. August 1794〉 . . . EB 47. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg?, 〈18. August 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 48. An Johann Heinrich Meyer, 〈18. August 1794〉 . . . . . . . EB 49. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈zwischen 15. und 21. August 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 50. An Johann Martin Dürrbaum, 〈26. August 1794〉 . . . . . EB 51. An Georg Christoph Steffany, 〈29. August 1794〉 . . . . . EB 52. An Unbekannt, 〈1. September 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 53. An Johann Heinrich Voß d. Ä., 〈8. September 1794〉 . . EB 54. An Justus Christian Loder, 〈11. September 1794〉 . . . . . EB 55. An das Bankhaus Bansa, 〈12. September 1794〉 . . . . . . . EB 56. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈kurz vor dem 14. September 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 57. An Ernst Wolfgang Behrisch, 〈15. September 1794〉 . . . EB 58. An Johann Christoph Kaffka, 〈26. September 1794〉 . . . EB 59. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈1. Oktober 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 60. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈6. Oktober 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 61. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel, 〈31. Oktober 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 62. An Friedrich Brück’l, 〈3. November 1794〉 . . . . . . . . . . EB 63. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈3. November 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 64. An Ernst Wilhelm Gottfried Kleinsteuber, 〈17. November 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 65. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel, 〈17. November 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 66. An Unbekannt, 〈17. November 1794〉 . . . . . . . . . . . . .
XIII
241 241 242 242 242 243 243 243 244 244 244 245 245 245 245 246 246 246 246 247 247 247 247 248 248 248
XIV
Verzeichnis der Briefe
EB 67. An Johann Friedrich Unger, 〈zweite Hälfte November 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 68. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈letztes Drittel November/Anfang Dezember 1794〉 . . . EB 69. An Louise von Göchhausen, 〈5. Dezember 1794〉 . . . . EB 70. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈15. Dezember 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 71. An Caroline Herder, 〈etwa Mitte Dezember 1794〉 . . . EB 72. An Friedrich Schiller, 〈29. Dezember 1794〉 . . . . . . . . EB 73. An Johann Friedrich Unger, 〈29. Dezember 1794〉 . . . EB 74. An Unbekannt, 〈3. Januar 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 75. An Unbekannt, 〈7. Januar 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 76. An Unbekannt, 〈11. Januar 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 77. An Unbekannt, 〈12. Januar 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 78. An Unbekannt, 〈12. Januar 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 79. An Johann Friedrich Unger, 〈12. Januar 1795〉 . . . . . . . EB 80. An Johann Friedrich Unger, 〈22. Januar 1795〉 . . . . . . . EB 81. An Justus Christian Loder, 〈29. Januar 1795〉 . . . . . . . . EB 82. An Friedrich Schiller, 〈vor dem 5. Februar 1795〉 . . . . EB 83. An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin, 〈6. Februar 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 84. An Unbekannt, 〈13. Februar 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 85. An Unbekannt, 〈15. Februar 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 86. An August Johann Georg Carl Batsch?, 〈18. Februar 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 87. An August Gottlieb Richter?, 〈25. Februar 1795〉 . . . . EB 88. An Johann Friedrich Jacobi, 〈27. Februar 1795〉 . . . . . . EB 89. An Karl Reinhard?, 〈27. Februar 1795〉 . . . . . . . . . . . . EB 90. An Unbekannt, 〈28. Februar 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 91. An Johann Friedrich Unger, 〈kurz vor dem 7. März 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 92. An Unbekannt, 〈10. März 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 93. An Adolf Philipp Christian Keilholz, 〈13. März 1795〉 . EB 94. An Ignaz Walter, 〈13. März 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 95. An Johann Isaak Gerning, 〈Mitte März 1795〉 . . . . . . . EB 96. An Johann Friedrich Unger, 〈23. März 1795〉 . . . . . . . EB 97. An August Johann Georg Carl Batsch, 〈25. März 1795〉
248 249 249 250 250 250 251 251 251 251 252 252 252 252 253 253 253 254 254 254 255 255 255 255 256 256 256 256 257 257
Verzeichnis der Briefe
EB 98. EB 99. EB 100. EB 101. EB 102. EB 103. EB 104. EB 105. EB 106. EB 107. EB 108. EB 109. EB 110. EB 111. EB 112. EB 113. EB 114. EB 115. EB 116. EB 117. EB 118. EB 119. EB 120. EB 121. EB 122. EB 123. EB 124. EB 125. EB 126. EB 127. EB 128. EB 129.
An Mied?, 〈15. April 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈21. oder 22. April 1795〉 . An Unbekannt, 〈3. Mai 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Catharina Elisabeth Goethe, 〈kurz vor dem 16. Mai 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg?, 〈25. Mai 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈8. Juni 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Andreas Benjamin Nothnagel, 〈10. Juni 1795〉 An Unbekannt, 〈13. Juni 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 〈14. Juni 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . An Louise von Göchhausen, 〈15. Juni 1795〉 . . . . . . . . . An Georg Christoph Steffany, 〈17. Juni 1795〉 . . . . . . . . An Christoph Martin Wieland, 〈17. Juni 1795〉 . . . . . . . An Johann Friedrich Unger, 〈18. Juni 1795〉 . . . . . . . . . An Johann Friedrich Unger, 〈29. Juni 1795〉 . . . . . . . . . An Carl Wigand Maximilian (Max) Jacobi, 〈24. Juni 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Philipp Christoph Kayser, 〈vor dem 11. Juli 1795〉 . An Friedrich Schiller, 〈Ende Juli/Anfang August 1795〉 . An das Bankhaus Bansa, 〈12. August 1795〉 . . . . . . . . . . An Joseph Gennewein?, 〈13. August 1795〉 . . . . . . . . . . An Johann Nicolaus Trabitius, 〈16. August 1795〉 . . . . . An Joseph Johann Jacob von Lincker und Lützenwitz, 〈17. August 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Unger, 〈etwa 20. August 1795〉 . . An Wolfgang Heribert von Dalberg?, 〈24. August 1795〉 An Johann Friedrich Unger, 〈24. August 1795〉 . . . . . . An Johann Heinrich Meyer?, 〈4.? Oktober 1795〉 . . . . . An Marianne Meyer, 〈etwa 7. Oktober 1795〉 . . . . . . . . An Johann Friedrich Unger, 〈etwa 11.? Oktober 1795〉 An Catharina Elisabeth Goethe, 〈zwischen 10. und 13. Oktober 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈13. Oktober 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 〈19. Oktober 1795〉 . . . . . . . . . . An Thomas Haekel, 〈23. Oktober 1795〉 . . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Unger, 〈29. Oktober 1795〉 . . . . .
XV
257 257 258 258 258 258 258 259 259 259 259 260 260 260 260 261 261 261 262 262 262 262 263 263 263 264 264 264 265 265 265 265
XVI
Verzeichnis der Briefe
EB 130. An Friedrich Schiller, 〈11. November 1795〉 . . . . . . . . EB 131. An Albrecht Heinrich Baumgaertner, 〈12. November 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 132. An Georg Christoph Steffany, 〈zwischen 1. und 16. November 1795〉 . . . . . . . . . . . . EB 133. An Unbekannt, 〈zwischen 1. und 16. November 1795〉 EB 134. An Unbekannt, 〈16. November 1795〉 . . . . . . . . . . . . . EB 135. An Friedrich Schiller, 〈17. oder 18. November 1795〉 . EB 136. An Unbekannt, 〈20. November 1795〉 . . . . . . . . . . . . . EB 137. An Carl Ludwig von Knebel, 〈zwischen 16. und 21. November 1795〉 . . . . . . . . . . . . EB 138. An Unbekannt, 〈22. November 1795〉 . . . . . . . . . . . . . EB 139. An Unbekannt, 〈22. November 1795〉 . . . . . . . . . . . . . EB 140. An Johann Friedrich Unger, 〈23. November 1795〉 . . . EB 141. An Samuel Thomas Soemmerring, 〈zweite Hälfte November 1795?〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 142. An Georg Christoph Steffany, 〈1. Dezember 1795〉 . . . EB 143. An Johann Heinrich Meyer, 〈3. Dezember 1795〉 . . . . . EB 144. An Barbara Schultheß, 〈7. Dezember 1795〉 . . . . . . . . . EB 145. An Unbekannt, 〈7. Dezember 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 146. An Christian Gottfried Aehnelt, 〈17. Dezember 1795〉 EB 147. An Carl Ludwig von Knebel, 〈21. Dezember 1795〉 . . . EB 148. An Johann Friedrich Schröder, 〈21. Dezember? 1795〉 .
266 266 266 266 267 267 267 267 268 268 268 268 269 269 269 269 270 270 270
Amtliches A 1. A 2. A 3. A 4. A 5. A 6. A 7. A 8.
An Jacob Friedrich von Fritsch, 1. Januar 1794 . . . . . . An Franz Kirms, 〈2. Januar 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Franz Kirms, 〈Anfang 1794?〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Franz Kirms, 〈Anfang 1794?〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 11. Februar 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Franz Kirms?, 17. Februar 179〈4〉 . . . . . . . . . . . . . . An Heinrich Vohs und Carl Willms, 〈17. Februar 1794〉 An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 19. Februar 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
273 273 273 274 274 276 277 277
Verzeichnis der Briefe
A 9. A 10. A 11. A 12. A 13. A 14. A 15. A 16. A 17. A 18. A 19. A 20. A 21. A 22. A 23. A 24. A 25. A 26. A 27. A 28. A 29. A 30. A 31. A 32. A 33. A 34. A 35. A 36. A 37. A 38. A 39.
An Friedrich Justin Bertuch, 23. Februar 1794 . . . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 27. Februar 1794 An August Johann Georg Carl Batsch, 1. März 1794 . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 20. März 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 3. April 1794 . . An August Johann Georg Carl Batsch, 14. April 1794 . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 22. April 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 26. April 1794 . An Christian Gottlob Voigt, 1. Mai 1794 . . . . . . . . . . . An Heinrich Vohs und Carl Willms, 14. August 1794 . An Christian Gottlob Voigt, 〈zwischen 13. und 20. August 1794〉 . . . . . . . . . . . . . . . An Carl Wilhelm Heinrich von Lyncker, 27. August 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Heinrich Vohs und Carl Willms, 27. August 1794 . An Vincent Weyrauch, 27. August 1794 . . . . . . . . . . . . An Heinrich Vohs und Carl Willms, 7. September 1794 An Vincent Weyrauch, 〈8. September 1794〉 . . . . . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 24. September 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Heinrich Vohs, 8. Oktober 1794 . . . . . . . . . . . . . . . An Franz Kirms, 16. Oktober 1794 . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Jacob Griesbach, 18. Oktober 1794 . . . . . . . An Franz Kirms, 27. Oktober 1794 . . . . . . . . . . . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 26. November 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Jacob Friedrich von Fritsch, 5. Dezember 1794 . . . An Franz Kirms, 〈26. oder 27. Dezember 1794?〉 . . . . . An Carl Friedrich Malcolmi, 30. Dezember 1794 . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 7. Januar 1795 . . An Christian Gottlob Voigt, 〈9. Februar 1795〉 . . . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 18. Februar 1795 An August Johann Georg Carl Batsch, 15. März 1795 . An Ernst Christian Wilhelm Ackermann, 27. März 1795 An Johann Gottfried Schreiber, 27. März 1795 . . . . . . .
XVII
278 278 282 283 284 285 286 287 287 288 290 290 290 291 292 293 293 294 294 295 296 296 296 297 297 299 299 300 301 301 302
XVIII
A 40. A 41. A 42. A 43. A 44. A 45. A 46. A 47. A 48. A 49. A 50. A 51. A 52. A 53. A 54. A 55. A 56. A 57. A 58. A 59. A 60. A 61. A 62.
Verzeichnis der Briefe
An Johann Carl Wilhelm Voigt, 〈27. März 1795〉 . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈Ende März 1795?〉 . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 7. April 1795 . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 9. April 1795 . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 11. April 1795 . . . . . . . . . An Johann Daniel Binder, 12. April 1795 . . . . . . . . . . An Johann Christoph Gottlob Vent, 17. April 1795 . . . An Christian Gottlob Voigt, 20. April 1795 . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 20. April 1795 . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 22. April 1795 . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈März oder April 1795?〉 . An August Johann Georg Carl Batsch, 5. Mai 1795 . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈Anfang Juni 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Daniel Binder, 11. Juni 1795 . . . . . . . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 1. Juli 1795 . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 24. August 1795 An August Johann Georg Carl Batsch, 16. September 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈kurz vor dem 30. September 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . An Franz Kirms, 10. Oktober 1795 . . . . . . . . . . . . . . . An Franz Kirms, 〈4. November 1795〉 . . . . . . . . . . . . . An Christian Friedrich Schnauß, 20. November 1795 . An Christian Gottlob Voigt, 〈um den 20. November 1795〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach mit Christian Friedrich Schnauß, 21. November 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Briefe
XIX
Schriftarten, Siglen und Zeichen recte petit
Kapitälchen Sperrung Sperrung
Sperrung grotesk Sperrung
kursiv G? ××× abcd 〈abcd〉 〈 〉 l ⎡abcd⎤ ⎣abcd⎦ |abcd| ⎡abcd ⎡ ⎤ abcd⎤ ↓abcd↓ ∫ ∩ abcd abcd abcd efgh abcd efgh ijkl abcd efgh ijkl abcd efgh
gestr. ab
Brieftext Text von fremder Hand Briefkopf des Editors Hervorhebung im Brieftext doppelte Hervorhebung im Brieftext dreifache Hervorhebung im Brieftext lateinische Schrift im Brieftext Hervorhebung in lateinischer Schrift im Brieftext Editortext zweifelhafte Eigenhändigkeit (bei Korrekturen) unlesbare Buchstaben im edierten Text und in den Varianten unsichere Lesung im edierten Text und in den Varianten Zusätze des Editors im edierten Text Textverlust der Vorlage im edierten Text Abbrechungszeichen im edierten Text über der Zeile ergänzt unter der Zeile ergänzt in der Zeile ergänzt am rechten Rand oder in der rechten Spalte ergänzt am linken Rand oder in der linken Spalte ergänzt am unteren Rand ergänzt nachträgliche Trennung nachträgliche Zusammenschreibung gestrichen Streichung in der Streichung Streichung vor der Niederschrift des folgenden Wortes oder Zeichens (Sofortkorrektur) später ersatzlos gestrichen (Tilgung) durch Unterpungierung getilgte Streichung Stützwort zur eindeutigen Zuordnung einer varianten Textstelle gestrichen a überschrieben durch b oder korrigiert zu b
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/ |:abcd:|
Schriftarten, Siglen und Zeichen
Seitenwechsel in der Handschrift; Absatzzeichen in den Varianten historische Klammerzeichen im Brieftext
BRIEFE 1794 – 1795
TEXTE
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1. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 29. Januar 1794. Mittwoch〉 〈Druck〉
P. P.
Aus beyliegender Abschrift eines Extractus Protocolli welcher so eben bey mir eingeht werden Ew. Wohlgeb. ersehen wie Durchl. der Herzog 200 rh. jährlich zu dem botanischen Institute ausgesetzt und mir die Leitung des Geschäftes anbefohlen haben. Es ist diese gnädigste Verwilligung alles Danckes Werth und würde gedachte Summe wohl künftig zu Erhaltung eines Institutes wie wir es wünschen hinreichen, besonders wenn man die Benutzung des Hauses und Gartens dazu schlagen könnte. Allein wie wir die erste Anlage bestreiten, wie wir uns ausser Connexion mit Wachteln setzen wollen? sind ein Paar wichtige Präliminar Punckte über welche uns die Sorge vorerst allein überlassen zu seyn scheint. Wollten Ew. Wohlgeb. mir daher Anschläge und Risse und was Sie sonst bißher vorgearbeitet mittheilen, auch mir Ihre Gedancken eröffnen wie man am füglichsten zum Wercke schreiten, wen man zum Gärtner bestellen könnte? da Serenissimus Dietrichen von hier abzugeben nicht geneigt sind; so würde ich alsdann einen Plan mehr auszuarbeiten im Stande seyn den ich nur erst concipirt und von dem ich mir alles Gute für unsre Anstalt verspreche. Ich freue mich bey dieser Gelegenheit mit Ew. W. eine nähere Verbindung zu erneuern und es sollte mir zur größten Zufriedenheit gereichen unsern gemeinsamen Wunsch in seinem ganzen Umfange erfüllt zu sehen.
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BRIEFE 2–5
2. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 3. Februar 1794. Montag 〈Druck〉
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Euer Wohlgeboren habe in meinem letzten Schreiben ersucht mir Ihre bisherigen Vorarbeiten zu der botanischen Anstalt und Ihre Gesinnungen schriftlich mitzutheilen. Da ich aber für nöthig finde noch diese Woche nach Jena zu kommen, um womöglich eine solche Einleitung zu machen, daß wir Ostern ohne Hinderniß ans Werk gehen können, so bitte ich alles biß dahin zurück zu halten, wenn ich zu einer mündlichen Behandlung eintreffen werde. Ich habe die Ehre mich zu unterzeichnen Ew Wohlgeboren Weimar d. 3 Febr. ergebenster 1794 Goethe
3. An Catharina Elisabeth Goethe Weimar, 12. Februar 1794. Mittwoch
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Frau Räthinn Goethe zu Franckfurt am Mayn geliebe gegen diese meine Assignation die Summe von 1000 f sage Eintausend Gulden in Laubthalern zu 2 f 45 Xr. an die Herren Bansa und Sohn gefällig auszuzahlen, und zwar für Rechnung der hiesigen fürstll Cammer, von welcher gedachte Summe unter dem heutigen Dato erhalten zu haben bescheinige. Weimar dl. 12. Febr. 1794 JWvGoethe
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4. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 14. Februar 1794. Freitag Ew Wohlgebl übersende einen Aufsatz den ich Ihrer und Ihrer Naturforschenden Freunde bester Aufmercksamkeit empfehle; er ist in jedem Sinne Concept, und Sie würden mich durch jede Art von Anmerckung, beyfällig oder abfällig, abnehmend oder hinzufügend sehr verbinden. In der botanischen Angelegenheit habe das verabredete Promemoria Sereniss. übergeben und Hl. Hofgärtner Reichart um ein Gutachten über den Gewächshaus-Bau ersucht. Von den Resultaten gebe seiner Zeit Nachricht. Leben Sie recht wohl und grüßen Hl. Dr Scherer. W. dl. 14 Febr. 94 Goethe
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5. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 17. Februar 1794. Montag 〈Druck〉 Für die überschickten Präparate sage ich vielen Dank, es ist eine merkwürdige Entdeckung und paßt an verschiedene Ideen an, die ich im Stillen hege. Auch die Anzeige der verschiedenen Schriften war mir sehr angenehm, ich bitte ferner zu notiren was Ihnen vorkommt. D a r w i n hat schöne Bemerkungen, doch geht er in den Fesseln der Theorie gar ängstlich einher; sobald ich diese und verwandte Phänomene nach meiner Art rangirt habe, sollen sie Ihnen aufwarten. Wie sehr habe ich Sie bedauert, daß nun schon wieder Unruhe von Außen drohte, da Sie von innen noch mit mancher verdrießlichen Situation umgeben sein müssen. So hat der arme F o r s t e r denn doch auch seine Irrthümer mit dem Leben büßen müssen! wenn er schon einem gewaltsamen Tode entging! Ich habe ihn herzlich bedauert. Ihre Kriegs-
9 Gewächsahaus-Bau
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erklärung gegen L o d e r macht, wie Sie denken können, bei uns großes Aufsehen. Ich treibe ein ächtes Quodlibet von Fleiß. Leben Sie recht wohl und schweigen nicht zu lange. Weimar den 17. Febr. 1794. Goethe.
6. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 26. Februar 1794. Mittwoch 〈Druck〉
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Ew. Wohlgeb. erhalten hiermit verschiedene Copien, aus welchen Sie mit Vergnügen sehen werden in welchem Umfange unsere Wünsche durch die besondere Gnade Serenissimi erfüllt worden sind. Wir wollen diese Anstalt als einen Vorboten des Friedens ansehen und uns derselben zum Besten freuen. Ich habe sogleich einen Aufsatz gemacht, von dem was nun zuerst zu expediren seyn möchte, sobald ich denselben Herrn Geheimerath Voigt, welcher sich auf einige Tage auswärts befindet, mitgetheilt haben werde, erhalten Sie davon eine Abschrift, um darüber Ihre Gedanken und Vorschläge zu äußern. Ich zweifle nicht, daß gedachter mein Herr Concommissarius mit mir einverstanden seyn wird, Ihnen die Wohnung von Ostern an für ein leidliches Locarium zu überlassen. Sie können also immer darnach Ihre Arrangements treffen, und ich wünsche daß diese Veränderung zu Ihrer Gesundheit und Aufheiterung gereichen möge. Die wenigen Capitel, welche ich in diesen Tagen in Ihren botanischen Unterhaltungen mit Aufmerksamkeit lesen können, haben mir ganz besondere Freude gemacht. Die Beschreibungen sind so bestimmt und klar, und dabey so zierlich und gefällig als man nur wünschen kann. Auch gibt die große Mannichfaltigkeit der Behandlung dem Werke einen vorzüglichen Reiz. Dabey erlauben Sie mir eine Bemerckung. Schon bey dem ersten Theile und auch bey dem jetzigen hätte ich gewünscht, an einigen Pflanzen den ganzen Gang der Metamorphose entwickelt und mit der Ihnen eigenen Deutlichkeit und Gefälligkeit vorgetragen zu sehen. Aus dem Gebrauch, den Sie hie und da von dieser Vorstellungsart machen, kann ich sehen, daß Sie solche in der Natur
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gegründet halten, und ich sollte denken, daß besonders Liebhaber darauf aufmerksam zu machen seyn möchten. Haben wir den Begriff einmal gefaßt, so befinden wir uns im Stande, dem Habitus etwas rationelles abzumerken und wir erleichtern dem Gedächtniß die Mühe, so viele sonderbare Formen zu behalten, indem wir das Urtheil herbeyrufen und eine Gestalt aus der andern selbst zu entwickeln wissen. Daß Sie, wiewohl mit geziemender Gelindigkeit, der S p r e n g e lischen Vorstellungsart Ihren Beyfall versagt, war mir sehr angenehm. Nach meiner Meynung erklärt sie eigentlich nichts; sie legt nur der Natur einen menschlichen Verstand unter und läßt diese erhabene Mutter lebendige Wesen auf eben die Art hervorbringen, wie wir Flinten fabriciren, Kugeln gießen und Pulver bereiten, um endlich einen Schuß zu erzwecken. Diese Vorstellungsart, wie alle die ihr ähnlich sind, führen uns, meines Bedünkens, von dem wahren Wege der Physiologie ab: denn wie können wir die Theile eines organisirten Wesens und ihre Wirkungen entwickeln und begreifen, wenn wir es nicht als ein durch sich und um sein selbst willen bestehendes Ganze beobachten? Wie sehr soll es mich freuen, Ihnen künftig öfters auf Ihren Wegen zu begegnen und Ihnen auch von meinen Bemühungen von Zeit zu Zeit Rechenschaft zu geben, welche freylich nur als Incursionen in ein fremdes Gebiet angesehen werden dürfen. Leben Sie recht wohl. Wenn es mir einigermaßen möglich ist, so komme ich noch zu Ende der Woche, um unsere Angelegenheit völlig ins Reine zu bringen, damit, bey eintretender günstiger Witterung, Sie von den Vorarbeiten nicht abgehalten werden. W. d. 26. Febr. 1794. G.
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7. An Charlotte von Kalb 〈Weimar, kurz vor dem 8. März 1794?〉 〈Druck〉
Leben Sie recht wohl, theure Freundinn und gedencken Sie mein, wenn die große Anzahl Ihrer Freunde sich in Ihrer Erinnerung versammelt, im Guten. Es freut mich sehr, daß wie diesmal in wenigen Stunden uns näher gekommen sind. Doch hätte es noch besser werden müssen, hielten
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Lässigkeit, Unglaube und Zerstreuung nicht Menschen, die einander angehören sollten, selbst in der Nähe auseinander. Leben Sie recht wohl. G.
8. An Friedrich von Stein Weimar, 16. März 1794. Freitag
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Ich wünsche dir, mein lieber, Glück zu dem Entschluße den du genommen die merckwürdige Insel zu besuchen, du hast Vorkenntniße genug eine so wichtige Reise zu nutzen und der Anblick einer so großen thätigen Nation wird dich auf tausend Dinge aufmercksam machen die du noch zu lernen hast. Du hast recht solange man jung und ausser Verhältnissen ist, soll man reisen, an dem fremden Orte wohin man kommt soll man sehen was möglich ist, denn man kommt so selten wieder an den fremden Plaz den man verläßt als man von Hause weg kommt wenn sich einmal der Kreis um uns geschlossen hat Lebe recht wohl und laß von dir hören. Mache dir Bekanntschaften damit man manchmal ein Buch verschreiben kann womit es bey uns so langsam geht. Deinen Reisegefährten gebe ich wenigstens Grüße an dich mit. W. dl. 16 Mrz 1794. Goethe
9. An Carl Theodor von Dalberg Weimar, 19. März 1794. Mittwoch 〈Abschrift〉 Hochwürdigster, Gnädigster Herr!
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Innliegendes sollte schon einen Posttag früher abgehen. Es langt nun zugleich mit das Abschrift meines Ve r s u c h s und Ihrer fürtreflichen A n m e r c k u n g e n an. Ich habe, beym abermaligen Durchlesen, indem ich die Copie corrigirte, neue Freude und neuen Nutzen gehabt.
18 sch sollte 18 Post∩tag 18 jetzt nun
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Den Innhalt dieser Anmerckungen sondere ich in drey verschiedenen Classen. Die e r s t e enthält Berichtigungen, Erläuterungen, Erweiterungen meines Versuchs; und diese werde, mit Erlaubniß, bey künftiger Bearbeitung in meinen Text aufnehmen. Die z w e y t e enthält Vorstellungs und Erklärungs Arten, welche zwar nicht die meinigen sind, jedoch neben den meinigen gar gut bestehen können. Diese auszuziehen und in Zusammenhang aufzustellen, wird mir ein angenehmes Geschäft seyn. Die d r i t t e Classe enthält gleichfalls Vorstellungs und Erklärungs-Arten, welche aber neben den meinigen n i c h t bestehen können, oder welchen die meinigen w e i c h e n m ü s s e n, wenn ich bey näherer Untersuchung jene für richtig erkennen sollte. Sie erlauben mir, Gnädiger Herr, daß ich dagegen meine Exzeptionen gelegentlich vortrage. Mich und das meinige zur Gnade empfehlend
Weimar dl. 19. März 1794.
E. Erzbischöfl. Gnaden unterthäniger
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〈Beilage 2〉 Von weissen, schwarzen, grauen Körpern und Flächen. = 1. Es scheint nichts leichter zu seyn, als sich deutlich zu machen, was man eigentlich unter We i ß verstehe, und sich darüber mit andern zu vereinigen; und doch ist es ausserordentlich schwehr, aus Ursachen welche nur nach und nach entwickelt und erst am Ende dieser kleinen Abhandlung ins Klare gesetzt werden können. Ich erbitte mir eine partheylose Aufmercksamkeit für die Methode (a) und den Gang meines Vortrags. 2. Wir nehmen zuerst einen durchsichtigen farblosen Körper, z.B. das Wasser, vor uns, und wir bemercken (die Refraktion abgerechnet) daß wir durch eine gewisse Masse desselben, die Gegenstände, ihrer Gestalt und Farbe nach, deutlich erkennen; so daß ein Körper auf seinem
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höchsten Grade der Durchsichtigkeit für das Auge gleichsam kein Körper mehr ist, und nur durch das Gefühl entdeckt werden kann. 3. Es gehe nun das reinste Wasser in seinen kleinsten Theilen i n F e s t i g k e i t und z u g l e i c h i n U n d u r c h d r i n g l i c h k e i t über, und wir werden sodann den Schnee haben (b) dessen Anhäufung uns die reinste Fläche darstellt, welche uns nunmehr einen vollkommenen und unzerstörlichen Begriff des We i s s e n giebt. Eben so verwandlen sich durchsichtige Crystalle z.B. des Glauberischen Wundersalzes, wenn ihnen ihr Crystallisations-Wasser entgeht, in ein blendend weisses Pulver. 4 Diese Körper gehen nun, unter veränderten Umständen, aus den weissen undurchsichtigen Zustande in den Zustand der Farblosen Durchsichtigkeit wieder zurück. So leiten wir die weissen Körper von den durchsichtigen Farblosen ab, wir leiten sie zur Durchsichtigkeit wieder zurück, und diese unmittelbare Verwandschaft, diese Rückkehr in den durchsichtigen Zustand (c) ist aller unserer Aufmercksamkeit werth. 5. Ausser denen weissen Körpern, welche wir aus durchsichtigen entstehen, und wieder in solche übergehen sehen, giebt es / ihrer vielen, welche in den weissen Zustand versetzt werden können (d); theils durch Wasser, Licht und Luft; welche Operation wir B l e i c h e n nennen, wodurch alle Theile, die wir einigermassen farbig nennen können, aus ihnen ausgezogen und abgesondert werden; theils durch heftig wirckende Mittel, wodurch eine ähnliche Operation vor sich geht. 6. Alle diese Wirckungen, wovon der Chemicker nähere Rechenschaft zu geben hat, bringen einen Effekt hervor, der uns zugleich mit dem Begriff vom We i s s e n, den Begriff von unbedingten R e i n h e i t und E i n f a c h h e i t eindrückt; sodaß wir auch im Sittlichen den Begriff von We i ß mit dem Begriff von E i n f a l t, U n s c h u l d, R e i n i g k e i t verbunden haben. (e)
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7. Das We i s s e hat die grösste E m p f i n d l i c h k e i t g e g e n d a s L i c h t; eine Eigenschaft, welche von den Naturforschern genugsam bemerkt, und auf verschiedene Art bestimmt und ausgedrückt worden ist. Uns sey genug hier anzuführen, dass eine w e i s s e F l ä c h e (worunter wir künftig diejenige verstehen, welche dem frisch gefallenen Schnee am nächsten kömmt) unter allen andern Flächen, sie mögen Grau, schwarz oder farbig seyn, wenn solche n e b e n i h r, e i n e m g l e i c h e m L i c h t e ausgesetzt sind, die h e l l s t e ist, dergestalt daß ihr Eindruck auf das Auge, in der finstersten Nacht noch sichtbar bleibt, oder doch am letzten verschwindet (f). 8. Eine gleiche Empfindlichkeit hat das Weisse gegen alle Berührung anderer a b f a r b e n d e r K ö r p e r, sie mögen schwarz, grau oder sonst farbig seyn. (g) Der mindeste Strich, der mindeste Flecken wird auf dem Weissen bemerckt. Alles, was nicht weiß ist, zeigt sich im Augenblicke auf den Weissen, und es bleibt also der Probierstein für alle übrigen Farben und Schattirungen. 9. Wenn wir nun dagegen das S c h w a r z e aufsuchen, so können wir solches nicht wie das Weisse herleiten (h). Wir suchen und finden es als einen festen Körper und zwar am Häufigsten als einen solchen, mit dem eine Halbverbrennung vorgegangen. Die Kohle ist dieser merckwürdige Körper, der uns diesen Begriff am strengsten gewährt. 10. Versetzen wir nun durch irgend eine Chemische Ope/ration einen erst durchsichtigen Liquor in den Zustand, daß wir ihn schwarz nennen, so finden wir, statt das Weisse in Durchsichtigkeit übergieng, gerade die entgegengesetzte Eigenschaft. Mann kann einen schwarzen Liquor verfertigen, der nicht trüb, sondern in kleinen Massen durchsichtig genug ist; aber er wird einen weissen Gegenstand, den wir durch ihn anblicken, verdunckeln – Sobald die Masse einigermassen verstärckt wird, lässt er kein Bild, kein Licht mehr hindurch.
6 welhe welche 11 ⎡(f )⎤ 13 all Berührung 21 ×finden
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11. So ist auch die Eigenschaft einer s c h w a r z e n F l ä c h e eine gänzliche Unempfindlichkeit gegen das Licht. (i) Ein schwarzer Körper macht zwar, um mit den Alten zu reden, so gut die Gränze des Lichts, als ein anderer. (terminat lucem). Die Lichtstrahlen kehren auch von demselbigen in unser Auge zurück. Denn wir sehen einen schwarzen Körper so gut als einen andern. Wenn sie aber von einem weissen Körper in der größten Energie zurück kehren, so kehren sie von einem schwarzen mit der geringsten Energie zurück. So ist denn auch ein schwarzer Körper unter allen denjenigen, die neben ihm einem gleichen Lichte ausgesetzt werden, der d u n c k e l s t e, und der Eindruck desselben aufs Auge verschwindet, bey Successiver Verminderung des Lichtes am Geschwindesten. 12. Nehmen wir nun irgend zwey Körper, die wir für s c h w a r z und w e i ß erkennen, und m i s c h e n sie aufs feinste gerieben unter einander, so nennen wir das daraus entstehende Pulver G r a u. Haben wir nun vorher gesehen, daß Schwarz und Weiß die strengsten Gegensätze sind, die wir vielleicht kennen, daß Schwarz und Weiß in ihrem höchsten und reinsten Zustande gedacht und dargestellt werden können; so ist offenbar, daß da wir nun den Zustand eines Körpers, des aus beiden g e m i s c h t ist, g r a u nennen, daß das Schwarze und das Weisse aus den Grauen g e s o n d e r t, niemals aber aus dem Grauen e n t s t e h e n können. Denn wenn z.B. die Kreide von dem Magnet angezogen würde, so konnte man sie mit leichter Mühe von der Kohle separiren, und beyde Pulver würden nunmehr neben einander in ihrer höchsten Reinheit sich befinden. Wenn ich eine graue Leinwand auf die Bleiche bringe, so entsteht nicht das Weisse aus dem Grauen, sondern die Leinwand wird weiß, wenn alle die fremden, feinen, dem Pflanzenstoff anhängenden färbigen oder graulichen Theilen, durch Wasser, Licht und Luft hinweggenommen und die leinenen Fäden in der / höchsten Reinheit dargestellt werden. (k)
17 pPulver 18 stark ⎡reng⎤ sten
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13. Das Graue muß also die nothwendige Eigenschaft haben, daß es h e l l e r a l s s c h w a r z und d u n c k l e r a l s w e i ß seye. Weiß und Schwarz sind nicht die äussersten Enden eines Zustandes den wir grau nennen, sondern Grau entsteht aus Vermischung oder Verbindung jener beyden Gegensätze. 14. Man vergleicht also billig das We i s s e mit dem L i c h t e, weil es das H e l l s t e ist, war wir kennen (l) und das S c h w a r z e mit der F i n s t e r n i ß, weil uns nichts D u n c k l e r e s bekant ist, das G r a u e mit dem S c h a t t e n, der so lange keine vollige Beraubung des Lichts vorgeht, gewöhnlich grau erscheint. 15. Es ist hier der Ort zu bemerken, daß eine Verminderung des Lichts, welchem eine weisse Fläche ausgesetzt ist, oder eine Beschattung derselben, anzusehen ist, als würde die Fläche mehr oder weniger mit einer schwarzen durchsichtigen Tusche überstrichen, daraus dann ein G r a u entsteht, wie wir es auch bey Zeichnungen nachahmen. Ein weisses Papier, das im Schatten liegt, könnte gegen alles was neben ihm liegt, noch für w e i ß gelten; es ist aber in diesem Zustande eigentlich g r a u, und zeigt sich besonders als ein solches gegen ein weisses Papier, das dem vollen Lichte ausgesetzt ist. Ein s c h w a r z e r Körper, den man dem Lichte aussetzt, wird eigentlich g r a u, weil es einerley ist, ob man ihn mehr Licht giebt, oder ihn mit einem weissen Körper vermischt. Das Weisse kann nie Schwarz, das Schwarze nie Weiß werden; sind sie im Grauen vermischt, so muß dem Weissen erst der schwarze Theil, dem schwarzen der weisse Theil genommen werden; alsdann sind beyde wieder in ihrem reinen Zustande, und das Grau hört auf zu seyn; so wie der Knoten aufhört zu seyn, wenn mann die beyden Ende des Bandes, aus denen er geknüpft war, wieder von einander lößt. (m) 16. Schließlich bemercke ich, daß wir alle Körper und Pigmente, welche entweder weiß, schwarz, oder grau sind, f a r b l o s nennen, weil sie uns
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nur das Helle und Dunckle, gleichsam in abstracto, durch Anstrengen und Abspannen des Auges, ohne Nebenbegriff ohne ein Verhältniß gegeneinander als das Verhältniß des s t r e n g s t e n G e g e n s a t z e s, und der G l e i c h g ü l t i g s t e n Ve r m i s c h u n g darstellen. Weder Schwarz noch Weiß für sich, noch neben einander, noch in Vermischung, lassen dem Auge die / mindeste Spur jenes Reizes empfinden, welchen uns farbige Fläche gewähren; so daß vielmehr eine Fläche, auf welcher wir Schwarz, weiß und grau verbunden sehen, das Traurigste ist, was wir nur erblicken können (n.) Wir gehen nun zu den Körpern und Flächen über, welche wir eigentlich f a r b i g nennen. Vo n f a r b i g e n F l ä c h e n. = 17. Wir kennen nur zwey, ganz reine Farben, (o) welche ohne einen Nebeneindruck zu geben, ohne an etwas anders zu erinnern, von uns wahrgenommen werden. Es sind Gelb und Blau Sie stehen einander entgegen, wie alle uns bekannte entgegengesetzte Dinge oder Eigenschaften. Die reine Existenz der einen schließt die reine Existenz der andern völlig aus. Dennoch haben sie eine Neigung gegeneinander, als zwey entgegengesetzte aber nicht widersprechende Wesen. Jede einzeln betrachtet, macht einen bestimmten und höchst verschiedenen Effekt, nebeneinander gestellt, machen sie einen angenehmen Eindruck aufs Auge, mit einander vermischt, befriedigen sie den Blick. Diese g e m i s c h t e F a r b e nennen wir G r ü n. (p) Dieses Grün ist die Wirkung der beyden vermischten, aber nicht vereinigten Farben. In vielen Fällen lassen sie sich sondern und wiederum zusammensetzen. 18. Wir kehren zurück, und betrachten die Beyden Farben, G e l b u n d B l a u, abermals in ihrem reinen Zustande; und finden daß sie uns heller und dunckeler, ohne Veränderung ihrer Eigenheit, dargestellt werden können. Wir nehmen z.B. rein aufgelöstes Gummi Guttæ, und streichen davon auf ein Papier. (q) Sobald es getrocknet, überstreichen
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wir einen Theil zum zweytenmahl u s. f. und wir werden finden, daß, jemehr Farbetheile das Papier bedecken, je dunckler die Farbe wird. Eben diesen Versuch machen wir mit feingeriebenen und deluirten Berliner-Blau. 19. Wir können zwar auch die helle Farbe dunckler erscheinen machen, wenn wir das Papier vorher mit einer leichtern oder stärkern Tu s s c h e überziehen, und dann die Farbe darüber tragen. Allein von der Vermischung der Farben / mit Schwarz und Weiß darff bei uns nicht die rede seyn (r). Hier fragt sichs nur: sind die Farbetheile näher oder entfernter beysammen, jedoch in völliger Reinheit? Die schönsten Beyspiele wird uns der Chemicker, durch mehr oder weniger gesattigten Tinckturen liefern. 20. Auf obgemeldete Weise verstärcken wir aber die Farbe nicht lange, so finden wir daß sie sich noch auf eine andere Art verändert, die wir nicht bloß durch d u n c k l e r ausdrücken können. Das B l a u e nehmlich sowol als das G e l b e nehmen einen gewissen Schein an, der, ohne daß die Farbe heller werde, als vorher, sie lebhafter macht; ja man möchte beynah sagen, sie ist wircksamer und doch dunckler. Wir nennen diesen Effeckt R o t h. So ist ein reines trocknes Stück Gummi Gutta auf dem frischen Bruch O r a n g e n f a r b. Man lege es gegen ein Stück Siegellack, daß wir für schön r o t h erkennen, und man wird wenig unterschied sehen. Blut mit Wasser vermischt, erscheint uns G e l b. Die Platina-Auflösung in Königswasser, welche sehr verdünnt g e l b erscheint, wird bey mehreren Sättigung m e n n i g f a r b. So schimmert das B e r l i n e r b l a u der ächten Indig, auf dem Bruch, ins V i o l e t t e. Ich besitze einen sehr concentrirten Indig, dessen bereitung mir unbekannt ist, der in seinem trocknen Zustande, beynah ins K u p f e r r o t h e fällt, und das Wasser mit dem schönsten reinsten Blau färbt. (s)
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21. R o t h nehmen wir also vorerst als keine eigene Farbe an; sondern kennen es als eine Eigenschaft, welche dem G e l b e n und B l a u e n. zukommen kann. Roth steht weder dem Blauen noch dem Gelben entgegen; es entsteht vielmehr aus ihnen; es ist ein Zustand, in den sie versetzt werden können; und zwar, wie wir hier vorläufig sehen, durch Verdichtung und durch Aneinandersetzung ihrer Theilen. (t) 22. Man nehme nun das G e l b r o t h e und das B l a u r o t h e, beydes auf seiner höchsten Stufe und Reinheit; man vermische beyden, so wird eine Farbe entstehen, welche alle andern an Pracht und zugleich an Lieblichkeit übertrifft. Es ist der P u r p u r (u) der so viele Nüancen haben kann, als es Uebergänge vom Gelbrothen zum Blaurothen giebt. Die Ve r m i s c h u n g / geschieht am reinsten und vollkommensten bey Prismatischen Versuchen. Die Chemie wird uns die Uebergänge sehr interessant zeigen. 23. Wir kennen also nur folgende Farben und Verbindungen Purpur Gelb-roth
Blau-roth
Gelb
Blau
Grün. und stellen dieses Schema in einem Farbenkreise hierneben vor. (v) 24. Wir kennen, wie oben schon gesagt, keine Verdunckelung dieser Farben durch Schwarz (w), welche immer zugleich eine Beschmutzung mit sich führt, und unnöthig die Zahl der Abstuffungen vermehrt. 25. Wir enthalten uns gleichfalls der Vermischung mit Weiß (x) obgleich diese unschuldiger ist, und bey trocknen Pigmenten ohngefehr das wäre, was das Zugiessen des Wassers bey farbigen Tinckturen ist. 2 nennhmen
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26. Jene oben angezeigten, in unserm Schema aufgestellten Farben erkennen wir für die einzigen reinen, welche existiren können. Sobald man verschränckte Vermischungen, z.B. Purpur und Grün, Blauroth und Gelb, Gelbroth und Blau, vermischt (y) entstehen also bald schmutzige Farben. Der Mahler bedient sich ihrer bey Nachahmung natürlicher Gegenstände, der Färber bey Hervorbringung der Modefarben (z). 27. Wir haben aber noch auf einen merckwürdigen Umstand acht zu geben. Sobald wir alle Farben des Schema’s in einer gewissen Proportion, zusammenmischen, so entsteht eine U n f a r b e daraus. Man könnte dieses a priori sagen: denn da die Farben eben dadurch Farben sind, daß sie besondere Criteria haben, die unser Auge unterscheidet, so folgt daß sie in einer solchen Vermischung, wo keines dieser Criterien hervorsticht, eine Unfarbe hervorbringen, welche auf ein weisses Papier gestrichen, uns völlig den Begriff von G r a u giebt, wie uns ein darneben gestrichener Fleck von / Tusche überzeugen kann. 28. Alle Körper und Fläche nun, welche dergestallt mit einfachen oder gemischten Farben erscheinen, haben die Eigenschaft gemein, welche alle unsere Aufmercksamkeit verdienet: daß sie d u n k l e r a l s w e i ß, und h e l l e r a l s s c h w a r z sind; und sich also von dieser Seite mit dem G r a u e n vergleichen lassen. 29. Dieses zeigt sich aufs Deutlichsten, wenn wir abermals zu den durchsichtigen Körpern zurückkehren. Man nehme jedes reines Wasser in einer gläsernen Flasche, oder in einem Gefässe, mit gläsernen Boden, man vermische mit dem Wasser irgend einen leicht aufzulösenden farbigen Körper; so wird das darunter gelegte weisse Papier uns zwar einen höchst anmuthigen Eindruck machen, dabey aber schon bey der geringsten Farberscheinung so gleich d u n c k l e r als vorher aussehen. Wir können dieses Dunckle so weit treiben, daß nach und nach, durch mehrere Beymischung eines solchen auflöslichen Farbenstoffes die Tinctur endlich völlig undurch-
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sichtig wird, und kaum einen Schein der unterliegenden weissen Fläche oder eines andern Lichts durchläßt. 30. Diese Annäherung an das Schwarze, an das Undurchsichtige folgt natürlich aus der Eigenschaft der Farbe, daß sie d u n c k l e r a l s We i ß ist, und daß sie durch Anhäufung ihrer Masse, zur Undurchsichtigkeit und zur Annäherung an das Schwarze kann gebracht werden, obgleich eine Farbe, als solche, wie sich aus Begriffen derselben schon herleiten und durch Versuchen darthun läßt, so wenig schwarz als weiß werden kann. (aa) 31. Da es von der höchsten Wichtigkeit ist, daß wir die Erfahrung, alle farbigen Flächen seyn dunckler als die weissen, die mit ihnen einen gleichen Licht ausgesetzt sind, recht fassen; so bemercken wir nur, was an einem andern Orte umständlicher auszuführen ist: daß die r e i t z e n d e E n e r g i e, womit farbige Körper auf unsre Augen wircken, mit der H e l l i g k e i t, womit das Weisse auf das Auge wirckt, nicht zu verwechseln sey. Eine Orangenfarbige Fläche neben einer weissen, wirckt gewaltsamer auf das Auge als jene, nicht weil sie heller ist, sondern weil sie einen eignen Reitz besitzt, da das Weisse uns heller, aber nur gleich/gültig erscheinet. (bb) Von verschiedenen Wirckungen der Farben auf die Augen und das Gemüth wird besonders zu handeln seyn. (cc) 32. Man nehme zwey Flaschen von dem reinsten Glase, man giesse in beyde reines distillirtes Wasser, man bereite sich nach dem oben angegebenen Schema, farbige Tinckturen, die sich Chemisch nicht decomponiren, sondern sich friedlich vermischen, man tröpfle in eine von den Flaschen gleich viel von jeden hinein, und man beobachte das Phenomen, das entstehen wird. Das durchsichtige Wasser wird gefärbt werden; wie die Liquoren hinein kommen; nach den verschiedenen Mischungen wird die gemischte Farbe erscheinen; ja man wird zuletzt ein unfarbiges Wasser unter verschiedenen Proportionen der Liquoren hervorbringen können. Allein niemand wird behaupten, daß dieses Wasser nun so hell sey, als das in der Flasche, in welche keine farbige Liquoren eingetröpfelt worden. Was hat man also gethan? So lange man harmonische Tinckturen hineingoß, hat man das Wasser g e f ä r b t; und
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da man widersprechende Farben hineinbrachte, hat man das Wasser b e s c h m u t z t; man hat ihm eine U n f a r b e mitgetheilt; man hat ihm aber von seiner Haltung, und wenn ich so sagen darff, von seiner spezifischen Durchsichtigkeit genommen. Dieses wird um so deutlicher, wenn die Dose der Farben, welche man in das Wasser eintröpfelt, verstärckt wird, wo man bald eine dunckelgraue, oder bräunliche, in geringer Maasse schon undurchsichtige Tincktur erhalten wird. Man dencke sich nun dieses, dergestalt gefärbte Wasser in Schnee verwandelt, so wird man schwehrlich behaupten, daß er so weiß als der natürliche, werden könne. (dd) 33. Wir haben oben schon die Wirckung der Farbenmischung gesehen, und können auch nun hier daraus folgern und weiter gehen. Alle Farben zusammen gemischt, bringen eine U n f a r b e hervor, die so temperirt werden kann, daß sie uns den Eindruck von G r a u, den Eindruck eines farblosen Schattens macht, welcher nur immer dunckler wird, je r e i n e r man farbige Prigmente und in je v e r s t ä r k t e r G r a d e man sie genommen. (cc) / 34. Diese U n f a r b e aber muß jederzeit dunckler als weiß, und heller als Schwarz seyn; denn da jede einzele Farbe eben diese Eigenschaft mit dem G r a u e n gemein hat, so können sie solche, unter einander gemischt, nicht verlieren, sondern sämmtliche Farben, welche die Eigenschaft eines Schattens haben, müssen, wenn durch Vermischung die Criteria aufgehoben werden, die Eigenschaft eines farblosen Schattens annehmen. (ff) Dieses zeigt sich uns, unter jeder Bedingung, unter allen Umständen, wahr. 35. Man mag die Farben unsers Schema’s als Pulver, oder naß, durcheinandermischen, so werden sie, auf ein weisses Papier gebracht, unter jedem Lichte dunckler erscheinen als das Papier; man mag unser Schema auf ein Schwungrad anbringen, und die Scheiben nunmehr mit Gewalt umdrehen, so wird der vorher durch verschiedenen Farben sich auszeichnende Ring Grau, dunckler als das Weisse, heller als das Schwarze erscheinen. (Welches man am Deutlichsten sehen kann, wenn man die 21 aeben
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Mitte weiß laßt, und einen schwarzen Kranz aussen um das Schema zieht) So viel tausend Mahler haben ihre Paletten so oft geputzt, und keinem ist es je gelungen, noch wird ihm gelingen, durch die Vermischung aller Farben ein reines Weiß hervorzubringen. Viele tausend Färber haben oft alle Arten von Farben-Brühen zusammengegossen, und niemal ist das hinein getauchte Tuch weiß hervorgezogen worden. Ja ich darf dreist sagen, man erdencke sich Versuche von welcher Art man wolle, so wird man niemals im Stande seyn, aus farbigen Pigmenten ein weisses Pigment zusammenzusetzen, das neben oder auf vollkommenem reinen Schnee oder Puder nicht grau oder bräunlich erscheine Uebergang zur Streitfrage (gg) 36. Hier könnten wir die gegenwärtige Abhandlung schliessen, weil uns nichts übrig zu seyn scheint, was in der Reihe dieser Darstellungen noch weiter abginge, wenn uns nicht die Frage aufgeworfen werden könnte: woher denn nun die Idee, ein weisses Pigment aus farbigen Pigmenten zusammen zusetzen ihren Ursprung genommen habe? Wir geben davon folgende Rechenschaft. / 37. Newton glaubte aus den farbigen Phenomenen, welche wir bey der R e f r a k t i o n, u n t e r g e w i s s e n B e d i n g u n g e n, gewahrwerden, folgern zu müssen, daß das farblose Licht aus mehrern farbigen Lichtern zusammengesetzt sey; Er glaubte es beweisen zu können. Seinem Scharfsinn blieb nicht verborgen, daß wenn dieses wahr sey, auch wahr seyn müsse, daß We i ß aus f a r b i g e n P i g m e n t e n zusammengesetzt werden kann. Er sagt daher (r): d i e We i ß e n, u n d a l l e G r a u e n F a r b e n z w i s c h e n We i ß u n d S c h w a r z, k ö n n e n a u s F a r b e n z u s a m m e n g e s e t z t w e r d e n. 38. Wer meiner obigen Ausführung mit Aufmercksamkeit gefolgt ist, wird sogleich einsehen, daß diese Proposition nicht rein und richtig ausgesprochen ist. Denn es ist zwar der Erfahrung gemäß, es kann aus vielen Versuchen dargestellt werden, daß aus Vermischung aller Farben ein 10 Pulvder
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G r a u e r vorgebracht werden könne. Es ist auch nichts natürlicher, als daß es von uns abhange, dieses G r a u so hell zu machen, als es uns beliebt. Allein es folgt aus dem Begriff das G r a u e n selbst, daß G r a u niemals w e i ß werden, daß G r a u nicht mit dem We i s s e n auf diese Art verglichen werden könne. Analysirt man jene Proposition, so heißt sie: Das We i s s e in s e i n e m g a n z r e i n e n Z u s t a n d e, s o w i e i m Z u s t a n d e w e n n e s m i t S c h w a r z g e m i s c h t i s t, kann aus allen Farben zusammen gesetzt werden; das letzte läugnet niemand; das erste ist unmöglich. Wir wollen nun sehen, was sein Experiment beweyst. 39. Ehe Newton dasselbe vorträgt, praludirt Er schon: daß alle farbige Pulver einen grossen Theil des Lichtes, von dem sie erleuchtet werden, in sich schlucken und auslöschen; Er giebt davon eine Ursache an, die Er aus Prismatischen Versuchen herleitet. Was Er daraus folgert, setze ich mit seinen eigenen Worte hieher: „Deswegen ist nicht zu erwarten, daß aus der Vermischung solcher Pulver eine helle und leuchtende Weisse entstehe, wie die Weisse des Papiers ist: sondern eine d u n c k l e und t r ü b e We i s s e, wie aus der Vermischung des Lichts und der Finsterniß, oder aus Schwarz und Weiß, entstehen mag; nehmlich eine G r a u e, oder d u n c k l e M i t t e l f a r b e, wie die Farbe der Nägel, der A s c h e, der Steine, des M ö r t e r s, des K o t h e s, und dergleichen. Und eine solche w e i ß l i c h d u n c k l e F a r b e habe ich aus farbigen unter einander gemischten Pulvern öfters hervorgebracht.“ 40. Man sieht aus diesen Worten ganz deutlich, daß Er nichts anders beweißt, als was wir schon zugegeben haben, daß nemlich G r a u aus Mischung aller Farben entstehen könne. Denn wer sieht nicht, daß das Wort w e i ß hier ganz willkührlich gebraucht wird, und eigentlich ganz unnütz und überflüssig dasteht. Ja ich darf kühnlich fragen, welchem Beobachter und Theoristen unsrer Zeit man erlauben würde zu sagen: „We i ß, wie A s c h e, M ö r t e l und K o t h “? | (×) Newton. Opt. Prop. V. Theorem. IV. Libr. I. Part. II. | /
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41. Ich übergehe daher die Erzählung, wie Newton aus Mennige, Grünspan, Bergblau, und Carmin, ein R o t h w e i ß zusammen gemischt hat. Ich bemercke nur, daß die meisten dieser Pigmente, besonders trocken gerieben, eine grauliche mehliche Eigenschaft an sich haben. Jeder, der Lust hat dergleichen Pigmente durcheinander zu reiben, wird es gar leicht dahin bringen, sich ein Pulver zu verschaffen, das er mit der Asche vergleichen kann. 42. Da Er nun also bis dahin nur den einen Theil seiner Proposition bewiesen, daß nemlich G r a u aus allen Farben zusammengesetzt werden könne, welches aber in der Reihe seiner Demonstration von keiner Bedeutung, von keinem Gewicht gewesen wäre, so muß er, da er We i ß nicht aus den Farben zusammensetzen kann, wenigstens das zusammengesetzte Grau weiß zu machen suchen. Dieses zu erreichen, nimmt Er folgende Wendung: „Es können auch – fährt Er fort: – diese d u n c k l e n o d e r g r a u l i c h e n M i t t e l f a r b e n (hier ist das Wort w e i ß weggelassen, da es doch in der Proposition steht, auch bisher immer gebraucht worden; allein der Widerspruch wäre zu offenbar!) aus Weiß und Schwarz in verschiedenen Mischungen hervorgebracht werden; und folglich sind sie von den w i r c k l i c h e n We i s s e n nicht d e r A r t d e r F a r b e n nach, sondern nur i m G r a d e d e r H e l l u n g verschieden; und damit sie ganzlich w e i ß werden, wird nichts weiter erfordert, als daß ihr L i c h t vermehrt werde. Wenn nun also diese Farben nur durch Ve r m e h r u n g d e s L i c h t s zu einer vollkommenen Weisse gebracht werden können, „so folgt daraus, daß sie von d e r s e l b e n A r t seyn, wie die b e s t e n We i s s e n, und daß sie von ihnen in nichts unterschieden sind, als bloß in der M e n g e d e s L i c h t s.“ 43. Ich rufe eine unpartheyische Critick zur Beurtheilung dieser Wendung auf. Hier ist Newton selbst genöthiget Schwarz und Weiß als zwey entgegengesetzte Körper anzunehmen. Aus diesen mischt Er ein Grau zusammen, und dieses G r a u will Er wieder nur durch ein verstärcktes
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Licht zu We i ß machen. Wird er denn jemals auch durch das verstärckteste Licht das Weisse, z.B. die Kreide wieder so weiß machen, als sie war, ehe sie mit dem Schwarzen, z.B. mit der Kohle, gemischt war? Und fällt das Falsche dieser Behauptung nicht gleich in die Augen, sobald das Grau aus mehr Schwarz als Weiß gemischt ist? Wir wollen nun sehen, wie Er auch diese Assertion zu beweisen gedenckt. 44. Er nimmt ein h e l l g r a u e s Pulver und legt es in die Sonne, legt nicht weit davon ein w e i s s e s Papier in den S c h a t t e n, vergleicht beyde mit einander, und da, besonders wenn sie von ferne betrachtet, beyde einen gleichen Eindruck auf das Auge machen, so folgert Er daraus, das Graue Pulver sey nun durch das vermehrte Licht weiß geworden. Auch hier wird man / ohne scharfsinnige Untersuchung leicht bemercken, daß das h e l l g r a u e Pulver nicht dadurch w e i ß geworden, daß man es dem Sonnenlichte ausgesetzt, sondern daß das w e i s s e Papier g r a u geworden, weil man es in den Schatten gelegt, und daß man also hier eigentlich nur g r a u und G r a u vergleiche. Ich habe oben jederzeit bemerckt und darauf bestanden, daß farbigen und farblose Körper, wenn man sie auf hell und dunckel vergleichen will, beyde e i n e m g l e i c h e n G r a d e v o n H e l l u n g ausgesezt werden müssen. Und folgt nicht dieses aus der Natur der Vergleichung selbst? Ja wo würde jemals etwas vergleichbar oder meßbar seyn, wenn man so verfahren wollte? Wenn ein Mann sich gegen ein Kind bückt, oder das Kind auf den Tisch hebt, wird nun gesagt werden können: eins sey so groß als das andre? Heißt das messen, wenn man die Criterien des Unterschieds gegen einander aufhebt? 45. Ich artikulire also hier widerhohlt: daß die Newtonische Proposition falsch und kaptiös gestellt, auch von Ihm keineswegs durch Experimenten erwiesen worden, ja daß vielmehr seine Experimenten sowohl als Seine dürre Worte beweisen: daß aus farbigen Pigmente ebenso wie aus Weiß und Schwarz, nur ein Grau zusammengesetzt werden könne, das mit dem reinen Weissen, wie es uns sehr viele Körper darstellen, unter einerley Hellung verglichen, jederzeit dunckler als dasselbe erscheint,
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wie es unter eben dieser Bedingung gegen Schwarz jederzeit heller erscheinen muß. Es gründet sich diese Behauptung auf die Begriffe der Dinge selbst, mit denen wir umgehen, auf mehrern uebereinstimmenden Erfahrungen. Sie fliessen aus einem, wie mir dünckt, ganz natürlichen Raisonnement her, und mir bleibt weiter nichts übrig, als sie einer scharfen Prüfung zu überlassen. (hh) = Recapitulation. Vo n We i s s e n, S c h w a r z e n, G r a u e n K ö r p e r n u n d F l ä c h e n. 1) Schwierigkeit, sich zu erklären und zu vereinigen, was man unter We i ß verstehe. 2) Der Vortrag fängt mit Betrachtung einiger Eigenschafften der d u r c h s i c h t i g e n f a r b l o s e n Körper an. 3) Ein solcher Körper, der in seinen kleinsten Theilen in U n d u r c h s i c h t i g k e i t übergeht, wird w e i ß. 4) Ein solcher Körper kann wieder in den Zustand der farblosen D u r c h s i c h t i g k e i t zurück geführt werden. 5) Viele Körper werden w e i ß, indem man sie b l e i c h t. 6) Alle weisse Körper geben uns einen Begriff von R e i n h e i t und E i n f a c h h e i t. / 7) Das We i s s e hat die grösste E m p f i n d l i c h k e i t gegen das L i c h t. Eine weisse Fläche ist die h e l l s t e unter allen, die mit ihr einem g l e i c h e n L i c h t e ausgesetzt sind. 8) Das Weisse ist gegen alle Berührung anderer a b f ä r b e n d e r Körper sehr empfindlich. 9) Das S c h w a r z e kann nicht wie das Weisse h e r g e l e i t e t werden. Es wird uns als ein f e s t e r, u n d u r c h s i c h t i g e r Körper bekannt. 10) Ein s c h w a r z e r k l a r e r Liquor ist in g e r i n g e r M a s s e u n d u r c h s i c h t i g. 11) Eine s c h w a r z e F l ä c h e ist die u n e m p f i n d l i c h s t e gegen das Licht, und die dunckelste aller, die neben ihr einer g l e i c h e n H e l l u n g ausgesetzt werden.
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12) Aus dem Schwarzen und Weißen entsteht das G r a u e. 13) Das Graue hat die Eigenschaft h e l l e r als S c h w a r z, und d u n c k l e r als We i ß zu seyn. 14) Man vergleicht das We i s s e mit dem L i c h t e, das S c h w a r z e mit der F i n s t e r n i ß, und das G r a u e mit dem S c h a t t e n. 15) Wenn man eine weisse Fläche in den S c h a t t e n legt, oder sie mehr oder weniger m i t Tu s c h e ü b e r s t r e i c h t, bringt man einerley Effeckt hervor; sie s c h e i n t oder wird dadurch G r a u. 16) Alle Körper und Pigmente, welche Schwarz, Weiß oder Grau sind, werden f a r b l o s genannt. Vo n f a r b i g e n F l ä c h e n. 17) Wir kennen nur zwei Grundfarben, G e l b und B l a u. Aus ihrer Mischung entsteht G r ü n. 18) Jene beyde Farben können durch A n e i n a n d e r d r ä n g e n ihrer Theilen d u n c k l e r gemacht werden. 19) Von Ve r m i s c h u n g mit S c h w a r z oder We i ß darf hier die Rede n i c h t sein. 20) Blau und Gelb v e r s t ä r c k t, werden beyde r o t h. 21) R o t h wird vorerst als k e i n e e i g e n e F a r b e angenommen. 22) Das G e l b r o t h e und B l a u r o t h e v e r m i s c h t, bringt P u r p u r hervor. 23) Schema der Farben, ihrer Abstuffungen, Uebergänge und Verbindungen. 24) Ve r d u n c k l u n g der Farben durch S c h w a r z wird abermals widerrathen. 25) Gleichfalls Ve r m i s c h u n g derselben mit We i ß. 26) Ve r s c h r ä n c k t e Ve r m i s c h u n g e n bringen s c h m u t z i g e F a r b e n hervor. 27) A l l e F a r b e n , in einer gewissen Proportion v e r m i s c h t, bringen eine U n f a r b e hervor. 28) Alle Farben haben die Eigenschaft, daß sie dunckler als We i ß, und h e l l e r als S c h w a r z sind. 29) D u r c h s i c h t i g e f a r b i g e Liquoren machen ein f a r b l o s e s Wasser immer d u n c k l e r. 30) Näheren sich, bey mehrer Sättigung der Undurchsichtigkeit, daher dem Schwarzen. / 31) Die r e i z e n d e E n e r g i e, womit die Farben auf unsre Augen
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wircken, ist wohl von der g l e i c h g ü l t i g e n H e l l i g k e i t des Weissen zu unterscheiden. 32) Die Eigenschaft der Farben, d u n c k l e r als Weiß und h e l l e r als Schwarz zu seyn, kommt natürlich auch der U n f a r b e zu, welche aus Mischung aller Farben entsteht. 33) Sie macht daher den Eindruck von G r a u. 34) Dieses zeigt sich uns unter jeder Bedingung wahr. 35) Verschiedene Beyspiele. U e b e r g a n g z u r S t r e i t f r a g e. 36) Frage, woher die Idee, ein weisses Pigment aus farbigen Pigmente zusammenzusetzen, ihren Ursprung genommen habe? 37) Newton bemerkt, daß wenn ein weisses Licht aus farbigen Lichtern zusammengesetzt seyn solle, auch ein weisses Pigment aus farbigen Pigmenten entstehen müsse. Er bejaht diese Proposition in den Gang seiner Demonstrationen. 38) Das Unreine und Unrichtige dieser Proposition folgt aus der umständlichen Ausführung, die wir bisher geliefert. 39) Wie Newton bey seinem Versuche praludirt. Er gesteht selbst nur ein Rothweiß hervorgebracht zu haben. 40) Das Wort We i ß ist also ganz w i l l k ü h r l i c h gebraucht, und steht u n n ü t z, so wohl in der Proposition als in der Ausführung. 41) Bemerkung der Pigmente, aus welchen Newton ein A s c h g r a u e s Pulver hervorbringt. 42) Er nimmt nun die Wendung, durch v e r m e h r t e s L i c h t, ein hellgraues Pulver h e l l e r erscheinen zu machen, und behauptet: Das b e s t e We i ß sey vom G r a u e n nicht d e r A r t n a c h unterschieden 43) Eine unpartheyische Critick wird zur Beurtheilung dieser Wendung aufgefordert, und der Hauptpunckt, worauf die Entscheidung beruht, nochmals eingeschärft. 44) Er sucht seine Assertion dadurch zu beweisen, indem Er ein h e l l g r a u e s Pulver in die S o n n e legt, und solches mit einem w e i s s e n, aber i m S c h a t t e n g e l e g e n e n Papier vergleicht. Heisst das M e s -
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s e n, wenn man die Criterien des Unterschieds gegen einander aufhebt? 45) Artikulirte Wiederholung der diesseitigen Behauptungen (ü) / Anmerckungen von C. v. D. ad § I. a) Die M e t h o d e des Herrn Verfassers ist objectiv. Er betrachtet die Dinge, die Er ausser sich sieht, und erklärt, wie sich diese Dinge auf verschiedene Weise dem Auge darbieten. Ich gestehe, daß ich in der Optick die Subjektive Methode vorziehe, weil ich im Grunde nichts gewiß weiß, als was in mir vorgeht. Die Veranlassung erkläre ich mir alsdann durch Grundsätze der Naturlehre, prüfe und versuche. Doch im Grunde ist jede Methode gut, die zum Zweck führt. a d § . I I I . b ) Der S c h n e e ist nicht undurchsichtig im eigentlichen Verstande. Das Vergrösserungsglas beweißt, daß er aus kleinen Eiskrystallen besteht, deren jedes durchsichtig ist. Eiskrystalle sind harte, glänzende Körper ungefarbte, so wie das Glas, das keine Farbe hat, so wie das Bergkrystall. Auf Körper die glänzen, prallt das Licht zurück, denn wenn ein Körper glänzt, so ist dieses nichts anders, als daß es das Licht zurückstößt. Das Licht wird auf der Oberfläche zurückgestossen. Je mehr eine Menge Wasser in kleinen Schneekrystallen vertheilt ist, um so grösser ist seine glänzende Oberfläche, um so mehr stößt es Lichtstrahlen zurück. Auch ist der Schnee im eigentlichen Verstande glänzend; und dieser Glanz wird dadurch gemildert, daß jedes kleine Schneekrystall seinen eigenen Schatten auf den kleinen Kristall wirft, der ihm zunächst liegt. Der Eindruck des We i s s e n entsteht, nach meiner Ueberzeugung, durch das Zurückprallen des Lichts unter einem Winkel von 90 Grad; und so erkläre ich mir, warum der Schnee weiss erscheint. Wenn er von dem Auge schief absteht, so erscheint er grau. Wie denn auch der Mahler einer Winterlandschaft die Schneelagen grau schattirt. a d § 4 . c ) Die D u r c h s i c h t i g k e i t kommt wieder, wenn die Massen grösser, die Oberfläche geringer, weniger Lichttheile zurückstossen, und eben deßwegen mehr durchstrahlen können. a d § 5 . d ) Bey dem B l e i c h e n werden der Oberfläche solche Körperchen entzogen, die das Licht einsaugen, und daher schwarz erscheinen; theils auch solche, die vermöge ihrer Figur das Licht unter einem
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andern Winckel als dem von 90 Grad zurückstossen und daher farbig scheinen. Wenn die Oberfläche von diesen fremden Theilen gereinigt ist, dann erscheint sie weiß. a d 6 . e ) Diese Bemerkung ist fürtreflich, und wir mir dünckt, äusserst schön dargestellt. a d 7 . f ) Fürtreflich! und ist nothwendige Folge des senkrechten Stosses des Lichts auf den Nervenbrey des Augs. Die Stärcke des Stosses verhält sich wie seine Gradheit, stehet in gleichen Verhältniß mit dem Sinus des Winckels unter welchem der Stoß geschieht, und der Winckel von 90 Grad ist der Grösste..... a d 8 . g ) Sehr schön und deutlich! / a d 9 . h ) Das Erkenntniß der s c h w a r z e n F a r b e entsteht alsdann in der Seele, wenn der Optische Nerve keinen Eindruck erhällt. Wenn der Mensch sein Auge schließt und beobachtet was in seinem Auge vorgeht, so bemerkt er, daß eben das in demselben vorgehet, als wenn er sich mit offenen Augen in einem ganz dunckeln Orte befindet, oder einen ganz schwarzen Gegenstand betrachtet, der seinen ganzen Gesichtskreis ausfüllt. Wenn also das Auge einen Gegenstand anschaut, der schwarz ist, so ist es in dem Zustand des Nichtsehens, und erkennt dessen Umriß lediglich durch den Abstand, den andere sichtbare Gegenstände machen, die den schwarzen Körper umgeben a d § 1 1 . i ) Ein schwarzer Körper, oder die schwarze Oberfläche eines Körpers verschluckt das Licht, und stößt es nicht wieder zurück. Die Lichtstrahlen, die darauf fallen, berühren mithin die Optische Nerven nicht, und so entstehet nothwendig das negative Anschauen des schwarzen Körpers im Auge. Die Erfahrung des Franklin’s ist bekannt. Wenn man die Kugel eines Thermometers schwarz anstreicht und in die Sonne stellt, dann steigt der Liquor um mehrere Graden in Vergleichung mit einem anderen Thermometer, dessen Kugel nicht schwarz angestrichen ist. Die Sonnenstrahlen werden nemlich von der schwarzen Oberfläche nicht zurückgestossen, sondern eingesogen, und erwärmen den Thermometer. a d 1 2 . k ) Alle fürtreflich entwickelt! a d 1 4 . l ) Weiß anschauen ist im Grund nichts andres als reflektirtes Licht sehen; und schwarz anschauen nichts andres als einen bestimmten Raum erblicken, der für unser Auge deßwegen finster seyn muß, weil er kein Licht zurückstößt. a d 1 5 . m ) Das nemliche Ding im nemlichen Augenblick ist weiß ansehen und als schwarz erkennen, ist im strengsten Verstande Widerspruch. Denn wenn die Seele den Gegenstand als weiß erblickt, dann
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ist der Optische Nerve im würklichen Zustande des Gefühls; und wenn die Seele den Gegenstand als Schwarz anschaut, dann ist die Optische Nerve im Zustande des Nichtfühlens. Mithin ist widersprechender Zustand da. a d 1 6 . n ) Trefliche Kupferstiche, und so manche Camayeux von De Witt und andern sind bloß weiß und schwarz, und freuen und ergözen das Auge, und sind nicht traurig. Sie gefallen auch nicht allein deßwegen, weil sie gut gezeichneten Gegenstände richtig und bedeutend vorstellen; sie gefallen auch deßwegen, weilen Licht und Schatten mild und unmercklich durch unzählige Stufen in einander übergehen. Unterdessen ist und bleibt es wahr, daß ein schönes Gemählde in Farben das Auge mehr ergötzt, als ein schöner Kupferstich oder Camayeux; weil der Genius des Mahlers eine grössere Mannichfaltigkeit der Gefühle, durch die Verschiedenheit der Färben erregt. a d 1 7 . o. ) Die Körper haben selbst keine Farbe, und so oft unser Auge sieht, so geschieht es, weil unsre Augennerve vom Lichtstrahl berührt wird, und wir sehen verschiedene Farben wenn die Lichtstrahlen unter verschiedenen Winckeln zurückgestossen werden, oder wenn sie durch einen durchsichtigen Körper durchstrahlen, und bey diesem durchstrahlen unter verschiedenen Winckel gebrochen werden. Der Opal, die Lumacella, Per/lenmutter, und jedes mit Kanten angeschliffene Glas sind beweise davon. Das Prisma und der Regenbogen verschaffen einen bestimmten Wissenschaftl Beweis, dessen Verhältnisse in Absicht auf Grösse mathematisch berechnet sind. Das B l a u e ist dem G e l b e n darin entgegengesetzt, dass es unter einem Winckel bricht oder zurückgestossen wird, der den möglichst kleinsten Sinus hat; da das G e l b e unter einem Winckel bricht, der, nach dem Weißen, den möglichst größten Sinus hat. Unser Sehnerve ist einmal so geschaffen, daß das Licht durch seine Berührung das Gefühl verschiedener Farben in ihm alsdann erregt, wenn es unter verschiedenen Winckeln gebrochen ist. Davon ist nun eine nothwendige Folge, daß der größte Winckel und der kleinste Winckel der Strahlenbrechung auch entgegengesetzte Farbenerscheinungen im Auge erzeugen müssen. E b e n d . p. ) Das G r ü n ist eine gemischte Farbe, dessen Blaue und gelbe Theilen nebeneinander stehen, dessen Theile so klein sind, daß das Auge sie nicht unterscheiden kann, aber den total-eindruck des Grünen erhällt.
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Die Farben sind v e r m i s c h t, wenn ihre verschiedene kleinen Theile nebeneinander stehen. Sie sind v e r e i n i g t, wenn sie in durchsichtigen Schichten übereinander liegen. Im ersten Fall wird das Licht r e f l e c i r t, im letzten Fall r e f r a n g i r t. Gelb und Blau gemischt ist G r ü n ; viele gelbe Schichten aufeinander gelegt, sind r o t h. Eine dünne blaue Schichte darauf gesetzt, ist P u r p u r. Noch eine blaue Schichte, so zeigt sich V i o l e t t. Der Mahler mischt die Farben auf dem Palett, lassirt und v e r e i n i g t auf dem untermahlten Bild. Wir werden weiter unten sehen, daß die Natur ebenso zu Werke geht. a d § 1 8 . q . ) Jede durchsichtige Farbe, die man anlegt, ist eine G l a s u r, in welche das Licht gebrochen, refrangirt wird, unter einem andern Winckel auf den Sehnerven stößt, und eben deßwegen in demselben das Gefühl einer andern Farbenerscheinung erregt. Kommen mehrere Glasuren übereinander, so wird diese Strahlenbrechung bey jeder Glasur vermehrt. Das G e l b e nähert sich dem B l a u e n, indem es sich in eine r o t h e F a r b e verdickt. Das B l a u e nähert sich dem G e l b e n, in dem es in die r o t h e F a r b e spielt. Dieses geschieht aber nicht, wenn die Farben körperlich undurchsichtig, und mit viel weiß oder schwarz vermischt sind. Wenn man alsdann das nemliche Papier zehnmal mit der nemlichen Farbe überstreicht, so wird die Farbe sich nicht verändern, weil die Lichtstrahlen hier jedesmal von der Oberfläche zurückgestossen werden. Unter dem nemlichen Winckel im andern Fall aber werden die Lichtstrahlen durch jede durchsichtige Farbenlage jedesmal gebrochen. Da stößt der Lichtstrahl unter einem andern Winckel auf die Sehnerven, und erregt andre Farbenerscheinungen. a d § . 1 9 . r . ) Weiß und Schwarz können im eigentlichen Verstande / keine Glasuren seyn. S c h w a r z ist Einsaugung des Lichts. We i ß ist senkrechte Zurückstossung des Lichts. Und wenn die Strahlen im Schwarzen eingesogen, vom Weissen zurückgestossen werden, so wäre es widersprechend zu dencken, daß sie bey dieser Gelegenheit gebrochen werden, und unter einem andern Winckel in den Sehnerven stossen. K o h l e und B l e y w e i ß sind nicht durchsichtig; und wenn der Oehlmahler diese Farben manchmal zum Glasiren braucht, so werden sie so dünn aufgetragen, daß die unterliegende Farbe durch das Oehl zwischen denen wenigen weissen oder schwarzen Theilen durchschimmert. Der Tu s c h ist äusserst durchsichtig, welches von der grossen Feinheit seiner Bestandtheilen herkommt, die auf dem Papier viele weisse Zwischenräume lassen. Wenn der Tusch sehr dick oder oft widerhohlt aufge33 seine diese
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tragen wird, dann ist er auch nicht mehr durchsichtig. Die Durchsichtigkeit des Tusches gleicht dem Effeckt eines Kupferstiches in geschabter Manier, oder in Aquatinta. a d § . 2 0 . s ) Je mehr das Licht die durchsichtige Glasuren durchstrahlt, und seine Strahlen darinn unter verschiednen Winckeln bricht, um so milder und angenehmer sind die Farbenerscheinungen, die es in den Sehnerven erregt. Das We i s s e wird reflectirt. Das S c h w a r z e entsteht da, wo das Licht eingesogen wird und verschwindet. Aber alle andern Farbenerscheinungen werden in dem Auge durch refraction des Lichtes erregt. Denn E r s t e n s Sonnenlicht erzeugt den Regenbogen, die Morgenröthe, die Abendgluth; das Himmelblau und die bunten Farben der Wolcken, indem es sich unter verschiedenen Winckeln in der Luft und in dem Dunstkreis bricht. Z w e y t e n s. Ebenso verhalten sich Küchenfeuer, Phosphor und Elektrische Feuer. D r i t t e n s. Im Thierischen, Pflanzenreiche, und Steinreiche bestehet der Grundstoff aller Körper aus weissen Erde, Alaunerde, Kieselerde, Bittersalzerde, Kalcherde, oder aus metallischen Erden. Hierinn besteht dasjenige, so in der ausgelaugten Thier und Pflanzen-Asche, und aufgeschlossenen Mineralien, übrig bleibt. Die Natur überzieht diesen Grundstoff mit Glasuren von gediegenem Feuer und Luft, bildet daraus Organische und Mineralische Körper. Das Licht bricht in diesen durchsichtigen und halbdurchsichtigen Glasuren, unter mancherley Winckeln, und so entstehen in dem Auge die wunderbare Erscheinung, der so schön und lieblich bunte Anblick des Weltalls. Für jedes Reich hat die Natur eine eigene Glasur bereitet. Für das Thierreich die G a l l e r t; für das Pflanzenreich den K l e i s t e r; für das Steinreich das Mineralische B r e n n b a r e. V i e r t e n s. Die Kunst ahmt der Natur nach. Der Mahler lassirt am besten auf weissen Grund, und mischt im Untermahlen viel Weiß in seine Töne. Der Färber bindet seine Farbe, in der Alcalischen Lauge auf Kalcherde: in der sauren / Farbenbrühe auf Alaunerde. Der FarbenLaborant erzeugt aus E i s e n helles dunckles gebranntes Ockergelb, Englischroth, Berlinerblau und schwarze Tinte. Aus B l e y, Weiß, Neapelgelb, rothen Mennig, u. s. w. Bey der sogenannten Verkalchung der Metalle wird das Gewicht vermehrt; gediegenes Feuer, Luft und Sauerstoff bilden eine Glasur um jedes Metalltheilchen. Je mehr Glasur, um so dunckler und tiefer die Farbe, und so entstehet der Farbenzauber in der Natur und in der Kunst.
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a d . § . 2 1 . t ) Roth, gelb und Blau sind Farbenerscheinungen, die allen andern Farbenerscheinungen darin gleich sind, daß sie von dem Lichtstrahl in den Sehnerven erregt werden, und ihre Verschiedenheit wird lediglich dadurch verursacht, daß dieser nemliche Lichtstrahl von verschiedenen Oberflächn der Körper unter verschiedenen Winckeln zurückgestossen oder gebrochen wird a d 2 2 . u ) Sehr richtig ist bemerckt, daß auf der Farbenleiter vom B l a u e n bis ins G e l b e, der P u r p u r mitten inne steht. Der schönste Purpur erscheint in Porzelan und Emaillen-Mahlerey. Seine Unterlage besteht aus Zinnasche, sein Farbenstoff aus Gold. Der Carminlack aus Cochenille spielt mehr in das Blaue. Der Carminlack aus Grapp kommt dem Gelben näher. Die Unterlage ihrer Glasuren ist Alaunerde; doch braucht der Färber auch Zinnasch beym Scharlachfärben. a d 2 3 . v. ) Wenn G e l b und B l a u Chymisch vereinigt sind, dann entsteht P u r p u r. Nemlich die Elementartheile der Erden deren jede den Kern eines Farben-Pigments ausmacht, enthalten verdickten gelbrothen Glasuren, nebst einer dünnen blauen Glasur, dann ist Purpur da. Alle Purpurfarbigen Materien werden chymisch bereitet. Das G r ü n e entsteht durch mechanische Vermischung, nemlich gelb glasirten und blau glasirte fein zerriebene Körper stehen neben und unter einander. Die kleinsten Elementartheile sind aber nicht aufgeschlossen, noch in ein ganzes vereinigt. Auch liefert die Chymie keine einzige dauerhafte Grüne Farbenbereitung. Der Mahler mischt das Grüne zusammen aus Ocker und Berlinerblau; der Färber aus Indig und Gelbholz. Selbst in denen Pflanzen scheint das Grüne nicht innigst verbunden zu seyn. Dürre Blätter werden gelb; wenn man die Weidblätter stampft und mit Kalch gähren laßt, erhalt man eine gelbe Brühe und blaues Farbenmehl. a d § . 2 4 . w. ) Schwarz ist eine Negation der Farbe. Die Mahler und Färber haben keine ganz reine Farbenmaterie. Kohlschwarz nähert sich dem Blauen; Beinschwarz dem Gelben; die Dinte dem Violetten. a d 2 5 . x ) Die Mischung der Farben mit We i ß geschieht / mechanisch, nicht Chymisch, von dem Mahler. Bey dem Färber, der Chymisch arbeitet, kommt keine solche Mischung vor. Der Weber durchwebt die Faden verschiedener Farben, und mischt sie mechanisch. Die mechanische Farbenmischungen dienen dem Mahler zum Untermahlen, stossen das Licht zurück, weil viel Weiß eingemischt ist, haben etwas kreideartiges, kaltes, und unreines, werden erst recht angenehm, wenn Glasuren darüber gezogen werden. Auch bey Gemählden, die mit Wasserfärben verfertigt sind, vergleiche man das Gouache mit dem Lavis. Ers-
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ters wirckt mit seinen Körperfarben durch Repulsion des Lichts, letzteres mit seinen Saftfarben durch Refraction; um wie viel lieblicher letzteres! a d § 2 6 . y ) Die schmutzige vermischte der Mitteltinte erheben in der Natur und in Kunstwercken die Schönheit der reinen Lokalfarben durch Contrast. E b e n d . z ) Meine F a r b e n - C h a r a c k t e r i s t i c k ist: 1) We i ß. Farbe des r e i n e n D a s e y n s. Der grade Stoß des Lichts erscheint dem Auge weiß. Alle reine Erden sind weiß. Das reine gediegene Wasser ist weisser Schnee. Die Luft in reine Wolcken und Nebel gebildet, ist weiß. Der mittlere reinere Theil des Feuers ist weiß. Also die vier Elemente, alles was reines, unvermischtes, unverändertes, körperliches Daseyn hat, ist weiß. 2) S c h w a r z. Bild der Ve r n i c h t u n g, des N i c h t s s e y n s. Zeigt dem Auge einen Raum, der keinen Lichtstrahl zurückstößt; der für den sinnlichen Eindruck des Augens kein Daseyn hat. 3) G e l b. Farbe d e r W ä r m e. Die Brechung des Strahls ist verbunden mit Berührung und Reibung des Lichts und des Dunstkreises. Die Wärme entstehet lediglich durch diese Reibung. Je näher der Stoß des Strahls der senkrechten Linie bleibt, um so stärcker die Reibung und Wärme und die gelbe Anfärbung des Lichts. Das ist der Fall im Sommer, und in der heissen Zone. 4) B l a u. Farbe k a l t e r B e s t i m m t h e i t. Entstehet durch höchst schiefen kalten Stoß des Lichtsstrahls, der eben deßwegen schwach ist, weil er schief ist; eben deßwegen wenig Reibung und Wärme erregt in unßerm Dunstkreis, weil er schwach ist. Blau b e s t i m m t durch Einmischung als Schattenfarbe, den Umriß der meisten Körper, weil die meisten Körper hohl oder erhaben, selten ganz flach sind, und in ihrem Umriß schiefen Stoß des Lichts und etwas blaulichte Schattenfarbe verursachen 5) S c h a r l a c h. Farbe der G l u t. Wird erregt, durch oft wiederhohlte Brechungen des gelben Strahls. Bey jeder Brechung neue Reibung, Vermehrung der Wärme, Glut- und Feuerfarbe. 6) L i l l a. Farbe der A n m u t h . Erzeugt durch den schönen lebhaften Purpur, und gemildert durch das mässigende, etwas kalter bestimmende Blau. 7) P u r p u r. Farbe des S c h ö n e n. Vereinen des / anmuthigen L i l l a mit dem feuer- und kraftvollen S c h a r l a c h bringt das Mannigfaltige in eines zusammen. 8) Grün. Farbe d e r H a r m o n i e. Verbindet die Beyden Extremen Blau und Gelb in eins.
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BRIEF 9
9) Alle diese Farben sind erzeugt durch zwey, B l a u und G e l b; und sind alle dem Auge gefallend. 10) Wenn aus diesen Farben drey unter einander gemischt werden, dann entsteht U n f a r b e, s c h m u t z i g e M i t t e l t i n t e: nur dazu gut, die reinen Farben, durch Contrast, zu erhöhen. Das R e i n e liegt im Einfachen; das S c h ö n e in Verbindung von zweyen; das u n f ä r b i g e, s c h m u t z i g e in Vermischung von mehrern. a d § 3 0 . a a ) Das Gewebe der ganz durchsichtigen Körper, oder die Zusammensetzung des Wassers und aller Flüssigkeiten, die keine eigne Farbe haben, ist so beschaffen, daß der Lichtstrahl von dem unterliegenden weissen Papier auf welchem z.B. das Glas Wasser steht, ganz frey zurückgestossen werden kann, ohne daß er in dem Wasser gebrochen wird. Wenn man eine Farbauflösung z.B. von Carmin-Lack eintröpfelt, so werden einige Lichtstrahlen purpurfarbig gebrochen, die anderen bleiben weiß, wie vorher. Gießt man aber sehr viele Lack-auflösung hinzu, so werden alle Strahlen purpurfarbig gebrochen. Das weisse verschwindet ganz; die Farbe wird fast bis zum Schwarzen verdichtet. Eben so verhält sichs mit allen Glasuren. Die Ocker-Erde erhält durch das Feuer mehrere Glasuren des Mineralischen Brennbaren. Ein schnelles Glühen verdunckelt ihre gelbe Farbe, ein langes Glühen vertieft sie bis zum Dunckelroth. a d § 3 1 . b b ) Der fühlende Nervenbrey der Seh-nerven im innren Auge hat eine beträchtliche jedoch bestimmte Menge von Berührungspunckte. Werden sie alle senckrecht durch den Lichtstrahl berührt, dann sieht das Auge weiß; werden sie von einigen Lichtstrahlen senckrecht weiß, von andern schief und farbigt berührt, dann sieht das Auge eine helle Farbe, gemischten Eindruck von Farbenerscheinung und weiß. Werden alle Punckten durch schiefen Stoß der Lichtstrahlen berührt, dann sieht das Auge die Farbenerscheinungen in ihrer vollen Dichtheit, ohne Beymischung des Weissen. a d § 3 1 . c c . ) S. obige Carackteristick Lit. z. a d § 3 2 . d d ) Schön dargestellt, und richtig geschlossen! a d § 3 3 . e e ) Sehr richtig. a d § 3 4 . f f ) Die Unfarben, schmutzig gemischten Farben gefallen deßwegen nicht, weil die Seele sich keinen schnellen bestimmten Begriff von ihnen bilden kann. Sie sind in einem Gemählde nur dazu brauchbar, um die Schönheit der reinen Farben durch Contrast zu erheben. Sie ent-
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stehen auf dem Palet des Mahlers durch mechanische Vermischung mehreren als zwey Farben. Sie entstehen in der Natur, durch mechanische Zusammenfügung verschiedener Erden. So sind denn die meisten Steinfelsen agglomerirt und schmutzig gefarbt. Organisirte Körper der Natur und Kunsterzeugnisse der Chymie / haben meistens reine Farbe. a d 3 6 . g g ) Hier ist mein Glaubensbekenntniß über diese Streitfrage. I) Wenn man verschiedene gefärbte Körper zu feinem Pulver verreibt, und diese verschiedene Farben zuvor mechanisch unter einander vermischt, so kann diese Mischung in keinem Fall eine reine weisse Farben darstellen. Hierinn hat der Herr Geheimerath von Göthe vollkommen recht. II.) Wenn man in Oelfarben Berliner-Blau, gebrannte Terra di Siena, und Köllnische Erde gut mischt, so entsteht eine Unfarbe daraus, die dem Schwarzen gleich, und brauchbar ist. Diese Farbe harmonisirt mit allen Farben, spielt nicht in das Braune, wie das Beinschwarz, nicht in das Blaue, wie das Kohlschwarz, kann mit Schieferweiß bis zur lichtesten grauen Tinte gebrochen werden; kann aber in keinem Fall ein reines Weiß geben, und dieser Umstand bestätigt die richtigen Grundsätze des Herrn von Göthe. III) Alle gefärbte Körper und Farben-Pigmente können in hell durchsichtige, farbenlose Dünste, und eine weisse Erde Chymisch zerlegt werden. Die Kohle selbst bestehet aus einer eigenen sauren Luftart und etwas Kalcherde. IV.) Alle Lichtstrahlen können in dem Auge die Erscheinung der weissen Farbe erregen, wenn sie reflectirt werden, und die Sehnerven rechtwincklich berühren. V.) Die Lufttheilchen sind nicht alle homogen. Die Erden sind verschieden, tropfartige Flüssigkeiten sind verschieden, und die Bestandtheilen des Lichts, dieses reinen Feuerstoffs, sind wohl auch verschieden, welches Newton auch gut gezeigt hat. Die Verschiedenheit, die man sich dabey dencken kann, besteht in Grösse und Figur. VI) Nicht jeder Lichtstrahl kann unter allen schiefen Winckeln in jedem durchsichtigen Körper gebrochen und refrangirt werden. Dieses hängt ab von der Dichtigheit und dem Gewebe desjenigen durchsichtigen Körpers, den das Licht durchwandern soll, und dann von der Grösse und Figur der Lichttheilchen. Auch dieses ist im Newton gut entwickelt. VII) Die unmittelbare Ursache, die in dem Auge die Erscheinung verschiedener Farben erregt, liegt nicht in der besondern Eigenschaft der verschiedenen Lichtstrahlen, sondern sie besteht in der Verschiedenheit des Winckels, in welchem der Lichtstrahl das Auge berührt, durch einen
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Stoß, der mehr oder weniger starck ist, demnach als die Berührung unter einem Winckel geschieht, der mehr oder weniger schief ist. Dieses scheint der grosse Newton mißkannt zu haben. a d 4 5 . k k . ) Wenn ich ein Urtheil über N e w t o n ’s O p t i c k wagen sollte, so würde es darin bestehen: sein e r s t e r T h e i l enthält richtigen und genauen Beobachtungen und Mathematische Berechnungen. Sein z w e y t e r T h e i l enthält scharfsinnige Anwendungen. In dem d r i t t e n T h e i l sind grosse Blicke, aber auch gewagte Hypothesen, und Irrthümer. Im Ganzen ein unsterbliches Werck; das aber in der O p t i c k noch sehr vieles zu thun überläßt. Gegenwärtige Berichtigung der Lehre v o m We i s s e n ist gewiß wichtig. Newton liebte gewiß die Wahrheit aufrichtig, / war ein Geist von seltener Grösse, aber auch Mensch und Erfinder eines Lehrgebäudes, der wohl einen Satz übersah, darin sein Lehrgebäude nicht passen wollte.
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(ii) Alle Bemerckungen in der Optick führen auf einige allgemeine Wahrheiten. I) Die Vorstellung aller sinnlichen Erscheinungen entsteht in der Seele. II) Ihre Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit wird ausgeschieden, vorbereitet, und wirckt unmittelbar auf die Seele, durch die innere Werckzeugen der Sinnen, (Sensorien) von welchen wir wegen ihrer unermeßlichen Zartheit nichts wissen. III) Die innere Sinnen erhalten ihre Eindrücke von äußeren Sinne. IV.) Die äusseren Sinnen-Werckzeuge sind dergestallt eingerichtet, daß der Mensch mit dem Ganzen Weltall in Verbindung kommt, a) durch den Sinn des Betastens erkennt er Erdartigen, festen Körper b) durch das Schmecken die Eigenschaften des Wassers und Tropfartiger Flüssigkeiten. c) durch den Geruch die vermischten Dünste. d) durch das Gehör die Bewegungen der Luft, in der weiten Athmosphäre. e) durch das Sehen endlich die Ereignisse in dem Gränzenlosen alles umgebenden Licht- und Feuerumriß, worinn Sonne und Sterne schweben, und alles was lebt und webt, sein Wesen treibt. V.) Alle sinnliche Verbindungen äussern sich durch Berührung des Nervenbreys des allgemeinen Werckzeugs äusserer Sinnen. VI) In der vollen Zahl der berührten Punckten besteht die vollkommene Reinheit eines sinnlichen Gefühls, dessen I n t e n s i t a e t. VII) Die Stärcke des berührenden Stosses hat unendliche Stufen, und jede Stufe erregt eine andre Erscheinung der mannigfaltigsten E x t e n s i t æ t. 8 Blicke grosse 21 Seele Sinnen
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VIII.) Begreiflich ist daher, daß in dem Sinn des Sehens verschiedene Farbenerscheinungen entstehen, wenn das Licht unter verschiedenen Winckeln die Sehnerven berührt; dann die Stärcke der Berührung ist dem verschiedenen Sinus des Winckels gleich, nach mechanischen Gesetze. IX) Da der Sinn des Sehens auf Berührung berechnet ist, so darf man sich nicht wundern, wenn andere Berührungen ohne Lichtstrahlen manchmal Farbenerscheinungen erregen. Dieses z.B. geschieht in manchen Augenkranckheiten, durch scharfe Säfte, durch einen äusseren Schlag auf das Auge. X) Das Auge ist nach Optischen, wahren Grundsätzen, äusserst zweckmässig eingerichtet, wie die Beobachtung des Lichtlochs, der dichter und stärcker refrangirender Crystallinse, der Marck- und Gefäß-haut, der Iris, u. s. w. in der Physiologie sattsam beweisen. XI) Wenn ein Gegenstand lange angeschaut wird, so entstehen, nach denen bekannten Erfahrungen des B u f f o n ’s, anderen Farbenerscheinungen, weil die Augenorganen durch übermassigen Gebrauch in ihren Theilen zusammengepreßt werden, und andere Refractionen veranlassen. XII) In der Optick, wie in der ganzen Natur, sind äusserst einfache Grundkräfte, künstliche, zweckmässige Zusammensetzung, Grösse, mannichfaltige, schöne Wirckungen. –
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10. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, kurz vor dem 26. April? 1794〉 Recht herzlich dancke ich für deinen Dichter, er bleibt bey jedem Wiedergenuß derselbe, und wie die Ananas erinnert er einen an alle gutschmeckende Früchte ohne an seiner Individualität zu verliehren. An eben dem Tage erhalte ich das zweite Buch Lukrezens von Knebel und komme in Versuchung dir das erste Buch meines Romans zu schicken, das nun umgeschrieben noch manches Federstriches bedarf nicht um – gut zu werden sondern nur einmal als eine / Pseudo confession mir vom Herzen und Halse zu kommen. Auch fällt mir ein daß ich dich schon früher hätte ersuchen sollen Eilensteinen auf diesen Sommer abermals gefälligen Urlaub zu geben.
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Wolltest du Sonntag Mittags mit mir essen, so lüde ich Knebeln ein und wir verschwätzten einige Stunden, ohngedenck der vielen Hälse und Beine die es jetzt an allen Orten und Enden der armen Menschheit kostet. G
11. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 26. April 1794. Samstag
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Wie sehr du mich mit deinem Woldemar überrascht hast hätte ich dir g e r n schon lange gesagt wenn ich nicht über dem Vorsatz recht ausführlich zu schreiben gar nicht ans Schreiben gekommen wäre. Also nur geschwind damit das Stillschweigen unterbrochen werde, meinen einfachen herzlichen Danck. Was so ein Werck, das uns an frühere Zeiten so lebhaft erinnert, alles aufregt! und was man darüber so gern schwätzte! Geschrieben ist es ganz fürtrefflich, wie von jedermann mit Bewunderung anerkannt wird. Habe Danck daß du bey einer so schönen Gelegenheit unsrer alten Freundschaft gedencken wollen und fahre fort mich zu lieben, wie ich dich. Grüße alles und lebe wohl. W. dl. 26 Apr. 1794 Goethe
12. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, 26. April? 1794〉
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Hier die Robespierr’ische Rede zurück. Davon mündlich wenn du Morgen Mittag mit mir essen willst, wo ich Herders erwarte. Meinen Roman bitte nicht aus der Hand zu geben, da noch manches darin zu bessern seyn möchte, so ist es gut wenn er erst ganz unter uns bleibt. G
3 oOrten 11 aufregt|!| 19 iwenn
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13. An Johann Friedrich August Göttling 〈Weimar, 28. April 1794. Montag〉 〈Konzept〉
Ew. Wohlgebohrn haben mir mit übersendeten Buche ein sehr angenehmes Geschenk gemacht. So aufmerksam ich schon lange auf die neue französische Chemie auch war, so litten es doch meine Umstände nicht, daß ich ihr anders als nur gleichsam von weiten hätte folgen können. Eine neue Theorie kann dem nur eigentlich recht interessant seyn, dem alle Phänomene gegenwärtig sind, welche sie zusammen zu fassen und besser als vorher geschehen, zu erklären verspricht. Wer nicht in dem Fall ist, thut besser daß er abwartet, was Männer die mit der Wissenschaft vertraut sind, auf dem neuen Wege wirken und entdecken. Wie angenehm mir in diesem Betracht Ew. Wohlgebl. Arbeit sey werden Sie nach dieser Aeusserung selbst ermessen. Ich finde darin sehr / zarte und dabey sehr einfache Versuche mit vielem Scharfsinn angestellt und zu Erklärung sehr merkwürdiger Phänomene benutzt. Das Leuchten des Phosphors im Stickstoff ist eine sehr merkwürdige Erscheinung, und die Art wie Sie die verschiedenen Grade der Temperatur bey den Versuchen benutzt empfiehlt sich vorzüglich. Da man mit so feinen Wesen zu thun hat, so ist nichts nöthiger als auch auf eine zarte Weise zu Werke zu gehen, und weder in Versuchen noch im Raisonnement allzuderb zuzugreifen. Alles was uns von den Lichtstoff und seine Verwandtschaften zu andern Körpern nähern Unterricht giebt, muß mir doppelt interessant seyn, da ich immer fortfahre die Erscheinungen zu studieren, welche wir diesem zarten Körper unter so mancherley Umständen abgewinnen können, und wie erwünscht würde mir es seyn, / mich mit Ew. Wohlgebl. bald auf einerley Weg zu treffen. Ich hoffe das Vergnügen zu haben, Sie bald wieder zu sehen, und wünsche indessen recht wohl zu leben.
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14. An Christian Gottlob Voigt Weimar, 28. April 1794. Montag 〈Druck und Faksimile〉
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Nicht ohne Verlegenheit sende ich einen Eilboten an Sie ab, da ich nicht sehe wie ich Mittwoch hier wegkommen will. Ich habe in meinem Hinterhause einreisen lassen, in Hoffnung daß während meiner Abwesenheit alles sollte wieder hergestellt seyn. Nun kommen aber jede Stunde Anfragen über nova emergentia, obgleich was gemacht werden sollte reiflich genug überdacht war. Ich hatte vor: Dienstag Abend das ganze Werck zu sistiren und es nach meiner Rückkunft von vorne aufzunehmen. Nun aber schreibt mir heute eine, jede Stunde erwartete, Actrice, unter mancherley Vorwänden, auf und schickt das schon empfangene Reisegeld zurück und auch meine Theatralische Einrichtungen scheitern, in einem Augenblicke wo das ganze Schicksal eines Jahres von den ersten Einleitungen abhängt und wo jeder / seine Maneuvres macht um auf irgend eine Weise das Ubergewicht zu gewinnen. Dagegen weiß ich daß unter Ihrer Leitung in Ilmenau alles zum besten gehen und gedeihen wird und bin über jene Geschäfte ganz ruhig. Da ich aber Mittwoch Abends zu kommen versprochen und Sie doch vielleicht einige Einleitung darnach machen möchten, so sende diesen Boten der dienstag zeitig bey Ihnen seyn kann. Fänden Sie meine Gegenwart unumgänglich nothwendig, wie ich nach redlicher Selbstprüfung und Kenntniß der Sache kaum glaube, so könnte ich immer noch durch einen reitenden Boten avertirt werden, und werde auf alle Fälle bereit seyn Mittwoch früh abzugehen. Erhalte ich diese Veranlaßung nicht; so komme ich mit Serenissimo und habe das Vergnügen mich über das geschehne mit Ihnen zu unterhalten. Leben Sie recht und gedencken mein. W. dl. 28 Apr. 94. Goethe
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15. An Charlotte von Kalb Weimar, 29. April 1794. Dienstag 〈Abschrift〉 Mein Dank, werthe Freundin, für Ihren lieben Brief soll nicht leer erscheinen, und da ich nichts Eigenes finde das Ihrer Gesinnungen werth wäre, so schicke ich Ihnen ein paar Oden welche Herder aus dem Lateinischen eines Deutschen des vorigen Jahrhunderts übersetzt hat, die Ihnen gewiß Freude machen werden. Eine ganze Sammlung davon wird in die zerstreuten Blätter kommen. Die Bekanntschaft mit diesem vergessenen Landsmanne wird bey jedem Epoche machen, der Poesie liebt und Menschheit ehrt. Mein guter Meyer ist nach Dresden wo er einen Genuß finden wird dessen er allein fähig ist, seine Abwesenheit macht eine große Lücke in meine Existenz, ich fülle sie mit Hoffnung und mit dem Gedanken an die Reichthümer aus, die er sich und uns mitbringen wird. Ich habe in dieser letzten Zeit noch manche Sorgfalt auf meinen losen Fuchs gewendet, der gegen Pfingsten wieder einen Versuch machen wird sich in der Welt auf seine Weise zu produziren. Sonst habe ich noch mancherlei gearbeitet, das später wohl auch vor Sie kommen und Ihnen Freude machen dürfte. Der Herzog befindet sich wohl und vergnügt, sein Interesse an den Dingen weckt manches aus dem Schlummer. Übrigens lebt alles nach alter Weise. Einige neue Schauspieler theilen und beschäftigen das Publikum. Fichte ist noch nicht gekommen, sobald seine Einladungsschrift, die er vorausschickt, abgedruckt ist erhalten Sie solche. Aus seinen Briefen scheint es, er habe vor in ein sonderbares Horn zu stoßen. Leben Sie recht wohl und lieben Sie mich, sagen Sie mir manchmal ein Wort, ich schreibe auch und schicke was, damit, wenn wir uns wiedersehen, auch kein Augenblick durch E r n e u e r u n g der Bekanntschaft verloren gehe, wie wohl diesmal geschehen ist. W. den 29. Apr. 94. Goethe.
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16. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 15. Mai 1794. Donnerstag
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Viel Glück, mein lieber, zu Ihrer Ankunft in Dresden und viel Danck für die umständliche Nachricht von dem was Sie unterwegs von Kunstsachen gesehen haben, fahren Sie ja so fort mich und die Freunde zu erfreuen. Nun aber vor allen Dingen zu dem was vorzunehmen wäre und da möchte guter Rath theuer seyn. Des rohen Colorits des Carrachischen Genius erinnere ich mich freylich und da dieses in der Kopie nicht zu vermeiden seyn möchte, so wäre freylich besser davon zu abstrahiren als ein den Augen unangenehmes Bild darzubringen. Sollten Sie nicht Lust haben die Titianische Venus zu unternehmen? denn die beyden andern von Guido und Guercin sind wie Sie wohl bemercken, nicht ganz zu unserm Zwecke. Durchl der Herzog ist nicht hier und also eine völlige Entscheidung bey so zweydeutigen Umständen schwer. Die Hauptsache ist daß Sie nichts unternehmen als womit Sie unter den gegebnen Bedingungen glauben fertig zu werden, / Wäre die Venus so ein Bild, so wollte ich dazu rathen. Und es müßte doch auch eine schöne Ubung seyn nach Titian ein Nackendes zu arbeiten. Schreiben Sie mir sogleich darüber und die Grösse der Leinewand die Sie brauchen. Sie haben noch immer Vorarbeit genug eh es ans Mahlen kommt. Melden Sie mir wozu Sie Lust und Zutrauen haben, darauf kommt alles an. Ich habe mich in Ihre Zimmer einquartiert und lasse die Gartenstuben indeß einrichten, es wird ein artig klein Quartier. Ich bin auf allerley weise beschäftigt und es ruckt doch so eins mit dem andern fort. In Franckfurt findet sich kein Papier blau ins röthliche scheinend wie wir es wünschten, Nothnagel sagt man könne so eine Art changeant im Papier nicht darstellen. Die Frage wär also ob man das erste Zimmer
10 unternehmen|?| 13 voöllige (zunächst u-Bogen, dann Umlautzeichen erg.) 17 nNackendes
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von diesem violet,
das zweyte von diesem rötheren nähme?
/ Die Farben gehen gut zusammen, nur fürchte ich Gold und goldne Rahmen stehen nicht gut auf beyde, am wenigsten aufs letzte. Sagen Sie mir Ihre Gedancken. Der Fürst v. Dessau ist hier. Ich muß eilen und schließen. Nächsten Posttag mehr und noch einige Anfragen. Viele Grüße an alle die meiner gedencken W. dl. 15 May 1794 Goethe
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17. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar〉, 19. Mai 1794. Montag Zwar habe ich in meinem letzten Briefe mich zu der Meynung geneigt daß Sie die Venus von Titian unternehmen und Sich an diesem Meisterstücke versuchen möchten, allein ferneres Nachdencken hat mich wieder schwancken gemacht und ein Brief von Durchl dem Herzoge determinirt mich ganz von dieser Idee abzugehen. Sonderbar ists daß der Genius, auf den ich zuerst verfiel, beynahe das einzige Bild ist das für den bewußten Gebrauch dienlich und schicklich wäre. Sagen Sie, wäre es denn nicht möglich im kopiren die Fleischfarbe lieblicher und natürlicher zu machen? Ich sehe freylich die Schwierigkeit wohl ein. Doch vielleicht haben Sie indeß etwas anders bemerckt und ausgedacht, vielleicht erhalte ich heute noch einen Brief von Ihnen. Auf alle Fälle wollte ich Ihnen heute ein Wort sagen. warum kann ich nicht mit Ihnen auf der Gallerie spaziren. Leben recht wohl und schreiben bald und viel. dl. 19 May 94 G.
4 ausfs 7 aAnfragen 18 Ckopiren
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Abb. 1: Goethe an Johann Heinrich Meyer, 15. Mai 1794 (Nr 16), S. 1
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Abb. 2: Goethe an Johann Heinrich Meyer, 15. Mai 1794 (Nr 16), S. 2
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BRIEFE 16/17
Abb. 3: Goethe an Johann Heinrich Meyer, 15. Mai 1794 (Nr 16), S. 3
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Abb. 4: „Genius des Ruhmes“. Aquarellierte Federzeichnung von Johann Heinrich Meyer (nach Annibale Carracci)
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18. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar〉, 23. Mai 1794. Freitag
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Nur einen herzlichen Gruß mit beykommender Schrift. Möchtest du liebes N i c h t i c h gelegentlich meinem I c h etwas von deinen Gedancken darüber mittheilen. Lebe wohl und grüße alle die guten und artigen N i c h t i c h s um dich her. dl 23 May 94 G Max ist wohl und brav und fleißig.
19. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 29. Mai 1794. Donnerstag
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Ihre Briefe, mein lieber, machen mir große Freude und ich hoffe sehr auf die ausführlicheren Nachrichten von Ihren Entdeckungen, es wird noch manches unter der Masse verborgen seyn das Sie nach und nach auffinden. In wenig Tagen erwarte ich Durchl den Herzog und werde mit ihm die Sache wegen des zu kopirenden Bildes nochmals umständlich durchsprechen. Da Sie geneigt sind die Venus zu kopiren, so fallen meine Bedencklichkeiten weg und Sie sollen bald hören ob des Herzogs seine auch zu beseitigen gewesen. Leider ist über solche Sachen böß korrespondiren, doch sollen wir hoff ich noch einig werden. Der Gedancke mit der Madonna und dem Kinde ist sehr gut es wird eine sehr interessante Zeichnung. Schreiben Sie mir immer nur aphoristisch von Ihren Entdeckungen. Damit ich einen Vorgenuß habe, grüßen Sie die Freunde und leben recht wohl. W. dl. 29 May 94 G
5 Datum wohl noch vor Absendung des Briefes ergänzt, zunächst mit Bleistift – am Buchstaben y sind noch Spuren davon zu sehen. Etwas ungelenker Schriftduktus, weil die Bleistifteinfügung mit Tinte nachgezogen wurden. 6 fleisßig 14–15 Herzogs ( H unklar korr.) 15 sSachen
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20. An Christian Gottlob Voigt Weimar, 8. Juni 1794. Sonntag Sie erhalten, werther Freund, durch Uberbringerinn eine Tracht Bücher, es werden noch einige folgen. Mit einer herzlichen Zufriedenheit übergebe ich Ihnen die alten Sammlungen meines Vaters, mit dem Gefühl daß sie nicht aus der Familie gehen. Behalten Sie mich lieb und nehmen Theil an mir und dem Meinigen wie ich an Ihnen und dem Ihrigen nehme.
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am Pfingst Tage 94 G.
21. An Georg Christoph Lichtenberg Weimar, 9. Juni 1794. Montag Das Gute das mir Ew Wohlgebl zugedacht ist mir nur zur Hälfte geworden, Hl. Olavsen hat mir Ihren Brief von Gotha aus zugesendet und seinen Weg über den Thüringer Wald genommen, jedoch uns nicht ganz ohne Hoffnung gelassen daß er uns bey seiner Rückkehr besuchen werde. Ich dancke Ihnen zum Voraus für die Bekanntschaft dieses interessanten Mannes. Angenehm ist mir die Hoffnung Ihren Hogarth balde zu sehen. Wenn Sie mit den Kupfern zufrieden sind, werden wir an der Erklärung gewiß viel Freude haben. Hierbey liegt mein Reinecke, ich wünsche daß dieses uralte Weltkind Ihnen in seiner neusten Wiedergeburt nicht mißfallen möge. / Wenn es Ihre Zeit erlaubt, so haben Sie ja die Güte mir mit Ihren Bemerckungen über meinen letzten Aufsatz zu helfen. Seyn Sie nur versichert daß ich jede Art von Recktification und Widerspruch ertragen kann.
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BRIEFE 18–21
Abb. 5: Goethe an Johann Heinrich Meyer, 29. Mai 1794 (Nr 19), S. 1
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Abb. 6: Goethe an Johann Heinrich Meyer, 29. Mai 1794 (Nr 19), S. 2
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Das Französche Buch behalte ich mit Ihrer Erlaubniß noch einige Zeit, es hat mir zu einigen schönen Versuchen die mir fehlten geholfen, so wie Ihre Anmerckungen auf einen andern Weg die Phänomene zu kombiniren und vielleicht zu erklären. Leben Sie recht wohl und erlauben mir bald wieder etwas zu übersenden. W. dl. 9 Juni 1794 Goethe
22. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 9. Juni 1794. Montag
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Endlich, mein l. Freund, ist einmüthig entschieden worden daß es bey dem G e n i u s des Carrache sein Verbleiben haben solle. Machen Sie Sich also an das Werck und thun Sie, da der Gedancke und die Zeichnung gut sind, mit der Farbe das beste. Es soll gegen die Hauptthüre kommen und das Bild der Angelica in dem mittleren Zimmer allein bleiben. Auf diese Weise werden Sie recht gut fertig da es bey dem einen Bilde bleibt und können nebenher noch machen was Ihnen nüzlich und angenehm dünckt. Nur muß ich eins bemercken. Der Maasstab den Sie neben die Zeichnung in Zollen gesetzt ist Französch die Copie dürfte aber nur 6 21 Fuß höhe und 4 Fuß breite nach Weimarischem Maase, welches hierbey gezeichnet ist, haben weil es sonst zu den übrigen Proportionen, wie sie Hl. Schurigt gefunden und durchgearbeit, zu groß wäre. Sie werden also wohl die Figur etwas kleiner machen müssen welches Ihnen wohl gleich seyn kann. 0
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Ihre Briefe und Nachrichten freuen mich und die Freunde gar sehr, fahren Sie fort uns auf diese Weise über Ihre Abwesenheit einigermassen zu trösten. Sie werden noch manchen interessanten Gegenstand
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und manche schöne Aufschlüsse und Combinationen finden, wenn Sie die Schätze der Kunst unter denen Sie jetzt leben immer mehr und genauer betrachten. Alle Freunde, Wieland, Knebel besonders, wünschen und wollen nach Dresden. Bötticher besucht Sie vielleicht noch am ersten. Wie es mit mir werden wird weiß ich nicht, wir wollen den August herankommen lassen. Schurigt ist fleißig und giebt gute Sachen an. Büry hat mir von Rom geschrieben den ersten Brief in welchem er kein Geld verlangt. Prinz August von England nimmt sich seiner an. Es ist gut daß er einen Engländer gefunden hat. Leben Sie recht wohl und schreiben Sie mir von Ihrem Fuße der mich in Sorge setzt. Im Hause ist noch wenig gethan, Eckebrecht arbeitete in Tiefurt. Die kleinen hinteren Zimmer aber sind auf gutem Wege bald wohnbar zu werden. Voß war hier ein recht / wackrer, liebenswürdiger Mann, offen und dem es strenger Ernst ist um das was er thut deßwegen es auch mit seinen Sachen in Deutschland nicht recht fort will. Es war mir sehr lieb ihn gesehen und gesprochen und die Grundsätze wornach er arbeitet von ihm selbst gehört zu haben. So läßt sich nun das was im allgemeinen mit uns nicht harmonir〈t〉 durch das Medium seiner Individualität begreifen. Leben Sie wohl und schreiben mir bald 〈w〉ieder. Alles grüßt. Grüßen Sie 〈di〉e Dresdner Freunde, Körners besonder〈s〉 W. dl. 9 Jun. 1794 G.
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23. An Johann Gottlieb Fichte Weimar, 24. Juni 1794. Dienstag Für den übersendeten ersten Bogen der Wissenschaftslehre dancke ich zum Besten, ich sehe darin schon die Hoffnung erfüllt welche mich die Einleitung fassen ließ, er enthält nichts das ich nicht verstünde oder wenigstens zu verstehen glaubte, nichts das sich nicht an meine gewohnte Denckart willig anschlöße. Nach meiner Uberzeugung werden Sie durch die wissenschaftliche Begründung dessen worüber die Natur mit sich selbst in der Stille
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schon lange einig zu seyn scheint dem menschlichen Geschlechte eine unschätzbare Wohlthat erzeigen und werden sich um jeden denckenden und fühlenden verdient machen. Was mich betrift werde ich Ihnen den größten Danck schuldig seyn wenn Sie mich endlich mit den Philosophen versöhnen die ich nie entbehren und mit denen / ich mich niemals vereinigen konnte Ich erwarte mit Verlangen die weitere Fortsetzung Ihrer Arbeit um manches bey mir zu berichtigen und zu befestigen, und hoffe wenn Sie erst freyer von dringender Arbeit sind mit Ihnen über verschiedne Gegenstände zu sprechen deren Bearbeitung ich aufschiebe biß ich deutlich einsehe wie sich dasjenige was ich zu leisten mir noch zutraue an dasjenige anschließt was wir von Ihnen zu hoffen haben. Da ich mit Freuden Theil an der Zeitschrift nehme die Sie in Gesellschaft würdiger Freunde herauszugeben gedencken, so wird auch dadurch eine wechselseitige Erklärung und Verbindung beschleunigt werden von der ich mir sehr viel verspreche. Leben Sie recht wohl. W. dl. 24 Jun. 1794 Goethe
24. An Friedrich Schiller Weimar, 24. Juni 1794. Dienstag Ew Wohlgebl 20
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eröffnen mir eine doppelt angenehme Aussicht, sowohl auf die Zeitschrift welche Sie herauszugeben gedencken, als auf die Theilnahme zu der Sie mich einladen. Ich werde mit Freuden und von ganzem Herzen von der Gesellschaft seyn. Sollte unter meinen ungedruckten Sachen sich etwas finden das zu einer solchen Sammlung zweckmäßig wäre, so theile ich es gerne mit; gewiß aber wird eine nähere Verbindung mit so wackern Männern, als die Unternehmer sind, manches, das bey mir ins Stocken gerathen ist, wieder in einen lebhaften Gang bringen. / Schon eine sehr interessante Unterhaltung wird es werden sich über die Grundsätze zu vereinigen nach welchen man die eingesendeten Schriften zu prüfen hat, wie über Gehalt und Form zu wachen um
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diese Zeitschrift vor andern auszuzeichnen und sie bey ihren Vorzügen wenigstens eine Reihe von Jahren zu erhalten. Ich hoffe bald mündlich hierüber zu sprechen und empfehle mich Ihnen und Ihren geschätzten Mitarbeitern aufs beste. W. dl. 24 Jun. 1794. Goethe
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25. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 26. oder 27. Juni 1794. Donnerstag/Freitag〉 Hierbey die Bertuchische Quittung über die Clerisseauischen Gelder welche ich unterzeichnet habe und um gefällige weitre Besorgung bitte. Fichte kommt Sonnabends ich wünschte Sie noch vorher zu sprechen und Sie Sonnabend Mittag bey Tische bey mir zu sehen. Ich will Knebeln einladen damit das Gespräch manigfaltiger werde.
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26. An Charlotte von Kalb Weimar, 28. Juni 1794. Samstag Hier, liebe Freundinn, kommt Reinecke Fuchs der Schelm und verspricht sich eine gute Aufnahme. Da dieses Geschlecht auch zu unsern Zeiten bey Höfen, besonders aber in Republiken sehr angesehn und unentbehrlich ist; so möchte nichts billiger seyn als seine Anherrn recht kennen zu lernen. Von Fichtens philosophischen Blättrn sende ich nichts, wenn Sie von dem Inhalte irgend Notiz nehmen wollen; so wird ein mündlicher Vortrag höchst nöthig seyn. Seine Nachbarschaft ist mir sehr angenehm und bringt mir manchen Nutzen; es konversirt sich auch mit ihm sehr gut und da er uns verspricht den Menschenverstand mit der Philosophie auszusöhnen, so können wir andre nicht aufmercksam genug seyn. 7 Hierbey dasie 11 iIch 15 Aufnahme ⎡verspricht⎤. Da 20 muündlicher
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Abb. 7: Goethe an Friedrich Schiller, 24. Juni 1794 (Nr 24), S. 1
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Abb. 8: Goethe an Friedrich Schiller, 24. Juni 1794 (Nr 24), S. 2
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Leben Sie recht wohl und gedencken mein. Gustel ist wohl, froh und klar, wünschen Sie ihm mit mir daß er so bleiben könne. Noch muß ich sagen daß seit der neuen Epoche / auch Schiller freundlicher und zutraulicher gegen uns Weimaraner wird, worüber ich mich freue und in seinem Umgange manches gute hoffe. Leben Sie recht wohl und kommen bald mit uns zu genießen was wir auch besitzen und erwerben mögen. W. dl. 28 Jun 1794 G
27. An Johann Friedrich Unger
〈Druck〉
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〈Weimar, zweite Hälfte Juni/ Anfang Juli 1794?〉
〈…〉 wie lebt denn unser M a i m o n? – wie geht es ihm? wir wünschen ihn hier in unserm Zirkel zu sehen. 〈…〉
28. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 7. Juli 1794. Montag
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Ich dachte die Ankunft Ihrer Zeichnung erst abzuwarten, um Ihnen sodann über verschiedenes zu schreiben. Da Sie sich aber zu verweilen scheint, so will ich, indeß ich Eger Wasser trinke, einiges dictando an Sie gelangen lassen. Zuförderst wünsche ich recht sehr, daß das Uebel Ihres Fußes sich möge gegeben haben, da es Ihnen doch, wenn Sie den Genius kopieren, sehr hinderlich seyn müßte, ich hoffe zu hören, daß Sie an dieser Arbeit mit frohen Muthe fortgehen. Herr Schuricht hat indessen auch seine Zeichnung vollendet und unsern Künstlern und Handwerkern manche schwere Aufgabe hinterlassen. Das Haus wird sehr schön, ich möchte sagen für ein freystehendes Gebäude, in welchem die Personen selbst nicht immer in der größ-
4 z wird 12–13 bestreben ⎡verweilen⎤ scheinetn G 22 welchenm
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ten Zucht und Reinlichkeit anlangen können, zu schön, um mit Bequemlichkeit drinnen wie zu Hause seyn zu können. In unserm Hause ist nicht viel gemacht, erst weil Eckebrecht sonst beschäftigt war, und jetzt, weil ich über Farbe und Einrichtung unschlüssig bin. Schuricht hat mir eine artige Idee zum Vor- und Treppenhause / gezeichnet, die aber wegen der erforderlichen Gipsgesimse so geschwind nicht ausgeführt werden kann. Wahrscheinlich lasse ich das Ganze noch einen Winter liegen. Horny übt sich indessen an den Gewölbe und wir kommen wenigstens wieder um so viel weiter. Wir werden sodann diesen Winter manches vorbereiten und künftiges Frühjahr weiter gehen können. Die Zimmer, die in den Garten gehen, lasse ich indeß fertig machen und werde in vier Wochen etwa einziehen können, da mir denn den Winter über die vordern Zimmer frey bleiben. Der erste Band meines Romans wird auf Michael fertig seyn und so geschieht doch immer etwas. Zu meinen optischen Versuchen, deren manche angestellt werden, brauchte ich höchst nöthig einige Stahlspiegel, sowohl einen planen als zwey concave und einen convexem Sie brauchten nicht über vier Zoll Durchmesser zu haben, nur müssen die concaven sehr flach geschliffen seyn daß der Focus weit fällt, und so auch der convexe. In Dreßden soll ein Mann seyn, der solche Arbeit macht, wollten / Sie sich doch darnach erkundigen und etwa mit ihm sprechen. Ich bin jetzt ganz nahe daran die Farbenerscheinung von der Refraction völlig abzulösen, oder ich kann wohl sagen, ich habe sie schon völlig abgelößt, nur gehören noch genaue leichte und reine Versuche dazu, um die Sache abschließen zu können. Die Herzogin Mutter befindet sich wohl in Tiefurt, Herders sind vergnügt von Halberstadt wiedergekommen und übrigens geht alles seinen herkömmlichen Gang. Leben Sie recht wohl und lassen Sie bald von sich hören und sehen. Wahrscheinlich besucht Sie der Director Böttcher zuerst und vielleicht allein; Wieland und Knebel sind noch nicht schlüssig. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie Freunde. Weimar den 7ten July 1794. G
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Ich melde nur noch soviel daß das Bild zu meiner großen Freude wohlbehalten angekommen. Und daß das übrige besorgt werden soll. Leben Sie recht wohl. Reinecken an Körners mit vielen Empfehlungen.
29. An Christian Gottlob Voigt Weimar, 10. Juli 1794. Donnerstag
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Indem ich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlinn glückliche Reise und einen guten Effeckt der Cur wünsche lege ich noch 100 unt:schriebne Quittungen und einen Catalog bey der wann er nicht interessant ist doch im Bade brauchbar seyn könnte. Leben Sie recht wohl, gedencken mein und kommen recht munter zu alten und neuen Arbeiten zurück und bleiben meiner lebhaften Theilnahme an allem was Sie betrift versichert. W. dl. 10 Jul 1794 G
30. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 16. Juli 1794. Mittwoch
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Hierbey folgt, mein Werthester, ein Exemplar des Reinecke Fuchs. Ich wünsche, daß dieser Freund, in der noch immer unruhigen Lage, in der Sie sich befinden müssen, Ihnen einige gute Stunden machen möge. Schreiben Sie mir doch wieder einmal wie Sie leben, und wie Sie sich mitten in dem Kriegsgetümmel für die Wissenschaften thätig erhalten? Ich habe diese Zeit her jene Wissenschaften und Künste, zu denen Sie meine Vorliebe kennen, theoretisch und praktisch zu bearbeiten fortgefahren. Mit welchem Glücke muß die Zeit lehren. Sollte Ihnen wohl Ihre Sammlung zur comparirenden Anatomie feil seyn? und unter welchen Bedingungen? Wenigstens schien mir damals als ich sie sah Ihr Studium eine solche Wendung genommen zu haben, die Sie so leicht nicht wieder in dieses Fach führen dürfte. Wäre dieses,
17 dennen 18 mir einige ⎡meine⎤ 23 dürfente
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so könnten Sie solche ja wohl für einen leidlichen Preiß einen Freunde abtreten, der noch Zeit und Lust genug hat sich mit den abgeschiedenen Bestien abzugeben. / In das Farbenreich bin ich nach und nach so weit hinein geruckt, daß ich fast den Ort nicht mehr sehe, von dem ich ausgegangen bin. Ich höre nicht auf zu experimentiren und die Experimente zu ordnen, und das Ganze erscheint mir nicht mehr unendlich, ob ich gleich noch Zeit genug brauchen werde, um das Einzelne nach Würden durchzuarbeiten. Wie befindet sich die liebe Frau und der theure Sohn, und was giebts sonst gutes Neues? Vor einigen Tagen habe ich mit d Oyré in Erfurt gesprochen, wo wir uns der Maynzer und Marienborner Geschichten erinnerten. Mit wem und wo werden wir nicht noch unerwartet zu reden haben! Behalten Sie mich in guten Andenken, und seyn Sie überzeugt, daß ich Sie schätze und liebe. Weimar den 16. July 1794.
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31. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 17. Juli 1794. Donnerstag Ihre Zeichnung ist uns zur guten Stunde angekommen, wir wollen uns Glück wünschen daß wir diesen Schatz besitzen. Es ist ein Sinn, ein Friede in dem Bilde der höher ist als alle Vernunft, ich freue mich für Sie und uns daß es Ihnen so wohl gerathen ist. Der Herzog ist sehr damit zufrieden und grüßt Sie. Lassen Sie mich nun hören wie es mit dem Genius geht? Wenn ich rathen soll, so thun Sie bey diesem eher zu wenig als zu viel, wenn Sie einen guten Contour haben, so arbeiten Sie bey der Ausführung auf den Schein, so wird der Entzweck am sichersten erreicht.
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Ich habe die Zeit her nach meiner Art fortgedacht und geschrieben und komme nicht mercklich, doch allmählig weiter. Der erste Band des Romans ist bald fertig und die übrigen Unternehmungen gehen auch Schritt vor Schritt. Im Hause ist wenig geschehen. Horny bringt die Decke ganz artig zu Stande und meine Gartenzimmer werden auch bald wohnbar seyn. Ob sonst noch etwas geschehen kann muß die Zeit lehren. So viel glaube ich vorauszusehen daß ich / der Hoffnung sie in Dresden zu besuchen entsagen muß. Hierbey liegt ein Brief von B. der wahrscheinlich kommt und soviel ich vermuthe Wielanden mitbringt. Er soll die Zeichnungen die Sie verlangen mitnehmen. Ubrigens ist jetzt mit den Menschen, besonders gewissen Freunden, sehr übel leben. Der Coadjutor erzählte: daß die auf dem Petersberge verwahrten Clubbisten unerträglich grob werden sobald es den Franzoßen wohl geht und ich muß gestehen daß einige Freunde sich jetzt auf eine Art betragen die nah an den Wahnsinn gränzt. Dancken Sie Gott daß Sie dem Raphael und andern guten Geistern, welche Gott den Herren aus reiner Brust loben, gegenüber sitzen und das Spucken des garstigen Gespenstes, das man Genius der Zeit nennt, wie ich wenigstens hoffe, nicht vernehmen. Von Hirten hab ich Grüße, der Charackter scheint ihm zur rechten Zeit Freude gemacht zu haben. Die Neapolitaner sind in großer Angst gewesen, es soll eine entsetzliche Eruption gewesen seyn. Leben Sie wohl, grüßen die Freunde und kommen gesund zurück. Wir wollen uns hier halten sogut es gehen will. W. dl. 17 ten. Jul. 1794 G.
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32. An Gottlieb Hufeland Weimar, 24. Juli 1794. Donnerstag Ew Wohlgebl erhalten die mitgetheilten Schriften danckbar hierbey zurück. Alles lauft mit Blasebälgen herum, es wäre mehr, dünckt mich, in der Zeit nach den Wassereimern zu greifen. Doch ist dem B e t r a c h t e r sein Verdienst nicht abzusprechen. Ich empfehle mich bestens. W. dl. 24 Jul 1794 Goethe
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33. An Johann Isaak Gerning Weimar, 25. Juli 1794. Freitag Eben da ich Sie bey uns willkommen heißen sollte bin ich selbst in dem Falle eine kleine Reise zu machen, von der ich doch schwerlich unter vier Wochen zurückkommen werde. Es sollte mir leid thun wenn ich Sie nicht hier oder in Jena noch anträfe um von Ihren interessanten Reisen etwas mündlich zu hören. Sind denn die Zeichnungen von Kniep schon in Franckfurt? Diese bitte ich besonders mir sobald als mö〈glich〉 zu senden und was Sie sonst noch mitzubring〈en〉 die Gefälligkeit gehabt haben. Schiefermüllers Werck dient nicht zu meinem Gebrauche. Hl. Rath Krause werde ich ersuchen sich über einiges mit Ihnen, wenn Sie hierherkommen, zu besprechen. Ich wünsche recht wohl zu leben. Haben Sie doch die Güte meiner Mutter zu sagen: daß ich auf etwa einen Monat verreise. Sollte sie mir etwas zu schreiben haben, so bitte den Brief hierher zu adressiren. Nochmaliges Lebewohl. W. dl. 25 Jul 1794. G.
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34. An Friedrich Schiller Weimar, 25. Juli 1794. Freitag
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Sie erhalten hierbey die Schocherische Abhandlung mit Dancke zurück, das was ich davon verstehe gefällt mir recht wohl, das übrige wird er mit der Zeit ja wohl aufklären. Zugleich sende Diderot und Moriz und hoffe dadurch meine Sendung nützlich und angenehm zu machen. Erhalten Sie mir ein freundschaftliches Andencken und seyn Sie versichert daß ich mich auf eine öftere Auswechslung der Ideen mit Ihnen recht lebhaft freue. Empfehlen Sie mich in Ihrem Circkel. Unvermuthet wird es mir zur Pflicht mit nach Dessau zu gehen und ich entbehre dadurch ein baldiges Wiedersehen meiner Jenaischen Freunde. W. dl. 25 Jul 1794 Goethe
35. An Georg Christoph Lichtenberg 〈Weimar, Ende Juli 1794〉 〈Konzept〉
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Ew. Wohlgebohrn haben mir durch die Uebersendung der Hogarthischen Kupfer und des Werkchens, womit Sie solche begleitet, ein sehr angenehmes Geschenk gemacht. Ich hatte sie wohl oft gesehen, und das Geistreiche darin theils erkannt theils dunkel gefühlt, niemals aber so im Ganzen eingesehen als jetzt, da Sie uns auf eine so freundliche Art belehren. Wir haben Ursache Ihnen dankbar zu seyn daß Sie die Ideen und Einfälle guter Stunden uns dabey haben mittheilen und dadurch die heitern Augenblicke, die wir jetzt nur einzeln zählen, haben ver/mehren wollen. Sie haben uns dabey manche fruchtbare Idee gegeben, die sowohl in Scherz und Ernst eine weitere Entwickelung verdienen
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36. An Christiane Vulpius Wörlitz, 30. Juli und Dessau, 1. August 1794. Mittwoch/Freitag Wörliz Mittwoch dl. 30 Jul 94. Wir haben hier schöne Tage und mancherley Vergnügen gehabt, morgen gehen wir nach Dessau wo der Cattun wird gekauft werden und ich schreibe diesen Brief weil ich Herteln das Packet mitgeben will, das du Sonntags haben kannst, denn die Herzoginn geht Freytag von Dessau ab. Laß dir gleich ein Hauskleid machen damit mein Kind geputzt ist wenn ich wiederkomme. Sonnabends geh ich mit dem Herzog nach Dresden. Von da schreibe ich dir wie mir es weiter geht. Befinde dich recht wohl, grüße den kleinen und mache daß alles recht hübsch sey wenn ich wiederkomme. Es ist nichts bessers als sich lieb haben. Adieu G Dessau Freytag dl. 1 Aug 94. Das Packet wurde nicht fertig und so konnt es Hertel nicht mitnehmen es geht mit der Post und du wirst es zu deinem Geburtstage erhalten, zu dem ich dir Glück wünsche. Auch ein Paar Halstücher sind dabey, ohne die konnte es wohl nicht abgehen. Lebe wohl. Liebe mich. Küsse den Kleinen. G
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37. An Christiane Vulpius Dresden, 9. oder 10. August 1794. Samstag oder Sonntag Sonnabends dl. 10 Aug. 1794 Dresden. Morgen, mein liebes Kind gehen wir von hier wieder ab, nachdem ich recht angenehme acht Tage hier zugebracht und meist mit Meyern ver5 |denn| 5 Sonnabends ⎡Freytag⎤
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lebt habe. Wir gehen wieder auf Dessau und es kann wohl noch 14 Tage währen biß ich dich wiedersehe. Wende die Zeit an daß soviel möglich alles in Ordnung kommt. Den Kattun und die Halstücher wirst du erhalten haben und schon geputzt seyn. Grüße und küsse den kleinen. Meyer grüßt dich und hat dir ein recht artig Bildchen gemahl das ich mitbringe. Schreibe mir nicht, denn ich weiß nicht wo mich dein Brief treffen könnte. Wenn wir zusammen kommen, soll es wieder gute Zeit werden. Lebe wohl. Liebe mich.
38. An Samuel Thomas Soemmerring 〈Weimar, kurz nach dem 13. August 1794〉 〈Konzept〉
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Ich freue mich zu hören daß Sie mitten unter den Kriegsunruhen fleißig mit Studieren und Beobachten fortfahren, was können wir in der jetzigen Zeit auch besseres thun, als unserm Gemüth irgend eine interessante nützliche Beschäftigung zu geben, um uns, und wär’ es auch nur Stundenweis’ den Einflusse der traurigen Welthändel zu entziehen. Wie sehr wünschte ich an Ihren Arbeiten gegenwärtig Theil nehmen zu können, und durch Ihren Unterricht einmal einen rechten Schritt in der Wissenschaft zu thun, an deren Gränzen ich immer verweile. Geben Sie mir manchmal einen Wink von Ihren Entdeckungen. Ich habe diese Tage Ihr anatomisches Lehrbuch ganz durchgelesen, und sowohl an den Sachen als an der Methode / sehr viel Freude gehabt. Werden Sie uns das Fehlende nicht auch bald gönnen? Ueber den gelben Punkt im Auge kann ich gegenwärtig noch weiter nichts denken, als daß ich für sehr merkwürdig halte, daß uns durch denselben eine Mitte des Augbodens, wenn ich mich so ausdrücken darf, gezeigt wird, da die schief eingehende Nerven sonst immer einige Hinderniß war, uns die Repräsentation der Bilder im Auge auf eine zu denken. Was die gelbe Farbe desselben betrifft, darüber wag’ ich auch nichts zu sagen, doch scheint die Farbe, wo sie auch angetroffen wird, immer auf etwas wirkendes zu deuten.
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Eine Abschrift der Abhandlung von den far/bigen Schatten sollen Sie haben, allein sie wird in einer ganz andern Gestalt erscheinen, wenn erst die Versuche von den seltsamen Spectris, die Ihnen so interessant geworden sind, recht vollständig aufgestellt seyn. Darvins hat viel Gutes und Brauchbares; allein an die Theorie gefesselt kann er nicht vom Flecke. Sobald ich diese Versuche zusammengestellt habe, sollen Sie auch diese erhalten. Es ist weit mehr phisiologisches bey den Farbenerscheinungen als man denkt, nur ist hier die Schwierigkeit noch größer als in andern Fällen, das Objective vom Subjectiven zu unterscheiden. Da Sie nach den Verhältniß der Phänomene / bey Gelegenheit der Refraction fragen, so übersende ich Ihnen hier ein paar Blätter Resultate, die Ihnen gewiß Vergnügen machen werden. Lassen Sie sie niemand sehen, denn es ist zwar noch nicht das letzte Wort des Räthsels, aber doch eins der vorletzten. Sie werden die Versuche leicht und angenehm finden. Erst wenn alles so aufs Einfachste zurück gebracht ist, wird man der Theorie glücklich zu Leibe gehen können, und alsdenn werden Sie sich wundern und freuen wie sie zerstiebt, und welches weite Feld der Beobachtung und Erforschung alsdann erst eröffnet ist, selbst bis jetzt erhält sie sich nur durch Kunststükchen: so sind z.B. in Greens neuer / Phisik alle Figuren, die sich auf diese Lehre beziehen völlig falsch; sie sind sämtlich nach der Theorie und keine einzige nach der Erfahrung gezeigt, eine Methode die schon mehr oder weniger und schon hundert Jahre in diesem Falle beobachtet wird. So hat auch Green im phisischen Journal sich unsägliche Mühe gegeben zu zeigen, daß die von mir in den optischen Beyträgen aufgestellten Versuche schon durch Neuton erklärt seyen, es hätte weit weniger Mühe bedurft zu zeigen, daß jene Erklärung ganz und gar nicht passe. Neulich ist der wunderliche Wünsch zu Königsberg, der aber nach seiner Art auf eine sehr scharfsinnige Weise einen an/dern Irthum vertheidigt, so ehrlich und keck gewesen, zu dieser berühmten Erklärung zu sagen: wer es begreifen kann, der begreif ’ es! Doch von allen diesen
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werden Sie künftig im Zusammenhange noch genug zu hören haben. Entziehen Sie dieser Sache und denen was Sie sonst vornehmen nicht Ihre Aufmerksamkeit, ich hoffe daß Sie als Phisiolog
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Deine gute Natur, mein lieber Sohn, verdient alles Lob, da Du keinen der Fehler und übeln Gewohnheiten Deines Pflegefreundes angenommen hast. Du magst in der Abwesenheit nicht allein an Deine Freunde denken, sondern schreibst ihnen auch gern, und wünschest von ihnen zu hören; Du besorgest Aufträge willig und schnell, und was des Guten noch mehr ist. Ich danke Dir für Deine beiden Briefe, und für das übersendete Prisma, das mir eben zur rechten Zeit ankommt. Das Steinchen an Fräulein von Imhof ist besorgt. Wenn du die Fragen des Coadjutor’s alle so gut beherzigst und beantwortest, als Du den Theater- und Kunstartikel, den Du mir gewidmet hast, so wird er wohl zufrieden seyn. Ich freue mich, die mannigfaltigen Betrachtungen zu hören, die Du mit geradem frischen Sinne in einer so großen Welt und in diesem interessanten Momente machst. Ich war dieser Tage in Dresden und habe mit Meyern eine gute Woche verlebt, und vergessen, welche Händel jetzt die Welt verwirren. Am Rheine ist Alles in Furcht und Sorgen, auch meine Mutter hat eingepackt und ihre Sachen nach Langensalza geschickt. Würde es übler, so kann sie zu mir. Schlosser ist nach Baireuth. Ganz Deutschland ist in schadenfrohe, ängstliche und gleichgiltige Menschen getheilt. Mich verlangt von Dir zu hören, wie es in England aussieht, dort verschlingt wohl die große Thätigkeit Alles. Für meine Person finde ich nichts Räthlicheres, als die Rolle des Diogenes zu spielen und mein Faß zu wälzen. Ich treibe die Dir bekannten Studien fort, und wünschte zu meiner Belehrung und Erbauung Manches zu sehen, das Dir jetzt nah genug ist, und dessen Anblick Du mir wohl abträtest.
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Lebe wohl, gedenke mein. Von den Marchand’schen Arbeiten besitze ich Abdrücke. Er ist ein braver Künstler, doch wünsche ich nicht eben seine Pasten zu besitzen. Nochmals lebe wohl. G.
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40. An Friedrich Schiller Ettersburg, 27. August 1794. Mittwoch Zu meinem Geburtstage, der mir diese Woche erscheint, hätte mir kein angenehmer Geschenck werden können als Ihr Brief, in welchem Sie, mit freundschaftlicher Hand, die Summe meiner Existenz ziehen und mich, durch Ihre Theilnahme, zu einem emsigern und lebhafteren Gebrauch meiner Kräfte aufmuntern. Reiner Genuß und wahrer Nutzen kann nur wechselseitig seyn und ich freue mich Ihnen gelegentlich zu entwickeln: was mir Ihre Unterhaltung gewährt hat, wie ich von jenen Tagen an auch eine Epoche rechne und wie zufrieden ich bin, ohne sonderliche Aufmunterung, auf meinem Wege fortgegangen zu seyn, da es nun scheint als wenn wir, nach einem so unvermutheten Begegnen, mit einander fortwandern müßten. Ich habe den redlichen und so seltenen Ernst der in allem erscheint was Sie geschrieben und gethan haben immer zu schätzen gewußt und ich darf nunmehr Anspruch machen durch Sie Selbst mit dem Gange Ihres Geistes, besonders in den letzten Jahren, bekannt zu werden. Haben wir uns wechselseitig die Punckte klar gemacht wohin / wir gegenwärtig gelangt sind; so werden wir desto ununterbrochner gemeinschaftlich arbeiten können. Alles was an und in mir ist werde ist mit Freuden mittheilen. Denn da ich sehr lebhaft fühle daß mein Unternehmen das Maas der menschlichen Kräfte und ihre irdischen Dauer weit übersteigt, so möchte ich manches bey Ihnen deponiren und dadurch nicht allein erhalten, sondern auch beleben.
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BRIEF 41
Wie groß der Vortheil Ihrer Theilnehmung für mich seyn wird werden Sie bald selbst sehen, wenn Sie, bey näherer Bekanntschaft, eine Art Dunckelheit und Zaudern bey mir entdecken werden, über die ich nicht Herr werden kann, wenn ich mich ihrer gleich sehr deutlich bewußt bin. Doch dergleichen Phänomene finden sich mehr in unsrer Natur, von der wir uns denn doch gerne regieren lassen, wenn sie nur nicht gar zu tyrannisch ist Ich hoffe bald einige Zeit bey Ihnen zuzubringen und dann wollen wir manches durchsprechen. Leider habe ich meinen Roman, wenige Wochen vor Ihrer Einladung, an U n g e r gegeben und / die ersten gedruckten Bogen sind schon in meinen Händen. Mehr als einmal habe ich diese Zeit gedacht daß er für die Zeitschrift recht schicklich gewesen wäre; es ist das einzige was ich noch habe das Masse macht und das eine Art von problematischer Composition ist, wie sie die guten Deutschen lieben. Das erste Buch schicke ich, sobald die Aushängebogen beysammen sind. Die Schrift ist schon solange geschrieben daß ich im eigentlichsten Sinne jetzt nur der Herausgeber bin. Wäre sonst unter meinen Ideen etwas das zu jenem Zweck aufgestellt werden könnte; so würden wir uns leicht über die schicklichste Form vereinigen und die Ausführung sollte uns nicht aufhalten. Leben Sie recht wohl und gedencken mein in Ihrem Kreise. Ettersburg dl. 27 Aug 1794. Goethe
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41. An Friedrich von Stein Weimar, 28. August 1794. Donnerstag 〈Druck〉 We i m a r, den 28. August 1794. Hier schicke ich Dir, mein lieber Sohn, die Zeichnung des Candelabers, und hoffe, daß sie zur rechten Zeit eintreffen wird. Ich danke Dir für die Aufmerksamkeit auf die Bücher, die mir interessant seyn konnten, Deine Mutter wird die Nummern geschickt haben, die ich wünsche. In so einem ungeheuren Elemente, als die englische und besonders die Londoner Welt ist, werden wie im Weltmeere unendlich viele Formen der Existenz möglich, wo immer eine aus der andern entsteht, und eine sich von der andern nährt. Ich freue mich darauf, mich mit Dir darüber zu unterhalten; noch angenehmer würde es mir seyn, wenn Du mich künftig in dem Lande, von dem Du nun eine so schöne Kenntniß erwirbst, herumführen und mir meinen Aufenthalt daselbst angenehm und bequem machen könntest. Möchtest Du indessen nur vergnügt leben und gesund und glücklich zu uns herüber kommen. Mich findest Du, wie Du mich verlassen hast. Meyer ist noch in Dresden, wo ich mich auch acht Tage mit großer Zufriedenheit aufgehalten habe. Eine angenehme Aussicht bietet sich mir dar, daß ich mit Schillern in ein angenehmes Verhältniß komme, und hoffen kann, in manchen Fächern mit ihm gemeinschaftlich zu arbeiten, zu einer Zeit, wo die leidige Politik und der unselige körperlose Partheygeist alle freundschaftliche Verhältnisse aufzuheben, und alle wissenschaftliche Verbindungen zu zerstören droht. Lebe recht wohl. G.
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BRIEFE 42–45
42. An Charlotte von Kalb Weimar, 29. August 1794. Freitag
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Sogleich habe ich mich, l. Freundinn, wegen des Weinverkaufs umgethan, meine Negotiation will aber nicht gelingen, man lobt den Wein, sucht aber gegenwärtig keinen so theuern, indem man eher eines Tischweins bedarf. Hätte ich doch nicht geglaubt daß meine Freundinn sich vom Geiste der Speculation würde anhauchen lassen. Soviel sage ich nur für den Augenblik, kann ich etwas besseres melden; so soll es mir Freude machen. Diese Tage war ich in Dresden, Dessau, Leipzig und habe gute Stunden daselbst zugebracht. Leben Sie recht wohl und behalten mich lieb. W. dl. 29 Aug 1794. G.
43. An Friedrich Schiller Weimar, 30. August 1794. Samstag
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Beyliegende Blätter darf ich nur einem Freunde schicken von dem ich hoffen kann daß er mir entgegen kommt. Indem ich sie wieder durchlese erschein ich mir wie jener Knabe der den Ocean in das Grübchen zu schöpfen unternahm. Indessen erlauben Sie mir künftig mehr solche Impromptüs, sie werden die Unterhaltung anreizen, beleben und ihr eine Richtung geben. Leben Sie recht wohl. W. dl. 30 Aug. 1794 Goethe
44. An Aloys Hirt 〈Konzept〉
〈Weimar, Ende August? 1794〉
Durchlauchte Herzogin haben mir vor einiger Zeit eröffnet, daß Ew. Wohlgebl. wegen der nach dem Breitensteinischen Tode eröffnenden
3 ind×em 5 ×sich 13 dieas Gruübechen
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russischen Pension, um welche Sie nachgesucht, einige Nachricht zu erhalten wünschen. Ich habe deshalb nach Gotha geschrieben und durch einen Freund bey Herrn von Grimsen sondiren lassen. Es hat derselbige zu vernehmen gegeben, daß er Ew. Wohlgebl. auf Empfehlung des Herrn von Gleichen und anderer Freunde zum Nachfolger Reifensteins der Kaiserin empfohlen habe, worauf er aber im Januar d. J. eine abschlägiche Antwort bekommen. Herr / von Grimm hat dabey geäußert, daß er deshalb Ew. Wohlgebl. Wunsch nicht ausser Augen lassen wolle und wenn er ja künftig Aufträge von der Kaiserin, die sich auf Rom beziehen, erhalten sollte, solche durch niemand als durch Ew. Wohlgebl. ergehen zu lassen, um dadurch wieder eine schickliche Einleitung zu machen.
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45. An Friedrich Schiller Weimar, 4. September 1794. Donnerstag Die mir übersendeten Manuscripte sowohl, als das Bruchstück der Entwicklung des Erhabnen habe mit viel Vergnügen gelesen und mich daraus aufs neue überzeugt daß uns nicht allein dieselben Gegenstände interessiren, sondern daß wir auch in der Art sie anzusehen meistens übereinkommen. Uber alle Hauptpunckte, sehe ich, sind wir einig und was die Abweichungen der Standpunckte, der Verbindungsart, des Ausdrucks betrift, so zeugen diese von dem Reichthum des Objeckts und der ihm korrespondirenden Manigfaltigkeit der Subjeckte. Ich würde Sie nun ersuchen: mir nach und nach alles, was Sie über diese Materie schon geschrieben und drucken lassen, mitzutheilen; damit man ohne Zeitverlust das vergangene nachhohlte. / Dabey hätte ich Ihnen einen Vorschlag zu thun: Nächste Woche geht der Hof nach Eisenach, und ich werde vierzehn Tage so allein und unabhängig seyn, als ich sobald nicht wieder vor mir sehe. Wollten Sie mich nicht in dieser Zeit besuchen? bey mir wohnen und bleiben? Sie würden jede Art von Arbeit ruhig vornehmen können. Wir besprächen uns in bequemen Stunden, sähen Freunde die uns am ähnlichsten ge-
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sinnt wären und würden nicht ohne Nutzen scheiden. Sie sollten ganz nach Ihrer Art und Weise leben und Sich wie zu Hause möglichst einrichten. Dadurch würde ich in den Stand gesetzt Ihnen von meinen Sammlungen das wichtigste zu zeigen und mehrere Fäden würden sich zwischen uns anknüpfen. Vom vierzehnten an würden Sie mich zu Ihrer Aufnahme bereit und ledig finden. / Biß dahin verspare ich so manches das ich zu sagen habe und wünsche indessen recht wohl zu leben. Haben Sie wohl C h a r i s von Ramdohr gesehen? Ich habe mit allen natürlichen und künstlichen Organen meines Individuums das Buch anzufassen gesucht, aber noch keine Seite daran gefunden von der ich mir den Inhalt zueignen könnte. Leben Sie recht wohl und grüßen die Ihrigen. W. dl. 4 Sept 1794 Goethe
46. An Franz Graf von Waldersee Weimar, 4. September 1794. Donnerstag 15
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Hierbey erhalten Sie, mein bester Graf, das Recept einer Leberpastete, das ich Frau von Lattdorf versprochen und in Ihre Hände am besten niederzulegen glaube. Ich wünsche daß Sie diesen Herbst, beym Genuß dieses sehr zusammengesetzten Gerichtes, meiner gedencken mögen. Darf ich Sie dagegen an den Artischocken Saamen erinnern, durch dessen zeitige Ubersendung Sie mich sehr verbinden würden. Empfehlen Sie mich bestens aller Orten und bleiben mir geneigt. Weimar dl. 4 Sept. 1794 Goethe
47. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 8. September 1794. Montag
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Maxen wollt ich nicht ohne Brief abgehen lassen, und doch habe ich solange gezaudert biß er gestern von mir Abschied nahm, ich sende ihm daher diesen nach und hoffe daß er ihn noch ereilen soll. Der Vor-
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satz, das väterliche Haus in der Zwischenzeit der academischen Jahre wiederzusehen, hat meinen Beyfall, man wird nicht ganz fremd, giebt Rechenschaft von seinem Haushalten und schließt sich aufs neue wieder an. Wahrscheinlich wirst du sehr mit ihm zufrieden seyn. So viel ich beurtheilen kann hat er sich in der kurzen Zeit eine gute Ubersicht der Med. Wissenschaft und seines künftigen Metiers erworben und ist auf guten Wegen, das nöthige Theils zu wiederhohlen, theils weiter ins einzelne zu gehen. Besonders aber gefällt mir sein Urtheil über Menschen, das mir meistens sehr rein, ohne Vorurtheil der Liebe oder des Hasses zu seyn scheint. Doch ich seh ihn zu wenig und wirst du das alles besser beurtheilen. / Deine unangenehme Lage in der Nähe des Kriegstheaters, ist mir diese Zeit her wenig aus dem Sinne gekommen, ihr müßt sehr unruhige Zeit haben und wie ich höre, so ist dein Haus recht voll. Schlosser ist nach Bareyth, hat er denn Carlsruh und die dortigen Verhältnisse ganz verlassen? Meine Mutter steht auch auf dem Sprunge, sie hat sich doch endlich entschlossen, was transportabel war wegzuschicken. Ich habe indessen einige Zimmer zurechte gemacht und sie allenfalls aufzunehmen. So wird man eigentlich recht weltgemäß gesinnt, ich baue und bereite mich doch vor, allenfalls, zu emigriren, ob es gleich bey uns Mittelländern soleicht keine Noth hat. Ich war auf acht Tage in Dresden und habe mir auf der Gallerie was rechts zu Gute gethan. Nun bin ich wieder zu Hause fleißig, davon du bald was sehen wirst. Daß das Kütschchen so gut wieder reparirt und brauchbar geworden freut mich sehr, ich wünsche daß Kind und Kindeskinder recht vergnüglich darin fahren und sich manchmal meiner erinnern mögen. Ich trete meine Ansprüche daran hiermit / nochmals förmlich ab. Deinen Wagen siehst du nun wohl nicht eher wieder als biß ihn Max als Docktor mitnimmt. Er steht indeß in leidlicher Verwahrung. Lebe recht wohl, grüße die deinigen und laß uns zuweilen wenigstens das Stillschweigen unterbrechen. W. dl. 8 Sept. 1794 G.
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Fichtens Bogen hat Max dir gesammelt und bringt sie mit, ich wünschte sehr deine Gedancken gelegentlich über Gehalt und Form dieser sonderbaren Producktion zu hören. Ich bin zu wenig oder vielmehr gar nicht in dieser Denckart geübt und kann also nur mit Mühe und von Ferne folgen.
48. An Friedrich Schiller Weimar, 10. September 1794. Mittwoch
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Haben Sie Danck für die Zusage kommen zu wollen. Eine völlige Freyheit nach Ihrer Weise zu leben werden Sie finden. Haben Sie die Güte mir den Tag anzuzeigen wenn Sie kommen, damit ich mich einrichte. Vielleicht besucht uns Hl. v. Humboldt einmal, vielleicht gehe ich mit Ihnen zurück. Doch wollen wir auch alles dieß dem Genio des Tags überlassen. Haben Sie C h a r i s so bringen Sie das Buch mit. Einige schöne Landschaften, die eben aus Neapel kommen, werden uns beym Gespräch über diese Materie zur Seite stehen. Leben Sie recht wohl und empfehlen mich den Ihrigen. W. dl. 10 Sept. 1794 Goethe So eben erhalte einige Exemplare der englischen Iphigenie und lege eines bey.
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Hier, mein theurer, alter Freund, der Hymnus an Flora, den Sie desto besser nunmehr genießen werden, wenn Sie Ihre Gartenfreunde wieder unter Ihr Dach versammeln. Wollen Sie ihn abschreiben, so steht er
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zu Diensten, nur bitte ihn nicht weiter zu geben und gelegentlich erbitte mir das Original zurück. Leben Sie recht wohl und empfehle mich in Ihrem Kreise. W. dl. 15 Sept. 1794 Goethe
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50. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 15. September 1794. Montag Ich muß, mein l Meyer, damit Sie doch auch wissen wie es uns hir geht. Meine kleine Haushaltung zeigt wenig neues, seitdem ich in meinen kleinen Stuben bin arbeite ich fleißig an allerley. Der erste Band des Romans ist abgegangen, und wird noch zu Michael erscheinen. Einige Opern habe ich angefangen und in opticis et anatomicis manches gethan. Der Hof ist nach Eisenach und um dem einen Theil der noch übrigen Freunde zu gefallen müßte man auf die Könige schimpfen und um dem andern Freude zu machen müßte man eine Sängerinn loben, und weil nun beydes böse Aufgaben sind, so bleibt man zu Hause. Schiller ist jetzt bey mir und von sehr guter Unterhaltung, insofern es seine Kranckheit erlaubt. Er freut sich sehr auf Ihre Bekanntschaft. Ramdohr war einige Tage hier und einigemal bey mir, er hat sich gut und gescheit gegen mich betragen, darob er gelobt werden soll, wie Sie das Nähere mündlich hören werden; übrigens hat er sich durch sein v i e l - und a bsprechen eben auch / hir nicht viel Freunde gemacht. Böttger hat mir Ihr gemeinsam Werck überbracht und auch der Herzoginn zu Füßen gelegt, wobey Bertuch als Assistente gegenwärtig war und auch sein Blättchen vom Lorberkranz, industriose, abzupfte, woran der Autor nicht wenig Aergerniß nahm. Das Prisma ist glücklich angekommen, ist aber nicht ganz wie es seyn sollte. Doch da ich eben eins aus England erhalte, so kann ich diese einzelnen Keilchen sonst brauchen.
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Wollten Sie doch dem Dresdner Opticus fragen: ob er sich der Lorgnette erinnert die ich bey mir hatte? sie besteht aus zwey Gläsern die aber so w e n i g c o n c a v geschliffen sind daß sie fast gar nicht verkleinern. Fragen Sie ihn was er für eine solche, sauber gefaßt haben wolle und wann er sie zu liefern gedächte? Allenfalls schicke ich Ihnen meine Lorgnette hin damit er nicht irren kann. |:Ich lege sie gleich bey das ist das Beste:| bestellen Sie nur gleich eine in Schildkrötte gefaßt:| / Mit den Spiegeln wollen wirs gut seyn lassen, diesen Winter werden doch die Stuben nicht fertig und es ist immer wieder was gespaart, wenigstens verschoben. Könnten Sie aber, entweder ohne oder mit und durch Racknitz, mir eine Scheibe von B e i n g l a s, aber nicht rauh geschliffen, und halbdurchsichtig etwa in der Größe von einem halben Schuh ins Gevierte verschaffen, so geschähe mir ein großer Dienst zu meinen optischen Arbeiten. Wie sieht es mit den Stahlspiegeln aus? Böttger sagt mir daß Wacker seine Sammlung und Bibliotheck im Ganzen gerne verkaufte. Da wird ja wohl Ihre special Negotiation kaum reuissirn 〈 〉 / Von der Idee die Böttger bey mir angebracht hat mündlich Die Kleine grüßt, das Bildchen hat große Freude gemacht. Ihre Stube ist in Ordnung und ein großer Ofen, von aussen zu heizen, hineingesetzt. Leben Sie recht wohl und lieben mich. W. dl 15. Sept. 1794 G
51. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 22. September 1794. Montag Nun seyn Sie mir bald herzlich willkommen und machen alles wie es Ihnen am besten däucht. Senden Sie den Genius mit dem Postwagen, in dem Kastchen in dem das Tuch gekommen ist und verhüten das Kle1 sfragen 2 hatte|?| (danach Ansatz zu s) 13–14 ⎡und halbdurchsichtig⎤ 29 inIdem
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ben soviel möglich. Sobald er ankommt hänge ich ihn auf. Mit vieler Freude werde ich ihn in unserm Hause empfangen und bewirthen biß er in seinen Tempel eintritt. Was die niedern Bedürfnisse betrifft, bitte ich zur Grüze noch von jeder Nudel Sorte ein Pfund packen zu lassen, auch einige Zettel der Fabrick Adresse und Behandlung der Nudeln. Möge auch Wackers Victoria Sie noch begleiten! Für die Besorgung der Hohl Spiegel dancke im Voraus. Alles geht bey mir gut. Schiller ist schon acht Tage bey mir und bringt durch seinen Antheil viel Leben in meine oft stockenden Ideen. Wir warten mit Ungeduld / auf Ihre Ankunft, um über manche Gegenstände unsre Gespräche fortzusetzen, die wir, als denckende Liebhaber, nun biß ans Gebiete des Künstlers herangeführt haben. Leben Sie recht wohl und gedencken mein W. dl. 22. Sept. 1794. G
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52. An Caroline Herder 〈Weimar, kurz nach dem 26. September 1794〉 Hierbey die Recension. für die Hütten und Blattern dancke ich. Für Jacobis Emigrirten möchte schwerlich etwas zu thun seyn. Meyer kommt in diesen Tagen, mein stilles Haus sehnt sich nach ihm. Leider wirckt der Genius der Zeit so übel auf Freundschafft. Meynungen über fremde Verhältnisse zerstören die nächsten, daß man sich nur an das was einem noch bleibt recht fest zu halten hat. Leben Sie recht wohl G.
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53. An Hans Christoph Ernst von Gagern 〈Weimar, September 1794?〉 〈Konzept〉
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Ew. Hochwohlgebohrn erzeigen mir eine Ehre, die ich zu verdienen wünsche, indem Sie mich auf eine Weise vor unserm Vaterlande nennen, welche zugleich Zutraun in meine Talente und meinen Character zeigt. Nicht ohne schmerzliche Theilnehmung habe ich bisher dem Laufe der Sache zugesehen, als Schriftsteller wenig und als Privatmann das Mögliche gethan um durch Klarheit und Mäßigung den Partheygeist wenigstens in einen kleinen Zirkel zu mindern und ins Gleichgewicht zu bringen. Nichts wünschenswerther wäre für einen Schriftsteller, der sich schmeicheln darf ein geneigtes Gehör bey seiner Nation zu finden, als Organ des Thatigen / Anführenden, rettenden Theils der Nation aufzutreten, da so viele ihr Talent mißbrauchen, gefährliche Schwingungen zu vermehren und den kleinen widerstrebenden hinderten Partheysinn zu begünstigen,. Nur der aufgeopfert, oder der aufzuopfern hat, sollte eine Stimme haben, die alsdenn wie nunmehr die Ihrige, mit Ernst und Würde sich hören läßt. Sollten wir auch die unmittelbare Wirkung solcher Aufforderungen nicht sehen, so wird doch dadurch die Nothwendigkeit eines thätigen Angriffs jedermann immer deutlicher, die Menschen werden zu demjenigen nach und nach vorbereitet, dem sie doch nicht ausweichen können. / Soll ich aufrichtig seyn, so muß ich bekennen, daß es noch eher möglich seyn möchte die gebiethende Classe Deutschlands zu einem übereinstimmenden wirkenden Vertheidigungsplan zu bewegen, als ihnen Zutrauen gegen ihre Schriftsteller einzuflößen. Die Ursachen die von beyden Seiten diesem Vertrauen entgegen stehen, sind Ew. hinreichend bekannt und meine wenige Erfahrungen können nur einige traurige Wahrheiten bestätigen. Uebrigens darf ich versichern, daß in meine Meynungen und Absichten sich diese Zeit her nichts einge-
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mischt habe, dessen sich ein biederer Deutscher schämen dürfe, / leider muß man nur meistentheils verstummen, um nicht, wie Cassandra, für wahnsinnig gehalten zu werden, wenn man das weissagt, was schon vor der Thür ist. Ich empfehle mich Ew. p fernern geneigten Andenken.
54. An Gottlieb Hufeland Weimar, 1. Oktober 1794. Mittwoch Ew Wohlgebl dancke ergebenst für die gütig besorgten Fichtischen Bogen. Hl. Geh. Voigt versprach mir den Betrag zu berichtigen. Die Lübecker Ausgabe des Reinecke Fuchs habe erhalten und werde solche danckbar zurücksenden sobald ich sie näher verglichen habe. Im allgemeinen finde ich mehr Ubereinstimung als ich dachte. Möchten doch die gute Aussichten auf die Zunahme der Akademie nicht wieder durch eine Eruption gestört werden. Es wird doch gut seyn nach Zurückkunft / des Hl. Geh. R. Voigt die gegenwärtige Lage recht zu beherzigen und auf Präservative und ableitende Mittel zu dencken. Ich wünsche recht wohl zu leben und empfehle mich geneigtem Andencken.
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55. An Friedrich Schiller Weimar, 1. Oktober 1794. Mittwoch
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Wir wissen nun, mein werthester, aus unsrer vierzehntägigen Conferenz: daß wir in Principien einig sind und daß die Kreise unsers Empfindens, Denckens und Wirckens theils coincidiren, theils sich berühren, daraus wird sich für beyde gar mancherley Gutes ergeben. Für die Horen habe fortgefahren zu dencken und angefangen zu arbeiten, besonders sinne ich auf Vehikel und Masken wodurch und unter welchen wir dem Publico manches zuschieben können. Gegen die Aufnahme des Hl. Zahns habe nichts zu erinnern, gebe aber, da ich wünschte daß Sie alle Expeditionen allein unterschrieben, meine Beystimmung auf einem besondern Blat zu den Ackten. Leben Sie recht wohl und vergessen nicht ganz meines diätetischen Rathes. Ich hoffe bald etwas schicken zu können und erwarte Ihre Anregung über diese oder jene Gegenstände zu schreiben. W. dl. 1 Octbr. 1794 G. v. / Hl. Arens wird Ihr Brief nicht verfehlen wenn Sie nur B a u m e i s t e r auf die Adresse setzen, er ist in Hamb. bekannt genug. Hirt und Albrecht vergesse ich nicht. Dancken Sie Hl. v. Humbolt für die Recension des Woldemars, ich habe sie so eben mit dem größten Antheil gelesen. 〈Beilage〉
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Daß die Herausgeber der Horen Hl Zahn aus Tübingen in ihre Societät aufnehmen und demselben ein consultatives Votum, in den Angelegenheiten welche diese Monatschrift betreffen, bewilligen, finde ich den Umständen ganz angemessen. Es versteht sich daß dieses Verhältniß nur solange dauern kann als Hl. Cotta Verleger ist. W. dl. 1 Octbr 1794 Goethe 26 ×als
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56. An Friedrich Schiller Weimar, 8. Oktober 1794. Mittwoch Da das gerettete Venedig nicht nächsten Sonnabend, sondern erst Dienstag gegeben wird; auch nicht eben von dem Gewicht ist daß es Sie herüberziehen sollte; so wollte ich Ihnen überlassen: ob Sie nicht, mit Ihrer lieben Gattinn, Sonnabend dl 18ten herüberkommen wollten? wo wir Don Carlos geben. Wenn Sie auch nicht ganz von der Aufführung erbaut werden sollten; so wäre doch das Talent unsrer Schauspieler, zu dem bekannten Zwecke, bey dieser Gelegenheit, am sichersten zu prüfen. Leben Sie recht wohl und gedencken mein. W. dl. 8 Octbr. 1794 Goethe
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57. An Friedrich Schiller Weimar, 16. 〈19.〉 Oktober 1794. Sonntag Wahrscheinlich wären Sie mit der Aufführung des Carlos nicht ganz unzufrieden gewesen, wenn wir das Vergnügen gehabt hätten, Sie hier zu sehen; wenden Sie nur manchmal Ihre Gedancken den Maltheser Rittern zu. Zu Ende dieser Woche sende ich wahrscheinl die Elegien, sie sind zum Theil schon abgeschrieben, nur halten mich noch einige widerspänstige Verse hier und da auf. Gegen Ihren ersten Brief erhalten Sie auch einige Blätter, schon habe ich sie dicktirt, muß aber einiges umschreiben. Ich komme mir gar wunderlich vor wenn ich theoretisiren soll. Gedencken Sie mein mit den Ihrigen.
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Hl. Gerning, der diesen Brief überbringt gönnen Sie ja wohl eine Viertelstunde. Leben Sie recht wohl. W. dl. 16. Octbr 1794 Goethe
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58. An Cornelius Johann Rudolf Ridel 〈Weimar, kurz vor dem 24. Oktober 1794〉 〈Druck〉
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Eine Leseprobe, die später als ich dachte bestellt ist, und welcher ich beywohnen muß, nöthigt mich, Ew Wohlgeb zu bitten: mir die Ehre Ihres Besuchs einen andern Morgen zu schenken. Bey dieser Gelegenheit zeige ich an: daß Freytags eine kleine Societät wissenschaftliebender Freunde bey mir zusammen kommen wird. Es sollte mir sehr angenehm seyn wenn Sie daran theil nehmen wollten. Da wegen dem Geburtstage der 24. ausfällt, werden wir uns d. 31ten wieder versammeln. G.
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Das mir übersandte Manuscript habe sogleich mit großem Vergnügen gelesen, ich schlurfte es auf Einen Zug hinunter. Wie uns ein köstlicher, unsrer Natur analoger Tranck willig hinunter schleicht und auf der Zunge schon durch gute Stimmung des Nervensystems seine heilsame Wirckung zeigt, so waren mir diese Briefe angenehm und wohlthätig, und wie sollte es anders seyn? da ich das was ich für recht seit langer Zeit erkannte, was ich theils lebte, theils zu leben wünschte auf
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eine so zusammenhängende und edle Weise vorgetragen fand. Auch Meyer hat seine große Freude daran, und sein reiner, unbestechlicher Blick war mir eine gute Gewähr. In diesem behaglichen Zustande hätte mich Herders beyliegendes Billet beynahe gestört, der uns, die wir an dieser Vorstellungs Art Freude haben, einer Einseitigkeit beschuldigen möchte. Da man aber im Reiche der Erscheinungen es überhaupt nicht so genau nehmen darf und es immer schon tröstlich genug ist mit einer Anzahl geprüfter Menschen, eher zum Nutzen als Schaden seiner selbst und seiner Zeitgenossen, zu irren, / so wollen wir getrost und unverruckt so fort leben und wircken und uns in unserm Seyn und Wollen ein Ganzes dencken, um unser Stückwerck nur einigermassen vollständig zu machen. Die Briefe behalte ich noch einige Tage, um sie nochmals mit Meyern zu genießen. Hier folgen die Elegien. Ich wünschte daß Sie sie nicht aus Händen gäben, sondern sie denen, die noch über ihre Admissibilität zu urtheilen haben vorläßen. Alsdann erbitte ich mir sie zurück, um vielleicht noch einiges zu retouschiren. Finden Sie etwas zu erinnern; so bitte ich es anzuzeigen. Die Epistel wird abgeschrieben und folgt mit einigen Kleinigkeiten bald, dann muß ich eine Pause machen, denn das dritte Buch des Romans fordert meine Aufmercksamkeit. Noch habe ich die Aushängebogen des ersten nicht, sobald sie anlangen sind sie bey Ihnen. / Wegen des Almanachs werde ich Ihnen den Vorschlag thun: ein Büchelchen Epigrammen ein oder anzurücken. Getrennt bedeuten sie nichts, wir würden aber wohl aus einigen Hunderten, die mitunter nicht producibel sind, doch eine Anzahl auswählen können die sich auf einander beziehen und ein Ganzes bilden. Das nächstemal daß wir zusammenkommen, sollen Sie die leichtfertige Brut im Neste beysammen sehen. Leben Sie recht wohl und lassen mich unter den Ihrigen gegenwärtig seyn. W. dl. 26ten Octbr 94 Goethe
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Schreiben Sie mir doch was Sie noch etwa zu den Horen von mir wünschen und w a n n sie es brauchten. Die zweyte Epistel wird in der ersten Stunde guten Humors auch fertig.
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Hierbey folgen Ihre Briefe mit Danck zuruck. Hatte ich das erstemal sie blos als Betrachtender Mensch gelesen und dabey v i e l, ich darf fast sagen v ö l l i g e, Ubereinstimmung mit meiner Denckensweise gefunden, so las ich sie das zweytemal im pracktischen Sinne und beobachtete genau: ob ich etwas fände das mich als handelnden Menschen von seinem Wege ableiten könnte; aber auch da fand ich mich nur gestärckt und gefördert und wir wollen uns also mit freyem Zutrauen dieser Harmonie erfreuen. Meine erste Epistel liegt bey, mit einigen Kleinigkeiten. Die zweyte mache ich fertig, die Erzählung soll zu Ende des Jahrs bereit seyn und hoffentlich eine dritte Epistel. Beyliegender Brief von Maimon nebst dem Aufsatze wird Sie interessiren. Geben Sie ihn nicht aus der Hand. Vielleicht besuche ich Sie bald mit Meyer. Leben Sie recht wohl. W. dl. 28 Octbr 94 Goethe
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Dein Brief, auf den ich lange gehofft habe, hat mich sehr erfreut. Ich hörte daß du dein liebes Pempelfort verlassen habest und nach Hamburg gegangen seyst, es war mir so schmerzlich als wenn ich mit dir hätte auswandern sollen. Nur der Gedancke daß du soviel in dir selbst hast und deinen Auszug würdest vorbereitet haben, machte mir die
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Vorstellung erträglich. Nun höre ich von dir selber daß du wohl bist und gefaßt und wünsche dir Glück dazu. Max ist noch nicht da, wenigstens hat er sich bey mir nicht sehen lassen, mich verlangt sehr nach ihm. Wegen Franckfurth sind wir auch in Unruhe, ich habe meine Mutter eingeladen, sie will aber bleiben. Ich lebe nach gewohnter Weise, war diesen Sommer in Dresden und arbeite manches fort. Schiller und Humbold seh ich öfter und erfreue mich ihres Umgangs. Dein wird oft / gedacht; es muß dich gefreut haben wie Humbold deinen Woldemar studirt hat. Wir suchen uns zusammen, soviel als möglich, im ästethischen Leben zu erhalten und alles ausser uns zu vergessen. Möge dir dein neues Verhältniß gutes für Geist und Sinn gewähren! Laß mich manchmal von dir hören. Lebe wohl grüße die deinen. Auf Maxen verlange ich sehr. W. dl. 31 Octbr 1794.
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62. An Friedrich Schiller Weimar, 1. November 1794. Samstag Morgen frühe gegen 10 Uhr hoffe ich mit Meyern in Jena einzutreffen und einige vergnügte Tage in Ihrer Nähe zuzubringen. Ich wünsche daß ich Sie recht wohl antreffen möge. W. dl. 1 Nov 94 G
63. An Jacob Stock Weimar, 26. November 1794. Mittwoch Ew Wohlgebl empfangen die Fächergemälde, die ich vor geraumer Zeit mitgenommen, in ihrem ersten Zustande hierbey wieder zurück und ich muß mich entschuldigen daß ich solche so lange bey mir be7 Sch|i|ller
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halten. Denn eben dadurch daß ich sie erst einem Freunde übergeben, der sie nach unserer Abrede auftragen und verzieren sollte, sind sie, indem er eine lange Zeit abwesend war, bey ihm liegen geblieben und ich befolge die Contreordre meiner Mutter erst jetzt mit einiger Beschämung Sie erlauben mir daß ich gelegentlich etwas von unsern hiesigen Arbeiten übersende und mich dadurch für die lange Nachsicht einigermassen dankbar erzeige. Haben Sie die Güte mich den werthen Ihrigen bestens zu empfehlen und mir ein freundschaftlichs / Andencken zu erhalten. Möge doch die peinliche Lage in der sich gegenwärtig meine lieben Landsleute abermals befinden, nach unser aller Wünschen, bald verändert werden. Weimar dl. 26. Nov. 1794 Goethe
64. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 26. November? 1794. Montag〉 〈Konzept〉
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Ew. Durchl. erhalten hierbey endlich die vier rückständigen Kniepischen Landschaften. Sie versetzen uns in diesen trüben Wintertagen für einige Augenblicke unter einem bessern Himmel und lassen uns interessante Naturscenen sehen, die wir freylich in unsrer Nähe nicht gewahr werden. Ich wünsche nur, daß sie zu einer Zeit anlangen mögen, wo sie Ew. Durchl. auch Freude machen, denn die gegenwärtige Zeit erlaubt nicht oft daß man sich am Schönen erfreue. Ich empfehle mich Ew. Durchl. zu gnädigem Andenken und wünsche von Dero vollkommenen Wohlergehn vergewissert zu werden.
21 ver×gwissert
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65. An Friedrich Schiller Weimar, 27. November 1794. Donnerstag Hier schicke ich das Manuscript und wünsche daß ich das rechte Maas und den gehörigen Ton möge getroffen haben. Ich erbitte mir es bald wieder zurück, weil hier und da noch einige Pinselstriche nöthig sind um gewisse Stellen in ihr Licht zu setzen. Kann ich die zweyte Epistel und die erste Erzählung zum zweyten Stücke stellen; so wollen wir sie folgen lassen und die Elegien zum dritten aufheben, wo nicht so mögen diese Voraus. Zu den kleinen Erzählungen habe ich große Lust, nach der Last die einem so ein pseudo epos als der Roman ist auflegt. Unger |:der mitunter zu strudeln scheint:| schickt mir den Schluß des ersten Buches und vergißt die Mitte. Sobald die fehlenden sechs Bogen ankommen, sende ich diesen Prologum. / Hl. v. Humbold ist neulich zu einer ästethisch critischen Session gekommen, ich weiß nicht wie sie ihn unterhalten hat. Mich verlangt sehr zu hören wie Sie mit Ihren Arbeiten stehen? noch mehr etwas ausgeführt zu lesen. Sie erhalten ja wohl die Aushängebogen der Monatschrift, daß wir ihre Phisiognomie früher als das Publicum kennen lernen. Leben Sie recht wohl. Ich habe wieder eine Menge Sachen von denen ich mich mit Ihnen unterhalten möchte. W. dl. 27. Nov. 94 G Abends.
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66. An Friedrich Schiller Weimar, 2. Dezember 1794. Dienstag Mir ist sehr erfreulich daß Sie mit meinem Prologus im Ganzen und im Hauptpunckte nicht unzufrieden sind; mehr als diesen kann ich aber fürs erste Stück nicht liefern. Ich will ihn noch einmal durchgehen, dem GehRath und Louisen Sordinen auflegen und Carlen vielleicht noch ein Forte geben, so wirds ja wohl ins gleiche kommen. Ihr histo-
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rischer Aufsatz wird dem Stücke gewiß wohlthun es gewinnt an erwünschter Manigfaltigkeit. Ins zweyte Stück hoffe ich die Erzählung zu bringen, überhaupt gedencke ich aber wie die Erzählerinn in der tausend und Einen Nacht zu verfahren. Ich freue mich Ihre Anmerckungen sogleich zu nutzen und dadurch neues Leben in diese Composition zu bringen. Die gleiche Wohlthat hoffe ich für den Roman. Lassen Sie mich nur nicht lange auf die Fortsetzung Ihrer Briefe warten. / Von Faust kann ich jetzt nichts mittheilen, ich wage nicht das Packet aufzuschnüren das ihn gefangen hält. Ich könnte nicht abschreiben ohne auszuarbeiten und dazu fühle ich mir keinen Muth. Kann mich künftig etwas dazu vermögen; so ist es gewiß Ihre Theilnahme. Daß Hl. v. Humbold mit unsern homerischen Unterhaltungen zufrieden ist, beruhigt mich sehr, denn ich habe mich nicht ohne Sorge dazu entschlossen. Ein gemeinsamer Genuß hat so große Reize und doch wird er so oft durch die Verschiedenheit der Theilnehmer gestört. Biß jetzt hat noch immer ein guter Genius über unsre Stunden gewacht. Es wäre recht schön wenn wir auch einmal einige Bücher zusammen genößen Leben Sie recht wohl und lassen mich nicht ferne von Sich und den Ihrigen seyn. W. dl. 2 Dec 1794 Goethe
67. An Christian Gottlob Voigt Weimar, 3. Dezember 1794. Mittwoch
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Von meinen Verhandlungen mit den Berggeistern, denen ich mitunter das Leben sauer gemacht habe, werde ich ehstens mündlich Nachricht ertheilen, wenn ich nur erst auf Resultate der Einsicht und des Entschlusses gekommen bin. Jetzo bitte ich nur um einige Nachricht von Ihrem Befinden und um den Titel des Juristischen Lexikons von dem Sie mir neulich sprachen. Wie sehr wünsche ich Sie in Ihre
4–5 Erzählung Anmerckungen
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Kräfte wieder hergestellt zu sehen! Und wie sehr empfinde ich an allen Orten und Enden den Mangel Ihrer Theilnehmung und Mitwirckung. dl. 3. Dec 94 G
68. An Friedrich Schiller Weimar, 5. Dezember 1794. Freitag Hierbey das Manuscript, ich habe daran gethan was die Zeit erlaubte, Sie oder Herr v. Humbold sehn es ja vielleicht noch einmal durch. Ich habe den Schlußstrich weggestrichen weil mir eingefallen ist daß ich wohl noch auf eine schickliche Weise etwas anhängen könnte. Wird es eher fertig als Ihre Anzeige; so könnte es zugleich mit abgehen. Schreiben Sie mir nur durch den rückkehrenden Boten: ob Ihnen etwas von einer G e s p e n s t e r m ä ß i g e n M y s t i f i c a t i o n s G e s c h i c h t e bekannt sey welche vor vielen Jahren Mdlle C l a i r o n begegnet seyn soll? und ob vielleicht in irgend einem Journal das Mährchen schon gedruckt ist? wäre das nicht so lieferte ich sie noch und wir fingen so recht vom u n g l a u b l i c h e n an, welches / uns sogleich ein unendliches Zutrauen erwerben würde. Ich wünschte doch daß das erste Stück mit voller Ladung erschiene. Sie fragen ja wohl bey einigen fleißigen Journal lesern wegen der Claironischen Geschichte nach, oder stellen die Anfrage an den Bücherverleiher Voigt der doch so etwas wissen sollte. Leben Sie recht wohl und halten Sie Sich frisch. Mögten Sie doch durch körperliche Zufälle nicht so oft in Ihrer schönen Geistesthätigkeit gestört werden. W. dl. 5 Dec. 1794 Goethe
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69. An Friedrich Schiller Weimar, 6. Dezember 1794. Samstag
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Endlich kommt das erste Buch von Wilhelm Schüler, der, ich weiß nicht wie, den Nahmen Meister erwischt hat. Leider werden Sie die Beyden ersten Bücher nur sehen wenn das Erz ihnen schon die bleibende Form gegeben, demohngeachtet sagen Sie mir Ihr offne Meynung, sagen Sie mir was man wünscht und erwartet. Die folgenden werden Sie noch im biegsamen Manuscript sehen und mir Ihren freundschaftlichen Rath nicht versagen. An den Unterhaltungen will ich sachte fortarbeiten, vorallem andern aber die zweyte Epistel endigen. Ich hoffe es soll alles gut und leicht gehen wenn wir nur erst im Gange sind. Cotta mag recht haben daß er N a h m e n verlangt er kennt das Publicum das mehr auf den Stempel als den Gehalt sieht. Ich will daher den übrigen Mitarbeitern die Entscheidung wegen ihrer Beyträge völlig überlassen haben, / nur was die meinigen betrift muß ich bitten daß sie s ä m t l i c h anonym erscheinen, dadurch wird mir ganz allein möglich mit Freyheit und Laune, bey meinen übrigen Verhältnissen, an Ihrem Journale theilnehmen zu können. Wollten Sie, wenn Sie Druckfehler oder sonst etwas im Romane bemercken, die Güte haben die Stelle mit Bleystift anzustreichen? Ich freue mich bald wieder etwas von Ihnen zu lesen und besonders Sie vielleicht nach dem neuen Jahre auf einige Zeit zu sehen. Meyer grüßt vielmals und ich empfehle mich Ihrem Andencken. W. dl. 6 Dec 1794 G.
1 der|,| 20 slesen (Aufstrich von s zu l)
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70. An Philipp Seidel 〈Weimar〉, 6. Dezember 1794. Samstag Melde mir doch wie du mit deinen Ausarbeitungen stehst? Wirst du heute fertig; so hielte ich Morgen eine General Session allenfalls um 11 Uhr, du kämst vorher etwa 9 odl. 10 Uhr und wir sprächen die Sache nochmals durch. dl. 6 Dec 1794. G
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71. An Georg Christian Friedrich Piper Weimar, 10. Dezember 1794. Mittwoch Das mir übersandte Lustspiel könnte wohl schwerlich auf unserm Theater mit Succeß aufgeführt werden. Ich sende es deßhalb, mit Danck für dessen Mittheilung, anbey zurück. Weimar dl. 10 Dec. 1794 Goethe
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72. An Friedrich Schiller Weimar, 10. Dezember 1794. Mittwoch Sie haben mir durch das gute Zeugniß das Sie dem ersten Buche meines Romans geben sehr wohlgethan. Nach den sonderbaren Schicksalen welche diese Production von innen und aussen gehabt hat wäre es kein Wunder wenn ich ganz und gar confus darüber würde. Ich habe mich zuletzt blos an meine Idee gehalten und will mich freuen wenn sie mich aus diesem Labyrinthe herausleitet. Behalten Sie das erste Buch solange sie wollen, indeß kommt das zweyte und das dritte lesen Sie im Manuscripte, so finden Sie mehr Standpunckte zum / Urtheil. Ich wünsche daß Ihr Genuß sich mit den folgenden Büchern nicht mindere sondern mehre – da ich nebst der Ih-
2 und allenfalls 15 und wenn
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rigen auch Hl. v. Humbolds Stimme habe, werde ich desto fleißiger und unverdroßner fortarbeiten. Das Verschweigen der Nahmen, die ja doch in der Annonce genannt werden sollten, im einzelnen vermehrt gewiß das Interesse, nur müssen die Aufsätze interessant seyn. Wegen der Claironischen Geschichte bin ich nun beruhigt und nun bitte ich nichts weiter davon zu sagen. Biß wir sie produciren. / Leben Sie recht wohl. Ich hoffe daß es mir so wohl werden soll das neue Jahr mit Ihnen anzufangen. W. dl. 10 Dec 1794 G
73. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 13. Dezember 1794. Samstag 〈Druck〉
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Ew. Wohlgeb. erhalten hierbey die ins reine gebrachten Monita, Beantwortungen und Resolutionen. Ich bin überzeugt daß wir bey diesem Geschäfte gar bald mit den gewöhnlichen Rechnungs-Formalitäten in Ordnung kommen werden, da die Sache selbst unter Ew. Wohlgeb. Aufsicht so einen glücklichen Fortgang nimmt. Könnten Ew. Wohlgeb. mir auf kurze Zeit Ihre Pappen, worin Sie die verschiedenen in Kupfer gestochnen und ausgemahlten Blumen rangirt, zukommen lassen, so würde mir dadurch eine besondere Gefälligkeit erzeigt werden. Ich würde sie selbst wieder nebst dem Fischotterskelette zurückbringen, wenn ich zu Ende dieses Jahres, wie ich hoffen kann, Sie in Jena besuche. Ich wünsche zu hören daß Sie sich recht wohl befinden. Weimar, den 13. Dec. 1794.
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74. An Friedrich Schiller Weimar, 23. Dezember 1794. Dienstag Die Bogen kehren sogleich zurück. Druck und Papier nehmen sich gut aus, besonders die Prosa. Die Hexameter verlieren durch die bald einzelnen bald doppelten Zeilen den Rythmus fürs Auge. Unsre Erklärung über das Honorar dächte ich versparten wir biß das erste Stück da ist und dann machte man seinen Calcul und seine Bedingungen, denn freylich unsere Feldfrüchte über Hl. Cottas beliebigen Scheffel messen zu lassen möchte in der Continuation nicht dienlich seyn. Hier die zweyte Epistel. Ihre zweyte Hälfte mag die dritte Epistel werden und das / dritte Stück anfangen. Ich will nun auch an die Gespenster Geschichten gehen. Vor Ende des Jahrs bring ich noch manches bey Seite um Sie mit desto freyrem Muthe im neuen begrüßen zu können. Lassen Sie doch die Manuscripte von Cotta zurückkommen, es ist in manchem Betracht gut. Leben Sie recht wohl und grüßen Frau v. Kalb, die diesmal leider nur in der Ferne an mir vorbeygegangen ist. W. dl. 23. Dez. 1794
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Goethe
75. An Friedrich Schiller Weimar, 25. Dezember 1794. Donnerstag Wegen des alten Oberreits schreibe ich Ihnen heute noch ein Wort. Er scheint in großen Nöthen zu seyn, ich habe 20 rh für ihn, die ich Ihnen Sonnabend schicke. Wollten Sie ihm wohl indeß etwas reichen? und überhaupt das Geld bey Sich behalten und ihm nach und nach etwas geben, denn er wird nie mit diesem Werckzeuge umzugehen lernen. Leben Sie recht wohl. Mein drittes Buch ist fertig und alles scheint sich
4 uüber 4 dächte (Umlautstriche durch u-Bogen?)
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so zu legen daß ich mit Heiterkeit Sie nach dem neuen Jahre sehen kann. W. dl. 25 Dec 94. G.
76. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 27.–29. Dezember 1794. Samstag bis Montag W. dl. 27. Dec. 1794. 5
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Am sichersten ists, mein Bester, ich setze mich gleich nach Empfang deines Briefes hin und fange wenigstens an dir zu antworten und sage dir vor allem Danck für deinen Brief, der mich von deiner Gemüthsruhe und von deiner angenehmen Lage überzeugt. Max ist eben bey mir und bleibt die Feyertage hier. Was mich am meisten an ihm freut ist seine unverwandte R i c h t u n g auf sein Metier. Daß er in seinem Curs vielleicht Sprünge oder Umwege mache, giebt mir weniger Sorge, als wenn er heraus und herein hüpfte. Für uns ältere ist es immer schwer junge Leute kennen zu lernen, entweder sie verbergen sich vor uns oder wir beurtheilen sie aus unserm Standpunckt. Ferner muß ich dir sagen daß deine Ahndung dich nicht ganz betrogen hat, denn zu der Zeit als du mich in Hamburg hofftest hatte ich wircklich große Lust dich zu überraschen. / dl 28ten Ob ich nach Ostern kommen kann und werde ist sehr zweifelhaft, denn es giebt dieß Jahr allerley zu thun und ich verlaße mein Haus höchst ungern. Eine Reise zerstreut uns von dem was wir haben und giebt uns selten das was wir brauchen, erregt vielmehr neue Bedürfniße, bringt uns in neue Verhältniße denen wir in einem gewissen Alter nicht mehr gewachsen sind. Indessen will ich dir doch dancken wenn du mich in eine Gegend h i n g l a u b e n kannst, die zu besuchen ich mich immer scheute und die ich jetzt oder niemals sehen müßte.
11 Umgwege 23 neu×ue
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Empfiel mich deiner fürtrefflichen Freundinn und dancke ihr daß sie durch einige Zeilen ihrer Hand mir ihr Daseyn näher gebracht hat; sonst war sie mir schon wie ein Stern der südlichen Hemisphäre, den uns der Horizont auf immer verbirgt. Ich freue mich der guten Tage die dein Exil dir in ihrer Nähe verschafft. Grüße Claudius und wer sich meiner erinnert. Ubrigens bist du recht freundlich daß du dir eine Art von Formel gemacht / hast mit den Menschen von mir zu reden, sie wird hoffentlich von der Art seyn daß du nothdürftig dadurch deine Liebe zu mir entschuldigst und sie werden wahrscheinlich auf ihrem Sinne bleiben und an mir solls nicht fehlen sie von Zeit zu Zeit irre zu machen. Mit Schillern und den Humboldts steh ich recht gut, unser Weg geht für dießmal zusammen und es scheint als ob wir eine ganze Zeit mit einander wandlen würden. Den ersten Band von Wilhelm sollst du bald haben, der zweyte kommt auf Ostern und so fort biß die vier Bände im Publico sind. Wir wollen abwarten was es zu dieser Producktion sagen wird. Wäre Schlosser ein Naturforscher so würde Nicolovius am Ziel seiner Wünsche seyn; denn es ist eine allgemeine Bemerckung daß die Prolification nicht beßer gedeihe und gerathe als zu Zeiten des Erdbebens, eines Bombardements, oder irgend einer Stadt oder Landkalamität und daß die unter solchen Aspeckten erzeugte Kinder an geist und körperlichen Gaben sich den Bastarden ziemlicher maaßen zu nähern pflegen. / dl. 29.ten. Der dir gesagt hat: ich habe meine optischen Studien aufgegeben weiß nichts von mir und kennet mich nicht. Sie gehen immer gleichen Schrittes mit meinen übrigen Arbeiten, und ich bringe nach und nach einen Apparat zusammen, wie er wohl noch nicht beysammen gewesen ist. Die Materie, wie du weißt, ist höchst interessant und die Bearbeitung eine solche Übung des Geistes die mir vielleicht auf keinem andern Wege geworden wäre. Die P h ä n o m e n e zu e r h a s c h e n, sie zu Ve r s u c h e n zu f i x i r e n, die Erfahrungen zu o r d n e n und die
2 hHand 15 Das Den 23 ziemlicher maaß|en|
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Vo r s t e l l u n g s a r t e n darüber k e n n e n z u l e r n e n, bey dem ersten so a u f m e r c k s a m, bey dem zweyten so ge n a u als möglich zu seyn, beym dritten Vo l l s t ä n d i g zu werden und beym vierten v i e l s e i t i g genug zu bleiben, dazu gehört eine Durcharbeitung seines armen Ichs, von deren Möglichkeit ich auch sonst nur keine Idee gehabt habe. Und an Weltkenntniß nimmt man leider bey dieser Gelegenheit auch zu. O! mein Freund wer sind die Gelehrten und was sind sie! / Abends dl. 29. Dec Max will noch schreiben und so werd ich getrieben das vorliegende Blat fortzuschicken. Nun sey noch ein Wort von meinen Sünden an die Kirchen und Küchenmutter Lene gerichtet. Nach der eigentlichen Anti-Heilsordnung muß der Bösewicht alle sieben Kardinal Sünden begehen, um mit Ehren verdammt werden zu können. So ladet Don Juan nach dem er mit Mord und Todtschlag angefangen, mit Nothzucht fortgefahren, mit Wortbrüchigkeit die Laster gesteigert, endlich noch die Statue zum E s s e n ein, damit auch gulositas ausgeübt werde und sein schmähliges Ende desto gerechter accelerirt werden könne. Nun sind wir zwar so ziemlich im Stande, uns, durch eine löbliche Anzahl unerlaubter Handlungen, zum Hollen Candidaten zu qualificiren, allein mit der gulositate will es nicht recht fort, indem wir uns höchstens an einem guten Schöpsenbraten und einer leidlichen Knackwurst versündigen können. Da sagt uns nun der böse Geist: in jenen Gegenden gebe es ein Unmaaß köstlichen geräucherten Rindfleisches, Rinds- Schweinszungen, geräucherte / Aele und andrer Wunderbaren Fische, fremder Käse und ein solches Gedränge von Leckerbissen pp daß wir darnach unglaublich lüstern und folglich zum Verderben völlig reif geworden sind. Unsre Freundinn, die Kirchen und KüchenMutter Lene, wird aus diesen Prämissen ersehen: daß es ihre Pflicht ist, sobald als möglich, durch ihre dienstbaren Geister, uns ein Musterkästchen solcher soliden Reize zu übersenden. Denn da sie, wie wir hoffen, uns, im entscheidenden Augenblick, mit ihren operibus supererogationis zu Hülfe kommen und uns dem Satan aus den Zähnen reisen wird, so erscheint als dann ihr
8 Denc 20 uns zum 31 das
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Verdienst um desto größer und herrlicher je größer die Sündenmasse war, mit welcher uns zu beladen sie uns selbst Gelegenheit gegeben hat. Ferner muß ich, da doch einmal von Sünden die Rede ist, mir auf jeden Fall, wenn ich euch in jener Gegend besuchen sollte, mir die ausdrückliche Erlaubniß ausbitten Clärchen die Cour machen zu dürfen. Ich werde mich / dabey so bescheiden betragen als nur verlangt werden kann, um ihre Approbation und Nachsicht zu verdienen. Aber wie gesagt ein bißchen Neigung muß sie mir erlauben und ein bißchen Aufmercksamkeit für mich haben. Nun lebe wohl. Grüße Lottchen und Nicolovius. Behalte mich lieb.
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G Schreibe mir doch wie und wo Emkendorf liegt, ich find es nicht auf der Carte. Ich liebe mir dergleichen zu wissen.
77. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg Weimar, 30. Dezember 1794. Dienstag 〈Konzept〉 Sie haben mir, bester Fürst, einen lebhaften Beweiß Ihrer theilnehmenden Freundschaft durch die Ubersendung des Anzeiger blattes gegeben. So überzeugt ich schon seit einiger Zeit von der Möglichkeit dieser Erfindung war, so hoffte ich doch nicht die Wircklichkeit derselben sobald vor Augen zu sehen. Ich werde sogleich die interessanten Versuche wiederhohlen und die Belehrung in einem mir so wichtigen Punckte Ihnen vor allen verdancken. Könnten Sie mir noch die neuste Dioptrick oder dioptrische Schrifft verschaffen, in welcher der Satz: daß z w e y combinirte verschiedene Media die Farbenloßigkeit nie ganz vollkommen bewircken können, über allen Zweifel erhoben wird, so würden sie mir eine große Wohlthat erzeigen. Denn / die Clairautischen und boskowitschischen Einwendungen sind aus der Theorie genommen und ihr Argument ist: die
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Neutonische Theorie ist r i c h t i g und also war die Dollondische Erfindung u n m ö g l i c h. Man könnte aber mit eben dem Rechte sagen: die Dollodle Erfindung ist w i r c k l i c h und also ist die Neutonische Theorie u n r i c h t i g. Ich hoffe aber die neusten Versuche, die mir unbekannt sind, geben die genausten Erfahrungen darüber an. Leben Sie recht wohl. Nehmen Sie noch tausendfachen Danck für Ihr Andencken und treten fröhlich ins neue Jahr. Ehstens erhalten Sie ein neues Opusculum, das Sie in frührer Gestalt schon kannten, das ich voraus in seiner wiedergebohrnen Gestalt empfehle. W. dl. 30 Dec. 1794. Goethe
78. An Rijklof Michaël van Goens Weimar, 31. Dezember 1794. Mittwoch Monsieur 15
en Vous remerciant bien vivement de la bague interessante dont Vous aves voulu orner ma petite collection je hazarde une conjecture sur l’inscription l’interieure, dont voici les chiffres. 123
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13 12 14 15.
+ ANA + NISABTA + N + I + R + I + Je crois trouver dans cette ligne une anagramme que j’ai taché de dechiffrer par les nombres marqués. On le liroit donc de la maniere suivante 1 2 3
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610 89 54 711
4 5 6 7 8 91011 12 13
14 15.
+ ANA + B A B T I S T A + I + N + R + I + ce seroit donc un crypto anabaptiste qui auroit porté cette bague et qui se seroit confessé par elle anabaptiste et chretien.
3 Dollodl|e| 5 aber ndie 10 ×wiedergebohrnen 22 marquées 22 oOn
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On pourroit objecter a cette anagramme que l’ N reste superflu et que le B a la sixieme place devroit etre un P. Mais peutetre l’ N est l’initiale du nom du possesseur et pour le B au lieu du P il se trouveroit bien d’exemples sur d’autres inscriptions. / Pour ne pas paroitre, Monsieur, a Vos yeux tout afait H a r d o u i n je n’ose pas toucher a l’inscription exterieure. Mais peut etre trouveroit on parmi les symboles des anabaptistes un verset de la bible dont ces lettres seroit les initiales. La bague a eté portée fort longtemps, soit par par un seul, soit par plusieurs possesseurs, les lettres exterieures, qui paroissent avoir eu au commencement la meme profondeur des interieures, etant tres effacees. Ce seroit a un Zadig moderne de compter les annees. Je me tais sur quelques autres reflexions qui se presentent a l’aspect de cette relique interessante, que je garde avec plaisir et que je porterai en Votre souvenir sans etre anabaptiste ni trop chretien. Monseigneur le Duc souhaite de Vous voir bientot ici. Pour moi, je me haterai, si des circonstances pourroit differer Votre tour a Weimar / de faire a Erfort Votre connoissance si longtems desirée. Car si je ne me trompe fort je trouverai en Vous la connoissance de plusieures de mes connoissances et l’ami de mes meilleurs amis. J’ai l’honneur de me souscrire
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Monsieur
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Votres tres humble et tres obeissant Serviteur
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Goethe
2 lI|’|initiale 4 d|’|exemples 7 an|a|baptistes 15 vVotre
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Abb. 9: Goethe an Rijklof Michaël van Goens, 31. Dezember 1794 (Nr 78), S. 1
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Abb. 10: Goethe an Rijklof Michaël van Goens, 31. Dezember 1794 (Nr 78), S. 2
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Abb. 11: Goethe an Rijklof Michaël van Goens, 31. Dezember 1794 (Nr 78), S. 3
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79. An Friedrich Schiller Weimar, 3. Januar 1795. Samstag Viel Glück zum neuen Jahre. Lassen Sie uns dieses zubringen, wie wir das vorige geendigt haben, mit wechselseitiger Theilnahme an dem was wir lieben und treiben. Wenn sich die gleichgesinnten nicht anfassen was soll aus der Gesellschaft und der Geselligkeit werden. Ich freue mich in der Hoffnung daß Einwirckung und Vertrauen sich zwischen uns immer vermehren werden. Hier der erste Band des Romans. Das zweyte Exemplar für Humboldts. Möge das zweyte Buch Ihnen wie das erste Freude machen. Das dritte bringe ich im Manuscript mit. Die Gespenstergeschichten dencke ich zur rechten Zeit zu liefern. Auf Ihre Arbeit bin ich voller Verlangen. Meyer grüßt. Wir kommen wahrscheinl. Sontags dl. 11ten. In der Zwischenzeit hören Sie noch von mir. Leben Sie recht wohl. W. dl. 3 Jan 1795. G
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80. An Friedrich Schiller Weimar, 7. Januar 1795. Freitag Hier erscheint auch das dritte Buch, dem ich eine gute Aufnahme wünsche. Sonnabends erhalten Sie meine Mährchen für die Horen, ich wünsche daß ich meines großen Vorfahren in Beschreibung der Ahndungen und Visionen nicht ganz unwürdig möge geblieben seyn. Sonntag Nachmittage sehe ich Sie. Abends habe ich mich mit Hofr. Loder in den Clubb engagirt. Meyer kommt mit und grüßt Sie bestens. Ich freue mich sehr auf Ihre neue Arbeit und habe mir schon manchmal gedacht welchen Weg Sie wohl möchten genommen haben?, werde mirs aber wohl nicht erdencken.
2 ×mit
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Leben Sie recht wohl und empfehlen mich den Ihrigen. Jan. 1795.
W. dl. 7 G
81. An Christian Gottlob Voigt? Weimar, 7. Januar 1795. Freitag
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Da ich zu Ende dieser Woche auf einige Zeit nach Jena gehe, wünschte ich Sie vorher noch über einige Angelegenheiten zu sprechen. Wollten Sie mir die Zeit anzeigen wenn es Ihnen am gelegensten wäre? und ob es mit Ihrer mehreren Bequemlichkeit bey mir oder bey Ihnen geschehen könnte? W. dl 7. Jan. 1795. Goethe
82. An Friedrich Schiller Weimar, 10. Januar 1795. Samstag 10
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Dem Vorsatze Sie Morgen zu sehen und einige Zeit in Ihrer Nähe zu bleiben hat sich nichts entgegen gestellt, ich wünsche Sie wohl und munter anzutreffen. Beykommendes Manuscript habe ich nach der Abschrift nicht wieder durchsehen können. Es sollte mir lieb seyn wenn Ihnen meine Bemühung mit dem großen Hennings zu wetteifern nicht mißfiele. Leben Sie recht wohl und grüßen Frau und Freunde W. dl. 10 Jan. 1795. G.
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83. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 12. Januar 1795. Montag Geben Sie mir doch, mein bester, wieder ein Lebenszeichen, wenn Sie nach Deutschland zurück gekehrt sind. Möge Ihnen beykommendes einiges Vergnügen machen. W. dl. 12 Jan 1795. Goethe
84. An Christian Gottlob Voigt Jena, 16. Januar 1795. Freitag 〈Druck〉 Viel Danck, daß Sie mir Nachricht von Ihrem Befinden und Ihren Arbeiten geben wollen. Das Kalbische oder vielmehr act. K. Scriptum werde mit Vergnügen lesen und gewiß mit meinen Meynungen und Gesinnungen übereinstimmend finden. Fichten habe ich noch nicht gesehen, die Commissions Geschäfte sind wenigstens richtig abgelaufen. Die Disposition der Stutirenden scheint sich überhaupt nach Ruhe zu neigen. Unsre H. Ilmenauer sind wieder voreilig. Man muß sie wohl gehe lassen, doch dächt .... Ohngeachtet der Kälte geht es mir hier ganz wohl. Da man doch einmal nicht in seiner Mutter Leib zurückkehren kann, so ist es wenigstens manchmal vergnügend in den Uterus der Alma Mater sich wieder zurück zu begeben. Selbst die Kälte fühle ich weniger da ich täglich mehr mal ausgehen muß. Freytags den 23 ten hoffe ich Sie in unsrer Societät zu sehen, wahrscheinlich bringe ich etwas interessantes Akademisches mit. Leben Sie recht wohl, gedencken Sie mein und empfehlen mich geG. legentlich Serenissimo zu Gnaden. Jen. d. 16 Jan.
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Für die übersendeten Exemplare Horen dancke ich, sie nehmen sich noch ganz artig aus. Eins der kleinen Exemplare hab ich in Ihrem Nahmen dem Herzog überreicht und wünschte daß Sie ihm bey dieser Gelegenheit ein Wort schrieben. Ich zweifle nicht daß das Journal gut gehen wird. Mein drittes Buch ist fort, ich habe es nochmals durchgesehen und Ihre Bemerckungen dabey vor Augen gehabt. Diese Woche vergeht unter anhaltender Theater quaal, dann soll es wieder frisch an die vorgesetzten Arbeiten gehen. Ich wünsche Gesundheit und Lust zu den Ihrigen. Meyer grüßt. Nehmen Sie wiederhohlten Danck für alles Gute das Sie uns in Jena gegönnt. W. dl. 27 Jan. 1795. G Noch etwas: da ich wünschte daß der Aufsatz des Hl. v Humbold, wie alle andern, im Zweifel wegen des Verfassers ließe; so wäre vielleicht gut das Citat wo der Bruder angeführt ist wegzulassen, besonders da es fast das einzige ist und Muthmaßungen erregen und bestärcken könnte. Zwar weiß ich wohl daß wir sehr offenbar Versteckens spielen, doch halte ich es für sehr ersprieslich: daß der Leser wenigstens erst urtheilen muß eh er erfährt wer sein Autor sey. / Bitte um das Packet an Jakobi das ich sogleich absenden werde. G
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86. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 2. Februar 1795. Montag Welches Gefühl von Unglauben oder Aberglauben mich abgehalten dir ein Exemplar des Romans zu schicken, Warum ich es erst jetzt thue auf Maxens Erinnerung und auf Schillers Veranlaßung? weiß ich nicht zu sagen. Hier kommt er, mit den Horen. Mögen sie beyde zur guten Stunde anlangen. Mit Max habe ich fast 14 Tage in Jena mein anatomisches Wesen erneuert. Er kam morgens sieben Uhr vor mein Bette, ich dicktirte ihm bis achte und in den letzten Tagen nahmen wir um 10 die Materie wieder vor, wobey sich auch Humbold einfand, und ich habe in der Zeit meine Ideen fast alle aphoristisch von mir gegeben, und werde wahrschl noch dieses Jahr ans Ausarbeiten gehen. Max wird uns immer werther, und wir bedauern das er uns Ostern verlassen will. Kann ich mit ihm dich besuchen, so wird mirs die größte Freude seyn. Biß jetzt sehe ich kein Hinderniß als die Autorschaft, die freylich / dieß Jahr sehr lebhaft gehen muß, wenn ich alles wegarbeiten will, was mich schon lange lastet und was mich hindern könnte nochmals eine italiänische Reise zu unternehmen. Daß dir Rein. nicht behagt giebt mich nicht Wunder, er konnte nie aus sich herausgehen und mußte um etwas zu seyn sich in einem sehr engen Kreise halten. Ein Gespräch war nicht mit ihm zu führen, ich habe nie etwas durch ihn, oder von ihm lernen können. Dagegen ist Fichte, obgleich auch ein wunderlicherlicher Kauz, ein ganz andrer Mensch für Gespräch und Mittheilung. Er hat bey einem sehr rigiden Sinne, doch viel Behendigkeit des Geistes und mag sich gern in alles einlassen. Leider geht er auch nur meist mit jungen Leuten um, die zu sehr unter ihm sind, daher entsprang auch Reinh. Unglück. / Mit Schiller und Humbold setze ich ein ganz vergnügliches Leben fort, die Kreise unsers Denckens und Wirckens laufen in einander und wir begegnen uns oft. Mein häusliches Wesen dreht sich auch still auf seiner Axe und so bleibt mir nichts zu wünschen übrig. Grüße Clärchen und die Tanten. Laß mich unter den deinigen fortleben und lebe recht wohl. W. dl. 2 Febr. 1795. 20 halte|n| 24 bBehendigkeit
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Laß doch Schillern nicht zu lange auf einen Aufsatz von dir warten. Nur durch Manigfaltigkeit können uns die S t u n d e n ergötzen. G
87. An Friedrich Schiller Weimar, 11. Februar 1795. Mittwoch
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Wie sehr wünsche ich daß Sie mein viertes Buch bey guter Gesundheit und Stimmung antreffen und Sie einige Stunden unterhalten möge. Darf ich bitten anzustreichen was Ihnen bedencklich vorkommt. Hl. v. Humbold und den Damen empfehle ich gleichfalls meinen Helden und seine Gesellschaft. Komme ich Sonnabend nicht, wie ich doch hoffen kann, so hören Sie mehr von mir. Meyer grüßt vielmals. W. dl. 11. Febr 1795. G.
88. An Friedrich Schiller Weimar, 18. Februar 1795. Mittwoch
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Sie sagten mir neulich daß Sie bald zu uns herüber zu kommen gedächten. Ob nun schon, wie ich fürchte, das abermals eingefallne kalte Wetter sie abhalten wird, so wollte ich doch auf jeden Fall einen Vorschlag thun. Sie könnten beyde bey mir einkehren, oder wenn auch das Frauchen sich lieber wo anders einquartierte, so wünschte ich doch daß Sie wieder das alte Quartier bezögen. Machen Sie es ganz nach Ihrem Sinne, Sie sind mir beyde herzlich willkommen. Durch den guten Muth, den mir die neuliche Unterredung eingeflößt, belebt, habe ich schon das Schema zum 5ten und 6ten Buche ausgearbeitet. Wie viel vortheilhafter ist es sich in andern als in sich selbst zu bespiegeln. Kennen Sie die Kantischen Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen von 1771? Es wäre eine recht artige Schrift / wenn die Worte s c h ö n und e r h a b e n auf dem Titel gar nicht stün24 1791. 1771
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den und im Büchelchen selbst seltner vorkämen. Es ist voll allerliebster Bemerckungen über die Menschen und man sieht seine Grundsätze schon keimen. Gewiß kennen Sie es schon. Ist denn von dem abwesenden Hl. v. Humbold noch keine Nachricht eingegangen? Empfehlen Sie mich in Ihrem Kreise und fahren Sie fort mich durch Ihre Liebe und Ihr Vertrauen zu erquicken und zu erheben. W. dl. 18 Febr. 1795. G
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89. An Johann Isaak Gerning Weimar, 21. Februar 1795. Samstag Hierbey ein Brief von Unger, ein andrer von Cobres an mich. Letzterem schreiben Sie ja wohl selbst. Wenn der Wein ankommt werde ich es anzeigen. Leben Sie recht wohl und fleißig W. dl. 21 Febr 95. G
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90. An Friedrich Schiller Weimar, 21. Februar 1795. Samstag Wie sehr freue ich mich daß Sie in Jena bleiben mögen und daß Ihr Vaterland Sie nicht hat wieder anziehen können. Ich hoffe wir wollen noch manches zusammen treiben und ausarbeiten. Ich bitte um das Manuscript des vierten Buches und werde die Synonymen balde zurückschicken. So wird ja der Stundentanz immer reger werden. Leben Sie recht wohl. Nächstens mehr. W. dl. 21 Febr 95. G
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91. An Friedrich Schiller Weimar, 25. Februar 1795. Mittwoch
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Ihre gütige kritische Sorgfalt für mein Werck hat mir auf neue Lust und Muth gemacht das vierte Buch nochmals durchzugehen. Ihre Obelos habe ich wohl verstanden und die Wincke benutzt, auch den übrigen desideriis hoffe ich abhelfen zu können und bey dieser Gelegenheit noch manches Gute im Ganzen zu wircken. Da ich aber gleich daran gehen muß; so werden Sie mich vom dritten Stück entschuldigen, dagegen soll der Procurator, in völliger Zierlichkeit, zum vierten aufwarten. Die Synonymen die hier zurückkommen haben sehr meinen Beyfall, die Ausarbeitung ist sehr geistreich und an manchen Stellen überraschend artig. Der Eingang dagegen scheint mir weniger l e s b a r, obgleich gut gedacht und zweckmäßig. Des Verfassers Grille nicht unter der Academie stehen zu wollen ist nun mit Bericht herüber gekommen. Die Acad. verlangt Satisfaction weil er den Prorecktor u n v e r s c h ä m t gescholten hat u. s. w. – Da Sie Sich seiner annehmen; so sagen Sie mir nur: was / man einigermassen plausibles für ihn anführen kann. Denn ein Forum privilegiatum gegen ein gemeines zu vertauschen ist doch gar zu transcendent. Der Stadtrath kann ihn nicht einmal aufnehmen ohne daß er sich den gewöhnlichen Conditionen unterwirft. Man kann von ihm Beweiß verlangen: daß er 200 rh einbringt, er muß Bürger werden und was des Zeugs mehr ist. Wäre es möglich ihn zu disponiren daß er mit der Academie Friede machte, so ließ sich durch Voigt der jetzt Prorecktor ist wohl alles in Güte abthun. Ich hoffe Sie bald wieder und wär es nur auf einige Stunden zu besuchen. Lassen Sie mich auch abwesend nicht ferne seyn. Kornern versichern Sie daß mich seine Theilnahme unendlich freut. Die Romanze dencke ich bald auf dem Theater zu hören. Leben Sie recht wohl. W. dl. 25 Febr 95. G
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92. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 27. Februar 1795. Freitag Vor einigen Wochen traf ein Kasten glücklich bey mir ein, dessen Inhalt von dem wohlnährenden Zustande jener Gegend in der du dich befindest das beste Zeugniß ablegte und mein Haus auf einige Zeit zum pais de Cocagne machte. Maxens Fleis hat ihn abgehalten sogleich mit von diesen Wohlthaten zu genießen, heute Abend wird er zum erstenmal vor der Redoute sich daran mit uns erlaben. Schon das beygelegte Verzeichniß des fürtrefflichen Spediteurs ist ein Gastmal an sich, und da er so klug war weder etwas moralisches noch ästethisches mit beyzupacken; so ist unsre reine Sinnlichkeit im ungestörtem harmonischen Genuß der unvergleichlichen Gaben. Maxens Abreise auf Ostern thut mir leid, ich darf sagen: weh. Wir sind beyde nicht zu schnellen Freundschaften / geneigt und wir fingen eben erst an einander etwas zu werden. Zu den freundschaftlichen, Herz und Geist erhebenden, Geburtstagsfeyern wünsche ich dir Glück und dancke dir daß du mich mit dem Detail bekannt machen wolltest. Grüße deine Freunde und die deinigen von mir und dancke dem lieben Clärchen für die Abschrift. Auf Ostern wird der zweyte Band des Romans seine Aufwartung machen. Jeder Antheil freut mich, er äussre sich in Lob oder Tadel. Vielleicht erheitern sich die Stirnen der Damen nach und nach. Den Hl. Grafen bitte ich: auch in der Folge mir beyzustehen. I c h darf nicht mehr rückwärts sehen. Es bleibt mir noch eine wunderliche Bahn zu durchlaufen. Wenn ich mit allem was ich mir auf dieses Jahr vorgesetzt durchkomme; will ich / ein fröhliches Neujahr feyern. Biß jetzt ist es gut und zweckmäßig gegangen. Auf dem Wege zu dir sehe ich mich noch nicht. Wir wollen auch das den Stunden überlassen. Schillern wird viel Freude machen daß du ihm beyfällst und daß etwas von dir zu hoffen ist. Sende ja bald und lebe recht wohl. W. dl. 27 Febr. 95. G.
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Zur Nachschrift muß nicht vergessen werden, daß das französche Gedicht so artig und zierlich mir erscheint als man was machen kann.
93. An Friedrich Schiller Weimar, 28. Februar 1795. Samstag
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Hierbey die vergessnen Synonymen. Ich laß ein Stückchen davon in meiner gestrigen Gesellschaft vor, ohne zu sagen woher es komme noch wohin es gehe. Man gab ihm vielen Beyfall. Uberhaupt wird es nicht übel seyn wenn ich manchmal etwas von unsern Manuscripten voraus lese. Es sind doch immer wieder ein duzzend Menschen die dem Produckt dadurch geneigter und aufs nächste Stück aufmercksam werden. Die Weißh. Sache will ich aufhalten biß ich von Ihnen Nachricht einer amicalen Beendigung habe. Zu der glücklichen Annährung an Ihren Zweck geb ich meinen Segen. Wir können nichts thun als den Holzstos erbauen und recht trocknen, er fängt als dann Feuer zur rechten Zeit / und wir verwundern uns selbst darüber. Hierbey auch ein Brief von Jakobi. Sie werden sehen daß es ihm ganz gut geht. Sein Antheil an Ihren Briefen ist mir sehr lieb. Sein Urtheil über meinen ersten Band sey Ihnen zur Revision übergeben. Leben Sie recht wohl, ich sehe Sie bald möglichst. W. dl. 28 Febr 95 G
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94. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 11. März 1795. Mittwoch Deinen Brief vom 1sten März den ich gestern erhielt kann ich nicht nach Wunsch beantworten. Vor einigen Tagen sprach ich die Angelegenheit mit Max weitläufig durch und da ergab sich denn daß ich zu Hause bleiben müsse. Ich will dir keine Ursachen sagen, denn wenn man sich in solchem Falle nicht rasch entschließt; so findet man Ursachen genug um in seinem Zustande zu verharren. Verzeih mir also wenn Max allein kommt. Er wird wohl über die Zeit selbst schreiben. Ich bin sehr gesammelt und fleißig und fürchte mich vor der hundertfachen Zerstreuung der Reise. Gieb dir doch gelegentlich einmal die Mühe mir deutlich zu machen: worin du von unsern neuen Philosophen differirst? und wo der Punckt ist auf dem ihr euch scheidet und setze mich in den Stand in deinem Nahmen mit ihnen zu streiten. Lebe wohl behalte mich lieb und grüße die Deinen. W. dl. 11 März 1795 G
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95. An Friedrich Schiller Weimar, 11. März 1795. Mittwoch Ohngeachtet einer lebhaften Sehnsucht Sie wiederzusehen und zu sprechen konnte ich diese Woche doch nicht vom Platze kommen. Einige Schauspieler die ich in Gastrollen beurtheilen wollte, das üble Wetter und ein Rhumatism, den ich mir durch Verkältung zugezogen hatte, haben mich stufenweise gehindert und noch seh ich nicht wann und wie ich abkommen werde. Lassen Sie mich indessen sagen daß ich fleißig war, daß der größte Theil des vierten Buchs abgegangen ist und daß der Procurator
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auch durchgearbeitet ist. Ich wünsche daß die Art wie ich die Geschichte gefaßt und ausgeführt Ihnen nicht mißfallen möge. Wenn mein Roman in seinen bestimmten Epochen erscheinen kann will ich zufrieden seyn, an eine Beschleunigung ist nicht zu dencken. An den Horen den Theil zu nehmen den Sie wünschen wird mich nichts / abhalten. Wenn ich Zeit und Stunde zusammennehme und abtheile: so kann ich dies Jahr vieles bey Seite bringen. Vom zweyten Stücke der Horen habe noch nichts gehört, das erste spuckt aber schon genug in Deutschland. Meyer danckt für die Redacktion seiner Ideen, es ist nur weniges was anders gestellt seyn könnte, doch das wird uns niemand herausfinden. Er arbeitet jetzt an einer Darstellung Perugins, Bellins und Mantegnas. Aus der Beylage sehen Sie welche Monatsschriften künftig in unser Haus kommen. Ich lasse die Inhalts tafel jedes Stücks abschreiben und füge eine kleine Recension dazu. Wenn wirs nur einmal ein halb Jahr haben, so können wir unsre Collegen schon übersehen. Wenn wir uns streng und manigfaltig erhalten, so stehen wir bald oben an, denn alle übrigen Journale tragen mehr / Ballast als Waare; und da uns daran gelegen ist unsre Arbeit zu weiterer eigner Ausbildung zu benutzen; so kann nur gutes dadurch entstehen und gewirckt werden. Für die übersendeten Horen Exempl. dancke ich vielmals. Die zweyte Sendung ist mit der ersten übereinstimmend. Vier auf Schreibund ebensoviel Postpapier. Jakobi entschuldigt sich daß er noch nichts geschickt hat. Ich wünsche daß gutes Wetter mir einen schnellen Ritt zu Ihnen erlauben möge, denn ich verlange sehr nach einer Unterredung und nach Ihren bisherigen Arbeiten. Empfehlen Sie mich den Ihrigen. W. dl. 11 März 1795. G
1 auch, der ersten Anlage nach, durchgearbeitet (Kommata nicht gestr.) 4 nich×t 12 der einer
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96. An Friedrich Schiller Weimar, 18. März 1795. Mittwoch Vorige Woche bin ich von einem sonderbaren Instinckte befallen worden, der glücklicherweise noch fortdauert. Ich bekam Lust das religiose Buch meines Romans auszuarbeiten und da das Ganze auf den edelsten Täuschungen und auf der zartesten Verwechslung des subjecktiven und objecktiven beruht; so gehörte mehr Stimmung und Sammlung dazu als vielleicht zu einem andern Theile. Und doch wäre, wie Sie seiner Zeit sehen werden, eine solche Darstellung unmöglich gewesen wenn ich nicht früher die Studien nach der Natur dazu gesammelt hätte. Durch dieses Buch das ich vor Palmarum zu endigen dencke bin ich ganz unvermuthet in meiner Arbeit sehr gefördert, indem es vor und rückwärts weißt und indem es begränzt zugleich leitet und führt. Der Prokurator ist auch geschrieben und darf nur durchgesehen werden. / Sie können ihn also zur rechten Zeit haben. Ich hoffe es soll mich nichts abhalten Palmarum zu Ihnen zu kommen und einige Wochen bey Ihnen zu bleiben, da wollen wir uns einmal wieder etwas zu Gute thun. Mich verlangt nach Ihren letzten Arbeiten, Ihre ersten haben wir gedruckt mit Vergnügen wiedergelesen. Im Weimarischen Publico rumoren die Horen gewaltig, mir ist aber weder ein reines pro noch contra vorgekommen, man ist eigentlich nur d a h i n t e r h e r, man reißt sich die Stücke aus den Händen, und mehr wollen wir nicht für den Anfang. Hl. v. Humbold wird recht fleißig gewesen seyn, ich hoffe auch mit ihm mich über anatomica wieder zu unterhalten. Ich habe ihm einige, zwar sehr natürliche, doch interessante Präparate zurecht gelegt. Grüßen Sie ihn herzlich und die Damen. Der Procurator ist vor der Thüre. Leben Sie wohl und lieben mich, es ist nicht einseitig. W. dl. 18 März 1795 G.
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97. An Friedrich Schiller Weimar, 19. März 1795. Donnerstag
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Dem Procurator, der hier erscheint, wünsche ich gute Aufnahme. Haben Sie die Güte mir ihn bald zurückzuschicken, weil ich ihn des Styls wegen gern noch einigemal durchgehen möchte. Ich arbeite alles weg was mich hindern könnte mich bald in Ihrer Nähe zu freuen und zu erbauen. W. dl. 19 März 1795. G
98. An Friedrich Schiller Weimar, 21. März 1795. Samstag
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Das Manuscript schicke ich morgen Abend mit der reitenden Post an Sie ab. Montags geht der Schluß des vierten Buches an Unger. Nächste Woche hoffe ich alles was mir noch obliegt abzuthun und recht frey zu Ihnen zu kommen. Zur Eroberung von Antw. wünsche ich Glück, sie wird in den Horen guten Effeckt machen. Empfehlen Sie mich Ihren nächsten. Meyer grüßt, er ist auf alle Weise fleißig. Ich wünsche Ihnen die beste Wirckung des langsam eintretenden Frühjahrs und hoffe daß wir biß zur Jahresfeyer unsrer Bekanntschaft noch manches zusammen werden gearbeitet haben. W. dl. 21 März 1795. G
99. An Christiane Vulpius 〈Jena〉, 3. 〈April〉 1795. Freitag
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Es geht mir, mein liebes Kind, hier recht gut, ich bin fleißig und mache meine Sachen weg. Beym schönen Wetter gehe ich spazieren, beym unfreundlichen bleibe ich zu Hause. Der Biskuit Kuchen wird Sonn-
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abends anlangen und ich wünsche daß du ihn vergnügt verzehren mögest. Ich habe dich recht lieb und werde dir etwas mitbringen. Grüße den Kleinen. Wenn ich länger aussenbleibe; so komm einmal herüber und bring ihn mit. Lebe recht wohl. Freytag dl. 3 März 1795 G
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Schicke mir doch sechs Bouteillen Wein und eine gute Salvelatwurst, denn was das Essen betrifft lebe ich schlecht und theuer.
100. An Christiane Vulpius Jena, 9. April 1795. Donnerstag Da ich an Geh. R. Voigt einen Boten schicke so muß ich dir sagen: daß es mir wohl geht und daß ich beym übeln und schönen Wetter spaziere und arbeite. Was machst denn du und der Kleine? Wie ist euer Osterfest abgelaufen? Ich bleibe noch einige Zeit hier, Wenn du einmal auf einige Tage herüber kommen willst; so soll es mir lieb seyn. Dem Kleinen wird es viel Freude machen. Besser wäre es ihr wartetet noch eine Woche weil es alsdann schon grüner und anmuthiger ist. Lebe recht wohl und liebe mich. Die Schokolade fangt an zu fehlen. Schicke mir doch welche auch Sonnabend wieder Wein. Jena dl. 9 Apr 1795 Goethe
5 Freytdag 9 Inliegendes sende ⎡durch den Boten selbst⎤ gleich an Gehrath Voigt. Da 9 doch ⎡an Geh. R. Voigt⎤
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101. An Christian Gottlob Voigt Jena, 10. April 1795. Freitag
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Es ist mir eingefallen: ob Sie nicht Bertuch und Osann, wenn der Baumeister, wie wahrscheinlich, noch nicht weg ist, von der Sache etwas sagten, oder, wenn er weg wäre, notificatorie. Da wir mit unserm Schmelzwesen noch so sehr im Dunckeln sind, so kann es der Gewerckschaft angenehm seyn, wenn wir, ohne ihre Kosten, Versuche i〈n〉 ähnlichen Arbeiten anstellen lassen Sie haben also das a b s o l u t e I c h in großer Verlegenheit gesehen und freylich ist es von den Nicht Ichs, die man doch g e s e t z t hat, sehr unhöflich durch die Scheiben zu f l i e g e n. Es geht ihm aber wie dem Schöpfer und Erhalter aller Dinge der, wie uns die Theologen sagen, auch mit seinen Creaturen nicht fertig werden kann. Ich wünsche recht wohl zu leben. Jena dl. 10. Apr. 1795. G.
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Hiermit, mein Liebchen, schicke ich dir fünf leere Bouteillen und sogar die Stöpsel dazu, damit du siehst daß ich ein gut Beyspiel in der Haushaltung nachzuahmen weiß. Es freut mich wenn ihr euch lustig gemacht habt, ich dachte schon das Wetter hätte euch den Spas verdorben. Sonntag Abends kommt Meyer hinüber und bleibt die Nacht. Er wird dich an den Mangold erinnern. Das Säckchen liegt in meiner Bibliotheck und du wirst wohl thun wenn du ihn bald in die Erde schaffst. Richte dich ein wenn du herüber kommst daß du einige Tage bleiben kannst.
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Grüße mir das Bübchen. Ich wünsche zu hören daß deine Ubel leidlich sind, wenn sie nicht sich bald gar entfernen. Lebe recht wohl Jena dl. 10 Apr 1795. G
103. An Friedrich von Stein Jena, 24. April 1795. Freitag 〈Druck〉 J e n a , den 24. April 1795. Mit wahrer Freude vernehme ich, daß Du wieder nach Hause gekommen bist, und hoffe Dich bald zu sehen und mich mit Dir über Deine Reise zu unterhalten. Deine Erklärung wegen des schlesischen Aufenthalts werde ich an Durchlaucht den Herzog gelangen lassen. Ich wünsche, daß er sie billig finde und Dir seine gnädigen Gesinnungen continuire. Behalte mich lieb, und erfreue Dich des hellen geraden Weges, auf dem Du wandelst.
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104. An Friedrich von Stein Jena, 27. April 1795. Montag 〈Druck〉 J e n a , den 27. April 1795. Hier schicke ich Dir, mein Lieber, Durchlaucht des Herzogs Brief. Da er blos zu Deiner Beruhigung dienen soll, so laß ihn Niemand sehen und gieb mir ihn gelegentlich wieder. Ich freue mich, daß auch diese neue Aussicht zu Deiner Zufriedenheit eröffnet wird. Ich wünsche Dich bald zu sehen und von Dir zu vernehmen, in welcher Epoche sich Dein ganzes Wesen, und auf welcher Stufe sich Deine Kenntniß befindet, nach welcher Seite Du Dein Wissen zu erweitern und wohin Du
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eigentlich Deine Thätigkeit zu richten Lust hast. Es soll mich freuen, Dir dabei auf irgend eine Weise nützlich zu seyn. Lebe wohl, und behalte mich lieb. G.
105. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 2. oder 3. Mai 1795. Samstag oder Sonntag〉 5
Ich dächte man gäbe dem Grobian sein Papier wieder, ich weiß nicht einmal wo es ist. Wahrscheinl hat es der Bauverwalter G
106. An Friedrich Schiller Weimar, 3. Mai 1795. Sonntag
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Gestern konnte ich mich, ohngeachtet einiger sehr leeren Stunden, nicht überwinden nochmals zu Ihnen zu gehen und förmlich Abschied zu nehmen, ich verließ Jena sehr ungern und dancke Ihnen nochmals herzlich für Ihre Theilnehmung und Mittheilung. Hier vor allen Dingen die Elegien, die ich mir bald möglichst zurück erbitte, sie sollen dann, auf die gehörige Seitenzahl eingetheilt, abgeschrieben erscheinen. Für den Kalender habe ich einiges, besonders für die Hl. X. Y. Z. gefunden, das nächstens mit dem übrigen folgt. Erinnern Sie mich manchmal an die Desiderata, damit mein guter Wille zur That werde. Leben Sie recht wohl und grüßen die Ihrigen und die Freunde. W. dl. 3 May 95. G
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107. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, kurz vor dem 11. Mai 1795. Montag〉 Nachverzeichnete Bücher bitte gefallig für mich erstehen zu lassen: p. 342. No. 86. Vite de Pittori pp. di Bellori. 89 – 90. Felsina pittrice da Malvasia 92. Vita di Michelangelo per Condivi. 94. Vita di Benv. Cellini.
4 biß 6 rh 6 – 8 rh 2 – 3 rh 4 – 6 rh
Es ist zwar keineswegs wahrscheinlich daß die obenstehenden Bücher auf die angesetzten Preise hinaufgetrieben werden, doch ist mir soviel an ihnen gelegen, daß allenfalls was bey einem erspaart wird dem andern zugelegt werden könnte. No. 92. interessirt mich am wenigsten. G.
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108. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, kurz vor dem 14. Mai 1795. Mittwoch〉 Für die gefällige Besorgung der Bücher Comm. dancke recht sehr. Hierbey zwey Stück Horen. Das vierte folgt. Eine Registratur wegen Moriz setze auf. Sollte ich nicht gestern mit dem Briefe des Bergraths Ew Hochw das Vollmachts Conzept wieder zurück gegeben haben. Ich habe meine Garderobe und mein Zimmer umgekehrt und kann sie nicht finden. Da meine Mutter pressirt; bin ich in Verlegenheit Sie nochmals um diese Gefälligkeit zu bitten. Ich begreife nicht wo es hin seyn kann, da ich den Anzeiger und was ich sonst in der Tasche hatte alles gefunden habe.
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Steinerts Baubericht, Schmidts Votum und ein Bericht Concept ad Sereniss von uns liegt bey mir. Ich will vorher nochmals den Baumster vornehmen. Es sieht sonst so unförml. aus. G
109. An Friedrich Schiller Weimar, 12. und 14. Mai 1795. Dienstag und Donnerstag 5
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Weimar, den 12. May 1795. Die Sendung der Elegieen hat mich in elegischen Umständen nach dem gewöhnlichen Sinne, das heißt in erbärmlichen angetroffen. Nach dem guten Leben in Jena, wo ich nebst so mancher Seelenspeise auch der warmen freyen Luft genoß, hat mich hier die kalte Witterung sehr unfreundlich empfangen und einige Stunden, in denen ich dem Zug ausgesetzt war, brachten mir ein Flußfieber zuwege, das mir die rechte Hälfte des Kopfs sehr schmerzlich angrif und zugleich die linke unbrauchbar machte. Nun bin ich so weit wieder hergestellt, daß ich ohne Schmerzen ziemlich zufrieden in meiner Stube an die rückständigen Arbeiten gehen kann. Mit den Elegieen wird nicht viel zu thun seyn, als daß man die 2te und die 16te wegläßt: denn ihr zerstümmeltes Ansehn wird auffallend seyn, / wenn man statt der anstößigen Stellen nicht etwas curenteres hinein restaurirte, wozu ich mich aber ganz und gar ungeschickt fühle. Auch wird man sie hinter einander wegdrucken müssen, wie es eben trift: denn jede auf einer andern Seite anzufangen scheint, ich mag auch zählen und rechnen wie ich will, nicht thunlich. Bey der Menge Zeilen unsrer Seite würden mehr als einmal unschickliche Räume übrigbleiben. Doch überlasse ich Ihnen das, und schicke nächstens das Manuscript. Der zweyte Band des Romans stockt irgend bey einem Spediteur; ich sollte ihn schon lange haben, und wünschte ihn mitschicken zu können. Ich bin nun am fünften Buche und hoffe vor Pfingsten nicht viel mehr übrig zu lassen. / Meyer ist sehr fleißig. Er hat bisher vortreffliche Sachen gemacht; mir ist, als wenn ihm mit jedem Tage Gedanke und Ausführung besser gelängen.
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Haben Sie die Güte mir bald Nachricht von Ihrem Befinden zu geben, und ob nichts Neues eingelaufen ist. Jacobi hat abermals durch Friz von Stein sein Versprechen prorogiert. den 14 May 1795. Dieses Blatt, das einige Tage liegen geblieben, will ich wenigstens der heutigen Post nicht vorenthalten. Haben Sie die Abhandlung über den Styl in den bildenden Künsten im Aprilmonat des Merkurs gesehen? Das worüber wir alle einig sind ist recht gut und brav gesagt; aber daß doch der Genius, der dem Philosophen vor aller Erfahrung beywohnt, ihn nicht auch zupft und warnt, wenn er sich bey unvollständiger Erfahrung zu prostituiren / Anstalt macht. Wahrlich in diesem Aufsatz sind Stellen, die des Herrn von Rochow’s nicht unwürdig wären. Lassen Sie mich bald hören, wie Sie sich befinden. G
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110. An Friedrich Schiller Weimar, 16. Mai 1795. Samstag Ehe mein Paquet abgeht erhalt’ ich das Ihrige und nun noch einige Worte. Von den Elegien soll morgen Abend mit der reitenden Post etwas abgehen; ich wünsche, daß ja kein Unfall Ihren Aufsatz unterbrechen möge. Zum siebenten Stück kann ich Ihnen nahe an zwey Bogen versprechen. Lassen Sie uns nur unsern Gang unverrückt fortgehen; wir wissen was wir geben k ö n n e n und w e n wir vor uns haben. Ich kenne das Possenspiel des deutschen Autorwesens schon zwanzig Jahre in und auswendig; es muß nur f o r t g e s p i e l t werden, weiter ist dabey nichts zu sagen. R. ist nicht abzuweisen, aber seine Zudringlichkeit werden Sie sehr in Schranken halten müssen. / L o u i s e habe ich noch nicht gesehen; Sie werden mir eine Gefälligkeit erzeigen sie zu schicken. Ich lege Ihnen einen Band von Herders
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Te r p s i c h o r e bey, den ich mir bald zurück erbitte und der Ihnen viel Freude machen wird. Mein Uebel ist wieder ziemlich vorüber. Ich hatte mich schon eingerichtet, Sie wenigstens auf einen halben Tag zu besuchen, nun muß ich es bis auf Trinitatis anstehen lassen. Die nächsten vierzehn Tage halten mich die Proben von Claudine fest. Leben Sie recht wohl, und grüßen Sie unsre Freunde. Im Moniteur steht, daß Deutschland hauptsächlich wegen der Philosophie berühmt sey, und daß ein Mr. Kant und sein Schüler Mr: Fichte den Deutschen eigentlich die Lichter aufsteckten. Weimar dl. 16. May 1795. G/ Mit den Exemplaren der Horen sind wir nicht ganz in Ordnung. Es hat indeß so viel nicht zu sagen; Hr. Cotta ist ja wohl so artig, am Ende des halben Jahres zu complettiren.
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Hier erhalten Sie, mein Werthester, endlich den zweyten Band Wilhelms. Ich wünsche ihn auch bey seiner öffentlichen Erscheinung die Fortdauer Ihrer Neigung. Ich suche nun das fünfte Buch in Ordnung zu bringen, und da das L e t z t e r e sechste schon fertig ist; so hoffe ich vor Ende dieses Monats mich für diesen Sommer frey gearbeitet zu haben. Ich wünsche bald zu hören, wie es Ihnen gelingt. Beyliegende Exemplare bitte ich nach der Aufschrift völlig zu vertheilen. Leben Sie recht wohl. Weimar den 16 May 1795.
1 dieer 19 ⎡sechste⎤ G
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112. An Friedrich Schiller Weimar, 17. Mai 1795. Sonntag Hier, mein werthester die Elegien. Die zwey sind ausgelaßen. Die angezeignete Stelle in der sechsten habe ich stehen lassen. Man versteht sie nicht das ist wohl wahr; aber man braucht ja auch Noten, zu einem alten nicht allein, sondern auch zu einem benachbarten Schriftsteller. Wolfs Vorrede zur Ilias habe ich gelesen, sie ist interessant genug, hat mich aber schlecht erbaut: Die Idee mag gut seyn und die Bemühung ist respecktabel, wenn nur nicht diese Herrn, um ihre schwachen Flancken zu decken, gelegentlich die fruchtbarsten Gärten des ästethischen Reichs verwüsten und in leidige Verschanzungen verwandeln müsten. Und am Ende ist mehr subjecktives als man denckt in diesem ganzen Krame. Ich freue mich bald mit Ihnen darüber zu sprechen. Eine tüchtige Epistel hab ich diesen Freunden dereinst zugedacht. Hl. v Humbold hat uns durch seinen Besuch gestern aufs angenehmste überrascht. / Grüßen Sie ihn aufs beste. Leben Sie recht wohl. Die übrigen Elegien folgen, und ich, wills Gott, bald auch. W. dl. 17. May 1795 G Die Einrichtung des Drucks überlaße ich Ihnen ganz. Vielleicht lassen sie sich noch schicklich rücken.
113. An Friedrich Schiller Weimar, 18. Mai 1795. Montag Die letzten Elegien folgen denn auch und mögen mit gutem Omen abgehen. Nun sollen Liedchen folgen und was dem Almanach frommen könnte.
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BRIEFE 114–116
Ich bin fleißig und nachdencklich und möchte Sie über vieles sprechen. Vielleicht komm ich bald. Leben Sie recht wohl und grüßen die liebe Frau. W. dl. 18. May 1795 G
114. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, 18. Mai 1795. Montag〉 〈Konzept〉
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Die gedruckten Exemplare des zweyten Bandes sind jedoch ziemlich spät angekommen; früher das Geld, worüber ich hiermit dankbar quittire. Das fünfte Buch wird wohl vor Johanni nicht abgehen können; dagegen wird aber auch um jene Zeit das sechste zugleich völlig in Ordnung seyn und der Druck ununterbrochen fortgehen können. Was die Herausgabe meiner Beobachtungen und Betrachtungen aus der Naturlehre und Naturgeschichte betrift, so wünschte ich vor allen Dingen zu wissen, was für ein Format Sie für eine solche Schrift am räthlichsten halten? Da verschiedene Kupfer zur Erläuterung nöthig sind, so wünschte ich es nicht gar zu klein. Ein / groß Oktav mit lateinischen Lettern wäre vielleicht das Schicklichste. Die Kupfer würde ich hier am wohlfeilsten stechen, abdrucken und illuminiren lassen, worüber sich alsdann mehr sprechen ließe.
115. An Friedrich Carl von Moser 〈Weimar, 22. Mai 1795. Freitag〉 〈Konzept〉
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Welche Freude würde ich in früherer ruhiger Zeit bey dem Empfang von Ew: Excellenz Briefe empfunden haben, da man zwar nicht im
6 auch ⎡jedoch⎤ G 15 l räthlichsten 19 als|d|ann 20 Würde / Welche
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Ueberfluß, doch bequem lebte und im Stande war zur Zufriedenheit würdiger deutscher Männer manchmal dasjenige im Kleinen zu thun, was Sie von der Nation im Großen hätten erwarten können. Leider traf mich Ew. Excellz. vertrauliches Schreiben in der ganz entgegen gesetzten Lage die drohende allgemeine Noth führte jeden auf einen unnatürlichen Egoismus und die Feder versagte mir mehr als einmal den Dienst, wenn ich antworten und mein Unvermögen bekennen wollte. Nun da die Hoffnung des scheinbar nahen Friedens uns wenigstens eine entfernte / hoffen läßt daß wir vielleicht bald wieder in einen Zustand gerathen können, in welchem wir auch angenehme Pflichten zu erfüllen im Stande sind; so versäume ich nicht Ew. Excellenz für das mir bezeigte Vertrauen zu danken und zu versichern, daß ich es für eine der schönsten Früchte der wiederhergestellten Ruhe halten würde, wenn ich mich im Stand sähe, wenigstens einen Theil Ihrer Wünsche zu erfüllen, und durch den guten Willen zu zeigen, wie sehr ich wünschte für die frühere Bildung, die ich Ihren Einflusse schuldig bin, dankbar zu seyn. Der ich mich
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116. An Heinrich Blümner? Weimar, 25. Mai 1795. Montag 〈Druck〉 Hochwohlgebohrner Herr, Besonders Hochgeehrtester Herr Geheimerath! Ew. Hochwohlgeb. haben mir durch die gute Aufnahme des ersten Theiles meines Romans Muth gemacht auch den zweyten zu übersenden; ich wünsche diesem wie den folgenden ein geneigtes Auge und
5–6 ⎤ die drohende 〈…〉 Egoismus⎤ G 9 ⎤ scheinbar nahen⎤ G 10 Aussicht ⎤ Hoffnung⎤ giebt ⎡hoffen läßt daß wir⎤ G 11 zu gerathen ⎡können⎤ G 13 j es 16 und wenigstens durch G 17 vortrefflichen Schriften ⎡Einflusse⎤ G 19 Der ich mich G
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BRIEFE 117–120
Ohr. Möchten Sie dabey mit Wohlwollen an den Verfasser denken und überzeugt seyn daß er stets Ihre Gewogenheit und Ihren Beyfall zu erhalten wünscht. Ew. Hochwohlgeb. gehorsamster Dr. Weimar, d. 25. May 1795. Goethe.
117. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 25. Mai 1795. Montag
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Der zweyte Band des Romans empfielt sich hiermit Ihnen und Ihrer lieben Frauen. Dabey liegt die Abhandlung über die farbigen Schatten von der ich nur die Ve r s u c h e empfehle, die M e y n u n g muß wo nicht ganz anders, doch viel anders bestimmt, ausgedruckt werden. Ich wollte das noch nachtragen und kam nicht dazu, darum blieb diese Schrift solange liegen. Wenn Sie von Ihren Bemühungen übers Auge nicht bald etwas öffentl geben, so lassen Sie mir es im Manusc. sehen. In einigen Monaten hoffe ich verschiednes das Sie interessiren wird mit zu theilen. Leben Sie recht wohl. Sagen mir manchmal etwas und behalten mich lieb. W. dl. 25. May 1795 Goethe
118. An Jacob Stock Weimar, 25. Mai 1795. Montag 20
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Wohlgebohrner Hochgeehrtester Herr Senator, Ew Wohlgebl werden den zweyten Theil meines Romans so freundschaftlich als den ersten aufnehmen und, nach wichtigen und beschwerlichen Geschäften, Sich vielleicht durch einen Blick in diese phantastische Welt erheitern. Darf ich bitten mich den werthen
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Ihrigen zu empfehlen. Wie sehr freue ich mich daß meine liebe Vaterstadt sich die nächsten Hoffnungen auf Ruhe und Sicherheit machen darf. Ew Wohlgebl W. dl. 25 May ergebenster Dr 1795. Goethe
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119. An Friedrich Schiller Weimar, 10. Juni 1795. Mittwoch Ich dancke Ihnen recht sehr daß mir die Sorge über Ihren Fieber Anfall durch die liebe Frau, die ich bestens grüße so bald benommen haben, möge doch Karl auch die Masern glücklich überstehen. Mir ist es gleich bey meiner Rückkunft übel ergangen, ein Recitiv des Backengeschwulstes überfiel mich und da ich die Sache leicht nahm ward sie Stufenweise so arg daß ich von Humbold nicht einmal Abschied nehmen konnte. Jetzt ist das Ubel im Fallen. Ich habe indessen am Roman abschreiben lassen und schicke vielleicht die erste Hälfte des fünften Buches, die auch Epoche macht, nächsten Sonnabend. Die Horen habe erhalten. Hierbey ein Tragelaph von der ersten Sorte. Meyer grüßt und ist sehr fleisig. Leben Sie wohl und laßen mich bald wissen wie es Ihnen und den Ihrigen geht und was Sie arbeiten. W. dl. 10 Jun. 1795. G
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120. An Friedrich Schiller Weimar, 11. Juni 1795. Donnerstag Hier die Hälfte des fünften Buches, sie macht Epoche drum durft ich sie senden. Ich wünsche ihr gute Aufnahme. Mein Ubel hat meine Plane geändert, so mußt ich mit dieser Arbeit vorrucken. Verzeihen Sie 13 aAbschied 13 ichst 19 f×leisig
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BRIEFE 121/122
die Schreibfehler und vergessen des Bleystifts nicht. Wenn Sie und Humb. es gelesen haben bitte ich es bald zurück. Da ich ungedultig bin körperlich zu leiden, werde ich wohl nach Carlsbad gehen, das mich ehmals auf lange Zeit von gleichen Ubeln befreyte. Leben Sie wohl. Für den Calender nächstens etwas, auch für die Horen. Ich bin erwartend wie Ihnen ein Einfall gefällt den ich habe die J u r i s d i c k t i o n der Horen und der Journale überhaupt zu erweitern. Sie erhalten einen B r i e f e i n e s M i t a r b e i t e r s. Mogen Sie doch recht wohl seyn und in Ihren Arbeiten nicht gehindert. W. dl. 11 Jun 1795. Was macht Carl? G
121. An Friedrich Schiller Weimar, 13. Juni 1795. Samstag
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Hierbey die Concepte von den bewußten Briefen, an denen sich noch manches wird retouchiren lassen, wenn Sie mit den Hauptideen zufrieden sind. Dergleichen Aufsätze sind wie Würfel im Bretspiele; es entsteht meist etwas daraus was man nicht denkt, aber es muß doch etwas daraus entstehen. Vor Ende dieses Monats geh ich von hier nicht weg, und lasse Ihnen noch für das siebente Stück eine gewöhnliche Portion U n t e r h a l t u n g e n zurück. Bis dahin ist auch die 2te Hälfte des fünften Buchs abgeschrieben, und so hätten wir uns der Widerwärtigkeit so gut als möglich zu unsern Arbeiten bedient. Leben Sie recht wohl, thun Sie desgleichen; möge Ihnen die Epistel recht gut gerathen. Weimar den 13 Juny 1795. Goethe
122. An Alexander von Humboldt 〈Weimar, 18. Juni 1795. Mittwoch〉 〈Druck〉
Ein Uebel, das ich mir wahrscheinlich durch Verkältung zugezogen habe, und das mich seit einiger Zeit an meinen Kinnladen plagt, konnte 13 redutouc|h|iren G
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mich nur über Ihr Außenbleiben trösten, denn wenn Sie wirklich gekommen wären, und ich hätte die Reise nach Ilmenau nicht mit Ihnen machen können, so würde ich äußerst verdrießlich geworden sein. Für die überschickten Schriften danke ich aufs beste. Ich habe sie gleich gelesen, studirt und mir manches daraus zugeeignet, wie Sie in der Folge bemerken werden. Ihre neuern Versuche über das galvanische Fluidum, die mir Ihr Herr Bruder mitgetheilt hat, sind sehr interessant. Wie merkwürdig ist, was ein bloßer Hauch und Druck, eine Bewegung thun kann! So kennen Sie das Phänomen, da durch den Druck zweier Glasplatten die schönen Farben entstehen. Nun fange ich an, mich zu überzeugen, daß der Druck der atmosphärischen Luft und das Reiben derselben Ursache der Farben der Seifenblasen ist. Geben Sie uns ja Ihre Versuche sobald als möglich gedruckt und im Zusammenhange. In wissenschaftlichen Dingen kann man sich nie übereilen. Was man richtig beobachtet hat, wirkt tausendfältig auf andere und von ihnen wieder auf uns zurück. Wenn man etwas übersieht oder aus gewissen Datis zu geschwinde folgert, das braucht man sich nicht reuen zu lassen. Sagen Sie mir ja von Zeit zu Zeit etwas von Ihren Erfahrungen und seien Sie meiner lebhaften Theilnahme gewiß. Da Ihre Beobachtungen vom E l e m e n t, die meinigen von der G e s t a l t ausgehen, so können wir nicht genug eilen, uns in der Mitte zu begegnen. Dankbar erkenne ich den Antheil, den Sie mir auch öffentlich an Ihren Arbeiten geben wollen, dieser Beweis Ihrer freundschaftlichen Gesinnung ist mir sehr schmeichelhaft. Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, Ilmenau einmal mit Ihnen zu besuchen. Da Ihre Thätigkeit, Ihre Liebhaberei und Bestimmung Sie in Bewegung erhalten, so habe ich Hoffnung, Sie von Zeit zu Zeit in unsern Gegenden zu sehen, und mit dem, was Sie denken und thun, immer bekannter zu werden. Ich nehme gewiß an Ihren Fortschritten lebhaften Antheil, und daß Sie mir ein öffentliches freundschaftliches Zeugniß unserer wissenschaftlichen Verbindung geben wollen, erkenne ich mit aufrichtigem Danke und erwarte Ihre Schrift mit vielem Verlangen. Leben Sie recht wohl, damit Ihre Thätigkeit ungestört fortwirke; gedenken Sie mein und lassen Sie mich von Zeit zu Zeit etwas von sich hören.
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BRIEFE 123–125
123. An Karl Morgenstern Weimar, 18. Juni 1795. Mittwoch
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Die Schrift, die Sie mir gefällig mittheilten erhielt ich zu eben der Zeit, als Herr Professor Wolf sich bey uns befand und lernte also zu gleicher Zeit diesen trefflichen Mann und seinen würdigen Schüler kennen. Ich danke Ihnen recht sehr für das übersandte Buch, das mir eine angenehme und belehrende Unterhaltung gegeben und zugleich eine weite Aussicht auf das was wir von Ihnen zu erwarten haben eröffnet hat. Ich wünsche Ihnen eine dauerhafte Gesundheit um dasjenige ausführen zu können, wozu Sie uns Hoffnung machen. Weimar, den 18 Juny 1795. Goethe
124. An Friedrich Schiller Weimar, 18. Juni 1795. Mittwoch
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Ihre Zufriedenheit mit dem fünften Buche des Romans war mir höchst erfreulich und hat mich zur Arbeit, die mir noch bevor steht, gestärkt. Es ist mir sehr angenehm, daß die wunderlichen und spaßhaften Geheimnisse ihre Wirkung thun und daß mir, nach Ihrem Zeugnisse, die Ausführung der angelegten Situationen geglückt ist. Um so lieber habe ich Ihre Erinnerungen, wegen des theoretisch-praktischen Gewäsches genutzt und bey einigen Stellen die Schere wirken lassen. Dergleichen Reste der frühern Behandlung wird man nie ganz los, ob ich gleich das erste Manuscript fast um ein Drittel verkürzt habe. Ueber das was mit dem Briefe an den Herausgeber, oder bey Gelegenheit desselben an/zufangen ist, werden wir bey einer Unterredung leicht einig werden. Ich werde etwa zu Ende der andern Woche bey Ihnen seyn und wo möglich die versprochene Erzählung mit bringen. Auf den Sonnabend schicke ich Meyers Aufsatz über J o h a n n B e l l i n; er ist sehr schön, nur leider zu kurz. Haben Sie die Güte uns die Einleitung, die Sie schon in Händen haben, wieder zurück zu schicken, weil noch einiges darin zu suppliren ist. Wenn er den M a n 7 undm 15 |i|gest 20 o×der 26 habe×××n
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t e g n a noch dazu fügen könnte, so wär’ es ein Gewinn für das siebente Stück. Es ist mir angenehm, daß Ihnen der neue Tragelaph nicht ganz zuwider ist; es ist wirklich schade für den Menschen, er scheint sehr isolirt zu leben und kann deswegen / bey manchen guten Parthieen seiner Individualität nicht zu Reinigung seines Geschmacks kommen. Es scheint leider, daß er selbst die beste Gesellschaft ist, mit der er umgeht. Sie erhalten noch zwey Bände dieses wunderlichen Werks. Die vier Wochen in Carlsbad denke ich einer Revision meiner naturwissenschaftlichen Bemühungen zu widmen; ich will sehen, daß ich ein Schema dessen, was ich schon gethan habe und wohin ich mich zunächst wenden muß, aufsetze, um nur erst ein Fachwerk für die vielen zerstreuten Erfahrungen und Betrachtungen bereit zu haben. Was sagen Sie zu einer Schrift, aus der ich Ihnen beyliegende Stelle abschreiben lasse? / Leben Sie recht wohl mit den Ihrigen und grüßen Humbolds. W. dl. 18 Jun 1795. Goethe
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125. An Friedrich Schiller Weimar, 27. Juni 1795. Samstag Eine Erzählung für die Horen und ein Blätchen für den Almanach mögen meine Vorläufer seyn. Montags bin ich bey Ihnen und es wird sich manches bereden lassen. Voß grüßt und bietet eine antiquarische Abhandlung über die H ä h n e der Götter und allenfalls ein Stück alte Geographie an. Herder verspricht baldigst etwas über den Homer. Wenn noch was von Jakobi käme; so wäre es recht gut. Ich verlange zu sehen was Sie gearbeitet haben. Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frauen und Humbolds, ich freue mich Sie wieder zu sehen. W. dl. 27. Jun. 1795. Goethe
6 Indivitdualität G 28 AJun.
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126. An Johann Heinrich Voss d. Ä. Jena, 1. Juli 1795. Mittwoch
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Mit dem besten Dancke für die übersendeten Bücher schicke ich hier einige Kleinigkeiten zum Musenalmanach. Ich bin arm an Gedichten die in eine solche Sammlung passen, doch hoffe ich es soll künftig besser werden. Nehmen Sie diese einsweilen freundlich an. Für das was Sie an L o u i s e n aufs neue gethan haben dancke ich Ihnen als wenn Sie eine meiner ältesten Freundinnen ausgestattet und versorgt hätten. Ich habe besonders die dritte Idylle seitdem sie im Merkur stand so oft vorgelesen und rezitirt daß ich mir sie ganz zu eigen gemacht habe, und so wie das Werck jetzt zusammen steht ist es eben so national als eigen reizend. Das deutsche Wesen nimmt sich darin zu seinem größten Vortheil aus. Ihre Sammlung Gedichte soll mir eine angenehme Gesellschaft im Carlsbade seyn wohin ich jetzt gehe. Ich wünsche daß Ihr Abschied an Heyne wircklich ein Abschied sey. / Es scheint mir als wenn Sie eigentlich gar nicht hassen sollten. Ich würde mir diese Leidenschaft nie erlauben wenn ich mich nicht dabey lustig machen könnte. Schiller ersucht Sie ihm Ihre Abhandlungen zu schicken, er ist geneigt sie in die Horen aufzunehmen und wünscht sie und ihren Inhalt näher kennen zu lernen. Wenn Sie Sich wieder zu einer Reise entschließen, so lassen Sie michs doch voraus wissen damit wir uns nicht verfehlen. Meinen Roman schicke ich wenn die vier Bände beysammen sind. Fahren Sie ja fort mich mit dem bekannt zu machen was Sie thun und treiben. Mit Hl. Prof Wolf aus Halle habe ich auch vor kurzem Bekanntschaft gemacht und freue mich auf eine nähere Verbindung mit demselben. Sie sollten nur auch noch in unsrer Gegend seyn, dann wollten wir noch von / allen Seiten was zusammen arbeiten. Leben Sie recht wohl, gedencken mein und seyn überzeugt daß ich an allem was Ihnen begegnet den lebhaftesten Antheil nehme. Jena dl. 1 Juli 1795. Goethe
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127. An Christiane Vulpius Jena, 〈vor dem〉 2. Juli 1795. Donnerstag Eh ich weggehe muß ich dir noch, mein Liebchen, ein Wort sagen daß ich dich liebe und an dich dencke. Donnerstag früh gehe ich weg und küsse dich und den kleinen in Gedancken. Hier geht mirs wohl. Lebe wohl und dencke mein. Aus dem Carlsbad schreib ich dir gleich. Jena dl. 2 Jul 1795. G.
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128. An Christiane Vulpius Karlsbad, 7. Juli 1795. Dienstag Nachdem ich leidliche und böse Wege zurückgelegt bin ich glücklich in Carlsbad angekommen. Die ersten Tage waren sehr regnicht jetzt fängts an besser zu werden. Ich habe angefangen den Brunnen zu trincken und habe viel Bekanntschaft gemacht. Äugelchen setzts auch genug, dabey wünsche ich mir daß ich dir die Felsen und Gegenden zeigen könnte. Einige Spaziergänge sind sehr schön. Hier schicke ich euch eine Schachtel getrocknetes Obst. Grüße den Kleinen. Ich freue mich schon das Haus wieder recht ordentlich zu finden. Lebe wohl und behalte mich lieb. Karlsb. dl. 7 Jul. 1795. G
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129. An Friedrich Schiller Karlsbad, 8. Juli 1795. Mittwoch Die Gelegenheit Ihnen durch Frl von Göchhausen diesen Brief zu übersenden versäume ich nicht. Nach überstandnen leidlichen und bösen Wegen bin ich am 4ten Abends angelangt, das Wetter war biß heute äusserst schlecht, und der erste Sonnenblick scheint nur vorübergehend zu seyn. Die Gesellschaft ist zahlreich und gut, man beklagt sich, wie immer, über den Mangel an Harmonie und jeder lebt auf seine Weise.
15 Karlbsb.
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Ich habe nur gesehen und geschwätzt, was sonst werden und gedeihen wird muß abgewartet werden. Auf alle Fälle habe ich gleich einen kleinen Roman aus dem Stegreife angeknüpft, der höchst nöthig ist um einen morgens um 5 Uhr aus dem Bette zu locken. Hoffentlich werden wir die G e s i n n u n g e n dergestalt mäßigen und die B e g e b e n h e i t e n so zu leiten wissen daß er vierzehn Tage aushalten kann. Als berühmter Schriftsteller bin ich übrigens recht gut aufgenommen worden, wobey es doch nicht an Demüthigungen gefehlt hat. Z.B. sagte / mir ein allerliebstes Weibchen: sie habe meine letzten Schriften mit dem größten Vergnügen gelesen, besonders habe sie G i a f f a r d e r B a r m e c i d e über alle Maaßen interessirt. Sie können dencken daß ich mit der größten Bescheidenheit mich in Freund Klingers hinterlaßne arabische Garderobe einhüllte und so meiner Gönnerinn in dem vortheilhaftesten Lichte erschien. Und ich darf nicht fürchten daß sie in diesen drey Wochen aus ihrem Irthume gerissen wird. Die vielen Menschen, unter denen sehr interessante sind, lerne ich nach und nach kennen und werde Ihnen manches zu erzählen haben. Indem ich auf meiner Herreise einige alte Mährchen durchdachte ist mir verschiednes über die Behandlungs Art derselben durch den Kopf gegangen. Ich will ehstens eins schreiben damit wir einen Text vor uns haben. Leben Sie recht wohl mit den Ihrigen und dencken mein. Carlsbad dl. 8 Jul 1795. G
130. An Christiane Vulpius Karlsbad, 15. Juli 1795. Mittwoch
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Dem Fuhrmann der Hl. v. Oppels Küch und Keller hergebracht hat gebe ich dieß Blat an dich mit. Es ist mir bisher recht wohl gegangen, der Brunnen bekommt mir gut und fegt alles Böse aus, ich hoffe recht ausgespült zu dir zu kommen. Die Gesellschaft ist sehr zahlreich und angenehm, es giebt manchen Spas und Aügelchen die Menge, wobey ich mich immer mehr überzeuge:
12 ⎡mich⎤
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Von Osten nach Westen Zu Hause am besten. Ein schöner Taft wird meinen kleinen Schatz erfreuen, sie sind so schön hier daß einem die Wahl weh thut. Und noch was das du gerne hast. Lebe wohl, grüße und küße Gusteln. Adieu. Liebe mich, wie ich am Ende aller Dinge nichts bessers sehe als dich zu lieben und mit dir zu leben. Hier kommt gleich etwas zum Vorschmack. Carlsb. dl. 15. Jul 95. G Grüße Meyern.
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131. An Friedrich Schiller Karlsbad, 19. Juli 1795. Sonntag Carlsb. dl. 19 Jul. 1795. Ihren lieben Brief vom 6ten habe ich erst den 17ten erhalten, wie dancke ich Ihnen daß Sie mir in den Strudel einer ganz fremden Welt eine freundliche Stimme erschallen lassen. Gegenwärtiges nimmt Frl. v Beulwiz mit, ich hoffe es soll balde bey Ihnen anlangen. Die Cur schlägt sehr gut an, ich halte mich aber auch wie ein ächter Curgast und bringe meine Tage in einem absoluten Nichtsthun zu, bin beständig unter den Menschen, da es denn nicht an Unterhaltung und an kleinen Abentheuern fehlt. Ich werde mancherley zu erzählen haben. Dagegen ist aber auch weder das fünfte Buch des Romans abgeschrieben, noch irgend ein Epigramm gelungen, und wenn die andre Hälfte meines hiesigen Aufenthaltes der ersten gleich ist; so werde ich an guten Wercken arm zurückkehren. Mir war sehr lieb zu hören daß das Osmanstädter Ich sich zusammengenommen / hat und daß auf Ihre Erklärung kein Bruch erfolgt ist, vielleicht lernt er nach und nach Widerspruch ertragen.
25 ausf Ihrer
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Abb. 12: Goethe an Friedrich Schiller, 19. Juli 1795 (Nr 131), S. 1
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Abb. 13: Goethe an Friedrich Schiller, 19. Juli 1795 (Nr 131), S. 2
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Abb. 14: Goethe an Friedrich Schiller, 19. Juli 1795 (Nr 131), S. 3
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Auch mir ist durch Mad. Brun die sublime Abhandl. Fernows im Merkur angepriesen und also der Nahme des Autors entdeckt worden. Leider spuckt also dieser Geist anmaßlicher Halbheit auch in Rom, und unsre Freundinn wird wahrscheinlicher Weise dort mit den drey Stylen näher bekannt werden. Welch eine sonderbare Mischung von Selbstbetrug und Klarheit diese Frau zu ihrer Existenz braucht ist kaum denckbar und was sie und ihr Circkel sich für eine Terminologie gemacht haben um das zu b e s e i t i g e n was ihnen nicht ansteht und das was sie besitzen als die Schlange Mosis aufzustellen, ist höchst merckwürdig Doch ausführlich von allem diesem und anderm wenn ich zurückkomme. Die Finger erstarren mir für Kälte, das Wetter ist entsetzlich und die Unbehaglichkeit allgemein. / Leben Sie desto wohler und wärmer und gedencken mein. G.
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132. An Christiane Vulpius Karlsbad, 19. Juli 1795. Sonntag Nun bin ich vierzehn Tage hier und sehne mich herzlich wieder nach Hause. Die Cur schlägt sehr gut ein obgleich das Wetter ganz abscheulich ist. Ich lebe sehr zerstreut, den ganzen Tag unter Menschen, es werden viel Äugelchen gemacht die dir aber keinen Abbruch thun, denn man sieht erst recht wie sehr man Ursache hat seinen treuen Hausschatz zu lieben und zu bewahren. Alle Hofnung auf Arbeit und was ich hier vornehmen wollte muß ich aufgeben und bringe meine Papiere zurück wie ich sie mitgenommen habe. Dagegen will ich im August in deiner Nähe desto fleißiger seyn. Lebe wohl. Ich freue mich auf dich, aufs Bübchen und auf unser Haus und Hauswesen und damit der Brief nicht ganz leer geht lege ich dir etwas bey. Adieu liebe mich. Carlsb. dl. 19 Jul 95. G
4 wahrschleinlicher 8 und ×das 19 aUrsache 23 if in 25 Briesf 26 Calrlsb.
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133. An Charlotte Schiller Karlsbad, 25. Juli 1795. Samstag
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Ihr Brief, meine liebe, traf mich zur guten sonnigen Stunde, deren wir uns nicht oft zu rühmen haben und machte mir sie noch erfreulicher, hätte nur nicht zugleich die Nachricht von Schillers Ubel wieder eine Wolcke davor gezogen. Da wir geistiger Weise so froh zusammen vorschreiten, warum können wir es nicht auch dem Körper nach? Selbst diesmal, wenn wir zusammen hier gewesen wären, hätte es uns gewiß doppelte Zufriedenheit gegeben. Es sind manche gute und liebenswürdige Menschen hier, und da ich doch gewöhnlich sehr einsam lebe, so thut es wohl auch einmal in eine größere, besonders so sehr zusammengesetzte Masse zu schauen. Von allen Gegenden Deutschlands sind Menschen da, die in ihrer Denckart sehr kontrastiren. Anfangs habe ich viel Bekanntschaft gemacht, zu Ende wird man läßiger. Gearbeitet hab ich dagegen nichts, die Zerstreuung hat ihre völligen Rechte behauptet. Heute über acht Tage bin ich wahrscheinlich schon auf dem Wege und Ihnen um so viel näher. Möchte ich Sie doch beyde recht wohl und munter finden! Carlsb. dl. 25. Jul 95. Goethe
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Nun fängt, mein liebes Herz, die Sehnsucht nach dir und dem Kleinen mich wieder an zu beunruhigen und ich zähle die Tage nach denen ich euch wiedersehen werde. Das Wasser bekommt mir sehr wohl und ich hoffe alles hinwegzuspülen was mich künftigen Winter quälen könnte. Ich habe auch keinen Augenblick hier gehabt in dem ich die mindeste Unpäßlichkeit gespürt hätte. Die nothwendigen Sachen sind hier sehr wohlfeil, am meisten gebe ich aus weil ich wegen der Gesellschaft nicht von Conzerten, Bällen und dergleichen mich ausschließe. Ich sehe viel
1 undderen 11 diea
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Menschen und das macht mir viel Vergnügen. Dafür wollen wir denn auch wieder recht allein seyn. Der Taffent ist gekauft, ich hoffe er soll dir gefallen. Die Aügelchen nehmen sehr ab, denn es kann von beyden seiten kein Ernst werden. Behalte mich nur recht ernstlich lieb. Wenn ich nach Jena komme schicke ich dir einen Boten und frage wie es zu Hause aussieht? ob ich kommen kann oder ob du mich in Jena besuchen willst? Lebe wohl küsse den Kleinen, grüße Meyern und behalte mich recht lieb. Carlsbad dl. 25. Jul 95. G
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135. An Friedrich Schiller Karlsbad, 29. Juli 1795. Mittwoch Ein Brief kann doch noch früher als ich selbst ankommen, darum will ich Ihnen für Ihr letztes dancken. Ihr erster Brief war 11 Tage unterwegs, der zweyte 5 und der letzte 7. So ungleich gehen die Posten hierher. Es thut mir leid daß Sie inzwischen aus Noth gefeyert haben, indeß meine Tagedieberey willkührlich genug war. Ich habe mein einmal angefangnes Leben fort gesetzt, nur mit der Gesellschaft existirt und mich dabey ganz wohl gefunden. Man könnte 100 Meilen reisen und würde nicht so viel Menschen und so nah sehn. Niemand ist zu Hause deßwegen ist jeder zugänglicher, und zeigt sich doch auch eher von seiner günstigen Seite. Das fünfte Buch ist abgeschrieben und das sechste kann in einigen Tagen fertig seyn. An den Epigrammen ist wenig geschehen und sonst gar nichts. Ich wünsche Glück zu den neuen Beyträgen und bin neugierig sie zu lesen. Nach Ihnen ist viel Nachfrage und ich antworte jenachdem die Menschen sind. Uberhaupt hat das Publicum nur den dunckelsten Begriff vom / Schriftsteller. Man hört nur uralte Reminiszenzen; von seinem Gange und Fortschritte nehmen die wenigsten Notiz. Doch muß
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ich billig seyn und sagen daß ich einige gefunden habe die hierinn eine merckwürdige Ausnahme machen. Das sechste Stück der Horen ist noch nicht in diese Gebirge gedrungen ich habe bey K a l v e von Prag schon Beschlag darauf gelegt. Leben Sie wohl grüßen Sie die liebe Frau. C.b. dl. 29 Jul. 95 G
136. An Christiane Vulpius Karlsbad, 29. Juli 1795. Mittwoch
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Dieser Brief kann noch vor mir bey dir ankommen, ich werde ihm aber bald folgen. Es geht mir sehr wohl und das Wasser ist mir ohngeachtet des abscheulichen Wetters gut bekommen. Ich habe nun zu trincken aufgehört und bereite mich zur Abreise. Die Gesellschaft ist sehr angenehm und ich gebe vielleicht noch einige Tage zu. Ich freue mich herzlich dich wieder zu sehen und dir zu sagen: daß zu Hause, bey seinem Liebchen das beste in der Welt ist, denn am Ende wers nicht hat sucht ein Zuhause und ein Liebchen. Grüße das Kind ich weiß noch nicht was ich ihm mitbringe fürs Mütterchen war schon eher gesorgt. Ich hoffe Ihr werdet wohl seyn, im Hause wird die Arbeit zurucken und ich werde euch vergnügt antreffen. Lebe recht wohl grüße Hl. Meyer und behalte mich lieb. Carlsb dl. 29 Jul. 95. G
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Hier schicke ich Ihnen endlich die Sammlung Epigrammen, auf einzelnen Blättern, nummerirt, und der bessern Ordnung willen noch ein Register dabey, meinen Nahmen wünschte ich aus mehreren Ursachen nicht auf den Titel. Mit den Motto’s halte ich vor rathsam auf die Antiquität hinzudeuten.
4 schon (cho unklar korr.) 9 trincken (ck unklar korr.) 15 wasr 18 Carl|s|b 22 hiealte G
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Bey der Zusammenstellung habe ich zwar die zusammengehörigen hintereinander rangiert, auch eine gewisse Gradation und Mannigfaltigkeit zu bewürken gesucht, dabey aber um alle Steifheit zu vermeiden vornherein unter das venetianische Lokal, Vorläufer der übrigen Arten gemischt. Einige die Sie durchstrichen hatten habe ich durch Modification annehmlich zu machen gesucht. Nro. 78. wünsche ich, so unbedeutend es ist, an diesem Platze, um die Schule zu reizen und zu / ärgern, die, wie ich höre, über mein Stillschweigen triumphiert und ausstreut: ich würde die Sache fallen lassen. Haben Sie sonst noch ein Bedenken, so theilen Sie mir es mit, wenn es die Zeit erlaubt, wo nicht; so helfen Sie ihm selbst ohne Anstand ab. Ich wünschte einige Exemplare von diesem Büchlein besonders zu erhalten, um sie zum Gebrauch bey einer künftigen neuen Ausgabe bey Seite zu legen. Wollten Sie wegen der Druckfehler noch besondere Warnung ergehen lassen; in den Elegien sind einige sehr unangenehme eingeschlichen. Sobald der Almanach heraus ist könnte man zu den Elegien und Epigrammen kurze Noten machen, dabey der Druckfehler erwähnen und den Aufsatz in die Horen einrucken, welches von / mancherley Nutzen seyn würde, wie leicht könnte man dieser wirklich unentbehrlichen Noten am Ende des Büchleins mit einigen Worten gedenken. Ich schicke dieses Paquet durch einen Boten damit es Ihnen so früh als möglich zukomme und damit ich den Roman wieder zurück erhalte, mit welchem ich auch nicht länger zaudern darf. Ich sehe voraus, daß ich Anfangs September nach Ilmenau muß und daß ich unter zehn bis vierzehn Tagen dort nicht loskomme, bis dahin liegt noch vielerley auf mir und ich wünschte noch von Ihnen zu wissen, was Sie zu den Horen bedürfen. So viel ich übersehe könnte ich folgendes leisten: August. Unterhaltungen, Schluß der letzten Geschichte. Hymnus, den ich mir zu diesem Ende zurück erbitte. /
9 Stuache 24 zuruück 26 I / Ich (Abbruch und Fortsetzung in neuem Absatz; I versehentlich nicht gestr.) 30 Lleisten
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Drama und Roman Das Mährchen. Ich würde die Unterhaltungen damit schließen, und es würde vielleicht nicht übel seyn, wenn sie durch ein Product der Einbildungskraft gleichsam ins Unendliche ausliefen. Octbr. Fortsetzung des Mährchens. Noten zu den Elegien und Epigrammen Novembr und Decembr. Ankündigung von Cellini, und wenn es möglich wäre etwas von Faust. Mit diesem letzten geht mirs wie mit einem Pulver, das sich aus seiner Auflösung nun einmal niedergesetzt hat; so lange Sie dran rütteln, scheint es sich wieder zu vereinigen, so bald ich wieder für mich bin setzt es sich nach und nach zu Boden. Schreiben Sie mir vor allen wie Sie sich befinden und wie Ihre Arbeiten gehn, und leben recht wohl. Weimar dl. 17 Aug 95. G
138. An Friedrich Schiller 〈Weimar〉, 17. August 1795. Montag
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Hierbey schicke ich einige Stücke Horen, die ich überflüssig habe. Können Sie mir dagegen gelegentlich Nro I und II auf Schreibpapier und Nro IV auf holländisch Papier verschaffen, so wären meine übrigen Exemplare complett. Da Meyer nun sich zur Abreise anschickt, werden wir Sie bald möglichst besuchen um uns Ihren Rath und Segen zu erbitten. Grüßen Sie die liebe Frau und leben recht wohl. dl. 17 Aug 95. G
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139. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 17. August 1795. Montag Recht vielen Danck für die Abhandlung über das Foramen centrale, sie kam mir sehr zur gelegnen Zeit, denn ich bin eben beschäftigt die Farbenerscheinungen die man blos physiologisch nennen kann zusammen zu stellen. Das Foramen und der limbus luteus werden dabey eine grose Rolle spielen, sobald ich nur einigermassen in Ordnung bin schick ich Ihnen das Ganze zur Prüfung, eher kann ich nichts sagen, denn jede Hypothese hat nur dann einigen Werth wenn sie viele Phänomene unter Einen Begriff versammelt. Für die Recension von Darwin habe ich Ihnen auch zu dancken, sie hat mir mit einenmale klar gemacht warum mir das Buch nicht behagen wollte. / Da ich diese Tage Ihre Nervenlehre wieder vornahm fiel mir wieder ein daß ich Ihre Splanchnologie nicht besitze. Sie haben ja wohl noch ein Exemplar dieses Theils einzeln. Sollten Sie aber ein ganzes Exemplar zerreisen müssen; so laß ich mir es lieber verschreiben. Leben Sie recht wohl, theilen Sie mir bald wieder etwas mit. Ich werde mit mehr Lust arbeiten in Hoffnung Ihrer Theilnahme W. dl. 17 Aug 1795. G Inzwischen daß der Brief liegt habe ich die Abhandlung nochmals gelesen und kann nicht unterlassen hier zu wiederhohlen wie sehr mich der Inhalt und die Art der Darstellung freut.
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140. An Friedrich Schiller Weimar, 18. August 1795. Dienstag An dem Hymnus, der hierbey folgt, habe ich soviel gethan als die Kürze der Zeit und die Zerstreuung in der ich mich befinde, erlauben wollen. Den Beschluß der Geschichte und den Übergang zum Mährchen über-
6 pPrüfung 14 ⎡dieses Theils⎤ 17 Aarbeiten
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sende ich bald möglichst, ich glaube aber nicht, daß es einen gedruckten Bogen ausfüllen wird. Zu dem Mährchen selbst habe ich guten Muth; es unterhält mich und wird also doch wohl auch einigermaßen für andere unterhaltend seyn. Ihr Zeugniß, daß ich mit meinem siebenden Buche wenigstens glücklich vor der Klippe vorbeygeschifft bin, ist mir von großem Werthe, und Ihre weitere Bemerkungen über diese Materie haben mich sehr erfreut und ermuntert. Da / die Freundin des sechsten Buchs aus der Erscheinung des Oheims sich nur so viel zueignet, als in ihren Kram taugt und ich die christliche Religion in ihrem reinsten Sinne erst im achten Buche in einer folgenden Generation erscheinen lasse auch ganz mit dem was Sie darüber schreiben einverstanden bin, so werden Sie wohl am Ende nichts Wesentliches vermissen, besonders wenn wir die Materie noch einmal durchsprechen. Freylich bin ich sehr leise aufgetreten und habe vielleicht dadurch, daß ich jede Art von Dogmatisiren vermeiden und meine Absichten völlig verbergen wollte, den Effekt aufs große Publikum etwas geschwächt; es ist schwehr in solchen Fällen den Mittelweg / zu halten. Leben Sie recht wohl; Meyer grüßt vielmals. Sagen Sie der lieben Frau, daß sie meine symbolischen Nadeln gesund brauchen und verlieren möge. Nächstens mehr. Weimar den 18ten August 1795.
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141. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, 21. August 1795. Freitag〉 〈Druck〉
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Dein Aufsatz folgt hier mit dem besten Danke. Es ist Dir fürtrefflich gerathen. Es umfaßt die Materie, ist ohne Strenge genau und mit Lieblichkeit befriedigend. Ich wußte nichts dabei zu erinnern. Nur bitte ich
7 Bemerkung|en| G? 10 fadesten ⎡reinsten⎤ G
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ihn, wenn es möglich ist, morgen mit den Botenweibern an Schiller zu schicken. Vale. G.
142. An Friedrich Schiller Weimar, 21. August 1795. Freitag Mehr ein Ubersprung als ein Ubergang vom bürgerlichen Leben zum Mährchen, ist mein diesmaliger Beytrag geworden. Nehmen Sie damit vorlieb. Herders H o m e r, den ich so eben mit Meyern gelesen, ist fürtrefflich gerathen und wird den Horen zu großem Schmucke gereichen, ich will treiben daß Sie den Aufsatz morgen mit den Botenweibern erhalten. Die erste Portion des Mährchens erhalten Sie vor Ende des Monats. Leben Sie recht wohl. W. dl. 21 Aug 1795. G
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143. An Friedrich Schiller Weimar, 22. August 1795. Samstag Es freut mich daß meine kleine Gabe zur rechten Zeit kam. Die erste Hälfte des Mährchens sollte nach meiner Rechnung auch ins neunte Stück kommen, inwiefern es nöthig oder thulich sey wollen wir Montags bereden, da ich Sie mit Meyern zu besuchen gedencke. Abends gehe ich zurück, denn Mittwochs muß ich endlich nach Ilmenau, von da ich etwa in acht Tagen zurückkomme. Nur soviel zur Nachricht. Die Botenweiber packen ein. W. dl. 22 Aug 1795 G
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144. An Friedrich Schiller Weimar, 24. 〈25.〉 August 1795. Montag 〈Dienstag〉
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Morgen frühe gehe ich mit Geh. R. Voigt nach Ilmenau und würde bey meinen Streifereyen noch heitrer seyn wenn ich Sie zu Hause wohl und nicht so oft durch Kranckheit an so manchem Guten gehindert wüßte. Meyer grüßt. Ich wünsche zu vernehmen daß der gute Effeckt des Mährchens nachgekommen ist und die Folge den anfänglichen bösen Eindruck wieder ausgelöscht hat. Wenn ich Ihnen lebe wohl sage, so heist das immer: gebrauchen Sie wie bisher der guten Stunden zu unsrer Freude. W. dl 24. Aug 1795. G
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Aus dem gesellig müsigen Carlsbad hätte ich in keine entgegengesetztere Existenz kommen können als in das einsam thätige Ilmenau, die wenigen Tage die ich hier bin sind mir sehr schnell verstrichen und ich muß noch acht Tage hier bleiben, wenn ich in den Geschäften nach Wunsch klar werden will. Ich war immer gerne hier und bin es noch, ich glaube es kommt von der Harmonie in der hier alles steht. Gegend, Menschen, Clima, Thun und Lassen. Ein stilles, mäßiges ökonomisches Streben, und überall den Ubergang vom H a n d werck zum M a s c h i n e n werck, und bey der Abgeschnittenheit einen größern Verkehr mit der Welt als manches Städtchen im flachen zugänglichen Lande. Noch habe ich auch keine Idee gehabt als die hierher passte, es war aber sehr nothwendig daß ich das Pensum vor Winters absolvirte. Leben Sie recht wohl in andern Regionen und gedencken mein mit der Ihrigen. Ilmenau dl. 29 Aug 1795. G
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146. An Christiane Vulpius Ilmenau, 29. August 1795. Samstag Wir kommen, meine liebe, nicht zurück wie du uns erwartest. Es finden sich der Geschäfte soviele daß ich wohl noch acht Tage hier bleiben muß. Ich behalte den Kleinen bey mir, er ist so artig als sich nur dencken läßt. Er hat schon vieles gesehen: den Schacht, das Pochwerck, die Porzellanfabrick, die Glashütte, die Mühle worauf die Marmorkugeln zum Spiele der Kinder gemacht werden und überall hat er etwas mitgenommen und spricht gar artig von den Sachen. Dann hält er sich zu allen Leuten und ist schon überall bekannt. Hier schickt er dir einen weisen Pfefferkuchen, den er selbst gern gegessen hätte. Grüße Hl. Meyer und sage ihm: er möchte das Wasser recht fleisig trincken. Wenn etwas an mich angekommen ist; so schicke es mir durch Venten der Dienstag herausfährt. Gustel grüßt dich recht schön, er sitzt eben auf dem Canapee ich habe ihn ausgezogen und wir sind die besten Freunde. Lebe wohl behalte uns lieb. Ilmenau dl. 29. Aug. 1795.
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147. An Christian Gottlob Voigt Ilmenau, 2. September 1795. Mittwoch Die Gesellschaft Rathgeber ist gestern Abend angekommen, ich habe noch keinen gesehen. Vent werde ich gleich mit nach den Freybächen nehmen, es ist heute ein herrlicher Tag, und die Graben Sache berichtigen. Daß Seidel mitkommt ist mir sehr angenehm, er kann meine Vorarbeiten durchgehen und noch einiges nachtragen, indeß ich die Zeit anders anwende. Ich habe Sie in diesen Tagen sehr vermißt, es ist ein böses Geschäft diese Danaiden Familie zu kontrolliren, doch bin ich ziemlich aufs Klare und wie die Wahrheit für uns Menschen selten tröstlich ist, so trifft es auch hier. Vielleicht nehmen unsre Entschließungen eine andere Richtung. Es ist schon vorauszusehen daß unsere Poch und Wasch Anstalt so wie unser nächstes Schmelzen betrübte Resultate geben
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wird, und daß sowohl Wäschen als Schmelzen nicht Proben des E r t r a g s, sondern nur Proben der B e h a n d l u n g seyn werden. A l l e s ja a l l e s kommt auf ansehnliche Verbesserung der Anbrüche an, man hat das lange gesagt, aber ich möchte sagen: man hat s i c h s noch nicht genug gesagt. Daß Bertuch und Seidel das C. A Ort wollen fortgetrieben haben ist sehr gut und wir / wollen unsre Plane darnach richten. Hirbey ein Brief von Serenissimo; in dem an mich gerichteten schien unser Fürst sehr guten und heitern und milden Sinnes, die fremden Einflüsse sind also vorerst von guter Wirckung. Der Kleine empfielt sich und danckt für die Bemühung wegen des Hutes; er befindet sich recht wohl und war gestern mit auf dem Loflerischen Hammer wo ihm das glühende Eisen sehr in die Augen fiel. Morgen zieht er mit den Bergleuten auf, will aber nicht mit in die Kirche. Es scheint das entschiedne Heidenthum erbt auf ihn fort. Leben Sie recht wohl. Ich freue mich Sie bald wieder zu sehen. Mit Freunden werden auch unangenehme Geschäfte zu einer tröstlichen Unterhaltung. Ich wünsche Sie in öffentlichen und privat Angelegenheiten immer zur Seite zu haben. Möge ich Ihnen doch auch was seyn konnen. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn. Wenn es thulich ist; so gehe ich in 3 Wochen nochmals auf einige Tage hierher. Wir können und müssen dies mal alles was von uns abhängt, wo nicht organisiren doch mechanisiren und ich hoffe es soll thulich seyn. I. dl. 2 Sept. 1795 G
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Nun, mein Liebchen, werde ich bald wieder bey dir seyn, Sonntag früh gehe ich hier ab. Es ist mir und dem Kleinen recht wohl gegangen. Wir haben gutes Wetter und mit unter recht schönes gehabt heut ist ein herrlicher Tag. Der Kleine ist gar zu artig und freut sich über die vielen Sachen und Arbeiten die er sieht, er behält alles recht gut und fragt gar
1 Schmelz|en| 25 bald ( l unklar korr.) 23 I. dl. 2 Sept. 1795 G
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vernünftig – Er hält sich mit allen Leuten. Ich hab ihm einen Berghabit machen lassen und 〈mor〉gen da die Bergleute einen Aufzug 〈ha〉ben soll er mitgehen. Das macht ihm großem Spas aber in die Kirche will er nicht mit hinein. Er bringt dir eine Tasse mit, die man ihm geschenckt hat und füttert sich überhaupt aufs beste. Des Morgens um 5 Uhr sind wir wach, abends aber gehts auch bald zu Bette. Lebe wohl ich hoffe dich wohl und das Haus in guter Ordnung zufinden. Ich bringe einen Wildpretsbraten mit und will nächste Woche Gäste darauf bitten. Lebe wohl und liebe uns. Ilmenau dl. 2 Sept. 1795. G
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149. An Friedrich Schiller Ilmenau, 3. September 1795. Donnerstag Eben da ich Ihren Brief erhalte geht eine Gelegenheit nach Weimar. Also einen schönen Grus aus diesen stillen Gebürgen, in denen ich das schönste Wetter erlebt habe. Das Epigramm kommt zurück und t e r ist in b e verwandelt, so mags wohl noch hingehen. Der letzte Pentameter des 101 Epigrams mag heisen: Daß die liebliche Frucht schwellend im Herbste gedeiht. Das Mährchen wünscht ich getrennt, weil eben bey so einer Producktion eine Haupt Absicht ist die Neugierde zu erreichen. Es wird zwar immer auch am Ende noch Räzel genug bleiben. Zu dem Zug der Horen wünsche ich Glück möge sich die Lust und Liebe des Publikums verdoppeln. Frau von Kalb und Ihrer lieben Frauen empfehlen Sie mich. Sonntag Abend bin ich in Weimar und hoffe Sie bald zu sehen. Leben Sie recht wohl. Ilmenau dl. 3 Sept. 1795. G
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150. An Friedrich Schiller Weimar, 7. September 1795. Montag
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Das Packet der Horen mit Ihrem und Hl. v Humbolds Brief hat mich freundlich empfangen, als ich von Ilmenau zurückkam und ich schreibe zum ersten Gruße nur einige Worte. Hier das Epigramm, weil Sie wohl keine Abschrift davon haben. Jakobi’s Aufsatz ist wunderlich genug. Seinem Ludwig, Lear und Oedipus habe ich, als ein Profaner, nichts abgewinnen können; das zweyte aber hat sehr viel Gutes und wenn man von s e i n e r Erklärung über Vorstellungsarten nun auch s e i n e Vorstellungsart abzieht; so wird man sie sich leicht übersetzen können. Die gute Aufnahme meines Mährchens erfreut mich und muntert mich auf. Wenn nur Einer von den hundert Kobolden des Alten von Ferney drinne spuckt; so bin ich schon zufrieden. Wenn es zusammen ist wünsche ich über die Intention und das Gelingen Ihre Gedancken zu hören. / Die zweyte Hälfte des Mährchens und der Schluß des sechsten Buches des Romans sind nun meine nächsten Arbeiten. Wann müssen Sie das Mährchen haben? Möchte Ihnen doch Ihr erster Ausritt ins Gebiet der Dichkunst nach einer so langen Pause besser bekommen seyn. Könnten Sie doch einige Zeit sich Ruhe lassen! Grüßen Sie die liebe Frau und behalten mich lieb. W. dl. 7 Sept. 1795. G
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Diese Tage habe ich Ihnen nicht geschrieben, weil ich einen Besuch zu Ihnen vorhatte, der mir aber nicht gelungen ist. Meyer bereitet sich zur Abreise und arbeitet noch eine kolorirte Zeichnung von den drey Par-
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zen aus, die Sie sehen sollen. Ich wünsche ihm nur Gesundheit, sonst geht er ausgestattet mit allen guten Gaben. Es ist ein herrlicher Mensch. Was mich betrift so habe ich, wie Sie wohl fühlen, auch nur diese Zeit auf Einem Fuß gestanden und mit dem andern mich schon nach den Alpen bewegt. Die Mineralogie und Geologische Base, die anfängliche und fortschreitende und gestörte Cultur des Landes habe ich von unten herauf theils zu gründen, theils zu überblicken gesucht und mich auch von oben herein, von der Kunstseite, noch mit Meyer auf alle Weise verständiget. Und doch sind das alles nur Schul-Vorübungen. Ein Guter Geist helfe uns zum Schauen / zum rechten Begriff und zum fröhligen Wiedersehen. An die Horen dencke ich täglich und hoffe auch noch etwas zu leisten. Möchten Sie doch des schönen Wetters unter freyem Himmel genossen haben! Der gezüchtigte Tersit krümmt sich, wie ich höre, erbärmlich, bittet ab und fleht nur daß man ihn leben lasse. Noch hab ich das Stück nicht gesehen. Leben Sie recht wohl und glauben Sie meiner Weissagung daß mit dem neuen Jahre die Subscribenten der Horen eher vermehren als vermindern werden. W. dl. 14 Sept. 1795 G
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152. An Charlotte von Kalb 〈Weimar, Mitte September 1795〉 Sie können glauben daß ich auch oft an Sie dencke, wenn ich gleich nicht erscheine und das ist freylich ein unfruchtbarer Antheil. Meine Existenz neigte sich immer zur Einsamkeit und ich dencke es wird endlich auch dabey bewenden. Heute Abend werde ich mit Vergnügen aufwarten und wünsche Sie mit Ihrem Hl. Gemahl allein zu finden. G
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153. An Friedrich Schiller Weimar, 16. September 1795. Mittwoch
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Uber Ihre Anfrage wegen der Brücke habe ich etwas zu sagen unterlassen, das ich jetzt nachhohle. Bey Vicenz ist keine merckwürdige einbogigte Brücke. Die zwey daselbst, von Palladio erbaut, sind dreybogigt. Auch ist mir ausser dem Rialto zu Venedig keine der Art in ienen Gegenden erinnerlich. Ausser dem Pater peccavi des litterarischen Sanskulotten ist noch für die Horen ein günstiger Stern erschienen, indem Gentsch vor den Briefen über aesthetische Erziehung große Reverenzen in seiner Monatschrift macht. Das kommt alles zur rechten Zeit und zu überlegen wäre es ob man nicht vor Ende des Jahrs sich über einiges erklärte und unter die Autoren und Recensenten Hoffnung und Furcht verbreitete. Nächstens besuchen wir Sie. Haben Sie die Güte mir das Mährchen zurückzuschicken es soll vollendet zurück kehren. Leben Sie recht wohl. W. dl. 16 Sept. 1795 G
154. An Caroline Herder 〈Weimar, 22. September 1795. Dienstag〉 Wie leid mir die Eröffnung Ihres Zustandes gethan kann ich Ihnen nicht ausdrücken, ich werde nichts versäumen auf die Art wie Sie wünschen zu wircken. Könnte ich Ihnen doch bald eine gute Nachricht geben! G
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155. An Friedrich Schiller Weimar, 23. September 1795. Mittwoch Das Mährchen ist fertig und wird in neuer Abschrift Sonnabends aufwarten. Es war recht gut daß Sie es zurückhielten, theils weil noch manches zurecht geruckt werden konnte, theils weil es doch nicht übermäßig groß geworden ist. Ich bitte besonders die Liebe Frau es nochmals von forne zu lesen. In der Mitte der andern Woche hoffe ich zu kommen mit Meyern, seine Abwesenheit wird mir sehr fühlbar werden. Wenn ich nur im Winter einige Zeit bey Ihnen seyn kann! Ich habe viel zu sagen und zu fragen und hoffe Sie wohl zu finden und manches gearbeitete. Grüßen Sie doch Humboldts vielmals. W. dl. 23 Sept. 1795
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156. An Friedrich Schiller Weimar, 26. September 1795. Samstag Wie ich in dieser letzten unruhigen Zeit meine Tonne gewälzt habe wird Ihnen, werther Mann, aus beyliegendem bekannt werden. Selig sind die da Mährchen schreiben, denn Mährchen sind a l’ordre du jour. Der Landgraf von Darmstadt ist mit 200 Pferden in Eisenach angelangt und die dortigen Emigrirten drohen sich auf uns zu repliiren, der Churfürst von Aschaffenburg wird in Erfurt erwartet. Ach! warum steht der Tempel nicht am Flusse! Ach! warum ist die Brücke nicht gebaut! Ich wünsche indeßen, weil wir doch immer Menschen und Autoren bleiben, daß Ihnen meine Producktion nicht mißfallen möge, wie ernsthaft jede Kleinigkeit wird sobald man sie Kunstmäßig behandelt hab ich auch diesmal wieder erfahren. Ich hoffe die 18 Figuren dieses
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Dramatis sollen, als soviel Rätzel, dem Räzelliebenden willkommen seyn. Meyer packt und wir erscheinen bald, hoffentlich haben Sie uns mit mancherley zu regaliren. Leben Sie recht wohl. W. dl. 26 Sept. 95 G
157. An Friedrich Schiller 〈Weimar〉, 3. Oktober 1795. Samstag
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Der Wunsch Sie wieder zu sehen ist mir diese Zeit her immer vereitelt worden, Morgen hoffe ich bey Ihnen zu seyn und zu vernehmen was Sie in dem Zwischenraume gearbeitet haben. Daß mir, nach Ihrem Urteil, das Mährchen geglückt ist macht mir viel Freude und ich wünsche über das ganze Genre nunmehr mit Ihnen zu sprechen und noch einige Versuche zu machen. Der Schluß des 6ten Buches meines Romans geht Montags ab und dieser Band wird gedruckt bald aufwarten. Im folgenden rollt der Stein den Berg hinab und das meiste ist schon geschrieben und fertig. Die verlangten Monatschriften lasse ich aufsuchen, sie wo möglich mitzubringen. Die Knebelischen Elegien sind recht gefunden und in mehr als Einem Sinne gut und heilsam. Vielleicht bringe ich einige mit. Vielmals Adieu G dl. 3 Octbr 95.
158. An Charlotte von Kalb 〈Weimar, Anfang Oktober 1795〉 Gerne will ich Ihnen glauben daß Ihnen unser kaltes Schattenreich wunderbar vorkommt. Fast noch nie haben sich die Verhältnisse so zersprengt und isolirt als dies mal. Mit viel Freude erwarte ich Sie heute
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Nachmittag. Nur wünsche ich Sie, solange die Sonne noch scheint, in meinem freundlichen Garten Zimmer zu sehen. G Hier einsweilen ein alter Freund.
159. An Caspar Friedrich von Schuckmann Weimar und Jena, 3. und 4. Oktober 1795. Samstag und Sonntag Weimar dl. 3 Octbr 95. Ihren wehrten Brief vom 25 Sept. habe ich erst gestern erhalten und da ich erst Morgen erfahre ob Hufeland in der Mitte dieses Monats zu Hause seyn wird, kann ich erst diesen Brief von Jena, wohin ich eben gehe, absenden. Ausserst unangenehm ist mirs daß ich eben eine Reise vorhabe, von der ich unter sechs Wochen nicht wieder nach Hause komme. Seitdem ich Sie mir soviel näher weiß, beschäftigt mich der Gedancke sehr oft: daß ich Sie wiedersehen könnte. Denn so manches auch diese Zeit her bey mir vorübergegangen und in mir vorgegangen ist, so sind mir die würdigen Menschen, die ich kannte, nur immer werther geworden. Wieviel würde mir nicht eine Unterhaltung einiger Tage mit Ihnen gewähren. Daß Sie an der Metamorphose Theil genommen hatten wußte ich durch Reichart und ich freute mich um so mehr darüber, da sich meine lieben Landsleute in diesem Falle, wie in mehreren, / sehr stumm bezeigten. Wie angenehm würde mir es daher seyn Ihnen die Sammlungen die ich gemacht habe, in der Absicht die Idee immer deutlicher zu machen und meine Fortgesetzten Erfahrungen vorzulegen, nicht weniger die Vermuthung ähnlicher Gesetze, wornach die vollkommneren Naturen organisirt seyn mögen, Ihnen vorzutragen.
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Wie gern möchte ich von Ihnen hören wie es Ihnen bisher ergangen und was Sie Sich von Ihrem neuen Zustande versprechen. Ich würde Sie, nach einer solchen Erneuerung unsres Verhältnißes bitten daß künftig kein solanger Zwischenraum unserer Correspondenz seyn möge. Leider sehe ich aus Ihrem Briefe daß Ihr Knabe nicht ganz wohl ist das ich herzlich bedaure. Wenn Sie in unsre Gegenden kommen, so schreiben Sie mir doch ein Wort wann Sie wieder zu Hause sind, kann ichs möglich machen, so besuche ich Sie bald. / Die folgenden Bände des Romans empfehle ich Ihrem stillen Antheil. Was würde aus einem Autor werden wenn er nicht an die einzelnen, hier und da zerstreuten, Menschen von Sinn glaubte. Denn wie die deutsche Menge l i e s t und wie sich diejenigen b e t r a g e n die durch ihr öffentlich Urtheil wonicht den Ton, wenigstens den Laut geben, bin ich bey meiner vier und zwanzig jährigen Autorschaft, freylich nicht zu meiner Erbauung gewahr worden. Ich kann nicht ausdrücken wie leid es mir thut daß ich Sie verfehlen soll und doch ist jetzt die Jahrszeit zum Reisen noch die beste, auch hängen Sie von Ihren Geschäften ab. Lassen Sie mir nur bald wieder etwas von Sich hören und mich hoffen daß ich das was mir diesmal entgeht bald auf eine andre Weise werde erlangen können. Goethe /
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Jena dl. 4ten. Ocktbr. Hufeland ist mit seiner Familie nach Göttingen und wird unter 14 biß 16 Tagen nicht zurück seyn. Wenn die Abwesenheit auch dieses Freundes Ihre Reise verschiebt; so kann ich hoffen Sie noch zu treffen. Auf alle Fälle schreibe ich in einiger Zeit wo ich bin und wie es mit meinen Planen steht. G
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160. An Friedrich August Wolf Weimar, 5. Oktober 1795. Montag Wohlgebohrner Hochgeehrtester Herr Professor Wie danckbar ich für das Geschenck Ihres trefflichen Werckes und für Ihre Gesinnungen gegen mich bin, wie sehr ich mich freue Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben und welchen Gewinn ich mir davon verspreche war mein Vorsatz Ihnen mündlich zu sagen, den ich diesen ganzen Sommer über hegte und erst diesen Augenblick, sehr ungern, aufgebe, da mich Geschäfte nöthigen eine Reise zu machen von der ich wahrscheinlich sobald nicht zurück kommen werde. Seyn Sie des lebhaften Antheils versichert den ich an Ihnen und Ihren Arbeiten nehme; / ich wünsche daß Sie einem Theil der meinigen gleiche Aufmercksamkeit schencken mögen und freue mich auf den Augenblick in welchem ich Sie übe〈r〉 ein weitläufiges Unternehmen, das ich vorhabe um Rath fragen kann. Erhalten Sie mir Ihr Andencken und leben Sie recht gesund und froh.
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161. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, 6. Oktober 1795. Dienstag〉 Bey Zurücksendung des Archivs der Zeit ersuche ich dich ein Exemplar der Horen anzunehmen, wovon die übrigen Stücke seiner Zeit folgen sollen. Ich freue mich schon voraus die Elegien künftig drin zu sehen. Eh ich abreise besuche ich dich noch. G
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162. An Friedrich Schiller Weimar, 〈6. und〉 10. Oktober 1795. 〈Dienstag und〉 Samstag
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An statt gestern von Ihnen fortzueilen, wäre ich lieber geblieben und die Unbehaglichkeit eines unbefriedigten Zustandes hat mich auf dem ganzen Wege begleitet. In so kurzer Zeit giebt man vielerley Themata an und führt keins aus und so vielerley man auch rege macht, kommt doch wenig zur Runde und Reife. Ihren Gedichten hab’ ich auf meiner Rückkehr hauptsächlich nachgedacht, sie haben besondere Vorzüge und ich möchte sagen, sie sind nun wie ich sie vormahls von Ihnen hoffte. Diese sonderbare Mischung von Anschauen und Abstractionen die in Ihrer Natur ist, zeigt sich nun in vollkommenen Gleichgewicht und alle übrigen poëtischen Tugenden treten in schöner Ordnung auf. Mit Vergnügen werde ich sie gedruckt wiederfinden, sie selbst wiederholt genießen und den Genuß mit andern theilen / Das kleine Gedicht in Stanzen an das Publikum, würde den diesjährigen Jahrgang der Horen sehr schicklich und anmuthig schließen. Ich habe mich sogleich mit der Frau von Stael beschäfftigt und finde mehr Arbeit dabey als ich dachte, indeßen will ich sie durchsetzen, denn es ist nicht viel, das Ganze giebt höchstens 55 Blätter meines Manuscript. Die erste Abtheilung von 21 Blättern sollen Sie bald haben. Ich werde mich in einer kleinen Vorrede an den Herausgeber über die Art erklären, wie ich bey der Übersetzung verfahren bin. Um Ihnen kleine Zurechtweisungen zu ersparen hab’ ich ihre Worte unsern Sinne genähert, und zugleich die französische Unbestimmtheit nach unserer deutschen Art etwas genauer zu deuten gesucht. Im einzelnen werden Sie sehr viel Gutes finden, da sie aber einseitig und doch wieder gescheut und ehrlich ist, so kann sie mit sich selbst auf keine Weise einig werden; / als Text aber können Sie es gewiß fürtrefflich brauchen. Ich wünschte, daß Sie sich die Mühe gäben in Ihrer Arbeit so klar und galant als möglich zu seyn, damit man es ihr in der Folge zuschicken und dadurch einen Anfang machen könnte den Tanz der Horen auch in das umgeschaffne Frankreich hinüber zu leiten. 6 a×uf 13 In ⎡in⎤ sStanzen G 19–20 haben|.| iIch G 21 bin|.| uUm eiIhn|en| G 23 genäh×ert 23 oder vielmehr ⎡und zugleich⎤ G 25 das ich ⎡sie⎤ G
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W. dl. 10 Octbr 95. Soweit hatte ich vor einigen Tagen dicktirt, nun sage ich Ihnen nochmals Adieu, ich gehe erst morgen frühe weg. Das Staelische Werck erhalten Sie bald, halb oder ganz, was die gute Frau mit sich selbst eins und uneins ist! Von Franckfurt schreibe ich bald, leben Sie recht wohl mit den Ihrigen. Grüßen Sie Humbold, von Franckfurt schreibe ich auch ihm. Wenn mein Roman ankommt erhalten Sie 4 Exemplare wovon Humb. Loder. Prof Hufeland die 3 erhalten. Wenn Humb. nicht, wie ich hoffe, das seinige schon in Berlin weggenommen hat. G/ „Welch ein erhabner Gedancke! uns lehrt der unsterbliche Meister Künstlich zu spalten den Strahl, den wir nur einfach gekannt.“ Das ist ein pfäffischer Einfall! den lange spaltet die Kirche Ihren Gott sich in drey, wie ihr in sieben das Licht. =
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163. An Friedrich Schiller Eisenach, 13. Oktober 1795. Dienstag Eisenach dl. 13. Octbr. Noch bin ich hier und werde wohl noch erst abwarten was aus den Dingen werden will eh ich meine Reise weiter fortsetze. Die Oesterreicher sind wieder über den Mayn herüber und umgeben Franckfurt und vielleicht ist es zwischen ihnen und den Franzosen schon zur Schlacht gekommen. In ein solches Gewirre möchte ich von heiler Haut mich nicht hineinbegeben, da ich dergleichen anmuthige Situationen schon kenne. Meinen hiesigen, stillen Aufenthalt habe ich gleich benutzt um Mad de Stael völlig zu ü b e r setzen und mit unter zu v e r setzen. Eine weibliche Methode und die französche Sprache machten mir viel zu schaffen und besonders auch die Annäherung ihrer Meynungen an die unsrigen und die Abstände und die ewigen A b e r s. Nun bin ich fertig laße das Werck abschreiben und gleich sollen Sie es haben. /
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Abb. 15: Goethe an Friedrich Schiller, 〈6. und〉 10. Oktober 1795 (Nr 162), S. 1
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Abb. 16: Goethe an Friedrich Schiller, 〈6. und〉 10. Oktober 1795 (Nr 162), S. 2
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Abb. 17: Goethe an Friedrich Schiller, 〈6. und〉 10. Oktober 1795 (Nr 162), S. 3
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Abb. 18: Goethe an Friedrich Schiller, 〈6. und〉 10. Oktober 1795 (Nr 162), S. 4
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Vielleicht lassen Sie es gleich im Ganzen drucken und bringen Ihre Noten auch in ein Ganzes. Doch darüber wird der Genius und der Augenblick entscheiden. Schreiben Sie mir doch! Wenn Ihr Brief mich nicht antreffen sollte, wie ich doch vermuthe; so wird er mir nachgeschickt. Nun dencke ich mich gleich an den Roman zu machen denn wenn ich mich hier nicht vorsätzlich zerstreuen will, so bin ich einsamer und ruhiger als zu Hause. Leben Sie recht wohl. Vielleicht seh ich Sie eher wieder als wir glaubten. G.
164. An Christiane Vulpius Eisenach, 13. Oktober 1795. Dienstag
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Nur soviel, mein liebes Kind, daß ich in Eisenach bin und wohl sobald nicht fortkomme; ich hatte nicht ohne Grund gesorgt, denn die Oesterreicher sind mit 60 tausend Mann über den Mayn gegangen und werden sich wohl um Franckfurt herum mit den Franzosen balgen. Lebe wohl, schicke was an mich kommt nur Hl. Geh. Rath Voigt die Sachen treffen mich noch hier. Küsse den Kleinen. Eisenach dl. 13ten Octbr 1795. G
165. An Friedrich Schiller Eisenach, 16. Oktober 1795. Freitag
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Bald werde ich Sie wiedersehen, denn meine Reise nach Franckfurt hat nicht statt. Die Frau von Stael wird wohl noch vor mir aufwarten die Abschrift ist bald fertig. Haben Sie denn etwa Humbold ein Wort wegen des Quartiers gesagt? Es wäre gar artig wenn ich sein Stübchen beziehen könnte, da im Schlosse die Fustapfen des Militars sobald nicht auszulöschen sind. Ich bin mit Herz, Sinn und Gedancken nun an dem Roman und will nicht wancken biß ich ihn überwunden habe. Leben 2 Daoch 17 Sept Octbr
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Sie recht wohl und dencken mein bey Ihren Arbeiten. und grüßen die liebe Frau. Eisenach dl. 16. O. 95. G
166. An Christiane Vulpius Eisenach, 16. Oktober 1795. Freitag Du kommst um den Muff und das Kind um die Pelzmütze, denn ich gehe nicht nach Franckfurt sondern komme bald wieder. Soviel habe ich dir nur melden und dich schönstens grüßen wollen. Eh ich von hier abgehe schreibe ich dir wieder, vielleicht bleibe ich einige Tage in Gotha. Lebe wohl. Küsse den Kleinen. Eisenach dl. 16. Octbr 95. G
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167. An Friedrich Schiller Eisenach, 17. Oktober 1795. Samstag Ob ich gleich schon Mittwoch wieder hoffe in Weimar zu seyn, so schicke ich Ihnen doch die Abhandl. voraus, ich habe sie nicht einmal in der Abschrift durchsehen können. Hie und da laßt sich noch einiges retouchiren. Vielleicht besuche ich Sie zu Ende der Woche und wir sehen uns früher wieder als ich dachte. Wie ist das zerstreute Leben doch ein leeres Leben man erfahrt nur gerade das was man nicht wissen mag. Ich freue mich recht Sie wieder zu sehen. Eisenach dl. 17 Octbr 1795. G
168. An Friedrich Schiller Weimar, 25. Oktober 1795. Sonntag Ich bin neugierig zu vernehmen was uns das Intelligenzblatt bringt, schon gestern in der Comödie hört ich davon summen.
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BRIEFE 169–171
Heute komme ich nicht, mein lieber, aber ich hoffe bald. Jeden Tag erwarte ich einen neuen Weltbürger in meinem Hause, den ich doch gern freundlich empfangen möchte. Indessen ist das Schloß von den militarischen Effluvien gereinigt und ich kann einige Tage bey Ihnen bleiben. Leben Sie recht wohl empfehlen mich den Damen und behalten mich lieb. In diesen letzten zerstreuten Tagen habe ich meine Italiänischen Collectaneen vorgenommen und zu ordnen angefangen und mit viel Freude gesehen: daß, mit einiger Beharrlichkeit, ein wundersames Werck wird zusammengestellt werden können. Haben Sie keine Abschrift vom Aufsatz übers Naive? W. dl. 25. O. 95. G Jene Blätter nach denen Sie fragten habe ich noch nicht gefunden, sie liegen aber gewiß nicht weit.
169. An Caroline Herder Weimar, 28. Oktober 1795. Mittwoch
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Ihren Brief vom 14 Octbr erhalte ich erst von Franckfurt zurück, ich wünsche daß indessen die Lage sich verändert haben möge. Auf Ihr Blat kann ich nicht antworten, wir sind in der Denckungsart zu weit auseinander als daß wir uns verständlich werden könnten, doch möchte ich nicht gerne schweigen. Vielleicht übernimmt Knebel meine Meynung zu hören. W. dl. 28 Octbr 1795 G
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170. An Friedrich Schiller Weimar, 28. Oktober 1795. Mittwoch Seit meiner Rückkunft habe ich mich noch nicht wiederfinden können, hier also nur indessen das verlangte Manuscript. Ich habe, glaub ich, auch noch nichts über die Gedichte gesagt die Sie mir nach Eisenach schickten, sie sind sehr artig, besonders d a s T h e i l d e s D i c h t e r s ganz allerliebst, wahr, treffend und tröstlich. Sollten Sie Sich nicht nunmehr überall umsehn? und sammeln was gegen die Horen im allgemeinen und besondern gesagt ist und hielten am Schluß des Jahrs darüber ein kurzes Gericht, bey welcher Gelegenheit der Günnstling der Zeit auch vorkommen könnte. Das hällische philosophische Journal soll sich auch ungebürlich betragen haben. Wenn man dergleichen Dinge in Bündlein bindet brennen sie besser. Leben Sie recht wohl. Lieben Sie mich. Empfehlen Sie mich der lieben Frauen und Ihrer Frau Mutter. Das Schwiegertöchterchen säumt noch. W. dl. 28 Octbr 1795 Goethe
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171. An Caroline Herder Weimar, 30. Oktober 1795. Freitag Nicht um Ihre Meynung zu lencken sondern um Ihnen die meinige vorzulegen, ergreife ich die Feder und erspare dadurch dem guten Knebel die Unannehmlichkeit an einer Sache Theil zu nehmen, in der er sowenig als ich rathen und helfen kann. Mit Ihnen zu sprechen möchte in diesen leidenschaftlichen Augenblicken nicht räthlich seyn; wir werden einander nicht überzeugen. Sie haben mir schon geschrieben was ich nicht lesen sollte ich müßte erwarten zu hören was ich nicht horen darf. 1.) Versprach der Herzog in der Puncktation für die Kosten des Studirens der Kinder und für Ihr Unterkommen zu sorgen.
3–4 gesagt davon die 6 wa und 7 machten ⎡hielten⎤ 8 daes
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2.) Gaben die Herrschaften den Kindern, was nicht in der Puncktation steht, solange sie im elterlichen Hause waren gewisse bestimmte Zuschüsse. 3.) Da Gottfried auf die Academie ging war es Ihre Pflicht den Herzog davon zu / benachrichtigen, um die Bestimmung einer Summe, um terminliche Auszahlung zu ersuchen. Der Herzog konnte sich als dann erklären und durch Stipendien und sonst sich sich diese Ausgabe erleichtern. 4) Dies geschah nicht und ebensowenig ward der Herzog wegen der übrigen Kinder begrüßt, da er doch k ü n f t i g f ü r s i e z u s o r g e n zugesagt hatte. 5.) Vielmehr schickten Sie Augusten nach der Schweiz, ein Schritt der an sich gut und nothwendig seyn konnte, keineswegs aber jedermanns Beyfall erhielt. 6.) Nunmehr, nach Verlauf einiger Jahre, verlangen Sie eine nicht benannte, aber doch, wie es scheint, nahmhafte Summe, auf einmal vom Herzog, um den Ausfall zu decken, der durch die Entfernung Ihrer Kinder in Ihrer Kasse entstanden seyn mag und behaupten der Herzog sey schuldig Ihnen alles was Ihnen fehlt zu erstatten. / 7.) Die Worte: i c h w i l l f ü r d i e K o s t e n d e s S t u d i r e n s d e r K i n d e r u n d f ü r d e r e n U n t e r k o m m e n s o r g e n, können nicht heisen: macht mit und aus euern Kindern was ihr wollt, gebt für sie aus was ihr wollt, macht mir am Ende von drey vier Jahren die Rechnung, ich will jeden Schritt ausser dem väterlichen Hause, jede Art von Aufwand bezahlen, und wie ich die jungen Leute hernach finde sie versorgen. Weder im Gerichtshofe der Ehre noch des Gewissens können sie so ausgelegt werden. 8.) Ich wiederhohle und sage: durch die Versäumniß der Anzeige zur rechten Zeit, durch Forterhebung der jährlichen Gaben, durch das Verlangen eines Capitals als Anleihe, durch Annahme auserordentlicher Beyhülfen, welche die Herzoginnen, soviel ich weis, in der Zwischenzeit den Kindern gereicht haben, durch völlige Vernachläßigung des Rathes und der Meynung des Herzogs über die Bestimmung Ihrer Kin-
6 |dann| 16 nbenannte 18 ⎡behaupten⎤ 33 Racthes
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der, ist die Sache so / verwirrt und getrübt worden, daß die Liquidität Ihrer Forderung wohl schwerlich darzustellen seyn möchte. 9.) Der Herzog, ohne sich aufs Vergangne einzulassen, bietet Ihnen ganz neuerlich an: die Promotionskosten Gottfriedens zu bezahlen, und Augusten und Adeln sich besonders zu attachiren. Ihre Sache war, nach meiner Einsicht, dieses Anerbieten mit Vertrauen anzunehmen. Das Geld zur Promotion mußte irgendwo herkommen, Augusten konnte nicht schaden einige Zeit in einer Canzley zu arbeiten, jedem Geschäfts-Mann wäre es nütze und in Chursachsen müssen die welche beym Bergwesen angestellt seyn wollen ihren ganzen Cursum iuris machen. Adel, von dem Sie ganz schweigen, hatte in Eisenach den schönsten Raum sich zu belehren und sich zu zeigen und das Beyspiel von baldiger Versorgung junger Leute, die / das Glück hatten sich näher um den Herzog zu beschaftigen und sich hervor zu thun, gab beyden Kindern die besten Aussichten. 10.) Hatte man sich dadurch dem Herzog genähert, den alten Faden wieder angeknüpft, so würde eine nochmalige Vorstellung Ihrer gegenwärtigen gedrängten Lage und ein bescheidnes Gesuch wegen des Vergangnen am Plaze gewesen seyn und, wie ich den Herzog kenne keine ungünstige Aufnahme gefunden haben. 11.) Anstatt dessen lehnen Sie, aufs eiligste, mit einer Gleichgiltigkeit die an Verachtung gränzt jenes bedeutende Anerbieten ab, bringen Augusten ohne weiters auf die Academie, um eine, auf den Schweizerbergen angefangne Spielerey, unter dem Titel von Mineralogie und Naturgeschichte, fortzusetzen, sagen nahe zu: wir wollen / weder Euern Rath noch Beystand, weder Aussicht noch Versorgung; wir wissen was wir zu thun haben, wir werden es thun, aber wir wollen euer Geld. Sie beleidigen den Herzog, die Herzoginn, benachrichtigen mich von Ihren übereilten Schritten und fordern mich unter Vorwürfen und Drohungen auf für Sie und die Ihrigen wircksam zu seyn, in dem Augenblick da Sie mir die Gelegenheit dazu aus den Händen reisen. 12.) Wie ich hiernach Ihre heftigen leidenschaftlichen Ausfälle, Ihren Wahn als wenn Sie im vollkommensten Rechte stünden, Ihre Einbildung als wenn niemand ausser Ihnen Begriff von Ehre, Gefühl von Gewissen habe ansehen muß, das können Sie Sich vielleicht einen Augenblick vorstellen. Ich erlaube Ihnen mich, wie einen andern Thea-
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terbösewicht zu hassen, nur bitte ich mich klar zu dencken und nicht zu glauben / daß ich mich im fünften Ackte bekehren werde. 13.) Soviel von der gegenwärtigen Lage. Durch des Herzogs Anerbieten war Ihre Zukunft zum Theil gedeckt, das Vergangne |:das wir überhaupt einander nicht vorrechnen wollen:| ließ sich durch irgend ein Arrangment ins Gleiche bringen und wir konnten wieder zu einer heitern Aussicht gelangen. Aber der Schaden liegt viel tiefer. Ich bedaure Sie daß Sie Beystand von Menschen suchen müssen die Sie nicht lieben und kaum schätzen, an deren Existenz Sie keine Freude haben und deren Zufriedenheit zu befordern Sie keinen Beruf fühlen. Freylich ist es bequemer in extremen Augenblicke auf Schuldigkeit zu pochen als durch eine Reihe von Leben und Betragen das zu erhalten wofür wir doch einmal danckbar seyn müssen. Glauben Sie doch daß man hinter allen Argumenten Ihrer Forderungen Ihr Gemüth durchsieht. Das soll gewiß / gut Blut machen wenn August bey seinem kurzen Hierseyn jedem der es hören will sagt: er wähle das Bergwercksfach weil man nicht wisse wie lange die gegenwärtige Verfassung bestehe und man immer Bergleute brauchen werde. Diese Familiengesinnungen sollen einen Fürsten reizen Kinder heranziehen zu helfen und zu versorgen. So dencke ich und so werde ich dencken wenn nicht ein Wunder oder eine Kranckheit meine Organe verändert, wie Sie dencken sehe ich aus Ihren Briefen, meine Absicht ist nicht auf Sie zu wircken. Ich werde keine Replick auf dieses Blat lesen und von dem Vergangnen kein Wort mehr sprechen. Können Sie Sich in Absicht auf die Unterhaltung und Versorgung der Kinder dem Herzog nähern, können Sie wegen der Zukunft und wegen des Vergangnen billige Vorschläge thun, so lassen Sie mich sie durch Knebeln wissen. Ich weiß wohl daß man dem das mögliche nicht danckt von dem man das unmögliche gefordert hat; aber das soll mich nicht abhalten für Sie und die Ihrigen zu thun was ich thun kann. W. dl. 30 O. 95. G.
1 klar dzu
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172. An Friedrich Schiller Weimar, 1. November 1795. Sonntag Statt eines artigen Mädchens ist endlich ein zarter Knabe angekommen und so läge denn eine von meinen Sorgen in der Wiege. Nun wäre es an Ihnen, zu Bildung der Schwägerschaft und zu Vermehrung der dichtrischen Familie für ein Mädchen zu sorgen. Ich komme nun bald und bedarf wircklich eines Gesprächs wie ich es mit Ihnen führen kann, ich habe Ihnen viel zu sagen. Noch immer bin ich nicht auf den Pfaden der Dichtung. Durch äussre Veranlaßung habe ich in der Baukunst mich wieder umgesehen und habe einiges bey dieser Gelegenheit zusammengestellt, das Urtheil über solche Kunstwercke zu erleichtern und zu fixiren. Von Meyern habe ich einen Brief von München mit sehr schönen Nachrichten von diesem Orte, auch von Nürnberg. Ich bringe sie mit. Sagen Sie mir wie Sie Sich befinden und gedencken mein. W. dl. 1 Nov 1795 G
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173. An August Wilhelm Iffland Weimar, 4. 〈November〉 1795. Mittwoch 〈Konzept〉
Aus dem großen und unersetzlichen Übel, das jene Gegenden trifft, wird uns kein kleiner Gewinst, wenn Sie uns indeßen besuchen und mit Ihrem Talent erfreuen wollen. In mehr als Einer Rücksicht war mir Ihre Ankunft lange wünschenswerth. Die Kosten Ihrer Reise und Ihres hiesigen Aufenthalts werden wir gerne tragen, und außerdem soll es an einem anständigen Douceur nicht fehlen, so daß Sie nicht unzufrieden von uns scheiden werden, wenn wir gleich nicht glauben Ihr Verdienst nach Würden belohnen zu können. Auf eine längere Unterhaltung mit Ihnen über mancherley Gegenstände freue ich mich sehr und wünsche nur, daß Sie bey uns einige
9 zusammengestellt (en unklar korr.) 13 sSagen 18 eEiner
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Zeit die traurige Lage vergeßen können in welcher Sie die schönen und geliebten Gegenstände verlassen. Weimar den 4ten September 1795.
174. An Christian Gottlob Voigt 〈Jena, 8. oder 9. November 1795. Sonntag oder Montag?〉
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Ihr Briefchen mit den darin enthaltnen Nachrichten hat mir, in einer einsamen Stunde, große Freude gemacht; in dem alten Schloße und unter dem düsteren Himmel bin ich ziemlich meinen stillen Studien und Betrachtungen überlassen, Abends geh ich meist zu Schillern, und wir verarbeiten unsre Intresses und Vorstellungsarten gegen einander. Die Subscribenda folgen zurück. Mit der Wäsche scheint es etwas besser zu gehen, doch bleibt es immer ausser Proportion. Ich hoffe Götze wird Geld schaffen Ich habe ihn installirt in das Wasser und Ufer Wesen, wie meine Registraturen ausweisen werden. Hoffentlich wird er von gutem Dienste seyn. Durch den in den großen Bogen gegen Kamsdorf eingelegten Fachbaum, ist das Wasser nun völlig herüber und der Entzweck erreicht, von dem übrigen, das heißt von der Gewinnung und Vergrünung des Ufers nach der Schneidemühle zu bin ich eben so sicher, ich wollte nur daß der Gegenstand bedeutender wäre; doch ist / ein kleines gutes und rechtes auch ein gutes und rechtes. Zu dem Triumph über die Kalbsköpfe wünsche von Herzen Glück, ihr Nahme ist Legion und dieser Ausgang ist von großer Bedeutung, leider weiß man so etwas von oben herein nicht zu nutzen. Wüßte manns so brauchte man nicht zur ungelegnen Zeit marschiren zu lassen. Hier ist alles als wenn nichts gewesen wäre. Jeder läuft nur in die Collegia um auch sobald als möglich etwas vorzustellen und die Menschen zum besten zu haben. Laßen Sie nur auch, nicht die geringste Unart aufkommen! Es geht gewiß. Der Tausch der Wiesen gegen Hügelgärten ist ein schöner Gedancke, ich vermuthe aber daß durch dieses Negoz jene dem Wasser
3 aNachrichten 6 überlas|s|en 17 ich ist
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abzugewinnende Besizungen etwas im Preise fallen werden. Gegen 50 Acker steht mein Garten auch zu Diensten. Im Nahmen der armen Schüler Thaliens vielen Danck für die Exemtion. Möchte Ihnen doch dafür im Theater einmal eine gute Stunde werden! Leben Sie recht wohl und gedencken mein. Ich bleibe wohl noch biß zu Ende der Woche. G
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175. An Christiane Vulpius Jena, 9. November 1795. Montag Ich bin hier recht vergnügt und fleißig wenn ich nur auch wüßte daß du und der Kleine recht wohl bist. Laß mir doch sobald als möglich ein Wort schreiben. Vielleicht bleibe ich biß zu Ende der Woche hier, denn im stillen Schloß läßt sichs recht gut dencken und arbeiten. Abends bin ich bey Schillern und da wird biß tief in die Nacht geschwätzt. Ich wünsche dich recht wohl zu wissen und daß der Kleine brav trinckt, ißt und zunimmt. Lebe recht wohl und behalte mich lieb. Jena dl. 9 Nov 95. G
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176. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 16. November 1795. Montag Ihr Brief mit den Beylagen hat mir großes Vergnügen gemacht, denn da ich Ihre tägliche Unterhaltung entbehren muß, so ward mir dadurch ein Ersatz, indem ich Sie auf Ihrer Reise in Gedanken begleiten und die mancherley intereßanten Gegenstände mit Ihnen genießen konnte. Nürnberg hoff ’ ich dereinst mit Ihnen zu sehen und glaube selbst daß man von da, und von Augsburg aus, den alten deutschen Kunsthorizont recht gut werde überschauen können.
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Die Art, wie Sie die Merkwürdigkeiten in und um München gesehen und beschrieben, zeigen zum voraus was vor eine reiche Erndte jenseits der Alpen zu erwarten ist. Laßen Sie sich nicht reuen auch in Buchstaben freygebig zu seyn. Die Worte des guten Beobachters sind keine Buchstaben mehr; sein Urtheil spricht unmittelbar zu unserm Beßern. Selbst, lehrt uns aufmerken, genau und bescheiden seyn. Merkwürdig ist der Fall mit dem Bilde das sie Julius Roman zuschreiben; allein wenn man bedenkt, wie viel Menschen in der Kunst sich redlich bemüht und unsäglichen Fleiß aufgewendet haben, so kann freylich der Fall öfter kommen, daß einer durch besonderes Glück und Anstrengung in einem einzelnen Falle etwas vorzügliches geleistet habe, deßen Nahme durch keinen Complex von Arbeiten berühmt geworden ist. Die Tabellarische Methode finde ich auch in ihrer Ausführung fürtrefflich, besonders wird sie dem kunstrichterlichen Gedächtniß auf das beste zu Hülfe kommen und ich sollte denken, / wenn man sich einmal hierauf geübt hat, so müßte es auch so viel Zeit nicht wegnehmen, denn es verlangte doch mehr Stimmung und Anstrengung, zu einen jedem Bilde die eigenthümliche Formel der Beschreibung zu erfinden die dazu paßte und gehörte. Übrigens wird es immer auf Sie ankommen wie viel Bilder Sie auf diese Weise genau durchgehen und welche Sie nur oben hin mit einigen Worten berühren wollen. Bey Hauptbildern wird es immer, wie mich däucht von großem Nutzen seyn. Ich habe indeßen auch mancherley zu unserm Zweck zusammen getragen und hoffe die Base zu unserm Gebäude breit und hoch und dauerhaft genug aufzuführen. Ich sehe schon die Möglichkeit vor mir eine Darstellung der physicalischen Lage, im allgemeinen und besondern, des Bodens und der Cultur, von der ältesten bis zur neuesten Zeit, und des Menschen in seinem nächsten Verhältniße zu diesen Naturumgebungen. Auch ist Italien eins von denen Ländern wo Grund und Boden bey allem was geschieht immer mit zur Sprache kommt. Höhe und Tiefe, Feuchtigkeit und Trockne sind bey Begebenheiten viel bedeutender, und die entscheidenden Abwechselungen der Lage und der Witterung haben auf Cultur des Bodens und der Menschen, auf Ein-
1 aArt 32 Beygebenheiten
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heimische, Colonisten, Durchziehende mehr Einfluß als in nordlichern und breiter ausgedehntern Gegenden. Durch einen äußern Anlaß bin ich bewogen worden über die Baukunst Betrachtungen anzustellen und habe versucht mir die Grundsätze zu entwickeln nach welchen ihre Werke beurtheilt werden können. Ich habe Schillern meinen ersten / Entwurf mitgetheilt, der ganz wohl damit zufrieden ist, wenn die Arbeit mehr gereinigt ist werde ichs Ihnen auch zur Beurtheilung vorlegen. Von Antonio Labacco lege ich eine Nachricht bey. Wenn Sie das Werk dieses Mannes, entweder ganz oder in einzelnen Abdrücken, finden können, so nehmen Sie es ja mit, denn es findet sich nicht leicht etwas beßer gearbeitet und gestochen. Auch hat Palladio, außer seinem Werk über die Architectur, das wir besitzen, noch römische Alterthümer herausgegeben, die uns nicht entgehen dürfen, denn theils ist es sehr interessant, was die Menschen noch damals fanden, dessen Spuren jetzt völlig verschwunden sind, theils sind auch ihre Restaurationen und Bemerkungen immer wichtig. Im Serlio habe ich auch die Risse verschiedener merkwürdiger Ruinen gefunden, die sonst nicht überall vorkommen; auch habe ich den Scamozzi durchlaufen, ein fürtreffliches Werk, das wohl wenige seines gleichen hat. Vielleicht bin ich bald im Stande Ihnen eine Characteristik dieser beyden Männer und Werke zu liefern. Worauf ich Sie aufmerksam machen wollte sind die alten Vorschläge zur Erbauung der Peterskirche, vielleicht giebt es gut gestochne Blätter von den Ideen des Bramante, des Baltasar von Siena, vielleicht findet sich eine Spur von den Thürmen, welche Bernini aufsetzen wollte, ja wovon einer schon / stand und wieder abgetragen werden mußte. Die Geschichte der Peterskirche intereßirt mich mehr als jemals, es ist wirklich eine kleine Weltgeschichte und ich wünsche, daß wir die Belege dazu sammeln. Gewiß war Labacco nicht der einzige der sich in jenen Zeiten beschäftigte dergleichen Werke durch den Kupferstich auszubreiten. Besonders auf alles was von Bramante sich auffinden ließe bitte ich aufmercksam zu seyn.
1 nordlichenrn 12 aAuch 18 verschiederner
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Ich erhalte Ihren Brief von Mantua und sehe mit vieler Freude daß es Ihnen daselbst recht wohl gefallen hat. Was werden wir nicht alles erfahren haben wenn wir einmal diese Wercke zusammensehen und werden wir zu diesem Glück gelangen? Doch das sey der Zeit überlaßen, die wir indessen so gut als möglich nutzen wollen. Ich lese viel und excerpire und sammle. Möge Sie dieses Blatt in Rom gesund antreffen. Grüßen Sie Angelika tausendmal und sagen ihr von meiner schönen Hoffnung sie in einem Jahre wieder zu sehen. Grüßen Sie alle Freunde der vorigen Zeit und schreiben mir fleißig. Ein kleiner Ankömmling hat uns schon wieder verlassen. Sonst ist alles wohl in meinem Hause und grüßt. W. dl. 16 Nov. 1795. G 〈Beilage〉 Antonio Labacco war ein Schüler des Antonio San Gallo, er scheint
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einer von den subalternen Naturen gewesen zu seyn, die noch immer auf einen sehr hohen Grad der Kunst gelangen, wenn die Meister vortrefflich sind. Er arbeitete das große Modell der Peterskirche das im Vatikan steht und stach es wahrscheinlich selbst in Kupfer. Sein besonderes Vergnügen war die Ausmessung alter Gebäude und deren Restauration auf dem Papier, daher entstand sein Werk: Libro d’Antonio Labacco appartenente al Architettura nel quale si figurano al cune notabili antiquita di Roma ohne Jahrzahl, welches aus 27
Blättern besteht. Es sollte dieses nur Vorläufer eines größern seyn. Ob das letztere zu Stande gekommen ist eine Frage. In der Vorrede zu dem Werke, (deßen Nachdruck ich Venedig 1584. vor mir habe) spricht er von der Liebhaberey der Ausmessung und Restaurationen und von seinen Sammlungen der Art; er erzählt daß sein Sohn Mario, gleichfalls im Kupferstechen geübt, ihn veranlaßt habe die Sachen zu ediren, weil sich aber die Ausgaben eines solchen weitläuftigen Werks verziehen können so wolle er einstweilen das was vorräthig ist herausgeben. / Der Nachstich ist gegen das Original schlecht. Außer dem Titelkupfer sind die übrigen Blätter von der Gegenseite.
9 ×kleiner 24 Venedig 1584: (deßen Nachdruck ich ⎡Venedig 1584.⎤ G
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Er soll das Hauptportal des Pallasts Sciarra erbauet haben, wahrscheinlich Sciarra Colonna im Cors, der doch darauf anzusehen wäre, er ist, so viel ich mich erinnere von guter Architectur. Eine Kirche von seiner Invention in seinem Werke ist nicht vom besten Geschmacke. Er war ein Römer von Geburt und wahrscheinlich einer von denen die mit Michel Angelo sehr unzufrieden waren, als dieser, nach St Gallo Tode, das Modell deßelben völlig verwarf. Vielleicht läßt sich sonst noch etwas von diesem Manne und seinen Arbeiten auffinden. Sein Werck soll 1552 herausgekommen seyn. Auf dem Titel steht die Jahrzahl nicht, vielleicht unter der Vorrede die mir fehlt. Das Werck ist wunderlich paginirt deßwegen hält man es nach den einzelnen Blättern für stärcker als es ist. = Wenn Sie künftig Ihre Briefe numerirten, so wäre es gut. Ich will das gleiche thun. Denn da Sie nichts von Ihrer Reise von München nach Mantua sagen, könnte ich vermuthen daß ein Brief verlohren gangen ist. G
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177. An Charlotte von Kalb 〈Weimar, kurz nach dem 16. November 1795. Mittwoch〉 Danck für Ihr freundliches Wort. Liebevolle Theilnahme befördert in solchen Fällen die gute Wirckung die wir nur von der Zeit hoffen können. Ich verlange zu hören was Sie über meine neusten Producktionen sagen. Besonders freue ich mich auf Ihre Auslegung des Mährchens. Leben Sie recht wohl, ich hoffe Sie bald zu sehen. G
1 ⎡das Hauptportal⎤ G dens Pallast|s| 8 aArbeiten
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178. An Charlotte Schiller Weimar, 17. November 1795. Dienstag
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Das arme Kleine hat uns gestern schon wieder verlassen und wir müssen nun suchen durch Leben und Bewegung diese Lücke wieder auszufüllen. Hierbey kommen drey Exemplare des dritten Bandes 1 für Sie 1 für Prof Huflands 1. für Humbold. Die versiegelten Päckchen bitte auch bestellen zu lassen. Zugleich folgen einige Zeichnungen die Sie mit Nutzen nachahmen werden. Wenn ich Sie wieder sehe hoffe ich über Original und Copie mit Ihnen weitläufig zu seyn. Heute nicht mehr. Leben Sie wohl, grüßen Sie Schillern bestens. W. dl. 17 Nov. 1795. G
179. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, zwischen 17. und 20. November 1795. Dienstag und Freitag〉 15
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Die elecktrischen Beobachtungen, für deren Mittheilung ich dancke sind sehr artig, Voigt hatte mir das Manuscript gezeigt, gesehen hab ich sie noch nicht, wir konnen sie aber wenn ich dich einmal bey mir sehe, wenigstens im allgemeinen versuchen. Wie siehts mit den Elegien aus? G
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180. An Friedrich Schiller Weimar, 21. November 1795. Samstag
Heute habe ich 21 properzische Elegien von Knebeln erhalten ich werde sie sorgfältig durchgehen und was ich dabey bemerke dem Übersezzer mittheilen, denn da er sich so viel Mühe gegeben so möchte wohl ohne seine Beystimmung nichts zu verändern seyn. Ich wünschte, daß Sie Cottaen ansönnen dieses Manuscript, deßen künftiger Bogenbetrag sich leicht ausrechnen läßt, sogleich zu bezahlen. Ich habe zwar hierzu keinen unmittelbaren Anlaß aber es sieht doch gleich viel artiger aus, muntert zu fleißiger Mitarbeit auf und dient zur Verbreitung des guten Rufs der Horen. Da ein Buchhändler so oft Vorschüsse geben muß, so kann er auch wohl einmal ein Manuscript beym Empfang bezahlen. Knebel wünscht / daß sie auf dreymal gedruckt werden ich glaube auch daß das die rechte Proportion ist und so würden dadurch die drey ersten Horenstücke des künftigen Jahrs decorirt. Ich will sorgen daß sie zur rechten Zeit in Ihren Händen sind. Haben Sie schon die abscheuliche Vorrede Stolbergs zu seinen platonischen Gesprächen gelesen? Die Blößen, die er darinne giebt sind so abgeschmackt und unleidlich, daß ich große Lust habe drein zu fahren und ihn zu züchtigen. Es ist sehr leicht die unsinnige Unbilligkeit dieses bornirten Volks anschaulich zu machen, man hat dabey das vernünftige Publikum auf seiner Seite und es giebt eine Art Kriegserklärung gegen die Halbheit, die wir nun in / allen Fächern beunruhigen müßen. Durch die geheime Fehde des Verschweigens, Verruckens und Verdruckens, die sie gegen uns führt, hat sie lange verdient daß ihrer nun auch in Ehren und zwar in der Continuation gedacht werde. Bey meinen wissenschafftlichen Arbeiten die ich nach und nach zusammenstelle, finde ich es doppelt nöthig, u. nicht zu umgehen. Ich denke gegen Rezensenten, Journalisten, Magazinsammler und Compendienschreiber sehr frank zu werke zu gehen und mich darüber, in
4 s××eyn 5 ansiönnen 5 desßen 6 bezahlen|.| iIch G 7 sogleich 9 Horen,. dDa G? 13 decorirt|.| iIch G 18 züchtigen|.| eEs G 18 ×Unbilligkeit G 19 machen, und man 25 aArbeiten 26 finde ich es ⎤ u.⎤ nicht
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einer Vor- oder Nachrede, gegen das Publikum unbewunden zu erklären und besonders in diesem Falle keinem seine Renitenz und Retizenz passiren laßen. Was sagen Sie zB. dazu, daß Lichtenberg, / mit dem ich in Briefwechsel über die bekannten optischen Dinge, und übrigens in einem ganz leidlichem Verhältniß stehe, in seiner neuen Ausgabe von Erxlebens Compendio, meiner Versuche auch nicht einmal erwähnt, da man doch grade nur um des neuesten willen ein Compendium wieder auflegt und die Herrn, in ihre durchschoßnen Bücher, sich sonst alles geschwind genug zu notiren pflegen. Wie viel Arten giebt es nicht so eine Schrifft auch nur im Vorbeygehen abzufertigen, aber auf keine derselben konnte sich der witzige Kopf in diesem Augenblicke besinnen. Die ästethische und sentimentale Stimmung ist in diesem Augenblick ferne von mir, was denken Sie wie es dem armen / Roman gehen werde? Ich brauche die Zeit indessen wie ich kann und es ist bey der Ebbe zu hoffen daß die Fluth wiederkehren werde. Ich erhalte Ihren lieben Brief und danke für den Antheil dessen ich schon versichert war. Man weiß in solchen Fällen nicht ob man besser thut sich dem Schmerz natürlich zu überlassen, oder sich durch die Beyhülfen die uns die Cultur anbietet zusammenzunehmen. Entschließt man sich zu dem letzten, wie ich es immer thue, so ist man dadurch nur für einen Augenblick gebessert und ich habe bemerkt daß die Natur durch andere Crisen immer wieder ihr Recht behauptet. Das sechste Buch meines Romans hat auch hier guten Effect gemacht; freylich / weiß der arme Leser bey solchen Productionen niemals wie er dran ist, denn er bedenkt nicht, daß er diese Bücher gar nicht in die Hand nehmen würde, wenn man nicht verstünde seine Denkkraft, seine Empfindung und seine Wißbegierde zum besten zu haben. Die Zeugniße für mein Mährchen sind mir sehr viel werth und ich werde künftig auch in dieser Gattung mit mehr Zuversicht zu Werke gehen.
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Der letzte Band des Romans kann auf alle Fälle vor Michaeli nicht erscheinen, es wäre sehr artig wenn wir die Plane, von denen sie neulich sprachen darauf richteten. Das neue Mährchen kann wohl schwerlich im December fertig werden, selbst darf ich nicht wohl ohne etwas auf / eine oder andere Weise über die Auslegung des ersten gesagt zu haben zu jenem übergehen. Kann ich etwas zierliches dieser Art noch im December leisten, so soll es mir lieb seyn auch auf diese Weise an den ersten Eintritt ins Jahr theil zu nehmen. Leben Sie recht wohl! Mögen wir recht lange uns der unsrigen und unserer Freundschaft erfreuen. Zum neuen Jahre hoffe ich Sie wieder auf einige Zeit zu besuchen. W. dl. 21 Nov. 1795. G
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181. An Christoph Gottlieb Pflug Weimar, 23. November 1795. Montag 〈Konzept〉 Der für mich gearbeitete eiserne Ofen ist besonders gut gerathen und was den durchbrochenen Deckel über den Cylinder betrift so bin ich mit der hiebey zurückkommenden Zeichnung recht wohl zufrieden, er wird nur von schwarzem Eisenblech wie der Ofen zu machen seyn. Was den zweyten Ofen betrift so halten Sie mit demselbigen noch ein wenig inne, weil ich dazu noch eine andere Zeichnung zu überschicken gedenke. Weimar den 23ten November 1795.
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182. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen 21. und 25. November 1795〉 〈Druck〉
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Hier überschicke ich den flüchtigen Entwurf eines Schema’s der hießigen Thätigkeit, haben Sie die Güte was Ihnen beygeht hinzuzufügen, ich habe Ihnen am Ende ein weites Feld offen gelassen. Hätten Sie wohl die Güte in Dresden, an den Mechanikus Aehnelt, wohnhaft am See in Nr. 561, 4 rh. 12 gr. sächsisch auszahlen zu lassen, vorausgesetzt, daß Sie oben mit jemanden in solcher Connexion stehen. Wenigstens Freytag hoffe ich das Vergnügen zu haben Sie bey mir zu sehen. G.
183. An Friedrich Schiller Weimar, 25. November 1795. Mittwoch
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Hier schicke ich Ihnen sogleich die neueste Sudeley des gräflichen Saalbaders. Die angestrichene Stelle der Vorrede istes eigentlich worauf man einmal, wenn man nichts bessers zu thun hat losschlagen muß. Wie unwissend überhaupt diese Menschen sind ist unglaublich, denn wem ist unbekannt? daß die Christen von je her alles was vernünftig und gut war sich dadurch zueigneten, daß sie es dem « zuschrieben, und meine liebe Christin thut pag. 304 eben das und man wird dem guten Wesen darüber nicht feind werden Ein Brief von Prinz August, den ich Ihnen beylege, wird Ihnen Vergnügen machen, es ist keine der schlimmsten / Productionen seiner ganz eignen Laune. Das Exemplar von Humbold erbitte ich mir wieder zurück, er hat das seine schon in Berlin weggenommen.
12 angestrichenen Stellen 16 da|ß| 19 Briebf
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Hederichs Lexikon wünschte ich auch wieder und das 7te Stück der Horen im kleinen Format. Auf Ihren Aufsatz verlange ich sehr das was ich von Ihren Ideen kenne hat mir in dieser letzten Zeit im pracktischen manchen Vortheil gebracht so wenig man mit Bewustseyn erfindet so sehr bedarf man des Bewustseyns besonders bey längern Arbeiten. Übrigens kann ich niemand übel nehmen wenn er lange gepaßt hat und nun einmal Trümpfe in die Hände kriegt daß er sie auch ausspielt. / Wegen des Honorar’s der neuen Elegien läßt’s sichs noch überlegen. Der Vorschlag 20 Luis d’or zu zahlen und das übrige alsdann bis zum Abdruck bewenden zu lassen, hat meinen Beyfall. Es ist doch so etwas zum Anbiß und wird guten Effect thun, auf alle Fälle hat es Zeit bis aufs Neuejahr. Der Weißhunische Aufsatz im 6ten Hefte des Niethammerischen Journals hat mir sehr wohl gefallen. Diese Art zu philosophiren liegt mir viel näher als die fichtische, wir wollen den Aufsatz doch einmal mit einander lesen, ich wünschte über einiges Ihre Gedanken zu hören. Bey Zusammenstellung meiner phisikalischen Erfahrungen ist es mir schon, wie ich finde, von großen Nutzen daß ich etwas mehr als sonst in den philosophischen Kampfplatz hinunter sehe. Eben erhalte ich Ihren Aufsatz und freue mich ihn in der nächsten ruhigen Stunde zu lesen. Sobald Sie etwas gewisseres wegen der Subscription der Horen erfahren, so schreiben Sie mir es doch. Leben Sie recht wohl. W. dl. 25. Nov. 95 G
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184. An Friedrich Schiller Weimar, 29. November 1795. Sonntag Ihre Abhandlung schicke ich hier mit vielem Danke zurück. Da diese Theorie mich selbst so gut behandelt, so ist nichts natürlicher als daß ich den Principien Beyfall gebe und daß mir die Folgerungen richtig scheinen. Ich würde aber mehr Mißtrauen darein setzen, wenn ich mich nicht anfangs selbst in einem pollemischen Zustand gegen Ihre
10 720 11 Beyfall|.| eEs G 18 Erfahrung⎣en⎦ G? 22 sSie
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Meinung befunden hätte. Denn es ist Ihnen nicht unbekannt daß ich, aus einer allzugroßen Vorliebe für die alte Dichtung, gegen die neuere oft ungerecht war. Nach Ihrer Lehre kann ich erst selbst mit mir einig werden, da ich das nicht mehr zu schelten brauche was ein unwiderstehlicher Trieb mich doch, unter gewissen Bedingungen, hervor zu bringen / nöthigte, und es ist eine sehr angenehme Empfindung mit sich selbst und seinen Zeitgenossen nicht ganz unzufrieden zu seyn. Ich bin diese Tage wieder an den Roman gegangen und habe alle Ursache mich daran zu halten. Die Forderungen wozu der Leser durch die ersten Theile berechtigt wird, sind wirklich, der Materie und Form nach, ungeheuer. Man sieht selten eher wie viel man schuldig ist, als bis man wirklich einmal reine Wirthschaft machen und bezahlen will. Doch habe ich guten Muth. Es kommt alles darauf an daß man die Zeit wohl braucht und keine Stimmung versäumt. Leben Sie recht wohl Weimar den 29ten November 1795. G
185. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, Oktober oder November 1795?〉
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Vielleicht wäre es gefällig heute Abend gegen siebene mit mir ein wenig spazieren zu gehen und über die im Kasten befindlichen Exhibita zu sprechen. Ich würde dabey einer kleinen Verlegenheit erwähnen, in der ich mich befinde und mir Ihren freundschaftlichen Rath erbitten. G.
1 dDenn 2 sey gegen 3 war|.| nNach G 5 doch|,| 7 Zeitgenosssen (Schluss-s zu langem s wegen Silbentrennung am Ende der Zeile) 10 wir×klich 11 ungeheuer|.| mMan G 18 Kassten
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186. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, Oktober oder November 1795?〉 Noch dancke ich Ihnen herzlich für Ihren Antheil an meinem gestrigen Tage und für alles lieber und gute das Sie mir so ununterbrochen erzeigen. Da ich heute nicht ausgehe sehe ich Sie wohl gegen Abend bey mir um einiges zu besprechen. G.
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187. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 1. Dezember 1795. Dienstag〉 Um drey Uhr werde ich mich also, ohngefähr in der Gestalt wie man nach Hofe geht, zur heil. Handlung tragen lassen, wo ich Sie vergnügt und wohl anzutreffen hoffe. Was die Geschencke betrift, so werde ich der von Ihnen angezeigten Gradation folgen der Lieberinn einen Laubth dem Kirchner einen Convth dem Andres einen Gulden der Wartfrau einen halben Laubth. geben. Weil ich es sonst nicht mit ganzen Stücken zu machen weiß. Leben Sie recht wohl. G
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188. An Wilhelm von Humboldt 〈Weimar, 3.〉 Dezember 1795. Donnerstag 〈Konzept〉
Es ist hohe Zeit, daß ich auch einmal ein Wort von mir hören lasse, leider muß ich mit der Klage anfangen daß unser schönes Quatuor im vorigen Winter so zerstreut worden ist. S i e befinden sich in Berlin und
14 ×Wartfrau 15 gebe / geben (Sofortkorrektur in der nächsten Zeile)
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Meyer ist wahrscheinlich in Rom, die böse Witterung und mancherley kleine Geschäfte hier am Ort hindern mich Schillern öfters zu besuchen, die Briefe wechseln bey mir nicht stark und so bin ich wieder in meinem eigenen und gewissermasen engem Creiße. Die Freytagsgesellschaft hat wieder angefangen, so, daß also das Licht der Kentnisse, das übrigens ziemlich unter dem Scheffel steht, / wenigstens einmal die Woche in meinem Hause leuchtet. Ich habe den Gedanken gehabt, die vielerley Zweige der Thätigkeit in unserm kleinen Creise in ein Schema zu bringen und will die Gesellschaft bewegen die einzelnen Notizen aus zuarbeiten. Diese kunst- und wissenschaftliche Republik sieht bunt genug aus und besteht, wie die deutsche Reichsverfassung, nicht durch Zusammenhang, sondern durch neben einander seyn, wie Sie selbst davon eine anschauliche Kentniß haben. Was ich zeither gethan habe, kennen Sie schon meistens und was ich gegenwärtig ausarbeite / werden Sie auch bald sehen. Schiller sagt mir daß Ihnen mein Mährchen nicht mißfallen hat, worüber ich mich sehr freue, denn, wie Sie wissen, weit darf man nicht ins deutsche Publikum hinein horchen wenn man Muth zu arbeiten behalten will. Der letzte Theil des Romans wird wohl erst Michael herauskommen und was ich über Naturlehre und Naturgeschichte gesammelt habe möchte ich auch erst zusammenstellen, ehe ich mich dem Italienischen Wesen wieder ausschließlich widme, ich habe indessen auch hiezu manches gelesen und gesammelt. Lassen Sie mich doch auch wissen was Sie die Zeit über gearbeitet haben und / was Sie von Ihren Herrn Bruder hören, dessen Bemerkungen auf seiner Reise ich mit Verlangen entgegen sehe. In Berlin werden gegenwärtig des Kriegsraths K ö r b e r s Kupferstiche verkauft. Es ist zwar nichts darunter was mich reizt, allein Sie fänden ja wohl einen dienstbaren Geist, der für die Gebühr an den Rand des Catalogen den Preiß schriebe um welchen diese Kunstwerke weggehen, man kann daraus doch manches schließen und sich in andern Fällen darnach richten. 1 ma|n|cherley 2 gGeschäfte 6 Kentniss|e| 8 I / Ich (Sofortkorrektur in der nächsten Zeile) 11 Kkunst- 16 kennen lernen. ⎡sehen.⎤ G 17–18 welches ⎡worüber ich⎤ mich sehr erfreut ⎡freue⎤ G 20 Michalel 29 eEs 31 Cathalogen
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Sie haben gewiß mit vielem Antheil gesehen welche Fortschritte Schiller auch in seinen Critischen / Arbeiten macht, er hat sehr glückliche Ideen, die, wenn sie nur einmal gesagt sind, nach und nach Eingang finden, so sehr man ihnen auch anfangs widersteht. Man wird ihm, fürchte ich, erst lebhaft widersprechen und ihn in einigen Jahren ausschreiben ohne ihn zu citiren. Haben Sie die monstrose Vorrede Stollbergs zu seinen Platonischen Gesprächen gesehen? Es ist recht schade daß er kein Pfaff geworden ist, denn so eine Gemüthsart gehört dazu, ohne Scham und Scheu, vor der ganzen gebildeten Welt ein Stückchen Oblade als Gott zu eleviren und eine offenbare Persifflage, wie z B. J ö n ist als ein kanonisches Buch zur Verehrung darzustellen. / Den Aufsatz von Weißhuhn im 6ten Hefte des Niethhammerischen philosophischen Journals habe ich mit vielen Vergnügen gelesen. Uns Menschenverständlern ist es gar zu angenehm wenn uns das speculative so nahe gerückt wird daß wir es gleich fürs Haus brauchen können. Da bey meinen physikalischen und naturhistorischen Arbeiten alles darauf ankomt: daß ich das sinnliche Anschauen von der Meinung in so fern es möglich ist reinige und sondere; so ist mir jede Belehrung sehr willkommen die zunächst hierauf deutet, um so mehr als das A n s c h a u e n in so fern es diesen Nahmen verdient |:denn es ist von dem A n s e h e n wie billig sehr zu unterscheiden:| selbst wieder subjectiv und manchen Gefahren unterworfen ist.
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189. An Philipp Christoph Kayser 〈Weimar, 3. Dezember 1795. Donnerstag〉 〈Konzept〉
Die musikalische Sammlung wie Sie mir solche in Ihrem Briefe anzeigen würde mir je eher je lieber angenehm seyn. Nach Ihrer gewohnten Ordnung werden wohl alle zusammengehörigen Papiere beysammen 4 mMan 5 anfangs ⎡fürchte ich, erst⎤ G 7 zum (letzter Schaft senkrecht gestr.) ⎡seinen⎤ G 8 Gespräch|en| G 8 gesehen,? eEs G? 8 Sschade 8 dasß 9 gGemüthsart 10 als ⎡als Gott⎤ 14 gelesen|.| uUns G? 16 können|.| dDa G? 18 aller ⎡der⎤ G 18–19 ⎤ in so fern 〈…〉 ist⎤ 20–21 A n s c h a u e n selbst in
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liegen ich würde sie alsdann durchgehen und sollten mir dabey einige Erleiterung nöthig seyn, so würden Sie ja wohl auf geschehene Anfrage weiter aushelfen oder nachweisen können. Der gute Meyer ist wieder nach Italien um für die bildende Kunst noch manches zusamlen
190. An Georg Christoph Lichtenberg Weimar, 3. Dezember 1795. Donnerstag 5
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Ew. Wohlgebl. haben mir, durch Ihre fortgesetzte Bearbeitung der Hogarthischen Gegenstände, ein sehr angenehmes Geschenk gemacht und mich an glückliche Stunden früherer Zeiten erinnert. Ich leugne nicht daß eine anhaltende Betrachtung der Kunstwerke, die uns das Alterthum und die uns die Römische Schule zurügelassen haben, mich von der neuen Art, die mehr zum Verstande als zu der gebildeten Sinnlichkeit spricht, einigermasen entfernt hat, desto angenehmer ist aber die Ueberraschung, wenn uns der Geist dieser Arbeiten, durch einen so gewandten Dolmetscher, wieder, unvermuthet, aus allen Winkeln und Ecken anspricht. Haben Sie recht vielen Dank für die Mittheilung und erfreuen Sie uns durch eine baldige Fortsetzung. / Hierbey folgen ein paar Bände meines Romans, der seine moderne Natur freylich auch nicht verleugnet, ich wünsche ihnen eine günstige Aufnahme. Sollte des B e n v e n u t o C e l l i n i Abhandlung, über die Kunst des Goldschmiedtes sich auf der Göttingischen Bibliothek befinden; so hätten Sie ja wohl die Güte mir solche auf eine kurze Zeit zu verschaffen. Das Leben dieses wunderlichen Mannes besitze ich selbst. Ich wünsche zu hören daß Ihre Gesundheitsumstände leidlich sind und empfehle mich zu geneigtem Andenken. Weimar dl. 3 Dec. 1795. Goethe
4 bildentde 18 eihnen
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191. An Amalie von Voss 〈Weimar, 3. Dezember 1795. Donnerstag〉 〈Konzept〉
Schon in Eisenach wertheste Freunde habe ich die glückliche Wendung Ihres Schicksals von der lieben Schwester vernommen und ich danke Ihnen daß Sie mir davon unmittelbar Nachricht geben, Sie haben durch Ihre Gesinnungen und Ihr Betragen von je her das schönste Glück verdient und ich freue mich als Ihr aufrichtiger Freund daß es Ihnen mit so reichem Maaße geworden ist möchten Sie es recht lange vereinigt mit dem Herr Gemahl, dem ich mich gehorsamst zu empfehlen bitte, genießen, und möchte ich von Zeit zu Zeit erfahren, daß Sie sich meiner noch freundschaftlich erinnern
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192. An Maria Christiana Kobe von Koppenfels 〈Weimar, Anfang Dezember 1795〉 〈Konzept〉
Sie können versichert seyn, daß ich an dem was erfreuliches und schmerzliches bisher Ihrem Hause begegnet ist, in der Stille wahren Antheil genommen habe. Der Tod der guten Luise hat mich überascht denn von ihrer Jugend konnte man eher eine glückliche Wendung für ihre Gesundheit hoffen. Vielleicht bin ich in kurzem im Stande einige Zeichnungen zu dem Monumente zu überschicken daß ihr die mütterliche Liebe zugedacht hat. Ich empfehle mich Ihren freundschafftlichen Andenken und wünsche daß das zunehmende Glück der überbliebenen Sie für den großen Verlust nach und nach entschädigen könne.
3 nmier 4 iIhre 4 dher 5 verliehen ⎡dient⎤
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193. An Johann Christian Stark d. Ä.? 〈Weimar, Anfang Dezember 1795?〉 〈Konzept〉
Ew. Wohlgebl.
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sag ich für die übersendeten Schrifften recht vielen Dank, sie sind mir zu meiner Absicht sehr brauchbar und bitte um Erlaubniß sie noch einige Zeit behalten zu dürfen. Was die Wiese bey dem Durchstich betrifft, so habe ich schon mehrmals darüber nachgedacht wie ich Ew Wohlgebl. hierin gefallig seyn könnte; es will mir aber kein Mittel dazu beygehen. Nachdem die jenseitigen Anstößer, welche zu dem Durchstich, freylich nur wenig, beygetragen haben das Ihrige zugemessen erhalten, fiel der übrig bleibende Gries fürstl Kammer, als ein geringes Aequivalent für den großen Aufwand zu, und sie möchte / wohl schwerlich zu bewegen seyn noch etwas weiter davon abzulassen, indem schon bey der jetzigen Zumessung sich Schwierigkeiten hervorthaten. Hätte man gleich zu Anfang von Seiten der Polzischen Erben sich an jene angeschlossen so würde auch gegenwärtig kein weiterer Zweifel statt finden. Zeigte sich in der Folge ein Weg diese zu heben so würde ich mit Vergnügen mit zu Ew Wohlgebl. Wünschen beyzutragen bereit seyn In Hofnung Sie bald wieder zu sehen unterzeichne ich mich Ew Wohll
194. An Friedrich Schiller Weimar, 9. Dezember 1795. Mittwoch Auf beyliegenden Blättchen erhalten Sie Nachricht wegen der Journale wollten Sie nun desfalls das nöthige mit den Botenweibern arangiren so könnten sie die Stücke ordentlich erhalten. 3 aAbsicht 5 soIhabe 7 könnte|;| 7 beygehen|.| nNachdem G? 9 erhalten|,| 10 FGries 12 in∩dem 13 Schwierigkeiten ⎤ und Zweifel⎤ G hervorthaten 16 seyn. Fände ⎡statt finden. Zeigte⎤ G 19 d unterzeichne 19–20 |In 〈…〉 Wohll| G
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Hier kommen auch meine Elegien, ich wünsche daß Sie damit zufrieden seyn mögen es ist noch zuletzt allerley daran gethan worden doch wie man mit eigenen Sachen selten fertig wird so wird man es mit Uebersetzungen niemals. Haben Sie noch etwas zu erinnern so theilen Sie es mir gefällig mit es wäre gut, wenn diese neuen Stücke zusammen erscheinen könnten. Sie machen zusammen nicht über anderthalb Bogen die übrigen sollen nach / und nach eintreffen. Wie sieht es übrigens mit dem Vorrath aufs nächste Vierteljahr aus und was hören Sie von der neuen Subscription. Wenn Sie die Abhandlung über die sentimentalischen Dichter wieder zurück haben, wünschte ich sie noch einmal zu lesen wegen des Schlußes habe ich noch einige Scrupel und wenn einem der Geist warnt so soll man es wenigstens nicht verschweigen. Da das Ganze so weit und breit ist so scheint mir bey näherer Ueberlegung zu enge und zu spitz auszulaufen und da diese Spitze grade zwischen mir und einem alten Freunde hineinfällt, so machts mir wirklich ein wenig bange. Doch davon mündlich. Heute nur ein Lebewohl Weimar den 9ten Dezembr. 1795. G
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195. An Friedrich Schiller Weimar, 15. Dezember 1795. Dienstag Für das übersendete, über welches hier eine Quittung beyliegt, danke ich zum schönsten. Es scheint, da wir Dichter bey der Theilung der Erde zu kurz gekommen sind, uns ein wichtiges Privilegium geschenkt zu seyn, daß uns nämlich unsere Thorheiten bezahlt werden. Das Gedicht, worauf ich hier anspiele, findet großen Beyfall, und die Leute sind höchst neugierig wer es wohl gemacht habe? Übrigens sind gegenwärtig die H u n d s p o s t t a g e das Werk, worauf unser feineres Publikum seinen Überfluß von Beyfall ergießt, ich wünschte daß der arme Teufel im Hof bey diesen traurigen Wintertagen etwas angenehmes davon empfände.
13 aes 22 ⎡sind, daß⎤ G
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Wenn j e n e r A u f s a t z sich nicht grade mit der bedenklichen Note schließt so wird dadurch ihre Wirkung geringer werden und wir müssen abwarten was daraus erfolgt. Haben Sie beyliegenden Hymnus schon gesehen mit dem man Sie beehrt hat? Ich habe ihn auf alle Fälle abschreiben lassen. / Man sieht auch hieraus daß man im literarischen jenen Sämann, der nur säete ohne viel zu fragen wo es hinfiel, nachahmen soll. Von den Anmerkungen zu den Elegien wollen wir, so viel die Zeit erlaubt, Gebrauch machen. In so einer wunderlichen Sprache wie die deutsche ist, bleibt freylich immer etwas zu wünschen übrig. Zum Jennerstücke arbeitete ich gerne etwas, aber der Roman nimmt mir jetzt, zu meinem Glücke, alle Zeit weg. Dieser letzte Band mußte sich nothwendig selbst machen oder er konnte gar nicht fertig werden und die Ausarbeitung drängt sich mir jetzt recht auf und der lange zusamengetragene u gestellte Holzstoß fängt endlich an zu brennen. Länger als Februar rath ich den Stahlischen Aufsatz nicht zurück zu schieben; weil Ostern derselbe nebst den Erzählungen wahrscheinlich übersetzt erscheinen wird. Die französischen Exemplare fangen an sich in Deutschland auszubreiten. / Vielleicht kann ich zum März wenn jenes zweyte Mährchen, von dem ich eine Skitze vorgetragen, fertig schreiben und dabey mit einem kleinen Eingang über die Auslegung des ersten wegschlüpfen. Daß dieses seine Wirkung nicht verfehlt sehen Sie aus beyliegendem Briefe des Prinzen. Es wäre sehr gut wenn man von der religieuse für die Horen Gebrauch machen könnte. Sie könnten dazu die Erlaubniß durch Herdern am besten erhalten, ich mag nicht gerne darüber anfragen, weil mir bey dieser Gelegenheit die Travestirung der Claironischen Geschichte könnte zu Gemüthe geführt werden. Ifland komt sobald nicht, sie sind von den Ueberwindern in Manheim zu spielen gezwungen. Gegen Ostern oder nach Ostern hofft er zu kommen /
1 einer ⎡der⎤ G 9 gGebrauch 9 machen|.| iIn G 12 weg|.| dDieser G 18 wird|.| dDie G? 22 wegschlüpfen|.| dDaß G? 23 beyliegendenm 28 Trabvestirung G 28 Clairuongischen G 30 sie (vor s Ansatz zu S)
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Ich bereite mich Sie aufs Neuejahr besuchen zu können, denn mich verlangt sehr den ganzen Creiß Ihrer theoretischen Arbeiten nun einmal mit Ihnen zu durchlaufen und mich dadurch zu den Arbeiten die vor mir liegen zu stärken. Ich habe Ihre Principien und Deductionen desto lieber, da sie mir unser Verhältniß sichern und mir eine wachsende Uebereinstimmung versprechen, denn leider sind es öfter die Meinungen über die Dinge als die Dinge selbst wodurch die Menschen getrennt werden, wovon wir in Weimar die betrübtesten Beyspiele Täglich erfahren Leben Sie recht wohl und grüßen die liebe Frau. Wird denn ein wenig gezeichnet? W. dl. 15 Dec. 1795 G
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196. An Friedrich Schiller Weimar, 17. Dezember 1795. Donnerstag Von Ihren gutigen und gegründeten Anmerkungen haben wir bey den Elegien die hier zurück kommen, so viel als möglich Gebrauch gemacht, es ist freylich möglich auf einem solchen Wege diese Art Arbeiten immer der Vollkommenheit näher zu bringen. Ich habe diese Tage, in Hoffnung von meinem Herrn Collegen was zu lernen, den vortrefflichen H e r r n S t a r k gelesen und studirt. Ich könnte nicht sagen daß ich sehr auferbauet worden wäre. Vorn herein hat es wirklich einigen Schein der uns bestechen kann, in der Folge aber leistet es doch gar zu wenig. Dagegen habe ich an den Novellen des Cervantes einen wahren Schatz gefunden, sowohl der Unterhaltung als der Belehrung. Wie sehr freut man sich wenn man das anerkannte Gute auch anerkennen kann und wie sehr wird man auf seinem Wege gefördert, wenn man Arbeiten
2 demn G? 2 Creiße G? 5 dsie 19 studirt|.| iIch G 23 warhren 24 Belehrung|.| wWie G 25 ⎡wenn man⎤ G 25 gGute
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sieht die nach eben / den Grundsätzen gebildet sind nach denen wir nach unserm Maase und in unserm Creise selbst verfahren. Leben Sie recht wohl. Bald mehr. W. dl 17 Dec 95. G
197. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 21. Dezember 1795. Montag 5
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Ob ich gleich der Musickhandlung keinen Danck weiß daß sie mich nicht wieder gemahnt hat, so ist es mir doch sehr angenehm daß ich jetzt Gelegenheit finde Ihre trefflichen Kunstwercke mit einer so guten Arbeit zu erwiedern, und wie ich hiermit den Werth der 16 Ducaten erhalten zu haben bescheinige, so erbitte ich mir gelegentlich über meine bisherige Schuld eine Quittung. Claudine ist aufgeführt und ich habe mit Vergnügen Ihre Arbeit bey den Proben und der Aufführung wieder genossen, leider trafen soviele Umstände zusammen daß das Publicum über diese Production zweifelhaft blieb und ich eine günstigere Constellation abwarten muß um das Stück wiedergeben zu können. Die Lieder zum Roman sind voll Anmuth und Bedeutung, bey einem vollkommenen Vortrag verfehlen sie gewiß ihre Wirckung nicht. / Auf Weynachten erwarten wir den Darmstädtischen Hof der bisher sich in Eisenach aufhielt, es möchte also wohl schwerlich zu einem privat Kongress die rechte Zeit seyn. Ich wünsche zu hören daß Sie sich wohl befinden und daß Ihre Angelegenheiten an denen ich vielen Theil genommen, sich wieder ins alte Gleis begeben mögen. W. dl. 21 Dec. 1795. Goethe
2 ⎡in unserm⎤ G 13–14 zweife|l|haft 22 Asich 24 al×te
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198. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 21. Dezember 1795. Montag〉 〈Konzept〉
Ueber die Entdeckung welche Ihro Durchl gemacht haben daß der Jünger Quaestionis noch leben müsse, bin ich freilich um so mehr erstaunt als mich die nähere Bekanntschafft mit dem Werke selbst völlig von Ihrer, anfangs allzu verwegen scheinenden Hypothese überzeugt hat. Ich finde in der belobten Schrift, welche nur ein so frevelhaftes Zeitalter als das unsrige für ein Mährchen ausgeben kann, alle Kennzeichen einer Weissagung und das vorzüglichste Kennzeichen im höchsten Grad. Denn man sieht ofenbar daß sie sich auf das Vergangene wie auf das Gegenwärtige und Zukünftige bezieht. / Ich müßte mich sehr irren, wenn ich nicht unter den Riesen und Kohlhäuptern bekannte angetroffen hätte und ich getraute mir theils auf das vergangene mit den Finger zu deuten, theils das Zukünftige was zu uns zur Hoffnung und Warnung aufgezeichnet ist abzusondern wie Ihro Durchl. aus meiner Auslegung sehen werden die ich aber nicht eher heraus zu geben gedenke als biß ich 99 Vorgänger vor mir sehen werde denn Sie wissen wohl daß von den Auslegern solcher Schrifften immer nur der letzte die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
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199. An Friedrich Schiller Weimar, 23. Dezember 1795. Mittwoch Mit Verlangen warte ich aufs neue Jahr und suche mancherley kleine Geschäfte abzuthun, um Sie wieder mit Freyheit auf einige Zeit besuchen zu können. Ich wünsche nur daß ich Sie wohl und poetisch thätig antreffen möge, denn es ist das nun einmal der beste Zustand den Gott den Menschen hat gönnen wollen. Mein Roman ruht nun nicht biß er 1 Endtdeckung 5 g ⎡b⎤elobten G 6 als ⎡für⎤ G 6 herausgeben G (Streichung von aus von G durch ein Häckchen rückgängig gemacht) 6–7 Kenntzeichen 7 und was noch mehr ist das 7 Kenntzeichen (mit Bleistift) 8 kan mit rech von mir ⎡ihr G⎤ verlangen ⎡sieht off ofenbar⎤ G 9 beziehent soll G? 13 zu unserer ⎡zur⎤ G 14–15 auf der Stelle ⎡aber nicht eher⎤ G 15 sobald ⎡als biß⎤ G 17 unsere ⎡die⎤ G
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sich fertig macht, worüber ich sehr vergnügt bin, denn mitten unter allen Zerstreuungen treibt er sein Wesen immer fort. Ich habe sonst noch manches mitzutheilen. Hier liegt z.B. eine Erklärung der dramatischen Personen des Mährchens bey, von Freundinn Charlotte. Schicken Sie mir doch geschwind eine andere Erklärung dagegen die ich ihr mittheilen könnte. Den Einfall auf alle Zeitschriften Epigramme, iedes in einem einzigen Disticho, zu machen, wie die Xenia des Martials sind, der mir dieser Tagen gekommen ist, müssen / wir cultiviren und eine solche Sammlung in Ihren Musenalmanach des nächsten Jahres bringen. Wir müssen nur viele machen und die besten aussuchen. Hier ein Paar zur Probe. Daß Cotta über die Subscription der Horen nicht heraus will gefällt mir nicht ganz, wo ich hinhöre spricht man von vermehrter Subscription. Wird sich denn dieser edle Sosias mit seinem Gold und Silber auf das Fest E p i p h a n i a e einfinden? Weyrauch und Myrren wollen wir ihm erlassen. Des P. Castels Schrift Optique des Couleurs. 1740. habe ich in diesen Tagen erhalten, der lebhafte Franzos macht mich recht glücklich. Ich kann künftig ganze Stellen daraus abdrucken lassen und der Heerde zeigen daß das wahre Verhältniß der Sache schon 1739 in Franckreich öffentlich bekannt gewesen aber auch damals unterdruckt worden ist. / Ich habe noch geschwind einige Varianten zur Erklärung gesetzt, wenn Sie auch noch die Summe vermehren, so wird eine Verwirrung ohne Ende aus diesen Aufklärungen zu hoffen seyn. Die Xenia nächstens dl. 23 Dec. 95 G NB Die roth unterstrichnen sind meine Varianten.
7 ⎡iedes⎤ 16 E p i p h a n i a|e| 18 ⎤ 1740.⎤ 22 gewesen ist aber
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200. An Friedrich Schiller Weimar, 26. Dezember 1795. Samstag Ein paar Producte, wie die hierbey kommenden Schrifften sind, dürfen Ihnen nicht unbekannt bleiben, vielleicht sind sie noch nicht zu Ihnen gelangt. Dem Theater Kalender bitte mir bald wieder zurück. Mit 100 Xenien, wie hier ein Duzend beyliegen, könnte man sich sowohl dem Publiko als seinen Collegen aufs angenehmste empfehlen. Es ist recht gut, daß die Rezensionen des pöetischen Theils der Horen in die Hände eines Mannes aus der neuen Generation gefallen ist, mit der alten werden wir wohl niemals einig werden. Vielleicht lese ich sie bey Ihnen, denn wenn es mir möglich ist, geh ich den dritten Januar von hier ab. Daß man uns in unsern Arbeiten verwechselt, ist mir sehr angenehm; es zeigt daß wir immer mehr die Manier los werden und ins allgemeine Gute übergehen. Und dann ist zu bedenken daß wir eine schöne Breite einnehmen können, wenn wir mit Einer Hand zusamenhalten u mit der andern so weit ausreichen als die Natur uns erlaubt hat. Ich danke für den Beytrag zur Auslegung des Mährchens, wir würden freilich noch ein bischen / zusehen. Ich hoffe aber doch noch auf eine günstige Wendung in den Unterhaltungen meinen beliebigen Spaß darüber machen zu können. Wollte doch Gott, daß Woltmanns Trauerspiel producibel wäre! ich würde es gleich aufführen lassen. Alles will schreiben und schreibt und wir leiden auf dem Theater die bitterste Noth. Die Abbildung des Seifersdorfer Unwesens kenn ich, Sie kennen ja wohl auch die Trude die es bewohnt und die es so ausgeschmückt hat. Wielands Empfang und Bewirthung daselbst im Sommer 1794 gäbe eine vortreffliche Geschichte wenn er sie aufsetzen wollte wie er sie erzählt. Cotta wollen wir also auf Jubilate erwarten ich hatte wirklich vergessen daß dieser Termin festgesetzt worden.
5 Collegen sich aufs 8 werden|.| vVielleicht G 11 ange×nehm 14 ⎡u⎤ 17 freilich s noch 18 |m|einen 20 dasß 21 lassen|.| aAlles G
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Leben Sie recht wohl ich suche mich von allem was mich halten und zerstreuen könnte loß zu machen, um in Ihrer Nähe wieder einige gute Zeit zuzubringen W. dl. 26 Dez. 95. G
201. An Friedrich Schiller 〈Weimar, 30. Dezember 1795. Mittwoch〉 5
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Ich freue mich sehr, daß die Xenien bey Ihnen Eingang und Beyfall gefunden haben und ich bin völlig der Meinung, daß wir weiter um uns greifen müssen. Wie werden sich C h a r i s und J o h a n n prächtig neben einander ausnehmen! wir müssen diese Kleinigkeiten nur ins Gelag hineinschreiben und zuletzt sorgfältig auswählen. Über uns selbst dürfen wir nur das was die albernen Pursche sagen, in Verse bringen und so verstecken wir uns noch gar hinter die Form der Ironie. Die Recension der Horen wird also ein rechtes Wunderding, auch passen unsere Concurrenten mit Heißhunger darauf und sie falle aus wie sie will so giebts gewiß wieder Händel. Was Brandes in seinem Werke über d i e L e b e n s k r a f t über meine Matamorphose sagt, erinnere ich mich; aber nicht / der Stelle die Sie anführen, wahrscheinlich hat er derselben, in seiner Ubersetzung der D a r v i n i s c h e n Z o o n o m i e, nochmals gedacht, da Darvin auch das Unglück hat vorher als Dichter (im englischen Sinne dieses Worts) bekannt zu seyn. Nur die höchste Dürftigkeit ließ mich von iener Tragödie etwas gutes Hofen. Gestern ist wieder ein detestables Stück von Ziegler aufgeführt worden: B a r b a r e y u n d G r ö ß e, wobey sie so barbarisch zugehauen haben, daß ein Schauspieler fast um seine Nase gekommen ist. Wie heißt doch der Titel der Bearbeitung der Adelphen? ich erinnere mich ihrer aus den frühesten Zeiten her.
5 mi×ch 7 müssen|.| wWie G 9 auswählen|.| üÜber G 11 fForm 12 Ho×ren 15 Brantdes 17 hatte G? 17 ⎡er⎤ G 17 derselbe|n,| 18 D a r × v i n i s c h e n 18 Z o o n o m i e|,| 18 Dar×vin 21 Ihrer ⎡iener⎤ G 22 Hofmen|en|. gGestern G? 22 Ziegeler
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Ich verlange recht Sie wieder zu sehen und in dem stillen Schlosse zu arbeiten, mein Leben ist, diese 4 Wochen her, ein solches Quodlibet in wel/chem sich hunderterley Arten von Geschäftigkeiten mit hunderterley Arten von Müssiggang kreutzen, mein Roman gleicht indessen einem Strickstrumpf der bey langsamer Arbeit schmutzig wird. Indessen wird er im Kopfe überreif und das ist das Beste. Von Meyern habe ich einen Brief aus Rom er ist glücklich daselbst angelangt und sitzt nun freylich im Rohre; aber er beschwert sich bitterlich über die andern Gesellen die auch da sitzen, Pfeifen schneiden und ihm die Ohren voll dudeln. Deutschland kann sich nicht entlaufen und wenn es nach Rom liefe, überall wird es von der Platitüde begleitet, wie der Engländer von seinem Theekessel. Er hofft bald von sich und Hirt etwas für die Horen zu schicken / Hierbey ein Brief von Oberreit der in seiner Art wieder recht merkwürdig ist, ich will sehen daß ich den armen alten Mann etwas von unsern Herrschafften heraus bettle. Leben Sie recht wohl und behalten mich lieb. G
6 überreift 11–12 beglei×tet 12 Theekessel|.| eEr G
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BRIEF 201
KONZEPTE
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23K. An Johann Gottlieb Fichte 〈Weimar, 24. Juni 1794. Dienstag〉 Ich danke für den übersendeten ersten Bogen der Wissenschaftslehre, in welchem ich schon die Hoffnung erfüllt sehe, welche mich die Einleitung fassen ließ. Er enthält nichts, was ich nicht verstünde oder wenigstens zu verstehen glaubte, nichts, daß sich nicht bequem an die Art zu denken anschlüösse, die mir nun einmal die Natur zur Nothwendigkeit gemacht hat. Nach meiner Ueberzeugung werden sie Sie durch die wissenschaftlich|e| 〈G〉 Begründung desjenigen was ⎡worüber⎤ 〈G〉 die Natur von Ewigkeit her ausser Streit / gesetzt hat,⎤ mit sich selbst schon lange einig zu seymn scheint⎤ 〈G〉 dem menschlichen Geschlecht eine unschätzbare Wohlthat erzeigen, und werden sich um jeden dDenkenden und fFühlenden besonders verdient machen. Was mich selbst betrift, so werde ich Ihnen den größten Dank schuldig seyn, wenn Sie mich mit den Philosophen versöhnen, die ich nie entbehren und mit denen ich mich niemals vereinigen konnte. Ich erwarte mit Verlangen die weitere Fortsetzung Ihrer Arbeit, um manches bey mir zu befestigen und zu berichtigen, und hoffe, wenn Sie erst freryer von dringender Arbeit sind, mit Ihnen über verschiedene Gegenstände mich zu besprechen, die n eine ausführliche Bearbeitung ich aufschiebe, bis ich deutlich einsehe, wie sich dasjenige, was ich zu leisten mir ⎡noch⎤ 〈G〉 zutraue, an das anschließt, was wir von Ihnen zu hoffen haben. / Da ich mit Freuden Theil an der Zeitschrift nehme, die Sie in Gescha Gesellschaft würdiger Freunde heraus zu geben beschlossen haben, so wird auch dadurch eine wechselseitige Erklärung und eine Verbindung beschleunigt werden, von der ich mir und andern so vieles verspreche.
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24K1. An Friedrich Schiller 〈Weimar, 24. Juni 1794. Dienstag〉 Ew. Wohlgebohrn Schreiben eröffnet|e| 〈G〉 mir eine doppelt angenehme Aussicht, sowohl auf die Zeitschrift welche Sie herauszugeben Willens sind, als auf die Theilnahme zu der Sie mich einladen. ⎤ und ich wünsche mich durch die That ⎡für das Vertr⎤ danckbar zu bezeigen. und die ich mit Danck und Freuden annehme
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Ich werde mit Freude und ganzen Herzen von der Gesellschafft seyn⎤ 〈G〉 Sollte von ⎡unter⎤ 〈G〉 meinen kleinen ⎤ un⎤ gedruckten 〈G〉 Sachen sich etwas finden, wdas 〈G〉 zu einer solchen Sammlung zweckmäßig seyn könnte ⎡swar⎤ 〈G〉, so theile ⎡werde⎤ 〈G〉 ich es gerne mit ⎡theilen⎤ 〈G〉, und gewiß würde ⎡aber wird⎤ 〈G〉 eine gemeinschaftliche Bearbeitung ⎡nähere Verbindung⎤ 〈G〉 mit so wackern Männern als die Unternehmer sind, manches was ⎡das⎤ 〈G〉 bey mir ins Stocken gerathen wieder in einen lebhaften Gang bringen. Schon eine sehr interessante Unterhaltung würde ⎡wird⎤ 〈G〉 es seyn sich über die Grundsätze zu vereinigen, nach welcher man die eingesendeten Schriften zu prüfen hat. ⎤ und welche Mittel anzuwenden sind und wie man über Gehalt und Form zu wachen hat um diese Zeitschrifft wircklich füvor andern auszuzeichnen und sie bey ihren Vorzügen wenigstens eine Reihe von Jahren zu erhal⎤ 〈G〉 Es soll mir eine Freude seyn, was ich vermag zu einem Institute beyzutragen von dem sich so viel gutes hoffen läßt. Ich hoffe Sie bald zu sprechen / und freue mich mit Ihnen und Ihren Mitarbeitern, deren Verdienste ich zu schätzen weiß, in eine nähere und dauerhafte Verbindung zu kommen
24K2. An Friedrich Schiller 〈Weimar, 24. Juni 1794. Dienstag〉
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Ew. Wohlgebl. eröffnen mir eine doppelt angenehme Aussicht sowohl auf die Zeitschrift, welche Sie heraus zu geben Willens sind, als auf die Theilnahme, zu der Sie mich einladen. Ich werde mit Freuden und von dganzen Herzen mit von der Gesellschaft seyn. Sollte unter meinen ungedruckten Sachen sich etwas finden, das zu einer solchen Sammlung zweckmäßig wäre, so theile ich es gerne mit; gewiß aber wird eine nähere Verbindung mit so wackern Männern als die Unternehmer sind, manches das bey mir in Stocken gerathen, wieder in einen lebhaften Gang bringen. sSchon eine sehr interessante Unterhaltung würde es seyn sich über die Grundsätze zu vereinigen, nach / welcher man die eingesendeten sSchriften zu prüfen, und wie man über Gehalt und Form zu wachen hat, um diese Zeitschrift vor andern auszuzeichnen und sie bey ihren Vorzügen wenigstens eine Reihe von Jahren zu erhalten. Ich hoffe bald mündlich ⎤ mich mit Ihnen⎤ über diese Angelegenheit zu besprechen, und empfehle mich ×Ihnen und Ihren geschätzten Mitarbeitern indessen aufs beste
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63K. An Jacob Stock 〈Weimar, 26. November 1794. Mittwoch〉 Ew. Wohlgebl. erhalten die Fächergemählde, die ich vor geraumer Zeit mitgenommen, in ihren ersten Zustande hier bey wieder zurück und ich muß mich entschuldigen, daß ich solche so lange bey mir behalten, allein eben dadurch, daß ich sie erst einem Freunde übergeben, der sie nach unsrer Abrede auftragen und verzieren sollte, sind sie, indem er eine lange Zeit abwesend war, bey ihm liegen geblieben und ich befolge die Contraordre meiner Mutter, 〈Komma gestr.〉 die erst jetzt mit einiger Beschämung: Sie erlauben mir, daß ich gelegentlich etwas von unsern hies. Arbeiten übersende und dadurch für die lange Nachsicht mich einigermaßen dankbar erzeige. Haben Sie / die Güte mich den werthen Irigen bestens zu empfehlen und mir ein freundschaftliches Andenken zu erhalten. Möge doch die peinliche Lage, in der sich gegenwärtig meine liebe Landsleute befinden, nach unser aller Wünschen bald verändert werden.
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66K. An Friedrich Schiller 〈Weimar, 1. Dezember 1794. Dienstag〉 Mir ist sehr erfreulich daß Sie mit meinem Prologus im Ganzen ⎡und im Hauptpunckt⎤ nicht unzufrieden sind. Mehr als diesen kann ich aber fürs erste Stück nicht liefern. Ich will ihn noch einmal durchgehen, dem Geh. Rath und Louisen sordinen auflegen und Carlen vielleicht noch ein forte geben und so wirds ja ins gleiche kommen. Es ist mit den Arbeiten aus dem Stegreife so eine Sache. Da Ihr Aufsatz doch noch vorausgedruckt wird, so hab ich ja wohl noch einige Zeit. ⎡es wird dem ersten Stück gewonnen was ihm sonst gefehlt hat.⎤ Ins zweyte Stück hoffe ich die Erzählung zu schreiben ⎡und überhaupt die Leser wie den Sultan in der tausend und Einen Nacht⎤ u. s. w. Ich freue mich darauf Ihre Anmerckungen sogleich zu nutzen und dadurch neues Leben in diese Compositionen zu bringen. Die gleiche Wohlthat hoffe ich für den Roman. ⎣Man kann Sehr ⎡In⎤ lebhafft|er| Begier erwarte ich ihren⎦ Von Faust kann ich jetzt nichts mittheilen, ich wage nicht das Packet aufzuschnüren, das ihn gefangen hält, ich könnte nicht abschreiben ohne auszuarbeiten, und dazu habe ich jetzt keinen Muth. Kann mich künftig etwas dazu vermögen, so ist es Ihre Theilnahme. / Wenn Hl. v. Humbold mit unsern Homerischen Unterhaltungen zufrieden ist, bin ich sehr getröstet. Durch die lebendige Stimme kann der Dichter allein gegen den leidigen Todten Buchstaben in integrum restituirt
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Abb. 19: Goethe an Friedrich Schiller, 〈24. Juni 1794〉, erstes Konzept (Nr 24K1), S. 1
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Abb. 20: oben: Goethe an Friedrich Schiller, 〈24. Juni 1794〉, erstes Konzept (Nr 24K1); unten: Goethe an Johann Gottlieb Fichte, 〈24. Juni 1794〉, Konzept (Nr 23K), S. 2
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Abb. 21: Goethe an Johann Gottlieb Fichte, 〈24. Juni 1794〉, Konzept (Nr 23K), S. 3
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Abb. 22: Goethe an Johann Gottlieb Fichte, 〈24. Juni 1794〉, Konzept (Nr 23K), S. 4
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Abb. 23: Goethe an Friedrich Schiller, 〈24. Juni 1794〉, zweites Konzept (Nr 24K2), S. 1
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Abb. 24: Goethe an Friedrich Schiller, 〈24. Juni 1794〉, zweites Konzept (Nr 24K2), S. 2
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werden; was ich zu thun wünsche weiß ich, was ich thue weiß ich nicht. So viel ist gewiß daß ein solcher Gemeinsamer Genuß große Reize hat und ich empfinde dabey immer ganz neue Verhältnisse, es wäre schön wenn wir auch einmal einige Bücher dieses ersten und letzten Werckes zusammen genößen Leben Sie recht wohl und lassen mich nicht ferne von Sich und den Ihrigen seyn W. dl. 1 Dec. 1794. Goethe
78K. An Rijklof Michaël van Goens 〈Weimar, 31. Dezember 1794. Mittwoch〉 10
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en Vouzs remerciant ⎡bien vivement⎤ de la bague interessante dont Vous aves voulu orner ma petite collectur ie p×rends la liberte de je hazarde une conjecture sur le l’inscription interieure que Voici. Je crois trouver dans les lettres paroles et lettres un anagramme imparfait + ANA + N I S A B T A + N+IN + R + I + 12 3 12 3
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+ ANA + BABTIST A + I + N + R + I. + ce seroit donc un ⎡crypto⎤ anabaptiste qui aur×oit porté cette bague. ,et qui se confesseroit par elle en Chre×tién et Anabaptiste., Il ny a a redire ⎡on pourroit objecter⎤ a cet anagramme que le’ 〈Apostrophe gestr.〉 N reste superflu et que le B a la 6me place devoroit etre un P. mais Mais peut etre le N est le l’initiale du nom du possesseur et pour ×lae B au lieu d’un P. il se trouveroit pbien d’exemples sur d’autres inscriptions. Pour ne pas paroitre Monsieur a Vos yeux tout a fait H a r d o u i n je n ose pas toucher a l’inscription exterièure. Mais peutetre trourveroit on entre les symboles des anabatptistes un verset de la bible dont les ces lettres seroit les initiales. donpt le commencement et la fin de l’inscription par tant exterieure qu’interieure g se fait voir aisement par la double croix. La bague a eté portée fort longtems soit par un seul soit par plusieurs pos-
20–21 Ergänzung mit Einfügezeichen, vor der Niederschrift des nächsten Absatzes erg.
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sesseurs et ce seroit a un fZadig moderne d’en fixer le Epoque par differente profondeur ⎡comparee⎤ des lett⎣re⎦ exterieure effacees par l’usage, a la profondeur des léttres anterieures tout a fait fraiches.
126K. An Johann Heinrich Voss d. Ä. 〈Jena, 1. Juli 1795. Mittwoch〉 Mit dem besten Danke für die übersendeten Bücher schicke ich hier einige Kleinigkeiten zum Musenalmanach. Ich bin arm an Gedichten die in eine 〈Endung unklar korr.〉 solche Sammlung paßen, doch hoffe ich es soll künftig besser werden. Nehmen Sie diese einstweilen freundlich an. Für das was Sie an Luisen aufs neue gethan haben, danke ich Ihnen, als wenn Sie für eine meiner Schwestern oder eine alte Geliebte gesorgt hätten. Ich habe besonders die dritte Idylle seitdem sie im Merkur stand, so oft vorgelesen und rezitirt, dass ich sie mir ganz zu eigen gemacht habe, und so wie es jetzt zusammensteht ist es eben so national, als eigen reizend, und das deutsche Wesen nimmt sich darin zu seinem grössten Vortheil aus. / Ihre Sammlung Gedichte soll mir eine angenehme Gesellschaft im Carlsbade seyn, wohin ich eben abzureisen gedenke. Ich wünsche dass Ihr Abschied an Haine Sie auch wirklich von dem lästigen Gespenst, das Ihnen immer vorschwebt, befreyt haben möge. Ich weiß zwar sehr gut, daß wir Menschen und Partheyen die uns zu der Zeit, da sie uns durch Beyhülfe unglaublich fördern konnten, uns im Gegenstand ⎡theil⎤ 〈G〉 unterdrückten, oder wenigstens entgegenstanden, nicht leicht verzeihen können, und daß es uns ein süßes Gefühl ist, wenn wir uns selbstständig geworden sind, auch das was sie indessen aufbauen zu zerstöhren. / Vielleicht ist auch in keinem Fache die polemischene Form so nothwendig als im critischen. Schillern werde ich Ihren Antrag anzeigen; er wird Ihnen selbst schreiben. Wenn Sie sich wieder zu einer Reise entschließen, so lassen Sie michs doch voraus wissen, ich möchte Sie nicht gerne verfehlen. Meinen Roman schicke ich Ihnen wenn die vier Bände beysammen sind. Fahren Sie fort mich mit dem bekannt zu machen, was Sie thun und treiben. Die Bekanntschaft mit Herrn Prof. Wolf in Halle, der vor einigen Wochen bey uns war, hat mir sehr viel Freude gemacht. Seine entschiedene Leidenschaft zur Sache und sein freyer Blick bey der grossen Kenntniß / ist sehr erfreulich und erbaulich. Wohl dem Gelehrten, der sich immer besser befindet, wenn er in sein Fach mehr Klarheit bringt oder mehr Klarheit
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hineingebracht hat! Denn leider wie viel kluge Kauze giebt es noch, die sich in der heiligen Demmerung wohl befinden und ach und weh schreyen wenn irgend ein Laden geöffnet werden soll. Mir steht auch noch von dieser Seite eine unübersehlige Noth bevor. Wenn ich den englischen Bal Isaac zu Leibe gehe und die allerliebste hergebrachte Strahlenspalterey für ein Mährchen erklären werde. Ich werde aber meine Sache machen so gut ich kann und die Herren mögen denn auch ihr Handwerk treiben.
160K. An Friedrich August Wolf 〈Weimar, Ende Juni 1795?〉
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Wenn Ew. Wohlgebl. an den hies. Auffenthalt mit Zufriedenheit denken, so haben wir uns dessen um so mehr zu erfreuen, als wir uns Ihrer hiesigen Gegenwart schon oft auf das lebhafteste erinnert haben. Ich darf wohl sagen, daß die Bekanntschaft mit Ihnen und Ihren Werken bey mir und bey den Arbeiten in meinen Werken Epoke macht und daß ich um so freudiger daran denke und darin fortgehe, als mich der kurze Umgang mit Ihnen überzeugt hat, daß bey Ihrer herzlichen und offenen Art andere an den Schätzen Ihres Fleißes Theil nehmen zu lassen, für jeden und also auch für mich bey einer fortgesetzten Verbindung / viel zu erwarten steht. Ich werde Ihr Werk, für dessen Uebersendung ich bestens danke, so lange mit I mir herum führen, bis ich mich mit Ihnen Ideen bekannt gemacht habe. Ich werde diese in jedem Sinn so wichtige Angelegenheit auch nach meiner Weise betrachten und durchdenken, und dann wünschte ich es einzurichten, daß ich Ihnen einige Zeit näher seyn kann, denn es läßt sich in einigen Tagen mehr sprechen, als sich in einer langen Correspondenz nicht abhandeln läßt, wozu ich auch selbst nicht einmal den Muth hätte, da die Frage sich in einem Kreise herum dreht, dem ich mich mehr mit Ahndung und Empfindung als mit Kenntniß und Wissenschaft nähern kann. / D Dabey liegt mir auch sehr am Herzen Sie über ein Unternehmen, das vor mir liegt, um Rath zu fragen, und Ihre Gedanken über die Einrichtung einer Arbeit zu vernehmen, die ich auch Ihnen gern zu Dank machen möchte. Leben Sie indessen recht wohl.
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176K. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 16. November 1795. Montag〉 Ihr Brief mit den Beylagen hat mir großes Vergnügen gemacht, denn da ich Ihre tägliche Unterhaltung entbehren muß, so ward mir dadurch ein Ersatz, indem ich Sie auf Ihrer Reise in Gedanken begleiten und in ⎡die⎤ 〈G〉 mancherley intereßanten Gegenständen mit Ihnen genießen konnte. Nürnberg hoff ’ ich dereinst mit Ihnen zu sehen und glaube selbst daß man von da, und von Augsburg aus, den alten deutschen Kunsthorizont recht gut werde überschauen können. Die Art, wie sSie die Merkwürdigkeiten in und um München gesehen und beschreiben zeigen zum voraus was vor eine reiche Erndte jenseits der Alpen zu erwarten ist|.| lLaßen Sie sich nicht reuen auch in Buchstaben freygebig zu seyn. / Die Worte des guten Beobachters sind keine Buchstaben mehr; sein Urtheil spricht unmittelbar zu unser nm Beßern sSelbst, lehrt uns aufmerken, genau ⎡und⎤ 〈G〉 bescheiden seyn. Merkwürdig ist der Fall mit dem Bilde das S ⎡s⎤ie Julius Roman zuschreiben; allein wenn man bedenkt, wie viel Menschen in der Kunst sich redlich bemüh×t und unsaäeglichen Fleiß aufgewendet ⎡haben⎤ 〈G〉, so kann freylich der Fall öfter kommen, daß einer druch besonderes Glück und Anstrengung in einem einzelnen Falle etwas besonders ⎡vor×zügliches⎤ 〈G〉 geleistet habe, deßen Nahme durch keinen Complex von Arbeiten berühmt geworden ist. Die Tabellarische Methode finde ich auch in ihrer Ausführung für/trefflich besonders wie er zu ⎡wird sie ssie⎤ 〈G〉 dem kunstrichterlichen Gedächtniß auf das beste zu Hülfe kommt ⎡en⎤ 〈G〉 und ich sollte denken wenn man einmal sich hierauf geübt ⎡hat⎤ 〈G〉; so müßte es auch so viel Zeit nicht wegnehmen|,| 〈G〉 denn es gehörte ⎡verlangte⎤ 〈G〉 doch mehr Stimmung und Anstrengung|,| 〈G〉 dazu ⎡zu⎤ 〈G〉 einen jeden Bilde die eigent|h|〈G〉⎤ thüm⎤〈G〉liche Formel der Beschreibung zu erfinden ⎤ die dazu paßte und gehörte.⎤ 〈G〉 üUbrigens wird es immer auf Sie ankommen wie viel Bilder Sie auf diese Weise genau durchgehen und welche Sie nur obenhin mit einigen Worten berühren wollten|.| bBey Hauptbildern wird es immer, wie mich deäucht von großenm Nutzen seyn. / Ich habe indeßen auch mancherley zu unserm Zweck zusammengetragen und hoffe die Base zu unserm Gebäude breit und hoch und dauerhaft genug aufzuführen|.| iIch sehe schon die Möglichkeit vor mir eine Vorstel-
27–28 Ergänzung mit Einweisungszeichen G 34 Unter dem Punkt ein kreuzförmiges Einweisungszeichen ohne Entsprechung
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lung der physicalischen Lage, im allgemeinen und besondern, des Bodens und der Cultur, von der ältesten bis zur neuesten Zeit, und des Menschen in seinem höchsten ⎡nächsten⎤ 〈G〉 Verhältniße zu diesen Naturumgebungen. Auch ist Italien eins von denen Ländern wo Grund und Boden bey allem was geschieht immer mit zur Sprache kommt. Höhe und Tiefe Feuchtigkeit und Trockne sind bey Begebenheiten viel bedeutender, und / die entscheidenden Abwechselungen haben auf Cultur des Bodens und der Menschen, auf Einheimische, Colonisten, dDurchwandernde, durchziehende ⎤ mehr Einfluß⎤ 〈G〉 als in nordlichern und breiter ausgedehntern Gegenden. Durch einen äußern Anlaß bin ich bewogen worden über die Baukunst bBetrachtungen anzustellen und habe versucht mir die Grundsätze zu entwickeln nach welchen ihre Werke beurtheilt werden können. Ich habe Schillern meinen ersten Entwurf mitgetheilt, der ganz wohl damit zufrieden ist, wenn die Arbeit mehr gereinigt ist werde ichs Ihnen auch zur Beurtheilung vorlegen Von Antonio Labacco lege ich eine Nachricht bey. / wWenn Sie das Werk dieses mMannes, entweder ganz oder in einzelnen Abdrücken, finden können, so nehmen Sie es ja mit, denn es findet sich nicht leicht etwas beßer gearbeitet und gestochen|.| Auch hat Palladio, außer seinem Werk über die Archirtectur, das wir besitzen, noch römische Alterthümer herausgegeben, die uns nicht entgehen dürfen, denn theils ist es sehr interessant, was die Menschen noch damals fanden, dessen Spuren jetzt völlig verschwunden sind, theils sind auch ihre Restaurationen und Bemerkungen immer richtig. / Im Serlio habe ich auch die Risse verschiedener merkwürdiger Ruinen gefunden, die sonst nicht überall vorkommen; auch habe ich den Scamozzi durchlaufen, ein fürtreffliches Werk, das wohl wenige seines gleichen hat. vVielleicht bin ich bald im Stande Ihnen eine Characteristik dieser beyden Männer und Werke zu liefern. Worauf ich Sie aufmerksam machen wollte sind die alten Vorschläge zu Erbauung der Peterskirche, vielleicht giebt es gut gestochne Blätter von den Ideen des Bramante, des Baltasar und ⎡von⎤ 〈G〉 Siena, vielleicht findet sich eine Spur von den Türnien ⎡Thürmen⎤ 〈G〉, welche Verni ⎤ Bernini⎤ 〈G〉 aufsetzen wollte, ja wovon einer schon stand und wieder abgetragen werden mußte. Die Geschichte der Peterskirche intereßirt mich mehr als jemals, es ist wirklich eine kleine Weltgeschichte und ich wünsche, daß wir die Belege dazu sammeln. gGewiß war Labacco nicht der einzige der sich in jenen
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Zeiten beschäftigte dergleichen Werke durch den Kupferstich auszubreiten. |(Ward zugleich die Ankunft des Mantuanischen Briefs accusirt)| 〈G〉 / 〈Beilage〉 Antonio Labacco war ein Schüler des Antonius ⎡o⎤ 〈G〉 San Gallo, eirn
scheint einer von den subalternen Naturen gewesen zu seyn, die noch immer auf einen sehr hohen Grad der Kunst gelangen, wenn die Meister vortrefflich sind. Er arbeitete das große Modell das ⎤ der Peterskirche das⎤ 〈G〉 im Vatican steht und stach es ⎡wahrscheinlich⎤ 〈G〉 selbst in Kupfer. sSein besonderes Vergnügen war die Ausmessung aller Gebäu×de und deren Restauration auf Papier ⎤ dem Papier⎤ 〈G〉 daher entstand sein sein Werk.
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Libro d’Antonio Labacco appartenente al Architettura nel qual si figurano alcune notabili anteiquita di Roma. |ohne Jahrzahl.| 〈G〉 welches aus 27 ⎡27⎤ Blättern besteht. eEs sollte dieses nur Vorläufer eines größern seyn.
Ob das letztere zu Stande / gekommen ist eine Frage In der Vorrede zu dem Werke, |:desßen Nachdruck ⎤ Venedig 1584⎤ 〈G〉 ich vor mir habe) spricht er von der Liebhaberey der Ausmessung und Restaurationen und von seinen Sammlungen der Art; er erzählt dasß sein Sohn Majo ⎡Mario⎤, gleichfalls im Kupferstechen geübt, ihn veranlaßt habe die Sachen zu ediren weil sich aber die Ausgaben eines solchen weitläuftigen Werks verziehen können so wolle er einstweilen das was vorräthig sey herausgeben. ⎤ Der Nachstich ist gegen das Original schlecht. Ausser dem Titelkupfer von sind die übrigen Blätter von der gGegenseite.⎤ 〈G〉 Er soll den Pallast Sciarra erbauet haben wahrscheinlich Sciarra Collona im Cors, der doch darauf anzusehen wäre, er ist, so viel ich mich erinnere von guter Archidtectur, 〈Komma gestr.〉 ⎡.⎤ ⎤ eine Kirche von seiner Invention in seinem Wercke ist nicht vom besten Geschmacke⎤ 〈G〉 eEr war ein Römer von Geburt und / wahrscheinlich einer von denen die micht Michel Angelo sehr unzufrieden waren, als dieser, nach St. Gall×os Tode, das Modell deßelben völlig verwarf. vVielleicht läßt sich sonst noch etwas von diesem Mann und seinen Arbeiten auftragen. |finden.| 〈G〉 |sSein Werk soll 1552 herausgekommen seyn. Auf dem Titel steht die Jahrzahl nicht. Vielleicht unter der Vorrede die mir fehl. Das Werk ist wun16 Ergänzung in der linken Spalte, ohne Einweisungszeichen und damit ohne exakte Angabe des Ortes im Text 22–23 Ergänzung mit Einweisungszeichen 26–27 Ergänzung mit Einweisungszeichen
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derlich paginirt deßwegen halt man es nach den einzelnen Blättern für stärcker als es ist.| 〈G〉
190K. An Georg Christoph Lichtenberg 〈Weimar, 3. Dezember 1795〉
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Ew Wohlgebl. haben mir, durch einIhre f×ortgesetzte Bearbeitung der Hocgkarthischen Gegenstände, ein sehr angenehmes Geschenk gemacht und mic|h| an glückliche Stünden früherer Zeiten erinnert. I×ch leugne nicht daß eine anhaltende Betrachtung der Kunstwerke, die dieses ⎡uns das⎤ 〈G〉 Alterthum überliefert ⎡zurückgelassen⎤ 〈G〉 und die uns die Römische Schule zurückgelassen hat ⎡haben⎤ 〈G〉 mich von der neuern Art, die mehr zum Verstande als zu der gebiltdeten Sinnlichkeit spricht einiger masen entfernt hat; desto angenehmer ist aber die Überaschung wenn uns der Geist dieser Arbeiten durch einen so gewandten Dolmetscher wieder ganz unvermuthet aus allen Winkeln und Ecken ansprich〈t〉 / Haben Sie recht vielen Dank für die Mittheilung und E ⎡e⎤rfreuung ⎡en⎤ 〈G〉 für ⎡Sie uns bald ⎡durch ⎡ ⎤ 〈G〉 eine baldige Fortsetzung. Hierbey folgen ein paar Bände meines Roman|s| 〈G〉 der seine moderne Natur freylich auch nicht verleugnet, ich wünsche ⎡ihnen⎤ 〈G〉 eine günstige Aufnahme. Sollte des Benut Ben×venuto Cellini Abhandlung, über die Kunst des Goldschmiedtes, sich auf der Göttingischen Bibliothek befinden; so hätten sSie ja wohl die Güte mir solche auf eine kurze Zeit zu verschaffen. Das Leben dieses wunderlichen Mannes besitze ich selbst. Ich wünsche zu hören daß Ihre Gesundheitsumstände leidlich sind und empfehle mich zu geneigtem Andenken
9 In zwei aufeinanderfolgenden Korrekturschritten; aufgehobene Streichung
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BRIEF 190K
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Das Verzeichnis ist im Wesentlichen Ergebnis der Auswertung von Goethes Briefen, seinen Tagebuchaufzeichnungen sowie den im handschriftlichen Nachlass überlieferten Rechnungen für den Zeitraum 1794 und 1795. Außerdem wurden die Briefe an Goethe sowie die für die Kommentierung herangezogenen Quellen ausgewertet, vor allem die Umkreisbriefwechsel. Verzeichnet werden einzelne nicht überlieferte Briefe Goethes, deren Existenz durch konkrete Anhaltspunkte belegt ist. Ist nur die Existenz eines Briefes bekannt, bleibt es beim Nachweis der Quelle. In allen anderen Fällen schließen sich knappe Hinweise auf dessen mutmaßlichen Inhalt an, wie er sich aus den vorhandenen Quellen erschließen lässt. Vollständigkeit ist schwer zu erreichen. Im Fall der Rechnungsbücher, Abschlussrechnungen, Sonderrechnungen und der zugehörigen Belege werden sämtliche darin verzeichneten Sendungen Goethes – nicht, soweit erkennbar, die seiner Hausgenossen wie Christiane Vulpius oder Johann Heinrich Meyer – aufgenommen, die an einen bestimmten Empfänger oder Ort adressiert sind, da sich nicht ausschließen lässt, dass auch Paketsendungen Briefe beilagen. Die Sendungen sind in den Rechnungsbüchern und Belegen (vgl. „Siglen und Abkürzungen für Archivalien“, S. XXX–XXXIII im Kommentarband) mit den Abkürzungen „B.“ für Brief(e), „Schr.“ für Schreiben, „St.“ für Stück(e) oder „P.“ für Paket(e) vermerkt (vgl. „Abkürzungen in Goethes Briefen und Rechnungsbüchern“, S. LXI–LXII im Kommentarband). Zu berücksichtigen ist, dass die dort angegebenen Absendedaten und -orte nicht notwendigerweise mit den Entstehungsdaten und -orten der Briefe identisch sein müssen. Nur an bestimmten, in Postberichten vermerkten Posttagen gingen Sendungen in Weimar ab. Sollte es Hinweise auf derartige Abweichungen geben, werden diese vermerkt. Die Nachweise aus den Rechnungsbüchern und Belegen werden so aufgenommen, dass in der Datumszeile jeweils der angegebene oder erschlossene Bestimmungsort mitgeteilt wird und in den Bemerkungen zu Quelle und Datierung der Ort, nach welchem der Brief adressiert wurde. Die Nachweise aus Goethes Rechnungsbüchern werden in gerader Schrift wiedergegeben – unter Beibehaltung aller orthographischen Eigenheiten von Goethes Schreibern oder von Christiane Vulpius –, die Nachweise aus den Belegen – in der Regel Rechnungen Dritter – werden dagegen mit Anführungszeichen und kursiv abgedruckt. In spitzen Klammern werden Wiederholungszeichen (wie Dittostriche) erklärt (z.B. „1. ˝ 〈St.〉“). Das Porto für Briefe und Pakete wurde in der Regel quartalsweise abgerechnet, getrennt nach den verschiedenen Posthaltern: der Kaiserlichen Post, der so genannten ‚reitenden Post‘, die am schnellsten und über große Entfernungen beförderte, der „Chursächsischen Post“ und des „Herzoglich Sächsischen Post Amts“. Auf den Belegen wurden neben den abgehenden Sendungen auch die ankommenden eingetragen und abgerechnet. – Literaturhinweis: Werner Bühling: Die Post in Weimar. Das Postwesen und seine Entwicklung in und um Weimar in vier Jahrhunderten (Weimarer Schriften 51). Weimar 1995.
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 1–6
EB 1. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 1. Januar 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. St. an Frau Rath Goethe zu Frankfurth“ (GR/ Belege 1794, 2, Bl. 6). – Vermutlich der Bezugsbrief zu Catharina Elisabeth Goethes Brief an den Sohn vom 7. Januar 1794 (Pfeiffer-Belli, 647–650; vgl. RA 1, Nr 849). In dem Brief geht es u.a. um den Verkauf von Haus, Bibliothek und Weinbestand sowie um die Ankunft von Kriegsverletzten und um bevorstehende Einquartierungen in Frankfurt a. M.
EB 2. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg 〈Weimar, 13. Januar 1794 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr. le Baron de Franckenberg. Gotha.“ (GR/Belege 1794, 2, Bl. 6.) – Vermutlich der Antwortbrief auf Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenbergs Brief vom 11. Januar 1794 (H: GSA 28/4, Bl. 15f. und Bl. 21–28; vgl. RA 1, Nr 850). In dem Brief geht es u.a. um den Abenteurer und Hochstapler Gottlieb Franz Xaver von Gugomos und dessen „Aufruf An alle Völker Europens, Allen Monarchen, Fürsten, Tribunen, Vorstehern, Geistund weltlichen Herrschaften, Militair- und Bürgerlichen Obrigkeiten, gewidmet“ (Deutschland, in allen Buchhandlungen, 1794). Der Aufruf beschreibt des Verfassers „erste Empfindungen, als ich in mehreren öffentlichen Blättern las, daß Paris den Festtag der Verläugnung Gottes, würklich geheiligt hat.“ (Ebd., S. 4.) Zu Beginn heißt es: „Und ihr zaudert noch Völker, alle Europens, den Stahl in die Brust der Gottesläugner zu stoßen!“ (Ebd.)
EB 3. An Georg Abraham Hackert 〈Weimar, 19. Januar 1794 → Neapel〉 Quelle und Datierung: Bezugsbrief zu Georg Abraham Hackerts Brief an Goethe vom 11. März 1794. Darin bedankt sich der Absender für Goethes „Schreiben vom 19t Januar und für die angenehme Bekantschafft“ Johann Isaak Gernings (H: GSA 28/5, Bl. 119; vgl. RA 1, Nr 894).
JANUAR/FEBRUAR 1794
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EB 4. An Christian Friedrich Roese 〈Weimar, 31. Januar 1794 → Eisenach〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 Mr. Roese. Eisenach“ (GR/Belege 1794, 2, Bl. 6). – Vermutlich eine Bestellung bei dem Eisenacher Kaufmann Christian Friedrich Roese, seit 1784 dort Hofagent und seit 1785 Besitzer einer Bleiweißfabrik. Am 3. Februar 1794 lieferte Roese, laut Rechnung vom 4. Februar 1794, ein Ries beschnittenes holländisches Briefpapier, das ist ein Bündel mit 480 Bogen von guter Schreibpapierqualität (GR/Belege 1794, 1, Bl. 13). Die bestellte Ware ging an die Spielkartenfabrik von Goethes Bedientem Christoph Erhard Sutor, an welchen Goethe am 12. Februar 1794 den fälligen Kaufpreis auf Zurechnung von Hofagent Röse bezahlte (GR/RB 1794, 1, Bl. 5). Nicht auszuschließen ist, dass mit vorliegendem Brief auch Pflanzen und Sämereien in Eisenach geordert wurden, die der Gartengestalter und Pflanzenliebhaber Roese zum Verkauf anbot. Am 10. September 1791 war schon einmal eine Kiste mit besonders groß gewachsenen Exemplaren verschiedener Gewächse in Weimar eingetroffen, darunter kupferfarbene Nelken, für deren Züchtung Roese bekannt war (LA II 9A, 407; vgl. RA 1, Nr 437). – Über Christian Gottlob Roese vgl. den Nachruf in der „National-Zeitung der Teutschen“ (1806, 16. St. vom 17. April, S. 313–317).
EB 5. An Johann Nicolaus Trabitius 〈Weimar, 4. Februar 1794 → Jena〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 Mr. Trabitius. Jena.“ (GR/Belege 1794, 2, Bl. 6.) – Vermutlich enthielt der Brief an den Bibliotheksdiener und Schlosstorwärter Johann Nicolaus Trabitius Goethes Ankündigung, er werde am folgenden Tag, dem 5. Februar 1794, in Jena eintreffen.
EB 6. An Unbekannt 〈Jena, 8. Februar 1794 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Brief nach Weimar (GR/Sonderrechnungen 1794, 1, Bl. 1.) – Goethe hielt sich vom 5. bis zum 9. Februar 1794 in Jena auf (vgl. BG 4, 55).
230
ERSCHLOSSENE BRIEFE 7–12
EB 7. An August Wilhelm Iffland 〈Weimar, 17. Februar 1794 → Mannheim〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr Iffland. Mannheim.“ (GR/Belege 1794, 2, Bl. 6.) – Vermutlich der Antwortbrief auf August Wilhelm Ifflands Brief an Goethe vom 14. Januar 1794 (H: GSA 28/4; Bl. 48; vgl. RA 1, Nr 852). Darin bedankt sich Iffland für die Einladung zu einem Gastspiel in Weimar, die Goethe wohl in einem ebenfalls nicht überlieferten Brief vom 20. Dezember 1793 ausgesprochen hatte (vgl. WA IV 10, 431).
EB 8. An Johann Friedrich Reichardt 〈Weimar, 17. Februar 1794 → Berlin?〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Schr.〉 an HL. Reichardt.“ (GR/Belege 1794, 2, Bl. 7.) – Vermutlich der Antwortbrief auf Johann Friedrich Reichardts Brief an Goethe vom 8. Februar 1794 (Reichardt-Goethe, 118f., Nr R 3; vgl. RA 1, Nr 866). Darin berichtet der Absender, er sei nach Berlin gefahren, um dort Verhandlungen wegen seiner Entlassung als Hofkapellmeister zu führen. Er habe das Gut Giebichenstein bei Halle zum Besitz erhalten, wo er von Frühjahr bis Herbst wohnen dürfe. Den Winter werde er in Berlin verbringen. Reichardt bittet um „einige freundliche Zeilen“ (H: GSA 28/4, Bl. 52).
EB 9. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 17. Februar 1794 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 an den Prinzen August, v. S. Gotha.“ (GR/ Belege 1794, 2, Bl. 6.) – Vermutlich der Bezugsbrief zu Prinz Augusts Brief an Goethe vom 23. Februar 1794. In diesem Brief dankt der Prinz dafür, „ein kleines Lebenszeichen bekommen zu haben, und unsern Gros-Kürassier von seinen Waffen und Rüstungen entkleidet zu wissen!“ (H: GSA 28/4, Bl. 72; vgl. RA 1, Nr 883.) Goethe hatte offenbar davon berichtet, dass Herzog Carl August nach seiner Ernennung zum Generalleutnant gerade aus dem preußischen Militärdienst ausgeschieden war. Weiter teilt Prinz August Beobachtungen zur aktuellen politisch-militärischen Situation mit.
FEBRUAR 1794
231
EB 10. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, 17. Februar 1794 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Schr.〉 an HL. Unger“ (GR/Belege 1794, 2, Bl. 7). – Vermutlich der Bezugsbrief zu Johann Friedrich Ungers Brief an Goethe vom 1. April 1794 (Goethe-Unger, 17, Nr 17; vgl. RA 1, Nr 910). Darin geht es u.a. um den Fortgang des Drucks von Goethes Versepos „Reinecke Fuchs“ und der englischen Übersetzung der „Iphigenie“. Außerdem kündigt Unger das Schauspiel „Siri Brahe, oder die Neugierigen“ des schwedischen Königs Gustav III. und Carl Philipp Moritz’ Briefroman „Die neue Cecilia“ an (vgl. zu EB 20).
EB 11. An Karl Ludwig Woltmann 〈Weimar, 17. Februar 1794 → Göttingen〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr. Woltmann. Göttingen.“ (GR/Belege 1794, 2, Bl. 6.) – Vermutlich der Antwortbrief auf Karl Ludwig Woltmanns Brief vom 5. Januar 1794 (H: GSA 28/4, Bl. 33; vgl. RA 1, Nr 847). Mit diesem Brief übersandte der Absender Goethe seine „Geschichte der Deutschen in der sächsischen Periode“ (Göttingen 1794). Das Werk ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, 490, Nr 3354).
EB 12. An Peter im Baumgarten 〈Weimar, 18. Februar 1794 → Leipzig〉 Quelle und Datierung: Antwortvermerk Goethes auf der Handschrift des Briefes von Peter im Baumgarten an Goethe vom 12. Februar 1794 aus Leipzig: Am 18 Febr. d J. geantwortet, daß es der 17te Beleg seiner Rechnung sey (H: GSA 28/4, Bl. 56; vgl. RA 1, Nr 870). – Goethes ehemaliger Zögling hatte darum gebeten, ihm den „Nürnberger Aufnahme Schein der Leibrente“ zu übersenden (H: GSA 28/4, Bl. 57). Über Peter im Baumgarten vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 II, Nr 281.
232
ERSCHLOSSENE BRIEFE 13–19
EB 13. An Carl Theodor von Dalberg 〈Weimar, 21. Februar 1794 → Erfurt〉 Quelle und Datierung: „1. # an den Herrn Coadjutor v. Dalberg. zu Erfurth.“ (GR/Belege 1794, 2, Bl. 6.) – Vermutlich der Antwortbrief auf Carl Theodor von Dalbergs Brief an Goethe vom 14. Februar 1794 (H: GSA 28/4, Bl. 51; vgl. RA 1, Nr 873). Darin unterstützt Dalberg die Bitte der Witwe Magdalena Sophia Weißmantel in deren Brief an Goethe vom 12. Februar 1794, Goethe möge ihr helfen, eine von ihrem Mann ererbte Nelkenzucht an Herzog Carl August zu verkaufen (H: GSA 28/4, Bl. 75f.; vgl. RA 1, Nr 872). Der Herzog lehnte das Angebot ab (vgl. seinen Brief an Goethe aus der Zeit nach dem 16. Februar 1794; Carl August-Goethe2 1, 193; vgl. RA 1, Nr 879). In Dalbergs Brief an Goethe vom 11. März 1794 (LA II 3, 73; vgl. RA 1, Nr 893), möglicherweise dem Antwortbrief auf den vorliegenden erschlossenen Brief, geht es um Goethes „Versuch, die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“ (vgl. zu 8,19).
EB 14. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg 〈Weimar, 21. Februar 1794 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 Mr. le Baron de Frankenberg. Gotha.“ (GR/ Belege 1794, 2, Bl. 6.) – Vermutlich steht der Brief in Zusammenhang mit Briefen Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenbergs vom 16., 20. und 23. Februar 1794 (H: GSA 28/4, Bl. 62 und 65 [vgl. RA 1, Nr 876]; H: GSA 28/4, Bl. 58 [vgl. RA 1, Nr 877]; H: GSA 28/4, Bl. 61 [vgl. RA 1, Nr 881] und H: GSA 28/4, Bl. 63f. [vgl. RA 1, Nr 882]). Darin geht es um die preußische Forderung, das Reich solle die Verpflegungskosten für die gegen Frankreich ziehenden Truppen übernehmen. Darüber müsse Herzog Carl August unterrichtet werden.
EB 15. An Carl Theodor von Dalberg 〈Weimar, 14. März 1794→ Erfurt〉 Quelle und Datierung: „1. 〈#〉 an den Herrn Coadjutor v. Dalberg. zu Erfurth“ (GR/Belege 1794, 2, Bl. 6). – Vermutlich – wie Goethes Brief vom 19. März 1794 (Nr 9) – Antwortbrief auf Carl Theodor von Dalbergs Brief an Goethe vom 11. März 1794 (LA II 3, 73; vgl. RA 1, Nr 893). In diesem Brief geht es um Goethes „Versuch, die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“ (vgl. zu 8,19) und Dalbergs Anmerkungen dazu (vgl. zu 8,19–20). Goethes Brief vom 19. März ist zu entnehmen, dass er seinen (dem späteren Brief beigelegten) Aufsatz „Von den far-
FEBRUAR–APRIL 1794
233
bigen Schatten“ bereits mit dem vorliegenden erschlossenen Brief an Dalberg schicken wollte (vgl. erste Erläuterung zu 8,18).
EB 16. An Unbekannt 〈Weimar, 14. März 1794 → Jena〉 Quelle und Datierung: „1. BrL. nach Jena.“ (GR/Belege 1794, 2, Bl. 16.)
EB 17. An Wolfgang Heribert von Dalberg 〈Weimar, 19. März 1794 → Mannheim〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr. le Baron de Dalberg. à Mannheim“ (GR/Belege 1794, 2, Bl. 6). – Über Wolfgang Heribert von Dalberg, den Intendanten des Theaters in Mannheim, wo auch August Wilhelm Iffland engagiert war (vgl. zu EB 7), vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 II B, Nr 504.
EB 18. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 24. März 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. 〈PaqL.〉 an Frau Rath Goethe in Frankfurth.“ (GR/ Belege 1794, 2, Bl. 6.) – Vermutlich der Antwortbrief auf Catharina Elisabeth Goethes Brief an den Sohn vom 9. März 1794 (Pfeiffer-Belli, 655f., Nr 215; vgl. RA 1, Nr 891). Darin berichtet Goethes Mutter über den beabsichtigten Verkauf ihres Hauses, ihre Umzugspläne und den preußischen Obersten, der bei ihr einquartiert sei.
EB 19. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 7. April 1794 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 ad Serenissim. Reg. 〈lat. ad Serenissimum regentem: an die regierende Durchlaucht〉 Gotha.“ (GR/Sonderrechnungen 1794, 2, Bl. 4.) – Vermutlich der Bezugsbrief zum Brief Herzog Ernsts II. an Goethe vom 10. April 1794 (H: GSA 28/765, St. 1; vgl. RA 1, Nr 916). U. a. dankt der Herzog darin für die Ankündigung, dass die erwarteten Land-
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 20–25
schaftszeichnungen Christoph Heinrich Knieps bald eintreffen würden (vgl. zu 88,13–14) und übersendet seinen von Goethe gewünschten größten metallenen Hohlspiegel (vgl. zu 59,17).
EB 20. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, kurz vor dem 15. April 1794 → Berlin〉 Quelle und Datierung: Vermutlich der Bezugsbrief zu Johann Friedrich Ungers Brief vom 15. April 1794 (Goethe-Unger, 18, Nr 18; vgl. RA 1, Nr 918). Darin bedankt er sich dafür, dass Goethe ihm den Verlag des Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ anvertraut habe. Weiter bedauert er, dass Goethe die in seinem Brief vom 17. Februar 1794 angekündigten Aushängebogen des „Reinecke Fuchs“ noch nicht erhalten habe, ebenso wenig wie die beiden Bücher des schwedischen Königs Gustav III. und von Carl Philipp Moritz (vgl. zu EB 10).
EB 21. An Johann Isaak Gerning 〈Weimar, 23. April 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr. Gerning. Frankfurth.“ (GR/Sonderrechnungen 1794, 2, Bl. 4.) – Vermutlich der Antwortbrief auf Johann Isaak Gernings Brief an Goethe vom 17. April 1794 (H: GSA 28/5, Bl. 129 und 132; vgl. RA 1, Nr 919). Darin bittet Gerning um Auskunft, wie er die Landschaftszeichnungen Christoph Heinrich Knieps (vgl. zu EB 19) nach Weimar schicken solle. Darüber hinaus ist von weiteren Kunstsachen die Rede sowie von Gernings Plänen einer Reise nach Göttingen und Neapel. In seinem Brief vom 12. Juli 1794 bedankt sich Gerning für den vorliegenden Brief (H: GSA 28/6, Bl. 213 und 217; vgl. RA 1, Nr 998).
EB 22. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 28. April 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 an Fr. Räthin Goethe zu Frankfurth.“ (GR/ Sonderrechnungen 1794, 2, Bl. 4.) – Vermutlich der Antwortbrief auf Catharina Elisabeth Goethes Brief an den Sohn vom 1. April 1794 (Pfeiffer-Belli, 657–659, Nr 218; vgl. RA 1, Nr 908). Darin bittet sie u.a. um Rücksendung des Verkaufskatalogs der väterlichen Bibliothek, die veräußert werden sollte. Goethe nannte im vorliegenden Brief offensichtlich Titel, die er aus der Bibliothek haben wollte (vgl.
APRIL 1794
235
zu 49,1–2). Denn als Goethes Mutter den vorliegenden Brief am 5. Mai 1794 beantwortete, schrieb sie, Goethe werde „die Bücher“ sowie „das Tuch zu den Halsleinen“ und den „Batist“ demnächst erhalten (Pfeiffer-Belli, 659). Außerdem bestätigt sie, was sie bereits in ihrem Brief vom 1. April mitgeteilt hatte, nämlich, dass Sophie von La Roche „gantz gewiß nicht“ nach Weimar kommen werde (ebd.).
EB 23. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel 〈Weimar, 28. April 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Brief von Johann Andreas Benjamin Nothnagel vom 3. Mai 1794, der die Zusendung von Papiertapeten begleitete, die Goethe in seiner „Zuschrifft vom 28.ten vorigen Monats“ bestellt habe (H: GSA 28/5, Bl. 161; vgl. RA 1, Nr 932). Über den Frankfurter Tapetenfabrikant Nothnagel und den Zweck der Tapetenbestellung vgl. zu 42,26 und 42,27. Vgl. zu EB 32, EB 35, EB 42, EB 61, EB 65 und EB 104.
EB 24. An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin 〈Weimar, 30. April 1794 → Münster〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 an die Fürstin Galizin. zu Münster.“ (GR/Sonderrechnungen 1794, 2, Bl. 4.) – Möglicherweise der Antwortbrief auf den Brief von Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin vom 2. Dezember 1793 und 20. Januar 1794 (Goethe und der Kreis von Münster, 89–91, Nr 215; vgl. RA 1, Nr 811). Darin bittet sie Goethe u.a. um Nachricht von seinem Befinden sowie vom Erscheinen des „Reinecke Fuchs“ (vgl. zu EB 31). Über die Fürstin von Gallitzin und ihre Beziehungen zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief an sie vom 12. Januar 1797 (GB 12).
EB 25. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, vor dem 1. Mai 1794 → Gotha〉 Quelle und Datierung: Vermutlich der Bezugsbrief zum Brief Herzog Ernst II. Ludwigs an Goethe vom 1. Mai 1794, in dem dieser mitteilt, dass er die von Goethe erbetenen Instrumente aus seinem physikalischen Kabinett gerne zu Verfügung stelle (H: GSA 28/765, St. 2; vgl. RA 1, Nr 929). Mitgeliefert wurde des Herzogs größter metallener Hohlspiel für optische Versuche ohne dessen Gestell.
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 26–31
Schon mit dem Brief des Herzogs vom 10. April 1794 hatte Goethe einen der gewünschten Hohlspiegel aus klarem Glas erhalten (vgl. zu EB 19).
EB 26. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar, 6. Mai 1794 → Pempelfort/Düsseldorf〉 Quelle und Datierung: Brief von Friedrich Heinrich Jacobi vom 7. Juni 1794 aus Pempelfort: „Ich habe deine zwey Brieflein vom 6ten und 23ten May erhalten.“
(JB I 10, 361; vgl. RA 1, Nr 961). – Der Brief vom 6. Mai 1794 scheint unangenehmen Inhalts gewesen zu sein. In Jacobis Antwort dazu heißt es: „Deinen Brief vom 6ten May, lieber alter Freund, laße ich unbeantwortet. Du schreibst mir wohl nach Jahr und Tag über seinen Inhalt einen andern – anders.“ (JB I 10, 363.) Möglicherweise ging es wie in Goethes Brief vom 26. April 1794 (Nr 11) um Jacobis Neubearbeitung des „Woldemar“ (vgl. des Weiteren zu 38,6). Goethes Brief vom 23. Mai 1794 ist überliefert (Nr 18).
EB 27. An Christoph Martin Wieland und Johann Heinrich Voss d. Ä. 〈Weimar, 5. Juni 1794 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Brief Christoph Martin Wielands vom 5. Juni 1794, in dem der Absender gemeinsam mit Johann Heinrich Voß eine Einladung zu Mittag desselben Tages bei Goethe dankbar annimmt (WB 12 I, 238, Nr 234; vgl. RA 1, Nr 960). Voß ist an diesem Tage zu Gast bei Wieland. Und Brief von Johann Heinrich Voß an seine Frau Ernestine Voß vom 5. Juni 1794: „Den Augenblick kam 〈…〉 mit einer schriftlichen Einladung von Goethe zu heute Mittag“ (Voß, Briefe 2, 384).
EB 28. An Aloys Hirt 〈Weimar, 9. Juni 1794 → Rom〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr Hirt. à Rome“ (GR/Sonderrechnungen 1794, 2, Bl. 4). – Der Inhalt von Goethes Brief ergibt sich aus Aloys Hirts Antwortbrief vom 28. Juni 1794. Darin bestätigt Hirt den Eingang des Dekrets, mit dem er zum Weimarischen Rat ernannt wurde: „Ich habe diesen Morgen, mein Herr Geheimer Rath, das herzogliche Dekret mit Ihrem verbindlichen Schreiben erhalten.“ (H: GSA 28/6, Bl. 203; vgl. RA 1, Nr 981.)
MAI/JUNI 1794
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EB 29. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Jena, 14. Juni 1794 → Gotha〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 5. Juli 1794 bedankt sich Herzog Ernst II. Ludwig für Goethes „liebe Zuschrift vom 14. Junius“ (H: GSA 28/765, St. 3; vgl. RA 1, Nr 992). Aus dem weiteren Verlauf des Briefes geht hervor, dass Goethe mit dem vorliegenden Brief seinen „Reinecke Fuchs“ im 2. Band seiner „Neuen Schriften“ übersandt und sich seinerseits „wegen des Dollondischen Prisma“ (H: GSA 28/765, St. 3) an den Herzog gewandt hatte (vgl. zu 100,1–2). – Mit Johann Friedrich Ungers Briefen von Anfang Juni und vom 13. Juni hatte Goethe zunächst 24, dann 16 und abermals 16 Exemplare seines Versepos erhalten (Goethe-Unger, 22–25, Nr 22–24; vgl. RA 1, Nr 955; RA 1, Nr 956 und RA 1, Nr 966). Einige Exemplare aus der letzten Sendung machte er in den nachfolgenden Tagen und Wochen mehreren Adressaten zum Geschenk: Johann Friedrich Reichardt, der sich schon am 16. Juni 1794 bedankte (Reichardt-Goethe, 119, Nr R 4; vgl. RA 1, Nr 969), Charlotte von Kalb am 28. Juni (Nr 26) sowie dem Gothaer Herzogspaar und Prinz August sowie dem gothaischen Minister Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg, die alle am 5. Juli 1794 Dank sagten (vgl. deren Briefe von diesem Datum; H: GSA 28/6, Bl. 194 [vgl. RA 1, Nr 989]; H: GSA 28/6, Bl. 207–209 [vgl. RA 1, Nr 990]; H: GSA 28/6, Bl. 206 [vgl. RA 1, Nr 991] und H: GSA 28/765, St. 3 [vgl. RA 1, Nr 992]).
EB 30. An Johann Gottlieb Fichte 〈Weimar, 25. Juni 1794 → Jena〉 Quelle und Datierung: Vermutlich der Bezugsbrief zu Johann Gottlieb Fichtes Brief an Goethe vom 25. Juni 1794: „Ich kann Ihnen jezt, Verehrungswürdiger Herr Geheimer-Rath, nur meinen innigen Dank sagen, und ihre gütige Einladung auf künftigen Sonnabend annehmen.“ (Fichte-Gesamtausgabe III 2, 153; vgl. RA 1, Nr 979.) – Dass Fichte am Samstag, dem 28. Juni 1794, bei Goethe zu Gast in Weimar war, geht aus Brief Nr 25 hervor (vgl. zu 55,10).
EB 31. An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin 〈Weimar, 25. Juni 1794 → Münster〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 an die Fürstin Galizin. zu Münster“ (GR/ Sonderrechnungen 1794, 2, Bl. 4.) – Goethe übersendet möglicherweise ein Ex-
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 32–36
emplar des „Reinecke Fuchs“ im 2. Band seiner „Neuen Schriften“, nach dem sich die Fürstin bereits am 20. Januar 1794 erkundigt hatte (vgl. zu EB 24 und EB 29).
EB 32. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel 〈Weimar, 27. Juni 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr Nothnagel à Francfort.“ (GR/Sonderrechnungen 1794, 2, Bl. 4.) – Vermutlich enthielt der Brief eine Tapetenbestellung für Goethes Haus am Frauenplan. Im Antwortbrief vom 1. Juli 1794 kündigt der Unternehmer Nothnagel an, dass er „15. Stück grüne Papier Tapeten“ liefern werde. Außerdem teilt er mit, er selbst mit den „Bildnißen Franckfurter Männer 〈…〉 gantz complet versehen“ sei (H: GSA 28/6, Bl. 195; vgl. RA 1, Nr 985). Goethe hatte ihm diese Porträts aus dem Bestand der väterlichen Kunstsammlung angeboten, welche zum Verkauf anstand. Vgl. zu EB 23.
EB 33. An Johann Gottlieb Fichte 〈Weimar, zwischen 1. und 5. Juli 1794 → Jena〉 Quelle und Datierung: Vermutlich der Bezugsbrief zu Johann Gottlieb Fichtes Brief an Goethe vom 5. Juli 1794: „Ihr Beifall ist derjenige, den ich vorzüglich wünsche, und es machte mir große Freude, aus Ihrem Briefe zu sehen, daß Sie denselben auch diesen Vorlesungen nicht gänzlich versagten“ (Fichte-Gesamtausgabe III 2, 166; vgl. RA 1, Nr 988). – Fichte spricht von seinen Vorlesungen „Über die Bestimmung des Gelehrten“. Mit Fichtes Brief vom 1. Juli 1794 hatte Goethe bereits Abschriften von zwei dieser Vorlesungen erhalten (Fichte Gesamtausgabe III 2, 164f.; vgl. RA 1, Nr 984). Mit Fichtes Brief vom 5. Juli 1794 überbrachte Fichtes Freund und Hörer Detlev Friedrich Freiherr von Bielfeld „die fünfte, mit für den Abdruk bestimmte Vorlesung“ (Fichte Gesamtausgabe III 2, 166). – Die Abschriften basieren auf den Manuskripten zur öffentlichen Vorlesung über Moral für Gelehrte, die Fichte im Sommerhalbjahr 1794 an der Universität Jena hielt. Zur Michaelismesse erschienen fünf Vorlesungen aus dem weitaus umfassenderen Kolleg im Druck: Einige Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten von Johann Gottlieb Fichte. Jena und Leipzig 1794 (vgl. Fichte-Gesamtausgabe I 3, 1–68).
JUNI/JULI 1794
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EB 34. An Charlotte Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 7. Juli 1794 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 an die reg. Herzogin v. S. Gotha“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3). – Vermutlich der Antwortbrief auf den Brief der Herzogin an Goethe vom 5. Juli 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 206; vgl. RA 1, Nr 991). Darin bittet sie Goethe, sich beim Weimarer Industrie-Comptoir nach Möbelstoffen zu erkundigen. Auf den vorliegenden Brief hin beschreibt sie in ihrem Brief vom 8. Juli 1794 ausführlich den zu bedruckenden Möbelstoff (H: GSA 28/6, Bl. 201 und 205; vgl. RA 1, Nr 995).
EB 35. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel 〈Weimar, 16. Juli 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 a Mr. Nothnagel. Frankfurth.“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3.) – Im Antwortbrief Johann Andreas Benjamin Nothnagels vom 20. Juli 1794 ist von einer „zuschrifft vom 15.n dieses“ Monats die Rede (H: GSA 28/6, Bl. 210; vgl. RA 1, Nr 1003). Demnach könnte sich die Eintragung in Goethes Rechnungen unter dem 16. Juli 1794 auf das Absendedatum beziehen. Nothnagel übersendet zwei „Holzartige Pappiere“ samt Rechnung (H: GSA 28/6, Bl. 210), um welches Goethe offenbar im vorliegenden Brief gebeten hatte. Vgl. zu EB 23.
EB 36. An Johann Friedrich Reichardt 〈Weimar, 17. Juli 1794 → Giebichenstein bei Halle/S.〉 Quelle und Datierung: „1. PtL. an HL. Reichardt“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 4). – Vermutlich die Rücksendung des zweiten Exemplars des 1. und 2. Bandes von Johann Friedrich Reichardts „Musik zu Göthe’s Werken“ (Berlin 1793–1794), das Goethe am 16. Juni 1794 mit dem Bezugsbrief erhalten hatte (Reichardt-Goethe, 119, Nr R 4; vgl. RA 1, Nr 969). Zudem könnte Goethe seinen Besuch bei Reichardt auf der Rückreise von Dessau in Aussicht gestellt haben, wohin Goethe zusammen mit dem Herzog am 26. Juli 1794 aufbrach. Reichardt bedauert das ausgebliebene Treffen im Antwortbrief vom 14. September 1794 (Reichardt-Goethe, 120, Nr R 5; vgl. RA 1, Nr 1055).
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 37–42
EB 37. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar oder Jena, kurz vor dem 24. Juli 1794 → Berlin〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 24. Juli 1794 dankt Johann Friedrich Unger für die Übersendung von Manuskript zum 1. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (Goethe-Unger, 26f., Nr 26; vgl. RA 1, Nr 1006). Diese Sendung wird den vorliegenden Brief begleitet haben. Da Unger den Empfang des Manuskripts rasch bestätigt haben dürfte, werden Sendung und Brief einige Tage vor dem 24. Juli 1794 abgegangen sein. Vom 20. bis 23. Juli 1794 hielt sich Goethe in Jena auf (vgl. BG 4, 88).
EB 38. An Charlotte Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 25. Juli 1794 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 ad Serenissimam 〈lat.: an die Durchlaucht〉 zu Gotha.“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3.) – Möglicherweise steht vorliegender Brief wieder mit Aufträgen in Verbindung, um deren Erledigung die Herzogin Goethe gebeten hatte (vgl. zu EB 34).
EB 39. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar?, kurz vor dem 26. Juli? 1794 → Dresden〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈PtL.〉 an HL. Meyer“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 4). – Der Brief ist in Goethes Rechnungsbelegen am 31. Juli 1794 eingetragen. Goethes befand sich an diesem Tag zusammen mit dem Herzog auf einer Reise über Wörlitz nach Dessau und Dresden, zu der er am 26. Juli 1794 aufgebrochen war. Vermutlich nimmt Goethe mit vorliegendem Brief Bezug auf Johann Heinrich Meyers Brief vom 25. Juli 1794 aus Dresden (Goethe-Meyer 1, 127–130, Nr 50; vgl. RA 1, Nr 1007). Darin geht es um den Auftrag zur Anfertigung eines Stahlspiegels, um Meyers Kopien von Gemälden in der Dresdner Galerie und um einen Aufstand der Schneidergesellen in Dresden.
JUNI–AUGUST 1794
241
EB 40. An Georg Christoph Steffany 〈Weimar?, kurz vor dem 26. Juli? 1794 → Weimar〉 Quelle und Datierung: „1. KstL. an HL. Bauverwalter Steffani.“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 2.) – Die Sendung ist in Goethes Rechnungsbelegen am 4. August 1794 eingetragen. Goethes befand sich an diesem Tag zusammen mit dem Herzog in Dresden. Am 26. Juli 1794 hatte er Weimar verlassen. Gleichwohl könnte die Sendung mit vermutlich amtlichen Schriftstücken vorab veranlasst worden sein. Über den Bauverwalter Georg Christoph Steffany und seine Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief an ihn vom 26. November 1796 (GB 11).
EB 41. An Barbara Schulthess 〈Weimar, Juni/Juli 1794 → Hütten bei Einsiedeln〉 Quelle und Datierung: In Barbara Schultheß’ Brief vom 10. August 1794 heißt es: „Schon so lange mein Lieber liegt dein Blat und der Zweyte Band deiner Schriften in meiner Hand, und ich sagte Dir noch nichts 〈…〉.“ (H: GSA 28/836, St. 2; vgl. RA 1, Nr 1017.) Es handelt sich um den 2. Band seiner „Neuen Schriften“. Exemplare dieses Bandes mit dem Versepos „Reinecke Fuchs“ erhielt Goethe mit Briefen Johann Friedrich Ungers von Anfang Juni und vom 13. Juni 1794 (Goethe-Unger, 22–25, Nr 22–24). Da die Absenderin schreibt, sie habe Goethes Brief und Band schon „so lange“ in der Hand, ist anzunehmen, dass Goethe ihr beides im Juni oder Juli 1794 zugesandt hat. Vgl. zu EB 29.
EB 42. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel 〈Weimar, 13. August 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 Mr. Nothnagel. Frankfurth.“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3.) – Ob der Brief auf Johann Andreas Benjamin Nothnagels letzten (überlieferten) Brief vom 20. Juli 1794 Bezug nimmt (H: GSA 28/6, Bl. 210 und 219; vgl. RA 1, Nr 1003), ist ungewiss. Der Brief begleitet die Übersendung von bestelltem Papier. Vgl. zu EB 23.
242
ERSCHLOSSENE BRIEFE 43–48
EB 43. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, 14. August 1794 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Schr.〉 an HL. Unger“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 4). – Möglicherweise der Bezugsbrief zu Johann Friedrich Ungers Brief vom 16. August 1794 (Goethe-Unger, 27f., Nr 27; vgl. RA 1, Nr 1022). Darin dankt der Verleger für ein neues Manuskript zu „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, deren erste beide Druckbogen Unger mitschickt. Vielleicht wird der vorliegende Brief auch erst durch Ungers Brief vom 24. August 1794 beantwortet (Goethe-Unger, 28–30, Nr 28; vgl. RA 1, Nr 1032). Auch darin geht es um den Druck des „Wilhelm Meister“. Der Transport von Manuskript zum 4. Buch von Weimar nach Berlin dauerte im März 1795 länger als zwei Tage: Goethe schickte es am 23. März ab (vgl. EB 100). Unger hatte es am 25. März noch nicht in Händen (vgl. seinen Brief von diesem Datum; Goethe-Unger, 44f., Nr 50; vgl. RA 1, Nr 1249). Erst am 29. März bestätigte er den Empfang (vgl. seinen Brief von diesem Datum; Goethe-Unger, 40f., Nr 45; vgl. RA 1, Nr 1253).
EB 44. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 15. August 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 an Frau Räthin Goethe zu Frankfurth.“ (GR/ Belege 1794, 4, Bl. 3.) – Vermutlich Antwortbrief auf Catharina Elisabeth Goethes Brief vom 26. Juli 1794 (Pfeiffer-Belli, 666f., Nr 223; vgl. RA 1, Nr 1008). Darin bittet sie u.a. um Rücksendung des Bücherverzeichnisses der Bibliothek ihres Mannes, die verkauft werden sollte, berichtet von den Vorbereitungen auf die befürchtete französische Besetzung und fragt nach neuen Heften des „Journals des Luxus und der Moden“ und des „Neuen Teutschen Merkur“.
EB 45. An Johann Martin Dürrbaum 〈Weimar, 17. August 1794 → Jena〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr. Dürrbaum. à do 〈Jena〉“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3). – Johann Martin Dürrbaum war Aufwärter im Naturalienkabinett und Inspektor des Hebammeninstituts in Jena.
AUGUST 1794
243
EB 46. An Johann Georg David Melber 〈Weimar, 17. August 1794 → Jena〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr. Melber. Jena.“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3.) – Johann Georg David Melber, ein Vetter Goethes, hatte in seinem Brief vom 5. Mai 1794 Goethe um ein kurzfristiges Darlehen von 5 Carolin für sein Medizinstudium in Jena gebeten (H: GSA 28/5, Bl. 146 und 149; vgl. RA 1, Nr 936) und mit seinem Brief vom 17. Juni 1794 die Summe zurückerstattet (H: GSA 28/5, Bl. 186; vgl. RA 1, Nr 970). Möglicherweise steht der vorliegende Brief noch damit in Zusammenhang, oder es ging um Melbers bevorstehenden Abschied aus Jena wie in dessen Brief an Goethe vom 30. September 1794 (H: GSA 28/7, Bl. 302; vgl. RA 1, Nr 1070).
EB 47. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg? 〈Weimar, 18. August 1794 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „2 # BrL. nach Gotha.“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 2.) – Möglicherweise der Bezugsbrief zum Brief des gothaischen Ministers Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg vom 20. August 1794. Dieser bedankte sich für Goethes „freundschaftliches Andenken“ (H: GSA 28/6, Bl. 241; vgl. RA 1, Nr 1023). Weiter berichtet er von seinen Bemühungen, Aloys Ludwig Hirt an die russische Zarin Katharina II. zu empfehlen. – Zum Kontext vgl. Nr 44 und die Erläuterungen dazu.
EB 48. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 18. August 1794 → Dresden〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Schr.〉 an HL. Meyer“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 4). – Der Bezugsbrief zu Johann Heinrich Meyers Brief vom 24. August 1794 (Goethe-Meyer 1, 130–132, Nr 51; vgl. RA 1, Nr 1031). Darin meldet er auf Anfrage Goethes hin, dass das bei dem Dresdner Optiker und Mechaniker Christian Gottfried Aehnelt bestellte Prisma in den nächsten Tagen durch Carl August Böttiger nach Weimar transportiert werde. – Zum Kontext vgl. die Erläuterungen zu Nr 50.
244
ERSCHLOSSENE BRIEFE 49–55
EB 49. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, zwischen 15. und 21. August 1794 → Frankfurt a. M.〉 In ihrem Brief vom 15. August 1794 (vgl. RA 1, Nr 1020) berichtet Catharina Elisabeth Goethe von einem Kaufangebot, das Frankfurter Wohnhauses „Zu den drey Leyern“ am Hirschgraben betreffend, und bittet Goethe – ebenso wie ihren früheren Schwiegersohn Johann Georg Schlosser – um „eine prompte und die Sache entscheidende Antwort“ (Pfeiffer-Belli, 667). Goethe muss diesen Wunsch in einem nicht überlieferten Brief umgehend erfüllt haben, denn im Brief seiner Mutter vom 29. August 1794 heißt es: „Gleich nach Empfang deines und Schlossers Briefe /:die völlig gleichlautent sind:/ ließe dem Mackler zu wißenthun, daß meine Kinder den Kauf genehmigten“ (Pfeiffer-Belli, 669). Weiter schreibt sie: „Heute sinds 8 Tage daß meine obige Antwort ihnen 〈dem Makler〉 hinterbracht worden ist“ (ebd.). Am 21. August 1794 hatte Catharina Elisabeth Goethe also den vorliegenden Brief in Händen, der demnach zwischen dem 15. und 21. August 1794 geschrieben worden sein muss. Zum weiteren Kontext vgl. Nr 20 und Nr 44 sowie die jeweiligen Erläuterungen dazu.
EB 50. An Johann Martin Dürrbaum 〈Weimar, 26. August 1794 → Jena〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr. Dürrbaum. 1794, 4, Bl. 3). – Vgl. zu EB 45.
Jena.“ (GR/Belege
EB 51. An Georg Christoph Steffany 〈Weimar, 29. August 1794 → Weimar〉 Quelle und Datierung: „1. Paq. an HL. Bauverwalter Steffani“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 2). – Möglicherweise ging es in dem Brief um Schlossbauangelegenheiten (vgl. zu 55,8). Vgl. auch zu EB 41.
AUGUST/SEPTEMBER 1794
245
EB 52. An Unbekannt 〈Weimar, 1. September 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. PL. mit 54 fL. 8 gL. nach Franckfurtt“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 2).
EB 53. An Johann Heinrich Voss d. Ä. 〈Weimar, 8. September 1794 → Eutin〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr. Voß. Eutin“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3). – Möglicherweise der Antwortbrief auf Johann Heinrich Voß’ Brief vom 17. Juli 1794 (H: GSA 28/965, St. 1; vgl. RA 1, Nr 1000). Mit diesem Brief übersendet Voß seine Übersetzung der „Ilias“ (Altona 1793) und bittet Goethe um Kritik. Seinerseits legt er eine ausführliche metrische Kritik von Goethes „Reinecke Fuchs“ vor.
EB 54. An Justus Christian Loder 〈Weimar, 11. September 1794 → Jena〉 Quelle und Datierung: „1 ˝ 〈St.〉 à Mr. Loder. Jena.“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3.) – Möglicherweise der Bezugsbrief zu Justus Christian Loders Brief aus der Zeit vor dem 8. Januar 1795 (H: GSA 28/7, Bl. 380 und 388; vgl. RA 1, Nr 1161). Darin bedankt er sich für die Teilnahme an seinen anatomischen Vorlesungen über Bänderlehre und teilt mit, dass er die Zeichnungen zum Zwischenkieferknochen zurechtgelegt habe. Loder gehörte auch der von Goethe initiierten Freitagsgesellschaft an.
EB 55. An das Bankhaus Bansa 〈Weimar, 12. September 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr. Bansa. & S. 〈Sohn〉 Frankfurth.“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3.) – Möglicherweise der Antwortbrief auf den Brief des Frankfurter Bankhauses vom 15. August 1794, der eine Zahlungsaufforderung über 531 Gulden enthielt, die nach „Abschluß unserer Bücher“, wie es im Brief heißt, zum Ausgleich von Goethes Konto nötig waren (H: GSA 28/6, Bl. 238; vgl. RA 1, Nr 1019). Die Geschäfte führten Johann Conrad Bansa und sein Sohn Johann Matthias.
246
ERSCHLOSSENE BRIEFE 56–63
EB 56. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, kurz vor dem 14. September 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: In ihrem Brief vom 14. September 1794 bedankt sich Goethes Mutter für einen Brief Goethes (Pfeiffer-Belli, 670f., Nr 226; vgl. RA 1, Nr 1053). Vermutlich hatte Goethe diesen Brief einige Tage zuvor geschrieben.
EB 57. An Ernst Wolfgang Behrisch 〈Weimar, 15. September 1794 → Dessau?〉 Quelle und Datierung: „1. # dergL. 〈Schr.〉 an HL. Behrisch“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 4). – Goethe hatte den dessauischen Hofrat, seinen Freund aus Leipziger Studienzeiten, Ende Juli/Anfang August besucht, als er sich auf der Reise nach Dresden in Wörlitz und Dessau aufhielt. Möglicherweise bezieht sich der vorliegende Brief auf diese Begegnung. Über Behrisch und seine Beziehung zu Goethes vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 1 II, Nr 18.
EB 58. An Johann Christoph Kaffka 〈Weimar, 26. September 1794 → Breslau〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr. Kaffka. à Breßlau“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3). – Der Antwortbrief auf den Brief des Schriftstellers und Schauspielers Johann Christoph Kaffka (d. i. Engelmann) vom 10. September 1794, mit dem sich der Absender um ein Engagement in Weimar bewirbt (H: GSA 28/6, Bl. 270; vgl. RA 1, Nr 1050). Goethes Brief enthielt offenbar eine Absage, denn Kaffka wurde vom Hofthater nicht verpflichtet.
EB 59. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 1. Oktober 1794 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1. St. an des Prinzen August v. S. Gotha DurchL.“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20.) – Vermutlich der Antwortbrief auf Prinz Augusts Brief vom 21. September 1794, in dem er nach Goethes Befinden fragt (H: GSA 28/764, St. 3; vgl. RA 1, Nr 1060).
SEPTEMBER/OKTOBER 1794
247
EB 60. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 6. Oktober 1794 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1. 〈St.〉 an des Prinzen August v. S. Gotha DurchL.“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20.) – Vermutlich der Bezugsbrief zum Brief des Prinzen August vom 9. Oktober 1794 (H: GSA 28/764, St. 1; vgl. RA 1, Nr 1075), in dem er schreibt, er habe sich des „italiänischen Sinngedichtes erfreut, das ich vorgestern von Ihnen erhalten habe. Esst wohl kein Zweifel, daß die Florentiner dem leidigen Krieges ein Ende machen werden“ (H: GSA 28/764, Bl. 6). Um welches Gedicht, offenbar politischen Inhalts, es sich gehandelt hat, konnte nicht ermittelt werden.
EB 61. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel 〈Weimar, 31. Oktober 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. 〈St.〉 Mr. Nothnagel. Frankfurth“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20). – Ob sich Goethe erneut mit Aufträgen an den Tapetenfabrikanten wandte, ist ungewiss. Vgl. zu EB 23.
EB 62. An Friedrich Brück’l 〈Weimar, 3. November 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. 〈St.〉 Mr. Brückl. Frankfurth.“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20.) – Vermutlich der Antwortbrief auf Friedrich Brück’ls Brief vom 18. Oktober 1794 (H: GSA 28/7, Bl. 303; vgl. RA 1, Nr 1080). Darin bewirbt sich der Schauspieler um ein Engagement am Weimarer Hoftheater. Im vorliegenden Brief ersucht ihn Goethe offenbar um Mitteilung seiner Bedingungen. Diese Bedingungen teilt der Schauspieler Goethe am 15. November 1794 mit (H: GSA 28/7, Bl. 325; vgl. RA 1, Nr 1098). Zu einer Verpflichtung des aus Wien stammenden Schauspielers und der Mitglieder seiner Familie kam es nicht. Brück’l ging 1795 nach Riga.
EB 63. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 3. November 1794 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1. 〈St.〉 an des Prinzen August v. S. Gotha DurchL.“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20.) – Vermutlich der Antwortbrief auf Prinz Augusts
248
ERSCHLOSSENE BRIEFE 64–69
Brief vom 30. Oktober 1794 (H: GSA 28/764, St. 5; vgl. RA 1, Nr 1087), in dem dieser Goethe um Hilfe beim Erwerb von Blumengefäßen bittet. Der Prinz hatte „Deux petits pots à fleurs 〈…〉, en porcelain fine, peinte en oiseaux avec dorure“ (franz.: Zwei kleine Blumentöpfe aus feinem Porzellan mit aufgemalten Vögeln und Vergoldung) in einem Verzeichnis im annonciert gesehen: „Kostbare Meublen, aus der Königl. Französischen Verlassenschaft, so zu Kaufe ausgeboten werden“ (Journal des Luxus und der Moden 1794. Oktober, S. 484–493, hier S. 487).
EB 64. An Ernst Wilhelm Gottfried Kleinsteuber 〈Weimar, 17. November 1794 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1. 〈St.〉 Mr. Kleinsteuber. Gotha“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20). – Ernst Kleinsteuber wirkte zunächst in Gotha, bevor er 1794 in Weimar Hofmechaniker wurde. Außer dem vorliegenden Brief sind keine weiteren Briefe einer Korrespondenz bekannt.
EB 65. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel 〈Weimar, 17. November 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. 〈St.〉 Mr. Nothnagel. 1794, 4, Bl. 20.) – Vgl. zu EB 61.
Frankfurth.“ (GR/Belege
EB 66. An Unbekannt 〈Weimar, 17. November 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. do 〈Paq.〉 mit 29. fL nach Franckfurth“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 19).
EB 67. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, zweite Hälfte November 1794 → Berlin〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 12. November 1794 sendet Johann Friedrich Unger weitere Aushängebogen von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ und fragt an, wie Goethe die Noten zu Johann Friedrich Reichardts Kompositionen von Liedern des Harfners beigeheftet wünsche und ob dies auf dem Titelblatt vermerkt
NOVEMBER/DEZEMBER 1794
249
werden solle (Goethe-Unger, 32, Nr 33; vgl. RA 1, Nr 1097). Auf Goethes Anweisungen im vorliegenden Brief antwortet Unger in seinem Brief vom 29. November 1794, die Noten würden beigefügt, aber nicht im Titel erwähnt. Außerdem sendet er offenbar verlorengegangene Bogen des „Wilhelm Meister“ erneut (GoetheUnger, 33f., Nr 36; vgl. RA 1, Nr 1115). Der vorliegende Brief wurde also in der zweiten Hälfte November 1794 geschrieben.
EB 68. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, letztes Drittel November/Anfang Dezember 1794 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Vermutlich der Antwortbrief auf Catharina Elisabeth Goethes Brief vom 17. November 1794 (vgl. RA 1, Nr 1100), in dem sie u.a. nach einem Weihnachtsgeschenk für Goethes Sohn August fragt: „etwas zu einem Kleidgen – oder Spielsachen u. d. g. gehe mit deiner Freundin zu rathe und schreibe bey Zeiten“ (Pfeiffer-Belli, 674). Mit ihrem Brief vom 8. Dezember 1794 (vgl. RA 1, Nr 1124) schickt Goethes Mutter „beykommendes Zeug welches warm hält und doch leicht ist“ (Pfeiffer-Belli, 674). Goethe wird im vorliegenden Brief, der wohl im letzten Drittel November oder Anfang Dezember 1794 geschrieben wurde, entsprechende Vorschläge gemacht haben.
EB 69. An Louise von Göchhausen 〈Weimar, 5. Dezember 1794 → Eisenach〉 Quelle und Datierung: „1. 〈St.〉 à Mlle de Goechhausen. Eisenach.“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20.) – Möglicherweise der Antwortbrief auf zwei Briefe Friederike von Staffs vom 29. Oktober und vom 31. November oder 1. Dezember 1794 (H: GSA 28/7, Bl. 305–307 [vgl. RA 1, Nr 1086] und H: GSA 28/7, Bl. 349 [vgl. RA 1, Nr 1116]). In beiden Briefen bittet die Absenderin um ein Darlehen von 90 Reichstalern und um Übersendung des Geldes an die Adresse von „Fräulein von Göchhaußen“ in Eisenach (Brief vom 29. Oktober 1794; H: GSA 28/7, Bl. 307).
250
ERSCHLOSSENE BRIEFE 70–76
EB 70. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 15. Dezember 1794 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1. 〈St.〉 ad Serenißim. regt. 〈lat. ad Serenissimum regentem: an die regierende Durchlaucht〉 v. S. 〈Sachsen〉 Gotha“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20). – Möglicherweise der Antwortbrief auf Herzog Ernst II. Ludwigs Brief vom 29. November 1794 (H: GSA 28/765, St. 4; vgl. RA 1, Nr 1113), in dem er sich für die Übersendung von Landschaftszeichnungen Christoph Heinrich Knieps bedankt (vgl. zu EB 19) und bittet, Goethe möge ihm die Preise nennen.
EB 71. An Caroline Herder 〈Weimar, etwa Mitte Dezember 1794 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In einem Brief, der auf die Zeit „vor dem 20. Dezember 1794“ zu datieren ist, bittet Caroline Herder um Rat beim Verkauf zweier Kuxe (Anteilsscheine an einem Bergwerk) und bedankt sich in einem weiteren Brief für Goethes Antwort und nennt ihm die Nummern der Kuxe: Nr 152 und 361 (HB 7, 438f., Anhang Nr 8f.; vgl. RA 1, Nr 1137 und Nr 1138). Der Kux mit der Nummer 361 ist überliefert, mit einer Bemerkung von Herders Hand, dass er den Anteilsschein an den Lieutenant Johann Christoph Gottlob Vent abtrete: „Weimar, den 20. Dec. 1794.“ (H: GSA 44/192; HB 7, 587.) Demnach dürften Caroline Herders Briefe ebenso wie der vorliegende Brief von etwa Mitte Dezember 1794 stammen.
EB 72. An Friedrich Schiller 〈Weimar, 29. Dezember 1794 → Jena〉 Quelle und Datierung: „1. 〈St.〉 à Mr Schiller. Jena.“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20.) – Aus Schillers Antwortbrief vom 2. Januar 1795, der zugleich Goethes Briefe vom 23. und vom 25. Dezember 1794 beantwortet (Nr 74 und Nr 75), geht hervor, dass Goethe im vorliegenden Brief u.a. die Fortsetzung von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ ankündigt und von einer (nicht ermittelten) Ode Friedrich Gottlieb Klopstocks berichtet (NA 27, 113f., Nr 87; vgl. RA 1, Nr 1153).
DEZEMBER 1794/JANUAR 1795
251
EB 73. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, 29. Dezember 1794 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. Unger“ (GR/Belege 1794, 4, Bl. 23). – Vermutlich der Bezugsbrief zu Johann Friedrich Brief vom 2. Januar 1795, mit dem er auf Goethes Wunsch die Autobiographie des französischen Generals Charles-François Dumouriez übersendet: Denkwürdigkeiten des Generals Dümouriez. Von ihm selbst geschrieben. Mit Anmerkungen von Christoph Girtanner. 2 Tle. Berlin 1794 (Goethe-Unger, 35, Nr 38; vgl. RA 1, Nr 1154).
EB 74. An Unbekannt 〈Weimar, 3. Januar 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Backede 〈Pakete〉 nach Jena (GR/RB 1795, 1, Bl. 7). – Mit seinem Brief vom 3. Januar 1795 schickte Goethe u.a. zwei Exemplare des 1. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ an Schiller (vgl. Beilage zu Nr 79).
EB 75. An Unbekannt 〈Weimar, 7. Januar 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: 3 Backede 〈Pakete〉 nach Jenna (GR/RB 1795, 1, Bl. 7). – Mit seinem Brief vom 7. Januar 1795 schickt Goethe u.a. Aktenstücke zum Botanischen Garten an August Johann Georg Carl Batsch (vgl. Beilage zu Nr A 34).
EB 76. An Unbekannt 〈Weimar, 11. Januar 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: ein Brief und ein Paquet nach Jena (GR/Abschlussrechnungen 1795, 1, Bl. 2). – Mit seinem Brief vom 10. Januar 1795 schickte Goethe u.a. das Manuskript zu seinen „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ an Schiller (vgl. Beilage zu Nr 82).
252
ERSCHLOSSENE BRIEFE 77–83
EB 77. An Unbekannt 〈Weimar, 12. Januar 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Brife
nach Jena (GR/RB 1795, 1, Bl. 7).
EB 78. An Unbekannt 〈Weimar, 12. Januar 1795 → Göttingen〉 Quelle und Datierung: „1. # do 〈BrL:〉 ˝ 〈nach〉 Göttingen“ (GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 2). – Möglicherweise ein Brief an die Universitätsbibliothek zu Göttingen wegen der Ausleihe eines Buches (vgl. zu EB 87).
EB 79. An Johann Friedrich Unger 〈Jena, 12. Januar 1795 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Schr.〉 an HL. Unger“ (GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 3). – Möglicherweise der Antwortbrief auf Johann Friedrich Ungers Brief vom 2. Januar 1795 (Goethe-Unger, 35, Nr 38; vgl. RA 1, Nr 1154), mit dem er die Autobiographie Charles François Dumouriez’ übersandt hatte (vgl. zu EB 73).
EB 80. An Johann Friedrich Unger 〈Jena, 22. Januar 1795 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. PtL. incL. 25 rL an HL. Unger“ (GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 3). – Vermutlich sendet Goethe das Manuskript des 3. Buches von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ an Johann Friedrich Unger, der sich am 30. Januar 1795 dafür bedankt (Goethe-Unger, 35–37, Nr 39; vgl. RA 1, Nr 1197). Goethe hatte das Manuskript am 7. Januar 1795 an Schiller geschickt (vgl. Beilage zu Nr 80) und während seines Aufenthalts in Jena vom 11. bis 23. Januar 1795 nach mündlicher Aussprache überarbeitet.
JANUAR/FEBRUAR 1795
253
EB 81. An Justus Christian Loder 〈Weimar, 29. Januar 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 HL Hofrath Loder. zu Jena.“ (GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 4.) – Möglicherweise der Antwortbrief auf Justus Christian Loders undatierten Brief aus der Zeit des Jahreswechsels (LA II 9A, 437; vgl. RA 1, Nr 1161). Darin schreibt Loder u.a., dass er die Zeichnungen zum Zwischenkieferknochen, die in Kupfer gestochen werden sollten, zurückgelegt habe und dass er sich die Abhandlung von Petrus Camper dazu ausbitten werde. Mit vorliegendem Brief könnte Goethe diese nicht sicher identifizierbare Abhandlung – vermutlich die posthum erschienene Schrift „Peter Campers Vorlesungen, Gehalten In der Amsterdammer Zeichen-Akademie“ (Berlin 1793) – überschickt haben. In seinem Brief vom 11. März 1795 teilt Loder Johann Heinrich Meyer mit, dass er Goethe „den Camper“ noch nicht zurückgegeben habe (LA II 9A, 444; vgl. RA 1, Nr 1229).
EB 82. An Friedrich Schiller 〈Weimar, vor dem 5. Februar 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Porto für 2 grose Bücher an Hl Hofr Schiller (GR/ Abschlussrechnungen 1795, 1, Bl. 2).
EB 83. An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin 〈Weimar, 6. Februar 1795 → Münster〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 an die Füstin Gallizin. zu Münster“ (GR/ Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 4). – Möglicherweise der Antwortbrief auf den Brief der Fürstin von Gallitzin vom 24. bis 28. Januar (Goethe und der Kreis von Münster, 92–96, Nr 219; vgl. RA 1, Nr 1190). Darin äußert sie sich u.a. über Goethes kritische religiöse Gesinnung und schildert die prekäre Lage der französischen Emigranten in Münster und ihre eigenen Vorbereitungen zur Flucht.
254
ERSCHLOSSENE BRIEFE 84–91
EB 84. An Unbekannt 〈Weimar, 13. Februar 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Ein Backet 〈Paket〉 nach Jehan 〈Jena〉 (GR/RB 1795, 1, Bl. 7).
EB 85. An Unbekannt 〈Weimar, 15. Februar 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Ein Brif nach Jena (GR/RB 1795, 1, Bl. 7).
EB 86. An August Johann Georg Carl Batsch? 〈Weimar, 18. Februar 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: 2 Briefe nach Jena an Batsch u Schiller. (GR/Abschlussrechnungen 1795, 1, Bl. 2). – Entweder der Brief an August Johann Georg Carl Batsch (Nr A 36) oder die Antwort Goethes auf dessen Brief vom 10. Februar 1795 (GJb 11 [1890], 108f., Nr 52; vgl. RA 1, Nr 1204). Batsch bittet darin um Goethes Eingreifen wegen der Bezahlung einer längst eingetroffenen Lieferung von Mineralien für das Museum in Jena. Der Brief an Schiller ist Nr 88 im vorliegenden Band.
EB 87. An August Gottlieb Richter? 〈25. Februar 1795 → Göttingen〉 Quelle und Datierung: „1. PL. nach Goettingen“ (GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 2). – Möglicherweise der Begleitbrief zu einem Paket an den Göttinger Medizinprofessor August Gottlieb Richter, den Schwiegervater Justus Christian Loders. Loder hatte in seinem für Goethe bestimmten, an Johann Heinrich Meyer adressierten Brief vom 23. Februar 1794 darum gebeten, das Buch von der Göttingischen Bibliothek, das sich bei Goethe befinde, morgen mit dem Fuhrmann an Richter nach Göttingen zu senden (H: GSA 28/8, Bl. 56; vgl. RA 1, Nr 1212). Goethe könnte das Buch mit EB 78 bestellt haben, vielleicht im Zusammenhang mit Loders anatomischen Vorlesungen, an denen er teilnahm.
FEBRUAR/MÄRZ 1795
255
EB 88. An Johann Friedrich Jacobi 〈Weimar, 27. Februar 1795 → Braunschweig〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 dergL. 〈Mr. Jacobi.〉 zu Braunschweig“ (GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 4). – Der Tuchfabrikant Johann Friedrich Jacobi führte in Braunschweig eine Zweigstelle des Aachener Familienunternehmens. Wie in Goethes Brief vom selben Tag an dessen Vater Friedrich Heinrich Jacobi (Nr 76) dürfte es um die geplante Reise Goethes nach Wandsbek gegangen sein; der Adressat und sein jüngerer Bruder Max sollten ihn begleiten.
EB 89. An Karl Reinhard? 〈Weimar, 27. Februar 1795 → Göttingen〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr. Reinhardt. Göttingen“ (GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 4). – Vermutlich ein Brief Goethes an Karl Reinhard, den Herausgeber des Göttinger „Musen-Almanachs“ von 1795 bis 1806, der nach Gottfried August Bürgers Tod im Juni 1794 zu Jahresbeginn angefangen hat, dessen „Sämmtlichen Schriften“ herauszugeben (4 Bde. Göttingen 1796–1798).
EB 90. An Unbekannt 〈Weimar, 28. Februar 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: 2 Backete 〈Pakete〉 nach Jena (GR/RB 1795, 1, Bl. 7).
EB 91. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, kurz vor dem 7. März 1795 → Berlin〉 Quelle und Datierung: In seinen Briefen vom 7. und vom 10. März 1795 bestätigt Johann Friedrich Unger den Eingang der ersten Hälfte des Manuskripts zum 4. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (Goethe-Unger, 38f., Nr 43f.; vgl. RA 1, Nr 1224 und Nr 1227). Manuskriptsendung und Begleitbrief dürften kurz vorher übersandt worden sein.
256
ERSCHLOSSENE BRIEFE 92–99
EB 92. An Unbekannt 〈Weimar, 10. März 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Brife nach Jen 〈Jena〉 (GR/RB 1795, 1, Bl. 8).
EB 93. An Adolf Philipp Christian Keilholz 〈Weimar, 13. März 1795 → Braunschweig〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr. Keilholz. Braunschweig.“ (GR/ Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 4.) – Goethes Brief dürfte mit dem Versuch in Zusammenhang stehen, Adolf Philipp Christian Keilholz als Schauspieler und Sänger für das Weimarer Hoftheaterensemble zu gewinnen. Am 5. April 1795 berichtet Franz Kirms, dass ein entsprechenes Angebot an ihn gegangen sei (H: GSA 28/8, Bl. 103f.; vgl. RA 1, Nr 1258). Am 22. April 1795 rechnet Kirms noch mit dessen Zusage (H: GSA 28/9, Bl. 152; vgl. RA 1, Nr 1286), die jedoch ausblieb (vgl. Gottfried Rögglens Brief an Kirms, 1. Mai 1795; H: GSA 28/8, Bl. 166f.; vgl. RA 1, Nr 1302).
EB 94. An Ignaz Walter 〈Weimar, 13. März 1795 → Hannover〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr. Walter. Hannover.“ (GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 4.) – Vermutlich der Antwortbrief auf Ignaz Walters Brief vom 1. März 1795, in dem sich dieser um ein Engagement in Weimar bewirbt (H: GSA 28/8, Bl. 62f.; vgl. RA 1, Nr 1222). Der Sänger am Hoftheater in Hannover wurde nicht verpflichtet.
EB 95. An Johann Isaak Gerning 〈Weimar, Mitte März 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: In seinem Antwortbrief vom 17. März 1795 schreibt Johann Isaak Gerning: „Für Ihre gütige Zuschrift und Wein Anzeige bin ich schönstens verbunden und bedaure nur die Beschwerde. 〈…〉 Nur zwey Flaschen hiervon erbitte ich mit hieher.“ (H: GSA 28/8, Bl. 78; vgl. RA 1, Nr 1235.) Darüber hinaus berichtet Gerning u.a. von seinem Studium in Jena. Der vorliegende Brief dürfte kurz zuvor, also Mitte März 1795, geschrieben worden sein.
MÄRZ/APRIL 1795
257
EB 96. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, 23. März 1795 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. PtL. incL. 6 rL W. an HL. Unger“ (GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 3). – Vermutlich der Begleitbrief zur Manuskriptsendung zum Rest des 4. Buches von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. EB 95), für die sich Johann Friedrich Unger am 29. März 1795 bedankt (Goethe-Unger, 40f., Nr 45; vgl. RA 1, Nr 1253).
EB 97. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 25. März 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: für ein Paquet an Hl Prof Batsch (GR/Abschlussrechnungen 1795, 1, Bl. 3). – Möglicherweise eine Weiterführung zu Goethes Brief vom 15. März 1795 (Nr A 37), in dem es u.a. um die Finanzierung des Botanischen Gartens in Jena und um eine Gehaltserhöhung für den Gärtner Conrad Dietzel ging.
EB 98. An Mied? 〈Jena?, 15. April 1795 → Erfurt〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 Mr. Mied. Erfurth.“ (GR/Belege 1795, 5, Bl. 2.) – Über den Adressaten konnte nichts weiter ermittelt werden. Goethe hielt sich seit dem 29. März 1795 in Jena auf.
EB 99. An Christian Gottlob Voigt 〈Jena?, 21. oder 22. April 1795 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Christian Gottlob Voigts Brief vom 22. oder 23. April 1795 (Goethe-Voigt2 1, 177–179, Nr 140; vgl. RA 1, Nr 1287) beantwortet nicht nur Goethes Brief vom 20. April 1795 (Nr A 47), sondern offensichtlich auch einen weiteren, nicht überlieferten Brief. Voigt schreibt: „Ihr gütiger Brief, Hochzuverehrender Herr Geheimerath, hat mir viele Freude und Aufmunterung gegeben. Ich danke Ihnen davor aufs herzlichste; was mir in meiner Stille ein solcher Zuspruch nützt, empfinde ich am besten.“ (H: GSA 28/9, Bl. 153.) Dieser Dank kann sich weder auf Nr A 47 noch auf Nr 48, beide vom 20. April 1795, beziehen. Der vorliegende Brief dürfte vom 21. oder 22. April 1795 stammen.
258
ERSCHLOSSENE BRIEFE 100–108
EB 100. An Unbekannt 〈Weimar, 3. Mai 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: vor ein Bakeht nch Je 〈Paket nach Jena〉 (GR/RB 1795, 3, Bl. 4).
EB 101. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, kurz vor dem 16. Mai 1795 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Bezugsbrief zu Catharina Elisabeth Goethes Brief vom 16. Mai 1795 (vgl. RA 1, Nr 1308), in dem sie sich für die ihr von Goethe „überschickte Vollmacht“ zum Verkauf ihres Hauses bedankt (Pfeiffer-Belli, 682). Der vorliegende Brief wurde einige Tage zuvor geschrieben. – Zum Kontext vgl. Nr 108, ferner zu EB 44.
EB 102. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg? 〈Weimar, 25. Mai 1795 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1. PL: p adr. 〈per Adresse〉 nach Gotha“ (GR/Belege 1795, 5, Bl. 7). – Möglicherweise die Übersendung des 2. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. In seinem Brief vom 28. Mai 1795 bedankt sich Prinz August für das Buch und nimmt ausführlich dazu Stellung (H: GSA 28/764, St. 9; vgl. RA 1, Nr 1321).
EB 103. An Unbekannt 〈Weimar, 8. Juni 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Brife nach Jena (GR/RB 1795, 3, Bl. 4).
EB 104. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel 〈Weimar, 10. Juni 1795 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Mr. Nothnagel. Frankfurth“ (GR/Belege 1795, 5, Bl. 2). – Vgl. zu EB 23, EB 61 und EB 65.
MAI/JUNI 1795
259
EB 105. An Unbekannt 〈Weimar, 13. Juni 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Ein Päckt 〈Paket〉 nach Jena (GR/RB 1795, 3, Bl. 5).
EB 106. An Friedrich Schiller 〈Weimar, 14. Juni 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: für ein Paquet Hl Hofr Schiller (GR/Abschlussrechnungen 1795, 2, Bl. 2). – Möglicherweise die Übersendung von Manuskript zum 5. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, von dessen Abschrift Goethe in seinem Brief an Schiller vom 13. Juni 1795 schreibt (vgl. Nr 121) und von deren Lektüre Schiller in seinem Brief vom 15. Juni 1795 berichtet (NA 27, 196–198, Nr 162; vgl. RA 1, Nr 1341).
EB 107. An Louise von Göchhausen 〈Weimar, 15. Juni 1795 → Karlsbad〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈St.〉 à Made 〈Madame〉 la Baronne d Goechhausen. Carlsbad.“ (GR/Belege 1795, 5, Bl. 2.) – Louise von Göchhausen hielt sich seit dem 3. Juni 1795 in Böhmen auf (Karlsbader Kurliste 1795 [gedruckt], S. 15, Nr 104). Möglicherweise ging es im vorliegenden Brief um die Quartiersuche für Goethe, der am 4. Juli 1795 zur Kur in Karlsbad eintraf. Louise von Göchhausen beschaffte ihm eine Unterkunft (vgl. zu 137,16).
EB 108. An Georg Christoph Steffany 〈Weimar, 17. Juni 1795 → Weimar〉 Quelle und Datierung: „1. Paq. 18 fL vaL: 〈ital. valuta: Wert〉 an den HL: Bauverwalter Steffani.“ (GR/Belege 1795, 5, Bl. 7). – Möglicherweise eine Geldsendung zur Finanzierung einer Baumaßnahme im Herzogtum. Vgl. schon EB 40.
260
ERSCHLOSSENE BRIEFE 109–115
EB 109. An Christoph Martin Wieland 〈Weimar, 17. Juni 1795 → Weimar〉 Quelle und Datierung: einen Boten nach Belvedere an Hl Hofr Wieland (GR/Abschlussrechnungen 1795, 2, Bl. 2).
EB 110. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, 18. Juni 1795 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. Unger“ (GR/Belege 1795, 5, Bl. 6). – Möglicherweise der Antwortbrief auf Johann Friedrich Ungers Brief vom 23. Mai 1795, in dem er u.a. auf Goethes Plan eingeht, seine „Beobachtungen und Betrachtungen aus der Naturlehre“ zu veröffentlichen (vgl. zu 135,9–10), und anfragt, ob er die beiden ersten Bände von Goethes „Neuen Schriften“ in seiner neuen Unger-Fraktur nachdrucken dürfe (Goethe-Unger, 43f., Nr 49; vgl. RA 1, Nr 1316).
EB 111. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, 29. Juni 1795 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. Unger“ (GR/Belege 1795, 5, Bl. 6). – Vermutlich sendet Goethe ein Teilmanuskript zum 5. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ an Johann Friedrich Unger, der am 4. Juli 1795 den Empfang bestätigt (Goethe-Unger, 45f., Nr 52; vgl. RA 1, Nr 1361). Vgl. zu EB 119.
EB 112. An Carl Wigand Maximilian (Max) Jacobi 〈Weimar, 24. Juni 1795 → Göttingen〉 Quelle und Datierung: „1 Stck Mr: Jacobi Göttingen“ (GR/Belege 1795, 5, Bl. 26). – In seinem Brief vom 25. September 1795 entschuldigt sich Max Jacobi dafür, einen Brief von Goethe unbeantwortet gelassen zu haben (H: GSA 28/10, Bl. 286 und 290; vgl. RA 1, Nr 1414). Vermutlich handelt es sich um den vorliegenden. Jacobi erstattet Goethe das im November 1794 von diesem geliehene Geld zurück (vgl. Max Jacobis Briefe an Goethe vom 7. und vom 26. November 1794; H: GSA 28/7, Bl. 304 und 308 [vgl. RA 1, Nr 1093] und H: GSA 28/7, Bl. 337 und 342 [vgl. RA 1, Nr 1109]).
JUNI–AUGUST 1795
261
EB 113. An Philipp Christoph Kayser 〈Weimar, vor dem 11. Juli 1795 → Zürich〉 Quelle und Datierung: Im Brief vom 11. Juli 1795 beantwortet Philipp Christoph Kayser die Anfrage Goethes, der ihn nach seinen Kollektionen zur italienischen Musik gefragt hatte und ob er diese für sein in Planung befindliches ausführliches Werk über Italien verwenden könne (H: GSA 25/W 2637, Bl. 83 und 86; vgl. RA 1, Nr 1367). Zum Kontext vgl. zu 193,24.
EB 114. An Friedrich Schiller 〈Karlsbad, Ende Juli/Anfang August 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: „Vor etlichen Tagen erhielt ich einen neuen Brief 〈von Goethe〉, wo er mir den Tag seiner Abreise von Carlsbad auf den 4ten 〈August 1795〉 festsetzte, der längst verstrichen ist.“ (Schiller an Wilhelm von Humboldt, 9. August 1795; NA 28, 23.) Schiller hat den Empfang des Briefes unter dem 7. August 1795 verzeichnet (vgl. Schillers Kalender, 9). Briefe Goethes aus Karlsbad nach Jena liefen zwischen fünf und acht Tage (vgl. Schillers Empfangsvermerke auf den Briefen vom 19. und vom 29. Juli 1795 in der Überlieferung zu Nr 131 und Nr 135). Da Goethe zuletzt am 29. Juli einen Brief geschrieben hatte (Nr 135), der am 3. August in Jena eintraf, dürfte der vorliegende Brief in den Tagen danach geschrieben worden sein.
EB 115. An das Bankhaus Bansa 〈Weimar, 12. August 1795 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Im Antwortbrief des Bankhauses Bansa vom 17. August 1795 werden der Eingang von Goethes „Zuschrift vom 12t Aug.“ und die Bezahlung einer stattlichen Summe an das Bank- und Warengeschäft Jakob Friedrich Gontard & Söhne für Rechnung der Weimarischen Landschaftskasse bestätigt (H: GSA 34/XII,5, Bl. 57f.; vgl. RA 1, Nr 1382). Goethes Brief ist in den Rechnungsbelegen am 13. August 1794 eingetragen: „1 Stck Mr: Bansa Frankfurth a/ “ (GR/Belege 1795, 5, Bl. 26). m
262
ERSCHLOSSENE BRIEFE 116–122
EB 116. An Joseph Gennewein? 〈Weimar, 13. August 1795 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1 Stck Mr: Gennewein Gotha“ (GR/Belege 1795, 5, Bl. 26). – Möglicherweise handelt es sich bei dem Adressaten um Joseph Gennewein, Inhaber einer Mode- und Galanteriewarenhandlung in Gotha (vgl. Friedrich Albert Klebe: Gotha und die umliegende Gegend. Gotha 1796, S. 227). Der vorliegende Brief könnte eine Bestellung enthalten haben.
EB 117. An Johann Nicolaus Trabitius 〈Weimar, 16. August 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: „ein Brief an Trabitius“ (GR/Belege 1795, 5, Bl. 8). – Zum Inhalt von Goethes Brief an den Bibliotheksdiener und Schlosstorwärter Johann Nicolaus Trabitius konnte nichts ermittelt werden.
EB 118. An Joseph Johann Jacob von Lincker und Lützenwitz 〈Weimar, 17. August 1795 → Karlsbad〉 Quelle und Datierung: „1 Stck Mr: de Lijnker Carlsbad“ (GR/Belege 1795, 5, Bl. 26). – Adressat ist der weimarische Kammerrat Joseph Johann Jacob von Lincker und Lützenwitz, der sich vom 3. August 1795 an zur Kur in Böhmen aufhielt (Karlsbader Kurliste 1795 (gedruckt), S. 65, Nr 593). In der handschriftlich geführten Kurliste ist Linckers Ankunft unter dem 4. August 1795 vermerkt (Karlsbader Kurliste 1795, Bl. 296, Nr 890).
EB 119. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, etwa 20. August 1795 → Berlin〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 25. August 1795 dankt Johann Friedrich Unger für das Restmanuskript zum 5. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (Goethe-Unger, 49, Nr 60; vgl. RA 1, Nr 1389). Eine erste Manuskriptsendung war vermutlich am 29. Juni 1795 erfolgt (vgl. EB 111). Diese Sendung war ungefähr fünf Tage unterwegs, wie aus Ungers Empfangsbestätigung in seinem Brief vom 4. Juli 1795 hervorgeht (Goethe-Unger, 45f., Nr 52; vgl. RA 1, Nr 1361). Auch für Goethes Sendung vom 24. August 1795 bedankt sich Unger
AUGUST/OKTOBER 1795
263
fünf Tage später (vgl. EB 121). Demnach dürfte der vorliegende Brief etwa am 20. August 1795 geschrieben worden sein.
EB 120. An Wolfgang Heribert von Dalberg? 〈Weimar, 24. August 1795 → Mannheim〉 Quelle und Datierung: „1. # do 〈BrL:〉 ˝ 〈nach〉 Mannheim“ (GR/Belege 1795, 5, Bl. 28). – Möglicherweise ein Brief Goethes an Wolfgang Heribert von Dalberg, der Schiller im Juni gebeten hat, Goethe seine Begeisterung über „Wilhelm Meister Lehrjahre“ auszurichten (H: GSA 28/8, Bl. 221; vgl. RA 1, Nr 1330). Goethe könnte darauf reagiert haben.
EB 121. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, 24. August 1795 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1 PckL incL. 24 rL. Werth an HL. Unger.“ (GR/Belege 1795, 5, Bl. 27.) – Aus Johann Friedrich Ungers Antwortbrief vom 29. August 1795 ist zu entnehmen, dass mit dem vorliegenden Brief der erste Teil des Manuskripts zum 6. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ nach Berlin geschickt wurde (Goethe-Unger, 51f., Nr 62; vgl. RA 1, Nr 1393). Das Restmanuskript folgte Anfang Oktober 1795 (vgl. zu 160,12).
EB 122. An Johann heinrich Meyer? 〈Weimar, 4.? Oktober 1795 → Nürnberg oder München?〉 Quelle und Datierung: Ein Brief an Hl Meier (GR/RB 1795, 5, Bl. 6). – Vermutlich der erste Brief Goethes an Johann Heinrich Meyer, nachdem dieser am 2. Oktober nach Italien aufgebrochen war. Über Nürnberg war Meyer nach München gereist, wo er sich, wie er am 20. Oktober 1795 Goethe mitteilte (GoetheMeyer 1, 138–142, Nr 56; vgl. RA 1, Nr 1449), schon „mehr als 8 Tage“ aufhalte (H: GSA 28/1045, Bl. 3). Ob der Brief Meyer jemals erreichte, ist ungewiss. Goethe selbst war am 4. und 5. Oktober in Jena. Den vorliegenden Brief dürfte er noch in Weimar geschrieben haben.
264
ERSCHLOSSENE BRIEFE 123–129
EB 123. An Marianne Meyer 〈Weimar, etwa 7. Oktober 1795 → Berlin〉 Quelle und Datierung: In ihrem Brief vom 12. Oktober 1795 bedankt sich Marianne Meyer, die Goethe im Juli in Karlsbad kennen gelernt hatte, für einen Brief, mit dem Goethe u.a. ein „Bündelchen Haare“ übersandt hatte (H: GSA 28/11, Bl. 311f.; vgl. RA 1, Nr 1433). Wenn der Brief eine ähnliche Beförderungsdauer hatte wie die Sendungen an Johann Friedrich Unger (vgl. zu EB 119), nämlich fünf Tage, dann stammt er etwa vom 7. Oktober 1795.
EB 124. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, etwa 11.? Oktober 1795 → Leipzig〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 16. Oktober 1795 dankt Johann Friedrich Unger für den Erhalt des restlichen Manuskripts zum 6. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (Goethe-Unger, 59f., Nr 81; vgl. RA 1, Nr 1445). Der erste Teil war vermutlich am 24. August 1795 nach Berlin gegangen (vgl. EB 121). Gewöhnlich betrug die Beförderungsdauer der Sendungen fünf Tage (vgl. zu EB 119), so dass der vorliegende Brief etwa vom 11. Oktober 1795 stammen könnte, wohl vor Goethes Abreise nach Eisenach an diesem Tag.
EB 125. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar oder Eisenach, zwischen 10. und 13. Oktober 1795 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Bezugsbrief zu Catharina Elisabeth Goethes Brief an den Sohn vom 16. Oktober 1795 (Pfeiffer-Belli, 691f., Nr 241; vgl. RA 1, Nr 1442), in dem sie sich enttäuscht über Goethes Ausbleiben zeigt, der seinen geplanten Besuch in Frankfurt a. M. wegen der angespannten militärischen Lage verschob und schließlich absagte (vgl. zu 165,3). Am 10. Oktober ging Goethe in seinem Brief an Schiller (Nr 162) aus Weimar noch davon aus, nach Frankfurt zu reisen (vgl. 165, 6). In seinen Briefen an Christiane Vulpius und an Schiller vom 13. Oktober aus Eisenach (Nr 163 und Nr 164) ist davon die Rede, dass er die Weiterreise aufschieben werde (vgl. 165, 18–19 und 170, 11–12). Der vorliegende Brief dürfte also in den Tagen zwischen dem 10. und 13. Oktober 1795 geschrieben worden sein.
OKTOBER 1795
265
EB 126. An Unbekannt 〈Eisenach, 13. Oktober 1795 → Weimar〉 Quelle und Datierung: 2 Briefe nach Weimar (GR/Sonderrechnungen 1795, 3, Bl. 2). – Einer der beiden Briefe ist derjenige an Christiane Vulpius (Nr 164).
EB 127. An Friedrich Schiller 〈Eisenach, 19. Oktober 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈Stck〉 Mr: Schiller Jena“ (GR/Belege 1796, 1, Bl. 5). – Möglicherweise der Antwortbrief auf Schillers Brief vom 16. Oktober 1795 (NA 28, 78–80; vgl. RA 1, Nr 1443), mit dem er Goethe u.a. „einige Schnurren“ schickt, darunter sein Gedicht „Die Theilung der Erde“.
EB 128. An Thomas Haekel 〈Weimar, 23. Oktober 1795 → Konstanz〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈Stck〉 Mr Fackel 〈d. i. Haekel〉 Constanz“ (GR/ Belege 1796, 1, Bl. 5). – Mit ihrem Brief vom 5. Oktober 1795 aus Konstanz empfiehlt Carolina Philippina von Haake den Schauspieler und Sänger Thomas Haekel für das Weimarer Theater (H: GSA 28/11, Bl. 296f.; vgl. RA 1, Nr 1426). Der vorliegende Brief scheint eine Zusage enthalten zu haben. Am 5. November 1795 dankt Frau von Haake Goethe für die Erfüllung ihrer Bitte (H: GSA 28/11, Bl. 344; vgl. RA 1, Nr 1465). Haekel debutierte am 5. Dezember 1795 als Tamino in Mozarts „Zauberflöte“, wurde aber nicht engagiert. Über Carolina Philippina von Haake geb. von Rathsamhausen vgl. zu GB 3 I, EB 13.
EB 129. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, 29. Oktober 1795 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. Unger“ (GR/Belege 1796, 1, Bl. 3). – Möglicherweise der Bezugsbrief zu Johann Friedrich Ungers Brief vom 13. November 1795 (Goethe-Unger, 61, Nr 86; vgl. RA 1, Nr 1472). Der Absender hofft, dass Goethe die Belegexemplare des 3. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ erhalten habe und bittet um neues Manuskript.
266
ERSCHLOSSENE BRIEFE 130–137
EB 130. An Friedrich Schiller 〈Weimar, 11. November 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Schiller verzeichnet unter dem 11. November 1795 einen Brief Goethes (vgl. Schillers Kalender, 17). Goethe war am selben Tag von Jena nach Weimar zurückgekehrt. Christiane Vulpius hatte ihn vom schlechten Gesundheitszustand ihres am 30. Oktober 1795 geborenen Sohnes Carl unterrichtet.
EB 131. An Albrecht Heinrich Baumgaertner 〈Weimar, 12. November 1795 → Bayersdorf bei Erlangen〉 Quelle und Datierung: „1 ˝ 〈Stck〉 Mr. Baumgaertner Bayersdorf“ (GR/Belege 1796, 1, Bl. 5.) – Vermutlich der Antwortbrief auf Albrecht Heinrich Baumgaertners Briefe vom 19. September 1795, in dem der preußische Kriegsrat den Wunsch äußert, in weimarische Dienste zu treten (H: GSA 28/10, Bl. 284f.; vgl. RA 1, Nr 1407) und vom 5. November 1795 (H: GSA 28/11, Bl. 343; vgl. RA 1, Nr 1464), in dem er erneut an sein Anliegen erinnert. Aus Baumgaertners Brief vom 26. November 1795 geht hervor (H: GSA 28/11, Bl. 365; vgl. RA 1, Nr 1488), dass Goethe sich im vorliegenden Brief offenbar bereit erklärt, sich für Baumgaertner einzusetzen. Dennoch kam es nicht zu einer Anstellung Baumgaertners.
EB 132. An Georg Christoph Steffany 〈Weimar, zwischen 1. und 16. November 1795 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Billets vor den Bauverwalter (GR/RB 1795, 5, Bl. 6). – Vgl. zu EB 41.
EB 133. An Unbekannt 〈Weimar, zwischen 1. und 16. November 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Paket nach Jena (GR/RB 1795, 5, Bl. 6).
NOVEMBER 1795
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EB 134. An Unbekannt 〈Weimar, 16. November 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Paquet nach Jena. (GR/RB 1795, 5, Bl. 6).
EB 135. An Friedrich Schiller 〈Weimar, 17. oder 18. November 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Göthe (Meister III Band) (Schillers Kalender, 17). – Schiller verzeichnet mit dieser Eintragung unter dem 18. November 1795 die Übersendung des 3. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. Aus Schillers Antwortbrief vom 20. November 1795 geht hervor, dass Goethe in einem Begleitbrief u.a. vom Tod seines Sohnes Carl berichtete, der am 16. November 1795 gestorben war (NA 28, 107f., Nr 89; vgl. RA 1, Nr 1483). Da die meisten Briefe von Weimar nach Jena ein oder zwei Tage liefen, stammt er vom 18. November 1795 oder vom Tag zuvor.
EB 136. An Unbekannt 〈Weimar, 20. November 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Brief nach Jena (GR/RB 1795, 5, Bl. 6).
EB 137. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, zwischen 16. und 21. November 1795 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief an Goethe vom 21. November 1795 (H: GSA 28/491, St. 3; vgl. RA 1, Nr 1484) bedankt sich Carl Ludwig von Knebel für die Zusendung des 3. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ und kondoliert zum Tod von Goethes Sohn Carl, der am 16. November 1795 gestorben war. Sendung und Begleitbrief stammen aus dem Zeitraum zwischen dem 16. und 21. November 1795.
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 138–145
EB 138. An Unbekannt 〈Weimar, 22. November 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Paquet nach Jena. (GR/RB 1795, 5, Bl. 6).
EB 139. An Unbekannt 〈Weimar, 22. November 1795 → Jena〉 Quelle und Datierung: Brief nach Jena (GR/RB 1795, 5, Bl. 6).
EB 140. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, 23. November 1795 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. Unger“ (GR/Belege 1796, 1, Bl. 3). – Möglicherweise der Antwortbrief auf Johann Friedrich Ungers Brief vom 13. November 1795 (Goethe-Unger, 61, Nr 86; vgl. RA 1, Nr 1472), in dem sich der Absender nach der richtigen Ankunft der Belegexemplare des 3. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ erkundigt und um weiteres Manuskript zum 4. Band bittet.
EB 141. An Samuel Thomas Soemmerring 〈Weimar, zweite Hälfte November 1795? → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: In Samuel Thomas Soemmerrings Brief vom 27. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 92) heißt es: „Zuvörderst meinen verbindlichsten Dank für den Dritten Band des Trefflichen Wilhelm Meisters“ (Soemmerring, Werke 20, 275). Der Dank galt der Zusendung des 3. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, den Goethe Mitte November 1795 von Unger aus Berlin erhalten hatte. Kurz danach schickte Goethe Exemplare des Bandes an Freunde und Bekannte (vgl. die Beilagen zu Nr 178 sowie die zweite Erläuterung zu 186,25 und zu 188,22). Ein späterer Zeitpunkt ist freilich nicht auszuschließen (vgl. die Beilage zu Nr 190).
NOVEMBER/DEZEMBER 1795
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EB 142. An Georg Christoph Steffany 〈Weimar, 1. Dezember 1795 → Weimar?〉 Quelle und Datierung: Bauverwalter Billets (GR/RB 1795, 5, Bl. 7). – Vgl. zu EB 41.
EB 143. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 3. Dezember 1795 → Rom〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. Meyer.“ (GR/Belege 1796, 1, Bl. 3.) – Vermutlich die Antwort auf Johann Heinrich Meyers Brief vom 22. bis 24. November 1795 (Goethe-Meyer 1, 151–157, Nr 59; vgl. RA 1, Nr 1485), in dem der Absender über seine Reise von Mantua nach Rom berichtet sowie über besichtigte Kunstwerke und Bekanntschaften. Vielleicht handelt es sich bei vorliegendem Brief auch schon um den Bezugsbrief zu Meyers Brief vom 12. Dezember 1795 aus Rom (Goethe-Meyer 1, 157–166; vgl. RA 1, Nr 1510), in dem Meyer bemerkt, dass dieser „unvermuthet“ und „früher“ als erwartet gekommen sei (H: GSA 28/1045, Bl. 47).
EB 144. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 7. Dezember 1795 → Zürich〉 Quelle und Datierung: „1 ˝ 〈Stck〉 Mr: Schulthass Zürch’“ (GR/Belege 1796, 1, Bl. 5). – Möglicherweise der Antwortbrief auf Barbara Schultheß’ Brief vom 27. Oktober 1795 (H: GSA 28/836, St. 3; vgl. RA 1, Nr 1456), in dem sie sich u.a. für den 3. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ bedankt. – Dass sich auch die zweite Abrechnung des Herzoglich Sächsischen Postamtes vom selben Tag, „1. # do 〈BrL.〉 nach Zürich“ (GR/Belege 1796, 1, Bl. 4), auf diesen Brief, eventuell aber auch auf eine separat geschickte Beilage, bezieht, ist möglich. Der erste Beleg stammt vom Posthalter der Kaiserlichen Reichspost in Weimar.
EB 145. An Unbekannt 〈Weimar, 7. Dezember 1795 → Göttingen〉 Quelle und Datierung: „2 # BrL. nach Goettingen“ (GR/Belege 1796, 1, Bl. 4). – Bei einem der beiden Briefe handelt es sich um den Brief an Georg Christoph Lichtenberg vom 3. Dezember 1795 (Nr 190).
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 146–148
EB 146. An Christian Gottfried Aehnelt 〈Weimar, 17. Dezember 1795 → Dresden〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Schreiben〉 à Ms. 〈Mechanikus〉 Aehnelt“ (GR/Belege 1796, 1, Bl. 3). – Vgl. zu EB 48.
EB 147. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, 21. Dezember 1795 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief an Caroline Herder vom 22. Dezember 1795 schreibt Knebel: „Gestern Abend spät 〈…〉 erhielt ich noch von Göthen ein Billet, – daß Ihnen nach dem Neuen Jahre 600. Thlr. sollten ausbezahlt werden.“ (Preußische Jahrbücher 43 ab [1879], S. 171). Für das „Billet“ dankt Knebel Goethe seinerseits in einem Brief ebenfalls vom 22. Dezember 1795 (H: GSA 28/491, St. 1; vgl. RA 1, Nr 1522). Es ging um Caroline Herders Forderung nach Unterstützung bei der Finanzierung der Ausbildung ihrer Söhne. Über den Gesamtzusammenhang vgl. die Erläuterungen zu Nr 154.
EB 148. An Johann Friedrich Schröder 〈Weimar, 21. Dezember? 1795 → Gotha〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 31. Dezember 1795 übersendet Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg einen Brief des Gothaer Mechanikers und Aufsehers über das physikalische Kabinett Johann Friedrich Schröder vom 22. Dezember 1795 (LA II 3, 89f.; vgl. RA 1, Nr 1523), und zwar „als eine Antwort auf den Zettel dienend, welchen Sie Ihrem letzteren Schreiben an mich 〈Nr 198〉 hinzugefügt hatten.“ (H: GSA 28/764, St. 12; vgl. RA 1, Nr 1531.) Weiter schreibt Prinz August, Schröder habe nichts von dem in Händen, was Goethe zurückfordere. Es ging u.a. um einen von Schröder angefertigten mit einem Hohlglasspiegel versehenen Ring aus Messing. Weiteres ist Schröders Brief an Prinz August vom 22. Dezember 1795 zu entnehmen (H: GSA 28/11, Bl. 393; vgl. RA 1, Nr 1523). Goethes „Zettel“ für Schröder dürfte zur gleichen Zeit geschrieben worden sein wie Goethes Brief an Prinz August vom 21. Dezember 1795 (Nr 198).
AMTLICHES
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DEZEMBER 1795
A 1. An Jacob Friedrich von Fritsch Weimar, 1. Januar 1794. Mittwoch Indem ich mich zum neuen Jahre Ew Exzell. zu fortdaurendem gnädigen Andencken empfehle, lege ich zehen Louis d’or bey welche ein Ungenannter zur Colleckte für die Armee bestimmt hat. Mich ehrfurchtsvoll unterzeichnend Ew Exzell
W. dl. 1 Jan 94.
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ganz gehorsamsten Goethe
A 2. An Franz Kirms 〈Jena, 2. Januar 1794. Donnerstag〉 Da wir wegen der Zauberflöte, und wegen des Geburtstags der Herzoginn so gedrängt sind; so möchte das wohl eine gültige Entschuldigung seyn wenn wir nicht sogleich wieder in Erfurt spielen. Umsomehr da wir auch vorzügl. Durchl. den Herzog zu unterhalten Ursache haben. Ew Wohlgel werden ja wohl hierüber H. v. Benzel auf eine schickliche Weise zufrieden stellen. G
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A 3. An Franz Kirms 〈Weimar, Anfang 1794?〉 Man hat bey mir angefragt: ob eine den Winter über sich hier aufhaltende Person, auch auf die einzelnen Billets welche von hiesigen Abonnenten genommen werden eingelassen werden könne? Ich glaube daß diese Frage mit ja zu beantworten sey, indem unter dem Nahmen F r e m d e in unserm Circular wohl nur Fremde die sich kurze Zeit hier aufhalten zu verstehen sind; Personen / jener Art sind als hier wohnende billig anzusehen. Ich ersuche Ew Wohlgebl um Ihre Meynung hierüber. Goethe
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A 4. An Franz Kirms 〈Weimar, Anfang 1794?〉
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Hier ist abermals ein Fall welcher einer Deklaration bedarf. Ich dächte man behandelte H. v. Kalb und Familie wie Fremde und erlaubte ihnen auf die Zeit ihrer Anwesenheit zu abonniren, auf die Art wie er vorschlägt. Da dieser Fall bey andern nicht wohl vorkommen kann so ist es ohne Consequenz Und wir lindern dadurch das Odium auf die jetzige Einrichtung, ohne von einem Hauptgrundsatze abzugehen. / Eroffnen Ew Wohlgebl mir auch Ihre Meynung hierüber. Was meine erste Anfrage betrifft so wäre vorerst der Billetteur des ersten Platzes anzuweisen: Frau v o n F e l g e n h a u e r auf einzelne Oertelische Billets passiren zu lassen. Auch wäre auf dem zweyten Platze an den Cassir zu bemercken: daß z w e y Reizensteinische Kinder auf das Billet der Fr. v. Reizenstein eingelassen werden können. G
A 5. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 11. Februar 1794. Dienstag 〈Druck〉 Unterthänigstes Promemoria.
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Ew. Durchl. haben durch einen Extractus Protocolli vom 24. Jenner mir gnädigst bekannt zu machen geruht, daß Höchstdieselben 200 Rthlr. jährlich der neuen Jenaischen Botanischen Anstalt gewidmet. Zugleich aber die zweckmäßige Anwendung solcher Gelder und die Berechnung meiner Aufsicht und Sorge anbefohlen. Ich habe nicht unterlassen dasjenige mir in’s Gedächtniß zurück zu rufen, was schon in vorigen Jahren dieser Angelegenheit wegen ergangen, und in Überlegung zu ziehen, wie gegenwärtig Ew. Durchl. höchste Absicht so bald und so vollständig als möglich erreicht werden könnte. Hierbey schienen mir folgende Punkte wichtig.
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1) Den Fürstengarten zu Jena nebst den darin befindlichen Gebäuden zu einem Botanischen Institut zu widmen, welchem der Ertrag dieses Grundstückes zu gute kommen sollte, war schon längst Ew. Durchl. Absicht und würde dieselbe wohl nunmehr, da Ew. Durchl. 200 rh. für solches Institut ausgesetzt, Fürstl. Cammer sowohl als der Jenaischen Akademie durch ein gnädigstes Rescript bekannt zu machen seyn. Ersterer damit sie von den künftigen Verhältnissen eines bisher unter ihrer Aufsicht gestandenen Grundstückes benachrichtiget werde. Letzterer, daß sie erfahre was Ew. Durchl. abermals für eine Aufopferung zum Besten derselben beschlossen haben, und so würde diese Stiftung gegründet und auf die Zukunft gesichert. 2) Da nun aber Ew. Durchl. diese Anstalt der allgemeinen akademischen Direction zu untergeben billig Anstand tragen, und es der Sache gemäß ist, daß sie, wie andere ähnliche Institute, welche aus Ew. Durchl. besonderer Wohlthätigkeit gegen die Akademie entspringen, auch Dero besondern Disposition überlassen bleibe; so werden Höchstdieselben auch eine besondere und beständige Commission zur ersten Einrichtung und Aufsicht nieder zu setzen geruhen. Ich verehre das mir durch den geschehenen Auftrag geschenkte Vertrauen, wollte aber um des mehreren Nachdrucks, der mindern Verantwortlichkeit und anderer nicht weitläufig auszuführenden Ursachen halber, um ein förmliches Commissorium und einen Commissarium in der Person des Geheimeraths Voigt unvorschreiblich gebeten haben. 3) Nun aber steht Ew. Durchl. Intention, dieser Anstalt sogleich mit dem Frühjahr einen Anfang und soliden Grund zu geben, hauptsächlich der Umstand entgegen: daß dem Hofgärtner Wachtel bey seinem Abzuge von Oßmanstedt der Genuß des Gartens und Hauses auf seine Lebzeit zugesichert worden. Da es nun unbillig seyn würde, diesen alten Mann in seinen letzten Tagen geringer zu setzen, oder ihn mit Mißvergnügen aus seiner Situation heraus zu reißen; so habe ich mit ihm über die Sache sprechen und unterhandlen lassen, und es wird Ew. Durchl. aus beyliegender, von ihm selbst mit unterzeichneter Registratur, unterthänig vorgetragen werden können, wozu sich derselbe erklärt hat. Wollen Ew. Durchl. also die Gnade haben, dem Hofgärtner Wachtel die erbetenen 100 Rthlr. lebenslänglich zu versichern, und ihm den Betrag des ersten Jahrs auf Ostern auszahlen zu lassen; so würde derselbe mit diesem Termin sogleich ausziehen und sowohl das Haus als den Garten zum Behuf des Instituts räumen. Man würde alsdann zu der Anlage selbst schreiten können. 4) Dieselbe würde darin bestehen: daß man die für die botanischen Pflanzen bestimmten Plätze reolte, ein Gewächshaus erbaute, das Wohnhaus aufbesserte, die Gartenbefriedigung herstellte, eine Anzahl Pflanzen und
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die nöthigen Gefäße und Geschirre anschaffte. Dieses zu bestreiten würde eine Summe von 800 bis 1000 rh. nöthig seyn. Erlaubten Ew. Durchl. ein solches Capital aufzunehmen; so würde das Institut, dem nunmehr die Nutzung des Gartens zu gute kommt, die Interessen einstweilen abtragen können. Wollten ferner Ew. Durchl. nach dem dereinstigen Abgange des Hofgärtner Wachtels dasjenige was er bis an sein Ende genießt zum Amortisations-Fond erstgedachten Capitals gnädigst bestimmen, so würde eine so wichtige Anstalt ohne merklichen Aufwand zu Ew. Durchl. höchster Zufriedenheit und zum Nutzen der Akademie in wenigen Jahren völlig zu Stande seyn. 5) Die erste Anlage würde nach einem schon vormals durchdachten und nochmals durchzugehenden Plan geschehen. Man würde sich dabey des Rathes des Garteninspector Reicherts bedienen, und der Professor Batsch würde die Aufsicht über die Arbeit führen. Hierbey wäre zu wünschen daß Ew. Durchl. die Gnade hätten diesem geschickten und thätigen Mann die Aufsicht und wissenschaftliche Benutzung gedachten Institutes auf seine Lebzeit, in so fern er sich in Jena aufhalten wird, gnädigst zu versichern. Es würde solcher, wie gegenwärtig bey der Anlage, also auch künftig bey der Unterhaltung die Rechnung führen. 6) Zur Annahme des Gärtners würde der Prof. Batsch den Vorschlag thun, die Commission wird ihn genehmigen. Doch würde diese Stelle nicht auf Lebzeit zu vergeben seyn, sondern ein Mann nur so lange zu behalten, als er seine Pflicht vollkommen erfüllt; kommen gegründete Klagen gegen ihn vor, so wird er abgelegt. 7) Commission wird sich zur Pflicht rechnen jährlich Bericht zu erstatten und die Rechnungen einzusenden, und indessen mehrere kleinere Hindernisse, welche sich bey der Anlage finden könnten und Ew. Durchl. Aufmerksamkeit nicht werth sind, nach ihrer besten Einsicht zu beseitigen. Der ich mich in Erwartung Ew. Durchl. höchster Entschließung unterzeichne W. d. 11. Febr. 94.
A 6. An Franz Kirms? Weimar, 17. Februar 179〈4〉. Montag 〈Konzept〉 Der Schauspieler Hl. Haide befindet sich im Irthume wenn er glaubt daß sein Contrackt zu Weynachten dieses Jahres stillschweigend von der Ober33 durch sein
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direcktion auf ein Jahr verlängert werden konnen. Es lautet selbiger nur biß Michael vergangnen Jahres und stehet nach abgelaufenem ienem Termin beyden Theilen eine sechs wöchentliche Aufkündigung frey. Indem die stillschweigende Verlängerung sich nur auf eine ausdrückliche dem Contrackt angehange Clausel gründen kann. W. dl. 17 Febr 93
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A 7. An Heinrich Vohs und Carl Willms 〈Weimar, 17. Februar 1794. Montag〉 〈Konzept〉 Auf abermaliges Ersuchen des Erfurter Publici hat man von Oberdir. wegen beschlossen Sonntags dl. 23 huj den E m i g r a n t e n in Erfurt spielen zu lassen welches der Gesellschaft anzuzeigen und zugleich die Rolle der Mad. Demmer an Mad Porth abzugeben ist.
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A 8. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 19. Februar 1794. Mittwoch Beyliegendes Billet des Leg. Rath Bertuchs an Endesunterzeichneten, veranlaßt die Schloßbaukommission bey Ew. Durchl unterthänigst anzufragen: ob sie durch gedachten Leg. R. Bertuch dem benannten Haase jun. nach Basel den Auftrag könne ertheilen lassen, an den Baumeister Clerisseau in Paris 50 Carolin in Natura zu übermachen? jedoch mit der ausdrücklichen Bedingung solche Zahlung nicht eher zu leisten als biß die Zeichnungen welche erwartet werden bey ihm angekommen. Es erbittet sich Ew Durchl höchste Entschließung hierüber Ew Durchl Weimar dl. 19 Febr 1794. unterthänigster Goethe
1 ⎤ auf ein Jahr⎤ 2 au vergangnen 2 abgelauf|enem| |i|enem 3 Die Verlang Nur die ausdrückliche Indem 7 abermalig|e|s 8 des ⎡huj⎤ 9 welches hier der 12 Schbloßbaukommission 16 zZahlung
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A 9. An Friedrich Justin Bertuch 〈Weimar〉, 23. Februar 1794. Donnerstag 〈Konzept〉
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Ew. Wohlgebrl vermelde auf die an mich gethane Anfrage daß Herr Haas jun. in Basel der Auftrag ertheilt werden könne, an Herrn Clerisseau in Paris funfzig Carolin in Gold zu übermachen, jedoch nicht eher als bis die Zeichnungen, neun an der Zahl, bey demselben angekommen. Herr Hase wird also das Paket eröffnen, solches durchsehen und sodann den Innhalt wohlgepackt hieher senden. dl. 23 Febr. 94 Ew. Wohlgebl.
A 10. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 27. Februar 1794. Donnerstag Ew Wohlgebl 10
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erhalten hierbey mein Votum mit welchem Hl. Geh. R. Voigt einverstanden ist, wollten Sie nunmehr Ihrer Seits alles vorbereiten was uns dem Entzwecke näher bringen kann. Sonnabend habe ich wahrscheinl. das Vergnügen Sie zu sprechen und wenn keine Hinderniß unvermuthet obwaltet, so kann Sonntag die Ubergabe des Gartens und Hauses provisorisch an Sie geschehen. Wachtel mag nachher ausziehen sobald er ein Quattier hat. Sie sind wenigstens im Garten an nichts gehindert. Hierbey auch ein Verzeichniß was Dietrich beytragen will. Mündlich mehr, indessen ich wohl zu leben wünsche. W. dl. 27 Febr 94 Goethe
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〈Beilage 1〉 P. V. Da nunmehr das gnädigste Rescript eingegangen, wodurch die von unterzeichnetem gethane Vorschläge genehmigt worden; so hätte Comissio folgendes zu expediren:
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1. Commissio übernimmt den Fürstengarten zu Jena nebst Gebäuden und allem Zubehör. a.) Nach den Cammeracten soll sich bey Wachteln ein Inventarium des / Hauses befinden. b.) Zugleichen hat derselbe über die Baumschule Rechenschaft zu geben. c.) Ist Erkundigung einzuziehen, ob noch etwas von der Anstalt von Anno 1790 übrig? d.) Wäre eine Beschreibung des Ganzen wie man es vorfindet nebst einem Risse zu fertigen. 2.) Commissio übergibt Professor Batsch das Ganze und zwar: a) den oberen Garten zur botanischen Anlage nach seinem in dem vorläufig fol. 23 eingereihten Ocular-Risse bemerkten Vorschlägen über welche derselbe sich in einem umständlichern Aufsatz noch gelegentlich zu erklären hätte |:NB. Die Besorgung des Gewächshausbaues behält sich Commissio vor:| b) Der untere Garten bleibt vorerst zur Benutzung der Casse. Da man die Zubuße von dieser Benutzung bey der Casse noch nicht entbehren kann, so erstreckt sich die botanische Anlage gegenwärtig nicht über diesen Theil. Zu bemerken ist: daß Serenissimus auch auf die daselbst befindliche Baumschule Verzicht gethan und daß die darin befindlichen Bäume nach und nach zum Besten des Instituts verkauft werden können. c) Es versteht sich von selbst daß dem botanischen Institut obliegt, den ganzen Garten in Ordnung zu erhalten, die Reinigung der Wege, Beschneidung der Hecken, Rekrutirung der Obstbäume im untern Garten zu besorgen pp, welches alles weitläufiger in der Instruction des Gärtners, welche Herr Prof. Batsch aufzusetzen ersucht wird, auszuführen sein wird. d) Das Haus überläßt Commissio Herrn Prof. Batsch miethweise für 25 rthl. von Ostern a. c. und wird vorher die fol angezeigten Reparaturen besorgen lassen. Dagegen übernimmt Herr Prof. Batsch künftig die kleinen Reparaturen, welche gewöhnlich einem Miethmann zukommen. Sollte irgend etwas von Bedeutung eintreten, so wird solches bey der Commission angezeigt. e) Über alle diese Verhandlungen wird ein Protokoll geführt, und die / Abschriften von allen concernirenden Piecen Herrn Prof. Batsch überliefert. 10 fertigemn 13 eingereichten 15 Gewächshaussstbaues (rundes s durch Schaft-s ersetzt) 30 mitethweise
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3. Es wird ein provisorischer Etat auf dieses Jahr festgesetzt Einnahme Von fürstl. Cammer - - - 200 rthlr – gl – l Garten und Hausnutzung - - 50 „ – „ – „ --------------250 rthlr – gl – l Ausgabe. 1. Gärtner Besoldung - - - - 40 bis 50 rthlr. 2. Reolen und übrige Gartenarbeiten 40 „ 50 „ 3. Kübel, Töpfe, Geräthschaften 15 „ 20 „ 4. Düngung, feine Erde - 15 „ 20 „ 5. Lohn - - 4 „ 5„ 6. Holz zur Feuerung – . .. 25 „ 30 „ 7. Interessen - … 25 „ 30 „ ----164 bis 205 rthlr. Es bliebe also nach beyden noch eine ansehnliche Summe entweder unter die verschiedenen Capitel zu vertheilen oder zum Ankauf fremder Pflanzen anzuwenden. Ich mache nun noch einige Anmerkungen zu den verschiedenen Posten der Ausgabe. ad 1) Wird es hauptsächlich darauf ankommen, zu was der von Hl. Prof. Batsch vorgeschlagene Gärtner Diezel sich anheischig macht und bey seinen übrigen Geschäften leisten kann, als wonach seine Besoldung zu reguliren. ad 2) Den obern großen Fleck zu reolen gab man das vorige mal 18 rthlr., das übrige Grabeland einzugraben kann nicht viel kosten. Wenn aber auch dieses Jahr die höchste Summe gebraucht werden sollte, so würde doch künftig dieses Capital einen großen Abfall leiden. ad 3) Wird man bey näherer Bestimmung ermessen können, inwiefern diese Summe hinreichend sey. ad 4, ad 5 desgleichen. / ad 6) Ist der Jenaische Holzpreis zu bemerken. ad 7) Richtet sich nach dem Capital, welches wohl zu drey Procent zu erhalten seyn wird. Überhaupt aber ist darauf zu sehen, daß das Nothwendigste demjenigen vorgezogen wird, was bis aufs nächste Jahr zurück bleiben kann. So wünsche ich daß man mit Ankaufung fremder Gewächse vorerst behut-
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sam zu Werke ginge, indem wir eine große Anzahl aus den hiesigen herrschaftlichen Anlagen um sonst zu erwarten haben. 4.) Die Betrachtung vorsichtiger Ersparniß muß uns auch vorzüglich bey Erbauung des neuen Gewächshauses leiten. Es darf dasselbe nicht über 6 bis 700 rthlr. kommen, weil bey der ganzen Anlage gewiß einige 100 rl nicht vorauszusehende Ausgaben eintreten werden. Es sind vier Risse zu einem solchen Gewächshaus bey den Acten, und da bey allen vieren verschiedene Bedenklichkeiten eintreten, so wären sie noch einmal genau durchzugehen, um sichere Anschläge und darauf gegründete Accorde entwerfen zu können. 5.) Commissio übernimmt die Herstellung der außer dem Hause einzurichtenden Mistbeete. Auch wird die Befriedigung des Gartens, die Erweiterung des Bassins, die Leitung eines Abzugsgrabens und noch mancherley anderes zu bedenken und zu notiren und nach und nach zu besorgen seyn. Denn wir werden alle Ursache haben mit Mäßigung bey dieser Anstalt zu Werke zu gehen, um Serenissimi gnädigstes Zutrauen durch eine genaue Ausführung zu verdienen. 6.) Commissio wird Fürstl. Cammer ersuchen Herrn Prof. Batsch die Summe von 200 Rthlr. in halbjährigen Terminen zu Ostern und Michaeli p pränumerando zu bezahlen. Herr Professor Batsch wird hierüber Rechnung führen und summarische Quartalextracte nach den Capiteln des Etats vierteljährig bey der Commissio einreichen; so wir auch zu Ende des Jahres die vollständige Rechnung übergeben, die pflichtmäßige Verpachtung des Grases, Obstes, auch übrige Benutzung des Gartens zum Besten der Casse wird demselben überlassen. 7.) Es wird zwar Commissio nicht verfehlen, sowohl für jetzt als künftig bey gele/gentlicher Anwesenheit in Jena sich nach den Fortschritten gedachter Anstalt zu erkundigen und sich durch eigene Beobachtung zu überzeugen. Dennoch erwartet die selbe von Herr Professor Batsch einen vierteljährigen Bericht von dem was inzwischen vorgefallen, so wie zu Ende des Jahres einen General-Bericht. Diesen wünscht sie besonders dahin ersteckt zu sehen, daß auch der zweckmäßige Gebrauch der Anstalt zu Erweiterung und Aufklärung der Wissenschaften darauf erhelle, damit Serennissimo vorgelegt werden könne, was vor einen ausgebreiteten Nutzen eine solche Anstalt unter Leitung eines so gründlichen, kenntnißreichen und thätigen Mannes, wie Herr Professor Batsch ist, sowohl der Akademie als der Wissenschaft überhaupt bringen könne.
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8.) Würde besonders wegen der künftigen Polizeianstalt in dem Garten von dem Herrn Professor Batsch ein Vortrag an die Commissio zu thun seyn. Zwar möchte wohl dem Publico der Spatziergang in dem untern Garten wie bisher zu erlauben seyn; die Besuchung des obern Gartens wäre jedoch nur unter gewissen Umständen, und der bis jetzt übliche Durchgang ganz und gar nicht zu gestatten. Über dieses alles wäre wohl eine kurze Verordnung zu verfassen und etwa ans schwarze Brett anzuschlagen. Da Herr Professor Batsch selbst das Haus bewohnen wird um desto eher die gehörige Aufsicht geführt werden. 9.) Vorstehendes möchte Herrn Professor Batsch zu communiciren und desselben Bewertungen ad acta zu nehmen seyn. sm. dl. 27 Febr. 1794.
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A 11. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 1. März 1794. Samstag Ew Wohlgebl 15
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hoffte heute zu sehen, ich werde aber abgehalten nach Jena zu reisen und verschiebe meine Ankunft auf die nächste Woche. Biß dahin sind auch die Anschläge zu dem Gewächshause in Ordnung und alles besser präparirt und wir können die Einrichtung in wenigen Tagen gründen. Haben Sie die Güte indessen nach dem mitgetheilten Voto von Ihrer Seite alles nöthige vorzubereiten. Leben Sie recht wohl. W. dl. 1 März 1794 Goethe
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A 12. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 20. März 1794. Donnerstag 〈Druck〉 Unterthänigstes Promemoria. Bey verschiedenen Geschäften, welche Ew. Durchl. mir theils besonders theils verbunden mit mehreren Ihrer Diener aufzutragen geruhet, habe ich oft den Mangel eines subalternen Organs zu spüren gehabt. Es fehlt nämlich bey Ausführung mancher, besonders mechanischer, Arbeiten oft an einem Menschen durch den man sie zur rechten Zeit, ungesäumt behandlen und durchführen könnte. Diejenigen welche hierzu in Ew. Durchl. Diensten Geschick und guten Willen haben sind schon bey Departements angestellt, von welchen sie nicht ohne Versäumniß ihrer ordentlichen Arbeiten beurlaubt werden können. Ich habe daher gesucht den in meinen Diensten schon an funfzehn Jahre stehenden Georg Paul Götze, von hier gebürtig, dergestalt zu bilden und anzuziehen daß er mir bißher, sowohl in meinen eignen als in denen mir gnädigst aufgetragnen Geschäften an Hand gehen können. Er hat das Glück Ew. Durchl. nicht unbekannt zu seyn, besitzt Gesundheit, Fähigkeit sinnliche Gegenstände gut zu beurtheilen und zweckmäßige Thätigkeit. Im Schreiben und Rechnen ist er nicht ungeübt, im Zeichnen vorzüglich geschickt, mit dem Berg und Wasserbau, auch sonstigem Bauwesen im allgemeinen bekannt; so wie mir seine Treue bißher in allen Fällen erprobt gewesen. Wollten Ew. Durchl. die Gnade haben ihn in Ihro Diensten, etwa unter dem Charackter eines Conduckteurs, anzustellen und ihm eine kleine Besoldung zu gönnen, (:indem ich ihm die Vortheile die er von mir genießt gerne noch eine Zeitlang gönnen würde:) so könnte man ihn bey häufig vorkommenden Fällen sogleich gebrauchen und ihn in Kurzen zu einem nützlichen Diener völlig ausbilden. Er könnte bey dem Wasser Berg und Schloßbau den Commissionen und auch dem Ltnant Vent bey denen manigfaltigen Aufträgen welche Ew. Durchl. ihm unmittelbar zu ertheilen geruhen an Handen gehen, und ich würde der Zufriedenheit genießen Ew. Durchl. Dienst einen nützlichen treuen Subalternen ausgebildet zu haben und selbst durch ihn lebhafter und sicherer nach Ew. Durchl. Befehlen wircken zu können. Ew. Durchl. unterthänigst treugehorsamster Weimar d. 20 März 1794. J. W. v. Goethe.
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A 13. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 3. April 1794. Donnerstag 〈Druck〉 Wohlgeborner Hochgeehrtester Herr!
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Aus Ew. Wohlgeb. Schreiben vom 31. März a. c. haben wir mit Vergnügen gesehen, daß die erste Bearbeitung des botanischen Gartens bisher einen ununterbrochenen Fortgang genommen, und ich kann Ihnen mit Vorwissen und Genehmigung des Herrn Geheimerath Voigts auf die gethanen Anfragen nunmehr die nöthige Auskunft geben. Zuförderst finden wir zu bemerken, daß es künftighin nöthig seyn möchte, den Gärtner Diezel dahin anzuweisen, daß er in seinen Zetteln die verschiedenen Arbeiten, zu welchen die Taglöhner gebraucht worden, genau separire, damit nicht eine große Summe, wie schon gegenwärtig geschehen, erscheine, ohne daß man bestimmt einsehen könne, wozu sie verwendet worden. Es würde sogar gut seyn, wenn ihm Ew. Wohlgeb. befehlen, das Versäumte nachzuholen, wie man denn von Seiten der Commission überzeugt ist, daß Ew. Wohlgeb. alle Aufmerksamkeit auf sein Betragen richten werden. Wegen der Gatter, welche den Garten verschließen werden, hat der Bauverwalter Steffani Auftrag erhalten. Über die Miethe des Hauses erhalten Ew. Wohlgeb. einen von der Commission unterschriebenen Miethcontract, und wir erwarten das Duplicat dagegen von Ihnen unterzeichnet zurück und wird die Commission da Ew. Wohlgeb. die für ein gewisses Quantum vorzunehmende Reparatur ablehnen, nunmehr dem Bauverwalter Steffani den Auftrag ertheilen: die dazu bestimmten sechszig Thaler pflichtmäßig zu verwenden. Doch möchten solche nicht hinreichen, die Zimmer völlig neu abzutünchen, als welches nöthig wäre, um solche mit Papier bekleben zu können. Von der vorseyenden Verpachtung des Untertheils des Gartens incl. der Baumschule auf drey Jahre, sind Ew. Wohlgeb. durch den Bauverwalter Steffani schon unterrichtet, es schien der Commission der einzige Weg jeder Verantwortung und allen zweydeutigen Verhältnissen zu entgehen. Sind die drey Jahre herum, der Platz wo die Baumschule gegenwärtig befindlich ist, frey, und der obere Garten völlig eingerichtet, so läßt sich alsdenn eher an eine andere Benutzung denken. Wir sind übrigens überzeugt, daß unter Ew. Wohlgeb. Aufsicht das Institut bald zu einer soliden Anlage gelangen und in Kurzem aufs er-
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wünschteste gedeihen werde. Ich hoffe Sie bald in guter Gesundheit wieder zu sehen. Weimar den 3. April 1794.
A 14. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 14. April 1794. Montag 〈Druck〉 P. P.
Schon hatte ich Anstalt gemacht in diesen Tagen Sie in Jena zu besuchen und mich von den Fortschritten unserer Anstalt durch den Augenschein zu überzeugen, als mich einige unvermuthete Geschäfte in Weimar zurückhielten, und ich werde wohl nicht eher als nach den Feyertagen, wenn das Gewächshaus gerichtet wird, meinen Vorsatz ausführen können. Bis dahin verspare ich manches, worüber ich Ew. Wohlgeb. Gesinnungen zu erfahren wünschte, und finde vor nöthig Sie vorläufig von der Entschließung zu benachrichtigen, welche die Commission wegen der Verpachtung des untern Theiles des Gartens gefaßt hat. Wir finden nemlich Bedenken den Pacht mit dem Gärtner Diezel abzuschließen, da bey der ihm anvertrauten Aufsicht über den obern Garten er als Pachter des untern nothwendig in ein zweydeutiges Verhältniß kommen müßte, Ew. Wohlgeb. dadurch selbst compromittirt werden dürften und Fürstl. Commission dadurch in der Entfernung die klare Übersicht des Geschäftes verlieren könnte. Es hat daher die Commission beschlossen mit dem Bürger Patschke, der in der Zwischenzeit hundert und siebenzig Thaler jährl. auf drey Jahre gebothen, den Pacht abschließen zu lassen. Ew. Wohlgeb. werden dadurch in den Stand gesetzt Diezeln selbst und sein Benehmen näher und genau zu beobachten und uns bleibt zu Ende des ersten Jahres die Freyheit entweder ihm fernerhin die Aufsicht über den Garten anzuvertrauen, oder denselben abzulegen, wobey wir uns schon mehr genirt finden müßten wenn wir durch eine dreyjährige Verpachtung einem Manne, den wir noch nicht kennen, und der wenigstens an strenge Ordnung nicht gewohnt zu seyn scheint das Institut auf drey Jahre gleichsam völlig in die Hände lieferten. Wir wünschen daß indessen Ew. Wohlgeb. selbst ermäßigten, was in dem o b e r n Garten an Gras und Obst noch zu benutzen übrig bliebe, und solches zu seiner Zeit an den Meistbietenden feil böten, auch die davon zu erlösende Summe in Ihre Casse nähmen und in Rechnung brächten, so wie Sie auch das was bisher aus der Baumschule genommen worden, glei-
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cherweise an sich nehmen und berechnen können. Die jährlichen Pachtgelder hingegen werden künftig zur Hauptcasse der Fürstl. Commission gezahlt, aus welcher auch die Summen zur ersten Hauptanlage fließen. Fahren Ew. Wohlgeb. fort bey Gründung einer so wichtigen Anstalt, welche ohne die größte Genauigkeit und Sorgfalt, bey denen uns angewiesenen Mitteln, nicht gedeihen kann, das Ihrige unermüdet beyzutragen, und seyn versichert daß die Commission von ihrer Seite den Zweck unverruckt im Auge haben und nichts so sehr wünschen werde als das Beste des Instituts und Ew. Wohlgeb. Zufriedenheit zugleich zu bewirken. Ich habe die Ehre mich zu unterzeichnen Ew. Wohlgeb. W. d. 14. Apr. 1794.
A 15. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 22. April 1794. Dienstag 〈Unterthänigstes Promemoria.〉 Ew Durchl 15
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schienen vor ei〈niger〉 Zeit nicht abgeneigt de〈m〉 in Rom befindlichen Gelehrten Ludwig Hirt, au〈s〉 dem Fürstenbergischen gebürtig, der sich durch mehrere antiquarische Aufsätze rühmlich bekan〈nt〉 gemacht, auch Ihro Fra〈uen〉 Mutter Durchl den Au〈fent〉halt in Rom nützlich zu machen gewußt ha〈t,〉 den Charackter eines fürstl Rathes zu erthe〈ilen,〉 dessen er sich nicht u〈n〉werth bezeigen wird〈.〉 Erlauben Hochstdieselbe〈n〉 daß ich diese gnädige Gesinnungen in Erinnerung bringe. Der ich mich verehrend un〈ter〉zeichne Ew Durchl W dl. 22 Apr. unterthänig〈ster〉 1794. Goethe
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A 16. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 26. April 1794. Samstag Ew. Wohlgebohrn übersende hierbey die Bestallung des Gärtner Diezel in Abschrift. Fürstl. Commission wird das Justizamt Jena ersuchen lassen ihn in Pflicht zu nehmen, und zweifelt nicht, daß er unter Ew. Wohlgebl. Aufsicht dem Institut gute Dienste leisten werde. Wollten Sie nunmehr die nähern Instructionen für denselben gelegentlich aufsetzen und einsenden? So bald ich von Ilmenau zurück komme hoffe ich Sie in Jena zu sehen, das Haus gerichtet und die Anlage überhaupt auf gutem Wege zu fin/den. Indessen wünsche ich recht wohl zu leben. Weimar den 26stn Aprill 1794.
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A 17. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar〉, 1. Mai 1794. Donnerstag Noch späte sage ich Ihnen das lebhafteste Glück auf! Zwar habe ich noch niemand unsrer Votanten gesehen, aus Ihren Briefen aber sehe ich das beste was wir wünschen konnten. Nur so viel: der Herzog wünscht Sie in Ilmenau zu finden. Er kommt Sonntag Abend. Ich bleibe hier und warte Ihrer. Mit lebhafter Uberzeugung habe ich den Herzog gebeten J e t z t nicht sich in die Zerschlagung der Güter einzulassen. Soll es ja geschehen so nimmt man in einigen Jahren viel mehr daraus. Sie sind meiner Meynung bestätigen Sie ihn drin. Tausend Danck für alles was Sie in meine Seele und an meiner Stelle thun. Ich hoffe auf die gute Stunde Sie wieder zu sehen. dl. 1 May 1794 G
2 übersendte 14 was was
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A 18. An Heinrich Vohs und Carl Willms Weimar, 14. August 1794. Donnerstag 〈Konzept〉 Bey dem Aufenthalte der Gesellschaft in Rudolstadt verspricht man sich von derselben, daß sie sich gegen den Hof sowohl, als gegen das Publikum ehrenvoll betragen werde. In der e r s t e n Woche wird sechs Mahl, in den folgenden aber nur vier 5 Mahl gespielt; und in der 2ten u. den folgenden Wochen werden die Vorstellungen von dem Hofe bestimmt. Die ersten Vorstellungen sind abgeredter Maßen: Allzuscharf macht schartig, Die Reise nach der Stadt, 10 Die Entführung aus dem Serail Dom Carlos
Hieronymus Knicker, und Das Mädchen von Marienburg. Die Zauberflöte wird in der 2ten Woche, nach davor gehaltenen nöthi15 gen Proben gegeben, und dann wiederholt so oft es verlangt wird. / Sollte Richard Löwenherz verlangt werden, so hat Mad. Weber die Rolle der Margarethe, welche Mad. Malkolmy in Weimar ad interim zu spielen die Gefälligkeit gehabt hat, zu übernehmen. Zur Reise u. sonst zur Aufmunterung der Gesellschaft hat die Regie u. 20 CasseAdministration derselben gegen das Ende der künftigen Woche ein Geschenk von einer wöchentl. Gage außerordentlich auszuzahlen. Die Zuschüße bleiben für den Correpetitor Eylenstein, für die Musiker Riemann und Hase, ingl. für den Theaterdiener Höpfner und Billeteur Rötsch, vom 17ten dieses an, die nehmlichen wie zeither; die übrigen fallen 25 von dieser Zeit an weg. Die Preise des Legegeldes sind - 12 gl - in der Gallerie Loge. - 8. gl – auf das 1ste Parterre, / - 4. gl auf das 2te Parterre u. te 30 - 2 gl auf das 3 . In die Herrschaftl. Loge kommt niemand als fürstle Personen, die Hof Dames; u. Personen, denen der Hof Billets. dahin geben wird, deren sich der Hof jedes Mahl Drey ausbedungen hat.
21 aus|zu|zahlen zu lassen 33 3Drey
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Was der Hof sonst an Aufwand für die Erleuchtung, Capelle, Statisten, Maschinisten und Wache zu übernehmen versprochen hat, ist aus der abschriftl. Beylage ausführlich zu ersehen. Bey allen Vorfällen des Theaters haben die Herren Vohs und Willms, jener in dem Kunst- u. dieser im ökonomischen Fache, sich an den Hl. Cammerjunker u. Hauptmann von Lynker zu wenden; welcher auch, nebst dem Hl. HofMarschall von Kettelhut allenthalben freyen Eintritt hat. Da das Rudolstädter Publikum ein Abonnement wünscht, / so kann mit Bemerkung der Nahmen, dergl. Abonnement zugestanden, u. zwar für Ein Billet auf Zwölf Vorstellungen 3 rl – in die Gallerie-Loge, 2 – auf das erste Parterre u. 1 – auf das Zweyte, angenommen werden. Alle Gelder werden in Courant des das. Orts eingenommen und auch so wieder ausgegeben. Das Billeteur Amt hat bey der Gallerie Loge, der Theater Diener Friedrich, welcher mit der Erleuchtung nichts zu thun hat; bey dem 1sten Parterre, der Billeteur Rötsch bey dem 2ten Parterre der Theatermster Brunquell zu übernehmen. Der Billeteur Rötsch überbringt nach Verlauf der 1sten Woche den Rapport am Sontage wie gewöhnlich nach Weimar. Die Mitglieder der Gesellschaft, welche das Schauspielhaus besuchen wollen, können mit Verschonung der Gallerie / Loge, der hinteren Plätze des ersten Parterre, die Kinder aber des 2ten Parterre sich bedienen. Deren Domestiken werden, in der 2ten Woche gänzlich und wenn das Auditorium zahlreich ist, zurück gewiesen, im entgegen gesetzten Falle aber in das 3te Parterre gelaßen. Weimar den 14ten August 1794.
8 Das 10 1Zwölf 22 Billet|e|ur 26 ⎤ sich⎤ 27 Dieeren 27 ⎤ in der 2ten Woche gänzlich und⎤
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A 19. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen 13. und 20. August 1794〉 Sie sehen aus beyliegendem, werther Freund, welches Gesuch Herder an mich bringt, auf welchem Wege glauben Sie wohl daß dem an Leib und Beutel Krancken Seidler geholfen werden könne? G.
A 20. An Carl Wilhelm Heinrich von Lyncker Ettersburg, 27. August 1794. Mittwoch 〈Konzept〉 5
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Pp. ersehen aus der Beylage und werden leider aus dem schon gnugsam wißen was für ein unangenehmer Handel sich zwischen dem Schauspieler Benda und dem Theaterschneider Schütz erhoben. Da nun die Sache weder untersucht noch ungeahndet bleiben kann; so ersuche ich Dieselben, in meinem Nahmen, eine dortige Gerichtsstelle zu ersuchen: diesen Vorgang in Untersuchung zu nehmen und die deßhalb zu verhandlenden Acten gefällig an mich einzusenden. Pp. werden mich durch diese Gefälligkeit aufs neue verbinden. Darf ich bitten mich den gnädigsten Herrschaften unterthänigst zu empfehlen? Ich habe nicht ermangelt, auf den mir geschehenen Antrag, die Aufführung des Don Juan so gleich zu genehmigen, ich wünsche nur daß sie gut aus fallen möge. Pp. Ettersburg den 27 Augl. 1794. Göthe.
A 21. An Heinrich Vohs und Carl Willms Weimar, 27. August 1794. Mittwoch 〈Konzept〉 Die Regie des Weimarischen, gegenwärtig in Rudolstadt befindlichen Theaters erhält hiermit den Auftrag dem Theaterschneider, Schü〈tz〉 so gleich die Garderobe abzunehmen, ihn von seiner Funcktion zu suspendiren und seine Arbeiten bis zu ausgemachter Sache durch jemand anders
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provisorisch verrichten zu lassen; auch ihm zugleich anzudeuten: dass er sich vor einer Rudolstädtl: Gerichtsstelle, welche ihm deßhalb eine Citation zu gehen lassen wird, ohngesäumt zu stellen habe. Weimar den 27.sten Augl: 1794. JWvGoethe
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A 22. An Vincent Weyrauch Weimar, 27. August 1794. Mittwoch 〈Konzept〉 Auf Ihr an mich erlassnes zutrauliches Schreiben kann ich Ihnen, mein lieber Hl Weyrauch, mit eben der Offenheit sogleich antworten. Sie wissen daß ich Sie und Ihre Frau ungern verlohr, sowohl weil ich uns den Genuß Ihrer Talente ungern entzogen sah, als weil eine neue Einrichtung des Personals viel Unbequemlichkeiten verursacht. Nun sind zwar Ihre und Ihrer Frauen Fächer, wieder besetzt, allein ich habe längst gewünscht mehrere gute Schauspieler auf unserm Theater neben einander zu sehen. Denn wie manche Opern müssen aus Mangel eines vollständigen Personals zurückbleiben und wie sehr muß das Publicum durch die Unpäßlichkeit eines Schauspielers leiden wenn er mit Rollen überhäuft und / gar keine Abwechslung möglich ist. Diese Betrachtungen erhalten bey mir ein noch weit größeres Gewicht durch die Vorsprache unserer gnädigsten Herzoginn und ich nehme Ihr Anerbieten mit Vergnügen an und engagiere Sie beyderseit auf die ehmaligen Bedingungen auf drey Jahre von Michaelis an, in der Voraussetzung daß Sie meiner Einsicht und meinem, gewiss immer billigen, Ermessen anheim geben Ihre und Ihrer Frauen Talente nach der jedesmaligen Lage der Gesellschaft in Thätigkeit zu setzen. Ich mache wegen einiger einzustudierenden Opern sogleich meine Einrichtung auf Ihre Ankunft, welche mit Michael um so leichter erfolgen kann als Hl. Wilms mit einer hiesigen Kutsche um jene Zeit dort
9 ⎤ uns⎤ mir und dem Publico den 11 ⎤ wieder⎤ insofern besetzt durch Hl Gatto und Mad Weber besetzt, 13 oOpern 14 ⎡das⎤ 17–18 ⎤ Diese Betrachtungen erhalten 〈…〉 gnädigsten Herzoginn und⎤ 18 Iich 18 daher ⎡(gleich⎤ Ihr 19 ⎤ beyderseit⎤ 19–20 vorigen ⎡ehmaligen⎤ 20 zwey ⎡drey⎤ 20 an|,| und mache in 22 von Ihren und Ihrer Frauen Talenten 22 gegenwärtigen ⎡jedesmaligen⎤ 23 den besten Gebrauch zu machen⎤ in Thätigkeit zu setzen.⎤ 25 ausf
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eintreffen wird, worüber Sie Sich mit Hl. Hofk. Kirms am besten berathen werden. Ich wünsche daß der zweyte Aufenthalt in W. Ihnen beyderseits alle die Zufriedenheit gewähren möge die ich mit meinem besten / Willen nicht immer denen die unter meiner Direcktion stehen verschaffen kann. W. dl. 27 Aug 1794 G
A 23. An Heinrich Vohs und Carl Willms Weimar, 7. September 1794. Sonntag 〈Konzept〉
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Aus den eingesendeten Ackten des kommittirten F. Rudolstadtil-Amtes ist zu ersehen gewesen: daß der Theater Schneider Schütz sich gröblich vergangen habe, deßwegen die Oberdirecktion ihn von seinem bißherigen Platze zu removiren und ihn von dem Theater zu entfernen beschlossen hat; welches ihm sogleich durch die Regie bekannt zu machen ist. Da aber zugleich die Ackten besagen: daß der Schauspieler H Benda durch eine unanständige Selbstrache und der Schauspieler H Müller durch Anreizen und Aufhetzen, bey dieser Gelegenheit, sich nicht minder vergangen; so wird denselben solche Ungebühr hiermit ernstlich verwiesen und zugleich erklärt: / daß kein Schauspieler künftig, der sich selbst, durch Worte oder Thätligkeiten, Recht zu verschaffen sucht, an irgend eine weitere Genugthuung Anspruch zu machen habe, Vielmehr wird die Oberdirecktion, in solchen Fällen |:wie es ohnehin Rechtens ist:| einem Satisfacktionsgesuche keine Statt geben. Gegenwartiges hat die Regie bey der Gesellschaft zu ihrer Nachachtung circuliren zu lassen. Weimar dl. 7 Sept 1794.
1 Hofrk. 1 d× am 5 kann, (Komma gestr.). und daß Sie mit unter diejenigen gehoren mögen welche ich b auf längere Zeit bey uns zu sehen hoffe. Leben Sie indessen recht wohl. × U und daß Sie nach geendigter Contrackt Zeit 9 Schüzneider 12 mache|n| 17 Schauspieler kein Schauspieler künftig 19 aAnspruch 20 denselben mit seinem 22 Gebgenwartiges
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A 24. An Vincent Weyrauch 〈Konzept〉
〈Weimar, 8. September 1794. Montag〉
Als ich Ihnen, mein l. Hl. Weyrauch, die vorigen Bedingungen anbot; so konnte ich keine andern verstehen, als die, unter denen Sie schon bey uns gewesen. Allein auch dieses soll uns nicht aufhalten, ich gestehe Ihnen vielmehr hiermit 16 rh wöchentliche Gage und Einen Thaler für alle und jede Garderobe Ihrer Frauen zu, welcher Thaler jedoch vierteljährig bezahlt und verrechnet wird. Auch soll es mir nicht darauf ankommen den Betrag noch eines wöchentlichen Thalers, da ich mich Ihres guten Willens und Ihres Eifers zum besten des Schauspiels auf alle Weise versehe, am Ende jeden Jahres, von dem Vorschuß den Sie zu erwarten scheinen abrechnen zu lassen. Ich hoffe daß Sie nun auch von Ihrer Seite den / gethanen Antrag und übernommne Verpflichtung zur gehörigen Zeit realisiren werden. Ich wünsche indessen wohl zu leben.
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A 25. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 24. September 1794. Mittwoch 〈Druck〉 Ew. Wohlgeb. erhalten hierbey die Rechnung über Einnahme und Ausgabe bey dem neuen botanischen Institut in dem Fürstengarten zu Jena, auf die Zeit von Ostern bis Johanni 1794 wieder zurück. Sie ist ajüstirt und nach der Form eingerichtet worden, die bey hiesigen Rechnungsgeschäften gebräuchlich ist und wie sie künftig Serenissimo vorgelegt werden kann. Wollten Ew. Wohlgeb. nunmehr die aufgestellten Monita theils beseitigen, theils beantworten und mir sodann die unterschriebene Rechnung zurückschicken, wie auch nach diesem Formular die nächste Rechnung auf das Quartal Michael, nicht weniger die künftigen, einrichten, so würde denn auch von dieser Seite das Geschäft einen ununterbrochenen regelmäßigen Fortgang haben. Wir freuen uns nächstens zu hören, wie weit Sie bisher gekommen, und ich hoffe, mich zu der Zeit der Weinlese persönlich nach Ihrem Befinden zu erkundigen. Ich wünsche Ihnen Glück, daß Sie auch nunmehr Ihren Namen an dem botanischen Sternhimmel angezeichnet sehen; ein bescheidenes Verdienst, wie das Ihrige, wird gewiß und gern anerkannt, und ich zweifle nicht, daß 4 Garde für die alle 5 ⎡Thaler⎤ 8 wWeise
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Sie sich noch auf mehr als eine Weise des Genusses Ihres ausgebreiteten und anhaltenden Fleißes erfreuen werden. Ich wünsche indessen recht wohl zu leben. Weimar den 24. Septbr. 1794. Goethe.
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A 26. An Heinrich Vohs Weimar, 8. Oktober 1794. Mittwoch 〈Konzept〉
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Es ist künftig auf das genauste zu beobachten: daß der Vorhang sogleich nach geendigter Symphonie in die Höhe gehe. Sodann ist mit denen H. Conzertmster Kranz und Göpfert die Ubereinkunft zu treffen, was für Musick und von welcher Länge sie zu den Zwischenackten nöthig ist. Denn es darf künftig auch zwischen den Ackten die Musick nicht aufhören biß der Vorhang in die Höhe gehn kann. Die sämmtlichen Schauspieler sind davon zu benachrichtigen und bey Umkleidungen die gehörige Rücksicht zu nehmen. W. dl. 8 Octbr. 1794.
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Nach der von Ew Wohlgebl abermals gethanen Vorstellung, nach der gleichfalls von der Gesellschaft eingelaufenen Vorbitte, will ich zwar Schützen für diesmal wieder aufnehmen. Allein da ich fest entschlossen bin keine unbestimmte und allgemeine Beschwerden wieder anzuhören, die bestimmten und besondern aber gleich zur Untersuchung zu bringen, zu bestrafen, oder zu beseitigen; so ersuche ich Ew Wohlgebl: die Garderobe Sache sogleich ins Reine zu bringen, was Schütz zu thun und zu lassen hat, was der Regisseur und was die Ackteurs zu beobachten haben, in einen Aufsatz zu bringen, damit solches jedem bekannt gemacht und in einzelnen Fällen darnach geurtheilt werden könne. W. dl. 16 Octbr 1794 G
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A 28. An Johann Jacob Griesbach Weimar, 18. Oktober 1794. Samstag 〈Konzept〉 Hochwürdiger pp. Soviel ich bisher vernommen, ist die durch den aufgeschütteten Damm bezweckte Unterstützung der Stadt-Mauer nun völlig zu Stande gebracht, und möchte nun wohl bey der bewirckten ansehnl Ersparniss, sowohl, das von dem Zimmermann anfangs hergestellte Gerüste, worüber ich den schon vormals bey mir eingereichten Zettel beylege, als auch die Auslagen des Landkommissair Schäfers, aus der Caisse welcher die Reparatur der Stadtmauer obgelegen, nun mehr zu erstatten und zu bezahlen seyn, welches Ew Hochwürden gefällig zu verordnen ersuc〈he〉 / Auch macht sich, eine Reparatur an der Accouchierhaussbrücke gegenwärtig nothwendig, und ich gebe anheim, ob man nicht auch zur Ersparung derselben, sogleich einen Damm auf der Stelle hinüber führen solle? Deßhalb Ew Hochwürdl Gesinnungen zu vernehmen, das allenfals nöthige zu besorgen und auch, wegen einer vieleicht eintretenden Reparatur an der Röhrenfahrt mit dem Rentbeamten und Röhrenmeister sich zu besprechen, habe den Uberbringer dieses Briefes den Conducteur Goetze abgesendet, welchem Ihre Gesinnungen zu eröffnen und weitere Befehle zu ertheilen hiermit ergebenst ersuche. / Sollte in Wasserbaugeschäften auch etwas zu erinnern seyn, so würden Ew Hochwürdl es demselben gleichfals zu bemercken di Güte haben. Der ich mich zu geneigtem Andencken empfehle. W. dl. 18. O. 94 G
2 vernommen, so ist 3 uUnterstützung 3 ⎤ Stadt-⎤ Mauer 3 sStande 4 bewüirckten 5 ⎡anfangs⎤ G 6 ×bey 7 Landkommißssair 10 hat ⎡macht⎤ 13 Ssolle 14 Desßhalb (Einrückung durch Winkelhaken markiert) 15 eintretet ⎡nd⎤en G 18 iIhre 20 sSollte 21 HEw 21 denmselben 22 mich denenselben zu 22 E ⎡e⎤mpfehle
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A 29. An Franz Kirms Weimar, 27. Oktober 1794. Montag
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Durch die von Ew Wohlgebl mir eingesendete Registratur ist zwar das factum quaest. möglichst ins Klare gesetzt, doch wünschte ich noch bestimmt zu wissen: ob Sie Mlle Rudorf seit dem Jahrmarckts Mittwoch, welches der 15 Octbr war, nochmals über das Freybillet gesprochen, und was allenfalls darüber für Worte gewechselt worden? Weimar dl. 27 Octbr 1794. JWvGoethe
A 30. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 26. November 1794. Mittwoch 〈Druck〉
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Ew. Wohlgeb. erhalten hierbey die Rechnung von Joh. bis Michael nebst den Beylagen und Monitis. Sobald diese berichtigt sind, können beyde Rechnungen abgeschlossen und Ew. Wohlgeb. darüber quittirt werden. Ich wünsche guten Fortgang in den botanischen Geschäften und bey allen übrigen Unternehmungen. Weimar den 26. Nov. 1794.
A 31. An Jacob Friedrich von Fritsch 〈Weimar〉, 5. Dezember 1794. Freitag
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Ew Exzell erlauben daß ich denenselben einen guten und brauchbaren Menschen, der sich Schuhmann nennt, von hier gebürtig ist und sich um die Stelle eines Kriegskanzelisten bewirbt, hierdurch gehorsamst empfehle. Sollte sich kein würdiger Subjeckt finden, so würde in ihm, soviel ich ihn seit mehreren Jahren kennen gelernt, ein wohlgesitteter und fleißiger Mann angestellt. Mit Bitte meine Freyheit zu verzeihen unterzeichne ich mich verehrend Ew Exzell dl. 5 Dec 1794. ganz gehorsamsten Goethe
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A 32. An Franz Kirms 〈Weimar, 26. oder 27. Dezember 1794?〉 Der Schneider hat zu besorgen: 1.) Die Pfoten der Affen dürfen nicht so schlottern. 2) Es müssen noch ein paar weiße Bärte angeschaft werden. 3) Die Schuhe der Priester müssen überein seyn und kein schwarzer sich darunter befinden 4) Es ist sobald als möglich ein Schwanz für Papageno zu machen nach den Farben des Kleids, dazu muß er die Federn färben lassen und das Gerippe aus schwankenden Fischbein machen. Hierüber hat er noch von mir weitere Auskunftzu erhalten, und Sonntags früh bey mir anzufragen. / Für heute muß der Pfauenschweif des Papageno so viel als möglich wieder in Ordnung gebracht werden. 5.) Wegen des Kleids des Herrn Müllers und seiner Halbstiefeln wird auch noch einiges bemerkt werden, ingleichen wegen des Papagena Kleides. 6) Wie sieht es mit dem weißen Kleid aus, das für Tamina in der letzten Scene bestimmt war?
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A 33. An Carl Friedrich Malcolmi Weimar, 30. Dezember 1794. Dienstag 〈Druck〉 Von Seiten fürstl. Theater-Direction wird Herrn Malcolmi und seiner Frauen ein dreyjähriger Contrakt von Ostern 1795 zugestanden, und zwar unter den bisherigen Bedingungen. Zugleich wird dessen ältesten, gegenwärtig hier befindlichen Tochter, auf gleichmäßige Zeit, eine wöchentliche Gage von 2 Thlr. sage Zwey Thaler verwilligt. Weimar am 30. Dezember 1794. J. W. v. Goethe.
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Abb. 25: Aufführung von Mozarts „Zauberflöte“ Aquarell von Georg Melchior Kraus
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A 34. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 7. Januar 1795. Freitag 〈Druck〉 Ew. Wohlgeb. erhalten hierbey die wenigen Monita über die eingesandte Quartals Rechnung. Wegen der Mistbeete soll nächstens das nöthige besorgt werden. Die übersandte Druckschrift hat unsern völligen Beyfall; so wie alles was Ew. Wohlgeb. sonst veranstaltet haben. Die Pflanzen Kupfer habe zu rechter Zeit erhalten, und werde bald das Vergnügen haben Sie in Jena zu besuchen, unter dessen ich wohl zu leben wünsche. Weimar d. 7. Jenner 95.
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A 35. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 9. Februar 1795. Montag〉 〈Konzept〉 Hierbey übersende die mir zugekommenen Acten. Die Erklärung Wendels Fol. 7. aus eignen Mitteln eine kleine Gieserey anzulegen, kann ich mit dem großen Plane Moritzens Fol. 11 nicht zusammenreimen. Durch die Fragen und Antworten Fol. 9. und durch die allgemeinen Anmerkungen Fol. 10. scheint mir die Sache keinesweges so präparirt, daß man sie übersehen könne. Ich habe daher beyliegende Fragen aufgesetzt, die wir uns zum Theil selbst beantworten können; die wir aber, dächt ich, sogleich durch einen Boten an den Bergrath schickten, damit er uns die nöthigen Erläuterungen gebe. / Die 31, 32 und 33 Fragen sind die wichtigsten; vielleicht fallen Ew. Hochwohlgebl. noch einige bey, welche ich an ihren Platz zu inseriren bitte. Allenfalls könnte man Götzen zu Pferde hinauf schicken, ihn mündlich noch umständlicher instruiren und dadurch in der Geschwindigkeit sowohl des Bergraths, als des Bergmeisters und des Rentbeamten Kenntnisse benutzen, und in einigen Tagen wieder Nachricht haben. Denn sollte Herr Wendel, wie Moritz vermuthet, diese Woche kommen, so wäre man keinesweges vorbereitet um nur auf irgend eine Weise seine Vorschläge beurtheilen zu können.
10 dDie 17 gäebe 18 geben ⎡fallen⎤ G 20 ihmn (letzter Bogen gestr.) 24 vermutghet
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Sind Ew. Hochwohlgebl. meiner Meynung, so will / ich Götzen noch heute früh abfertigen, da er denn noch etwa bis Stadtilm reiten kann. Wir können nicht deutlich und methodisch genug in dieser Sache zu Werke gehen 5
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A 36. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 18. Februar 1795. Mittwoch 〈Druck〉
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Ew. Wohlgeb. erhalten hierbey die resolvirten Monita. Zu den acht Mistbeetskasten haben wir den Anschlag machen lassen, und dieselben würden 67 rh. kosten. Da nun unsere Casse gegenwärtig nicht im Stande ist eine solche Ausgabe zu tragen, so würden wir von Seiten der Commission nur allenfalls vier Stück herstellen können, und es fragte sich in diesem Falle ob die größern oder kleinern nothwendiger wären. Sollten aber Ew. Wohlgeb. nach Ihrer vorjährigen Erfahrung Ihren Etat aufs gegenwärtige Jahr formiren und würde sich daraus ergeben, daß Sie die andere Hälfte des Aufwandes aus Ihrer Casse tragen könnten, so würde kein Hinderniß seyn, daß die sämmtlichen verlangten Kasten gefertigt würden. Da nun die Zeit wo solche nöthig werden, herannaht, so werden Ew. Wohlgeb. mir aufs baldigste Ihr Gutachten darüber zu erkennen geben. Der ich die Ehre habe mich zu unterzeichnen Weimar Ew.Wohlgeb. den 18. Febr. 1795.
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A 37. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 15. März 1795. Sonntag 〈Druck〉 Ew. Wohlgeb. erhalten hierbey die Ein Hundert Thaler welche Ostern für das Institut fällig sind. Die Treibekasten werden nun auch besorgt seyn. Was den Gärtner Diezel betrifft, so hat Fürstl. Commission kein Bedenken, demselben, da Ew. Wohlgeb. mit ihm zufrieden sind, auf unbestimmte Zeit, die Sorge des neuen botanischen Gartens unter Ihrer Aufsicht wie bißher zu überlassen; doch möchte derselbe, was seine Verbesserung betrifft, vorerst zur Ruhe zu verweisen seyn, indem nur eine Reihe von Jahren uns überzeugen kann, daß wir mit dem sehr mäßigen ausgesetzten Quanto den vorgesteckten Zweck zu erreichen im Stande seyen. Ich wünsche Ew. Wohlgeb. bald eine recht gute Jahrszeit um in Ihrem Geschäft die erwünschten Fortschritte machen zu können. Weimar den 15. März 1795.
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A 38. An Ernst Christian Wilhelm Ackermann Weimar, 27. März 1795. Freitag 〈Konzept〉 Ew. Wohlgebl. überbringt Herr von Wendel diesen Brief. Er ist aus dem Luxenburgischen und hat sich nach mancherley Schicksalen nach Weimar gewendet. Da er in den Feuerarbeiten, nach der neuen Methode, sehr erfahren ist, wobey besonders auch Steinkohlen angewendet werden können; so haben Serenissimus die Absicht, daß er in Ilmenau einen dergleichen Ofen anlegen und Versuche machen solle, die uns sowohl im Ganzen als auch besonders bey dem Bergwerke zu statten kommen werden. Empfangen Sie Herrn von Wendel nach Ihrer gewohnten Gefälligkeit und gehn Sie ihm bey seiner ersten Einrichtung mit gutem Rathe an die Hand. Ich werde wahrscheinlich selbst bald hinauf kommen, und wünsche Sie alsdann in guter Gesundheit anzutreffen. Weimar den 27. März 1795. 22 ihnm
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AMTLICHES 39–42
A 39. An Johann Gottfried Schreiber Weimar, 27. März 1795. Freitag 〈Konzept〉
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Ueberbringer dieses ist Herr von Wendel, der nach Serenissimi Absicht in Ilmenau verschiedene Versuche von Feuerarbeit machen wird, wozu, nach einer neuen Vorrichtung, Steinkohlen genutzt werden können. Führen Sie ihn zuerst in das Steinkohlenwerk / und lassen ihn die verschiedenen Sorten von Kohlen sehen wie Sie sie ausfertigen können und wie sie nachher in das Magazin gebracht werden, damit er sich mit ihrer Natur bekannt mache, besonders wird die Frage seyn, ob er Steinkohlen in etwas größeren Stücken erhalten kann, da der Staub zu seinen Arbeiten nicht wohl dienlich ist. Ich werde bald selbst nach Ilmenau kommen und alsdenn das Weitere mit Ihnen besprechen, und wünsche bald zu hören, daß das Flöz wieder gewältigt sey. Weimar den 27. März 1795.
A 40. An Johann Carl Wilhelm Voigt 〈Weimar, 27. März 1795. Freitag〉 〈Konzept〉 15
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Ew. Wohlgebl. erhalten diesen Brief durch Herrn von Wendel, der sich in Ilmenau einige Zeit aufhalten wird, um verschiedene Feuerarbeiten nach der neuen Methode mit Steinkohlen zu versuchen. Da man, so bald ein Platz wird ausgemacht seyn, sogleich zur Erbauung des Ofens schreiten will; so haben Sie die Güte, die nothwendigen Vorbereitungen wegen den Bruchsteinen zu machen. Auch sind dazu feuerfeste Backsteine nöthig, welche aus derselben Masse, woraus die Tiegel der Glasfabrik gefertigt werden, so viel ich einsehe, zu bereiten sind. Lassen Sie sich hierüber vom Herrn von Wendel die nöthige Auskunft geben, und helfen ihm bey diesen Vorbereitungen, so viel an Ihnen ist. Geben Sie mir bald von dem was geschieht einige Nachricht, denn zu Auferbau/ung des Ofens werde ich wohl selbst hinauf kommen und den Baumeister Steiner mitbringen, wenn Sie nicht glauben daß wir mit den Leuten die wir oben haben, fertig wer-
6 Ihrer Art ⎡ihrer Natur⎤ G 23 ihnm
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den können. Ich hoffe die Gegenwart des Herrn von Wendel soll uns über manche chemische Arbeiten aufklären, und uns auch bey unserm Bleyschmelzen von guten Nutzen seyn. Leben Sie recht wohl und machen Sie, daß wir von der Gewältigung bald hören.
A 41. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, Ende März 1795?〉 Die verschiednen Bergwercks u Steuer Sachen übersende hiebey zu gefälliger Reponirung. Wahrscheinl. sind die Hl. Commissarii noch in Jena ich werde daher in den Baren einkehren. Leben Sie recht wohl. Käme von Berlin etwas wären Sie ja wohl so gütig mir ein Wort anzuzeigen.
G.
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A 42. An Christian Gottlob Voigt Jena, 7. April 1795. Dienstag Pro Voto.
Bey den beyden Briefen, die hier beyliegen, finde ich folgendes zu bemerken. 1.) Was den Platz zu dem Ofen betrifft, wozu man einen Theil des Hüttenplatzes nehmen will, könnte der Vorschlag approbiert werden, mit der Bedingung, daß die Anlage auf die Art geschehe, um alle Connexionen und Collisionen bey den künftigen Hüttenarbeiten des Bergwerks zu vermeiden. 2.) Was so wohl die Backsteine als die nöthigen Materialien zum Ofen und einer kleinen darüber aufzuführenden Hütte, nicht weniger zu einem allenfalsigen Verschlag, betrift, könnte man zu deren Anschaffung den Bergrath autorisiren, und zugleich dem Rentcommissair Herzog die Zahlung von etwa funfzig Thaler zu diesem Behuf gegen Quittung des Bergraths /
1 Herr|n| 1 Welndel 8 ×ja 14 denm (letzter Bogen erg.) 20 ⎤ darüber⎤ darauf∩zuführenden
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aufgeben, welche als dann eingerechnet und bey uns nun wieder produziert werden kann. 3.) Obgleich noch wenig vorbereitet scheint, und besonders die Backsteine noch nicht fertig seyn können; so dringt doch Herr von Wendel auf den Anfang des Baues. Ich dächte man schickte etwa zu Ende dieser Woche den Baumeister Steiner hinauf, mit der Ordre, zu einem dergleichen Ofen und kleinen Gebäude das Kunstmäßige mit möglichster Menage anzugeben. Wenigstens kann der Grund gelegt und heraus geschlagen, die Zulage gemacht und was sonst nöthig wäre vorbereitet werden, und der Baumeister müßte selbst beurtheilen, wie lange die Arbeit dauern könnte und ob sein Auffenthalt bis ans Ende derselben eben nöthig wäre. Auf diese Weise beruhigt man Wendeln und / zeigt seine Bereitwilligkeit. 4) Nach der Erfurter Eisenauction haben Sie wohl die Güte sich zu erkundigen. Nur müßte sich Wendel deutlich erklären, ob man für ihn daselbst etwas erstehen solle, um so mehr, da er mir selbst gesagt hat, daß er daselbst einen Commissionair habe. Könnten Sie mir hierüber mit den rückkehrenden Botenweibern Ihre Gedanken eröffnen; so würde ich in diesem Sinne an den Bergrath und Wendeln schreiben, und Ihnen die Briefe zuschicken, die man vielleicht dem Baumeister selbst mitgeben könnte. An Herzog hätten Sie die Güte das Nöthige zu besorgen. Auch würden Sie, wenn Sie mit mir einstimmig sind, vielleicht Gelegenheit haben, dem Bergrath vorläufige Nachricht zu geben, damit er sobald als möglich die Coburger- und Martin/röder-Erde auf die Ziegelhütte anfahren lasse. s m.
Jena den 7ten Aprill 1795.
G
A 43. An Christian Gottlob Voigt Jena, 9. April 1795. Donnerstag 30
Hier, mein bester Geh. Rath, die beyden Briefe, es wird nicht nöthig seyn sie zu kopiren, ich habe unter die Vota angemerckt: daß ihnen gemäß die Briefe erlassen sind. Die Ilmenauer Briefe sowohl als die Vota haben Sie die Güte zu den Acten zu legen. 1 nur n 6 einenm
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Steinert wird das Modell mitnehmen es kann bey mir abgefordert werden, es steht in der Bibliotheck. Bey dem kleinen Geschäfte das ich hier treibe habe ich bedauerlich zu bemercken: daß es im Kleinen wie im Großen geht. F o l g e! das einzige wodurch alles gemacht wird, und ohne das nichts gemacht werden kann, warum läßt sie sich so selten halten! Warum so wenig durch sich selbst und andre hervorbringen. Ihre Bemühungen, werther Freund, sind mir daher immer so schätzbar, weil Sie auch ins einzelne eine Verbindung zu / bringen und eine lange Reihe von Geschaften mit Geduld auszuführen wissen. Recht herzlich freu ich mich daß Ihr Sohn so gut einschlägt und Ihrer Sorge so antwortet. Leben Sie recht wohl. Wir wollen den innern Frieden der höher ist als alles Kriegs und Friedens Gewäsche zu erhalten suchen und uns der Gesinnungen die uns verbinden freuen. Jena dl. 9 Apr 1795 G
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A 44. An Christian Gottlob Voigt Jena, 11. April 1795. Samstag 〈Druck〉 Vent wird sich die Freyheit nehmen die Spritzensache bey Ihnen in Erinnerung zu bringen und umständlich die Verlegenheit vorlegen in der er sich befindet. Haben Sie die Güte diesen braven Mann, der gern so grad geht, auf den graden und sichern Weg zu helfen. Auch wird er wegen eines Druckwerks Vortrag thun das ich in den botanischen Garten wünsche. Das Wasser ist nun darin, aber es herum und besonders auf die Höhe zu schleppen ist höchst mühsam und kostspielig. Ein wohlfeil Druckwerk ist zu haben und wir können es nach und nach bezahlen. Die ganze Einrichtung kann etwa 100 Thlr. kommen. Wenn Sie beystimmen, so schafft er es gleich herüber und ich lasse in meiner Gegenwart noch alles einrichten. Leben Sie recht wohl, und ist es möglich; so besuchen Sie mich. Jena den 11. April 1795. G.
1 ×Modell 11 i×ch 13 al|le|s
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AMTLICHES 45–48
A 45. An Johann Daniel Binder Jena, 12. April 1795. Sonntag 〈Konzept〉
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Da man bey dem, dieses Jahr nothwendig vorzunehmenden Wasserbau die auf den herrschaftlichen Wiesen schon geschlagenen Weiden nicht entbehren kann, so wird der Hl. Rentkommissair Binder hierdurch ersucht gegen eine billige Taxe solche zu überlassen, und die Deputate wozu sie, wie man hört, bestimmt sind, anderwärts abreichen zu lassen. Jena dl. 12ten Apr. 1795. G.
A 46. An Johann Christoph Gottlob Vent Jena, 17. April 1795. Freitag 〈Konzept〉
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Ich vernehme, daß der Rentsekretair Binder zu Dornburg die nahe an der Saale geschlagenen Weiden, ungeachtet meiner an ihn erlassenen Verordnung, abfahren lassen. Sie erhalten daher den Auftrag ihn zu befragen: ob er gedachte Verordnung Sonntags den 12 d. M. erhalten, und warum er ohngeachtet derselben die Weiden abfahren lassen? worauf Sie mir seine Erklärung sogleich berichten und dabey Nachricht geben werden, wie es gegenwärtig mit dem Wasserbau bey Dornburg steht. Jena den 17ten Aprill 1795.
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A 47. An Christian Gottlob Voigt Jena, 20. April 1795. Montag 〈Konzept〉
P. V. Was das schon acquirirte Hammerdrittel betrift, bin ich völlig Ihrer Meynung. Fleischhack wäre abschläglich zu bescheiden: Man ließe durch Blumröder das Kohlenwesen besorgen, und wenn der übrige Hammerankauf bis Johannis nicht zu Stande käme, ließe man zu einem Drittel schmieden. Wollten Sie nur das Nächstnothwendige an den Bergrath gelangen lassen, zu Anfang Juny werde ich ohnedieß oben seyn, und wir können indessen das Räthliche überlegen. Ich dächte Sie autorisirten indessen Herzogen die 25 Thaler an den Bergrath bezahlt, um sie einzurechnen. Serenissimus haben mir mündlich alles was zu dieser Sache dienlich sey, zu thun befohlen und mich in Geldsachen hiezu zu vertreten zugesagt. Jena, den 20 Aprill 1795. G
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A 48. An Christian Gottlob Voigt Jena, 20. April 1795. Montag 〈Konzept〉 Pro Voto.
Bey den Anstalten des Bergraths weis ich nichts zu erinnern, vielmehr haben sie meinen völligen Beyfall. Herr von Wendel, wenn er nicht nach Frankreich zurück kann, wird sich ja wohl gefallen lassen sein Quecksilber mit dem deutschen Metalle zu amalgamiren. Daß er einen Theil Holzkohlen anwenden will, gefällt mir ganz und gar nicht; ich habe einen Vorschlag, ihm die Steinkohlen wohlfeiler anzubieten: denn es ist ganz einerley wo man etwas zuschießt, nur um zu sehen wie es eigentlich mit ihn bestellt ist. Doch davon ist noch Zeit sich zu besprechen. 2 Hammertdrittel 22 ama×lgamiren 24 ihnm (letzter Bogen erg.)
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AMTLICHES 49–52
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Wollten Sie gelegentlich dem Bergrath meine Zufriedenheit zu erkennen geben, und ihn anweisen, künftig conjunctim an uns zu schreiben? Jena den 20t Aprill 1795.
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Nachschrift / Wollten Sie nicht dem Baumeister Steinert befehlen, daß er über seine ilmenauer Expedition, wenn es nicht schon geschehen ist, einen Bericht abstatte? G
A 49. An Christian Gottlob Voigt Jena, 22. April 1795. Mittwoch
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Wollten Sie die Güte haben Auf beykommende Quittung zweyhundert Thaler an mich herüberzahlen zu lassen. Das Geschäft geht ganz gut, und da ich täglich zweymal die Arbeit besehe; so komme ich auch immer zu mehrerer Klarheit was zu machen ist und hoffe immer mehr mit wenigerm Aufwand zu leisten. Leben Sie recht wohl und lieben mich G Jena dl. 22ten Apr 1795.
A 50. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, März oder April 1795?〉 20
Der Weg an den G. D. Hofmann war der richtige und scheint auch zum Zweck geführt zu haben. Wollten Sie mit Herzog über das Local so einer kleinen Hütte im allgemeinen sprechen und die Wiese in petto behalten auch verhindern daß sie vorerst nicht verpachtet wird.
1 denm (letzter Bogen erg.) 23 das die
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Ich dächte zur Zeit wenn man droben zu bauen anfangen kann, machten wir uns brevi manu hinauf. Wären bey Gründung des Waschwercks gegenwärtig, sähen einmal recht in die Sachen hinein, installirten Wendel / indem wir Seideln mit nähmen brächten wir ihn noch näher heran und was alles aus einer solchen Expedition gutes folgen könnte.
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G
A 51. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 5. Mai 1795. Dienstag 〈Druck〉 Ew. Wohlgebohrn erhalten gegenwärtiges durch den Hofgärtner Dietrich, welcher zugleich 41 Pflanzen überbringt, mit welchen Serenissimus dem botanischen Garten ein Geschenk machen. Sie werden sich mit uns erfreuen, daß Durchlaucht der Herzog einen so lebhaften Antheil an dem Fortgange des Instituts nehmen, und besonders Sorge tragen, daß die Juniperus- und Pinus-Arten beym Verpflanzen auf das Beste besorgt werden. Ich habe das Vergnügen Sie bald wieder zu sehen. Weimar den 5. May 1795.
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A 52. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, Anfang Juni 1795〉 〈Konzept〉 Unterthänigstes ProMemoria. Ew. Durchlaucht haben gnädigst befohlen, daß ich über einige, die Jenail. Disciplin betreffende Puncte mein unmaßgebliches Gutachten abgeben solle, welches ich hiemit, jedoch unter anhoffender Erlaubniß, nur in ganz kurzen Sätzen, unterthänigst bewirke.
21 ⎡mein⎤ 21 unmaßebgebliches
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AMTLICHES 53
Zu allem was den Anschein einer temporairen oder fortdauernden Dictatur hat, als Verlängerung eines Prorectorats, die Anstellung eines Iustitiarii, oder eines Canzlers würde ich niemals rathen, da man zu bedenken hat, 5
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daß, wenn es auch möglich wäre, das vollkommenste Individuum zu so einem Amte zu finden, doch der Widerstand unbezwing/lich bleiben und die Gegenwirkung sehr viel unangenehme Scenen hervorbringen würde, worüber die Bemerkungen Fol. 21. umständlicher handeln. Dagegen hoffe ich daß nachstehende drey in einander greifende Vorschläge manches Gute bewirken konnten. Man gebe dem Commendanten der Stadt die Sorge für die äußere Ruhe und Sicherheit derselben; er habe die Pflicht, jeden Auflauf, jede Zusammen-Rottirung auseinander zu treiben oder sich der Urheber zu bemächtigen, ohne daß der Prorector, eine Tumultcommission oder auch nur ein Pedell dabey concurrire: Wer von den Ruhestöhrern auf diese Weise eingefangen / wird, werde sodann an seine ordentliche Obrigkeit übergeben. Hiermit trifft die Grunerische Ueberzeugung Fol. 29 vollkommen überein. Betrifft es einen Studenten, so gebe man dem Syndicus die Pflicht und Befugniß die Untersuchung aufs genauste zu instruiren und zu führen, damit man etwas juristisch Zusammenhängendes und Legales über den Vorfall erhalte, und nicht, wie es gewöhnlich zu geschehen pflegt, dem Schuldigen so viel Schlupfwinkel offen bleiben. Da man aber auch dem ungeachtet sehr oft nur die Ueberführung bis zum Purgatorio wird treiben können, so mache man das Gesetz, daß derjenige, der bis zum Purgatorio gravirt ist, ohne / weitere Sentenz die Stadt zu verlassen habe. Schon jetzt wird das sogenannte deutsche Consilium abeundi gegen verdächtige aber nicht überführte Personen gebraucht; nur künftighin würde es durch das Gesetz selbst dictirt und es brauchte keine Richter. Da das Recht schädliche, obgleich eines Verbrechens nicht völlig überwiesene Menschen aus der Stadt zu schaffen, in einzelnen Fällen allen Magistraten zugeschrieben wird; Leyser Meditat. ad Pand: Sp. CCLII. 10; so scheint die Befugniß der höchsten Erhalter ganz außer Zweifel zu seyn, durch ein Gesetz, diese löbliche Verfügung auf alle Fälle zu extentiren. Der Commandant erführe das Resultat einer der Untersuchung und hätte die Pflicht einen solchen Menschen unverzüglich weg zu schaffen.
5 seyn ⎡bleiben⎤ G 7 Bemerkung|en| 7 handelt ⎡n⎤ 9 sollen. |konnten.| G 11–12 zZusammen-Rottirung 16–17 ⎤ Hiermit 〈…〉 überein.⎤ (mit Einweisungszeichen) 18 Was d / Betrifft 24 mag ⎡mache⎤ er |m|an 27 vgegen 28 wiürd|e| G 31 wird; So Leyser 29–33 ⎤ Da 〈…〉 extentiren.⎤ (mit Einweisungszeichen) 34 f× erführe 34 solchen ⎡der⎤ G
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Durch diese Einrichtung würden keine neue Stellen noch Gewalten geschaffen, sondern den Alten nur das, was ihnen eigentlich gehört, aufgetragen. Wollte man in allen übrigen Rechtsfällen auch dem Syndicus mehr Gewicht / geben, so würde auch dieß der Sache ganz gemäß seyn, man würde jemand haben, an dem man sich hielte; und da man ohnedem zu dieser Stelle einen guten Juristen wählt, so wird er alles leisten können, was man von einem Justiziario forderte und ganz unschädlich seyn, weil er keine executive Gewalt hat; der Prorector und das Consilium arctius würden erleichtert, in der Verfassung würde nichts geändert und es ließen sich vierteljährige Berichte einführen, wo man sehen könnte ob ein jeder seine Schuldigkeit thäte. Daß diese Grundzüge bey näherer Betrachtung einer großen Ausbildung / fähig sind, ergiebt sich beym ersten Anblick, nur ist zu wünschen, daß, wenn sie zur Ausführung kommen sollte, man ja auf die einfachste und schneidendste Separation zu denken habe damit man nicht etwa durch verschiedene Rücksichten verführt, wieder auf irgend eine Art in die alte Complication zurückkehre. Ich wünsche, daß Ew. Durchlaucht diesen Vorschlägen Ihren Beyfall nicht ganz versagen mögen.
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A 53. An Johann Daniel Binder Weimar, 11. Juni 1795. Donnerstag 〈Konzept〉 Dem Rentbeamten Binder zu Dornburg wird sein Betragen, daß er dieses Frühjahr, ungeachtet einer an ihn geschehenen Weisung, die in der Nähe des Wasserbaues abgeköpften Weiden, abfahren lassen und dadurch Zeitverlust und Kosten verursacht, hierdurch ernstlich verwiesen und demselben aufgegeben, keine Weiden auf herrschaftlichen Wiesen, ohne Erlaubniß Fürstl. Wasserbau-Commission, oder deren Untergeordnete, fernerhin hauen und abfahren zu lassen. Weimar, den 11 Juny 1795.
3 Wollte (te unklar korr.) 5 hielt|e| G? 7 würde ganz 7 unschädliche 8 a|r|ctius 14 dieß ⎡sie⎤ G 14 sollte|n,| G 15 und daß man ⎡damit man⎤ G 21 Ratification ⎡AnWeisung⎤ G 25 ⎡fernerhin⎤ G
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AMTLICHES 54–57
A 54. An August Johann Georg Carl Batsch Jena, 1. Juli 1795. Donnerstag
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Da in dem Contrackte so wohl uns als Diezeln die Aufkündigung vorbehalten ist; so werden Ew Wohlgebl ihn auf die daselbst bestimmte Frist verweisen, Sich indessen nach einem andern tauglichen Subjeckte umsehen und selbiges bey Fürstl Commission in Vorschlag bringen. In einer Zeit von vier Wochen werde ich sowohl als Hl. Geh. R. Voigt wieder zurück seyn. Jena dl. 1 Jul 95. JWvGoethe
A 55. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 24. August 1795. Montag 〈Druck〉
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So wenig sich der Gärtner Diezel durch den unleidlichen Schmutz, in welchem man zu Ende Juny das Gewächshaus gefunden, durch die Vernachlässigung des Untersetzens der Näpfchen, welche schon seit der Hälfte des Mays vorräthig gewesen, durch den dadurch dem Gebäude selbst zugezogenen Schaden und durch die, auf den ihm gegebenen, verdienten Verweis, unzeitig geforderte Entlassung, bey Fürstl. Commission empfohlen hat; so will man doch, weil Ew. Wohlgeb. im Ganzen genommen mit ihm zufrieden sind, und in der Hoffnung daß er auch die einzelnen Anordnungen und Befehle künftig genauer befolgen wird, denselben allenfalls noch fernerhin beybehalten. Ew. Wohlgeb. sehen aber wohl ein, daß hiebey weder von Unterhandlung noch von einer Verbesserung die Rede seyn kann, welche nur durch ein vermehrtes Verdienst von Fürstl. Commission zu erhalten seyn wird. Sollte daher der Gärtner Diezel, ohne Weigerung, seiner Pflicht, in Wartung des Gartens bis auf künftige Ostern Genüge leisten; so wird man alsdann seine Bemühungen zu würdern, sein Verhältniß zu bestimmen und zu verbessern Gelegenheit nehmen, wobey ich jedoch nochmals Ew. Wohlgeb. ersuchen muß: strenge Aufsicht zu führen, daß das Gewächshaus, als die vorzügliche Zierde unserer neuen Anlage, rein gehalten, die Töpfe durchaus mit Untersetznäpfchen versehen und alles verhütet werde, was die Fäulniß der Schwellen und Zapfen, die ohnehin schon genug leiden, beschleunigen könne, wie ich denn bey meinem nächsten Besuch alles in der gewünschten Ordnung zu finden hoffe.
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Der ich übrigens recht wohl zu leben wünsche. Weimar den 24. August 1795.
A 56. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 16. September 1795. Mittwoch 〈Druck〉 Ew. Wohlgeb. erhalten hierbey die Monita über die von Ostern bis Johanni 1795 geführte Quartal-Rechnung. Commissio erwartet deren Beantwortung und wird wegen des Gärtners, seiner Zeit eine solche Einrichtung zu treffen suchen, daß Ew. Wohlgeb. bey Ihren mannigfaltigen Arbeiten aufs möglichste soulagirt werden. Weimar den 16. Sept. 1795. Goethe.
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A 57. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, kurz vor dem 30. September 1795. Mittwoch〉 Götze kommt mit den Botanicis. Zugleich wollte ich bemercken das die Ilmenauer noch keine Verordl. haben mit Michael den Grubenbau zu sistiren. Ich hoffte auf einen Boten und auf die Argantische Lampe jener kommt nicht, diese ist noch nicht fertig. Es möchte daher wohl Morgen ein Expresser mit einer solchen Verordl. abzusenden seyn denn Mittwoch ist Quartal Schluß. Einen Aufsatz der den Deputirten communicirt auch vorgetragen werden kann, liefer ich morgen. Das übrige mündlich. Etwa in acht Tagen dencke ich wieder hinauf zu gehen. Gotze ist bereit zu mundiren und was sonst nöthig seyn sollte. G
15 Exp×resser
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AMTLICHES 58–62
A 58. An Franz Kirms Weimar, 10. Oktober 1795. Samstag
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Von Ew Wohlgebl Bemühungen um das Theater verspreche mir, wie bißher, den besten Erfolg, haben Sie die Güte sie in meiner Abwesenheit gefällig fortzusetzen. An die Beantwortung beykommender Briefe habe nicht dencken können. Dem Schauspieler Veltheim antworteten Sie ja wohl dilatorisch und lehnten die übrigen Anträge gänzlich ab. Ich wünsche recht wohl zu leben. W. dl. 10 Octbr 1795 Goethe
A 59. An Franz Kirms 〈Druck〉 10
〈Weimar, 4. November 1795. Mittwoch〉
Schall bringt mir einen Brief. Ich dächte, ich schriebe Iffland selbst, verspräche ihm die Reisekosten, Quartier und Tisch im Gasthause und ein anständiges Douceur für seine Bemühung. Er scheint in diesem Fall billig zu denken, wie ich ihn auch sonst kenne; wir können ihn, wenn er eine Zeitlang hier ist, sondiren lassen und ihn wohlzufrieden wieder abfertigen.
A 60. An Christian Friedrich Schnauss Weimar, 20. November 1795. Freitag 〈Druck〉 15
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Vielleicht fänden Ew. Hochwohlgeboren es in diesem Augenblicke nicht ungütig, wenn wir bei Serenissimo unsers Abwesenden, guten Meyers gedächten, demselben den Charackter als Professor erbäten und ihn in dem neuen Adreßkalender unter die Lehrer an der Zeichenschule, nach Professor Kestner setzten. Sie sind mit mir einig, daß er in mehr als Einem Betracht diesen öffentlichen Aveu verdient. Ich wünsche zu hören, daß Sie sich recht wohl befinden. Ew. Hochwohlgeboren W. d. 20. Nov. 1795. gehorsamster Goethe.
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OKTOBER/NOVEMBER 1795
A 61. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, um den 20. November 1795〉 Wollten Sie wohl, indeß wir das weitere bedencken, durch Crusen vorläufig einen Auszug der bestehenden Ausgaben, als Besoldungen und Intressen machen lassen. Dann was dieses Jahr auf Graben, Stollen, Grubenbau pp verwendet worden. Es steht schon Z.B. das letztere ausgezogen in den Ackten. Ubrigens meditire ich ein Schema zur Instrucktion. Man kan das Anhalten an die letzte Verordl nehmen die ich in Ilmenau hinterlies. / Was vorzüglich auszuarbeiten ist, ist die Material Tabelle, bilanzirt mit den vor jährigen Preisen. Die noch zurück steht. Ich hoffe viel gutes von dieser Expedition. Heute soll auch der Kasten mit den Ilmenauer Karten vom Boden herunter. Ich überlasse Ihnen ob die Platte und ein dutzend Exemplare aufs Archiv zu nehmen die übrigen der Industrie in Commission zu geben seyen.
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A 62. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach mit Christian Friedrich Schnauss Weimar, 21. November 1795. Samstag 〈Druck〉 Unterthänigste Anfrage. Es hat der Maler Meyer vor seiner Abreise nach Italien um den würklichen Character, als Professor, bey dem hiesigen Fürstlichen Zeichen-Institut, den ihm das Publicum schon gegeben hatte, unterthänigst gebeten. Da er auf Serenissimi gnädigsten Befehl während der Abwesenheit des Raths und Directors Kraus in Italien über 4 Monate lang dessen Stelle mit Beyhülfe des Unterlehrers Müller und vormaligen Zeichenmeisters Horny, weil Waitz sehr kränklich war, mit aller Sorgfalt, Fleiß und Genauigkeit versehen: So glauben wir keine Fehlbitte zu thun, wann wir uns für ihn verwenden und um Beylegung des gesuchten Characters unterthänigst ansuchen.
3 zu machen 3 Ford Grubenbau 7 bi×lanzirt 8 vorigen Preis 10 Lan Ilmenauer
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AMTLICHES 62
Desgleichen haben die beyden gedachten Lehrer Müller und Horny, wovon der erste, wie auch Waitz, jeder 75 rh., der letztere aber nur 50 rh. Gehalt hat, um einige Verbesserung gebeten. Da nun verschiedene Besoldungen z.B. des Cabinets-Malers Heinsius, und des Kupferstechers Lips der Fürstlichen Cammer heimgefallen: So geben wir unterthänigst anheim, ob nicht Müllern und Waitz zu einiger Belohnung, auch fortzusetzendem Fleiß und fernern Ermunterung jedem 25 rh., Horny aber, der in Eisenach bereits 100 rh. gehabt, noch 50 zugelegt, mithin jeder auf 100 rh. gesetzt werden könnte. Es wird diese Zulage nicht mehr als 100 rh. in Summa betragen und die Fürstliche Cammer doch noch ein ansehnliches übrig behalten. Weimar, den 21. November 1795. C. F. Schnauß.
J. W. v. Goethe.
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ANHANG
Verzeichnis der Adressaten
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Verzeichnis der Adressaten Die Zahlen beziehen sich auf die Nummern der Briefe. Die Angabe „K“ verweist auf „Konzepte“, „EB“ auf „Erschlossene Briefe“ und „A“ auf „Amtliches“. Die Briefnummern sind mit * versehen, wenn der Adressat unsicher ist. Ackermann, Ernst Christian Wilhelm A 38 Aehnelt, Christian Gottfried EB 146 Bansa, Bankhaus und Weinhandlung EB 55, EB 114 Batsch, August Johann Georg Carl 1, 2, 4, 6, 73; EB 86*, EB 97; A 10, A 11, A 13, A 14, A 16, A 25, A 30, A 34, A 36, A 37, A 51, A 54, A 55, A 56 Baumgaertner, Albrecht Heinrich EB 131 Baumgarten, Peter im EB 12 Behrisch, Ernst Wolfgang EB 57 Bertuch, Friedrich Justin A 9 Binder, Johann Daniel A 45, A 53 Blümner, Heinrich 116* Brück’l, Friedrich EB 62 Dalberg, Carl Theodor von 9; EB 13, EB 15 Dalberg, Wolfgang Heribert von EB 17, EB 120* Dürrbaum, Johann Martin EB 45, EB 50 Fichte, Johann Gottlieb 23, 23K; EB 30, EB 33 Franckenberg, Sylvius Friedrich Ludwig von EB 2, EB 14, EB 47* Fritsch, Jacob Friedrich von A 1, A 31 Gagern, Hans Christoph Ernst von 53
Gallitzin, Adelheid Amalia Fürstin von EB 24, EB 31, EB 83 Gennewein, Joseph EB 116* Gerning, Johann Isaak 33, 89; EB 21, EB 95 Göchhausen, Louise von EB 69, EB 107 Goens, Rijklof Michaël van 78, 78K Goethe, Catharina Elisabeth 3; EB 1, EB 18, EB 22, EB 44, EB 49, EB 56, EB 68, EB 101, EB 125 Göttling, Johann Friedrich August 13 Griesbach, Johann Jacob A 28 Hackert, Georg Abraham EB 3 Haekel, Thomas EB 128 Herder, Caroline 52, 154, 169, 171; EB 71 Herder, Johann Gottfried 10, 141 Hirt, Aloys 44; EB 28 Hufeland, Gottlieb 32, 54 Humboldt, Alexander von 122 Humboldt, Wilhelm von 188 Iffland, August Wilhelm 173; EB 7 Jacobi, Friedrich Heinrich 11, 18, 47, 61, 76, 86, 92, 94; EB 26 Jacobi, Karl Wigand Maximilian (Max) EB 112 Jacobi, Johann Friedrich EB 88 Kaffka, Johann Christoph EB 58 Kalb, Charlotte von 7, 15, 26, 42, 152, 158, 177
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Verzeichnis der Adressaten
Kayser, Philipp Christoph 189; EB 113 Keilholz, Adolph Philipp Christian EB 93 Kirms, Franz A 2, A 3, A 4, A 6*, A 27, A 29, A 32, A 58, A 59 Kleinsteuber, Ernst Wilhelm Gottfried EB 64 Knebel, Carl Ludwig von 12, 161, 179; EB 137, EB 147 Koppenfels, Johann Friedrich Kobe von 49 Koppenfels, Maria Christiana Kobe von 192 Lichtenberg, Georg Christoph 21, 35, 190, 190K Lincker und Lützenwitz, Joseph Johann Jacob von EB 118 Loder, Justus Christian EB 54, EB 81 Lyncker, Carl Wilhelm Heinrich von A 20 Malcolmi, Carl Friedrich A 33 Melber, Johann Georg David EB 46 Meyer, Johann Heinrich 16, 17, 19, 22, 28, 31, 50, 51, 176, 176K; EB 39, EB 48, EB 122*, EB 143 Meyer, Marianne EB 123 Mied, Herr EB 98* Morgenstern, Karl 123 Moser, Friedrich Carl von 115 Nothnagel, Johann Andreas Benjamin EB 23, EB 32, EB 35, EB 42, EB 61, EB 65, EB 104 Pflug, Christoph Gottlieb 181 Piper, Georg Christian Friedrich 71 Reichardt, Johann Friedrich 197; EB 8, EB 36 Reinhard, Karl EB 89*
Richter, August Gottlieb EB 87* Ridel, Cornelius Johann Rudolf 58 Roese, Christian Friedrich EB 4 Sachsen-Gotha und Altenburg, August Prinz von 77, 198; EB 9, EB 59, EB 60, EB 63, EB 102* Sachsen-Gotha und Altenburg, Charlotte Herzogin von EB 34, EB 38 Sachsen-Gotha und Altenburg, Ernst II. Herzog von 64; EB 19, EB 25, EB 29, EB 70 Sachsen-Weimar und Eisenach, Carl August Herzog von A 5, A 8, A 12, A 15, A 52, A 62 Schiller, Charlotte 133, 178 Schiller, Friedrich 24, 24K1, 24K2, 34, 40, 43, 45, 48, 55, 56, 57, 59, 60, 62, 65, 66, 66K, 68, 69, 72, 74, 75, 79, 80, 82, 85, 87, 88, 90, 91, 93, 95, 96, 97, 98, 106, 109, 110, 111, 112, 113, 119, 120, 121, 124, 125, 129, 131, 135, 137, 138, 140, 142, 143, 144, 145, 149, 150, 151, 153, 155, 156, 157, 162, 163, 165, 167, 168, 170, 172, 180, 183, 184, 194, 195, 196, 199, 200, 201; EB 72, EB 82, EB 106, EB 114, EB 127, EB 130, EB 135 Schnauß, Christian Friedrich A 60, A 62 Schreiber, Johann Gottfried A 39 Schröder, Johann Friedrich EB 148 Schuckmann, Caspar Friedrich von 159 Schultheß, Barbara EB 41, EB 144 Seidel, Philipp 70 Soemmering, Samuel Thomas 5, 30, 38, 83, 117, 139; EB 141
Verzeichnis der Adressaten
Stark d. Ä., Johann Christian 193* Steffany, Georg Christoph EB 40, EB 51, EB 108, EB 132, EB 142 Stein, Friedrich von 8, 39, 41, 103, 104 Stock, Jacob 63, 63K, 118 Trabitius, Johann Nicolaus EB 5, EB 117 Unbekannt EB 6, EB 16, EB 52, EB 66, EB 74, EB 75, EB 76, EB 77, EB 78, EB 84, EB 85, EB 90, EB 92, EB 100, EB 103, EB 105, EB 126, EB 133, EB 134, EB 136, EB 138, EB 139, EB 145 Unger, Johann Friedrich 27, 114; EB 10, EB 20, EB 37, EB 43, EB 67, EB 73, EB 79, EB 80, EB 91, EB 96, EB 110, EB 111, EB 119, EB 121, EB 124, EB 129, EB 140 Vent, Johann Christoph Gottlob A 46 Vohs, Heinrich A 7, A 18, A 21, A 23, A 26
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Voigt, Christian Gottlob 14, 20, 25, 29, 67, 81*, 84, 101, 105, 107, 108, 147, 174, 182, 185, 186, 187; EB 99; A 17, A 19, A 35, A 41, A 42, A 43, A 44, A 47, A 48, A 49, A 50, A 57, A 61 Voigt, Johann Carl Wilhelm A 40 Voß, Amalie von 191 Voß d. Ä., Johann Heinrich 126, 126K; EB 27, EB 53 Vulpius, Christiane 36, 37, 99, 100, 102, 127, 128, 130, 132, 134, 136, 146, 148, 164, 166, 175 Waldersee, Franz Graf von 46 Walter, Ignaz EB 94 Weyrauch, Vincent A 22, A 24 Wieland, Christoph Martin EB 27, EB 109 Willms, Carl A 7, A 18, A 21, A 23 Wolf, Friedrich August 160, 160K Woltmann, Karl Ludwig EB 11
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Verzeichnis der Adressaten
Verzeichnis der Abbildungen Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4
Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7 Abb. 8 Abb. 9
Abb. 10 Abb. 11 Abb. 12 Abb. 13 Abb. 14 Abb. 15 Abb. 16 Abb. 17 Abb. 18 Abb. 19
Abb. 20
Abb. 21
Abb. 22
Goethe an Johann Heinrich Meyer, 15. Mai 1794 (Nr 16), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . Dass., S. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dass., S. 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „Genius des Ruhmes“. Aquarellierte Federzeichnung von Johann Heinrich Meyer (nach Annibale Caracci); Klassik Stiftung Weimar, Museen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Johann Heinrich Meyer, 29. Mai 1794 (Nr 19), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . Dass., S. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Friedrich Schiller, 24. Juni 1794 (Nr 24), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . Dass., S. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Rijklof Michaël van Goens, 31. Dezember 1794 (Nr 78), S. 1; Koninklijke Bibliotheek – Nationale Bibliotheek van Nederland Den Haag . . . . . . . . . . . . . . . . Dass., S. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dass., S. 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Friedrich Schiller, 19. Juli 1795 (Nr 131), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . Dass., S. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dass., S. 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Friedrich Schiller, 〈6. und〉 10. Oktober 1795 (Nr 162), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . Dass., S. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dass., S. 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dass., S. 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Friedrich Schiller, 〈24. Juni 1794〉, erstes Konzept (Nr 24K1), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . oben: Goethe an Friedrich Schiller, 〈24. Juni 1794〉, erstes Konzept (Nr 24K1), unten: Goethe an Johann Gottlieb Fichte, 〈24. Juni 1794〉, Konzept (Nr 23K), S. 2; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Johann Gottlieb Fichte, 〈24. Juni 1794〉, Konzept (Nr 23K), S. 3; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . Dass., S. 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
44 45 46 47 50 51 56 57 102 103 104 140 141 142 166 167 168 169 212
213 214 215
Verzeichnis der Abbildungen
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Abb. 23 Goethe an Friedrich Schiller, 〈24. Juni 1794〉, zweites Konzept (Nr 24K2), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . 216 Abb. 24 Dass., S. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 Abb. 25 Aufführung von Mozarts „Zauberflöte“. Aquarell von Georg Melchior Kraus; Klassik Stiftung Weimar, Museen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298
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Verzeichnis der Adressaten
Verzeichnis der Abbildungen
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Inhalt Verzeichnis der Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schriftarten, Siglen und Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V XIX
Briefe 1794 – 1795 Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erschlossene Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Amtliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1 207 225 271
Anhang Verzeichnis der Adressaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe
Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar Goethe- und Schiller-Archiv herausgegeben von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter
III
Johann Wolfgang Goethe Briefe Band 10 II 1794 – 1795 Kommentar
Herausgegeben von Jutta Eckle und Georg Kurscheidt
De Gruyter
IV Gefördert von der Richard und Effi Biedrzynski-Stiftung Redaktion: Georg Slotosch
Zitiertitel: GB 10 II
ISBN 978-3-11-063381-8 e-ISBN (PDF) 978-3-11-063646-8 Library of Congress Control Number: 2019946141 Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Gestaltung der Einbände und Schutzumschläge: deblik, Berlin Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen www.degruyter.com
Zu diesem Band
V
Zu diesem Band Der vorliegende Band umfasst Goethes Briefe aus den Jahren 1794 und 1795. Er enthält 201 Briefe aus seiner persönlichen Korrespondenz mit 46 Adressaten. Die Briefe stammen aus dem Zeitraum vom 29. Januar 1794 bis zum 30. Dezember 1795. Hinzu kommen zehn Konzepte zu neun Briefen, von denen jeweils die Ausfertigung überliefert ist. Sie werden im Textband unter den Nummern 23K, 24K1 und 24K2, 63K, 66K, 78K, 126K, 160K, 176K und 190K im Anschluss an den letzten Brief abgedruckt. Die im Konzept vorgenommenen Korrekturen werden in Form einer integrierten Variantendarstellung kenntlich gemacht. Nachgewiesen werden außerdem 125 erschlossene Briefe an 54 Adressaten (darunter das Bankhaus Bansa in Frankfurt a. M.), von denen nur 19 mit den Adressaten der überlieferten Briefe identisch sind, weiterhin 23 erschlossene Briefe an unbekannte Empfänger. Da nur Einzelbriefe aufgenommen werden, die sich quellenmäßig belegen lassen, ist anzunehmen, dass die Zahl der nicht überlieferten Briefe höher liegt, ebenso die Zahl der Adressaten (vgl. die Vorbemerkungen zu den erschlossenen Briefen, S. 227 im Textband). Im Abschnitt „Amtliches“ finden sich 62 Briefe an 17 Adressaten, von denen nur zwei mit den Adressaten der überlieferten Briefe identisch sind (über deren Aufnahme vgl. die „Editionsgrundsätze“, S. XV im vorliegenden Band). Vier Briefe sind an zwei Adressaten zugleich gerichtet. Sie wurden von Goethe als Mitglied der für den Botanischen Garten in Jena, für den Wasserbau im Herzogtum, für die Bergwerke in Ilmenau oder für das Hoftheater in Weimar zuständigen Kommissionen in Ausübung seiner dienstlichen Verpflichtungen verfasst und deshalb aus dem Bestand seiner Privatbriefe ausgesondert. Für die Identifikation dieser Stücke entscheidende Kriterien waren 1) der Inhalt und die Sprache der epistolaren Mitteilung sowie 2) die äußere Form des Schriftstücks, 3) die Art der Beziehung, die Goethe zu dem jeweiligen Adressaten unterhielt, sowie 4) die archivalische Überlieferung der relevanten handschriftlichen Textzeugen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Frage, ob ein Stück ursprünglich zum handschriftlichen Nachlass Goethes oder zu den Aktenbeständen der herzoglichen Verwaltung gehörte. Mit einigen Korrespondenten – im vorliegenden Zeitraum sind dies vor allem August Johann Georg Carl Batsch und Christian Gottlob Voigt – unterhielt Goethe sowohl amtliche als auch private Beziehungen. Wenn Goethe in amtlichen Schreiben persönliche Mitteilungen gemacht hat, werden diese grundsätzlich als private Briefe Goethes aufgefasst und der persönlichen Korrespondenz zugeordnet.
VI
Zu diesem Band
Den 263 überlieferten Briefen Goethes (unter Einschluss von „Amtlichem“) stehen im vorliegenden Zeitraum knapp 700 überlieferte Briefe an ihn gegenüber (vgl. RA 1, Nr 843–1531 sowie die RA Ergänzung Nr 947a+, Nr 1230a+, 1431a+ in der Online-Ausgabe). Dieses Missverhältnis bestätigt die Annahme, dass die Zahl der nicht überlieferten Briefe Goethes wesentlich höher liegt, als im vorliegenden Band dokumentiert. Die bekannten Bezugsund Antwortbriefe werden in den Erläuterungen nur in Ausnahmefällen vollständig abgedruckt und kommentiert (vgl. das „Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter“, S. 605 im vorliegenden Band), in den Erläuterungen jedoch immer nachgewiesen und für die Kommentierung herangezogen. Auf der Forschungsplattform „PROPYLÄEN. Goethes Biographica“ werden diese Briefe an Goethe im Volltext sukzessive zugänglich gemacht. Ein Brief Goethes aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes war bislang unbekannt (Nr 54). In einem Fall wird ein Brief, der in der Weimarer Ausgabe separat gedruckt wurde, als Beilage eines anderen Briefes wiedergegeben (Nr 55). In einem anderen Fall wurden zwei Briefe an verschiedene Adressaten abgedruckt (Nr 189, 191), welche dort als Einzelbrief an einen Adressaten angesehen wurden. In zwei Fällen konnten bislang unbekannte Adressaten identifiziert werden (Nr 44, 193). Bei einem Fünftel der Briefe wurden die in Weimarer Ausgabe unvollständigen oder nicht vorhandenen Datierungen korrigiert, präzisiert oder ergänzt, wobei einige der Neudatierungen erheblich von der bislang angenommenen zeitlichen Einordnung abweichen (vgl. z.B. Nr 35, 44, 53, 64). Im Vergleich zu den bisherigen Ausgaben bietet die vorliegende Edition damit eine weitgehend neue Anordnung der Briefe Goethe aus den Jahren 1794 und 1795. Der überwiegende Teil der Briefe konnte nach der Handschrift der Ausfertigung wiedergegeben werden. Eine bislang unbekannte Ausfertigung konnte ermittelt werden (Nr 147). 34 Briefe mussten nach einem Druck, ein Brief nach einem Druck und einem Faksimile, ein Brief nach H und einem Druck, zwei Briefe nach einer Abschrift von fremder Hand und 38 nach einem Konzept abgedruckt werden. Die Handschriften der Ausfertigungen und Konzepte von Goethes Briefen befinden sich an 23 verschiedenen Standorten. Über 150 Ausfertigungen und Konzepte verwahrt das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar und damit den weitaus größten Teil, 26 Briefhandschriften das Freie Deutsche Hochstift/ Frankfurter Goethe-Museum, 23 das Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar, neun, zudem weitere Abschriften von fremder Hand, die Biblio-
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teka Jagiello´nska Kraków (Krakau), vier Briefe das Goethe-Museum Düsseldorf, drei Briefe die Universitätsbibliothek Leipzig und jeweils einen The Milton S. Eisenhower Library der The Johns Hopkins University in Baltimore, im Braunschweigisches Landesmuseum, Dove Cottage, die Koninklijke Bibliotheek/Nationale Bibliotheek van Nederland Den Haag, die Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, das Stadtarchiv Hannover, die Thüringischen Universitäts- und Landesbibliothek Jena, das Deutsche Literaturarchiv Marbach am Neckar, die Bayerische Staatsbibliothek München, The Morgan Library & Museum in New York, die Princeton University Library, die Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, die Universitätsbibliothek Tartu und die Zentralbibliothek Zürich. Vier Briefe sind in Privatbesitz. Maßgebend für die Textkonstitution ist das Verständnis der Briefe als persönliche Dokumente, die ihre Adressaten in genau der äußeren Gestalt erreichten, in der sie von Goethe abgesandt worden sind. Daraus folgt, keinerlei Eingriffe in den Text (Lautstand, Orthographie, Interpunktion) vorzunehmen, ebenso wenig Vereinheitlichungen, Glättungen und Emendationen, wie es noch zu den editorischen Gepflogenheiten der WA gehörte. In den Fällen, in denen Groß- und Kleinschreibung nicht sicher zu unterscheiden sind (z.B. bei d/D, t/T, h/H), wird nach dem orthographisch Üblichen sowie dem handschriftlichen Kontext entschieden. Bei echten Schreibversehen erfolgt eine Berichtigung ausschließlich im Kommentar. Streichungen und Korrekturen werden als Bestandteile des Textes betrachtet und daher nicht von diesem getrennt in einem gesonderten Apparat im Kommentarband, sondern als Autorvarianten im Textband in den Fußnoten mitgeteilt. Der Dokumentcharakter eines Briefes verlangt auch die Berücksichtigung der Beilagen. Sind diese integraler Bestandteil des Brieftextes und stehen zu diesem in einem unmittelbaren inhaltlichen Bezug, erscheinen sie im Textband. Beilagen, die keinen unmittelbaren inhaltlichen Bezug zum Brieftext aufweisen, werden im Kommentarband vollständig abgedruckt, wenn es Art und Umfang der Beilagen zulassen. In allen anderen Fällen werden sie ebenso wie die nicht überlieferten Beilagen lediglich verzeichnet. In den Jahren 1794 und 1795 war Goethes Lebensmittelpunkt Weimar und das Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach. Den überwiegenden Teil der Zeit hielt er sich in der sachsen-weimarischen Residenzstadt auf. In Weimar hatte er sich beruflich, als herzoglicher Beamter, und privat etabliert, mit Christiane Vulpius eine Familie gegründet und begonnen, sich mit ihr und dem 1789
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Zu diesem Band
geborenen Sohn August in dem am 18. Juni 1794 vom Herzog übereigneten Haus am Frauenplan auf Dauer einzurichten und dieses – in Abstimmung mit dem Hausgenossen Johann Heinrich Meyer – nach seinen Vorstellungen und Bedürfnissen umzugestalten. In Frankfurt a. M. stand Goethes Mutter Catharina Elisabeth im Begriff, das zu groß gewordene Wohnhaus am Hirschgraben mit den darin befindlichen Sammlungen zu veräußern. Kleinere Reisen führten Goethe im Sommer 1794 – zusammen mit Herzog Carl August – ins anhaltinische Wörlitz und Dessau und kursächsische Dresden. Ein Jahr später reiste er allein zur Brunnenkur ins böhmische Karlsbad und Mitte Oktober 1795 schließlich bis an den westlichen Rand des Herzogtums nach Eisenach. Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen den alliierten Truppen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und der französischen Armee, die in den Jahren 1794 und 1795 wie ein Schatten über allen deutschen Territorien lagen, seien sie nun direkt oder indirekt von den Kriegshandlungen betroffen, hinderten ihn am Erreichen seines eigentlichen Zieles, Frankfurt a. M., 1796 sogar daran, seinem Freund Meyer nach Italien zu folgen, der Anfang Oktober 1795 die Reise in den Süden gewagt hatte. Auch mehrere kürzere Arbeitsaufenthalte veranlassten Goethe, Weimar für einige Tage oder wenige Wochen zu verlassen und außerhalb der Stadt seinen amtlichen Aufgaben nachzukommen. In Ilmenau erforderten Bergwerksangelegenheiten bisweilen seine Anwesenheit. Gastspiele führten das Schauspielerensemble des Weimarer Hoftheaters nach Lauchstädt, Rudolstadt, Erfurt und Gotha. Als dessen Direktor inszenierte Goethe am 16. Januar 1794 erstmals Mozarts Singspiel „Die Zauberflöte“ und versuchte, den Dramatiker und Schauspieler August Wilhelm Iffland für die Weimarer Bühne zu gewinnen. In Jena gründete er zusammen mit August Johann Georg Carl Batsch das Botanische Institut, holte den Philosophen Johann Gottlieb Fichte als Professor an die Universität und kümmerte sich 1795 um die Wasserbauarbeiten zur Regulierung der Saale. Daneben boten die Aufenthalte in Jena neben der nötigen Ruhe zu konzentrierter schriftstellerischen Arbeit auch mannigfaltige Gelegenheiten zur Teilnahme am gesellig-wissenschaftlichem Leben, besonders aber zu Begegnungen und Gesprächen mit Friedrich Schiller und dessen Gattin Charlotte, mit Wilhelm und Caroline von Humboldt oder mit dessen jüngerem Bruder Alexander von Humboldt, den Goethe bei einer dieser Einladungen erstmals traf. Zusammen mit den Brüdern von Humboldt und mit Meyer besuchte er Anfang 1795 die Vorlesungen über Bänderlehre bei Justus Christian Loder und gewann in Max Jacobi einen Schüler auf wissenschaftlichem Gebiet. Zu den neuen Bekanntschaften dieser Jahre
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gehörten auch der Verleger Johann Friedrich Cotta und der junge Friedrich Hölderlin, die allerdings beide in seinen Briefen keine Erwähnung finden, ferner die Philologen Johann Heinrich Voß d. Ä., der Übersetzer von Homers „Ilias“, und Friedrich August Wolf, mit denen Goethe fortan persönlichen und brieflichen Umgang pflegte und Nutzen aus ihren philologischen Arbeiten zur Antike zog. In den Jahren 1794 und 1795 verfolgte Goethe – neben seinen dienstlichen Aufgaben etwa als Berater des Herzogs bei der Ausstattung von dessen Römischem Haus im Park an der Ilm – verschiedene wissenschaftliche und literarische Interessen. Es entstanden Studien zur Optik, Farbenlehre, Morphologie und vergleichenden Anatomie, die in den Korrespondenzen mit August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, Carl Theodor von Dalberg, Johann Friedrich August Göttling, Georg Christoph Lichtenberg und Samuel Thomas von Soemmerring eine Rolle spielen. Auf literarischem Gebiet arbeitete er u.a. an „Reinecke Fuchs“ und den acht Büchern von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, die in den von Johann Friedrich Unger in Berlin verlegten „Neuen Schriften“ erscheinen. Mit Meyer plante er 1795 ein umfassendes kulturgeschichtliches Werk über Italien. Von allen Briefen Goethes, die aus den Jahren 1794 und 1795 überliefert sind, richten sich nur relativ wenige an alte Freunde wie Johann Gottfried Herder oder Carl Ludwig von Knebel. Zum zeitweiligen Erliegen kommt der Briefwechsel mit Friedrich Heinrich Jacobi, dagegen beginnt ein intensiver Austausch mit Friedrich Schiller, eine freundschaftliche Beziehung und enge Zusammenarbeit, die bis zu Schillers Tod im Mai 1805 währte. Zu den gemeinsamen Projekten der ersten Jahre gehörten Goethes Beiträge zu den „Horen“ und Schillers „Musen-Almanach“ – darunter die „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“, „〈Römische〉 Elegien“ und „Venezianische Epigramme“ –, zudem die als Reaktion auf die öffentliche Kritik an den „Horen“ gemeinsam verfassten „Xenien“. Mit 76 Briefen ist Schiller der Adressat, an den Goethe die meisten Briefen von Juni 1794 bis Ende 1795 schreibt. Die Überlieferungslage dieser Briefe wie auch ihre Editionsgeschichte bedürfen übergreifender Erläuterungen, die über die sonst üblichen Angaben vor dem jeweils ersten Brief an einen Adressaten hinausgehen.
X
Zu diesem Band
Goethes Korrespondenz mit Schiller Zur Darbietung der Texte im vorliegenden Band Goethes Briefe an Schiller wurden eigenhändig sowie nach Diktat von einem Schreiber niedergeschrieben. Autorvarianten, also Korrekturen vor Absendung der Ausfertigung, werden im vorliegenden Band nach den Grundsätzen der Goethe-Briefausgabe als Fußnoten mitgeteilt. Dabei bedeutet der Zusatz „G“ im Fall von diktierten Briefen eine eigenhändige Korrektur Goethes. Von diesen Varianten sind Korrekturen zu unterscheiden, die Goethe bei der Redaktion der Brieftexte für den Erstdruck vorgenommen hat. Einige dieser Korrekturen hat Goethe mit Bleistift in die Handschriften der Briefe eingetragen. Diese Korrekturen werden nicht als Varianten mitgeteilt, weil sie erst nachträglich vorgenommen worden sind. Es wird lediglich in der Überlieferung der Einzelbriefe auf sie hingewiesen, und zwar im Zusammenhang mit der Handschriftenbeschreibung (vgl. auch die Bemerkungen zur Überlieferung von Nr 74). Alle anderen Abweichungen zwischen den Handschriften und dem Erstdruck werden nicht unter die Varianten aufgenommen, weil sie zwar autorisiert sind, aber nicht integraler Bestandteil der Ausfertigung waren. Sie haben daher im Sinne der GoetheBriefausgabe weder als Autor- noch als Überlieferungsvarianten zu gelten. Unbeschadet dessen werden von Fall zu Fall markante Textänderungen in die Einzelerläuterungen aufgenommen und kommentiert (vgl. z.B. die Erläuterungen zu 84,21, 126,22, 157,5.
Zur Editionsgeschichte Über die Vorgeschichte des Briefwechsels zwischen Goethe und Schiller und dessen von Goethe selbst besorgten Erstdruck 1828/29 informieren die Erläuterungen zur Überlieferung von Nr 24 im vorliegenden Band. Der ersten Ausgabe folgten weitere, diese ergänzend und korrigierend: Zweite Ausgabe (Schiller-Goethe2): Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805. Zweite, nach den Originalhandschriften vermehrte Ausgabe. 〈Hrsg. von Hermann Hauff.〉 2 Bde. Stuttgart und Augsburg. J. G. Cotta’scher Verlag. 1856.
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Die Ausgabe bezeichnet sich als „zweite vervollständigte Ausgabe“ (S. IV), weil sie sowohl den Text der bereits veröffentlichten Briefe vollständiger bietet (vgl. zur Überlieferung von Nr 74, 112, 180, 183, 199 und 200 im vorliegenden Band) als auch etwa ein Dutzend bisher nicht publizierte Briefe abdruckt. Der Herausgeber konnte auf die in Weimar verwahrte komplette Briefsammlung zurückgreifen, die von Goethe bis 1850 unzugänglich gemacht worden war (vgl. die Hinweise „Zur Vorgeschichte von Goethes Briefwechsel mit Schiller“ in der Überlieferung zu Nr 24). Ansonsten tradiert die Ausgabe trotz des Bezugs auf die „Originalhandschriften“ viele von Goethes redaktionellen Eingriffen. Dritte Ausgabe (Schiller-Goethe3): Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805. Dritte Ausgabe. 〈Hrsg. von Wilhelm Vollmer.〉 2 Bde. Stuttgart. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1870. Die Ausgabe enthält drei neue Briefe, darunter Goethes und Franz Kirms’ Brief an Schiller vom 29. Dezember 1798; er war bereits 1840 publiziert, von Hauff jedoch übersehen worden. Vierte Ausgabe (Schiller-Goethe4): Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Vierte Auflage. 〈Hrsg. von Wilhelm Vollmer.〉 2 Bde. Stuttgart. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1881. Die Ausgabe bietet zwölf bisher ungedruckte Briefe, darunter neun von Goethe. Der Herausgeber berichtet im Vorwort, er habe die Brieftexte „auf Grundlage der Originalmanuscripte“ neu konstituiert, ohne dabei allerdings „völlig consequent zu verfahren und einen diplomatisch getreuen Abdruck der Handschriften zu liefern“. Bemüht sich die vierte Ausgabe um Textkritik, so verzichtet sie wie alle vorhergehenden auf jede Art von Kommentar. Die Reihe später erschienener Briefwechselausgaben bietet hingegen wieder einen wie auch immer modernisierten Text, in einigen Fällen aber auch Erläuterungen: Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs nach den Handschriften hrsg. von Hans Gerhard Gräf und Albert Leitzmann. 3 Bde. Leipzig 1912 (Gräf/Leitzmann).
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Zu diesem Band
Johann Wolfgang Goethe: Briefwechsel mit Friedrich Schiller. Einführung und Textüberwachung von Karl Schmid (Johann Wolfgang Goethe. Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche. Hrsg. von Ernst Beutler. Bd 20). Zürich 1950. Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Hrsg. von Emil Staiger. Frankfurt a. M. 1966. Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Im Auftrage der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar hrsg. von Siegfried Seidel. 3 Bde. Leipzig 1984. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805. Hrsg. von Manfred Beetz. 2 Bde (Johann Wolfgang Goethe. Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe. Hrsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller und Gerhard Sauder. Bd 8 I–II). München 1990 (MA/Goethe). Nach historisch-kritischem Maßstab zuverlässige Texte der Briefe Goethes an Schiller bieten die einschlägigen Bände der Schiller-Nationalausgabe (NA 35–40, erschienen Weimar 1964–2001), die außerdem Erläuterungen liefert, sowie die zuletzt erschienene Ausgabe im Reclam-Verlag: Friedrich Schiller. Johann Wolfgang Goethe. Der Briefwechsel. Historisch-kritische Ausgabe. 2 Bde. Hrsg. und kommentiert von Norbert Oellers unter Mitarbeit von Georg Kurscheidt. Stuttgart 2009. Die Textdarbietung, bereichert um die Mitteilung von Autorvarianten, basiert auf der erneuten Kollation der Handschriften. Der Kommentar beschränkt sich jedoch auf Mitteilungen zu Überlieferung und Datierung, ferner Verzeichnisse (zu den von Goethe und Schiller herausgegebenen Periodika), identifizierende Erläuterungen zu Personen und Werken sowie Register.
Danksagung
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Danksagung Die Herausgeber erfuhren Hilfe von vielen Seiten, durch Mitarbeiter von Archiven, Bibliotheken und anderen wissenschaftlichen Institutionen, durch den Kreis der Kollegen der Klassik Stiftung Weimar, insbesondere des Goethe- und Schiller-Archivs und des Goethe-Nationalmuseums, sowie durch Vertreter verschiedener Disziplinen. Für die großzügige Bereitstellung der Handschriften und Digitalisate von Briefen Goethes sowie die freundliche Betreuung bei der Arbeit danken wir den Mitarbeitern folgender Institutionen: dem Hauptstaatsarchiv Weimar, besonders Katja Deinhardt, Stefan Schmidt, Iris Lemser, Karina Küthe und Anna Riemann von der Abteilung Ältere Bestände, dem Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum, insbesondere Konrad Heumann und Bettina Zimmermann, Steffen Hoffmann von der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Leipzig, dem Goethe-Museum Düsseldorf, Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, Christoph Wingertszahn, Heike Spies sowie Regine Zeller, Angela Klein vom Braunschweigischen Landesmuseum, Ad Leerintveld von der Niederländischen Nationalbibliothek in Den Haag, Martina Arnold von der Stadtverwaltung Ilmenau, dem Wordworth Trust Dove Cottage in Grasmere, dem Staatsarchiv und dem Stadtarchiv in Dresden, dem Archiv der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, dem Stadtarchiv Hannover, der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, der Biblioteka Jagiello´nska in Krakau, dem Deutschen Literaturarchiv Marbach am Neckar, besonders Helmuth Mojem, dem Stadtarchiv Nürnberg, ebenso den Kolleginnen des Goethe- und Schiller-Archivs, besonders Karin Ellermann, Susanne Fenske, Anne Fuchs, Elfie Gräfe, Gabriele Klunkert und Barbara Hampe. Zahlreiche Hinweise zur Kommentierung einzelner Briefe sind Kolleginnen und Kollegen zu verdanken, in Darmstadt Ulrich Joost, in Göttingen Thomas Nickol, in Jena Thomas Pester, in Weimar Johannes Barth, Clemens Beck, Eva Beck, Héctor Canal, Volker Giel, Jürgen Gruß (†), Christian Hain, Silke Henke, Katharina Hofmann-Polster, Evelyn Liepsch, Ariane Ludwig, Annette Mönnich, Ulrike Müller-Harang, Yvonne Pietsch, Alexander Rosenbaum, Sabine Schäfer, Anja Stehfest, Christina Teˇzky, Elisa Winkler, Bettina Zschiedrich, sowie den Gesamtherausgebern Norbert Oellers und Elke Richter. Unser besonderer Dank gebührt unserem Lektor Peter Heyl und der Herstellerin Kerstin Protz vom Verlag De Gruyter sowie Dr. G. (Frankfurt a. M.), der die Edition in großzügiger Weise finanziell unterstützt.
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Zu diesem Band
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Editionsgrundsätze 1. Inhalt Die Ausgabe enthält sämtliche überlieferten Briefe Goethes. Sie besteht aus Text- und Kommentarbänden. Briefe im Sinne der Ausgabe sind alle von Goethe verfassten, d.h. eigenhändig geschriebenen, diktierten oder inhaltlich vorgegebenen, an einen oder mehrere Adressaten gerichteten schriftlich überlieferten Texte. Sie müssen persönliche Mitteilungen enthalten und durch die nachweisbare Tatsache oder die Absicht der Zustellung die Funktion von Briefen erfüllen. Adressaten können Privatpersonen, Firmen oder Institutionen sein. Aufgenommen werden auch Briefe, die Goethe gemeinsam mit anderen Personen verfasste sowie solche, die Goethe im Auftrag anderer Personen oder die andere Personen in seinem Auftrag schrieben, sowie von Goethe verfasste Teile (z.B. Nachschriften) zu Briefen anderer Personen. Die Briefe werden vollständig abgedruckt einschließlich ihrer Beilagen, wenn dies Art und Umfang der Beilagen gestatten. Von der Ausgabe ausgeschlossen bleiben literarische und wissenschaftliche Werke in Briefform und amtliche Schriftstücke wie Voten, Aktenvermerke, Gutachten u.ä., die Goethe in Ausübung der ihm übertragenen Kommissionen und sonstigen Ämter verfasst hat, auch wenn sie von ihm allein unterzeichnet sind. Enthalten amtliche Schriftstücke zusätzliche über Anrede und Grußformel hinausgehende persönliche Mitteilungen, gelten sie als Briefe und werden in die Ausgabe aufgenommen. In einem separaten Anhang „Amtliches“ erscheinen die in der Briefabteilung der Weimarer Ausgabe edierten amtlichen Schriftstücke, die seit einem Jahrhundert zum gedruckten Bestand der Goethe-Briefe zählen.
2. Text 2.1 Textgrundlage und Textkonstitution Textgrundlage ist die Handschrift der behändigten Ausfertigung des Briefes. Ist die Handschrift nicht überliefert und auch nicht in Form einer Reproduktion zugänglich, tritt an ihre Stelle der Textzeuge (z.B. Abschrift, Druck) mit dem
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Editionsgrundsätze
höchsten Grad der Autorisation. Ist ein Brief nur als Konzept überliefert, bildet dieses die Grundlage des edierten Textes. Der Text gibt die zugrunde liegende Vorlage buchstaben- und satzzeichengetreu wieder. Erfolgt die Textwiedergabe nach einem Druck, werden eindeutige Druckfehler der Vorlage im edierten Text emendiert. Groß-, Klein-, Getrennt- und Zusammenschreibungen werden originalgetreu wiedergegeben. Lässt der graphische Befund die Unterscheidung von Großund Kleinbuchstabe nicht zu (so vor allem bei D/d, F/f, H/h, T/t), sind der semantische Kontext wie zeit- und autorspezifische Schreibgewohnheiten für die Entscheidung mit heranzuziehen. Dies trifft auch für die Schreibung des Anredepronomens zu, die sich im Verlauf des Entstehungszeitraums der Briefe wandelt. Grammatische und orthographische Fehler werden nicht korrigiert, Abkürzungen nicht aufgelöst, fehlende Buchstaben, Satzzeichen, Akzente und Umlautstriche nicht ergänzt, das Abbruchzeichen (wie in WohlgebL, ExzelL, dergL) wird in Angleichung an den handschriftlichen Befund wiedergegeben. Verschleifungen am Wortende werden ausgeschrieben. Der Geminationsstrich (n, m) wird zur Doppelschreibung aufgelöst. Doppelte Binde- und Trennungsstriche erscheinen einheitlich als einfache Bindeoder Trennungsstriche, Umlautschreibungen durch hochgestelltes e einheitlich in der heute üblichen Form (ue bel – übel). Dittographien bei Seitenwechsel werden ausgeschieden.
2.2 Textkritischer Apparat Die Varianten des dem Text zugrunde liegenden Zeugen erscheinen, mit Zeilenzahl auf den edierten Text bezogen, am Fuß der Textseite. Sämtliche Varianten sind in Form eines negativen Einzelstellenapparats verzeichnet, wobei der Korrekturvorgang selbst in visualisierter Form dargestellt wird (vgl. Verzeichnis der „Schriftarten, Siglen und Zeichen“ im edierten Text, S. XIX–XX im Textband). Schemata und Konzepte werden im Abschnitt „Konzepte“ abgedruckt. Der Nachweis der Varianten erfolgt in einem integrierten Apparat.
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2.3 Anordnung und Darbietung der Briefe Die Anordnung der Briefe erfolgt chronologisch, ihre Zählung bandweise. Erstreckt sich die Niederschrift über einen Zeitraum von mehr als einem Tag, ist das späteste Datum für die Einordnung in die Chronologie ausschlaggebend. Sind mehrere Briefe vom gleichen Tag überliefert, dienen inhaltliche und/oder überlieferungsgeschichtliche Kriterien zu deren Anordnung. Gelingt mithilfe der genannten Kriterien eine Anordnung nicht zweifelsfrei, erfolgt sie alphabetisch nach den Namen der Adressaten, wobei Briefe an Unbekannt ans Ende gestellt werden. Lässt sich für einen Brief nur der Entstehungsmonat und das Jahr erschließen, wird er an das Ende des entsprechenden Monats gestellt. Betrifft dies mehrere Briefe, werden sie nach den Namen der Adressaten in alphabetischer Folge angeordnet. Das Gleiche gilt sinngemäß, wenn das Jahr, aber nicht der Monat, der Zeitraum, aber nicht das Jahr ermittelt wurden. In den Textbänden erscheinen sämtliche überlieferten abgesandten und nicht abgesandten Briefe Goethes sowie die Auftragsbriefe. Nicht abgesandte Briefe und Auftragsbriefe werden im Briefkopf besonders gekennzeichnet. Die Briefe werden vollständig und einschließlich ihrer Beilagen gedruckt, wenn diese integraler Bestandteil der Briefe sind und es deren Art und Umfang erlauben. Erschlossene Briefe werden für den jeweiligen Zeitraum des Bandes mitgeteilt einschließlich ihrer Erschließungsquellen. Sie erhalten eine eigenständige Zählung mit einer der Briefnummer vorangestellten Kennzeichnung (EB). Die in der Briefabteilung der Weimarer Ausgabe edierten amtlichen Schriftstücke werden am Ende des Textbandes im Abschnitt „Amtliches“ abgedruckt. Sie erhalten eine eigenständige Zählung mit einer der Nummer vorangestellten Kennzeichnung (A). Gleiches gilt für Briefe, bei denen die Autorschaft Goethes fraglich ist oder nicht mehr angenommen wird. Sie stehen in den Abschnitten „Zweifelhaftes“ (Z) und „Unechtes“ (U). Der Abdruck beginnt einheitlich mit einem Briefkopf des Editors, bestehend aus Briefnummer, Adressat, Ort und Datum. Erschlossene Angaben erscheinen in spitzen Klammern. Hat Goethe den Brief gemeinsam mit anderen Personen verfasst, z.B. mit August von Goethe, heißt es im Briefkopf in der Adressatenzeile „An … mit August von Goethe“. Briefe, die nicht nach der Handschrift der behändigten Ausfertigung abgedruckt werden können, erhalten unter der Datumszeile in
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Editionsgrundsätze
spitzen Klammern den Hinweis auf die Art der Textgrundlage (z.B. 〈Konzept〉, 〈Druck〉, 〈Abschrift〉). Der Adressat erscheint mit Familiennamen und, wenn dieser bekannt ist, mit Rufnamen oder mit dem oder den eingeführten Vornamen. Frauen werden bis zu ihrer Eheschließung unter ihrem Mädchennamen geführt. Mehrmals verheiratete Frauen erscheinen unter ihrem jeweils gültigen Familiennamen. Die räumliche Anordnung des Textes wird nicht in urkundlicher, sondern in struktureller Entsprechung wiedergegeben. Nachschriften auf dem Rand der Vorlage erscheinen im Druck am Ende des Briefes nach Datum und Unterschrift. Briefteile, die von anderen Personen stammen, sowie Auftragsbriefe erscheinen in kleinerer Geradschrift.
3. Kommentar 3.1 Briefkopf, Datierung, Zum Adressaten Der Briefkopf des Kommentarteils entspricht dem des Textteils, bestehend aus Briefnummer, Adressatennamen, Ort und Datum. Zusätzlich werden Bestimmungs- oder Empfangsort angegeben. Ermittelte Angaben erscheinen in spitzen Klammern. – Angaben zur Datierung erfolgen bei undatierten und unvollständig datierten Briefen oder bei korrigierten Datierungen. – Ist die Person des Adressaten unsicher oder weicht ein ermittelter Empfänger gegenüber dem in der Weimarer Ausgabe angegebenene Empfänger ab, werden in der Rubrik „Zum Adressaten“ die Argumente, die für oder gegen die Ansetzung eines Adressaten sprechen, mitgeteilt.
3.2 Überlieferung Im Abschnitt „Überlieferung“ werden alle handschriftlich überlieferten textkritisch relevanten Zeugen eines Briefes (Schemata, Konzepte, Handschrift der behändigten Ausfertigung, bei verschollenen Handschriften zeitgenössische und spätere Abschriften) nachgewiesen. Nach der Handschrift der Ausfertigung erscheinen alle anderen Zeugen in der Reihenfolge ihrer nachweisbaren oder ermittelten Entstehung. Zu jeder Handschrift erfolgen Angaben zum Besitzer und/oder zum Aufbewahrungsort, bei verschollenen Handschriften zum letzten nachweisbaren Besit-
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zer sowie zum Zeitpunkt des letzten Nachweises. Zusätzlich folgt die Angabe „Verbleib unbekannt“. Die Handschriftenbeschreibung soll – durch Angabe von Umfang und Anzahl der beschriebenen Seiten sowie des Schreibers und Schreibmaterials – die eindeutige Identifizierung einer Handschrift ermöglichen. Zusätzlich können Angaben zur Schrift erfolgen (z.B. „flüchtig geschrieben“). Das Papierformat wird in Zentimetern (Breite × Höhe) angegeben, dazu Besonderheiten wie Zier- oder Trauerränder u. ä., Beschädigungen des Papiers sowie das Vorhandensein eines Kuverts. Wasserzeichen werden nur beschrieben, wenn bei undatierten Briefen im Abschnitt „Datierung“ darauf Bezug genommen wird. Angaben zur Faltung werden nur gemacht, wenn dies für den Nachweis relevant ist, ob ein Brief abgesandt wurde oder nicht. Handschriftliche Beilagen, die als integraler Bestandteil des Briefes im Textband erscheinen, werden analog zu den Briefhandschriften nachgewiesen und beschrieben. Ergänzende Angaben von Faksimiledrucken der Handschrift erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. War der Brief einem anderen Brief beigelegt oder enthielt der Brief einen anderen Brief als Beischluss, wird das in der Überlieferung mitgeteilt. Die gedruckte Überlieferung wird nur soweit mitgeteilt, wie sie textkritisch relevant ist. Verzeichnet wird der Erstdruck (E); wenn dieser ein Teildruck war, wird die Drucküberlieferung bis zum ersten vollständigen Druck nachgewiesen (E1, E2, E3 …). Ist die Handschrift der behändigten Ausfertigung (H) verschollen, werden weitere Drucke (D) aufgeführt, wenn diesen nachweislich oder mutmaßlich H zugrunde lag und sie E vorzuziehen sind. Den Abschluss der Überlieferung bildet der Nachweis des Druckortes in der Weimarer Ausgabe als Referenzausgabe. Erläuterungen zur Textgrundlage erfolgen nur, wenn bei verschollener Handschrift die Wahl der Textgrundlage einer besonderen Begründung bedarf.
3.3 Textkritischer Apparat im Kommentar Abweichungen zwischen textkritisch relevanten Textzeugen werden nicht explizit in einem Einzelstellenapparat nachgewiesen, lassen sich aber aus den Textzeugen selbst, die im Textband vollständig und einschließlich ihrer Varianten mitgeteilt werden, erschließen.
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Editionsgrundsätze
Überlieferungsvarianten, d.h. Abweichungen zwischen nicht autorisierten Textzeugen, werden mitgeteilt, wenn bei verschollener Handschrift der behändigten Ausfertigung mehrere voneinander abweichende Drucke und/oder Abschriften vorliegen, denen nachweislich oder mutmaßlich die Handschrift zugrunde lag.
3.4 Beilagen Beilagen, die kein integraler Bestandteil des Briefes sind und die daher nicht im Textband erscheinen, werden im Kommentar buchstaben- und satzzeichengetreu mitgeteilt, wenn es Art und Umfang der Beilage zulassen, und analog zur Überlieferung der Briefhandschriften beschrieben. Umfangreiche gedruckte Beilagen (z.B. Zeitschriften, Bücher, Aushängebogen) werden mit ihren bibliographischen Angaben verzeichnet, sonstige Beilagen (z.B. Stoffproben) beschrieben. Sind Beilagen nicht überliefert, geht aus dem Brieftext oder aus anderen Quellen ihre Existenz jedoch eindeutig hervor, werden sie im Kommentar aufgeführt.
3.5 Erläuterungen Den Erläuterungen eines jeden Briefes gehen Angaben über Bezugs- und Antwortbriefe voraus. Als Referenzausgabe der Briefe an Goethe wird der Druckort in der Regestausgabe (RA) nachgewiesen. Mitgeteilt werden außerdem die Erwähnungen im Tagebuch und/oder in den Postsendelisten. Die Erläuterungen liefern die zum Verständnis des Textes notwendigen sprachlichen, sachlichen, historischen, literarischen und biographischen Aufschlüsse. Am Beginn der Erläuterungen des jeweils ersten Briefes an einen Adressaten stehen zusammenfassende Überblickskommentare zur Person des Adressaten und Goethes Beziehung zu ihm sowie zu den Besonderheiten der Korrespondenz. Direkte oder indirekte Zitate im Brieftext werden nachgewiesen, die von Goethe benutzten Quellen angegeben. In den Erläuterungen wird aus den Bezugs- und Antwortbriefen zitiert, gegebenenfalls werden die Briefe ganz oder teilweise mitgeteilt, soweit es zum Verständnis des Textes notwendig ist. Sind andere im Text erwähnte Briefe überliefert, aber ungedruckt oder an entlegener Stelle gedruckt, und sind zum
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Verständnis des Textes zusammenfassende Angaben zu ihrem Inhalt nicht ausreichend, werden sie in den Erläuterungen ganz oder teilweise mitgeteilt. Zur Ergänzung und Entlastung der Erläuterungen dienen Register der erwähnten Personen und deren Werke, der Anonyma und Periodika sowie der Werke Goethes.
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Hinweise zur Benutzung
Hinweise zur Benutzung Die Angaben zur Handschrift (H) sind so gegliedert, dass dem Besitznachweis und der Handschriftenbeschreibung im engeren Sinne (Umfang, Schreiber, Schreibmaterial usw.) Angaben allgemeiner Art folgen, z.B. die Provenienz betreffend. Die Formatangaben beziehen sich auch bei Doppelblättern jeweils auf die Größe des Einzelblatts (Breite × Höhe in cm). Bei Siglen mit Exponenten (h1, h2, E1, E2 …) gelten diese jeweils nur für die Überlieferung des betreffenden Briefes. Die Formulierung „Verbleib unbekannt“ bedeutet: Die Existenz des Briefes ist sicher, die Handschrift aber nicht nachweisbar. Die Formulierung „nicht überliefert“ ist synonym mit ‚verschollen‘ zu verstehen, das heißt, zum Zeitpunkt des Erscheinens eines Bandes ist der Aufbewahrungsort des Briefes den Herausgebern nicht bekannt. Die Formulierung „vernichtet“ wird nur verwendet, wenn es konkrete Hinweise auf die Vernichtung einer Handschrift gibt. Im Fall der Formulierung „nicht bekannt“ ist es zweifelhaft, ob ein Brief überhaupt existiert hat. Hinweise auf Faksimiles sind als zusätzliche Information gedacht, ohne dass Vollständigkeit angestrebt wurde. Goethes Briefe an Charlotte von Stein und an Friedrich Schiller, die im Goethe- und Schiller-Archiv verwahrt werden, stehen als Digitalisate zur Verfügung und sind über das „Repertorium sämtlicher Goethe-Briefe“ im Internet zugänglich (vgl. die Angaben zu GB Rep im Verzeichnis der „Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur“, S. XXXIV–LX im vorliegenden Band). Im Rahmen der „PROPYLÄEN. Forschungsplattform zu Goethes Biographica“ werden sukzessive weitere Digitalisate veröffentlicht. Der vorliegende Band enthält Briefe, zu denen außer dem Textzeugen, der dem edierten Text zugrunde liegt, Konzepte überliefert sind. Diese werden in einem gesonderten Teil des Textbandes mitgeteilt. Sie tragen die Nummer des dazugehörigen Briefes mit nachgestelltem „K“ (z.B. 498K). Im Unterschied zum edierten Text, dessen Varianten im Hinblick auf die bessere Zitierbarkeit in den Fußnoten mitgeteilt werden, erfolgt die Variantendarstellung der Konzepte in einem integrierten Apparat, doch unter Verwendung derselben Schriftarten, Siglen und Zeichen. Der Kommentar bietet Überlieferungsvarianten, also Varianten, die nicht auf den Autor selbst zurückgehen, in all den Fällen, in denen ein Brief nicht nach
Hinweise zur Benutzung
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einem autorisierten Textzeugen, sondern nach einer von mehreren nicht autorisierten Abschriften oder nach einem von mehreren nicht autorisierten Drucken wiedergegeben werden muss. Damit soll der Benutzer in die Lage versetzt werden, die textkritischen Entscheidung der Herausgeber nachzuvollziehen und den Text auch derjenigen Textzeugen zu rekonstruieren, die mutmaßlich weniger zuverlässig sind. Die Erläuterungen folgen dem Grundsatz, dass jeder Brief unter Vermeidung allzu vieler lästiger Verweise für sich allein verständlich kommentiert sein soll. Verweise in den Einzelstellenerläuterungen finden in der Regel nur innerhalb eines Bandes statt. Kürzere Erläuterungen werden wiederholt und gelegentliche Redundanzen in Kauf genommen. Verweise in der Form „vgl. 12,3–4“ beziehen sich auf den jeweils vorliegenden Textband (S. 12, Zeile 3–4), Verweise in der Form „vgl. zu 12,3–4“ auf den jeweils vorliegenden Kommentarband, nämlich auf die der Lemmazahl (12,3–6) folgende Erläuterung. Bei Verweisen in andere Bände tritt jeweils Sigle und Bandzahl davor (vgl. GB 3 II, zu 123,4–5). Erläuterungen zu den Konzepten finden sich im Anschluss an den Kommentar zur Ausfertigung unter der Zwischenüberschrift ERLÄUTERUNGEN ZU K. Goethes Werke werden nach der Weimarer Ausgabe zitiert, es sei denn, es gibt eine verbesserte Ausgabe, wie z.B. im Fall von Goethes Autobiographie die von Siegfried Scheibe besorgte Akademie-Ausgabe „Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit“ (AA DuW), im Fall der naturwissenschaftlichen Werke die Leopoldina-Ausgabe (LA) und im Fall der Tagebücher und der Begegnungen und Gespräche die am Goethe- und Schiller-Archiv erarbeiteten Ausgaben (GT und BG). Zitate aus Werken Dritter werden nach den von Goethe benutzten Ausgaben, in der Regel nach deren Erstdruck, nachgewiesen. Sind diese nicht bekannt oder nicht mehr zugänglich, werden andere zeitgenössische oder, wenn vorhanden, historisch-kritische Ausgaben herangezogen. Bibelstellen sind nach der Ausgabe der Luther-Bibel zitiert, die Goethe selbst besessen hat (Luther-Bibel 1772), weil gelegentlich nicht nur der Nachweis eines Zitats, sondern auch dessen Wortlaut von Bedeutung sein kann. Fremdsprachige Zitate aus Briefen und Werken werden übersetzt, in der Regel auch fremdsprachige Titel. Quellen, Werke, Ausgaben und wissenschaftliche Veröffentlichungen, die mehrfach zitiert werden, erhalten eine Sigle oder werden abgekürzt zitiert. Diese Siglen sowie die in Goethes Briefen verwendeten Abkürzungen werden in vo-
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Hinweise zur Benutzung
rangestellten Verzeichnissen nachgewiesen (vgl. „Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur“, S. XXXIV–LX im vorliegenden Band). Geographische Namen und territoriale Bezeichnungen werden nach Maßgabe des damaligen historischen Kontextes wiedergegeben. Gleiches gilt für Amtsbezeichnungen. Wissenschaftliche Begriffe und Zusammenhänge werden auf dem Kenntnisstand der Goethezeit erklärt. Der Entlastung des Kommentars dienen kommentierte Personen- und Werkregister und eine chronologische und alphabetische Übersicht über die Beiträge in Schillers „Horen“ und dem „Musen-Almanach“ und deren Verfasser in GB 10 bzw. GB 11. Informationen zu zeitgenössischen Maßen und Münzen sind dem Verzeichnis „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“ (S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band) zu entnehmen.
Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes
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Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden Text Goethes petit Text von fremder Hand (in Goethes Briefen) Sperrung Hervorhebung Sperrung doppelte Hervorhebung S p e r r u n g dreifache Hervorhebung grotesk lateinische Schrift Sperrung Hervorhebung in lateinischer Schrift Sperrung doppelte Hervorhebung in lateinischer Schrift G? zweifelhafte Eigenhändigkeit (bei Korrekturen) ××× unlesbare Buchstaben unsichere Lesung abcd 〈abcd〉 Zusätze des Editors 〈 〉 Textverlust der Vorlage l Abbrechungszeichen über der Zeile ergänzt ⎡abcd⎤ unter der Zeile ergänzt ⎣abcd⎦ |abcd| in der Zeile ergänzt am rechten Rand oder in der rechten Spalte ergänzt ⎡abcd ⎡ am linken Rand oder in der linken Spalte ergänzt ⎤ abcd⎤ am unteren Rand ergänzt ↓abcd↓ ∫ nachträgliche Trennung ∩ nachträgliche Zusammenschreibung gestrichen abcd gestrichen und durch Unterpungierung wiederhergestellt abcd Streichung in der Streichung abcd Streichung vor der Niederschrift des folgenden Wortes oder abcd efgh Zeichens (Sofortkorrektur) abcd efgh ijkl später ersatzlos gestrichen (Tilgung) abcd efgh Stützwort zur eindeutigen Zuordnung einer varianten Textstelle gestr. gestrichen ab a überschrieben durch b oder korrigiert zu b recte
XXVI Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes
/ |:abcd:|
Seitenwechsel in der Handschrift; Absatzzeichen in den Varianten historische Klammerzeichen
Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar
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Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar kursiv Sperrung Abb. Anm. Bd, Bde bes. Bl., Bll. cm D dt. E ebd. egh. eigentl. engl. f., ff. franz. gest. griech. H h H. Hd ital. Jg. K k km lat. m mdh. mittellat. mm
Editortext Hervorhebung im Editortext Abbildung Anmerkung Band, Bände besonders Blatt, Blätter Zentimeter textgeschichtlich bedeutsamer Druck deutsch Erstdruck ebenda Goethe eigenhändig eigentlich englisch folgende französisch gestorben griechisch Handschrift; in der Überlieferung der Briefe Goethes: behändigte Ausfertigung, eigenhändig oder diktiert Abschrift von H (nicht autorisiert) Heft Hand italienisch Jahrgang Konzepthandschrift Abschrift von K (nicht autorisiert) Kilometer lateinisch Meter mittelhochdeutsch mittellateinisch Millimeter
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Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar
N. F. Nr o. J. o. Nr o. O. o. S. Ps. r Rs. S S. s. Sign. Slg Sp. Tgb. T., Tle u.a. v V. Var. vgl. Vs. / L
Neue Folge Nummer ohne Jahresangabe ohne Nummerierung ohne Ortsangabe ohne Seitenzählung Postsendungen recto (Blattvorderseite) Rückseite Schema Seite siehe Signatur Sammlung Spalte Tagebuch Teil, Teile unter anderem, unter anderen verso (Blattrückseite) Vers, Verse Variante im edierten Text vergleiche Vorderseite Absatzzeichen in den Lesarten und in Zitaten Abbrechungszeichen in Zitaten
DLA Marbach DLA Marbach, Cotta-Archiv HSA/ThLMA Weimar FDH/FGM GMD
Deutsches Literaturarchiv Marbach am Neckar Deutsches Literaturarchiv/Cotta-Archiv Marbach am Neckar
GNM GSA
Hochschularchiv/Thüringisches Landesmusikarchiv an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum Goethe-Museum Düsseldorf, Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung Klassik Stiftung Weimar/Goethe-Nationalmuseum Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv
Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar
HAAB HStA KSW LATh-HStA Weimar Nachl. Herder SBB/PK SNM/DLA StA SUB ThULB UA UB ULB
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Klassik Stiftung Weimar/Herzogin Anna Amalia Bibliothek Hauptstaatsarchiv Klassik Stiftung Weimar Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar Herders handschriftlicher Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Schiller-National-Museum/Deutsches Literaturarchiv Marbach Staatsarchiv Staats- und Universitätsbibliothek Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena Universitätsarchiv Universitätsbibliothek Universitäts- und Landesbibliothek
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Siglen und Abkürzungen für Archivalien
Siglen und Abkürzungen für Archivalien Färber-Calender 1794
Färber-Calender 1795
FB 1794
FB 1795
FB 1796
GR/Abschlussrechnungen 1795, 1 GR/Abschlussrechnungen 1795, 2 GR/Belege 1794, 1
Neuer und verbesserter Historien-Calender, auf das Jahr nach der Geburt Christi 1794. Jena, zu haben bey Philipp Jacob Lorenz Werther . [Darin handschriftliche Notizen des Besitzers Johann Heinrich David Färber.] ThULB Jena, Sign.: Nachl. Martin q 20:10. Neuer und verbesserter Historien-Calender, auf das Jahr nach der Geburt Christi 1795. Jena, privilegirter Wertherischer Calender zu haben bey Philipp Jacob Lorenz Werther . [Darin handschriftliche Notizen des Besitzers Johann Heinrich David Färber.] ThULB Jena, Sign.: Nachl. Martin q 20:11. Fourier-Buch, / auf das Jahr / 1794. / Geführet von den beyden Hof-Fouriers / Johann Christoph Waitz, / und / August Christian Friedrich / Martini (Hofhaltung des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach) pag. 1–309, LAThHStA Weimar, Hofmarschallamt Nr 4543. – Online verfügbar. Fourier-Buch / auf das Jahr / 1795. / Geführet von den beyden Hof-Fouriers / Johann Christoph Waitz, / und / August Christian Friedrich / Martini. 157 Bl. LATh-HStA Weimar, Sign.: Hofmarschallamt Nr 4544. – Online verfügbar. Fourier-Buch / auf das Jahr / 1796. / Geführet von den beyden Hof-Fouriers / Johann Christoph Waitz, / und / August Christian Martini. 156 Bl. LAThHStA Weimar, Sign.: Hofmarschallamt Nr 4545. – Online verfügbar. Goethe. Rechnungen. Abschlussrechnungen Einnahme und Ausgabe (mit Kasse Ostern) Januar– März 1795. GSA, Sign.: 34/XII,3,1. Goethe. Rechnungen. Abschlussrechnungen Einnahme und Ausgabe (mit Kasse Michaelis) Juni–Juli 1795. GSA, Sign.: 34/XII,3,2. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und
Siglen und Abkürzungen für Archivalien
GR/Belege 1794, 2
GR/Belege 1794, 3
GR/Belege 1794, 4
GR/Belege 1794, 5
GR/Belege 1795, 1
GR/Belege 1795, 2
GR/Belege 1795, 3
GR/Belege 1795, 4
GR/Belege 1795, 5
GR/Belege 1795, 6
GR/Belege 1796, 1
GR/RB 1794, 1
GR/RB 1794, 2
XXXI
Ausgabe-Rechnung Januar–März 1794. GSA, Sign.: 34/XI,8,1. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung März–Juli 1794. GSA, Sign.: 34/XI,8,2. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Juni–September 1794. GSA, Sign.: 34/XI,8,3. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Oktober 1794 bis Januar 1795. GSA, Sign.: 34/XII,1,1. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung unnummeriert Januar–Dezember 1794. GSA, Sign.: 34/XII,1,2. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Ostern Januar–März 1795. GSA, Sign.: 34/XII,5,1. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Johanni Mai–Juli 1795. GSA, Sign.: 34/XII,5,2. Goethe. Rechnungen. Einnahmebelege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung September 1795. GSA, Sign.: 34/XII,5,3. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Weihnachten Oktober–Dezember 1795. GSA, Sign.: 34/XII,5,4. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung unnummeriert Juni–Oktober 1795. GSA, Sign.: 34/XII,5,5. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung unnummeriert Januar–Dezember 1795. GSA, Sign.: 34/XII,5,6. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Januar–März 1796. GSA, Sign.: 34/XII,8,1. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Januar–März 1794. GSA, Sign.: 34/XI,6,1. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe April–Juni 1794. GSA, Sign.: 34/XI,6,2.
XXXII
Siglen und Abkürzungen für Archivalien
GR/RB 1794, 3
GR/RB 1794, 4
GR/RB 1794, 5
GR/RB 1795, 1
GR/RB 1795, 2
GR/RB 1795, 3
GR/RB 1795, 4
GR/RB 1795, 5
GR/Sonderrechnungen 1794, 1 GR/Sonderrechnungen 1794, 2 GR/Sonderrechnungen 1795, 1 GR/Sonderrechnungen 1795, 2 GR/Sonderrechnungen 1795, 3 Karlsbader Kurliste 1794, 1795
Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Juli–September 1794. GSA, Sign.: 34/XI,6,3. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Oktober–Dezember 1794. GSA, Sign.: 34/XI,6,4. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Oktober–Dezember 1794 (Christiane). GSA, Sign.: 34/XI,6,5. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Januar–März 1795. GSA, Sign.: 34/XII,2,1. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe März 1795. GSA, Sign.: 34/XII,2,2. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe April–Juni 1795. GSA, Sign.: 34/XII,2,3. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgbe Juli–September 1795. GSA, Sign.: 34/XII,2,4. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Oktober–Dezember 1795. GSA, Sign.: 34/XII,2,5. Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen. Jenaer Reiserechnungen mit Belegen Februar, April und Juni 1794. GSA, Sign.: 34/XI,7,1. Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen Goetzes mit Belegen März–Juli 1794. GSA, Sign.: 34/ XI,7,2. Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen mit Belegen März–Juli 1795. GSA, Sign.: 34/XII, 4,1. Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen. Karlsbader Reiserechnungen mit Belegen (Theaterzettel) Juni–August 1795. GSA, Sign.: 34/XII,4,2. Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen. Eisenacher Reiserechnung (Goetze) mit Belegen 6.–24. Oktober 1795. GSA, Sign.: 34/XII,4,3. Verzeichniß der Badegäste, welche im 179[4]/[5] Jahre in der Königlichen Stadt Kaiser Karlsbad die
Siglen und Abkürzungen für Archivalien
Knebel, Tgb. 1794 Knebel, Tgb. 1795 Theater/Musik Weimar
Theaterzettel Weimar 1784–1967
XXXIII
Bade- und Gesundbrunnenkur gebrauchet haben. In: Archiv mˇesta Karlovy Vary, Bestand 75: Seznamy lázeˇnsk´ych host˚u. – Online verfügbar: Porta Fontium. Bayerisch-tschechisches Netzwerk digitaler Geschichtsquellen. (Die Kurlisten liegen sowohl handschriftlich als auch gedruckt vor.) Carl Ludwig von Knebel: Tagebücher 1794. GSA Sign.: 54/371. Carl Ludwig von Knebel: Tagebücher 1795. GSA Sign.: 54/372. Theater und Musik in Weimar 1754–1969, Internetveröffentlichung: http://theaterzettel-weimar. thulb.uni-jena.de/home.html. Weimarer Theaterzettel. 1784–1967. Einzelblattsammlung. HAAB, Sign.: ZC 120. Zugänglich über: Theater/Musik in Weimar.
XXXIV
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur AA DuW
ADB
Adelung
ALZ
AS
Aus Herders Nachlaß
Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Historisch-kritische Ausgabe bearbeitet von Siegfried Scheibe. (Akademie-Ausgabe). Bd 1: Text. Berlin 1970. Bd 2: Überlieferung, Variantenverzeichnis und Paralipomena. Berlin 1974. Allgemeine Deutsche Biographie. Auf Veranlassung und mit Unterstützung Seiner Majestät des Königs von Bayern Maximilian II. hrsg. durch die historische Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften. 55 Bde. Leipzig 1875–1910. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen. Zweyte vermehrte und verbesserte Ausgabe. 4 Tle. Leipzig 1793–1801. – Elektronische Volltext- und Faksimile-Edition nach der Ausgabe letzter Hand (Digitale Bibliothek 40). Berlin 2001. Allgemeine Literatur-Zeitung. 〈Hrsg. von Christian Gottfried Schütz und Gottlieb Hufeland.〉 Jena 1785–1803; Fortsetzung Halle 1804–1849. Goethes Amtliche Schriften. Veröffentlichung des Staatsarchivs Weimar. Hrsg. von Willy Flach. 4 Bde. Weimar 1950–1987. – Bd 1: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. T. 1: Die Schriften der Jahre 1776–1786. Bearbeitet von Willy Flach (1950); Bd 2: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. Seine Schriften der Jahre 1788–1819. Bearbeitet von Helma Dahl. 1. Halbbd: 1788–1797 (1968); 2. Halbbd: 1798–1819 (1970); Bd 3: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. Erläuterungen zu den Schriften der Jahre 1788–1819. Bearbeitet von Helma Dahl (1972); Bd 4: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. Register. Bearbeitet von Helma Dahl (1987). Aus Herders Nachlaß. Ungedruckte Briefe von Herder und dessen Gattin, Goethe, Schiller, Klopstock,
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
BG
Biedrzynski Bode
Bode, Ch. v. Stein
Böttiger, Literarische Zustände1
Böttiger, Literarische
XXXV
Lenz, Jean Paul, Claudius, Lavater, Jacobi und andern bedeutenden Zeitgenossen. Hrsg. von Heinrich Düntzer und Ferdinand Gottfried von Herder. 3 Bde. Frankfurt a. M. 1856–1857. Goethe: Begegnungen und Gespräche. Bd 1–2. Hrsg. von Ernst Grumach und Renate Grumach. Berlin 1965–1966; Bd 3, Bd 5, Bd 6, Bd 8 und Bd 14. Begründet von Ernst Grumach und Renate Grumach. Hrsg. von Renate Grumach. Berlin, New York 1977–2013; Bd 10f. Begründet von Ernst Grumach und Renate Grumach. In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur und der Klassik Stiftung Weimar Goethe- und Schiller-Archiv hrsg. von Renate Grumach und Bastian Röther. Berlin, New York 2018ff. – Bd 1: 1749–1776. Hrsg. von Renate Grumach (1965); Bd 2: 1777–1785. Hrsg. von Renate Grumach (1966); Bd 3: 1786–1792. Hrsg. von Renate Grumach (1977); Bd 4: 1793–1799. Hrsg. von Renate Grumach (1980); Bd 5: 1800–1805. Hrsg. von Renate Grumach (1985); Bd 6: 1806–1808. Hrsg. von Renate Grumach (1999); Bd 8: 1811–1812. Bearbeitet von Anke Schmidt-Peter (2013); Bd 10: 1815–1816. Bearbeitet von Angelika Reimann (2018); Bd 14: 1823–1824. Bearbeitet von Angelika Reimann (2011). Effi Biedrzynski: Goethes Weimar. Das Lexikon der Personen und Schauplätze. 4. Aufl. Zürich 1999. Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen. Zusammengestellt von Wilhelm Bode. Neu hrsg. von Regine Otto und Paul-Gerhard Wenzlaff. 3 Bde. 2. Aufl. Berlin 1982. Wilhelm Bode: Charlotte von Stein. 6. Aufl. 〈postum hrsg. von Anna Bode〉. Berlin 1927. (1. Aufl. Berlin 1910.) Literarische Zustände und Zeitgenossen. In Schilderungen aus Karl August Böttiger’s handschriftlichem Nachlasse. Hrsg. von K. W. Böttiger. 2 Bde. Leipzig 1838. Karl August Böttiger: Literarische Zustände und
XXXVI
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Zustände2
Bradish Burkhardt, Theater
Campe
Carl August-Goethe1
Carl August-Goethe2
Charlotte von Schiller Chronik
Corpus
Zeitgenossen. Begegnungen und Gespräche im klassischen Weimar. Hrsg. von Klaus Gerlach und René Sternke. Berlin 1998. Joseph A〈rno〉 von Bradish: Goethes Beamtenlaufbahn. New York 1937. Das Repertoire des Weimarischen Theaters unter Goethes Leitung 1791–1817. Bearbeitet und hrsg. von C〈arl〉 A〈ugust〉 H〈ugo〉 Burkhardt. Hamburg und Leipzig 1891. Joachim Heinrich Campe: Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Ein Ergänzungsband zu Adelungs Wörterbuche. 2 Bde. Braunschweig 1801. Briefwechsel des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach mit Goethe in den Jahren von 1775 bis 1828. Hrsg. von Carl Vogel. 2 Bde. Weimar 1863. Briefwechsel des Herzogs-Großherzogs Carl August mit Goethe. Hrsg. von Hans Wahl. 3 Bde. Berlin 1915–1918. Charlotte von Schiller und ihre Freunde. (Hrsg. von Ludwig Urlichs.) 3 Bde. Stuttgart 1860–1865. Goethes Leben von Tag zu Tag. Eine dokumentarische Chronik von Robert Steiger (ab Bd 6: von Robert Steiger und Angelika Reimann). 8 Bde und ein Registerbd. Zürich und München 1982–2011. – Bd 1: 1749–1775 (1982). – Bd 1: 1749–1775 (1982); Bd 2: 1776–1788 (1983); Bd 3: 1789–1798 (1984); Bd 4: 1799–1806 (1986); Bd 5: 1807– 1813 (1988); Bd 6: 1814–1820 (1993); Bd 7: 1821–1827 (1995); Bd 8: 1828–1832 (1996); Generalregister 1749–1832. Hrsg. von Siegfried Seifert (2011). Goethes Sammlungen zur Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Corpus der Goethezeichnungen. Bearbeiter der Ausgabe: Gerhard Femmel. 7 Bde in 10 Tlen. Leipzig 1958–1973. – Bd I. Nr 1–318: Von den Anfängen bis zur italienischen Reise 1786 (1958); Bd II. Nr 1–416: Italienische Reise 1786 bis 1788. Die Landschaften (1960); Bd III. Nr 1–271: Italienische Reise 1786 bis 1788. Antiken-
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Dialog über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ DjG3
Düntzer, Aus Goethes Freundeskreise Düntzer, Herder Italien
XXXVII
und Anatomiestudien. Architektur und Perspektive (1965); Bd IVa. Nr 1–348: Nachitalienische Landschaften (1966); Bd IVb. Nr 1–271: Nachitalienische Zeichnungen 1788 bis 1829. Antike. Porträt. Figurales. Architektur. Theater (1968); Bd Va. Nr 1–390: Die Zeichnungen zur Farbenlehre. Bearbeiter der Ausgabe: Rupprecht Matthaei (1936); Bd Vb. Nr 1–264: Die naturwissenschaftlichen Zeichnungen mit Ausnahme der Farbenlehre. Bestände der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar sowie aller übrigen öffentlichen und privaten Sammlungen. Bearbeiter der Ausgabe: Dorothea Kuhn, Otfried Wagenbreth, Karl Schneider-Carius. Gesamtredaktion Gerhard Femmel (1967); Bd VIa. Nr 1–302: Zeichnungen aus den Beständen des Goethe- und Schiller-Archivs (1970); Bd VIb. Nr 1–285: Zeichnungen außerhalb der Goethe-Institute der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Nachträge. Berichtigungen zu C〈orpus〉 I–VIa. Abschreibungen. Gesamtkonkordanz (1971); Bd VII: Die Zeugnisse (1973). Dialog über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. Heft 1–4. Frankfurter Goethe-Haus/Freies Deutsches Hochstift 2011. Der junge Goethe. Neu bearbeitete Ausgabe. Hrsg. von Hanna Fischer-Lamberg. 5 Bde und Registerbd. Berlin 1963–1974. – Bd 1: August 1749–März 1770 (1963); Bd 2: April 1770–September 1772 (1963); Bd 3: September 1772–Dezember 1773 (1966); Bd 4: Januar–Dezember 1774 (1968); Bd 5: Januar–Oktober 1775 (1973); Registerbd (hrsg. mit Renate Grumach) (1974). Aus Goethe’s Freundeskreise. Darstellungen aus dem Leben des Dichters. Von Heinrich Düntzer. Braunschweig 1868. Herders Reise nach Italien. Herders Briefwechsel mit seiner Gattin, vom August 1788 bis Juli 1789. Hrsg. von Heinrich Düntzer und Ferdinand Gottfried von Herder. Gießen 1859.
XXXVIII
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Eckermann, Gespräche
EGW
Ersch/Gruber
FA/Goethe
Fambach
Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. 1823–1832. Von Johann Peter Eckermann. 3 Tle. Leipzig (T. 3 Magdeburg) 1836–1848. Die Entstehung von Goethes Werken in Dokumenten. Begründet von Momme Mommsen. Fortgeführt und hrsg. von Katharina Mommsen. (Bd 1 und 2: Reprographischer Neudruck des vom Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Akademie Verlag 1958 herausgegebenen Erstdrucks). Berlin, New York 2006ff. – Bd 1: Abaldemus – Byron (2006); Bd 2: Cäcilia – Dichtung und Wahrheit (2006); Bd 3: Diderot – Entoptische Farben (2006); Bd 4: Entstehen – Farbenlehre (2008); Bd 5: Fastnachtsspiel – Faust (2017); Bd 6: Feradeddin – Gypsabgüsse (2010); Bd 7: Hackert – Indische Dichtungen (2015). Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge von genannten Schriftstellern bearbeitet und hrsg. von J〈ohann〉 S. Ersch und J〈ohann〉 G. Gruber. Sektion 1. T. 1–99; Sektion 2. T. 1–43; Sektion 3. T. 1–25 〈unvollständig〉. Leipzig 1818–1889. Johann Wolfgang Goethe: Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. 40 Bde (45 Tle) in 2 Abt. 〈Frankfurter Ausgabe〉. Frankfurt a. M. 1985–2013. – I. Abt. Bd 26–27: Amtliche Schriften. Hrsg. von Reinhard Kluge (Texte) sowie Irmtraud und Gerhard Schmid (Erläuterungen). (1998–1999); II. Abt. Bd 1: Briefe, Tagebücher und Gespräche vom 24. Juni 1794 bis zum 9. Mai 1805. Hrsg. von Volker C. Dörr und Norbert Oellers (1998). Oscar Fambach: Ein Jahrhundert deutscher Literaturkritik (1750–1850). 5 Bde. Berlin 1955–1963. – Bd 1: Goethe und seine Kritiker (1955); Bd 2: Schiller und sein Kreis in der Kritik ihrer Zeit (1957); Bd 3: Der Aufstieg zur Klassik in der Kritik der Zeit (1959); Bd 4: Das große Jahrzehnt in der Kritik seiner Zeit (1958); Bd 5: Der romantische Rückfall in der Kritik der Zeit (1963).
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Femmel/Heres
Fichte BWL
Fichte-Gesamtausgabe
Fichte GWL A
Fischer, Cotta Flach/Hahn
GB
XXXIX
Die Gemmen aus Goethes Sammlung. Goethes Sammlungen zur Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Bearbeiter der Ausgabe Gerhard Femmel. Katalog Gerald Heres. Leipzig 1977. Iohann Gottlieb Fichte: Ueber den Begriff der Wissenschaftslehre oder der sogenannten Philosophie, als Einladungsschrift zu seinen Vorlesungen über diese Wissenschaft. Weimar 1794. J. G. Fichte-Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Stuttgart-Bad Cannstatt 1964–2012. – Folge I: Werke (Bd 1–10. 1964– 2005). Folge II: Nachgelassene Schriften (Bd 1–17 in 18 Bden. 1962–2012). Folge III: Briefe (Bd 1–8. 1968–2007). Folge IV: Kollegnachschriften (Bd 1–6. 1977–2010)〉. – Bd I 2: 1793–1795. Hrsg. von Reinhard Lauth und Hans Jacob unter Mitwirkung von Manfred Zahn (1965); Bd II 2: 1791–1794. Hrsg. von Reinhard Lauth und Hans Jacob unter Mitwirkung von Hans Gliwitzky und Manfred Zahn (1967); Bd III 2: Briefwechsel 1793–1795. Hrsg. von Reinhard Lauth und Hans Jacob unter Mitwirkung von Hans Gliwitzky und Manfred Zahn (1970); Bd III 3: Briefwechsel 1796–1799. Hrsg. von Reinhard Lauth und Hans Gliwitzky unter Mitwirkung von Manfred Zahn und Peter Schneider (1972). Iohann Gottlieb Fichte: Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre als Handschrift für seine Zuhörer. Leipzig 1794. Bernhard Fischer: Johann Friedrich Cotta. Verleger – Entrepreneur – Politiker. Göttingen 2014. Friedrich Schiller. Aus dem Briefwechsel mit Goethe. Lichtdrucke der ersten neun Briefe aus dem Sommer 1794. Gedächtnisausgabe zum 9. Mai 1955. Bearbeitet von Willy Flach und Karl-Heinz Hahn. Leipzig 1955. Johann Wolfgang Goethe: Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Klassik-Stiftung Weimar/ Goethe- und Schiller-Archiv / (ab 2017:) In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaf-
XL
GB Rep
Gespräche1
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
ten zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv hrsg. von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter. Berlin 2008ff. – Bd 1 I–II: 23. Mai 1764–30. Dezember 1772. Text und Kommentar. Hrsg. von Elke Richter und Georg Kurscheidt (2008); Bd 2 I–II: Anfang 1773–Ende Oktober 1775. Text und Kommentar. Hrsg. von Georg Kurscheidt und Elke Richter (2008); Bd 3 I–II: 8. November 1775–Ende 1779. Text und Kommentar. Hrsg. von Georg Kurscheidt und Elke Richter unter Mitarbeit von Gerhard Müller und Bettina Zschiedrich (Kommentar) (2014); Bd 6 I–II: Anfang 1785–3. September 1786. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel unter Mitarbeit von Susanne Fenske und Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch, Markus Bernauer und Gerhard Müller (Kommentar) (2010); Bd 7 I–II: 18. September 1786–10. Juni 1788. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel unter Mitarbeit von Susanne Fenske und Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch, Markus Bernauer und Gerhard Müller (Kommentar) (2012); Bd 8 I–II: 20. Juni 1788–Ende 1790. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel und Norbert Oellers unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Gerhard Müller und Yvonne Pietsch (Kommentar) (2017). Johann Wolfgang Goethe: Repertorium sämtlicher Briefe. 1764–1832. Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar / Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Elke Richter unter Mitarbeit von Andrea Ehlert, Susanne Fenske, Eike Küstner und Katharina Mittendorf. Begründet von Paul Raabe an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. – Online verfügbar. Goethes Gespräche. Anhang an Goethes Werke. Abtheilung für Gespräche. Hrsg. von Woldemar Freiherr von Biedermann. 10 Bde. Leipzig 1889–1896.
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Gespräche2
Gespräche3
GJb
XLI
Goethes Gespräche. Gesamtausgabe. Neu hrsg. von Flodoard Freiherrn von Biedermann unter Mitwirkung von Max Morris, Hans Gerhard Gräf und Leonhard L. Mackall. 5 Bde. Leipzig 1909–1911. Goethes Gespräche. Eine Sammlung zeitgenössischer Berichte aus seinem Umgang. Aufgrund der Ausgabe und des Nachlasses von Flodoard Freiherrn von Biedermann ergänzt und hrsg. von Wolfgang Herwig. 5 Bde in 6 Tlen. Zürich und Stuttgart 1965–1987. Goethe-Jahrbuch. Bd I–XXXIV. Hrsg. von Ludwig Geiger. Frankfurt a. M. 1880–1913. – Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstandes hrsg. von Hans Gerhard Gräf (Bd 10–21 hrsg. von Max Hecker). Bd 1–9. Leipzig (Bd 8: Weimar) 1914–1922; Bd 10–21. Weimar 1924–1935. – Goethe. Bd 1–2: Vierteljahresschrift der Goethe-Gesellschaft. Neue Folge des Jahrbuchs. Unter Mitwirkung von Ernst Bertram, Rudolf Buttmann, Anton Kippenberg u.a. hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1936–1937; Bd 3–9: Viermonatsschrift der Goethe-Gesellschaft. Neue Folge des Jahrbuchs. Unter Mitwirkung von Ernst Bertram, Rudolf Buttmann, Anton Kippenberg u.a. hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1938–1944; Bd 10: Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1947; Bd 11: Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Hans Wahl † und Andreas B〈runo〉 Wachsmuth. Weimar 1950; Bd 12–33: Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Andreas B〈runo〉 Wachsmuth. Weimar 1951–1971; Goethe Jahrbuch. Bd 89–90: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Helmut Holtzhauer. Weimar 1972–1973; Bd 91: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Helmut Holtzhauer † und Karl-Heinz Hahn. Weimar 1974; Bd 92–106: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Karl-Heinz Hahn. Weimar 1975–1989; Bd 107: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Karl-Heinz
XLII
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Hahn † und Jörn Göres. Weimar 1990; Bd 108–116: Im Auftrage des Vorstandes (Bd 109ff.: Im Auftrag des Vorstands) der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Keller. Weimar 1991–1999; Bd 117–118: Im Auftrage des Vorstands der GoetheGesellschaft hrsg. von Jochen Golz, Bernd Leistner und Edith Zehm. Weimar 2000–2001; Bd 119: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz und Edith Zehm. Weimar 2002; Bd 120–121: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Frick, Jochen Golz und Edith Zehm. Weimar 2003–2004; Bd 122–123: Im Auftrag des Vorstands der GoetheGesellschaft hrsg. von Werner Frick, Jochen Golz und Edith Zehm. Göttingen 2005–2006; Bd 124–127: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Frick, Jochen Golz, Albert Meier und Edith Zehm. Göttingen 2007–2010; Bd 128–131: Im Auftrag der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz, Albert Meier und Edith Zehm. Göttingen 2011–2014; Bd 132: Im Auftrag der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz und Edith Zehm. Göttingen 2015; Bd 133ff.: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Frieder von Ammon, Jochen Golz und Edith Zehm. Göttingen 2016ff. Goethe-Christiane Goethes Briefwechsel mit seiner Frau. Hrsg. von Hans Gerhard Gräf. 2 Bde. Frankfurt a. M. 1916. Goethe-Cotta Goethe und Cotta. Briefwechsel 1797–1832. Textkritische und kommentierte Ausgabe in drei Bänden. Hrsg. von Dorothea Kuhn. Stuttgart 1979–1983. – Bd 1: Briefe 1797–1815 (1979; Veröffentlichungen der deutschen Schillergesellschaft 31); Bd 2: Briefe 1816–1832 (1979; Veröffentlichungen der deutschen Schillergesellschaft 32); Bd 3 I: Erläuterungen zu den Briefen 1797–1815 (1983; Veröffentlichungen der deutschen Schillergesellschaft 33/1); Bd 3 II: Erläuterungen zu den Briefen 1816–1832 (1983; Veröffentlichungen der deutschen Schillergesellschaft 33/2). Goethe-Friedrich von Stein Briefe von Goethe und dessen Mutter an Friedrich
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Goethe-Handbuch1
Goethe-Handbuch2
Goethe-Handbuch3
Goethe-Humboldt Goethe im Urteil seiner Kritiker Goethe-Jacobi1 Goethe-Jacobi2
Goethe-Knebel
Goethe-Meyer
XLIII
Freiherrn von Stein. Nebst einigen Beilagen. Hrsg. von J〈ohann〉 J〈acob〉 H〈einrich〉 Ebers und August Kahlert. Leipzig 1846. Goethe-Handbuch. In Verbindung mit H〈ugo〉 Bieber, H〈ermann〉 Bräuning-Oktavio, M〈ax〉 Geitel, H〈einrich〉 Gloël u.a. hrsg. von Julius Zeitler. 3 Bde. Stuttgart 1916–1918. – Bd 1: Aachen – Glück (1916); Bd 2: Göchhausen – Mythologie (1917); Bd 3: Nachdruck – Zwischenkieferknochen (1918). Goethe Handbuch. Goethe, seine Welt und Zeit in Werk und Wirkung. Zweite, vollkommen neugestaltete Auflage unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter hrsg. von Alfred Zastrau 〈2 Bde erschienen〉. Stuttgart 1956 und 1961. Bd 4: Karten der Reisen, Fahrten, Ritte und Wanderungen Goethes (1956). Goethe-Handbuch. 5 Bde. Hrsg. von Bernd Witte, Theo Buck, Hans-Dietrich Dahnke, Regine Otto und Peter Schmidt. Stuttgart, Weimar 1996– 1999. – Goethe-Handbuch. Supplemente. Stuttgart, Weimar, 2008–2012: Bd 1: Musik und Tanz in den Bühnenwerken. Hrsg. von Gabriele Busch-Salmen (2008); Bd 2: Naturwissenschaften. Hrsg. von Manfred Wenzel (2012); Bd 3: Kunst. Hrsg. von Andreas Beyer und Ernst Osterkamp (2011). Goethes Briefwechsel mit Wilhelm und Alexander v. Humboldt. Hrsg. von Ludwig Geiger. Berlin 1909. Goethe im Urteil seiner Kritiker. Dokumente zur Wirkungsgeschichte Goethes in Deutschland. 4 Tle. Hrsg., eingeleitet und kommentiert von Karl Robert Mandelkow. München 1975–1984. Briefwechsel zwischen Goethe und F. H. Jacobi. Hrsg. von Max Jacobi. Leipzig 1846. „Ich träumte lieber Fritz den Augenblick …“ Der Briefwechsel zwischen Goethe und F〈riedrich〉 H〈einrich〉 Jacobi. Hrsg. von Max Jacobi. Neu hrsg. von Andreas Remmel und Paul Remmel. Bonn 2005. Briefwechsel zwischen Goethe und Knebel (1774– 1832). Hrsg. von G〈ottschalk〉 E〈duard〉 Guhrauer. 2 Tle. Leipzig 1851. Goethes Briefwechsel mit Heinrich Meyer. Hrsg. von Max Hecker. 4 Bde. Weimar 1917–1932. – Bd 1:
XLIV
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Goethe-Seidel2
Goethe und Bergbau Goethe und der Kreis von Münster Goethe-Unger
Goethe-Voigt1 Goethe-Voigt2
Goethe-Wolf Goethe’s Werke, Hempel
Goethe-Wortschatz
Göttling
Göttling Briefe
Juli 1788 bis Juni 1797 (1917; SchrGG 32); Bd 2: Juni 1797 bis Dezember 1820 (1919; SchrGG 34); Bd 3: Januar 1821 bis März 1832 (1922; SchrGG 35.1); Bd 4: Register zu Band 1–3 (1932; SchrGG 35.2). Goethes Briefe an Philipp Seidel. Mit einer Einleitung von C〈arl〉 A〈ugust〉 H〈ugo〉 Burkhardt. 2. Aufl. Wien 1909. Otfried Wagenbreth: Goethe und der Ilmenauer Bergbau. Weimar 1983. Goethe und der Kreis von Münster. Zeitgenössische Briefe und Aufzeichnungen. In Zusammenarbeit mit Waltraud Loos hrsg. von Erich Trunz. Münster 1971. Johann Friedrich Unger im Verkehr mit Goethe und Schiller. Briefe und Nachrichten. Mit einer einleitenden Übersicht über Ungers Verlegertätigkeit von F〈lodoard〉 v. Biedermann. Berlin 1927. Goethes Briefe an Christian Gottlob von Voigt. Mit Voigts Bildniß. Hrsg. von Otto Jahn. Leipzig 1868. Goethes Briefwechsel mit Christian Gottlob Voigt. 4 Bde. Bearbeitet und hrsg. von Hans Tümmler (ab Bd 3 unter Mitwirkung von Wolfgang Huschke; SchrGG 53–56). Weimar 1949 (Bd 1), 1951 (Bd 2), 1955 (Bd 3), 1962 (Bd 4). Goethes Briefe an Friedrich August Wolf. Hrsg. von Michael Bernays. Berlin 1868. Goethe’s Werke. Nach den vorzüglichsten Quellen revidirte Ausgabe. 36 Tle. Berlin 〈1868–1879〉. – T. 35: Beiträge zur Optik. – Versuch, die Elemente der Farbenlehre zu entdecken. – Zur Farbenlehre: Didaktischer und Polemischer Theil. Mit Einleitung und Anmerkungen hrsg. von S. Kalischer. Berlin 〈1878〉. Goethe-Wortschatz. Ein sprachgeschichtliches Wörterbuch zu Goethes sämtlichen Werken von Paul Fischer. Leipzig 1929. Franz Götting: Die Bibliothek von Goethes Vater. In: Nassauische Annalen. Bd 64. Nassau 1953, S. 23–69. Johann Friedrich August Göttlings Briefe an Goethe. Nach den Handschriften des Goethe- und Schiller-
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Gräf
Gräf/Leitzmann
Grimm
Grun GT
XLV
Archivs mitgeteilt von Julius Schiff. In: GJb N. F. 14 (1928), S. 130–146. Goethe über seine Dichtungen. Versuch einer Sammlung aller Aeusserungen des Dichters über seine poetischen Werke von Dr. Hans Gerhard Gräf. 9 Bde. Frankfurt a. M. 1901–1914. – T. 1: Die epischen Dichtungen. 2 Bde (1901 und 1902); T. 2: Die dramatischen Dichtungen. 4 Bde (1903, 1904, 1906 und 1908); T. 3: Die lyrischen Dichtungen. 3 Bde (1912 und 1914). Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Hrsg. von Gerhard Gräf und Albert Leitzmann. 3 Bde. Leipzig 1912. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. Leipzig 1854–1961. – Online verfügbar; Bandzählung nach der Internet-Ausgabe. Schlüssel zu alten und neuen Abkürzungen 〈…〉 von Paul Arnold Grun. Limburg/Lahn 1966. Johann Wolfgang Goethe: Tagebücher. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik 〈ab Bd V (2007): Klassik Stiftung Weimar〉 hrsg. 〈Bd 1–6: von Jochen Golz unter Mitarbeit von Wolfgang Albrecht, Andreas Döhler und Edith Zehm〉. Stuttgart, Weimar 1998ff. – Bd I 1–2: 1775–1787. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht und Andreas Döhler (1998); Bd II 1: 1790–1800. Text. Hrsg. von Edith Zehm (2000); Bd II 2: 1790–1800. Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht und Edith Zehm (2000); Bd III 1–2: 1801–1808. Text und Kommentar. Hrsg. von Andreas Döhler (2004); Bd IV 1–2: 1809–1812. Text und Kommentar. Hrsg. von Edith Zehm, Sebastian Mangold und Ariane Ludwig (2008); Bd V 1–2: 1813–1816. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht (2007); Bd VI 1–2: 1817– 1818. Text und Kommentar. Hrsg. von Andreas Döhler (2014); Bd VII 1–2: 1819–1820. Text und Kommentar. Hrsg. von Edith Zehm, Sebastian Mangold und Ariane Ludwig (2014); Bd VIII 1–2: 1821–1822. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht (2015).
XLVI
GWb
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Goethe Wörterbuch. Bd 1–2. Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR, der Akademie der Wissenschaften in Göttingen und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1978–1989. – Bd 3ff. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Akademie der Wissenschaften in Göttingen und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Stuttgart, Berlin, Köln 1998ff. – Online verfügbar. Hagen Die Drucke von Goethes Werken. Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften der DDR. Bearbeiter des Bandes Waltraud Hagen. 2., durchgesehene Aufl. Berlin 1983. HB Johann Gottfried Herder: Briefe. Gesamtausgabe 1763–1803. 17 Bde (Bd 1–9: Unter Leitung von Karl-Heinz Hahn hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar; Bd 10–17: Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar [Goethe- und Schiller-Archiv]). Bd 1–8: Bearbeitet von Wilhelm Dobbek und Günter Arnold; Bd 9–17: Bearbeitet von Günter Arnold. Weimar 1977–2014. – Bd 6: August 1788–Dezember 1792 (1981); Bd 7: Januar 1793–Dezember 1798 (1982). Hederich Benjamin Hederichs gründliches mythologisches Lexicon 〈…〉. Zu besserm Verständnisse der schönen Künste und Wissenschaften 〈…〉, sorgfältigst durchgesehen, ansehnlich vermehret und verbessert von Johann Joachim Schwaben. Leipzig 1770. Hellermann, Morgenstern Dorothee von Hellermann: Weimar und Erfurt im Oktober 1808 – beschrieben von Karl Morgenstern aus Dorpat. 2 Tle. In: GJb 121 (2004), S. 283–303 und GJb 122 (2005), S. 302–315. Herbst, Voß Johann Heinrich Voss. Von Wilhelm Herbst. 3 Bde (Bd 1–2 II). Leipzig 1872–1876. Hirzel, Goethe-Bibliothek Salomon Hirzel: Neuestes Verzeichniß einer Goethe1874 Bibliothek. (1767–1874). Leipzig 1874. HN Der handschriftliche Nachlaß Johann Gottfried Herders. Katalog im Auftrag und mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften in Göttingen bear-
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
XLVII
beitet von Hans Dietrich Irmscher und Emil Adler (Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Kataloge der Handschriftenabteilung II 1). Wiesbaden 1979. Hofkalender 1794 Hochfürstl. S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Addreß-Calender auf das Jahr 1794. Jena 〈o. J.〉. Hofkalender 1795 Hochfürstl. S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Addreß-Calender auf das Jahr 1795. Jena 〈o. J.〉. Hoven Biographie des Doctor Friedrich Wilhelm von Hoven 〈…〉. Von ihm selbst geschrieben und wenige Tage vor seinem Tode noch beendiget, hrsg. von einem seiner Freunde und Verehrer 〈Johann Merkel〉. Nürnberg 1840. Humboldt, Alexander, Die Jugendbriefe Alexander von Humboldts 1787– Jugendbriefe 1799. Hrsg. und erläutert von Ilse Jahn und Fritz G. Lange (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung 2). Berlin 1973. Humboldt-Caroline Wilhelm und Caroline von Humboldt in ihren Briefen. Hrsg. von Anna von Sydow. 7 Bde. Berlin 1906–1916. Humboldt, Tagebücher Wilhelm von Humboldts Tagebücher. Hrsg. von Albert Leitzmann. 2 Bde (Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften. Hrsg. von der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften 14/15). Berlin 1916–1918. Humboldt, Wilhelm, Briefe Wilhelm von Humboldt: Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. 1. Abt.: Briefe bis zum Beginn der diplomatischen Laufbahn 1781–1802. Berlin, Boston 2014ff. – Bd 1: 1781–Juni 1791, hrsg. und kommentiert von Philip Mattson (2014); Bd 2: Juli 1791–Juni 1795, hrsg. und kommentiert von Philip Mattson (2015); Bd 3: Juli 1795–Juni 1797, hrsg. und kommentiert von Philip Mattson (2017). 〈Hefte zur Morphologie〉: Goethe. Zur Morphologie. HzM 2 Bde. Stuttgart und Tübingen 1817–1823. 〈Hefte zur Naturwissenschaft〉: Goethe. Zur NaturHzN wissenschaft überhaupt. 2 Bde. Stuttgart und Tübingen 1817–1823. Inventare 2 I Inventare des Goethe- und Schiller-Archivs. Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik / Goethe- und Schiller-Archiv. Bd 2: Goethe-Bestand. T. 1: Gedichte. Redaktor Gerhard Schmidt. Weimar 2000.
XLVIII
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
IR I, II, III Jacobi, Werke
Jahn, Botanik
JALZ JB
Italiänische Reise. I. II. III. (WA I 30–32.) Friedrich Heinrich Jacobi: Werke. Gesamtausgabe. Hrsg. von Klaus Hammacher und Walter Jaeschke. Stuttgart-Bad Cannstatt 1998ff. – Bd 1.1: Schriften zum Spinozastreit. Hrsg. von Klaus Hammacher und Irmgard-Marion Piske (1998); Bd 1.2: Anhang. Hrsg. von Klaus Hammacher und Irmgard-Marion Piske (1998); Bd 2.1: Schriften zum transzendentalen Idealismus. Unter Mitarbeit von Catia Goretzki hrsg. von Walter Jaeschke und Irmgard-Marion Piske (2004); Bd 2.2: Anhang. Unter Mitarbeit von Catia Goretzki hrsg. von Walter Jaeschke und Irmgard-Marion Piske (2004); Bd 3: Schriften zum Streit um die göttlichen Dinge und ihre Offenbarung. Hrsg. von Walter Jaeschke (2000); Bd 4.1: Kleine Schriften I. 1771–1783. Unter Mitarbeit von MarkGeorg Dehrmann hrsg. von Catia Goretzki und Walter Jaeschke (2006); Bd 5.1: Kleine Schriften II. 1787–1817. Hrsg. von Catia Goretzki und Walter Jaeschke (2007); Bd 6.1: Romane I. Eduard Allwill. Hrsg. von Carmen Götz und Walter Jaeschke (2006); Bd 7.1: Romane II. Woldemar. Unter Mitarbeit von Dora Tsatoura hrsg. von Carmen Götz und Walter Jaeschke (2007). Ilse Jahn: Geschichte der Botanik in Jena von der Gründung der Universität bis zur Goethezeit, Neubearbeitung der Dissertation (1963), hrsg. und überarbeitet von Nicolas Robin. (Ernst-Haeckel-HausStudien. Monographien zur Geschichte der Biowissenschaften und Medizin 14). Berlin 2011. Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung. Jena, Leipzig 1804–1841. Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel. Gesamtausgabe. Hrsg. von Michael Brüggen und Siegfried Sudhoff; ab Bd 3: Begründet von Michael Brüggen und Siegfried Sudhoff †. Hrsg. von Michael Brüggen, Heinz Gockel und Peter-Paul Schneider; ab Bd 4: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Begründet von Michael Brüggen und Siegfried Sudhoff †. Hrsg. von Michael Brüggen und Heinz Gockel. Bd 5–10: Hrsg. von Walter Jaeschke;
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
JbFDH
Jean Pauls Sämtliche Werke I–III
Kalb-Goethe Keudell
Knebel, Nachlaß und Briefwechsel
Köpke Krünitz
LA
XLIX
ab Bd 11: Hrsg. von Walter Jaeschke und Birgit Sandkaulen. Reihe I 〈Text〉; Reihe II 〈Kommentar〉. Stuttgart-Bad Cannstatt 1981ff. – Bd I 10: Briefwechsel Juni 1792 bis September 1794. Nachtrag zum Briefwechsel 1769–1789. Hrsg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann (2015); Bd I 11: Briefwechsel Oktober 1794 bis Dezember 1798. Hrsg. von Catia Goretzki (2017). Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts. 〈Hrsg. von Otto Heuer.〉 Frankfurt 1902–1925. – Im Auftrag der Verwaltung hrsg. von Ernst Beutler. Frankfurt a. M. 1926–1931, Halle 1931–1940. – Hrsg. von Detlef Lüders. Tübingen 1962–1982. – Hrsg. von Arthur Henkel. Tübingen 1983. – Hrsg. von Christoph Perels. Tübingen 1984–2002. Hrsg. von Anne Bohnenkamp und Christoph Perels. Tübingen 2003. – Hrsg. von Anne Bohnenkamp. Tübingen 2004ff. Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Abt. I–III. Berlin 1927ff. – Abt. III. Briefe. Bd 2. Briefe 1794– 1797. Hrsg. von Eduard Berend (1958). Eduard von der Hellen: Briefe von Charlotte v. Kalb an Goethe. In: GJb 13 (1892), S. 41–79. Goethe als Benutzer der Weimarer Bibliothek. Ein Verzeichnis der von ihm entliehenen Werke. Bearbeitet von Elise von Keudell. Hrsg. mit einem Vorwort von Werner Deetjen. Weimar 1931. K〈arl〉 L〈udwig〉 von Knebel’s literarischer Nachlaß und Briefwechsel. Hrsg. von K〈arl〉 A〈ugust〉 Varnhagen von Ense und Th〈eodor〉 Mundt. 3 Bde. Leipzig 1835–1836. Charlotte von Kalb und ihre Beziehungen zu Schiller und Göthe. Von Ernst Köpke. Berlin 1852. Oeconomische Encyklopädie 〈Bd 33ff.: Oekonomisch-technologische Encyklopädie〉, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- u. Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung; von Johann Georg Krünitz 〈u.a.〉. 242 Bde. Berlin 1773–1858. Goethe: Die Schriften zur Naturwissenschaft. Vollständige mit Erläuterungen versehene Ausgabe. Im
L
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina) zu Halle begründet von Karl Lothar Wolf und Wilhelm Troll. Hrsg. von Dorothea Kuhn, Wolf von Engelhardt, 〈seit 2005〉 Irmgard Müller und 〈seit 2012〉 Friedrich Steinle. Weimar 1947– 2019. – I. Abteilung: Texte. 11 Bde. 1947–1970. II. Abteilung: Ergänzungen und Erläuterungen. 10 Bde. (in 18 Tlen). 1959–2011. III. Abteilung: Verzeichnisse und Register. 2014–2019. – Bd I 1: Schriften zur Geologie und Mineralogie 1770– 1810. Hrsg. von Günther Schmid (1947); Bd I 2: Schriften zur Geologie und Mineralogie 1812– 1832. Hrsg. von Günther Schmid (1949); Bd I 3: Beiträge zur Optik und Anfänge der Farbenlehre 1790–1808. Hrsg. von Rupprecht Matthaei (1951); Bd I 4: Zur Farbenlehre. Widmung, Vorwort und Didaktischer Teil. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei (1955); Bd I 5: Zur Farbenlehre. Polemischer Teil. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei (1958); Bd I 6: Zur Farbenlehre. Historischer Teil. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1957); Bd I 7: Zur Farbenlehre. Anzeige und Übersicht, statt des supplementaren Teils und Erklärung der Tafeln. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei (1957); Bd I 8: Naturwissenschaftliche Hefte. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1962); Bd I 9: Morphologische Hefte. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1954); Bd I 10: Aufsätze, Fragmente, Studien zur Morphologie. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1964); Bd I 11: Aufsätze, Fragmente, Studien zur Naturwissenschaft im allgemeinen. Bearbeitet von Dorothea Kuhn und Wolf von Engelhardt (1970); Bd II 1A und II 1B: Zur Naturwissenschaft im allgemeinen. Bearbeitet von Jutta Eckle (2011); Bd II 2: Zur Meteorologie und Astronomie. Bearbeitet von Gisela Nickel (2005); Bd II 3: Beiträge zur Optik und Anfänge der Farbenlehre. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei und Dorothea Kuhn (1961); Bd II 4: Zur Farbenlehre. Didaktischer Teil und Tafeln. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei und Dorothea Kuhn (1973); Bd II 5A: Zur Farbenlehre. Polemischer Teil. Bearbeitet von Horst Zehe (1992); Bd II
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Lichtenberg, Briefwechsel
Luther-Bibel 1772 AT/ Apokryphen/NT
LI
5B/1 und II 5B/2: Zur Farbenlehre und Optik nach 1810 und zur Tonlehre. Bearbeitet von Thomas Nickol unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn und Horst Zehe (2007); Bd II 6: Zur Farbenlehre. Historischer Teil. Bearbeitet von Dorothea Kuhn und Karl Lothar Wolf (1959); Bd II 7: Zur Geologie und Mineralogie. Von den Anfängen bis 1805. Bearbeitet von Wolf von Engelhardt unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn (1989); Bd II 8A: Zur Geologie und Mineralogie. Von 1806 bis 1820. Bearbeitet von Wolf von Engelhardt unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn (1997); Bd II 8B/1 und II 8B/2: Zur Geologie und Mineralogie. Von 1821 bis 1832. Bearbeitet von Wolf von Engelhardt unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn (1999); Bd II 9A: Zur Morphologie. Von den Anfängen bis 1795. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1977); Bd II 9B: Zur Morphologie. Von 1796 bis 1815. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1986); Bd II 10A: Zur Morphologie. Von 1816 bis 1824. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1995); Bd II 10B/1 und II 10B/2: Zur Morphologie. Von 1825 bis 1832. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (2004); Bd III 1: Verzeichnisse. Bearbeitet von Bastian Röther und Uta Monecke (2014); Bd III 2: Register. Bearbeitet von Carmen Götz, Simon Rebohm und Bastian Röther (2019). Georg Christoph Lichtenberg: Briefwechsel. Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen hrsg. von Ulrich Joost und Albrecht Schöne. 5 Bde (in 6 Tlen). München 1983–2004. – Bd 4: 1793–1799 und Undatiertes. Hrsg. von Ulrich Joost und Albrecht Schöne unter Mitwirkung von Julia Hoffmann (1992). Biblia, / Das ist: / Die ganze / Heilige Schrift / Alten und Neuen / Testamentes, / Nach der deutschen Uebersetzung / D. Martin Luthers, / mit vorgesetztem kurzen / Inhalt eines jeden Capitels, / wie auch mit richtigen / Summarien und vielen Schrift-Stellen / auf das allersorgfältigste versehen, nach den bewährtesten und neuesten Editionen / mit grossem Fleisse ausgefertiget. / Samt / einer Vorrede / von / Hieronymo
LII
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
MA/Goethe
Meusel
Mick Mojem/Cotta
Müller, Universität Jena
NA
Burckhardt, / der Heil. Schrift Doctor. / Basel 1772. (Vgl. Ruppert, 384, Nr 2604.) Johann Wolfgang Goethe. Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens 〈Münchner Ausgabe〉. Hrsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller und Gerhard Sauder (Bd 7, 11 I 1, 11 I 2, 11 II, 13 I, 13 II, 15, 17, 18 I, 18 II, 20 I, 20 II, 20 III. Hrsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller, Gerhard Sauder und Edith Zehm). 21 (in 33) Bde und ein Registerbd. München 1985–1998 und 2014. – Bd 3 I: Italien und Weimar 1786–1790. Hrsg. von Norbert Miller und Hartmut Reinhardt (1990); Bd 4 I: Wirkungen der Französischen Revolution 1791–1797. Hrsg. von Reiner Wild (1988); Bd 4 II: Wirkungen der Französischen Revolution 1791–1797. Hrsg. von Klaus H. Kiefer, Hans J. Becker, Gerhard H. Müller, John Neubauer und Peter Schmidt (1986); Bd 8 I und II: Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1804. Text/Kommentar. Hrsg. von Manfred Beetz (1990). Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen Teutschen Schriftsteller. Ausgearbeitet von Johann Georg Meusel. 15 Bde. Leipzig 1802–1815. Ernst Wolfgang Mick: Goethes umränderte Blättchen. Dortmund 1982. Der Verleger Johann Friedrich Cotta (1764–1832). Repertorium seiner Briefe. Hrsg. von Helmuth Mojem. Marbach a. N. 1997. Gerhard Müller: Vom Regieren zum Gestalten. Goethe und die Universität Jena (Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800. Ästhetische Forschungen 6). Heidelberg 2006. Schillers Werke. Nationalausgabe. Bd 1: Im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs, des Schiller-Nationalmuseums und der Deutschen Akademie hrsg. von Julius Petersen † und Gerhard Fricke. Weimar 1943ff. – Bd 3, 5, 8, 9, 13, 16, 22, 23, 27: Im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs und des Schiller-Nationalmuseums hrsg. von Julius Petersen †
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
LIII
und Hermann Schneider. Weimar 1948–1958; Bd 6, 7 I, 11, 17, 18, 20, 25, 28, 29, 30, 35, 36 I, 36 II, 38 I, 42: Begründet von Julius Petersen. Hrsg. im Auftrag der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv) und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Weimar 1961–1979; Bd 2 I, 2 II A, 4, 7 II, 10, 12, 24, 31, 32, 33 I, 34 I, 37 I, 37 II, 39 I, 40 I: Begründet von Julius Petersen. Fortgeführt von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Hrsg. im Auftrag der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv) und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Norbert Oellers und Siegfried Seidel. Weimar 1980–1991; Bd 15 I, 26: 1940 begründet von Julius Petersen. Fortgeführt von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik und des Schiller-Nationalmuseums Marbach von Norbert Oellers und Siegfried Seidel †. Weimar 1992–1993; Bd 2 II B, 5 N, 8 N I, 8 N II, 8 N III, 9 N I, 9 N II, 15 II, 19 I, 33 II, 34 II, 40 II, 41 I, 41 II A: 1940 begründet von Julius Petersen. Fortgeführt von Lieselotte Blumenthal, Benno von Wiese, Siegfried Seidel. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik 〈ab Bd 41 II A (2006): Klassik Stiftung Weimar〉 und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Norbert Oellers. Weimar 1993ff. – Bd 1: Gedichte in der Reihenfolge ihres Entstehens 1776–1799. Hrsg. von Julius Petersen † und Friedrich Beißner (1943); Bd 24: Briefwechsel. Schillers Briefe 17. 4. 1785–31. 12. 1787. In Verbindung mit Walter Müller-Seidel hrsg. von Karl Jürgen Skrodzki (1989); Bd 26: Briefwechsel. Schillers Briefe 1. 3. 1790–17. 5. 1794. Hrsg. von Edith Nahler und Horst Nahler (1992); Bd 27: Briefwechsel. Schillers Briefe 18. 5. 1794–29. 6. 1795. Hrsg. von Günter Schulz (1958); Bd 28: Briefwechsel. Schillers Briefe 1. 7. 1795–31. 10. 1796. Hrsg. von Norbert Oellers (1969); Bd 29: Briefwechsel.
LIV
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Schillers Briefe 1. 11. 1796–31. 10. 1798. Hrsg. von Norbert Oellers und Frithjof Stock (1977); Bd 31 I–II: Briefwechsel. Briefe an Schiller 1. 11. 1795–31. 3. 1797 (Text und Anmerkungen) Hrsg. von Norbert Oellers (1972 und 1976); Bd 37 I: Briefwechsel. Briefe an Schiller 1. 4. 1797–31. 10. 1798 (Text). Hrsg. von Norbert Oellers und Frithjof Stock (1981); Bd 35: Briefwechsel. Briefe an Schiller 25. 5. 1794–31. 10. 1795. In Verbindung mit Lieselotte Blumenthal hrsg. von Günter Schulz; Bd 36 I: Briefwechsel. Briefe an Schiller 1. 11. 1795–31. 3. 1797. Hrsg. von Norbert Oellers (1972); Bd 41 I: Lebenszeugnisse I: Schillers Kalender. Schillers Bibliothek. Hrsg. von Georg Kurscheidt und Andreas Wistoff unter Mitarbeit von Horst Nahler und unter Benutzung von Vorarbeiten von Friedrich Menzel und Konrad Kratzsch (2003); Bd 41 II A: Lebenszeugnisse II. Dokumente zu Schillers Leben. (Text). Hrsg. von Martin Schalhorn (2006); Bd 42: Schillers Gespräche. Unter Mitwirkung von Lieselotte Blumenthal hrsg. von Eberhard Haufe (1967). Neuper, Vorlesungsangebot Horst Neuper: Das Vorlesungsangebot an der UniverJena sität Jena von 1749 bis 1854 unter Mitarbeit von Katarina Kühn und Matthias Müller. 2 Tle. Weimar 2003. Osann, Familie Christian Osann: Die Nachkommen der Familie Osann. Stammbaum, Stammlinien, Stamm Weimar Hufeland-Osann. Verbindungen zu Johann Wolfgang von Goethe. Bad Homburg 2014. Pasqué, Theaterleitung Goethe’s Theaterleitung in Weimar. In Episoden und Urkunden dargestellt von Ernst Pasqué. 2 Bde. Leipzig 1863. Pfeiffer-Belli Johann Caspar Goethe / Cornelia Goethe / Catharina Elisabeth Goethe: Briefe aus dem Elternhaus (Erster Ergänzungsband der Goethe-Gedenkausgabe). Hrsg. von Wolfgang Pfeiffer-Belli. Zürich und Stuttgart 1960. Pierer Encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe, bearbeitet von mehreren Gelehrten (Bd 24/25: UniversalLexikon oder vollständiges encyclopädisches Wörterbuch), hrsg. von H〈ein-
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Plan der Stadt Weimar 1784 Polianski, Pflanzenkunde
Politischer Briefwechsel
Post-Bericht 1794, 1795
Prescher, Goethes Sammlungen QuZ
LV
rich〉 A. Pierer (Bd 1 hrsg. von August D. von Binzer). 26 Bde. Altenburg 1822–1836. Plan von der Fürstlich. Sächsischen Residenz-Stadt Weimar, aufgenommen von F〈ranz〉 L〈udwig〉 Güssefeld. Nürnberg 1784. Igor J. Polianski: Die Kunst, die Natur vorzustellen. Die Ästhetisierung der Pflanzenkunde um 1800 und Goethes Gründung des botanischen Gartens zu Jena im Spannungsfeld kunsttheoretischer und botanischer Diskussionen der Zeit (Minerva. Jenaer Schriften zur Kunstgeschichte 14). Köln 2004. Politischer Briefwechsel des Herzogs und Großherzogs Carl August von Weimar. Hrsg. von Willy Andreas. Bearbeitet von Hans Tümmler. 3 Bde (Quellen zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts 37–39). Stuttgart 1954–1973. – Bd 1: Von den Anfängen der Regierung bis zum Ende des Fürstenbundes 1778–1790 (1954); Bd 2: Vom Beginn der Revolutionskriege bis in die Rheinbundszeit 1791–1807 (1958); Bd 3: Von der Rheinbundzeit bis zum Ende der Regierung 1808–1828 (1973). Post-Bericht, wie die Posten allhier abgehen und ankommen. In: Neuverbesserter Calender, für alle Stände, auf das Jahr 〈1794 bzw. 1795〉. Weimar 〈o. J.〉. Hans Prescher: Goethes Sammlungen zur Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Katalog. Berlin 1978. Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. (T. 2–4: Hrsg. vom Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR). 4 Tle. Berlin 1966–1984. – T. 1: Gesamtausgaben bis 1822. Bearbeiter des Bandes: Waltraud Hagen unter Mitarbeit von Edith Nahler (1966); T. 2: Die Ausgabe letzter Hand. Bearbeiter des Bandes: Waltraud Hagen (1982); T. 3: Die nachgelassenen Werke und die Quartausgabe. Bearbeiter des Bandes: Edith Nahler und Horst Nahler (1986); T. 4: Die Einzeldrucke. Bearbeiter des Bandes: Inge Jensen (1984).
LVI
RA
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Briefe an Goethe. Gesamtausgabe in Regestform 〈Regestausgabe〉. Bd 1–5: Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Goethe- und Schiller-Archiv. Herausgeber: Karl-Heinz Hahn. Redaktor: Irmtraut Schmid. Weimar 1980–1992; Ergänzungsband zu den Bänden 1–5. Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik/Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes unter Mitarbeit von Ulrike Bischof und Sabine Schäfer. Weimar 1995; Bd 6–8: Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik/Goethe- und Schiller-Archiv 〈Bd 8: Klassik Stiftung Weimar〉. Bearbeitet von Manfred Koltes unter Mitarbeit von Ulrike Bischof und Sabine Schäfer. Weimar 2000, 2004, 2011; ab Bd 9: In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes, Ulrike Bischof, Christian Hain und Sabine Schäfer. Weimar 2017ff. – Bd 1: 1764–1795 (1980); Bd 2: 1796–1798 (1981); Bd 3: 1799–1801 (1983); Bd 4: 1802–1804 (1988); Bd 5 1805–1810 (1992); Ergänzungsband zu den Bänden 1 bis 5 (1995); Bd 6: 1811–1815 (2000); Bd 7: 1816–1817 (2004); Bd 8: 1818–1819 (2011); Bd 9: 1820–1822 (2017). – Online verfügbar. Reichard, Theater-Kalender Theater-Kalender auf das Jahr 〈…〉. Gotha 1775–1800. Reichardt-Goethe J〈ohann〉 F〈riedrich〉 Reichardt – J〈ohann〉 W〈olfgang〉 Goethe. Briefwechsel. Hrsg. und kommentiert von Volkmar Braunbehrens, Gabriele Busch-Salmen, Walter Salmen. Weimar 2002. Riemer, Goethe-Briefe Briefe von und an Goethe. Desgleichen Aphorismen und Brocardica. Hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer. Leipzig 1846. Riemer, Mittheilungen Mittheilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Von Friedrich Wilhelm Riemer. 2 Bde. Berlin 1841. Ruppert Goethes Sammlungen zu Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Ruppert, Ältestes Verzeichnis Satori-Neumann1
Satori-Neumann2
Schiller-Cotta Schiller-Goethe1
Schiller-Goethe2
Schiller-Goethe3
Schiller-Goethe4
Schiller-Goethe5
Schillers Bibliothek
Schillers Kalender
LVII
Literatur in Weimar. Goethes Bibliothek. Katalog. Bearbeiter der Ausgabe: Hans Ruppert. Weimar 1958. Hans Ruppert: Das älteste Verzeichnis von Goethes Bibliothek. In: GJb N. F. 24 (1962), S. 253–287. Die Frühzeit des Weimarischen Hoftheaters unter Goethes Leitung (1791 bis 1798). Nach den Quellen bearbeitet von Bruno Th. Satori-Neumann (Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 31). Berlin 1922. Lothar Schirmer: Die Frühzeit des Weimarischen Hoftheaters unter Goethes Leitung (1791 bis 1798). Nach den Quellen bearbeitet von Bruno Th. SatoriNeumann. Neu hrsg. und kommentiert. 2 Bde (Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 80/1 und 80/2). Berlin 2013. Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta. Hrsg. von Wilhelm Vollmer. Stuttgart 1876. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805. 〈Hrsg. von Johann Wolfgang Goethe.〉 6 Tle. Stuttgart und Tübingen 1828–1829. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805. Zweite, nach den Originalhandschriften vermehrte Ausgabe. 〈Hrsg. von Hermann Hauff.〉 2 Bde. Stuttgart und Augsburg 1856. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805. Dritte Ausgabe. 〈Hrsg. von Wilhelm Vollmer.〉 2 Bde. Stuttgart 1870. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Vierte Auflage. 〈Hrsg. von Wilhelm Vollmer.〉 2 Bde. Stuttgart 1881. Friedrich Schiller, Johann Wolfgang Goethe: Der Briefwechsel. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. und kommentiert von Norbert Oellers unter Mitarbeit von Georg Kurscheidt. 2 Bde. Stuttgart 2009. Schillers Bibliothek. Hrsg. von Andreas Wistoff unter Mitarbeit von Horst Nahler und unter Benutzung von Vorarbeiten von Friedrich Menzel und Konrad Kratzsch. In: NA 41 I, 559–844. Schillers Kalender. Hrsg. von Georg Kurscheidt. In: NA 41 I, 5–557.
LVIII
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Schmidt Schmidt/Suphan
SchrGG Schuchardt
Schulz, Maimon und Goethe Schulz, Schillers Horen
Soemmerring, Werke
Sömmerrings Leben
Sprichwörter-Lexikon
Steenbuck, IlmenauBergwerk
Suphan Ur-Xenien
Schillers Sohn Ernst. Eine Briefsammlung mit Einleitung von Dr. Karl Schmidt. Paderborn 1893. Xenien 1796. Nach den Handschriften des Goetheund Schiller-Archivs hrsg. von Erich Schmidt und Bernhard Suphan. Weimar 1893. Schriften der Goethe-Gesellschaft. Weimar 1885ff. Chr〈istian〉 Schuchardt: Goethe’s Kunstsammlungen. 3 Tle. Jena 1848–1849. – T. 1: Kupferstiche, Holzschnitte, Radirungen, Schwarzkunstblätter, Lithographien und Stahlstiche, Handzeichnungen und Gemälde. Jena 1848. T. 2: Geschnittene Steine, Bronzen, Medaillen, Münzen; Arbeiten in Marmor, Elfenbein und Holz; antike Vasen und Terracotten, Gypsabgüsse, Majolica u. A. Jena 1848 – Goethe’s Sammlungen. T. 3: Mineralogische und andere naturwissenschaftliche Sammlungen. Mit einer Vorrede der Gebrüder von Goethe. Jena 1849. (Reprint: Hildesheim, New York 1976.) Günter Schulz: Salomon Maimon und Goethe. In: GJb N. F. 16 (1954), S. 272–288. Günter Schulz: Schillers Horen. Politik und Erziehung. Analyse einer deutschen Zeitschrift. Heidelberg 1960. Samuel Thomas Soemmerring: Werke. Begründet von Gunter Mann. Hrsg. von Jost Benedum und Werner Friedrich Kümmel. Bd 1ff. Stuttgart, Jena, Lübeck, Ulm 1990ff. Samuel Thomas Sömmerring’s Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen. Hrsg. von Rudolph Wagner. Erste Abteilung: Briefe berühmter Zeitgenossen an Sömmerring. Leipzig 1844. Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk. Hrsg. von Karl Friedrich Wilhelm Wander. 5 Bde. Leipzig 1867–1880. Kurt Steenbuck: Silber und Kupfer aus Ilmenau. Ein Bergwerk unter Goethes Leitung. Hintergründe, Erwartungen, Enttäuschungen (SchrGG 65). Weimar 1995. Herders Sämmtliche Werke. Hrsg. von Bernhard Suphan. 33 Bde. Berlin 1877–1913. Ur-Xenien. Nach der Handschrift des Goethe- und
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Ventzke Voigt
Von und an Herder
Voß, Briefe
WA
WAN
Wahl, Bergwerkskommission
LIX
Schiller-Archivs in Faksimile-Nachbildung hrsg. von Hans Wahl (SchrGG 47). Weimar 1934. Marcus Ventzke: Das Herzogtum Sachsen-WeimarEisenach 1775–1783. Köln, Weimar, Wien 2004. Julius Voigt: Goethe und Ilmenau. Unter Benutzung zahlreichen unveröffentlichten Materials dargestellt. Leipzig 1912. Von und an Herder. Ungedruckte Briefe aus Herders Nachlaß. Hrsg. von Heinrich Düntzer und Ferdinand Gottfried von Herder. 3 Bde. Leipzig 1861–1862. (Reprint: Hildesheim, New York 1981.) – Bd 1: Herders Briefwechsel mit Gleim und Nicolai (1861); Bd 2: Herders Briefwechsel mit Hartknoch, Heyne und Eichhorn, Briefe an Grupen, Herders Gattin und J〈ohannes〉 Müller, nebst Briefen von Fr〈iedrich〉 L〈udwig〉 W〈ilhelm〉 Meyer und A〈ugust〉 von Einsiedel (1861); Bd 3: Herders Briefwechsel mit Knebel, Karl von Dalberg, Joh〈ann〉 Friedr〈ich〉 Hugo von Dalberg, einzelne Briefe an Herder, ungedruckte Gedichte und Uebersetzungen Herders, hodegetische Abendvorträge Herders, aus Briefen von Herders Gattin an J〈ohann〉 G〈eorg〉 Müller, Herders Antwort an den Kirchenconvent der Petersgemeine zu Petersburg (1862). Briefe von Johann Heinrich Voß nebst erläuternden Beilagen hrsg. von Abraham Voß. 4 Bde (Bd 1–3 II). Halberstadt 1829–1833. Goethes Werke. Hrsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen 〈Weimarer Ausgabe〉. 133 Bde in 143 Tlen. Weimar 1887–1919. – I. Abtheilung: Goethes Werke. 55 Bde. (1887–1918); II. Abtheilung: Goethes Naturwissenschaftliche Schriften. 13 Bde. (1890–1906); III. Abtheilung: Goethes Tagebücher. 15 Bde. (1887–1919); IV. Abtheilung: Goethes Briefe. 50 Bde. (1887–1912). Goethes Werke. Weimarer Ausgabe. Nachträge und Register zur IV. Abteilung: Briefe. Hrsg. von Paul Raabe. 3 Bde. München 1990. (WA IV 51–53.) Volker Wahl: Die Ilmenauer Bergwerkskommission als Immediatkommission in der Behördenorganisation von Sachsen-Weimar-Eisenach (1777 bis 1814).
LX
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
WB
Wenzel, GoetheSoemmerring
Wolf, Leben in Briefen
Goetheforschung als Verwaltungsgeschichte. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 53 (1999), S. 151–200. Wielands Briefwechsel. Bd 1–2: Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin/Institut für deutsche Sprache und Literatur (Bd 2: durch Hans Werner Seiffert); Bd 3–5: Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR/Zentralinstitut für Literaturgeschichte durch Hans Werner Seiffert; Bd 6–18, 20: Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durch Siegfried Scheibe. Berlin 1963–2007. – Bd 12: Juli 1793–Juni 1795. T. 1: Text. Bearbeitet von Klaus Gerlach (1993). T. 2: Anmerkungen. Bearbeitet von Klaus Gerlach (1995); Bd 13: Juli 1795–Juni 1797. T. 1: Text. Bearbeitet von Klaus Gerlach (1999). T. 2: Anmerkungen. Bearbeitet von Klaus Gerlach (2000). Goethe und Soemmerring. Briefwechsel 1784–1828. Textkritische und kommentierte Ausgabe. Bearbeitet und hrsg. von Manfred Wenzel (Soemmerring-Forschungen. Beiträge zur Naturwissenschaft und Medizin der Neuzeit 5). Stuttgart, New York 1988. Friedrich August Wolf. Ein Leben in Briefen. Die Sammlung besorgt und erläutert durch Siegfried Reiter. 3 Bde. Stuttgart 1935. Ergänzungsband I: Die Texte. Hrsg. von Rudolf Sellheim. Halle (Saale) 1956.
Abkürzungen in Goethes Briefen und Rechnungsbüchern
LXI
Abkürzungen in Goethes Briefen und Rechnungsbüchern lat. anno currente: im laufenden Jahr; lat. anni currentis: des laufenden Jahres B., Br., Brl. Brief d, d., dl. den (bei Angabe des Datums); gelegentlich auch: der dito: desgleichen, ebenso (von ital. ditto, detto: das d, do, do, ˝ Gesagte); Ersatz für ein zuvor genannten Wort, Wiederholungszeichen (˝) (siehe auch unter „dergL.“) dergl. dergleichen; in den Rechnungen Ersatz für ein zuvor genanntes Wort (s. auch unter „d“) Dr, Dr. Doktor; in der Schlussformel von Briefen gelegentlich auch: Diener Durchl, Durchl., Durchl. Durchlaucht(en): Prädikat, das vom Kaiser verliehen wurde und als Adelstitel nur fürstlichen Personen, auch Prinzen eines regierenden Hauses, zustand (von mhd. durchliuhtet: erleuchtet, Lehnübersetzung zu lat. perillustris: sehr angesehen) Ew, Ew., Ewl. Euer (in Verbindung mit einer Anrede, einem Titel) Exempl. Exemplar(e) Excell, Excell. Exzellenz: Auszeichnungstitel für hohe Staatsdiener, meist für die höchsten Hofbeamten wie Minister und Gesandte erster Klasse (von lat. excellentia: Vortrefflichkeit, Vorzüglichkeit) f, f., fr. franco, frank, frei fol. Folio, Blatt (von lat. folium) F., Fr. Frau Frl. Fräulein Frfurt Frankfurt a. M. Geh. Geheimer H., H:, Hl, Hl., Hl:, Hrn, Hrn., Hrl. Herr(n) Hochw, Hochwohlg, Hochwohlgl Hochwohlgel, Hochwohlgebl., Hochwohlgeb., HochWohlgebl Hochwohlgeboren: Titulatur für adlige Personen. incl. inclusiv, einschließlich (von lat. includere) a. c., ai. c.
LXII
Abkürzungen in Goethes Briefen und Rechnungsbüchern
Kstl l. M., Mad., Mad., Made, Made M., Mll., Mlle, Mlle, Msll. M., Mr., Mos., Mr Ms. NB, NB. P, P., Pl., Pckl, Paq., Paql., Ptl. p. adr. pp, p. p., pp., ppp., pppp. P. P.
p., pag, pag. praes:, ps. R., Rth. Reg., regl., regt. S. Schr. Serenissim., Serenißim.
St., St., Stck., # u, u. v, v. val: W. W., Wohlgebl, Wohlgebl., Wohlgeb. z. E., Z. E. &
Kiste, Kasten liebe(r) franz. Madame: Frau franz. Mademoiselle: Fräulein franz. Monsieur: Herr Mechanikus lat. nota bene: Wohlgemerkt! Beachte! Paquet, Paket per Adresse, im Hause, wohnhaft bei; im Sinne von ‚c/o‘ (engl. ,care of‘) lat. perge perge (fahre fort, fahre fort) oder pergite (fahret fort); im Sinn von ‚usw.‘ lat. praemissis praemittendis: unter Vorausschickung des Vorauszuschickenden; auf Konzepten ohne vollständige Angabe von Titel und Namen des Adressaten lat. pagina, franz. page: Seite lat. praesentatum; Eingangsvermerk auf amtlichen Schriftstücken Rath lat. regens: regierend Sachsen Schreiben lat. Serenissimus (von lat. serenus: heiter, hell, klar): Durchlauchtigster Herr; Titulierung des regierenden Fürsten Stück; in den Rechnungen steht das Doppelkreuz (#) für „Einheit“ und von ital. valuta: Wert (im Geldverkehr) Werth, Valuta (im Geldverkehr) Wohlgeboren: Titulatur für einen mittleren Offizier oder Beamten zum Exempel lat. et: und
Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen
LXIII
Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen1 Längeneinheiten Meile Fuß, auch Schuh
Zoll Linie
Preußische Meile = 7.532,5 m Weimarer Meile = 7.358,5 m Pariser Fuß (Pied de Roi) = 0, 324839 m Preußischer (rheinischer) Fuß = 0,31385 m Weimarer Fuß = 0,282 m meist 1⁄12, sonst auch ein 1⁄10 Fuß Weimarer Zoll = 2,3 cm meist 1⁄12, sonst auch ein 1⁄10 Zoll
Flächeneinheiten Acker
Weimarischer Acker = 28, 49708 a = rund 2.850 m2
Gewichtseinheiten Zentner Pfund Unze Lot Quentchen
1
Preußischer Zentner = 110 Pfund = 3.520 Lot Nürnberger Handelspfund = 509,996 g preußisches Pfund = 467,7 g 1⁄ Pfund 16 1⁄ Pfund 32 1⁄ 128 Pfund
Vgl. Münzen, Maße und Gewichte in Thüringen. Hilfsmittel zu den Beständen des Thüringischen Staatsarchivs Rudolstadt (Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt Informationshefte 7). Rudolstadt 32006.
LXIV
Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen
Zähleinheiten Papierzählmaß für ein Paket oder Bündel Papier von gleichen Formats und gleicher Grammatur = rund 480 Bogen Schreibpapier
Ries
Münze und Geldwerte Convth rl, rl., rh, rh., rthl., rthlr, Rthlr., rthlr. Th, Thlr. f, fl gl, gr. dl Xr. Carol., Carol. Ldl Laubth
Conventionsthaler Reichsthaler Thaler Gulden („Florin“) Groschen Pfennig („denarius“) Kreuzer Carolin (französische Goldmünze) Louisdor, Louisd’or Laubthaler (deutsche Bezeichnung für den französischen Écu aux lauriers, eine Silbermünze mit Lorbeerzweigen)
Rechenstufen (nach dem so genannten 20 Gulden-Fuß) 1 Carolin 1 Louisdor 1 Laubthaler 1 Reichsthaler 1 Sächsischer Gulden
= 6 Reichsthaler 8 Groschen = 5 Reichsthaler = 1 Reichsthaler 12 Groschen 6 Pfennige = 24 Groschen zu 12 Pfennigen = 288 Pfennige = 90 Kreuzer zu 4 Pfennigen = 17 Groschen 6 Pfennige
1
BRIEFE 1794 – 1795
KOMMENTAR
2
JANUAR 1794
1. An August Johann Georg Carl Batsch
3
〈Weimar, 29. Januar 1794〉 → Jena
DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus dem Empfangsvermerk auf der Beilage, Eingek. 〈Eingekommen〉 d. 29. Jenner 94., in Verbindung mit der Bemerkung, dass die Beilage so eben (3,2) eingehe. ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Tit. 3, N. 2, Vol. I, fol. 2, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1794.“; Kriegsverlust. – Egh. mit Adresse: An Herrn Prof. Batsch in Jena. (Vgl. WA IV 10, 389.) E: WA IV 10 (1892), 135–136, Nr 3038 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: E. BE IL AG E
Abschrift eines Extractus Protocolli (vgl. zu 3,2). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes 1794/95 sind 16 Briefe Goethes an August Johann Georg Carl Batsch (1761–1802) und sechs Gegenbriefe überliefert. Goethe war seit Anfang 1786 mit dem Jenaer Naturforscher persönlich bekannt. Insbesondere auf naturwissenschaftlichem Gebiet tauschte man sich aus; Goethe hielt viel auf die fachliche Expertise Batschs auf den Gebieten der vergleichenden Anatomie, botanischen Morphologie und Chemie. Neben den Briefen, die zumindest in einigen Passagen von privatem Charakter sind – sie enthalten persönliche oder wissenschaftliche Mitteilungen –, hat sich eine große Zahl von Schreiben erhalten, welche ausschließlich dienstlich motiviert waren und ohne die seit Frühjahr 1794 bestehende, gemeinschaftlich wahrgenommene Aufgabe, sich um den Aufbau und Erhalt des Botanischen Gartens in Jena zu kümmern, nicht zu Papier gebracht worden wären. Batschs Pläne als Direktor der Botanischen Anstalt unterstützte Goethe von Beginn an nachdrücklich: Der geistig strebende und unaufhaltsam vordringende Batsch war denn im Wirklichen doch schrittweis zufrieden zu stellen, er empfand seine Lage, kannte die Mittel die uns zu Gebote standen, und beschied sich in billigen Dingen. Daher gereichte es uns zur Freude, ihm in dem fürstlichen Garten einen festeren Fuß zu verschaffen; ein Glashaus, hinreichend für den Anfang, ward nach seinen Angaben errichtet, wobei die Aussicht auf fernere Be-
4
BRIEF 1
günstigung sich von selbst hervorthat. („Tag- und Jahres-Hefte“ auf das Jahr 1795; WA I 35, 54.) Gemäß den Grundsätzen der historisch-kritischen Ausgabe von Goethes Briefen werden diese amtlichen Mitteilungen, sofern sie bereits von der WA aufgenommen worden sind, in der Abteilung „Amtliches“ abgedruckt und erläutert. – Über August Johann Georg Carl Batsch vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 35. 3,1 P. P.] Lat. praemissis praemittendis: unter Vorausschickung des Vorauszuschickenden; hier ist die vollständige Titulatur des Adressaten gemeint, die der Schreiber in der Ausfertigung zu ergänzen hatte. 3,2 Abschrift eines Extractus Protocolli] Die Abschrift des Protokollauszugs ist nicht überliefert. Bis 1945 befand sie sich im LATh-HStA Weimar (Kommissionsakten); sie enthielt den eigenhändigen Empfangsvermerk: Eingek. d. 29. Jenner 94. (WA IV 10, 389.) Auch Konzept und Ausfertigung des Dokuments sind verloren. – Die von den Bearbeitern der WA angefertigten Regesten, Abschriften und Auszüge aus den im Zweiten Weltkrieg verbrannten Akten zum Botanischen Garten in Jena zeigen, dass das Aktenstück auf den 24. Januar 1794 datiert war (vgl. GSA 31/I,15,1, Bl. 2 [Aktenkopie]). Joseph A. von Bradish zitiert 1937 die Ausfertigung noch im vollen Wortlaut (Bradish, 247, Nr 40). Vgl. Nr A 5. – Extractus Protocolli: lat.: Protokollauszug; die Dokumentation eines im Geheimen Consilium gefassten Beschlusses. In der Regel wurden die Beschlüsse mündlich gefasst und lediglich durch einen Kurzvermerk in der Registrande sowie gegebenenfalls in zu fertigenden Dekreten und Reskripten festgehalten. Ein Protokollauszug wurde nur angefertigt, wenn der Beschluss einem nicht in der Sitzung Anwesenden – hier Goethe, der mit der Aufsicht über die Botanische Anstalt beauftragt wurde – zur Kenntnis gebracht oder in den Akten genau dokumentiert werden sollte. 3,4 200 rh.] Die Summe von 200 Reichstalern sollte jeweils zum 1. April aus den Mitteln der Fürstlichen Kammer gewährt werden. Goethe war beauftragt, über die „zweckmäßige Anwendung sothaner Gelder Aufsicht zu führen“ (Extractus Protocolli, 24. Januar 1794; Bradish, 247). 3,4 zu dem botanischen Institute] Die in Jena neu zu gründende Botanische Anstalt, für die auf einem rund zwei Hektar großen Areal am Stadtgraben vor der nördlichen Stadtmauer, auf topographisch abwechslungsreichem und deshalb besonders geeignetem Terrain ein Botanischer Garten angelegt wurde. Dazu war es notwendig, die oberen Teile des vorhandenen Fürstlichen Lustgartens umzugestalten, die vorhandene Infrastruktur instand zu setzen und durch Anschaffungen sinnvoll zu ergänzen. Die neue Anstalt sollte unabhängig von der Universität und ihren Fakultäten als eigenständige wissenschaftliche Einrichtung gegründet werden, unmittelbar unter herzoglicher Aufsicht. Damit erreichte die Botanik, die nun auch institutionell nicht länger Teil der akademischen Medizin oder land- und forstwis-
JANUAR 1794
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senschaftlichen Ökonomie war, in Jena erstmals den Rang einer selbstständigen Disziplin. Zur Geschichte des Gartens vgl. Jahn, Botanik, 124–146. 3,4–5 die Leitung des Geschäftes] Die Aufsicht über die unmittelbaren wissenschaftlichen Einrichtungen des Herzogtums gehörte zu Goethes administrativen Aufgaben. Wie sehr er die Anlage des Botanischen Gartens und die Einrichtung des Botanischen Instituts, um die er sich offiziell zu kümmern hatte, auch als persönliche Anglegenheiten empfand, zeigen die Briefe an Batsch und die Aktenstücke, die er im ersten Quartal noch von seinem Schreiber Friedrich Wilhelm Schumann abschreiben ließ, den er dafür aus eigenen Mitteln entlohnte (H: GR/Belege 1794, 1, Bl. 21 und GR/Belege 1794, 2, Bl. 12). Die Planung und Ausführung der Vorarbeiten erfolgte in enger Absprache mit Batsch, dem designierten Direktor des Instituts und Gartens. Nach der Gründung und Inbetriebnahme hatte Goethe die laufenden Geschäfte zu überwachen: Zusammen mit Christian Gottlob Voigt d. Ä. leitete er die für die Botanische Anstalt zuständige Kommission. – Am 1. April 1794 wurde die für den Unterhalt des Gartens bewilligte Summe erstmals an Goethe ausbezahlt, wie aus der Anweisung der Fürstlichen Kammer an den Sekretär Konstantin Stichling vom 1. Februar 1794 hervorgeht (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7650b, Bl. 4). Das Geld wurde im Voraus gewährt und war für die folgenden sechs Monate bestimmt. Die Mitglieder der Kommission hatten darauf zu achten, dass am Ende der beiden Quartale genaue Rechenschaft darüber erstattet wurde, wie die erhaltenen Mittel verwendet worden waren: Diesem Zweck dienten Jahresberichte und Gesamtabrechnungen für den regierenden Herzog und die Fürstliche Kammer. Quartalsweise waren überdies durch Batsch alle Rechnungen zusammenzustellen und der Kommission halbjährlich vorzulegen, die diese prüfte und die Abrechnungen gegebenenfalls korrigierte. Erst danach wurden der Herzog und die Kammer darüber informiert, wie das fürstliche Vermögen verwendet worden war. – Die Rechnungen zum Botanischen Garten in Jena haben sich zum Teil in den Beständen des Hauptstaatsarchivs Weimar erhalten (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7650b und A 7653–7659). Die Verwaltungsakten dagegen sind im Zweiten Weltkrieg verbrannt. Von umso größerem Nutzen sind deshalb die Aktenkopien, einzelne Abschriften und Regesten der Aktenstücke in der überlieferten Struktur der Archivalien, welche die Bearbeiter der WA für die zwischen 1887 und 1919 erschienene Gesamtausgabe angefertigt haben (vgl. GSA 31/I,15,1 bis I,15,11 [Aktenkopien]; zum Teil gedruckt in: FA/Goethe I 27, 336–367; erläutert in: FA/Goethe I 27 K, 493–531). 3,6 Verwilligung] Bewilligung; die Verfügung des Herzogs vom 24. Januar 1794 (vgl. zu 3,2). 3,8–9 die Benutzung des Hauses und Gartens] Auf dem Gelände des zukünftigen Botanischen Gartens, dem oberen Teil des Fürstengartens, befanden sich ein Gärtnerhaus, ein Wohnhaus mit Nebengebäuden (vgl. zu 3,10–11) sowie ein
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Obst- und Küchengarten. In dessen unterem Teil lag weiteres Gartengelände mit einer Baumschule. Durch die Vermietung des Gärtnerhauses an den Gartendirektor und die Verpachtung des unteren Fürstengartens wurden jährlich 50 Reichstaler erlöst; die Summe ergänzte die vom Herzog bewilligten 200 Reichstaler, so dass der jährliche Etat der Anstalt 250 Reichstaler betrug. Vgl. zu 6,17–18. 3,10 wie wir die erste Anlage bestreiten] Grundlage der botanischen Neugestaltung des Gartens sollte eine Anlage nach natürlichen Pflanzenfamilien sein, eine nach phylogenetischen, verwandtschaftlichen Gesichtspunkten angelegte Ordnung, wie Batsch sie in den Schriften von Antoine Laurent de Jussieu kennen gelernt hatte. Auch Goethe hatte dessen grundlegendes Werk „Genera Plantarum Secundum Ordines Naturales Disposita“ (Zürich 1791. – Lat.: Die Geschlechter der Pflanzen nach der natürlichen Ordnung dargeboten) im September 1793 bei der Hoffmannschen Hofbuchhandlung in Weimar für sich erworben (Rechnung vom 8. Mai 1794; GR/Belege 1794, 2, Bl. 15). Diese ‚natürliche‘ Systematik trat an die Stelle einer ‚künstlichen‘, d.h. einer auf wenige geschlechtliche Merkmale – die Art und Gestalt der Staubblätter – zurückführbaren Ordnung, die der schwedische Botaniker Carl von Linné eingeführt hatte und die bei der Anlage früherer botanischer Gärten bestimmend gewesen war. Vgl. dazu Nicolas Robin: The Hortus Botanicus Jenensis. Discussing the first systematic arrangement of the herbaceous beds. In: Haussknechtia 11 (2006), S. 41–59. – Der 1795 erschienene gedruckte Führer durch den Garten zeigt die Aufteilung und Belegung der einzelnen Beete: Conspectvs Horti Botanici Dvcalis Ienensis Secvndvm Areolas Systematice Dispositas In Vsvm Botanicorvm Ienensivm. Ienae 1795 (lat.: Betrachtung des Herzoglichen Botanischen Gartens in Jena nach der systematischen Anordnung der Flächen zum Gebrauch für Jenaer Botaniker. Jena 1795). 3,10–11 ausser Connexion mit Wachteln] Die lebenslange Nutzung des Gärtnerhauses mit Nebengebäuden und Hausgarten war dem alten Hofgärtner Johann Gottfried Wachtel zugesichert worden, als dieser seine frühere Wirkungsstätte in Oßmannstedt verlassen hatte. In der Aufhebung dieses Vorrechts lag eine wichtige Voraussetzung für eine Umnutzung des Gebäudes und des gesamten Geländes. Ein Fragebogen Goethes, die Person des Gärtners betreffend, welcher in den erhaltenen Aktenkopien erwähnt ist, dürfte die Lösung des Problems zum Ziel gehabt haben. Man einigte sich mit Wachtel auf dessen Auszug; er wurde im Gegenzug mit einer bis zu seinem Tode jährlich zu zahlenden Ablösung von 100 Reichstalern pensioniert (vgl. GSA 31/I,15,1, Bl. 2 [Aktenkopie]). An diese Erschwernisse erinnerte sich Goethe in den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1794: Der treffliche, immerfort thätige, selbst die kleinsten Nachhülfen seines Bestrebens nicht verschmähende B a t s c h ward in diesem Jahre in einen mäßigen Theil des obern Fürstengartens zu Jena eingesetzt. Da aber ein dort angestellter, auf Nutzung angewiesener Hofgärtner im Hauptbesitz blieb, so gab es manche Unannehmlichkeiten, welche zu beseitigen man dießmal nur Plane für die
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Zukunft machen konnte. (WA I 35, 33.) – Connexion: Verbindung (von franz. connection). 3,11–12 Präliminar Punckte] Vorab zu klärende Fragen (von lat. prae: vor und liminaris: zur Schwelle gehörend). 3,14 Anschläge] Kostenvoranschläge (vgl. GWb 1, 664). Die Regesten in den erhaltenen Aktenkopien zeigen, dass Batsch für die Anlage des Gartens mit 840 Reichstalern kalkulierte und für den Erhalt jährlich 240 Reichstaler veranschlagte (vgl. GSA 31/I,15,1, Bl. 2 [Aktenkopie]). 3,14 Risse] Mit der Feder angefertigte Zeichnungen, bildliche Darstellungen (vgl. Adelung 3, 1130). Diese Gartenpläne haben sich ebenso wenig erhalten wie das, was Batsch sonst bißher vorgearbeitet (3,15) hatte. Aus den erhaltenen modernen Aktenkopien geht hervor, dass die älteren Risse und Anschläge aus dem Jahr 1789 mit den Aktenfaszikeln zum Botanischen Garten im Zweiten Weltkrieg verbrannt sein müssen (vgl. GSA 31/I,15,1, Bl. 2 [Aktenkopie]). Zur Planungsgeschichte des Botanischen Gartens seit 1785 vgl. zu 3,21–24. 3,17 Serenissimus] Lat.: Durchlauchtigster Herr (Superlativ zu lat. serenus: heiter, hell, klar); Titulierung des regierenden Fürsten, abgeleitet von dem Titelbeinamen der Kaiser des Römischen Reiches. – Gemeint ist Herzog Carl August. 3,17 Dietrichen von hier] Friedrich Gottlieb (eigentlich: Johann Christian Gottlieb) Dietrich von Weimar, der seit 1792 als herzoglicher Gärtner vor allem im Park des Schlosses Belvedere tätig war (zu dessen Biographie vgl. GB 6 II, 392, zu 161,16–17). – Der Botaniker stammte aus einer angesehenen Bauernfamilie aus Ziegenhain, die seit Generationen die Mediziner und Apotheker der Universität in Jena mit Kräutern belieferte und dabei einen reichhaltigen Schatz an pflanzenkundlichem Erfahrungswissen angesammelt hatte. Deshalb verwundert es nicht, dass Batsch im Sommer 1793 glaubte, Dietrich könnte in Jena nützlicher als in Weimar sein (vgl. Voigts Brief an Goethe, 7. Juni 1793 [Goethe-Voigt2 1, 91f., Nr 42] sowie Goethes Brief an Voigt, 14. Juni 1793 [GB 9 I, Nr 171]). – Auch Goethes Hausgarten war von Dietrich nach den Regeln der natürlichen Systematik Antoine Laurent de Jussieus als botanischer Schaugarten angelegt worden. 3,18 Plan] Goethes Promemoria vom 11. Februar 1794, in dem die gemeinsamen Ideen niedergelegt wurden (vgl. Nr A 5). 3,20 Anstalt] Institut (vgl. GWb 1, 693). Vgl. zweite Erläuterung zu 3,4. 3,21–24 eine nähere Verbindung 〈…〉 erfüllt zu sehen] Der gemeinsame Wunsch, eine neue Gartenanlage im Fürstengarten anzulegen, reicht zurück bis in die Zeit des Amtsantritts von Batsch als akademischer Lehrer. Schon im Wintersemester 1785/86 hatte Goethe erste Pläne mit dem damaligen Privatdozenten entwickelt, deren Ausarbeitung aber durch seine Abreise nach Italien unterbrochen worden war. Ihre gemeinsamen Überlegungen waren damals auf erheblichen Widerstand der medizinischen Fakultät gestoßen, deren Mitglieder den in Jena vorhandenen medizinischen Kollegiengarten für ausreichend erachteten und der Anlage eines neuen
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Gartens unter herzoglicher Oberaufsicht mit Skepsis begegneten (vgl. GB 6 I, Nr 258 und die Erläuterungen dazu). Unter ähnlich schwierigen Voraussetzungen wurden die Bemühungen in den Jahren 1788 bis 1792 wieder aufgenommen, diesmal mit tatkräftiger Unterstützung von Carl Ludwig von Knebel. Es entstanden genaue Gartenpläne und dank der finanziellen Unterstützung durch den Herzog konnten erste Arbeiten ausgeführt werden. Batsch hatte einige Vollmachten und Mittel erhalten, um Risse und Kostenvoranschläge für ein Gewächshaus fertigen zu lassen (vgl. GB 8 I, Nr 35, Nr 42, Nr A 5, zudem 6,9). Gleichwohl musste das gesamte Vorhaben in diesen Jahren mehrfach zurückgestellt oder unterbrochen werden. Es blieb in organisatorischer und finanzieller Hinsicht prekär, nicht zuletzt wegen der immensen Kosten, die der Schlossneubau verursachte. – Bei der geplanten Gründung und Etablierung einer Botanischen Anstalt in Jena musste noch ein weiterer Widerstand überwunden werden: Die Person von Batsch und seine langjährige persönliche Verbindung zu Goethe hatten den Argwohn des Medizinprofessors Christian Gottfried Gruner erregt, der glaubte, die Botanik an der Universität Jena angemessener vertreten zu können (vgl. Polianski, Pflanzenkunde, 79–83).
2. An August Johann Georg Carl Batsch
Weimar, 3. Februar 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. E: Kleine Goethiana. In: Die Grenzboten 40 (1881). Bd 2, S. 287–289, hier S. 288, Nr 2 (Carl August Hugo Burkhardt). WA IV 10 (1892), 136, Nr 3039 (nach E). Textgrundlage: E. E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 3. Februar 1794 (GR/Belege 1794, 2, Bl. 16). 4,2 in meinem letzten Schreiben] Vom 29. Januar 1794 (vgl. Nr 1). 4,2–4 Ihre bisherigen Vorarbeiten 〈…〉 mitzutheilen] Vgl. beide Erläuterungen zu 3,14 sowie 3,21–24. 4,4 diese Woche nach Jena] Goethe verließ Weimar am Mittwoch, dem 5. Februar, und kehrte am Sonntag, dem 9. Februar 1794, zurück (vgl. BG 4, 55). 4,5 eine solche Einleitung] Die Ergebnisse der in Jena mit Batsch geführten Gespräche flossen in die am 11. Februar 1794 von Goethe verfasste Denkschrift ein (vgl. Nr A 5 und die Erläuterungen dazu). 4,6 Ostern] Hier: zum Ende des ersten Quartals des Jahres 1794 und damit zum
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nächsten verwaltungstechnisch relevanten Zeitraum, dem vom 1. April bis zum 30. Juni währenden Johannisquartal (vgl. zu 3,4–5).
3. An Catharina Elisabeth Goethe Weimar, 12. Februar 1794 → 〈Frankfurt a. M.〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 30/13. – Doppelblatt 18,8 × 22,8 cm, 1 S. quer beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links von fremder Hd, Tinte: „d. 9 Mrz.“; S. 2 links, quer zur Schreibrichtung, Vermerk von fremder Hd, Tinte: „Sa. Aquit 〈lat.: Summe erhalten〉 / Bansa und Sohn ·/:“. E: WA IV 50 (1912), 133, Nr 3040a (Carl Schüddekopf). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Catharina Elisabeth Goethes Brief vom 6. Februar 1794 (Pfeiffer-Belli, 653–655, Nr 214; vgl. RA 1, Nr 865). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Über Catharina Elisabeth Goethe (1731–1808) vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 II, Nr 276. Der vorliegende ist der einzige überlieferte Brief Goethes an seine Mutter aus den Jahren 1794/95, bei 40 Gegenbriefen von ihr an den Sohn. 4,13 geliebe] Schon zeitgenössisch antiquiert für ‚beliebe‘ im Sinne einer höflichen Bitte (vgl. GWb 2, 350). 4,14 Assignation] Geldanweisung (von franz. assigner: anweisen). 4,14 Summe von 1000 f] Es handelte sich um ein Geschenk Catharina Elisabeth Goethes, die Goethe dankbar war, dass er ihr (im Sommer 1793) zum Verkauf ihres Frankfurter Hauses geraten hatte, um ihre „noch übrigen Jahre in Ruhe verleben zu können“ (Catharina Elisabeth Goethe an den Sohn, 16. Mai 1795; H: GSA 28/356, Bl. 75; vgl. Pfeiffer-Belli, 684). Das Geld stammte aus dem Verkauf von „Baumwißen“ (ebd.), von am Ginnheimer Weg gelegenen Baumwiesen, an den Frankfurter Bankier Peter Heinrich von Bethmann-Metzler. – Über den Hausverkauf vgl. zu 49,3 und 123,17. 4,15 Laubthalern] Deutsche Bezeichnung für den französischen Écu aux lauriers (Silbermünze mit Lorbeerzweigen). 4,15 2 f 45 Xr.] 2 Gulden 45 Kreuzer (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band). 4,15 Bansa und Sohn] Der Vorschlag, die Überweisung über das Frankfurter Bankhaus von Vater und Sohn Johann Konrad und Johann Matthias Bansa abzuwickeln, stammte laut Bezugsbrief von Goethes Mutter (Pfeiffer-Belli, 654).
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4. An August Johann Georg Carl Batsch
Weimar, 14. Februar 1794 → 〈Jena〉
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H: Zentralbibliothek Zürich, Bestand: Autogr ZB Goethe, Johann W. von. – Doppelblatt 11,5 × 18,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Bl. 2 linke untere Hälfte kleines Loch im Papier. E: Sechsunddreissig Briefe von Goethe. In: GJb 1 (1880), 225–289, hier 229, Nr 2 (Ludwig Hirzel). WA IV 10 (1892), 141, Nr 3041 (nach E). BE IL AG E
Aufsatz über vergleichende Anatomie (vgl. zu 5,2). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 5,2 einen Aufsatz] Um welche Arbeit es sich dabei handelt, ist nicht mit letzter Sicherheit zu sagen. Im Winter 1793/1794 betrieb Goethe intensive Studien zur vergleichenden Anatomie. Neben dem Fragment „Versuch über die Gestalt der Tiere“ (LA I 10, 74–87; erläutert in: LA II 9A, 564–571) entstanden Notizen, Dispositionen und Entwürfe zu dem „Versuch einer allgemeinen Knochenlehre“ (LA I 10, 87–109; erläutert in: LA II 9A, 572–575). Bei all diesen Texten Goethes handelt es sich um Vorarbeiten zu einer Abhandlung über die Wirbeltheorie des Schädels, in der er seine zoologischen Arbeiten zum osteologischen Typus weiterführen wollte. Vermutlich legte Goethe dem Brief einen nicht überlieferten Entwurf dazu bei. Wenige Wochen zuvor hatte er eine große Tabellarische Ubersicht für hinreichend ausgearbeitet erachtet (LA II 9A, 203–210 [M 129]), um sie Johann Gottfried Herder vorzulegen (vgl. GB 9 I, Nr 232). – Ob seine Einsendung in einer der folgenden Zusammenkünfte der Naturforschenden Gesellschaft zu Jena (vgl. zu 5,2–3) vorgetragen wurde, ist nicht bekannt; die Sitzungsprotokolle sind nicht überliefert. 5,2–3 Ihrer Naturforschenden Freunde] Die Mitglieder der „Naturforschenden Gesellschaft“, einer wissenschaftlichen Vereinigung zur Förderung und engeren Verknüpfung der verschiedensten naturkundlichen und -geschichtlichen Fächer. Die Gesellschaft war am 14. Juli 1793 in Jena von Batsch ins Leben gerufen worden. Ihre aktiven Mitglieder versammelten sich monatlich, in der Regel sonntags um 14 Uhr in Batschs Wohnhaus in der Löbderstraße 4. Dort standen ihnen ein eigens eingerichtetes Laboratorium, eine Bibliothek und wissenschaftliche Sammlungen zur Verfügung. Goethe war Ehrenmitglied der Gesellschaft. – Literaturhinweise: „Nachricht von der Gründung einer naturforschenden Gesellschaft zu Jena am 14ten July 1793 nebst den dabey gehaltenen Reden, den Statuten der Gesellschaft,
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und dem Verzeichnisse ihrer Mitglieder“ (Jena 1793); Emil von Skramlik: Die Naturforschende Gesellschaft zu Jena und ihre Beziehungen zu Goethe. In: GJb 17 (1955), 274–301. 5,4–5 Anmerckung] Von Batsch sind zu Goethes Aufsatz keine Anmerkungen in schriftlicher Form bekannt. 5,5 abnehmend] Verringernd, vermindernd (vgl. GWb 1, 116), das Gegenteil von hinzufügend (5,5); hier wohl: die Streichung einzelner (redundanter oder selbstverständlicher) Aussagen nahelegend. 5,7 das verabredete Promemoria] Vgl. zu Nr A 5 und die Erläuterungen dazu. 5,8 Sereniss.] Von lat. Serenissimus (vgl. erste Erläuterung zu 3,17). Gemeint ist Herzog Carl August. 5,8–9 Hl. Hofgärtner Reichart 〈…〉 ersucht] Johann(es) Reichert, seit 1793 Garteninspektor im Schlosspark in Belvedere bei Weimar, war als Berater schon mehrfach herangezogen worden. 5,10 Hl. Dr Scherer] Der aus Sankt Petersburg stammende Chemiker Alexander Nicolaus Scherer, der in Jena studiert hatte und dort promoviert worden war. Als einer der drei Mitdirektoren der Naturforschenden Gesellschaft war er auch ihr Sekretär, zudem der Aufseher über ihre Sammlungen, ihre Bibliothek und ihr Laboratorium. Goethe hatte ihn wohl während seines letzten Aufenthaltes in Jena kennen gelernt.
5. An Samuel Thomas Soemmerring
Weimar, 17. Februar 1794 → 〈Mainz〉
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H: Verbleib unbekannt. E: Sömmerrings Leben (1844), 15, Nr 14. D: WA IV 10 (1892), 141f., Nr 3042 (nach E). Textgrundlage: E. – Die Hervorhebungen D a r w i n (5,17), F o r s t e r (5,22) und L o d e r (6,1) entsprechen zeitgenössischer Druckkonvention und nicht Goethes Schreibgewohnheit. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Samuel Thomas Soemmerrings Briefe vom 18. oder 19. Januar 1794 (Soemmerring, Werke 20, 154–156, Nr 689; vgl. RA 1, Nr 857) und vom 19. oder 20. Januar 1794 (Soemmerring, Werke 20, 157f., Nr 690; vgl. RA 1, Nr 858). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 17. Februar 1794 (GR/Belege 1794, 2, Bl. 6). Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes 1794/95 sind sechs Briefe Goethes
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an Samuel Thomas Soemmerring (1755–1830) und sieben Gegenbriefe überliefert. Goethe hatte Soemmerring persönlich erstmals 1783 in Kassel getroffen und bald danach den Austausch über medizinische, naturkundliche und naturgeschichtliche Fragen mit ihm aufgenommen, vor allem über Anatomie und Osteologie. Wissenschaftliche Probleme sind auch Hauptgegenstand der Briefe aus vorliegendem Zeitraum, in dem sich Goethe zunehmend für Phänomene der menschlichen Wahrnehmung, vor allem für physiologische Farben zu interessieren begann. Die Schriften des Wissenschaftlers dienten ihm bei seinen Forschungen als verlässliche Informationsquelle. Goethe schätzte Soemmerring als Gesprächspartner, im mündlichen wie im epistolaren Austausch, und bemühte sich stets, dessen Interesse an seinen eigenen wissenschaftlichen Arbeiten wach zu halten, obwohl diese von anderen fachlichen Voraussetzungen und technisch-experimentellen Möglichkeiten ausgingen und von anderen Erkenntnisinteressen geleitet waren. In den „Tag- und JahresHeften“ auf das Jahr 1794 äußerte er sich zur Bedeutung des Anatomen für sein naturkundliches Werk: Sömmerring dagegen setzte seine Theilnahme durch alle die verworrenen Schicksale fort. Geistreich war sein Eingreifen, fördernd selbst sein Widerspruch, und wenn ich auf seine Mittheilungen recht aufmerkte, so sah ich immer weiter. (WA I 35, 34.) Soemmerring – in Mainz und Frankfurt a. M. ansässig – hatte viel unmittelbarer als Goethe unter den Folgen des Ersten Koalitionskrieges zu leiden. Die Goethes Heimatstadt und ihre Umgebung immer wieder bedrohenden politischen Ereignisse sind deshalb auch Thema im Briefwechsel, zudem der Umgang mit den so genannten Klubisten, den in Deutschland zahlreichen Anhängern der Ideen der Französischen Revolution.– Über Samuel Thomas Soemmerring vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 198. 5,13 die überschickten Präparate] Dem ersten Bezugsbrief lagen bei: „1) Ein sehr schön Specimen von dem gelben Punckt in einem Flacon, der Himmel gebe nur daß sich die Farbe noch erhalte bis Weimar / 2) Ein Stück Augapfel an dessen Sclerotica ich hinten mit Tinte den wahrscheinlichen Mittelpunckt gleich nach der Ausnahme des Augs marquirte, sie werden finden daß der gelbe Punckt auf diesen Fleck zutrifft. / 3) Ein Stück Marckhaut von einem dreyjährigen Kinde, wo auch der gelbe Punckt bemercklich ist.“ (H: GSA 28/4, Bl. 44.) Dabei handelte es sich um von Soemmerring selbst angefertigte anatomische Nasspräparate: 1) ein Präparat des gelben Flecks (lat. macula lutea) mit der Sehgrube (lat. fovea centralis), 2) ein Stück des Augapfels (lat. bulbus oculi), auf dessen äußerer, weißer Augenhaut (lat. sclera, sclerotica) der „Mittelpunkt“, der Schnittpunkt der optischen Achse (lat. axis opticus) mit dem Augenhintergrund, angezeichnet war, und schließlich 3) die Netzhaut (lat. retina) eines Kindes, ein Präparat der von Soemmerring „tunica medullaris oculi“ genannten „Marckhaut“, der mehrschichtig mit grauweißen Neuronen durchzogenen innersten der drei Augenhäute (lat. tunica interna bulbi pars optica retinae). In Goethes naturwissenschaftlichem Nachlass haben sich diese Präparate nicht er-
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halten. Ins anatomische Museum in Jena wurden sie, wie die dort erhaltenen historischen Sammlungskataloge zeigen, ebenfalls nicht eingegliedert; besondere Präparate gab Goethe sonst gerne nach Jena. 5,13–14 merkwürdige Entdeckung] Die erste Identifikation und anatomische Beschreibung des gelben Flecks im menschlichen Auge, eines rund 3 mm großen Areals im Zentrum der Netzhaut, an der Stelle des schärfsten Sehens. Die gelbliche Färbung des umgebenden Saumes entsteht durch eingelagerte Pigmente. Soemmerring hatte die Struktur erstmals am 27. Januar 1791 an einer Wasserleiche gesehen und 1794 einen Aufsatz dazu bei der Akademie in Göttingen eingereicht. Erst 1799 erschien der Beitrag im Abschnitt mit den physiologischen Arbeiten der Jahre 1795 bis 1796: De Foramine centrali limbo lvteo cincto retinae hvmanae. In: Commentationes Societatis Regiae Scientiarum Gottingensis 13 (1799), S. 3–13 (lat.: Über das von einem gelben Saum umgebene Zentralloch der menschlichen Netzhaut). Der lateinische Text und eine moderne Übersetzung ins Deutsche finden sich in: Soemmerring, Werke 6, 171–197. – Ein „Excerpt“ dazu lag dem ersten Bezugsbrief bei, so dass Goethe über den Gegenstand der Entdeckung informiert war (gedruckt in: Soemmerring, Werke 20, 155f.); eine Abschrift des gesamten bei der Akademie eingereichten Aufsatzes erhielt Goethe erst mit Soemmerrings Brief vom 10. Juli 1795 (Soemmerring, Werke 20, 229f.). – merkwürdig: im wörtlichen Sinne von ‚würdig, in Erinnerung behalten zu werden‘, ‚beachtenswert‘. 5,14 an verschiedene Ideen] Während Goethe die Entstehung der Farben bislang primär unter physikalischen Gesichtspunkten erforscht hatte, im Bemühen um Abgrenzung von Newtons Vorstellung von der diversen Refrangibiliät des Lichts, wandte er sich nun mehr und mehr physiologischen Aspekten des Sehens zu und interessierte sich für die Wahrnehmung von Farben. In diesen Zusammenhang gehört auch die Lektüre von Schriften zum Aufbau und zur Funktionsweise der menschlichen Retina. 5,15 Anzeige der verschiedenen Schriften] Eine Liste mit Buch- und Aufsatztiteln von Christian Ernst Wünsch, Guillaume-Lambert Godard, John Elliot, Johann Michael Hube, Georg Christoph Lichtenberg und Johann Gottlieb Walter, die dem zweiten Bezugsbrief zusammen mit Exzerpten und Bemerkungen zu physiologischen Aspekten des Sehens beilag (vgl. LA II 3, 3f. [M 2]; Soemmerring, Werke 20, 158). 5,17 D a r w i n hat schöne Bemerkungen] Bezieht sich auf Robert Waring Darwins Abhandlung 〈mitgeteilt von Erasmus Darwin〉: New Experiments on the Ocular Spectra of Light and Colours. In: Philosophical Transactions 76 (1785), S. 313–348 (in zeitgenössischer deutscher Übersetzung: Robert Waring Darwin: Neue Versuche über die Spektra von Licht und Farbe im Auge. In: Magazin für die Naturgeschichte des Menschen 〈hrsg. von C. Grosse〉 2 [1798], St. 2, S. 86–138). Der englische Mediziner Darwin geht darin auf die Funktion der Retina ein und beschreibt die Wirkung unterschiedlicher äußerer Reize auf das Auge und
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den Sehsinn. Unter seinen Experimenten befinden sich auch solche zu farbigen Schatten, dem Phänomen, dass bei bestimmten Lichtverhältnissen die normalerweise grauen Schatten eine blaue oder grüne Farbigkeit annehmen. – Wann und wie Goethe Darwins Abhandlung kennen lernte, lässt sich nicht mehr ermitteln. In seiner Bibliothek ist der Aufsatz nicht nachweisbar; es fehlen Kaufbelege. Ein mündlicher Hinweis von Soemmerring auf die bekannte Publikation ist wahrscheinlich. Goethe war Soemmerring in den Jahren 1792 und 1793 in Frankfurt a. M. und Mainz mehrfach begegnet. So ließe sich erklären, warum er sich im vorliegenden Brief damit begnügt, den Namen des Verfassers zu nennen, obwohl zuvor die Veröffentlichung noch nie Thema der Korrespondenz war. 5,17–18 in den Fesseln der Theorie] In seiner Abhandlung vertritt Darwin die Ansicht, dass Newton und seine Nachfolger die Gesetze des Lichts nachvollziehbar erklärt hätten. In Goethes Augen war ein Anhänger Newtons eine Person, welche die Evidenz der Empirie nicht mehr zu sehen vermag. 5,18–19 diese und verwandte Phänomene] Alle im Auge aktiv erzeugten Farbeindrücke, ‚physiologische Farben‘ genannt, wie Nachbilder, Simultankontraste und farbige Höfe, die Goethe mit gesteigertem Interesse zu beobachten begann. Ihre Behandlung erfolgte systematisch erst im „Didaktischen Teil“ des Werks „Zur Farbenlehre“, in der für alle weiteren Abschnitte grundlegenden 1. Abteilung (LA I 4, 25–53; erläutert in: LA II 4, 290–296). – Dass das menschliche Auge an der Farbenentstehung gesetzmäßig Anteil habe, hatte sich Goethe erstmals während der Beschäftigung mit dem Phänomen der farbigen Schatten erschlossen. Die Ergebnisse dieser Beobachtungen hielt er in dem in den Jahren 1792 und 1793 ausgearbeiteten Aufsatz „Von den farbigen Schatten“ fest, der in dem zu Goethes Lebzeiten nicht mehr gedruckten 3. Stück der „Beyträge zur Optik“ erscheinen sollte (LA I 3, 64–81; erläutert in: LA II 3, 202–212). Eine Abschrift der Untersuchung ging Carl Theodor von Dalberg mit Nr 9 zu, eine weitere Soemmerring mit Nr 38. 5,19 rangirt] ‚Rangiren‘: ordnen, reihen (von franz. ranger). 5,20–21 schon wieder Unruhe von Außen] Seit der Jahreswende rückten von Landau und Saarbrücken her wieder französische Truppen auf Mainz vor. – Während der Bombardierung der Festung im Juni 1793 durch preußische Truppen war Soemmerrings Quartier im zweiten Stock des Akademiegebäudes von einer Kanonenkugel getroffen worden. Die einquartierten französischen Truppen hatten seine Arbeitszimmer und deren Einrichtung beschädigt; die im Keller verwahrten Präparate allerdings waren unversehrt geblieben. Goethe berichtet darüber in der 1822 erschienenen „Belagerung von Mainz“ (WA I 33, 317f.). Vgl. auch GB 9 I, Nr 224 und die Erläuterungen dazu. 5,21 mit mancher verdrießlichen Situation] Nach der Kapitulation der französischen Revolutionsarmee und dem Ende der Mainzer Republik hinderten Streitigkeiten mit der preußischen Garnisonsverwaltung die am 27. Juli 1793 wiedereingesetzte kurfürstliche Regierung daran, die schweren Folgen der Belagerung der
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Stadt in überschaubarer Zeit zu beseitigen und das gesellschaftliche und wissenschaftliche Leben in geordnete Bahnen zu lenken. Der Lehrbetrieb an der Universität war stark beeinträchtigt, so dass Soemmerring sich mit dem Gedanken trug, Mainz zu verlassen und zu seiner in Frankfurt a. M. lebenden Frau und den Kindern zu ziehen. Die Beziehung der Bevölkerung zu den preußischen Truppen, die bis Frühjahr 1794 in der vom Militär dominierten Residenzstadt blieben, war von Spannungen und wechselseitigem Misstrauen geprägt. Zudem kam es nach wie vor zur Verfolgung der in der Stadt verbliebenen deutschen Jakobiner, ‚Klubisten‘ genannt, und ehemaliger Sympathisanten, zu denen auch Kollegen, Freunde und Nachbarn Soemmerrings gehörten. 5,22 der arme F o r s t e r] Im zweiten Bezugsbrief hatte Soemmerring auf Goethes Frage vom 5. Dezember 1793 (GB 9 I, Nr 224), ob man etwas von Forster höre, mitgeteilt, dass der Weltreisende, Naturforscher und Bibliothekar Georg Forster nun „Agent du Conseil de Pouvoir executif“ in Paris sei und sich dabei viel zufriedener und ruhiger als jemals befinde. Dass er dort tatsächlich am 10. Januar 1794 mittellos und ohne Familie, nach mancherlei seelischen und körperlichen Leiden gestorben war, hatte Goethe offenbar aus anderer Quelle erfahren. Unter das tiefe Bedauern über den Tod mischt sich die Ansicht, dass das frühe Ableben im Alter von 39 Jahren selbst verschuldet gewesen sei, Folge eines fehlgeleiteten Lebens. 5,22–23 seine Irrthümer] Gemeint sind die Sympathien, die Forster für die Ideale der Französischen Revolution hegte und für die er sich in Mainz ab dem 5. November 1792 als Mitglied der „Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit“ und in verschiedenen hohen Ämtern als Vertreter der Mainzer Republik eingesetzt hatte. Goethe bewertete das Jakobinertum und dessen radikales Eintreten für die Republik als gefährliche politische Tendenz, lehnte die Gewaltbereitschaft der Anhänger ab und fürchtete sich vor den Folgen der Zerstörung der alten gesellschaftlichen Ordnung. Schillers Xenien „Elpänor“, „Unglückliche Eilfertigkeit“, „Phlegyasque miserrimus omnes admonet“ und „Die dreyfarbige Kokarde“ (NA 1, 350–352, Nr 336f. und 347f.) beziehen sich unmittelbar auf die gescheiterten Projekte Forsters und der anderen deutschen Revolutionäre in Mainz. In seiner kritischen Bewertung konnte Goethe sich mit Soemmerring eins wissen, der sich wegen der divergenten politischen Ansichten mit seinem Freund Forster überworfen hatte. In „Berichtigung und Zusatz“ zu dem im Intelligenzblatt der ALZ erschienenen, zunächst recht positiven Nachruf auf Forster (1794. Nr 26. 19. März, Sp. 201–204) hatten sich die Herausgeber vom Herzog sowie von Goethe und Christian Gottlob Voigt dazu drängen lassen, sich ganz offiziell von dessen bürgerlich-republikanischen Ideen zu distanzieren (Intelligenzblatt der ALZ 1794. Nr 32. 6. April, Sp. 249f.; Voigts Brief an Goethe, 3. April 1794; Goethe-Voigt2 1, 131, Nr 83). – Zu Goethes Verhältnis zu Forster vgl. die einleitende Einleitung zu GB 8 II, Nr 159 und zu GB 9 II, Nr 54. 5,23–24 einem gewaltsamen Tode] Nach der Rückeroberung der Stadt durch
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die preußisch-österreichischen Truppen war es in Mainz zu Jakobinerverfolgungen gekommen. Am 24. und 25. Juli 1793 wurden zahlreiche Anhänger Opfer von Lynchjustiz, andere wurden inhaftiert. Goethe hatte die Geschehnisse dieser Tage mit eigenen Augen gesehen und berichtet 1822 darüber in der „Belagerung von Mainz“ (WA I 33, 310–315). Seine Bemerkung lässt sich auch auf die Situation in Paris beziehen, wo seit Juni 1793 die Willkürherrschaft der Revolutionstribunale unter Maximilien de Robespierre zahllose Todesopfer forderte; Forster hielt sich seit dem 29. März 1793 in Paris auf, zunächst um als Deputierter des RheinischDeutschen Nationalkonvents in diplomatischen Diensten den Anschluss der linksrheinischen Gebiete an Frankreich zu betreiben, später als unfreiwilliger Emigrant, der bei Rückkehr nach Mainz von Strafe bedroht gewesen wäre. 5,24–6,1 Ihre Kriegserklärung gegen L o d e r] Diese war in der „Medicinischchirurgischen Zeitung“ 〈hrsg. von Johann Jacob Hartenkeil〉 1794. Bd 1. Nr 2. 6. Januar, S. 26–32) erschienen. Mit seiner vernichtenden Kritik reagierte Soemmerring auf die „A n k ü n d i g u n g von J. C. Loder’s anatomischen Tafeln des ganzen menschlichen Körpers“ in derselben Zeitschrift (Medicinisch-chirurgische Zeitung 1793. Bd 4. Nr 86. 28. Oktober, S. 132–144), mit welcher der Jenaer Professor für Anatomie und Chirurgie für ein neues Tafelwerk geworben hatte, das ab Ostern 1794 bis Ostern 1798 in neun Lieferungen in Friedrich Justin Bertuchs Industrie Comptoir in Weimar erscheinen sollte (ebd., 137). Soemmerring hatte vorab die Ankündigung und ein Probekupfer erhalten, eine Kopie nach der zweiten Tafel aus Bernhard Siegfried Albinus’ „Tabulae sceleti et musculorum corporis humani“ (Leiden 1747. – Lat.: Tafeln des Skeletts und der Muskeln des menschlichen Körpers) mit der Darstellung eines menschlichen Skeletts, vom Rücken her gesehen, deren Fehlerhaftigkeit er sofort bemerkt und in seiner Entgegnung detailliert dargelegt hatte. – Schon im ersten Bezugsbrief hatte er Goethe dazu mitgeteilt: „Was für heilloses Zeug haben die Bursche mit unserm lieben Albinus angefangen 〈…〉 Sie hätten sehen sollen in welch Gelächter meine jungen Leute ausbrachen als sie den a posteriori sich zuerst praesentirenden Rachiticum sehen. Um den Unfug ein wenig zu steuern habe ich in der Salzburger Zeitung meine Meynung / gesagt. Als ich die Figur das erstenmal sah, konnte ich kaum ernsthaft bleiben 〈…〉.“ (H: GSA 28/4, Bl. 44f.; vgl. Soemmerring, Werke 20, 155.) – Ob Goethe Soemmerrings Entgegnung überhaupt im vollen Wortlaut las oder nur die Bemerkung aus dem Bezugsbrief kannte, lässt sich nicht mehr ermitteln. 6,2 Quodlibet] Allerlei, Durcheinander; eine scherzhafte Kombination verschiedenartigster Teile (von lat. quod libet: was beliebt). – Goethe arbeitete zu dieser Zeit gleichzeitig an vielerlei Themen, auf naturkundlichem Gebiet an Schriften zum morphologischen Typus, zur vergleichenden Anatomie und zur Farbenlehre.
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6. An August Johann Georg Carl Batsch
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Weimar, 26. Februar 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Tit. 3, N. 2, Vol. I, fol. 36, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1794.“; Kriegsverlust. – Schreiberhd, mit egh. Korrekturen (vgl. WA IV 10, 390). E: Goethe in amtlichen Verhältnissen. Aus den Acten, besonders durch Correspondenzen zwischen ihm und dem Großherzoge Carl August, Geh. Rath v. Voigt u. A. dargestellt von seinem letzten Amts-Gehülfen Dr. Carl Vogel. Jena 1834, S. 358–360. D: WA IV 10 (1892), 143–145, Nr 3044 (nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 390). Textgrundlage: D. – Aus dem Vergleich von E und WA ergibt sich, dass WA der Handschrift näher steht als E (Abkürzungen werden nicht aufgelöst, Eigennamen durch Sperrung nicht hervorgehoben, Satzzeichen nicht ergänzt; vgl. Überlieferungsvarianten). BE IL AG E N
Vermutlich die Abschriften des herzoglichen Reskripts vom 20. Februar 1794 sowie der Schreiben an die Fürstliche Kammer und an die Akademie in Jena (vgl. zu 6,6). ÜBE R L IE FE RU N GSVARI AN TEN
6,6 Wohlgeb.] Wohlgeboren E 6,6 Sie] sie E 6,7 werden] werden, E 6,11 dem was] dem, was E 6,12 möchte, sobald] möchte. Sobald E 6,13 Voigt] Vo i g t E 6,19 wünsche daß] wünsche, daß E 6,24 dabey] dabei E 6,24 gefällig als] gefällig, als E 6,26 Bemerckung] Bemerkung E 6,27 bey] bei E 6,27 bey] bei E 6,29 eigenen] eignen E 7,1 halten, und] halten und E 7,3 rationelles] Rationelles E 7,5 herbeyrufen] herbeirufen E 7,9 Meynung] Meinung E 7,20 freylich] freilich E 7,24 bey eintretender] bei eintretender E 7,26 W. d. 26. Febr. 1794.] Weimar den 26. Februar 1794. E 7,26 G.] Goethe. E. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 6,6 verschiedene Copien] Darunter vermutlich eine Abschrift des auf Grundlage von Goethes Promemoria vom 11. Februar 1794 ergangenen Reskripts von Carl August mit den Entscheidungen des Herzogs zum Botanischen Institut vom 20.
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BRIEF 6
Februar 1794 (H: Verbleib unbekannt [Kriegsverlust]; gedruckt in: Bradish, 248f., Nr 41). Festgelegt wurden darin die Anlage des Gartens, dessen aus Kammermitteln zu bestreitender Jahresetat in Höhe von 200 Reichstalern sowie die Einsetzung einer ständigen Immediatkommission als fester organisatorischer Instanz für Garten und Institut. – Die Abschriften der Schreiben des Herzogs an die Fürstliche Kammer in Weimar und an die Akademie in Jena sind ebenfalls nicht überliefert; Bradish erwähnte sie 1937 noch in der zweiten Anmerkung (Bradish, 249). Vgl. auch Nr 1 und Nr A 5 sowie die jeweiligen Erläuterungen dazu. 6,8 Serenissimi] Genitiv von lat. Serenissimus (vgl. erste Erläuterung zu 3,17). Gemeint ist Herzog Carl August. 6,9 Vorboten des Friedens] Ausdruck der Hoffnung, der Erste Koalitionskrieg möge bald vorüber sein. Der Herzog war am 16. Dezember 1793 aus dem Feld, wo er als Offizier gedient hatte, zurückgekehrt und hatte ein Gesuch um Entlassung aus der Preußischen Armee eingereicht, dem am 5. Februar 1794 stattgegeben worden war (vgl. zu 273,10–11). Seine Entscheidung für die Botanische Anstalt, die laut der Bekanntmachung im Intelligenzblatt der ALZ vom 22. März 1794, „sogleich nach seiner Zurückkunft“ gefallen sei (WA I 53, 290; FA/Goethe I 27, 344f., Nr 294), konnte vor diesem Hintergrund als positives Zeichen aufgefasst werden. Die Bekanntmachung wurde am 8. März 1794 im Konzept von Goethe an Batsch übermittelt. – Für Batsch, der seit 1787 als besonders mit Botanik und Chemie beschäftigter außerordentlicher Professor, seit 1792 als ordentlicher Professor für Philosophie an der medizinischen Fakultät tätig war, eröffnete die Entscheidung für die Botanische Anstalt eine sichere berufliche Perspektive auf Lebenszeit, abseits aller Misshelligkeiten, die ihm missgünstige Universitätskollegen immer wieder bereitet hatten. So hatten die Person von Batsch und seine langjährige Verbindung zu Goethe mehrfach den Argwohn des Medizinprofessors Christian Gottfried Gruner erregt, der glaubte, die Botanik an der Universität Jena angemessener zu vertreten (vgl. Polianski, Pflanzenkunde, 79–83). Zudem erfüllte sich für Batsch sein alter Wunsch, Botanik frei und unbehindert, in einer gut gepflegten Anlage lehren zu können. Zur Geschichte des Gartens vgl. Jahn, Botanik, 124–146. 6,11 einen Aufsatz] Vorlage Goethes, die grundlegende Vorschriften zur Verwaltung, Finanzierung und Führung des Gartens sowie einen Plan mit ersten Maßnahmen zu dessen Einrichtung enthielt (vgl. Nr A 10, Beilage 1). – Aufsatz: Schriftstück mit offiziellem Charakter (vgl. GWb 1, 1003). 6,12 expediren] Besorgen, erledigen, unternehmen (vgl. GWb 3, 498). 6,12–13 Herrn Geheimerath Voigt] Christian Gottlob Voigt, Goethes Herr Concommissarius (6,16) in der für den Botanischen Garten zuständigen, Batsch und seinen Mitarbeitern vorgesetzten Oberaufsicht. Voigts Zustimmung zu den von Goethe getroffenen Entscheidungen wird häufig nur durch einen Visumsvermerk belegt, eine Paraphe von Voigt am Rand der Aktenstücke. Vgl. zu 3,4 – 5 und 275,16–17.
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6,14 eine Abschrift] Vgl. Nr A 10, Beilage 1. 6,16 gedachter] Amtssprachlich für ‚zuvor namentlich genannter‘, ‚besagter‘ (vgl. GWb 3, 1176). 6,17–18 Ihnen die Wohnung 〈…〉 zu überlassen] Dem Direktor des Gartens sollte das darin liegende Wohnhaus mit Nebengebäuden und allen niet- und nagelfesten Einbauten ab 1. April 1794 zur Miete überlassen werden. Das Locarium (lat.: Mietzins, Standgeld) betrug jährlich 25 Reichstaler (vgl. zu 284,20). 6,19 Arrangements] Äußere Einrichtungen (vgl. GWb 1, 829) (von franz. arrangement). 6,21–22 in Ihren botanischen Unterhaltungen] A〈ugust〉 I〈ohann〉 G〈eorg〉 C〈arl〉 Batsch: Botanische Unterhaltungen für Naturfreunde zu eigner Belehrung über die Verhältnisse der Pflanzenbildung entworfen. 2 Tle. Jena 1793. Die Bände hatte Goethe vom Verfasser mit seinem Brief vom 1. Januar 1793 erhalten (H: GSA 28/1,1, Bl. 56 und 59; vgl. RA 1, Nr 499). Sie befinden sich in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 626f., Nr 4361); der 1. Teil weist angestrichene Stellen auf (gedruckt in: LA II 9A, 417). 6,25 die große Mannichfaltigkeit der Behandlung] Batsch widmet sich allen Teilen des mitteleuropäischen Pflanzenreichs. Als Zielgruppe hat er primär Kenner und Liebhaber im Auge, nicht Forscher. Die verschiedenartigsten Gewächse werden in ihrer Gestalt vorgestellt; die Bildung und Entwicklung von Blüten, Früchten oder Blättern werden detailliert beschrieben. 6,28 Metamorphose] Der Prozess beständigen Gestaltens und Umgestaltens nach ordnenden Gesetzmäßigkeiten in der Natur (von griech. «, metamorphosis: Umgestaltung). Dessen Betrachtung war seit 1790 zentraler Bestandteil von Goethes Morphologie (vgl. „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“, LA I 9, 23–61; erläutert in: LA II 9A, 534–550). 6,29 Gefälligkeit] Anschaulichkeit (vgl. GWb 3, 1218). 7,3 Habitus] Lat.: äußere Erscheinung, Gestalt. 7,5 sonderbare] Einzelne (vgl. Adelung 4, 141). 7,7 mit geziemender Gelindigkeit] Mit gebotener Zurückhaltung. 7,7–8 der S p r e n g e lischen Vorstellungsart Ihren Beyfall versagt] Der Theologe und BotanikerChristian Konrad Sprengel aus Spandau hatte in seiner Schrift „Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen“ (Berlin 1793) angenommen, dass die konkrete Ausformung eines Lebewesens in allen Teilen zweckmäßig sei und von Verhältnissen in der Umgebung desselben bestimmt werde. – Sprengels Ansicht, dass viele Blüten auf bestimmte Weise gebildet seien, damit sie von Insekten fremdbestäubt werden könnten, wurde von Batsch in seiner Schrift, im Abschnitt über die Seidenpflanze unter Punkt 8, in Zweifel gezogen (vgl. Batsch, Botanische Unterhaltungen, 496f.). 7,11–12 fabriciren] ‚Fabriciren‘: herstellen, fertigen (vgl. GWb 3, 517) (von lat. fabricare).
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BRIEFE 7/8
7,13 erzwecken] Hervorbringen (vgl. GWb 3, 461). 7,20 Incursionen] Streifzüge, Eingriffe (von lat. incursio: Überfall, Einfall). 7,22–23 so komme ich noch zu Ende der Woche] Die Reise wurde verschoben. Das für Samstag, dem 1. März 1794, geplante Treffen fand nicht statt (vgl. Nr A 11).
7. An Charlotte von Kalb 〈Weimar, kurz vor dem 8. März 1794?〉 → 〈Weimar?〉 DAT IE RUNG
Charlotte von Kalb hielt sich im Februar/März 1794 in Weimar auf. Am 15. März schrieb sie Goethe aus Waltershausen einen Brief: „Sie erlaubten mir Ihnen zu schreiben, tadlen Sie mich nicht das es so bald geschieht.“ (H: GSA 28/464, Bl. 1; vgl. Kalb-Goethe, 44.) Sie war also kurz zuvor von Weimar aufgebrochen. Noch während ihres Aufenthalts dort ging Goethe am 8. März 1794 nach Jena, wo er sich bis zum 13. März um Angelegenheiten des Botanischen Gartens kümmerte. Auf diese Abreise bezieht sich Charlotte von Kalb in dem Brief, der von Eduard von der Hellen auf Ende Februar 1794 datiert wird (Kalb-Goethe, 43); darin beschwört sie Goethe emphatisch, nicht nach Jena zu gehen: „〈…〉 mein Gemüth kann das unerwartete nicht tragen – und noch eins mein Gemüth sucht Sie und möchte behalten was es erworben hat.“ (Ebd.) Auf diesen Brief könnte der vorliegende die Antwort gewesen sein. Er bezieht sich offenbar auf einen Aufenthalt Charlotte von Kalbs in Weimar, bei dem diese Goethe nur in wenigen Stunden (7,30) sah. Goethe könnte den Brief vor seinem Aufbruch nach Jena am 8. März geschrieben haben, bevor Charlotte von Kalb einige Tage später ihrerseits Weimar verließ. – Ernst Köpke bezieht den Brief im Erstdruck auf Goethes Abreise aus Weimar ins französische Feldlager am 8. August 1792 (Köpke, 121). Seit dem 10. Juli 1792 jedoch lebte Charlotte von Kalb zurückgezogen in Waltershausen (vgl. Johann Ludwig Klarmann: Geschichte der Familie von Kalb auf Kalbsrieth. 〈…〉 Erlangen 1902, S. 251 [Anm.] und 254). An Christian Gottfried Körner schrieb sie im August 1792, „dass sie sich ganz von der Welt zurückzöge“ (Brief Dora Stocks an Charlotte Schiller, 27. August 1792; Charlotte von Schiller 3, 6). Der vorliegende Brief setzt aber eine persönliche Begegnung voraus. Sicherheit kann die Datierung des Briefes allerdings auch nicht beanspruchen. ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. h: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Varnhagen-Sammlung, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Kasten 71. – 1 Bl. 13 × 21,5 cm, rosafarbe-
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nes Papier, 1 S. beschr. (Brieftext unteres Drittel, darüber Abschriften von Nr 158 und Nr 152), Schreiberhd (Varnhagen von Ense), Tinte. E: Köpke (1852), 121 (nach H). WA IV 18, 5 (nach E). Textgrundlage: E. – Nach der Orthographie zu urteilen (Verwendung von ck und nn), steht E dem Original näher als h (vgl. Überlieferungsvarianten). ÜBE R L IE FE RU N GSVARI AN TEN
7,27 Freundinn] Freundin, h sehr h.
7,27 gedencken] gedenken h
7,30 sehr,]
E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Charlotte von Kalb (1761–1843) lebte von Ende Dezember 1794 bis Anfang Juli 1799 mit Unterbrechungen in Weimar. Die meisten der überlieferten Briefe Goethes an sie stammen aus den Jahren 1794 bis 1796. Die sieben für die Jahre 1794/95 überlieferten Briefe stellen oft knappe, höfliche Erwiderungen auf ausführliche, um Goethes Freundschaft, Liebe und Hilfe werbende Briefe der Adressatin dar. Goethe äußert freundliches Verständnis, hilft bei kleinen Geschäften, übersendet Bücher, spricht Einladungen aus, fragt nach Lektüreeindrücken und behandelt Personalia. Über Charlotte von Kalb vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 198. 7,30 diesmal] Charlotte von Kalb hatte Weimar immer wieder für kürzere oder längere Zeit besucht, bevor sie von Ende 1794 bis zum Sommer 1799 dort dauerhaft lebte. 8,1 Lässigkeit] Trägheit, Nachlässigkeit (vgl. GWb 5, 973). – Worauf Goethe anspielt, konnte nicht ermittelt werden.
8. An Friedrich von Stein
Weimar, 16. März 1794 → 〈?〉
DAT IE RUNG
In E wurde der Brief auf den 16. Mai 1794 datiert, in WA IV 10, 146 auf den 16. März 1794, mit der Erklärung, das Datum in E beruhe auf einem Lesefehler (vgl. WA IV 10, 390). In der Tat ist nach dem Handschriftenbefund weder die eine noch die andere Datierung auszuschließen. Mit Blick auf den Inhalt des Briefes ist jedoch das frühere Datum das wahrscheinlichere: Der Brief ist offensichtlich die Antwort auf einen Brief Fritz von Steins vom 24. Februar 1794; Goethe wünscht dem Adressaten Glück auf seiner Reise nach England, die dieser im April 1794 von
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Weimar aus über Frankfurt a. M. und Amsterdam antrat, nachdem er zuvor aus Hamburg zurückgekehrt war. Das Weimarer Fourierbuch verzeichnet den „〈Cammerjunker〉 v. Stein“ am 13. April 1794 als Teilnehmer der Fürstlichen Tafel (FB 1794, S. 93), ferner am 19. und 20. April 1794 (FB 1794, S. 97f.). Dass er sich in diesen Tagen mit Goethe getroffen hat, ist als sicher anzunehmen, so dass der vorliegende Brief am 16. Mai obsolet gewesen wäre, ganz abgesehen von dem sehr großen zeitlichen Abstand zum Bezugsbrief. Im Übrigen liegt die Annahme nahe, der Glückwunsch zur Reise sei v o r deren Antritt ausgesprochen worden. Die Lesung der Monatsangabe als Mrz (8,15) wird unterstützt durch einen Brief Goethes an Philipp Erasmus Reich vom 14. März 1775 (GB 2 I, Nr 208), der im Fall des Datums einen sehr ähnlichen Handschriftenbefund aufweist. ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. – Egh., Tinte (nach Faksimile). – Faksimile: Autographen-Publikationen 1 (1907), Nr 3 (Privatdruck von Carl Friedrich Schulz-Euler, Frankfurt a. M.; ein Exemplar dieses Druckes befindet sich in SLUB Dresden, Sign.: Hist.misc.B.644.o–1907,3). E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 61, Nr 22 (mit Textveränderungen und ohne den Text: 8,14–15 Deinen Reisegefährten 〈…〉 an dich mit.). WA IV 10 (1892), 146, Nr 3046 (nach E). Textgrundlage: Faksimile von H. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Friedrich von Steins Brief vom 24. Februar 1794 (H: GSA 28/4, Bl. 84 und 88; vgl. RA 1, Nr 884). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Aus den Jahren 1794 und 1795 sind fünf Briefe Goethes an Friedrich (Fritz) von Stein (1772–1844), den Sohn Charlotte von Steins, überliefert sowie sechs Gegenbriefe. Stein schreibt von seinen Reiseerlebnissen (Hamburg, England), seinem Volontariat in Breslau und seinen Karriereplänen. Goethe zeigt sich als väterlicher Ratgeber und Freund und bestärkt Fritz in dem Entschluss, aus weimarischem in preußischen Dienst zu treten. Über Friedrich von Stein und seine Beziehungen zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 44. 8,5 die merckwürdige Insel zu besuchen] Fritz von Stein hatte eine Reise nach England angekündigt. Am 19. April 1794 brach er von Weimar aus auf (vgl. Datierung) und reiste über Frankfurt a. M. und Amsterdam nach London. Im April des folgenden Jahres war er wieder in Weimar. Goethe hieß ihn im Brief vom 24. April 1795 (Nr 103) willkommen. – Merkwürdig: im 18. Jahrhundert im Wortsinn ‚würdig, gemerkt zu werden‘, ‚bemerkenswert‘. 8,5 Vorkenntniße] Fritz von Stein hatte 1791–1793 in Jena die Rechte studiert und dann die Handelsakademie von Johann Georg Büsch in Hamburg besucht, ein Privatinstitut zur Ausbildung künftiger Handels- und Kaufleute.
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8,12 der Kreis um uns geschlossen] Fritz von Stein sollte nach Vorstellung von Herzog Carl August und seiner Mutter eine Karriere in weimarischen Diensten machen. Bereits 1789 war er vom Herzog zum Kammerassessor ernannt worden. Der junge Mann entschied sich jedoch für einen Wechsel in preußische Dienste. Im Dezember 1798 wurde er preußischer Kriegs- und Domänenrat. 8,14–15 Deinen Reisegefährten gebe 〈…〉 an dich mit.] Im Bezugsbrief hatte Stein angekündigt, er werde die Reise nach England in Begleitung von „2 Haußfreunden“ unternehmen, die er Goethe „zur Beschauung“ zusenden wolle (H: GSA 28/4, Bl. 84). Es handelte sich um Fritz’ Studiengenossen an der Hamburger Handelsakademie Ludwig Zeerleder, Bankierssohn aus Bern, und den ausgebildeten Juristen Carl Christian Thon aus Eisenach. Über beide schreibt Stein: „Meine beyde Reißegefahrten sind brav und gut“ (ebd.). Wann die beiden in Weimar waren, ist unbekannt, möglicherweise aber zu der Zeit, als der vorliegende Brief geschrieben wurde. Goethe könnte ihnen diesen, seine Grüße (8,15) enthaltend, für Stein mitgegeben haben. Wann und wo die Gefährten mit Stein zusammentrafen, konnte nicht ermittelt werden. Im Bezugsbrief schreibt Stein: „Den 7 März reißen beyde 〈Freunde〉 ab nach Berlin Dresden Weimar Frankfurth Holland. Zu Anfang Aprill würde ich in Amsterdam mit ihnen zusamentreffen.“ (H: GSA 28/4, Bl. 84.) Dieser Zeitplan wurde offenbar nicht eingehalten. Stein war nachweislich Mitte April 1794 in Weimar (vgl. Datierung) und Anfang Mai in Frankfurt a. M., wie Goethes Mutter in einem Brief an den Sohn vom 5. Mai 1794 berichtet (Pfeiffer-Belli, 660). – Zu Fritz von Steins Aufenthalt in England 1794/95 vgl. Joachim Rees und Winfried Siebers: Erfahrungsraum Europa. Reisen politischer Funktionsträger des Alten Reichs 1750–1800. Ein kommentiertes Verzeichnis handschriftlicher Quellen. Berlin 2005, S. 395–400.
9. An Carl Theodor von Dalberg
Weimar, 19. März 1794 → 〈Erfurt〉
ÜBE R L IE FE RU N G
1) Brief: H: Verbleib unbekannt. – Schreiberhd, mit egh. Unterschrift (vgl. WA IV 10, 391). h: Koninklijke Bibliotheek – Nationale Bibliotheek van Nederland Den Haag, Sign.: KW 130 F 16 / B 31, Bl. 14. – Auf einem Doppelblatt 35,5 × 42,5 cm, ½ S. beschr. (Text bis Bl. 14 Vs. Mitte), fremde Hd (Rijklof Michaël van Goens), Tinte; danach die Abschrift eines Briefes von Wilhelm von Humboldt an Dalberg vom 29. März 1794 (D: LA II 3, 74f.). – In einem Heft aus 7 ineinandergelegten und gehefteten Doppelblättern, auf dem Titelblatt Aufschrift von van Goens,
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Tinte: „Versuch / die / Elemente der Farbenlehre / zu entdecken. / Von Herrn Geheimde Rat Göthe; mit Anmerkungen. / (par Mos. 〈franz. Monsieur: Herr〉 le Coadjuteur)“, 27 S. beschr. – Zeitgenössische Abschrift von H, die Rijklof Michaël van Goens bei einem Besuch des Brüderpaares Dalberg in Erfurt im Dezember 1794 angefertigt hatte (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 78). E: Hermann Uhde: Kleine Blumen, kleine Blätter. (Goethe-Reliquien.) In: Westermann’s Jahrbuch der Illustrirten Deutschen Monatshefte 40 (1876), April–September, S. 252–262, hier S. 253f. WA IV 10 (1892), 146f., Nr 3047 (nach einer späten Abschrift von h, angefertigt von Gustav von Loeper 1875, GSA 26/L,2,2, S. 35). Textgrundlage: h. 2) Beilage 1: Abschrift des Aufsatzes „Von den farbigen Schatten“ (vgl. erste Erläuterung zu 8,18). 3) Beilage 2: Abschrift von Goethes Aufsatz zur Farbenlehre und Dalbergs Anmerkungen dazu 〈in Petitdruck〉 (vgl. zu 8,19 und zu 8,19–20). H: Verbleib unbekannt. h: Koninklijke Bibliotheek – Nationale Bibliotheek van Nederland Den Haag, Sign.: KW 130 F 16, Bl. 2–13. – Vgl. Überlieferung zu vorliegendem Brief: 24 S. beschr., fremde Hd (Rijklof Michaël van Goens), Tinte. E: Goethe’s Werke, Hempel 35 (1887), 49–68 (Salomon Kalischer; Teildruck: Goethes Text nach einer späten Abschrift von h, angefertigt von Gustav von Loeper 1875; GSA 26/L,2,2, S. 3–21). Textgrundlage: h. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Carl Theodor von Dalbergs Brief vom 11. März 1794 (H: GSA 28/4, Bl. 83; vgl. RA 1, Nr 893). – Dalberg antwortete am 22. März 1794 (H: GSA 28/4, Bl. 92; vgl. RA 1, Nr 902). Postsendungen: 19. März 1794 (GR/Belege 1794, 2, Bl. 6). Der vorliegende Brief ist der letzte der überlieferten Briefe Goethes an den Geheimen Rat und kurmainzischen Statthalter in Erfurt Carl Theodor von Dalberg (1744–1817). Im Mittelpunkt des Briefes und seiner Beilagen stehen Fragen zu Optik und Farbenlehre. Schon früher hatte Goethe einigen Nutzen aus dem Gespräch ziehen können, das er mit Dalberg über naturkundliche Themen führte. Dieser hatte sich als Unterstützer der Wissenschaften einige Verdienste erworben, indem er den Austausch unter den Gelehrten verschiedener Fakultäten und Disziplinen förderte. In Erfurt hatte er sich für die Reform der 1392 gegründeten Universität ein-
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gesetzt. Er förderte die Bibliothek und die Sammlungen der seit 1735 dort ansässigen „Academia Caesareo-Leopoldina Naturae Curiosorum“ sowie die seit 1791 bestehende „Mathematisch-Physikalische Gesellschaft“. Zu neuer Blüte verhalf er der 1754 gegründeten „Kurfürstlich-Mainzischen Gesellschaft oder Akademie Nützlicher Wissenschaften“, an deren Sitzungen er nicht nur regelmäßig teilnahm, sondern für die er auch Berichte und eigene Vorträge zu den verschiedensten Themen verfasste und in deren „Acta“ publizierte. Blieben Dalbergs einschlägige Arbeiten zur Naturlehre in der Regel ohne nennenswerte Resonanz, so führte doch sein unermüdlicher Einsatz für die Wissenschaften zu mehreren Ehrenmitgliedschaften in Akademien: 1778 in Göttingen, 1788 in Berlin, 1789 in der Leopoldina und schließlich 1806 in München. – Literaturhinweis: Jürgen Kiefer: Die Beförderung der Wissenschaft ist Staatspflicht. Karl Theodor von Dalbergs Verdienste um die außeruniversitären Wissenschaften in Erfurt. In: Acta Academiae Scientiarum 3 (1999), S. 159–177. Goethes Versuche zu Optik und Farbenlehre verfolgte Dalberg von Beginn an mit Interesse: Im Sommer 1792 veranlassten ihn die Lektüre der ersten Stücke von Goethes „Beyträgen zur Optik“ und der Nachvollzug der darin beschriebenen Experimente zu eigenen Bemerkungen. Dalbergs „Gedancken über die Optik“ (H: GSA 26/L,1, Bl. 23–33; gedruckt in: LA II 3, 21–27 [M 33]), die Goethe mit dem Brief von Emil Leopold August, dem Erbprinzen von Sachsen-Gotha und Altenburg, vom 27. August 1792 erhielt (LA II 3, 57f.), enthalten neben Überlegungen zur Natur des Lichts, zu Katoptrik und Dioptrik auch eine Erklärung zur Entstehung von Farben im Auge, welche sich in den Randbemerkungen der vorliegenden zweiten Beilage wiederfindet: So führe der Stoß der Lichtstrahlen auf den Sehnerv unter verschiedenen Winkeln zur Empfindung unterschiedlicher Farben und erzeuge Gefühle derselben in der Seele des Betrachters. Auch Goethe beschäftigte sich, wie der Austausch mit Soemmerring zeigt, am Anfang des Jahres 1794 eingehend mit physiologischen Farben, weshalb ihn Dalbergs Überlegungen zum Thema zunächst angezogen haben dürften. Mit Skepsis wird er allerdings die Analogisierung von natürlichem und geistigem Leben, von physikalischen, physiologischen und psychologischen Verhältnissen betrachtet haben, die Dalberg mitunter zu Ergebnissen führte, die über das empirisch Beobachtbare und daraus Ableitbare hinausgingen und in philosophische Spekulationen hinüberreichten. – An den Austausch mit Dalberg während der Arbeit an der „Metamorphose der Pflanzen“ erinnerte sich Goethe voller Dankbarkeit im 1. Heft des 1. Bandes der Hefte „Zur Morphologie“, in dem im April 1817 entstandenen Aufsatz „Schicksal der Druckschrift“, ohne dabei die aufgetretenen inhaltlichen Differenzen zu verschweigen: Einen Freund und Gönner jedoch welcher, währender Arbeit so wie nach deren Vollendung, treulich eingewirkt, muß ich an dieser Stelle rühmen. K a r l v o n D a l b e r g war es, ein Mann der wohl verdient hätte das ihm angeborne und zugedachte Glück in friedlicher Zeit zu erreichen, die höchsten Stellen durch unermüdete Wirksamkeit zu schmücken und den
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Vorteil derselben mit den Seinigen bequem zu genießen. Man traf ihn stets rührig, teilnehmend, fördernd, und wenn man sich auch seine Vorstellungsart im ganzen nicht zueignen konnte; so fand man ihn doch im einzelnen jederzeit geistreich überhelfend. Bei aller wissenschaftlichen Arbeit bin ich ihm viel schuldig geworden, weil er das mir eigentümliche Hinstarren auf die Natur zu bewegen, zu beleben wußte. Denn er hatte den Mut, durch gewisse gelenke Wortformeln, das Angeschaute zu vermitteln, an den Verstand heran zu bringen. (LA I 9, 70f.; erläutert in: LA II 10A, 739–743.) – Über Carl Theodor von Dalberg vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 II, Nr 516. 8,18 Innliegendes] Bezieht sich auf den „schönen Aufsatz von farbigsten Schaten“ (H: GSA 28/4, Bl. 92), für den sich Dalberg im Antwortbrief bedankte. Es handelte sich um eine vollständige Abschrift von Goethes noch ungedrucktem Aufsatz „Von den farbigen Schatten“, der erst im 3. Stück der „Beyträge zur Optik“ zur Veröffentlichung vorgesehen war. Zu dessen Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte vgl. LA II 3, 202–212. – Schon am 11. August 1793 hatte Goethe den Aufsatz an Georg Christoph Lichtenberg gesandt, der die Abschrift nach der Lektüre zurückschickte (GB 9 I, Nr 195); dieses Manuskript befindet sich noch heute im wissenschaftlichen Nachlass Goethes (H: GSA 26/LI,13, Bl. 212–233; gedruckt in: LA I 3, 64–81). Am 24. Juli 1793 war eine Abschrift Friedrich Heinrich Jacobi zugegangen (GB 9 I, Nr 189). Mit hoher Wahrscheinlichkeit weicht die an Dalberg geschickte Fassung von den beiden früheren Fassungen ab. Goethe arbeitete unablässig an seinem Entwurf über physiologische Farben (vgl. zu 5,18–19). Eine noch spätere Fassung dürfte Soemmerring am 25. Mai 1795 erhalten haben (vgl. zu 130,8). 8,18 einen Posttag früher] Am 14. März 1794. 8,19 Abschrift meines Ve r s u c h s] Bezieht sich auf Goethes Abhandlung „Versuch, die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“, die Goethes Schreiber Friedrich Wilhelm Schumann angefertigt hatte (GR/Belege 1794, 1, Bl. 21). Der Aufsatz schließt entstehungsgeschichtlich an die erste Beilage an: Wieder stehen Natur und Wirkung des Lichts im Fokus, und zwar Katoptrik und Dioptrik. In drei längeren Abschnitten mit 45 Paragraphen leitet Goethe zunächst eine Bestimmung von Weiß und Schwarz her, dann die der Farben Gelb, Blau, Grün, Rot und Purpur, entwickelt ein auf Gegensätzen basierendes Farbenschema und setzt sich dabei kritisch mit Newtons Annahme auseinander, dass sich weißes Licht aus Spektralfarben zusammensetze. – Die frühe Fassung der Goetheschen Abhandlung mit Dalbergs Randbemerkungen wird hier erstmals im überlieferten Zusammenhang abgedruckt (vgl. Beilage 2). Sachliche Erläuterungen dazu finden sich in: LA II 3, 258–264. – Auch Wilhelm von Humboldt geht in seinem Brief an Dalberg vom 29. März 1794 auf dessen Anmerkungen ein (LA II 3, 74f.). 8,19–20 Ihrer fürtrefflichen A n m e r c k u n g e n] Die umfangreichen Rand-
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bemerkungen, die Dalberg in die linke Spalte der halbbrüchig realisierten Abschrift von Goethes „Versuch, die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“ eingefügt hatte. Das Manuskript befindet sich in Goethes naturwissenschaftlichem Nachlass (H: GSA 26/L,2,1, Bl. 22–43; die Dalbergschen Anmerkungen sind gedruckt in: LA I 3, 464–474; erläutert in: LA II 3, 412). Goethe erwähnt die Anmerkungen noch 1810 im Historischen Teil der „Farbenlehre“, in der „Konfession des Verfassers“: Der Fürst Primas, damals in Erfurt, schenkte meinen ersten und allen folgenden Versuchen eine ununterbrochene Aufmerksamkeit, ja er begnadigte einen umständlichen Aufsatz mit durchgehenden Randbemerkungen von eigner Hand, den ich noch als eine höchst schätzbare Erinnerung unter meinen Papieren verwahre. (LA I 6, 423.) – Mit dem Bezugsbrief hatte Dalberg das Manuskript zurückgesandt und Goethe um eine Abschrift mit seinen eigenen Anmerkungen gebeten. Dafür war Dalberg, laut Bezugsbrief, sogar bereit, Goethe das Schreiberhonorar zu erstatten. Diese Abschrift ist nicht überliefert, wohl aber die Kopie derselben, deren Text hier als Beilage abgedruckt wird. Rijklof Michaël van Goens, der Dalberg in Erfurt besucht hatte, fertigte sie am 8. Dezember 1794 zum eigenen Gebrauch an. 8,20–21 indem ich die Copie corrigirte] Die Spuren dieser Durchsicht, die Berichtigungen, Streichungen und Ergänzungen Goethes, sind noch heute in dem Manuskript nachvollziehbar. In der davon angefertigten und in Goethes naturwissenschaftlichem Nachlass überlieferten Reinschrift (H: GSA 26/L,2,1, Bl. 2–21; mit Varianten gedruckt in: LA I 3, 190–209; erläutert in: LA II 3, 258–264) wurden nur die Korrekturen Goethes berücksichtigt, nicht jedoch die inhaltlichen Vorschläge Dalbergs. Diese betrachtete Goethe nach eigenem Bekunden durchaus differenziert, verzichtete aber darauf, sie in den Aufsatz einfließen zu lassen, der zur Veröffentlichung im 4. Stück der „Beyträge zur Optik“ vorgesehen war. Goethe entsprach damit auf radikale Weise der im Antwortbrief formulierten Bitte Dalbergs, ihn namentlich „nicht zu nennen“, da er „sonst veranlasst würde dem publicum alles vorzulegen“, was er „im Zusammenhang über diesen Gegenstand denke“ (H: GSA 28/4, Bl. 92). – Die Art des wissenschaftlichen Austausches ist typisch für Goethe: Von einer Abhandlung ließ er mehrere Abschriften zirkulieren, die verschiedenen Adressaten jeweils um Rückmeldung und Kritik bittend (vgl. Nr 4). So hatte mit Goethes Brief vom 29. Dezember 1793 auch Lichtenberg eine Abschrift des „Versuchs, die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“ erhalten (GB 9 I, Nr 231). Sie befindet sich heute im Lichtenberg-Nachlass in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und enthält einen der ersten kolorierten Farbenkreise Goethes überhaupt. 9,1–2 sondere ich 〈…〉 Classen] Hinter dem vorgeblichen Ansinnen, die Anmerkungen zu systematisieren, sie streng sondern und verschiedenen Kategorien zuzuordnen, verbirgt sich die implizite Kritik Goethes an dem geradezu konträren Vorgehen Dalbergs, der spekulative Überlegungen keineswegs scheute (vgl. die ein-
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leitende Erläuterung zu vorliegendem Brief). – Classen: hier im Sinne von ‚systematische Einheiten‘. 9,3–4 bey künftiger Bearbeitung in meinen Text aufnehmen] Goethe griff Dalbergs Anregungen bei der Überarbeitung seines Aufsatzes nicht auf. Die hier geäußerte Absicht muss vor allem als höfliches Zugeständnis an den Adressaten und als Ausdruck von Goethes großer Wertschätzung Dalbergs gelesen werden, welche sich auch im respektvollen Ton des gesamten Briefes niederschlug. 9,6–8 Diese auszuziehen 〈…〉 angenehmes Geschäft seyn.] Derartige Exzerpte und Aufzeichnungen haben sich nicht erhalten. 9,12–13 Sie erlauben 〈…〉 meine Exzeptionen gelegentlich vortrage.] Ob es dazu jemal kam, ist nicht bekannt. Vom 10. bis zum 12. April 1794 begegneten Goethe und Dalberg einander mittags an der Fürstlichen Tafel (FB 1794, S. 90–92). – Exzeptionen: Einreden wider einen Kläger (von lat. exceptio).
10. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, kurz vor dem 26. April? 1794〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Im Brief ist vom 1. Buch von Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ die Rede, das im April/Mai 1794 entstand. Ferner dankt Goethe für Herders Balde-Übersetzung (vgl. 37,21), die er mit einem Brief vom 29. April 1794 an Charlotte von Kalb (Nr 15) schickte (vgl. 41,3). Der vorliegende Brief dürfte kurz zuvor geschrieben worden sein, möglicherweise kurz vor Sonntag, dem 27. April, denn Goethe lädt Herder für Sonntag Mittags (38,1) zu einem gemeinsamen Essen mit Knebel ein. Da in der Einladung an Knebel (Nr 12) die Zeitangabe Morgen Mittag (38,20) benutzt wird, im vorliegenden Brief aber von Sonntag Mittags (38,1) die Rede ist, wird dieser nicht vom selben Samstag, dem 26. April, sondern von einem der Tage davor stammen. ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I, Bl. 61. – Doppelblatt 11,4 × 18,7 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts Vermerk von fremder Hd, Tinte: „1794.“ E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 146f., Nr 93 (mit Datierung von Juni 1794). WA IV 10 (1892), 157f., Nr 3055. E R L Ä UT E RUN GEN
Goethe antwortet mit dem Brief auf die Zusendung von Johann Gottfried Herders Balde-Übersetzung (vgl. zu 37,21); ein Begleitbrief Herders ist nicht überliefert. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.
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Goethe kannte Johann Gottfried Herder (1744–1803) seit Oktober 1770 (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 1 II, Nr 80). Ihre Freundschaft entwickelte sich nach dem von Goethe betriebenen Wechsel Herders von Bückeburg nach Weimar im Oktober 1776 zu einer angespannten und komplizierten Beziehung. Vor allem die Briefe Herders an seine Frau Caroline aus Italien 1788/89 zeugen von einer kritisch-distanzierten Haltung Goethe gegenüber: „〈…〉 meine Reise hieher hat mir seine selbstige, für andre ganz und im Innern untheilnehmende Existenz leider klärer gemacht, als ichs wünschte. 〈…〉 es thut wehe, es zu fühlen, daß man einen angenehmen Traum verloren habe“ (Brief vom 10. Februar 1789; HB 6, 112). Nach seiner Rückkehr aus Italien erwog Herder, eine Berufung nach Göttingen anzunehmen. Goethe setzte sich dafür ein, dass er in Weimar blieb. In den Jahren darauf fand sich Herder jedoch zunehmend enttäuscht über seine Lage in Weimar. Er war verschiedentlich krank, fühlte sich durch seine Amtsgeschäfte überlastet, fand zu wenig Zeit für eigene schriftstellerische Arbeiten und machte sich wegen zu geringer Einkünfte Sorgen, insbesondere mit Blick auf die Ausbildung und Versorgung seiner Kinder (vgl. darüber die einleitende Erläuterung zu Nr 154, ferner die Erläuterungen zu Nr 169 und Nr 171). Von Goethe distanzierte er sich immer mehr; zu dem, was beide trennte, gehörten ebenso politische Differenzen (Herder sympathisierte mit der Französischen Revolution) wie poetische (Herder lehnte Goethes Werke unter moralischem Gesichtspunkt ab, nicht nur seine „〈Römischen〉 Elegien“ und „Epigramme. Venedig 1790“, sondern auch „Wilhelm Meisters Lehrjahre“). Hinzu kam die Verbindung Goethes mit Schiller, aus welcher er sich ausgeschlossen glaubte. Vor allem im Jahr 1794 finden sich viele Äußerungen Herders, die deutlich machen, wie unglücklich er sich in Weimar fühlte. Am 31. März schrieb er an Johann Georg Müller: „In meinem Gemüth bin ich jetzt, ich möchte sagen, unendlich-einsam.“ (HB 7, 94.) Goethe gegenüber spricht er offen von „Trennung“ (Brief von Mitte Januar 1795; HB 7, 139); diese sei jedoch, hofft er, „nur ein periodischer Schein. Mein Gemüth weiß nichts von ihr, u. begreift sie nicht.“ (Ebd.) Für die Jahre 1794 und 1795 sind nur zwei Briefe Goethes an Herder und fünf Briefe Herders an Goethe überliefert. Eine intensive Korrespondenz war des gemeinsamen Wohnortes wegen nicht nötig; vermutlich sind auch nicht alle Briefe überliefert. Dennoch dürfte dieser spärliche Briefwechsel, der sich auch nicht intensivierte, wenn Goethe von Weimar abwesend war, mit der schwierigen Beziehung beider Briefpartner zu tun haben, welche durch Herders Frau Caroline und deren vehementen Einsatz für Mann und Kinder in ihren Briefen an Goethe im Jahr 1795 (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 154) zusätzlich belastet wurde. 37,21 deinen Dichter] Gemeint ist Herders Übersetzung lateinischer Oden von Jacob Balde, die unter dem Titel „Nachlese aus Jakob Balde 〈sic〉 Gedichten“ im 3. Teil seiner „Terpsichore“ (Lübeck 1796, S. 83–198) erschienen, eingeleitet durch ein „Kenotaphium des Dichters Jakob Balde“ (S. 1–82). 37,22 Ananas] Die Ananas wurde seit Anfang des 18. Jahrhunderts in Deutsch-
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land gezogen, in Weimar in den Gewächshäusern von Belvedere, später auch im Park an der Ilm (vgl. Goethes „Schema zu einem Aufsatze die Pflanzenkultur im Großherzogtum Weimar darzustellen“; LA I 9, 242). – Für Goethes Zeitgenossen lag die Besonderheit der exotischen Frucht in ihrem nicht genau beschreibbaren Geschmack, der an Erdbeeren, Quitten, Birnen, Aprikosen, Kirschen oder Pfirsiche erinnerte (vgl. Continuation der Nürnbergischen Hesperidum 〈…〉. Hrsg. von Johann Christoph Volkamer. Nürnberg 1714, S. 212). 37,24 das zweite Buch Lukrezens] Die Übersetzung des 2. Buches von Lukrez’ Lehrgedicht „De natura rerum“ (lat.: Über die Natur der Dinge) durch Carl Ludwig von Knebel; sie entstand von Oktober 1793 (nach Knebels Brief an Herder, 24. Oktober 1793; H: SBB/PK, Sign.: Nachl. Herder VI 29) bis April 1794 und erschien erst 1821. 37,25 das erste Buch meines Romans] Ein Manuskript des Anfangs von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. 37,26 umgeschrieben] Bezieht sich auf die unter dem Titel „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ erhaltene erste Fassung des Romans, die im Wesentlichen von 1777 bis zum Beginn von Goethes Reise nach Italien entstanden war. Im Dezember 1793 hatte sich Goethe entschlossen, eine Umarbeitung des Romans vorzunehmen (Brief an Carl Ludwig von Knebel vom 7. Dezember 1793; WA IV 10, 131). Was das 1. Buch angeht, so wird etwa die Geschichte von Wilhelms Kindheit anders dargestellt: Wilhelm selbst erzählt jetzt von seinem Erlebnis des Puppentheaters und vom kindlichen Theaterspiel. 37,27–28 Pseudo confession] Den umgearbeiteten Roman verstand Goethe nach eigener Auskunft als ‚Bekenntnis‘ eines neu gewonnenen Selbst- und Weltverständnisses. Während seines zweiten Aufenthalts in Rom notierte er unter dem 2. Oktober 1787: Ich habe Gelegenheit gehabt über mich selbst und andre, über Welt und Geschichte viel nachzudenken, wovon ich manches Gute, wenn gleich nicht Neue, auf meine Art mittheilen werde. Zuletzt wird alles im Wilhelm gefaßt und geschlossen. (IR III; WA I 32, 103f.) 37,30 Eilensteinen] Johann Friedrich Adam Eylenstein, Hoforganist in Weimar, dessen Vorgesetzter Herder als Oberkonsistorialrat war. Während der Sommersaison sollte er das Hoftheaterensemble auf seinen Gastspielreisen begleiten. 38,1 Sonntag Mittags mit mir essen] Bezieht sich vermutlich auf den 27. April 1794. – Ein Essen mit Knebel und Herder fand nach Knebels Tagebuch auch am 24. August 1794 statt (BG 4, 91). Das kann hier jedoch nicht gemeint sein, weil der im vorliegenden Brief erwähnte „Wilhelm Meister“ zu diesem Zeitpunkt längst zum Druck weggeschickt war. Der Berliner Verleger Johann Friedrich Unger bestätigte mit einem Brief an Goethe vom 24. Juli 1794 den Empfang des 1. Buches (Goethe-Unger, 26). Vgl. im Übrigen die Hinweise zur Datierung. Ob die Zusammenkunft am 27. April stattfand, konnte nicht ermittelt werden. 38,2–4 ohngedenck der vielen Hälse 〈…〉 kostet] Bezieht sich auf die Terror-
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herrschaft der Jakobiner in Frankreich. Goethe hatte gerade Robespierre gelesen (vgl. zu 38,19). Am 5. April 1794 waren Georges Danton und ein Dutzend seiner Anhänger hingerichtet worden.
11. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 26. April 1794 → 〈Pempelfort/Düsseldorf〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2736. – Doppelblatt 19,3 × 22,8(–23,2), 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links Empfangsvermerk von Jacobis Hd, rote und schwarze Tinte: „Goethe. e. dL 6 t May 1794 / b – 7 t Juni –“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 182f., Nr 90. WA IV 10 (1892), 152f., Nr 3051. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Friedrich Heinrich Jacobi antwortete auf den vorliegenden Brief sowie auf EB 26 und Nr 18 am 7. Juni 1794 (JB I 10, 361–363, Nr 3305; vgl. RA 1, Nr 961). Postsendungen: 30. April 1794 (GR/Sonderrechnungen 1794, 2, Bl. 4.) Der vorliegende Brief ist einer von acht Briefen Goethes an Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819) aus den Jahren 1794/95, bei sechs Gegenbriefen. Die Korrespondenz, die nicht vollständig überliefert ist, ersetzte in dieser Zeit die persönliche Begegnung mit dem langjährigen Freund, der von Herbst 1794 bis Oktober 1798 ein unstetes Leben im Norden Deutschlands führte. Im September 1794 hatte er mit seinen Schwestern den heimischen Landsitz bei Düsseldorf verlassen müssen, als sich die Stadt und ihre Umgebung von den heranrückenden französischen Truppen zunehmend bedroht sahen, und war in der Folge auf die Gunst von Gönnern und Freunden – darunter Matthias Claudius, Carl Christian von Schimmelmann, Friedrich und Julie Graf und Gräfin von Reventlow oder die Grafen zu Stolberg, Christian und Friedrich Leopold – angewiesen, welche die Geschwister in Wandsbek, Emkendorf, Hamburg, Tremsbüttel oder Eutin zeitweise beherbergten. Alle Versuche Jacobis, Goethe zu einer Reise in den Norden und einem Besuch bei ihm zu bewegen, scheiterten. Auch Jacobis Sohn Maximilian, der in Jena seine Studien aufgenommen hatte und um den sich Goethe in dieser Zeit väterlich kümmerte, konnte in dieser Angelegenheit nicht vermitteln. – Die Briefe aus den Jahren 1794/95 erinnern noch an die innige Verbindung und den intensiven Gedankenaustausch in den Jahrzehnten zuvor, haben aber die Frische und Lebendigkeit des früheren Gesprächs verloren. Alte Konflikte über philosophische und weltanschauliche Fragen brachen in dieser Zeit wieder auf. Hinter den erprobten Formeln, mit
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denen beide Männer sich wechselseitig ihrer fortgesetzten Zuneigung versicherten, trat die wachsende Entfremdung in den Anschauungen immer offener zutage. Im Frühjahr 1795 kam der Briefwechsel ganz zum Erliegen und ruhte über ein Jahr lang. Goethe hatte zwischenzeitlich in Jena die Personen gefunden, die ihm zugleich tiefe Freundschaft und intellektuelle Anregungen boten. – Über Friedrich Heinrich Jacobi vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 2 II, Nr 134. 38,6 Wie sehr du mich 〈…〉 überrascht hast] Die zweite Fassung von Friedrich Heinrich Jacobis Roman „Woldemar“ (Königsberg 1794) enthielt eine gedruckte Widmung an Goethe in Form eines mehrseitigen, auf den 12. Januar 1794 datierten Briefes. In JB wird diese Zueignung sogar als Brief im eigentlichen Sinne aufgefasst, nicht als fiktionaler Text (vgl. JB I 10, 301f., Nr 3243). – Goethes Reaktion im vorliegenden Brief zeigt, dass er in Jacobis Pläne vorab nicht eingeweiht worden war. Offenbar sah er die Widmung erstmals in einem gedruckten Exemplar des Romans, kurz nachdem das Buch im Januar 1794 erschienen war. Schon am 29. Januar 1794 erwähnt das Ehepaar Herder in seinem Brief an Jacobi, beide hätten die Zueignung „an Goethe u. den Anfang“ des Romans gestern gleich verschlungen (JB I 10, 311). Wenig später muss auch Goethe das Buch zugegangen sein; auf welchem Wege, ist ungewiss. Das legt ein auf den 8. April 1794 datierter Brief Jacobis an Johann Friedrich Kleuker nahe, der zugleich Auskunft über die Entstehung gibt: „Was die Zueignungsschrift an Göthe betrifft, so habe ich mich erst nach vielen und langen Überlegungen dazu entschlossen. Das Geschichtliche, was sie enthält, wollte ich gern öffentlich niederlegen, und da war mir keine Form so bequem wie diese. Göthe, in dessen Händen das Buch nun schon seit länger als zwey Monathen ist, hat mir noch keine Zeile darüber geschrieben. – Sollte die Erwähnung seines Tasso in dieser Verbindung ihn verdrossen haben? – Was ich gethan habe, reut mich auf keinen Fall.“ (JB I 10, 345f.) In Goethes Bibliothek fehlt das Exemplar. Lediglich die dritte Fassung des Romans (Königsberg 1796), ohne Zueignung, liegt vor (vgl. Ruppert, 137, Nr 972). Außerdem fehlt der 5. Band der Werkausgabe, in dem der Roman danach noch einmal, mit der Zueignung, veröffentlicht wurde (Leipzig 1820); Band 1 bis 4 sind vorhanden (vgl. Ruppert, 136, Nr 970). – Nach einer Teilveröffentlichung als Erzählung unter dem Titel „Liebe und Freundschaft“ im „Teutschen Merkur“ (1777. Mai-Heft, S. 97–117; JuniHeft, S. 202–231; Juli-Heft, S. 32–49; September-Heft, S. 229–259; Dezember-Heft, S. 246–267) war die erste Fassung des Romans „Woldemar. Eine Seltenheit aus der Naturgeschichte. Erster Band“ 1779 in Flensburg und Leipzig erschienen. Seinerzeit hatte Goethe ablehnend auf das Werk reagiert, was zu einem ersten Zerwürfnis mit dem Verfasser geführt hatte. Goethe spottete damals nicht nur öffentlich über der Roman – er ließ ein Exemplar im Ettersburger Schlosspark an einen Baum nageln (vgl. Brief Sophie von La Roches an Christoph Martin Wieland, 21. September 1779; WB 7 I, 216–219), sondern verfasste auch eine Parodie auf den Romanschluss, welche die Herzogin Anna Amalia ohne Wissen Goethes unter
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dem Titel „Geheime Nachrichten Von den letzten Stunden Woldemars Eines berüchtigten Freygeistes. Und wie ihn der Satan halb gequetscht, und dann in Gegenwart seiner Geliebten, unter deren Gewinsel zur Hölle gebracht. Gedruckt bey dem Nachdrucker Dodsley und Compagnie. 1777“ (Ettersburg 1779) in einem Privatdruck verbreiten ließ. Vgl. Goethes Brief an Johann Caspar Lavater, 7. Mai 1781; WA IV 5, 121–123. Über ein Jahrzehnt später, im Mai 1792, hatte Jacobi mit der umfassenden Revision des Werks begonnen. Im Zuge der Arbeiten änderten sich Konzeption und Charakter des Romans grundlegend, indem Jacobi die empfindsamen Elemente weitgehend tilgte und ausführliche philosophische Gesprächspartien einfügte. 38,9 damit das Stillschweigen unterbrochen werde] Nach einer lebhaft geführten Korrespondenz in den vorangegangenen Jahren meldet sich Goethe 1794 mit dem vorliegenden Brief erstmals wieder. Hinter der Erklärung, warum er so lange nicht geschrieben habe, steht die Entrüstung über die unerwartete Zueignung des „Woldemar“. Jacobi blieb Goethes Verärgerung nicht verborgen. In seinem Brief vom 4. Juni 1796 verweist er, anlässlich des Erscheinens der neuen, verbesserten Ausgabe des Romans, ausdrücklich auf die weggelassene Zueignungsschrift hin, „weil du mir genug zu erkennen geben, daß du keinen Wohlgefallen daran hattest“ (H: GSA 28/445, Bl. 62; vgl. RA 2, Nr 225). 38,10–11 Was so ein Werck 〈…〉 alles aufregt!] „Woldemar“ enthält in der Zueignung an Goethe ein überschwängliches Lob der Freundschaft: „Ich widme Dir ein Werk, welches ohne Dich nicht angefangen; schwerlich ohne Dich vollendet wäre: es gehört Dir; ich übergeb’ es Dir: D i r, wie keinem Andern. Wie keinem Andern! – Du fühlst dieses Wort, alter Freund, und drückst mir darauf die Hand – auch wie keinem Andern.“ (Jacobi, Werke 7 I, 206f.) Des Weiteren erinnert Jacobi an den Beginn der Freundschaft vor 20 Jahren und die durch Goethes „Torquato Tasso“ empfangene Ermunterung, die erste Fassung des Romans zu revidieren. 38,12 fürtrefflich] Vorzüglich, hier mit spöttisch-ironischem Unterton anstelle der moderneren Form ‚vortrefflich‘ (vgl. GWb 3, 1044f.). 38,14–15 und fahre fort mich zu lieben, wie ich dich] Anknüpfung an die letzte Zeile von Jacobis Widmung: „Liebe mich; lebe wohl“ (JB I 10, 302). – lieben: hier als Bestandteil einer zeitgenössisch gebräuchlichen Höflichkeitsfloskel am Briefschluss, mit der sich Briefpartner wechselseitig ihrer Gunst versichern konnten. 38,16 alles] Zu Jacobis persönlichem Umfeld gehörten seine beiden Halbschwestern Charlotte (Lotte) und Helene (Lene), die Tochter Clara Franziska (Clärchen) und der Hauslehrer Ferdinand Hildebrandt.
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BRIEFE 12/13
12. An Carl Ludwig von Knebel
〈Weimar, 26. April? 1794〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Der Brief ist etwa zur gleichen Zeit geschrieben worden wie Nr 10, Goethes Brief an Johann Gottfried Herder. In den Briefen lädt Goethe Knebel bzw. Herder zu einem sonntäglichen Mittagessen zu sich ein (vgl. 38,1 und 38,20). Nach der Datierung von Nr 10 könnte es sich um Sonntag, dem 27. April 1794, gehandelt haben. Da Goethe die Einladung für Morgen Mittag (38,20) ausspricht, stammt der vorliegende Brief demnach möglicherweise von Samstag, dem 26. April 1794. ÜBE R L IE FE RUN G
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, alte Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 143. – 1 Bl. 16,7 × 10,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Vs. oben Angaben von fremder Hd, Tinte und Bleistift, darunter die Nummerierung von Guhrauers Erstdruck: „Nr 137“ (vgl. E). – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (23,7 × 29,3 cm; 6,5[–8,5] hoch), teilweise goldfarben mit Streicheisen- und Prägedekor; vorderer Deckel mit Wappen der königlich-preußischen Bibliothek; oben auf dem Buchrücken in Goldprägung: „GOETHE / Briefe / an / Knebel.“, unten rotes Lederschild mit alter Bibliothekssignatur; auf der Innenseite des vorderen Deckels ältere Signatur: „Acc. 3083.“; 22 nicht paginierte Zwischenblätter mit Jahreszahlen „1774–1781.“ bis „1827–1831“, 485 oben rechts paginierte Blätter mit Nummerierung, davon einige Nummern nach Guhrauers Druck 1851 (vgl. E), einige von Knebels Hd, mit Korrekturen, nach Bl. 467 unpaginiertes Zwischenblatt mit der Aufschrift: „Undatirte Briefe, No. 1–4, als Nachtrag gedruckt, auf pag. 411. 412. des Briefwechsels zwischen Göthe und Knebel 〈vgl. E〉, Band 2. Leipz. 1851. 8°; und No. 5–14, ungedruckte“; Blätter in chronologischer Folge einzeln auf Falz geklebt, Papier mürbe, teilweise mit aufgeklebten, durchsichtigen Papierstreifen restauriert, Wasserschäden (besonders in den Jahrgängen 1828–1830). E: Goethe-Knebel (1851) 1, 133, Nr 137. WA IV 10 (1892), 158, Nr 3056. BE IL AG E
Rede Robespierres (vgl. zu 38,19). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. In den drei Briefen Goethes an Carl Ludwig von Knebel (1744–1834), den Urfreund (WA I 4, 83), und den zwölf Briefen Knebels an Goethe, die für die
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Jahre 1794 und 1795 überliefert sind, geht es um Alltägliches: um gegenseitige Gefälligkeiten, die Übersendung von Büchern und Manuskripten, vor allem um Knebels Übertragung der Elegien des Properz, die Goethe mit Rat und Tat begleitet. Knebel seinerseits nimmt teil an Goethes naturwissenschaftlichen Arbeiten. – Über Knebel und seine langjährige Freundschaft mit Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 2 II, Nr 175. 38,19 die Robespierr’ische Rede] Möglicherweise Maximilien de Robespierres Rede vor dem Konvent am 5. Februar 1794 „Ueber die Grundsätze der politischen Moral, welche den Nationalconvent bey der innern Regierung der Republik leiten müssen“ (Reden von Robespierre, gehalten im Nationalconvent. Altona 1794, S. 39–84). Sie diente zur Rechtfertigung des Terrors einer revolutionären Volksregierung. In welcher Form die Rede Goethe vorlag, konnte nicht ermittelt werden. 38,20 Morgen Mittag] Vgl. Datierung. 38,20 wo ich Herders erwarte] Goethe hatte Herder mit Nr 10 eingeladen. Ob die geplante Zusammenkunft stattfand, ist ungewiss (vgl. zu 38,1). 38,20–21 Meinen Roman] 1. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. Nach dessen Überarbeitung ging das Manuskript im Juli zum Druck nach Berlin. Am 24. Juli 1794 bedankt sich Johann Friedrich Unger für den Erhalt (GoetheUnger, 26).
13. An Johann Friedrich August Göttling
〈Weimar, 28. April 1794〉 → 〈Jena〉
DAT IE RUNG
Den einzig sicheren Anhaltspunkt für die Datierung bietet die Rechnung über die Postsendungen, in welcher der Abgang des Briefes nach Jena am 28. April 1794 vermerkt ist. Das Konzept des Briefes findet sich in dem in der Überlieferung genannten Faszikel zwischen dem aus Kassel eingetroffenen Brief Isaak Gernings vom 17. April 1794 (RA 1, Nr 919) und vor dem aus Ilmenau eingetroffenen Brief Christian Gottlob Voigts vom 29. April 1794 (RA 1, Nr 925). ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/5, Bl. 130–131. – Doppelblatt 21(–21,2) × 34,6 cm, 2 ¼ zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Adressvermerk und einige der Korrekturen links), Schreiberhd (Schumann), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Adresse: Hl Prof. Göttling / in Jena., oben rechts Zählung, egh., Bleistift: 21; S. 3 oben rechts Zählung, egh., Bleistift: 22. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Einband egh. Aufschrift, Tinte: April, May, Juni. / 1794, oben rechts die Be-
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zeichnung des Stückes „3.b“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“), 79 Bll., 1 Bl. Druck. E: WA IV 10 (1892), 154–156, Nr 3053 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Johann Friedrich August Göttlings Brief vom 1. April 1794 (Göttling Briefe, 141f., Nr III; vgl. RA 1, Nr 909). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 28. April 1794 nach Jena (GR/Sonderrechnungen 1794, 2, Bl. 4). Mit Johann Friedrich August Göttling (1753–1809) verbanden Goethe gemeinsame naturwissenschaftliche Interessen. Der vorliegende Brief ist in den Jahren 1794/95 der erste von zwei Briefen Goethes an den aus Derenburg in der Nähe von Halberstadt stammenden Chemiker, der seit 1789 die erste außerordentliche Professur für diese neue Disziplin in Jena innehatte. Zwischen 1786 und 1798 richtete Göttling sechs Briefe an Goethe, zwei davon waren Begleitbriefe zu Büchersendungen. Im Zentrum der überlieferten Briefe stehen wissenschaftliche und technische Themen – die von Göttling weiterentwickelte Grubenlampe Alexander von Humboldts, die Analyse von Wässern im Herzogtum, aktuelle Forschungsliteratur oder neue Apparate und Instrumente, um nur Beispiele zu nennen, – und entsprechend sachorientiert ist ihr Ton, bestimmt von gegenseitigem Respekt und freundlichem Wohlwollen der Briefpartner. Die schmale Korrespondenz ist kaum geeignet, einen Eindruck von der mehr als zwei Jahrzehnte umfassenden persönlichen, dienstlichen und wissenschaftlichen Beziehung beider Männer zu vermitteln. Nur ein kleiner Teil der behandelten Themen findet sich darin überhaupt wieder. Die meisten Fragen wurden mündlich geklärt, Probleme experimentell im Laboratorium gelöst, wie die zahlreich in Goethes Tagebuch erwähnten Treffen belegen. Nach einer Ausbildung zum Apotheker bei Johann Christian Wiegleb in Langensalza arbeitete Göttling als Provisor in der von Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz geleiteten Weimarer Hofapotheke, wo Goethe ihn erstmals traf. Ein von Goethe vermitteltes Stipendium des Herzogs ermöglichte dem gebildeten jungen Mann, der den ärmlichen Verhältnissen eines Pfarrhauses entstammte, von 1785 bis 1787 eine Universitätsausbildung in Göttingen. An das Studium der Medizin und ihrer naturwissenschaftlichen Grundlagen schlossen sich Wanderjahre durch Holland und England an, wohin Herzog Carl August den Absolventen sandte, damit er die neuesten technischen Entwicklungen aus eigener Anschauung kennen lernen könne. Als Jenaer Professor war Göttling einer der frühesten Anhänger der neuen französi-
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schen Chemie in Deutschland. Den Universitätslehrer und unbestechlichen Empiriker schätzte Goethe als Gesprächspartner in chemischen und pharmazeutischen, aber auch in physikalischen, technologischen und mineralogischen Fragen. Im vorliegenden Zeitraum, in der Mitte der 1790er Jahre, wurden Phänomene der Phosphoreszenz erörtert. Es wurde mit farbigen und trüben Gläsern experimentiert, ab November 1806 nach technischen Möglichkeiten gesucht, Rübenzucker herzustellen, um den durch die Kontinentalsperre Napoleon Bonapartes verursachten Mangel an Rohrzucker aus überseeischen Kolonien auszugleichen. Nach Göttlings Tod am 1. September 1809 kaufte Goethe für die Chemische Anstalt in Jena dessen Bibliothek und wissenschaftlichen Apparat an, welche Göttlings Nachfolger im Amte, Johann Wolfgang Döbereiner, weiterhin nutzen konnte. An Sophie Göttling, des Professors Witwe, schrieb Goethe am 9. November 1810 in diesem Zusammenhang: Mir sollte es übrigens auf alle Fälle sehr angenehm seyn, den Hinterlassenen eines vorzüglichen Mannes, den ich so sehr geschätzt und dessen Einsichten ich vieles verdanke, etwas Angenehmes und Nützliches erzeigen zu können. (WA IV 51, 300f.) – Literaturhinweis: Julius Schiff: Johann Friedrich August Göttlings Briefe an Goethe. Nach den Handschriften des Goetheund Schiller-Archivs. In: GJb 48 (1928), 131–146. 39,2 übersendeten Buche] Göttlings Veröffentlichung „Beytrag zur Berichtigung der antiphlogistischen Chemie auf Versuche gegründet“ (Weimar 1794). Goethe hatte die Publikation mit dem Bezugsbrief erhalten; sie befindet sich noch in seiner Bibliothek (vgl. Ruppert, 661, Nr 4608). 39,4 neue französische Chemie] Die antiphlogistische Erklärungsart von chemischen Reaktionen, die sich in Frankreich seit den späten 1770er Jahren abzeichnete und eng mit dem Namen Antoine Laurent Lavoisier verbunden ist. Sie führte dazu, dass auch in Deutschland einem besonderen brennlichen Wesen oder in den Körpern vorhandenen Feuer, dem so genannten Phlogiston, nicht länger unwidersprochen die zentrale Rolle im chemischen Prozess der Verbrennung zuerkannt wurde. Mehr und mehr wurde die entscheidende Bedeutung des von Carl Wilhelm Scheele 1771 und Joseph Priestley 1774 entdeckten Sauerstoffgases wahrgenommen. Zur Position Göttlings in der zeitgenössisch noch ergebnisoffen geführten Phlogistik-Antiphlogistik-Debatte vgl. LA II 1A, 133–149 (M 16). Göttling neigte mehrheitlich der neueren französischen Chemie zu; gleichwohl finden sich noch Elemente der Vorstellungen Georg Ernst Stahls. 39,11–12 Ew. Wohlgebl. Arbeit] In Göttlings „Beytrag“ werden auf über einhundert Seiten zunächst 59 Versuche detailliert beschrieben. An diesen Teil schließt sich eine übergreifende Darstellung an, in der die beobachteten Erscheinungen ausführlich in der Zusammenschau und zeitgenössisch üblichen Begrifflichkeit erläutert werden. Die neue Theorie (39,6) im Sinne der französischen Chemie erfüllte Goethes Erwartungen. 39,15–17 Das Leuchten 〈…〉 vorzüglich.] Zum beschriebenen Phänomen –
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dem nach antiphlogistischer Vorstellung wider Erwarten hellen Leuchten von Phosphor in Stickluft, d.h. in Abwesenheit von Sauerstoff – beschreibt Göttling zunächst zwei Versuche (vgl. Beytrag, S. 26–35 und S. 42–51), die er anschließend weitläufig erklärt. Damit glaubte der Chemiker die Theorie Lavoisiers in einem zentralen Teil modifiziert und erweitert zu haben. Sie fußt auf der Annahme, dass der Lichtstoff – ein vom Wärmestoff unabhängiger Stoff – „auf eine doppelte Art in Freyheit gesetzt“ werde, „aber es ist dieses keine eigentliche Verbrennung, wo der Ausfluss des Feuer- und Lichtstoffs zugleich notwendig ist. Feuerstoff wird aber bey dem Leuchten des Phosphors in der reinen Lichtstoffluft nicht frey“, weshalb die Temperatur nicht steige (Beytrag, S. 139). Der Annahme, Verbrennen und Leuchten seien unterschiedliche Reaktionen, widersprachen bereits zahlreiche Zeitgenossen. An die sich anschließende kontroverse Diskussion erinnerte Goethe in den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1794: Professor G ö t t l i n g, der nach einer freisinnigen Bildung durch wissenschaftliche Reisen unter die allerersten zu zählen ist, die den allerdings hohen Begriff der neuern französischen Chemie in sich aufnahmen, trat mit der Entdeckung hervor, daß Phosphor auch in Stickluft brenne. Die deßhalb entstehenden Hin- und Widerversuche beschäftigten uns eine Zeit lang. (WA I 35, 32.) 39,18 feinen Wesen] Das ist die als Licht-, Wärme- oder Feuerstoff bezeichnete subtile Materie. Dabei handelte es sich um eine theoretisch postulierte imponderable Substanz, deren An- oder Abwesenheit, deren Hinzutritt oder Wegfall – wie schon in der Phlogistik – zur Erklärung chemischer Reaktionen diente. 39,19–20 im Raisonnement] Im Urteilen, Beurteilen nach den Regeln der Vernunft (von franz. raisonnement: Urteilskraft, Beweisgrund, Einwendung). 39,21 den] Versehentlich für ‚dem‘ (vgl. Variante im Textband). 39,21 Lichtstoff] Vgl. zu 39,18. 39,23 da ich immer fortfahre 〈…〉 zu studieren] Goethes Interesse für optische Phänomene reicht bis in die frühen 1790er Jahre zurück und hielt lebenslang an. 39,27 Sie bald wieder zu sehen] Goethe sah Göttling vermutlich bei seinem nächsten Aufenthalt in Jena frühestens zwischen dem 13. und dem 16. Juni 1794.
14. An Christian Gottlob Voigt
Weimar, 28. April 1794 → 〈Ilmenau〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. – Egh. (nach Faksimile). – Teilfaksimile: Basel (Schweiz), Erasmushaus. Haus der Bücher 910 (2002), S. 23, Nr 45 (40,12–27 seine Maneuvres 〈…〉 Goethe). E: Goethe-Voigt1 (1868), 148f., Nr 24.
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D: WA IV 10 (1892), 153f., Nr 3052 (nach H). Textgrundlage: D (40,1–12 Nicht ohne 〈…〉 wo jeder) und Faksimile. – H befand sich vor 1891 im Privatbesitz von Rechtsanwalt Arthur Osann in Darmstadt (WA IV 9, 333), der „die grosse Masse gedruckter wie ungedruckter Briefe Goethes an C. G. Voigt dem Goethe- und Schiller-Archiv zur Benutzung übersandte“ (ebd., 329), so dass die Handschriften den Herausgebern von WA vorlagen (vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 392). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete am 29. April 1794 (Goethe-Voigt2 1, 132–134, Nr 85; vgl. RA 1, Nr 924). Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes 1794/95 sind 32 Briefe Goethes an Christian Gottlob Voigt d. Ä. (1743–1819) und 77 Gegenbriefe erhalten. Der Geheime Rat war nicht nur Mitglied in der Regierung und im Geheimen Consilium, sondern auch Goethes Amtskollege in der Oberaufsicht verschiedener Einrichtungen, insbesondere in der für den Botanischen Garten in Jena zuständigen Kommission und in der „Fürstlichen Bergwercks-Commission“. Neben privaten Briefen mit persönlichen Mitteilungen, die aufgrund der Vertrautheit beider Männer häufig ohne besondere Höflichkeitsfloskeln, ohne ausgesuchte rhetorische Elemente auskommen, hat sich eine große Zahl an Schreiben erhalten, die Goethe und Voigt ausschließlich in dienstlicher Funktion wechselten. Gemäß den Grundsätzen der historisch-kritischen Ausgabe von Goethes Briefen werden diese Schreiben, sofern sie bereits von WA aufgenommen wurden, in der Abteilung „Amtliches“ abgedruckt und erläutert. – Über Christian Gottlob Voigt d. Ä. vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes undatiertem Brief vom Herbst 1783 (GB 5). 40,1 Eilboten] Kurier zu Pferde (vgl. GWb 2, 1416). 40,2 wie ich Mittwoch hier wegkommen will] Goethe hatte sich fest vorgenommen, zum Gewerkentag zu reisen, der am Montag nach Ostern, dem 28. April 1794, in der Bergamtsstube des Rathauses von Ilmenau beginnen und bis 30. April 1794 dauern sollte. Insbesondere schien ihm die Teilnahme am letzten Tag geboten, an dem sich der Gewerkenausschuss erstmals konstituieren sollte, ein Gremium aus sachkundigen Deputierten. – Zu einem Gewerkentag versammelten sich alle Anteilseigner an einem Bergwerk, die so genannten Gewerken, und somit sämtliche in einer bergrechtlichen Gewerkschaft zusammengeschlossenen Kuxenbesitzer. Der vom Plenum durch Wahl bestimmte Gewerkenausschuss sollte künftig als Repräsentant aller Aktionäre befugt sein, anstehende Entscheidungen zur Verbesserung des Silber- und Kupferbergbaus und dessen Finanzierung zu treffen. Die reduzierte Personenzahl in diesem Ausschuss sollte die Fassung und Umsetzung von Beschlüssen erleichtern und beschleunigen. Das Gremium sollte keineswegs die verantwortliche Leitung der Bergwerkskommission und die Aufsicht durch die Beamten des Bergamtes vor Ort ersetzen. In seiner Antwort berichtete Voigt ausführlicher von
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dem Treffen. Zu den vorbereitenden Arbeiten und den Ergebnissen des Gewerkentags vgl. Steenbuck, Ilmenau-Bergwerk, 238–242. 40,2–3 Ich habe in meinem Hinterhause einreisen lassen] Die Bemerkung bezieht sich auf die grundlegende Umgestaltung des Wohnhauses am Frauenplan, für die Goethe viel Zeit, Kraft und Geld aufwendete: Seit Spätsommer 1792 bewohnte er die ihm vom Herzog überlassene Dienstwohnung, die Mitte Juni 1794 in seinen Besitz überging. Seit dem Einzug in das Haus war er damit beschäftigt, die Räumlichkeiten seinen persönlichen Bedürfnissen anzupassen. Nach den fast abgeschlossenen Arbeiten in dem repräsentativen, geselligen Zwecken dienenden Vorderhaus machte sich Goethe im Frühjahr 1794 an die Renovierung der im Hinterhaus zum Garten hin gelegenen privaten, zum Arbeiten und Schlafen genutzten Räume. Die baulichen Veränderungen betrafen vor allem das Vorzimmer und die Bibliothek, die beide durch den Umbau des bis dahin die gesamte Breite der Hofüberbrückung einnehmenden Flures vergrößert werden sollten. Zudem wurde die Kammer neben dem Arbeitszimmer aufgelöst. Es entstand die bis heute bestehende Raumfolge von Vorzimmer, Arbeitszimmer, Bibliothek sowie Schreib- und Schlafzimmer. Goethe erledigte in diesen Räumlichkeiten seine Dienstgeschäfte sowie seine künstlerischen und wissenschaftlichen Tätigkeiten. – Die vorgenommenen Arbeiten lassen sich anhand der erhaltenen Rechnungen über die Bau- und Reparaturkosten nachvollziehen (H: GSA 34/X,2 und GSA 34/X,3). 40,5 nova emergentia] Rechtssprachlich: neue Umstände; Plural von lat. novum emergens. 40,7 sistiren] Anhalten, einstellen (von lat. sistere). 40,8–10 Nun aber schreibt mir 〈…〉 Reisegeld zurück] Der Brief von Demoiselle Hold an Goethe ist nicht überliefert. Die bis dahin in Bayreuth tätige Schauspielerin, die ein Engagement in Weimar erhalten hatte, löste darin den Kontrakt und schickte das vorab erhaltene Reisegeld zurück. Als Grund für den Verzicht auf die neue Anstellung führte sie eine Krankheit an, die sie sich auf dem Weg nach Weimar zugezogen habe, in Wahrheit aber dürfte ihre Vermählung mit dem Schauspieler Joseph Fischer zur Absage geführt haben. In der Gagenliste vom 24. April 1794 ist ihr Name ausgestrichen (vgl. Satori-Neumann2 2, 171). – Eine Bekanntmachung der Oberdirektion vom 31. Mai 1794 berichtete von dem Vorgang, um andere Intendanten vor Kontrakten mit der wortbrüchigen Schauspielerin zu warnen (vgl. Rheinische Musen. Journal für Theater und andere schöne Künste 1 [1794/95]. 11. St., S. 260f.). – Actrice: Schauspielerin (vgl. GWb 1, 329) (von franz.: actrice); aufschreiben: schriftlich absagen (vgl. GWb 1, 1012). 40,11–12 wo das ganze Schicksal 〈…〉 abhängt] Mit zwei bedeutenden Opernaufführungen war das Jahr gestartet: Mozarts „Zauberflöte“ und Giovanni Païsiellos „König Theodor in Venedig“ (ital. Titel: Il Re Teodoro in Venezia). Fünf Neuaufführungen von Schauspielen, darunter zwei Stücke von Iffland, verbreiteten danach weniger Glanz. Zudem schwächten Personalabgänge und Ausfälle
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von schwangeren Schauspielerinnen das Ensemble, so dass Goethe sich einiges von Neuverpflichtungen erhoffen musste. Die kamen freilich nicht immer zustande; besonders schmerzte ihn, dass er den Direktor des Mannheimer Nationaltheaters Siegfried Gotthilf Koch und dessen älteste Tochter Betty nicht für Weimar gewinnen konnte. Vgl. zu 41,20. 40,13 Maneuvres] Tricks, Kniffe (vgl. GWb 5, 1433), hier die vermeintlichen Winkelzüge der Schauspieler bei den Vertragsverhandlungen (von franz. manœuvres: Handgriffe). 40,15 unter Ihrer Leitung in Ilmenau] Der Adressat hielt sich zum Zeitpunkt des Schreibens bereits wegen des Gewerkentags in Ilmenau auf. Vom Verlauf und den Ergebnissen des Treffens berichtete Voigt im Antwortbrief und in seinen nächsten Schreiben an den Amtskollegen vom 29. April 1794 (Goethe-Voigt2 1, 134f., Nr 86) und vom 2. Mai 1794 (Goethe-Voigt2 1, 135f., Nr 88). Vgl. zu 40,2. Goethe zeigte sich zufrieden. 40,18 Einleitung] Vorkehrung, Regelung, Maßnahme (vgl. GWb 2, 1483). 40,22 avertirt] Avertieren: benachrichtigen (vgl. GWb 1, 1305) (von franz. avertir: ankündigen, mitteilen). 40,24 so komme ich mit Serenissimo] Goethe verzichtete auf die geplante Reise, nachdem der Antwortbrief aus Ilmenau keine Aufforderung zu kommen enthalten hatte. Herzog Carl August traf nach dem Gewerkentag am 3. Mai 1794 dort ein, um sich von Voigt über den Zustand des Ilmenauer Bergbaus informieren zu lassen (vgl. zu 287,15–16). – Serenissimo: Dativ/Ablativ von lat. Serenissimus (vgl. erste Erläuterung zu 3,17).
15. An Charlotte von Kalb Weimar, 29. April 1794 → 〈Waltershausen im Grabfeld〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. h: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Varnhagen-Sammlung, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Kasten 71. – 1 Bl. 13,1 × 21,5 cm, blaues Papier, 1 S. beschr., Schreiberhd (Varnhagen von Ense), Tinte; Vs. oben links von Schreiberhd (Varnhagen von Ense): „A b s c h r i f t.“, oben Mitte: „G o e t h e a n F r a u v o n K a l b.“, darunter Orts- und Datumsangabe. E: Köpke (1852), 143f. (nach h). WA IV 10 (1892), 156f., Nr 3054 (nach E). Textgrundlage: h.
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ÜBE R L IE FE RUN GSVARI AN TE
41,12 mitbringen] überbringen E BE IL AG E
Manuskripte (vgl. zu 41,3). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Charlotte von Kalbs Brief vom 15. März 1794 (KalbGoethe, 43–45, Nr III; vgl. RA 1, Nr 898). – Kalb antwortete am 18. Juni 1794 (Kalb-Goethe, 45f., Nr IV; vgl. RA 1, Nr 972). Postsendungen: 30. April 1794 (GR/Sonderrechnungen 1794, 2, Bl. 4). 41,3 ein paar Oden] Manuskripte von Johann Gottfried Herders Übersetzung lateinischer Oden von Jacob Balde. 41,6 die zerstreuten Blätter] Von 1785 bis 1797 erschienen in Gotha Herders „Zerstreute Blätter“, Sammlungen von Abhandlungen und Übersetzungen. Baldes Gedichte erschienen nicht dort, sondern im 3. Teil von Herders „Terpsichore“ (Lübeck 1796, S. 83–198). Vgl. zu 37,21. Im Antwortbrief schrieb Kalb: „〈…〉 ich danke Ihnen für die Gedichte wie freue ich mich in denen zerstreuten Blattern mehr von diesen schönen Denker zu lesen.“ (H: GSA 28/464, Bl. 3; vgl. KalbGoethe, 46.) 41,7 Landsmanne] In der Lebensbeschreibung, die Herder seiner Übersetzung vorangestellt hat, heißt es zu Beginn: „J a k o b B a l d e war zu E n s i s h e i m in 〈sic〉 E l s a ß 1603 gebohren. Dieses schöne Land gehörte damals noch zum Deutschen Reiche; er war also ein Deutscher.“ (Terpsichore. T. 3. Gotha 1796, S. 3.) 41,7 Epoche machen] Einen neuen Abschnitt (griech. : Haltepunkt) beginnen (vgl. GWb 3, 225). 41,8 Menschheit] Hier: menschliche Natur (vgl. Adelung 3, 180). 41,9 Meyer ist nach Dresden] Johann Heinrich Meyer hielt sich von Anfang Mai bis zum 28. September 1794 in Dresden auf. Über den Zweck dieses Aufenthalts vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 16 und zu 42,1. 41,13–14 meinen losen Fuchs] Bezieht sich auf Goethes Hexameterepos „Reinecke Fuchs“; es erschien als 2. Band von „Goethe’s neuen Schriften“ (Berlin 1794) zur Leipziger Jubilatemesse, die 1794 am 11. Mai begann und drei Wochen dauerte. – lose: durchtrieben (vgl. GWb 5, 1293). 41,14 Pfingsten] 1794 am 8./9. Juni. 41,16 mancherlei gearbeitet] Goethe dürfte vor allem an den Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ gedacht haben. Mit der Umarbeitung von dessen 1. Fassung hatte er gerade begonnen, wie aus seinem Brief an Herder von kurz vor dem 26. April? 1794 (Nr 10) hervorgeht (vgl. zu 37,26). 41,18–19 Der Herzog 〈…〉 weckt manches aus dem Schlummer.] Herzog Carl August war – wenige Wochen nach seiner Beförderung zum Generalleutnant –
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im Februar 1794 auf eigenen Wunsch (vorläufig) aus dem preußischen Militärdienst ausgeschieden und nahm an der Regierung seines Landes wieder regeren Anteil. Unter anderem beschäftigte er sich mit dem Bau des Römischen Hauses im Park an der Ilm (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 16), der Neugestaltung des Botanischen Gartens in Jena (vgl. zweite Erläuterung zu 3,4) und dem alten Plan, durch die Zerschlagung großer Güter eine Verbesserung der Bodenbewirtschaftung zu erreichen (vgl. zu 287,17–18). 41,19 Übrigens] Im Übrigen (vgl. Adelung 4, 788). 41,20 neue Schauspieler] Zu Ostern 1794 hatten einige Sänger und Schauspieler das Weimarer Ensemble verlassen. Zu den neu verpflichteten Akteuren gehörten Henriette Beck verw. Wallenstein, Anna Matiegzeck, Friedrich Müller und Thomas Berling (Satori-Neumann2 1, 100). 41,22 Fichte ist noch nicht gekommen] Johann Gottlieb Fichte brach erst am 30. April 1794 in Zürich zur Reise nach Jena auf. Sie führte ihn über Tuttlingen, Tübingen, Stuttgart (wo er am 3. Mai mit Schiller zusammentraf), Mannheim, Mainz, Frankfurt a. M. und Gotha. Am Abend des 18. Mai 1794 traf er in Jena ein, wo er sein Amt als Professor der Philosophie antreten sollte. Am 23. Mai hielt er seine erste Vorlesung. Goethe lernte ihn am 19. oder am Tag darauf bei einem Besuch in Weimar kennen (vgl. BG 4, 60), über den dieser am 20. Mai 1794 an seine Frau Johanne schrieb: „Wieland 〈…〉 empfing mich höchst freundschaftlich. So auch Goethe.“ (Fichte-Gesamtausgabe II 2, 113.) 41,22 Einladungsschrift] Ueber den Begriff der Wissenschaftslehre oder der so genannten Philosophie, als Einladungsschrift zu seinen Vorlesungen über diese Wissenschaft von Iohann Gottlieb Fichte, designirten ordentlichen Professor der Philosophie auf der Universität zu Jena. Weimar, Im Verlage des Industrie-Comptoirs 1794 (vgl. zu 48,1). – Fichtes Schrift erschien zur Jubilatemesse, die 1794 am 11. Mai begann. Goethe sandte die Schrift nicht wie angekündigt an Charlotte von Kalb (vgl. zu 55,19). 41,23 seinen Briefen] Entsprechende Briefe Fichtes an Goethe sind nicht überliefert. Der erste überlieferte Brief an Goethe stammt vom 21. Juni 1794 (AS 2, 403f., Nr 74 B; Fichte-Gesamtausgabe III 2, 143, Nr 211; vgl. RA 1, Nr 975). – Ob Goethe Briefe Fichtes kannte, die dieser im Frühjahr 1794 an Adressaten in Weimar und Jena (Carl August Böttiger, Karl Leonhard Reinhold, Gottlieb Hufeland, Friedrich Immanuel Niethammer) gerichtet hatte, ist nicht bekannt. In einem Brief von April 1794 an Niethammer, seinen künftigen Kollegen als Professor der Philosophie in Jena, hatte er mit Bezug auf die Frage der philosophischen „Deduktion des Eigenthumsrechts“ geschrieben, sie führe „in eine der schwindelndsten Tiefen der Spekulation, und setzt nichts Geringeres voraus, als die Beantwortung der Frage: wie komme ich dazu, meinen Körper zu meinem Ich zu nehmen, und in wiefern rechne ich ihn dazu?“ (Fichte-Gesamtausgabe III 2, 96.) 41,24 ein sonderbares Horn] Ähnlich sprach Goethe im Brief an Friedrich
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Heinrich Jacobi vom 8. September 1794 von Fichtes Werk „Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre“ als einer sonderbaren Producktion (76,3). Dabei dürfte das Attribut ‚sonderbar‘ ambivalent zu verstehen sein: „Dieses Wort deutet bloß das Besondere, das Auszeichnende, Ungewöhnliche an, und lässet es zwar unentschieden, ob das Ungewöhnliche vortrefflich oder seltsam, neiget sich aber doch mehr dem letztern.“ (Adelung 4, 142.) Fichte selbst sei, heißt es in seinem Brief an Jacobi vom 2. Februar 1795, ein wunderlicherlicher Kauz (109,22). Goethe stand dem ausgeprägten Subjektivismus von Fichtes Philosophie befremdet gegenüber, nicht von Anfang an, aber nach dem Studium von Fichtes Schriften (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 23). Schiller nannte sie einen „subjektiven Spinozismus“, in dem das „Ich“ die Realität nur „durch seine Vorstellungen“ erschaffe: „〈…〉 und alle Realität ist nur in dem Ich.“ (Brief an Goethe, 28. Oktober 1794; NA 27, 74.) In den Xenien des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ wird Fichte in einem von Schiller stammenden Distichon verspottet: Ich bin ich, und setze mich selbst, und setz ich mich selber Als nicht gesetzt, nun gut! setz ich ein Nicht Ich dazu. (S. 294; vgl. WA I 5.1, 260; NA 1, 356, Nr 380.) In Fichtes Schrift „Ueber den Begriff der Wissenschaftslehre“ (Weimar 1794) heißt es: „Setzet, das Ich sei der höchste Begriff, und dem Ich werde ein Nicht-Ich entgegen gesetzt, so ist klar, dass der letztere nicht entgegengesetzt werden könne, ohne g e s e t z t , und zwar in dem höchsten Begriffenen, dem Ich gesetzt zu seyn. Also wäre das Ich in zweyerlei Rüksicht zu betrachten; als dasjenige, i n welchem das Nicht-Ich gesetzt wird; und als dasjenige, w e l c h e s dem Nicht-Ich entgegengesetzt, und mithin selbst im absoluten Ich gesetzt wäre. Das letztere Ich sollte dem Nicht-Ich, in so fern beide im absoluten Ich gesetzt sind, darin gleich seyn, und es sollte ihm zugleich in eben der Rücksicht entgegengesetzt seyn. Dieß würde sich nur unter der Bedingung eines dritten im Ich denken lassen, in welchem beide gleich wären, und dieses dritte wäre der Begriff der Quantität.“ (Fichte BWL, 63f.). Die Stelle markierte sich Goethe in seinem Handexemplar der Schrift (vgl. zu 48,1). Ein von ihm stammendes, im „Musen-Almanach für 1797“ nicht veröffentlichtes Xenion mit dem Titel „Fichte’s Wissenschaftslehre“ lautet: Was nicht Ich ist, sagst du, ist nur ein Nicht-Ich. Getroffen, Freund! So dachte die Welt längst und so handelte sie. (WA I 5.1, 291.) – In seinen Briefen an Friedrich Heinrich Jacobi vom 23. Mai 1794 (Nr 18) und an Christian Gottlob Voigt vom 10. April 1795 (Nr 101) geht Goethe noch einmal scherzhaft auf Fichtes Terminologie ein. 41,26 ich schreibe auch und schicke was] Goethes nächster überlieferter Brief
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an Charlotte von Kalb stammt vom 28. Juni 1794 (Nr 26); er begleitete die Übersendung des Versepos „Reinecke Fuchs“. 41,26–27 wenn wir uns wiedersehen] Charlotte von Kalb kam im Dezember 1794 wieder nach Weimar (vgl. zu 95,16–17).
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Weimar, 15. Mai 1794 → 〈Dresden〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – Doppelblatt 19,5 × 27,5 cm, Bl. 2 unterer Teil abgeschnitten (16,5 cm fehlen, Verlust von Unterlängen bei Goethes Unterschrift), 2 1⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 unten links aufgeklebtes Farbmuster (vgl. linke Abbildung im Brieftext), Zettel (3,2 × 2,3 cm, leicht asymmetrisch ausgeschnitten), bläulich-violette Aquarellfarbe, unten rechts aufgeklebtes Farbmuster (vgl. rechte Abbildung im Brieftext), Zettel (3 × 2,2 cm, leicht asymmetrisch ausgeschnitten), rötlich-violette Aquarellfarbe. E: WA IV 10 (1892), 159–161, Nr 3058 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Johann Heinrich Meyers Briefe vom 1. Mai 1794 (GoetheMeyer 1, 80–90, Nr 35; vgl. RA 1, Nr 928), vom 7. Mai 1794 (Goethe-Meyer 1, 91–93, Nr 36; vgl. RA 299f., Nr 935) und vom 11. Mai 1794 (GoetheMeyer 1, 93–98, Nr 37; vgl. RA 1, Nr 942). – Meyer antwortete am 18.–20. Mai 1794 (Goethe-Meyer 1, 101–105, Nr 40; vgl. RA 1, Nr 945). Postsendungen: 15. Mai 1794 (GR/Sonderrechnungen 1794, 2, Bl. 3). Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes 1794/95 sind neun Briefe Goethes an Johann Heinrich Meyer (1760–1832) und 17 Gegenbriefe überliefert. Der Hausgenosse und Vertraute Goethes hatte Weimar kurz vor dem 29. April 1794 verlassen und war über Jena, Naumburg, Weißenfeld und Leipzig nach Dresden gereist, wo er Anfang Mai eintraf. Er blieb bis 28. September 1794. Im Auftrag Carl Augusts sollte er dort Kunstwerke für das seit 1792 im Bau befindliche Römische Haus auswählen, ein klassizistisches Gartenhaus im südlichen Teil des Parks an der Ilm. Insbesondere sollte er einige zur Dekoration der Innenräume geeignete Gemälde vorschlagen und eines davon in Öl kopieren. Die Wahl fiel – nach Rücksprache mit dem Herzog – auf Annibale Carraccis „Der Genius des Ruhmes“. Goethe betreute die Bauarbeiten am Römischen Haus, wobei er sich vor allem um künstlerische Aspekte zu kümmern hatte. Insofern verwundert es nicht, dass die Diskussion um die Wahl eines passenden, dem Repräsentationsbedürfnis des Herzogs und dem zeitgenössischen klassizistischen Kunstgeschmack entsprechenden
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BRIEF 16
Sujets im vorliegenden Briefwechsel breiten Raum einnimmt. Daneben werden praktische Fragen rund um die umfassenden Umbau- und Renovierungsarbeiten an Goethes Weimarer Wohnhaus besprochen. Von Beginn der Arbeiten 1792 an bis zu deren Abschluss 1795 war Meyer ein wichtiger Berater des Hausherren. Insbesondere während Goethes Abwesenheit von Weimar, als er mit dem Herzog auf der Campagne in Frankreich war und die Belagerung von Mainz erlebte, überwachte der Vertraute in verantwortlicher Stellung den Fortgang der Arbeiten vor Ort. Weiterhin werden in den Briefen kunsttheoretische Fragen behandelt. Insbesondere die Geschichte der Kunst, das Kolorit von Gemälden und die Harmonie der Farben interessierten beide Männer, die ein enzyklopädisches Werk über die italienische Kultur vorbereiteten. Um Material dafür sowie für eigene Publikationen zu sammeln, reiste Meyer – finanziell unterstützt von Herzog Carl August und Goethe (vgl. RA 1, Nr 1390, RA 1, Nr 1410) – im Oktober 1795 nach Italien, wo er sich bis Juni 1797 aufhielt. Dort sollte er auch Goethes Aufenthalt im Süden ab Herbst 1796 vorbereiten. Die Besetzung Oberitaliens durch französische Truppen unter Führung Napoleon Bonapartes durchkreuzte allerdings Goethes Plan. Er sah von der Italienreise ab. – Über Johann Heinrich Meyer vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 29. 42,1 zu Ihrer Ankunft in Dresden] Meyer hatte Weimar vor dem 29. April 1794 verlassen und war nach einer beschwerlichen Reise Anfang Mai in Dresden eingetroffen. 42,2 die umständliche Nachricht] In drei Bezugsbriefen hatte Meyer von seinen Reiseeindrücken und seinen ersten Besuchen in der Kurfürstlichen Gemäldegalerie und der Antikensammlung berichtet. Im zweiten Bezugsbrief sind bereits alle Kunstwerke genannt, die im vorliegenden Brief im Hinblick auf die Innendekoration des Römischen Hauses in Erwägung gezogen werden, vorzugsweise Ganzkörperfiguren mit klarer Kontur. – umständlich: hier im positiven Sinne von ‚umfassend‘, ‚alle Umstände berücksichtigend‘, ‚genau‘ (vgl. Grimm 23, 1179f.). 42,3 die Freunde] Die Kunstinteressierten in Weimar; dazu gehörten Carl Ludwig von Knebel, Carl August Böttiger oder Christoph Martin Wieland. 42,6–7 Des rohen Colorits des Carrachischen Genius] Goethes Formulierung lehnt sich unmittelbar an die des zweiten Bezugsbriefes an: Schon Meyer hatte Idee und Ausführung des Werks gelobt, zugleich aber auch „von einem rohen, unangenehmen Colorit“ gesprochen und davon, dass der dargestellte Genius „nach einem anticken Faun gezeichnet“ sei (H: GSA 64/80). Seinem Brief hatte eine lavierte Federzeichnung nach Annibale Carraccis Gemälde „Der Genius des Ruhmes“ von 1588/89 beigelegen (KSW, Museen, KHZ/AK1637). Darauf ist ein geflügelter Jüngling mit Aureole und Lorbeerkranz zu sehen, der, mit einem über seinen rechten Arm und seine Hüfte gelegten Tuch kaum verhüllt, zum Himmel emporstrebt, um dort den Göttern eine Krone zu übergeben. An seinem linken Arm
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hängen vier Siegerkränze, in seiner rechten Hand führt er einen Stab. – Literaturhinweis: Alexander Rosenbaum: Johann Heinrich Meyers Gemälde ‚Der Genius des Ruhms‘. Klassizistische Norm und zeithistorischer Appell. In: Heikle Balancen. Die Weimarer Klassik im Prozess der Moderne. Hrsg. von Thorsten Valk. Göttingen 2014, S. 199–217 (mit farbigen Abb.). 42,7 erinnere ich mich freylich] Goethe hatte Dresden mit seinen Kunstsammlungen erstmals 1768 als Student von Leipzig aus besucht, ein weiteres Mal Ende Juli 1790 (vgl. Goethes Brief an Johann Gottfried und Caroline Herder, 30. Juli 1790; GB 8 I, Nr 210) sowie im Oktober 1790 (vgl. Brief an Knebel, 1. Januar 1791; GB 9 I, Nr 1). – Vom 2. August 1794 an verbrachte Goethe zusammen mit Herzog Carl August einige Tage in der Stadt, um die zur Auswahl stehenden Kunstwerke in Augenschein zu nehmen. 42,8 davon zu abstrahiren] Hier: neu zu interpretieren, eine Erkenntnis abzuleiten und zu entwickeln (vgl. GWb 1, 185). – Bei der im Laufe des Sommers angefertigten Kopie des Gemäldes nahm Meyer sich tatsächlich einige künstlerische Freiheiten und verwandelte das barock bewegte und stark farbige Original in ein dem aktuellen Geschmack des Klassizismus entsprechendes Kunstwerk: Er veränderte das Kolorit des Gemäldes, verkleinerte es insgesamt (vgl. Nr 22), änderte die Anzahl und Position der Begleitfiguren und fügte Zitate aus Raffaels „Sixtinischer Madonna“ hinzu. 42,10 die Titianische Venus] Eine liegende Venus mit Flöte vor einer Landschaft mit einem die Figur mit Blumen bekränzenden Cupido, zu ihren Füßen ein junger Lautenspieler. Das Gemälde aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde um 1800 noch Tizian zugeschrieben (Kriegsverlust). – Meyers Benennungen und Gemäldezuschreibungen folgen in der Regel Johann Anton Riedels und Christian Friedrich Wenzels „Verzeichniß der Gemälde in der Churfürstlichen Gallerie in Dresden“ (Leipzig 1771). 42,10–11 die beyden andern von Guido und Guercin] Die barocken Gemälde „Ninus und Semiramis“ (1625/26) von Guido Reni und „Semiramis bei der Botschaft eines Aufruhrs“ (1624) von Giovanni Francesco Barbieri, genannt Guercino da Cento (beide Kriegsverlust). Im zweiten Bezugsbrief hatte Meyer vorgeschlagen, beide Gemälde zusammen zu nehmen und für den Bestimmungsort im Römischen Haus entsprechend einzurichten. – Die assyrische Königin Semiramis, Erbauerin von Babylon, steht sinnbildlich für die kluge Herrscherin, der eine lange, ruhmreiche Regentschaft vergönnt ist. Da Semiramis durch die Hand ihres eigenen Sohnes zu Fall kam, trägt die Figur allerdings auch ambivalente Züge. 42,12 der Herzog ist nicht hier] Carl August war vom 4. Mai bis zum 3. Juni 1794 auf einer Inspektionsreise in Ilmenau, Meiningen, der Rhön und in Eisenach (vgl. FB 1794, S. 108 und 132). 42,13 zweydeutigen] Unklaren (weil es zwei Möglichkeiten gibt). 42,14–15 unter den gegebnen Bedingungen] Im zweiten Bezugsbrief hatte
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BRIEF 17
Meyer sich über die kurzen Öffnungszeiten der Kurfürstlichen Gemäldegalerie beklagt, was die Fertigstellung eines größeren Ölbildes erschwerte. 42,22 in Ihre Zimmer einquartiert] Während der Bauarbeiten im Hinterhaus, in den zum Hausgarten hin gelegenen Räumen, nutzte Goethe die durch Meyers Abwesenheit leeren Zimmer im Mansardengeschoss. In den anderen Räumen des Dachgeschosses logierten normalerweise Gäste und die Bedienten des Hauswesens. 42,22–23 die Gartenstuben] Die von Goethe zum Arbeiten und Schlafen genutzten, wenig repräsentativen Räume im westlichen Teil des Hinterhauses, deren Fenster zu dem zwischen Ackerwand und heutiger Frauentorstraße gelegenen Garten hinaus gingen. Die Raumfolge aus Vorzimmer, Bibliothek, Arbeits-, Schlafund Schreibzimmer war gerade erst geschaffen worden (vgl. zu 40,2–3). 42,23 einrichten] Für die Bibliothek sowie das Schlaf- und Arbeitszimmer wurde eine ganze Reihe von Gegenständen aus Holz angefertigt: Verschläge, Türen, Verkleidungen, Alkoven und Schränke. Die Rechnung des Tischlers Johann Gottlob Johler vom 2. Juli 1794 belief sich auf 61 Reichstaler und 21 Groschen (H: GSA 34/X,2, Bl. 320f.). Weitere Arbeiten für 26 Reichstaler und 12 Groschen wurden am 16. August 1794 in Rechnung gestellt (ebd., Bl. 357f.). Die Schlosserarbeiten besorgte Johann Christoph Meyer und rechnete sie am 12. Juli 1794 ab (ebd., Bl. 325). 42,23 artig] Modewort des 18. Jahrhunderts, hier im Sinne von ‚auf gehörige Art und Weise‘ ‚angemessen‘, ‚passend‘ (vgl. GWb 1, 839). 42,26 In Franckfurt findet sich kein Papier] Goethes Suche nach im Farbton changierenden Tapeten für die Gesellschaftsräume des Vorderhauses war offenbar erfolglos verlaufen. Er hatte sich deswegen an die Frankfurter Manufaktur von Johann Andreas Benjamin Nothnagel gewandt, von dem er seit September 1793 regelmäßig Papiertapeten und Dekorationsbordüren zur Ausstattung seines Wohnhauses bezog. – Auskunft darüber, dass auch Meyer auf seiner Reise in Leipzig Ausschau nach französischen Tapeten gehalten hatte, gibt der erste Bezugsbrief. 42,27 Nothnagel] Der Frankfurter Händler Johann Andreas Benjamin Nothnagel lieferte, laut Rechnung, am 3. Mai 1794 glatte blaue Tapeten, am 20. Juli violette und am 23. August noch einmal blaue (H: GSA 34/X,2, Bl. 330). Am 3. Mai 1794 waren mit seinem Brief auch „2 Müstergen, von blau & Violet“ in Weimar eingetroffen (H: GSA 28/5, Bl. 161; vgl. RA 1, Nr 932) mit dem Hinweis Nothnagels, dass ein Changieren des Farbtons (von franz. changer: verändern, wechseln) wie bei Seidenzeugen, welches dort durch das Ineinanderweben unterschiedlicher Fäden entstehe, auf Papier nicht zu erreichen sei. Goethe klebte diese einfarbigen und ungemusterten Tapetenstückchen in den vorliegenden Brief ein. – Literaturhinweis: Jürgen Beyer: Historische Papiertapeten in Weimar. Bad Homburg, Leipzig 1993, bes. S. 43–57. 42,28 das erste Zimmer] Wohl einer der vorderen, als Salon genutzten Räume, das heutige Urbinozimmer. – Beide Decken in den „vordern Zimmern“ wurden
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laut Rechnung von Carl Friedrich Eggebrecht „bläulich angestrichen“ (Rechnung vom 12. Juli 1794; H: GSA 34/X,2, Bl. 323), der andere Salon wurde mit „Lilas Tapeten“, das Urbinozimmer mit „Blauen Tapeten“ ausgestattet (Rechnung vom 5. Dezember 1794; ebd., Bl. 369). 43,1 das zweyte] Wohl der andere Salon des Hauses, das heutige Junozimmer. Bald ließ Goethe die violette Tapete wieder überstreichen, da der Farbton offenbar als dem repräsentativen Charakter des Raumes nicht angemessen betrachtet wurde. 43,3 Die Farben gehen gut zusammen] Goethe, der sich seit Beginn des Jahrzehnts wissenschaftlich intensiv mit Farben beschäftigte, beachtete bei der Gestaltung seines unmittelbaren persönlichen Umfeldes nicht nur die ästhetische Harmonie, sondern auch die sinnlich-sittliche Wirkung von Farben. In der 6. Abteilung des „Didaktischen Teils“ seines Werks „Zur Farbenlehre“ erfährt das Thema ausführliche Beachtung (vgl. LA I 4, 224–256; erläutert in: LA II 4, 320–331). 43,3–4 Gold und goldne Rahmen stehen nicht gut auf beyde] Bezieht sich auf die Rahmungen, welche die Wandflächen, Türen und Fenster umschließen sollten und deshalb mit den zwei Farben der Tapeten harmonieren mussten. Goethe entschied sich letztlich für braunes Holzartpapier, eine Mahagoniimitation mit längs- und quergerichteter Maserung, sowie Bordüren in bräunlichen Grundtönen mit violetten Streifen oder blauen Blümchen. 43,6 Fürst v. Dessau] Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau war für einen Tag zu Besuch in Weimar. Laut Fourierbuch traf er bei der Fürstlichen Tafel zu Mittag mit Goethe zusammen (vgl. FB 1794, S. 117). 43,6–7 Nächsten Posttag mehr] Montag, dem 19. Mai 1794 (vgl. Nr 17). 43,8 alle die meiner gedencken] Christian Gottfried Körner, seine Frau Minna sowie deren mit im Haushalt lebende Schwester, die Malerin Dora Stock, ferner Joseph Friedrich von Racknitz, Anton Graff und Adrian Zingg hatten sich im ersten Bezugsbrief empfehlen lassen.
17. An Johann Heinrich Meyer
〈Weimar〉, 19. Mai 1794 → Dresden
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H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – Doppelblatt 19,5 × 22,9(–23,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: An Herrn / Heinrich M e y e r / Mahler/ bey Hl. Steuer Canzelist / Schurigt 〈Johann Christoph Schuricht〉 / in / Dresden / fr., darunter rotes Siegel: Opferszene (drei Figuren, Lamm und Altar); Bl. 2 am Rand Mitte Papierverlust durch Öffnen des Siegels. E: WA IV 10 (1892), 161f., Nr 3059 (Eduard von der Hellen).
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BRIEF 18
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Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. Goethe setzte das mit Nr 16 begonnene Gespräch fort. – Johann Heinrich Meyer antwortete am 25.–27. Mai 1794 (GoetheMeyer 1, 105–110, Nr 41; vgl. RA 1, Nr 950). Postsendungen: 19. Mai 1794 (GR/Sonderrechnungen 1794, 2, Bl. 4). 43,11 in meinem letzten Briefe] Vom 15. Mai 1794 (Nr 16), in dem unter anderem die Frage erörtert worden war, von welchem Gemälde in Dresden der Adressat eine für die Dekoration des Römischen Hauses in Weimar bestimmte Kopie anfertigen sollte. 43,12 die Venus von Titian] Dem venezianischen Maler Tizian zugeschriebenes Gemälde (vgl. zu 42,10). 43,14 ein Brief von Durchl dem Herzoge] Herzog Carl August hielt das großformatige Gemälde für ungeeignet: „ein außgestrecktes Nacktes Frauenzimmer möchte beym eintrit ins Hauß einen bösen begrif von der bestimmung der Wohnung geben“ (H: GSA 28/769, 4, St. 1; Carl Augusts Brief an Goethe, 15. Mai 1794; Carl August-Goethe2 1, 195f.). 43,15 determinirt] Determinieren: hier im Sinne von ‚veranlassen‘, ‚bewegen‘ (von franz. déterminer). 43,16 der Genius] Annibale Carraccis „Genius des Ruhmes“ (vgl. zu 42,6–7). 43,17 für den bewußten Gebrauch] Zum Zwecke der Repräsentation, der Selbstdarstellung des Fürsten (vgl. Nr 16 und die Erläuterung dazu). – bewußt: hier im Sinne von ‚dem Gesprächspartner bekannt‘. 43,17 schicklich] Der Bestimmung und Absicht angemessen, vor allem in ästhetischer Hinsicht. 43,18–19 die Fleischfarbe] Bezieht sich auf das graue, hart und schmutzig wirkende Inkarnat des Genius im barocken Original, an dem schon der Herzog Carl August Anstoß genommen hatte (vgl. dessen Brief, 15. Mai 1794; Carl August-Goethe2 1, 195f.). Meyer veränderte die Farbigkeit beim Kopieren (vgl. zu 275,14). 43,23 auf der Gallerie] In der Kurfürstlichen Gemäldegalerie zu Dresden, die bedeutendste Sammlung italienischer Kunst nördlich der Alpen, welche Meyer, wie er im Bezugsbrief berichtet hatte, täglich besuchte.
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18. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar〉, 23. Mai 1794 → 〈Pempelfort/Düsseldorf〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2737. – 1 Bl. 16,3(–16,5) × 19,9 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; oben links Empfangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, schwarze Tinte: „Goethe. e. dL. 29 t May 1794. / b – 7 t Juni.“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 183, Nr 91. WA IV 10 (1892), 162, Nr 3060. BE IL AG E
Fichtes „Ueber den Begriff der Wissenschaftslehre“ (vgl. zu 48,1). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Friedrich Heinrich Jacobi antwortete auf Nr 11, auf EB 26 sowie auf den vorliegenden Brief am 7. Juni 1794 (JB I 10, 361–363, Nr 3305; vgl. RA 1, Nr 961). Postsendungen: 23. Mai 1794 (GR/Sonderrechnungen 1794, 2, Bl. 4). 48,1 beykommender Schrift] Johann Gottlieb Fichtes „Ueber den Begriff der Wissenschaftslehre oder der sogenannten Philosophie, als Einladungsschrift zu seinen Vorlesungen über diese Wissenschaft“ (Weimar 1794; zitiert als: Fichte BWL). Zur Entstehungs- und Druckgeschichte der Schrift vgl. Fichte-Gesamtausgabe I 2, S. 91–105. – Goethe erhielt die für Studenten und die Jenaer Kollegen verfertigte, am 11. Mai 1794 erschienene Einladungsschrift zu Fichtes Vorlesungen wohl zwischen dem 20. und 22. Mai 1794 von Verfasser selbst in Jena; das Geschenk befindet sich noch heute in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 446, Nr 3049). Goethe studierte das Werk eingehend, was zahlreiche An- und Unterstreichungen und handschriftliche Anmerkungen belegen. Vollständig wiedergegeben sind sie in: LA II 1A, 110–129 (M 14); außerdem in: Goethes Fichtestudien. Faksimile-Edition von Goethes Handexemplar der Programmschrift „Ueber den Begriff der Wissenschaftslehre“. Hrsg. und kommentiert von Wolf von Engelhardt. Weimar 2004 (SchrGG 71). Zum Kontext vgl. die Erläuterungen zu Nr 23. 48,2 Nicht ich] Scherzhafte Verwendung eines zentralen Ausdrucks der idealistischen Philosophie Fichtes. Dort bezeichnet dieser Begriff alles, was vom absoluten Ich als objektive Welt gesetzt wird und dabei in seiner Endlichkeit mit diesem Ich unlösbar verbunden bleibt. Zentrale Stellen zu diesem philosophischen Begriff markierte sich Goethe in seinem persönlichen Exemplar der Schrift (vgl. LA II 1A, 120 [zu Fichte BWL 43] und ebd., 127 [zu Fichte BWL 63f.]). 48,2–3 etwas 〈…〉 mittheilen] Jacobis Antwortbrief enthält neben dem Dank für die Beilage auch die Information, dass ihm Fichtes Werk als das Beste erscheine, was er bislang von dem Philosophen zur Kenntnis genommen habe. Fichte habe anders
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BRIEF 19
als seine Vorgänger in Jena ein offenes Auge auf „das am E r s t e n Ta g e geschaffene Licht“: „Du lachst mich wohl aus wenn ich dir sage daß auch dieser n e u e Profeßor mit meinem Kalbe, ja mit a l l e n meinen Kälbern, und nicht für die lange Weile, gepflügt hat.“ (JB I 10, 361.) Mit dem aus dem Alten Testament, dem Buch Richter (Ri 14,18), übernommenen Bild vom Pflügen mit einem Kalb bedeutet Jacobi, dass sich auch Fichte – wie dessen Amtsvorgänger Karl Leonhard Reinhold – insgeheim des Gedankens Jacobis bedient und sie als die eigenen ausgegeben habe. – Am Ende der einschlägigen Passage des Antwortbriefs steht die Absicht Jacobis, sich in der Folge umgehend mit Fichtes älteren Schriften zu beschäftigen: seinem Erstling „Versuch einer Critik aller Offenbarung“ (Königsberg 1792) und dem „Beitrag zur Berichtigung der Urtheile des Publikums über die französische Revolution“ (Danzig 1793). 48,6 Max] Carl Wigand Maximilian (Max) Jacobi. Im April 1793 hatte der jüngste Sohn des Adressaten, gerade 18-jährig, ein Medizinstudium in Jena aufgenommen. Seitdem stand er mit Goethe in regelmäßigem Kontakt, stattete ihn auch gelegentlich Besuche ab. Mit dem Rat des Kundigen und wohlwollend Interessierten verfolgte Goethe den Fortgang der Universitätsstudien des jungen Mannes. Von Zeit zu Zeit informierte er den Vater über die Entwickung des Sohnes. 48,6 brav] Hier: tüchtig, geschickt (vgl. GWb 2, 870).
19. An Johann Heinrich Meyer
Weimar, 29. Mai 1794 → 〈Dresden〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – 1 Bl. 19,5 × 27,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. lavierte Zeichnung Meyers, eine Figurengruppe (zwei sitzende und eine stehende junge Frau) darstellend, am rechten Rand Verzeichnis von Meyers Hd, Tinte: „Register / über Correg. 〈Correggio〉 Bilder. / Jan Belloris 〈Giovanni Pietro Bellori〉 Bild Kupf bild / 1 〈…〉 a Rom“, zudem zahlreiche Pinselstriche, braune und graue Aquarellfarbe (vgl. Abb. 6 im Textband). E: WA IV 10 (1892), 162f., Nr 3061 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet zwei Briefe Johann Heinrich Meyers vom 18.–20. Mai 1794 (Goethe-Meyer 1, 101–105, Nr 40; vgl. RA 1, Nr 945) und vom 25.–27. Mai 1794 (Goethe-Meyer 1, 105–110, Nr 41; vgl. RA 1, Nr 950). – Meyer antwortete mit dem Brief vom 29. Mai bis 2. Juni 1794 (Goethe-Meyer 1, 111–113, Nr 43; vgl. RA 1, Nr 953). Postsendungen: 29. Mai 1794 (GR/Sonderrechnungen 1794, 2, Bl. 3).
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48,6–7 Ihre Briefe] Meyer schrieb aus Dresden. Seine Briefe enthielten Beobachtungen zu einzelnen Gemälden und Skulpturen, zudem Berichte über eigene künstlerische Arbeiten. 48,11 In wenig Tagen erwarte ich Durchl den Herzog] Herzog Carl August kehrte am 3. Juni 1794 nach Weimar zurück (vgl. zu 42,12). 48,12 die Sache wegen des zu kopirenden Bildes] Für das Römische Haus im Park an der Ilm (vgl. Nr 16 und die Erläuterungen dazu). 48,12 umständlich] Umfassend, ausführlich (vgl. Adelung 4, 820). 48,13 Da Sie geneigt sind die Venus zu kopiren] Im ersten Bezugsbrief hatte Meyer dieses Gemälde von Tizian (vgl. zu 42,10) favorisiert trotz der vorhersehbaren Schwierigkeiten beim Kopieren. Es „wäre freylich ein Bild nach meinem Wunsch und Herzen und in jedem Betracht dasjenige welches ich um meines eigenen Nutzens willen vorallen andern zu machen wünschte.“ (H: GSA 64/80.) Als Gründe dafür hatte er die den Schmelz der Farbe und des Kolorits, die besonderen Schatten und die sehr gute Zeichnung der Figur genannt. 48,16 böß] Hier: schlecht, ungünstig, unzureichend (vgl. GWb 2, 841). 48,17 Gedancke mit der Madonna und dem Kinde] Geplant war eine ovale, lavierte Graphitzeichnung, ein Brustbild mit Maria und dem Kinde (KSW, Museen, KK 1952). Meyer hatte Goethe in seinem ersten Bezugsbrief davon berichtet. Die fertige Kopie, die Zitate aus Raffaels „Sixtinischer Madonna“ enthielt, traf Anfang Juli 1794 in Weimar ein (vgl. zu 58,11). Sie war dem Herzog zugedacht, der dadurch eine gewisse Kompensation für die Kosten erhalten sollte, die ihm durch Meyers Aufenthalt in Dresden entstanden waren. 48,19 aphoristisch] Skizzenhaft, fragmentarisch, im Vorübergehen (vgl. GWb 1, 768). – Meyer sandte stets nur kurze Bemerkungen zu Kunstwerken und teilte Eindrücke zu deren Komposition und Farbgebung mit. Seine Notate sollten später für die umfassende Geschichte der italienischen Kultur genutzt werden. – Eines dieser Blätter mit einer Zeichnung und einem Verzeichnis Meyers verwendete Goethe offenbar für vorliegenden Brief (vgl. Überlieferung). 48,20 die Freunde] Vgl. zu 42,3.
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20. An Christian Gottlob Voigt
BRIEFE 20/21
Weimar, 8. Juni 1794 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus der Angabe am Pfingst Tage 94 (49,7). Das Fest fiel 1794 auf den 8. Juni. ÜBE R L IE FE RUN G
H: Stadtarchiv Hannover, 4.AS.01 Nr 0724 Slg. Culemann. – Doppelblatt 11,4 × 18,7 cm, Bl. 2 rechter Teil abgeschnitten, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; unter dem Brieftext rotes Siegel, darunter Echtheitsbeglaubigung von Riemer; auf S. 3 aus dem ursprünglichen Doppelblatt ausgeschnittene, nun quer zur Schreibrichtung aufgeklebte Adresse (5,5 × 11,6 cm): Des Herrn / Geh. R. Voigt / Hochwohlgl, links daneben rotes Siegel. – Aufgeklebt auf einen Träger 19,6 × 24,8 (–25,1) cm, Papier. E: WA IV 10 (1892), 163, Nr 3062 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete am 9. Juni 1794 (Goethe-Voigt2 1, 137f., Nr 90; vgl. RA 1, Nr 963). 49,1 durch Uberbringerinn] Namentlich nicht ermittelt. Wahrscheinlich handelte es sich um die in Weimar tätige Botenfrau. 49,1–2 eine Tracht Bücher] Die erste Lieferung von Büchern aus der Frankfurter Bibliothek von Johann Caspar Goethe, die ins Haus des Kollegen und Freundes gebracht werden sollten. In einer nicht erhaltenen Katalogabschrift hatte Voigt all jene Werke mit roter Farbe gekennzeichnet, die er aus der Sammlung des Vaters von Goethe übernehmen wollte. Auf einem einzelnen Blatt hatte er weitere Titel handschriftlich vermerkt und dieses mit seinem Brief vom 12. Februar 1794 an Goethe übermittelt (H: GSA 28/945; vgl. Goethe-Voigt2 1, 124f., Nr 76). Das Blatt zeigt, dass Voigt sich außer für einige Reisehandbücher und länderkundliche Publikationen mehrheitlich für juristische Werke entschieden hat. – Dem Katalog, der Voigt von Goethe gegeben worden war, lag ein älteres Verzeichnis zugrunde, in dem Johann Wilhelm Liebholdt, der langjährige Schreiber des Vaters, den in Frankfurt a. M. nachgelassenen Buchbestand handschriftlich erfasst hatte. Dieses Verzeichnis (H: GSA 37/N9) hatte Goethe am 6. Februar 1794 von seiner Mutter erhalten (Pfeiffer-Belli, 653–655); ein zweites Exemplar war Johann Georg Schlosser zugegangen. Daraus sollten Goethe und Schlosser die Titel auswählen, die sie selbst zu besitzen wünschten (vgl. Catharina Elisabeth Goethes Brief an den Sohn, 1. April 1794; Pfeiffer-Belli, 657–659; vgl. ferner EB 22). Gut 100 Titel aus Frankfurt gelangten so zu Goethe nach Weimar, wie Hellmuth Frhr. von Maltzahn nachweist: Bücher aus dem Besitz des Vaters in Goethes Weimarer Bibliothek. In: JbFDH 1927, S. 363–382.
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49,2 es werden noch einige folgen] Die erste Lieferung aus Frankfurt kann erst kurz vor Abfassen des vorliegenden Briefes in Weimar angekommen sein. Am 25. Mai 1794 hatte Goethes Mutter dem Sohn noch mitgeteilt, dass die Absendung der Bücher noch etwas dauern werde (Pfeiffer-Belli, 662–664). Eine zweite Lieferung mit Bücherkästen traf mit Catharina Elisabeth Goethes Brief vom 15. Juni 1794 ein (Pfeiffer-Belli, 665). 49,3 die alten Sammlungen meines Vaters] Die knapp 1700 Titel umfassende Bibliothek von Johann Caspar Goethe. – Catharina Elisabeth Goethe, 1794 seit zwölf Jahren verwitwet, stand im Begriff, sich vom Frankfurter Wohnhaus der Familie am Hirschgraben zu trennen. Für sie allein war es zu groß; Untervermietungen waren nicht immer glücklich verlaufen, zudem befürchtete sie in diesen Kriegszeiten Zwangseinquartierungen. Vor dem Auszug war das mobile Inventar, darunter die Bücher- und Kunstsammlung des Vaters sowie der Inhalt des Weinkellers, abzugeben. Das Haus sollte verkauft, der Hausstand bis auf den kleinen Rest aufgelöst werden, den sie selbst zum Leben in einer kleinen Mietwohnung benötigte. Zum Hausverkauf vgl. Nr 3 und Nr 108. 49,4 daß sie nicht aus der Familie gehen] Dazu im Antwortbrief: „Ihre liebevolle Bemerckung, daß die Sammlungen des Herr Vater so n i c h t i n f r e m d e Hände kommen, heiligt die Verhältnisse, derer Ihre Güte mich würdiget, und ich müste sehr unempfindlich seyn, wenn ich aufhören könte, darnach zu streben, Etwas für Sie zu seyn, so beschränkt auch mein Etwas wäre“ (H: GSA 28/5, Bl. 167). – Die Bücher, die nicht im Familienbesitz blieben oder von Goethe und seinem Schwager Schlosser nicht verschenkt wurden, gelangten – später als zunächst geplant, nämlich am 5. September 1794 – in Frankfurt zur Versteigerung. Das in Goethes Nachlass erhaltene „Verzeichnis von Büchern aus allen Theilen der Wissenschaften und in verschiedenen Sprachen, welche den 18. August 1794 in der Behausung des geschwornen Ausrüfers Herrn Feyh an den Meistbietenden gegen baare Bezahlung verganthet werden sollen“ enthält den gedruckten Auktionskatalog und, darin handschriftlich eingetragen, die jeweils erzielten Auktionsergebnisse (H: GSA 37/N10).
21. An Georg Christoph Lichtenberg
Weimar, 9. Juni 1794 → 〈Göttingen〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: Princeton (New Jersey), Princeton University Library, Benno-Elkan-Collection, Bx 1, F 7. – Doppelblatt 19,5 × 27,5 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile: Karl Ernst Henrici, Auktionskatalog 90, Versteigerung vom 17. Juni 1924, S. 10, Nr 44.
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BRIEF 21
E: Briefwechsel zwischen Goethe und Lichtenberg. Hrsg. von Albert Leitzmann. In: GJb 18 (1897), 32–48, hier 42. WA IV 30 (1905), 54f., Nr 3063a. BE IL AG E
„Reinecke Fuchs in zwölf Gesängen“ (vgl. zu 49,17). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Georg Christoph Lichtenbergs Brief vom 18. April 1794 (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 251–253, Nr 2363; vgl. RA 1, Nr 920). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes 1794/95 sind drei Briefe Goethes an Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799) und zwei Gegenbriefe überliefert. – Mit vorliegendem Brief endete die Korrespondenz mit dem Göttinger Mathematiker und Experimentalphysiker über Optik und Farbenlehre und damit auch der fachliche Austausch mit einem Mann, von dem Goethe sich Ende 1793 noch gewünscht hatte, er möge seinen Unternehmungen auf physikalischem Gebiet freundschaftlich gewogen bleiben, ungeachtet aller fachlichen Meinungsverschiedenheiten, die Lichtenberg bislang daran gehindert hatten, sich Goethes Ansichten anzuschließen (vgl. Brief an Carl Ludwig von Knebel, 〈vor dem 29. Dezember 1793〉; GB 9 I, Nr 230). In späteren Äußerungen zeigte Goethe sich enttäuscht, dass Lichtenberg die in seinen „Beyträgen zur Optik“ vorgelegten Forschungsergebnisse nicht in der annotierten 6. Auflage von Johann Christian Polykarp Erxlebens „Anfangsgründe der Naturlehre“ (Göttingen 1794) erwähnt habe (vgl. Nr 180). In der „Konfession des Verfassers“ erinnerte sich Goethe 1810 an den bereits 15 Jahre zurückliegenden, bis 1796 geführten Briefwechsel mit Lichtenberg: Mit Lichtenberg korrespondierte ich eine Zeit lang und sendete ihm ein paar auf Gestellen bewegliche Schirme, woran die sämtlichen subjektiven Erscheinungen auf eine bequeme Weise dargestellt werden konnten, ingleichen einige Aufsätze, freilich noch roh und ungeschlacht genug. Eine Zeit lang antwortete er mir; als ich aber zuletzt dringender ward und das ekelhafte Newtonische Weiß mit Gewalt verfolgte, brach er ab über diese Dinge zu schreiben und zu antworten; ja er hatte nicht einmal die Freundlichkeit, ungeachtet eines so guten Verhältnisses, meiner Beiträge in der letzten Ausgabe seines Erxlebens zu erwähnen. („Zur Farbenlehre. Historischer Teil“; LA I 6, 423.) Nach dem vorliegenden Brief spielten naturwissenschaftliche Themen im brieflichen Austausch mit Lichtenberg, der durchaus sporadisch fortgeführt wird, keine Rolle mehr. – Über Georg Christoph Lichtenberg vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 85. 49,10 Olavsen] Oluf Christian Olufson, Nationalökonom aus Kopenhagen. Der Däne, der auf einer Reise durch Deutschland, die Schweiz und die Britischen Inseln
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naturkundliche Interessen verfolgte, hatte im Winter 1793/94 in Göttingen Lichtenbergs Physikvorlesungen gehört. Im Bezugsbrief war er Goethe als Verfasser des Lustspiels „Gulddaasen“ (Kopenhagen 1793) und als Mann von großen Kenntnissen und ungewöhnlichem Geist vorgestellt worden: „Das Studium der Agrikultur, wovon er eigentlich Professor ist, und zu dessen Betreibung er eigentlicht jezt auf einer Reise nach England begriffen ist, verbindet er mit sehr tiefen Einsichten in die gesammte Natur=Lehre.“ (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 251.) 49,10 Ihren Brief 〈…〉 zugesendet] Den Bezugsbrief, in dem Lichtenberg einen Besuch Olufsens in Weimar in Aussicht stellte, erhielt Goete mit dem Brief Olufsens vom 28. Mai 1794 (H: GSA 28/5, Bl. 160; vgl. RA 1, Nr 952). Das von Olufsen vorgeschlagene spätere Zusammentreffen mit Goethe ist nicht belegt. 49,15 Ihren Hogarth] Im Bezugsbrief hatte Lichtenberg angekündigt, die erste Lieferung seiner „Ausführlichen Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche“ in vier Wochen vorzulegen (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 252). Goethe erhielt das Buch schließlich von dem Göttinger Verlagsbuchhändler Johann Christian Dieterich mit dessen Schreiben vom 18. Juli 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 225f.; vgl. RA 1, Nr 1001) und bedankte sich dafür Ende Juli 1794 (vgl. Nr 35). 49,16 Wenn Sie mit den Kupfern zufrieden sind] Die von Ernst Riepenhausen gefertigten Nachstiche der Hogarthschen Kupfer in Folio, die dem Textband in Oktav mit den gedruckten Erklärungen Lichtenbergs separat beigegeben waren (vgl. zu 49,17). Mit der Bemerkung reagierte Goethe auf die übertriebene Bescheidenheit Lichtenbergs im Bezugsbrief: „Die Copien sind vortrefflich; es ist auch nicht ein Gesichtszug verfehlt, aber die Erklärungen desto erbärmlicher. Ich kann die abgedruckten Bogen gar nicht mehr ansehen.“ (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 252.) 49,17 mein Reinecke] Goethes Hexameterepos „Reinecke Fuchs“ im 2. Band von „Goethe’s neuen Schriften“ (Berlin 1794). Goethes Geschenk ist in Lichtenbergs Bibliothek noch heute nachweisbar (Bibliotheca Lichtenbergiana. Katalog der Bibliothek Georg Christoph Lichtenbergs. Hrsg. von Hans Ludwig Gumbert. Wiesbaden 1982, Nr 1585). 49,18 uralte Weltkind] Metaphorisch für den schon in der Antike aus Indien und Persien übernommenen und in der europäischen Literatur weiter tradierten Stoff, der durch das niederdeutsche Versepos „Reynke de vos“ (Lübeck 1498) im deutschen und nordischen Raum zu einem bekannten Volksbuch wurde. Das Tierepos eines unbekannten Lübecker Geistlichen – die Übersetzung einer mittelniederländischen Vorlage – regte zahlreiche Nachahmungen, Bearbeitungen und Übersetzungen an, darunter Johann Christoph Gottscheds hochdeutsche Prosabearbeitung „Heinrichs von Alkmar Reineke der Fuchs“ (Leipzig, Amsterdam 1752), die wiederum Goethe zu seinem Werk über den listigen Fuchs motivierte. Vgl. Nr 54 und die Erläuterungen dazu. 49,20–21 mit Ihren Bemerckungen über meinen letzten Aufsatz] Goethe erhoffte sich Kommentare zu seinem „Versuch die Elemente der Farbenlehre zu ent-
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decken“ (LA I 3, 190–209; erläutert in: LA II 3, 258–264), welchen er Lichtenberg abschriftlich zusammen mit einem kolorierten Farbenkreis mit seinem Brief vom 29. Dezember 1793 geschickt hatte (GB 9 I, Nr 231; LA II 3, 258). Die Handschrift befindet sich heute in der SUB Göttingen (H: Licht. VI,44). Der Bitte Goethes um eine Stellungnahme entsprach Lichtberg nicht. Im Bezugsbrief vom 18. April 1794 hatte er bereits ausweichend mitgeteilt: „Für das treffliche Mspt, womit Sie mich beehrt haben, sage ich Ihnen den verbindlichsten Danck. Hätte HE. Olufsen nicht seine Reise gantz wider mein Vermuthen und selbst wider sein eigenes, drey Tage früher, angetreten als er willens war, so hätte ich mir die Freyheit genommen Denselben einige Bemerckungen über dasselbe mitzutheilen.“ (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 252.) Letztlich blieb es bei der kritischen Distanz gegenüber Goethes Entwurf, die in Lichtenbergs Brief an Olufsen vom selben Tag spürbar ist: „Er 〈Goethe〉 leitet alle Farben auf eine etwas gewagte, aber nicht sinnreiche Weise aus Blau und gelb her, selbst das rothe.“ (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 253.) 49,22 Recktification] Berichtigung, Zurechtweisung (von lat. rectificare: berichtigen). 52,1 Französche Buch] Die französischsprachige Abhandlung von Jean-Henri Hassenfratz’ „Observations sur les ombres colorées“ (Paris 1782. – Franz.: Beobachtungen über die farbigen Schatten). In seinem Brief vom 7. Oktober 1793 hatte Lichtenberg die Abhandlung ausführlich vorgestellt (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 160–167, Nr 2303), sie auf Goethes Bitte hin am 30. Oktober 1793 aus der Göttinger Universitätsbibliothek entliehen und ihm nach Weimar gesandt (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 171, Anm. 2). Vgl. GB 9 I, Nr 213. 52,5–6 etwas zu übersenden] Erst mit Goethes Brief vom 3. Dezember 1795 erhielt der Adressat weitere Beilagen, nämlich die ersten drei Bände des Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (vgl. zu 194,17).
22. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 9. Juni 1794 → Dresden ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – Doppelblatt 19(–19,7) × 27,2(–27,5) cm, 2 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 unten Maßstab, egh., Bleistift (Skale mit Markierungen), Tinte (Ziffern), S 4 Adresse: An Herren Meyer / Mahler / bey Hl. Steuer Kanzlist / Schurigt 〈Johann Christoph Schuricht〉 in der Kreuzstraße / mit einem Kästchen / H. H. M gezeichnet / Dresden, rote Siegelspuren, S. 3 Reste eines roten Siegels; Bl. 2 am Falz und am Rand Mitte Papierund Textverlust durch Öffnen des Siegels; im Text Hervorhebungen einzelner Pas-
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sagen durch eckige Klammern mit Bleistift von Riemers Hd: Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe (1846); vgl. E1. E1: Riemer, Mittheilungen (1841) 2, 667 (Teildruck: 53,12–18 Voß 〈…〉 begreifen.). E2: WA IV 10 (1892), 163–165, Nr 3063 (Eduard von der Hellen). BE IL AG E
Kästchen mit Leinwand (vgl. Überlieferung). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Johann Heinrich Meyers Brief vom 29. Mai bis 2. Juni 1794 (Goethe-Meyer 1, 111–113, Nr 43; vgl. RA 1, Nr 953). – Meyer antwortete mit zwei Briefen, dem Brief vom 17. Juni 1794 (Goethe-Meyer 1, 115–118, Nr 45; vgl. RA 1, Nr 971) und dem vom 24. Juni bis 1. Juli 1794 (Goethe-Meyer 1, 118–121, Nr 46; vgl. RA 1, Nr 978). 52,9 l.] Lieber (vgl. 42,1). 52,10 G e n i u s des Carrache] Annibale Carraccis Gemälde „Genius des Ruhmes“, das Meyer kopieren sollte. Vgl. zu 42,6–7 sowie Nr 19 und die Erläuterung dazu. 52,11–12 thun Sie 〈…〉 das beste] Im Bezugsbrief hatte Meyer sich über die Entscheidung des Herzogs enttäuscht gezeigt und mitgeteilt: „〈…〉 mit dem Genius aber werde ich verm: viel eher so fertig werden daß er sich neben dem Urbild sehen läßt. aber es ist wahr seine Farbe besonders am Leib fällt ins häßlich ziegelrothe“ (H: GSA 64/80). Vgl. zu 42,8. – Zeichnung: Ausführung, Gestaltung; ein Begriff, mit dem alles außer der Farbgebung bezeichnet ist. 52,12 gegen die Hauptthüre] In dem im Erdgeschoss des Römischen Hauses gelegenen Vestibül, das als Speisezimmer genutzt werden sollte. 52,13 das Bild der Angelica] Das 1789 von Angelika Kauffmann gemalte Bildnis der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach in der ewigen Stadt (Öl auf Leinwand; KSW, Museen, DGe-2013/56). Die Herzogin ist darauf als Musenfreundin in griechischem Gewand dargestellt, mit einem Notenblatt, einer Zeichnung und einer Zeichenrolle sowie den Büchern ihrer Weimarer Dichterfreunde in einem Sessel aus rotem Samt neben einer Büste Minervas sitzend; ein roter Vorhang verdeckt teilweise den Blick auf die Ruinen des Kolosseums in römischer Landschaft. Seit 1797 hing das zur Erinnerung an den 49. Geburtstag der Porträtierten in Rom entstandene Gemälde im Blauen Salon des Römischen Hauses, dem Audienzzimmer Carl Augusts. Das später jahrzehntelang verschollene Original, das seit 1928 nur noch in einer Kopie zu sehen war, ist seit dem 30. April 2014 wieder am ursprünglichen Ort zu besichtigen. 52,17–18 Der Maasstab 〈…〉 in Zollen] Mit Hilfe des Maßstabs neben der Zeichnung, die Meyer am 7. Mai 1794 aus Dresden geschickt hatte (vgl. zu
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42,6–7), sollte der Adressat sich eine Vorstellung von der Größe der geplanten Kopie machen können. Ein Zoll (franz. pouce) entspricht dem zwölften Teil eines Pariser Fußes (franz. pied de roi), welcher ungefähr 32,5 cm lang ist. In der Beschriftung weist Meyer darauf hin, dass das Bild im Original ungefähr 6 ½ Fuß hoch und 3 ½ Fuß breit sein werde, also rund 2,10 m hoch und 1,10 m breit (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band). 52,18–19 aber nur 6 21 Fuß 〈…〉 nach Weimarischem Maase] Aus den Angaben Goethes – ein Weimarer Fuß entspricht einer Länge von 28,1 cm – ergibt sich eine Höhe von 1,82 m und eine Breite von 1,1 m (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band). 52,21 Hl. Schurigt] Christian Friedrich Schuricht, der Dresdner Hofbaukondukteur, klassizistische Architekt, Zeichner und Stecher, plante zusammen mit dem Adressaten die Innenausstattung des Römischen Hauses. 52,26 Freunde] Vgl. zu 42,3. 53,3–4 Alle Freunde 〈…〉 wollen nach Dresden.] Christoph Martin Wieland reiste mit dem Leipziger Verleger Georg Joachim Göschen. Zwischen dem 8. und 16. August 1794 besuchten sie die Kurfürstliche Gemäldegalerie (vgl. Wielands Brief an Göschen, 6. Juli 1794; WB 12, 271–273; ferner seinen Brief an Sophie Katharina Susanna Reinhold, 26./27. August 1794; WB 12, 302–306). Carl Ludwig von Knebel kam nicht nach Dresden. 53,4–5 Bötticher besucht Sie vielleicht noch am ersten] Der Rektor des Weimarer Gymnasiums Carl August Böttiger hielt sich im August 1794 in Dresden auf, wo er mehrfach mit Meyer zusammentraf und von diesem Verschiedenes an Goethe übermittelte (vgl. Nr 50). 53,5 Wie es mit mir werden wird weiß ich nicht] Goethe reiste am 25. Juli 1794 zunächst nach Wörlitz und Dessau und am 2. August 1794 über Leipzig nach Dresden (vgl. zu 64,9 und 65,22). Mit Meyer studierte er vor Ort Kunstwerke. Goethe wollte sich nicht länger auf seine unzulänglichen Erinnerungen verlassen, sondern zur Quelle des Anschauens in der lebendigen Gegenwart zurückkehren („Tag- und Jahres-Hefte“ auf das Jahr 1794; WA I 35, 41). 53,6–7 Schurigt ist fleißig und giebt gute Sachen an.] Der Architekt legte vier aquarellierte Federzeichnungen mit ersten Entwürfen zur Wandgestaltung vor (KSW, Museen, KHz/AK 1621 und [o. Sign.]). Eines der Blätter zeigt die Entwürfe für das Vestibül, darin jenes zentral gelegene, hochrechteckige Feld an der dem Eingang gegenüberliegenden Wand, in das die Kopie des „Genius des Ruhmes“ eingefügt werden sollte. 53,7–8 Büry hat mir 〈…〉 kein Geld verlangt.] Der erwähnte Brief datiert auf den 25. Mai 1794 (H: GSA 28/5, Bl. 165f.; vgl. RA 1, Nr 948); der in Italien lebende deutsche Historien- und Porträtmaler bringt darin zur Sprache, wie sehr er unter seinen Schulden leide. Seine materielle Lage war prekär, trotz der jüngsten Zuwendungen von Herzogin Anna Amalia und dem Mediziner William Do-
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meier. – In den Jahren 1786–1788 hatte Goethe seine römische Wohnung in der Via del Corso mit Friedrich Bury geteilt und sich in dieser Zeit mit ihm angefreundet. Zeitlebens unterstützte er den 15 Jahre jüngeren Mann nicht nur finanziell, durch die Vermittlung von Förderern und Aufträgen, sondern auch ideell mit lebenspraktischen Ratschlägen. 53,8 Prinz August von England nimmt sich seiner an.] In Prinz August Friedrich von England, dem sechsten Sohn von König Georg III. und späteren Duke of Sussex, hatte Friedrich Bury einen Mäzen und Auftraggeber gefunden. 53,10 von Ihrem Fuße] Eine Fußverletzung behinderte Meyer noch immer beim Stehen und Gehen. Wie Goethe von der temporären körperlichen Einschränkung erfahren hatte, ist unbekannt, möglicherweise durch Dritte oder durch eine nicht überlieferte Mitteilung, die der Adressat laut Bezugsbrief Goethe am 28. Mai 1794 geschickt hatte. 53,10–11 Im Hause ist noch wenig gethan] Bezieht sich auf die Umbau- und Renovierungsarbeiten am Weimarer Wohnhaus am Frauenplan (vgl. zu 42,22). 53,11 Eckebrecht] Carl Friedrich Eggebrecht, der die Maler- und Tapezierarbeiten in den Räumen des Vorderhauses übernehmen sollte (vgl. zu 42,28). 53,11 Tiefurt] Kleines Schloss mit englischem Landschaftspark, östlich von Weimar gelegen, seit 1781 Sommersitz von Herzogin Anna Amalia. 53,11–12 Die kleinen hinteren Zimmer] Vgl. zu 42,22–23. 53,12–13 Voß war hier] Goethes erste Begegnung mit Johann Heinrich Voß d. Ä. fand am 5. Juni 1794 in Weimar statt. In geselliger Runde sprach der aus Eutin angereiste Rektor des dortigen Gymnasiums über die „homerische Geographie“ (vgl. Voß’ Brief an seine Frau Ernestine, 6. Juni 1794; BG 4, 63). Am 5. sowie am 6. Juni 1794 las er aus seiner Gesamtausgabe der Epen Homers vor, und zwar aus seiner Neuübersetzung der „Ilias“ und aus seiner Umarbeitung der 1781 in einem Privatdruck vorgelegten „Odüßee“-Übersetzung: Homers Werke (4 Bde. Altona 1793); eine Ausgabe von 1802 ist in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 177, Nr 1279. Die kontroversen Positionen, die dabei in der Diskussion in Goethes Wohnhaus vertreten wurden, zeigen die Aufzeichnungen von Carl August Böttiger, Johann Gottfried und Caroline Herder, Carl Ludwig von Knebel und Christoph Martin Wieland (vgl. BG 4, 62–70). Der unbeugsame Charakter des klassischen Philologen irritierte die Zeitgenossen. 53,16 die Grundsätze wornach er arbeitet] Voß galt als Rigorist, der sich bei seinen Übersetzungen aus dem Griechischen streng, fast rigide an formalen Elementen orientierte, an Versbau und Rhythmus und den Wortfolgen der griechischen Vorlagen. Die profunde Kenntnis der antiken Metrik ließ Voß Goethe als idealen Ratgeber erscheinen (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 125). 53,18 harmonir〈t〉] Auslautender Konsonant durch Siegelreste überdeckt. 53,19 〈w〉 ieder] Reste des Buchstabens „w“ sind noch erkennbar, Textverlust durch Siegelausschnitt.
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53,19 Alles grüßt.] Die aus Weimarer Bekannten und Freunden bestehende Gesellschaft. 53,20 〈di〉 e] Nur Reste der Buchstaben „d“ und „i“ sind noch erkennbar, Textverlust durch Siegelausschnitt. 53,20 Dresdner Freunde, Körners] Vgl. zu 43,8. 53,20 besonder〈s〉] Textverlust durch Siegelausschnitt.
23. An Johann Gottlieb Fichte
Weimar, 24. Juni 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Sign.: Cod. hist. 4° 593, I, d, Bl. 5. – Doppelblatt 19,4 × 22,7(–23,2) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 unten links Reste eines roten Siegels; Falz an mehreren Stellen gebrochen, kleinere Einrisse an den Rändern. K: GSA Weimar, Sign.: 29/432,II. – Auf einem Doppelblatt 20,9(–21,2) × 33,7(–34) cm, 2⁄3 S. (S. 2), 1 S. (S. 3) und 1⁄3 S. (S. 4) zweispaltig (Brieftext rechts, einige der Korrekturen links) beschr. (S. 1–2 Konzept zu Nr 24), Schreiberhd (Schumann), mit egh. Korrekturen, Tinte. E1: Johann Gottlieb Fichte’s Leben und litterarischer Briefwechsel. Hrsg. von seinem Sohne I〈mmanuel〉 H〈ermann〉 Fichte. Erster Theil, die Lebensbeschreibung enthaltend. Sulzbach 1830, S. 321f. (Teildruck mit Umstellungen im ersten Absatz: 49,7 ich sehe darin schon 〈…〉 viel verspreche.). E2: Johann Gottlieb Fichte’s Leben und literarischer Briefwechsel. Von seinem Sohne Immanuel Hermann Fichte. Zweite sehr vermehrte und verbesserte Aufl. Erster Band. Das Leben. Leipzig 1862, S. 249f. WA IV 10 (1892), 166f., Nr 3065 (nach E2). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Johann Gottlieb Fichtes Brief vom 21. Juni 1794 (FichteGesamtausgabe III 2, 143, Nr 211; AS 2, 403f., Nr 74 B; vgl. RA 1, Nr 975). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. – Zu Fichtes Briefen vom 24. Juni 1794 (Fichte-Gesamtausgabe III 2, 146–150, Nr 213; vgl. RA 1, Nr 977) und 25. Juni 1794 (Fichte-Gesamtausgabe III 2, 153f., Nr 215; vgl. RA 1, Nr 979) besteht keine inhaltliche Verbindung. Der vorliegende Brief ist der erste private Brief Goethes an den Philosophen Johann Gottlieb Fichte (1762–1814). Zwei weitere Briefe vom 25. Juni 1794 und von Anfang Juli 1794 sind nicht überliefert (EB 30 und EB 33). Der am 19. Mai 1762 in Rammenau in der Oberlausitz als Sohn eines Band-
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machers geborene Johann Gottlieb Fichte wurde zunächst vom Vater, dann von Pfarrherren unterrichtet, bevor er in der Lateinschule in Meißen und in Schulpforta bei Naumburg eine gründliche schulische Ausbildung erhielt. Nach Studienjahren in Jena und Leipzig folgte eine Zeit als Hauslehrer in Zürich und Leipzig. Ab 1790 beschäftigte er sich intensiv mit der Philosophie Immanuel Kants. Mit diesem nahm er im Sommer 1791 Kontakt auf und blieb mit ihm auch noch in Verbindung, als er schon an seinem an Kantischem Denken orientierten Erstling „Versuch einer Critik aller Offenbarung“ (Königsberg 1792) arbeitete. Gerade diese Schrift trug dazu bei, den jungen Philosophen schlagartig bekannt zu machen und Fichte, zudem Verfasser des „Beitrags zur Berichtigung der Urtheile des Publikums über die französische Revolution“ (2 Hefte. Danzig 1793), schließlich Anfang des Jahres 1794 einen Ruf nach Jena einzubringen, eine schlecht dotierte Professur zwar, aber für den stellenlosen Philosophen, der den Winter 1793/94 vor Amtsantritt der neuen Stelle in Zürich verbrachte, ein Ausweg aus einer finanziell schwierigen Lage. In Zürich arbeitete er an einer Rezension für die ALZ über Karl Leonhard Reinholds Elementarphilosophie und an den Grundgedanken seiner„Wissenschaftslehre“. Vor einem Kreis von Bürgern der Stadt hielt er philosophische Vorlesungen. In Jena sollte Fichte die Lücke füllen, die der Wechsel von Reinhold nach Kiel hinterließ. Schon im Sommer 1793, als der Weggang Reinholds sich als unabwendbar abzeichnete, bemühte sich Christian Gottlob Voigt mit Billigung Goethes um Fichte (vgl. Bericht Voigts im Brief an Goethe, 17. Juni 1793; AS 2, 327 und Votum Goethes im Brief an Voigt, 27. Juli 1793; AS 2, 327f.). Beide sahen in ihm einen würdigen Vertreter der Kantischen Philosophie, die von Reinhold in Jena so erfolgreich vertreten worden war. Am 18. Mai 1794 trat Fichte seine Stelle in Jena an und kündigte für das Sommersemester gleich zwei Vorlesungen an: „De officiis eruditorum“ (lat.: Über die Pflichten des Gelehrten; gedruckt in: „Einige Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten“ [Jena, Leipzig 1794]) und „Theoretische und praktische Philosophie“. Fichtes Wissenschaftslehre beeindruckte Goethe. Er studierte sie im Sommer 1794 ebenso intensiv wie die Schriften Spinozas und Kants zuvor. Sie machte Goethe auf die zentrale Rolle des Subjekts im Erkenntnisprozess aufmerksam. Goethe erinnerte sich in den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1794 an den Beginn von Fichtes Tätigkeit in Jena: Nach R e i n h o l d s Abgang, der mit Recht als ein großer Verlust für die Akademie erschien, war mit Kühnheit, ja Verwegenheit, an seine Stelle F i c h t e berufen worden, der in seinen Schriften sich mit Großheit aber vielleicht nicht ganz gehörig über die wichtigsten Sitten- und Staatsgegenstände erklärt hatte. Es war eine der tüchtigsten Persönlichkeiten, die man je gesehen, und an seinen Gesinnungen in höherm Betracht nichts auszusetzen; aber wie hätte er mit der Welt, die er als seinen erschaffenen Besitz betrachtete, gleichen Schritt halten sollen? Da man ihm die Stunden, die er zu öffentlichen Vorlesungen benutzen
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wollte, an Werkeltagen verkümmert hatte, so unternahm er Sonntags Vorlesungen, deren Einleitung Hindernisse fanden. Kleine und größere daraus entspringende Widerwärtigkeiten waren kaum, nicht ohne Unbequemlichkeit der obern Behörden, getuscht und geschlichtet, als uns dessen Äußerungen über Gott und göttliche Dinge, über die man freilich besser ein tiefes Stillschweigen beobachtet, von außen beschwerende Anregunen zuzogen. In Chursachsen wollte man von gewissen Stellen der Fichte’schen Zeitschrift 〈das „Philosophische Journal“, hrsg. mit Friedrich Immanuel Niethammer〉 nicht das Beste denken, und freilich hatte man alle Mühe dasjenige, was in Worten etwas stark verfaßt war, durch andere Worte leidlich auszulegen, zu mildern, und wo nicht geltend doch verzeihlich zu machen. (WA I 35, 31f.) Von Fichte sind elf Briefe an Goethe aus der Zeit bis April 1806 überliefert, sechs Briefe allein aus den Jahren 1794/95. Wie die Briefe Goethes stehen auch sämtliche Briefe Fichtes im Zusammenhang mit dessen Tätigkeit als Professor für Philosophie an der Alma Mater Jenensis. Mit seinen Veröffentlichungen spaltete Fichte dort bald die akademische Öffentlichkeit. Schon im Brief vom 24. Juni 1794, einem der ersten Briefe Fichtes an Goethe, begegnete Fichte sämtlichen Angriffen offensiv: „Ich komme künftigen Sonnabend nach Weimar, und stelle mich den Leuten, die mir etwas zu sagen haben könnten, unter’s Gesicht, um zu sehen, ob sie Muth genug haben, mir zu sagen, was die andern von mir sagen. Ich laße die bis jezt öffentlich gehaltnen 4. Vorlesungen, in welchen ich jene Thorheiten gesagt haben soll, und welche ich mit gutem Vorbedacht wörtlich niederschreibe, und wörtlich ablese ehestens unverändert wörtlich abdruken.“ (Brief Fichtes an Goethe, 24. Juni 1794; Fichte Gesamtausgabe III 2, 147f.) Anlass für das Treffen bei Goethe waren Gerüchte – in dem eben nachgewiesenen Brief spezifiziert Fichte sie ausführlicher –, mit denen versucht wurde, den frisch berufenen Professors bei Carl August und der herzoglichen Regierung in Misskredit zu bringen, indem man ihm revolutionäre Ideen nachsagte und verbreitete, „was Fichte für ein schlimmer Jacobiner sey, der in einem Collegio gesagt habe: ‚in 10 bis 20 Jahren werde es keinen König oder Fürsten mehr geben.‘“ (Brief Voigts an Goethe, 15. Juni 1794; H: GSA 28/5, Bl. 184; vgl. GoetheVoigt2 1, 138). Während des Tischgesprächs gelang es den Beteiligten, sämtliche Vorwürfe als nichtig auszuräumen: „Es sind mir einige recht angenehme Stunden gewesen, die ich bei Goethe mit Fichte zugebracht habe. Ich hoffe, er soll mit uns zufrieden sein, so wie ich ganz gewiß mir viel Gutes verspreche. Er ist ein sehr gescheuter Mann, von dem schwerlich etwas Unbesonne[en]s oder Gesellschaftswidriges kommen kann.“ (Brief Voigts an Gottlieb Hufeland, 29. Juni 1794; BG 4, 72; vgl. ferner den Brief Fichtes an seine Frau Marie Johanne, 30. Juni 1794; FichteGesamtausgabe III 2, 160f.) Auch in den kommenden Jahren wurden wiederholt derartige Vorwürfe erhoben. Fichte beschwerte sich in seinen Briefen immer wieder über diese Schmähungen durch Kollegen und Anfeindungen durch reaktionäre Stu-
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denten, die ihn zeitweise zwangen, vor den jugendlichen Steinewerfern Zuflucht in Oßmannstedt zu suchen. Neben Bitten um Schutz vor all diesen Zumutungen versuchte Fichte, in seinem Briefen an Goethe das eigene Verhalten zu rechtfertigen. Goethe erinnert sich in den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1795: Außer den gedachten Unbilden brachte der Versuch, entschiedene Idealisten mit den höchst realen akademischen Verhältnissen in Verbindung zu setzen, fortdauernde Verdrießlichkeiten. Fichtes Absicht, Sonntags zu lesen und seine von mehreren Seiten gehinderte Thätigkeit frei zu machen, mußte den Widerstand seiner Collegen höchst unangenehm empfinden, bis sich denn gar zuletzt ein Studenten-Haufen vor’s Haus zu treten erkühnte und ihm die Fenster einwarf: die unangehmste Weise von dem Dasein eines Nichts-Ichs überzeugt zu werden. (WA I 35, 53.) Fichtes Schreiben sind in erster Linie als dienstliche Mitteilungen an die vorgesetzte Instanz zu lesen, namentlich an Goethe und an den Staatsminister Voigt, in dessen Händen die Hauptverantwortung für die Universität und damit für Fichtes Lehrtätigkeit lag. In den Jahren 1794/95 richtete Fichte zudem acht, zum Teil nur als Konzept überlieferte und vier erschlossene Briefe an Voigt, bei elf überlieferten und drei erschlossenen Gegenbriefen von diesem. Goethe stand Fichtes Philosophie, der darin ausgedrückten Unbedingtheit des freien Willens, unvoreingenommen gegenüber und begegnete seiner Person stets wohlwollend, obwohl der wesentlich skeptischere Schiller Goethe schon am 28. Oktober 1794 eingedringlich auf die Differenz des Fichteschen Subjektivismus zu Kants kritischem Denken hingewiesen hatte (Brief Schillers an Goethe, 28. Oktober 1794; NA 27, 73–76, Nr 56). Selbst während des so genannten Jenaer Atheismusstreites 1798/99 versuchte Goethe immer zu Gunsten des Philosophen zu vermitteln, sich die von Karl Friedrich Forberg und Fichte im „Philosophischen Journal“ vorgetragenen Positionen zu vergegenwärtigen und angesichts der Kritik der kirchlichen Behörden für Verständnis zu werben. Nach Fichtes polemischem Schreiben vom 22. März 1799 an das Ministerium, in dem er sich jede Einmischung in die Diskussionen der Philosophen über atheistische Positionen verbat und mit seinem Rücktritt vom akademischen Amt gedroht hatte, gelang es ihm dieses auf Ausgleich bedachte Werben für Fichte allerdings nicht mehr. Goethe selbst geriet in Verdacht, in akademischen Angelegenheiten zu leichtfertig gewesen zu sein. Schaden von der Universität galt es abzuwenden, weil durch das Ausbleiben kursächsischer Studenten finanzielle Einbußen drohten. Die Ordnung war wieder herzustellen. Die von Fichtes selbst provozierte Demission aus dem Amt erfolgte im April 1799 (vgl. AS 2, 593–612). Goethe bedauerte dies: Was Fichten betrifft, so thut mirs immer leid, daß wir ihn verlieren mußten, und daß seine thörige Anmaßung ihn aus einer Existenz hinauswarf, die er auf dem weiten Erdenrund, so sonderbar auch diese Hyperbel klingen mag, nicht wieder finden wird. Je älter man wird je mehr schätzt man Naturgaben, weil sie durch nichts können angeschafft werden.
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Er ist gewiß einer der vorzüglichsten Köpfe; aber wie ich selbst fürchte für sich und die Welt verloren. Seine jetzige Lage muß ihm zu seinen übrigen Fratzen noch Bitterkeit zufügen. Übrigens ist es, so klein die Sache scheint, ein Glück, daß die Höfe in einer Angelegenheit, wo eine unverschämte Präoccupation, wie du weißt, so weit ging, einen Schritt thun konnten, der, wenn er von der einen Seite gebilligt wird, von der andern nicht getadelt werden kann. Und ich für meine Person gestehe gern, daß ich gegen meinen eignen Sohn votiren würde, wenn er sich gegen ein Gouvernement eine solche Sprache erlaubte. (Brief Goethes an Johann Georg Schlosser, 30. August 1799; WA IV 14, 172.) In den späteren Briefen Fichtes, nach seiner im Jahr 1800 erfolgten Übersiedlung von Jena nach Berlin, schickte er Goethe weiterhin seine Schriften. Das Verhältnis blieb als lockeres bestehen und war von gegenseitiger Wertschätzung bestimmt. 53,22–23 ersten Bogen der Wissenschaftslehre] Der Bogen mit der Signatur A enthält Fichtes „Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre als Handschrift für seine Zuhörer“ (Leipzig 1794), den Beginn des 1. Teils des philosophischen Lehrbuchs „Grundsätze der gesammten Wissenschaftslehre“ (Fichte GWL A, 1–16). – Diesen Bogen, der erst unmittelbar zuvor aus der Druckerei gekommen war, erhielt Goethe mit dem Bezugsbrief, da er Jena bereits am 16. Juni 1794 verlassen hatte. – Fichte brachte den Text in der Absicht zum Druck, ein Kompendium bereitzustellen, welches seine am 26. Mai 1794 begonnene Privatvorlesung über theoretische und allgemeine praktische Philosophie begleiten sollte. Die einzelnen Druckbogen wurden den Teilnehmern der Lehrveranstaltung – jeweils nach ihrer Fertigstellung – ausgehändigt und diese an die Mitglieder der Oberaufsicht, Kollegen und Freunde verteilt. 53,23–24 dancke ich zum Besten] Anders als im Konzept vorgesehen, entschied sich Goethe in der Ausfertigung für eine höflichere Formulierung. Durch Inversion vermied er zudem das wenig elegante Personalpronomen am Briefanfang. Vgl. Nr 23K. 53,25 Einleitung] Johann Gottlieb Fichtes „Ueber den Begriff der Wissenschaftslehre oder der sogenannten Philosophie, als Einladungsschrift zu seinen Vorlesungen über diese Wissenschaft“ (Weimar 1794). Vgl. zu 48,1. 53,26–27 meine gewohnte Denckart] Im Konzept hieß es von der Art zu denken noch: die mir nun einmal die Natur zur Nothwendigkeit gemacht hat. Vgl. Nr 23K. 53,28–29 wissenschaftliche Begründung] Die von Johann Gottlieb Fichte in seiner Schrift „Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre“ intendierte neue Begründung der kritischen Philosophie als allgemeingültige Wissenschaft. Insbesondere die „innige Verkettung Alles mit Einem, und Eines, mit Allem, die nicht Ich hervorgebracht habe, sondern die sich schon vorfindet“, die Fichte im Bezugsbrief als Erweis der Richtigkeit seines Systems anführt (Fichte-Gesamtausgabe III 2, 143),
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dürfte Goethes Interesse am Gedankengebäude des Philosophen geweckt und ihn für einige Zeit darin bestärkt haben, sich intensiver damit zu beschäftigen. 53,29–54,1 worüber die Natur 〈…〉 einig zu seyn scheint] Fichte weist darauf hin, dass die Philosophie – anders als die Natur, von der Goethe hier spricht – ihr Ziel so lange nicht erreicht habe, „als die Resultate der reflekirenden Abstraktion sich noch nicht an die reinste Geistigkeit des Gefühls anschmiegen. Ich betrachte S i e, und habe Sie immer betrachtet als den Repräsentanten der leztern auf der gegenwärtig errungnen Stuffe der Humanität. An S i e wendet mit Recht sich die Philosophie: I h r Gefühl ist derselben Probierstein.“ (Fichte-Gesamtausgabe III 2, 143.) – Im Konzept (Nr 23K) hatte Goethe zunächst die apodiktische Feststellung gewählt, was die Natur von Ewigkeit her ausser Streit gesetzt hat, sich dann aber für eine vorsichtigere Formulierung entschieden. 54,4–5 wenn Sie mich endlich mit den Philosophen versöhnen] Die Aussage bezieht sich auf die Vorrede zu Fichtes Schrift „Ueber den Begriff der Wissenschaftslehre“, in der Goethe offenbar eigene Vorbehalte gegenüber der gängigen philosophischen Praxis wiedergefunden hatte. In seinem Handexemplar sind die entsprechenden Stellen markiert (vgl. LA II 1A, 110–129, bes. 110f. [M 14]). Der Verfasser räumt gleich zu Beginn der Schrift ein, dass die Philosophie, selbst von ihren scharfsinnigsten Vertretern, noch nicht in den Rang einer evidenten Wissenschaft erhoben worden sei, und verspricht, mit seiner künftigen Wissenschaftslehre „einen leichten Weg“ entdeckt zu haben, „alle jene gar sehr gegründeten Anforderungen der Skeptiker an die kritische Philosophie vollkommen zu befriedigen; und das dogmatische und kritische System überhaupt in ihren streitenden Ansprüchen so zu vereinigen, wie durch die kritische Philosophie die streitenden Ansprüche der verschiedenen dogmatischen Systeme vereinigt sind“ (Fichte-Gesamtausgabe I 2, 109). Goethe formulierte in seinem Brief an Charlotte von Kalb vier Tage später prägnant, Fichte verspreche, den Menschenverstand mit der Philosophie auszusöhnen (55,23–24). Goethes grundsätzliche Abscheu vor jeder Art von Abstraktion, vor allem Spekulativen in den Wissenschaften, verhinderte in der Regel, dass er sich vorbehaltlos mit naturphilosophischen Systemen auseinandersetzte, welche nicht nur ihm, sondern auch vielen anderen Zeitgenossen im Vortrag zu dunkel erschienen. – endlich: hier im Sinne von ‚endgültig‘, ‚ein für alle mal‘. Das Adverb fehlt im Konzept (Nr 23K). 54,7 Fortsetzung Ihrer Arbeit] Den 5. Bogen des bei der Christian Ernst Gablerschen Buchhandlung zu Jena und Leipzig in Verlag herausgegebenen Lehrbuchs „Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre“ erhielt Goethe von Gottlieb Hufeland, nachdem Christian Gottlob Voigt einen entsprechenden Auftrag an den gemeinsamen Kollegen in der Oberaufsicht übermittelt hatte. Der Bogen (Fichte GWL A, 65–80) lag mit Sicherheit dem Brief Hufelands vom 11. Juli 1794 bei (H: GSA 28/6, Bl. 200; vgl. RA 1, Nr 997). Ob jene Sendung auch die vorausgegangenen Teile der Schrift enthielt, ist nicht belegbar, aber möglich, denn Hu-
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feland entschuldigte sich für die verzögerte Erfüllung des Auftrags damit, dass er das Erscheinen des 5. Bogens noch habe abwarten wollen. Der 6. Bogen des Lehrbuchs (Fichte GWL A, 81–96) erreichte Goethe mit Hufelands Brief vom 27. Juli 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 227; vgl. RA 1, Nr 1011). Wann und auf welchem Wege die weiteren Bogen eintrafen, ist nicht bekannt. Die drei letzten Bogen der insgesamt vierzehn Bogen umfassenden Schrift (wahrscheinlich Fichte GWL A, 177–223) bekam er mit dem Brief vom 29. September 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 285; vgl. RA 1, Nr 1067). Goethe bedankte sich am 1. Oktober 1794 bei Hufeland für die Sendungen (vgl. Nr 54). – Darüber hinaus sandte der Adressat selbst Goethe einen umfangreicheren Teil des Lehrbuchs zu. Die im Spätsommer 1794 fertigen Bogen des 1. und 2. Teils erhielt Goethe mit Fichtes Brief vom 30. September 1794 (Fichte-Gesamtausgabe III 2, 202f., Nr 238). Am 1. Oktober 1794 broschierte der Buchbinder Unruh die aus Jena eingegangenen Bogen zur „Wissenschaftslehre“ zum Preis von 1 Groschen (vgl. dessen Rechnung vom 29. Juni 1795; GR/Belege 1795, 5, Bl. 28); am 18. November 1795 wird abermals abgerechnet: „Grundlage der gesamten Wißenschaften broschürt in Quart“ (Rechnung vom 3. Februar 1796; GR/Belege 1796, 1, Bl. 10). – In Goethes Bibliothek haben sich zwei vollständige Exemplare des philosophischen Lehrbuchs erhalten. Sie umfassen neben der Vorrede (Fichte GWL A, I–XII) auch den 3. Teil der Schrift (Fichte GWL A, 225–339). Sowohl die Vorrede als auch der 3. Teil lagen erst Ende Juli/Anfang August 1795 vor. Das zum Teil aufgeschnittene Exemplar weist einen breiteren Seitenrand auf (vgl. Ruppert, 446, Nr 3051, 1. Exemplar). An das andere, vollständig aufgeschnittene Exemplar (vgl. Ruppert, 446, Nr 3051, 2. Exemplar) ist die Einladungsschrift „Ueber den Begriff der Wissenschaftslehre“ (vgl. Ruppert, 446, Nr 3049) angebunden. Ebenfalls vorhanden sind einige unaufgeschnittene Bogen des 3. Teils (vgl. Ruppert, 446, Nr 3051, 3. Exemplar). – Das 2. Exemplar enthält ein Exzerpt Goethes, das ursprünglich in das Exemplar eingebunden war. Das Blatt belegt seine intensive Beschäftigung mit der Disposition des auf den Bogen D–I veröffentlichten Textes im Sommer 1794 und mit der ersten Hälfte des 2. Teils der Schrift, insbesondere mit Fichte GWL A, 49–144. Das Exzerpt ist erstmals vollständig gedruckt in: LA II 1A, 129–133 (M 15). Zur Entstehungs- und Druckgeschichte der Schrift vgl. Fichte-Gesamtausgabe I 2, 175–247. 54,9 von dringender Arbeit] Fichte hatte in seinem Bezugsbrief auf die öffentlichen Vorlesungen hingewiesen, für die er gerade mindestens drei Druckbogen auszuarbeiten habe, zudem auf nicht näher bezeichnete andere Geschäfte (Fichte-Gesamtausgabe III 2, 143). 54,11–12 wie sich dasjenige 〈…〉 zu hoffen haben] Anspielung auf den Unterschied zwischen dem empirisch arbeitenden Naturforscher, welcher die Vielfalt der Phänomene beobachtend und ordnend zu erfassen strebt, als welchen sich Goethe verstand, und dem methodisch spekulativ vorgehenden Philosophen.
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54,13 Zeitschrift] Von Fichtes Absicht, sich an Schillers Zeitschrift „Die Horen“ als Mitarbeiter zu beteiligen, hatte Goethe im Bezugsbrief erfahren: „Ich hoffte – vielleicht weil ich es sehnlich wünschte – mich mit Ihnen in Einem Werke vereinigt zu sehen. Ich weiß nicht, ob ich es noch hoffen darf. Wenigstens hatte vor einigen Tagen Hrr. Schiller Ihren Entschluß noch nicht.“ (Fichte-Gesamtausgabe III 2, 143.) Im 1. „Horen“-Stück erschien von Fichte „Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesse für Wahrheit“. – Unmittelbar bevor Goethe das Konzept des vorliegenden Briefes diktierte, konzipierte er für Schiller seine Zusage, sich an der Zeitschrift zu beteiligen. Beide Konzepte befinden sich auf demselben Bogen (vgl. Überlieferung zu vorliegendem Brief sowie zu Nr 24). 54,14 gedencken] Im Konzept (Nr 23K) zu diesem Brief noch bestimmter: beschlossen haben (209,22). E R L Ä UT E RUNGEN Z U K
209,17 die n] Für ‚deren‘; Hörfehler beim Diktat.
24. An Friedrich Schiller
Weimar, 24. Juni 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
Vo r b e m e r k u n g e n z u r G e s a m t ü b e r l i e f e r u n g Zur Überlieferung von Goethes Briefen an Schiller Insgesamt sind zur Zeit etwa 540 Briefe Goethes an Schiller aus den Jahren von 1794 bis 1805 überliefert. Dem stehen etwa 475 Briefe Schillers an Goethe gegenüber. Die genaue Zählung hängt davon ab, ob etwa Beilagen (wie im Fall von Nr 57 im vorliegenden Band) als selbstständige Briefe aufgefasst werden, ob ein im Konzept vorhandener, aber nicht abgesandter Brief einbezogen wird (wie im Fall des zweiten Briefes Goethes vom 25. Oktober 1797: Ich habe in meinem letzten Briefe über einen Fall gescherzt 〈…〉 [WA IV 12, 449]) und schließlich, ob ein Brief nicht als Privatbrief, sondern als amtliches Schreiben gewertet wird (wie der gemeinsam von Goethe und Christian Gottlob Voigt verfasste Brief vom 18. Mai 1798, der die Übersendung einer Abschrift von Schillers französischem Bürgerdiplom begleitete [NA 37 I, 294, Nr 269]). Vermutlich sind einige Dutzend, vielleicht 40 bis 50 Briefe nicht überliefert. Was die nicht überlieferten Goethe-Briefe in der vorliegenden Ausgabe betrifft, so ist auf die Angaben zu den Erschlossenen Briefen (EB) am Ende jedes einzelnen Textbandes
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zu verweisen (im vorliegenden Band EB 72, EB 82, EB 114, EB 127, EB 130, EB 135). Goethes Briefe werden ebenso wie die Schillers im GSA in Weimar aufbewahrt, und zwar jahrgangsweise als Briefwechsel unter den Signaturen 28/1046–1048 (1794–1796) und 1050–1058 (1797–1805). Unter der Signatur 28/1049 finden sich nur die Beilagen zu Goethes Brief vom 13. August 1796. Sämtliche im GSA aufbewahrten Handschriften des Briefwechsels zwischen Goethe und Schiller sind digitalisiert und über das Internet zugänglich (vgl. GB Rep). Nur etwa zwei Dutzend Briefe sind außerhalb des GSA überliefert, einige davon im Goethe-Museum Düsseldorf, im Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum sowie im Schiller-Nationalmuseum Marbach a. N. Zur Vorgeschichte von Goethes Briefwechsel mit Schiller Schon anderthalb Jahre nach Schillers Tod äußerte Johann Friedrich Cotta in einem Brief an Goethe vom 19. Dezember 1806 den Gedanken, „〈e〉 in Paar der Brife zwischen Ihnen und Schiller gewechselt“ (Goethe-Cotta 1, 148), in seinem „Morgenblatt für gebildete Stände“, das ab Januar 1807 erscheinen sollte, zu veröffentlichen, um Aufmerksamkeit für die neue Zeitung zu erregen. Daraus wurde nichts. Erst viele Jahre später begann Goethe, sich für seinen Briefwechsel mit Schiller zu interessieren, und zwar im Rahmen der Beschäftigung mit seiner Autobiographie, die seit 1819 zur Fortführung seiner „Italiänischen Reise“ sowie zur Entstehung der „Campagne in Frankreich 1792“ und der „Belagerung von Mainz“ (beide 1822 erschienen) führte. Goethe selbst sprach von einer Chronik meines Lebens (Brief an Christoph Friedrich Ludwig Schultz, 3. Juli 1824; WA IV 38, 181). Auch die 1826 einsetzenden Vorbereitungen für die Publikation seiner Korrespondenz mit Carl Friedrich Zelter (hrsg. 1833/34 von Friedrich Wilhelm Riemer) gehören in diesen Zusammenhang. Im Sommer 1822 wandte sich Goethe über Johann Heinrich Meyer an Charlotte Schiller und deren Schwester Caroline von Wolzogen mit dem Wunsch, seine Briefe an Schiller zurückzuerhalten (vgl. Meyers Brief an Goethe vom 16. Juli 1822 [Goethe-Meyer 3, 38] sowie den Antwortbrief Goethes [WA IV 36, 113f.]). Dazu kam es vorerst nicht. Im Jahr darauf übernahm Wilhelm von Humboldt auf Bitte beider Seiten die Vermittlung. Am 12. November 1823 berichtete er seiner Frau Caroline: „Goethe möchte diesen Briefwechsel zusammen drucken lassen 〈…〉. Die Schiller aber möchte, und mit Recht, den aus diesen Briefen zu ziehenden Vorteil nicht für die Kinder aufgeben. Sie hält also Goethes Briefe zurück und hat einige von Goethe gemachte Vorschläge, sie für eine geringe Summe zurückzukaufen, abgeschlagen.“ (Humboldt-Caroline 7, 174.) So konnte Goethe zunächst nur mit den von Schiller erhaltenen Briefen arbeiten. Am 11. Juni 1823 schrieb er an Johann Friedrich Cotta, er habe in den letzten Wo-
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chen die sämmtlichen Schillerschen Briefe von 1794 bis 1805 〈…〉 als den größten Schatz, den ich vielleicht besitze, zusammengebracht und geordnet (WA IV 37, 62). Auch im Brief an Humboldt vom 22. Juni 1823 ist vom Beginn der Arbeit an Schillers Briefen die Rede; sie seien ein unendlicher Schatz und enthielten die schönsten Spuren unseres glücklichen und fruchtbaren Zusammenseyns (WA IV 37, 92). Humboldts Bemühungen führten im März 1824 zu einer Einigung mit Schillers Familie. In ihrem Brief an Goethe vom 21. März 1824 erklärt Caroline von Wolzogen: „Mir dünkt, 〈…〉 nach dem Maßstabe, wie sonst Schillers Arbeiten und die Ihren bezahlt wurden, würde Cotta nicht anstehen, eine beträchtliche Summe für die einzig merkwürdige Correspondenz zu geben 〈…〉. Sind Sie es zufrieden, daß wir ihn darüber befragen, und daß er den Schillerschen Kindern die Hälfte der Summe garantirt, so wie ihren Antheil des künftigen Gewinns? Ist dies geschehen, so erhalten Sie Ihre Briefe zurück und können über die Schillerschen als Ihr Eigenthum schalten.“ (Schmidt, 260f.) Goethe erklärte schon am nächsten Tag, dass er vollkommen einstimme (Brief an Caroline von Wolzogen, 22. März 1824; WA IV 38, 86), und machte Cotta sogleich den Vorschlag, den Briefwechsel, der drey, vielleicht mehr Bände („Erlass an Cotta“ vom 25. März 1824; WA IV 38, 320; Goethe-Cotta 2, 112) umfassen könne, für ein Honorar von zwey Tausend rh. Sächs. (ebd.) herauszubringen. Caroline von Wolzogen riet ihren Verwandten zur Zustimmung (vgl. ihren Brief an Ernst von Schiller, 9. April 1824; Schmidt, 261f.). Am 16. April 1824 konnte Charlotte Schiller an Cotta schreiben: „Da Sie verehrtester Freund! den angetragenen Verlag nach Goethe’s Bedingung zu übernehmen sich bereitwillig erklärt, so habe ich seine Briefe an Schiller ihm übergeben.“ (Schiller-Cotta, 571.) Goethe machte sich mit Hilfe Friedrich Wilhelm Riemers an Durchsicht und Redaktion. Durch den Vorabdruck von 20 Briefen Schillers und 26 eigenen Briefen aus dem Jahr 1802 sowie der ästhetischen Briefe „Ueber epische und dramatische Dichtung“ von Ende Dezember 1797 in seiner Zeitschrift „Ueber Kunst und Alterthum“ (erschienen Juni 1824, April 1825, April 1827) suchte er die Aufmerksamkeit des Publikums zu erregen. Dennoch erschien der 1. Band erst Ende 1828. Zu den Gründen dafür gehören Zwistigkeiten unter den beteiligten Parteien. So warteten Schillers Söhne Carl und Ernst ungeduldig auf das Honorar, das sie zur Tilgung von Schulden verwenden wollten. Goethe erklärte sich in einem Brief an Caroline von Wolzogen vom 10. Juli 1825 (WA IV 39, 245f.) bereit, aus eigener Tasche eine Vorauszahlung von 2000 Reichstalern, also das anteilige Honorar für zwei Bände, zu leisten. Als dies nicht geschah, versuchte Ernst von Schiller Druck auszuüben: „Ich werde daher Goethe zusetzen 〈…〉. Die Sache ist so schreiend, daß ich glaube, Goethe wird sich schämen und zahlen.“ (Brief an Carl von Schiller, 31. Juli 1826; Schmidt, 292.) Goethe rechtfertigte sich damit, dass er in der Zwischenzeit mit Cotta eine vorteilhaftere Vereinbarung getroffen
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habe. Der neue Vertrag vom 14. September 1826, auf den Schillers Familie sich einließ, sah vor, dass Cotta für vier Bände Acht tausend Thaler Sächsisch zu zahlen habe, wovon die eine Hälfte auf Goethe’sche, die andere auf Schillerische Seite fällt (Goethe-Cotta 2, 191). Für eine eventuell zu veranstaltende Taschenausgabe sollten noch einmal 4000 Reichstaler fließen (vgl. ebd.). Außerdem wurde unter demselben Datum in einem Promemoria festgehalten, dass die Originalbriefe in Gegenwart beider Theile in ein Kästchen gepackt und mit beiderseitigen Siegel besiegelt, bey Großherzogl. Weimarischer Regierung niedergelegt worden, gegen gerichtliche Zusage daß sie bis ins Jahr 1850 in Scrinio principis verwahrt bleiben, alsdann aber den Schillerisch-Goetheschen Nachkommen oder deren Mandatarien eingehändigt werden sollen. (WA IV 41, 339.) Cotta seinerseits zögerte mit dem Druck, zum einen, weil seine Druckerei überlastet war, zum anderen, weil er sich von der Ausgabe wenig Erfolg versprach (vgl. Fischer, Cotta, 724–728). Goethe wiederum fühlte sich hintergangen, als er durch Cotta (in dessen Brief vom 31. Oktober 1827) von der Existenz „eines frühern Übereinkommens“ erfuhr, „was ich noch mit der verewigten Schillerin selbst 〈Charlotte Schiller war am 9. Juli gestorben〉 in finanzieller Hinsicht berichtigte“ (Goethe-Cotta 2, 222). Goethe sah seine bisherigen Vertragsverhandlungen in Gefahr und weigerte sich nun, wie er in einem Brief vom 17. Dezember 1827 erklärte, ohne vorgängigen Abschluß des Geschäftes das Manuscript auszuliefern (WA IV 43, 209). Dieses Misstrauen kränkte Cotta tief. Erst fast zwei Monate später, am 11. Februar 1828, antwortete er und teilte unter anderem mit, er habe bereits 5026 Reichtstaler und 18 Groschen an Schillers Familie bezahlt (vgl. Goethe-Cotta 2, 228). Schließlich kam es zu einem dritten Verlagsvertrag vom 8. März 1828. Danach erhielt Goethe 4000 Reichstaler, die Ansprüche von Schillers Familie galten als befriedigt, und über eine Taschenausgabe sollte separat verhandelt werden (vgl. WA IV 44, 15–17). Nach Cottas Einwilligung im Brief vom 23. März 1828 (GoetheCotta 2, 232, Nr 561) schwiegen beide Seiten fünf Monate lang, bevor Cotta in einem Brief vom 28. August 1828 (Goethe-Cotta 2, 233f., Nr 563) und Goethe in seiner Antwort vom 10. September (WA IV 44, 325f.) sich bemühten, das alte Verhältnis wiederherzustellen. Einige Wochen später erschien im November 1828 der 1. Band des Erstdrucks von Goethes und Schillers Briefwechsel (vgl. Goethe an Johann Friedrich Cotta, 30. November 1828; WA IV 45, 67), der 6. und letzte Band im November 1829 (vgl. Wilhelm Reichel an Goethe, 17. November 1829; QuZ 4, 550, Nr 2076).
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Der Erstdruck des Briefwechsels zwischen Goethe und Schiller Vorabdruck: Ueber Kunst und Alterthum. Von Goethe. Fünften Bandes erstes Heft. Stuttgard, in der Cottaischen Buchhandlung. 1824, S. 42–83. 20 Briefe Schillers aus dem Zeitraum vom 1. Januar bis 18. August 1802; zwei Briefe vom 16. April und 11. August fehlen, so auch später im Erstdruck. Ueber Kunst und Alterthum. Von Goethe. Fünften Bandes zweytes Heft. Stuttgard, in der Cottaischen Buchhandlung. 1825, S. 119–159. 26 Briefe Goethes aus dem Zeitraum vom 1. Januar bis 26. Dezember 1802; vier Briefe vom 20. Februar, 16. März, 29. Juli und 16. Dezember fehlen, so auch später im Erstdruck. Ueber Kunst und Alterthum. Von Goethe. Sechsten Bandes erstes Heft. Stuttgart, in der Cotta’schen Buchhandlung. 1827, S. 1–26: Ueber epische und dramatische Dichtung von Goethe und Schiller. Zwei Briefe Goethes vom 23. und 27. Dezember 1797 sowie zwei Briefe Schillers vom 26. und 29. Dezember 1797. Erstdruck (Schiller-Goethe1): Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805. 〈Hrsg. von Johann Wolfgang von Goethe.〉 Erster 〈–Sechster〉 Theil. Stuttgart und Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1828–1829. Die Ausgabe enthält 971 Nummern, denen nicht dieselbe Anzahl von Briefen entspricht, weil in mehreren Fällen Teile eines und desselben Briefes als zwei separate Briefe abgedruckt wurden. Einige Briefe fehlen (vgl. die Hinweise zu Schiller-Goethe2 [1856] im Abschnitt „Zu diesem Band“, S. X–XI). Einige Briefe wurden aus Dezenzgründen nur teilweise abgedruckt: Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes wurden etwa in Schillers Brief vom 25. Dezember 1795 ganze Absätze mit kritischen Bemerkungen über den Herausgeber des Briefwechsels unterdrückt, Cottas „Eitelkeit“ und seine Art der Honorarzahlung betreffend (vgl. NA 28, 142f.). Auch die dargebotenen Briefe unterzog Goethe einer Redaktion. In seinen eigenen Briefen, die er oft diktiert und nicht immer vor Absendung durchgesehen hatte, korrigierte er nicht nur Orthographie und Interpunktion, sondern änderte auch missverständliche oder unsinnige Formulierungen. So hatte Goethes Schreiber Geist etwa im Brief vom 14. Dezember 1796 geschrieben: 〈…〉 das Ganze simplicirt sich; in E heißt es korrekt: simplificirt (Schiller-Goethe1 2, 295). Darüber hinaus griff Goethe aber auch inhaltlich in den Text ein. Er unterdrückte – der Schicklichkeit wegen und aus Rücksicht auf noch lebende Personen – in manchen Fällen Sätze und Abschnitte und machte Personennamen durch Siglierung unkenntlich: z.B. in Nr 131 Y. für Mad. Brun (143,1). Vgl. dazu Weiteres in den Bemerkungen zur Überlieferung zu
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Nr 74. – Während die einzelnen Bände des Briefwechsels erschienen, ließ Cotta einige Briefe Goethes und Schillers in seinem „Morgenblatt für gebildete Stände“ abdrucken, um auf eine „h ö c h s t w i c h t i g e und m e r k w ü r d i g e Erscheinung in der Literatur aufmerksam“ zu machen (Morgenblatt 1828. Nr 275 vom 15. November, S. 1097), als ersten Brief Goethes Nr 40 im vorliegenden Band (Morgenblatt 1828. Nr 277 vom 18. November 1828, S. 1106f.). Die Drucke haben keinen textkritischen Wert. – Über die weitere Editionsgeschichte des Briefwechsels vgl. die Anmerkungen im Abschnitt „Zu diesem Band“ (S. X–XII). Überlieferung des vorliegenden Briefes H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 3. – Doppelblatt 19,3 × 23,2 cm, 1 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; eine (55,2) bis auf einen Teil des letzten Buchstabens stark verblasst. – Faksimile: Flach/Hahn, Tafel 2. K1: GSA Weimar, Sign.: 29/432,II, Bl. 6. – Auf einem Doppelblatt 21,5 × 34,3 cm, 4 S. zweispaltig (Brieftext rechts, einige Korrekturen links) beschr. (S. 1–2 Text, S. 2–4 Konzept zu Nr 23), Schreiberhd (Schumann), mit egh. Korrekturen, Tinte. K2: GSA Weimar, Sign.: 29/432,II, Bl. 7. – Doppelblatt circa 20(–20,4) × 35 cm, 1 ½ S. rechtsspaltig beschr., Schreiberhd (Schumann), Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 9f., Nr 2. WA IV 10 (1892), 165f., Nr 3064. E R L Ä UT E RUN GEN
Der vorliegende Brief ist der erste Brief Goethes an Schiller. Er antwortet auf Schillers Brief vom 13. Juni 1794 (NA 27, 13f., Nr 12; vgl. RA 1, Nr 965), mit dem dieser den Briefwechsel mit Goethe eröffnete. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Am 20. und 22. Juli 1794 kam es in Jena zu zwei persönlichen Begegnungen zwischen Goethe und Schiller. Darauf bezieht sich Goethes nächster Brief an Schiller vom 25. Juli 1794 (Nr 34). Zur Person des Adressaten Johann Christoph Friedrich Schiller (1759–1805) wurde am 10. November 1759 in Marbach am Neckar als Sohn des württembergischen Leutnants Johann Caspar Schiller und dessen Frau Elisabetha Dorothea geb. Kodweiß geboren. Nach dem Schulbesuch in Lorch und Ludwigsburg bezog er 1773 die „Militär-Pflanzschule“ (spätere Carlsschule) auf der Solitude bei Stuttgart, später in der Stadt selbst. Er verließ die Anstalt im Dezember 1780 und trat eine Anstellung als Regimentsmedikus in Stuttgart an. Nach unerlaubten Reisen nach Mannheim zur Aufführung seiner „Räuber“ wurde ihm durch Herzog Carl Eugen von Württemberg literarische Ar-
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beit verboten. Darauf floh Schiller in der Nacht vom 22. auf den 23. September 1782 aus Stuttgart nach Mannheim und von dort weiter nach Bauerbach bei Meiningen, wo er auf dem Gut Henriette von Wolzogens, der Mutter seines Mitschülers und späteren Schwagers Wilhelm von Wolzogen, Zuflucht fand. Im Juli 1783 kehrte er nach Mannheim zurück, wo er als Theaterdichter engagiert wurde. Im Dezember 1784 erhielt er nach einer Lesung des 1. Akts seines „Dom Karlos“ vor dem Darmstädter Hof von dem dort weilenden Herzog Carl August von SachsenWeimar und Eisenach den Titel eines Weimarischen Rats. Drückende Schulden veranlassten Schiller, im April 1785 einer Einladung durch ihm bis zu diesem Zeitpunkt persönlich unbekannte Freunde (Christian Gottfried Körner, Ludwig Ferdinand Huber sowie die Schwestern Minna und Dora Stock) nach Leipzig und Dresden zu folgen. Nach zwei Jahren finanzieller Sorglosigkeit durch die Unterstützung Körners befreite sich Schiller aus der zunehmend auch als Abhängigkeit erlebten Gemeinschaft mit den Freunden und machte sich im Juli 1787 auf den Weg nach Hamburg, wo er mit dem Theaterdirektor Friedrich Ludwig Schröder in Verbindung zu treten hoffte. In Weimar machte er, der Weimarische Rat, Zwischenstation, um Charlotte von Kalb, seine Freundin aus Mannheim, wiederzusehen sowie Goethe (der sich freilich noch in Italien aufhielt) und Wieland kennen zu lernen. Vor allem dieser hielt ihn jedoch fest. Fast zwei Jahre dauerte Schillers erster Aufenthalt in der Stadt. In dieser Zeit wandte er sich neben literarischen Arbeiten auch historischen Studien zu, die dazu führten, dass er – mit Goethes Unterstützung – zum Sommersemester 1789 als Professor der Philosophie mit Lehrauftrag für Geschichte an die Universität Jena berufen wurde. Schon knapp ein Jahr nach seiner Vermählung mit Charlotte von Lengefeld im Februar 1790 erlitt Schiller im Januar 1791 eine schwere Erkrankung, eine kruppöse Pneumonie, die zu einer lebenslangen Kränklichkeit führte. Seine akademische Karriere musste er nach dem Sommersemester 1793 beenden. Eine im August desselben Jahres angetretene neunmonatige Reise in seine württembergische Heimat brachte ihn in Beziehung zum Tübinger Verleger Johann Friedrich Cotta. Mit ihm verabredete er die Herausgabe einer literarischen Zeitschrift, „Die Horen“. Im Mai 1794, wieder zurück in Jena, befreundete er sich mit Wilhelm von Humboldt und trat mit Goethe in Kontakt, indem er ihn zur Mitarbeit an den „Horen“ einlud (vgl. die Erläuterungen zu vorliegendem Brief). Damit begann eine elf Jahre währende freundschaftlich-kritische Zusammenarbeit auf poetischem, poetologischem und literaturpolitischem Gebiet. Schiller, der Ende 1799 wieder nach Weimar gezogen war, starb am 9. Mai 1805. Zur Vorgeschichte der Bekanntschaft zwischen Goethe und Schiller Goethe, von dessen „Götz von Berlichingen“, „Clavigo“ und „Werther“ Schiller in der Carlsschule „auf das höchste enthusiasmirt“ war (Hoven, 61), stand seinerseits Schillers Jugendwerken ablehnend gegenüber; nach einem Brief Wielands an
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Friedrich August Clemens Werthes vom 6. März 1782 hatte Goethe „einen, ebenso großen Gräuel als ich, an der seltsamen Hirnwuth, die man izt am Nekkarstrome für Genie zu halten pflegt“ (WB 7 I, 421). Schiller wusste davon und wagte deshalb nicht, Goethe seinen „Fiesko“ zur Beurteilung vorzulegen (vgl. die Mitteilung Jacob Friedrich Abels; NA 42, 23). Am 2. Februar 1782 schrieb Schiller an den Mannheimer Verleger Christian Friedrich Schwan: „Wegen dem Göz v〈on〉 Berlich〈ingen〉 will ich an Göthen selbsten schreiben.“ (NA 23, 31.) Es ging um eine Bearbeitung von Goethes Schauspiel für die Mannheimer Bühne. Diese kam nicht zustande; der junge Regimentsmedikus schrieb auch nicht an Goethe, weil er „besorgte der Verfaßer möchte sich dadurch beleidigt finden“ (Brief an Wolfgang Heribert von Dalberg, 1. April 1782; NA 23, 32). Es sollte noch mehr als 12 Jahre dauern, bis Schiller mit dem Bezugsbrief zu vorliegendem Brief eine Korrespondenz mit Goethe eröffnete. Zu einer ersten persönlichen Begegnung war es bereits in der Carlsschule gekommen. Goethe, der sich mit Herzog Carl August auf der Rückreise aus der Schweiz befand, war bei der alljährlichen Stiftungsfeier der Schule am 12. Dezember 1779 zugegen, auch am 14. Dezember, als an 124 Zöglinge, darunter auch Schiller, Preise ausgeteilt wurden (vgl. Hoven, 61f.; Richard Weltrich: Friedrich Schiller 〈…〉. Bd 1. Stuttgart 1899, S. 282). Charlotte Schiller wusste (vielleicht nach Erzählungen ihres Mannes) zu berichten: „Schiller, dessen ganzer Antheil auf Goethe ruhte, 〈…〉 fühlte sich mächtig angezogen; doch er konnte sich nicht bemerklich machen 〈…〉.“ (Schillers Leben bis 1787; Charlotte von Schiller 1, 86.) Das Gefühl, nicht wahrgenommen zu werden, blieb Schiller auch in Weimar erhalten; Goethe bestätigt es rückblickend in seinem Aufsatz „Glückliches Ereignis“ (1817), womit der Beginn seiner freundschaftlichen Beziehung zu Schiller im Jahr 1794 gemeint ist: 〈…〉 ich vermied Schillern der, sich in Weimar aufhaltend, in meiner Nachbarschaft wohnte. (LA I 9, 80.) Nach Goethes Rückkehr aus Italien am 18. Juni 1788 dauerte es drei Monate, bis es zur von Schiller „ungeduldig“ erwarteten Begegnung mit Goethe kam (Brief an Cornelius Johann Rudolf Ridel, 7. Juli 1788; NA 25, 77), am 7. September im Hause Louise von Lengefelds in Rudolstadt. Am 12. September berichtet Schiller seinem Freund Körner ausführlich darüber: „Endlich kann ich Dir von Göthen erzählen 〈…〉. Sein erster Anblick stimmte die hohe Meinung ziemlich tief herunter, die man mir von dieser anziehenden und schönen Figur beigebracht hatte. 〈…〉 Unsere Bekanntschaft war bald gemacht, und ohne den mindesten Zwang; freilich war die Gesellschaft zu groß und alles auf seinen Umgang zu eifersüchtig, als daß ich viel allein mit ihm hätte seyn oder etwas anders als allgemeine Dinge mit ihm sprechen können. 〈…〉 Im ganzen genommen ist meine in der That große Idee von ihm nach dieser persönlichen Bekanntschaft nicht vermindert worden, aber ich zweifle, ob wir einander je sehr nahe rücken werden. 〈…〉 er ist mir, (an Jahren weniger als an Lebenserfahrungen und Selbstentwicklung) so weit voraus, daß wir unterwegs nie mehr zusammen kommen
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werden, und sein ganzes Wesen ist schon von anfang her anders angelegt als das meinige, seine Welt ist nicht die meinige, unsere Vorstellungsarten scheinen wesentlich verschieden. 〈…〉 Die Zeit wird das weitere lehren.“ (NA 25, 106f.) Von Goethe ist kein Zeugnis über das Rudolstädter Treffen überliefert. Aber er teilte Schillers Auffassung, sie seien zwei Geistesantipoden, wie es in „Glückliches Ereignis“ heißt (LA I 9, 81). Nach seiner Rückkehr aus Italien, schreibt er dort, wo er sich zu größerer Bestimmtheit und Reinheit in allen Kunstfächern auszubilden gesucht hatte (LA I 9, 79), erschienen ihm Werke wie Schillers „Räuber“ und „Dom Karlos“ verhaßt (ebd.). Sein Aufsatz ü b e r A n m u t u n d W ü r d e war eben so wenig ein Mittel mich zu versöhnen. Die Kantische Philosophie 〈…〉 hatte er mit Freuden in sich aufgenommen, sie entwickelte das Außerordentliche was die Natur in sein Wesen gelegt, und er, im höchsten Gefühl der Freiheit und Selbstbestimmung, war undankbar gegen die große Mutter, die ihn gewiß nicht stiefmütterlich behandelte. 〈…〉 Gewisse harte Stellen 〈etwa über die „Unarten“ der ‚Genies‘ als „Günstlinge der Natur“ [NA 20, 275]〉 sogar konnte ich direkt auf mich deuten, sie zeigten mein Glaubensbekenntnis in einem falschen Lichte; 〈…〉 die ungeheuere Kluft zwischen unsern Denkweisen klaffte nur desto entschiedener. (LA I 9, 80.) Die Folge: 〈…〉 so lebten wir eine zeitlang nebeneinander fort. (Ebd.) In einem Promemoria vom 9. Dezember 1788 schlug Goethe dem weimarischen Geheimen Consilium vor, Schiller zum Professor für Geschichte in Jena zu machen, besonders da diese Acquisition ohne Aufwand zu machen ist. (WA IV 9, 65.) In diesem Zusammenhang kam es zu weiteren Begegnungen zwischen Goethe und Schiller (vgl. dessen Briefe an Körner, 12. Dezember 1788 [NA 25, 162f.]; an die Schwestern Lengefeld, 23. Dezember 1788 [NA 25, 165]). Am distanzierten Verhältnis änderte sich nichts. Schiller trennte strikt zwischen dem Künstler und dem Menschen. Den einen bewunderte er: „Göthe hat weit mehr Genie als ich“, schrieb er am 25. Februar 1789 an Caroline von Beulwitz (NA 25, 212) und gestand noch Jahre später seinem Freund Körner: „〈…〉 gegen Göthen bin ich und bleib ich eben ein poetischer Lump“ (Brief vom 27. Juni 1796; NA 28, 231). Dem anderen, dem Menschen, begegnete er mit Aversion. Eine der heftigsten Äußerungen findet sich in Schillers Brief an Körner vom 2. Februar 1789: „Oefters um Goethe zu sein, würde mich unglücklich machen 〈…〉; ich glaube in der That, er ist ein Egoist in ungewöhnlichem Grade. Er besitzt das Talent, die Menschen zu fesseln 〈…〉; aber sich selbst weiß er immer frei zu behalten. Er macht seine Existenz wohlthätig kund, aber nur wie ein Gott, ohne sich selbst zu geben 〈…〉. Mir ist er dadurch verhaßt, ob ich gleich seinen Geist von ganzem Herzen liebe und groß von ihm denke. Ich betrachte ihn wie eine stolze Prude, der man ein Kind machen muß, um sie vor der Welt zu demüthigen, und an meinem guten Willen liegt es nicht, wenn ich nicht einmal 〈…〉 einen Streich auf ihn führe, und in einer Stelle,
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die ich bei ihm für die tödtlichste halte. Eine ganz sonderbare Mischung von Haß und Liebe ist es, die er in mir erweckt hat, eine Empfindung, die derjenigen nicht ganz unähnlich ist, die Brutus und Cassius gegen Caesar gehabt haben müssen“ (NA 25, 193f.). Nach einem Besuch Goethes in Jena am 31. Oktober 1790 erklärte Schiller in seinem Brief an Körner vom Tag darauf: „Seine Philosophie mag ich auch nicht ganz. Sie hohlt zu viel aus der Sinnenwelt, wo ich aus der Seele hohle.“ (NA 26, 55.) Goethe selbst nannte es ein „Glückliches Ereignis“, dass die Mißverhältnisse, welche mich lange Zeit von ihm 〈Schiller〉 entfernt hielten (LA I 9, 79), beseitigt werden konnten, und zwar dadurch, dass dasjenige, was lange als gegensätzlich empfunden, als komplementär erkannt werden konnte. Goethe bezeichnete es in seiner autobiographischen Notiz „Ferneres in Bezug auf mein Verhältniß zu Schiller“ als selten, daß Personen gleichsam die Hälften von einander ausmachen, sich nicht abstoßen, sondern sich anschließen und einander ergänzen. (WA I 36, 253.) Am Beginn dieses Erkenntnisprozesses stand eine Begegnung mit Schiller am 20. Juli 1794 nach einer Sitzung der „Naturforschenden Gesellschaft“ (vgl. zu 5,2–3); Goethe erinnerte sich: Wir gelangten zu seinem Hause, das Gespräch lockte mich hinein; da trug ich die Metamorphose der Pflanzen lebhaft vor, und ließ 〈…〉 eine symbolische Pflanze vor seinen Augen entstehen. Er vernahm und schaute das alles mit großer Teilnahme, mit entschiedener Fassungskraft; als ich aber geendet, schüttelte er den Kopf und sagte: das ist keine Erfahrung, das ist eine Idee. Ich stutzte, verdrießlich einigermaßen: denn der Punkt der uns trennte, war dadurch aufs strengste bezeichnet. (LA I 9, 81.) Es folgten bald weitere Gespräche (vgl. zu 55,3 und 69,16) und vor allem Schillers Briefe vom 23. und 31. August 1794, in denen er Goethe als ‚intuitiven‘, sich selbst als ‚spekulativen Geist‘, Goethe als ‚Realisten‘, sich selbst als ‚Idealisten‘ charakterisierte (vgl. zu 69,8) und erklärte, er „begreife 〈…〉 doch nunmehr vollkommen, daß die so sehr verschiedenen Bahnen, auf denen Sie und ich wandelten, uns nicht wohl früher, als gerade jetzt, mit Nutzen zusammenführen konnten“, und er hoffe, „daß wir, soviel von dem Wege noch übrig seyn mag, in Gemeinschaft durchwandeln werden“ (NA 27, 31). Und so besiegelten wir, schrieb Goethe in „Glückliches Ereignis“, durch den größten, vielleicht nie ganz zu schlichtenden Wettkampf zwischen Objekt und Subjekt, einen Bund, der ununterbrochen gedauert, und für uns und andere manches Gute gewirkt hat. (LA I 9, 82.) In den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1794 heißt ergänzend: 〈…〉 für mich war es ein neuer Frühling, in welchem alles froh nebeneinander keimte 〈…〉. Die 〈…〉 beiderseitigen Briefe geben davon das unmittelbarste, reinste und vollständigste Zeugniß. (WA I 35, 41f.)
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Goethes Briefe an Schiller Der Briefwechsel beginnt mit Schillers Einladung zur Mitarbeit an den „Horen“ vom 13. Juni 1794 und Goethes zustimmender Antwort vom 24. Juni im vorliegenden Brief; er endet wenige Tage vor Schillers Tod mit Goethes Brief vom 26. oder 27. April 1805, in dem er Schiller bittet, einen Nachtrag seiner „Anmerkungen“ zur Übersetzung von „Rameau’s Neffe“ nach Leipzig zu schicken. Etwa zwei Drittel der Briefe stammen aus der Zeit vor Schillers Umzug nach Weimar im Dezember 1799; besonders intensiv wurden in den Jahren 1797/98 Briefe gewechselt, in denen es vielfach um Goethes Epos „Herrmann und Dorothea“ und Schillers „Wallenstein“-Drama geht sowie sich daraus entwickelnde poetologische Fragen zu epischer und dramatischer Dichtung. Von Anfang an bilden die Briefe dabei sowohl den Anlass zu weitergehenden mündlichen Erörterungen, vor allem während Goethes längeren Aufenthalten in Jena, als auch zu deren schriftlicher Fortsetzung. Christian Dietrich Grabbe befand in seinen 1830 entstandenen Bemerkungen „Etwas über den Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe“ (Goethe im Urteil seiner Kritiker, 462–475), dieser enthalte „nichts weiter als eine Sammlung billetmäßiger Lappalien“ (ebd., 466) und biete lauter „Erbärmlichkeiten“ aus dem „Privatleben“ der beiden „Heroen am deutschen Dichterhimmel“ (ebd.). Das trifft nicht zu. Im Gegenteil: Privates und Familiäres findet sich nur am Rande, meist in den konventionell formulierten Grüßen und Wünschen am Briefschluss. Individuelle Befindlichkeiten werden nur erwähnt, soweit sie von Fall zu Fall der beiderseitigen Tätigkeit hinderlich oder förderlich sind. Den Tod seines zwei Wochen alten Sohnes Carl behandelt Goethe in seinem Brief vom 21. November 1795 in einem von elf Absätzen (vgl. 186,18–24), die Geburt von Schillers Sohn Ernst im Brief vom 12. Juli 1796 mit zwei Sätzen (vgl. WA IV 11, 125). Das bedeutet andererseits nicht, dass die Briefe, stets in der Sie-Form geschrieben, auf eine bloß sachliche Ebene zu reduzieren wären. Zu den wichtigsten Funktionen des Briefwechsels gehörte die Beziehungspflege, denn die Differenz unserer Individualitäten erforderte große Liebe und Zutrauen, Bedürfnis und Treue im hohen Grad 〈…〉 um ein freundschaftliches Verhältniß ohne Störung immerfort zusammenwirken zu lassen. (Ferneres in Bezug auf mein Verhältniß zu Schiller; WA I 36, 253.) Die ersten Briefe des Jahres 1794 haben keinen anderen Zweck als um Vertrauen zu werben. Auf Schillers Versuch im Brief vom 23. August, den „Gang Ihres 〈Goethes〉 Geistes“ zu analysieren, antwortet Goethe am 27. August mit dem Bekenntnis, Schiller habe die Summe meiner Existenz (69,8) gezogen, und wünscht nun seinerseits, durch Sie selbst mit dem Gange Ihres Geistes 〈…〉 bekannt zu werden. (69,19–21.) Dieses Bedürfnis, sich einander verständlich zu machen und dadurch verbunden zu bleiben, kommt immer wieder zum Ausdruck; so bittet Goethe im Brief vom 17. Mai 1797: Lassen Sie uns, so lange wir beysammen bleiben, auch unsere Zweyheit immer mehr in Einklang brin-
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gen, damit selbst eine längere Entfernung unserm Verhältniß nichts anhaben könne. (WA IV 12, 125.) Als diese Zweyheit durch Schillers Tod zerbrach, schrieb Goethe an Carl Friedrich Zelter: Ich dachte mich selbst zu verlieren, und verliere nun einen Freund und in demselben die Hälfte des Daseyns. (Brief vom 1. Juni 1805; WA IV 19,8.) Dieses Verhältnis, das Goethe als ‚freundschaftliches‘ bezeichnete, und zwar unter Verzicht auf den Anspruch, der Freund solle gleichsam ein anderes Ich seyn (Brief an August Herder, Dezember 1798; WA IV 13, 367), beruhte nicht so sehr auf spontaner emotionaler Zuneigung, auch wenn Goethe immer wieder um Schillers ‚Liebe‘ wirbt, wie am Schluss des Briefes vom 18. März 1795: Leben Sie wohl und lieben mich, es ist nicht einseitig. (117,27.) Der Begriff meinte zeitgenössisch in solchem Zusammenhang nicht mehr als ‚freundschaftliches Wohlwollen‘ und ‚intellektuelle Zuneigung‘ (vgl. GWb 5, 1185). Goethe hatte Schiller vielmehr zu respektieren und bewundern gelernt und verstanden, welche Bedeutung er für ihn haben könne; im Brief vom 6. Januar 1798 bekannte er: Sie haben mir eine zweyte Jugend verschafft und mich wieder zum Dichter gemacht, welches zu seyn ich so gut als aufgehört hatte. (WA IV 13, 7.) Das hatte zu tun mit Schillers intellektueller Energie und rastloser Tätigkeit (im Bewusstsein seiner krankheitsbedingt begrenzten Lebenszeit). „Alle acht Tage“, erzählte Goethe am 18. Januar 1825 Eckermann, „war er 〈Schiller〉 ein Anderer und ein Vollendeterer; jedesmal wenn ich ihn wiedersah, erschien er mir vorgeschritten in Belesenheit, Gelehrsamkeit und Urtheil.“ (Eckermann, Gespräche 1, 198.) Für Goethe galt aus Schillers Sicht Ähnliches. Am 21. Juli 1797 schrieb er an Goethe: „Ich kann nie von Ihnen gehen, ohne daß etwas in mir gepflanzt worden wäre, und es freut mich, wenn ich für das Viele was Sie mir geben, Sie und Ihren innern Reichthum in Bewegung setzen kann.“ (NA 29, 104.) Auch Schiller spricht von ‚Liebe‘, etwa in dem viel zitierten Brief vom 2. Juli 1796, in dem es heißt, „daß es, dem Vortreflichen gegenüber keine Freyheit giebt als die Liebe.“ (NA 28, 235.) Bezeichnenderweise bezieht sich dieses Diktum nicht auf Goethes Person, sondern auf dessen Werk, auf den tiefen Eindruck, den die Lektüre von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ hervorgerufen hatte. Schiller bezeichnete seine Beziehung zu Goethe als ein „auf wechselseitige Perfectibilität gebautes Verhältniß“ (Brief vom 21. Juli 1797; NA 29, 104). Ganz in diesem Sinn schrieb Goethe über den Briefwechsel mit dem Freund, er könne deutlich machen, was wir beide gewollt, wie wir uns an einander gebildet, wie wir einander gefördert, wie weit wir mit unsern Leistungen gediehen und warum nicht weiter (Brief an Ernst von Schiller, 26. Januar 1827; WA IV 42, 22).
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Zum Briefwechsel 1794–1796 Neben dem Aspekt der ‚Beziehungsarbeit‘ diente der Briefwechsel in den ersten zweieinhalb Jahren der intensiven Erörterung poetischer, ästhetischer, literaturpolitischer und auch geschäftlicher Fragen. Goethe beteiligte sich an Schillers Journal „Die Horen“ ebenso wie an den seit Ende 1795 erscheinenden „Musen-Almanachen“ mit Beiträgen. In den „Horen“ erschienen Goethes „Episteln“, die „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“, sein Aufsatz „Litterarischer Sanscülottismus“, seine „〈Römischen〉 Elegien“ sowie die Übersetzungen des „Versuchs über Dichtungen“ (von Madame de Staël) und der Autobiographie von „Benvenuto Cellini“. Zu den „Musen-Almanachen“ lieferte er u.a. die „Epigramme. Venedig 1790“ und die Idylle „Alexis und Dora“; mit Schiller gemeinsam produzierte er Hunderte Distichen für die „Xenien“, eine Sammlung kritisch-satirischer Epigramme, die sich gegen unliebsame „Horen“-Kritiker richteten, aber auch eine Kriegserklärung gegen die Halbheit 〈…〉 in allen Fächern (185,20–21) sein sollten. Zu einem von Schiller angeregten ‚ästhetischen Briefwechsel‘ im Herbst 1794 konnte sich Goethe indes nicht verstehen; nur einige Blätter kamen zustande (vgl. zu 83,18). Er ermunterte vielmehr seinerseits Schiller, nach Jahren historischer und philosophischer Studien sich wieder der Poesie zuzuwenden (vgl. 156,18). Ein intensiver Austausch fand in den Jahren 1795/96 über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ statt, dessen 2. bis 8. Buch Goethe Schiller noch im Manuskript zu lesen gab. Vor allem zum 8. Buch legte Schiller in langen Briefen von Juni/Juli 1796 eine kritische Analyse vor. Über dessen Anteil am Entstehen des Werks erklärt Goethe in seinem Brief vom 2. und 7. Juli 1796: Wenn dieses nach Ihrem Sinne ist, so werden Sie auch Ihren eigenen Einfluß darauf nicht verkennen, denn gewiß ohne unser Verhältniß hätte ich das Ganze kaum, wenigstens nicht auf diese Weise, zu Stande bringen können. (WA IV 11, 118.) Goethe selbst förderte den „Wallenstein“, an dem Schiller seit März 1796 arbeitete (und den er erst 1799 vollendete), indem er sich immer wieder nach Fortschritten erkundigte und Schiller zur Weiterarbeit ermunterte: Das Angenehmste, was Sie mir 〈…〉 melden können, ist Ihre Beharrlichkeit an Wallenstein und Ihr Glaube an die Möglichkeit einer Vollendung 〈…〉. (Brief vom 15. November 1796; WA IV 11, 263.) Goethe berichtete seinem Briefpartner indes nicht nur über Literarisches und die eigene poetische Tätigkeit, sondern auch von seinen naturwissenschaftlichen Bemühungen (135,9–10), etwa von seinen Beobachtungen über Pflanzen und Insecten (Brief vom 30. Juli 1796; WA IV 11, 143) und die Eingeweide der Thiere (Brief vom 26. Oktober 1796; WA IV 11, 244), teilte Informationen über politische Vorgänge wie den Ersten Koalitionskrieg mit, der seine Vaterstadt Frankfurt in Mitleidenschaft zog und Sachsen-Weimar bedrohte (vgl. die erste Hälfte des Briefes vom 26. September 1795 [Nr 156] und die Erläuterungen dazu, ferner den zweiten Briefteil des Briefes vom 22. und
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23. Juli 1796 [WA IV 11, 133f.]) und berichtete über Begegnungen und Gespräche mit Besuchern und während seiner Reisen. Gelegentlich ging es auch um Geschäftliches, wie im Brief vom 23. Dezember 1794 (Nr 74), in dem Goethe Vorschläge zu Honorarverhandlungen mit Cotta der „Horen“ wegen machte (vgl. zu 95,4–8); diese Passage hat Goethe im Erstdruck des Briefwechsel unterdrückt (vgl. Überlieferung zu Nr 74). Zu vorliegendem Brief Mit dem Bezugsbrief hatte Schiller Goethe zur Mitarbeit an seiner Zeitschrift „Die Horen“ eingeladen, die von 1795 bis 1797 erschien; dem Brief lag ein Exemplar der gedruckten Privatanzeige bei (NA 22, 103–105), die Schiller auch an andere potenzielle Mitarbeiter schickte, u.a. an Immanuel Kant (mit Brief vom 13. Juni 1794; NA 27, 12f., Nr 11), an Johann Gottfried Herder (mit Brief vom 4. Juli 1794; NA 27, 18f., Nr 17) und an Friedrich Heinrich Jacobi (mit Brief vom 24. August 1794; NA 27, 29, Nr 24). Auf diese Einladung bezieht sich der vorliegende Brief. Das für Goethe bestimmte Exemplar enthält einige handschriftliche Ergänzungen Schillers, die im folgenden Abdruck durch Fettdruck hervorgehoben sind:
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Die Horen Unter diesem Titel wird mit dem Anfang des Jahrs 1795. eine Monatsschrift erscheinen, zu deren Verfertigung eine Gesellschaft bekannter Gelehrten sich vereinigt hat. Sie wird sich über alles verbreiten, was mit Geschmack und philosophischem Geiste behandelt werden kann, und also sowohl philosophischen Untersuchungen, als historischen und poetischen Darstellungen offen stehen. Alles, was entweder bloß den gelehrten Leser interessieren, oder was bloß den nichtgelehrten befriedigen kann, wird davon ausgeschlossen seyn; vorzüglich aber und unbedingt wird sie sich alles verbieten, was sich auf Staatsreligion und politische Verfassung bezieht. Man widmet sie der s c h ö n e n Welt zum Unterricht und zur Bildung und der g e l e h r t e n zu einer freyen Forschung der Wahrheit, und zu einem fruchtbaren Umtausch der Ideen; und indem man bemüht seyn wird, die Wissenschaft selbst, durch den innern Gehalt, zu bereichern, hofft man zugleich den Kreis der Leser durch die Form zu erweitern. Unter der großen Menge von Zeitschriften, ähnlichen Innhalts, dürfte es vielleicht schwer seyn, Gehör zu finden, und, nach so vielen verunglückten Versuchen in dieser Art, noch schwerer, sich Glauben zu verschaffen. Ob die Herausgeber der gegenwärtigen Monatsschrift gegründetere Hofnungen haben, wird sich am besten aus den Mitteln abnehmen lassen, die man zur Erreichung jenes Zwecks eingeschlagen hat. Nur der innere Werth einer litterarischen Unternehmung ist es, der ihr ein daurendes Glück bey dem Publikum versichern kann; auf der andern Seite aber ist es nur dieses Glück, welches ihrem Urheber den Muth und die Kräfte giebt, etwas be-
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trächtliches auf ihrem Werth zu verwenden. Die große Schwierigkeit also ist, daß der Erfolg gewißermaßen schon realisirt seyn müßte, um den Aufwand, durch den allein er zu realisiren ist, möglich zu machen. Aus diesem Zirkel ist kein anderer Ausweg, als daß ein unternehmender Mann an jenen problematischen Erfolg so viel wage, als etwa nöthig seyn dürfte, ihn gewiß zu machen. 〈…〉 Ein Verleger, der diesem Unternehmen in jeder Rücksicht gewachsen ist, hat sich bereits in dem BuchhändL. Cotta v. Tübingen gefunden und ist bereit, sie ins Werk zu richten, so bald die erforderliche Anzahl von Mitarbeitern sich zusammen gefunden haben wird. Jeder Schriftsteller, an den man diese Anzeige sendet, wird also zum Beitritt an dieser Societät eingeladen, und man hofft dafür gesorgt zu haben, daß er in keiner Gesellschaft, die seiner unwürdig wäre, vor dem Publikum auftreten soll. Da aber die ganze Unternehmung nur unter der Bedingung einer gehörigen Anzahl von Theilnehmern möglich ist, so kann man keinem der eingeladenen Schriftsteller zugestehn, seinen Beytritt bis nach Erscheinung des Journals aufzuschieben, weil man schon vorläufig wissen muß, auf wen man zu rechnen hat, um an die Ausführung auch nur denken zu können. So bald aber die erforderliche Anzahl sich zusammen gefunden hat, wird solches jedem Theilnehmer an der Zeitschrift unverzüglich bekanntgemacht werden. Jeden Monat ist man überein gekommen, ein Stück von 9 Bogen in median zu liefern; der gedruckte Bogen wird mit Sechs Ldor’s in Golde bezahlt. Dafür verspricht der Verfasser, von diesen einmahl abgedruckten Aufsätzen, drey Jahre nach ihrer Erscheinung, keinen andern öffentlichen Gebrauch zu machen, es sey denn, daß beträchtliche Veränderungen damit vorgenommen worden wären. Obgleich von denjenigen Gelehrten, deren Beyträge man sich ausbittet, nichts, was ihrer selbst und einer solchen Zeitschrift nicht ganz würdig wäre, zu befürchten ist, so hat man doch, aus leicht begreiflichen Gründen, die Verfügung getroffen, daß kein Mscrpt eher dem Druck übergeben werde, als biß es einer dazu bestimmten Anzahl von Mitgliedern zur Beurtheilung vorgelegt worden ist. Dieser Convention werden sich die H. H. Theilnehmer um so eher unterwerfen, als sie versichert seyn können, daß höchstens nur die relative Zweckmässigkeit ihrer Beyträge in Rücksicht auf den Plan und das Interesse des Journals zur Frage kommen kann. Eigenmächtige Abänderungen wird weder der Redacteur noch der Ausschuß sich in den Mscrpten erlauben. Sollten welche nöthig seyn, so versteht es sich von selbst, daß man den Verfasser ersuchen wird, sie selbst vorzunehmen. Der Abdruck der Mscrpte wird sich nach der Ordnung richten, in der sie eingesandt werden, soweit dieses mit der nöthigen Mannichfaltigkeit des Innhalts in den einzelnen Monatsstücken bestehen kann. Eben diese Mannichfaltigkeit macht die Verfügung nothwendig, daß kein Beytrag durch mehr als drey Stücke fortgesetzt werde, und in keinem einzelnen Stück mehr als sechzig Seiten einnehme. Briefe und Mscrpte sendet man an den Redacteur dieser Monatsschrift, der den
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Hn. Hn. Verfassern für ihre eingesandten Beyträge steht, und bereit ist, jedem, so bald es verlangt wird, Rechnung davon abzulegen. Daß von dieser Anzeige kein öffentlicher Gebrauch zu machen sey, wird kaum nöthig seyn zu erinnern.
Jena am 13 Jun. 1794.
F r i e d r i c h S c h i l l e r. H o f r a t u n d P r o f e s s r z u J e n a.
(H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 2.) 2 Anfang des Jahrs 1795.] Das 1. Stück der „Horen“ erschien Mitte Januar 1795 in Tübingen; in Jena traf es am 24. Januar ein (vgl. Schillers Brief an Goethe, 25. Januar 1795; NA 27, 127). 3 eine Gesellschaft bekannter Gelehrten] Am 12. Juni 1794 hatte Schiller über den Kreis der Mitarbeiter an Körner geschrieben: „Hier in loco sind unserer vier: Fichte, Humboldt, Woltmann und ich. An Goethe, Kant, Garve, Engel, Jacobi, Gotter, Herder, Klopstock, Voß, Maimon, Baggesen, Reinhold, Blankenburg, v. Thümmel, Lichtenberg, Matthisson, Salis und einige andere ist theils schon geschrieben worden, theils wird es noch geschehen.“ (NA 27, 10f.) Von diesen 21 Genannten lieferten zehn keine Beiträge (Kant, Garve, Klopstock, Maimon, Baggesen, Reinhold, Blankenburg, von Thümmel, Lichtenberg und von Salis). Eine detaillierte Übersicht über die Mitarbeiter der „Horen“ bietet das „Alphabetische Verzeichnis der Beiträger in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“ (S. 599–604 im vorliegenden Band). 8–9 vorzüglich aber 〈…〉 politische Verfassung bezieht] Diese Absichtserklärung, das Journal werde auf die Beschäftigung mit tagespolitischen Fragen verzichten, wird in Schillers Vorrede vor dem 1. Stück der „Horen“ 1795 wiederholt, wo es heißt, man wolle „sich über das Lieblingsthema des Tages ein strenges Stillschweigen auferlegen“ und über „das beschränkte Interesse der Gegenwart“ hinausgehen (S. III). Diese Ankündigung wurde nach Ansicht von Kritikern nicht eingehalten. So fragte Johann Friedrich Reichardt mit Bezug auf die schon im 1. „Horen“-Stück erschienenen Beiträge Goethes – „Erste Epistel“ und die „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“, in denen es um die Besetzung linksrheinischer Gebiete durch französische Revolutionstruppen geht –: „Ist das ehrlich? heißt das s t r e n g e s S t i l l s c h w e i g e n ü b e r d a s L i e b l i n g s t h e m a d e s Ta g e s, ü b e r K r i e g, p o l i t i s c h e M e i n u n g e n u n d S t a a t s c r i t i k s t r e n g e s S t i l l s c h w e i g e n b e o b a c h t e n?“ (Deutschland. 1796. 1. Band. 1. Stück, S. 62; vgl. Fambach 2, 227.) 30 Cotta] Johann Friedrich Cotta, Verleger in Tübingen. Schiller hatte mit ihm im Mai 1794 in Stuttgart über seinen Plan eines „großen litterarischen Journals“ gesprochen (vgl. Schillers Brief an Cotta, 19. Mai 1794; NA 27, 3), aus dem dann „Die Horen“ hervorgingen. 42 median] Median ist eigentlich ein Papier-Format von etwa 42(–46) × 53(–59) cm; hier ist, wie aus der Umfangs-
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angabe von „9 Bogen“ hervorgeht, ein mittelgroßes Buch-Format gemeint (lat. medianus: in der Mitte befindlich). „Die Horen“ erschienen in Oktav-Format; die Stücke sind zwischen sechs und acht Bogen stark (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“, S. 579–591 im vorliegenden Band). 43 Sechs Ldor’s] Damit bekam Goethe das gleiche Honorar, das Schiller für sich selbst ausgehandelt hatte (vgl. Schillers Brief an Cotta, 9. Januar 1795; NA 27, 119). Schillers Begründung: „Ein Mann, wie Göthe, der in Jahrhunderten kaum einmal lebt, ist eine zu kostbare Acquisition, als daß man ihn nicht, um welchen Preiß es auch sey, erkaufen sollte.“ (Ebd., 118.) Das Honorar anderer Mitarbeiter lag ein bis zwei Louisdor darunter (vgl. Schillers Brief an Cotta, 2. Oktober 1794; NA 27, 60). Aus Schillers Brief an Cotta vom 29. März 1795 geht hervor, dass Goethe zur Ostermesse 1795 für sechs Bogen 48 Louisdor erhalten sollte (NA 27, 168), also acht Louisdor pro Bogen. Nach einem Eintrag Cottas im Kassenbuch der Hauptkasse zahlte er Goethe zur Ostermesse 396 Gulden, was etwa 50 Louisdor entspricht (H: DLA Marbach, Cotta-Archiv). Die Honorarvereinbarungen galten für den 1. Jahrgang des Journals. Als der Absatz zurückging, wurden die Vergütungen angepasst (vgl. Brief Cottas an Schiller, 24. Februar 1796; NA 36 I, 128). Trotzdem lagen sie immer noch über dem Durchschnittshonorar, das „um 1800 〈…〉 zwischen 5 und 10 Talern pro Bogen“ (etwa ein bis knapp zwei Louisdor) lag (Goethe-Cotta 3 I, 16). Nach einer Honorarabrechnung für das 6. Stück der „Horen“ 1797 erhielt Goethe für 17 Seiten, also gut einen Bogen, fünf Louisdor (NA 41 II A, 366). 51 Anzahl von Mitgliedern] Zu diesem Redaktionsausschuss gehörten außer Schiller zunächst Johann Gottlieb Fichte, Wilhelm von Humboldt und Karl Ludwig Woltmann, später auch Goethe und Cottas Teilhaber Christian Jakob Zahn. Nach einigen Monaten übernahm Schiller die Alleinverantwortung für die Publikation der Beiträge. Mit dem vorliegenden Brief nahm Goethe Schillers Einladung an und bereitete durch die gemeinschaftliche publizistische Tätigkeit den Weg zur persönlichen Annäherung und Freundschaft. 54,21 Zeitschrift] Die Horen. 54,22–23 Ich werde mit Freuden 〈…〉 von der Gesellschaft seyn.] Diesen Satz hat Goethe in K1 eigenhändig ergänzt (vgl. Nr 24K1), nachdem er zunächst geschrieben hatte: und ich wünschte mich durch die That für das Vertr danckbar zu bezeigen (209,29–30), und dann: und die ich mit Danck und Freuden annehme (209,31). Die endgültige Fassung erscheint deutlich weniger förmlich; sie drückt Goethes Bereitschaft zur Mitarbeit ganz uneingeschränkt aus. Zum Verhältnis von Konzept und Ausfertigung vgl. Karl-Heinz Hahn: Im Schatten der Revolution – Goethe und Jena im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. In: Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins 81–83 (1977–1979), S. 37–58, hier S. 48–51. – Von den Mitgliedern der „neuen litterarischen Societät“ (Schillers Brief
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an Kant, 13. Juni 1794; NA 27, 12) hatte Schiller im Bezugsbrief nur die „H. H. Fichte, Woltmann und von Humboldt“ genannt (NA 27, 13). An Fichte schrieb Goethe am selben Tag ebenfalls, dass er mit Freuden Theil an der Zeitschrift nehme (54,13). 54,25 theile ich es gerne mit] Die beiden ersten Beiträge, die Goethe am 26. und am 28. Oktober 1794 übersandte, waren die „〈Römischen〉 Elegien“ (vgl. 85,14) und die „Erste Epistel“ (vgl. 86,12). – Im Rückblick führte Goethe die Entstehung vieler Werke – von den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ und die Cellini-Übersetzung über seine Balladen und Lieder bis zu den „Xenien“ – auf seine Teilnahme an Schillers „Horen“ und „Musen-Almanachen“ zurück: Und ich weiß wirklich nicht, was ohne die Schillerische Anregung aus mir geworden wäre. (Brief an Christoph Ludwig Friedrich Schultz, 10. Januar 1829; WA IV 45, 118.) 54,29 wird] In K1 hatte Goethe zuerst würde (210,9) geschrieben. Die Ersetzung des Konjunktivs durch den Indikativ macht die Absichtserklärung entschlossener und signalisiert – wie zuvor (vgl. zu 54,22–23) – Bereitschaft zum Engagement. 54,29–31 sich über die Grundsätze zu vereinigen 〈…〉 zu prüfen hat] Bezieht sich auf die Arbeit des mit ausgewählten Mitarbeitern besetzten Ausschusses (vgl. die Einladung zur Mitarbeit an den „Horen“ und die Erläuterungen dazu in der einleitenden Erläuterung zu vorliegendem Brief). 55,3 Ich hoffe bald mündlich hierüber zu sprechen] Zur persönlichen Begegnung kam es am 20. Juli 1794 im Anschluss an die monatlich stattfindende Sitzung der „Naturforschenden Gesellschaft“ in Jena und zwei Tage später, am 22. Juli, in der Wohnung Wilhelm von Humboldts (Humboldt, Tagebücher 1, 249). Über das Zusammentreffen und die Gespräche berichten Goethes Aufsatz „Glückliches Ereignis“ (LA I 9, 79–83; erläutert in: LA II 10A, 749–754) und Schillers Brief an Körner vom 1. September 1794 (NA 27, 34f.). Das Zeitschriften-Projekt wird vermutlich dabei erörtert worden sein. Im Wesentlichen aber ging es um anderes, wie Schiller Körner berichtet: „Wir hatten vor sechs Wochen über Kunst und Kunsttheorie ein langes und breites gesprochen, und uns die Hauptideen mitgetheilt, zu denen wir auf ganz verschiedenen Wegen gekommen waren. Zwischen diesen Ideen fand sich eine unerwartete Uebereinstimmung, die um so interessanter war, weil sie wirklich aus der größten Verschiedenheit der Gesichtspunkte hervorging. Ein jeder konnte dem andern etwas geben, was ihm fehlte, und etwas dafür empfangen.“ (NA 27, 34.) Zu den „verschiedenen Wegen“ eines ‚intuitiven‘ und eines ‚spekulativen Geistes‘ vgl. zu 69,8. Neben Kunst und Ästhetik waren auch naturwissenschaftliche Fragestellungen Gegenstand der Unterhaltung; nach Goethes Darstellung ging es um seine Metamorphose der Pflanzen (LA I 9, 81): Er habe sie Schiller vorgetragen, der am Schluss gesagt habe: 〈…〉 das ist keine Erfahrung, das ist eine Idee. (Ebd.) Über die Themen dieser
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ersten Unterredungen zwischen Goethe und Schiller vgl. die Erläuterungen zur Beilage von Nr 43.
25. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 26. oder 27. Juni 1794〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Auf Sonnabend (vgl. 55,10), auf den Goethe Voigt im vorliegenden Brief einlädt, war der 28. Juni 1794. Auch Goethe hatte Fichte zu diesem Termin eingeladen, mit seinem Brief vom 25. Juni 1794 (vgl. EB 30), auf den Fichte noch am selben Tag antwortete (Fichte-Gesamtausgabe III 2, 153f., Nr 215; vgl. RA 1, Nr 979). Der vorliegende Brief setzt den Empfang von Fichtes Zusage voraus, so dass er am 26. oder 27. Juni 1794 geschrieben wurde. ÜBE R L IE FE RU N G
H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 1748/1981. – 1 Bl. (unterer Teil eines abgerissenen Folioblatts) 17,1 × 20,1 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte. E1: Stimmen aus dem 18. Jahrhundert. Mitgetheilt von M〈oritz〉 Carriere. In: Westermann’s Jahrbuch der Illustrirten Deutschen Monatshefte 44 (1878), April bis September, S. 45–51, 159–165, 272–277, hier S. 274 (Teildruck: 55,10–13 Fichte 〈…〉 G.) E2: WA IV 10 (1892), 168, Nr 3066 (Eduard von der Hellen). BE IL AG E
Eine Quittung Friedrich Justin Bertuchs (vgl. zu 55,7). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 15. Juni 1794 (GoetheVoigt2 1, 138f., Nr 92; vgl. RA 1, Nr 968). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 55,7 die Bertuchische Quittung über die Clerisseauischen Gelder] Der Pariser Maler, Architekt und Zeichner Charles-Louis Clérisseau hatte anlässlich des Wiederaufbaus des Weimarer Residenzschlosses Entwürfe für den Festsaal und das angrenzende Marmorzimmer geliefert, die nicht zur Ausführung kamen. Er erhielt dafür eine Abschlagszahlung. Eine erste Rate wurde zeitnah ausbezahlt, die Restsumme, nach wiederholten Mahnungen, erst im Oktober 1795 angewiesen. Goethe war als Mitglied der Kommission zur Dirigierung des Schlossbaus gehalten, die Bauabläufe mitzuplanen und die Arbeiten zu begleiten. Die nicht überlieferte Quittung über die ausbezahlte Summe wurde vom Verwalter der fürstlichen Schatulle
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Friedrich Justin Bertuch ausgefertigt. Vgl. zu 277,15 und zu 277,16–17. Ob die in Voigts Brief aus dieser Zeit mitgeteilte Notiz von Bertuch mit dem Vorgang in Verbindung steht, ließ sich nicht klären (Goethe-Voigt2 1, 138). 55,8 um gefällige weitre Besorgung] Um Weiterleitung an die nachgeordneten Stellen der Fürstlichen Verwaltung, vor allem an den Bauverwalter Georg Christoph Steffany, der den Vorgang hauptsächlich zu betreuen und schließlich zu den Akten zu legen hatte. 55,10 Fichte kommt Sonnabends] Am Samstag, dem 28. Juni 1794, war Johann Gottlieb Fichte zu Gast in Weimar. Zu Anlass und Gegenstand der Unterredung mit dem Jenaer Philosophieprofessor vgl. Fichtes Brief an Goethe, 25. Juni 1794; Fichte-Gesamtausgabe III 2, 153f., Nr 153; EB 30; zudem die einleitende Erläuterung zu Nr 23. – An dem vertraulichen Gespräch nahmen Goethe und Voigt in amtlicher Funktion teil. Fichte gelang es dabei, den im Bezugsbrief vorgetragenen Verdacht zu zerstreuen, dass er ein „schlimmer Jacobiner“ sei, der in seinem Collegium verbreite, dass es in 10 bis 20 Jahren weder König noch Fürsten geben werde (Goethe-Voigt2 1, 138). Im Brief an Charlotte von Kalb vom selben Tag zeigt sich Goethe von der Konversation angetan (vgl. zu 55,22–23). 55,12 Knebeln einladen] Carl Ludwig von Knebel war tatsächlich anwesend, wie der Eintrag unter dem 28. Juni 1794 in seinem Tagebuch belegt: „Mittags bey Göthe, mit Hn Fichte.“ (BG 4, 71.)
26. An Charlotte von Kalb Weimar, 28. Juni 1794 → 〈Waltershausen im Grabfeld〉 ÜBE R L IE FE RUN G
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Varnhagen-Sammlung, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Kasten 71. – Doppelblatt 19,3 × 22,8(–23,2) cm, 1 1⁄3 S. beschr., egh., Tinte; Bl. 2 an den Brüchen Löcher und kleine Risse; am inneren Falz Heftspuren in Form von mehreren Einstichen im Zentrum des Papiers. E: Köpke (1852), 144f. (nach h [Biblioteka Jagiello´nska Kraków 〈Krakau〉, Varnhagen-Sammlung, Kasten 71]). WA IV 10 (1892), 168, Nr 3067 (nach E). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Charlotte von Kalbs Brief vom 18. Juni 1794 (KalbGoethe, 45f., Nr IV; vgl. RA 1, Nr 972). – Kalb antwortete am 9. August 1794 (Kalb-Goethe, 46f., Nr V; vgl. RA 1, Nr 1016).
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55,14 Reinecke Fuchs] Goethes Versepos, das gerade als 2. Band von „Goethe’s neuen Schriften“ (Berlin 1794) erschienen war. 55,16 bey Höfen, besonders aber in Republiken] Goethe greift in seinem Epos auf mittelalterliche Fuchs-Erzählungen zurück, die moralisch-satirisch gegen Missstände in Adel und Klerus zu Felde ziehen. Er ergänzt allerdings den kritischen Hof- und Regentenspiegel (Campagne in Frankreich 1792; WA I 33, 266) durch die Verurteilung revolutionärer Veränderungen: Doch das schlimmste find’ ich den Dünkel des irrigen Wahnes, Der die Menschen ergreift: es könne jeder im Taumel Seines heftigen Wollens die Welt beherrschen und richten. (Goethe’s neue Schriften. Bd 2, S. 285.) 55,17 Anherrn] Versehentlich statt ‚Ahnherrn‘. 55,19 Fichtens philosophischen Blättrn] Mit seinem Brief vom 21. Juni 1794 (Fichte-Gesamtausgabe III 2, 143) hatte Johann Gottlieb Fichte den ersten Bogen seiner Schrift „Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre“ (Weimar 1794) übersandt (vgl. zu 53,22–23). Goethe schickte weder diese noch Fichtes Einladungsschrift „Ueber den Begriff der Wissenschaftslehre“ (vgl. zu 48,1) an Charlotte von Kalb. 55,22–23 es konversirt sich auch mit ihm sehr gut] Unter dem Datum des vorliegenden Briefes war Fichte zusammen mit Carl Ludwig von Knebel und Christian Gottlob Voigt am Mittag bei Goethe zu Gast (vgl. zu 55,10). 55,23–24 den Menschenverstand 〈…〉 auszusöhnen] Ähnlich in Goethes Brief an Fichte vom 24. Juni 1794 (vgl. zu 54,4–5). 58,1 Gustel] Goethes viereinhalbjähriger Sohn August. 58,3 seit der neuen Epoche] Dass Goethe damit den Beginn seiner Beziehung zu Schiller meint, die damals freilich in erst zwei gewechselten Briefen bestand (vgl. folgende Erläuterung), erscheint nicht ausgeschlossen. Möglicherweise aber gibt es auch einen politischen Bezug, nämlich auf die revolutionären Ereignisse in Frankreich. Seit Ende 1792, nach den Septembermorden in Paris, war Schiller ein erklärter Gegner der Französischen Revolution. Dies wird Goethe, wenn auch verspätet, bekannt gemacht worden sein, vielleicht durch Charlotte von Kalb, während sie sich im Februar/März 1794 in Jena aufhielt (nach freundlichen Hinweisen von Norbert Oellers, Bonn). Sie nahm an den zeitgenössischen politischen Diskussionen regen Anteil (vgl. Ursula Naumann: Schillers Königin. Das Leben der Charlotte von Kalb. Frankfurt a. M. und Leipzig 2006, S. 163–170). In diese Richtung könnte auch deuten, dass Schiller sich nach Goethes Einschätzung zutraulicher gegen uns Weimaraner (58,4) zeige, womit er sich in Gegensatz zu den revolutionsfreundlichen ‚Jenensern‘ zu setzen scheint. Innerhalb der Studentenschaft der Universität Jena hatten die von der Französischen Revolution ausgehenden Impulse zu
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Unruhen geführt (Karl-Heinz Hahn: Im Schatten der Revolution – Goethe und Jena im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. In: Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins 81–83 [1977–1979], S. 44). Auch Johann Gottlieb Fichte hegte Sympathie für den Republikanismus, ebenso (der häufig in Jena lebende) Carl Ludwig von Knebel. Vgl. beide Erläuterungen zu 62,12. 58,3–4 Schiller freundlicher und zutraulicher] Mit einem Brief vom 13. Juni 1794 hatte Schiller den Briefwechsel mit Goethe eröffnet. Dieser hatte am 24. Juni (Nr 24) geantwortet. Zur persönlichen Begegnung kam es erst am 20. Juli 1794 (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 24). In ihrem Antwortbrief schreibt Kalb: „Es freut mich sehr das Schiller sich Ihnen hat nähern können, – dies war längst einer meiner liebsten wünsche – geben Sie ihn oft die Freude. Sie zu hören – u in Ihrer Nähe den werth seines Geistes zu empfinden!“ (H: GSA 28/6, Bl. 232; vgl. Kalb-Goethe, 47.) 58,6 kommen bald] Charlotte von Kalb kam im Dezember 1794 wieder nach Weimar (vgl. zu 95,16–17).
27. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, zweite Hälfte Juni/Anfang Juli 1794?〉 → 〈Berlin〉 DAT IE RUNG
In Ungers Brief an Goethe vom 5. Juli 1794 heißt es: „Maimon hatte eine überaus große Freude, als ich ihm die Stelle Ihres 〈vorliegenden〉 Briefes vorlaß; er dankt Ihnen für die gütige Erinnerung seiner 〈…〉“ (H: GSA 28/6, Bl. 202; vgl. Goethe-Unger, 25). Zuletzt hatte Unger am 13. Juni 1794 an Goethe geschrieben; in dem Brief ist von Maimon nicht die Rede (Goethe-Unger, 24f.). Es ist demnach anzunehmen, dass der vorliegende Brief aus der zweiten Hälfte Juni oder von Anfang Juli 1794 stammt. ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. E: Maimoniana. Oder Rhapsodien zur Charakteristik Salomon Maimon’s. Aus seinem Privatleben gesammelt von Sabattia Joseph Wolff. Berlin 1813, S. 197. WAN 1 (1990), 104, Nr 3067a (nach E). Textgrundlage: E. – Die Hervorhebung M a i m o n (58,9) entspricht zeitgenössischer Druckkonvention und nicht Goethes Schreibgewohnheit. ÜBE R L IE FE RUN GSVARI AN TEN
58,9 wie] Wie WAN WAN.
58,9 M a i m o n ] Maimon WAN
58,9 wir] Wir
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Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Johann Friedrich Unger antwortete am 5. Juli 1794 (Goethe-Unger, 25, Nr 25; vgl. RA 1, Nr 994). J o h a n n F r i e d r i c h Gottlieb Unger (1753–1804) war Verleger, Buchdrucker und Holzschneider in Berlin. Goethe trat 1789 mit ihm in Beziehung. Unger wurde der Verleger der wichtigsten Publikationen Goethes in den 1790er Jahren, insbesondere seiner „Neuen Schriften“ (7 Bde. Berlin 1792–1800), in denen zwischen Ende 1794 und Herbst 1796 als Bände 3–6 „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ erschienen (vgl. Hagen, 20f.), die jeweils auch als Einzelausgaben herausgebracht wurden (vgl. Hagen, 144, Nr 221 und 221a). Nach Wilhelm von Humboldts Brief an Schiller vom 15. August 1795 hatte die Verbindung mit Unger auch ansehnliche ökonomische Vorteile für Goethe; so soll dieser für jeden Band der „Neuen Schriften“ 100 Louisdor erhalten haben (NA 35, 283). Aus Ungers Brief an Goethe vom 7. Mai 1795 geht hervor, dass er für den 2. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ 600 Reichstaler zahlte, also etwa 125 Louisdor (GoetheUnger, 42). Zur einzigen persönlichen Begegnung kam es erst im Mai 1800 in Leipzig (vgl. die Eintragungen in Goethes Tagebuch unter dem 10., 12., 13. und 14. Mai 1800; GT II 1, 365f.). Danach schrieb Unger am 15. Mai 1800 an Schiller: „Ein Glük ist mir in Leipzig wiederfahren, daß ich G ö t h e haben kennen gelernt. Ich wüßte keinen liebenswürdigern Mann.“ (NA 38 I, 257.) Goethe schätzte den engagierten und generösen Verleger, nahm ihm aber übel, dass er nicht verabredete Doppeldrucke seiner „Neuen Schriften“ veranstaltete. Außerdem behagte ihm Ungers Freundschaft mit Johann Friedrich Reichardt nicht; dessen von Unger verlegtes Journal „Deutschland“ und die darin vertretenen politischen Tendenzen erregten sein heftiges Missfallen (vgl. Goethes Brief an Schiller, 30. Januar 1796; WA IV 11, 17). 1797 nahm Goethe durch Vermittlung Schillers die Zusammenarbeit mit Johann Friedrich Cotta auf, nachdem er im selben Jahr bereits sein Epos „Herrmann und Dorothea“ nicht mehr an Unger, sondern an Johann Friedrich Vieweg gegeben hatte. Aus Ungers Antwortbrief geht hervor, dass Goethe im vorliegenden Brief Ungers am 13. Juni 1794 ausgesprochenes Angebot annahm, ihm die Moritz-Biographie von Karl Friedrich Klischnig zuzuschicken: Erinnerungen aus den zehn letzten Lebensjahren meines Freundes Anton Reiser. Berlin 1794 (in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 27, Nr 185). Vermutlich hat er sich auch für die Sendung von 16 Exemplaren seines „Reinecke Fuchs“ bedankt, die von Ungers Brief vom 13. Juni begleitet wurde, und seinerseits Manuskript zum 1. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ in Aussicht gestellt. Das vorliegende Brieffragment bezieht sich auf den aus Litauen stammenden, in Berlin in prekären Verhältnissen lebenden Philosophen Salomon Maimon, der ohne Möglichkeit der Existenzsicherung „viele Jahre 〈…〉 in Druck und Elend zugebracht“ hatte (Maimon im Jahr 1794 über sich selbst; nach Maimoniana [vgl. zu E], 140) und von der Unterstützung durch
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Freunde und Förderer lebte, die er jedoch wiederholt durch seinen im bürgerlichen Sinn unangepassten Lebenswandel verlor. Das Fragment wird von Wolff in den „Maimonia“ zitiert (vgl. zu E). In dem Kapitel „Etwas über seine 〈Maimons〉 Gesundheitsumstände“ wird berichtet: „Herr P〈rofessor〉 U… 〈Unger〉 ließ M a i m o n aufsuchen 〈…〉, um ihm eine Stelle aus einem Briefe von Göthe vorzulesen; es hieß darin: 〈es folgt der Text des vorliegenden Brieffragments〉“ (Maimoniana [vgl. zu E], 197). In seinem Antwortbrief vom 5. Juli 1794 berichtet Unger: „Maimon hatte eine überaus große Freude, als ich ihm die Stelle Ihres Brief vorlaß; er dankt Ihnen für die gütige Erinnerung seiner, u versprach mir, Gestern einen Brief an Sie beizulegen, den er aber nicht gebracht hat.“ (H: GSA 28/6, Bl. 202; vgl. Goethe-Unger, 25.) Goethe muss einen weiteren Maimon betreffenden Brief an Unger geschrieben haben, der nicht überliefert ist (vgl. EB 43), denn am 24. August 1794 schreibt Unger an Goethe, er wolle Maimon seine, Goethes, „edle Äusserung bekannt machen“ (H: GSA 28/6, Bl. 262f.; vgl. Goethe-Unger, 30). Maimon wandte sich erst am 2. September 1794 an Goethe; aus dem Brief erhellt, worum es in dem nicht überlieferten Brief an Unger ging: „Da Sie aber die Gutte hatten, in Ihrem Schreiben an den H. Buchhändler Unger sich nach meinen jetzigen Umständen zu erkundigen und sogar mir zu ihrer Verbeßerung Hoffnung zu machen, 〈…〉 so ergreife ich die Gelegenheit mit Vergnügen Ihnen hierinn zu willfahren und dieses, meiner Gewohnheit nach auf die freiseste offenste Art.“ (Schulz, Maimon und Goethe, 282.) Weiter heißt es: „Sie 〈meine Umstände〉 sind so wie die Umständen eines Mannes nicht anders seyn konnen der kein Vermögen hat, keinen Profeßion, keinen Handel kein Gewerb betreibt 〈…〉. Außer eine kleine Pension von 10 Thaler monat. die ich von einem einzigen Freunde erhalte, muß ich von der Schriftstellerei leben.“ (Ebd.) Gegen Ende seines Briefes erklärt Maimon: „Das Einzige also womit mir, in meinen jezigen Umständen gedient wäre, ist eine wenn auch kleine aber doch f i x e P e n s i o n unter welchen T i t e l es will, nur muß es kein A m t sein, wozu ich nicht tauglich seyn möchte.“ (Ebd., 284.) Goethe, der dem Philosophen nicht zuletzt wegen dessen günstiger Rezension seines „Versuchs die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ (Gotha 1790) in der „Deutschen Monatsschrift“ (Juni-Heft 1791, S. 136–145; gedruckt in: GJb 16 [1954], 275–279) Sympathie entgegenbrachte, hegte offenbar die Absicht, in der weimarischen Gesellschaft Aufmerksamkeit für den Verarmten zu erregen und ihn zu einer Vorlesung einzuladen; dies geht aus Christian Gottlob Voigts Brief an Goethe vom 19. September 1794 hervor, in dem es heißt: „Von M a i m o n habe ich bei sehr guter Gelegenheit vorläufig etwas laufen lassen und Neugierde auf ihn erregt. Die zweite Stufe wird sein, von ihm etwas lesen zu lassen.“ (Goethe-Voigt2 1, 147.) Dazu kam es nicht. Maimon wurde auch nicht Mitarbeiter der „Horen“, obwohl Schiller ihn dafür vorgesehen hatte (vgl. Schillers Brief an Körner, 12. Juni 1794; NA 27, 10). Er erhielt Hilfe durch den Grafen Adolf von Kalckreuth, der ihn auf sein Gut Siegersdorf (30 km südlich von Zielona Góra [deutsch: Grünberg] in
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Schlesien) einlud. Dort lebte Maimon von 1795 an fünf Jahre lang bis zu seinem Tod, isoliert und trunksüchtig. Maimons Freund Lazarus Bendavid schrieb in einem Nachruf: „Nach einem sechs und vierzig jährigen Kampfe mit dem Schicksale, nach Leiden mancherley Art, endigte der Tod dieses Leben ohne Freuden, dies Daseyn ohne Frohsinn. Es war am 22. November 1800, Abends um 10 Uhr, als S a l o m o n M a i m o n 〈…〉 einen Geist aufgab, den K a n t und F i c h t e geschätzt, und selbst seine Feinde bewundert hatten.“ (National-Zeitung für Wissenschaft, Kunst und Gewerbe in den preußischen Staaten 〈…〉. Berlin 1801. T. 1, S. 103.) Über Maimon vgl. zu 86,15. – Über Johann Friedrich Unger vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 31.
28. An Johann Heinrich Meyer
Weimar, 7. Juli 1794 → 〈Dresden〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – Doppelblatt 19,7 × 27,5(–27,7) cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Schumann), mit egh. Korrekturen und Nachschrift, Tinte; S. 4 Notiz von fremder Hd, Tinte: „Der Mechanicus Ähnelt, am / See zwischen den See und Wilsdrufer / Thor.“, weiter mit Bleistift: „Großes Haus im 2 Stock. Vor dem Haus steht / ein Born. SampL××× ZeichL. gebund. Vor den Fenstern“. E: WA IV 10 (1892), 169–171, Nr 3068 (Eduard von der Hellen). BE IL AG E
„Reinecke Fuchs in zwölf Gesängen“ (vgl. zu 60,3). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet zwei Briefe Johann Heinrich Meyers, einen Brief vom 17. Juni 1794 (Goethe-Meyer 1, 115–118, Nr 45; vgl. RA 1, Nr 971) und einen vom 24. Juni bis 1. Juli 1794 (Goethe-Meyer 1, 118–121, Nr 46; vgl. RA 1, Nr 978). – Meyer antwortete am 16. Juli 1794 (Goethe-Meyer 1, 124–125, Nr 48; vgl. RA 1, Nr 999). Postsendungen: 7. Juli 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 4). 58,11 die Ankunft Ihrer Zeichnung] Eine Federzeichnung mit dem Brustbild von Maria mit dem Kinde (vgl. zu 48,17). Meyer hatte die Sendung bereits zweimal angekündigt. Sie traf offenbar noch am 7. Juli 1794 in Weimar ein, in einem Kästchen, das Meyer dafür hatte anfertigen lassen, um die Zeichnung für den Transport nicht rollen zu müssen. 58,13 indeß ich Eger Wasser trinke] Mineralwasser aus den Heilquellen der böhmischen Kurorte Eger und Franzensbad (vgl. GWb 2, 1375), ein an Kohlen-
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säure reiches, eisenhaltiges Wasser. In Flaschen abgefüllt, wurde der Sauerbrunnen nach fast ganz Europa versandt. Goethe trank das Wasser in der Regel am frühen Morgen: Die angefangne Cur des Eger Wasser leidet nicht daß ich morgens ausgehe (Brief Goethes an Knebel, 8. August 1791; GB 9 I, Nr 42.) 58,13 dictando] Lat.: durch Diktat (Ablativform des Gerundiums von lat. dicere: sprechen). 58,15–16 daß das Uebel 〈…〉 möge gegeben haben] Vgl. zu 53,10. 58,16–17 wenn Sie den Genius kopieren] Annibale Carraccis Gemälde „Genius des Ruhmes“ (vgl. zu 42,6–7 sowie Nr 19). Von der nach wie vor ausstehenden Erlaubnis, das Gemälde zu kopieren, und den Veränderungen, die er beim Kopieren vorzunehmen gedachte, um es an den vorgesehenen Ort in Weimar anzupassen, hatte Meyer Goethe bereits in den Bezugsbriefen berichtet (vgl. zu 42,8). 58,19 Herr Schuricht hat indessen auch seine Zeichnung vollendet] Der Entwurf zur Innenausstattung des Römischen Hauses (vgl. zu 53,6–7). 58,22–59,1 in der größten Zucht und Reinlichkeit] Wohl mit Bezug auf Kleidung und Schuhwerk. Das Römische Haus liegt an einem zur Ilm hin steil abfallenden Hang; Besucher mussten unbefestigte Wege nehmen, um zu ihm zu gelangen. 59,3 In unserm Hause] In Goethes Wohnhaus am Frauenplan, in dessen Mansarde der Adressat in Weimar lebte. Zum Stillstand bei den Umbau- und Renovierungsarbeiten vgl. zu 53,10–11. 59,3 Eckebrecht] Carl Friedrich Eggebrecht (vgl. erste Erläuterung zu 53,11). 59,5–6 eine artige Idee zum Vor- und Treppenhause gezeichnet] Die Zeichnung mit dem Entwurf zur Gestaltung des hinter dem Hauptportal im Erdgeschoss gelegenen Vestibüls und des Treppenhauses ist nicht überliefert. Offenbar gehörte zu Schurichts Vorschlag auch die Idee, im Treppenhaus den oberen Teil der Wandfläche mit einem dorischen Fries, einem Triglyphon mit nicht plastisch ausgeführten Metopen, und einem darüber befindlichen weit vorragenden Kranzgesims mit Mutulusplatten, Gipsgesimse (59,6), abzuschließen. Die heute noch sichtbaren, dieser Idee folgenden Stuckelemente wurden erst ein Jahr später ausgeführt. – artig: hier im Sinne von ‚passend‘, ‚angemessen‘ (vgl. GWb 1, 839). 59,8–9 Horny übt sich indessen an den Gewölbe] Der Maler Conrad Horny malte das 1793 geschaffene Tonnengewölbe des Brückenzimmers mit pflanzlichem Dekor aus, darunter Lilien und Malvenblüten. Vorherrschendes Motiv ist der weinund efeuumrankte Thyrsosstab, das Attribut von Dionysos und seinen Begleitern. Das Zimmer, häufig auch Büstenzimmer genannt, verband als Hofüberbrückung das Vorder- mit dem Hinterhaus. 59,11 Die Zimmer, die in den Garten gehen] Die Räume in Goethes Wohnhaus, die sich zum Hausgarten hin öffnen (vgl. zu 42,22–23). 59,14 Der erste Band 〈…〉 Michael fertig seyn] Goethe hoffte, das Manuskript zu den ersten beiden Büchern von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ bis zum Herbst
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abschließen zu können. Am 24. Juli 1794 konnte er den Anfang des Romans an Johann Friedrich Gottlieb Unger nach Berlin senden (AA Erg-Bd 21, 249f., Nr 514). Von diesem erhielt er jeweils die gedruckten Bogen zurück. Vgl. zu 105,7. – Michael: das Fest des Erzengels Michael am 29. September; wegen der in Leipzig und andernorts am Sonntag nach dem Fest beginnenden Buchmessen ein bedeutsamer Termin für Autoren und Verleger. 59,16 Zu meinen optischen Versuchen 〈…〉 angestellt werden] Im ersten Bezugsbrief hatte Meyer seine Vorfreude auf die Versuche zum Widerschein ausgedrückt, auf Goethes Gedanken über die farbigen Schatten (vgl. zu 5,18–19 und 130,8). 59,17 einige Stahlspiegel] Hohlspiegel aus Stahl für Versuche zum Thema Reflexion und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten für optische Abbildungen. Vgl. zu 78,17 und Nr 51. – Schon mit einem Brief vom 10. April 1794 hatte Goethe von Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg einen Hohlspiegel erhalten, ein weiteres Exemplar aus Metall war ihm bei Bedarf versprochen worden (H: GSA 28/765, St. 1; vgl. RA 1, Nr 916). Der größte im physikalischen Kabinett zu Gotha vorhandene Hohlspiegel und ein auf beiden Seiten konkav geschliffenes Glas folgten mit dem Brief des Herzogs vom 1. Mai 1794 (H: GSA 28/765, St. 2; vgl. RA 1, Nr 929). 59,18 über vier Zoll] 1 Zoll sind 2,33 cm, 4 Zoll demnach 9,32 cm (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band). 59,20 Focus] Brennpunkt, der Vereinigungspunkt der in den Hohlspiegel parallel einfallenden Strahlen. 59,20–21 In Dreßden soll ein Mann seyn] Christian Gottfried Aehnelt, von 1773 bis 1798 am Dresdner Hauptzeughaus beschäftigt. – Ob Goethe von Beginn an Aehnelt im Blick hatte, ist nicht sicher. Im ersten Bezugsbrief berichtete Meyer noch ganz allgemein von den Schwierigkeiten, den Mechaniker, der ihm genannt worden war, ausfindig zu machen, im zweiten davon, dass er jenem Goethes Anliegen vorgetragen habe. Der konkrete Name fällt erst in Meyers Brief vom 24. August 1794 (Goethe-Meyer 1, 130–132). Erworben wurden schließlich ein Prisma, Stahlspiegel und eine Lorgnette (vgl. Meyers Brief an Goethe, 23. September 1794; Goethe-Meyer 1, 137f.; außerdem zu 188,4 sowie erste Erläuterung zu 188,5). 59,22–23 Ich bin jetzt 〈…〉 von der Refraction völlig abzulösen] Es geht um Goethes grundlegende Versuche zu Farbenerscheinungen bei Refraktion (LA I 3, 103–108; erläutert in: LA II 3, 228). Zum Kontext vgl. Nr 77 und die Erläuterungen dazu. 59,27 Die Herzogin Mutter] Anna Amalia, die Mutter des regierenden Fürsten. 59,27 Tiefurt] Rund 3 km östlich von Weimar gelegenes Dorf (heute Ortsteil von Weimar). Das ehemalige Pächterhaus des fürstlichen Kammerguts war 1775/76 für die Hofhaltung des Prinzen Constantin hergerichtet worden und seit 1781 Sommersitz von Anna Amalia.
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59,27–28 Herders sind vergnügt von Halberstadt wiedergekommen] Am 26. Juni 1794 waren Johann Gottfried Herder und seine Ehefrau Caroline von einem achttägigen Besuch bei Johann Wilhelm Ludwig Gleim nach Weimar zurückgekehrt. 59,30–31 Director Böttcher] Der Rektor des Weimarer Gymnasiums Carl August Böttiger (vgl. zu 53,3–4 sowie zu 53,4–5). 60,1–2 daß das Bild 〈…〉 angekommen] Vgl. zu 58,11. 60,3 Reinecken an Körners] Das beigelegte Exemplar von Goethes „Reinecke Fuchs“ im 2. Band von „Goethe’s neuen Schriften“ (vgl. zu 49,17) war für Christian Gottfried Körner, seine Ehefrau Minna und deren Schwester Dora Stock bestimmt.
29. An Christian Gottlob Voigt Weimar, 10. Juli 1794 → Weimar ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/528,I, Bl. 10. – 1 Bl. 19,3 × 22,8(–23,3) cm, 2 ⁄3 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 18 (1895), 59f., Nr 3068a (Albert Leitzmann). WA IV 30 (1905), 55, Nr 3068a (Doppeldruck; Hinweis auf H im Besitz des Herrn Hofrats Prof. Dr. C. Beyer in Wiesbaden, vgl. WA IV 30, 220). BE IL AG E N
1) Quittungen (vgl. zu 60,5–6). 2) Catalog (vgl. erste Erläuterung zu 60,6). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 10. Juli 1794 (GoetheVoigt2 1, 140, Nr 95; vgl. RA 1, Nr 996). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 60,4–5 Ihnen 〈…〉 der Cur wünsche] Der Adressat und seine Ehefrau Johanna Victoria standen im Begriff, zur Brunnenkur nach Karlsbad zu fahren. Dort kamen sie am 12. Juli 1794 an und verweilten bis 7. August 1794 (vgl. die handschriftliche Karlsbader Kurliste 1794 〈Sign. III/7–5〉, [o. Fol.], Nr 404). Aus Böhmen kehrten sie am 10. August 1794 nach Weimar zurück. 60,5–6 100 unt:schriebne Quittungen] Die nicht überlieferten Quittungen waren vermutlich für die Zahlung der Ilmenauer Gewerken bestimmt. Der Adressat war wie Goethe Mitglied der Bergwerkskommission. Goethe nutzte wohl die letzte Gelegenheit zur Vorlage der Quittungen, bevor Voigt Weimar für einige Wochen verließ.
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60,6 Catalog] Nicht überliefert; möglicherweise ein erläuterndes Verzeichnis zu den Karlsbader Mineralien oder anderen interessanten Gegenständen am Kurort. 60,6 wann] Hier: wenn.
30. An Samuel Thomas Soemmerring
Weimar, 16. Juli 1794 → 〈Mainz〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-5020. – 1 Bl. 20,2 × 28,1 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Schumann), mit egh. Unterschrift, Tinte. E: Sömmerrings Leben (1844), 15f., Nr 15. WA IV 10 (1892), 171–173, Nr 3069 (nach E). BE IL AG E
„Reinecke Fuchs in zwölf Gesängen“ (vgl. zu 60,12). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Samuel Thomas Soemmerring antwortete am 26. Juli 1794 (Soemmerring, Werke 20, 183f., Nr 704; vgl. RA 1, Nr 1010) und am 5. August 1794 (Soemmerring, Werke 20, 185, Nr 705; vgl. RA 1, Nr 1015). Postsendungen: 16. Juli 1794 nach Mainz (GR/Belege 1794, 4, Bl. 2). 60,12 ein Exemplar 〈…〉 Fuchs] Goethes Versepos im 2. Band von „Goethe’s neuen Schriften“ (vgl. zu 49,17). 60,13 in der noch immer unruhigen Lage] Mainz war nach der Rückeroberung von den Franzosen durch die Koalitionäre voller preußischer Truppen. Die kaiserlich-österreichische Armee hatte unterdessen ihren Anspruch auf die Stadt formuliert, so dass es zwischen den verbündeten Einheiten immer wieder zu kleineren Auseinandersetzungen kam. Ein Generalmajor der Reichsarmee bereitete die Übernahme von Mainz durch Österreich vor. Sie erfolgte nach dem Abzug der Preußen im Oktober 1794. All dies wirkte sich auch negativ auf Soemmerrings persönliche Situation in der Stadt aus (vgl. zu 5,21). 60,15 Schreiben Sie 〈…〉 wieder einmal] Offenbar war Soemmerring der Aufforderung Goethes vom 17. Februar 1794 nicht gefolgt (vgl. Nr 5). 60,16 in dem Kriegsgetümmel] In der Pfalz, unweit der Stadt, kam es fortgesetzt zu Kämpfen der Koalitionstruppen mit der erstarkten französischen Revolutionsarmee. 60,17 diese Zeit her] Seit dem letzten Brief vom 17. Februar 1794 (vgl. Nr 5). 60,17–18 jene Wissenschaften und Künste, zu denen Sie meine Vorliebe
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kennen] Dazu gehören insbesondere die Zoologie mit ihrer grundlegenden Methodik, der vergleichenden Anatomie, sowie Optik und Farbenlehre. Auf beide Gebiete der Naturkunde geht Goethe im weiteren Verlauf des Briefes ein. 60,20 Ihre Sammlung 〈…〉 Anatomie] Soemmerrings fortgesetzt erweiterte Sammlung war so umfangreich, dass er sich von Zeit zu Zeit von Stücken trennen musste. Goethe hatte die qualitätsvolle Kollektion Anfang Oktober 1783 bei einem Besuch in Kassel gründlich kennen gelernt (vgl. BG 2, 431f.). Insofern verwundert es nicht, dass er am Erwerb einzelner Stücke Interesse zeigte. Die Präparate sollten Goethes eigene anatomische Sammlung bereichern, aber auch diejenige der Universität in Jena. – Im ersten Antwortbrief erklärte Soemmerring seine Absicht, die Sammlung zur vergleichenden Anatomie „ohne die Gehirne für 120 Ducaten“ abzugeben, und schlug vor: „Vielleicht wäre sie für die Jenaische Academie sehr brauchbar – Sie ist schon gepackt. Doch muß ich bemerken daß die Skelete einiger Reparatur bedürffen da sie bei dem Bombardement ein wenig auseinander kamen und gleich wieder so stückweis aber sehr gut gepackt wurden.“ (Soemmerring, Werke 20, 184.) Mit dem Brief vom 5. August 1794 erreichte Goethe ein „Verzeichniß“ der abzugebenden Sachen (ebd., 185), das er – wie von Soemmerring gewünscht – später zurücksandte, so dass es sich nicht mehr in seinem Nachlass befindet. Der Verkauf kam offenbar nicht zustande; aus welchen Gründen, ist unbekannt. – Mitte Oktober 1794 veräußerte Soemmerring während einer Reise nach England, wo er am Londoner St. George’s Hospital anatomische Vorlesungen hielt, für 50 Pfund Sterling Präparate, wie er Christian Gottlob Heyne mitteilte (ebd., 198). Ob es sich dabei um die zunächst Goethe angebotenen Stücke handelt, lässt sich nicht mehr sagen. 60,21–22 damals als ich sie sah] Zuletzt hatte Goethe Soemmerring am 22. Juli 1793 vor Mainz gesehen, als dieser vor der Übergabe der Festung an die preußische Koalitionsarmee in die Stadt zurückkehren wollte. Sowohl Goethes Schilderung der kurzen Begegnung in „Belagerung von Mainz“ (vgl. WA I 33, 305f.) als auch die Erwähnung des zufälligen Treffens durch Soemmerring in einem Brief an Christian Gottlob Heyne vom 27. Juli 1793 (Soemmerring, Werke 20, 120f.) lassen vermuten, dass unter diesen schwierigen Umständen keine ausgedehnten wissenschaftlichen Gespräche geführt werden konnten. Gemeint ist deshalb eher ein früheres Treffen in Frankfurt a. M. zwischen dem 17. und 27. Mai 1793, von dem Goethe am 26. Mai 1793 an Friedrich Heinrich Jacobi geschrieben hatte: Sömmerrings Gegenwart ist mir sehr erfreulich und heilsam (WA IV 10, 60; vgl. GB 9 I, Nr 159). In Frage kommt auch eine Begegnung am 23. und 24. August 1792 in der Nähe von Mainz, zu der Goethe in einem Schema zu der zwischen 1819 und 1822 entstandenen „Campagne in Frankreich 1792“ notiert hatte: Sömmering und andere. Vergleichende Anatomie angeregt. (WA I 33, 363.) 60,22 Ihr Studium] Soemmerring beschäftigte sich zunehmend mit medizinischen Themen wie der Physiologie des Sehens und dem Bau des menschlichen Au-
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ges. Fragen der vergleichenden Anatomie, die ihn besonders während seiner Zeit in Kassel Anfang der 1780er Jahre beschäftigt hatten, traten dabei in den Hintergrund, was seinen Entschluss erklärt, sich von weiteren Tierpräparaten aus seiner großen Sammlung zu trennen. Schon 1787 waren Stücke daraus an die Josephinische Akademie in Wien verkauft worden (vgl. Wenzel, Goethe-Soemmerring, 81, Anm. 2). 61,2–3 abgeschiedenen Bestien] Soemmerring, der von 1779 bis 1784 am Collegium Carolinum in Kassel Anatomie gelehrt hatte, erhielt in dieser Zeit die Kadaver der in der Menagerie gestorbenen Tiere. Den präparierten Schädel eines indischen Elefanten (heute: Ottoneum, Kassel) hatte er Goethe neben anderen osteologisch interessanten Vergleichsstücken von Mai 1784 bis Januar 1785 leihweise überlassen (vgl. die Briefe aus dieser Zeit bei Wenzel, Goethe-Soemmerring, 35–54, Nr 1–7). 61,4 In das Farbenreich 〈…〉 hinein geruckt] Durch den Begriff des Farbenreichs – die Verbindung zur Lehre von den drei systematisch höchsten Naturreichen, dem der Mineralien, Pflanzen und Tiere, ist offensichtlich – unterstreicht Goethe die herausragende Bedeutung von Optik und Farbenlehre im Rahmen seiner naturwissenschaftlichen Beschäftigungen. In der Metaphorik des Weges, der allmählich in unbekanntes Terrain eindringt, übersetzt er die Größe und Komplexität der Aufgabe in ein anschauliches räumliches Bild. 61,5 den Ort] Goethes nachhaltige Beschäftigung mit Optik und Farbenlehre setzte während der Reise nach Italien ein, wo er sich vornehmlich mit den Farberscheinungen in Kunstwerken beschäftigt hatte. Anfang 1790 begannen die Vorarbeiten zu den „Beyträgen zur Optik“ (LA I 3, 6–53; erläutert in: LA II 3, 163–195). Zentral wurde dabei die physikalische Frage nach der Entstehung der Farben. Physiologische und damit subjektive Aspekte des Sehens kamen in jüngerer Zeit hinzu. Insbesondere der Austausch mit dem Adressaten beförderte Goethes Interesse an diesem Gebiet. In seiner Antwort vom 26. Juli 1794 ging Soemmerring auf Phänomene ein, die bei sukzessiver Betrachtung komplementärer Farben entstehen, sowie auf Brechungserscheinungen an der Grenze von Luft und Wasser (Soemmerring, Werke 20, 183). Auf den 5. Juli 1794 datiert ein Protokoll Goethes mit derartigen Nachbildexperimenten (vgl. LA I 3, 263–265; erläutert in: LA II 3, 285f.). 61,8 nach Würden] Gebräuchliche Wendung für: gebührend, angemessen, ausreichend (vgl. Grimm 30, 2072). 61,10 die liebe Frau 〈…〉 Sohn] Margarethe Elisabeth Grunelius, die Soemmerring am 6. März 1792 in Frankfurt a. M. geheiratet hatte, und der am 27. Juni 1793 geborene erste Sohn des Ehepaars Detmar Wilhelm. Mutter und Kind hielten sich während der Belagerung von Mainz und in der schwierigen Zeit danach vorwiegend in Frankfurt a. M. auf; Soemmerring dagegen pendelte häufiger nach Mainz, wo er nach wie vor arbeitete und seinen Studien nachging. Goethe erinnerte sich in
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den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1794 vor allem an den Aufenthalt der Familie in Frankfurt: S ö m m e r r i n g mit seiner trefflichen Gattin hielt es in Frankfurt aus, die fortwährende Unruhe zu ertragen. (WA I 35, 30.) – Goethe hatte Soemmerrings Ehefrau am 23. August 1792 in Mainz kennen gelernt (vgl. die 1822 erschienene autobiographische Schrift „Campagne in Frankreich 1792“; WA I 33, 4f.). 61,12 mit d Oyré in Erfurt gesprochen] Mit dem französischen General François Ignace d’Oyré; das Treffen hatte sich offenbar unerwartet (61,14) ergeben. Das genaue Datum und die näheren Umstände ließen sich nicht ermitteln. 61,13 der Maynzer und Marienborner Geschichten] Am 22. Juli 1793 hatte der Befehlshaber der französischen Revolutionsarmee d’Oyré während der Belagerung von Mainz im preußischen Hauptquartier in Marienborn mit General Kalckreuth über die Bedingungen einer Kapitulation verhandelt, welche am 23. Juli 1793 von den unterlegenen Franzosen durch Unterschrift angenommen und die Festung Mainz an die Koalitionäre, an Preußen und Österreich, übergeben worden war. Goethe war mit dem Herzog vor Ort und berichtete darüber in der 1822 erschienenen „Belagerung von Mainz“ (WA I 33, 304f.). Vgl. zu 62,13.
31. An Johann Heinrich Meyer
Weimar, 17. Juli 1794 → 〈Dresden〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – 1 Bl. 19,2 × 22,9(–23,4) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; im Text Hervorhebungen einzelner Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift von Riemers Hd: Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe (1846); vgl. E1. – Beischluss: Brief von Carl August Böttiger an Johann Heinrich Meyer (vgl. zu 62,9–10). E1: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 14, Nr 6 (Teildruck: 62,12–20 Ubrigens 〈…〉 nicht vernehmen.). E2: WA IV 10 (1892), 173f., Nr 3070 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. Goethe nahm die mit Nr 28 begonnene Kommunikation wieder auf. Der Brief kreuzte sich mit Meyers Brief vom 16. Juli 1794 (Goethe-Meyer 1, 124f., Nr 48; vgl. RA 1, Nr 999). – Meyer antwortete am 25. Juli 1794 (Goethe-Meyer 1, 127–130, Nr 50; vgl. RA 1, Nr 1007). Postsendungen: 17. Juli 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 4). 61,19 Ihre Zeichnung] Eine Federzeichnung mit dem Brustbild von Maria mit dem Kinde (vgl. zu 58,11).
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61,19 zur guten Stunde] Wohl kurz vor dem Zeitpunkt, als Goethe am 7. Juli 1794 am Mittag an der Fürstlichen Tafel mit dem Herzog zusammengetroffen war (vgl. FB 1794, S. 160). 61,22 Der Herzog] Der Auftraggeber Carl August (vgl. Nr 16 und die einleitende Erläuterung dazu). 61,23–24 dem Genius] Annibale Carraccis Gemälde „Genius des Ruhmes“ (vgl. zu 42,6–7 sowie Nr 19). 61,25–26 wenn Sie einen guten Contour 〈…〉 auf den Schein] Der erste Schritt beim Kopieren ist die Anlage des Konturs (von franz. contour), der Umrisslinien; danach erfolgt die Ausführung (61,26), also die Übernahme der Lichtführung, der Farbgestaltung sowie der allgemeinen Anmutung des Kunstwerks, von Goethe Schein (61,26) genannt. In seiner Antwort betonte Meyer abermals die fehlende Zeit zur gründlichen Ausarbeitung der Gemäldekopie. 62,2–3 Der erste Band des Romans] Von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 59,14 und 105,7). 62,5 Im Hause ist wenig geschehen.] Bei den Umbauarbeiten am Wohnhaus am Frauenplan (vgl. zu 53,10–11). 62,5–6 Horny bringt die Decke ganz artig zu Stande] Vgl. zu 59,8–9. 62,6 meine Gartenzimmer] Vgl. zu 42,22–23. 62,9–10 Hierbey liegt ein Brief von B. der wahrscheinlich kommt] Der beigeschlossene Brief von Carl August Böttiger an Meyer konnte nicht ermittelt werden. Der Philologe Böttiger kam im August nach Dresden. Vgl. zu 53,4–5. 62,10 Wielanden mitbringt] Über Wielands Besuch in Dresden vgl. zu 53,3–4. 62,10–11 die Zeichnungen die Sie verlangen] Im Brief vom 24. Juni bis zum 1. Juli 1794, dem zweiten Bezugsbrief zu Nr 28, hatte Meyer darum gebeten, dass Johann Gottfried Herder „das Bild von Glaube, Liebe und Hoffnung“ nach Dresden mitbringen möge. Meyer benötigte die eigenen Arbeiten als Vergleichsbeispiele für seine Studien über die Harmonie der Farben. Die teilweise aquarellierten Federzeichnungen hatte er während seiner Zeit in Italien nach Raffaels Fresko mit den Darstellung der Tugenden in der Stanza della Segnatura im Vatikan angefertigt (KSW, Museen, KK 2816 und KK 1954). Anders als in der Vorlage repräsentieren bei Meyer die drei weiblichen Personen, die „farbigen Mädchen“, die drei theologischen Tugenden: Fides (Glaube), Caritas (Liebe) und Spes (Hoffnung). Bei Raffael tragen kleine Putten die Attribute dieser Allegorien; die drei weiblichen Figuren sind dagegen Allegorien der weltlichen Tugenden Fortitudo (Stärke, Tapferkeit), Prudentia (Weisheit, Klugheit) und Temperantia (Mäßigung). 62,12 Menschen] Personen, welche die revolutionären Umwälzungen in Frankreich begrüßt hatten und denen die aktuelle politische Lage im Alten Reich Anlass zu einem pessimistischen Blick in die Zukunft gab. Von diesen ‚Verzagten‘ zeigte sich auch Meyer in seiner Antwort enttäuscht: „Die letzten Vortheile welche die
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Franzosen am Rhein erhalten sind hier so vergrößert worden als ob dieselben schon Maynz & Franckf. weggenommen & v. der Pr: Armee kaum ein Mann entkommen wäre es sollen einige unanständige Freude geäußert haben andere verzagen aus Kleinmuth. noch andere sind ganz & gar gleichgültig & unbekümmert da das Urtheil wie Sie meinen noch weit von Ihnen ist & dieser sind am meisten – wahrlich es ist wenig Freude diesem allem zuzusehen – & man hat der guten Bilder & der Statuen sehr von nöthen um bey laune zu bleiben“ (H: GSA 64/80). 62,12 gewissen Freunden] Möglicherweise mit Bezug auf konkrete Personen aus Goethes persönlichem Umfeld wie Johann Gottfried Herder, Carl Ludwig von Knebel oder Johann Friedrich Reichardt, die den neuen Idealen der Französischen Revolution von Freiheit und Gleichheit mit Sympathie begegnet waren. 62,13 Der Coadjutor erzählte] Carl Theodor von Dalberg und Goethe waren offenbar in Erfurt zusammengetroffen; wann und unter welchen Umständen, ist nicht bekannt. Bei dieser Gelegenheit könnte Goethe auch François Ignace d’Oyré begegnet sein (vgl. zu 61,12). Der Franzose hielt sich mit 24 weiteren französischen Offizieren seit Juli 1794 in der Stadt auf. Nach der Kapitulation von Mainz waren diese Männer von der Französischen Armee als Geiseln zurückgelassen worden. Anders als die Clubbisten (62,14), von denen im Weiteren die Rede ist, logierten sie bei Bürgern und konnten sich in der Stadt frei bewegen. Anfang Dezember 1794 endete ihre Geiselhaft, nachdem das vereinbarte Belagerungsgeld von Frankreich bezahlt worden war. – Coadjutor: Koadjutor (lat.: Beistand), hier: Statthalter des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten in Erfurt. 62,13–14 die auf dem Petersberge 〈…〉 Clubbisten] Die Mitglieder des im Kern aus 28 Männern bestehenden „Clubbs der Freunde der Freiheit und Gleichheit“, Anhänger einer Republik nach französischem Vorbild, die von der Kurfürstlich Mainzischen Regierung auf dem Petersberg, einer Erhebung nahe dem Erfurter Stadtzentrum, in einer stark befestigten Zitadelle seit Februar 1794 inhaftiert waren. Die überzeugten Jakobiner verstanden sich nach der gescheiterten Mainzer Republik als in der Haft misshandelte Geiseln des ‚Fürstenstaats‘ und beriefen sich in lautstarken Beschwerden auf die ihnen verweigerten allgemeinen Menschenrechte. – Literaturhinweise: Die politische Literatur der Deutschen im 18. Jahrhundert: I. Politische Aufklärer aus der Zeit der Französischen Revolution. Hrsg. von Martin v. Geismar. Leipzig 1847, bes. S. 45–63; Franz Dumont: Die Marseillaise auf dem Petersberg. Die Erfurter Gefangenschaft der Mainzer Jakobiner. In: Mainzer Zeitschrift. Mittelrheinisches Jahrbuch für Archäologie, Kunst und Geschichte 94/95 (1999/2000), S. 217–230. 62,17 Raphael und andern guten Geistern] Raffaello Santi, den Goethe wie viele seiner Zeitgenossen besonders als Erneuerer der Antike bewunderte, hatte insbesondere in seinem Frühwerk, also vor 1508, christliche Themen behandelt. Diese sind auch im Œuvre anderer Maler der italienischen Früh- und Hochrenaissance häufig vertreten.
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62,19 Genius der Zeit] Möglicherweise eine Anspielung auf die seit Jahresbeginn unter diesem Titel erscheinende Monatszeitschrift des freisinnigen Publizisten August von Hennings’, welche die antiaristokratischen und antireligiösen Tendenzen der Zeit aufnahm und zu verstärken suchte. 62,21 Von Hirten] Aloys Ludwig Hirt hatte am 28. Juni 1794 aus Rom geschrieben und sich für seine Ernennung zum Weimarischen Hofrat bedankt (H: GSA 28/6, Bl. 203f.; vgl. RA 1, Nr 981). Vgl. auch Nr A 15. 62,21 Charackter] Rang, Titel (vgl. GWb 2, 985). 62,24 Eruption] Einer der heftigsten Ausbrüche des in unmittelbarer Nähe von Neapel gelegenen Vesuvs hatte sich zwischen dem 15. und dem 17. Juni 1794 ereignet. Nach dem Vulkanausbruch war die Ortschaft Torre del Greco von einem mächtigen Lavastrom zerstört worden. Goethe wird von den Ereignissen aus Zeitschriften erfahren haben. 62,25 die Freunde] Vgl. zu 43,8.
32. An Gottlieb Hufeland
Weimar, 24. Juli 1794 → 〈Jena〉
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H: Privatbesitz, Dortmund. – 1 Bl., von einem Doppelblatt abgetrennt, oberer, unterer und rechter Rand beschnitten, linker Rand abgerissen, 19,3 × 22,8 cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse, Schreiberhd (Schumann), Tinte: An Justizrath Professor Dr Hufeland / in Jena.; oben rechts Papierverlust, Ecke ausgerissen. – Faksimile: Ulrich Felzmann Düsseldorf, Auktionskatalog Nr 100, Versteigerung vom 17.–20. April 2002, Farbtafel 37, Nr 7029. E: Einunddreissig Briefe von Goethe. In: GJb 4 (1883), 157–196, hier 158f., Nr 2 (Ludwig Geiger; als Brief an Christoph Wilhelm von Hufeland, nach einer durch „Herrn Prof. H. Oldenberg in Berlin“ vermittelten Abschrift des „im Besitz des Herrn Sieveking in London“ befindlichen Originals, vgl. ebd., S. 159). WA IV 10 (1892), 175, Nr 3071 (nach E, vgl. auch die Adressaten- und Textkorrektur ebd., 397). BE IL AG E
Schriften (vgl. zu 63,2). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Gottlieb Hufeland antwortete am 27. Juli 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 227; vgl. RA 1, Nr 1011). Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes 1794/95 sind zwei Briefe Goethes
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an den Juristen Gottlieb Hufeland (1760–1817) und sieben Gegenbriefe überliefert. Die Korrespondenz begleitet vielfach den Austausch von Druckschriften: So übermittelte Hufeland als Mitherausgeber der ALZ Goethe unter anderem die jeweils verfügbaren Bogen zu Johann Gottlieb Fichtes „Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre“ und weitere Neuerscheinungen, die in diesem Periodikum zur Rezension in Frage kommen könnten. Man konferierte ferner über aktuelle Entwicklungen an der Universität in Jena, wo Hufeland seit 1788 eine Rechtsprofessur innehatte, bisweilen auch über bildende Kunst und Musik. – Über Gottlieb Hufeland vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 224. 63,2 die mitgetheilten Schriften] Unter den beiden von Goethe an den Adressaten zurückgesandten Büchern war vermutlich die zweite Auflage der „Betrachtungen“ des Meininger Geheimen Rats und Mitglieds der Regierung Franz Josias von Hendrich „Freymüthige Gedanken über die allerwichtigste Angelegenheit Deutschlands. Seinem und andern guten Fürsten desselben ehrerbietig zur Prüfung und Beherzigung vorgelegt von einem Freundes seines Vaterlandes“ (Germanien [Zürich] 1794). Das Werk war zunächst unter dem Titel „Freymüthige Betrachtungen über die allerwichtigste Angelegenheit […]“ erschienen (AS 3, 160f.; vgl. WA IV 10, 397f.). In seiner Antwort plädierte Hufeland dafür, die eingegangene Rezension des Werks für die ALZ zu unterdrücken, was umgesetzt wurde. Die Schrift war am 15. Februar 1794 im Intelligenzblatt der ALZ (Nr 14, Sp. 109) als Neuerscheinung angekündigt worden. Am 9. Juli 1794 wurde der Titel an gleicher Stelle als verbotenes Buch erwähnt (Nr 70, Sp. 553). Die Anzeige der 2. Auflage erschien trotzdem am 29. November 1794 (Nr 135, Sp. 1091). – Dass Goethe zudem die deutsche Übersetzung der anonym erschienenen Schrift „Blick auf die französische Revolution von einem Freunde des Volkes und der Regierungen“ (Germanien [Zürich] 1794) – verfasst von Anne-Pierre de MontesquiouFézensac – oder die Schrift von Jean-Benoît Schérer „Greuel der Verwüstung oder Blicke in die französische Revolution wie und durch wen das arme Elsaß darein geflochten worden ist. Allen biedern Deutschen zum Unterricht, allen angesteckten Deutschen zum Schrecken“ (Deutschland [Frankfurt a. M.] 1793), ehedem von Hufeland bekommen habe (AS 3, 160), lässt sich nicht belegen. Der erstgenannte Titel war am 29. November 1794 neben den „Freymüthigen Gedanken“ als weitere Neuerscheinung im Intelligenzblatt erwähnt worden (Nr 135, Sp. 1091). 63,4 mit Blasebälgen] Im übertragenen Sinne auf die provokanten Reden der Demagogen bezogen, der Gegner wie der Befürworter der Ideen einer postrevolutionären Republik. 63,5 nach den Wassereimern] Im übertragenen Sinne die Mahnungen zur Ruhe und Gelassenheit, die Goethe geboten schienen. 63,6 Doch ist dem B e t r a c h t e r sein Verdienst nicht abzusprechen.] In seinem Werk setzte sich Franz Josias von Hendrich, der B e t r a c h t e r (vgl. zu 63,2), für eine neue Verfassung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
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ein. Insbesondere von den Herrschenden – den Regenten, Fürsten und Reichsständen – verlangte er, die offensichtlich vorhandenen Missstände, obrigkeitliche Willkür und Gewalt, zu beseitigen und den Staat von oben nach unten im Sinne der Ideale der Französischen Revolution zu reformieren. Dabei sprach er sich u.a. für Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz aus, verlangte ein gerechteres Steuer- und Abgabensystem und die Abschaffung der stehenden Heere.
33. An Johann Isaak Gerning Weimar, 25. Juli 1794 → Frankfurt a. M. ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-9. – 1 Bl. 19,4 × 22,8(–23,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse: Herrn / Gerning Sohn / Franckfurt., darunter Spuren einer Oblate, Rs. rechts oben Empfangs- und Antwortvermerk Gernings, Tinte: „Weimar den 25ten July / 1794. / Goethe. / E 〈r h a l t e n〉 d e n 2 8 t e n . / B. 〈Beantwortet〉 dL 30ten AugL.“; am rechten Rand Papier- und Textverlust durch Siegelausriss (vgl. 63,15 mö〈glich〉 und 63,15 mitzubring〈en〉). – Faksimile: E. E: Freies Deutsches Hochstift. Zur Eröffnung des Frankfurter Goethemuseums am 20. Juni 1897. Ungedruckte Briefe Goethes an J〈ohann〉 J〈saak〉 von Gerning in Frankfurt a. M. 1794–1828. Frankfurt/M. 〈1897〉, S. 11, Nr 1 (Otto Heuer). WA IV 30 (1905), 55f., Nr 3072a. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Johann Isaak Gernings Brief vom 18. Juli 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 212 und 218; vgl. RA 1, Nr 1002). – Gerning antwortete am 30. August 1795 (H: GSA 28/6, Bl. 271; vgl. RA 1, Nr 1038). Johann Isaak Gerning (1767–1837) war ein Kaufmann und Kunstsammler in Frankfurt a. M. Während von ihm aus den Jahren 1794 und 1795 zwei Dutzend Briefe an Goethe überliefert sind, haben sich nur zwei Briefe Goethes an Gerning erhalten. In dem Briefwechsel geht es vorwiegend um Besorgungen und Aufträge (vielfach Kunst und Kunstgegenstände betreffend), die Gerning für Goethe und den Weimarer Hof übernahm, ferner um Berichte von Gernings häufigen Reisen (u.a. nach Italien), um politische Neuigkeiten aus Italien und Frankfurt sowie die Ankündigung von Besuchen. Über Gerning vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 204. 63,9 bey uns willkommen heißen] Gerning hatte im Bezugsbrief von seiner Hoffnung gesprochen, für einige „Erholungs Tage“ (H: GSA 28/6, Bl. 24) nach Weimar zu kommen. Er traf am 10. und 12. September 1794 dort mit Goethe zusammen (Gernings Tagebuch; vgl. BG 4, 93f.).
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BRIEF 34
63,10 eine kleine Reise zu machen] Goethe begleitete Herzog Carl August auf einer Reise nach Dessau, Leipzig und Dresden (vgl. zu 64,9). 63,12–13 Ihren interessanten Reisen] Von Ende Januar bis Mitte März 1794 hatte Gerning eine Reise nach Verona, Rom und Neapel unternommen. In Neapel unterhielt er enge Beziehungen zu König Ferdinand IV., den er 1790 in Frankfurt kennen gelernt hatte, als dieser sich zur Kaiserkrönung Leopolds II. in der Stadt aufhielt und im Gerningschen Haus wohnte. Zeitweise plante er, in dessen Diensten dauerhaft in Neapel zu leben. In seinem Brief an Goethe vom 17. April 1794 (aus Kassel) schreibt Gerning: „WahrscheinL. bin ich im Juny wieder in Frankfurt, im July oder August bey Ihnen und im October vielleicht auf immer in Parthenope 〈Neapel〉.“ (H: GSA 28/5, Bl. 129; vgl. RA 1, Nr 919.) 1799 wurde Gerning von Ferdinand zum königlich sizilianischen Geheimen Legationsrat ernannt. 63,13–14 Zeichnungen von Kniep] Landschaftszeichnungen des in Neapel lebenden Malers Christoph Heinrich Kniep (vgl. zu 76,13 und 88,13–14). Gerning hatte ihre Ausführung und Erwerbung im Februar 1794 in Neapel beim Maler selbst vermittelt: „Ihre Kniepschaft ist betrieben“ (Brief an Goethe vom 25. Februar 1794; H: GSA 28/4, Bl. 96; vgl. RA 1, Nr 886). Nach Georg Abraham Hackerts Brief an Goethe vom 11. März 1794 sollte Gerning die Zeichnungen aus Italien mitbringen (H: GSA 28/5, Bl. 119 und 122; vgl. RA 1, Nr 894). 63,14–15 sobald als mö〈glich〉 zu senden] Die Zeichnungen trafen erst im September 1794 in Weimar ein, wie Goethe am 10. September Schiller mitteilte (vgl. zu 76,13). 63,17 Schiefermüllers Werck] Ignaz Schiffermüller: Versuch eines Farbensystems. Wien 1772. – Aus Gernings Brief an Goethe vom 2. Februar 1794 scheint hervorzugehen, dass er das Werk im Auftrag Goethes durch den Augsburger Bankier und Naturforscher Paul Joseph von Cobres beschaffen sollte (H: GSA 28/4, Bl. 50; vgl. RA 1, Nr 864). Es war offenbar für Georg Melchior Kraus bestimmt. Goethe selbst hatte das Buch vermutlich bereits früher erhalten, und zwar ebenfalls durch Gerning. Dieser teilte Goethe in seinem Brief vom 4. Oktober 1793 mit, dass er „an den Verfasser des Wiener Schmetterling Systems, Herrn Schiefermüller, Dechant zu Waitzenkirchen bei Linz“ „jüngst wegen der Farbenbestimmung pp. geschrieben“ habe (LA II 3, 68). – Johann Ignaz Schiffermüller, Naturforscher und Professor für architektonisches Zeichnen in Wien, versucht in dem bestellten Werk, die in der Natur vorkommenden Farben mit ihren Nuancen in ein genaues System der Farbbenennung zu überführen, eine natürliche Farbennomenklatur zu entwickeln, die in Naturgeschichte und bildender Kunst Verwendung finden sollte. 63,17–18 Rath Krause] Georg Melchior Kraus, Maler, Kupferstecher und Direktor der Freien Zeichenschule in Weimar. 63,21–22 Sollte sie mir 〈…〉 hierher zu adressiren.] Catharina Elisabeth Goethe schrieb ihrem Sohn am 29. August 1794 (Pfeiffer-Belli, 669), u.a. über den Fortgang des Verkaufs von Goethes Elternhaus in Frankfurt.
JULI 1794
34. An Friedrich Schiller
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Weimar, 25. Juli 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 4. – Doppelblatt 19,4(–7) × 22,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile: Flach/Hahn, Tafel 3. – Viele der Handschriften von Goethes Briefen an Schiller tragen Bleistiftvermerke von fremder Hd, jeweils oben links und oben Mitte, im vorliegenden Fall z.B. „G. 2.“ und „3“; die Zahlen beziehen sich offensichtlich auf die Nummerierung der Briefe in E (hier: zweiter Brief Goethes, dritter Brief im Briefwechsel insgesamt); diese Zahlen werden für die folgenden Briefe an Schiller nicht jedesmal mitgeteilt, weil die Handschriftenbeschreibung sich in der Regel auf den Handschriftenbefund bezieht, wie er sich dem Empfänger darbot. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 11, Nr 3. WA IV 10 (1892), 175f., Nr 3072. BE IL AG E N
1) die Schocherische Abhandlung (vgl. zu 64,1). 2) „Les Bijoux indiscrets“ von Denis Diderot (vgl. zu 64,4). 3) „Versuch einer deutschen Prosodie“ von Carl Philipp Moritz (vgl. zu 64,4). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief dürfte sich auf Verabredungen beziehen, die bei den Begegnungen Goethes und Schillers in Jena am 20. und 22. Juli 1794 getroffen worden waren. – Da sich Goethe als Begleiter von Herzog Carl August vom 25. oder 26. Juli bis 12. August 1794 auf einer Reise nach Wörlitz, Dessau und Dresden befand (vgl. zu 64,9), antwortete Schiller erst am 23. August 1794 (NA 27, 24–27, Nr 22; vgl. RA 1, Nr 1030). 64,1 die Schocherische Abhandlung] Da von einer ‚Abhandlung‘ die Rede ist, dürfte folgender 20-seitige, selbstständig erschienene Aufsatz gemeint sein: Soll die Rede auf immer ein dunkler Gesang bleiben, und können ihre Arten, Gänge und Beugungen nicht anschaulich gemacht, und nach Art der Tonkunst gezeichnet werden? Aufgegeben und beantwortet von Christian Gotthold Schocher. Leipzig 1791. – Der Verfasser, Magister der Philosophie und Privatlehrer in Leipzig, entwickelt darin ein Notationssystem, um durch die „Versinnlichung“ von „Modificationen und Abstufungen“ (ebd., S. 9) im Sprechvortrag die Deklamation zu verbessern: „Die Musik führt uns durch ihre Tonleiter auf die Möglichkeit der Ausführung hin, und wir dürfen nur in der Declamation ebenfalls eine richtige Tonleiter herstellen, und die ganze Sache ist gemacht.“ (Ebd.) – Damit versuchte Schocher wie andere Rezitatorinnen (Sophie Albrecht, Elise Bürger geb. Hahn, Henriette Eunicke) und Rezitatoren (Carl Friedrich Solbrig, Gustav Anton von Seckendorff) die Deklamation
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BRIEF 35
als eigene Kunstgattung zu etablieren. Die Genannten traten in konzertartigen Veranstaltungen auf, in denen sie Texte (Gedichte, Erzählungen, dramatische Szenen) in Art eines Sprechgesangs vortrugen. – In den Briefen Schillers, von dem Goethe die Abhandlung Schochers hatte, wird dieser nicht erwähnt. 64,2–3 wird er mit der Zeit ja wohl aufklären] Schocher hatte auf die in der vorhergehenden Erläuterung genannte Abhandlung eine (62-seitige) Schrift folgen lassen: Rechtfertigung der Schreibart, Teutsch. Leipzig 1793. In der 30 Seiten langen Vorrede heißt es, es gehe wieder um die Suche nach einer „neuen Methode, die Declamation (Beredsamkeit) anschaulich zu lehren“ (S. VI). 64,4 Diderot] Seit dem Hinweis von Heinrich Düntzer (vgl. Schiller und Goethe. Uebersichten und Erläuterungen zum Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Stuttgart 1859, S. 64) wird angenommen, es handle sich um Denis Diderots Roman „Les Bijoux indiscrets“ (Paris 1748. – Franz.: Die geschwätzigen Kleinode). Ein Beleg dafür wird nicht angegeben. Dass Schiller in seinem Antwortbrief erklärt, er halte das Buch für „sehr unterhaltend, und für einen solchen Gegenstand auch mit einer recht erbaulichen Decenz behandelt“ (NA 27, 27), hat Zweifel entstehen lassen, ob damit wirklich die derb-erotischen „Bijoux indiscrets“ gemeint sind. So wird vermutet, Goethe habe Diderots Roman „La Religieuse“ (franz.: Die Nonne) übersandt (vgl. Rudolf Schlösser: Rameaus Neffe. Studien und Untersuchungen zur Einführung in Goethes Übersetzung des Diderotschen Dialogs. Berlin 1900, S. 97; Roland Mortier: Diderot in Deutschland 1750–1850. Stuttgart 1967, S. 186 und 207). Obwohl auch hier ein zuverlässiger Nachweis fehlt, könnte doch der Umstand, dass Schiller im November 1795 den Plan einer Übersetzung des Romans für die „Horen“ erwog, dafür sprechen (vgl. seinen Brief an Goethe, 29. November 1795; NA 28, 113; außerdem zu 198,25–26). 64,4 Moriz] Schiller lobte die „kleine Schrift“, durch welche „nach und nach in die Anarchie der Sprache eine gar schöne Ordnung“ komme (NA 27, 27). Demnach übersandte Goethe vermutlich folgendes Buch: Versuch einer deutschen Prosodie. Dem Könige von Preussen gewidmet von Carl Philipp Moriz. Berlin 1786 (in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 100, Nr 707). 64,7 eine öftere Auswechslung der Ideen] Bezieht sich wohl auf die Begegnungen am 20. und 22. Juli 1794 in Jena und die dabei geführten naturwissenschaftlichen und kunsttheoretischen Gespräche (vgl. zu 55,3). Ähnlich wie Goethe schrieb Schiller am 1. September 1794 an Körner: „Ich freue mich sehr auf einen für mich so fruchtbaren Ideenwechsel 〈…〉.“ (NA 27, 34f.) 64,9 mit nach Dessau zu gehen] Goethe begleitete Herzog Carl August auf einer Reise nach Wörlitz und Dessau zum befreundeten Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau und weiter nach Leipzig und Dresden: „Er 〈Goethe〉 ist seitdem mit dem Herzog nach Dessau u. Dresden gegangen, u. gestern zurük: Man sagt er habe sich mit 〈dem Ch〉 urfürsten über dem gegenwärtigen Lauf der Dinge u. der Zeiten besprochen.“ (Brief Sophie von Schardts an Fritz von Stein, 13. August
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1794; BG 4, 91.) Während der Herzog laut Fourierbuch am 24. Juli 1794 aufbrach (FB 1794, S. 174), reiste Goethe offensichtlich später ab, entweder noch am Tag, an dem er den vorliegenden Brief schrieb, oder als Begleiter der Herzogin Louise, die laut Fourierbuch am 26. Juli nach Dessau ging (vgl. FB 1794, S. 176). Unter dem 13. August heißt es im Fourierbuch: „Heüte Abend Kahmen Durchl. Herzog von Deßau wiederum zurück!“ (FB 1794, S. 185.) Nach Sophie von Schardts zitiertem Brief kam Goethe „gestern zurük“, also bereits am 12. August. Vgl. zur Reise die beiden Briefe aus Wörlitz und Dessau sowie aus Dresden an Christiane Vulpius (Nr 36 und Nr 37). 64,10 baldiges Wiedersehen] Mit seinem Brief vom 4. September 1794 (Nr 45) lud Goethe Schiller nach Weimar ein. Dieser war vom 14. bis 27. September 1794 Gast in Goethes Haus.
35. An Georg Christoph Lichtenberg
〈Weimar, Ende Juli 1794〉 → 〈Göttingen〉
DAT IE RUNG
Goethe dankt zu Beginn des Briefs für die Uebersendung der Hogarthischen Kupfer und des Werkchens (64,14–15). Beide hatten ihn mit einem auf den 18. Juli 1794 datierten Begleitschreiben des Verlagsbuchhändlers Johann Christian Dieterich erreicht (vgl. zu 49,17). Wann die Sendung in Göttingen abgegangen ist und wann sie in Weimar eintraf, ließ sich nicht genau ermitteln, vermutlich Ende Juli 1794. ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/306,II, Bl. 1. – 1 Bl. 19,8(–20,1) × 34,9(–35) cm, 1 ¼ S. rechtsspaltig beschr., Schreiberhd (Schumann), Tinte. E: WA IV 10 (1892), 225f., Nr 3116 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Georg Christoph Lichtenbergs Brief vom 18. April 1794 (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 251–253, Nr 2363; vgl. RA 1, Nr 920). Auf diesen Brief hatte Goethe bereits mit Nr 21 geantwortet. Nun schrieb er abermals, weil er in der Zwischenzeit aus Göttingen ein im Auftrag Lichtenbergs von dem Verlagsbuchhändler Johann Christian Dietrich verschicktes Paket mit Begleitschreiben (H: GSA 28/6, Bl. 225f.; vgl. RA 1, Nr 1001) erhalten hatte (zu dessen Inhalt vgl. erste Erläuterung zu vorliegendem Brief). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.
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BRIEF 36
64,14–15 die Uebersendung 〈…〉 des Werkchens] Die Sendung aus Göttingen enthielt die erste Lieferung von „G. C. Lichtenbergs ausführlicher Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche, mit verkleinerten aber vollständigen Copien derselben von E. Riepenhausen“ (Göttingen 1794). Das broschierte Bändchen mit einem Umschlag aus buntem Marmorpapier und von Goethe eigenhändig beschriftetem Rückenschild, welches die kongenialen Erläuterungen zu den bildlichen Darstellungen enthält, befindet sich noch heute in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 363, Nr 2459). An gleichem Ort haben sich die von Ernst Riepenhausen nachgestochenen Hogarthischen Kupfer (64,14) in Folio erhalten (vgl. Schuchardt 1, 220, Nr 49; Ruppert, 363, Nr 2454). Das Oktavbändchen mit dem Text und die sechs Tafeln mit den Abbildungen erhielt Goethe in einem Paket, das der Verlagsbuchhändler Johann Christian Dieterich auf Anweisung von Lichtenberg gesandt hatte (Dieterichs Brief an Goethe, 18. Juli 1794; Ulrich Joost: „Mein Freund, Vorschneider und Verleger“. Aus Johann Christian Dieterichs Korrespondenz. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 2 [1992], S. 387f., Nr 15). Vgl. zu 49,15. 64,16 sie] Die Kupferstiche des englischen Malers, Zeichners und Stechers William Hogarth, der insbesondere als Porträtist und durch seine realitätsnahen Darstellungen der sozialen und moralischen Zustände im England des 18. Jahrhunderts zu Bedeutung gelangt war. Seine satirischen, äußerst gesellschaftskritischen Kupferstiche, darunter die Serien „A Harlot’s Progress“ (1731), „A Rake’s Progress“ (1755), „Marriage-à-la-mode“ (1743–1745), „Industry and Idleness“ (1747) oder „The Four Stages of Cruelty“ (1751), fanden weite Verbreitung. Die mehrteiligen Bildfolgen waren Goethe schon längere Zeit bekannt: Am 7. Januar 1778 wurden Hogarts besehn, Stiche, die Johann Heinrich Merck wohl für die Kunstsammlung Carl Augusts gesandt hatte (GT I 1, 59 und I 2, 452). In Goethes „Biographischen Einzelnheiten“ enthält der Abschnitt zu Johann Caspar Lavater die Überlegung: Denn was ist Hogarth und alle Carricatur auf diesem Wege als der Triumpf des Formlosen über die Form. (WA I 36, 229.)
36. An Christiane Vulpius Wörlitz, 30. Juli und Dessau, 1. August 1794 → Weimar ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,3, Bl. 35–36. – Doppelblatt 18,8(–19,1) × 23,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: An / Demoiselle / Christiane Vulpius / auf dem Frauenplan / Weimar / fr.; dazwischen von fremder Hd, rote Tinte: „Nebst ein Packet von / Schwartz Wachstuch / ohne Zeichen“, über der Adresse und darunter Reste eines roten Siegels (Kombination der Masken eines
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kahlköpfigen Silens und eines Pan mit Hörnern; vgl. Femmel/Heres, 80, Nr 30); Bl. 2 am Falz Siegelausriss. E: WA IV 10 (1892), 176f., Nr 3073 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Christiane (Johanna Christiana Sophia) Vulpius (1765–1816) war Goethes langjährige Lebensgefährtin. Er hatte sie 1788 kennen gelernt, heiratete sie aber erst 1806. Im vorliegenden Band sind 16 Briefe Goethes an Christiane enthalten. Von ihr sind aus den Jahren 1794/95 zehn Briefe an Goethe überliefert. Beider Briefe stammen aus den Zeiträumen, in denen Goethe sich längere Zeit nicht zu Hause aufhielt, sondern etwa in Jena (von Ende März bis Anfang Mai 1795 und im November 1795) oder in Karlsbad (vom 2. Juli bis 11. August 1795) oder in Ilmenau (im August/September 1795). Auch aus Eisenach, von wo Goethe im Oktober 1795 weiter nach Frankfurt a. M. reisen sollte, um dort die militärische Lage zwischen Österreichern und Franzosen zu sondieren, schrieb er Briefe nach Hause. In allen Briefen geht es vorwiegend um alltägliche Angelegenheiten: Wetter, Fahrt, Unterkunft und Verpflegung, Bekanntschaften, Aufträge (Erledigung der Post, Übersendung von Lebensmitteln, Wein, Büchern und Manuskripten). Goethe berichtet von seinem Tun und Befinden, erkundigt sich seinerseits nach Christiane und dem gemeinsamen Sohn August, schickt Geschenke und versichert beide seiner Zuneigung. – Der vorliegende Brief wurde auf einer Reise geschrieben, die Goethe als Begleiter des Herzogs Carl August und dessen Frau Louise vom 25. oder 26. Juli bis zum 12. August nach Wörlitz, Dessau und Dresden unternahm (vgl. zu 64,9). – Über Christiane Vulpius vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 104. 65,2 Wir haben hier schöne Tage 〈…〉 gehabt] Der Herzog und Goethe waren Gäste des befreundeten dessauischen Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau. Während ihres Aufenthalts wohnten sie u.a. am 31. Juli 1794 der Aufführung der Oper „Das rothe Käppchen“ (1788/89) von Johann Carl Ditters von Dittersdorf bei, die durch die Schauspielergesellschaft von Friedrich Wilhelm Bossann dargeboten wurde. 65,3 Cattun] Kattun: Bezeichnung für leinwandbindige Baumwollgewebe (von niederl. kattoen, dieses von arab. qu¸tun). In Dessau und Umgebung, u.a. in Oranienbaum und Zerbst, wurde Band-, Kattun- und Tuchfabrikation betrieben. In Dessau selbst gab es eine Tuchfärberei und Stoffdruckerei (vgl. Hansjörg Küster und Ansgar Hoppe: Das Gartenreich Dessau-Wörlitz. Landschaft und Geschichte. München 2010, S. 97). 65,4 Herteln] Johann Friedrich Härtel, weimarischer Hofbediensteter. 65,5 Sonntags] 3. August 1794. 65,5–6 die Herzoginn geht Freytag von Dessau ab] Freitag war der 1. August
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1794. Louise traf am Samstag, dem 2. August 1794, „Abends 7. Uhr“, in Weimar ein (FB 1794, S. 177). 65,8 Sonnabends] 2. August 1794. 65,8 nach Dresden] Über Goethes Aufenthalt in Dresden vgl. zu 53,5. 65,8–9 Von da schreibe ich dir] Vgl. Nr 37. 65,9–10 den kleinen] Goethes vierjährigen Sohn August. 65,10 daß alles recht hübsch sey] Den Wunsch nach ‚Behaglichkeit‘, den er in Abwesenheit von zu Hause verspürte, hat Goethe in seinen Briefen an Christiane Vulpius immer wieder zum Ausdruck gebracht (vgl. 66,2–3, 137,13–14, 143,24–25, 145,5–6, 146,15–16 und 155,6–7). Vulpius hatte in ihren Briefen ihrerseits immer schon versichert, sie denke stets daran, „wie ich im Haußhalt alls in Ordnun〈g〉 bringen will um Dir mit Etwas Freude zu machen“ (H: GSA 28/2, Bl. 221; vgl. Goethe-Christiane 1, 27); – „〈…〉 ich halte so vill alls möglich alles inn Ordnu〈ng〉“ (Mitte Juli 1793; H: GSA 28/2, Bl. 253; vgl. Goethe-Christiane 1, 33); – „〈…〉 wen du wiederkömms sollt du freude ann meiner Einrichtung haben“ (25. Juli 1793; H: GSA 28/2, Bl. 274; vgl. GoetheChristiane 1, 36); – „〈…〉 es ist jzo alles recht ordenlich“ (8. August 1793; H: GSA 28/2, Bl. 288; vgl. Goethe-Christiane 1, 37). – Schon in seinem Brief an Johann Gottfried und Caroline Herder vom 11. September 1790 aus Breslau hatte Goethe geschrieben: Wenn ihr mich lieb behaltet, wenige gute mir geneigt bleiben, mein Mädchen treu ist, mein Kind lebt, und mein großer Ofen gut heizt, so hab ich vorerst nichts weiter zu wünschen. (GB 8 I, 218.) 65,14 Das Packet] Es sollte den zuvor erwähnten Kattun enthalten (vgl. zu 65,3). 65,15 zu deinem Geburtstage] Gemeint ist der 6. August. Dieser Tag wurde von Goethe und Christiane Vulpius als Geburtstag Christianes gefeiert; vgl. u.a. Goethes Briefe an sie vom 5. August 1798 (WA IV 13, 240), 28. Juli 1804 (WA IV 17, 167), 27. Juli 1807 (WA IV 19, 374) und vom 7. August 1808 (WA IV 20, 132) sowie Christiane Vulpius’ Brief an Nicolaus Meyer vom 23. August 1802 (Freundschaftliche Briefe von Goethe und seiner Frau an Nicolaus Meyer. 〈…〉 Leipzig 1856, S. 71). Christian August Vulpius, der Bruder, bezeichnete dagegen den 6. Juni als Geburtstag seiner Schwester. Nach ihrem Tod am 6. Juni 1816, schrieb er am 8. Juni an Carl Ludwig von Knebel: „Sie starb vorgestern, d. 6ten Mittag um 12 Uhr, eben an ihrem Geburtstage, 52 Jahre alt.“ (Christian August Vulpius. Eine Korrespondenz zur Kulturgeschichte der Goethezeit. Hrsg. von Andreas Meier. Berlin, New York 2003. Bd 1, S. 191.) Der Geburtstag ist hier ebenso falsch angegeben wie das Alter. Laut Eintrag im Taufbuch der Hofgemeinde Weimar (Jakobskirche) für die Jahre 1755–1765 (S. 354) wurde Christiane Vulpius am 1. Juni 1765 geboren (nach freundlicher Auskunft von Eva Beck, Weimar); mithin war sie 51 Jahre alt, als sie starb. Dass sich sowohl Goethe und Christiane als auch Christian August Vulpius andererseits in jeweils unter-
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schiedlicher Weise im Geburtsdatum irren, spricht gegen die Vermutung, hinter dem 6. August verberge sich irgendein persönlicher Bezug. Es zeigt lediglich, dass Geburtstage und Geburtstagsfeste in der einfachen Bevölkerung keine große Bedeutung hatten. So war es im deutschen Bürgertum des 17. und 18. Jahrhunderts keineswegs selbstverständlich, das eigene Geburtsdatum zu kennen (vgl. Susan Baumert: Bürgerliche Familienfeste im Wandel. Spielarten privater Festkultur in Weimar und Jena um 1800. Frankfurt a. M. 2014, S. 47). – Dagegen erscheint Hans Gerhard Gräfs Vermutung, „daß Christiane ihren Geburtstag (Juni 1) mit dem ihrer Schwester Sophia Friederica Charlotte (1781 Aug. 6) verwechselt hat“ (GoetheChristiane 1, 482), nicht überzeugend, zumal der These selbst eine Verwechslung zugrunde liegt: Die Genannte, eine Halbschwester von Vulpius, ist am 4. August 1781 geboren worden; der 6. August 1781 war der Tag ihrer Taufe (vgl. das Taufbuch der Hofgemeinde Weimar [Jakobskirche] für die Jahre 1777–1787, S. 220). Sie starb bereits am 4. Juni 1782.
37. An Christiane Vulpius Dresden, 9. oder 10. August 1794 → Weimar DAT IE RUNG
Der 10. August 1794 war ein Sonntag. Goethe hat sich also entweder bei der Angabe des Wochentags oder beim Datum geirrt. Die Mitteilung, er habe acht Tage hier zugebracht (65,22), könnte für den 10. August sprechen, da er am 2. August nach Dresden gereist war (vgl. zu 65,22). Doch ist Goethes Zeitangabe wohl cum grano salis zu nehmen. ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,3, Bl. 37–38. – Doppelblatt 19,4(–19,6) × 22,8(–23,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: An / Demoiselle / Christiane Vulpius / auf dem Frauenplan / Weimar / fr., rote Tinte, über der Adresse und darunter Reste eines roten Siegels (Kombination zweier Masken eines kahlköpfigen Silens und eines Pan mit Hörnern; vgl. Femmel/Heres, 80, Nr 30); Bl. 2 am Falz Siegelausriss. E: WA IV 10 (1892), 177, Nr 3074 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 65,22 acht Tage hier zugebracht] Seinem vorhergehenden Brief vom 30. Juli und 1. August 1794 zufolge war Goethe am 2. August 1794 gemeinsam mit Herzog Carl August von Dessau nach Dresden gereist (vgl. 65,8).
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BRIEF 38
65,22–66,1 meist mit Meyern verlebt] Johann Heinrich Meyer hielt sich seit Anfang Mai 1794 in Dresden auf (vgl. zu 42,1). 66,1–2 noch 14 Tage] Goethe kehrte früher nach Weimar zurück, am 12. oder 13. August 1794 (vgl. zu 64,9). 66,2–3 daß 〈…〉 alles in Ordnung kommt] Vgl. zu 65,10. 66,3 Den Kattun und die Halstücher] Vgl. den vorhergehenden Brief (65,3 und 65,16). 66,4–5 den kleinen] Den vierjährigen Sohn August. 66,5 ein recht artig Bildchen] Um was für ein Bildchen es sich handelte, konnte nicht ermittelt werden. Es könnte eine kleinformatige, vielleicht kolorierte Zeichnung Meyers gewesen sein, ein Porträt oder eine Mutter-Kind-Darstellung (nach freundlicher Auskunft von Alexander Rosenbaum, Weimar). Am 15. September 1794 schrieb Goethe an Meyer: Die Kleine grüßt, das Bildchen hat große Freude gemacht. (78,22.) 66,5 gemahl] Versehentlich für ‚gemalt‘.
38. An Samuel Thomas Soemmerring 〈Weimar, kurz nach dem 13. August 1794〉 → 〈Mainz〉 DAT IE RUNG
Der nur im Konzept überlieferte Brief bezieht sich auf Soemmerrings Briefe vom 26. Juli 1794 (Soemmerring, Werke 20, 183f.; Nr 704; vgl. RA 1, Nr 1010) und vom 5. August 1794 (Soemmerring, Werke 20, 185f., Nr 705; vgl. RA 1, Nr 1015). Goethe geht auf Soemmerrings anatomisches Lehrbuch (66,18, vgl. zu 66,18) ein und auf den gelben Punkt im Auge (66,21, vgl. zu 66,21–22). Zudem stellt er eine Abschrift der Abhandlung von den farbigen Schatten in Aussicht (67,1, vgl. zu 67,1), spricht über Darwin (vgl. zu 5,17) und die bei Refraktion auftretenden Phänomene (vgl. zu 67,12–13), des Weiteren über die Ende März 1794 erfolgte Beschäftigung mit Wünsch (67,31). Eine gemeinsam mit dem Herzog Carl August unternommene Reise nach Wörlitz, Dessau und Dresden vom 25. oder 26. Juli bis 12. oder 13. August 1794 hatte verhindert, dass Goethe die Briefe zeitnah erhielt und beantworten konnte. – Rupprecht Matthaei datiert den Briefentwurf auf Januar/Februar 1794 (LA I 3, 90–92 und II 3, 216), und zwar als Antwort auf Soemmerrings Briefe vom 18. oder 19. Januar 1794 (Soemmerring, Werke 20, 154–156) und vom 19. und 20. Januar 1794 (Soemmerring, Werke 20, 157f.). Diese Datierung ist nicht auszuschließen, setzt aber voraus, dass das erhaltene Konzept unausgefertigt blieb, verworfen und durch die am 17. Februar 1794 versandte Fassung ersetzt wurde (vgl. Nr 5 und die einleitende Erläuterung zu vorliegendem Brief). Zudem müsste Goethe sich mit der Publikation von
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Wünsch schon gleich nach deren Erwerb beschäftigt haben (vgl. zu 67,31–34). Eine zeitliche Festlegung auf Herbst 1793, wie von Albert Leitzmann vorgenommen, ist nicht wahrscheinlich (vgl. WA IV 18, 49); sie stützt sich hauptsächlich auf die Erwähnung der 1792 und 1793 entstandenen Abhandlung Goethes über die farbigen Schatten (vgl. zu 67,1). Die vorliegende Datierung geht davon aus, dass Goethe die genannten Briefe Soemmerrings kurz nach seiner Rückkehr aus Dresden am 12. oder 13. August 1794 beantwortet hat. ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/472,II, Bl. 1–3. – 2 ineinandergelegte Doppelblätter 20,1(–20,3) × 34,8(–35,1) cm, 5 1⁄2 S. rechtsspaltig beschr. (S. 3–8 Text), Schreiberhd (Goetze), Tinte. E: WA IV 18 (1895), 49–52, Nr 3015a (Albert Leitzmann; nach K). Textgrundlage: K. BE IL AG E
ein paar Blätter Resultate (vgl. zu 67,12–13). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich die Briefe Soemmerrings vom 26. Juli 1794 (Soemmerring, Werke 20, 183f., Nr 704; vgl. RA 1, Nr 1010) und vom 5. August 1794 (Soemmerring, Werke 20, 185f., Nr 705; vgl. RA 1, 1015). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Die Annahme, Goethe habe den unvollständigen Entwurf nie ausfertigen lassen, weshalb es sich bei dem vorliegenden Brief um ein verworfenes, nicht abgesandtes Konzept handle, ist nicht zwingend (vgl. EGW 1, 266–268; Soemmerring, Werke 20, 188). Im handschriftlichen Nachlass hat sich der rechtsspaltig beschriebene Entwurf, ohne Adressangabe und eigenhändige Korrekturen, unter den ausgegangenen Briefen erhalten. Die Lücken im Text, das Fehlende nach dem Textabbruch mitten im Satz und die fehlende Schlussformel (vgl. zu 68,3) könnten ohne weiteres im Mundum ergänzt worden sein, ohne dass Goethe es als notwendig erachtete, die Hinzufügungen im vorhandenen Konzept nachzutragen. Die vielen aktuellen Fragen, die in der Korrespondenz aus dieser Zeit intensiv thematisiert werden, machen es unwahrscheinlich, dass Goethe zwei Briefe Soemmerrings gänzlich unbeantwortet ließ. Wie lebhaft er an dem wissenschaftlichen Austausch mit dem Anatomen interessiert war, zeigt nicht zuletzt seine dringende Bitte um ein Lebenszeichen in seinem nächsten Brief (vgl. Nr 83). 66,9 mitten unter den Kriegsunruhen] Bezieht sich auf die Kämpfe in der nahe gelegenen Pfalz zwischen den Truppen der Koalitionäre und der erstarkten französischen Revolutionsarmee. Zudem kam es innerhalb der Stadt Mainz wiederholt zu
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handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen den kaiserlich-österreichischen und den preußischen Truppen (vgl. zu 60,13). 66,14 an Ihren Arbeiten] Goethe, selbst mit Optik und Farbenlehre beschäftigt, zeigte sich vor allem an den sinnesphysiologischen Überlegungen interessiert, die Soemmerring ihm in den Bezugsbriefen ausführlicher geschildert hatte, aber auch an dessen osteologischen Studien (vgl. zu 66,18). – Im zweiten Bezugsbrief hatte der Anatom von der besonders geglückten Präparation, der fast vollständigen Freilegung eines starken Gehirnnervs, des „Nervus quintus“ (lat.: fünfter Nerv, Trigeminusnerv), berichtet (Soemmerring, Werke 20, 185). 66,18 diese Tage Ihr anatomisches Lehrbuch ganz durchgelesen] Goethes Lektüre ist durch keine andere Quelle belegt. Wahrscheinlich erfolgte sie während seines Aufenthalts in Dresden, zwischen dem 2. und 10. August 1794, wo er für seine Studien zur vergleichenden Osteologie das Naturalienkabinett besuchte und sich von dessen Inspektor Carl Heinrich Titius die Sammlung erklären ließ. In den „Nachträgen“ zu seinen Studien zum Zwischenkiefer erinnerte sich Goethe an die hilfreiche Unterstützung, die ihm dadurch zuteil wurde, auch Herrn von Sömmerrings schöne Sammlung habe ihm dabei manchen Aufschluß gegeben (LA I 8, 181). Mit dem zweiten Bezugsbrief war Goethe ein Verzeichnis von Präparaten zugegangen, die Soemmerring abzugeben bereit war (vgl. zu 60,20), was das vollständige Studium von dessen Lehrbuch zusätzlich befördert haben dürfte. – Vor diesem Hintergrund bot sich insbesondere der erste, der Knochenlehre gewidmeten Teil von Soemmerrings mehrbändigem Werk „Vom Baue des menschlichen Körpers“ (Frankfurt a. M. 1791) zur Lektüre an, zumal im Kapitel zum Oberkiefer auch Goethes eigene Entdeckung lobend Erwähnung gefunden hatte: „Goethe’s sinnreicher Versuch aus der vergleichenden Knochenlehre, daß der Zwischenknochen der Oberkinnlade dem Menschen mit den übrigen Thieren gemein sey, von 1785. mit sehr richtigen Abbildungen, verdiente öffentlich bekannt zu seyn.“ (Ebd., S. 160.) Goethe hatte das Werk kurz nach dessen Erscheinen vom Verfasser erhalten; am 31. Mai 1791 hatte er sich für das Geschenk bedankt (GB 9 I, Nr 28). Die im Nachlass erhaltenen Aufzeichnungen aus dem Sommer 1794 zeigen, wie Goethe nach wie vor mit Studien zum osteologischen Typus befasst war, um aus einzelnen Fällen allgemeinere Zusammenhänge abzuleiten (vgl. LA II 9A, 193–216 [M 124–135]; sie münden in den unveröffentlichten „Versuch einer allgemeinen Knochenlehre“; LA I 10, 87–109; erläutert in: LA II 9A, 572–575). 66,19 sowohl an den Sachen als an der Methode] Soemmerring verstand sein mehrbändiges Werk als Handbuch der gesamten menschlichen Anatomie, in dem aktuelles Wissen in systematischem Zusammenhang anschaulich und verständlich dargeboten werden sollte. Zum gegebenen Zeitpunkt lagen die Teile zur Knochenlehre (T. 1. 1791), Bänderlehre (T. 2. 1791), Muskellehre (T. 3. 1791), Hirnund Nervenlehre (T. 5.I. 1791) und zur Gefäßlehre (T. 4. 1792) vor. In Goethes Bibliothek sind von den ersten drei Teilen sowie vom den beiden Teilbänden des 5.
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Teils jeweils die Erstausgaben vorhanden; vom 4. Teil liegt nur die 2., umgearbeitete Ausgabe von 1801 vor (vgl. Ruppert, 734, Nr 5119). 66,20 das Fehlende] Teilband 5.II mit der „Eingeweidlehre“ erschien erst 1796. Vgl. zu 149,13. 66,21–22 Ueber den gelben Punkt im Auge 〈…〉 nichts denken] In beiden Bezugsbriefen hatte Soemmerring um Goethes Ansichten dazu gebeten. Einmal heißt es: „〈…〉 ich wollte schon längst sie nochmals eigends bitten mir doch Ihre Ideen über d〈en〉 gelben Punkt der Nervenhaut des Auges 〈…〉 mitzutheilen 〈…〉“ (Soemmerring, Werke 20, 183). Ähnliches findet sich im zweiten Bezugsbrief (Soemmerring, Werke 20, 185). – Vgl. zu 5,13–14. 66,22 merkwürdig] Von ‚würdig, in Erinnerung behalten zu werden‘, ‚beachtenswert‘. 66,24 die schief eingehende Nerven] Die gut sichtbare Austrittsstelle des Sehnervs am so genannten blinden Fleck (lat. papilla nervi optici) liegt nicht wie der gelbe Fleck (lat. macula lutea) in der subjektiven Mitte des Augenhintergrunds, des Augbodens (66,23), auf dem okulomotorischen Nullpunkt, sondern, um etwa 15° aus der Sehachse gerückt, neben der Stelle des schärfsten Sehens in der zentralen Sehgrube (lat. fovea centralis). 66,25–26 eine zu denken] Die Lücke im Text weist darauf hin, dass Goethe während des Diktats offenbar nicht sofort eine Formulierung für den kuriosen Befund gefunden hat, dass sich das menschliche Auge eben nicht unmittelbar mit einem optischen Gerät, einer Camera obscura, vergleichen lasse, auf deren flachem Projektionsschirm das Bild vollständig und seitenverkehrt zu sehen ist. Ausgehend von dem geometrischen Strahlengang in der Camera, müsste man den blinden und den gelben Fleck im menschlichen Auge mittig, und zwar an identischer Stelle, annehmen. – Die in LA I 3, 91 vom Rupprecht Matthaei vorgenommene Ergänzung „einfache Weise“ ist willkürlich. 66,27–28 scheint die Farbe 〈…〉 wirkendes zu deuten] Hier Farbe als natürlich vorkommende Farberscheinung, die traditionell mit der aktiven Seite des Spektrums verbunden wurde, mit der Wärme, Energie und Kraft des Feuers. Die farbtheoretische Bedeutung von Gelb im Goetheschen Farbenkreis spielt an dieser Stelle keine Rolle. 67,1 Abschrift der Abhandlung von den farbigen Schatten] Der Adressat sollte die Beilage, die Goethe in Nr 5 (vgl. zu 5,18–19) angekündigt hatte, erst am 25. Mai 1795 erhalten (vgl. zu 130,8). – Im ersten Bezugsbrief hatte Soemmerring explizit um diese Abhandlung gebeten; in seinem Brief vom 27. Januar 1795 wiederholte er diese Bitte (vgl. Soemmerring, Werke 20, 183). 67,3 die Versuche von den seltsamen Spectris] Im ersten Bezugsbrief hatte Soemmerring von „wahren Spectra“ gesprochen, welche ihm Goethe im Mai 1793 in Frankfurt a. M. gezeigt habe (Soemmerring, Werke 20, 183). Damit sind vom Subjekt tatsächlich wahrgenommene Farbeindrücke gemeint, physiologische Farben
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genannt, die nicht mehr als bloße Täuschungen des Auges bewertet, sondern als notwendige Konstituenten des regulären menschlichen Sehens erkannt werden. Die Federzeichnungen der Spektra zu „Farbige Schatten“ und andere „Seltsame Spektra“ sind im Nachlass überliefert (H: GSA 26/LI,13a); sie zeigen, dass Goethe weiterhin an dem Thema arbeitete und es in Richtung der Betrachtung physiologischer Farbphänomene entwickelte (vgl. zu 5,18–19). 67,5 Darvins] Zu Robert Waring Darwins Abhandlung vgl. zu 5,17. 67,12–13 ein paar Blätter Resultate] Was die nicht überlieferte Briefbeilage enthielt, lässt sich nur mutmaßen. Möglicherweise handelte es sich – darauf verweist Goethes Wortwahl, bey Gelegenheit der Refraction (67,11–12, und die Bezeichnung des Inhalts als Versuche (67,3) – um eine Abschrift des Aufsatzes „Grundversuche über Farbenerscheinungen bei der Refraktion“ (H: GSA 26/L,5, Bl. 38–41; LA I 3, 103–108; erläutert in: LA II 3, 228) und damit um Aufzeichnungen, die sich an die nach Goethes Rückkehr aus Mainz im August 1793 entstandene Polemik gegen Newton – „Über die Farbenerscheinungen die wir bei Gelegenheit der Refraktion gewahr werden“ – thematisch anschließen und die darin geschilderten Versuche weiterführen (vgl. LA I 3, 164–189; erläutert in: LA II 3, 255–258; außerdem den während des Aufenthalts vor Mainz entstandenen Entwurf in LA I 3, 143–146; erläutert in: LA II 3, 242f.). Beschrieben wurden in dem Aufsatz von 1793 vor allem subjektive und wenige objektive Versuche zur Refraktion; die Ableitung der Phänomene war darin noch nicht erfolgt. – Unter ‚Refraktion‘ versteht man in der Physik die Brechung von Lichtwellen in einem bestimmten Medium. Soemmerring hatte sich im ersten Bezugsbrief mit dem Thema der Brechung an Grenzflächen beschäftigt (Soemmerring, Werke 20, 183). 67,17–19 Erst wenn alles 〈…〉 und freuen wie sie zerstiebt] Mit dem Vorgehen, das er in den „Grundversuchen über Farbenerscheinungen bei der Refraktion“ beschrieb (vgl. LA I 3, 103–108), wendet sich Goethe dezidiert gegen die Art der Beweisführung von Newton: So viel wird aber leicht jeder sehen, daß hier nicht von einer Theorie die Rede sei, welche aus wenigen Versuchen erst f e s t g e s e t z t wird, um derselben nachher alle und jede Erfahrungen zu a k k o m m o d i e r e n, sondern daß hier bloß einfache unerklärte Grundversuche da stehen, an welche sich alle übrige Erfahrungen leicht anschließen können, wodurch eine Sammlung derselben, zum Behuf einer Theorie (wenn anders eine möglich ist) nunmehr durch Fleiß und Methode aufgestellt werden kann. (Ebd., 108.) Goethe setzte sich also für die Vermannigfaltigung von Versuchen ein, die möglichst breit und vielseitig anzulegen seien. Grunderfahrungen sollten zunächst möglichst umfassend gesammelt werden, um wichtige Voraussetzung zum klaren und tiefen Erfassen der Gesetzmäßigkeiten, denen die zu untersuchenden Erscheinungen folgen, zu erfüllen. 67,21–22 Greens neuer Phisik] Goethe beschäftigte sich eingehend mit der 2. Auflage von Friedrich Albrecht Carl Grens „Grundriß der Naturlehre, in seinem
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mathematischen und chemischen Theile neu bearbeitet“ (Halle/S. 1793), während er eine Inhaltsübersicht des Werks anfertigte (LA II 1A, 149–151 [M 17]). Im Februar 1794 hatte er die völlig überarbeitete Auflage des 1788 erstmals erschienenen Lehrbuchs über die Hoffmannsche Buchhandlung in Weimar erworben (H: GR/ Belege 1794, 2, Bl. 48); das Exemplar befindet sich nach wie vor in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 663, Nr 4621). 67,22 alle Figuren 〈…〉 völlig falsch] Goethe hielt seine kritischen Bemerkungen zu den Ausführungen Grens fest, insbesondere zu den Paragraphen 573–600 des Lehrbuchs, dem Abschnitt „Verschiedene Brechbarkeit des Lichts. Farben“ mit den Darstellungen 107–110 (vgl. Grens „Grundriß der Naturlehre, in seinem mathematischen und chemischen Theile neu bearbeitet“ [Halle/S. 1793], S. 439–459). Gren beschäftigte sich dort mit Newtons Theorie des Lichtes und der Farben; seine Versuche sollten beweisen, dass weißes Licht, wie von Newton angenommen, aus allen Spektralfarben bestehe, deren verschiedene Wellenlängen am Prisma unterschiedlich gebrochen werden. Goethes Überlegungen sind gedruckt in: LA I 3, 210–217; erläutert in: LA II 3, 267f. 67,28 Neuton] Isaac Newton. 67,26–28 So hat auch Green im phisischen Journal 〈…〉 erklärt seyen] Der Beitrag „Einige Bemerkungen über des Herrn von Göthe Beyträge zur Optik“ war in dem von Gren herausgegebenen „Journal der Physik“ (7 [1793], Heft 1, S. 3–21) erschienen; darin zeigte Gren, dass sich die von Goethe beobachteten und beschriebenen Phänomene durchaus mit Newtons Theorie der Farbe und der Brechbarkeit des Lichts erklären ließen. Auf den Aufsatz weist Gren expressis verbis in seinem Lehrbuch hin (vgl. Grens „Grundriß der Naturlehre, in seinem mathematischen und chemischen Theile neu bearbeitet“ (Halle/S. 1793, S. 455f.). 67,31–34 Neulich ist der wunderliche Wünsch 〈…〉 der begreif ’ es!] In dem Werk „Versuche und Beobachtungen über die Farben des Lichtes, angestellet und beschrieben von Christian Ernst Wünsch“ (Leipzig 1792) unternimmt Wünsch den Versuch, anhand von verschiedenen Experimenten anschaulich zu beweisen, dass alle Farben aus drei einfachen Grundfarben darstellbar seien: Rot, Grün und Violett. Damit begab Wünsch sich deutlich in Widerspruch zu Newton, dessen Erklärung der sieben Lichtfarben er in der Argumentation detailliert zu widerlegen suchte: Wer Newton dennoch begreife, der solle dessen Hypothese weiterhin folgen, so Goethes pointierte Zusammenfassung der Wünsch’schen Argumentation. – Eigenhändige Anmerkungen Goethes zu dieser Veröffentlichung datieren vom 31. März 1794 (LA I 3, 218–226; erläutert in: LA II 3, 269f.); wie im vorliegenden Brief verweist Goethe darin auf die klare Kritik von Wünsch an Newton, die ihm offensichtlich imponierte: p. 48. 49. Widerspricht er der Neutonischen Erklärung sehr gegründet und ist so ehrlich zu gestehen, daß er sie nicht begreifen könne. (LA I 3, 223.) Wie Grens Lehrbuch (vgl. zu 67,21–22) hatte Goethe auch dieses Werk im Februar 1794 in Weimar erworben
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(H: GR/Belege 1794, 2, Bl. 48); das Exemplar befindet sich nach wie vor in seiner Bibliothek (vgl. Ruppert, 757, Nr 5291). – Wünschs eigene These über die Farben dagegen erschien Goethe ebenso kühn wie die Newtons. Er lehnte deshalb sowohl die Methode als auch die Resulate des Gelehrten ab, was das mit dessen Namen alliterierende Adjektiv ‚wunderlich‘ erklärt; kurz nach dessen Tode schrieb Goethe unter dem 11. September 1828 an Carl Friedrich Zelter: Am widerwärtigsten sind die kricklichen Beobachter und grilligen Theoristen, ihre Versuche sind kleinlich und complicirt; ihre Hypothesen abstrus und wunderlich. Ein solcher war der gute W ü n s c h. Dergleichen Geister finden sich leicht mit Worten ab und hindern die Fortschritte der Wissenschaft: denn man muß ihnen doch nachexperimentiren und aufklären, was sie verdüstert haben. (WA IV 45, 11.) Auch der frühe Lebensweg des armen Webersohns aus dem Erzgebirge, der sich lange Zeit in Leipzig autodidaktisch gebildet hatte, bevor ihm Stipendien die Studien ermöglicht hatten, mag zur Wahl des pejorativen Attributs geführt haben. Die Ortsbezeichnung ‚zu Königsberg‘ erfolgte nicht aus Unkenntnis des tatsächlichen Wirkungsortes des Professors an der preußischen Universität in Frankfurt an der Oder, zumal der Ort auf dem Titel des Werks explizit genannt wird, sondern in ironischer Absicht: Auf dem Titel bezeichnete sich Wünsch, die eigene Person maßlos überschätzend, zudem als „Doktor der Weltweisheit“, macht sich, wie der in Königsberg lehrende Immanuel Kant, zu einem Doktor der Philosophie. 68,1 künftig im Zusammenhange] Hinweis auf das in Planung begriffene, 1810 veröffentlichte Werk Goethes „Zur Farbenlehre“, wo insbesondere im „Didaktischen Teil“ physiologische Aspekte der Farben behandelt werden. Goethe arbeitete fast zwei Dezennien intensiv an den darin behandelten Fragen. – Eine physiologische Theorie des Farbensehens legte 1807 Thomas Young vor. 68,3 Phisiolog] Das Konzept bricht danach auf halber Seite ab.
39. An Friedrich von Stein
Weimar, 14. August 1794 → 〈London〉
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H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 62f., Nr 23. WA IV 10 (1892), 180–182, Nr 3076 (nach E). Textgrundlage: E. – Die Hervorhebung We i m a r (68,4) und die durchgängige Großschreibung der Pronomen in der 2. Person Singular entsprechen zeitgenössischer Konvention des Drucks, nicht Goethes Schreibgewohnheit.
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Der Brief beantwortet ebenso wie Nr 41 Fritz von Steins Brief vom 30. Juli 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 254–255; vgl. RA 1, Nr 1013) sowie einen zweiten, der nicht überliefert ist (vgl. 68,11). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 15. August 1795 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3). Fritz von Stein war im April 1794 zu einer einjährigen Reise nach England aufgebrochen (vgl. Nr 8 und die Erläuterungen dazu). Den Bezugsbrief hatte er aus London geschrieben. 68,6 Deines Pflegefreundes] Goethe. – Er hatte den damals zehneinhalbjährigen Sohn von Charlotte von Stein im Mai 1783 für dreieinhalb Jahre in sein Haus aufgenommen und sich um seine Erziehung gekümmert. 68,11 Deine beiden Briefe] Nur einer dieser Briefe ist überliefert (vgl. die Angaben zu Bezugs- und Antwortbrief). 68,11–12 das übersendete Prisma] Im Bezugsbrief schreibt Stein, er habe „das Prisma durch einen Reisenden an Sie 〈Goethe〉 abgeschickt.“ (H: GSA 28/6, Bl. 254; vgl. LA II 6, 285.) Nach Charlotte von Steins Brief an ihren Sohn Fritz vom 25. August 1794 (H: GSA 122/100) handelte es sich um einen Engländer namens Diring oder Diving (Lesung unsicher). 68,12 das mir eben zur rechten Zeit ankommt] Mit Bezug auf Experimente mit farbigen Schatten (vgl. zu 59,16). Das Prisma wird nochmals in Nr 50 erwähnt (vgl. 77,26). 68,12–13 Das Steinchen an Fräulein von Imhof] In den überlieferten Bezugsbriefen ist davon nicht die Rede. Aus Charlotte von Steins Brief an ihren Sohn vom 25. August 1794 (H: GSA 122/100) geht jedoch hervor, dass es sich um einen Schmuckstein für ihre Nichte Amalie von Imhoff handelte. 68,14 Fragen des Coadjutor’s] Carl Theodor von Dalberg, Koadjutor (lat.: Beistand) des Mainzer Erzbischofs und dessen Statthalter in Erfurt, gehörte zu den Förderern Fritz von Steins, besonders von dessen kameralistischen Studien. Welche Fragen Dalberg an Stein gerichtet hatte, geht aus den überlieferten Bezugsbriefen nicht hervor. 68,15 Theater- und Kunstartikel] Nicht überliefert. Steins Bericht dürfte sich auf den Zustand von Theater und Kunst in London bezogen haben. 68,19–20 Ich war dieser Tage in Dresden und habe 〈…〉 verlebt] Goethe hatte Herzog Carl August auf einer Reise nach Wörlitz, Dessau und Dresden begleitet, von der er am 12. oder 13. August 1794 zurückgekehrt war (vgl. zu 64,9). In Dresden war er Anfang August mit Johann Heinrich Meyer zusammengetroffen, der sich dort vom 1. Mai bis zum 28. September 1794 aufhielt (vgl. zu 42,1). 68,21 Am Rheine ist Alles in Furcht und Sorgen] Im Ersten Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich standen im Frühjahr 1794 an Rhein und Mosel französische Truppen alliierten Verbänden Preußens, Sachsens und Österreichs gegenüber. Entgegen den Befürchtungen hatte Frankfurt a. M. zunächst nicht unmit-
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telbar unter Kriegshandlungen zu leiden; dazu kam es erst 1795 (vgl. Goethes Brief an Schiller, 22. und 23. Juli 1796; WA IV 11, 132–134). 68,21–22 auch meine Mutter hat 〈…〉 geschickt] In ihrem Brief vom 26. Juli 1794 hatte Catharina Elisabeth Goethe berichtet, in Frankfurt herrsche Kriegsfurcht: „〈…〉 alles packt – alles rüstet sich zur Flucht 〈…〉. Um nun nicht gantz unthätig zu seyn – 〈…〉 so habe Gestern meine beste Sachen die sich transpotiren laßen in 3 große Kisten durch Lippold Packen und durch den Freund in der Noth Nicolaus Schmidt nach Langensaltze zu seinem Schwager Herrn Polecks überbringen laßen“ (H: GSA 28/356, Bl. 50; vgl. Pfeiffer-Belli, 666). – Johann Wilhelm Liebhold war Schreiber von Goethes Vater gewesen. – Philipp Nicolaus Schmidt war Bankier und Handelsmann in Frankfurt a. M. Seine Familie stammte aus Langensalza in Thüringen. Dort wohnte auch der erwähnte Schwager, der Kaufmann Christoph Ernst Polex. 68,23 so kann sie zu mir] Catharina Elisabeth Goethe kam weder 1794 noch im folgenden Jahr nach Weimar. 68,23 Schlosser ist nach Baireuth.] Das hatte Goethes Mutter in ihrem Brief vom 26. Juli 1794 berichtet (Pfeiffer-Belli, 667). Goethes Schwager Johann Georg Schlosser, vormals badischer Geheimer Rat und Direktor des Hofgerichts in Karlsruhe, war nach Differenzen mit der Regierung im Juli 1794 aus dem Dienst ausgeschieden. Er privatisierte und ging Anfang August für zwei Jahre über Bayreuth zunächst nach Ansbach, dann im Mai 1796 nach Eutin, wo sein Schwiegersohn Ludwig Nicolovius wohnte. 68,26 die große Thätigkeit] Bezug auf die industrielle Revolution und fortgeschrittene Ökonomie Englands; in einem späteren Aphorismus Goethes heißt es: Der Engländer ist Meister das Entdeckte gleich zu nutzen, bis es wieder zu neuer Entdeckung und frischer Tat führt. Man frage nun, warum sie uns überall voraus sind? (Über Naturwissenschaften im allgemeinen. Einzelne Betrachtungen und Aphorismen; LA I 11, 360; erläutert in: LA II 1B, 1535f.) 68,27–28 die Rolle des Diogenes 〈…〉 zu wälzen] Diogenes von Sinope war inmitten allgemeiner Aufregung (angesichts drohender Kriegsgefahr) in Korinth damit beschäftigt, seine Tonne hin und her zu wälzen, um sich den Anschein von Tätigkeit zu geben (vgl. zu 159,13). 68,28 die Dir bekannten Studien] Über seine aktuellen naturwissenschaftlichen Studien, insbesondere zur Optik und Farbenlehre, aber auch zur vergleichenden Anatomie, berichtet Goethe im Brief an Samuel Thomas Soemmerring vom 16. Juli 1794 (vgl. zu 61,4 und 61,5). 69,1 Marchand’schen] Nathaniel Marchant, Gemmenschneider und Graveur in London. In Goethes Kunstsammlungen sind einige mit „Marchant“ signierte Abdrücke überliefert (KSW, Museen, Inv.-Nr Pl 2010/39, 52, 61, 96, 148f., 168, 205, 222, 258, 276, 313; verzeichnet in: Schuchardt 2, 345, Nr 278–283; vgl. Femmel/Heres, 166, Z 144).
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69,3 Pasten] Abdrücke von Gemmen, Medaillen oder Münzen in einer Masse aus Gips oder Glas (nach lat./ital. pasta: Teig).
40. An Friedrich Schiller
Ettersburg, 27. August 1794 → 〈Jena〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 9–10. – Doppelblatt 19,5 × 23,3(–23,6) cm, 2 ¾ S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile: Flach/Hahn, Tafel 5. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 20–23, Nr 5. WA IV 10 (1892), 183–185, Nr 3078. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 23. August 1794 (NA 27, 24–27, Nr 22; vgl. RA 1, Nr 1030). – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 43 – am 31. August 1794 (NA 27, 31–33, Nr 26; vgl. RA 1, Nr 1041). 69,6 meinem Geburtstage] 28. August. 69,8 Summe meiner Existenz] Im Bezugsbrief hatte Schiller Goethe als „intuitiven Geist“ charakterisiert: „Von der einfachen Organisation steigen Sie, Schritt vor Schritt, zu den mehr verwickelten hinauf, um endlich die verwickeltste von allen, den Menschen, genetisch aus den Materialien des ganzen Naturgebäudes zu erbauen.“ (NA 27, 25.) Diesem ‚induktiven‘ Ansatz stellte er den des „speculativen Geistes“ entgegen, der sich ‚deduktiv‘ einen Weg vom Allgemeinen zum Einzelnen sucht. Über das Verhältnis beider Welt-Anschauungen heißt es: „Beym ersten Anblicke zwar scheint es, als könnte es keine größern Opposita geben, als den speculativen Geist, der von der Einheit, und den intuitiven, der von der Mannichfaltigkeit ausgeht. Sucht aber der erste mit keuschem und treuem Sinn die Erfahrung, und sucht der letzte mit selbstthätiger freier Denkkraft das Gesetz, so kann es gar nicht fehlen, daß nicht beide einander auf halbem Wege begegnen werden.“ (NA 27, 26.) 69,13 Epoche] Hier noch im Wortsinn von griech. : Haltpunkt, Zäsur und Beginn eines Zeitraums (vgl. GWb 3, 222). 69,16 unvermutheten Begegnen] Bezieht sich auf die Begegnung am 20. Juli 1794 in Jena im Anschluss an die Sitzung der Naturforschenden Gesellschaft (vgl. zu 55,3). Goethe berichtet: Ihren periodischen Sitzungen wohnte ich gewöhnlich bei; einstmals fand ich Schillern daselbst, wir gingen zufällig beide zugleich heraus 〈…〉. (Erste Bekanntschaft mit Schiller; WA I 36, 250.) Was Schiller angeht, so handelte es sich möglicherweise nicht um einen Zufall. Denn dass er, dem am 20. Juli „die große Hitze“ so sehr zusetzte, dass er sich „zu
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Beschäftigungen fast ganz verdorben“ fühlte und sich am liebsten „zu Hause“ und in seiner gewohnten „Ordnung“ aufhielt (Brief an Körner vom selben Tag; NA 27, 23), trotz dieser Umstände an der Sitzung teilnahm, könnte dem Kalkül entsprungen sein, dort Gelegenheit zu haben, mit Goethe zusammenzutreffen. 69,24–26 da ich sehr lebhaft fühle 〈…〉 weit übersteigt] Goethes Versuch, die Natur „in der Allheit ihrer Erscheinungsarten“ zu begreifen, hatte Schiller im Bezugsbrief eine „große und wahrhaft heldenmäßige Idee“ (NA 27, 25) genannt und hinzugefügt: „Sie können niemals gehofft haben, daß Ihr Leben zu einem solchen Ziele zureichen werde 〈…〉.“ (Ebd.) – ihre irdischen: versehentlich für ihre irdische (so in E). 70,8 bald einige Zeit bey Ihnen zuzubringen] Dazu kam es nicht. Stattdessen lud Goethe mit seinem Brief vom 4. September (Nr 45) Schiller nach Weimar ein (vgl. zu 73,24). Dort war Schiller vom 14. bis 27. September Goethes Gast. 70,10–11 Leider habe ich meinen Roman 〈…〉 an U n g e r gegeben] Johann Friedrich Unger in Berlin war Verleger von „Goethe’s neuen Schriften“, die von 1792 bis 1800 in 7 Bänden erschienen. Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ erschien 1795/96 als Band 3–6 in dieser Ausgabe. Schiller hatte im Bezugsbrief gefragt, ob der Roman in den „Horen“ abgedruckt werden könne (vgl. NA 27, 27). Goethe hatte ihn jedoch schon im Frühjahr 1794 Unger zugesagt (vgl. dessen Brief an Goethe, 15. April 1794; Goethe-Unger, 18) und erste Manuskripte kurz vor dem 24. Juli 1794 an Unger geschickt, wie aus dessen Antwort hervorgeht (Goethe-Unger, 26f.). 70,11–12 die ersten gedruckten Bogen 〈…〉 in meinen Händen] Die ersten beiden gedruckten Bogen hatte der Verleger mit seinem Brief vom 16. August 1794 an Goethe geschickt (Goethe-Unger, 27). 70,14–15 problematischer] ‚Problematisch‘ hier noch im zeitgenössischen Sinne von ‚unentschieden‘, ‚zweideutig‘ (vgl. Grimm 13, 2154). Nach Adelung (1, 491) ist ein ‚Problem‘ eine Aufgabe, deren Lösung gefunden werden soll. – Möglicherweise mit Anspielung auf einzelne Erzählungen innerhalb des Romans wie die Liebesgeschichte um Mariane im 1. Buch, die Schaustellergeschichte im 2. Buch oder die Schlossgeschichte im 3. Buch, die mehr Fragen aufwerfen als beantworten (vgl. Stefan Keppler: Grenzen des Ich. Die Verfassung des Subjekts in Goethes Romanen und Erzählungen. Berlin 2006, S. 43). 70,16 Das erste Buch schicke ich] Dies geschah mit dem Brief vom 6. Dezember 1794 (Nr 69). 70,16 Aushängebogen] Die ersten rein gedruckten Bogen eines Werks vor Beginn des Drucks der gesamten Auflage. (Die ‚Aushängebogen‘ wurden in der Frühzeit des Buchdrucks öffentlich ausgehängt.) 70,17 schon solange geschrieben] Die Entstehungsgeschichte des „Wilhelm Meister“ reicht viele Jahre zurück. Zum ersten Mal erwähnt Goethe die Arbeit an dem Roman in seinem Tagebuch unter dem 16. Februar 1777: In Garten dicktirt
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an W. Meister. (GT I 1, 38.) Ein knappes Jahr später war das 1. Buch fertig; unter dem 2. Januar 1778 heißt es im Tagebuch: früh 1 B. Meisters geendigt. (GT I 1, 59.) Bis November 1785 kamen sechs Bücher zustande (vgl. Goethes Brief an Johann Gottfried und Caroline Herder, 11. November 1785; GB 6 I, Nr 180). Veröffentlicht wurde nichts; die erste Fassung des Romans erschienen erst in den frühen 1910er Jahren nach einer nicht autorisierten zeitgenössischen Abschrift von Barbara Schultheß und deren gleichnamiger Tochter unter dem Titel „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“. Zur Entstehungs- und Publikationsgeschichte (mit vollständiger Bibliographie der Ausgaben) vgl. Jutta Eckle: »Er ist wie ein jüngerer Bruder von mir«. Studien zu Johann Wolfgang von Goethes ‚Wilhelm Meisters theatralische Sendung‘ und Karl Philipp Moritz’ ‚Anton Reiser‘. Würzburg 2003, S. 51–60 und 414–424. – Nach wiederholter kurzzeitiger Beschäftigung – auch in Italien – nahm Goethe 1791 die Arbeit am dem Roman wieder auf, führte sie allerdings nicht kontinuierlich weiter. Erst nach dem Abschluss des Vertrags mit Unger im Frühjahr 1794 (vgl. zu 70,10–11) begann Goethe mit der intensiven Umarbeitung des Romans. 70,19 zu jenem Zweck] Zur Veröffentlichung in den „Horen“. 70,22–23 Ettersburg] Schloss Ettersburg am Nordhang des Ettersberges etwa 10 km nordwestlich von Weimar. Das Schloss wurde vom Weimarer Hof zu Sommer- und Jagdaufenthalten genutzt. Goethe war in Gesellschaft Carl Augusts dort, der sich am Tag zuvor dorthin begeben hatte. Im Fourierbuch heißt es unter dem 26. August: „DurchL. Herzog mit etL. Pers: zu Ettersburg.“ (FB 1794, S. 195.)
41. An Friedrich von Stein
Weimar, 28. August 1794 → 〈London〉
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H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 64f., Nr 24. WA IV 10 (1892), 186f., Nr 3079 (nach E). Textgrundlage: E. – Die Hervorhebung We i m a r (71,1) und die durchgängige Großschreibung der Pronomen in der 2. Person Singular entsprechen zeitgenössischer Konvention des Drucks, nicht Goethes Schreibgewohnheit. BE IL AG E
Zeichnung von Fritz von Stein (vgl. zu 71,2–3).
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Der Brief antwortet ebenso wie Nr 39 auf Fritz von Steins Brief vom 30. Juli 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 254–255; vgl. RA 1, Nr 1013). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 29. August 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3). Fritz von Stein war am 19. April 1794 zu einer einjährigen Reise nach England aufgebrochen. Den Bezugsbrief hatte er aus London geschrieben. 71,2–3 die Zeichnung des Candelabers] Im Bezugsbrief hatte Stein um eine Kopie seiner Zeichnung eines Kandelabers von Johann Georg Schütz gebeten, die er für Goethe angefertigt habe. Er wünschte sie für einen Bekannten. – Kandelaber: säulenartiger Standleuchter. 71,4 Bücher] Stein hatte Goethe im Bezugsbrief ein Verzeichnis englischer, französischer und lateinischer Bücher zur Optik geschickt: Aguiloni optici libri 6 Antwerp. 1613. Priestley optics Smith’s optics Newton lectiones opticae Martins new System of optics 1740 Thomin optique mechanique 1749 Algarotti on light and colours 1765 Newtons optics habe ich bestellt 〈…〉. (LA II 6, 285.) – Es handelt sich um folgende Werke: Francisci Aguilonii e societate Iesu opticorum libri sex. Antwerpen 1613 (lat.: Sechs Bücher über Optik von Franciscus Aguilonius aus der Gesellschaft Jesu; in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 621, Nr 4318). – The history and present state of discoveries relating to vision, light, and colours. By Joseph Priestley 〈…〉. London 1772 (deutsche Übersetzung: Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Optik 〈…〉 von Georg Simon Klügel. 2 Bde. Leipzig 1776). – A compleat system of opticks in four books, viz. A popular, a mathematical, a mechanical, and a philosophical treatise. 〈…〉 By Robert Smith 〈…〉. Cambridge 1738 (engl.: Ein vollständiges System der Optik in vier Büchern, namentlich eine allgemeine, eine mathematische, eine mechanische und eine philosophische Abhandlung [dieser Wissenschaft].) – Isaaci Newtoni 〈…〉 lectiones opticæ, annis MDCLXIX, MDCLXX & MDCLXXI. in scholis publicis habitæ: et nunc primum ex mss. in lucem editæ. London 1729 (lat.: Isaac Newtons Vorlesungen zur Optik, in den Jahren 1669–1671 an öffentlichen Schulen gehalten, nun erstmals nach den Manuskripten herausgegeben). – A new and compendious system of optics. In three parts. 〈…〉 By Benjamin Martin. 〈…〉 London 1740 (deutsche Übersetzung: Vollständiger Lehrbegriff der Optik 〈…〉 von Abraham Gotthelf Kästner. Altenburg 1755; in Goethes Bibliothek vorhanden;
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vgl. Ruppert, 699, Nr 4863). – Traité d’optique mechanique 〈…〉. Avec une instruction sur l’usage des lunettes ou conserves pour toutes fortes de vûes. Par M〈arc〉 Thomin 〈…〉. Paris 1749 (franz.: Abhandlung über mechanische Optik. 〈…〉 Mit einer Anleitung zum Gebrauch der Augengläser oder Schutzbrillen für alle Arten der Sehkraft). – 〈…〉 Sir Isaac Newton’s philosophy explain’d for the use of the ladies. In six dialogues on light and colours. From the Italian. Translated by Elizabeth Carter. Glasgow 1765 (engl.: Sir Isaac Newtons Philosophie zum Gebrauch von Damen erklärt. In sechs Dialogen über Licht und Farben. Aus dem Italienischen). Goethe besaß die italienische Ausgabe: Il Newtonianismo per le dame, ovvero dialoghi sopra la luce, i colori, e l’attrazione. Novella edizione emendata ed accresciuta. Neapel 1739 (vgl. Ruppert, 621, Nr 4321). – Opticks: or, a treatise of the reflections, refractions, inflections and colours of light. The fourth edition, corrected. By Sir Isaac Newton 〈…〉. London 1730 (engl.: Optik oder Abhandlung über Spiegelungen, Brechungen, Beugungen und die Farben des Lichts; in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 708, Nr 4932). 71,5–6 Deine Mutter 〈…〉 ich wünsche.] Charlotte von Stein legte ihrem Brief an Fritz vom 25. August 1794 (H: GSA 122/100) ein nicht überliefertes „Billet“ Goethes bei, wahrscheinlich eine Liste mit Bücherwünschen. Über die Werke, die Stein offensichtlich besorgte und die in Goethes Bibliothek überliefert sind, vgl. zu 71,4. 71,7–8 In so einem ungeheuren Elemente 〈…〉 Londoner Welt ist] Im vorhergehenden Brief an Fritz von Stein (Nr 39) äußert sich Goethe bewundernd über die große Thätigkeit in England (vgl. zu 68,26). 71,16–17 Meyer ist noch in Dresden 〈…〉 aufgehalten habe.] Johann Heinrich Meyer hielt sich vom 1. Mai bis zum 28. September 1794 in Dresden auf (vgl. zu 42,1). Goethe war vom 2. Mai an etwa acht Tage dort gewesen (vgl. zu 65,22). 71,18–19 mit Schillern in ein angenehmes Verhältniß] Mit der durch Schiller ausgesprochenen Einladung zur Mitarbeit an den „Horen“ im Brief vom 13. Juni 1794 (NA 27, 13f., Nr 12) hatte der briefliche Austausch zwischen beiden begonnen; wenig später war die persönliche Begegnung gefolgt. Vgl. den Abschnitt „Zur Vorgeschichte der Bekanntschaft zwischen Goethe und Schiller“ in der einleitenden Erläuterung zu Nr 24. 71,20–23 Zeit 〈…〉 zu zerstören droht] Anspielung auf die Folgen der Französischen Revolution, deren Fortgang und divergierende Aufnahme in der Gesellschaft, nicht zuletzt in der Weimarer, wo etwa Wieland, Knebel und Herder zu den Befürwortern der Revolution gehörten, jedenfalls ihrer Grundideen von Freiheit und Gleichheit (vgl. zu 79,19–20). – Körperlos: abstrakt, nichtig (vgl. GWb 5, 649).
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BRIEFE 42/43
42. An Charlotte von Kalb Weimar, 29. August 1794 → 〈Waltershausen im Grabfeld〉 ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/257,I. – 1 Bl. 19,2 × 22,7 cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: Köpke (1852), 145 (nach h [Biblioteka Jagiello´nska Kraków 〈Krakau〉, Varnhagen-Sammlung Kasten 71]). WA IV 10 (1892), 187, Nr 3080 (nach E). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Charlotte von Kalbs Brief vom 9. August 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 232–233; vgl. RA 1, Nr 1016). – Kalb antwortete am 3. September 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 265–266; vgl. RA 1, Nr 1045). Postsendungen: 29. August 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3). 72,1 wegen des Weinverkaufs] Charlotte von Kalb hatte im Bezugsbrief Goethe gebeten, ihr beim Verkauf von Wein aus Hochheim am Main behilflich zu sein: „Ich habe auf gut Glück u Speculation 〈…〉 eine beträchtliche Quantität sehr guten Reinweinn gekauft. – Bald aber wurde ich gewahr mit welchen ungemach und unruhe ein solches Geschäft verknüpft ist; – und sehnte mich nach der Befreiung von dieser Sorge, die mein Gemüth drükt.“ (H: GSA 28/6, Bl. 232.) Im Antwortbrief erklärt sie, vom „Geist der Speculation 〈…〉 geführt, u Verführt“ worden zu sein (H: GSA 28/6 Bl. 265). Schließlich kaufte Herzog Carl August ihr einen Teil des Weines ab (vgl. ihren Brief an Goethe, 10. Dezember 1794; KalbGoethe, 48). 72,2 Negotiation] Franz. négociation: Verhandlung. 72,7 in Dresden, Dessau, Leipzig] Goethe hatte Herzog Carl August vom 25. oder 26. Juli bis 12. oder 13. August 1794 auf einer Reise nach Wörlitz, Dessau und Dresden begleitet (vgl. zu 64,9).
43. An Friedrich Schiller
Weimar, 30. August 1794 → 〈Jena〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 11. – Doppelblatt 19,5 × 23 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile: Flach/Hahn, Tafel 6. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 23f., Nr 6 (ohne Beilage). WA IV 10 (1892), 187f., Nr 3081 (ohne Beilage).
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Manuskript von Goethes Aufsatz „In wiefern die Idee: Schönheit sey Vollkommenheit mit Freyheit, auf organische Naturen angewendet werden könne“ (vgl. 72,11): In wiefern die Idee: Schönheit sey Vollkommenheit mit Freyheit, auf organische Naturen angewendet werden könne. Ein organisches Wesen ist so vielseitig an seinem Aeussern, in seinem Innern so mannichfaltig und unerschöpflich, daß man nicht genug Standpunkte wählen kann es zu beschauen, nicht genug Organe an sich selbst ausbilden kann, um es zu zergliedern, ohne es zu tödten. Ich versuche die Idee: Schönheit sey Vollkommenheit mit Freyheit, auf organische Naturen anzuwenden. Die Glieder aller Geschöpfe sind so gebildet, daß sie ihres Daseyns genießen, dasselbe erhalten und fortpflanzen können, und in diesem Sinn ist alles Lebendige vollkommen zu nennen. Dießmal wende / ich mich sogleich zu den sogenannten vollkommnern Thieren. Wenn die Gliedmaßen des Thiers dergestalt gebildet sind, daß dieses Geschöpf nur auf ein sehr beschränkte Weise sein Daseyn äußern kann; so werden wir dieses Thier häßlich finden: denn durch die Beschränktheit der organischen Natur auf eEinen 〈G〉 FlZweck 〈G〉 wird das Uebergewicht eines und des andern Glieds bewirkt, so daß dadurch der willkürliche Gebrauch der übrigen Glieder gehindert werden muß. Indem ich es ⎡dieses Thier⎤ 〈G〉 betrachte, wird meine Aufmerksamkeit auf diese ⎡jene⎤ 〈G〉 Theile gerichtet, die ein Uebergewicht über die / übrigen haben, und das Geschöpf kann, da es keine Harmonie hat, mir keinen harmonischen IEindruck geben. So wäre der Maulwurf vollkommen aber häßlich, weil seine Gestalt ihnm 〈G〉 nur wenige und beschränkte Handlungen erlaubt, 〈Komma gestr.〉 und das Uebergewicht gewisser Theile ihn ganz unförmlich macht. Damit also ein Thier nur die nothwendigen beschränkten Bedürfnisse ungehindert befriefriedigen 〈versehentliche Verdopplung nach Zeilenumbruch〉 könne, muß es schon vollkommen organisirt seyn; allein wenn ihm neben der Befriedigung des Bedürfnisses noch so viel Kraft und Fähigkeit bleibt, willkürliche gewissermaßen zwecklose Handlungen zu unternehmen; so / wird es uns auch äusserlich den Begrif von Schönheit geben. Wenn ich also sage dieß Thier ist schön, so würde ich mich vergebens bemühen diese Behauptung von ⎡durch⎤ 〈G〉 irgend einer 〈G〉 Proportion von Zahl oder Maas beweisen zu wollen. Ich sage vielmehr nur so viel damit; an diesem Thiere stehen die Glieder alle in einem solchen Verhältniß,
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daß keins das andere an seiner Wirkung hindert, ja daß vielmehr durch ein vollkommenes Gleichgewicht derselbigen Nothwendigkeit und Bedürfniß versteckt, vor meinen Augen gänzlich verborgen worden, so daß das Thier nur nach freyer Willkühr / zu handeln und zu wirken scheint. Man erinnere sich eines Pferdes das man in Freyheit seiner Glieder gebrauchen sehen. Rücken wir nun zu dem Menschen herauf, so finden wir ihn zuletzt von den Fesseln der Thierheit beynahe entbunden, seine Glieder in einer zarten Sub- und KCoordinazion, und mehr als die Glieder irgend eines andern Thieres dem Wollen unterworfen, und nicht allein zu allen Arten von Verrichtungen sondern auch zum geistigen Ausdruck geschickt. Ich thue hier nur einen Blick auf die Geberdensprache, die bey wohlerzogenen Menschen unterdrückt wird, und die nach meiner Meynung / den Menschen so gut als die Wortsprache über das Thier erhebt. Um sich auf diesem Wege den Begrif eines schönen Menschen auszubilden, müssen unzähliche Verhältnisse in Betrachtung genommen werden, und es ist freylich ein großer Weg zu machen bis der hohe Begrif von Freyheit der menschlichen Vollkommenheit, auch im Sinnlichen, die Krone ausetzen kann. Ich muß noch eins hierbey bemerken. Wir nennen ein Thier schön, wenn es uns den Begrif giebt, daß es seine Glieder nach Willkür brauchen k ö n n e , sobald es sie wirklich nach Willkür gebraucht, wird die Idee des Schönen so- / du gleich durch die Empfindung des Artigen, Angenehmen, Leichten, Prächtigen pp verschlungen. Man sieht also daß bey der Schönheit R u h e mit K r a f t, U n t h ä t i g k e i t mit Ve r m ö g e n eigentlich in Anschlag komme. Ist bey einem Körper oder bey einem Gliede desselben der Gedanke von Kraftäusserung zu nahe mit dem Daseyn verknüpft; so scheint der Genius des Schönen uns sogleich zu entfliehen, daher bildeten die Alten selbst ihre Löwen in dem höchsten Grade von Ruhe und Gleichgiltigkeit, um unser Gefühl, mit dem wir Schönheit umfassen, auch hier anzulocken. / Ich möchte also wohl sagen: Schön nennen wir ein vollkommen organisirtes Wesen, wenn wir uns bey seinem Anblicke denken können, d a ß i h m e i n m a n n i c h f a l t i g e r f reye r G e b r a u c h a l l e r s e i n e r G l i e d e r m ö g l i c h s e y, s o b a l d e s w o l l e, das höchste Gefühl der Schönheit ist daher mit dem Gefühl von Zutraun und Hoffnung verknüpft. Mich sollte dünken, daß ein Versuch über die thierische und menschliche Gestalt auf diesem Wege schöne Ansichten gewähre,n und interessante Verhältnisse darstellen müsse. Besonders würde, wie schon oben gedacht, der Begriff von Proportion, den wir immer / nur durch Zahl und Maas auszudrücken glauben dadurch
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in geistigern Formeln aufgestellt werden, und es ist zu hoffen, daß diese geistigen Formeln zuletzt mit dem Verfahren der größten Künstler zusammen treffen, deren Werke uns übriggeblieben sind und noch zugleich die schönen Naturprodukte umschließen werden, die sich von Zeit zu Zeit lebendig bey uns sehen lassen. Höchst interessant wird alsdann die Betrachtung seyn, wie man Charaktere hervorbringen könne, ohne aus dem Kreise der Schönheit zu gehen, wie man Beschränkung und Determination aufs besondere, ohne der Freyheit zu schaden / könne erscheinen lassen. Eine solche Behandlung müßte, um sich von andern zu unterscheiden und als Vorarbeit für künftige Freunde der Natur und Kunst einen wahren Nutzen zu haben, einen anatomischen phisiologischen Grund haben; allein zur Darstellung ⎡eines⎤ so mannichfaltigen und so wunderbaren Ganzen hält es sehr schwer sich die Möglichkeit der Form eines angemessenen Vortrags zu denken. H: GSA Weimar, Sign.: 83/176. – 3 ineinandergelegte Doppelblätter 20 × 34,5(–34,8) cm, 10 S. (S. 3–12) rechtsspaltig beschr., Überschrift über ganze Breite der Seite, Schreiberhd (Schumann), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 12 rechte Spalte unter dem Text Rest eines roten Siegels. E: Günter Schulz: In wiefern die Idee: Schönheit sey Vollkommenheit mit Freyheit, auf organische Naturen angewendet werden könne. Ein wiedergefundener Aufsatz Goethes, zugleich eine Ergänzung des Goethe-Schiller- und Schiller-KörnerBriefwechsels. In: GJb N. F. 14/15 (1952/53), 143–157, hier 143–145. Goethes Aufsatz bezieht sich auf kunsttheoretische Überlegungen, die Schiller in seinen ‚Kallias-Briefen‘ an Körner entwickelt und Goethe offenbar bei den Gesprächen am 20. und 22. Juli 1794 vorgetragen hatte (vgl. zu 55,3). In Schillers Brief vom 23. Februar 1793 (NA 26, 199–217, Nr 155) findet sich die von Goethe aufgegriffene Idee: Schönheit sey Vollkommenheit mit Freyheit (1–2) ebenso wieder (vgl. NA 26, 210f.) wie die Frage nach der Schönheit der Tiere (vgl. NA 26, 204f.) und nach dem Verhältnis des „Naturschönen“ zum „Kunstschönen“ (NA 26, 209). An der Diskussion dieser Fragen beteiligte sich auch Körner, dem Schiller Goethes Aufsatz zuschickte (vgl. Körners Brief an Schiller vom 17. Oktober 1794 [NA 35, 71] und Schillers Antwort darauf vom 25. Oktober [NA 27, 69–71, Nr 54]). – Vgl. die Erläuterungen in E sowie in LA II 9A, 586–589 (Abdruck des Textes in: LA I 10, 125–127). 12 vollkommnern Thieren] Gemeint sind dem Menschen nahe stehende Wirbeltiere, Säugetiere (vgl. Goethes ersten Vortrag „Von den Vorteilen der vergleichenden Anatomie und von den Hindernissen, die ihr entgegenstehen“ aus den „Vorträgen, über die drei ersten Kapitel des Entwurfs einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der
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Osteologie“ aus dem Jahr 1796; LA I 9, 193–197; erläutert in: LA II 9B, 457–463). 33–34 Proportion von Zahl oder Maas] Mit Bezug auf den holländischen Anatomen Pieter Camper, der mit Hilfe verschiedener Linien (durch die Ohrmuscheln bis zum Nasenbogen und vom höchsten Punkt des Stirnbeins bis zum hervorragendsten Punkt der Oberkinnlade) den Unterschied zwischen Tier und Mensch, aber auch die spezifische Schönheit des menschlichen Gesichts zu bestimmen versuchte (etwa in dem von Pieter Campers Sohn Adrian Gilles Camper posthum herausgegebenen Werk „Über den natürlichen Unterschied der Gesichtszüge in Menschen verschiedener Gegenden und verschiedenen Alters; über das Schöne antiker Bildsäulen und geschnittener Steine; nebst Darstellung einer neuen Art, allerlei Menschenköpfe mit Sicherheit zu zeichnen“ [Berlin 1792], übersetzt von Samuel Thomas Soemmerring). 58–59 daß bey der Schönheit R u h e mit K r a f t, 〈…〉 in Anschlag komme] Nach Johann Joachim Winckelmanns Beschreibung antiker Kunstwerke zeigt sich Schönheit nur im Zustand der Ruhe: „Die Stille ist derjenige Zustand, welcher der Schönheit, so wie dem Meere, der eigentlichste ist 〈…〉.“ (Geschichte der Kunst des Alterthums. Dresden 1764, S. 167.) Daher ist der so genannte Torso von Belvedere, den Winckelmann als Herakles-Figur deutet, ‚schön‘, weil der Held nicht im Kampfe, sondern „ohne ferneren Gebrauch der Kräfte vorgestellet“ ist (ebd., S. 369): „In der Ruhe und Stille des Körpers offenbaret sich der gesetzte große Geist 〈…〉.“ (Beschreibung des Torso im Belvedere zu Rom. In: Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste 5 [1759], S. 39.) Ähnliches gilt von der Statue des Apollo von Belvedere: Der Ausdruck von „Friede“ und „seliger Stille“ (Geschichte der Kunst des Alterthums, S. 393) machen ihn – „weit über seinen Sieg hinaus“ (ebd., S. 392) – zum „höchsten Ideal der Kunst“ (ebd.). 74–75 in geistigern Formeln] Im Sinne der Formel, die Goethe selbst am Beispiel der ‚Urpflanze‘ entwickelt hatte; in seinem Brief an Carl Ludwig von Knebel vom 3. Oktober 1787 heißt es: 〈…〉 ich werde immer sichrer daß die allgemeine Formel die ich gefunden habe, auf alle Pflanzen anwendbar ist. (GB 7 I, 186,25–26.) E R L Ä UT E RUN GEN
Einen Bezugsbrief gibt es nicht (vgl. einleitende Erläuterung). – Schiller antwortete am 31. August 1794 (NA 27, 31–33, Nr 26; vgl. RA 1, Nr 1041). Brief und Beilage beziehen sich auf Gespräche zwischen Goethe und Schiller „über Kunst und Kunsttheorie“ (NA 27, 34) am 20. und 22. Juli 1794 in Jena (vgl. zu 55,3). In seinem Brief an Körner vom 1. September 1794 erklärt Schiller: „Ich freue mich sehr auf einen für mich so fruchtbaren Ideenwechsel 〈…〉. Gestern erhielt ich schon einen Aufsatz von ihm 〈Goethe〉, worin er die Erklärung der Schönheit: daß sie Vollkommenheit mit Freiheit sei, auf organische Naturen anwendet.“ (NA 27, 34f.)
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72,11 Beyliegende Blätter] Vgl. Beilage. 72,13 jener Knabe] Nach einer Legende begegnete der heilige Augustinus, am Meeresufer spazierengehend und über das Geheimnis der Dreifaltigkeit Gottes nachdenkend, einem Knaben, der im Sand eine kleine Grube gemacht hatte, in die er mit einem Löffelchen Wasser aus dem Meer füllte. Auf die Frage, was er da mache, antwortete der Knabe, er wolle das Meer in die Grube schöpfen. – Die seit dem Mittelalter erzählte Begebenheit wurde nicht nur auf den heiligen Augustinus bezogen. Zuvor erlebte etwa nach Caesarius von Heisterbach ein Pariser Magister das Gleiche an der Seine (vgl. im Einzelnen Roland Kany: Augustins Trinitätsdenken 〈…〉. Tübingen 2007, S. 306–310). – Die Erwähnung der Legende deutet an, dass Goethe kunsttheoretische Reflexionen, wie sie Beyliegende Blätter (72,11) enthalten, fremd waren; in Nr 57 heißt es: Ich komme mir gar wunderlich vor wenn ich theoretisiren soll. (83,19–20.) 72,14–15 mehr solche Impromptüs] Überliefert sind einige Blätter (83,18) im Konzept mit weiteren ästhetischen Überlegungen, die Goethe mit seinem Brief vom 19. Oktober 1794 (Nr 57) an Schiller schickte (vgl. Beilage zu diesem Brief). – Impromptüs: improvisierte, aus dem Stegreif niedergeschriebene Aufsätze (nach franz. impromptu).
44. An Aloys Hirt
〈Weimar, Ende August? 1794〉 → 〈Rom〉
ZUM A DR E S S ATEN
Aus dem Brief Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenbergs an Goethe vom 20. August 1794 (vgl. zweite Erläuterung zu 73,3), auf den das vorliegende Konzept in z.T. wörtlicher Paraphrase Bezug nimmt, geht hervor, dass es sich bei dem (bisher als unbekannt geltenden) Adressaten um Aloys Hirt handelt. DAT IE RUNG
Goethe wird die Nachrichten, die er durch Franckenbergs Brief vom 20. August 1794 (vgl. Zum Adressaten und zu zweite Erläuterung 73,3) erhalten hatte, wenig später an Aloys Hirt weitergeleitet haben. ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/567,II, Bl. 5. – 1 Bl. 20,4(–20,7) × 35 cm, 1 ½ S. rechtsspaltig beschr., Schreiberhd (Schumann), Tinte. E: WA IV 18 (1895), 56f., Nr 3033a (Albert Leitzmann; nach K). Textgrundlage: K.
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BRIEF 44
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Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Aloys (Alois) Hirt (1759–1837), Sohn wohlhabender Bauern in Hüfingen (auf der Baar bei Donaueschingen), besuchte das Benediktinergymnasium in Villingen und studierte 1778 Philosophie in Nancy, 1779–1782 Rechtswissenschaft und Staatswirtschaft in Freiburg i. B. und Wien. 1782 ging er nach Rom, wo er 14 Jahre als Antiquar, Cicerone und Kunstschriftsteller arbeitete. Von Beiträgen zu fremden Journalen abgesehen, gab er zusammen mit Carl Philipp Moritz von 1789 bis 1792 die Zeitschrift „Italien und Deutschland in Rücksicht auf Sitten, Gebräuche, Litteratur und Kunst“ (Berlin) heraus. Als 1796 französische Truppen nach Italien vordrangen und der Fremdenverkehr nachzulassen drohte, ging Hirt zurück nach Deutschland. Er wurde preußischer Rat und Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Künste, an derselben im Oktober 1796 Professor der schönen Künste. Er war an den Planungen eines königlich-preußischen akademischen Museums beteiligt (die 1830 schließlich zur Errichtung des Alten Museums führten), lehrte an der 1799 gegründeten Bauakademie und als Professor der Archäologie ab 1810 an der Berliner Universität. Hirts Interesse galt der Geschichte der bildenden Künste und der Architekturgeschichte. Seine Forschungen auf diesen Gebieten führten ihn über die römische und griechische Antike bis zur ägyptischen Baukunst. 1805 und 1816 erschien sein „Bilderbuch für Mythologie, Archäologie und Kunst“ (2 Hefte. Berlin [Heft 2: Berlin und Leipzig]), 1809 „Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten“ (Berlin), von 1821 bis 1827 „Die Geschichte der Baukunst bei den Alten“ (3 Bde. Berlin) und 1833 „Die Geschichte der bildenden Künste bei den Alten“ (Berlin). – Goethe lernte Hirt 1786 in Rom kennen; in einem Brief Goethes an Wieland vom 17. November 1786, in dem er Hirt als Mitarbeiter des „Teutschen Merkur“ empfiehlt, heißt es: Er ist in Werden, ein trockner, treuer fleißiger Deutscher, der schon recht schöne historische Kenntniße von Rom und von der Kunst hat und seinen Geschmack im Umgange mit Verständigen bildet. (GB 7 I, 26,21–23.) Jahrzehnte später schrieb Goethe in einem Brief an Hirt vom 24. Mai 1830 über ihre erste Begegnung: Ich erinnerte mich deutlichst der ersten Augenblicke, da ich, ein frischer Ankömmling in Rom, Sie dort schon als Eingeweihten fand, durch Sie geführt, der unschätzbaren Herrlichkeiten zuerst gewahr wurde. (WA IV 47, 71.) Auch an Herder empfahl Goethe Hirt als Fremdenführer: Er ist ein Pedante, weiß aber viel und wird jedem Fremden nützlich sein. (Brief aus der Zeit zwischen 4. und 10. Juni 1788; GB 7 I, 274,12–13.) Als sich Herzoginmutter Anna Amalia 1788/89 in Rom aufhielt, nahm sie ebenfalls Hirt als Cicerone in Anspruch. In der Beschreibung seiner „Italiänischen Reise“ würdigt Goethe Hirt als Kunsthistoriker, der sich auf die ernstlichste Weise mit alten und neuern Bau- und Bildwerken jeder Art bekannt gemacht habe (IR, Zweiter Römischer Aufenthalt; WA I 32, 151). Es entwickelte sich eine freund-
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schaftliche Beziehung. 1794 vermittelte Goethe Hirts Ernennung zum weimarischen Rat (vgl. Nr A 15 und die Erläuterungen dazu). Dem stand nicht im Wege, dass sich Goethe mit Hirt, wie er noch viel später bekannte, was die Grundsätze betraf, niemals hatte vereinigen können („Tag- und Jahres-Hefte“ auf das Jahr 1817; WA I 36, 134). Dies betraf vor allem gegensätzliche Ansichten in architektur- und kunsttheoretischen Fragen. So opponierte Goethe etwa in seinem Aufsatz „Zur Theorie der bildenden Künste. Baukunst“, der im Oktober-Heft des „Teutschen Merkur“ von 1788 erschien (S. 38–45; vgl. WA I 47, 60–66), gegen Hirts These vom Einfluss der Holzarchitektur auf die antike Steinbaukunst. Noch entschiedener lehnte er Hirts Auffassung ab, Kunstwerke seien mit Hilfe des Begriffs der „Karakteristik“ zu beurteilen; diese These exemplifiziert Hirt etwa in seinem „Horen“-Beitrag „Laokoon“: „Dieser 〈der „Karakteristik“〉 waren alle übrigen Geseze untergeordnet in jeder Vorstellung, in jeder Figur.“ (1797. 10. Stück, S. 1–26, hier S. 12.) In seinem „Propyläen“-Aufsatz „Ueber Laokoon“ (1798. 1. Band, 1. Stück, S. 1–19) erklärt Goethe dagegen: Jedes Kunstwerk muß sich als ein solches anzeigen, und das kann es allein durch das, was wir sinnliche Schönheit oder Anmuth nennen. (Ebd., S. 4; WA I 47, 104.) – Literaturhinweis: Aloys Hirt. Archäologe, Historiker, Kunstkenner. Hrsg. von Claudia Sedlarz unter Mitarbeit von Rolf H. Johannsen. Hannover 2004. Der vorliegende Brief ist der erste der (zur Zeit) zehn überlieferten Briefe Goethes an Hirt und der einzige aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes; die übrigen stammen aus den Jahren 1798–1830. Darüber hinaus kann für 1794/95 ein Brief Goethes an Hirt erschlossen werden (vgl. EB 28). Von Hirt sind insgesamt knapp 20 Briefe an Goethe überliefert. Einer davon stammt vom 28. Juni 1794; Hirt berichtet vom Empfang des Dekrets, das ihn zum weimarischen Rat ernennt (H: GSA 28/6, Bl. 203f.; vgl. RA 1, Nr 981). In der Korrespondenz geht es zumeist um den Austausch von Büchern und Aufsätzen zu kunsttheoretischen Fragen. 72,18 Durchlauchte Herzogin] Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, die Hirt 1788/89 in Rom kennen gelernt hatte (vgl. einleitende Erläuterung). Mit ihr hatte er über sein Anliegen korrespondiert, Nachfolger des russischen Kunstagenten Johann Friedrich Reiffenstein zu werden (vgl. zu 72,19–73,1). In einem Brief vom 21. Juni 1794 hatte er aus Rom an sie geschrieben: „Mein Gesuch an Rußland, in die Stelle des seeligen Reiffenstein zu kommen, ist nicht abgeschlagen 〈…〉. Ich weiß nicht, ob meine Vermuthung gegründet ist, den Herrn Baron v. Grimm in dortigen Gegenden zu vermuthen. In diesem Fall würde ich mir die Freyheit nehmen. Ew. Durchlaucht zu bitten, ein Vorwort für mich bey ihm einzulegen. Ich schrieb demselben von Wien aus, sobald ich den Tod Reiffenstein’s erfuhr. Ich fand bey meiner Ankunft allhier seine Antwort, die nicht ungünstig lautete; seither erfuhr ich aber nichts weiter.“ (Aloys Hirt – Briefwechsel 1787–1837. Hrsg. von Uta Motschmann; Digitale Edition der Berlin-Brandenburgischen Aka-
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demie der Wissenschaften: aloys-hirt.bbaw.de/briefe.) – Durchlauchte: wie ‚durchlauchtig‘ adjektivisch zu ‚Durchlaucht‘ (vgl. „Abkürzungen in Goethes Briefen und Rechnungsbüchern“, S. LXI–LXII im vorliegenden Band). 72,19–73,1 wegen der 〈…〉 russischen Pension] Der Altertumsforscher und Kunsthändler Johann Friedrich Reiffenstein (nicht Breitenstein, wie der Schreiber irrtümlich verstand), gothaischer und russischer Hofrat, seit 1762 in Rom, war am 6. Oktober 1793 gestorben. Er war sowohl für den gothaischen als auch für den russischen Hof als Kunstagent tätig gewesen. Goethe kannte ihn ebenso wie Herzogin Anna Amalia; beide hatten ihn bei ihren Aufenthalten in Rom kennen gelernt. 73,3 einen Freund] Um wen es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden. 73,3 Herrn von Grimsen] Friedrich Melchior von Grimm. Seit 1792 wieder in Gotha, hatte er als Geheimer Legationsrat die Interessen Sachsen-Gothas in Paris vertreten. Zugleich war er als Kunstankäufer für die russische Zarin Katharina die Große tätig. Wie von Hirt gewünscht (vgl. zu 72,18), hatte sich Grimm für ihn eingesetzt. Aus einem Brief des sachsen-gothaischen Wirklichen Geheimen Rats Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg an Goethe vom 20. August 1794, den dieser im Folgenden paraphrasiert, geht hervor, dass Grimm Hirt der Zarin empfohlen, am 18. Januar 1794 jedoch eine abschlägige Antwort erhalten habe; dennoch habe Grimm die Absicht, künftig „Nimand als HLn. Hirt zu gebrauchen“, „so offt Er von der Kaiserinn einen auf Rom Bezug habenden Auftrag erhalten würde, welches in Zukunft bey ruhigen Zeiten nicht ausbleiben dürfte“ (H: GSA 28/6, Bl. 50). 73,5 Herrn von Gleichen] Möglicherweise Carl Heinrich von Gleichen, der sich als Diplomat in bayreuthischen und dänischen Diensten sowohl in Paris als auch in Rom aufgehalten hatte, u.a. um Kunstwerke zu kaufen. 73,6 der Kaiserin] Katharina II. (die Große), Zarin von Russland. 73,11–12 wieder eine schickliche Einleitung] Hirt erhielt das Amt eines russischen Kunstagenten nicht. 1796 kehrte er nach Deutschland zurück.
45. An Friedrich Schiller
Weimar, 4. September 1794 → 〈Jena〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 16–17. – Doppelblatt 19,4 × 22,8 cm, 2 ½ S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile: Flach/Hahn, Tafel 8. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 30–32, Nr 8. WA IV 10 (1892), 189f., Nr 3084.
SEPTEMBER 1794
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Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 31. August 1794 (NA 27, 31–33, Nr 26; vgl. RA 1, Nr 1041). – Schiller antwortete am 7. September 1794 (NA 27, 38–40, Nr 30; vgl. RA 1, Nr 1048). Postsendungen: 4. September 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3). 73,13 Die mir übersendeten Manuscripte] Schiller hatte im Bezugsbrief mit Blick auf den Aufsatz „In wiefern die Idee: Schönheit sey Vollkommenheit mit Freyheit, auf organische Naturen angewendet werden könne“, den Goethe ihm mit Nr 43 zugesandt hatte, geschrieben: „Meine eigenen, auf einem verschiedenen Wege angestellten Recherchen haben mich auf ein ziemlich damit übereinstimmendes Resultat geführt, und in beyfolgenden Papieren finden Sie vielleicht Ideen, die den Ihrigen begegnen. Sie sind vor anderthalb Jahren hingeworfen worden, und sowohl in dieser Rücksicht, als ihrer lokalen Veranlaßung wegen (denn sie waren für einen nachsichtigen Freund bestimmt) kann ihre rohe Gestalt auf Entschuldigung Anspruch machen.“ (NA 27, 33.) Schiller hatte eine Abschrift seines Briefs an Körner vom 23. Februar 1793 mit seinem Aufsatz „Freiheit in der Erscheinung ist eins mit der Schönheit“ (NA 26, 200–217; Titel im Original gesperrt) überschickt sowie eine Abschrift der Beilage zu seinem Brief an Körner vom 28. Februar und 1. März 1793, nämlich den Aufsatz „Das Schöne der Kunst“ (NA 26, 222–229). Vgl. zu diesen Abschriften die Angaben zu H2 in der Überlieferung zum erstgenannten Brief vom 23. Februar 1793 (NA 26, 684). 73,13–14 Bruchstück der Entwicklung des Erhabnen] In seiner Zeitschrift „Neue Thalia“ hatte Schiller 1793 seinen Begriff des ‚Erhabenen‘ entwickelt: im 3. Band in dem Aufsatz „Vom Erhabenen“ (S. 320–394) und im 4. Band in dem Beitrag „Fortgesetzte Entwicklung des Erhabenen“ (S. 52–73). Den letzteren hatte Schiller an Goethe geschickt. Er erschien später im 3. Teil von Schillers „Kleineren prosaischen Schriften“ (Leipzig 1801, S. 346–372) als Teil der Abhandlung „Ueber das Pathetische“ (NA 20, 210–221). 73,21–22 mir nach und nach alles 〈…〉 mitzutheilen] Seinem Antwortbrief legte Schiller seinen Aufsatz „Vom Erhabenen“ (vgl. vorhergehende Erläuterung) bei: „Da Sie doch einmal jenes Bruchstück von mir über das Erhabene gelesen haben, so lege ich hier den Anfang bey 〈…〉.“ (NA 27, 40.) 73,24 Dabey hätte ich Ihnen einen Vorschlag zu thun:] Im hier beginnenden Absatz verwendet Goethe fast durchgehend den Konjunktiv, wie auch in anderen Briefen, in denen er dem Adressaten behutsam Vorschläge zu unterbreiten sucht, ohne bei diesem das Gefühl zu einer Verpflichtung hervorzurufen. Vgl. dazu exemplarisch Goethes Brief an Johann Friedrich Krafft vom 11. Dezember 1778 (GB 3 I, Nr 419) und dessen Interpretation durch Albrecht Schöne („aus der kompendiosen Reise apotheck des dienstfertigen Samariters“. An Johann Friedrich Krafft, 11. Dezember 1778. In: Albrecht Schöne: Der Briefschreiber Goethe. München 2015, S. 123–152).
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73,25 geht der Hof nach Eisenach] Herzog Carl August hielt sich vom 9. September (vgl. FB 1794, S. 205) bis zum 2. Oktober 1794 in Eisenach auf (Christian Gottlob Voigts Brief an Goethe, 19. September 1794; Goethe-Voigt2 1, 146–148); er begab sich am selben Tag (2. Oktober) von dort nach Meiningen (vgl. FB 1794, S. 227), während der Hof am Tag darauf nach Weimar zurückkehrte (vgl. FB 1794, S. 229). Am 21. Oktober traf der Herzog wieder in Weimar ein (vgl. FB 1794, S. 237). 73,26–27 Wollten Sie mich nicht in dieser Zeit besuchen?] Schiller war vom 14. bis 27. September 1794 Goethes Gast. An Körner schrieb er am 12. September: „Ich werde künftige Woche auf 14 Tage nach Weimar abreisen und bey Göthe wohnen. Er hat mir so sehr zugeredet, daß ich mich nicht wohl weigern konnte 〈…〉. Unsre nähere Berührung wird für uns beide entscheidende Folgen haben und ich freue mich innig darauf.“ (NA 27, 46.) 73,29 sähen Freunde] Aus Schillers Briefen an seine Frau Charlotte vom 16., 20. und 24. September 1794 geht hervor, dass er die meiste Zeit in Gesellschaft Goethes verbrachte; ansonsten traf er, von Wilhelm von Humboldt abgesehen, der wiederholt bei Goethe zu Besuch war (so am 14., 18./19. und 25./26. September 1794), lediglich am 19. September mit Herder und dem Schriftsteller August Wilhelm Rehberg sowie dessen Schwester Carolina in Goethes Haus zusammen (vgl. NA 27, 51). 74,1 würden nicht ohne Nutzen scheiden] Goethe und Schiller entwickelten Ideen für zukünftige Unternehmungen. Außerdem wurde über Kunst und Kunsttheorie sowie über naturwissenschaftliche Themen diskutiert (vgl. BG 4, 94–99). 74,1–3 Sie sollten 〈…〉 Sich wie zu Hause möglichst einrichten.] Nach der Ankunft in Weimar berichtete Schiller Charlotte am 16. September: „Ich habe alle Bequemlichkeiten, die man außer seinem Hause erwarten kann und wohne in einer Reyhe von 3 Zimmern, vorn hinaus.“ (NA 27, 48.) Anfangs litt er noch unter „Krämpfen“ (ebd.). Am 24. September aber schreibt er: „Mein hiesiger Auffenthalt bekommt mir übrigens sehr gut. Stelle Dir vor, daß ich die zehen Nächte, die ich nun schon hier zugebracht habe, vortreflich geschlafen habe, ohne durch Krämpfe gestört worden zu seyn.“ (NA 27, 50.) Schiller führte dies im selben Brief u.a. auf den vermehrten Genuss von Wein zurück (NA 27, 51). 74,3–4 von meinen Sammlungen das wichtigste zu zeigen] Schiller schreibt, er habe bei Goethe u.a. „schöne Landschaften gesehen“ (Brief an Charlotte Schiller, 16. September 1794; NA 27, 48). 74,8 C h a r i s von Ramdohr] Charis oder Ueber das Schöne und die Schönheit in den nachbildenden Künsten von Friederich Wilhelm Basilius von Ramdohr aus Hoya. 2 Tle. Leipzig 1793 (in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 467, Nr 3203). – Schiller urteilte wohlwollender als Goethe: „〈…〉 den empirischen Theil“ des Buches, schrieb er im Antwortbrief an Goethe, „habe ich sehr brauchbar gefunden.“ (NA 27, 39.) Schiller lernte Ramdohr wenige Tage später auch persön-
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lich kennen, als dieser ihn in Jena besuchte (vgl. Brief an Charlotte Schiller, 12. September 1794; NA 27, 43). Um die gleiche Zeit traf Ramdohr auch mit Goethe in Weimar zusammen, der ihm „zuletzt sogar herzlich“ entgegenkam (Ramdohrs Brief an Christian Gottfried Schütz, 28. September 1794; BG 4, 95). Vgl. auch Goethes Brief an Johann Heinrich Meyer, 15. September 1794 (Nr 50; bes. 77,17–20). Schiller bedachte Ramdohr später in den „Xenien“ mit folgendem Distichon: C h a r i s. Ist dieß die Frau des Künstlers Vulkan? Sie spricht von dem Handwerk, Wie es des Roturiers adlicher Hälfte geziemt. (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 228; vgl. WA I 5.1, 222; NA 1, 323, Nr 119.)
46. An Franz Graf von Waldersee
Weimar, 4. September 1794 → 〈Dessau〉
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H: Privatbesitz (Gut Waterneverstorf bei Behrensdorf?). – Doppelblatt 18,7 × 20,7 cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte (vgl. E, S. 55). – Faksimile: FDH/FGM Frankfurt a. M., Bestand: Kopien, Sign.: KF 1520. E: Wilfred Franz: Ein unbekannter Brief Goethes an Franz Graf von Waldersee. Mit biographischen Erläuterungen, zwei unveröffentlichten Gedichten der Karschin und zwei Porträts. In: JbFDH 1976, 53–81, hier 55 (ohne Goethes Unterschrift). WAN 1 (1990), 105f., Nr 3083a (nach E). Textgrundlage: Faksimile. BE IL AG E
Rezept einer Leberpastete (vgl. zu 74,15). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 4. September 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 4). Der einzige Brief Goethes an Franz Johann George Graf von Waldersee (1763–1823; seit 1786: von), den ältesten natürlichen Sohn von Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, folgt einer persönlichen Begegnung im
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Sommer 1794. Zwischen dem 26. Juli und 2. August 1794 hatten der Herzog Carl August und Goethe auf einer gemeinsamen Reise ins Fürstentum AnhaltDessau den illegitimen Nachkommen des Regenten dort wiedergesehen. Nach vergnüglichen Tagen im Gartenreich Wörlitz verlebten die Reisenden noch zwei Tage, dem 1. und 2. August 1794, in der Residenzstadt Dessau. Am 31. Juli 1794 waren Carl August und Goethe in Wörlitz Gäste des Fürstenpaares (vgl. Nr 36), aber auch an anderen Tagen dürfte es dort oder in Dessau zu Begegnungen mit Mitgliedern der fürstlichen Familie und der Hofgesellschaft gekommen sein. Goethe kannte Graf von Waldersee von Kindesbeinen an. Ernst Wolfgang Behrisch, sein Freund und Mentor während der Studienzeit in Leipzig, war im Herbst 1767 zum Erzieher des vierjährigen Knaben berufen worden. Flüchtige Begegnungen mit dem jungen Mann sind in den darauffolgenden Jahren wahrscheinlich, für den 29. Juli 1782 ist ein Treffen belegt (vgl. BG 2, 374). Nach einer Schulzeit in Johann Bernhard Basedows Philanthropinum und Studienjahren in Berlin war Waldersee 1784 zeitweise in preußische Dienste getreten, zunächst als Assessor bei der Kammer in Breslau, später als Domänenrat und Geheimer Oberfinanzrat. Seit 1790 lebte er – nicht länger preußischer Beamter – wieder in Dessau, betätigte sich schriftstellerisch und übernahm Ämter in der fürstlichen Verwaltung. Mitunter war er für seinen Vater auch in diplomatischer Mission unterwegs. Er starb am 30. Mai 1823 als herzoglich-anhaltisch-dessauischer Geheimrat und Oberhofmeister. – Belegt sind zwei weitere Begegnungen mit dem Adressaten. Am 4. und 5. Januar 1797 traf Goethe den Grafen in Dessau (vgl. BG 4, 272). Dieser war inzwischen Präsident der „Fürstlich Anhalt-Dessauischen Chalcographischen Gesellschaft“ geworden, eines bis 1806 bestehenden Kunstverlags, der mit originalgetreuen graphischen Vervielfältigungen zur größeren Verbreitung bedeutender Meisterwerke beitragen wollte. Mit Goethe besichtigte er Angelika Kauffmanns Gemälde „Amor und Psyche“ im Dessauer Luisium (vgl. GT II 1, 91f.). Ein letztes Mal sah Goethe den Grafen am 29. Oktober 1813 in Weimar während der Verhandlungen mit den alliierten Fürstenhäusern nach der Völkerschlacht bei Leipzig (vgl. GT V 1, 100). – Mit dem Brief und seiner Beilage erfüllte Goethe offenbar eine vor längerer Zeit gegebene Zusage und drängte im Gegenzug auf Einlösung eines bei derselben Gelegenheit erhaltenen Versprechens. Goethes Brief blieb unbeantwortet. 74,15 Recept einer Leberpastete] Nicht überliefert. Das herzhafte Gericht aus einer fein gewürzten, von einem Teigmantel umhüllten Farce aus exquisiten Zutaten war aufwändig herzustellen und damit eine besondere Leckerei der feinen Küche. Berühmt war die Gänseleberpastete, die nach der Französischen Revolution auch im Bürgertum in Mode kam. Rechnungen vom Dezember 1795 zeigen, welche Zutaten zu einer derartigen Pastete verwendet wurden, darunter Sardellen, Kapern, Zitrone, Wein und Trüffel (H: GR/Belege 1795, 6, Bl. 29f.). 74,16 Frau von Lattdorf] Auguste Sophie Rosamunde von Lattorff, verheiratet mit dem kurfürstlich-sächsischen Landjägermeister, Oberforst- und Wildmeister
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Matthias August von Lattorff, lebte auf Klieken-Oberhof bei Dessau. Sie gehörte zur erweiterten Gesellschaft am Hof von Fürst Franz, und hier dürfte sie auch Goethe kennen gelernt haben, ohne dass sich je eine nähere Verbindung ergeben hätte. 74,19 Artischocken Saamen] Goethe kultivierte die edlen, distelartigen Gemüsepflanzen (Cynara cardunculus) aus dem Mittelmeerraum in seinem Hausgarten. Da die Erträge in dem rauhen Klima Weimars nicht immer zufriedenstellend ausfielen, wurde, um die essbaren Blütenstände der mehrjährigen Pflanzen des Öfteren genießen zu können, bisweilen auf Importe aus Frankfurt a. M. zurückgegriffen.
47. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 8. September 1794 → Düsseldorf ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2738. – Doppelblatt 19,5 × 22,8 cm, 2 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Herrn / Geheimerath Jakobi / nach / Düsseldorf / fr. Cölln., darüber und darunter roter Siegelrest (wohl Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41); S. 1 oben links Empfangsvermerk, von Jacobis Hd, rote Tinte: „Goethe. e. dL 14 t Sept 1794.“; Bl. 2 am Rand Mitte Papierverlust durch Öffnen des Siegels. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 187–189, Nr 93. WA IV 10 (1892), 191f., Nr 3085. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Friedrich Heinrich Jacobis Brief vom 7. Juni 1794 (JB I 10, 361–363, Nr 3305; vgl. RA 1, Nr 961). – Jacobi antwortete am 25. Oktober 1794 (JB I 11, 8f., Nr 3342; vgl. RA 1, Nr 1084). Postsendungen: 8. September 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3). 74,24 Maxen] Max Jacobi, der jüngste Sohn des Adressaten (vgl. erste Erläuterung zu 48,6). 75,1 das väterliche Haus] In Pempelfort bei Düsseldorf. 75,1 Zwischenzeit der academischen Jahre] Die Zeit zwischen dem Sommerund Wintersemester. 75,6 Med. Wissenschaft] Medizinischen Wissenschaft. 75,12 Deine unangenehme Lage 〈…〉 Kriegstheaters] Im Bezugsbrief hatte Jacobi kurz von den Übeln der politischen Lage und seiner Sehnsucht nach Frieden berichtet (JB I 10, 362). Die französischen Truppen waren zwischenzeitlich näher an Düsseldorf herangerückt. Die als zweite Schlacht bei Aldenhoven oder als Schlacht an der Rur bekannte Auseinandersetzung mit den österreichischen und
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preußischen Truppen stand unmittelbar bevor. Nach der Beschießung der Stadt durch die französische Artillerie am 6./7. Oktober 1794 kam es zu Bränden. Pempelfort war unmittelbar bedroht. – Diese Geschehnisse vorausahnend, war Jacobi wie viele andere Einwohner dabei, die wichtigsten Sachen zusammenzupacken, um sie an einen sicheren Ort zu bringen. In Jacobis Fall war dies zunächst Münster, wo er zum Kreis der Fürstin Adelheid Amalia von Gallitzin engste Verbindungen unterhielt. 75,14 dein Haus recht voll] Mit dem Bezugsbrief hatte Goethe erfahren, dass der „Regierungsrath mit seinem herzigen Weibchen“ (JB I 10, 362), Jacobis Sohn Johann Georg Arnold mit seiner frisch angetrauten Ehefrau Carolina (Linele), zu Besuch war, außerdem dass vor acht Tagen dessen Halbbruder Johann Peter Eduard mit seiner Gattin Helene Sophie Friederike (Fritze), der älteren Schwester von Linele, eingetroffen war. Zu den Besuchern kommen die Mitglieder des großen Hauswesens (vgl. zu 38,16). 75,14 Schlosser] Johann Georg Schlosser war der erste Ehemann von Goethes Schwester Cornelia und hatte nach deren Tod 1778 die aus Düsseldorf stammende Johanna Fahlmer zur Frau genommen, Goethes mütterliche Freundin, die Stieftante des Adressaten. Schlosser hatte Jacobi von Ende August bis 21. Oktober 1793 in Pempelfort besucht. Jacobi berichtet davon in seinem Brief an Goethe vom 27. Oktober und 2. November 1793: „Schloßern habe ich dießmal mehr zu seinem Vortheil kennen lernen – ich möchte sagen, ihn dießmal erst lieb gewonnen, welches mir viel werth ist.“ (JB I 10, 280.) Von Pempelfort war Schlosser nach Karlsruhe zurückgereist, an seinen bisherigen Wohn- und Arbeitsort. – Goethe erkundigte sich bei Jacobi nach seinem ehemaligen Schwager, nachdem er durch den Brief seiner Mutter vom 26. Juli 1794 erfahren hatte, dass Schlosser nach Bayreuth emigriert sei (Pfeiffer-Belli, 667). 75,15 Bareyth] Textverschreibung für ‚Bayreuth‘. 75,16–17 Meine Mutter 〈…〉 wegzuschicken.] In ihrem Brief vom 26. Juli 1794 hatte Catharina Elisabeth Goethe ihrem Sohn berichtet, dass sie drei Kisten an den Handelsmann Christoph Ernst Polex nach Langensalza abgesandt habe (vgl. zu 68,21–22 und 68,23). – Frankfurt a. M. war von den aktuellen Auseinandersetzungen zwischen der französischen Revolutionsarmee und den Truppen der Koalitionäre bedroht. In den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1794 erinnerte sich Goethe an die Sorge um die materiellen Güter der Familie und das Schicksal seiner Mutter: Der schöne bürgerliche Besitz, dessen meine Mutter seit dem Ableben meines Vaters sich erfreute, ward ihr schon seit dem früheren Anfang der Feindseligkeiten zur Last, ohne daß sie sich es zu bekennen getraute, doch hatte ich bei meinem vorjährigen Besuch sie über ihren Zustand aufgeklärt und aufgemuntert sich solcher Bürde zu entledigen. 〈…〉 und die Aussicht auf eine lebenslängliche Miethe in einem schön gelegenen, obgleich erst neu zu erbauenden Hause gab der Einbil-
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dungskraft meiner guten Mutter eine heitere Stimmung, die ihr manches Unangenehme der Gegenwart übertragen half. 〈…〉 Mehrmals bot ich meiner Mutter einen ruhigen Aufenthalt bei mir an, aber sie fühlte keine Sorge für ihre eigene Persönlichkeit; 〈…〉 Sie hatte ihr Bleiben an Ort und Stelle entschieden ausgesprochen 〈…〉. (WA I 35, 27–29.) Auch während der Bombardierung von Frankfurt 1796 harrte Goethes Mutter in Frankfurt aus, flüchtete nur zeitweise nach Offenbach. 75,18 einige Zimmer zurechte gemacht] Wahrscheinlich in der Mansarde des Wohnhauses am Frauenplan, wo in der Regel Gäste untergebracht wurden. 75,19 weltgemäß] Der aktuellen, sich fortgesetzt verändernden Welt entsprechend. 75,20–21 bey uns Mittelländern] Bei den Bewohnern der Territorien zwischen Nieder- und Oberdeutschland, wozu auch die sächsischen Herzogtümer gehörten, die zu dieser Zeit vom Kriegsgeschehen nicht unmittelbar betroffen waren. 75,22–23 Ich war auf acht Tage in Dresden 〈…〉 zu Gute gethan.] Vom 2. August bis zum 11. August 1794 war Goethe im Gefolge des Herzogs Carl August in Dresden gewesen. Während dieses Aufenthaltes hatten beide u.a. die Kurfürstliche Gemäldegalerie besucht (vgl. zu 68,19–20). 75,25 Daß das Kütschchen 〈…〉 brauchbar geworden] Die böhmische Chaise (Campagne in Frankreich 1792; WA I 33, 205), die Goethe Anfang November 1792 im Militärlager in Trier zurückgelassen hatte, um vom 1. bis 6. November 1792 auf dem sicheren Wasserweg der Mosel und des Rheins bis Pempelfort zu reisen (vgl. GB 9 I, Nr 153). Da der über Koblenz zu transportierende offene Wagen mit zwei Achsen zu lange auf sich warten ließ, sah er sich gezwungen, am 4. Dezember 1792 in Pempelfort ein Gefährt auszuleihen, einen bequemen, obgleich an Eisen ziemlich schweren Reisewagen (Campagne in Frankreich 1792; WA I 33, 205), mit dem er über Duisburg, Münster und Kassel die Heimreise fortsetzte (vgl. GB 9 I, Nr 140). – Mit dem Bezugsbrief hatte Jacobi die Ankunft des in Trier zurückgelassenen Wagens „nach vielem hin u. her schreiben und disputieren“ gemeldet, zudem ausführlich beschrieben, wie er ihn seitdem habe wiederherstellen lassen: „Nun ist er recht artig und brauchbar geworden 〈…〉. Mit einem in der Mitte des Hauptsitzes angebrachten kleinen Strapontin, können jetzt drey Personen, bedeckt, darin über Weg kommen, u noch eine Person, im Fall der Noth zwey, rückwärts unbedeckt. Der kleine Strapontin ist eigentlich Clärchen dedicirt. Auch für äußerliche Zierde ist gesorgt worden. Der Kasten ist heller, Gestell und Räder dunkler, gelb, mit blau und schwarzen Rändern, kunstreich angemalt; die ganze Familie hat ihre Lust daran.“ (JB I 10, 362.) 75,28–29 Deinen Wagen] Im Bezugsbrief hatte Jacobi bedauert, dass Goethe vergessen habe, ihm seine „Birutsche durch den jungen Stein zurück zu schicken“ (JB I 10, 362). Fritz von Stein, der für Goethe schon verschiedene Aufträge erledigt hatte (vgl. Nr 39), sollte sich um die Überführung des Wagens kümmern. Nachdem
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BRIEF 48
Jacobi Goethes Vorschlag vom Mai 1793, den Kutschwagen zu verkaufen, nicht aufgreifen wollte (vgl. seinen Brief an Goethe, 6./7. Dezember 1793; JB I 10, 288–290, hier 289), sollte dieser vorläufig untergestellt werden, möglicherweise im Weimarer Marstall, wo sich der herzogliche Fuhrpark befand. 75,29 – 30 Max als Docktor] Nach erfolgreich abgeschlossenem Medizinstudium. – Jacobis Sohn Max, der erst zum Sommersemester 1793 seine Ausbildung begonnen hatte, studierte noch bis 1795 in Jena, dann in Göttingen. Nach einem Praktikum in Edinburgh bestand er am 21. Februar 1797 in Erfurt seine Doktorprüfung und praktizierte danach als Arzt in Vaals (bei Aachen), dem Ort, an dem sich das Stammschloss der Familie seiner Mutter, derer von Clermonts, befand. 75,30 Er steht indeß in leidlicher Verwahrung.] An welchem Ort in Weimar der Wagen deponiert wurde und was mit ihm weiterhin geschah, ließ sich nicht ermitteln. – leidlich: im Wortsinne von ‚erträglich‘ (vgl. Adelung 2, 2011). 75,31 die deinigen] Vgl. zu 38,16. 76,1 Fichtens Bogen] Die einzelnen Druckbogen zu Johann Gottlieb Fichtes „Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre als Handschrift für seine Zuhörer“ (Leipzig 1794), die begleitend zu der im Sommersemester vom Verfasser in Jena gehaltenen Privatvorlesung über theoretische und praktische Philosophie verteilt wurden (vgl. zu 53,22–23). Zum Zeitpunkt des vorliegenden Briefes dürften alle Bogen des 1. und 2. Teils, der „Grundsätze der gesammten Wissenschaftslehre“ und der „Grundlagen des theoretischen Wissens“ (Fichte GWL A (1)–223), verfügbar gewesen sein; in einer Ankündigung der Christian Ernst Gabler’schen Buchhandlung zu Jena und Leipzig im Intelligenzblatt der ALZ vom 1. Oktober 1794 (Nr 113, Sp. 899) ist von einer 14 Bogen (mit den Signaturen A–O) umfassenden Schrift die Rede, die nach der Leipziger Michaelismesse fertig werde. Der 3. Teil des Werks, die „Grundlage der Wissenschaft des Praktischen“ (Fichte GWL A 225–339), sowie die römisch paginierte „Vorrede“ lagen erst Ende Juli/Anfang August 1795 vor. 76,2–3 über Gehalt und Form dieser sonderbaren Producktion zu hören] Mit den Inhalten und dem Aufbau der Schriften hatte sich Goethe im Sommer 1794 eingehend beschäftigt (vgl. zu 54,7). An Fichtes Lehrgebäude vor 1800 war Goethe interessiert, insofern ist hier ‚sonderbar‘ eher – wie in der Zeit durchaus möglich – im positiven Sinne von ‚sich vor anderen auszeichnend‘ zu verstehen (vgl. Grimm 16, 1576). Schiller und Herder standen der neuen Philosophie skeptischer gegenüber, wie auch Friedrich August Weißhuhn, der das System als „subjectiven Spinocism“ ansah (Brief Schillers an Johann Benjamin Erhard, 26. Oktober 1794; NA 27, 72). 76,4 in dieser Denckart] In der Denkweise eines spekulativen Philosophen, eines Vertreters des nachkantischen Idealismus oder subjektiven Spinozismus.
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48. An Friedrich Schiller
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Weimar, 10. September 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 20. – 1 Bl. 19,5 × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 37f., Nr 10. WA IV 10 (1892), 193, Nr 3086. BE IL AG E
1 Exemplar der englischen Übersetzung von Goethes „Iphigenie auf Tauris“ (vgl. zu 76,18). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 7. September 1794 (NA 27, 38–40, Nr 30; vgl. RA 1, Nr 1048). – Schiller antwortete am 12. September 1794 (NA 27, 44f., Nr 34; vgl. RA 1, Nr 1052). 76,6 Zusage kommen zu wollen] Goethe hatte Schiller am 4. September zu einem Besuch in Weimar eingeladen (vgl. 73,24–74,6) Dieser war vom 14. bis 27. September Goethes Gast. 76,7 Freyheit nach Ihrer Weise zu leben] Schiller hatte im Bezugsbrief darum gebeten, seines schlechten Gesundheitszustandes wegen zurückgezogen wohnen zu dürfen, um anderen keine Umstände zu machen: „Ich bitte bloß um die leidige Freyheit, bey Ihnen krank seyn zu dürfen.“ (NA 27, 39; vgl. zu 77,16.) Schillers Befinden besserte sich jedoch während des Aufenthalts in Weimar (vgl. zu 74,1–3). 76,8 mir den Tag anzuzeigen wenn Sie kommen] Im Antwortbrief kündigte Schiller an, er werde „Sonntag NachMittag“ (NA 27, 44), also am 14. September 1794, in Begleitung von Wilhelm von Humboldt eintreffen. 76,10 Hl. v. Humboldt] Wilhelm von Humboldt, der seit Februar 1794 (mit Unterbrechungen bis April 1797) in Jena wohnte. Er begleitete Schiller nach Weimar und zurück nach Jena und besuchte Goethe in der Zwischenzeit am 18./19. und am 25./26. September (vgl. Humboldt, Tagebücher 1, 251f.). 76,10–11 vielleicht gehe ich mit Ihnen zurück] Dies geschah nicht. 76,11 Genio] Der Genius war nach römischer Auffassung der persönliche Schutzgeist eines Menschen und dessen Schicksals. 76,12 C h a r i s.] Vgl. zu 74,8. – Schiller besaß das Buch nicht; er konnte es auch nicht besorgen (vgl. Antwortbrief; NA 27, 45). 76,13 Einige schöne Landschaften, die eben aus Neapel kommen] Wie aus Nr 33 hervorgeht (vgl. 63,13–15), handelt es sich um Zeichnungen des in Neapel lebenden Malers Christoph Heinrich Kniep, den Goethe im März 1787 dort ken-
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BRIEF 49
nen gelernt hatte. Kniep hatte Goethe auf dessen Rundreise durch Sizilien begleitet. Er lieferte wiederholt Arbeiten für den Weimarer und Gothaer Hof, auch für Goethe persönlich (vgl. GB 7 II, 528, zu 252,15–16; ferner GB 8 II, Nr 28). Die Zeichnungen hatte der Frankfurter Kunstsammler Johann Isaak von Gerning, der sich 1793/94 in Italien und im Frühjahr 1794 am Hof des Königs von Neapel aufgehalten hatte, mitgebracht, als er Goethe am 10. September 1794 besuchte (vgl. Gernings Tagebuch unter dem 15. September 1794; BG 4, 93f.). In Goethes Kunstsammlungen finden sich über 50 Landschaftszeichnungen, Veduten und Skizzen von Kniep (vgl. Schuchardt 1, 270, Nr 385f.; ferner die Abbildungen zweier Landschafts-Zeichnungen Knieps in: Im Blickfeld der Goethezeit I. Aquarelle und Zeichnungen aus dem Bestand der Kunstsammlungen zu Weimar. Berlin 1997, S. 59 und 61). Einige der hier erwähnten Zeichnungen schickte Goethe am 26. November (?) 1794 an Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha und Altenburg (vgl. zu 88,13–14). 76,18 der englischen Iphigenie] Iphigenia in Tauris, a tragedy, written originally in German by J. W. von Goethe. Berlin 1794 (in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 266, Nr 1851). – Die bei Johann Friedrich Unger erschienene Ausgabe ist der Nachdruck der Übersetzung von William Taylor (London 1793; vgl. Ruppert, 265, Nr 1850); Goethe berichtet darüber in seinen „Tag- und JahresHeften“ auf das Jahr 1794 (WA I 35, 36). Unger hatte das Werk mit seinem Brief vom 2. September 1794 übersandt (Goethe-Unger, 31). Vgl. auch GB 9 I, Nr 194 und die Erläuterungen dazu.
49. An Johann Friedrich Kobe von Koppenfels Weimar, 15. September 1794 → 〈Weimar〉 ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/278,I. – Doppelblatt 11,3 × 19,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – Beiliegend ein Umschlag aus blauem Papier 12,8 × 10,3(–10,5) cm, Vs. Adresse: Des Herrn / Geheimeraths / von Koppenfels / Hochwohlgel, Rs. Reste einer blauen Verschlussoblate; Papierverlust durch Öffnen der Oblate. E: WA IV 18 (1895), 62, Nr 3087a (Albert Leitzmann). BE IL AG E
Hymnus an Flora (vgl. zu 76,20).
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E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Johann Friedrich Kobe von Koppenfels (1738–1811) war ein Sohn des sachsencoburgischen und sachsen-hildburghausenschen Hof- und Geheimen Rats Johann Sebastian Kobe, der 1754 unter dem Namen Kobe von Koppenfels in den Adelsstand erhoben wurde. Er war ein angesehener Jurist. Sein Sohn Johann Friedrich studierte ebenfalls Jura; in Göttingen wurde er zum Doktor beider Rechte promoviert. Herzogin Anna Amalia holte ihn 1768 nach Weimar. Er bekleidete zunächst das Amt eines Regierungsrates, wurde 1772 Hofrat, 1776 Geheimer Regierungsrat. 1789 ernannte ihn Herzog Carl August zum Kanzler sowie 1794 schließlich zum Geheimen Rat. Von 1783 bis 1809 war er als Direktor der jenaischen Landschaftskasse tätig, von 1803/04 an auch der weimarischen Landschaftskasse. 1809 zog er sich ins Privatleben zurück. Er besaß in Rohrbach im Weimarer Land nordöstlich des Ettersberges ein Gut. – In Weimar wohnte Koppenfels in der Nachbarschaft Goethes. In einem Brief Goethes an Johann Gottfried Herder vom 15. Juni 1793, geschrieben im Hauptquartier der preußischen Armee während der Belagerung von Mainz heißt es: Möchte ich doch auch schon Koppenfelsens Scheune statt dieser Berge, Flüsse, Städte und Plainen wieder vor dem Auge haben. (WA IV 10, 79; vgl. GB 9 I, Nr 173.) In der „Campagne in Frankreich 1792“ berichtet Goethe, er habe in diesem Elend 〈des Lebens im Feld〉 das neckische Gelübde gethan: man solle, wenn ich uns erlös’t und mich wieder zu Hause sähe, von mir niemals wieder einen Klagelaut vernehmen über den meine freiere Zimmeraussicht beschränkenden Nachbargiebel, den ich vielmehr jetzt recht sehnlich zu erblicken wünsche (WA I 33, 100). Goethe war zwar Pate von Koppenfels’ 1776 geborener Tochter Louise (vgl. Tagebucheintrag vom 1. November 1776; GT I 1, 28), aber ein engeres persönliches Verhältnis bestand nicht, auch nicht, nachdem Johann Heinrich Meyer 1803 Koppenfels’ Tochter Amalie geheiratet hatte. Beide trafen sich am Hofe und gelegentlich bei Tischgesellschaften in Goethes Hause. Die wenigen überlieferten Briefe, die zwischen beiden gewechselt wurden – drei von Goethe aus den Jahren 1794–1797, sieben von Koppenfels aus den Jahren 1797–1804 – betreffen Einladungen, Glückwünsche sowie gegenseitige Gefälligkeiten. So bat Goethe im Juli 1797 vor seiner dritten Reise in die Schweiz um die Ausstellung von Reisepässen (vgl. seine Briefe an Johann Friedrich Kobe von Koppenfels, 27. und 28. Juli 1797; WA IV 12, 207f.); am 9. Januar 1801 sandte Koppenfels dem erkrankten Goethe ein Mittel gegen den „Krampfoder sogenannten Stickhusten“ (RA 3, Nr 1080). 76,20 Hymnus an Flora] Unter diesem Titel hatte der Wiener Regierungsrat Friedrich Carl Emil von der Lühe ein Lehr- und Preisgedicht über die Natur und die Liebe geschrieben, das 410 Hexameter umfasst. Mit einem undatierten Brief, der vermutlich von der Gräfin Maria Josephine Eleonore von Harrach stammt (H: GSA 28/585, St. 1; vgl. RA 1, Nr 453) und möglicherweise Ende 1791/An-
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fang 1792 geschrieben wurde, hatte Goethe eine Abschrift des Gedichts erhalten, das er am 2. März 1792 in der Freitagsgesellschaft vorlas (vgl. den Bericht Carl August Böttigers; Literarische Zustände2, 59). Herder veröffentlichte Auszüge des Gedichts in der 4. Sammlung seiner Schrift „Briefe zu Beförderung der Humanität“ (S. 39–71), die im Juni 1794 in Frankfurt a. M. und Leipzig erschienen war. Vollständig, aber anonym erschien das Werk 1797 in Wien, mit Angabe des Verfassers dann Ende 1799 in Cottas „Taschenkalender auf das Jahr 1800 für Naturund Gartenfreunde“ (Tübingen, S. 138–157) sowie drei Jahre später selbstständig: An Flora und Ceres. Von C. Freyherrn von der Lühe. Wien 1802. Goethe ließ Abschriften des aus Wien erhaltenen Textes herstellen; eine davon schickte er am 9. März 1792 an August Johann Georg Carl Batsch nach Jena (GB 9 I, Nr 67). Mit dem vorliegenden Brief übersandte er das Original (77,2) – vermutlich die ursprüngliche Wiener Abschrift – an Koppenfels. Im GSA wird ein 367 Verse umfassender Text des Gedichts aufbewahrt (H: GSA 28/585); ob es sich dabei um diese Abschrift handelt, um deren Rücksendung Goethe Koppenfels bittet (vgl. 77,1–2), oder um eine der von Goethe in Auftrag gegebenen Kopien, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. 76,21 Gartenfreunde] Dass Koppenfels selbst sich für Gartenbau interessierte, geht aus seinem Brief an Goethe vom 28. Juli 1797 hervor, in dem er ihn um die Besorgung von Klee- und Getreidearten aus der Schweiz bittet (H: GSA 28/18, Bl. 394; vgl. RA 2, Nr 913; außerdem Goethes Tagebuch unter dem 31. Juli 1797 [GT II 1, 121]). 77,2 das Original] Vgl. zu 76,20.
50. An Johann Heinrich Meyer
Weimar, 15. September 1794 → 〈Dresden〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – Doppelblatt 19,6 × 27,6 cm, Bl. 2 unterer Teil abgeschnitten (10,2 cm fehlen; S. 3 Textverlust nach reuissirn [78,20]), ursprünglich vermutlich 3 ¼ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 unter dem Brieftext Bleistiftnotizen von Meyers Hd zum Thema Farben. E: WA IV 10 (1892), 193–196, Nr 3087 (Eduard von der Hellen). BE IL AG E
Lorgnette (vgl. zu 78,1–2).
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Der Brief beantwortet zwei Briefe Johann Heinrich Meyers, einen vom 24. August 1794 (Goethe-Meyer 1, 130–132, Nr 51; vgl. RA 1, Nr 1031) und einen vom 9. September 1794 (Goethe-Meyer 1, 132–134, Nr 52; vgl. RA 1, Nr 1049). – Meyer antwortete am 23. September 1794 (Goethe-Meyer 1, 137–138, Nr 55; vgl. RA 1, Nr 1064). Postsendungen: 15. September 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 4). 77,6 l] Für ‚lieber‘. 77,6 wie es uns hir geht] Vom 2. August bis zum 11. August 1794 war Goethe im Gefolge des Herzogs Carl August in Dresden gewesen, wo er und Meyer sich gesehen hatten. Am 12. oder 13. August war die Reisegesellschaft nach Weimar zurückgekehrt. 77,7–8 in meinen kleinen Stuben] In dem Arbeits- und Schlafzimmer im Hinterhaus des Wohnhauses am Frauenplan (vgl. zu 42,22–23). 77,8–9 Der erste Band 〈…〉 zu Michael erscheinen.] Zur Michaelismesse 1794 war der 1. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ erschienen (vgl. zu 59,14 und 105,7). 77,9 – 10 Einige Opern] Möglicherweise arbeitete Goethe an einer Fortsetzung von Mozarts „Zauberflöte“ (vgl. zu 273,8). Die Bemerkung könnte sich aber auch auf seine Tätigkeit in der Theaterleitung beziehen; wie immer standen mehrere Opern auf dem Spielplan der neuen Saison (vgl. 291,24). Am 24. Oktober 1794 kam Domenico Cimarosas Oper „Die vereitelten Ränke“ auf die Bühne (vgl. zu 84,6 – 7). Am 22. November 1794 wurde die komische Oper von Pasquale Anfossi „La maga Circe“ unter dem deutschen Titel „Circe. Eine Oper in einem Aufzuge“ erstmals aufgeführt; Goethe hatte auch hier die Gesänge und Christian August Vulpius die Dialoge des Librettos aus dem Italienischen ins Deutsche übersetzt (vgl. Satori-Neumann2 1, 121). Die Manuskripte dazu sind in Goethes literarischem Nachlass überliefert (H: GSA 25/W 1301 – W 1304; vgl. WA I 12, 290–293 und I 53, 118–135; EGW 1, 63 f.). 77,10 in opticis et anatomicis] Lat.: in optischen und anatomischen Dingen, in der Optik und der Anatomie. – Zu Goethes damals entstandenen Arbeiten zur Farbenlehre vgl. zu 59,16 und, zur vergleichenden Anatomie und Osteologie, Nr 38. 77,11 Der Hof ist nach Eisenach] Herzogin Louise und Prinz Bernhard waren am Abend des 10. September 1794 mit ihrem Gefolge in Eisenach eingetroffen (vgl. FB 1794, S. 206). Am 16. September 1794 kam der Herzog an (vgl. FB 1794, S. 211). 77,11–12 dem einen Theil der noch übrigen Freunde 〈…〉 schimpfen] Mit Bezug auf Personen, die mit den republikanischen Idealen von Freiheit und Gleichheit sympathisierten; dazu zählten u.a. Carl Ludwig von Knebel und Johann Gottfried Herder.
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77,13 um dem andern Freude 〈…〉 eine Sängerinn loben] Mit Bezug auf den Kreis um Herzog Carl August und die 17-jährige Weimarer Kammersängerin Louise Rudorff, die Freundin Carl Ludwig von Knebels. 77,14 böse] Beschwerlich, unangenehm (vgl. Adelung 1, 1133; GWb 2, 841). 77,15 Schiller ist jetzt bey mir] Schiller war zwischen dem 14. und 27. September 1794 Goethes Gast in Weimar (vgl. zu 73,26–27 und 74,1–3). 77,16 seine Kranckheit] Schiller litt seit längerer Zeit an Krämpfen, was er Goethe bereits am 7. September 1794 mitgeteilt hatte: „Mit Freuden nehme ich Ihre gütige Einladung nach Weimar an, doch mit der ernstlichen Bitte, daß Sie in keinem einzigen Stück Ihrer häußlichen Ordnung auf mich rechnen mögen, denn leider nöthigen mich meine Krämpfe gewöhnlich, den ganzen Morgen dem Schlaf zu widmen, weil sie mir des Nachts keine Ruhe laßen, und überhaupt wird es mir nie so gut, auch den Tag über auf eine b e s t i m m t e Stunde sicher zählen zu dürfen. Sie werden mir also erlauben, mich in Ihrem Hause als einen völlig Fremden zu betrachten, auf den nicht geachtet wird, und dadurch, daß ich mich ganz isoliere, der Verlegenheit zu entgehen, jemand andres von meinem Befinden abhängig zu laßen.“ (NA 27, 38f.) Vgl. zu 74,1–3. 77,17 Ramdohr war einige Tage 〈…〉 bey mir] Friedrich Wilhelm Basilius von Ramdohr, Jurist und in den Altertumswissenschaften ausgewiesener Kunstschriftsteller, besuchte unmittelbar vor der Niederschrift des vorliegenden Briefes Goethe in Weimar, nachdem sich beide bereits im August 1794 in Dresden einigemal getroffen hatten (vgl. BG 4, 94–96). 77,19–20 sein v i e l - und a b sprechen] Anspielung auf die Redefreude und die Lust des „Orakels über die schönen Künste“, wie Ramdohr häufiger genannt wurde, an Widerspruch und Streit. 77,21 Böttger hat mir Ihr gemeinsam Werck überbracht] Die von Meyer und Carl August Böttiger stammende archäologische Schrift „Über den Raub der Cassandra auf einem alten Gefäße von gebrannter Erde. Zwey Abhandlungen“ (Weimar 1794). Goethes Exemplar ist in seiner Bibliothek noch vorhanden (vgl. Ruppert, 302, Nr 2090). 77,21–22 der Herzoginn zu Füßen gelegt] Das Werk ist auf „Der Durchlauchtigsten Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar Der Pflegerin alles Schönen und Besitzerin dieser Vase gewidmet“ [o. P.]. 77,22 Bertuch als Assistente] Meyers und Böttigers Schrift wurde von Friedrich Justin Bertuch herausgegeben. 77,23 industriose] Lat.: eifrig, beflissen (vgl. GWb 4, 1525). Spiel mit der semantischen Ambivalenz zwischen der Bedeutung ‚fleißig‘, ‚tätig‘, ‚regsam‘ und der sich zunehmend herausbildenden Bedeutung von ‚gewerblich‘, ‚geschäftig‘, ‚unternehmerisch‘; zugleich Anspielung auf das 1791 von Bertuch begründete LandesIndustrie-Comptoir. 77,24 der Autor] Carl August Böttiger.
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77,25 Das Prisma ist glücklich angekommen] Im ersten Bezugsbrief – wohl die Antwort auf den erschlossenen Brief Goethes vom 18. August 1794 (vgl. EB 48) – hatte Meyer angekündigt, dass Carl August Böttiger das von Christian Gottfried Aehnelt gefertigte Prisma aus Dresden mitbringen werde und dass es, sofern es nicht brauchbar wäre, zurückgesandt und nachgebessert werden könne. Dazu kam es nicht. Der ‚Gläserne Keil‘, wie Goethe ein Prisma nannte, verblieb in seinem physikalischem Apparat, ohne dass es darin heute noch eindeutig identifizierbar wäre. 77,26 eben eins aus England] Das Prisma aus London hatte Friedrich von Stein Goethe vermittelt (vgl. zu 68,11–12). 77,27 Keilchen] Anspielung auf die äußere, keilförmige Gestalt des kleinen Gegenstands aus Glas, das als Werkzeug – wie ein Keil aus Eisen beim Spalten von Holz oder Holzkeile zum Stabilisieren von Gegenständen – gute Dienste bei optischen Versuchen leistete. 78,1 den Dresdner Opticus] In der Zwischenzeit hatte Goethe den Optiker Christian Gottfried Aehnelt in Dresden persönlich getroffen (vgl. zu 59,20–21). Aus den Postsendelisten geht hervor, dass er dem vorliegenden Brief 1 Louisdor beilegte, vermutlich als Anzahlung für die bestellten optischen Gegenstände (GR/Belege 1794, 4, Bl. 4). 78,1–2 Lorgnette] Stiel- oder Scherenbrille, eine Sehhilfe mit zwei runden Gläsern, die an einem festen Griff vor die Augen gehalten wird. Goethe benutzte diese Art der Brille gelegentlich wegen seiner leichten Kurzsichtigkeit. In seiner Antwort versprach Meyer, eine Lorgnette nach dem vorhandenen Muster zu bestellen, möglicherweise sogar ein Exemplar zur Probe mitzubringen. Lorgnetten aus der seiner Zeit haben sich in Goethes Nachlass nicht erhalten. 78,8 in Schildkrötte] Mit einem Gestell aus Schildpatt, einem durch Erwärmen verformbaren, im kalten Zustand festen Material, das aus dem Rückenschild von Meeresschildkröten gewonnen wird. Es besteht zum größten Teil aus Keratin. 78,9 Mit den Spiegeln] Meyer hatte den Auftrag erhalten, sich nach Größen und Preisen von Spiegeln zu erkundigen, die mit und ohne Facettierung angeboten wurden. Goethe wollte sie zur Ausstattung seines Wohnhauses am Frauenplan erwerben. 78,9 Mit den Spiegeln wollen wirs gut seyn lassen] Wegen der hohen Preise sah Goethe vorerst vom Kauf der Spiegel zur Ausstattung seines Wohnhauses am Frauenplan ab. – Meyer in Dresden war beauftragt, sich nach Größen und Preisen von Spiegeln zu erkundigen, die mit und ohne Facettierung angeboten wurden. Er erledigte dies in der renommierten Kurfürstlichen Spiegel-Schleif- und Polierfabrik, kurz Spiegelschleife genannt, einer landesherrlichen Industrieanlage in Löbtau. Aus dem Rohglas der Friedrichsthaler Glashütte entstanden dort hochwertige Spiegel durch Schleifen, Polieren und Belegen der Glasplatten mit Folie. In Goethes Nachlass hat sich eine Preisliste der Fabrik erhalten (H: GR/Belege 1795, 6, Bl. 52). 78,10 die Stuben] Die repräsentativen Wohnräume im Vorderhaus zum Frauen-
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plan hin, wohl das so genannte Urbino- und das Junozimmer (vgl. zu 42,28 und 43,1). 78,12 Racknitz] Joseph Friedrich von Racknitz, der Dresdner Hofmarschall, sollte Meyer bei den Erwerbungen beraten. 78,13 eine Scheibe von B e i n g l a s] Eine Platte aus opakem Weißglas, wie es die Dresdner Spiegelschleife auch herstellte. Die Trübung des Glases wurde durch die Beigabe von Knochenasche erreicht, deshalb der die Bezeichnung ‚Beinglas‘. Goethe nutzte derartige Scheiben als trübe Mittel bei Lichtbrechungsexperimenten (vgl. den Abschnitt „Dioptrische Farben der ersten Klasse“ in: „Zur Farbenlehre. Didaktischer Teil“; LA I 4, 63–72 [§§ 145–177]). 78,13 rauh geschliffen] Eine weitere Möglichkeit, das Glas trüb erscheinen zu lassen, ist die Aufrauung von dessen Oberfläche. 78,14 von einem halben Schuh ins Gevierte] Von rund 13,5 cm Seitenlänge (‚halber Schuh‘) im Quadrat (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band). 78,17 mit den Stahlspiegeln] Meyer hatte die für optische Reflektionsversuche bestimmten Spiegel bei dem Dresdner Mechaniker zwar längst bestellt, sie ließen aber bis Mitte September auf sich warten (vgl. zu 59,20–21). Meyer brachte sie mit. 78,18–19 daß Wacker 〈…〉 gerne verkaufte] Johann Friedrich Wacker, der inzwischen 64-jährige Inspektor für die Kurfürstliche Antikengalerie und das Münzkabinett in Dresden, wollte sich von seinen bedeutenden Privatsammlungen trennen. Zu diesen gehörten eine Büchersammlung – die rund 3500 archäologische Dissertationen aus seinem Nachlass befinden sich heute in der Staats- und Universitätsbibliothek in Dresden – sowie eine stattliche Kollektion von meist antiken Bronzefiguren, Gemmen und Kameen, vor allem aber Münzen. Goethe zeigte sich an einzelnen Gemmen und Bronzen interessiert. Am 26. Mai 1794 hatte Meyer die Kunstwerke besichtigt und Goethe in seinem Brief davon berichtet (GoetheMeyer 1, 109). Wie Goethe war auch Meyer an einzelnen Stücken interessiert und hatte bereits Verhandlungen mit Wacker aufgenommen, wie er im ersten Bezugsbrief berichtete: „Doch soll mich’s nicht hindern nebenher mit W. um den Scarabeo & die Bronzen zu handeln wen er sich billig finden läßt“ (H: GSA 64/80). In seiner Antwort teilte er dazu mit: „Mit der Negoziation bey Wacker bin ich so weit gekommen daß er mir dieser Tage Bescheid sagen will. Die Geschnittenen Steine wolte er Sämtlich für 200 Thl. ablaßen allein uns kan an den Sämtlichen nichts liegen & der den ich gerne hätte ist nicht einmahl unter diesen begriffen. Die Bronzen will er auch gerne Sämtlich verkaufen. Doch bedenckt er sich noch & hoffentlich des beßern 〈…〉.“ (H: GSA 64/80.) – Verkauft wurde der Nachlass erst nach Wackers Tod 1795. 78,19 special Negotiation] Besondere Verhandlung, Absprache (von franz. négociation spéciale).
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78,20 reuissirn] Von franz. réussir: Erfolg haben, gelingen. 78,21 Idee die Böttger bey mir angebracht] Der Vorschlag Wackers, den Carl August Böttiger aus Dresden mitgebracht hatte, dürfte darin bestanden haben, dass Goethe und Meyer die Bibliothek zusammen mit den Anticaglien angeboten wurde. Darauf weist Meyers Antwort hin: „〈…〉 und freylich betrachtet er die Antiqaglien als ein Ding das von der Bibliotheck nicht getrennt werden dürfe; doch habe ich Grund zu hofen daßer auf andere Gedanvken gebracht werden kan.“ (H: GSA 64/80.) An der Bibliothek Wackers bestand in Weimar kein Interesse, wohl aber an den offerierten Anticaglien (von it. anticaglia: alter Plunder, Gerümpel), den weniger bedeutenden Nebenwerken aus der Antike, worunter man kleinere Darstellungen der griechischen und römischen Kunst wie Münzen, Gemmen oder Kleinbronzen versteht. 78,22 Die Kleine] Goethes Kosename für Christiane Vulpius. 78,22 das Bildchen] Vgl. erste Erläuterung zu 66,5. 78,23 Ihre Stube] In der Mansarde von Goethes Wohnhaus am Frauenplan (vgl. zu 42,22). 78,23–24 Ofen, von aussen zu heizen] Ein Ofen, der von einem Ort außerhalb des Wohnraums aus zu beheizen war, war kostspieliger als ein solcher, der vom selben Raum aus mit Brennmaterial zu bestücken war, dafür aber angenehmer in der Benutzung, insbesondere beim Entsorgen der Asche.
51. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 22. September 1794 → Dresden ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – Doppelblatt 19,4(–19,6) × 22,3 cm, 1 1⁄4 S. beschr., egh., Tinte; S. 3 Adresse: Herrn / Heinrich Meyer / Mahler / in der Kreuzstraße / bey HL. Steuerkanzlist / Schurigt 〈Johann Christoph Schuricht〉 / in / Dresden / fr., darunter rotes Siegel (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41), oben rechts Postvermerk; Bl. 2 am Rand Mitte Papierverlust durch Öffnen des Siegels. E: WA IV 10 (1892), 196, Nr 3088 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet zwei Briefe Johann Heinrich Meyers, einen vom 24. August 1794 (Goethe-Meyer 1, 130–132, Nr 51; vgl. RA 1, Nr 1031) und einen vom 9. September 1794 (Goethe-Meyer 1, 132–134, Nr 52; vgl. RA 1, Nr 1049). – Meyer antwortete am 23. September 1794 (Goethe-Meyer 1, 137–138, Nr 55; vgl. RA 1, Nr 1064). Postsendungen: 22. September 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 4).
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BRIEF 51
78,27 seyn Sie mir bald herzlich willkommen] Nach viermonatigem Aufenthalt plante Meyer, Dresden am 28. September 1794 zu verlassen, wie er Goethe in seinem Antwortbrief mitteilte, um am 29. September in Weimar einzutreffen. Dort wurde er bereits erwartet (vgl. zu 79,18–19). 78,28 Senden Sie den Genius mit dem Postwagen] Meyer transportierte die in Dresden angefertigte Kopie von Annibale Carraccis „Genius des Ruhmes“ (vgl. zu 42,6–7) in seinem Reisegepäck. 78,29 in dem Kastchen in dem das Tuch gekommen ist] Mit Bezug auf die Sendung mit Leinwand (vgl. Nr 22). 78,29–79,1 verhüten das Kleben] Im zweiten Bezugsbrief hatte Meyer darauf hingewiesen, dass die Lasurfarben wegen des herbstlichen Wetters schlecht trockneten; es bestand Gefahr, dass die Leinwände beim Einrollen verklebten. 79,2 in unserm Hause empfangen und bewirthen] Das Gemälde soll wie eine Person behandelt, der Genius wie ein werter Fremder willkommen geheißen und versorgt werden; eine Anspielung auf die in der Antike weit verbreitete und in der griechischen und römischen Literatur vielfach thematisierte Kultur der Gastfreundschaft, der allen Bürgern abverlangten Pflicht zur Aufnahme und Verköstigung von Reisenden gleichen oder ähnlichen Standes im eigenen Haushalt. 79,3 Tempel] Das Römische Haus im Park an der Ilm, wo Meyers Kopie von 1797 bis 1805 im Vestibül zu sehen war. – Später zierte sie die Decke des Rokokosaals in der Bibliothek. Bei Brand der Anna Amalie Bibliothek 2004 wurde sie ein Opfer der Flammen. Heute ist an derselben Stelle eine moderne, nach Meyers Vorlage hergestellte Rekonstruktion von Hermenegild Peiker zu sehen. 79,4 Grüze] Wohl zerkleinertes Heidekorn, auch Dresdner Grütze oder Gries genannt, das Goethe bei Meyer bestellt hatte, vielleicht mit EB 48. Die geschroteten oder zermahlenen Körner vom Buchweizen wurden meist als Suppeneinlage serviert. Für 1809 ist belegt, wie Goethe Desdner Grütze genoss, alle Morgen 〈…〉 in den Bouillon eingerührt (Brief an Christiane von Goethe, 26. September 1809; WA IV 21, 81). Dresden war ein bedeutender Handelsplatz für Buchweizen, der auf den mageren Böden in der Lausitz und auf der rechten Elbseite im Kurkreis angebaut wurde. 79,5 Nudel Sorte] Nach italienischer Art hergestellte Teigwaren in verschiedenen Ausformungen. Goethe hatte diese Variante der Mehlspeisen auf seiner Reise nach Italien schätzen gelernt und erinnerte in seiner „Italiänischen Reise“ daran, in einem zwischen die Briefe vom 29. und 30. Mai 1787 aus Neapel eingefügten Abschnitt: Die Maccaroni, ein zarter, stark durchgearbeiteter, gekochter, in gewisse Gestalten gepreßter Teig von feinem Mehle, sind von allen Sorten überall um ein Geringes zu haben. Sie werden meistens nur in Wasser abgekocht und der geriebene Käse schmälzt und würzt zugleich die Schüssel. (IR II, 268.) Goethe aß die Nudeln gern, bevorzugt mit Parmesan, als welcher
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zu den Macaronis ganz unentbehrlich ist. (Brief an Christiane von Goethe, 1. August 1809; WA IV 21, 17.) 79,5 packen zu lassen] Wahrscheinlich ließ Meyer, der über Leipzig zurückzureisen beabsichtigte, die bestellten Waren vorausschicken. So hatte er es in seinem zweiten Bezugsbrief vorgeschlagen. In den in Goethes Nachlass überlieferten Rechnungen fehlen allerdings eindeutige Hinweise auf eine separate Sendung oder darauf, dass Meyer die für die Lebensmittel verauslagten Kosten erstattet wurden. Die Geldsendung Goethes an Meyer aus der Zeit um den 22. September 1794 könnte sich nicht allein auf die von Goethe ebenfalls in Dresden bestellten optischen Apparate beziehen, sondern auch auf die Lebensmittel. 79,5–6 einige Zettel der Fabrick Adresse und Behandlung der Nudeln] Zwei gedruckte Listen mit dem Angebot der Nudelmühle des Antonio Bertoldi an der Dresdner Ostra-Allee haben sich unter Goethes Rechnungsbelegen des Jahres 1795 erhalten (GR/Belege 1795, 6, Bl. 42f.). – Der mit „Nachricht 1790.“ überschriebene Katalog könnte mehrere Jahre lang verwendet worden sein: Hier sind alle angebotenen „Macharoni“ verzeichnet – die übliche Bezeichnung für sämtliche Nudeln nach italienischer Art aus feinem Grieß –, zudem „Regeln zum Kochen“ der verschiedenen Sorten: Genueser, Neapolitanische, Faden-, Fleck-, Schneckenund Suppennudeln jeweils in verschiedenen Formen. Die aktuellen Preise des Fabrikverkaufs sind nur handschriftlich eingetragen, in eigens dafür im Druck vorgesehenen Lücken. 79,7 Möge auch 〈…〉 noch begleiten!] Die Kleinplastik aus Bronze – eine römische Siegesgöttin, auf einer Kugel balancierend (KSW, Museen, GPI/01303) – aus dem ehemaligen Besitz von Johann Friedrich Wacker konnte Goethe erst am 16. Mai 1796 durch Vermittlung Gottlieb Hufelands und des Ehepaars Körner erwerben (vgl. GT II 1, 70). Dem Dresdner Kammerpagen und Kunstsammler August von Seckendorff war es im Sommer 1794 gelungen, die komplette Sammlung an Bronzen aus dem Nachlass Wackers zu kaufen. Eine genaue Beschreibung der Figur findet sich deshalb erst in Goethes Brief an Johann Heinrich Meyer vom 20. Mai 1796 (GB 11; WA IV 11, 72–75). – Literaturhinweis (zur Provenienz und Erwerbungsgeschichte der Figur): Kristin Knebel: Goethe als Sammler figürlicher Bronzen. Sammlungsgeschichte und Bestandskatalog. Leipzig 2009, S. 141–143 (Nr 98). 79,7–8 Besorgung der Hohl Spiegel] Vgl. zu 78,17. 79,8–9 Schiller ist 〈…〉 bey mir] Vgl. zu 77,15. 79,11 über manche Gegenstände] Vor allem über Kunst und kunsttheoretische Fragen. 79,12 als denckende Liebhaber] Als Freunde der bildenden Kunst, welche die Kunstwerke vor allem intellektuell und ästhetisch erfassen, in Abgrenzung zu den praktizierenden Künstlern.
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BRIEFE 52/53
52. An Caroline Herder 〈Weimar, kurz nach dem 26. September 1794〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Goethe erwähnt die bevorstehende Rückkunft Johann Heinrich Meyers aus Dresden (vgl. 79,18–19). Meyer hat in seinem Brief an Goethe vom 23. September 1794 seinen Aufbruch für Sonntag, den 28. September, ankündigt (Goethe-Meyer 1, 137); vermutlich bezieht sich Goethe auf diesen Brief. Briefe von Dresden nach Weimar hatten in der Regel eine Laufzeit von etwa drei Tagen; das geht aus den Empfangsvermerken für Christian Gottfried Körners Briefe hervor, die Schiller in seinem Kalender eintrug (vgl. Schillers Kalender). Demnach hat Goethe Meyers Brief um den 26. September erhalten und den vorliegenden Brief kurz danach geschrieben. ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/225,I, Bl. 7. – Doppelblatt 11,6 × 18,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 147f., Nr 94. WA IV 10 (1892), 198, Nr 3090. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet einen Brief Caroline Herders aus der zweiten Hälfte September 1794 (GJb 8 [1887], 32; vgl. RA 1, Nr 1057). – Ein Antwortbrief Caroline Herders ist nicht bekannt. Caroline Herder geb. Flachsland (1750–1809), Johann Gottfried Herders Frau, hatte Goethe schon 1772 in Darmstadt kennen gelernt. Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes sind vier Briefe Goethes an Caroline Herder und sieben Briefe von dieser an Goethe überliefert. Nach Goethes Brief vom 30. Oktober 1795 (Nr 171) ist kein weiterer Brief an die Adressatin überliefert. Deren Brief vom 29. Oktober 1795, auf den Goethe mit Nr 171 antwortete, ist für lange Zeit der letzte überlieferte. Der nächste stammt vom 3. Januar 1798 (HB 7, Anhang, 475f., Nr 45). Dies hat insbesondere mit der Auseinandersetzung zwischen Goethe und Caroline Herder um deren – von Goethe als unangemessen empfundene – Forderungen nach finanzieller Unterstützung durch den Herzog bei der Ausbildung ihrer Kinder zu tun (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 154). – Über Caroline Herder vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief vom 17. Juli 1782 (GB 5). 79,17 Recension] Nicht ermittelt. Dem Bezugsbrief ist nichts darüber zu entnehmen. 79,17 die Hütten und Blattern] Caroline Herder hatte mit dem Bezugsbrief zwei Bücher übersandt: 1) Johann Wilhelm Ludwig Gleims Gedichtsammlung „Das Hüttchen“ (Halberstadt 1794), die sie vom Autor im August 1794 erhalten hatte (vgl. den Brief Herders und seiner Frau an Gleim, 11. August 1794; HB 7,
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118); in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, 130, Nr 920); – 2) die Dissertation „Rudimentum exanthematologiae“ (Jena 1794. – Lat.: Anfangsgründe der Lehre vom Hautausschlag) von Johann Georg Dorl, einem Studienfreund von Herders Sohn Gottfried; der Verfasser hatte sein Werk an Herders geschickt und Caroline Herder gebeten, es an Goethe weiterzugeben (vgl. Caroline Herders Brief an Goethe, 〈nach dem 21. September 1794〉; HB 7, 438); in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, 648, Nr 4508). – Außerdem lag ein nicht überlieferter Brief von Friedrich Heinrich Jacobi bei, der sich vermutlich noch in Pempelfort bei Düsseldorf aufhielt (vgl. folgende Erläuterung). – Blattern: die Pockenerkrankung begleitender Hautausschlag. 79,17–18 Für Jacobis Emigrirten 〈…〉 zu thun seyn.] Genaues konnte nicht ermittelt werden. – Seit mehreren Jahren hatten sich in Düsseldorf einige Tausend französische Emigranten vor den Wirren der Französischen Revolution in Sicherheit gebracht. Jacobi selbst floh am 28. September 1794 vor den französischen Truppen, die im Oktober vor der Stadt standen, nach Norddeutschland (vgl. 86,19–21). Wenn Emigrirten als Akkusativ Plural verstanden wird, ist nicht auszuschließen, dass Jacobi und seine Familie gemeint sind. 79,18–19 Meyer kommt in diesen Tagen] Johann Heinrich Meyer hielt sich seit Anfang Mai 1794 in Dresden auf (vgl. zu 42,1). Am 28. September trat er die Rückreise nach Weimar an (vgl. Datierung). 79,19–20 Leider wirckt der Genius der Zeit 〈…〉 auf die Freundschafft.] Möglicherweise Anspielung auf die politischen Differenzen und persönlichen Spannungen zwischen Johann Gottfried Herder und Goethe (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 10, ferner zu 71,20–23).
53. An Hans Christoph Ernst von Gagern 〈Weimar, September 1794?〉 → 〈Weilburg〉 ZUM A DR E S S ATEN
Der Inhalt des Briefes lässt sich mit der Schrift „Ein deutscher Edelmann an seine Landsleute. Im August 1794“ von Hans Christoph von Gagern in Verbindung bringen (vgl. Bernhard Erdmannsdörffer: Kleine Beiträge zur Goethe-Biographie. In: Neue Heidelberger Jahrbücher 6 [1896], S. 205–210 sowie die folgenden Erläuterungen). DAT IE RUNG
Es kann angenommen werden, dass der vorliegende Brief als Antwort auf Gagerns Brief vom 31. August 1794 nicht allzu lange danach geschrieben wurde, also vermutlich im September 1794.
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BRIEF 53
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H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/567,II, Bl. 14–15. – Doppelblatt 20,3(–20,7) × 35 cm, 3 1⁄3 S. rechtsspaltig beschr., Schreiberhd (Schumann), Tinte. E: Bernhard Suphan: Goethe an einen unbekannten deutschen Patrioten. In: Mittheilungen aus dem Goethe- und Schiller-Archiv. In: GJb 16 (1895), 3–79, hier 12–15; der vorliegende Brief 12f. (nach K). WA IV 18 (1895), 70f., Nr 3207a (nach K; vgl. den Hinweis auf den Adressaten in WA IV 50 [1912], 217). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Hans Christoph Ernst von Gagerns Brief vom 31. August 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 264; vgl. RA 1, Nr 1040). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Hans Christoph von Gagern (1766–1852) war der Sohn des Pfalz-Zweibrückener Oberhofmeisters Christoph Carl von Gagern, Gutsherrn in Kleinniedesheim bei Worms, und dessen Frau Susanna Esther. Nach der Schulausbildung in Worms, Zweibrücken und Colmar studierte er vom Herbst 1781 an Rechtswissenschaft an den Universitäten Leipzig und Göttingen. 1785 trat er als Assessor in den Justizdienst Zweibrückens. Nach Aufenthalten in der Schweiz und in Wien wurde Gagern im April 1787 Regierungsrat des kleinen nassau-weilburgischen Landes Kirchheim am Donnersberg (heute: Kirchheimbolanden) westlich von Worms, 1789 Präsident und Geheimer Rat. Zunächst voll Sympathie für die Französische Revolution wie zuvor für den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, wurde er nach der Gefangennahme und Hinrichtung des Königspaares im Jahr 1793 zu deren entschiedenem Gegner. Ohne Erfolg setzte er sich ein für die Errichtung einer Landwehr nach dem Beispiel der französischen Levée en masse (franz.: Massenaushebung [1793 in Frankreich eingeführte allgemeine Wehrpflicht]) sowie für die Schaffung eines ‚Dritten Deutschlands‘ neben Preußen und Österreich. Mit größerem Erfolg war er als nassau-weilburgischer Diplomat tätig. Nach dem verlorenen Zweiten Koalitionskrieg und dem Frieden von Lunéville 1801 vertrat er als Verhandlungsführer die Interessen Nassaus in Paris. Es gelang ihm, im Reichsdeputationshauptschluss 1803 die Erhebung Nassaus in den Rang eines Herzogtums durchzusetzen, dessen Schicksal er als leitender Minister weiter mitbestimmte. Auch nach dem Ende Napoleon Bonapartes wirkte Gagern in diplomatischem Dienst: als Bevollmächtigter der Niederlande auf dem Wiener Kongress 1815 und als Gesandter beim Bundestag in Frankfurt a. M. 1816. Nach seiner Entlassung 1818 privatisierte Gagern für kurze Zeit. 1820 wurde er zum Präsidenten des Gesetzgebungsausschusses des Landtags in Darmstadt gewählt; dieses Amt übte er bis 1825 aus. Im Jahr 1829 wurde ihm schließlich die Mit-
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gliedschaft in der Ersten Kammer des hessischen Landtags auf Lebenszeit verliehen. – Gagern war nicht nur Politiker, sondern auch Publizist und Schriftsteller. Die bekannteste seiner zahlreichen Schriften ist seine mehrbändige politische Selbstbiographie „Mein Antheil an der Politik“ (5 Bde. Stuttgart und Tübingen [Band 5: Leipzig] 1823–1845). Goethe lernte Gagern erst im Februar 1820 bei einem Besuch in Weimar persönlich kennen; in seinen „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1820 heißt es: Herrn v o n G a g e r n s längst ersehnte Bekanntschaft wird mir bei einem freundlichen Besuche, wo mir die eigenthümliche Individualität des vorzüglichen Mannes entgegen tritt. (WA I 36, 180.) Es entwickelte sich eine auf wechselseitiger Hochachtung beruhende Beziehung. Goethe kannte und schätzte Gagern ebenso als Politiker wie als politischen Schriftsteller. Unter dem 7. und 8. April 1813 verzeichnet sein Tagebuch (vgl. GT V I, 36) die Lektüre des 2. Bandes von Gagerns Schrift „Die Resultate der Sittengeschichte“ (Stuttgart und Tübingen 1812). In den 1820er Jahren beschäftigte sich Goethe mit weiteren Schriften, etwa mit dem 1823 erschienenen 1. Band der (oben genannten) Autobiographie Gagerns (vgl. Gespräche3 3, 466 [10. Februar/2. März 1823]), mit der Schrift „Der Einsiedler, oder Fragmente über Sittenlehre, Staatsrecht und Politik“ (T. 1–2. Stuttgart und Tübingen 1822, T. 2. Drittes und letztes Heft. Stuttgart und Tübingen 1827; vgl. Tagebuch vom 19. Dezember 1823 und 22. Juli 1827 [WA III 9, 156 und WA III 11, 89]; in Goethes Bibliothek vorhanden [vgl. Ruppert, 423, Nr 2872]) sowie mit der „Nationalgeschichte der Deutschen“ (T. 1–2. Frankfurt a. M. 1825–1826 [T. 1 auch Wien 1813]; vgl. Tagebuch vom 8. März 1826 [WA III 10, 169]). Bei verschiedenen Besuchen Gagerns in Weimar wurden u.a. die allgemeinen Politica 〈…〉 und Privata mehrerer Freunde (Tagebuch vom 13. April 1829; WA III 12, 54) besprochen. Über Gagern sprach Goethe auch mit Friedrich von Müller, der mit dem würdigen Staatsmann (Goethes Brief an Johann Friedrich Cotta, 13. Februar 1830 [WA IV 46,235]) in Korrespondenz stand; so unterhielten sich die beiden am 28. Mai 1825 „über Gagern und die rechten Gesichtspunkte zu seiner und seiner Schriften Würdigung“ (Gespräche3 3, 787). Von den zwischen Goethe und Gagern gewechselten Briefen ist nur der vorliegende von Goethe (und nur im Konzept) überliefert; von Gagern hat sich außer dem Bezugsbrief noch ein Brief vom 5. November 1816 erhalten (H: GSA 28/335, St. 1; vgl. RA 7, Nr 563). Der vorliegende Brief wurde durch Gagerns 16 Seiten umfassende Broschüre „Ein deutscher Edelmann an seine Landsleute. Im August 1794“ (o. O. u. J.) veranlasst, die der Verfasser mit seinem Bezugsbrief übersandt hatte. Es handelt sich um einen patriotischen Aufruf zu politischer Einigkeit angesichts der Bedrohung durch das revolutionäre Frankreich und des unheilvollen Verlaufs des Koalitionskrieges: „Ruhe, Verfassung, Eigenthum, Religion, Leben und Daseyn selbst – Alles, alles steht auf dem Spiel! und wir zaudern noch, und sind nicht einig?“ (S. 3.) Es
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fehle „im deutschen Vaterland der so nothwendige Mittelpunkt, das Point de réunion“ (S. 4), von dem aus wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen werden könnten. Eine solche Instanz könnte ein „Bund der deutschen Großen“ sein, „begleitet von den klügsten Männern der Nation“ (S. 6). Er nennt eine Anzahl patriotisch gesinnter Fürsten – darunter ist auch der „Herzog von Weimar, ein munterer, kühner, tapferer Herr“ (S. 8) –, die sich in einem erneuerten „großen deutschen Fürstenbund“ (S. 16) zusammenschließen sollten: „Solche Herren 〈…〉 sollten die weisesten und thätigsten Staatsmänner in ihrem Gefolge haben, und einen Göthe – Wieland – 〈Christoph〉 Meiners – 〈August Wilhelm〉 Rehberg – zu sich berufen“ (S. 9). Diesen Bund stellt sich Gagern als Gegengewicht zu Preußen und Österreich vor: „Die Stimme dieser Versammlung müßte die Stimme Deutschlands werden, weil sie weder von Wien noch von Berlin gedungen und abhängig, blos Deutschlands Wohlfahrt wollen wird“ (S. 13). 80,6–8 als Schriftsteller 〈…〉 ins Gleichgewicht zu bringen] Gagern rechnet in seiner Schrift Goethe zu den „Weltweisen und Gelehrten, die 〈…〉 wenn sie in solchem Wirkungskreis 〈im „Bund der deutschen Großen“〉 ihre Kenntnisse und ihre Feder der guten Sache und der Wahrheit ununterbrochen widmen wollten, bald die elende Schaar der Aufwiegler zum Schweigen bringen würden.“ (Ein deutscher Edelmann an seine Landsleute, S. 9.) 80,15–17 Nur der aufgeopfert 〈…〉 sich hören läßt.] Bezieht sich vermutlich auf den Schluss von Gagerns Broschüre. Dort heißt es, er fühle sich zu einem Aufruf wie dem vorangehenden „berechtigt, weil ich ein Deutscher bin; weil ich ein Edelmann bin, der zum Krieg gesteuert und Subsidien bewilligt hat; weil ich der Erbe eines Landguts bin, das schon zweimal vom Feinde geplündert und zerstört worden ist“ (S. 16). 80,22–25 Soll ich aufrichtig seyn 〈…〉 einzuflößen.] Diese skeptische Einschätzung tritt dem Optimismus Gagerns entgegen, der große Erwartungen an die einzurichtende Versammlung der Gelehrten und Schriftsteller richtete: „Unter solchen Auspizien angefangen, würden bald Fürsten, Reichstag, Kreisversammlungen, Erzgerichte, Feldherrn, Gesandschaften der Höfe, alles, was in Deutschland es rechtlich und redlich meint, durch Zutritt, durch Affiliation und lauten Beifall dazu gehören.“ (S. 9.) 80,26 Ew.] Es fehlt, anders als in der Anrede, ‚Hochwohlgeboren‘. 81,2 Cassandra] Apollon liebte die trojanische Königstochter Kassandra und verlieh ihr die Sehergabe. Da sie seine Liebe jedoch nicht erwiderte, strafte sie der Gott damit, dass er ihre zutreffenden Prophezeiungen nirgends Glauben finden ließ.
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54. An Gottlieb Hufeland
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Weimar, 1. Oktober 1794 → 〈Jena〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 96/5285, St. 2. – 1 Bl. 18,7 (–19) × 23,3 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. – Teilfaksimile: Frankfurter Allgemeine Zeitung 2013, 23. Januar, Nr 19, S. 27 (81,5–9 Ew Wohlgebl 〈…〉 sobald ich sie). Ungedruckt. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Gottlieb Hufelands Brief vom 29. September 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 285; vgl. RA 1, Nr 1067). – Hufeland antwortete am 3. Oktober 1794 (H: GSA 28/7, Bl. 289 und 293; vgl. RA 1, Nr 1072). 81,6 Fichtischen Bogen] Einzelne Druckbogen von Johann Gottlieb Fichtes „Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre“, die den Briefen Hufelands vom 11. Juli 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 200; vgl. RA 1, Nr 997), vom 27. Juli 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 227; vgl. RA 1, Nr 1011) und dem Bezugsbrief beilagen (vgl. zu 54,7). 81,7 Geh. Voigt] Geheimrat Christian Gottlob Voigt, der zusammen mit Goethe der Oberaufsicht über die Institute in Jena angehörte. 81,8 Die Lübecker Ausgabe des Reinecke Fuchs] Die 1783 bei Christian Gottfried Donatius in Lübeck erschienene Delfter Ausgabe des Tierepos „Die Historie v¯a reynaert de vos“ (Lübeck/Leipzig 1783; in Goethes Bibliothek vorhanden [vgl. Ruppert, 114, Nr 798]). Der von Ludewig Suhl herausgegebene Band bietet den mittelniederländischen Text nach der zu diesem Zeitpunkt ältesten bekannten Prosafassung des Epos, einem in Delft erschienenen Druck aus dem Jahr 1485. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts war eine andere, Hendrik van Alkmaar zugeschriebene gereimte niederdeutsche Übersetzung (vorgeblich aus dem Französischen) als frühester bekannter Textzeuge angesehen worden, ein Lübecker Druck aus dem Jahr 1498. – Goethe hatte den Druck nach der Delfter Ausgabe bereits mit Hufelands Brief vom 27. Juli 1794 erhalten (H: GSA 28/6, Bl. 227; vgl. RA 1, Nr 1011), wenige Tage nachdem Hufeland das Exemplar aus Lübeck bekommen hatte. Der Professor für deutsches Recht Johann Carl Heinrich Dreyer, Syndicus und Domprobst in der Hansestadt, Verfasser der „Abhandlung von dem Nutzen des treflichen Gedichts Reineke de Voß in Erklärung der teutschen Rechts-Alterthümer Insonderheit des ehemaligen Gerichts-Wesens“ (Bützow und Wismar 1768) hatte die Ausgabe besorgt; seine Publikation enthält eine Einleitung zu den bekannten Quellen und Textzeugen. – Auch wenn Goethes Versepos „Reinecke Fuchs“ schon zu Pfingsten 1794 als 2. Band der „Neuen Schriften“ erschienen war, interessierte er sich nach wie vor für die reiche europäische Überlieferungsgeschichte des Stoffes. 81,8–9 habe erhalten und werde 〈…〉 zurücksenden] Im Bezugsbrief hatte
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Hufeland gebeten, den Empfang der Sendung zu bestätigen, weil er erfahren hatte, dass sich Goethe nicht in Weimar aufhielt. – Der Goethe leihweise überlassene „Reineke“ wurde von Goethe nie zurückgegeben; Hufeland äußerte schon im Antwortbrief den Wunsch, Goethe möge neben den anderen Ausgaben, die er besitze, auch dieser einen Platz in seiner Bibliothek überlassen. 81,9 sobald ich sie näher verglichen habe] Gemeint ist der Vergleich der mittelniederländischen Prosabearbeitung des Tierepos, wie sie im Delfter Druck von 1495 überliefert ist, mit der niederdeutschen Versfassung nach der Lübecker Ausgabe von 1498 (vgl. zu 81,8). Durch die Nähe des Mittelniederländischen und Niederdeutschen unterscheiden sich beide Textfassungen sprachlich nur marginal, vor allem in den sprechenden Eigennamen. – Goethe hatte mit Johann Friedrich Ungers Brief vom 30. November 1793 die von Friedrich August Hackemann herausgegebene Edition „Reineke de Vos mit dem Koker“ (Wulffenbüttel 1711; in Goethes Bibliothek vorhanden [vgl. Ruppert, 114, Nr 800]), Ungers eigenes Exemplar, erhalten; Goethe hatte diesen um niederländische Ausgaben des Epos gebeten (vgl. Goethe-Unger, 12–14). Sie enthält den Text der niederdeutschen Bearbeitung des Tierepos nach dem Exemplar der Bibliothek in Wolfenbüttel, dem einzigen vollständigen erhaltenen Exemplar der 1498 von Hans van Ghetelen in Lübeck gedruckten Inkunabel „Reynke de vos“. Diese Ausgaben hatten bereits Johann Christian Gottsched zu seiner 1752 publizierten hochdeutschen Prosaübertragung veranlasst, welche wiederum Goethe zu seinem Hexameterepos „Reinecke Fuchs“ angeregt hatte. 81,11 die gute Aussichten 〈…〉 der Akademie] Im Bezugsbrief hatte Hufeland berichtet, dass sich nach seinem Eindruck die Studentenzahl in Jena ungemein erhöhe. Er selbst wisse von mehreren Grafen, die ein Studium aufnehmen wollten. Für einige von ihnen habe er Auftrag, ein Logis zu suchen. 81,12 wieder durch eine Eruption gestört] Anspielung auf die Tumulte, durch welche in der Vergangenheit immer wieder Studenten gegen die nach den revolutionären Ereignissen in Frankreich erlassenen Repressionen der Obrigkeit aufbegehrt hatten, insbesondere nach dem Anfang 1792 von Herzog Carl August und dem Geheimen Consilium verfügten Verbot von Studentenverbindungen und Duellen. 81,13 die gegenwärtige Lage] Im Bezugsbrief hatte Hufeland auf die aufkeimende Unruhe in der Studentenschaft hingewiesen, die zunehmende Tendenz, „die alten Jenaischen Sitten“ wieder zu beleben. Explizit benannt werden die Aktivitäten der verschiedenen, mitunter untereinander rivalisierenden Jenaer Studentenorden, der Schwarzen Brüder (Harmonisten), Unitisten und Konstantisten, sowie der kursächsischen Landsmannschaft, des Weiteren die Zunahme von Händeln sowie Disziplinverstößen in Form von Biergelagen, Duellen und Schlägereien, außerdem die Disziplinarmaßnahmen der akademischen Gerichtsbarkeit, durch welche zwei Studenten von der Universität verwiesen worden waren. 81,14 Präservative und ableitende Mittel] In der Medizin sind damit zunächst
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Krankheiten verhütende (von franz. préservatif: vorbeugend), dann abführende oder ausleitende Mittel (neulat. laxantia) bezeichnet; hier im übertragenen Sinne für disziplinarische Maßnahmen verwendet, die mit Blick auf die im System zu erhaltende Ordnung zugleich ‚vorbeugend‘ und ‚säubernd‘ wirken.
55. An Friedrich Schiller
Weimar, 1. Oktober 1794 → 〈Jena〉
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1) Brief: H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 25. – 1 Bl. 19,5 × 23(–23,5) cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 43–45, Nr 14. WA IV 10 (1892), 200f., Nr 3093. 2) Beilage: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 24. – Doppelblatt 19,4(–19,6) × 23(–23,5) cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 43, Nr 13 (als separater Brief). WA IV 10 (1892), 201, Nr 3093 (als Beilage zum Brief vom selben Tag). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 29. September 1794 (NA 27, 52f., Nr 41; vgl. RA 1, Nr 1068). – Einen unmittelbaren Antwortbrief gibt es nicht. Schiller schrieb wieder am 8. Oktober 1794 (NA 27, 64f., Nr 48; vgl. RA 1, Nr 1074). 82,1–2 unsrer vierzehntägigen Conferenz] Schiller hatte sich auf Goethes Einladung vom 14. bis 27. September 1794 als Gast in dessen Haus aufgehalten. 82,2 in Principien einig] Dies war schon das Ergebnis der ersten Gespräche zwischen Goethe und Schiller am 20. und 22. Juli 1794 (vgl. zu 55,3). Schillers Besuch in Weimar diente der Vertiefung des gegenseitigen Verständnisses, insbesondere in ästhetischen Fragen. 82,3 coincidiren] Zusammenfallen, übereinstimmen (von lat. incidere: hineinfallen). 82,4–5 Für die Horen habe 〈…〉 angefangen zu arbeiten] Mit seinem Brief vom 19. Oktober 1794 (Nr 57) schickte Goethe einige Blätter (83,18) als Beitrag zu einem ästhetischen Briefwechsel, der in den „Horen“ veröffentlicht werden sollte (vgl. Beilage zu Nr 57). Dazu kam es nicht. Am 26. Oktober übersandte Goethe mit Nr 59 das Manuskript seiner „〈Römischen〉 Elegien“, das noch mehr-
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mals hin- und herging, bevor die Gedichte im Juni 1795 im 6. Stück der „Horen“ erschienen. Am 28. Oktober ging mit Nr 60 das Manuskript der „Ersten Epistel“ an Schiller, die als erster Beitrag des 1. „Horen“-Stücks im Januar 1795 die Zeitschrift eröffnete. 82,7–8 Aufnahme des Hl. Zahns] Schiller hatte im Bezugsbrief den Wunsch seines Verlegers Johann Friedrich Cotta mitgeteilt, dessen Teilhaber Christian Jakob Zahn solle Mitglied des Gremiums werden, das über die Aufnahme der Beiträge zu den „Horen“ entschied (vgl. die Einladung zur Mitarbeit an der Zeitschrift, Beilage zu Nr 24). 82,9 Expeditionen] Expedition: kanzleisprachlich für ‚Beförderung‘, ‚Absendung‘ (von Schriftstücken). 82,10 besondern Blat] Es lag dem vorliegenden Brief bei. 82,11–12 diätetischen Rathes] Welche seine Gesundheit betreffenden Ratschläge Schiller von Goethe erhalten hatte, ist nicht bekannt, kann aber vermutet werden. An seine Frau Charlotte schrieb Schiller am 24. September 1794 aus Weimar: „Meine guten Nächte sind vielleicht meiner gänzlichen Enthaltung von Caffe, Thee und Obßt zuzuschreiben, und vermuthlich auch dem ordentlichen Abendeßen, wo ich immer Wein und niemals Bier trinke. Ueberhaupt trinke ich des Tags mehr Wein als gewöhnlich und dieser scheint mir beßer als warme Getränke zu bekommen. Gemüse eße ich Mittags und Abends, und doch vermehren sie meine Blähungen nicht.“ (NA 27, 51.) 82,17 Hl. Arens] Den Hamburger Baumeister Johann August Arens hatte Goethe 1787 in Rom kennen gelernt (vgl. GB 7 II, 442, zu 202,15). Arens nahm von 1789 bis 1791, zuletzt als fürstlicher Baurat, am Neubau des 1774 durch einen Brand zerstörten Weimarer Schlosses teil (vgl. GB 8 II, 364, zu 119,11). Schiller hatte vermutlich die Absicht, Arens als Mitarbeiter für die „Horen“ zu gewinnen. Dazu kam es nicht. 82,19 Hirt] Im Bezugsbrief hatte Schiller gebeten, Goethe möge „Herrn Hirt in Rom veranlaßen 〈…〉, uns das neueste, was im artistischen Fach in Italien vorgeht, zu communiciren.“ (NA 27 52f.) Goethe ließ den Kunsthistoriker Aloys Hirt, der von 1782 bis 1796 in Rom lebte und den er ebenfalls dort kennen gelernt hatte, durch Johann Heinrich Meyer als „Horen“-Mitarbeiter anwerben. Hirt lieferte drei Beiträge (vgl. „Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“, S. 599–604 im vorliegenden Band). 82,19 Albrecht] Vermutlich ist dieselbe Person gemeint wie in Johann Friedrich Cottas Brief an Schiller vom 6. Mai 1795; dort heißt es: „Albrecht befindet sich auf einem LandGut bei Hamburg, H. Hoffmann 〈der Buchhändler Benjamin Gottlob Hoffmann〉 v〈on〉 Hamburg will mir einen Brif an ihn besorgen.“ (NA 35, 197.) Demnach dürfte es sich um den Arzt, Verleger und Theaterschriftsteller Johann Friedrich Ernst Albrecht handeln, der seit Mitte 1795 in Hamburg, von 1796 an in Altona lebte (vgl. Dirk Sangmeister: Von Blumenlesen und Geheim-
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bünden. Die Jahre von Johann Albrecht als Verleger in Reval und Erfurt. In: Baltische Literaturen in der Goethezeit. Hrsg. von Heinrich Bosse, Otto-Heinrich Elias und Thomas Taterka. Würzburg 2011, S. 411–487, hier S. 419). In welcher Beziehung Goethe zu ihm stand, ist unklar. Es sind keine Briefe Goethes an Albrecht überliefert; es gibt nur einen Brief Albrechts und seiner Frau, der Schauspielerin Sophie Albrecht, vom 6. April 1795 aus Leipzig, der möglicherweise an Goethe gerichtet ist; darin empfiehlt Albrecht einen Schauspieler nach Weimar und seine Frau versichert den Empfänger ihrer Freundschaft (H: GSA 28/9, Bl. 109; vgl. RA 1, Nr 1260). Auch Schiller war in seiner Leipziger und Dresdner Zeit (1785–1787) mit dem Ehepaar bekannt und mit Sophie Albrecht befreundet. Cottas Brief zufolge richteten offenbar weder Goethe noch Schiller einen Brief an Albrecht, sondern Cotta übernahm diese Aufgabe. Albrecht sollte vermutlich als Mitarbeiter der „Horen“ geworben werden. Dazu kam es jedoch nicht. – Nicht völlig auszuschließen ist indes, dass von dem aus Hamburg stammenden Historiker, Sprachwissenschaftler und Publizisten Heinrich Christoph Albrecht die Rede ist, der seit 1794 auf seinem Gut Kieleseng bei Flensburg lebte. 1791 gab er kurzzeitig die „Neue Hamburgische Dramaturgie“ (Hamburg) heraus. 1796 erschien sein „historisches Schauspiel“ „Die Revolution in England“ (Schleswig), das Goethe seiner Mutter nach Frankfurt a. M. schickte (vgl. deren Brief an den Sohn, 4. Dezember 1796; Pfeiffer-Belli, 715). Auch mit ihm wechselten weder Goethe noch Schiller Briefe. 82,23 consultatives Votum] Beratendes Urteil (von lat. consultare: beratschlagen und lat. votum: Wunsch).
56. An Friedrich Schiller
Weimar, 8. Oktober 1794 → 〈Jena〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 26. – 1 Blatt 19,4(–19,6) × 23 cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 45f., Nr 15. WA IV 10 (1892), 201, Nr 3094. E R L Ä UT E RUNGEN
Wie aus dem Inhalt des Briefes hervorgeht, beantwortet er keinen Brief Schillers. – Schiller antwortete am 17. Oktober 1794 (NA 27, 66, Nr 50; vgl. RA 1, Nr 1079). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (NA 27, 64f., Nr 48; vgl. RA 1, Nr 1074). 83,1 das gerettete Venedig] Trauerspiel von Thomas Otway: Venice Preserv’d,
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or, A Plot Discover’d. A Tragedy 〈…〉. London 1682. Der Titel der deutschen Übersetzung lautet: Das gerettete Venedig. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen von Meno 〈Johann Jacob Meno Valett〉. Bayreuth 1795. – Hintergrund des Stückes ist die spanische Verschwörung von 1618 gegen die Republik Venedig; im Vordergrund spielt sich eine Geschichte um den Verrat der Verschwörung durch den Helden Jaffieri ab, der damit Rache an einem Mitverschwörer nimmt. 83,1 nächsten Sonnabend] 11. Oktober 1794. An diesem Tag wurde – in einer Bearbeitung von Christian August Vulpius – das Lustspiel „Max Roller“ aufgeführt (vgl. Theater/Musik Weimar); mit dem Titel „Die Dichterfamilie“ und unter dem Pseudonym Max Roller (d. i. Friedrich Gottlieb Julius Burchard) war es 1794 in Leipzig im Druck erschienen (vgl. Burkhardt, Theater, 15). 83,2 Dienstag] 14. Oktober 1794. 83,3–5 ob Sie nicht 〈…〉 herüberkommen wollten?] Im Antwortbrief beurteilte Schiller die Möglichkeit einer Reise nach Weimar seiner Gesundheit wegen skeptisch (NA 27, 66). Er kam nicht, vermutlich auch, weil er sich mitten in der Arbeit an seinen Briefen „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“ befand, deren Anfang „für das erste Stück der Horen bestimmt“ war (ebd.). 83,5 Don Carlos] Am Samstag, dem 18. Oktober 1794, wurde auf dem Weimarer Hoftheater am Abend um „halb 6 Uhr“ aufgeführt: Don Carlos, Infant von Spanien. Ein Original-Trauerspiel in fünf Aufzügen, vom Herrn Hofrath Schiller. (vgl. Theater/Musik Weimar; vgl. Burkhardt, Theater 15.) 83,6–7 unsrer Schauspieler] Die Titelrolle wurde von Heinrich Vohs gegeben. Weiter traten u.a. auf: Carl Friedrich Malcolmi als Philipp II., dessen Frau Helene Malcolmi als Elisabeth, Christiane Becker als Prinzessin Eboli und Friedrich Müller als Marquis Posa. 83,7 zu dem bekannten Zwecke] Goethe hatte Schiller, als dieser vom 14. bis 27. September sein Gast in Weimar war, vorgeschlagen, er solle seinen „Egmont“ sowie seine eigenen Stücke „Fiesko“ und „Kabale und Liebe“ für die Weimarer Bühne bearbeiten. Vor allem aber hatte Goethe Schiller gedrängt, er möge sein (zuletzt Fragment gebliebenes) Drama „Die Maltheser“ bis zum Geburtstag der Herzogin Louise am 30. Januar 1795 fertigstellen (vgl. Schillers Brief an seine Frau Charlotte, 20. September 1794; NA 27, 49). Goethe wünschte, Schiller auf diese Weise näher mit dem Weimarer Theater zu verbinden. Schillers „Egmont“-Bearbeitung kam im Frühjahr 1796 zustande, aus Anlass eines Gastspiels von August Wilhelm Iffland; die Aufführung fand am 25. April mit Iffland in der Titelrolle statt. Von „Fiesko“ und „Kabale und Liebe“ fertigte Schiller keine Bearbeitungen an.
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57. An Friedrich Schiller
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Weimar, 16. 〈19.〉 Oktober 1794 → 〈Jena〉
DAT IE RUNG
Die im Brief erwähnte Aufführung des Carlos (83,11) fand am 18. Oktober 1794 statt. Schillers Antwortbrief stammt vom 20. Oktober 1794. Demnach wurde der vorliegende Brief am 19. Oktober 1794 geschrieben. An diesem Tag erhielt Goethe auch Besuch von Johann Isaak von Gerning (vgl. dessen Tagebuch; BG 4, 104), dem er den vorliegenden Brief zur Beförderung mitgab (vgl. 84,1). ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 29. – 1 Bl. 19,3(–19,6) × 23(–23,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 48, Nr 17. WA IV 10 (1892), 202, Nr 3095. BE IL AG E
einige Blätter (vgl. zu 83,18). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 8. Oktober 1794 (NA 27, 64f., Nr 48; vgl. RA 1, Nr 1074), der sich mit Goethes Brief vom selben Tag (Nr 56) gekreuzt hatte. – Schiller antwortete am 20. Oktober 1794 (NA 27, 67f., Nr 51; vgl. RA 1, Nr 1082). 83,11 Aufführung des Carlos] Vgl. zu 83,5. 83,12–13 Sie hier zu sehen] Schiller war einer Einladung Goethes in dessen Brief vom 8. Oktober 1794 (Nr 56) nicht gefolgt (vgl. zu 83,3–5). 83,13–14 Maltheser Rittern] Vgl. zu 83,7. 83,15 die Elegien] Goethes für die „Horen“ vorgesehene „〈Römische〉 Elegien“; das Manuskript erhielt Schiller mit Goethes Brief vom 26. Oktober 1794 (Nr 59). 83,18 einige Blätter] Überliefert ist folgendes Manuskript, das Goethes Schreiber Paul Goetze nach Diktat angefertigt hat: Ihr Brief hat mich noch mehr an der Uberzeigung bestärckt, die mir unsrer Unteredung hinterlassen hatten, daß benehmen an wichtigen Gegenständen ein gleiches Intresse haben und daß wir, dindem wir von ganz verschiedenen Seiten auf die selben losgehen, doch bey denselben im Grad der Richtung zusammentreffen, und uns darüber zu unsrer Wechselseitigen Zufriedenheit darüber unterhalten können. Der gröste Theil dieses Briefes, enthält nicht allein mein〈e〉 gGedancken
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und Gesinnungen sondern er entwickelt sie auch / auf eine Weise wie ich es selbst kaum gethan hätte. Die bezeichnung der beyden Weege die unsre Untersuchung genommen, die Warnung vor der doppelten Gefahr, daß von einem Portrait genommene Beyspiel, und was zunächst darauf folgt, ist von der Art daß sich auch selbst Wort und Ausdruck unterscheiden können, der Gedanke daß eine Idealische Gestallt an nichts erinnern müsse, scheint mir sehr fruchtbar und der Versuch aufzufinden, was sowohl am Gegenstand die Schönheit mindern oder aufheben, als was / den Beobachter hindern könne, scheint mir sehr weislich angestellt, wenn Sie nun aber die anscheinende kKetzereyen verlegen; daß bestimmtheit sich nicht mit der Schönheit vertrage, ferner dass Wahrheit und Bestimmtheit nicht nothwendige Bedingungen der Schönheit; sondern nothwendige Bedingungen unsers Wohlgefallens an der Schönheit sey, so muß ich erst abwarten, biß sie mir diese Rätsel auflösen ob ich gleich aus denen was zwischen beyde Sätzen inne steht, ohngefehr den Weg errathen kann, auf den sie nehmen möchten. lassen Sie mich dagegen auf meiner Seite in der Region bleibe die ich durchsuche und durch / forsche, lassen Sie mich wie ich immer gethan von Sculpturen und Mahlereyen besonders ausgehen, und zu fragen; waß denn der Künstler zu thun habe, damit nach seinem vielfältigen einzelnen Bemühungen, der sZuschauer endlich noch das Ganze sehe, und Ausrufe es ist Schon! Da wir beyde bekennen daß wir dasjenige noch nicht wissen, wenigstens noch nicht deutlich und bestimt wissen, wovon wir uns so eben unterhalten; sondern vielmehr suchen, da wir einander nicht belehren wollen, sondern einer dem andern nachzuhelfen, und ihn zu warnen denckt, wenn er wie ers nur leider gewöhnl geschieht zu / zu einseitig werden sollte so lassen Sie mich vollkommene Kunstwercke gänzlich aus den Augen setzen, lassen Sie uns erst versuchen wie wir gute Künstler bilden, erwarten daß sich unter diesem ein Genie finde, daß sich selbst vollende, lassen Sie uns im Nachspüren, wie er sich selbst unbewust dabey zu Werke gehen, und wie das schönste Kunstproduct eben wie ein schönes Naturproduct, zulezt nur gleichsam durch ein unaussprechliches Wunder zu entstehen scheinen. Lassen Sie mich bey meinen Erklärungen, das Wort Kunst brauchen wenn ich immer gleich nur bildente Kunst besonders Sculpturen und / Mahler〈e〉y hierunter verstehe, daß ma〈n〉ches auf andere Künste passe, daß manches gemeinsein werde versteht sich von selbst. Noch eins lassen Sie mich erinnern: waß ich gewissermaßen von selbst ×verstehet; daß hier nicht die Rede sey neue und unbekannte und unerhörte Dinge zu sagen, sondern dass Bekannte dass längst ausgeübte, so darzustellen wie es sich in unsrer Gemuths art samm×le.
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Indem wir nur vorerst gute Künstl bilden wollen setzen wir in unsern Schühlern ein mäsiges naturaell voraus, ein Auge daß di〈e〉 Gegenstände rein sieht, ein Gemüth daß geneigt sey sie zu lieben einen mechanischen trieb der Hand, dasjenige daß das Auge empfängt / gleichsam unmittelbar in irgend eine Materie wieder hinzugeben, und so fragen wir denn: wie wir diese bilden wolten? damit sie im stand gesezt würden sich über unsre Erwartung in der Folge selbst auszubilden. Leonhardi da Vi×nzi fängt seine Schrift über di〈e〉 bildente Kunst, mit denen sonderbaren Worten an: wenn ein Schühler in der⎤ per⎤ specktiv und Annatomie‚ sich per×fectionirt hat, so mag er einem Meister aufsuchen. Lassen Sie mich auf gleiche Weise annehmen, daß unsre Schüler was sie schehen schon das auf eine leidliche Weise nach zu bilden wissen, lassen sie uns sodann unsre Schuhlen / in verschiedene Klassen eintheilen, und sehen was wir sie darinnen zu lehren haben, lassen Sie uns streng verfahren, und keinen eine stufe weiter rücken biß er es verdient und sich diese Stuffe selbst er〈o〉bert hat. Künstler die zu schnell und ohne vorbereitung in denas höhere der Kunst gerückt werden, gleichen den Menschen die vom Glücke zu schnell erhoben werden sie wissen sich in ihren Zustand nicht zu finden können von dem was ihnen zugeeignet wird selten mehr als einem mehr als oberflächlichen Gebrauch machen. H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/432,II. – 2 Doppelblätter 20,4 × 34,9 cm, 7 ½ S. rechtsspaltig beschr., Schreiberhd (Goetze). – Faksimile: MA/Goethe 8 II, 35–42. E: Bernhard Suphan: Goethe an Schiller. October 1794. In: Mittheilungen aus dem Goethe- und Schiller-Archiv. In: GJb 16 (1895), 3–79, hier 30–33 (nach K; mit Emendationen und Varianten). WA IV 18 (1895), 64–68, Nr 3094c (nach K). Textgrundlage: K. Seinem Brief vom 8. Oktober 1794 hatte Schiller einen nicht überlieferten ‚Brief‘ beigelegt, der einen ästhetischen Briefwechsel mit Goethe eröffnen sollte (NA 27, 64): „Göthe und ich werden eine Correspondenz über die schöne Kunst mit einander führen, die 〈…〉 bestimmt ist, einmal für die Horen gebraucht zu werden.“ (Schiller an Johann Friedrich Cotta, 2. Oktober 1794; NA 27, 60; vgl. auch Schillers Brief an Christian Gottfried Körner, 9. Oktober 1794; NA 27, 65.) Auf Schillers ersten Beitrag zu diesem Briefwechsel beziehen sich die hier abgedruckten Blätter (83,18) Goethes. (Ob die Vermutung zutrifft, dass Teile von Schillers nicht überliefertem Brief in Goethes Aufsatz „Der Sammler und die Seinigen“ von 1799, der ebenfalls im Gespräch mit Schiller entstand, eingegangen sind, sei dahingestellt; vgl. Ernst Boehlich: Goethes „Pro-
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pyläen“. Stuttgart 1915, S. 101–121.) Aus dem vorliegenden Brief Goethes an Schiller vom 19. Oktober 1794 geht hervor, dass diese Blätter (83,18) zwar dicktirt (83,19) worden sind, aber noch umgeschrieben werden mussten. Das vorliegende Konzept ist demnach zwischen dem 8. und dem 19. Oktober 1794 entstanden. Es ist jedoch fraglich, ob Goethe das Manuskript mit dem vorliegenden Brief an Schiller geschickt hat; auch zu einem späteren Zeitpunkt scheint es Schiller nicht zugegangen zu sein. Jedenfalls ist weder bekannt, dass Goethe die äußerst fehlerhafte Vorlage korrigiert, noch dass Schiller sich zum Inhalt des Manuskripts geäußert hätte. Aus diesen Gründen werden Goethes Blätter nicht als Beilage zu vorliegendem Brief im Textband, sondern hier in den Einzelerläuterungen abgedruckt. In einzelnen Fällen, in denen offensichtliche Hörfehler des Schreibers vorliegen, wird auf die Emendationen Bernhard Suphans aufmerksam gemacht. 1 Ihr Brief] Nicht überliefert; vgl. einleitende Erläuterung zum vorliegenden Konzept. 1–2 unsrer Unteredung] Goethe und Schiller hatten seit Beginn ihrer Korrespondenz wiederholt Gespräche geführt: am 20. und 22. Juli 1794 in Jena (vgl. zu 55,3) und während des Aufenthalts von Schiller in Weimar vom 14. bis 27. September als Gast Goethes. Vermutlich bezieht sich Goethe auf die vierzehntägige Conferenz (82,1–2) in Weimar. 2 benehmen] ‚wir nämlich‘ (vgl. E). 4 im Grad der] ‚in grader‘ (vgl. E). 5 darüber] fehlt E. 7 dieses Briefes] Schillers Brief. 9 der beyden Weege] Möglicherweise hatte Schiller noch einmal darauf Bezug genommen, was er in seinen Briefen an Goethe vom 23. und 31. August 1794 (NA 27, 24–27 und 31–33, Nr 22 und 26) über den Unterschied zwischen ‚intuitivem‘ und ‚spekulativem Geist‘ ausgeführt hatte (vgl. zu 55,3). 12–13 sich 〈…〉 unterscheiden können] 17 verlegen] ‚vorlegen‘ (vgl. ‚ich 〈…〉 unterschreiben könnte‘ (vgl. E). E). 17–18 daß bestimmtheit sich nicht mit der Schönheit vertrage] In Schillers Schrift „Ueber die nothwendigen Grenzen beim Gebrauch schöner Formen“, die im 9. und 11. Stück der „Horen“ 1795 erschien, heißt es dagegen: „Das wahrhaft Schöne gründet sich auf die strengste Bestimmtheit, 〈…〉 auf die höchste innere Nothwendigkeit; nur muß diese Bestimmtheit sich eher finden lassen, als gewaltsam hervordrängen.“ (Horen. 9. Stück, S. 114; vgl. NA 21, 13.) 18 Wahrheit und Bestimmtheit] In E heißt es ‚Freiheit und Bestimmtheit‘; vgl. dagegen Paul Menzer: Goethes Ästhetik (Kantstudien. Ergänzungshefte 72). Köln 1957, S. 84: „Die Emendation 〈…〉 ist abzulehnen. Unmöglich konnte Freiheit als nicht notwendig zur Schönheit bezeichnet werden, da Schillers Definition ja lautete: ‚Schönheit ist Freiheit in der Erscheinung‘.“ 20 sey] ‚seien‘ (vgl. E). 21 aus denen] ‚aus dem‘ (vgl. E). 24 bleibe] ‚bleiben‘ (vgl. E). 25–26 von Sculpturen und Mahlereyen besonders ausgehen] In späteren Jahren erklärte Goethe, er habe sich, um die Prinzipien der Poesie zu durchdringen, außerhalb der Dichtkunst eine Stelle gesucht, auf
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welcher ich 〈…〉 dasjenige was mich in der Nähe verwirrte, aus einer gewissen Entfernung übersehen und beurteilen könnte. Diesen Zweck zu erreichen, konnte ich mich nirgends besser hinwenden als zur bildenden Kunst. (Konfession des Verfassers; LA I 6, 413f.) 26 und zu fragen] ‚um zu fragen‘ (vgl. E). 28 noch das Ganze] ‚doch das Ganze‘ (vgl. E). 36 wie wir gute Künstler bilden] Dieser Frage widmet sich später Goethes Kunstzeitschrift „Propyläen“ (1798–1800). 37 unter diesem] ‚unter diesen‘ (vgl. E). 38 wie er] ‚wie es‘ (vgl. E). 39 das schönste Kunstproduct eben wie ein schönes Naturproduct] Dass ein guter Künstler das Kunstwerk gleichsam zum Naturproduct machen müsse, wie Goethe in seinem Brief an Schiller vom 8. Februar 1797 ausführte (WA IV 12, 35), war eine Auffassung, die er in Italien durch die Betrachtung antiker Kunstwerke gewonnen hatte; so heißt es in der „Italiänischen Reise“ unter dem 6. September 1787: Diese hohen Kunstwerke sind zugleich als die höchsten Naturwerke von Menschen nach wahren und natürlichen Gesetzen hervorgebracht worden. Alles Willkürliche, Eingebildete fällt zusammen, da ist die Nothwendigkeit, da ist Gott. (IR III; WA I 32, 77f.) Vgl. auch unter dem 28. Januar (IR I; WA I 30, 265) und 11. August 1787 (IR III; WA I 32, 58). 40 entstehen scheinen] ‚entstehen scheine‘ (vgl. E). 44 gemeinsein] ‚gemein sein‘ (vgl. E). – Gemein: hier wie im 18. Jahrhundert gewöhnlich im Sinne von ‚allgemein‘. 45 waß ich] ‚was sich‘ (vgl. E). 56 Schrift über di〈e〉 bildente Kunst] Gemeint ist die nach Leonardos Tod zusammengestellte Sammlung von Schriften zur Theorie und Technik der Malerei, erstmals erschienen 1651 in Paris: Trattato della pittura di Lionardo da Vinci, / Nouamente dato in luce, con la vita dell’istesso autore, scritta da Rafaelle du Fresne (ital.: Traktat über Malerei von Leonardo da Vinci, neu herausgegeben, mit dem Leben desselben Autors, geschrieben von Raphaël [Trichet] du Fresne). Die von Goethe zitierte Stelle findet sich in „Capitolo Primo“ unter dem Titel „Quello che deue prima imparare il giouane“ („Welches das allererste Studium eines jungen Mahlers ist“ [Des vortreflichen Florentinischen Mahlers Lionardo da Vinci höchst-nützlicher Tractat von der Mahlerey. Aus dem Italiänischen und Frantzösischen in das Teutsche übersetzet 〈…〉 von Johann Georg Böhm. Nürnberg 1724, S. 2]): „Il giouane deue prima imparare prospettiua, per le misure d’ogni cosa: poi di mano in mano imparare da buon maestro, per assuefarsi a buone membra: poi dal naturale, per confermarsi la ragione delle cose imparate 〈…〉.“ (S. 1. – „Ein junger Mahler, soll erstlich die Perspectiv lernen / damit er einem jeglichen Dinge sein rechtes Maaß zu geben wisse. Hernach muß er sich zu einem guten Meister begeben, um sich unter dessen Hand, eine gute Manier im Zeichnen anzugewöhnen, und die schönen Contours 〈…〉 der Figuren kennen zu lernen. Folgends muß er auf die Natur sehen, um sich in der Raison zu befestigen, von der er unterrichtet worden ist.“ [Tractat von der Mahlerey, S. 2.]) 61
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Schuhlen] ‚Schüler‘ (vgl. E). 68 mehr als oberflächlichen] ‚mehr als‘ versehentlich wiederholt (vgl. E). 83,19–20 Ich komme mir 〈…〉 theoretisiren soll.] Ähnlich hatte sich Goethe schon in Nr 67 geäußert (vgl. zu 72,13). 84,1 Hl. Gerning] Johann Isaak von Gerning (vgl. zu 76,13).
58. An Cornelius Johann Rudolf Ridel 〈Weimar, kurz vor dem 24. Oktober 1794〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes, und zwar aus der Erwähnung des unmittelbar bevorstehenden Geburtstags der Herzogin Anna Amalia am 24. Oktober (vgl. zu 84,12). ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. – Egh., Adresse An Kammerrat Ridel und Siegelrest (vgl. E2). E1: Karl Ernst Henrici, Auktionskatalog 120, Versteigerung vom 25. Mai 1927, S. 166, Nr 352a (Teildruck: 84,9–11 Bey dieser 〈…〉 nehmen wollten.) E2: Stargardt-Katalog 502, Auktion vom 20. März 1952, S. 11, Nr 65. WAN 1 (1990), 106f., Nr 3095a (nach E2). Textgrundlage: E2. E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes 1794/95 ist nur der vorliegende Brief Goethes an den Juristen, Prinzenerzieher und Kammerrat Cornelius Johann Rudolf Ridel (1759–1821) überliefert. Ridel wandte sich mit nur einem Schreiben an ihn. Goethe war Taufpate von Ridels Sohn Friedrich Rudolf (vgl. Nr 187 und die Erläuterungen dazu). – Über Cornelius Johann Rudolf Ridel vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 350. 84,6–7 Eine Leseprobe 〈…〉 beywohnen muß] Eine Probe der Weimarer Hoftheatergesellschaft, der Goethe als Direktor des Ensembles beiwohnte. Möglicherweise handelte es sich um eine Probe zu Domenico Cimarosas Oper „Die vereitelten Ränke“. Das Libretto „Le trame deluse“ von Giuseppe Maria Diodati (Rom 1787; in Goethes Bibliothek vorhanden [vgl. Ruppert, 381, Nr 2571]) hatte Goethe gemeinsam mit Christian August Vulpius aus dem Italienischen ins Deutsche übersetzt und für die Inszenierung bearbeitet. Der Text der Gesänge – in der Handschrift in Goethes literarischem Nachlass überliefert (H: GSA 25/W 1316) –
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war bereits zur Aufführung an der Theaterkasse in Druck erhältlich, wie der überlieferte Theaterzettel belegt: „Gesänge aus der Oper: Die vereitelten Ränke. Nach dem Italiänischen frei bearbeitet in zwei Aufzügen. Die Musik ist von Cimarosa“ (Weimar, gedruckt mit Glüsings Schriften 1794; vgl. WA I 12, 253–286; EGW 2, 193f.). 84,9–10 Freytags eine kleine Societät] Bei der so genannten Freitagsgesellschaft handelt es sich um einen geselligen Kreis, der sich auf Initiative Goethes und Christian Gottlob Voigts von 1791 an zunächst jeden ersten Freitag im Monat, später in unregelmäßigen Abständen im Wittumspalais bei der Herzoginmutter Anna Amalia, die wie alle Mitglieder der herzoglichen Familie Ehrenmitglied der Sozietät war, oder im Haus am Frauenplan bei Goethe für drei Stunden traf, um sich durch Unterhaltungen aller Art gemeinschaftlich zu bilden. Dazu gehörten jeweils mehrere halbstündige Vorträge und Lesungen der Mitglieder zu Wissenschaften und Künsten, zur Geschichte oder literarischen Themen. Gäste, insbesondere aus Jena, waren willkommen. Als Gast nahm auch Ridel an dem Treffen teil; jedes Mitglied war berechtigt, Personen einzuladen. – In den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1796 charakterisiert Goethe die Sozietät folgendermaßen: Eine Gesellschaft hochgebildeter Männer, welche sich jeden Freitag bei mir versammelten, bestätigte sich mehr und mehr. 〈…〉 Ein jedes Mitglied gab von seinen Geschäften, Arbeiten, Liebhabereien, beliebige Kenntniß, mit freimüthigem Antheil aufgenommen. 〈…〉 Nichts war ausgeschlossen, und das Gefühl der Theilhaber, welches Fremde sogar in sich aufnahmen, hielt von selbst alles ab, was einigermaßen hätte lästig sein können. Akademische Lehrer gesellten sich hinzu, und wie fruchtbar diese Anstalt selbst für die Universität geworden, geht aus dem einzigen Beispiel schon genugsam hervor, daß der Herzog, der in einer solchen Sitzung eine Vorlesung des Doctor Christian Wilhelm Hufeland angehört, sogleich beschloß ihm eine Professur in Jena zu ertheilen, wo derselbe sich durch mannichfache Thätigkeit zu einem immer zunehmenden Wirkungskreise vorzubereiten wußte. Diese Societät war in dem Grade regulirt, daß meine Abwesenheit zu keiner Störung Anlaß gab, vielmehr übernahm Geh. Rath Voigt die Leitung, und wir hatten uns mehrere Jahre der Folgen einer gemeinsam geregelten Thätigkeit zu erfreuen. (WA I 35, 68f.) – Zur Freitagsgesellschaft vgl. zu 89,12–13, ferner die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 58. 84,12 wegen dem Geburtstage] Von Herzogin Anna Amalia 24. Oktober. Der Tag wurde ruhig begangen (vgl. FB 1794, S. 240); erst am Abend fand im Weimarer Hoftheater die Erstaufführung der Oper „Die vereitelten Ränke“ statt. 84,12–13 d. 31ten] Bei der Sitzung, am 31. Oktober 1794, am darauffolgenden Freitag, las Goethe den ersten Gesang aus Homers „Ilias“ in der Übersetzung von Johann Heinrich Voß d. Ä. vor, die 1793 erschienen war (vgl. BG 4, 105f.). Bis 21. November 1794 kamen die weiteren Gesänge zum Vortrag.
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59. An Friedrich Schiller
BRIEF 59
Weimar, 26. Oktober 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 32–33. – Doppelblatt 19(–19,5) × 23(–23,4) cm, 2 ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 53–56, Nr 20. WA IV 10 (1892), 202–204, Nr 3096. BE IL AG E N
1) Billet Johann Gottfried Herders (vgl. zu 85,4). 2) Elegien Goethes (vgl. zu 85,14). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 20. Oktober 1794 (NA 27, 67f., Nr 51; vgl. RA 1, Nr 1082). – Schiller antwortete am 28. Oktober 1794 (NA 27, 73–76, Nr 56; vgl. RA 1, Nr 1085). 84,15 Manuscript] Zu Schillers Abhandlung „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reyhe von Briefen“. Schiller hatte die Briefe 1–9 übersandt, die im 1. „Horen“-Stück 1795 (S. 7–48) erscheinen sollten. 84,15 mit großem Vergnügen] Schillers Abhandlung beginnt mit geschichtsphilosophischen Überlegungen, einer Kritik am Aufklärungszeitalter, einem Rekurs auf die griechische Antike und einer Charakteristik des Künstlers, die Schiller im Bezugsbrief folgendermaßen kommentiert hatte: „Sie werden in diesen Briefen Ihr Portrait finden, worunter ich gern Ihren Nahmen geschrieben hätte 〈…〉.“ (NA 27, 67.) – In seinem Brief vom 28. Oktober 1794 (Nr 60) wiederholt Goethe die positive Einschätzung von Schillers Darlegungen. 84,21 lebte, theils zu leben] In E heißt es: lobte, theils zu loben. 85,2 Meyer] Johann Heinrich Meyer, der seit November 1791 als Goethes Hausgenosse in Weimar wohnte. Er war Ende September 1794 von einem fünfmonatigen Aufenthalt in Dresden zurückgekehrt. 85,4 Herders beyliegendes Billet] Nicht überliefert. Es enthielt Herders Beurteilung von Schillers Briefen „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“. Als dieser das Billett am 7. November 1794 seinem Freund Körner schickte, schrieb er dazu: „Herder abhorriert sie 〈die Briefe〉 als Kantische Sünden und schmollt ordentlich deßwegen mit mir.“ (NA 27, 80.) Im Antwortbrief an Goethe erklärt er: „Meyers Stimme ist mir hier bedeutend und schätzbar, und tröstet mich über den Widerspruch Herders, der mir meinen Kantischen Glauben, wie es scheint nicht verzeyhen kann.“ (NA 27, 73f.) In Goethes „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1795 heißt es über Herder: Seine Abneigung gegen die Kantische Philosophie und daher auch gegen die Akademie in Jena, hatte sich immer gestei-
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gert, während ich mit beiden durch das Verhältniß zu Schiller immer mehr zussammenwuchs. (WA I 35, 59.) 85,6 im Reiche der Erscheinungen] In der „Wirklichkeit, Sinnenwelt, Empirie“ (GWb 3, 401), hier wie häufig in Gegenüberstellung zum ‚Reich der Ideen‘ (ebd.). 85,14 Elegien] Goethes „Elegien“ (seit 1799 so genannte „Römische Elegien“), die „zwar schlüpfrig und nicht sehr decent sind, aber zu den beßten Sachen gehören, die er 〈Goethe〉 gemacht hat“ (NA 27, 49), wie Schiller am 20. September 1794 an seine Frau Charlotte schrieb. Goethe übersandte eine (nicht überlieferte) bearbeitete Fassung; im Antwortbrief schreibt Schiller, der die Gedichte im September 1794 bei Goethe in ihrer ursprünglichen Gestalt kennen gelernt hatte: „Einige kleine Züge habe ich ungern darinn vermißt, doch begreife ich, daß sie aufgeopfert werden mußten.“ (NA 27, 75.) Zwei „Elegien“ wurden aus Schicklichkeitsgründen später ganz unterdrückt (vgl. 124,16–17). Erst im 6. Stück der „Horen“ 1795 erschienen schließlich 20 dieser Gedichte unter dem Titel „Elegien“. 85,15 Admissibilität] Zulässigkeit, Annehmbarkeit (vgl. GWb 1, 271) (von lat. admittere: zulassen, gestatten). 85,17–18 Finden Sie etwas 〈…〉 anzuzeigen.] Im Antwortbrief heißt es: „Ueber einige Stellen bin ich im Zweifel, den ich bey der Zurüksendung bemerken will.“ (NA 27, 75.) Näheres ist nicht bekannt. Schiller schickte das Manuskript mit seinem Brief vom 16. November 1794 wieder zurück (vgl. NA 27, 89). 85,19 Die Epistel] Goethes „Erste Epistel“ wurde als erster Beitrag des 1. „Horen“-Stücks 1795 abgedruckt. Das Manuskript erhielt Schiller mit Goethes Brief vom 28. Oktober 1794 (Nr 60). 85,19 Kleinigkeiten] Möglicherweise Gedichte für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ und „Die Horen“ (vgl. zu 86,12). 85,20–21 das dritte Buch des Romans] Das 3. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. In seinem Brief vom 25. Dezember 1794 (Nr 75) teilte Goethe Schiller mit: Mein drittes Buch ist fertig 〈…〉. (95,25.) 85,21–22 die Aushängebogen des ersten] Aushängebogen waren die ersten reingedruckten Bogen eines Werks vor Beginn des Drucks der gesamten Auflage. – Goethe schickte die Aushängebogen des 1. Buchs von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ mit seinem Brief vom 6. Dezember 1794 (Nr 69). 85,23 Almanachs] Schiller gab von 1795 bis 1799 einen „Musen-Almanach“ heraus. 85,23–24 ein Büchelchen Epigrammen] Gemeint sind Goethes „Epigramme. Venedig 1790“, die 1795 am Schluss des „Musen-Almanachs für das Jahr 1796“ erschienen. 85,26 producibel] Hier: zur Veröffentlichung geeignet. 85,26 eine Anzahl auswählen] Schillers „Musen-Almanach“ brachte 103 Epigramme. Zur Auswahl vgl. 147,1–11.
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BRIEF 60
85,27–28 Das nächstemal daß wir zusammenkommen] Goethe kam mit Johann Heinrich Meyer vom 2. bis 6. November 1794 nach Jena. 86,1–2 was Sie noch etwa zu den Horen von mir wünschen] Schiller bat im Antwortbrief um die „Geschichte des ehrlichen Prokurators aus dem Boccaz“ (NA 27, 75). Vgl. zu 86,13. 86,2 Die zweyte Epistel] Sie ging am 23. Dezember 1794 an Schiller (vgl. 95,9) und wurde im 2. Stück der „Horen“ 1795 gedruckt.
60. An Friedrich Schiller
Weimar, 28. Oktober 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 36. – 1 Bl. 19,5 × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 63, Nr 22. WA IV 10 (1892), 204f., Nr 3097. BE IL AG E N
1) Manuskript von Goethes „Horen“-Beitrag „Erste Epistel“ (vgl. zu 86,12). 2) Kleinigkeiten (vgl. zu 86,12). 3) Brief von Salomon Maimon an Goethe vom 2. September 1794 (vgl. zu 86,15). 4) Aufsatzentwurf Maimons (vgl. zu 86,15). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom selben Tag (NA 27, 73–76, Nr 56; vgl. RA 1, Nr 1085). – Eine Antwort Schillers ist nicht bekannt. Goethe kam vom 2. bis 6. November 1794 nach Jena. Postsendungen: 28. Oktober 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20). 86,4 Ihre Briefe] Schillers Briefe „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“. Schiller hatte sie im Manuskript am 20. Oktober 1794 übersandt (NA 27, 67). 86,4 das erstemal] Über die erste Lektüre von Schillers Briefen hatte Goethe bereits am 26. Oktober 1794 berichtet (vgl. 84,15–85,13). 86,12 Meine erste Epistel] Goethes „Erste Epistel“ eröffnete das 1. Stück der „Horen“ 1795. 86,12 Kleinigkeiten] Möglicherweise handelte es sich um Gedichte für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ oder „Die Horen“, die Goethe unter seinen ungedruckten Sachen (54,24) gefunden hatte: u.a. „Der Besuch“, der schon für Goethes „Vermischte Gedichte“ (im 8. Band seiner „Schriften“, Leipzig 1789)
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vorgesehen war; – „Antwort bey einem gesellschaftlichen Fragespiel“ und „Verschiedene Empfindungen an Einem Platze“, beide aus dem Singspielfragment „Die ungleichen Hausgenossen“ (1784/86 und 1789); – „Kophtische Lieder“ aus dem Umkreis des Singspielfragments „Die Mystifizierten“ (1787) und des Lustspiels „Der Groß-Kophta“ (1792) sowie „Prolog zu dem Schauspiele: Alte Zeit und neue Zeit bei der Wiedereröfnung des Weimarischen Theaters 1794“. Vgl. Goethes Beiträge zum „Musen-Almanach“ im „Alphabetischen Verzeichnis der Beiträger“ (in GB 11). Dass Goethe bereits für den ersten „Musen-Almanach“ tätig war, der im Dezember 1795 erschien, geht aus neben Goethes Beiträgen aus Schillers Brief an Friedrich Wilhelm von Hoven vom 22. November 1794 hervor: „Göthe ist mit ganzer Seele dabey 〈bei den „Horen“〉 〈…〉. Auch schreibt er mir an meinem Musenalmanach.“ (NA 27, 92.) 86,12 Die zweyte] Goethes „Zweyte Epistel“ ging am 23. Dezember 1794 an Schiller (vgl. 95,9); sie wurde im 2. Stück der „Horen“ 1795 gedruckt. 86,13 die Erzählung] Schiller hatte im Bezugsbrief um die „Geschichte des ehrlichen Prokurators aus dem Boccaz“ (NA 27, 75) gebeten. Die für den Novellenzyklus der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ bestimmte Erzählung stammt jedoch nicht von Boccaccio, sondern aus „Les Cent Nouvelles nouvelles“ (franz.: Die hundert neuen Novellen), einer französischen Novellensammlung aus dem 15. Jahrhundert. Goethe besaß eine Ausgabe von 1786; sie ist in seiner Bibliothek noch vorhanden (vgl. Ruppert, 228, Nr 1600). Die 100. und letzte Novelle trägt den Titel „Le sage Nicaise ou L’amant vertueux“ (franz.: Der weise Nicaise [Nicasius] oder der tugendhafte Liebhaber). Goethe erzählt die Geschichte folgendermaßen: Ein reicher Handelsmann erlaubt seiner Frau, sich während seiner längeren Abwesenheit einen Liebhaber zu nehmen. Die junge Frau verliebt sich in einen Prokurator, einen jungen Rechtsgelehrten. Dieser versichert sie seiner Zuneigung, erklärt jedoch, aufgrund eines Gelübdes noch zwei Monate Enthaltsamkeit und Fasten üben zu müssen. Sie könnten aber früher zusammenkommen, wenn sie, die junge Frau, einen Monat dieser Frist für ihn stellvertretend übernähme, indem sie ihrerseits faste und enthaltsam lebe. Während dieser Zeit schwindet die Leidenschaft der jungen Frau. Sie dankt dem Prokurator – Sie haben mich mir selbst erhalten (S. 66) –, und sie erkennt, daß in jedem Menschen die Kraft der Tugend im Verborgenen keimt (Horen 1795. 4. Stück, S. 66f.). Diese Erkenntnis lässt die Entwicklung zu einer selbstbestimmten inneren Haltung der jungen Frau erkennen, was die Figur von ihrem französischen Vorbild unterscheidet, das weitgehend Objekt der moralischen Manipulation des tugendhaften Prokurators bleibt. – Obwohl Goethe sogleich mit der Ausarbeitung begann (vgl. Schillers Brief an Körner, 7. November 1794; NA 27, 80), schickte er die Erzählung erst mit seinem Brief vom 19. März 1795 (Nr 97) an Schiller. Sie wurde als Teil der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ in den „Horen“ (4. Stück 1795) veröffentlicht. 86,14 eine dritte Epistel] Sie ist über einen Entwurf nicht hinausgekommen. Im
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BRIEF 61
GSA wird eine Handschrift aufbewahrt (H: GSA 25/W 524), die möglicherweise das Fragment dieser dritten Epistel enthält (vgl. WA I 5.1, 40 und 5.2, 240f.). 86,15 Brief von Maimon nebst dem Aufsatze] Der Göttinger Medizinstudent David Veit hatte Goethe am 19. Oktober 1794 ein Empfehlungsschreiben des Berliner Philosophen und Kantkritikers Salomon Maimon vom 28. September überbracht (GJb N. F. 16 [1954], 287; vgl. RA 1, Nr 1066), dem ein Brief Maimons an Goethe vom 2. September beilag; der Absender bittet darin um Hilfe in prekärer finanzieller Lage (gedruckt in: Schulz, Maimon und Goethe, 282–284; vgl. RA 1, Nr 1044). Zugleich übersandte Maimon den Aufsatzentwurf „Ueber das wissenschaftliche Genie, oder das Erfindungsvermögen, als Beitrag zu einer Theorie der Erfindung“ (ebd., 284–287). Der ausgeführte Aufsatz erschien unter dem Titel „Ueber den Gebrauch der Philosophie zur Erweiterung der Erkenntniß“ in dem von Friedrich Immanuel Niethammer herausgegebenen „Philosophischen Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten“ (Zweiten Bandes erstes Heft. Neustrelitz 1795, S. 1–35), ein weiterer mit gleicher Thematik unter dem Titel „Das Genie und der methodische Erfinder“ im Oktober-Heft der „Berlinischen Monatsschrift“ 1795 (S. 362–384). – Über Maimon vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 27. 86,16–17 Vielleicht besuche ich Sie bald mit Meyer.] Goethe kam, wie in Nr 62 angekündigt, am 2. November mit Johann Heinrich Meyer nach Jena und blieb bis zum 6. November 1794.
61. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 31. Oktober 1794 → 〈Wandsbek/Hamburg〉 ÜBE R L IE FE RUN G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2739. – Doppelblatt 19,3(–19,5) × 22,8 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links Empfangs- und Antwortvermerk, von Jacobis Hd, rote Tinte: „Goethe. e. zu Wandsbeck dL 8 t Nov. 1794. / b – Emkendorf – 17 t Dec. --“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 189f., Nr 94. WA IV 10 (1892), 205f., Nr 3098. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Friedrich Heinrich Jacobis Brief vom 25. Oktober 1794 (JB I 11, 8f., Nr 3342; vgl. RA 1, Nr 1084). – Jacobi antwortete am 16. Dezember 1794; der Brief enthält eine Nachschrift von Julie Gräfin von Reventlow (JB I 11, 11–15, Nr 3349; vgl. RA 1, Nr 1135). Postsendungen: 3. November 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20). 86,20–21 dein liebes Pempelfort 〈…〉 nach Hamburg gegangen] Am 28.
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September 1794 hatte Jacobi sein Anwesen Pempelfort bei Düsseldorf „vielleicht auf immer“ verlassen (JB I 11, 8) und war vor den herannahenden französischen Truppen mit seiner Halbschwester Helene sowie der jüngsten Tochter Clara über Münster und Osnabrück in den Norden Deutschlands geflohen. Am 10. Oktober 1794 trafen sie in Wandsbek bei Matthias Claudius ein, bei dem sie vorübergehend wohnen konnten. Jacobi berichtete darüber im Bezugsbrief, gleichfalls von seiner Sorge um die in den Kriegswirren zurückgelassenen Seinigen, die durch die ausbleibende Post aus Düsseldorf zusätzlich vermehrt worden sei. Als Postadresse gibt er an: „bey Herrn Apothecker Herrmann zu Hamburg“ (JB I 11, 8). Dort besuchte er die Familie Reimarus und Friedrich Gottlieb Klopstock. – In Weimar hatte sich die Kunde von der Abreise Jacobis bereits verbreitet. Vermutlich hatten Herder und seine Frau davon Kenntnis bekommen und Goethe davon berichtet. In der zweiten Septemberhälfte übermittelte Caroline Herder Goethe einen nicht überlieferten Brief Jacobis (vgl. zu 79,17–18). Goethe begleitete das Schicksal des langjährigen, zu dieser Zeit kränklichen Freundes voller Anteilnahme und Mitgefühl. In den „Tag- und JahresHeften“ auf das Jahr 1794 erinnerte er sich wie folgt: Jacobi war aus Pempelfort nach Wandsbeck geflüchtet, die Seinigen hatten andere Orte der Sicherheit gesucht. Max Jacobi war in meiner Nähe als der Medicin Beflissener in Jena. (WA I 35, 30.) 86,23 deinen Auszug würdest vorbereitet haben] Vgl. zu 75,12. 87,3 Max ist noch nicht da] Im Bezugsbrief war die Ankunft von Max Jacobi, dem jüngsten Sohn des Adressaten, angekündigt worden; er sollte Goethe vom Schicksal der Familie nähere Auskunft geben. – Da Max sich verspätete, kam es erst in Jena zu einer Begegnung, wo Goethe sich zwischen dem 2. und 6. November 1794 aufhielt. Vgl. auch erste Erläuterung zu 48,6. 87,4–5 Wegen Franckfurth 〈…〉 will aber bleiben.] Der Wohnort von Goethes Mutter war ebenfalls von den Kriegsereignissen bedroht. Vgl. zu 75,16–17 und 88,9. 87,6 war diesen Sommer in Dresden] Vom 2. August bis zum 11. August 1794 war Goethe im Gefolge des Herzogs Carl August in Dresden gewesen. Goethe wiederholt die Information im vorliegenden Brief, weil er nicht sicher sein konnte, ob Jacobi seinen letzten Brief erhalten hatte (vgl. zu 75,22–23). Im Bezugsbrief hatte Jacobi explizit auf die Schwierigkeiten beim Nachsenden der in Düsseldorf eintreffenden Briefe hingewiesen. 87,7 Schiller und Humbold] Goethe traf sich zur damaligen Zeit regelmäßig mit Schiller, Wilhelm von Humboldt und deren Familien, sowohl in Jena als auch in Weimar. 87,8–9 es muß dich gefreut haben 〈…〉 Woldemar studirt hat] Wilhelm von Humboldt hatte Jacobis Roman in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ besprochen (ALZ 1795. Nr 315–317. 26. und 27. September, Sp. 801–807, 809–821). Den handschriftlichen Text der Besprechung erhielt Jacobi vorab, als Beilage zu
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Humboldts Brief vom 25. August 1794 (JB I 10, 373–392, Nr 3319). Jacobi beantwortete Humboldts Brief am 2. September 1794 (JB I 10, 394–397, Nr 3321). 87,9–11 Wir suchen uns zusammen 〈…〉 ausser uns zu vergessen.] Ausdruck einer Lebenshaltung, die angesichts beunruhigender Zeitläufte nach Halt in der Welt der Literatur und Kunst sucht, möglicherweise eine Anspielung auf die Rahmenerzählung des Novellenzyklus „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“, an dem Goethe zur damaligen Zeit arbeitete. Den Anfang des Manuskripts sandte er Schiller am 27. November 1794 (Nr 65). 87,12 dein neues Verhältniß] Das eines heimatlosen Emigranten. Jacobi hatte sich im Bezugsbrief „einen seelig abgeschiedenen in den Elisäischen Feldern“ genannt (JB I 11, 8). 87,13 die deinen] Die mitgereiste Halbschwester und die jüngste Tochter.
62. An Friedrich Schiller Weimar, 1. November 1794 → Jena ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 37–38. – Doppelblatt 19,3(–19,6) × 23(–23,4) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 rotes Siegel (Motiv nicht erkennbar) und Adresse: Des / Herrn Hofrath Schiller / Wohlgebl / Jena / fr.; Bl. 2 am Rand Mitte Siegelausriss. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 64, Nr 23. WA IV 10 (1892), 206, Nr 3099. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet vermutlich keinen Brief Schillers. Er dient lediglich der Ankündigung von Goethes Besuch vom 2. bis 6. November 1794 in Jena. – Schillers nächster Brief stammt vom 16. November 1794 (NA 27, 88f., Nr 67; vgl. RA 1, Nr 1099). 87,17 Meyern] Johann Heinrich Meyer blieb bis zum 6. November 1794 in Jena.
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63. An Jacob Stock Weimar, 26. November 1794 → Frankfurt a. M. ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-10. – Doppelblatt 19,2 × 22,6(–22,8) cm, 1 1⁄3 S. beschr., egh., Tinte; auf einem separaten Umschlag 11,5 (–12,2) × 9,8(–10) cm Vs. Adresse, egh., Tinte: Des Herrn / Senator Stocks / Wohlgebl / Franckfurt, Rs. mittig rotes Siegel (sitzender nackter Mann mit Leine in der Hand und einem Hund im Schoß), rechts daneben Rest eines roten Siegels. K: GSA Weimar, Sign.: 28/7, Bl. 333. – Auf einem Doppelblatt 20,1 × 34,8(–35) cm, 1 1⁄3 S. rechtsspaltig beschr. (S. 1–2 erstes Drittel Text, S. 3 Konzept zu Nr 64), Schreiberhd (Geist), Tinte. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Umschlag die Aufschrift, egh., Tinte: Briefe / October, November / December / 1794., mit Bleistift darunter: „auch Sept.“, oben rechts die Bezeichnung des Stückes „3.d.“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“), 112 Bll. E: WA IV 10 (1892), 228f., Nr 3121 (Eduard von der Hellen; nach K, mit erschlossener Datierung 12. Januar 1795; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 407); nach H zuerst in: Otto Heuer: Goethe und seine Vaterstadt. In: Festschrift zu Goethes 150. Geburtstagsfeier dargebracht vom Freien Deutschen Hochstift. Frankfurt a. M. 1899, S. 251–300, hier S. 282. WA IV 30 (1905), 56f., Nr 3100a (nach H; vgl. Hinweis auf H und die Textkorrekturen in WA IV 30, 221). BE IL AG E
Fächergemälde (vgl. zu 87,22). E R L Ä UT E RUNGEN
Einen Bezugsbrief gibt es nicht. Der Brief wurde durch den Brief von Catharina Elisabeth Goethe vom 17. November 1794 (Pfeiffer-Belli, 673f., Nr 229; vgl. RA 1, Nr 1100) veranlasst (vgl. zu 87,22). – Jacob Stock antwortete am 20. Januar 1795 (H: GSA 28/8, Bl. 23–24; vgl. RA 1, Nr 1185). Jacob Stock (1745–1808) stammte aus einer alten Fabrikanten- und Bankiersfamilie in Frankfurt a. M. Sein Großvater Johann Georg Stock hatte im Jahr 1714 eine Samtbandfabrik und ein Bankgeschäft in Frankfurt gegründet, das dessen Sohn Johann Konrad Stock fortgeführt hatte. Die Firma Johann Georg Stock existierte fast 100 Jahre, bis sie nach Jacob Stocks Tod am 8. Oktober 1808 Anfang 1809 „aufgehoben“ wurde (vgl. Frankfurter Intelligenz-Blatt 1809. Nr 5 vom 17. Januar. Zwote Beylage, o. S.). Stock trat 1787 dem Gremium der 51er bei; dies war
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ein in Frankfurt durch kaiserliche Resolution seit 1732 bestehender „beständiger Ausschuß von 51. 〈…〉 Personen“, welcher eine den Magistrat beratende Funktion hatte (Johann Heinrich Faber: Topographische, politische und historische Beschreibung der Reichs- Wahl- und Handelsstadt Frankfurt am Mayn. Bd 1. Frankfurt a. M. 1788, S. 305). 1791 wurde Stock als Senator Mitglied der zweiten Bank des Magistrats (der in drei Bänke aufgeteilt war), 1804 Jüngerer Bürgermeister, 1805 schließlich Mitglied der ersten Bank, das heißt der Schöffenbank, welche das höchste Stadtgericht darstellte. Im Jahr 1778 heiratete Stock Esther Moritz, die Tochter des dänischen Legationsrats Johann Friedrich Moritz und dessen Frau Catharina Sibylla, die Goethes Mutter, ebenso wie das Ehepaar Stock, zu ihren besten Freunden rechnete (Brief an Goethe, 16. Mai 1795; Pfeiffer-Belli, 683). Esther Stock kannte Goethe seit gemeinsamen Frankfurter Kindertagen. Seit 1761 wohnte die Familie Moritz in Goethes Elternhaus am Hirschgraben. Ein Stammbuchblatt vom 1. Januar 1806 widmete Goethe Seiner Jugendfreundinn der Frau Senator Stock (WA I 5.2, 137f.; vgl. auch die einleitende Erläuterung zu GB 1 II, Nr 1): Was uns Günstiges in fernen Landen Auch begegnet, sehnt, bei allem Glück, Doch das Herz zu seiner Jugend Banden, Zu dem heim’schen Kreise sich zurück. (WA I 4, 232.) Nach Empfang dieser Zeilen habe Esther Stock „vor Freuden geweint“, schrieb Catharina Elisabeth Goethe am 15. Februar 1806 an ihren Sohn: „〈…〉 ferner soll ich dir sagen – daß alle Jugendtliche Auftritte Ihr gantz klahr vor den Augen stünden 〈…〉.“ (H: GSA 28/356, Bl. 235; vgl. Pfeiffer-Belli, 838.) – Auch zu Jacob Stock entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis, das vor allem durch die enge Beziehung des Ehepaars Stock zu Goethes Mutter über viele Jahre anhielt. Als Goethe im August 1797 in Frankfurt a. M. war, besuchte er die Stocks ebenso wie später die Witwe im September 1814. In Catharina Elisabeth Goethes Briefen an ihren Sohn spielen beide eine große Rolle. Sie berichtet von regelmäßigen Sonntagsbesuchen: „〈…〉 da lobe ich mir das Stockische Hauß 〈…〉 da ist einem so wohl alles was in dem Cirkel lebt freut sich des Lebens – Was habe ich diesen Sommer wieder vor vergnügte Tage mit Ihnen in Ihrem Garten verlebt 〈…〉.“ (Brief vom 8. September 1807; H: GSA 28/356, Bl. 255; vgl. PfeifferBelli, 864.) Während der Jahre 1793 bis 1795 unterstützte Stock Goethes Mutter beim Verkauf des Frankfurter Hauses, als „ein treuer und verschwiegner Rathgeber“, wie sie dem Sohn am 23. Dezember 1793 schrieb (H: GSA 28/356, Bl. 31; vgl. Pfeiffer-Belli, 647). Als Christiane Vulpius, nun verheiratete Goethe, im März/April 1807 nach Frankfurt reiste, um Goethes Mutter zu besuchen, wurde sie von Stocks ebenso herzlich aufgenommen wie schon zehn Jahre zuvor im August
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1797. In zwei separaten Briefen an Jacob und Esther Stock vom 17. April 1807 dankt Goethe dafür – da sie 〈Christiane〉 bisher so manches Ungemach erleiden müssen (WA IV 19, 308) – überschwänglich und nennt beide seine ältesten, besten Freunde (ebd.); im Brief an Esther Stock heißt es: Erhalten Sie uns und meiner Mutter jene unwandelbare Freundschaft, die wir zu schätzen wissen und zu verdienen suchen. (WA IV 19, 310.) Nach dem Tod seiner Mutter dankte Goethe Stock für die liebevolle Vorsorge für die Abgeschiedene (Brief vom 19. September 1808; WA IV 20, 166) und bat den Adressaten (der wenige Wochen später selbst starb) um Hilfe bei der Regelung der Nachlassangelegenheiten. – Eine intensive Korrespondenz zwischen Goethe und dem Ehepaar Stock hat es nicht gegeben, vermutlich, weil Goethes Mutter als Bindeglied zwischen beiden Seiten wirkte. Es sind lediglich vier Briefe Goethes an Jacob Stock aus den Jahren 1795, 1807 und 1808 überliefert sowie ein Konzept zu vorliegendem Brief, von Stock drei Briefe an Goethe aus den Jahren 1795 und 1807, in denen er für Sendungen dankt, die er von Goethe erhalten hat (ein Fächergemälde [vgl. zu 87,22], den 2. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ sowie die seit 1806 bei Cotta erscheinenden „Werke“ Goethes). 87,22 Fächergemälde] Es war Mode, kunstvoll bemalte Fächer in kastenartige, verglaste Rahmen zu bringen und als Wandschmuck zu benutzen. Es gab auch Fächerblätter ohne Stäbe, die bemalt, aufgeklebt und eingerahmt wurden. – In seinem Antwortbrief bedankt sich Stock für die „Rücksendung der neapolitL. Gemählden“ (H: GSA 28/8, Bl. 23–24). Aus der Formulierung könnte geschlossen werden, dass es sich um Fächer handelte, die mit neapolitanischen Motiven ausgemalt waren. Da Goethes Mutter in ihrem Brief vom 5. Oktober 1794 den Sohn „einmahl wieder an die Fächer und Tablo 〈franz. tableau: Gemälde〉 von Stocks“ erinnerte (H: GSA 28/356, Bl. 62; vgl. Pfeiffer-Belli, 672), ist auch denkbar, dass es sich sowohl um Fächer oder Fächerblätter als auch um Vorlagen zu deren Bemalung handelte, die Johann Heinrich Meyer ausführen sollte. Ganz deutlich wird der Zusammenhang auch nicht in einem Brief Catharina Elisabeth Goethes vom 5. Mai 1794: „Jetzt eine Bitte und Auftrag von Madame Stock, im Fall die Fächer noch nicht in Rahmen sind, solche nicht machen zu laßen, sondern nur eine Rahme über die andern Beyde verfertigen zu laßen – Ursach – weil Sie von ihrem Bruder 〈dem Kaufmann Friedrich Ludwig Moritz in Neapel〉 noch mehr Zeichnungen aus Italien erhalten die sich beßer zu Tablo /: weil sie die Form haben :/ schicken als die dreyeckige der Fächer.“ (H: GSA 28/356, Bl. 43; vgl. Pfeiffer-Belli, 660.) 87,22–23 vor geraumer Zeit mitgenommen] Goethe hatte die Fächer mit nach Weimar genommen, als er im August 1793 Frankfurt a. M. besucht hatte. „Du wirst Stocks eine große Freude mit den Fächern bereiten“, hatte Catharina Elisabeth Goethe schon am 23. Dezember 1793 an den Sohn geschrieben (H: GSA 28/356, Bl. 31; vgl. Pfeiffer-Belli, 647). Dass die Angelegenheit sich im-
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BRIEF 64
mer weiter verzögerte, setzte Goethes Mutter Stocks gegenüber in Verlegenheit, und am 17. November 1794 hatte sie nach Weimar geschrieben: „Lieber Sohn! Ich ersuche dich sehr angelegentlich die Sachen die du von Herrn Stock in Händen hast – doch bald möglichst Retour zu schicken – ich bin schon so ofte drum gefragt worden 〈…〉.“ (H: GSA 28/356, Bl. 63; vgl. Pfeiffer-Belli, 673.) 87,23 in ihrem ersten Zustande] Ungerahmt und unverziert oder unbemalt. 88,1 einem Freunde] Johann Heinrich Meyer. – Für Fächer geeignete Rahmen wurden in Weimar im Übrigen vom Hofmenuisier (Hoftischler) Johann Friedrich(?) Holtzhauer gefertigt (vgl. Briefe von Goethes Mutter an ihren Sohn, Christiane und August von Goethe. Hrsg. von Bernhard Suphan. Weimar 1889, S. 369); er war in den ersten Monaten des Jahres 1794 gestorben (vgl. den Brief des Meininger Tischlermeisters Baumbach an Friedrich Justin Bertuch, 27. April 1794; H: GSA 28/5, Bl. 180f.; vgl. RA 1, Nr 922). 88,2 auftragen und verzieren] Auftragen: durch Kleben auf einer Unterlage befestigen (vgl. GWb 1, 1033). – Fächer wurden mit Schnüren, Kordeln oder Bordüren verziert, Rahmen wurden bemalt. 88,3 eine lange Zeit abwesend] Meyer hatte sich von Mai bis September 1794 in Dresden aufgehalten. 88,4 Contreordre] Franz.: Gegenbefehl. Vgl. zu 87,22. 88,5–6 etwas von unsern hiesigen Arbeiten] Im Antwortbrief bedankte sich Stock für die Zusendung des 1. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. Am 25. Mai 1795 schickte ihm Goethe mit Nr 118 den (zur Ostermesse erschienenen) 2. Band des Romans. 88,9 die peinliche Lage] Im Brief vom 17. November 1794 hatte Goethes Mutter geschrieben: „Bey uns fängt die Gefahr wieder an zu wachsen – 〈…〉.“ (H: GSA 28/356, Bl. 63; vgl. Pfeiffer-Belli, 674.) Sie spielte damit auf die jüngsten Erfolge der französischen Truppen im Ersten Koalitionskrieg an. Frankfurt a. M. war bereits einmal von Oktober bis Dezember 1792 in französischer Hand gewesen. Am 16. Juli 1796 zogen die Franzosen erneut in die Stadt ein (vgl. Goethes Brief an Schiller, 22. und 23. Juli 1796; WA IV 11, 132–134). – Am 5. Oktober 1794 hatte Catharina Elisabeth Goethe berichtet: „Franckfurth ist von ausgewanderten von Achen Coblentz u. s. w. gepropft voll! sollen nun wie es heißt – die Winterquartire auch starck werden; so wird das / eine saubre Wirthschaft geben 〈…〉.“ (H: GSA 28/356, Bl. 61; vgl. Pfeiffer-Belli, 672.)
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64. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 26. November? 1794〉 → 〈Gotha〉 DAT IE RUNG
Im Erstdruck wird der Brief auf den 15. Dezember 1794 datiert, und es wird auf die Postsendelisten hingewiesen, die unter diesem Datum einen Brief Goethes an den regierenden Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg verzeichnen (vgl. GR/ Belege 1794, 4, Bl. 20). Gegen diese Datierung spricht jedoch nicht nur der Umstand, dass Herzog Ernsts Brief an Goethe vom 29. November 1794 offensichtlich die Antwort auf den vorliegenden ist, sondern auch die Überlieferungslage, auf die in WA bereits hingewiesen wird (vgl. WA IV 10, 405): Die Handschrift des Konzepts findet sich auf demselben Blatt wie das Konzept des Briefes an Jacob Stock vom 26. November 1794 (Nr 63), welches Goethe eigenhändig mit Nummer 42 nummeriert hat. Das vorliegende Konzept weist die Nummer 43 auf (vgl. Überlieferung). Dies könnte darauf hindeuten, dass es in zeitlicher Nähe zum Konzept des Briefes an Stock entstand, möglicherweise auch am 26. November 1794. Dazu würde Herzog Ernsts Bemerkung im Brief vom 29. November passen, er habe auf Goethes Brief am „vergangenen Donnerstage“ (H: GSA 28/765, Bl. 57; vgl. RA 1, Nr 1113) nicht sogleich antworten können. Goethes Brief könnte also am Donnerstag, dem 27. November 1794, in Gotha eingetroffen sein. Bei dem Brief vom 15. Dezember 1794, der in den Postsendelisten verzeichnet ist, handelt es sich vermutlich um einen nicht überlieferten Brief, der auf den Brief des Herzogs vom 29. November antwortet (vgl. EB 70), in dem dieser bittet, ihm doch die Preise der übersandten Zeichnungen zu nennen. ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/7, Bl. 334. – Auf einem Doppelblatt 20,1 × 34,8(–35) cm, rechtsspaltig beschr. (S. 3 Text, S. 1–2 erstes Drittel Konzept zu Nr 63), Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 3 oben rechts Zählung, egh., Bleistift: 43. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Umschlag die Aufschrift, egh., Tinte: Briefe / October, November / December / 1794., mit Bleistift darunter: „auch Sept.“, oben rechts die Bezeichnung des Stückes „3.d.“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“), 112 Bll. E: WA IV 10 (1892), 215, Nr 3109 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K.
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BRIEF 65
E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Herzog Ernst antwortete am 29. November 1794 (Edwin Zeyß: Goethes Besuche am Herzoglichen Hofe zu Gotha. In: Thüringer Land 〈…〉 4 [1927], S. 17; vgl. RA 1, Nr 1113). Für 1794/95 ist nur der vorliegende Brief Goethes an Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg (1745–1804), Regent seines Landes seit 1772, überliefert. Von diesem haben sich drei Briefe an Goethe erhalten; in zwei von ihnen geht es wie im vorliegenden Brief um Zeichnungen Knieps. – Über Herzog Ernst und seine Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief vom 28. Februar 1780 (GB 4). 88,13–14 endlich die 〈…〉 Kniepischen Landschaften] Goethe hatte den in Italien lebenden Maler Christoph Heinrich Kniep 1787 in Neapel kennen gelernt und ihm Aufträge für Veduten verschafft, insbesondere für Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha und Altenburg. Schon in einem nicht überlieferten Brief, vermutlich vom 7. April 1794 (EB 19), hatte Goethe Herzog Ernst davon benachrichtigt, dass er – wie aus dessen Antwortbrief vom 10. April 1794 hervorgeht (RA 1, Nr 916) – „in Kurzem die rückständigen Kniepischen Landschaften“ (H: GSA 28/765, Nr 1, S. 1) erhalten werde (vgl. zu 63,13–14 und 76,13). Johann Isaak Gerning hatte sie bei seinem Besuch in Neapel im Frühjahr 1794 in Auftrag gegeben. Nach einem Brief Georg Abraham Hackerts an Goethe vom 11. März 1794 handelte es sich um folgende Zeichnungen: Veduta del Vesuvio presa dal Eremito Valla di Bonca alla Cava. Bocca di Capri Composizion picolo dissegno. (H: GSA 28/5, Bl. 119.) Die Zeichnungen trafen erst im September 1794 in Weimar ein, wie Goethe am 10. September Schiller mitteilte (vgl. zu 76,13).
65. An Friedrich Schiller
Weimar, 27. November 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 40. – Doppelblatt 22,9(–23,3) × 19,5 cm, 1 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 66f., Nr 25. WA IV 10 (1892), 207f., Nr 3101.
NOVEMBER 1794
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BE IL AG E
Manuskript zu den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (vgl. zu 88,12). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Schiller antwortete am 29. November 1794 (NA 27, 93–95, Nr 70; vgl. RA 1, Nr 1114). Postsendungen: 27. November 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20). 88,12 Manuscript] 1. Teil von Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ für das 1. Stück der „Horen“ 1795, der die Rahmenhandlung der Novellensammlung enthielt. 89,1–2 das rechte Maas und den gehörigen Ton] Im Antwortbrief zeigte sich Schiller „sehr angenehm überrascht“ (NA 27, 93). In seinem Brief an Körner vom 5. Dezember 1795 heißt es dagegen: „〈…〉 dieser Anfang, der zur Einleitung dienen soll, hat meine Erwartung keineswegs befriedigt. Leider trifft dieses Unglück schon das Erste Stück; aber es war nicht mehr zu ändern.“ (NA 27, 98.) Die Handlung stand im Widerspruch zur Programmatik der Zeitschrift, „Keuschheit in politischen Urtheilen“ (NA 27, 94) zu wahren, wie Schiller im Antwortbrief zu bedenken gab. 89,4–7 Kann ich die zweyte Epistel 〈…〉 Voraus.] Goethes „Zweyte Epistel“ erschien wie hier vorgeschlagen im 2. Stück der „Horen“ 1795, nicht aber die erste Erzählung, womit die Prokurator-Geschichte gemeint ist (vgl. zu 86,13); sie kam ins 4. Stück. Die „〈Römischen〉 Elegien“ wurden erst im 6. Stück gedruckt. 89,7 kleinen Erzählungen] Die Episoden der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“. 89,8 ein pseudo epos als der Roman ist] Die gattungstheoretische Problematik des Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ wurde zwischen Goethe und Schiller wiederholt erörtert. Vgl. Schillers Kritik des Romans in seinen Briefen an Goethe, 28. Juni sowie 2., 3., 5., 8. und 9.–11. Juli 1796 (NA 28, 232–248 und 251–261, Nr 189, 191f., 194, 199f.). Nach der Lektüre von Goethes Hexameterepos „Herrmann und Dorothea“ schrieb Schiller am 20. Oktober 1797: „〈…〉 es ist schlechterdings vollkommen in seiner Gattung 〈…〉. Die Form des Meisters, wie überhaupt jede Romanform ist schlechterdings nicht poetisch“ (NA 29, 148f.). Goethe bestätigte in seinem Antwortbrief vom 30. Oktober 1797 dieses Urteil über seinen Roman und fügte hinzu: Gerade seine Unvollkommenheit hat mir am meisten Mühe gemacht. Eine reine Form hilft und trägt, da eine unreine überall hindert und zerrt. (WA IV 12, 352.) 89,9 Unger] Johann Friedrich Unger, in dessen Berliner Verlag die vier Bände von Goethes Roman 1795/96 verlegt wurden. 89,9 strudeln] Hier: nachlässig arbeiten, unbedachtsam handeln (vgl. Adelung 4, 458; Grimm 20, 107). 89,9–10 schickt mir den Schluß 〈…〉 die Mitte] Unger übersandte das Feh-
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BRIEF 66
lende mit einem Brief vom 29. November 1794: „Die Bogen E. F. G. H. I. sind wahrscheinlich verlohren gegangen. Ich habe sie noch vor der Messe 〈…〉 abgeschikt.“ (H: GSA 28/7, Bl. 354; vgl. Goethe-Unger, 33.) 89,11 sende ich diesen Prologum] Goethe übersandte das 1. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ mit seinem Brief vom 6. Dezember 1794 (Nr 69). 89,12–13 Hl. v. Humbold ist 〈…〉 gekommen] Wilhelm von Humboldt hatte am 21. November 1794 an dem Treffen der ‚Freitagsgesellschaft‘ teilgenommen, eines literarisch-geselligen Kreises, der sich 1791 konstituiert hatte (vgl. zu 84,9–10). Im Winter 1794/95 war geplant, sich jeden Freitagabend zu treffen und einen Gesang aus Homers „Ilias“ vorzutragen. Die Lesereihe begann am 31. Oktober 1794 (vgl. zu 84,12–13). Humboldt spricht in seinem Tagebuch unter dem 21. November von „der Homers Gesellschaft“ (Humboldt, Tagebücher 1, 254). An diesem Tag hatte Goethe den 4. Gesang der „Ilias“ in der Übersetzung von Johann Heinrich Voß (2 Bde. Altona 1793) vorgetragen. 89,13 wie sie ihn unterhalten hat] In Schillers Antwortbrief heißt es, Humboldt sei „noch ganz voll von dem Eindruck, den Ihre Art, den Homer vorzutragen auf ihn gemacht hat“ (NA 27, 95). 89,16 Aushängebogen der Monatschrift] Goethe erhielt die ersten gedruckten Bogen der „Horen“ mit Schillers Brief vom 22. Dezember 1794 (NA 27, 108f.). 89,17 ihre Phisiognomie] Das ‚Gesicht‘, das Aussehen der „Horen“ (von griech. «: Gesicht und : Erkenntnis). – Schiller fand den Druck zu eng (vgl. seinen Brief vom 22. Dezember 1794; NA 27, 108f.); Goethe bemängelte das Umbrechen der Hexameter seiner „Ersten Epistel“ (vgl. 95,2–3).
66. An Friedrich Schiller
Weimar, 2. Dezember 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 43. – 1 Bl. 19,3(–19,6) × 23(–23,4) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. K: The Houghton Library of Harvard University, Cambridge (Mass.), Sign.: fMS Eng 1343(10), Bl. 43. – 1 Bl. 19,3 × 22,7 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; ursprüngliche Ausfertigung vom 1. Dezember 1794, durch egh. Korrekturen zum Konzept gemacht und durch Ausfertigung vom 2. Dezember 1794 ersetzt. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 73–75, Nr 27. WA IV 10 (1892), 208f., Nr 3102.
DEZEMBER 1794
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E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 29. November 1794 (NA 27, 93–95, Nr 70; vgl. RA 1, Nr 1114). – Schiller antwortete am 3. Dezember 1794 (NA 27, 97, Nr 97; vgl. RA 1, Nr 1118). 89,22 Prologus] Die einleitende Rahmenhandlung zu den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“, die in der Binnenerzählung aus einem Novellenzyklus bestehen. Die Baronesse von C. und der Geheimrat von S. samt ihren Familien und Bediensteten finden sich auf der Flucht vor den französischen Revolutionstruppen auf dem rechtsrheinischen Landsitz der Baronesse zusammen. In dieser Gruppe sehr unterschiedlicher Charaktere kommt es zu Zerwürfnissen über politische Fragen. Die um Ausgleich bemühte Baronesse wünscht, gänzlich alle Unterhaltung über das Interesse des Tages 〈zu〉 verbannen und stattdessen belehrende und aufmunternde Gespräche zu führen (Horen. 1. Stück 1795, S. 69). Ein alter Geistlicher trägt zu diesem Zweck eine Reihe von Erzählungen vor. 89,22–23 im Hauptpunckte] Im Bezugsbrief hatte sich Schiller zufrieden darüber geäußert, dass Goethe „den strittigen Punkt sehr glücklich ins Reine gebracht“ habe (NA 27, 93). Näheres konnte nicht ermittelt werden. 89,23 nicht unzufrieden] Vgl. dagegen zu 89,1–2. 89,23–24 mehr als diesen kann ich 〈…〉 nicht liefern] Schiller hatte im Bezugsbrief vorgeschlagen, der Rahmenhandlung gleich die erste Erzählung folgen zu lassen. 89,25 GehRath und Louisen] Der Geheimrat von S., der von einem konservativen Standpunkt aus mit dem revolutionär gesinnten Vetter Karl in ein heftiges Streitgespräch gerät, und Luise, die temperamentvolle Tochter der Baronesse von C., gehören zu den Figuren der Rahmengeschichte der „Unterhaltungen“. 89,25 Sordinen] Ital. sordina: Dämpfer (zur Reduzierung der Klangstärke bei Musikinstrumenten). – Schiller hatte im Bezugsbrief Bedenken geäußert, ein Teil des Publikums könne vor allem „an dem, was Sie dem Geh〈eim〉 rath in den Mund legen“ (NA 27, 94), Anstoß nehmen (vgl. auch zu 89,1–2). Goethes angekündigte Überarbeitung lässt sich im Einzelnen nicht nachvollziehen. 89,25 Carlen] Vgl. erste Erläuterung zu 89,25. 89,26 Forte] Ital. forte: stark, kraftvoll; wie ‚Sordine‘ musiksprachlich. 89,26–90,1 Ihr historischer Aufsatz] Schillers „Merkwürdige Belagerung von Antwerpen in den Jahren 1584 und 1585“, die er im Bezugsbrief im Fall von Manuskriptmangel für das 1. Stück der „Horen“ vorgesehen hatte, erschien erst im 4. und 5. Stück der „Horen“ 1795. 90,2–3 Ins zweyte Stück hoffe ich die Erzählung zu bringen] Vermutlich ist die Novelle vom ehrlichen Prokurator gemeint (vgl. zu 86,13), die erst im 4. „Horen“-Stück 1795 erschien. Die „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ wurden zunächst mit Liebes- und Gespenster Geschichten (95,11) fortgesetzt. 90,3–4 wie die Erzählerinn 〈…〉 zu verfahren] In den Erzählungen von
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BRIEFE 67/68
„Tausendundeiner Nacht“ heiratet der König Schehriy¯ar jeden Abend eine andere Frau, die er am Morgen nach der Hochzeitsnacht töten lässt. Der klugen Schehrez¯ade aber gelingt es, diesem Schicksal dadurch zu entgehen, dass sie Geschichten erzählt und diese über tausend und eine Nacht fortführt, indem sie den König immer wieder neugierig auf eine Fortsetzung macht, bis er ihr das Leben schenkt. Schehrez¯ade hält die Spannung dadurch aufrecht, dass sie die Erzählungen ineinanderschachtelt. Dieses Verfahren lehnte Goethe allerdings ab. Ein Grund könnte in der Erklärung der Baronesse in den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ zu finden sein, dass nämlich bei einem solchen Erzählen Ein Interesse durch das andere verdrängt wird, anstatt die Neugier des Hörers durch eine vernünftige Folge zu befriedigen (Horen 1795. 4. Stück, S. 41 und 42; WA I 18, 158). 90,4–5 Ihre Anmerckungen] Im Bezugsbrief hatte Schiller geraten, das „Gewicht“ (NA 27, 94) der politischen Äußerungen des Geheimrats zu mindern, ihn trotz der Beleidigungen durch Vetter Karl in der Gesellschaft bleiben zu lassen und die Position des alten Geistlichen gegen die „unbarmherzige“ (ebd.) Luise zu stärken. 90,6 Die gleiche Wohlthat hoffe ich für den Roman.] Schiller begleitete die Entstehung von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ mit ausführlichen kritischen Analysen (vgl. zu 89,8). 90,7 Fortsetzung Ihrer Briefe] Schillers Briefe „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“. Den ersten Teil, der die Briefe 1–9 umfasst und im 1. „Horen“-Stück 1795 erschien, hatte Goethe bereits im Manuskript gelesen (vgl. zu 88,12). Die folgenden sieben Briefe lernte er kennen, als er sich vom 11. bis 23. Januar 1795 in Jena aufhielt. 90,8 Faust] Von Goethes Tragödie war 1790 im 7. Band seiner „Schriften“ bei Göschen lediglich „Faust. Ein Fragment“ erschienen. Vor allem auf Drängen Schillers nahm Goethe im Sommer 1797 die Arbeit an dem Stück wieder auf. 90,12–13 Daß Hl. v. Humbold 〈…〉 zufrieden ist] Wilhelm von Humboldt hatte an Lesungen aus Homers „Ilias“ teilgenommen (vgl. zu 89,12–13). Vgl. das Konzept des vorliegenden Briefes (211,31–218,1). 90,16 ein guter Genius] Der Genius war nach römischer Auffassung der persönliche Schutzgeist eines Menschen und dessen Schicksals. 90,17–18 wenn wir auch 〈…〉 genößen] Dass Goethe auch in Jena aus der „Ilias“ lesen möge, war ein Wunsch Schillers im Bezugsbrief. E R L Ä UT E RUN GEN Z U K
211,33 in integrum restituirt] Lat. in integrum restituere: wieder in seine Rechte einsetzen.
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67. An Christian Gottlob Voigt
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Weimar, 3. Dezember 1794 → 〈Weimar〉
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H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 1596/1978. – Doppelblatt 18,8 × 11,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 3 Adresse: Des Herrn / Geh. R. Voigt / Hochwohlgl, rechts daneben rotes Siegel (Amor mit den Waffen des Herkules; vgl. Femmel/Heres, 71, Nr 3). – Bl. 2 äußere untere Ecke Papierverlust durch Öffnen des Siegels, Siegel gebrochen mit kleiner Fehlstelle im Papier. E: Goethe-Voigt1 (1868), 150, Nr 25. WA IV 10 (1892), 209f., Nr 3103. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 90,23 Von meinen Verhandlungen mit den Berggeistern] Vermutlich mit Bezug auf eine der Besprechungen dienstlicher Angelegenheiten von Goethe und Voigt mit den ihnen subordinierten Ilmenauer Bergbeamten, welche hier – zusammen mit den Steigern und Bergleuten – scherzhaft als ‚Berggeister‘ bezeichnet werden. Die Unterredungen verliefen schwierig, da sich das Ilmenauer Bergwesen in einer finanziell angespannten Lage befand; zu ihrem Fortgang vgl. die Erläuterungen zu Nr 147. 90,26–27 um einige Nachricht von Ihrem Befinden] Der Adressat, wie Goethe Mitglied der Bergwerkskommission, wurde offenbar durch eine Krankheit daran gehindert, seinen dienstlichen Verpflichtungen nachzukommen. 90,27 den Titel des Juristischen Lexikons] Nicht ermittelt.
68. An Friedrich Schiller
Weimar, 5. Dezember 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 45. – 1 Bl. 19,5(–19,7) × 22,9 (–23,3) cm, 1 ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 76–78, Nr 29. WA IV 10 (1892), 210f., Nr 3104. BE IL AG E
Manuskript zu Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (vgl. zu 91,5).
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BRIEF 69
E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 3. Dezember 1794 (NA 27, 97, Nr 72; vgl. RA 1, Nr 1118). – Schiller antwortete am 6. Dezember 1794 (NA 27, 100f., Nr 75; vgl. RA 1, Nr 1123). Postsendungen: 5. Dezember 1794, „einen Expressen an Schiller nach Jena“ (GR/RB 1794, 4, Bl. 3). 91,5 das Manuscript] Zur Rahmenerzählung von Goethes Novellenzyklus „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ vgl. zu 89,22. 91,6 Sie oder Herr v. Humbold 〈…〉 noch einmal durch] Ob Schiller oder Wilhelm von Humboldt das Manuskript durchgesehen hat, konnte nicht ermittelt werden. Viel Zeit stand dafür nicht zur Verfügung. Schiller schickte den Text noch am selben Tag an Johann Friedrich Cotta (vgl. seinen Brief vom 5. Dezember 1794; NA 27, 98). 91,8 etwas anhängen könnte] Was Goethe plante, ist nicht bekannt. Er bezieht sich wohl auf Schillers Wunsch im Brief vom 29. November 1794, dass der Rahmenerzählung der „Unterhaltungen“ „gleich die erste Erzählung hätte können mitgegeben werden.“ (NA 27, 94.) Die Binnenerzählungen des Novellenzyklus beginnen jedoch erst im 2. Stück der „Horen“. 91,9 Ihre Anzeige] Die Ankündigung der „Horen“, die dem 1. Stück der Zeitschrift vorangeht (S. III–X; vgl. NA 22, 106–109). 91,11–12 G e s p e n s t e r m ä ß i g e n 〈…〉 G e s c h i c h t e] Diese Geschichte will die Schauspielerin Claire Josèphe Clairon de la Tude (auch mit dem Künstlernamen Hippolyte Clairon) erlebt haben: In den 1740er-Jahren verliebte sich ein Herr von S*. in sie, wurde aber abgewiesen und darüber krank. Nachdem er gestorben war, wurde die Schauspielerin von furchterregenden Erscheinungen geplagt: durchdringenden Schreien in der Nacht, Flintenschüssen, Händeklatschen, melodischen Tönen, deren Herkunft nicht zu ermitteln war. Man glaubte an ein „Gespenst, wie man’s nun überall nannte.“ (Hypolite Clairon: Betrachtungen über sich selbst, und über die dramatische Kunst. Aus der französischen Handschrift übersetzt. Erstes Bändchen. Zürich 1798, S. 301.) – Goethe kannte die Geschichte „L’Apparition de Mademoiselle Clairon“ (franz.: Die Erscheinung der Mademoiselle Clairon) aus der „Correspondance littéraire, philosophique et critique“ (1753– 1790), einer in Paris erscheinenden handschriftlichen Publikation von Friedrich Melchior von Grimm (und seinem Nachfolger Jacob Heinrich Meister), die in einem ausgewählten, meist aristokratischen Leserkreis kursierte (u.a. am Hof zu Gotha). In seinem Brief vom 9. Oktober 1794 bat Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg (RA 1, Nr 1075) um Goethes Urteil über die Geschichte in der „Correspondance littéraire“, die er der Gesellschaft in Weimar zugänglich gemacht habe. (Vgl. auch Elisabeth Gores Brief an Goethe, Mitte? Oktober 1796 [H: GSA 28/15, Bl. 377f.; vgl. RA 2, Nr 408], in dem sie um Rückgabe des handschriftlichen Exemplars der „Apparition de Mademoiselle Clairon“ aus der „Correspon-
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dance littéraire“ bittet.) Die Gespenstergeschichten der Clairon nahm Goethe zur Vorlage für die Erzählung von der Sängerin Antonelli in den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (erschienen im 2. Stück der „Horen“ 1795). 91,14 schon gedruckt] Die Geschichte der französischen Schauspielerin erschien erst später in einer Übersetzung von Jacob Heinrich Meister: Hypolite Clairon: Betrachtungen über sich selbst, und über die dramatische Kunst. Aus der französischen Handschrift übersetzt. 2 Bde. Zürich 1798–1799 (vgl. vorhergehende Erläuterung). 91,19 Voigt] Johann Gottfried Voigt, Inhaber einer Leihbibliothek in Jena. 91,22 Zufälle] Hier: Anfälle (vgl. Adelung 4, 1747f.). – Schiller hatte über eine zweitägige „Unpäßlichkeit“ geklagt (NA 27, 97).
69. An Friedrich Schiller
Weimar, 6. Dezember 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 48. – Doppelblatt 19,4 × 22,9(–23,4) cm, 1 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile der 1. Seite: Dialog über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ 1, (10). E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 81f., Nr 31. WA IV 10 (1892), 212f., Nr 3106. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 6. Dezember 1794 (NA 27, 100f., Nr 75; vgl. RA 1, Nr 1123). – Schiller antwortete am 9. Dezember 1794 (NA 27, 102f., Nr 77; vgl. RA 1, Nr 1125). 92,1 das erste Buch von Wilhelm Schüler] Druckbogen zum 1. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. Im Antwortbrief schreibt Schiller: „Mit wahrer Herzenslust habe ich das erste Buch W〈ilhelm〉 Meisters durchlesen und verschlungen, und ich danke demselben einen Genuß, wie ich lange nicht, und nie als durch Sie gehabt habe.“ (NA 27, 102.) Er finde in diesem Buch Goethes „Geist in seiner ganzen Männlichen Jugend, stillen Kraft und schöpferischen Fülle.“ (Ebd.) 92,4 Ihr] Versehentlich statt ‚Ihre‘. 92,5 sagen Sie mir was man wünscht und erwartet] Das hier und auch sonst im Zusammenhang mit „Wilhelm Meister“ verwendete unpersönliche ‚man‘ deutet an, dass Goethe von Schiller eine zweifache Kritik erwartete: eine nach dessen eigenen Prinzipien, aber auch eine mit Blick auf die Rezipienten des Romans. Schiller spricht im Brief an Körner vom 9. Oktober 1794 von einer „anticipirenden Critik“: Goethe wolle ihm den Roman „bandweise mitteilen; und dann soll ich ihm
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BRIEFE 70/71
schreiben, was in dem künftigen stehen müsste, und wie es sich verwickeln und entwickeln werde.“ (NA 27, 65.) Goethe erwartete also Hinweise zum „Gang der Geschichte und der Entwicklung der Charactere“ (Brief an Goethe, 9. Dezember 1794; NA 27, 102), die Schiller in seinen ausführlichen Briefen von Juni/Juli 1796 (NA 28, 232–248, 251–261) auch zu geben versuchte. 92,6–7 Ihren freundschaftlichen Rath] Vgl. zu 89,8. 92,8 Unterhaltungen] Der Novellenzyklus „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“, der in Schillers Zeitschrift „Die Horen“ erschien. Die Rahmenhandlung hatte Goethe bereits ausgearbeitet (vgl. zu 89,22). 92,9 zweyte Epistel] Sie erschien im 2. Stück der „Horen“ 1795. 92,11 Cotta] Johann Friedrich Cotta, der „Die Horen“ verlegte. 92,11 daß er N a h m e n verlangt] Ein entsprechender Brief Cottas an Schiller ist nicht überliefert. Die „Horen“-Beiträge erschienen bis auf wenige Ausnahmen anonym. Kant befürchtete in einem Brief an Schiller vom 30. März 1795, dies werde der Zeitschrift „Abbruch thun 〈…〉; denn dieser Umstand 〈die Angabe der Autoren〉 interessirt das lesende Publikum gar sehr.“ (NA 35, 182.) Erst ein Inhaltsverzeichnis am Ende der Jahrgänge gab über die Verfasser Aufschluss. 92,12 mehr auf den Stempel als den Gehalt] Fast gleichlautend mit Schillers Ankündigung der „Horen“ vom 10. Dezember 1794 (vgl. NA 22, 109, Z. 24f.). 92,20 wieder etwas von Ihnen zu lesen] Schiller arbeitete an der Fortsetzung seiner Briefe „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“ (vgl. zu 90,7). 92,21 auf einige Zeit zu sehen] Goethe kam am 11. Januar 1795 nach Jena und blieb bis zum 23. Januar. Zuvor war er schon vom 17. bis 19. Dezember 1794 dort und traf außer mit Schiller und Wilhelm von Humboldt auch mit dessen Bruder Alexander zusammen. 92,22 Meyer] Johann Heinrich Meyer, der Goethe nach Jena begleitete. – Goethe übermittelte immer wieder Grüße von Meyer, den Schiller als Mitarbeiter der „Horen“ für bildende Kunst sowie deren Geschichte und Theorie sehr schätzte. Gerade hatte Schiller Meyer am 30. November 1794 einen freundlichen, anerkennenden Brief über dessen „Ideen zu einer künftigen Geschichte der Kunst“ geschrieben (NA 27, 96f.), die im 2. „Horen“-Stück 1795 erschienen. Am 2. Dezember 1794 hatte sich Meyer dafür bedankt (NA 35, 9f.)
DEZEMBER 1794
70. An Philipp Seidel
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〈Weimar〉, 6. Dezember 1794 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: The Morgan Library & Museum New York, Collection of the Heineman-Foundation, MA 6853. – 1 Bl. 19,1(–19,6) × 16,3(–16,5) cm, aus größerem Blatt ausgeschnitten, ½ S. quer beschr., egh., Tinte, flüchtig geschrieben; Rs. unten rechts Adresse: Hl. Rentkommissär / Seidel, rechts daneben Reste einer Oblate. E: Goethe-Seidel2, 53, Nr 32. WAN 1 (1990), 107, Nr 3106a. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes 1794/95 ist nur der vorliegende Brief bekannt. Er steht im Zusammenhang mit Aufträgen, die Goethe Philipp Seidel (1755–1820) erteilt hatte. – Über Philipp Seidel vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 356. 93,1 Ausarbeitungen] Sie betrafen vermutlich Angelegenheiten des Ilmenauer Bergbaus. Am 7. Dezember 1794 fand eine Session der Bergwerkskommission statt; es ging um „Verhandlungen der Bergwerkskommission mit Deputierten der Gewerkschaft über den Geldbedarf des Ilmenauer Bergwerks 1795“ (vgl. das Protokoll der Sitzung in: FA/Goethe I 26, 647–651). Zuvor hatte Goethe bereits Verhandlungen mit den Berggeistern (90,23) geführt (vgl. zu 153,15).
71. An Georg Christian Friedrich Piper
Weimar, 10. Dezember 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-13609. – Doppelblatt 11,9 × 18,8(–19) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte. E: Else von Monroy: Schriftstellernde jenaische Studenten. I. Georg Christian Friedrich Piper. In: GJb 12 (1926), 200–202, hier 200f. WAN 1 (1990), 107, Nr 3107a. BE IL AG E
Manuskript von Friedrich Pipers Schauspiel „Der Mammon“ (vgl. zu 93,6).
196
BRIEF 72
E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Friedrich Pipers Brief vom 29. November 1794 (Else von Monroy: Schriftstellernde jenaische Studenten. I. Georg Christian Friedrich Piper. In: GJb 12 [1926], 200f.; vgl. RA 1, Nr 1112). – Ein Antwortbrief Pipers ist nicht bekannt. Georg (Johann) Christian F r i e d r i c h Piper (1776–1859), Sohn des Dompredigers, Superintendenten und Konsistorialrats Carl Friedrich Piper in Güstrow, studierte von 1794 bis 1796 in Jena die Rechte. Im Herbst 1796 setzte er seine Studien in Rostock fort. Nach der Rückkehr in die Vaterstadt wurde er dort Hofund Landgerichtsadvokat, 1801 Hofrat sowie später Geheimer Hofrat. Piper hatte Goethe mit einem Brief vom 29. November 1794 das Manuskript seines vieraktigen Dramas „Der Mammon“ übersandt, um es „für die Weimar’sche Bühne unterthänigst zu offerieren“ (GJb 12 [1926], 200). Dieser Brief und der vorliegende Brief Goethes an Piper mit der Rücksendung des Dramenmanuskripts sind vermutlich die einzigen, die zwischen beiden gewechselt worden sind. Piper ließ sich durch Goethes Zurückweisung seines Werks nicht davon abhalten, weiter als Dramatiker tätig zu sein. Es folgten das Lustspiel „Gewinn durch Verlust“ (Gera 1796) und das ‚dramatische Gemälde‘ „Die Brüder“ (Rostock und Leipzig 1797). Später erschienen Lustspiele wie „Die Freiwilligen“ (Rostock und Leipzig 1813), „Drey Abendständchen“ (Rostock 1814) und „Die Schäferhütten“ (Rostock 1815), schließlich die Tragödie „Das Brautpaar“ (Berlin 1821). Sein Erstling „Der Mammon“ brachte es 1796 sogar auf eine zweite Auflage. Einige dieser Stücke wurden von einem Liebhabertheater in Güstrow auf die Bühne gebracht. Piper veröffentlichte auch Gedichte in der (in Schwerin erscheinenden) „Neuen Monatsschrift von und für Mecklenburg“ (5. Jg. 9. und 10. Stück. September/Oktober 1796, S. 318–320; Supplement zu der Neuen Monatsschrift von und für Mecklenburg. 4. Stück. Dezember 1796, S. 99 und 115–118). 93,6 Lustspiel] Der Mammon. – Im „Vorbericht“ der Druckausgabe (Jena und Leipzig 1795) heißt es, es sei „der e r s t e dramatische Versuch eines J ü n g l i n g s“ und der Verfasser habe daher auf „Nachsicht ein doppeltes Recht“ (S. III). In dem vom Autor selbst als „Schauspiel“ bezeichneten Stück geht es um das Liebespaar Wilhelmi und Sophie, die wegen Wilhelmis Armut nicht zusammenkommen können. Um dem abzuhelfen, wirbt dieser um die betagte, aber vermögende Anna, in der Hoffnung, sie zu beerben. Als Sophie den Plan gefährdet glaubt, bietet sie ihrerseits Annas altem Bruder Braun ihre Hand an. Die ebenso wohlhabenden wie wohltätigen Geschwister lösen die sich anbahnende Verwicklung auf, indem sie die beiden Liebenden als Erben einsetzen, und zwar unter der Voraussetzung, dass sie einander heiraten. 93,7 Succeß] Franz. succès: Erfolg.
DEZEMBER 1794
72. An Friedrich Schiller
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Weimar, 10. Dezember 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 51–52. – Doppelblatt 12 × 19 cm, 2 1⁄3 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 86–88, Nr 33. WA IV 10 (1892), 213f., Nr 3107. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 9. Dezember 1794 (NA 27, 102f., Nr 77; vgl. RA 1, Nr 1125). – Schillers nächster Brief, der sich nicht unmittelbar auf den vorliegenden bezieht, stammt vom 22. Dezember 1794 (NA 27, 108f., Nr 84; vgl. RA 1, Nr 1142). 93,11–12 das gute Zeugniß 〈…〉 geben] Im Bezugsbrief heißt es: „Mit wahrer Herzenslust habe ich das erste Buch W〈ilhelm〉 Meisters durchlesen und verschlungen, und ich danke demselben einen Genuß, wie ich lange nicht, und nie als durch Sie gehabt habe.“ (NA 27, 102.) Begeistert fällt auch Schillers Urteil in seinem Brief an Körner vom 19. Dezember 1794 aus (NA 27, 106). 93,12 sonderbaren Schicksalen] Anspielung auf die lange Entstehungsgeschichte des Romans (vgl. zu 70,17). Im Januar 1795 erschien der 1. Band, der die ersten beiden Bücher von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ enthält. Goethe schickte ihn am 3. Januar an Schiller (vgl. zu 105,7). 93,17–18 indeß kommt das zweyte 〈…〉 im Manuscripte] Das zweite Buch lernte Schiller fertig gedruckt im 1. Band des Romans kennen, den Goethe ihm am 3. Januar 1795 schickte (vgl. zu 105,7). Das dritte Buch folgte im Manuskript am 7. Januar 1795 (vgl. 105,15). 94,1 auch Hl. v. Humbolds Stimme] Im Bezugsbrief heißt es: „H. v. Humb〈oldt〉 hat sich auch recht daran gelabt, und findet, wie ich, Ihren Geist in seiner ganzen Männlichen Jugend, stillen Kraft und schöpferischen Fülle.“ (NA 27, 102.) Ein entsprechender Brief Wilhelm von Humboldts an Goethe ist nicht überliefert. 94,3 Das Verschweigen der Nahmen] Gemeint sind die Namen der Verfasser der „Horen“-Beiträge (vgl. zu 92,11). 94,3 Annonce] In der Ankündigung der Zeitschrift vor dem ersten Beitrag im 1. Stück der „Horen“ 1795 werden 25 Namen von Mitarbeitern genannt (vgl. dort S. VIII f.). 94,6 Claironischen Geschichte] Vgl. zu 91,11–12. 94,6 bin ich nun beruhigt] Goethe hatte wissen wollen, ob die Geschichte bereits gedruckt vorliege, weil er sie für seine „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ bearbeiten wollte (vgl. Nr 68).
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BRIEFE 73/74
94,7 Biß wir sie produciren.] Goethe schrieb die Erzählung von der Sängerin Antonelli um die Jahreswende 1794/95. Sie erschien in der zweiten Hälfte des Februar 1795 im 2. Stück der „Horen“. 94,8–9 das neue Jahr mit Ihnen anzufangen] Goethe kam vom 11. bis 23. Januar 1795 nach Jena.
73. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 13. Dezember 1794 → 〈Jena〉 ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. II, fol. 83, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1794.“; Kriegsverlust. – Schreiberhd, mit Randsignaturen G. und „V.“ 〈Christian Gottlob Voigt〉 (vgl. WA IV 10, 405). E: WA IV 10 (1892), 214, Nr 3108 (Eduard von der Hellen; nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 405). Textgrundlage: E. BE IL AG E
Verwaltungsunterlagen zum Botanischen Garten in Jena (vgl. zu 94,12–13). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Batsch antwortete am 14. Dezember 1794 (H: GSA 28/7, Bl. 379; vgl. RA 1, Nr 1129). 94,12–13 die ins reine gebrachten 〈…〉 Resolutionen] „Monita Ueber die Rechnung bey den neuen Botanischen Institut in Fürstengarten zu Jena auf die Zeit von Johannis bis MichaeL. 1794.“ Die überlieferte Reinschrift (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 65–67) ersetzte die zweite Beilage zu Nr A 30. Zum Verfahren der Berichterstattung und Rechnungslegung vgl. zu 3,4–5, 275,16–17 sowie 293,13 und 293,18. – Belegt wurden hier das zweite und dritte Quartal des Jahres 1794. Den Bericht für das vierte Quartal 1794 stellte der Adressat in seiner Antwort in Aussicht. – Resolutionen: Die Entscheidungen des Herzogs, hier wohl die offizielle Genehmigung der Abrechnung durch den Landesherrn und die Mitglieder der Kommission (von lat. resolutio). 94,17–19 Ihre Pappen 〈…〉 rangirt] Batsch sandte im Antwortbrief die Kartons mit Pflanzenbildern, darunter einige illuminierte Kupferstiche mit botanisch besonders wertvollen Gewächsen, die der Botaniker Christian Schkuhr in den späteren Bänden seinem „Botanischen Handbuch der mehresten theils in Deutschland wild-
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wachsenden, theils ausländischen in Deutschland unter freyem Himmel ausdauernden Gewächse“ (3 Bde. Wittenberg 1791–1803) veröffentlichen sollte. Welche Abbildungen Goethe erhielt, ließ sich nicht ermitteln. – rangirt: ‚rangiren‘, ordnen (von franz. ranger). 94,20–21 dem Fischotterskelette] Knochenpräparat eines Fischotters (lat. Lutra lutra), das von Goethe für Studien zur vergleichenden Anatomie der Tiere und zu seiner Wirbeltheorie herangezogen wurde. – Goethe interessierte sich für die Schädelknochen des Tieres und besaß in seiner osteologischen Kollektion selbst zwei Fischotterschädel (KSW, Naturwissenschaftliche Sammlung, GNA 0021 und GNA 0022); vgl. dazu LA II 9A, 197–200 (M 127). Im Zusammenhang mit seinen Untersuchungen der Wirbel, dem „Versuch über die Gestalt der Tiere“ (LA I 10, 74–87; erläutert in: LA II 9A, 564–571) sowie dem „Versuch einer allgemeinen Knochenlehre“ (LA I 10, 87–118; erläutert in: LA II 9A, 572–575), bezieht er sich auf das Rumpfskelett des Fischotters (vgl. LA II 9A, 193–195 [M 124]). 94,22 Sie in Jena besuche] Goethe war vom 17. bis zum 19. Dezember 1794 in Jena. Ein Treffen mit Batsch ist nicht belegt.
74. An Friedrich Schiller
Weimar, 23. Dezember 1794 → 〈Jena〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 54. – Doppelblatt 11,9 × 19 cm, 1 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte. – Bleistiftkorrektur Goethes(?): 95,4–8 |(|Unsre Erklärung 〈…〉 dienlich seyn.|)| (vgl. E1). – Goethe nahm für den Erstdruck seines Briefwechsels mit Schiller egh. Bleistiftkorrekturen vor; diese Korrekturen betreffen vor allem die Unterdrückung von Namen seinerzeit noch lebender Personen (so änderte er z.B. in Nr 131 Mad. Brun [143,1] zu Y. sowie Fernows [143,1] zu Fs) und die Milderung kritischer Äußerungen (so ersetzte Goethe z.B. in Nr 195 die Bezeichnung der arme Teufel [197,28] für Johann Paul Friedrich Richter durch der gute Mann). Darüber hinaus entfernte Goethe Passagen, die in bestimmten persönlichen Beziehungen hätten unangenehm wirken können (so z.B. im vorliegenden Brief seinen Vorschlag zur Taktik der Honorarverhandlungen mit Johann Friedrich Cotta [vgl. zu 95,4–8]). Außerdem finden sich auch Zusätze wie z.B. Datierungen. Diese Bleistiftkorrekturen und -zusätze werden im vorliegenden Band im Rahmen der Handschriftenbeschreibung mitgeteilt, weil es sich um Autorvarianten handelt, die nach Absendung der Ausfertigung eines Briefes entstanden sind und nicht Bestandteil des Briefes waren, den der Empfänger erhielt. E1: Schiller-Goethe1 1 (1828), 90, Nr 35 (Teildruck ohne den in H eingeklammerten Text).
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BRIEF 75
E2: Schiller-Goethe2 1 (1856), 39, Nr 35. WA IV 10 (1892), 215f., Nr 3110. BE IL AG E N
1) Druckbogen zum 1. Stück der „Horen“ 1795 (vgl. zu 95,1). 2) Manuskript zu Goethes „Zweyter Epistel“ (vgl. zu 95,9). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 22. Dezember 1794 (NA 27, 108f., Nr 84; vgl. RA 1, Nr 1142). – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 75 sowie auf einen nicht überlieferten Brief vom 29. Dezember 1794 (vgl. EB 72) – am 2. Januar 1795 (NA 27, 113f., Nr 87; vgl. RA 1, Nr 1153). 95,1 Die Bogen] Schiller hatte mit dem Bezugsbrief die Druckbogen des 1. Stücks der „Horen“ 1795 übersandt. 95,2 Hexameter] Sechshebige, aus Daktylen und Trochäen bestehende Verse; sie mussten ihrer Länge wegen in Goethes „Erster Epistel“ in vielen Fällen umbrochen werden. In seinem Brief an Johann Friedrich Cotta vom 9. Januar 1795 bat Schiller, künftig „der Symmetrie wegen“ (NA 27, 118) ausnahmslos alle Hexameter zu umbrechen und behauptete: „Auf dieser Einrichtung besteht Göthe namentlich.“ (Ebd.) So geschah es in der „Zweyten Epistel“ im 2. „Horen“-Stück 1795. 95,4–8 Unsre Erklärung 〈…〉 nicht dienlich seyn.] Der Absatz wurde von Goethe in E unterdrückt (vgl. Überlieferung). – Schiller hatte den Druck der „Horen“ als zu eng gefunden und angekündigt, sich beim Verleger Johann Friedrich Cotta dafür einzusetzen, dass dieser die Autoren größerer Beiträge „auf irgendeine Art entschädigt.“ (NA 27, 108f.) Anders als Goethe riet, hatte Schiller schon am Vortag an Cotta geschrieben und moniert, „daß statt 30 Zeilen 32 auf die Seite gehen“ (Brief vom 22. Dezember 1794; NA 27, 109). Dabei blieb es auch. Als Ausgleich hatte Schiller vorgeschlagen, gerade im Falle Goethes, „der eins unserer wichtigsten und zugleich thätigsten Mitglieder ist“ (ebd., NA 27, 110), „beym Abschluß der Rechnung nach der OsterMeße von freyen Stücken etwas zu dem ausgemachten Honorar“ zuzulegen (ebd., NA 27, 110). Mit Bezug auf den vorliegenden Brief fügte Schiller in seinem Brief an Cotta vom 9. Januar 1795 hinzu, Goethe werde erst nach Erscheinen des 1. Stücks „seine Bedingungen machen. 〈…〉 Ein Mann, wie Göthe, der in Jahrhunderten kaum einmal lebt, ist eine zu kostbare Acquisition, als daß man ihn nicht, um welchen Preiß es auch sey, erkaufen sollte.“ (NA 27, 118.) Die erste Honorarabrechnung, die Schiller am 29. März 1795 an Cotta schickte, sah vor, dass Goethe für sechs Druckbogen 48 Louisdor erhalten sollte, also acht Louisdor pro Bogen, was dem höchsten Honorar überhaupt entsprach, das im Verlagsvertrag vom 28. Mai 1794 vorgesehen (NA 41 II A, 351), welches aber im Oktober 1794 bereits auf sechs Louisdor gesenkt worden war (vgl. Schillers Brief an Cotta, 2. Oktober 1795; NA 27, 60; ferner die Mitteilungen
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zur Privatanzeige der „Horen“ in den Erläuterungen zu Nr 24). – Continuation: Fortführung, ununterbrochene Reihe (von lat. continuatio). 95,9 die zweyte Epistel] Sie erschien im 2. „Horen“-Stück 1795. 95,9 die dritte Epistel] Am Schluss der „Zweyten Epistel“ heißt es: D i e F o r t s e t z u n g f o l g t. Es kam jedoch nur ein Entwurf zustande (vgl. WA I 5.2, 370–372). 95,11 Gespenster Geschichten] Die Erzählung um die Sängerin Antonelli (vgl. zu 91,11–12), Bassompierres Geschichte von der schönen Krämerin und vom Schleier aus dem Novellenzyklus der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ für das 2. Stück der „Horen“ 1795. 95,12–13 Sie 〈…〉 begrüßen zu können] Goethe kam vom 11. bis 23. Januar 1795 nach Jena. 95,14 Lassen Sie doch die Manuscripte von Cotta zurückkommen] Darum ersuchte Schiller den Verleger in seinem Brief vom 9. Januar 1795 (NA 27, 120). Bereits mit seinem Antwortbrief vom 19. Januar 1795 schickte dieser u.a. das Manuskript von Goethes „Erster Epistel“ zurück (NA 35, 134); auch mit seinem Brief vom 26. Juni 1795 kamen Manuskripte (vom 5. und 6. „Horen“-Stück) zurück (NA 35, 228). 95,16–17 Frau v. Kalb 〈…〉 vorbeygegangen ist] Charlotte von Kalb, die sich in Weimar aufhielt, hatte Goethe in einem Brief von Mitte Dezember 1794 zu einem Treffen bei Louise von Göchhausen eingeladen; nach Tisch gehe sie nach Jena (vgl. Kalb-Goethe, 48). Ein Treffen kam weder in Weimar noch in Jena zustande, von wo Charlotte von Kalb am 23. Dezember 1794 erneut an Goethe schrieb und anfragte, ob er nicht in nächster Zeit dorthin komme (ebd., 49).
75. An Friedrich Schiller Weimar, 25. Dezember 1794 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1046, Bl. 55–56. – Doppelblatt 19,5 × 22,8(–23,2) cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 rotes Siegel (Amor mit den Waffen des Herkules?; vgl. Femmel/Heres, 71, Nr 3) und Adresse: Herrn / Hofrath Schillers / Wohlgebl / nach / Jena / fr; Bl. 2 am Rand Mitte Siegelausriss. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 91, Nr 36. WA IV 10 (1892), 216f., Nr 3111. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers. – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 74 und vermutlich auf einen nicht überlieferten Brief Goethes vom 29. Dezember
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BRIEF 76
1795 (vgl. EB 72) – am 2. Januar 1795 (NA 27, 113f., Nr 87; vgl. RA 1, Nr 1153). Postsendungen: 26. Dezember 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20). 95,20 Wegen des alten Oberreits] Der aus der Schweiz stammende, zum damaligen Zeitpunkt 69-jährige Jacob Hermann Obereit studierte in Halle und Berlin Medizin, widmete sich aber auch der Philosophie und Chemie und interessierte sich für Theosophie und Mystik. Er verfasste sowohl medizinische als auch philosophische Werke, in denen er sich gegen die Schriften Kants und Johann Georg Zimmermanns wandte. Bekannt ist Obereit als Entdecker der Nibelungen-Handschrift C (Siglierung nach der 1. Ausgabe von Karl Lachmann, Berlin 1826) in der Schlossbibliothek von Hohenems (Vorarlberg). Obereit führte stets ein Wanderleben, das ihn über einige Stationen in der Schweiz Anfang der 1780er Jahre nach Sachsen und 1785, von Wieland unterstützt, nach Jena führte. 1786 wurde er ‚Hof- und Cabinetsphilosoph‘ am Meininger Hof, kehrte aber 1791 nach Jena zurück, wo er im Haus von Johann Gottlieb Fichte lebte. Da eine kleine Pension von Herzog Carl August für seinen Lebensunterhalt nicht ausreichte, wurde er von Freunden unterstützt. Goethe hatte wiederholt für Hilfe gesorgt, etwa mit Geld und Brennholz (vgl. seinen Brief an Friedrich Heinrich Jacobi, 25. und 31. Dezember 1792; GB 9 I, Nr 143). Christian Gottlob Voigt berichtete in einem Brief an Goethe vom 10. Dezember 1794 von Fichtes Vorschlag, für Obereit eine „Kollekte unter den Studenten“ zu veranstalten, riet aber dazu, den Herzog noch einmal um Unterstützung zu bitten, um Obereit nicht zu kränken (Goethe-Voigt2 1, 156). Zuletzt hatte sich Obereit mit einem Brief vom 5. November 1794 an Goethe gewandt und um Holz nachgesucht (H: GSA 28/7, Bl. 310; vgl. RA 1, Nr 1091) und am 20. Dezember – „hülflos unwert und elend, fast erfrierend in der kalten Kammer des Nachts“ (H: GSA 28/7, Bl. 363; vgl. RA 1, Nr 1139) – noch einmal Hilfe erbeten. In seiner Antwort auf den vorliegenden Brief teilte Schiller mit, Obereit habe aus Meiningen Geld erhalten, und machte den Vorschlag, einen Teil dieser Mittel zur Verbesserung von Obereits Bekleidung zu verwenden, „da man ihm dadurch die Möglichkeit verschafft, fremde Tische zu besuchen, von denen ihn biß jetzt sein philosophischer Cynismus ausgeschloßen hat.“ (NA 27, 114.) Auch im darauffolgenden Jahr versuchte Goethe zu helfen (vgl. 205,14–16 [Nr 201]). 95,20 schreibe ich Ihnen heute noch ein Wort] Ein solcher Brief ist nicht überliefert. 95,21–22 die ich Ihnen Sonnabend schicke] Möglicherweise lag das Geld Goethes nicht überliefertem Brief an Schiller von Montag, dem 29. Dezember (nicht von Samstag, dem 27. Dezember), bei (vgl. EB 72). 95,25 Mein drittes Buch] Von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. 96,1 Sie nach dem neuen Jahre sehen] Goethe kam vom 11. bis zum 23. Januar 1795 nach Jena.
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76. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 27.–29. Dezember 1794 → 〈Emkendorf〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2740, Bl. 96. – 2 Doppelblätter 19,3(–19,5) × 22,7(–23,3) cm, 6 ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts, unter der Ort- und Datumsangabe Empfangs- und Antwortvermerk, von Jacobis Hd, rote Tinte: „e. dL 7 t Januar 1795. / b – 11 t – -“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 196–200, Nr 96. WA IV 10 (1892), 217–221, Nr 3112. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Friedrich Heinrich Jacobis Brief vom 16. Dezember 1794; er enthält eine Nachschrift von Julie Gräfin von Reventlow (JB I 11, 11–15, Nr 3349; vgl. RA 1, Nr 1135). – Jacobi antwortete am 11. Januar 1794 (JB I 11, 22f., Nr 3355; vgl. RA 1, Nr 1167). Postsendungen: 29. Dezember 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20). 96,5–6 gleich nach Empfang deines Briefes] In Anbetracht der Postlaufzeit des vorliegenden Briefes, der am 29. Dezember 1794 in Weimar aufgegeben wurde und am 7. Januar 1795 in Emkendorf eintraf (vgl. Empfangsvermerk), könnte der Bezugsbrief durchaus kurz zuvor eingetroffen sein. Laut Rechnung des Kaiserlich Sächsischen Postamts erreichten Goethe am 23. und 25. Dezember 1794 nicht näher spezifizierte Sendungen (GR/Belege 1794, 4, Bl. 20). 96,8 Max] Der jüngste Sohn des Adressaten (vgl. erste Erläuterung zu 48,6). Goethe hatte sich des Jenaer Medizinstudenten angenommen und unterstützte ihn, indem er ihm beispielsweise Geld lieh (Max Jacobis Brief an Goethe, 7. November 1794; H: GSA 28/7, Bl. 304 und 308; vgl. RA 1, Nr 1093). 96,10 sein Metier] Die Medizin. 96,10–11 Daß er in seinem Curs 〈…〉 Umwege mache] Goethe reagiert beschwichtigend auf die im Bezugsbrief geäußerte Sorge des Vaters: „Das gute Zeugniß für Max, das Du mir im September schriebst, hat mich sehr gefreut. Ich habe wieder Deinen Brief nicht bey der Hand, um Dein Urtheil mit dem von mir gefällten zu vergleichen; aber der Junge ist mir sehr lieb. Habe Du ferner ein Auge auf ihn, und gieb besonders auf einen gewißen Hang zum Phantastischen Acht der heimlich in ihm ist, und dem ich noch nicht recht auf die Spuhr habe kommen können, wo er ihm sitzen mag. Sorge auch daß er es immer mehr in seine Gewalt bekommen, denjenigen Fleiß anzuwenden, den er jedesmal nöthig hat; es fehlt ihm in diesem wie in noch manchen andern Stücken an Männlichkeit, und er ist lange nicht so fest als er ernsthaft aussieht.“ (JB I 11, 13.) 96,16–17 zu der Zeit 〈…〉 dich zu überraschen] Im Bezugsbrief findet sich der inständige „Wunsch daß Du bey uns seyn möchtest“, und die Vorahnung, „mir war
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es so, daß ich Deine baldige Erscheinung mit Zuversicht verhieß. Auch die Hamburger habe ich hoffen laßen, Du würdest kommen; dies mit etwas Bosheit im Herzen.“ (JB I 11, 12.) Zudem: „Solltest Du Lust bekommen diese Gegend, während ich sie ravagiere zu besuchen, so darfst Du mir nur schreiben wann u wo Du mich treffen willst, u Du wirst mich finden. Julie Reventlov allein lohnt Dir die Mühe der Reise. 〈…〉 Dich dringender einzuladen habe ich nicht das Herz; wie ich gern Dich bitten m ö c h t e, brauche ich Dir nicht zu sagen. Hättest Du Julien nur einmal gesehen, so sollte sie Dich bitten; sie versteht es.“ (Ebd., 12f.) In einer Nachschrift zum Bezugsbrief sprach Julie Gräfin von Reventlow, auf deren Gut sich Jacobi seit dem 10. Dezember 1794 als Gast aufhielt, ihrerseits eine Einladung an Goethe aus. – Goethe war zunächst nicht abgeneigt, Jacobi zusammen mit Max und dessen Bruder Friedrich, dem ältesten Sohn des Adressaten, der zu dieser Zeit in Braunschweig eine Zweigstelle des Aachener Familienunternehmens führte, in Wandsbek zu besuchen – worauf ein nicht überlieferte Brief Goethes an Friedrich Jacobi hindeutet (EB 88). Er schob das Vorhaben aber bald, zunächst auf die Tage um Ostern 1795, bevor er sich am 11. März 1795 endgültig gegen die Reise in die wenig geliebte Gegend entschied (vgl. Nr 94). – Max hatte von der Absicht seines Vaters, Goethe einzuladen, schon durch seine Schwester Clara erfahren. Im Brief vom 26. November 1794 hatte er Goethe schon entsprechend bestärkt, die Reise in den Norden tatsächlich anzutreten (H: GSA 28/7, Bl. 337 und 342; vgl. RA 1, Nr 1109). Mit Norddeutschland, insbesondere mit Hamburg, war Goethe durch zahlreiche Bekannte und Korrespondenten verbunden; bis dato besucht hatte er jedoch weder die Hansestadt noch deren Umgebung. 96,25 h i n g l a u b e n] Hoffen, dass Goethe an einem bestimmten Ort sei (vgl. GWb 4, 1218), dass Goethe allein durch Jacobis Gedanken in eine bestimmten Gegend versetzt werden könne. Hier wohl auch als Anspielung auf die epistemische Bedeutung zu lesen, die der Adressat in seinen Schriften über Spinoza stets dem Glauben bei der Frage nach Gewissheiten beigemessen hatte. 97,1 Empfiel mich deiner fürtrefflichen Freundinn] Julie Gräfin von Reventlow. In der Nachschrift hatte sie den „Freund meines Freundes, Liebling meines Lieblings!“ (JB I 11, 14) unter Aufbietung vieler Vergleiche der nordischen mit der italienischen Landschaft und Kultur aufgefordert, auf das zusammen mit ihrem Ehemann Friedrich Graf von Reventlow bewohnte Gut Emkendorf in Holstein zu kommen, auf dem sie seit 1783 einen literarischen Salon unterhielt. Goethe lernte sie nie persönlich kennen. 97,5–6 Grüße Claudius und wer sich meiner erinnert.] Im Bezugsbrief hatte Jacobi ausführlich von seinem täglichem Umgang mit Matthias Claudius und seiner Familie in Hamburg berichtet und sowohl einen Gruß als auch eine Einladung nach Wandsbek an Goethe übermittelt. Friedrich Gottlieb Klopstock, der ebenfalls im Bezugsbrief Erwähnung gefunden hatte, blieb ohne namentlichen Gruß. Goethe hatte sich bereits 1776 mit ihm überworfen.
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97,7 daß du dir eine Art von Formel gemacht hast] Im Bezugsbrief hatte Jacobi berichtet, er habe Goethe, der sein Versprechen, die neuesten literarischen Werke zu senden, nicht eingelöst hatte, in Schutz genommen: „Wären nicht die Kinder u das Herz das ich zu ihnen habe, ich hätte längst die Scheidung von Dir nachgesucht, Du Leichtfertiger! Statt deßen vertheidige ich nun überall Deine Ehre, wie ein Narr; u da alle Großmuth sich selbst lohnt, so habe ich das Gute davon, daß durch Fertigkeit ein Gefühl entstanden ist, als gienge mirs von Herzen, u ich stritte für die Wahrheit.“ (JB I 11, 14.) 97,12 den Humboldts] Wilhelm und Alexander von Humboldt. In den „Tagund Jahres-Heften“ auf das Jahr 1794 erinnerte sich Goethe an die zwischen dem 17. und 19. Dezember dieses Jahres gemeinsam verbrachte Zeit: A l e x a n d e r v o n H u m b o l d t längst erwartet, von Bayreuth ankommend nöthigte uns in’s Allgemeinere der Naturwissenschaft. Sein älterer Bruder, gleichfalls in Jena gegenwärtig, ein klares Interesse nach allen Seiten hinrichtend, theilte Streben, Forschen und Unterricht. (WA I 35, 32.) Zudem besuchte er zusammen mit den Brüdern und Meyer in Jena anatomische Vorlesungen: Zu bemerken ist, daß Hofrath L o d e r eben die Bänderlehre las, den höchst wichtigen Theil der Anatomie: denn was vermittelt wohl Muskeln und Knochen als die Bänder? 〈…〉 Wir Genannten, mit Freund Meyern, wandelten des Morgens im tiefsten Schnee, um in einem fast leeren anatomischen Auditorium diese wichtige Verknüpfung auf ’s deutlichste nach den genauesten Präparaten vorgetragen zu sehen. (WA I 35, 32f.) Des Weiteren erinnerte er sich an die 1795 in Jena besuchten Vorlesungen: Anatomie und Physiologie verlor ich dieses Jahr fast nicht aus den Augen. Hofrath Loder demonstrirte das menschliche Gehirn einem kleinen Freundes-Cirkel, hergebrachter Weise, in Schichten von oben herein, mit seiner ihn auszeichnenden Klarheit. Die Camperschen 〈Pieter Campers〉 Arbeiten wurden mit demselben durchgesehen und durchgedacht. (Ebd., 60.) – Goethes Notizen zur Syndesmologie sind im Nachlass überliefert (H: GSA 26/LVI,18:5; gedruckt in: LA II 9A, 230f. [M 143]). 97,15–16 Den ersten Band von Wilhelm 〈…〉 vier Bände im Publico sind.] Am 27. Dezember hatte Unger die Freiexemplare des 1. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ in Berlin abgesandt. Am 3. Januar 1795 gingen sie an Schiller und Wilhelm von Humboldt. Jacobi, dem der Band schon 1792 in Pempelfort versprochen worden war und der deshalb schon mehrmals nachgefragt hatte, erhielt sein persönliches Exemplar erst mit Nr 86. – Publico: Dativ zu lat. publicum: Allgemeinheit, Öffentlichkeit. 97,18–19 Wäre Schlosser ein Naturforscher so würde Nicolovius am Ziel seiner Wünsche seyn] Im Bezugsbrief hatte Jacobi berichtet, dass Goethes Schwager Johann Georg Schlosser dem Juristen Ludwig Nicolovius verboten habe, während der Kriegsunruhen seine Tochter, Goethes Nichte Louise, zu besuchen. Erst in Frie-
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denszeiten sollte die Begegnung beider junger Menschen wieder möglich sein. Begründet habe Schlosser dies religiös-moralisch:„〈…〉 er dachte an die Zeiten der Sündflut, und die Lust zum Freyen schien ihm ein neues drohendes Zeichen des einbrechenden allgemeinen Untergangs.“ (JB I 11, 13.) In seiner Antwort insinuiert Goethe, dass es seinem Schwager an Sinn für tatsächliche menschliche Bedürfnisse mangle. 97,20 Prolification] Zeugung von Nachkommen (von neulat. prolificus, aus lat. proles: Sprößling und lat. facere: machen). – Mit dem Terminus der Prolifikation wird in der Botanik die vegetative, ungeschlechtliche Vermehrung von Pflanzen mittels Ableger bezeichnet. 97,21–22 Stadt oder Landkalamität] Unglück in einer Stadt oder in einem Land, ein Unheil, auch eine Niederlage (von lat. calamitas). 97,22 Aspeckten] Vorzeichen (von lat. aspectus: Anblick), in astronomischer Terminologie eine spezifische Konstellation von Himmelskörpern. 97,23 Bastarden] Uneheliche, illegitime Kinder, von denen man annahm, dass sie intellektuelle und somatische Defizite aufwiesen (vgl. GWb 2, 87). – Ludwig Nicolovius heiratete Louise Schlosser erst am 5. Juni 1795. 97,23 ziemlicher maaßen] Einigermaßen. 97,26 Der dir gesagt hat: ich habe meine optischen Studien aufgegeben] Die Information ging auf Karl Leonhard Reinhold zurück, der Jena an Ostern verlassen und eine ihm bereits im Sommer 1793 zugesagte ordentliche Professur der Philosophie in Kiel angetreten hatte. Jacobi, der mit dem Anhänger der Philosophie Kants nach wie vor in regelmäßigem Kontakt stand, hatte Goethe im Bezugsbrief von dem Gerücht berichtet: „Jemand, (ich glaube Reinholdt) wollte wißen daß Du diese Beschäftigung ganz aufgegeben hättest. Ich kann das nicht glauben.“ (JB I 11, 14.) 97,29 Apparat] Instrumentarium zu einzelnen Versuchen, Zubehör für naturwissenschaftliche Zwecke (vgl. GWb 1, 775). Vgl. zu 68,11–12, 77,25 und 78,1–2. 97,32–98,4 Die P h ä n o m e n e 〈…〉 genug zu bleiben] Methodologische Gedanken dieser Art hatte Goethe schon im Frühjahr 1792 zu Papier gebracht (vgl. „Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt 1793“; LA I 8, 305–315; erläutert in: LA II 1B, 1319–1333). Der ersten Fassung des Aufsatzes war ein mit „Über die Notwendigkeit von Hypothesen“ betitelter, zu Goethes Lebzeiten unveröffentlichter Text vorausgegangen (LA I 11, 35f.; erläutert in: LA II 1B, 1140–1147). Gegen Ende der 1790er Jahre verfeinerte und erweiterte Goethe diese ersten Überlegungen zur Genese von Erkenntnissen in der Naturforschung in einer Reihe von Beiträgen. 98,9 Max will noch schreiben] Wohl einen Brief an dessen Schwester Clara; Jacobi erwähnt einen solchen in seinem Antwortbrief (H: GSA 28/445, Bl. 54). 98,11–12 Nun sey noch ein Wort 〈…〉 an die Kirchen und Küchenmutter
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Lene gerichtet.] Die scherzhafte Bezeichnung von Jacobis Halbschwester Helene als ‚Kirchenmutter‘ – analog zu ‚Kirchenvater‘, einer anerkannten theologisch-moralischen Autorität (vgl. GWb 5, 392) – findet sich schon im Bezugsbrief, ebenfalls die nicht weniger scherzhaft gemeinte Bezeichnung Goethes als Sünder: „Lebe wohl, alter Sünder, u erhalte Dich nur daß Du nicht verderbest in Deinen Sünden. – Kirchenmutter Lene, Tante Lotte u Clärchen grüßen Dich zu tausend Malen!“ (JB I 11, 14.) Die lautliche Ähnlichkeit legte die Abwandlung des Nomens zu ‚Küchenmutter‘ nahe, zumal „Mama“ Helene Jacobi ausgeprägte hauswirtschaftliche Qualitäten besaß und Goethe schon des Öfteren mit Köstlichkeiten verwöhnt hatte. 98,12 Anti-Heilsordnung] Scherzhafte Umkehrung des Begriffs der christlichen Heilsordnung (lat. ordo salutis), eines zentralen Begriffs der Dogmatik. Darunter ist die Rechtfertigungslehre zu verstehen, die aufzeigt, auf welchem Wege sich der Mensch von der Sünde abwenden und durch welche Taten er das von Christus erworbene Heil bei Gott erlangen könne. Mit Blick auf die gegensätzlichen Anforderungen seiner Anti-Heilsordnung kann Goethe durchaus auf eine löbliche Anzahl unerlaubter Handlungen (98,19–20) verweisen, klagt aber darüber, dass es ihm letztlich an den nötigen Mitteln fehle, sich dem Laster der Völlerei hinzugeben und damit der ewigen Verdammnis anheimzufallen. – Mit derartigen Späßen versuchte Goethe, an die vertrauliche Atmosphäre früherer Gespräche mit dem Adressaten anzuknüpfen. Goethe begegnete der von Jacobi streng befolgten christlichen Ethik mit erheblichen Vorbehalten. Den orthodoxen Katholizismus, wie er im Kreis der Fürstin Gallitzin in Münster oder auf Gut Emkendorf in Holstein gepflegt wurde, lehnte er ab (vgl. „Tag- und Jahres-Hefte“ auf das Jahr 1794; WA I 35, 37–40). 98,13 alle sieben Kardinal Sünden] Zu den sieben Hauptlastern gehören im traditionellen christlichen Verständnis Hochmut (lat. superbia), Geiz (lat. avaritia), Wollust (lat. luxuria), Jähzorn (lat. ira), Maßlosigkeit (lat. intemperantia), Neid (lat. invidia) und Faulheit (lat. acedia). 98,14 Don Juan] Als literarische Gestalt der typische Verführer, der Wüstling und Sünder, der nach vielerlei Verfehlungen am Ende zur Hölle fährt. 98,16 die Statue] Der steinerne Gast, der auf Rache sinnende Komtur von Sevilla, den Don Juan zuvor erstochen hatte. Am Ende der Erzählung, nach dem letzten Gastmahl mit dem Standbild des Toten, stürzt diese strafende Instanz Don Juan endgültig in sein Verderben. 98,17 gulositas] Lat.: Völlerei; als Maßlosigkeit eines der sieben Hauptlaster, die nach christlicher Auffassung zur ewigen Verdammnis führen. 98,18 accelerirt] Von franz. accélérer: beschleunigen, fördern, begünstigen. 98,20 Hollen Candidaten] Höllenkandidaten. 98,20–21 gulositate] Dativ/Ablativ zu lat. gulositas: Maßlosigkeit, Völlerei. 98,22 Schöpsenbraten] Hammelbraten (Schöps: ein kastrierter Schafsbock). 98,22 Knackwurst] Roh- oder Brühwurst aus magerem Fleisch und Speck mit
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Pökelsalz und Gewürzen, benannt nach dem Geräusch, das beim Zerbeißen des Darms entsteht. 98,23 in jenen Gegenden] Im Norden Deutschlands, wo sich Jacobi zu jener Zeit aufhielt. 98,30 ein Musterkästchen solcher soliden Reize] Die Warensendung dürfte lange nach dem Antwortbrief Jacobis in Weimar eingetroffen sein. Sie enthielt, wie der undatierte Lieferschein von Lenes eigener Hand belegt, einen Großteil des Gewünschten, insgesamt sieben Einzelposten: ein Stück Hamburger Rauchfleisch, Schinken, zwei geräucherte Ochsenzungen, drei verschiedene Käsesorten und einige geräucherte Aale (H: GSA 28/445, Bl. 56; vgl. RA 1, Nr 1168). Dass alles schon mit dem Antwortbrief geschickt wurde, wie in JB I 11, 23 angenommen, wo der Lieferschein als Briefbeilage abgedruckt wird, ist unwahrscheinlich: Der Adressat kündigte die Sendung in diesem Brief erst für später an: „Mama Lene war etwas verwundert, daß sie aus einer Kirchen- eine Sünden-Mutter werden sollte. Indeßen wird ein Kistlein Proviant für die Höllenfahrt nächstens erscheinen.“ (JB I 11, 22.) Wer noch zu den von Goethe angesprochenen dienstbaren Geister (98,30) gehörte, ließ sich nicht ermitteln; neben ‚Tante Lotte‘ könnten auch einige Dienstboten im Haus gemeint gewesen sein. – Goethe bedankte sich für die vermutlich Anfang Februar 1795 in Weimar eingetroffenen Nahrungsmittel in einem Kasten (vgl. Nr 92). 98,32 operibus supererogationis] Supererogationen, Begriff aus der christlichen Ethik, mit dem Handlungen bezeichnet sind, mit denen eine Person mehr tut, als es die Pflicht verlangt (lat. opera supererogationis: übergebührliche Werke, abgeleitet von lat. super: über und lat. erogare: verteilen, spenden). 99,4 wenn ich euch in jener Gegend besuchen sollte] Vgl. zu 96,16–17. Im Antwortbrief erinnert Jacobi abermals an seinen Wunsch, Goethe und Max mögen ihn bei Matthias Claudius in Wandsbek besuchen. 99,5 Clärchen] Clara Jacobi, die zu diesem Zeitpunkt 17-jährige Tochter des Adressaten (vgl. zu 38,16). 99,5 die Cour machen] Den Hof machen, sich um die Gunst der jungen Dame bemühen (von franz. cour: Hof). Im Antwortbrief heißt es zu Goethes scherzhaft gemeintem Ansinnen: „Clärchen nimt den ihr hingeworfenen Handschuh auf, und ist neugierig, ob der trotzige Ritter sich stellen, und das Herz haben werde ihr ins Auge zu sehen. Sie glaubt es nicht u lacht.“ (JB I 11, 22.) 99,7 Approbation] Zustimmung (von franz. approbation, lat. approbatio). 99,10 Lottchen] ‚Tante Lotte‘, Jacobis Halbschwester Charlotte (vgl. zu 38,16). 99,10 Nicolovius] Ludwig Nicolovius (vgl. zu 97,18–19). Im Antwortbrief berichtete Jacobi, dass der zukünftige Schwiegersohn am 9. Januar 1796 nach Eutin aufgebrochen sei, um dort sein Amt zu übernehmen. Er sei über Goethes Bemerkungen zu ‚Schloßers Härte‘ (vgl. zu 97,18–19) außer sich vor Lust gewesen (JB I 11, 22). 99,12 wo Emkendorf liegt] Im Antwortbrief folgt die ausführliche Erklärung zur
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Lage des Gutes in Holstein: „Emkendorf liegt zwischen Hamburg u Kiel, so daß es von Hamburg 12, von Kiel 3 Meilen entfernt ist. Man fährt aber die 12 Meilen in 10 Stunden Zeit. Von Schleßwig ist Emkendorf 5 Meilen, u v Neumünster eben so weit, höchstens 6 Meilen entfernt; von Rendsburg 2 Meilen. Die Lage dieses Rittersitzes ist unbeschreiblich schön.“ (JB I 11, 23.)
77. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg Weimar, 30. Dezember 1794 → 〈Gotha〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 26/L,1, Bl. 67. – Doppelblatt 19,2(–19,5) × 22,7 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte (vermutlich verworfene Reinschrift). – In einem Faszikel, auf dem vorderen Umschlag aus blauer Pappe Aufschrift von Schreiberhd, Tinte: Neuere / und / Aelteste Papiere / zur / Farbenlehre., oben rechts die Bezeichnung des Stückes „1“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „XXX“); 118 Bll., 4 Bll. Druck. E: WA IV 10 (1892), 222f., Nr 3113 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief von August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg vom 29. Dezember 1794 (H: GSA 28/764, St. 6; vgl. RA 1, Nr 1148). – Prinz August antwortete am 7. Januar 1795 (H: GSA 28/764, St. 7; vgl. RA 1, Nr 1159), außerdem mit einem Brief vom 8.–11. Januar 1795 (H: GSA 28/764, St. 8; vgl. RA 1, Nr 1164) und vom 18. Januar 1795 (H: GSA 26/L,1, Bl. 75; vgl. RA 1, Nr 1182). Postsendungen: 1. Januar 1795 (GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 4). Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes 1794/95 sind ein Brief Goethes an August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg (1747–1806) und 16 Gegenbriefe überliefert. Der jüngere Bruder des regierenden Herzogs Ernst II. Ludwig war Mittelpunkt eines geselligen Kreises, mit dem Goethe in regem Austausch stand. Naturwissenschaftliche Fragen, wie hier zur Optik und Farbenlehre, im Besonderen zur Refraktion ohne Farbenerscheinungen, gehörten zum gängigen Themenspektrum. Der Prinz bemühte sich stets, Goethe so fundiert wie möglich zu antworten. – Über August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief an ihn vom 2. April 1781 (GB 4).
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99,14 bester Fürst] Freundschaftliche Entgegnung auf die Anrede des Fürsten im Bezugsbrief: „Bester Göthe“ (H: GSA 28/274, St. VI). 99,15 die Ubersendung des Anzeiger blattes] Mit dem Bezugsbrief hatte Goethe einen Druckbogen aus dem „Kaiserlich privilegirten Reichs-Anzeiger“ (Nr 152. 27. Dezember 1794, Sp. 1449–1456) erhalten (H: GSA 26/L,1, Bl. 65f.). In den Spalten 1449–1451 fand er einen Bericht zu achromatischen Linsen in den Objektiven von Teleskopen (gedruckt in: LA II 3, 27–30); hinter dem Akronym „a – b“ oder „a+ b“ verbarg sich Franz Xaver von Zach, der Direktor der Sternwarte in Gotha. 99,16–17 dieser Erfindung] Goethe war im Bezugsbrief auf die „neue Erfindung des Schottischen Arztes, Robert Blair“ hingewiesen worden. Der Professor für Astronomie hatte ausgiebig mit verschieden brechenden Materialien, mit unterschiedlichen gas- und flüssigkeitsgefüllten Linsen, experimentiert. Dem Mitglied der Royal Society of Edinburgh war es dabei gelungen, aplanatische Linsen zu entwickeln und damit die Fehler in der Abbildung (Aberrationen) zu korrigieren, die durch die verschiedene Brechung des Lichts von unterschiedlicher Wellenlänge entlang der optischen Achse entstehen: Er hatte es dabei nicht nur geschafft, die bei der Refraktion erscheinenden Farben aufzuheben, sondern auch deren Abfolge im Spektrum ins Gegenteil zu verkehren (vgl. „Entwürfe zu Geschichte der Farbenlehre 1799“; LA I 3, 403). 99,18–19 Ich werde sogleich die interessanten Versuche wiederhohlen] Im „Kaiserlich privilegirten Reichs-Anzeiger“ waren einige der ‚aplanatischen Versuche‘ wie folgt beschrieben: Blair „fand nemlich nach vielen Versuchen ganz besondere Eigenschaften zur Verbeserung der Farbenbrechung in der kochsalzsauren Luft (acide muriatique) und in den metallischen Solutionen, er füllte ein aus zwey Gläsern zusammengesetztes Objectivglas mit butyrum antimonii; nach Maaß, als er das Verhältniß des salzsauren Gas vermehrte, wurden die grün und pupurrothen Farbenkreise immer schmäler, bis sie endlich total verschwanden; wurde mit diesem Zusatz weiter fortgefahren, so erschienen die Farben wieder, aber in einer umgekehrten Ordnung. Dasselbe versuchte er mit einer Auflösung von rohen Ammoniak-Salz un sublimirtem Quecksilber. Wenn nun diese Solution in dem Objectiv eine Proportion von beyden Substanzen hat, so gehen alle Strahlen gleich gebrochen durch dieses componirte Objectivglas, und vereinigen sich in einen einzigen gemeinschaftlichen Brennpunct.“ (Nr 152, 27. Dezember 1794, Sp. 1451f.) 99,21 die neuste Dioptrick oder dioptrische Schrifft] Gemeint ist die Vorlesung, die Robert Blair am 3. Januar und 4. April 1791 in der Royal Society of Edinburgh gehalten hatte. Im Druck erschien die Abhandlung unter dem Titel „Experiments and Observations on the Unequal Refrangibility of Light“ in den „Transactions of the Royal Society of Edinburgh“ 3 [1794], T. 2, S. 3–76, 3 Tafeln. – Den genauen Titel der Schrift erfuhr Goethe erst aus der Beilage zum Brief
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des Adressaten vom 18. Januar 1795 (vgl. zu 99,22–25); eine Beschäftigung damit ist nicht nachweisbar. – Dioptrik ist die Lehre, die sich wissenschaftlich mit der Lichtbrechung (Refraktion) und ihren Gesetzen beschäftigt. Sie ist von der Katoptrik zu unterscheiden, die sich den Spiegelungen (Reflexionen) widmet. Die Kenntnis von Johannes Keplers grundlegender Schrift „Dioptrice“ von 1611 voraussetzend, konnte Goethe von einer neuesten Dioptrick (99,21) sprechen. 99,22–25 in welcher der Satz 〈…〉 eine große Wohlthat erzeigen] Mit dem Wortlaut des im vorliegenden Brief wiedergegebenen Satzes, den Goethe der Beilage des Bezugsbriefs hatte entnehmen können, wandte sich Prinz August, wie von Goethe gewünscht, in der Folge tatsächlich an den Herausgeber des „Reichs-Anzeigers“. Sein Bemühen um Aufklärung der Sache teilte er Goethe jeweils in seinen Antworten mit. In seinem ersten Antwortbrief vom 7. Januar 1795 ist ein kleiner, die Frage enthaltender Zettel erwähnt; dieser findet sich in Goethes naturwissenschaftlichem Nachlass (H: GSA 26/L,1, Bl. 72). Der „Reichs-Anzeiger“ veröffentlichte die Frage des Prinzen in Nr 5, 9. Januar, [o. P.] (gedruckt in: LA I 3, 481); die Antwort erschien in Nr 14, 17. Januar 1795, Sp. 121–123 (H: GSA 26/L,1, Bl. 73–74; gedruckt in: LA II 3, 32–34). 99,25–26 die Clairautischen und boskowitschischen Einwendungen] Zum einen die Bedenken, die der französische Mathematiker Alexis-Claude Clairaut in seinen drei vor der französischen Akademie der Wissenschaften gehaltenen Vorträgen über die Möglichkeiten, die Ferngläser durch die Verwendung von aus verschieden brechenden Mitteln zusammengesetzten Objektiven zu verbessern (Sur les moyens de perfectionner les lunettes d’approche, par l’usage d’objectifs composés de plusieurs matières differémment refringentes. In: Mémoire de l’Académie des Sciences 1756, S. 380–437, 1757, S. 524–530 und 1762, S. 578–631), vorgelegt hatte, zum anderen diejenige des jesuitischen Physikers Roger Joseph Boscovich in seinem fünfbändigen Werk „Opera pertinentia ad opticam, et astronomiam“ (Bassano 1785. – Lat.: Arbeiten zur Optik und Astronomie im Zusammenhang). Beide hielten es wie Isaac Newton für unmöglich, die chromatische Aberration aufzuheben, und bezweifelten daher die Möglichkeit, völlig achromatische Linsen herzustellen. Der schwerwiegende Abbildungsfehler, um den es hierbei geht, entsteht dadurch, dass Licht unterschiedlicher Wellenlänge oder Farbe an einer gewöhnlichen Sammellinse verschieden stark gebrochen wird; im Bild treten deshalb Farbsäume und Farblängsfehler auf. 99,26–100,1 die Neutonische Theorie ist r i c h t i g] Newton hatte die Dispersion des Lichts an einem Prisma, die Zerlegung des weißen Sonnenlichts in einzelne Spektralfarben, als gesetzlich angenommen. Dies schloss die Aufhebung der achromatischen Aberration und damit die Herstellung achromatischer Linsen aus. 100,1–2 die Dollondische Erfindung] John Dollond, Optiker und Instrumentenbauer, stellte 1756 in seiner Londoner optischen Werkstatt achromatische Linsen her und ließ diese Linsen aus einer Verbindung von Flint- und Kronglas als Erster
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patentieren, nachdem er sich in Versuchen davon überzeugt hatte, dass es möglich war, die Dispersion trotz Brechung des weißen Lichts aufzuheben (vgl. John Dollond: An Account of some Experiments concerning the different refrangibility of Light. In: Philosophical Transactions 50 [1758]. 2. Teil, S. 733–743). 100,3 Dollodle] Dollondsche. 100,3–4 und also ist die Neutonische Theorie u n r i c h t i g] Die Erfindung Dollonds erschien Goethe mehr und mehr als Ausweis von Newtons Irrtum; Dollond habe damit, so Goethe, ohne es zu wissen und zu bemerken, der Newtonischen Theorie einen tödlichen Stoß beigebracht (Entwürfe zur Geschichte der Farbenlehre 1799; LA I 3, 400). 100,5 die neusten Versuche, die mir unbekannt sind] Schon zuvor hatte Goethe sich mit Versuchen zur Achromasie beschäftigt. Seine Aufzeichnungen dazu haben sich im naturwissenschaftlichen Nachlass erhalten (H: GSA 26/L,9, Bl. 65–68; gedruckt in: LA I 3, 257–260; erläutert in: LA II 3, 283f.). Weitere Versuche dazu folgten 1797 (H: GSA 26/L,9, Bl. 16; gedruckt in: LA I 3, 261–262; erläutert in: LA II 3, 284f.). 100,7–8 für Ihr Andencken] Die Übersendung der Beilage zur Dioptrik. 100,9 Ehstens] Nächstens, so bald wie möglich. 100,9 ein neues Opusculum] Der 1. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, der wenige Tage später gedruckt vorlag. Am 8. Januar 1795, in seinem letzten Antwortbrief an Goethe, nahm der Adressat in seinem Brief an Goethe ausführlich Stellung zu dem neuen Roman, der ihm – wie anderen Gothaern auch – in der Zwischenzeit zugegangen war (H: GSA 28/8, Bl. 7f.; vgl. RA 1, Nr 1165). An den Versand der Freiexemplare im Januar 1795 erinnert Goethe auch in den „Tag- und Jahres-Heften“ (vgl. WA I 35, 46). Prinz August gehörte zu dem Kreis, welcher schon die zwischen Februar 1777 und 1788 entstandene, seit 1793 umgearbeitete erste Fassung des Romans kannte; sie erschien erst nach 1910 unter dem Titel „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ im Druck. Am 8. Dezember 1783 hatte er Knebel die Zusendung des zirkulierenden Manuskripts in Aussicht gestellt: Ehstens kommt Wilhelm Meisters 4. Buch von Gotha aus zu dir, wo es den Prinzen August besucht hat. (WA IV 6, 224.) – Lat. opusculum: Werkchen (Diminutiv von lat. opus).
DEZEMBER 1794
78. An Rijklof Michaël van Goens
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Weimar, 31. Dezember 1794 → 〈Erfurt〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: Koninklijke Bibliotheek – Nationale Bibliotheek van Nederland Den Haag. Sign.: KW 132 G 9. – Doppelblatt 19,3 × 22,5(–23) cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 spätere Bemerkung zum Inhalt des Briefes von Rijklof Michaël von Goens, Tinte (vgl. die einleitende Erläuterung zu vorliegendem Brief). K: GSA Weimar, Sign.: 28/7, Bl. 383. – 1 Bl. 20,1 × 33,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links Adresse, Bleistift: An Cuninghame. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr 63. E: Wilhelm Berg: Ein bis jetzt unbekannt gebliebener Brief Goethes an den Niederländer R. M. van Goens. In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben 7 (1875), Nr 19, 8. Mai, S. 296–298. WA IV 10 (1892), 223–225, Nr 3115 (nach einer späten Abschrift von H: GSA Weimar, Sign.: 29/201,IV). BE IL AG E
1 Ring (vgl. zu 100,15–16). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Rijklof Michaël van Goens’ vom 6. Dezember 1794 aus Erfurt (H: GSA 28/7, Bl. 375f.; vgl. RA 1, Nr 112). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 1. Januar 1795 (GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 4). Rijklof Michaël van Goens (1748–1810), niederländischer Gelehrter, Sohn des Utrechter Ratsherren Daniël François van Goens und dessen Frau Catharina Juliana Cuninghame, deren Namen er von Mitte 1786 an als Familiennamen führte. Nach Studien in Utrecht und Leiden war van Goens von 1766 bis 1782 in Utrecht Professor für griechische Philologie, Beredsamkeit und Geschichte. Durch seine wissenschaftlichen Übersetzungen und Arbeiten zur Literatur und Ästhetik förderte er die Rezeption von wichtigen europäischen Autoren in seinem Heimatland, darunter Christian Fürchtegott Gellert, Gottfried Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn und Friedrich Gottlieb Klopstock, und erwarb sich als Theoretiker große Verdienste um die Erneuerung der niederländischen Literatur. Nach einigen Lebensjahren in Den Haag verließ er, der Parteigänger des Statthalters Wilhelm V. von Oranien und Verfasser verschiedener politisch-satirischer Streitschriften, die ihm die vehemente Ablehnung der gegnerischen Partei, der so genannten „Patrioten“, einbrachten, im Sommer 1786 die Niederlande und reiste, enttäuscht und verbittert, zunächst in die Schweiz, wo er sieben Jahre lang lebte. Dort verband ihn bald eine enge, auf gemeinsamen religiösen Anschauungen fußende Freund-
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BRIEF 78
schaft mit Johann Caspar Lavater. Bis 1795, dem Jahr der Absetzung Wilhelms V. von Oranien durch die Franzosen und dessen Flucht nach England, sicherten die finanziellen Zuwendungen des Statthalters einen Teil seines Lebensunterhalts. Nach Stationen in Augst bei Basel, Erfurt und Dresden starb van Goens, in den letzten Jahren zunehmend von Krankheit geplagt, 1810 verarmt in Wernigerode. Im Dezember 1794 hielt sich der Niederländer in Erfurt im Umkreis des Koadjutors Carl Theodor von Dalberg, Statthalter des Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz, und dessen Bruders Johann Friedrich Hugo auf. Wann, auf welchem Wege und durch wessen Vermittlung er mit Goethe in Kontakt kam, konnte nicht ermittelt werden. Die am Ende des Briefs erwähnten connoissances (101,20) und amis (101,20) von van Goens, die auch Goethes Bekannte und Freunde seien, lassen sich nicht namhaft machen. Goethe dürfte dabei an frühere persönliche Verbindungen gedacht haben, an die Zürcher Freunde um Lavater, zu denen sich sein Verhältnis zwischenzeitlich sehr abgekühlt hatte, oder an die Mitglieder des Kreises von Münster um Amalia Fürstin von Gallitzin und den niederländischen Philosophen Frans Hemsterhuis. Mit dem Bezugsbrief hatte Goethe vom Absender einen Ring erhalten, dessen Reif auf der Außen- wie Innenseite eine geheimnisvolle Inschrift aufwies. Van Goens bedankte sich mit diesem Geschenk für einen Abguss von Raffaels Schädel, den er am selben Tag von Charles Gore erhalten hatte: „Lettre de Mr. Gore de Weimar“, heißt es im Tagebucheintrag von van Goens zum 6. Dezember 1794, „& envoi du Crâne de Raphaël. Le moule, qu’ils en avoient à Weimar s’étant cassé, M. Goethe, qu’il a consulté, lui a cédé pour moi le double d’une empreinte authentique qu’il en a apporté de Rome.“ (H: Koninklijke Bibliotheek – Nationale Bibliotheek van Nederland Den Haag, KW 130 G 4, Bl. 13. – Franz.: Brief von Herrn Gore aus Weimar und Sendung des Schädels von Raffael. Weil die Form, die sie davon in Weimar hatten, zerbrochen war, überließ ihm Goethe, den er 〈Gore〉 zu Rate zog, für mich die Dublette eines authentischen Abdrucks, welchen er aus Rom davon mitgebracht hatte.) Übersetzung der Ausfertigung: Mein Herr, indem ich Ihnen recht lebhaft für den interessanten Ring danke, mit dem Sie beliebten, meine kleine Sammlung auszuschmücken, wage ich eine Vermutung zur inneren Inschrift, die aus folgenden Zeichen besteht: 123
610 89 5 4711
13
12
14
15.
+ ANA + NISABTA + N + I + R + I + Ich glaube, in dieser Zeile ein Anagramm zu finden, das ich mittels der aufge-
215
DEZEMBER 1794
schriebenen Zahlen zu entschlüsseln versucht habe. Man könnte es demnach auf die folgende Weise lesen: 123
4 5 67 891011 12
13
14
15.
+ ANA + BABTISTA + I + N + R + I + Es wäre demnach ein heimlicher Wiedertäufer gewesen, der diesen Ring getragen und der sich hierdurch als Wiedertäufer und als Christ ausgewiesen hat. Man könnte gegen dieses Anagramm einwenden, dass das N übrig bleibt und dass das B an sechster Stelle ein P sein müsste. Aber vielleicht ist das N die Initiale des Besitzernamens und für das B anstelle des P fänden sich in anderen Inschriften manche Beispiele. Um in Ihren Augen, mein Herr, nicht ganz als Hardouin zu erscheinen, wage ich nicht, mich mit der äußeren Inschrift zu beschäftigen. Aber vielleicht fände man unter den Symbolen der Wiedertäufer einen Bibelvers, bei dem die Buchstaben die Initialen sind. Der Ring wurde sehr lange getragen, sei es von einer Person, sei es von mehreren Besitzern, da die äußeren Buchstaben, welche zu Beginn dieselbe Tiefe gehabt zu haben scheinen, sehr abgeschliffen sind. Die Jahre zu zählen, fiele einem neuen Zadig als Aufgabe zu. Ich verstumme angesichts einiger anderer Gedanken, die mir beim Anblick dieses interessanten Relikts in den Sinn kommen, welche ich mit Vergnügen bewahren und in Erinnerung an Sie tragen werde, ohne Wiedertäufer oder zu sehr Christ zu sein. Seine Hoheit der Herzog wünscht, Sie bald hier zu sehen. Ich, für meinen Teil, wünschte mir, wenn die Umstände dazu führen, dass sich Ihre Reise nach Weimar verzögern sollte, Ihre so lange erwünschte Bekanntschaft in Erfurt zu machen. Wenn ich mich nicht sehr täusche, werde ich in Ihnen den Bekannten meiner Bekannten und den Freund meiner besten Freunde finden. Ich habe die Ehre, mich zu unterzeichnen. Mein Herr,
Weimar, den 31. Dez. 1794.
Ihr sehr untertäniger und sehr gehorsamer Diener Goethe
Einen für die Deutung des übersandten Gegenstandes nützlichen Quellenhinweis enthält die auf H erhaltene, später hinzugefügte Bemerkung des Adressaten (vgl. Überlieferung): „NB. Plusieurs années après j’ai trouvè de hazard la clè de l’inscription dela Bague, sur laquelle tous les savans avoint epuisé envain jusques là leurs conjectures. Elle se trouve dans un passage des Oeuvres de L u t h e r, dont j’ai pris Note dans les tems. Cette Note doit se trouver encore quelque part parmi mes pa-
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BRIEF 78
piers / La bague tient à une superstition du XVIe. Siecle, que L u t h e r, qui avoit engagè l’Electeur à organiser une visite de toutes les Paroisses & Ecoles dela Saxe, trouva ètablie partout parmi les Maitres d’ecole & les paysans du pais. A n a n i s a b t a etoit un terme magique très connu & repandu parmi tous ces gens. / Il se trouve des details ulterieurs à ce sujet dans un Recueil Allemand publiè en plusieurs volumes, & intitulè …“ (franz.: Mehrere Jahre später habe ich durch Zufall den Schlüssel zu der Inschrift des Ringes gefunden, über die sämtliche Gelehrte sich bis dahin vergeblich in Vermutungen erschöpft hatten. Er findet sich in einer Passage von L u t h e r s Werken, welche ich damals festgehalten habe. Diese Anmerkung dürfte sich noch irgendwo unter meinen Papier befinden. / Der Ring hängt mit einem Aberglauben des 16. Jahrhunderts zusammen, den L u t h e r, der den Kurfürsten dazu verpflichtet hatte, eine Visitation aller Gemeinden und Schulen in Sachsen zu veranstalten, überall unter den Schulmeistern und den Bauern auf dem Land verbreitet fand. A n a n i s a b t a war eine magische Formel, die in diesen Kreisen sehr bekannt und verbreitet war. / Weitere Details zu diesem Thema finden sich in einer in mehreren Bänden veröffentlichten deutschen Sammlung, mit dem Titel …). – Gemeint ist die folgende Stelle aus Martin Luthers antisemitischer Schrift „Vom Schem Hamphoras: Und vom Geschlecht Christi. Matthei am 1. Capitel“ (Wittenberg 1543), in der einige der ‚Narreteien‘ aufgeführt sind, die den Visitatoren auf ihrer Reise begegnet waren: „Denn auch die Dorffpfarrer vnd Cüster / mit solchen geucherey 〈Narretei〉 vmbgangen / bey welchen wir in der Visitation / viel der bücher funden / von dem namen Tetragrammaton / Ananisapta / vnd viel seltzamer Gebet / zeichen / namen der Engel vnd Teuffel / die gewislich Ebreisch sind.“ (Zitiert nach dem Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, o. S.) Die ebenfalls erwähnte deutschsprachige Sammlung mit weiteren Einzelheiten zum Thema ließ sich nicht ermitteln. – Van Goens hatte das Zitat einer gedruckten Dissertation von Andreas Christoph Zeller entnommen: Dissertatio epistolica de schedula incendiaria sacra judæorum, qua incendia se extinguere posse gloriantur (Stuttgart 1722, S. 71f. – Lat.: In Briefen verfasste Abhandlung über ein brandstiftendes Papier der Juden, in welchem sie sich rühmen, Brände löschen zu können). Diesen Zusammenhang teilte er Goethe in dem auf den 6. Februar 1800 datierten Brief aus Dresden zur Bedeutung des Ringes mit (H: GSA 28/28, Bl. 53f.; vgl. RA 3, Nr 592); aufgrund dieses Textbeleges und der Form der Buchstaben glaubte er nun annehmen zu dürfen, dass der Ring aus der Reformationszeit stamme und es sich bei dem fraglichen Wort ANANISABTA um ein Zauberwort handle. 100,15–16 la bague interessante] Zur Provenienz des Rings vermerkte van Goens im Bezugsbrief lediglich, dass er unbekannten Alters sei und aus den Trümmern eines Gebäudes in Basel stamme; die Kreuzzeichen deuteten darauf hin, dass er einem Christen gehört habe. Im „Dagboek“ spricht van Goens am 8. Dezember 1794 genauer von einem goldenen Ring, den ihm der Basler Kaufmann und Poli-
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tiker Andreas Buxtorf gegeben habe; er sei bei Grabungen auf dem Platz nahe der Kirche St. Peter gefunden worden (H: Koninklijke Bibliotheek – Nationale Bibliotheek van Nederland Den Haag, KW 130 G 4, Bl. 22). Van Goens hatte Goethe zunächst eine Medaille „ou gravûre unique de Jacques 1. & Charles 1. avec le verset du Ps. LXXII.“ (ebd., Bl. 13. – Franz.: oder einen einzigartigen Stich von Jakob I. und Karl I. mit dem Bibelvers aus Psalm 72) senden wollen, sich dann aber für den Ring entschieden. 100,16 ma petite collection] Der Ring hat sich in Goethes Sammlungen nicht erhalten. – Andernorts überlieferte vergleichbare Stücke, u.a. der im Coventry Park in London gefundene Ring (heute im Britischen Museum), zeigen in ihren Inschriften ebenfalls die häufige Verbindung von „ananizapta“ und mit dem Tetragrammaton, den in der hebräischen Bibel für den Namen Gottes verwendeten vier Buchstaben YHWH für Yahweh. 100,16–17 je hazarde 〈…〉 l’interieure] Im Bezugsbrief war dargelegt worden, dass es bislang keinem Gelehrten gelungen sei, die innere und die äußere Inschrift zu verstehen und die Bedeutung des Ringes sicher zu erklären. Van Goens selbst bot folgende Deutungen an: Der Ring sei ein Talisman, ein medizinischer oder religiöser Gegenstand, eine Liebesbotschaft oder eine kleine Aufmerksamkeit. – Die moderne Forschung sieht in dem im 15. und 16. Jahrhundert mehrmals belegten Wort Ananizapta eine magische Formel zur Anrufung des Lammes Gottes zur Überwindung von Krankheit und Tod, so wie es durch die Taufe von Jesus Christus im Jordan und dessen Kreuzestod geschehen sei; dazu Werner Karl: Ananizapta. Eine geheimnisvolle Inschrift des Mittelalters. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 105 (1996), S. 59–90; ders: Ananizapta und der Middleton Jewel. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 110 (2001), S. 57–74. 100,18–19 1 〈…〉 15] Die Bedeutung der Zahlen konnte nicht ermittelt werden. 100,25 ANA + BABTISTA] Die von Goethe neu angeordneten Buchstaben ANA + NISABTA (100,20) ergeben das Wort ‚Anabaptista‘ (griech.: Wiedertäufer; aus: wieder und griech. «: Täufer). Die Inschrift ließe sich demnach auf die radikal-reformatorischen Gemeinschaften des frühen 16. Jahrhunderts beziehen, deren Bezeichnung in der Ablehnung der Kindertaufe zugunsten der Erwachsenentaufe gründet. 100,25 I + N + R + I] Durch Goethes Umstellung der Buchstaben ergibt sich die Aufschrift der Tafel, die nach Johannes 19,19 am Kreuz über dem Haupt Jesu Christi angebracht war, ein Akrostichon für Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum (lat.: Jesus von Nazareth, König der Juden). 101,5 H a r d o u i n ] Jean Hardouin, dessen Name metonymisch für einen außerordentlichen Gelehrten steht, der voller Zuversicht in seine umfassenden und gründlichen Kenntnisse gewagte Thesen vertritt. Für den jesuitischen Philologen und Theologen waren viele als antik bzw. biblisch geltenden Texte sowie zahlreiche Al-
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BRIEFE 79/80
tertümer Fälschungen von Mönchen aus späterer Zeit. Seine Ansichten erregten großes öffentliches Aufsehen, was dazu führte, dass er sie auf Druck seines Ordens widerrufen musste. 101,6 l’inscription exterieure] Van Goens gibt am 8. Dezember 1794 in seinem „Dagboek“ nicht nur die innere, sondern auch die äußere Inschrift des Rings wieder (H: Koninklijke Bibliotheek – Nationale Bibliotheek van Nederland Den Haag, Sign.: KW 130 G 4, Bl. 22). 101,9 par] Schreibversehen. 101,12 Zadig moderne] Nach Voltaires Roman „Zadig, ou La destinée. Histoire orientale“ (London [Amsterdam] 1747. – Franz.: Zadig oder das Schicksal. Eine orientalische Geschichte; erstveröffentlicht unter dem Titel „Memnon“) ein Mensch, der die Wahrheit zu sagen vermag, auch eine Person wie der gleichnamige Gelehrte in Voltaires Roman. Zadig gelingt es im 4. Kapitel der philosophischen Erzählung durch genaues Beobachten und rationales Ausdeuten einiger Spuren, die ein Hund und ein Pferd hinterlassen haben, exakte Aussagen über die nicht mehr vorhandenen Tiere zu machen. 101,16 Monseigneur le Duc 〈…〉 voir bientot ici] Ein Treffen des Niederländers mit Herzog Carl August ist nicht belegt. 101,17–18 de faire a Erfort Votre connoissance] Über ein Zusammentreffen von Goethe mit van Goens in Erfurt ist nichts bekannt.
79. An Friedrich Schiller
Weimar, 3. Januar 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 3. – 1 Bl. 19,2(–19,5) × 22,7(–23) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 95f., Nr 38. WA IV 10 (1892), 226, Nr 3117. BE IL AG E
2 Exemplare des 1. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 105,7). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 2. Januar 1794 (NA 27, 113f., Nr 87; vgl. RA 1, Nr 1153). – Schiller antwortete am 7. Januar 1795 (NA 27, 116f., Nr 89; vgl. RA 1, Nr 1160). 105,7 der erste Band des Romans] Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman. Herausgegeben von Goethe. Erster Band. Berlin. Bey Johann Friedrich Unger.
JANUAR 1795
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1795. – Der Band enthält die ersten beiden Bücher. – Die insgesamt vier Bände des Romans erschienen jeweils als Einzelpublikation sowie als Band 3–6 von „Goethe’s neuen Schriften“ (Berlin 1795–1796). Der 2. Band mit dem 3. und 4. Buch erschien zur Ostermesse 1795; Mitte Mai 1795 hielt Goethe Exemplare des Bandes in Händen (vgl. 126,16–17). Der 3. Band mit dem 5. und 6. Buch lag seit der zweiten Novemberwoche 1795 vor (vgl. Johann Friedrich Ungers Brief an Goethe, 13. November 1795; Goethe-Unger, 61). Der 4. Band mit dem 7. und 8. Buch erschien erst im Herbst 1796 zur Michaelismesse. 105,7–8 Humboldts] Wilhelm und Caroline von Humboldt. 105,8 Möge das zweyte Buch 〈…〉 Freude machen.] Das 1. Buch hatte Schiller bereits in Form von Druckbogen kennen gelernt (vgl. 92,1). 105,8–9 Das dritte bringe ich im Manuscript mit.] Das Manuskript des 3. Buches von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ schickte Goethe bereits vor seinem Eintreffen in Jena am 11. Januar 1795 mit dem Brief vom 7. Januar (vgl. 105,15). 105,10 Gespenstergeschichten] Sie waren für die „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ bestimmt (vgl. zu 91,11–12 und zu 95,11). 105,11 Ihre Arbeit] Schiller arbeitete an der Fortsetzung seiner Briefe „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“ (vgl. zu 90,7). 105,11 Meyer] Johann Heinrich Meyer; er begleitete Goethe nach Jena. 105,12 Sontags dl. 11ten] Goethe und Meyer kamen am 11. und blieben bis zum 23. Januar 1795. 105,12–13 In der Zwischenzeit hören Sie noch von mir.] Vgl. Nr 80 und Nr 82.
80. An Friedrich Schiller
Weimar, 7. Januar 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 4. – 1 Bl. 18,8 × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 96f., Nr 39. WA IV 10 (1892), 227, Nr 3118. BE IL AG E
Manuskript zum 3. Buch von Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 105,15).
220
BRIEF 81
E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers; er bezieht sich auf Nr 79 (vgl. 105,12–13). – Schiller antwortete noch am selben Tag (NA 27, 116f., Nr 89; vgl. RA 1, Nr 1160); vgl. die Nachschrift zu Schillers Brief. 105,15 auch das dritte Buch] Vgl. Beilage. Mit seinem Brief vom 3. Januar 1795 (Nr 79) hatte Goethe bereits den gedruckten 1. Band des Romans mit dem 1. und 2. Buch übersandt (vgl. zu 105,7). 105,15 eine gute Aufnahme] Schiller äußerte sich über das neue Buch des Romans, während sich Goethe (vom 11. bis 23. Januar 1795) in Jena aufhielt. In Nr 85 ist davon die Rede, dass Goethe Schillers Bemerckungen (108,7) genutzt habe. 105,17 Sonnabends] 10. Januar 1795. 105,17 meine Mährchen] Die Gespenstergeschichten für die „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (vgl. zu 91,11–12 und zu 95,11). 105,18–19 daß ich meines großen Vorfahren 〈…〉 geblieben seyn] Der Jenaer Philosophieprofessor Justus Christian Hennings, Vertreter einer rationalistischen Aufklärung, schildert (nicht aus literarischem, sondern aus wissenschaftlichem Interesse) in seiner Schrift „Von den Ahndungen und Visionen“ (2 Tle. Leipzig 1777–1783), deren Titel Goethe hier zitiert, ausführlich abergläubische Vorstellungen und unerklärliche Phänomene. Diesen „Ahndungen“, „Visionen“ und „Gespenstern“ will er, wie er in der „Vorrede“ schreibt (T. 1, o. S.), auf den Grund gehen, „nach psychologischen und physiologischen Principien“ (ebd.), aber auch mit theologischen Erklärungen. Durch diese aufklärerische Absicht rechtfertigt er sich gegenüber dem „Vorwurf, daß ich die Ausschweifungen und Ueberspannungen der Einbildungskraft durch so viele gesammelte Beyspiele in ein grösseres Licht zu sezen mir angelegen seyn lassen“ (ebd.). Vgl. auch den folgenden Brief an Schiller (106,15 [Nr 82]). 105,20 Sonntag] 11. Januar 1795. 105,20–21 Hofr. Loder] Der Medizinprofessor Justus Christian Loder; er schrieb Goethe, er freue sich „ungemein auf den Ehrenvollen Besuch“ und darauf, ihn „abends auf unsern Club zu begleiten“ (LA II 9 A, 437). 105,21 Clubb] In der akademischen Gaststätte „Die Rose“ fand wöchentlich ein Treffen von Professoren und Studenten statt. 105,21 engagirt] ‚Sich engagieren‘: hier im Sinne von ‚sich zu etwas verpflichten‘ (vgl. GWb 3, 99) (von franz. s’engager). 105,22 Meyer] Johann Heinrich Meyer. 105,23 Ihre neue Arbeit] Schillers Briefe „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“ (vgl. zu 90,7).
JANUAR 1795
81. An Christian Gottlob Voigt?
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Weimar, 7. Januar 1795 → 〈Weimar〉
ZUM A DR E S S ATEN
Der Brief weist keine Anschrift auf. Es deuten nur wenig belastbare inhaltliche und stilistische Merkmale auf den Adressaten hin. Die vorliegende Ausgabe schließt sich deshalb der Identifizierung von E, WA und Goethe-Voigt2 1, 157, Nr 115a an. ÜBE R L IE FE RU N G
H: Braunschweigisches Landesmuseum Braunschweig, Inv.-Nr: 2018–18. – 1 Bl. 11,4(–11,7) × 18,8 cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; am Briefschluss Echtheitsbeglaubigung von Riemer; aufgeklebt auf einen Träger, Papier, 12(–12,3) × 19,5 cm, zunächst nur am rechten äußeren Rand, später ganzflächig. E: Paul Zimmermann: Kleine Goethe-Beiträge aus Braunschweig. In: Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig 6 (1907), S. 159–164, hier S. 164, Nr 3 b. WA IV 50 (1912), 17, Nr 3119a. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete am 11. Januar 1795 (Goethe-Voigt2 1, 157, Nr 116; AS 2, 426; vgl. RA 1, Nr 1169). 106,4 Da ich zu Ende 〈…〉 nach Jena gehe] Zusammen mit Johann Heinrich Meyer verließ Goethe Weimar am Dienstag, dem 11. Januar 1795, offenbar einige Tage später als geplant. In Jena blieb Goethe bis zum 23. Januar 1795. 106,5 einige Angelegenheiten] Nicht ermittelt. Es dürfte sich um verschiedene dienstliche Sachverhalte gehandelt haben, unter anderem um Fragen, die die Botanische Anstalt betrafen (vgl. Nr A 34), die Verteilung der Kriegslasten, die Verwaltung der Bergwerke in Ilmenau, den Verdacht gegenüber Johann Gottlieb Fichte oder die Auflösung der Unitistenorden in Jena, alles Themen, die in Voigts Gegenbriefen aus dieser Zeit zur Sprache kommen. Vgl. Nr 84. 106,6–7 Wollten Sie mir die Zeit 〈…〉 am gelegensten wäre?] Zu einem Treffen bei Goethe oder Voigt kam es wahrscheinlich nicht. 106,7 mehreren] Komparativ von ‚mehr‘, hier: größeren, höheren.
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82. An Friedrich Schiller
BRIEFE 82–84
Weimar, 10. Januar 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 7. – Doppelblatt 11,7 × 18,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 100f., Nr 41. WA IV 10 (1892), 228, Nr 3120. BE IL AG E
Manuskript zu Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (vgl. zu 106,13). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 7. Januar 1795 (NA 27, 116f., Nr 89; vgl. RA 1, Nr 1160). – Einen Antwortbrief Schillers gibt es nicht. Goethe kam am 11. Januar 1795 nach Jena. 106,10 einige Zeit] Goethe hielt sich vom 11. Januar bis zum 23. Januar 1795 in Jena auf. Charlotte von Stein schrieb am 12. Januar an ihren Sohn Fritz: „Goethe ist wieder beym Schiller in Jena und die 〈 〉 rarische Freundschaft im Gang.“ (H: GSA 122/100, [o. Foliierung]; Textverlust durch Siegelausriss.) 106,13 Manuscript] Zu den Gespenstergeschichten in der 1. Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ in den „Horen“ (vgl. zu 91,11–12). 106,15 Hennings] Vgl. zu 105,18–19.
83. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 12. Januar 1795 → 〈Frankfurt a. M.〉 ÜBE R L IE FE RUN G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-5021. – 1 Bl. 18,7 × 10,6(–10,9) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Sömmerrings Leben (1844), 16, Nr 16. WA IV 10 (1892), 229, Nr 3122 (nach E). BE IL AG E
1. Band von „Wilhelm Meister Lehrjahren“ (vgl. zu 107,2).
JANUAR 1795
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E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Samuel Thomas Soemmerring antwortete am 27. Januar 1795 (Soemmerring, Werke 20, 203, Nr 717; vgl. RA 1, Nr 1194). Postsendungen: 12. Januar 1795 (GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 2). 107,1 wieder ein Lebenszeichen] Soemmerring hatte sich zum letzten Mal nachweislich am 5. August 1794 gemeldet (Soemmerring, Werke 20, 185). 107,1–2 wenn Sie nach Deutschland zurück gekehrt sind] Soemmerring war im August 1794 vom St. George’s Hospital in London eingeladen worden, im Herbst dort anatomische Vorlesungen zu halten. Vom 2. bis zum 17. Oktober 1794 hielt er sich deshalb in England auf. – Goethe hatte offenbar über Dritte von dieser Reise erfahren, wusste aber nichts Genaues und schrieb deshalb sicherheitshalber an den Aufenthaltsort der Familie, wo die Beilage auch Soemmerrings Frau erreichen konnte (vgl. zu 61,10). Unwahrscheinlich ist, dass Goethe vorab von den Plänen Soemmerrings erfahren hatte, nach Italien zu reisen: „Es fehlte nicht viel so wäre ich dieser Tage nach Italien gereißt welche Reise indessen nur aufgeschoben ist“, berichtete ihm Soemmerring im Antwortbrief (Soemmerring, Werke 20, 203). 107,2 beykommendes] Der 1. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (Berlin 1795) war Ende 1794 bei Johann Friedrich Unger erschienen. Am 27. Dezember 1794 hatte Goethe die vereinbarten 40 Freiexemplare mit einem Brief des Verlegers erhalten (AA Erg-Bd 21, 257, Nr 532). – Dass Soemmering ein Exemplar davon erhielt, belegt nicht nur Goethes Erinnerung in den „Tag- und JahresHeften“ auf das Jahr 1795 (WA I 35, 46), sondern auch Soemmerrings Antwort mit dem „〈H〉 erzlichsten Dank für das angenehme Geschenck eines solchen Meisterstücks – das ist ein wahrer Meister – ich nannte meinen Buben Wilhelm weil alle meine Freunde 〈…〉 diesen Namen führten 〈…〉 nun hab ich noch einen mehr der so heißt“ (Soemmerring, Werke 20, 203). Der 2. Band ging ihm am 25. Mai 1795 zu (vgl. zu 130,7).
84. An Christian Gottlob Voigt
Jena, 16. Januar 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. – Egh., mit Echtheitsbeglaubigung von Riemer (vgl. WA IV 50, 217); Textverlust unbekannten Umfangs (vgl. zu 107,14). E: Briefe, von der Hand berühmter Männer 〈…〉. In: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen (Vossische Zeitung) 1867. Nr 99. 28. April. Sonntags-Beilage Nr 17, S. 67f. D: WA IV 10 (1892), 230, Nr 3123 (nach E; vgl. Hinweis auf H und die Textkorrekturen in WA IV 50, 217).
224
BRIEF 85
Textgrundlage: D (unter Berücksichtigung der Textkorrekturen in WA IV 50, 217). – H befand sich im Privatbesitz des Weimarer Bankiers Dr. Roderich Moritz, so dass die Handschrift erst den Herausgebern der 1912 erschienenen Berichtigungen vorlag. Ein Vergleich von E und D legt nahe, dass D näher an H liegt. E enthält Lesefehler (vgl. Überlieferungsvarianten). ÜBE R L IE FE RUN GSVARI AN TEN
107,6 nach wollen.] kein Absatz E 107,7 act. K. Scriptum] v. K Sciptum E 107,10 Commissions Geschäfte] Commissions-Geschäfte E 107,13 H] st. E 107,13 gehe] gehn E 107,17 vergnügend] Vergnügend E 107,17 Uterus] Vterus E 107,18 weniger] weniger, E 107,20 Freytags] Freytag E 107,23 Jen. d.] Jena, den E. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet zwei Briefe Christian Gottlob Voigts, einen vom 12. Januar 1795 (AS 2, 427f.; Goethe-Voigt2 1, 158f., Nr 117; vgl. RA 1, Nr 1171) und einen vom 15. Januar 1795 (Goethe-Voigt2 1, 159f., Nr 118; vgl. RA 1, Nr 1178). – Voigt antwortete am 16. Januar 1795 (Goethe-Voigt2 1, 160–162, Nr 120; vgl. RA 1, Nr 1179). 107,7 Das Kalbische oder vielmehr act. K. Scriptum] Der Rechtssache lag eine Beschwerde des ehemaligen Kammerpräsidenten von Kalb über den Herzog und sein Geheimes Consilium zugrunde, mit der er sich an den Reichshofrat in Wien gewandt hatte, nachdem er vergeblich versucht hatte, seinen Anspruch auf die Stelle eines ‚Deputati ordinarii der Jenaischen Ritterschaft‘ in der Landschaftsversammlung durchzusetzen (vgl. AS 2, 427f., Nr 82; 450f., Nr 88; erläutert in: AS 3, 169f., 181f.). Kalbs Ablehnung als Deputierter war in einer Stellungnahme zu begründen. Mit dem ersten Bezugsbrief hatte Goethe Voigts Skizze zu den beiden ersten Punkten dieser Stellungnahme erhalten. Eine Fortsetzung des Textes, die Voigt eigentlich erwartet hatte, lieferte Goethe nicht. Im zweiten Bezugsbrief hatte der Amtskollege auf deren Dringlichkeit hingewiesen, da die Stellungnahme bis 24. Februar 1795 in Wien einzureichen sei. Dessen ungeachtet nahm ihre Abfassung weitere Monate in Anspruch. Mit umfangreichen Beilagen ging sie erst am 4. September 1795 an den Reichshofrat ab (Voigts Brief an Goethe, 3. September 1795; Goethe-Voigt2 1, 200–202). Eine Kopie der 58-seitigen Reinschrift vom 2. Mai 1795 befindet sich im Hauptstaatsarchiv Weimar (H: LATh-HStA Weimar, Kaiser und Reich C 936, Bl. 301–329). Die Sache war erfolgreich: Kalbs Beschwerde wurde zurückgewiesen (vgl. zu 178,19). – act. K. Scriptum: Lat. actorum Kalbianorum Scriptum: Schrift zur Kalbischen Sache. 107,10 Fichten] Johann Gottlieb Fichte; der Professor für Philosophie in Jena wurde verdächtigt, Anhänger der Jakobiner und Gründer eines Illuminatenordens zu sein (vgl. Voigts Brief an Goethe, 11. Januar 1795; AS 2, 425f.).
JANUAR 1795
225
107,10–11 die Commissions Geschäfte sind wenigstens richtig abgelaufen] Auf Anregung Fichtes hatte der Herzog eine aus Vertretern der Nutritoren und Mitgliedern der Universität bestehende Kommission einberufen, mit dem Ziel, die Auflösung der Studentenverbindungen in Jena zu erreichen. 107,13 Unsre H. Ilmenauer] Unsre Herren Ilmenauer. Gemeint sind die subordinierten Mitglieder der Aufsicht über den dortigen Bergbau und die Beamten im Bergamt (vgl. zu 90,23). 107,14 ....] Textabbruch, Rest der Seite im Manuskript abgeschnitten. 107,17 Uterus der Alma Mater] Lat.: die Gebärmutter der nährenden Mutter. Gemeint ist die Universität zu Jena, wo Goethe und Meyer anatomische Vorlesungen besuchten (vgl. zu 97,12). 107,20 Freytags den 23 ten 〈…〉 unsrer Societät zu sehen] Zu den regelmäßigen Treffen der Freitagsgesellschaft vgl. zu 84,9–10. 107,21 etwas interessantes Akademisches] Möglicherweise ein Bericht über die neuerliche Beschäftigung mit vergleichender Anatomie oder die in Jena mit Johann Friedrich August Göttling unternommenen chemischen Versuche. 107,23 Serenissimo] Dativ/Ablativ von lat. Serenissimus (vgl. erste Erläuterung zu 3,17). Gemeint ist Herzog Carl August.
85. An Friedrich Schiller Weimar, 27. Januar 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 9–10. – Doppelblatt 18,9 × 22,9 cm, 1 2⁄3 S. beschr. (S. 1 und 2: Brief und erste Nachschrift: 108,15–21 Noch etwas: 〈…〉 Autor sey.), S. 4: zweite Nachschrift: 108,22 Bitte um das Packet 〈…〉 absenden werde. / G, quer zur Schreibrichtung nach Faltung des Briefes, egh., Tinte); S. 4 rote Verschlussoblate und Adresse: Des Herrn / Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena; beide Blätter Seitenrand Mitte Siegelausriss. E1: Schiller-Goethe1 1 (1828), 103f., Nr 43 und 44 (Teildrucke: als zwei separate Briefe, ohne die zweite Nachschrift). E2: Schiller-Goethe4 1 (1881), 36, Nr 43 (bis auf 108,15 Noch etwas vollständig). WA IV 10 (1892), 231f., Nr 3124. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 25. Januar 1795 (NA 27, 127f., Nr 97; vgl. RA 1, Nr 1192). – Schiller antwortete am 28. Januar 1795 (NA 27, 131f., Nr 102; vgl. RA 1, Nr 1195).
226
BRIEF 86
108,1 Exemplare Horen] Mit dem Bezugsbrief hatte Schiller Exemplare des 1. „Horen“-Stücks 1795 übersandt. 108,2 noch] Hier möglicherweise im Sinne von ‚nochmals‘, ‚zum wiederholten Male‘ (vgl. Grimm 13, 869). 108,2 artig] Hier in der Bedeutung ‚von gehöriger Art und Weise‘ (vgl. GWb 1, 839). 108,2 kleinen Exemplare] Die Zeitschrift wurde, wie von Johann Friedrich Cotta in seiner Vorbemerkung zum 1. „Horen“-Stück 1795 (S. X) angekündigt, im „groß Oktav“-Format gedruckt, der größte Teil auf ‚ordinärem‘ oder ‚Schreibpapier‘, ein kleiner Teil als Vorzugsausgabe auf besserem ‚Postpapier‘ (vgl. 116,23–24; ferner Cottas Absatzberechnungen vom 6. Januar und 21. April 1797 [NA 41 II A, 364]). In seinem Brief an Johann Friedrich Cotta vom 30. Januar 1795 bedauerte Schiller, dass „die Postpapierexemplarien in kleinerm Format sind“ (NA 27, 132), d.h. in etwas kleinerem Oktavformat. 108,3 dem Herzog überreicht] Danach hatte Schiller im Bezugsbrief gefragt (NA 27, 127). 108,4 ein Wort schrieben] Aus Schillers Antwortbrief geht hervor, dass er am 28. Januar 1795 an Herzog Carl August schrieb. Der Brief ist nicht bekannt. 108,5 daß das Journal gut gehen wird] Das 1. Heft der „Horen“ 1795 hatte Cotta in 1500 Exemplaren gedruckt und veranstaltete im März 1795 einen Nachdruck von 500 Exemplaren (vgl. Schulz, Schillers Horen, 38f.). Ferner gibt es Hinweise auf einen zweiten Nachdruck in Höhe von möglicherweise 300 Exemplaren (vgl. Helmut Praschek: Neues zur Druckgeschichte der „Horen“. Unbekannte Doppeldrucke und Zeugnisse. In: GJb 25 [1963], 347). Nach dem Besuch des Verlegers in Jena im April 1795 schrieb Schiller an Körner: „Cotta 〈…〉 hat von den Horen große Hofnungen. Er ist nicht weit von 1800 Exempl〈aren〉 und äuserst zufrieden.“ (NA 27, 176.) Mit Beginn des Jahres 1796 wurde die Auflage auf 1550 Exemplare reduziert; der Absatz lag im Juli bei 1062 Exemplaren (vgl. Fischer, Cotta, 83). 1797 sank der Absatz weiter; vom März-Heft wurden nur noch 1000 Stück gedruckt (ebd., 91). Nach einer Kalkulation vom 30. Oktober 1797 erwartete Cotta nur einen Absatz von 875 Exemplaren (NA 41 II A, 365). Vor allem nach dem Erscheinen der „Xenien“ im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ gab es viele Abbestellungen (vgl. Cottas Brief an Schiller, 28. Oktober 1796; NA 36 I, 357). Nach dem Jahrgang 1797 wurden „Die Horen“ eingestellt. 108,6 Mein drittes Buch] Das Manuskript des 3. Buches von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ hatte Goethe am 7. Januar 1795 an Schiller geschickt (vgl. 105,15). 108,6 fort] Nach Berlin zum Verleger Johann Friedrich Gottlieb Unger; ein Begleitbrief ist nicht bekannt. 108,7 Ihre Bemerckungen] In Gesprächen, die geführt wurden, während sich Goethe vom 11. bis zum 23. Januar 1795 in Jena aufhielt.
FEBRUAR 1795
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108,8 Theater quaal] Vermutlich sind die Vorbereitungen der Theateraufführung aus Anlass des Geburtstags von Herzogin Louise am 30. Januar 1795 gemeint. Nachdem der Geburtstag selbst „in aller Stille zurückgelegt“ worden war (FB 1795, S. 29), fand am 31. Januar die Erstaufführung der Oper „Das Sonnenfest der Braminen“ (1790) von Wenzel Müller mit dem (von Christian August Vulpius bearbeiteten) Libretto von Karl Friedrich Hensler statt. 108,11 Meyer] Johann Heinrich Meyer. 108,12 in Jena] Auch Meyer hatte sich wie Goethe vom 11. bis zum 23. Januar 1795 in Jena aufgehalten. 108,15 der Aufsatz des Hl. v Humbold] Wilhelm von Humboldts „Horen“-Beitrag „Ueber den Geschlechtsunterschied und dessen Einfluß auf die organische Natur“ (2. Stück 1795). In seinem Brief an Johann Friedrich Cotta vom 30. Januar 1795 bat Schiller, das (im Wortlaut nicht bekannte) Zitat von Humboldts Bruder Alexander zu tilgen (NA 27, 134). 108,17 der Bruder] Alexander von Humboldt. 108,21 eh er erfährt wer sein Autor sey] Die „Horen“-Beiträge erschienen bis auf wenige Ausnahmen anonym. Erst ein Inhaltsverzeichnis am Ende der Jahrgänge gab über die Verfasser Aufschluss. 108,22 das Packet an Jakobi] Im Bezugsbrief hatte Schiller angeboten, einen Brief Goethes an Friedrich Heinrich Jacobi einem Paket beizulegen, mit dem er ihm das 1. „Horen“-Stück 1795 schicken wollte (NA 27, 127). Es geschah umgekehrt: Goethe seinerseits sandte Schillers Journal zusammen mit einem Exemplar des 1. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 105,7) an Jacobi, begleitet von seinem Brief vom 2. Februar 1795 (Nr 86).
86. An Friedrich Heinrich Jacobi
Weimar, 2. Februar 1795 → 〈Emkendorf〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2741. – Doppelblatt 18,8 × 22,8 cm, 2 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links Empfangs- und Antwortvermerk, von Jacobis Hd, rote Tinte: „Goethe. e dL 16 t Febr 1795. / b – 18 t – -“; oben rechts Datumsangabe, von fremder Hd (Max Jacobi?), rote Tinte: „W. dL 2 t Febr.“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 201f., Nr 97. WA IV 10 (1892), 232f., Nr 3125. BE IL AG E N
1) 1. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 109,2). 2) 1. Stück von „Die Horen“ 1795 (vgl. zu 109,4).
228
BRIEF 86
E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet einen Brief Friedrich Heinrich Jacobis vom 11. Januar 1795 (JB I 11, 22f., Nr 3355; vgl. RA 1, Nr 1167). – Jacobi antwortete am 18. Februar 1795 (JB I 11, 28–35, Nr 3364; vgl. RA 1, Nr 1206). 109,1 Gefühl von Unglauben oder Aberglauben] Goethe nimmt den scherzhaften Ton seines vorangegangenen Briefes an Jabobi auf (vgl. zu 98,11–12 und zu 98,12). 109,2 ein Exemplar des Romans] 1. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 107,2). Goethe hatte ihn schon in Nr 76 versprochen (vgl. zu 97,15–16). 109,3 Maxens] Zum jüngsten Sohn des Adressaten und dessen Beziehung zu Goethe vgl. erste Erläuterung zu 48,6. 109,4 mit den Horen] Goethe übersandte das 1. Stück der „Horen“ 1795 (vgl. zu 108,22). 109,4–5 Mögen sie beyde zur guten Stunde anlangen.] Im Bezugsbrief hatte Jacobi berichtet, dass die Beilagen am Abend des 16. Februar 1795 eingetroffen seien. Er bedankte sich kurz für beides und teilte mit, dass er „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ Mitte Januar 1795 schon zweimal gelesen habe. Dafür nutzte er wahrscheinlich eines der in Hamburg längst vorhandenen Exemplare, von deren Existenz er im Bezugsbrief geschrieben hatte. 109,6–7 Mit Max habe 〈…〉 mein anatomisches Wesen erneuert.] In den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1795 erinnerte sich Goethe an die letzten Wochen des vorausgegangenen Jahres und an die ersten Wochen des laufenden: Ganz abgelenkt und zur Naturbetrachtung zurückgeführt ward ich, als gegen Ende des Jahrs die beiden Gebrüder v o n H u m b o l d t in Jena erschienen. Sie nahmen beiderseits in diesem Augenblick an Naturwissenschaften großen Antheil, und ich konnte mich nicht enthalten, meine Ideen über vergleichende Anatomie und deren methodische Behandlung im Gespräch mitzutheilen. Da man meine Darstellungen zusammenhängend und ziemlich vollständig erachtete, ward ich dringend aufgefordert sie zu Papier zu bringen, welches ich auch sogleich befolgte, indem ich an Max Jacobi das Grundschema einer vergleichenden Knochenlehre, gegenwärtig wie es mir war, dictirte, den Freunden Gnüge that und mir selbst einen Anhaltepunct gewann, woran ich meine weiteren Betrachtungen knüpfen konnte. A l e x a n d e r v o n H u m b o l d t s Einwirkungen verlangen besonders behandelt zu werden. Seine Gegenwart in Jena fördert die vergleichende Anatomie; er und sein älterer Bruder bewegen mich, das noch vorhandene allgemeine Schema zu dictiren. (WA I 35, 45f.) Zusammen mit den Brüdern von Humboldt hatte Goethe in Jena die anatomischen Vorlesungen von Justus Christian Loder über die Bänderlehre gehört (vgl. zu 97,12). 1794 waren der „Versuch einer allgemeinen Knochenlehre“ und diverse Vorarbeiten dazu entstanden (LA I 10, 87–109; erläutert in: LA II 9A, 572–575).
FEBRUAR 1795
229
109,7 ich dicktirte ihm] Das Max diktierte Konzept hat sich in Goethes Nachlass nicht erhalten, ebenso wenig sind die von Wilhelm von Humboldt angefertigten Abschriften der Manuskripte überliefert (vgl. dessen Brief aus Jena an Goethe, 〈wohl vom 30. Januar 1795〉; Humboldt, Wilhelm, Briefe I 2, 295f.). Unter Goethes Papieren finden sich lediglich eigenhändige Vorarbeiten zum „Ersten Entwurf einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie“ (LA I 9, 119–151; erläutert in: LA II 9A, 593–601). Die auf Januar 1795 datierte Abhandlung veröffentlichte Goethe 1820 in HzM I 2. Die zugrundeliegenden Manuskripte verblieben vermutlich beim Setzer. Inwieweit das in den „Heften zur Morphologie“ Gedruckte von dem diktierten Konzept oder von den weiteren Ausarbeitungen Goethes aus der Zeit abweicht – wovon in beiden Fällen auszugehen ist –, lässt sich damit nicht mehr im Einzelnen nachvollziehen. – In den Jahren 1819/20 erinnerte sich Goethe in der Abhandlung „Dem Menschen wie den Tieren ist ein Zwischenknochen der obern Kinnlade zuzuschreiben“ (LA I 9, 154–186; erläutert in: LA II 9A, 470–492) an die gemeinsamen Arbeiten zur Anatomie in jener Zeit, vor allem aber an die damals angewandte Methode: So benutzte ich viele Zeit, bis im Jahre 1795 die Gebrüder von Humboldt, die mir schon oft als Dioskuren auf meinem Lebenswege geleuchtet, einen längeren Aufenthalt in Jena beliebten. Auch bei dieser Gelegenheit strömte der Mund über, wovon das Herz voll war und ich trug die Angelegenheit meines Typus so oft und zudringlich vor daß man, beinahe ungeduldig, zuletzt verlangte, ich solle das in Schriften verfassen was mir in Geist, Sinn und Gedächtnis so lebendig vorschwebte. Glücklicherweise fand sich zu selbiger Zeit ein junger, diesen Studien geneigter Freund, Maximilian Jacobi, daselbst, dem ich jenen Aufsatz, ziemlich wie er noch vorliegt, aus dem Stegreif diktierte und jene Methode mit wenig Abweichung als Grundlage meiner Studien beibehielt, wenn ich sie gleich nach und nach auf gar mancherlei Weise hätte modifizieren können. (LA I 9, 179.) 109,9 Humbold] Wilhelm von Humboldt. Sein Bruder Alexander war nach seinem Besuch in Jena vom 14. bis zum 19. Dezember 1794 wieder nach Bayreuth zurückgekehrt. 109,10–11 werde 〈…〉 ans Ausarbeiten gehen] Die erweiterte Fassung lag erst 1796 vor, so die Datierung im Erstdruck. Goethe veröffentlichte sie in HzM I 3 unter dem Titel „Vorträge, über die drei ersten Kapitel des Entwurfs einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie“ (LA I 9, 193–209; erläutert in: LA II 9B, 457–463). 109,12 wir bedauern das er uns Ostern verlassen will] Der Medizinstudent beabsichtigte, sein Studium in Göttingen fortzusetzen. 109,12–13 Kann ich 〈…〉 größte Freude seyn.] Goethe reiste nicht nach Emkendorf (vgl. zu 96,16–17).
230
BRIEFE 87/88
109,15–16 mich schon lange lastet] Im Sinne von ‚mich schon lange belastet‘ (vgl. GWb 5, 976–978). 109,18 Daß dir Rein. nicht behagt] Schon im Brief vom 7. Juni 1794 hatte Jacobi seinen Verdruss über Persönlichkeit und Lehre des Kantianers Karl Leonhard Reinhold zum Ausdruck gebracht (JB I 10, 361–363, Nr 3305). 109,18 giebt mich nicht Wunder] Hier: erstaunt mich nicht. Die Verwendung des Verbes ‚geben‘ – heute eher ‚nehmen‘– ist im Mitteldeutschen bis 1800 ein gebräuchliches Syntagma (vgl. Grimm 30, 1789). 109,22 Fichte] Johann Gottlieb Fichte, Reinholds Nachfolger auf der Jenaer Professur. 109,22 wunderlicherlicher Kauz] Wohl keine Verschreibung, sondern bewusste Dopplung der Endung als Ausdruck eines höchsten Grades an Wunderlichkeit. Fichte erscheint Goethe als ein überaus seltsamer und dabei gleichwohl liebenswerter Sonderling. 109,26 Reinh.] Karl Leonhard Reinhold. 109,31 Grüße Clärchen und die Tanten] Die im Haushalt des Adressaten lebenden Verwandten (vgl. zu 38,16). 110,1 einen Aufsatz von dir] Schiller hatte in seinem Brief vom 24. August 1794 Jacobi zum „schönen Bund von Geistern“ eingeladen, ihn um einen Beitrag für „Die Horen“ gebeten und in einer Beilage über den Charakter des literarischen Unternehmens informiert (JB I 10, 370–373, Nr 3318). Am 10. September 1794 erfolgte die Zusage; für November wurde der Aufsatz in Aussicht gestellt (JB I 10, 398–399, Nr 3323). Tatsächlich sandte Jacobi den versprochenen Aufsatz erst am 3. Juli 1795 (vgl. Jacobis Brief an Goethe, 7. Juli 1795; NA 35, 236, Nr 240). Unter dem Titel „Zufällige Ergießungen eines einsamen Denkers in Briefen an vertraute Freunde“ erschien er im 8. „Horen“-Stück 1795; die am Ende des Beitrags in Aussicht gestellte Fortsetzung blieb aus. 110,2 die S t u n d e n] Anspielung auf die Zeitschrift die „Horen“ (vgl. zu 111,18); zu deren Programm gehörte die heitere und leidenschaftsfreie Unterhaltung.
87. An Friedrich Schiller
Weimar, 11. Februar 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 12. – 1 Bl. 18,8 × 23 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 106f., Nr 46. WA IV 10 (1892), 234, Nr 3126.
FEBRUAR 1795
231
BE IL AG E
Manuskript zum 4. Buch von Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 110,4). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers. – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 90 – mit seinen Briefen vom 19. und vom 22. Februar 1795 (NA 27, 145–147 und 148–150, Nr 111 und 113; vgl. RA 1, Nr 1207 und 1210). 110,4 mein viertes Buch] Das Manuskript zum 4. Buch von Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. 110,4–5 bey guter Gesundheit und Stimmung] Schiller führte seiner Gesundheit wegen damals eine sehr „eingeschloßene LebensArt“ (Brief an Charlotte von Kalb, 16. Februar 1795; NA 27, 142). Vgl. auch zu 110,12–13. 110,6–7 Hl. v. Humbold und den Damen] Wilhelm von Humboldt, dessen Frau Caroline und Charlotte Schiller. 110,9 Sonnabend] 14. Februar 1795. – Laut Fourierbuch fuhr Goethe noch am Mittwoch, dem 11. Februar 1795, also unter dem Datum des vorliegenden Briefes, nach Jena: „Heute Abend sind der HL. Geh:rath v. Göthe 〈…〉 nacher Jena abgegangen.“ (FB 1795, S. 38.) Einen Tag später folgte der Herzog (vgl. FB 1795, S. 39). Am Freitag, dem 13. Februar, kehrten beide zurück; David Färber, Bibliotheks- und Museumsdiener im Herzoglichen Schloss zu Jena, notierte unter dem 12. Februar 1795: „Sind Ihro Durchl. Herzog, und der Herr Geh. Rath. v. Göthe 〈…〉 d. 13. wieder nacher Weimar gereist.“ (BG 4, 126.) 110,10 Meyer] Johann Heinrich Meyer.
88. An Friedrich Schiller Weimar, 18. Februar 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 13–14. – Doppelblatt 18,8 × 23 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 rote Verschlussoblate und Adresse: Des Herrn / Hofrath Schillers / Wohlgel / Jena / fr., Bl. 2 rechts Mitte Siegelausriss. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 107f., Nr 47. WA IV 10 (1892), 234f., Nr 3127. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers. Er bezieht sich auf mündliche Unterredungen (vgl. zu 110,12). – Schiller antwortete am 19. Februar 1795 (NA 27, 145–147, Nr 111; vgl. RA 1, Nr 1207).
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BRIEF 89
Postsendungen: 18. Februar 1795 (GR/Abschlussrechnungen 1795, 1, Bl. 2). 110,12 Sie sagten mir neulich] Goethe hatte Schiller am 12./13. Februar 1795 in Jena besucht (vgl. zu 110,9). 110,12–13 daß Sie bald 〈…〉 zu kommen gedächten] Im Antwortbrief sagte Schiller ab: „Das elende Wetter hat wieder allen meinen Muth mit fortgenommen und meine Thürschwelle ist wieder die alte Grenze meiner Wünsche und meiner Wanderschaft.“ (NA 27, 145.) 110,15 das Frauchen] Charlotte Schiller. 110,16 wo anders] Charlotte Schiller wohnte oft bei Charlotte von Stein. 110,17 das alte Quartier] In einer „Reyhe von 3 Zimmern, vorn hinaus“ (Schillers Brief an seine Frau Charlotte, 16. September 1794; NA 27, 48) in Goethes Haus, in denen Schiller auch bei seinem Besuch vom 14. bis 27. September 1794 gewohnt hatte. 110,19 die neuliche Unterredung] Bei Goethes Besuch in Jena am 12./13. Februar 1795 (vgl. zu 110,9). 110,20 das Schema zum 5ten und 6ten Buche] Schemata zum Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ sind nicht überliefert. 110,23 die Kantischen Beobachtungen] Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen. von M〈agister〉 Immanuel Kant. Riga 1771. – Von Kants viel gelesener Schrift waren bereits zwei Auflagen erschienen: Königsberg 1764 und 1766; sie hat sich weder in Goethes noch in Schillers Bibliothek erhalten. – Goethe kannte die „Critik der reinen Vernunft“ (Riga 1781; 2. Aufl. 1787; in Goethes Bibliothek vorhanden [vgl. Ruppert, 451, Nr 3086]) ebenso wie die „Critik der Urtheilskraft“ (Berlin und Libau 1790; in Goethes Bibliothek vorhanden [vgl. Ruppert, 450f., Nr 3085]) bestens; vgl. seine autobiographischen Mitteilungen in „Einwirkung der neueren Philosophie“ (LA I 9, 90–94; erläutert in: LA II 10A, 776–780); ferner Goethes einschlägige Konzepte und Exzerpte sowie die Hervorhebungen und Anmerkungen in seinen Handexemplaren (vollständig gedruckt in: LA II 1A, 32–106 [M 6–M 11] und 107–110 [M 13]); zu den Eintragungen in den Handexemplaren schon früher: Géza von Molnár: Goethes Kantstudien. Eine Zusammenstellung nach Eintragungen in seinen Handexemplaren der „Kritik der reinen Vernunft“ und der „Kritik der Urteilskraft“. Weimar 1994. – Lange vor der „Critik der Urtheilskraft“, in welcher Kant dasjenige als ‚schön‘ charakterisiert, was ein freies, interesseloses Wohlgefallen hervorruft, als ‚erhaben‘ hingegen dasjenige, was dem Betrachter das Bewusstsein der Möglichkeit vermittelt, dass der Mensch sich über seine sinnliche Natur zu erheben vermag, werden diese Begriffe in den „Beobachtungen“ auf populärphilosophische Weise am Menschen überhaupt, an den beiden Geschlechtern sowie an verschiedenen Völkern beschrieben. 111,1–2 Es ist voll allerliebster Bemerckungen über die Menschen] Schiller griff diese Stelle in seinem Antwortbrief auf und kritisierte, Kant sei eher ‚psycho-
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logisch‘ als ‚philosophisch‘ vorgegangen: „Was Sie von der kleinen Schrift Kants schreiben erinnere ich mich bey Lesung derselben auch empfunden zu haben. Die Ausführung ist bloß anthropologisch und über die letzten Gründe des Schönen lernt man darinn nichts. Aber als Physik und Naturgeschichte des Erhabenen und Schönen enthält es manchen fruchtbaren Stoff. Für die ernsthafte Materie schien mir der Styl etwas zu spielend und blumenreich; ein sonderbarer Fehler an einem Kant, der aber wieder sehr begreiflich ist.“ (NA 27, 146.) 111,4 von dem abwesenden Hl. v. Humbold] Alexander von Humboldt, Oberbergmeister in Bayreuth. Er war vom 14. bis 19. Dezember 1794 zu Besuch in Jena gewesen (vgl. Humboldt, Tagebücher 1, 255f.) und war mit Goethe zusammengetroffen (vgl. Humboldts Brief an Reinhard von Haeften, 19. Dezember 1795 [BG 4, 116]; ferner „Tag- und Jahres-Hefte“ auf das Jahr 1795 [WA I 35, 45f.]). Laut Schillers Antwortbrief wurde Alexander von Humboldt nach seinem Besuch von Dezember erneut in Jena erwartet (NA 27, 147). Er kam im April 1795 wieder nach Jena; das geht aus Briefen Humboldts an Christoph Girtanner vom 16. April und an Carl Freiesleben vom 17. April 1795 hervor; dem letztgenannten zufolge blieb er bis zum 20. April in Jena (Humboldt, Alexander, Jugendbriefe, 416f.).
89. An Johann Isaak Gerning
Weimar, 21. Februar 1795 → 〈Frankfurt a. M.〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-11. – Doppelblatt 11,4 (–11,6) × 18,5 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 oben rechts Empfangs- und Antwortvermerk, von fremder Hd (Gerning), Tinte: „W. d. 21ten Febr×× / 1795 / Goethe. / E dengL. / B. 〈Beantwortet〉 dL 23ten“; S. 4 unten rechts Besitzerstempel und Signatur. E: Freies Deutsches Hochstift. Zur Eröffnung des Frankfurter Goethemuseums am 20. Juni 1897. Ungedruckte Briefe Goethes an J〈ohann〉 I〈saak〉 von Gerning in Frankfurt a. M. 1794–1828. Frankfurt a. M. 〈1897〉, S. 13, Nr 2 (Otto Heuer). WA IV 30 (1905), 57, Nr 3129a. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Johann Isaak Gerning antwortete am 23. Februar 1795 (H: GSA 28/8, Bl. 55; vgl. RA 1, Nr 1211). 111,9 ein Brief von Unger] Im Antwortbrief heißt es: „Ich danke Ihnen, mein werther Freund, für übersandte Briefe. Hier ist der von Unger zur Einsicht.“ (H: GSA 28/8, Bl. 55.) Um welchen Brief es sich handelte, konnte nicht ermittelt wer-
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den. An Goethe hatte Johann Friedrich Unger zuletzt am 14. Februar 1795 geschrieben (Goethe-Unger, 37f.). 111,9 ein andrer von Cobres an mich] Der Brief des Augsburger Bankiers und Naturforschers Paul Joseph von Cobres an Goethe ist nicht überliefert. 111,9–10 Letzterem schreiben Sie ja wohl selbst.] Darüber konnte nichts weiter ermittelt werden. 111,10 der Wein] Vermutlich erwartete Goethe eine durch Gerning in Auftrag gegebene Lieferung Wein.
90. An Friedrich Schiller
Weimar, 21. Februar 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 17. – Doppelblatt 11,6 × 18,6 cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 112f., Nr 49. WA IV 10 (1892), 236, Nr 3129. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 19. Februar 1795 (NA 27, 145–147, Nr 111; vgl. RA 1, Nr 1207). – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 128 – am 22. Februar 1795 (NA 27, 148–150, Nr 113; vgl. RA 1, Nr 1210). 111,14 daß Sie in Jena bleiben mögen] Im Bezugsbrief hatte Schiller berichtet, er habe einen Ruf als Professor für Geschichte und Ästhetik an die Universität Tübingen „ausgeschlagen“ (NA 27, 146). Offiziell tat er dies jedoch erst mit seinem Brief an Jacob Friedrich Abel vom 3. April 1795, unter Hinweis auf seine instabilen „GesundheitsUmstände“ (NA 27, 169) und seine Verpflichtung dem weimarischen Hof gegenüber (ebd.). Schiller selbst hatte Interesse an einer Berufung bekundet, als er im März 1794 für drei Tage Tübingen besuchte. Der mit ihm befreundete frühere Stuttgarter Carlsschullehrer und damalige Tübinger Philosophieprofessor Abel hatte die Vermittlung übernommen und Schiller mit einem Brief vom 29. Januar 1795 das Angebot unterbreitet (NA 35, 141). Schiller nutzte den Ruf nach Tübingen dazu, von Herzog Carl August für den Fall einer Arbeitsunfähigkeit wegen Krankheit die Zusicherung einer Verdopplung seines Gehalts zu erwirken (vgl. Schillers Brief an Christian Gottlob Voigt, 26. März 1795 [NA 27, 166f.] und dessen Antwort vom 28. März [NA 35, 178f.]). 111,17 Manuscript des vierten Buches] Goethe hatte Schiller das 4. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ am 11. Februar 1795 (Nr 87) mit der Bitte um kritische Lektüre geschickt.
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111,17–18 die Synonymen] Gemeint ist der Aufsatz „Beiträge zur Synonymistik“ von Friedrich August Weißhuhn, den Goethe positiv beurteilte (vgl. 112,9). Er war für die „Horen“ bestimmt, erschien jedoch nach dem Tod des Verfassers am 21. April 1795 in Friedrich Immanuel Niethammers „Philosophischem Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten“ (1795. 1. Band. Heft 1, S. 46–72). 111,18 zurückschicken] Am 25. Februar 1795 mit Nr 91. 111,18 Stundentanz] Anspielung auf die „Horen“ nach griech. γ und lat. hora (Stunde). Die Horen der antiken Mythologie „werden aber nicht so wohl für die zwölf Stunden des Tages, als vielmehr für die vier Jahreszeiten genommen. 〈…〉 In dieser Absicht bildet man sie denn in kurzen bunten geschürzten Kleidern, wie sie im Kreise herum tanzen und gleichsam das Jahr herum drehen 〈…〉.“ (Hederich, 1290.) Vgl. zu 164,30.
91. An Friedrich Schiller Weimar, 25. Februar 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 19–20. – Doppelblatt 18,8 × 23 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 rote Verschlussoblate und Adresse: Des Herrn / Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena / fr.; Bl. 2 Seitenrand Mitte Ausriss durch Öffnen der Oblate; Schluss des Briefes Ich hoffe 〈…〉 95. (112,25–29) in neuem Schreibansatz mit deutlich blasserer Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 116–118, Nr 51. WA IV 10 (1892), 237f., Nr 3130. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 22. Februar 1795 (NA 27, 148–150, Nr 113; vgl. RA 1, Nr 1210). – Schiller antwortete am 27. Februar 1795 (NA 27, 151f., Nr 115; vgl. RA 1, Nr 1217). 112,1 mein Werck] Das 4. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. 112,1 auf neue] Versehentlich für ‚aufs neue‘. 112,2 Ihre Obelos] Griech. «: Spieß. – In der antiken Philologie Bezeichnung für Striche, mit denen zweifelhafte Stellen in Handschriften markiert wurden. – Schiller hatte vor allem zu bedenken gegeben, ob das Geldgeschenk der Gräfin für Wilhelm nicht gegen das „Zartgefühl des Helden“ verstößt und ob die Schilderung der „Hamlet“-Aufführung „der Mannichfaltigkeit wegen“ nicht „durch einige bedeutende ZwischenUmstände hätte unterbrochen werden können“ (NA 27, 149). Den ersten Hinweis berücksichtigte Goethe insofern, als Wilhelm
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das Geldgeschenk schließlich vom Baron entgegennimmt, unter Aufopferung der Delicatesse (WA I 22, 7; 4. Buch. 1. Kapitel). Von der Hamlet-Aufführung hingegen ist, vom 3. Kapitel abgesehen, im 13. bis 16. Kapitel des 4. Buches zusammenhängend die Rede. 112,4 desideriis] Dativ Plural von lat. desiderium: Wunsch, Bitte. 112,6 vom dritten Stück entschuldigen] Für das 3. Stück der „Horen“ 1795 lieferte Goethe in der Tat keinen Beitrag. 112,7 der Procurator] Die Geschichte vom ehrlichen Prokurator als 2. Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ im 4. Stück der „Horen“ 1795 (vgl. zu 86,13). Schiller hatte gehofft, sie bereits im 3. Stück bringen zu können (vgl. Bezugsbrief). 112,9 Die Synonymen die hier zurückkommen] Goethe vergaß, den Aufsatz von Friedrich August Weißhuhn beizulegen (vgl. zu 111,17–18); er übersandte ihn mit seinem nächsten Brief vom 28. Februar 1795 (Nr 93). 112,13 Des Verfassers Grille 〈…〉 stehen zu wollen] Der seit August 1794 als Privatdozent in Jena lehrende Friedrich August Weißhuhn hatte eine Frist zur Einschreibung in die Matrikel der Universität, die bis Weihnachten 1794 lief, verstreichen lassen und war auch einer entsprechenden Ladung wiederholt nicht gefolgt. Dies geht aus einem Schreiben des damaligen Prorektors Johann Wilhelm Schmid an Herzog Carl August vom 31. Januar 1795 hervor (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 6677, Bl. 1–4a). Wer sich in die Matrikel einer Universität einschrieb, wurde akademischer Bürger und als solcher akademischer Gerichtsbarkeit unterstellt. Die Universität war erste Instanz für alle Studenten, Professoren, Universitätsbediensteten und sonstigen akademischen Bürger. Diese unterstanden dem Prorektor der Universität und waren dem Zugriff von Seiten herrschaftlicher Gerichte entzogen. Die Autonomie der Universität, die Schiller mit der einer „ziemlich freien und sichern Republick“ verglich (Brief an Christian Gottfried Körner, 29. August 1787; NA 24, 148), schützte ihre Angehörigen ebenso vor der bürgerlichen Gerichtsbarkeit des Stadtrats Jena. Daher zeigte Schiller im Antwortbrief Unverständnis für Weißhuhn, „der die academische Freyheit so wenig zu schätzen weiss“ (NA 27, 152). Offenbar gab es persönliche Zwistigkeiten zwischen dem streitlustigen Weißhuhn und dem Prorektor, wie Schiller in seinem Antwortbrief darstellt (vgl. ebd.). In den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1795 schrieb Goethe über Weißhuhn: Dieser Wackere, mit den äußeren Dingen noch weniger als Fichte sich in’s Gleichgewicht zu setzen fähig, erlebte bald mit Prorector und Gerichten die unangenehmsten persönlichen Händel; es ging auf Injurien-Processe hinaus, welche zu beschwichtigen man von oben her die eigentliche Lebensweisheit hereinbringen mußte. (WA I 35, 54.) Durch Vermittlung Schillers und Friedrich Immanuel Niethammers gelang es schließlich, Weißhuhn zur Inskription zu bewegen (vgl. Schillers Brief an Goethe, 1. März 1795; NA 27, 154). – Grille: wunderlicher Einfall (vgl. GWb 4, 475). – Aca-
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demie: hier synonym mit ‚Universität‘; im Fall von Jena sprach Goethe häufiger von ‚Akademie‘ als von ‚Universität‘ (vgl. GWb 1, 314). 112,14 Satisfaction] Von lat. satisfactio: in wörtlicher Entsprechung ‚Genugtuung‘. 112,15 Prorecktor] Johann Wilhelm Schmid, Professor der Theologie. 112,15 u n v e r s c h ä m t gescholten] Über die Gründe berichtet Schiller in seinem Antwortbrief (vgl. NA 27, 152). 112,17 plausibles] Hier im Sinne von lat. plausibilis: Beifall verdienend, möglicherweise auch im Sinne von ‚nachvollziehbar‘ (mit Bezug auf Weißhuhns unkonventionelles Verhalten). 112,17 Forum privilegiatum] Lat.: Gericht mit Sonderrechten; gemeint ist die akademische Gerichtsbarkeit (vgl. zu 112,13). 112,18 ein gemeines] Die allgemeine bürgerliche Gerichtsbarkeit. 112,18 transcendent] Bezieht sich doppeldeutig einerseits auf die Transzendentalphilosophie, die Weißhuhn vertrat, andererseits auf den lateinischen Wortsinn: ‚überschreitend‘ im Sinne von ‚die Grenze des Gewöhnlichen überschreitend‘. 112,19–20 gewöhnlichen Conditionen] Zu den Voraussetzungen der Aufnahme in die Bürgerrolle gehörte u.a. ein Einkommensnachweis und das zu entrichtende Bürgergeld. 112,23 Voigt] Johann Heinrich Voigt, Professor der Mathematik, hatte Johann Wilhelm Schmid mit Beginn des Sommersemesters 1795 als Prorektor abgelöst. 112,25–26 Ich hoffe Sie bald wieder 〈…〉 zu besuchen.] Goethe kam erst am 29. März 1795 wieder nach Jena, blieb aber bis zum 2. Mai dort. 112,27 Kornern] Christian Gottfried Körner (vgl. folgende Erläuterung). 112,28 Die Romanze] Im Bezugsbrief hatte Schiller im Namen seines Freundes Körner für das „Vergnügen“ gedankt, „das ihm W〈ilhelm〉 Meister verschafft. Er hat sich nicht versagen können etwas daraus in Musik zu setzen, welches er Ihnen durch mich vorlegt. Eins ist auf die Mandoline und das andre auf das Clavier.“ (NA 27, 149.) Da Körner damals nur den gedruckten 1. Band des Romans mit den ersten beiden Büchern in Händen hatte und Goethe hier von ‚Romanze‘ spricht, handelt es sich vermutlich um eine Vertonung der Ballade „Der Sänger“ im 2. Buch des Romans (S. 327–329; vgl. WA I 1, 162f.). – Als Körner die Komposition am 16. Februar 1795 an Schiller sandte, schrieb er, er habe „ein Lied aus Goethes Meister für 2 Zithern componirt“, und bat, „es Goethen gelegentlich zu schicken“ (NA 35, 151). Er fügte hinzu: „Ich lege zwei Exemplare für das Clavier bei, wovon eins für Deine Frau und eins ebenfalls für Goethe bestimmt ist.“ Körners Kompositionen sind nicht veröffentlicht worden. Im GSA befindet sich jedoch (in der Allgemeinen Autographensammlung unter der Signatur 96/1632) ein Doppelblatt, das die Komposition für Klavier auf S. 2–4 enthält. Die 1. Seite des Doppelblatts bringt Körners Vertonung von Schillers Gedicht „Die vier Weltalter“, das ursprünglich auch den Titel „Der Sänger“ trug. Die Notenhandschrift stammt
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aus Körners Familie; auf S. 4 findet sich eine Notiz des Berliner Gesangslehrers und Musikschriftstellers Friedrich Wilhelm Jähns: „Eigene Composition und Handschrift von Christian Gottfried Körner 〈…〉 von dem Körnerschen Pflegesohn, Herrn Carl Ulrich, hier zum Geschenk erhalten.“ (Nach freundlicher Mitteilung von Evelyn Liepsch, GSA Weimar.) 112,28 auf dem Theater] Wohl: bei einem Konzert im Theatergebäude.
92. An Friedrich Heinrich Jacobi
Weimar, 27. Februar 1795 → 〈Emkendorf〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2742. – Doppelblatt 18,7 × 22,8 cm, 2 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links Empfangsvermerk, von Jacobis Hd, rote Tinte: „Goethe. e. dL 7 t März 1795.“ E: Goethe-Jacobi1 (1846), 207–209, Nr 99. WA IV 10 (1892), 238–240, Nr 3131. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Friedrich Heinrich Jacobis Brief vom 18. Februar 1795 (JB I 11, 28–35, Nr 3364; vgl. RA 1, Nr 1206) und bezieht sich auf eine von Jacobi veranlasste Lebensmittellieferung (H: GSA 28/445, St. XXIVa, Bl. 56; vgl. RA 1, Nr 1168). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Der vorliegende Brief traf laut Postrechnungen (siehe unten) und Empfangsvermerk erst am 7. März 1795 in Emkendorf ein (vgl. Überlieferung), so dass es sich bei Jacobis Brief vom 1. März 1795 nicht um die Antwort auf vorliegenden Brief handelt (JB I 11, 37, Nr 3368; vgl. RA 1, Nr 1220). Postsendungen: 27. Februar 1795 (GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 4). 113,1 ein Kasten] Mit Lebensmitteln (vgl. 98,29–31). 113,2 jener Gegend] Deutschlands Norden, wo sich Jacobi aufhielt. 113,3–4 pais de Cocagne] Franz. pays de cocagne: Schlaraffenland. 113,5 Maxens Fleis] Der Fleiß von Jacobis Sohn, der in Jena Medizin studierte. In seinem Brief vom 24. Februar 1795 hatte der Adressat Goethe davon berichtet, aber auch von einer Fußerkrankung (H: GSA 28/8, Bl. 60; vgl. RA 1, Nr 1215). Zur Biographie vgl. erste Erläuterung zu 48,6. 113,6–7 heute Abend 〈…〉 sich daran mit uns erlaben] Max besuchte Goethe am 27. Februar 1795 in Weimar. In seinem Brief vom 24. Februar 1795 hatte er Goethe um eine Karte für die Redoute, den Maskenball, gebeten (H: GSA 28/8, Bl. 60; vgl. RA 1, Nr 1215). 113,8 das beygelegte Verzeichniß des fürtrefflichen Spediteurs] Der Liefer-
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schein, welcher der Warensendung von Lebensmitteln beilag, von der Hand Helene Jacobis (vgl. 98,29–31). 113,13–14 wir fingen eben erst an einander etwas zu werden] Dazu in Max’ Brief an Goethe vom 24. Februar 1795: „Ich denke oft an Sie, und daran daß ich Ihnen bald nicht mehr so nahe seyn werde. Sie sind der Einzige um deßentwillen ich ungern diese Gegend verlaßen werde. Leben Sie wohl; mit treuer Liebe“ (H: GSA 28/8, Bl. 60; vgl. RA 1, Nr 1215). Am Anfang des Briefes steht erstmals die Anrede „lieber Onkel, (Sie verzeihen die traulichere Benennung) 〈…〉“ (ebd). 113,17 deine Freunde] Insbesondere Jacobis Gastgeber, Friedrich Graf von Reventlow und seine Gemahlin Julie, sowie die Mitglieder des Kreises, der sich regelmäßig auf deren Gut Emkendorf zusammenfand. 113,17–18 die deinigen] Vgl. zu 38,16 113,18 dancke dem lieben Clärchen für die Abschrift] Mit dem Bezugsbrief hatte Goethe die von Clara Jacobi angefertigte Abschrift eines französischsprachigen Gedichtes erhalten, das auf Gut Emkendorf zum Vortrag gekommen war: „Des Grafen Geburtstag“, so Jacobi im Bezugsbrief, „fiel schon auf den 31ten ein; es war daher unmöglich etwas zu unternehmen das meinen Verlangen entsprochen hätte. Also begnügten wir uns vornehmlich damit daß wir dem Grafen unsre Verlegenheit in einem Gedicht vor Augen legten, welches Vanderbourg, ein Emigrirter von welchem Max Dir erzählen kann, an unserer Spitze hersagte, und wovon ich Dir eine Abschrift beylege.“ (JB I 11, 29.) Das Blatt hat sich in Goethes Nachlass erhalten (H: GSA 28/8, Bl. 81). Es ist überschrieben „À Monsieur Le Comte de Reventlow. Le 31. Janvier jour de sa naissance.“ (franz.: Dem Herrn Grafen von Reventlow, dem 31. Januar, dem Tag seiner Geburt.) Möglicherweise stammen die meisten Verse von dem erwähnten französischen Schriftsteller Martin Marie Charles de Boudens de Vanderbourg, dem Übersetzer des „Woldemar“ ins Französische. – Des Weiteren lag dem Bezugsbrief ein zweites Blatt mit dem Auszug eines Dramas bei, wohl einer Harlekinade aus der Feder des Grafen nach Goethes Schwank „Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“, die zum Geburtstag Jacobis am 25. Januar 1795 aufgeführt worden war. Die Abschrift stammt ebenfalls von Claras Hand. Jacobi erläutert dazu im Bezugsbrief: „Den Beschluß machte ein rührender Auftritt, deßen Gegenstand war mich zum Bleiben auf immer einzuladen. Diesen hätte ich große Lust für Dich abschreiben zu laßen; da sich aber Decoration, Kleidung, und besonders das köstliche Spiel sechs junger Mädchen, u die eben so liebliche als richtige Declamation derer die das Wort führten nicht mit abgeschrieben läßt, so unterlaße ich es lieber.“ (JB I 11, 29.) Mit Einweisungszeichen schließt sich daran die am Rand nachgetragene Bemerkung an: „Lotte u Lene wollten daß ich doch den letzten Auftritt Dir schreiben sollte, u so hat Clärchen ihn abgeschrieben u er kommt hiebey.“ (Ebd.) 113,19 der zweyte Band des Romans] Der 2. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, von dem Goethe Mitte Mai 1795 Freiexemplare erhielt. Jacobi erhielt
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den ihm zugedachten Band erst mit Goethes Brief vom 12. Juni 1796 (WA IV 11, 86f.); zu diesem Zeitpunkt hatte er den Text längst gelesen. 113,21–22 Vielleicht erheitern sich die Stirnen 〈…〉 in der Folge mir beyzustehen.] Zur Kritik an dem Roman und zur Parteinahme Friedrich Graf von Reventlows für das Werk heißt es im Bezugsbrief: „Nur Einen, aber öfter wiederkommenden Fehler habe ich dem K ü n s t l e r vorzuwerfen: aber zuvor muß der sündige M e n s c h die Zuchtruthe der Damen fühlen. / Alle so viel ihrer hier der Vorlesung der Lehrjahre beygewohnt haben, sind dieses Buches wegen böse auf Dich geworden. So weit habe ich ihnen nachgeben müßen, daß ein gewißer unsauberer Geist darin herrsche, und die Sache damit entschuldigt, daß ich das Buch als eine besondre eigene Art von Confessions ansähe, und man die Entwickelung abwarten müße. Ich bin nicht damit durchgekommen; u auch der Graf, der noch viel lebhafter als ich u ganz unbedingt Parthie wider die Damen nahm, hat sich zurück ziehen u die Sache auf sich beruhen laßen müßen.“ (JB I 11, 30.) Aufgeführt werden im Weiteren mehrere als moralisch bedenklich empfundene Stellen. Vgl. zu 114,17–18. 113,27 Auf dem Wege zu dir sehe ich mich noch nicht.] Goethe reiste nicht in den Norden (vgl. zu 96,16–17). 113,29 daß du ihm beyfällst] Dazu im Bezugsbrief: „Schillers Briefe im 1sten Stück der Horen gefallen mir ungemein. 〈…〉 Grüße Schillern herzlich von mir und sage ihm dies.“ (H: GSA 28/445, Bl. 59.) – beyfallen: Beifall spenden. 113,29–30 daß etwas von dir zu hoffen ist] Jacobi lieferte nur einen Beitrag für „Die Horen“ (vgl. zu 110,1). 114,1–2 das französche Gedicht] Vermutlich von Martin Marie Charles de Boudens de Vanderbourg (vgl. zu 113,18).
93. An Friedrich Schiller
Weimar, 28. Februar 1795 → 〈Jena〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 23. – 1 Bl. 18,6(–18,8) × 23 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 122f., Nr 53. WA IV 10 (1892), 240, Nr 3132. BE IL AG E N
1) „Beiträge zur Synonymistik“ (vgl. zu 114,3). 2) Friedrich Heinrich Jacobis Brief an Goethe, 18. Februar 1795 (vgl. zu 114,16).
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Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 27. Februar 1795 (NA 27, 151f., Nr 115; vgl. RA 1, Nr 1217). – Schiller antwortete am 1. März 1795 (NA 27, 153f., Nr 117; vgl. RA 1, Nr 1221). Postsendungen: 28. Februar 1795 (GR/RB 1795, 1, Bl. 7). 114,3 die vergessnen Synonymen] Aufsatz von Friedrich August Weißhuhn (vgl. zu 112,9). 114,3–4 in meiner gestrigen Gesellschaft] In Goethes Freitagsgesellschaft (vgl. zu 89,12–13). 114,10 Die Weißh. Sache] Vgl. zu 112,13. 114,11 amicalen Beendigung] Über eine solche ‚gütliche‘ (franz. amical: freundschaftlich) Beendigung des Streits zwischen Weißhuhn und der Universität Jena berichtete Schiller in seinem Brief vom 1. März 1795: „Weißhuhn war eben bey mir. Er will sich morgen inscribieren lassen.“ (NA 27, 154.) Versöhnlich äußerte sich Weißhuhn auch im Brief an Goethe vom 10. März 1795 (H: GSA 28/8, Bl. 67; vgl. RA 1, Nr 1228). 114,12 Annährung an Ihren Zweck] Die Fertigstellung von Schillers Abhandlung „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reyhe von Briefen“. Deren dritter und letzter Teil mit den Briefen Nr 17–27 erschien im Juni 1795 im 6. Stück der „Horen“. 114,13 den Holzstos erbauen] Das Bild findet sich auch in Nr 195 (vgl. 198,14–15); dort steht es für Goethes nach langer Vorbereitung endlich in Fluss gekommene Arbeit am letzten Band des „Wilhelm Meister“-Romans. 114,16 Brief von Jakobi] Friedrich Heinrich Jacobis Brief an Goethe vom 18. Februar 1795 (JB I 11, 28–31, Nr 3364); er beantwortet Goethes Brief vom 2. Februar 1795 (Nr 86) und die Übersendung des 1. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (Berlin 1795; vgl. zu 105,7) sowie des 1. Stücks von Schillers „Horen“ 1795. 114,17 Sein Antheil an Ihren Briefen] Gegen Ende von Jacobis Brief heißt es: „Schillers Briefe im 1. Stück der Horen behagen mir ungemein.“ (JB I 11, 31.) 114,17–18 Sein Urtheil über meinen ersten Band] Jacobi erklärt zwar den Roman für „ein ächtes Meisterwerk“ (JB I 11, 30), findet aber wie die Damen seiner Umgebung, „daß ein gewißer unsauberer Geist darin herrsche“ (ebd.), wofür vor allem die Figur der Mariane ein Beispiel sei, „der Z.B. (S. 104) die Alte sagen durfte – und zur Antwort erhielt – was dort steht.“ (JB I 11, 31.) An der angegebenen Stelle sagt die Alte: Ich finde nichts natürlicher, als alles zu verbinden, was uns Vergnügen und Vortheil bringt. Liebst du den Einen, so mag der Andere bezahlen, es kommt nur darauf an, daß wir klug genug sind, sie beide auseinander zu halten. (Wilhelm Meisters Lehrjahre. Band 1. Berlin 1795, S. 104; vgl. WA I 21, 65; 1. Buch, 12. Kapitel.) Außerdem hält Jacobi den Titelhelden für zu jung, um manche der mitgeteilten Einsichten haben zu können, z.B. die „tief-
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BRIEF 94
sinnige vortreffliche Stelle S 201 u ff 〈2. Buch, 2. Kapitel; vgl. WA I 21, 127ff.〉, über Dichter-Geist-Beruf u -Schicksal“ (JB I 11, 31). In den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1795 schildert Goethe, dass er eine wiederholte Einladung Jacobis ignoriert habe, weil er fürchtete, in dessen Familie durch gewisse conventionelle Sittlichkeiten eingeschränkt werden zu sollen: Auch seine Briefe über Wilhelm Meister waren nicht einladend; dem Freunde selbst so wie seiner vornehmen Umgebung erschien das Reale, noch dazu eines niedern Kreises, nicht erbaulich; an der Sittlichkeit hatten die Damen gar manches auszusetzen 〈…〉. (WA I 35, 48f.) Vgl. auch Jacobis späteres Urteil über den Roman, das Goethe im Brief an Schiller vom 19. November 1796 zitiert (WA IV 11, 266). 114,18 Ihnen zur Revision übergeben] Im Antwortbrief zeigte sich Schiller über Jacobis Kritik nicht verwundert, „denn ein Individuum wie Er muß 〈…〉 nothwendig durch die schonungslose Wahrheit Ihrer Naturgemählde beleidigt werden 〈…〉. Jacobi ist einer von denen, die in Darstellungen des Dichters nur ihre Ideen suchen, und das was s e y n s o l l höher halten als das w a s i s t“ (NA 27, 153).
94. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 11. März 1795 → Emkendorf ÜBE R L IE FE RUN G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2743. – Doppelblatt 18,7 × 22,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 oben Adresse, egh., Tinte: Herrn / Geheimerath Jakobi / nach / Emkendorf / in Holstein / durch Hamburg / fr.; daneben Postvermerke; darüber wie darunter Reste eines roten Siegels (Amor mit den Waffen der Herkules [Fragment]; vgl. Femmel/Heres, 71, Nr 3); S. 1 oben links Empfangsvermerk, von Jacobis Hd, rote Tinte: „Goethe. e. dL 25 t März 1795.“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 209f., Nr 100. WA IV 10 (1892), 242f., Nr 3134. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Friedrich Heinrich Jacobis Brief vom 1. März 1795 (JB I 11, 37, Nr 3368; vgl. RA 1, Nr 1220). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 11. März 1795 (GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 4). 115,1 Deinen Brief vom 1sten März] Obwohl Jacobi im Bezugsbrief noch an seinen vorletzten Brief vom 18. Februar 1795 erinnert hatte, geht Goethe auf dessen Inhalt nicht ein (JB I 11, 28–35). 115,1–2 kann ich nicht nach Wunsch beantworten] Im Bezugsbrief hatte Jacobi in eindringlicher Weise seine Bitte wiederholt, Goethe möge der Einladung nach Wandsbek endlich folgen, und ihn gebeten, etwas Bestimmtes über
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die Ankunft dort mitzuteilen, damit auch er seine Abreise aus Emkendorf planen könne (JB I 11, 37). – Zur geplanten Reise Goethes in den Norden vgl. zu 96,16–17. 115,2–3 sprach ich die Angelegenheit mit Max weitläufig durch] Das Gespräch fand am 27. Februar 1795 statt (vgl. zu 113,6–7). – Am Donnerstag, dem 19. März 1795, wurde die Angelegenheit erneut erörtert (vgl. Max Jacobis Brief an Goethe, 13. März 1795; H: GSA 28/8, Bl. 69 und 75; vgl. RA 1, Nr 1231). Auch Max vermochte Goethe nicht zur Reise zu bewegen, obgleich er bereits in seinem Brief angedeutet hatte, dass ihn der Unwille seines Vaters treffen würde, wenn Goethe ihn nicht begleitete. Zu Jacobis jüngstem Sohn und dessen Beziehung zu Goethe vgl. erste Erläuterung zu 48,6. 115,3–4 daß ich zu Hause bleiben müsse] In der Rückschau, in den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1795, werden die Gründe für die Absage evident: Über das Verhältniß zu J a c o b i habe ich hiernächst Besseres zu sagen, ob es gleich auch auf keinem sichern Fundament gebaut war. Lieben und Dulden und von jener Seite Hoffnung, eine Sinnesverändereung in mir zu bewirken, drücken es am kürzesten aus. 〈…〉 und hatte die freundlichste Aufnahme zu Emkendorf in der Familie des Grafen Reventlow gefunden; er meldete mir sein Behagen an den dortigen Zuständen auf ’s reizendste, beschrieb verschiedene Familienfeste zur Feier seines Geburtstags und des Grafen, anmuthig und umständlich, worauf denn auch eine wiederholte dringende Einladung dorthin erfolgte. Dergleichen Mummereien innerhalb eines einfachen Familienzustandes waren mir immer widerwärtig, die Aussicht darauf stieß mich mehr ab, als daß sie mich angezogen hätte; mehr aber noch hielt mich das Gefühl zurück, daß man meine menschliche und dichterische Freiheit durch gewisse conventionelle Sittlichkeiten zu beschränken gedachte, und ich fühlte mich hierin so fest, daß ich der dringenden Anforderung, einen Sohn, der in der Nähe studirt und promovirt hatte, dorthin zu geleiten, keineswegs Folge leistete, sondern auf meiner Weigerung standhaft verharrte. Auch seine Briefe über Wilhelm Meister waren nicht einladend; 〈…〉 Um so weniger konnte der Autor Lust empfinden, solche Lectionen persönlich einzunehmen und sich zwischen eine wohlwollende liebenswürdige Pedanterie und den Theetisch geklemmt zu sehen. (WA I 35, 48f.) 115,10–11 Gieb dir 〈…〉 unsern neuen Philosophen differirst?] Bezieht sich insbesondere auf Karl Leonhard Reinhold und Fichte. In der Nachschrift zum Bezugsbrief hatte Jacobi sein Missfallen an beiden Philosophen drastisch zum Ausdruck gebracht, ohne dies genauer zu erläutern: „Ich zweifle fast daß ich mich mit Fichte v i e l beßer als mit Reinhold vertragen würde. Diese Bursche zusammen sind über einen Gewißen Punkt nicht recht bey Trost.“ (JB I 11, 37.) Die Antwort blieb Jacobi schuldig. Nach diesem Brief ruhte die Korrespondenz für
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BRIEF 95
lange Zeit. Erst am 12. Juni 1796 wird sie wieder aufgenommen (vgl. WA IV 11, 86f.). 115,11–12 wo der Punckt ist auf dem ihr euch scheidet] Diesen Punkt erläuterte Jacobi erst ausführlich in der„Jacobi an Fichte“ betitelten Schrift (Hamburg 1799); dieser Schrift sind die folgenden, fälschlicherweise Goethe zugeschriebenen Verse Schillers vorangestellt: „,Wodurch giebt sich der Genius kund?‘ – Wodurch sich der Schöpfer / Kund giebt in der Natur, in dem unendlichen All! / Klar ist der Aether, und doch von unergründlicher Tiefe; / Offen dem Aug, dem Verstand bleibt er doch ewig geheim.“ Jacobi hatte sie der weitgehend von Schiller stammenden Sammlung „Tabulae votivae“ (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 152–182, hier S. 173; NA 1, 300) entnommen. 115,14 die Deinen] Vgl. zu 38,16.
95. An Friedrich Schiller
Weimar, 11. März 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, 26–27. – Doppelblatt 18,8 × 23 cm, 2 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; von Wenn wir uns streng 〈…〉 (116,17) an neuer Schreibansatz mit blasserer Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 127–129, Nr 56. WA IV 10 (1892), 241f., Nr 3133. BE IL AG E
Liste von abonnierten Monatsschriften (vgl. zu 116,13). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 8. März 1795 (NA 27, 158f., Nr 123; vgl. RA 1, Nr 1225). Auch Nr 96 bezieht sich auf diesen Brief Schillers. – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 96 – am 19. März 1795 (NA 27, 163f., Nr 128; vgl. RA 1, Nr 1239). 115,19 Einige Schauspieler] Unter den neu engagierten Schauspielern befand sich Carl Heinrich Schall, der am 24. Februar 1795 als Riccaut in Lessings „Minna von Barnhelm“ sein Debüt am Weimarer Theater gegeben hatte. Er wurde einer der ‚Wöchner‘, einer der Schauspieler, die ab 1797 Woche für Woche abwechselnd die Regie übernahmen. Am 7. März hatte sich außerdem Friedrich Freuen als Rentmeister Ruhberg in August Wilhelm Ifflands „Verbrechen aus Ehrsucht“ in einer Gastrolle vorgestellt; das Urteil von Christian August Vulpius: „Mittelmäßig, mißfiel.“ (Pasqué, Theaterleitung 2, 321.) Freuen wurde nicht engagiert. Vgl.
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Goethes Bericht „Herzogliches Hoftheater zu Weimar 〈1795〉“ (in: Oscar Fambach: Ein bisher unbekannter Goethescher Theaterbericht. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1966, S. 133 und 159). 115,20 Rhumatism] Rheumatismus; Schreibweise nach franz. rhumatisme. – Über Goethes gelegentlich auftretende rheumatische Beschwerden vgl. Herbert Ullrich: Goethes Skelett – Goethes Gestalt. In: GJb 123 (2006), 167–187, bes. 179f. (mit weiteren Literaturhinweisen). 115,24 des vierten Buchs] In seinem Brief an Goethe vom 7. März 1795 meldete Johann Friedrich Unger, dass die erste Hälfte des Manuskripts zum 4. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ eingetroffen sei (Goethe-Unger, 38). 115,24 der Procurator] Die Geschichte vom ehrlichen Prokurator als 2. Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ im 4. Stück der „Horen“ 1795 (vgl. zu 86,13). 116,3 bestimmten] Festgelegten (vgl. GWb 2, 529). 116,3 Epochen] Im 18. Jahrhundert noch allgemein ‚Zeitabschnitte‘ (vgl. GWb 3, 22) (von griech. : Haltepunkt). 116,4 Beschleunigung] Der 4. und letzte Band des Romans mit dem 7. und 8. Buch erschien im Herbst 1796 zur Michaelismesse. Vgl. auch zu 105,7. 116,8 zweyten Stücke der Horen] Schiller hatte im Bezugsbrief gefragt, ob Goethe „in Weimar etwas lustiges“ (NA 27, 159) darüber gehört habe. In seinem nächsten Brief vom 18. März 1795 (Nr 96) konnte Goethe mehr berichten (vgl. 117,19–22). 116,8–9 das erste spuckt aber schon genug in Deutschland] Was öffentliche Stellungnahmen zum 1. „Horen“-Stück angeht, so lagen zum damaligen Zeitpunkt lediglich die ausführliche und sehr positive Besprechung von Christian Gottfried Schütz in der ALZ vor (1795. Nr 28 vom 31. Januar, Sp. 217–223), die Schiller selbst in einem Brief an Schütz vom 30. September 1794 in Auftrag gegeben hatte (NA 27, 54–56, Nr 43), sowie eine (anonyme) Kritik daran, dass man (mit der Besprechung von Schütz) dem „ersten, einzigen Hefte der H o r en, eine Rezension von fünf Quartseiten“ widme (Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger 1795. Nr 49 vom 27. Februar, Sp. 471). Johann Friedrich Cotta hatte in seinem Brief an Schiller vom 24. Februar 1795 berichtet, es gebe „verschiedene Urteile über die Horen zu hören; die einen finden das höchst vortreflich, was die Andern, denen die Kost etwas zu schwer seyn mag, tadeln“ (NA 35, 159). – Eine Zusammenstellung der öffentlichen Kritik an den „Horen“ findet sich in Fambach 2, 104–264 und 276–305. – spucken: im 18. Jahrhundert alternative Schreibweise von ‚spuken‘ (vgl. Grimm 17, 214), hier im Sinne von ‚sein Wesen treiben‘ (vgl. Grimm 17, 214), sinnverwandt mit dem Verb ‚rumoren‘ (Grimm 14, 1485: „sich geräuschvoll bewegen“), das Goethe im nächsten Brief in gleichem Kontext verwendet (vgl. 117,19). 116,10 Meyer danckt für die Redacktion seiner Ideen] Johann Heinrich Meyers Aufsatz „Ideen zu einer künftigen Geschichte der Kunst“ war im 2. „Ho-
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BRIEF 96
ren“-Stück 1795 erschienen. Schillers Angebot, den Beitrag für den Druck sprachlich zu überarbeiten, hatte Meyer gern angenommen (vgl. Schillers Brief an Meyer, 30. November 1794 [NA 27, 96f., Nr 71] und Meyers Antwortbrief vom 2. Dezember 1794 [NA 35, 98]). 116,12 Darstellung Perugins, Bellins und Mantegnas] Für Meyers Aufsatz „Beyträge zur Geschichte der neuern bildenden Kunst“ im 9. Heft der „Horen“ 1795. – Il Perugino (Pietro di Cristoforo Vannucci), Giovanni Bellini und Andrea Mantegna waren Maler der italienischen Renaissance. 116,13 Beylage] Die Liste mit den abonnierten Monatsschriften ist nicht überliefert. Goethe war Mitglied einer „Journal-Gesellschaft“ (Brief Schillers an Goethe, 29. November 1795; NA 28, 114), eines Lesezirkels, in dem (wohl nur) Zeitschriften kursierten. 116,15 kleine Recension] Überliefert sind einige solcher Notizen über Journale aus den Jahren 1794 und 1795 (vgl. WA I 40, 471–483). 116,22 Horen Exempl.] Schiller hatte vier Exemplare des 2. „Horen“-Stücks übersandt. 116,23 der ersten] Schiller hatte mit Brief vom 1. März bereits vier „Horen“-Exemplare geschickt (vgl. NA 27, 153). 116,23–24 Schreib- und ebensoviel Postpapier] Der größte Teil der „Horen“ wurde auf ‚Schreibpapier‘ gedruckt, ein kleinerer auf besserem ‚Postpapier‘ (vgl. dritte Erläuterung zu 108,2). 116,25 Jakobi entschuldigt sich] In seinem Brief an Goethe vom 1. März 1795 (vgl. JB I 11, 37, Nr 3368). Erst Anfang Juli schickte Friedrich Heinrich Jacobi einen Beitrag zu den „Horen“: „Zufällige Ergießungen eines einsamen Denkers in Briefen an vertraute Freunde“ (vgl. zu 110,1). 116,26 Ritt zu Ihnen] Goethe kam erst am 29. März wieder nach Jena. 116,28 Ihren bisherigen Arbeiten] Schiller arbeitete am letzten Teil seiner Briefe „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“ (Briefe 17–27).
96. An Friedrich Schiller Weimar, 18. März 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 28–29. – Doppelblatt 19,5 × 22,9(–23,3) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 hinter rumoren die Horen gewaltig (117,19) Neuansatz der Niederschrift mit blasserer Tinte, S. 3 rotes Siegel (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41) und Adresse: Des Herrn / Hofrath Schillers / Wohlgel / Jena / fr., Bl. 2 am Rand Mitte Siegelausriss.
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E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 129–131, Nr 57. WA IV 10 (1892), 244f., Nr 3136. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief bezieht sich wie Nr 95 auf Schillers Brief vom 8. März 1795 (NA 27, 158f., Nr 123; vgl. RA 1, Nr 1225). – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 95 – mit seinem Brief vom 19. und 20. März 1795 (NA 27, 163f., Nr 128; vgl. RA 1, Nr 1239). 117,1 Instinckte] Anwandlung (vgl. GWb 5, 38). 117,2–3 das religiose Buch meines Romans] Das 6. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, das die „Bekenntnisse einer schönen Seele“ enthält. 117,8 Studien nach der Natur] Die fiktive Autobiographie einer pietistischen Christin weist deutliche Bezüge zu Susanna Catharina von Klettenberg auf, durch die Goethe 1768/69 in Frankfurt a. M. mit Pietismus und Herrnhutertum in Berührung gekommen war (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 1 II, Nr 74). 117,9 Palmarum] Palmsonntag, der Sonntag vor Ostern, der 1795 auf den 29. März fiel. – Die Arbeit am 6. Buch des „Wilhelm Meister“ dauerte länger; Schiller erfuhr in Goethes Brief vom 16. Mai 1795 von der Fertigstellung (vgl. 126,19). 117,11–12 Der Prokurator] Die Erzählung vom ehrlichen Prokurator für den Novellenzyklus der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (vgl. zu 86,13). 117,14–15 zu Ihnen zu kommen] Goethe kam wie angekündigt am Palmsonntag nach Jena und blieb bis zum 2. Mai. 117,17 Ihren letzten Arbeiten] Der letzte Teil von Schillers Abhandlung „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“ (Briefe 17–27). 117,17 Ihre ersten] Die Briefe 1–9 bzw. 10–16 waren im 1. und im 2. Stück der „Horen“ 1795 erschienen. 117,19–22 Im Weimarischen Publico 〈…〉 für den Anfang.] Der Absatz bezieht sich auf Schillers Frage im Brief vom 8. März, ob Goethe „in Weimar etwas lustiges“ (NA 27, 159) über das 2. „Horen“-Stück gehört habe. – Zu den ebenso kritischen wie anerkennenden Stimmen gehörte die von Charlotte von Stein; an Charlotte Schiller schrieb sie am 19. Februar 1795 einerseits: „Dem Goethe scheint’s gar nicht mehr Ernst um’s Schreiben zu sein, daß er die bekannte Geschichte der Mlle. Clairon 〈vgl. zu 91,11–12〉, die er nach Italien transportiert, 〈…〉 gut genug zum Inhalt eines so respektabeln Journals wie die Horen hält.“ (Charlotte von Schiller 2, 299.) Am 25. Februar 1795 ergänzte sie jedoch: „Schillers Briefe 〈Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen〉 in den Horen haben mir ganz ungemein gefallen.“ (Ebd.) 117,23 Hl. v. Humbold wird recht fleißig gewesen seyn] Wilhelm von Humboldt nahm ebenso wie sein Bruder Alexander regen Anteil an Goethes Ideen über vergleichende Anatomie („Tag- und Jahres-Hefte“ auf das 1795; WA I 35, 45; vgl. zu 109,6–7). Aus seinem Brief an Goethe von Ende Januar 1795
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BRIEFE 97/98
geht hervor, dass er sich unter Justus Christian Loders Anleitung mit dem Skelettieren von Vögeln beschäftigte und Schädel sammelte für eine Arbeit über das Keilbein (vgl. LA II 9A, 442f.). 117,26 die Damen] Charlotte Schiller und Caroline von Humboldt. 117,26–27 Der Procurator ist vor der Thüre.] Das Manuskript kam mit dem Brief vom folgenden Tag (Nr 97).
97. An Friedrich Schiller
Weimar, 19. März 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 30. – Doppelblatt 11,5 × 18,7(–18,9) cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 134, Nr 59. WA IV 10 (1892), 246, Nr 3137. BE IL AG E
Manuskript zur „Geschichte des ehrlichen Prokurators“ (vgl. zu 118,1). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers; er bezieht sich auf Nr 96 (vgl. 117,11–13). – Schiller antwortete mit seinem Brief vom 19. und 20. März 1795 (Briefteil vom 20. März [NA 27, 164; vgl. RA 1, Nr 1239]). Postsendungen: 19. März 1795 (GR/Abschlussrechnungen 1795, 1, Bl. 3). 118,1 Procurator] Novelle in den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (vgl. zu 86,13). 118,1 gute Aufnahme] Schiller zeigte sich im Antwortbrief besonders über den Schluss der Geschichte erfreut, den Goethe verändert habe: „Wenn ich mich nehmlich anders recht erinnere, so entscheidet beym Boccaz bloß die zeitig erfolgte Rückkehr des Alten das Glück der Kur.“ (NA 27, 164.) An welche Erzählung Boccaccios Schiller möglicherweise dachte, ist unklar. Er irrte sich jedenfalls im Autor; die Vorlage der Prokurator-Geschichte stammt aus der französischen Novellensammlung „Les Cent Nouvelles nouvelles“ (franz.: Die hundert neuen Novellen; vgl. zu 86,13). 118,2 bald zurückzuschicken] Schiller legte das Manuskript seinem Antwortbrief bei; Goethe seinerseits sandte es am 22. März 1795 endgültig an Schiller zurück (vgl. erste Erläuterung zu 118,7). 118,4–5 mich bald in Ihrer Nähe zu freuen] Goethe kam am 29. März nach Jena und blieb bis zum 2. Mai 1795.
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98. An Friedrich Schiller Weimar, 21. März 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 33–34. – Doppelblatt 18,8 × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 rechter Rand Mitte rote Verschlussoblate und Adresse: Des Herrn / Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena / fr.; Bl. 2 am Rand Mitte ausgerissen durch Öffnen des Briefes. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 136, Nr 61. WA IV 10 (1892), 246, Nr 3138. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 19. und 20. März 1795 (NA 27, 163f., Nr 128; vgl. RA 1, Nr 1239). – Schiller antwortete am 25. März 1795 (NA 27, 165, Nr 130; vgl. RA 1, Nr 1248). 118,7 Das Manuscript] Die Erzählung vom ehrlichen Prokurator (vgl. zu 86,13), die als 2. Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ im 4. „Horen“-Stück erschien. 118,7 reitenden Post] Im Unterschied zur ‚fahrenden Post‘, der Postkutsche, die langsamer unterwegs war als der Postreiter. Schiller wollte das Manuskript, das Goethe mit seinem Brief vom 19. März 1795 (Nr 97) übersandt hatte, „Montags früh“ (NA 27, 164) wieder in Händen haben. 118,9 Montags] 23. März 1795 (vgl. EB 96). 118,9 Schluß des vierten Buches] Von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. 118,9 Unger] Johann Friedrich Unger, Goethes Verleger in Berlin. 118,11 zu Ihnen zu kommen] Goethe kam am 29. März 1795 für fast fünf Wochen nach Jena. 118,12 Eroberung von Antw.] Schillers „Horen“-Beitrag „Merkwürdige Belagerung von Antwerpen in den Jahren 1584 und 1585“ für das 4. Stück. 118,14–15 Meyer 〈…〉 ist auf alle Weise fleißig.] Johann Heinrich Meyer arbeitete u.a. für die „Horen“ (vgl. zu 116,10 und 116,12). 118,16–17 Jahresfeyer unsrer Bekanntschaft] Am 20. und 22. Juli 1794 (vgl. zu 55,3).
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99. An Christiane Vulpius
BRIEFE 99–101
〈Jena〉, 3. 〈April〉 1795 → Weimar
DAT IE RUNG
Die Monatsangabe in der Datumszeile ist irrig: Am 3. März 1795 hielt sich Goethe in Weimar auf, am 3. April 1795 hingegen in Jena (vgl. die einleitende Erläuterung). Dazu passt auch die Angabe des Wochentags Freytag (119,5); der 3. März 1795 war ein Dienstag. ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,4, Bl. 39–40. – Doppelblatt 19,2(–19,4) × 22,7(–23,3) cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: An / Demoiselle Vulpius / Weimar., darunter rotes Siegel (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41); Bl. 1 Wasserflecken im Papier, Bl. 2 am äußeren Rand Papierverlust durch Öffnen des Siegels. E: WA IV 10 (1892), 247, Nr 3139 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der vorliegende Brief stammt aus Jena, wohin sich Goethe am 29. März 1795 begeben hatte; am 2. Mai kehrte er nach Weimar zurück. 118,20 meine Sachen] Goethe hatte dienstliche Aufgaben zu erfüllen (vgl. Nr A 44), beschäftigte sich mit dem (später aufgegebenen) Plan eines Dramas über „die Befreiung des Prometheus“ (Schillers Brief an Christian Gottfried Körner, 10. April 1795; NA 27, 175), schrieb den (in den „Horen“ veröffentlichten) Aufsatz „Litterarischer Sanscülottismus“, war regelmäßig bei Schiller zu Gast und trieb mit den Brüdern Wilhelm und Alexander von Humboldt naturkundliche Forschungen. 118,21 zu Hause] Goethe wohnte im Jenaer Schloss. 119,2 werde dir etwas mitbringen] Näheres nicht ermittelt. 119,3 den Kleinen] Goethes fünfjähriger Sohn August. 119,3–4 komm einmal herüber und bring ihn mit] Christiane Vulpius und August besuchten Goethe vom 14. bis 16. April 1795 in Jena. 119,7 Salvelatwurst] Thüringisch für Cervelatwurst (vgl. GWb 2, 976): eine Wurst aus kleingehacktem Fleisch (vgl. Campe 1, 218; Krünitz 240, 274). 119,8 was das Essen betrifft lebe ich schlecht] Ähnlich klagt Goethe im Brief an Christiane Vulpius vom 22. August 1796: Mit der Küche stehts ein wie allemal, wenn mich nicht Schillers manchmal, mit Schwarzwurzeln und Spinat, erquickten. so sähe es schlecht aus 〈…〉. (WA IV 11, 168.)
APRIL 1795
100. An Christiane Vulpius
251
Jena, 9. April 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,4, Bl. 41. – 1 Bl. 19,2 × 22,7(–23,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; mit Nr A 43 durch einen Boten zugestellt. E: WA IV 10 (1892), 247f., Nr 3140 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christiane Vulpius antwortete am selben Tag (Goethe-Christiane 1, 46f., Nr 43; vgl. RA 1, Nr 1265). 119,9 Boten] Er beförderte auch Goethes Brief an Christian Gottlob Voigt vom 9. April 1795 (Nr A 43). 119,11 der Kleine] Der fünfjährige August Vulpius. 119,11 euer Osterfest] Am 5./6. April 1795. – Christiane Vulpius berichtete im Antwortbrief, sie habe es mit Musik, Gesang und Tanz „ser vergnügt“ zugebracht (H: GSA 28/9, Bl. 116; vgl. Goethe-Christiane 1, 47). 119,13–14 auf einige Tage herüber kommen] Christiane Vulpius schrieb im Antwortbrief, sie sei unsicher, was einen Besuch angehe, „weill ich wieder 3 Dage ser krang gewessen bin jzo bin ich wieder besser“ (ebd.). Sie besuchte Goethe mit August vom 14. bis 16. April 1795 in Jena. 119,18 Schokolade] Im Antwortbrief kündigte Christiane Vulpius zwei Pfund Schokolade an und fügte hinzu: „Die Cakulade ist deuer daß Pfun〈d〉 1 rth 12 g“ (H: GSA 28/9, Bl. 116; vgl. Goethe-Christiane 1, 47). Auch im Brief vom 6. September 1796 bittet Goethe um Schokolade (WA IV 11, 184).
101. An Christian Gottlob Voigt Jena, 10. April 1795 → Weimar ÜBE R L IE FE RU N G
H: ThULB Jena, Sign.: Abt. Handschriften, Slg. der Goethe-Briefe Nr 2. – Doppelblatt 16,7(–16,9) × 20,3(–20,5) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Geh Rath / Voigt / Hochwohlgebl / Weimar / fr; S. 1 über dem Briefanfang Echtheitsbeglaubigung von Riemer. – Papier stark restauriert, mehrere Fehlstellen durch Anfaserung ergänzt, Tintenfraß, geringfügiger Textverlust durch Fehlstelle im Papier i〈n〉 [120,5]). E: K〈arl〉 Kehrbach: Ein noch ungedruckter Brief Goethes. In: Im neuen Reich 7 (1877), Bd 2 (Juli–Dezember), Nr 41, S. 564–567, hier S. 564. WA IV 10 (1892), 250, Nr 3143 (nach E).
252
BRIEF 102
E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 9. April 1795 (GoetheVoigt2 1, 168f., Nr 130; vgl. RA 1, Nr 1264). – Voigt antwortete am 11. April 1795 (Goethe-Voigt2 1, 170f., Nr 132; vgl. RA 1, Nr 1267). 120,1 Es ist mir eingefallen] Zum Inhalt des ersten Abschnittes vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 35. 120,1 Bertuch und Osann] Friedrich Justin Bertuch, Geheimer Rat und herzoglicher Schatullverwalter, und Regierungsrat Friedrich Heinrich Gotthelf Osann, Vertreter der Weimarer Landesregierung. 120,1–2 der Baumeister] Johann Friedrich Rudolf Steiner; er verließ Weimar einen Tag später und nahm die nötige Briefschaft und Instruktion mit nach Ilmenau. Voigt berichtete Goethe davon in seiner Antwort. 120,3 notificatorie] Lat.: nachrichtlich (von lat. notificare: bekanntmachen). 120,4–5 der Gewerckschaft] Dem Gewerk, den Besitzern von Anteilen (Kuxen) an den Ilmenauer Bergwerken. 120,5 i〈n〉] Textverlust durch Tintenfraß. 120,7 das a b s o l u t e I c h] Der Philosoph Johann Gottlieb Fichte. Im Bezugsbrief hatte Voigt von Fichtes Unmut und seinem Entschluss berichtet, seinen Abschied zu nehmen, nachdem ihm in der Nacht wieder einmal Fenster eingeworfen worden seien. Voigt habe ihn umstimmen und zu einem Aufenthalt in Oßmannstedt bewegen können. Hintergrund sind die Bemühungen Fichtes, die reaktionären Studentenorden in Jena aufheben zu lassen. Insbesondere die Unitisten widersetzten sich auf vielerlei Art, auch mit offener Gewalt. – Voigts Antwort enthält – in Übereinstimmung mit der Position des Herzogs – eine kritische Einschätzung der autonomen akademischen Jurisdiktion und die Meldung: „Der arme Fichte aber ist so zerknirscht, 〈…〉. Seine metaphysische Demagogie hat einen garstigen Stoß bekommen. Er dankt Gott, wenn die Monarchie ihm seine Fenster ganz erhält.“ (Goethe-Voigt2 1, 170f.) 120,8 Nicht Ichs] Ironisch nach Fichtes idealistischer Philosophie: alles, was vom reinen Ich geschieden ist, hier sogar die zum Einwerfen der Fenster verwendeten Gegenstände. 120,8 die man doch g e s e t z t hat] Anspielung auf die Prämisse, dass alles Gegenständliche, wozu auch das empirische Ich gehört, vom reinen Ich ursprünglich gesetzt wurde. Das ‚reine Ich‘ erscheint hier als überpersönliches Kollektiv, als Indefinitpronomen. 120,11 mit seinen Creaturen nicht fertig werden kann] Anspielung auf den Sündenfall von Adam und Eva, welche trotz göttlichen Verbotes dennoch vom Baum der Erkenntnis essen (vgl. 1 Mose 3).
APRIL 1795
102. An Christiane Vulpius
253
Jena, 10. April 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,4, Bl. 42. – 1 Bl. 16,8(–17,5) × 20,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 249, Nr 3142 (Eduard von der Hellen). BE IL AG E N
fünf leere Bouteillen (vgl. zu 120,15). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 9. April 1795 (Goethe-Christiane 1, 46f., Nr 43; vgl. RA 1, Nr 1265). – Christiane Vulpius antwortete am 11. April 1795 (Goethe-Christiane 1, 48f., Nr 45; vgl. RA 1, Nr 1268). 120,15 fünf leere Bouteillen] In seinem Brief vom 3. April 1795 hatte Goethe um Zusendung von sechs Flaschen Wein gebeten (vgl. 119,7), die Christiane Vulpius mit ihrem Antwortbrief nach Jena schickte. 120,16 Stöpsel] Korken. 120,17–18 wenn ihr euch lustig gemacht habt] Christiane Vulpius hatte das Osterfest mit Musik und Tanz verbracht (vgl. zweite Erläuterung zu 119,11). 120,20 Sonntag Abends 〈…〉 bleibt die Nacht.] Johann Heinrich Meyer, der sich mit Goethe in Jena aufhielt, ging nach Weimar. – Sonntag war der 12. April 1795. 120,21 Säckchen] Mit Samen. 120,23 wenn du herüber kommst] Christiane Vulpius besuchte Goethe mit dem Sohn August vom 14. bis 16. April 1795 in Jena. 121,1 das Bübchen] Goethes fünfjähriger Sohn August. 121,1 deine Ubel] Christiane Vulpius hatte im Bezugsbrief geschrieben, sie sei „wieder 3 Dage ser krang gewessen“ (H: GSA 28/9, Bl. 116). 121,1–2 leidlich] Im Wortsinne: erträglich (vgl. Adelung 2, 2011). 121,2 sich bald gar entfernen] „〈…〉 jzo bin ich wieder besser“ (ebd.), hatte Vulpius im Bezugsbrief geschrieben.
254
103. An Friedrich von Stein
BRIEFE 103/104
Jena, 24. April 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 66, Nr 25. WA IV 10 (1892), 253, Nr 3148 (nach E). Textgrundlage: E. – Die Hervorhebung J e n a (121,5) und die durchgängige Großschreibung der Pronomen in der 2. Person Singular entsprechen zeitgenössischer Konvention des Drucks, nicht Goethes Schreibgewohnheit. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Fritz von Steins Brief vom 21. April 1795 (AS 2, 432, Nr 85 A; vgl. RA 1, Nr 1284). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 121,6–7 daß Du wieder nach Hause gekommen bist] Fritz von Stein war einige Tage zuvor von einem einjährigen Aufenthalt in England zurückgekehrt (vgl. erste Erläuterung zu 8,5). 121,7 hoffe Dich bald zu sehen] Am 12. Mai schreibt Goethe, der am 2. Mai von Jena zurückgekommen war, an Schiller, Friedrich Heinrich Jacobi habe sein Versprechen, einen „Horen“-Beitrag zu liefern, durch Fritz von Stein prorogiert (125,3). Vermutlich sah er Stein also zwischen dem 2. und 12. Mai 1795 wieder. 121,8–9 Deine Erklärung 〈…〉 gelangen lassen.] Herzog Carl August hatte in Begleitung Goethes vom 26. Juli bis 6. Oktober 1790 eine Reise nach Schlesien unternommen, das seit dem Ende des Ersten Schlesischen Krieges 1742 preußisches Territorium war. Dabei hatte er den Oberamtsregierungsrat und Oberbergrichter Friedrich von Schuckmann und den dirigierenden Minister für die Provinz Schlesien, Carl Georg von Hoym, kennen und die preußischen Verwaltungsstrukturen schätzen gelernt. Nun wollte der Herzog, wie Fritz von Stein im Bezugsbrief schreibt, ihm in Breslau „Gelegenheit verschaffen 〈…〉 mich in denen Cameral Geschaften zu unterrichten.“ (H: GSA 28/9, Bl. 148.) Stein beurteilte das Angebot ambivalent: „Ich wünschte reich genuch zu seyn um diese Reiße selbst zu bezahlen denn ich fürchte daß der Herzog sich dadurch daß er sie bezahlt ein Recht zu erwerben rechnet auf meine Dienste für meine ganze übrige Lebenszeit. Ich bitte ihn darauf aufmerksam zu machen daß ob ich gleich iezt nicht die entfernteste Absicht habe andre Dienste als die seinige zu suchen, es dennoch möglich seyn könne daß ich Weimar verließ. Daß er daher den Aufwand den er für mich macht als für mein individuelles Bestes gemacht ansehn müße, und den Nutzen der ihn daraus entstehn kann als einen Zufälligen.“ (H: GSA 28/9, Bl. 148/149.) 121,10 daß er sie billig finde] Goethe hatte einen Brief Fritz von Steins mit dessen Erklärung (vgl. vorhergehende Erläuterung) an Herzog Carl August weitergeleitet. Dieser schickte den Brief am 25. April 1795 an Goethe zurück und schrieb
APRIL 1795
255
dazu: „〈…〉 auf seine Vorsicht kannst du ihn äusern daß ich nicht gewohnt wäre jemanden mit leib u. Seele zu kaufen, od. von ihn zu verlangen daß er sich auf immer u. ewig verschriebe; keine Ehe halte ich vor unzertrennL. Daß Fritz nicht aus leichtsinn auß meinen dienste gehn würde, erwartete ich ohne dieß von seinen Charackter, wenn ich auch keine kosten an seine bildung wendete“ (H: GSA 28/769,4, Bl. 130; vgl. Carl August-Goethe2 1, 197f.; AS 2, 433). Fritz von Stein nahm schließlich 1798 tatsächlich preußische Dienste in Breslau an. Er wurde preußischer Kriegs- und Domänenrat, was eine Zeitlang zu Verstimmungen zwischen dem Weimarer Hof und Charlotte von Stein führte.
104. An Friedrich von Stein
Jena, 27. April 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 67, Nr 26. WA IV 10 (1892), 253f., Nr 3149 (nach E). Textgrundlage: E. – Die Hervorhebung J e n a (121,15) und die durchgängige Großschreibung der Pronomen in der 2. Person Singular entsprechen zeitgenössischer Konvention des Drucks, nicht Goethes Schreibgewohnheit. BE IL AG E
Brief von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach an Goethe vom 25. April 1795 (H: GSA 28/769,4, Nr 6; vgl. Carl August-Goethe2 1, 197f., Nr 130 sowie RA 1, Nr 1290; vgl. zu 121,16). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Fritz von Steins Brief vom 21. April 1795 (AS 2 I, 432, Nr 85 A; vgl. RA 1, Nr 1284). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 121,16 Hier schicke ich Dir 〈…〉 Herzogs Brief.] Goethe hatte Steins Brief vom 21. April 1795 an Herzog Carl August weitergeleitet. In dem Brief geht es um Bedenken des Absenders, der Herzog könne die Übernahme der Kosten für seinen Aufenthalt in Breslau mit der Verpflichtung verbinden, auf Lebenszeit in weimarischen Diensten zu bleiben (vgl. zu 121,8–9). In seinem Brief an Goethe vom 25. April hatte der Herzog versucht, diese Bedenken zu zerstreuen (vgl. zu 121,10). – Nach einem Studium in Jena hatte Stein 1793 die private Handelsakademie von Johann Georg Büsch in Hamburg besucht. Seit 1794 war Stein Kammerjunker in herzoglichen Diensten. 121,18 gieb mir ihn gelegentlich wieder] Wann Goethe den Brief, der sich in
256
BRIEF 105
seinem Nachlass befindet (vgl. zu 121,10), zurückerhielt, konnte nicht ermittelt werden. 121,19–20 Ich wünsche Dich bald zu sehen] Vermutlich traf Goethe nach seiner Rückkehr aus Jena am 2. Mai und vor dem 12. Mai mit Stein zusammen (vgl. zu 121,7). 121,20 Epoche] Hier noch im Wortsinn von griech. : Haltpunkt, Zäsur und Beginn eines Zeitraums (vgl. GWb 3, 222).
105. An Christian Gottlob Voigt
〈Weimar, 2. oder 3. Mai 1795〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Die Datierung basiert auf der Annahme, dass Goethe den Vorgang erst nach seiner Rückkehr aus Jena, am 2. Mai 1795 zur Kenntnis nahm und umgehend antwortete. ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 30/349a, Bl. 2–3. – Doppelblatt 20(–20,2) × 32,4(–32,6) cm, drei Zeilen beschr., egh., Tinte; unter einem Brief von Georg Christoph Steffany an den Adressaten mit dem Vermerk von Voigts Hd, Tinte: „Ist des Herr Geheimraths v. G / Rückkunft zu erwarten. / d. 12. Apr. 1795.“; S. 4 Adresse, von fremder Hd (Steffany?), Tinte: „Sr. HochwohlgebL. /des Herrn Geheimen Rath / Voigt“, darunter rotes Siegel: CA verschlungen in ovalem Schild, Rankenwerk, darüber Justitia mit Schwert und Waage; Bl. 2 untere äußere Ecke Papierverlust durch Öffnen des Siegels. E: Goethe-Voigt1 (1868), 144, Fußnote 2. WA IV 10 (1892), 254, Nr 3150. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 19. April 1795 (Goethe-Voigt2 1, 173f., Nr 135; vgl. RA 1, Nr 1279). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 122,5 Ich dächte 〈…〉 sein Papier wieder] Der Vorbesitzer von Goethes Wohnhaus am Frauenplan, Paul Johann Friedrich Helmershausen, hatte in seinem Schreiben vom 9. April 1795 an den Bauverwalter Georg Christoph Steffany vehement, unter Androhung einer Klage die Rückgabe der Dokumente zur Gastgerechtigkeit gefordert (H: GSA 30/349a, Bl. 1). Diese Dokumente habe er Goethe, der die Papiere habe sehen wollen, vor einigen Jahren auf Treu und Glauben überlassen, obwohl die Gastgerechtigkeit seinerzeit beim Hausverkauf 1792
MAI 1795
257
nicht mitveräußert worden sei. – Das Recht der Gast- und Wirtsgerechtigkeit erlaubte die Beherbergung und Versorgung von Fremden und die Unterbringung ihrer Pferde, ohne dass es weiterer obrigkeitlicher Genehmigungen dafür bedurft hätte. In aller Regel waren derartige Bewilligungen in einer Stadt ohne Gewerbefreiheit zahlenmäßig begrenzt und damit entsprechend wertvoll. Sie konnten von ihren Besitzern auf andere Häuser übertragen oder an andere Personen verkauft werden. – Auf demselben Blatt wie Goethes Brief ist eine Nachricht von Steffany überliefert, mit der dieser ursprünglich Voigt um Rat in der Angelegenheit gebeten hatte: HL. Rath D. Helmarshaußen von dem ich alleweile mitfolgendes Billete erhalten habe, scheint mir etwas anzüglich und grob werden zu wollen. Von Ew. HochwohlgebL erbitte ich mir weitern Verhaltungs Befehl Steffany (H: GSA Weimar, Sign.: 30/349a, Bl. 2. – Ungedruckt.) 1 HL. Rath D. Helmarshaußen] Der Fürstliche Rat und Garnisonsmedikus Paul Johann Friedrich Helmershausen 1 alleweile] Jetzt, zum gegenwärtigen Zeitpunkt (vgl. GWb 1, 378). 1 mitfolgendes Billete] Helmershausens Schreiben vom 9. April 1795 an Georg Christoph Steffany. Am 12. April 1795 riet Voigt Steffany dazu, Goethes Rückkunft aus Jena abzuwarten, wo dieser sich von 29. März an bis 2. Mai 1795 aufhielt. Mit dem Bezugsbrief schilderte er Goethe den Vorgang und übermittelte ihm offenbar neben dem Helmershausenschen Schreiben auch das Begleitschreiben, das er von Steffany erhalten hatte. Auf dem Doppelblatt notierte Goethe seine Entscheidung. – Der am 10. und 11. November 1711 ausgestellte Kaufvertrag zur Gast- und Wirtsgerechtigkeit hat sich unter Goethes Papieren erhalten (H: GSA 38/I,4,3). Das Recht war seinerzeit durch den Kammerkommissar Georg Caspar Helmershausen, den Erbauer des 1709 vollendeten Gebäudes vor dem Frauentor, von dem Oberkonsistorialrat, Hofprediger und Scholaren Johann Kleß zum Preis von 100 Gulden erworben worden. Goethe verwahrte den Kontrakt in einem Umschlag mit der eigenhändigen Aufschrift: Gastgerechtigkeit / unseres / Hauses betreffl. Er war tatsächlich im Besitz der fraglichen Papiere, was er zum gegebenen Zeitpunkt nicht unbedingt erinnert haben muss. Wie der weitere Briefwechsel von Paul Johann Friedrich Helmershausen mit Goethe und dem Bauverwalter Steffany zeigt, flammte die Kontroverse im Juni 1801 erneut auf (ebd.). Helmershausen hatte offenbar weder 1795 noch 1801 Erfolg mit seinen Vorstößen. 122,6 der Bauverwalter] Georg Christoph Steffany, der schon den Hausverkauf an den Herzog betreut hatte.
258
106. An Friedrich Schiller
BRIEFE 106/107
Weimar, 3. Mai 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 37. – 1 Bl. 19,4(–19,6) × 23(–23,3) cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 138f., Nr 63a. WA IV 10 (1892), 254, Nr 3151. BE IL AG E
Manuskript zu Goethes „〈Römischen〉 Elegien“ (vgl. zu 122,12). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers; es ist der erste nach Goethes Aufenthalt in Jena vom 29. März bis 2. Mai 1795. – Schiller antwortete am 4. Mai 1795 (NA 27, 177, Nr 141; vgl. RA 1, Nr 1303). Postsendungen: 4. Mai 1795 (GR/Belege 1795, 5, Bl. 7). 122,10 ich verließ Jena sehr ungern] Goethe hatte sich seit dem 29. März 1795 in Jena aufgehalten. Am 1. Mai 1795 hatte Schiller seinem Freund Christian Gottfried Körner geschrieben: „Göthe ist noch immer hier und wir bringen viele vergnügte Stunden miteinander zu.“ (NA 27, 176.) 122,12 die Elegien] Die „〈Römischen〉 Elegien“ für das 6. Stück der „Horen“ 1795. Schiller hatte sie im Oktober 1794 schon einmal in Händen gehabt (vgl. zu 85,14). 122,15 Kalender] Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“, der ab Dezember 1795 erschien; die folgenden Ausgaben 1796 bis 1799 kamen jeweils zur Michaelismesse im September heraus. 122,15 einiges, besonders für die Hl. X. Y. Z.] Die Formulierung erinnert an Gedichte aus dem „Xenien“-Komplex für den „Musen-Almanach für das Jahr 1797“. Einige dieser Verse sind ebenfalls mit Siglen adressiert: „An die Herren N. O. P.“ (Xenion Nr 51). Der Plan zu den „Xenien“ entsprang der Absicht, die „Horen“ gegen die zunehmende Zahl ihrer Kritiker zu verteidigen. Überlegungen dazu stellte Goethe wenig später in Nr 120 an (vgl. zu 132,6). An wen und was genau er hier dachte, konnte nicht ermittelt werden. 122,16 das nächstens mit dem übrigen folgt] Ein entsprechender Brief Goethes, der eine Manuskriptsendung für den „Musen-Almanach“ begleitete, ist nicht bekannt. Über Goethes Beiträge zum Almanach für 1796 vgl. das „Alphabetische Verzeichnis der Beiträger“ in GB 11. 122,17 Desiderata] Plural von lat. desideratum: Gewünschtes, Vermisstes. – Hier ist an Goethes Beiträge zu den „Horen“ zu denken, etwa die Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“.
MAI 1795
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107. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, kurz vor dem 11. Mai 1795〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus dem ursprünglichen Termin der Bücherauktion in Altenburg (vgl. zu 123,1). ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 34/XII,5,6, Bl. 17. – Doppelblatt 18,9 × 23,5 cm, Bl. 2 rechter Teil abgerissen (zwischen 9,4 cm und 11 cm fehlen), ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 18 (1895), 68f., Nr 3183a. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete am 19. August 1795 (Goethe-Voigt2 1, 195, Nr 158; vgl. RA 1, Nr 1384). 123,1 Nachverzeichnete Bücher] Aus der Bibliothek des sachsen-gothaischen Wirklichen Geheimen Rats Friedrich Heinrich von Einsiedel-Scharfenstein, des Kammerpräsidenten und Obersteuerdirektors in Altenburg, der 1793 dort storben war. Die öffentliche Versteigerung der Bücher sollte am 11. Mai 1795 stattfinden, wie der gedruckte Auktionskatalog belegt: „Catalogus Bibliothecae Viri Illustrissimi Atque Excellentissimi Friderici Henr. L. B. ab Einsiedel 〈…〉 Auctione Publica Vendendae Altenburgi A Die XI Mensis Maii 1795“ (Gera 1794. – Lat.: Katalog der Bibliothek des sehr bedeutenden und vortrefflichen Mannes Friedrich Heinrich L. B. von Einsiedel 〈…〉, die in einer öffentlichen Auktion zu verkaufen ist in Altenburg am 11. Mai 1795). Tatsächlich wurde die Bibliothek am 21. Mai und an den folgenden Tagen versteigert, wie der Titel der ebenfalls gedruckten Ergebnisliste zeigt: „Preiße zu der Bibliothek des Herrn geh. Rath und Kammerpräsidenten von Einsiedel in Altenburg wie selbige vom 21. May 1795 und folgende Tage in Altenburg durch die Auction verkauft worden“ (Leipzig 1795). – Außer der Nummer 〈81〉92 (vgl. folgende Erläuterung) konnten alle von Goethe gewünschten Bücher erworben werden. Mit dem Antwortbrief übersandte Voigt diese an Goethe. Eine ursprünglich an den unbekannten Vermittler vor Ort gerichtete Anweisung gibt darüber Auskunft, auf welche weiteren Titel bis zu welchem Höchstpreis geboten werden sollte und für welche Titel tatsächlich ein Zuschlag erreicht wurde (H: GSA 28/945, [o. P.]). Die ebenfalls erhaltene Quittung vom 22. August 1795 zeigt, dass Goethe für die erworbenen drei Bände 11 Reichstaler und 4 Groschen an Voigt bezahlte (ebd.), deutlich weniger, als er im Vorfeld auszugeben bereit war. Der Bucherwerb für Goethes private Bibliothek steht im Zusammenhang mit dem geplanten enzyklopädischen Werk über die italienische Kultur, das er mit Johann Heinrich Meyer schreiben wollte (vgl. zu 180,25). 123,3 p. 342.] Die Seitenangabe wie die nachfolgenden Objektnummern beziehen
260
BRIEF 108
sich auf den gedruckten Auktionskatalog (vgl. die vorangehende Erläuterung). Er enthält 12.259 Nummern mit Büchern, zudem einige neugezählte Nummern mit Landkarten. Die Nummern sind jeweils verkürzt angegeben: Die ersten Ziffern werden nur im Kopf einer Seite genannt und darunter durch einen Dittostrich ersetzt. Goethe interessierte sich demnach für die im vorliegenden Brief aufgelösten Nummern 〈81〉86, 〈81〉89/90, 〈81〉92 und 〈81〉94. 123,4 Vite de Pittori pp. di Bellori] Das biographische Werk „Vite de’ pittori et architetti moderni“ von Giovanni Pietro Bellori (Rom 1672. – Ital.: Leben der modernen Maler und Architekten). 123,5 Felsina pittrice da Malvasia] „Felsina Pittrice, vite de’ pittori bolognesi“ von Carlo Cesare Malvasia (2 Bde. Bologna 1678. – Ital.: Felsina Pittrice, Leben der Bologneser Maler). 123,6 Vita di Michelangelo per Condivi] Die Biographie „Vita di Michelangelo Buonarroti“ von Ascanio Condivi (Rom 1553. – Ital.: Das Leben von Michelangelo Buonarrotti). 123,7 Vita di Benv. Cellini] Die Autobiographie „Vita Di Benvenuto Cellini Orefice E Scultore Fiorentino, Da Lui Medesimo Scritta“ (Colonia [Neapel] [1728]. – Ital.: Das Leben des Benvenuto Cellini, Goldschmied und Bildhauer aus Florenz, von ihm selbst geschrieben). Diese Ausgabe ist es vermutlich, die sich noch heute in Goethes Bibliothek befindet (vgl. Ruppert, 8, Nr 54); das Exemplar enthält auf der Innenseite des vorderen Einbands eine Ende Mai 1796 eigenhändig verfertigte Stammtafel der Medici, auf der des hinteren Einbands eine Tabelle zum Umfang der einzelnen Manuskriptlieferungen (von Goethes Übersetzung der Autobiographie), ferner eigenhändige Bleistiftnotizen Goethes im Text.
108. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, kurz vor dem 14. Mai 1795〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes. Die Briefe von Goethes Mutter wurden am 1. und 16. Mai 1795 geschrieben (vgl. zu 123,17). Goethe konnte davon ausgehen, dass die Bücherauktion am 11. Mai 1795 in Altenburg stattgefunden hatte (vgl. zu 123,14). Die Registratur setzte er am 14. Mai 1795 auf (vgl. zu 123,15–16). ÜBE R L IE FE RUN G
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 233. – 1 Bl. 19,8 × 24,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am Briefschluss Echtheitsbeglaubigung von Riemer; Rs. am rechten Seitenrand auf eine Pappe geklebt.
MAI 1795
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E: Goethe-Voigt1 (1868), 150f., Nr 27. WA IV 10 (1892), 257f., Nr 3154. BE IL AG E N
Zwei Stücke der „Horen“ 1795 (vgl. zu 123,15). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete am 18. Mai 1795 (Goethe-Voigt2 1, 183f., Nr 147; vgl. RA 1, Nr 1311). 123,14 Für die gefällige Besorgung 〈…〉 dancke recht sehr.] Durch Voigt hatte Goethe am 11. Mai 1795 auf einer Auktion in Altenburg einige Bücher aus der Bibliothek Friedrich Heinrich von Einsiedel-Scharfensteins erwerben können (vgl. Nr 107 und die Erläuterungen dazu). – Comm.: Kommission, Vermittlung (von franz. commission). 123,15 Hierbey zwey Stück Horen.] Bis Ende April 1795 waren die ersten vier Stücke von Schillers „Horen“ erschienen, von denen Goethe erst drei Stücke in Händen hielt. Welche zwei Stücke Goethe übersandte, ist unklar. Das 2. Stück kannte Voigt bereits (vgl. dessen Brief an Goethe, 20. April 1795; Goethe-Voigt2 1, 175f.). Das 4. Stück erhielt Goethe erst am 15. Mai 1795 (vgl. zweite Erläuterung zu 125,16). 123,15–16 Eine Registratur wegen Moriz setze auf.] Wahrscheinlich das Votum Goethes vom 14. Mai 1795, in dem er sich als Mitglied der ‚Fürstlich Sächsischen Bergwerkskommission‘ damit einverstanden erklärt, dass Maurice, der Vertraute des verstorbenen französischen Emigranten François Ignace de Wendel, und Bergrat Johann Carl Wilhelm Voigt den herzoglichen Anteil am Grenzhammer, einem Eisenhammerwerk in Ilmenau, pachten (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 99f.). Zum Inhalt vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 35. – Registratur: kanzleisprachlich für ‚in eine Ordnung gebrachte Schriftstücke‘ (von mittellat. registrare: in ein Verzeichnis eintragen). 123,16–17 mit dem Briefe des Bergraths] Wahrscheinlich das Schreiben von Johann Carl Wilhelm Voigt vom 9. Mai 1795 aus Ilmenau, in dem er über die Fortschritte beim Bau des Reverberierofens, eines Glüh- oder Destillierofens zum Schmelzen von Metallen und Glas, berichtete und den Plan darlegte, zusammen mit Maurice das Hammerdrittel zu übernehmen (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 93–95). 123,17 das Vollmachts Conzept] Mit dem Brief vom 1. Mai 1795 hatte Catharina Elisabeth Goethe ihren Sohn wie auch ihren Schwiegersohn, Johann Georg Schlosser, um eine beglaubigte Vollmacht gebeten, um das Frankfurter Bürgerhaus „Zu den drey Leyern“ am Hirschgraben verkaufen zu können (Pfeiffer-Belli, 680–683). Erste Überlegungen zur Aufgabe des großen Hauses datieren auf Sommer 1793. Mitte August 1794 wird ein konkretes Angebot erwähnt (vgl. EB 49).
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1795 schließlich erwarb der Weinhändler Johann Gerhard Blum das Anwesen für 22.000 Gulden. – Den Empfang der Vollmacht bestätigte Frau Rat Goethe am 16. Mai 1795 (Pfeiffer-Belli, 682–685; vgl. ferner EB 101). Das Konzept der Einwilligung von Voigts Hand mit dessen Korrekturen und zwei eigenhändigen Zusätzen von Goethe (im Folgenden recte gesetzt) befindet sich heute im Nachlass Goethes. Es hat folgenden Wortlaut:
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Ich endesunterschriebener ertheile hierdurch meiner Mutter, der Frau Räthin Catharina Elisabeth Goethe, gebL Textor, volle Macht und Gewalt, das von meinem seel Vater hinterlassene, auf der ⎡dem⎤ Hirschgraben Gasse zu Frankfurt von Mayn gelegene Wohnhauß und Zubehör, nach Ihrem Gutfinden zu verkaufen, den darüber verhandelten Kaufcontract ⎤ auch in meinem Namen⎤ zur obrigkeitlichen Confirmation zu bringen, die Kaufgelder dieses Hausses in Empfang zu nehmen und darüber zu quittiren, auch sonst alles dasjenige, nach eigner Einsicht, zu besorgen und zu verrichten, was obiges Verkaufsgeschäfte erheischen könte, eben sogar besorgen und ⎤ statt meiner⎤ zu verrichten, als wenn ich es ausdrücklich und speciell in dieser Vollmacht erwähnt ⎤ oder ich selbst gegenwärtig⎤ wäre; innmaßen ich al Ich werde daher alles das, was dieselbe vermöge meines Auftrags verrichten wird, jederzeit gutheißen und genehm halten. Urkundlich habe ich diese Vollmacht eigenhändig ausgestellt, besiegelt und unterschrieben. So geschehen 〈zwei geschwungene Striche als Platzhalter〉 (H: GSA Weimar, Sign.: 30/16. – Ungedruckt.) 3 seel Vater] Goethes Vater Johann Caspar Goethe war 1782 nach langer Krankheit gestorben. 6 Confirmation] Franz.: Bestätigung. Ein knappes Jahr zuvor waren schon das mobile Inventar, die Bibliothek, die Kunstsammlungen und der Inhalt des Weinkellers aufgelöst worden (vgl. zu 49,3). 124,1 Steinerts Baubericht] Vermutlich der Bericht des Baumeisters Johann Friedrich Rudolf Steiner vom 23. November 1794 für die Schlossbaukommission mit einem beiliegenden Kostenvoranschlag für das Jahr 1795 (H: LATh-HStA Weimar, Schloßbau-Commissions Acta B 8976a, Bl. 1–2). Die Gesamtkosten sollten sich demnach auf 5557 Reichstaler belaufen. 124,1 Schmidts Votum] Wahrscheinlich von Johann Christoph Schmidt vom 8. März 1795, der sich, wenn auch mit Bedenken, für eine Bewilligung von maximal fünf- bis sechstausend Reichstalern für den Schlossbau im Jahre 1795 aussprach (H: LATh-HStA Weimar, Schloßbau-Commissions Acta B 8976a, Bl. 4–5). – Votum: amtssprachlich für eine Stellungnahme einer verantwortlichen Person zu einem konkrekten Sachverhalt (von lat. votum: Wunsch, Stimme). 124,1–2 Bericht Concept ad Sereniss] Das Konzept zu einem Bericht für Herzog Carl August ließ sich nicht ermitteln. Es dürfte sich wie bei den zuvor genannten Aktenstücken um einen Bericht der Schlossbaukommission gehandelt
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haben, möglicherweise sogar um das von Goethe unterzeichnete Aktenstück vom 6. Mai 1795, eine Resolution, die ihm nachrichtlich zugegangen war (H: LATh-HStA Weimar, Schloßbau-Commissions Acta B 8976a, Bl. 7–8). – ad Sereniss: Lat.: für Serenissimus (vgl. erste Erläuterung zu 3,17). 124,3 unförml.] Unförmlich, ohne die gehörige, die angemessene Form (vgl. Adelung 4, 848).
109. An Friedrich Schiller
Weimar, 12. und 14. Mai 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 40–41. – Doppelblatt 19,6 × 23(–23,3) cm, 3 S. und 4 Zeilen beschr., Schreiberhd (Schumann), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 141–144, Nr 64. WA IV 10 (1892), 255–257, Nr 3153. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief bezieht sich auf die Zusendung der „〈Römischen〉 Elegien“, die Schiller in seinem Brief vom 4. Mai 1795 für „Freytags“ (NA 27, 177), den 8. Mai, ankündigte. Ein Begleitbrief ist nicht überliefert. – Schiller antwortete am 15. Mai 1795 (NA 27, 183f., Nr 148; vgl. RA 1, Nr 1306). Postsendungen: 14. Mai 1795 (GR/Belege 1795, 5, Bl. 2). 124,6 Elegieen] Das Manuscript der „〈Römischen〉 Elegien“ für das 6. Stück der „Horen“. 124,6–7 nach dem gewöhnlichen Sinne] ‚Elegie‘ nach griech. «: Klage, Klagelied. 124,8 Leben in Jena] Vom 29. März bis 2. Mai 1795. 124,11 Flußfieber] Febris catarrhalis (vgl. Adelung 2, 233), nach griech. : fließen; eine gewöhnlich einige Tage andauernde fiebrige Erkältung mit Kopf- und Gliederschmerzen, Schnupfen, Husten, Auswurf. 124,16–17 daß man die 2te und 16te wegläßt] Diese beiden Elegien wurden aus Gründen der Dezenz zunächst gekürzt, möglicherweise auf Wunsch Schillers, und schließlich ganz unterdrückt. Überliefert sind sie in Goethes Nachlass in der (seit der WA so genannten) Handschrift H51 (H: GSA 25/W 53; vgl. WA I 1, 412 und 419f. sowie WA I 53, 3–6). – Literaturhinweise: Goethes Römische Elegien. Nach der ältesten Reinschrift. Hrsg. von Albert Leitzmann. Bonn 1912; Dominik Jost: Deutsche Klassik: Goethes „Römische Elegien“. Einführung, Text, Kommentar. München 1974, 21978; Römische Elegien. Faksimile der Hand-
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schrift. Transkription und „Zur Überlieferung“ von Hans-Georg Dewitz. Mit einem Nachwort von Horst Rüdiger. Frankfurt a. M. 1980. 124,18 etwas curenteres] Etwas Geläufigeres, Harmloseres (vgl. GWb 5, 881), nach franz. courant: gebräuchlich. 124,20 hinter einander wegdrucken] Dies geschah nicht. Jede der 20 Elegien beginnt auf einer neuen Seite. 124,24–25 schicke nächstens das Manuscript] Es kam mit Goethes Briefen vom 17. und vom 18. Mai 1795 (Nr 112 und Nr 113; vgl. zu 127,1 und 127,21). 124,25 Der zweyte Band des Romans] Wilhelm Meisters Lehrjahre. – Goethe schickte den Band am 16. Mai 1795 (Nr 111). 124,27 Pfingsten] 24. Mai 1795. 124,28 nicht viel mehr übrig zu lassen] Goethe schickte Manuskript zur ersten Hälfte des 5. Buches erst am 11. Juni (Nr 120, vgl. zu 131,23). Die zweite Hälfte bekam Schiller am 11. August 1795 in Jena (vgl. zu 147,24–25). 124,29–31 Meyer ist sehr fleißig 〈…〉 besser gelängen.] Johann Heinrich Meyer arbeitete u.a. an seinen „Beyträgen zur Geschichte der neuern bildenden Kunst“, erschienen im 9. „Horen“-Stück 1795. Da hier von Gedanke und Ausführung die Rede ist, scheint Goethe auch an künstlerische Werke Meyers gedacht zu haben, die nach dessen Aufenthalt in Dresden von Mai bis September 1794 entstanden waren; an welche im Einzelnen, konnte nicht ermittelt werden. (Seit Frühjahr 1795 war Meyer u.a. mit dem Entwurf eines Reliefs für den Giebel des Säulenportikus am Römischen Haus beschäftigt; vgl. Hendrik Ziegler: Die „Nemesis“ am Giebel des Römischen Hauses 〈…〉. In: Johann Heinrich Meyer. Kunst und Wissen im klassischen Weimar. Hrsg. von Alexander Rosenbaum umd Harald Tausch. Göttingen 2013, S. 17–44.) 125,2 Jacobi] Friedrich Heinrich Jacobi hatte sich bereits durch Goethe dafür entschuldigen lassen, dass er noch keinen Beitrag für die „Horen“ geschickt habe (vgl. 116,25). – Sein Beitrag „Zufällige Ergießungen eines einsamen Denkers in Briefen an vertraute Freunde“ traf Anfang Juli in Jena ein (vgl. Schillers Brief an Jacobi, 7. Juli 1795; NA 28, 6f., Nr 7). 125,3 Friz von Stein] Mitte April 1795 war Friedrich von Stein aus England zurückgekehrt. Im Brief vom 24. April 1795 (Nr 103) heißt Goethe ihn willkommen. Auf der Rückreise hatte er einige Tage bei Friedrich Heinrich Jacobi und dessen Familie in Hamburg verbracht (vgl. Bode, Ch. v. Stein, 392f.). Dabei hatte Jacobi ihn möglicherweise gebeten, in Weimar und Jena um Aufschub für seinen Beitrag zu bitten. 125,3 prorogiert] Verlängern, aufschieben (von lat. prorogare, franz. proroger). 125,5 Dieses Blatt] Gemeint ist der vorliegende Brief. 125,7 Abhandlung über den Styl] Carl Ludwig Fernow: Ueber den Stil in den bildenden Künsten. In: Der neue Teutsche Merkur 1795. April-Heft, S. 404–424
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(fortgesetzt ebd. Mai-Heft [S. 3–36], Juli-Heft [S. 263–291] und August-Heft [S. 400–444]). – Goethe hielt zunächst Johann Gottlieb Fichte für den Verfasser des Beitrags (vgl. Schillers Brief an Goethe, 6. Juli 1795; NA 28, 4). 125,8 Das worüber wir alle einig sind] Vermutlich mit Bezug auf Fernows Erklärungen zu einer Autonomieästhetik: Voraussetzung für „Werke der schönen Künste“ sei „Freyheit“, und diese liege nur dort vor, „wo kein Zweck des Kunstwerks von Außen gegeben ist, wo es bloß den subjektiven Zweck, in der unmittelbaren Anschauung und Beurtheilung zu gefallen hat“ (Der neue Teutsche Merkur 1795. April-Heft, S. 405). Auch mit Fernows Bemerkungen zur „Originalität“ dürften Goethe und Schiller einverstanden gewesen sein: „Nur diejenigen Künstler haben Originalität in engster Bedeutung des Worts, die einen Originalstil begründen; denn sie erweitern dadurch die Grenzen der Kunst, und stellen in ihren Werken musterhafte Regeln und Vorbilder zur Nachfolge für Andere auf.“ (S. 407.) Ähnliches dürfte von Fernows Definitionen der Begriffe „Stil“ und „Manier“ gelten, die Verwandtschaft mit Goethes Bemerkungen in seiner Schrift „Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Stil“ (1789) aufweisen. 125,11–12 wenn er 〈…〉 Anstalt macht] Bezieht sich möglicherweise allgemein auf eine gewisse Art von empirischem Urtheil (IR III, 174; WA I 32, 174), die Goethe bereits in Italien kritisiert hatte und bei Fernow, aber auch bei Friedrich Eberhard von Rochow (vgl. folgende Erläuterung) wiederfand: 〈…〉 man spricht sein augenblickliches unvorbereitetes Urtheil aus, ohne nur irgend zu bedenken, daß jeder Künstler auf gar vielfache Weise bedingt ist 〈…〉, und so entsteht daraus ein gräßliches Gemisch von Lob und Tadel, von Bejahen und Verneinen, wodurch jeder eigenthümliche Werth der fraglichen Gegenstände ganz eigentlich aufgehoben wird. (Ebd.) – prostituiren: sich öffentlich bloßstellen (nach lat. prostituere). 125,12–13 des Herrn von Rochow’s] Bezieht sich auf den Aufsatz „Form“ von Friedrich Eberhard von Rochow in der „Neuen Deutschen Monatsschrift“ (Januar-Heft 1795, S. 76–81), den Goethe in seinen kleinen Rezensionen der aktuellen Monatsschriften (vgl. zu 116,15) wie folgt kommentierte: Eine solche empirische Sudeley ist nicht leicht aus dieser hochwürdigen Feder geflossen; man traut seinen Augen kaum. (WA I 40, 476.)
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110. An Friedrich Schiller
BRIEF 110
Weimar, 16. Mai 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 44–45. – Doppelblatt 19,5 × 23(–23,3) cm, 2 S. und 4 Zeilen beschr., Schreiberhd (Schumann), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 148–150, Nr 66. WA IV 10 (1892), 258f., Nr 3155. BE IL AG E
Ein Exemplar von Herders „Terpsichore“ (vgl. zu 125,30–126,1). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 15. Mai 1795 (NA 27, 183f., Nr 148; vgl. RA 1, Nr 1306). – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 111 und Nr 112 – am 18. Mai 1795 (NA 27, 186f., Nr 150; vgl. RA 1, Nr 1310). 125,16 mein Paquet] Noch am selben Tag übersandte Goethe einige Exemplare des 2. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. Nr 111; ferner zu 105,7). 125,16 das Ihrige] Es enthielt Exemplare des 4. Stücks der „Horen“, welches offenbar erst nach Goethes Abreise aus Jena am 2. Mai 1795 dort eingetroffen war. 125,18 Elegien] Manuskript zu Goethes „〈Römischen〉 Elegien“ für die „Horen“. 125,18 morgen Abend mit der reitenden Post] Sonntagabends ging der Postreiter nach Jena (vgl. 118,7). 125,19 Ihren Aufsatz] Der dritte und letzte Teil von Schillers Abhandlung „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reyhe von Briefen“ mit den Briefen 17–27, erschienen im 6. Stück der „Horen“. 125,20 siebenten Stück] Es brachte die dritte Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“. 125,20 zwey Bogen] 32 Seiten (im Oktav-Format). Goethes Beitrag umfasst 27 Druckseiten. 125,22 Lassen Sie uns 〈…〉 fortgehen] Schiller hatte im Bezugsbrief über das Publikum geklagt, dem man es mit keiner Schrift recht machen könne, „sie mag noch so gut oder noch so schlecht seyn“ (NA 27, 184). 125,27 R.] Johann Friedrich Reichardt, Komponist und Publizist in Giebichenstein bei Halle; er hatte „sich durch Hufeland zu einem Mitarbeiter an den Horen anbieten lassen.“ (Schillers Bezugsbrief; NA 27, 184.) Aufsätze von Reichardt erschienen in den „Horen“ nicht, lediglich einige Kompositionen (vgl. „Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“, S. 599–604 im
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vorliegenden Band). – Über das reservierte Verhältnis Goethes zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 197, ferner zu GB 8 II, Nr 119. 125,29 L o u i s e ] Luise / Ein lændliches Gedicht in drei Idyllen von Iohann Heinrich Voss. Königsberg MDCCXCV. – Zuvor waren Teilabdrucke in verschiedenen Zeitschriften erschienen (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 126). – Schiller hatte die Zusendung im Bezugsbrief angeboten; ob das geschah, geht aus dem Briefwechsel nicht hervor. Von Voß erhielt Goethe auch ein eigenes Exemplar (vgl. zu 136,1); es hat sich in seiner Bibliothek erhalten (vgl. Ruppert, 162, Nr 1183). 125,30–126,1 Herders Te r p s i c h o r e] Terpsichore von J. G. Herder. Erster 〈und Zweiter〉 Theil. Lübeck, 1795. Bey Bohn und Compagnie. – Das Werk enthält Johann Gottfried Herders Übertragungen der Dichtungen des neulateinisch schreibenden Dichters Jacob Balde. Welchen Band Goethe schickte, konnte nicht ermittelt werden. Schiller hatte beide Teile bereits von Herder selbst erhalten, mit dessen Brief vom 14. Mai 1795 (NA 35, 205f.; vgl. Schillers Bibliothek, 682f., Nr 362). 126,3 Mein Uebel] Goethe litt unter einem Flußfieber (124,11). 126,5 Trinitatis] Der Sonntag Trinitatis (Genitiv von lat. trinitas: Dreifaltigkeit) ist der Sonntag nach Pfingsten, 1795 der 31. Mai. An diesem Tag kam Goethe nach Jena und blieb bis zum 3. Juni 1795. 126,6 Claudine] Goethes „Schauspiel mit Gesang“ „Claudine von Villa Bella“ war in einer ersten Fassung 1776 erschienen. Eine 1787/88 in Italien entstandene zweite Fassung als „Singspiel“ (erschienen 1788 in Band 8 von „Goethe’s Schriften“) war mit Musik von Johann Friedrich Reichardt 1789 in Berlin uraufgeführt worden (vgl. GB 8 II, 376, zu 125,16–17). In einer Prosa-Bearbeitung von Christian August Vulpius kam das Stück am 30. Mai 1795 (einmalig) in Weimar auf die Bühne. 126,8 Moniteur] Der zitierte Artikel findet sich in Nr 140 der „Gazette nationale, ou le Moniteur Universel“ vom 10. April 1795; es heißt dort unter der Rubrik „Allemagne“: „L’ESPRIT philosophique continue à prospérer. 〈…〉 Deux hommes paraissent placés, par l’opinion et l’estime publique, à la tête du nouvel enseignement qui pousse en avant l’instruction en Allemagne, Kant et son disciple Fichte; le premier est professeur à Kœnigsberg en Prusse, l’autre à Iéna en saxe.“ (S. 817. – Franz.: Der philosophische Geist gedeiht weiterhin. 〈…〉 Zwei Männer scheinen nach allgemeiner Meinung und Anerkennung an der Spitze der neuen Lehre zu stehen, die das Wissen in Deutschland vorantreibt: Kant und sein Schüler Fichte; der erste ist Professor in Königsberg in Preußen, der andere in Jena in Sachsen.) 126,13 nicht ganz in Ordnung] Laut Bezugsbrief hatte Johann Friedrich Cotta nur zwei statt drei „Horen“-Exemplare für Goethe geschickt (vgl. NA 27, 184). 126,15 complettiren] Mit seinem Brief vom 26. Juni 1795 schickte Cotta außer 30 Exemplaren des 6. „Horen“-Stücks (über deren Verteilung durch Schiller vgl. Schillers Kalender, 22) jeweils zwei Exemplare des 3., 4. und 5. Stücks (vgl. NA
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35, 228). Möglicherweise waren sie u.a. für Goethe bestimmt. Im Brief vom 17. August 1795 (Nr 138) wünschte Goethe weitere Exemplare des 1., 2. und 4. Stücks (vgl. 148,19–21).
111. An Friedrich Schiller
Weimar, 16. Mai 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 46. – Doppelblatt 19,6 × 23(–23,3) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Schumann), mit egh. Korrektur und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 150f., Nr 67. WA IV 10 (1892), 259f., Nr 3156. BE IL AG E
Exemplare des 2. Bandes von Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (vgl. zu 126,16–17 und 105,7). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief bezieht sich auf Goethes Brief vom selben Tag (Nr 110). – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 110 und Nr 112 – am 18. Mai 1795 (NA 27, 186f., Nr 150; vgl. RA 1, Nr 1310). 126,16–17 zweyten Band Wilhelms] Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman. Herausgegeben von Goethe. Zweyter Band. Berlin. Bey Johann Friedrich Unger. 1795 (vgl. zu 105,7). – Goethe hatte im Brief vom selben Tag (Nr 110) die Sendung angekündigt (vgl. 125,16). 126,17 ihn] Nicht korrigierter Hörfehler des Schreibers; in E heißt es ihm. 126,18 das fünfte Buch] Den ersten Teil des Manuskripts erhielt Schiller mit Goethes Brief vom 11. Juni 1795 (Nr 120, vgl. zu 131,23). Den zweiten Teil ließ Goethe zusammen mit dem 6. Buch in Jena zurück, als er am 11. August auf der Rückreise von Karlsbad dort Station machte (vgl. Schillers Briefe an Goethe, 11. und 17. August 1795; NA 28, 25 und 26–28, Nr 23 und 25). 126,19 das L e t z t e r e sechste] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. 126,22 Beyliegende Exemplare] Sie waren u.a. für Wilhelm und Caroline von Humboldt bestimmt (vgl. Humboldts Brief an Goethe, 15. Juni 1795; Humboldt, Wilhelm, Briefe I 2, 311). Weitere Exemplare gingen an Herzog Carl August, Johann Gottfried Herder und Johann Heinrich Meyer (vgl. die Liste der „Horen“-Empfänger auf dem Titelblatt von Schillers Kalender für das Jahr 1796; Schillers Kalender, 22). 126,22 völlig] Nicht korrigierter Hörfehler; in E heißt es gefällig.
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112. An Friedrich Schiller
Weimar, 17. Mai 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 47. – 1 Bl. 19,5 × 23(–23,3) cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte. E1: Schiller-Goethe1 1 (1828), 151f., Nr 68 (Teildruck: ohne den Text 127,5–12 Wolfs Vorrede 〈…〉 zugedacht.). E2: Schiller-Goethe2 1 (1856), 65f., Nr 69. WA IV 10 (1892), 260f., Nr 3157. BE IL AG E
Manuskript zu Goethes „〈Römischen〉 Elegien“ (vgl. zu 127,1). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief antwortet auf Schillers Brief vom 15. Mai 1795 (NA 27, 183f., Nr 148; vgl. RA 1, 392, Nr 1306) und bezieht sich auf Goethes Brief vom 16. Mai 1795 (Nr 166; vgl. zu 127,1). – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 166 und 167 – am 18. Mai 1795 (NA 27, 186f., Nr 150; vgl. RA 1, 393, Nr 1310). 127,1 die Elegien] Die am 3. und 16. Mai (in Nr 161 und 166) angekündigte Abschrift der „〈Römischen〉 Elegien“ (vgl. 122,12–14 und 125,18–19). 127,1 Die zwey sind ausgelaßen.] Vgl. zu 124,16–17. 127,1–2 Die angezeignete Stelle in der sechsten] Welche Verse gemeint sind (in E1 ist von mehreren angezeichneten Stellen die Rede), lässt sich aufgrund der überlieferten Handschriften nicht angeben. Im GSA wird nur ein Gesamtmanuskript der „Elegien“ aufbewahrt, die egh. Reinschrift H50 (H: GSA 25/W52; vgl. WA I 1, 411 sowie Inventare 2 I, 36). Eine angestrichene Stelle ist dort nicht zu finden. Hans Gerhard Gräf bezieht die Bemerkung – ohne weitere Begründung – auf V. 17f. der sechsten der publizierten Elegien (vgl. Gräf 3 I, 169): So hab ich / Rothstrumpf immer gehaßt und Violettstrumpf dazu, / 〈…〉 (Die Horen 1795. 6. Stück, S. 13; WA I 1, 240 [hier: V. 129f.]). 127,3 Noten] Anmerkungen (nach lat. nota: Merkmal). – In den „Horen“ erschienen keine Anmerkungen zu den „〈Römischen〉 Elegien“ (vgl. zweite Erläuterung zu 147,18). 127,3–5 Wolfs Vorrede zur Ilias] Friedrich August Wolfs 28-seitige, lateinisch geschriebene Vorrede zum 1. Band seines Werks „Homeri et Homeridarum opera et reliquiae“ (Halle 1794. – Lat.: Homers und der Homeriden Werke und nachgelassene Schriften), der die „Ilias“ enthält (in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 177, Nr 1278). In dieser Vorrede vertritt Wolf die Auffassung, die Epen Homers seien nicht das Werk eines einzigen Dichters, sondern eine Kompilation von einzelnen mündlich überlieferten Texten. Dieser ‚Homerischen Frage‘ widmen sich
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in ausführlicherer Weise auch Wolfs „Prolegomena ad Homerum sive de operum Homericorum prisca et genuina forma variisque mutationibus et probabili ratione emendandi“ (Halle 1795. – Griech./lat.: Vorbemerkungen zu Homer oder über die alte und ursprüngliche Form sowie die verschiedenen Veränderungen der Homerischen Werke und die plausible Begründung ihrer Emendation), die der Autor Goethe im Juni 1795 zukommen ließ (in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 180f., Nr 1300). Über Goethes kritische Aufnahme dieser These vgl. Nr 160 und die Erläuterungen dazu. 127,12 Eine tüchtige Epistel] Eine schriftliche Stellungnahme Goethes gegen Wolf unterblieb. Goethe anerkannte in der Folgezeit Wolfs Kompetenz in Fragen der alten Philologie. In seiner (Ende 1796 entstandenen) Elegie „Herrmann und Dorothea“ heißt es: Laß im Becher nicht fehlen den Wein! 〈…〉 Erst die Gesundheit des Mannes, der, endlich vom Namen Homeros Kühn uns befreiend, uns auch ruft in die vollere Bahn. Denn wer wagte mit Göttern den Kampf? und wer mit dem Einen? (V. 25, 27–29; WA I 1, 294.) Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ brachte in den von Goethe und Schiller gemeinsam verfassten „Xenien“ das Epigramm „Der Wolfische Homer“ (Nr 264): Sieben Städte zankten sich drum, ihn gebohren zu haben, Nun da der Wolf ihn zerriß, nehme sich jede ihr Stück. (S. 265; vgl. WA I 5.1, 243; NA 1, 341, Nr 264.) Die Verse stammen wahrscheinlich von Schiller (vgl. die Erläuterungen dazu in NA 2 II A, 548). 127,12–13 Hl. v Humbold] Wilhelm von Humboldt. 127,15 Die übrigen Elegien folgen] Mit Goethes Brief vom 18. Mai (Nr 113). 127,15–16 ich, wills Gott, bald auch] Goethe kam am 31. Mai 1795 nach Jena und blieb drei Tage. 127,19 Einrichtung des Drucks] Im Brief an Johann Friedrich Cotta vom 18. Mai 1795 verlangte Schiller, dass alle Verse der „〈Römischen〉 Elegien“ gebrochen würden und jede Elegie auf einer neuen Seite beginne (vgl. NA 27, 187). Der Setzer richtete sich danach. Zu Goethes Vorstellungen, den Satz betreffend, vgl. 124,20–24.
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113. An Friedrich Schiller
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Weimar, 18. Mai 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 48. – Doppelblatt 19,5 × 23(–23,3) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 155, Nr 70. WA IV 10 (1892), 261, Nr 3158. BE IL AG E
Zweite Manuskriptlieferung zu den „〈Römischen〉 Elegien“ (vgl. zu 127,21). E R L Ä UT E RUNGEN
Einen Bezugsbrief gibt es nicht. Der Brief bezieht sich auf Goethes Brief vom 17. Mai 1795 (Nr 112). – Schiller antwortete am 21. Mai 1795 (NA 27, 187f., Nr 152; vgl. RA 1, Nr 1315). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (NA 27, 186f., Nr 150; vgl. RA 1, Nr 1310). 127,21 Die letzten Elegien] Die erste Lieferung der „〈Römischen〉 Elegien“ hatte Goethe mit seinem Brief vom Vortag (Nr 112) geschickt (vgl. erste Erläuterung zu 127,1). 127,23 Liedchen] Gedichte. – Über Goethes Beiträge zu Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ vgl. das „Chronologische Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Musen-Almanach‘ 1796–1800“ in GB 11. 128,2 Vielleicht komm ich bald.] Goethe kam am 31. Mai 1795 für drei Tage nach Jena.
114. An Johann Friedrich Unger
〈Weimar, 18. Mai 1795〉 → Berlin
DAT IE RUNG
Der Brief ist unter dem 18. Mai 1795 in Goethes Postsendelisten eingetragen (GR/Belege 1795, 5, Bl. 6). ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/9, Bl. 189. – Doppelblatt 20,3(–20,7) × 32,7(–33,3) cm, 1 1⁄3 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Adresse links), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Adresse, Schreiberhd (Geist), Tinte: An / Herrn Ungern / in / Berlin. – In einem Faszikel,
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BRIEF 115
auf dem vorderen Einband aus blauer Pappe die Aufschrift von Schreiberhd, Tinte: „Eingegangene Briefe / April. / May. / Juny. / 1795.“, oben rechts die Bezeichnung des Stückes „4.b.“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“);136 Bll., 1 Bl. Druck. E: WA IV 10 (1892), 262, Nr 3159 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Johann Friedrich Ungers Brief vom 7. Mai 1795 (GoetheUnger, 41f., Nr 46; vgl. RA 1, Nr 1304). – Unger antwortete am 23. Mai 1795 (Goethe-Unger, 43f., Nr 49; vgl. RA 1, Nr 1316). Postsendungen: 18. Mai 1795 (GR/Belege 1795, 5, Bl. 6). 128,6 Die gedruckten Exemplare des zweyten Bandes] Der 2. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ enthält das 3. und 4. Buch des Romans (vgl. zu 105,7). 128,6–7 ziemlich spät angekommen] Der Band war bereits zur Ostermesse erschienen, die am Sonntag Jubilate, dem dritten Sonntag nach Ostern, begonnen hatte, 1795 also am 26. April, und drei Wochen dauerte. Am 16. Mai hatte Goethe mit Nr 111 Exemplare an Schiller geschickt. 128,7 das Geld] Unger hatte mit dem Bezugsbrief das Honorar für den Roman übersandt: 600 Reichstaler (Goethe-Unger, 42). 128,9 Das fünfte Buch] Das 5. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ kam ebenso wenig bis zum 24. Juni 1795, dem Johannistag, zustande wie das 6. Buch. Diskussionen mit Schiller sowie die anschließende Überarbeitung waren der Grund dafür, dass Unger erst am 4. Juli den Eingang eines Teilmanuskripts zum 5. Buch vermelden konnte (Goethe-Unger, 45). Den Schluss des 5. Buches hatte er erst nach Goethes Reise nach Karlsbad vom 2. Juli bis 11. August 1795 in Händen (Ungers Brief an Goethe, 25. August 1795; Goethe-Unger, 49); den Empfang des 6. Buches bestätigte Unger erst in seinem Brief vom 16. Oktober 1795 (GoetheUnger, 59). 128,12–13 Herausgabe meiner Beobachtungen 〈…〉 Naturgeschichte] Die Sammlung kam nicht zustande (vgl. LA II 9A, 445). 128,14 was für ein Format] Im Bezugsbrief schloss sich Unger Goethes Meinung an, dass Großoktav das geeignete Format für ein naturwissenschaftliches Werk mit Kupferstichen sei (Goethe-Unger, 43). Es handelt sich um ein Buchformat in Größe eines dreimal gefalteten, also in acht Blätter mit 16 Seiten gebrochenen Papierbogens. Das Format ergibt Bücher mit einem Buchrücken von etwa 23 bis 25 cm. 128,16–17 mit lateinischen Lettern] Was deutsche belletristische Werke an-
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geht, so wurde noch überwiegend in deutscher Frakturschrift gedruckt. Erste Versuche mit der Antiquaschrift in lateinischen Buchstaben wurden seit Mitte des 18. Jahrhunderts unternommen. Johann Wilhelm Ludwig Gleims „Lieder“ (Halberstadt 1749) etwa kamen sowohl in Antiqua- als auch in Frakturschrift heraus, ebenso Karl Wilhelm Ramlers „Lyrische Gedichte“ (Berlin 1772 sowie Reutlingen 1782; vgl. die Abbildungen in: Christina Killius: Die Antiqua-Fraktur-Debatte um 1800 und ihre historische Herleitung. Wiesbaden 1999, S. 157f. und 161–164). Auch Goethes Schrift „Das römische Carneval“ (die Unger 1789 bei Carl Wilhelm Ettinger in Gotha drucken ließ) und Schillers „Musen-Almanache“ für 1796 bis 1800 erschienen in lateinischer Schrift. Für wissenschaftliche Werke war diese verbreiteter. Allgemein durchsetzen konnte sich die nach dem französischen Drucker und Schriftgestalter Pierre Didot d. Ä. und seinem Bruder Firmin auch „Didotischen Lettern“ genannte Schrift vorerst nicht. – Zu Ungers Bemühungen um eine Modernisierung der Fraktur vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 27.
115. An Friedrich Carl von Moser
〈Weimar, 22. Mai 1795〉 → Ludwigsburg
DAT IE RUNG
Die Datierung folgt Goethes Absendevermerk (vgl. Überlieferung). ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/9, Bl. 186. – Doppelblatt 20,4(–20,9) × 33(–33,2) cm, 2 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, eine Korrektur und Absendevermerk links), Schreiberhd (Schumann), Tinte, mit egh. Korrekturen, Bleistift; S. 1 linke Spalte unten Absendevermerk, egh., Tinte: abgeschickt nach / Ludwigsburg dl. 22 May / 95. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Einband aus blauer Pappe die Aufschrift von Schreiberhd, Tinte: „Eingegangene Briefe / April. / May. / Juny. / 1795.“, oben rechts die Bezeichnung des Stückes „4.b.“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“); 136 Bll., 1 Bl. Druck. E: WA IV 10 (1892), 262f., Nr 3160 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K.
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BRIEF 115
E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Friedrich Carl von Mosers Brief vom 14. September 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 268–269; vgl. RA 1, Nr 1054). – Moser antwortete am 17. Juni 1795 (H: GSA 28/9, Bl. 213; vgl. RA 1, Nr 1343). Postsendungen: 22. Mai 1795 (GR/Belege 1795, 5, Bl. 2). Friedrich Carl von Moser (1723–1798) war der älteste Sohn des Staats- und Völkerrechtlers Johann Jacob und dessen Frau Friederike Rosine Moser in Stuttgart. Der in württembergischen Diensten stehende Vater, in Wort und Tat ein kritischer Kommentator der politischen Verhältnisse des fürstlichen Absolutismus, wurde 1759 von Herzog Carl Eugen unrechtmäßig für fünf Jahre auf der Festung Hohentwiel inhaftiert, weil er gegen die verfassungswidrige Aushebung von Truppen zur Vermietung an Österreich während des Siebenjährigen Kriegs opponierte. Er hatte starken Einfluss auf die geistige Entwicklung seines Sohnes, der sich seinerseits einen Namen als Diplomat und Reformpolitiker sowie als Schriftsteller und Publizist machte. Nach dem Studium der Rechte in Jena trat Moser sein erstes Staatsamt 1747 als Kanzleisekretär in hessen-homburgischen Diensten an. Als Wirklicher Hofrat gelang ihm1752 eine Vermittlung zwischen Hessen-Homburg und der älteren Linie Hessen-Darmstadt, welche Homburg wiederzugewinnen suchte. Dabei knüpfte Moser nähere Verbindung zu Darmstadt, in dessen Diensten er von 1753 an arbeitete. Als Verfechter einer Wiederbelebung des alten Reichsgedankens setzte er Hoffnungen auf Preußen, was ihn in Konflikt mit dem nach Österreich orientierten Darmstadt brachte. Moser übernahm 1763 im Preußen wohlgesinnten HessenKassel das Amt eines Rates. In dieser Eigenschaft nach Wien gesandt, kam er mit dem Wiener Hof in Berührung. Kaiser Joseph II., zu dem er ein vertrauensvolles Verhältnis entwickelte, nahm Moser 1767 als Wirklichen Reichshofrat in seinen Dienst und verlieh ihm 1769 den Stand eines Reichsfreiherrn. Auf Wunsch des Landgrafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt bat Moser Ende 1771 um Entlassung und ging zurück nach Darmstadt, wo ihn der Landgraf 1772 zum Ersten Staatsminister, Präsidenten aller Landeskollegien und Kanzler von Hessen-Darmstadt ernannte. In dieser Funktion spielte Moser in den folgenden acht Jahren eine entscheidende Rolle in der Landgrafschaft. Zu seinen Verdiensten gehören die Sanierung der Staatsfinanzen des hochverschuldeten Landes ebenso wie die Reform von Verwaltung, Justiz und Wirtschaft. Moser bewahrte damit das Land vor der drohenden Sequestration (Zwangsverwaltung) durch Kaiser und Reich und sicherte so die staatliche Selbstständigkeit Hessen-Darmstadts. Das Ende von Mosers politischer Laufbahn war erreicht, als er 1780 mit dem Landgrafen in einen ähnlichen Konflikt geriet wie sein Vater mit dem württembergischen Herzog. Als Ludwig IX. gegen den Willen Mosers ein neues Regiment aufstellen und dies durch Einnahmen aus dem von Moser abgeschafften Lotto finanzieren wollte, bat dieser um Entlassung, die ihm umgehend gewährt wurde. Die Vorgänge waren begleitet von einer Verleumdungskampagne von Seiten der alten Beamtenschaft, die sich durch Mosers
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vehemente Reformpolitik brüskiert fühlte. Zu seinen Gegnern gehörte auch Johann Heinrich Merck, der mit seiner Abhandlung „Anti-Necker“ den Versuch machte, die Politik Mosers als Misswirtschaft zu diskreditieren. Nach der Demission aus hessisch-darmstädtischem Dienst, die Goethes Mutter zu der Prophezeiung veranlasste, „das Sündhaffte Darmstadt, das sich untersteht Presidenten abzusetzen geht gewiß am ersten Cabut“ (Brief an Herzogin Anna Amalia, 14. Juli 1780; Pfeiffer-Belli, 477), bekleidete Moser kein weiteres politisches Amt. Er widmete sich, in Mannheim und Ludwigsburg lebend, wie schon in den Jahren zwischen 1750 und 1770, literarischer und publizistischer Tätigkeit, bewegt von der Absicht, an der Stärkung des Reichsgedankens (wie in seiner Schrift „Von dem Deutschen Nationalgeist“ [o. O. 1765]) sowie an der Verbreitung von „Staatskunde, Staatsklugheit und politischer Sittenlehre“ (im Original hervorgehoben) unter seinen Zeitgenossen mitzuwirken, wie er in der „Einleitung“ (o. S.) zum 1. Band seines „Patriotischen Archivs für Deutschland“ (12 Bde. Frankfurt a. M. [Band 6ff.: Mannheim] und Leipzig 1784–1790) schreibt, insbesondere an der Verbesserung der politischen Moral von Regenten und Beamten (wie in seiner ersten, Aufsehen erregenden) Schrift „Der Herr und der Diener“ (Frankfurt a. M. 1759). Wann genau Goethe Moser persönlich kennen gelernt hat, lässt sich nicht sagen. Da Moser jedoch mit Goethes mütterlicher Freundin Susanna von Klettenberg befreundet war und in deren pietistischen Kreisen verkehrte, wird er dem darmstädtischen Minister Anfang der 1770er Jahre möglicherweise bereits in Frankfurt a. M. begegnet sein. In seiner Lebensbeschreibung berichtet Goethe jedenfalls von einer Begegnung in Karlsruhe, wo er sich auf dem Weg in die Schweiz vom 17. bis 23. Mai 1775 aufhielt. Er traf dort mit Prinz Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach zusammen und lernte dessen Braut, Prinzessin Louise von Hessen-Darmstadt, kennen. Auch Moser und Johann Eustachius Graf von Goertz waren zugegen, welche die fürstliche Eheschließung vermittelt hatten: Meine Gespräche mit beiden hohen Personen waren die gemüthlichsten, und sie schloßen sich, bey der Abschieds Audienz, wiederholt mit der Versicherung: es würde ihnen beiderseits angenehm seyn mich bald in Weimar zu sehn. (DuW AA 1, 601 [18. Buch]; vgl. „Tag- und Jahres-Hefte“ für das Jahr 1795 [WA I 35, 59f.].) Dass Moser im Übrigen für Goethe zu den einprägsamen Personen seiner Jugend gehörte, geht ebenfalls aus dessen Autobiographie hervor: Ein andrer vorzüglicher Mann, dessen Persönlichkeit nicht sowohl als seine Wirkung in der Nachbarschaft und seine Schriften einen sehr bedeutenden Einfluß auf mich gehabt haben, war C a r l F r i e d r i c h v o n M o s e r 〈…〉. 〈…〉 er hatte einen gründlich-sittlichen Character, der, weil die Gebrechen der menschlichen Natur ihm wohl manchmal zu schaffen machten, ihn sogar zu den sogenannten Frommen hinzog 〈…〉. Sein H e r r u n d D i e n e r, sein D a n i e l i n d e r L ö w e n g r u b e, seine R e l i q u i e n schildern durchaus die Lage, in welcher er sich zwar nicht gefoltert, aber doch immer
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geklemmt fühlte. 〈…〉 Ich erinnere mich seiner als eines angenehmen, beweglichen und dabey zarten Mannes. (DuW AA 1, 69f. [2. Buch].) Was die genannten Werke Mosers angeht, so anerkannte Goethe mehr ihren sachlichen Gehalt als ihre literarische Qualität. „Der Herr und der Diener“ etwa sei eher eine genaue Landkarte von Hof und höfischer Welt als eine meistermäsig gemahlte Landschafft (Ephemerides [Januar–März 1770]; DjG3 1, 436), urteilte er bei erster Lektüre. Trotzdem scheinen in der politischen Utopie der (1771 entstandenen) ersten Fassung des „Götz von Berlichingen“ – Fürsten werden glücklich, wenn ihre Untertanen glücklich sind, wozu eine politisch-moralische Erziehung von Fürsten und Ministern vonnöten ist – Einflüsse von Mosers Schrift vorhanden zu sein. Größeren Einfluss übte Moser durch seine Persönlichkeit selbst aus. Sie ist etwa in die Figur des Philo in „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ eingegangen. Mosers Entlassung aus hessisch-darmstädtischem Dienst im Jahr 1780 empfand Goethe laut einem Brief an Merck vom 3. Juli 1780 als seltsame Catastrophe (WA IV 4, 247), umso mehr, als er Sympathie für die Reformpolitik hegte, mit welcher Moser im Sinne der Aufklärung den Absolutismus auf eine gesetzliche Grundlage zu stellen und die Macht der Fürsten durch gut ausgebildete Minister und Ratgeber einzuschränken suchte, ohne an der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung grundsätzlich zu rütteln. Der vorliegende Brief ist der einzige überlieferte Brief Goethes an Moser. Von diesem sind zwei Briefe an Goethe überliefert, der Bezugs- und der Antwortbrief zum vorliegenden Brief. In den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1795 notierte Goethe: Traurig 〈…〉 war mir ein Schreiben des höchst bedeutenden K a r l v o n M o s e r. 〈…〉 Dieser war nun seit zwanzig Jahren nach und nach in seinen Vermögens-Umständen dergestalt zurückgekommen, daß er 〈…〉 ein kümmerliches Leben führte. Nun wollte er sich auch einer feinen Gemähldesammlung entäußern, die er zu besserer Zeit mit Geschmack um sich versammelt hatte 〈…〉. (WA I 35, 59f.) Diese Gemäldesammlung enthielt Werke von Hans Holbein d. Ä. und d. J., von Albrecht Altdorfer, Jacopo Tintoretto, Rembrandt u.a. (nach Walter Gunzert: Friedrich Carl von Moser 〈…〉. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken 11 [1969], S. 114). Goethe antwortete mit dem vorliegenden Brief auf einen Brief Mosers, der bereits vom 14. September 1794 stammt. Darin hatte der Absender gebeten, Goethe möge den Verkauf seiner Gemälde an Herzog Carl August vermitteln. Den vorliegenden Brief kommentierte Goethe selbst in den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1795: 〈…〉 ich konnte sein 〈Mosers〉 zartes dringendes Verlangen leider nur mit einem freundlich höflichen Brief erwidern. (WA I 35, 60.) Über Mosers Antwortbrief vom 17. Juni 1795 heißt es an derselben Stelle: Hierauf ist die Antwort eines geistreichen bedrängten und zugleich in sein Schicksal ergebenen Mannes von der Art, daß sie mich noch jetzt wie damals rührt, da ich in meinem Bereich kein Mittel sah, solchem Bedürfnisse abzuhelfen. (Ebd.)
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129,5 die drohende allgemeine Noth] Mit Bezug auf die militärischen Ereignisse im Rahmen des Ersten Koalitionskrieges gegen die französischen Truppen, die im Lauf des Jahres 1794 das linke Rheinufer besetzten und weiter vorzudringen drohten (vgl. zu 68,21). 129,9 Hoffnung des scheinbar nahen Friedens] Am 5. April 1795 hatte Preußen durch den Vertrag zu Basel mit Frankreich – unter Verlust seiner linksrheinischen Besitzungen – Frieden geschlossen. Am 17. Mai 1795 folgten die meisten nord- und mitteldeutschen Staaten, indem sie ihre Neutralität erklärten. 129,10 eine entfernte] Versehentlich nicht gestrichen (vgl. Varianten im Textband). 129,15–16 einen Theil Ihrer Wünsche zu erfüllen] Dazu kam es nicht. 129,17 Bildung, die ich Ihren Einflusse schuldig bin] Vgl. die einleitende Erläuterung.
116. An Heinrich Blümner?
Weimar, 25. Mai 1795 → 〈Leipzig〉
ZUM A DR E S S ATEN
Über die Anfänge der Beziehung Goethes zu Heinrich Blümner ist nichts bekannt (vgl. die einleitende Erläuterung zu vorliegendem Brief). Die gesuchte Anrede, Hochwohlgebohrner Herr, / Besonders Hochgeehrtester Herr Geheimerath! (129,20–21), und der formelle Stil des Brieftextes weisen darauf hin, dass die Verbindung oberflächlich war, geprägt von höflichem Respekt. – Zweifel an der Identität des Adressaten sind berechtigt, zumal nicht belegbar ist, dass Heinrich Blümner den Titel eines Geheimrats überhaupt führte. Einzig die Provenienz des Briefes spricht für die von Max Hecker vorgenommene Zuweisung an den Leipziger Juristen. ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt (1926 Privatbesitz, Frohburg, Dr. Krug von Nidda; vgl. E, 196). E: Goethe an Heinrich Blümner. In: JbGG 12 (1926), 194 (Max Hecker). WAN 1 (1990), 114, Nr 3162a (nach E). Textgrundlage: E. BE IL AG E
2. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 129,23).
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E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der in Leipzig geborene Heinrich Blümner (1765–1839) hatte sich im Mai 1781 an der Universität seiner Heimatstadt immatrikuliert. Im Februar 1785 schloss er seine Studien an der philosophischen Fakultät mit dem Magistergrad ab, im Oktober 1785 wurde er Baccalaureus beider Rechte. Die gedruckte Disputation mit dem Titel „De Sophoclis Oedipo Rege“ (lat.: Über König Ödipus von Sophokles) führte im Dezember 1788 zum Erwerb des philosophischen Doktorgrads. Bei Erscheinen seines literaturgeschichtlichen Werks „Über die Medea des Euripides“ (Leipzig 1790) firmierte er auf dem gedruckten Titelblatt bereits als „Doctor der Rechte und der Philosophie“. Seinen Lebensunterhalt verdiente Blümner als Jurist, insbesondere am Oberhofgericht. 1794 erschien sein rechtshistorisches Werk „Entwurf einer Litteratur des Criminalrechts in systematischer Ordnung“ (Leipzig 1794). Im selben Jahr wurde er Ratsherr im Leipziger Magistrat, 1804 Stadtrichter, 1811 Baumeister, von 1805 bis 1831 Deputierter im Landtag Sachsens. Zu keiner Zeit vernachlässigte der Jurist seine literatur- und theatergeschichtlichen Interessen. Zudem wirkte er ab 1790 als Theaterautor und nach 1803 als Redakteur der „Leipziger Literaturzeitung“. Am 23. Mai 1808 sandte Blümner Goethe das erste Bändchen seines anonym erschienenen „Familientheaters nach neuen französischen Lieblingsstücken. Aufgeführt auf dem Hoftheater in Weimar“ (Leipzig 1808; zum Begleitbrief vgl. H: GSA 28/200, St. 1; RA 5, Nr 910). Der Band enthielt die deutschen Bearbeitungen von zwei französischen Lustspielen, die von der weimarischen Hofschauspieler-Gesellschaft aufgeführt worden waren: „Herr Temperlein, oder: Wie die Zeit vergeht“ (nach Louis Benoît Picard; Erstaufführung: 26. Juli 1807 in Lauchstädt) und „Eitle Mühe des Verliebten“ (nach Louis François Marie Bellin de la Liborlière; Erstaufführung: 7. November 1807 in Weimar). Vier weitere Bearbeitungen kamen in den Jahren danach auf die Weimarer Bühne: „Die spanische Wand“ (nach François Antoine Eugène de Planard), „Haß den Frauen“ (nach Jean Nicolas Bouilly; Erstaufführungen beider Stücke: 7. Juni 1809), „Die seltsame Wette“ (nach François Benoît Hoffman; Erstaufführung: 19. September 1810) sowie „Der Alcade von Molorido“ (nach Louis Benoît Picard; Erstaufführung: 5. Juni 1811). An die 1814 veröffentlichte theatergeschichtliche Arbeit „Ueber die Idee des Schicksals in den Tragoedien des Aischylos“ (Leipzig 1814) erinnerte sich Goethe in „Shakespear und kein Ende!“ als höchst schätzenswerte Abhandlung (WA I 41.1, 64). Blümners „Geschichte des Theaters in Leipzig. Von dessen ersten Spuren bis auf die neueste Zeit“ (Leizpig 1818) steht im Zusammenhang mit der Gründung eines städtischen Theaters, die er ein Jahr zuvor zusammen mit Karl Theodor Küstner mit Erfolg betrieben hatte; auf die Zusendung dieses Werks am 4. Juni 1818 durch den Verfasser reagierte Goethe nicht (H: GSA 28/78, Bl. 348;
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vgl. RA 8, Nr 320). Hinweise auf weitere Kontakte fehlen. Heinrich Blümner starb am 13. Februar 1839 in Leipzig. Der vorliegende Brief ist der einzige überlieferte Brief Goethes an Heinrich Blümner. Das Interesse an antiker Philosophie und Literatur sowie an der Geschichte des Schauspiels und des Theaters könnte beide Männer miteinander in Kontakt gebracht haben. Wie die Bekanntschaft zustandekam, ist nicht bekannt. Der vorliegende Brief zeigt allerdings, dass im Mai 1795 der Kontakt schon einige Zeit Bestand haben musste, denn ohne persönliche Verbindung hätte sich Goethe wohl kaum entschlossen, eines der wenigen Freiexemplare von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ beizulegen (vgl. zu 129,23). 129,22–23 durch die gute Aufnahme 〈…〉 meines Romans] Anfang des Jahres 1795 hatte Goethe Freiexemplare des 1. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ versandt. Dass Heinrich Blümner zu den Empfängern des Werks gehörte, ist nicht belegt. Wann und auf welche Weise sich Blümner lobend über den Roman geäußert hatte, ließ sich nicht ermitteln. 129,23 den zweyten] Der 2. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ mit dem 3. und 4. Buch des Romans war zur Ostermesse 1795 erschienen (vgl. zu 105,7). 129,24 wie den folgenden] Dass Goethe Blümner die weiteren Bücher überließ, ist nicht bekannt. 130,5 Dr.] Hier: Abkürzung für ‚Diener‘.
117. An Samuel Thomas Soemmerring
Weimar, 25. Mai 1795 → 〈Mainz〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: The Johns Hopkins University/The Milton S. Eisenhower Library Baltimore (Maryland/USA), Bestand: Kurrelmeyer Collection; Sign.: Ms. 2. – Doppelblatt, 1 S. beschr., egh., Tinte; Adresse: Des Herrn / Hofrath Sommerings / Wohlgel, darunter Siegel, am Rand Mitte Papierverlust durch Öffnen des Siegels. E: Sömmerrings Leben (1844), 16f., Nr 17. WA IV 10 (1892), 264, Nr 3161 (nach E). BE IL AG E N
1) 2. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 130,7). 2) Abhandlung „Von den farbigen Schatten“ (vgl. zu 130,8). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Samuel Thomas Soemmerrings Brief vom 27. Januar 1795 (Soemmerring, Werke 20, 203f., Nr 717; vgl. RA 1, Nr 1194). – Soemmerring
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BRIEF 118
antwortete am 10. Juli 1795 (Soemmerring, Werke 20, 229f., Nr 727; vgl. RA 1, Nr 1365). 130,7 Der zweyte Band des Romans] Der 2. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ mit dem 3. und 4. Buch war zur Ostermesse 1795 erschienen (vgl. zu 105,7). 130,7–8 Ihrer lieben Frauen] Soemmerrings Ehefrau Margarete Elisabeth (vgl. zu 61,10). Im Bezugsbrief hatte Soemmerring ihren Dank für den 1. Band des Romans übermittelt, „für das ihr dadurch, und ihren Freundinnen gemachte Vergnügen“ (Soemmerring, Werke 20, 203). – Frauen: Dativ Singular von ‚Frau‘ in schwacher Deklination. 130,8 Abhandlung über die farbigen Schatten] Goethes Aufsatz „Von den farbigen Schatten“, der im 3. Stück der „Beyträge zur Optik“ erscheinen sollte. Über den Verbleib dieser zweiten Briefbeilage ist nichts bekannt; vor 1961 war sie im Besitz von Soemmerrings Ururenkel Carl Haeberlin in Bad Nauheim (vgl. LA II 3, 206). – Soemmerring war die Abhandlung mehrfach zugesagt, aber – anders als im Falle des Coadjutors Dalberg in Erfurt, dem sie am 19. März 1794 zugegangen war (vgl. erste Erläuterung zu 8,18) – nicht zeitnah geschickt worden. Goethe arbeitete fortgesetzt an der Schrift. Die dem Anatomen schließlich übermittelte Fassung weicht daher mit hoher Wahrscheinlichkeit von derjenigen ab, die sich unter Goethes naturwissenschaftlichen Papieren erhalten hat (vgl. zu 5,18–19 und 67,1). Der recht pauschale Dank Soemmerrings im Antwortbrief – „Die farbigen Schatten freuen mich sehr“ (Soemmerring, Werke 20, 229) – lässt keine Rückschlüsse auf die überschickte Fassung zu. 130,9 die Ve r s u c h e] Im ersten Teil des Aufsatzes beschreibt Goethe 18 Versuche (vgl. LA I 3, 64–77). 130,9 die M e y n u n g] Im 2. Teil referiert Goethe die früheren Meinungen der Naturforscher über die Entstehung der farbigen Schatten (LA I 3, 77–81, hier 77). 130,13 Ihren Bemühungen übers Auge] Im Bezugsbrief hatte Soemmerring mitgeteilt, dass er „das Auge bearbeitet“ habe; er sei „nun am Gehör“, insofern ist Goethes Interesse an einer neuen, zusammenfassenden Darstellung zur Anatomie des menschlichen Auges ist umso verständlich, als Soemmerring selbst die Ansicht vertrat, dass die frühere Darstellung von Johann Gottfried Zinn fast vollständig zu berichtigen sei (Soemmerring, Werke 20, 203). Mit dem Antwortbrief erhielt Goethe „das Manuscript über d〈en〉 gelben Fleck“, eine Abschrift der Abhandlung, die Soemmerring bereits 1794 bei „der Göttingern Societät“ eingereicht hatte (Soemmerring, Werke 20, 230). – Zum gelben Fleck und der Publikationsgeschichte dieser Entdeckung von 1791 vgl. zu 5,13–14. – Trotz mehrfacher Aufforderung unterließ es Goethe, seine Ansichten dazu mitzuteilen. In seinen Papieren gibt es keine Notizen oder Entwürfe. 130,13–14 öffentl] Öffentlich, im Druck.
MAI 1795
281
130,14 Manusc.] Manuskript. 130,15 verschiednes] Zu weiteren Manuskriptsendungen kam es nicht.
118. An Jacob Stock
Weimar, 25. Mai 1795 → 〈Frankfurt a. M.〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-12. – Doppelblatt 19,4 × 23,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 oben rechts Antwortvermerk von fremder Hd (Stock), Tinte: „repL 〈franz. répondu: geantwortet; oder franz. réponse: Antwort〉 20 Jun.“ E: WA IV 10 (1892), 264, Nr 3162 (Eduard von der Hellen; nach h [UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 235]; vgl. Hinweis auf H und die Textkorrekturen in WA IV 30, 259). BE IL AG E
2. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 130,22). E R L Ä UT E RUNGEN
Einen Bezugsbrief gibt es vermutlich nicht; der Brief begleitete eine Buchsendung Goethes an Jacob Stock (vgl. zu 130,23). – Stock antwortete am 20. Juni 1795 (H: GSA 28/9, Bl. 241; vgl. RA 1, Nr 1346). 130,22 den zweyten Theil meines Romans] Goethe übersandte den 2. Band seines Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, der zur Ostermesse 1795 erschienen war (vgl. zu 105,7). 130,23 den ersten] Der 1. Band des Romans war Anfang 1795 erschienen. In ihrem Brief vom 19. Januar 1795 an ihren Sohn bedankt sich Catharina Elisabeth Goethe für die Zusendung des Bandes, auch im Namen Jacob Stocks (Pfeiffer-Belli, 676), der seinerseits am 20. Januar an Goethe schrieb (H: GSA 28/8, Bl. 23–24; vgl. RA 1, Nr 1185). Wann genau er das Buch erhalten hatte, ist nicht bekannt. 131,2 Hoffnungen auf Ruhe und Sicherheit] Im Brief vom 26. November 1794 (Nr 63) hatte sich Goethe noch Sorgen über die Sicherheitslage der Stadt Frankfurt a. M. angesichts der militärischen Erfolge der französischen Truppen gemacht. Die hier geäußerten Hoffnungen trogen: Goethes Vaterstadt geriet während des Ersten Koalitionskrieges im Juli 1796 (zum zweiten Mal) in französische Hand (vgl. zu 88,9).
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119. An Friedrich Schiller
BRIEFE 119/120
Weimar, 10. Juni 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 52. – 1 Bl. 19,5 × 23(–23,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 157f., Nr 72. WA IV 10 (1892), 265, Nr 3163. BE IL AG E
Jean Pauls Roman „Hesperus“ (vgl. zu 131,18). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Charlotte Schillers (in Schillers Namen geschriebenen) Brief vom 8. Juni 1795 (GJb 8 [1887], 37; vgl. RA 1, Nr 1335). – Schiller antwortete am 12. Juni 1795 (NA 27, 192f., Nr 158; vgl. RA 1, Nr 1337). 131,7 daß mir] Versehentlich statt daß Sie mir (so in E). 131,8 durch die liebe Frau] Charlotte Schiller hatte am 8. Juni 1795 an Goethe geschrieben: „Da die Vollendung des Centauren, Schiller heute ganz von der übrigen welt trennt, u. er Ihnen gern ein lebenszeichen geben möchte, so trägt er mir auf Sie herzlich zu grüßen in seinen Nahmen, u. Ihnen zu sagen daß er sich erträglich befände. Sein Fieber hat doch keine Folgen gehabt, u. es ist bey diesen einen Anfall geblieben.“ (Ludwig Geiger und Bernhard Suphan: Mittheilungen aus dem Goethe-Archiv. In: GJb 8 [1887], 37.) – Mit dem „Centauren“ (Mischwesen aus Mensch und Pferd in der griechischen Mythologie) ist das 6. Stück der „Horen“ 1795 gemeint; es enthält nur zwei, aber sehr unterschiedliche Beiträge: Goethes „〈Römische〉 Elegien“ und den dritten Teil von Schillers Briefen „Ueber die ästhetische Erziehung“. Die Bezeichnung stammt von Goethe (vgl. Schillers Brief an Christian Gottfried Körner, 25. Januar 1795; NA 27, 129). 131,9 möge doch Karl 〈…〉 überstehen] Auch von der Masernerkrankung von Schillers eindreiviertel Jahre altem Sohn Carl hatte Goethe durch Charlotte Schillers Brief erfahren. 131,10 bey meiner Rückkunft] Von Jena nach Weimar am 3. Juni 1795. 131,10–11 Recitiv des Backengeschwulstes] Im Brief vom 12. und 14. Mai 1795 (Nr 109) hatte Goethe von einem Flußfieber (124,11) berichtet, das sich auf seinen Kopf gelegt habe. Carl August Böttiger berichtete am 11. Juni an Friedrich August Wolf, Goethe leide „seit länger als 8 Tagen an einem häßlichen tumor maxillaris 〈Oberkiefergeschwulst〉 und sieht aus wie eine Kropfgans. Er ist daher für niemand sichtbar“ (BG 4, 154). – Recitiv: Rezidiv, Rückfall (von lat. recidivus: wiederkehrend).
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JUNI 1795
131,12–13 daß ich von Humbold 〈…〉 konnte] Wilhelm von Humboldt hatte Goethe am 3. Juni 1795 nach Weimar zurückbegleitet (vgl. Humboldts Brief an seine Frau Caroline, 4. Juni 1795; Humboldt-Caroline 2, 21; BG 4, 152). 131,14 Roman] Wilhelm Meisters Lehrjahre. 131,15 Epoche macht] Epoche machen: einen neuen Abschnitt (griech. : Haltepunkt) beginnen (vgl. GWb 3, 225). 131,15–16 nächsten Sonnabend] 13. Juni 1795. Goethe schickte den ersten Teil des Manuskripts bereits am folgenden Tag (Nr 120, vgl. erste Erläuterung zu 131,23). 131,17 Die Horen] Das 5. Stück der „Horen“ 1795. 131,18 Tragelaph] Griech. «: Bockhirsch, ein Fabeltier, hier im Sinne eines wunderlichen Phantasiewerks, bezogen auf Johann Paul Richters Roman „Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Eine Biographie von Jean Paul“ (4 Bde. Berlin 1795). Der Verfasser hatte Goethe das Werk mit einem Brief vom 4. Juni 1795 übersandt (Die Briefe Jean Pauls, hrsg. von Eduard Berend. München 1922. Bd 2. Nr 112; vgl. RA 1, Nr 1332), der ebenso unbeantwortet blieb wie der Brief vom 27. März 1794, der den Roman „Die unsichtbare Loge“ (Berlin 1793) begleitet hatte (ebd., Bd 1. Nr 458; vgl. RA 1, Nr 903). Vgl. auch Goethes Urteil über „Hesperus“ im Brief an Schiller, 18. Juni 1795 (Nr 124). In den „Xenien“ des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ findet sich das Distichon „Jean Paul Richter“, welches auf einen Zyklus von mehreren Epigrammen gegen Johann Caspar Friedrich Manso folgt: Hieltest du deinen Reichthum nur halb so zu Rathe, wie jener Seine Armuth, du wärst unsrer Bewunderung werth. (S. 209; vgl. WA I 5.1, 210; NA 1, 314.) Auch Goethes im selben Almanach erschienenes Epigramm „Der Chinese in Rom“ (S. 110; WA I 2, 132) ist auf Richter gemünzt. 131,19 Meyer grüßt und ist sehr fleisig.] Johann Heinrich Meyer arbeitete an seinen „Beyträgen zur Geschichte der neuern bildenden Kunst“ für die „Horen“ (vgl. zu 124,29–31).
120. An Friedrich Schiller
Weimar, 11. Juni 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 53. – 1 Bl. 19,4 × 23(–23,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte.
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BRIEF 121
E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 158f., Nr 73. WA IV 10 (1892), 266, Nr 3164. BE IL AG E
Manuskript zum 5. Buch von Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (vgl. zu 131,23). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief bezieht sich auf Goethes Brief vom Vortag (Nr 119; vgl. zu 131,23). – Schiller antwortete am 12. und am 15. Juni 1795 (NA 27, 192f. und 196–198, Nr 158 und 162; vgl. RA 1, Nr 1337, RA 1, Nr 1341). 131,23 Hier die Hälfte des fünften Buches] Das Manuskript zu „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ hatte Goethe am Tag zuvor noch für den 13. Juni angekündigt (vgl. 131,15–16). Schillers Brief vom 15. Juni enthält eine begeisterte Kritik, mit einer Einschränkung: Goethe habe dem „Schauspielwesen“ „mehr Raum gegeben 〈…〉, als sich mit der freyen und weiten Idee des Ganzen verträgt.“ (NA 27, 197.) 131,23 macht Epoche] Epoche machen: einen neuen Abschnitt (griech. : Haltepunkt) beginnen (vgl. GWb 3, 225). 131,24 Mein Ubel] Eine Oberkiefergeschwulst (vgl. zu 131,10–11). 132,2 Humb.] Wilhelm von Humboldt äußerte sich über den ersten Teil des 5. Buches der „Lehrjahre“ in seinem Brief an Goethe vom 15. Juni 1795: „Er ist Ihnen unglaublich gelungen.“ (Humboldt, Wilhelm, Briefe I 2, 310–312.) 132,2 bitte ich es bald zurück] Schiller schickte das Manuskript mit seinem Brief vom 15. Juni 1795 zurück (vgl. NA 27, 196f.). 132,3 nach Carlsbad] Goethe kam am 29. Juni 1795 nach Jena, blieb bis zum 2. Juli und brach von dort nach Karlsbad auf. Dort hielt er sich vom 4. Juli bis zum 8. August auf, um ein Zahnleiden (vgl. zu 131,10–11) und rheumatische Beschwerden zu kurieren. Zum Datum von Goethes Abreise vgl. die gedruckte Karlsbader Kurliste 1795 (S. 68). 132,4 ehmals] Im Sommer 1785 und 1786 hatte Goethe jeweils mehrere Wochen in Karlsbad verbracht, wegen rheumatischer Erkrankungen und fiebriger Erkältungen, unter denen er in den Wintermonaten gelitten hatte (vgl. GB 6 II, 106, zu 39,3–4). 132,5 Calender] Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“; über Goethes Beiträge vgl. das „Chronologische Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Musen-Almanach‘ 1796–1800“ in GB 11. 132,5 für die Horen] Am 27. Juni 1795 (Nr 125) schickte Goethe die 3. Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (vgl. zu 135,19). 132,6 Einfall] Es ging nach Schillers Formulierung im Brief vom 15. Juni 1795 darum, „einen kritischen Fechtplatz in den Horen zu eröfnen“, d.h. ein Forum für
JUNI 1795
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Zuschriften einzurichten, wo einzelne „Horen“-Beiträge und deren öffentliche Kritik diskutiert werden sollten. Goethe übersandte am 13. Juni Concepte (132,12) von Briefen eines fiktiven Mitarbeiters an den Herausgeber, die nicht überliefert sind. Schiller äußerte Bedenken, deren Abdruck könnte als „förmliche Einladung“ für die „elendesten Stimmen“ aus dem Publikum (Brief vom 15. Juni 1795; NA 27, 197) verstanden werden: „Mein Vorschlag wäre, daß wir die Angriffe aus unserm eigenen Mittel machen müßten: wollten dann die Autoren sich in den Horen vertheidigen, so müßten sie sich den Bedingungen unterwerfen, die wir ihnen vorschreiben wollen.“ (Ebd.) Goethes Plan wurde nicht verwirklicht. In seinem Brief vom 23. Dezember 1795 teilte Goethe Schiller einen anderen Einfall (202,7) mit, nämlich sich kritischer Epigramme im Stile Martials zu bedienen, um sich mit den „Horen“-Kritikern auseinanderzusetzen. Diese Idee führte zu den von Goethe und Schiller gemeinschaftlich produzierten „Xenien“ im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“. 132,6 J u r i s d i c k t i o n] Lat. iurisdictio: Gerichtsbarkeit. Zur Bedeutung hier vgl. die vorhergehende Erläuterung. 132,8 B r i e f e i n e s M i t a r b e i t e r s] Zum Brief eines fiktiven Mitarbeiters vgl. erste Erläuterung zu 132,6. 132,9–10 Was macht Carl?] Schillers 21 Monate alter Sohn hatte Masern, unter denen seit etwa Mitte Mai zunächst nur Charlotte Schiller gelitten hatte. Carl war Anfang Juni noch gesund (vgl. Schillers Brief an Christian Gottfried Körner, 2. Juni 1795; NA 27, 188), hatte sich dann offenbar angesteckt. Im Antwortbrief vom 12. Juni 1795 konnte Schiller melden, dass es beiden wieder „recht gut“ gehe (NA 27, 193).
121. An Friedrich Schiller
Weimar, 13. Juni 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 56. – 1 Bl. 19,5 × 23(–23,3) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Schumann), mit einer egh. Korrektur, Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 162f., Nr 75. WA IV 10 (1892), 267, Nr 3166. BE IL AG E
Konzepte von Briefen eines fiktiven Mitarbeiters an den Herausgeber der „Horen“ (vgl. erste Erläuterung zu 132,6).
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BRIEF 122
E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 12. Juni 1795 (NA 27, 192f., Nr 158; vgl. RA 1, Nr 1337). – Schiller antwortete – zugleich noch einmal auf Nr 120 – am 15. Juni 1795 (NA 27, 196–198, Nr 162; vgl. RA 1, Nr 1341). 132,12 die Concepte von den bewußten Briefen] Vgl. erste Erläuterung zu 132,6). 132,16 geh ich von hier nicht weg] Goethe kam am 29. Juni 1795 nach Jena und brach von dort am 2. Juli nach Karlsbad auf. 132,17 das siebente Stück] Der „Horen“ 1795. 132,17–18 Portion U n t e r h a l t u n g e n] Am 27. Juni 1795 (Nr 125) schickte Goethe das Manuskript zur 3. Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (vgl. erste Erläuterung zu 135,19). 132,18–19 die 2te Hälfte des fünften Buchs] Von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“; Goethe brachte das Manuskript erst bei seiner Rückreise von Karlsbad am 11. August 1795 mit. 132,19 Widerwärtigkeit] Goethe litt an einer Backengeschwulst (vgl. zu 131,10–11). 132,21 die Epistel] Schiller hatte mit Bezug auf seine Briefe „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“ berichtet, er wolle nun „von Metaphysik zu Gedichten hinüberspringen“ und „mache den Anfang mit einer gereimten Epistel, welche P o e s i e d e s L e b e n s überschrieben ist“ (NA 27, 193). Sie erschien erst im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“.
122. An Alexander von Humboldt
〈Weimar, 18. Juni 1795〉 → 〈Bayreuth〉
DAT IE RUNG
Die Datierung im vorliegenden Band folgt den Postsendelisten. Im Erstdruck wurde der Brief auf den 21. Juni 1795 datiert (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der sämmtlichen [bekannten] zwischen Goethe und den Gebrüdern Humboldt gewechselten Briefe“. In: Goethe’s Briefwechsel mit den Gebrüdern von Humboldt (1795–1832.) Im Auftrage der von Goethe’schen Familie herausgegeben von F〈ranz〉 Th〈omas〉 Bratranek. Leipzig 1876, S. 413). ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe’s Briefwechsel mit den Gebrüdern von Humboldt (1795–1832.) Im Auftrage der von Goethe’schen Familie herausgegeben von F〈ranz〉 Th〈omas〉 Bratranek. Leipzig 1876, S. 309f., Nr 2.
JUNI 1795
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WA IV 10 (1892), 270–272, Nr 3169 (nach E). Textgrundlage: E. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Alexander von Humboldts Brief vom 21. Mai 1795 (Humboldt, Alexander, Jugendbriefe, 420f., Nr 299; vgl. RA 1, Nr 1313). – Humboldt antwortete am 16. Juli 1795 (Humboldt, Alexander, Jugendbriefe, 449f., Nr 323; vgl. RA 1, Nr 1369). Postsendungen: 18. Juni 1795 (GR/Belege 1795, 5, Bl. 2). Mit dem vorliegenden Brief beantwortet Goethe die erste Zuschrift des Freiherrn Friedrich Wilhelm Heinrich A l e x a n d e r von Humboldt (1769–1859). Zwischen dem 29. März und 2. Mai 1795 hatten Goethe, Alexander und dessen älterer Bruder Wilhelm in Jena und Weimar anatomische und physiologische Studien betrieben. In Gesprächen über Knochenlehre und Galvanismus, Geologie und Mineralogie war jene vertrauensvolle Beziehung gewachsen, die es den jungen Forscher, der nach dem Studienabschluss an der Freiberger Bergakademie 1792 als Bergbaubeamter in preußische Dienste getreten und in Bayreuth als Oberbergrat tätig war, wagen ließ, dem 20 Jahre älteren Goethe seine bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten zu senden: „Endlich habe ich es“, so Humboldt im Bezugsbrief, „über meine Schüchternheit gewonnen, Ihnen, Verehrungswerther Herr Geheimer Rath, meine opera omnia zu überreichen. Sie haben zu viel Nachsicht mit mir, um hier als strenger Richter aufzutreten.“ (Humboldt, Alexander, Jugendbriefe, 429.) Umso erleichterter konnte er über Goethes Antwort sein: „Meine Bescheidenheit ließ mich nicht ahnden, daß Sie meinen Brief so freundlich und Nachsichtsvoll aufnehmen würden. Ich kann Ihnen die Freude darüber nicht schildern.“ (Ebd., 449.) Dass sich Alexander von Humboldt und Goethe tatsächlich erstmals am 9. März 1794 im Hause Wilhelms in Jena trafen, dafür fehlen Belege. Sicher ist, dass Alexanders Besuch bei seinem Bruder vor den Weihnachtstagen des Jahres 1794 Gelegenheit zu einem ersten längeren Gedankenaustausch bot: Zwischen dem 17. und 19. Dezember wurde über naturwissenschaftliche Themen diskutiert. Zusammen wurden die Vorlesungen über Bänderlehre von Justus Christian Loder besucht. In den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1795 erinnerte sich Goethe daran (vgl. zu 109,6–7). Fortgesetzt wurden die Gespräche über vergleichende Anatomie 1795 und in der ersten Jahreshälfte 1797. Wieder waren die Grundlagen des Lebensprozesses im tierischen und pflanzlichen Organismus Thema. Nachdem Alexander von Humboldt seinen Dienst im Bergwesen quittiert hatte, verbrachte er abermals einige Monate bei seinem Bruder in Jena. Zwischen dem 2. und 24. Januar 1797 sowie zwischen dem 1. März und 31. Mai 1797 zergliederte und experimentierte er täglich viele Stunden im Anatomischen Theater oder im Laboratorium der Naturforschenden Gesellschaft. Auch Goethe beteiligte sich an den Versuchen. Anfang März hielt er, motiviert durch die gemeinsamen Beobachtungen,
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BRIEF 122
sogar Vorträge über das Galvanische Fluidum. Ende Mai 1797 schließlich verließ Alexander von Humboldt Jena. Alexander von Humboldts Amerikareise in der Zeit von Juni 1799 bis August 1804 verfolgte Goethe mit großem Interesse und studierte dazu die verfügbaren Berichte aus Zeitungen und Journalen. Als er im Februar 1806 vom Verfasser dessen erste wissenschaftliche Veröffentlichung nach der Reise erhielt, die von Humboldt an der Königlich Preußischen Akademie gehaltene Vorlesung über die Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse, beeilte er sich, diese lobend in der JALZ von 1806 zu besprechen (Nr 62, 14. März, Sp. 489–492; gedruckt in: LA I 10, 199–204; erläutert in: LA II 9B, 492–494). Als Ausdruck der besonderen Verehrung für Goethe muss es verstanden werden, dass Humboldt dem Verfasser der „Metamorphose der Pflanzen“ den ersten Band der deutschen Ausgabe seiner Reisebeschreibung „Ideen zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem Naturgemälde der Tropenländer“ (Tübingen 1807) zueignete: Auf der Widmungstafel, die nur einigen Exemplaren der Auflage beigegeben war, ist Apoll zu sehen, wie er der ephesischen Diana ihren Schleier entreißt. Zum Dank für dieses Geschenk legte Goethe seinem Brief vom 3. April 1807 den eigenen Entwurf zu der dem Werk Humboldts noch fehlenden Karte mit den Höhen- und Vegetationsstufen der alten und neuen Welt bei (vgl. WA IV 19, 296–299; Tafel: LA II 2, Taf. II). In seinem Roman „Die Wahlverwandtschaften“ würdigte Goethe 1809 Alexander von Humboldt: Nur der Naturforscher ist verehrungswerth, der uns das Fremdeste, Seltsamste in seiner Localität, mit aller Nachbarschaft, jedesmal in dem eigensten Elemente zu schildern und darzustellen weiß. Wie gern möchte ich nur einmal Humboldten erzählen hören! (Aus Ottiliens Tagebuch; WA I 20, 292). Mit einer handschriftlichen Widmung übersandte der Geehrte Anfang 1810 seine „Vues des Cordillères et monumens des peuples indigènes de l’Amérique“ (franz.: Ansichten der Kordilleren und Monumente der eingeborenen Völker Amerikas). Zu den Zeugnissen der Freundschaft gehört auch Goethes Erinnerungsblatt „An Alexander v. Humboldt. / W. d. 12 Juny 1816“, in dem er diesem seine Trauer über den Tod seiner Ehefrau Christiane mitteilte (H: GSA 25/W 15,9, Bl. 112; WA I 4, 250). Goethe legte die Karte mit der Reinschrift seinem Brief vom 24. Juni 1816 an Wilhelm von Humboldt bei (WA IV 27, 69–71). Zweimal besuchte Alexander von Humboldt Goethe in Weimar auf der Reise von Berlin nach Paris, zwischen dem 11. und 13. Dezember 1826 und am 26. und 27. Januar 1831. Bei der letztgenannten Begegnung berichtete Humboldt von seiner russisch-sibirischen Reise 1829 und dem Pariser Akademiestreit zwischen Georges Cuvier und Étienne Geoffroy de Saint-Hilaire im Februar 1830. Mit dem vorliegenden ersten Brief an Alexander von Humboldt begann für Goethe der Austausch mit einem Naturforscher, an dessen Person, wissenschaftlicher Entwicklung und Werk er lebenslang Anteil nehmen sollte. Der Briefwechsel währte bis 1831. Von den 23 überlieferten Briefen stammen 10 von Goethe, 15 Briefe von
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Alexander von Humboldt. Die fachliche Diskussion von wissenschaftlichen Fragen stand zunächst im Mittelpunkt der Korrespondenz. Im Laufe der Zeit verloren diese Debatten allerdings an Bedeutung zugunsten eines persönlicheren Austausches. Der nach seiner Amerikareise auch international zur Autorität avancierte Naturforscher profitierte zunehmend von der Bekanntschaft mit gleichaltrigen Forschern, die anders als der zwanzig Jahre ältere Goethe in der Regel ausgewiesene Spezialisten auf einem Gebiet waren. Trotzdem bleibt Goethes Einfluss auf Humboldts Werk spürbar: Er manifestiert sich in der anschaulichen, plastischen Sprache, mit der auch Humboldt naturhistorische Themen behandelt. 132,23 Ein Uebel] Goethe litt unter einer wieder aufgetretenen Geschwulst im Oberkiefer (vgl. zu 131,10–11). 132,23 Verkältung] Erkältung. 133,1 Ihr Außenbleiben] Der Adressat hatte sich schon im Bezugsbrief vom 21. Mai 1795 dafür entschuldigt, die für die kommende Woche geplante gemeinsame Exkursion nach Ilmenau nicht antreten zu können, und dienstliche Gründe angeführt. Alexander von Humboldt war auf eigenen Wunsch von den Pflichten eines Oberbergmeisters entbunden und vom preußischen König zum Oberbergrat ernannt worden, was seine Rückkehr nach Bayreuth und Ansbach erforderte. Er hatte daher Jena am 20. April 1795 verlassen. 133,4 die überschickten Schriften] Die „Opera omnia“ (lat.: sämtliche Werke), die Goethe mit dem Bezugsbrief erhalten hatte. Vermutlich waren dies alle bisher erschienenen selbstständigen Schriften des Absenders. Dazu gehörten aus dem geologischen Bereich die „Mineralogischen Beobachtungen über einige Basalte am Rhein“ (Braunschweig 1790), aus dem morphologischen Bereich der Band mit „Florae Fribergensis specimen, plantas cryptogamicas praesertim subterraneas exhibens. 〈…〉 Accedunt aphorismi ex doctrina physiologiae chemicae plantarum“ (Berlin 1793. – Lat.: Abhandlung über die Flora von Freiberg, vor allem von den sich unterirdisch zeigenden Kryptogamen. 〈…〉 Hinzu kommen Aphorismen aus der chemischen Physiologie der Pflanzen) und die deutsche Übersetzung dieser Aphorismen durch Gotthelf Fischer (Leipzig 1794). Alle Bände haben sich in Goethes Bibliothek erhalten (vgl. Ruppert, 674f., Nr 4706, 4701, 4703). Einen Hinweis auf eine Stelle in Humboldts Aphorismen enthalten Goethes im Nachlass überlieferte Notizen (LA II 9A, 219–224 [M 137], hier 221). Kritisches dazu notierte er und widersprach Humboldts Annahme einer spezifischen Lebenskraft (vgl. LA II 9A, 227f. [M 139] und II 9B, 14f. [M 12]). – Im Übrigen hatte Wilhelm von Humboldt am 22. Mai 1795 bei seinem Besuch in Weimar die im Bezugsbrief erwähnten Blätter mit den Beschreibungen der galvanischen Hauptversuche mitgebracht, damit Goethe sie kopieren lasse. Am 22. Juni 1795 forderte der ältere Bruder die Aufzeichnungen Alexanders zurück (Humboldt, Wilhelm, Briefe I 2, 317). Über den Verbleib der in Goethes Besitz befindlichen Abschrift ist nichts bekannt. Aus ihr dürfte Goethe sich viel angeeignet haben, wie der weitere Verlauf des
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vorliegenden Briefes belegt. Bei einem anderen Manuskript zum Thema, das sich in seinem Nachlass erhalten hat, handelt es sich um einen Brief Alexander von Humboldts an Johann Friedrich Blumenbach, den verehrten Lehrer aus seiner Göttinger Studienzeit; der Brief wurde am 17. November 1795 als Zirkular an mehrere Adressaten verschickt (H: GSA 26/LIX, 1a, Bl. 31–35; gedruckt in: LA II 1A, 479–486). 133,6–7 Ihre neuern Versuche über das galvanische Fluidum] Alexander von Humboldt hatte die zwischen dem 16. und 20. April 1795 in Jena mit Goethe und seinem älteren Bruder unternommenen neurophysiologischen Experimente offenbar fortgesetzt (vgl. BG 4, 134). – Sie gründeten auf der Entdeckung des italienischen Anatomen Aloysius Galvani, der in „De viribus electricitatis in motu musculari commentarius“ (Bologna 1791. – In der deutschen Erstausgabe: „Abhandlung über die Kräfte der thierischen Elektrizität auf die Bewegung der Muskeln“ [Prag 1793]) den physiologischen Prozess der Kontaktelektrizität beschrieben hatte. Er beobachtete Muskelzuckungen, wenn zwei verschiedene Metalle miteinander verbunden wurden und jeweils eines derselben den präparierten Nerv eines Froschschenkels, das andere den Muskel des Tieres berührte. Zur Erklärung des Phänomens nahm er eine Elektrizität im lebendigen Organismus an, die er ‚thierische Elektrizität‘ nannte. Der Physiker Alessandro Volta setzte dieser 1793 eine andere Erklärung entgegen, indem er die Genese des galvanischen Stromes chemisch herleitete und auf ein Spannungsgefälle zwischen den verschiedenen Metallen in nasser Umgebung zurückführte. Alexander von Humboldt postulierte, eher Galvanis Erklärung zuneigend, eine besondere Flüssigkeit im organischen Gewebe, ein Galvanisches Fluidum, das in Kontakt mit den Metallen und unter Einwirkung von Feuchtigkeit zur Muskelkontraktion führe. – Zu galvanischen Erscheinungen, für die sich die Wissenschaft und ein breites Publikum gleichermaßen interessierten, und der damit zusammenhängenden Suche nach den das Leben bestimmenden Prozessen vgl. die Erläuterung zu Goethes Tabelle „Physische Wirkungen“ in LA II 1B, 1159–1174. 133,7 Ihr Herr Bruder] Wilhelm von Humboldt, der von Februar 1794 bis Mitte 1795 in Jena lebte und dort engen Kontakt mit Goethe unterhielt, wenn Goethe in der Stadt war. 133,8 ein bloßer Hauch und Druck] Dem Adressaten war es gelungen, eine galvanische Kette zu aktivieren, indem er eine der Metallbelegungen anhauchte. Die Feuchtigkeit sah er neben der unmittelbaren Berührung der Metalle als auslösenden Reiz an, einem Zaubermittel oder höheren Prinzip vergleichbar, das in der Lage sei, bald Leben einzuflößen und bald wieder zu entziehen. Er nannte den ‚Versuch mit dem Hauch‘ seinen Kardinalversuch. Mit ihm glaubte er, die bislang von Johann Christian Reil theoretisch angenommene organische Kraft experimentell nachgewiesen zu haben: einen spezifisch chemischen Lebensprozess. In seiner Antwort weist er Goethe explizit auf Reils Veröffentlichungen hin.
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133,9–12 So kennen 〈…〉 der Seifenblasen ist.] Die gedankliche Verknüpfung von Phänomenen aus verschiedenen Bereichen – hier des Galvanismus und der Farbenlehre – ist kennzeichnend für Goethes Denken in Analogien. Er betrachtet hier temporäre Erscheinungen von Farben auf normalerweise farblosen Körpern, die beide auf Interferenz zurückzuführen sind. Die so genannten epoptischen Farben – im „Didaktischen Teil“ seiner Farbenlehre wird er sie unter den physischen Farben abhandeln (vgl. LA I 4, 139–154, §§ 429–485) – zeigen sich im ersten Fall als konzentrische farbige Kreise um den Punkt, an welchem zwei Glasplatten aufeinander gedrückt werden (vgl. LA I 4, 140–147, §§ 432–454), im zweiten Fall auf den transparenten Flüssigkeitsblasen (vgl. LA I 4, 149f., §§ 461–469). 133,13–14 Ihre Versuche sobald als möglich gedruckt und im Zusammenhange] Alexander von Humboldt variierte Galvanis Versuchsanordnung und untersuchte darüber hinaus die neurophysiologischen Wirkungen der Elektrizität auf Pflanzen und auf den Menschen. Die übergreifende Darstellung „Versuche über die gereizte Muskel- und Nervenfaser nebst Vermuthungen über den chemischen Process des Lebens in der Thier- und Pflanzenwelt“ erschien erst 1797 in zwei Bänden in Posen und Berlin. Vorab publizierte Alexander von Humboldt aber schon verschiedene kleinere Abhandlungen zum Thema, auf die er Goethe in seiner Antwort hinwies: Etwas über die lebendige Muskelfaser als anthracoscopische Substanz. In: Chemische Annalen 12 (1795). Band 2, St. 7, S. 3–5; Ueber die gereitzte Muskelfaser, aus einem Briefe an Herrn Hofrath Blumenbach. In: Neues Journal der Physik 2 (1795). Heft 2, S. 115–129. 133,17 Datis] Dativ/Ablativ von lat. ‚datum‘: Gegebenes; hier: Tatsachen, Fakten. 133,20–22 Da Ihre Beobachtungen 〈…〉 in der Mitte zu begegnen.] In dieser Bemerkung fasst Goethe zusammen, was ihn, aus seiner Sicht, von der Denkund Forschungsweise des deutlich jüngeren Naturforschers Alexander von Humboldt grundsätzlich trennte, worin sich ihre Ansätze methodisch einerseits unterschieden, andererseits auch wechselseitig ergänzten: Standen bei ihm, Goethe, morphologische Betrachtungen im Vordergrund und damit dasjenige, worin das Allgemeine und das Besondere in der Fülle der Erscheinungen übereinkomme, so ging Humboldt eher quantifizierend vom einzelnen Phänomen aus, vom physiologischen oder chemischen Detail und der sich daran anschließenden Frage nach den Kräften und Wirkungen. Im 5. „Horen“-Stück hatte Humboldt gerade seine Vorstellungen von einem Gleichgewicht der irdischen Elemente in der belebten Materie unter dem Titel „Die Lebenskraft oder der Rhodische Genius. Eine Erzählung“ formuliert. Dem entgegen standen Goethes von der Gestalt ausgehenden Vorlesungen über den osteologischen Typus, die er auf Anregung der Brüder von Humboldt im Januar 1795 in Jena gehalten hatte (vgl. LA I 9, 119–151 und 193–209). – Der Begriff der Mitte (133,22) verweist auf Goethes sogenannte ‚dynamische Vorstellungsart‘. Bereits in Aufzeichnungen aus dem Herbst 1794 findet sich bei ihm die Einsicht,
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dass die verschiedenen Vorstellungsarten alle und noch mehrere nicht hinreichen die Wirckungen des Lebens auszudrücken (LA II 9A, 227f. [M 139], hier 227); Humboldts Vorstellungsart entspricht dagegen am ehestens der, die Goethe die lebenskraftlich chemische nennt (ebd., 228). 133,23–24 den Sie mir auch öffentlich an Ihren Arbeiten geben wollen] Humboldt bereitete eine botanische Schrift vor, die er Goethe zueignen wollte, wie er ihm im Bezugsbrief berichtet hatte. Diese Absicht bestätigt auch Humboldts handschriftlicher Entwurf des Titelblatts (vgl. Humboldt, Alexander, Jugendbriefe, S. 436, Anm. 3). Unter dem Titel „Über die Vegetation im Innern des Erdkörpers, ein Fragment aus der allgemeinen Naturbeschreibung“ wollte sich Humboldt mit dem Leben unterirdisch existierender Kryptogamen beschäftigen und anhand dieses Themas exemplarisch zeigen, wie mit organischen Wesen überhaupt wissenschaftlich umzugehen sei. Die Schrift blieb unveröffentlicht. – Das Versprechen, Goethe ein gedrucktes wissenschaftliches Werk zuzueignen, wurde, wie in der einleitenden Erläuterung zu vorliegendem Brief bereits dargelegt, mit dem ersten Teil von Humboldts sechsbändiger Reisebeschreibung „Ideen zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem Naturgemälde der Tropenländer“ (Tübingen/Paris 1807) eingelöst. Einige Exemplare der deutschen Ausgabe enthalten eine entsprechende Widmungstafel. Ein derartiges Exemplar ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, 676, Nr 4710). 133,26–27 Ilmenau einmal mit Ihnen zu besuchen] Zu dieser Erkundung des Ortes und seiner Geologie, vor allem seiner Bergwerke, kam es nicht mehr. Am 17. Juli 1795 brach Humboldt zu einer Reise nach Oberitalien und in die Schweiz auf, von der er erst am 20. November 1795 nach Bayreuth zurückkehrte. 133,33 Ihre Schrift] Niemals erschienen, vgl. zu 133,23–24. – Mit seiner Antwort übersandte Humboldt stattdessen Mineralien (Zirkone); außerdem wies er Goethe auf die Entdeckung des Elements Titan durch Martin Heinrich Klaproth hin sowie auf wissenschaftliche Literatur zur Mineralogie und Geognosie.
123. An Karl Morgenstern
Weimar, 18. Juni 1795 → 〈Halle a. d. Saale〉
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H: UB Tartu (Estland), Nachlass K. Morgenstern, Sign.: F 3, Mrg CCCXLII, kd. 2, I.6–7. – Doppelblatt 19,4 × 22,8 cm, Schreiberhd (Schumann), mit egh. Unterschrift, Tinte. E: Auch ein Vortrag an der Festtafel eines funfzigjaehrigen Doctorjubilaeums. Dorpat, den 15./3. Mai 1844. Gedruckt als Handschrift für Freunde. Dorpat [1844], S. 11 (Karl Morgenstern).
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WA IV 10 (1892), 269f., Nr 3168 (nach h, Abschrift von unbekannter Hd in der UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: 236). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet einen mit „Halle, im May, 1795.“ überschriebenen Brief von Karl Morgenstern (H: GSA 28/9, Bl. 169; vgl. RA 1, Nr 1297). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 18. Juni 1795 (GR/Belege 1795, 5, Bl. 6). Johann K a r l Simon Morgenstern (1770–1852), am 28. August 1770 als Sohn des Stadtphysikus Friedrich Simon Morgenstern und seiner Ehefrau Johanna Katharina in Magdeburg geboren, besuchte von 1783 bis 1788 die dortige Domschule, wo er unter der besonderen Obhut des Philologen Gottfried Benedict Funk stand. Nach seiner Immatrikulation an der Universität in Halle a. d. Saale am 24. April 1788 (H: Album Academicum, UA Halle Rep. 46, Nr 6 [1781–1791], Bl. 188) gehörten neben Friedrich August Wolf auch die Philosophen Johann August Eberhard und Ludwig Heinrich von Jakob zu seinen akademischen Lehrern. Vor allem durch die Veranstaltungen des Altphilologen Wolf kam er mit den Gedanken des griechischen Philosophen Platon über die Verfasstheit eines idealen Gemeinwesens in Berührung, Ideen, die ihn offenbar derart anzogen, dass er, aufbauend auf dem methodisch-hermeneutischen Ansatz seines Lehrers Wolf, bald selbst drei Kommentare zu Platons Dialog „Der Staat“ vorlegte. Unter dem Dekanat des Mathematikers und Physikers Georg Simon Klügel reichte Morgenstern am 3. Mai 1794 mit einem lateinischen Gesuch, das ausführliche Angaben zu seinem Leben enthält, das dreiteilige Specimen ein: „De Platonis republica, quae propositum atque argumentum operis explicat, adiuncto epimetro de tempore, quod illud scriptum videatur“ (lat.: Über Platons Staat, von dem der Hauptsatz und die Darstellung des Werks erklärt werden, begleitet durch eine Zugabe über den Zeitraum, der in dieser Schrift erscheint; vgl. Acta Decanat Klügel 1794; UA Halle, Rep. 21 – Phil. Fak. II, Nr 4). Morgenstern ließ die Arbeit gleich nach Abschluss seines Promotionsverfahrens drucken. Nach dem Examen, das er am 10. Mai 1794 bestand, und einer mit „egregia cum laude“ (lat.: mit vorzüglichem Lob) absolvierten öffentlichen Disputation verlieh ihm die philosophische Fakultät der Universität, wie die Urkunde vom 15. Mai 1794 ausweist, sowohl die Magister- als auch die Doktorwürde. Mit der Promotion verbunden war der Erwerb einer Lehrbefugnis (H: Tomus II. Actorum Facult. Philosophica; UA Halle, Rep. 21. III Phil. Fak. Nr 261, S. 230, auch UA Halle, Rep. 21 – Phil. Fak. II, Nr 4). Morgenstern war zunächst als Privatdozent, ab 1797 als außerordentlicher Professor in Halle tätig, wo er vielbesuchte Vorlesungen über altphilologische Probleme und Themen zur Geschichte der Philosophie hielt. 1798 ging er nach Danzig, wo er am Athenaeum seine Tätigkeit als Lehrer der Beredsamkeit und Poesie fortsetzte. 1802 wechselte er ins russische Livland, wo er in Dorpat an der wiedergegründeten Kaiserlichen Universität bis zu seiner Eme-
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ritierung im Jahre 1834 als Professor für Klassische Philologie, Rhetorik, Ästhetik, Literatur- und Kunstgeschichte arbeitete. Außerdem war er dort Direktor der Universitätsbibliothek und für die Sammlungen des Universitätsmuseums verantwortlich. Die Korrespondenz mit Goethe beschränkt sich auf Morgensterns Brief vom Mai 1795, den Goethe mit dem vorliegenden freundlich beantwortete. Er zeigte sich dankbar für die erhaltene Sendung. Wie mit anderen bedeutenden Personen, zu denen der junge Mann in dieser Zeit selbstbewusst Kontakt suchte, darunter Schiller oder Wilhelm von Humboldt, kam es auch mit Goethe weder zu einem ausführlicheren Gedankenaustausch über altphilologische Themen noch zu einer engeren persönlichen Beziehung. – In den Jahren 1797, 1798, 1800 und 1808 führten seine Reisen Morgenstern immer wieder nach Weimar. Im kulturellen und geselligen Leben der Stadt blieben persönliche Begegnungen mit Goethe nicht aus; man sah sich bei den verschiedensten Gelegenheiten, bei öffentlichen und privaten Veranstaltungen. 1798 besuchte Morgenstern, wie seine Aufzeichnungen im Tagebuch belegen, zwischen dem 25. April und 4. Mai 1798 Goethe dreimal im Haus am Frauenplan (vgl. Karl Morgenstern. Besuche in Weimar und Jena 1797 und 1798. Mitgeteilt von Kurt Schreinert. In: GJb N. F. 4 [1939], 60–91, bes. 73, 81, 87). Am 14. Juli 1800 ergab sich aus einer zufälligen Begegnung im Park ein gemeinsamer Spaziergang; tags zuvor war Morgenstern mit seinem Versuch gescheitert, den Dichter zu Hause anzutreffen (vgl. Karl Morgenstern. Besuch in Weimar im Juli 1800. In: GJb N. F. 4 [1939], 232–256, bes. 247). Im Oktober 1808, zwischen dem 2. und 15., folgten weitere Begegnungen, einige davon in Erfurt (vgl. GT III 1, 489 und 495; Dorothee von Hellermann: Weimar und Erfurt im Oktober 1808 – beschrieben von Karl Morgenstern aus Dorpat. 2 Tle. In: GJb 121 [2004], 283–303, bes. 297, 301, und GJb 122 [2005], 302–315, bes. 303f., 309, 310). 134,1 Schrift] Caroli Morgenstern 〈…〉 De Platonis Republica Commentationes Tres: 〈…〉. Halis Saxonum 〈Halle a. d. Saale〉 1794 (lat.: Drei Kommentare über Platons Staat). – Mit dem Bezugsbrief war Goethe ein Exemplar dieser Schrift zugegangen. Es befindet sich nach wie vor in seiner Bibliothek (vgl. Ruppert, 185, Nr 1328). In dem kurzen, der Sendung beiliegenden Brief vergleicht der Verfasser seine Empfindung bei der Übergabe der „Kleinigkeit“ an Goethe mit derjenigen der Alten, die ebenfalls dass an Wert und Nutzen ihrer Dankopfer an die Götter gezweifelt hätten (H: GSA 28/9, Bl. 169). – Das Werk des Altphilologen enthält den ersten modernen Kommentar zu Platons philosophischer Schrift „P“ (Politeia. – Griech.: Staat, Staatsverfassung). Es sollte die bedeutendste wissenschaftliche Leistung Morgensterns bleiben. 134,2 als Herr Professor Wolf 〈…〉 sich bey uns befand] Friedrich August Wolf, Altphilologe aus Halle, war vom 22. bis 28. Mai 1795 zu Gast in Weimar (vgl. zu 163,4–5). – Es ist möglich, dass Morgensterns Brief mit beiliegendem Buch Goethe am 23. Mai 1795 erreichte; laut Rechnungsbuch wurde an diesem
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Tag die Summe von 1 Groschen und 6 Pfennigen für „Einen Brief“ bezahlt (GR/ RB 1795, 3, Bl. 4). 134,4 das übersandte Buch] Vgl. zu 134,1. 134,7–8 dasjenige ausführen 〈…〉 Hoffnung machen] Die von den Zeitgenossen vielbeachtete wissenschaftliche Studie zu Platons Werk fand keine Fortsetzung. Die bereits in Halle gefassten Pläne zu weiteren altphilologischen und philosophischen Editionen und Studien wurden nicht umgesetzt. Auch die Offerte Georg Joachim Göschens, an der Klassiker-Bibliothek mitzuarbeiten – Morgenstern sollte der Bearbeiter der Schriften von Horaz und Cicero werden –, blieb folgenlos.
124. An Friedrich Schiller
Weimar, 18. Juni 1795 → 〈Jena〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 59–60. – Doppelblatt 19,4 × 23(–23,3) cm, 3 S. und vier Zeilen beschr., Schreiberhd (Schumann), mit einer egh. Korrektur, Grußformel, Datum und Unterschrift (Leben Sie wohl 〈…〉 Goethe [135,16–18 ]), Tinte. – Faksimile der 1. Seite: Dialog über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ 1, (13). E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 169–171, Nr 77. WA IV 10 (1892), 268f., Nr 3167. BE IL AG E
Abschrift aus einer Schrift (vgl. zu 135,14). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 15. Juni 1795 (NA 27, 196–198, Nr 162; vgl. RA 1, Nr 1341). – Schiller antwortete am 19. Juni 1795 (NA 27, 200, Nr 165; vgl. RA 1, Nr 1345). Postsendungen: 18. Juni 1795 (GR/Belege 1795, 5, Bl. 2). 134,11 dem fünften Buche des Romans] Goethe hatte den ersten Teil des 5. Buches von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ mit seinem Brief vom 11. Juni 1795 nach Jena geschickt (vgl. erste Erläuterung 131,23). Das Manuskript reichte bis zu der Szene Ende des 12. Kapitels (WA I 22, 210), in der sich ein weibliches Gespenst in Wilhelms Schlafzimmer schleicht (vgl. Humboldt, Wilhelm, Briefe I 2, 311). 134,13–14 die wunderlichen und spaßhaften Geheimnisse] Unter diesen ‚Geheimnissen‘ die „Erscheinung des anonymen Geistes“ (NA 27, 196) und die ungelöste Frage nach dessen Identität sowie die Frage, um wen es sich bei dem
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„weiblichen Kobold“ handelt, „der Meistern in seinem Schlafzimmer in die Arme zu packen kriegt“ (ebd.) Im Bezugsbrief hatte Schiller berichtet: „Ueber die Person des Gespenstes werden soviele Hypothesen gemacht werden, als mögliche Subjekte dazu in dem Romane vorhanden sind. Die Majorität bey uns will schlechterdings daß Mariane der Geist sey 〈…〉. Auch sind wir geneigt, den weiblichen Kobold, der Meistern in seinem Schlafzimmer in die Arme zu packen kriegt, für Eine Person mit dem Geist zu halten. Bey der letztern Erscheinung habe ich aber doch auch an Mignon gedacht 〈…〉.“ (NA 27, 196f.) Auch Wilhelm von Humboldt und seine Frau rätselten über diese Fragen (vgl. Humboldts Brief an Goethe, 15. Juni 1795; Humboldt, Wilhelm, Briefe I 2, 311). Die Auflösung des Rätsels erfährt der Leser erst im 3. Kapitel des 8. Buches (vgl. WA I 23, 161–180; hier 171f.). 134,16 Ihre Erinnerungen, wegen des 〈…〉 Gewäsches] Im Bezugsbrief hatte Schiller zu bedenken gegeben, ob „das Schauspielerwesen“ nicht zuviel Raum einnehme (vgl. erste Erläuterung zu 131,23). 134,18 frühern Behandlung] Die erste Fassung des Romans mit dem Titel „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“. Vgl. zu 70,17. 134,20 Briefe an den Herausgeber] Vgl. erste Erläuterung zu 132,6. 134,22 zu Ende der andern Woche] Goethe machte auf dem Weg nach Karlsbad vom 29. Juni bis 2. Juli 1795 in Jena Station. – andern: zweiten; hier: übernächsten. 134,23 die versprochene Erzählung] Vgl. zu 132,17–18. 134,24 Sonnabend] 20. Juni 1795. 134,24–25 Meyers Aufsatz über J o h a n n B e l l i n] Johann Heinrich Meyers Ausführungen über den italienischen Renaissancemaler Giovanni Bellini erschienen als Teil seiner „Beyträge zur Geschichte der neuern bildenden Kunst“ im 9. Stück der „Horen“ 1795: „Johannes Bellini“ (S. 17–22). 134,26 die Einleitung] Vermutlich die einführenden Bemerkungen in Meyers „Beyträgen“ (Horen 1795. 9. Stück, S. 11–17). 134,27–135,1 M a n t e g n a] Auch der Aufsatz über Andrea Mantegna wurde in Meyers „Beyträge“ aufgenommen: „Andreas Mantegna“ (Horen 1795. 9. Stück, S. 26–29). 135,3 der neue Tragelaph] Johann Paul Richters Roman „Hesperus“ (vgl. zu 131,18). 135,9 vier Wochen in Carlsbad] Goethe hielt sich vom 4. Juli bis zum 8. August 1795 in dem böhmischen Bad auf (zum Abreisedatum vgl. die gedruckte Karlsbader Kurliste 1795, S. 68). 135,9–10 Revision meiner naturwissenschaftlichen Bemühungen] Goethe dachte, wie er am 18. Mai 1795 an Johann Friedrich Unger geschrieben hatte, über die Herausgabe meiner Beobachtungen und Betrachtungen aus der Naturlehre und Naturgeschichte (128,12–13) nach. In Karlsbad aber nahm er so sehr an gesellschaftlichen Zerstreuungen teil, dass er nur wenig zum Arbeiten kam; vgl.
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seinen Brief vom 19. Juli 1795 an Christiane Vulpius (Nr 132) sowie die „Tag- und Jahres-Hefte“ auf das Jahr 1795 (WA I 35, 42). Überliefert sind lediglich einige „Acta geführt auf einer Reise nach Carlsbad im Juli 1795“ in Tagebuchform (vgl. GT II 1, 49–53), in denen ein paar geologische Beobachtungen festgehalten sind. 135,11 Schema] Es ist nicht überliefert. 135,12 Fachwerk] Eigentlich eine im Häuserbau verwendete Konstruktion aus vertikalen und horizontalen Holzbalken, bei der die Zwischenräume (Gefache) mit Lehm oder Ziegeln gefüllt werden; hier: ein methodisches Gerüst, ein Ordnungsschema (vgl. GWb 3, 520), in welches sich Erfahrungen und Beobachtungen einordnen lassen. 135,14 Schrift] Sie konnte nicht ermittelt werden, ebenso wenig die Abschrift. Schiller schrieb im Antwortbrief, die Schrift stamme aus einem „Tollhause“: „nur ein Verrückter kann so schreiben. Freund Obereit könnte es wohl geschrieben haben, doch zweifle ich daran.“ Über Jacob Hermann Obereit vgl. erste Erläuterung zu 95,20. 135,16 Humbolds] Wilhelm und Caroline von Humboldt.
125. An Friedrich Schiller
Weimar, 27. Juni 1795 → 〈Jena〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 62. – 1 Bl. 19,5 × 22,9(–23,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 173, Nr 79. WA IV 10 (1892), 272, Nr 3170. BE IL AG E N
1) Manuskript zur 3. Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (vgl. erste Erläuterung zu 135,19). 2) Manuskript zu einem Gedicht oder zu mehreren Gedichten für den „MusenAlmanach für das Jahr 1796“ (vgl. zweite Erläuterung zu 135,19). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 19. Juni 1795 (NA 27, 200, Nr 165; vgl. RA 1, Nr 1345) – Einen Antwortbrief gibt es nicht. Goethe kam am 29. Juni 1795 nach Jena. 135,19 Eine Erzählung für die Horen] Die Geschichte von Ferdinand und Ottilie; sie erschien als 3. Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ im 7. Stück der „Horen“ 1795. – Ferdinand, Sohn eines Geschäftsmannes,
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entwendet seinem Vater Geld, das ihn in die Lage versetzen soll, der von ihm geliebten Ottilie den Hof zu machen; er erkennt sein Unrecht, trennt sich von seiner Braut und zieht in eine einsame ländliche Gegend, wo er als aufrechter Geschäftsmann tätig ist und ein Mädchen vom Lande heiratet. Die Erzählung wird als Exempel bezeichnet für die höchste Empfindung, die der Mensch haben kann, nämlich wenn er sich von einem Hauptfehler, ja von einem Verbrechen durch eigene Kraft erhebt und los macht. (Horen. 7. Stück 1795, S. 69.) 135,19 ein Blätchen für den Almanach] Es ist nicht überliefert. Über Goethes Beiträge zu Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ vgl. das „Chronologische Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Musen-Almanach‘ 1796–1800“ in GB 11. 135,20 meine Vorläufer] Goethe kam auf dem Weg nach Karlsbad am 29. Juni nach Jena und reiste am 2. Juli 1795 weiter. 135,20 Montags] 29. Juni 1795. 135,21–23 Voß grüßt 〈…〉 Geographie an.] Johann Heinrich Voß hatte Goethe die Beiträge in einem Brief vom 8. Juni 1795 angeboten (H: GSA 28/965, St. 1a; vgl. RA 1, Nr 1336). Aufsätze von Voß erschienen in den „Horen“ nicht, lediglich einige Gedichte und Übersetzungen (vgl. „Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“, S. 599–604 im vorliegenden Band). In seinem Brief an Schiller vom 1. Oktober 1795 schrieb Voß: „Ich dachte Ihnen etwas Mythologisches für die Horen zu schreiben. Ich ward gestört, und size jezt bei Virgils Eklogen 〈…〉.“ (NA 35, 364.) Eine ‚Abhandlung über die Hähne der Götter‘, vermutlich nach Art von Voß’ „Mythologischen Briefen“ (2 Bde. Königsberg 1794), hätte sich möglicherweise u.a. mit der Bedeutung des Hahnenschreis zur Vorhersage künftiger Ereignisse beschäftigt, über die Cicero in seiner Schrift „De divinatione“ (lat.: Über die Gabe der Weissagung) gehandelt hat (vgl. 1,74; 2,55–57). Über ‚alte Geographie‘ veröffentlichte Voß 1804 in Jena sein Werk „Alte Weltkunde“ (in Goethes Bibliothek vorhanden [vgl. Ruppert, 563, Nr 3938]). Vgl. zu 136,17. 135,24 etwas über den Homer] Johann Gottfried Herder lieferte für das 9. „Horen“-Stück den Aufsatz „Homer, ein Günstling der Zeit“. 135,24–25 was von Jakobi] Nach mehrfacher Verzögerung konnte Schiller sich am 9. Juli 1795 für das Manuskript zu Friedrich Heinrich Jacobis Beitrag „Zufällige Ergießungen eines einsamen Denkers in Briefen an vertraute Freunde“ bedanken (vgl. NA 28, 6f.); es erschien im 8. Stück der „Horen“ 1795. 135,27 Humbolds] Wilhelm und Caroline von Humboldt.
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126. An Johann Heinrich Voß d. Ä. Jena, 1. Juli 1795 → Eutin ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-15630. – Doppelblatt 19,5 × 22,7(–22,9) cm, 2 ¼ S. beschr., egh., Tinte; beide Blätter am Querfalz, außen, leicht eingerissen. K: GSA Weimar, Sign.: 29/531,II, Bl. 1–2. – Doppelblatt 20,6 × 34,7(–34,9) cm, 4 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Adresse links), Schreiberhd (Schumann), Tinte; S. 1 oben links Adresse: An / Herrn Rektor Voß / nach / Eutin. E: Kölnische Zeitung 1866. Nr 161. Erstes Blatt. Montag, 11. Juni (danach auch Heinrich Düntzer: Aus Goethe’s Freundeskreise. Darstellungen aus dem Leben des Dichters. Braunschweig 1868, S. 142f.). WA IV 10 (1892), 273–275, Nr 3173 (nach Düntzer). BE IL AG E N
Manuskripte zu Gedichten für Johann Heinrich Voß’ Musenalmanach (vgl. zu 136,2). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief antwortet auf Johann Heinrich Voß’ Brief vom 8. Juni 1795 (H: GSA 28/925, St. 1a; vgl. RA 1, Nr 1336). – Voß antwortete am 1. Oktober 1795 (H: GSA 28/925, St. 2; vgl. RA 1, Nr 1420). Johann Heinrich Voß (1751–1826), in Sommerstorf (Sommersdorf), nordwestlich von Waren in Mecklenburg, geboren, wuchs in Penzlin nördlich von Neustrelitz als Sohn eines Zolleinnehmers und Gastwirts gleichen Namens auf. Nach dem Schulbesuch in Penzlin und Neubrandenburg arbeitete Voß von Oktober 1769 an als Hauslehrer, weil die Mittel für ein Studium nicht ausreichten. Die drei Jahre in der Familie des Gutsbesitzers Hans Sigismund Christoph von Oertzen in Ankershagen westlich von Penzlin erlebte Voß als demütigende „Prüfungszeit“ (Erinnerungen aus meinem Jugendleben. In: Voß, Briefe 1, 49), in welcher er eine lebenslange Abneigung gegen Adelsprivilegien und eine Vorliebe für bürgerliche Gesellschaftsformen entwickelte. 1772 konnte er mit Hilfe Heinrich Christian Boies das Studium der Philologie in Göttingen aufnehmen, wo er vor allem Christian Gottlob Heyne hörte. Voß wurde Mitbegründer des Göttinger Hains, eines Bundes natur-, vaterlands- und shakespearebegeisterter Studenten und Schriftsteller, die Klopstock verehrten und Wieland ablehnten. Nachdem er 1774 Boies Schwester Ernestine in Flensburg kennen gelernt hatte, war Voß auf der Suche nach einer materiell gesicherten Zukunft. Übersetzungen und Zeitschriftenaufsätze, vor allem aber die Übernahme des „Musenalmanachs“, den Boie in Göttingen be-
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sorgte, sollten ihm eine ökonomische Grundlage verschaffen. Voß nahm den Almanach nach Beendigung des Studiums 1775 mit nach Wandsbek bei Hamburg; der „Musenalmanach für das Jahr 1776“ (Lauenburg; 1777–1798: Hamburg; 1799/1800: Neustrelitz) war der erste von ihm herausgegebene. 1778 ging Voß als Schulrektor nach Otterndorf an der Elbmündung bei Cuxhaven, 1782, vermittelt durch den befreundeten Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg, in gleichem Amt, doch bei geringerer Arbeitszeit nach Eutin in Holstein. Ein Jahr zuvor war seine Übersetzung von „Homers Odüßee“ (Hamburg 1781) erschienen, die Maßstäbe setzte, weil sie in Hexametern verfasst war, die den Anspruch erhoben, das griechische Versmaß in gültiger Weise nachzuahmen. Der „Odyssee“ folgte 1793 „Homers Ilias“. Seine Auffassung von der Metrik eines deutschen Hexameters legte Voß in der Vorrede seiner Übersetzung von „Des Publius Vergilius Maro Landbau“ (Eutin und Hamburg 1789) dar, später auch in seiner Schrift „Zeitmessung der deutschen Sprache“ (Königsberg 1802). Der Hexameter war auch das Versmaß eigener Dichtungen, darunter der Idyllen „Des Bräutigams Besuch“ und „Luise“, die zuerst 1783/84 in Voß’ „Musenalmanach“ erschienen, sowie einer weiteren Idylle mit dem Titel „Luise“ im „Teutschen Merkur“ (November-Heft 1784). Alle drei Dichtungen erschienen später vereinigt unter dem Titel: Luise. Ein lændliches Gedicht in drei Idyllen. Königsberg 1795. Statt in Arkadien leben die Menschen hier ein einfaches ländlich-bürgerliches Leben im Zeitalter der Aufklärung. Damit hatte Voß einen Schritt über die satirisch-kritische Tendenz seiner früheren Idyllen hinaus getan, in denen er von demokratisch-emanzipatorischem Standpunkt aus gegen Katholizismus, Mystizismus, Aberglaube und Junkertum zu Felde gezogen war (etwa in „Die Leibeigenschaft“ im Hamburger „Musenalmanach“ 1776, S. 125–135). Im Jahr 1802 verließ Voß Eutin und ging für drei Jahre nach Jena, wo er Ende September eintraf. Seine Söhne Heinrich und Abraham studierten dort. Am 20. Mai 1803 schrieb er an Ludwig Heinrich von Nicolay: „Göthe kömmt oft nach Jena, und ich freue mich seiner Besuche.“ (Herbst, Voß 2 II, 279.) 1805 folgte Voß dem Ruf auf eine SinekureProfessur in Heidelberg, wo er die beiden letzten Jahrzehnte seines Lebens verbrachte. Auch hier gab es Konflikte. Er opponierte gegen die aus seiner Sicht antirationalistischen Romantiker ebenso wie gegen Friedrich Leopold zu Stolberg, mit dem er in seiner Eutiner Zeit verbunden gewesen war, weil dieser (bereits 1800) zum Katholizismus konvertiert war, für Voß Symptom einer „Geistespest“, wie er in seiner vielbeachteten Streitschrift „Wie ward Friz Stolberg ein Unfreier?“ feststellte (Sophronizon 〈…〉. 3. Heft 1819, S. 3): „Das römische Pfaffenthum verbindet sich mit dem Ritterthum, beide mit feilen Schriftstellern, um die Rohheit des Mittelalters zu erneun 〈sic〉.“ (Ebd.) Am 29. März 1826 starb Voß an den Folgen eines Schlaganfalls. In seiner Göttinger Hainbund-Zeit schätzte Voß Goethe als Dichter des „Götz von Berlichingen“ und Beiträger zu Herders Sammlung „Von deutscher Art und
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Kunst“ (vgl. seinen Brief an Ernst Theodor Johann Brückner, 4. August 1773; Voß, Briefe 1, 145); in seiner Ode „An Göthe“ heißt es: „Freyer Göthe, Du darfst die goldne Fessel, / Aus des Griechen Gesang geschmiedet, höhnen! / 〈…〉 / Deutsch und eisern, wie Götz, sprich Hohn den Schurken“ (Herbst, Voß 2 I, 269). Auch den „Werther“ nahm Voß begeistert auf, „einen Roman 〈…〉, der über alles geht“ (Brief an Ernestine Boie, 22. Oktober 1774; Herbst, Voß 1, 145). Nachdem Goethe 1776 mit Klopstock gebrochen hatte (vgl. die Erläuterungen zu Goethes Brief an Klopstock, 21. Mai 1776; GB 3 II A, zu Nr 112), war das Verhältnis allerdings nachhaltig gestört. Goethe seinerseits anerkannte lebenslang Voß’ profunde Kenntnisse der antiken Sprachen, der Mythologie und Geographie, seine Leistungen als Übersetzer Homers, Vergils und anderer Autoren sowie seine Autorität in Fragen der antiken Metrik. Er empfand zu dem gründlichen Ernst, mit dem Voß arbeitete, immer ein stilles Vertrauen und wäre, in jüngeren Tagen oder anderen Verhältnissen, wohl einmal nach Eutin gereis’t, um das Geheimniß 〈des Hexameters〉 zu erfahren (Campagne in Frankreich 1792; WA I 33, 267). An gleicher Stelle erklärte er auch, daß er die Louise von Voß 〈…〉 leidenschaftlich verehrte (ebd., 243). Von ihr gingen Anregungen zu seinem Versepos „Herrmann und Dorothea“ aus. Bevor beide sich im Juni 1794 erstmals persönlich begegneten, hielt Voß Goethe (jedenfalls nach einem Bericht Carl August Böttigers) für „einen aufgeblasenen Geheimen rath“, den er nicht sehen wollte, weil er „nicht gekommen sei, um a n z u b e t e n.“ (Literarische Zustände2, 405.) Nach einer „schriftlichen Einladung“ Goethes (vgl. EB 27) lernten sich beide dennoch am 5. Juni 1794 kennen, und Voß blieb auf Goethes Wunsch noch einen Tag länger in Weimar (vgl. Voß’ Brief an seine Frau Ernestine, 6. Juni 1794; Voß, Briefe 2, 386). Im Mittelpunkt der Gespräche standen Voß’ Homer-Übersetzungen, aus denen er vorlas, sowie Fragen des Versbaus und der antiken Geographie. „Goethe kam“, schreibt Voß im selben Brief, „und drückte mir die Hand, und dankte für einen solchen Homer“ (Briefe 2, 386f.). Wieland habe ihm nach der Begegnung gesagt, „Goethe hätte mit Begeisterung von mir geredet“ (Briefe 2, 387). Goethe seinerseits fand, Voß sei ein recht wackrer, liebenswürdiger Mann offen und dem es strenger Ernst ist um das was er thut (53,13–14). Er legte ihm sein im Mai 1794 erschienenes Versepos „Reinecke Fuchs“ zur metrischen Prüfung vor und erhielt in Voß’ Brief vom 17. Juli 1794 die gewünschte Kritik (H: GSA 28/965, St. 1; vgl. RA 1, Nr 1000). Sie war für Goethe nicht angenehm, aber hilfreich. Über die gemeinsame Zeit in Jena und Weimar berichtet Goethe in seinen „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1802: Vo ß war nach Jena gezogen 〈…〉; seine große umsichtige Gelehrsamkeit, wie seine herrlichen poetischen Darstellungen, die Freundlichkeit seiner häuslichen Existenz zog mich an, und mir war nichts angelegener, als mich von seinen rhythmischen Grundsätzen zu überzeugen. Dadurch ergab sich denn ein höchst angenehmes und fruchtbares Verhältniß. (WA I 35, 137.)
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Ein freundschaftliches Verhältnis kam dennoch nicht zustande: „〈…〉 dazu waren beide Naturen zu verschieden“, resümierte Ernestine Voß (Über Voßens Verhältnis zu Schiller und Göthe. In: Voß, Briefe 3 II, 54). Dabei werden aus Goethes Sicht Voß’ gelegentlich schroffes Verhalten und seine herbe Urteile (wie das über Stolbergs Konversion) ebenso eine Rolle gespielt haben wie seine politischen Ansichten, aber auch seine Kompromisslosigkeit in Fragen der Prosodie, die ihm den Vorwurf des Rigorismus (Brief an Schiller, 2. Dezember 1803; WA IV 16, 370) und Pedantismus (Brief an Carl Friedrich Zelter, 22. Juni 1808; WA IV 20, 85) einbrachte. Der haberechtische Griesgram (Brief an Carl Ludwig von Knebel, 11. November 1809; WA IV 21, 132) treibe die formale Korrektheit so weit, dass die Poesie verloren gehe: Wenn man die deutschen Verse 〈der „Georgica“-Übersetzung〉 liest, ohne einen Sinn von ihnen zu verlangen, so haben sie unstreitig vieles Verdienst 〈…〉; sucht man aber darin den geistigen Abdruck des himmelreinen und schönen Virgils, so schaudert man an vielen Stellen mit Entsetzen zurück 〈…〉. (Brief an Wilhelm von Humboldt, 16. September 1799; WA IV 14, 181.) Auf der anderen Seite fühlte sich Voß in der jenaisch-weimarischen Gesellschaft nicht wohl. Seine Frau Ernestine erklärte dies damit, dass es ihm nicht möglich gewesen sei, den „gewandten Weltmann“ zu geben; vielmehr habe seine „arglose Offenheit“ ihm „manches nachtheilige Urtheil zugezogen“ (Über Voßens Verhältnis zu Schiller und Göthe. In: Voß, Briefe 3 II, 63). Trotz allem war Goethe enttäuscht, als Voß den Ruf nach Heidelberg annahm, da er manches unternommen hatte, um ihn zu halten. So hatte er z.B. dafür gesorgt, dass Voß’ Sohn Johann Heinrich d. J. 1804 eine Anstellung als Gymnasiallehrer in Weimar fand. Nach Voß’ Weggang kühlte sich Goethes Verhältnis zu ihm ab. Wenige Jahre später führte das Erscheinen der Bände 2 und 3 von „Des Knaben Wunderhorn“ (Heidelberg 1808) sogar zu Differenzen; nachdem Goethe den 1. Band gepriesen hatte (vgl. seine Anzeige; WA I 40, 337–359), warnte Voß ihn vor zu großer Nähe zu den Romantikern (vgl. sein Sonett „An Goethe“ im „Morgenblatt für gebildete Stände 1808. Nr 58 vom 8. März, S. 229). Es gab nur noch einige wenige Besuche: 1811 war Voß in Weimar, 1814 und 1815 Goethe in Heidelberg. Aus der Rückschau jedoch fand Goethe – nach Mitteilung von Johann Peter Eckermann – zu einem sehr positiven Urteil: „Ein Mann wie Voß wird 〈…〉 sobald nicht wiederkommen. Es haben wenig Andere auf die höhere deutsche Cultur einen solchen Einfluß gehabt als er. Es war an ihm Alles gesund und derb, weßhalb er auch zu den Griechen kein künstliches, sondern ein rein natürliches Verhältniß hatte, woraus denn für uns Anderen die herrlichsten Früchte erwachsen sind. Wer von seinem Werthe durchdrungen ist, wie ich, weiß gar nicht, wie er sein Andenken würdig genug ehren soll.“ (7. Oktober 1827; Eckermann, Gespräche 3, 194f.) Die Korrespondenz zwischen Goethe und Voß ist – soweit überliefert – nicht umfangreich. Sieben Briefen Goethes stehen 14 Briefe von Voß gegenüber, alle aus dem Zeitraum 1794–1806. Aus der Zeit nach Voß’ Weggang von Weimar liegt
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nur ein einziger Brief vor. Am 26. Oktober 1806 bittet Voß angesichts der kriegerischen Ereignisse nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt um Goethes Fürsorge für seinen Sohn Johann Heinrich. Sonst geht es in höflich-freundlichem Ton um Literarisches, Übersendung von Büchern, Einladungen und Danksagungen. 136,1 die übersendeten Bücher] Voß hatte folgende Bücher übersandt: Gedichte von Iohann Heinrich Voss. Zweiter Band. Königsberg 1795 (in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 162, Nr 1181); Luise. Ein lændliches Gedicht in drei Idyllen. Königsberg 1795 (vgl. Ruppert, 162, Nr 1183); Virgils vierte Ekloge, übersezt und erklärt von Johann Heinrich Voss. Probe einer neuen Ausgabe. Angehängt ein Abschied an Herrn Heyne. Altona 1795. 136,2 einige Kleinigkeiten zum Musenalmanach] Voß hatte im Bezugsbrief um Beiträge zu seinem Hamburger „Musen-Almanach fürs Jahr 1796“ gebeten. In dem Almanach (in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 147, Nr 1060) erschienen zwei Gedichte Goethes: „Die Liebesgötter auf dem Markte“ (S. 42–44; später unter dem Titel „Wer kauft Liebesgötter?“ [Goethe’s Neue Schriften. Band 7. Berlin 1800, S. 29–31]) und „Das Wiedersehn“ (S. 96f.). 136,3–4 es soll künftig besser werden] Goethe lieferte keine weiteren Gedichte (vgl. Gerhard Hay: Die Beiträger des Voss’schen Musenalmanachs. Ein Verzeichnis. Hildesheim, New York 1975, S. 32). 136,5 an L o u i s e n aufs neue gethan] Gemeint ist die zweite Fassung der „Luise“-Idyllen, die Voß 1783/84 einzeln, 1795 vereinigt unter dem Titel „Luise. Ein lændliches Gedicht“ veröffentlicht hatte (vgl. die einleitende Erläuterung sowie zu 136,1). 136,6–7 als wenn Sie 〈…〉 versorgt hätten] Im Konzept zu vorliegendem Brief hatte Goethe an dieser Stelle eine meiner Schwestern oder eine alte Geliebte (219,9) geschrieben. 136,7 die dritte Idylle] Sie war unter dem Titel „Luise. An Schulz“ im „Teutschen Merkur“ (November-Heft 1784, S. 97–136) erschienen. 136,10 eigen] Hier wohl im Sinne von ‚eigentümlich‘ (vgl. GWb 2, 1405). 136,12 Ihre Sammlung Gedichte] Vgl. zu 136,1. 136,12–13 im Carlsbade] Goethe brach am 2. Juli 1795 nach Karlsbad auf. Die Reise dauerte bis zum 11. August. 136,13–14 Abschied an Heyne] Voß hatte seiner Übersetzung „Virgils vierte Ekloge“ (Altona 1795) einen Anhang beigefügt: „Abschied an Herrn Heyne“ (S. 98–118). Darin nimmt er Bezug auf seine polemische Auseinandersetzung mit dem Vergil-Kommentar seines früheren Lehrers Christian Gottlob Heyne (P. Virgilii Maronis opera, varietate lectionis et perpetua adnotatione illustrata 〈…〉. Editio altera emendatior et auctior. 4 Bde. Leipzig 1788–1789; 1. Ausgabe 1767–1775). Der Streit währte schon einige Jahre; er betraf neben Heynes Arbeiten zur antiken Mythologie, gegen die sich Voß’ „Mythologische Briefe“ (Bd 1. Königsberg 1794) richteten, besonders Vergils „Georgica“, über die Voß ausführ-
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lich in seiner Schrift „Über des Virgilischen Landgedichts Ton und Auslegung“ (Leipzig 1791) gehandelt hatte. Er kritisierte Heynes nach seiner Auffassung eklektizistische Arbeitsweise. Im genannten Anhang zitiert er diese Schrift und betont noch einmal „die Eigenthümlichkeit der Heynischen Ausgabe, und wie verschieden die Absicht meines Kommentars sei“ (S. 99), den er in seiner Ausgabe vorgelegt habe (Publius Virgilius Maro Landbau, vier Gesänge. Übersezt und erklärt von Iohann Heinrich Voss. Eutin und Hamburg 1789). Vergeblich habe er gefordert, „mir bei dem Landgedichte von Hrn. Heyne nur eine einzige, zugleich wahre und eigene, Erklärung des Wesentlichen zu nennen.“ (S. 99.) Heyne habe seine „Erklärungen selbst von den vorigen Erklärern. Daher sich Herr Heyne, mit Ausgaben umringt, als ein Organist vorkam, der bald diese, bald jene Pfeife mit Wind füllte“ (S. 98). 136,14 wircklich ein Abschied] Voß setzte die – von beiden Seiten persönlich verunglimpfend geführte – Auseinandersetzung mit Heyne zunächst nicht fort. 1803 jedoch, während seines Jenaer Aufenthalts, nahm er das Erscheinen von Heynes Ausgabe „Homeri carmina cum brevi annotatione 〈…〉“ (8 Bde. Leipzig und London 1802. – Lat.: Die Gedichte Homers mit kurzer Anmerkung) zum Anlass, gemeinsam mit Friedrich August Wolf und Christian Gottfried Schütz in der von diesem herausgegebenen ALZ in einer ebenso umfangreichen wie polemischen Rezension den wissenschaftlichen Ruf Heynes zu beschädigen (vgl. ALZ 1803. Nr 123–126, 128–131, 133–136 und 138–141 vom 2. bis 13. Mai). Resümierend heißt es am Schluss, Heynes Ausgabe verrate, dass der Herausgeber „mehr Freude am Scheinen als am Seyn“ habe (ALZ Nr 141 vom 13. Mai 1803, Sp. 389); dieser habe nicht mit der gebotenen Gründlichkeit gearbeitet, sondern „zerstreut und unmuthig, durch Bemerkungen des erhaschten Augenblicks, durch flüchtige Auszüge aus den Schätzen der Bibliothek“ (ebd.). Ein „solcher Leichtsinn“ mache es „redlichen Männern zur Pflicht, ohne Ansehen der Person, vor unvorsichtigem Gebrauche des mit Pomp erscheinenden Buchs zu warnen“ (Sp. 390). Heyne seinerseits unterstellte Voß in einem Brief an Johann Gottfried Herder vom 17. Juni 1803 eine „Gemüthskrankheit“ und empfand sein Vorgehen als „satanische Arglist“ (Von und an Herder 2, 236f.). – Zum Konflikt zwischen Voß und Heyne vgl. Herbst, Voß 2 II, 42–71, 273f.; ferner Adrian Hummel: Bürger Voß. Leben, Werk und Wirkungsgeschichte eines schwierigen Autors. In: Johann Heinrich Voß 1751–1826. Idylle, Polemik und Wohllaut. Hrsg. von Elmar Mittler und Inka Tappenbeck. Göttingen 2001, S. 137–166. – Im Konzept hatte Goethe mit Bezug auf Heyne von dem lästigen Gespenst (219,16–17) gesprochen, von dem er Voß befreit wünsche. Dies unterdrückte er in der Ausfertigung ebenso wie die sich anschließenden verständnisvollen Sätze über die Notwendigkeit von Polemik in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung (vgl. 219,18–24). 136,15–16 Ich würde 〈…〉 lustig machen könnte.] Dieser Maxime, mit der er sich von Voß’ Neigung zu unvermittelter Polemik distanziert, folgte Goethe etwa
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im Fall der „Xenien“, die er von Dezember 1795 an gemeinsam mit Schiller produzierte, den er seinerseits gelegentlich ermahnte, daß wir bey aller Bitterkeit uns vor criminellen Inkulpationen hüten. (Brief an Schiller, 10. Juni 1796; WA IV 11, 85.) 136,17 Ihre Abhandlungen] Voß hatte im Bezugsbrief angefragt: „Sollte Schillern wohl mit einem mythol. Briefe 〈…〉 für seine Horen gedient seyn? Über die Hähne der Götter. Ein Abschnitt aus der alten Geografie wäre wohl gar nichts für die Leserinnen der Horen.“ (H: GSA 28/925, St. 1a; vgl. weiter zu 135,21–23.) Aufsätze dieser Art erschienen in den „Horen“ nicht, wohl aber Gedichte von Voß und Übersetzungen von Theokrit, Ovid und Tibull (vgl. „Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“, S. 599–604 im vorliegenden Band). – Im Konzept ist noch davon die Rede, dass Goethe bei Schiller wegen Voß’ Angebot anfragen werde. Dies war inzwischen durch Goethes Brief an Schiller vom 27. Juni 1795 geschehen (vgl. 135,21–23). 136,20–21 Wenn Sie Sich 〈…〉 uns nicht verfehlen.] Als Voß im Juni 1794 Weimar erstmals besucht hatte, war Goethe von seiner Ankunft nicht unterrichtet gewesen (vgl. Voß’ Brief an seine Frau, 5. Juni 1794; Voß, Briefe 2, 384). Im Bezugsbrief hatte er von einer „neuen Reise nach Süden“ gesprochen (H: GSA 28/965). 136,22 wenn die vier Bände beysammen sind] Goethe übersandte die vier Bände seines Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ am 6. Dezember 1796 an Voß (WA IV 11, 277). Voß lernte die beiden ersten Bände jedoch schon vorher kennen. In seinem Antwortbrief vom 1. Oktober 1795 schrieb er: „Ihren Wilhelm M. habe ich mit grosser Begierde verschlungen.“ 136,25–26 Mit Hl. Prof Wolf 〈…〉 Bekanntschaft gemacht] Friedrich August Wolf hatte sich vom 22. bis 28. Mai 1795 als Gast Carl August Böttigers in Weimar aufgehalten. Am Abend des 22. Mai hatte Goethe ihn in Gesellschaft von Wilhelm von Humboldt kennen gelernt (vgl. zu 163,4–5). Es entwickelten sich eine freundschaftliche Beziehung und ein reger Briefwechsel. – Im Konzept finden sich im Anschluss an die vorliegende Briefstelle einige Sätze über die große Bedeutung Wolfs für sein Fach (219,36). – Das Konzept des vorliegenden Briefes schließt nach dem Absatz über Wolf mit einem Absatz über Goethes Untersuchungen zur Farbenlehre und die zu erwartenden Auseinandersetzungen mit den Anhängern Isaac Newtons (vgl. 220,4–8). Goethe verzichtete auf diese Passage, wie er auch an anderer Stelle Äußerungen zum Thema Polemik in der Wissenschaft im Verhältnis zur Konzeptfassung des Briefes zurücknahm (vgl. zu 136,14 und 136,15–16). E R L Ä UT E RUNGEN Z U K
219,16 Haine] Christian Gottlob Heyne. 220,4 unübersehlige] Unübersehlich: unübersichtlich (vgl. Grimm 23, 542).
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220,5 englischen Bal Isaac] Isaac Newton. – Baal: im Alten Testament heidnische Gottheit in Palästina und Syrien. 220,5–6 die allerliebste hergebrachte Strahlenspalterey] Newton erzeugte physische Farben durch Brechung von Lichtstrahlen an einem Prisma. Goethe sah in trüben Mitteln die Bedingung für die Erzeugung von Farben aus dem Gegensatz von Licht und Finsternis.
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Jena, 〈vor dem〉 2. Juli 1795 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Goethe war seit Montag, dem 29. Juni 1795, in Jena. Im vorliegenden Brief kündigt er seine Abreise nach Karlsbad für Donnerstag (137,2) an, also für den 2. Juli 1795, auf den er allerdings auch den vorliegenden Brief datierte. Die Annahme liegt nahe, dass die Datumsangabe falsch ist und dass der Brief früher geschrieben wurde, vielleicht schon am Montag oder Dienstag. Am Mittwoch hätte Goethe vermutlich von seiner morgigen Abreise berichtet. ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,4, Bl. 43. – Doppelblatt 19,4 × 22,8(–23,1) cm, 1⁄3 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 275, Nr 3174 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 137,1 Eh ich weggehe] Goethe brach am 2. Juli 1795 zu einer Kur nach Karlsbad auf. Er kehrte am 11. August wieder zurück. 137,2 Donnerstag früh] Vgl. Datierung. 137,3 den kleinen] Den fünfjährigen Sohn August Vulpius. 137,4 schreib ich dir gleich] Goethe schrieb am 7. Juli 1795 aus Karlsbad (Nr 128).
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128. An Christiane Vulpius
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Karlsbad, 7. Juli 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,4, Bl. 44. – 1 Bl. 19,1 × 23,1(–23,5) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse: Demoiselle Vulpius., über der Adresse und darunter Reste eines roten Siegels (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41). E: WA IV 10 (1892), 275, Nr 3175 (Eduard von der Hellen). BE IL AG E
Eine Schachtel getrocknetes Obst (137,13). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 137,7 leidliche und böse Wege] Goethe war am 2. Juli 1795 von Jena aus nach Karlsbad aufgebrochen. Er beschreibt seine Reise über Schleiz, Plauen und Adorf im Tagebuch (vgl. GT II 1, 49–53). Unter dem 4. Juli 1795 notierte er in seinen „Acta geführt auf einer Reise nach Carlsbad im Juli 1795“: Hinter Zwote 〈Zwodau, tschech. Svatava〉 bis Carlsbaad, scheint das Gebürg aus einem Sandstein zu bestehen, der ungleich verwittet, die härteren Stücke bleiben liegen 〈…〉. Die Weege werden dadurch abscheulich 〈…〉. (GT II 1, 50 und 53.) – Leidlich: im Wortsinne von ‚erträglich‘ (vgl. Adelung 2, 2011); böse: im Sinne von ‚schlecht‘, ‚schlimm‘ (vgl. GWb 2, 841). – An Schiller berichtete Goethe Gleiches (vgl. 137,17–18). 137,8 in Carlsbad angekommen] Am 4. Juli 1795. 137,9–10 den Brunnen zu trincken] Die Mineralquellen in Karlsbad wurden zu Trinkkuren genutzt, auch wenn, wie ein (unbekannter) zeitgnössischer Reisender schildert, das Wasser „einen höchst widerlichen Geschmack nach faulen Eiern“ besaß (Reise nach den Badeörtern Karlsbad, Eger und Töplitz, im Jahre 1797. Leipzig 1798, S. 96). Einen allgemeinen Eindruck von solchen Trinkkuren vermittelt der Bericht des Hamburger Juristen und Reiseschriftstellers Johann Peter Willebrand in seinen „Freundschaftlichen Nachrichten von einer Carlsbader Brunnenreise“ (Leipzig 1780): „Endlich ward ich dazu verurtheilet, forthin jeden Morgen aufs mindeste drey Wochen hindurch, nach Beschaffenheit der Witterung, um 5 oder 6 Uhr 〈vgl. 138,4〉 eilf Becher von obgedachtem heissen Sprudelwasser 〈…〉 dergestalt zu trinken, daß ich jede zehn Minuten unter beständigem Hin- und Hergehen mich eines Bechers bediente.“ (S. 40f.) Über die erwartete Wirkung der Kur heißt es: „Der Brunnen zerfrißt und zermalmet die Steine, wenn er dergleichen in menschlichen Körpern vorfindet. Er hat eine erweichende Kraft, die Blasen- und Nierengänge zu erschlaffen und zu erweitern 〈…〉. Gegen Gicht, Podagra, Chira-
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gra, ist seine Kraft von entscheidender Wirkung. Krämpfe und convulsivische Krankheiten, Hypochondrie, Kolik, Brechen, schmerzhafte monatliche Reinigung, Hämorrhoidalschmerzen, Mutterkrämpfe u. s. f. schafft er weg.“ (S. 237.) Über Goethes eigene Erwartungen vgl. zu 132,3 und 132,4. 137,10 viel Bekanntschaft gemacht] Zu den Bekanntschaften Goethes in Karlsbad gehörten Marianne Meyer, mit der er sich in einen kleinen Roman (138,2–3) einließ, und deren Schwester Sara Wulff sowie Therese Brzozowska, Friederike Unzelmann, Rahel Levin, ferner Wilhelm Christoph von Diede, Peter von Gualtieri, Friedrich Leopold Kircheisen und David Joseph Veit (vgl. Friederike Bruns Tagebuch vom 7. bis 21. Juli 1795 [Gespräche3 1, 605–610 und BG 4, 158–163]; David Joseph Veits Brief an Rahel Levin, 14. August 1795 [Gespräche3 1, 613–615; BG 4, 167f.]). – Vgl. auch zu 138,3. 137,10–11 Äugelchen setzts auch genug] Äugelchen machen, liebäugeln: flirten (vgl. GWb 1, 1067). Vgl. die vorhergehende Erläuterung. – Auch in Goethes folgenden Briefen an Christiane Vulpius ist davon die Rede (vgl. 138,28) und 143,17–20). Dabei versichert ihr Goethe jedoch, dass dies ihr keinen Abbruch (143,18) tue. Schon als sich Goethe im Frühjahr längere Zeit in Jena aufhielt, hatte Vulpius ihn in ihrem Brief vom 11. April 1795 gemahnt und erklärt: „Lebwohl und beha〈 l〉 t mich 〈lieb〉 und mahe Ja nicht so vill Äuchligen. mit mir ist nichts zu befürchden den ich sehe Erbermlich aus und habe Dich auch garser lieb.“ (H: GSA 28/9, Bl. 120; vgl. Goethe-Christiane 1, 49.) Gelegentlich bat Goethe seinerseits: Ich hoffe daß du dein glattes Gesichtchen, so wie die Äugelchen für den Schatz aufheben wirst. (Brief aus Jena, 20. Juni 1798 aus Jena; WA IV 13, 187.) 137,13 getrocknetes Obst] In den Sommermonaten wurden vor allem Apfelund Birnenschnitze entweder mit einer Nadel auf Fäden gezogen und, unter einem Dach vor Regen geschützt, in die Sonne gehängt. Ein weiteres auch für Steinobst geeignetes Verfahren bestand darin, die Früchte in oder auf dem vom Brotbacken noch heißen Ofen zu trocknen (vgl. Krünitz 103, 464–468). In Karlsbad wurde Dörrobst zur Diät gegen Darmträgheit und Verstopfung verwendet. Durch Trocknen haltbar gemacht, eignete es sich gut zum Verschicken. 137,13 Kleinen] Goethes fünfjährigen Sohn August. 137,13–14 Ich freue mich 〈…〉 recht ordentlich zu finden.] Vgl. zu 65,10.
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Karlsbad, 8. Juli 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 65. – 1 Bl. 18,8(–19,5) × 22,9(–23,3) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. – Bleistiftkorrekturen Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 74): 138,8 Demüthigungen ⎣wunderlichen Verwechslungen⎦; 138,12 hinterlaßne ⎡vollständige⎤. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 176–178, Nr 〈81〉. WA IV 10 (1892), 276f., Nr 3176. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers (vgl. 137,16–17). – Schiller antwortete am 20. Juli 1795 (NA 28, 11f., Nr 12; vgl. RA 1, Nr 1374). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom 6. Juli 1795 (NA 28, 3f., Nr 4; vgl. RA 1, Nr 1362). 137,16 Frl von Göchhausen] Louise von Göchhausen, Hofdame der Herzoginmutter Anna Amalia, die sich nach der gedruckten Karlsbader Kurliste (S. 15, Nr 104) seit dem 3. Juni 1795 in Karlsbad aufhielt, reiste am 9. Juli nach Weimar zurück (vgl. ebd., S. 58), wo sie am 11. Juli 1795 eintraf (vgl. ihren Brief an Goethe, 17. Juli 1795; Die Göchhausen. Briefe einer Hofdame aus dem klassischen Weimar. 〈…〉 Hrsg. von Werner Deetjen. Berlin 1923, S. 124). Sie hatte für Goethes Unterkunft in der Badestadt gesorgt, „ein Quartier mitten auf der Wiese im 2ten Stok des g r ü n e n P a p a g o i s à 7 fL. die Woche“ (Brief an Goethe, 24. Juni 1795; H: GR/Sonderrechnungen 1795, 2, Bl. 5; vgl. RA 1, Nr 1354). 137,17 leidlichen] Leidlich: im Wortsinne von ‚erträglich‘ (vgl. Adelung 2, 2011). 137,17–18 bösen Wegen] Darüber hatte Goethe auch Christiane Vulpius berichtet (vgl. zu 137,7). 137,20 Die Gesellschaft] Vgl. zu 137,10. 138,3 Roman] Hier soviel wie ‚Liebesgeschichte‘ (vgl. Adelung 3, 1154); Anspielung auf Goethes Beziehung zu Marianne Meyer: „Bei Meyers war er 〈Goethe〉 gar hold, und Marianne, die holde Seele geht ihm ans Herz.“ (Friederike Brun in ihrem Tagebuch unter dem 12. Juli 1795; Gespräche3 1, 609.) Wilhelm von Humboldt berichtete Schiller am 12. Oktober 1795 aus Berlin von allerlei „mit vieler Indiscretion herumgetragnen Geschichtchen“ über Goethes auffällige und bei anderen zum Missmut führende Bevorzugung „von zwei getauften Jüdinnen“ (NA 35, 378): Marianne Meyer und Rahel Levin. Vgl. auch Marianne Meyers Brief an Goethe vom 22. September 1795 über den Aufenthalt in Karlsbad (Ludwig Geiger: Einundzwanzig Briefe von Marianne von Eybenberg, acht von Sara von Grotthuss, zwanzig von Varnhagen von Ense an Goethe, zwei Briefe Goethes an Frau von Eybenberg. In: GJb 14 [1893], 27f.; vgl. RA 1, Nr 1411).
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BRIEFE 130/131
138,4 morgens um 5 Uhr aus dem Bette zu locken] So früh begann die Trinkkur (vgl. zu 137,9–10). 138,4–6 Hoffentlich 〈…〉 aushalten kann.] Anspielung auf das 5. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, dessen 7. Kapitel Schiller bereits in Händen hatte (vgl. zu 134,11); dort heißt es: Im Roman sollen vorzüglich Gesinnungen und Begebenheiten vorgestellt werden 〈…〉. (WA I 22, 178.) 138,8 Demüthigungen] Für E hat Goethe diesen Ausdruck abgemildert (vgl. Überlieferung). 138,9 ein allerliebstes Weibchen] Nicht ermittelt. 138,10–11 G i a f f a r d e r B a r m e c i d e] Geschichte Giafars des Barmeciden. Ein Seitenstück zu Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. 2 Bde. Petersburg 〈recte: Leipzig〉 1792–1794. – Der anonym erschienene Roman stammt von Friedrich Maximilian Klinger (vgl. folgende Erläuterung). Im Mittelpunkt steht Giafar, dessen Vater, der Vezir Saffah wegen seiner Kritik am despotischen Kalifen Hadi von diesem hingerichtet wurde. Der Sohn zieht sich vom Hof in die Einsamkeit zurück, verfällt in Melancholie, lässt sich jedoch von einem Unbekannten davon überzeugen, dass ein moralisches Leben nur in Tätigkeit und Verantwortung möglich sei. 138,12–13 Freund Klingers hinterlaßne arabische Garderobe] Über Goethes Beziehung zu Klinger vgl. GB 3 II A, 345f., zu 90,18–19. – Für E ersetzte Goethe den Namen des noch Lebenden durch den eines längst Verstorbenen; es ist nun von Freund Heinse’s Mantel die Rede, zuvor nicht von der „Geschichte Giafars“, sondern von Heinses Roman Ardinghello. 138,13–14 in dem vortheilhaftesten Lichte erschien] In E ließ Goethe stattdessen drucken: mich schon vertraulicher zu nähern wagen durfte. 138,18 einige alte Mährchen] Näheres nicht ermittelt. 138,20 eins schreiben] Es erschien unter dem Titel „Mährchen“ als letzter Teil der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ im 10. „Horen“-Stück 1795.
130. An Christiane Vulpius
Karlsbad, 15. Juli 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,4, Bl. 45. – Doppelblatt 19,3 × 22,7(–23,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 277f., Nr 3177 (Eduard von der Hellen). BE IL AG E
etwas zum Vorschmack (vgl. zu 139,8).
JULI 1795
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E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 138,24 Fuhrmann] Nicht ermittelt. 138,24 Hl. v. Oppels] Der Weimarer Geheime Rat Johann Siegmund von Oppel, der offensichtlich mit viel Gepäck in Karlsbad eingetroffen war. In der handschriftlich geführten Karlsbader Kurliste 1795 ist er unter dem 16. Juli eingetragen (Bl. 1176). 138,26 der Brunnen 〈…〉 fegt alles Böse aus] Über die Wirkung der Karlsbader Trinkkuren vgl. zu 137,9–10. 138,27 Die Gesellschaft] Über Goethes Bekanntschaften vgl. zu 137,10. 138,28 Aügelchen] Flirts (vgl. zu 137,10–11). 139,1–2 Von Osten 〈…〉 am besten.] Die Verse finden sich bereits in Goethes Tagebuch der Schlesischen Reise 1790 (vgl. Friedrich Zarncke: Goethe’s Notizbuch von der schlesischen Reise im Jahre 1790. In: Ders.: Goetheschriften. Leipzig 1897, S. 182). 139,5 Gusteln] Kosenamen für Goethes fünfjährigen Sohn August. 139,8 etwas zum Vorschmack] Vielleicht eine Tuchprobe. – Vorschmack: Vorgeschmack (vgl. Adelung 4, 1293).
131. An Friedrich Schiller
Karlsbad, 19. Juli 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 66–67. – Doppelblatt 19,3(–19,5) × 23(–23,3) cm, 2 S. und 3 Zeilen beschr., egh., Tinte; S. 1 oben Mitte Empfangsvermerk Schillers: „erhalten den 27. Jul.“ – Bleistiftkorrekturen Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 74): 143,1 Mad. Brun ⎡Y.⎤; 113,1 Fernows; 143,4 Freundinn⎡e⎤; 143,4 wird ⎡werden⎤; 143,6 Frau ⎡Personen⎤; 143,6 braucht⎡en⎤; 143,7 sie und ihr ⎡dieser⎤; 143,7 habent. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 179–181, Nr 82. WA IV 10 (1892), 279f., Nr 3179. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 6. Juli 1795 (NA 28, 3f., Nr 4; vgl. RA 1, Nr 1362). – Ein Antwortbrief Schillers ist nicht bekannt. – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom 20. Juli 1795 (NA 28, 11f., Nr 12; vgl. RA 1, Nr 1374). 139,12 lieben Brief] Schiller hatte den Wunsch geäußert, dass „Ihr Auffenthalt im Karlsbad recht fruchtbar für Ihre Gesundheit und für die mitgenommenen Be-
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BRIEF 132
schäftigungen seyn möchte“ (NA 28, 4), und geschrieben: „Ich freue mich, daß ich von den 30 Tagen Ihrer Abwesenheit viere wegstreichen darf.“ (NA 28, 3.) 139,14–15 Frl. v Beulwiz] Vermutlich Ulrike von Beulwitz, Hofdame in Rudolstadt. Aus der gedruckten Karlsbader Kurliste 1795 geht hervor, dass am 13. Juni „Ihro Durchl. die verwittwete Fürstinn zu S c h w a r z b u r g R u d e l s t a d t, geb. Herzoginn zu Sachsen, mit Fräulein von B e u l w i z, Hofdame“ (S. 23) in Karlsbad eingetroffen sei. Die Fürstin Auguste Louise Friederike von SchwarzburgRudolstadt, seit 1793 verwitwet, und wohl auch das Fräulein von Beulwitz reisten am 21. Juli wieder ab (ebd., S. 58). 139,16 Die Cur schlägt sehr gut an] Über die Wirkungen der Brunnenkur vgl. zu 137,9–10. 139,19 Abentheuern] In amourösem Sinn (vgl. GWb 1, 41) wie der Flirt mit Marianne Meyer (vgl. zu 138,3). Im Brief an Christiane Vulpius vom 19. Juli 1795 heißt es: 〈…〉 es werden viel Äugelchen gemacht die dir aber keinen Abbruch thun (143,17–18). 139,20 das fünfte Buch des Romans] Der zweite Teil des 5. Buches von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“; der erste Teil war schon fertig (vgl. zu 134,11). 139,21 ein Epigramm] Aus dem Zyklus der „Epigramme. Venedig 1790“, die Goethe Schiller am 26. Oktober 1794 (Nr 59) für den „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ angeboten hatte. 139,24 das Osmanstädter Ich] So hatte Schiller im Bezugsbrief Johann Gottlieb Fichte genannt. Dieser hatte sich im Mai 1795 von Jena nach Oßmannstedt, nordöstlich von Weimar, zurückgezogen, weil es von Seiten der Studentenschaft Drohungen gegen ihn gab, nachdem er sich gegen die Studentenorden gewandt hatte. Die Formulierung spielt auf Fichtes idealistische Philosophie in der „Wissenschaftslehre“ an, in der er streng zwischen Ich und Nicht-Ich differenziert. Ähnlich ironisch beziehen sich darauf auch die „Xenien“; das (von Schiller stammende) Distichon „Ein sechster“ aus dem Philosophenzyklus (Nr 371–389) lautet: Ich bin ich, und setze mich selbst, und setz ich mich selber Als nicht gesetzt, nun gut! setz ich ein Nicht Ich dazu. (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 294; gedruckt in: WA I 5.1, 260; NA 1, 356, Nr 380.) 139,25 Ihre Erklärung] Schiller hatte Fichtes Aufsatz „Ueber Geist und Buchstab der Philosophie“, der für die „Horen“ bestimmt war, abgelehnt. Darüber unterrichten im Einzelnen Schillers Briefe an Fichte vom 24. Juni und vom 4. August 1795 (NA 27, 200–203, Nr 166; NA 28, 19–22, Nr 20) sowie Fichtes Brief an Schiller vom 27. Juni 1795 (NA 35, 229–233, Nr 236). 143,1 Mad. Brun] Friederike Brun, mit der Goethe in Karlsbad Umgang hatte
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(vgl. ihr Tagebuch in: BG 4, 158–165). – In E hat Goethe den Namen der damals noch lebenden Schriftstellerin unterdrückt und durch die Sigle Y. ersetzt; auch an anderen Stellen wurde der Bezug zu ihr verborgen (vgl. Überlieferung). 143,1–2 die sublime Abhandl. Fernows im Merkur] Carl Ludwig Fernows Aufsatz „Ueber den Stil in den bildenden Künsten“ (vgl. zu 125,7). – sublim: ursprünglich aus der Rhetorik, hier als ästhetischer Begriff; lat. genus sublime oder stilus sublimis: erhabener Stil. – Den Namen Fernows hat Goethe in E zu F. verkürzt (vgl. Überlieferung), vermutlich damit über ihn keine Beziehung zu Friederike Brun hergestellt werden konnte. 143,2 der Nahme des Autors entdeckt] Goethe hatte zunächst Fichte für den Verfasser gehalten (vgl. Schillers Brief an Goethe, 6. Juli 1795; NA 28, 4). 143,3 auch in Rom] Fernow lebte seit 1794 in Rom. 143,4 dort] Friederike Brun reiste von Karlsbad nach Rom. Von 1795 bis 1810 lebte sie meist in Italien und der Schweiz. 143,4 drey Stylen] Fernow unterscheidet einen ‚guten‘ und einen ‚schlechten‘ Stil sowie einen ‚mittelmäßigen‘, der etwas von den beiden anderen zugleich enthält (vgl. Der neue Teutsche Merkur 1795. April-Heft, S. 422). 143,7 ihr Circkel] An wen Goethe im Einzelnen dachte, ist schwer zu sagen. Dichterisch wurde Friederike Brun von Friedrich Gottlieb Klopstock und Friedrich Matthisson beeinflusst, kunsttheoretisch von Fernow, Aloys Hirt und dem Kreis deutscher Künstler um Angelika Kauffmann in Rom. 143,8 ansteht] Anstehen: gemäß sein, gefallen (vgl. GWb 1, 703f.). 143,9 die Schlange Mosis] Hier als Bild für die ‚Beseitigung‘ fremder ästhetischer Vorstellungen: Nach dem Alten Testament befahl der Herr Moses und seinem Bruder Aaron, den hartherzigen Pharao, der dem Volk Israels den Auszug verweigerte, durch Wunder zu beeindrucken. Aaron warf seinen Stab vor dem Pharao nieder; er verwandelte sich in eine Schlange. Die Stäbe der Berater des Pharao verwandelten sich ebenfalls in Schlangen. Die Schlange von Moses und Aaron aber fraß alle anderen auf (vgl. 2 Mose 7, 8–13). 143,10–11 wenn ich zurückkomme] Goethes Abwesenheit währte bis 11. August 1795.
132. An Christiane Vulpius
Karlsbad, 19. Juli 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,4, Bl. 46. – Doppelblatt 19,3 × 22,7(–23,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 278, Nr 3178 (Eduard von der Hellen).
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BRIEF 133
BE IL AG E
Ein Geschenk (vgl. zu 143,25–26). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 143,15 Nun bin ich vierzehn Tage hier] Goethe war am 4. Juli 1795 in Karlsbad eingetroffen. 143,16 Die Cur] Über die Wirkung der Karlsbader Trinkkuren vgl. zu 137,9–10. 143,17 unter Menschen] Über Goethes Bekanntschaften vgl. zu 137,10. 143,18 Äugelchen] Flirts (vgl. zu 137,10–11). 143,21 Arbeit und was ich hier vornehmen wollte] Goethe hatte sich sowohl poetische als auch naturwissenschaftliche Arbeiten vorgenommen (vgl. zu 135,9–10 sowie zu 139,20 und 139,21). 143,24 Bübchen] Goethes fünfjähriger Sohn August. 143,24–25 auf unser Haus und Hauswesen] Vgl. zu 65,10. 143,25–26 lege ich dir etwas bey] Nicht ermittelt.
133. An Charlotte Schiller Karlsbad, 25. Juli 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/430,I, Bl. 2–3. – Doppelblatt 18,4(–18,7) × 25,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: An Frau / Hofräthinn Schiller / nach / Jena / fr. Eger., über der Adresse und darunter Reste eines roten Siegels (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41), ferner schwarzer Poststempel: „Carlsbad“, Bl. 2 rechte Hälfte Papierverlust durch Öffnen des Siegels. E: Charlotte von Schiller 2 (1862), 234. WA IV 10 (1892), 281f., Nr 3181 (nach E). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Charlotte Schillers Brief vom 17. Juli 1795 (Ludwig Geiger und Bernhard Suphan: Mittheilungen aus dem Goethe-Archiv. In: GJb 8 [1887], 37f.; vgl. RA 1, Nr 1371), den sie im Auftrag des erkrankten Schiller geschrieben hatte (vgl. Schillers Brief an Goethe, 20. Juli 1795; NA 28, 11). – Ein Antwortbrief Charlotte Schillers ist nicht bekannt. Am 20. Juli 1795 hatte Schiller die Korrespondenz wieder selbst übernommen (vgl. NA 28, 11f., Nr 12).
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Charlotte Schiller geb. von Lengefeld (1766–1826) war die Tochter des schwarzburg-rudolstädtischen Oberforstmeisters Carl Christoph von Lengefeld und dessen 28 Jahre jüngerer Frau Louise. Sie wuchs mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Caroline (1784 verh. von Beulwitz, 1794 verh. von Wolzogen) in Rudolstadt auf, in auskömmlichen, aber etwas engen Verhältnissen: „Ein einziger Tag meines früheren Lebens ist die Geschichte aller. Dieser Gewohnheit an das Einförmige danke ich in späteren Jahren viel Genuß. Ich lernte dadurch auf mir selbst zu ruhen, fremder Hülfe zu meiner Unterhaltung nicht zu bedürfen“, schreibt Charlotte Schiller in ihren „Erinnerungen aus den Kinderjahren“ (Charlotte von Schiller 1, 31). Die Stadt selbst – fand sie – „war klein, der gesellschaftliche Ton so weit hinter andern Orten in der Nähe zurück, daß es einem späterhin dünkte, man sey fünfzig Jahre noch zurück in Allem, was gesellschaftliche Bildung betraf.“ (Ebd.) Immerhin legten die Eltern Wert auf schulische Bildung; Hauslehrer unterrichteten die Schwestern. Charlotte, die jüngere, fand daran nach eigener Aussage wenig Vergnügen: „Ich hatte Unterricht in den Morgenstunden; ich lernte nicht gern, und es war mir peinlich, wenn ich die Stunde schlagen hörte, und mein Lehrer begann eine neue Materie des Unterrichts. Französisch lernte ich auch nicht gern; Zeichnen und Schreiben wurden mir auch schwer. Aber am allerunangenehmsten war mir die Tanzstunde.“ (Charlotte von Schiller 1, 32f.) Sie war gerade neun Jahre alt, als ihr Vater 1775 starb. Nach dessen Tod gewann der Einfluss Charlotte von Steins, einer Freundin der Mutter und Patin der Tochter, an Bedeutung. Auf deren nahe gelegenem Gut Großkochberg war Charlotte von Lengefeld oft zu Besuch. Dort entwickelte sie nicht nur eine vertraute Beziehung zu Fritz von Stein, den sie in Briefen immer wieder „liebes Brüderchen“ nannte (u.a. in den Briefen vom 13. Juni und vom 24. September 1785; Charlotte von Schiller 1, 413 und 415), sondern lernte auch schon als Kind Goethe kennen. Charlotte von Stein führte ihr Patenkind in die Weimarer Hofgesellschaft ein; sie hegte den Plan, ihm als Hofdame der Herzogin Louise eine Stelle am Hof zu verschaffen. Für eine solche Aufgabe schien es nötig, Charlotte von Lengefelds Französisch, die an den Fürstenhöfen dominierende Sprache, zu verbessern. Zu diesem Zweck brach Louise von Lengefeld in Begleitung ihrer beiden Töchter sowie des Verlobten Carolines, des rudolstädtischen Regierungsrats Friedrich Wilhelm Ludwig von Beulwitz, im April 1783 zu einem einjährigen Aufenthalt in der französischsprachigen Schweiz auf, den sie in Vevey am Genfer See verbrachten. Auf der Rückreise kam es im Juni 1784 in Mannheim zu einer kurzen Begegnung mit dem Theaterdichter Schiller. In den folgenden Jahren verbrachte Charlotte von Lengefeld jeweils einige Wintermonate in Weimar, um an Veranstaltungen der Hofgesellschaft teilzunehmen. Carl Ludwig von Knebel gehörte dort zu ihren Verehrern, ohne dass seine Gefühle erwidert worden wären. In dessen Kreis lernte sie – im Spätsommer 1786 (vgl. Charlotte von Schiller 2, 258, Anm. 1) oder Anfang 1787 (vgl. Charlotte von Schiller 2, 141) – den schottischen Hauptmann Henry Heron kennen und verliebte sich in ihn. Die beginnende Be-
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BRIEF 133
ziehung wurde jedoch bald unterbrochen, als Heron um Ostern 1787 zur Rückreise nach England aufbrach, um weiter nach Ostindien zu reisen; dort verliert sich seine Spur. Ende des Jahres, am 6. Dezember 1787, brachte Charlottes Vetter Wilhelm von Wolzogen seinen Freund Schiller mit nach Rudolstadt. Wenige Wochen später trafen sich Charlotte von Lengefeld und Schiller in Weimar wieder. Sommer und Herbst 1788 verbrachte Schiller in Volkstedt und Rudolstadt und verliebte sich in Charlotte ebenso wie in deren Schwester Caroline, die sich ihrerseits beide zu ihm hingezogen fühlten. Im nächsten Jahr verlobte sich Schiller mit Charlotte. Am 22. Februar 1790 vermählten sie sich in Jena, wo Schiller als Professor der Geschichte tätig war. Das Paar bekam vier Kinder: Carl (geb. 1793), Ernst (geb. 1796), Caroline (geb. 1799) und Emilie (geb. 1804). Die jüngste Tochter wurde in Weimar geboren. Dorthin war die Familie im Dezember 1799 umgezogen. Sie wohnte zunächst in der Windischengasse, von April 1802 an im eigenen Haus an der Esplanade (heute Schillerstraße 12). Charlotte verlor durch die Heirat ihren Adelstitel, gewann ihn jedoch zurück, als Schiller im November 1802 nobilitiert wurde. Nach Schillers Tod im Mai 1805 wandte sich Charlotte Schiller wieder stärker dem Hof zu. Insbesondere mit Prinzessin Caroline Louise, die 1810 Erbprinz Friedrich Ludwig zu Mecklenburg-Schwerin heiratete, verband sie ein vertrautes Verhältnis (vgl. ihren Briefwechsel in: Charlotte von Schiller 1, 535–710). Sie setzte die Beziehung zu Schillers Freunden und ihren eigenen, insbesondere zu Charlotte von Stein und Knebel, fort und kümmerte sich um das Andenken ihres Mannes, etwa indem sie Christian Gottfried Körner unterstützte, der die erste Ausgabe von „Friedrich von Schillers sämmtlichen Werken“ (12 Bde. Stuttgart 1812–1815) herausgab (vgl. Körners Briefe an Charlotte Schiller aus den Jahren 1808 bis 1811; Charlotte von Schiller 3, 54–60). Sie begann mit der Aufzeichnung ihrer Erinnerungen; ihre Darstellung von „Schillers Leben bis 1787“ (Charlotte von Schiller 1, 77–104) diente Caroline von Wolzogen als Grundlage ihrer eigenen Schiller-Biographie (vgl. Schillers Leben, verfaßt aus Erinnerungen der Familie, seinen eignen Briefen und den Nachrichten seines Freundes Körner. T. 1. Stuttgart und Tübingen 1830, S. III). Charlotte Schiller sorgte für Erziehung und Ausbildung ihrer Kinder. Wie zuvor war sie auch schriftstellerisch tätig. Zu Schillers Lebzeiten waren etwa Erzählungen in Cottas Damenzeitschrift „Flora“ erschienen: „Die Nonne“ (Erstes Bändchen. Tübingen 1800, S. 163–222), „Die neue Pamela“ (Zweites Bändchen. Tübingen 1800, S. 81–157) und „Die Brüder“ (Drittes Vierteljahr. Tübingen 1802, S. 104–272); Johann Friedrich Ungers „Journal der Romane“ brachte die Erzählungen „Autun und Manon“ (Drittes Stück. Berlin 1801, S. 217–338) und „Der Prozeß“ (Viertes Stück. Berlin 1801, S. 67–191; vgl. NA 16, 225–343). Ob es sich bei den Werken um Übersetzungen, Bearbeitungen oder Originale handelt, ist ungeklärt (vgl. Gaby Pailer. Charlotte Schiller. Leben und Schreiben im klassischen Weimar. Darmstadt 2009, S. 103–127). Im Goetheund Schiller-Archiv werden weitere (unveröffentlichte) Texte Charlotte Schillers auf-
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bewahrt, darunter, neben Gedichten und Balladen, auch Dramatisches – das zweiaktige Lustspiel „Die beyden Wittwen oder Der Brief ohne Aufschrift“ (H: GSA 83/1623), Konzepte unvollendeter Dramen (H: GSA 83/1624–1631) – sowie umfangreiche Vorarbeiten zu einem Roman ohne Titel, in dem es um die Schicksale einer gräflichen Familie Berwick geht (H: GSA 83/1644). Vgl. dazu: „Damit doch jemand im Hause die Feder führt“. Charlotte von Schiller, eine Biographie in Büchern, ein Leben in Lektüren. Bearbeitet von Silke Henke und Ariane Ludwig. Weimar 2015; Charlotte von Schiller als Dramatikerin, Übersetzerin und Leserin Goethes. Hrsg. von Silke Henke und Nikolas Immer. Weimar 2016. Von einigen Reisen nach Süddeutschland zu ihrem Sohn Carl abgesehen, lebte Charlotte Schiller weiterhin in Weimar. In den letzten Jahren ihres Lebens litt sie zunehmend an einer Star-Erkrankung ihrer Augen. Im Sommer 1826 ließ sie sich in Bonn in der Nähe ihres Sohnes Ernst, der in Köln lebte, durch den Augenheilkundler Philipp Franz von Walther operieren. Am 9. Juli 1826 starb sie an den Folgen dieser Operation. Goethe hatte Charlotte Schiller schon als Mädchen im Kreise Charlotte von Steins kennen gelernt. Nach seiner Einschätzung hatte sie nicht geringen Anteil an seiner Freundschaft mit Schiller: „〈…〉 seine Gattin, die ich, von ihrer Kindheit auf, zu lieben und zu schätzen gewohnt war, trug das ihrige bei zu dauerndem Verständnis“ (Glückliches Ereignis; LA I 9, 82). Sie war Zeugin des ersten Zusammentreffens von Goethe und Schiller am 7. September 1788 im Hause Louise von Lengefelds (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 24). Charlotte Schiller selbst verehrte Goethe von Anfang an, las dessen Werke und nannte ihn in ihren Briefen an Caroline Louise von Mecklenburg-Schwerin den ‚Meister‘. Nach einer Lesung von Gedichten Goethes widmete sie ihm das panegyrische Sonett „An Goethe 1808“; dessen erste Strophe lautet: Auch mir ergriffen von des Zaubers Tönen Fühl’ ich das Herz. Mein Lied es möchte zeigen, Nur dir allein, wie ich dem hohen Schönen Zu huldigen vor dir mich möchte neigen. (Charlotte von Schiller 1, 9.) Dies hinderte sie freilich nicht, Christiane Vulpius entschieden abzulehnen; an Caroline Louise von Mecklenburg-Schwerin schreibt sie in einem Brief vom 22. bis 27. Januar 1811: „Ich darf es manchmal gar nicht sagen, wie mich doch des Meisters Lage einengt und im Innern schmerzt; denn mir deucht, ich fühle zuweilen in seiner Seele, daß er irre in sich ist. Welcher Dämon hat ihm diese Hälfte angeschmiedet? Es gehört zu den Räthseln der Menschen-Bestimmung.“ (Charlotte von Schiller 1, 565.) Auch als es bei der Vorbereitung der Herausgabe des Briefwechsels Schillers mit Goethe zu Spannungen zwischen Goethe und der Familie Schillers kam (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 24), blieb sie
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bei ihrer Hochschätzung; Caroline von Wolzogen stellte in einem Brief an Ernst von Schiller vom 6. April 1826 über ihre Schwester fest: „Gegen Gothe u. Cotta hat sie eine ganz wunderliche Deferenz 〈Ehrerbietung, Respekt; von franz. déférence〉 immer gehabt“ (H: GSA 83/2207,1,14; vgl. Schillers Sohn Ernst. Ein Psychogramm in Briefen. Hrsg. und mit einem Vorwort versehen von Hilde Lermann. Frankfurt a. M. und Leipzig 2002, S. 166). Der vorliegende Brief ist der erste überlieferte Brief Goethes an Charlotte Schiller. Wie auch sonst oft antwortet er auf einen Brief, den sie ihm in Vertretung ihres unpässlichen oder kranken Mannes geschrieben hatte. Insgesamt sind über 50 Briefe Goethes an die Adressatin aus dem Zeitraum 1795 bis 1825 überliefert, über 60 Briefe von dieser an Goethe. Der vorliegende Band enthält zwei Briefe, wie die meisten anderen privaten Inhalts. 144,3 Nachricht von Schillers Ubel] Charlotte Schiller hatte im Bezugsbrief geschrieben: „〈…〉 seit 10 tagen regen sich die Krämpfe heftiger, und seit vorgestern wo ein starker Anfall kam ist er noch sehr angegriffen, u. muß unthätig sein.“ (Ludwig Geiger und Bernhard Suphan: Mittheilungen aus dem Goethe-Archiv. In: GJb 8 [1887], 37f.) 144,7–8 Es sind manche 〈…〉 Menschen hier] Über Goethes Bekanntschaften vgl. zu 137,10. 144,12–13 Gearbeitet hab ich dagegen nichts] Im Brief an Schiller vom 19. Juli 1795 hatte Goethe auch schon von einem absoluten Nichtsthun (139,17) gesprochen. 144,14–15 Heute über acht Tage 〈…〉 viel näher.] Goethe traf am 11. August 1795 in Jena ein und fuhr noch am selben Tag zurück nach Weimar.
134. An Christiane Vulpius Karlsbad, 25. Juli 1795 → Weimar ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,4, Bl. 47–48. – Doppelblatt 18,6(–18,8) × 25,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: An Demoiselle / Christiane Vulpius / auf dem Frauenplan / in / Weimar / fr. Eger., über der Adresse und darunter Reste eines roten Siegels (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41), über der Adresse schwarzer Poststempel: „V:Carlsbad“, roter Poststrich. E: WA IV 10 (1892), 280f., Nr 3180 (Eduard von der Hellen).
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E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 144,18 Nun] Goethe war am 4. Juli 1795 in Karlsbad eingetroffen. Schon im vorhergehenden Brief an Christiane Vulpius vom 19. Juli hatte er seine Sehnsucht nach der Daheimgebliebenen zum Ausdruck gebracht (vgl. 143,15–16). 144,18 dem Kleinen] Goethes fünfjähriger Sohn August. 144,20 euch wiedersehen] Goethe traf am 11. August 1795 in Jena ein und fuhr noch am selben Tag zurück nach Weimar. 144,20 Das Wasser bekommt mir sehr wohl] Über die Wirkung der Karlsbader Trinkkuren vgl. zu 137,9–10. 144,21 was mich künftigen Winter quälen könnte] Im Winter 1795/96 war Goethe nicht ernsthaft krank. 144,24 wohlfeil] Preiswert (vgl. Adelung 4, 1596). 144,25–145,1 Ich sehe viel Menschen] Über Goethes Bekanntschaften vgl. zu 137,10. 145,2 Taffent] Taft. 145,3 Aügelchen] Flirts (vgl. zu 137,10–11). 145,5–6 frage 〈…〉 ob ich kommen kann] Goethe hatte es zu Hause gern ‚ordentlich‘ und ‚behaglich‘ (vgl. zu 65,10). 145,6–7 mich in Jena besuchen] Christiane Vulpius kam nicht nach Jena, wo Goethe auf der Rückreise am 11. August 1795 Station machte. 145,7 Meyern] Johann Heinrich Meyer, der in Goethes Haus wohnte.
135. An Friedrich Schiller
Karlsbad, 29. Juli 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 70. – 1 Bl. 18,7(–18,9) × 25,4(–25,7) cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; Vs. oben rechts Empfangsvermerk Schillers: „erhalten 3 August.“. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 184–186, Nr 84. WA IV 10 (1892), 283f., Nr 3183. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 20. Juli 1795 (NA 28, 11f., Nr 12; vgl. RA 1, Nr 1374). – Ein Antwortbrief Schillers ist nicht bekannt. Dessen nächster überlieferter Brief vom 11. August 1795 (NA 28, 25, Nr 23; vgl. RA 1, Nr 1380) bezieht sich auf Goethes Besuch in Jena am selben Tag. Postsendungen: 29. August 1795 (GR/Sonderrechnungen 1795, 2, Bl. 98).
320
BRIEF 136
145,10 früher als ich selbst ankommen] Goethe reiste am 8. August 1795 von Karlsbad ab (vgl. zu 132,3), traf am 11. August in Jena ein und reiste am selben Tag weiter nach Weimar. In einem nicht überlieferten Brief von Ende Juli/ Anfang August 1795 (EB 114) hatte er seine Abreise bereits für den 4. August angekündigt. Der vorliegende Brief traf am 3. August in Jena ein (vgl. Überlieferung). 145,11 Ihr letztes] Der Bezugsbrief. 145,11 Ihr erster Brief] Schillers Brief vom 6. Juli 1795 (NA 28, 3f., Nr 4). 145,12 der zweyte] Damit ist Charlotte Schillers Brief vom 17. Juli 1795 gemeint (Ludwig Geiger und Bernhard Suphan: Mittheilungen aus dem Goethe-Archiv. In: GJb 8 [1887], 37f.; vgl. RA 1, Nr 1371), in dem sie im Auftrag Schillers von dessen schlechter Gesundheit berichtet hatte. Goethe hatte darauf am 25. Juli 1795 (Nr 133) geantwortet. 145,12 der letzte] Der Bezugsbrief vom 20. Juli 1795. 145,12 Posten] Zeitgenössischer Plural von ‚Post‘ (vgl. Grimm 13, 2017). 145,14 daß Sie 〈…〉 gefeyert haben] Schiller hatte im Bezugsbrief berichtet, er habe sich „seit den letzten 12 Tagen 〈…〉 schlimm befunden“ (NA 28, 11) und sei unfähig zum Schreiben gewesen. – feyern: die Arbeit auf eine Zeit lang aussetzen, sich dem Müßiggang hingeben. (Adelung 2, 141). 145,15 meine Tagedieberey] Am 19. Juli hatte Goethe geschrieben, er bringe seine Tage in einem absoluten Nichtsthun zu (139,17), allerdings nicht gezwungenermaßen wie der erkrankte Schiller, sondern freiwillig als Kurgast. 145,16 Gesellschaft] Personen aus dem Umfeld der Familie und der Freunde (vgl. GWb 4, 74). 145,20 Das fünfte Buch] Von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 139,20). Schiller erhielt das Manuskript, zusammen mit dem Anfang des 6. Buches, vermutlich am 11. August 1795, als Goethe auf der Rückreise von Karlsbad in Jena Station machte. Den ersten Teil des 5. Buches hatte Goethe bereits am 11. Juni 1795 an Schiller geschickt (Nr 120, vgl. erste Erläuterung zu 131,23). 145,20 das sechste] Der Anfang des 6. Buches der „Lehrjahre“ (vgl. die vorhergehende Erläuterung). Der Schluss folgte erst im Oktober. Johann Friedrich Unger meldete am 16. Oktober 1795 den Empfang des restlichen Manuskripts zum 3. Band des Romans (Goethe-Unger, 59). 145,21 Epigrammen] Epigramme. Venedig 1790 (vgl. zu 139,21). 145,23 neuen Beyträgen] Schiller hatte im Bezugsbrief „zwey neue Aufsätze“ (NA 28, 11) für die „Horen“ erwähnt: „Ueber griechische und gothische Baukunst“ von Lazarus Bendavid und „Ueber die Idee der Alten vom Schicksal“ von Karl Heinrich von Gros. Beide erschienen im 8. Stück der Zeitschrift. Dort erschien auch der endlich eingetroffene Beitrag von Friedrich Heinrich Jacobi: „Zufällige Ergießungen eines einsamen Denkers in Briefen an vertraute Freunde“ (vgl. zu 125,2 und erste Erläuterung 125,3).
JULI 1795
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146,3 Das sechste Stück der Horen] Es war am 22. Juni 1795 erschienen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 35, 227f., Nr 233). 146,4 K a l v e] Johann Gottfried Calve, Verleger und Buchhändler in Prag. Hier ist wohl eine Bestellung in der „Calveschen Buchhandlung in Carlsbad auf der Wiese in der schönen Königinn“ gemeint, deren gedrucktes Bücherangebot auf Seite 9 auch die „Horen“ enthält (H: GR/Sonderrechnungen 1795, 1, Bl. 13–24). 146,4 Beschlag darauf gelegt] Vorbestellt (vgl. GWb 2, 460).
136. An Christiane Vulpius Karlsbad, 29. Juli 1795 → Weimar ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,4, Bl. 49–50. – Doppelblatt 18,5(–18,7) × 25,5(–25,7) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: An Demoiselle / Christiane Vulpius / auf dem Frauenplan / Weimar., über der Adresse und darunter Reste eines roten Siegels (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41); Bl. 2 am Falz Papierverlust durch Öffnen des Siegels. E: WA IV 10 (1892), 282f., Nr 3182 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 146,7–8 Dieser Brief 〈…〉 bald folgen.] Ähnlich lautet der Eingang zu Goethes Brief an Schiller vom selben Tag (vgl. zu 145,10). Die Bemerkung bezieht sich vermutlich auf Goethes Abreise, die er – wie Schiller auch gegenüber (EB 114) – bereits für den 4. August angekündigt hatte. Er reist jedoch erst am 8. August 1795 ab und kehrte am 11. August 1795 zurück. 146,8–9 das Wasser ist mir 〈…〉 gut bekommen] Über die Wirkung der Karlsbader Trinkkuren vgl. zu 137,9–10. 146,10 Die Gesellschaft] Vgl. zu 137,10. 146,11 ich gebe vielleicht noch einige Tage zu] Am 25. Juli 1795 (Nr 134) hatte Goethe noch geschrieben: 〈…〉 ich zähle die Tage nach denen ich euch wiedersehen werde. (144,19–20.) 146,12–13 daß zu Hause 〈…〉 das beste in der Welt ist] Versicherungen wie diese finden sich immer wieder in Goethes Briefen an Christiane Vulpius. Sehr ähnlich hatte diese etwa Mitte Juli 1793 geschrieben: „Wir wollen uns nur Recht lieb behalten daß ist noch daß beste auf der Welt 〈…〉.“ (H: GSA 28/2, Bl. 253; vgl. Goethe-Christiane 1, 33.) 146,14 das Kind] Goethes fünfjähriger Sohn August.
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BRIEF 137
146,16–17 im Hause 〈…〉 vergnügt antreffen] Wiederholt geäußerter Wunsch Goethes, es zu Hause ‚ordentlich‘ und ‚behaglich‘ vorzufinden (vgl. zu 65,10). 146,17 Hl. Meyer] Johann Heinrich Meyer, der in Goethes Haus lebte.
137. An Friedrich Schiller
Weimar, 17. August 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 72–73. – Doppelblatt 19,4(–19,6) × 22,9(–23,4) cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Schumann), mit egh. Korrektur, Datumszeile und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 187–191, Nr 86. WA IV 10 (1892), 284–286, Nr 3184. BE IL AG E
Manuskript zu den „Epigrammen. Venedig 1790“ (vgl. zu 146,19). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 11. August 1795 (NA 28, 25, Nr 23; vgl. RA 1, Nr 1380). – Schiller antwortete am selben Tag (NA 28, 26–28, Nr 25; vgl. RA 1, Nr 1383). 146,19 die Sammlung Epigrammen] Manuskript zu den „Epigrammen. Venedig 1790“, von denen 103 den Schluss von Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ bilden. 146,20–21 ein Register] Überliefert ist ein eigenhändiges Verzeichnis von 90 Epigrammen nach ihren Anfängen (H: GSA 25/W 67) in der zunächst vorgesehenen Anordnung für den „Musen-Almanach“ (vgl. WA I 1, 437–439; zu H58). Die Reihenfolge im Almanach weicht hiervon erheblich ab. 146,22 nicht auf den Titel] Die Epigramme erschienen anonym. 146,22 Motto’s] Den Epigrammen vorangestellt sind im „Musen-Almanach“ zwei Motti. Das erste stammt von Martial: „Hominem pagina nostra sapit.“ (Epigrammata X 4,10. – Lat.: Unsere Buchseite schmeckt nach Mensch.) Am 3. April 1790 hatte Goethe aus Venedig an Johann Gottfried Herder geschrieben, er werde ein Buch mit Epigrammen mitbringen, die hoff ich nach dem Leben schmecken sollen. (GB 8 I, 190f.) Das zweite Motto ist Horaz’ „Sermones“ entnommen: „Haec ego mecum / Compressis agito labris, ubi, qui datur oti / Illudo chartis. Hoc est mediocribus illis / Ex vitiis unum.“ (I 4, 137–140. – Lat.: Das überdenke ich im stillen, mit geschloßnen Lippen; und find’ ich Zeit dazu, dann bringe ich mal etwas zu Papier. Das ist so eine von jenen leichteren Schwächen 〈…〉.
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[Horaz: Sämtliche Werke. Lateinisch und deutsch. Übersetzt und zusammen mit Hans Färber bearbeitet von Wilhelm Schöne. München 1993, S. 293.]) 146,22–23 Antiquität] Hier: Anknüpfung an Form und Inhalt antiker Vorbilder (vgl. GWb 1, 730). 147,2 Gradation] Steigerung (von lat. gradatio). 147,4 vornherein] Im Sinne von ‚unter die ersten Epigramme‘ (vgl. ähnlich 199,20). 147,4 das venetianische Lokal] Die meisten Epigramme entstanden 1790 in Venedig, während Goethe vom 31. März bis 6. Mai auf die Herzoginmutter Anna Amalia wartete, die er nach ihrer Reise durch Italien zurück nach Weimar begleitete. – Lokal: Örtlichkeit, Lebensraum (vgl. GWb 5, 279). 147,5 Einige die Sie durchstrichen hatten] Die in Goethes Nachlass überlieferten eigenhändigen Konzepthefte H55 und H56 (H: GSA 25/W 61; GSA 25/W 62; vgl. WA I 1, 436f.) weisen zahlreiche Durchstreichungen, Anstreichungen und Unterstreichungen mit Tinte und Bleistift auf. Ob einige von Schillers Hand stammen, lässt sich nicht angeben. 147,5–6 Modification] Mäßigung (von lat. modificatio: richtige Abmessung). – Goethe entschärfte die Epigramme nicht nur in erotischer Hinsicht (z.B. in Nr 72 Dirnchen im Almanach [S. 245] statt Hürchen in H56 [H: GSA 25/W 62, S. 50; WA I 1, 461]), sondern auch in politischer, etwa durch Verallgemeinerung. Das erste Distichon von Nr 51 Könige wollen das Gute, die Demagogen desgleichen, Sagt man, doch irren sie sich, Menschen, ach! sind sie, wie wir. (Musen-Almanach für das Jahr 1796, S. 236; WA I 1, 320) lautete in H55/56 mit konkretem Bezug auf den Thronwechsel im österreichischen Kaiserhaus nach dem Tod Josephs II. im Jahr 1790: Was hat Joseph gewollt und was wird Leopold wollen? Menschen sind sie wie wir, Menschen wir sind es wie sie. (H: GSA 25/W 61 und 62, S. 14; WA I 1, 457.) Auch Kirche und Religion Betreffendes wurde modifiziert; das zweite Distichon von Nr 9 lautet im Almanach: Was der Doge sich denkt, ich weiß es nicht; aber der andre 〈der Nuntius〉 Lächelt über den Ernst dieses Gepränges gewiß. (S. 213.) In H56 heißt es:
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BRIEF 137
Ob der Doge ein Schelm ist? ich weiß es nicht Nuncius, Evangelist, Lügner, Betrüger sind eins. (H: GSA 25/W 61, S. 15; WA I 1, 444; MA/Goethe 3 II, 85.) 147,6 Nro. 78.] Im „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ lautet das 78. Epigramm: Weiß hat Newton gemacht aus allen Farben. Gar manches Hat er euch weiß gemacht, das ihr ein Säkulum glaubt. (S. 247.) Mit Bezug auf H55 (H: GSA 25/W 62, S. 70) heißt es in den „Inventaren des Goethe- und Schiller-Archivs“ zum zitierten Distichon: „Konzept egh, von Schiller(?) durchgestrichen“ (Inventare 2 I, Sp. 486). Der Urheber der Streichung kann nicht mit Sicherheit angegeben werden. 147,7 die Schule] Die, so Goethe 1791, mächtige Schule Isaac Newtons, durch die er seine Nachfolger nötigte, sich an diese Partei anzuschließen, wenn sie nicht besorgen wollten, ganz und gar verdrängt zu werden (Beyträge zur Optik. Erstes Stück, § 10; gedruckt in: LA I 3, 9). Newton nahm an, dass weißes Licht die Mischung von einzelnen Spektralfarben ist. Goethe versuchte nachzuweisen, dass die Farben aus dem Gegensatz von Licht und Finsternis entstehen. 147,9 die Sache fallen lassen] Das erwähnte Gerücht, von dem Goethe u.a. durch Friedrich Heinrich Jacobi erfahren hatte (vgl. 97,26–27), könnte sich darauf beziehen, dass außer den kleinen „Beyträgen zur Optik“ (Erstes 〈und Zweytes〉 Stück. Weimar 1791–1792) keine weiteren wissenschaftlichen Publikationen erschienen waren. Am Schluss der Abhandlung, in der „Nacherinnerung“ zum 2. Stück, hatte Goethe um Nachsicht dafür gebeten, wenn ich langsamer vorwärts gehe, als ich mir es anfangs vorgesetzt und um keinen Fehltritt zu tun, meine Schritte zusammenziehe. (LA I 3, 51.) 147,12 einige Exemplare 〈…〉 besonders] Der Verleger des „Musen-Almanachs für das Jahr 1796“, Salomo Michaelis, schickte die gewünschten Sonderdrucke (Epigramme. Venedig 1790. Neustrelitz 1795; vgl. Schillers Bibliothek, Nr 266) mit seinem Brief vom 28. Dezember 1795 an Schiller: „Beiliegend empfangen Sie endlich 36 Exempl〈are〉 Epigramme 〈…〉.“ (NA 36 I, 71.) Sie trafen am 16. Januar 1796 in Jena ein (vgl. Schillers Kalender, 24). 147,15 wegen der Druckfehler] Schiller teilte im Antwortbrief mit, dass die Fehler schon in der von einem „Copisten“ (NA 28, 28) hergestellten Druckvorlage vorhanden gewesen seien, also nicht auf den Setzer zurückgingen. Er habe die wichtigsten in der ALZ schon anzeigen lassen; im Intelligenzblatt der ALZ vom 15. Juli 1795 heißt es mit Bezug auf das 6. „Horen“-Stück: „Man bittet den Leser folgende Druck- und Schreibfehler zu verbessern: Seite 23 5ter V. anstatt M ä d c h e n lies M ä h r c h e n 〈„Zwölfte Elegie“; vgl. WA I 1, 248,237〉. S. 83 An-
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merk. Zeile 8 nach Z w e c k m ä ß i g k e i t setze: n i c h t 〈23. Brief „Ueber die ästhetische Erziehung“; vgl. NA 20, 387,9〉. S. 118 Z. 11 statt S c h e i d e l. S c h n e i d e 〈27. Brief „Ueber die ästhetische Erziehung“; vgl. NA 20, 408,32〉.“ (Sp. 605.) 147,18 Sobald der Almanach heraus ist] Der „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ erschien Mitte Dezember 1795 (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Musen-Almanach‘ 1796–1800“ in GB 11). 147,18 zu den Elegien und Epigrammen kurze Noten machen] Solche Anmerkungen wurden nicht veröffentlicht. Den Gedanken, die „〈Römischen〉 Elegien“ mit Kommentaren zu versehen, hatte Goethe schon in Nr 112 geäußert (vgl. 127,2–4). 147,21 wie leicht] Möglicherweise Hörfehler für ‚vielleicht‘. 147,23 durch einen Boten] Das heißt: nicht mit der ‚ordinären Post‘, sondern durch einen Expressboten oder mit Hilfe der zwischen Weimar und Jena verkehrenden ‚Botenweiber‘ (vgl. zu 151,1–2). 147,24–25 damit ich den Roman wieder zurück erhalte] Goethe hatte Schiller in Jena am 11. August auf der Rückreise von Karlsbad den Schluss des 5. Buches und das 6. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ zurückgelassen. Schiller schickte das Manuskript noch am 17. August 1795 mit seinem Antwortbrief nach Weimar. 147,26 Anfangs September nach Ilmenau] Goethe reiste, gemeinsam mit Christian Gottlob Voigt, Goethes Kollegen in der Bergwerkskommission, begleitet von seinem fünfjährigen Sohn August am 25. August 1795 zu einer Inspektion des Bergbaus nach Ilmenau (vgl. 152,1). Am 6. September kehrte er zurück. Über Goethes Inspektionstätigkeit vgl. die Erläuterungen zu Nr 147. 147,31 Unterhaltungen, Schluß der letzten Geschichte] Als 4. Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ erschien im 9. „Horen“-Stück 1795 der Schluss der Geschichte von Ferdinand und Ottilie. 147,32 Hymnus] Goethes Hexameter-Dichtung „Auf die Geburt des Apollo. Nach dem Griechischen“, die Übersetzung einer der so genannten Homerischen Hymnen (vgl. WA I 4,321–326). Sie wurde ebenfalls im 9. Stück der „Horen“ 1795 gedruckt. 148,1 Drama und Roman] Der Gedanke, über den „Unterschied zwischen Roman und Drama“ zu schreiben, sei Goethe bei der Arbeit an „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ gekommen, hatte Schiller Christian Gottfried Körner am 2. Juni 1795 mitgeteilt: „Der Roman, sagt er, fodert Gesinnungen und Begebenheiten, das Drama Character und That.“ (NA 27, 189.) Ein Beitrag zu diesem Thema kam nicht zustande. 1797 entstand in Zusammenarbeit mit Schiller der Aufsatz „Ueber epische und dramatische Dichtung“, den Goethe erst 1827 veröffentlichte (in: Ueber Kunst und Alterthum. 6. Band. 1. Heft; vgl. WA I 41.2, 220–224).
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BRIEFE 138/139
148,2 Das Mährchen] Die 5. und letzte Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ im 10. Stück der „Horen“ 1795. 148,6 Fortsetzung des Mährchens] Eine solche kam nicht zustande. 148,7 Noten zu den Elegien und Epigrammen] Goethe versah weder die „〈Römischen〉 Elegien“ noch die „Epigramme. Venedig 1790“ mit Anmerkungen. 148,9 Cellini] Gemeint ist die Übersetzung der Autobiographie des italienischen Bildhauers und Goldschmieds Benvenuto Cellini. Goethe begann erst im Februar 1796 mit der Übersetzung. Sie erschien in zwölf Teilen in den „Horen“ 1796/97 (vgl. „Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“, S. 599–604 im vorliegenden Band). 148,10 Faust] Von Goethes Tragödie war zur damaligen Zeit lediglich ein Fragment im 7. Band der bei Göschen erschienenen Ausgabe von „Goethe’s Schriften“ (Leipzig 1790, S. 1–168) erschienen. Davon wurde eine Sonderausgabe veranstaltet: Faust. Ein Fragment. Von Goethe. Ächte Ausgabe. Leipzig 1790. Obwohl Schiller immer wieder drängte, stellte Goethe erst viele Jahre später den ersten Teil des Dramas fertig. Er erschien im 8. Band der von Johann Friedrich Cotta verlegten Ausgabe von „Goethe’s Werken“ (Tübingen 1808, S. 1–234). In den „Horen“ erschien nichts von „Faust“. 148,12–13 so lange 〈…〉 wieder zu vereinigen] Dieses Bild passt zu dem, was Goethe am 22. Juni 1797 Schiller berichtet: Er habe sich entschlossen, die Arbeit am „Faust“ wieder aufzunehmen und voranzubringen, indem ich das was gedruckt ist, wieder auflöse und, mit dem was schon fertig oder erfunden ist, in große Massen disponire (WA IV 12, 167). – sich 〈…〉 vereinigen: hier mit dem Wasser, also ‚sich wieder aufzulösen‘.
138. An Friedrich Schiller
〈Weimar〉, 17. August 1795 → 〈Jena〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 74. – 1 Bl. 19,3 × 23(–23,3) cm, ½ S. beschr., erster Absatz Schreiberhd (Schumann), übriger Text egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 196f., Nr 88. WA IV 10 (1892), 287, Nr 3185. BE IL AG E
einige Stücke Horen (148,18).
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E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers. – Eine unmittelbare Antwort Schillers ist nicht bekannt. Dessen nächster überlieferter Brief vom 21. August 1795 (NA 28, 28f., Nr 26; vgl. RA 1, Nr 1385) antwortet auf Nr 140 und Nr 142. – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (NA 28, 26–28, Nr 25; vgl. RA 1, Nr 1383). 148,19 Nro I und II] Das 1. und 2. Stück der „Horen“ 1795. 148,19 Schreibpapier] Schillers Zeitschrift wurde zum größeren Teil auf ‚ordinärem Schreibpapier‘, zum kleineren Teil auf höherwertigem ‚Postpapier‘ gedruckt (vgl. zu 116,23–24 und dritte Erläuterung 108,2). 148,20 Nro IV] Das 4. Stück der „Horen“ 1795. 148,20 holländisch Papier] Ursprünglich aus Holland stammendes hochwertiges, feines Papier, das seit dem frühen 18. Jahrhundert auch in anderen Ländern hergestellt wurde. Hier wird der Begriff offenbar synonym mit dem besseren ‚Postpapier‘ gebraucht (vgl. zu 148,19). 148,21 complett] Wann Goethe die gewünschten Hefte erhielt, geht aus dem Briefwechsel nicht hervor. Nach der Liste der „Horen“-Empfänger auf dem Titelblatt von Schillers Kalender für 1796 erhielt Goethe von jedem Stück jeweils drei Exemplare auf Post- und auf ‚ordinärem‘ Papier (vgl. Schillers Kalender, 22). Vgl. zu 126,15. 148,22 Da Meyer nun sich zur Abreise anschickt] Johann Heinrich Meyer brach am 2. September 1795 zu einer Reise nach Italien auf. Sein Aufenthalt dort dauerte zwei Jahre. 148,22–23 Sie bald möglichst besuchen] Goethe und Meyer besuchten Schiller wahrscheinlich am 24. August 1795 (vgl. 151,15–16).
139. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 17. August 1795 → Frankfurt a. M. ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-5022. – Doppelblatt 19,3 × 22,8(–23,1) cm, 1 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 3 Adresse: Herrn / Hofrath Sommerrings / Wohlgel / Franckfurt / am Mayn; Bl. 2 am Rand Papierverlust durch Öffnen der Oblate. – Bl. 2 am Querfalz Einrisse. E: Sömmerrings Leben (1844), 17, Nr 18. WA IV 10 (1892), 287f., Nr 3186 (nach E).
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BRIEF 140
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Der Brief beantwortet Samuel Thomas Soemmerrings Brief vom 10. Juli 1795 (vgl. Soemmerring, Werke 20, 229f., Nr 727; vgl. RA 1, Nr 1365). – Soemmerring antwortete am 1. September 1795 (vgl. Soemmerring, Werke 20, 240f., Nr 733; vgl. RA 1, Nr 1399). 149,1 die Abhandlung über das Foramen centrale] Mit dem Bezugsbrief hatte Goethe die vollständige Abschrift des 1794 bei der Göttinger Akademie eingereichten Beitrags „De Foramine centrali limbo lvteo cincto retinae hvmanae“ erhalten. Ein „Excerpt“ daraus war ihm schon bekannt (vgl. zu 5,13–14). Soemmerring beschreibt in dem Beitrag seine Entdeckung, den gelben Fleck im menschlichen Auge. – Foramen centralis: lat.: Zentralloch; ein rundes Areal in der Netzhaut, die Stelle mit der größten Auflösung und damit des schärfsten Sehens. 149,2–4 ich bin eben beschäftigt 〈…〉 zusammen zu stellen] Goethes Manuskripte zur Wahrnehmung der Farben aus dieser Zeit oder einschlägige Zeugnisse sind nicht überliefert. Es bleibt damit unklar, inwieweit die Entdeckung Soemmerrings in seine Überlegungen einfloss. 149,4 limbus luteus] Lat.: gelblicher Saum; im menschlichen Auge der ringförmige Streifen um den gelben Fleck, den eingelagerte Pigmente so färben. 149,5–6 schick ich Ihnen das Ganze] Eine spätere Sendung ist nicht nachweisbar. 149,9 Recension von Darwin] Mit dem Bezugsbrief war Goethe Soemmerrings ablehnende Besprechung von Erasmus Darwins „Zoonomia or the Laws of organic Life“ (Band 1. London 1794) aus den „Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen auf das Jahr 1795“ zugegangen (Band 2, St. 111 [11. Juli] und St. 112 [13. Juli], S. 1105–1123). Soemmerring kritisierte darin das Fehlen einer systematischen Anordnung des Stoffes und die unangemessene Berücksichtigung des neuesten Forschungsstandes. 149,10–11 warum mir das Buch nicht behagen wollte] Die deutsche Übersetzung „Zoonomie oder Gesetze des organischen Lebens“ durch Joachim Dietrich Brandis (Hannover 1795) hatte Goethe wenige Wochen zuvor erworben und, wie eine Rechnung vom 17. Juni 1795 belegt, von dem Weimarer Buchbinder Unruh binden lassen (GR/Belege 1795, 5, Bl. 29; LA II 9A, 447). Das Exemplar befindet sich in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 644, Nr 4486). – Schon am 1. Juli 1795 hatte er mit Christoph Wilhelm Hufeland in Jena über die Veröffentlichung des Darvin gesprochen (vgl. GT II 1, 43). 149,12 Da ich diese Tage Ihre Nervenlehre wieder vornahm] Goethe hatte die 1791 erschienenen vier Teile des mehrbändigen Lehrbuchs „Vom Baue des menschlichen Körpers“ (Frankfurt a. M. 1791), darunter Teil 5.I, die Hirn- und Nervenlehre, vom Verfasser zum Geschenk erhalten und seitdem bei anatomischen Fragen wiederholt konsultiert (vgl. zu 66,19). 149,13 Ihre Splanchnologie] Dass dieser Teil seines Lehrbuchs sich noch im
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Druck befinde, teilte Soemmerring erst in der Antwort mit (Soemmerring, Werke 20, 240f.). Goethe erhielt den ausstehenden Band 5.II erst am 6. März 1796 (vgl. Soemmerring, Werke 20, 278, Nr 757). Er behandelt die Anatomie der in der Brust und im Abdomen liegenden, mit der Atmung und Verdauung in Verbindung stehenden inneren Organe. – Splanchnologie: Lehre von den Viszera (Griech.:
: Eingeweide und «: Wort, Lehre, Kunde). 149,15 verschreiben] Brieflich bestellen, durch eine schriftliche Bestellung verschaffen (vgl. Grimm 25, 1159). 149,20 die Abhandlung] Vgl. zu 149,1.
140. An Friedrich Schiller
Weimar, 18. August 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 77–78. – Doppelblatt 19,3(–19,5) × 23(–23,3) cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Schumann), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 197f., Nr 89. WA IV 10 (1892), 288f., Nr 3187. BE IL AG E
Hymnus (vgl. zu 149,23). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 17. August 1795 (NA 28, 26–28, Nr 25; vgl. RA 1, Nr 1383). – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 142 – am 21. August 1795 (NA 28, 28f., Nr 26; vgl. RA 1, Nr 1385). 149,23 Hymnus] Auf die Geburt des Apollo (vgl. zu 147,32). 149,24 Zerstreuung] Goethe war erst am 11. August 1795 aus Karlsbad zurückgekehrt, hatte Besuch von Johann Gottlieb Fichte gehabt (vgl. BG 4, 171f.), an seinen „Epigrammen. Venedig 1790“ für die „Horen“ und am Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ gearbeitet, von dem der Schluss des 5. Buches an Johann Friedrich Unger in Berlin geschickt wurde (vgl. dessen Brief vom 25. August 1795; Goethe-Unger, 49), und sich mit der Physiologie des Sehnervs sowie mit Samuel Thomas Soemmerrings Nervenlehre (149,12) beschäftigt. Außerdem war er dabei, die Reise nach Ilmenau vorzubereiten (vgl. zu 147,26). 149,25 Beschluß der Geschichte] Der Erzählung von Ferdinand und Ottilie in der 4. Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ im 9. „Horen“-Stück.
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BRIEF 141
149,25 Mährchen] Es erschien als Schluss der „Unterhaltungen“ im 10. Stück der „Horen“. 150,1–2 einen gedruckten Bogen ausfüllen] Im Antwortbrief teilte Schiller mit, er rechne einem halben Bogen, also 8 Druckseiten (im Oktavformat). Dies entsprach genau dem Textumfang. Zusammen mit dem Hymnus „Auf die Geburt des Apollo“ (9 Seiten) lieferte Goethe etwas mehr als einen Bogen. 150,5 meinem siebenden Buche] Gemeint ist das 6. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ mit den „Bekenntnissen einer schönen Seele“. 150,6 vor der Klippe vorbeygeschifft] Schiller hatte Goethes „Bestreben“ gewürdigt, „durch Vermeidung der trivialen Terminologie der Andacht ihren Gegenstand zu purifizieren und gleichsam wieder ehrlich zu machen“ (NA 28, 27). 150,7–8 haben mich sehr erfreut und ermuntert] Über Goethes Empfänglichkeit für seine Kritik war Schiller seinerseits sehr erfreut und schrieb am 21. August 1795 an Wilhelm von Humboldt: „Bey dieser Gelegenheit habe ich aufs neue erfahren, daß man ihm sehr viel Wahrheit sagen kann.“ (NA 28, 33.) 150,8 die Freundin des sechsten Buchs] Die Figur der Tante Natalies, die ‚schöne Seele‘, deren ‚Bekenntnisse‘ das 6. Buch enthält. Goethe bezieht sich dabei auf Susanna von Klettenberg, seine Vertraute aus Frankfurter Jugendjahren (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 1 II, Nr 74). 150,10 die christliche Religion in ihrem reinsten Sinne] Schiller hatte im Bezugsbrief „den eigenthümlichen Charakterzug des Christenthums“ beschrieben, „der es von allen monotheistischen Religionen unterscheidet“: Er liege „in nichts anderm als in der A u f h e b u n g d e s G e s e t z e s oder des Kantischen Imperativs, an deßen Stelle das Christenthum eine freye Neigung gesetzt haben will.“ (NA 28, 27f.) Diese Harmonie von ‚Pflicht‘ und ‚Neigung‘ entspricht Schillers Idee einer „schönen Seele“ (NA 20, 287), die er in seiner Abhandlung „Ueber Anmuth und Würde“ (1793) entwickelt hatte. 150,11 erst im achten Buche in einer folgenden Generation] Schiller hatte gefunden, „daß über das E i g e n t h ü m l i c h e christlicher Religion 〈…〉 noch zu wenig gesagt sey; daß dasjenige, was diese Religion einer schönen Seele seyn kann, oder vielmehr was eine schöne Seele daraus machen kann, noch nicht genug angedeutet sey.“ (NA 28, 27.) – Natalie, die Nichte, fordert im 8. Buch dazu auf, in ihrer Tante ein Vorbild zu sehen, nicht zum Nachahmen, sondern zum Nachstreben. (WA I 23, 164.) Am Ende des 8. Buches wird Natalie selbst von ihrem Bruder Lothario eine ‚schöne Seele‘ genannt: Ja sie verdient diesen Ehrennamen vor vielen andern, mehr, wenn ich sagen darf, als unsre Tante selbst 〈…〉. (Ebd., 307.) Eine Darstellung des ‚reinsten Christentums‘, die über diese Charakterisierung Natalies hinausgeht, hat Goethe nicht ausgeführt. 150,15 bin ich sehr leise aufgetreten] Im Bezugsbrief heißt es: „Ueberhaupt sind die leitenden Ideen des Ganzen treflich, nur, fürchte ich, etwas zu leise ange-
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deutet.“ (NA 28, 27.) Diese Kritik trägt Schiller später verstärkt in seinen „Wilhelm Meister“-Briefen vom Juni/Juli 1796 (NA 28, 232–248, 251–261) vor. 150,19 Meyer] Johann Heinrich Meyer. 150,20 meine symbolischen Nadeln] Goethe hatte aus Karlsbad Stecknadeln für Charlotte Schiller mitgebracht, die – originalverpackt in Papier mit dem Stempel der Firma „Lorentz Deimel Carlsbaad“ – überliefert sind (vgl. die Abbildung in: Aus dem Hausrat eines Hofrats. Die Ausstellung in Schillers Geburtshaus. Bearbeitet von Michael Davidis und Sabine Fischer, Photographien von Mathias Michaelis [Marbacher Magazin. Sonderheft 77/1997], S. 62). Schiller hatte angefragt: „Meine Frau wünscht zu erfahren, ob die Nadeln in welche Sie das sechste Buch 〈von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“〉 neulich gepackt haben, Symbole von Gewißensbißen vorstellen sollen.“ (NA 28, 28.) Charlotte Schiller hatte möglicherweise das 6. Buch mit den „Bekenntnissen einer schönen Seele“ scherzhaft als eine Art ‚tätiger Reue‘ Goethes verstehen wollen, der ein schlechtes Gewissen habe, weil er dem Christentum abgeschworen hatte (nach freundlichem Hinweis von Norbert Oellers). Dass Goethe hier jedoch wünscht, Charlotte Schiller möge die Nadeln getrost verlieren, deutet an, dass er auch ihre Wirkung nicht wünschte. – Die Nadeln lassen biblische Assoziationen zu: ‚Stacheln‘, die im übertragenen Sinn den Menschen leiten und anspornen, wie die Worte des Weisen in Prediger 12,11. 150,20 gesund] Hier: unbesorgt, getrost (vgl. GWb 4, 146).
141. An Johann Gottfried Herder
〈Weimar, 21. August 1795〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
In dem Brief geht es um Herders Aufsatz „Homer, ein Günstling der Zeit“ (vgl. zu 150,25). Herder schickte ihn, wie von Goethe erbeten (vgl. 151,1–2) und in dessen Brief an Schiller vom 21. August 1795 (Nr 142) angekündigt (vgl. zu 151,9–10), am Samstag, dem 22. August, an Schiller (vgl. Herders Brief an diesen von diesem Datum; NA 35, 299). Der vorliegende Brief stammt also wie der an Schiller vom 21. August 1795. ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 148, Nr 95. WA IV 10 (1892), 290, Nr 3189 (nach E). Textgrundlage: E. – Die Großschreibung von Dir (150,25) entspricht zeitgenössicher Konvention des Drucks, nicht Goethes Schreibgewohnheit.
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BRIEFE 142/143
E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 150,25 Dein Aufsatz] Homer, ein Günstling der Zeit. – Der Beitrag erschien im 9. Stück der Horen 1795. Er behandelt die ‚homerische Frage‘, also die Frage, ob die Epen „Ilias“ und „Odyssee“ als Werke eines einzigen Dichters zu betrachten sind oder ob sie von mehreren Dichtern stammen (vgl. zu 171,17). 151,1–2 morgen mit den Botenweibern 〈…〉 zu schicken] Dies geschah (vgl. Datierung). – Neben der herzoglichen Landespost transportierten Boten, häufig Frauen, Briefe und Pakete zwischen Weimar und den umliegenden Orten; sie gingen samstags und mittwochs von Weimar durch das Mühltal nach Jena und kehrten am Tag darauf zurück (vgl. Werner Bühling: Die Post in Weimar. 〈…〉 Weimar 1995, S. 90f.). 151,2 Vale.] Lat.: Leb wohl.
142. An Friedrich Schiller
Weimar, 21. August 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 79. – 1 Bl. 11,9 × 18,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 199, Nr 90. WA IV 10 (1892), 290, Nr 3188. BE IL AG E
Manuskript zur 4. Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (vgl. zu 151,5). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief bezieht sich auf Goethes Brief vom 18. August 1795 (Nr 140). – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 140 – am selben Tag (NA 28, 28f., Nr 26; vgl. RA 1, Nr 1385). Postsendungen: 21. August 1795 (GR/Belege 1795, 5, Bl. 28). 151,5 mein diesmaliger Beytrag] Manuskript für das 9. Stück der „Horen“ 1795: der Schluss der Erzählung von Ferdinand und Ottilie und die Überleitung zum „Mährchen“, mit dem die „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (im 10. Stück) beendet wurden. Drei Tage zuvor hatte Goethe seine Übersetzung des griechischen Hymnus „Auf die Geburt des Apollo“ ebenfalls für das 9. Stück übersandt (vgl. zu 149,23). 151,7 Herders H o m e r] Herders Aufsatz „Homer, ein Günstling der Zeit“,
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der ebenfalls im 9. Stück der „Horen“ erschien (vgl. auch zu 150,25 sowie 171,17). 151,7 Meyern] Johann Heinrich Meyer. 151,9–10 daß Sie den Aufsatz 〈…〉 erhalten] Goethe sandte das Manuskript am selben Tag an Johann Gottfried Herder (vgl. Nr 141), der es Schiller mit seinem Brief vom 22. August 1795 noch an diesem Tag zukommen ließ (vgl. Schillers Kalender, 10). – Über die ‚Botenweiber‘ vgl. zu 151,1–2. 151,10–11 Die erste Portion 〈…〉 vor Ende des Monats.] Goethe brachte den ersten Teil des Manuskripts seines „Mährchens“ mit, als er Schiller am 24. August 1795 besuchte.
143. An Friedrich Schiller Weimar, 22. August 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 82–83. – Doppelblatt 19,4(–19,6) × 23(–23,3) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Verschlussoblate und Adresse: Herrn / Hofrath Schillers / Wohlgl / Jena / fr, Bl. 2 am Seitenrand Mitte Ausriss durch Öffnen des Oblate. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 201, Nr 92. WA IV 10 (1892), 290f., Nr 3190. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 21. August 1795 (NA 28, 28f., Nr 26; vgl. RA 1, Nr 1385). – Einen Antwortbrief gibt es nicht. Goethe besuchte Schiller am 24. August 1795. Postsendungen: 22. August 1795 (GR/Belege 1795, 5, Bl. 8). 151,13 meine kleine Gabe] Goethe hatte seine Hexameter-Übersetzung „Auf die Geburt des Apollo“ (vgl. zu 147,32) und die 4. Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (vgl. zu 151,5) übersandt. 151,13 zur rechten Zeit] Goethe hatte Schiller aus der Notlage befreit, nicht genug Manuskripte für das 9. Stück der „Horen“ zu haben (vgl. Bezugsbrief). 151,13–15 Die erste Hälfte des Mährchens 〈…〉 kommen] Das „Mährchen“ erschien – nach Ankündigung im 9. Stück – als Ganzes im 10. Stück der „Horen“. 151,15 thulich] Nebenform zu ‚tunlich‘ (vgl. Grimm 21, 456). 151,15–16 Montags] 24. August 1795. 151,16 Meyern] Johann Heinrich Meyer. 151,17 Mittwochs] 26. August 1795.
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BRIEFE 144/145
151,17 nach Ilmenau] Wegen Bergwerksangelegenheiten (vgl. zu 147,26). 151,18 etwa in acht Tagen zurückkomme] Goethe kehrte am 6. September 1795 zurück. 151,19 Botenweiber] Vgl. zu 151,1–2.
144. An Friedrich Schiller
Weimar, 24. 〈25.〉 August 1795 → 〈Jena〉
DAT IE RUNG
Goethes Tagesangabe 24. Aug (152,9) erscheint unsicher. Er brach nach seiner Ankündigung in Nr 143 Mittwochs (151,17) nach Ilmenau auf, also am 26. August 1795. Zu diesem Abreisetermin passt, dass Schiller den vorliegenden Brief laut Eintrag in seinem Kalender erst an diesem Tag erhielt (vgl. Schillers Kalender, 10). Wenn sich demnach die Angabe Morgen frühe (152,1) auf den 26. August 1795 bezieht, ist der vorliegende Brief am Tag zuvor geschrieben worden. Unwahrscheinlich ist, dass der Brief am Abend des 24. August, nach Goethes Rückkehr aus Jena, geschrieben und erst am 25. vor dem Aufbruch nach Ilmenau abgeschickt wurde. ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 84. – 1 Bl. 19,5 × 11,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 202, Nr 93. WA IV 10 (1892), 291, Nr 3191. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief bezieht sich auf Goethes Besuch bei Schiller am 24. August 1795 (vgl. zu 152,4–5). – Schiller antwortete am 29. August 1795 (NA 28, 36f., Nr 32; vgl. RA 1, Nr 1392). 152,1 Morgen frühe] Vgl. Datierung. 152,1 Voigt] Christian Gottlob Voigt, wie Goethe Mitglied der Ilmenauer Bergwerkskommission. 152,4 Meyer] Johann Heinrich Meyer. 152,4–5 daß der gute Effeckt des Mährchens nachgekommen ist] Goethe hatte Schiller vermutlich bei seinem Besuch in Jena am 24. August 1795 den ersten Teil des Manuskripts seines „Mährchens“ für die „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ zur Publikation in den „Horen“ mitgebracht (und möglicherweise vorgelesen). Damit war Schiller offenbar zunächst nicht zufrieden gewesen, wie er Goethe wohl mündlich mitgeteilt hatte. Im Antwortbrief fand Schiller das „Mährchen“ dann „bunt und lustig genug“ (NA 28, 36). Die zweite Hälfte schickte
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Goethe am 26. September 1795 mit der Abschrift des gesamten Textes (vgl. zu 159,14).
145. An Friedrich Schiller Ilmenau, 29. August 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 85–86. – Doppelblatt 17,5 × 21,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Herrn / Hofrath Schiller / nach / Jena / fr., darüber und darunter in zwei Hälften gebrochenes rotes Siegel (Satyr mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41). E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 202f., Nr 94. WA IV 10 (1892), 294, Nr 3194. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers. – Schiller antwortete am 31. August 1795 (NA 28, 37f., Nr 33; vgl. RA 1, Nr 1394). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (NA 28, 36f., Nr 32; vgl. RA 1, Nr 1392), der auf Nr 144 antwortet. Postsendungen: 30. August 1795 (GR/Belege 1795, 5, Bl. 26). Wahrscheinlich ging der Brief per Boten von Ilmenau nach Weimar, dann mit der Post nach Jena. 152,10 gesellig müsigen Carlsbad] In Karlsbad hatte Goethe vom 4. Juli bis zum 8. August ein Leben wie ein ächter Curgast (139,16–17) geführt, nämlich in einem absoluten Nichtsthun (139,17). 152,11 Ilmenau] Goethe hielt sich als Mitglied der Bergwerkskommission vom 26. August bis 6. September 1795 zu einer Inspektion des Bergbaus in Ilmenau auf (vgl. die Erläuterungen zu Nr 147). 152,14 Ich war immer gerne hier] Den ersten seiner zahlreichen Besuche in Ilmenau absolvierte Goethe vom 3. bis 10. Mai 1776 (vgl. seine Briefe an Herzog Carl August vom 4. Mai und an Charlotte von Stein vom 4. und vom 6. Mai 1776; GB 3 I, Nr 97–99), und zwar im Auftrag des Herzogs und damals schon des Bergbaus wegen, dessen Wiederaufnahme das Geheime Consilium kurz zuvor beschlossen hatte. Eine Übersicht über Goethes Besuche in Ilmenau bietet Wolfgang Vulpius (Goethe in Thüringen. Stätten seines Lebens und Wirkens. Rudolstadt 1955, S. 148–150). Von Goethes persönlicher Beziehung zu der Stadt zeugt auch sein Gedicht „Ilmenau / am 3. September 1783“ (WA I 2, 141–147). 152,16–17 ökonomisches Streben] Seit Goethe 1776 das erste Mal nach Ilmenau gekommen war, hatten sich die von einem verwahrlosten Steuer- und Finanzsystem und von Korruption geprägten wirtschaftlichen Verhältnisse der Stadt
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BRIEF 146
gebessert. Neben Holzwirtschaft und Kleinhandel (vgl. die Schilderung Johann Friedrich Kraffts aus dem Jahr 1779; GB 3 II B, 930f., zu 283,1) wurden eine Glashütte und eine Porzellanmanufaktur betrieben. 1784 war der Bergbau wiedereröffnet worden. 152,17 den Ubergang] In E ist der Akkusativ durch den Nominativ ersetzt: der Uebergang, und später heißt es entsprechend ein größerer Verkehr (vgl. dazu 152,18). 152,19–20 Noch habe ich 〈…〉 hierher passte] Vermutlich ist Folgendes gemeint: Goethe hat sich hier in Ilmenau nur mit den hiesigen Bergbauproblemen befasst und konnte sich nicht mit anderem, etwa mit Literarischem, wie mit der Arbeit für die „Horen“, beschäftigen. 152,22 der Ihrigen] Möglicherweise die Region, in der Schiller lebt: nicht nur geographisch Jena (im Gegensatz zu Ilmenau), sondern wohl auch übertragen für ‚Literatur‘ (im Unterschied zum Bergbau).
146. An Christiane Vulpius
Ilmenau, 29. August 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,4, Bl. 51. – 1 Bl. 17,2 × 21,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 293, Nr 3193 (Eduard von der Hellen). BE IL AG E
Ein Pfefferkuchen (153,9). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 153,1 Wir kommen 〈…〉 uns erwartest.] Goethe hielt sich in Begleitung seines fünfjährigen Sohnes August seit dem 26. August 1795 in Ilmenau auf; am 6. September kehrte er zurück. 153,2 Geschäfte] Goethe, der Mitglied der Bergwerkskommission war, führte eine Inspektion des Ilmenauer Bergwerks, insbesondere des Poch- und Waschwerks, durch (vgl. Nr 147 und die Erläuterungen dazu). 153,3 den Kleinen] August Vulpius. 153,4 den Schacht] Der 1784 eröffnete Neue Johannesschacht, der durch eindringendes Wasser immer wieder Probleme bereitete (vgl. GB 8 II, 87f., zu 26,14 sowie Goethes Brief an Christian Gottlob Voigt, 10. September 1792 [GB 9 I, Nr 149]).
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153,4 das Pochwerk] Mit Wasserkraft betriebene Maschine zur Zerkleinerung von roherzhaltigem Gestein, Teil einer Schmelzhütte und eines Eisenhammers. 153,5 die Porzellanfabrick] 1777 gegründet, seit 1792 geführt von dem Erfurter Kaufmann Christian Nonne und dessen Schwiegersohn Ernst Carl Rösch. 153,5 die Glashütte] Die zweite, 1731 durch Herzog Ernst August I. von Sachsen-Weimar und Eisenach in Ilmenau gegründete Glashütte im Hammergrund am Ausgang der Stadt Richtung Manebach. 153,5 die Mühle] Gemeint ist möglicherweise die „Walk- und Marmelmühle“ (H: Stadtarchiv Ilmenau, Abt. 1, Abschn. 25, Nr 13: Acta / Die dem Herrn HofCommissair Georg Wilhelm Hetzer 〈…〉 ertheilte Erlaubniß, seine Walkmühle zu einer Oelmühle einrichten 〈…〉 zu dürfen, betrL., S. 7), deren Besitzer der Ilmenauer Hofkommissar Georg Wilhelm Hetzer war. Sie stand vermutlich an der heutigen Sophienstraße in der Nähe der Ilm (nach freundlicher Auskunft von Martina Arnold, Stadtverwaltung Ilmenau). – Eine Marmelmühle war eine Mühle zum Zerschneiden von Marmorblöcken, aber auch zur Verfertigung von Marmorkügelchen (vgl. Krünitz 84, 790), die als Spielkugeln auch ‚Marmeln‘ oder ‚Murmeln‘ genannt wurden (vgl. Krünitz 54, 645). 153,7–8 hält er sich zu allen Leuten] Sich zu jemandem halten: sich jemandem zuwenden (vgl. Grimm 10, 279), auch: gut auskommen mit jemandem (vgl. GWb 4, 649). 153,9–10 Hl. Meyer] Johann Heinrich Meyer, der in Goethes Haus wohnte. 153,10 das Wasser] Vermutlich hatte Goethe aus Karlsbad, wo er sich vom 4. Juli bis 8. August 1795 zur Trinkkur aufgehalten hatte, Wasser mitgebracht. Auch aus anderen Brunnen bezog Goethe das heilsame Mineralwasser. 153,11 etwas an mich angekommen] Nicht ermittelt. 153,11 Venten] Der Ingenieursoffizier Johann Christoph Gottlob Vent (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 46). Er wurde von Christian Gottlob Voigt nach Ilmenau geschickt (vgl. dessen Brief an Goethe, 31. August 1795; Goethe-Voigt2 1, 198f.). Voigt schrieb: „Vent will dort 〈in Goethes Haus〉 besorgen, daß einige zum Anfahren schickliche Kleidungsstücke mit eingepackt werden.“ (Ebd.) 153,12 Gustel] August Vulpius.
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147. An Christian Gottlob Voigt
BRIEF 147
Ilmenau, 2. September 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: SNM/DLA Marbach, A:Milch, Werner/Autographensammlung, 90. 11. 03/ 1–2. – Doppelblatt 19 × 23,6 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. – Beischluss: Brief von Herzog Carl August an Voigt, 29. August 1795 (vgl. zu 154,7). E: Goethe-Voigt1 (1868), 151–153, Nr 28. WA IV 10 (1892), 295–297, Nr 3196 (nach E). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 31. August 1795 (Goethe-Voigt2 1, 198f., Nr 159; vgl. RA 1, Nr 1395). – Voigt antwortete am 3. September 1795 (Goethe-Voigt2 1, 200–202, Nr 161; vgl. RA 1, Nr 1400). 153,15 Die Gesellschaft Rathgeber] Zu dieser gehörten der Ingenieur und Lieutenant Johann Christoph Gottlob Vent, der Baumeister Johann Friedrich Rudolf Steiner und der Rentkommissar Philipp Seidel, Goethes ehemaliger Diener. Von einem Treffen mit diesen Herren hatte Voigt in seinem Bezugsbrief berichtet. – Hintergrund des Briefes ist eine Inspektionsreise, die Goethe und Voigt, sein Amtskollege in der „Fürstlichen Bergwercks-Commission“, unternahmen. Am 25. August 1795 waren sie in Ilmenau eingetroffen. Voigt konnte nur bis 30. August 1795 bleiben, danach führte Goethe bis zum 5. September 1795 allein die Besichtigungen der Stollen, der Poch- und Waschwerke und der Schmelzöfen durch. Hinzu kamen Beratungen mit den Bergoffizianten, deren Aufgabenverteilung er angehalten war kritisch zu betrachten. Zu diesen Bergoffizianten zählten die Beamten von der Aufsicht des Ilmenauer Bergbaus sowie diejenigen vom dortigen Bergbauamt, der Bergrat Carl Wilhelm Voigt, der Bergmeister Johann Gottfried Schreiber d. Ä., der Hüttenmeister Johann Friedrich Schrader, der Einfahrer Johann Gottfried Schreiber, der Bergrichter Ludwig von Hager und die beiden Rechnungsführer der Kasse Johann Georg Seeger und Johann Adolph Herzog. In den Bergwerken beschäftigt waren die Steiger und Bergleute. – Der Abbau des Kupferschiefers war angesichts der komplizierten tektonischen Verhältnisse am Nordostrand des Thüringer Waldes schwierig, die Technik zur Aufbereitung des Erzes und zur Gewinnung von Silber und Kupfer im Schmelzverfahren nicht auf dem neuesten Stand. Der Betrieb der Anlagen war wirtschaftlich verlustreich und hatte zu Beginn des Jahres sogar eingestellt werden müssen. Erst nach Gewährung neuer Kredite war man in der Lage gewesen, die Arbeiten im März 1795 wiederaufzunehmen. Nach dem im Juni 1795 abgehaltenen Gewerkentag wurde mit Nachdruck gearbeitet, mehr Erz mit mehr Personal denn je gefördert und, durch neuerliche Geldanleihen dazu befähigt, in eine bessere technische Ausstattung der Berg- und Hüttenwerke investiert. Zu den Verhandlungen im Einzelnen, den Mängeln und Versäumnissen, die bei der Bege-
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hung festgestellt wurden und in der nachfolgenden Kommissionssitzung zur Sprache kamen, vgl. die Akten in Goethes naturwissenschaftlichem Nachlass mit Goethes Bemerkungen (H: GSA 26/LXIV,3,2; LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16077a, Bl. 17–24; GSA 62/18; gedruckt in: FA/Goethe I 26, 652–664) sowie den zusammenfassenden Bericht der Kommission vom 20. Oktober 1795 mit einer Beilage vom 1. Oktober 1795 (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16040, Bl. 392–397; gedruckt in: FA/Goethe I 26, 665–671). Dazu auch Steenbuck, Ilmenau-Bergwerk, 253, 269–274. – Zu den Ende Oktober 1795 eingeleiteten Maßnahmen, um die finanzielle Krise des Bergwerks zu überwinden, welche zu dessen Schließung Ende September 1795 geführt hatte, vgl. FA/Goethe I 26, 665–671. 153,16–17 Vent werde ich gleich mit nach den Freybächen nehmen] Zu drei Stauteichen mit Verbindungsgräben zwischen Taubach und Freibach, die Goethe zusammen mit dem im Wasserbau technisch versierten Ingenieursoffizier Johann Christoph Gottlob Vent inspizieren wollte. Wie die anderen künstlich angelegten Teiche und Berggräben dienten sie der Wasserhaltung. Sie sollten die Gruben frei von durch Spalten und Grüfte einlaufendem Gebirgswasser halten. 153,18–19 meine Vorarbeiten] Wohl zum Bericht der Kommission an den Herzog (vgl. zu 313,17–18). 153,20–21 es ist ein böses Geschäft 〈…〉 zu kontrolliren] Die Bergoffizianten werden hier mit den Danaiden verglichen, den 50 Töchtern des Königs von Libyen Danaos aus der griechischen Mythologie, von denen 49 in der Hochzeitsnacht ihre Ehemänner, die Söhne ihres Onkels, erstachen, weil ihr Vater dem Versprechen, dass mit der Vermählung sämtliche Zwistigkeiten unter den Familien beseitigt seien, nicht getraut hatte. In der Unterwelt sind sie dazu verdammt, Wasser mit Krügen in ein löchriges Fass zu schöpfen, womit sie zu einem Sinnbild für fortgesetztes vergebliches Bemühen wurden. 153,24–25 unsere Poch und Wasch Anstalt] Das neue Poch- und Waschwerk südlich des Neuen Johannesschachtes, das noch nicht richtig arbeitete, aber zu der Hoffnung Anlass gab, das so vorbehandelte Erz werde beim Schmelzen mehr Ertrag bringen. Nur dies konnte die Zukunft des gesamten Unternehmens retten. 153,25–154,1 wie unser nächstes Schmelzen betrübte Resultate geben wird] In seiner Antwort ging Voigt auf die pessimistische Sicht Goethes ein: „Daß Ihnen alles Vertrauen auf die Aufbereitung unsres Sand- und SchaalErzes hinfällt, ist mir desto betrübter, weil ich so sehr gewohnt bin, daß Sie sich nicht obenhin, sondern von Grund aus zu decidiren pflegen. Nunmehr also fällt alles aus dem Gebiet des Habens wieder in den Circul des Hoffens! Es ist wirklich mit dem Bergwerk wie mit den christl. Lehren.“ (H: GSA 28/10, Bl. 274.) 154,3 Verbesserung der Anbrüche] Die Suche nach einem besseren Zugang zu der natürlichen Lagerstätte durch intensivere untertägige Aufklärung. – Anbrüche: natürliche Lagerstätten, an denen Mineralien abgebaut werden.
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BRIEF 148
154,5 Bertuch] Der Verleger Friedrich Justin Bertuch, Schatullverwalter des Herzogs, Deputierter der Ilmenauer Gewerken und zusammen mit dem Regierungsrat Friedrich Heinrich Gotthelf Osann deren Generalbevollmächtigter. 154,5 das C. A Ort] Das Carl-August-Ort, einer der drei Vortriebe im Grubenbau des Martinrodaer Stollens. Unter den Orten war dieser der am weitesten entwickelte und damit der erfolgversprechendste. – Ort: Ende eines Grubenbaus, besonders bei der Auffahrung, dem Vortrieb. 154,7 Hirbey ein Brief von Serenissimo] Ein an den Adressaten gerichteter Brief Herzog Carl Augusts vom 29. August 1795 aus Wilhelmsthal (H: LAThHStA Weimar, Familiennachlass Voigt Nr 9, Bl. 200f.) – Serenissimo: Dativ/ Ablativ von lat. Serenissimus (vgl. erste Erläuterung zu 3,17). 154,7 in dem an mich gerichteten] Vermutlich der Brief des Herzogs an Goethe vom selben Tag (Carl August-Goethe2 1, 201f.). Beide Briefe waren per Boten nach Ilmenau gebracht worden. 154,8–9 die fremden Einflüsse] Der Herzog hatte während seines Aufenthaltes in Wilhelmstal die Bekanntschaft von zahlreichen französischen Emigranten gemacht und Goethe bereits in seinem Brief vom 28. August 1795 davon berichtet (Carl August-Goethe2 1, 200f.). 154,7–10 Der Kleine] Der fünfjährige August Vulpius begleitete seinen Vater auf der Reise. Auf dem Weg in die Bergbaustadt hatte er offenbar sein Hütchen verloren. Die von Voigt eingeleitete Suche danach blieb erfolglos, wie er in seinem Bezugsbrief berichet hatte. 154,11–12 Loflerischen Hammer] Der Lefflersche Eisenhammer bei Ilmenau, am rechten Ilmufer gelegen, in der Nähe des Grenzhammers. In diesem Hammerwerk wurde Eisen aus Günthersfelde zu Stab- und Zauneisen verarbeitet. 154,13 Morgen zieht er mit den Bergleuten auf] Zur Erinnerung an den glücklichen Tag, an dem das aufsteigende Flöz angehauen worden war, den 3. September 1792, fand in Ilmenau ein jährlich wiederkehrendes Bergfest statt (vgl. H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16302, Bl. 287 und 290). Auf den 3. September fiel auch der Geburtstag des Herzogs Carl August. Vgl. ferner Nr 148. – aufziehen: aufmarschieren. 154,19 Ihrer Frau Gemahlinn] Johanna Viktoria Voigt. 154,20 thulich] Variante von ‚thunlich‘: geboten, dienlich. 154,20–21 so gehe ich 〈…〉 auf einige Tage hierher] Der Plan wurde nicht umgesetzt. Ein Auftrag des Herzogs verhinderte dies. Gleichwohl setzte Goethe seine Bemühungen um den Bergbau in Ilmenau fort. Anfang Dezember entsandte er den Kammerarchivar Leopold Kruse nach Ilmenau zur Inspektion des Bergbauamtes (vgl. Nr A 61). 154,22 mechanisiren] Hier: die technische Ausstattung mit Maschinen verbessern.
SEPTEMBER 1795
148. An Christiane Vulpius
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Ilmenau, 2. September 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,4, Bl. 52. – 1 Bl. 19,3 × 22,8(–23,1) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse: Demoiselle Vulpius, über der Adresse und darunter Reste eines roten Siegels (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41); Bl. auf der linken Hälfte Mitte Siegelausriss mit Textverlusten 〈mor〉gen und 〈ha〉ben (155,2), auf der Rs. Fehlstelle mit Papier unterlegt. E: WA IV 10 (1892), 294f., Nr 3195 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 154,25–26 Nun, mein Liebchen 〈…〉 hier ab.] Goethe hielt sich in Begleitung seines fünfjährigen Sohnes August seit dem 26. August 1795 in Ilmenau zur Inspektion des Bergbaus auf; am Sonntag, dem 6. September, kehrte er zurück. 154,26 dem Kleinen] August Vulpius. 155,1 Er hält sich mit allen Leuten.] Vgl. zu 153,7–8. 155,1 Berghabit] Bergmannstracht (nach lat. habitus: Kleidung). 155,2 Aufzug] Der alljährlichen Umzug der Ilmenauer Bergleute am 3. September (vgl. zu 154,13). 155,3–4 in die Kirche will er nicht mit hinein] Dies berichtet Goethe auch im Brief an Christian Gottlob Voigt vom selben Tag und fügt hinzu: Es scheint das entschiedne Heidenthum erbt auf ihn fort. (154,14.) 155,6–7 ich hoffe 〈…〉 in guter Ordnung zufinden] Wiederholt geäußerter Wunsch Goethes, es zu Hause ‚ordentlich‘ und ‚behaglich‘ vorzufinden (vgl. zu 65,10). – zufinden: Zusammenschreibung wegen irrtümlichem Silbentrennstrich am Seitenrand der Handschrift. 155,8 will nächste Woche Gäste darauf bitten] Vermutlich am Mittwoch, dem 9. September 1795; laut Carl Ludwig von Knebels Tagebuch waren an diesem Tag außer ihm seine Schwester Henriette, Johann Gottfried Herder und dessen Frau sowie weitere Personen bei Goethe zu Gast (vgl. BG 4, 177).
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149. An Friedrich Schiller
BRIEFE 149/150
Ilmenau, 3. September 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 91. – 1 Bl. 23(–23,3) × 19,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E1: Schiller-Goethe1 1 (1828), 208f., Nr 97 (Teildruck: ohne den Text 155,24–25 Leben Sie recht wohl.). E2: Schiller-Goethe4 1, 72f., Nr 96. WA IV 10 (1892), 297f., Nr 3197. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 31. August 1795 (NA 28, 37f., Nr 33; vgl. RA 1, Nr 1394). Darin wiederholte Schiller Anfragen, die er schon in einem Brief vom 29. August 1795 (NA 28, 36f., Nr 32; vgl. RA 1, Nr 1392) an Goethe gerichtet hatte. Da dieser Brief nach Weimar adressiert war, konnte Goethe ihn erst am 7. September 1795, nach seiner Rückkehr aus Ilmenau beantworten (vgl. Nr 150). – Schiller antwortete am 9. September 1795 (NA 28, 49f., Nr 39; vgl. RA 1, Nr 1401). 155,11 Gelegenheit] Gelegenheit, durch einen Reisenden auf privatem Weg Briefe zu befördern. 155,14 Das Epigramm] Im 29. der „Epigramme. Venedig 1790“ heißt es im zweiten Hexameter unbeständig (Musen-Almanach für das Jahr 1796, S. 223; WA I 1, 314); im Manuskript stand zunächst, wie Schiller im Bezugsbrief schrieb, „unterständig“ (NA 28, 38). 155,16 Der letzte Pentameter des 101 Epigrams] Im Manuskript fehlte nach Schillers Angabe im Bezugsbrief die zweite Hälfte des Pentameters dieses drittletzten der „Epigramme. Venedig 1790“ (vgl. NA 28, 37). 155,18 Das Mährchen wünscht ich getrennt] Schiller hatte vorgeschlagen, „ob wir das Mährchen nicht lieber auf einmal im X Stück geben wollen. Das Publikum ist immer mit dem Abbrechen unzufrieden“ (NA 28, 37). Goethes „Mährchen“ erschien schließlich als letzter Teil der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ als Ganzes im 10. „Horen“-Stück. 155,20 Räzel genug] Vgl. zu 186,31. 155,21 Zug der Horen] Dem Bezugsbrief lag der „Extract der Subscriptionsliste für die Horen bey, den 〈…〉 Cotta heute gesendet hat.“ (NA 28, 37.) Er wurde dem 12. Stück der „Horen“ 1795 beigegeben. Insgesamt kam Schillers Zeitschrift im Jahr 1795 auf rund 1800 Bezieher (vgl. zu 108,5; ferner Schulz, Schillers Horen, 39). – Zug: als Abstraktum des Verbs ‚ziehen‘ entweder transitiv im Sinne von ‚Anziehung‘ oder intransitiv im Sinne von ‚Auszug‘: Schiller hatte im Bezugsbrief geschrieben, heute sei der „ExpeditionsTag der Horen“ (NA 28, 37).
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155,22 Frau von Kalb] Charlotte von Kalb, die von Ende 1794 bis zum Sommer 1799 in Weimar lebte, hatte einen Besuch in Jena gemacht. Am 8. September 1795 schrieb sie an Charlotte Schiller: „Mein kurzer Aufenthalt bei Ihnen war mir sehr wohlthätig. 〈…〉 Goethe sah ich noch nicht 〈…〉.“ (Charlotte von Schiller 2, 224.) 155,24 Sonntag Abend] 6. September 1795. 155,24 Sie bald zu sehen] Erst am 5. Oktober 1795 kam Goethe zu einem kurzen Besuch nach Jena (vgl. Schillers Brief an Wilhelm von Humboldt vom selben Tag; NA 28, 70).
150. An Friedrich Schiller
Weimar, 7. September 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 92. – Doppelblatt 19,5 × 23(–23,3) cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 209–211, Nr 99 (recte: Nr 98). WA IV 10 (1892), 298f., Nr 3198. BE IL AG E
Ein Epigramm (vgl. zu 156,4). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 29. August 1795 (NA 28, 36f., Nr 32; vgl. RA 1, Nr 1392); dieser Brief war nach Weimar adressiert worden, so dass Goethe ihn erst nach seiner Rückkehr aus Ilmenau beantworten konnte. – Schiller antwortete am 9. September 1795 (NA 28, 49f., Nr 39; vgl. RA 1, Nr 1401). Postsendungen: 8. September 1795 (GR/Belege 1795, 5, Bl. 26). 156,1 Das Packet der Horen] Es hatte das 8. Stück der „Horen“ 1795 enthalten, das am 30. August bei Schiller eingetroffen war (vgl. Schillers Kalender, 10). 156,1 Hl. v Humbolds Brief] Wilhelm von Humboldts Brief an Goethe vom 22. August 1795 (Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 50–52, Nr 364). 156,2 als ich von Ilmenau zurückkam] Am 6. September 1795 (vgl. Nr 145 und die Erläuterungen dazu). 156,4 das Epigramm] Das 101. der „Epigramme. Venedig 1790“ (vgl. zu 155,16). Der Verbleib des als Beilage übersandten Manuskripts der Beilage ist nicht bekannt. 156,5 Jakobi’s Aufsatz] Zufällige Ergießungen eines einsamen Denkers in Briefen an vertraute Freunde. – Schiller hatte sich für den „Horen“-Beitrag, bestehend aus
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BRIEF 150
zwei Briefen, am 9. Juli 1795 bei Friedrich Heinrich Jacobi bedankt (vgl. NA 28, 6f.). 156,5–6 Ludwig, Lear und Oedipus] Im ersten Brief (datiert auf den 21. Februar 1793) geht es um die Hinrichtung des französischen Königs Ludwig XVI.: „Ich pflegte ihn vor diesem Zeitpunkt L e a r zu nennen 〈…〉. Nun ist er mir der im heiligen Wetter zum Grabe hinabsteigende, sich verklärende O e d i p u s geworden.“ (Horen. 8. Stück 1795, S. 2.) Dieser Vergleich wird von Jacobi im weiteren Verlauf des Aufsatzes ausgeführt. 156,6 Profaner] Von lat. profanus: ungeweiht, unheilig, gottlos. – Hier mit Bezug auf die religiöse Dimension von Jacobis „Ergießungen“, wohl auch auf die (von Goethe möglicherweise als schwärmerisch-verstiegen empfundene) Identifikation König Ludwigs mit Lear und Oedipus. 156,6–7 das zweyte] Im zweiten Brief (datiert auf den 22. Februar 1793) geht es um die Krise der Religion in einer aufgeklärten Gesellschaft. 156,7–8 Erklärung über Vorstellungsarten] Der Briefschreiber in Jacobis Beitrag, der wie im ersten Brief unter dem Eindruck der öffentlichen Gewalt im Verlauf der revolutionären Ereignisse in Frankreich steht, wendet sich gegen die aufklärerische Vorstellung von der Herrschaft der Vernunft und unternimmt eine Apologie der „Gewalt der Meynung“ (Horen. 8. Stück 1795, S. 17; im Original gesperrt): Es sei „jedem Menschen seine Meynung, mit Recht, die Wahrheit, und er behauptet sie mit Recht, weil die Wahrheit jedes Menschen sein Leben ist.“ (Ebd., S. 19.) Jeder Begrifflichkeit der Vernunft gingen „Vorstellungen und Empfindungen“ voraus; auch die „höchsten Grundsätze“ seien nichts als „ursprüngliche, allgemeine, unüberwindliche Vorurtheile“ (ebd., S. 18; im Original gesperrt). Als Schiller sich für den Beitrag bedankte, schrieb er Jacobi, er habe zwar „in einigen Punkten“ seinen „eigenen Glauben“, würdigte aber die „Liberalität mit der Sie über die Schonung menschlicher Vorstellungsarten sprechen“, und unterstützte deren Verteidigung gegen die „Rigidität und Unduldsamkeit“ philosophischer „Analysten“ und „ReligionsEiferer“ (Brief vom 9. Juli 1795; NA 28, 7). 156,8 s e i n e Vorstellungsart] Möglicherweise Anspielung auf Jacobis explizit religiöse ‚Vorstellungsart‘, wie sie u.a. in der Begründung des von Schiller erwähnten Toleranzgedankens zum Ausdruck kommt. Über die „Wahrheit“ heißt es bei Jacobi: „Sie ist der Odem Gottes, Gottes ausgesandter Geist. Ganz und rein kann der Mensch die Wahrheit nicht empfangen 〈…〉. Laßt uns keine ihrer Erscheinungen verachten! Aber auch keine so verehren, als wär sie in eigener Gestalt die Wahrheit, die hier ganz und Ein für allemal erschienen wäre.“ (Horen. 8. Stück 1795, S. 25.) 156,10 Die gute Aufnahme meines Mährchens] Schiller hatte Goethes „Mährchen“, den Abschluss der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“, im Bezugsbrief als „bunt und lustig genug“ und als „Produktion einer sehr fröhlichen Stimmung“ (NA 28, 36) gewürdigt und hinzugefügt: „Meiner Frau hat es viel Vergnügen gemacht; sie findet es im Voltairischen Geschmack, und ich muß ihr
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Recht geben.“ (Ebd.) Damit stellt Schiller das „Mährchen“ in die Tradition der ‚Contes philosophiques‘ (franz.: Philosophische Erzählungen), als deren Vertreter Voltaire (Zadig, ou La destinée [1747. – Zadig oder das Verhängnis]; Micromégas [1752]) hier vermutlich aufgerufen wird. 156,11–12 des Alten von Ferney] Voltaire lebte von 1758 an bis kurz vor seinem Tod auf seinem Gut Ferney in der Nähe von Genf. 156,12 spuckt] Spucken: im 18. Jahrhundert alternative Schreibweise von ‚spuken‘ (vgl. Grimm 17, 214). 156,13 Intention] Hier im Sinne von ‚Struktur‘, ‚Konzeption‘ eines Kunstwerks (vgl. GWb 5, 49). 156,15 Die zweyte Hälfte des Mährchens] Goethe schickte das Manuskript mit seinem Brief vom 26. September 1795 (Nr 156). 156,15–16 Schluß des sechsten Buches] In Nr 157 kündigte Goethe die Absendung des Manuskripts von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ für Montag, dem 5. Oktober 1795, an (vgl. 160,12). Johann Friedrich Unger in Berlin bestätigte den Empfang jedoch erst in seinem Brief an Goethe vom 16. Oktober (Goethe-Unger, 59). 156,18 Ihr erster Ausritt ins Gebiet der Dichkunst] Schiller arbeitete an Gedichten für seinen „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Musen-Almanach‘ 1796–1800“ in GB 11). Sechs Jahre lang hatte er historische, philosophische und poetologische Studien getrieben. Das erste Gedicht, mit dem er zur Dichtung zurückgekehrt war, war nach eigener Angabe die „Poesie des Lebens“ (vgl. seinen Brief an Goethe, 12. Juni 1795 [NA 27, 193]; es erschien erst im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“). Es folgten Gedichte für die „Horen“ und den „Musen-Almanach“, darunter die großen Gedichte „Das Reich der Schatten“ (entstanden im Juli/August 1795, erschienen im 9. „Horen“-Stück), „Das verschleierte Bild zu Sais“ (enstanden im August, erschienen im 9. „Horen“-Stück) und „Elegie“ (entstanden im August/ September 1795, erschienen im 10. „Horen“-Stück) sowie „Der Tanz“, „Die Macht des Gesanges“, „Die Ideale“ und „Würde der Frauen“ (entstanden von Juni bis August 1795, erschienen im „Musen-Almanach für das Jahr 1796“). Im Bezugsbrief hatte Schiller über seine schwache Gesundheit geklagt: „Ich fürchte, ich muss die lebhafte Bewegungen büssen, in die mein Poetisieren mich versetzte.“ (NA 28, 37.) – Dichkunst: versehentlich für ‚Dichtkunst‘. 156,21 behalten mich lieb] Ähnlich nicht nur in Briefen an Schiller – wie in Nr 201 (vgl. 205,17), ferner in den Briefen von Ende Mai und vom 10. Dezember 1796 (vgl. WA IV 11, 84 und 288) sowie vom 24. Februar 1798 (vgl. WA IV 13, 74) –, sondern auch an andere Adressaten (von Christiane Vulpius abgesehen), z.B. in Nr 11 und Nr 94 an Friedrich Heinrich Jacobi (38,14–15 und 115,14), Nr 15 an Charlotte von Kalb (41,25), Nr 20 an Christian Gottlob Voigt (49,4) oder Nr 50 an Johann Heinrich Meyer (78,24).
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BRIEF 151
151. An Friedrich Schiller Weimar, 14. September 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 98–99. – Doppelblatt 19,5 × 22,9(–23,3) cm, 1 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 rotes Siegel (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41) und Adresse: Des / Herrn Hofrath / Schillers / Wohlgel / Jena / fr, Bl. 2 Seitenrand Mitte Siegelausriss. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 216–218, Nr 101. WA IV 10 (1892), 299f., Nr 3199. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 13. September 1795 (NA 28, 51f., Nr 41; vgl. RA 1, Nr 1403). – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 153 – am 18. September 1795 (NA 28, 58f., Nr 47; vgl. RA 1, Nr 1406). Postsendungen: 14. September 1795 (GR/Belege 1795, 5, Bl. 28). 156,24–25 Besuch 〈…〉 nicht gelungen ist] Nach seiner Rückkunft aus Ilmenau am 6. September hatte Goethe die Ausstellung der Weimarer Zeichenschule besucht (vgl. AS 2, 462), die 1795 nicht wie gewöhnlich am Geburtstag des Herzogs, am 3. September, eröffnet worden war, sondern erst am 7. September (vgl. LATh-HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 67f.). Goethe war am 8. und 13. an der fürstlichen Tafel (vgl. FB 1795, S. 206 und 209), hatte am 9. Besuch von Carl Ludwig von Knebel und Johann Gottfried Herder und besuchte am 14. seinerseits Knebel (vgl. BG 4, 177). – Goethe besuchte Schiller am 5. Oktober (vgl. zu 164,1). 156,25–26 Meyer bereitet sich zur Abreise] Johann Heinrich Meyer brach am 2. Oktober 1795 nach Italien auf. 156,26–157,1 eine kolorirte Zeichnung von den drey Parzen] Die Aquarell- und Federzeichnung ist in den Kunstsammlungen zu Weimar überliefert (KSW, Museen, Inv.-Nr KK 1953; abgebildet in: Reise ins unterirdische Italien. Grotten und Höhlen in der Goethezeit. Katalog im Auftrag des Freien Deutschen Hochstifts 〈…〉 und des Goethe-Museums Düsseldorf 〈…〉 bearbeitet und hrsg. von Fritz Emslander. Karlsruhe 2002, S. 162). Sie wurde Vorlage zur Titelvignette von Christoph Wilhelm Hufelands weit verbreitetem Werk „Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern“ (Jena 1797), gestochen von Christian Friedrich Stoelzel. Herder beschreibt seinen Eindruck von der Zeichnung in seinem Gedicht „Die Parzen. Ein Gemählde von Heinrich Meyer“: Die Schicksalsgöttinnen seien nicht wie gewöhnlich als „Graue Töchter der Nacht“ dargestellt, sondern als freundliche „Jungfraun“ (Suphan 29, 127 und 128). 157,5 nach den Alpen] Goethe plante eine dritte Reise nach Italien (nach
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1786–1788 und 1790). Wegen der unsicheren politischen Situation infolge des Ersten Koalitionskriegs – Napoleon Bonaparte begann 1796 seinen Italienfeldzug – trat er sie letztlich jedoch nicht an. Zweck der Reise sollte ein enzyklopädisches Werk über Italien sein, das nicht ausgeführt wurde. Überliefert sind jedoch umfangreiche Vorarbeiten dazu (vgl. zu 172,8–9). Über die Vorbereitungen berichtet Goethe auch im Brief an Schiller vom 25. Oktober 1795 (Nr 168) und im Brief an Meyer vom 16. November 1795 (vgl. Nr 176 und die Erläuterungen dazu). Statt nach Italien reiste Goethe vom 30. Juli bis 20. November 1797 zum dritten Mal in die Schweiz, wo er ausgedehnte Studien zur Natur, Volkskunde, Ökonomie, Politik und Kunst unternahm. 157,5 Die Mineralogie] In E heißt es: Die mineralogische und geologische Base (S. 217). 157,12 An die Horen dencke ich täglich] Goethe arbeitete am 2. Teil seines Mährchens (vgl. 156,15). 157,15 Der gezüchtigte Tersit] Gemeint ist der Berliner Prediger und Schriftsteller Daniel Jenisch. Er hatte im März und April 1795 im „Berlinischen Archiv der Zeit und ihres Geschmacks“ (Band 1, S. 249–254 und 373–377) einen Aufsatz „Ueber Prose und Beredsamkeit der Deutschen“ veröffentlicht, in welchem er verschiedene „Horen“-Beiträge angriff, vor allem Schillers Briefe „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“. Sie seien, schrieb Jenisch, „voll unerträglicher Unbestimmtheiten und undurchdringlicher Dunkelheiten“ (S. 251f.) Überhaupt beklagte er „die entschiedenste Dürftigkeit oder vielmehr Armseligkeit der Deutschen, an vortreflichen c l a s s i s c h - p r o s a i s c h e n We r k e n jeder Gattung“ (S. 250). Goethe war Jenisch darauf mit seinem Beitrag „Litterarischer Sanscülottismus“ (Horen 1795. 5. Stück, S. 50–56; WA I 40, 196–203) entgegengetreten und hatte ihm ungebildete Anmaßung vorgeworfen (WA I 40, 197). In seiner „Berichtigung eines auffallenden Mißverständnisses in den Horen“, im SeptemberHeft des „Berlinischen Archivs der Zeit“ (Band 2, S.239–244) unternahm Jenisch nun den Versuch einer Wiedergutmachung, indem er Goethe „für einen edeldenkenden deutschen Patrioten, für einen scharfsinnigen Beobachter der Geschichte und des Ganges der vaterländischen Litteratur, für einen Mann von erleuchtetem Geist und richtiger Kritik“ erklärt: „Aber dieser edle Mann hat mich mißverstanden 〈…〉.“ (S. 239f.) – Nach der „Ilias“ war Thersites „der häßlichste Mensch unter allen Griechen vor Troja“, der „seiner unverschämten Reden wegen“ von den homerischen Helden als „Lästermaul“ (Hederich, 2345) verachtet wurde. 157,16 das Stück] Das September-Heft des „Berlinischen Archivs der Zeit und ihres Geschmacks“ (vgl. vorhergehende Erläuterung). 157,19 die Subscribenten der Horen eher vermehren] Dies trat nicht ein (vgl. zu 108,5). – Goethe scheint den Satz später als unkorrekt empfunden zu haben; in E heißt es sich eher vermehren (S. 218).
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152. An Charlotte von Kalb
BRIEFE 152/153
〈Weimar, Mitte September 1795〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Als Antwort auf den Brief Charlotte von Kalbs von Mitte September 1795 ist der vorliegende Brief wohl wenig später entstanden. ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/257,I. – Doppelblatt 11,3 × 18,9 cm, Bl. 2 unterer Teil (9,4 cm) entlang der Faltung abgerissen, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 3 Adresse: Fr. Major von Kalb, an der oberen Ecke Papierverlust; Einrisse entlang der Faltungen. E: Köpke (1852), 141 (nach h [Biblioteka Jagiello´nska Kraków 〈Krakau〉, Varnhagen-Sammlung Kasten 71]). WA IV 10 (1892), 300, Nr 3200 (nach E) (vgl. Hinweis auf H in WA IV 30 [1905], 259). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet einen auf Mitte September 1795 datierten Brief Charlotte von Kalbs (Kalb-Goethe, 52f., Nr XII; vgl. RA 1, Nr 1404). – Ein Antwortbrief Kalbs ist nicht bekannt. Deren nächster Brief von Anfang Oktober 1795 (Kalb-Goethe, 53, Nr XIII; vgl. RA 1, Nr 1431) weist keinen Bezug zu vorliegendem Brief auf. 157,22 daß ich auch oft an Sie dencke] Im Bezugsbrief heißt es: „An einen Ort mit Ihnen zu wohnen – Von Ihnen gekannt zu seyn Ihres Wohwollens versichert – Sehr oft an Sie zu dencken – 〈…〉 und Sie nie zu sehn! es ist doch sonderbar!“ (H: GSA 28/10, Bl. 278.) An Charlotte Schiller hatte Charlotte von Kalb am 8. September 1795 gschrieben: „Goethe sah ich noch nicht 〈nach seiner Rückkehr aus Karlsbad am 11. August 1795〉 〈…〉. Meyer sagte mir, er habe schon längst mich besuchen, mich zu sich einladen wollen; aber sein M i ß s t a n d m i t d e r g a n z e n S o c i e t ä t hier macht, daß er auch für mich verloren ist. Das könnte, das sollte anders sein.“ (Charlotte von Schiller 2, 224f.) 157,25 bewenden] Bleiben (vgl. GWb 2, 611). 157,25 Heute Abend] Das genaue Datum konnte nicht ermittelt werden. 157,26 Hl. Gemahl] Heinrich von Kalb.
SEPTEMBER 1795
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153. An Friedrich Schiller Weimar, 16. September 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 100–101. – Doppelblatt 19,5 × 23(–23,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 rotes Siegel (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41) und Adresse: Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena / fr., Bl. 2 Seitenrand Mitte Siegelausriss. – Bleistiftkorrektur Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 74): 158,7 Gentsch⎡z⎤. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 218f., Nr 102. WA IV 10 (1892), 301, Nr 3201. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet wie Nr 151 Schillers Brief vom 13. September 1795 (NA 28, 51f., Nr 41; vgl. RA 1, Nr 1403). – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 151 – am 18. September 1795 (NA 28, 58f., Nr 47; vgl. RA 1, Nr 1406). 158,1 Anfrage wegen der Brücke] Schiller hatte im Bezugsbrief angefragt: „Ich wünschte zu wißen, ob es bey Vicenza ist, wo die schöne Brücke mit Einem Bogen (über die Etsch wie ich denke) geführt ist. 〈…〉 Ich brauche diese Brücke zu einem Hexameter.“ (NA 28, 51.) In Schillers „Elegie“, die im Oktober 1795 in den „Horen“ erschien, heißt es: „Leicht wie der Iris Sprung durch die Luft, wie der Pfeil von der Senne / Hüpfet der Brücke Joch über den brausenden Strom.“ (V. 131f.; NA 1, 263.) Möglicherweise erinnerte sich Schiller an Johann Jacob Heinses Roman „Ardinghello und die glückseeligen Inseln“ (2 Bde. Lemgo 1787); darin ist von einer „Brücke zu Vicenza über den Bacchilion“ die Rede, „so leicht und reizend und sicher in ihrem Bogen, wie ein beherzter Amazonensprung“ (Band 1, S. 50). 158,2–3 Bey Vicenz ist keine merckwürdige einbogigte Brücke.] Vermutlich verwechselte Goethe, wenn er Bey Vicenza schreibt, die auf einen Entwurf Andrea Palladios von 1569 zurückgehende Brücke (mit drei Bögen) über den Tesina bei Torri di Quartesolo, im Umland östlich Vicenza gelegen, mit der Ponte San Michele. Noch heute wird jene in der Stadt gelegene Brücke über den Retrone, eine einbogige Brücke, die der Rialto-Brücke in Venedig ähnlich ist, benutzt. Sie wurde zwischen 1621 und 1623 von dem aus Vicenza stammenden Architekten Giovanni Battista Albanese durch Umbau einer vorhandenen Brücke errichtet, nach Plänen von Tommaso und Francesco Contini. Im 18. Jahrhundert galt sie bisweilen als Werk des (in Venedig und Vicenza tätigen) Renaissance-Architekten Palladio. 158,3 Die zwey daselbst] Neben der Ponte San Michele gab es in Vicenza noch die Ponte degli Angeli. Palladio entwarf 1561 die Erweiterung dieser dreibogigen mittelalterlichen Brücke über den zweiten Fluss der Stadt, den Bacchiglione, die auf das Teatro Olimpico zuführt. (Die Brücke wurde mehrfach umgebaut.)
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BRIEF 154
158,3 Palladio] Andrea Palladio (vgl. zu 158,2–3). 158,6 Pater peccavi des litterarischen Sanskulotten] Gemeint ist die „Berichtigung eines auffallenden Mißverständnisses in den Horen“ von Daniel Jenisch (vgl. weiter zu 157,15). – Pater peccavi: lat.: Vater, ich habe gesündigt. So beginnt im Lukas-Evangelium das Bekenntnis des verlorenen Sohnes bei der Rückkehr zum Vater (Lukas 15,21). – Sanskulotten: Als ‚Sansculotten‘ (franz.: ohne Kniebundhosen) wurden im 18. Jahrhundert Arbeiter, Handwerker und Kleinbürger bezeichnet, die im Gegensatz zu den Adligen keine ‚culottes‘, sondern lange Hosen trugen. In der Französischen Revolution wurden damit die revoltierenden unteren Stände bezeichnet. 158,7 Gentsch] Gemeint ist Friedrich Gentz (vgl. Goethes Korrektur für E in der Überlieferung). Er war Herausgeber der in Berlin erscheinenden „Neuen Deutschen Monatsschrift“, die sich lobend über Schillers Briefe „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“ ausgesprochen hatte. In einer Fußnote seines Aufsatzes „Ueber den Einfluß der Entdeckung von Amerika auf den Wohlstand und die Cultur des menschlichen Geschlechts“ (August 1795. Band 2, S. 269–319) zitiert Gentz mit Blick auf revolutionäre Entwicklungen in der Gesellschaft den 5. von Schillers Briefen: „Die loßgebundne Gesellschaft, anstatt aufwärts in das organische Leben zu eilen, fällt in das Elementarreich zurück.“ (S. 317; vgl. Horen 1795. 1. Stück, S. 23 [NA 20, 319].) Er fügt hinzu: „Diese erhabnen Aufsätze liefern 〈…〉 den Text zu allem, was sich großes und trefliches über diesen Gegenstand denken und sagen läßt.“ (S. 317.) 158,10–11 ob man nicht 〈…〉 Hoffnung und Furcht verbreitete] Aus diesen Überlegungen entwickelte sich im Dezember 1795 die Idee zu den „Xenien“ (vgl. zu 202,7–8). 158,12 Nächstens besuchen wir Sie.] Johann Heinrich Meyer besuchte Schiller am 2. Oktober 1795, bevor er nach Italien aufbrach (vgl. Schillers Brief an Wilhelm von Humboldt, 5. Oktober 1795; NA 28, 70). Goethe kam am 5. Oktober für einen Tag nach Jena. 158,12 das Mährchen] Das Manuskript des ersten Teils von Goethes „Mährchen“, das den Abschluss der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ bildet. 158,13 es soll vollendet zurück kehren] Goethe schickte das vollständige Manuskript am 26. September 1795 mit Nr 156 nach Jena zurück.
SEPTEMBER 1795
154. An Caroline Herder
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〈Weimar, 22. September 1795〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Nach dem Empfangsvermerk (vgl. Überlieferung). ÜBE R L IE FE RU N G
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin. – Doppelblatt 19,2(–19,4) × 22,8(–23) cm, 1⁄3 S. beschr. (S. 1), egh., Tinte; S. 1 oben links Zählung „Nro 1.“, von fremder Hd (Caroline Herder), oben Mitte von derselben Hd: „Antwort von Goethe.“, unter dem Text links von derselben Hd Empfangsvermerk, Tinte: „den 22. Sept. 95.“; S. 4 Adresse: Frau Vicepräsident / Herder, links daneben rotes Siegel (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41); Bl. 2 obere rechte Ecke Papierverlust durch Öffnen des Siegels. E: Bernhard Suphan: Goethe und Herder von 1789–1795. II. Das Zerwürfnis. 1795. In: Preußische Jahrbücher 43 (1879), S. 142–183, hier S. 157. WA IV 10 (1892), 302, Nr 3203. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Caroline Herders Brief vom 21. September 1795 (AS 2, 438–440, Nr 87 A und 3, 177f.; HB 7, 446f., Nr 14; vgl. RA 1, Nr 1408). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Im Sommer 1789 hatte sich Johann Gottfried Herder entschieden, einen Ruf an die Universität Göttingen abzulehnen (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB II 8, zu Nr 104). Er blieb in Weimar, weil Herzog Carl August ihm finanzielle Zugeständnisse machte. Dieser hatte im Brief an Goethe vom 3. Mai 1789 u.a. erklärt, er wolle Herders Schulden bezahlen, sowie angekündigt: „Will ich für die Kosten des studirens seiner 〈Herders〉 Kinder und für deren Unterkommen sorgen.“ (Carl August-Goethe2 1, 140.) Herders ältester Sohn Gottfried studierte seit 1792 in Jena Medizin, August war mit seinem Bruder Wilhelm 1794/95 in einem Erziehungsinstitut im schweizerischen Neuchâtel untergebracht und Adelbert nach Hedersleben (südöstlich von Halberstadt) geschickt worden, um die Landwirtschaft zu erlernen. Nach Auffassung Caroline Herders hatte der Herzog seine frühere Zusage nicht in vollem Umfang erfüllt und damit Anteil an den finanziellen Problemen der Herderschen Familie, die darüber hinaus durch Krankheiten und Kuraufenthalte Herders verschärft wurden. In dieser Situation hatte sich Caroline Herder – ohne Wissen ihres Mannes, wie sie selbst erklärt – mit einem Brief vom 21. September 1795 an Herzogin Louise gewandt und am selben Tag Goethe über „die wesentlichen Puncte des Briefs“ (HB 7, 446) unterrichtet, indem sie dessen Inhalt ausführ-
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BRIEF 155
lich zitiert. Sie rechnet der Herzogin detailliert die Aufwendungen für ihre Kinder vor und schreibt: „Wie schwer es uns fällt diese Ausgaben zu bestreiten ist leicht zu erachten. Mein Mann hat, ohne Vernachläßigung seiner Pflichten es nicht an Privatfleiß mangeln lassen, um hinreichend durch seine Schriften zu erwerben. Wie wehe thut es uns aber, daß wir von diesem Erwerb nichts, gar nichts für unsre Tochter 〈die 14-jährige Luise〉 zurücklegen können, worauf wir so sicher rechneten. Dieses u. der Gedanke an Rinaldo 〈Herders jüngsten Sohn〉, der bei der schwankenden Gesundheit seiner Eltern vielleicht unerzogen u. unversorgt zurückbleiben kann, macht es zur Pflicht, das Versprechen S〈einer〉 Durchl〈aucht〉 nicht als ungeschehen anzusehen. In wiefern u. auf welche Weise wir die Erfüllung davon hoffen u. erwarten können, dies lege ich ganz u. einzig in Euer Durchl〈aucht〉 Hand. 〈…〉 Ich bin aber gewiß, daß Euer Durchl〈aucht〉 mit Ihrer gewohnten Grosmuth nicht wollen, daß eine Hoffnung, aufs freiwillige Versprechen des Herzogs gebaut, u. wir als einen etwaigen Ersatz der mannichfaltigen Vortheile in Göttingen ansahen, nicht ganz getäuscht werde.“ (HB 7, 448.) Am Schluss des Bezugsbriefs wendet sich Caroline Herder an Goethe: „Haben Sie noch einiges Mitgefühl für meinen Mann, nur ein Gefühl von Gerechtigkeit für ihn, o so reden Sie ein gutes Wort dazu; Lassen Sie ihn nicht in der Mislage u. Täuschung unterliegen, die von den ersten Monathen seines Bleibens anfing u. sich so wesentlich vermehrt hat. 〈…〉 Helfen Sie, ich bitte dringend, daß der Herzog die Bedingungen erfüllt, unter denen mein Mann geblieben ist. 〈…〉 Glauben Sie nur, das Uebel ist auf einen hohen Grad gekommen, u. ich befürchte oft die unangenehmsten traurigsten Folgen. Gewiß ist es, daß mein Mann physisch diesen Zustand nicht mehr lange ertragen kann.“ (HB 7, 446f.) Herzogin Louise antwortete Caroline Herder wenige Tage später, sie „habe mit dem Herzog gesprochen, der mir keine bestimte antwort darauf gegeben hatt; ich zweifle aber nicht einen augenblick daß alles gut gehen wird.“ (Preußische Jahrbücher 43 [1879], S. 157.) Ob Goethe, wie er hoffte, bald eine gute Nachricht (158,18–19) vermeldete, ist ungewiss. Ein entsprechender Brief ist jedenfalls nicht überliefert. – Caroline Herder versah den vorliegenden Brief mit dem Vermerk „Nro 1.“ (vgl. Überlieferung); Goethes Briefe vom 28. und 30. Oktober 1795 (Nr 169 und Nr 171) sind als „Nro 4.“ bzw. „Nro 6.“ bezeichnet (vgl. jeweils die Überlieferung). Auch ihre eigenen Briefe, die lediglich in einer von ihr selbst angefertigten Abschrift vorhanden sind (vgl. Hans Dietrich Irmscher und Emil Adler: Der handschriftliche Nachlass Johann Gottfried Herders. Wiesbaden 1979, S. 312, Kapsel 109, 111 und 113), nummerierte sie, so dass sich folgende Zählung ergibt: Caroline Herder an Goethe, 21. September = Nr 1 Goethes Antwort, 22. September = Nr 1 Caroline Herder an Goethe, 14. Oktober = Nr 2 Goethes Antwort, 28. Oktober = Nr 4
SEPTEMBER 1795
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Caroline Herder an Goethe, 29. Oktober = Nr 5 Goethes Antwort, 30. Oktober = Nr 6 Vermutlich hat Caroline Herder nach der doppelten Vergabe von Nr 1 das Versehen dadurch korrigiert, dass sie eine Nr 3 überging und mit Nr 4 fortfuhr. Die lückenhafte Nummerierung lässt nicht auf einen Brief Goethes schließen, der nicht überliefert wäre. In welcher Weise Goethe, wie im vorliegenden Brief versprochen, beim Herzog hat wircken (158,18) können, ist nicht bekannt. Carl August jedenfalls war zur Hilfe bereit. Was er vorschlug, geht aus Caroline Herders Brief an Goethe vom 14. Oktober 1795 hervor, in dem sie die Angebote des Herzogs entschieden zurückwies. Vgl. die Erläuterungen zu Goethes Antwortbriefen an Caroline vom 28. und 30. Oktober 1795 (Nr 169 und Nr 171). Die einschlägigen Dokumente zur gesamten Angelegenheit finden sich zusammengestellt in: Bernhard Suphan: Goethe und Herder von 1789–1795. II. Das Zerwürfnis. 1795. In: Preußische Jahrbücher 43 (1879), S. 142–183; vgl. zudem AS 2 I, 438–450, 478–480.
155. An Friedrich Schiller Weimar, 23. September 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 103–104. – Doppelblatt 19,4 × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Herrn / Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena / fr, darunter braune Verschlussoblate; Bl. 2 Seitenrand Mitte Ausriss durch Öffnen der Oblate. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 222, Nr 104. WA IV 10 (1892), 302f., Nr 3204. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 18. September 1795 (NA 28, 58f., Nr 47; vgl. RA 1, Nr 1406). – Schiller antwortete mit einem nicht überlieferten Brief vom 25. September 1795 (vgl. Schillers Kalender, 12). 159,1 Das Mährchen] Vgl. zu 158,13. 159,1 Sonnabends] 26. September 1795 (vgl. Nr 156). 159,4 die Liebe Frau] Charlotte Schiller, die das „Mährchen“ nach der Lektüre des ersten Teils mit Voltaires philosophischen Erzählungen verglichen hatte (vgl. zu 156,10). 159,6 der andern] In einer Folge: der übernächsten (vgl. GWb 1, 492). 159,6 hoffe ich zu kommen mit Meyern] Vgl. erste Erläuterung zu 158,12.
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BRIEF 156
159,7 seine Abwesenheit] Johann Heinrich Meyer blieb zwei Jahre fort. Er traf am 20. September 1797 in Zürich mit Goethe zusammen und begleitete ihn auf der Rückreise aus der Schweiz. 159,7–8 im Winter einige Zeit bey Ihnen] Goethe hielt sich vom 5. bis zum 11. November 1795 und vom 3. bis zum 17. Januar 1796 in Jena auf. 159,10 manches gearbeitete] Schiller arbeitete für die „Horen“ und den „Musen-Almanach für das Jahr 1796“. Es schrieb u.a. Gedichte und den Aufsatz „Ueber das Naive“, den ersten Teil seiner Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“, der im 11. Stück der „Horen“ 1795 erschien. 159,10 Humboldts] Wilhelm und Caroline von Humboldt.
156. An Friedrich Schiller
Weimar, 26. September 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 105. – Doppelblatt 19,4 × 23(–23,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 223f., Nr 105. WA IV 10 (1892), 303f., Nr 3205. BE IL AG E
Manuskript zum „Mährchen“ (vgl. zu 159,14). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers nicht überlieferten Brief vom 25. September 1795 (vgl. Schillers Kalender, 12 und 288). – Schiller antwortete am 2. Oktober 1795 (NA 28, 65, Nr 54; vgl. RA 1, Nr 1421). 159,13 in dieser letzten unruhigen Zeit] Am 6. September 1795 war Goethe aus Ilmenau zurückgekehrt, wo er sich in Bergwerksangelegenheiten aufgehalten hatte. Danach war er wiederholt am Hof, empfing Besucher in seinem Hause und kümmerte sich um die Zeichenschule (vgl. zu 156,24–25). Zugleich arbeitete er am „Mährchen“. Vor allem aber war er mit Vorbereitungen zu einer Italienreise beschäftigt, die nicht stattfinden konnte (vgl. erste Erläuterung zu 157,5). Schließlich drohte Weimar, wie aus dem vorliegenden Brief hervorgeht, von den politischen Ereignissen in Zusammenhang mit dem (seit 1792 geführten) Ersten Koalitionskrieg gegen Frankreich in Mitleidenschaft gezogen zu werden. 159,13 meine Tonne gewälzt] Bezieht sich auf den griechischen Philosophen Diogenes von Sinope. Von dem bekanntesten Vertreter des Kynismus, der Philosophie der Bedürfnislosigkeit, berichten Anekdoten, er habe in einer Tonne gewohnt.
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In Lukians Schrift „Wie soll man Geschichte schreiben?“ wird erzählt, Diogenes habe beim Anmarsch Philipps von Makedonien auf Korinth, als die Stadt „in zitternde Bewegung und Verwirrung“ geriet, seine Tonne immer wieder „im Kraneion auf und ab“ gerollt und auf die Frage, was er da mache, geantwortet: „〈…〉 ich wälze meine Tonne, damit ich nicht der einzige Faullenzer 〈sic〉 unter so vielen beschäfftigten Leuten sey.“ (Lucians von Samosata Sämtliche Werke. Aus dem Griechischen übersetzt 〈…〉 von C. M. Wieland. T. 4. Leipzig 1789, S. 80f.) Der dort geschilderten Situation entspricht hier die von Goethe erwähnte drohende politische Unruhe. Der gleiche Kontext findet sich auch in anderen Briefen Goethes. In seinem Brief an Schiller vom 22. und 23. Juli 1796 (WA IV 11, 132–134) berichtet er vom Bombardement Frankfurts a. M. durch die französischen Truppen und spekuliert über das mögliche Schicksal unsrer Gegenden (ebd., 133); dann schreibt er: Ich habe indessen fortgefahren meine Tonne zu wälzen. (Ebd., 134.) Der gleiche Fall liegt schon im Brief an Fritz von Stein vom 14. August 1794 vor: Nach der Schilderung von Furcht und Sorgen (68,21) angesichts der vorrückenden Franzosen heißt es: Für meine Person finde ich nichts Räthlicheres, als die Rolle des Diogenes zu spielen und mein Faß zu wälzen. (68,26–28.) Auch in früheren und späteren Briefen (vgl. z.B. an Sophie La Roche, 1. August 1775; GB 2 I, 203, Z. 5f.) verwendet Goethe dieses Bild für eine „der aufgeregten Welt entgegengesetzte stille Tätigkeit“ (F〈ranz〉 Sintenis: Zur Verwertung von Goethes Briefen. In: GJb 28 [1907], 140; hier eine Zusammenstellung weiterer Belegstellen). 159,14 beyliegendem] Das vollständige Manuskript zu Goethes „Mährchen“, das als 5. und letzte Fortsetzung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ im 10. Stück der „Horen“ 1795 erschien. 159,14–15 Selig sind die da] Unter Bezugnahme auf Jesu Seligpreisungen während der Bergpredigt (vgl. Matthäus 5,3–10). 159,15 a l’ordre du jour] Franz.: an der Tagesordnung. – Bezieht sich wohl auf die folgende Erwähnung der Emigrierten in Eisenach, die ebenso auf der Flucht waren wie die ‚Ausgewanderten‘ in Goethes Novellenzyklus, in dem das „Mährchen“ erschien. 159,16 Der Landgraf von Darmstadt] Ludwig X. von Hessen-Darmstadt, Bruder der Weimarer Herzogin Louise. Im Ersten Koalitionskrieg erstreckten sich Kampfhandlungen mit den französischen Truppen sowohl auf linksrheinisches als auch auf rechtsrheinisches Gebiet. Zuletzt waren am 20. September 1795 Mannheim und am 24. September Wiesbaden in französische Hände gefallen. Da auch Darmstadt bedroht war, wurde die Residenz zeitweilig von der fürstlichen Familie geräumt. 159,17 die dortigen Emigrierten] In Eisenach hielten sich – mit Erlaubnis von Herzog Carl August und durch Vermittlung von Friedrich Melchior von Grimm, dem früheren sachsen-gothaischen Gesandten am Hof zu Versailles – seit Februar 1795 französische Emigranten auf, die vor der Revolutionsarmee geflohen waren.
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BRIEF 157
Im Oktober 1795 zogen sich viele der Flüchtlinge aus Eisenach von der westlichen Peripherie des Herzogtums, aber auch aus der kurmainzischen Exklave Erfurt weiter nach Weimar und Jena zurück. Am 27. Oktober verfügte Herzog Carl August in einem Zirkularbefehl an die Fürstlich sächsische General-Polizei-Direktion: „Es sollen die Französischen Emigranten 〈…〉 an Fürstl. General-Polizey-Direction gewiesen und von dieser alsdann solchen nach Befinden die Erlaubniß zum Aufenthalt ertheilet“ werden (Johannes Schmidt: Aeltere und neuere Gesetze, Ordnungen und Circular-Befehle für das Fürstenthum Weimar 〈…〉. Band 2. Jena 1801, S. 555f.). – Zum Ganzen vgl. Friedemann Pestel: Weimar als Exil. Erfahrungsräume französischer Revolutionsemigranten 1792–1803. Leipzig 2009. 159,17 repliiren] Sich zurückziehen (von franz.: se réplier). 159,17–18 der Churfürst 〈…〉 wird in Erfurt erwartet] Friedrich Carl Joseph von und zu Erthal, der Mainzer Erzbischof und Kurfürst. Aschaffenburg war seine Sommerresidenz, in die er sich vor den heranrückenden Franzosen zurückgezogen hatte. Nach der (vierten) Besetzung der Stadt Mainz durch französische Truppen Ende Dezember 1797 verlegte Erthal die Residenz ganz nach Aschaffenburg. Er nutzte die Mainzer Exklave Erfurt als Rückzugsort, wobei ihm die französischen Emigranten in zweierlei Hinsicht im Wege waren: Sie nahmen Ressourcen der Stadt in Bezug auf Wohnraum und Verpflegung in Anspruch, und es bestand die Gefahr, dass ihr Aufenthalt auf kurmainzischem Territorium von der französischen Revolutionsarmee als Provokation empfunden wurde. Im Oktober 1795 wurden die Flüchtlinge ausgewiesen und wandten sich weiter nach Osten. Auguste Duvau, von 1795 bis 1801 Emigrant in Weimar, schrieb in seinem Werk „Wie fand ich mein Vaterland wieder im Jahre 1802?“, auf Herzog Carl August und Erthal anspielend: „Ein protestantischer Fürst, der sie 〈die Emigranten〉 anfänglich nicht aufgenommen hatte, bot ihnen, als sie von einem katholischen Fürsten vertrieben wurden, eine Zuflucht in seinem Staate an, und sagte zu diesem: Wo h l a n! w e i l S i e d e r L e v i t e s i n d, s o w e r d e i c h d e r S a m a r i t e r s e y n.“ (Leipzig 1803, S. 199f.; Anspielung auf das Gleichnis vom barmherzigen Samariter [Lukas 10,25–37].) 159,19–20 Ach! 〈…〉 nicht gebaut!] Schlussverse des Lieds, das die schöne Lilie in Goethes „Mährchen“ singt (vgl. WA I 18, 249). 159,22 meine Producktion] Das „Mährchen“. 160,1 Dramatis] Genitiv von neulat. drama; hier allgemein im griechischen Wortsinn von ‚Handlung‘, ‚Geschehen‘ (vgl. GWb 2, 1254). 160,3 Meyer packt] Johann Heinrich Meyer brach am 2. Oktober 1795 zu einer zweijährigen Italienreise auf. 160,3 wir erscheinen bald] Meyer besuchte Schiller am 2. Oktober 1795 (vgl. Schillers Brief an Wilhelm von Humboldt, 5. Oktober 1795; NA 28, 70). Goethe kam am 5. Oktober für einen Tag. 160,4 regaliren] Bewirten, beschenken (von franz.: régaler).
OKTOBER 1795
157. An Friedrich Schiller
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〈Weimar〉, 3. Oktober 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 107. – 1 Bl. 19,4(–19,6) × 23(–23,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Schlussformel Vielmals Adieu (160,18–19) sowie Datum in anderem Schriftduktus, möglicherweise später hinzugefügt. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 226f., Nr 107. WA IV 10 (1892), 305f., Nr 3209. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 2. Oktober 1795 (NA 28, 65, Nr 54; vgl. RA 1, Nr 1421). – Schiller beantwortete den Brief vermutlich nicht, weil Goethes Besuch unmittelbar bevorstand (vgl. folgende Erläuterung). 160,7 Morgen hoffe ich bey Ihnen zu seyn] Goethe ritt erst am 5. Oktober 1795 für einige Stunden nach Jena (vgl. Schillers Brief an Wilhelm von Humboldt; 5. Oktober 1795; NA 28, 70). 160,9 das Mährchen] Es bildet den Abschluss von Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ im 10. Stück der „Horen“. 160,11 noch einige Versuche zu machen] Davon ist in Goethes Briefen an Schiller noch mehrfach die Rede, etwa in den Briefen vom 21. November und 15. Dezember 1795 (vgl. 187,4 und 198,20), vom 4. Februar 1797 (WA IV 12, 31f.) und vom 3. Februar 1798 (WA IV 13, 52). Der Plan wurde jedoch nicht ausgeführt. 160,12 Der Schluß des 6ten Buches 〈…〉 geht Montags ab] Aus Johann Friedrich Ungers Brief an Goethe vom 12. Oktober 1795 geht hervor, dass das Manuskript zum Abschluss des 6. Buches von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ bis zum 10. Oktober noch nicht in Berlin eingetroffen war (Goethe-Unger, 59). Erst am 16. Oktober bestätigte der Verleger in einem Brief aus Leipzig, dass es in Berlin angekommen sei (Goethe-Unger, 59). 160,13 wird gedruckt bald aufwarten] Den 3. Band des Romans mit dem 5. und 6. Buch (vgl. zu 105,7) erhielt Schiller am 18. November 1795 (vgl. Schillers Kalender, 17); der Begleitbrief ist nicht überliefert (vgl. EB 135). 160,15 Die verlangten Monatschriften] Gemeint sind das September-Heft des „Berlinischen Archivs der Zeit“ 1795 mit Daniel Jenischs an Goethe adressierter „Berichtigung eines auffallenden Mißverständnisses in den Horen“ (vgl. zu 157,15) sowie das August-Heft der „Neuen Deutschen Monatsschrift“ mit Friedrich Gentz’ lobender Erwähnung von Schillers Briefen „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“ (vgl. zu 158,7). Das Berliner „Archiv“ brachte Goethe mit, als er am 5. Oktober nach Jena kam (vgl. zu 163,20). 160,17 Die Knebelischen Elegien] Carl Ludwig von Knebels Übertragungen
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BRIEFE 158/159
von Elegien des Properz, die zum größten Teil in den Jahren von 1788 bis 1790 entstanden waren. Am 26. und 28. September 1795 hatte Knebel Goethe aus seinen Übersetzungen vorgelesen (vgl. Knebels Tagebuch; BG 4, 178f.). Auch unter dem Datum des vorliegenden Briefes traf Goethe mit Knebel zusammen (vgl. dessen Tagebuch; BG 4, 180). Wiederum ging es dabei vermutlich um Properz. Auf Anregung Goethes erschienen 18 „Elegien von Properz“ in Knebels Übertragung im 1. „Horen“-Stück von 1796.
158. An Charlotte von Kalb
〈Weimar, Anfang Oktober 1795〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
In Beantwortung eines auf Anfang Oktober 1795 datierten Briefes Charlotte von Kalbs ist der vorliegende wohl wenig später geschrieben worden. ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/257,I. – 1 Bl. 11,8 × 18,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Köpke (1852), 141f. (nach h [Biblioteka Jagiello´nska Kraków 〈Krakau〉, Varnhagen-Sammlung, Kasten 71]). WA IV 10 (1892), 305, Nr 3208 (nach E; vgl. Hinweis auf H und die Textkorrekturen in WA IV 30 [1905], 259). BE IL AG E
Vgl. zweite Erläuterung zu 161,4. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Charlotte von Kalbs Brief von Anfang Oktober 1795 (KalbGoethe, 53, Nr XIII; vgl. RA 1, Nr 1431). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 160,22–23 daß Ihnen 〈…〉 wunderbar vorkommt] Charlotte von Kalb hatte geschrieben: „Wie wenige denken können das war mir langst begreifL. dass aber, sowenige Leben können; und dürfen, wird – mir immer klarer. / ich wundere mich nicht daß mann sowenig werth auf das Leben legt! Das schaale Ding – durch die Form die ihn unsere Societät gegeben.“ (H: GSA 28/11, Bl. 334f.) 161,1–2 Sie 〈…〉 zu sehen] Im Bezugsbrief hatte Charlotte von Kalb gebeten: „Die Tage sind jetzo so schön – ich möchte wohl mit Ihnen vor Ihrer abreise 〈am 11. Oktober 1795 nach Eisenach〉 – noch einmahl Spazieren gehn – bestimmen Sie wan? u die Stunde.“ (Ebd., Bl. 334.) – Das genaue Datum von Charlotte von Kalbs Besuch in Goethes Garten konnte nicht ermittelt werden.
OKTOBER 1795
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161,4 einsweilen] Versehentlich für ‚einstweilen‘. 161,4 ein alter Freund] Um welche Beilage es sich handelte, konnte nicht ermittelt werden. Der 3. Band des „Wilhelm Meister“ etwa lag erst in der zweiten Novemberwoche 1795 vor (vgl. zu 105,7).
159. An Caspar Friedrich von Schuckmann Weimar und Jena, 3. und 4. Oktober 1795 → 〈Bayreuth〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-28928, Leihgabe Marianne Bachfeld (Frankfurt a. M.). – Doppelblatt 19,3 × 22,8(–23,1) cm, 3 1⁄3 S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile: Stargardt-Katalog 670, Auktion vom 7./8. Juli 1998, Nr 94, S. 35 und Stargardt-Katalog 681, Auktion vom 28./29. Juni 2005, Nr 99, S. 43 ( Weimar 〈…〉 wie in mehreren, [161,5–20]). E: WA IV 10 (1892), 306–308, Nr 3210 (Eduard von der Hellen). BE IL AG E N
1. und 2. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 162,11). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Caspar Friedrich von Schuckmanns vom 25. September 1795 (H: GSA 28/832, St. 1; vgl. RA 1, Nr 1415). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes 1794/95 sind nur der vorliegende Brief Goethes an Caspar Friedrich von Schuckmann (1755–1834) und ein Gegenbrief überliefert. Goethe hatte den Juristen und Staatswissenschaftler 1790 auf seiner Reise durch Schlesien kennen gelernt. Bei mehreren Treffen in Breslau hatten beide Männer verbindende Interessen und Vorlieben entdeckt. Goethe bemühte sich in der Folge vergeblich, den als Oberamtsregierungsrat und Oberbergrichter tätigen preußischen Beamten zu einem Wechsel in die Verwaltung des Herzogtums zu bewegen. Auch eine 1791 wiederholte Einladung, eine Tätigkeit in Weimar aufzunehmen, blieb ohne Erfolg. Seit Frühjahr 1795 leitete von Schuckmann die Verwaltung des neuen preußischen Gebiets auf dem Territorium der ehedem selbstständigen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth als Kammerpräsident. – Über Caspar Friedrich von Schuckmann vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 228. 161,6 Ihren wehrten Brief vom 25 Sept.] Im Bezugsbrief hatte der Adressat angefragt, ob ein Treffen mit Goethe Mitte des kommenden Monats möglich sei. 161,7–8 ob Hufeland 〈…〉 zu Hause seyn wird] Wie aus dem Bezugsbrief
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BRIEF 160
hervorgeht, wollte Schuckmann den jenaischen Honorarprofessor für Medizin Christoph Wilhelm Hufeland wegen seines kranken Sohnes konsultieren. 161,8–9 Jena, wohin ich eben gehe] Goethe war am 5. Oktober 1795 dort (vgl. zu 164,1). 161,10–11 daß ich eben eine Reise 〈…〉 nach Hause komme] Im Auftrag des Herzogs sollte Goethe nach Frankfurt a. M. fahren, um dort das Kriegsgeschehen zu verfolgen. Da Frankfurt unmittelbar von den Kampfhandlungen zwischen den französischen und österreichischen Truppen betroffen war, brach Goethe seine Reise am 11. Oktober 1795 in Eisenach ab, blieb dort einige Tage in Gesellschaft von Carl August und kehrte am 21. Oktober 1795 nach Weimar zurück. Vgl. Nr 162. 161,12–13 Seitdem ich Sie 〈…〉 ich Sie wiedersehen könnte.] Der Adressat lebte mit seiner zweiten Ehefrau Henriette von Schuckmann geb. von Lüttwitz seit einem halben Jahr in Bayreuth. – Der ledigen Henriette hatte Goethe 1790 in Schlesien angeblich einen Heiratsantrag gemacht, der aber von deren Vater, Hans Wolf Freiherr von Lüttwitz, zurückgewiesen worden war. Am 25. April 1791, kurze Zeit nach Goethes Rückkehr aus Breslau, hatte sie dort den verwitweten Adressaten Schuckmann geheiratet. Henriettes Bruder, Ernst von Lüttwitz, berichtet davon erst später in seiner „Biographie des königl〈ich〉 preuß〈ischen〉 Staatsministers Freiherrn von Schuckmann“ (Leipzig 1835, S. 8f.). 161,18–19 Daß Sie an der Metamorphose 〈…〉 ich durch Reichart] Im Bezugsbrief hatte von Schuckmann Goethe nach Pflanzen gefragt, die im Dunkeln leuchten, und dies als eine Frage ausgegeben, welche er bereits 1791 in sein Exemplar von Goethes „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ (Gotha 1790) geschrieben habe. Die Frage ist in Versen formuliert: „Lichvoll lehret Dein Werk die schöne Metamorphose, / Wie sich bildet zur Frucht durch die Blüte das Blatt / Und dem Leser erscheint Einheit fernester Wesen / In der wirkenden Kraft und dem reinesten Stoff. / Gibt es Geister die gleich dem seltnen Steine Bolognas / Trinken der Sonne Licht, dann erhellen die Nacht?“ (H: GSA 28/832, St. 1.) – Goethe beantwortete die Frage, ob es auch im Pflanzenreich Phosphoreszenz gebe, nicht. – Bei den so genannten ‚Bologneser Leuchtsteinen‘ handelt es sich um Steine aus verunreinigtem Bariumsulfid, welche, waren sie zuvor Licht ausgesetzt, im Dunkeln schwach nachleuchten. Goethe hatte sie auf seiner Reise durch Italien 1786 kennen gelernt und in den Jahren 1792 und 1793 die damit verbundenen Phänomene eingehend studiert (vgl. LA I 3, 237–245; erläutert in: LA II 3, 275–277). 161,19–21 da sich meine lieben Landsleute 〈…〉 sehr stumm bezeigten] Zu Goethes Metamorphosenlehre und deren früher Rezeption vgl. LA I 9, 23–61 und LA II 9A, 534–550. Zudem Goethes eigene Aufsätze aus den Jahren zwischen 1817 und 1820 in den ‚Heften zur Morphologie‘: „Schicksal der Handschrift“ (LA I 9, 62–65), „Schicksal der Druckschrift“ (LA I 9, 65–72), „Drei
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günstige Rezensionen“ (LA I 9, 101–102) und „Andere Freundlichkeiten“ (LA I 9, 103–107). 162,4–5 daß künftig 〈…〉 seyn möge] Schuckmann übersandte am 8. Dezember 1796 einen Brief mit fünf beigefügten Epigrammen (H: GSA 28/8, St. 2; 28/15, Bl. 441; vgl. RA 2, Nr 493), den Goethe nicht beantwortete. Der nächste Brief Goethes an Schuckmann datiert auf den 1. November 1815 (WA IV 26, 127–129); eine lockere Korrespondenz ist bis 1826 bekannt. 162,6 Ihr Knabe] Wohl ein Sohn aus der ersten Ehe des Adressaten, möglicherweise der 1793 geborene Hermann Heinrich von Schuckmann. 162,8–10 Wenn Sie in unsre Gegenden 〈…〉 so besuche ich Sie bald.] Zu einem Treffen kam es nicht, weder in Thüringen noch in Franken. 162,11 Die folgenden Bände des Romans] Goethe übersandte Exemplare der bis zum damaligen Zeitpunkt erschienenen ersten beiden Bände seines Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (vgl. zu 105,7). 162,16 bey meiner vier und zwanzig jährigen Autorschaft] Goethes lässt damit seine Autorschaft 1771 beginnen, nach seiner Rückkehr aus Straßburg nach Frankfurt a. M., mit dem Abschluss des Dramas „Götz von Berlichingen“. – Kritische Äußerungen über das Urteilsvermögen oder den Geschmack des deutschen Publikums finden sich seit 1788 (vgl. auch Nr 188). 162,26 Hufeland ist mit seiner Familie nach Göttingen] Christoph Wilhelm Hufeland war mit seiner Ehefrau Juliane und den gemeinsamen Kindern, Wilhelmine, Eduard und Julie, an seinen ehemaligen Studienort gereist. 162,28–30 Auf alle Fälle 〈…〉 meinen Planen steht.] Diese Mitteilung unterblieb, oder der betreffende Brief ist nicht überliefert.
160. An Friedrich August Wolf
Weimar, 5. Oktober 1795 → 〈Halle a. S.〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin. – 1 Bl. 19,1 × 22,3(–22,6) cm, 1 3⁄4 S. beschr., egh., Tinte; am Rand Papierverlust, dadurch geringer Textverlust: übe〈r〉 (163,13). K: GSA Weimar, Sign.: 29/556,II, Bl. 1–2. – Doppelblatt 20,7 × 35(–35,2) cm, 2 ½ S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Adresse links), Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 oben links Adresse: An / Herrn Prof. Wolf / nach / Halle. E1: Goethe-Wolf (1868), 90, Nr 1. E2: WA IV 10 (1892), 309, Nr 3211 (vgl. auch K in den Lesarten, ebd., 420).
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BRIEF 160
E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Friedrich August Wolfs Brief vom 22. Juni 1795 (H: GSA 28/9, Bl. 219f.; vgl. RA 1, Nr 1352), der Goethe als Beischluss eines Briefes von Carl August Böttiger vom 25. Juni 1795 erreicht hatte (H: GSA 28/9, Bl. 222; vgl. RA 1, Nr 1355). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Mit dem vorliegenden Brief wandte sich Goethe erstmals an den Altphilologen Friedrich August Wolf. Goethe bedankt sich darin für Wolfs Hauptwerk „Prolegomena ad Homerum“ (Halle 1795), das er im Mai 1795 eingehend zu studieren begonnen hatte (vgl. zu 163,3). Zunächst war er dessen zentrale Hypothese, dass die griechischen Epen „Ilias“ und „Odyssee“ nicht das Werk eines einzelnen dichterischen Genies, sondern die Werke mehrerer Rhapsoden – Homeriden genannt – sein könnten, mit einiger Skepsis begegnet, wie er am 17. Mai 1795 gegenüber Friedrich Schiller bekannte (Nr 112). Erst im Laufe der Beschäftigung fand die auf genauer philologischer Analyse der relevanten antiken Quellen gründende Annahme Goethes Zustimmung, zog er daraus Mut und Kraft zum eigenen Schaffen nach dem Vorbild der Alten. Die meisten Zeitgenossen lehnten derweil die Schrift entschieden ab, was ihre große Bedeutung für die weitere Rezeption der klassischen griechischen Texte Homers nicht zu mindern vermochte. Am 26. Dezember 1796 spendete Goethe practischen Beyfall und sicherte Wolf zu, dass sein Geschenk bereits Wirkung bei ihm zeige (H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe; vgl. WA IV 11, 296f.): Goethe arbeitete an seinem Wolf gewidmeten Versepos „Herrmann und Dorothea“. Der im thüringischen Hainrode geborene Friedrich August Wolf (1759–1824) hatte nach dem Besuch des nahegelegenen Gymnasiums in Nordhausen zu Ostern 1777 ein Studium der Philologie in Göttingen aufgenommen. Nach Abschluss desselben zwei Jahre später wirkte er zunächst als Lehrer am Pädagogium in Ilfeld, dann als Rektor der Stadtschule in Osterode. Im August 1783 gelang ihm der Wechsel auf eine Professur für Philologie und Pädagogik, ab 1784 für Philologie und Beredsamkeit an die Universität in Halle an der Saale. 1787 gründete er dort das philologische Seminar, wo er als Hochschullehrer einen prägenden Einfluß auf zahlreiche Schüler ausübte, darunter auf Goethes späteren Sekretär Friedrich Wilhelm Riemer. Nach der Einnahme von Halle durch die französischen Truppen Mitte Oktober 1806 und der sich unmittelbar daran anschließenden Aufhebung der Universität übersiedelte Wolf im April 1807 nach Berlin, wo er in enger Kooperation mit Wilhelm von Humboldt Vorschläge zur Gründung der dortigen Universität ausarbeitete. 1810 besetzte er zeitweise die Stelle eines Direktors der wissenschaftlichen Deputation für die Sektion des öffentlichen Unterrichts. Doch diese Tätigkeit als leitender preußischer Verwaltungsbeamter erfüllte ihn nicht: Schon nach sechs Wochen wechselte er auf eine ordentliche Universitätsprofessur, mit der er sich ebenfalls nicht zu arrangieren wusste. Hinzu kamen Streitigkeiten mit der Berliner Akademie der Wissenschaften, deren Mitglied er seit Februar 1799 war. Im August
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1824 starb Wolf nach langer Krankheit auf einer Reise nach Nizza, wo die Bäder ihm Linderung seiner Leiden verschaffen sollten, in Marseille. Am 22. Mai 1795 lernte Goethe Friedrich August Wolf in Begleitung von Wilhelm von Humboldt in Weimar persönlich kurz kennen (vgl. zu 163,3). Die erste Begegnung beider Männer im Frühjahr 1786, an die sich Wolf noch erinnerte, war eher flüchtig gewesen, so dass sie bei Goethe keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte. Von Mitte 1795 an bis zu dessen Tode 1724 fühlte sich Goethe mit Wolf jedoch freundschaftlich verbunden. Goethe spendete ihm in schwierigen Situationen Zuspruch, etwa nach dem Verlust seiner akademischen Position in Halle. Die überlieferte Korrespondenz umfasst 29 Briefe Goethes an Wolf aus den Jahren von 1795 bis 1819. Die meisten Briefe stammen aus der Zeit von November 1802 bis Ende 1806. Von Wolf sind 46 Briefe an Goethe kannt. Das Spektrum der im Briefwechsel behandelten Themen ist breit, von persönlichen Befindlichkeiten, familiären Ereignissen angefangen bis hin zu wissenschaftlichen, literarischen oder künstlerischen Fragen wird vieles behandelt. Goethe schätzte den wachen Geist, lebhaften Humor und schlagfertigen Witz seines Gegenübers, was ihm auch half, dessen negative Charaktereigenschaften, seine Spott- und Streitsucht, Maßlosigkeit, Ungeduld und Hang zur Prahlerei, nachsichtig zu ertragen. Nach verhaltenem Beginn intensivierte sich das persönliche Verhältnis nach 1802. Beide Männer trafen sich wiederholt zu Geselligkeiten mit geistreichen Gesprächen in Weimar und Jena, in Lauchstädt oder in Giebichenstein bei Halle, wo Wolf mit seiner mittleren Tochter Wilhelmine seinerzeit lebte. Der Altertumsforscher Wolf, ein profunder Kenner der griechischen und lateinischen Antike, ließ sich von Goethe 1805 zur Mitarbeit an „Winckelmann und sein Jahrhundert“ bewegen und verfasste für die JALZ Rezensionen über einschlägige altertumswissenschaftliche Titel. Goethe selbst profitierte von Wolfs philologischer Expertise. Dessen Publikationen verfolgte er anhaltend und aufmerksam. Dessen Ratschläge, die Sprache, Geschichte und Literatur der Antike betreffend, nahm er dankbar an. Wolf prägte Goethes Blick auf die Antike, vermittelte ihm die Idee von einer allseitig harmonischen Bildung, wie sie sich in der Kunst der Alten manifestiert hatte. 1805 war die Verbindung beider Männer besonders intensiv: Wolf war in Weimar, Goethe in Halle. Dort konnte er hinter einer Tapetentür einige von Wolfs Vorlesungen verfolgen. In den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1805 charakterisiert Goethe den fruchtbaren Austausch in dieser Zeit in der biographischen Rückschau ausführlich: Nun aber darf ich es wohl als die Fürsorge eines gutgesinnten Genius preisen, daß ein vorzüglich geschätzter und verehrter Mann, mit dem ich früher nur in den allgemeinen Verhältnissen eines gelegentlichen Briefwechsels und Umgangs gestanden, sich mir näher anzuschließen Veranlassung fühlte. (WA I 35, 194f. und 199–201, hier 194.) Das überlieferte Konzept zu vorliegendem Brief (Nr 160K) ist wahrscheinlich mehrere Monate vor der Ausfertigung zu Papier gebracht worden. Schon am 29.
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BRIEF 160
Juni 1795 hatte Carl August Böttiger dem Altphilologen Wolf in Aussicht gestellt, dass er noch vor Goethes Abreise nach Böhmen eine Antwort von ihm erhalten werde, was jedoch nicht geschah (vgl. Brief Böttigers an Wolf, 29. Juni 1795; Wolf, Leben in Briefen III, 55, Anm. zu Nr 154). In dem Konzept geht Goethe freundlich auf die kurze persönliche Bekanntschaft mit Wolf ein und äußert sich zurückhaltend zu dessen Schrift „Prolegomena ad Homerum“. Die gewählten Formulierungen lassen die Schwierigkeiten erahnen, die es Goethe bereitete, dem Adressaten seine Einschätzung mitzuteilen. Immerhin hatte er dessen Werk zum Geschenk erhalten. Vermutlich war Goethe zu diesem Zeitpunkt noch unentschieden, was er von Wolfs neuen Thesen über Homer halten sollte. 163,3 das Geschenck Ihres trefflichen Werckes] Dabei handelt es sich um Friedrich August Wolfs „Prolegomena ad Homerum sive de operum Homericorum prisca et genuina forma variisque mutationibus et probabili ratione emendandi“ (Halle 1795. – Griech./lat.: Vorbemerkungen zu Homer oder über die alte und ursprüngliche Form sowie die verschiedenen Veränderungen der Homerischen Werke und die plausible Begründung ihrer Emendation). Goethe erhielt den 1. Teil der monographisch erscheinenden Einleitung zu einer geplanten Gesamtausgabe der Werke Homers mit dem Begleitschreiben Carl August Böttigers. Der 2. Teil mit stilkritischen und interpretatorischen Anmerkungen zu den Epen blieb unveröffentlicht. – Ein Zahnleiden, das Goethe ans Haus fesselte, und der unmittelbar bevorstehende Aufbruch zu einer Badekur in Karlsbad hatten die persönliche Übergabe des Buchs durch Böttiger verhindert (Brief Böttigers an Wolf, 29. Juni 1795; Wolf, Leben in Briefen III, 55, Anm. zu Nr 154). Das Exemplar erreichte Goethe deshalb per Post mit „ungeleckter Ausenseite“, da es dem Gothaer Buchbinder Johann Georg Christoph Sachse nicht rechtzeitig gelungen war, den Umschlag mit Bimsstein zu glätten und zu verzieren, wie Böttiger im Bezugsbrief erläuterte. Das Exemplar ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, 180, Nr 1300). Den unbeschnittenen Buchblock ziert ein schlichter grüner Umschlag mit kleinem, heute verblasstem Rückenschild mit der Aufschrift „Wolf“. Am 13. Juni 1795 hatte der Altphilologe dem Verlag, der Waisenhauschen Buchhandlung zu Halle a. d. S., ein „feineres Exempl. des Homer abgeschwatzt“ (Wolfs Brief an Böttiger, 14. Juni 1795; Wolf, Leben in Briefen I, 168f.) und Böttiger gebeten, den Goethe als Geschenk zugedachten Buchblock in Gotha broschieren zu lassen (Brief Wolfs an Böttiger, 22. Juni 1795; ebd., 170f.). – Wolf war sich durchaus bewusst, dass er Goethe keine überraschenden Thesen zum epischen Werk Homers übersandte. Im Begleitbrief bedauerte er deshalb, dass es „nicht möglich sey, dem Buche von außen wenigstens die Neuheit zu geben, die es nicht mehr von innen hat.“ (H: GSA 28/9, Bl. 220.) Schon Anfang des Jahres hatte Goethe einige der Wilhelm von Humboldt vorab von Wolf überlassene Bogen der „Prolegomena“ in Jena gesehen (Humboldts Brief an Wolf, 30. Januar 1795; Humboldt, Wilhelm, Briefe I 2, 295f.). Am 21. Mai 1795 berichtete Humboldt Goethe von der Freude, die des-
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sen anhaltendes Interesse an den „Homerischen Ideen“ Wolf bereite (ebd., 307). Längst kannte Goethe Wolfs Vorrede zur 1794 erschienenen Textausgabe der „Ilias“(vgl. Nr 112), wo Wolf seine neuen Ansichten zu den Epen Homers schon in Grundzügen dargelegt hatte; demnach seien die Epen in ihrer überlieferten Gestalt nicht, wie bislang angenommen, das Werk eines einzelnen Genies, sondern das Ergebnis einer späteren Zusammenstellung durch kunstverständige Kompilatoren, feinsinnige Redaktoren aus Alexandria in Oberägypten. Weiterhin bestätigen Briefe von Humboldt und Böttiger Goethes ernsthafte Beschäftigung mit den Veröffentlichungen Wolfs im Sommer 1795 (Brief Wilhelm von Humboldts an Wolf, 2. Juni 1795; [Humboldt, Wilhelm, Briefe I 2, 308f.] sowie Brief Böttigers an Wolf, 11. Juni 1795 [Wolf, Leben in Briefen III, 52, Anm. zu Nr 151]). 163,4 Ihre Gesinnungen gegen mich] Im Begleitbrief zur Sendung war Goethe von Wolf gebeten worden, „gelegentlich einmal die Resultate Ihrer Prüfung mit der Strenge, die die Sache verdient, gütigst mitzutheilen“ (H: GSA 28/9, Bl. 220). Anders als von den philologischen Spezialisten, den „filiis philologorum“ (lat.: den Söhnen der Philologien), erwartete er „just über Puncte, die dem kalten Kritikus unauflöslich sind, die wahrsten Aufklärungen von einem Mann, der mit Kraft und Wärme der Griechen denkt und empfindet“ (ebd., Bl. 220). Davor heißt es: „Was mich oft in eine melancholische Stimmung setzt, der Mangel eines Freundes, mit dem ich Empfindungen wechseln könnte, die doch am Ende das wahre Leben sind, das drückt mich izt vorzügL. / Ich war dem Bücherkerker entlauffen, um mich zu zerstreuen; und statt Zerstreuung gewährte mir die Reise so unendL. viele Freuden höherer Art, daß ich, um den Geschmack an den Büchern wieder zu bekommen, noch ausdrückL. eine Zerstreuungsreise machen muß. Unter jenen Freuden wird mir die, Ew. Hochwohlgeborn, persönL. kennen gelernt zu haben, auf immer die unvergeßlichste seyn. Es ist durchaus etwas anderes Schriften, selbst die worin das Herz noch so stark redet, zu bewundern und hochzuschätzen, und den Quell, der sich in unserm Zeitalter kaum genug in Schriften ergießen kann, in seiner eigenthümlichen Fülle und Klarkeit zu sehen.“ (Ebd., Bl. 219.) 163,4–5 ich mich freue Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben] Wolf war von Freitag, dem 22. Mai 1795, an zu Gast in Weimar. Aus Jena kommend, logierte er in diesen Tagen bei Carl August Böttiger. Bereits am ersten Tag traf er – in Begleitung Wilhelm von Humboldts – mit Goethe zusammen. Es schlossen sich weitere Unterredungen an den nachfolgenden Tagen an, letztmals am 28. Mai 1795 (vgl. Erinnerungen Böttigers; BG 4, 143–146). Für den „Genuß der vier unbeschreiblich glücklichen Tage“ mit Goethe in Weimar (H: GSA 28/9, Bl. 219) hatte sich Wolf schon im Bezugsbrief bedankt. 163,6 Ihnen mündlich zu sagen] Zu einem zeitnahen persönlichen Zusammentreffen kam es nicht. 163,8 eine Reise zu machen] Im Auftrag Carl Augusts sollte sich Goethe nach Frankfurt a. M. begeben, dort die aktuelle politische, vor allem militärische Lage be-
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BRIEF 161
obachten und seinem Dienstherrn von dem Kampfgeschehen zwischen den österreichischen und französischen Truppen in der Umgebung seiner Geburtsstadt Bericht erstatten (vgl. Nr 162). Am 3. Oktober 1795 war ihm das Rüstzeug zu dieser seit Anfang August vorgesehenen Exkursion ins Kriegsgebiet zugegangen, in Form von Geldanweisungen, Abschriften von Dokumenten, Chiffren und Schlüsseln zu einer vorab verabredeten Geheimschrift (Brief Carl Augusts, 3. Oktober 1795; Carl August-Goethe2 1, 202f.). 163,9 sobald nicht zurück kommen werde] Goethe musste die am 11. Oktober 1795 begonnene Reise, die ihn von Weimar über Erfurt und Gotha nach Westen geführt hatte, vorzeitig in Eisenach abbrechen, um dem Kampfgeschehen nicht zu nahe kommen. Nach einem kurzen Zwischenhalt in Gotha kehrte er schon am 22. Oktober 1795 nach Weimar zurück. 163,10–11 des lebhaften Antheils 〈…〉 Arbeiten nehme] Wolfs quellenkritische Methode beeinflusste Goethes Wissenschaftslehre, besonders in der Zeit um 1807/08: Im Nachlass Friedrich Wilhelm Riemers, eines Schülers von Wolf, sind „Beyläufige Gedanken über historische Critik“ überliefert, die vermutlich von Goethe stammen (H: GSA 78/66). Vgl. dazu Franz Schmidt: Goethe über die „historische Kritik“ F. A. Wolfs. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 44 (1970), S. 475–488; ders: Goethes Kantianismus und Pragmatismus. Mit einer neuen Quelle. In: Zeitschrift für Religionsund Geistesgeschichte XXIII (1971), S. 50–59. 163,13–14 ein weitläufiges Unternehmen, das ich vorhabe] Dabei könnte es sich um erste Planungen zu dem Versepos in Hexametern „Herrmann und Dorothea“ handeln. Wolfs „Prolegomena“ beförderten dessen Entstehung. – Seit längerer Zeit arbeitete Goethe an eigenen deutschen Übersetzungen von Homers Epen „Ilias“ und „Odyssee“. Die 1793 erschienene „Ilias“-Übersetzung von Johann Heinrich Voß und dessen Überarbeitungen der „Odyssee“ hatten ihn dazu angeregt. Goethes Übersetzung wurde nie abgeschlossen (vgl. WA I 4, 326–328 und WA I 5.2, 382–387). E R L Ä UT E RUN GEN Z U K
220,9 hies.] Für ‚hiesigen‘, d.h. in Weimar (vgl. zu 163,4–5). 220,13 Epoke macht] Epoche machen: einen neuen Abschnitt (griech. : Haltepunkt) beginnen (vgl. GWb 3, 225). 220,22 Ihnen einige Zeit näher seyn kann] Dieser Plan ließ sich in naher Zukunft nicht realisieren (vgl. zu 163,10–11). 220,27 Unternehmen] Vgl. zu 163,13–14.
OKTOBER 1795
161. An Carl Ludwig von Knebel
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〈Weimar, 6. Oktober 1795〉 → 〈Jena〉
DAT IE RUNG
Am 5. Oktober 1795 hatte Goethe Schiller in Jena besucht und ihm das September-Heft des „Berlinischen Archivs der Zeit und ihres Geschmacks“ mitgebracht, das er am selben Tag wieder mit nach Weimar nahm und mit dem vorliegenden Brief, begleitet von einem Stück der „Horen“, Knebel zukommen ließ. Dieser notierte sich den Empfang im Tagebuch vom 6. Oktober 1795: „G. schickt mir die Horen.“ (BG 4, 181.) ÜBE R L IE FE RU N G
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, alte Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 138. – 1 Bl. 18,7(–19,2) × 11,5(–11,7) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem fadengehefteten Konvolut in schwarzem Ledereinband, verziert mit Streicheisenlinien und floralem Prägedekor, zum Teil goldfarben gefasst (vgl. Überlieferung zu Nr 12). E: Goethe-Knebel (1851) 1, 118, Nr 119. WA IV 10 (1892), 310, Nr 3212. BE IL AG E N
Zwei Journalhefte (vgl. zu 163,20 und 163,20–21). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Carl Ludwig von Knebel antwortete am selben Tag (vgl. RA 1, Nr 1427). 163,20 Archivs der Zeit] Das September-Heft des „Berlinischen Archivs der Zeit und ihres Geschmacks“ (vgl. Datierung sowie zu 160,15). 163,20–21 Exemplar der Horen] Im Antwortbrief bedankt sich Knebel für Goethes „Elegien“. Dieser hatte ihm das 6. Stück der „Horen“ 1795 übersandt, das 20 seiner „〈Römischen〉 Elegien“ enthält. 163,22–23 die Elegien künftig drin zu sehen] Die „Elegien von Properz“, die Knebel übersetzte und in den „Horen“ veröffentlichte. 163,23 Eh ich abreise] Am 11. Oktober 1795 brach Goethe nach Eisenach auf (vgl. zu 165,3). Am Vortag notierte Knebel im Tagebuch: „Bey Göthe, der morgen nach F〈rank〉 furth reist 〈…〉.“ (BG 4, 181.) 163,23 besuche ich dich] Knebel notierte noch unter dem 6. Oktober 1795 in seinem Tagebuch: „G. 〈…〉 Nachmittags hier.“ (BG 4, 181.)
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162. An Friedrich Schiller
BRIEF 162
Weimar, 〈6. und〉 10. Oktober 1795 → 〈Jena〉
DAT IE RUNG
Der erste Teil des Briefes bezieht sich auf den Besuch Goethes in Jena am 5. Oktober 1795. Am Tag danach wurde der erste Teil des vorliegenden Briefes geschrieben (vgl. zu 164,1). ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 108–109. – Doppelblatt 19,4 × 22,9(–23,3) cm, 3 ½ S. beschr., Briefteil vom 6. Oktober (An statt 〈…〉 hinüber zu leiten. [164,1–3]) von Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Briefteil vom 10. Oktober (W. 〈…〉 das Licht. [165,1–15]) egh., Tinte. E1: Schiller-Goethe1 1 (1828), 227–230, Nr 108f. (Teildruck: als zwei separate Briefe, ohne die Verse am Schluss des zweiten Briefteils). E2: Schiller-Goethe4 1 (1881), 79f., Nr 107. WA IV 10 (1892), 310–312, Nr 3213. – Hinweis zur Textkonstitution: Manche Briefe, die Goethes Diener und Schreiber Johann Jacob Ludwig Geist nach Diktat niedergeschrieb, weisen eine Reihe von Hörfehlern auf, die Goethe in der Regel eigenhändig korrigierte (vgl. die Varianten im Textband). Da Geist das Gehörte oft fortlaufend notierte, ohne Sätze durch Interpunktion zu trennen, hat Goethe in vielen Fällen Satzzeichen ergänzt. So geschah es oft, dass er einen Satz mit einem in der Zeile ergänzten Punkt abschloss und den folgenden Satzanfang durch nachträgliche Großschreibung kenntlich machte. Solche und andere Interpunktionskorrekturen sind allerdings nicht in jedem Einzelfall völlig sicher Goethe bzw. Geist zuzuordnen. E R L Ä UT E RUN GEN
Einen Bezugsbrief gibt es nicht. Der Brief bezieht sich auf einen Besuch Goethes in Jena (vgl. zu 164,1). – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 163 – am 16. Oktober 1795 (NA 28, 78–80, Nr 66; vgl. RA 1, Nr 1443). 164,1 An statt gestern von Ihnen fortzueilen] Goethe hatte Schiller am 5. Oktober 1795 in Jena besucht. In Schillers Brief an Wilhelm von Humboldt von diesem Datum heißt es: „Heute ritt Göthe zu mir herüber und ist soeben wieder abgereißt.“ (NA 28, 70.) 164,6 Ihren Gedichten] Im Brief vom 2. Oktober 1795 hatte Schiller angekündigt: „Ein Rudel Gedichte erwartet Sie hier.“ (NA 28, 65.) Zu den nach Goethes letztem Besuch am 24. August 1795 entstandenen Versen gehören einige der in „Horen“ und „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ erschienenen Gedichte, darunter Epigramme, „Elegie“ sowie „Würde der Frauen“, „Der Abend / nach einem Gemählde“ und „Stanzen an den Leser“.
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164,8–9 sonderbare Mischung von Anschauen und Abstractionen] Ganz ähnlich hatte sich Schiller selbst im Brief vom 31. August 1794 charaktisiert: Er schwebe „als eine ZwitterArt. zwischen dem Begriff und der Anschauung“ (NA 27, 32). 164,13 Das kleine Gedicht in Stanzen] Stanzen an den Leser. – Das Gedicht beschließt nicht, wie von Goethe vorgeschlagen, die „Horen“ 1795, sondern den „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ (wo als Anhang noch Goethes „Epigramme. Venedig 1790“ folgen). Den Abschluss des 12. „Horen“-Stücks bildet Herders Epigramm „Mars als Friedensstifter“. – Stanze, auch Ottaverima: aus der italienischen Dichtung stammende Strophe aus acht jambischen Elfsilbern, gewöhnlich im Reimschema abababcc. 164,16 mit der Frau von Stael beschäfftigt] Goethe übersetzte die Schrift „Essai sur les fictions“ (in: Recueil de morceaus détachés par Mad. la Bne. Staël de Holstein. Lausanne und Paris 1795, S. 13–60. – Franz.: Sammlung einzelner Schriften 〈…〉) von Anne Louise Germaine de Staël-Holstein. Die Übersetzung erschien unter dem Titel „Versuch über die Dichtungen“ im 2. Stück der „Horen“ 1796. In dieser Schrift, in der sich die Autorin u.a. mit der deutschen Literatur befasst (auch mit Goethe), werden die Dichtungen in drei Klassen eingeteilt: 1) Die wunderbaren und allegorischen Dichtungen. 2) Die historischen. 3) Die Dichtungen, wo alles zugleich erfunden und nachgeahmt ist, in denen nichts wahr, aber alles wahrscheinlich ist. (S. 22.) In der dritten Klasse erhält die Gattung des Romans eine herausragende Bedeutung als Widerspiegelung der neuen Bedürfnisse des modernen Menschen, den die innerste Kenntniß aller Bewegungen des menschlichen Herzens interessiert (S. 42). Als Beispiele für Werke, in denen diese Beredtsamkeit der Leidenschaften zum Tragen kommt, nennt Staël-Holstein neben Rousseaus „Nouvelle Héloïse“ auch Goethes „Werther“. Sie fügt jedoch hinzu: Man kann diese Art Romane in keine Classe stellen. Es giebt in Einem Jahrhundert Eine Seele, Ein Genie, das dahin zu reichen vermag, es kann keine Gattung werden 〈…〉. (S. 54.) 164,18 es ist nicht viel] Im Druck 36 Seiten. 164,19 sollen Sie bald haben] Goethe übersandte das (vollständige) Manuskript mit seinem Brief vom 17. Oktober 1795 (vgl. die Beilage zu diesem Brief). 164,20 kleinen Vorrede] Goethe schrieb keine Vorrede. 164,28 in Ihrer Arbeit] Schiller kündigte im Brief an Wilhelm von Humboldt vom 5. Oktober 1795 an, dass die Übersetzung „mit einigen Anmerkungen convoyiert 〈begleitet〉“ werden solle (NA 28, 70). Dieser auch am Schluss der Übersetzung in den „Horen“ für das nächste Stück avisierte Kommentar (vgl. Horen 1796. 2. Stück, S. 55) unterblieb. 164,30 Tanz der Horen] Die Horen, Töchter des Zeus und der Themis, Namensgeberinnen von Schillers Zeitschrift, trugen mit Blick auf das revolutionäre Frankreich vielsagende Namen: Eunomia steht für die „guten Gesetze oder die
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BRIEF 163
rechtmäßige Austheilung, welche einem jeden das Seinige giebt“, Dike für die „Ausübung der Gerechtigkeit“ und Irene (Eirene) für „den Frieden“ (Hederich, 1291). Zu deren ‚Tanz‘ vgl. zweite Erläuterung zu 111,18. 164,30–31 das umgeschaffne Frankreich] Das durch die Revolution ‚umgestaltete‘ Frankreich (vgl. Grimm 23, 1056). 165,3 ich gehe erst morgen frühe weg] Goethe ging nach Eisenach, wo sich Herzog Carl August bereits seit dem 3. Oktober 1795 aufhielt (vgl. FB 1795, S. 226), und zwar mit mehreren Fremden, besonders Emigrirten. („Tag- und Jahres-Hefte“ auf das Jahr 1795; WA I 35, 43. – Vgl. Nr 156 und die Erläuterungen dazu.) Um die aktuellen militärischen Auseinandersetzungen im Ersten Koalitionskrieg gegen Frankreich zu beobachten, sollte Goethe von dort weiter nach Frankfurt a. M. reisen: 〈…〉 die Österreicher waren 60,000 Mann über den Main gegangen, und es schien als wenn in der Gegend von Frankfurt die Ereignisse lebhaft werden sollten. Einen Auftrag, der mich dem Kampfplatze genähert hätte, wußte ich abzulehnen; ich kannte das Kriegsunheil zu sehr 〈von der Campagne in Frankreich 1792 und der Belagerung von Mainz 1793〉, als daß ich es hätte aufsuchen sollen. („Tag- und Jahres-Hefte“ auf das Jahr 1795; WA I 35, 43.) Am 22. Oktober 1795 war Goethe wieder in Weimar. 165,3–4 Das Staelische Werck erhalten Sie bald] Vgl. zu 164,19. 165,6 Von Franckfurt schreibe ich bald] Seine Vaterstadt besuchte Goethe erst wieder im August 1797 auf seiner dritten Reise in die Schweiz. 165,7 Humbold, von Franckfurt schreibe ich auch ihm] An Wilhelm von Humboldt schrieb Goethe erst am 3. Dezember 1795 (Nr 188). 165,8 Wenn mein Roman ankommt 〈…〉 4 Exemplare] Schiller verzeichnete den Empfang des 3. Bandes von Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 105,7) unter dem 18. November 1795 (vgl. Schillers Kalender, 17). Der Begleitbrief Goethes ist nicht überliefert (vgl. EB 135). 165,9 Loder] Justus Christian Loder. 165,9 Prof Hufeland] Gemeint ist hier der Jurist Gottlieb Hufeland, den Goethe in seinen Tagebüchern als ‚Professor‘ zu bezeichnen pflegte, im Unterschied zum Mediziner Christoph Wilhelm Hufeland, den er ‚Rat‘ nannte. 165,10 in Berlin] Dort wurde der Roman von Johann Friedrich Unger verlegt. Humboldt hielt sich seit Juli 1795 bei seiner kranken Mutter in Tegel auf. In seinem Brief an Schiller vom 27. November 1795 teilte er Schiller mit, er habe sich „einen Meister von Unger geben lassen“ (NA 36 I, 35). 165,12–15 „Welch ein erhabner Gedancke! 〈…〉 das Licht.] Das erste Distichon ist die frühe Fassung eines Epigramms, das unter dem Titel „Triumph der Schule“ in den „Xenien“ (Nr 164) des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ (S. 240) erschien (vgl. dazu NA 2 II A, 518). Das zweite Distichon stellt die erste Fassung eines Epigramms dar, das später die Überschrift „Der Gegner“ erhielt und schließlich – weitgehend umgearbeitet – mit der Überschrift „Die Zergliederer“ im
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selben Almanach unter die „Tabulae votivae“ (S. 160; Nr 31) aufgenommen wurde (vgl. dazu NA 2 II A, 394). Beide Distichen zielen auf die Theorie des Lichts und der Farben von Isaac Newton ab (vgl. zu 147,6). – den lange: versehentlich für ‚denn lange‘.
163. An Friedrich Schiller Eisenach, 13. Oktober 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 110–111. – Doppelblatt 19,5 × 22,9(–23,3) cm, 1 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 3 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl / nach / Jena. / fr., darunter rotes Siegel (Satyr mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41), Bl. 2 Rand Mitte Siegelausriss; S. 2 unter dem Brieftext Echtheitsbestätigung von Friedrich von Müller: „Daß vorstehender Brief von Goethe und die Unterschrift sein gewöhnliches Handzeichen ist, – indem er nur äußerst selten seinen Namen ausschrieb – bezeugt / der GroßherzogL. Saechsische Geheimrath und Kanzler D. von Müller. Weimar, 3te Mai 1841.“ E1: Catalogue de la précieuse collection d’autographes composant le cabinet de M. Alfred Bovet. Séries V et VI. Savants et explorateurs. – Poètes et prosateurs. 〈Auktion vom 19. bis 21. Juni 1884.〉 Paris 1884, S. 377, Nr 1031. (Teildruck: ohne Datumszeile und Paraphe). E2: WA IV 10 (1892), 313f., Nr 3216 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUNGEN
Einen Bezugsbrief gibt es nicht. Nach Empfang des vorliegenden Briefes teilte Schiller mit, er hätte schon früher geschrieben, wenn er gewusst hätte, dass Goethe länger in Eisenach bleiben werde (vgl. NA 28, 78). – Schiller antwortete am 16. Oktober 1795 (NA 28, 78–80, Nr 66; vgl. RA 1, Nr 1443). 165,18–19 Noch bin ich hier 〈…〉 weiter fortsetze.] Goethe hielt sich seit dem 11. Oktober 1795 in Eisenach auf; er setzte seine Reise in das Kriegsgebiet um Frankfurt a. M. nicht fort (vgl. zu 165,3). 165,20–22 Die Oesterreicher 〈…〉 zur Schlacht gekommen.] Österreichische Truppen unter dem Reichsfeldzeugmeister Karl Joseph de Croix Graf von Clerfayt gingen am 10./11. Oktober 1795 bei Seligenstadt und Offenbach über den Main, „wobey ihr linker Flügel ganz unbeweglich vor den Thoren von Frankfurt am Mayn stand, und am Mayn hinabwärts den Feind beobachtete.“ (Karl Ludwig O’Cahill: Beschreibung des jetzigen Krieges mit den Franzosen. T. 1. Frankfurt a. M. und Leipzig 1798, S. 215.) Am 12. Oktober 1795 kam es bei Nidda nordöstlich von Frankfurt zur Auseinandersetzung mit den französischen
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Truppen unter Jean-Baptiste Jourdan, in deren Verlauf die Franzosen in wenigen Tagen bei Höchst über den Main zurückgedrängt wurden (vgl. ebd., S. 216–219). So blieb die Stadt Frankfurt (zunächst) von einer Eroberung durch die Franzosen verschont. Goethe hatte über einige dieser Vorgänge durch einen Brief Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenbergs von Oktober 1795 erfahren (genaues Datum unbekannt; H: GSA 28/11, Bl. 329; vgl. RA 1, Nr 1417). 165,23–24 da ich dergleichen 〈…〉 Situationen schon kenne] Bezieht sich auf Goethes Teilnahme am preußisch-österreichischen Feldzug gegen die französischen Revolutionstruppen von August bis Oktober 1792. Goethe beschrieb seine Erlebnisse in seiner zwischen 1819 und 1822 entstandenen Schrift „Campagne in Frankreich 1792“ (WA I 33, 1–271). 165,25 Mad de Stael völlig zu ü b e r setzen] Goethe übersetzte die Schrift „Essai sur les fictions“ (vgl. zu 164,16) von Anne Louise Germaine de Staël-Holstein für Schillers „Horen“. 165,26–28 Eine weibliche Methode 〈…〉 die ewigen A b e r s.] Im Brief vom 6. bis 10. Oktober 1795 (Nr 162) beklagt Goethe die französische Unbestimmtheit (164,23) von Madame de Staëls Schrift und dass die gute Frau mit sich selbst eins und uneins sei (165,4–5). Schiller teilte den Eindruck des Unmethodischen und Widersprüchlichen; nach der ersten Lektüre der Übersetzung urteilte er: „Eine eigentliche Harmonie hinein zu bringen, möchte schwer seyn und auch die Mühe nicht genug lohnen.“ (Brief an Goethe vom 26. Oktober 1795; NA 28, 86.) 165,29–30 gleich sollen Sie es haben] Goethe schickte das Manuskript mit seinem Brief vom 17. Oktober 1795 (Nr 167). 170,1–2 Ihre Noten] Schiller schrieb keine Anmerkungen zu Goethes Übersetzung. 170,5 Roman] Das 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. 170,8–9 Vielleicht seh ich Sie 〈…〉 glaubten.] Goethe kehrte am 22. Oktober 1795 nach Weimar zurück. Vom 5. bis 11. November hielt er sich Jena auf.
164. An Christiane Vulpius Eisenach, 13. Oktober 1795 → Weimar ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,4, Bl. 53. – 1 Bl. 19,3(–19,5) × 22,7(–23,2) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse: An Demoiselle / Christiane Vulpius / Weimar, über der Adresse und darunter Reste eines roten Siegels (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41); am rechten Rand Mitte Siegelausriss. E: WA IV 10 (1892), 313, Nr 3215 (Eduard von der Hellen).
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E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christiane Vulpius antwortete mit Briefen vom 14. und vom 16. Oktober 1795 (Goethe-Christiane 1, 56f., Nr 58 und 57f., Nr 60; vgl. RA 1, Nr 1439, RA 1, Nr 1447). Postsendungen: 13. Oktober 1795 (GR/Sonderrechnungen 1795, 3, Bl. 2). 170,11 daß ich in Eisenach bin] Über Goethes Aufenthalt in Eisenach und die geplante Reise nach Frankfurt a. M. vgl. zu 165,3. 170,12–14 die Oesterreicher 〈…〉 mit den Franzosen balgen] Vgl. zu 165,20–22. Die österreichische Armee soll einem zeitgenössischen Bericht zufolge 12.000 Mann stark gewesen sein (vgl. Karl Ludwig O’Cahill: Beschreibung des jetzigen Krieges mit den Franzosen. T. 1. Frankfurt a. M. und Leipzig 1798, S. 215). Goethe war im Oktober 1795 durch Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg vom Vorrücken der Österreicher unterrichtet worden (genaues Datum unbekannt; H: GSA 28/11, Bl. 329; vgl. RA 1, Nr 1417). 170,15 schicke 〈…〉 Hl. Geh. Rath Voigt] Christian Gottlob Voigt schickte Goethe mit seinem Brief vom 14. Oktober 1795 eine „Beylage 〈…〉 aus dero Hauße, wo sich alles wohl befindet.“ (H: GSA 28/11, Bl. 317; vgl. GoetheVoigt2 1, 206.) Bei der Beilage handelte es sich um Christiane Vulpius’ Brief vom 14. Oktober 1795 (vgl. Goethe-Christiane 1, 56f., Nr 58 [hier auf 16. Oktober 1795 datiert]). 170,16 den Kleinen] Goethes fast sechsjähriger Sohn August.
165. An Friedrich Schiller Eisenach, 16. Oktober 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 112–113. – Doppelblatt 19,5 × 23(–23,3) cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Herrn / Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena., darunter rotes Siegel (Satyr mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41); Bl. 2 Rand Mitte Siegelausriss. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 230f., Nr 110. WA IV 10 (1892), 315, Nr 3218. E R L Ä UT E RUNGEN
Einen Bezugsbrief gibt es nicht (vgl. den Anfang von Schillers Briefes an Goethe, 16. Oktober 1795; NA 28, 78). – Schiller antwortete am 19. Oktober 1795 (NA 28, 82, Nr 69; vgl. RA 1, Nr 1448). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (NA 28, 78–80, Nr 66; vgl. RA 1, Nr 1443). 170,19–20 Bald werde ich Sie wiedersehen 〈…〉 nicht statt.] Über Goethes
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BRIEFE 166/167
Aufenthalt in Eisenach und die geplante Reise nach Frankfurt a. M. vgl. zu 165,3. 170,20 Die Frau von Stael wird 〈…〉 aufwarten] Gemeint ist die Übersetzung von Madame de Staëls „Essai sur les fictions“, die Goethe mit seinem Brief vom 17. Oktober 1795 (Nr 167) an Schiller schickte. 170,21–22 Haben Sie denn etwa 〈…〉 gesagt?] Schon in seinem Brief vom 5. Oktober 1795 hatte Schiller bei Wilhelm von Humboldt, der Anfang Juli 1795 nach Tegel zu seiner erkrankten Mutter zurückgekehrt war, angefragt, ob Goethe dessen Wohnung in Jena benutzen könne (vgl. NA 28, 70). Obwohl Humboldt „von Herzen gern“ zustimmte (Brief an Schiller vom 23. Oktober 1795; NA 35, 396), wurde nichts aus dem Plan, möglicherweise weil Humboldts Vermieter, der Medizinprofessor Christian August Friedrich von Hellfeld, Schwierigkeiten machte (vgl. ebd.). Wie aus Nr 168 hervorzugehen scheint (vgl. 172,3–5), trennte Goethe sich schließlich doch „nicht gern von dem Schloß, wo ihn 〈Nicolaus〉 Trapizius der SchloßVoigt bedient.“ (Schiller an Humboldt, 9. November 1795; NA 28, 103.) 170,23 Fustapfen des Militars] Im Zusammenhang mit den Studentenunruhen vom Sommer 1795 war Militär nach Jena geschickt und im dortigen Schloss untergebracht worden. Dies geht aus einem Brief des Jenaer Bürgermeisters Jacob Paulssen an die „Hochgebiethenden Herren“ in Weimar vom 23. Juli 1795 in den „Acta Commissionis die Einquartirung des nach Jena beorderten Commando des Weimarischen Militaris und die von Seiten der Jenaischen Bürgerschaft, wegen eines Kosten-Beytrags dieserhalb, geschehene Weigerung betrL:“ hervor, in dem er zu verhindern versuchte, dass die Soldaten in Privathäuser einquartiert würden, und anbot, „den Mann täglich 3 gL–˝ und der ganzen Mannschaft zwey Tonnen Bier zu reichen, wenn sie fernerhin in dem Schlosse, wo sie vor der Hand hingelegt war, verbleiben würde.“ (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 8522a, Bl. 9–10.) Paulssen hatte Erfolg. Als am 3. November 1795 ein weiteres Kommando nach Jena befohlen wurde, erklärte Herzog Carl August dazu in einem Reskript an die Jenaer „Räthe“ vom 30. Oktober 1795: „Wir begehren 〈…〉, Ihr wolltet der Bürgerschaft daselbst, mit Bemerckung Unsers Mißfallens über ihre gegen die Natural-Einquartierung Unsers Militaris bisher sich angemaßte unschickliche Weigerung, bekannt machen, daß das iezige Commando 〈…〉 diesmahl in einer dortigen Vorstadt einquartiert werden solle.“ (Ebd., Bl. 87.) – Über die Studentenunruhen vgl. Nr A 52 und die Erläuterungen dazu. 170,25 Roman] Goethe arbeitete am 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. 170,25 biß ich ihn überwunden habe] Das 7. Buch wurde Mitte Januar 1796 fertig (vgl. Goethes Brief an Christiane Vulpius, 15. Januar 1796; WA IV 11,5), danach aber überarbeitet und ging erst am 16. Juni 1796 an den Verleger (vgl. Goethes Tagebuch unter diesem Datum; GT II 1, 73). Danach arbeitete Goethe am 8. Buch, so dass der 4. Band im Oktober 1796 erscheinen konnte.
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166. An Christiane Vulpius Eisenach, 16. Oktober 1795 → Weimar ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,4, Bl. 54. – 1 Bl. 19,2 × 22,7(–23,2) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse: Demoiselle / Christiane Vulpius / Weimar., über der Adresse und darunter Reste eines roten Siegels (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41); Bl. am rechten Rand Mitte Siegelausriss. E: WA IV 10 (1892), 315, Nr 3217 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 14. Oktober 1795 (GoetheChristiane 1, 56f., Nr 58; vgl. RA 1, Nr 1439). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. – Christiane Vulpius’ Brief vom 16. Oktober 1795 (Goethe-Christiane 1, 57f., Nr 60; vgl. RA 1, Nr 1447) kreuzte sich mit dem vorliegenden. 171,3 Du kommst um den Muff 〈…〉 Pelzmütze] Das Versprechen, aus Frankfurt a. M. einen Muff und eine Pelzmütze mitzubringen, scheint Goethe noch vor seiner Abreise nach Eisenach am 11. Oktober 1795 gegeben zu haben. Aus dem Briefwechsel mit Vulpius geht darüber nichts hervor. 171,3–4 ich gehe nicht nach Franckfurt] Über Goethes geplante Reise nach Frankfurt a. M. vgl. zu 165,3. 171,5–6 Eh ich von hier abgehe] Am 20. Oktober 1795. 171,6 schreibe ich dir wieder] Ein entsprechender Brief ließ sich nicht ermitteln. 171,6–7 einige Tage in Gotha] Dort hielt sich Goethe vom 20. bis 22. Oktober 1795 auf und hatte Umgang vor allem mit Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg. 171,7 den Kleinen] Goethes fast sechsjähriger Sohn August.
167. An Friedrich Schiller
Eisenach, 17. Oktober 1795 → 〈Jena〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 116. – 1 Bl. 19,3 × 23(–23,3) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 237, Nr 113. WA IV 10 (1892), 316, Nr 3219.
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BRIEF 168
BE IL AG E
Abschrift von Goethes Übersetzung des „Essai sur les fictions“ von Anne Louise Germaine de Staël-Holstein (vgl. zu 164,16). E R L Ä UT E RUN GEN
Einen Bezugsbrief gibt es nicht (vgl. den Anfang von Schillers Brief an Goethe, 16. Oktober 1795; NA 28, 78). – Schiller antwortete (die Beilage betreffend) – zugleich auf Nr 168 – am 26. Oktober 1795 (NA 28, 86f., Nr 72; vgl. RA 1, Nr 1454). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom 16. Oktober 1795 (NA 28, 78–80, Nr 66; vgl. RA 1, Nr 1443). 171,9 Mittwoch wieder hoffe in Weimar zu seyn] Goethe kehrte am Donnerstag, dem 22. Oktober 1795, nach Weimar zurück. 171,10 die Abhandl.] Vgl. Beilage. 171,10–11 ich habe sie nicht 〈…〉 durchsehen können] Der Druck im 2. Stück der „Horen“ 1796 (S. 20–56) enthält „zahlreiche sinnentstellende Versehen“ (WA I 40, 440), wie sich aus dem Vergleich mit dem französischen Original ergibt, z.B. ausgearbeitet (S. 21, Z. 6 v. u.) statt ausgebreitet (WA I 40, 205, Z. 23), Herzens (S. 212, Z. 13 v. o.) statt Scherzes (WA I 40, 212. Z. 21), keine (S. 36, Z. 14 v. o.) statt eine (WA I 40, 221,5), Empfindung (S. 37, Z. 10 v. o. und Z. 10 v. u.) statt Erfindung (WA I 40, 221, Z. 28 und 222, Z. 11) u.a.m. 171,12 Vielleicht besuche ich Sie zu Ende der Woche] Goethe kam erst am 5. November 1795 nach Jena und blieb bis zum 11. November. 171,13 das zerstreute Leben] Inmitten des Hofes, der sich in Eisenach aufhielt, mit mehreren Fremden, besonders Emigrierten. („Tag- und Jahres-Hefte“ auf das Jahr 1795; WA I 35, 43.)
168. An Friedrich Schiller Weimar, 25. Oktober 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 120–121. – Doppelblatt 19,4 × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Herrn / Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena., darüber und darunter Reste eines roten Siegels (Satyr mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41). E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 240f., Nr 115. WA IV 10 (1892), 316f., Nr 3220.
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E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Briefe vom 19. und vom 24. Oktober 1795 (NA 28, 82 und NA 83, Nr 69f.; vgl. RA 1, Nr 1448, RA 1, Nr 1452). – Schiller antwortete am 26. Oktober 1795 (NA 28, 86f., Nr 72; vgl. RA 1, Nr 1454). 171,17 was uns das Intelligenzblatt bringt] Schiller hatte in seinem Brief vom 24. Oktober 1795 mitgeteilt, dass im Intelligenzblatt der ALZ vom 24. Oktober (Nr 122, Sp. 979–982; vgl. Fambach 3, 664–666) „ein höchst grober und beleidigender Ausfall Wolfs in Halle auf den Herderischen Aufsatz im IXten Horenstück abgedruckt ist.“ (NA 28, 83.) Gemeint ist der Aufsatz „Ankündigung eines deutschen Auszugs aus Prof. Wolf’s Prolegomenis ad Homerum und Erklärung über einen Aufsatz im IX Stücke der Horen“. Darin übt der Professor der alten Sprachen Friedrich August Wolf Kritik an Herder, der in seinem „Horen“-Beitrag „Homer, ein Günstling der Zeit“ seine, Wolfs, „Prolegomena ad Homerum“ (Halle 1795. – Griech./lat.: Vorbemerkungen zu Homer) benutzt habe, ohne die Herkunft seiner Erkenntnisse angemessen zu offenbaren: „〈…〉 der Verfasser behandelt 〈…〉 meine mit Fleiß zubereiteten Materialien im Tone eines a priori zum Ziele eilenden Philosophen; er verschiebt, indem er Altes und Neues durch einander wirft, jeden bestimmten Gesichtspunkt; und hat am Ende das Vergnügen, den trivialsten Satz, der sich sagen läßt, als Ausbeute zu Tage zu fördern.“ (Ankündigung 〈…〉, Sp. 979.) Wolfs „Prolegomena“ waren in der ersten Jahreshälfte 1795 erschienen; mit einem Brief vom 22. Juni 1795 hatte der Verfasser ein Exemplar an Goethe geschickt (vgl. zu 163,3). Dass der anonym erschienene „Horen“-Beitrag von Herder stammte, hatte Wolf von Carl August Böttiger durch einen Brief vom 8. Oktober erfahren (vgl. Friedrich August Wolf. Ein Leben in Briefen. Hrsg. von Siegfried Reiser. Band 3. Stuttgart 1935, S. 58). Anders als Schiller fand Wilhelm von Humboldt, noch bevor er Wolfs Artikel kannte, Herders Verfahren bedenklich und schrieb am 30. Oktober an Schiller: „Ohne Wolf, den Herder sehr benutzt hat, würden diese Herderschen Ideen doch nur Vermuthungen und weiter nichts seyn.“ (NA 35, 411.) Schiller fühlte sich von Wolfs Aufsatz als Herausgeber der „Horen“ und als Verfasser des Epigramms „Ilias“, das Wolf irrtümlich Herder zuschrieb (vgl. Ankündigung 〈…〉, Sp. 981), angegriffen. Schiller wollte Herder zu einer Entgegnung veranlassen. Dieser jedoch wünschte, Schiller selbst möge dies übernehmen und schickte ihm am 30. Oktober 1795 den Entwurf einer Replik (vgl. HB 7, 194–196). Goethe hingegen hielt es, ebenso wie Christian Gottfried Körner (vgl. seinen Brief an Schiller, 6. November 1795; NA 36 I, 4) und Humboldt (vgl. seinen Brief an Schiller, 13. November; NA 36 I, 19), für ratsam, von einer separaten Antikritik abzusehen (vgl. 173,6–11). Wolf wurde schließlich lediglich einer der „Xenien“-Adressaten, die im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ mit einem (vermutlich von Schiller stammenden) spöttischen Distichon bedacht wurden:
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BRIEF 169
Der Wolfische Homer. Sieben Städte zankten sich drum, ihn gebohren zu haben, Nun da der Wolf ihn zerriß, nehme sich jede ihr Stück. (S. 265; vgl. WA I 5.1, 243; NA 1, 341, Nr 264.) 171,18 in der Comödie] Am 24. Oktober 1795 war August Wilhelm Ifflands Schauspiel „Dienstpflicht“ (gedruckt: Leipzig 1796) gegeben worden. – Comödie: hier wohl im Sinne von ‚Schauspielhaus‘, sonst in weitester Bedeutung auch ‚ein jedes Schauspiel‘ (vgl. Adelung 2, 1701). 172,1 Heute komme ich nicht] Schiller hatte mit einem Besuch Goethes am 25. oder 26. Oktober 1795 gerechnet (vgl. den Bezugsbrief vom 24. Oktober 1795; NA 28, 83, Nr 70). 172,1 bald] Goethe kam am 5. November nach Jena und blieb bis zum 11. November 1795. 172,2 einen neuen Weltbürger] Am 30. Oktober 1795 brachte Christiane Vulpius einen Jungen, Carl, zur Welt. Er starb bereits am 16. November (vgl. Taufbzw. Bestattungsbuch der Hofgemeinde [Jakobskirche], S. 438 bzw. S. 65b; freundliche Auskunft von Eva Beck, Weimar). 172,3–4 das Schloß von den militarischen Effluvien gereinigt] Zu den Studentenunruhen und ihren Folgen vgl. zu 170,23. – Effluvien: Ausdünstungen (von franz. effluve; vgl. GWb 2, 1374). 172,6 den Damen] Charlotte Schiller und ihre Mutter Louise von Lengefeld, die vom 16. bis 31. Oktober 1795 bei Schiller zu Besuch war. 172,8–9 Italiänischen Collectaneen] Vorarbeiten zu einem enzyklopädischen Werk über Italien (H: GSA 25/W 2637 bis GSA 25/W 2645; WA I 34.2, 149–251; MA/Goethe 4 II, 519–605). 172,12 Haben Sie keine Abschrift vom Aufsatz übers Naive?] Im Bezugsbrief vom 24. Oktober 1795 hatte Schiller geschrieben, er wolle das Manuskript seines Aufsatzes „Ueber das Naive“ zurückhalten, um es Goethe vorlesen zu können (vgl. NA 28, 83). Er schickte es schließlich am 26. Oktober an Johann Friedrich Cotta (vgl. Schillers Kalender, 15). Der Aufsatz erschien im 11. Stück der „Horen“ 1795 als 1. Teil der Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“. 172,15 Jene Blätter] Schiller hatte im Bezugsbrief vom 19. Oktober 1795 um den (nicht überlieferten) Brief gebeten, „den ich Ihnen im vorigen Jahre 〈…〉 zur Eröfnung einer aesthetischen Correspondenz schrieb“ (NA 28, 82). Vgl. des Weiteren die Anmerkungen zur Beilage von Nr 57 in den Erläuterungen zu 83,18. Goethe schickte das Manuskript am 28. Oktober (vgl. zu 173,2).
OKTOBER 1795
169. An Caroline Herder
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Weimar, 28. Oktober 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin. – Doppelblatt 19,3 × 22,8(–23) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links Zählung, von fremder Hd (Caroline Herder), Tinte: „Nro 4.“ („4“ geändert aus „2“; zur Nummerierung vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 154); S. 4 Adresse: Frau Vicepräsident / Herder., daneben rotes Siegel (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41); Bl. 2 obere Ecke Papierverlust durch Öffnen des Siegels, S. 3 neben dem Abriss noch Reste eines roten Siegels, Heftspuren am Falz. E: Bernhard Suphan: Goethe und Herder von 1789–1795. II. Das Zerwürfnis. 1795. In: Preußische Jahrbücher 43 (1879), S. 142–183, hier S. 160. WA IV 10 (1892), 318, Nr 3222. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief antwortet auf Caroline Herders Brief vom 14. Oktober 1795 (AS 2, 443–445, Nr 87 C; HB 7, 450, Nr 17; vgl. RA 1, Nr 1436). – Caroline Herder antwortete am 29. Oktober 1795 (HB 7, 451f., Nr 19; vgl. RA 1, Nr 1457). Goethe erhielt den Bezugsbrief verspätet, weil dieser nach Frankfurt a. M. geschickt worden war. Dorthin hatte Goethe im Auftrag Herzogs Carl August reisen sollen, um die militärische Lage im Konflikt zwischen Österreichern und Franzosen zu beobachten. Er war jedoch von Eisenach aus am 22. Oktober 1795 nach Weimar zurückgekehrt (vgl. zu 165,3). Caroline hatte in ihrem Brief mit „Bestürzung“ (HB 7, 450) von einem Gespräch mit Herzogin Louise berichtet, in dem es um die Unterstützung bei der Ausbildung ihrer Kinder ging. Herzog Carl August hatte im Sommer 1789 eine entsprechende Zusage gegeben, um Johann Gottfried Herder von einem Wechsel nach Göttingen abzuhalten (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 154). Caroline Herder erfuhr in dem Gespräch, der Herzog „wolle für den Gottfried an Ostern die Doctor Promotion bezahlen. Zweitens: August solle jetzt nicht auf die Universität, sondern eine Zeitlang hier auf der Canzlei arbeiten – u. Adelbert solle bei den H. von Boineburg ins Eisenachische“ (HB 7, 450). Sie zitiert im Bezugsbrief weiter ausführlich einen Brief an Herzogin Louise ebenfalls vom 14. Oktober 1795, in dem sie diese Vorschläge mit Blick auf ihren Mann zurückweist: „Er würde sich in seinen VaterRechten gekränkt fühlen, wenn sich der Herzog um die nähere Bestimmung der Söhne verwenden wollten.“ (HB 7, 451.) Am Schluss wendet sich Caroline Herder mit einem Appell an Goethe: „Dulden Sie nicht daß der Herzog sein Versprechen so schnöde brechen will. Hier ist es Ihre Pflicht des Herzogs Ehre u. Moralität zu retten. Wodurch hat mein Mann diese Treulosigkeit verdient? 〈…〉 Ich
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BRIEF 170
bitte Sie retten Sie Ihre u. des Herzogs Ehre! ich habe lange genug geschwiegen u. ich stehe Ihnen nicht vor den unangenehmsten Auftritten. Wir brauchen Geld u. müßen es vom Herzog erhalten. Er ist es uns schuldig.“ (HB 7, 450.) Goethe hielt Caroline Herders Forderungen für unbillig und den heftigen Ton, in dem sie diese der Herzogin und ihm selbst vortrug, für unangemessen. Er verweigerte im vorliegenden Brief eine Antwort zur Sache und schlug Carl Ludwig von Knebel als Vermittler vor, womit sich Caroline Herder im Antwortbrief vom 29. Oktober und Knebel in einem Brief an Goethe vom selben Tag (Goethe-Knebel 1, 119) auch einverstanden erklärten. Caroline freilich macht in ihrem Brief vom 29. Oktober 1795 Goethe selbst für ihre finanziellen Probleme verantwortlich: Er habe Herder seinerzeit schlecht geraten, als er ihm die Aussicht eröffnete, dass „der Herzog Deine 〈Herders〉 Kinder studieren läßt“ (HB 7, 452), zugleich aber die Bitte um „eine bestimmte schriftliche Zusicherung des Herzogs“ „mit Unwillen“ als unnötig zurückwies: „dies würde den Herzog beleidigen 〈…〉.“ (Ebd.) Dann heißt es: „O hören Sie die Stimme Ihres Gewissens. Was Sie jetzt für die rechtmäßige Forderung einer Familie von sieben Kindern redliches thun, das wird die Vorsehung Ihnen zu einer Zeit, wo Sie es nicht glauben oder denken, an den Ihrigen wieder vergelten.“ (Ebd.) Nach Empfang dieses Briefes entschloss sich Goethe dann doch zu antworten (vgl. Nr 171).
170. An Friedrich Schiller
Weimar, 28. Oktober 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 124. – 1 Bl. 19,3(–19,5) × 23(–23,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 243f., Nr 117. WA IV 10 (1892), 317f., Nr 3221. BE IL AG E
Schillers Brief zur Eröffnung eines Briefwechsels mit Goethe über ästhetische Fragen (vgl. zu 173,2). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 26. Oktober 1795 (NA 28, 86f., Nr 72; vgl. RA 1, Nr 1454). – Schiller antwortete am 1. November 1795 (NA 28, 93f., Nr 77; vgl. RA 1, Nr 1460). 173,1 Seit meiner Rückkunft] Goethe war am 22. Oktober 1795 von einer Reise nach Eisenach zurückgekehrt. Zum Anlass der Reise vgl. zu 165,3.
OKTOBER 1795
381
173,1–2 mich noch nicht wiederfinden können] In seinem Brief an Schiller vom 25. Oktober 1795 hatte Goethe von zerstreuten Tagen (172,8) gesprochen (Nr 168), u.a. wohl deswegen, weil Christiane Vulpius kurz vor der Niederkunft stand. 173,2 das verlangte Manuscript] Brief über ästhetische Fragen (vgl. Beilage). Er ist nicht überliefert. Vgl. des Weiteren zu 83,18 und 172,15). 173,3–4 die Gedichte 〈…〉 nach Eisenach schickten] Mit seinem Brief vom 16. Oktober 1795 hatte Schiller „einige Schnurren“ übersandt, darunter „Die Theilung der Erde“, „Die Thaten der Philosophen“, „Theophanie“, „Einem jungen Freund als er sich der Weltweißheit widmete“ und „Archimedes und der Schüler“. Alle Gedichte erschienen im 11. Stück der „Horen“ 1795. 173,4–5 d a s T h e i l d e s D i c h t e r s] Die Theilung der Erde. – Goethes Formulierung bezieht sich auf den Inhalt des Gedichts: den Anteil am Irdischen, der bei der ‚Teilung der Erde‘ unter Fürst, Bauer und Bürger für den träumenden Dichter übrig geblieben ist, nämlich nichts; die letzte Strophe lautet: Was kann ich thun, spricht Zevs. Die Welt ist weggegeben, Der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein. Willst du in meinem Himmel mit mir leben? So oft du kommst, er soll dir offen seyn. (Horen. 11. Stück 1795, S. 28.) 173,6–9 Sollten Sie Sich nicht 〈…〉 vorkommen könnte.] Aus diesem Vorschlag, sich über die „Horen“-Kritiker in cumulo zu äußern, ergab sich Ende des Jahres das von Goethe und Schiller gemeinsam ausgeführte „Xenien“-Projekt. Mit dem Günnstling der Zeit (173,9) wird auf Friedrich August Wolfs Kritik an Herders „Horen“-Beitrag „Homer, ein Günstling der Zeit“ angespielt (vgl. zu 171,17). 173,9–10 Das hällische philosophische Journal 〈…〉 betragen haben.] In den von Ludwig Heinrich von Jakob herausgegebenen „Annalen der Philosophie und des philosophischen Geistes von einer Gesellschaft gelehrter Männer“ war vom 2. bis 12. Oktober 1795 eine Rezension der ersten drei „Horen“-Stücke erschienen (118.–122. Stück, Sp. 937–970; Fambach 2, 151–167), die von dem Kieler Philosophieprofessor Wilhelm Friedrich August Mackensen stammt. Darin werden vor allem Schillers Briefe „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“ heftig kritisiert. 173,11 in Bündlein bindet] Nach Jesu Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen: „〈…〉 um der erndte zeit will ich zu den schnittern sagen: Sammlet zuvor das unkraut, und bindet es in bündlein, daß man es verbrenne: aber den weitzen sammlet mir in meine scheuren.“ (Matthäus 13,30; Luther-Bibel 1772 NT, 16.) 173,13 Frauen] Bereits seinerzeit veraltete schwache Bildung des Dativs Singular (vgl. Grimm 4, 71f.). Gemeint ist Charlotte Schiller.
382
BRIEF 171
173,13 Ihrer Frau Mutter] Schillers Schwiegermutter Louise von Lengefeld, die in Jena zu Besuch war. 173,13–14 Das Schwiegertöchterchen säumt noch.] Goethe spielt scherzhaft darauf an, zu Bildung der Schwägerschaft und zu Vermehrung der dichtrischen Familie (177,3–4) könne sich seine erwartete Tochter mit Schillers Sohn Carl verbinden. – Christiane Vulpius gebar am 30. Oktober einen Sohn, der nur gut zwei Wochen alt wurde.
171. An Caroline Herder Weimar, 30. Oktober 1795 → Weimar ÜBE R L IE FE RUN G
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin. – 2 Doppelblätter 19,2(–19,4) × 22,7(–23,2) cm, 8 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links Zählung, von fremder Hd (Caroline Herder), Tinte: „Nro 6.“ (zur Nummerierung vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 154), oben mittig über dem Text, von fremder Hd (Caroline Herder), Tinte: „von Goethe. Antwort auf vorigen Brief.“; am Falz Heftspuren, jeweils drei Einrisse. E: Bernhard Suphan: Goethe und Herder von 1789–1795. II. Das Zerwürfnis. 1795. In: Preußische Jahrbücher 43 (1879), S. 142–183, hier S. 161–164. WA IV 10 (1892), 318–323, Nr 3223. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief antwortet auf Caroline Herders Brief vom 29. Oktober 1795 (HB 7, 451f., Nr 19; vgl. RA 1, Nr 1457). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Über Anlass und Gegenstand des Briefes, in dem es erneut um Caroline Herders – von Goethe als ungerechtfertigt beurteilte – Forderung geht, Herzog Carl August müsse sich an den Aufwendungen für die Ausbildung ihrer Söhne beteiligen, vgl. die einleitenden Erläuterungen zu Nr 154 und Nr 169. 173,17–18 erspare dadurch 〈…〉 die Unannehmlichkeit] Im Brief vom 28. Oktober 1795 (Nr 169) hatte Goethe Carl Ludwig von Knebel als Vermittler vorgeschlagen (vgl. 172,21–22). Knebel übernahm diese Rolle später auch (vgl. seinen Brief an Goethe, 8. Dezember 1795; Goethe-Knebel 1, 120f.); im Januar 1796 war er der Überbringer einer Geldzuweisung des Herzogs an Johann Gottfried Herder (vgl. Goethes Briefe an Knebel vom 3. und 6. sowie 18. Januar 1796; WA IV 11, 2, 3 und 6). 173,19 Mit Ihnen zu sprechen] Darum hatte Caroline Herder am Schluss des Bezugsbriefs gebeten.
OKTOBER 1795
383
173,23 darf] ‚Dürfen‘ hier in älterer Bedeutung von ‚nötig haben‘, ‚müssen‘ (vgl. GWb 2, 1344). 173,24 Puncktation] Entwurf zu einem Vertrag in Form einer Liste einzelner Vertragspunkte (vgl. Campe 2, 558). – Hier ist die sechs Punkte umfassende Liste gemeint, die Herzog Carl August am 3. Mai 1789 Goethe mitgeteilt hatte. Sie enthält Angebote und Vergünstigungen, die Herder bewegen sollten, einen Ruf nach Göttingen abzulehnen. Goethe hatte das Blatt Caroline Herder übergeben, die es abschrieb und die Abschrift am 4. Mai 1789 an ihren in Italien weilenden Mann schickte (vgl. Düntzer, Herder Italien, 352–356, hier 353; Text ebd. sowie GB 8 II, 337, zu 106,10). Das Original behielt sie, verlegte es jedoch. Erst in der letzten Juli-Woche 1795 war es wieder aufgefunden worden (vgl. Caroline Herders Brief an Friederike von Franckenberg, 20. August 1795; Preußische Jahrbücher 43 [1879], S. 146; HB 7, 442). In der Liste des Herzogs heißt es: „6. Will ich für die Kosten des studirens seiner Kinder und für deren Unterkommen sorgen.“ (Goethe-Carl August2 1, 140; vgl. Caroline Herders Abschrift aus dem Jahr 1795 in: HB 7, 444f.). 174,2–3 gewisse bestimmte Zuschüsse] Diese hatte Goethe selbst vermittelt. So hatte er etwa die Herzoginmutter Anna Amalia am 22. Juli 1789 gebeten, jährlich 100 biß 150 rh. für ein Kind 〈…〉 biß zu dessen Majorennität aus〈zu〉setzen (GB 8 I, 135). In ihrem Antwortbrief vom 7. September 1789 sagte sie ihre Unterstützung zu (H: GSA 28/1042a, Bl. 18f.; vgl. RA 1, Nr 383). – Herders Söhne Gottfried und August erhielten von Herzog Carl August jährlich jeweils 50 Reichstaler (vgl. Caroline Herders Brief an Friederike von Franckenberg, 20. August 1795; HB 7, 441). Herzogin Louise unterstützte Wilhelm – als ihr Patenkind – mit einer jährlichen Zuwendung von 50 Reichstalern (vgl. ebd.). Im Frühjahr 1795 hatte sie ihm weitere 300 Reichstaler zur Verfügung gestellt, nachdem der Herzog eine Bitte Herders um einen Kredit über 1000 Reichstaler abgelehnt hatte (ebd., 442). Ferner hatte Herzoginmutter Anna Amalia Herders Sohn August mit 150 Reichstalern unterstützt (ebd., S. 443) sowie die Patenschaft für Herders am 21. August 1790 geborenen Sohn Rinaldo übernommen. 174,4 Da Gottfried auf die Academie ging] Herders Sohn Gottfried studierte seit 1792 an der Universität Jena Medizin. – Herder zögerte damals, sich an den Herzog zu wenden, weil er „fühlte 〈…〉 wie abgeneigt der Herzog gegen ihn sei. Alle die Grieffs 〈engl. grief: Ärger, Schmerz〉 über seine 〈Herders〉 Revolutionsmeinung waren nun sichtbar.“ (Caroline Herders Brief an Friederike von Franckenberg, 20. August 1795; HB 7, 441.) Herder verband mit der Französischen Revolution große Hoffnungen: „Die Sonne der Freiheit geht auf, das ist gewiß“, schrieb er am 11. November 1792 an Friedrich Heinrich Jacobi (HB 6, 290). 174,10 begrüßt] Jemanden um etwas begrüßen: jemanden um seine Einwilligung bitten (vgl. Adelung 1, 807). 174,10–11 da er doch 〈…〉 zugesagt hatte] Vgl. zu 173,24.
384
BRIEF 172
174,12 schickten Sie Augusten nach der Schweiz] Herders Sohn August hatte ein Jahr – von Oktober 1794 bis September 1795 – in einer Erziehungsanstalt im schweizerischen Neuchâtel verbracht, wo sich auch sein Bruder Wilhelm aufhielt. 174,13 gut und nothwendig] Der (1794) 18-jährige August, Gefährte des Erbprinzen Carl Friedrich, Liebling der Herzoginmutter, hatte sich durch das Hofleben von den Eltern entfremdet. Caroline Herder begründete den Aufenthalt in der Schweiz in ihrem Brief an Goethe vom 21. September 1795: „Die Eindrücke die er in gewissen Verhältnissen bekommen hatte, u. denen ein Erwachsener nicht immer wiederstehen kann, waren nicht passend, für die künftige Bestimmung seines Bürgerlichen Lebens. Nur Entfernung u. ganz andre Verhältniße mußten ihn wieder auf seinen wahren Standpunct bringen 〈…〉.“ (HB 7, 446.) Die Eltern waren mit dem Ergebnis des Schweizer Aufenthalts zufrieden, wie aus ihren Briefen an Johann Georg Müller vom 15. Oktober und 9. November 1795 hervorgeht (HB 7, 191f. und 199). 174,30 Anleihe] Vgl. zu 174,2–3. 174,33–175,1 Meynung des Herzogs 〈…〉 Ihrer Kinder] Vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 169. 175,1 Liquidität] Hier: Berechtigung (vgl. GWb 5, 1247), von lat. liquidus: klar, hell. 175,4–5 die Promotionskosten 〈…〉 attachiren] Vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 169. – Adeln: Herders Sohn Adelbert. – Sich attachieren: an sich binden (GWb 1, 894) (von franz. s’attacher). 175,10 Cursum iuris] Lat.: juristische Laufbahn; hier: juristische Ausbildung. 175,11 in Eisenach] Herders Sohn Adelbert sollte sich nach Vorschlag des Herzogs bei dem Geheimen Kammerrat Georg Friedrich von Boyneburgk in Eisenach ins juristische Fach einarbeiten (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 169). 175,22–23 bringen Augusten 〈…〉 auf die Academie] Herders Sohn August besuchte nach der Rückkehr aus Neuchâtel im Oktober 1795 die Universität Jena, nachdem in der Schweiz „seine Neigung für die Naturgeschichte wieder erwacht“ war (Caroline Herders Brief an Goethe, 14. Oktober 1795; HB 7, 450). An Johann Georg Müller schrieb sie am 9. November 1795: „Augusts Reise hat auf sein ganzes Leben entschieden. Er wird die Bergwercks-Wissenschaft theoretisch u. practisch lernen, u. da sein Brod u. Zufriedenheit finden.“ (HB 7, 198.) Darin behielt die Mutter Recht. 175,29–30 Vorwürfen und Drohungen] Caroline Herder hatte Goethe vorgeworfen, ihrem Mann schlechte Ratschläge erteilt zu haben, als es für diesen 1789 darum ging, nach Göttingen zu gehen oder in Weimar zu bleiben (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 169). Und sie hatte offen mit Skandal gedroht: „Ich bitte Sie retten Sie Ihre u. des Herzogs Ehre! ich habe lange genug geschwiegen u. ich stehe Ihnen nicht vor den unangenehmsten Auftritten.“ (Brief an Goethe, 14. Oktober 1795; HB 7, 450.)
NOVEMBER 1795
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176,3–4 des Herzogs Anerbieten] Die Ausbildung der Söhne betreffend. 176,4 das Vergangne] Die ‚Punktation‘ von 1789 betreffend (vgl. zu 173,24). 176,12 Reihe von Leben und Betragen] ‚Reihe‘ wohl im Sinne einer ‚zeitlichen Folge zusammenhängender Elemente‘ (vgl. Grimm 14, 639f.), ‚Leben‘ im Sinne von ‚Umgangsweise‘, ‚sozialer Umgang‘ (vgl. GWb 5, 1011). 176,17 die gegenwärtige Verfassung] Mit Blick auf die Französische Revolution: die feudalistische Gesellschaftsordnung; oder auch nur mit Bezug auf die allgemeine Unsicherheit infolge des Koalitionskriegs. 176,28 billige Vorschläge] Durch Knebel ließ Goethe Caroline Herder den Vorschlag machen, sie solle 1000 oder 1200 Reichstaler vom Herzog erbitten, die ratenweise auszuzahlen wären, etwa zum neuen Jahr und zu Ostern. Sie ging darauf ein, und am 22. Dezember 1795 konnte ihr Knebel melden: „Gestern Abend spät 〈…〉 erhielt ich noch von Göthen ein Billet 〈EB 147〉, – daß Ihnen nach dem Neuen Jahre 600. Thlr. sollten ausgezahlt werden.“ (Preußische Jahrbücher 43 [1879], S. 171.) Was die Kinder angeht, so erhielt Herder 600 Reichstaler für Gottfried, 200 Reichstaler für August über vier Jahre und dasselbe später für Emil sowie 200 Reichstaler jährlich für den jüngsten Sohn Rinaldo (nach einer Aufstellung Caroline Herders aus dem Jahr 1806; Preußische Jahrbücher 43 [1879], S. 175f.) 176,31 thun was ich thun kann] Goethe blieb in der Angelegenheit weiter tätig (vgl. vorhergehende Erläuterung), obwohl Caroline Herder ihn als Vermittler ablehnte; an Herzogin Louise schrieb sie am 3. November 1795: „Von Herzen bereue ich den Brief 〈vom 29. Oktober 1795〉 den ich dem H. Geh〈eimen〉 R〈at〉 Göthe geschrieben habe 〈vgl. HB 7, 451f., Nr 19〉. Wie übel thut man, wenn man sich Unterhändler erwählt, u. wie sehr können diese die wahre Ansicht der Dinge verrücken.“ (HB 7, 455.) Einige Jahre später jedoch erklärte sie (anlässlich einer weiteren Geldzahlung des Herzogs) in einem Brief an Goethe vom 10(?) Januar 1798: „Nur noch Ein Wort. Vergessen Sie auch das Vergangene! J e t z t weiß ich wohl w o ich Unrecht hatte. Es fehlte mir damals nur ein Freund der mich sanft zurechtgewiesen hätte – doch, das ist jetzt vorbei; u. die Schuppen sind mir von den Augen gefallen.“ (HB 7, 476.)
172. An Friedrich Schiller Weimar, 1. November 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 125–126. – Doppelblatt 19,3 × 23(–23,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 rotes Siegel (Satyr mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41) und Adresse: An / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena / fr.; Bl. 2 Rand Mitte Siegelausriss.
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BRIEF 173
E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 245, Nr 118. WA IV 10 (1892), 324f., Nr 3225. E R L Ä UT E RUN GEN
Einen Bezugsbrief gibt es nicht. – Schiller antwortete am 4. November 1795 (NA 28, 96f., Nr 81; vgl. RA 1, Nr 1463). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (NA 28, 93f., Nr 77; vgl. RA 1, Nr 1460). Postsendungen: 1. November 1795 (GR/Belege 1796, 1, Bl. 5). 177,1 artigen] ‚Artig‘ hier im Sinne von ‚eine gehörige Art habend‘, im Fall eines Säuglings also ‚reizend‘, ‚niedlich‘ (vgl. GWb 1, 839f.). 177,1 Mädchens] Auch in Nr 170 hatte Goethe eine Tochter erwartet (vgl. zu 173,13–14). 177,1 ein zarter Knabe] Carl war am 30. Oktober geboren. Er starb bereits am 16. November 1795. 177,4 für ein Mädchen zu sorgen] Scherzhaft gemeinter Gedanke an eine Verbindung von Goethes Sohn August mit einer Tochter Schillers, der seinerseits bisher nur den Sohn Carl hatte. Schiller bekam zwei Töchter: 1799 Caroline und 1804 Emilie. Ein Verwandtschaftsverhältnis unter den Familien entstand nicht. 177,4 Ich komme nun bald] Goethe kam am 5. November 1795 und blieb bis zum 11. November. 177,6 ich habe Ihnen viel zu sagen] Im Brief an Wilhelm von Humboldt vom 9. November 1795 berichtet Schiller: „Wir sitzen von Abend um 5 Uhr biß Nachts 12 auch 1 Uhr beysammen, und schwatzen.“ (NA 28, 100.) In dem Brief schildert Schiller auch ausführlich, worüber gesprochen wurde: Architektur, Optik, griechische Literatur und Kunst (vgl. NA 28, 100–102). 177,6–7 nicht auf den Pfaden der Dichtung] Goethe hatte sich vorgenommen, am 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ weiterzuarbeiten (vgl. 170,5). In Jena hatte er sich um die Inspektion der Saaleregulierung zu kümmern; vgl. Nr 174 und die Erläuterungen dazu. 177,7 Durch äussre Veranlaßung] Der folgenden Erläuterung ist zu entnehmen, dass Schiller Goethes Beschäftigung mit der Baukunst in Zusammenhang mit Goethes geplanter Italienreise bringt. Wenn Goethe jedoch in seinem Brief an Johann Heinrich Meyer vom 16. November 1795 ebenfalls davon spricht, er sei durch einen äußern Anlaß (181,3) zu seinen Überlegungen über Baukunst gekommen, scheint es noch eine andere ‚Veranlassung‘ zu geben, denn Meyer gegenüber dürfte Goethe die Italienreise kaum so bezeichnet haben. Möglicherweise ist an einen Bezug zum Neubau des Weimarer Schlosses zu denken, das 1774 abgebrannt war. Goethe war Mitglied der Schlossbaukommission und an der Planung der Arbeiten im Jahr 1795 beteiligt. 177,7–8 habe ich in der Baukunst mich wieder umgesehen] In Schillers Brief an Wilhelm von Humboldt vom 9. November 1795 heißt es: „Ueber Bau-
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kunst die er jetzt zur Vorbereitung auf seine Italienische Reise treibt hat er manches Interessante gesagt 〈…〉“ (NA 28, 100); es folgt ein Referat von Goethes Äußerungen, bei denen es insbesondere um den Begriff der „schönen Architectur“ gegangen sei. Diese sei „nur Idee“ und beziehe sich auf den „IdealMenschen, der in keinem bestimmten, folglich auch keinem bedürftigen Zustand sich befindet“. Insofern seien „alle architectonische Werke nur Annäherung zu diesem Zweck“ (NA 28, 100f.). Diese Gedanken finden sich wieder in dem (zu Goethes Lebzeiten ungedruckten) Aufsatz „Baukunst. 1795“ (WA I 47, 67–76) und den Vorarbeiten dazu (WA I 47, 327–330; außerdem WA I 34.2, 192–194). 177,8–9 einiges bey dieser Gelegenheit zusammengestellt] Vgl. vorhergehende Erläuterung. 177,11 Von Meyern habe ich einen Brief von München] Johann Heinrich Meyers Brief vom 20. Oktober 1795 (H: GSA 28/1045, Bl. 1–2; vgl. RA 1, Nr 1449), in dem er u.a. seine Eindrücke von Nürnberg und München schildert (vgl. zu 180,14–15).
173. An August Wilhelm Iffland Weimar, 4. 〈November〉 1795 → 〈Neckarhausen bei Mannheim〉 DAT IE RUNG
Die Monatsangabe September (178,2) in der verworfenen Reinschrift K ist falsch. Sie wurde bereits in einer zeitgenössischen Abschrift, die sich in den Theaterakten erhalten hat, korrigiert (vgl. zweite Erläuterung zu 178,2). Der vorliegende Brief nimmt inhaltlichen Bezug auf eine politische Lage, wie sie erst Ende September 1795 eingetreten war (vgl. zu 177,16). Goethes thematisch zugehöriges Schreiben an Kirms vom 4. November 1795 (Nr A 59) entstand im unmittelbaren zeitlichen Umfeld. ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/10, Bl. 291. – Doppelblatt 19,2(–19,4) × 22,8(–23,2) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte (verworfene Reinschrift). – In einem Faszikel, auf dem vorderen Einband aus blauer Pappe Aufschrift von Schreiberhd, Tinte: Eingegangene Briefe / July / August / September / 1795., oben rechts die Bezeichnung des Stückes „4c.“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“), 55 Bll., 3 Bll. Druck. E: Goethe als Theaterdirector. In: Die Grenzboten 16 (1857). Bd 1, S.
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121–126, 183–192, 221–228, 257–262, hier S. 183 (Carl August Hugo Burkhardt). WA IV 10 (1892), 325f., Nr 3227 (nach E, vgl. Hinweis auf K, hier als „cassirtes Mundum“ angesehen, WA IV 10, 422f.). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – August Wilhelm Iffland antwortete am 5. Dezember 1795 (Ludwig Geiger: Schauspielerbriefe. In: GJb 26 [1905], 52, Nr 3; vgl. RA 1, Nr 1503). Mit vorliegendem Brief wandte sich Goethe abermals an den Schauspieler, Regisseur und Dramatiker August Wilhelm Iffland (1759–1814) und bemühte sich, den von ihm hochgeschätzten Darsteller zu einem Gastspiel zu animieren, um ihn auf der Weimarer Bühne spielen zu sehen. Goethes erste Einladung von Ende 1793 ist nicht überliefert, aber durch die Antwort Ifflands belegt (vgl. dessen Brief an Goethe, 13. Januar 1794; H: GSA 28/3, Bl. 482; vgl. RA 1, Nr 852). Goethe schätzte die kunstvoll realistische, psychologisch genaue Art Ifflands zu spielen und wollte sie den Mitgliedern des eigenen Ensembles und den Weimarer Zuschauern gerne vorführen. Ifflands Dramen gehörten seit Gründung der Weimarer Hoftheaters unter Goethes Leitung zum Repertoire der Bühne: Am 7. Mai 1791 waren zu dessen Eröffnung Ifflands „Die Jäger. Ein ländliches Sittengemälde“ gezeigt worden. 1793 hatte Iffland Goethe eigene Stücke versprochen und in Abschriften übersandt (vgl. RA 1, Nr 704; RA 1, Nr 727; RA 1, Nr 817). Erst in der Zeit vom 25. März bis 28. April 1796 kam es zu dem lange vorbereiteten ersten Gastspiel Ifflands in Weimar. Weitere Gastaufenthalte in Weimar folgten 1798, 1810 und 1812. Iffland war seit Dezember 1796 Direktor des Königlichen Berliner Nationaltheaters am Gendarmenmarkt. Unter seiner künstlerischen und wirtschaftlichen Leitung gelang der Berliner Bühne der Aufstieg zu einer der führenden deutschsprachigen Spielstätten. August Wilhelm Iffland, in Hannover geboren und zunächst zu einem Studium der Theologie bestimmt, entschied sich für ein Leben als Schauspieler. Ab 1777 war er zunächst Mitglied des Hoftheaterensembles in Gotha, seit 1779 des deutschen Nationaltheaters in Mannheim. Dort sah ihn Goethe 1779 erstmals in der Rolle des reichen Kaufmanns Hieronimus Billerbeck in Carlo Goldonis „Geschwind, eh’ es jemand erfährt, oder: der besondere Zufall“ (in deutscher Übersetzung: Leipzig 1778). Dieser Eindruck bewirkte Goethes lebenslange Begeisterung für Ifflands Spiel, in welchem der gleichsam verlohrne Begriff von dramatischer Kunst wieder lebendig werde (Brief Goethes an Johann Heinrich Meyer, 18. März 1796; H: GSA 64/69,1; WA IV 11, 52–57). An Iffland sei zu rühmen, was einen ächten Künstler eigentlich bezeichnet: er s o n d e r t seine Rollen so von einander ab, daß in der folgenden kein Zug von der vorhergehenden
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erscheint (ebd.). Goethes Begeisterung mündete in verschiedenen Versuchen, Iffland auf Dauer für die Weimarer Bühne zu gewinnen, aber vergeblich, denn dem Angebot aus Berlin vermochte das Herzogtum nichs Adäquates entgegenzusetzen. Mit dem vorliegenden Brief an August Wilhelm Iffland begann eine zwölf Briefe von Goethe und 21 Gegenbriefe umfassende Korrespondenz. Weitere Mitteilungen Ifflands erreichten Goethe über Schiller und Franz Kirms. Bis zu Ifflands Tod am 22. September 1814 in Berlin blieben beide Männer in Kontakt. In den Briefen werden vorwiegend praktische Fragen zum Theaterbetrieb behandelt: Es ging um die Vorbereitung und Durchführung von Gastspielen in Weimar, die Besetzung von Rollen, den Wechsel von Schauspielern von einem Spielort zum anderen oder, noch in den späteren Jahren, um den wechselseitigen Ankauf von Stücken. Goethes anfängliche Hoffnung, mit Iffland in eine längere Unterhaltung über die verschiedensten Gegenstände einzutreten, bei denen Goethe sicherlich auch ästhetische und poetologische Fragen oder Gespräche über die Theorie der Schauspielkunst im Sinn gehabt haben dürfte, erfüllte sich nicht. Gleichwohl blieb Goethe mit Iffland freundschaftlich verbunden. Schon während des ersten Weimarer Gastspiels hatte er in dessen Stammbuch geschrieben: Viel von Künsten und Künstlern wird immer in Deutschland gesprochen, Angeschaut haben wir nun Künstler und Künste zugleich. Weimar d. 24. Apr. 1796.
Goethe
(H: Niedersächsische Landesbibliothek Hannover, Sign.: Noviss 1, Bl. 191; E: Auszug aus Iffland’s Stammbuch, jener Denkschriften, welche Göthe, Herder, Wieland 〈…〉 und Friedrich Schiller, aus dem Stehgreife verfaßt, und in selbes eigenhändig eingetragen haben. 〈Wien〉 1809, S. 5; WA I 4 (1891), 231, Nr 3297b+ [nach E]). 177,16 Aus dem 〈…〉 jene Gegenden trifft] Mannheim lag mitten im Kriegsgebiet des Ersten Koalitionskrieges: Die französischen Truppen hatten am 20. September 1795 die Stadt besetzt. Die Sieger forderten eine hohe Summe Remunerationen. Wie viele Einwohner von Mannheim dachte auch Iffland daran, sich in Sicherheit zu bringen und die Stadt für einige Zeit zu verlassen, in der, obwohl viele Verwundete zu versorgen waren, nach wie vor Theater gespielt wurde, was nicht nur Iffland bisweilen befremdlich anmutete. Nach dem Einmarsch der Franzosen in Saarbrücken und der Zerstörung des dortigen Theaters hatte Iffland schon 1793 seine Stellung im Dienste Ludwigs Fürst von Nassau-Saarbrücken verloren. Zu dem Zeitpunkt, als der vorliegende Brief bei Iffland eintraf, hielt er sich in der Umgebung Mannheims, in Neckarhausen auf, wie aus dem von Franz Kirms entwor-
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fenen Konzept eines Schreibens an Iffland hervorgeht (vgl. zweite Erläuterung zu 314,10). 177,17–18 wenn Sie uns 〈…〉 mit Ihrem Talent erfreuen wollen] Das Angebot Ifflands, nach Weimar zu kommen, ist nicht überliefert. Der mit Iffland bekannte Schauspieler Carl Heinrich Schall, Mitglied des Weimarer Hoftheaterensembles, sollte Goethe dessen Besuch und ein Gastspiel in Weimar offerieren (vgl. erste Erläuterung zu 314,10). Wie das überlieferte Konzept in den „Acta / des Herrn Ifflands / Aufenthalt dahier / betrL / 1796“ zeigt (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349a, Bl. 2), hatte auch Franz Kirms in Vertretung der Hoftheaterdirektion zunächst eine Antwort darauf entworfen (vgl. zweite Erläuterung zu 314,10), die Goethe wahrscheinlich kannte, als er vorliegenden Brief konzipierte. 177,19–20 Die Kosten 〈…〉 gerne tragen] Zu dem Besuch kam es nicht. Die französischen Besatzungstruppen bestanden auf einer Fortsetzung des Theaterbetriebs in Mannheim, was Iffland weiterhin in der Stadt hielt (vgl. zu 198,30). Am 22. November 1795 fiel die Festung Mannheim wieder an die Koalitionäre unter Führung des österreichischen Feldmarschalls Dagobert von Wurmser. – Im Konzept zu seiner Antwort für Iffland unterstrich Kirms zwar, dass Goethe das Gastspiel sehr willkommen sei und offerierte Iffland die Übernahme der Reisekosten und eine Mitfahrgelegenheit ab Frankfurt a. M. Dennoch zog es Goethe vor, sich mit dem vorliegenden Brief selbst an Iffland zu wenden (vgl. Nr A 59). Am 4. Januar 1796 schlug er Iffland vor, im Rahmen eines Gastaufenthaltes die Karwoche für Proben und die Osterfeiertage für die Aufführungen zu nutzen (vgl. WA IV 11, 2; zudem 198,31). 177,21 Douceur] Amtssprachlich für ‚Vergütung‘, ‚Geschenk‘ (von franz. douceur: Süßigkeit, Annehmlichkeit, kleiner Gewinn). 178,2 Gegenstände] Laut E und WA (vgl. Überlieferung) versehentlich für ‚Gegenden‘. Die Emendation ist nicht zwingend; in einer textkritisch irrelevanten Abschrift des Briefes, die in den Theaterakten auf einem einzelnen Blatt überliefert ist (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349a, Bl. 1b), ist diese Stelle nicht korrigiert. 178,2 September] Versehentlich für ‚November‘; in den Theaterakten, in der vorhergehenden Erläuterung erwähnten Abschrift des Briefes, handschriftlich korrigiert (vgl. erste Erläuterung zu 178,2). – Am 4. September war Goethe in Ilmenau und kehrte erst am 6. September nach Weimar zurück.
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174. An Christian Gottlob Voigt 〈Jena, 8. oder 9. November 1795?〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus dem auf den 8. November 1795 datierten Bezugsbrief. Eine rasche Rücksendung der darin übermittelten Schriftstücke per Boten ist anzunehmen. ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-11707. – 1 Bl. 19,1(–19,3) × 22,9 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; am Querfalz gebrochen. E: Goethe-Voigt1 (1868), 175f., Nr 48. WA IV 11 (1892), 166–168, Nr 3366 (nach E). BE IL AG E
Subscribenda (vgl. zu 178,8). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Christian Gottlob Voigts vom 8. November 1795 (Goethe-Voigt2 1, 209, Nr 169; vgl. RA 1, Nr 1467). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 178,4 in dem alten Schloße] Goethe hielt sich vom 5. bis zum 11. November 1795 in Jena auf, wo er im ersten Stock des Schloss wohnte. 178,7 Intresses] Interessen. 178,8 Die Subscribenda folgen zurück.] Um welche Schriftstücke es sich handelte, die Goethe mit seiner Unterschrift zu versehen und damit zu genehmigen hatte, ist unbekannt. Er hatte sie, wie aus dem Bezugsbrief hervorgeht, per Boten erhalten. Die Erwähnung der Wäsche (178,8), des Waschwerks in Ilmenau, deutet darauf hin, dass Dokumente der Bergwerkskommission darunter waren. – Subscribenda: Gerundivum von lat. subscribere: unterschreiben. 178,8–9 Mit der Wäsche 〈…〉 gehen] Das neue Poch- und Waschwerk in Ilmenau, das südlich des Neuen Johannesschachts errichtet wurde. Es sollte der Anreicherung des Erzes vor dem Schmelzen dienen und damit die Effizienz des Ilmenauer Bergbaus insgesamt erhöhen. 178,10–11 Ich hoffe Götze 〈…〉 ausweisen werden.] Im Bezugsbrief hatte Voigt von einer Geldsendung nach Ilmenau berichtet. – Goethes ehemaliger Schreiber bekleidete seit April 1795 die Stelle eines Baukondukteurs in der herzoglichen Verwaltung. Goethe leitete die für Wegebau zuständige Fürstliche Kommission und stand gerade im Begriff, Goetze als Aufseher über die Wasserbauarbeiten an der Saale einzusetzen (vgl. Goethes Votum vom 9. November 1795 mit einer Liste der vorrangig von Goetze zu besorgenden Arbeiten; H: GSA 30/104, Bl. 101–104). –
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BRIEF 174
Registraturen: kanzleisprachlich ‚die in eine Ordnung gebrachten Schriftstücke‘ (von lat. registrare: in ein Verzeichnis eintragen). 178,13–16 Durch den in den großen Bogen 〈…〉 eben so sicher] Für die Fortschritte der seit April 1795 geplanten und in der Zwischenzeit vorangebrachten Wasserbauarbeiten an der Saale hatte Goethe sich sofort nach seiner Ankunft in Jena, am 5. und 7. November 1795, interessiert (vgl. seinen Bericht vom 9. November 1795; H: GSA 30/104, Bl. 92f.). An der alten Steinbrücke in Camsdorf, die das Stadtzentrum mit Wenigenjena verband, war der Fachbaum des großen Brückenbogens erhöht worden, um den Wasserstand des Flusses zu regulieren. Bei der am Ostufer der Saale bei Camsdorf gelegenen Schneidemühle war zudem die Böschung befestigt und mit Weiden bepflanzt worden; Goethe spricht von einer Vergrünung. Alle Arbeiten dienten dem Schutz der Stadt vor Hochwasser. Die „Acta / den Wasserbau an der Saale / betr. / 1795.“ geben vor allem Auskunft über die an der Brücke durchgeführten Arbeiten zwischen 1795 und 1797 (H: GSA 30/104). – Fachbaum: der oberste Balken eines Wehrs, die Überfallschwelle für das Wasser. 178,19 Triumph über die Kalbsköpfe] Die in Wien am 22. Oktober 1795 gefallene Entscheidung in der „causa vitulina“ (lat.: Kalbfleischfall), einer beim Reichshofrat anhängigen Rechtssache, war in Weimar eingetroffen: Die Beschwerde des ehemaligen Kammerpräsidenten von Kalb über den Herzog und sein Geheimes Consilium war abgewiesen worden; die Stelle eines ‚Deputati ordinarii der Jenaischen Ritterschaft‘ in der Landschaftsversammlung war ihm seinerzeit zu Recht verweigert worden (vgl. zu 107,7). – Voigt hatte Goethe im Bezugsbrief vom positiven Ausgang des Verfahrens unterrichtet und ein Dekret an die Stände und ein Reskript an die Regierung in Aussicht gestellt, um ähnliche Beschwerden bei höchsten Instanzen des Reiches in Zukunft zu vermeiden. 178,20 ihr Nahme ist Legion] Synonym für ‚viele‘; Anspielung auf die einschlägigen Bibelstellen in den Evangelien von Markus und Lukas (Markus 5,9 und Lukas 8,13). 178,21 von oben herein] Hier im übertragenen Sinne: von oben nach unten, abwärts, in einer hierarchischen Ordnung von den höheren Ständen ausgehend (vgl. GWb 4, 950). 178,22–23 zur ungelegenen Zeit marschiren zu lassen] Das Deutsche Reich hatte im Sommer 1795 vom Herzogtum die Stellung eines Reichskontingents an Jägern für den Koalitionskrieg gegen die französische Revolutionsarmee gefordert. Die gleichzeitig in Jena virulenten Studentenunruhen banden allerdings alle kurzfristig verfügbaren Kräfte. Erst 1796 konnten Truppen zur Unterstützung der Koalitionäre in den Krieg geschickt werden (vgl. die Erläuterung in AS 3, 183). 178,24–25 Jeder läuft 〈…〉 etwas vorzustellen] Anspielung auf den ganz anderen Eindruck, der sich noch im Sommer 1795 während der Studentenunruhen dem Betrachter in Jena geboten hatte. Das eigentliche Studium, der Besuch von
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Collegia, Lehrveranstaltungen, hatte seinerzeit nicht im Vordergrund gestanden. Zu den Studentenunruhen vgl. Nr A 52 und die Erläuterungen dazu. – Etwas vorstellen: etwas zur Schau stellen, sich produzieren (vgl. Grimm 26, 1677). 178,28 Der Tausch der Wiesen gegen Hügelgärten] Zur Umsetzung seiner Pläne, die zwischen Horn – einem etwas erhöht, am Hang gelegenen Gebiet östlich der Stadt – und Ilmgrund gelegenen Gartenflächen dem englischen Landschaftspark, der sich entlang des Flusses Ilm entwickelte, anzugliedern, musste Herzog Carl August – wie Voigt im Bezugsbrief berichtet hatte – versuchen, die fraglichen Grundstücke in seinen Besitz zu bringen. Davon betroffen war außer Goethe auch sein südlicher Gartennachbar, der Geheime Rat und Kammerpräsident Johann Christoph Schmidt. Die Besitzer sollten zum Ausgleich für die aufzugebenden Gärten feuchten, noch trockenzulegenden Wiesenboden in der Nähe des westlich der Stadt gelegenen Schwansees erhalten. Daraufhin lehnten Goethe und Schmidt das Angebot ab (vgl. zu 179,1–2). Es war Voigt, der im Auftrag des Herzogs die Tauschgrundstücke ermittelt hatte. – Literaturhinweis: Wolfgang Huschke: Die Geschichte des Parkes von Weimar. Weimar 1951, hier bes. S. 91f. 178,29 Negoz] Kurzform von lat. negotium: Geschäft, Handel. 179,1–2 Gegen 50 Acker steht mein Garten auch zu Diensten.] Ironischer Kommentar zur Ungleichheit der Tauschobjekte: 50 Acker entsprachen im Weimarischen einer Fläche von etwa 14,25 Hektar (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band). Gegen eine derart große Fläche wäre Goethe vielleicht bereit gewesen, den am Stern gelegenen viel kleineren Garten mit Gartenhaus aufzugeben. Nicht so Christiane Vulpius, die sich im Wesentlichen um die Pflege der Gärten der Familie kümmerte. Sie wollte sich weder auf einen Verkauf noch auf den vorgeschlagenen Grundstückstausch einlassen (vgl. zu 178,28). 179,3–4 Im Nahmen 〈…〉 für die Exemtion.] Voigt hatte nach einigen Diskussionen die Befreiung der Schauspieler, der Schüler von Thalia – in der griechischen Mythologie der Muse der komischen Dichtkunst und Beschützerin der Theater – von der Kriegssteuer durchgesetzt und Goethe im Bezugsbrief davon berichtet. Dem Adressaten war dies billig erschienen, zumal fremde Grafen und Herren diese Steuer auch nicht zu entrichten hatten. – Exemtion: rechssprachlich für ‚Freistellung von einer allgemeinen Verpflichtung‘ (von lat. exemptio: Befreiung). 179,5–6 Ich bleibe wohl noch biß zu Ende der Woche.] Goethe setzte diesen Plan nicht um (vgl. Nr 175). Die Nachricht vom schlechten Gesundheitszustand seines neugeborenen Sohnes Carl, von dem ihm Christiane Vulpius berichtet hatte, veranlasste ihn, sofort nach Weimar zurückzureisen.
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BRIEFE 175/176
175. An Christiane Vulpius Jena, 9. November 1795 → Weimar ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,4, Bl. 55. – 1 Bl. 19,1 × 22,9 cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse: Demoiselle / Christiane Vulpius / Weimar, über der Adresse und darunter Reste eines roten Siegels (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41); Bl. am linken Rand Siegelausriss. E: WA IV 10 (1892), 326, Nr 3228 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christiane Vulpius antwortete am 10. November 1795 (Goethe-Christiane 1, 59, Nr 62; vgl. RA 1, Nr 1470). 179,8 Ich bin hier recht vergnügt und fleißig] Goethe hielt sich seit dem 5. November 1795 in Jena auf. Er hatte mit der Saaleregulierung zu tun (vgl. Nr 174) und wollte am 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ arbeiten (vgl. zu 177,6–7). 179,9 der Kleine] Während in der Regel damit Goethes ältester Sohn August bezeichnet wird, ist hier wohl der am 30. Oktober 1795 geborene Sohn Carl gemeint. Im Antwortbrief berichtete Christiane Vulpius: „〈…〉 daß kleine ist seit 2 Dagen ser mat und schläfft dem ganzen Dag. und wen es Essen und Dringen soll so muß man es auf weken.“ (H: GSA 28/11, Bl. 347.) Der Säugling starb bereits am 16. November 1795. 179,9–10 Laß mir doch 〈…〉 ein Wort schreiben.] Christiane Vulpius antwortete mit eigener Hand; u.a. schrieb sie, sie sei „r〈e〉 cht wohl so daß ich ausser bede seyn kann“ (H: GSA 28/11, Bl. 347). 179,10 Vielleicht bleibe ich 〈…〉 hier] Goethe blieb nur bis Mittwoch, dem 11. November 1795, in Jena. 179,11 im stillen Schloß] Goethe pflegte im ersten Stock des Jenaer Schlosses zu wohnen. 179,12 bey Schillern] Am 10. November 1795 waren mit Goethe auch Johann Jacob Griesbach und dessen Frau Friederike Juliane bei Schiller zu Gast, der an diesem Tag Geburtstag hatte (vgl. Schillers Kalender, 16).
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Weimar, 16. November 1795 → 〈Rom〉
ÜBE R L IE FE RU N G
1) Brief: H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 19,2 × 22,9 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte (Ihr Brief 〈…〉 auszubreiten. [179,16–31]) und egh., Tinte (Besonders auf 〈…〉 G [181,32–182,12]); S. 1 oben rechts Briefzählung, Tinte: No 1.; im Text Hervorhebungen einzelner Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift von Riemers Hd: Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe (1846); vgl. E1. K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 34–37. – 2 ineinandergelegte Doppelblätter 20,6 × 34,2(–34,4) cm, 7 1⁄2 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Absendevermerk und einige der Korrekturen links), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Ergänzungen (Ward 〈…〉 accusirt [223,3]), Paraphe, Tinte; S. 1 oben links Absendevermerk, egh., Tinte: abgegangen dl. 16 Nov. / 1795., darüber Briefzählung, Tinte: No 1. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Umschlag die egh. Aufschrift, Tinte: Meyers Reise / und Aufenthalt in Italien / betrl / 1795., darunter: „Goethe’s und Meyers Briefe / in den Jahren 1795–1797.“, zudem diverse Notizen, violetter Stift und Bleistift; oben rechts die Bezeichnung des Stückes „No. 1.“, 196 Bll., 2 Bll. Druck. E1: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 14–18, Nr 7 (Teildruck: 179,20–180,6 Nürnberg hoff‘ 〈…〉 bescheiden seyn. und 179,20–180,6 Die Tabellarische Methode 〈…〉 aufmercksam zu seyn.). E2: WA IV 10 (1892), 326–330, Nr 3229 (Eduard von der Hellen). 2) Beilage: H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – 1 Bl. 19,1(–19,3) × 22,7(–23,3) cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist) (182,13–183,8 Antonio 〈…〉 auffinden.) und egh., Tinte (183,9–18 Sein Werck 〈…〉 G); Vs. oben rechts Briefzählung, Tinte: ad No 1.; im Text Hervorhebung einiger Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift von Riemers Hd: Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe (1846). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 38–39. – Doppelblatt 21,1 × 34,4 cm, 2 2⁄3 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, einige der Korrekturen und Ergänzungen links), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Ergänzungen, Tinte; S. 1 oben Briefzählung, Tinte: ad No 1. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zum Konzept des vorliegenden Briefes. E: WA IV 10 (1892), 331–332, Nr 3229 (Eduard von der Hellen).
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Der Brief beantwortet zwei Briefe Johann Heinrich Meyers, einen Brief vom 20. Oktober 1795 (Goethe-Meyer 1, 138–142, Nr 56; vgl. RA 1, Nr 1449) und einen vom 3. November 1795 (Goethe-Meyer 1, 143–145, Nr 57; vgl. RA 1, Nr 1461). – Meyer antwortete am 22.–24. November 1795 (Goethe-Meyer 1, 151–157; Nr 59; vgl. RA 1, Nr 1485) und am 12. Dezember 1795 (GoetheMeyer 1, 157–166, Nr 60; vgl. RA 1, Nr 1510). 179,15–16 Ihr Brief mit den Beylagen] Mit dem ersten Bezugsbrief waren mehrere Beilagen in Oktav angekommen (H: GSA 28/1045, Bl. 4–17 und 20–33). Sie enthielten stichwortartige Bemerkungen zu Kunst- und Architekturdenkmalen in Nürnberg (Bl. 21–22), Regensburg (Bl. 23) und München (Bl. 4–16 und 28–33: zu Theatinerkirche, Franziskanerkirche, Marienkirche, Gemäldegalerie, Antiquarium und Residenz) und zum Schloss Nymphenburg (Bl. 24–27), welches Meyer am 20. und 21. Oktober 1795 mit dem Architekten Maximilian von Verschaffelt besucht hatte. 179,16–17 da ich Ihre tägliche Unterhaltung entbehren muß] Meyer, der in Goethes Haus lebte, war am 2. Oktober 1795 zu einem zweijährigen Studienaufenthalt nach Italien aufgebrochen, um seine 1790 beendeten Kunststudien in Rom und Florenz fortzusetzen. In Rom war er über den Maler Aloys Ludwig Hirt erreichbar, an dessen Adresse vorliegender Brief gerichtet war (vgl. Goethes Brief an Johann Heinrich Meyer, 30. Dezember 1795 bis 3. Januar 1796; WA IV 10, 363). 179,20 Nürnberg hoff ’ ich dereinst mit Ihnen zu sehen] Im Herbst 1795 drängte die Zeit, denn in den Alpen drohte Schnee bis in tiefe Lagen. – Vom 6. bis zum 15. November 1797, auf der Rückreise aus der Schweiz, sollten Goethe und Meyer dann tatsächlich zusammen die herausragenden Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigen. Im Bezugsbrief hatte Meyer Christoph Gottlieb von Murrs „Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten in des H. R. Reichs freyen Stadt Nürnberg und auf der hohen Schule zu Altdorf“ (Nürnberg 1778; in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 572, Nr 3999) und Johann Gabriel Doppelmayrs „Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern“ (Nürnberg 1730) zur Lektüre empfohlen. 179,21 Augsburg] Zu einem Umweg über die freie Reichsstadt war Meyer gezwungen worden, „weil die Postkutsche keinen geraderen Weg nach Insbrug geht. Dieses ist mir sehr unangehm läßt sich aber nicht ändern da die Reise sonst mich gar zu theur zustehen kommen würde.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 3.) 179,21–22 den alten deutschen Kunsthorizont 〈…〉 überschauen können] Im ersten Bezugsbrief hatte Meyer – sollte sich auf seiner Rückreise nach Weimar ein vierzehntägiger Aufenthalt in Nürnberg realisieren lassen – einen „Artikel von der deutschen Kunst“ vorgeschlagen (als Ergänzungen zu der Geschichte der Kunst Italiens).
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180,1 Merkwürdigkeiten] Sehenswürdigkeiten. 180,3–4 auch in Buchstaben freygebig zu seyn] Im ersten Bezugsbrief hatte Meyer nachgefragt, ob es wohl getan sei, wenn er statt Zeichnungen und Skizzen von Gemälden nur Beschreibungen und Bemerkungen liefere. 180,6 bescheiden] Hier in der älteren Bedeutung von ‚sachgerecht‘, ‚angemessen‘ (vgl. GWb 2, 456). 180,7–8 mit dem Bilde das sie Julius Roman zuschreiben] Das Gemälde „Christus segnet die Kinder“, das auch unter dem Titel „Lasset die Kinder zu mir kommen“ bekannt ist, hatte Meyer – entgegen der zeitgenössischen Auffassung – dem manieristischen Maler Giulio Romano zugeschrieben. Bis heute gilt es als signiertes Werk von „Vinzent Sellar“, dem flämischen Maler Vincent Sellaer aus Mecheln, was auch Goethe annahm, wie seine Bleistiftnotiz auf der Beilage zum ersten Bezugsbrief belegt (H: GSA 28/1045, Bl. 12). – Die Kupferstichreproduktionen von Marcantonio Raimondi hatten die Hauptwerke der italienischen Renaissancemalerei in ganz Europa bekannt gemacht, auch die Gemälde Giulio Romanos. 180,12 Complex] Gruppe (vgl. GWb 5, 548). 180,14–15 Die Tabellarische Methode 〈…〉 fürtrefflich] Angewendet bei der Beschreibung von drei Gemälden aus der „Gallerie zu München“ (heute: Alte Pinakothek), nämlich: „Christus segnet die Kinder“ (vgl. 180,7–8), Albrecht Dürers Diptychon „Die vier Apostel“ (1526), Lucas Cranachs d. Ä. „Christus und die Ehebrecherin“ (um 1520/25) – sowie auf das Seitenaltarbild „Jesu Kreuzabnahme“ in der Theatinerkirche (H: GSA 28/1045, Bl. 10–17, hier Bl. 12–16). In der Goethe mit dem ersten Bezugsbrief mitgeteilten tabellarischen Übersicht finden sich jeweils Bemerkungen zu: „Gattung des Kunstwercks / Meister“, „Gegenstand“, „Erfindung“, „Anordnung“, „Zeichnung“, „Nachahmung“, „Licht und Schatten“, „Haltung“, „Colorit“, „Farben“, „Ton“, „Faltenwurf“, „Maßen“, „Allgem: Wirkung“, „Allegorie“ und „Gegenwärtiger Zustand“. Die Methode, die Bilder jeweils unter bestimmten Gesichtspunkten zu betrachten, koste, so Meyer im ersten Bezugsbrief, viel Mühe, weshalb er von Goethe wissen wollte, ob derartige tabellarische Noten wirklich zu gebrauchen seien. 180,25 die Base zu unserm Gebäude] Mit Bezug auf die geplanten gemeinsamen Publikationen zur Kunst und ihrer Geschichte, insbesondere das in Vorbereitung befindliche enzyklopädische Werk über Italien. Goethes Vorarbeiten zu seiner dritten, nie durchgeführten Reise nach Italien finden sich im archivalischen Nachlass (vgl. zu 172,8–9). 180,26–28 eine Darstellung der physicalischen Lage 〈…〉 des Bodens und der Cultur] Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein gängige, aus Vitruvs Hauptwerk „De architectura libri decem“ (lat.: Zehn Bücher über die Architektur) bekannte Vorstellung, dass Architektur geographisch bedingt sei. Auch Hippokrates und Aristoteles hatten im Altertum auf die zentrale Bedeutung des Klimas und des Bodens
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auf die Kultur der Menschen hingewiesen, in neuerer Zeit Jean-Jacques Rousseau. – Goethe hatte im Oktober 1786 die italienische Übersetzung von Vitruvs Werk in Venedig erworben (Neapel, 1758; in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 208, Nr 1461) und in Rom eingehend studiert (vgl. GB 7 I, 17,13–18, und 7 II, 39f., zudem GT I 1, 264, 281f.). 180,34 Cultur des Bodens und der Menschen] Hier im doppelten Wortsinn von lat. cultura: als landwirtschaftliche Erschließung und als Bildung des Menschen im Laufe des Zivilisationsprozesses. 181,1 Colonisten] Die Griechen und Phönizier, die seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. in Süditalien und Sizilien siedelten. Goethe hatte die hellenistische Architektur und Kunst auf seiner ersten Reise nach Italien besichtigt. 181,1 Durchziehende] Die in der Völkerwanderungszeit und während des Mittelalters zeitweise herrschenden Vandalen, Goten, Langobarden, Araber, Byzantiner oder Normannen. 181,3–4 Durch einen äußern Anlaß 〈…〉 Betrachtungen anzustellen] Ein erster, auf den 29. Oktober 1795 datierter Entwurf zu dem Aufsatz „Baukunst“ (H: GSA 25/W 2637, Bl. 62f.; gedruckt in: WA I 47, 327–330) befindet sich in einem Faszikel, das umfangreichen Notizen zur Vorbereitung der geplanten Reise enthält, Sammlungen und Schemata zu dem Werk über italienische Kultur. Zur Entstehungsgeschichte des im Februar 1797 fertiggestellten Aufsatzes vgl. EGW 1, 188–193. – Das Manuskript des Aufsatzes „Baukunst 1795“ (H: GSA 25/W 3606, Bl. 2–10; gedruckt in: WA I 47, 67–76) enthält auf dem Titelblatt des Umschlags den Hinweis von Kräuters Hand: „veranlaßt durch den Schloßbau“ (H: GSA 25/W 3606, Bl. 1); gemeint ist der nach dem Weggang des Architekten Johann August Arens ins Stocken geratene Wiederaufbau des Weimarer Residenzschlosses (vgl. dazu H: LATh-HStA Weimar, Bausachen, B 8976a und B 8982). Als ‚äußerer Anlass‘ für Goethes Beschäftigung mit der Baukunst könnte auch sein Wunsch vermutet werden, Entwürfe von klassizistischen Theaterdekorationen vorzulegen (Brief Goethes an Johann Heinrich Meyer, 8. Februar 1796; GB 11; WA IV 11, 24f.). – Vgl. auch zu 177,7–8 181,5–6 Ich habe Schillern meinen ersten Entwurf mitgetheilt] Während des Aufenthalts von Goethe in Jena vom 5. bis zum 11. November 1795 wurde ausführlich über den Entwurf zur „Baukunst“ gesprochen (vgl. Schillers Brief an Wilhelm von Humboldt, 9. November 1795; NA 28, 100–103, Nr 84). 181,9 Antonio Labacco] Der römische Architekt und Kupferstecher Antonio Labacco, Schüler und späterer Mitarbeiter von Antonio da Sangallo d. J. in der Bauhütte von St. Peter in Rom, Verfasser der Sammlung „Libro d’Antonio Labacco appartenente a l’architettura nel qual si figurano alcune notabile antiquitati di Roma“ (Rom, 1559; ital.: Buch von Antonio Labacco zur Architektur, in dem einige bedeutende Antiken von Rom vorgestellt sind). Das Kupferstichwerk enthält Pläne und Aufrisse antiker Gebäude in Rom. Goethe hatte es am 2. November 1795 aus
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der Weimarer Bibliothek entliehen (vgl. Keudell, 11, Nr 60). Johann Rudolf Füeßlis „Allgemeines Künstlerlexicon“ (Zürich 1779), das sich Goethe ebenfalls von dort beschaffte (vgl. Keudell, 11, Nr 61), enthielt im ersten Teil, auf S. 354, weitere Informationen zu dem Renaissancearchitekten. Die Beilage enthält biographische Informationen zu Labacco. 181,12 Palladio] Der Renaissancearchitekt und Architekturtheoretiker Andrea Palladio, dessen Werk die klassizistische Architektur Europas nördlich der Alpen prägte. 181,13 Werk über die Architectur] Andrea Palladios architekturtheoretisches Werk „I quattro libri dell’architettura“ (Venedig 1570. – Ital.: Vier Bücher über die Architektur); Goethe besaß einen Nachdruck der Erstausgabe (vgl. Ruppert, 347, Nr 2362), welchen er am 27. September 1786 in Rom erworben und sogleich eingehend studiert hatte (vgl. GT I 1, 242). 181,13–14 römische Alterthümer herausgegeben] Der bis ins 18. Jahrhundert vielfach aufgelegte Führer durch die antiken Ruinen Roms von Andrea Palladio, „L’ antichità di Roma“ (Venedig 1554. – Ital.: Die Antike in Rom). 181,18–19 Im Serlio habe ich 〈…〉 Ruinen gefunden] In Sebastiano Serlios posthum von Giovanni Domenico Scamozzi herausgegebenem Werk „Tutte l’opere d’architettura, et prospetiva“ (Venedig 1619. – Ital.: Sämtliche Werke über Architektur und Perspektive) finden sich die Risse zu den antiken Gebäuden im 3. Buch. Goethe hatte die Schrift am 4. November 1795 aus der Weimarer Bibliothek entliehen (vgl. Keudell, 11, Nr 62). 181,19–20 den Scamozzi] Vincenzo Scamozzis „L’idea della architettura universale 〈…〉 Gründ-Regeln der Bau-Kunst oder Klärliche Beschreibung der Fünff Säulen-Ordnungen und der gantzen Architectur 〈…〉 Aus dem Italiänischen ins Hochdeutsch übersetzt“ (Nürnberg 1678). Goethe hatte das Werk am 4. November 1795 aus der Weimarer Bibliothek entliehen (vgl. Keudell, 11, Nr 63). 181,21–22 eine Characteristik dieser beyden Männer und Werke] Goethe arbeitete an seinem Aufsatz „Baukunst“ (vgl. zu 181,3–4). 181,23–24 die alten Vorschläge zur Erbauung der Peterskirche] Die Risse und Pläne zum 1506 begonnenen Neubau von St. Peter in Rom über dem Grab des Apostels Petrus, dem damals größten Kirchengebäude der Christenheit. Einige davon hatte Carlo Fontana in „Il tempio Vaticano e sua origine“ bereits veröffentlicht (Rom 1694. – Ital.: Der Tempel im Vatikan und sein Ursprung). 181,25 Bramante] Donato Bramante, bis 1514 erster Bauleiter an St. Peter, hatte einen Bau mit Zentralkuppel über griechischem Kreuz geplant. Diese Grundkonzeption wurde im Laufe der rund 150 Jahre, in denen an der Kirche gearbeitet wurde, zwar immer wieder verändert, aber nie grundsätzlich verworfen, sondern jeweils neuen liturgischen Erfordernissen und einem veränderten Kunstgeschmack angepasst. 181,25 des Baltasar von Siena] Der aus der Gegend um Siena stammende
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Architekt und Maler Baldassare Peruzzi, Bauleiter an St. Peter von 1520 bis 1536. 181,26 den Thürmen, welche Bernini aufsetzen wollte] Carlo Maderno, Bauleiter an St. Peter von 1603 bis 1629, hatte an den Seiten der 1612 fertiggestellten Ostfassade zwei Glockentürme vorgesehen, von welchen der eine sehr niedrig ausgeführt, während von dem anderen lediglich das Fundament angelegt worden war. Nach Madernos Tod plante Giovanni Lorenzo Bernini, Bauleiter von 1629 bis 1669, die Errichtung von hohen, dreistöckigen Türmen. Statische Schwierigkeiten auf dem sandigen Baugrund zwangen ihn allerdings, die ab 1638 in Travertin und Holz ausgeführten Aufsätze wieder zu beseitigen; die beiden Glockentürme wurden abgetragen. Offenbar vermischt Goethe hier Informationen aus verschiedenen Bauphasen. 181,31 dergleichen Werke durch den Kupferstich] Vgl. zu 181,9. 182,1 Ihren Brief von Mantua] Meyer war am 1. November 1795 in Mantua eingetroffen und hatte am 3. November 1795 dort den zweiten Bezugsbrief geschrieben. 182,3 diese Wercke] Im Bezugsbrief hatte Meyer von einigen Bau- und Kunstwerken der Stadt berichtet: von Giulio Romanos Lustschloss Palazzo del Tè, Romanos eigenem Wohnhaus und seinen Fresken mit Szenen zur Geschichte des Trojanischen Krieges im Palazzo Ducale, von Leon Battista Albertis Basilika Sant’Andrea, von Antiken und der Bronzestatue auf dem Grabmal des Philosophen und Humanisten Pietro Pomponazzi in der Franziskanerkirche (1796 eingeschmolzen). 182,3–4 werden wir zu diesem Glück gelangen] Der Zweifel, der in Goethes Frage zum Ausdruck kommt, erklärt sich durch die aktuellen militärischen Ereignisse. Der Italienfeldzug Napoleon Bonapartes verhinderte tatsächlich im Sommer 1796 Goethes dritte Italienreise (vgl. u.a. erste Erläuterung zu 157,5). 182,7 Angelika] Die in Rom lebende Malerin Angelika Kauffmann, verheiratete Zucchi. Goethe hatte sie dort Anfang November 1786 kennen gelernt. 182,9 Ein kleiner Ankömmling] An diesem Tag war Carl gestorben, das am 30. Oktober 1795 geborene vierte Kind von Goethe und Christiane Vulpius (vgl. 184,1). Auch das zweite und das dritte Kind des Paares, 1791 bzw. 1793 geboren, hatten nur kurze Zeit gelebt. Einzig der 1789 erstgeborene Sohn August erreichte das Erwachsenenalter. 182,13 Antonio Labacco war ein Schüler des Antonio San Gallo] Vgl. zu 181,9. 182,16 das große Modell der Peterskirche] Das Holzmodell von St. Peter nach den Plänen von Antonio da Sangallo d. J., 1539–1546, Rom, Vatikanische Museen. – Die Modelle, die Michelangelo fertigte, sind verloren und nur durch die Stiche von Étienne Dupérac bekannt. 182,20–21 Libro d’Antonio Labacco 〈…〉 ohne Jahrzahl] Vgl. zu 181,9.
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182,23–24 In der Vorrede zu dem Werke] „Alli Lettori“ (ital.: An die Leser) überschrieben. Einige Hauptgedanken werden von Goethe im Folgenden zusammengefasst. 182,31 von der Gegenseite] Hier: seitenverkehrt (vgl. GWb 3, 1249), wie es beim Nachstechen oder beim Kopieren einer Vorlage häufig vorkommt. 183,1–2 das Hauptportal des Pallasts Sciarra 〈…〉 Sciarra Colonna im Cors] Goethe kannte die örtlichen Gegebenheiten im Zentrum Roms und wusste wohl, dass der Familie Sciarra auf der östlichen Seite der Via del Corso, in der Nähe der Piazza del Popolo mehrere Gebäude gehört hatten. Goethes Vermutung bezieht sich auf das Portal des Hauptgebäudes, den von Flaminio Ponzio entworfenen Palazzo Sciarra Colonna. 183,3–4 Eine Kirche von seiner Invention in seinem Werke] Goethe dachte an den Entwurf Labaccos auf Tafel 26 der Erstausgabe; dort ist der Grundriss eines „Tempio Seguente“ (ital.: [antiken Mustern] folgender Tempel) zu sehen: ein Monopteros mit Altarkonche, umlaufendem Kranz mit überkuppelten Kapellen und einem Portikus auf erhöhter Basis. 183,5–7 die mit Michel Angelo sehr unzufrieden 〈…〉 völlig verwarf] Der Architekt, Maler und Bildhauer Michelangelo Buonarotti, Bauleiter an St. Peter von 1547 bis 1564, errichtete die Westteile der Basilika und entwarf die erst von Giacomo della Porta ausgeführte Kuppel über der Vierung. Seine Ideen waren neuartig. Sie folgten dem von Antonio da Sangallo d. J. entwickelten Gesamtmodell nicht mehr (vgl. zu 182,16). 183,10 der Vorrede die mir fehlt] Die lateinische Vorrede der Erstausgabe, die in den späteren Auflagen fehlt. 183,10–11 Das Werck ist wunderlich paginirt] In den späteren Auflagen war die Seitenzählung offenbar nicht konsequent durchgehalten worden. 183,14–15 Wenn Sie künftig 〈…〉 das gleiche thun.] Vgl. die in der Überliefung verzeichnete Briefzählung. Diese war notwendig, um sicher sein zu können, dass alle Briefe ihren Adressaten erreichten. Vorliegenden Brief hatte Goethe offenbar an Hirt in Rom gesandt, wie seine Rückfrage im Brief vom 30. Dezember 1795 bis 3. Januar 1796 zeigt (WA IV 10, 359–363). Die Entfernung, die unsicheren Postwege und die wechselnden Adressen erschwerten die Korrespondenz. 183,15–16 nichts von Ihrer Reise von München nach Mantua] In der zweiten Antwort findet sich dazu eine Erklärung des Adressaten: „Von der Reise von München durch Tyrol bis Mantua habe ich darum nichts erwahnt weil mir wenig Kunstwercke vorgekommen 〈…〉.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 48.) 183,16 daß ein Brief verlohren gangen] Das war nicht der Fall.
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BRIEFE 177/178
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223,3 accusirt] ‚Accusiren‘: hier ‚den Empfang bestätigen‘ (vgl. GWb 1, 237), wohl von franz. accuser réception.
177. An Charlotte von Kalb 〈Weimar, kurz nach dem 16. November 1795〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Charlotte von Kalb hatte im Bezugsbrief Goethe ihr Beileid zum Tod seines Sohnes Carl ausgesprochen, der am 16. November 1795 gestorben war. Der vorliegende Brief dürfte wie der Bezugsbrief unmittelbar nach diesem Datum geschrieben worden sein. ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/257,I. – Doppelblatt 11,6 × 18,7 cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte; S. 2 Adresse: Frau Major / von Kalb, daneben Reste einer roten Oblate; Bl. 1 Papierverlust an der rechten unteren Ecke, Papier entlang der Falze gebrochen, hierdurch geringfügige Verluste von Buchstabenteilen. E: Köpke (1852), 142 (nach h [Biblioteka Jagiello´nska Kraków 〈Krakau〉, Varnhagen-Sammlung, Kasten 71]). WA IV 10 (1892), 332f., Nr 3230 (nach E; vgl. Hinweis auf H und die Textkorrekturen in WA IV 30 [1905], 259). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Charlotte von Kalbs Brief von kurz nach dem 16. November 1795 (Kalb-Goethe, 53f., Nr XIV [ohne Begründung datiert auf „etwa 20. November 1795“]; vgl. RA 1, Nr 1479 [ohne Begründung datiert auf „1795 November nach 18“]). – Der Antwortbrief, in dem Charlotte von Kalb ihre Auslegung von Goethes „Mährchen“ mitteilt, ist nicht überliefert. Goethe schickte ihn am 23. Dezember 1795 an Schiller (Nr 199; vgl. 202,3–5). 183,19 Ihr freundliches Wort] Kalb hatte geschrieben: „Sie haben ein Wesen verlohren, das ihren Hofnungen Ihrer Sorge und Liebe gehörte – es thut mir Laid! – ich kenne diesen lange nicht zu besiegenden Schmerz – Vielleicht muß ihn aber ein Weib mehr empfinden!“ (H: GSA 28/11, Bl. 362.) 183,22 meine neusten Producktionen] Darunter der in der ersten Hälfte November 1795 erschienene 3. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. Kalb hatte geschrieben, sie habe ihn noch nicht gelesen, weil er noch beim Buchbinder sei (KalbGoethe, 53). 183,23 Auslegung des Mährchens] Im 10. „Horen“-Stück war im Oktober
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Goethes „Mährchen“ als Beschluss der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ erschienen. Zu Charlotte von Kalbs Deutung vgl. zu 186,31.
178. An Charlotte Schiller
Weimar, 17. November 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-9548. – Doppelblatt 19,2 × 22,8(–23,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 an den Ecken Reste eines Trägers, auf den das Blatt offenbar einmal aufgeklebt war. E: Ein ungedruckter Brief von Goethe. Mitgeteilt von Julius Burghold. In: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 55 (1911), Morgenblatt Nr 1, Sonntag, 1. Januar, S. 3. WAN 1 (1912), 133f., Nr 3229a. BE IL AG E N
1) 3 Exemplare des 3. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 184,4). 2) Die versiegelten Päckchen (vgl. zu 184,8). 3) Zeichnungen (vgl. zu 184,9). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Charlotte Schillers Brief vom 16. November 1795 (Ludwig Geiger und Bernhard Suphan: Mittheilungen aus dem Goethe-Archiv. In: GJb 8 [1887], 38f.; vgl. RA 1, Nr 1475), den sie im Auftrag Schillers geschrieben hatte. – Einen Antwortbrief Charlotte Schillers gibt es nicht. Am 20. November 1795 antwortete Schiller selbst auf den vorliegenden Brief (NA 28, 107f., Nr 89; vgl. RA 1, Nr 1483). 184,1 Das arme Kleine 〈…〉 verlassen] Am 16. November 1795 war Goethes und Christiane Vulpius’ Sohn Carl gestorben, der am 30. Oktober 1795 geboren worden war. 184,4 Exemplare des dritten Bandes] Der in der ersten Hälfte November 1795 erschienene 3. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 105,7). 184,6 Prof Huflands] Gemeint ist vermutlich der Jurist Gottlieb Hufeland, den Goethe in seinen Tagebüchern als ‚Professor‘ zu bezeichnen pflegte, im Unterschied zum Mediziner Christoph Wilhelm Hufeland, den er ‚Rat‘ nannte. 184,7 Humbold] Wilhelm von Humboldt. 184,8 Die versiegelten Päckchen] Über diese konnte nichts weiter ermittelt werden.
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BRIEFE 179/180
184,9 einige Zeichnungen] Charlotte Schiller hatte im Bezugsbrief um Vorlagen „zum Copieren“ (GJb 8 [1887], 38) gebeten; sie habe „gar großen Trieb zum zeichnen“ (ebd.). 184,10 Wenn ich Sie wieder sehe] Goethe kam am 3. Januar 1796 für 14 Tage nach Jena.
179. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, zwischen 17. und 20. November 1795〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Die elecktrischen Beobachtungen (184,15) erhielt Goethe vermutlich am Nachmittag des 16. November 1795 (vgl. zu 184,15), am 21. November dann die Knebelsche Übersetzung der Properz-Elegien, nach der er sich am Schluss des vorliegenden Briefes erkundigt (vgl. 184,18–19). Demnach stammt dieser aus der Zeit vom 17. bis 20. November 1795. ÜBE R L IE FE RUN G
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, alte Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 139. – 1 Bl. 18,3 × 11,7 cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte. – In einem fadengehefteten Konvolut in schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 12). E: Goethe-Knebel (1851) 1, 119, Nr 120. WA IV 10 (1892), 324, Nr 3224. E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 184,15 elecktrischen Beobachtungen] Mit Bezug auf ein Zirkular (ein Rundschreiben zur raschen Verbreitung wissenschaftlicher Neuigkeiten), in dem Alexander von Humboldt in Briefform dem Göttinger Naturforscher Johann Friedrich Blumenbach seine neuesten, bei galvanischen Versuchen an Fröschen gewonnenen Erkenntnisse mitteilte. Eine Abschrift mit eigenhändiger Nachschrift Humboldts ist in Goethes Nachlass überliefert (H: GSA 26/LIX,1a, Bl. 31–35; gedruckt in: LA II 1A, 479–486). Goethe erhielt die Versuchsbeschreibungen wahrscheinlich am 16. November 1795, und zwar vermutlich aus den Händen des jungen irischen Reisenden John Blachford, der von Göttingen kommend Goethe am Nachmittag dieses Tages in Begleitung Knebels besuchte, wie dieser unter demselben Datum angekündigt hatte (Goethe-Knebel 1, 117). In Knebels Tagebuch wird in diesem Zusammenhang ein Brief von Blumenbach erwähnt, bei dem es sich um das Zirkular handeln dürfte. Über galvanische Experimente hatte Alexander von Humboldt
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schon in Briefen an Goethe vom 21. Mai und vom 16. Juli 1795 berichtet (Humboldt, Alexander, Jugendbriefe, 421 und 449). – Seit 1792 wurde eine Kontroverse von den italienischen Physikern Luigi Galvani und Alessandro Volta über ‚tierische Elektrizität‘ ausgetragen. Galvani ging von der Existenz eines elektrischen Fluidums im Tierkörper aus, Volta von einer metallischen Elektrizität. 184,16 Voigt hatte mir das Manuscript gezeigt] Christian Gottlob Voigt hatte das Manuskript offenbar schon früher erhalten. Wann und auf welchem Wege, konnte nicht ermittelt werden. 184,17 wenn ich dich einmal bey mir sehe] Laut Knebels Tagebuch besuchte er Goethe am 22. November 1795 (vgl. BG 4, 190). Ob sie bei dieser Gelegenheit die beschriebenen galvanischen Versuche nachvollzogen, konnte nicht ermittelt werden. 184,18–19 Wie siehts mit den Elegien aus?] Knebel hatte seine Übersetzung der Elegien des Properz am 8. November 1795 beendet (vgl. sein Tagebuch unter diesem Datum; H: GSA 54/372, S. 90). Am 21. November hatte Goethe sie in Händen (vgl. 185,1).
180. An Friedrich Schiller
Weimar, 21. November 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 132–135. – 2 hintereinanderliegende Doppelblätter 19,4 × 23(–23,3) cm und 19 × 23,3 cm, 6 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Ergänzungen (Leben Sie 〈…〉 G [187,10–13]), Tinte. – Bleistiftkorrekturen Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 74): 185,4–14 Ich wünschte 〈…〉 Händen sind.; 185,16 darinne; 186,4 Lichtenberg|,|; 186,15–17 Roman gehen 〈…〉 wiederkehren werde. (Ob diese Korrektur von Goethe stammt, ist unsicher.) E1: Schiller-Goethe1 1 (1828), 251f., Nr 121 (Teildruck: 186,18–187,13 Ich erhalte 〈…〉 G). E2: Schiller-Goethe2 1 (1856), 109, Nr 123 (Teildruck: 186,18–187,13 Ich erhalte 〈…〉 G) und 111f., Nr 127 (Teildruck: 185,1–15 Heute habe ich 〈…〉 armen; ohne den Text 186,15–17 Roman gehen 〈…〉 wiederkehren werde.). E3: Schiller-Goethe3 1 (1870), 105–107 (erster vollständiger Druck als zusammenhängender Brief). WA IV 10 (1892), 333–337, Nr 3232.
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Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 20. November 1795 (NA 28, 107f., Nr 89; vgl. RA 1, Nr 1483). – Schiller antwortete am 23. November 1795 (NA 28, 109–111, Nr 91; vgl. RA 1, Nr 1487). 185,1 Heute habe ich 〈…〉 erhalten] Schon mit seinem Brief vom 3. Oktober 1795 (Nr 157) hatte Goethe Knebels Properz-Übertragung angekündigt (vgl. zu 160,17). Auf Goethes Vermittlung hin erschienen insgesamt 18 Elegien von Properz in den „Horen“ von 1796 (vgl. „Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“, S. 592–598 im vorliegenden Band). Mit einem Brief vom 21. November 1795 hatte Knebel die Übertragungen an Goethe geschickt: „Sieh sie mit Freundesaugen an! Sie sind freylich noch mancher Verbesserung bedürftig.“ (H: GSA 28/491, Bl. 20; vgl. Goethe-Knebel 1, 119.) Eingriffe Schillers und ein Versehen des Setzers führten nach Erscheinen des 3. „Horen“Stücks 1796 zur Verärgerung Knebels über Schiller, die dieser jedoch rasch beizulegen wusste (vgl. Knebels Briefe an Schiller, 16. und 17. April 1796 [NA 36 I, 184–186, Nr 148f.] und Schillers Brief an Knebel, 16. April 1796 [NA 28, 211f., Nr 165]; ausführlich unterrichtet darüber Lieselotte Blumenthal: Schillers und Goethes Anteil an Knebels Properz-Übertragung. In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 3 [1959], S. 71–93). Knebels Übersetzung erschien in erweiterter Form auch selbstständig bei Göschen: Elegieen von Properz. Leipzig 1798. 185,3–4 so möchte 〈…〉 nichts zu verändern seyn] Am 9. Dezember 1795 (Nr 194) schickte Goethe die Elegien in überarbeiteter Form noch einmal an Schiller (vgl. 197,1) und bat um dessen Meinung. Dieser sandte am 13. Dezember die Elegien „nebst meinen Anmerkungen“ zurück und forderte eine „größere 〈metrische〉 Strenge in Kleinigkeiten“ (NA 28, 132). Knebel war Goethe für dessen „fortdauernde Theilnahme“ an seiner Übersetzung dankbar (Brief an Goethe, 15. Dezember 1795; H: GSA 28/491, Bl. 24; vgl. Goethe-Knebel 1, 121). Da ihm „Sinn und l e b e n d i g e r Ausdruck“ das Wichtigste schienen, wehrte er sich allerdings gegen den Anspruch bloß formaler Korrektheit von „unsern s t r e n g e n R i g o r i s t e n “ (H: GSA 28/491, Bl. 24; vgl. Goethe-Knebel 1, 122). Dazu zählte er Schiller; am Schluss seines Briefes schreibt er: „Lebe wohl, und danke dem Jenischen Aristarch wenigstens für seinen guten Willen!“ (H: GSA 28/491, Bl. 24; vgl. Goethe-Knebel 1, 123.) Als Goethe das Manuskript am 17. Dezember 1795 endgültig nach Jena sandte, merkte er an, von Schillers Noten sei so viel als möglich Gebrauch gemacht worden (199,15–16). 185,5–6 dieses Manuscript 〈…〉 sogleich zu bezahlen] Schiller machte im Antwortbrief einen anderen Vorschlag: Da der Absatz der „Horen“ gerade zu wünschen übrig lasse, wolle er den Verleger mit einer solchen Zahlungsforderung nicht behelligen, sondern die Summe selbst „als Redacteur“ bezahlen (NA 28, 109). Am 7. Februar 1796 schickte er Goethe 15 Louisdor für Knebel (NA 28, 187). 185,7 artiger] ‚Artig‘ hier im Sinne von ‚stattlich‘, ‚ansehnlich‘ (GWb 1, 839).
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185,13 die drey ersten Horenstücke des künftigen Jahrs] Die Elegien erschienen im 1., 3., 9. und 11. Stück der „Horen“ 1796. 185,14 zur rechten Zeit in Ihren Händen] Schiller erhielt das Manuskript mit Goethes Brief vom 17. Dezember 1795 am 19. Dezember: „Göthe. properz. Eleg.“ (Schillers Kalender, 20.) 185,15–16 die abscheuliche Vorrede 〈…〉 platonischen Gesprächen] Auserlesene Gespräche des Platon übersetzt von Friedrich Leopold Graf zu Stolberg. Erster Theil. Königsberg 1796 〈recte: 1795〉 (in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 184, Nr 1321). – In der „Vorrede“ (S. III–XVI) versucht Stolberg, die Sokratische Philosophie aus der christlichen Offenbarungsreligion herzuleiten: „Göttliches Geschlecht des Menschen; dessen Verfall aus ursprünglicher Würde; Versetzung in einen Stand der Prüfung; Gefahr von Seiten der Sinnlichkeit und des Stolzes; Ohnmacht sich zu erheben zu seiner Bestimmung, welche bestehet im Anschaun des Göttlichen, in der Liebe zu Gott, und in wachsender Verähnlichung mit Gott; 〈…〉 das sind die Hauptlehren sokratischer Weisheit, Lehren welche durch unsre heiligen Schriften göttliches Ansehen für uns erlangen 〈…〉. Aber woher kam Sokrates zu dieser Weisheit? Hat Cicero erkannt, daß kein großer Mann ohne göttlichen Hauch das werde, was er ist, o wie könnten wir an der Quelle zweifeln, aus welcher Sokrates, dessen Seele nach Wahrheit lechzete, geschöpfet hat?“ (S. XII f.) Auch im Brief an Wilhelm von Humboldt vom 3. Dezember 1795 (Nr 188) kritisiert Goethe Stolbergs monstrose Vorrede (193,7) heftig (vgl. 193,7–12). 185,17 abgeschmackt] Hier im Sinne von ‚albern‘, ‚platt‘, ‚absurd‘ (vgl. GWb 1, 65). 185,17 unleidlich] Hier: unerträglich (vgl. Adelung 4, 875). 185,18 ihn zu züchtigen] Dazu kam es erst nach Stolbergs Tod, und zwar 1826 in Goethes Aufsatz „Plato als Mitgenosse einer christlichen Offenbarung. (Im Jahre 1796 durch eine Übersetzung veranlaßt.)“, der in „Ueber Kunst und Alterthum“ erschien (Band 5. Heft 3, S. 79–90; vgl. WA 41.2, 169–176). Zuvor entstand im Dezember 1795/Januar 1796 Goethes Distichon „Platons Gespräch mit Stollberg“: Zur Erbauung andächtiger Seelen hat Friedrich Stolberg, Graf und Poet und Christ diese Gespräche verdeutscht. (H: GSA 25/W 684, S. 9; Faksimile in: Ur-Xenien, Bl. 8.) Das Distichon erschien – mit dem Titel „Dialogen aus dem Griechischen“ und mit den Initialen des Eigennamens: F*** S*** – unter den „Xenien“ des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ (S. 227; vgl. WA I 5.1, 221; NA 1, 323, Nr 116). 185,18 unsinnige] Unsinnig: vernunftwidrig, töricht (vgl. Grimm 24, 1399). 185,18 Unbilligkeit] Hier: Parteilichkeit, Intoleranz, Unvernunft (vgl. GWb 2, 718 [zu „billig“]).
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185,19 bornirten] ‚Borniert‘: hier im Sinne von ‚geistig beschränkt‘, ‚unbelehrbar‘ (vgl. GWb 2, 837). 185,20–21 Kriegserklärung gegen die Halbheit] Als solche verstanden Goethe und Schiller die seit Ende des Jahres entstehenden „Xenien“. – Schiller schrieb nach der Lektüre von Stolbergs „Vorrede“: „So eine vornehme Seichtigkeit, eine anmaßungsvolle Impotenz, und die gesuchte offenbar nur gesuchte Frömmeley – auch in einer Vorrede zum Plato Jesum Christum zu loben.“ (Brief an Goethe, 29. November 1795; NA 28, 114.) 185,24 in der Continuation] Im Sinne von ‚kontinuierlich‘, in ununterbrochener Fortdauer (von lat. continuatio). 185,25–26 wissenschafftlichen Arbeiten 〈…〉 zusammenstelle] Ein Sammelband mit Goethes naturkundlichen Arbeiten, der bei Johann Friedrich Unger in Berlin geplant war, erschien nicht (vgl. zu 128,12–13). 185,28–186,2 in einer Vor- oder Nachrede 〈…〉 zu erklären] Dazu kam es nicht. Lediglich in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ erschienen einige Epigramme Goethes, die sich kritisch auf naturwissenschaftliche Gegenstände beziehen: z.B. Nr 26–31 der „Tabulae votivae“ (NA 1, 294f.; WA I 1, 352f. [in veränderter Fassung unter dem Epigramm-Zyklus „Herbst“ in den „Vier Jahrszeiten“]) und Nr 164–176 der „Xenien“ (WA I 5.1, 228–230; NA 1, 329–331) auf Isaac Newton und die Farbenlehre sowie Nr 161–163 der „Xenien“ (WA I 5.1, 228; NA 1, 329) auf den Streit zwischen Neptunisten und Vulkanisten über die Bildung der Erde. 186,2 Renitenz] Widerspenstigkeit (von lat. reniti: sich widersetzen). 186,2 Retizenz] Schweigen (von lat. reticentia). 186,4 Lichtenberg] Georg Christoph Lichtenberg; Goethe hatte ihm mit einem Brief vom 11. Mai 1792 seine „Beyträge zur Optik“ zugeschickt (GB 9 I, Nr 85). Vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 21. 186,6–7 in seiner neuen Ausgabe von Erxlebens Compendio] Anfangsgründe der Naturlehre. Entworfen von Johann Christian Polykarp Erxleben. 〈…〉 Sechste Auflage. Mit Verbesserungen und vielen Zusätzen von C. G. Lichtenberg 〈…〉. Göttingen 1794. – Dort ist weder im „Achten Abschnitt“, der „Vom Lichte“ handelt (S. 268–351), noch in Lichtenbergs Zusätzen zu einzelnen Paragraphen, auch nicht in den bibliographischen Angaben (S. 351f.) von Goethe die Rede. Dennoch fand Wilhelm von Humboldt, dass Goethe mit seiner Klage über das Stillschweigen in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit, seine optischen Versuche betreffend, „kaum halb Recht“ habe (Brief an Schiller, 11. Dezember 1795; NA 36 I, 44), und verwies auf verschiedene Publikationen (ebd. sowie NA 36 II, 59). 186,12 witzige] ‚Witzig‘ in zeitgenössisch verbreiteter Bedeutung von ‚geistreich‘, ‚scharfsinnig‘ (vgl. Grimm 30, 896). 186,14 sentimentale Stimmung] Im vorliegenden Kontext wohl soviel wie ‚poetische Stimmung‘, ähnlich wie in Goethes Brief an Schiller vom 16. und 17. Au-
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gust 1797 (WA IV 12, 243–247), obwohl Goethe bereits Schillers Begriff des ‚Sentimentalischen‘ kannte. Im 11. und 12. Stück der „Horen“ 1795 sowie im 1. Stück 1796 waren die Teile von Schillers Abhandlung über ‚naive und sentimentalische Dichter‘ erschienen. Darin verwendet Schiller den Begriff ‚sentimentalisch‘ für den Versuch ‚moderner‘ Dichter, die durch Kultur und Zivilisation verloren gegangene ‚Natürlichkeit‘ (alter Dichter) durch Reflexion auf höherer Ebene wiederzugewinnen: „Der Dichter 〈…〉 i s t entweder Natur, oder er wird sie s u c h e n. Jenes macht den naiven, dieses den sentimentalischen Dichter.“ (Horen 1795. 12. Stück, S. 1.) 186,15 dem armen Roman] „Wilhelm Meisters Lehrjahre“; Goethe wandte sich wenige Tage später dem 7. Buch des Romans zu (vgl. 190,8). 186,18 Ihren lieben Brief] Den Bezugsbrief, den Goethe offensichtlich erhielt, während er den vorliegenden Brief diktierte. 186,19 in solchen Fällen] Am 16. November 1795 war Goethes und Christiane Vulpius’ gut zwei Wochen alter Sohn Carl gestorben. 186,25 Das sechste Buch meines Romans] Es enthält die „Bekenntnisse einer schönen Seele“ und war kurz zuvor zusammen mit dem 5. Buch im 3. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ erschienen. 186,25 guten Effect] Charlotte von Stein fand den 3. Band des Romans „sehr unterhaldent“ (Brief an Fritz von Stein, 29. November 1795; BG 4, 191). Knebel bedankte sich am 21. November für die Zusendung des Buches und berichtete, seine Schwester habe es „mit ihr eigenem Vergnügen gelesen“ (H: GSA 28/491, Bl. 20; vgl. Goethe-Knebel 1, 120). Zu den Kritikern gehörten allerdings Wilhelm von Humboldt, der dem 6. Buch „unerträgliche longeurs und tiraden“ bescheinigte (Brief an Schiller, 4. Dezember 1795; NA 36 I, 40), und Christian Gottfried Körner, dem das „Unangenehme des Stoffs die treffliche Darstellung“ zu überdecken schien (Brief an Schiller, 6. November 1795; NA 36 I, 4). 186,31 Die Zeugniße für mein Mährchen] Goethes „Mährchen“ war im 10. Stück der „Horen“ 1795 erschienen. Schiller hatte im Bezugsbrief auf die Zustimmung August Wilhelm Schlegels hingewiesen, der „in diesem artigsten aller Mährchen die Reichthümer der lieblichsten und muthwilligsten Fantasie“ gefunden hatte (Brief an Schiller, 6. November 1795; NA 36 I, 12). Am 23. Dezember 1795 schickte Goethe eine Deutung des „Mährchens“ durch Charlotte von Kalb an Schiller (vgl. 202,3–5). Goethe sammelte diese Zeugniße (186,31), um sich ihrer bei weiteren Arbeiten in diesem Genre zu bedienen. Viele Jahre später, 1816, ordnete er die Auslegungen des „Mährchens“, darunter auch die von Charlotte von Kalb (vgl. zu 202,3–4), in Form einer Tabelle und schrieb einleitend dazu: Das Mährchen welches die U n t e r h a l t u n g e n d e r A u s g e w a n d e r t e n schloß, ladet zu Deutungen ein, indem es Bilder, Ideen und Begriffe durch einander schlingt. Zur Zeit seiner Erscheinung versuchten sich mehrere Freunde daran. Drey solcher Auslegungen, wovon die letzte einem Frau-
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enzimmer gehört, habe ich in nachstehender Tabelle zu erhalten gesucht. (WA I 42.2, 444f.) – Vgl. auch zu 198,23–24, zur Rezeption des „Mährchen“ ferner Norbert Oellers: „Wirkung einer Beurtheilung der Form im Spiele vieler Empfindungen“: Goethes „Mährchen“, entmaterialisiert. In: Romantik und Volksliteratur. Beiträge des Wuppertaler Kolloquiums zu Ehren von Heinz Rölleke. Hrsg. von Lothar Bluhm und Achim Hölter. Heidelberg 1999, S. 17–30. 187,1 Der letzte Band des Romans] Der 4. Band mit dem 7. und 8. Buch erschien im Herbst 1796 zur Michaelismesse. Vgl. zu 105,7. 187,1 Michaeli] Fest des Erzengels Michael am 29. September. Die Leipziger Michaelismesse begann 1795 am Sonntag, dem 4. Oktober. 187,2–3 die Plane, von denen sie neulich sprachen] Vermutlich ist gemeint, was Schiller im Antwortbrief erwähnt: „Eine Beurtheilung Ihres Meisters werde ich im August oder September künftigen Jahrs sehr ausführlich liefern können 〈…〉.“ (NA 28, 110.) Dazu kam es nicht; wohl aber lieferte Schiller ausgedehnte Analysen des Romans in seinen Briefen an Goethe vom 28. Juni, 2., 3., 5., 8. und 9.–11. Juli 1796 (NA 28, 232–248, 251–261, Nr 189, 191f., 194, 199f.). 187,4 Das neue Mährchen] In Nr 195 kündigte Goethe dieses „Mährchen“ für März 1796 an (vgl. 198,20–22). Es kam nicht zustande. 187,7 zierliches dieser Art] Auch dieser Plan wurde nicht ausgeführt. 187,11–12 Sie wieder auf einige Zeit zu besuchen] Goethe kam am 3. Januar 1796 für 14 Tage nach Jena.
181. An Christoph Gottlieb Pflug
Weimar, 23. November 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/11, Bl. 366. – Doppelblatt 17,1 × 20,4(–20,6) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; S 1 oben rechts egh., Bleistift: 76. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Umschlag aus blauer Pappe Aufschrift von Schreiberhd, Tinte: Eingegangene Briefe / October / November / December. / 1795, oben rechts die Bezeichnung des Stückes „4.d.“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“), 118 Bll., 4 Bll. Druck. E: WA IV 10 (1892), 337, Nr 3233 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K.
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BE IL AG E
Zeichnung von Christoph Gottlieb Pflug (vgl. zu 187,16). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Christoph Gottlieb Pflugs vom 20. November 1795 (H: GSA 28/11, Bl. 360, 360a und 361; vgl. RA 1, Nr 1482 und RA 1, Nr 1496). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Goethes Briefwechsel mit dem Jenaer Hof-Kupferschmied Christoph Gottlieb Pflug (1747–1825) ist überschaubar: Nur das vorliegende Konzept eines Briefes von Goethe ist überliefert, weitere Briefe lassen sich erschließen (GB 3 II, EB Nr 162 und Nr 184). Auch stellt Pflugs Brief an Goethe eine Besonderheit dar: Einzig der herannahende Winter dürfte die Anfertigung des bestellten Zimmerofens zu einer so dringlichen Angelegenheit gemacht haben, die keinen weiteren Aufschub duldete, so dass sich der Handwerker und Künstler zum Schreiben des Bezugsbriefes genötigt sah. Ansonsten wurden Anfragen und Aufträge in der Regel mündlich verhandelt, während der Aufenthalte Goethes in Jena, wo Pflug seit den 1760er Jahren eine Werkstatt betrieb. Dort, in der Wagnergasse 8, besuchte Goethe ihn beispielsweise am 14. November 1807, wie ein Eintrag im Tagebuch belegt: Nachher durch die Stadt zu Pflug, den ich in alter Art als Künstler, Techniker, Fabrikant und Handwerker antraf. (GT III 1, 391.) Bei wissenschaftlichen Gesprächen in Jena war er mitunter anwesend (vgl. die Tagebucheinträge zum 24. April 1808, GT III 1, 431, und zum 14. Januar 1812, GT IV 1, 308). Schon in den ersten Jahren nach seiner Ankunft in Weimar dürfte Goethe Pflug kennen gelernt und seitdem in losem Kontakt mit ihm gestanden haben. Christoph Gottlieb Pflug, am 25. Oktober 1747 in Jena geborener Sohn des Kupferschmiedemeisters Johann Peter Pflug – die Ansetzung der Vornamen „Christoph Gottlieb“ in der vorliegenden Ausgabe folgt den in den Kirchenbüchern von Jena verzeichneten Kasualien (Taufbuch 1747, S. 342; Traubuch 1777, S. 502, Totenbuch 1825, S. 172f.) –, hatte sein Handwerk beim Vater erlernt und führte seit 1769 den Meistertitel. Seit 1777 mit Christiane Sophia Maria Hertel verheiratet und Vater von fünf Söhnen, war Pflug bekannt für seine ebenso hochwertigen wie kunstvollen Arbeiten, weshalb er des öfteren für das Weimarer Herzogshaus tätig wurde. Er fertigte nicht nur metallene Gegenstände für Haushalt, Handwerk und Wissenschaft – Tisch- und Trinkgeschirr, Kessel, Lampen und Leuchter, Teemaschinen, Werkzeuge, Feuerspritzen oder Steigbügel –, sondern trat auch vielfach mit eigenen technischen Neuerungen hervor, die vom Gründer des Landes-Industrie-Comptoirs Friedrich Justin Bertuch im „Journal des Luxus und der Moden“ beworben wurden. 1785 gelang Pflug die Verbesserung der Kutschenfederung, indem er die Aufhängung der Karossen nicht mehr über Ketten, sondern mittels Stahlfedern realisierte. Zudem betätigte er sich mit Erfolg im künstlerischen Bereich. So lieferte er Kupferplatten von herausragender Qualität für Stecher und fertigte
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selbst Stiche, Reliefs, Bildnisbüsten und -medaillons, für die Wissenschaften Halbkugeln für Erd- und Himmelsgloben und technische Apparate. Er war Ehrenmitglied der „Großherzoglichen Gesellschaft zur Vervollkommnung der mechanischen Künste und Handwerker zu Würzburg“ und korrespondierendes Mitglied der 1754 gegründeten „Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften zu Erfurt“. Im Jahre 1795 war Pflug längst ein angesehener und erfahrener Ofenbauer, der für Goethe bereits 1778 zwei Pyramidenöfen für das Gartenhaus am Stern gefertigt hatte (vgl. die Rechnung vom 17. Oktober 1778; H: GSA 34/II,2,2, Bl. 36). Für Herzogin Anna Amalia war von ihm 1786 ein Ballon-Ofen mit Vergoldung entworfen worden (vgl. Journal der Moden 〈ab Jg. 2: Journal des Luxus und der Moden〉 1 [1786]. Heft 1, S. 33–37, Tafel IV). 1787 hatte er Öfen für den Akademischen Saal im Gasthaus „Zur Rosen“ in Jena gefertigt. 1802 lieferte er kupferne Öfen zur Heizung des Weimarer Stadtschlosses (vgl. BG 5, 225). In Goethes Auftrag entstanden nicht allein Öfen zur Heizung seiner Wohnräume, sondern auch Haushaltswaren – zwei Backtiegel 1778 (H: GSA 34/II,2,2, Bl. 36), 1780 ein Leuchter und eine Lichtputze (H: GSA 34/III,1,2, Bl. 81), 1810 eine Teemaschine (H: GSA 34/XX,6,1, Bl. 6) sowie 1817 eine kupferne Kohlpfanne (H: GSA 34/XXVIII,1,1, Bl. 28) –, ferner Gegenstände für den naturwissenschaftlichen Apparat, 1789 eine kupferne Kugel mit einer Schraube und vier kleine Kupferplatten (vgl. Rechnung vom 22. Mai 1789; H: GSA 34/VIII,3,5, Bl. 6). – Literaturhinweis: Uwe Plötner: Der Hofkupferschmied Christian Carl Gottlob Pflug (1747–1825). In: „Wie zwey Enden einer großen Stadt …“. Die „Doppelstadt Jena-Weimar“ im Spiegel regionaler Künstler 1770–1830. Katalog der Städtischen Museen Jena und des Stadtmuseums Weimar. Teil 1: Jenaer Künstler. Jena 1999, S. 29–39. 187,14 Der 〈…〉 eiserne Ofen] Ein zylinderförmiger Zimmerofen, den Pflug für Goethe fertigte. Der Verbleib sowohl dieses als auch eines weiteren Ofens aus Goethes Wohnhaus ist unbekannt. Die dem Bezugsbrief beiliegende Anleitung zum Aufbau des Ofens enthält einige Hinweise auf dessen Konstruktionsprinzipien (H: GSA 28/11, Bl. 361; vgl. RA 1, Nr 1496). – Die beiden Öfen (GNM, KMo, Ident-Nr 309056 und Ident-Nr 309059), die sich heute im Vorderhaus im ersten Obergeschoss, namentlich im so genannten Großen Sammlungszimmer und im Deckenzimmer und damit in zwei im Laufe der Zeit häufig umgenutzten Räumen, befinden, stammen zwar aus Goethes Lebenszeit, kamen aber erst nach 1885 aus dem Stadtschloss ins Haus am Frauenplan (freundliche Auskunft von Elisa Winkler, GNM). 187,15 Cylinder] Zylinder, das säulenförmige Kernstück des Zimmerofens, der auf einer gemauerten Basis stand und über ein Saugrohr mit dem Kamin des Hauses verbunden war, um den bei der Verbrennung von Holz und Kohle im Inneren entstehenden Rauch abzuleiten. Der Ofen war wohl aus Gusseisen und bestand aus einem Mantel mit beweglichem Deckel und einem darin befindlichen Hohlzylinder mit der
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eigentlichen Brennkammer. Der mit dem Bezugsbrief übermittelte Entwurf Pflugs zeigt wahrscheinlich den von außen sichtbaren oberen Deckel des Ofens, durch den die erwärmte Luft in den Raum strömen sollte (vgl. folgende Erläuterung). 187,16 hiebey zurückkommenden Zeichnung] Auf der Goethe zuvor übermittelten lavierten Bleistiftzeichnung von Pflug, die nach wie vor in Goethes Papieren überliefert ist (H: GSA 28/11, Bl. 361a), wird als Muster eine symmetrische Rosette vorgeschlagen; vermutlich handelt es sich hierbei um eine Detail des Ofendeckels. Da Goethe mit dem Vorschlag insgesamt zufrieden war, verzichtete er auf die im Bezugsbrief erbetenen näheren bildlichen und textlichen Angaben zu Form und Material des durchbrochenen Deckels über dem Zylinder. Welche Zeichnung Goethe an Pflug zurücksandte, ließ sich nicht ermittelt, vermutlich eine Gesamtdarstellung. In der Werkstatt diente diese wahrscheinlich als Vorlage, nach der das Stück angefertigt wurde. 187,18 Was den zweyten Ofen betrift] Ebenfalls für Goethes Wohnhaus (vgl. zu 187,14). Dass auch dieser zweite Ofen geliefert und im Laufe des folgenden Jahres im Haus aufgestellt wurde, zeigt die Rechnung Pflugs, der am 19. November 1796 den Empfang von 77 Reichstalern und 8 Groschen für zwei Öfen quittierte (H: GSA 34/XII,7,2, Bl. 3). 187,19 eine andere Zeichnung] Sie konnte nicht ermittelt werden.
182. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen 21. und 25. November 1795〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Das Datum ante quem ergibt sich aus dem Antwortbrief vom 26. November 1795, der Terminus post quem aus dem Hinweis auf Freytag (188,8), womit die nächste Sitzung der Freitagsgesellschaft gemeint ist, die am 27. November 1795 in Goethes Wohnhaus am Frauenplan stattfand. Der Brief kann damit frühestens am Samstag, dem 21. November 1795, geschrieben worden sein, wahrscheinlich jedoch erst einige Tage später (vgl. zu 188,8–9). ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. – Schreiberhd (Geist) (vgl. WA IV 10, 419). E: WA IV 10 (1892), 304, Nr 3206 (Eduard von der Hellen). Textgrundlage: E. BE IL AG E
Schema der hießigen Thätigkeit (vgl. zu 188,1–2).
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Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete am 26. November 1795 (Goethe-Voigt2 1, 212, Nr 173; vgl. RA 1, Nr 1490). 188,1–2 den flüchtigen Entwurf 〈…〉 der hießigen Thätigkeit] Das „Schema der hießigen Thätigkeit, in Künsten, Wissenschafften und anderen Anstalten“, dem Voigt in seiner Antwort Beifall spendete, hat sich in Goethes Nachlass erhalten (H: GSA 25/W 3824). Zum Zeitpunkt der Übersendung enthielt das Manuskript – zwei ineinandergelegte und geheftete Doppelblätter – sicherlich nur den Text in der rechten Spalte von Ludwig Geists Hand und wohl einige der Korrekturen und Ergänzungen Goethes in der linken Spalte; welche genau, lässt sich nicht sagen. Es fehlten selbstverständlich noch alle Zusätze von Voigt und die erst nach Rücksendung des Textes von Goethe nachgetragenen Stellen, insbesondere die unter der Textpassage des Adressaten (vgl. zu 188,2–3). Das Paralipomenon ist gedruckt in: AS 2, 452–461. Die Stichworte sind eine Vorarbeit zu einem Vortrag Goethes in der Freitagsgesellschaft: eine Art Tätigkeitsbericht zu sämtlichen Einrichtungen der Künste, Wissenschaften und der Industrie im Herzogtum. Das Heft von 42 halbbrüchig beschriebenen Seiten Umfang stammt von Geists Hand, mit eigenhändigen Korrekturen Goethes, und trägt den Titel „Uber die verschiedenen Zweige der hießigen Thätigkeit“ (H: GSA 25/W 3823; gedruckt in: AS 2, 462–477). Zur weiteren Ausarbeitung des Schemas vgl. zu 192,9 und 192,10. 188,2–3 was Ihnen beygeht 〈…〉 Feld offen gelassen] Der Zusatz des Adressaten umfasst folgende Abschnitte, die Goethe nach Rücksendung überarbeitete: „Strumpfabrik, von ungefähr 1300 Stühlen 〈wovon G〉 2⁄3 im Gange; / Serge und Flaggentuch zu Ilmenau / Procellan das. / Wollen Spinerey zum rohen Verkauf, / Pech- Kiehnruß / Teppiche, / 〈Seidenhasen G〉 / Blech Mode Waaren / 〈Leinwand und melirte Leinwand Arbeiten. G〉 / Breite Antwerpner Leinewand / 〈Blumen Fabrick G〉 / 〈( G〉 Kleine Kugeln aus Stinkstein, zu Ilmenau)“ (H: GSA 25/W 3824, Bl. 4). Zum Zeitpunkt der Übersendung endete der Text in der rechten Spalte mit dem Stichwort Fabriken; die untere Hälfte der Seite war leer. 188,4 Mechanikus Aehnelt] Der Optiker Christian Gottfried Aehnelt, von 1773 bis 1798 am Dresdner Hauptzeughaus beschäftigt. Zu Beginn des Jahres 1795 hatte er Goethe das vor langer Zeit bestellte „Fern Glaß“ zu dem im vorliegenden Brief genannten Preis geliefert (H: GSA 28/7, Bl. 382; vgl. RA 1, Nr 1162), das nun über einen Vermittler vor Ort bezahlt werden sollte: Der Adressat veranlasste das Landes-Industrie-Comptoir zur Begleichung der Kosten auf der Ostermesse 1796. Die Summe wurde Goethe erst am 10. Januar 1803 in Rechnung gestellt (H: GSA 34/XVI,2,5, Bl. 9). – Bereits 1794 hatte Goethe bei dem Mechaniker ein Prisma, verschiedene Stahlspiegel und eine Lorgnette erworben (vgl. zu 59,20–21). 188,5 am See in Nr. 561] Aehnelts private Adresse in der Seetorvorstadt/Poppitzer Gemarkung gelegen, westlich der inneren Altstadt, im Haus mit der Kon-
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skriptionsnummer 561 (vgl. den Adressbucheintrag: Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner. Dresden 1797, S. 364). – Sämtliche Häuser eines Stadtteils trugen fortlaufende Nummern; straßenweise vergebene Nummern wurden erst im 19. Jahrhundert eingeführt. 188,5 4 rh. 12 gr. sächsisch] Der Summe von 4 Reichstalern 12 Groschen sächsisch entsprachen 4 Reichstaler und 19 Groschen in Weimar. 188,8–9 Wenigstens Freytag 〈…〉 Sie bey mir zu sehen.] Bei der Zusammenkunft der Freitagsgesellschaft am 27. November 1795. Im Antwortbrief sagte Voigt sein Erscheinen „im Kongreß“ in Goethes Wohnhaus am Frauenplan zu.
183. An Friedrich Schiller
Weimar, 25. November 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 140–141. – Doppelblatt 19,2 × 23(–23,2) cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Ergänzungen (189,24 Leben Sie 〈…〉 G [189,24]), Tinte. – Bleistiftkorrektur Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 74): 189,9–13 (Wegen des Honorars 〈…〉 Neuejahr.) E1: Schiller-Goethe1 1 (1828), 258–260, Nr 124 (Teildruck: ohne den in H von Goethe eingeklammerten Text). E2: Schiller-Goethe2 1 (1856), 112f., Nr 125. WA IV 10 (1892), 337–339, Nr 3234. BE IL AG E
Friedrich Leopold zu Stolbergs Übersetzung „Auserlesene Gespräche des Platon“ (vgl. zu 188,11). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 23. November 1795 (NA 28, 109–111, Nr 91; vgl. RA 1, Nr 1487). – Schiller antwortete am 29. November 1795 (NA 28, 113f., Nr 93; vgl. RA 1, Nr 1493). Postsendungen: 25. November 1795 (GR/RB 1795, 5, Bl. 6). 188,11 die neueste Sudeley] Friedrich Leopold zu Stolbergs „Vorrede“ zum 1. Teil seiner Übersetzung „Auserlesene Gespräche des Platon“ (vgl. zu 185,15–16). 188,11–12 Saalbaders] Salbader: frömmelnder Schwätzer (vgl. Grimm 14, 1681). Die Etymologie ist nicht geklärt. 188,12 Die angestrichene Stelle der Vorrede] In dem Exemplar der „Auser-
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lesenen Gespräche“ in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 184, Nr 1321) finden sich in der „Vorrede“ zwei Absätze mit Bleistift angestrichen, die sich auf Aristoteles und Hippokrates beziehen: „Solche ehrwürdigen Lehrer der Menschen stehen fest auf dem unerschütterlichen Boden ihrer Erkenntniß; freudig stehen sie da, gleich dem trotzenden Antäos, diesem fabelhaften Sohne der Erde, dem die Berührung seiner Mutter immer neue Kraft verlieh. Doch fiel er besiegt dahin, als Herkules, Zeus Sohn, ihn von dem mütterlichen Staub’ erhub; im leichtern, höhern Elemente vermochte dieser Riese nichts. Es ward seinem Ueberwinder leicht in der Luft ihn zu ersticken.“ (T. 1. Königsberg 1796, S. VI.) Ob die Markierung der Absätze von Goethe stammt, wie in der Münchner Ausgabe von Goethes „Sämtlichen Werken nach Epochen seines Schaffens“ mitgeteilt (vgl. MA/Goethe 4 II, 949), ist nicht mit Gewissheit festzustellen. Jedenfalls passt sie inhaltlich nicht recht zur vorliegenden Briefstelle. Vermutlich schickte Goethe mit dem vorliegenden Brief ein anderes Exemplar der Stolbergischen Übersetzung an Schiller. Norbert Oellers autopsierte für die Schiller-Nationalausgabe ein Exemplar der „Gespräche“, in dem dem folgender Absatz der „Vorrede“ angestrichen ist (vgl. NA 36 II, 39): „Sokrates ein Phantast? – Ich rede mit Christen! was gehen mich die draussen an? – Uns Christen bürgt seiner Lehren Uebereinstimmung mit großen Lehren unsrer Religion für die Gültigkeit jener.“ (T. 1. Königsberg 1796, S. XIf.) Diese Deutung des Sokrates als eines Vorläufers der christlichen Religion erscheint als Bezugsstelle für Goethes Kritik im vorliegenden Brief plausibel (vgl. die folgenden Erläuterungen zu 188,14, 188,16 und 188,17). Das von Oellers benutzte Exemplar der „Gespräche“ ist allerdings nicht mehr nachweisbar. Recherchen im Goethe- und Schiller-Archiv, im Goethe-Nationalmuseum, in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, im Schillerhaus in Weimar sowie in der Universitätsbibliothek Jena brachten kein Ergebnis. Auch frühere Nachforschungen blieben ohne Resultat (vgl. MA/Goethe 8 II, 205). In der „Xenien“-Ausgabe von Erich Schmidt und Bernhard Suphan wird ebenfalls auf den zuletzt zitierten Absatz der „Gespräche“ aufmerksam gemacht (vgl. Schmidt/Suphan, 145). Jedoch verweisen die Verfasser dabei auf den Band 17, S. XI der „Gesammelten Werke der Brüder Christian und Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg“ (Hamburg 1824), der für den vorliegenden Zusammenhang nicht in Frage kommt. Als obsolet hat auch die Vermutung Heinrich Düntzers zu gelten, bei der angestrichenen Stelle handle es sich um folgende (die inhaltlich mit der vorhergehenden verwandt ist):
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„Daß aber diese Erkenntniß des Sokrates, samt dem Willen und der Kraft ihr getreu zu seyn bis in den Tod, daß, sage ich, die ganze Lebens- und Todesweisheit dieses Mannes eine g u t e G a b e war, daran wird wohl niemand zweifeln 〈…〉.“ (T. 1. Königsberg 1796, S. XIIIf.) Stolberg bezieht sich auf den Brief des Jakobus im Neuen Testament; dort heißt es, alle gute Gabe komme vom Vater des Lichts (Jak 1, 17). Einen Nachweis für seine Vermutung bringt Düntzer nicht bei. 188,12 istes] Versehentliche Zusammenschreibung. 188,13 losschlagen] Dies geschah erst Jahrzehnte später (vgl. zu 185,18). Zuvor wurde Stolberg mit dem im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ publizierten Xenion „Dialogen aus dem Griechischen“ bedacht (vgl. ebd.). 188,14 Wie unwissend überhaupt diese Menschen sind] Folgendes nicht publizierte Xenion Schillers bezieht sich auf Friedrich Leopold zu Stolberg und seine „Auserlesenen Gespräche“: Socrates Weil er unwissend sich rühmte, nannt’ ihn Apollo den Weisen. Freund, wieviel weiser bist du; was er bloß rühmte, du bists. (NA 2 I, 97, Nr 600; WA I 5.1, 301, Nr 221.) – In seiner „Vorrede“ schreibt Stolberg: „Des Sokrates Weisheit gehet aus von dem Bekenntnisse, daß er nichts wisse.“ (Auserlesene Gespräche des Platon. Erster Theil. Königsberg 1796, S. VI.) Damit bezieht sich Stolberg – wie seit Ciceros „Academici libri“ (vgl. 1,15. – Lat.: Akademische Bücher) üblich – verkürzend auf Platons „Apologie des Sokrates“. Dort lässt Platon seinen Lehrer sagen: „〈…〉 ich aber, wie ich eben nicht weiß, so meine ich es auch nicht. Ich scheine also um dieses wenige doch weiser zu sein als er 〈ein nicht mit Namen genannter Staatsmann〉, daß ich, was ich nicht weiß, auch nicht glaube zu wissen.“ (21 d; Platon: Sämtliche Werke. In der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher mit der Stephanus-Numerierung hrsg. von Walter F. Otto †, Ernesto Grassi, Gert Plamböck. Band 1. Reinbek bei Hamburg 1965, S. 13.) 188,16 «] Hier wohl der ‚Geist (des christlichen) Gottes‘ (vgl. GWb 5, 1276), der weht, wann und wo er will. Im Johannes-Evangelium heißt es: „Der wind bläset, wo er will, und du hörest sein sausen wohl; aber du weissest nicht, von wannen er kommt, und wohin er fähret: Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist gebohren ist.“ (3,8; Luther-Bibel 1772 NT, 96.) Dies lässt sich mutatis mutandis auch auf Sokrates beziehen. 188,17 meine liebe Christin thut pag. 304 eben das] Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman. Herausgegeben von Goethe. Dritter Band, Berlin 1795, S. 304 (entspricht WA I 22, 316f.). – Die ‚schöne Seele‘ erzählt, wie sie den ‚Geist Gottes‘ erfahren habe. Sie berichtet von ihrer Überzeugung, daß mein Geist eine Fähigkeit sich aufzuschwingen erhalten habe (S. 303), welche sie zum Erleb-
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nis einer Gottesgewissheit führte, ohne Phantasie, ohne Bild (S. 304): Als das erste Entzücken vorüber war, bemerkte ich, daß mir dieser Zustand der Seele schon vorher bekannt gewesen 〈…〉. Ich glaube überhaupt, daß jede Menschenseele ein und das anderemal davon etwas empfunden hat. Ohne Zweifel ist E r das, was einem jeden lehrt, daß ein Gott ist. (Ebd.) 188,19 Ein Brief von Prinz August] Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg an Goethe, 22. November 1795:
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Tausend Dank, bester G ö t h e , für die übersandten dritten Bände Ihres W i l h e l m M e i s t e r s. Die mir nicht bestimmt waren, sind alle richtig bestellt worden, und ich soll Ihnen dafür den freundlichsten Dank zurückgeben. Hr. E t t i n g e r hatte schon meine Ungeduld befriedigt, und ich war durch das 6ste Buch beynahe zum Herrnhuter geworden. Auch das 5te hat mir viel Freude gemacht. Ein gewisser Kardinal, dessen Name mir entfallen ist, sagte, als er den Orlando furioso gelesen hatte, zum Verfasser: Signor Luigi, dove diavolo avete pigliato tante cogl.......? und ich möchte jetzt sagen: Signor Giovann-Volfgango, dove diavolo avete pigliato tanta devozione? Am Ende dürften beyde Fragen vielleicht auf eines hinaus laufen. Die hiesige löbliche Polizey läßt gegenwärtig, wegen des Harfenspielers, die strengste Nachfrage thun; weil sie es, in ihrer weisen Fürsorge nicht für gleichgültig hält, ob er das Feuer im Gasthofe vorsätzlich angelegt habe, und das Kind opfern wollen, oder nicht? Es will aber verlauten, der Alte sey dem guten Geistlichen, der ihn vom Wahnsinne heilen wollte, entsprungen; um an dem schönen k a i s e r l i c h e n Vergnügen, in Manheim, Theil zu nehmen, und dem Hrn. F. M. D. von Wu r m s e r, bey seinem christlichen Unternehmen, ferner guten Rath zu ertheilen. Das Franckfurtische S t a a t s - R i s t r e t t o schweiget aber noch davon; es ist also erlaubt, sein Urtheil schwebend zu erhalten, und seine aristokratische Freude inzwischen zu mäßigen. Der Krieg ist eine Flamme, die der Wind anfachet und leitet; die sich folglich, in sehr kurzer Zeit, unvermuthet nach einer anderen Seite wenden kann. Ich greife dem Schicksale nicht gern in das Amt, und pflege es wie jener Venezianische Sachwalter zu machen, der zum Senate sagte: Vostre Eccellenze hanno digiudicato l’altro ieri così; Elle digiudicano oggi dirittamente il contrario, e sempre benißimo. Im Rathe der Götter scheinet es gerade so, wie im Venezianischen Senate, gehalten zu werden: e sempre benißimo. Sie dürfen es, in meinem Namen, dem u n s i c h t b a r e n F r e u n d e nur frey heraus sagen; er weiß es längst am besten, und wird gewiß darüber lächeln, daß man ihm zuweilen in die Karte sieht. Mit meiner Gesundheit treibt er auch seinen gnädigen Scherz, und scheinet besonders am Klopfen meiner Schlagader, carotis genannt, ein ausserordentliches Wohlgefallen zu finden; wodurch ich, seit dem 12ten September, gehindert werde, die Treppen zu steigen, und aus dem Hause zu gehen.
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Ich empfehle mich, mit dankbarem Herzen, in Eu. HochwohlgL. günstiges Andenken, und bitte den U n s i c h t b a r e n gehorsamst zu erinnern, daß es nun mit dieser Klopferey genug sey.
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Gotha dL. 22sten November 1795. Legistine magnum I m m a n u e l e m K a n t i u m: Z u m e w i g e n F r i e d e n? Diese kleine Schrift verdienet schon Dero besondere Aufmerksamkeit, zumahl S. 47 bis 65, und S. 66 bis 79. Sie wird aber den hohen Pautentauten nicht sonderlich zu gefallen, das Glück haben. Doch, was liegt daran? Diese Herrn lesen ja nichts, als allenfalls die Ranglisten ihrer Armeen! e fanno sempre benißimo. Addio. (H: GSA 28/764, St. X; vgl. RA 1, Nr 1486.) Über den Prinzen August und seine freundschaftliche Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief vom 2. April 1781 (GB 4). 1 übersandten dritten Bände] Exemplare des 3. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, der Anfang November 1795 bei Unger in Berlin erschienen war (vgl. zu 105,7). Er umfasst die Bücher 5 und 6 des Romans. 3 Hr. E t t i n g e r] Carl Wilhelm Ettinger, Verlagsbuchhändler in Gotha. 4 das 6ste Buch] Es enthält die „Bekenntnisse einer schönen Seele“. Anregungen gingen von Susanna Catharina von Klettenberg aus, durch die Goethe in Frankfurt a. M. mit Pietismus und Herrnhutertum in Berührung kam (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 1 II, Nr 74). 6 Ein gewisser Kardinal] Von Kardinal Ippolito II. d’Este, dem Lodovico Ariosto sein Epos „Orlando furioso“ (1. Fassung 1516. – Ital.: Der rasende Roland) gewidmet hatte, ist die Anekdote überliefert, er habe dem Autor gesagt: „Dove Diavolo, Messer Ludovico, avete pigliato tante coglionerie. ‚Wo Teufel, Meister Ludwig, habet ihr solch närrisches Zeug hergenommen?‘“ (Sammlung historischer Schilderungen und Anecdoten berühmter Männer in alphabetischer Ordnung. Aus dem Französischen übersetzt. Erster Theil. Leipzig 1769, S. 138.) Herder zitiert die Frage in seinen Fragmenten „Ueber die neuere Deutsche Litteratur“ (Riga 1767): „〈…〉 mein lieber Ludwig, wo habt ihr alle das närrische Zeug herbekommen?“ (Zwote Sammlung, S. 221; Suphan 2, 265.) 8 cogl.......] Wohl für ital. coglionerie: Blödsinn, Dummheiten (verwandt mit ital. coglioni: vulgärsprachlich für ‚Hoden‘). 8–9 Signor Giovann-Volfgango 〈…〉 devozione?] Ital.: Herr Johann Wolfgang, wo zum Teufel habt Ihr so viel Frömmigkeit hergenommen? 11 Harfenspielers] Gemeint ist die Figur des Harfners in Goethes Roman. Wilhelm hegt den Verdacht, daß der Alte Schuld an dem Brande sey
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(5. Buch. 14. Kapitel; Wilhelm Meisters Lehrjahre 〈…〉. 3. Band. Berlin 1795, S. 145; WA I 22, 221), der im Quartier der Schauspieler ausgebrochen war; die polizeilichen Untersuchungen bestätigen dies jedoch nicht (vgl. ebd.). Von diesen Ereignissen wird im 13. und 14. Kapitel des 5. Buches erzählt. 13 das Kind] Wilhelms Sohn Felix (vgl. WA I 22, 215). 14 dem guten Geistlichen] Der Landgeistliche, dem der wahnsinnig scheinende Harfner anvertraut wird (im 15. Kapitel des 5. Buches; vgl. WA I 22, 223). 15–16 k a i s e r l i c h e n Vergnügen, in Manheim] Vgl. folgende Erläuterung. 16–17 F. M. D. von Wu r m s e r ] Feldmarschall Dagobert von Wurmser. Im Ersten Koalitionskrieg schlug er die französischen Truppen am 18. Oktober 1795 vor Mannheim und eroberte die Stadt am 22. November. 18 S t a a t s - R i s t r e t t o] Die Zeitung „Frankfurter Staats-Ristretto oder kurzgefaßte Erzählung der neuesten und merkwürdigsten Nachrichten und Begebenheiten der Europäischen Staaten, wie auch der Wissenschaften, Künste und nützlichen Erfindungen“ (in Frankfurt a. M. erschienen von 1772 bis 1831). – Ital. ristretto: eng, knapp. 21 Der Krieg] Mit Bezug auf den Ersten Koalitionskrieg. 23–24 jener Venezianische Sachwalter] Identität nicht ermittelt. 24–25 jener Vostre Eccellenze 〈…〉 benißimo.] Ital.: Eure Exzellenz haben vorgestern so entschieden; Sie entscheiden heute rundheraus das Gegenteil, und Sie tun immer sehr gut daran. 27–28 d e m u n s i c h t b a r e n F r e u n d e] Mit Bezug auf die „Bekenntnisse einer schönen Seele“ im 6. Buch des „Wilhelm Meister“, in denen das Motiv des ‚unsichtbaren Freundes‘ wiederholt im Zusammenhang einer ‚Gottesfreundschaft‘ auftritt, wie sie der Pietismus als Ausdruck mystischer Frömmigkeit kennt. 31 carotis] Arteria carotis (griech. $ «): die dreiteilige Halsschlagader. 40 Legistine 〈…〉 K a n t i u m:] Lat.: Hast du den großen Imannuel Kant gelesen? 40–41 Z u m e w i g e n F r i e d e n] Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf von Immanuel Kant. Königsberg 1795. 42 S. 47 bis 65] Die Seiten enthalten den „Zusatz. Von der Garantie des ewigen Friedens“. Er beginnt mit dem Satz: „Das, was diese G e w ä h r (Garantie) leistet, ist nichts Geringeres, als die große Künstlerin, N a t u r 〈…〉.“ (S. 47.) Die Natur – so Kant – sorgt „durch einen Zwang“ (S. 58) dafür, dass der Mensch das moralisch Gebotene tut, indem sie ihn durch „selbstsüchtige Neigungen“ (S. 59) den Wunsch verspüren lässt, dass das Recht zuletzt den Sieg über die Gewalt davontragen möge. 42 S. 66 bis 79] Die Seiten enthalten den ersten Teil des „Anhangs“ „I. Ueber die Mishelligkeit zwischen der Moral und der Politik, in Absicht auf den ewigen Frieden“, in dem am Schluss gefordert wird: „Die wahre Politik kann also keinen Schritt thun, ohne vorher der Moral gehuldigt zu haben. 〈…〉 Das Recht des Menschen muß heilig gehalten werden, der herrschenden Gewalt mag es auch noch so große Aufopferung kosten.“ (S. 91.) 42 Pautentauten] Für ‚Potentaten‘, Machthaber. 44 e fanno sempre benißimo.] Ital.: und sie tun immer sehr gut daran.
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188,22 Das Exemplar von Humbold] Am 17. oder 18. November 1795 hatte Goethe mit einem nicht überlieferten Brief (EB 135) Exemplare des 3. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ an Schiller geschickt, darunter auch eines für Wilhelm von Humboldt. Dieser hielt sich seit Anfang Juli in Tegel auf und hatte sich bereits ein Exemplar vom Berliner Verleger Johann Friedrich Unger geben lassen (vgl. Humboldts Brief an Schiller, 27. November 1795; NA 36 I, 35). 189,1 Hederichs Lexikon] Benjamin Hederichs 〈…〉 gründliches mythologisches Lexicon, worinnen so wohl die fabelhafte, als wahrscheinliche und eigentliche Geschichte der alten römischen, griechischen und ägyptischen Götter und Göttinnen 〈…〉 zusammen getragen 〈…〉 worden. 〈…〉 sorgfältigst durchgesehen, ansehnlich vermehret und verbessert von Johann Joachim Schwaben 〈…〉. Leipzig 1770. – Dieses Exemplar des Werkes, das zuerst 1724 erschienen war, besaß Goethe (in seiner Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 282, Nr 1968). In seinem Brief vom 30. Oktober 1795 an Schiller hatte Humboldt wegen einer strittigen Stelle in dessen Gedicht „Das Reich der Schatten“ auf jenes Lexikon verwiesen, welches Goethe möglicherweise bei seinem Besuch vom 5. bis zum 11. November 1795 nach Jena mitgebracht und Schiller ausgeliehen hatte. (Nicht gemeint ist hier Hederichs „Lexicon Manuale Graecum“ [lat.: Griechisches Handlexikon; in vielen Auflagen erschienen], das Humboldt in seinem Brief vom 20. November 1795 Schiller zum Griechischlernen empfiehlt [NA 36 I, 26]; diesen Brief erhielt Schiller erst am 25. November [Schillers Kalender, 18].) 189,1–2 das 7te Stück der Horen] Schiller schickte es mit seinem Antwortbrief. 189,2 im kleinen Format] Vgl. dritte Erläuterung zu 108,2. 189,3 Auf] Hörfehler beim Diktat; irrtümlich für ‚auch‘. 189,3 Ihren Aufsatz] Schillers „Horen“-Beitrag „Die sentimentalischen Dichter“, der als 2. Teil der Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“ im 12. Stück 1795 erschien. Goethe erhielt den Aufsatz – ohne den Schlussteil über die Idylle (vgl. den Antwortbrief; NA 28, 114) – am 25. November von Johann Gottfried Herder (vgl. 189,20–21), dem Schiller das Manuskript mit einem nicht überlieferten Brief vom 23. November geschickt hatte: „An H e r d e r (Sentim. D.)“ (Schillers Kalender, 18.) 189,9 Wegen des Honorar’s der neuen Elegien] Es ging um das Honorar für Knebels Properz-Übersetzung; vgl. im Einzelnen zu 185,5–6. 189,14 Der Weißhunische Aufsatz] ([Friedrich August] Weißhuhn): Sätze und Gegensätze zur Grundlegung eines neuen Systems der Philosophie. In: Philosophisches Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten 2 (1795). Heft 2, S. 85–115; dazu S. 116 f.: Nacherinnerung des Herausgebers (in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 441, Nr 3011). – Der Herausgeber der Zeitschrift war der Jenaer Philosophieprofessor Friedrich Immanuel Niethammer, Verfasser des Beitrags war der (am 21. April 1795 gestorbene) Jenaer Privatdozent der Philosophie Friedrich August Weißhuhn, ein Schulfreund Fichtes (vgl.
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die Erläuterungen zu Nr 91). In dem Beitrag verwahrt sich Weißhuhn unter anderem vehement gegen die Ableitung der Philosophie aus einem Grundsatz. Auch Wilhelm von Humboldt gegenüber äußerte sich Goethe sehr positiv über den Aufsatz (vgl. 193,13 – 23). 189,16 näher als die fichtische] Gemeint ist eine von Goethe als ‚spekulativ‘ betrachtete Philosophie, mit der ihn auch Johann Gottlieb Fichte nicht versöhnen konnte (vgl. Nr 23). Ganz in Goethes Sinn hatte Schiller am 16. Oktober 1795 geschrieben: „〈…〉 die Philosophie erscheint immer lächerlich, wenn sie aus eigenem Mittel, ohne ihre Abhängigkeit von der Erfahrung zu gestehen, das Wißen erweitern und der Welt Gesetze geben will.“ (NA 28, 79.) 189,17 mit einander lesen] Ob dies geschah, konnte nicht ermittelt werden. 189,18 Zusammenstellung meiner phisikalischen Erfahrungen] Goethe plante die Herausgabe eines Bandes mit naturkundlichen und naturgeschichtlichen Beiträgen im Rahmen seiner „Neuen Schriften“ bei Johann Friedrich Unger (vgl. 128,12–19). Der Plan wurde nicht ausgeführt. 189,22 Subscription der Horen] Johann Friedrich Cotta rechnete für 1796 mit 1800 Beziehern der „Horen“ (vgl. seinen Brief an Schiller, 9. November 1795; NA 36 I, 13). Am 22. Dezember 1795 berichtete er jedoch: „Die Abbestellungen kommen zimlich zalreich 〈…〉.“ (NA 36 I, 62.) Über den Absatz der „Horen“ vgl. auch zu 108,5. 189,23 schreiben Sie mir] Schiller antwortete erst am 17. Dezember 1795 zurückhaltend: „Cotta 〈…〉 weiß von der neuen Subscription noch nichts zu sagen. Daraus, daß jetzt noch nicht schon abbestellt wird, schließe ich doch etwas gutes.“ (NA 28, 133.)
184. An Friedrich Schiller
Weimar, 29. November 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 142. – 1 Bl. (von einem Doppelblatt abgerissen; am linken Rand Streifen des zweiten Blattes erkennbar) 19,3 × 23 cm (Ränder stark zerfasert), 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. – Bleistiftkorrektur Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 74): 189,29 pollemischen. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 260f., Nr 125. WA IV 10 (1892), 339f., Nr 3235. BE IL AG E
Manuskript zu Schillers Aufsatz „Die sentimentalischen Dichter“ (vgl. zu 189,25).
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E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief bezieht sich wie Nr 183 auf Schillers Brief vom 23. November 1795 (NA 28, 109–111, Nr 91; vgl. RA 1, Nr 1487); vgl. zweite Erläuterung zu 189,25. – Schiller antwortete am 8. Dezember 1795 (NA 28, 126f., Nr 96; vgl. RA 1, Nr 1507). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (NA 28, 113f., Nr 93; vgl. RA 1, Nr 1493). Postsendungen: 29. November 1795 (GR/Belege 1796, 1, Bl. 5). 189,25 Ihre Abhandlung] Teilmanuskript zu Schillers „Horen“-Beitrag „Die sentimentalischen Dichter“, der (als 2. Teil der Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“) im 12. Stück 1795 erschien (vgl. zweite Erläuterung zu 189,3). In seinem Brief vom 29. November 1795 kündigte Schiller auch den „Rest des Aufsatzes, der jetzt erst fertig geworden, und die I d y l l e abhandelt“ (NA 28, 114), an: „Sie erhalten ihn morgen oder übermorgen.“ (Ebd.) Dies geschah offenbar nicht, denn am 13. Dezember 1795 teilte Schiller mit, der Aufsatz sei seit drei Wochen beim Drucker, und fügte hinzu: „Sie haben nur gelesen, was damals fertig war; zu diesem aber sind noch 8 Seiten, die Idylle betreffend, gekommen, womit der Aufsatz für das XII Horenstück schließt.“ (NA 28, 131f.) 189,26 so gut behandelt] Schiller behandelt Goethe als Exempel dafür, „wie der naive Dichtergeist mit einem sentimentalischen Stoff verfährt“ (Horen 1795. 12. Stück, S. 35), und nennt ihn einen Dichter, „in welchem die Natur getreuer und reiner als in irgend einem andern wirkt, und der sich unter modernen Dichtern vielleicht am wenigsten von der sinnlichen Wahrheit der Dinge entfernt.“ (Ebd., S. 36.) Als Beispiele verweist Schiller auf „Die Leiden des jungen Werthers“, „Tasso“ und „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (ebd., S. 36f.; vgl. NA 20, 459f.). 190,2 Vorliebe für die alte Dichtung] Schon in der Leipziger Studentenzeit war Goethe, wie er in seiner Autobiographie „Aus meinem Leben“ berichtet, die „deutsche Litteratur 〈…〉 fremd geworden“ (AA DuW 1, 278 [8. Buch]); es waren „die geliebten Alten, die noch immer, wie ferne blaue Berge, 〈…〉 den Horizont meiner geistigen Wünsche begrenzten.“ (Ebd.) Die Klassizität der alten Literatur beruht nach Goethes Meinung auf besonderen sozialen und kulturellen Voraussetzungen, die in der Antike gegeben waren, in der Gegenwart jedoch nicht vorhanden sind. In seinem Aufsatz „Litterarischer Sanscülottismus“, der im Mai 1795 in den „Horen“ erschienen war, antwortet er auf die Frage Wann und wo entsteht ein classischer Nationalautor? u.a.: Wenn er in der Geschichte seiner Nation große Begebenheiten und ihre Folgen in einer glücklichen und bedeutenden Einheit vorfindet 〈…〉. (S. 51; WA I 40, 198.) Ergänzend jedoch heißt es: Wir wollen die Umwälzungen nicht wünschen, die in Deutschland classische Werke vorbereiten könnten. (S. 53; WA I 40, 199.) 190,8 wieder an den Roman gegangen] Wiederholt hatte Goethe seit Mitte Ok-
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BRIEF 185–187
tober von seinem Vorsatz geschrieben, am 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ weiterzuarbeiten (vgl. zu 170,5, 170,25 und 186,15). Es wurde im Januar 1796 fertig, dann überarbeitet und ging im Juni an den Verleger Johann Friedrich Cotta (vgl. Goethes Brief an Schiller, 14. Juni 1796; WA IV 11, 95). Danach arbeitete Goethe am 8. Buch, so dass der 4. Band im Oktober 1796 erscheinen konnte. 190,12 reine Wirthschaft machen] Abrechnung halten (vgl. Grimm 30, 675).
185. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, Oktober oder November 1795?〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Anhaltspunkte für eine genauere Datierung konnten nicht gefunden werden. Die von der WA vorgeschlagene zeitliche Einordnung wird deshalb beibehalten. Gleiches gilt für Nr 186. ÜBE R L IE FE RUN G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-17865. – Doppelblatt 11,8 × 18,8 cm, Bl. 2 obere äußere Ecke Papierausriss, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 3 Adresse: Des Herrn Geh. Rath / Voigt / Hochwohlgl, daneben Reste des abgeschnittenen Papiers mit Oblate. E: WA IV 18 (1895), 71f., Nr 3223a (Albert Leitzmann). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 190,18 Exhibita] Plural von lat. exhibitum, hier amtssprachlich für ‚schriftliche Eingabe‘ (vgl. GWb 3, 492) (von lat. exhibere: übergeben, einhändigen, darlegen, zeigen). 190,20 einer kleinen Verlegenheit] Nicht ermittelt.
186. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, Oktober oder November 1795?〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Anhaltspunkte für eine genauere Datierung konnten nicht gefunden werden. Die von der WA vorgeschlagene zeitliche Einordnung wird deshalb beibehalten. Gleiches gilt für Nr 185. – Die Richtigkeit einer Notiz aus der Familienüberlieferung, „aus d. Zeit von Nov. 1804“, welche der Handschrift heute beiliegt, ist fraglich (vgl. Über-
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lieferung, JbFDH 1998, 301). In der datierten Korrespondenz mit dem Adressaten aus dieser Zeit finden sich keine Anhaltspunkte für eine solide Datierung. ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-26128. – Doppelblatt 11,5 × 19,2 (–19,5) cm, 1⁄2 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 Adresse: Des Herrn Geh. R. Voigt / Hochwohlgel, links neben der Adresse und auf S. 1 unten rechts Reste einer grünlichen Oblate. – Faksimile: Freies Deutsches Hochstift Jahresbericht 1997/1998. In: JbFDH 1998, [o. P., zwischen 282 und 283], Abb. 13 (Transkription S. 301). E: Goethe-Voigt1 (1868), 233, Nr 94. WA IV 18 (1895), 72, Nr 3223c. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 191,1–2 für Ihren Antheil an meinem gestrigen Tage] Ein direkter Bezug zu Nr 185 ist möglich.
187. An Christian Gottlob Voigt
〈Weimar, 1. Dezember 1795〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus dem Bezugs- und aus dem Antwortbrief. ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. – Egh., mit Adresse: Des Herrn Geh. Rath Voigt Hochwohlgeb. (vgl. WA IV 18, 103) – Faksimile: Auktionskatalog Haus der Bücher 〈Basel〉 und L’Art Ancien 〈Zürich〉, Auktionskatalog 14, Versteigerung vom 7. Mai 1949, S. 7, Nr 119. E: WA IV 18 (1895), 72, Nr 3223b (Albert Leitzmann). Textgrundlage: Faksimile von H. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief von Christian Gottlob Voigt vom 30. November 1795 (Goethe-Voigt2 1, 212f., Nr 174; vgl. RA 1, Nr 1495). – Voigt antwortete am 1. Dezember 1795 (Goethe-Voigt2 1, 214, Nr 176; vgl. RA 1, Nr 1500). 191,8 heil. Handlung] Die Taufe von Friedrich Rudolf Ridel, dem Sohn des Kammerrats Cornelius Johann Rudolf Ridel und seiner Ehefrau Amalia Charlotte
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BRIEF 188
Angelika, der Schwester von Charlotte Buff, am Nachmittag des 1. Dezember 1795 in der Hofkirche zu Weimar. Paten waren Goethe und der Adressat sowie Magdalene Henriette von Knebel. Schon im Bezugsbrief hatte Voigt ausführte, dass er sich „zu der morgenden Haupt- und StaatsAction in den gehörigen äußern Stand setzen“ wolle (H: GSA 28/11, Bl. 301). 191,10 Gradation] Einteilung nach Graden, Steigerung (vgl. GWb 4, 432) (von lat. gradatio). Voigt hatte die Abstufung der Geldgeschenke genauso im Bezugsbrief vorgeschlagen. 191,11 der Lieberinn einen Laubth] Der Weimarer Hebamme Eva Maria Lieber d. J. – Laubth: Laubtaler, deutsche Bezeichnung für den französischen Écu aux lauriers, eine Silbermünze mit Lorbeerzweigen (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band). 191,12 dem Kirchner einen Convth] Der Hofkirchner Johann Andreas Koch, der die Aufgaben eines Küsters wahrnahm (vgl. GWb 5, 395), bekam einen Conventionstaler, einen Doppelgulden (um ein Drittel wertvoller als ein Reichstaler). 191,13 Andres] Der Hofkirchenaufwärter Johann Peter Andreas. 191,14 der Wartfrau einen halben Laubth] Die zuständigen Wartfrau; zeitgenössisch auch Wachfrau genannt, die Person, die entweder die Kirche in Ordnung hielt oder sich um die Wöchnerin bzw. um größere Kinder kümmerte, bekam einen Laubtaler. 191,15 mit ganzen Stücken] Mit Münzen eines bestimmten Wertes.
188. An Wilhelm von Humboldt 〈Weimar, 3.〉 Dezember 1795 → 〈Tegel bei Berlin〉 DAT IE RUNG
Die Datierung auf den 3. Tag des Monats Dezember 1795 folgt dem in den Postsendelisten vermerkten Absendedatum des Briefes (vgl. Überlieferung). ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/245,II, Bl. 1–3. – Doppelblatt 20,6(–20,8) × 33,8(–34) cm und 1 Bl. 20,6 × 34 cm, 6 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Adresse und Datum links), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Adresse, egh., Tinte: Hl. v. Humbold / Berlin, darunter Datierung, egh., Tinte: Dec. 95. E: Goethe’s Briefwechsel mit den Gebrüdern von Humboldt (1795–1832). Im Auftrage der von Goethe’schen Familie herausgegeben von F〈ranz〉 Th〈omas〉 Bratranek. Leipzig 1876, S. 8–10.
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WA IV 10 (1892), 342–344, Nr 3238 (nach E). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Wilhelm von Humboldt antwortete am 9. Februar 1796 (Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 193–197, Nr 405; vgl. RA 2, Nr 58). Postsendungen: 3. Dezember 1795 (GR/Belege 1796, 1, Bl. 3). Der vorliegende Brief ist der erste Brief Goethes an den Freiherrn Friedrich W i l h e l m Christian Carl Ferdinand von Humboldt (1767–1835). Mit ihm beginnt eine ausgedehnte, bis zu Goethes Tod 1832 gepflegte, nicht vollständig überlieferte Korrespondenz, aus der 36 Briefe Goethes – darunter der am 17. März 1832 verfasste und damit sein letzter Brief überhaupt – und 79 Briefe von Humboldts bekannt sind. Das in den Briefen behandelte Spektrum an Themen ist breit und reichhaltig. Literarische Arbeiten wie „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ – besonders das „Mährchen“ –, „Alexis und Dora“, „Benvenuto Cellini“ oder das „Xenien“-Projekt werden darin einer ausführlichen kritischen Würdigung unterzogen. An dem Versepos in Hexameten „Herrmann und Dorothea“ beteiligt sich von Humboldt nicht nur gedanklich, sondern auch ganz praktisch mit unterstützendem Rat. Die enge Freundschaft Goethes mit dem preußischen Gelehrten, Sprachforscher, Staatsmann und Bildungsreformer ließ auch die Mitteilung von Persönlichem und Alltäglichem zu, Erfreulichem wie Bedrängendem, mitunter auftretende Meinungsverschiedenheiten erweisen sich dabei als überwindbar. Goethe teilte mit Humboldt nicht nur viele Interessen, sondern auch viele Vorlieben. Goethe war Wilhelm von Humboldt erstmals im Dezember 1789 in Erfurt begegnet. Der aus Paris zurückgekehrte Reisende verlobte sich dort mit Caroline von Dacheröden. Wilhelm von Humboldt war mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Alexander in Tegel aufgewachsen, hatte nach einer Ausbildung durch Hauslehrer 1787/88 ein Jurastudium in Frankfurt an der Oder begonnen und war schon bald nach Göttingen gewechelt, wo er drei Semester alte Sprachen, Geschichte und Physik studierte. Nach der erwähnten ersten flüchtigen Begegnung in Erfurt 1789 lernten sich Goethe und Humboldt erst im Laufe des Jahres 1794 näher kennen, in Jena, wo jener nach einem kurzen Intermezzo im preußischen Staatsdienst, von dem er sich hatte beurlauben lassen, und einem zurückgezogenen Leben auf dem Gut der Familie Dacheröden im thüringischen Burgörner seit Februar dieses Jahres wohnte, ab Oktober 1794 sogar in unmittelbarer Nachbarschaft von Friedrich Schiller. Rasch entwickelte sich nicht nur mit diesem, sondern auch mit Goethe ein konstruktiver mündlicher Austausch, vor allem über ästhetische und naturwissenschaftliche Themen, den nicht selten Alexander von Humboldt bereicherte, der sich anfänglich häufig zu Besuch im Hause seines Bruders in Jena aufhielt. Rat in literarischen Fragen, bei philologischen und metrischen Problemen gehörten ebenso zu
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den Gesprächsinhalten mit Goethe wie anatomische und osteologische Diskussionen, die sich aus den gemeinsam besuchten Vorlesungen von Justus Christian Loder ergaben. Von Juli 1795 bis Ende Oktober 1796 hielt sich Wilhelm von Humboldt in Berlin und Tegel auf. Im April 1797 verließ zunächst er, wenige Wochen später auch die Familie Jena. Sie begaben sich auf eine vierjährige private Reise, die nicht nach Italien, sondern nach Paris führte, wo die Familie bis 1801 blieb, bevor Humboldt 1802 in den preußischen Staatsdienst zurückkehrte, zunächst als Resident am Päpstlichen Stuhl in Rom, später im diplomatischen Dienst an verschiedenen Stationen. Zwischen November 1794 und Juni 1797 wechselten Goethe und Humboldt 25 Briefe, in denen sie sich intensiv über Literatur, Kunst und Wissenschaft austauschten. In den späteren Briefen ging es um das Wesen des Menschen, der Sprache und der Nation. Die Konversation blieb geistreich und anregend, klar in der Argumentation. 191,18 daß ich auch einmal ein Wort von mir hören lasse] Humboldt hatte Goethe in der Zeit von 7. November 1794 bis zum 22. August 1795 schon achtmal geschrieben (vgl. Humboldt, Wilhelm, Briefe I 2, 282, Nr 322; 288f., Nr 327; 295f., Nr 332; 300f., Nr 334; 307, Nr 341; 310–312, Nr 344; 317, Nr 347 sowie ebd., I 3, 50–52, Nr 364), ohne dass Goethe, soweit man weiß, schriftlich geantwortet hätte. 191,19–20 unser schönes Quatuor im vorigen Winter] Anspielung auf die Treffen und Gespräche von Goethe und Johann Heinrich Meyer, Schiller und dem Adressaten, an denen zeitweise auch dessen jüngerer Bruder Alexander von Humboldt teilgenommen hatte. Vom 11. bis zum 23. Januar 1795 hielten sich Goethe und Meyer in Jena auf. Weitere Besuche fanden vom 11. bis 13. Februar und vom 29. März bis 2. Mai 1795 statt. – Quatuor: Quartett, Vierergruppe (von lat. quattuor: vier). 191,20 S i e befinden sich in Berlin] Humboldt hatte Jena am 1. Juli 1795 verlassen, um sich in Berlin um ein nicht näher bekanntes Geldgeschäft zu kümmern (Humboldt, Wilhelm, Briefe I 2, 9). Caroline und seine beiden Kinder, Caroline und Wilhelm, begleiteten ihn. Im Vorfeld hatte er Goethe von seinen Plänen unterrichtet (vgl. Brief Wilhelm von Humboldts an Goethe, 22. Juni 1795; Humboldt, Wilhelm, Briefe I 2, 317, Nr 347). Auf dem Gut der Familie in Tegel fand er seine Mutter schwerer erkrankt vor als zunächst angenommen. Obwohl eigentlich nur wenige Wochen Aufenthalt in Tegel eingeplant waren, zwang ihn der kritische Zustand der Mutter – diese starb am 19. November 1796 – zu einem langen Aufenthalt von insgesamt 16 Monaten Dauer. 192,1 Meyer ist wahrscheinlich in Rom] Am 2. Oktober 1795 war Johann Heinrich Meyer nach Italien aufgebrochen, um seine 1790 abgebrochenen Kunststudien fortzusetzen, Material für die mit Goethe geplante Publikation zu sammeln und Goethes dritte Reise nach Italien vorzubereiten. Zuletzt hatte Goethe Meyers Brief aus Mantua vom 3. November 1795 erhalten (Goethe-Meyer 1, 143–145;
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vgl. ferner Nr 176). Meyers erster Brief aus Rom vom 22. bis 24. November 1795 traf erst später in Weimar ein (Goethe-Meyer 1, 151–157). 192,1–3 mancherley kleine Geschäfte 〈…〉 öfters zu besuchen] In Weimar sah sich Goethe mit einer Vielzahl persönlicher, literarischer und dienstlicher Aufgaben konfrontiert, vor allem mit der Fortsetzung des Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ und der Vorbereitung des enzyklopädischen Werkes über Italien, das zusammen mit Johann Heinrich Meyer verfassert werden sollte, des Weiteren mit den amtlichen Geschäften für die Zeichenschule in Weimar, die Ilmenauer Bergwerkkommission oder, bei der Saaleregulierung, im Dienste der Wasserbaukommission. Schiller hatte er zuletzt in der Zeit vom 5. bis 11. November 1795 in Jena gesehen. 192,5 Freytagsgesellschaft] Die 1791 von Goethe initiierte gelehrte Vereinigung, die in der Regel freitags im Haus am Frauenplan mit dem Ziel zusammenfand, sich in Gesellschaft zu bilden und zu unterhalten (vgl. zu 84,9–10). 192,5–6 das Licht der Kentnisse 〈…〉 unter dem Scheffel steht] Redensartlich für ‚die vorhandenen Kräfte nicht voll zur Geltung oder Anwendung bringen‘; hier wohl mit Bezug auf die in Zeiten des Krieges mit Frankreich geringe Wertschätzung von Errungenschaften der Aufklärung auf dem Gebiet der Wissenschaften und Künste. 192,9 ein Schema] Goethe hatte schon im Spätsommer 1795 ein „Schema der hießigen Thätigkeit, in Künsten, Wissenschafften und anderen Anstalten“ flüchtig zu Papier gebracht und mit der Bitte, Ergänzungen einzutragen, an seinen Amtskollegen Christian Gottlob Voigt geschickt (vgl. zu 188,1–2). 192,10 die einzelnen Notizen aus zuarbeiten] Ausarbeitungen von Goethes Notizen durch die im Schema namentlich genannten Mitglieder der Freitagsgesellschaft sind nicht belegt. Goethes Vortrag war zu diesem Zeitpunkt offenbar fertig. 192,12 wie die deutsche Reichsverfassung] Verfassungsrechtlich dominierten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation föderalistische Strukturen. Das Reich war staatsrechtlich eine Mischform aus Wahlmonarchie und Staatenbund, dem zwei Souveräne vorstanden, der Kaiser und die Reichsstände. Die zur Reichsverfassung gehörigen schriftlich fixierten Gesetze und Texte stammten aus den verschiedensten Zeiten, und entsprechend uneinheitlich waren sie; daneben galten zahlreiche Einzelregelungen und weitere ungeschriebene Rechtsgrundsätze. 192,16–17 Schiller sagt mir 〈…〉 nicht mißfallen hat] Humboldt hatte in seinem Brief an Schiller vom 20. November 1795 das „Mährchen“ sehr gelobt (NA 36 I, 22–27, bes. 26), das als Beschluss der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ im Oktober 1795 erschienen war. – Der Antwortbrief enthält eine ausführliche Analyse des „Mährchens“. 192,18–19 weit darf man nicht 〈…〉 Muth zu arbeiten behalten will] Kritische Äußerungen über die Moral des Publikums finden sich auch in Nr 159. 192,20–21 Der letzte Theil des Romans 〈…〉 wird wohl erst Michael he-
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rauskommen] Der 4. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ mit den Büchern 7 und 8 erschien erst zur Michaelismesse im Herbst 1796. 192,21–22 was ich über Naturlehre und Naturgeschichte gesammelt 〈…〉 zusammenstellen] Der Sammelband mit Goethes naturkundlichen Arbeiten, der bei Johann Friedrich Unger in Berlin verlegt werden sollte, wurde nicht realisiert (vgl. zu 128,12–13). 192,22–23 dem Italienischen Wesen] Der italienischen Kultur; gemeint ist das mit Johann Heinrich Meyer geplante, aber nicht realisierte Werk über Italien. Auf der geplanten, aber schließlich nicht unternommenen Reise wollte auch Goethe vor Ort Material dafür sammeln. Vgl. auch zu 180,25. 192,26–27 dessen Bemerkungen 〈…〉 mit Verlangen entgegen sehe] Alexander von Humboldt war am 17. Juli 1795 zu einer Reise nach Oberitalien und in die Schweizer und französischen Alpen aufgebrochen. Am 11. November 1795 war er nach Bayreuth zurückgekehrt. Eine Schilderung der Reiseerlebnisse, die Goethe auf direktem Weg erreichte, ist nicht belegt. 192,28–29 In Berlin werden 〈…〉 Kupferstiche verkauft.] Die Kunstsammlung des preußischen Kriegsrats Christian Theophil Körber wurde am 7. Dezember 1795 versteigert. Vgl. den gedruckten Versteigerungskatalog des Königlichen Auctions-Commissarius August Wilhelm Manteuffel: „Verzeichniß von einer zwar nur mäßig aber ganz auserlesenen Sammlung von Englischen, sowohl in schwarzer Kunst, als im Grabstichel auf punctirter Manier von den berühmtesten Meistern verfertigten und vergriffenen Kupferstichen unter feinen Gläsern und Rahmen, nebst einigen Gemälden“ (Berlin 1795). Der Katalog (16 Seiten) enthält zwei Abteilungen mit 162 Nummern verauktionierter Kupferstiche und 82 Nummern Gemälde. – Auf welchem Weg Goethe von der Auktion erfahren hatte, konnte nicht ermittelt werden. – Der Bitte Goethes konnte Humboldt nicht nachkommen, wie er ihm in der Nachschrift zu seinem Antwortbrief mitteilte: Die Kupferstichauktion sei zum Zeitpunkt des Empfangs von Goethes Briefes schon vorbei gewesen; auch habe er niemanden finden können, der sich die Preise notiert hätte. 192,30 der für die Gebühr] Der gedruckte Katalog war beim Auktionator und im Hause der Erben gratis erhältlich, wie diesem selbst zu entnehmen ist. 193,2 seinen Critischen Arbeiten] Zu Schillers literaturtheoretischen Arbeiten vgl. Nr 180 und die Erläuterungen dazu. 193,7–8 monstrose Vorrede 〈…〉 Gesprächen] In der Vorrede zum 1. Teil von Leopold Friedrich Graf zu Stolbergs Übersetzung „Auserlesene Gespräche des Platon“ (Königsberg 1796, S. III–XVI) präsentiert der Verfasser die Dialoge des antiken Philosophen als mit den in den Evangelien geoffenbarten Wahrheiten des Christentums vergleichbare, wenn auch vier Jahrhunderte früher entstandene Schriften. Der frühe Dialog Platons „Ion“, ein Gespräch zwischen Sokrates und dem Rhapsoden Jon über die Kompetenz des Dichters, und die anderen Stücke werden
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dadurch auf eine Stufe mit den kanonischen Büchern der Bibel gestellt. Goethe nennt die Vorrede ‚monstros‘ (von franz. monstrueux) im Sinne von ‚ungeheuerlich‘, ‚empörend‘, ‚unglaublich‘. Eigenhändige Bleistiftnotizen auf der Rückseite des Briefes von Johann Georg Lenz vom 17. November 1795 (H: GSA 28/11, Bl. 359) zeigen, dass Goethe bereits an einer Entgegnung in dem Aufsatz „Plato als Mitgenosse der christlichen Offenbarung“ arbeitete (vgl. WA I 41.2, S. 489). Vgl. auch Nr 180 und Nr 183. 193,10 ein Stückchen 〈…〉 zu eleviren] Goethe bezieht sich auf die Elevation der Hostie in einem Gottesdienst, die ebenso zentraler Bestandteil der Eucharistie in der römisch-katholischen Heiligen Messe wie in der lutherischen Abendmahlsfeier ist. – ‚eleviren‘: emporheben (von lat. elevare). 193,13–14 Den Aufsatz von Weißhuhn 〈…〉 philosophischen Journals] Zur Abhandlung von Friedrich August Weißhuhn „Sätze und Gegensätze zur Grundlegung eines neuen Systems der Philosophie“ im „Philosophischen Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten“ vgl. zu 189,14. 193,15 Menschenverständlern] Menschen mit gesundem Menschenverstand. 193,22 wie billig] Vernünftigerweise (vgl. GWb 2, 718).
189. An Philipp Christoph Kayser
〈Weimar, 3. Dezember 1795〉 → 〈Zürich〉
DAT IE RUNG
Die Handschrift des Briefkonzepts findet sich auf demselben Bogen wie die Konzepte zu Nr 190 und 191. Der Brief an Georg Christoph Lichtenberg (Nr 190) lässt sich nach der Ausfertigung auf den 3. Dezember 1795 datieren (vgl. Datierung von Nr 190). Das vorliegende Konzept, das ebenso wie die beiden anderen von Johann Jacob Ludwig Geist geschrieben wurde, dürfte am selben Tag entstanden sein. Die Einordnung des Briefes in den vorliegenden Band folgt der Reihenfolge der Brieftexte in K (vgl. Überlieferung). ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/11, Bl. 372. – Auf einem Doppelblatt 21 × 33,2 cm, rechtsspaltig beschr. (S. 4 Text, S. 1–2 Konzept zu Nr 190, S. 3 Konzept zu Nr 191), Schreiberhd (Geist), Tinte. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Einband aus blauer Pappe die Aufschrift von Schreiberhd, Tinte: Eingegangene Briefe / October / November / December. / 1795, oben rechts die Bezeichnung des Stückes „4.d.“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm
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ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“); 118 Bll., 4 Bll. Druck. E: WA IV 10 (1892), 341,17–342,2, Nr 3237a+ (irrtümlich als zweiter Teil von Nr 191 abgedruckt) (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Philipp Christoph Kaysers Brief vom 11. Juli 1795 (H: GSA 25/W 2637, Bl. 83 und 86; vgl. RA 1, Nr 1367). – Kayser antwortete am 25. Dezember 1795 (H: GSA 25/W 2367, Bl. 84–85; GSA 28/12, Bl. 21; vgl. RA 1, Nr 1525). Über Goethes Jugendfreund Philipp Christoph Kayser (1755–1823), Musiklehrer in Zürich, vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 II, Nr 155. Mit dem vorliegenden Brief Goethes und dem Antwortbrief Kaysers endet die überlieferte Korrespondenz zwischen den beiden. 193,24 musikalische Sammlung] Schon während seines Aufenthalts in Rom von Oktober 1787 bis April 1788 hatte Kayser sich für italienische Kirchenmusik interessiert und begonnen, Notenmaterial zu sammeln. In einem nicht überlieferten Brief (vgl. EB 113) hatte Goethe, der seine dritte (nicht zustandegekommene) Reise nach Italien vorbereitete, sich nach dem Zustand der Sammlung erkundigt. Kayser unterrichtete Goethe über die „Fächer 〈…〉, aus welchen ein verständiger Musikal. Reisender sich Collektaneen machen würde. Auch würden das die Gegenstände seyn, worüber in einem ausführlichen Werke über Italien Musikalisch die Rede seyn könnte.“ (Brief an Goethe, 11. Juli 1795; WA I 34.2, 217.) Was seine eigenen Kollektaneen angehe, so sei er gern bereit, sie mitzuteilen, sie seien jedoch nicht geordnet, und er sehe sich nicht in der Lage, sie weiter auszuarbeiten (ebd., 217f.). 194,2 Erleiterung] Hörfehler; gemeint ist ‚Erläuterung‘. 194,3 weiter aushelfen] Im Antwortbrief schrieb Kayser: „Ich glaube Ihnen zu entsprechen, nicht wenn ich Ihnen schlechtweg die Papiere einsende, wovon Sie würden sagen müssen es sey unnöthig gewesen; sondern wenn ich Ihnen getreulich ein absolutes Verzeichniß des Gehalts derselben gebe, um Sie urtheilen zu lassen.“ (WA I 34.2, 218.) 194,3–4 Meyer ist wieder nach Italien] Johann Heinrich Meyer war am 2. Oktober 1795 zu einem zweijährigen Aufenthalt nach Italien aufgebrochen. Er hatte schon die Jahre von 1784 bis 1790 dort zugebracht. 194,4 manches zusamlen] Das gesammelte Material zur bildenden Kunst sollte ebenso wie das die Musik betreffende Material Eingang in ein mit Meyer geplantes enzyklopädisches Werk über Italien finden. Es kam nicht zustande.
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190. An Georg Christoph Lichtenberg Weimar, 3. Dezember 1795 → 〈Göttingen〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: SUB Göttingen, Sign.: 2°Cod. Ms. philos. 18 2: Goethe (Acc. Mss. 1998.29). – 1 Bl. 19,2 × 22 cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Orts- und Datumsangabe und Unterschrift, Tinte; S. 1 oben links Vermerk von Georg Christoph Lichtenberg d. J., Bleistift: „Dr. Eckermann in Weimar / hat Abschrift hiervon erhalten / JaNr 42 CGL.“; rechter Rand und Einriss am unteren Rand auf der Rs. mit Papier unterlegt. – Teilfaksimile: Hauswedell & Nolte, Auktionskatalog 337, Versteigerung vom 16.–17. November 1998, S. 182f., Nr 1067, Tafel 35 (194,17–27 Hierbey 〈…〉 Goethe). K: GSA Weimar, Sign.: 28/11, Bl. 371. – Auf einem Doppelblatt 20,9 × 33,2 cm, rechtsspaltig beschr. (S. 1–2 Brieftext, S. 3 Konzept zu Nr 191, S. 4 Konzept zu Nr 189), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links egh. Absendevermerk, Tinte: Abgegangen Anfang / December.; geringfügiger Buchstabenverlust am rechten unteren Rand der Seite: ansprich〈t〉 (224,13). – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr 181. E1: WA IV 10 (1892), 345f., Nr 3239 (Eduard von der Hellen; nach K). E2: Lichtenberg, Briefwechsel 4 (1992), 535f., Nr 2593 (Ulrich Joost, Albrecht Schöne, Julia Hoffmann). BE IL AG E
1., 2. und 3. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 194,17). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Georg Christoph Lichtenbergs vom 12. Oktober 1795 (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 525, Nr 2580; vgl. RA 1, Nr 1432). Dieser war Goethe von Christoph Wilhelm Hufeland überbracht worden. Hufeland hatte Lichtenberg am 13. Oktober 1795 in Göttingen besucht und bei dieser Gelegenheit den Brief zum Mitnehmen bekommen (vgl. Lichtenberg, Briefwechsel 4, 526, Anm. 5 zu Nr 2580). – Lichtenberg antwortete am 15. Januar 1796 (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 551f., Nr 2607; vgl. RA 2, Nr 21). Postsendungen: 7. Dezember 1795 (GR/Belege 1796, 1, Bl. 4). 194,6 Ihre fortgesetzte Bearbeitung] Die zweite Lieferung von „G. C. Lichtenbergs ausführlicher Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche, mit verkleinerten aber vollständigen Copien derselben von E. Riepenhausen“ (Göttingen 1795) war Goethe, wie im Bezugsbrief angekündigt, ebenfalls von Hufeland überbracht worden. Das broschierte Oktavbändchen mit einem Umschlag aus buntem Marmorpapier mit eigenhändig verfertigtem Rückenschild befindet sich noch heute in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 363, Nr 2459). An gleichem Ort haben sich auch die
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zugehörigen, von Ernst Riepenhausen nachgestochenen sechs Kupferstiche zum „Weg der Buhlerin“ in Folio erhalten (vgl. Schuchardt 1, 220, Nr 49; Ruppert, 363, Nr 2454). 194,7 ein sehr angenehmes Geschenk] Diesen Ausdruck wählte Goethe schon in Nr 35. Die freundliche Formulierung steht in Widerspruch zu der ansonsten kritischen Einschätzung der karikierenden Darstellungen von Hogarth und der kongenialen Erläuterungen Lichtenbergs. Zwanzig Jahre später schrieb Goethe in den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1795: L i c h t e n b e r g s H o g a r t h und das Interesse daran war eigentlich ein gemachtes: denn wie hätte der Deutsche, in dessen einfachem reinen Zustande sehr selten solche excentrische Fratzen vorkommen, hieran sich wahrhaft vergnügen können? Nur die Tradition, die einen von seiner Nation hochgefeierten Namen auch auf dem Continent hatte geltend gemacht, nur die Seltenheit, seine wunderlichen Darstellungen vollständig zu besitzen, und die Bequemlichkeit, zu Betrachtung und Bewunderung seiner Werke weder Kunstkenntniß noch höheren Sinnes zu bedürfen, sondern allein bösen Willen und Verachtung der Menschheit mitbringen zu können, erleichterte die Verbreitung ganz besonders, vorzüglich aber daß Hogarths Witz auch Lichtenbergs Witzeleien den Weg gebahnt hatte. (WA I 35, 56f.) 194,8 früherer Zeiten] Vgl. zu 64,16. 194,10 die Römische Schule] Zeitgenössische Bezeichnung für die älteste und wichtigste Schule der zeichnenden Künste in der neueren Zeit. Die in Rom und Umgebung in großer Zahl erhaltenen antiken Kunstwerke zum eingehenden Studium nutzend, entwickelte Pietro Vanucci, genannt Perugino, im ausgehenden 15. Jahrhundert einen Stil, bei dem die Aufmerksamkeit weniger dem Kolorit als den zeichnerischen Aspekten der Malerei galt. In den auf ausgewogene Kompositionen und harmonische Wirkungen bedachten Werken seines Schülers Raffael erreichte diese künstlerische und ästhetische Haltung der italienischen Renaissance nach 1500 ihre Vollendung. 194,10 zurügelassen] Für zurückgelassen, wie im Konzept (vgl. Nr 190K); wohl ein Schreibfehler bei der Ausfertigung des Mundums. Das Konzept ist an dieser Stelle von Goethe mehrfach korrigiert. 194,11 der neuen Art] Hier vor allem die in satirischer Absicht überzeichnendkarikierende Darstellung des realen Lebens, wie sie in den von Lichtenberg erläuterten Gemälde- und Kupferstichzyklen von Hogarth unternommen wird. Verfehlungen einzelner Menschen und allgemeine Missstände in der englischen Gesellschaft werden in detailreichen Bilderfindungen und zugehörigen Subskriptionen schonungslos offengelegt und vom moralischen Standpunkt aus kommentiert. Ästhetisch-künstlerische Aspekte, allen voran malerische Wirkungen, spielen eine untergeordnete Rolle. 194,11–12 gebildeten] Metonymisch gebraucht, im Sinne einer ‚verfeinerten‘,
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‚kultivierten‘, vom Klassizismus beeinflussten Rezeptionshaltung, die sich an griechischen und römischen antiken Vorbildern oder an den Kunstwerken der italienischen Frührenaissance orientiert. 194,13–14 der Geist dieser Arbeiten] Vor allem die sozialkritische Intention der Bildfolgen, in denen die Lebensgeschichten der Protagonisten unter Verwendung textlicher Versatzstücke, vor allem aber vieler auf das Dargestellte Bezug nehmender Symbole erzählt werden. In seinen Erläuterungen geht Lichtenberg besonders auf diese keineswegs nebensächlichen Gegenstände ein, die der Betrachter tatsächlich aus allen Winkeln und Ecken (194,14–15) zu entdecken vermag. 194,16 erfreuen 〈…〉 baldige Fortsetzung] Vgl. Goethes Brief an Lichtenberg, 26. Dezember 1796 (Lichtenberg Briefwechsel 4, 668, Nr 2715). 194,17 ein paar Bände meines Romans] Goethe übersandte Exemplare seines Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, wahrscheinlich die ersten drei Bände mit dem 1. bis 6. Buch (vgl. zu 105,7). Im Brief an Johann Friedrich Blumenbach vom 11. Dezember 1795 bestätigt der Empfänger in einer Nachschrift, die „Fortsetzung“ von Goethes Roman – gemeint ist wohl die ‚Bandfolge‘ – „vorgestern“, d.h. am 9. Dezember 1795, erhalten zu haben. Diese leitete Lichtenberg umgehend, noch unaufgeschnitten, an Blumenbach weiter (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 540–542, hier 542, Nr 2598). Nicht belegen lässt sich die auf den Ausdruck „Fortsetzung“ (welchen Lichtenberg auch in seinem Antwortbrief an Goethe verwendet) gründende Annahme, dass er den 1. Band oder gar die ersten beiden Bände des Romans früher erhalten habe (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 536, Anm. 2 zu Nr 2593). – Den 4. Band mit dem 7. und 8. Buch, der zur Michaelismesse 1796 erschien, bekam Lichtenberg erst im Dezember 1796 (WA IV 11, 297–299). 194,20–21 des B e n v e n u t o 〈…〉 Goldschmiedtes] Die erste Abhandlung der 1568 in Florenz erschienenen Publikation „Dve Trattati, Vno Intorno Alle Otto Principali Arti Dell’Oreficeria. L’altro in materia dell’Arte della Scultura; doue si veggono infiniti segreti nel lauorar le Figure di Marmo, & nel gettarle di Bronzo“ (ital.: Zwei Abhandlungen, eine über die acht wesentlichen Künste des Goldschmiedens, die andere über die Bildhauerei, wo man unendliche Geheimnisse über die Bearbeitung von Marmorfiguren und über deren Guss in Bronze sehen kann). 194,21–22 so hätten Sie ja 〈…〉 zu verschaffen] Am 13. Januar 1796 entlieh Lichtenberg laut Ausleihregister der Göttinger Bibliothek die Ausgabe der „Due Trattati“ von 1731 und schickte sie mit seinem Antwortbrief an Goethe (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 552, Anm. 4 und 5 zu Nr 2607). Die Rückgabe des Bandes erfolgte mit Goethes Brief vom 30. März 1796, einige Tage später als von Lichtenberg eigentlich gewünscht (WA IV 30, 59, Nr 3293b). 194,23 Das Leben 〈…〉 Mannes] Zum Erwerb der Autobiographie des manieristischen Künstlers vgl. zu 123,7. – Goethe publizierte seine Übersetzung zunächst auszugsweise in Schillers Monatsschrift „Die Horen“; die zwölf Folgen finden sich in den zwischen April 1796 und Juni 1797 erschienenen Heften (vgl.
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BRIEFE 191/192
„Alphabetische Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“, S. 592–598 im vorliegenden Band; auch EGW 2, 120). Den vollständigen deutschen Text der Lebensbeschreibung veröffentlichte Goethe in der zweibändigen Buchausgabe mit dem Titel „Leben des Benvenuto Cellini, Florentinischen Goldschmieds und Bildhauers, von ihm selbst geschrieben. Übersetzt und mit einem Anhange herausgegeben von Goethe“ (Tübingen 1803).
191. An Amalie von Voß
〈Weimar, 3. Dezember 1795〉 → 〈Mittenwalde?〉
DAT IE RUNG
Die Handschrift des Briefkonzepts findet sich auf demselben Bogen wie die Konzepte zu Nr 189 und Nr 190. Der Brief an Georg Christoph Lichtenberg (Nr 190) lässt sich nach der Ausfertigung auf den 3. Dezember 1795 datieren (vgl. Datierung von Nr 190). Das vorliegende Konzept, das ebenso wie die beiden anderen von Johann Jacob Ludwig Geist geschrieben wurde, dürfte am selben Tag entstanden sein. ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/11, Bl. 372. – Auf einem Doppelblatt 21,0 cm × 33,2 cm, rechtsspaltig beschr. (S. 3 Text; S. 1–2 Konzept zu Nr 190; S. 4 Konzept zu Nr 189), Schreiberhd (Geist), Tinte. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Einband aus blauer Pappe die Aufschrift von Schreiberhd, Tinte: Eingegangene Briefe / October / November / December. / 1795, oben rechts die Bezeichnung des Stückes „4.d.“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“); 118 Bll., 4 Bll. Druck. WA IV 10 (1892), 341,5–16, Nr 3237 (Eduard von der Hellen; nach K; irrtümlich zusammen mit Nr 189 abgedruckt). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Amalie von Voß’ Brief vom 14. Oktober 1795 (H: GSA 28/11, Bl. 313–314; vgl. RA 1, Nr 1438). – Ein Antwortbrief von Amalie von Voß ist nicht bekannt. Amalie von Voß (1763–1809) war die Tochter des in hannoverschen, braunschweigischen und gothaischen Diensten stehenden Hauptmanns Wilhelm von Voß
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und dessen Frau Ernestine Auguste Wilhelmine geb. von Brenn, die eine uneheliche, aber anerkannte Tochter des sachsen-weimarischen Herzogs Ernst August I. war. Amalie, Enkelin Ernst Augusts I., hatte zwei Schwestern, Friederike und Caroline; alle drei standen nach dem frühen Tod ihrer Eltern (1771 und 1772) unter Obhut des weimarischen Hofes. Auf Betreiben Goethes wurde für die Schwestern eine Leibrentenversicherung bei der „Nürnbergischen Leibrenten-Gesellschaft“ abgeschlossen (vgl. dazu im Einzelnen GB 7 II, 156f., zu 70,18–19). Es bestand eine, wie es im vorliegenden Brief heißt, ‚freundschaftliche‘ Beziehung (vgl. 195,9) zwischen Goethe und Amalie von Voß, die im Bezugsbrief ihre Heirat mit dem preußischen General Carl Friedrich von Voß mitteilte, der ihr Onkel war. Sie lebte mit ihm fortan im brandenburgischen Mittenwalde. Der vorliegende Brief ist der einzige überlieferte Brief Goethes an die Adressatin; ein Brief vom 17. November 1800 (möglicherweise die Antwort auf Voß’ Brief vom 2. November 1800) kann erschlossen werden (vgl. Goethes Tagebuch unter dem genannten Datum; GT II 1, 393). Von Voß sind außer dem Bezugsbrief drei weitere Briefe aus den Jahren 1796 und 1800 überliefert. Im Brief vom 7. Dezember 1796 trauert sie um ihre gestorbene Schwester Friederike von Staff (vgl. RA 2, Nr 491); im Brief von etwa dem 10. Mai 1800 freut sie sich auf ein Wiedersehen mit Goethe in Leipzig (vgl. RA 3, Nr 700), am 2. November 1800 übersendet sie „Rübchen“ (vgl. RA 3, Nr 954). 195,1–2 Schon in Eisenach 〈…〉 vernommen] Goethe hielt sich vom 11. bis 20. Oktober 1795 in Eisenach (vgl. zu 165,3). Dort hat er offensichtlich mit Amalie von Voß’ Schwester Friederike von Staff gesprochen, die dort mit ihrem Mann, dem Kammerherrn und Oberforstmeister Christian Friedrich August von Staff, lebte. Sie berichtete ihm von der Heirat ihrer Schwester mit Carl Friedrich von Voß am 25. September 1795. 195,7–8 Herr Gemahl 〈…〉 zu empfehlen bitte] In ihrem wohl Anfang Mai 1800 geschriebenen Brief kündigte Amalie von Voß an, Goethe ihren Mann bei einem Wiedersehen in Leipzig vorzustellen (H: GSA 25/W 2779, Bl. 89; vgl. RA 3, Nr 700). Ob es dazu kam, geht aus Goethes Tagebuchaufzeichnungen zum Besuch in Leipzig vom 28. April bis 16. Mai 1800 nicht hervor.
192. An Maria Christiana Kobe von Koppenfels 〈Weimar, Anfang Dezember 1795〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Der vorliegende Brief kann nach Goethes Angabe im Konzept (vgl. Überlieferung) und nach dem Antwortbrief vom 5. Dezember 1795 auf Anfang Dezember 1795 datiert werden.
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BRIEF 193
ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/279,II. – 1 Bl. 20,4(–20,7) × 33,8(–34) cm, ¾ S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Adresse links), Schreiberhd (Geist), Tinte; oben links Adresse und Datum, egh., Tinte: Frau von Koppenfels / Dec 95. E: WA IV 10 (1892), 340f., Nr 3236 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief von Maria von Koppenfels, in dem sie Goethe um einige Zeichnungen (195,14–15) gebeten hatte. – Maria von Koppenfels antwortete am 5. Dezember 1795 (H: GSA 28/11, Bl. 381 und 384; vgl. RA 1, Nr 1504). Maria Christiana Kobe von Koppenfels geb. Kühn (1748–1810) war die Frau des Weimarer Kanzlers und Geheimen Rats Johann Friedrich Kobe von Koppenfels (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 49). – Wie zu ihrem Mann stand Goethe auch zu Maria Kobe von Koppenfels nur in einer losen gesellschaftlichen Verbindung. Der vorliegende ist der einzige überlieferte Brief Goethes an die Adressatin. Von ihr sind sieben Briefe an Goethe überliefert; sie stammen aus den Jahren 1793–1796. Fünf dieser Briefe beziehen sich auf das geplante Monument für die verstorbene Tochter Louise (vgl. Erläuterungen zu vorliegendem Brief), einer von November 1793 auf Johann Gottlieb Fichtes Wunsch, nach Jena zu gehen. Im letzten Brief von Ende Dezember? 1796 wird Goethe zum Tee eingeladen. 195,12 Der Tod der guten Luise] Maria Kobe von Koppenfels’ Tochter Louise, ein Patenkind Goethes, war am 18. Oktober 1795 im Alter von 18 Jahren gestorben. 195,15 Zeichnungen zu dem Monumente] Entwürfe zu dem Grabmal fertigte Johann Heinrich Meyer an. Goethe bat ihn in einem Brief vom 18. April 1796 darum (vgl. Beilage zu diesem Brief; WA IV 11, 315). Das Monument wurde vom Weimarer Hofbildhauer Martin Klauer 1799 fertiggestellt (vgl. Goethes Tagebuch, 21. Juni 1799; GT II 1, 307). Es stellt eine große sitzende Frauengestalt dar, die sich über eine Urne beugt (vgl. Wilhelm Bode: Martin Klauer, der Bildhauer im klassischen Weimar. In: Stunden mit Goethe. Für die Freunde seiner Kunst und Weisheit. Hrsg. von Wilhelm Bode. [Bd 5.] Berlin 1909, S. 280).
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193. An Johann Christian Stark d. Ä.? 〈Weimar, Anfang Dezember 1795?〉 → 〈Jena〉 ZUM A DR E S S ATEN
Die Erwähnung der Polzischen Erben (196,14) im vorliegenden Brief führt zu der Vermutung, dass es sich bei dem (bislang unbekannten) Adressaten um den Ehemann von Louise Christiana Friedericka Polz, den Jenaer Professor für Medizin Johann Christian Stark d. Ä. handeln könnte (vgl. zu 196,14). DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus der zeitlichen Nähe zum zweiten Bezugsbrief von Ende November 1795 (vgl. einleitende Erläuterung zu vorliegendem Brief). ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/11, Bl. 394. – Doppelblatt 20,4 × 33,3 cm, 1 ¾ S. zweispaltig (Brieftext rechts, einige der Korrekturen links) beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 181). E: WA IV 10 (1892), 358, Nr 3248 (Eduard von der Hellen; nach K, an einen unbekannten Adressaten). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich zwei Briefe von Johann Christian Stark, den Brief vom 9. November 1795 (H: GSA 28/11, Bl. 345–346; vgl. RA 1, Nr 1468) und den Brief vom 27. November 1795 (H: GSA 28/11, Bl. 337, 339; vgl. RA 1, Nr 1491). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Johann Christian Stark d. Ä. (1753–1811), am 13. Januar 1753 unter dem Nachnamen Starcke in Oßmannstedt geboren, studierte ab 1773 Medizin in Jena, wo er 1777 promoviert wurde. Ab 1779 wirkte er dort als außerordentlicher Professor für Medizin. Im Dezember 1783 konnte er auf eine ordentliche Professur wechseln. Seit März 1786 war er Leibarzt von Anna Amalia und Carl August. Auch die Familien Schillers und Wilhelm von Humboldts gehörten zu den von Stark betreuten Patienten. Bei Goethes schweren Erkrankungen in den Jahren 1801, 1805 und 1809, einer Wundrose im Gesicht und wiederholt auftretenden Nierenkoliken, ermunterte ihn der Herzog, Stark zu konsultieren; die Behandlung führte zur Heilung. Besonders eng und freundschaftlich wurde das persönliche Verhältnis beider Männer trotzdem nie. Stark starb am 11. Januar 1811 in Jena. Wissenschaftliche Verdienste hatte er sich auf den Gebieten der Gynäkologie und Geburtshilfe erworben (seit 1804 war er auch Direktor der Entbindungsanstalt); in
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BRIEF 194
der universitären Lehre führte er eine an der Praxis orientierte Vermittlungsmethode ein. Der vorliegende Brief ist der einzige Brief Goethes an Johann Christian Stark aus den Jahren 1794/95. Von Stark sind aus diesem Zeitraum nur die genannten Bezugsbriefe überliefert. – Briefe traten immer dann an die Stelle von persönlichen Gesprächen, wenn Sendungen, Akten oder Bücher, dringend auszutauschen waren und eine Begegnung zur Übergabe der Gegenstände nicht absehbar war. Aus den Jahren 1801 und 1803 sind drei weitere Briefe Goethes bekannt. Stark wandte sich in insgesamt sieben Briefen aus den Jahren von 1804 bis Anfang 1807 an Goethe. Sie dürften die mündlich behandelten Themen nur unzureichend widerspiegeln. Da ärztliche Konsultationen erst aus späterer Zeit belegt sind – Goethe und seine Familie wurden, wie die überlieferten Rechnungen zeigen, noch von Wilhelm Ernst Christian Huschke betreut (H: GR/Belege 1795, 4, Bl. 4f.) –, boten im vorliegenden Zeitraum nur gesellschaftliche Anlässe Gelegenheit zum privaten Austausch über Medizinisches, Kulturelles und Akademisches. Die mittägliche Fürstliche Tafel war eine dieser Gelegenheiten: Am 13. September (vgl. FB 1795, S. 209) und am 24. Oktober (vgl. FB 1795, S. 242) waren Goethe und Stark zu Gast bei Hofe. – Literaturhinweis: Rose Theis: Goethes Arzt Johann Christian Stark d. ä. Med. Diss. Jena 1949; Volker Hesse: Johann Christian Stark der Ältere (1753–1811). Der Arzt Goethes und Schillers. In: Wegbereiter der modernen Medizin. Jenaer Mediziner aus drei Jahrhunderten – Von Loder und Hufeland zu Rössle und Brednow. Hrsg. von Christian Fleck, Volker Hesse, Günther Wagner. Jena, Quedlinburg 2004, S. 73–80. 196,2 die übersendeten Schrifften] Wilhelm Xaverius Jansens „Briefe über Italien, vornehmlich den gegenwärtigen Zustand der Arzneikunde und die Naturgeschichte betreffend, an Professor Sandifort zu Leyden geschrieben“ (2 Bde. Düsseldorf 1793–1794), die Goethe mit dem ersten Bezugsbrief von Alexander Nicolaus Scherer überbracht worden waren. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um eine erweiterte deutsche Übersetzung, die der Verfasser, Düsseldorfer Stadtphysikus, selbst angefertigt hatte; der Übersetzung lag die niederländische Ausgabe „Brieven over Italien“ (Leiden 1790–1793) zugrunde. Mit dem zweiten Bezugsbrief hatte Goethe weitere, nicht mehr zu ermittelnde Titel erhalten, die „vielleicht noch etwas nüzlich medicinisches über Italien“ enthielten (H: GSA 28/11, Bl. 337). Beide Büchersendungen stehen im Zusammenhang mit dem geplanten enzyklopäischen Werk über Italien, das Goethe zusammen mit Johann Heinrich Meyer vorbereitete (vgl. zu 180,25); auch die Wissenschaften und die Medizin sollten darin als Teil einer historischen Grundlegung der italienischen Kultur Berücksichtigung finden. 196,5 die Wiese bey dem Durchstich] Das fragliche Grünland am Saaleufer bei Jena, flussaufwärts über der Rasenmühle, südlich des Stadtzentrums gelegen. Es befand sich im Besitz der Familie Polz. Durch die herzoglich veranlasste Regulierung des Flusslaufs hatte das Grundstück offenbar in Teilen Schaden genommen oder war
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den Baumaßnahmen partiell zum Opfer gefallen. Genaueres ließ sich nicht ermitteln. – Im ersten Bezugsbrief hatte der Absender bereits an die Goethe mitgeteilten Akten zu seinem Wiesengrundstück erinnert und ihn um eine wohlwollende Resolution in dieser Sache gebeten, wenigstens um eine erneute Prüfung der Angelegenheit durch Lieutenant Vent. – Durchstich: Durchbruch im Uferbereich eines Gewässers (vgl. GWb 2, 1338), Maßnahme zur Regulierung des Wasserstandes und damit zum Schutz der Umgebung vor Hochwasser. – Zu den von Goethe beaufsichtigten Wasserbauarbeiten an der Saale bei Jena vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 45. 196,7 beygehen] Beikommen, in den Sinn kommen (vgl. GWb 2, 293). 196,8 die jenseitigen Anstößer] Die Besitzer der auf der anderen Flussseite gelegenen, von den Baumaßnahmen offenbar weniger betroffenen Grundstücke. 196,10 Gries] Grobkörniger Sand (vgl. GWb 4, 473), der sich in Abhängigkeit von den Strömungsverhältnissen im Flussbett oder an den Uferzonen ablagert, eine als Baumaterial vielseitig nutzbare und deshalb wirtschaftlich wertvolle Ressource. 196,10 fürstl Kammer] Fürstliche Kammer, Behörde in Weimar, die für die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben im Herzogtum zuständig war. 196,14 von Seiten der Polzischen Erben] Aus Sicht der Nachkommen des 1782 gestorbenen Philosophen und Theologen Christian Friedrich Polz. Als Ehemann von dessen Tochter Louise Christiana Friedericka vertrat Stark de iure die Interessen seiner Frau. 196,19 In Hofnung Sie bald wieder zu sehen] Goethe begegnete dem „Hofrath Starcke“ am 1. Januar 1796 wieder, am Mittag an der Fürstlichen Tafel (FB 1796, S. 1).
194. An Friedrich Schiller
Weimar, 9. Dezember 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 147. – 1 Bl. 19,4 × 23(–23,3) cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 267f., Nr 128. WA IV 10 (1892), 346f., Nr 3240. BE IL AG E N
1) Blättchen (vgl. erste Erläuterung zu 196,21). 2) Manuskript zu Knebels Properz-Übersetzungen (vgl. zu 197,1). 3) Manuskript von Schillers Aufsatz „Die sentimentalischen Dichter“ (vgl. zu 197,10–11).
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BRIEF 195
E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 29. November 1795 (NA 28, 113f., Nr 93; vgl. RA 1, Nr 1493). – Schiller antwortete am 13. Dezember 1795 (NA 28, 131f., Nr 100; vgl. RA 1, Nr 1512). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom 8. Dezember 1795 (NA 28, 126f., Nr 96; vgl. RA 1, Nr 1507). Postsendungen: 9. Dezember 1795 (GR/RB 1795, 5, Bl. 6). 196,21 beyliegenden Blättchen] Sie sind nicht überliefert. 196,21 Nachricht wegen der Journale] Im Bezugsbrief hatte Schiller seine Bereitschaft erklärt, Mitglied der „Weimarischen Journal-Gesellschaft“ zu werden. Goethe war Mitglied einer solchen Lesegesellschaft (vgl. zu 116,13). 196,22 Botenweibern] Vgl. zu 151,1–2). 197,1 meine Elegien] Gemeint sind die Übertragungen von Elegien des Properz durch Carl Ludwig von Knebel für die „Horen“ (vgl. darüber die Erläuterungen zu 160,17, 185,1, 185,3–4 und 185,14). – Dass Johann Jacob Ludwig Geist meine schrieb, dürfte auf einem Hörfehler beruhen. Vielleicht hatte Goethe ‚einige‘ diktiert (vgl. WA IV 10, 426; NA 36 II, 58). Er schickte nur einen Teil der Elegien (vgl. folgende Erläuterung). 197,5 neuen Stücke] Hörfehler Geists; Goethe schickte ‚neun‘ Elegien, nämlich die neun Gedichte, die Schiller am 28. Dezember 1795 an Johann Friedrich Cotta sandte (NA 28, 150; erläutert in: NA 28, 488). Sie erschienen im 1. „Horen“-Stück 1796. 197,6–7 nicht über anderthalb Bogen] Die Elegien nehmen 25 Seiten in Anspruch, also eine Seite mehr als anderthalb Bogen (im Oktavformat). 197,7 die übrigen sollen nach und nach eintreffen] Weitere sieben Elegien schickte Goethe (vermutlich) mit seinem Brief vom 23. Februar 1796 (WA IV 11, 28). Sie erschienen im 3. „Horen“-Stück 1796. 197,8 Vorrath] Manuskripte für die „Horen“. 197,9 neuen Subscription] Vgl. zu 189,22. 197,10–11 Wenn Sie die Abhandlung 〈…〉 zurück haben] Im Bezugsbrief hatte Schiller um Rückgabe des Manuskripts zu seinem Aufsatz „Die sentimentalischen Dichter“ gebeten, um ihn Wilhelm von Humboldt schicken zu können (NA 28, 114). Das Manuskript enthielt nur einen Teil des Textes; der Schluss mit Schillers Ausführungen über die Idylle fehlte (vgl. ebd.). 197,11–12 wünschte ich 〈…〉 wegen des Schlußes] Das Goethe vorliegende Manuskript schloss mit einem „kleinen Streifschuß“ (Schillers Brief an Goethe, 23. November 1795; NA 28, 111), der Christoph Martin Wieland galt. Schiller bescheinigte dessen Werken „Kälte in der Darstellung“, welche bedenklich sei, „weil nur die naive Empfindung dergleichen 〈gegen die Dezenz verstoßende〉 Schilderungen ästhetisch sowohl als moralisch rechtfertigen kann.“ (Horen 1795. 12. Stück, S. 45, Anm.; NA 20, 465.) Goethe erhielt das Manuskript nicht noch einmal, weil es bereits zum Druck weggeschickt worden war, aber Schiller suchte Goethes
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Bedenken zu zerstreuen: „Sie können des Schlußes wegen außer Sorgen seyn.“ (NA 28, 131.) Die Kritik an Wieland bilde nicht den Schlusspunkt des Aufsatzes: „Sie und W〈ieland〉 fallen also noch in die B r e i t e, und ich denke wenn der Aufsatz ordentlich geendigt seyn wird, soll der Totaleindruck und das Sachinteresse jeder PrivatBeziehung vorbeugen.“ (NA 28, 132.) 197,14 scheint mir] Fehlerhaft für ‚scheint es mir‘ wie in E. 197,17 mündlich] Goethe sah Schiller erst wieder, als er am 3. Januar 1796 nach Jena kam, wo er bis zum 17. Januar blieb.
195. An Friedrich Schiller
Weimar, 15. Dezember 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 149–150. – Doppelblatt 19,3 × 23(–23,3) cm, 3 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Ergänzungen (Leben Sie 〈…〉 G [199,10–13]), Tinte; Anlagestriche (Tinte) vor den Zeilen 197,20, 198,4 und 198,23–24. – Bleistiftkorrekturen Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 74): 197,28 arme Teufel ⎡gute Mann⎤; 197,28 imn; 198,5 lassen. dahinter Schlängellinie zur Aufhebung des Absatzes und zum Anschluss des folgenden Textes (vgl. E); 198,21 eine ⎡die⎤. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 270–273, Nr 130. WA IV 10 (1892), 347–349, Nr 3241. BE IL AG E N
1) Quittung (vgl. zu 197,20). 2) Manuskript eines Hymnus (vgl. zu 198,4). 3) Brief des Prinzen August von Sachsen-Gotha und Altenburg (vgl. zu 198,23–24). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Briefe vom 8. und vom 13. Dezember 1795 (NA 28, 126f. und 131f., Nr 96 und 100; vgl. RA 1, Nr 1507, RA 1, Nr 1512). – Schiller antwortete am 17. Dezember 1795 (NA 28, 132f., Nr 101; vgl. RA 1, Nr 1519). Postsendungen: 15. Dezember 1795 (GR/Belege 1796, 1, Bl. 5). 197,20 Quittung] Über das Honorar für Goethes Beiträge zum „Musen-Almanach für das Jahr 1796“, vor allem die „Epigramme. Venedig 1790“; Schiller hatte das Geld am 13. Dezember 1795 überschickt: „an G ö t h e n〈ebst〉 15 Ldors“ (Schillers Kalender, 19). Die Quittung ist nicht überliefert.
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BRIEF 195
197,21–22 Theilung der Erde] Titel des Schillerschen Gedichts, das im 11. Stück der „Horen“ 1795 erschien (vgl. NA 1, 267f.). 197,25 wer es wohl gemacht habe] Das Gedicht war anonym erschienen. Auch im Inhaltsverzeichnis, das dem gesamten Jahrgang beigegeben wurde, findet sich Schillers Name nicht. 197,26 H u n d s p o s t t a g e] Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Eine Biographie von Jean Paul. 3 Bde. Berlin 1795. – Der Roman, der dem Verfasser rasch zu großer Popularität verhalf, wurde in Weimar begeistert aufgenommen. Charlotte von Kalb berichtet dem Verfasser in einem Brief vom 29. Februar 1796: „In den letzten Monaten wurden hier Ihre Schriften bekannt; sie erregten Aufmerksamkeit, und vielen waren sie eine sehr willkommene Erscheinung. 〈…〉 Wieland hat vieles im Hesperus und Quintus ausnehmend gefallen, er nennt Sie unsern Yorik, unsern Rabelais; das reinste Gemüt, den höchsten Schwung der Phantasie, die reichste Laune, die oft in den anmuthigsten, überraschendsten Wendungen sich ergießt, dies alles erkennt 〈er〉 mit inniger Freude in Ihren Schriften. 〈…〉 Sie finden hier noch mehrere Freunde, deren Namen ich Ihnen auch nennen muß: Herr von Knebel, 〈…〉 Herr von Einsiedel und von Kalb.“ (Briefe von Charlotte von Kalb an Jean Paul und dessen Gattin. Hrsg. von Paul Nerrlich. Berlin 1882, S. 1f.) Zu den Bewunderern in Weimar gehörte auch Johann Gottfried Herder; über ihn schrieb Johann Paul Friedrich Richter, als er sich in Weimar aufhielt, am 12. Juni 1796 an seinen Freund Christian Otto: „Er sagte, so oft er den Hesperus gelesen, so wär’ er 2 Tage zu Geschäften untauglich gewesen.“ (Jean Pauls Sämtliche Werke III 2, 207.) Im selben Brief heißt es: „Wieland hat mich dreimal gelesen 〈…〉.“ (Ebd., 208.) Carl August Böttiger will gehört haben, dass Wieland Richter über Herder und Schiller stelle und Goethe von ihm urteile: „〈…〉 man müsse sich mit diesem Menschen in Acht nehmen, und ihn weder zu viel, noch zu wenig loben.“ (Literarische Zustände2, 166.) Charlotte von Stein gab eine verbreitete Meinung wieder, als sie im Dezember 1795 an Charlotte Schiller schrieb, „Hesperus“ sei „ein tolles Buch 〈…〉; aber so toll es ist, so schöne Gedanken sind doch darin.“ (Charlotte von Schiller 2, 307.) In den „Xenien“ des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ wird im Distichon „Jean Paul Richter“ dem Verfasser Verschwendung poetischen ‚Reichtums‘ (im Gegensatz zu Johann Caspar Friedrich Manso) vorgehalten: Hieltest du deinen Reichthum nur halb so zu Rathe, wie jener Seine Armuth, du wärst unsrer Bewunderung werth. (S. 209; vgl. WA I 5.1, 210; NA 1, 314.) Gröber verfährt das nicht veröffentlichte Distichon „Verfasser des Hesperus“: Nicht an Reitz noch an Kraft fehlts deinem Pinsel, das Schöne Schön uns zu mahlen, du hast leider nur Fratzen gesehn.
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(NA 2 I, 84; Nr 499; vgl. WA I 5.1, 281, Nr 84.) 197,28 der arme Teufel] Nach nicht abgeschlossenem Studium in Leipzig hatte Richter von 1784 an einige Jahre mit seiner Mutter in Hof in bitterer Armut gelebt. Danach arbeitete er als Hofmeister. Von 1790 bis 1794 war er Erzieher in Schwarzenbach an der Saale südlich von Hof. 197,28 im Hof] Hörfehler; gemeint ist ‚in Hof‘. 198,1 j e n e r A u f s a t z] Schillers „Horen“-Beitrag „Die sentimentalischen Dichter“. – Goethe hatte in seinem Brief vom 9. Dezember 1795 (Nr 194) Bedenken wegen einer kritischen Stelle gegen Christoph Martin Wieland am Schluss des Aufsatzes geäußert (vgl. zu 197,11–12). 198,3 was daraus erfolgt] Nach dem (mit Vorsicht zu beurteilenden) Zeugnis Carl August Böttigers soll Wieland über den „hämischen Ausfall“ in den „Horen“ geäußert haben: „Komme ich einst dazu, die Geschichte meiner Schriften zu schreiben, so werde ich vieles über die mir angeschuldigte Schlüpfrigkeit meiner Schriften zu sagen haben. 〈…〉 Der heiligste Naturtrieb ist durch Pfafferei entadelt und verschrien worden. Um dieser Bigoterie zu entgegnen habe ich solche Themen ausgemahlt, die ich absichtlich gegriffen habe, nicht daß sie mir, wie Schiller beliebt zu sagen, unglücklicherweise in die Hände gefallen wären.“ (Literarische Zustände2, 172f.) 198,4 beyliegenden Hymnus] Das Gedicht „An den Verfasser der Briefe über ästhetische Erziehung des Menschen in den Horen“ von Karl Ludwig Methusalem Müller, erschienen im „Neuen Teutschen Merkur“ 1795 (11. Stück, S. 281f.). – Schiller kannte die Verse bereits, weil er durch den Verfasser am 18. Juli 1795 ein Manuskript des Gedichts erhalten hatte (vgl. Schillers Kalender, 8). Darüber hatte er Goethe schon in seinem Brief vom 20. Juli 1795 Mitteilung gemacht (NA 28, 11). 198,5 abschreiben lassen] Die Abschrift ist nicht überliefert. 198,6 jenen Sämann] Anspielung auf das Gleichnis vom Sämann (vgl. Matthäus 13,1–9; Markus 4,1–9; Lukas 8,4–9), das sich auf die Verkündigung des Wortes Gottes bezieht. 198,8 Anmerkungen zu den Elegien] Schillers Korrekturen an Knebels Übersetzung der Elegien des Properz (vgl. zu 185,1). 198,11 Jennerstücke] Im 1. Stück der „Horen“ 1796 erschien kein Beitrag Goethes. 198,11 der Roman] Wilhelm Meisters Lehrjahre. – Der letzte Band des Romans erschien im Oktober 1796. 198,16 den Stahlischen Aufsatz] Goethes Übersetzung von Anne Louise Germaine de Staël-Holsteins „Essai sur les fictions“ (vgl. zu 164,16) erschien im Februar 1796 in den „Horen“. 198,17–18 weil Ostern derselbe 〈…〉 erscheinen wird] Eine weitere Übersetzung des „Essai“ erschien nicht. Die Erzählungen übersetzte Carl Theodor
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Damm: „Erzählungen aus dem Französischen der Mad. Stael de Holstein“ (Frankfurt a. M. und Leipzig 1797). 198,18 Die französischen Exemplare] Zum Erstdruck des „Essais“ vgl. zu 164,16). 198,20 März wenn] Vermutlich Hörfehler (für ‚Märzen‘?). 198,20 jenes zweyte Mährchen] Im 10. Stück der „Horen“ 1795 war Goethes „Mährchen (zur Fortsetzung der Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten.)“ erschienen. Ein zweites Märchen kam nicht zustande. 198,21 Skitze] Nicht überliefert. 198,21–22 mit einem kleinen Eingang 〈…〉 wegschlüpfen] Dies geschah nicht (vgl. zu 186,31). 198,23–24 beyliegendem Briefe des Prinzen] In seinem Brief an Goethe vom 13. Dezember 1795 nimmt Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg eine launige Interpretation des „Mährchens“ vor; u.a. heißt es: Ich bin überzeugt, daß ihm 〈Herder〉 sowohl seine Kritik als seine Hermeneutik nicht erlauben werden, es im geringsten zu bezweifeln, daß die O f f e n b a r u n g J o h a n n i s und dieses so genannte M ä h r c h e n aus einer und eben derselben Feder geflossen sind. Freylich hat sich der Verfasser einigermaßen nach den Sitten und Gesinnungen unseres Zeitalters richten und bequemen müssen. Jetzt durfte er, z.B. die große Babylonische Heldinn nicht ganz so aufführen, wie vordem; daher stellte er uns eine Alte vor Augen, die blos in ihre Hände verliebt ist, und es nicht verdauen kann, daß eine derselben schwarz werde, und schwinde; sogar hat er die Schonung sie zuletzt völlig verjüngen und verschönern zu lassen, u.s.w. Alles nimmt ein erwünschtes Ende; aber darum bleibt doch noch alles in seiner prophetischen Dunkelheit. Man weiß so wenig wer die metallenen Könige sind, als dort, wer die vier und zwanzig Aldermänner gewesen. Gold ist Weisheit, Silber ist Schein, Erz ist Macht oder Gewalt, die Vermischung fällt zusammen; aber wer ist der junge König? wer ist die schöne Lilie? (doch wohl nicht die französische?) wer ist der Alte Fährmann? wer ist der Alte, mit der Lampe ? wer ist die Alte, mit dem Korbe, und warum mußte ihre Hand schwinden und wieder geheilt werden? wer ist die Schlange? wer sind die beyden Irrlichter? (doch wohl keine Jakobiner?) wer ist der Kanarienvogel? wer ist der Habicht? wer ist der Mops? wer ist der Riese? wer sind die drey Ueberbringerinnen der Harfe, des elfenbeinernen Stuhls, und des Sonnenschirms? was sind die drey Artischocken? was sind die drey Kohlhäupter? was sind die drey Zwiebeln? kurz, wer ist? was sind? wer ist? was sind? wer ist? was sind? hat nicht jedes seinen Schlüssel? (H: GSA 28/764, Nr XI; vgl. RA 1, Nr 1511; Text des ganzen Briefes in: GJb 25 [1904], 40–43.) – Vgl. Goethes Antwortbrief an Prinz August vom 21. Dezember 1795 (Nr 198).
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198,25–26 von der religieuse 〈…〉 Gebrauch machen] Diderots Erzählung „La Religieuse“ (franz.: Die Nonne) war von Oktober 1780 bis März 1782 in der handschriftlich geführten „Correspondance littéraire, philosophique et critique“, die der frühere sachsen-gothaische Legationsrat und Minister am französischen Hof Friedrich Melchior von Grimm unterhielt, u.a. dem Prinzen August von SachsenGotha und Altenburg mitgeteilt worden (vgl. Ulla Kölving und Jeanne Carriat: Inventaire de la Correspondance littéraire de Grimm et Meister. Band 2. Oxford 1984, S. 13–35). Durch ihn kannten auch Goethe und Johann Gottfried Herder die Erzählung. Sie erschien nicht in den „Horen“. Herder riet in seinem Brief an Schiller vom 23. Dezember 1795 von einer Veröffentlichung ab (NA 36 I, 62). 198,26 Erlaubniß durch Herdern] Schiller wandte sich am 21. Dezember 1795 an Herder: „Herder. (Die Religieuse betreffend.)“ (Schillers Kalender, 20.) Der Brief ist nicht überliefert. 198,28 die Travestirung der Claironischen Geschichte] Vgl. zu 91,11–12. 198,30 Ifland komt sobald nicht] In seinem Brief vom 4. November 1795 (Nr 173) hatte Goethe August Wilhelm Iffland zu einem Gastspiel nach Weimar eingeladen. Mit einem Brief an Goethe vom 5. Dezember 1795 hatte Iffland den Besuch vorläufig abgesagt: „Es gehört zu der Unbegreiflichkeit unseres Schicksaals, daß, indem im Anticken Saal, lazareth ist; indem unsere Sieger, von der Brandstätte 300 000 rL. Remuneration fordern, wir an der Schädelstätte, Komödie spielen m ü ß e n. Also heißt im eigentlichen Sinne, der Gehorsam, mich vor einer Freude umkehren, deren ich so dringend bedarf.“ (H: GSA 28/11, Bl. 379; vgl. RA 1, Nr 1503.) Am 20. September 1795 war Mannheim von den Franzosen besetzt worden. 198,31 Gegen Ostern oder nach Ostern] Iffland kam am 25. März 1796 für einen Monat (bis 28. April) zu seinem ersten Gastspiel nach Weimar. 199,1 Sie aufs Neuejahr besuchen] Goethe war vom 3. bis zum 17. Januar 1796 in Jena zu Besuch. 199,8 die betrübtesten Beyspiele] Darunter auch die wachsende Distanz zu Herder, von dem Goethe schreibt: Herder fühlt sich von einiger Entfernung, die sich nach und nach hervorthut, betroffen, ohne daß dem daraus entstehenden Mißgefühl wäre zu helfen gewesen. („Tag- und Jahres-Hefte“ auf das Jahr 1795; WA I 35, 59.) Als Gründe dafür Goethe sein sein enger werdendes Verhältniß zu Schiller sowie Herders Abneigung gegen die Kantische Philosophie und daher auch gegen die Akademie Jena (ebd.). Nicht zuletzt dürfte auch die Auseinandersetzung mit Caroline Herder um die herzogliche Unterstützung für Herders Kinder in diesem Zusammenhang eine Rolle gespielt haben (vgl. Nr 169 und Nr 171). 199,10–11 Wird denn ein wenig gezeichnet?] Charlotte Schiller zeichnete gern. Am 16. November 1795 hatte sie Goethe gebeten, ihr Vorlagen zum Kopieren zukommen zu lassen (vgl. Ludwig Geiger und Bernhard Suphan: Mit-
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theilungen aus dem Goethe-Archiv. In: GJb 8 [1887], 38f.; vgl. RA 1, Nr 1475). Goethe antwortete mit Nr 178. Am 10. Februar 1796 schrieb Charlotte Schiller an Fritz von Stein über Goethes Besuch im Januar: „〈…〉 wir zeichnen zusammen, und ich habe schon Manches gelernt.“ (Goethe-Friedrich von Stein, 134.)
196. An Friedrich Schiller
Weimar, 17. Dezember 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 151. – 1 Bl. 19,4 × 23(–23,4) cm, 1 ¼ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Ergänzungen (Leben Sie 〈…〉 G [200,3–4]), Tinte. E: Schiller-Goethe1 1 (1828), 276f., Nr 132. WA IV 10 (1892), 349f., Nr 3242. BE IL AG E
Manuskript zu Knebels Properz-Übersetzung (vgl. 199,15). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief bezieht sich auf Schillers Brief vom 13. Dezember 1795 (NA 28, 131f., Nr 100; vgl. RA 1, Nr 1512 [vgl. zu 199,14), den Goethe schon am 15. Dezember 1795 (Nr 195) beantwortet hatte. – Schiller antwortete am 23. Dezember 1795 (NA 28, 141f., Nr 106; vgl. RA 1, Nr 1524). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Datum (NA 28, 132f., Nr 101; vgl. RA 1, Nr 1519). Postsendungen: 18. Dezember 1795 (GR/Belege 1796, 1, Bl. 4). 199,14 Anmerkungen] Schillers Korrekturen zu Knebels Übertragung der Elegien des Properz (vgl. zu 160,17 und 185,1). 199,19 H e r r n S t a r k] Herr Lorenz Stark. Ein Charaktergemälde. – Der erste Teil des Romans von Johann Jacob Engel war im 10. Stück der „Horen“ 1795 erschienen; der zweite Teil folgte 1796 im 2. „Horen“-Stück. Auch Schiller hielt ihn für „kein Wunderwerk des Genies 〈…〉, aber gerade so, wie unsre werthen Leser es lieben.“ (Brief an Goethe, 18. September 1795; NA 28, 59.) 199,20 Vorn herein] Am Anfang (vgl. auch 147,4). 199,23 Novellen des Cervantes] Aus Knebels Briefen an Goethe vom 17. und 22. Dezember 1795 (Goethe-Knebel 1, 123 und 125) geht hervor, dass Goethe vermutlich eine französische Ausgabe der „Novelas ejemplares“ (span.: Vorbildhafte Novellen) von Cervantes gelesen hatte. Die Weimarer Bibliothek besaß u.a. eine
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französische Übersetzung von François de Rosset und Vital d’Audiguier (Les Nouvelles 〈…〉 De Miguel de Cervantes Saavedra 〈…〉. Paris 1625).
197. An Johann Friedrich Reichardt
Weimar, 21. Dezember 1795 → 〈Berlin〉
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H: Privatbesitz, Japan. – 1 Bl., 1 ½ S. beschr., egh., Tinte (nach Fotokopie von H im GSA). E: Carl Ferdinand Becker: Zwölf Briefe von Goethe an Fr. Reichardt. Mitgetheilt aus der Autographensammlung der Herrn Generalconsul Clauss in Leipzig. In: Allgemeine musikalische Zeitung 44 (1842), Nr 3 vom 19. Januar, Sp. 49–55, hier Sp. 53. WA IV 10 (1892), 350f., Nr 3243 (nach E). Textgrundlage: Fotokopie von H im GSA. E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Johann Friedrich Reichardts Brief vom 5. Dezember 1795 (Reichardt-Goethe, 123, Nr R 7; vgl. RA 1, Nr 1505). – Ein Antwortbrief Reichardts ist nicht bekannt. Postsendungen: 21. Dezember 1795 (GR/Belege 1796, 1, Bl. 3). Aus den Jahren 1794 und 1795 ist von Briefen Goethes an den Komponisten und früheren Berliner Kapellmeister Johann Friedrich Reichardt (1752–1814) nur der vorliegende Brief überliefert. Von Reichardt haben sich fünf Briefe an Goethe erhalten. Nach dem vorliegenden Brief trat eine sechs Jahre währende Pause in der Korrespondenz ein. Grund dafür war eine zunehmende Distanzierung Goethes, der Reichardts revolutionsfreundliche politische Einstellung missbilligte. Besonders verdross ihn die scharfe Kritik an seinen in den „Horen“ erschienenen „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ im 1. Stück von Reichardts Journal „Deutschland“, das Mitte Januar 1796 erschien (vgl. die Anmerkungen zu Schillers Einladung zur Mitarbeit an den „Horen“ in der einleitenden Erläuterung zu Nr 24). – Über Reichardt und seine Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 119. 200,5 Musickhandlung] Verlag der Neuen Berlinischen Musikhandlung. – Im Bezugsbrief heißt es: „Bei meinem Aufenthalt in Berlin 〈…〉 kam bei Übergabe einer mir zugehörigen Berliner Musikhandlung, die bis dahin der jüngere 〈Johann Christian Conrad〉 Moritz verwaltet hat, eine Rechnung vor, die dieser mir längst und mehrmalen übermacht hat, von der ich aber keine Notiz nehmen mochte.“ (GJb 45 [1925], 203.) – Der genannte Moritz war der Bruder von Carl Philipp Moritz.
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200,7 Ihre trefflichen Kunstwercke] Die von Reichardt erwähnte Rechnung betraf möglicherweise Partiturabschriften von Goethes Singspielen „Claudine von Villa Bella“ und „Erwin und Elmire“ (vgl. Reichardt-Goethe, 194), die von seiner Neuen Berlinischen Musikhandlung nach Weimar geliefert worden waren. 200,7–8 mit einer so guten Arbeit] Eine Zeichnung des Apollo von Johann Heinrich Meyer (vgl. folgende Erläuterung). 200,8 16 Ducaten] Laut Bezugsbrief hatte Reichardt diese Summe für eine Zeichnung Johann Heinrich Meyers zu bezahlen: „Bei meiner Heimkunft fand ich einen Brief von dem braven Meyer, worin er mich an die Rücksendung oder Bezahlung (mit 16 Ducaten) seines ‚Apollos‘ erinnert.“ (GJb 45 [1925], 203.) Reichardt hatte vorgeschlagen, die Weimarer Theaterkasse möge die Zahlung an Meyer übernehmen und damit gleichzeitig die Verbindlichkeit ihm gegenüber tilgen. Goethe folgte dem Vorschlag insofern, als er den fälligen Betrag für Reichardts Partiturabschriften mit dessen Schuld bei Meyer verrechnete. – Über den Verbleib der Zeichnung, die Reichardt erhalten hat, konnte nichts ermittelt werden. In Meyers Nachlass finden sich mehrere vergleichbare Blätter (KSW, Museen, Inv.-Nr Gr-2005/398f., 419, 422, 436 und 511). 200,10 Quittung] Nicht überliefert. 200,11 Claudine ist aufgeführt] Am 30. Mai 1795, in einer Bearbeitung durch Christian August Vulpius. – Reichardt hatte geschrieben: „Ich höre, Sie haben ‚Claudine‘ aufgeführt – und sind so grausam gegen mich gewesen, mir kein Wort darüber zu sagen! Mehrere Reisende und mit Ihnen correspondierende Männer haben mir versichert, daß Sie damit und mit meinen Compositionen zum ‚Meister‘ zufrieden waren 〈…〉.“ (GJb 45 [1925], 203.) 200,13–14 daß das Publicum 〈…〉 zweifelhaft blieb] Einer der Theaterbesucher, der Jenaer Medizinstudent David Veit, schrieb in einem Brief an Rahel Levin (später verh. Varnhagen) vom 4. Juni 1795: „Die Claudine ist 〈…〉 äußerst miserabel gesungen und gespielt worden.“ (Aus dem Nachlaß Varnhagen’s von Ense. Briefwechsel zwischen Rahel und David Veit. 2. T. Leipzig 1861, S. 144.) 200,14–15 um das Stück wiedergeben zu können] Es blieb bei einer einzigen Aufführung. 200,16 Lieder zum Roman] 1795 waren in den ersten drei Bänden von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ Vertonungen folgender Lieder erschienen: „Was hör’ ich draußen vor dem Thor?“ (1. Band. 2. Buch. 11. Kapitel, S. 327–329; vgl. WA I 1, 162f.), „Wer nie sein Brod mit Thränen as“ (ebd., 13. Kapitel, S. 346; vgl. WA I 2, 118), „Wer sich der Einsamkeit ergiebt“ (ebd., S. 348f.; vgl. WA I 2, 116), „Kennst du das Land?“ (2. Band. 3. Buch. 1. Kapitel, S. 7f.; vgl. WA I 1, 161), „Nur wer die Sehnsucht kennt“ (ebd., 4. Buch. 11. Kapitel, S. 265f.; vgl. WA I 2, 114), „Heiß mich nicht reden“ (ebd., 16. Kapitel, S. 203f.; vgl. WA I 2, 113), „Singet nicht in Trauertönen“ (3. Band. 5. Buch. 10. Kapitel, S. 99–101; vgl. WA I 2, 119f.).
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200,19 Auf Weynachten erwarten wir den Darmstädtischen Hof] Nicht Weihnachten, sondern erst vom 23. bis 26. Januar 1796 waren der Landgraf von Hessen-Darmstadt Ludwig X., Bruder der Weimarer Herzogin Louise, mit seiner Frau Louise Caroline Henriette und ihrer Tochter Louise Caroline Theodore Amalie Gäste des Weimarer Hofes. Vermutlich wollte Goethe verhindern, dass Reichardt sein Vorhaben umsetzte, ihn „um die Weihnachts- und Neujahrszeit“ in Weimar zu besuchen (GJb 45 [1925], 203). 200,20–21 privat Kongress] Reichardts Plan eines Besuchs in Weimar. 200,22–23 Ihre Angelegenheiten] In erster Linie ist wohl Reichardts Entlassung als Berliner Hofkapellmeister Ende Oktober 1794 wegen seiner politischen Gesinnung gemeint. 200,23–24 wieder ins alte Gleis] 1796 wurde Reichardt begnadigt und zum Salinendirektor in Halle ernannt.
198. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 21. Dezember 1795〉 → 〈Gotha〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/11, Bl. 383. – Doppelblatt 20,4(–20,7) × 32,8(–33) cm, 2 S. rechtsspaltig beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Absendevermerk, egh., Bleistift: An Prinz August / v. S. Gotha. / Antwort auf. fol 98. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Einband aus blauer Pappe die Aufschrift von Schreiberhd, Tinte: Eingegangene Briefe / October / November / December. / 1795, oben rechts die Bezeichnung des Stückes „4..d.“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“); 118 Bll., 4 Bll. Druck. – Beischluss: „Zettel“ für den Gothaer Mechaniker Johann Friedrich Schröder (vgl. Brief des Prinzen August von Sachsen-Gotha und Altenburg, 31. Dezember 1795; H: GSA 28/764, St. 13; vgl. RA 1, Nr 1531); der Brief ist nicht überliefert (vgl. EB 148). E: WA IV 10 (1892), 351f., Nr 3244 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K.
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BRIEF 199
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Der Brief beantwortet Prinz Augusts Brief vom 13. Dezember 1795 (Julius Wahle: Auslegungen des Märchens. In: GJb 25 [1904], 40–43; vgl. RA 1, Nr 1511). – Prinz August antwortete am 31. Dezember 1795 (H: GSA 28/764, St. 12; vgl. RA 1, Nr 1531). Postsendungen: 21. Dezember 1795 (GR/Belege 1796, 1, Bl. 5). 201,1–2 Ueber die Entdeckung 〈…〉 leben müsse] Im 10. Stück der „Horen“ war im Oktober 1795 (S. 108–152) anonym Goethes „Mährchen“ als Beschluss der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ erschienen. Im Bezugsbrief hatte Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg eine humoristische Interpretation des „Mährchens“ vorgenommen (vgl. zu 198,23–24), deren Ton Goethe im vorliegenden Brief aufnimmt. Zu Beginn des Bezugsbriefs heißt es: „‚Drey sind die da herrschen auf Erden: die Weisheit, der Schein und die Gewalt – – – Die Liebe herrscht nicht, aber sie bildet – und das ist mehr.〈‘〉 (I. Br. Joh. V,8.)“ (H: GSA 28/764, St. 11). Damit zitiert Prinz August Aussprüche des „Alten“ (vgl. Horen, S. 145 und 147; WA I 18, 266 und 268) und bezieht sie auf den 1. Brief des Johannes in der Bibel. Davon ausgehend erklärt er, dass sich „alle Umstände vereinigen, den unbekannten Verfasser des angeführten Aufsatzes in den Horen für den Jünger und Evangelisten Johannes zu halten 〈…〉. Die verderbte Welt kann darüber lachen, oder es beseufzen, oder unwillig darüber mit den Zähnen knirschen; mich soll nichts in dieser Meinung stören! Johannes ist gefunden, er ist nicht gestorben, er lebt noch mitten unter uns. Aber unter welchem Namen? wo ist jetzt sein Aufenthalt? Das weiß ich nicht.“ (H: GSA 28/764, St. 11.) – Jünger Quaestionis: der in Rede stehende Jünger (lat. quaestio: Gegenstand der Untersuchung). 201,10–11 unter den Riesen und Kohlhäuptern] Prinz August hatte geschrieben: „Im Ganzen gehet mir zwar einiges Licht auf 〈über die Deutung der Figuren im „Mährchen“〉, aber ich darf es nicht wagen, mich den beyden Irrlichtern damit in die Mitte zu stellen; sie möchten ein gar zu lautes Gelächter aufschlagen, wenn ich den Mops statt den Riesen träfe und die drey Kohlhäupter für die drey metallenen Könige ansähe“ (H: GSA 28/764, St. 11). 201,13 zu] Versehentlich nicht gestrichen (vgl. Varianten im Textband). 201,14 meiner Auslegung] Eine Erklärung der Personen und Figuren seines „Mährchens“ hat Goethe nicht veröffentlicht. Wohl aber ist eine (1816 entstandene) Tabelle der unterschiedlichen Deutungen überliefert (vgl. zu 186,31 und 202,3–4). 201,15–17 biß ich 99 Vorgänger 〈…〉 auf sich zieht] Ob Goethes launige Bemerkung einen Bezug hat – etwa auf die 99 Schafe oder die 99 Gerechten, die im biblischen Gleichnis weniger Aufmerksamkeit erhalten als das hundertste Schaf, das wiedergefunden wird, bzw. als der eine Sünder, der umkehrt (vgl. Matthäus 18,12–14 und Lukas 15,1–7) –, ist ungewiss. Die Zahl 99 könnte eine symbo-
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lische Zahl sein, die andeuten soll, dass sie unerreichbar ist: Der Autor des „Mährchens“ wird sein Geheimnis niemals lösen.
199. An Friedrich Schiller
Weimar, 23. Dezember 1795 → 〈Jena〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 154–155. – Doppelblatt 19,4 × 23(–23,3) cm, 2 ½ S. beschr., egh., Tinte. – Bleistiftkorrektur Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 74): 202,15–17 Wird sich denn dieser edle Sosias 〈…〉 wollen wir ihm erlassen. (Vgl. E1.) E1: Schiller-Goethe1 1 (1828), 277–279, Nr 133 (ohne den Text 202,12–14 Daß Cotta 〈…〉 vermehrter Subscription sowie den in H eingeklammerten Text). E2: Schiller-Goethe2 1 (1856), 122f., Nr 135. WA IV 10 (1892), 352–354, Nr 3245. BE IL AG E
Erklärung der dramatischen Personen des Mährchens (vgl. zu 202,3–4). E R L Ä UT E RUNGEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 17. Dezember 1795 (NA 28, 132f., Nr 101; vgl. RA 1, Nr 1519). – Schiller antwortete am 25. Dezember 1795 (NA 28, 142f., Nr 107; vgl. RA 1, Nr 1526). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (NA 28, 141f., Nr 106; vgl. RA 1, Nr 1524). 201,19–20 besuchen] Goethe kam am 3. Januar 1796 nach Jena und blieb bis zum 17. Januar. 201,22–202,1 Mein Roman ruht 〈…〉 sich fertig macht] Goethe arbeitete am 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. Das Manuskript ging laut Tagebuch erst am 16. Juni 1796 zum Druck (GT II 1, 73). Die Arbeit am 8. Buch folgte zügig, so dass der 4. Band zur Michaelismesse 1796 gedruckt vorlag. 202,2 Zerstreuungen] Goethe litt unter der Inanspruchnahme durch höfische Pflichten. Im Dezember 1795 war er laut Fourierbuch fast täglich am Hof; im Januar stand der Besuch des Darmstädter Hofs bevor (vgl. zu 200,19). Außerdem war er mit den Treffen der Freitagsgesellschaft beschäftigt, die Anfang des Monats wieder begonnen hatten (vgl. 192,5). Dazu kamen unerfreuliche Theaterangelegenheiten: Goethe war unzufrieden mit Disziplin und schauspielerischer Leistung einiger Ensemblemitglieder (vgl. seine Weisung an das Ensemble, 26. Oktober 1795; FA/Goethe I 27, 147). Auch der Plan, August Wilhelm Iffland für ein Gastspiel
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zu gewinnen, zerschlug sich (vgl. zu 198,30). Goethe hatte um Entlassung als Theaterdirektor nachgesucht, blieb aber auf Bitten Herzog Carl Augusts im Amt (vgl. dessen Brief an Goethe, 20. Dezember 1795; Carl August-Goethe2 1, 203f.). Im Brief vom 30. Dezember 1795 klagt Goethe noch einmal über ein Quodlibet von hunderterley Arten von Geschäftigkeiten und Müssiggang in den vergangenen vier Wochen (205,2–4). 202,3–4 Erklärung der 〈…〉 Personen des Mährchens] Sie stammt aus einem nicht überlieferten Brief Charlotte von Kalbs an Goethe, den sie ihm in einem nach dem 18. November 1795 zu datierenden Brief angekündigt hatte: „〈…〉 das Mährgen. ich will es wiederlesen, u dann will ich Ihnen meinen Wahn und Thraum von disen Mährchen sagen. – Es haben schon viele über meine Deutung gelächelt, und andre gestuzt – Für mich ist viel Wahrheit 〈…〉, u Sinn darin / und das Licht welches mir das ganze beleuchtet, wird hoffe ich noch komen“ (H: GSA 28/11, Bl. 362f.; vgl. Kalb-Goethe, 53). Goethe hat Charlotte von Kalbs Deutung später in einer Tabelle neben anderen festgehalten (vgl. zu 186,31). 202,5 eine andere Erklärung] Sie war in einer Beilage zu Schillers Antwortbrief enthalten, die nicht überliefert ist. 202,7–8 Den Einfall 〈…〉 zu machen] Wiederholt hatte Goethe in seinen Briefen an Schiller Überlegungen angestellt, wie man gegen die „Horen“-Kritiker vorgehen könne (vgl. zweite Erläuterung zu 122,15 und erste Erläuterung zu 132,6). Besonders die im September und Oktober 1795 erschienenen Rezensionen in der „Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste“ von Johann Caspar Friedrich Manso und in den „Annalen der Philosophie“ von Wilhelm Friedrich August Mackensen (gedruckt in: Fambach 2, 126–145 und 152–167) hatten den Wunsch nach einer Replik verstärkt. Goethes hier mitgeteilter Einfall, den Schiller im Antwortbrief „prächtig“ fand, führte zur Entstehung der von Goethe und Schiller gemeinsam verfassten „Xenien“, einer Sammlung von kritisch-satirischen Monodistichen, von denen 414 im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ erschienen und für einen öffentlichen Skandal sorgten. – Disticho: Distichon, daktylischer Doppelvers aus einem (sechshebigen) Hexameter und einem (ebenfalls sechshebigen) Pentameter, welcher nach der dritten Hebung eine Zäsur aufweist. Vgl. Schillers Epigramm „Das Distichon“: Im Hexameter steigt des Springquells silberne Säule, Im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab. (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 67.) 202,8 die Xenia des Martials] Der römische Dichter Marcus Valerius Martialis nannte das 13. und letzte Buch seiner Epigramme „Xenia“, Gastgeschenke. Solche Geschenke wurden in Rom zum Saturnalienfest am Ende des Jahres und bei Gastmählern den Gästen vom Gastgeber gemacht und wurden von schlichten Gelegen-
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heitsgedichten begleitet. Martial griff auf diese Tradition zurück, würzte aber seine „Xenia“ mit boshafter Satire, mit der er über seine Zeitgenossen herzog. 202,11 Hier ein Paar zur Probe.] Schiller erhielt sie erst mit Goethes Brief vom 26. Dezember 1795 (Nr 200). 202,12 Daß Cotta 〈…〉 nicht heraus will] Im Bezugsbrief hatte Schiller mitgeteilt, Johann Friedrich Cotta wisse „von der neuen Subscription noch nichts zu sagen.“ (NA 28, 133.) Ein entsprechender Brief Cottas an Schiller ist nicht überliefert. Über den Absatz der „Horen“ vgl. zu 108,5. 202,15 Sosias] Wohl nicht mit Bezug auf den Diener Sosia in der Geschichte des Amphitryon, sondern auf Sosius, eine römische Buchhändlerfamilie zur Zeit des Kaisers Augustus, die u.a. von Horaz in den „Epistulae“ (1,20, V. 2) und in „De arte poetica“ (V. 345. – Lat.: Über die poetische Kunst) erwähnt wird. Der Name wurde als Synonym für angesehene Buchhändler benutzt. 202,15–16 das Fest E p i p h a n i a e ] Das Fest der Erscheinung (griech. ) Christi wird in der christlichen Kirche am 6. Januar gefeiert. Es wird auch als „Fest der Heiligen Drei Könige“ begangen. Darauf spielt Goethe mit der Erwähnung von Gold, Weihrauch und Myrrhe an, die zu den Gaben gehörten, welche die Könige dem neugeborenen Jesus darbrachten. Cotta pflegte Honorare jedoch nicht am Jahresanfang auszuzahlen, sondern zur Leipziger Ostermesse. Cotta kam erst Anfang Mai 1796 auf der Rückreise von Leipzig nach Jena. 202,18 Des P. Castels Schrift Optique des Couleurs. 1740.] L’Optique Des Couleurs, / Fondée sur les simples Observations, & tournée sur-tout à la pratique de la Peinture, de la Teinture & des autres Arts Coloristes. Par le R. P. Castel, Jesuite. Paris 1740. – Ein Exemplar des Werks findet sich in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 641, Nr 4459); es wurde von ihm aber erst 1798 erworben. – P.: Lat. Pater oder franz. Père. Louis Bertrand Castel war Jesuitenpater. Der Mathematiker und Physiker, Lehrer am renommierten Collège Louis-le-Grand in Paris, war ein prominenter Gegner Newtons und als solcher bemüht, dessen Beweisführung zu widerlegen. Im historischen Teil seiner „Farbenlehre“ gibt Goethe eine ausführliche Charakteristik Castels (vgl. LA I 6, 328–333). Um Castels Optik geht es auch in Goethes Brief an Schiller vom 10. Februar 1798 (WA IV 13, 59–62). 202,21 das wahre Verhältniß der Sache] Castel stellt Beobachtungen zu Farbmischungen an, wie sie in Malerei und Färberkunst längst bekannt waren und verwendet wurden. Anders als Newton, der von sieben Farben ausgeht, nimmt Castel drei Grundfarben an – Rot, Gelb und Blau –, die sich miteinander mischen und durch das Clairobscur aufhellen und abdunkeln lassen. Verwandtschaft mit Goethes Anschauungen besteht in der Anzahl der Farben, in der zentralen Rolle des Hellen und des Dunklen bei der Entstehung der Farbnuancen und in der analogen Betrachtung von Farben und Tönen. – Zitate aus Castels Werk finden sich in dem ihm gewidmeten Abschnitt im „Historischen Teil der Farbenlehre“ (LA I 6, 328–333; WA II 4, 148–157), ebenso in den Notizen LA II 6, 198f. (M 100).
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BRIEF 200
202,23 Varianten] Zur Erklärung des „Mährchens“ (vgl. zu 202,3–4). 202,26 Die Xenia nächstens] Vgl. zu 202,11 und 203,4.
200. An Friedrich Schiller
Weimar, 26. Dezember 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 159. – 1 Bl. 18,5(–18,7) × 27,5 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur, Datumszeile und Paraphe, Tinte. – Bleistiftkorrekturen Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 74): 203,23–27 (Die Abbildung des Seifersdorfer Unwesens 〈…〉 erzählt.); 203,28–29 (Cotta wollen wir 〈…〉 festgesetzt worden.) (Vgl. E1.) E1: Schiller-Goethe1 1 (1828), 288f., Nr 137 (ohne die in H eingeklammerten Texte). E2: Schiller-Goethe2 1 (1856), 125f., Nr 138. WA IV 10 (1892), 354f., Nr 3246. BE IL AG E N
1) Schrifften (vgl. zu 203,1). 2) Theater Kalender (vgl. zweite Erläuterung zu 203,3). 3) „Xenien“ (vgl. zu 203,4). E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Briefe vom 23. und 25. Dezember 1795 (NA 28, 141f. und 142f., Nr 106f.; vgl. RA 1, Nr 1524, RA 1, Nr 1526). – Schiller antwortete am 29. Dezember 1795 (NA 28, 151–153, Nr 111; vgl. RA 1, Nr 1529). 203,1 Schrifften] Von ihnen konnte nur der nachfolgend genannte „Theater Kalender“ ermittelt werden. 203,3 Dem] Vermutlich Verschreibung für ‚Den‘. 203,3 Theater Kalender] Theater Kalender. Mannheim 1796. – Der von Heinrich August Ottokar Reichard herausgegebene Kalender enthält in Blankversen verfasste „Didaktische Rhapsodien für angehende Schauspieler“ (S. 1–36), in denen – gleich nach Goethe – auch Schiller gewürdigt wird: „Zuletzt zwar, doch an Kraft, an Riesengeist, / an Feuer-Phantasie, der Sprache Zauber, / des Ausdrucks Macht, der ersten einer“ (V. 59–61; S. 4f.). 203,4 Xenien, wie hier ein Duzend beyliegen] Es handelt sich um folgende 14 Distichen: „Deutsche Monats-Schrift“ (Nr 256), „Jacobis Taschenbuch“ (Nr 247), „Journal des Luxus und der Moden“ (Nr 262), „Allgemeine Litteratur Zei-
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tung“ (nicht veröffentlicht), „Voßens Almanach“ (Nr 248), „Minerva“ (Nr 261), „Flora“ (nicht veröffentlicht), „Die Horen“ (Nr 260), „Merkur“ (Nr 259), „Urania“ (Nr 258), „Genius der Zeit“ (Nr 257), „Archiv der Zeit“ (nicht veröffentlicht), „Schillers Almanach“ (Nr 249), „Fichtes Wissenschaftslehre“ (nicht veröffentlicht). (Die Angabe der Nummer bezieht sich auf die Reihenfolge der 414 „Xenien“, wie sie im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“, teilweise bearbeitet und unter geändertem Titel, gedruckt sind; vgl. NA 1, 309–360; WA I 5.1, 305–265.) Die angegebenen Distichen gehören zu den so genannten ‚Ur-Xenien‘ (vgl. Ur-Xenien, Bl. 1 und 2). 203,7 eines Mannes aus der neuen Generation] Im Brief vom 23. Dezember 1795 hatte Schiller angekündigt, der Herausgeber der ALZ, Christian Gottfried Schütz, habe „dem jungen Schlegel den poetischen Theil“ (NA 28, 142) der „Horen“ zu rezensieren aufgetragen. Gemeint ist August Wilhelm, der freilich der ältere Bruder von Friedrich war. Die Rezension erschien vom 4. bis 6. Januar 1796 in Nr 4–6 der ALZ (gedruckt in: Fambach 2, 185–201). 203,9 den dritten Januar] Goethe hielt sich vom 3. bis 17. Januar 1796 in Jena auf. 203,11 Daß man uns in unsern Arbeiten verwechselt] Am 23. Dezember 1795 hatte Schiller berichtet, sein Gedicht „Die Theilung der Erde“ im 11. „Horen“-Stück werde Goethe zugeschrieben, Goethes Aufsatz „Litterarischer Sanscülottismus“ im 5. Stück hingegen werde für ein Werk Schillers gehalten (vgl. NA 28, 142). 203,16 Beytrag zur Auslegung des Mährchens] Vgl. zu 202,3–4 und 202,5. 203,18–19 meinen beliebigen Spaß darüber machen] Dazu kam es nicht. Lediglich in den „Xenien“ findet sich das Distichon „Das Mährchen“: Mehr als zwanzig Personen sind in dem Mährchen geschäftig, Nun, und was machen sie denn alle? Das Mährchen, mein Freund. (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 233; vgl. WA I 5.1, 224, Nr 137; NA 1, 326, Nr 137.) 203,20 Woltmanns Trauerspiel] „Cecilie von der Tiver“ (vgl. Schillers Brief an Wilhelm von Humboldt, 25. Dezember 1795; NA 28, 148) von Karl Ludwig Woltmann, Professor der Geschichte in Jena und Beiträger zu Schillers „Horen“ und „Musen-Almanachen“. – Schiller fand das Stück im Antwortbrief „erbärmlich und in keiner Rücksicht brauchbar.“ (NA 28, 152.) Es wurde weder aufgeführt noch gedruckt. 203,23 Abbildung des Seifersdorfer Unwesens] Der Bildband „Das Seifersdorfer Thal“ (Leipzig und Dresden 1792) enthält 40 Kupferstiche, die von Wilhelm Gottlieb Becker, dem Inspektor der Dresdner Antikengalerie, erläutert werden.
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Die Abbildungen zeigen Altäre, Statuen, Portale und andere Denkmäler aus dem englischen Park in Seifersdorf bei Radeberg nördlich von Dresden, darunter Büsten von Wieland (Bl. 2), Herzogin Anna Amalia (Bl. 7) und Herder (Bl. 31). 203,24 die Trude] Vielleicht Hörfehler für ‚Drude‘ (hexenartiges Weib, weiblicher Unhold, Alp [vgl. Grimm 2, 1453]). – Gemeint ist die – als exaltiert geltende – Herrin von Seifersdorf, Johanna Margareta Christiane (Tina) Gräfin von Brühl. Schiller bezeichnete sie in seinem Brief an Christian Gottfried Körner vom 19. Dezember 1787 als „Närrin“ (NA 24, 186). Goethe hatte die Gräfin 1782 in Weimar kennen gelernt und 1785 in Karlsbad nähere Bekanntschaft mit ihr geschlossen (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 138). 203,25 Wielands Empfang und Bewirthung] Im August 1794 hatte Christoph Martin Wieland von Dresden aus einen Besuch in Seifersdorf gemacht (vgl. seinen Brief an seine Tochter Sophie Reinhold, 26. und 27. August 1794; WB 12 I, 303). 204,4–28 Cotta wollen wir also auf Jubilate erwarten] Johann Friedrich Cotta machte erst auf der Rückreise von der Leipziger Buchmesse Anfang Mai 1796 in Jena Station. – Jubilate: 3. Sonntag nach Ostern. An diesem Tag, 1796 am 17. April, begann die Leipziger Messe. Vgl. zu 202,15–16.
201. An Friedrich Schiller
〈Weimar, 30. Dezember 1795〉 → 〈Jena〉
DAT IE RUNG
Das im Brief erwähnte Trauerspiel „Barbarey und Größe“ wurde am 29. Dezember 1795 aufgeführt (vgl. Theaterzettel Weimar 1784–1967; Satori-Neumann2 1, 138). Da Goethe schreibt, diese Aufführung habe gestern (vgl. 204,22–23) stattgefunden, stammt der Brief vom 30. Dezember 1795. ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 28/1047, Bl. 163–164. – Doppelblatt 18,6 × 27,4 cm, 3 1⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Schluss (Leben Sie 〈…〉 G [205,17–18]) egh., Tinte. E: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 135–137. WA IV 10 (1892), 356f., Nr 3247. BE IL AG E
Brief Jacob Hermann Obereits an Goethe vom 26. Dezember 1795:
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Hochwohlgebohrner Herr Geheime Rath, Theuerster Gönner! Endlich einmal habe ich die Ehre, mit der FinalVernunftKritik aufzuwarten, einem Manne, der das Ganze des Handelns und Wissens der Welt zu übersehen gewohnt ist, dem nicht verborgen seyn kan, daß die Kantische VernunftKritik mit ihrer herrschend gewordnen Schule uns alle RealMetaphysik von Gott, Geist, Unsterblichkeit, Freyheit hat so verlieren machen, daß Salomon Maimon sagte, nun sey der Allmacht selbst unmöglich sie wieder herzustellen, da nur noch der practischen Vernunft eine blosse GlaubensMetaphysik zur äussersten Noth übrig gelassen ist: was wirds nun nicht für eine ungeheure kritische Kezerey geben, wenn ein alter armer 70jähriger Schweizer Abaris aufsteht, schon im blossen absolut realen Endzweck des reinen MoralWillens, was der Maimonschen Allmacht selbst unmöglich, sogar die höchste Real-Metaphysik wieder herzustellen, und nun durch zielfügliche SynTheo-Kritik äusserst verwegen sogar in Kantisch kritischen Grundformen unsers Wesens selbst Gott in uns, Gott mit uns, Gott für uns absolut real und klar grundnothwendig zu zeigen, im Kantischen ZerstörungsReich aller Metaphysik u. dessen Mittelpunct selbst absolute Real-Metaphysik wieder kritisch aufzurichten, Kants Practisches Princip auf den Thron über alle Speculation zu sezen, so eine P r a g m a t i s c h-Critische Epoche, was? neu zu gründen? / Wahrlich, wars auch als wenn eine ganze Geisterwelt stritte, die Final-VernunftKritik ja nicht ans Licht kommen zu lassen, als wenn, sie nicht anzunehmen oder nicht zu befördern, der allzerstörende Kantische SpeculationsGeist auch in die Buchhändler gefahren wäre, von Ostern 1794 bis Michaelis 1795. Der arme Abaris mußte zulezt froh seyn, das Werklein endlich nur zur Presse gebracht zu sehen, ohne Honorario als nur Exemplare zum Verschiken zu Christkindchen, weil er weder ein Hofrath war noch Romanzier noch Professor seyn konnte in einer Aufklärungs-RevolutionsWelt, wo die Final-Vernunft-Kritik doch auch nun par compagnie Epoche zu machen hat, (wie Diogenes mit Rollen seiner Tonne, weil doch alles in Bewegung war,) der lang genug sachleeren und hoch atheologischen Idealitæt final-pragmatisch ein seliges Ende zu machen. Mit innigster Anwünschung allguten und ewigen Wohls mich devotest empfehlend habe die Ehre zu verharren Ew. Excellenz Jena dL 26. Xbr. 1795.
Tiefergebenster D. Obereit.
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(H: Weimar, Sign.: GSA 28/11, Bl. 397. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr 198. – D: Thomas Stettner: Jacob Hermann Obereit. In: GJb 28 [1907], 192–204, hier 202f.; vgl. RA 1, Nr 1528.) 1 FinalVernunftkritik] Die gegen Immanuel Kants kritische Philosophie gerichteten Schriften „Finale Vernunftkritik für das grade Herz, zum Commentar Herrn M. Zwanzigers über Kants Kritik der practischen Vernunft. Mit neu pragmatischer Syntheokritik, Ontostatik und Utistatik (Nürnberg 1796) und „Des Sprechers mit der Nachteule Avertissement von der Herausgabe einer endlich real-kritischen Final-Vernunft-Kritik und darzu allgemein zielfüglichen Syntheokritik“ ([o. O.] 1795). 5–7 Salomon Maimon 〈…〉 übrig gelassen ist] Mit Bezug auf die radikale Kritik an Kants Vorstellungen in Maimons „Versuch über die Transcendentalphilosophie mit einem Anhang über die symbolische Erkenntniß und Anmerkungen“ (Berlin 1790). 8–9 ein alter armer 〈…〉 Abaris] Mit Bezug auf den Verfasser des Briefs selbst. – Abaris: Priester des hyperboreischen Apoll, der mit einem golden Pfeil durch die Lüfte fliegen und offenbar ohne Essen auskommen konnte; überall verbreitete er seine Prophezeiungen (vgl. Hederich 4, 169f.). 21 von Ostern 1794 bis Michaelis 1795] Mit Bezug auf die nach den genannten Festen in Leipzig und andernorts beginnenden Buchmessen, ein bedeutsamer Termin für Autoren und Verleger. 24 Romanzier] Von franz. romancier: Romanzendichter. 25 par compagnie] Franz.: in Gemeinschaft, zusammen. 25 Epoche machen] Epoche machen: einen neuen Abschnitt (griech. : Haltepunkt) beginnen (vgl. GWb 3, 225). 26 Diogenes] Diogenes von Sinope war inmitten allgemeiner Aufregung (angesichts drohender Kriegsgefahr) in Korinth damit beschäftigt, seine Tonne hin und her zu wälzen, um sich den Anschein von Tätigkeit zu geben (vgl. zweite Erläuterung zu 159,13). – Zur Person und zum Inhalt des Briefes vgl. zu 205,14. E R L Ä UT E RUN GEN
Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 29. Dezember 1795 (NA 28, 151–153, Nr 111; vgl. RA 1, Nr 1529). – Schiller antwortete nicht, weil Goethe am 3. Januar 1796 nach Jena kam. – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (NA 28, 153, Nr 112; vgl. RA 1, Nr 1530). 204,5–7 Ich freue mich sehr 〈…〉 um uns greifen müssen.] Goethe hatte im Brief vom 23. Dezember 1795 Schiller von seinem Einfall (202,7) berichtet, eine Sammlung von Epigrammen nach dem Vorbild der Xenien des Martial – wie die Xenia des Martials sind (202,8) – zu produzieren und sich damit vor allem gegen die „Horen“-Kritiker zu wehren (vgl. 202,7–10). Im Bezugsbrief hatte Schiller geschrieben: „Der Gedanke mit den Xenien ist prächtig und muß ausgeführt werden 〈…〉“ (NA 28, 151), und vorgeschlagen, „auch über einzelne Werke her〈zu〉 fallen“ (ebd.).
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204,7 C h a r i s] Charis oder Ueber das Schöne und die Schönheit in den nachbildenden Künsten von Friederich Wilhelm Basilius von Ramdohr aus Hoya. 2 Tle. Leipzig 1793. – Über das Werk hatte Schiller zunächst eine bessere Meinung als Goethe (vgl. zu 74,8). Trotzdem schrieb er folgendes Xenion (Nr 119): Ist dieß die Frau des Künstlers Vulkan? Sie spricht von dem Handwerk, Wie es des Roturiers adlicher Hälfte geziemt. (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 228; vgl. WA I 5.1, 222; NA 1, 323; zur Frage der Autorschaft NA 2 II A, 335, zu H4.) 204,7 J o h a n n] Gemeint ist der (anonym erschienene) Roman „Johanns Reise“ (Leipzig 1793) von Georg Joachim Göschen. – Im Bezugsbrief hatte Schiller seinen früheren Verleger mit Blick auf Moritz August von Thümmels Werk „Reise in die mittäglichen Provinzen von Frankreich im Jahr 1785 bis 1786“, den Göschen von 1791 bis 1805 herausbrachte, als dessen „Stallmeister“ (NA 28, 151) bezeichnet und ihn als „Xenien“-Adressaten empfohlen. Goethe widmete ihm unter der Überschrift „Göschen“ folgendes Distichon, das nicht veröffentlicht wurde: Einen Helden suchtest du dir um deinen Charackter Darzustellen, und fuhrst in den Bedienten Johann. (H: GSA 25/W 684, S. 9; vgl. das Faksimile in: Ur-Xenien, Bl. 8; WA I 5.1, 292, Nr 159.) 204,7–8 ins Gelag hineinschreiben] Ohne langes Besinnen niederschreiben (vgl. GWb 3, 1361). 204,9–11 Über uns selbst 〈…〉 Form der Ironie.] Exemplarisch für dieses Vorgehen ist „Schillers Almanach von 1796,“ eines der ersten Distichen, die im Dezember 1795/Januar 1796 entstanden; es ist einem Kritiker in den Mund gelegt: Du erhebst uns erst zu Idealen und stürzest Gleich zur Natur uns zurück! glaubst du wir danken dir das? (H: GSA 25/W 684, S. 9; vgl. das Faksimile in: Ur-Xenien, Bl. 8; NA 1, 339, Nr 249.) Der „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ bringt am Anfang Schillers Gedicht „Die Macht des Gesanges“ (S. 1–3), später u.a. das Gedicht „Die Ideale“ (S. 135), wird aber mit Goethes erotisch gefärbten „Epigrammen. Venedig 1790“ geschlossen. 204,12 Die Recension der Horen] Der 1. Jahrgang der „Horen“ sollte von August Wilhelm Schlegel, Christian Gottfried Schütz (dem Herausgeber der ALZ) und von Schiller selbst rezensiert werden. Das Vorhaben wurde nicht ausgeführt.
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Erschienen ist schließlich August Wilhelm Schlegels Rezension der poetischen Beiträge der ersten zehn „Horen“-Stücke am 4., 5. und 6. Januar 1796 in der ALZ (vgl. Fambach 2, 185–201). 204,12 ein rechtes Wunderding] Schiller hatte im Bezugsbrief angekündigt: „Diese Recension wird 〈…〉 eine rechte HarlekinsJake werden.“ (NA 28, 152.) 204,14 wieder Händel] Gegen die erste „Horen“-Rezension, die Ende Januar 1795 in der ALZ erschienen war und Christian Gottfried Schütz zum Verfasser hatte (vgl. Fambach 2, 104–111), war öffentlich opponiert worden. Es wurde u.a. der Vorwurf erhoben, Johann Friedrich Cotta bezahle die Rezensionen (vgl. die Dokumente in: Fambach 2, 120–123). – Schlegels Besprechung veranlasste solche Händel nicht, wenn sie auch nicht ohne Widerspruch blieb. Zu den Kritikern gehörte Wilhelm von Humboldt in einem nicht überlieferten Brief an Schiller (vgl. dessen Antwort, 25. Januar 1796; NA 28, 172–174). 204,15 über d i e L e b e n s k r a f t] Versuch über die Lebenskraft von J〈oachim〉 D〈ietrich〉 Brandis. Hannover 1795. – Der Verfasser, dessen Naturbetrachtungen Goethe geistreich und belebend („Tag- und Jahres-Hefte“ auf das Jahr 1795; WA I 35, 61) fand, hatte Goethe das Werk mit einem Brief von etwa Ende März 1795 zugeschickt und sich für Anregungen durch dessen „geistreiche Erklärung 〈…〉 der Metamorphose der Pflanzen“ (Versuch über die Lebenskraft, S. 6, Anm.) bedankt (H: GSA 28/9, Bl. 108; vgl. RA 1, Nr 1255). 204,16 Matamorphose] Irrtümlich für ‚Metamorphose‘. – Gemeint ist Goethes „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ (Gotha 1790). 204,17–18 Ubersetzung der D a r v i n i s c h e n Z o o n o m i e] Zoonomie oder Gesetze des organischen Lebens von Erasmus Darwin. 〈…〉 Aus dem Englischen übersetzt und mit einigen Anmerkungen begleitet von J〈oachim〉 D〈ietrich〉 Brandis. Erste 〈–Zweyte〉 Abtheilung. Hannover 1795. – Schiller hatte im Bezugsbrief berichtet, dass Brandis in diesem Werk Goethes „Metamorphose“ „mit großer Achtung behandelt“ habe, jedoch hinzugefügt: „Aber lächerlich ists, daß weil Ihr Nahme vor dem Buche steht und Sie Romane und Trauerspiele geschrieben, man schlechterdings auch daran erinnert werden muß.“ (NA 28, 152.) Dies bezieht sich auf eine Anmerkung, in der Brandis auf bemerkenswerte Parallelen zwischen Darwin und Goethe hinweist und sich dadurch in der Ansicht bestätigt sieht, „daß Dichtkunst den Sinn für Wahrheit selbst im wissenschaftlichen sehr veredelt.“ (Erste Abtheilung, S. 183f.) 204,19 Dichter (im englischen Sinne dieses Worts)] Erasmus Darwin war nicht nur Naturforscher und Arzt, sondern hatte sich vor seiner „Zoonomia“ (2 Bde. London 1794–1796) bereits auf poetische Weise mit der Natur beschäftigt: in seinen Lehrgedichten „The Loves of the Plants“ (engl.: Die Liebe der Pflanzen) und „The Economy of Vegetation“ (engl.: Die Ökonomie des Pflanzenreichs), die gemeinsam unter dem Titel „The Botanic Garden, a Poem, in two Parts“ (1791) erschienen. – Goethes Brief vom 26. und 27. Januar 1798 enthält eine ausführli-
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che Stellungnahme dazu: Der Verfasser habe das ganze Material auch nicht mit einer Spur von poetischem Gefühl zusammen gebunden, auch wenn die Verse nicht übel seien; das Detail erinnert einen an so viel englische Dichter die im didaktischen und beschreibenden gearbeitet haben. (WA IV 13, 39.) 204,21 iener Tragödie] „Cecilie von der Tiver“ von Karl Ludwig Woltmann (vgl. zu 203,20). 204,22 detestables] Abscheulich (von franz. détestable). 204,23 B a r b a r e y u n d G r ö ß e] Barbarey und Größe. Ein Trauerspiel in vier Aufzügen. Von F〈riedrich〉 W〈ilhelm〉 Ziegler. 〈Wien〉 1793. – Das Stück des Wiener Schauspielers und Theaterdirektors war am 29. Dezember 1795 in Weimar erstaufgeführt worden; es wurde danach nicht noch einmal gespielt. Die „Rheinischen Musen“ urteilten über die Aufführung: „Die Barbarei ist in diesem Schauspiele allenthalben sichtbar, wo aber die Größe zu finden ist, ist nicht leicht zu errathen.“ (1796. Band 2, S. 86.) 204,24 daß ein Schauspieler fast um seine Nase gekommen ist] Der Schauspieler war Heinrich Becker; er und seine Frau Christiane spielten die Hauptrollen in Zieglers Trauerspiel. Becker schildert den Vorfall in einem Brief an Caroline Bechstein vom 6. Februar 1796: „Ich hatte einen Herzog im Zweykampf erlegt, und wurde deswegen vom Fehm-Gericht, dessen Oberer er war, verurtheilt, wo man mich fände, gerichtet zu werden. Ich werde also im Walde von einem diesen Richtern erwischt, und soll nun nach dem ich mein Gebet verrichtet habe, mich Richten lassen; Stadt der mich nun mit dem Schwerdt auf meinem Hut-Kopf Hauen sollte, Haut er mich in der Nase, daß ein ganz Stück davon herunter hing, und daß Blut gleich Strom weiß heraus stürtzte, weil zugleich eine Haupt Ader, welche von der Stirne über die Nase weg läuft getroffen war. Ich stürtzte, von dem Schmerz im Nasen-Bein Erschüttert, so gleich zu Boden. Meine Frau, welche auch im Stück meine Frau machte, kömmt mit Knechten und und Fackeln mich zu suchen, nun denken Sie sich den Anblick, als man mich Beleichtet, denn das Theater war Finster, und daß Blut nur so weg strömen sieht, und mich so zu sagen im Blute schwimmen; denn ich hatte schon 2 Minuten so gelegen.“ (Albert Köster: Vom Weimarer Hoftheater unter Goethes Leitung. 〈…〉. In: GJb 29 [1908], 23.) 204,25 der Titel der Bearbeitung der Adelphen] Die Bearbeitung von Terenz’ Komödie „Adelphoe“ stammt von Carl Franz Romanus. Unter dem Titel „Die Brüder“ war sie in dessen „Comödien“ (Dresden und Warschau 1761) erschienen. Schiller hatte im Bezugsbrief angeregt, über eine Terenz-Aufführung in Weimar nachzudenken (NA 28, 152). Am 24. Oktober 1801 kamen „Die Brüder“ in einer Bearbeitung Friedrich Hildebrand von Einsiedels auf die Weimarer Bühne, mit großem Erfolg. 204,26 aus den frühesten Zeiten her] Goethe erwähnt in seiner Lebensbeschreibung, dass er schon als Kind den Terenz nachzuahmen wagte (AA DuW 1, 93 [3. Buch]).
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BRIEF 201
205,1 Sie wieder zu sehen] Goethe kam am 3. Januar 1796 nach Jena und blieb bis zum 17. Januar. 205,1 Schlosse] Das Jenaer Schloss, in dem Goethe zu wohnen pflegte, wenn er die Stadt besuchte. 205,2 Quodlibet] Buntes Durcheinander (von lat. quod libet: was gefällt). – Über unliebsame Abhaltungen hatte Goethe schon im Brief an Schiller vom 23. Dezember geklagt (vgl. zu 202,2). 205,4–5 mein Roman gleicht 〈…〉 schmutzig wird] Die Bezeichnung ‚Strickstrumpf‘ für Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ hatte Schiller im Bezugsbrief gebraucht (NA 28, 152). Das 7. Buch, an dem Goethe arbeitete, wurde erst im Juni 1796 fertig (vgl. zu 201,22–202,1). Die Arbeit am 8. Buch schloss sich an. Zur Michaelismesse 1796 erschien der 4. Band im Druck. 205,7 Von Meyern habe ich einen Brief aus Rom] Johann Heinrich Meyer war Anfang Oktober 1795 zu einem zweijährigen Aufenthalt nach Italien aufgebrochen. Goethe dürfte zwei Briefe Meyers aus Rom in Händen gehabt haben: Meyers Brief vom 22. bis 24. November 1795 (Goethe-Meyer 1, 151–157; RA 1, Nr 1485 und RA 1, Nr 1510), in dem dieser seine ersten Eindrücke und Tätigkeiten in Rom schildert, wo er kurz zuvor eingetroffen war, sowie den Brief vom 12. Dezember 1795 (Goethe-Meyer 1, 157–166). 205,8 sitzt nun freylich im Rohre] Wohl im Sinne des Sprichworts „Wer im Rohr sitzt, kann nach Belieben Pfeifen machen“ (Thesaurus proverbiorum medii aevi. Sprichwörter des romanisch-germanischen Mittelalters. Bd 10. Berlin, New York 2000, S. 90). 205,9 Pfeifen schneiden] Vgl. vorhergehende Erläuterung. 205,10 ihm die Ohren voll dudeln] Meyer schreibt, er fühle sich „als ein zweiter Laurenzius wie geröstet und gebraten von allen den schönen Meynungen oder vielmehr Irrthümern die ich zu hören bekomme“ (H: GSA 28/1045, Bl. 42; vgl. Goethe-Meyer 1, 156). 205,12–13 Er hofft 〈…〉 zu schicken] In beiden oben erwähnten Briefen (vgl. zu 205,7) kündigt Meyer an, von Aloys Hirt das Manuskript zu dessen „Horen“-Beitrag zu bekommen (vgl. Goethe-Meyer 1, 157 und 160). Im Mai 1796 erhielt Goethe das Manuskript von Aloys Hirts Aufsatz „Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino, im October 1794“ (vgl. seinen Brief an Johann Heinrich Meyer, 20. Mai 1796; WA IV 11, 66). Er erschien im 11. und 12. „Horen“-Stück 1796. Meyer selbst übersandte „eine Kleine Beschreibung eines Zimmers welches im Pallast Altieri für die Princeßin auf das Kostbarste & nach dem neüsten Geschmack dekorirt worden“ (Brief an Goethe, 26. Mai 1796; H: GSA 28/1045, Bl. 57; vgl. Goethe-Meyer 1, 254); der Beitrag wurde unter dem Titel „Neueste Zimmerverzierung in Rom“ in das 9. Stück der „Horen“ 1796 aufgenommen. 205,14 ein Brief von Oberreit] Über den in wirtschaftlicher Not lebenden Jenaer
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Chirurgus und Alchimisten Jacob Hermann Obereit vgl. erste Erläuterung zu 95,20. Er hatte mit seinem als Beilage abgedruckten Brief an Goethe vom 26. Dezember 1795, den dieser an Schiller weiterleitete, seine Schrift „Finale Vernunftkritik für das grade Herz, zum Commentar Herrn M. Zwanzigers über Kants Kritik der practischen Vernunft. Mit neu pragmatischer Syntheokritik, Ontostatik und Utistatik“ (Nürnberg 1796) überschickt, außerdem „Des Sprechers mit der Nachteule Avertissement von der Herausgabe einer endlich real-kritischen Final-VernunftKritik und darzu allgemein zielfüglichen Syntheokritik“ ([o. O.] 1795); beide Titel sind in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, 453f., Nr 3105 und Nr 3106). Obereit äußert sich in seinem Brief verbittert sowohl über seine prekäre Situation als auch über die fehlende Anerkennung seiner exzentrischen Philosophie. Die Überlieferung des Mundums im Weimarer Nachlass Goethes zeigt, dass Schiller den Brief offenbar zeitnah zurückgab. 205,15–16 etwas von unsern Herrschafften heraus bettle] Ob dies gelang, konnte nicht ermittelt werden. 205,17 behalten mich lieb] Vgl. zu 156,21.
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AMTLICHES
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JANUAR 1794
A 1. An Jacob Friedrich von Fritsch
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Weimar, 1. Januar 1794 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: LATh-HStA Weimar, Krieg und Frieden Nr 1667, Bl. 100. – Doppelblatt 17,5 × 28,1 cm, 1 S. beschr. (S. 3 Brieftext), egh., Tinte; unter der Orts- und Datumsangabe Praesentatum von fremder Hd, Tinte: „ps. 〈lat. praesentatum: vorgelegt〉 d. 1. Jan 1794.“ – In einem fadengehefteten Konvolut mit zwei an den mittleren drei Bünden befestigten Aktendeckeln aus starker grauer Pappe (21,5 × 34,6 cm), auf der Vs. ein spindelförmiger Aufkleber mit der Aufschrift: „Acta / die auf Serenissimi Regentis Befehl, / in den hiesigen Landen zuveranstaltende / und in der Nachbarschafft zuveranlaßende / Einsammlung freywilliger Bey- / träge an Victualien für die ge- / gen Frankreich im Feld stehende / KönigL.e PreußL.e und Chur / SächsiL.e Trauppen- / Corps betrL: / Anno 1793.“, 150 Bll. E: AS 2 (1968), 400, Nr 71 B (Willy Flach). WAN 1 (1990), 103, Nr 3036a. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Das vorliegende Schreiben ist eines von zwei Briefen Goethes an den Wirklichen Geheimen Rat und Präsidenten des Geheimen Consiliums in Weimar Jacob Friedrich von Fritsch (1731–1814) aus den Jahren 1794/95. Gegenbriefe sind nicht überliefert. – Über Jacob Friedrich von Fritsch vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 II, Nr 148. 273,2 lege ich zehen Louis d’or bey] Den stattlichen Betrag (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band) hatte Goethe mit dem Schreiben von Sylvius Friedrich Ludwig Freiherr von Franckenberg und Ludwigsdorf vom 15. Dezember 1793 aus Gotha erhalten (ebd.). Damit sollten, wie Franckenberg erläuterte, Lebensmittel für die „an Deutschlands Grenzen stehenden preuß. u. sächs. Völker“ finanziert werden (AS 2, 400). – Den ordnungsgemäßen Vollzug des Auftrags bestätigt ein Verzeichnis der eingegangenen freiwilligen Geldbeiträge: Am 1. Januar 1794 „übersandte H〈err〉 Geh. Rath v. Goethe von einem Unbekannten 10 St〈ü〉ck Louisd’or à 5 r 12 g“, insgesamt 55 Reichstaler (H: LATh-HStA Weimar, Krieg und Frieden Nr 1659, Bl. 3; AS 2, 396). Einen weiteren Beleg stellt eine Übersicht zu dem „im Schränckgen“ vorhandenen Bestand an Geld dar (H: LATh-HStA Weimar, Krieg und Frieden Nr 1659, Bl. 5). – Geldspenden waren an das Geheime Consilium in Weimar zu richten. Sie wurden von dessen Mitgliedern und zugeordneten Beamten der Fürstlichen Verwaltung in Empfang genommen, verbucht und vorläufig verwahrt. Auch Herzogin Louise und Anna Amalia beteiligten sich an der Sammlung mit jeweils einer Summe von 50 Talern, die sie Goethe zur Weitergabe anvertrauten (AS
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BRIEF A 2
2, 395f.). – Zum Verhältnis Goethes zu Franckenberg vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 141. 273,2–3 ein Ungenannter] Bei dem Spender handele es sich um einen gemeinsamen guten Freund, wie Franckenberg in seinem Schreiben vom 15. Dezember 1793 an Goethe schrieb, ohne dessen Namen zu nennen (AS 2, 400). Von wem das Geld stammte, war möglicherweise nur Herzog Carl August bekannt, der am Abend des 14. Dezember 1793 in Gotha eingetroffen war und am nächsten Tag um 11 Uhr den gothaischen Minister Franckenberg getroffen hatte. – Die Identität des anonymen Spenders lässt sich heute nicht mehr klären. Vorgeschlagen wurde Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg, der Bruder des regierenden Herzogs Ernst II., allerdings ohne Angabe von Gründen, geschweige denn Belegen (AS 3, 151). Andere Personen, besonders aus dem Umfeld der Freimaurerlogen in Weimar und Gotha, zu deren Mitgliedern nicht nur Goethe und Franckenberg, sondern auch Herzog Carl August und Herzog Ernst II. zählten, kommen ebenfalls in Frage. Angesichts der großen Zahl von Geldspenden, die im Rahmen der Colleckte für die Armee (273,3) aus allen sozialen Schichten eingingen (H: LAThHStA Weimar, Krieg und Frieden Nr 1653–1673), lässt sich die Liste der möglichen Spender nicht auf wenige Namen reduzieren: Eine Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben zeigt, dass von Dezember 1793 bis März 1794 insgesamt 2830 Reichstaler eingegangen sind, 2750 Reichstaler wurden davon zur Anschaffung von Lebensmitteln ausgegeben (vgl. Rechnung vom 16. Mai 1794; H: LATh-HStA Weimar, Krieg und Frieden Nr 1672, Bl. 6). 273,3 Colleckte für die Armee] Sammlung von Viktualien: In einem Schreiben aus dem lothringischen Ort Schweigen hatte Herzog Carl August das Geheime Consilium am 6. November 1793 aufgefordert, Lebensmittelspenden für die am Rhein stehenden, durch die andauernden Kämpfe gegen die Franzosen ausgezehrten preußischen und kursächsischen Truppe einzuwerben. Dabei sollte nicht allein die Bevölkerung des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach, sondern es sollten auch andere Herrschaften angesprochen werden, die ebenfalls von den Kriegsereignissen verschont gebliebenen Gebiete Gotha, Altenburg, Coburg, Meiningen, Hildburghausen, die Schwarzburgischen Fürstentümer, die Distrikte von Langensalza und von der Unstrut sowie das kurmainzische Erfurt. Die erhaltene Akte, in der sich auch der vorliegendes Schreiben befindet (vgl. Überlieferung), zeigt im Einzelnen, wie die jeweiligen Obrigkeiten in Zirkularen des Geheimen Consiliums vom 15. November 1793 zur Unterstützung des Unternehmens aufgefordert wurden: Gezielt wurde an die patriotische Gesinnung der Einwohner appelliert, den Reichskrieg auf diese Weise zu unterstützen. Am 19. November 1793 forderte das Geheime Consilium mit einem weiteren Zirkular dazu auf, auch Geld für den Kauf von Lebensmitteln zu spenden (H: LATh-HStA Weimar, Krieg und Frieden Nr 1665, Bl. 1f.). Die im Laufe des Dezembers 1793 und Januars 1794 großzügig eingegangenen Sachspenden sollten zusammen mit den Waren, die von den Geldmitteln erworben werden konnten, durch
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Unternehmer nach Frankfurt a. M. und Mainz gebracht werden, um von dort durch die Verwaltung der Königlich Preußischen Hauptarmee an die Truppen verteilt zu werden: Fünf Sechstel der Waren erhielten, nach einem Beschluss Carl Augusts vom 29. Januar 1794, die preußischen Regimenter und Bataillone, ein Sechstel die kursächsischen. Die Soldaten konnten die Gaben vor Ort zu einem günstigen Preis erwerben, welcher nur die Kosten zu decken hatte, die der preußische König für die Logistik verauslagt hatte. Trotz massiver Probleme, die Lebensmittel ausreichend lange frisch zu halten und genügend Transportkapazitäten zu organisieren, erreichten die Gaben – Hülsenfrüchte, Getreide, Trockenobst, Geräuchertes, Käse, Nudeln, Reis, Sauerkraut, Tabak oder Branntwein, zudem Wundbalsam und Kleidungsstücke – ihr Ziel im März 1794. – Colleckte: Sammlung zur Unterstützung Bedürftiger (von lat. collecta: Beitrag an Geld).
A 2. An Franz Kirms
〈Jena, 2. Januar 1794〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus dem auf den „3 Jenner 94“ datierten Entwurf eines Schreibens von Franz Kirms, der sich auf demselben Blatt befindet und auf Goethes Stellungnahme Bezug nimmt (vgl. zu 273,12). Mit dem Entwurf reagierte Kirms auf das Schreiben des Regierungsrats Christian Ernst Karl Graf von Bentzel-Sternau vom 31. Dezember 1793. Dessen Anfrage, ob und wann die weimarische Hoftheatergesellschaft wieder in Erfurt gastieren werde, konnte Kirms frühestens am 1. Januar 1794 Goethe, seinem Amtskollegen in der Hoftheaterleitung, vorgetragen haben. Goethe antwortete mit vorliegendem Schreiben. – In Kirms’ Konzept vom 3. Januar 1794 ist Goethes Abwesenheit erwähnt; er sei auf „einige Tage in Jena“ (vgl. zu 273,12). Am 2. Januar 1794 war Goethe, wie Carl Ludwig von Knebels Tagebuch belegt, tatsächlich dort, allerdings nur tagsüber (vgl. BG 4, 53). Am späteren Nachmittag kehrte er nach Weimar zurück. Diese Tatsache war Kirms offenbar unbekannt, als er am 3. Januar 1794 auf der Grundlage von Goethes Votum seine Antwort konzipierte. Daraus ergibt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit, dass Goethes Schreiben am 2. Januar 1794 in Jena zu Papier gebracht und per Boten nach Weimar gesandt wurde. Dass es auch in Weimar entstanden sein könnte, am Morgen vor der Abreise Goethes, lässt sich jedoch nicht ausschließen. ÜBE R L IE FE RU N G
H: LATh-HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/29, Bl. 36–37. – Doppelblatt 13,9 × 17,5 cm, 1 S. beschr. (S. 3 Brieftext), egh., Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Landkammrath /
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BRIEF A 2
Kirms / Wohlgl, links daneben Rest eines roten Siegels; S. 2 Konzept der Antwort von Franz Kirms Hd, Tinte (vgl. zu 273,12); Bl. 2 am Rand unten Papierverlust durch Öffnen des Siegels. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Umschlag Aufschrift von fremder Hd, Tinte: „Acta / die von der hiesigen Schauspieler- / Gesellschaft in Erfurth zu ge / bende Vorstellungen, betrL. / Weimar. ao: 1791. / 1792. / 1793. / 1794.“, 57 Bll. E: WA IV 10 (1892), 134f., Nr 3037 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. Als Mitglied der Leitung des Hoftheaters reagierte Goethe auf eine Anfrage des Regierungsrats Christian Ernst Karl Graf von Bentzel-Sternau an Franz Kirms vom 31. Dezember 1793 (H: LATh-HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/29, Bl. 35). – Franz Kirms antwortete auf demselben Bogen (vgl. Überlieferung und zu 273,12). Das vorliegende Schreiben ist einer von neun Briefen Goethes an Franz Kirms (1750–1826) aus den Jahren 1794/95, der wie Goethe Mitglied der Weimarer Hoftheaterdirektion war. Von dem Hofkammerrat sind zehn Gegenbriefe überliefert. Behandelt werden darin die Bühne und das Schauspielerensemble betreffende dienstliche Angelegenheiten. – Über Franz Kirms vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 6. 273,8 wegen der Zauberflöte] Die Weimarer Erstaufführung von Mozarts Singspiel „Die Zauberflöte“ fand am 16. Januar 1794 statt. Auf die Bühne kam der im aufklärerisch-rationalistischen Sinne bearbeitete, stark gekürzte und vereinfachte Text von Christian August Vulpius (gedruckt in: Die Zauberflöte. Eine Oper in drei Aufzügen, neubearbeitet von C. A. Vulpius. Die Musik ist von Mozart. Leipzig 1794). Die bereits 1793 begonnenen Vorbereitungen zur Inszenierung, bei der Goethe Regie führte und deshalb den Proben häufig beiwohnte, waren ungewöhnlich aufwändig, auch war die technische Ausstattung kostspielig, weshalb die „große Oper in drey Aufzügen“ nach der Premiere zwischen 18. Januar und 12. April 1794 noch weitere zwölf Aufführungen erlebte (vgl. Theater/Musik Weimar). Vgl. ferner Satori-Neumann2 1, 96f. – 1795 begann Goethe, fasziniert von Mozart und seiner Musik, mit einer eigenen Fortsetzung des Librettos „Der Zauberflöte Zweyter Theil“, die nie abgeschlossen wurde und 1802 als Fragment erschien. 273,8 des Geburtstags der Herzoginn] Am 37. Geburtstag von Louise am 30. Januar 1794 wurde, laut Fourierbuch, am Abend auf einem Ball im Fürstenhause gefeiert und festlich getafelt; zudem „war Comedie.“ (FB 1794, S. 31f.) – Geburtstage von Mitgliedern des Fürstenhauses gaben in der Regel Anlass zu besonderen Theater- und Opernaufführungen oder zu Konzerten: Am 30. Januar 1794 wurde „König Theodor in Venedig“ in einer textlichen Neubearbeitung von Chris-
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tian August Vulpius gegeben. Die dramatische Heldenkomödie „Il Re Teodoro in Venezia“ mit der Musik von Giovanni Païsiello, nach dem italienischen Libretto von Giambattista Casti, kam erstmals in Weimar zur Aufführung, eine weitere Vorstellung folgte am 6. Februar 1794 (vgl. Satori-Neumann2 1, 96f.). 273,10 in Erfurt spielen] Am 17. Dezember 1793 hatte die Hoftheatergesellschaft dort das letzte Mal gastiert, mit einer Aufführung der komischen Oper „Theatralische Abentheuer“ von Domenico Cimarosa. 273,10–11 Umsomehr da wir 〈…〉 Ursache haben.] Herzog Carl August war in der Nacht vom 15. auf den 16. Dezember 1793 nach eineinhalbjähriger Abwesenheit aus dem Feld nach Weimar zurückgekehrt. Nach dem Sieg der preußischen Truppen bei Kaiserslautern Ende November 1793 glaubte man, ihn nun „auf einige Zeit hier“ behalten zu können (FB 1793, S. 253; vgl. BG 4, 50). Er zeigte sich in der Tat entschlossen, den Dienst für die preußischen Truppen vorerst zu quittieren. Am 5. Februar 1794 bewilligte der preußische König Friedrich Wilhelm II. sein Entlassungsgesuch. 273,12 H. v. Benzel 〈…〉 zufrieden stellen] Die von Kirms entworfene Antwort auf die Anfrage des Regierungsrats Christian Ernst Karl Graf von Bentzel-Sternau vom 31. Dezember 1793 lautet: Da wegen der nun bald zu gebenden Zauberflöte und wegen des hierauf zum 30sten Jänner, als zum Geburtstag der Herzogin, einzulernenden neuen Oper, König Theodor die Gesellschaft in voller Arbeit, der Herr geheime Rath von Göthe aber auf einige Tage in Jena ist; so kann ich EwL auf die vor einigen Tagen mir gemachte Aufforderung, die Gesellschaft wieder nach Erfurth zu schicken, keine bestimmte Antwort ertheilen. Ich dancke indeßen für die mir hierunter zu erkennen gegebene gutige Gesinnungen, mit der Versicherung, daß ich den Herrn geheimen Rath nach seiner Zurückkunft darüber sprechen und EwL sobald es möglich seyn kann, die Gesellschaft eine kleine Excursion machen zu laßen, davon Anzeige zu machen. K dL 3 Jenner 94. (H: LATh-HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/29, Bl. 36 [vgl. Überlieferung]. – Ungedruckt.) 1 Zauberflöte] Vgl. erste Erläuterung zu 273,8. 2 einzulernenden neuen Oper] Vgl. zweite Erläuterung zu 273,8. 4 auf einige Tage in Jena] Zur Dauer von Goethes Aufenthalt in Jena vgl. Datierung. Die versehentlich vermerkte Ortsangabe „Erfurt“ ist über der Zeile korrigiert in „Jena“. Goethe plante keine Reise nach Erfurt. 5 Aufforderung] Diese war mit dem Schreiben vom 31. Dezember 1793 gekommen. Der längere Gastspielaufenthalt konnte erst Monate später realisiert werden: Am 14. September 1794 eröffnete die Gesellschaft in Erfurt die dortige Theatersaison und spielte bis zum 5. Oktober
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BRIEFE A 3/4
1794. 11 Jenner] Auch ‚Jänner‘, oberdeutsche Bezeichnung für ‚Januar‘ (vgl. GWb 5, 130).
A 3. An Franz Kirms
〈Weimar, Anfang 1794?〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus dem frühesten im Aktentitel genannten Datum. Für die späteren Jahre darf angenommen werden, dass derart grundsätzliche Fragen zur Vergabe von Abonnements und deren Gebrauch schon geklärt worden waren. Vgl. Datierung zu Nr A 4. ÜBE R L IE FE RUN G
H: LATh-HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1/2, Bl. 1 und 5. – Doppelblatt 13,9 × 17,9 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte, flüchtig geschrieben; S. 4 Adresse: Des Herrn / Landkammerrath / Kirms / Wohlg, links daneben schwarzes Siegel (Amor mit den Waffen des Herkules [Fragment]; vgl. Femmel/Heres, 71, Nr 3); Bl. 2 am oberen äußeren Rand Papierverlust durch Öffnen des Siegels. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Umschlag aus blauem Papier Aufschrift von fremder Hd, Tinte: „Directorial-Acten / beym fürstL. Hoftheater / allhier. / Weimar 1794. / 1796 / 1797. / 1798. / 1799. / 1800. / 1801. / 1802. / 1804“, 48 Bll., 2 S. Druck. E: WA IV 10 (1892), 198f., Nr 3091 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Franz Kirms antwortete mit einem undatierten Schreiben (ohne Korrekturen abgedruckt in Nr A 4, vgl. zu 274,7). 273,14 Man hat bey mir angefragt] Die Identität dieser Person gibt Goethe nicht preis. 273,14–16 ob eine den Winter über 〈…〉 eingelassen werden könne?] Die Winterspielzeit 1793/94 in Weimar hatte am 10. Oktober 1793 begonnen und währte bis zum 18. Juni 1794. Für die gesamte, acht Monate dauernde Wintersaison war der Erwerb von Abonnements möglich. Die Abonnenten erhielten so genannte Dutzendbilletts in verschiedenen Preiskategorien, die ihnen den Zutritt zu zwölf Vorstellungen pro Monat erlaubten. Die Frage, ob diese Billetts auch in die Hände von Personen, die keine Einwohner Weimars waren, gelangen dürften, war deshalb relevant, weil sie günstiger waren als Einzelkarten. – Kirms stimmte Goethes Vorschlag zu, die Aus- oder Weitergabe der Dutzendbilletts an Fremde zu erlauben. Zudem erhielten diese die Option, selbst ein Abonnement für
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eine Saison bzw. ein Teilabonnement auf eine bestimmte Zeit abzuschließen (vgl. Nr A 4). 273,17 indem] Formelhafte Sprache, anstelle einer kausalen Konjunktion: da, weil (vgl. GWb 4, 1514). 273,18 Circular] Das Rundschreiben der Hoftheaterdirektion an die mit dem Verkauf und der Kontrolle der Abonnements befassten Mitarbeiter, das die Regularien zur Vergabe und zum Gebrauch derselben enthielt, ist nicht überliefert. 273,19 Personen jener Art] Die am Anfang des vorliegenden Schreibens bezeichneten Personen. 273,19 billig] Berechtigt, begründet (vgl. GWb 2, 718).
A 4. An Franz Kirms
〈Weimar, Anfang 1794?〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus dem frühesten im Aktentitel genannten Datum. Für die späteren Jahre darf angenommen werden, dass derart grundsätzliche Fragen zur Vergabe von Abonnements und deren Gebrauch schon geklärt worden waren. Vorliegendes Schreiben erörtert abermals einen Fall (274,1), zudem bezieht es sich direkt auf die mit Nr A 3 gestellte erste Anfrage (274,8). ÜBE R L IE FE RU N G
H: LATh-HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1/2, Bl. 3–4. – Doppelblatt 11,7 × 18,8 cm, 2 S. beschr. (S. 1–2 Brieftext), egh., Tinte; S. 3 Antwort von Franz Kirms Hd, Tinte. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr A 3. E: WA IV 10 (1892), 199f., Nr 3092 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Franz Kirms antwortete auf demselben Bogen (vgl. Überlieferung). 274,1 abermals ein Fall] Anknüpfung an Nr A 3. 274,1 Deklaration] Festlegung, Regelung (vgl. GWb 2, 1116) (von lat. declaratio: Erklärung). 274,2–4 Ich dächte man behandelte H. v. Kalb 〈…〉 wie er vorschlägt.] Es könnte sich um den ehemaligen Kammerpräsidenten Johann August Alexander von Kalb handeln. Da sich kein Schreiben an die Oberdirektion erhalten hat, lässt sich die Identität nicht eindeutig klären. Die Person hatte offenbar für sich und ihre Familie – allesamt Einwohner Weimars – um ein zeitlich begrenztes Theaterabonne-
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ment gebeten, sei es aus gesundheitlichen Gründen oder aus dem Umstand, dass längere Aufenthalte außerhalb der Stadtgrenzen geplant waren. 274,5–6 das Odium auf die jetzige Einrichtung] Die Abneigung, das Missfallen (von lat. odium), das die derzeitige, wohl relativ starre Regelung hervorrief, die keine Teilabonnements für Einheimische vorsah. 274,6 von einem Hauptgrundsatze] Die Regularien aus der Frühzeit des Weimarer Hoftheaters haben sich nicht erhalten. Sie sahen offenbar ein Regime des Kartenverkaufs vor, in welchem der Absatz von Abonnements Vorrang haben sollte. 274,7 Ihre Meynung hierüber] Kirms Antwort fiel zustimmend aus. Auf demselben Bogen notierte er: Ich wünsche daß man quam largis sime interpretire: und wenn es auch die Folge hätte, daß der HL geh. Rath Bode, das Tellanische Hauß, der HL HofRath Geweiner und dergL mehr auf diese Ausnahme Anspruch machen sollten, so wird man doch dabey eher gewinnen, als verlieren. (H: LATh-HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1/2, Bl. 4 [vgl. Überlieferung]. – Ungedruckt.) 1 quam largis sime] Versehentlich für lat. quam largissime: so freigebig wie möglich. 2 geh. Rath Bode] Der Geheimrat und Verleger Johann Joachim Bode, der am 13. Dezember 1793 gestorben war, was Kirms offenbar noch nicht bekannt war. 2 das Tellanische Hauß] Nicht ermittelt. 2–3 HofRath Geweiner] Nicht ermittelt. 274,8 Was meine erste Anfrage betrifft] Bezieht sich auf Nr A 3. 274,8–9 der Billetteur des ersten Platzes] Der für die vordersten Reihen im Parterre des Zuschauerraums zuständige Kartenkontrolleur (von franz. billet: Eintrittskarte). 274,9 Frau v o n F e l g e n h a u e r] Die seit 1793 verwitwete Charlotte Juliane von Felgenhauer. 274,9–10 einzelne Oertelische Billets] Dutzendbilletts der Weimarer Familie Oertel. Welche Mitglieder Abonnements hielten, war nicht zu ermitteln. 274,11 auf dem zweyten Platze] Auf den weiter hinten gelegenen Reihen im Parterre des Zuschauerraums. 274,11 Cassir] Der für den Verkauf der Abonnements und die Ausgabe der entsprechenden, zum Besuch einer Vorstellung berechtigenden Einzelbilletts zuständige Theaterkassierer (von ital. cassiere), wohl Johann Seyfarth. 274,12 Fr. v. Reizenstein] Eleonore Luise von Reitzenstein hatte sich schon am 1. November 1793 wegen angeblich unberechtigter Forderungen der Theaterkasse beklagt (H: GSA 28/3, Bl. 409f.; vgl. RA 1, Nr 777).
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A 5. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 11. Februar 1794 → 〈Weimar〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Tit. 3, N. 2, Vol. I, fol. 26, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1794.“; Kriegsverlust. – Schreiberhd, mit egh. Korrekturen (vgl. WA IV 10, 389f.). E1: Goethe in amtlichen Verhältnissen. Aus den Acten, besonders durch Correspondenzen zwischen ihm und dem Großherzoge Carl August, Geh. Rath v. Voigt u. A. dargestellt von seinem letzten Amts-Gehülfen Dr. Carl Vogel. Jena 1834, S. 261 (Teildruck: 275,12–23 Da nun aber 〈…〉 gebeten haben). E2: WA IV 10 (1892), 137–141, Nr 3040 (Eduard von der Hellen; nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 389f.). Textgrundlage: E2. – E2 bietet den Text vollständig nach K. Der Nachweis der Druckvorlage und der Lesarten lässt den Schluss zu, dass E2 der Handschrift näher steht als E1, wo der Text nur teilweise, ohne genaue Angabe der Quelle im Fließtext zitiert wird (vgl. Überlieferungsvarianten). BE IL AG E
Registratur (vgl. zu 275,31–32). ÜBE R L IE FE RU N GSVARI AN TEN
275,12 nun aber] fehlt E1 275,12 Durchl.] Durchlaucht E1 275,12 akademischen] academischen E1 275,13 untergeben] untergeben, E1 275,13 275,14 Durchl.] Durchlaucht E1 275,15 Akadetragen,] tragen E1 mie] Academie E1 275,15 entspringen] entsprungen E1 275,15 Dero] 275,16 bleibe] bleiben E1 275,16 Höchstdieselben] Hochder E1 dieselben E1 275,18 nieder zu setzen] niederzusetzen E1 275,19 aber] aber, E1 275,19 mehreren] mehrern E1 275,20 weitläufig] weitläuf275,21 halber,] halber E1 275,22 Geheimeraths] geheimen tig E1 1 275,22 Voigt] Vo i g t E1. Raths E E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. Goethe reagierte auf einen Beschluss des Geheimen Consiliums, der ihm mit einem Protokollauszug bekannt gemacht worden war (vgl. zu 274,16). – Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt. Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes 1794/95 sind sechs Schreiben Goethes an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach (1757– 1828) und 21 Gegenbriefe überliefert. In der Korrespondenz geht es neben Per-
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sönlichem um die Förderung Fritz von Steins und die Unterstützung Johann Heinrich Meyers, die Ausgestaltung des Römischen Hauses im Park an der Ilm, um gemeinsame naturwissenschaftliche Interessen und amtliche Anlegenheiten wie die Berufung Johann Gottlieb Fichtes nach Jena, den Zustand der dortigen Universität und um Militärisches im Kontext des Ersten Koalitionskrieges. – Über Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 II, Nr 8. 274,15 Promemoria] Ein Immediatbericht Goethes an den Landesherrn und an die höchste Behörde zum internen Dienstgebrauch. Das Promemoria wurde im Geheimen Consilium von Christian Gottlob Voigt, Goethes Mitkommissar in der Oberaufsicht der Botanischen Anstalt, präsentiert: „Ihr Bericht wegen des Botanischen Gartens wird heute von mir vorgetragen werden“, schrieb dieser an Goethe nach dem 16. Februar 1794 (Goethe-Voigt2 1, 126). – Promemoriae (von lat. pro: für und lat. memoria: Erinnerung, Gedächtnis) sind amtliche Schriftstücke, Denkschriften, in denen ein Sachverhalt in schriftlicher Form so ausführlich dargelegt wird, dass er im Amtskollegium beraten werden kann. Vota dagegen werden ebenfalls schriftlich konzipiert, in den entsprechenden Gremiensitzungen aber in der Regel nur mündlich vorgetragen. 274,16 Extractus Protocolli] Vgl. zu 3,2. 274,16 Jenner] Auch ‚Jänner‘, oberdeutsche Bezeichnung für ‚Januar‘ (vgl. GWb 5, 130). 274,17 Höchstdieselben] Rückweisendes Pronomen auf Ew. Durchl. (274,16), höflich-förmliche Anrede des regierenden Herzogs Carl August (vgl. GWb 4, 1313). 274,17 200 Rthlr.] 200 Reichstaler (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band). 274,18 der neuen Jenaischen Botanischen Anstalt] Vgl. zweite Erläuterung zu 3,4. 274,19–20 meiner Aufsicht und Sorge] Vgl. zu 3,4–5. 274,22 was schon in vorigen Jahren 〈…〉 ergangen] Vgl. zu 3,21–24. 275,1 Fürstengarten zu Jena 〈…〉 Gebäuden] Das rund zwei Hektar große Gelände in herzoglichem Besitz lag vor der nördlichen Stadtmauer Jenas. In dem ehemaligen herzoglichen Lustgarten befanden sich neben parkähnlichen Teilen auch landwirtschaftlich genutzte Areale mit Baumschulen, Obst- und Küchengärten, zudem ein bewohntes Gärtnerhaus mit Nebengebäuden. Der Botanische Garten befindet sich nach wie vor auf diesem Gelände am Fürstengraben. Das heutige Inspektorhaus entstand erst 1825. 275,2–3 der Ertrag dieses Grundstückes] Vgl. zu 3,8–9. 275,5 Fürstl. Cammer] Die Behörde in Weimar, die für die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben im Herzogtum zuständig war. Sie hatte die finanziellen Angelegenheiten des Lustgartens in Jena bislang allein geregelt. Fortan sollte die für
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den Botanischen Garten zuständige Kommission die Finanzen überwachen, das fürstliche Rentamt zu Jena die konkrete Rechnungsführung übernehmen. 275,5 Jenaischen Akademie] Die Universität in Jena, welcher der alte medizinische Garten am Kollegienhaus unterstand. Die neue Botanische Anstalt – vom Herzogtum unmittelbar verwaltet und damit de iure unabhängig von der Akademie und ihren Institutionen, ebenso vom Einfluss ihrer verschiedenen Geldgeber (darunter die Häuser Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Coburg) – sollte gleichwohl der universitären Forschung und Lehre zuträglich sein und als gemeinnützige Anstalt die Anstrengungen der Universität ergänzen. 275,5–6 ein gnädigstes Rescript] Ein solches Schriftstück mit der Verfügung des Herzogs hat sich weder im Konzept noch in der Ausfertigung erhalten. – Goethes Anweisungen an die nachgeordneten Stellen vom 26. und vom 27. Februar 1794 basierten vermutlich auf einer schriftlichen Anordnung des Landesherren und erlauben somit Rückschlüsse auf deren Inhalt (vgl. zu 6,6 und 278,10). – Von lat. rescriptum: Befehl, Erlass. 275,6–7 von den künftigen Verhältnissen] Vgl. zweite Erläuterung zu 3,4. 275,9 Aufopferung] Aufgabe des Grundstücks und des darauf befindlichen Fürstengartens im Interesse der neuen Botanischen Anstalt. 275,12–13 der allgemeinen akademischen Direction] Der Aufsicht durch universitätsinterne Instanzen. 275,13 billig] Berechtigt, begründet (vgl. GWb 2, 718). 275,13 Anstand] Kanzleisprachlich für ‚Bedenken‘ (vgl. GWb 1, 696). 275,14 wie andere ähnliche Institute] Zu diesem Zeitpunkt gab es nur das Herzogliche Museum. Die Formulierung deutet die Absicht des Fürsten an, künftig weitere untergeordnete Institute zu gründen, die aus eigenen Finanzmitteln unterhalten und außerhalb der üblichen behördlichen Strukturen verwaltet werden sollten. 275,16 Disposition] Verfügung, Weisung (vgl. GWb 2, 1221). – Von lat. dispositio: Aufstellung, Ordnung, Anordnung. 275,16–17 eine besondere und beständige Commission] Eine Immediatkommission als Teil der Oberaufsicht über die dem Herzog unmittelbar unterstellten Anstalten für Wissenschaft und Kunst; eine verwaltungstechnisch unabhängige Einrichtung, die Goethe und Voigt – mittelbar auch dem Gartendirektor August Johann Georg Carl Batsch – die volle Entscheidungsbefugnis über die Belange des Botanischen Gartens dauerhaft sichern sollte. Vgl. zu 3,4–5. 275,18 nieder zu setzen] Niedersetzen: amtssprachlich für ‚einsetzen‘. 275,18–19 das mir 〈…〉 geschenkte Vertrauen] Vgl. zu 3,4–5. 275,21 ein förmliches Commissorium] Die offizielle Beauftragung durch den Herzog hat sich weder im Konzept noch in der Ausfertigung erhalten. Joseph A. von Bradish gibt 1937 noch den vollen Wortlaut des an Goethe und Voigt gerichteten Schriftstücks wieder, datiert auf den 20. Februar 1794: Herzog Carl August setzt darin die entsprechende Kommission des Botanischen Gartens ein und sichert zu,
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dass „Professor Batsch zu Jena die Aufsicht und vorzügliche wissenschaftliche Benutzung dieses botanischen Instituts auf seine Lebenszeit, insofern er sich in Jena aufhalten wird“, zugesichert worden sei (Bradish, 248f.). – Von lat. commissorius: eine Wirkung enthaltend (vgl. GWb 5, 537). 275,21–22 einen Commissarium] Amtsbezeichnung für den besonders Bevollmächtigten (vgl. GWb 5, 534). – Von lat. commissarius: Beauftragter. 275,22 Geheimeraths Voigt] Christian Gottlob Voigt, der sich besonders um die Zahlungen der Fürstlichen Kammer und die Führung der Akten zum Botanischen Garten kümmerte. 275,22 unvorschreiblich] Kanzleisprachlich für ‚ohne etwas vorzuschreiben‘, ‚ohne etwas zu begehren‘ (vgl. Grimm 24, 2151). 275,26–28 daß dem Hofgärtner Wachtel 〈…〉 zugesichert worden] Die Nutzung des Gärtnerhauses mit Nebengebäuden und Hausgarten in Jena war Johann Gottfried Wachtel zugesichert worden (vgl. zu 3,10–11). 275,31–32 aus beyliegender 〈…〉 Registratur] Das Aktenstück aus den Kommissionsakten mit dem Titel „Aufzeichnung über ein bezügliches Gespräch zwischen Wachtel und dem Bauverwalter Steffany, actum Jena d. 2. Febr. 1794“ (vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 389f.) ist nicht überliefert (Kriegsverlust). Der Bauverwalter führte die Rechnungsbücher des Botanischen Instituts, sofern im Fürstengarten Bauten betroffen oder Reparaturen daran auszuführen waren. 275,34 die erbetenen 100 Rthlr. lebenslänglich] Die jährliche Abschlagzahlung in Höhe von 100 Reichstalern wegen des Verzichts auf das Wohn- und Nutzungsrecht des Gärtnerhauses und des zugehörigen Gartens. 275,37 zum Behuf] Kanzleisprachlich für ‚zur Ermöglichung‘ (vgl. GWb 2, 280). 275,39 Dieselbe] Die Anlage (275,38). 275,40 reolte] Reolen, auch riolen oder rigolen: ein Stück Land furchenweise tief umgraben (vgl. Adelung 3, 1127f.; Grimm 14, 1026). – Von franz. rigole: tiefe Rinne, kleiner Entwässerungsgraben. 275,40 ein Gewächshaus erbaute] Für das neue Gewächshaus waren zwischen 600 und 700 Reichstaler veranschlagt worden. Das Projekt verzögerte sich. Erst am 10. Mai 1795 konnte Batsch einen Riss an Goethe senden (H: GSA 28/9, Bl. 174; vgl. RA 1, Nr 1305). Fertiggestellt wurde das neue Treibhaus erst im Oktober 1796. Eine Summe von rund 107 Reichstalern wurde, laut Rechnungslegung von Bauverwalter Georg Christoph Steffany, hierfür aufgewendet (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7655, Bl. 3). 275,41 Gartenbefriedigung] Umfriedung, Einzäunung des Gartens (vgl. GWb 3, 1107). 276,1 die nöthigen Gefäße und Geschirre] Pflanzgefäße sowie die für die Gartenarbeit benötigten Geräte (vgl. GWb 4, 41). Eine Übersicht über die vorhandenen und bis Sommer 1794 angeschafften Werkzeuge enthält das Inventarium vom
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28. Juni 1794 (vgl. Rechnungen zum Botanischen Garten; H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 5). 276,2–3 ein solches Capital] Alles in allem 750 Reichstaler, wie die Rechnungen zum Botanischen Institut von Bauverwalter Steffany zeigen: 150 Reichstaler am 2. Januar 1794, 600 Reichstaler am 1. April 1794. Bis März 1798 wurden dafür insgesamt 120 Reichstaler Zinsen bezahlt (Rechnungen des Botanischen Instituts; H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7655, Bl. 4f.). 276,4 die Interessen] Zinsen (vgl. GWb 5, 54). 276,5–6 nach dem dereinstigen Abgange des Hofgärtner Wachtels] Der 1724 geborene Johann Gottfried Wachtel verstarb 1805. 276,6–7 Amortisations-Fond] Fond für die Tilgung der Schulden (vgl. GWb 1, 450). Der Vorschlag zur Ablösung des für die Neugestaltung des Gartens aufgenommenen Darlehens und zur Deckung der Kosten durch die zukünftig einzusparenden Zahlungen an den Hofgärtner ließ sich erst elf Jahre später, nach dessen Tod, umsetzen (vgl. das Schreiben der Kommission an die Kammer, 18. November 1805; FA/Goethe I 27, 911, Nr 838). 276,11–12 vormals durchdachten 〈…〉 Plan] Vgl. zu 3,21–24. 276,13 des Garteninspector Reicherts] Johann Reichert, seit 1793 Garteninspektor im Schlosspark in Belvedere bei Weimar, war als Berater schon mehrfach herangezogen worden. Nun sollte er ein Gutachten zum geplanten Gewächshaus erstellen (vgl. 5,8–9). 276,20 Annahme des Gärtners] Zur Anstellung von Conrad Dietzel als subordiniertem Gärtner zu Ende April 1794 vgl. erste Erläuterung zu 280,23. – Annahme: Anstellung (vgl. GWb 1, 630). 276,25–26 jährlich Bericht 〈…〉 Rechnungen einzusenden] Dem Jahresbericht der Kommission an den Herzog lagen die Abrechnungen für die Kammer bei. Quartalsabrechnungen mit Zusammenstellungen und allen Einzelrechnungen hatte Batsch den Mitgliedern der Kommission vorzulegen, ebenso Tätigkeitsberichte, die regelmäßig von diesen geprüft und mit entsprechenden Monita (Beanstandungen und Rückfragen) beantwortet wurden. Nachdem Batsch zu diesen Stellung genommen und das Beanstandete verbessert hatte, wurde die Abrechnung durch die Kommission genehmigt. Ebenso erstattete der Bauverwalter Steffany Bericht über alle die Bauten und Reparaturarbeiten betreffenden Ein- und Ausgaben. Vgl. Beilage 1, 281,18–37.
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A 6. An Franz Kirms?
BRIEF A 6
Weimar, 17. Februar 179〈4〉 → 〈Weimar〉
ZUM A DR E S S ATEN
Der vorliegende, eine Vertragsverlängerung für den Schauspieler Friedrich Johann Michael Jacob Haide betreffende Schreiben ist vermutlich an Goethes Kollegen in der Leitung des Weimarer Hoftheaters Franz Kirms gerichtet, der für organisatorischadministrative Aufgaben zuständig war. Einen sicheren Anhaltspunkt für diese Zuschreibung gibt es freilich nicht. Es ist auch nicht auszuschließen, dass es an den Schauspieler Haide selbst gerichtet war. Schreiben an Mitglieder des Ensembles in der dritten Person Singular finden sich gelegentlich (vgl. Nr A 33). DAT IE RUNG
Die korrekte Jahresangabe ergibt sich aus der mit Bleistift von fremder Hd korrigierten Datumsangabe (vgl. Überlieferung). Außerdem war der erwähnte Schauspieler Friedrich Johann Michael Jacob Haide erst ab Mai 1793 in Weimar (vgl. zu 276,32). ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: Bayerische Staatsbibliothek München, Sign.: Autogr. Cim. Goethe, Johann Wolfgang von, Nr 2. – 1 Bl. (abgeschnitten von einem Doppelblatt, am unteren Falz noch Reste des zweiten Blattes erhalten) 18,3(–19,9) × 32,7 cm, 1 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Korrektur links), egh., Tinte; in der Jahresangabe 93 Ziffer 3 durch „4“ korrigiert von fremder Hd, Bleistift; unter dem Schreiben Absendevermerk in lateinischer Schrift von fremder Hd, Tinte: „Expedirt eod:“ (expediert eodem, lat.: am selben Tag abgeschickt). E: Heinz Braune: Goethe an Christian von Mannlich. Mit einem unveröffentlichten Brief Goethes. In: Süddeutsche Monatshefte 5 (1908). Bd 1 (Januar bis Juni), S. 179 (nach K; an einen unbekannten Adressaten). WA IV 50 (1912), 16, Nr 3043a (Carl Schüddekopf; nach K; an einen unbekannten Adressaten). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 276,32 Der Schauspieler Hl. Haide] Friedrich Johann Michael Jacob Haide war im Mai 1793, zum Ende der dritten Spielzeit, von der von Friedrich Wilhelm Bossann geleiteten Schauspielergesellschaft in Dessau nach Weimar gekommen (vgl. Satori-Neumann2 1, 85 und 2, 143). Der Schauspieler Haide hatte – wie Goethe erfahren hatte – offenbar angenommen, dass sich sein Vertrag Ende des Jahres 1793
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automatisch um ein Jahr verlängern werde; ein Irrtum, wie Goethe mit Verweis auf die gültige Rechtslage darlegte. Der Adressat blieb dennoch Mitglied der Theatertruppe. Wann der Folgevertrag ausgefertigt wurde, konnte nicht ermittelt werden. – Friedrich Haide, am 3. Januar 1770 oder 1771 in Mainz geboren, studierte in seiner Heimatstadt zunächst Medizin, blieb aber ohne Abschluss. Seit 1790 widmete er sich der Schauspielkunst. Aus Dessau kommend, debütierte er im Mai 1793 in Weimar. Abgesehen von einem kurzen Aufenthalt am Burgtheater in Wien von Ostern 1807 bis März 1808 – schon im August 1807 ersuchte er Goethe um Wiederanstellung (vgl. RA 5, Nr 703) – wirkte er bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden zum 1. Oktober 1832 auf der Weimarer Hoftheaterbühne. Am 26. Januar 1840 starb er in Weimar. 276,33 Contrackt] Kontrakt, Vertrag (vgl. GWb 5, 604). Verträge wurden nicht auf ein bestimmtes Datum, sondern auf ein Quartal geschlossen: Die vier Quartale eines Jahres sind nach den jeweils zentralen kirchlichen Festen benannt (vgl. zu 277,2). 276,33–277,1 Oberdirecktion] Die leitende Instanz des Weimarer Hoftheaters mit Goethe als Intendanten. 277,1 auf ein Jahr] Wohl um zwei weitere Quartale bis ‚Ostern‘ 1794, d.h. bis 31. März. – Zu Ostern 1793 waren die zweijährigen Kontrakte der anderen Mitglieder der Theatertruppe ausgelaufen, worauf sie neue Verträge erhalten hatten (vgl. das Dekret der Theaterleitung vom 24. Dezember 1792; FA/Goethe I 27, 142, Nr 84). 277,2 biß Michael vergangnen Jahres] Bis zum Fest des Erzengels Michael, womit das dritte Quartal eines Jahres gemeint ist. Vermutlich war der erste Vertrag auf zwei Quartale, vom Osterfest bis Michaelis 1793, geschlossen worden. – Es wurden vier verwaltungstechnisch relevante Zeiträume unterschieden, die mit den Namen wichtiger Feste des Kirchenjahres bezeichnet wurden: Ostern (nach dem Mondkalender variierend), Johannis (24. Juni), Michaelis (29. September) und Weihnachten (24. Dezember). Wie heute begannen oder endeten auch damals die Verträge nicht am eigentlichen Festtag, sondern am ersten Tag des zugehörigen Quartals, dem 1. Januar, 1. April, 1. Juli oder 1. Oktober, und endeten entsprechend nach drei vollen Monaten. 277,2–3 abgelaufenem ienem Termin] Gemeint ist Michaelis 1793. 277,3 Indem] Hier in formelhafter Sprache anstelle einer kausalen Konjunktion: da, weil (vgl. GWb 4, 1514). 277,4–5 eine ausdrückliche dem Contrackt angehange Clausel] Eine solche Klausel, die eine stillschweigende Vertragsverlängerung vorgesehen hätte, fehlte offenbar. – angehange: Textverschreibung für ‚angehangene‘. 277,6 93] Zu dieser Jahresangabe vgl. Überlieferung.
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BRIEFE A 7/8
A 7. An Heinrich Vohs und Carl Willms 〈Weimar, 17. Februar 1794〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus dem Absendeort und -datum, die von Franz Kirms im Konzept ergänzt wurden (vgl. Überlieferung). ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: LATh-HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/29, Bl. 42. – 1 Bl. 21,4 × 35,2 cm, 1⁄3 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Adresse links), egh., Tinte; Ort und Datum von Franz Kirms’ Hd, Tinte: „Weimar den 17. Febr 1794“, ebenso oben links die Adresse: „An Herrn Vohs u Wilms“, unter dem Text Absendevermerk: „Expedirt Eodem“ (lat.: am selben Tag abgeschickt). – Auf einem wiederverwendeten Blatt: Vs., oben links, über der Adresse: „Zu präsentiren / Circulare“, Rs., in der linken Spalte, egh., Tinte: Hl Hofk. Rath / Kirms., mittig und unten links Reste eines roten Siegels (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41). – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr A 2. E: WA IV 10 (1892), 142, Nr 3043 (Eduard von der Hellen). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Heinrich Vohs (1762–1804) und Carl Willms (erwähnt 1786–1794) war mit dem Dekret der Theaterleitung vom 25. März 1793 die Aufgabe der Regie übertragen worden (H: LATh-HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1/1, Bl. 19f.; gedruckt in: FA/Goethe I 27, 143, Nr 86). Vohs oblag vor allem die künstlerische, Willms die administrative Leitung. Vohs übte sein Weimarer Amt bis 1802 aus und wirkte danach als Theaterdirektor in Stuttgart. Willms, der auch Souffleur war, arbeitete zwischen 1791 und 1794 in Weimar. – Das vorliegende Schreiben ist eines von acht Schreiben Goethes an die Regie des Weimarer Hoftheaters aus den Jahren 1794/95. Gegenbriefe sind nicht bekannt. 277,7 abermaliges Ersuchen] Auf die Anfrage vom 31. Dezember 1793, die der Erfurter Regierungsrat Christian Ernst Karl Graf von Bentzel-Sternau im Auftrag der kurmainzischen Regierung an Franz Kirms übermittelt hatte, war eine Nachfrage vom 10. Februar 1794 gefolgt (H: LATh-HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/29, Bl. 38), mit der Bitte, die allgemein gehaltene Zusage der Theaterleitung von Anfang Januar 1794 zu konkretisieren (vgl. Nr A 2). Ein undatiertes Konzept von Kirms’ Hand an den Er-
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furter Regierungsrat (H: LATh-HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/29, Bl. 38f.) entspricht inhaltlich dem, was durch vorliegendes Schreiben der Regie der Schauspielergesellschaft mitgeteilt wurde. Bentzel-Sternau antwortete Kirms am 24. Februar 1794 (H: ebd., Bl. 40). 277,7 Publici] Genitiv Singular zu lat. publicum: Öffentlichkeit, hier im Sinne von ‚Gesamtheit der Zuschauer‘. 277,7 Oberdir.] Oberdirektion, die Leitung der Hofschauspielergesellschaft. Neben Goethe gehörte Franz Kirms zu diesem Gremium. 277,8 huj] Für lat. huius 〈mensis〉: dieses 〈Monats〉. 277,8 den Emigranten] Zur Aufführung kam, erstmals in Erfurt, „Der Emigrant“ von Philipp Ludwig Bunsen. Wegen der vielen Flüchtlinge, die sich infolge der Kriege in der Gegend aufhielten, war das thematisch aktuelle Theaterstück bereits am 5. und 23. November 1793 und erneut am 9. Januar 1794 in Weimar gezeigt worden (vgl. Theater/Musik Weimar; Satori-Neumann2 2, 164). 277,9–10 die Rolle der Mad. Demmer an Mad Porth] Caroline Demmer war in den bisherigen Weimarer Aufführungen des Stückes in der Rolle der Marie, einer Domestikin, aufgetreten. Caroline Porth sollte sie während des Gastspiels ersetzen. Auf dem erhaltenen Theaterzettel zur Erfurter Aufführung wird noch Caroline Demmer angekündigt. Die Umbesetzung erfolgte demnach kurzfristig (vgl. Theater/Musik Weimar); aus welchen Gründen, konnte nicht ermittelt werden.
A 8. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 19. Februar 1794 → 〈Weimar〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: LATh-HStA Weimar, Schloßbau-Commissions Acta B 8962, Bl. 10. – Doppelblatt 19,8 × 27,5 cm, 1 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts), egh., Tinte; in der linken Spalte Reskript von der Hd Herzog Carl Augusts vom 21. Februar 1794. – In einem Faszikel, auf dessen vorderem Umschlag Aufschrift von fremder Hd, Tinte: „Schloßbau-Commissions Acta: / Was wegen decoration des gro-/ßen Saals im FürstLn Residenz-/Schlosse, ergangen betrL. / Weimar a¯o 1792. 93. 94. 95.“, 22 Bll. E: WA IV 18 (1895), 57, Nr 3043a’ (Nummer doppelt vergeben; Albert Leitzmann). BE IL AG E
Ein Billett Friedrich Justin Bertuchs (vgl. zu 277,11).
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Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Herzog Carl August antwortete mit dem Reskript vom 21. Februar 1794 (Carl August-Goethe2 1, 192, Nr 121; vgl. Überlieferung). 277,11 Beyliegendes Billet 〈…〉 Bertuchs] Schreiben Friedrich Justin Bertuchs, des Schatullverwalters des Weimarer Herzogs, vom 13. Februar 1794 (H: LATh-HStA Weimar, Schloßbau-Commissions Acta B 8962, Bl. 11; vgl. Überlieferung zu Nr A 9). Goethe antwortete Bertuch am 23. Februar 1794 (Nr A 9). 277,12 Schloßbaukommission] Die seit 1789 tätige Schlossbaukommission kümmerte sich unter Goethes Leitung um den Wiederaufbau der 1774 abgebrannten Weimarer Schlossanlage. 277,13 Leg. R.] Legationsrat. – Den Titel trug Bertuch seit 1785. 277,13 Haase jun.] Vermutlich Wilhelm Haas junior, seit 1786 Besitzer der Schriftgießerei seines Vaters gleichen Namens, der Firma „Haas der Sohn“ in Basel, Typograph und schweizerischer Politiker. 277,14–15 Baumeister Clerisseau] Charles Louis Clérisseau, französischer Maler und klassizistischer Architekt. – Er hatte den Auftrag, Entwürfe zur Gestaltung des Festsaales und des so genannten Marmorzimmers im neu zu errichtenden Ostflügel des Schlosses vorzulegen. Als Honorar waren 150 Carolin vereinbart. Die Zeichnungen waren bereits Mitte 1793 fertiggestellt. Zu diesem Zeitpunkt ruhte der Schlossbau, weil Herzog Carl August und Goethe an der Belagerung und Wiedereroberung von Mainz teilnahmen. Für den Gesamtzusammenhang und über Charles Louis Clérisseau vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 97. 277,15 Carolin in Natura] Carolin in Form echter Goldmünzen (als Bargeld), nicht als ‚imaginäre‘ Münzen im Sinne einer Geldanweisung. In Bertuchs Schreiben an Goethe vom 13. Februar 1794 ist von „50 CaroL. in klingender Münze“ die Rede (H: LATh-HStA Weimar, Schloßbau-Commissions Acta B 8962, Bl. 9), also 50 Carolin in Bargeld (vgl. Grimm 11, 1183). Vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band). – Am 26. Juni 1794 übersandte Goethe eine Bertuchische Quittung über die Clerisseauschen Gelder (55,7) an Christian Gottlob Voigt. Vollständig bezahlt wurde der Architekt erst Ende 1795; am 29. Oktober 1795 erhielt der Bauverwalter Georg Christoph Steffany die Anweisung, Clérisseau die ausstehenden 100 Carolin auszahlen zu lassen (H: LATh-HStA Weimar, Schloßbau-Commissions Acta B 8962, Bl. 22). 277,16–17 die Zeichnungen] Sechs lavierte Federzeichnungen haben sich in der graphischen Sammlung in Weimar erhalten (KSW, Museen, PK 172–176b; vgl. den Ausstellungskatalog von David Mandrella [u.a.]: Von Callot bis Greuze. Französische Zeichnungen des 17. und 18. Jahrhunderts. Berlin 2005, S. 251–253, 285). Die Quittung über die ausbezahlte Summe wurde vom Verwalter
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der fürstlichen Schatulle Friedrich Justin Bertuch ausgefertigt (vgl. zu 55,7). – Literaturhinweis: Adolph Doebber: Das Schloß in Weimar. Seine Geschichte vom Brande 1774 bis zur Wiederherstellung 1804. Jena 1911, S. 33–35. Ob die in einem Schreiben Voigts aus dieser Zeit mitgeteilte Notiz von Bertuch mit dem Vorgang in Verbindung steht, ließ sich nicht klären (vgl. Goethe-Voigt2 1, 138, Nr 91). – Clérisseaus Entwürfe wurden nicht umgesetzt. Den Festsaal des Weimarer Schlosses gestaltete schließlich um 1803 der Berliner Architekt Heinrich Gentz. 277,18 Ew Durchl höchste Entschließung] Herzog Carl Augusts Reskript als Antwort auf das vorliegende Schreiben in der linken Spalte von H (vgl. Überlieferung): Ich halte dafür daß den Banq. Hase aufgetragen werden könne, den Baumeister Clerisseau zu veranlaßen, seine zeichnungen an ihn zu schicken, u. ihn die versicherung zu geben, daß so balde mann sämtL. 9 blätter, die Clerisseau versprochen hat, in Hasens hände wüste, mann leztern anweisen würde die gantze Summe der 150 CarL. an Clerisseau zu übermachen. Hase müste dahin, u: daß er gleich die Zeichnungen anhero schicken möchte, instruiren, ihn aber aufgeben nicht ehe die zahlung zu leisten biß daß wirckL. die Zeichnungen bey ihn angelangt seyn würden. W. dL. 21t Febr. 1794. C. A Mp. (H: LATh-HStA Weimar, Schloßbau-Commissions Acta B 8962, Bl. 10; D: Carl August-Goethe2 1, 192, Nr 121.) – Mit einem Schreiben an Friedrich Justin Bertuch vom 4. April 1794 teilte der Bankier Wilhelm Haas mit, dass er die Zeichnungen von Clérisseau erhalten habe, und kündigte an, dass er sie „heute unter Ew. WohlgebL. Addresse dem Reichs-Postwagen übergeben werde“ (H: LAThHStA Weimar, Schloßbau-Commissions Acta 8962, Bl. 12). 1 Banq.] Von franz. Banquier: Bankherr, Wechsler. 10 Mp.] Lat. manu propria: mit eigener Hand.
A 9. An Friedrich Justin Bertuch
〈Weimar〉, 23. Februar 1794 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: LATh-HStA Weimar, Schloßbau-Kommissions Acta B 8962, Bl. 11. – Auf einem Doppelblatt 19,8 × 27,5 cm, 4 S. beschr. (S. 3 erste Hälfte Brieftext), Schreiberhd (Schumann), Tinte; S. 1–2 Brief von Friedrich Justin Bertuch vom
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BRIEF A 10
13. Febr. 1794, Bertuchs Hd, Tinte; S. 4 Adresse und rotes Siegel des Bezugsbriefes. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr A 8. E: WA IV 18 (1895), 58, Nr 3043b (Albert Leitzmann; nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Das Schreiben beantwortet Friedrich Justin Bertuchs Schreiben vom 13. Februar 1794 (vgl. Überlieferung). – Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt. Das vorliegende Schreiben ist das einzige überlieferte Schreiben an Friedrich Justin Bertuch (1747–1822), Unternehmer und Schatullverwalter von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, aus den Jahren 1794 und 1795. Über Bertuch vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 II, Nr 200. – Bertuch hatte in seinem Schreiben an Goethe vom 13. Februar 1794 angefragt, wie mit dem Honorar für Zeichnungen des französischen Architekten Charles Louis Clérisseau zur Gestaltung des Festsaals des neu zu errichtenden Weimarer Schlosses zu verfahren sei. Goethe gibt die Entschließung Herzog Carl Augusts wieder, die dieser Goethe in seinem Schreiben vom 21. Februar 1794 mitgeteilt hatte (vgl. zu 277,18). 278,2–3 Herr Haas jun. in Basel] Wilhelm Haas junior (vgl. erste Erläuterung zu 277,13). 278,3 Herrn Clerisseau] Charles Louis Clérisseau (vgl. zu 277,14–15).
A 10. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 27. Februar 1794 → 〈Jena〉 ÜBE R L IE FE RUN G
1) Schreiben: H: GSA Weimar, Sign.: 29/77,I. – Doppelblatt 19,8 × 27,7cm, 3⁄4 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Falz im oberen Teil mit einem Papierstreifen unterlegt. E: WA IV 18 (1895), 58f., Nr 3044a (Albert Leitzmann). 2) Beilage 1: Aktenvermerk Goethes vom 27. Februar 1794 (H: Nicht überliefert; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten; Kriegsverlust. – Text nach h, einer von den Bearbeitern der WA angefertigten Abschrift in den Aktenkopien: GSA 31/I,15,2,1, Bl. 2–6; D: Irmtraut Schmid: Die naturwissenschaftlichen Institute bei der Universität Jena unter Goethes Oberaufsicht. Ein Beitrag zur Geschichte der Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Wissenschaften und Kunst in Sachsen-Weimar-Eisenach. Diss. HU Berlin 1979, S. 246–250).
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3) Beilage 2: Verzeichnis (vgl. zu 278,17). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Postsendungen: 27. Februar 1794 (GR/Belege 1794, 2, Bl. 6). 278,10 mein Votum] Beilage 1 zu vorliegendem Schreiben, das Urteil der für den Botanischen Garten zuständigen Kommission enthaltend. – Das Votum bezieht sich auf ein Reskript von Herzog Carl August, welches nach dem Goetheschen Promemoria vom 11. Februar 1794 verfügt worden war (vgl. zu 275,5–6). – Votum: Kanzleisprachlich für eine ‚Stellungnahme zu einem konkreten Sachverhalt‘ (von lat. votum: Wunsch, Stimme). 278,10–11 Hl. Geh. R. Voigt] Christian Gottlob Voigt (vgl. zu 6,12–13). 278,12 dem Entzwecke] Der Anlage des Botanischen Gartens und der Einrichtung einer Botanischen Anstalt im oberen Teil des Fürstengartens in Jena (vgl. zu 3,4). Der untere Teil sollte verpachtet werden. 278,12–13 Sonnabend habe ich 〈…〉 Sie zu sprechen] Die Reise wurde verschoben, das geplante Treffen fand nicht statt (vgl. Nr A 11). 278,14–15 die Ubergabe des Gartens und Hauses] Vgl. zu 3,8–9 und 6,17–18. 278,15–16 Wachtel 〈…〉 ein Quattier hat.] Die vorläufige Übergabe des Gartens und des Gebäudes, in dem der alte Gärtner Johann Gottfried Wachtel wohnte (vgl. zu 3,10–11), erfolgte mit dem Schreiben an Batsch vom 8. März 1794 (H: GSA 31/I,15,2,1, Bl. 7 [Aktenkopie]), die endgültige Übergabe am 22. März durch den Bauverwalter Georg Christoph Steffany vor Ort. Der Mietkontrakt ist auf den 1. April 1794 datiert. Er wurde auf unbestimmte Zeit geschlossen, sollte aber nur so lange gelten wie Batsch sich in Jena aufhielt und dem Botanischen Institut vorstand. Die Miete betrug 25 Reichstaler jährlich (vgl. GSA 31/I,15,2,1, Bl. 13f. [Aktenkopie]). – Quattier: Schreibversehen für ‚Quartier‘. 278,17 ein Verzeichniß was Dietrich beytragen will] Vermutlich eine Liste mit Pflanzen, die der Gärtner Friedrich Gottlieb Dietrich aus den herzoglichen Beständen zur Anlage des Gartens beisteuern wollte (vgl. zu 3,17). Das Verzeichnis ist nicht überliefert. 278,21 P.V.] Lat.: Zur Abstimmung. Amtliche Bezeichnung für eine Stellungsnahme, die einer Versammlung vorgetragen und zur Abstimmung gestellt wurde. 278,22 das gnädigste Rescript] Vgl. zu 275,5–6. 278,22–23 von unterzeichnetem gethane Vorschläge] Die von Goethe im Promemoria ausformuliert worden waren (vgl. Nr A 5). 278,23 Comissio] Die für die Botanische Anstalt und den Botanischen Garten zuständige Kommission, welche die Oberaufsicht führte (vgl. zu 6,12–13). 278,24 expediren] Expedieren, besorgen, unternehmen (vgl. GWb 3, 498).
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279,1 den Fürstengarten zu Jena] Vgl. zweite Erläuterung zu 3,4, 3,8–9 und 3,21–24. 279,3 Cammeracten] Der Fürstlichen Kammer vgl. erste Erläuterung zu 275,5. 279,7–8 der Anstalt von Anno 1790] In den Jahren 1790 und 1791 waren bereits Arbeiten am Fürstengarten durchgeführt worden. Man hatte sich um eine Botanische Anstalt bemüht, hatte diese aber nicht dauerhaft etablieren können. Schon damals war Goethe Mitglied der zuständigen Kommission und Batsch mit der Durchführung des Unternehmens betraut gewesen (vgl. Schreiben Goethes an Herzog Carl August, 21. November 1789 [GB 8 I, Nr A 5]; Brief von August Johann Georg Carl Batsch an Goethe, 19. Januar 1790 [LA II 9A, 389] und Goethes Brief an diesen, 9. Juli 1790 [GB 8 I, Nr 207]). 279,12–13 nach seinen 〈…〉 Vorschlägen] Diese Vorschläge haben sich nicht erhalten. Die Blattangabe fol. 23 (lat. folio: Blatt) bezieht sich auf ein bestimmtes Stück in der verlorenen Akte. – Ein Okularriss (von lat. oculus: Auge) ist eine Zeichnung nach Augenmaß, im vorliegenden Fall eine ungefähre topographische Erfassung des Gartengeländes, mit der eine erste Vorstellung von den geplanten Ausführungen vermittelt werden sollte. 279,14 in einem umständlichern Aufsatz] Nicht überliefert. – umständlichern Aufsatz: Detaillierteres Schriftstück mit offiziellem Charakter (vgl. GWb 1, 1003). 279,15 NB] Lat. nota bene: Merke wohl, beachte. 279,15 Gewächshausbaues] Vgl. zweite Erläuterung zu 275,40. 279,17 Der untere Garten] Der untere Teil des Fürstengartens (vgl. zweite Erläuterung zu 3,4). Dieser Teil wurde von Ostern 1794 an für drei Jahre an Johann Georg Patschke aus Jena vermietet, gegen eine Kaution von 350 Reichstalern. Die Pacht betrug 170 Reichstaler pro Jahr; sie war halbjährlich gegen Quittung an die Fürstliche Kommission zu zahlen. Dafür durfte Patschke das Gras, Obst, die Rabatten, die jungen Bäume der Baumschule sowie die Weinstöcke nutzen. Dem Publikum sollten die äußeren Wege tagsüber für Spaziergänge zugänglich sein. Zudem sollte die Erreichbarkeit von Gießwasser für den oberen Gartenteil garantiert sein (vgl. GSA 31/I,15,2,1, Bl. 9–11, 14, 16 [Aktenkopie]). Die Bekanntmachung der Kommission vom 29. März 1794 mit der Ausschreibung des Gartenteils ist gedruckt in: FA/Goethe I 27, 346f., Nr 297. – Zu den anfänglichen Plänen, das Gelände dem Gärtner Conrad Dietzel zu überlassen vgl. Nr A 14. 279,17 Casse] Herzogliche Einrichtung zur Verwaltung der öffentlichen Gelder (vgl. GWb 5, 291). 279,18 Zubuße] Zuschuss, Beisteuer (vgl. Adelung 4, 1741; Grimm 32, 254), die regelmäßige Einnahme, die durch die Verpachtung erzielt wurde. 279,20 Serenissimus] Von lat. Serenissimus (vgl. erste Erläuterung zu 3,17). Gemeint ist Herzog Carl August. 279,26 Rekrutirung] Neubegründung, Wiederanpflanzung. – Franz. recruter: werben, ausheben, von lat. recrescere: wieder nachwachsen.
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279,27 pp] Lat. perge, perge: fahre fort, und so weiter (von lat. pergere). 279,27 Instruction] Der Gärtner hatte die Beete, Hecken und Zäune des Gartens in Ordnung zu halten, die Tore aufzuschließen sowie Tagelöhner zu seiner Unterstützung zu beschäftigen und zu entlohnen. 279,31 rthl.] Reichstaler (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band). 279,31 Ostern] Vgl. zu 6,17–18. 279,31 a. c.] Lat. anno currente: im laufenden Jahr. 279,31–32 die fol 〈…〉 besorgen lassen] Die Akten sind verloren, mitsamt dem nicht genau bezeichneten Blatt (von lat. folium). – Die Reparaturen wurden auf 60 Reichstaler kalkuliert. Das Haus sollte innen und außen gestrichen werden, zudem waren Schäden im Inneren zu beseitigen. Da Batsch die Übernahme der Summe aktuell verweigerte, ging sie zunächst zu Lasten der Kommission (vgl. GSA 31/I,15,2,1, Bl. 8, 12 [Aktenkopie]). Vgl. ferner Nr A 13. 279,33 Miethmann] Mieter (vgl. Adelung 3, 204; Grimm 12, 2182). 279,37 concernirenden Piecen] Den Vorgang betreffenden Aktenstücken (von franz. concerner: anbelangen, tangieren und franz. pièce: Stück, Teil). 280,3 gl – l] Groschen – Pfennige (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band). 280,9 Reolen] Auch riolen oder rigolen: ein Stück Land furchenweise tief umgraben (vgl. Adelung 3, 1127f.; Grimm 14, 1026). – Von franz. rigole: tiefe Rinne, kleiner Entwässerungsgraben. 280,14 Interessen] Zinsen (vgl. GWb 5, 54). Vgl. zu 276,2–3. 280,18 Capitel] Rechnungsposten, Rubriken einer Aufstellung (vgl. GWb 5, 270). 280,22 ad] Lat.: zu. 280,23 Gärtner Diezel] Conrad Dietzel wurde Ende April 1794 auf ein Jahr zur Probe eingestellt, mit Kündigungsmöglichkeit zum Ende jedes Quartals. Sein Lohn betrug 40 Reichstaler pro Jahr (vgl. GSA 31/I,15,2,2, Bl. 2–4 [Aktenkopie]). Das Arbeitsverhältnis währte nicht lange, obwohl es im Frühjahr 1795 verstetigt wurde: Im Botanischen Garten arbeitete Dietzel bis Michaelis 1795. Eine Forderung nach Erhöhung seines Gehalts konnte nicht bewilligt werden, was ihn dazu veranlasste, die Anstellung aufzugeben und auf die Gärtnerstelle im akademischen Kollegiengarten zu wechseln. Ab 26. September 1795 übernahm der Gartenbursche Johann Gottlieb Daniel Wagner die Stelle im Botanischen Garten. Vgl. zu 276,20, 287,2, 312,13 und 313,6. Ferner FA/Goethe I 27, 355–360; erläutert in: FA/Goethe I 27 K, 514–518. 280,23 sich anheischig macht] Sich durch Vertrag verpflichtet (vgl. GWb 1, 585). 280,26 Den obern großen Fleck] Anbaufläche im oberen Gartenteil mit Grasflächen, Obstgarten und einer vom Heiligenstädtischen Garten bis zum Kellerhaus
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reichenden Rabatte. Batsch pachtete dieses Land zur Selbstversorgung, vom 1. April 1794 an auf drei Jahre (vgl. zu 285,31–32). 280,27 Grabeland] Durch Umgraben kultiviertes Land (vgl. GWb 4, 416). 281,1–2 eine große Anzahl 〈…〉 um sonst zu erwarten haben] Vgl. zu 278,17. 281,9 Anschläge] Schätzungen, Veranschlagungen der Kosten (vgl. GWb 1, 664). – Von der Kommission genehmigt wurden neun Fensterläden für das Gewächshaus (vgl. GSA 31/I,15,2,2, Bl. 5 [Aktenkopie]; gedruckt in: FA/Goethe I 27, 353f., Nr 303). 281,9 Accorde] Vereinbarungen, Übereinkünfte (von franz. accord). 281,12 Mistbeete] Beete aus einer Aufschüttung von Mist in Holzrahmen, geeignet zur Frühanzucht von Pflanzen. Während der Verrottung des organischen Materials wird Wärme freigesetzt, was Mistbeete zu einer guten Alternative zum Gewächshaus macht. 281,12 Befriedigung] Umfriedung, Einzäunung (vgl. GWb 2, 199). 281,13 Bassins] Ein angelegtes Wasserbecken (vgl. GWb 1, 86) (von franz. bassin: Becken, Wasserstück). 281,13 Abzugsgrabens] Eine hinter dem Haus anzubringende Rinne zur Ableitung des Wassers. Mit der Drainage in Verbindung stehen die ebenfalls zur Anschaffung vorgesehenen Stückfässer zum Sammeln von Regenwasser (vgl. GSA 31/I,15,2,2, Bl. 5 [Aktenkopie]; gedruckt in: FA/Goethe I 27, 353f., Nr 303). – Zu weiteren Arbeiten an der Wasserversorgung des Gartens vgl. Nr A 44. 281,20 p pränumerando] Lat. praenumerando: durch Zahlung im Voraus. Bei p handelt es sich vermutlich um einen nicht gestrichenen Wortanfang. Der Buchstabe könnte auch für die den Ablativ bedingende Präposition ‚pro‘ stehen, im Sinne von ‚vermöge‘; es läge damit eine keineswegs gebräuchliche, aber grammatikalisch korrekte Wendung vor. – Vgl. zu 6,17–18. 281,21 summarische Quartalextracte nach den Capiteln des Etats] Vierteljährlich vorzulegende Kostenübersichten, in denen die Einnahmen und Ausgaben den entsprechenden Buchungstiteln zugeordnet waren. Zum Verfahren vgl. zu 3,4–5 und zu 276,25–26. 281,23–25 die pflichtmäßige Verpachtung 〈…〉 wird demselben überlassen] Vgl. zu 280,26. – pflichtmäßige: der Forderung nach Wirtschaftlichkeit genügende. 281,29–31 Dennoch erwartet 〈…〉 General-Bericht] Vgl. zu 3,4–5 und 276,25–26. 281,32 ersteckt] Ausgedehnt (vgl. GWb 3, 425). 281,36 Akademie] Hier: die Landesuniversität in Jena (vgl. zweite Erläuterung zu 275,5). 282,1 Polizeianstalt] Eine behördliche Instanz, die für die Einhaltung der öffent-
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lichen Ordnung und Sicherheit Sorge zu tragen hatte. – Ob diese je eingerichtet wurde, konnte nicht ermittelt werden. 282,2 Vortrag] Amtliches Schriftstück, das in diesem Fall für den regierenden Herzog zum Zwecke der Berichterstattung über die Aktenlage angefertigt wurde. 282,3 Publico] Dativ von lat. publicum: Allgemeinheit, Öffentlichkeit. 282,10 communiciren] Kommunizieren, mitteilen (von franz. communiquer). 282,11 ad acta] Lat.: zu den Akten. 282,12 sm.] Lat. salvo meliori: vorbehaltlich eines besseren Vorschlags. – Gängige Abkürzung im amtlichen Schriftverkehr, gebräuchlicher Bestandteil der Petitio (Bitte um Antwort) am Ende eines Schreibens.
A 11. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 1. März 1794 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-17311. – Doppelblatt 19,5(–19,7) × 27,5 cm, 3⁄4 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Des Herrn Professor / Batsch / Wohlgel / Jena / fr., links darüber Zählung, von fremder Hd, rote Tinte: „N 16“, darunter rotes Siegel (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41); Bl. 2 am Rand Mitte Papierverlust durch Öffnen des Siegels; S. 1 links Reste von drei Papierstreifen, S. 4 am oberen Rand Spuren einer früheren Klebung. E: WA IV 18 (1895), 59, Nr 3044b (Albert Leitzmann). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 282,15–16 abgehalten nach Jena zu reisen] Der Grund für die Verschiebung der Reise ist unbekannt. 282,16 auf die nächste Woche] Goethe hielt sich vom 9. bis zum 13. März in Jena auf, von Sonntag der kommenden Woche an bis zum darauffolgenden Donnerstag. 282,17 die Anschläge zu dem Gewächshause] Vgl. 281,3–10. 282,18 präparirt] Vorbereitet (von lat. praeparare). 282,18 die Einrichtung] Zum Kontext, der Gründung der Botanischen Anstalt, vgl. zweite Erläuterung zu 3,4. – Einrichtung: Errichtung, Gründung, Schaffung (vgl. GWb 2, 1499). 282,19 nach dem mitgetheilten Voto] Nach der Anweisung der Kommission vom 27. Februar 1794 (vgl. Nr A 10, Beilage 1).
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A 12. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 20. März 1794 → 〈Weimar〉 ÜBE R L IE FE RUN G
H: Nicht überliefert; vor 1945 LATh-HStA Weimar; Kriegsverlust. – „Handschrift, eigenhändig, rechtsspaltig beschriebener Foliobogen, in den Geh. CanzleyActen ‚Das Zeichnen-Institut allhier und zu Eisenach betr. Vol. I. Weimar 1781–1839‘, Bl. 43.“ (WA IV 30, 220.) E: WA IV 30 (1905), 52–54, Nr 3047a (Carl Schüddekopf; nach H). Textgrundlage: E. E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugsschreiben gibt es nicht. – Herzog Carl August antwortete am 20. März 1794 mit einem möglicherweise an Jacob Friedrich von Fritsch gerichteten Schreiben (abgedruckt im Anschluss an die Erläuterungen zum vorliegenden Schreiben). 283,1 Promemoria] Lat.: zur Erinnerung; hier: Denkschrift. 283,4 subalternen] Mittellat. subalternus: untergordnet. 283,4 Organs] Organ: Werkzeug, Hilfsmittel (nach griech. ). 283,8 Departements] Franz. département: hier ‚Geschäftsbereich‘. 283,12 Georg Paul Götze] Über Paul Goetze vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Schreiben an Goetze vom 31. August 1796 (GB 11); er stand seit 1777 in Goethes Diensten. 283,22 Charackter] Titel, Rang (vgl. GWb 2, 985). 283,22 Conduckteurs] Franz. conducteur: Leiter, Aufseher. 283,22–23 kleine Besoldung] Goetze erhielt pro Jahr 50 Reichstaler Gehalt; vgl. Herzog Carl Augusts Bewilligungsschreiben im Anschluss an die folgenden Erläuterungen. 283,23–24 die Vortheile 〈…〉 eine Zeitlang gönnen] Goethe unterstützte Goetze auch aus eigener Tasche. Unter seinen Rechnungen findet sich eine Quittung vom 4. April 1794 über 25 Reichstaler für das Quartal von April bis Juni 1794 (GR/Belege 1794, 2, Bl. 35). 283,28 Ltnant Vent] Christoph Gottlob Vent, weimarischer Ingenieuroffizier, seit 1792 Lieutenant. Herzog Carl August bewilligte Goethes Gesuch am selben Tag; sein Schreiben, das möglicherweise an Jacob Friedrich von Fritsch gerichtet war, lautet: Aus beyliegenden P. M. werden Sie Göthens Wunsch ersehn, den ich gerne erfülle, besorgen Sie die nöthigen Rescripte desshalben, u. wegen folgender anderer gegenstände: Der Götze von dem die Rede ist soll den Charackter als Conducteur u. 50 rh. der Mahler Horny alhier – 50 rh. der Steinschneider Facius alhier – 100 rh. ge-
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halt aus der Cammer zu Weimar vom 1ten April ai. c. an erhalten. W. d. 20t Mertz 1794. Carl August m p. (WA IV 30, 220.) 1 P. M.] Promemoria (Denkschrift). 4 Horny] Conrad Horny, Maler und Kupferstecher in Weimar, Lehrer an der Freien Zeichenschule. 4 Facius] Friedrich Wilhelm Facius, Medailleur in Weimar. 5 ai. c.] Lat. anni currentis: des laufenden Jahres. 6 m p.] Lat. manu propria: mit eigener Hand.
A 13. An August Johann Georg Carl Batsch
Weimar, 3. April 1794 → 〈Jena〉
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H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. I, fol. 74, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1794.“; Kriegsverlust. – Schreiberhd, mit egh. Korrekturen; Adresse: Herrn Professor Batsch in Jena, Randsignaturen G. und „V.“ 〈Christian Gottlob Voigt〉 sowie egh. Absendevermerk d. 5. Apr. durch die Botenweiber bestellt G. (WA IV 10, 391). – Vor dem diktierten Konzept stichwortartige Disposition der einzelnen Inhaltsteile, auf den 2. April 1794 datiert, egh. Randsignatur und von Voigt (H: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten; Kriegsverlust; vgl. GSA 31/I,15,2,1, Bl. 11 [Aktenkopie]; gedruckt in: FA/Goethe I 27, 349, Nr 299.) E: WA IV 10 (1892), 148f., Nr 3048 (Eduard von der Hellen; nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 391). Textgrundlage: E. E R L Ä UT E RUNGEN
August Johann Georg Carl Batschs Bezugsschreiben vom 31. März 1794 ist nicht überliefert (vgl. zu 284,3). – Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt. 284,3 Schreiben vom 31. März] Dieses Schreiben an die für den Botanischen Garten und die Botanische Anstalt zuständige Kommission ist nicht überliefert. Es enthielt konkrete Anfragen (284,7) des Gartendirektors an die Oberaufsicht. Goethe antwortete auf das Schreiben, nachdem er sich mit Christian Gottlob Voigt über die Frage der Verpachtung des unteren Gartens abgestimmt hatte (vgl. dessen Schreiben von Ende März 1794, Goethe-Voigt2 1, 129f.). Vgl. erste Erläuterung zu 279,17. 284,3 a. c.] Lat. anni currentis: des laufenden Jahrs.
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284,6 Herrn Geheimerath Voigts] Goethes Amtskollege in der Kommission (vgl. zu 6,12–13). 284,8 Zuförderst] Besonders, vornehmlich (vgl. Adelung 4, 1778; Grimm 32, 888f.). 284,9 Gärtner Diezel] Conrad Dietzel (vgl. erste Erläuterung zu 280,23). 284,9 in seinen Zetteln] Die Abrechnungsbelege haben sich nicht erhalten. 284,11 separire] Separieren, trennen, scheiden (von lat. separare). 284,17 Gatter] Sie trennten den oberen vom unteren Garten, dem verpachteten Stück Land. Goethe hatte sich tags zuvor darum gekümmert (vgl. GSA 31/I,15,2,1, Bl. 11 [Aktenkopie]). 284,18 Bauverwalter Steffani] Georg Christoph Steffany, der für Bauwesen zuständige Beamte bei der herzoglichen Kammer in Weimar. 284,20 Miethcontract] In den Aktenkopien hat sich eine spätere Abschrift des von der Kommission unterzeichneten Mietvertrags vom 1. April 1794 für das Wohnhaus und die zugehörigen Nebengebäuden erhalten (vgl. GSA 31/I,15,2,1, Bl. 13f. [Aktenkopie]; gedruckt in: FA/Goethe I 27, 347f., Nr 298). Vgl. zu 6,17–18. Die Einzelheiten des Vertrags hatte Goethe mit seinem Mitkommissar Voigt abgestimmt; Voigt hatte den aufgesetzten Kontrakt am 2. April 1794 geschickt (Goethe-Voigt2 1, 130f.). 284,22–23 da Ew. Wohlgeb. 〈…〉 ablehnen] Vgl. zu 279,31–32. 284,28 vorseyenden] Vorseiend, vorgesehen, geplant, in Aussicht stehend (vgl. Grimm 26, 1555). 284,28–29 Verpachtung 〈…〉 auf drey Jahre] Vgl. zu 279,17. 284,35–36 das Institut] Vgl. zweite Erläuterung zu 3,4.
A 14. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 14. April 1794 → 〈Jena〉 ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. I, fol. 100, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1794.“; Kriegsverlust. – Schreiberhd, mit egh. Korrekturen (vgl. WA IV 10, 391). E: WA IV 10 (1892), 150–152, Nr 3049 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: E.
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E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 285,4 P. P.] Lat. praemissis praemittendis: unter Vorausschickung des Vorauszuschickenden; hier ist die vollständige Titulatur des Adressaten gemeint, die der Schreiber in der Ausfertigung zu ergänzen hatte. 285,6 unserer Anstalt] Vgl. zweite Erläuterung zu 3,4. 285,7 einige unvermuthete Geschäfte] Näheres konnte nicht ermittelt werden. Zu den möglichen Gründen vgl. Nr 14. 285,8 Feyertagen] Der Karwoche und den Ostertagen. Ostersonntag fiel 1794 auf den 20. April. Goethe sollte erst einen Monat später, am 20. Mai nach Jena aufbrechen. 285,8–9 das Gewächshaus] Vgl. zu 275,40. 285,10 verspare] Versparen: zurückhalten, unterlassen (vgl. Grimm 25, 1368). 285,12 die Commission] Die Oberaufsicht des Botanischen Gartens (vgl. zu 3,4–5). 285,12–13 Verpachtung des untern Theiles des Gartens] Vgl. erste Erläuterung zu 279,17. 285,14 Gärtner Diezel] Conrad Dietzel (vgl. zu 280,23). 285,17 compromittirt] Kompromittieren: Kanzleisprachlich für für ‚in den Entscheidungen abhängig machen‘ (vgl. GWb 5, 556). – Von franz. se compromettre: sich der Gefahr einer üblen Nachrede aussetzen, etwas seiner Würde und Ehre Nachteiliges tun, sein Ansehen aufs Spiel setzen. 285,20 Bürger Patschke] Johann Georg Patschke, Bürger des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach, in Jena als Gürtlermeister tätig. 285,21 jährl.] Jährlich. 285,26 abzulegen] Ablegen: entlassen (vgl. GWb 1, 99). 285,26 genirt] Genieren: beeinträchtigen (vgl. GWb 3, 1460). – Von franz. gêner: zwängen, drücken, pressen. 285,30 ermäßigten] Ermäßigen: einschätzen, bemessen (vgl. GWb 3, 360). 285,31–32 und solches 〈…〉 feil böten] Der Adressat entschloss sich, den oberen Teil des Fürstengartens von 1. April 1794 an selbst auf drei Jahre zu pachten. Der auf den 2. Mai 1794 datierte, zwischen ihm und der Oberaufsicht des Botanischen Gartens geschlossene Kontrakt über das Gras-, Obst- und Grabeland hat sich in den Aktenkopien erhalten (vgl. GSA 31/I,15,2,2, Bl. 6 [Aktenkopie]; gedruckt in: FA/ Goethe I 27, 353, Nr 302). Als Pacht wurden 10 Reichstaler jährlich festgelegt. Vgl. zu 280,26. – feilbieten: dem Meistbietenden offerieren. Eine öffentliche Ausschreibung konnte nicht ermittelt werden, offenbar gab es auch kein Bieterverfahren. 285,33 in Ihre Casse nähmen] Diese Einnahmen aus der Nutzung des Gartens waren wie die dafür aufzuwendenden Ausgaben regelmäßig abzurechnen, die entsprechenden Belege waren der Kommission vorzulegen (vgl. zu 3,4–5 und 276,25–26).
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BRIEFE A 15/16
286,2 Hauptcasse der Fürstl. Commission] Die Finanzverwaltung der Fürstlichen Kammer im Herzogtum (vgl. zu 275,5 und 279,17). 286,7–8 unverruckt] Fest, beständig. 286,10 mich zu unterzeichnen] Hier: mit Namen unterschreiben, was in der Ausfertigung erfolgte.
A 15. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 22. April 1794 → 〈Weimar〉 ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/411,I. – 1 Blatt 12,0(–12,3) × 25,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oberer und rechter Rand beschnitten, Textverluste (vgl. Textergänzungen in spitzen Klammern im Textband). E: WA IV 50 (1912), 16f., Nr 3049a (Carl Schüddekopf; nach H im offenbar noch unbeschnittenen Zustand ohne Textverluste und mit der Überschrift Unterthänigstes Promemoria, von der in H noch zwei Unterlängen sichtbar sind). Textgrundlage: H; im Fall von Textverlust E. E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 286,13 Promemoria] Lat.: zur Erinnerung; hier: Denkschrift. 286,16 Ludwig Hirt] Aloys Ludwig Hirt, Archäologe, Kunsthistoriker und Schriftsteller, lebte von 1782 bis 1796 in Rom. Goethe hatte ihn 1786 dort kennen gelernt und schätzte ihn als Kunstkenner und Fremdenführer; er empfahl ihn auch Herder (vgl. GB 7 I, Nr 156). 286,16 au〈s〉 dem Fürstenbergischen] Hirt wurde in Behla bei Hüfingen geboren, als Landeskind der Fürsten zu Fürstenberg, einer Familie des südwestdeutschen Hochadels, die große Teile der Baar und des Schwarzwaldes beherrschte. Hüfingen liegt südlich von Donaueschingen, der Residenzstadt der Fürstenberger. 286,17 mehrere antiquarische Aufsätze] Hirt hatte u.a. in Wielands „Teutschem Merkur“ 1785/86 „Briefe aus Rom“ veröffentlicht, in denen er ausführliche Beschreibungen von Werken in Rom lebender Künstler lieferte (vgl. im Einzelnen GB 7 II, 65–67, zu 26,16 und 26,17–18). Außerdem war er von 1789 bis 1792 mit Karl Philipp Moritz Herausgeber und Mitarbeiter der Zeitschrift „Italien und Deutschland in Rücksicht auf Sitten, Gebräuche, Litteratur und Kunst“ in Berlin. 1796/97 betätigte sich Hirt auch als Mitarbeiter an Schillers „Horen“ (vgl. „Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“, S. 599–604 im vorliegenden Band). – Literaturhinweis: Jürgen Zimmer: Verzeichnis der gedruckten Schriften von Aloys Hirt. In: Aloys Hirt. Archäologe, His-
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toriker, Kunstkenner. Hrsg. von Claudia Sedlarz unter Mitarbeit von Rolf H. Johannsen. Hannover 2004, S. 367–408. 286,18–19 Ihro Fra〈uen〉 Mutter 〈…〉 gewußt ha〈t〉] Während ihrer Italienreise von 1788 bis 1790 hatte Hirt der Herzoginmutter Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach als Fremdenführer in Rom gedient, wo sie sich von Oktober bis Dezember 1788 und von Februar bis Mai 1789 aufgehalten hatte. 286,19 Charackter] Titel, Rang (vgl. GWb 2, 985). 286,19 fürstl Rathes] Herzog Carl August erteilte Hirt am 2. Mai 1794 wunschgemäß den Rang eines weimarischen Rates, der „nur ein bloßer Titel ist, der zu keinen weitern Obliegenheiten verbindet.“ (Adelung 3, 952.) Auch Schiller war im Dezember 1784 zum weimarischen Rat ernannt worden.
A 16. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 26. April 1794 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: Dove Cottage (GB), Grasmere, Cumbria, The Wordsworth Trust, Bestand: Mary Stanger Album. – Doppelblatt 19,4 × 23,1 cm, 1 ¼ S. beschr., Schreiberhd (Schumann), mit egh. Unterschrift, Tinte; an den Ecken leichte Schmutzränder. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. II, fol. 13, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1794.“; Kriegsverlust. – Von Schreiberhd, mit egh. Korrekturen und Randsignaturen G. und „V.“ 〈Christian Gottlob Voigt〉 (vgl. WA IV 10, 391). E: WA IV 10 (1892), 152, Nr 3050 (Eduard von der Hellen; nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 391). BE IL AG E
Abschrift der Bestallungsurkunde für Conrad Dietzel (vgl. zu 287,2). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 287,2 Bestallung 〈…〉 in Abschrift] Die Abschrift des Aktenstücks vom 26. April 1794 ist nicht überliefert: Die inhaltlichen Festlegungen des Anstellungsvertrags sind nur aus einer in den Aktenkopien erhaltenen späteren Abschrift bekannt (vgl. GSA 31/I,15,2,2, Bl. 2–3 [Aktenkopie]; gedruckt in: FA/Goethe I 27, 356, Nr 306). – Festgelegt wurde, dass Conrad Dietzel sich nach den Vorgaben des Gartendirektors Batsch um die Erhaltung des oberen Fürstengartens und um dessen Pflanzenbestand zu kümmern habe. Er sollte die anzustellenden Tagelöhner beauf-
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BRIEF A 17
sichtigen und bei Bedarf selbst Hand anlegen, sich um die Reinhaltung der Wege, den Beschnitt der Hecken sowie um die Pflanzen im Gewächshaus kümmern. Als Gehalt erhielt er dafür jährlich 40 Reichstaler. Die Anstellung erfolgte zunächst auf ein Jahr zur Probe, danach mit beiderseitiger Kündigungsmöglichkeit mit einer Frist von drei Monaten. – Bestallung: Anstellungsurkunde (vgl. GWb 2, 512). 287,3 Fürstl. Commission wird 〈…〉 ersuchen lassen] Die Kommissionsmitglieder wiesen noch am selben Tag den Bauverwalter Georg Christoph Steffany an, bei seinem nächsten Aufenthalt in Jena die zuständige herzogliche Behörde mit der vertraglichen Verpflichtung des Gärtners zu beauftragen und ihn für bereits geleistete Arbeiten in der Baumschule entlohnen zu lassen (vgl. GSA 31/I,15,2,2, Bl. 4 [Aktenkopie]; gedruckt in: FA/Goethe I 27, 355, Nr 305). Außerdem ging an den Bauverwalter ein Votum der Kommission, Dietzel die Summe von 4 Reichstalern für Auslagen und bereits erfolgte Leistungen zu erstatten (vgl. GSA 31/I,15,2,2, Bl. 3 [Aktenkopie]; gedruckt in: FA/Goethe I 27, 357, Nr 308). – Justizamt: Justiz- und Rentamt in Jena, Behörde der Landesverwaltung mit juristischen und fiskalischen Aufgaben. 287,4–5 dem Institut] Vgl. zweite Erläuterung zu 3,4. 287,5–6 die nähern Instructionen für denselben] Ein solches Schriftstück von Batsch mit Dienstanweisungen für Dietzel konnte nicht ermittelt werden. Die allgemeinen Vorgaben dürften darin wiederholt und spezifiziert worden sein (vgl. zu 287,2). 287,7 von Ilmenau zurück komme] Goethe verzichtete schließlich auf die für den 30. April 1794 vorgesehene Reise zum Gewerkentag (vgl. Nr 14). 287,7 Sie in Jena zu sehen] Goethe hielt sich zwischen dem 20. und dem 22. Mai 1794 in Jena auf, ein weiteres Mal vom 13. bis zum 16. Juni 1794. Ob es zu einem Treffen kam, ist nicht belegt.
A 17. An Christian Gottlob Voigt
〈Weimar〉, 1. Mai 1794 → Ilmenau
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/528,I, Bl. 8–9. – Doppelblatt 19,6 × 27,6 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Des Herrn / Geh. Rath Voigt / Hochwohlg / Ilmenau / durch einen / bezahlten Boten., über und unter der Adresse Reste eines roten Siegels (Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41); Bl. 2 am Rand Mitte Papierverlust durch Öffnen des Siegels, Rs. stark verschmutzt. E: Goethe-Voigt1 (1868), 147f., Nr 23. WA IV 10 (1892), 158f., Nr 3057.
MAI 1794
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Das Schreiben beantwortet Christian Gottlob Voigts Schreiben vom 29. April 1794 (Goethe-Voigt2 1, 134f., Nr 86; vgl. RA 1, Nr 925). – Voigt antwortete am 2. Mai 1794 (Goethe-Voigt2 1, 135f., Nr 88; vgl. RA 1, Nr 930). 287,12 Glück auf] Gruß der Bergleute an den sich in der Nähe der Bergwerke des Herzogtums aufhaltenden und dort mit Bergwerksangelegenheiten befassten Adressaten. 287,13 unsrer Votanten] Die Deputierten des Gewerkenausschusses, der auf dem Gewerkentag neu eingerichtet worden war. Zu diesen gehörten u.a. der Ingenieur Joseph von Baader und der Montanist Ernst Friedrich von Schlotheim. Vgl. zu 40,2. – Votanten: Abstimmende (von lat. vota: Gelübde). 287,13 Ihren Briefen] Neben dem Bezugsschreiben ist dies ein zweites Schreiben vom 29. April 1794 (Goethe-Voigt2 1, 132–134, Nr 85; vgl. RA 1, Nr 924). 287,15–16 der Herzog 〈…〉 Abend] Carl August erreichte Ilmenau am 3. August 1794 und ließ sich in den folgenden Tagen über den Zustand des Ilmenauer Bergwesens informieren. Am 15. Mai 1794 bekundete er gegenüber Goethe seine Zufriedenheit darüber, dass er in Ilmenau alles in rechten gutem Stande gefunden habe (Carl August-Goethe2, 1, 195). 287,17–18 Zerschlagung der Güter] Die Auflösung von großen Flächen in den herzoglichen Kammergütern von Unterpörlitz, Heyda und Neuhaus, alle nördlich von Ilmenau, im Vorland des Thüringer Waldes gelegen. Durch die Neuaufteilung und den Verkauf des Grundbesitzes sollte eine intensivere Bewirtschaftung des Bodens mit mehr Ertrag ermöglicht werden. Disparate Weideflächen konnten so miteinander verbunden und an herrschaftliche Forste angeschlossen werden (vgl. AS 2, 401f. sowie die zugehörigen Geheimen Kanzleiakten, H: LATh-HStA Weimar, Herrschaftliche Güter und Grundstücke B 8468, bes. Bl. 101–124). Die revolutionären Entwicklungen in Frankreich veranlassten sowohl Goethe als auch Voigt, ebenso das Geheime Consilium und die Fürstliche Kammer, Carl August von dem Vorhaben, das er seit 1780, mit Vehemenz seit Mai 1793 verfolgt hatte, abzuraten. Der Herzog jedoch hielt daran fest, zumal ein beträchtlicher Erlös aus dem Verkauf erwartet wurde (vgl. Voigts Schreiben, 9. Juni 1794; Goethe-Voigt2 1, 137f.). Die Ländereien der Kammergüter wurden im Sommer und Herbst 1794 verkauft. Die Zerschlagung von herrschaftlichen und Rittergütern war Teil eines größeren Reformprogramms der Landesökonomie, von dem die Gemeinden und die Landbevölkerung finanziell profitieren sollten.
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BRIEF A 18
A 18. An Heinrich Vohs und Carl Willms Weimar, 14. August 1794 → 〈Weimar〉 ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: LATh-HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/36, Bl. 12–14. – 2 ineinandergelegte Doppelblätter 20,8(–21,3) × 35,8 cm, 5 ½ S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse, Randsignatur und einige der Korrekturen links) beschr. (S. 3–7 Mitte Text), Schreiberhd (Schumann), Tinte; S. 3 Adresse: An / die Regie und Theater-Casse- / Administration., im oberen Drittel der linken Spalte egh. Paraphe (Visum, Randsignatur). – In einem Faszikel, auf dessen vorderem Umschlag die egh. Aufschrift, Tinte: Den Aufenthalt / der Weimarischen Schauspieler- / Gesellschaft / in Rudolstadt / betrl / 1794, 41 Bll., 13 Bll. Druck. E: Ungedruckte Goethiana zur Theatergeschichte. In: Die Grenzboten 40 (1881). 4. Bd, S. 105–111, hier S. 105 (Carl August Hugo Burkhardt; mit Unterschrift, ohne Zusätze von fremder Hd und ohne Beilage). WA IV 10 (1892), 180–182, Nr 3075 (nach E). Textgrundlage: K. BE IL AG E
Abschrift des Vertrags vom 12. Mai 1794 zwischen der Weimarer Hoftheaterdirektion und dem Fürstlichen Hof zu Rudolstadt (vgl. zu 289,2–3). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 288,1 Aufenthalte der Gesellschaft in Rudolstadt] Nach der Spielzeit in Lauchstädt vom 20. Juni bis 10. August 1794, während der dortigen Badesaison, sollte das Weimarer Hoftheaterensemble vom 18. August bis 10. September 1794 in Rudolstadt gastieren, der Residenzstadt des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt, rund 40 km südlich von Weimar an der Saale gelegen. Die Abreise der Gesellschaft am 15. August 1794 stand unmittelbar bevor; sie erforderte erhebliche logistische Anstrengungen, waren doch neben der Garderobe auch die benötigten Dekorationen mitzunehmen. Goethe nutzte die Gelegenheit zu einigen die Regie instruierenden und die Schauspielergesellschaft zur Disziplin mahnenden Worten. – In Rudolstadt war im Juni 1793 auf dem Anger ein Komödienhaus eröffnet worden, ein einfacher, nur im Sommer zu nutzender Holzbau, der nach einigen Umbauten von der Weimarer Truppe als bespielbar betrachtet wurde: Die Tiefe der Bühne wurde vergrößert, Garderoben wurden angelegt. Extern errichtete man ein Kassengebäude, zudem wurden dort Räumlichkeiten zur Aufbewahrung der Garderobe und Quartiere für die Schauspieler beschafft (H: LATh-HStA Weimar, Ge-
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neralintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/36, Bl. 7–8). Das Haus bot rund 500 Personen Platz: Neben Stehplätzen standen auf der Gallerie Logen zur Auswahl und im Parterre drei verschiedene Kategorien von Sitzbänken. Die Logen waren dem Hof und seinen Gästen vorbehalten. Mitunter fanden auch Aufführungen im Residenzschloss, der Heidecksburg, statt, wahrscheinlich in einem der Festsäle; das noch heute vorhandene Hoftheater im Nordflügel des Schlosses wurde erst im August 1796 eingeweiht. Von 1796 bis 1803 nutzte das Weimarer Hoftheater die Rudolstädter Bühne jeweils für einige Wochen im Sommer. Das Publikum bekam während dieser Gastspielzeiten häufig das Neueste zu sehen, was das Theater der Zeit zu bieten hatte, darunter die Werke Goethes, Schillers und August Wilhelm Ifflands sowie die Opern von Mozart. Die Noten und Texte der noch unbedruckten Stücke zirkulierten in Abschriften. Auch Goethe bediente sich dieses Verbreitungsweges, wenn er beispielsweise eine Abschrift seines Stückes „Die Mitschuldigen“ an Wolfgang Heribert von Dalberg in der Hoffnung sandte, es werde in Mannheim aufgeführt (Brief an W. H. von Dalberg, 2. März 1780; WA IV 4, 187). – Zum Gastspiel in Rudolstadt vgl. Satori-Neumann2 1, 105–116, 260–261; Berthold Rein: Goethe und das fürstliche Theater in Rudolstadt. In: Schwarzburgbote. Blätter für Thüringer Geschichte und Heimatkunde. Goethe-Festbeilage der Landeszeitung für Schwarzburg-Rudolstadt 1932, Nr 4, 7. April, S. 1f. 288,2 gegen den Hof] Gegenüber dem seit 1793 regierenden Fürsten Ludwig Friedrich II. von Schwarzburg-Rudolstadt und seiner Gemahlin, Caroline von Homburg-Hessen, die mit der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach verwandtschaftlich verbunden war, sowie gegenüber den Angehörigen der Hofgesellschaft. 288,2 gegen das Publikum] Außer den Mitgliedern der fürstlichen Familie und den Angehörigen der Hofgesellschaft stand das Theater auch zahlendem Publikum offen. Die Billetts wurden im Vorverkauf von Carl Willms angeboten. Sie konnten unter der Adresse seines jeweiligen temporären Quartiers, vormittags zwischen 8 und 10 Uhr und nachmittags von 3 bis halb 5 Uhr, abgeholt werden, danach an der Theaterkasse. 288,8 Allzuscharf macht schartig] August Wilhelm Ifflands Schauspiel in fünf Aufzügen „All zu scharf macht schartig“ wurde am Montag, dem 18. August 1794, erstaufgeführt. Die Aufführung wurde an diesem Tag mit einem von Friedrich Müller vorgetragenen Prolog von Christian August Vulpius eröffnet (H: LAThHStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/36, Bl. 24f.). Gedruckt liegt Ifflands Schauspiel erst seit 1795 vor. 288,9 Die Reise nach der Stadt] Einen Tag später, am 19. August 1794, folgte Ifflands Lustspiel „Die Reise nach der Stadt“ (gedruckt 1795). 288,10 Die Entführung aus dem Serail] Am 20. August 1794 kam Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Entführung aus dem Serail“ in einer freien textli-
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chen Bearbeitung von Christoph Friedrich Bretzner auf die Bühne: „Belmont und Constanze, oder: Die Entführung aus dem Serail“ (Leipzig 1781). 288,11 Dom Carlos] Friedrichs Schillers Trauerspiel „Dom Karlos, Infant von Spanien“ (Leipzig 1787) schloss sich am 21. August 1794 an. 288,12 Hieronymus Knicker] Am 22. August 1794 wurde Carl Ditters von Dittersdorfs komische Oper „Hieronimus Knicker“ gezeigt. 288,13 Das Mädchen von Marienburg] Die erste Woche schloss am 23. August 1794 mit dem Schauspiel von Franz Kratters „Das Mädchen von Marienburg“. Das Stück wurde nach dem Manuskript inszeniert; eine Druckfassung erschien erst 1795. Zuvor war es schon im gesamten deutschsprachigen Raum viele Male aufgeführt worden. 288,14–15 Die Zauberflöte wird 〈…〉 gegeben] Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ wurde am 26. und am 29. August 1794 in Rudolstadt gezeigt, in einer Bearbeitung des Librettos von Christian August Vulpius. 288,16 Mad.] Madame (franz.: Frau), als Anrede für eine verheiratete Schauspielerin (vgl. GWb 5, 1360). 288,16–18 Sollte Richard Löwenherz 〈…〉 zu übernehmen.] Das Singspiel von André Grétry „Richard Löwenherz“ (1784; franz.: Richard Cœur de Lion) mit dem Text von Michel-Jean Sedaine, in der Übersetzung von Johann André, kam in Rudolstadt nicht zur Aufführung. – Es war erstmals am 30. Januar 1793 in Weimar zu sehen gewesen. Die Rolle der Margaretha, Gräfin zu Flandern und Artois, war laut Theaterzetteln bislang von Louise Rudorff und Maria Anna Theresia Magdalena Weyrauch gespielt worden und sollte nun von der Sopranistin Genofeva von Weber übernehmen werden. Die Kammersängerin Rudorff hatte sich von der Bühne zurückgezogen, Madame Weyrauch hatte zu Ostern 1794 ein Engagement in Frankfurt a. M. angenommen. Amalie Malcolmi hatte beide offenbar in jüngerer Zeit vertreten. – ad interim: Lat.: in der Zwischenzeit, vorübergehend. 288,19–21 Zur Reise 〈…〉 auszuzahlen.] Das außerordentliche Geldgeschenk sollte die Mitglieder für die Strapazen der Reise auf schlechten Straßen entschädigen und die Moral der Truppe insgesamt heben, die unter den Ortswechseln und den provisorischen Quartieren während der Gastspielsaison im Sommer litt. 288,22 Correpetitor Eylenstein] Der Hofmusiker Johann Friedrich Adam Eylenstein. 288,23 Riemann] Der Hofmusiker August Riemann. 288,23 Hase] Wohl der Kammermusiker Johann Michael Haase. 288,23 ingl.] Ingleichen: in gleicher Weise (vgl. GWb 4, 1533). 288,23 Theaterdiener Höpfner] Friedrich Höpfner war Hauswart, Heizer, Beleuchter, Requisiteur und Inspizient. 288,23–24 Billeteur Rötsch] Der Souffleur Johann Christian Rötsch, der nicht nur die Karten zu kontrollieren hatte, sondern auch als Bote für den Transport der Theaterakten zwischen den Spielorten und Weimar zuständig war.
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288,24 dieses] Zu ergänzen ist: Monats. 288,26 Legegeldes] Hier: Eintrittsgeld; Geld, das man an der Kasse zu hinterlegen hat (vgl. GWb 5, 1058). 288,27 12 gl] 12 Groschen (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band). 288,28 Parterre] Parkett im Komödienhaus (von franz. par terre: zu ebener Erde). 288,31–32 als fürstle Personen 〈…〉 geben wird] Der Platz auf der Gallerie war Mitgliedern der Familie des Fürsten und Hofdamen sowie allen den Hof besuchenden fürstlichen und gräflichen Personen vorbehalten, ferner noch weiteren drei Personen pro Vorstellung, für die der Hof Freikarten bekam. Die Adligen des Hofes hatten freien Eintritt. Das zahlende Publikum aus dem Bürgerstand besetzte das erste und zweite Parkett. 288,33 ausbedungen] Partizip Perfekt von ‚ausbedingen‘: als vertragliche Leistung festsetzen, nachdrücklich bitten (vgl. GWb 1, 1098). 289,1 die Erleuchtung] Die Bühnenbeleuchtung. 289,2 Maschinisten] Bediener der Bühnenmaschinerie. 289,2–3 aus der abschriftl. Beylage] Die Abschrift der Beilage hat sich nicht erhalten (vgl. Überlieferung). Aus einer zeitgenössischen Abschrift des Vertrags in den Theaterakten (H: LATh-HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/36, Bl. 3–4) – vermutlich eine Abschrift der an Carl von Lyncker übermittelten Ausfertigung – geht hervor, dass diese Vereinbarung, die Billette für die fürstlichen Personen betreffend, im Kontrakt getroffen worden war. Der Hof stellte zudem die Beleuchtung, den Maschinisten und die bisweilen nötigen Statisten sowie die Wache. Des Weiteren überließ er der Gesellschaft die Musiker der Hofkapelle für Opern und Komödien (D: WAN 1 (1990), 104–105, Nr 3075 B; eine maschinenschriftliche Abschrift des im Rudolstädter Staatsarchiv befindlichen Vertrags befindet sich ferner in: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 103493). 289,6 Cammerjunker 〈…〉 von Lynker] Carl von Lyncker (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 20). 289,7 HofMarschall von Kettelhut] Johann Friedrich von Ketelhodt hatte sich um den Transport der im Besitz der Theatertruppe befindlichen und für die Vorstellungen notwendigen Gegenstände nach Rudolstadt gekümmert und deshalb um freien Eintritt für die Vorstellungen gebeten. Ferner war er Gastgeber für einige Mitglieder des Ensembles (vgl. von Lynckers Schreiben an Kirms, 3. Juni 1794; H: LATh-HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/36, Bl. 9f.). 289,8–10 Da das Rudolstädter Publikum 〈…〉 auf Zwölf Vorstellungen] Zusätzlich zu dem auf zwölf Vorstellungen berechneten Abonnement wurde später auf Wunsch des Publikums noch ein Drittelabonnement für weitere vier Vorstellungen angeboten. Die zum Abschluss des Gastspiels gezeigte Opernvorstellung war
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darin nicht mehr inbegriffen. In den Theaterakten haben sich die Listen mit den Namen der Abonnenten erhalten (H: LATh-HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/36, Bl. 20f. und 42). – Bemerkung: Registrierung, Verzeichnung (vgl. GWb 2, 365). 289,15 in Courant des das. Orts] In Courant des dasselbigen Orts: in der kuranten, sich in Umlauf befindlichen Währung des betreffenden Territoriums (von franz. courant: laufend). 289,18 Theater Diener Friedrich] Nicht ermittelt. 289,21 Theatermster Brunquell] Johann Wilhelm Ernst Brunnquell war als Theatermeister für die Dekorationen verantwortlich. 289,22–23 Rapport] Bericht, Meldung (von franz. rapport). – Der wöchentliche Bericht an die Oberdirektion informierte Goethe in Weimar über sämtliche Vorkommnisse vor Ort. Zu diesem Bericht gehörte auch ein „Extractus über die eingenommenen und ausgegebenen Gelder“ des Verwalters der Filialtheater-Kasse Johann Christian Lindenzweig. 289,24 Mitglieder der Gesellschaft] Die Schauspieler und ihre Angehörigen hatten freien Eintritt, ebenfalls die Musiker der Hofkapelle mit ihren Familien. 289,27 Domestiken] Dienstboten (von franz. domestique).
A 19. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen dem 13. und 20. August 1794〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Das Schreiben bezieht sich auf den Brief Johann Gottfried Herders an Goethe, in dem jener um Unterstützung für Heinrich Friedrich Wilhelm Seidler bittet. Herders Brief dürfte auf Anfang August 1794 zu datieren sein (vgl. HB 7, 117); er ist nachfolgend als Beilage abgedruckt. Anfang August 1794 befand sich Goethe in Dresden. Er kam erst am 12. dieses Monats nach Weimar zurück und leitete – vermutlich im Zeitraum zwischen dem 13. und dem 20. August 1794 – Herders Bitte mit vorliegendem Schreiben an Voigt weiter. Der Terminus ante quem ergibt sich aus Voigts Antwortschreiben an Goethe vom 21. August, in dem jener ein Gespräch mit Herzog Carl August über Seidler für den 22. August in Aussicht stellt (vgl. Goethe-Voigt2 1, 144). In einem weiteren, undatierten Schreiben, der ebenfalls als Antwortauf das vorliegende anzusehen ist, kündigt Voigt an, Goethe mündlich über die Angelegenheit Seidler zu informieren. Die Ankündigung könnte sich auf die Ergebnisse des Gesprächs mit dem Herzog beziehen, insofern erscheint eine Datierung dieses zweiten Schreibens auf den 22. August oder auf die Zeit kurz danach plausibel (vgl. RA 1, Nr 1028). (Dagegen die abweichende Datierung auf etwa 15. August in Goethe-Voigt2 1, 143.)
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ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/528,I, Bl. 11. – Doppelblatt 11,8 × 18,8 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 18 (1895), 15, Nr 5087 (Albert Leitzmann). BE IL AG E
Undatierter Brief von Johann Gottfried Herder, an „Hrn. G. R. v. 〈Herrn Geheimen Rat von〉 Göthe“ adressiert: Der Consist. Sekr. Seidler ist an seiner Gesundheit so verfallen, daß ihm ein Bad äußerst nöthig ist, wobei man ihm denn Bibra vorgeschlagen hat. Er ist aber auch am Beutel so verfallen, daß eine Reise dahin ihm ganz unmöglich wird; er steckt in Schulden bis über die Ohren. Der Herzog hat zu dergleichen Badereisen einigen armen Teufeln aus der Cammer ein Gratial auszahlen laßen, u. er hat dieselbe Bitte, dieselbe Hoffnung, dasselbe Zutrauen, wenn Du ein gut Wort für ihn einlegtest. Er hat mich gebeten, es bei Dir zu thun; und ich thue es leider mit voller Ueberzeugung, daß Niemanden dies Gnadengeschenk unentbehrlicher seyn mag, als ihm. Huschke wird in Ansehung seiner körperL. Umstände das Weitere sagen; ich will nur das hinzusetzen, daß wenn ihm keine / Linderung geschafft würde, er auf den Winter u. vielleicht auf immer für seinen Dienst wahrscheinlich ganz unbrauchbar würde. Thue also aus Erbarmen das Beste, was Du thun kannst, u. lebe wohl. H. (H: GSA Weimar, Sign.: 29/528,I, Bl. 12–13. – D1: HB 7, 117f., Nr 101; D2: HB 14, 122f., hier 122, Nr 101; vgl. RA 1, Nr 1024). 1 Consist. Sekr.] Consistorial Sekretair; Konsistorialsekretär: Beamter im Konsistorium, der kirchlichen Verwaltungsbehörde in Weimar. 1 Seidler] Heinrich Friedrich Wilhelm Seidler. 2 Bibra] Seit Ende des 17. Jahrhunderts genutzter Kurort mit salinischen Eisenquellen, rund 50 km nordöstlich von Weimar im Tal des Biberbaches gelegen. 5 Herzog] Carl August. 5 Cammer] Fürstliche Kammer, Behörde in Weimar, die für die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben im Herzogtum zuständig war. 6 Gratial] Gnadengeschenk (von lat. gratia: Gnade), fördernde Zuwendung, Belohnung für geleistete Dienste. 9 Huschke] Der Arzt Wilhelm Ernst Christian Huschke, seit 1790 in Weimar, seit 1792 Hofmedikus. 12–13 aus Erbarmen] Unter der Zeile erg. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete mit einem undatierten Schreiben, das entweder von Mitte August oder vom 22. August
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BRIEF A 20
1794 stammt (Goethe-Voigt2 1, 143), sowie mit einem vom 21. August 1794 (Goethe-Voigt2 1, 144). 290,1–2 welches Gesuch Herder 〈…〉 bringt] Bezugnahme auf die Anfang August 1794 vorgetragene Bitte Johann Gottfried Herders, die Goethe als Beilage zum vorliegenden Schreiben an seinen Amtskollegen weiterleitete, zum mündlichen Vortrag beim Herzog. 290,3 Seidler] Der Oberkonsistorialsekretär Heinrich Friedrich Wilhelm Seidler, Beamter in der Kanzlei des Weimarer Oberkonsistoriums. – Der Herzog zeigte sich nicht abgeneigt, etwas für Seidler zu tun, empfahl aber das seit Anfang des 18. Jahrhunderts genutzte Bad in Ruhla zur Stärkung, was der Mediziner Wilhelm Ernst Christian Huschke befürwortete (vgl. Voigts Schreiben an Goethe, 21. August 1794; Goethe-Voigt2 1, 144). Der südlich von Eisenach gelegenene Kurort verfügte ebenfalls über eisenhaltige Quellen und befand sich, anders als Bibra, auf dem Gebiet des Herzogtums.
A 20. An Carl Wilhelm Heinrich von Lyncker Ettersburg, 27. August 1794 → Rudolstadt ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 6. – Auf einem Doppelblatt 21 × 34,2 cm, 1 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse links) beschr. (S. 1 Brieftext; S. 2 Abschrift einer Anweisung Goethes an Regie und Paßier des Weimarer Theaters zu Rudolstadt vom selben Tag), Schreiberhd (Goetze), Tinte; S. 1 oben links Adresse: An. / HL. Hauptmann von Lynker / zu Rudollstadt., am oberen Rand: „Copia“. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Umschlag Aufschrift von fremder Hd, Tinte: „Acta / Die zwischen dem Acteur, Benda, und dem / Theater Schneider, Schütz in Rudolstadt begangenen / verbal und real Injurien / betrL: / 1794.“, 45 Bll. E: WA IV 18 (1895), 60, Nr 3078a (Albert Leitzmann; nach K, ohne Beilage). Textgrundlage: K. BE IL AG E
„Pro Memoria“ verschiedener Schauspieler des Weimarer Hoftheaterensembles (vgl. zweite Erläuterung zu 290,5).
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E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Carl von Lyncker antwortete am 31. August 1794 (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 30). Der Schwarzburgische Kammerjunker Carl Wilhelm Heinrich von Lyncker auf Flurstedt und Kötschau (1767–1843) war mit Goethe seit langem bekannt. Schon als Knabe hatte er im weimarischen Liebhabertheater mitgespielt. Nach dem Studium in Jena wurde er preußischer Lieutenant und beteiligte sich 1792 am Feldzug in Frankreich. Nach dem Rückzug seines Regiments quittierte er – gesundheitlich angeschlagen – den preußischen Militärdienst und nahm, zum Hauptmann befördert, nun für das Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt an den Koalitionskriegen, u.a. an der Belagerung von Mainz, teil. Daneben übernahm er diverse Aufgaben in der landesherrlichen Verwaltung, war unter anderem verantwortlich für die Porzellanmanufaktur und das Komödienhaus. Vom regierenden Fürsten Ludwig Friedrich II. dazu beauftragt, hatte er in den Monaten vor dem Sommergastspiel des Weimarer Ensembles in Rudolstadt die Verhandlungen mit der Weimarer Oberdirektion des Hoftheaters geführt und die vertragliche Vereinbarung dazu ausgehandelt (vgl. Nr A 18). Er war für die Oberdirektion, für Goethe und Franz Kirms, der wichtigste Ansprechpartner in der Schwarzburgischen Hofverwaltung. Zum Aufenthalt der Weimarer Schauspielergesellschaft in Rudolstadt vgl. Satori-Neumann2 1, 111–116. 290,5 Pp.] Lat. praemissis praemittendis: unter Vorausschickung des Vorauszuschickenden; hier ist die vollständige Titulatur des Adressaten gemeint, die der Schreiber in der Ausfertigung zu ergänzen hatte. 290,5 Beylage] Die Beilage ist nicht überliefert. Vermutlich handelte es sich dabei um eine Abschrift des an die Oberdirektion des Hoftheaters gerichteten „Pro Memoria“ der Schauspieler Christian Hermann Benda, Heinrich Vohs, Johann Jacob Graff, Friedrich Johann Michael Jacob Haide, Friedrich Müller, Anton Genast, Franz Anton Gatto, Carl Friedrich Malcolmi, Heinrich Becker, Johann Hans Christoph Beck, Carl Willms (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 3–4); es war mit einem Schreiben von Vohs am selben Tag in Weimar eingetroffen (vgl. Vohs’ Schreiben an Goethe, 26. August 1794; ebd., Bl. 1–2). In ihrem „Pro Memoria“ schilderten die Mitglieder des Hoftheaterensembles die in der nächsten Erläuterung beschriebenen Vorgänge ausführlich und baten um Ausschluss des gegenwärtig arrestierten Delinquenten aus der Schauspieltruppe. 290,6–7 was für ein unangenehmer Handel 〈…〉 erhoben] Am Vormittag des 25. August war es auf der Vogelwiese, während des traditionellen Rudolstädter Vogelschießens, zwischen dem Theaterschneider Wenzel Joseph Schütz und dem Schauspieler Christian Hermann Benda nach einem Wortgefecht zu Tätlichkeiten gekommen: Der Darstellung im „Pro Memoria“ zufolge habe Benda einer Behaup-
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BRIEF A 21
tung von Schütz über die Frau des Schauspielers widersprochen. Daraufhin habe Schütz Benda als Schurken und Menschen ohne Glauben und Religion und die anderen Mitglieder der Truppe als Lumpenhunde, Spitzbuben und Schurken beschimpft. Die Schauspieler fühlten sich dadurch in ihrer Ehre verletzt. Eine dieser Darstellung widersprechende Schilderung des Vorgangs enthält das Schreiben des Theaterschneiders an Goethe, ebenfalls vom 26. August 1794 (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 8–11): Danach sei sowohl der verbale als auch der physische Angriff von Benda ausgegangen, der von Müller aufgehetzt worden sei. Er, Schütz, habe sich lediglich gewehrt, weshalb er Goethe nun bitte, die Sache untersuchen und ihn bald wieder in Freiheit setzen zu lassen. Vgl. auch Nr A 21, A 23 und A 27. 290,9 Dieselben] Höflich-förmliche Anrede des Adressaten (vgl. GWb 2, 1149). 290,9 eine dortige Gerichtsstelle] Das fürstliche Amt zu Rudolstadt. 290,10–11 die deßhalb zu verhandlenden Acten] Zu diesen Schriftstücken gehören die „Species Fecuti“ (eigentlich species facti; rechtssprachlich lat.: Tatbericht, Darstellung des Geschehenen, Zeugenaussage) von Benda und Vohs vom 26. August 1794 (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 12–14) sowie eine Kopie des „Actum“ vom 28. August 1794 (ebd., Bl. 15–29). Goethe erhielt sie durch einen Boten mit Lynckers Antwort. Die Untersuchungskosten hatte die Theaterkasse auszulegen. 290,13 den gnädigsten Herrschaften] Dem regierenden Fürsten Ludwig Friedrich II. von Schwarzburg-Rudolstadt und seiner Gemahlin Caroline von HomburgHessen. 290,15 auf den mir geschehenen Antrag] Heinrich Vohs hatte Goethe in einem Schreiben vom 26. August 1794 berichtet, von Lyncker habe ihm den „Wunsch des hiesigen Hauses“ übermittelt, dass Mozarts Oper „Don Juan“ in Rudolstadt gegeben werde. Im Falle einer Genehmigung bitte von Lyncker um die Übersendung der Stimmen und der Partitur (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 2). – Goethe kam dem Wunsch nach, übersandte das Erbetene und genehmigte die Aufführung. Sie fand am 10. September 1794 statt.
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A 21. An Heinrich Vohs und Carl Willms Weimar, 27. August 1794 → 〈Rudolstadt〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 5. – Doppelblatt 21 × 34,3 cm, 1⁄2 S. rechtsspaltig beschr., Schreiberhd (Goetze), Tinte; S. 1 am oberen Rand: „Copia“; Textverlust am rechten Rand durch Beschnitt des Bogens: Schü〈tz〉 (290,22). – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr A 20. E: WA IV 18 (1892), 61, Nr 3078b (Albert Leitzmann; nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUNGEN
Das Schreiben beantwortet Heinrich Vohs’ Schreiben vom 26. August 1794 (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 1–2). – Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt. 290,21–22 des Weimarischen 〈…〉 Theaters] Zum Aufenthalt der Hoftheatergesellschaft in der Residenzstadt Rudolstadt vgl. Nr A 18. 290,22–23 dem Theaterschneider 〈…〉 die Garderobe abzunehmen] Wenzel Joseph Schütz hatte die Garderobe in Unordnung kommen und einige Kleider schadhaft werden lassen. Im Bezugsschreiben, das laut Goethes Visum auf dem Aktenstücke am 27. August in Weimar eingetroffen war, hatte Vohs um Zurechtweisung des Garderobiers, der auf seine Anweisungen grob reagiert hatte, durch die Theaterdirektion gebeten, „damit alle ferneren Mißhelligkeiten aufgehoben werden“ (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 2). 290,23–24 ihn von seiner Funcktion zu suspendiren] Noch am selben Tag wies Goethe den Kassierer des Weimarer Theaters an, die wöchentliche Gage von Schütz einzubehalten (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 6). 290,24 bis zu ausgemachter Sache] Bezieht sich auf die heftigen Auseinandersetzungen unter den Ensemblemitgliedern (vgl. zu 290,6–7). 290,24–291,1 jemand anders] Ein in den Akten namentlich nicht genannter Geselle übernahm die Tätigkeit und wurde dafür anteilig bezahlt. Zwei von drei Reichstalern erhielt er; damit blieb für Schütz nur noch ein Reichstaler. 291,2 Rudolstädtl: Gerichtsstelle] Rudolstädtische Gerichtsstelle, das zuständige fürstliche Amt. 291,2–3 Citation] Zitation, Vorladung vor Gericht (von franz. citation).
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BRIEF A 22
A 22. An Vincent Weyrauch Weimar, 27. August 1794 → Frankfurt a. M. ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 229. – Doppelblatt 20,2(–20,4) × 35,2 cm, 2 ¼ S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Korrekturen links), egh., Tinte, mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: Herrn Weyrauch / in Franckfurt a. M.; Bl. 2 am Mittelfalz aufgeklebt auf einen Träger (Pappe). E: Goethe als Theaterdirector. In: Die Grenzboten 16 (1857). Bd 1, S. 121–126, 183–192, 221–228, 257–262, hier S. 222f. (Carl August Hugo Burkhardt; ohne Ort, Datum und Paraphe, nach 292,5 verschaffen kann. der Zusatz Leben Sie indessen recht wohl.). WA IV 10 (1892), 182f., Nr 3077 (nach K). Textgrundlage: K. – Der Zusatz in E, Leben Sie indessen recht wohl., der in K gestrichen ist, deutet nicht zwingend darauf hin, dass E, wie man annehmen könnte, noch auf H basiert. Derartige Freiheiten in der Textkonstitution gehörten Mitte des 19. Jahrhundert zur üblichen editorischen Praxis. E R L Ä UT E RUN GEN
Das Schreiben beantwortet ein Schreiben von Vincent Weyrauch und dessen Ehefrau Maria Anna Theresia Magdalena Antonetta Weyrauch vom 22. August 1794 (H: GSA 28/6, Bl. 250; LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10002, Bl. 7–8; vgl. RA 1, Nr 1029), das Herzogin Louise an Goethe weitergeleitet hatte (H: GSA 28/6, Bl. 251–252; vgl. RA 1, Nr 1034). – Vincent Weyrauch antwortete am 1. September 1794 (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10002, Bl. 9: „Contract / zwischen der Oberdirection des hiesigen / Theaters und den Schauspielern / Herrn und Madam Weyrauch. / 1793–1799.“). 291,6 Auf Ihr an mich erlassnes zutrauliches Schreiben] Im Bezugsschreiben hatte das Schauspielerpaar, das Weimar zu Ostern 1794 verlassen und in Frankfurt a. M. ein Engagement angenommen hatte, seine Bitte um Wiederanstellung am Hoftheater vorgetragen. Die Eheleute fühlten sich in Frankfurt nicht mehr sicher, als die französische Revolutionsarmee immer näher an diese heranrückte. Weyrauch hatte in dem Schreiben versichert, dass er sich ungeachtet eines ihm in Prag in Aussicht gestellten Engagements für Weimar lieber entscheiden würde, zumal sich dort die Dinge verbessert hätten, da Heinrich Vohs sein Regiegeschäft nun gemäßigter verrichte. 291,8 Sie wissen daß ich Sie 〈…〉 ungern verlohr] Die Eheleute Weyrauch fehlten vor allem als Sänger bei Opernaufführungen. 291,9–10 weil eine neue Einrichtung 〈…〉 Unbequemlichkeiten verur-
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sacht] Zu Ostern 1794 waren einige Schauspieler abgegangen, zwei Schauspielerinnen erwarteten außerdem Nachwuchs, so dass viele Mitglieder des Ensembles neu anzuwerben waren. Die Verhandlungen verliefen vielfach zäh, mancher Kontrakt kam nicht zustande (vgl. Satori-Neumann2 1, 99–108). 291,10–11 Nun sind zwar Ihre und Ihrer Frauen Fächer, wieder besetzt] Neuaufnahmen ins Ensemble waren der Bass Franz Anton Gatto sowie die Sopranistin Genofeva von Weber, die dem Publikum allerdings missfiel. Sie verließ Weimar mit ihrem Ehemann Franz Anton von Weber im Herbst, als sich abzeichnete, dass Maria Anna Theresia Magdalena Antonetta Weyrauch, ihre Stieftocher, als Sopranistin ins Ensemble zurückkehren würde. 291,14 zurückbleiben] Zurückstehen, hier im Sinne von ‚aus dem Programm entfallen‘. 291,18 die Vorsprache unserer gnädigsten Herzoginn] Herzogin Louise unterstützte das Ersuchen der Schauspieler und sprach sich für ein neuerliches Engagement des Paares aus. 291,19–20 engagiere Sie 〈…〉 von Michaelis an] Der neue Kontrakt zwischen der Oberdirektion des Weimarer Theaters und den beiden Schauspielern kam auf Michaelis 1794 zustande, d.h. zum vierten Quartal des Jahres. Er sollte auf dem Vertrag vom 4. März 1793 basieren: Seinerzeit war das Ehepaar von Ostern 1793 bis Ostern 1794 angestellt worden, zum Einsatz in Opern, Trauer- und Lustspielen (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10002, Bl. 1–4). Die Gage hatte 16 Taler courant pro Woche betragen. Frau Weyrauch musste dabei die französische Garderobe selbst stellen (türkische, altdeutsche und griechische Kleider kamen vom Theater). Ein Zusatz zum Vertrag bestätigt die Verlängerung des Engagements und nennt die veränderten neuen Bedingungen, die dem Ehepaar erst nach weiteren Verhandlungen zugesagt worden waren (vgl. Nr A 24). – Zur Datierung von Verträgen vgl. zu 277,2. 291,21 billigen] Billig: angemessen, gebührend (vgl. GWb 2, 718). 291,26–292,1 als Hl. Wilms 〈…〉 dort eintreffen wird] Carl Willms verließ die Weimarer Hoftheatergesellschaft zu Michaelis, um künftig in Frankfurt a. M. als Souffleur zu arbeiten. Damit ergab sich für das Paar die Gelegenheit, in der nach Weimar zurückkehrenden Kutsche mitzureisen. 292,1 Hl. Hofk. Kirms] Franz Kirms, mit Goethe Mitglied der Oberaufsicht des Weimarer Hoftheaters. Zu den weiteren Abreden mit ihm konnte nichts ermittelt werden. 292,3 W.] Weimar. 292,4–5 die ich 〈…〉 verschaffen kann] Mit Bezug auf die latente Unzufriedenheit der Schauspieler mit den Arbeitsbedingungen auf den Filialbühnen (vgl. zu 288,19–21) und die aktuell aufgetretenen Zwistigkeiten zwischen einzelnen Mitgliedern der Truppe (vgl. Nr A 20 und A 21).
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BRIEFE A 23/24
A 23. An Heinrich Vohs und Carl Willms Weimar, 7. September 1794 → Rudolstadt ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 33 〈alte Zählung: 32〉. – Doppelblatt 20,2 × 34,5 cm, 1 2⁄3 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Adresse links), egh., Tinte; S. 1 oben links Adresse: An die Regie / des Weimarischen Theaters / nach Rudolstadt. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr A 20. E: WA IV 18 (1895), 61f., Nr 3084a (Albert Leitzmann; nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 292,8 Ackten 〈…〉 Amtes] Die Ermittlungsakten mit den Zeugenaussagen, welche die Oberdirektion des Weimarer Hoftheaters von dem in Rudolstadt damit befassten Fürstlichen Amtes bekommen hatte (vgl. zu 290,10–11). – ‚kommittiren‘: kanzleisprachlich für ‚beauftragen‘, ‚bevollmächtigen‘ (vgl. GWb 5, 537). – Zum Kontext vgl. auch Nr A 20 und A 21. 292,9 Theater Schneider Schütz] Wenzel Joseph Schütz. 292,11 removiren] Absetzen, von einem Amt entheben (von lat. removere: fortschaffen). 292,11 von dem Theater zu entfernen] Auf die angedrohte Entfernung von seinem Posten reagierte Schütz mit einem neuerlichen Vortrag der Sache und der Bitte, wegen seiner Familie die Stelle behalten zu dürfen. Dieses Schreiben vom 11. September 1794 an Goethe hat sich in den Theaterakten erhalten (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 34–37). Die Kündigung erhielt Schütz dennoch mit dem Beschluss vom 13. Oktober 1794, mit der Begründung, er pflege keinen ordentlichen Lebenswandel und habe die Theatergarderobe vernachlässigt (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 38–40). Schütz erklärte sich daraufhin bereit, die Kleidung mit dem Gesellen auszubessern, immer noch in der Hoffnung, dass er nicht unehrenhaft entlassen und sein Kontrakt verlängert werde. In seinem Appell an die Gnade der Oberdirektion erinnerte er an die Schwierigkeiten, als Schneidergeselle (Schütz war kein Meister) seiner Familie einen hinlänglichen Unterhalt zu verschaffen, weshalb er ohne Anstellung gezwungen sei, die Stadt umgehend zu verlassen. Die Bitte, bis Weihnachten sich noch einmal bewähren zu dürfen, wurde ihm letztlich gewährt. Goethe verzichtete auf die ausgesprochene Kündigung, weil auch Franz Kirms und die Mitglieder der Gesellschaft sich für Schütz’ Verbleib in der Theatergesellschaft verwendet hatten (vgl. Nr A 27).
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292,22 Nachachtung] Amtssprachlich für ‚Beachtung‘, ‚Einhaltung‘. 292,23 circuliren] Umlaufen (von lat. circulus: Kreis).
A 24. An Vincent Weyrauch
〈Weimar, 8. September 1794〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus dem Inhalt des Schreibens und der Postsendeliste. ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10002, Bl. 6. – Doppelblatt 20,3 × 34 cm, 1 ¼ S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Adresse und Datierung links), egh., Tinte; S. 1 oben links Adresse: An / Hl. Weyrauch / in Franckfurth a M., darunter Datierung von fremder Hd, Tinte: „1 7 9 4 . “ – In einem Faszikel, auf dem vorderen Umschlag Aufschrift von fremder Hd, Tinte: „Contract / zwischen der Oberdirection des hiesigen / Theaters und den Schauspielern / Herrn und Madam We y r a u c h. / 1793–1799“, 20 Bll. E: Goethe als Theaterdirector. In: Die Grenzboten 16 (1857). Bd 1, S. 121– 126, 183–192, 221–228, 257–262, hier S. 223 (Carl August Hugo Burkhardt). WA IV 10 (1892), 188, Nr 3082 (nach E). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUNGEN
Das Schreiben beantwortet Vincent Weyrauchs Schreiben vom 1. September 1794 (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10002, Bl. 9). – Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt. Postsendungen: 8. September 1794 (GR/Belege 1794, 4, Bl. 3). 293,1 vorigen Bedingungen] Vincent Weyrauch hatte um Wiederanstellung am Weimarer Hoftheater gebeten. Goethe hatte dem Ersuchen zugestimmt und die ehemals gültigen Bedingungen wieder angeboten (vgl. zu 291,19–20). Im Bezugsschreiben hatte Weyrauch um die Erhöhung der Gage gebeten und sich dabei auf die Summe von 18 Reichstaler berufen, die ihm vor seinem Weggang aus Weimar von Goethe angeboten worden sei. Im Gegenzug erklärte er sich bereit, die Garderobe seiner Frau ganz zu stellen. Seine Forderung begründete er mit den höheren Kosten, die einer Familie durch die im Sommer üblichen Reisen der Truppe entstünden. In den Sommermonaten pflegte das Weimarer Hoftheater zu Gastspielen an drei Orten zu reisen: nach Lauchstedt in Kursachsen, nach Rudolstadt im Fürstentum Schwarzburg und ins kurmainzische Erfurt.
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BRIEF A 25
293,4 16 rh] 16 Reichstaler (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band). 293,9 von dem Vorschuß den Sie zu erwarten scheinen] Im Bezugsschreiben hatte Weyrauch um einen Vorschuss gebeten, „um als ein ehrlicher Mann wie ich noch überall bekannt bin auch von hier loszukommen“ (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10002, Bl. 9). 293,10–11 Ich hoffe 〈…〉 realisiren werden.] Der Kontrakt kam zustande, das Weitere besorgte die Verwaltung. Zur neuen Spielzeit spielten beide wieder für das Weimarer Hoftheater.
A 25. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 24. September 1794 → Jena ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. II, fol. 63, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1794.“; Kriegsverlust. – Schreiberhd; Adresse: An Herrn Professor Batsch in Jena., mit Randsignatur G und egh. Absendevermerk: abgesendet d. 24. Sept. durch die Botenweiber mit den Beylagen der Rechnung und Monita G. (vgl. WA IV 10, 401). E: Goethe in amtlichen Verhältnissen. Aus den Acten, besonders durch Correspondenzen zwischen ihm und dem Großherzoge Carl August, Geh. Rath v. Voigt u. A. dargestellt von seinem letzten Amts-Gehülfen Dr. Carl Vogel, Jena 1834, S. 360f. D: WA IV 10 (1892), 197f., Nr 3089 (nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 401). Textgrundlage: D. – Aus dem Vergleich ergibt sich, dass WA dem Konzept näher steht als E (Abkürzungen werden nicht aufgelöst, Satzzeichen nicht ergänzt; vgl. Überlieferungsvarianten). ÜBE R L IE FE RUN GSVARI AN TEN
293,13 Wohlgeb.] Wohlgeboren E 293,13 hierbey] hierbei E 293,14 bey] bei E 293,15 ajüstirt] ajustirt E 293,16 bey] bei E 293,18 Wohlgeb.] Wohlgeboren E 293,23 uns] uns, E 293,26–27 dem botanischen] den botanischen E 294,4–5 1794. / Goethe.] 1794. Goethe. E.
SEPTEMBER 1794
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BE IL AG E N
1) „Rechnung über Einnahme und Ausgabe bey den neuen botanischen Institut im Fürstengarten zu Jena auf die Zeit von Ostern bis Johann: 1794. geführt und gefertiget von Aug. Joh. Georg Carl Batsch.“ (vgl. zu 293,13). 2) „Monita über die Rechnung bey dem neuen Botanischen Institut im Fürsten Garten zu Jena auf die Zeit von Ostern bis JohannL: 1794.“ (Vgl. zu 293,18). E R L Ä UT E RUNGEN
Das Schreiben beantwortet August Johann Georg Carl Batschs Schreiben vom 24. Juni 1794 (H: GSA 28/5, Bl. 182–183; vgl. RA 1, Nr 976). – Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt. 293,13 die Rechnung] Der Adressat hatte über die Kasse des Botanischen Gartens Rechnung zu führen, Einnahmen und Ausgaben zu verzeichnen, die Belege beizufügen (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 1–5) und diese Abrechnung der aus Goethe und Christian Gottlob Voigt bestehenden Kommission zu übermitteln. Das war – hier für das erste und zweite Quartal des Jahres – mit dem Bezugsschreiben geschehen, dem Batsch gleich seinen „schuldig gewordnen Bericht vom Johannisquartal“ beigelegt hatte (H: GSA 28/5, Bl. 182), d.h. den Bericht für die Zeit von 1. April bis zum 30. Juni 1794, das zweite Quartal des Jahres, das seinen Namen von dem Tag Johannes’ des Täufers (24. Juni) ableitete. Die für den Botanischen Garten zuständige Oberaufsicht prüfte den Bericht, fragte nach oder monierte einzelne Punkte, um zuletzt alles dem Herzog vorzulegen (vgl. 281,11–17, zu 3,4–5, sowie zu 276,25–26). – Abgerechnet wurde quartalsweise. Vgl. zu 291,19–20. – Batsch, vergleichsweise neu in seinem Amt und unerfahren in Verwaltungsaufgaben, waren bei der Rechnungslegung formale Fehler unterlaufen, die von der Kommission angemerkt wurden. – Aus dem Absendevermerk (vgl. Überlieferung zu K) geht hervor, dass das Schreiben zwei Beilagen hatte: die Einnahmen- und Ausgabenrechnung und eine Zusammenstellung der Monita (293,18). Da Batsch die Unterlagen wunschgemäß zurücksandte, haben sie sich in den Akten erhalten (vgl. Überlieferung der Beilagen). 293,15 ajüstirt] ‚Ajustiren‘: berichtigen, in Ordnung bringen (von franz. ajuster). 293,17 Serenissimo] Dativ/Ablativ von lat. Serenissimus (vgl. erste Erläuterung zu 3,17). Gemeint ist Herzog Carl August. 293,18 Monita] Lat.: Erinnerungen, hier: Beanstandungen oder Rückfragen der Kommission zur Abrechnung. Die überlieferte Beilage enthält Nachfragen zum Bericht, zu der von Batsch verfertigten Abrechnung und den zugehörigen Belegen (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 37–39); daran schließen sich die so genannten „Resolutiones“, die Antworten mit dienstlichen Anweisungen an (ebd., Bl. 40–43). 293,20 Formular] Muster, Schema (vgl. GWb 3, 819). 293,24 Zeit der Weinlese] Die Zeit der Weinlese in den umliegenden Weinber-
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BRIEFE A 26/27
gen an den Hängen der Saale war in Jena ein jährlich wiederkehrender Anlass zu Festlichkeiten, Freudenfeuern auf den Bergen und anderen Vergnügungen in der Stadt und den Dörfern. Goethe nahm gerne daran teil. Er hoffte offenbar, dem Adressaten bei einem dieser Anlässe persönlich zu begegnen. 293,26–27 Ihren Namen an dem botanischen Sternhimmel] Im Bezugsschreiben hatte Goethe eine Kopie der Tafel mit jener Pflanze erhalten, die nach Batsch benannt worden waren: Die Batschia hatte Karl Peter Thunberg von José Celestino Mutis aus Westindien bekommen und beschlossen, mit dieser Leguminose dem Jenaer Botaniker die Ehre zu erweisen, in die botanische Nomenklatur einzugehen. Von dem misslungenen Versuch, eine weitere indische Leguminose, die Humboldtia, nach ihm zu benennen, hatte der Adressat ebenfalls berichtet. Auf die zugesandten letzten Bogen seiner „Synopsis Vniversalis Analytica Genervm Plantarvm“ (Jena 1794; Allgemeine Darstellung der Analytik der Pflanzenarten) geht Goethe nicht ein: Darin hatte Batsch einem Fettblatt den Namen „Goethia“ (heute „Bacopa Aubl.“) gegeben (ebd., S. 74 und 393); das Werk befindet sich in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 626, Nr 4358).
A 26. An Heinrich Vohs
Weimar, 8. Oktober 1794 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-17844. – Doppelblatt 20(–20,4) × 34,8 cm, 3⁄4 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Adresse links), egh., Tinte; S. 1 oben links Adresse: An die Regie. E1: Jahresbericht 1970. In: JbFDH 1971, 509 (Jürgen Behrens; Teildruck: 294,6–7 Es ist 〈…〉 gehe. und 294,10–11 Denn es 〈…〉 gehn kann.). E2: WAN 1 (1990), 106, Nr 3093a (Paul Raabe). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 294,6–7 Es ist künftig 〈…〉 in die Höhe gehe.] Die Anweisung an Heinrich Vohs – Carl Willms war zu Michaelis aus der Regie des Weimarer Hoftheaters ausgeschieden und nach Frankfurt a. M. gegangen – erfolgte wahrscheinlich aus aktuellem Anlass: Tags zuvor war die neue Spielzeit mit einem von Goethe verfassten Prolog und der Aufführung des Lustspiels „Alte Zeit und neue Zeit“ von August Wilhelm Iffland eröffnet worden. Unzulänglichkeiten bei der Aufführung hatten vermutlich Goethes Missfallen erregt. – Symphonie: Hier keine Gattungsbezeich-
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nung, sondern allgemein für instrumentale Musik; instrumentales Vorspiel (von griech. φ , symphonia: Zusammenspiel, Zustimmung, Harmonie). 294,8 H. Conzertmster Kranz und Göpfert] Die Konzertmeister Johann Friedrich Kranz und dessen Lehrer Carl Gottlieb Göpfert, beide langjährige Mitglieder der Hofkapelle. 294,12–13 bey Umkleidungen] Bei Kostümwechseln.
A 27. An Franz Kirms
Weimar, 16. Oktober 1794 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 43. – Doppelblatt 20,3 × 34,6 cm, 1 S. rechtsspaltig beschr., egh., Tinte. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr A 20. E: WA IV 18 (1895), 62f., Nr 3094a (Albert Leitzmann). E R L Ä UT E RUNGEN
Das Schreiben beantwortet ein undatiertes Schreiben von Franz Kirms (H: LAThHStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 42). – Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt. Zum Inhalt des Schreibens vgl. auch Nr A 20, A 21 und A 23. 294,15 abermals gethanen Vorstellung] Im Bezugsschreiben, das zwischen dem 13. und 15. Oktober verfasst worden war, hatte der Adressat darauf mitgeteilt, wie schrecklich den Theaterschneider Wenzel Joseph Schütz die Entlassung aus seinem Dienst getroffen habe und dass seine Aufgaben nicht vom Gesellen übernommen werden könnten, da dieser weder des Lesens noch Schreibens mächtig sei (H: LAThHStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 42). 294,16 von der Gesellschaft eingelaufenen Vorbitte] Mit ihrem undatierten Schreiben hatten die Mitglieder der Gesellschaft, Christian Hermann Benda, Heinrich Vohs, Anton Genast, Friedrich Johann Michael Jacob Haide und Carl Friedrich Malcolmi, mit Hinweis auf Schützens Frau und die gemeinsamen Kinder um Milderung der Strafe und um die Wiedereinsetzung des Theaterschneiders in dessen vorige Funktion gebeten. – Vorbitte: Fürsprache, Bitte für eine Person bei einer anderen Person, um jene vor einem Übel zu bewahren (vgl. Grimm 26, 919). 294,16–17 will ich zwar Schützen für diesmal wieder aufnehmen] Der Theaterschneider konnte seine Anstellung behalten, hatte allerdings die vernachlässigte Garderobe in Ordnung zu bringen und sicherzustellen, dass sich derartige Verletzungen seiner dienstlichen Aufgaben nicht wiederholten. – In seinem Schreiben an die Regie vom 26. November 1794 erklärte sich Goethe sogar bereit, die wäh-
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BRIEF A 28
rend des gesamten Kasus von 10 Talern, 12 Groschen und 6 Pfennigen entstandenen Kosten von der Theaterkasse tragen zu lassen (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9587, Bl. 44). 294,22–23 einen Aufsatz] Der Aufsatz mit den Anweisungen ist nicht überliefert. Er dürfte unter anderem das enthalten haben, was Goethe bereits in Nr A 23 zum Ausdruck gebracht hatte. – Aufsatz: Schriftstück mit offiziellem Charakter, Reglement (vgl. GWb 1, 1003).
A 28. An Johann Jacob Griesbach
Weimar, 18. Oktober 1794 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 30/274, Bl. 31–32. – Doppelblatt 19,7(–20,2) × 34,6 cm, 2 ½ S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Adresse, egh. Bemerkung und einige der Korrekturen links), Schreiberhd (Goetze), mit egh. Angabe von Ort und Datum, egh. Paraphe und egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Adresse: An / Hl Geh: Kirchenrath / Griesbach., im unteren Drittel egh. Bemerkung: durch den Conduckteur / Götze abgeschickt.; S. 1 Textverlust im unteren Teil am rechten Rand durch Beschneidung des Bogens. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Umschlag Aufschrift, egh., Tinte: Ausfüllung / des ienaischen Stadtgrabens / betrl. / 1794., 38 Bll. E: WA IV 18 (1895), 63f., Nr 3094b (Albert Leitzmann; nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 50, 217). Textgrundlage: K. BE IL AG E N
1) Rechnung des Zimmermanns Christian Heinrich Friedrich Uebel (vgl. zu 295,5–6). 2) Auslagen (vgl. zu 295,6). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Johann Jacob Griesbach antwortete am 18. Oktober 1794 (H: GSA 30/274, Bl. 33–34; vgl. RA 1, Nr 1081). Im vorliegenden Schreiben geht es um die Ausfüllung des Stadtgrabens zu Jena und die Anlage eines neuen Wasserleitungssystems. Im Frühjahr 1794 war ein Stück der nördlichen Stadtmauer, am unteren Teil des Fürstengrabens in der Nähe des Schlosses, eingestürzt. Angesichts dessen wurden nicht nur kurzfristige Sicherungsmaßnahmen ergriffen, sondern auch weitergehende Überlegungen darüber an-
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gestellt, wie die alte Wehrarchitektur mit hoher Mauer und Zwinger verändert, der davorliegende tiefere Stadtgraben ausgefüllt und das dadurch gewonnene Gelände verwendet werden könnte. Es sollte den Besitzern der angrenzenden Häuser zum Kauf angeboten werden, etwa zur Nutzung als Gartengrundstücke; des Weiteren sollte eine öffentliche Promenade mit Alleebäumen angelegt werden. Die in Goethes Nachlass erhaltene Akte zum Thema (vgl. Überlieferung) enthält unter dem Titel Was zu thun wäre die Ausfüllung des Jenaischen Stadtgrabens von dem Schlosse an aufwärtes bis zu dem runden Thurm vorzubereiten und einzuleiten u.a. Goethes Überlegungen dazu (H: GSA 30/274, Bl. 1–4; gedruckt in: WA I 53, 310–313). Der Geheime Kirchenrat Johann Jacob Griesbach (1745–1812), seit 1775 ordentlicher Professor der Theologie an der Universität, hatte sich in seiner Funktion als Deputierter der jenaischen Landschaft auf dem Landtag und „Aufseher der Weimarer und Jenaer Landeskinder (vgl. Hofkalender 1794, 51) bereits im März und April 1794 lebhaft an den Überlegungen zur Sache beteiligt, wie er überhaupt in vielfältiger Weise am kommunalen Leben in Jena Anteil nahm. Er selbst lebte in einem stattlichen Haus am Graben, allerdings am südlichen Teil der Stadtbefestigung. Griesbach, mit dem Goethe freundschaftlich verbunden war, führte in der Sache Gespräche mit den Bürgermeistern von Jena, den Deputierten des Rats und anderen Vertretern der Stadt, die für den Unterhalt der Mauer zu sorgen hatte. Die Wege und Wasserleitungen fielen dagegen in die Zuständigkeit des Herzogtums. Hier war Goethe Griesbachs Gegenüber (vgl. Griesbachs Schreiben vom 13. März 1794 [H: GSA 30/274, Bl. 5f.; vgl. RA 1, Nr 896], zudem das „Pro Memoria“ vom 6. April 1794 [H: GSA 30/274, Bl. 15f.], welches Goethe mit Griesbachs Schreiben vom 8. April 1794 erhalten hatte [H: GSA 28/5, Bl. 118; vgl. RA 1, Nr 915]. Die größten Schwierigkeiten bereitete nicht die Ausfüllung des Grabens. Damit zeigten sich die Anwohner mehrheitlich einverstanden. Die ungleich anspruchsvollere Aufgabe stellten die Veränderungen im Wasserleitungssystem dar, namentlich die Neugestaltung der Hauptkanäle und der Röhrenfahrt (der aus einzelnen ausgehöhlten Fichtenstämmen zusammengesetzten Leitungen). Bei den Planungen galt es, sowohl das Frischwasser zur Versorgung der Bewohner und das aus den Abzuchten der Häuser austretende Abwasser als auch das abzuführende Regenwasser im Blick zu behalten. – Über Johann Jacob Griesbach und seine persönliche Korrespondenz mit Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief an ihn vom 13. Dezember 1784 (GB 5). Das vorliegende Schreiben ist das einzige überlieferte Goethes an Griesbach aus den Jahren 1794/95. Dieser übersandte im selben Zeitraum drei Schreiben an Goethe, die alle mit der Ausfüllung des Stadtgrabens und der Anlage eines neuen Wasserleitungssystems in Verbindung stehen. 295,1 pp.] Lat. praemissis praemittendis: unter Vorausschickung des Vorauszuschickenden; hier ist die vollständige Titulatur des Adressaten gemeint, die der Schreiber in der Ausfertigung zu ergänzen hatte.
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BRIEF A 29
295,4–5 das von dem Zimmermann anfangs hergestellte Gerüste] Die seit Frühjahr 1794 beschädigte Mauer war offenbar zunächst durch ein von dem Jenaer Zimmermann Christian Heinrich Friedrich Uebel angefertigtes Holzgestell abgestützt worden (vgl. die Zeichnung zur hölzernen Stützkonstruktion für die Stadtmauer; H: GSA 30/274, Bl. 7). Danach wurde die Mauer durch einen aufgeschütteten Erdwall stabilisiert. Eine Rekonstruktion der zusammengestürzten Mauerabschnitte wäre deutlich aufwändiger gewesen. 295,5–6 den 〈…〉 Zettel] Die Rechnung des Zimmermanns Uebel für das zur Abstützung der Mauer verfertigte Holzgestell konnte nicht ermittelt werden. 295,6 Auslagen] Die entsprechenden, von der Kämmerei des Rats zu erstattenden Belege konnten nicht nicht ermittelt werden. 295,7 des Landkommissair Schäfers] Johann Georg Schäfer, als Bäckermeister in Jena tätig. 295,7–8 Caisse 〈…〉 welcher obgelegen] Die Kämmerei des Rats war für die Reparatur der Stadtmauer zuständig. 295,10 eine Reparatur an der Accouchierhaussbrücke] Die Brücke über den Stadtgraben befand sich vor dem Accouchierhaus (von franz. accoucher: gebären, niederkommen), dem seit 1779 bestehenden, von Justus Christian Loder geleiteten Institut für Geburtshilfe und Hebammenausbildung. Studenten hatten die „Lehne“ der Brücke, das Geländer, kurz zuvor aus Mutwillen weggerissen, weshalb aus Sicherheitsgründen Handlungsbedarf bestand. Durch das Schreiben von Johann Georg Schäfer vom 14. Oktober 1794 hatte Goethe von dem Schaden erfahren, ebenso von dem Wunsch Loders, einen Damm zu errichten, statt die Brücke kostspielig reparieren zu lassen (H: GSA 30/274, Bl. 29). Schäfer fragte außerdem an, ob man nicht vor dem Winter noch die Wasserleitungen ausbessern sollte, um mögliche Frostschäden zu verhindern. – Die an den Adressaten weitergegebenen Fragen besprach dieser mit den Bürgermeistern von Jena, Jacob Paulssen und Georg Wilhelm Vogel. 295,16–17 mit dem Rentbeamten 〈…〉 zu besprechen] Auskunft über die Finanzen konnte der Rentsekretär Eckhardt geben; für technische Fragen war der Röhrenmeister Gerhardt zuständig. 295,17–18 den Conducteur Goetze] Die Arbeiten vor Ort beaufsichtigte der im Dienst der herzoglichen Verwaltung stehende Baukondukteur bei der Wegebaukommission Johann Georg Paul Goetze, der bis März 1794 in Goethes Diensten gestanden hatte. 295,18 Ihre Gesinnungen zu eröffnen] Goethe erfuhr von Griesbachs Ansichten zum einen durch dessen Antwort, zum anderen durch einen Bericht Goetzes. Sowohl Griesbach als auch den Vertretern der Stadt erschien eine Abänderung der Röhrenfahrten angezeigt, um jederzeit und überall Reparaturarbeiten durchführen zu können. Es ergehe deshalb die Bitte, so Griesbach in seiner Antwort, bei der Fürstlichen Kammer um Genehmigung nachzusuchen. Deshalb wurde, wie ein von
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Goetze am 21. Oktober 1794 verfassten „Pro Memoria“ zeigt, ein neues, nun außerhalb des Grabens in der Straße verlegtes Stück Röhrenfahrt beantragt (H: GSA 30/274, Bl. 35f.). Dem Antrag wurde stattgegeben; die Arbeiten begannen am 28. Oktober 1794 (vgl. Goetzes „Pro Memoria“ vom 29. Oktober; H: GSA 39/274, Bl. 37 und 40). 295,23 O.] Oktober.
A 29. An Franz Kirms
Weimar, 27. Oktober 1794 → 〈Weimar〉
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H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10266, Bl. 14. – Doppelblatt 19,5 × 22,9 cm, ½ S. beschr. (S. 3 Text), egh., Tinte. – In einem Faszikel, auf dem vorderen, blauen Umschlag Aufschrift von fremder Hd, Tinte: „Acta / den freyen Einlaß beym / Theater betreffend / 1793 / bis / Mey / 1821. 〈davor 1794. / 1805. / 1819.〉 / Vol. I.“, 106 Bll. E: WA IV 18 (1895), 68, Nr 3096a (Albert Leitzmann). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 296,1 eingesendete Registratur] Wahrscheinlich das auf den 26. Oktober 1794 datierte Aktenstück mit Untersuchungsergebnissen zu dem im Folgenden geschilderten Fall, zu dem Goethe Aufklärung von Franz Kirms verlangt hatte (H: LAThHStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10266, Bl. 9–12). Die Grundlage bildeten die Befragungen des Souffleurs Johann Seyfarth und des Billeteurs Johann Gottlob Lobe durch den Registrator und Theatersekretär Georg Burkhardt über einen Vorgang, der sich am Mittwoch, dem 15. Oktober 1794, während des herbstlichen Jahrmarktes im Theater zugetragen hatte. Die Schwester der Kammersängerin Louise Rudorff hatte beim Einlass ihr von Goethe für die Theatersaison bewilligtes Freibillett präsentiert, worauf ihr trotzdem die zum Zutritt notwendige Contremarque (franz.: Gegenzeichen, das zweite Eintrittsbillett im Schauspielhause; das erste wurde zur Abrechnung einbehalten) zum Parterre verweigert worden war. Erst nachdem die Schwester ein Dutzendbillett aus dem Abonnement ihrer Familie vorgewiesen hatte, konnte sie passieren. Die Kammersängerin selbst, welche darauf kurzzeitig in Sorge war, dass auch sie künftig keinen freien Zugang zu den Aufführungen mehr bekommen würde, hatte sich über Herzogin Anna Amalia an Goethe gewandt und um Aufklärung des Sachverhalts gebeten. Da der Kammersängerin auf ihr Freibillett sowie ihrer Mutter und Schwester auf deren Abonnementkarten am Freitag, dem 25. Oktober 1794, bereits Einlass zur Opernaufführung
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BRIEFE A 30/31
gewährt worden war, hatte sich die Sache eigentlich schon aufgeklärt. – Hintergrund des Missverständnisses war ein geänderter Umgang mit Freibilletts: Übertragbare Freikarten wurden nur noch Personen gewährt, die dem Theater wirklich Dienste leisteten. Alle anderen – darunter auch diejenigen, die bereits zu Zeiten der Bellomoschen Truppe zu den Begünstigten gehört hatten – erhielten aus Gründen der Höflichkeit zwar weiterhin Freibilletts, aber diese waren anders als früher nicht mehr auf Verwandte übertragbar. Die Kammersängerin gehörte zur zweiten Gruppe. – Registratur: Kanzleisprachlich für ‚die in eine Ordnung gebrachten Schriftstücke‘ (von mittellat. registrare: in ein Verzeichnis eintragen). 296,1–2 factum quaest.] Lat. factum quaestionis: der zu untersuchende Sachverhalt. 296,3–5 ob Sie Mlle Rudorf 〈…〉 Worte gewechselt worden?] Kirms beantwortete die Frage, ob er mit Mademoiselle (franz.: Fräulein) Rudorff gesprochen habe, umgehend auf demselben Bogen:
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Ich habe seit dem 15 Octobr Dem: Rudorf einige mahl im Parterre und am Freytag bey Ihro der Frauen Herzogin Amalia HL. F. DurchL: gesehen und mit ihr nur wenige unbedeutende Worte, gewiß aber nichts gesprochen, was nur entfernt einen Bezug auf ihr Frey Billet haben konnte, um welches Billet ich jas e l b s t bey EwL: HochWohlgebL, auf ihre Veranlaßung, gebeten habe. Weimar den 27. Octobr 1794. F. Kirms (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10266, Bl. 14 [vgl. Überlieferung]. – Ungedruckt.) 1 Dem: Rudorf] Demoiselle (Kurzform von franz. Mademoiselle: Fräulein) Louise Rudorff. 2 Amalia HL. F. DurchL:] Amalia Herzoglich Fürstliche Durchlaucht.
A 30. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 26. November 1794 → Jena ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. II, fol. 78, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1794.“; Kriegsverlust. – Schreiberhd; Adresse: An Herrn Prof. Batsch in Jena., Absendevermerk: Exped. eod. G. 〈lat. expediatur eodem (die): am selben Tag abzuschicken〉 (vgl. WA IV 10, 402).
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E: WA IV 10 (1892), 207, Nr 3100 (Eduard von der Hellen; nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 402). Textgrundlage: E. BE IL AG E N
1) „Rechnung über Einnahme und Ausgabe bey den neuen botanischen Institut im Fürstengarten zu Jena auf die Zeit von Johann. bis Michael. 1794. geführt und gefertigt von Aug. Joh. Georg Carl Batsch.“ (vgl. zu 296,7–8). 2) „Monita Ueber die Rechnung bey den neuen Botanischen Institut in Fürstengarten zu Jena auf die Zeit von Johann. bis MichaeL. 1794.“ (vgl. zu 296,8). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 296,7–8 die Rechnung 〈…〉 nebst den Beylagen] Der Rechnung (H: LAThHStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 44–48) sind die Belege beigefügt (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 49–63). – Zum Verfahren der Rechnungslegung vgl. zu 293,13 und 293,18. 296,8 Monitis] Dativ Plural zu lat. monitum: Erinnerungen, hier: Beanstandungen der Kommission an der Rechnungslegung. Sie sind überliefert in LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 64. Vgl. schon zu 94,12–13. 296,9 quittirt] ‚Jemanden quittiren‘: jemandem die gemäße und korrekte Erfüllung einer Pflicht bescheinigen (von franz. quitter: ausscheiden, verlassen).
A 31. An Jacob Friedrich von Fritsch 〈Weimar〉, 5. Dezember 1794 → 〈Weimar〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/184,I. – Doppelblatt 19,4 × 22,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 211, Nr 3105 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUNGEN
296,15 Schuhmann] Goethe hatte Friedrich Wilhelm Schumann seit 1791 als Schreiber beschäftigt und kannte ihn entsprechend gut. Er selbst hatte ihn zum Kanzlisten ausgebildet. Sein früherer Schreiber Christoph Sutor war ausgeschieden. Ein weiterer, Paul Goetze, hatte im April 1794 die Stelle eines Baukondukteurs in der herzoglichen Verwaltung angetreten. Im Oktober 1795 sollte Ludwig Geist als
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BRIEF A 32
Briefkonzipient in Goethes Dienste treten. – Goethes Empfehlung war – anders als im Falle von Goetze oder von Philipp Seidel – nicht erfolgreich. Schumann erhielt die vakante Stelle bei der Militärkommission des Herzogtums nicht. Er arbeitete weiterhin für Goethe. Erst 1805 gelang ihm der Wechsel in den Staatsdienst als Landschaftskassenkalkulator. 296,17 Subjeckt] Kanzleisprachlich für ‚eine Person, die für ein bestimmtes Amt tauglich ist‘, ‚sich dafür als geeignet erweist‘ (vgl. Grimm 20, 813).
A 32. An Franz Kirms
〈Weimar, 26. oder 27. Dezember 1794?〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Das Schreiben, in dem es um die Aufführung von Mozarts „Die Zauberflöte“ geht, wurde bislang mit der Weimarer Erstaufführung des Singspiels am 16. Januar 1794 in Zusammenhang gebracht und auf Januar 1794 datiert (vgl. E2 [wie Überlieferung], S. 6; Ernst Beutler: Essays um Goethe. Zweite, erweiterte Auflage. Bd 1. Leipzig 1941, S. 295; BG 4, 54; WAN 2, 116, [zu Nr 3037a]). Der im vorliegenden Schreiben erwähnte Schauspieler und Sänger Friedrich Müller trat erst von Juli 1794 an in der Oper auf (vgl. zu 297,13): am 3. Juli in Bad Lauchstädt, von 26. August an in Rudolstadt und vom 27. September an in Erfurt. Da Goethe keine dieser Vorstellungen besucht hat, können sich seine Anweisungen an den Theaterschneider im vorliegenden Schreiben nur auf die Inszenierung in Weimar beziehen, wo „Die Zauberflöte“ vom 26. Dezember 1794 an bis zum 19. Februar 1795 wieder auf dem Spielplan stand. Vermutlich hatte Goethe eine der Proben für die Wiederaufnahme oder die erste Vorstellung besucht und danach seine Änderungswünsche, die Kostüme betreffend, Kirms mitgeteilt. Unter anderem wünschte er den Pfauenschweif des Papageno (297,11) sogleich in Ordnung gebracht, und zwar Für heute (297,10–11). Diese Zeitangabe könnte sich auf die erste Aufführung am Freitag, dem 26. Dezember 1794, oder die zweite am Samstag, dem 27. Dezember, beziehen. Dazu würde Goethes Anweisung passen, dass das Kostüm des Papageno überhaupt zu verbessern sei, und zwar sobald als möglich (297,7), und dass der Schneider deswegen Sonntags früh bey mir anzufragen (297,10) habe, d.h. am 28. Dezember 1794, bevor am 1. Januar 1795 die nächste Vorstellung folgte (vgl. Theater/Musik Weimar). Diese Überlegungen führen zu der Annahme, dass das vorliegende Schreiben vermutlich am 26. oder 27. Dezember 1794 geschrieben worden ist. – Zu der vorgeschlagenen Datierung vgl. auch Satori-Neumann2 2, 161f.
DEZEMBER 1794
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ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-6760. – 1 Bl. 17,1(–17,4) × 20,8 cm (rechter und unterer Rand unregelmäßig beschnitten), 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Schumann), mit egh. Unterschrift, Tinte; die linke Seite der Vs. mit Klebefilm restauriert. E1: Karl Ernst Henrici, Auktionskatalog 90, Versteigerung vom 17. Juni 1924, S. 10, Nr 45 (Teildruck: 297,1 Der Schneider 〈…〉 Ordnung gebracht werden.). E2: JWvGoethe. Sammlung Ernst und Theone Kellner Bremen. Geleitwort von Rudolf Alexander Schröder. Hrsg. von Hans Kasten. Bremen 1932, S. 2f., Nr 6. WAN 1 (1990), 103f., Nr 3037a. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 297,1–2 Der Schneider hat zu besorgen] Die Anweisungen für den Theaterschneider Wenzel Joseph Schütz beziehen sich auf die Ausstattung von Mozarts Singspiel „Die Zauberflöte“. In diesen Zusammenhang gehören auch weitere Anordnungen Goethes, die auf losen Blättern von Christian Georg Carl Vogels Hand mit Goethes Paraphe im Thüringischen Landesmusikarchiv überliefert sind (H: HSA/ThLMA Weimar, Sign: 210–1). Darin werden u.a. der Theatermaler Carl Friedrich Eggebrecht, der Regisseur Heinrich Vohs sowie die Schauspieler Friedrich Müller (vgl. zu 297,13), Carl Friedrich Malcolmi und Vincent Weyrauch namentlich angesprochen und mit konkreten Anweisungen bedacht (mit einigen Fehlern gedruckt in: Irina Lucke-Kaminiarz: Der Minister führt Regie. In: Musik – Politik – Ästhetik. Detlef Altenburg zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Axel Schröter in Zusammenarbeit mit Daniel Ortuño-Stühring. Sinzig 2012, S. 558–577, bes. S. 559–564). – Einige seiner Ideen zur Ausstattung der Oper hielt Goethe zudem stichwortartig in einem kleinen, blau eingebundenen Notizheft (7,3 × 17,2 cm, 87 Bll.) fest (H: GSA 27/63, Bl. 76–72 〈sic!〉, 61, 64 [auf dem Kopf stehend, mit Erledigungsstrich]; WA I 12, 390f. [Paralipomenon 11]); Erwähnung finden darin auch einige der im vorliegenden Schreiben aufgeführten Details wie die Pfoten der Affen, die weißen Bärte oder die ‚Chaußüren‘, die Schuhe der Priester, weshalb man hier einen zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang annehmen darf. – Eine anschauliche Vorstellung von der Bühnenausstattung und den Kostümen der männlichen Schauspieler vermittelt ein Aquarell von Georg Melchior Kraus (vgl. Abb. 25 im Textband; KSW, Museen, KHz1983/00508); eine weitere Federzeichnung von Kraus, auf der die Kostüme der weiblichen Darstellerinnen zu sehen sind, blieb unvollendet (KSW, Museen, Graphiksammlung, KK 929). 297,3 Pfoten der Affen] Bezieht sich auf die Szene, in der die magische Kraft von Prinz Taminos Flöte selbst wilde Tiere in ihren Bann zu ziehen vermag: „Es kommen allerlei Gattungen von Thieren ihm zuzuhören. 〈…〉 Er hört auf zu blasen, und die Thiere fliehen“, heißt es in der Regieanweisung von Christian August Vul-
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BRIEF A 33
pius’ Librettobearbeitung (Die Zauberflöte. Eine Oper in drei Aufzügen, neubearbeitet von C. A. Vulpius. Die Musik ist von Mozart. Leipzig 1794, S. 39 [I,19]); in Emanuel Schikaneders Original sagt Tamino noch: „Wie stark ist nicht dein Zauberton, / Weil, holde Flöte, durch dein Spielen / Selbst wilde Thiere Freude fühlen.“ (Die Zauberflöte. Eine große Oper in zwey Aufzügen. Von Emmanuel Schikaneder. Wien 1791, S. 41 [I,15].) – Seit den stilbildenden Inszenierungen in Wien – das Singspiel war am 30. September 1791 dort uraufgeführt worden – war es verbreitete Praxis, Statisten in Affenkostümen auftreten zu lassen: Im Aquarell von Kraus ist links ein am Boden kauernder, als Äffchen verkleideter Knabe zu sehen, zudem ein Junge, der gerade ein Löwenkostüm anlegt (vgl. zu 297,1–2). – Goethes Mutter hatte ihrem Sohn bereits am 9. November 1793 von der erfolgreichen Frankfurter Inszenierung der „Zauberflöte“ berichtet, in der Jungen aus Sachsenhausen die Affen und Löwen machten (Brief von Catharina Elisabeth Goethe, 24. Oktober bis 9. November 1793; Pfeiffer-Belli, 643). 297,4 weiße Bärte] Wohl nicht für den Darsteller des Herrschers des Sonnenreiches Sarastro, der schon bisher – wie auf dem Aquarell von Kraus zu sehen (vgl. Abb. 25 im Textband) – mit einem langen weißen Bart aufgetreten war, sondern für weitere Akteure, wohl die Priester. 297,5 überein seyn] Hier: gleichfarbig sein (vgl. Adelung 4, 749). 297,7–8 ein Schwanz 〈…〉 nach den Farben des Kleids] Das Anlegen des Schweifes aus Pfauenfedern ist auf dem Aquarell von Kraus in der Bildmitte zu sehen (vgl. Abb. 25 im Textband). Die Farbigkeit des Kostüms und der Federn tendiert ins Gräuliche. 297,8–9 Gerippe aus schwankenden Fischbein] Bei Fischbein, das aus den Barten von Walen hergestellt wurde, handelt es sich um ein stabiles und zugleich ausreichend flexibles Material, das sich zur Anfertigung von Stäben für Korsette, Reifröcke oder anderweitige stützende Gestelle eignete. Die von Goethe hier angeregte Konstruktion sollte wohl der Befestigung und Versteifung des Schweifes dienen. 297,9 er] Der Theaterschneider Wenzel Joseph Schütz. 297,9–10 weitere Auskunft] Belege dafür wurden nicht ermittelt. 297,10 Sonntags früh] Legt man die oben vorgeschlagene Datierung des Schreibens zugrunde, dann wäre es am 28. Dezember 1794 zu dem persönlichen Gespräch im Haus am Frauenplan gekommen. 297,10–12 Für heute 〈…〉 gebracht werden.] Die Zeitangabe zeigt, dass die Anweisung offenbar unmittelbar nach dem Ereignis erteilt wurde, bei welchem der Schweif in Unordnung geraten war, und dass überdies nicht viel Zeit zur Verfügung stand, die Requisite zu reparieren. Eingefärbt und auf ein Gestell aus Fischbein montiert, war der Schweif offenbar zu diesem Zeitpunkt noch nicht. 297,13 Herrn Müllers] Der in Breslau geborene Schauspieler und Sänger Friedrich Müller, der – aus Bonn vom Kurfürstlich-Erzbischöflichen Cölnischen Hoftheater kommend – am 24. April 1794 in Weimar debütiert hatte und nur bis 28.
DEZEMBER 1794
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Mai 1795 Mitglied des Hoftheaterensembles blieb (vgl. Satori-Neumann2 2, 102). Am 3. Juli 1794 trat er erstmals als Prinz Tamino auf der Filialbühne in Bad Lauchstädt auf. Zuvor hatte in Weimar, wie die erhaltenen Theaterzettel zeigen, Carl Demmer diese Rolle gesungen, ab dem 16. Mai 1795 übernahm sie Christian Hermann Benda. 297,13–14 wird auch noch einiges bemerkt werden] Belege dafür wurden nicht ermittelt.
A 33. An Carl Friedrich Malcolmi
Weimar, 30. Dezember 1794 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. E: Pasqué, Theaterleitung (1863), 2, 233f. WA IV 10 (1892), 223, Nr 3114 (nach E). Textgrundlage: E. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Der Schauspieler Carl Friedrich Malcolmi (1745–1819) war von Anfang an Mitglied der Hoftheatergesellschaft in Weimar und blieb es bis zu seiner Pensionierung. Er gehörte zu jener Gruppe von Schauspielern, die von der Gesellschaft Joseph Bellomos übernommen wurden. Nach langen Wanderjahren mit vielen Stationen stand er seit 1788 auf der Weimarer Bühne (vgl. Satori-Neumann2 1, 21). In den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1791 erinnerte sich Goethe anerkennend an Malcolmis Start im neuen Ensemble: Sodann blieben auch von jener abziehenden 〈Bellomoschen〉 Gesellschaft verdienstvolle Individuen zurück, von welchen ich nur den unvergeßlichen Malkolmi nennen will. (WA I 35, 18.) Das vorliegende Schreiben ist das einzige überlieferte Goethes an den Schauspieler. Malcolmi seinerseits wandte sich am 10. März 1796 mit der Bitte an die Theaterdirektion, eine geplante Opernaufführung zu verschieben. Das Schreiben ging namentlich an Franz Kirms, der es an Goethe weiterleitete, weshalb es sich in Goethes Nachlass erhalten hat (H: GSA 28/12, Bl. 118 und 120; vgl. RA 2, Nr 121). Eine persönliche Beziehung Goethes zu Malcolmi und seiner Familie bestand nicht. 297,18 fürstl. Theater-Direction] Die Fürstliche Theaterdirektion, deren Mitglied Goethe war, führte die Aufsicht über das Weimarer Hoftheater. 297,18–19 Herrn Malcolmi und seiner Frauen 〈…〉 zugestanden] Die frühe Zusage einer Verlängerung des Engagements erklärt sich aus der mit Schauspielern in der Regel vereinbarten Kündigungsmöglichkeit eines Vertrags zum Ende des vor-
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BRIEFE A 34/35
ausgehenden Quartals, in diesem Fall zu Weihnachten 1794. Um die Ausfertigung der Verträge für Malcolmi und seine Frau, die beide fest im Repertoire eingeplant waren, kümmerten sich nachgeordnete Stellen der herzoglichen Verwaltung. Malcolmis zweite Gattin, die Schauspielerin und Sängerin Helene Malcolmi, gehörte seit 1792 zum Weimarer Ensemble. Kontrakte wurden nicht auf ein bestimmtes Datum, sondern zu einem Quartal geschlossen. Vgl. zu 291,19–20. – Die Anrede in der dritten Person Singular ist Ausdruck des sozialen Hierarchiegefälles zwischen dem Schreibenden und dem Adressaten; sie ist durchaus noch höflich-respektvoll zu verstehen, allerdings unter dem pluralischen ‚Sie‘ oder gar dem Demonstrativum ‚Dieselben‘. 297,20 unter den bisherigen Bedingungen] Keiner der entsprechenden Verträge konnte ermittelt werden. 297,20–21 dessen 〈…〉 Tochter] Die 1780 in Leipzig geborene Tochter von Carl Friedrich Malcolmi aus erster Ehe, Amalie Malcolmi. In Kinderrollen stand sie seit 1791 auf der Weimarer Bühne; nun erhielt die Vierzehnjährige einen Vertrag, ohne dass zu diesem Zeitpunkt schon ihre später herausragenden Leistungen als Schauspielerin absehbar gewesen wären (vgl. Satori-Neumann2 1, 121f.). 297,21 auf gleichmäßige Zeit] Auf entsprechende Zeit. 297,22 2 Thlr. sage Zwey Thaler] Vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band.
A 34. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 7. Januar 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign: Vol. III, fol. 12, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1795. 96. 97.“; Kriegsverlust. – Schreiberhd; egh. Adresse: An Herrn Prof. Batsch in Jena., Randsignatur: „V.“ 〈Christian Gottlob Voigt〉, egh. Vermerk: exped. eod. 〈lat. expediatur eodem (die): am selben Tage abzuschicken〉 durch die Botenweiber. G. (vgl. WA IV 10, 407). E: WA IV 10 (1892), 227f., Nr 3119 (Eduard von der Hellen; nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 407). Textgrundlage: E. BE IL AG E
Monita (vgl. zu 299,1–2).
JANUAR/FEBRUAR 1795
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E R L Ä UT E RUNGEN
Das Schreiben beantwortet August Johann Georg Carl Batschs Schreiben vom 14. Dezember 1794 (H: GSA 28/7, Bl. 379; vgl. RA 1, Nr 1129). – Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt. 299,1–2 Monita über die eingesandte Quartals Rechnung] Die Beilage selbst ist nicht überliefert, nur eine spätere Fassung derselben (vgl. zu 300,8). Sie bezog sich auf die eingesandte „Rechnung über Einnahme und Ausgabe bey dem neuen botanischen Institut im Fürstengarten zu Jena auf die Zeit von Michael bis Weynachten 1794“ (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 68–72) und die dazugehörigen Belege (vgl. ebd., Bl. 73–87). – Zum Verfahren der Rechnungslegung vgl. zu 293,13 und 293,18. 299,3 Mistbeete] Vgl. erste Erläuterung zu 300,9. 299,4 Die übersandte Druckschrift] Vermutlich der von Batsch für Botaniker entworfene lateinische Führer durch den Garten (vgl. zu 3,10). 299,5–6 Die Pflanzen Kupfer 〈…〉 erhalten] Die erbetenen Pappen mit Pflanzenabbildungen hatte Goethe mit dem Bezugsschreiben erhalten (vgl. zu 5,5). 299,6–7 Sie in Jena zu besuchen] Goethe hielt sich vom 11. bis zum 23. Januar 1795 in Jena auf; ob es zu einem Treffen kam, ist nicht bekannt. 299,8 Jenner] Auch ‚Jänner‘, oberdeutsche Bezeichnung für ‚Januar‘ (vgl. GWb 5, 130).
A 35. An Christian Gottlob Voigt
〈Weimar, 9. Februar 1795〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Die zweite, im Text des vorliegenden Schreibens erwähnte Beilage ist auf den 9. Februar 1795 datiert (vgl. zu 299,14). Unter dem Text in Goethes Schreiben befindet sich die ebenfalls auf den 9. Februar 1795 datierte Antwort des Adressaten. ÜBE R L IE FE RU N G
H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke, Sign.: B 16078b, Bl. 17–18. – Doppelblatt 20,5 × 34,2 cm, 2 ¼ rechtsspaltig beschr., Schreiberhd (Schumann), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Umschlag Aufschrift, egh., Tinte: Acta / den Gränzhammer / zu Ilmenau / betrL. / 1795. / besonders / die Verhandlungen / mit H. v. Wendel / betrL. / Ingl. die Kranckheit / den Tod und die Bestattung des H. v Wendels betrL., 127 Bll. E: Goethe-Voigt2 (1949), 1, 162f., Nr 122. WAN 1 (1990), 107f., Nr 3125a.
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BRIEF A 35
BE IL AG E N
1) Aktenstücke (vgl. zu 299,9). 2) Konzept zu einer 36 Fragen umfassenden Übersicht zum Ilmenauer Bergbau (vgl. zu 299,14). E R L Ä UT E RUN GEN
Das Schreiben beantwortet ein Schreiben Christian Gottlob Voigts von Anfang Februar 1795 (Goethe-Voigt2 1, 162, Nr 121; vgl. RA 1, Nr 1203). – Voigt antwortete am selben Tag auf demselben Blatt (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 18; vgl. Goethe-Voigt2 1, 163, Nr 123). Ausgangspunkt des amtlichen Vorgangs, von dem im vorliegenden Schreiben die Rede ist, war die Absicht des ehemaligen französischen Artillerieoffiziers und Ingenieurs François Ignace de Wendel, sich in Ilmenau niederzulassen. Carl August hatte den im luxemburgischen Thionville geborenen Emigranten, der 1793 aus Frankreich geflohen war, im Herbst 1794 in Eisenach kennen gelernt und bemühte sich in der Folge, den ausgewiesenen Spezialisten für das Hüttenwesen in herzoglichen Dienst zu nehmen. Wendel besaß Kenntnisse auf chemischem und metallurgischem Gebiet und war ein Konstrukteur, der in seinen eigenen Eisenwerken in Lothringen und Burgund mit entscheidenden technischen Neuerungen hervorgetreten war. Insbesondere die Erfahrungen, die Wendel in ‚Feuerarbeiten nach der neuen Methode‘ (vgl. zu 301,16), in der Eisengewinnung unter Verwendung von Stein- statt Holzkohle, hatte sammeln können, verhießen eine entscheidende technische Verbesserung bei höherem Ertrag. Der Plan, das Hammerwerk mit Schmelzofen, den so genannten ‚Grenzhammer‘ in Ilmenau, an den Franzosen zu verpachten und ihn dort eine Eisengießerei aufbauen zu lassen, erwies sich als unerwartet schwer zu realisieren, da zwei Drittel der Anteile an dem Hammerwerk im Besitz anderer Pächter waren, die nicht bereit waren, auf ihre vertraglich zugesicherten Vorteile kurzfristig zu verzichten (vgl. Nr A 47 und Nr A 48). Um die Wartezeit bis zur Realisierung des Vorhabens tätig zu überbrücken, votierte der Emigrant dafür, zunächst einen Reverberierofen zu bauen, einen Glüh- oder Destillierofen zum Schmelzen von Metallen und Glas. Nachdem die Verhandlungen, an denen – wie aus den Akten hervorgeht – Goethe maßgeblich beteiligt war, mit Wendels Zusage am 23. März 1795 und den weiteren Vereinbarungen vom 27. März 1795 zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen waren, begab sich Wendel umgehend an seinen künftigen Wirkungsort im Thüringer Wald. Goethe gab ihm drei Empfehlungsschreiben mit auf den Weg, in denen er den Vertretern der herzoglichen Verwaltung vor Ort, dem Amtmann und Justizrat Ackermann, Bergrat Voigt und dem Bergmeister Schreiber, die Pläne der Kommission erläuterte und den Ingenieur nachdrücklich empfahl (vgl. Nr A 38, Nr A 39 und Nr A 40). In den folgenden Wochen wurde ein Standort für den Ofen gesucht (vgl. Nr A 50). Die Wahl fiel auf den Hüttenplatz des Bergwerks (vgl. Nr A 42). Nachdem geeignete Materialien wie Back- und Ziegelsteine
FEBRUAR 1795
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beschafft worden waren, begann man mit dem Bau nach einem Modell, welches der Baumeister Steiner nach Ilmenau mitgebracht hatte (vgl. Nr A 43). Außerdem galt es, für die neuartigen Schmelzversuche Roh- und Alteisen sowie Steinkohle in ausreichender Quantität zu erwerben (vgl. Nr A 42). Wendel erlebte den Fortgang des Unternehmens nicht. Er starb am 2. Mai 1795 an einer Überdosis Opium. Wendels Werkleiter Maurice und Johann Carl Wilhelm Voigt führten sein Werk fort und traten im Juni 1795 als Unternehmer in den ursprünglich angestrebten Pachtvertrag ein (vgl. Nr 108). Anfang 1796 konnte das kleine Gebäude mit dem darin fertiggestellten Reverberierofen von dem Bergrat erstmals für Schmelzversuche genutzt werden (Goethe-Voigt2 1, 218). Goethe hielt über die technischen Neuerungen einen Vortrag vor der Freitagsgesellschaft: „Über die verschiedenen Zweige der hiesigen Thätigkeit. Ein Vortrag“ (vgl. WA I 53, 189). In den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1795 erinnerte er sich an das Schicksal Wendels, auch er ein Opfer der gränzenlosen Umwälzung (WA I 35, 59). – Literaturhinweis: Hans Tümmler: „Die Tragödie des Emigranten de Wendel in Ilmenau“. In: GJb 14/15 (1952/53), 245–261. 299,9 zugekommenen Acten] Voigt hatte Goethe mit dem Bezugsschreiben „einige zu der Ilmenauer Eisenhammergeschichte gehörige Papiere“ übersandt (Goethe-Voigt2 1, 162). Die amtlichen Schriftstücke sind unter dem Aktentitel Acta / den Gränzhammer / zu Ilmenau / betrl. / 1795. / besonders / die Verhandlungen / mit H. v. Wendel / betrl. / Ingl. die Kranckheit / den Tod und die Bestattung des H. v Wendels betrl. überliefert (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b). Die alte, von Goethe zitierte Foliierung der Blätter – Fol. (299,10) – ist nicht mehr vorhanden. Vermutlich sind einige der Stücke nicht in die endgültige Aktenüberlieferung eingegangen. 299,10 Die Erklärung Wendels] Im Schreiben Wendels aus Kassel an Christian Gottlob Voigt vom 16. Januar 1795 (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 8f.). 299,11 dem großen Plane Moritzens] Der Entwurf „Etat général de la dépense et du Produit des forges de Son Altesse Monseigneur Le Duc de Saxe Weimar“ (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 15f. – Franz.: Allgemeiner Zustand des Aufwandes und des Ertrags der Eisenhämmer Seiner Durchlaucht des Herzogs von Sachsen-Weimar) von Maurice, einem französischen Emigranten, dessen vollständiger Name unbekannt ist und der Wendels Werkmeister war. Maurice hatte sich bereits im Januar 1795 die Örtlichkeiten in Ilmenau angesehen; Wendel sollte erst am 30. März 1795 dort eintreffen. Moritz’ weit ausgreifende, in dem Entwurf dargelegte Pläne widersprachen den Vorstellungen Wendels, der in Anbetracht seiner eigenen schwierigen Finanzlage zunächst nur mit dem Aufbau einer kleinen Gießerei beginnen wollte. Im Bezugsschreiben hatte Voigt deshalb von einer „Sache“ gesprochen, die „so viel Dunkelheit auf die Zukunft verbreitet“ (GoetheVoigt2 1, 162) und Goethe um nähere Aufklärung gebeten.
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BRIEF A 36
299,12 die Fragen und Antworten] „Reponses à ses Articles“ (H: LAThHStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 10. – Franz.: Antworten auf ihre Fragen), welche Wendel und Maurice vorgelegt hatten. 299,12–13 die allgemeinen Anmerkungen] „Observations générales“ (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 14 – Franz.: Allgemeine Beobachtungen). 299,14 beyliegende Fragen] Das halbbrüchig beschriebene Konzept mit einer 36 Fragen umfassenden, im letzten Teil von Goethe eigenhändig korrigierten Übersicht: Vorläufige Fragen, welche zu beantworten nöthig sind um die vorgeschlagene Verbesserung der Eisenarbeiten in Ilmenau übersehen zu können (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 14). – Die um eine 37. Frage erweiterte Reinschrift mitsamt den am 13. Februar 1795 erbetenen Antworten der beteiligten Ilmenauer Stellen brachte Goetze am 15. Februar 1795 nach Weimar zurück (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 24–29). 299,16 Bergrath] Johann Carl Wilhelm Voigt, dem die amtliche Mitaufsicht über das Bergwesen in Ilmenau oblag, hatte die Weimarer Mitglieder der Bergwerkskommission vor Ort zu unterstützen. 299,18 31, 32 und 33 Fragen sind die wichtigsten] Diese beziehen sich auf das Problem, wie der jährliche Bedarf an Eisenerz, Holz- und Steinkohle zu ermitteln und verlässlich zu beschaffen sei. – Die Hochöfen der Gießerei sollten nicht länger mit Holz-, sondern auf modernere Art mit Steinkohle betrieben werden. In Indret bei Nantes, später in Le Creusot hatte Wendel durch die Verwendung von Koks in den 1780er Jahren schon hochwertiges Eisen gießen können. 299,19 inseriren] Einrücken (von franz. insérer). – Voigt unterließ dies, so dass alle Fragen (auch die 37.) von Goethe stammen. 299,20 Götzen] Der Kondukteur der Wegebaukommission Paul Goetze, dem die Fragen noch am selben Tag übergeben wurden. Am 15. Februar 1795 kam er mit den Antworten zurück (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 14). 299,21 instruiren] Hier in einem amtlichen Sinn: einweisen (von lat. instruere: herrichten). Vgl. Goethes Instruktion für Goetze, 9. Februar 1795 (H: LAThHStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 19). 299,22 Bergmeisters] Johann Gottfried Schreiber d. Ä. 299,22 Rentbeamten] Der in Weimar tätige Rentkommissair Johann Adolph Herzog, einer der beiden Rechnungsführer der Ilmenauer Kasse. Zudem wurde ein Gutachten von dem Oberforstmeister Ludwig von Arnswald wegen des weiterhin benötigten Holzes eingeholt (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 30f.). 299,24 diese Woche] Am 11. Februar 1795 kam Wendel nach Weimar. 300,2 abfertigen] Hier: in den Stand setzen, dass er abreisen kann. 300,2 bis Stadtilm] Stadt im Ilmtal, 35 km südlich von Weimar gelegen. 300,5 s m.] Lat. salvo meliori: vorbehaltlich eines besseren Vorschlags. – Gängige Abkürzung im amtlichen Schriftverkehr am Ende eines Schreibens.
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A 36. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 18. Februar 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. III, fol. 18, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1795. 96. 97.“; Kriegsverlust. – Schreiberhd; egh. Adresse: An Herrn Prof. Batsch in Jena., egh. Randsignatur G und egh. Vermerk: d. 18ten Febr. durch die Botenweiber G. (vgl. WA IV 10, 408). E: WA IV 10 (1892), 235f., Nr 3128 (Eduard von der Hellen; nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 408). Textgrundlage: E. BE IL AG E
„Monita Ueber die Rechnung bey dem botanischen Institut im Fürstengarten zu Jena auf die Zeit von MichaeL. bis WeyhL. 1794.“ (Vgl. zu 300,8.) E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Postsendungen: 18. Februar 1789 (GR/Abschlussrechnungen 1795, 1, Bl. 2). 300,8 die resolvirten Monita] Die Ausfertigung ist überliefert (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 88–90). Vgl. zu 299,1–2. Zum Verfahren der Rechnungslegung vgl. zu 293,13 und 293,18. – ‚resolviren‘: hier ‚korrigieren‘ (von lat. resolvere). 300,9 acht Mistbeetskasten] Mistbeete sollten im zeitigen Frühjahr die Aufzucht von Jungpflanzen im Freien ermöglichen. Zum Wirkmechanismus vgl. erste Erläuterung zu 281,12. 300,9 den Anschlag] Einen Kostenvoranschlag (vgl. GWb 1, 664). 300,10 dieselben würden 67 rh. kosten] Letztlich wurden nur 38 Reichstaler, 17 Groschen und 6 ½ Pfennige verausgabt, wofür vier größere Mistbeetkästen hergestellt werden konnten (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7655, Bl. 3f.). Für weitere Kästen fehlte offenbar das Geld. Das längst geplante, aber noch nicht realisierte Gewächshaus übernahm später teilweise ihre Funktion. Vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band. 300,10 unsere Casse] Die Kasse der Fürstlichen Kammer, welche die öffentlichen Gelder verwaltete (vgl. GWb 5, 291) (vgl. erste Erläuterung zu 275,5 und zweite Erläuterung 279,17). 300,12 der Commission] Vgl. zu 3,4–5 und 275,16–17). 300,16 formiren] Amtssprachlich für ‚aufstellen‘, ‚zusammenstellen‘ (vgl. GWb 3, 818) (von franz. former).
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300,17 Ihrer Casse] Die von Batsch selbst verwaltete Summe Geldes, aus der der Unterhalt des Botanischen Gartens und die laufenden Arbeiten bezahlt wurden. 300,21 Ihr Gutachten] Hier eher im Sinne von ‚Meinung‘ als von ‚schriftlicher Erklärung‘. Wann und in welcher Form Batsch seine Ansichten übermittelte, ist unbekannt. Möglicherweise verzichtete er sogar ganz darauf, weil er keine weiteren Mitteln aus seinem Etat erübrigen konnte.
A 37. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 15. März 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. III, fol. 21, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1795. 96. 97.“; Kriegsverlust. – Schreiberhd, mit egh. Korrekturen; egh. Adresse: An Herrn Professor Batsch nach Jena., Randsignaturen G. und von Christian Gottlob Voigt (vgl. WA IV 10, 409). E: WA IV 10 (1892), 243f., Nr 3135 (Eduard von der Hellen; nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 409). Textgrundlage: E. BE IL AG E
100 Reichstaler (vgl. zu 301,2–3). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 301,2–3 erhalten hierbey die Ein Hundert Thaler 〈…〉 fällig sind] 100 Reichstaler (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band). Die Summe war für die in den nächsten beiden Quartalen zu bestreitenden Ausgaben vorgesehen (vgl. zu 4,6). – Zur Finanzierung des Botanischen Gartens und der Anstalt mit jährlich 200 Reichstalern vgl. bes. 275,1–11. 301,3 Die Treibekasten] Mistbeetkästen (vgl. erste Erläuterung zu 300,9). 301,4 Gärtner Diezel] Conrad Dietzel (vgl. erste Erläuterung zu 280,23). 301,4 Fürstl. Commission] Fürstliche Kommission (vgl. zu 275,16–17). 301,7–8 was seine Verbesserung betrifft] Der Gärtner hatte in einem nicht überlieferten Schreiben um eine Gehaltserhöhung nachgesucht. 301,10 Quanto] Amtssprachlich: Betrag, bestimmte Menge Geldes (von lat. quantum, substantiviertes Neutrum von quantus: wie viel). 301,10 den vorgesteckten Zweck] Vgl. zweite Erläuterung zu 3,4.
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A 38. An Ernst Christian Wilhelm Ackermann Weimar, 27. März 1795 → Ilmenau ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 48–49. – Doppelblatt 20,5 × 32,7(–33,0) cm, 1 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse, Orts- und Datumsangabe links) beschr. (S. 1 Brieftext, S. 2–3 zweites Drittel Konzept zu Nr A 40, S. 3–4 Konzept zu Nr A 39), Schreiberhd (Schumann), in der linken Spalte Randsignatur egh. und von Christian Gottlob Voigt, Tinte; S. 1 Adresse: An / Herrn Rath Ackermann / nach / Ilmenau. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr A 35. E: Hans Tümmler: Die Tragödie des Emigranten de Wendel in Ilmenau (1795). In: GJb N. F. 14/15 (1952/53), 245–261, hier 254, Anm. 8 (nach K). WAN 1 (1990), 108f., Nr 3138a (nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Der in Weimar geborene Jurist Ernst Christian Wilhelm Ackermann (1761–1835) stand in sachsen-weimarischen Diensten und wirkte seit 1793 als Rat und Amtmann in Ilmenau. Nach dem Studium der Rechte von 1779 bis 1781 in Leipzig und bis 1782 in Jena war er zwischen 1782 und 1788 zunächst Amtsakzessist in Ilmenau, danach Hofmeister bei den Grafen zu Lippe-Biesterfeld. Nach seiner Dienstzeit in Ilmenau wechselte er 1815 ins Weimarer Staatsministerium. 1826 wurde er pensioniert und starb am 4. Oktober 1835 in Jena. Mit Goethe stand er über Jahrzehnte in dienstlichem Kontakt. Der vorliegende ist das einzige Schreiben Goethes an den Justizbeamten aus den Jahren 1794/95. Darüber hinaus existiert nur noch ein weiterer Brief aus dem Jahr 1813, in dem Goethe höflich für einen in Ilmenau zugebrachten Tag dankt (vgl. WA IV 24, 27). Zum Inhalt des Schreibens vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 35. 301,14 Herr von Wendel] François Ignace de Wendel, der in den Akten „Maitre de forge Luxembourgeois“ (franz.: Hüttenmeister aus Luxemburg) genannt wird. Er traf am 30. März 1795 in Ilmenau ein. 301,15 nach mancherley Schicksalen] Wieviel der Herzog und die Mitglieder der Bergwerkskommission tatsächlich von den zahlreichen biographischen Stationen Wendels wussten, bleibt unklar. Der soziale Abstieg, der mit der Flucht aus seiner Heimat verbunden war, dürfte in Weimar nicht vollständig bekannt gewesen sein. Von Interesse war seine Expertise als Ingenieur. 301,16 Feuerarbeiten, nach der neuen Methode] Bezieht sich auf die Ver-
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BRIEFE A 39/40
wendung von Steinkohle zur Befeuerung der Hochöfen bei der Eisenverhüttung. – Feuerarbeit: Fachsprachlicher Ausdruck für die Arbeit mit offenen Flammen, an einer Lohe oder einem Ofen, beim Schmelzen, Gießen, Schmieden oder Glasmachen. 301,18 Serenissimus] Von lat. Serenissimus (vgl. erste Erläuterung zu 3,17). Gemeint ist Herzog Carl August. 301,19–20 sowohl im Ganzen 〈…〉 bey dem Bergwerke] Bei allen Schmelzvorgängen, wie sie auch in der Glasindustrie vorkommen, besonders aber im Eisenguss. 301,24 Ich werde 〈…〉 hinauf kommen] Es blieb bei der Ankündigung. Sie zeigt dennoch die Bedeutung, die Goethe dem Vorgang beimaß. – Erst am 26. August 1795 brach er nach Ilmenau auf, wo er bis zum 6. September 1795 blieb.
A 39. An Johann Gottfried Schreiber Weimar, 27. März 1795 → Ilmenau ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 48–49. – Doppelblatt 20,5 × 32,7(–33,0) cm, 1 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse und Orts- und Datumsangabe links) beschr. (S. 3 unteres Drittel bis S. 4 zweites Drittel Brieftext, S. 1 Konzept zu Nr A 38, S. 2–3 zweites Drittel Konzept zu Nr A 40), Schreiberhd (Schumann), Tinte, mit egh. Korrekturen, Tinte, in der linken Spalte Randsignaturen G und von Christian Gottlob Voigt, Tinte; S. 3 egh. Adresse: An / Herrn Bergmeister / Schreiber / in / Ilmenau. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr A 35. E: Hans Tümmler: Die Tragödie des Emigranten de Wendel in Ilmenau (1795). In: GJb N. F. 14/15 (1952/53), 245–261, hier 255, Anm. 10 (nach K). WAN 1 (1990), 110, Nr 3138c (nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Postsendungen?: 1. April 1795 (GR/RB 1795, 3, Bl. 4). Johann Gottfried Schreiber d. Ä. (1732–1797) stand als Bergbaubeamter in sachsen-weimarischen Diensten, seit 1791 war er Bergmeister in Ilmenau. Mit Goethe verband ihn ein rein dienstliches Verhältnis. Das vorliegende Schreiben ist nicht nur das einzige Schreiben aus den Jahren 1794/95, es ist das einzige Schriftstück, das im Rahmen von Goethes privater Korrespondenz bislang überhaupt Berücksichtigung fand.
MÄRZ 1795
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Zum Inhalt des Schreibens vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 35. 302,1 Herr von Wendel] Über François Ignace de Wendel. Ob dieser tatsächlich das Schreiben überbrachte, ist nicht sicher. Für den 1. April ist eine Postsendung Goethes nach Ilmenau belegt (vgl. Postsendungen). 302,1 Serenissimi] Genitiv von lat. Serenissimus (vgl. erste Erläuterung zu 3,17). Gemeint ist Herzog Carl August. 302,2 Versuche von Feuerarbeit] Vgl. zu 301,16. 302,5 ausfertigen] Bereitstellen (vgl. GWb 1, 1140). 302,9 Ich werde bald selbst nach Ilmenau kommen] Goethe kam nicht (vgl. zu 301,24). 302,10–11 daß das Flöz wieder gewältigt sey] Bezieht sich auf den Johannesschacht. Schon wenige Tage später, in seinem Schreiben vom 31. März 1795, berichtet der Bergrat Voigt Goethe von der geglückten Gewältigung und Belegung der Grube (H: GSA 28/9, Bl. 100 und 106; vgl. RA 1, Nr 1254). – gewältigen: bergmannssprachlich für das Beseitigen von Gestein oder Wasser.
A 40. An Johann Carl Wilhelm Voigt
〈Weimar, 27. März 1795〉 → Ilmenau
DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus dem Inhalt des vorliegenden Schreibens sowie seiner archivalischen Überlieferung: Es wurde zur selben Zeit geschrieben wie Nr A 38 und Nr A 39 (vgl. Überlieferung). ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 48–49. – Doppelblatt 20,5 × 32,7(–33,0) cm, 1 2⁄3 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse links) beschr. (S. 2–3 zweites Drittel Brieftext, S. 1 Konzept zu Nr A 38, S. 3 zweites Drittel bis S. 4 Konzept zu Nr A 39), Schreiberhd (Schumann), Tinte, in der linken Spalte Randsignaturen G und von Christian Gottlob Voigt; S. 2 Adresse: An / Herrn Bergrath / Voigt / in / Ilmenau. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr A A 35. E: Hans Tümmler: Die Tragödie des Emigranten de Wendel in Ilmenau (1795). In: GJb N. F. 14/15 (1952/53), 245–261, hier 255, Anm. 9 (nach K). WAN 1 (1990), 109, Nr 3138b (nach K). Textgrundlage: K.
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BRIEF A 41
E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Johann Carl Wilhelm Voigt antwortete am 31. März 1795 (H: GSA 28/9, Bl. 100 und 106; vgl. RA 1, Nr 1254). Postsendungen?: 1. April 1795 (GR/RB 1795, 3, Bl. 4). Mit Johann Carl Wilhelm Voigt (1752–1821) verband Goethe das gemeinsame Interesse für Geologie und Mineralogie. Insbesondere über die Gesteine und Mineralien des Thüringer Waldes und Harzes, des Riesen- und Fichtelgebirges, der Rhön bis hinüber zur Eifel standen die beiden Männer in regem Austausch. Nach zweijährigem Jurastudium von 1773 bis 1775 in Jena hatte der jüngere Bruder von Goethes Amtskollegen Christian Gottlob Voigt auf Veranlassung des Herzogs seit 1776 die Bergakademie in sächsischen Freiberg besucht. 1783 erhielt Voigt seine erste Anstellung als Bergsekretär bei der Bergwerkskommission in Weimar. In dieser Funktion lernte er seinen Vorgesetzten, Goethe, immer besser kennen: Schon 1780/81 hatte Voigt zeitweise mit ihm zusammen das Herzogtum geologisch erkundet. 1789 gelang ihm der berufliche Aufstieg zum Bergrat, was eine endgültige Übersiedlung nach Ilmenau notwendig machte. Goethe schätzte den Adressaten zeitlebens als Verfasser einschlägiger Abhandlungen und als Besitzer einer Mineraliensammlung, welche 1810 für das Museum in Jena angekauft wurde. Vor allem aber war ihm Voigt als leitender Beamter in Ilmenau ein zuverlässiger Mitarbeiter und kompetenter Fachmann, auf dessen Expertise Goethe zählen konnte. Auf dem Gebiet der Geognosie vertraten die beiden Männer divergente Ansichten. Goethes Standpunkt, ein neptunistischer, wurde von Voigt im Grundsatz nicht geteilt: Bergrat Voigt zu Ilmenau ein eigener Mann, dessen Denk- und Sinnesweise, dessen Behandlungsart der Geonosie wohl geschildert zu werden verdient, durfte sich eines gewissen natürlichen Sinnes rühmen, der ohne großes Nachsinnen und Forschen ohne allgemeine Grundsätze doch immer an Ort und Stelle wenn es nur die Vulkanität nicht betraf die Reinheit seines glücklichen Auges bewies, so wie seine Meinung immer einen Beweis von frischer Sinnlichkeit gab. (Herrn von Hoffs Geologisches Werk; LA I 11, 223–227, hier 226.) – Der vorliegende ist das einzige Schreiben Goethes an Johann Carl Wilhelm Voigt aus den Jahren 1794/95, bei fünf Gegenbriefen. Nur vier weitere Briefe Goethes sollten in den Jahren 1812, 1814, 1817 und 1819 folgen. Deutlich größer (derzeit sind um die 30 bekannt) ist allerdings die Zahl der Briefe des Bergrats. Nicht selten liegen sie Sendungen von Suiten und Stufen für Goethes Mineraliensammlung oder von wissenschaftlichen Schriften für seine Bibliothek bei. Zum Inhalt des Schreibens vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 35. 302,15 Herrn von Wendel] François Ignace de Wendel. 302,16–17 Feuerarbeiten nach der neuen Methode] Vgl. zu 301,16. 302,25–26 werde ich wohl selbst hinauf kommen] Vgl. zu 301,24. 302,26 den Baumeister Steiner mitbringen] Johann Friedrich Rudolf Steiner sollte zunächst als Dolmetscher die Verständigung zwischen den französischen
MÄRZ 1795
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Emigranten und den einheimischen Arbeitern erleichtern, dann den Ofenbau fachkundig begleiten. 303,4 der Gewältigung] Vgl. zu 302,10–11.
A 41. An Christian Gottlob Voigt
〈Weimar, Ende März 1795?〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Da keine Anhaltspunkte für eine zuverlässige Datierung gefunden werden konnten, wird die von WA vorgeschlagene zeitliche Einordnung beibehalten. ÜBE R L IE FE RU N G
H: Privatbesitz. – 1 S. beschr., egh., Tinte, sehr flüchtig geschrieben; auf der Rs. Echtheitsbeglaubigung von Riemer, Spuren der alten Montierung (nach E). – Faksimile (vgl. E). E: Stargardt, Auktionskatalog 635, Versteigerung vom 23.–26. Januar 1986, Nr 304, S. 99 (Faksimile) und Stargardt, Auktionskatalog 690, Versteigerung vom 25.–26. November 2009, Nr 59, S. 39 (Faksimile). WAN 1 (1990), 110, Nr 3138d (nach E). Textgrundlage: Faksimiles in E. BE IL AG E
Akten zum Ilmenauer Bergbau und zu Steuerangelegenheiten (vgl. zu 303,5). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 303,5 Die verschiednen Bergwercks u Steuer Sachen] Nicht ermittelte Akten zu Ilmenauer Bergbau- und Steuerangelegenheiten. 303,6 Reponirung] Ablage (in der Repositur des Archivs); von lat. reponere: zurücklegen, aufheben. 303,6 die Hl. Commissarii] Mitglieder einer nicht ermittelten Kommission, vielleicht die Abgesandten der Nutritoren der Universität, die Vertreter der sogenannten ‚Erhalterstaaten‘, der vier ernestinischen Fürstentümer, die laut Universitätsverfassung für die Alma mater jenensis verantwortlich zeichneten. 303,7 in den Baren] Der Gasthof „Zum Schwarzen Bären“ lag dem Jenaer Schloss gegenüber, in dem Goethe in aller Regel logierte. Bisweilen übernachtete er aber auch in diesem Gasthof (heute: am Lutherplatz). Goethe begab sich am 29. März 1795 nach Jena.
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BRIEFE A 42/43
A 42. An Christian Gottlob Voigt
Jena, 7. April 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 53–54. – Doppelblatt 20,6(–20,8) × 34 cm, 3 ¼ S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Korrekturen, Orts- und Datumsangabe links), Schreiberhd (Schumann), mit egh. Paraphe, Tinte. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr A 37. E: Goethe-Voigt2 (1949) 1, 165f., Nr 126. WAN 1 (1990), 111f., Nr 3139a. BE IL AG E N
1) Schreiben von François Ignace de Wendel vom 4. April 1795 (vgl. zu 303,12). 2) Schreiben von Johann Carl Wilhelm Voigt vom 4. April 1795 (vgl. zu 303,12). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete am 8. April 1795 mit einem Votum (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 56; Goethe-Voigt2 1, 166f., Nr 127) und mit einem Schreiben (GoetheVoigt2 1, 167f., Nr 128; vgl. RA 1, Nr 1262). Zum Inhalt des Schreibens vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 35. 303,11 Pro Voto.] Lat.: zur Abstimmung. Amtliche Bezeichnung für eine Stellungnahme – die Bekundung eines Willens oder Urteils –, die in einer Versammlung vorgetragen und zur Abstimmung gestellt werden soll. 303,12 den beyden Briefen, die hier beyliegen] Die beiden Briefe sind überliefert: Es handelt sich um ein Schreiben von François Ignace de Wendel vom 4. April 1795 aus Ilmenau (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 51) und ein Schreiben von Johann Carl Wilhelm Voigt vom 4. April 1795 aus Ilmenau (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 52 und 55). Wie die eigenhändigen Empfangsvermerke Goethes zeigen, trafen beide am 7. April 1795 in Weimar ein. Zur Abgrenzung verschiedener Themen fügte Goethe in beide Schriftstücke kleine Ziffern ein; damit markierte er die Punkte, auf die er im vorliegenden Schreiben ausführlich eingeht. 303,15 approbiert] ‚Approbiren‘: genehmigen, gutheißen (von lat. approbare). 303,16–17 Connexionen und Collisionen] Verbindungen (von lat. connexio) und Beeinträchtigungen (von lat. collisio: Zusammenstoß, Uneinigkeit). 303,20–21 allenfalsigen] ‚Allenfalsig‘: eventuell (vgl. GWb 1, 360). 303,21–22 Bergrath] Johann Carl Wilhelm Voigt in Ilmenau. 303,22 Rentcommissair Herzog] Johann Adolph Herzog in Ilmenau. 304,1–2 produziert] ‚Produziren‘: erzeugen (von lat. producere), in Form von Waren zum gleichen Gegenwert.
APRIL 1795
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304,4 Herr von Wendel] François Ignace de Wendel. 304,6 Baumeister Steiner] Johann Friedrich Rudolf Steiner. 304,6 Ordre] Franz.: Auftrag, Befehl. 304,7 Menage] Franz.: Haushaltung, Wirtschaft; hier: Beschränkung der Ausgaben auf das Nötigste. 304,8 Zulage] Das für ein Gebäude nötige Bauholz, das so weit vorgerichtet ist, dass die Teile nur noch zusammengesetzt werden müssen. 304,13 Erfurter Eisenauction] Auf die Veranstaltung war Goethe durch die zweite Beilage aufmerksam geworden. Zu einem Ankauf von altem Eisen kam es nicht, weil die Versteigerung von Altmetall in Erfurt bereits stattgefunden hatte. 304,17 Commissionair] Franz.: eine Person, die Waren in eigenem Namen, aber auf fremde Rechnung liefert. 304,18 mit den rückkehrenden Botenweibern] Mit den anderntags aus Weimar nach Jena zurückkommenden Botenfrauen, die den regelmäßigen Transport von Briefen und Paketen zwischen beiden Orten besorgten. – Voigts Antwortschreiben vom 8. April 1795 wurde von Gottlieb Hufeland mitgebracht. 304,18–19 Ihre Gedanken] In seinem Votum signalisierte Voigt seine Zustimmung zu allen Vorschlägen Goethes. 304,19–20 an den Bergrath 〈…〉 Briefe zuschicken] Die Briefe haben sich in den Akten nicht erhalten (vgl. zu 304,30). 304,21 Herzog] Der Rentcommissair Johann Adolph Herzog. 304,24 die Coburger- und Martinröder-Erde] Zur Herstellung der feuerfesten Backsteine geeignete Erden aus den Lehm- und Tongruben des Coburger Landes im benachbarten ernestinischen Herzogtum Sachen-Coburg sowie Quarzsand aus dem östlich von Ilmenau gelegenen Martinroda. 304,26 s m.] Lat.: salvo meliori: vorbehaltlich eines besseren Vorschlags. Vgl. zu 300,5.
A 43. An Christian Gottlob Voigt
Jena, 9. April 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-17846. – Doppelblatt 19,4 × 22,7 cm, 1 1⁄2 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 unter dem Brieftext Echtheitsbeglaubigung von Riemer. – Falz durch aufgeklebten Papierstreifen verstärkt. E: WA IV 10 (1892), 248f., Nr 3141 (Eduard von der Hellen; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 30, 259).
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BRIEF A 44
E R L Ä UT E RUN GEN
Das Schreiben beantwortet Christian Gottlob Voigts Schreiben vom 8. April 1795 (Goethe-Voigt2 1, 167, Nr 128; vgl. RA 1, Nr 1262). – Voigt antwortete am 11. April 1795 (Goethe-Voigt2 1, 168f., Nr 130; vgl. RA 1, Nr 1267). Zum Inhalt des Schreibens vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 35. 304,30 die beyden Briefe] Die zwei nicht überlieferten Ausfertigungen von den Mitgliedern der Bergwerkskommission an Johann Carl Wilhelm Voigt und an François Ignace de Wendel, in denen am 9. April 1795 die Beschlüsse der Kommission, wie sie aus Goethes Votum vom 7. April 1795 abzuleiten sind, mitgeteilt wurden (vgl. Nr A 42). Voigt hatte sie im Bezugsschreiben angefordert, damit der Baumeister Steiner sie nach Ilmenau mitnehmen könne. 304,31–32 ich habe unter die Vota angemerckt 〈…〉 Briefe erlassen sind] Vgl. die eigenhändige Bemerkung Goethes in den Akten: Nach vorstehenden Votis sind die Briefe an den Bergrath Voigt und den v Wendel abgelassen worden. Jena dL. 9 Apr. 95. / G (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 56). – erlassen: abgesandt, abgegangen. 304,33 Die Ilmenauer Briefe] Die Beilagen zu Nr A 42. 305,1 Steinert] Der Baumeister Johann Friedrich Rudolf Steiner, der am 11. April 1795 nach Ilmenau reiste. 305,1 das Modell] Das Modell des Reverberierofens hat sich nicht erhalten. Es wurde vermutlich nach den technischen Vorgaben Wendels gefertigt. 305,3 kleinen Geschäfte] Goethe hielt sich vom 29. März bis zum 2. Mai 1795 in Jena auf. Dort hatte er als Leiter der Wasserbaukommission u.a. die anstehenden Arbeiten zu überwachen (vgl. Nr A 45 und A 46). – Auf wissenschaftlichem Gebiet beschäftigte sich Goethe zu dieser Zeit mit Descartes’ Experimenten zur Herstellung künstlicher Regenbögen und seinen Erklärungen zu ihrer Genese. Auch auf dieses Interessengebiet könnte sich der vorliegende Abschnitt beziehen. Goethes Aufzeichnungen dazu sind auf den 12. April 1795 datiert (vgl. „Der Descartische Versuch mit der Glaskugel“; LA I 3, 102f., erläutert in: LA II 3, 226–228). In den Versuchen mit wassergefüllten Glaskugeln spielen Prämisse und Konklusion, Ausgangsbedingung und Folge, eine entscheidende Rolle für das Verständnis des großen Naturphänomens im kleinen Modell des Experiments. 305,4 F o l g e ! ] Von Goethe häufig benutzter, semantisch vielfältiger Begriff, hier im Sinne von ‚Konsequenz‘, ‚Folgerichtigkeit‘, ‚Beharrlichkeit‘ im menschlichen Handeln (vgl. GWb 3, 789), aber auch im Sinne eines methodologischen Prinzips zu verstehen, das die rationale Einsicht in die tiefere Gesetzlichkeit des Ganzen ermöglicht. 305,11 daß Ihr Sohn 〈…〉 Sorge so antwortet] Im Bezugsschreiben hatte der Adressat davon berichtet, dass er seinem Sohn Christian Gottlob juristischen Unterricht in Prozesspraxis erteile und ihn Konzepte erstellen lasse. – Sorge: hier im Sinne von ‚Fürsorge‘, ‚Bemühungen‘.
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305,13 alles Kriegs und Friedens Gewäsche] Anspielung auf den Basler Sonderfrieden. Am 5. April 1795 hatte Preußen Frankreich vertraglich seine linksrheinischen Besitzungen überlassen und war dadurch nicht länger aktive Partei im Ersten Koalitionskrieg. Mit dem Alleingang Preußens verband sich kein allgemeiner Friede im Reich. Die Situation blieb für die sächsischen Herzogtümer nach wie vor unsicher, deshalb Goethes resignative Betrachtung der Vereinbarung als bedeutungslos. Im Bezugsschreiben hatte Voigt von einer Sitzung des Geheimen Consiliums berichtet: „Serenissimus sind gestern bei uns in der Session gewesen, wegen des Friedenswesens. Höchstdieselben haben die Voraussetzung zum Grunde, daß Preußen abschließt und Österreich den Krieg fortsetzt. So bleiben wir zwischen zwei Feuern.“ (Goethe-Voigt2 1, 167.)
A 44. An Christian Gottlob Voigt
Jena, 11. April 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. E: General-Anzeiger für Thüringen, Franken, Voigtland 1872, Nr 40. D: WA IV 10 (1892), 250f., Nr 3144 (nach E; vgl. Hinweis auf nicht überliefertes E in WA IV 10, 410). Textgrundlage: D. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete am 13. April 1795 (Goethe-Voigt2 1, 172f., Nr 134; vgl. RA 1, Nr 1270). 305,17 Vent] Der Ingenieuroffizier Johann Christoph Gottlob Vent, seit 1792 im militärischen Rang eines Lieutenants. 305,17 die Spritzensache] Worauf Goethe sich hier bezieht, ist nicht bekannt. Voigts Antwort lässt auch keine eindeutigen Rückschlüsse zu: Da Herzog Carl August wünschte, dass sich Vent mit Wilhelm Heinrich von Germar, Kommandeur der sachsen-weimarischen Truppen, aussöhnen möge, ging es möglicherweise um eine gröbere dienstliche Verfehlung, die sich Vent beim Militär, möglicherweise im Zusammenhang mit Feuerlöschpumpen hatte zu Schulden kommen lassen. 305,21–22 Auch wird er wegen eines Druckwerks 〈…〉 wünsche.] Goethe kümmerte sich auch in technischer Hinsicht um die Belange des Botanischen Gartens in Jena. Auf seine Initiative hin war Ende Oktober1794 das Gelände an die städtischen Wasserleitungssysteme angeschlossen worden (vgl. GSA 31/I,15,2,2, Bl. 8f. [Aktenkopie]). Vorgeschlagen hatte dies bereits am 6. April 1794 Johann Jacob Griesbach in einem „Pro Memoria“ zur Umgestaltung des Jenaer Fürstengra-
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BRIEF A 45
bens: „Bey dieser Gelegenheit könnte wahrscheinlich dem neuen Botanischen Institute eine nicht unbedeutende Bequemlichkeit verschafft werden. Jezt ist blos in dem untersten Theile des Gartens Wasser. Es ließe sich aber weiter hinauf, den neuen Anlagen und dem Gewächshause viel näher, bringen.“ (H: GSA 30/274, Bl. 15f.; vgl. Nr A 28.) Die in den darauffolgenden Wochen gebaute Röhrenfahrt, eine Ableitung auf der Höhe des Accouchierhauses, die vom Botanischen Institut finanziert wurde, bestand, wie damals üblich, aus einer Reihe von ausgehöhlten Fichtenstämmen, die das Wasser an seinen Bestimmungsort leiteten. – Da auch nach dieser Maßnahme noch größere Teile des Gartens ohne die Möglichkeit zur künstlichen Bewässerung blieben, sollte nun eine hydraulische Ansaugpumpe, ein so genannter Zubringer, helfen, Wasser in ausreichender Menge in die oberen Teile zu transportieren und dort in einem geeigneten Behälter zu sammeln. Zur Wasserversorgung des Botanischen Gartens vgl. FA/Goethe I 27, 362f.; erläutert in: FA/Goethe I 27 K, 522–524. 305,24 Ein wohlfeil Druckwerk ist zu haben] Vent war damit beauftragt worden, günstig einen Zubringer zu erwerben. Ein passendes Angebot unterbreitete der Weimarer Hofmechanikus Johann Christoph Neubert, worüber Voigts Antwort Auskunft gibt. Die Maschine wurde am 11. Mai 1795 für insgesamt 71 Taler und 12 Groschen erworben (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7655, Bl. 39f.), wovon allein 36 Taler und 12 Groschen dafür verwendet wurden, um die Maschine von dem Weimarer Zimmermeister Heinrich Schenk auszulösen; der Rest des Kapitals wurde Neubert auf Kredit und Zinsen bis Michaeli ausbezahlt (vgl. GSA 31/I, 15,2,3, Bl. 2f. [Aktenkopie]). Nachdem man ein geeignetes Behältnis dazu erworben hatte, wurde der Zubringer erst 1817 in Betrieb genommen. Eine detaillierte Beschreibung des Zubringers ist überliefert (vgl. H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7655, Bl. 41). 305,25 Thlr.] Taler (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LXIII–LXIV im vorliegenden Band).
A 45. An Johann Daniel Binder Jena, 12. April 1795 → Dornburg ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 30/104, Bl. 26. – Doppelblatt 21 × 34,4 cm, ½ S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse und Vermerk links) beschr. (S. 1 Brieftext, S. 3 Konzept zu Nr A 46), egh., Tinte; S. 1 links Adresse: An den Rentkomm. / Binder zu Dornburg, in der linken Spalte Absendevermerk: dl. 12ten durch den Conducteur / Götze bestellt. – In einem Faszikel, auf dem vorderen
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Umschlag die egh. Aufschrift, Tinte: Acta / den Wasserbau an der Saale betr. / 1795., 121 Bll. – Faksimile: FA/Goethe I 27, Abb. 3. E: WA IV 10 (1892), 251, Nr 3145 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Mit vorliegendem Schreiben übermittelte Goethe dem im Amt Dornburg zuständigen Rechnungsbeamten Johann Daniel Binder ein Dekret der Kommission für Wasserbau; ein weiteres Schriftstück folgte am 11. Juni 1795. Schreiben von Binder an Goethe sind nicht erhalten. Über die Biographie Binders ist kaum etwas bekannt. Goethe stand mit seinem nachgeordneten Mitarbeiter in einem rein dienstlichen Verhältnis. Die Kommission für Wasserbau war auf Goethes Initiative hin im Oktober 1790 eingerichtet worden. Außer ihm waren der Kammerpräsident Johann Christoph Schmidt, Christian Gottlob Voigt sowie der Kammerherr Moritz von Wedel Mitglieder des Gremiums. Zu dessen Aufgaben gehörten die Planung und Koordination des Wasser- und Uferbaus in den sächsisch-weimarischen Territorien, die Erhaltung von Flüssen und Seen in ihrer Beschaffenheit, die Gewährleistung der wirtschaftlichen Nutzbarkeit durch geeignete Maßnahmen wie die Regulierung ihrer Ausdehnung, des Verlaufs oder ihrer Fließeigenschaften, die Sicherung des Ufers durch entsprechende Befestigungen und der Betrieb von technischen Anlagen wie Wehren, Brücken, Brunnen oder Wasserleitungen. Mit 30 km Länge war die Saale das einzige größere Gewässer im Herzogtum, und sie benötigte die meiste Fürsorge. Im Frühjahr 1784 hatte ein Hochwasser zu katastrophalen Überschwemmungen geführt, 1786 war ein zweites gefolgt, und im Januar 1795 schließlich hatte Hochwasser in Kombination mit starkem Eisgang Jena bedroht (vgl. Jacob Paulssens Schreiben an Goethe, 29. Januar 1795; H: GSA 28/8, Bl. 40 und 43; RA 1, Nr 1196). Die traditionelle Ufersicherung aus massivem Mauerwerk hatte sich nicht bewährt. Deshalb entschied man sich für eine neue Bauweise: für Dämme, die mit Kies aus dem Fluss gefüllt und mit einem Deckwerk aus Weidengeflecht verstärkt waren. Hochwassersicherungen von dieser Art waren von Johann Esaias Silberschlag in „Ausführlichere Abhandlung der Hydrotechnik oder des Wasserbaus“ (2 Tle. Leipzig 1772/73) vorgeschlagen und in Preußen längst eingeführt worden. Auf diesen grundlegenden Wandel im praktischen Wasser- und Uferbau reagierten das Herzogtum und seine Beauftragten. Mit der Leitung der Kommission hatte Goethe eine wichtige amtliche Aufgabe übernommen, die ihn aber zeitlich nicht sonderlich forderte. Einzig die regelmäßige Teilnahme an den Gewässerschauen im Frühjahr und Herbst war notwendig. Vor diesem Hintergrund sind Goethes Kenntnisse bemerkenswert, die er sich über die Jahre – bis zur Auflösung der Kommission im September 1803 und Übernahme
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BRIEF A 46
ihrer Aufgaben durch die Wegebaukommission – beharrlich erwarb. Sie ermöglichten es ihm, Vorschläge technischer Art zu machen oder die anderer zu beurteilen, die Arbeiten ordentlich zu begleiten und die Mitarbeiter der Kommission, den Hauptmann Johann Christoph Gottlob Vent sowie seinen ehemaligen Diener Paul Goetze, zu führen, welcher als Baukondukteur im Auftrag die Kommission die Arbeiten vor Ort zu beaufsichtigen hatte. In Goethes Bibliothek haben sich einschlägige Titel zum Wasser- und Uferbau aus dieser Zeit erhalten (vgl. Ruppert, 766, Nr 5355; Ruppert, 769, Nr 5374; Ruppert, 769, Nr 5379–5381). Verordnungen von übergeordneten Stellen waren für jeden Beamten im Herzogtum verbindlich. Entsprechend harsch fiel Goethes Reaktion aus, als ihm zugetragen wurde, dass Binder die Weisung der Kommission nicht umgesetzt habe (vgl. Nr A 46). Das vorliegende Schreiben ist wie die Schreiben an Johann Christoph Gottlob Vent und an den Adressaten (Nr A 46 und A 53) der Kommissionsakte entnommen. Diese enthält zahlreiche weitere Aktenstücke, die detaillierte Auskunft über weitere Maßnahmen eines umfassenden wasserbaulichen Programms erteilen, für das Goethe verantwortlich zeichnete: Darunter die Sperrung eines Saalearms an der Rasenmühle in Jena, die Verstärkung der Uferbefestigung, die Verbesserung der Wasserführung an der Camsdorfer Brücke und der Einbau eines Eisrechens. Einige der Aktenstücke sind gedruckt in: FA/Goethe I 27, 117–135, Nr 61–79. Die Akte gehört heute zum privaten Archiv Goethes. 306,2 auf den herrschaftlichen Wiesen] Auf der Amtwiese in der Oberau, nördlich von Jena bei Porstendorf gelegen. – Wie erfolgreich Goethes Engagement hier war, zeigt der Dank von zwei Anrainern Samuel Günther Christoph Neusse und Johann Gottfriedt Eydam (H: GSA 28/9, Bl. 200 und 204; vgl. RA 1, Nr 1334). 306,2 schon geschlagenen Weiden] Am 6. April 1795 hatte der Rentsekretair Johann Gottlieb Eckhardt die Schlagreife der Bäume gemeldet und weitere Befehle erbeten (H: GSA 30/104, Bl. 23f.); am 15. April 1795 bescheinigte ihm Goethe, dass die Weiden zum Wasserbau verwendet werden dürften (vgl. ebd., Bl. 27). – Aus dem Holz schnitt man Pfähle, aus Weidenruten wurden Faschinen (Reisig- oder Rutenbündel) gebunden und aus diesen mit Erde befüllbare Schanzkörbe geflochten. Alles diente der Stabilisierung der Dämme und Brücken. 306,3 Hl. Rentkommissair Binder] Die Anrede in der dritten Person Singular ist Ausdruck des sozialen Hierarchiegefälles zwischen dem Schreibenden und dem Adressaten; sie ist durchaus noch höflich-respektvoll zu verstehen, allerdings eine Stufe weniger als das pluralischen ‚Sie‘ oder gar das Demonstrativum ‚Dieselben‘. 306,4 eine billige Taxe] Ein günstiger Preis (von lat. taxare: den Wert einer Sache bestimmen). 306,4 die Deputate] Die für Dritte bestimmten Kontingente an geschlagenem
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Holz. Diese sollen nun für den Wasserbau genutzt; an anderer Stelle ist deshalb für Ersatz zu sorgen. 306,5 abreichen] Amtssprachlich: abgeben.
A 46. An Johann Christoph Gottlob Vent Jena, 17. April 1795 → Dornburg ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 30/104, Bl. 29. – Doppelblatt 21 × 34,4 cm, 3⁄4 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse, Orts- und Datumsangabe, Paraphe, Absendevermerk links) beschr. (S. 3 Brieftext, S. 1 Konzept zu Nr A 45), Schreiberhd (Schumann), Tinte, in der linken Spalte Randsignatur G; oben links Adresse: An / den Lieutenant Vent / gegenwärtig zu Dornburg., unter der Orts- und Datumsangabe egh. Absendevermerk, Tinte: Abgesandt eod 〈lat. eodem (die): am selben (Tag)〉 / G. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr A 45. E: WA IV 10 (1892), 252, Nr 3146 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Johann Christoph Gottlob Vent antwortete am 18. April 1795 mit einem „Gehorsamsten pro memoria“ (H: GSA 30/104, Bl. 30f.). Johann Christoph Gottlob Vent (1752–1822) war Ingenieuroffizier und Baukondukteur in Weimar. Das vorliegende Schreiben ist das einzige aus den Jahren 1794/95 und der erste von insgesamt drei bekannten Briefen Goethes an den Lieutenant, bei zwei Gegenbriefen aus den Jahren 1798 und 1804. Die Männer standen in einem rein dienstlichen Verhältnis zueinander: Goethe betraute den Adressaten in aller Regel mit praktischen Aufgaben im Bauwesen. Dessen technischer Sachverstand befähigte ihn, eigenständig Lösungsvorschläge entwickeln und die Ausführung von Arbeiten zuverlässig zu überwachen. Zum Inhalt des Schreibens vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 45. 306,8 Rentsekretair Binder] Johann Daniel Binder, eigentlich Rentkommissair, also höherrangig. 306,8 Dornburg] Name von mehreren Schlössern und einem Dorf an der Saale, nördlich von Jena gelegen. 306,9–10 an ihn erlassenen Verordnung] Vgl. Nr A 45. 306,11 d. M.] Abkürzung für ‚dieses Monats‘. 306,12–13 worauf Sie mir 〈…〉 berichten] In seiner Antwort, einer Denk-
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BRIEFE A 47/48
schrift, berichtete Vent ausführlich von den Ergebnissen der Befragung: So sei die Abfuhr der Hölzer von Binder nicht mehr aufzuhalten gewesen. Binder habe sich bemüht, am 13. April zumindest einen Teil des Holzes für den Wasserbau zurückzubehalten, und habe dabei von dem Oberförster Haberecht die Auskunft erhalten, dass dieses ohnehin nicht zum Wasserbau tauge und dass überdies noch vorrätiges Holz zur Verfügung stehe. Mit Nr A 53 erhielt Binder einen Verweis.
A 47. An Christian Gottlob Voigt
Jena, 20. April 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078a, Bl. 20. – Doppelblatt 20,1(–20,8) × 34 cm, 1 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Orts- und Datumsangabe links), Schreiberhd (Schumann), Tinte, mit egh. Paraphe, Tinte. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr A 35. E: Goethe-Voigt2 (1949), 1, 176, Nr 137. WAN 1 (1990), 112f., Nr 3146a. Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Das Schreiben beantwortet Christian Gottlob Voigts Schreiben vom 20. April 1795 (Goethe-Voigt2 1, 175f., Nr 136; vgl. RA 1, Nr 1285). – Voigt antwortete am 22. oder 23. April 1795 (Goethe-Voigt2 1, 177–179, Nr 140; vgl. RA 1, Nr 1287). Zum Inhalt des Schreibens vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 35. 307,1 P. V.] Lat.: Pro Voto: zur Abstimmung (vgl. zu 303,11). 307,2 das schon acquirirte Hammerdrittel] Der wieder in herzoglichem Besitz befindliche Anteil an dem so genannten ‚Grenzhammer‘ in Ilmenau. 307,4 Fleischhack 〈…〉 zu bescheiden] Johann Georg Fleischhack, Bürger in Ilmenau und Pächter eines Hammerdrittels. Ein abschlägiger Bescheid war bereits von Voigt vorgeschlagen worden (vgl. dessen Schreiben an Goethe, 20. oder 21. April 1795; H: GSA 28/9, Bl. 142f.; RA 1, Nr 1285). Seine Einschätzung basiert auf einem Schreiben seines Bruders an die Bergwerkskommission vom 18. April 1795 (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078a, Bl. 19). Darin hatte Johann Carl Wilhelm Voigt empfohlen, die Pachtzeit, wie vertraglich vereinbart, zu Johannis (d.h. zum Ende des zweiten Quartals des Jahres) enden zu lassen. 307,4–5 Blumröder] Johann August Ludwig Anton Blumröder, Hofadvokat in Ilmenau, Deputierter auf dem Gewerkentag.
APRIL 1795
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307,6 ließe man zu einem Drittel schmieden] Gemeint ist, dass der Eisenhammer nur zu einem Drittel der Zeit genutzt werden sollte. 307,7 an den Bergrath] Johann Carl Wilhelm Voigt. 307,8 zu Anfang Juny 〈…〉 oben seyn] Die Sitzung der Fürstlich Sächsischen Bergwerkskommission mit den Gewerken fand am 22. Juni 1795 in Ilmenau statt. Goethe konnte nicht teilnehmen, da er erkrankt war. Am 21. Juni 1795 waren die überirdischen Anlagen am Neuen Johannesschacht besichtigt worden, am 23. Juni 1795 fanden weitere Begehungen und Beratungen statt. Die Kommissionsakten aus dieser Zeit sind nicht überliefert. Eine Kopie des Protokolls zur Eröffnungsveranstaltung am 21. Juni 1795 findet sich in Voigts Privatakte (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16077a, Bl. 25–32). Zudem enthält das Schreiben des Bergrats und Oberbergmeisters Johann Carl Ludwig Gerhard, Deputierter der Berliner Gewerken, an die Kommission dessen Eindrücke und Einschätzungen (H: ebd., B 16350/208, Bl. 64–67). 307,10 Herzogen] Den Rentkommissar Johann Adolph Herzog. 307,10–11 die 25 Thaler an den Bergrath bezahlt] Johann Carl Wilhelm Voigt hatte um die Zahlung gebeten, um dem Köhler einen Vorschuss bezahlen zu können. 307,11 einzurechnen] Einrechnen: zu berücksichtigen (vgl. GWb 2, 1495). 307,11 Serenissimus] Von lat. Serenissimus (vgl. erste Eläuterung zu 3,17). Gemeint ist Herzog Carl August.
A 48. An Christian Gottlob Voigt
Jena, 20. April 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 61. – Doppelblatt 20,5(–20,7) × 34,1 cm, 1 ¼ S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Orts- und Datumsangabe links), Schreiberhd (Schumann), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 1 in der linken Spalte Randvermerk Voigts: „V 〈lat. votum: Stellungnahme〉 vom 22. Apr. durch / Privatbrief gesehen. / V.“ 〈Christian Gottlob Voigt〉, S. 2 in der linken Spalte Randvermerk Voigts: „V 〈lat. votum: Stellungnahme〉 gesehen. / V.“, S. 3 Konzept von Voigt, datiert auf den 24. April 1795. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr A 35. E: Goethe-Voigt2 (1949), 1, 176f., Nr 138. WAN 1 (1990), 113, Nr 3146b. Textgrundlage: K.
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BRIEF A 49/50
E R L Ä UT E RUN GEN
Das Schreiben beantwortet Christian Gottlob Voigts Schreiben vom 20. April 1795 (Goethe-Voigt2 1, 175f., Nr 136; vgl. RA 1, Nr 1285). – Voigt antwortete am 22. oder 23. April 1795 (Goethe-Voigt2 1, 177–179, Nr 140; vgl. RA 1, Nr 1287). Zum Inhalt des Schreibens vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 35. 307,18 Pro Voto.] Lat.: zur Abstimmung (vgl. zu 303,11). 307,19 Bey den Anstalten 〈…〉 zu erinnern] Mit dem Bezugsschreiben hatte Goethe auch ein Schreiben des Bergrats Johann Carl Wilhelm Voigt vom 18. April 1795 erhalten (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16078b, Bl. 58f.). Der Bruder des Adressaten berichtete darin von den vorbereitenden Arbeiten zum Bau des Reverberierofens. Im Bezugsschreiben selbst ging es um Fragen rund um die Administration des Eisenhammers. Weitere Beilagen dazu erhielt Goethe mit Christian Gottlob Voigts Schreiben vom 23. April 1795 (Goethe-Voigt2 1, 179f., Nr 141), nämlich den Brief Johann Carl Wilhelm Voigts an den Adressaten vom 22. April 1795 (vgl. den in der Überlieferung erwähnten Privatbrief; H: GSA 28/9, Bl. 150f.; RA 1, Nr 1288) mit Christian Friedrich Wentzels Schreiben an den Bergrat Voigt vom 20. März 1795 (H: GSA 28/8, Bl. 90f.; vgl. RA 1, Nr 1241), dem Schreiben Johann Carl Wilhelm Voigts an François Ignace de Wendel vom 19. April 1795 (H: GSA 28/9, Bl. 132f.; vgl. RA 1, Nr 1280) und der französischsprachigen Antwort Wendels vom selben Tag auf demselben Bogen (H: GSA 28/9, Bl. 132f.; vgl. RA 1, Nr 1282). 307,20 Herr von Wendel] François Ignace de Wendel. 307,22 amalgamiren] Verbinden, hier: eine Quecksilberlegierungen herstellen (aus mittellat. amalgamare). 308,2 conjunctim] Lat.: zusammen, vereinigt. 308,7 Baumeister Steinert] Johann Friedrich Rudolf Steiner war am 11. April 1795 nach Ilmenau gereist, hatte das Modell des Ofens mitgenommen und als Dolmetscher für die Verständigung mit den französischen Emigranten gesorgt (vgl. Nr A 42 und A 43).
A 49. An Christian Gottlob Voigt
Jena, 22. April 1795 → 〈Weimar〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 232. – 1 Bl. 11,7 × 17,7(–18,0) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am Schluss Echtheitsbeglaubigung von Riemer; Bl. mit Rs. auf Papier aufgeklebt und dieses am rechten Seitenrand wiederum aufgeklebt auf einen Träger (Pappe).
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E: Goethe-Voigt1 (1868), 150, Nr 26. WA IV 10 (1892), 252, Nr 3147. BE IL AG E
1 Quittung über 200 Reichstaler (vgl. zu 308,11). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete am 23. oder 24. April 1795 (Goethe-Voigt2 1, 179f., Nr 141; vgl. RA 1, Nr 1289). 308,11 auf beykommende Quittung] Nicht überliefert. Im Antwortschreiben teilte Voigt mit, das Nötigste veranlasst zu haben, damit das Geld am folgenden Tag mit dem Kammerwagen abgehen könne, sofern der Baukondukteur Paul Goetze nicht selbst in Weimar sei. 308,13 Das Geschäft] Die Überwachung der Wasserbauarbeiten an der Saale. Zum Kontext vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 45.
A 50. An Christian Gottlob Voigt
〈Weimar, März oder April 1795?〉
DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus den inhaltlichen Bezügen auf neue Bauprojekte in Ilmenau, welche im März/April 1795 geplant wurden: den Bau eines Reverberierofens und eines neuen Poch- und Waschwerks. ÜBE R L IE FE RU N G
H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 4.AS.01 Nr 0728 Slg. Culemann. – Doppelblatt 13,7 × 19,5 cm, 1 1⁄3 S. beschr., egh., Tinte, sehr flüchtig geschrieben; S. 1 über dem Briefanfang Echtheitsbeglaubigung von Riemer; im Falz oben eingerissen, auf S. 4 Falz über die gesamte Höhe mit einem aufgeklebten Papierstreifen von 1,4 cm Breite verstärkt. E: WA IV 50 (1912), 93f., Nr 59033 (Carl Schüddekopf; nach einer Abschrift von H; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 50, 181). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Zum Inhalt des Schreibens vgl. die einleitende Erläuterung von Nr A 35. 308,20 G. D. Hofmann] Vermutlich der Gerichtsdirektor und Rat in Ilmenau Johann Heinrich Hofmann.
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BRIEF A 51
308,22 Herzog] Der Rentkommissair Johann Adolph Herzog. 308,22 Local] Örtlichkeit, Ortsbeschaffenheit, der zu einem bestimmten Zweck verwendete Raum (von lat. locus: Ort). 308,23 die Wiese] In der Nähe des Neuen Johannesschachtes, auf der die Schmelzhütte errichtet werden sollte. 308,23 in petto] Ital.: in der Brust; hier im Sinne von: für den bestimmten Zweck behalten. 309,1 droben] In der auf dem Thüringer Wald gelegenen Bergbaustadt Ilmenau. 309,2 brevi manu] Lat.: mit kurzer Hand; hier im übertragenen Sinne: sogleich, ohne Weiteres. 309,2 Waschwercks] Das zur Erzanreicherung gebaute Waschwerk in der Nähe des Neuen Johannesschachtes in Ilmenau. Es ersetzte das 1793 in Betrieb genommene Werk auf dem Gelände der alten Schmelzhütte an der Ilm. Zu den Baufortschritten vgl. Nr 146 und Nr 172. 309,3 installirten] ‚Installiren‘: anstellen, in eine Amt einsetzen (von mittellat. installare). 309,3 Wendel] François Ignace de Wendel. 309,4 Seideln] Rentkommissair Philipp Seidel, Goethes ehemaliger Diener.
A 51. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 5. Mai 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. III, fol. 31, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1795. 96. 97.“; Kriegsverlust. – Schreiberhd; egh. Adresse: An Herrn Professor Batsch in Jena., Randsignatur G und egh. Vermerk: durch den Hofg. Dietrich eod. 〈lat. eodem (die): am selben Tag〉 bestellt G. (vgl. WA IV 10, 411). E: WA IV 10 (1892), 255, Nr 3152 (Eduard von der Hellen; nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 411). Textgrundlage: E. BE IL AG E
41 Pflanzen (vgl. zu 309,9).
MAI 1795
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E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 309,8 gegenwärtiges durch den Hofgärtner Dietrich] Friedrich Gottlieb (eigentlich Johann Christian Gottlieb) Dietrich brachte das Schreiben zusammen mit den Pflanzen nach Jena (vgl. Überlieferung zu K); Goethe entlohnte ihn dafür, wie der Eintrag unter diesem Datum in Goethes Rechnungsbüchern zeigt: ein Paquet an Professor Batsch nach Jena (GR/RB 1794, 2, Bl. 3). Die Anwesenheit des Fachmanns dürfte auch zur Diskussion anstehender gärtnerischer Fragen genutzt worden sein. Vgl. zweite Erläuterung zu 3,17 sowie 278,17. 309,9 41 Pflanzen] Außer den erwähnten Juniperus- und Pinus-Arten (309,13) ist unbekannt, um welche Pflanzen es sich dabei handelte. Sie kamen aus dem Schlosspark von Belvedere. – Die Lieferung von Pflanzen aus Weimar folgte nicht allein ökonomischen Erfordernissen, sie zeigt auch das persönliche Interesse des Herzogs an der Ausgestaltung des Gartens und der Botanischen Anstalt in Jena. 309,9 Serenissimus] Von lat. Serenissimus (vgl. erste Erläuterung zu 3,17). Gemeint ist Herzog Carl August. 309,12 Instituts] Vgl. zweite Erläuterung zu 3,4. 309,13 die Juniperus- und Pinus-Arten] Es handelte sich dabei um immergrüne Gehölze, und zwar um den Wacholder (lat. juniperus) aus der Familie der Zypressengewächse sowie um die Kiefer oder Föhre (lat. pinus) aus der Familie der Kieferngewächse. 309,15 Sie bald wieder zu sehen] Goethe war erst vor wenigen Tagen, am 2. Mai 1795, von Jena nach Weimar zurückgekehrt. Von 31. Mai bis zum 3. Juni 1795 hielt er sich erneut in Jena auf. – Mit seinem Schreiben vom 10. Mai 1795 übersandte Batsch neben dem Heft mit neuen Nachrichten von der Naturforschenden Gesellschaft zu Jena (in Goethes Bibliothek vorhanden; vgl. Ruppert, 616, Nr 4273) auch einen „Riß des Gewächshauses“ (H: GSA 28/9, Bl. 174; vgl. RA 1, Nr 1305); ein früherer war schmutzig und damit unbrauchbar geworden, weshalb Goethe am 14. Dezember 1794 die Anweisung gegeben hatte, einen neuen anzufertigen und zu den Akten zu nehmen (vgl. GSA 31/I,15,2,2, Bl. 10 [Aktenkopie]).
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BRIEF A 52
A 52. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, Anfang Juni 1795〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Das Schreiben, das sich auf ein Schreiben Christian Gottlob Voigts vom 31. Mai 1795 bezieht, dürfte wenig später, also Anfang Juni 1795, geschrieben worden sein. ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/411,II, Bl. 1–3. – 2 Doppelblätter 20,7(–20,9) × 34,8(–35,3) cm, 5 2⁄3 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Korrekturen zum Teil links), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte. E: WA IV 18 (1895), 7–10, Nr 5066 (Albert Leitzmann; nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugsschreiben gibt es nicht. Goethe reagiert auf einen Aktenumlauf, die Studentenunruhen in Jena betreffend, in welchem Herzog Carl August Voten zur Bekämpfung derselben einholte (vgl. die einleitende Erläuterung zu vorliegendem Brief). – Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt. Mit einem Schreiben vom 31. Mai 1795 hatte Christian Gottlob Voigt Goethe Folgendes mitgeteilt: „Beyliegender Fascicul 〈…〉 enthält einige, resp〈ective〉 auf höchsteigenen Befehl Serenissimi eingezogene Notizen über die Verbesserung der academischen Disciplin. / Da inzwischen die itzigen Händel in Jena dazu gekommen waren, so befahlen Serenissimus gestern, diesen Fascicul circuliren zu lassen und dabey auch des Herrn Geheimeraths v. Göthe Gutachten einzunehmen.“ (AS 2, 434.) Schon seit 1785 war es immer wieder zu Studentenunruhen in Jena gekommen. Es ging um die Einschränkung der landsmannschaftlichen Verbindungen, um Übergriffe des weimarischen Militärs gegen Studenten und um die Abschaffung des Duellwesens. Im Sommer 1792 war der Lehrbetrieb durch einen Boykott der Studenten zeitweise zusammengebrochen. 1795 führte der Versuch, die studentischen Orden abzuschaffen, an dem Johann Gottlieb Fichte maßgeblich beteiligt war, zu einer Folge von Unruhen und Tumulten, bei denen mehrfach Fenster eingeworfen und Häuser verwüstet wurden. Es kam zu schweren Zusammenstößen zwischen Soldaten und Studenten (vgl. zu 170,23). Zu den von Voigt erwähnten jüngsten Auseinandersetzungen gehörte die Bedrohung Fichtes, dem mehrfach, zuletzt in der Nacht vom 8. auf den 9. April, Fensterscheiben eingeschlagen worden waren. In einem Reskript vom 10. April 1795 hatte Herzog Carl August sich „sehr mißfällig“ darüber geäußert, „wie unwirksam die akademische Polizei verwaltet und die Untersuchung bei solchen Exzessen geführt
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werde“ (zitiert nach Flach [vgl. Literaturhinweis], S. 374). Auch Christian Gottlob Voigt hatte am 9. April 1795 an Goethe geschrieben: „Die akademische Senatspolizei ist freilich elend.“ (Goethe-Voigt2 1, 169.) Ende April hatte der Herzog von den dem Senat angehörenden Jenaer Professoren persönliche Gutachten eingefordert. Am 27. Mai 1795 hatten Studenten im Gartenhaus des Theologieprofessors Johann Wilhelm Schmid, des früheren Prorektors, Fensterscheiben und Türen eingeschlagen, als Vergeltung für eine Arreststrafe, die am 26. Mai über ihren Kommilitonen Carl Ludwig Görlitz wegen dessen Schulden sowie Fluchtgefahr verhängt worden war (vgl. Sandra Salomo: Die Ökonomie des knappen Geldes. Studentische Schulden in Jena 1770–1830. Köln, Weimar, Wien 2016, S. 215 und 284). Diese neuerlichen Vorkommnisse hatten den Herzog dazu bewogen, nun auch die Geheimen Räte des Weimarer Geheimen Consilium um Stellungnahmen zu bitten, auch Goethe, obwohl dieser (nach seiner Rückkehr aus Italien) nicht mehr an der Arbeit des Geheimen Consiliums teilnahm. Der Aktenband mit den Voten der Professoren und Räte ist nicht überliefert. – Literaturhinweis: Willy Flach: Ein Gutachten Goethes über die akademische Disziplin. In: Forschungen aus mitteldeutschen Archiven. Zum 60. Geburtstag von Hellmut Kretzschmar. Berlin 1953, S. 363–380. 309,20 haben gnädigst befohlen] Vgl. die einleitende Erläuterung zum vorliegenden Schreiben. 309,22 anhoffender] ‚Anhoffen‘: amtssprachlich für ‚erhoffen‘ (vgl. GWb 1, 587). 310,1 temporairen] Franz. temporaire: zeitweilig. 310,1–2 Dictatur] Hier in bedingt positiver Bedeutung im Gegensatz zu ‚Anarchie‘ (vgl. GWb 2, 1204). 310,2–3 lustitiarii] Lat. iustitiarius: hier (Universitäts-)Verwaltungsjurist. 310,7 die Bemerkungen Fol. 21] Bezieht sich auf das von Voigt überschickte, nicht überlieferte „Fascicul“. 310,10 Commendanten der Stadt] Oberstleutnant Johann Georg von Bentheim, Stadtkommandant von Jena. 310,10–11 die Sorge für die äußere Ruhe und Sicherheit] Der Stadtkommandant und die ihm unterstellten Truppen konnten erst auf Bitte des Prorektors eingreifen, um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Die Professoren aber zögerten gewöhnlich, durchgreifende Maßnahmen zu fordern, um sich vor Racheakten und Vorlesungsboykott der empörten Studenten zu schützen. 310,13–14 ohne daß der Prorector 〈…〉 concurrire] Angehörige der Universität waren akademische Bürger und unterstanden akademischer Gerichtsbarkeit, die vom halbjährlich wechselnden Prorektor ausgeübt wurde. Rektor war der Landesherr. Goethe plädiert dafür, dass der Herzog als Territorialherr seine Polizeihoheit konsequent gegen die akademische Justiz durchsetzen solle (vgl. Gerhard Müller: Perioden Goethescher Universitätspolitik. In: Gerhard Müller, Klaus Ries, Paul Ziche:
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Die Universität Jena. Tradition und Innovation um 1800. 〈…〉 Stuttgart 2001, S. 143f.). In einer zeitgenössischen Quelle heißt es: „Akademische Obrigkeiten 〈…〉 sind weniger, als andere Richter, im Stande, die versteckte, oder entstellte Wahrheit an den Tag zu bringen. Bald sind die Angeber 〈…〉 nicht zuverlässig; bald müssen sie selbst, und ein großer Theil ihrer Angaben auf das sorgfältigste versteckt werden, damit man ihre Nahmen nicht erfahre. Confrontationen 〈Gegenüberstellungen〉 von Klägern und Beklagten, oder von Angebern, Zeugen, und Angegebenen sind wegen der gefährlichen Folgen, die daraus entstehen würden, sehr oft nicht thunlich, so wie Reinigungs-Eide 〈vgl. zu 310,23–24〉 sehr oft nicht anwendbar sind. Aus allen diesen Ursachen zusammengenommen kann man als sicher voraussetzen, daß akademische Obrigkeiten in Disciplin-Sachen die Wahrheit selten rein, und noch seltener vollständig erfahren.“ (Christoph Meiners: Ueber die Verfassung, und Verwaltung deutscher Universitäten. Bd 1. Göttingen 1801, S. 183.) – Tumultcommission: eine Einrichtung der akademischen Gerichtsbarkeit. – Pedell: Universitätsgerichtsdiener. 310,16 die Grunerische Ueberzeugung] Bezieht sich vermutlich auf die Stellungnahme Christian Gottfried Gruners, Professors der theoretischen Medizin und Botanik in Jena. 310,16 Fol. 29] Bezieht sich auf das von Voigt überschickte, nicht überlieferte „Fascicul“. 310,18 Syndicus] Um bei der Austragung von Rechtsstreitigkeiten einen Fall sachgerecht zu behandeln und den Prorektor zu entlasten, wurde er dem Syndikus übergeben, einem vom Senat gewählten und von den Erhaltern der Universität bestätigten akademischen Juristen, der selbst kein Lehramt innehatte. Seit 1794 wurde diese Funktion von Ferdinand Asverus ausgeübt. 310,19 instruiren] Rechtssprachlich: vorbereiten (vgl. GWb 5, 41). 310,20 Legales] Etwas juristisch Verwertbares (vgl. GWb 5, 1057). 310,23–24 Ueberführung bis zum Purgatorio] Konnte die Untersuchung keine Beweise für das Vergehen eines Studenten beibringen, konnte der Beschuldigte durch einen ‚Reinigungseid‘ (lat. purgare: reinigen) seine Freilassung erwirken. Meineide waren dabei nicht ungewöhnlich. 310,25 gravirt] Rechtssprachlich: mit einem Gerichtsurteil belastet (nach lat. gravare: beschweren). 310,25 Sentenz] Lat. sententia: richterliche Entscheidung, Urteilsspruch. 310,26–27 Consilium abeundi] Lat.: Beschluss zum Abgehen. – Eine solche Maßnahme war nicht „als Strafe, sondern viel mehr als ein Warnungs- und Besserungs-Mittel“ zu betrachten (Christoph Meiners: Ueber die Verfassung, und Verwaltung deutscher Universitäten. Bd 1. Göttingen 1801, S. 314). Ein Consilium abeundi wurde gegen Studenten ausgesprochen, ohne dass diesen dadurch – im Unterschied zur Relegation – die Möglichkeit der Immatrikulation an einer anderen Universität oder die bürgerliche Ehre genommen wurde.
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310,28 dictirt] Rechtssprachlich: vorgeschrieben (vgl. GWb 2, 1204). 310,31 Leyser Meditat. ad Pand: Sp. CCLII. 10] Bezugnahme auf das juristische Werk: Avgvstini Leyseri 〈…〉 meditationes ad pandectas 〈…〉. Volumina III. et IV. Editio tertia correctior. Leipzig und Wolfenbüttel 1743 (lat.: Übungen zu den Pandekten 〈…〉). Welche Ausgabe Goethe benutzt hat, konnte nicht ermittelt werden. – Specimen (lat.: Beweis; Muster) CXLII (nicht: CCLII), Absatz 10 erklärt: „Magistratus municipalis civem noxium, etsi delicti nullius convictum, expellere potest 〈…〉.“ (S. 19. – Lat.: Die städtische Obrigkeit kann einen schädlichen Bürger ausweisen, auch wenn er keines Vergehens überführt worden ist.) 310,32 der höchsten Erhalter] Die vier fürstlichen „Nutritoren“, die ernestinischen Höfe von Sachsen-Weimar und Eisenach, Sachsen-Gotha und Altenburg, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Coburg und Saalfeld. Die Universität Jena lag zwar auf sachsen-weimarischem Territorium; dennoch unterstand sie der Mitbestimmung aller vier Herzogtümer. 310,33 extentiren] Lat. extendere: ausdehnen. 310,34 einer] Versehentlich nicht gestrichen (vgl. Varianten im Textband). 311,5 – 6 zu dieser Stelle einen guten Juristen wählt] Goethes Vorschlag, die Position des Universitätssyndikus durch Besetzung mit einem unabhängigen professionellen Juristen zu stärken, wurde nicht umgesetzt. Der vorliegende Vorgang ging nach Gotha, wo er unerledigt liegenblieb (vgl. AS 3, 175). – Die Sicherheitslage an der Jenaer Universität konnte nicht verbessert werden, obwohl noch während des Sommers 1795 weiteres Militär in die Stadt geschickt wurde (vgl. zu 170,23). Johann Gottlieb Fichte fühlte sich in der Auseinandersetzung mit der Studentenschaft so bedroht, dass er sich nach Oßmannstedt zurückzog. 311,8 Consilium arctius] Lat.: engerer Rat; ein seit 1722 existierender Ausschuss des Senats der Universität Jena, bestehend aus den vier Dekanen der vier Fakultäten und dem Prorektor (vgl. GB 6 II, 611f., zu 290,23). 311,12–13 Ausbildung] (Weiter-)Entwicklung (vgl. GWb 1, 1105f.) 311,15 Separation] Trennung der Zuständigkeiten der verschiedenen Gremien.
A 53. An Johann Daniel Binder Weimar, 11. Juni 1795 → Dornburg ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 30/104, Bl. 81. – Doppelblatt 20,6(–20,8) × 33,8(–34) cm, 3⁄4 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Adresse und Absendever-
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merk links), Schreiberhd (Schumann), mit egh. Korrekturen, Tinte; in der linken Spalte Randsignatur G, oben links Adresse: An / den Rentbeamten / Binder / zu / Dornburg., darunter, in der linken Spalte, weitere Visa: „JCS“ 〈Johann Christoph Schmidt, der Kammerpräsident〉, „V.“ 〈Christian Gottlob Voigt〉, zudem der Absendevermerk von fremder Hd: „Ist durch Krahmer am / 13 n Juny besorgt worden / St“ 〈Georg Christoph Steffany〉. Unter der Paraphe G drei kleine Fehlstellen durch Radierung. – In einem Faszikel, vgl. Überlieferung zu Nr A 45. E: WA IV 10 (1892), 266f., Nr 3165 (nach K). Textgrundlage: K. E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Zum Inhalt des Schreibens vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 45. 311,20 Rentbeamten Binder] Rentkommissair Johann Daniel Binder. 311,23 ernstlich verwiesen] Der Verweis, die strenge Vorhaltung des Fehlers durch den Vorgesetzten, hatte keine dienstrechtlichen Konsequenzen. Binder behielt seine Stellung in Dornburg, übte sein Amt aber fortan mit größerer Vorsicht aus. Am 28. Januar 1796 beispielsweise fragte er an, ob die neu geschlagenen Weiden zum Uferbau an der Saale benötigt würden (H: GSA 30/104, Bl. 116), was Goethe verneinte (ebd., Bl. 117).
A 54. An August Johann Georg Carl Batsch
Jena, 1. Juli 1795 → 〈Jena〉
ÜBE R L IE FE RUN G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/77,I. – Doppelblatt 19,3 × 22,7(–23,2) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe’s Briefe. Verzeichniß derselben unter Angabe von Quelle, Ort, Datum und Anfangsworten. Uebersichtlich nach den Empfängern geordnet, mit einer kurzen Darstellung des Verhältnisses Goethe’s zu diesen unter Mittheilung vieler bisher ungedruckter Briefe Goethe’s. Bearbeitet von Fr〈iedrich〉 Strehlke. Bd 1, 1. Lieferung. Berlin 1881, S. 47. WA IV 10 (1892), 273, Nr 3172 (nach E; vgl. Hinweis auf H und die Textkorrekturen in WA IV 10, 414). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 312,1–2 Da in dem Contrackte 〈…〉 vorbehalten ist] Zur Bestallung des im Botanischen Garten in Jena tätigen Gärtners Conrad Dietzel durch die Kommis-
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sion vgl. erste Erläuterung zu 280,23 und 287,2. Die im Kontrakt vorgesehene Kündigungsfrist betrug für beide Seiten ein Quartal. 312,3 nach einem andern tauglichen Subjeckte umsehen] Die Suche verlief erfolgreich. Batsch selbst beteiligte sich allerdings nicht daran und verzichtete darauf, einen Nachfolger vorzuschlagen. Er war mit Dietzel zufrieden und bat, dass dieser die Chance erhielte, sich im kommenden halben Jahr zu bewähren (vgl. zu 313,6). Nachdem Dietzel auf eigenen Wunsch gekündigt hatte, fiel der Wahl der Kommission schließlich auf den Gartenburschen Gottlieb Wagner (zu dessen Anstellung vgl. FA/Goethe I 27, 365–371; erläutert in: FA/Goethe I 27 K, 526–533). – Ein ‚Subjekt‘ war im amtssprachlichen Sinne ‚eine für ein bestimmtes Amt taubliche Person‘ (vgl. Grimm 20, 813). 312,4 Fürstl Commission] Fürstliche Kommission (vgl. zu 275,16–17). 312,4–6 In einer Zeit von vier Wochen 〈…〉 zurück seyn.] Goethe brach anderntags zu einer Brunnenkur nach Karlsbad auf und kehrte am 11. August 1795 nach Weimar zurück. Christian Gottlob Voigt war Ende Juni nach Dresden aufgebrochen.
A 55. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 24. August 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. III, fol. 46, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1795. 96. 97.“; Kriegsverlust. – Schreiberhd; egh. Adresse: An Herrn Professor Batsch in Jena., Randsignaturen G und „V“ 〈Christian Gottlob Voigt〉 und egh. Vermerk: durch den Conduckteur Götze am 25. Aug. 1795 bestellt. G. (vgl. WA IV 10, 417). E: WA IV 10 (1892), 291–293, Nr 3192 (Eduard von der Hellen; nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 10, 417). Textgrundlage: E. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 312,8 der Gärtner Diezel] Conrad Dietzel (vgl. erste Erläuterung zu 280,23). 312,8 unleidlichen] Unleidlich: nicht akzeptabel, unerträglich (vgl. Adelung 4, 875). 312,10 Näpfchen] Untersetznäpfchen, flache Schalen unter Topfpflanzen zur Aufnahme überschüssigen Gießwassers.
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312,13 unzeitig geforderte Entlassung] Falls seiner Forderung nach höherer Bezahlung nicht stattgegeben werde, hatte Conrad Dietzel mit seinem vorzeitigen Weggang gedroht; seine Schreiben sind nicht überliefert. Der Kompromissvorschlag der Kommission zeigt, dass man frühesten mit seinem Dienstende zu Ostern 1796 rechnete (vgl. zu 313,6). 312,13 Fürstl. Commission] Fürstliche Kommission (vgl. zu 275,16–17). 312,18 Ew. Wohlgeb. sehen aber wohl ein] Batsch hatte sich für die Weiterbeschäftigung des Gärtners eingesetzt. Zwei Tage später konnte er der Kommission nur die Kündigung von Dietzel auf Michaelis ankündigen (vgl. zu 313,6). 312,23 würdern] Taxieren, einschätzen (vgl. Grimm 30, 2092). 312,28 Schwellen und Zapfen] Die hölzernen Teile des Gebäudes, die tragenden Grundbalken und die diese verbindenden Zapfen.
A 56. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 16. September 1795 → Jena ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. III, fol. 50, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1795. 96. 97.“; Kriegsverlust. – Schreiberhd; egh. Adresse: Herrn Professor Batsch zu Jena., Randsignaturen G und „V“ 〈Christian Gottlob Voigt〉 und egh. Vermerk: d. 16ten durch die Botenweiber G. (vgl. WA IV 10, 418). E: WA IV 10 (1892), 302, Nr 3202 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: E. BE IL AG E
„Monita über die von Ostern bis Johannis 1795. geführte Quartals-Rechnung, bey dem botanischen Garten zu Jena.“ (vgl. zu 313,4–5). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 313,4–5 die Monita 〈…〉 Quartal-Rechnung] Die überlieferte Beilage mit Beanstandungen (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 143) bezog sich auf die eingesandte „Rechnung über Einnahme und Ausgabe bey dem neuen Botanischen Institut im Fürstengarten zu Jena auf die Zeit von Ostern bis Johannis 1795. geführt von A. J. G. C. Batsch“ (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 111–115) und die da-
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zugehörigen Belege (ebd., Bl. 116–142). – Zum Verfahren der Rechnungslegung vgl. zu 293,13 und 293,18. 313,5 Commissio] Die Fürstliche Kommission (vgl. zu 275,16–17). 313,5 deren Beantwortung] Die angeforderten Antworten könnten Goethe Ende September erreicht haben (vgl. zu 313,11). In den Akten haben sich dazu die vorläufigen Resolutionen von Goethe und Christian Gottlob Voigt erhalten (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 144–145). 313,6 wegen des Gärtners] Bezugnahme auf die Kündigung von Conrad Dietzel zu Michaeli, von der Batsch die Kommission am 26. August 1795 informiert hatte. Diese reagierte am 9. September 1795, indem sie Dietzel durchaus eine weitere halbjährige Bewährung zugestehen wollte (vgl. GSA 31/I,15,2,3, Bl. 3–4 [Aktenkopie]; gedruckt in: FA/Goethe I 27, 359f.). Auf diese Möglichkeit verzichtete Dietzel. Die Kommission entschied sich für die rasche Neubesetzung der Stelle. Zum Kontext vgl. erste Erläuterung zu 280,23. 313,7–8 soulagirt] ‚Soulagiren‘: amtssprachlich für ‚unterstützen‘, ‚erleichtern‘ (von franz. soulager).
A 57. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, kurz vor dem 30. September 1795〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus dem Inhalt des Schreibens, das weniger als eine Woche vor einem Quartalsende, wahrscheinlich vor Mittwoch, dem 30. September 1795, verfasst wurde: Zum neuen Quartal sollten alle Auffahrungen im Ilmenauer Bergbau eingestellt werden. Der von Goethe angekündigte Aufsatz (313,17) der Fürstlich Sächsischen Bergwerkskommission ist auf den 1. Oktober 1795 datiert. ÜBE R L IE FE RU N G
H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 41. – 1 Bl. 20,5 × 14,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte, sehr flüchtig geschrieben. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Aktendeckel aus brauner Pappe Aufschrift von fremder Hd, Tinte: „Voigt’sche Privatacten 1791–1798.“, auf dem Titelblatt aus brauner Pappe, von fremder Hd, Tinte: „Voigt’sche Privatacten. / 1791–1798. / Acten, chron. geordn / Rechnungen u. Belege / Hist. Bergm. Extracte.“, 220 Bll. E: Goethe-Voigt1 (1868), 201, Nr 70. WA IV 18 (1895), 69, Nr 3205a (nach E; vgl. Hinweis auf H und die Textkorrekturen in WA IV 50, 217).
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Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete kurz danach mit einem undatierten Schreiben (Goethe-Voigt2 1, 202f., Nr 163; vgl. RA 1, Nr 1422). 313,11 Götze kommt mit den Botanicis.] Der Baukondukteur Paul Goetze brachte vermutlich die von August Johann Georg Carl Batsch verlangte berichtigte Quartalsabrechung zum Botanischen Garten aus Jena mit (vgl. zweite Erläuterung zu 313,5). Voigt, Goethes Mitkommissar in der Oberaufsicht über die Botanische Anstalt, bedankte sich in seiner Antwort für dessen Bemühungen in dieser Angelegenheit. – Botanicis: Dativform zu lat. botanica: Botanisches, zur Botanik Gehöriges. 313,12–13 das die Ilmenauer 〈…〉 zu sistiren] Mit Beginn des neuen Quartals sollten aufgrund akuten Geldmangels alle Auffahrungen in Ilmenau eingestellt werden. Noch fehlte jedoch die entsprechende Verordnung an die zuständigen Beamten vor Ort. – ‚sistiren‘: anhalten (von lat. sistere). 313,14 Argantische Lampe] Im Wortsinn eine verbesserte Öllampe mit doppeltem Metallzylinder und hohlem Runddocht, die durch größere Sauerstoffzufuhr und eine höhere Brenntemperatur eine deutlich hellere und ruhigere Flamme hervorbrachte, benannt nach ihrem Erfinder und Fabrikanten, dem Schweizer Aimé Argand. Hier eine Metapher für rettende Maßnahmen, mit der die düsteren Aussichten aufgehellt werden könnten, in erster Linie wohl für die in Ilmenau dringend benötigte moderne, sichere Grubentechnik und das dafür notwendige Geld. Am 2. Oktober 1795 konnte Voigt Entwarnung gegeben werden. Die Anlagen über Tage blieben in Betrieb. Erst nach Neujahr konnten jedoch die Gruben wieder gewältigt, die Örter wieder belegt werden, nachdem durch Zubußen, Zuschüsse der Gewerken, eine ausreichende Summe eingegangen war. 313,15 ein Expresser] Bote mit eiligem Einzelauftrag (vgl. GWb 3, 504). 313,16 denn Mittwoch ist Quartal Schluß] Am Mittwoch, dem 30. September 1795, endete das dritte Quartal des Jahres. 313,17–18 Einen Aufsatz 〈…〉 liefer ich morgen.] Wahrscheinlich Goethes Bericht vom 1. Oktober 1795, welcher den Vertretern der Berggewerkschaften mitgeteilt werden sollte und zusammen mit einem Bericht der Kommission am 20. Oktober 1795 auch dem Landesherrn vorgelegt wurde (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16040, Bl. 392–397; gedruckt in: FA/Goethe I 26, 665–671). Er enthält eine Einschätzung der gegenwärtigen Lage des Ilmenauer Bergbaus. – Aufsatz: Schriftstück mit offiziellem Charakter (vgl. GWb 1, 1003). – Deputierte: Vertreter, Abgesandte (vgl. GWb 2, 1142) (von lat. deputare: anweisen, zu etwas bestimmen). 313,18–19 Etwa in acht Tagen 〈…〉 hinauf zu gehen.] Das Vorhaben führte Goethe nicht aus (vgl. zu 154,20–21). 313,20 mundiren] Ins Reine schreiben (von lat. mundare: reinigen, säubern).
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A 58. An Franz Kirms
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Weimar, 10. Oktober 1795 → 〈Weimar〉
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H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 778/1963. – Doppelblatt 23,0(–23,3) × 19,4(–19,6) cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 312f., Nr 3214 (Eduard von der Hellen). BE IL AG E N
1) Friedrich Veltheims Ersuchen um Anstellung im Weimarer Hoftheater (vgl. zu 314,4). 2) Weitere Anfragen (vgl. zu 314,6). E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 314,2 in meiner Abwesenheit] Zu der geplanten Reise nach Frankfurt a. M. vgl. zu 161,10–11. 314,4 beykommender Briefe] Diese Schreiben sind nicht überliefert. Bei der Oberdirektion des Weimarer Hoftheaters waren mit Beginn der neuen Winterspielzeit offenbar einige Anfragen von Schauspielern eingegangen, die um Engagement nachgesucht hatten. 314,5 Dem Schauspieler Veltheim 〈…〉 dilatorisch] Kirms’ Antwort an Friedrich Veltheim (eigentlich Friedrich Meister) hat sich ebenso wenig erhalten wie das Ersuchen des Schauspielers. Von 1791 bis 1794 Mitglied der Truppe von Franz Seconda, dann der Gesellschaft von Johann Christian Wäser in Breslau, stellte sich der junge Mann zusammen mit seiner Frau am 29. März 1796 erstmals bei Goethe vor (vgl. GT II 1, 65). Am 4. April 1796 debütierte er auf der Weimarer Hoftheaterbühne (vgl. Satori-Neumann2 1, 147). Das Engagement gab er nach einem Jahr wieder auf und kehrte nach Breslau zurück. – dilatorisch: hinhaltend, verzögernd (vgl. GWb 2, 1205, von lat. dilatare: ausbreiten, ausdehnen). 314,6 die übrigen Anträge] Welche Schauspieler ebenfalls um Anstellung nachgesucht hatten, ist unbekannt.
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A 59. An Franz Kirms
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〈Weimar, 4. November 1795〉 → 〈Weimar〉
DAT IE RUNG
Die Datierung ergibt sich aus dem inhaltlichen Bezug zum Brief Goethes an August Wilhelm Iffland vom 4. November 1795 (Nr 173). Er wurde im unmittelbaren zeitlichen Umfeld zu dem vorliegenden geschrieben. ÜBE R L IE FE RUN G
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe als Theaterdirector. In: Die Grenzboten 16 (1857). Bd 1, S. 121–126, 183–192, 221–228, 257–262, hier S. 183 (Carl August Hugo Burkhardt). D: WA IV 10 (1892), 325, Nr 3226 (nach E). Textgrundlage: E. E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 314,10 Schall bringt mir einen Brief.] Der Brief von August Wilhelm Iffland ist nicht überliefert. Carl Heinrich Schall, Mitglied des Weimarer Hoftheaterensembles und mit Iffland bekannt, sollte Goethe neben einem Besuch auch ein Gastspiel des renommierten Mannheimer Schauspielers in Weimar ankündigen. Iffland konnte sein Vorhaben erst im Frühjahr 1796 umsetzen. 314,10 Ich dächte, ich schriebe Iffland selbst] Goethe kannte wahrscheinlich die im Konzept überlieferte Antwort des Adressaten an Iffland vom 4. November 1795 (H: LATh-HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349a, Bl. 2). Darin brachte Kirms zum Ausdruck, dass das Gastspielangebot Goethe sehr willkommen sei und man Iffland die Übernahme der Reisekosten (die Gebrüder Meyer, Inhaber einer in Frankfurt a. M. ansässigen Wein-, Wechsel-, Kommissions- und Speditionshandlung, könnten ihm im Bedarfsfall die notwendige Summe aushändigen; ebd., Bl. 3) sowie eine Mitfahrgelegenheit ab Frankfurt a. M. zusichern könne. Goethe stets auf die Verbesserung der schauspielerischen Qualität des eigenen Ensembles bedacht, suchte dennoch den persönlichen Kontakt, weil er hoffte, Iffand so eher für die Weimarer Bühne gewinnen zu können (vgl. Nr 173 und die Erläuterungen dazu). 314,12 Douceur] Amtssprachlich für ‚Vergütung‘, ‚Geschenk‘ (von franz. douceur: Süßigkeit, Annehmlichkeit, kleiner Gewinn). 314,12 billig] In geschäftlichen Vereinbarungen: die beiderseitigen Interessen berücksichtigend (vgl. GWb 2, 718). 314,13 wie ich ihn auch sonst kenne] Goethe hatte den Schauspieler und Regisseur am 22. Dezember 1779 in Mannheim getroffen, auf seiner Reise mit Her-
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zog Carl August in die Schweiz (vgl. WA I 36, 243; BG 2, 212–215). Auch am 2. und 3. August 1793, während des Aufenthalts in Mannheim, von dem Goethe in „Belagerung von Mainz“ berichtet, dürfte er Umgang mit dem Leiter des Nationaltheaters gehabt haben (vgl. BG 4, 32f.). 314,14 sondiren] Untersuchen, ausforschen (von franz. sonder). 314,14 abfertigen] Entlassen (vgl. GWb 1, 53).
A 60. An Christian Friedrich Schnauß Weimar, 20. November 1795 → 〈Weimar〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Abt. Staatsdienerangelegenheiten; Kriegsverlust. E: Zwei ungedruckte Goethebriefe. In: Die Grenzboten 37 (1878). Bd 1, S. 359f. (Carl August Hugo Burkhardt). WA IV 10 (1892), 333, Nr 3231 (nach E). Textgrundlage: E. E R L Ä UT E RUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Das vorliegende Schreiben an Christian Friedrich Schnauß (1722–1797) ist das einzige Goethes an den weimarischen Regierungsbeamten aus den Jahren 1794/95. In diesem Zeitraum schrieb Schnauß einen Gegenbrief an Goethe, in dem er Angelegenheiten des Münzkabinetts und der Fürstlichen Zeichenschule vortrug. Wie die Bibliothek fielen auch diese beiden Einrichtungen in seinen dienstlichen Aufgabenbereich. – Über Christian Friedrich Schnauß vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 II, Nr 537. 314,16 Serenissimo] Dativ/Ablativ von lat. Serenissimus (vgl. erste Erläuterung zu 3,17). Gemeint ist Herzog Carl August. 314,17 den Charackter als Professor erbäten] Die Anfrage von Goethe und seinem Amtskollegen an den regierenden Herzog erfolgte auf Johann Heinrich Meyers Bitte. Meyer hatte Georg Melchior Kraus während dessen viermonatiger Abwesenheit vertreten (vgl. Nr A 62 und die Erläuterungen dazu). Die Antwort Carl Augusts vom 11. Dezember 1795 enthielt einen positiven Bescheid. – Meyer war zu diesem Zeitpunkt schon in Italien. Am 2. Oktober 1795 war er von Weimar aus in den Süden aufgebrochen (vgl. zu 179,16–17). – Charackter: Titel, Rang (vgl. GWb 2, 985). 314,17–18 in dem neuen Adreßkalender] Im „Hochfürstl. S. 〈Sächsischen〉 Weimar- und Eisenachischen Hof- und Addreß-Calender auf das Jahr 1796“ (Jena
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1796). Das jährlich aktualisierte Verzeichnis enthielt das zum Hof und zu dessen Einrichtungen gehörende Personal unter Angabe von Namen, Rang und Titel. Goethes Vorschlag wurde umgesetzt: Unter den Weimarer Lehrern „in den Antiquitäten, Mahlerey, Kupferstecher und Bildhauerkunst“ des „Hochfürstl. freyen Zeichen-Instituts“ findet sich der Eintrag „Joh. Heinrich Meyer, Professor“ (ebd., S. 92). 314,18–19 Professor Kestner] Der Lehrer Johann Friedrich Kästner. 314,20 Aveu] Anerkennung (vgl. GWb 1, 1305) (von franz. aveu: Bekenntnis).
A 61. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, um den 20. November 1795〉 → 〈Weimar〉 DAT IE RUNG
Die Datierung des Schreibens ergibt sich aus dessen Inhalt, insbesondere aus den darin genannten Aktenstücken, die alle aus dem vierten Quartal des Jahres 1795 stammen. ÜBE R L IE FE RUN G
H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 2084/1991. – 1 Bl. 11,3(–11,5) × 19,3 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 133, Nr 3034 (Eduard von der Hellen). E R L Ä UT E RUN GEN
Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 315,1 Crusen] Der Kammerarchivar Leopold Kruse wurde Anfang Dezember 1795 mit der Inspektion des Bergwesens in Ilmenau betraut (vgl. FA/Goethe I 26, 671–678). 315,2–3 einen Auszug 〈…〉 machen lassen] Die gewünschte Aufstellung, „Extract des Fürstlichen Aufwandes im Jahr 1795“ betitelt, lieferte Kruse unter dem Datum des 9. Dezember 1795 aus Ilmenau. Sie ist wie die nachfolgend genannten Aktenstücke in den Band „Acta Commissionis das Berwerck zu Ilmenau betrL 1795. 1796. Vol. LVII. M 〈lat. mensis: Monat〉 Octobr. 〈lat. Octobris: Oktober〉 1795 – Mart. 〈lat. Martii: März〉 1796.“ überliefert (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16279, Bl. 43–57). – Interessen: Gewinne, Erlöse (vgl. GWb 5, 54). 315,4–5 Es steht 〈…〉 in den Ackten.] Derartige Auszüge und Berechnungen zum vierten Quartal des Jahres, dem „Quartal Luciee“ (nach der Heiligen Lucia von Syrakus, der Lichtträgerin, deren Gedenktag der 13. Dezember ist), finden sich, angefertigt von Johann Gottfried Schreiber, vielfach in den Akten. 315,5 meditire] ‚Meditiren‘: nachsinnen (vgl. GWb 5, 1535) (von lat. meditari). 315,5 ein Schema zur Instrucktion] Die „Puncte nach welchen die dießmalige
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Expedition in Ilmenau zu besorgen wäre“ sind im erhaltenen Konzept an Kruse adressiert und auf den 5. Dezember 1795 datiert (H: LATh-HStA Weimar, Bergwerke B 16279, Bl. 58f.). Demnach sollte zu dessen Aufgaben ein Bericht darüber gehören, was im Quartal geschehen ist, und eine Planung für die Arbeiten im kommenden Jahr. Kruse erfüllte seine Aufgabe mit dem Bericht vom 8. und 9. Dezember 1795 (vgl. ebd., Bl. 60–63, 69–75 und 77–80.) 315,6 Anhalten] Anhaltspunkt, Leitfaden (vgl. GWb 1, 579). 315,6 die letzte Verordl 〈…〉 die ich in Ilmenau hinterlies] Die BergwerksKommission hatte Ilmenau zuletzt Ende August 1795 besucht, danach war am 5. September 1795 eine Verordnung, erlassen worden, die nun offenbar als Muster dienen sollte. 315,7 vorzüglich] Vorrangig, besonders (vgl. Adelung 4, 1316). 315,7 die Material Tabelle] In der Materialtabelle sollten die aktuellen Preise der benötigten Materialien angegeben werden, zudem die Preise des Jahres 1794. Sie wird auch in der Instruktion für Kruse erwähnt. 315,8 zurück steht] ‚Zurückstehen‘: zu tun bleiben (vgl. Grimm 32, 704). 315,9 Expedition] Entsendung (von Kruse) (vgl. GWb 3, 498). 315,10 der Kasten mit den Ilmenauer Karten] Die topographischen oder geologischen Karten von der Gegend um Ilmenau konnten nicht ermittelt werden. 315,11 die Platte] Die Kupferplatte zum Stechen der Karten. 315,11–12 aufs Archiv] Zu den Akten in der herzoglichen Verwaltung (vgl. GWb 1, 804). 315,12 der Industrie in Commission zu geben] Wahrscheinlich sollten die überzähligen Exemplare Friedrich Justin Bertuch zum Verkauf auf Kommissionsbasis überlassen werden, aus dessen 1789 gegründeten „Landes-Industrie-Comptoir“ 1791 auch das „Geographische Institut“ hervorgegangen war, der führende kartographische Verlag des ausgehende 18. und frühen 19. Jahrhunderts.
A 62. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach mit Christian Friedrich Schnauß Weimar, 21. November 1795 → 〈Weimar〉 ÜBE R L IE FE RU N G
H: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh-HStA Weimar, Geh. Canzley-Acten, alte Sign.: Vol. I, Bl. 49, Faszikel: „Das Zeichnen-Institut allhier und zu Eisenach betr. Vol I. Weimar 1781–1839“; Kriegsverlust. – Schreiberhd (vgl. WA IV 30, 221). E: WA IV 30 (1905), 57f., Nr 3232a (Carl Schüddekopf; nach H). Textgrundlage: E.
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BRIEF A 62
E R L Ä UT E RUN GEN
Das Schreiben steht in Zusammenhang mit einem Schreiben von Christian Friedrich Schnauß vom 11. September 1795, in dem es um die Besoldung der Weimarer Zeichenlehrer ging (H: GSA 28/10, Bl. 276 und 282; vgl. RA 1, Nr 1402) und Goethes Antwort darauf vom 20. November 1795 (Nr A 60), in dem er den Professorentitel für Johann Heinrich Meyer Vorschlag. – Ein Antwortschreiben des Herzogs ist nicht bekannt. 315,16 Meyer vor seiner Abreise nach Italien] Der Schweizer Maler Johann Heinrich Meyer, der seit 1791 in Weimar lebte, Lehrer an der Freien Zeichenschule, war Anfang Oktober 1795 zu einem zweijährigen Studienaufenthalt nach Italien aufgebrochen. 315,17 Character] Titel, Rang (vgl. GWb 2, 985). 315,17 Fürstlichen Zeichen-Institut] 1774/76 auf Anregung Friedrich Justin Bertuchs gegründete „Freye Zeichenschule“ im Roten Schloss in der Nähe des Weimarer Marktplatzes, deren Oberaufsicht 1788 Goethe und Christian Friedrich Schnauß übernahmen. Die künstlerische Leitung hatte Georg Melchior Kraus. 315,19 Serenissimi] Genitiv von lat. Serenissimus (vgl. erste Erläuterung zu 3,17). Gemeint ist Herzog Carl August. 315,20 Kraus in Italien] Der Maler und Kupferstecher Georg Melchior Kraus, Direktor der Zeichenschule, hatte im Sommer 1795 von Juni bis September eine viermonatige Reise durch Süddeutschland und Oberitalien unternommen (vgl. Hellmuth Freiherr von Maltzahn: Georg Melchior Kraus in Weimar und auf Reisen. Mit Briefen des Goethe- und Schillerarchivs. In: Goethekalender auf das Jahr 1940. Hrsg. vom Frankfurter Goethe-Museum. Leipzig 1939, S. 216–356). 315,21 des Unterlehrers Müller] Christian Müller, Kupferstecher und seit 1788 Lehrer an der Zeichenschule. 315,21–22 Zeichenmeisters Horny] Conrad Horny, Maler, Kupferstecher und Kunsthändler in Weimar, Lehrer an der Zeichenschule. 315,22 Waitz] Johann Waitz, Zeichner und Kupferstecher in Weimar, seit 1788 Lehrer an der Zeichenschule. 315,22 sehr kränklich] Waitz starb im folgenden Jahr 1796. 315,24 Beylegung des gesuchten Characters] Johann Heinrich Meyer wurde von Herzog Carl August noch im laufenden Jahr 1795 wunschgemäß zum Professor ernannt. 316,3 um einige Verbesserung gebeten] Herzog Carl August gewährte auch die von Goethe erbetenen, im nächsten Abschnitt spezifizierten Besoldungszulagen (vgl. sein Dekret vom 11. Dezember 1795; H: LATh-HStA Weimar, Freie Zeichenschule A 11720a, Bl. 73). 316,4 Cabinets-Malers Heinsius] Der Hofmaler Johann Ernst Heinsius, seit 1788 Lehrer an der Zeichenschule, war am 18. Oktober 1794 gestorben. 316,5 Kupferstechers Lips] Der Schweizer Maler, Zeichner und Kupferstecher
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Johann Heinrich Lips war seit 1789 Professor an der Weimarer Zeichenschule gewesen. 1794 war er nach Zürich zurückgegangen. 316,5 heimgefallen] Heimfallen: amtssprachlich für ‚zurückfallen‘ (vgl. GWb 4, 840). 316,8 in Eisenach] Nach dem Vorbild des Weimarer Instituts gab es Zeichenschulen auch in Jena und seit 1784 in Eisenach. Horny war dort von Juli 1789 bis Frühjahr 1792 tätig gewesen (vgl. Robert Bauer: Zur Geschichte der Grossherzogl. Zeichen-Schule zu Eisenach. Eisenach 1884, S. 16).
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ANHANG
Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
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Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“ 1795–1797 Die Horen / eine Monatsschrift / herausgegeben von Schiller. / Erster–Dritter Band. / Tübingen / in der J. G. Cottaischen Buchhandlung 1795–1797.
1795 Band 1 1. Stück 1795 (1 Bl., X S., 1 Bl., 93 S., 〈3〉 S.) Erschienen Mitte Januar 1795 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom 15. Januar 1795; NA 35, 129), eingetroffen in Jena am 24. Januar (vgl. Schillers Brief an Goethe vom 25. Januar 1795; NA 27, 127). 〈III〉–IX Die Horen / eine Monatsschrift, von einer Gesellschaft verfaßt und herausgegeben von Schiller. 〈Vorwort; Schiller〉 X 〈Anzeige der J. G. Cottaischen Buchhandlung in Tübingen, Bezug und Preis der „Horen“ betreffend〉. 1–6 I Erste Epistel. 〈Goethe〉 7–48 II Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reyhe von Briefen. 〈1.–9. Brief; Schiller〉 49–78 III Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. 〈Goethe〉 79–93 IV Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesse für Wahrheit. 〈Johann Gottlieb Fichte〉 〈95〉–〈96〉 〈Verlagsankündigung der J. G. Cottaischen Buchhandlung〉. 2. Stück 1795 (2 Bl., 132 S.) Erschienen am 20. Februar 1795 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 35, 155), eingetroffen in Jena am 27. Februar (vgl. Schillers Brief an Goethe vom selben Datum; NA 27, 151). 1–28 I Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. 〈1.〉 Fortsetzung. 〈Goethe〉. 29–50 II Ideen zu einer künftigen Geschichte der Kunst. 〈1.–3. Stück; Johann Heinrich Meyer〉 51–94 III Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen. (Fortsetzung der im vorigen Stück angefangenen Briefe.) 〈1. Fortsetzung; 10.–16. Brief; Schiller〉 95–98 IV Zweyte Epistel. 〈Goethe〉 99–132 V Ueber den Geschlechtsunterschied und dessen Einfluß auf die organische Natur. 〈Wilhelm von Humboldt〉
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Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
3. Stück 1795 (2 Bl., 103 S., 〈1〉 S.) Erschienen am 20. März 1795 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 35, 175), eingetroffen in Jena am 29. März (vgl. Schillers Brief an Cotta vom selben Datum; NA 27, 168). 1–21 I Das eigene Schicksal. 〈Herder〉 22–69 II Dante’s Hölle. 〈August Wilhelm Schlegel〉 70–79 III Entzückung des Las Casas oder: Quellen der Seelenruhe. 〈Johann Jacob Engel〉 80–103 IV Ueber die männliche und weibliche Form. 〈Wilhelm von Humboldt〉 Band 2 4. Stück 1795 (2 Bl., 119 S., 〈1〉 S.) Erschienen um den 26. April 1795; vermutlich von Cotta auf seiner Reise zur Leipziger Ostermesse persönlich in Jena überbracht. 1–13 I Dante’s Hölle. 〈1.〉 Fortsetzung. 〈August Wilhelm Schlegel〉 14–40 II Ueber die männliche und weibliche Form. 〈1.〉 Fortsetzung. 〈und Schluss; Wilhelm von Humboldt〉 41–67 III Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. 〈2.〉 Fortsetzung. 〈Goethe〉 68–119 IV Merkwürdige Belagerung von Antwerpen in den Jahren 1584 und 1585. 〈Schiller〉 5. Stück 1795 (2 Bl., 140 S.) Erschienen am 28. Mai 1795 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 35, 213), eingetroffen in Jena vermutlich in der ersten Juniwoche. 1–14 I Merkwürdige Belagerung von Antwerpen in den Jahren 1584 und 1585. 〈1. Fortsetzung und〉 Beschluß. 〈Schiller〉 15–49 II Beitrag zu einer Geschichte des französischen National-Charakters. 〈Carl Ludwig Woltmann〉 50–56 III Litterarischer Sanscülottismus. 〈Goethe〉 57–89 IV Das Spiel in strengster Bedeutung. 〈Friedrich August Weißhuhn〉 90–96 V Die Lebenskraft oder der Rhodische Genius. Eine Erzählung. 〈Alexander von Humboldt〉 97–121 VI Ueber Charakterdarstellung in der Musik. 〈Christian Gottfried Körner〉 122–134 VII Kunstschulen. 〈Carl Theodor von Dalberg〉 135–137 VIII Weihe der Schönheit. 〈Johann Heinrich Voß〉 138–140 IX Sängerlohn. 〈Johann Heinrich Voß〉
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6. Stück 1795 (2 Bl., 124 S.) Erschienen am 22. Juni 1795 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 35, 227–228), eingetroffen in Jena am 29. Juni (vgl. Schillers Brief an Cotta vom selben Datum; NA 27, 204). 1–44 I 〈Römische〉 Elegien. 〈1.–20. Elegie; Goethe〉 45–124 II Die schmelzende Schönheit. 〈2.〉 Fortsetzung 〈und Schluss〉 der Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen. (Im ersten und zweyten Stück der Horen.) 〈17.–27. Brief; Schiller〉 Band 3 7. Stück 1795 (2 Bl., 85 S., 〈1〉 S., 1 Bl. Musikbeilage) Erschienen am 22. Juli 1795 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 35, 257), eingetroffen in Jena am 1. August (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 8). 1–30 I Die Idee der Gerechtigkeit als Princip einer Gesetzgebung betrachtet. 〈Johann Benjamin Erhard〉 31–49 II Dante’s Hölle. 〈2.〉 Fortsetzung. (Man sehe das vierte Stück der Horen.) 〈August Wilhelm Schlegel〉 50–76 III Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. 〈3.〉 Fortsetzung. 〈Goethe〉 77–78 IV Die Dichtkunst. 〈Johann Heinrich Voß〉 79–81 V Der Dorfkirchhof. 〈Carl Ludwig Woltmann〉 82–84 VI Lethe. 〈Carl Ludwig Woltmann〉 85 VII Saladin und der Sklave. 〈Gottlieb Konrad Pfeffel〉 nach 〈86〉 〈Kompositionen Johann Friedrich Reichardts zu den Gedichten „Die Dichtkunst“, „Sängerlohn“ und „Weihe der Schönheit“ von Johann Heinrich Voß〉. 8. Stück 1795 (2 Bl., 102 S.) Eingetroffen in Jena am 30. August 1795 (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 10). 1–34 I Zufällige Ergießungen eines einsamen Denkers in Briefen an vertraute Freunde. 〈Friedrich Heinrich Jacobi〉 35–74 II Ugolino und Ruggieri. 〈3.〉 Fortsetzung 〈und Beschluss〉 von Dante’s Hölle. 〈August Wilhelm Schlegel〉 75–86 III Ueber die Idee der Alten vom Schicksal. 〈Carl Heinrich von Gros〉 87–102 IV Ueber griechische und gothische Baukunst. 〈Lazarus Bendavid〉
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Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
9. Stück 1795 (2 Bl., 136 S.) Erschienen am 24. September in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom 24. und 25. September 1795; NA 35, 352); ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena am 5. Oktober (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 13). 1–10 I Das Reich der Schatten. 〈Schiller〉 11–29 II Beyträge zur Geschichte der neuern bildenden Kunst. 〈Johann Heinrich Meyer〉 30–38 III Auf die Geburt des Apollo. Nach dem Griechischen. 〈Goethe〉 39–44 IV Schwarzburg. 〈Sophie Mereau〉 45–52 V Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. 〈4.〉 Fortsetzung. 〈Goethe〉 53–88 VI Homer, ein Günstling der Zeit. 〈Herder〉 89–93 VII Natur und Schule. 〈Schiller〉 94–98 VIII Das verschleierte Bild zu Sais. 〈Schiller〉 99–125 IX Von den nothwendigen Grenzen des Schönen besonders im Vortrag philosophischer Wahrheiten. 〈Schiller〉 126–127 X Der philosophische Egoist. 〈Schiller〉 128–129 XI Die Antike an einen Wanderer aus Norden. 〈Schiller〉 130–131 XII Deutsche Treue. 〈Schiller〉 132 XIII Weißheit und Klugheit. 〈Schiller〉 133 XIV An einen Weltverbesserer. 〈Schiller〉 134 XV Das Höchste. 〈Schiller〉 135 XVI Ilias. 〈Schiller〉 136 XVII Unsterblichkeit. 〈Schiller〉 Band 4 10. Stück 1795 (2 Bl., 152 S.) Erschienen am 23. Oktober 1795 (vgl. Cottas Brief vom selben Datum; NA 35, 399), ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena am 30. Oktober (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 15), die übrigen Exemplare am 2. November (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 16). 1–67 I Herr Lorenz Stark / Ein Charaktergemälde. 〈Johann Jacob Engel〉 67 II Der rauschende Strom. 〈Herder〉 68–71 III Pallas-Athene von Proklus. 〈Herder〉 72–85 IV Elegie. 〈Schiller〉 86–107 V Homer und Ossian. 〈Herder〉 108–152 VI Mährchen (zur 〈5.〉 Fortsetzung 〈und Beschluss〉 der Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten.) 〈Goethe〉 152 VII Leukothea’s Binde. 〈Herder〉
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11. Stück 1795 (2 Bl., 104 S.) Erschienen am 25. November 1795 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 36 I, 31), ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena am 7. Dezember (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 19), die übrigen Exemplare am 8. Dezember (vgl. ebd.). 1–26 I Das Fest der Grazien. 〈Herder〉 27–28 II Die Theilung der Erde. 〈Schiller〉 29–30 III Die Thaten der Philosophen. 〈Schiller〉 31–40 IV Ueber die Gefahr ästhetischer Sitten. 〈Schiller〉 40 V Theophanie. 〈Schiller〉 41–42 VI Einem jungen Freund / als er sich der Weltweißheit widmete. 〈Schiller〉 42 VII Archimedes und der Schüler. 〈Schiller〉 43–76 VIII Ueber das Naive. 〈1. Teil der Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“; Schiller〉 77–103 IX Briefe über Poesie, Silbenmaaß und Sprache. 〈1.–2. Brief; August Wilhelm Schlegel〉 103 X Die Horen. 〈Herder〉 104 XI Der heilige Wahnsinn. 〈Herder〉 12. Stück 1795 (7 Bl., 115 S., 〈5〉 S.) Erschienen vermutlich Ende Dezember 1795 in Tübingen, eingetroffen in Jena am 8. Januar 1796 (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 23). 1–55 I Die sentimentalischen Dichter. 〈2. Teil der Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“; Schiller〉 55 II Menschliches Wissen. 〈Schiller〉 56–57 III Die Dichter der alten und neuen Welt. 〈Schiller〉 57 IV Schön und erhaben. 〈Schiller〉 58–60 V Amor und Psyche auf einem Grabmahl. 〈Herder〉 60 VI Der Gesang des Lebens. 〈Herder〉 61 VII Drey Schwestern. 〈Herder〉 61 VIII Der Skrupel. 〈Schiller〉 62–114 IX Sobiesky. Ein historisches Fragment. 〈Johann Wilhelm von Archenholtz〉 114 X Karthago. 〈Schiller〉 114 XI Ausgang aus dem Leben. 〈Schiller〉 115 XII Der Strom des Lebens. 〈Herder〉 115 XIII Die Königinn. 〈Herder〉 115 XIV Mars als Friedensstifter. 〈Herder〉
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1796 Band 5 1. Stück 1796 (2 Bl., 123 S., 〈1〉 S.) Erschienen am 25. Januar 1796 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 36 I, 91f.), ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena am 1. Februar (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 26), die übrigen Exemplare am 7. Februar (vgl. ebd.). 1–28 I. Iduna, oder der Apfel der Verjüngung. 〈Herder〉 28 II. Zwo Gattungen des Epigramms. 〈Herder〉3 29–53 III. Elegien von Properz. 〈1.–9. Elegie; Carl Ludwig von Knebel〉 53 IV. Der unsterbliche Homer. 〈Herder〉 54–74 V. Ueber Poesie, Sylbenmaaß und Sprache. 〈1. Fortsetzung. 3. Brief; August Wilhelm Schlegel〉 74 VI. Der Dichter an seine Kunstrichterin. 〈Schiller〉 75–122 VII. Beschluß der Abhandlung über naive und sentimentalische Dichter, nebst einigen Bemerkungen einen charakteristischen Unterschied unter den Menschen betreffend. 〈3. Teil der Abhandlung; Schiller〉 122–123 VIII. Der Löwe und die Kuh. 〈Gottlieb Konrad Pfeffel〉 123 IX. Der Fischer, der Aal und die Schlange. 〈Gottlieb Konrad Pfeffel〉 2. Stück 1796 (2 Bl., 104 S.) Erschienen am 24. Februar 1796 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 36 I, 128), ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena am 2. März (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 28), die übrigen Exemplare am 5. März (vgl. ebd.). 1–19 I. Herr Lorenz Stark. (〈1.〉 Fortsetzung 〈und Beschluss〉].) 〈Johann Jacob Engel〉 20–55 II. Versuch über die Dichtungen. 〈Übersetzung von Anne Louise Germaine de Staël-Holsteins „Essai dur les fictions“; Goethe〉 56–73 III. 〈2.〉 Fortsetzung der Briefe über Poesie, Sylbenmaaß und Sprache. 〈4. Brief; August Wilhelm Schlegel〉 74–104 IV. Der Ritter von Tourville. 〈Johann Friedrich Gerber〉 3. Stück 1796 (1 Bl., 104 S.) Erschienen am 25. März 1796 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 36 I, 168), ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena am 31. März (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 30), die übrigen Exemplare am 11. April (vgl. ebd.). 1–25 I. Elegien von Properz. 〈1. Fortsetzung. 10.–16. Elegie; Carl Ludwig von Knebel〉
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26–77
78–91 92–104
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II. Der Ritter von Tourville. 〈1.〉 Fortsetzung. (Man sehe das zweyte Stück dieses Jahrgangs.) 〈angekündigte Fortsetzung nicht erschienen; Johann Friedrich Gerber〉 III. Ueber den moralischen Nutzen ästhetischer Sitten. 〈Schiller〉 IV. Scenen aus Romeo und Julie von Shakespeare. Probe einer neuen, metrischen Uebersetzung dieses Dichters. 〈August Wilhelm Schlegel〉 Band 6 4. Stück 1796 (2 Bl., 112 S.)
Erschienen vermutlich Ende April 1796, eingetroffen in Jena vermutlich um den 20. Mai aufgrund eines Versehens von Cottas Teilhaber Christian Jakob Zahn, der die Sendung erst am 9. Mai abgeschickt hatte (vgl. Cottas Brief an Schiller vom 26. Mai 1796; NA 36 I, 216f.). 1–56 I. Benvenuto Cellini. 〈Goethe〉 57–112 II. Etwas über William Shakespeare bey Gelegenheit Wilhelm Meisters. 〈August Wilhelm Schlegel〉 5. Stück 1796 (2 Bl., 99 S., [1] S.) Erschienen am 26. Mai 1796 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 36 I, 217), eingetroffen in Jena am 4. Juni (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 34). 1–51 I. Benvenuto Cellini. 〈1.〉 Fortsetzung. 〈Goethe〉 52–78 II. Die Pulver-Verschwörung in England im Jahre 1605, dem dritten der Regierung Jakobs I. 〈Wilhelm Friedrich Hermann Reinwald〉 79–80 III. Elegie. 1795. 〈Friedrich Matthisson〉 81–86 IV. Eine Nachahmung der ersten Satyre des Juvenal. 〈Johann Baptist von Alxinger〉 87–91 V. Sehnsucht nach Frieden. (Tibull. I El. 13). 〈Johann Heinrich Voß〉 92–99 VI. Die Chariten. Theokrits sechzehnte Idylle. 〈Johann Heinrich Voß〉 6. Stück 1796 (1 Bl., 104 S.) Erschienen am 24. Juni 1796 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 36 I, 241), ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena vermutlich am 1. Juli (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 37 und 321), die übrigen Exemplare am 2. Juli (vgl. ebd.). 1–49 I. Benvenuto Cellini. 〈2.〉 Fortsetzung. 〈Goethe〉 50–60 II. Die Zauberin. Theokrits zweite Idylle. 〈Johann Heinrich Voß〉 61–82 III. Szenen aus Shakespeare. Der Sturm. 〈August Wilhelm Schlegel〉 83–93 IV. Ein Nachtrag zu der Untersuchung über Idealisten und Realisten. Aus Platons Theätetus. 〈Johann Jakob Horner〉
586 94–101 102 102 103f.
Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
V. Das Geständniß. 〈Gotthard Ludwig Kosegarten〉 VI. Unbenutztes Wissen. 〈Samuel Gottlieb Bürde〉 VII. An Cäcilia. (Aus dem Englischen.) 〈Samuel Gottlieb Bürde〉 VIII. Der neue Orpheus. 〈Samuel Gottlieb Bürde〉 Band 7 7. Stück 1796 (1 Bl., 105 S., [1] S.)
Erschienen am 5. August 1796 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Tag; NA 36 I, 293), ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena am 15. August (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 39), die übrigen Exemplare durch kriegerische Auseinandersetzungen in Süddeutschland im Verlauf des Ersten Koalitionskriegs erst am 15. Oktober (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 44 und 326). 1–59 I. Benvenuto Cellini. 〈3.〉 Fortsetzung. 〈Goethe〉 60–89 II. Ekloge. 〈Gotthard Ludwig Kosegarten〉 90–105 III. Theoderich, König der Ostgothen. 〈Carl Ludwig Woltmann〉 8. Stück 1796 (1 Bl., 102 S.) Ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena am 16. September 1796 (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 41), die übrigen Exemplare am 15. Oktober (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 44). 1–20 I. Theoderich, König der Ostgothen. 〈1.〉 Fortsetzung 〈und Schluss〉. 〈Carl Ludwig Woltmann〉 21–28 II. Elegien, aus dem Englischen des J. Scott. 〈Samuel Gottlieb Bürde〉 29–94 III. Briefe auf einer Reise nach dem Gotthardt. 〈Goethe〉 95–102 IV. Gemil und Zoe. Neugriechisches Sittengemälde. 〈Gerhard Anton von Halem〉 9. Stück 1796 (1 Bl., 108 S.) Erschienen am 14. Oktober 1796 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 36 I, 348), ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena am 21. Oktober (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 47), die übrigen Exemplare am 25. Oktober (vgl. ebd.). 1–71 I. Benvenuto Cellini. 〈4.〉 Fortsetzung. 〈Goethe〉 72–78 II. Der Aktische Sieg. Elegie von Properz. Sechste des vierten Buchs. 〈Carl Ludwig von Knebel〉 79–84 III. Neueste Zimmerverzierung in Rom. 〈Johann Heinrich Meyer〉 85–94 IV. Nathan. (Aus dem Decam. des Boccaz.) 〈Sophie Mereau〉 95–108 V. Die Dioskuren. Theokrits zweiundzwanzigste Idylle. 〈Johann Heinrich Voß〉
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Band 8 10. Stück 1796 (1 Bl., 106 S.) Erschienen vermutlich Mitte November 1796 in Tübingen, eingetroffen in Jena kurz vor dem 23. November; an diesem Tag schickte Schiller das 9. und 10. Stück der „Horen“ 1796 an Carl Theodor von Dalberg (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 49). 1–5 I. Theon und Theano. 〈Gotthard Ludwig Kosegarten〉 6–69 II. Agnes von Lilien. 〈Caroline von Wolzogen〉 70–106 III. Benvenuto Cellini. 〈5.〉 Fortsetzung. 〈Goethe〉 11. Stück 1796 (1 Bl., 108 S.) Eingetroffen in Jena am 12. Dezember 1796 (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 51). 1–34 I. Benvenuto Cellini. 〈6.〉 Fortsetzung. 〈Goethe〉 35–79 II. Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino, im October 1794. 〈Alois Ludwig Hirt〉 80–97 III. Herakles bei Augeias. Theokrits fünfundzwanzigste Idylle. Ein Fragment. 〈Johann Heinrich Voß〉 98–104 IV. Cynthiens Schatten. Elegie von Properz. Des vierten Buchs siebente. 〈Carl Ludwig von Knebel〉 105–106 V. Ich denke Dein. 〈Friederike Brun〉 107f. VI. Die Trösterinnen. 〈Herder 12. Stück 1796 (1 Bl., 116 S., [4] S., 1 Bl. Faltbeilage) Erschienen am 22. Dezember 1796 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 36 I, 410), ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena am 2. Januar 1797 (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 53), die übrigen Exemplare am 9. Januar (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 54). 1–20 I. Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino, im October 1794. 〈1.〉 Fortsetzung 〈und Schluss〉. 〈Alois Ludwig Hirt〉 21–35 II. Der Pilger. 〈Heinrich Christian Boie〉 36–104 III. Agnes von Lilien. 〈1.〉 Fortsetzung. 〈Caroline von Wolzogen〉 105–116 IV. Ueber Wilhelm Meisters Lehrjahre (aus einem Brief an den Herausgeber der Horen.) 〈Christian Gottfried Körner〉 nach 〈120〉 Risse über den Emissär des Fucinischen Sees. 〈Faltbeilage〉
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Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
1797 Band 9 1. Stück 1797 (1 Bl., 104 S.) Erschienen am 24. Januar 1797 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 36 I, 426), ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena am 6. Februar (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 56), die übrigen Exemplare am 8. Februar (vgl. ebd.). 1–58 I. Robert Giuscard Herzog von Apulien und Calabrien. 〈Carl Wilhelm Ferdinand von Funck〉 59–101 II. Benvenuto Cellini. 〈7.〉 Fortsetzung. 〈Goethe〉 102 III. Der Gefangene. 〈Gottlieb Konrad Pfeffel〉 103f. IV. Die Freundschaft. Nach dem Spanischen. 〈vermutlich Johann Gottfried Herder〉 2. Stück 1797 (1 Bl., 106 S.) Eingetroffen in Jena am 15. März 1797 (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 58). 1–33 I. Robert Guiscard Herzog von Apulien und Calabrien. 〈1.〉 Fortsetzung. 〈Carl Wilhelm Ferdinand von Funck〉 34–42 II. Carl von Anjou, König von Neapel. Nach dem Boccaz. 〈Sophie Mereau〉 43–60 III. Agnes von Lilien. 〈2.〉 Fortsetzung. 〈Caroline von Wolzogen〉 61–74 IV. Pindars neunte Pythische Ode. An Telesikrates, aus Kyrene, der im bewafneten Laufe gesiegt hatte. 〈Wilhelm von Humboldt〉 75–106 V. Benvenuto Cellini. 〈8.〉 Fortsetzung. 〈Goethe〉 3. Stück 1797 (1 Bl., 88 S.) Erschienen am 13. April 1797 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 37 I, 5), ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena am 21. April (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 60), die übrigen Exemplare am 1. Mai (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 61). 1–14 I. Robert Guiscard / 〈2.〉 Fortsetzung 〈und Schluß〉. 〈Carl Wilhelm Ferdinand von Funck〉 15–20 II. Die Stände. 〈Heinrich Christian Boie〉 21–44 III. Schreiben Herrn Müllers / Mahlers in Rom / über die Ankündigung des Herrn Fernow von der Ausstellung des Herrn Profeßor Carstens in Rom. 〈Friedrich Müller〉 45–88 IV. Benvenuto Cellini. 〈9.〉 Fortsetzung. 〈Goethe〉
Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
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Band 10 4. Stück 1797 (1 Bl., 104 S.) Ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena am 29. Mai 1797 (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 63), die übrigen Exemplare am 6. Juni (vgl. ebd.). 1–3 I. Die Aufklärung. 〈Heinrich Christian Boie〉 4–16 II. Schreiben Herrn Müllers / Mahlers in Rom / über die Ankündigung des Herrn Fernow von der Ausstellung des Herrn Profeßor Carstens in Rom. Schluß. 〈Friedrich Müller〉 17–42 III. Aus Shakespeares Julius Cäsar. 〈August Wilhelm Schlegel〉 43–84 IV. Benvenuto Cellini. 〈10.〉 Fortsetzung. 〈Goethe〉 85–102 V. Der Waldbruder, ein Pendant zu Werthers Leiden, von dem verstorbenen Dichter Lenz. 〈Jakob Michael Reinhold Lenz〉 103 VI. Der Heilige. 〈Heinrich Christian Boie〉 104 VII. Die Nachsicht. 〈Heinrich Christian Boie〉 5. Stück 1797 (1 Bl., 93 S., [1] S.) Eingetroffen in Jena am 19. Juli 1797 (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 67). 1–30 I. Der Waldbruder, ein Pendant zu Werthers Leiden, von dem verstorbenen Dichter Lenz. 〈1.〉 Fortsetzung 〈und Schluss〉] (Jakob Michael Reinhold Lenz). 31–54 II. Phäton. (Ovid. Metam. II,1.) 〈Johann Heinrich Voß〉 55–90 III. Agnes von Lilien. 〈3.〉 Fortsetzung. 〈angekündigte Fortsetzung nicht erschienen; Caroline von Wolzogen) 91–93 IV. Der Volksrath. 〈Gottlieb Konrad Pfeffel〉 6. Stück 1797 (1 Bl., 106 S.) Erschienen am 10. August 1797 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 37 I, 96), ein Vorausexemplar in Jena eingetroffen am 18. August (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 70), die übrigen Exemplare am 30. August (vgl. ebd.). 1–17 I. Benvenuto Cellini. 〈11. Fortsetzung und〉 Beschluß. 〈Goethe〉 18–48 II. Ueber Shakespeare’s Romeo und Julia. 〈August Wilhelm Schlegel〉 49–68 III. Briefe von Amanda und Eduard. 〈Sophie Mereau〉 69–74 IV. Der Wanderer. 〈Friedrich Hölderlin〉 75–106 V. Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Marschalls von Vieilleville. 〈Wilhelm von Wolzogen, überarbeitet von Schiller〉
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Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
Band 11 7. Stück 1797 (1 Bl., 91 S., 〈1〉 S.) Eingetroffen in Jena am 16. September 1797 (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 72). 1–37 I. Versuch über das Kunstschöne. 〈Alois Ludwig Hirt〉 38–59 II. Briefe von Amanda und Eduard. 〈1.〉 Fortsezung. 〈Sophie Mereau〉 60–87 III. Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Marschalls von Vieilleville. 〈1.〉 Fortsetzung. 〈Wilhelm von Wolzogen, überarbeitet von Schiller〉 88f. IV. An Sie. 〈Friederike Brun〉 90f. V. Zuversicht. 〈Friederike Brun〉 8. Stück 1797 (1 Bl., 108 S.) Eingetroffen in Jena am 28. Oktober 1797 (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 75), das Vorausexemplar erst am 30. Oktober (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 76). 1–26 I. Die Geisterinsel. Ein Singspiel in drei Akten. 〈Friedrich Wilhelm Gotter〉 27–61 II. Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Marschalls von Vieilleville. 〈2.〉 Fortsetzung. 〈Wilhelm von Wolzogen, überarbeitet von Schiller〉 62–64 III. An Eulalia bei Uebersendung von Göthe’s Elegien. 〈Carl Gustav von Brinckmann〉 65–108 IV. Abdallah und Balsora. Ein Gedicht in sechs Gesängen. 〈Amalie von Imhoff〉 9. Stück 1797 (1 Bl., 100 S.) Erschienen am 24. November 1797 in Tübingen (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 37 I, 177), ein Vorausexemplar eingetroffen in Jena am 4. Dezember (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 78), die übrigen Exemplare am 6. Dezember (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 79). 1–78 I. Die Geisterinsel. Ein Singspiel in drei Akten. (〈1.]〉 Fortsezung 〈und Schluss〉.) 〈Friedrich Wilhelm Gotter〉 79–82 II. Die Gallier in Rom. 〈Johann Diederich Gries〉 83–100 III. Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Marschalls von Vieilleville. 〈3.〉 Fortsetzung. 〈Wilhelm von Wolzogen, überarbeitet von Schiller〉 Band 12 10. Stück 1797 (1 Bl., 110 S.) Eingetroffen in Jena am 24. Februar 1798 (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 84). 1–26 I. Laokoon. 〈Alois Ludwig Hirt〉 27–40 II. Das Fest der Hertha. 〈Amalie von Imhoff〉 41–55 III. Briefe von Amanda und Eduard. 〈2.〉 Fortsezung. 〈angekündigte weitere Fortsetzung nicht erschienen; Sophie Mereau〉
Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
56–81 82–91 92–94 95–97 98–100 101 102 F. 104 105f. 107 108 109f.
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IV. Herrn Gadso Coopmanns Varis. Aus dem Lateinischen übersezt. 〈Georg Samuel Francke〉 V. Die Danaiden. 〈Johann Diederich Gries〉 VI. Stanzen an Amalien bei Uebersendung des Damenkalenders von Lafontaine etc. auf 1798. 〈Carl Ludwig Methusalem Müller〉 VII. Lied für unsre Zeiten. 〈lisa von der Recke〉 VIII. Des Lieblingsörtchens Wiedersehn. 〈Sophie Mereau〉 IX. Die Eichbäume. 〈Friedrich Hölderlin〉 X. Die Schatten auf einem Maskenball. 〈Amalie von Imhoff〉 XI. Cosmopoliten. 〈Carl Ludwig Woltmann?〉 XII. Die Todtenköpfe. 〈Elisa von der Recke〉 XIII. Hofnung. 〈Schiller〉 XIV. Das Neue. 〈Carl Ludwig Woltmann?〉 XV. Die Begegnung. 〈Schiller〉 11. Stück 1797 (1 Bl., 107 S., 〈1〉 S.)
Erschienen am 28. März 1797 (vgl. Cottas Brief an Schiller vom selben Datum; NA 37 I, 271), eingetroffen in Jena am 12. April (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 87). 1–17 I. Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Marschalls von Vieilleville. 〈4. Fortsetzung und〉 Beschluß. 〈Wilhelm von Wolzogen, überarbeitet von Schiller〉 18–44 II. Julia von Rosalva. Erzählung. 〈vermutlich Caroline von Wolzogen〉 45–107 III. Die Feste der Arramanden. 〈Friedrich Hildebrand von Einsiedel〉 12. Stück 1797 (1 Bl., 80 S., 〈4〉 S.) Eingetroffen in Jena am 12. Juni 1798 (vgl. Schillers Kalender; NA 41 I, 92). 1–18 I. Die Kapelle im Walde. Idylle. 〈Louise Brachmann〉 19–28 II. Nachtrag über Laokoon. 〈Alois Ludwig Hirt〉 29–38 III. Die Feste der Arramanden. 〈1. Fortsetzung und〉 (Beschluß.) 〈Friedrich Heinrich von Einsiedel〉 39–45 IV. Die Nonne. Romanze. 〈Louise Brachmann〉 46–48 V. Die Herbstnacht. 〈Louise Brachmann〉 49–73 VI. Magelone und der Ritter von Maßilia. 〈Louise Brachmann〉 74–78 VII. Hymnos an Dionysos. Aus dem Griechischen. 〈Friedrich August Eschen〉 79–80 VIII. Die Gaben der Götter. 〈Louise Brachmann〉
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Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“ 1795–1797 Abdallah und Balsora. Ein Gedicht in sechs Gesängen (Amalie von Imhoff) 1797. 8. Stück, S. 65–108 Agnes von Lilien (Caroline von Wolzogen) 1796. 10. Stück, S. 6–69 1796. 12. Stück, S. 36–104 1797. 2. Stück, S. 43–60 1797. 5. Stück, S. 55–90 Amor und Psyche auf einem Grabmahl (Johann Gottfried Herder) 1795. 12. Stück, S. 58–60 An Cäcilia. (Aus dem Englischen.) (Samuel Gottlob Bürde) 1796. 6. Stück, S. 102 An einen Weltverbesserer (Friedrich Schiller) 1795. 9. Stück, S. 133 An Eulalia bei Uebersendung von Göthes Elegien (Carl Gustav von Brinckmann) 1797. 8. Stück, S. 62–64 An Sie (Friederike Brun) 1797. 7. Stück, S. 88–89 Archimedes und der Schüler (Friedrich Schiller) 1795. 11. Stück, S. 42 Aus Shakespeares Julius Cäsar (August Wilhelm Schlegel) 1797. 4. Stück, S. 17–42 Ausgang aus dem Leben (Friedrich Schiller) 1795. 12. Stück, S. 114 Beitrag zu einer Geschichte des französischen National-Charakters (Carl Ludwig Woltmann) 1795. 5. Stück, S. 15–49 Benvenuto Cellini (Goethe) 1796. 4. Stück, S. 1–56 1796. 5. Stück, S. 1–51 1796. 6. Stück, S. 1–49 1796. 7. Stück, S. 1–59 1796. 9. Stück, S. 1–71 1796. 10. Stück, S. 70–106 1796. 11. Stück, S. 1–34
1797. 1. Stück, S. 59–101 1797. 2. Stück, S. 75–106 1797. 3. Stück, S. 45–88 1797. 4. Stück, S. 43–84 1797. 6. Stück, S. 1–17 Beschluß der Abhandlung über naive und sentimentalische Dichter, nebst einigen Bemerkungen einen charakteristischen Unterschied unter den Menschen betreffend (3. Teil der Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“; Friedrich Schiller) 1796. 1. Stück, S. 75–122 Beyträge zur Geschichte der neuern bildenden Kunst (Johann Heinrich Meyer) 1795. 9. Stück, S. 11–29 Briefe auf einer Reise nach dem Gotthardt (Goethe) 1796. 8. Stück, S. 29–94 Briefe über Poesie, Silbenmaaß und Sprache (August Wilhelm Schlegel) 1795. 11. Stück, S. 77–103 1796. 1. Stück, S. 54–74 1796. 2. Stück, S. 56–73 Briefe von Amanda und Eduard (Sophie Mereau) 1797. 6. Stück, S. 49–68 1797. 7. Stück, S. 38–59 1797. 10. Stück, S. 41–55 Carl von Anjou, König von Neapel. Nach dem Boccaz (Sophie Mereau) 1797. 2. Stück, S. 34–42 Cosmopoliten (Carl Ludwig Woltmann?) 1797. 10. Stück, S. 104 Cynthiens Schatten. Elegie von Properz (Carl Ludwig von Knebel) 1796. 11. Stück, S. 98–104 Dante’s Hölle (siehe auch „Ugolino und Ruggieri“) (August Wilhelm Schlegel) 1795. 3. Stück, S. 22–69 1795. 4. Stück, S. 1–13 1795. 7. Stück, S. 31–49
Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
Das eigene Schicksal (Johann Gottfried Herder) 1795. 3. Stück, S. 1–21 Das Fest der Grazien (Johann Gottfried Herder) 1795. 11. Stück, S. 1–26 Das Fest der Hertha (Amalie von Imhoff) 1797. 10. Stück, S. 27–40 Das Geständniß (Gotthard Ludwig Kosegarten) 1796. 6. Stück, S. 94–101 Das Höchste (Friedrich Schiller) 1795. 9. Stück, S. 134 Das Neue (Carl Ludwig Woltmann?) 1797. 10. Stück, S. 108 Das Reich der Schatten (Friedrich Schiller) 1795. 9. Stück, S. 1–10 Das Spiel in strengster Bedeutung (Friedrich August Weißhuhn) 1795. 5. Stück, S. 57–89 Das verschleierte Bild zu Sais (Friedrich Schiller) 1795. 9. Stück, S. 94–98 Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Marschalls von Vieilleville (Wilhelm von Wolzogen) 1797. 6. Stück, S. 75–106 1797. 7. Stück, S. 60–87 1797. 8. Stück, S. 27–61 1797. 9. Stück, S. 83–100 1797. 11. Stück, S. 1–17 Der Aktische Sieg. Elegie von Properz (Carl Ludwig von Knebel) 1796. 9. Stück, S. 72–78 Der Dichter an seine Kunstrichterin (Friedrich Schiller) 1796. 1. Stück, S. 74 Der Dorfkirchhof (Carl Ludwig Woltmann) 1795. 7. Stück, S. 79–81 Der Fischer, der Aal und die Schlange (Gottlieb Konrad Pfeffel) 1796. 1. Stück, S. 123 Der Gefangene (Gottlieb Konrad Pfeffel) 1797. 1. Stück, S. 102
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Der Gesang des Lebens (Johann Gottfried Herder) 1795. 12. Stück, S. 60 Der Heilige (Heinrich Christian Boie) 1797. 4. Stück, S. 103 Der heilige Wahnsinn (Johann Gottfried Herder) 1795. 11. Stück, S. 104 Der Löwe und die Kuh (Gottlieb Konrad Pfeffel) 1796. 1. Stück, S. 122–123 Der neue Orpheus (Samuel Gottlob Bürde) 1796. 6. Stück, S. 103–104 Der philosophische Egoist (Friedrich Schiller) 1795. 9. Stück, S. 126–127 Der Pilger (Heinrich Christian Boie) 1796. 12. Stück, S. 21–35 Der rauschende Strom (Johann Gottfried Herder) 1795. 10. Stück, S. 67 Der Ritter von Tourville (Johann Friedrich Gerber) 1796. 2. Stück, S. 74–104 1796. 3. Stück, S. 26–77 Der Skrupel (Friedrich Schiller) 1795. 12. Stück, S. 61 Der Strom des Lebens (Johann Gottfried Herder) 1795. 12. Stück, S. 115 Der unsterbliche Homer (Johann Gottfried Herder) 1796. 1. Stück, S. 53 Der Volksrath (Gottlieb Konrad Pfeffel) 1797. 5. Stück, S. 91–93 Der Waldbruder, ein Pendant zu Werthers Leiden, von dem verstorbenen Dichter Lenz (Jacob Michael Reinhold Lenz) 1797. 4. Stück, S. 85–102 1797. 5. Stück, S. 1–30 Der Wanderer (Friedrich Hölderlin) 1797. 6. Stück, S. 69–74 Des Lieblingsörtchens Wiedersehn (Sophie Mereau) 1797. 10. Stück, S. 98–100
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Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
Deutsche Treue (Friedrich Schiller) 1795. 9. Stück, S. 130–131 Die Antike an einen Wanderer aus Norden (Friedrich Schiller) 1795. 9. Stück, S. 128–129 Die Aufklärung (Heinrich Christian Boie) 1797. 4. Stück, S. 1–3 Die Begegnung (Friedrich Schiller) 1797. 10. Stück, S. 109–110 Die Chariten. Theokrits sechzehnte Idylle (Johann Heinrich Voß) 1796. 5. Stück, S. 92–99 Die Danaiden (Johann Diederich Gries) 1797. 10. Stück, S. 82–91 Die Dichter der alten und neuen Welt (Friedrich Schiller) 1795. 12. Stück, S. 56–57 Die Dichtkunst (Johann Heinrich Voß) 1795. 7. Stück, S. 77–78 Die Dioskuren. Theokrits zweiundzwanzigste Idylle (Johann Heinrich Voß) 1796. 9. Stück, S. 95–108 Die Eichbäume (Friedrich Hölderlin) 1797. 10. Stück, S. 101 Die Feste der Arramanden (Friedrich Hildebrand von Einsiedel) 1797. 11. Stück, S. 45–107 1797. 12. Stück, S. 29–38 Die Freundschaft. Nach dem Spanischen (Johann Gottfried Herder?) 1797. 1. Stück, S. 103–104 Die Gaben der Götter (Louise Brachmann) 1797. 12. Stück, S. 79–80 Die Gallier in Rom (Diederich Gries) 1797. 9. Stück, S. 79–82 Die Geburt des Apollo. Nach dem Griechischen (Goethe) 1795. 9. Stück, S. 30–38 Die Geisterinsel. Ein Singspiel in drei Akten (Friedrich Wilhelm Gotter) 1797. 8. Stück, S. 1–26 1797. 9. Stück, S. 1–78 Die Herbstnacht (Louise Brachmann) 1797. 12. Stück, S. 46–48
Die Horen (Johann Gottfried Herder) 1795. 11. Stück, S. 103 Die Horen / eine Monatsschrift, von einer Gesellschaft verfaßt und herausgegeben von Schiller (Ankündigung der Zeitschrift; Friedrich Schiller) 1795. 1. Stück, S. III–IX Die Idee der Gerechtigkeit als Princip einer Gesetzgebung betrachtet (Johann Benjamin Erhard) 1795. 7. Stück, S. 1–30 Die Kapelle im Walde. Idylle (Louise Brachmann) 1797. 12. Stück, S. 1–18 Die Königinn (Johann Gottfried Herder) 1795. 12. Stück, S. 115 Die Lebenskraft oder der Rhodische Genius. Eine Erzählung (Alexander von Humboldt) 1795. 5. Stück, S. 90–96 Die Nachsicht (Heinrich Christian Boie) 1797. 4. Stück, S. 104 Die Nonne. Romanze (Louise Brachmann) 1797. 12. Stück, S. 39–45 Die Pulver-Verschwörung in England im Jahre 1605, dem dritten der Regierung Jakobs I. (Wilhelm Friedrich Hermann Reinwald) 1796. 5. Stück, S. 52–78 Die Schatten auf einem Maskenball (Amalie von Imhoff) 1797. 10. Stück, S. 102–103 Die schmelzende Schönheit. Fortsetzung der Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen (siehe auch „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“; Friedrich Schiller) 1795. 6. Stück, S. 45–124 Die sentimentalischen Dichter (2. Teil der Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“; Friedrich Schiller) 1795. 12. Stück, S. 1–55 Die Stände (Heinrich Christian Boie) 1797. 3. Stück, S. 15–20
Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
Die Thaten der Philosophen (Friedrich Schiller) 1795. 11. Stück, S. 29–30 Die Theilung der Erde (Friedrich Schiller) 1795. 11. Stück, S. 27–28 Die Todtenköpfe (Elisa von der Recke) 1797. 10. Stück, S. 105–106 Die Trösterinnen (Johann Gottfried Herder) 1796. 11. Stück, S. 107–108 Die Zauberin. Theokrits zweite Idylle (Johann Heinrich Voß) 1796. 6. Stück, S. 50–60 Drey Schwestern (Johann Gottfried Herder) 1795. 12. Stück, S. 61 Ein Nachtrag zu der Untersuchung über Idealisten und Realisten. Aus Platons Theätetus (Johann Jakob Horner) 1796. 6. Stück, S. 83–93 Eine Nachahmung der ersten Satyre des Juvenal (Johann Baptist von Alxinger) 1796. 5. Stück, S. 81–86 Einem jungen Freund / als er sich der Weltweißheit widmete (Friedrich Schiller) 1795. 11. Stück, S. 41–42 Ekloge (Gotthard Ludwig Kosegarten) 1796. 7. Stück, S. 60–89 Elegie (Friedrich Schiller) 1795. 10. Stück, S. 72–85 Elegie. 1795 (Friedrich Matthisson) 1796. 5. Stück, S. 79–80 Elegien (Goethe) siehe 〈Römische〉 Elegien Elegien, aus dem Englischen des J. Scott (Samuel Gottlob Bürde) 1796. 8. Stück, S. 21–28 Elegien von Properz (Carl Ludwig von Knebel) 1796. 1. Stück, S. 29–53 1796. 3. Stück, S. 1–25 1796. 9. Stück, S.72–78 1796. 11. Stück, S. 98–104 Entzückung des Las Casas oder: Quellen der Seelenruhe (Johann Jacob Engel) 1795. 3. Stück, S. 70–79
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Epistel (Goethe) siehe Erste Epistel, Zweyte Epistel Erste Epistel (Goethe) 1795. 1. Stück, S. 1–6 Etwas über William Shakespeare bey Gelegenheit Wilhelm Meisters (August Wilhelm Schlegel) 1796. 4. Stück, S. 57–112 Gemil und Zoe. Neugriechisches Sittengemälde (Gerhard Anton von Halem) 1796. 8. Stück, S. 95–102 Herakles bei Augeias. Theokrits fünfundzwanzigste Idylle. Ein Fragment (Johann Heinrich Voß) 1796. 11. Stück, S. 80–97 Herr Lorenz Stark / Ein Charaktergemälde (Johann Jacob Engel) 1795. 10. Stück, S. 1–67 1796. 2. Stück, S. 1–19 Herrn Gadso Coopmanns Varis. Aus dem Lateinischen übersezt (Georg Samuel Francke) 1797. 10. Stück, S. 56–81 Hofnung (Friedrich Schiller) 1797. 10. Stück, S. 107 Homer, ein Günstling der Zeit (Johann Gottfried Herder) 1795. 9. Stück, S. 53–88 Homer und Ossian (Johann Gottfried Herder) 1795. 10. Stück, S. 86–107 Hymnos an Dionysos. Aus dem Griechischen (Friedrich August Eschen) 1797. 12. Stück, S. 74–78 Ich denke Dein (Friederike Brun) 1796. 11. Stück, S. 105–106 Ideen zu einer künftigen Geschichte der Kunst (Johann Heinrich Meyer) 1795. 2. Stück, S. 29–50 Iduna, oder der Apfel der Verjüngung (Johann Gottfried Herder) 1796. 1. Stück, S. 1–28 Ilias (Friedrich Schiller) 1795. 9. Stück, S. 135
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Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
Julia von Rosalva. Erzählung (Caroline von Wolzogen?) 1797. 11. Stück, S. 18–44 Karthago (Friedrich Schiller) 1795. 12. Stück, S. 114 〈Kompositionen zu den Gedichten „Die Dichtkunst“, „Sängerlohn“ und „Weihe der Schönheit“ von Johann Heinrich Voß〉 (Johann Friedrich Reichardt) 1795. 7. Stück, nach S. 〈86〉, 1 Bl. Musikbeilage Kunstschulen (Carl Theodor Anton Maria von Dalberg) 1795. 5. Stück, S. 122–134 Mährchen (zur Fortsetzung der Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten.) (Goethe) 1795. 10. Stück, S. 108–152 Laokoon (Alois Ludwig Hirt) 1797. 10. Stück, S. 1–26 Lethe (Carl Ludwig Woltmann) 1795. 7. Stück, S. 82–84 Leukothea’s Binde (Johann Gottfried Herder) 1795. 10. Stück, S. 152 Lied für unsre Zeiten (Elisa von der Recke) 1797. 10. Stück, S. 95–97 Litterarischer Sanscülottismus (Johann Wolfgang von Goethe) 1795. 5. Stück, S. 50–56 Magelone und der Ritter von Maßilia (Louise Brachmann) 1797. 12. Stück, S. 49–73 Mars als Friedensstifter (Johann Gottfried Herder) 1795. 12. Stück, S. 115 Menschliches Wissen (Friedrich Schiller) 1795. 12. Stück, S. 55 Merkwürdige Belagerung von Antwerpen in den Jahren 1584 und 1585 (Friedrich Schiller) 1795. 4. Stück, S. 68–119 1795. 5. Stück, S. 1–14 Nachtrag über Laokoon (Alois Ludwig Hirt) 1797. 12. Stück, S. 19–28
Nathan. (Aus dem Decam. des Boccaz.) (Sophie Mereau) 1796. 9. Stück, S. 85–94 Natur und Schule (Friedrich Schiller) 1795. 9. Stück, S. 89–93 Neueste Zimmerverzierung in Rom (Johann Heinrich Meyer) 1796. 9. Stück, S. 79–84 Pallas-Athene von Proklus (Johann Gottfried Herder) 1795. 10. Stück, S. 68–71 Phäton. (Ovid. Metam. II,1.) (Johann Heinrich Voß) 1797. 5. Stück, S. 31–54 Pindars neunte Pythische Ode. An Telesikrates, aus Kyrene, der im bewafneten Laufe gesiegt hatte (Wilhelm von Humboldt) 1797. 2. Stück, S. 61–74 Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino, im October 1794 (Alois Ludwig Hirt) 1796. 11. Stück, S. 35–79 1796. 12. Stück, S. 1–20 Robert Giuscard Herzog von Apulien und Calabrien (Carl Wilhelm Ferdinand von Funck) 1797. 1. Stück, S. 1–58 1797. 2. Stück, S. 1–33 1797. 3. Stück, S. 1–14 〈Römische〉 Elegien (1.–20. Elegie) (Johann Wolfgang von Goethe) 1795. 6. Stück, S. 1–44 Sängerlohn (Johann Heinrich Voß) 1795. 5. Stück, S. 138–140 Saladin und der Sklave (Gottlieb Konrad Pfeffel) 1795. 7. Stück, S. 85 Scenen aus Romeo und Julie von Shakespeare. Probe einer neuen, metrischen Uebersetzung dieses Dichters (August Wilhelm Schlegel) 1796. 3. Stück, S. 92–104 Schön und erhaben (Friedrich Schiller) 1795. 12. Stück, S. 57
Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
Schreiben Herrn Müllers / Mahlers in Rom / über die Ankündigung des Herrn Fernow von der Ausstellung des Herrn Profeßor Carstens in Rom (Friedrich Müller) 1797. 3. Stück, S. 21–44 1797. 4. Stück, S. 4–16 Schwarzburg (Sophie Mereau) 1795. 9. Stück, S. 39–44 Sehnsucht nach Frieden. (Tibull. I El. 13) (Johann Heinrich Voß) 1796. 5. Stück, S. 87–91 Sobiesky. Ein historisches Fragment (Johann Wilhelm von Archenholtz) 1795. 12. Stück, S. 62–114 Stanzen an Amalien bei Uebersendung des Damenkalenders von Lafontaine etc. auf 1798 (Carl Ludwig Methusalem Müller) 1797. 10. Stück, S. 92–94 Szenen aus Shakespeare. Der Sturm (August Wilhelm Schlegel) 1796. 6. Stück, S. 61–82 Theoderich, König der Ostgothen (Carl Ludwig Woltmann) 1796. 7. Stück, S. 90–105 1796. 8. Stück, S. 1–20 Theon und Theano (Gotthard Ludwig Kosegarten) 1796. 10. Stück, S. 1–5 Theophanie (Friedrich Schiller) 1795. 11. Stück, S. 40 Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesse für Wahrheit (Johann Gottlieb Fichte) 1795. 1. Stück, S. 79–93 Ueber Charakterdarstellung in der Musik (Christian Gottfried Körner) 1795. 5. Stück, S. 97–121 Ueber das Naive (1. Teil der Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“; Friedrich Schiller) 1795. 11. Stück, S. 43–76 Ueber den Geschlechtsunterschied und dessen Einfluß auf die organische Natur (Wilhelm von Humboldt) 1795. 2. Stück, S. 99–132
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Ueber den moralischen Nutzen ästhetischer Sitten (Friedrich Schiller) 1796. 3. Stück, S. 78–91 Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reyhe von Briefen (siehe auch „Die schmelzende Schönheit“; Friedrich Schiller) 1795. 1. Stück, S. 7–48 1795. 2. Stück, S. 51–94 1795. 6. Stück, S. 45–124 Ueber die Gefahr ästhetischer Sitten (Friedrich Schiller) 1795. 11. Stück, S. 31–40 Ueber die Idee der Alten vom Schicksal (Carl Heinrich von Gros) 1795. 8. Stück, S. 75–86 Ueber die männliche und weibliche Form (Wilhelm von Humboldt) 1795. 3. Stück, S. 80–103 1795. 4. Stück, S. 14–40 Ueber griechische und gothische Baukunst (Lazarus Bendavid) 1795. 8. Stück, S. 87–102 Ueber naive und sentimentalische Dichtung siehe Ueber das Naive, Die sentimentalischen Dichter, Beschluß der Abhandlung über naive und sentimentalische Dichter (Friedrich Schiller) Ueber Shakespeare’s Romeo und Julia (August Wilhelm Schlegel) 1797. 6. Stück, S. 18–48 Ueber Wilhelm Meisters Lehrjahre (aus einem Brief an den Herausgeber der Horen.) (Christian Gottfried Körner) 1796. 12. Stück, S. 105–116 Ugolino und Ruggieri. Fortsetzung von Dante’s Hölle (August Wilhelm Schlegel) 1795. 8. Stück, S. 35–74 Unbenutztes Wissen (Samuel Gottlob Bürde) 1796. 6. Stück, S. 102 Unsterblichkeit (Friedrich Schiller) 1795. 9. Stück, S. 136 Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (Goethe)
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Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“
1795. 1. Stück, S. 49–78 1795. 2. Stück, S. 1–28 1795. 4. Stück, S. 41–67 1795. 7. Stück, S. 50–76 1795. 9. Stück, S. 45–52 1795. 10. Stück, S. 108–152 Versuch über das Kunstschöne (Alois Ludwig Hirt) 1797. 7. Stück, S. 1–37 Versuch über die Dichtungen (Johann Wolfgang von Goethe) 1796. 2. Stück, S. 20–55 Von den nothwendigen Grenzen des Schönen besonders im Vortrag philosophischer Wahrheiten (Friedrich Schiller) 1795. 9. Stück, S. 99–125
Weihe der Schönheit (Johann Heinrich Voß) 1795. 5. Stück, S. 135–137 Weißheit und Klugheit (Friedrich Schiller) 1795. 9. Stück, S. 132 Zufällige Ergießungen eines einsamen Denkers in Briefen an vertraute Freunde (Friedrich Heinrich Jacobi) 1795. 8. Stück, S. 1–34 Zuversicht (Friederike Brun) 1797. 7. Stück, S. 90–91 Zweyte Epistel (Goethe) 1795. 2. Stück, S. 95–98 Zwo Gattungen des Epigramms (Johann Gottfried Herder) 1796. 1. Stück, S. 28
Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Horen“
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Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Horen“ 1795–1797 Alxinger, Johann Baptist von Eine Nachahmung der ersten Satyre des Juvenal 1796. 5. Stück, S. 81–86 Archenholtz, Johann Wilhelm von Sobiesky. Ein historisches Fragment 1795. 12. Stück, S. 62–114 Bendavid, Lazarus Ueber griechische und gothische Baukunst 1795. 8. Stück, S. 87–102 Boie, Heinrich Christian Der Heilige 1797. 4. Stück, S. 103 Der Pilger 1796. 12. Stück, S. 21–35 Die Aufklärung 1797. 4. Stück, S. 1–3 Die Nachsicht 1797. 4. Stück, S. 104 Die Stände 1797. 3. Stück, S. 15–20 Brachmann, Louise Die Gaben der Götter 1797. 12. Stück, S. 79f. Die Herbstnacht 1797. 12. Stück, S. 46–48 Die Kapelle im Walde. Idylle 1797. 12. Stück, S. 1–18 Die Nonne. Romanze 1797. 12. Stück, S. 39–45 Magelone und der Ritter von Maßilia 1797. 12. Stück, S. 49–73 Brinckmann, Karl Gustav von An Eulalia bei Uebersendung von Göthes Elegien 1797. 8. Stück, S. 62–64 Brun, Friederike An Sie 1797. 7. Stück, S. 88f. Ich denke Dein 1796. 11. Stück, S. 105f.
Zuversicht 1797. 7. Stück, S. 90f. Bürde, Samuel Gottlob An Cäcilia. (Aus dem Englischen.) 1796. 6. Stück, S. 102 Der neue Orpheus 1796. 6. Stück, S. 103f. Elegien, aus dem Englischen des J. Scott 1796. 8. Stück, S. 21–28 Unbenutztes Wissen 1796. 6. Stück, S. 102 Dalberg, Karl Theodor Anton Maria von Kunstschulen 1795. 5. Stück, S. 122–134 Einsiedel, Friedrich Hildebrand von Die Feste der Arramanden 1797. 11. Stück, S. 45–107 1797. 12. Stück, S. 29–38 Engel, Johann Jacob Entzückung des Las Casas oder: Quellen der Seelenruhe 1795. 3. Stück, S. 70–79 Herr Lorenz Stark / Ein Charaktergemälde 1795. 10. Stück, S. 1–67 1796. 2. Stück, S. 1–19 Erhard, Johann Benjamin Die Idee der Gerechtigkeit als Princip einer Gesetzgebung betrachtet 1795. 7. Stück, S. 1–30 Eschen, Friedrich August Hymnos an Dionysos. Aus dem Griechischen 1797. 12. Stück, S. 74–78 Fichte, Johann Gottlob Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesse für Wahrheit 1795. 1. Stück, S. 79–93 Francke, Georg Samuel
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Herrn Gadso Coopmanns Varis. Aus dem Lateinischen übersezt 1797. 10. Stück, S. 56–81 Funck, Karl Wilhelm Ferdinand von Robert Giuscard Herzog von Apulien und Calabrien 1797. 1. Stück, S. 1–58 1797. 2. Stück, S. 1–33 1797. 3. Stück, S. 1–14 Gerber, Johann Friedrich Der Ritter von Tourville 1796. 2. Stück, S. 74–104 1796. 3. Stück, S. 26–77 Goethe, Johann Wolfgang von Benvenuto Cellini 1796. 4. Stück, S. 1–56 1796. 5. Stück, S. 1–51 1796. 6. Stück, S. 1–49 1796. 7. Stück, S. 1–59 1796. 9. Stück, S. 1–71 1796. 10. Stück, S. 70–106 1796. 11. Stück, S. 1–34 1797. 1. Stück, S. 59–101 1797. 2. Stück, S. 75–106 1797. 3. Stück, S. 45–88 1797. 4. Stück, S. 43–84 1797. 6. Stück, S. 1–17 Briefe auf einer Reise nach dem Gotthardt 1796. 8. Stück, S. 29–94 Die Geburt des Apollo. Nach dem Griechischen 1795. 9. Stück, S. 30–38 Erste Epistel 1795. 1. Stück, S. 1–6 Mährchen (zur Fortsetzung der Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten.) 1795. 10. Stück, S. 108–152 Litterarischer Sanscülottismus 1795. 5. Stück, S. 50–56 〈Römische〉 Elegien (1.–20. Elegie) 1795. 6. Stück, S. 1–44 Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten
1795. 1. Stück, S. 49–78 1795. 2. Stück, S. 1–28 1795. 4. Stück, S. 41–67 1795. 7. Stück, S. 50–76 1795. 9. Stück, S. 45–52 1795. 10. Stück, S. 108–152 Zweyte Epistel 1795. 2. Stück, S. 95–98 Gotter, Friedrich Wilhelm Die Geisterinsel. Ein Singspiel in drei Akten 1797. 8. Stück, S. 1–26 1797. 9. Stück, S. 1–78 Gries, Johann Diederich Die Danaiden 1797. 10. Stück, S. 82–91 Die Gallier in Rom 1797. 9. Stück, S. 79–82 Gros, Karl Heinrich von Ueber die Idee der Alten vom Schicksal 1795. 8. Stück, S. 75–86 Halem, Gerhard Anton von Gemil und Zoe. Neugriechisches Sittengemälde 1796. 8. Stück, S. 95–102 Herder, Johann Gottfried Amor und Psyche auf einem Grabmahl 1795. 12. Stück, S. 58–60 Das eigene Schicksal 1795. 3. Stück, S. 1–21 Das Fest der Grazien 1795. 11. Stück, S. 1–26 Der Gesang des Lebens 1795. 12. Stück, S. 60 Der heilige Wahnsinn 1795. 11. Stück, S. 104 Der rauschende Strom 1795. 10. Stück, S. 67 Der Strom des Lebens 1795. 12. Stück, S. 115 Der unsterbliche Homer 1796. 1. Stück, S. 53 Die Freundschaft. Nach dem Spanischen 1797. 1. Stück, S. 103–104 (Verfasserschaft unsicher)
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Die Horen 1795. 11. Stück, S. 103 Die Königinn 1795. 12. Stück, S. 115 Die Trösterinnen 1796. 11. Stück, S. 107f. Drey Schwestern 1795. 12. Stück, S. 61 Homer, ein Günstling der Zeit 1795. 9. Stück, S. 53–88 Homer und Ossian 1795. 10. Stück, S. 86–107 Iduna, oder der Apfel der Verjüngung 1796. 1. Stück, S. 1–28 Leukothea’s Binde 1795. 10. Stück, S. 152 Mars als Friedensstifter 1795. 12. Stück, S. 115 Pallas-Athene von Proklus 1795. 10. Stück, S. 68–71 Zwo Gattungen des Epigramms 1796. 1. Stück, S. 28 Hirt, Alois Laokoon 1797. 10. Stück, S. 1–26 Nachtrag über Laokoon 1797. 12. Stück, S. 19–28 Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino, im October 1794 1796. 11. Stück, S. 35–79 1796. 12. Stück, S. 1–20 Versuch über das Kunstschöne 1797. 7. Stück, S. 1–37 Hölderlin, Friedrich Der Wanderer 1797. 6. Stück, S. 69–74 Die Eichbäume 1797. 10. Stück, S. 101 Horner, Johann Jakob Ein Nachtrag zu der Untersuchung über Idealisten und Realisten. Aus Platons Theätetus 1796. 6. Stück, S. 83–93 Humboldt, Alexander von
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Die Lebenskraft oder der Rhodische Genius. Eine Erzählung 1795. 5. Stück, S. 90–96 Humboldt, Wilhelm von Pindars neunte Pythische Ode. An Telesikrates, aus Kyrene, der im bewafneten Laufe gesiegt hatte 1797. 2. Stück, S. 61–74 Ueber den Geschlechtsunterschied und dessen Einfluß auf die organische Natur 1795. 2. Stück, S. 99–132 Ueber die männliche und weibliche Form 1795. 3. Stück, S. 80–103 1795. 4. Stück, S. 14–40 Imhoff, Amalie von Abdallah und Balsora. Ein Gedicht in sechs Gesängen 1797. 8. Stück, S. 65–108 Das Fest der Hertha 1797. 10. Stück, S. 27–40 Die Schatten auf einem Maskenball 1797. 10. Stück, S. 102f. Jacobi, Friedrich Heinrich Zufällige Ergießungen eines einsamen Denkers in Briefen an vertraute Freunde 1795. 8. Stück, S. 1–34 Knebel, Carl Ludwig von Cynthiens Schatten. Elegie von Properz 1796. 11. Stück, S. 98–104 Der Aktische Sieg. Elegie von Properz 1796. 9. Stück, S. 72–78 Elegien von Properz 1796. 1. Stück, S. 29–53 1796. 3. Stück, S. 1–25 1796. 9. Stück, S. 72–78 1796. 11. Stück, S. 98–104 Körner, Christian Gottfried Ueber Charakterdarstellung in der Musik 1795. 5. Stück, S. 97–121 Ueber Wilhelm Meisters Lehrjahre (aus einem Brief an den Herausgeber der Horen.) 1796. 12. Stück, S. 105–116
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Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Horen“
Kosegarten, Gotthard Ludwig Das Geständniß 1796. 6. Stück, S. 94–101 Ekloge 1796. 7. Stück, S. 60–89 Theon und Theano 1796. 10. Stück, S. 1–5 Lenz, Jakob Michael Reinhold Der Waldbruder, ein Pendant zu Werthers Leiden, von dem verstorbenen Dichter Lenz 1797. 4. Stück, S. 85–102 1797. 5. Stück, S. 1–30 Matthisson, Friedrich Elegie. 1795 1796. 5. Stück, S. 79f. Mereau, Sophie Briefe von Amanda und Eduard 1797. 6. Stück, S. 49–68 1797. 7. Stück, S. 38–59 1797. 10. Stück, S. 41–55 Carl von Anjou, König von Neapel. Nach dem Boccaz 1797. 2. Stück, S. 34–42 Des Lieblingsörtchens Wiedersehn 1797. 10. Stück, S. 98–100 Nathan. (Aus dem Decam. des Boccaz.) 1796. 9. Stück, S. 85–94 Schwarzburg 1795. 9. Stück, S. 39–44 Meyer, Johann Heinrich Beyträge zur Geschichte der neuern bildenden Kunst 1795. 9. Stück, S. 11–29 Ideen zu einer künftigen Geschichte der Kunst 1795. 2. Stück, S. 29–50 Neueste Zimmerverzierung in Rom 1796. 9. Stück, S. 79–84 Müller, Friedrich Schreiben Herrn Müllers / Mahlers in Rom / über die Ankündigung des Herrn Fernow von der Ausstellung des Herrn Profeßor Carstens in Rom
1797. 3. Stück, S. 21–44 1797. 4. Stück, S. 4–16 Müller, Karl Ludwig Methusalem Stanzen an Amalien bei Uebersendung des Damenkalenders von Lafontaine etc. auf 1798 1797. 10. Stück, S. 92–94 Pfeffel, Gottlieb Konrad Der Fischer, der Aal und die Schlange 1796. 1. Stück, S. 123 Der Gefangene 1797. 1. Stück, S. 102 Der Löwe und die Kuh 1796. 1. Stück, S. 122f. Der Volksrath 1797. 5. Stück, S. 91–93 Saladin und der Sklave 1795. 7. Stück, S. 85 Recke, Elisa von der Die Todtenköpfe 1797. 10. Stück, S. 105f. Lied für unsre Zeiten 1797. 10. Stück, S. 95–97 Reichardt, Johann Friedrich 〈Kompositionen zu den Gedichten „Die Dichtkunst“, „Sängerlohn“ und „Weihe der Schönheit“ von Johann Heinrich Voß〉 1795. 7. Stück, nach S. 〈86〉, 1 Bl. Musikbeilage Reinwald, Wilhelm Friedrich Hermann Die Pulver-Verschwörung in England im Jahre 1605, dem dritten der Regierung Jakobs I. 1796. 5. Stück, S. 52–78 Schiller, Friedrich An einen Weltverbesserer 1795. 9. Stück, S. 133 Archimedes und der Schüler 1795. 11. Stück, S. 42 Ausgang aus dem Leben 1795. 12. Stück, S. 114 Beschluß der Abhandlung über naive und sentimentalische Dichter, nebst einigen Bemerkungen einen charakteristischen
Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Horen“
Unterschied unter den Menschen betreffend (3. Teil der Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“) 1796. 1. Stück, S. 75–122 Das Reich der Schatten 1795. 9. Stück, S. 1–10 Das verschleierte Bild zu Sais 1795. 9. Stück, S. 94–98 Das Höchste 1795. 9. Stück, S. 134 Der Dichter an seine Kunstrichterin 1796. 1. Stück, S. 74 Der philosophische Egoist 1795. 9. Stück, S. 126f. Der Skrupel 1795. 12. Stück, S. 61 Deutsche Treue 1795. 9. Stück, S. 130f. Die Antike an einen Wanderer aus Norden 1795. 9. Stück, S. 128f. Die Begegnung 1797. 10. Stück, S. 109f. Die Dichter der alten und neuen Welt 1795. 12. Stück, S. 56–57 Die Horen / eine Monatsschrift, von einer Gesellschaft verfaßt und herausgegeben von Schiller (Ankündigung der Zeitschrift) 1795. 1. Stück, S. III f. Die schmelzende Schönheit. Fortsetzung der Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen (siehe auch „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“) 1795. 6. Stück, S. 45–124 Die sentimentalischen Dichter (2. Teil der Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“) 1795. 12. Stück, S. 1–55 Einem jungen Freund / als er sich der Weltweißheit widmete 1795. 11. Stück, S. 41f. Elegie 1795. 10. Stück, S. 72–85
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Hofnung 1797. 10. Stück, S. 107 Ilias 1795. 9. Stück, S. 135 Karthago 1795. 12. Stück, S. 114 Menschliches Wissen 1795. 12. Stück, S. 55 Merkwürdige Belagerung von Antwerpen in den Jahren 1584 und 1585 1795. 4. Stück, S. 68–119 1795. 5. Stück, S. 1–14 Natur und Schule 1795. 9. Stück, S. 89–93 Schön und erhaben 1795. 12. Stück, S. 57 Theophanie 1795. 11. Stück, S. 40 Ueber das Naive (1. Teil der Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“) 1795. 11. Stück, S. 43–76 Ueber den moralischen Nutzen ästhetischer Sitten 1796. 3. Stück, S. 78–91 Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reyhe von Briefen (siehe auch „Die schmelzende Schönheit“) 1795. 1. Stück, S. 7–48 1795. 2. Stück, S. 51–94 1795. 6. Stück, S. 45–124 Ueber die Gefahr ästhetischer Sitten 1795. 11. Stück, S. 31–40 Unsterblichkeit 1795. 9. Stück, S. 136 Von den nothwendigen Grenzen des Schönen besonders im Vortrag philosophischer Wahrheiten 1795. 9. Stück, S. 99–125 Weißheit und Klugheit 1795. 9. Stück, S. 132 Schlegel, August Wilhelm Aus Shakespeares Julius Cäsar 1797. 4. Stück, S. 17–42
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Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Horen“
Briefe über Poesie, Silbenmaaß und Sprache 1795. 11. Stück, S. 77–103 1796. 1. Stück, S. 54–74 1796. 2. Stück, S. 56–73 Dante’s Hölle (siehe auch „Ugolino und Ruggieri“) 1795. 3. Stück, S. 22–69 1795. 4. Stück, S. 1–13 1795. 7. Stück, S. 31–49 Etwas über William Shakespeare bey Gelegenheit Wilhelm Meisters 1796. 4. Stück, S. 57–112 Scenen aus Romeo und Julie von Shakespeare. Probe einer neuen, metrischen Uebersetzung dieses Dichters 1796. 3. Stück, S. 92–104 Szenen aus Shakespeare. Der Sturm 1796. 6. Stück, S. 61–82 Ueber Shakespeare’s Romeo und Julia 1797. 6. Stück, S. 18–48 Ugolino und Ruggieri. Fortsetzung von Dante’s Hölle 1795. 8. Stück, S. 35–74 Voß, Johann Heinrich Die Chariten. Theokrits sechzehnte Idylle 1796. 5. Stück, S. 92–99 Die Dichtkunst 1795. 7. Stück, S. 77–78 Die Dioskuren. Theokrits zweiundzwanzigste Idylle 1796. 9. Stück, S. 95–108 Die Zauberin. Theokrits zweite Idylle 1796. 6. Stück, S. 50–60 Herakles bei Augeias. Theokrits fünfundzwanzigste Idylle. Ein Fragment 1796. 11. Stück, S. 80–97 Phäton. (Ovid. Metam. II,1.) 1797. 5. Stück, S. 31–54 Sängerlohn 1795. 5. Stück, S. 138–140 Sehnsucht nach Frieden. (Tibull. I El. 13) 1796. 5. Stück, S. 87–91
Weihe der Schönheit 1795. 5. Stück, S. 135–137 Weißhuhn, Friedrich August Das Spiel in strengster Bedeutung 1795. 5. Stück, S. 57–89 Woltmann, Karl Ludwig Beitrag zu einer Geschichte des französischen National-Charakters 1795. 5. Stück, S. 15–49 Cosmopoliten 1797. 10. Stück, S. 104 (Verfasserschaft unsicher) Das Neue 1797. 10. Stück, S. 108 (Verfasserschaft unsicher) Der Dorfkirchhof 1795. 7. Stück, S. 79–81 Lethe 1795. 7. Stück, S. 82–84 Theoderich, König der Ostgothen 1796. 7. Stück, S. 90–105 1796. 8. Stück, S. 1–20 Versuch über die Dichtungen 1796. 2. Stück, S. 20–55 Wolzogen, Caroline von Agnes von Lilien 1796. 10. Stück, S. 6–69 1796. 12. Stück, S. 36–104 1797. 2. Stück, S. 43–60 1797. 5. Stück, S. 55–90 Julia von Rosalva. Erzählung 1797. 11. Stück, S. 18–44 (Verfasserschaft unsicher) Wolzogen, Wilhelm von Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Marschalls von Vieilleville 1797. 6. Stück, S. 75–106 1797. 7. Stück, S. 60–87 1797. 8. Stück, S. 27–61 1797. 9. Stück, S. 83–100 1797. 11. Stück, S. 1–17 Die entsprechenden Verzeichnisse zu Schillers „Musen-Almanach“ 1796–1800 finden sich im Anhang von GB 11.
Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Horen“
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Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter im Kommentar Schillers Einladung zur Zeitschrift „Die Horen“, 13. Juni 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz von Stein, Verzeichnis englischer, französischer und lateinischer Bücher zur Optik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Abraham Hackert an Goethe, 11. März 1794 (Auszug) . . . . Georg Christoph Steffany an Christian Gottlob Voigt, (Anfang Mai 1795) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Gottlob Voigts Konzept der Einwilligung Goethes zum Verkauf des Frankfurter Elternhauses, 〈Mai 1795〉 . . . . . . . Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg an Goethe, 22. November 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg an Goethe, 13. Dezember 1795 (Teildruck) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jacob Hermann Obereit an Goethe, 26. Dezember 1795 . . . . . . . . Amtliches Franz Kirms an Christian Ernst Karl Graf von Bentzel-Sternau, 4. Januar 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Kirms an Goethe, 〈Anfang 1794?〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl August an Goethe, 21. Februar 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl August an Goethe oder an Jacob Friedrich von Fritsch?, 20. März 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Gottfried Herder an Goethe, 〈Anfang August 1794〉 . . . . . Franz Kirms an Goethe, 27. Oktober 1794 . . . . . . . . . . . . . . . . . .
82 126 186 257 262 418 446 459
477 480 491 498 511 528
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Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Horen“
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Verzeichnis der Abbildungen Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Ur-Xenien (zu Nr 201) Konzeptsammlung Goethes und Schillers Distichen egh. KSW, GSA 25/W 684, S. 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ur-Xenien (zu Nr 201) Konzeptsammlung Goethes und Schillers Distichen egh. KSW, GSA 25/W 684, S. 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ur-Xenien (zu Nr 201) Konzeptsammlung Goethes und Schillers Distichen egh. KSW, GSA 25/W 684, S. 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ur-Xenien (zu Nr 201) Konzeptsammlung Goethes und Schillers Distichen von Geists Hand mit egh. Korrekturen Distichen von Schillers Hand mit Korrekturen am oberen und unteren Rand KSW, GSA 25/W 684, S. 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Horen“
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Register Das Register besteht aus drei Teilen: einem Register der Personen und ihrer Werke, einem Register der Werke Goethes und einem Register der Anonyma und Periodika. Zahlen in Fettdruck bei Personen bezeichnen die Nummern der an sie gerichteten Briefe, die Angabe „EB“ verweist auf „Erschlossene Briefe“, „A“ auf „Amtliches“. Die Briefnummern sind mit * versehen, wenn der Adressat unsicher ist; ein der Briefnummer nachgestelltes „K“ verweist auf ein mit abgedrucktes Konzept. Zahlen in Geradschrift beziehen sich auf Erwähnungen in den Brieftexten, kursive Zahlen auf Erwähnungen in den Erläuterungen. Kursive Zahlen in Fettdruck verweisen auf die einführenden Erläuterungen zu den Briefadressaten. Werk- und Personenregister enthalten auch Verweise auf indirekt erwähnte Werke und Personen. In den Angaben zu einer Person werden neben deren vollständigen Namen (Rufnamen sind – sofern bekannt – durch Sperrung hervorgehoben) und ihren Lebensdaten die wichtigsten gesellschaftlichen Positionen und Lebensstationen aufgeführt. Fürstlichkeiten und Könige erscheinen unter dem Namen ihres Landes (z.B. Preußen, Friedrich II. [der Große], König von), Kaiser unter ihrem Vornamen, Päpste unter ihrem Amtsnamen. Innerhalb einer Familie, deren Mitglieder mit einem Wiederholungszeichen (–, NN) verzeichnet werden, gilt in der Regel die genealogische Reihenfolge. Im Zusammenhang einer Familie beziehen sich die Relativpronomen dessen/deren nicht auf die jeweils zuletzt erwähnte Person, sondern auf die zuerst mit ausgeschriebenem Namen verzeichnete. Als Plural ist das Pronomen „deren“ zu verstehen, wenn beide Elternteile zu Beginn des Eintrags genannt sind. Einträge, die mit einem ausgeschriebenen Namen beginnen, richten sich nach der Reihenfolge des Alphabets. Auf den Bearbeiter zurückgehende Werktitel sind durch spitze Klammern markiert, z.B. 〈Porträt Benvenuto Cellinis〉 oder 〈Rezension der „Horen“〉. Um unnötige oder irreführende Verdoppelungen zu vermeiden, blieben die Lemmata bei der Verzeichnung unberücksichtigt, ebenso die fremdsprachigen Titel von Übersetzungen. Das Register der Anonyma (darunter auch die Nachweise von Bibelstellen) und Periodika ist alphabetisch nach dem Titel angeordnet. Dieser erscheint soweit möglich in originaler Orthographie.
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Register
Personen und Werke Abel, Jacob Friedrich (1751–1829), Professor der Philosophie, Psychologie und Moral an der Carlsschule in Stuttgart, seit 1790 Professor der Philosophie in Tübingen 76, 234 Ackermann, Ernst Christian Wilhelm (1761–1835), Beamter, von 1779 bis 1782 Jurastudium in Leipzig und Jena, von 1782 bis 1788 Amtsakzessist in Ilmenau, seit 1790 Amtsadjunkt, 1793 Rat und Amtmann, 1803 Justizrat, 1813 Wirklicher Rat, ab 1815 in Weimar A 38; 536, 541f. Aehnelt, Christian Gottfried (gest. nach 1800), Mechaniker und Optiker in Dresden EB 146; 78, 188, 243, 270; 93, 95, 151, 414 Aguilonius, Franciscus (François d’Aguilon) (1567–1617), Mathematiker und Physiker in Antwerpen Opticorum libri sex 126 Albanese, Giovanni Battista (1573–1630), italienischer Architekt 349 Alberti, Leon Battista (1404–1472), italienischer Architekt und Schriftsteller 400 Albinus (Weiß), Bernhard Siegfried (1697–1770), Anatom, Physiologe und Chirurg in Leiden 16 Tabulae sceleti et musculorum corporis humani 16 Albrecht, Heinrich Christoph (1762/63–1800), Historiker, Sprachlehrer und Publizist, in den 1780er Jahren Gründer eines Erziehungsinstituts in Eppendorf (heute Stadtteil von Hamburg), seit Juli 1794 politischer Schriftsteller auf Gut Kielseng bei Flensburg 165 Die Revolution in England 165
Neue Hamburgische Dramaturgie 165 Albrecht, J o h a n n Friedrich Ernst (1752–1814), Mediziner und Schriftsteller, 1772 Privatdozent an der Medizinischen Fakultät der Universität Erfurt, 1776 Leibarzt beim Grafen Karl Reinhold von Manteuffel in Reval (Tallinn), 1780 Schriftsteller in Erfurt, 1793 Buchhändler in Prag, 1795 in der Nähe Hamburgs, 1796 Gründer des Nationaltheaters in Altona, 1804 Arzt in Hamburg 82; 165 –, Johanna S o p h i e Dorothea, geb. Baumer (1757–1840), Schauspielerin und Schriftstellerin, seit 1772 dessen Frau, 1796/98 gesch., in zweiter Ehe verh. mit Ferdinand von Hahn, 1806 verw. und erneut dessen Frau 107, 165 Algarotti, Francesco Conte (1712–1764), italienischer Schriftsteller, Kunstkritiker, Kunsthändler und Verfasser populärwissenschaftlicher Werke Il Newtonianismo per le dame 127 Alkmaar (Alkmar, Alkmer, Alckmer), Hendrik (Henrik, Hinrek) van (um 1480), Schulmeister in lothringischen Diensten Reynke de vos 81; 57, 162 Altdorfer (Altdorffer), Albrecht (um 1480–1538), Maler, Kupferstecher und Baumeister 276 André, Johann (1741–1799), Seidenfabrikant in Offenbach, Musikalienverleger und Komponist 508 Richard Löwenherz (Libretto-Übersetzung) 288; 508 Andreas, Johann Peter (erw. 1795), Auf-
Personen und Werke
wärter in der Weimarer Hofkirche 191; 426 Anfossi, Bonifacio Domenico P a s q u a l e (1727–1797), italienischer Komponist 149 Circe (Oper) 149 Anhalt-Dessau, Leopold III. Friedrich Franz Fürst von (1740–1817), Regent seit 1758 43; 49, 108f., 111, 139 –, L o u i s e Henriette Wilhelmine Fürstin von, geb. Prinzessin von Brandenburg-Schwedt (1750–1811), dessen Frau 140 Archenholtz, Johann Wilhelm von (1741/43–1812), Historiker und Publizist in Hamburg 457 Minerva 457 Arens (Ahrens), Johann August (1757–1806), Maler und Architekt in Hamburg, Reisender in Frankreich, England und Italien, 1791 Baurat 82; 164, 398 Argand, Aimé (1750–1803), Physiker, Chemiker in Genf, Erfinder 313; 568 Ariosto, Lodovico (1474–1533), italienischer Dichter, Diplomat und Beamter der Familie d’Este Orlando furioso 418f. Aristoteles (384–322 v. Chr.), griechischer Philosoph 397, 416 Arnim, Ludwig Joachim (A c h i m) von (1781–1831), Dichter, seit 1811 verh. mit Bettina Brentano Des Knaben Wunderhorn 302 Arnswald (Arnswaldt), Johann L u d w i g von (1756–1829), Beamter, seit 1778 in sachsen-weimarischen Diensten, 1792 Oberforstmeister in Ilmenau, ab 1794 in Zillbach, 1800 Kammerherr, 1825 Landjägermeister 538 Asverus, Ludwig Christoph F e r d i n a n d (1759/60–1830), Jurist, 1781
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Hofadvokat und 1790 Amtskommissar in Roßla, seit 1794 Universitätssyndikus in Jena und von 1817 bis 1819 zugleich Universitätsamtmann 310; 562 Audiguier, Vital d’ (etwa 1565–1624), französischer Schriftsteller und Übersetzer 449 Les Nouvelles 〈…〉 De Miguel de Cervantes 199; 449 Augustinus (Aurelius Augustinus) (354–430), Kirchenlehrer, Bischof von Hippo im heutigen östlichen Algerien 133 Augustus (Gaius Octavius, Gaius Iulius Caesar Octavianus) (63 v. Chr.– 14 n. Chr.), seit 31 v. Chr. römischer Kaiser 455 Baader, Joseph (seit 1813: von) (1763–1835), Ingenieur, von 1787 bis 1795 in England, 1796 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in München 505 Baggesen, Jens Immanuel (1764–1826), deutsch-dänischer Schriftsteller, Reisender, von 1811 bis 1814 Professor für dänische Sprache und Literatur in Kiel 84 Balde, Jacob (1604–1668), Dichter, Jesuit, 1635 Professor der Rhetorik in Ingolstadt, von 1638 bis 1640 bayerischer Hofprediger in München 29, 42, 267 〈Gedichte〉 41; 28f., 42, 267 Bansa, Johann Konrad (1721–1800), Bankier und Weinhändler in Frankfurt a. M. EB 55, EB 115; 4, 245, 261; 9 –, Johann Matthias (1758–1802), Bankier und Weinhändler in Frankfurt a. M., dessen Sohn EB 55, EB 115; 4, 245, 261; 9 Basedow, Johann Bernhard (1724–1790), Theologe, Pädagoge,
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Register
Schulreformer, 1774 Begründer des Philanthropinums in Dessau 140 Batsch, August Johann Georg Carl (1761–1802), Botaniker, seit 1787 Professor in Jena, 1793 Direktor der Naturforschenden Gesellschaft zu Jena, 1794 Direktor des botanischen Gartens 1, 2, 4, 6, 73; EB 86*, EB 97; A 10, A 11, A 13, A 14, A 16, A 25, A 30, A 34, A 36, A 37, A 51, A 54, A 55, A 56; 251, 254, 257, 276; 3–11, 17–20, 148, 198f., 483–485, 492–497, 499–504, 520–522, 528f., 534f., 539f., 558f., 564–568 Botanische Unterhaltungen für Naturfreunde 6f.; 19 Synopsis universalis analytica generum plantarum 522 Baumbach, Johann Georg (1751–1817), Tischler in Meiningen, um 1794 Hoftischler 184 Baumgaertner, Albrecht (Albert) Heinrich (1743–1809), Historiker, Schriftsteller, Beamter, seit 1783 Kastenamtmann in Baiersdorf bei Erlangen, 1786 preußischer Kriegsrat und Resident im Fränkischen Kreis, von 1797 bis 1803 Kammeramtmann in Frauenaurach, zuletzt in Erlangen lebend EB 131; 266 Baumgarten, Peter im (Peter Lindau) (1761–1799), schweizerischer Hirtenjunge, aus Meiringen im Kanton Bern, seit 1777 Pflegesohn Goethes, 1778 Jägerbursche in Ilmenau, 1781 in Troistedt und 1782 auf Schloss Fröhliche Wiederkunft bei Neustadt an der Orla, von 1784 bis 1785 Volontär in Berka an der Ilm, später Kupferstecher, um 1794 in Leipzig EB 12; 231 Bechstein, Johanna C a r o l i n e Dorothea (1775–1847), Tochter eines
Botenmeisters aus Altenburg, Mutter von Ludwig Bechstein 467 Beck, Christiane H e n r i e t t e, geb. Zeitheim, verw. Wallenstein (1744–1833), Schauspielerin, seit 1794 in Weimar 41; 43 Beck, Johann H a n s Christoph (geb. 1754/56), Schauspieler, von 1793 bis 1800 in Weimar 513 Becker, Johann H e i n r i c h Christian Ludwig (1764–1822), Schauspieler, von 1791 bis 1809 in Weimar 467, 513 –, C h r i s t i a n e Luise Amalie, geb. Neumann (1778–1797), Schauspielerin in Weimar, seit 1793 dessen Frau 166, 467 Becker, Wilhelm Gottlieb (1753–1813), Schriftsteller und Kunsthistoriker, 1795 Inspektor des Münzkabinetts und der Antikengalerie in Dresden 457 Das Seifersdorfer Thal 203; 457f. Behrisch, Ernst Wo l f g a n g (1738–1809), bis 1767 Hofmeister des Grafen Lindenau in Leipzig, Erzieher des Erbprinzen, später Gesellschafter des regierenden Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau und Hofrat in Dessau, Freund und Mentor Goethes in Leipzig EB 57; 246; 140 Bellin de La Liborlière, Louis François Marie (1774–1847), französischer Schriftsteller 278 Bellini, Giovanni (1437–1516), venezianischer Maler, Schwager Andrea Mantegnas 116, 134; 246, 296 Bellomo, Joseph (1753/54–1833), Schauspieler und Theaterdirektor, 1783 in Dresden, von 1784 bis 1791 in Weimar, von 1791 bis 1797 in Graz 528, 533 Bellori, Giovanni Pietro (1613–1696),
Personen und Werke
römischer Antiquar, Bibliothekar und Sammler 52, 260 Vite de’ pittori et architetti moderni 123; 260 Benda, C h r i s t i a n Hermann (1759–1805), Sänger und Schauspieler in Hamburg, Berlin, seit 1791 in Weimar 290, 292; 512–514, 523, 533 Bendavid, Lazarus (1762–1832), Philosoph, Mathematiker und Pädagoge, seit 1791 in Wien, 1797 in Berlin, 1802 Redakteur der „Spenerschen Zeitung“, von 1806 bis 1826 Direktor der jüdischen Freischule 93, 320 Ueber griechische und gothische Baukunst 145; 320 Bentheim, Johann Georg von (1739–1801), Offizier, seit 1779 Hauptmann in Weimar, 1783 Stadtkommandant von Jena, 1784 Major, 1795 Oberstleutnant 310; 561 Bentzel-Sternau (Benzel-Sternau), C h r i s t i a n Ernst Karl (seit 1790: von) (1767–1849), Politiker, Schriftsteller, Publizist, seit 1791 kurmainzischer Regierungsrat in Erfurt, 1803 Staatsrat und 1804 Geheimer Staatsrat in Regensburg, 1806 Eintritt in badische Dienste, 1808 Ministerialdirektor, 1810 Oberhofgerichtspräsident in Mannheim, von 1811 bis 1813 Staats- und Finanzminister des Großherzogtums Frankfurt, danach auf seinen Gütern bei Hanau und am Zürichsee lebend 273; 475–478, 488f. Berling, Thomas (1773–1826), Schauspieler, seit 1794 in Weimar 41; 43 Bernini, Giovanni (Gian) Lorenzo (1598–1680), italienischer Bildhauer und Architekt 181, 222; 400 Bertoldi, Antonio (Antoni) (gest. 1822), seit 1764 Besitzer einer Nudelfabrik in Dresden 155
613
Bertuch, F r i e d r i c h Johann J u s t i n (1747–1822), Verlagsbuchhändler, Unternehmer, Schriftsteller und Übersetzer in Weimar, von 1775 bis 1796 Geheimer Sekretär und Schatullverwalter von Herzog Carl August, Inhaber des 1791 gegründeten Industrie-Comptoirs in Weimar A 9; 55, 77, 120, 154, 277; 16, 87f., 150, 184, 252, 340, 411, 489–492, 573f. Journal des Luxus und der Moden 242, 248; 411f., 456 Bethmann-Metzler, Peter Heinrich von (1744–1800), Mitinhaber des Bankhauses Gebrüder Bethmann in Frankfurt a. M. 9 Beulwitz, Friedrich Wilhelm Ludwig von (1755–1829), Hof-, Legationsund Konsistorialrat in Rudolstadt, bis 1794 Schillers Schwager 315 –, Caroline von, bis 1794 dessen Frau s. Wolzogen –, U l r i k e Johanna Charitas von (1759–vor 1821), Hofdame in Rudolstadt, dessen Schwester 139; 312 Bielfeld (Bielefeld), Detlev Friedrich (1766–1832), Philosoph, Schriftsteller, 1794/95 Privatdozent in Jena, Freund und Hörer Johann Gottlieb Fichtes, seit 1796 in Kiel 238 Binder, Johann Daniel, Rentkommissar in Dornburg A 45, A 53; 306, 311; 550, 551, 552f., 554, 563f. Blachford (nicht Blackford), John (1771–1817), Sohn des irischen Geistlichen und Bibliothekars William Blachford in Dublin und Bruder der Schriftstellerin Mary Tighe 404 Blair, Robert (1748–1828), schottischer Astronom, Professor in Edinburgh 210 Experiments and Observations on
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Register
the Unequal Refrangibility of Light 99; 210 Blanckenburg (Blankenburg), Christian Friedrich von (1744–1796), Schriftsteller und Ästhetiker in Berlin 84 Blümner, Heinrich (1765–1839), Jurist, Philologe und Schriftsteller in Leipzig, seit 1798 Assessor und um 1810 Rat am Oberlandesgericht, 1794 Magistratsmitglied, 1804 Stadtrichter, 1810/11 Baumeister und 1828 Prokonsul, u.a. 1803 Redakteur der „Leipziger Literaturzeitung“, 1814 Vorsteher der Ratsbibliothek und 1817 Inspektor des von ihm mitinitiierten Stadttheaters 116*; 278f. De Sophoclis Oedipo Rege 278 Der Alcade von Molorido (PicardÜbersetzung) 278 Die seltsame Wette (Hoffman-Übersetzung) 278 Die spanische Wand (Planard-Übersetzung) 278 Entwurf einer Litteratur des Criminalrechts in systematischer Ordnung 278 Familientheater nach neuen französischen Lieblingsstücken 278 Herr Temperlein, oder: Wie die Zeit vergeht (Picard-Übersetzung) 278 Eitle Mühen des Verliebten (Bellin de la Liborlière-Übersetzung) 278 Geschichte des Theaters in Leipzig. Von dessen ersten Spuren bis auf die neueste Zeit 278 Haß den Frauen (Bouilly-Übersetzung) 278 Leipziger Literaturzeitung 278 Ueber die Idee des Schicksals in den Tragoedien des Aischylos 278 Blum, Johann Gerhard (erw. 1794–1801), aus Speyer, seit 1794 Weinhändler in Frankfurt a. M. 262
Blumenbach, Johann Friedrich (1752–1840), Naturforscher, Professor der Medizin in Göttingen 290, 404, 435 Blumröder, Johann August Ludwig Anton (1751–1804), Jurist, Amtsund seit 1777 Hofadvokat in Ilmenau, seit 1803 auch Stadtschreiber und Stadtsyndikus, Deputierter auf dem Gewerkentag 307; 554 Boccaccio, Giovanni (1313–1375), italienischer Schriftsteller 177, 248 Bode, J o h a n n J o a c h i m Christoph (1730–1793), Musiker, Schriftsteller und Übersetzer, Freimaurer, seit 1766/67 Buchhändler und Verleger in Hamburg, Verleger und Herausgeber des „Wandsbecker Bothen“ 480 Böhm, Johann Georg (um 1673–1746), Maler und Kupferstecher in Dresden Des 〈…〉 Mahlers Lionardo da Vinci höchst-nützlicher Tractat von der Mahlerey (Leonardo da Vinci-Übersetzung) 171 Böttiger, Carl August (1760–1835), Altphilologe, Archäologe, Schriftsteller, seit 1791 Gymnasialdirektor und Oberkonsistorialrat für Schulangelegenheiten in Weimar, 1804 Studiendirektor des Pageninstituts in Dresden, 1814 Oberinspektor der Dresdner Altertumsmuseen und Studiendirektor der Ritterakademie 53, 59, 62, 77, 78, 243; 43, 46, 60f., 96, 100f., 148, 150f., 153, 282, 301, 305, 362, 365, 377, 444f. Über den Raub der Cassandra auf einem alten Gefäße von gebrannter Erde 77; 150 Bohn, Carl Ernst (1749–1827), Verlagsbuchhändler in Hamburg 267 Boie, Heinrich Christian (1744–1806), königlich-dänischer Justizrat und
Personen und Werke
Schriftsteller, Landvogt von Süderdithmarschen in Meldorf 299 Bonaparte, Napoléon I. (1769–1821), Militär, seit 1796 französischer General 37, 46, 158, 347, 400 Boscovich, Roger Joseph (Rugjer Josip Boˇscoviˇc) (1711–1787), Mathematiker und Physiker in Rom 211 Opera pertinentia ad opticam, et astronomiam 99; 211 Bossann, Friedrich Wilhelm (1756–1813), Schauspieler, Theaterdirektor, von 1794 bis 1810 am Hoftheater in Dessau 111, 486 Bouilly, Jean Nicolas (1763–1842), französischer Dramatiker 278 Boyneburgk (Boineburg, Boyneburg), Georg Friedrich von (1742–1811), Beamter, seit 1789 Geheimer Kammerrat in Eisenach 379, 384 Bramante, Donato (Donato di Pascuccio d’Antonio) (1444–1514), italienischer Baumeister und Maler 181, 222; 399 Brandis, D i e t r i c h Joachim (1762–1846), Mediziner und Naturforscher in Göttingen und Holzminden, seit 1803 Professor in Kiel, 1809/10 königlicher Leibarzt und Staatsrat in Kopenhagen 204; 466 Versuch über die Lebenskraft 204; 466 Zoonomie oder Gesetze des organischen Lebens (Darwin-Übersetzung) 328, 466 Brentano, Clemens (1778–1842), Dichter Des Knaben Wunderhorn 302 Bretzner, Christoph Friedrich (1748–1807), Schriftsteller und Kaufmann in Leipzig Belmont und Constanze, oder: Die Entführung aus dem Serail (Libretto) 288; 507f. Brück’l (Brückl), Friedrich (1756–nach
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1814), Schauspieler in Leipzig, Dresden, Frankfurt a. M., Wien, von 1795 bis 1796 in Riga, von 1798 bis 1814 in Prag, seit 1814 in St. Petersburg EB 62; 247 Brückner, E r n s t T h e o d o r Johann (1746–1805), Theologe, Lyriker und Dramatiker, Mitglied des Göttinger Hainbunds 301 Brühl, Johanna Margareta Christiane (C h r i s t i n e, T i n a) Gräfin von, geb. Schleierweber von Friedenau (1756–1816), Herrin auf Seifersdorf bei Radeberg nördlich von Dresden 203; 458 Brun, Sophie Christiane F r i e d e r i k e, geb. Münter (1765–1835), Schriftstellerin, seit 1783 verh. mit dem dänischen Kaufmann und Konsul Constantin Brun in Kopenhagen 143; 308f., 312f. Brunnquell (Brunquell), Johann Wilhelm Ernst (1759–1820), Theatermeister in Weimar 289; 510 Brutus, Marcus Iunius (um 85– 42 v. Chr.), römischer Politiker, Haupt der Verschwörung gegen Caesar 78 Brzozowska, Therese, aus Polen, 1795 Bekannte Goethes in Karlsbad 308 Buchholz, Wilhelm Heinrich Sebastian (1734–1798), Arzt, Pharmazeut und Naturforscher, seit 1773 Besitzer der Hofapotheke in Weimar, 1777 Amtsphysikus, 1782 Bergrat 36 Bürger, Gottfried August (1747–1794), Dichter, Übersetzer, seit 1772 Amtmann in Altengleichen im Dienste der Familie von Uslar, 1784 Privatdozent, 1789 außerordentlicher Professor der Ästhetik in Göttingen 255 Sämmtliche Schriften 255 –, Marie Christiane Elisabeth (E l i s e), geb. Hahn (1769–1833), seit 1790 dessen dritte Ehefrau, 1792 gesch.,
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Register
dann Schriftstellerin, Schauspielerin und Deklamatorin u.a. in Altona, Hannover und Dresden, seit 1820 in Frankfurt a. M. 107 Büsch, Johann Georg (1728–1800), Volkswirt, Pädagoge, Schriftsteller, Lehrer und Gründer einer Handlungsakademie in Hamburg 22, 255 Buff, C h a r l o t t e Sophie Henriette (1753–1828), Freundin Goethes in Wetzlar, Verlobte Johann Christian Kestners, seit 1773 dessen Frau 426 Bunsen, Philipp Ludwig (1760–1809), Jurist, Regierungsrat und Schriftsteller 489 Der Emigrant 277; 489 Burchard, Friedrich Gottlieb Julius (1767–1807), Advokat und Prokurator an der herzoglich-mecklenburgischen Justizkanzlei in Rostock, Schriftsteller 166 Die Dichterfamilie 166 Burkhardt (Burckhardt), G e o r g Gottfried Theodor (1756–1819), seit 1783 Regierungsregistrator in Weimar, 1794 Hofmarschallamtssekretär, auch Theatersekretär, zuletzt Hofsekretär 527 Bury (Büry), Johann F r i e d r i c h (1763–1823), Historien- und Porträtmaler, bis 1799 zeitweise in Rom, Neapel und Oberitalien, dann in Weimar, später in Berlin, Hanau und Kassel 53; 60f. Buxtorf, Andreas (1740–1815), Kaufmann, Oberzunftmeister und Bürgermeister in Basel 216f. Caesar, Gaius I u l i u s (100–44 v. Chr.), römischer Staatsmann und Feldherr 78 Caesarius von Heisterbach (um 1180–nach 1240), Mönch im Zisterzienserkloster Heisterbach bei Königswinter am Rhein 133
Calve, Johann Gottfried (1757–1805), Verleger und Buchhändler in Prag 146; 321 Camper, Pieter (Petrus) (1722–1789), niederländischer Mediziner und Anatom, Professor der Anatomie in Franeker, Amsterdam, Groningen, seit 1773 Privatgelehrter (Gut KleinLankum) 253; 132, 205 –, Adrian (Adriaan, Adrien) Gilles (1759–1820), niederländischer Biologe, Zoologe, Geologe und Mineraloge, dessen Sohn, Herausgeber von dessen Schriften 132 Über den natürlichen Unterschied der Gesichtszüge in Menschen verschiedener Gegenden und verschiedenen Alters, über das Schöne antiker Bildsäulen und geschnittener Steine 132 Vorlesungen, Gehalten In der Amsterdammer Zeichen-Akademie 253 Carracci, Annibale (1560–1609), italienischer Maler, Zeichner und Kupferstecher 45f., 50, 59, 94, 101, 154 Genius des Ruhmes (Gemälde) 42f., 52; 45f., 50, 59, 94, 101, 154 Carter, Elizabeth (1717–1806), englische Schriftstellerin und Übersetzerin Sir Isaac Newton’s philosophy explain’d for the use of the ladies (Algarotti-Übersetzung) 127 Cassius, Gaius Longinus (gest. 42 v. Chr.), römischer Politiker, Mitverschwörer gegen Caesar 78 Castel, Louis Bertrand (1688–1757), französischer Jesuit, Mathematiker und Physiker 455 L’Optique Des Couleurs 202; 455 Casti, Giovanni Battista (Giambattista) (1724–1803), italienischer Dichter 477 Il Re Teodoro in Venezia (Libretto) 477
Personen und Werke
Cellini, Benvenuto (1500–1571), italienischer Bildhauer und Goldschmied 81, 435 Due Trattati, Uno Intorno Alle Otto Principali Arti Dell’Oreficeria. L’altro in materia dell’Arte della Scultura 194, 224; 435 Vita Di Benvenuto Cellini (s. auch unter „Werke Goethes“) 123, 194, 224; 260 Cervantes Saavedra, Miguel de (1547–1616) 199; 448 Novelas ejemplares 199; 448f. Cicero, Marcus Tullius (106–43 v. Chr.), römischer Staatsmann, Philosoph und Schriftsteller 295, 298, 407, 417 Academici libri 417 De divinatione 298 Cimarosa, D o m e n i c o Nicola (1749–1801), italienischer Komponist 172f. Die vereitelten Ränke 149, 172f. Theatralische Abentheuer 477 Clairaut, Alexis Claude (1713–1765), französischer Mathematiker, Geodät und Physiker 211 Sur les moyens de perfectionner les lunettes d’approche 99; 211 Clairon, Hippolyte (Ps.) s. Léris, Claire Josèphe Claudius, Matthias (1740–1815), Dichter, Übersetzer und Publizist in Hamburg, später in Wandsbek, von 1771 bis 1775 Redakteur des „Wandsbecker Bothen“ 97; 31, 179, 204, 208 –, dessen Familie 204 Clerfayt (Clairfait), Karl Joseph de Croix Graf von (1733–1798), seit 1795 österreichischer Reichsfeldzeugmeister 371 Clérisseau, Charles-Louis (1721–1820), französischer Zeichner, Maler und Architekt 277f.
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〈Entwürfe für den Wiederaufbau des Weimarer Schlosses〉 55, 277f.; 87, 490–492 Cobres, Paul Joseph von (1737–1823), Bankier und Naturforscher in Augsburg, Mitglied der mineralogischen Gesellschaft in Jena 111; 106, 234 Condivi, Ascanio (1525–1574), italienischer Maler, Schüler, Mitarbeiter und Biograph Michelangelos Vita di Michelangelo Buonarroti 123; 260 Contini, Francesco (1599–1669), italienischer Architekt 349 –, Tommaso, italienischer Architekt, dessen Bruder 349 Correggio (Antonio Allegri) (1489 oder 1494–1534), italienischer Maler 52 Cotta (seit 1817: Cotta von Cottendorf), Johann Friedrich (1764–1832), Verlagsbuchhändler und Inhaber der J. G. Cotta’schen Verlagsbuchhandlung in Tübingen, 1810 mit Sitz in Stuttgart 82, 92, 95, 126, 185, 202f.; 70–75, 82–85, 91, 159, 164f., 169, 183, 192, 194, 199f., 226f., 245, 267, 270, 316, 318, 321, 342, 378, 422, 424, 442, 455, 458, 466 Cranach, Lucas d. Ä.(1472–1553), Maler, Zeichner und Holzschneider, seit 1505 Hofmaler in Wittenberg, 1552 in Weimar 397 Christus und die Ehebrecherin (Gemälde) 397 Cuninghame, Catharina Juliana, Tochter von James Cuninghame, Offizier in niederländischen Diensten, Mutter von Rijklof Michaël van Goens 213 Cuvier, G e o r g e s Léopold Chrétien Frédéric Dagobert, Baron de (1769–1832), französischer Anatom und Zoologe 288
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Dalberg, C a r l T h e o d o r Anton Maria von (1744–1817), von 1771 bis 1802 kurmainzischer Statthalter in Erfurt, 1787 Koadjutor des Mainzer und Wormser (Erz-)Bischofs Friedrich Karl Joseph von Erthal, 1788 auch Koadjutor des Konstanzer Fürstbischofs, von 1800 bis 1817 Fürstbischof von Konstanz, 1802 Kurfürst und Erzbischof von Mainz und zugleich Reichserzkanzler, von 1802 bis 1817 Fürstbischof von Worms, 1803 Administrator und von 1805 bis 1817 Erzbischof von Regensburg, von 1806 bis 1813 Fürstprimas des Rheinbundes, von 1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt 9; EB 13, EB 15; 62, 68, 232f.; 14, 23–28, 102, 121, 214, 280 Anmerkungen 〈zu Goethes Versuch, die Elemente der Farbenlehre zu entdecken〉 8, 9, 27–37 Gedancken über die Optik 25 –, Wo l f g a n g H e r i b e r t Tobias Otto Maria Johann Nepomuk von (1750–1806), pfälzischer und badischer Beamter, Intendant des Mannheimer Theaters, 1803 Staatsminister und Oberhofmeister in Karlsruhe, dessen Bruder EB 17, EB 120*; 233, 263; 76, 507 –, Johann Friedrich Hugo von (1760–1812), Domkapitular, Schriftsteller, Pianist und Komponist, dessen Bruder 24, 214 Damm, Carl Theodor (erw. 1795), Übersetzer 445f. Erzählungen aus dem Französischen der Mad. Stael de Holstein 445f. Danton, Georges (1759–1794), französischer Politiker, 1792 Justizminister, Abgeordneter des Nationalkonvents, 1793 Mitglied des Wohlfahrtsausschusses 31 Darwin, Erasmus (1731–1802), engli-
scher Mediziner, Naturforscher und Schriftsteller 204; 466 The Botanic Garden, a Poem, in two Parts 466 The Economy of Vegetation 466 The Loves of the Plants 466 Zoonomia or the Laws of organic Life 149, 204; 328, 466 –, Robert Waring (1766–1848), englischer Mediziner und Botaniker, dessen Sohn 13f. New Experiments on the Ocular Spectra of Light and Colours 5, 67; 13f., 114, 118 Demmer, Carl (1764–1825), Schauspieler und Sänger in Weimar 533 –, C a r o l i n e Friederike Wilhelmine, geb. Krüger (1764–1813), Schauspielerin in Weimar, dessen Frau 277; 489 Descartes, René (Renatus Cartesius) (1596–1650), französischer Philosoph und Mathematiker 548 Diderot, Denis (1713–1784), französischer Schriftsteller, Philosoph und Enzyklopädist 64 La Religieuse 64, 198; 108, 447 Les Bijoux indiscrets 107f. Didot, Pierre d. Ä. (1761–1853), französischer Drucker 273 –, F i r m i n Ambroise (1765–1836), französischer Schriftgestalter, dessen Bruder 273 Diede zum Fürstenstein, Wilhelm Christoph von (1732–1807), Diplomat, seit 1758 in dänischen Diensten, von 1763 bis 1766 Gesandter in Berlin, von 1767 bis 1777 in London, von 1793 bis 1806 beim Reichstag in Regensburg 308 Dieterich (Dietrich), Johann Christian (1722–1800), Verlagsbuchhändler in Göttingen 57, 109f. Dietrich, Friedrich Gottlieb (Johann Christian Gottfried Dietrich)
Personen und Werke
(1765–1850), Botaniker, Gartengestalter, Fachschriftsteller, 1785 Goethes Reisebegleiter nach Karlsbad, seit 1791 Gärtner und 1794 Hofgärtner in Weimar, 1801 in Eisenach, Gartendirektor in Wilhelmsthal, 1802 Direktor des botanischen oder Kartausgartens, 1817 Inspektor der Gärten in Wilhelmsthal und Eisenach, 1823 Professor, 1831 Rat, 1845 pensioniert 3, 278, 309; 7, 493 Dietzel (Diezel), Conrad (1753–1826), Gärtner in Jena, 1794/95 im botanischen Garten 276, 280, 284f., 287, 301, 312; 485, 494f., 500f., 503f., 540, 564–567 Diodati, Guiseppe Maria (erw. 1780–1809), italienischer Theaterschriftsteller Le trame deluse (Libretto) 172f. Diogenes von Sinope (um 412–um 323 v. Chr.), griechischer Philosoph 68, 159, 257; 122, 354f., 459, 464 Diring (oder Diving), Engländer, Bekannter Fritz von Steins in London 121 Ditters von Dittersdorf, Johann C a r l (1739–1799), österreichischer Komponist und Kapellmeister 111, 508 Das rothe Käppchen 111 Hieronimus Knicker 288; 508 Döbereiner, Johann Wolfgang (1780–1849), Apotheker und Chemiker, seit 1810 Professor in Jena 37 Dollond, John (1706–1761), englischer Optiker 100, 237; 211f. An Account of some Experiments concerning the different refrangibility of Light 212 Domeier, Wilhelm (W i l l i a m) Friedrich (1763–1815), Mediziner, 1792 Begleiter des englischen Prinzen Ernst August nach Italien 60f. Donatius, Christian Gottfried (erw.
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1761–1793), Verleger und Buchhändler in Lübeck 161 Doppelmayr, Johann Gabriel (1677–1750), Mathematiker, Physiker und Astronom in Nürnberg 396 Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern 396 Dorl, Johann Georg (1768–1834), Arzt in Gotha, zuletzt Geheimer Medizinalrat und Leibarzt 157 Rudimentum exanthematologiae 79; 157 Dreyer, Johann Carl Heinrich (1723–1802), Jurist und Dompropst in Lübeck 161 Abhandlung von dem Nutzen des treflichen Gedichts Reineke de Voß 161 Dürer, Albrecht (1471–1528), Maler, Kupferstecher und Zeichner in Nürnberg 397 Die vier Apostel (Gemälde) 397 Dürrbaum, Johann Martin (um 1752–1812), Aufwärter im Naturalienkabinett und Inspektor des Hebammeninstituts in Jena EB 45, EB 50; 242, 244 Dumouriez (Du Périer Du Mouriez), Charles-François (1739–1823), französischer Militär Denkwürdigkeiten des Generals Dümouriez 251f. Dupérac, Étienne (um 1525–1604), französischer Architekt, Maler und Zeichner 400 Duvau, Louis A u g u s t e (1771–1831), französischer Botaniker und Zoologe, Übersetzer und Biograph, von 1795 bis 1801 als Emigrant in Weimar, Lehrer für Französisch und Latein am Erziehungsinstitut in Belvedere, 1802 Rückkehr nach Frankreich, 1813 Generalsekretär der königlichen Gebäudeintendanz,
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später bei der Departementsverwaltung 356 Wie fand ich mein Vaterland wieder im Jahre 1802? 356 Dyk, Johann Gottfried (1750–1813), Schriftsteller und Übersetzer, Verlagsbuchhändler in Leipzig 454 Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste 454 Eberhard, Johann August (1739–1809), Philosoph, seit 1778 Professor in Halle/S. 293 Eckermann, Johann Peter (1792–1854), Schriftsteller, Privatgelehrter, seit 1823 in Weimar, bis 1832 Mitarbeiter und Vertrauter Goethes, 1830 Begleiter August von Goethes nach Italien, seit 1824 auch Sprachlehrer britischer Bildungsreisender, später Lehrer des Erbprinzen Carl Alexander, 1837 Bibliothekar und 1843 Hofrat in Weimar, von 1844 bis 1846 in Hannover lebend 80, 302, 433 Eckhardt (Eckart), Johann Gottlieb, Rentsekretär in Jena 295; 526 Eggebrecht (Eckebrecht), Carl Friedrich (Johann Friedrich) (1746–1796), Theatermaler in Weimar 53, 59; 49, 61, 94, 531 Eichstädt, Heinrich Carl Abraham (1772–1848), Philologe, von 1795 bis 1797 Professor in Leipzig, 1797 Professor der klassischen Philologie in Jena, seit 1804 Oberbibliothekar, Herausgeber der „Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung“ 288, 363 Eilenstein s. Eylenstein Einsiedel-Scharfenstein, Friedrich Heinrich von (1721–1793), sachsengothaischer Geheimer Rat, Kammerpräsident und Obersteuerdirektor in Altenburg 444
〈Auktionskatalog von dessen Bibliothek〉 259, 261 Die Brüder (Terenz-Bearbeitung) 204; 467 Elliot, John (1747–1787), englischer Mediziner und Naturforscher, Arzt in London 13 Engel, Johann Jacob (1741–1802), Schriftsteller und Übersetzer, Professor der Philosophie und der schönen Wissenschaften am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin, Mitglied der Akademie der Künste, Erzieher des preußischen Prinzen Friedrich Wilhelm 84 Herr Lorenz Stark 199; 448 Erthal, Friedrich Carl Joseph von und zu (1719–1802), seit 1774 Kurfürst und Erzbischof von Mainz und Fürstbischof von Worms 159; 356 Erxleben, Johann Christian Polykarp (1744–1777), Physiker, Professor in Göttingen Anfangsgründe der Naturlehre (s. auch Lichtenberg, Georg Christoph) 186; 56, 408 Este, Ippolito II. d’ (1479–1520), Sohn des Herzogs Ercole I. d’Este von Ferrara und Modena, seit 1493 Kardinal 419 Ettinger, Carl Wilhelm (1742–1804), Verlagsbuchhändler in Gotha 273; 418f. Eunicke, Johanne H e n r i e t t e Rosine, geb. Schüler, gesch. Meyer, verw. Hendel, gesch. Schütz (1772–1849), Schauspielerin, Tänzerin, Pantomimin, 1785 in Schwedt, 1788/89 in Mainz und Bonn, 1792 in Amsterdam, 1794 in Frankfurt a. M. 107 Eybenberg, Caroline Esperance M a r i a n n e von, s. Meyer, Caroline Esperance M a r i a n n e Eydam, Johann Gottfriedt (Gottfried)
Personen und Werke
(um 1753–1813), Obermeister der Glaserinnung in Jena, auch Kirchenkastenvorsteher 552 Eylenstein (Eilenstein, Eulenstein), Johann Friedrich Adam (1757–1830), Stadtorganist und Hofmusiker in Weimar 37, 288; 30, 508 Facius, Friedrich Wilhelm (1764–1843), Medailleur, Graveur, Stein- und Stempelschneider in Weimar 498f. Färber, Johann Heinrich D a v i d (1775–1814), Schlosstorwärter in Jena, seit 1810 Bibliotheks- und Museumsschreiber 231 Felgenhauer, Charlotte Juliane von, geb. von Zanthier (vor 1720–nach 1797), seit 1774 in Weimar 274; 480 Fernow, Carl L u d w i g (1763–1808), Kunstschriftsteller, von 1794 bis 1803 in Italien und Rom, 1803 Professor in Jena, 1804 Bibliothekar der Herzogin Anna Amalia in Weimar 265, 313 Ueber den Stil in den bildenden Künsten 125, 143; 264, 313 Fichte, Johann Gottlieb (1762–1814), Philosoph, seit 1794 Professor in Jena, 1799 vorwiegend in Berlin, 1805 Professor in Erlangen, 1806 in Königsberg, 1807 in Berlin, 1810 Professor, 1811/12 Rektor der Universität 23, 23K; EB 30, EB 33; 41, 54f., 107, 109, 120, 126, 139, 189, 237f.; 43f., 52, 62–66, 67–69, 85, 87–90, 93, 144, 202, 224f., 230, 243f., 252, 265, 267, 312f., 329, 421f., 438, 482, 560, 563 Beitrag zur Berichtigung der Urtheile des Publikums über die französische Revolution 52, 63 De officiis eruditorum 63
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Einige Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten 238; 63 Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre 53–55, 209; 44, 63, 66–68, 89, 104, 144, 161 Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesse für Wahrheit 69 Ueber den Begriff der Wissenschaftslehre 41, 48, 76, 81; 43, 51, 63, 66–68, 89 Ueber Geist und Buchstab in der Philosophie 312 Versuch einer Critik aller Offenbarung 52, 63 –, Marie J o h a n n e, geb. Rahn (1755–1819), dessen Frau 43, 64 –, Christian (1737–1812), Bandwirker in der Oberlausitz, dessen Vater 63 Fischer, Franz J o s e p h (erw. 1788–1799), Aktuar und Schauspieler, 1788 in Prag, von 1791 bis 1793 in Weimar, um 1797 in Grätz, 1799 Theaterdirektor in Innsbruck, dann Zensuraktuar in Wien, Ehemann von Demoiselle Hold 40 Fischer, Gottlob Nathaniel (1748–1800), Schulrektor in Halberstadt, Journalist Deutsche Monatsschrift 92, 350 Fleischhack, Johann Georg (erw. 1795), Ratsherr, Hammerbesitzer in Ilmenau 307; 554 Fontana, Carlo (1638–1714), italienischer Architekt 399 Il tempio Vaticano e sua origine 399 Forberg, Karl Friedrich (1770–1848), Philosoph, Philologe, Bibliothekar, seit 1791/92 Privatdozent, 1893 Adjunkt der philosophischen Fakultät in Jena 65 Forster, Johann G e o r g (George) Adam (1754–1794), Naturforscher, Philosoph, Schriftsteller, deutscher Jakobiner, von 1772 bis 1775 Teilnahme an James Cooks zweiter
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Erdumsegelung, 1779 Professor der Naturwissenschaften am Collegium Carolinum in Kassel, ab 1784 in Wilna, seit 1788 Universitätsbibliothekar in Mainz, 1793 Mitbegründer der Mainzer Republik, Deputierter des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents, Sohn von Johann Reinhold Forster 5; 11, 15f. Franckenberg (Frankenberg) und Ludwigsdorf, Sylvius Friedrich Ludwig von (1728–1815), sachsen-gothaischer Geheimer Rat und Obersteuerdirektor EB 2, EB 14, EB 47*; 228, 232, 237, 243; 133, 136, 372f., 473f. –, F r i e d e r i k e Dorothea Caroline von, geb. von Rüxleben (1745–1832), Patin von Johann Gottfried Herders Sohn Adelbert, dessen Frau 383 Frankreich, Ludwig XVI. König von (1754–1793), seit 1774 Regent, am 21. Januar 1793 hingerichtet 344 Freiesleben, Carl (1774–1846), von 1792 bis 1795 Student der Jurisprudenz in Leipzig, 1796 Bergamtsassessor in Marienberg, ab 1838 Leiter des gesamten sächsischen Bergwesens 233 Freuen, Friedrich (1760–1834), Schauspieler und Sänger an vielen Theatern, in den 1780er Jahren bei Friedrich Ludwig Schröder in Hamburg, 1795 Gastspiel in Weimar, zuletzt am Münchner Hoftheater 115; 244 Fritsch, Jacob Friedrich von (1731–1814), Beamter, seit 1762 Mitglied, von 1767 bis 1800 Präsident des Geheimen Consiliums in Weimar, seit 1772 Wirklicher Geheimer Rat A 1, A 31; 473–475, 498, 529f. Füeßli (Füßli, Füßlin), Johann (Hans) R u d o l f d. J. (1709–1793),
schweizerischer Maler und Kunstgelehrter 399 Allgemeines Künstlerlexicon 399 Funk, Gottfried Benedict (1734–1814), Pädagoge und Konsistorialrat in Magdeburg 293 Gabler, Christian Ernst (1770–1821), Verleger und Buchhändler in Jena 67 Gagern, H a n s C h r i s t o p h Friedrich Carl Ernst von (1766–1852), Staatsmann, politischer Schriftsteller und Publizist, seit 1789 Präsident und nassau-weilburgischer Geheimer Rat in Kirchheim, 1801 nassauischer Unterhändler in Paris, 1815 niederländischer Vertreter auf dem Wiener Kongress, 1816 Gesandter beim Bundestag in Frankfurt a. M., seit 1818 privatisierend, 1820 Mitglied des Landtags in Darmstadt 53; 158f., 160 Der Einsiedler, oder Fragmente über Sittenlehre, Staatsrecht und Politik 159 Die Resultate der Sittengeschichte 159 Ein deutscher Edelmann an seine Landsleute. Im August 1794 157, 159f. Mein Antheil an der Politik 159 Nationalgeschichte der Deutschen 159 –, Christoph Carl von (1743–1825), pfälzisch-zweibrückener Oberhofmeister, dessen Vater 158 –, Susanna Esther, geb. La Roche von Starkenfels (1732–1783), dessen Mutter 158 Gallitzin (Gallizin, russ. Golizyn), Adelheid A m a l i a Fürstin von, geb. Gräfin von Schmettau (1748–1806), seit 1768 Frau des Fürsten Dmitri Alexejewitsch Golizyn, des russischen Gesandten in Den Haag (seit
Personen und Werke
1769), 1774 von ihm getrennt, seit 1779 in Münster, Schwester des Grafen Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau EB 24, EB 31, EB 83; 235, 237f., 253; 142, 207, 214 Galvani, Luigi (Aloisio, Aloysius) (1737–1798), italienischer Arzt, Anatom und Naturforscher 291, 405 De viribus electricitatis in motu musculari commentarius 290 Garve, Christian (1742–1798), Schriftsteller in Breslau 84 Gatto, F r a n z Anton (1755–1826), Sänger, Schauspieler, von 1791 bis 1797 in Weimar 513, 517 Geist, Johann Jacob L u d w i g (1776–1854), von 1795 bis 1804 Goethes Diener und Schreiber, seit 1805 Registrator beim Hofmarschallamt, 1814 Hofrevisor in Weimar 73, 368, 414, 431, 436, 442, 529f. Gellert, Christian Fürchtegott (1715–1769), Dichter und Schriftsteller, Professor der Moral, Poesie und Beredsamkeit in Leipzig 213 Genast, Anton (um 1765–1831), Schauspieler, Sänger und Regisseur, seit 1791 in Weimar, 1817 pensioniert 513, 523 Gennewein, Joseph, Galanterie- und Modewarenhändler in Gotha EB 116*; 262 Gentz, Friedrich (1764–1832), Publizist und Politiker, von 1785 bis 1802 in preußischen Diensten, 1793 Kriegsund Domänenrat, 1802 österreichischer Rat, von 1810 bis 1830 Mitarbeiter Clemens Wenzel von Metternichs, 1813 Hofrat, 1814/15 Erster Sekretär auf dem Wiener Kongress 158; 350, 357 Ueber den Einfluß der Entdeckung von Amerika auf den Wohlstand und
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die Cultur des menschlichen Geschlechts 158; 350 Gentz, Johann H e i n r i c h (1766–1811), Architekt, von 1790 bis 1795 in Italien, Paris und London, 1795 Oberhofbauinspektor in Berlin, 1796 Professor an der Akademie der Künste und 1799 an der Bauakademie, 1810 Oberhofbaurat und Direktor der Schlossbaukommission, von 1801 bis 1803 Leiter des Schlossbaues in Weimar 491 Geoffroy de Saint-Hilaire, Étienne (1772–1844), französischer Anatom 288 Gerhard, Johann Carl Ludewig (1768–1835), preußischer Bergbeamter, seit 1789 Assessor und Obereinfahrer in Rothenburg an der Saale, 1792 Bergrat, 1793 Oberbergmeister, 1806 Leiter des magdeburghalberstädtischen Oberbergamts, 1810 Leiter des preußischen Berg-, Hütten- und Salinenwesens 555 Gerhardt (erw. 1795), Röhrenmeister in Jena 526 Germar, Wilhelm Heinrich von (1735–1796), Offizier, seit 1788 Kommandant der Weimarer Garnison, 1795 Oberstleutnant 549 Gerning, Johann Isaak (seit 1804/05: von) (1767–1837), Kaufmann, Diplomat, Schriftsteller und Kunstsammler in Frankfurt a. M., 1793 Student in Jena, 1793/94 und 1797/98 in Italien, Legationsrat und 1798 Gesandter Neapels auf dem Rastatter Kongress, 1804 hessenhomburgischer Geheimer Rat, 1816 Gesandter beim Bundestag in Frankfurt a. M. und 1818 in London 33, 89; EB 21, EB 95; 84, 228, 234, 256; 35, 105f., 146, 167, 172, 186, 233f. Ghetelen (Getelen), Hans van (vor
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Register
1460–1528), Verleger und Drucker in Lübeck 162 Girtanner, Christoph (1760–1800), Mediziner, Chemiker und Schriftsteller, seit 1789 Arzt in Göttingen, 1793 Leibarzt des Herzogs von Sachsen-Coburg und Gotha 233 Gleichen, Carl Heinrich von (1733–1807), Diplomat, u.a. in Paris, Madrid und Neapel 73; 136 Gleim, Johann Wilhelm Ludwig (1719–1803), Dichter, seit 1747 Domsekretär, später Kanonikus in Halberstadt, Freund Friedrich Gottlieb Klopstocks und Gotthold Ephraim Lessings 96, 156, 273 Das Hüttchen 79; 156 Lieder 273 Glüsing, Conrad Jacob Leonhard (1741–1812), Hofbuchdrucker in Weimar 173 Godard (Godart), G u i l l a u m e L a m b e r t Dieudonné (1717/21–1794), französischer Mediziner 13 Göchhausen, L o u i s e Ernestine Christiane Juliane von (1752–1807), Gesellschafterin und seit 1783 erste Hofdame der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach EB 69, EB 107; 137, 249, 259; 201, 309 Goens, Rijklof Michaël van (Cuninghame) (1748–1810), niederländischer Philologe und Politiker, seit 1766 Professor und 1776 Mitglied des Magistrats in Utrecht, 1786 Emigration in die Schweiz, ab 1795 in Erfurt, 1797 in Dresden, 1802 in Wernigerode 78, 78K; 23f., 26, 213f., 215f., 218 Dagboek (Tagebuch) 216f. –, Daniël François, Ratsherr in Utrecht, dessen Vater 213 Göpfert (Goepfarth), Carl Gottlieb
(1733–1798), Violinist und Komponist, seit etwa 1770 Orchesterdirektor und Konzertmeister in Weimar 294; 523 Görlitz, Carl Ludwig, 1795 Student in Jena 561 Goertz, Johann Eustachius Graf von (Graf von Schlitz) (1737–1821), Prinzenerzieher, Diplomat in preußischen Diensten 275 Göschen, Georg Joachim (1752–1828), Verlagsbuchhändler in Leipzig 60, 190, 295, 326, 406, 465 Johanns Reise 465 Goethe –, C h r i s t i a n e von s. Vulpius, Johanna Christiana Sophia –, Julius A u g u s t Walther von s. Vulpius, A u g u s t Walther –, Johann Caspar (1710–1782), Jurist, Student in Gießen und Leipzig, 1735 Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar, 1739 Promotion in Gießen, seit 1742 kaiserlicher Rat, danach Privatier in Frankfurt a. M., 1748 Heirat mit Catharina Elisabeth Textor, Goethes Vater 49, 234, 238, 242; 54, 143, 262 –, Catharina Elisabeth, geb. Textor (1731–1808), seit 1748 Frau von Johann Caspar Goethe in Frankfurt a. M., Goethes Mutter 3; EB 1, EB 18, EB 22, EB 44, EB 49, EB 56, EB 68, EB 101, EB 125; 63, 68, 75, 87f., 123, 211, 228, 233–235, 242, 244, 246, 249, 258, 264; 9, 23, 54f., 106, 122, 142f., 179, 181–184, 260–262, 275, 281, 532 Göttling, Johann Friedrich August (1753–1809), Chemiker und Pharmazeut, Apothekerlehre in Langensalza, seit 1774 Provisor in der Weimarer Hofapotheke, von 1785 bis 1787 Studium in Göttingen, 1789
Personen und Werke
Professor für Chemie in Jena, 1809 Ordinarius 13; 35, 36f., 38, 225 Beytrag zur Berichtigung der antiphlogistischen Chemie auf Versuche gegründet 39; 37f. –, Christiane Henriette S o p h i e, geb. Schultze (Schulze) (1760–1841), seit 1789 dessen Frau 37 Goetze (Götze), Johann Georg P a u l (1761–1835), von 1777 bis 1794 Goethes Diener und Schreiber, seit 1794 Baukondukteur in Jena, 1803 Wegebaukommissar, 1807 Wegebauinspektor 178, 283, 295, 299f., 313; 167, 391, 498, 526–529, 538, 552, 557, 568 Goldoni, Carlo (1707–1793), italienischer Komödiendichter, Theaterdirektor in Venedig, später in Paris 388 Geschwind, eh’ es jemand erfährt, oder: der besondere Zufall 388 Gontard, Jakob Friedrich (1702–1766), Kaufmann in Frankfurt a. M., Gründer der Firma Jakob Friedrich Gontard & Söhne 261 Gore, Charles (1729–1807), englischer Kaufmann, Kunstliebhaber und Maler, von 1774 bis 1780 u.a. in Italien und in der Schweiz, danach weitere Reisen durch Deutschland und Europa, seit 1791 in Weimar 214 –, Elisabeth (E l i z a) Maria (1753–1802), dessen Tochter 192 Gotter, Johann F r i e d r i c h W i l h e l m (1746–1797), Schriftsteller und Übersetzer, Geheimer Sekretär in Gotha 84 Gottsched, Johann Christoph (1700–1766), Dichter, Literaturtheoretiker und Theaterreformer, seit 1730 Professor der Poesie, seit 1734 der Logik und Metaphysik in Leipzig 57, 162 Heinrichs von Alkmar Reineke der Fuchs 57, 162
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Grabbe, Christian Dietrich (1801–1836), Beamter und Schriftsteller, 1824 Advokat in Detmold 79 Etwas über den Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe 79 Graff, Anton (1736–1813), schweizerischer Maler und Radierer, seit 1766 sächsischer Hofmaler und Lehrer an der Kunstakademie in Dresden, 1789 Professor 49 Graff, Johann Jacob (1768–1848), Schauspieler, seit 1793 in Weimar 513 Gren, Friedrich Albrecht Carl (1760–1798), Chemiker, Physiker und Arzt, Professor der Medizin in Halle/S. 119 Einige Bemerkungen über des Herrn von Göthe Beyträge zur Optik 67; 119 Grundriß der Naturlehre 67; 118f. Grétry, A n d r é Ernest Modeste (1741–1813), belgischer Komponist, seit 1767 in Paris, 1795 Inspektor des Pariser Konservatoriums 508 Richard Löwenherz (Singspiel) 288; 508 Griesbach, Johann Jacob (1745–1812), Theologe, seit 1766/67 Student in Leipzig, 1773 Professor der Theologie in Halle/S., 1775 in Jena, 1781 sachsen-weimarischer Kirchenrat, 1784 Geheimer Kirchenrat A 28; 394, 524, 525, 526, 549 –, Friederike Juliane, geb. Schütz (1758–1831), seit 1775 dessen Frau 394 Grimm, Friedrich M e l c h i o r von (1723–1807), Diplomat, Schriftsteller und Gelehrter, seit 1776 sachsengothaischer Gesandter am Hof in Versailles, später Diplomat in französischen und russischen Diensten 73; 136, 355, 447
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Correspondance littéraire, philosophique et critique 192, 447 L’Apparition de Mademoiselle Clairon 91, 94, 198; 192 Gros, Karl Heinrich (seit 1819: von) (1765–1840), Jurist, 1792 Student in Jena, 1794 in Göttingen, von 1796 bis 1802 und von 1804 bis 1817 Professor in Erlangen, 1817 Präsident des Kriminal-, dann des Obertribunals in Stuttgart Ueber die Idee der Alten vom Schicksal 145; 320 Großbritannien, Jakob (James, Jacques) I. (1566–1625), König von England, Schottland und Irland aus dem Hause Stuart 217 –, Karl (Charles) I. (1600–1649), König von England, Schottland und Irland aus dem Hause Stuart 217 –, August Friedrich Prinz von (1773–1843), seit 1801 Herzog von Sussex, sechster Sohn von König Georg III. 53; 61 Grotthuß, S o p h i e Leopoldine Wilhelmine von, geb. Sara Meyer, gesch./verw. Wulff (um 1760–1828), von 1778 bis 1788 verh. mit dem Kaufmann Lipmann Wulff in Berlin, seit 1797 verh. mit Friedrich Dietrich Wilhelm von Grotthuß, Schwester von Marianne Meyer 308 Gruner, Christian Gottfried (1744–1815), Mediziner und Botaniker, seit 1773 Professor in Jena, 1793 Hofrat 310; 8, 18, 562 Gualtieri, Pe t e r Albert Samuel von (1764/65–1805), preußischer Offizier, seit 1798 Diplomat, 1805 Gesandter in Madrid 308 Guercino (Giovanni Francesco Barbieri) (1591–1666), italienischer Maler Semiramis bei der Botschaft eines Aufruhrs (Gemälde) 42; 47
Gugomos, Gottlieb Franz Xaver von (1742/43–1816), Abenteurer, Hochstapler, u.a. badischer Kammerjunker oder Hofrat in Rastatt, 1796 bayerischer Kammerherr 228 Aufruf An alle Völker Europas 228 Haake (Haacke, Hacke, Hake), Carolina Philippina von, geb. Rathsamhausen (1754–1830), seit 1790 Frau des Gothaer Kammerherrn und Offiziers Friedrich Karl Ernst von Haake 265 Haas (Haase), Wilhelm (1741–1800), Unternehmer und Ingenieur, Besitzer einer Schriftgießerei in Basel, Buchdrucker, Erfinder neuer typographischer Techniken, 1798 helvetischer Großrat 491 –, Wilhelm (1766–1838), Unternehmer und Ingenieur, seit 1786 Inhaber der Schriftgießerei seines Vaters in Basel, Erfinder neuer typographischer Techniken insbesondere im Landkartensatz, 1791 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und der mechanischen Wissenschaften, dessen Sohn 277f.; 490, 492 Haase (Hase), Johann Michael (gest. nach 1854), Kammermusiker in Weimar 288; 508 Hackemann (Hackmann), Friedrich August (erw. 1709–1734), Jurist und Bibliothekar, seit 1709 Professor in Helmstedt, 1718 Bibliothekar in Berlin, 1729 Professor in Halle/S., 1734 in Wien 162 Reineke de Vos mit dem Koker 162 Hackert, Georg Abraham (1755–1805), Kupferstecher, Radierer und Kunsthändler, seit 1786 in Neapel, 1799 in Livorno und Pisa, 1800 in Florenz, Bruder von Jacob Philipp Hackert EB 3; 228; 106, 186 Haeften, R e i n h a r d Samuel Christian von (1772–1803), preußischer Offi-
Personen und Werke
zier, Freund Alexander von Humboldts 233 Haekel (Haakel, Häckel), Thomas (geb. 1752), Sänger, 1795 Gastspiel in Weimar EB 128; 265 Härtel (Hertel), Johann Friedrich (1751–1835), Hoflakai in Weimar 65; 111 Hager, Johann L u d w i g (seit 1792: von) (um 1757–1837), Jurist, Hofadvokat in Ilmenau, seit 1791 Bergrichter, 1795 Rat, auch Postmeister 338 Hahn, Elise s. Bürger, Elise Haide, F r i e d r i c h Johann Michael Jacob (1771–1840), Schauspieler, 1793 in Weimar, 1807 in Wien, 1808 wieder in Weimar, 1832 pensioniert 276f.; 486f., 513, 523 Hardouin (Harduin, Hardiunus), Jean (1646–1729), französischer Jesuit, Philologe und Theologe 101, 218; 215, 217f. Harrach, Maria J o s e p h i n e Eleonore Gräfin von, geb. Prinzessin von und zu Liechtenstein (1763–1833), Tochter des Fürsten Carl Borromäus von Liechtenstein, seit 1781 Frau des Grafen Nepomuk Ernst von Harrach in Wien 147f. Hartenkeil, Johann Jacob (1761–1808), Chirurg und Professor für Medizin in Salzburg 16 Medicinisch-chirurgische Zeitung 16 Hassenfratz, Jean-Henri (1755–1827), französischer Physiker, Chemiker und Technologe Observations sur les ombres colorées 52; 58 Hederich, Benjamin (1675–1748), Altertumsforscher, Philologe, Schulrektor in Großenhain (Sachsen) Gründliches mythologisches Lexicon 189; 421
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Heinse, Johann Jacob Wilhelm (1746–1803), Schriftsteller 310 Ardinghello und die glückseeligen Inseln 310, 349 Heinsius, Johann Ernst (1731–1794), Maler, seit 1772 Hofmaler, 1781 in Hamburg lebend, 1788 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar 316; 574 Hellfeld, Christian August Friedrich von (1757–1840), Professor der Medizin und Kammerrat in Jena 374 Helmershausen, Paul Johann Friedrich (1734–1820), Mediziner, seit 1766 Garnisonsmedikus, 1772 Rat, 1816 Obermedizinalrat, auch Landphysikus, von 1771 bis 1792 Vorbesitzer von Goethes Haus 256f. –, Georg Caspar (1654–1716), Kammerkommissar, Erbauer des Hauses am Frauenplan, dessen Vorfahr 257 Hemsterhuis, Frans (Franz, François) (1721–1790), niederländischer Philosoph und Ästhetiker, Sekretär der Generalstaaten, seit 1775 Freund der Fürstin Adelheid Amalia von Gallitzin in Den Haag, später in Münster 214 Hendrich, Franz Josias von (1752–1819), Beamter, Diplomat, 1775 Legations- und Regierungsrat in Meiningen, 1802 Wirklicher Geheimer Rat, auch Landschaftsdirektor in Coburg, 1815 Gesandter der sächsischen Höfe beim Bundestag in Frankfurt a. M. 104 Freymüthige Betrachtungen 63; 104f. Hennings, A u g u s t Adolf Friedrich (seit 1779/83: von) (1746–1826), dänischer Schriftsteller, Beamter und Diplomat, 1771 Archivsekretär in Kopenhagen, von 1772 bis 1776 Legationssekretär in Berlin und
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Register
Dresden, 1776 wieder in Kopenhagen, 1779 Staatsrat, 1783 Kammerherr, 1787 Amtmann in Plön, 1807 Administrator der Grafschaft Rantzau und Intendant verschiedener Güter 103 Genius der Zeit 62; 103 Hennings, Justus Christian (1731–1815), Professor der Philosophie in Jena 106; 220 Von den Ahndungen und Visionen 105; 220 Hensler, Albrecht K a r l F r i e d r i c h (1759/61–1825), Schriftsteller, Librettist und Theaterdirektor in Wien Das Sonnenfest der Braminen (Libretto) 227 Herder, Johann Gottfried (seit 1801: von) (1744–1803), Theologe, Philosoph und Schriftsteller, seit 1771 Oberprediger und Konsistorialrat in Bückeburg, 1776 Generalsuperintendent und Oberkonsistorialrat in Weimar, 1789 Vizepräsident und 1801 Präsident des Oberkonsistoriums 10, 141; 38, 41, 59, 85, 135, 198, 250, 290; 10, 28–32, 34f., 47, 61, 82, 84, 96, 101f., 112, 127, 134, 144, 147–149, 156, 174, 180, 268, 298, 304, 322, 331–333, 341, 346, 352, 379f., 382f., 419, 421, 444, 446f., 458, 510–512 Briefe zu Beförderung der Humanität 148 〈Gedichte〉 Die Parzen. Ein Gemählde von Heinrich Meyer 346 Mars als Friedensstifter 369 Homer, ein Günstling der Zeit 135, 150, 151; 298, 331–333, 377, 381 Kenotaphium des Dichters Jakob Balde 29 Nachlese aus Jakob Balde 〈sic〉 Gedichten 41; 28f., 42, 267
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Terpsichore 126; 29, 267 Ueber die neuere Deutsche Litteratur 419 Von deutscher Art und Kunst 300f. Zerstreute Blätter 41; 42 Maria Carolina (Ca r o l i n e, L i n a) (seit 1801: von), geb. Flachsland (1750–1809), dessen Frau 52, 154, 169, 171; EB 71; 38, 59, 250, 270; 29, 32, 47, 61, 96, 112, 156f., 179, 341, 351–353, 379f., 382–385, 447 Wilhelm Christian G o t t f r i e d (1774–1806), von 1792 bis 1796 Student der Medizin in Jena, Arzt in Weimar, deren ältester Sohn 173–175; 157, 351, 379, 382f., 385 Siegmund A u g u s t Wolfgang (1776–1838), von Oktober 1794 bis September 1795 in Pension in Neuchâtel, 1795 Student der Naturwissenschaften in Jena, 1796 in Göttingen, 1797 an der Bergakademie in Freiberg, 1800 Student der Rechte in Wittenberg, 1802 Bergamtsassessor in Marienberg und Schneeberg, Patenkind Goethes, deren zweiter Sohn 173–175; 80, 351, 379, 382–385 W i l h e l m Ludwig Ernst (1778–1842), 1794/95 in Pension in Neuchâtel (mit seinem Bruder August), von 1796 bis 1800 Kaufmannslehre in Hamburg, 1805 Kaufmann in Petersburg, deren dritter Sohn 351, 382–384 Karl Emil A d e l b e r t (Adel) (1779–1857), 1794/95 Landwirtschaftslehrling in Hedersleben (südöstlich von Halberstadt), von 1797 bis 1799 in Oberweimar, 1800 Verwalter von Völkerndorff in Colmberg, 1801 Besitzer der Hofmark Stachesried in der Oberpfalz, deren vierter Sohn 175; 351, 379, 382, 384
Personen und Werke
–, L u i s e Theodora Emilie (1781–1860), 1797 in einem Pensionat in Gotha, 1809 Ehefrau des weimarischen Kammerbeamten Karl Wilhelm Konstantin Stichling, deren einzige Tochter 352 –, E m i l Ernst Gottfried (1783–1855), Beamter in Schwaben, Regierungsund Forstrat in Erlangen, deren fünfter Sohn 382, 385 –, R i n a l d o Gottfried (1790–1841), 1803 Klosterschüler in Roßleben, Forstbeamter in Lohr am Main, deren sechster Sohn 352, 382f., 385 –, deren Kinder 174, 175; 29, 383, 447 Heron, Henry, schottischer Hauptmann, 1786/87 in Weimar, 1788 in Ostindien, dort verschollen 316 Herrmann, Friedrich Carl (1738–1816), Apotheker in Hamburg 179 Herzog, Johann Adolph (erw. 1775–1807), Finanzbeamter, seit 1782 Rentkommissar in Ilmenau, zuletzt Schichtmeister 299, 303; 338, 538, 546f., 558 Hessen-Darmstadt, Ludwig IX. von (1719–1790), seit 1768 Landgraf 274 –, Ludwig X. von (1753–1830), seit 1790 Landgraf, 1806 als Ludwig I. Großherzog, Bruder der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach 159, 200; 355, 451 –, L o u i s e Caroline H e n r i e t t e Landgräfin von (1761–1829), Frau von Ludwig X. 200; 451 –, L o u i s e Caroline Theodore Amalie Prinzessin von (1779–1811), Tochter von Ludwig X. und Louise 200; 451 Hetzer, Heinrich G e o r g W i l h e l m
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(1752–1832), Beamter, seit 1776 Hofkommissar in Ilmenau 337 Heyne, Christian Gottlob (1729–1812), Altphilologe und Sprachforscher, seit 1763 Professor der Poesie und Beredsamkeit in Göttingen, Universitätsbibliothekar, seit 1770 Sekretär der Akademie 136, 219; 98, 299, 303–305 Homeri carmina 304 Virgilii Maronis Opera 303 Hildebrand(t), Ernst Friedrich Ferdinand (gest. um 1795), von 1784 bis 1788 Student der Theologie und Physik in Göttingen, seit 1790 Hauslehrer bei Friedrich Heinrich Jacobi 33 Hippokrates (von Kos) (um 460–um 370 v. Chr.), griechischer Arzt 397, 416 Hirt, A l o y s (Alois) Ludwig (1759–1837), Archäologe und Kunsthistoriker in Berlin, von 1782 bis 1796 in Rom, Freund Goethes, 1796 Hofrat und Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Künste in Berlin, 1810 Professor der Altertumskunde, Mitgründer der Berliner Museen 44; EB 28; 62, 82, 205, 236, 243, 286; 103, 133, 134f., 135, 164, 313, 396, 401, 468, 502f. Bilderbuch für Mythologie, Archäologie und Kunst 134 Briefe aus Rom 286 Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten 134 Die Geschichte der Baukunst bei den Alten 134 Die Geschichte der bildenden Künste bei den Alten 134 Italien und Deutschland in Rücksicht auf Sitten, Gebräuche, Litteratur und Kunst 134 Laokoon 135
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Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino 468 Höpfner (Höpffner), Wilhelm Jacob F r i e d r i c h (um 1742–1797), Theaterdiener in Weimar 288f.; 508 Hoffman, François Benoît (1760–1828), französischer Dramatiker 278 Hoffmann, Benjamin Gottlob (1748–1818), Buchhändler und Verleger in Hamburg 164 Hofmann, Johann Heinrich (erw. 1795–1800), Rat in Ilmenau, Schwiegervater von Alexander Nicolaus Scherer 308; 557 Hogarth, William (1697–1764), englischer Maler, Zeichner und Stecher 49, 64; 110, 433f. A Harlot’s Progress 110 A Rake’s Progress 110 Marriage-à-la-mode 110 Industry and Idleness 110 The Four Stages of Cruelty 110 〈zu den Kupferstichen s. Lichtenberg, Georg Christoph〉 Holbein, Hans d. Ä. (1465–um 1524), Maler 276 –, Hans d. J. (1497 oder 1498–1543), Maler, dessen Sohn 276 Hold, Demoiselle, Schauspielerin, 1794 in Bayreuth, Frau des Schauspielers Joseph Fischer 40; 40 Holtzhauer (Holzhauer), Johann Friedrich (gest. 1794), Hoftischler in Weimar 184 Homer (Homeros) (9./8. Jh. v. Chr.), griechischer Dichter Ilias 90, 211, 218; 61, 173, 188, 190, 269, 300f., 332, 347, 362, 364, 366 Odyssee 61, 300f., 332, 362, 366 Horaz (Quintus Horatius Flaccus) (65–8 v. Chr.), römischer Dichter 295, 455
De arte poetica 455 Epistulae 455 Sermones 322 Horny, Conrad (1764–1807), Maler und Kupferstecher, von 1789 bis 1792 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Eisenach, seit 1795 in Weimar, 1801 auch Kunsthändler 59, 62, 315f.; 94, 498f., 574f. Hoven, Friedrich Wilhelm von (1759–1838), Arzt in Ludwigsburg, Mitschüler Schillers auf der Carlsschule 177 Hoym, Carl Georg Heinrich Graf von (1739–1807), preußischer Politiker, von 1770 bis 1806 dirigierender Minister für Schlesien in Breslau 254 Hube, Johann Michael (1737–1807), Naturforscher, Aufklärer, von 1765 bis 1780 Stadtsekretär in Thorn, um 1780 polnischer Hofsekretär und 1781 Direktor des Kadettenkorps in Warschau 13 Huber, Ludwig Ferdinand (1764–1804), Schriftsteller, seit 1788 sächsischer Legationssekretär in Mainz, 1798 Redakteur von Cottas „Allgemeiner Zeitung“ in Tübingen 75 Hufeland, C h r i s t o p h W i l h e l m Friedrich (1762–1836), Mediziner, seit 1784 Hofmedikus in Weimar, 1793 Professor der Medizin in Jena, 1796 Leibarzt und Hofrat, 1801 königlicher Leibarzt in Berlin, Direktor des Collegium medicum, Erster Arzt an der Charité, Mitglied der Akademie der Wissenschaften 161f.; 103, 328, 346, 360f., 403, 433 Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern 346 –, J u l i a n e Wilhelmine Friederike, geb. Amelung (1771–1845), seit
Personen und Werke
1787 dessen erste Ehefrau, um 1807 gesch. und verh. mit Ernst Bischoff 162; 361 –, Johanna Sophia W i l h e l m i n e Juliana (1789–1859), seit 1819 verh. als Elisabeth Sturdza mit Fürst Alexander Sturdza, deren Tochter 162; 361 –, Karl Wilhelm E d u a r d (1790–1840), Arzt und Landwirt auf Gut Markersdorf bei Schweidnitz in Schlesien, 1824 Kreisdeputierter, 1833 Landrat, deren Sohn 162; 361 –, J u l i e (L i l i) Emilia Karolina (1794–1866), seit 1818 verh. mit dem Mediziner Emil Osann, deren Tochter 162; 361 Hufeland, Gottlieb (1760–1817), Jurist, seit 1788 Professor der Rechte in Jena, Mitherausgeber der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“, 1803 Professor in Würzburg, 1806 in Landshut, 1808 Senatspräsident und Bürgermeister von Danzig, 1813 erneut Professor in Landshut, 1816 in Halle/S., Onkel von Christoph Wilhelm Hufeland 32, 54; 165, 184; 43, 64, 67f., 103–105, 155, 161–163, 266, 370, 403, 547 Humboldt (Humbold), Friedrich W i l h e l m Christian Carl Ferdinand von (1767–1835), von 1802 bis 1808 preußischer Gesandter beim Vatikan, später in Wien und London, 1817 Mitglied des preußischen Staatsrats in Berlin, Mitbegründer der Universität 188; 76, 82, 87, 89–91, 93, 97, 105, 109f., 117, 127, 131f., 135, 156, 159, 165, 170, 184, 211; 23, 26, 70f., 75, 84–86, 91, 138, 145, 179f., 188, 190, 192, 194, 197, 205, 219, 228f., 231, 233, 248, 250, 268, 270, 283f., 288–290, 294, 296–298, 302, 305,
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309, 330, 343, 350, 354, 356f., 362–365, 368–370, 374, 377, 386, 398, 407, 409, 421f., 426, 427f., 429–431, 439, 442, 457, 466 〈Rezension von Friedrich Heinrich Jacobis „Woldemar“〉 82, 87; 179 Ueber den Geschlechtsunterschied und dessen Einfluß auf die organische Natur 108; 227 –, C a r o l i n e (Li) Friederike, geb. von Dacheröden (1766–1829), dessen Frau 117, 135, 159, 218; 70, 219, 231, 248, 268, 283, 296–298, 354, 427f., 439 –, Maria Wilhelmine C a r o l i n e von (1792–1837), deren Tochter 428, 439 –, Alexander August Ferdinand Karl W i l h e l m von (1794–1803), deren Sohn 428, 439 –, Maria Elisabeth von, geb. von Colomb (1741–1796), dessen und Alexander von Humboldts Mutter 370, 374, 428 Humboldt (Humbold), Friedrich Wilhelm Heinrich A l e x a n d e r von (1769–1859), preußischer Bergbaubeamter, von 1792 bis 1796 in Steben, Arzberg und Goldkronach in Franken, Frühjahr 1797 in Jena, von 1799 bis 1805 Forschungsreise nach Südamerika, von 1805 bis 1807 in Berlin, von 1808 bis 1827 in Paris, danach in Berlin, 1829 Forschungsreise nach Russland und Sibirien, Bruder von Wilhelm von Humboldt 122; 108, 111, 192; 36, 194, 205, 227–229, 248, 250, 286, 287–289, 290–292, 404f., 427f., 430 Aphorismen aus der chemischen Physiologie der Pflanzen 133; 289 Die Lebenskraft oder der Rhodische Genius. Eine Erzählung 291 Etwas über die lebendige Muskelfa-
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ser als anthracoscopische Substanz 291 Florae Fribergensis specimen 133; 289 Ideen zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem Naturgemälde der Tropenländer 288, 292 Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein 133; 289 Ueber die gereitzte Muskelfaser, aus einem Briefe an Herrn Hofrath Blumenbach 291 Über die Vegetation im Innern des Erdkörpers, ein Fragment aus der allgemeinen Naturbeschreibung 292 Vue des Cordillères et monumens des peuples indigènes de l’Amérique 288 〈Zirkular an Johann Friedrich Blumenbach〉 184, 188; 290, 404f. Huschke, Wilhelm Ernst Christian (1760–1828), Mediziner, seit 1788 Leibarzt der Herzoginmutter Anna Amalia in Weimar, 1792 Hofmedikus, 1804 Hofrat und Leibarzt, 1816 Geheimer Hofrat, Goethes Hausarzt 440, 511f. Iffland, August Wilhelm (1759–1814), Schauspieler, Theaterdirektor und Bühnenschriftsteller in Mannheim, seit 1796 in Berlin, Direktor des Nationaltheaters 173; EB 7; 198, 230, 233, 314; 40, 166, 387, 388f., 390, 447, 453, 507, 522, 570 All zu scharf macht schartig 288; 507 Alte Zeit und neue Zeit 522 Die Jäger 388 Die Reise nach der Stadt 288; 507 Dienstpflicht 378 Verbrechen aus Ehrsucht 244 Im Baumgarten, Peter s. Baumgarten, Peter im
Imhoff, Anna Amalia (A m a l i e) von (1776–1831), Schriftstellerin, Malerin, von etwa 1791 bis 1804 in Weimar, 1800 Hofdame von Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1803 Frau von Carl von Helvig, in Schweden, Heidelberg und Berlin lebend 68; 121 Jacobi, F r i e d r i c h (Fritz) Heinrich (seit 1808: von) (1743–1819), Philosoph und Schriftsteller, Kaufmann, seit 1772 Rat bei der jülisch-bergischen Hofkammer in Düsseldorf, 1779 Geheimer Rat in München, bis 1794 Privatier in Pempelfort bei Düsseldorf, danach in Wandsbek, Eutin und Aachen, 1805 in München, Mitglied und von 1807 bis 1812 Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 11, 18, 47, 61, 76, 86, 92, 94; EB 26; 79, 108, 114, 116, 135, 236, 255; 26, 31–33, 43f., 51f., 82, 84, 98, 141f., 144, 157, 178–180, 202–209, 227–230, 238–244, 254, 264, 344f., 383 〈Werke〉 32 Woldemar 38, 87, 236; 32f., 239 Zufällige Ergießungen eines einsamen Denkers 110, 116, 135, 156; 230, 246, 264, 298, 320, 343f. –, Johann F r i e d r i c h (Fritz) (1765–1831), Kaufmann und Politiker in Aachen, Teilhaber der Tuchfabriken von Johann Arnold von Clermont, von 1800 bis 1810 Präfekturrat, 1815 mit der Revision des Steuer- und Zollwesens in den preußischen Provinzen am Rhein beauftragt und Präsident der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt in Mainz, zuletzt in Bonn, dessen Sohn EB 88; 255; 204 –, Johann Georg Arnold (1768–1845),
Personen und Werke
Jurist, Gutsherr, seit 1794 verh. mit Carolina (Linele) von Clermont, dessen Sohn 142 –, Carl Wigand M a x i m i l i a n (M a x) (1775–1858), 1793/94 Student der Medizin in Jena, dann in Göttingen und Edinburgh, von 1797 bis 1800 Arzt in Vaels bei Aachen, dann u.a. in Eutin, 1805 Leiter des bayerischen Gesundheitswesens in München, 1812 Oberarzt eines Spitals in Salzburg, 1816 Regierungs- und Medizinalrat in Düsseldorf, seit 1822/25 Direktor einer Heilanstalt in Siegburg, dessen Sohn EB 112; 74–76, 87, 96f., 109, 115, 255, 260; 31, 52, 144, 179, 203, 206, 208, 228f., 238, 243 –, C l a r a (C l ä r c h e n) Franziska (1777–1849), seit 1795 verheiratet mit dem Kaufmann Ludwig Arnold von Clermont, dessen Tochter 99, 109, 113; 33, 143, 179, 180, 206–208, 230, 239 –, Anna Catharina C h a r l o t t e (L o l l o, L o t t e) (1752–1832), dessen Halbschwester 99, 109; 31, 33, 207f., 230, 239 –, Susanna H e l e n e (L e n e) (1753–1838), dessen Halbschwester 97, 109; 31, 33, 179f., 207f., 230, 239 –, Johann Peter E d u a r d (1760–1830), Kaufmann in Düsseldorf, seit 1794 verh. mit Helene Sophie Friederike (Fritze) von Clermont, dessen Halbbruder 142 Jähns, Friedrich Wilhelm (1809–1888), Gesangslehrer, Komponist und Musikschriftsteller in Berlin 238 Jakob, Ludwig Heinrich von (1759–1827), Professor der Philosophie in Halle/S. 293 Annalen der Philosophie und des philosophischen Geistes 173; 381
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Jansen, Wilhelm Xaverius (Willem Xaver) (1760–1793), Medizinalrat in Düsseldorf 440 Briefe über Italien, vornehmlich den gegenwärtigen Zustand der Arzneikunde und die Naturgeschichte betreffend (Übersetzung) 196; 440 Jean Paul s. Richter, Johann Paul Friedrich Jenisch, Daniel (1762/64–1804), Prediger und Schriftsteller in Berlin 347, 357 Berichtigung eines auffallenden Mißverständnisses in den Horen 157f.; 347, 350, 357 Ueber Prose und Beredsamkeit der Deutschen 347 Johler, Johann Gottlob (1761–1826), Tischler in Weimar 48 Jourdan, Jean-Baptiste Comte (1762–1833), französischer General, 1804 Marschall von Frankreich 372 Jussieu, Antoine L a u r e n t de (1748–1836), französischer Botaniker, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Paris 6f. Genera plantarum 6 Kästner (Kestner), Johann Friedrich (1747–1812), Philologe und Pädagoge, seit 1780 Pageninformator in Weimar, Hauslehrer der Familie von Stein, 1788 Gymnasialprofessor 314; 572 Kaffka (Engelmann), Johann Christoph (1754?–1815), Schauspieler, Schriftsteller und Komponist, 1775 Musikdirektor in Prag, dann u.a. in Nürnberg, Berlin, Breslau, Dresden, Dessau und St. Petersburg, 1801 Buchhändler und Herausgeber in Riga, um 1812 Regisseur in Graz EB 58; 246
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Kalb, C h a r l o t t e Sophia Juliane von, geb. Marschalk von Ostheim (1761–1843), von 1787 bis 1792 und von 1795 bis 1799 vorwiegend in Weimar, seit 1804 in Berlin, 1799 gesch., Freundin von Schiller und Jean Paul 7, 15, 26, 42, 152, 158, 177; 95, 155, 202f., 237; 20f., 28, 41–45, 67, 75, 88–90, 201, 231, 343, 345, 348, 358f., 402f., 409, 444, 454 –, H e i n r i c h Julius Alexander von (1752–1806), Offizier in französischen Diensten, deren Ehemann 157; 348, 444 Kalb, J o h a n n A u g u s t Alexander von (1747–1814), Beamter in Weimar, bis 1782 Präsident des Kammerkollegiums, Bruder von Heinrich von Kalb 107, 178, 274; 224, 392, 479 Kalckreuth, Wilhelm Heinrich A d o l f Graf von (1735–1811), preußischer General, Gutsbesitzer in Siegersdorf (Schlesien), Förderer Salomon Maimons 92, 100 Kant, Immanuel (1724–1804), Professor der Philosophie in Königsberg 126; 63, 65, 77, 82, 84, 86, 93, 120, 174, 178, 194, 202, 206, 232f., 267, 330, 419, 420, 447, 459, 464, 469 Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen 110; 232 Critik der reinen Vernunft 232 Critik der Urtheilskraft 232 Zum ewigen Frieden 419f. Kauffmann, Maria Anna A n g e l i k a Katharina (1741–1807), schweizerische Malerin, nach Ausbildung vor allem in Italien, von 1766 bis 1781 in London, seit 1782 in Rom, 1767/68 Frau des angeblichen schwedischen Grafen Frederik de Horn, 1781 Frau des italienischen Malers Antonio
Zucchi, in Rom mit Goethe befreundet 182; 313, 400 Amor und Psyche (Gemälde) 140 〈Bildnis der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach〉 (Gemälde) 52; 59 Kayser, Philipp Christoph (1755–1823), Komponist und Schriftsteller, seit 1775 Musiklehrer in Zürich, Frankfurter Freund Goethes 189; EB 113; 261; 431f. Keilholz, Adolf Philipp Christian (Adolf, Karl, Karl Adolf Philipp, Adolf Christian Philipp) (1761–nach 1816), Sänger und Schauspieler, u.a. in Hamburg, Schwerin, Kassel, Prag, 1804 in Frankfurt a. M., von 1806 bis 1808 in Mannheim, bis 1816 in Braunschweig EB 93; 256 Kepler, Johannes (1571–1630), Astronom in Prag Dioptrice 211 Ketelhodt (Kettelhut), Johann Friedrich von (1744–1809), Oberstallmeister und Hofmarschall in Rudolstadt 289; 509 Kircheisen, Friedrich Leopold (seit 1798: von) (1749–1825), preußischer Beamter, seit 1795 Vize- und 1809 Präsident des Kammergerichts, 1810 Justizminister 308 Kirms, Franz (1750–1826), Beamter in Weimar, seit 1789 Land- und 1794 Hofkammerrat, von 1791 bis 1824 Mitglied der Hoftheaterleitung, von 1820 bis 1824 Intendant A 2, A 3, A 4, A 6*, A 27, A 29, A 32, A 58, A 59; 256, 292; 387, 389f., 475–480, 486–489, 509, 513, 517f., 523f., 527f., 530–533, 569–571 Klaproth, Martin Heinrich (1743–1817), Chemiker, Apotheker in Berlin, seit 1810 Professor an der Universität 292
Personen und Werke
Klauer, M a r t i n Gottfried (1742–1801), Hofbildhauer, Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar 438 〈Grabmal für Louise von Kobe von Koppenfels〉 195; 438 Kleinsteuber, E r n s t Wilhelm Gottfried (erw. 1794–1822), Mechaniker in Gotha, seit 1794 Hofmechaniker in Weimar EB 64; 248 Kleß, Johann (1669–1720/21), Oberkonsistorialrat und Hofprediger 257 Klettenberg, Susanna Catharina von (1723–1774), Pietistin in Frankfurt a. M., Verfasserin religiöser Aufsätze und geistlicher Lieder 247, 275, 330, 419 Kleuker, Johann Friedrich (1749–1827), Theologe und Orientalist, Hauslehrer in Bückeburg, Freund Herders, seit 1775 Gymnasiallehrer in Lemgo, 1778 Rektor in Osnabrück, 1798 Professor der Theologie in Kiel 32 Klinger, Friedrich Maximilian (seit 1780: von) (1752–1831), Offizier und Dichter, 1776 in Weimar, danach Theaterdichter in Leipzig, 1780 russischer Offizier, Frankfurter Jugendfreund Goethes 138; 310 Geschichte Giafars des Barmeciden 138; 310 Klischnig, Karl Friedrich (um 1765–1811?), Schriftsteller und Beamter in Berlin 91 Erinnerungen aus den zehn letzten Lebensjahren meines Freundes Anton Reiser 91 Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724–1803), Theologe und Dichter 250; 84, 179, 204, 213, 299, 301, 313 Klügel, Georg Simon (1739–1812), Mathematiker und Physiker, seit 1788 Professor in Halle/S. 293
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Knebel, Carl Ludwig von (1744–1834), von 1765 bis 1773 preußischer Fähnrich in Potsdam, 1774 sachsen-weimarischer Hauptmann, bis 1780 Erzieher des Prinzen Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach in Weimar und Tiefurt, 1780 Major, 1781 pensioniert, seit 1784 in Jena, von 1798 bis 1804 in Ilmenau, dann wieder in Jena, Schriftsteller und Übersetzer, Freund Goethes 12, 161, 179; EB 137, EB 147; 38, 53, 55, 59, 172f., 185, 267, 270; 8, 28, 30, 34f., 46f., 56, 60f., 88–90, 94, 102, 112, 127, 132, 149f., 302, 315f., 341, 346, 357f., 367, 380, 382, 385, 404–406, 409, 441f., 421, 444f., 448, 475 Elegien von Properz (Übersetzung) 160, 185, 189, 197–199; 35, 357f., 367, 404–406, 421, 442, 445, 448 Über die Natur der Dinge (LukrezÜbersetzung) 37; 30 –, Magdalene H e n r i e t t e von (1755–1813), lebte in Ansbach, seit 1791 Hofmeisterin, später Gesellschafterin der Prinzessin Caroline Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach, ab 1810 in Schwerin, dessen Schwester 341, 409, 426 Kniep, Christoph Heinrich (1755–1825), Landschaftsmaler und -zeichner, Porträtist in Hamburg und Berlin, seit 1781 in Italien, vor allem in Rom, seit 1785 in Neapel, 1820 Professor an der Akademie 63; 106, 145f., 186 〈Zeichnungen〉 Bocca di Capri 63, 76, 88, 234, 250; 186 Composizion picolo dissegno 63, 76, 88, 234, 250; 186 Valla di Bonca alla Cava 63, 76, 88, 234, 250; 186
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Register
Veduta del Vesuvio presa dal Eremito 63, 76, 88, 234, 250; 186 Kobe s. Koppenfels Koch, Johann Andreas (erw. 1795), Hofkirchner in Weimar 191; 426 Koch (Eckardt), Siegfried Gotthilf (1754–1831), Schauspieler, Theaterleiter und Regisseur, Kanzlist in Berlin, seit 1778 Schauspieler in Schleswig, 1779 in Danzig, dann u.a. in Riga, Mainz, Mannheim und Hannover, 1798 in Wien 41 –, Elisabeth (B e t t y) (1778–1808), Schauspielerin, u.a. in Mannheim und Hannover, seit 1798 in Wien, 1799 verheiratet mit Friedrich Roose, dessen Tochter 41 Körber, Christian Theophil (gest. 1795), preußischer Kriegsrat in Berlin 192; 430 Verzeichniß von einer zwar nur mäßig aber ganz auserlesenen Sammlung 192; 430 Körner, Christian Gottfried (1756–1831), Konsistorialrat in Dresden, seit 1790 Appellationsgerichtsrat, 1798 Referendar im Geheimen Consilium, 1815 preußischer Staatsrat im Innenministerium in Berlin, 1817 Geheimer Oberregierungsrat im Kultusministerium, Freund Schillers 53, 60, 112; 20, 49, 62, 75–78, 84, 86, 92, 96, 108, 124, 131f., 137f., 155f., 169, 174, 177, 187, 193, 197, 236f., 250, 258, 316, 325, 377, 409, 458 Der Sänger (Goethe-Vertonung) 112; 237 Die vier Weltalter (Schiller-Vertonung) 237 Friedrich von Schillers sämmtliche Werke (Hrsg.) 316 –, Anna Maria Jakobine (M i n n a), geb. Stock (1762–1843), Schwester von
Dora Stock, seit 1785 dessen Frau 53, 60; 49, 75, 96, 155 Koppenfels, Johann Friedrich Kobe (Kob) (seit 1754: von) (1738–1811), Beamter, seit 1789 Kanzler, 1794 Geheimer Rat, von 1783 bis 1809 Direktor der jenaischen Landschaftskasse, von 1803/04 an auch der weimarischen, 1809 privatisierend 49; 146, 147f., 438 –, M a r i a Christiana Kobe von, geb. Kühn (1748–1810), Tochter des Kaufmanns Johann Wilhelm Kühn in Eisenach, seit 1763 dessen Frau 192; 438 –, Amalie Kobe von (1771–1825), deren Tochter 147 –, Johanna L o u i s e Bernhardine Kobe von (1776–1795), Patenkind Goethes, deren Tochter 195; 147, 438 –, Johann Sebastian Kobe (Kob) (seit 1754: von) (1699–1765), sachsencoburgischer und sachsen-hildburghausenischer Beamter, seit 1742 Mitglied der Regierung und des Konsistoriums in Hildburghausen, dessen Vater 147 Kräuter, Friedrich T h e o d o r David (1790–1856), Sekretär, Bibliothekar, 1805 Schreiber und 1814 Akzessist an der Bibliothek, seit 1814 in Goethes Diensten, 1817 Verwalter seiner Bibliothek und 1832 der Goetheschen Sammlungen 36, 181, 185, 209, 272f., 387, 398, 410, 431, 436, 451 Krafft, Johann Friedrich (Ps.) (gest. 1785), um 1762 Mitarbeiter Christoph Friedrich Nicolais in Berlin, später in Gera, seit 1779 Schützling Goethes in Ilmenau und seit 1785 in Jena 137, 336 Kranz (Crantz), Johann Friedrich (1752–1810), Violinist und Kompo-
Personen und Werke
nist in Weimar, seit 1787 Konzertmeister, 1799 Kapellmeister, 1803 in Stuttgart 294; 523 Kratter, Franz (1758–1830), Schriftsteller, seit 1795 Theaterdirektor in Lemberg Das Mädchen von Marienburg 288; 508 Kraus, Georg Melchior (1737–1806), Maler und Kupferstecher, Direktor der Freien Zeichenschule in Weimar 63, 315; 106, 571, 574 〈Bühnen- und Ausstattungsentwürfe zu Mozarts „Zauberflöte“〉 297; 531f. Kruse (Cruse), Friedrich L e o p o l d (1766–1850), Beamter, seit 1792 Kammerarchivar in Weimar 315; 340, 572 Küstner, Karl Theodor (seit 1837: von) (1784–1864), seit 1817 Theaterleiter in Leipzig, 1830 Hoftheater Darmstadt, 1833 München 278 La Roche, Marie S o p h i e von, geb. Gutermann von Gutershofen (1730–1807), Schriftstellerin, seit 1786 in Offenbach 235; 32, 355 Labacco, Antonio (1495–1570), italienischer Architekt und Kupferstecher 181f., 222f.; 398 Libro 〈…〉 a l’architettura nel qual si figurano alcune notabile antiquitati di Roma 181f., 222f.; 398f., 400f. –, Mario (erw. 1551–1567), italienischer Kupferstecher, dessen Sohn 182, 223 Lattorff, Matthias August von (1730–1796), kurfürstlich-sächsischer Landjägermeister, Oberforstund Wildmeister, Besitzer des Ritterguts in Klieken-Oberhof 140f. –, Auguste Sophie Rosamunde von Lattorff, geb. aus dem Winckel
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(1770–1838), seit 1792 dessen Frau 74; 140f. Lavater, Johann Caspar (1741–1801), Theologe und Schriftsteller in Zürich, 1786 Pfarrer an der Kirche St. Peter 33, 110, 214 Lavoisier, Antoine Laurent de (1743–1794), französischer Jurist und Naturforscher, Begründer der antiphlogistischen Chemie 37f. Lengefeld, Carl Christoph von (1715–1775), schwarzburg-rudolstädtischer Beamter, Oberlandjägerund Oberforstmeister und Kammerrat in Rudolstadt 315 –, L o u i s e Juliane Eleonore Friederike von, geb. von Wurmb (1743–1823), seit 1789 Hofmeisterin in Rudolstadt, dessen Frau 172, 173; 76, 315, 317, 378, 382 –, Caroline von, deren Tochter s. Wolzogen, Caroline –, Charlotte von, deren Tochter s. Schiller, Charlotte Lenz, Johann Georg (1745–1832), Mineraloge, seit 1794 Professor in Jena, 1796 Direktor der mineralogischen Gesellschaft 431 Leonardo (Lionardo) da Vinci (1452–1519), italienischer Maler, Bildhauer, Baumeister, Naturforscher und Erfinder 169, 171 Trattato della pittura 169, 171 Léris, Claire Josèphe (Ps.: Claire Josèphe Hippolyte Léris de la Tude; Hippolyte Clairon) (1723–1803), Schauspielerin und Sängerin in Paris 91; 192f. Mémoires 〈…〉 et Réflexions sur l’Art Dramatique 91, 94, 198; 192, 248 Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781), Schriftsteller, Philosoph und Kritiker 213 Minna von Barnhelm 244
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Levin, Rahel (1771–1833), Schriftstellerin, seit 1814 Frau von Karl August Varnhagen von Ense 308f., 450 Leyser, Augustin (seit 1738: von) (1683–1752), Professor der Rechte in Wittenberg Meditationes ad pandectas 310; 563 Lichtenberg, Georg Christoph (1742–1799), Professor der Physik in Göttingen, Schriftsteller und Publizist 21, 35, 190, 190K; 186; 13, 26f., 55–58, 84, 109f., 408, 433–436 Anfangsgründe der Naturlehre 〈…〉 Sechste Auflage 186; 56, 408, 436 G. C. Lichtenbergs ausführliche Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche 49, 64, 194, 224; 57, 109f., 433f. Lieber, Eva Maria d. J. (erw. 1795), Hebamme in Weimar, Tochter der Hebamme gleichen Namens 191; 426 Liebhold (Liebholdt, Lippold), Johann Wilhelm (1740–1806), Buchhalter, später Wechselmakler in Frankfurt a. M., Schreiber von Goethes Vater Johann Caspar 54, 122 Lincker (Linker) und Lützenwick, J o s e p h J o h a n n J a c o b Daniel von (1747–1807), Kameralist, Gutsbesitzer in Denstedt, 1788 Kammerrat und 1802 Geheimer Kammerrat in Weimar EB 118; 262, 289 Lindenzweig, Johann Christian (1762–1839), Beamter im Hofmarschallamt in Weimar, seit 1802 Registrator, 1805 Stallkassierer 510 Linné, Carl von (Carl Nilsson Linnæus) (1707–1778), schwedischer Naturforscher, Professor in Uppsala 6 Lippe-Biesterfeld, Grafen zur (Familie) 541 Lips, Johann Heinrich (1758–1817), schweizerischer Maler und Kupfer-
stecher, von 1782 bis 1789 vorwiegend in Rom, von 1789 bis 1794 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar 316; 574f. Lobe, Johann Gottlob (1766–1840), Billeteur am Weimarer Hoftheater 527 Loder, Justus Christian (seit 1809: von) (1753–1832), Mediziner und Anatom, seit 1778 Professor in Jena, 1803 in Halle/S., 1810 Leibarzt des russischen Zaren Alexander I. EB 54, EB 81; 5f., 105, 165, 245, 253, 254; 16, 205, 220, 228, 248, 287, 370, 428, 526 Ankündigung von J. C. Loder’s anatomischen Tafeln des ganzen menschlichen Körpers 5f.; 16 Lühe, Friedrich C a r l E m i l von der (1751–1801), dänischer Kammerherr, seit 1789 Regierungsrat und Kammerherr in Wien, Schriftsteller 147 An Flora und Ceres 148 Hymnus an Flora 76; 146–148 Lüttwitz, Hans Wo l f von (1732–1793), Gutsbesitzer in Schlesien, Generallandschaftsrepräsentant, Vater von Henriette Schuckmann 360 –, Hans E r n s t von (1776–1837), preußischer Beamter, 1794 Kammerreferendar in Breslau, von 1797 bis 1800 Kreisdirektor in Wassertrüdingen (Ansbach), von Ende 1806 bis 1807 Oberkriegskommissar in Schlesien, 1809 bei der Regierung in Berlin, 1811 Präsident des zu errichtenden schlesischen Landesökonomiepräsidiums, 1812 zeitweise Zivilkommissar der Armee Blüchers, 1816 Regierungspräsident in Reichenbach, seit 1818 auf seinem Gut Gorkau in Schlesien lebend, dessen Sohn 360
Personen und Werke
Lukian (Lucianus, Lukianos) (um 120–nach 180), griechischer Schriftsteller 355 Sämtliche Werke s. Wieland, Christoph Martin Wie soll man Geschichte schreiben? 355 Lukrez (Titus Lucretius Carus) (um 94–55 v. Chr.), römischer Dichter De rerum natura (s. auch Knebel, Carl Ludwig von) 30 Luther, Martin (1483–1546), Theologe, Reformator 215f. Vom Schem Hamphoras 216 Lyncker, C a r l Wilhelm Heinrich von (1767–1843), Herr auf Flurstedt und Kötschau, von 1780 bis 1783 Page in Weimar, später Offizier in preußischen Diensten und Kammerrat in Schwarzburg-Rudolstadt, seit 1809 in Jena A 20; 509, 512, 513, 514 Mackensen, Wilhelm Friedrich August (1768–1798), Philosoph und Schriftsteller, seit 1795 Privatdozent für Philosophie in Kiel 〈Rezensionen der „Horen“〉 173; 381, 454 Maderno (Maderna), Carlo (1556–1629), italienischer Architekt 400 Maimon, Salomon (1753–1800), Philosoph und Schriftsteller in Berlin 58, 86; 84, 90–93, 176, 178, 459 Das Genie und der methodische Erfinder 178 〈Rezension zu Goethes „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“〉 92 Ueber das wissenschaftliche Genie, oder das Erfindungsvermögen, als Beitrag zu einer Theorie der Erfindung 86; 176, 178 Ueber den Gebrauch der Philoso-
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phie zur Erweiterung der Erkenntniß 178 Versuch über die Transcendentalphilosophie mit einem Anhang über die symbolische Erkenntniß und Anmerkungen 464 Malcolmi (Malcolmy), Carl Friedrich (1745–1819), Schauspieler, seit 1788 in Weimar A 33; 297; 166, 508, 513, 523, 531, 533, 534 –, H e l e n e (Hermine) Elisabeth, geb. (von) Schma(h)lfeld, gesch. Baranius, gesch. von Kloppmann (1761–1798), Schauspielerin und Sängerin in Weimar, seit 1792 dessen Frau 297; 166, 534 –, Anna Amalia (A m a l i e) Christiane (1780–1819), Schauspielerin, seit 1791 in Weimar, von 1816 bis 1844 in Berlin, seit 1802 verh. mit Julius Miller in Bayreuth, seit 1803 verh. mit Heinrich Becker, seit 1805 mit Pius Alexander Wolff, dessen Tochter 288, 297; 60, 508, 534 Malvasia, Carlo Cesare (1616–1693), italienischer Gelehrter, Jurist und Theologie, Verfasser von Malerbiographien Felsina Pittrice, vite de’ pittori bolognesi 123; 260 Manso, Johann Caspar Friedrich (1758/59–1826), Schriftsteller und Philologe, seit 1790 Prorektor des Magdalenengymnasiums in Breslau, seit 1793 Rektor 283, 444 〈Rezension der „Horen“〉 454 Mantegna, Andrea (1431–1506), italienischer Maler und Kupferstecher, Schwager Giovanni Bellinis 116, 134; 246, 296 Manteuffel (Manteufel), August Wilhelm (erw. 1795), Auktionator in Berlin 430 Verzeichniß von einer zwar nur
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mäßig aber ganz auserlesenen Sammlung 192; 430 Marchant, Nathaniel (um 1755–1812), in Deutschland geborener und in Italien ausgebildeter königlicher Gemmenschneider und Graveur in London 69; 122 〈Gemmen〉 68 Martial (Marcus Valerius Martialis) (um 40–104 n. Chr.), römischer Epigrammatiker 202; 285, 322, 454f., 464 Epigramme 202; 454f., 464 Martin, Benjamin (1704–1782), englischer Pädagoge, populärwissenschaftlicher Schriftsteller, Instrumentenbauer und Optiker A new and compendious system of optics 126 Matiegzeck (Maticzeck), M. Anna (auch: Franziska Maximiliane) (1778–nach 1824), von 1794 bis 1801 Sängerin und Schauspielerin in Weimar 41; 43 Matthisson, Friedrich (seit 1809: von) (1761–1831), Schriftsteller, 1795 Vorleser der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau, von 1812 bis 1828 Theaterintendant und Oberbibliothekar in Stuttgart, zuletzt in Wörlitz bei Dessau lebend 84, 313 Maurice (Moritz) (erw. 1795–1797), französischer Emigrant in Ilmenau, 1797 Rückkehr nach Frankreich 123, 299; 261, 537 Etat général de la dépense et du Produit des forges de Son Altesse Monseigneur Le Duc de Saxe Weimar 299; 537 Mecklenburg-Schwerin, Friedrich Ludwig Erbprinz von (1778–1819), Sohn des regierenden Herzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin 316 –, Caroline Louise, geb. Prinzessin von
Sachsen-Weimar und Eisenach (1786–1816), seit 1810 dessen Frau 317 Medici, seit dem 13. Jahrhundert Patrizier- und Herrscherfamilie in Florenz 260 Meiners, Christoph (1747–1810), Professor der Philosophie in Göttingen 160, 562 Ueber die Verfassung, und Verwaltung deutscher Universitäten 562 Meister, Jacques-Henri (Jacob Heinrich) (1744–1826), deutsch-schweizerischer Theologe, Journalist und Übersetzer, Sekretär von Friedrich Melchior Grimm, von 1773 bis 1793 Redaktionsleiter der „Correspondance littéraire, philosophique et critique“ Friedrich Melchior Grimms, danach dessen Nachfolger als Herausgeber 192f. Betrachtungen über sich selbst, und über die dramatische Kunst (ClaironÜbersetzung) 91, 94, 198; 192f. Melber, Johann G e o r g David (1773–1824), Mediziner, von 1789 bis 1792 Apotheker in Darmstadt, seit 1796 Arzt in Frankfurt a. M., 1804 Stadtaccoucheur, Cousin Goethes EB 46; 243 Mendelssohn, Moses (1729–1786), Philosoph 213 Merck, Johann Heinrich (1741–1791), Schriftsteller, Übersetzer, Publizist, Kritiker, Naturforscher, Freund Goethes 110, 275f. Anti-Necker 275 Meyer, Caroline Esperance M a r i a n n e von (1770 oder 1775/76–1812), Tochter des Kaufmanns Aaron Meyer in Berlin, seit 1797 heimlich verh. mit Prinz Heinrich XIV. von Reuß-Greiz, 1799 verw., seither unter dem Namen
Personen und Werke
Marianne von Eybenberg, vorwiegend in Wien EB 123; 264; 308f., 312 Meyer, Friedrich Ludwig Wilhelm (1759–1840), Schriftsteller in Berlin Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks 160, 163; 347, 357, 367 Meyer, Gebrüder, Firma in Frankfurt a. M., Wein-, Wechsel-, Kommissions- und Speditionshandlung 570 Meyer, Johann Christoph (gest. 1800), Schlossermeister 48 Meyer, Johann Heinrich (1760–1832), schweizerischer Maler und Kunsthistoriker, von 1784 bis 1790 in Italien, 1791 in Weimar, 1795 Professor an der Freien Zeichenschule in Weimar, von 1795 bis 1797 erneut in Italien, ab 1807 Direktor der Freien Zeichenschule 16, 17, 19, 22, 28, 31, 50, 51, 176, 176K; EB 39, EB 48, EB 122*, EB 143; 41, 65f., 68, 71, 79, 85–88, 92, 105, 108, 110, 116, 118, 120, 124, 131, 139, 145f., 148, 150–153, 156f., 159f., 177, 192, 194, 205, 211, 240, 243, 253f., 263, 269, 314f.; 42, 45–50, 52f., 58–62, 70, 93–96, 100–103, 114, 121, 127, 139, 147–157, 164, 174f., 178, 180, 183f., 194, 205, 219–221, 225, 227, 231, 249, 253, 268, 296, 319, 322, 327, 331, 333f., 337, 345f., 347f., 350, 354, 356, 386–388, 395–402, 428f., 432, 468, 482, 571f., 574 Apollo (Zeichnung) 200; 450 Beyträge zur Geschichte der neuern bildenden Kunst 116, 134f.; 246, 264, 283, 296 Andreas Mantegna 116, 134; 246, 296 Johannes Bellini 134; 296
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〈Enzyklopädisches Werk über Italien (mit Goethe)〉 157, 172, 180–182, 221f.; 46, 53, 259, 347, 378, 397f., 428f., 430, 432, 440 〈Grabmal für Louise von Kobe von Koppenfels〉 (Entwurf) 195; 438 Ideen zu einer künftigen Geschichte der Kunst 116; 194, 245f. 〈Kopie nach Annibale Carraccis „Genius des Ruhmes“〉 (Zeichnung) 52, 58, 60f., 78; 46f., 59, 94, 101, 154 〈Kopie nach Raffaels Tugendfresko in der Stanza della Segnatura im Vatikan in Rom〉 (Zeichnung) 62; 101 Maria mit dem Kinde (Zeichnung) 48, 61; 53, 93, 100 Neueste Zimmerverzierung in Rom 468 Über den Raub der Cassandra auf einem alten Gefäße von gebrannter Erde 77 Von den drey Parzen 156, 157; 346 〈Zeichnung für Christiane Vulpius〉 66; 114 Meyer, Nicolaus (1775–1855), Mediziner und Schriftsteller, 1802 Arzt in Bremen 112 Michaelis, Karl Heinrich August S a l o m o (1768/69–1844), Philologe, Publizist und Schriftsteller, 1792 Hauslehrer in Hameln, seit 1794 Hofbuchhändler und Verleger in Neustrelitz, von 1799 bis 1807 in Frankreich, zeitweise in Haft, 1807 Privatdozent in Heidelberg, 1810 Professor für französische Sprache und Literatur, 1811 für deutsche Sprache in Tübingen, 1817 Redakteur des „Staats- und Regierungsblatts“ in Stuttgart, 1823 wieder in Tübingen 324 Michelangelo Buonarroti (1475–1564),
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Register
italienischer Baumeister, Maler und Bildhauer 183, 223; 400f. Mied, Herr EB 98*; 257 Montesquiou-Fézensac, François Xavier de (1756–1832), französischer Geistlicher und Politiker 104 Blick auf die französische Revolution 104 Morgenstern, Johann K a r l Simon (von) (1770–1852), Philologe, Pädagoge und Schriftsteller, seit 1794 Privatdozent und 1797 Professor in Halle/S., 1798 am Athenäum in Danzig, 1802 in Dorpat, auch Direktor der Universitätsbibliothek 123; 292, 293f., 295 De Platonis Republica 134; 293f. –, Friedrich Simon (1727–1782), Mediziner und Naturforscher, dessen Vater 293 –, Johanna Katharina, geb. Brömme (1748–1796), Schriftstellerin, dessen Mutter 293 Moritz, Carl Philipp (1756–1793), Schriftsteller, 1776 Student der Theologie in Erfurt, 1777 in Wittenberg, 1778 Waisenhausinformator in Potsdam, 1780 Konrektor am Gymnasium „Zum Grauen Kloster“ und 1784 Professor am Köllnischen Gymnasium in Berlin, von 1786 bis 1788 in Rom, 1789 Professor der Ästhetik an der Kunstakademie in Berlin, 1791 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften 134, 449, 502 Die neue Cecilia 231, 234 Italien und Deutschland in Rücksicht auf Sitten, Gebräuche, Litteratur und Kunst 134, 502 Versuch einer deutschen Prosodie 64; 107f. –, Johann Christian Conrad (1764–1828), Beamter in Berlin,
zuletzt Kammergerichtskalkulator, dessen Bruder 449 Moritz, Johann Friedrich (1716–1771), dänischer Legationsrat in Frankfurt a. M. 182 –, Catharina Sibylla, geb. Schöll (gest. nach 1797), seit 1751 dessen Frau 182 –, F r i e d r i c h Ludwig (geb. 1763), Kaufmann und Bankier in Neapel, deren Sohn 183 Moser, F r i e d r i c h C a r l Ludwig (seit 1767: von) (1723–1798), hessen-darmstädtischer Legationsrat, seit 1767 Reichshofrat in Wien, von 1772 bis 1780 darmstädtischer Präsident und Kanzler, Schriftsteller 115; 273, 274–276 Der Herr und der Diener 276 Patriotisches Archiv für Deutschland 275 Von dem Deutschen Nationalgeist 275 –, Johann Jacob (1701–1785), württembergischer Staatsrechtler und Publizist, dessen Vater 274 –, Friederike Rosine, geb. Vischer (1703–1762), dessen Mutter 274 Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791), österreichischer Komponist 507 Die Entführung aus dem Serail 288; 505f. Die Zauberflöte 265, 273, 288, 297; 40, 149, 476f., 508, 530–532 Don Giovanni (Don Juan) 290; 514 Müller, F r i e d r i c h Theodor Adam Heinrich (seit 1807: von) (1779–1849), von 1801 bis 1848 Mitglied der weimarischen Regierung, von 1815 bis 1848 Kanzler, 1829 Geheimer Rat 159 Müller, Friedrich (Wilhelm) (1768–1834), Schauspieler, von 1781 bis 1787 in Berlin, von 1789 bis 1794
Personen und Werke
in Bonn, ab Ostern 1794 in Weimar, danach in Salzburg und in seiner Heimatstadt Breslau 41, 292, 297; 43, 166, 507, 513, 530–532 Müller, Johann C h r i s t i a n Ernst (1766–1824), Kupferstecher, seit 1788 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar, 1820 Professor 315f.; 574 Müller, Johann Georg (1759–1819), schweizerischer Theologe, Publizist und Politiker, seit 1794 Gymnasialprofessor der griechischen und hebräischen Sprache in Schaffhausen, 1798 Mitglied der Schaffhauser Nationalversammlung 29, 384 Müller, Karl Ludwig M e t h u s a l e m (1771–1837), Schriftsteller und Publizist in Leipzig 445 An den Verfasser der Briefe über ästhetische Erziehung des Menschen 198; 443, 445 Müller, Wenzel (1767–1835), österreichischer Komponist und Kapellmeister in Brünn, Wien und Prag Das Sonnenfest der Braminen 227 Murr, Christoph Gottlieb von (1733–1811), Jurist, Polyhistor, Kunst- und Autographensammler in Nürnberg 396 Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten in der H. R. Reich freyen Stadt Nürnberg und auf der hohen Schule zu Altdorf 396 Mutis (Bruno Mutis y Bosio), José Celestino (1732–1808), spanischer Mediziner, Botaniker und Mathematiker 522 Napoleon s. Bonaparte, Napoléon I. Nassau-Saarbrücken, Ludwig von (1745–1794), seit 1768 regierender Fürst 389 Neapel und Sizilien, Ferdinand IV. von (1751–1825), seit 1759 König, 1816
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als Ferdinand I. König beider Sizilien 106 Necker, Jacques (1732–1804), schweizerischer Bankier, französischer Finanzminister unter Ludwig XVI., Vater von Germaine de Staël-Holstein 275 Neubert, Johann Christoph (gest. 1803), Hofmechaniker in Weimar 550 Neusse (Neuß, Neuße), Samuel Günther Christoph (1748–1810), Obermeister der Weißbäckerinnung in Jena 552 Newton, Isaac (1643–1727), englischer Physiker, Mathematiker und Astronom, Professor der Physik in Cambridge 20–23, 26, 36, 67, 100, 220; 13f., 26, 56, 118–120, 126f., 211f., 305f., 324, 371, 408, 455 Lectiones opticæ 126 Opticks: or, a treatise of the reflections, refractions, inflections and colours of light 21, 36; 127 Nicolay, Ludwig Heinrich (seit 1782: von) (1737–1820), Schriftsteller und Übersetzer aus Straßburg, 1769 Erzieher und 1773 Privatsekretär und Bibliothekar des Großfürsten Paul von Russland, 1798 Präsident der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, 1801/03 Entlassung aus dem Staatsdienst, seit 1803 auf seinem Gut Monrepos bei Wyborg (Finnland) lebend 300 Nicolovius, Georg Heinrich L u d w i g (1767–1839), Jurist, Theologe, seit 1795 Kammersekretär in Eutin, 1805 Konsistorialrat in Königsberg, 1808 Staatsrat im Innenministerium und Leiter der Sektion Kultus und Unterricht, seit 1810 in Berlin, 1817 Mitglied des Staatsrates und Geheimer Oberregierungsrat, Direktor im Kultusministerium, seit 1795 verhei-
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Register
ratet mit Goethes Nichte Louise Schlosser 97, 99; 122, 205f. Niethammer, Friedrich Immanuel (1766–1848), Theologe, Philosoph und Pädagoge, 1791 Hauslehrer in Gotha, 1792 Privatdozent und 1793 Professor der Philosophie in Jena, 1804/05 Professor in Würzburg, dann Landesdirektionsrat für Schulund Kirchenwesen in Bamberg, 1808 Zentralschulrat und Oberkirchenrat in München, von 1818 bis 1845 Oberkonsistorialrat 43, 64, 178, 235f., 421 Philosophisches Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten 189; 64f., 178, 235, 421, 431 Nonne, Christian (1733–1813), Porzellanfabrikant in Ilmenau 337 Nothnagel, Johann Andreas Benjamin d. Ä. (1729–1804), Maler, Radierer, Kupferstichsammler und Kunsthändler in Frankfurt a. M., Inhaber einer Tapetenfabrik EB 23, EB 32, EB 35, EB 42, EB 61, EB 65, EB 104; 42, 235, 238f., 241, 247f., 258; 48 Obereit (Oberreit), Jacob Hermann (1725–1798), schweizerischer Arzt, Philosoph und Schriftsteller, seit 1786 in Meiningen, 1791 in Jena 95, 205; 202, 297, 458f., 464, 468f. Des Sprechers mit der Nachteule Avertissement 464, 469 Finale Vernunftkritik 464, 469 Oertel, F r i e d r i c h Benedikt von d. Ä. (1735–1795), Rittergutsbesitzer bei Leipzig, Ehemann von Johanna Carolina von Oertel 274; 480 –, Friedrich L u d w i g C h r i s t i a n von (1770–1818), von 1793 bis 1797 Regierungsbeamter in Weimar, zuletzt Assessor, dessen Sohn 274; 480
Oertzen, Hans Sigismund Christoph von (1732–1794), Gutsbesitzer in Ankershagen (Mecklenburg), von 1769 bis 1772 Dienstherr von Johann Heinrich Voß 299 Österreich, Joseph II. von (1741–1790), seit 1765 römisch-deutscher Kaiser, Sohn und Mitregent Maria Theresias, 1780 Erzherzog 274, 323 –, Leopold II. von (1747–1792), seit 1765 als Leopold I. Großherzog von Toskana, 1790 römisch-deutscher Kaiser, Sohn von Maria Theresia 106, 323 Olufsen (Olavsen), Oluf Christian (1764–1827), dänischer Nationalökonom, seit 1793 Professor der Agrikultur und Vorsteher der Landhaushaltungsgesellschaft in Kopenhagen (Clasen-Stiftung), Studienreisen durch Europa, 1796 Privatgelehrter und 1815 erster Professor für politische Ökonomie in Kopenhagen 49; 57f. Gulddaasen (Lustspiel) 57 Oppel, Johann Siegmund von (1730–1798), Beamter, seit 1772 Geheimer Rat und Direktor der Landschaftskasse in Weimar, 1775 Wirklicher Geheimer Rat 138; 311 Oranien-Nassau, Wilhelm V., Prinz von (1748–1806), Statthalter der Niederlande 213 Osann, Friedrich Heinrich Gotthelf (1753–1803), Beamter, seit 1794 Regierungsrat und Mitglied der Ilmenauer Bergwerkskommission, 1795 auch Konsistorialrat 120; 252, 340 Otto, Georg C h r i s t i a n (1763–1828), Schriftsteller, Freund Johann Paul Friedrich Richters 444 Otway, Thomas (1652–1685), englischer Dramatiker 165
Personen und Werke
Venice Preserv’d, or, A Plot Discover’d 165f. Ovid (Publius Ovidius Naso) (43 v.Chr.–18. n. Chr.), römischer Dichter 305 Oyré, Pierre F r a n ç o i s I g n a c e Ervoil d’ (1739–1799), französischer General im Ersten Koalitionskrieg, nach der Rückeroberung von Mainz Geisel in Erfurt, Anklage wegen Verrats, Ende 1794 Rückkehr nach Frankreich 61; 100, 102 Païsiello (Paesiello), Giovanni (1740–1816), italienischer Komponist 40, 477 Il Re Teodoro in Venezia 40, 477 Palladio, Andrea (Andrea di Piero della Gondola) (1508–1580), italienischer Architekt 158, 181, 222; 349f., 399 I quattro libri dell’architettura 181, 222; 399 L’ antichità di Roma 181; 399 Patschke, Johann Georg (Johann Christoph), Gürtler in Jena, Pächter eines Teils des Fürstengartens 285; 494, 501 Paulssen (Paulsen), Johann Christoph J a c o b (1759–1808), Kauf- und Handelsmann, von 1789 bis 1808 Bürgermeister in Jena 374, 526, 551 Peiker, Hermenegild, Kirchenmaler aus Augsburg Genius des Ruhmes (nach dem Bibliotheksbrand angefertigte Kopie nach Johann Heinrich Meyer) 154 Perugino, Il (Pietro di Cristoforo Vannucci) (um 1448–1523), italienischer Maler, Lehrer Raffaels 116; 246, 434 Peruzzi, Baldassare (1481–1536), italienischer Baumeister und Maler 181, 222; 400 Pflug, Christoph G o t t l i e b (Christian
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Karl Gottlob) (1747–1825), Hofkupferschmied in Jena 181; 410, 411f., 413 –, Johann Peter, Kupferschmied in Jena, dessen Vater 411 –, Christiane Sophia Maria, geb. Hertel, seit 1777 dessen Frau 411 Philipp II. (um 382–336 v. Chr.), König von Makedonien 355 Picard, Louis Benoît (1769–1828), französischer Dramatiker 278 Piper, Georg (Johann) Christian F r i e d r i c h (1776–1859), von 1794 bis 1796 Student der Rechte in Jena und Rostock, von 1797 bis 1835 Hof- und Landgerichtsadvokat in Güstrow, 1801 Hofrat, später Geheimer Hofrat, Schriftsteller 71; 196 Das Brautpaar 196 Der Mammon 93; 195f. Die Brüder 196 Die Freiwilligen 196 Die Schäferhütten 196 Drey Abendständchen 196 Gewinn und Verlust 196 –, Carl Friedrich (1747–1812), Superintendent und Konsistorialrat in Güstrow, dessen Vater 196 Planard, François Antoine Eugène de (1783–1853), französischer Dramatiker 278 Platon (Plato) (427–347 v. Chr.), griechischer Philosoph, Schüler des Sokrates 293–295, 407f., 415, 417, 430f. Apologie des Sokrates 417 Ion 430 Politeia (s. auch Morgenstern, Karl) 293f. Polex, Christoph Ernst (1747–1810), Kaufmann in Langensalza 122 Polz, Christian Friedrich (1714–1782), Philosophie- und Theologieprofessor in Jena, Vater von Louise Christiana Friedericka Stark 441
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Register
Pomponazzi, Pietro (Petrus Pomponatius) (1462–1525), italienischer Philosoph und Humanist 400 Ponzio, Flaminio (um 1555/75–um 1610/20), italienischer Architekt in Rom 401 Porta, Giacomo della (um 1532–1602), italienischer Architekt und Bildhauer, Schüler Michelangelos 401 Porth, Caroline, Schauspielerin, seit 1793 in Weimar 277; 489 Preußen, Friedrich Wilhelm II. von (1744–1797), seit 1786 König 475, 477 Priestley, Joseph (1733–1804), englischamerikanischer Theologe, Philosoph, Chemiker und Physiker 37 The history and present state of discoveries relating to vision, light, and colours 126 Properz (Sextus Propertius) (um 50–15 v. Chr.), römischer Dichter Elegien 35, 357f., 367, 404–406, 421, 441f., 445, 448 Rabelais, François (1494–1553), französischer Arzt, Pfarrer und Dichter 444 Racknitz, Joseph Friedrich von (1744–1818), Schriftsteller, Komponist und Geologe in Dresden, seit 1774 Kammerherr am kursächsischen Hof, 1790 Hausmarschall 78; 49, 152 Raffael (Raphael, Raffaello Santi) (1483–1520), italienischer Maler und Architekt 62; 102, 434 〈Darstellung der Tugenden in der Stanza della Segnatura〉 (Gemälde) 101 〈Schädel des Raffael〉 214 Sixtinische Madonna (Gemälde) 47, 53 Raimondi, Marcantonio (um 1480–1527/34), italienischer Kupferstecher 397
Ramdohr, Friedrich Wilhelm B a s i l i u s von (1757–1822), Schriftsteller, seit 1787 Oberappellationsgerichtsrat in Celle, 1803 Diplomat in hannoverschen Diensten in Paris, 1806 preußischer Geheimer Legationsrat in Sachsen, 1808 Privatier in Merseburg, 1810 preußischer Geschäftsträger in Rom, 1814 Ministerresident, 1816 preußischer Gesandter in Neapel 77; 138f., 150 Charis oder Ueber das Schöne und die Schönheit in den nachbildenden Künsten 74, 76; 138, 145, 465 Ramler, Carl Wilhelm (1725–1798), Professor der schönen Künste an der Schule des Kadettenkorps in Berlin, Mitdirektor des Nationaltheaters, Schriftsteller und Übersetzer 273 Lyrische Gedichte 273 Rehberg, August Wilhelm (1757–1836), Politiker und Publizist, seit 1786 hannoverscher Politiker, 1792 Sekretär in der Geheimen Kanzlei, von 1806/07 bis 1813 Direktor der indirekten Steuern, 1828/29 in Italien, seit 1830 in Göttingen 138, 160 –, Dorothea Johanna C a r o l i n a (geb. um 1760), Zeichnerin in Dresden, dessen Schwester 138 Reichard, Heinrich August Ottokar (1751–1828), Schriftsteller und Übersetzer, seit 1775 Leiter des Hoftheaters und 1780 herzoglicher Bibliothekar in Gotha, Mitglied des Kriegskollegiums, Vertrauter von Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg 456 Theater Kalender 203; 456 Reichardt, Johann Friedrich (1752–1814), Komponist und Schriftsteller, seit 1773 Kammersekretär in Königsberg, 1776 königli-
Personen und Werke
cher Hofkapellmeister in Berlin, seit 1794 auf seinem Gut in Giebichenstein bei Halle/S., 1796 Salineninspektor in Halle/S., 1808 Hofkapellmeister in Kassel 197; EB 8, EB 36; 125, 161, 230, 237, 239, 248; 84, 91, 102, 266, 449–451 Deutschland 91, 449 〈Kompositionen für Goethes „Claudine von Villa Bella“〉 200; 267, 450 〈Kompositionen für Goethes „Erwin und Elmire“〉 450 〈Kompositionen für Goethes „Wilhelm Meister“〉 248f.; 450 Musik zu Göthe’s Werken 239 Reichel, Wilhelm (1783–1849), seit 1803 Setzer in Weimar, 1811 Faktor der Druckerei von Johann Friedrich Cotta in Stuttgart und 1825 in Augsburg, 1826 Inhaber einer Druckerei in Augsburg 72 Reichert, Johann(es) (um 1738–1797). Gärtner aus Worms, seit 1777 Hofgärtner, 1793 Garteninspektor im Schlosspark in Belvedere bei Weimar 5, 276; 11, 485 Reiffenstein, Johann Friedrich (1719–1793), Altertumsforscher und Kunsthändler, russischer und sachsen-gothaischer Hofrat, seit 1762 in Rom, Freund Johann Joachim Winckelmanns 72; 135f. Reil, Johann Christian (1759–1813), Mediziner und Physiologe, seit 1787 Professor in Halle, 1788 auch Direktor des Klinikums und 1789 Stadtphysikus, 1810 Professor in Berlin 290 Reimarus, Johann Albert Heinrich (1729–1814), Arzt und Naturforscher in Hamburg 179 –, dessen Familie 179 Reinhard, Karl (1769–1840), Schriftsteller, seit 1792 Privatdozent in Göttingen, 1794 Herausgeber des
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„Göttinger Musenalmanachs“ EB 89*; 255 Reinhold, Karl Leonhard (1758–1823), Philosoph, seit 1787 Professor in Jena, 1794 in Kiel, Mitarbeiter an Wielands „Teutschem Merkur“ 109; 43, 52, 63, 84, 206, 230, 243 –, Sophie Katharina Susanna, geb. Wieland (1768–1837), Tochter von Christoph Martin Wieland, dessen Frau 60, 458 Reitzenstein, Eleonore Luise von, geb. von Plotha (1743/48–1810), Hofdame in Weimar 274; 480 Rembrandt (Rembrandt Harmenszoon van Rijn) (1606–1669), niederländischer Maler 276 Reni, Guido (il Guido) (1575–1642), italienischer Maler, Radierer und Bildhauer 47 Ninus und Semiramis (Gemälde) 42; 47 Reventlow, F r i e d r i c h Carl Graf von (1755–1828), dänischer Diplomat und schleswig-holsteinischer Politiker 113; 31, 204, 239f., 243 –, Friederike Juliane (J u l i e) Gräfin von, geb. (Gräfin) von Schimmelmann (1763–1816), Schriftstellerin, seit 1789 vorwiegend auf Gut Emkendorf lebend, seit 1779 dessen Frau 97; 31, 178, 203f., 239 Richter, August Gottlieb (1742–1812), Mediziner, seit 1766 Professor in Göttingen, 1780 auch Leibmedikus, 1782 Hofrat, Schwiegervater von Justus Christian Loder EB 87*; 254 Richter, Johann Paul Friedrich (Jean Paul) (1763–1825), Schriftsteller, von 1787 bis 1789 Hauslehrer in Töpen bei Hof, von 1790 bis 1794 Lehrer in Schwarzenbach/S., von 1798 bis 1800 in Weimar, dann in Berlin, Meiningen und Coburg, seit 1804 in Bayreuth 197; 199, 444f.
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Register
Die unsichtbare Loge 283 Hesperus, oder 45 Hundsposttage 131, 135, 197; 282f., 296, 444 Quintus Fixlein 444 Ridel (Riedel), Cornelius Johann Rudolf (1759–1821), Jurist, von 1787 bis 1799 Erzieher des sachsenweimarischen Prinzen Carl Friedrich, 1794 Kammerrat, 1798 Geheimer Kammerrat, 1817 Kammerdirektor 58; 76, 172f., 425f. –, A m a l i a Charlotte Angelika, geb. Buff (1765–1848), seit 1791 dessen Frau 426 –, Friedrich Rudolf (1795–1863), Jurist in Weimar, wanderte 1832/33 in die Vereinigten Staaten von Amerika aus, Patenkind Goethes, deren Sohn 172, 425f. Riedel, Johann Anton (1736–1816), Maler, Radierer, Inspektor der Gemäldegalerie in Dresden 47 Verzeichniß der Gemälde in der Churfürstlichen Gallerie in Dresden 47 Riemann, Johann Ernst A u g u s t (1772–1826), Musiker in Weimar, seit 1790 erster Violinist der Hofkapelle, 1806 Repetitor der Oper, 1818 Musikdirektor 288; 508 Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845), Philologe, 1798/99 Privatdozent in Halle/S., seit 1801 Hauslehrer der Kinder Wilhelm von Humboldts in Tegel und Rom, ab 1803 in Weimar, Goethes Sekretär und Mitarbeiter, bis 1805 Hauslehrer von Goethes Sohn August, von 1812 bis 1820 Gymnasialprofessor, 1814 zweiter Bibliothekar, 1837 Oberbibliothekar 54, 59, 70f., 100, 221, 223, 251, 260, 362, 366, 395, 545, 547, 556f. Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter (Hrsg.) 70
Riepenhausen, E r n s t Ludwig (1762–1840), Zeichner und Kupferstecher in Göttingen 57, 110, 433f. G. C. Lichtenbergs ausführliche Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche (s. auch Lichtenberg, Georg Christoph) 57, 110, 433f. Robespierre, M a x i m i l i e n (François) Marie Isidore de (1758–1794), französischer Politiker, 1792 Führer der Jakobiner im Nationalkonvent 16, 31, 34f. Ueber die Grundsätze der politischen Moral 38; 31, 35 Rochow, Friedrich Eberhard von (1734–1805), preußischer Offizier, Gutsbesitzer, Domherr in Halberstadt, Pädagoge und Schriftsteller 125; 265 Form 125; 265 Rögglen, Christian Heinrich G o t t f r i e d (erw. 1784–1795), Schauspieler und Regisseur, von 1784 bis 1786 und von 1787 bis 1791 in Weimar, 1795 in Braunschweig 256 Rösch, Ernst Carl (gest. um 1836), Porzellanfabrikant in Ilmenau, Schwiegersohn von Christian Nonne 337 Roese, Christian Friedrich (1744–1806), Kaufmann und Besitzer einer Bleiweißfabrik in Eisenach, seit 1784 Hofagent EB 4; 228f. Rötsch, Johann Christian (1782–1834), Schauspieler und Theatersouffleur, von 1806 bis 1814 Schreiber Goethes 288f.; 508 Roller, Max s. Burchard, Friedrich Gottlieb Julius Romano, Giulio (Julius Roman) (Giulio di Pietro Gianuzzi) (1499–1546), italienischer Maler und Baumeister 180, 221; 397 Christus segnet die Kinder (Gemälde) 180, 221; 397, 400
Personen und Werke
Romanus, Carl Franz (1731–1787), Jurist, Kriegsrat in Dresden, Schriftsteller und Übersetzer Comödien 467 Adelphoe (Terenz-Bearbeitung) 467 Rosset, François de (1571–1619), französischer Schriftsteller und Übersetzer Les Nouvelles 〈…〉 De Miguel de Cervantes 199; 449 Rousseau, Jean-Jacques (1712–1778), französischer Philosoph und Schriftsteller 369, 398 Nouvelle Héloïse 369 Rudorff (Rudorf), L o u i s e Dorothea Ulrike Emilie (1777–1852), Kammersängerin, seit 1798 Frau von Carl Ludwig von Knebel 77, 296; 150, 508, 527f. –, Catharina (Sophia) Charlotte, geb. von Britzke (1728–1803), deren Mutter 527 –, deren Schwester 527 Russland, Katharina II. (die Große), Zarin von, geb. Prinzessin Sophie Auguste Friederike von AnhaltZerbst (1729–1796), seit 1745 verheiratet mit Zar Peter III., seit 1762 Regentin 73, 243; 136 Sachse, Johann Georg Christoph (erw. 1795), Buchbinder in Gotha 364 Sachsen-Gotha und Altenburg, Ernst II. Ludwig Herzog von (1745–1804), Regent seit 1772 64; EB 19, EB 25, EB 29, EB 70; 233–237, 250; 95, 185f., 474 –, Charlotte Herzogin von, dessen Frau EB 34, EB 38; 237, 239f. –, Emil Leopold A u g u s t Erbprinz von (1772–1822), dessen Sohn 25 –, August Prinz von (1747–1806), holländischer und sachsen-gothaischer General, dessen Bruder 77, 198;
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EB 9, EB 59, EB 60, EB 63, EB 102*; 188, 198, 230, 237, 246–248, 258, 270; 192, 209–212, 375, 418f., 443, 446, 451–453 〈Interpretation von Goethes „Mährchen“〉 201; 446, 452f. 〈Naturwissenschaftliche Anfragen im „Kaiserlich privilegirten ReichsAnzeiger“〉 99; 210f. Sachsen-Weimar und Eisenach, Anna Amalia Herzogin von, geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel (1739–1807), von 1758 bis 1775 Alleinregentin, Mutter des Herzogs Carl August 59, 72, 77, 174, 286; 32f., 60f., 95, 134–136, 147, 172f., 275, 323, 383, 412, 439, 458, 473, 527f. Sachsen-Weimar und Eisenach, Carl August von (1757–1828), seit 3. September 1775 Herzog von, seit 1815 Großherzog von A5, A 8, A 12, A 15, A 52, A 62; 3, 5f., 40f., 43, 48, 61, 65, 101, 107f., 121, 124, 154, 173–176, 230, 232, 239, 241, 273, 279, 287, 293, 301f., 304, 307–309, 314f.; 5–7, 11, 15, 17f., 23, 36, 40–42, 45–47, 50, 53, 59, 75f., 101, 106–108, 110f., 113f., 121, 125, 128, 138, 140, 143, 147, 149f., 156, 160, 162, 179, 202, 218, 224–226, 231, 234, 236, 252, 254f., 262, 268, 275f., 309, 335, 340, 346, 351–353, 355f., 360, 365f., 370, 374, 379f., 382–385, 392f., 439, 454, 474f., 477, 481–485, 489–494, 498f., 502f., 505, 510f., 521, 536, 541–543, 549, 559–562, 568, 571, 573–575 –, L o u i s e Auguste Herzogin von, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1757–1830), dessen Frau 174f., 273, 291; 109, 111f., 149, 166, 227, 275, 351f., 355, 379f., 383, 385, 451, 473, 476f., 507, 517
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Register
–, Carl Friedrich Erbprinz von (1783–1853), seit 1815 Erbgroßherzog, 1828 Großherzog, deren erster Sohn 384 –, Carl B e r n h a r d Prinz von (1792–1862), Reiseschriftsteller, deren zweiter Sohn 149 –, Friedrich Ferdinand C o n s t a n t i n Prinz von (1758–1793), dessen Bruder 95 Sachsen-Weimar und Eisenach, Ernst August I. Herzog von (1688–1748), seit 1707 Mitregent von Wilhelm Ernst, 1728 Alleinregent, Großvater von Herzog Carl August 337 Salis-Seewis, J o h a n n G a u d e n z Gubert von (1762–1834), schweizerischer Dichter und Offizier 84 Sangallo (San Gallo), Antonio da d. J. (Antonio di Bartolomeo Cordini) (1484–1546), italienischer Architekt 182f., 223; 398, 400f. 〈Modell der Peterskirche〉 182, 223 Scamozzi, Vicenzo (1548–1616), italienischer Baumeister und Architekturtheoretiker 181, 222; 399 L’idea della architettura universale 〈…〉 Gründ-Regeln der Bau-Kunst 181, 222; 399 Tutte l’opere d’architettura, et prospetiva (Hrsg.) 181, 222; 399 Schäfer (Schäffer), Johann Georg (1753–1828), Bäckermeister in Jena, 1788/89 Hofbäcker, später Obermeister der Innung, von 1794 bis 1810 Landkommissar, 1796/97 Baukämmerer, von 1809 bis 1825 Bürgermeister 295; 526 Schall, C a r l Heinrich (Christian Heinrich; Charles Hildon Shall) (um 1764–1806), Sprachlehrer, Schauspieler und Übersetzer englischer Herkunft, seit 1795 Schauspieler in Weimar, 1803 Gymnasialprofessor
für Englisch und Italienisch 314; 244, 390, 570 Schardt, Friederike S o p h i e Eleonore von, geb. von Bernstorff (1755–1819), seit 1778 Frau von Ludwig Ernst Wilhelm von Schardt, Schwägerin Charlotte von Steins 108f. Scheele, Carl Wilhelm (1742–1786), deutsch-schwedischer Chemiker, seit 1768 Apotheker in Stockholm, 1770 in Uppsala 37 Schenk (Schencke), Michael H e i n r i c h (1757–1819), Zimmermeister, Ratszimmermann und Feuerinspektor 550 Scherer, Alexander Nicolaus (von) (1771–1824), Chemiker und Physiker, 1794 Privatdozent in Jena, 1797 Bergrat, 1798 Lehrer in Weimar, 1800 Professor in Halle/S., dann u.a. in Potsdam und Berlin, 1803 Professor in Dorpat, seit 1804 in St. Petersburg 5; 11, 440 Schérer (Scherer), Jean-Benoît (Johann Benedikt) (1741–1824), französischer Jurist und Historiker 104 Greuel der Verwüstung 104 Schiffermüller, Johann I g n a z (1727–1806), österreichischer Jesuit, Theologe, Professor für architektonisches Zeichnen in Wien, nebenbei Zoologe, vor allem Schmetterlingsforscher 106 Versuch eines Farbensystems 63; 106 Schikaneder (Schickaneder), Emanuel (Johann Joseph Schickeneder) (1751–1812), Schauspieler, Sänger, Regisseur und Theaterdichter Die Zauberflöte (Libretto) 532 Schiller, Johann Christoph F r i e d r i c h (seit 1802: von) (1759–1805) Schriftsteller, Philosoph, Historiker, von 1789 bis 1799 Professor in Jena,
Personen und Werke
seit 1800 in Weimar 24, 24K1, 24K2, 34, 40, 43, 45, 55, 56, 57, 59, 60, 62, 65, 66K, 68, 69, 72, 74, 75, 79, 80, 82, 85, 87, 88, 90, 91, 93, 95, 96, 97, 98, 106, 109, 110, 111, 112, 113, 119, 120, 121, 124, 125, 129, 131, 135, 137, 138, 140, 142, 143, 144, 145, 149, 150, 151, 153, 155, 156, 157, 162, 163, 165, 167, 168, 170, 172, 180, 183, 184, 194, 195, 196, 199, 200, 201; EB 72, EB 82, EB 106, EB 114, EB 127, EB 130, EB 135; 58, 71, 77, 79, 87, 97, 109f., 113, 136, 144, 151, 178–181, 184, 192, 219, 222, 250f., 253f., 259, 261, 263–267; 29, 43f., 65, 69–74, 74–78, 79–87, 89–92, 108, 122–125, 127–133, 136–139, 144–146, 163–165, 167–172, 174–179, 184, 191–194, 197f., 201f., 205, 218–220, 222, 225–227, 230–238, 240–242, 244–250, 254, 258, 263–272, 282–286, 294–298, 302, 305, 309–313, 315f., 319–324, 326f., 329–331, 333–336, 342–347, 349f., 353f., 357f., 362, 368–381, 385–387, 389, 394, 398, 402f., 405–410, 415–424, 427–430, 439, 441–449, 453–458, 507 〈Brief über Ästhetik〉 380f. Das Schöne der Kunst s. 〈KalliasBriefe〉 Die Maltheser 166 Die Räuber 74, 77 Die sentimentalischen Dichter s. Ueber naive und sentimentalische Dichtung Die Verschwörung des Fiesko 76, 166 Dom Karlos (Don Carlos) 83, 288; 75, 77, 166f., 508 Egmont (Goethe-Bearbeitung) 166 Fortgesetzte Entwicklung des Erhabenen 137
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〈Gedichte〉 Archimedes und der Schüler 173; 381 Das Distichon 454 Das Reich der Schatten 345, 421 Das verschleierte Bild zu Sais 345 Der Abend / nach einem Gemählde 164; 368 Der Tanz 345 Die Ideale 345, 465 Die Macht des Gesanges 345, 465 Die Thaten der Philosophen 173; 381 Die Theilung der Erde 173, 197, 265; 381, 444, 457 Die vier Weltalter 237 Einem jungen Freund als er sich der Weltweißheit widmete 173; 381 Elegie 377 Freiheit in der Erscheinung ist eins mit der Schönheit s. 〈KalliasBriefe〉 Ilias 377 Poesie des Lebens 345 Stanzen an den Leser 164; 368f. Tabula votivae (mit Goethe) 244, 371, 408 Theophanie 173; 381 Würde der Frauen 164; 345, 368 Xenien (mit Goethe; s. auch unter „Werke Goethes“) 122, 132, 202–204; 44, 81, 86, 226, 258, 270, 283, 285, 305, 312, 350, 377, 381, 407f., 416, 427, 444, 454, 456f. Charis 204; 139, 465 Das Mährchen (Autorschaft unsicher) 457 Der Wolfische Homer (Autorschaft unsicher) 270, 377f. Die dreyfarbige Kokarde 15
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Register
Ein sechster (Ich bin ich) 44, 312 Elpänor 15 Jean Paul Richter (Autorschaft unsicher) 283, 444 Phlegyasque miserrimus omnes admonet 15 Socrates 417 Verfasser des Hesperus (Autorschaft unsicher) 444f. Kabale und Liebe 166 〈Kallias-Briefe〉 131, 137 Das Schöne der Kunst 137 Freiheit in der Erscheinung ist eins mit der Schönheit 137 Kleinere prosaischen Schriften 137 Merkwürdige Belagerung von Antwerpen in den Jahren 1584 und 1585 89f., 118, 211; 189, 249 Ueber Anmuth und Würde 77, 330 Ueber das Naive s. Ueber naive und sentimentalische Dichtung Ueber das Pathetische 137 Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen 84, 125, 132; 166, 174, 176, 190, 194, 219f., 241, 246f., 266, 282, 286, 324f., 347, 350, 357, 381 Ueber die nothwendigen Grenzen beim Gebrauch schöner Formen 170 Ueber epische und dramatische Dichtung (mit Goethe) 71, 325 Ueber naive und sentimentalische Dichtung 172; 354, 378, 409, 421, 423 Die sentimenalischen Dichter 189f., 197f.; 421–423, 441f., 445 Ueber das Naive 354, 378 Vom Erhabenen 73; 137 Wallenstein 79, 81 –, Louise Antoinette C h a r l o t t e (L o l o) (seit 1802: von), geb. von Lengefeld (1766–1826), dessen Frau 133, 178; 83, 110, 117, 128, 131,
–,
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135, 146, 148, 150, 155f., 159, 171–173, 199; 20, 70–72, 75–77, 138, 164, 166, 175, 231f., 237, 247f., 250, 282, 285, 314, 315–318, 320, 331, 343f., 348, 353, 378, 381, 403f., 439, 444, 447f. An Goethe 1808 317 Autun und Manon 316 Der Prozeß 316 Die beyden Wittwen 317 Die Brüder 316 Die neue Pamela 316 Die Nonne 316 Schillers Leben bis 1787 316 C a r l Friedrich Ludwig (seit 1802: von) (1793–1857), württembergischer Forstbeamter, seit 1824 Revierförster in Reichenberg (Württemberg), 1833 Oberförster in Rottweil, 1841 Forstmeister in Lorch und 1850 in Neuenstadt am Kocher, deren Sohn 131f.; 71, 282, 285, 316f., 386 E r n s t Friedrich Wilhelm (seit 1802: von) (1796–1841), seit 1815 Kammerassessor in Weimar, 1819 Assessor am Kreisgericht in Köln, 1820 am Landgericht, 1824 am Appellationsgericht, 1828 Rat am Landgericht in Trier, 1835 am Appellationsgericht in Köln, deren Sohn 71, 79f., 316, 318 C a r o l i n e Henriette Louise (seit 1802: von) (1799–1850), von 1826 bis 1830 Erzieherin in Karlsruhe (Schlesien), 1832 Gründerin und Leiterin einer Mädchenschule in Rudolstadt, seit 1836 Frau des Bergrats Franz Carl Emmanuel Junot, deren Tochter 110; 316, 386 Emilie von (1804–1872), seit 1828 Frau des bayerischen Kammerherrn Adelbert von Gleichen-Rußwurm, deren Tochter 316, 386 deren Kinder 71, 316, 439
Personen und Werke
–, Johann Caspar (1723–1796), Beamter, seit 1759 württembergischer Leutnant, 1767 Hauptmann, 1794 Obristwachtmeister in Stuttgart, 1775 außerdem herzoglicher Garteninspektor, dessen Vater 74 –, Elisabetha Dorothea, geb. Kodweiß (1732–1802), dessen Mutter 74 Schimmelmann, Carl Christian Graf von, seit 1782 Besitzer des Schlosses in Wandsbek östlich von Hamburg 31 Schkuhr, Christian (1741–1811), Botaniker, Zeichner und Universitätsmechaniker in Wittenberg 198 Botanisches Handbuch 198f. Schlegel, August Wilhelm (1767–1845), Schriftsteller, Übersetzer und Literaturwissenschaftler, seit 1795 in Jena, 1798 Professor, von 1801 bis 1804 in Berlin, dann u.a. auf dem Landsitz der Madame de Staël in Coppet am Genfer See und bis 1817 deren Reisebegleiter, 1813 schwedischer Regierungsrat und Sekretär des Kronprinzen Bernadotte von Schweden, 1816 in Paris, 1818 Professor in Bonn 203; 409, 457, 465f. 〈Rezension der „Horen“〉 203; 457, 465f. –, Carl Wilhelm F r i e d r i c h (1772–1829), Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1800/01 Privatdozent in Jena, dann in Berlin, Dresden und Paris, 1804 in Köln, seit 1808 in Wien, 1809 Sekretär bei der Hof- und Staatskanzlei, von 1815 bis 1818 erster Legationssekretär der österreichischen Gesandtschaft beim Bundestag in Frankfurt a. M., zuletzt in Dresden, dessen Bruder 457 Schlosser, Johann Georg (1739–1799), Jurist, Schriftsteller und Übersetzer, von 1773 bis 1794 markgräflich-ba-
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discher Beamter, Hof- und Regierungsrat in Emmendingen und Karlsruhe, 1794 Ansbach, 1796 in Eutin als Privatgelehrter, 1798 Syndikus in Frankfurt a. M., Goethes Schwager 68, 75, 97, 244; 54f., 66, 122, 142, 205f., 261 –, C o r n e l i a Friederike Christiane, geb. Goethe (1750–1777), Schwester Goethes, seit 1773 dessen erste Frau 142 –, J o h a n n a Catharina Sibylla, geb. Fahlmer (1744–1821), Freundin Goethes, seit 1778 dessen zweite Frau 142 –, L o u i s e Anna Maria (1774–1811), seit 1795 verh. mit Ludwig Nicolovius, Nichte Goethes, dessen Tochter mit Cornelia Schlosser 205f. Schlotheim, Ernst Friedrich von (1764–1832), Paläontologe, Botaniker und Beamter in Gotha, von 1791 bis 1828 Mitglied der Kammer, 1805 deren Vorsitzender, 1806 Vize- und 1817 Präsident der Kammer, 1818 Geheimer Rat, 1828 Oberhofmarschall 505 Schmid, Johann Wilhelm (1744–1798), Professor der Theologie in Jena, 1795 Prorektor der Universität 112; 236f., 561 Schmidt, Johann Christoph (1727–1807), Beamter, seit 1784 Mitglied des Geheimen Consiliums, 1788 Geheimer Rat und Kammerpräsident, 1802 Oberkammerpräsident 124; 262, 393, 551, 564 Schmidt, Philipp N i c o l a u s (1750–1823), Kaufmann und Bankier in Frankfurt a. M., befreundet mit Catharina Elisabeth Goethe 122 Schnauß, Christian Friedrich (1722–1797), Beamter in Eisenach und Weimar, Landschaftszeichner, 1743 Kabinettsekretär, 1763 Regie-
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Register
rungsrat, 1772 als Geheimer Assistenzrat im Geheimen Consilium, 1779 Geheimer Rat, seit 1786 in der Oberaufsicht der herzoglichen Bibliothek und des Münzkabinetts, seit 1788 Oberaufsicht der Freien Zeichenschule in Weimar A 60, A 62; 571, 573–575 Schocher, Christian Gotthold (1736–1810), um 1795 Magister der Philosophie und Privatlehrer in Leipzig 107f. Rechtfertigung der Schreibart, Teutsch 108 Soll die Rede auf immer ein dunkler Gesang bleiben 64; 107f. Schrader, Johann Friedrich (gest. 1796/98), Hüttenmeister in Richelsdorf, seit 1793 in Ilmenau 338 Schreiber, Johann Gottfried d. Ä. (1732–1797), Bergbeamter, Steiger in Marienberg, Markscheider in Johanngeorgenstadt, seit 1781 Berggeschworener in Ilmenau, Kaltennordheim und Kammerberg, 1791 Bergmeister A 39; 299; 338, 536, 538, 542 Schröder, Friedrich Ludwig (1744–1816), Schauspieler und Theaterdichter, Theaterdirektor in Hamburg 75 Schröder, Johann Friedrich (1737–1816), Mechaniker in Gotha, Aufseher über das physikalische Kabinett EB 148; 270; 451 Schuckmann, Caspar F r i e d r i c h von (1755–1834), Jurist, preußischer Beamter und Politiker, 1783 Assessor in Berlin, 1786 Rat bei der Breslauer Oberamtsregierung, 1790 Oberbergrichter, 1795 Kammerpräsident in Bayreuth, 1796 in Ansbach, 1806 in Pommern, 1810 Geheimer Staatsrat, 1814 Innenminister, 1830 Minis-
ter für Handel und Gewerbe 159; 254, 359–361 〈Epigramme〉 162; 361 –, H e n r i e t t e Eleonore Augusta von (1769–1799), geb. von Lüttwitz auf Mittelstein, Tochter von Hans Wolf von Lüttwitz, dessen zweite Frau 360 –, H e r m a n n Heinrich von (1793–1841), dessen Sohn 162; 361 Schütz, Christian Gottfried (1747–1832), Professor der Poesie und Beredsamkeit in Jena, Herausgeber der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ 139, 245, 304, 457, 465f. 〈Rezension der „Horen“〉 245, 457, 465f. Schütz, Johann Georg (1755–1813), Maler und Radierer in Frankfurt a. M., von 1784 bis 1790 in Rom 〈Zeichnung eines Kandelabers〉 71; 126 Schütz, Wenzel Joseph (gest. 1806), Theaterschneider 290, 292, 294; 513–515, 518, 523, 530–532 –, dessen Familie 523 Schultheß, Anna Barbara (B ä b e), geb. Wolf (1745–1818), Frau des Seidenfabrikanten David Schultheß in Zürich, Freundin Johann Caspar Lavaters und Goethes EB 41, EB 144; 241, 269 Schultz, Christoph L u d w i g F r i e d r i c h (1781–1834), preußischer Beamter in Berlin, 1818 Geheimer Oberregierungsrat 70, 86 Schumann, Friedrich W i l h e l m (1765–1850), Schreiber, von 1791 bis 1795 in Goethes Diensten, 1805 Landschaftskassenkalkulator, um 1815 Leihhauskassierer 296; 5, 26, 529 Schuricht (Schurigt), Christian Friedrich (1753–1832), Architekt und Zeichner in Dresden 52f., 58; 58, 60, 94, 153
Personen und Werke
〈Zeichnungen zu Goethes Wohnhaus〉 58f. 〈Zeichnungen zum Römischen Haus〉 53; 60 Schuricht (Schurigt), Johann Christoph, Obersteuerkanzlist in Dresden 49 Schwan, Christian Friedrich (1733–1815), Inhaber der Mannheimer Hofbuchhandlung 76 Schwarzburg-Rudolstadt, Auguste Louise Friederike Fürstin von, geb. Prinzessin von Sachsen-Gotha und Altenburg (1752–1805), Frau des 1793 gestorbenen Fürsten Friedrich Carl von Schwarzburg-Rudolstadt 312 Schwarzburg-Rudolstadt, Ludwig Friedrich II. von (1767–1807), seit 1793 regierender Fürst, Sohn von Friedrich Carl von SchwarzburgRudolstadt 507, 513f. –, C a r o l i n e Luise von, geb. Prinzessin von Hessen-Homburg (1771–1854), Tochter des Landgrafen Friedrich V. Ludwig von HessenHomburg, seit 1791 dessen Frau 507 Schweden, Gustav III. von (1746–1792), seit 1771 König 231, 234 Siri Brahe, oder die Neugierigen 231, 234 Sciarra, Familie in Rom 183; 401 Seckendorff (Seckendorff-Gudent/Gudend), Ernst A u g u s t von (1765–1835), kurfürstlich-sächsischer Hofbeamter, seit 1782 Silberpage, 1787 Kammerpage, 1800 Kammerherr in Dresden, Kunstsammler 155 Seckendorff (Seckendorff-Gudent), Gustav Anton von (Ps.: Patrick Peale) (1775–1823), Schriftsteller, von 1796 bis 1798 in Amerika, 1799 Assessor bei der Landes-ÖkonomieManufaktur- und Kommerziende-
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putation in Dresden, 1804 auch Amtshauptmann in Torgau, 1806 Kammerjunker, 1807 Kammerdirektor in Hildburghausen, 1812 Privatdozent in Göttingen, 1814 Professor am Collegium Carolinum in Braunschweig, seit 1821 in Amerika 107 Seconda, Jakob Bartholomäus F r a n z (1755–1833), Schauspieler, von 1789 bis 1814 Prinzipal einer Theatergesellschaft, seit 1794 vorwiegend in Dresden, Prag und Leipzig, 1814 Ökonom des Hoftheaters in Dresden 569 Sedaine, Michel-Jean (1719–1797), französischer Dramatiker 508 Richard Cœur de Lion (Libretto) 288; 508 Seeger, Johann Georg (um 1748–1802), Beamter in Weimar, seit 1777 Kanzlist in der Kriegskommission, 1789 Kriegssekretär sowie Rechnungsführer bei der gewerkschaftlichen Hauptkasse des Ilmenauer Bergbaus, 1795 auch Kassierer in der Kriegskommission 338 Seidel, P h i l i p p Friedrich (1755–1820), Hauslehrer Cornelia Goethes in Frankfurt a. M., Sekretär Johann Caspar Goethes, von 1775 bis 1785 Sekretär Goethes in Weimar, seit 1785 Kammerkalkulator und seit 1789 Rentkommissar an der herzoglichen Kammer in Weimar 70; 153f., 309; 195, 338, 530, 558 Seidler, Heinrich Friedrich Wilhelm (1750–1819), Kirchenbeamter in Weimar, seit 1774 Oberkonsistorialakzessist, 1780 Oberkonsistorialsekretär, Mitwirkender am Liebhabertheater und im Chor der Hofkapelle 290; 510–512 Sellaer (Sellar), Vincent (Vinzent) (1490–1564), flämischer Maler 397
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Register
Christus segnet die Kinder (Gemälde) 397 Serlio, Sebastiano (1475–um 1554), italienischer Baumeister und Architekturtheoretiker 181, 222; 399 Tutte l’opere d’architettura, et prospetiva 181, 222; 399 Seyfarth, J o h a n n e s Andreas (1771–1819), Beamter in Weimar, Souffleur und Theaterkassierer, seit 1810 Hoftheatersekretär, auch Inspektor bei der Hofbrauerei und -bäckerei 480, 527 Shakespeare, William (1564–1616), englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler 235f., 299, 344 Hamlet 235f. King Lear 156; 344 Silberschlag, Johann Esais (1721–1791), Theologe und Naturforscher Ausführlichere Abhandlung der Hydrotechnik oder des Wasserbaus 551 Smith, Robert (1689–1768), englischer Mathematiker, Astronom und Musiktheoretiker 126 A compleat system of opticks in four books 126 Soemmerring, Samuel Thomas (seit 1808: von) (1755–1830), Anatom und Naturforscher, 1779 Professor in Kassel, 1784 in Mainz, 1795 Arzt in Frankfurt a. M., 1805 in München, Mitglied der Akademie der Wissenschaften 5, 30, 38, 83, 117, 139; EB 141; 61, 268; 11–16, 97–100, 222f., 279–281, 327–329 De foramine centrali 66, 130, 149; 13, 25, 114–120, 122, 328 Erasmus Darwin: Zoonomia or the Laws of organic Life (Rezension) 149; 328 Mainz. In der Beylage zu No. 86. der med. chir. Zeitung 6; 16 Über den natürlichen Unterschied
der Gesichtszüge in Menschen verschiedener Gegenden und verschiedenen Alters (Camper-Übersetzung) 132 Vom Baue des menschlichen Körpers 66, 149; 114, 116f., 328 –, Margarethe Elisabeth (1768–1802), geb. Grunelius, dessen Frau 61, 130; 15, 99f., 223, 280 –, Detmar Wilhelm (1793–1871), deren ältester Sohn 61; 15, 99 Sokrates (469–399 v. Chr.), griechischer Philosoph 407, 416f., 430 Solbrig, Carl Friedrich (Christian Gottfried) (1773/74–1838), Deklamator, Schauspieler und Schriftsteller 107 Sosius, römische Buchhändlerfamilie zu Kaiser Augustus’ Zeiten 202; 455 Spinoza, Baruch (Benedictus) de (1632–1677), niederländischer Philosoph 63, 204 Sprengel, Christian Konrad (1750–1816), Botaniker in Berlin, von 1780 bis 1794 Rektor der Stadtschule in Spandau 19 Das entdeckte Geheimnis der Natur 7; 19 Staël-Holstein, Anne Louise G e r m a i n e de, geb. Necker (1766–1817), französische Schriftstellerin, von 1803 bis 1814 u.a. in Weimar und Berlin, in Italien, Österreich und der Schweiz, Frau des schwedischen Gesandten Eric Magnus Staël von Holstein 164f., 170; 369, 372 Essai sur les fictions 164f., 198; 369, 372, 374, 376, 445 Staff, Amalie F r i e d e r i k e von, geb. von Voß (1764–1796), Enkelin von Herzog Ernst August I. von SachsenWeimar und Eisenach, Schwester von Amalie von Voß 195, 249; 437 –, Christian Friedrich August von
Personen und Werke
(1755–1823), 1776 Hof- und Kammerjunker, 1789 Kammerherr und Oberforstmeister, seit 1792 in Eisenach, 1804 Landjägermeister und 1815 Oberjägermeister, deren Ehemann 437 Stahl, Georg Ernst (1659–1734), Mediziner, Chemiker und Metallurg, seit 1694 Professor in Halle/S., 1716 Leibarzt von Friedrich Wilhelm I. in Berlin 37 Stark, Johann Christian (1753–1811), Mediziner, Gynäkologe, seit 1779 Professor der Medizin in Jena, 1785 auch Direktor des älteren klinischen Instituts, 1786 Hofrat und sachsenweimarischer Leibarzt, 1804 Direktor des Hebammeninstituts sowie Amtsund Stadtphysikus 193*; 439f. –, Louise Christiana Friedericka, geb. Polz (1763–1832), seit 1783 dessen Frau 196; 441 Steffany (Stephani), Georg Christoph (um 1749–1807), Beamter in Weimar, seit 1777 Bauschreiber, 1789 Bauverwalter, 1799 Bauinspektor, 1804 Rat und Kammerverwalter EB 40, EB 51, EB 108, EB 132, EB 142; 122, 241, 244, 259, 266, 269, 284; 88, 256f., 484f., 490, 493, 500, 504, 564 Stein, Charlotte Albertine Ernestine von, geb. von Schardt (1742–1827), bis 1764 Hofdame der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1775 Freundin Goethes 71; 22f., 121, 127, 222, 232, 247, 255, 315–317, 335, 409, 444 –, Gottlob Friedrich (F r i t z) Constantin von (1772–1844), von 1783 bis 1786 Goethes Zögling, 1791 Student in Jena, von 1794 bis 1797 Kammerassessor und Kammerjunker, seit 1795 Volontär der preußi-
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schen Domänenkammer in Breslau, von 1798 bis 1807 preußischer Kriegs- und Domänenrat, 1810 Generallandschaftsrepräsentant, Gutsbesitzer in Schlesien, deren Sohn 8, 39, 41, 103, 104; 125; 21–23, 108, 120–123, 125–127, 143, 151, 222, 254–256, 264, 315, 355, 409, 482 Steiner (Steinert), Johann Friedrich Rudolf (1742–1804), Architekt aus Braunschweig, um 1770 in Sondershausen, seit 1775 Baukontrolleur in Weimar, 1791 Baumeister 120, 124, 302, 304f., 308; 252, 262, 338, 537, 544, 547f., 556 Sterne, Lawrence (Ps.: Yori[c]k) (1713–1768), englischer Schriftsteller 444 Stichling, Karl Wilhelm K o n s t a n t i n (1766–1836), Jurist, seit 1793 Kammerkommissionssekretär, 1799 Rat, 1804 auch Steuerrat, 1817 Geheimer Kammerrat, 1823 -direktor, 1835 mit dem Titel Präsident, Schwiegersohn von Christoph Martin Wieland, seit 1809 in zweiter Ehe verh. mit Luise von Herder 5 Stock, Jacob (1745–1808), Fabrikant und Bankier in Frankfurt a. M, seit 1791 Senator, 1804 Jüngerer Bürgermeister, 1805 Schöffe 63, 63K, 118; 181–183, 184f., 281 –, E s t h e r Maria Margarete, geb. Moritz (1755–1825), Jugendfreundin Goethes, seit 1778 dessen Frau 88, 211; 182 –, Johann Konrad (gest. 1753), Fabrikant und Bankier in Frankfurt a. M., dessen Vater 181 –, Johann Georg (1670–1731), Fabrikant und Bankier in Köln, seit 1714 in Frankfurt a. M., dessen Großvater 181 Stock, Johanna Dorothea (D o r a)
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Register
(1760–1832), Malerin in Dresden 20, 49, 75, 96 –, Anna Maria Jakobine (M i n n a), deren Schwester s. Körner, Minna Stoelzel, Christian Friedrich (1751–1816), Zeichner und Hofkupferstecher in Dresden 346 〈Titelkupfer zu Christoph Wilhelm Hufelands „Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern“〉 346 Stolberg-Stolberg, Christian Graf zu (1748–1821), Jurist, Schriftsteller und Übersetzer, von 1777 bis 1800 dänischer Amtmann in Tremsbüttel (zwischen Hamburg und Lübeck), danach auf seinem Gut in Windebye bei Eckernförde 31 –, Friedrich (Fritz) Leopold Graf zu (1750–1819), Schriftsteller und Übersetzer, 1772 Mitglied des Göttinger Hains, seit 1777 fürstbischöflich-oldenburgischer Gesandter in Kopenhagen, 1781 Vizehofmarschall in Eutin, 1789 dänischer Gesandter in Berlin, 1791 Kammerpräsident in Eutin, ab 1800 in Münster, dessen Bruder 185; 31, 300f., 407, 415–417, 430f. Auserlesene Gespräche des Platon 185, 188; 407f., 415–417, 430f. Suhl, Ludwig (Ludewig) (1753–1819), Lehrer, Bibliothekar, Pastor und Jurist in Lübeck 161 Die Historie v¯a reynaert de vos 161 Sutor, C h r i s t o p h Erhard (1754–1838), von 1776 bis 1795 Goethes Diener und Schreiber, 1782 auch Spielkartenfabrikant und Inhaber einer Leihbibliothek in Weimar 229; 529 Taylor, William (1765–1836), englischer Schriftsteller, Literaturkritiker und Übersetzer, von 1779 bis 1782 auf Reisen in den Niederlanden,
Frankreich, Italien und Deutschland 146 Iphigenia in Tauris (engl. Übersetzung) 76, 231; 145f. Terenz (Publius Terentius Afer) (um 195–159 v. Chr.), römischer Komödiendichter 467 Adelphoe 204; 467 Die Brüder 204; 467 Theokrit (Theokritos) (um 305 v. Chr.), griechischer Dichter 305 Thomin, Marc Mitouflet (1702–1752), französischer Optiker Traité d’optique mechanique 126f. Thon, Carl Christian (1763–1831), Jurist und Kaufmann 8; 23 Thümmel, Moritz August von (1738–1817), Schriftsteller und Übersetzer, von 1768 bis 1783 Geheimer Rat und Minister in Coburg, danach Privatier in Gotha 84 Reise in die mittäglichen Provinzen von Frankreich im Jahr 1785 bis 1786 465 Thunberg, Karl Peter (Carl Per) (1743–1828), schwedischer Botaniker, Arzt und Reisender, seit 1781 Professor in Uppsala 522 Tibull (Albius Tibullus) (um 50–um 19 v. Chr.), römischer Dichter 305 Tintoretto, Jacopo (Jacopo Robusti) (1518–1594), venezianischer Maler 276 Titius, Carl Heinrich (1744–1813), Mediziner, Mineraloge und Zoologe, seit 1778 Inspektor der Naturaliensammlung in Dresden 116 Tizian (Tiziano Vecellio) (1477 oder 1488/90–1576), italienischer Maler 42 Venus (Gemälde) 42f., 48; 47, 50, 53 Trabitius (Trapizius), Johann N i c o l a u s (1739–1807), Bibliotheks- und
Personen und Werke
Museumsdiener, Schlosstorwärter in Jena EB 5, EB 117; 229, 262; 374 Trichet du Fresne, Raphael (1611–1661), französischer Kunstschriftsteller 171 Trattato della pittura di Lionardo da Vinci 171 Uebel (Übel), Christian Heinrich Friedrich (erw. 1795–1808), Zimmermeister (Ratszimmermeister) und Magister in Jena 295; 524, 526 Ulrich, Carl, Pflegesohn Christian Gottfried Körners 237 Unbekannte Adressaten von Briefen Goethes –, in Frankfurt a. M. EB 52, EB 66 –, in Göttingen EB 78, EB 145 –, in Jena EB 16, EB 74, EB 75, EB 76, EB 77, EB 84, EB 85, EB 90, EB 92, EB 100, EB 103, EB 105, EB 133, EB 134, EB 136, EB 138, EB 139 –, in Weimar EB 6, EB 126 Unger, J o h a n n F r i e d r i c h Gottlieb (1753–1804), Verleger, Buchdrucker, Buchhändler und Holzschneider in Berlin, 1790 Mitglied des Senats der Akademie der Künste 27, 114; EB 10, EB 20, EB 37, EB 43, EB 67, EB 73, EB 79, EB 80, EB 91, EB 96, EB 110, EB 111, EB 119, EB 121, EB 124, EB 129, EB 140; 70, 89, 111, 231, 234, 237, 240–242, 248f., 251f., 255, 257, 260, 262–265, 268; 30, 35, 90–93, 95, 124, 146, 162, 187, 205, 219, 223, 226, 234, 245, 248, 271–273, 296, 316, 320, 345, 357, 370, 374, 408, 421f., 430 Unruh, Johann Heinrich (Friedrich) Christoph (1753–1809), Buchdrucker in Weimar 68, 328 Unzelmann, F r i e d e r i k e Auguste Konradine, geb. Flittner
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(1760–1815), Schauspielerin und Sängerin, seit 1788 in Berlin 308 Valett, Johann Jacob Meno (1758–1850), Philologe, Pädagoge und Übersetzer, von 1794 bis 1799 Privatdozent für klassische Philologie in Kiel, 1800 Schulrektor in Otterndorf, 1810 in Glückstadt, 1814 in Stade, 1833 privatisierend in Hamburg Das gerettete Venedig (Otway-Übersetzung) 83; 166 Vanderbourg, Martin Marie Charles de Boudens de (1765–1827), französischer Schriftsteller und Übersetzer 239 〈Gedicht〉 114; 239f. Vanucci, Pietro di Cristoforo s. Perugino, Il Varnhagen von Ense, Antonie Friederike s. Levin, Rahel Veit, David Joseph (1771–1814), von 1793 bis 1796 Student in Göttingen, seit 1799 Arzt in Hamburg, Schriftsteller 178, 308, 450 Veltheim, Friedrich (Friedrich Meister) (um 1770–nach 1825), Schauspieler und Prinzipal, um 1795 in Breslau, 1796 in Weimar, 1797 wieder in Breslau, 1805 in Danzig, 1808 in Königsberg, Gründung einer Theatergesellschaft, 1809 in Berlin, dann Reisen in Norddeutschland und Dänemark, 1817 in Kassel, Würzburg, Mainz und Wiesbaden, 1818 in Bamberg, seit etwa 1822 in Dresden lebend 314; 569 Vent, Johann Christoph Gottlob (Gottlieb) (1752–1822), Ingenieuroffizier in Weimar, Baukondukteur, 1792 Leutnant, 1802 Hauptmann, 1809 Rat im Landschaftskollegium, 1813 auch Leiter des mathematischen Büros A 46; 153, 250, 283, 305;
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Register
337–339, 441, 498, 549f., 552, 553, 554 Vergil (Publius Vergilius Maro) (70–19 v. Chr.), römischer Dichter 302f. Eclogae (Bucolica) 298, 300, 303 Georgica 302f. Verschaffelt (Verschaffeldt), Maximilian von (1754–1818), flämischer Maler, Bildhauer und Baumeister, von 1782 bis 1793 in Rom, seit 1793 in München und Wien 396 Vieweg, Johann Friedrich (1761–1835), Verlagsbuchhändler in Berlin, 1799 in Braunschweig 91 Vinci, Leonardo da s. Leonardo da Vinci Vitruv (Vitruvius Pollio) (1. Jh. v. Chr.), römischer Architekt und Ingenieur 397f. De architectura libri decem 397f. Vogel, Christian Georg Carl (1760–1819), von 1782 bis 1789 sowie auch später Schreiber und Sekretär Goethes, seit 1789 Geheimer Kanzlist, 1794 Geheimer Botenmeister, 1802 Geheimer Kanzleisekretär in Weimar, 1815 Kanzleirat, Geheimer Sekretär und Schatullenverwalter des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach 531 Vogel, Georg Wilhelm (1743–1813), Jurist, Beamter und Sekretär, Gerichtsdirektor und Rat in Köstritz, seit 1792 in Jena, Landschaftskassierer, zuletzt Kreiskassierer, von 1793 bis 1809 Bürgermeister 526 Vohs, Johann H e i n r i c h Andreas (1762–1804), von 1792 bis 1802 Schauspieler und Regisseur in Weimar, danach Theaterdirektor in Stuttgart A 7, A 18, A 21, A 23, A 26; 289f.; 166, 488, 506, 513–518, 522f., 531
Voigt, Christian Gottlob d. Ä. (seit 1807: von) (1743–1819), von 1777 bis 1791 Mitglied der Weimarer Regierung, von 1788 bis 1814 der Kammer, von 1791 bis 1815 des Geheimen Consiliums, seit 1789 Geheimer Regierungsrat, 1794 Geheimer Rat 14, 20, 25, 29, 67, 81*, 84, 101, 105, 107, 108, 147, 174, 182, 185, 186, 187; EB 99; A 17, A 19, A 35, A 41, A 42, A 43, A 44, A 47, A 48, A 49, A 50, A 57, A 61; 6, 60, 81, 119, 152, 170, 184, 257, 278, 284, 312; 5, 7, 15, 18, 35, 38f., 40f., 44, 54f., 63–65, 67, 87–89, 91, 96f., 138, 161, 173, 191, 202, 221, 223–225, 234, 251f., 256f., 259–263, 325, 334, 336–341, 345, 373, 391–393, 413–415, 424–426, 429, 482–484, 490, 493, 499f., 504f., 510–512, 535–538, 545–551, 554–558, 560f., 565, 567f., 572f. –, Johanna Viktoria (seit 1807: von), geb. Hufeland, seit 1765 verw. Michaelis (1741–1815), seit 1770 dessen Frau 60, 154; 96, 340 –, Christian Gottlob d. J. (seit 1807: von) (1774–1813), Beamter, seit 1796 Regierungsassessor in Weimar, 1798 Regierungsrat, 1801 auch Geheimer Archivar, 1806 Geheimer Regierungsrat, deren Sohn 305; 548 Voigt, Johann Carl Wilhelm (1752–1821), Geologe und Mineraloge, Studium an der Bergakademie in Freiberg/Sachsen, seit 1783 Bergbeamter in Weimar, 1789 Bergrat in Ilmenau, Bruder von Christian Gottlob Voigt A 40; 123, 299, 303f., 307; 261, 338, 536–538, 543, 544, 546, 548, 554–556 Voigt, Johann Gottfried, Hof- und Bücherkommissar, Inhaber einer
Personen und Werke
Leihbibliothek in Jena, seit 1795 Inhaber der vormals Gollnerschen Buchhandlung 91; 193 Voigt, Johann Heinrich (1751–1823), Gymnasialprofessor in Gotha, 1789 Professor der Mathematik in Jena, 1798 Hofrat, 1817 Geheimer Hofrat 112; 237 Volta, A l e s s a n d r o Giuseppe Antonio Anastasio (1745–1827), italienischer Physiker 290, 405 Voltaire (François Marie Arouet) (1694–1778), französischer Schriftsteller und Philosoph 156; 353 Micromégas 345 Zadig, ou La destinée 101; 218, 345 Voß, A m a l i e Friederike Wilhelmine Ernestine von, geb. von Voß (1763–1809), Enkelin von Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar und Eisenach und Schwester von Friederike von Staff 191; 436f. –, Carl Friedrich von (1732/33–1811), preußischer Offizier, seit 1795 deren Ehemann 195; 437 –, Christian Heinrich W i l h e l m von (1736–1771), Offizier in hannoverschen, braunschweigischen und gothaischen Diensten, deren Vater 436 –, Ernestine Auguste Wilhelmine von, geb. (Münchthal) von Brenn (1730–1772), natürliche Tochter von Herzog Ernst August I. von SachsenWeimar und Eisenach, seit 1760 Frau von Christian Heinrich Wilhelm von Voß, deren Mutter 437 –, C a r o l i n e Luise von (1764–1806), deren Schwester 437 Voß, Johann Heinrich (Hinrich) d. Ä. (1751–1826), Schriftsteller, Übersetzer und Philologe, seit 1782 Schulrektor in Eutin, 1802 Privatgelehrter in Jena, 1805 in Heidelberg 126, 126K; EB 27, EB 53; 53, 135, 236,
661
245; 61, 84, 267, 298, 299–303, 304f. 〈Abhandlung über die Hähne der Götter〉 (Plan) 298, 305 Abschied an Herrn Heyne 136, 219; 303 Alte Weltkunde 298 Des Publius Vergilius Maro Landbau (Übersetzung) 300, 304 Erinnerungen aus meinem Jugendleben 299 〈Gedichte〉 An Göthe (Ode) 301 An Goethe (Sonett) 302 Die Leibeigenschaft 300 Gedichte (Ausgabe von 1795) 136, 219; 303 Homers Ilias (Übersetzung) 245; 61, 173, 188, 190, 300f., 366 Homers Odüßee (Übersetzung) 61, 300f., 366 Luise / Ein lændliches Gedicht in drei Idyllen 125, 136, 219; 267, 300f., 303 Des Bräutigams Besuch 300 Luise 300, 303 Luise. An Schulz 300, 303 Musen-Almanach für das Jahr 1776〈–1798; 1800〉 136, 219; 299f., 303, 457 Mythologische Briefe 298, 303 〈Rezension von Christian Gottlob Heynes „Homeri carmina“〉 304 〈Über alte Geographie〉 (AufsatzPlan) 298 Über des Virgilischen Landgedichts Ton und Auslegung 304 Virgils vierte Ekloge 136, 219; 300, 303 Wie ward Friz Stolberg ein Unfreier? 300 Zeitmessung der deutschen Sprache 300 –, Marie Christiane (Christine) Henriette E r n e s t i n e, geb. Boie
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Register
(1756–1834), Schwester von Heinrich Christian Boie, seit 1777 dessen Frau 236; 299, 301f., 305 –, Johann H e i n r i c h d. J. (1779–1822), Philologe, Übersetzer und Pädagoge, 1804 Gymnasialprofessor in Weimar, 1807 Professor in Heidelberg, deren Sohn 300, 302f. –, A b r a h a m Sophus (1785–1847), Philologe, Übersetzer und Pädagoge, 1810 Gymnasialprofessor in Rudolstadt, 1821 in Kreuznach, deren Sohn 300 –, Johann Heinrich (1714–1778), Zolleinnehmer, Bier- und Branntweinwirt in Penzlin (Mecklenburg), dessen Vater 299 Vulpius, Christian August (1762–1827), Schriftsteller und Dramaturg in Weimar, seit 1797 Bibliotheksregistrator, 1800 Bibliothekssekretär, 1805 Bibliothekar, 1816 Rat 112, 244, 507 Circe (Libretto-Bearbeitung) 149 Claudine von Villa Bella (SingspielBearbeitung) 200; 267, 450 Das Sonnenfest der Braminen (Libretto-Bearbeitung) 227 Die heimliche Heirath (LibrettoBearbeitung) 149 Die vereitelten Ränke (LibrettoBearbeitung) 149, 172f. Die Zauberflöte (Libretto-Bearbeitung) 265, 273, 288; 476, 508, 531f. König Theodor in Venedig (LibrettoBearbeitung) 476f. Max Roller (Dramen-Bearbeitung) 166 –, Sophia Friederica Charlotte (1781–1782), dessen Halbschwester 113 Vulpius, Johanna Christiana (C h r i s t i a n e) Sophia (1765–1816), Schwester von Christian August Vulpius, seit 1788 Goethes Lebensge-
–,
–,
–,
–,
fährtin, 1806 dessen Frau 36, 37, 99, 100, 102, 127, 128, 130, 132, 134, 136, 146, 148, 164, 166, 175; 78, 264f.; 109–114, 153–155, 182, 250f., 253, 288, 297, 306–312, 314, 317–319, 321f., 336f., 341, 345, 372–375, 381f., 393f., 400 A u g u s t Walther (1789–1830), getauft am 27. Dezember 1789, seit Mai 1801 A u g u s t Walther von Goethe, Jurist, von 1808 bis 1811 Student in Heidelberg, seit 1810 Kammerassessor in Weimar, 1811 Wirklicher Assessor, 1813 Hofjunker, 1815 Kammerrat und Kammerjunker, 1823, Geheimer Kammerrat, 1826 Kammerherr, deren und Goethes Sohn, gest. als Julius August Walther von Goethe 58, 65, 119, 121, 137, 139, 143–146, 153–155, 170f., 249; 89, 111f., 114, 250f., 253, 305, 308, 311, 314, 319, 322, 325, 336f., 340f., 373, 375, 386, 400 〈Sohn〉 (14. Oktober 1791), Totgeburt, bestattet am 15. November 1791, deren und Goethes zweites Kind 400 Carolina (21. November bis 3. Dezember 1793), getauft am 21. November 1793, bestattet am 4. Dezember 1793, deren und Goethes drittes Kind 400 Carl (30. Oktober bis 16. November 1795), bestattet am 18. November 1795, deren und Goethes viertes Kind 173, 177, 179, 182, 184, 266f.; 79, 378, 382, 386, 393f., 400, 402f., 409
Wachtel, Johann Gottfried (1724–1805), Hofgärtner, zunächst in Oßmannstedt, dann in Jena 3, 275f., 278f.; 6, 484f., 493
Personen und Werke
Wacker, Johann Friedrich (1730–1795), Numismatiker und Kunstsammler, kurfürstlich-sächsischer Inspektor der Sammlungen von Altertümern und des Münzkabinetts in Dresden 78f.; 152f., 155 Wäser, Johann Christian (1742–1781), Schauspieler und Theaterintendant, seit 1770 in Leipzig, dann Dresden, 1772 in Breslau 569 Wagner, Johann G o t t l i e b Daniel (1774–1824), Gärtner in Jena, von 1795 bis 1819 im botanischen Garten, seit 1803 Hofgärtner 495, 565 Waitz, J o h a n n Christian Wilhelm (1766–1796), Zeichner und Kupferstecher, seit 1788 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar 315f.; 574 Waldersee, F r a n z Johann Georg (1786: Graf von) (1763–1823), Schriftsteller, 1784 Kammerassessor in Breslau, Domänenrat, 1790 als Oberfinanzrat ausgeschieden, dann in Dessau lebend, seit 1817 Geheimrat und Oberhofmeister, Sohn des Fürsten Leopold III. von AnhaltDessau mit Johanna Eleonore von Waldersee 46; 139–141 Walter, Johann Gottlieb (1734–1818), Mediziner und Anatom, seit 1766 Professor in Berlin 13 Walter, Johann I g n a z (1755–1822), Sänger, Komponist, Theaterdirektor, 1786 in Mainz, 1792 in Hannover und Bremen, 1804 Direktor des Theaters in Regensburg EB 94; 256 Walther, Philipp Franz von (1782–1849), Chirurg und Augenarzt, von 1818 bis 1830 Professor in Bonn 317 Weber, Franz Anton von (1734–1812), Offizier, Beamter, Musikdirektor, Theaterdirektor 517 –, Genofeva von, geb. Brenner
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(1764–1798), Sängerin in Weimar, dessen Frau 288; 508, 517 Wedel, Otto Joachim M o r i t z von (1752–1794), Beamter, seit 1763 Page, 1772 Hof- und Jagdjunker, 1775 Kammerjunker und Hofmarschall, 1776 Kammerherr und Oberforstmeister, 1788 Mitglied des Kammerkollegiums, 1789 auch Mitglied der Schlossbaukommission 551 Weißhuhn, Friedrich August (1759–1795), Philosoph, seit 1787 Magister in Leipzig, 1794 Privatdozent in Jena 112, 193; 144, 235–237, 241, 421f., 431 Beiträge zur Synonymistik 111f., 114; 235f., 240f. Sätze und Gegensätze zur Grundlegung eines neuen Systems der Philosophie 189, 193; 421f., 431 Weißmantel (Weismantel), Magdalena Sophia, geb. Heim (1751–1837), seit 1771 Frau des Arztes und Blumenzüchters Johann Nicolaus Weißmantel in Erfurt, 1790 verw. 232 Wendel, François Ignace de (1741–1795), französischer Artillerieoffizier, Ingenieur und Industrieller, seit 1779 Besitzer der Gießereien von Indret bei Nantes, 1781 Mitgründer einer Gießerei in Le Creusot (Burgund), seit 1793 Emigrant in Ilmenau 299, 301–304, 307, 309; 261, 535–538, 541, 543f., 546–548, 556, 558 Wentzel (Wenzel), Christian Friedrich (1739–1809), Beamter in Ilmenau, 1773 Postmeister, 1782 auch Reststeuereinnehmer, dann Steuereinnehmer, der Unterschlagung von Steuergeldern überführt, Flucht nach Wien 556 Wenzel, Christian Friedrich (um
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1735–1770), Aufseher beim Kupferstichkabinett in Dresden Verzeichniß der Gemälde in der Churfürstlichen Gallerie in Dresden 47 Werthes, Friedrich August Clemens (1748–1817), Schriftsteller und Übersetzer, 1781 Professor an der Hohen Carlsschule in Stuttgart, seit 1784 in Pest, nach 1797 in Stuttgart und Ludwigsburg lebend 76 Weyrauch, Vincent (1765–1802), Schauspieler in Weimar A 22, A 24; 516f., 519f., 531 –, Maria Anna Theresia (Jeannette) Magdalena Antonetta (1767–1834), geb. von Weber, Schauspielerin und Sängerin in Weimar, seit 1789 dessen Frau 291, 293; 508, 516f., 519 Wiegleb, Johann Christian (1732–1800), Chemiker und Pharmazeut, Apotheker in Langensalza 36 Wieland, Christoph Martin (1733–1813), Schriftsteller und Übersetzer, von 1769 bis 1772 Professor der Philosophie in Erfurt, von September 1772 bis 1775 Erzieher des Erbprinzen Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach in Weimar EB 27, EB 109; 53, 59, 62, 203, 234, 236, 260; 32, 43, 46, 60f., 75, 101, 127, 134, 160, 202, 299, 301, 355, 389, 442–445, 458, 502 Der neue Teutsche Merkur 125, 242; 264f., 313, 445 Der Teutsche Merkur 136, 219; 32, 135, 300, 457, 502 Lucians von Samosata Sämtliche Werke (Übersetzung) 355 Willebrand (Willebrandt), Johann Peter (1719–1786), Jurist und Reiseschriftsteller, Advokat in Lübeck, 1755 Oberappellationsgerichtsrat in
Altona, 1767 Privatier in Hamburg 307 Willms (Wilms), Carl (erw. 1786–1794), Schauspieler und Souffleur, von 1791 bis 1794 in Weimar A 7, A 18, A 21, A 23; 288, 290f.; 488, 506–510, 513, 515, 517–519, 522 Winckelmann, Johann Joachim (1717–1768), Archäologe und Kunsthistoriker, von 1748 bis 1755 Bibliothekar des Grafen Heinrich von Bünau in Nöthnitz bei Dresden, seit 1755 in Rom, 1763 von Papst Clemens XIII. zum Präsidenten (Aufseher) der Altertümer in Rom ernannt, 1768 ermordet 132 Beschreibung des Torso im Belvedere zu Rom 132 Geschichte der Kunst des Alterthums 132 Witte, Pieter de (Pietro Candid) (um 1548–1628), flämischer Maler und Grafiker 29 Wolf, Friedrich August (1759–1824), Altphilologe, Professor der Beredsamkeit in Halle/S. 160, 160K; 134, 136, 219; 270, 282, 293, 304f., 361, 362f., 364–366 Ankündigung eines deutschen Auszugs 〈…〉 und Erklärung über einen Aufsatz im IX Stücke der Horen 377, 381 Homeri et Homeridarum opera et reliquiae 127; 269 Ilias (Textausgabe mit Vorrede) 365 Prolegomena ad Homerum 162, 220; 270, 362, 364, 366, 377 –, Wilhelmine (1774–1861), dessen Tochter 363 Woltmann, Karl Ludwig (seit 1806: von) (1770–1817), Historiker, Schriftsteller, von 1794 bis 1797 Professor der Geschichte in Jena EB 11; 231; 84f.
Personen und Werke
Cecilie von der Tiver 203f.; 457, 467 Wolzogen, W i l h e l m Friedrich Ernst Franz August von (1762–1809), Karlsschüler, württembergischer Leutnant und Hofarchitekt in Stuttgart, seit Ende 1796 sachsen-weimarischer Kammerrat, 1801 Oberhofmeister und Mitglied des Geheimen Consiliums, 1803 Geheimer Rat, von 1801 bis 1806 außerordentlicher Gesandter in Sankt Petersburg, Sohn Henriette von Wolzogens 75, 316 –, Friederike Sophie C a r o l i n e von, geb. von Lengefeld, gesch. von Beulwitz (1763–1847), Schwester von Schillers Frau Charlotte, seit 1797 vorwiegend in Weimar, seit 1826 in Jena, Schriftstellerin, seit 1794 dessen Frau 70f., 77, 316, 318 Schillers Leben 316 –, Henriette von, geb. Marschalk von Ostheim (1745–1788), Gutsbesitzerin in Bauerbach südlich von Meiningen, dessen Mutter 75 Wünsch, Christian Ernst (1744–1828), Mathematiker und Physiker, von 1784 bis 1811 Professor in Frankfurt a. d. O. 67; 13, 114f., 119f. Versuche und Beobachtungen über die Farben des Lichtes 67; 119 Württemberg, Carl Eugen Herzog von (1728–1793), seit 1737 Regent 74, 274 Wulff, Sara s. Grotthuß, Sophie Wurmser, Dagobert Sig(is)mund Graf von (1724–1797), österreichischer Feldmarschall im Ersten Koalitionskrieg 390, 418, 420 Yorick s. Sterne, Lawrence Young, Thomas (1773–1829), englischer Mediziner, Physiker und Botaniker 120
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Zach, Johann F r a n z X a v e r Vitus Friedrich (seit 1765: von) (1754–1832), Astronom und Militär ungarischer Herkunft, seit 1786 Offizier in sachsen-gothaischen Diensten, von 1787 bis 1806 auch Leiter der herzoglichen Sternwarte in Gotha 210 〈Bericht zu achromatischen Linsen〉 210 Zahn, Christian Jakob (1765–1830), Kanzleiadvokat in Calw, von 1789 bis 1798 Teilhaber der Cottaschen Buchhandlung in Tübingen 82; 85, 164 Zeerleder, Ludwig (1772–1840), schweizerischer Bankier und Politiker 8; 23 Zelter, Carl Friedrich (1758–1832), Maurer und Baumeister, Komponist, Dirigent und Musikpädagoge in Berlin, seit 1800 Direktor der Singakademie, 1809 Professor an der Akademie der Künste 70, 80, 120, 302 Ziegler, F r i e d r i c h Julius W i l h e l m (um 1761–1827), Schauspieler, Regisseur und Theaterdichter am Hoftheater in Wien 204; 467 Barbarey und Größe 204; 467 Zimmermann, Johann Georg (seit 1786: von) (1728–1795), schweizerischer Mediziner und Schriftsteller, seit 1754 Stadtphysikus in Brugg, 1768 königlicher Leibarzt in Hannover 202 Zingg, Adrian (1734–1816), schweizerischer Zeichner, Radierer und Kupferstecher, seit 1750 in Paris, 1766 in Dresden 49 Zinn, Johann Gottfried (1727–1759), Anatom und Botaniker in Göttingen 280 Zucchi, Angelica s. Kauffmann, Angelika
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Werke Goethes An Alexander v. Humboldt 288 Andere Freundlichkeiten 361 〈Anzeige zu „Des Knaben Wunderhorn“〉 302 Aus meinem Leben s. Dichtung und Wahrheit Baukunst 181, 222; 387, 398f. Bekenntnisse einer schönen Seele s. Wilhelm Meisters Lehrjahre. 6. Buch Belagerung von Mainz 14, 16, 70, 98, 100, 571 Benvenuto Cellini (Übersetzung) 148; 81, 86, 260, 326, 427, 435f. Beyläufige Gedanken über historische Critik 366 Beyträge zur Optik 14, 25–27, 56, 99, 119, 280, 324, 408 Biographische Einzelnheiten 110 Erste Bekanntschaft mit Schiller 123 Briefwechsel mit Carl Friedrich Zelter (hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer) 70 Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805 (6 Tle. Stuttgart und Tübingen 1828/29) 70–74 Campagne in Frankreich 1792 70, 89, 98, 100, 143, 147, 301, 370, 372 Claudine von Villa Bella 200; 267, 450 Clavigo 75 Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern 239 Das römische Carneval 273 Dem Menschen wie den Tieren ist ein Zwischenknochen der obern Kinnlade zuzuschreiben 229
Der Descartische Versuch mit der Glaskugel 548 Der Groß-Kophta 177 Der Sammler und die Seinigen 169 Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt 1793 206 Der Zauberflöte Zweyter Theil 77; 149, 476 Dichtung und Wahrheit 275f., 423, 467 Die Befreiung des Prometheus (DramenPlan) 250 Die Leiden des jungen Werthers 75, 301, 369, 423 Die Mitschuldigen 507 Die Mystifizierten 177 Die ungleichen Hausgenossen 177 Antwort bey einem gesellschaftlichen Fragespiel 177 Verschiedene Empfindungen an Einem Platze 177 Die Wahlverwandtschaften 288 Drei günstige Rezensionen 360f. Egmont 166 Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Stil 265 Einwirkung der neueren Philosophie 232 〈Entwürfe zur Geschichte der Farbenlehre 1799〉 212 〈Enzyklopädisches Werk über Italien (mit Johann Heinrich Meyer)〉 157, 172, 180–182, 192, 221f.; 46, 53, 259, 347, 378, 397f., 428–430, 432, 440 Ephemerides 276 Episteln 81 Erste Epistel 85f., 95; 84, 86, 164, 175f., 188, 200f. Zweyte Epistel 86, 88, 92, 95; 176f., 187, 194, 200f.
Werke Goethes
〈Dritte Epistel〉 86, 95; 177f., 201 Erster Entwurf einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie 229 Erwin und Elmire 450 Faust. Ein Fragment 90, 148, 211; 190, 326 Ferneres in Bezug auf mein Verhältniß zu Schiller 78f. 〈Gedichte〉 Alexis und Dora 81, 427 An Frau Senator Stock zu Frankfurt 182 Auf die Geburt des Apollo 147, 149, 151; 325, 329f., 332f. 〈Balladen〉 Der Besuch 176 Der Sänger 112; 237 Das Wiedersehn 303 Die Liebesgötter auf dem Markte/ Wer kauft Liebesgötter? 303 Elegien s. 〈Römische〉 Elegien Epigramme. Venedig 1790 85, 139, 145–148, 155f., 197; 29, 81, 175, 312, 320, 322–326, 329, 342f., 369, 443, 465 Herrmann und Dorothea (Elegie) 270 Ilmenau am 3. September 1783 335 Kophtische Lieder 177 〈Römische〉 Elegien 83, 85, 122, 124–126, 147f., 163, 184; 29, 81, 86, 163f., 167, 174f., 187, 258, 263f., 266, 269–271, 282, 324–326, 367 Xenien (mit Schiller; s. auch dort) 122, 132, 202–204; 44, 81, 86, 226, 258, 270, 283, 305, 312, 350, 370, 381, 407f., 417, 427, 444, 454, 456f. An die Herren N. O. P. 258
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Das Mährchen (Autorschaft unsicher) 457 Der Chinese in Rom 283 Der Wolfische Homer (Autorschaft unsicher) 270, 377f. Dialogen aus dem Griechischen 407, 417 Fichte’s Wissenschaftslehre 44 Göschen 204; 465 Jean Paul Richter (Autorschaft unsicher) 283, 444 Platons Gespräch mit Stollberg 407 Triumph der Schule 370 Vermischte Gedichte (Schriften. Bd 8) 176 Verfasser des Hesperus (Autorschaft unsicher) 444f. Geheime Nachrichten Von den letzten Stunden Woldemars 32f. Geschichte des ehrlichen Prokurators s. Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten Glückliches Ereignis 76–78, 86, 317 Götz von Berlichingen 75f., 276, 300, 361 Grundversuche über Farbenerscheinungen bei der Refraktion 118 Herrmann und Dorothea (Epos) 163, 220; 79, 187, 301, 362, 366, 427 Herrn von Hoffs Geologisches Werk 544 Herzogliches Hoftheater zu Weimar 245 〈Ilias-Übersetzung〉 366 In wiefern die Idee: Schönheit sey Vollkommenheit mit Freyheit, auf organische Naturen angewendet werden könne 72, 73; 129–132, 137 Iphigenie auf Tauris Iphigenia in Tauris, a tragedy (Über-
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setzung von William Taylor) 76, 231; 145f. Italiänische Reise 30, 70, 134, 154, 171, 265
〈Schriften über Naturlehre und Naturgeschichte〉 128, 135, 260; 272, 296, 408, 422, 430 Shakespear und kein Ende! 278
Litterarischer Sanscülottismus 81, 250, 347, 423, 457
Tabulae votivae (mit Schiller) 408 Die Zergliederer 370, 371 Tag- und Jahres-Hefte auf das Jahr 1791 533 Tag- und Jahres-Hefte auf das Jahr 1794 6, 12, 38, 60, 78, 100, 142, 143, 146, 179, 205, 207 Tag- und Jahres-Hefte auf das Jahr 1795 4, 65, 174, 223, 228, 233, 236, 242f., 248, 275f., 287, 297, 370, 376, 447, 466, 537 Tag- und Jahres-Hefte auf das Jahr 1796 173 Tag- und Jahres-Hefte auf das Jahr 1802 301 Tag- und Jahres-Hefte auf das Jahr 1805 363 Tag- und Jahres-Hefte auf das Jahr 1817 135 Tag- und Jahres-Hefte auf das Jahr 1820 159 Torquato Tasso 32f., 423
Mährchen s. Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten 〈Neues Mährchen〉 187, 198; 410, 446 〈Notizen über Journale aus den Jahren 1794 und 1795〉 116; 246 〈Notizen zur Syndesmologie〉 205 〈Odyssee-Übersetzung〉 366 Physische Wirkungen 290 Plato als Mitgenosse einer christlichen Offenbarung 407, 431 Prolog zu dem Schauspiele: Alte Zeit und neue Zeit bei der Wiedereröffnung des Weimarischen Theaters 1794 177 Propyläen 135, 171 Puncte nach welchen die dießmalige Expedition in Ilmenau zu besorgen wäre 315; 572f. Rameau’s Neffe 79 Reinecke Fuchs in zwölf Gesängen (Neue Schriften. Bd 2) 41, 49, 55, 60, 231, 234f., 237f., 241, 245; 42, 45, 56f., 89, 91, 93, 96f., 161f., 301 Schema der hießigen Thätigkeit, in Künsten, Wissenschafften und anderen Anstalten 188, 192; 413f., 429 Schema zu einem Aufsatze die Pflanzenkultur im Großherzogtum Weimar darzustellen 30 Schicksal der Druckschrift 25, 360 Schicksal der Handschrift 360
Über die Farbenerscheinungen die wir bei Gelegenheit der Refraktion gewahr werden 118 Über die Notwendigkeit von Hypothesen 206 Über die verschiedenen Zweige der hiesigen Thätigkeit. Ein Vortrag 537 Ueber epische und dramatische Dichtung (mit Schiller) 71, 325 Ueber Kunst und Alterthum 71, 73, 325, 407 Ueber Laokoon 135 Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten 89, 91f., 95, 105f., 125, 132, 135, 147, 149, 203, 211, 251; 81, 84, 86, 176f., 180, 187, 189,
Werke Goethes
190–194, 197f., 201, 219f., 222, 258, 266, 284, 286, 297f., 325, 329, 332–334, 344, 409, 427, 449 〈Geschichte des ehrlichen Prokurators〉 89f., 112, 115, 117f., 211; 177, 187, 189, 197, 236, 245, 247–249 Mährchen 138, 148–152, 155–160, 183, 186, 192, 201–203; 310, 326, 330, 332–334, 342, 344, 345, 347, 350, 353–357, 402f., 409, 427, 429, 446, 452–455 Versuch, die Elemente der Farbenlehre zu entdecken (mit Anmerkungen von Carl Theodor von Dalberg) 8, 9–27, 49, 232; 24, 26–28, 57f. Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären 161, 204; 19, 25, 78, 86, 92, 288, 360, 466 Versuch einer allgemeinen Knochenlehre 5; 10, 116, 199, 228 Versuch über die Dichtungen (de StaëlÜbersetzung) 164f., 171, 198; 81, 369, 372, 374, 376, 445 Versuch über die Gestalt der Tiere 5; 10, 199 Von den farbigen Schatten 67, 130, 232f.; 14, 24, 26, 95, 114f., 117, 121, 279f. Von den Vorteilen der vergleichenden Anatomie und von den Hindernissen, die ihr entgegenstehen 131f. Vorträge, über die drei ersten Kapitel des Entwurfs einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie 131f., 229 〈Werkausgaben〉 Goethe’s Schriften (8 Bde. Leipzig 1787–1790) 176, 190, 326 Goethe’s neue Schriften (7 Bde. Berlin 1792–1800) 260; 42, 57, 89, 91, 96f., 124, 161, 219, 303, 422
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Goethe’s Werke (13 Bde. Tübingen 1806–1810) 183, 326 Wilhelm Meisters Lehrjahre (auch: Neue Schriften. Bd 3–6) 89f., 100, 112, 116, 136, 162, 190, 205, 211, 219, 234, 242, 248–250, 263; 29f., 42, 80f., 91, 124f., 187, 190, 218f., 228, 237, 241f., 276, 279, 283, 305, 410, 423, 427, 450, 468 1. Band (1. und 2. Buch) 37, 59, 62, 70, 77, 85, 89, 92f., 97, 105, 109, 114, 129f., 194, 200, 211, 224, 240, 251; 28, 30, 35, 58, 81, 91, 94f., 101, 150, 175, 184, 188, 193, 197, 205, 218f., 223, 227f., 237, 241, 279, 305, 359, 361, 435 2. Band (3. und 4. Buch) 85, 93, 95, 97, 105, 108, 110–113, 115, 118, 124, 126, 128–130, 194, 200, 224, 258; 58, 81, 91, 175, 183f., 197, 202, 219, 223, 226, 231, 234f., 239, 245, 249, 264, 266, 268, 272, 279f., 305, 359, 361, 435 3. Band (5. und 6. Buch [darin Bekenntnisse einer schönen Seele]) 110, 117, 124, 126, 128, 131f., 134, 139, 145, 147, 150, 156, 160, 165, 184, 186, 188, 194, 200, 224, 252, 259, 263–265, 267–269; 58, 81, 219f., 232, 247, 264, 268, 272, 280, 284, 286, 295, 305, 310, 312, 320, 325, 329–331, 345, 357, 359, 370, 403, 409, 418–421, 435 4. Band (7. und 8. Buch) 150, 160, 170, 186f., 189, 192, 198, 201f., 205, 242, 255, 257, 268; 81, 219, 241, 245, 280, 296, 305, 330, 372, 374, 386, 409f., 424, 428f., 430, 435, 445, 453, 468 Wilhelm Meisters theatralische Sendung 100; 30, 42, 124f., 212, 296 Winckelmann und sein Jahrhundert 363
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Zur Farbenlehre Didaktischer Teil 14, 49, 120, 152, 291 Historischer Teil 26, 210, 212, 455 Konfession des Verfassers 27, 56, 170f.
Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie (HzN und HzM) 25, 229, 360 Zur Theorie der bildenden Künste. Baukunst 135
Anonyma und Periodika
671
Anonyma und Periodika Acta 〈der „Kurfürstlich-Mainzischen Gesellschaft oder Akademie Nützlicher Wissenschaften“〉 25 Allgemeine Literatur-Zeitung 63, 104, 179, 245, 288, 304, 324, 457, 465, 466 Intelligenzblatt 171; 15, 18, 104, 144, 324, 377 Annalen der Philosophie und des philosophischen Geistes 173; 381, 454 Berlinische Monatsschrift 178 Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks 160, 163; 347, 357, 367 Bibel Altes Testament 143; 52, 252, 313, 331 Neues Testament 159, 198; 350, 356, 381, 392, 417, 430, 445f., 452 Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste 132 Catalogus Bibliothecae Viri Illustrissimi Atque Excellentissimi Friderici Henr. L. B. ab Einsiedel 259 Chemische Annalen 291 Conspectvs Horti Botanici Dvcalis Ienensis 299; 6, 535 Correspondance littéraire, philosophique et critique 192, 447 Der neue Teutsche Merkur 125, 242; 264f., 313, 445 Der Teutsche Merkur 136, 219; 32, 135, 300, 457, 502 Deutsche Monatsschrift 92, 350 Deutschland 91, 449 Die Horen 54, 82, 86, 89, 92, 95, 105, 108, 111, 114, 116–118, 123, 126, 132, 136, 145, 147f., 151, 155, 157f., 164, 173, 185, 189, 202,
204f., 209f.; 69, 75, 79, 81f., 84–86, 92, 108, 124f., 127, 163–165, 167, 169, 175–177, 188, 194, 197, 200f., 226f., 230, 235, 240, 245–247, 249, 254, 258, 264, 266f., 269, 283, 285, 298, 305, 312, 321, 326f., 329, 334, 336, 342, 345, 347, 354, 367, 369, 372, 381, 406, 422, 435, 442, 445, 447, 449, 452, 454f., 457, 464–466, 502 〈Ankündigung〉 91, 94; 84, 192, 194, 197, 449 〈Einladung zur Mitarbeit〉 79, 82–86, 127, 164 1. Stück 1795 89, 95, 108f., 116, 148, 211; 69, 84, 166, 176, 187, 189f., 192, 197, 200, 226–228, 240f., 245, 247, 261, 268, 327, 354 2. Stück 1795 89f., 116, 148, 211; 176f., 187, 192–194, 198, 201, 222, 227, 245–247, 261, 268, 327, 381, 466 3. Stück 1795 89, 95, 112; 236, 261, 267, 381, 466 4. Stück 1795 112, 148; 177, 187, 189f., 236, 245, 249, 261, 266–268, 466 5. Stück 1795 131; 189, 201, 250, 267, 283, 291, 347, 367, 423, 457, 466 6. Stück 1795 146, 163; 164, 175, 187, 201, 241, 258, 263, 266f., 269, 282, 321, 324, 466 7. Stück 1795 125, 132, 135, 189; 286, 297f., 421, 466 8. Stück 1795 145, 156; 230, 298, 320, 343f., 466 9. Stück 1795 147, 151; 170, 246, 264, 296, 298, 325, 329, 332f., 345, 377, 466
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Register
10. Stück 1795 310, 326, 330, 332f., 342, 345, 349, 355, 357, 402, 409, 446, 448, 452, 466 11. Stück 1795 172f.; 170, 354, 378, 381, 409, 444, 457 12. Stück 1795 342, 369, 409, 421, 423, 442, 445 1. Stück 1796 198; 358, 407, 442, 445 2. Stück 1796 369, 379, 445, 448 3. Stück 1796 406f., 442 9. Stück 1796 407, 468 11. Stück 1796 407, 468 12. Stück 1796 468 6. Stück 1797 85 10. Stück 1797 135 Didaktische Rhapsodien für angehende Schauspieler 456 Flora 316 Frankfurter Intelligenz-Blatt 1809 181 Frankfurter Staats-Ristretto oder kurzgefaßte Erzählung der neuesten und merkwürdigsten Nachrichten und Begebenheiten der Europäischen Nationen 418, 420 Gazette nationale, ou le Moniteur Universel 126; 267 Göttinger Musen-Almanach 255 Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen auf das Jahr 1795 149; 328 Hochfürstlich Sächsischer Weimar- und Eisenachischer Hof- und AddreßCalender 314; 525, 571f. Jenaische Allgemeine Literaturzeitung 288, 363 Journal der Physik 67; 119 Journal der Romane 316 Journal des Luxus und der Moden 242, 248; 411f., 456
Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger 99; 210f., 245 Le sage Nicaise ou L’amant vertueux 177 Leipziger Literaturzeitung 278 Les Cent Nouvelles nouvelles 177, 248 Medicinisch-chirurgische Zeitung 16 Minerva 457 Moniteur s. Gazette nationale Morgenblatt für gebildete Stände 70, 74, 302 Musen-Almanach (Schiller) 85, 122, 127, 132, 135, 202; 81, 86, 175f., 273, 345, 457 Musen-Almanach für das Jahr 1796 147, 164; 175f., 258, 271, 284, 297f., 312, 322–324, 342, 345, 354, 366, 465 Musen-Almanach für das Jahr 1797 44, 139, 226, 244, 258, 270, 283, 285, 312, 370f., 377, 407f., 377, 407f., 417, 444, 454, 457, 465 Musen-Almanach für das Jahr 1799 286, 345 Musen-Almanach für das Jahr 1776〈–1798; 1800〉 (Voß) 136, 219; 299f., 303, 457 Nachricht von der Gründung einer naturforschenden Gesellschaft zu Jena am 14ten Juli 1793 10 National-Zeitung für Wissenschaft, Kunst und Gewerbe in den preußischen Staaten 93 Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste 454 Neue Deutsche Monatsschrift 158, 160; 265, 350, 357 Neue Hamburgische Dramaturgie 165
Anonyma und Periodika
Neue Monatsschrift von und für Mecklenburg 196 Neue Thalia 137 Neues Journal der Physik 291 Philosophical Transactions 13, 212 Philosophisches Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten 189; 64f., 178, 235, 421, 431 Propyläen (s. unter „Werke Goethes“) Rheinische Musen. Journal für Theater und andere schöne Künste 40, 467 Salzburger Zeitung 16 Sophronizon 300
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Taschenkalender auf das Jahr 1800 für Natur- und Gartenfreunde 148 Tausendundeine Nacht 90, 211; 189f. Theater Kalender (Mannheim) 203; 456 Transactions of the Royal Society of Edinburgh 210 Ueber Kunst und Alterthum (s. unter „Werke Goethes“) Verzeichnis von Büchern aus allen Theilen der Wissenschaften (Auktionskatalog der Bibliothek von Goethes Vater) 55 Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie (s. unter „Werke Goethes“)
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Register
Anonyma und Periodika
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Inhalt Zu diesem Band . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V Goethes Korrespondenz mit Schiller. . . . . . . . . . . . . . . . . X Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIII Editionsgrundsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XV Hinweise zur Benutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXII Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden . . . . . . . . . . . XXV Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar . . . . . XXVII Siglen und Abkürzungen für Archivalien . . . . . . . . . . . . . . . XXX Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXIV Abkürzungen in Goethes Briefen und Rechnungsbüchern . . LXI Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen . . . . . . LXIII Briefe 1794 – 1795 Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
Anhang Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“ 1795–1797 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Horen“ 1795–1797 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Horen“ 1795–1797 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter im Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Register Personen und Werke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werke Goethes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anonyma und Periodika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
610 666 671
579 592 599
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Register