Beschreibung der Skulpturen aus Pergamon, 1. Gigantomachie [3., unveränd. Aufl. Reprint 2021] 9783112405925, 9783112405918


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Beschreibung der Skulpturen aus Pergamon, 1. Gigantomachie [3., unveränd. Aufl. Reprint 2021]
 9783112405925, 9783112405918

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K Ö N I G L I C H E M U S E E N ZU BERLIN

BESCHREIBUNG DER

S K U L P T U R E N AUS PERGAMON I. GIGANTOMACHIE MIT ABBILDUNGEN

HERAUSGEGEBEN V O N DER G E N E R A L V E R W A L T U N G DRITTE UNVERÄNDERTE AUFLAGE

BERLIN DRUCK UND VERLAG VON GEORG REIMER 1904

Vorwort zur zweiten A u f l a g e

Die vorliegende Beschreibung der Gigantomachie ist von O. Puchstein verfaßt und für die neue A u f l a g e von ihm und H. Winnefeld noch einmal durchgesehen. Sie ist ausgearbeitet mit Benutzung der seit 1 8 8 0 mehrmals gedruckten »Beschreibung der pergamenischen Bildwerke«, deren erster Entwurf von A. Conze herrührt, und auf Grund der beiden, in den Sitzungsberichten der Königlichen A k a d e m i e der Wissenschaften 1 8 8 8 und 1 8 8 9 veröffentlichten Abhandlungen, durch welche Puchstein selbst die Anordnung der die Gigantomachie bildenden Reliefplatten und in allen wesentlichen Teilen die Deutung festgelegt hat. Nur an zwei Stellen haben die praktischen Versuche bei Aufstellung der Platten im neuen Perg a m o n m u s e u m zu Abweichungen von Puchsteins Anordnung geführt: das von ihm zu Hemera gerechnete obere E n d e einer Platte ist neben Hera gestellt und die arg zerstörte Darstellung auf H e b e bezogen worden, und die Figuren, die Puchstein nebeneinander geordnet und als zweite und dritte Gorgone gedeutet hatte, mußten getrennt werden; daß die dazwischen geschobene Gruppe, die früher ihren Platz zwischen N y x und Erinys hatte, gerade hierher gehöre, ist wahrscheinlich, aber nicht zu beweisen. Überhaupt zwang die Notwendigkeit der Aufstellung dazu in allen zweifelhaften F ä l l e n , w o eine endgültige Entscheidung nicht zu finden war, eine vorläufige nach Wahrscheinlichkeitsgründen zu treffen. D i e B e schreibung schließt sich der Aufstellung an. Die kleinen Bruchstücke, deren E i n f ü g u n g bisher noch nicht gelungen ist, sind dabei fürs erste unberücksichtigt geblieben. D i e A n g a b e n über die L a g e des einst mit der Gigantomachie geschmückten Altars und über dessen architektonische Wiederherstellung sind meist den vorläufigen Berichten über die Ergebnisse der Ausgrabungen zu Pergamon (Jahrbuch der K ö n i g l i c h Preußischen Kunstsammlungen 1 8 8 0 , 1 8 8 2 , 1 8 8 8 ) entnommen. Die Vorlagen für die der Beschreibung beigefügten Abbildungen sind mit Hilfe photographischer Aufnahmen von M. L ü b k e unter Aufsicht von Puchstein und F. Winter hergestellt, die für die neue A u f l a g e nötigen Änderungen und Z u sätze von M. L ü b k e nach A n g a b e von Winnefeld ausgeführt worden. Diese A b bildungen machen keinen Anspruch darauf, die stilistische Eigentümlichkeit und

Vorwort.

die Wirkung des großen Denkmals, das sich in einem über das erste Hoffen weit hinausgehenden Maße in der Werkstatt der Königlichen Museen wiederherstellen ließ, wiederzugeben. Sie sollen nur die Kenntnis des Tatsächlichen vermitteln und anschaulich machen. Demselben Zwecke dienen die beiden Übersichtstafeln I und II. Auf Tafel III und IV sind die auf die Gigantomachie bezüglichen Inschriften aus Band VIII der »Altertümer von Pergamon« wiederholt und dabei so weit wie möglich so angeordnet worden, wie sie der Reihe nach sich auf dem Fries folgten. Der Direktor der Sammlung antiker Skulpturen bei den Königlichen Museen Kekule von Stradonitz

Der

Altar

vom

Südwesten

aus.

D

ie Entdeckung des großen pergamenischen Altares mit den Gigantomachiereliefs ist ein E r f o l g der von C. Humann den Altertümern von Pergamon seit dem E n d e der sechziger J a h r e zugewendeten Fürsorge. Bevor er sich um die gelegentlich von Kalkbrennern und Steinmetzen gemachten Funde bemühte, hatte der griechische in B e r g a m a ansässige Arzt Dr. Rallis ein ansehnliches Stück der Gigantomachie — das mit dem K o p f e des Löwen neben der einen Gorgone, das Kalkbrenner im Jahre 1 8 6 6 ausgegraben hatten — gerettet und nach Konstantinopel geschafft, wo es in den Besitz des griechischen Altertumsvereins gelangt war. V o n diesem wurde es 1 8 8 0 den königl. Museen geschenkt. E i n großes 1 8 6 9 zu T a g e gekommenes und »gewiß zur Gigantomachie gehöriges Hochrelief, einen Gott darstellend in voller Figur«, hatte Humann vergeblich zu retten versucht. Andere gleichartige Hochreliefs (der K o p f des vor dem Triton niederstürzenden Giganten und die obere Hälfte der Platte mit dem K o p f des Giganten Idas und den Armen des Orion) waren von ihm in einer starken nachantiken Befestigungsmauer, die B e s c h r e i b u n g d . p e r g a m e n i s c h e n Skulpturen [

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2 man sich die byzantinische Mauer zu nennen gewöhnt hat, bemerkt und im Sommer 1 8 7 1 , als E . Curtius, von F. Adler und H. Geizer begleitet, in Pergamon anwesend war, von Humann aus der Mauer gebrochen worden. Diese Stücke schenkte er den königl. Museen. Dazu wurd.e im Frühjahr 1 8 7 3 v o n Humanns Arbeitern die Reliefplatte mit dem Hippokampengespann vom Wagen des Poseidon ebenfalls in

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Situation des großen Altars.

der byzantinischen Mauer gefunden und endlich im S o m m e r 1 8 7 4 in G. Hirschfelds Gegenwart ein Plattenstück, das die Ergänzung zu dem K o p f e des Giganten vor dem Triton bildete, daraus hervorgezogen. A l s A. Conze im Jahre 1 8 7 7 als Direktor der Skulpturenabteilung von diesen neuen Funden erfuhr, erbat er sie sich von Humann für die königl. Museen und Zugleich ging Conze auf Humanns erhielt sie unverzüglich im J a h r e darauf. Wunsch, in Pergamon eine Ausgrabung zu unternehmen, ein. Man hatte in Berlin

3 erkannt, daß die bisher gefundenen Hochreliefstücke Teile einer Gigantomachie wären und von dem großen Altar, den Ampelius c. 14 erwähnt (Pergamo — ara marmórea magna, alta pedes quadraginta, cum maximis sculpturis, continet autem gigantomachiam)'1), herrühren müßten. Nach dieser Erkenntnis wurde Humann von Conze im Auftrage des vorgesetzten Herrn Ministers mit dem Versuche betraut, durch eine Ausgrabung weitere Fragmente der Gigantomachiereliefs und womöglich das Bauwerk selbst, dem sie angehört hatten, aufzufinden; die nötigen Mittel zu diesem ersten Versuche hatte der Herr Minister bereitgestellt und dann des hochseligen K a i s e r Wilhelm I. Majestät für die spätere Fortsetzung der Ausgrabungen namhafte Zuschüsse bewilligt. Humann begann am 9. September 1878 damit, die byzantinische Mauer, die, abgesehen von dem Stücke des Dr. Rallis, alle früheren Reliefs geliefert hatte, abzubrechen und das nördlich von ihr gelegene Terrain zu untersuchen. In kurzer Zeit hatte er die ihm gestellte Aufgabe glänzend gelöst. Er setzte die Ausgrabungsarbeiten, vom September 1879 an gemeinsam mit dem Architekten R. Bohn, dem es aufgegeben war, den Bau zu rekonstruieren, bis zum März 1880 fort. Hierbei wurde der bei weitem größte Teil der zum Altarbaue gehörigen und in den königl. Museen vorhandenen Funde ans Licht gezogen 1 ). Um womöglich sämtliche noch erreichbaren Trümmer der Reliefs zu sammeln und zugleich ein deutlicheres Bild von der L a g e des Altars innerhalb Grundriß des Altars wiederdes antiken Stadtgebietes zu gewinnen, ließ Conze hergestellt. die Ausgrabung zu Pergamon vom August 1880 bis zum Dezember 18813) und zuletzt vom April 1883 bis zum Dezember 18864) wieder aufnehmen. Abgesehen von den topographischen Ergebnissen und von zahllosen zwar kleinen aber für die Vervollständigung verstümmelter Teile höchst wertvollen Bruchstücken werden diesen Ausgrabungen die Figur des Tityos und der Fischleib des Triton verdankt. ' ) E s ist auch mehrmals (zuerst im Jahre 1889 von Julius Müller) vermutet w o r d e n ,

daß

eine andere antike E r w ä h n u n g des p e r g a m e n i s c h e n Altars in der O f f e n b a r u n g Johannis 2, 13 vorliege; der hier in einem Briefe an die G e m e i n d e zu Pergamon g e n a n n t e 8pdvo? toü u a t a v i , Stuhl Satans, soll der Altar sein. 2

)

der

Vgl. z. B. die Neue evangelische Kirchenzeitung 1882, 151.

Die Ergebnisse der A u s g r a b u n g e n 7.11 P e r g a m o n ,

(erster) vorläufiger Bericht

A. Conze, C. H u m a n n , R. Bohn, H. Stiller, G. L o l l i n g und O. Raschdorff.

von

Berlin 1880 (aus dem

J a h r b u c h der K ö n i g l . preuß. Kunstsammlungen, Band I). 3) Vgl. Die Ergebnisse der A u s g r a b u n g e n 7.11 Pergamon Bericht von A. Conze, C. H u m a n n , R. Bohn.

1880—1881,

Berlin 1882 (aus dem

(zweiter) vorläufiger

eben g e n a n n t e n Jahrbuch,

Band III). •t) Vgl. Die Ergebnisse der A u s g r a b u n g e n zu Pergamon Bericht von C. H u m a n n , R. Bohn, M. Fränkel.

1883—1886, (dritter) vorläufiger

Berlin 1888 (aus d e m Jahrbuch, Band IX).

I*

4 Ausschließlich d u r c h d a s Interesse an g r ü n d l i c h e r e r E r f o r s c h u n g der G e s a m t a n l a g e d e r S t a d t sind die A u s g r a b u n g e n bestimmt, die seit 1 9 0 0 u n t e r Conzes u n d W. D ö r p f e l d s L e i t u n g in d e n vom Altarplatz e n t f e r n t e r e n u n t e r e n T e i l e n des S t a d t g e b i e t s v o r g e n o m m e n w e r d e n . D o c h wird auch bei dieser G e l e g e n h e i t noch n a c h R e s t e n der G i g a n t o m a c h i e gesucht.

D e r A l t a r ist i n n e r h a l b des Stadtgebietes, worauf P e r g a m o n zur Zeit der K ö n i g s h e r r s c h a f t b e s c h r ä n k t war, auf einer künstlich geschaffenen T e r r a s s e unterh a l b der h ö c h s t e n h a u p t s ä c h l i c h den A t h e n a t e m p e l t r a g e n d e n H ö h e d e s S t a d t b e r g e s , h a r t a m R a n d e seines westlichen A b h a n g e s errichtet w o r d e n . S ü d l i c h von der Altarterrasse liegt nur wenig tiefer die Agora. Man h a t die b e i d e n Plätze früher als z u s a m m e n g e h ö r i g b e t r a c h t e t u n d die Altarterrasse für einen Teil des Marktes halten wollen, 1 ) a b e r es ist wahrscheinlicher, d a ß die Altarterrasse einen eigenen s e l b s t ä n d i g e n Bezirk bildete. Dieser Bezirk (vergl. die A b b i l d u n g auf Seite 2) b e s t a n d übrigens schon vor der E r b a u u n g des großen Altares u n d zwar vermutlich gleichfalls als H e i l i g t u m ; von den Bauten, die er vormals enthielt, sind nur R e s t e einer größeren kreisförmigen A n l a g e u n d R e s t e von e i n e m H a u s e u n d von Cisternen e r k a n n t worden. F ü r d e n großen Altar w u r d e die T e r r a s s e etwas vergrößert u n d die S t ü t z m a u e r n , die sie im N o r d e n g e g e n d e n - A b h a n g u n t e r h a l b d e s A t h e n a h e i l i g t u m s , im Westen gegen die tiefer unten gelegene T h e a t e r t e r r a s s e u n d im S ü d e n gegen die A g o r a begrenzen, wurden der N o r d - S ü d - A c h s e des Altars, N i o I / 2 ° 0 ( d . i . der O r i e n t i e r u n g des A t h e n a t e m p e l s ) , a n g e p a ß t . Die M a u e r längs der östlich am Altarplatz v o r ü b e r f ü h r e n d e n Straße behielt die f r ü h e r e s c h r ä g e R i c h t u n g ; hier an der Straße m u ß der H a u p t e i n g a n g zu d e m heiligen, einst von Mauern u m s c h l o s s e n e n Bezirk gelegen h a b e n . D i e G e s a m t g e s t a l t des Altarbaues, von der h e u t e nur die g r o ß e Masse d e s F u n d a m e n t s (in der R i c h t u n g von Ost nach West breit 34,60, von N o r d n a c h S ü d lang 37,70) noch am Platze erhalten ist, zeigt die aus d e m dritten vorläufigen Bericht e n t n o m m e n e A b b i l d u n g auf Seite 1 u n d der aus d e m A r c h a e o l o g i s c h e n J a h r b u c h I I I 1888, 1 0 0 e n t l e h n t e ( h u n d r i ß auf Seite 3 n a c h der letzten W i e d e r herstellung des leider schon verstorbenen R . B o h n ; diesen G r u n d r i ß b e z e i c h n e t e B o h n a u s d r ü c k l i c h als vorläufig u n d mit j e d e m V o r b e h a l t g e g e b e n . 2 ) E i n e auf G r u n d einer älteren R e k o n s t r u k t i o n a u s g e f ü h r t e l a n d s c h a f t l i c h e A n s i c h t des Altars i n m i t t e n der übrigen B a u t e n von P e r g a m o n b i e t e t ein Bild von Fr. v. T h i e r s c h i m P e r g a m o n - M u s e u m zu Berlin. 3) ") F ü h r e r Berlin 1 8 8 5 ,

durch

die

Ruinen

von

Pergamon,

herausgegeben

von

der

G e n e r a l Verwaltung,

17.

' ) E i n d a m i t im w e s e n t l i c h e n U b e r e i n s t i m m e n d e r a u s f ü h r l i c h e r G r u n d r i ß ist von H . S c h r ä d e r im J a h r b u c h d e s a r c h ä o l o g i s c h e n Instituts X V 1900, 1 0 0 veröffentlicht. 3) E s ist auch v e r ö f f e n t l i c h t : struktion.

Stuttgart 1 8 8 3 .

F r i e d r i c h T h i e r s c h , D i e K ö n i g s b u r g von P e r g a m o n .

Auf d i e s e m

Bilde ist d i e T r e p p e

entsprechend

der U n t e r s u c h u n g e n zu s c h m a l a n g e n o m m e n u n d auf die S ü d s e i t e

verlegt.

dem

Rekon-

früheren Stande

5 Der eigentliche für das Feuer und die Asche bestimmte Opferaltar, den Pausanias V 1 3 , 8 kurz erwähnt, 1 ) wird die Gestalt eines langen schmalen Feuerherdes gehabt haben; er stand auf der Plattform eines gewaltigen, oblongen Unter-

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Längenschnitt durch die Treppe des Altarbaues. ') Conze (Archäologischer Anzeiger 1 9 0 1 , 1 2 ) weist auf die Möglichkeit hin, daß der von Pausanias erwähnte Altar über einem auf der höchsten Stelle der Burg erhaltenen quadratischen Fundament errichtet gewesen wäre.

6 baues, vermutlich längs der Ostseite, so daß vor ihm nach Westen zu ein Teil der Plattform für die Vorbereitungen des Brandopfers als sog. Prothysis frei blieb. 1 ) Von Westen her führte dann auch, wie die Regel bei den kolossalen Brandopferaltären des Altertums war, die breite in den Unterbau einschneidende Treppe zu der Plattform empor. Diese war ringsum, einschließlich der schmalen Wangen rechts und links von der Treppe, von einer den Unterbau krönenden, nach außen geöffneten Halle zierlicher ionischer Säulen umgeben (vgl. die Abb. auf S. 5). Bohn nahm neuerdings an, daß sich die Säulenhalle auch im Westen längs der Treppe erstreckt habe, so daß sie hier besondere Eingänge zu der Prothysis hätte enthalten müssen und die Opferhandlung wie in einem abgeschlossenen Innenraume vor sich gegangen sein würde. Auf der gegen den Opferaltar und die Prothysis gekehrten Seite ihrer Rückwand sowie vielleicht auch nach der Treppe zu war die Halle mit einem 1,58 m hohen Reliefstreifen geschmückt, 2 ) der Szenen der pergamenischen Heldensage darstellte; er ist bisher am ausführlichsten von C. Robert, neuerdings von H. Schräder besprochen worden. 3) Die flache marmorne Kassettendecke der Halle war, wie Bohn aus schwachen Standspuren erkannt hat, zur Aufstellung kleiner akroterienartig wirkender Bildwerke benutzt. Ob irgendwo auf der Plattform auch eine Reihe von Kolossalstatuen, die beim Altarbau gefunden worden sind, aufgestellt gewesen sei, muß einstweilen zweifelhaft bleiben. Den auf drei Stufen ruhenden Unterbau umgaben auf allen vier Seiten und an den Treppenwangen, wenig über Augenhöhe des Beschauers, größere H o c h r e l i e f s ; sie standen über einem etwa 21jtm hohen Sockel auf einem ablaufenden Gliede und waren oben durch ein von der Plattform mit weiter Ausladung vorspringendes Gesims bedeckt. Während die Gesamtdarstellung des Hochreliefs im Altertum für jedermann als die des Kampfes der Götter gegen die Giganten kenntlich war, kamen dem Verständnisse der einzelnen Figuren Inschriften zu Hülfe: die Namen der Götter standen in der Hohlkehle des Gesimses über den Reliefs, die der Giganten auf dem ablaufenden Gliede unter ihnen; auf diesem Gliede waren auch die Künstler der einzelnen Reliefteile genannt. J ) Siehe Puchstein im Archäologischen Anzeiger 1893, 19; anders hatte C. Robert im Jahrbuch des archäologischen Instituts (III 1888, 101 Anm. 5) geurteilt. Ein Versuch von H. Schräder, den Feuerherd mit Hilfe gewisser in Pergamon gefundener Werkstücke zu rekonstruieren (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1899, 612 ff.) ist von Puchstein nicht gebilligt (s. Koldewey und Puchstein, Die griechischen Tempel in Unteritalien und Sizilien I, 189 Anm.), vom Autor modifiziert und verteidigt worden (Jahrbuch des archäologischen Instituts XV 1900, 107 Anm. 10). Ganz phantastisch ist die Rekonstruktion bei Pontremoli und Collignon, Pergame S. 71 ff.

') Die Anordnung der Halle und des Frieses ist mit einem Bohns letzte Annahme bestätigenden Ergebnis eingehender untersucht von Schräder im Jahrbuch des archäologischen Instituts XV 1900, 98 ff. 3) Robert im Jahrbuch des archäologischen Instituts II 1887, 244 fr. III 1888, 45 fr. 87 fr. Schräder ebenda XV 1900, 11 o ff.

7 Die eigentliche R e l i e f f l ä c h e mit der Gigantomachie war 2 , 3 0 m hoch und aus einer R e i h e von Marmorplatten gebildet, die mit scharf schließenden Fugen nebeneinander gesetzt und verklammert, außerdem nach oben und unten mit zahlreichen Dübeln verbunden und an den E c k e n auch auf der Rückseite mit K l a m m e r n aneinander gefügt waren. D i e Breite dieser Platten schwankt zwischen 0,60 und 1 , 1 0 m, ihre Dicke beträgt gewöhnlich 0,50 m. Sie scheinen unbearbeitet versetzt und der Skulpturenschmuck erst am G e b ä u d e selbst ausgeführt worden zu sein. Vielfach sind einzelne T e i l e aus besonderen Stücken angefügt. Der Marmor ist ein stark kristallinischer, leicht bläulich-weißer, dessen Fundort wir bis jetzt noch nicht kennen. Bei der Zerstörung des Baues, die, gewiß schon früher begonnen, in byzantinischer Zeit zu E n d e geführt wurde, um das Material zu der schon erwähnten gewaltigen Festungsmauer unterhalb der Altarterrasse zu gewinnen, ist das Relief wieder in seine einzelnen Platten aufgelöst worden, die soweit sie in die Festungsmauer gelangt waren, zwar meistens gebrochen und auch vielfach beschädigt, doch an ihrer Oberfläche durch die K a l k m ö r t e l d e c k e außerordentlich frisch erhalten sind. Spuren von Verwitterung und anderen z. T . absichtlichen Beschädigungen, denen der Marmor früher am Bauwerke selbst bereits ausgesetzt gewesen war, sind hie und da deutlich vorhanden, doch im ganzen geringfügig. Im Gegensatze zu den in der byzantinischen Mauer verbaut gewesenen Stücken haben die, die im Schutte in der nächsten U m g e b u n g des Altars oder weiter abwärts gegen die Mauer hin liegend aufgefunden worden sind, an ihrer ganzen Oberfläche in einer die Form oft stark beeinträchtigenden Weise gelitten (z. B. die Dione und die ganze Gruppe der Dioskuren mit ihren Gegnern). Die Zusammensetzung der auseinandergerissenen, z. T . gebrochenen und verschleppten Platten bot überall da, wo die ursprünglichen Kanten oder die Bruchflächen gut erhalten sind, keine besonderen Schwierigkeiten, zumal wenn zusammengehörige Stücke einzelner Platten oder ganze Plattenreihen bei der Verschleppung nahe beieinander geblieben waren und gleichzeitig aufgefunden wurden. Nach Beendigung der Ausgrabungen haben sich hier im Museum namentlich die beiden römischen Bildhauer A. Freres und T . Possenti um die Zusammensetzung der stärker beschädigten Plattenreste und die A n f ü g u n g der kleinen Bruchstücke verdient gemacht. E s kam dieser mühevollen und langwierigen Rekonstruktionsarbeit an dem Friese sehr zugute, daß Humann das ganze Ausgrabungsfeld mit einem Netz überzogen und nach den Quadraten dieses Netzes sämtliche, die größten wie die kleinsten Bruchstücke bezeichnet hatte. D a begreiflicherweise gerade kleinere Fragmente beim A b b r u c h der Gigantomachie nahe dem ursprünglichen Aufstellungsorte der einzelnen Platten liegen geblieben waren, hat ihr Fundort in mehreren Fällen nicht nur erkennen lassen, daß sie zusammengehörten, sondern auch die Bestimmung des Platzes gegeben, an dem eine Platte oder eine Plattenreihe saß. Durch mannigfache Versuche und glückliche Kombinationen dieser Art war es schließlich gelungen, für alle noch erhaltenen größeren Reste des Frieses die ursprüngliche Anordnung wiederzufinden und die trotzdem vorhandenen L ü c k e n

8 annähernd abzumessen. Nachdem das erreicht war, ist es endlich auch möglich gewesen, die, wie oben kurz erwähnt, an dem Gesimse über der Gigantomachie eingemeißelten Namensinschriften für die Deutung des ungewöhnlich zahlreichen Götterpersonals erfolgreich auszunützen. Wie der große Fries aus einzelnen Platten, bestand das G e s i m s aus einer nicht geringen Anzahl von einzelnen Werkstücken. Je nach der Stellung der Gottheiten im Friese hatte man darauf ihre Namen eingeschrieben, bald in der Mitte der Werkstücke, bald am Rande, bisweilen auch auf zwei anstoßende Werkstücke über die Fuge hinweg. Außerdem war jedes Werkstück auf der Oberseite gleicherweise wie die meisten anderen Bauteile des Altares 1 ) mit einer Versatzmarke, d. h. einer Nummer versehen, mit deren Hilfe einstmals die einzelnen Blöcke innerhalb des langen Gesimsstreifens an ihren richtigen Platz versetzt worden sind. Die Marken bestehen gewöhnlich aus zwei Buchstaben und sind nach einem alphabetischen, nicht einem rein arithmetischen Numerierungssystem gezählt. Von den mit Götternamen beschriebenen Blöcken ist etwa der dritte 'I'eil erhalten; ihre Inschriften sind in dem VIII. Bande der Altertümer von Pergamon von M. Frankel und K. Fabricius unter Nr. 8 6 — I i i (vgl. S. XIX) vollständig veröffentlicht (hier auf Taf. III, IV wiederholt). Auf Grund dieser Veröffentlichung haben O. Puchstein und R. Bohn das ganze bei den Werkstücken des Gesimses zur Verwendung gekommene Numerierungssystem ermittelt 2 ) und dadurch die ursprüngliche Beziehung zwischen den Göttergestalten im Friese und den numerierten Namensinschriften auf dem Gesimse wiederhergestellt. Mehrere bis dahin rätselhafte Gottheiten sind nach den Inschriften sicher zu b e n e n n e n ; da andererseits manche der erhaltenen Götter schon ohne die Beischriften kenntlich gewesen waren, konnte schließlich der Versuch unternommen werden, auch den Namensinschriften, deren Nummer verloren gegangen ist, ihren Platz anzuweisen und die Gesamtzahl der in der ursprünglichen Komposition dargestellten Gottheiten zu bestimmen.3) Die Übersicht der so gewonnenen Ergebnisse und Vermutungen mag durch die beigelegte Tafel II erleichtert weiden. Darauf sind die Versatzmarken der sämtlichen, einstmals das Gesims bildenden Werkstücke verzeichnet, und zwar mit Majuskeln die erhaltenen, mit Minuskeln die ergänzten. Eine A - R e i h e beginnt mit A A an der Südostecke des Altars und läuft bis C O A von rechts nach links längs der Südseite; daran stößt eine E-Reihe, die mit 3 E d. i. Dl', für an der südlichen, rechten Treppenwange endigt. Eine zweite E - und eine zweite A - R e i h e folgt dann an der linken T r e p p e n w a n g e und der Nordseite bis auf die Ostseite hinüber, wo eine l'-Reihe den Kreis schließt. Der erste Block dieser letzten Reihe trägt im Original zur Verdeutlichung des Anschlusses die Doppelmarke O D A A I " . ' ) Vgl. Bohn im ersten vorläufigen Bericht 41. ä

) Vgl. O. P u c h s t e i n ,

Zur

pergamenischen

Gigantomachie,

in den Sitzungsberichten

der

Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1888, 1231fr. 3) Vgl. O. Puchstein, Zur p e r g a m c n i s c h e n Gigantomachie, zweiter Artikel. E b e n d a 1889, 323 ff.

9 Z u den Marken sind griechisch die inschriftlich erhaltenen Götternamen hinzugefügt (in Bindestrichen, wenn die zugehörige Marke verloren gegangen, der Platz also sonstwie ermittelt oder vermutet worden ist), in lateinischer Schrift die N a m e n der auf Grund der Friesdarstellung mehr oder minder zuverlässig gedeuteten oder ergänzten Figuren. Ks sind im wesentlichen die Götter der hesiodeischen T h e o g o n i e , die man bei dem K a m p f e mit den Giganten erwarten kann, und daß die Künstler tatsächlich eine epische Quelle benutzt haben, ist aus der ionischen Form WiTZ[jirl zu schließen. D a der G i g a n t e n k a m p f der S a g e nach auf den T i t a n e n k a m p f folgte, fehlen unter den Göttern die Titanen, ausgenommen Okeanos, der weder mit seinen Brüdern beim Überfall des Uranos gemeinsame Sache gemacht ( A p o l l o d o r 1 i , 4), n o c h in der T i t a n o m a c h i e gegen Zeus g e k ä m p f t hatte (Ilias X X I 198). A l s Söhne des Uranos, d. h. als T i t a n e n gelten in der pergamenischen L e g e n d e auch die K a b i r e n , die Hesiod nicht kennt; sie scheinen aus diesem Grunde gemeinsam mit der dem hesiodeischen Götterkreise ebenfalls fremden K y b e l e und ihrer Begleiterin hinzugefügt worden zu sein. V o n den hesiodeischen Titaninnen ist nur Mnemosyne ausgelassen w o r d e n , dafür aber D i o n e als Mutter der A p h r o d i t e eingesetzt. Sonst fehlen die Unterweltsgottheiten H a d e s und Persephone und die von H o m e r nicht in persönlicher Gestaltung aufgefaßten Hestia und Nemesis. Für die A n o r d n u n g der verschiedenen Gottheiten sind einmal ihre genealogischen Beziehungen zueinander, hauptsächlich aber ihre religiöse und kosmische B e d e u t u n g m a ß g e b e n d gewesen. A u f der Nordseite des Altars steht im Mittelpunkt des K a m p f e s die N a c h t mit den Gestirnen, auf der Südseite sind neben der Göttin des T a g e s die großen Himmelslichter dargestellt. In ähnlichem G e g e n satze befinden sich auf der Ostseite die bedeutendsten olympischen Götter und auf der W e s t s e i t e , durch die T r e p p e voneinander getrennt, Gottheiten des Wassers und der Erde. W a s die G i g a n t e n n a m e n betrifft, die zusammen mit den Künstlerinschriften auf dem G l i e d e unter den Friesplatten eingemeißelt waren — nur einmal an der T r e p p e , w o das G l i e d wegen der Stufen fortfallen m u ß t e , ist neben dem K o p f eines G i g a n t e n B p o . . . auf den Reliefgrund geschrieben — , so waren die einzelnen W e r k s t ü c k e dieses G l i e d e s ähnlich wie die des Gesimses numeriert, aber von den numerierten B l ö c k e n sind so wenige a u f g e f u n d e n worden, d a ß sich ihre ursprüngliche A n o r d n u n g und Reihenfolge nicht mehr erkennen läßt (Fränkel und Fabricius a. a. (). Nr. 1 1 2 — 1 2 7 ) . F.rhalten ist von einer mit einfachem Buchstaben bezeichneten Serie ein Werkstück A mit der Giganteninschrift IIIsXjmfjS'j;, wozu ein anderes K mit i m r ^ m von einer Künstlerinschrift zu gehören scheint, ferner von einer B - S e r i e der Block 1 B mit und N B mit OuSaioc, endlich von einer ['-Serie I V mit ['l]^t]tuv, A F mit Tafpiapo;], VI" mit . . . . 0? und die Kiinstlerinschriften r r mit [XJjpsaTH); 'Opfsjatou und X I ' mit . . . vettoe sir'//)[asv]. Außerdem sind auf kleinen nummerlosen Bruchstücken des ablaufenden Gliedes noch die folgenden G i g a n t e n n a m e n erhalten: "A/J^x-co?, 'Epuai^ikov, Rupußfe, Mi[i[as], MoXoopoc,

IO "Oßptixoc, 'OXuxtiup, fOp]u;[i?], '0)(&aib?, [rTa]Xa;j.VcUi, der sich links von dem oben genannten üsXtupsu? befunden haben würde, [2&s]vapo», [(Papja-j'Yiu? oder [2rip]a-pi'iuc, [Xo(p]a8p£u», XilovocsuXo;, X&ovfws], . . ¡xr^cj . ., . . tuv, . . c, . . r^c, . . vsui ('AXxuoväu? oder riaM.rjviü?). Nur einige von diesen Giganten, Alkyoneus, Erysichthon, Mimas, Chthonios, lassen sich mit Hilfe der literarischen Überlieferungen vom K a m p f e der erdgeborenen Unholde gegen die Götter sicher oder vermutungsweise an bestimmten Stellen des Frieses ansetzen. Was sonst die literarische und monumentale Überlieferung für die Benennung der so zahlreichen Gegner der Götter darbietet, ist geringfügig; es wird in der Beschreibung des Frieses zu den einzelnen Figuren angeführt werden. E i n e besondere Betonung verdient nur der Umstand, daß die kurze Erzählung von der Gigantomachie bei Apollodor I 6, 2 zu einem T e i l e vollständig mit Darstellungen des pergamenischen Frieses übereinstimmt. Man muß daher annehmen, daß der Schriftsteller und die Künstler die Gigantomachie nach ein und derselben Quelle geschildert haben, und darf von den A n g a b e n Apollodors für die Ergänzung der im Friese vorhandenen Lücken Gebrauch machen. In den Gruppen des Frieses ist deutlicher als bei A p o l l o d o r zu beobachten, daß Wesen, die in griechischen Einzelsagen als Gegner der großen olympischen Gottheiten besungen zu werden pflegten, in der Gigantomachie aufgenommen und zu gewöhnlichen Söhnen der E r d e gemacht worden sind. Bisweilen scheinen die Künstler solche Giganten nach bestimmten Zügen in den Schilderungen der Einzelsagen gestaltet zu haben, aber in den meisten Fällen ist unsere Kenntnis von diesen Mythen und von den Gigantomachiedichtungen zu dürftig, als daß wir die individuellen Bildungen der verschiedenen Giganten, die im Gegensatz zu der ältesten griechischen Kunst, die sie immer als ganz menschlich gebildete gerüstete K r i e g e r erscheinen läßt, äußerst mannigfaltig, teils ebenfalls ganz menschlich, jugendlich oder bärtig, und zwar nackt und mit Fellen geschützt, oder in mehr oder weniger vollständiger Waffenrüstung, teils geflügelt, teils mit Schlangenbeinen, wenn nicht gar in noch kühneren Mischbildungen dargestellt sind, durchweg verstehen könnten. Über die K ü n s t l e r , von denen die einzelnen Gruppen der Friesdarstellung gearbeitet worden sind, gaben, wie schon erwähnt wurde, Inschriften auf dem ablaufenden Gliede unter den Platten, tiefer gestellt als die Gigantennamen, Aufschluß. E s sind das, abgesehen von d e n Signaturen, bei denen die Namen selbst verloren gegangen sind, nach Fränkels und Fabricius' Lesungen folgende: 70. AijoJvuaifaSrj? xou Sstvoc v.11 Msvsxp]aT7j; [Mä]vcxpato[u? Ethnikon] imrpw auf Werkstücken mit den Marken A und E (vgl. oben den Gigantennamen rk^topsus) 7 1 . Ms]Xa'v[cKTO?? Ms]Xct3[t]o[ur . . . ,]o; hz-'irjasv 72. . . . 1j[. . . IlspfajJ.]T)Vo[c £7l07j]3c[v 74. . . . a . . . ['AiV^vaiou ['A&ijJvaio? eTrör^asv 75. 'Ofpsaxrj? 'Op[£]aro[u IIspf]a;x[rjvo; hzörptv auf einem Werkstück mit der Marke E F oder

11 7 6 . . . #i.rinmiBiir . . -«ci? [. . . ¡ - I O T ^ t ,

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