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German Pages 424
Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 94
V&R
Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft
Herausgegeben von Helmut Berding, Jürgen Kocka Hans-Ulrich Wehler
Band 94
Walter Rummel Bauern, Herren und Hexen
Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen
Bauern, Herren und Hexen Studien zur Sozialgeschichte sponheimischer und kurtrierischer Hexenprozesse 1574 - 1664
von
Walter Rummel
Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen
Die Deutschen Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Rummel, Walter: Bauern, Herren und Hexen: Studien zur Sozialgeschichte sponheimischer und kurtrierischer Hexenprozesse 1574 - 1 6 6 4 / von Walter Rummel. Göttingen : Vandenhoeck und Ruprecht, 1991 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; Bd. 94) Zugl.: Trier, Univ., Diss., 1988/89 ISBN 3-525-35757-5 NE: GT
© 1991, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen. - Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Text & Form, Hannover Druck und Bindung: Guide-Druck GmbH, Tübingen.
Inhalt Vorwort
9
Karte: Amts- und Prozeßorte
12
Einleitung
13
1.
Forschungslage und Ansatz
13
2.
Untersuchungsraum, Quellen, Methodik
20
I
Obrigkeit und Untertanen
26
1. 1.1 1.2 1.3 1.4
Die Rolle der Gemeinden Gemeinde Das Verbiindnis Finanzielle Absprachen Einsetzung der Ausschüsse
26 28 30 32 36
2. 2.1 2.2
Herrschaftliche Aufsicht Genehmigung und Vereidigung Finanzielle Bedingungen
39 43 46
3.
Die juristische Beaufsichtigung
55
II Der Kampf mit den Angeklagten
68
1. 1.1 1.2 1.3 1.4
Ausschußinquisition und Anklage Die Suche nach Tatkomplizen Das Erstellen der Klageschrift Die Zeugenverhöre Begutachtung und Verhaftung
68 70 74 75 79
2. 2.1 2.2 2.3
Der Kampf um das Geständnis Vorwissen und Fluchtversuche Gütliches Verhör und Verteidigung Das Geständnis
82 82 87 93
5
3.
Das Ende: Freilassung oder Tod und Abrechnung der Kosten 3.1 Tod in der Haft 3.2 Flucht 3.3 Der Prozeßabschluß 3.4 Die Abrechnung der Kosten III Die Usurpation der Verfahren 1. Organisation und Zusammenarbeit 1.1 Organisatorisch Autonomie 1.2 Finanzielle Organisation 1.3 Kommunikation 1.4 Lokale Autonomie 1.5 Hunde und Jäger 2. Die Umwertung des Akkusationsverfahrens 2.1 Parteienverfahren 2.2 Verdrängung der Rechtsumwertung 3. Die Entwertung des Injurienverfahrens IV Usurpation durch Interessen
114 114 114 117 123 126 127 133 139 146 149 157
1.
Ideelle und materielle Interessen
2. 3. 4.
Die bürgerlichen Fachleute 161 Amtmänner, andere herrschaftliche Diener und Ausschüsse.. 173 Dörfliche »Interessenten« 177
5. 5.1 5.2
Geselligkeit und Familiarität Tischgesellschaften Lokale Familiarität
V Das 1. 1.1 1.2 1.3 1.4 2. 2.1 2.2 6
105 107 107 108 112
Ende der Verfolgungen Skandale und gescheiterte Normierungsversuche Das Kostenproblem Prozessuale Ordnungsprobleme Besagungen Direkte Interventionsversuche Widerstand in der Bevölkerung Widerstand in Winningen Der lokale Diskurs
157
183 187 190 193 193 193 203 205 212 218 226 237
3. 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5
Der Abbruch der Verfolgungen Die Winninger Verfolgung Die kurtrierische Wende Übertragung auf die Kondominien Weitere Maßnahmen Aspekte des Wandels: Skandale und Desillusionierung
VI Der dörfliche Hintergrund der Prozesse
239 239 245 249 252 254 259
1. 1.1 1.2 1.3
Die Angeklagten Winningen Amt Kastellaun Die gemeinschaftlichen Gebiete
259 259 265 271
2. 2.1 2.2 2.3 2.4
Die Ausschüsse und ihre Zeugen Die Winninger Ausschüsse Die Kastellauner Ausschüsse Die Beltheimer und Strimmiger Ausschüsse DieZeugen
276 277 279 282 284
3. 3.1 3.2 3.3 3.4
Soziale und wirtschaftliche Konflikte Sozialer Fraktionismus Benachteiligung und Kompensation Wirtschaftliche Konflikte Streit
294 294 298 301 308
Zusammenfassung und Ausblick
316
1.
Politik und Konfession
316
2.
Soziale Elemente und Mentalität
316
3.
»Kommunalismus«?
319
4.
Verfolgungstypologie
320
Anmerkungen
322
Quellen- und Literaturverzeichnis
404
Register
416
7
Vorwort
Der Abschluß einer größeren Forschungsarbeit ist nicht nur Grund zur Freude, sondern auch Anlaß zur Besinnung auf Werdegang und Weggefährten. Unter ihnen möchte ich an erster Stelle Prof. Dr. Wolfgang Schieder (Trier) nennen, der sich nicht scheute, mich auf das gefährliche Terrain der Hexenverfolgungen zu lassen und mir stets mit methodischen Hilfestellungen und kritischen Anregungen zur Seite stand. Nicht weniger wichtig war seine materielle Unterstützung in den Jahren des Studiums und besonders während der Zeit, die ich als Assistent bei ihm arbeitete. Ohne diesen Rückhalt hätte die vorliegende Arbeit nicht ausgeführt werden können. Für den Mut, eine kritische Auseinandersetzung mit einem mysteriösen Phänomen in ihre Reihe aufzunehmen, bin ich auch den Herausgebern der »Kritischen Studien«, insbesondere Herrn Prof. Dr. Helmut Berding (Gießen) und Herrn Prof. Dr. Hans-Ulrich Wehler (Bielefeld), zu großem Dank verpflichtet. Herrn Prof. Dr. Franz Irsigler (Trier) danke ich für seine Begutachtung sowie für seine Anregungen; seinen Mitarbeitern Elisabeth Biesel M.A. und Karl Weisenstein M.A. sowie allen Mitgliedern der Trierer »Hexen-Arbeitsgemeinschaft« für kollegiale Zusammenarbeit. Herr Prof. Dr. Klaus Gerteis (Trier) ließ mir wichtige Hinweise über skandalöse Umstände in einem Dorf bei Trier zukommen, ebenso eine kritische Lektüre des Manuskriptes; für beides bin ich ihm sehr verbunden. Ein großzügiges Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung erlaubte mir, mein Studium und besonders meine Promotionszeit frei von den Zwängen der Erwerbsarbeit einrichten zu können. Ich hoffe, daß das vorliegende Ergebnis diese Unterstützung auch im nachhinein noch rechtfertigt. Meinen besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle Prof. Dr. Susanne Miller (Bonn) und Prof. Dr. Helmut Berding (Gießen) für ihr Vertrauen aussprechen. Das Studium an der Universität Trier bot ideale Bedingungen; dennoch möchte ich einen einjährigen Studienaufenthalt an der »Graduate School« der Yale University, New Haven, Connecticut (USA) nicht missen. Ermöglicht wurde er durch ein Stipendium der Fulbright-Stiftung, wofür ich sehr dankbar war und noch bin. Meinen amerikanischen Studienkollegen Victoria Bridges und Mortimer Guiney danke ich vor allem für ihre Freundschaft und die engagierten Gespräche, meinen amerikanischen Lehrern für ihre Offenheit und liebenswürdige Unterstützung. 9
Unterstützung bedurfte ich auch auf meinem Weg durch die Archive. Die ersten Hilfestellungen bei der Benutzung von Findbüchern und Archivalien erhielt ich von meinen heutigen Kollegen Herrn Dr. Dietmar Flach (Koblenz). Herr Dr. Schenk vom Bundesarchiv, Außenstelle Frankfurt, versorgte mich mit den Resten von Heinrich Himmlers Hexenforschung, Herr Dr. Klaus Eiler (Wiesbaden) half mir, die besonderen hessischen Verhältnisse zu verstehen, Herr Dr. Reiner Nolden (Trier) suchte mit mir nach wichtigen Unterlagen. Herr Peter Meffert (Winningen) öffnete mir das Winninger Pfarrhaus und die Schätze des Pfarrarchivs. Daß meine zahlreichen Aufenthalte in seinem Haus zu den beeindruckendsten Erlebnissen meines Weges wurden, ist nicht nur eine Folge der Winninger Geschichte, sondern auch der freundschaftlichen Aufnahme, die ich immer wieder bei ihm sowie bei Inge und Julia Meffert finden durfte. Gastfreundschaft und Unterstützung erfuhr ich auch von Frank und Claudia Hoffbauer (Winningen), wichtige Hinweise zu Winninger und badischen Archivalien von Herrn Rainer Garbe (Dierdorf) und Herrn Walter Murr M.A. (Tübingen). Ihnen allen sei hiermit herzlich gedankt. Die ersten persönlichen Kontakte zur »Hexenforschung« ermöglichten mir die Tagungen und Treffen des »Arbeitskreises für interdisziplinäre Hexenforschung«. Für sachkundige und offene Gespräche danke ich allen Mitgliedern, insbesondere Dieter R. Bauer (Stuttgart), Sönke Lorenz (Tübingen), Gerd Schwerhoff (Bielefeld) und Andreas Blauert (Konstanz). Besonderen Dank schulde ich darüber hinaus meinen Freunden und Kollegen Thomas Becker (Düsseldorf), Wolfgang Bender (Bad Neuenahr), Martin Dinges (Stuttgart) und Martin Geyer (Trier), für »Geschichte in Gesellschaft«, kritische Anregungen und das mühsame Geschäft des Korrekturlesens. Meinem Kollegen Martin Schoebel (Koblenz) danke ich dafür, daß er mir seine profunden EDV-Kenntnisse zur Verfügung stellte. Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 1988/89 vom Fachbereich III der Universität Trier als Dissertation im Fach Geschichte angenommen. Für den Druck wurde sie überarbeitet; die durch notwendige Kürzungen ausgesonderten Teile sind an anderer Stelle publiziert (s. Literaturverzeichnis). Für die redaktionelle Betreuung danke ich Frau Renate Stolle M.A. vom Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, Göttingen. Die Drucklegung wurde durch großzügige Zuschüsse des Bistums Trier, der Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier, der evangelischen Kirchengemeinde Winningen und durch den »TrierPreis 1990« des »Freundeskreises Universität e.V« tatkräftig unterstützt. Dafür bin ich allen Verantwortlichen, inbesondere Herrn Dr. Anton Arens (Trier) und Frau Beatriz Hilgers (Kenn), Herrn Dr. Emil Zenz (Trier) und Herrn Pfarrer Peter Meffert (Winningen) zu großem Dank verpflichtet. Ebenso danke ich Herrn Bernd Dehen (Trier+) und Frau Katharina Müller (Trier+) fur ihre Zuschüsse. 10
Meine Familie hat während meines Ausfluges in die Hexenzeit viel Geduld aufbringen müssen, wofür ich ihr nicht genug danken kann. Meiner Frau verdanke ich darüber hinaus vielfältige Unterstützung bei der Fertigstellung des Buches, meinen Kindern die hartnäckige und lautstarke Erinnerung an die Welt außerhalb des Arbeitszimmers. Ihnen und meinen zu früh verstorbenen Eltern, die ihre Hoffnung nie aufgaben, ist diese Arbeit gewidmet. Trierweiler, im Februar 1991
Walter Rummel
11
12
»...in den Lücken der normativen Systeme, die entweder schon stabil sind oder sich erst noch herausbilden, verfolgen Gruppen oder Einzelpersonen ihre eigene, persönliche Strategie; und diese kann der politischen Wirklichkeit einen dauerhaften Stempel aufdrücken.«1
Einleitung Hexenverfolgungen gelten als Inbegriff von tausendfachem Justizmord, Frauendiskriminierung, Pogromstimmung und Fanatismus. Nicht zu Unrecht werden sie mit der Verfolgung der Juden durch das nationalsozialistische Deutschland verglichen.2 Erklärungsversuche, die sich um Differenzierung bemühen, stoßen bis heute auf wenig Resonanz. Populärer sind dagegen Pauschalurteile, welche das Phänomen als Massenwahn, Frauenfeindschaft und staatliche Vernichtung von volkskulturellem Brauchtum abqualifizieren und damit vorspiegeln, daß es keiner weiteren Forschung bedürfe.3 Die vorliegende Studie fuhrt von solchen Höhenflügen in die Niederungen der Archive, welche bis heute Hexenprozeßakten aufbewahren; sie fuhrt in die Dörfer, in denen Hexenprozesse stattfanden, in die Häuser der Ankläger, Juristen und Wirte, wo über Prozesse geredet und auf Kosten der Angeklagten getrunken wurde, schließlich in die »Stuben« und Verliese, wo die angeklagten Frauen und Männer der Gewalt ihrer Umgebung ausgesetzt waren. Im Vordergrund stehen Fragen nach der Organisation der Prozesse, der sozialen Motivation von bäuerlichen Anklägern und Zeugen, von Beamten, Juristen, Schreibern und Henkern, sowie nach den Möglichkeiten, die Bedrohung durch »Hexen« für unterschiedliche soziale Interessen zu nutzen. Insofern könnte die Untersuchung, was zu hoffen bleibt, auch einen kleinen Beitrag zur allgemeinen Erklärung von Pogromen und Verfolgungen leisten.
1. Forschungslage und Ansatz Die Beschäftigung mit Hexenprozessen provoziert Außenstehende zu völlig konträren Reaktionen. Laien zeigen sich geradezu fasziniert, Wissenschaftier dagegen eher belustigt, bisweilen angewidert, in jedem Fall skeptisch. Die außerordentliche Diskrepanz zwischen dem Interesse der Öffentlichkeit und 13
dem Desinteresse der Fachhistorie erklärt, warum das Thema bis in die siebziger Jahre nur in populärwissenschaftlichen Darstellungen ungebrochene Aufmerksamkeit genoß.4 Da Hexenprozessen zumindest ihre Faktizität nicht abzusprechen ist, gehören sie immerhin zum traditionellen Repertoire landesund ortsgeschichtlicher Darstellungen. Weil ihnen ebensowenig ihr Rechtscharakter bestritten werden konnte, erfolgte eine systematische Bearbeitung zunächst durch Rechtshistoriker.5 Die besondere Betroffenheit von Frauen durch Hexenglaube und Hexenprozesse ließ verständlicherweise auch die Frauenbewegung nicht unberührt.6 Die Präsentation von Fakten erlaubt jedoch nicht auch schon Erklärungen, und die Beschreibung von Prozeßabläufen geht an den eigentlichen sozialen Ursachen ebenso souverän vorbei wie die simple These von der Unterdrückung der Frau. Von solchen Einseitigkeiten hätte der Kölner Archivar Joseph Hansen seine um 1900 vorgelegten geistesgeschichtlichen Studien zur Genese des Hexenglaubens wohl freigesprochen. Ihm schien es, als ob die Inhalte von Hexereiklagen und Geständnissen nur Vorstellungen reproduzierten, die spätestens seit Ende des 15. Jahrhunderts im dogmatischen Hexenglauben der Gelehrten vorgegeben waren. Daher erachtete Hansen das Studium der Einzelprozesse für generell überflüssig. Indessen argumentierte er mit seinem Bemühen um den Nachweis der theologischen Begründung der Hexenverfolgungen nicht minder einseitig; er verkannte, daß die Umsetzung des Hexenglaubens in Hexenprozesse vielfältiger sozialer und politischer Voraussetzungen bedurfte.7 Die kirchenkritischen Akzente von Hansens Forschungen geben noch die Verbindung zu jener großen Auseinandersetzung zu erkennen, welche unter dem Stichwort »Kulturkampf« in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Trotz aller Polemik um die Frage nach der Verantwortung der jeweiligen Konfession für die Hexenverfolgungen wurde damit die erste Phase ihrer wissenschaftlichen Erforschung eingeleitet.8 Die zweite Phase setzte in Deutschland erst in den siebziger Jahren ein. Der Anstoß für weitere Forschungen erfolgte mit der bahnbrechenden Arbeit des Amerikaners Erik Midelfort über die Hexenverfolgungen im Gebiet des heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg.9 Midelfort bot zum ersten Mal eine territorial übergreifende, sozialgeschichtliche Untersuchung auf quantifizierender Grundlage; er präsentierte nicht nur präzise Angaben über die Zahl der Opfer, sondern auch prägnante Muster chronologischer, territorialer und konfessioneller Verteilung. Zuvor hatten bereits mentalitätsgeschichtliche und ethnologisch angeregte Studien zu den englischen und französischen Verfolgungen gezeigt, daß der Hexenglaube nicht vom Standpunkt der Aufklärung als bloßer Aberglaube zu behandeln ist, sondern als Instrumentarium zur Deutung und Bewältigung zeittypischer Erfahrungen.10 Auch Midelforts Darstellung zeigte die Wichtigkeit des Hexenthemas für die 14
Zeitgenossen, zugleich aber auch das große Spektrum unterschiedlicher Meinungen dazu und den Zerfall des Stereotyps »Hexe« und seiner Glaubwürdigkeit im Zuge einer fortschreitenden Prozeßeskalation.11 Das Konzept der sozialgeschichtlichen Regionalstudie wurde bis in die jüngste Zeit bei der Bearbeitung des südostdeutschen Raumes, zahlreicher nordwest- und nordostdeutscher Territorien, der Kurfürstentümer Köln und Mainz sowie einzelner Gebiete an der Nahe angewendet.12 Die Ergebnisse dieser Studien bestätigen vor allem die spezifische Periodizität des Phänomens.13 Dementsprechend begannen die Verfolgungen erst ab der Mitte des 15. Jahrhunderts; im weiteren Verlauf nahmen sie die Form charakteristischer Auf- und Abschwünge an, deren Höhepunkte fast überall im Alten Reich um 1590/1600 und um 1626/1630 lagen. In einigen Gebieten folgte diesen Wellen zwischen 1650 und 1660 ein weiteres Aufbäumen, bevor die Epoche der Massenprozesse in die Phase der Einzelprozesse überging, die im 18. Jahrhundert endete.14 Ebenso charakteristisch ist die regionale und konfessionelle Verteilung der Verfolgungen: Größere Territorien wurden schwächer betroffen als kleinere,15 die katholischen stärker als die protestantischen.16 Relative Unterschiede im Verfolgungseifer der Konfessionen änderten jedoch nichts an der gemeinsamen Grundüberzeugung. So bewertete der protestantische Pfarrer David Meder die angebliche Zahl von 7500 Hexenbränden im Kurfürstentum Trier nicht als Beleg für katholische Grausamkeit, sondern als Beweis für die Herrschaft des Teufels im »Papsttum«.17 Im Südwesten des Reiches, im Herzogtum Bayern wie auch im Verhältnis zwischen dem Kurfürstentum Trier und der lutherischen Grafschaft Sponheim verstärkte dagegen die Radikalität der katholischen Verfolgung solche Skrupel bei den protestantischen Zaungästen.18 Erst die Machtentfaltung des katholischen Bündnisses im ersten Jahrzehnt des Dreißigjährigen Krieges bewirkte, daß auch die Sponheimer der allgemeinen Vorbildwirkung ab 1629 nachgaben.19 Konfessionelle Unterschiede mögen somit letztlich darauf zurückzuführen sein, daß die politischen und juristischen Eliten die Dringlichkeit von Hexenprozessen unterschiedlich bewerteten.20 Wenn jedoch quer durch alle Konfessionen nicht die straff administrierten weltlichen Flächenstaaten wie die Herzogtümer Bayern und Württemberg und nicht die großen, unabhängigen Städte wie Frankfurt, Nürnberg und Köln, sondern geistliche und kleinere Territorien die meisten Prozesse hervorbrachten, so verweist dies auf unterschiedliche Durchsetzungschancen gesellschaftlicher Verfolgungsimpulse.21 Die neuere Forschung hat gerade erst begonnen, die aktive Rolle der Bevölkerung in den Verfolgungen zu entdecken.22 Berücksichtigt man die überragende Bedeutung dieses Faktors in den Gebieten entlang der Mosel, in Hunsrück, Eifel, Westerwald und Teilen Hessens,23 so weist der regionale Vergleich auf einen Zusammenhang zwischen populären Verfolgungswünschen und herrschaftlich bedingten Durch15
setzungschancen hin: In kleineren Territorien mit schwacher Zentralgewalt konnten die Untertanen ihre Verfolgungswünsche offenbar erfolgreicher durchsetzen als in den stärker zentralisierten und biirokratisierten Flächenstaaten. Die geistlichen Fürsten waren aufgrund der strukturellen Defizite ihrer Herrschaft besonders angreifbar; ohne dynastische Kontinuität und Hausmacht mußten sie sich gegenüber ihren Domkapiteln behaupten.24 Und als geistliche Oberhirten konnten sie sich dem »Hexengeschrei« ihrer Umgebung, Untertanen wie Ratgeber, am wenigsten verweigern. Sie wurden zu Gefangenen ihrer religiösen Amtspflichten. Die Untertanen realisierten ihre Mitwirkung an den Verfolgungen im allgemeinen durch Petitionen. Aber jeder Hexenprozeß, der nicht bloß auf den Aussagen bereits geständiger Angeklagter, sondern auch auf Zeugenaussagen beruhte, trug die Meinungen der dörflichen oder städtischen Nachbarschaft direkt in die Prozesse, verschaffte ihnen Beweisqualität. Thesen, denen zufolge die Verfolgungen ein »von oben« inszenierter Vernichtungskrieg gegen reale Kriminalität, gegen »weise Frauen« oder grundsätzliche Bestände volkskultureller Praxis gewesen seien, sind nicht geeignet, die soziale Beteiligung an den Verfolgungen zufriedenstellend zu erklären.25 Von zentraler Bedeutung ist daher vor allem das Ineinandergreifen von Obrigkeit und Untertanen in den Prozessen.26 Der älteren Forschung zufolge wurde diese Vermittlung durch die kirchliche Indoktrination mit dem theologischen Hexenglauben vollzogen.27 Die neuere Forschung hat bestätigt, daß der gelehrte Hexenglaube erst zwischen 1300 und 1450 als Frucht von Ketzerbekämpfung, Volksmission und gelehrter Spekulation entstand und ältere Vorstellungen zu einem neuen Angstkomplex verschmolz.28 Dementsprechend glaubten die damit konfrontierten Zeitgenossen, mit »Hexerei« etwas völlig Neues und unvergleichlich Gefährliches entdeckt zu haben.29 Scharenweise, so hieß es, würden die Menschen in ketzerischer Gesinnung vom Christentum abfallen, sich dem Teufel und seinen dämonischen Gehilfen zuwenden, mit ihnen förmliche Verträge abschließen und sie durch sexuellen Verkehr besiegeln. Zu Hunderten würden die Mitglieder dieser teuflischen Hexensekte des Nachts zu lokalen oder regionalen Tanzplätzen fliegen, um sich dort den wildesten Ausschweifungen hinzugeben, Greueltaten zu begehen und finstere Pläne zur Vernichtung der Christenheit zu schmieden. Unerkannt lebten sie überall unter ihren Opfern in Dörfern und Städten, unaufhörlich bereiteten sie die Verkehrung der Weltordnung vor.30 Es kann nicht bestritten werden, daß der Glaube an diese gigantische Verschwörung von Menschen mit dem Teufel chronologisch und sachlich am Anfang der frühzeitlichen Hexenverfolgungen stand; nur sie machte deren Ausmaße und ihre gesellschaftlichen Begleiterscheinungen denkbar.31 Obgleich weitgehende Einigkeit über die neue Qualität des gelehrten Hexenglaubens und seine Rezeption unter den Gebildeten herrscht,32 be16
steht Dissens über die Frage, ob damit auch die Prozeßmotive der Bevölkerung zu erklären sind.33 Als »revolutionär« wird daher gepriesen, daß Macfarlanes klassische Studie dörflicher Hexenprozesse diese nicht als Ergebnis solcher Indoktrination ansieht, sondern als Ausdruck sozialer Konflikte zwischen den Angeklagten und ihren dörflichen Anklägern.34 Doch schließt das eine keineswegs das andere aus; vielmehr begünstigte die Rezeption des dramatisierten und generalisierbaren Hexereiverdachts seinen Gebrauch im sozialen Konflikt. Aber gerade der Gedanke einer instrumentellen Verwendung von Hexereivorwürfen ist jenen unerträglich, welche das »Repertoire« volksmagischer Zaubereivorstellungen als eigenständige Quelle von Hexenprozessen betrachten.35 Daß noch in der frühen Neuzeit ein kohärentes Ensemble volkskultureller Praktiken bestanden hat, worin die Regulierung vermeintlicher Zaubereischäden durch ritualisierten Gegenzauber und Ahnliches möglich war, soll hier nicht bestritten werden, ebensowenig, daß Hexereianklagen auch ohne Kenntnis der gelehrten Hexentheorie allein wegen Schadenszauber gefuhrt werden konnten.36 In unserem Zusammenhang muß aber erklärt werden, wieso die Dorfbewohner trotz der angeblich funktionierenden Volkskultur ab einem bestimmten Zeitpunkt massiv die Obrigkeit um Hilfe gegen die vermeintlichen »Unholde« bemühten, warum ihre Volkskultur der Hilfe durch die Justiz bedurfte.37 Überaus hilfreich ist hier der Nachweis einer »sozialgeschichtlichen Grundkorrelation« zwischen Verfolgungsjahren und den Agrarkrisenjahren, die seit dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts als Folge einer generellen klimatischen Verschlechterung verstärkt auftraten.38 Durchaus plausibel scheint, daß traditionelle Praktiken zur Abwehr oder Kompensation vermeintlicher Zaubereischäden unter dem Ansturm einer massiven Verschlechterung der Lebensbedingungen ab dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts nicht mehr ausreichten.39 Ebenso mochten aber auch traditionelle Zaubereivorstellungen nicht mehr ausgereicht haben, solche Katastrophen zu erklären. Den dämonologischen Hiobsbotschaften von Traktaten und Predigern kommt somit die entscheidende Bedeutung zu, die Bevölkerung in einem neuartigen Ausmaß für die teuflische Hexensekte als Ursache ihres Elends sensibilisiert zu haben.40 Lokale und regionale Wetterkatastrophen lösten dann ein vorbereitetes Verhalten aus, wie es der Trierer Chronist anschaulich beschrieb, oder wurden einfach neu gedeutet;41 sie waren jedenfalls Anlaß, nicht Ursache. Wenngleich im Einzelfall nicht zwingende Voraussetzung, ermöglichte die »Hexenlehre« doch die generelle »Aufklärung« aller zeittypischen Übel. Koexistenz mit traditionellen Zaubereivorstellungen war damit ebenso möglich wie die Gleichzeitigkeit von Schadenszauberprozessen und massenhaften Verfolgungen auf dämonologischer Grundlage. Die Rezeption des gelehrten Hexenglaubens ist eines der unverzichtbaren Elemente zur Erklärung der frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen; zugleich 17
beruht unsere Kenntnis dieser Vorgänge bislang fast ausschließlich auf den Auflagenzahlen dämonologischer Traktate. Aus der Kampfschrift des Jesuiten Friedrich Spee gegen die Hexenprozesse (1631) wissen wir jedoch von den verheerenden Wirkungen, welche Prediger auf die Stimmung der Bevölkerung ausüben konnten.42 Heinrich Institoris, Alleinautor des berüchtigten »Hexenhammers«, weilte 1488 an der Mittelmosel, um die Gemeinden dort durch einen Ablaß zur Verfolgung der Hexen anzustacheln.43 Für das Trierer Land läßt sich im gleichen Zeitraum die Rezeption der Hexenlehre und damit der Nullpunkt der Hexenzeit in dieser Region konkret nachweisen: Nur der Lektüre des »Hexenhammers« und Johann Niders »Formicarius« verdankte der Chronist des Marienwallfahrtsklosters Eberhardsklausen bei Trier, wie er selbst berichtete, völlig neue Einsichten hinsichtlich der Gefahren, die von den Hexen drohten. Und durch Predigten an die von Gebrechen und Unglücksfallen geplagten Wallfahrer gelangten diese Einsichten in die Dörfer, wo sie zur Zufriedenheit des Chronisten auch Prozesse auslösten. Ebenso dürftig wie unsere Kenntnis der konkreten Rezeption ist unser Wissen um den sozialen Hintergrund der Verfolgungen. Obwohl gerne auf die sozialanthropologisch fundierten Studien von Macfarlane und Thomas verwiesen wird,44 findet sich doch hierzulande noch keine ähnlich umfassende sozialgeschichtliche Untersuchung.45 Die bislang geführte Diskussion scheint den sozialen Hintergrund der Prozesse ausschließlich im Bereich der »magischen Volkskultur« zu fassen.46 Die Vertreter dieses Ansatzes erkennen die Existenz sozialer und wirtschaftlicher Konflikte durchaus an, sehen ihren Bezug zu den Prozessen aber allein in der volksmagischen Konfliktregelung. Die »magische Volkskultur« wird damit aber zu einer Restkategorie, die uns von den eigentlich sozialen Merkmalen solcher Konflikte abschottet. Ernüchternd wirkt daher Midelforts These von der Dysfunktionalität der Verfolgungen, weil sie der funktionalen Interpretation von Zaubereivorwürfen als Mittel der Konfliktbewältigung die Eskalation zur Massenverfolgung gegenüberstellt.47 Ein strikt ethnologischer Zugang zu mitteleuropäischen Zauberei- und Hexereivorstellungen verkennt zudem, daß die kulturellen Aneignungsprozesse afrikanischer Stammesgesellschaften geschlossener und weniger komplex strukturiert sind als in der Gesellschaft des frühneuzeitlichen Europa.48 Auch der mentale Kosmos der Landbevölkerung war nicht allein von der Tradition bestimmt, sondern einem Pluralismus von Bräuchen, Werten und Uberzeugungen ausgesetzt, der durch Wanderbewegungen, Predigten und Publizistik, mithin auch durch elitekulturelle Impulse, ständig in Bewegung gehalten wurde. Zur Vielschichtigkeit kultureller Aneignung kommt, daß die Wucht des Hexenglaubens in hohem Maße handlungslegitimierend wirkte und damit, wie schon die Zeitgenossen wußten, soziale Nutzungen ermöglichte.49 Aber gerade der soziale Kontext 18
der Hexenverfolgungen wird durch den volkskulturellen Ansatz nicht ausreichend erfaßt.50 Die Konzentration auf die Welten der magischen »Imaginationen« ist so unverständlich nicht, wenn man sich die enormen Schwierigkeiten einer sozialgeschichtlichen Hintergrundanalyse vor Augen hält. »Der Weg ins soziale Umfeld fuhrt über die Prozeßakten hinaus«, ein fast banaler, aber doch folgenreicher Sachverhalt.51 Auch Macfarlanes klassische Studie beruht nur zum Teil auf der regionalhistorischen Quantifizierung von Hexenprozessen; die qualitative Analyse des sozialgeschichtlichen Hintergrundes verlangte dagegen eine Konzentration auf drei Dörfer.52 Meili und Muchembled konzentrierten sich auf ein einziges Dorf, Unverhau auf drei größere Prozesse.53 Weitere Schwierigkeiten erwachsen aus den spezifisch deutschen Verhältnissen bei der Aktenüberlieferung, die gerade für den Zeitraum des ló.und 17. Jahrhunderts die größten Lücken aufweist, auch dies eine Folge der turbulenten Zeitläufe. Sozialgeschichtliche Lokalstudien sind gleichwohl auf der Basis kompakter Quellenbestände möglich. Sie erlauben wichtige Ergänzungen zu Regionalstudien, weil sie in lokalen Erscheinungen auch Sachverhalte von regionaler Bedeutung ermitteln.54 In diesem Sinne beschäftigt sich die folgende Studie mit den Verfolgungen im Kurfürstentum Trier und der Hinteren Grafschaft Sponheim. Die lokalen Ausschnitte ergeben sich aus der Quellenlage; aber der Vergleich mit der fragmentarischen Uberlieferung der übrigen Gebiete erweist, daß die hier beobachteten Verhältnisse landesweit vorherrschten: Es gab eine breite Rezeption des gelehrten Hexenglaubens in der Bevölkerung, die sich dadurch zu militantem Aktionismus berechtigt fühlte. Aber »der christliche Eiffer« der Untertanen zur »Ausrottung des abscheulichen Hexerey Lasters« kann nicht verdecken, daß die dörflichen Ankläger und ein Teil der Zeugen ebenso von sozialen Motiven angetrieben wurden wie die Beamten und Juristen. Der Hexenglaube legitimierte ihr Handeln, zumal die zeitgenössische Not hinreichend Anlässe produzierte. Die Untersuchung fragt daher vor allem nach den sozialen Aktivitäten, die dadurch angestoßen wurden, und nach ihren Bedingungen. Unsere These lautet, daß der Hexenglaube vielfältige Anwendungsmöglichkeiten eröffnete und damit eine eigene Dynamik in das Geschehen hineintrug.
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2. Untersuchungsraum, Quellen und Methodik Die kurtrierischen Verfolgungen haben seit Janssens »Culturgeschichte des deutschen Volkes« immer wieder Aufnahme in Überblicksdarstellungen gefunden.55 Aber der erst in jüngerer Zeit geäußerte Wunsch nach einer »zusammenfassenden Darstellung« geht an der Forschungslage vorbei;56 noch gibt es nichts zusammenzufassen. Alle Erwähnungen der kurtrierischen Verfolgungen in der Literatur beruhen auf Darstellungen, die sich in der Präsentation von einzelnen Aktenstücken und einzelner Ausschnitte aus der stadttrierischen Verfolgung und dem Geschehen des Umlandes erschöpfen.57 Dieser desolate Zustand hat Gründe. Mit Ausnahme der Akten zu den städtischen Prozessen und einiger Stücke aus den Verfolgungen im Lande sind praktisch keine zusammenhängenden kurtrierischen Hexenprozeßakten überliefert.58 Sie fielen vermutlich noch im 17. Jahrhundert systematischer Vernichtung zum Opfer.59 Die Hexenverfolgungen in der benachbarten Hinteren Grafschaft Sponheim sind bis auf eine kursorische Erwähnung bislang noch kein Thema der Regionalforschung gewesen.60 Wenig verwunderlich angesichts der politischen Bedeutungslosigkeit dieser im Hunsrück gelegenen Grafschaft, erstaunlich jedoch, weil allein die Überlieferung des sponheimischen Amtes Kastellaun im nördlichen Hunsrück mit der dazugehörigen Vogtei Winningen rund 8000 Seiten an Hexenprozeßakten enthält. Neben rein sponheimischen Prozessen dokumentieren sie auch Verfahren aus zwei Kondominien, dem Beltheimer und dem Strimmiger Gericht, in denen sich Kurtrier die Landes- und Hochgerichtsherrschaft mit der Hinteren Grafschaft Sponheim und den Freiherren von Winneburg-Beilstein teilen mußte.61 Diese Akten wurden im sponheimischen Kastellaun aufbewahrt, weil Angeklagte aus dem Beltheimer Gericht gewohnheitsmäßig hier inhaftiert und von den dreiherrischen Amtmännern verhört wurden. Der Kurfürst von Trier war allerdings Obergerichtsherr im »Dreiherrischen«, weshalb auch ein von Kurtrier eingesetzter »Beltheimer Kommissar« als Gutachter und Appellationsinstanz fungierte.62 Hierzu kommen Fragmente aus Hexenprozessen in zwei weiteren kurtrierisch-sponheimischen Kondominien, dem sogenannten »Kröver Reich« und der Vogtei Senheim an der Mittelmosel.63 Aufgrund dieser historischen Bedingungen hat sich in der sponheimischen Überlieferung ein großer Aktenbestand erhalten, der ebenso viel über die kurtrierischen Hexenverfolgungen aussagt wie über die sponheimischen. Prozeßakten der kurtrierisch-nassauischen Kondominien Camberg, Wehrheim und Mensfelden im Westerwald, einzelne Reichskammergerichtsakten, Aktenfragmente aus dem Archiv der von der Leyen, deren Familie im 17. Jahrhundert zwei Amtmänner für das kurtrierische Amt Münstermaifeld 20
stellte,64 Korrespondenzen, Prozeßauszüge und chronikalische Quellen helfen ebenfalls, den Verlust der kurtrierischen Hexenprozeßakten zumindest teilweise zu kompensieren. Weil auch die kurfürstlichen Hofratsprotokolle fur den Zeitraum der Verfolgungen nicht erhalten sind, kommt zwei Hexenprozeßverordnungen der Trierer Kurfürsten von Schöneberg (1591) und von Sötern (1630) eminente Bedeutung im Hinblick auf die politische Diskussion zu.65 Sie bezeugen für ganz Kurtrier Verhältnisse, die sich im Detail nur noch in lokalen Bereichen analysieren lassen. Diese Quellengrundlage erlaubt zum ersten Mal zumindest für den Raum von Hunsrück, Untermosel, Mittelrhein und für Teile des Westerwaldes eine zusammenhängende Rekonstruktion der kurtrierischen Verfolgungen des 16. und 17. Jahrhunderts.66 Die erste Verfolgungswelle aus den Jahren 1586-1595 beschränkte sich demnach nicht auf die Stadt Trier und ihr Umland, sondern reichte durch die Eifel bis in den Westerwald. Auch endeten die Verfolgungen nicht schon mit dieser Welle, wie der Trierer Chronist irrtümlich glaubte;67 vielmehr folgte 1629 eine weitere Welle, die 1631 nur durch den Einfall der schwedischen Truppen zum Erliegen kam. Je nach Gelegenheit führte man die Prozesse ab 1640 fort, um sich zwischen 1651 und 1654 in einer dritten Welle zu engagieren. Es sollte die letzte im Kurfürstentum Trier sein. Die gemeinsame Betrachtung der kurtrierischen und sponheimischen Verfolgungen ist nicht nur ein Gebot der Aktenüberlieferung, sondern auch ein Angebot, die historischen Verflechtungen beider Territorien, ihre geographisch-politischen Berührungen und ihre politisch-konfessionelle Rivalität für eine vergleichende Betrachtung zu nutzen. Die Hintere Grafschaft Sponheim war ebenso wie das »Dreiherrische« kondominial verfaßt; seit dem Aussterben der letzten Grafen von Sponheim im 15. Jahrhundert wurde sie gemeinsam von einer Nebenlinie der Pfalzgrafen bei Rhein und den Markgrafen von Baden-Baden reagiert.68 Nach Einführung der Reformation im Jahre 1557 bekannten sich die Markgrafen zwar schon bald wieder fest zum katholischen Glauben, konnten aber die Zugehörigkeit der Grafschaft zur Augsburger Konfession nicht mehr ändern.69 Zum grundsätzlichen Konfliktpotential einer Gemeinsherrschaft mit zwei Landesherren unterschiedlicher Konfession kam die besondere Lage im Amt Kastellaun. Weil Markgraf Eduard Fortunatus (1565-1600) nach seiner Vertreibung aus seinem badischen Stammland hier sein Exil aufschlug, vereinbarten er und Pfalzgraf Karl (1584-1600) im Jahre 1595 eine Aufteilung der politischen und fiskalischen Verwaltung der Ämter, die bis 1671 dauerte.70 Demnach sollte das Amt Kastellaun allein durch badische Beamte verwaltet werden, Katholiken also die Aufsicht über die lutherischen Amtsuntertanen führen.71 Obwohl die kirchlichen und hochgerichtlichen Rechte der pfalzgräflichen Seite von dieser Vereinbarung nicht betroffen waren, mußte die Präsenz der 21
katholischen Amtmänner das politische Gleichgewicht in der Region zugunsten Badens verschieben. Traditionell gespannt war das Verhältnis der Hinteren Grafschaft Sponheim zum Kurfürsten und Erzbischof von Trier. Die in mehrere Teile zersplitterte Grafschaft grenzte im Norden und Westen an sein weltliches Herrschaftsgebiet; an der Mittelmosel ragte das Oberamt Trarbach wie ein Keil in kurtrierisches Territorium hinein. Umgekehrt lag die sponheimische Vogtei Winningen über 30 Kilometer vom zuständigen Amt Kastellaun getrennt in völliger Isolation als Enklave inmitten kurtrierischen Gebietes, nur ca. 11 Kilometer von der kurtrierischen Stadt Koblenz entfernt.72 Zum chronischen Streit um Grenzen kam der besondere Streit um Rechte in den gemeinsam regierten Gebieten. Dabei mißlang der Versuch der Sponheimer, die Reformation auch in die mit Trier gemeinsam beherrschten Gebiete zu tragen.73 Die sponheimischen Gebiete gerieten nicht von Anfang an in den Sog der kurtrierischen Verfolgungen.74 Schon das Übergreifen der ersten Welle auf die dreiherrischen Gebiete ab 1592 rief bei dem noch zuständigen pfalzgräflichen Amtmann Franz Römer erbitterten Widerstand hervor.75 Als er im Gefolge des Permutationsvertrages 1596 von einem katholischen Amtmann des Markgrafen abgelöst wurde, war damit zwar im Beltheimer Gericht der Weg für weitere Prozesse frei, nicht aber in dem sponheimischen Amt Kastellaun, wo Pfalzgraf Karl seinen Anteil an der Kriminalgerichtsbarkeit für eine erfolgreiche Obstruktion einsetzte.76 Als der erneute Ausbruch der regionalen Verfolgung im Jahre 1629 auch die Bevölkerung im Amt Kastellaun zu Prozeßwünschen motivierte, stand die Grafschaft unter spanischer Besetzung; gemeinsam betrieben der Trierer Erzbischof und der Markgraf von Baden ihre Rekatholisierung.77 Ohne Risiko konnte der badische Amtmann damals im ersten Hexenprozeß ein abschlägiges Gutachten aus der pfalzgräflichen Kanzlei hintertreiben; und was die Angeklagte unter der Folter gestand, bewog Pfalzgraf Georg Wilhelm (16161669) dazu, die Skrupel seines Vaters aufzugeben. Damit war auch in den sponheimischen Ämtern das Tor für Hexenverfolgungen offen. Gemeinsam mit den sponheimisch-kurtrierischen Kondominien folgten sie den Impulsen der Umgebung, teilten aber auch deren Schicksal, als das Auftauchen der Schweden 1631/32 alle Prozesse unmöglich machte; gemeinsam setzten sie die Verfolgungen ab 1640 fort, bis Anfang der sechziger Jahre auch hier die Prozesse wie zuvor schon im Kurfürstentum und in den Kondominien endeten. Die katholische Administration erklärt jedoch nur einen Teil der politischen Voraussetzungen: Mit den Kastellauner Amtmännern Burkhard Dietrich Senft von Sulburg (ca. 1628-1636) und Joseph Zand von Merl (1636-1664) sowie dem Winninger Vogt Daniel Fritzer (1643-1660) lag zwar die lokale Leitung der Kastellauner und Winninger Hexenverfolgun22
gen für den größten Teil der Zeit in Händen von Katholiken badischer Provenienz.78 Aber schon unter Fritzers lutherischen Vorgängern Hans Heinrich Zeiß und Georg Gustav Weiß hatten in Winningen die ersten sieben Prozesse (1631-1642) stattgefunden; und die politische Aufsicht wurde von 1630 bis 1659 primär von der Kanzlei des lutherischen Pfalzgrafen Georg Wilhelm und der lutherischen Regierungsgutachter wahrgenommen.79 Ohne Berücksichtigung der Rolle, welche die Bevölkerung hierbei spielte, lassen sich die Verfolgungen nicht erklären. Die Prozeßüberlieferung des sponheimischen Amtes Kastellaun, der Vogtei Winningen und der dreiherrischen Bezirke präsentiert diesen Raum als einheitliches Verfolgungsgebiet; hierauf gründet die Untersuchung im engeren Sinne. Zugleich erlauben die Quellen Rückschlüsse auf die gesamte kurtrierische und sponheimische Prozeßpraxis, sodaß die Region als Ganzes im Blickwinkel bleibt. Jedoch erscheint die Zahl der hier geführten Prozesse gering im Vergleich zu dem traurigen Ruf der kurtrierischen Verfolgungen: Insgesamt lassen sich fur den Zeitraum zwischen 1574 und 1664 85 Verfahren gegen 83 Personen, darunter 61 Frauen, und 28 vorprozessuale Ermittlungsverfahren feststellen. Davon fanden allerdings allein 24 zwischen 1631 und 1659 in der Vogtei Winningen statt. Die Winninger Verfolgung weist auch die höchste Hinrichtungsquote auf: 19 Angeklagte wurden hingerichtet, eine Frau starb während des Prozesses in der Haft. Die 25 Verfahren, die im Amt Kastellaun gefuhrt wurden, verteilen sich dagegen mit je einem bis maximal fünf Verfahren auf insgesamt neun der über 20 Ortschaften im Amt, darunter auch die »Stadt« Kastellaun. Von den Angeklagten konnten aber, neben zwei vorzeitig Verstorbenen, nur 11 zur Hinrichtung gebracht werden. Die 36 nachweislichen Beltheimer und Strimmiger Verfahren betrafen 11 der insgesamt 17 Dörfer im »Dreiherrischen«; sie richteten sich gegen 34 Personen, von denen 16 hingerichtet wurden. Diese Zahlen bilden einen völlig durchschnittlichen lokalen Beitrag zu den gesamten Verfolgungen; überträgt man sie aber auf die übrigen sponheimischen und kurtrierischen Amter, deren Betroffenheit aufgrund der Aktenverluste nur noch fragmentarisch zu greifen ist, so gelangt man schnell zu einer erheblich höheren Ziffer. Wichtiger als die Quantität dieser Verfolgungen ist jedoch ihre Qualität. Schon die Masse der überlieferten Akten weist auf den Aufwand hin, der betrieben wurde. In ihrer Ereignis- und Überlieferungsdichte finden sich vergleichsweise günstige Bedingungen zur Rekonstruktion des dörflichen Hintergrundes der Verfolgungen. Allerdings standen für die untersuchten Orte keine brauchbaren Untersuchungen zur Sozial- und Wirtschaftsstruktur zur Verfugung.80 Auf der anderen Seite sind für den Untersuchungsraum eine Fülle von Verwaltungsakten überliefert - Protokolle, Frevelregister, Kriminalakten, Einwohner- und Einwanderungsverzeichnisse, Kauf- und 23
Tauschbücher sowie Steuerlisten. Sie ersetzen nicht, was nur eine vollständige Rekonstruktion der Sozialstruktur der betroffenen Orte bieten kann, ermöglichen aber, sich den 83 Angeklagten, rund 60 Anklägern und der ungefähr zehnfachen Zahl der Zeugen zumindest teilweise sozialstatistisch zu nähern. Die Aussagen von Angeklagten, Anklägern und Zeugen ergeben eine Fülle von qualitativen Angaben über Ämter, Besitz, wirtschaftliche Tätigkeiten und Beziehungen der Beteiligten. Am ergiebigsten sind die Zeugenverhörprotokolle, was besonders für die Winninger Verfolgung gilt, weil sie die größte Kontinuität aufwies und sich aufgrund der politischen Isolation der Gemeinde vollständig nach innen entlud. Obgleich die Winninger Verfolgung am besten überliefert ist, sind nur aus 14 der 24 Prozesse die Zeugenverhörprotokolle erhalten geblieben.81 Ebenfalls nur mit Einschränkungen waren die Steuerlisten aus dem dreiherrischen Gebiet zu benutzen. Sie sind nicht für alle Leibherren überliefert, denen die einzelnen Bewohner angehörten. Eine sozialstrukturelle Wertigkeit läßt sich daher nicht über die Häufigkeit bestimmter Veranschlagungssummen ermitteln, sondern nur in Relation zueinander. Die veranschlagten Summen erstrecken sich von 0 bis zu Spitzenwerten von über 1000, in einem Fall von 1600 Gulden. Von einer einfachen Schichtverteilung in Unter-, Mittel- und Oberschicht und relativer Verteilung ausgehend, bietet sich neben den Bereichen extremer Armut und Reichtum (0-50; 800-1600) eine grobe Differenzierung in drei Kategorien (50-200; 200-400; 400-800) an. Zeitgenössische Wirtschaftsbücher ermöglichen zudem, die Kaufkraft der genannten Summen recht präzise einzuschätzen. Einfacher stellt sich die Interpretation von Viehbesitz dar. Die Stückzahlen fallen so gering aus, daß schon die Tatsache von minimalem Viehbesitz, wie einer Kuh und einem Pferd, auf erhebliche Unterschiede gegenüber Besitzlosen hinweist. Aus diesen Quellen ließen sich über 90% der Angeklagten, ihrer Ankläger und der maßgeblichen Zeugen identifizieren. Trotz mancher Unsicherheiten und Lücken konnte im Hinblick auf die sozialen Beziehungen und wirtschaftlichen Positionen der Beteiligten ein eindeutiger Befimd ermittelt werden. Er unterscheidet sich weit von der abstrusen >Hebammenthese< und zeigt darüberhinaus, wie wenig aussagekräftig allein die Tatsache ist, daß auch hier die Mehrzahl der Angeklagten Frauen waren.82 Entsprechend dem dörflichen Ausgangspunkt der Verfolgungen werden im ersten Kapitel die dörflichen Initiativen wie auch die herrschaftlichen Reaktionen darauf analysiert, in Kapitel II die Verfahrensabläufe selbst. Als Zwischenergebnis erscheint eine derartig weitreichende Autonomie im Handeln der lokalen Verfolgungsträger, daß man von einer schleichenden Usurpation herrschaftlicher Prärogativen sprechen muß. Sie entstand aus einer Allianz von Beamten, privaten Juristen und Notaren mit den Untertanen. Ihr Verhältnis zueinander und die normativen Konsequenzen solch interes24
sensbedingter Rechtsusurpation bilden daher den Gegenstand der Kapitel ΠΙ und IV Kapitel V fuhrt die Untersuchung auf die regionale Ebene, wo die herrschaftlichen Versuche zur Kontrolle der Prozesse dargestellt werden. Kapitel VI behandelt schließlich das soziale Zentrum dieser imponierenden lokalen Kraftentfaltung, die Beziehungen von Angeklagten, Anklägern und Zeugen.
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I. Obrigkeit und Untertanen
1. Die Rolle der Gemeinden Am Anfang und im Mittelpunkt der Hexenverfolgungen im Kurfürstentum Trier wie auch in der Hinteren Grafschaft Sponheim standen seit dem Ende des 16. Jahrhunderts die Gemeinden. Aus ihnen kamen nicht nur die Opfer der Prozesse, sondern auch ihre Häscher. Diese konnten dabei auf körperschaftliche Leistungen der Gemeinden zurückgreifen. Erst die Mobilisierung solcher Unterstützung verschaffte ihnen Rechtfertigung und Ressourcen für ihr Handeln. Die daraus entstehende Dynamik war beispiellos. Es war keine Übertreibung, wenn der Trierer Chronist die soziale Wucht der ersten Verfolgungswelle vom Ende des 16. Jahrhunderts als Aufbegehren der gesamten Bevölkerung im Land empfand: »Tota patria in extinctionem maleficarum insurrexit«.1 Die Verordnung, worin der Trierer Kurfürst Johann VII. 1591 erstmals auf das Phänomen reagierte, präsentierte ein genaueres Bild. Deutlich erscheinen darin die Gemeinden, einzelne Gemeindemitglieder und bestimmte gemeindliche Aktivitäten als Träger der Verfolgungen: Überall im Land hatten sich Gemeinden »auff eines oder des andern unruhigen underthanen uffwicklung« »zusammen rottirt«, sich »zusammen verschworen«, »fast einem ufrur gleichstehende verbündtnusse« und »darufF der ausschuss... in grosser anzahl gemacht«.2 Der Trierer Chronist sprach zwar nicht von Ausschüssen, sondern von »ausgewählten Anklägern«, meinte aber dasselbe: Personen, die von den Gemeinden zur Anklage von Verdächtigen bevollmächtigt wurden.3 Während sich die Bevölkerung in anderen Regionen auf das Einreichen von Petitionen beschränkte, um die Obrigkeit zu Prozessen zu bewegen, nahm sie hier wie auch in vielen benachbarten Territorien von Hunsrück und Eifel selbst an der Hexenjagd teil.4 Ausgelöst wurden solche Initiativen durch verschiedene Faktoren. Für Kurtrier als Ganzes behauptete der Chronist, daß Mißernten und Unwetter den Aufruhr der Bevölkerung veranlaßt hätten.5 In den lokalen Prozeßunterlagen ist davon trotz anderer Hinweise auf vielfältige, durch Hunger und Seuchen hervorgerufene Nöte nichts zu spüren.6 Stattdessen beschworen die Untertanen in ihren Petitionen das Vorbild benachbarter Dörfer und 26
Herrschaften. Die Beltheimer proklamierten 1596, daß sie nun ebenfalls, »gleich jederem unseren mitnachparen«, die Hexen ausrotten wollten, und die Winninger beschwerten sich 1640, daß benachbarte Dörfer ihnen zusetzten, weil sie nicht an der Verfolgung teilnähmen; 1642 verwiesen sie erneut auf den Verfolgungseifer ihrer katholischen Umgebung.7 Ansonsten begnügten sich die Untertanen zur Begründung ihrer Wünsche mit dem allgemeinen Hinweis, »daß der unrath teglich je mehr zu nehme und allerhandt clagen der Zauberei halben vorgehen«.8 Aber dies verweist ebenfalls auf die Vorbildwirkung benachbarter Prozesse, wie chronologische Zusammenhänge und der Austausch von Prozeßinformationen deutlich machen.9 Im Zentrum der dörflichen Verfolgungsinitiativen standen Ausschüsse der Gemeinden.10 In der Geschichte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit waren Ausschüsse generell ein wichtiges Element gemeindlichkommunaler, zünftischer, ständisch-korporativer und territorialer Organisation. Wir finden sie in diesen Bereichen als Bürger-, Gemeinde- und Zunftausschüsse11 sowie als Stände- und Landtagsausschüsse.12 Bis auf die zur Landesverteidigung gebildeten Landesausschüsse13 haben Ausschüsse stets Deputations- und Delegationsfunktionen wahrgenommen.14 Sie wurden also nicht von der Herrschaft, sondern von ihren Herkunftsgruppen eingesetzt und entsprachen damit den genossenschaftlich-korporativen Elementen in der Verfassung von Gemeinden, Zünften und ständischer Organisation.15 Delegationscharakter und Merkmale ständischer Verfassung erscheinen aber auch im Hintergrund der Bildung von Landes- bzw. Defensionsausschüssen.16 Obgleich solche Maßnahmen zur Landesverteidigung vom Landesherrn befohlen wurden, resultierten sie doch aus einer Situation herrschaftlicher Schwäche. Ohne stehendes Heer war der Landesherr bei kriegerischer Bedrohung auf die Mitwirkung seiner Untertanen angewiesen. Daher war in Kurtrier die Bezeichnung »patriae militia« für diese Form der Landesverteidigung üblich.17 Ausschüsse beinhalten somit stets Teilnahme, zumeist von Untertanen. Aber im Gegensatz zu zünftischen und ständischen Ausschüssen entwickelten gemeindlich-bäuerliche Ausschüsse zumindest in dem hier anstehenden Zeitraum kaum eine institutionelle Ordnung.18 Sie waren ad-hoc-Abordnungen, die für bestimmte Zwecke und Anliegen gebildet wurden und anschließend wieder auseinander gingen.19 Nur im Rahmen der markgenossenschaftlichen Organisation scheinen auch im ländlichen Bereich feste Ausschüsse bestanden zu haben.20 Mit den Hexenausschüssen erscheinen dann ab dem Ende des 16. Jahrhunderts bäuerlich-gemeindliche Deputationsgebilde, die von einem ausgeprägten Willen zur institutionalisierten Dauerhaftigkeit bestimmt waren. Daß am Grunde dieser Bewegung regionale Traditionen dörflicher Selbstverwaltung standen, ist evident. Unklar 27
bleibt jedoch, inwieweit diese Vorgänge konkret an ältere Institutionen, wie etwa markgenossenschaftliche Organisationen21 oder Privilegien der Gemeinden, anknüpfen konnten.22 Ein Zusammenhang mit anderen gemeindlichen Institutionen wie den Bruderschaften ist nicht greifbar. Solche institutionellen Kontinuitäten waren jedoch nicht zwingend notwendig, da die Bildung von Ausschüssen zum traditionellen Repertoire gemeindlicher Eigeninitiativen gehörte. Angesichts der weiten Verbreitung der Hexenausschüsse im gesamten saarländisch-moselländischen und mittelrheinischen Raum liegt zudem die Vermutung nahe, daß mit dem Anstoß zur Verfolgung auch die entsprechenden Organisationsformen lokal nachgeahmt wurden. Im Gegensatz zur Frage nach der Herkunft solcher Traditionen bietet das sponheimische Prozeßmaterial reichhaltige Informationen über die innere Struktur der Ausschüsse. Ihre formelle Einsetzung durch die Gemeinden bildete das Endprodukt einer komplexen Abfolge innerdörflicher Vorgänge. Folgen wir daher der Chronologie.
1.1. Gemeinde Am Anfang der kurtrierischen Verfolgungen stand die tumultuarische Zusammenrottung ganzer Gemeinden.23 Schon dies ist nichts anderes als eine genossenschaftliche Erscheinung: Im Zusammenströmen und Zusammenlaufen der Dorfgenossen zur Versammlung formierte sich die Gemeinde als gemeinsames Beschlußorgan nach innen und als korporative Rechtseinheit nach außen. Das »Laufen« als Teil und Ergebnis bäuerlicher Zusammenkünfte erschien daher aus obrigkeitlicher Sicht als die Ordnung gefährdende, weil spontane und eigenständige Handlung.24 Die Ereignisse, die 1595 im Beltheimer Gericht zur Gründung des ersten Hexenausschusses des Dorfes Zilshausen führten, veranschaulichen diese Merkmale. Auch hier bildete innerdörflicher Tumult den Auftakt. Die Mitglieder des ersten Ausschusses im Beltheimer Gericht, allesamt Einwohner der Gemeinde Zilshausen, berichteten darüber in einer späteren Eingabe, »was massen hie bevor Thamen Jakob bei nachtlich zeitt ein lermen und handel angefangen/ in dem er auß seinem hauß ohne einige schäme podel nackendt gelauffen kommen, und angezeigt/ sein hauß wehre gantz und gar voll zauberssen/ auch edohe zum theil nambhaft gemacht, so mit und darbei geweßen sein soltten... druff wir/ gemeine burgerschaflt zu Zolßhausen/ anlaß genohmen/ unß zusamen zuverbinden und solch böß unkraut außzurotten gemeindt, haben die gemeinden unß arme Supplikanten zu unschuldigen außschussen verordnet/ auch druffsich eine gantz gemeindt zu Zolßhausen
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verbunden/ in solchen sachen fortzufahren und niemandt deswegen zuverschonen, wie wir dan deßwegen gemeindlich eingestupfft...«.M
Die Gemeindebeschlüsse zur Einsetzung eines Hexenausschusses wurden, wie der Bericht weiter hervorhebt, noch »ahn dem morgen in aller frühe« gefaßt, also unter dem unmittelbaren Eindruck der nächtlichen Ereignisse.26 Was auch immer dabei geschehen war und wem der erschrockene Jakob Daum seine alptraumhaften Erlebnisse »angezeigt« haben mag - die tumultuarische Stimmung hatte die ganze Gemeinde ergriffen und konsenstiftend gewirkt, indem sie die Dorfgenossen zu einer spontanen Versammlung zusammenführte. Dort wurde »gemeinlich« beschlossen, einen Hexenausschuß einzusetzen, wozu man sich dann miteinander förmlich >verbandunruhigen< Untertanen; dazu paßt, daß jener ein Bruder des Ausschußmitgliedes Hans Kröber war. Zwar wollte er damals laut eigener Aussage nur behauptet haben, »die leuth sagen öffentlich/ daß die beclagtin die reben Stechern gemacht« habe.30 Aber die Umformulierung dieser Aussage durch den erstgenannten Zeugen zeigt, daß die Beklagte allein schon durch die öffentliche Proklamation der ihr anhaftenden Gerüchte vor der Gemeinde zu dem wurde, was sie bis dahin nur sein sollte. Die Stigmatisierung der Catharina Knebel war somit gleichsam offiziell und abgeschlossen, zwei Wochen, bevor das Zeugenverhör über sie stattfand. Nicht anders verhielt es sich beim ersten Kastellauner Hexenprozeß im Rahmen der zweiten Welle von 1629/31. Wenngleich zunächst noch kein Ausschuß auftrat, konnte der Ankläger der Elisabeth Laux, ihr Nachbar Jakob Hennen, auf gemeindliche Vorarbeiten zurückgreifen. Die Elisabeth sollte schon im Vorjahr von der Gemeinde Roth beim Amtmann angezeigt werden, nachdem »die sag gangen«, daß sie damals »mitten im kornflur/ alß daßelbe voller b[l]ühet gestenden/ an orten und enden/ da sie nichts zu schaffen/ gesehen/ sich wunderlich mit den henden geübet und itz hieher/ dan dorthin/ hinder sich und für sich gangen«.31
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Die Gemeinde mußte damals jedoch von ihren Vorhaben abgehen, »weil sie ... kein rechten beweis haben können«, mithin zu befurchten war, daß sie sich nichts als Unkosten aufladen würde.32 Aber ein halbes Jahr später hatte sich mit dem erneuten Ausbruch der Verfolgungen die Situation grundlegend gewandelt. Jakob Hennen erhielt nun die obrigkeitliche Erlaubnis zur Vorlage einer Klageschrift und zum Vorstellen von Zeugen; in seiner Klage bezog er sich auch auf die früheren Prozeßabsichten der Gemeinde und gab sich selbst gleich mit als Zeuge jenes Vorfalls im Kornfeld an. Zugleich machte er sich zum Sprachrohr einer ganz bestimmten Gruppe von Ortsbewohnern, die bei der Obrigkeit geradezu drohend nach Hexenprozessen verlangten.33 Das Auftreten der Gemeinden als Kläger in Hexenprozessen konnte auch mehrere Dörfer umfassen. Bei den drei Beltheimer Prozessen von 1596 beruhte die Anklage des Ausschusses auf dem genossenschaftlichen Auftreten aller 14 Gemeinden des Gerichtsbezirkes als »Landschaft«.34 Erneut erscheint hier ein wichtiges Element ständisch-genossenschaftlicher Tradition in Zusammenhang mit den Hexenverfolgungen. Der politisch-juristische Begriff »Landschaft« meinte entweder die gesamtständische Verfassung eines Territoriums oder, wie in diesem Fall, die ständische Repräsentation von Stadtgemeinden und Dorfverbänden neben geistlichem und ritterlichem Stand.35 Im Gebrauch dieses Begriffes lag wohl keine Rechtsanmaßung von Seiten der Beltheimer Gemeinden; ganz offensichtlich erstreckte sich die landständische Verfassung des kurtrierischen Territoriums auch auf das »Dreiherrische«.36 Wenn der Angeklagte Lentz von Macken damals auch ein zweites Angebot zu seiner Verteidigung resignierend ablehnte, so nicht allein wegen seiner haft- und altersbedingten Gebrechen,37 sondern auch im Hinblick auf die massierte Gegnerschaft der »Landschaft«: »Sagt und gab zur antwortt/ lieber Gott/ was er gegen eine landtschaft solle thun/ darzu seie er zu gering/ er begere nitt zu thettingen...«.38
1.2. Das Verbündnis Aus dem Tumult und Zusammenlaufen der Dorfbewohner entstand die Bühne, auf der die Beschlüsse zur Einsetzung eines Ausschusses gefaßt wurden. Die Legitimität dieser Beschlüsse resultierte allein aus ihrem genossenschaftlichen Charakter als »Verbündnis«. Das Verbündnis der Gemeinde bildete die zentrale rechtliche und soziale Begründung aller dörflichen Aktivitäten, die hier zur Ingangsetzung von Hexenprozessen führten.39 Es fixierte zunächst die Zustimmung aller Gemeindemitglieder in verbindlicher Form (»pactum«) und schuf damit die Verpflichtung zur dauerhaften Solidarität im Inneren. Zugleich vermehrte es das korporative Gewicht der 30
Dorfgemeinde bei der politischen Durchsetzung ihres Vorhabens gegenüber der Obrigkeit. Als Manifestation trotziger Eigenwilligkeit der Untertanen beherrschte es die Klagen, die Kurfürst Johann VII. 1591 in seiner Prozeßordnung über die Zusammenrottungen in den Gemeinden führte: daß sie dabei auch »ihre besondere Verbündtnuß und Verpflichtungen gemacht beyeinander zu stehen, ein Mann zu sein«.40 Ebenso betonte der 1595 gegründete Hexenausschuß der Gemeinde Zilshausen gegenüber der Obrigkeit, daß man jenen nächtlichen Tumult zum Anlaß genommen habe, »unß zusammen zuverbinden und solch böß unkraut außzurotten gemeindt... auch druff sich eine gantze gemeindt zu Zolßhausen verbunden«.41
Und im gleichen Stil erinnerte der Beltheimer Hexenausschuß damals die Obrigkeit daran, »welcher maßen wir unß in den vierzehen dörffern Beltheimer Gerichts zusamen verbunden, in meinung/ das erschröcklich zauberey laster der gebuir nach, gleich jederem unseren mitnachparen außzurutten...«.42
In späteren Verfolgungsperioden taucht der Begriff »Verbündnis« hier zwar nicht mehr auf; an der gemeindlichen Fundierung der Ausschußeinsetzung hatte sich nichts geändert. Wenn der Winninger Hexenausschuß 1631 proklamierte, die Gemeinde sei »entschloßen worden... das abscheulich zauberey laster im fleckhen Winningen... außrodten zu laßen«, so lag dem ebenso das Verbündnis der Gemeinde zugrunde wie der entsprechenden Proklamation der Untertanen des Kastellauner Amtes, wo 1643 dasselbe »von burgermeister/ ambtschultheißen und sambtlichefn] des ambts zugehörigen einmutiglich beschert und geschloßen« wurde.43 Beide Erklärungen markierten den Anfang neuer Verfolgungen. Im Beltheimer Gericht bildete 1645 eine »resolution« »deß gantzen gerichts Beltheim ahngehorige undersassen« die Grundlage zur Fortsetzung der gemeindlichen Hexenjagd.44 Dahinter stand ebenfalls das Verbündnis, weil jene »resolution« der Obrigkeit nichts anderes bekunden sollte als die genossenschaftliche Verpflichtung aller Gemeinden zur Unterstützung neuer Prozesse. Und auch in den Adressen, in denen die Gemeinden des Beltheimer und Strimmiger Gerichts ihrer Obrigkeit 1652 ihre Wünsche bezüglich weiterer Hexenprozesse verkündeten, ist nicht zu überhören, was die Untertanen zuvor im Verbündnis unter sich beschlossen hatten: »E[uer] v[esten] geben wir/ samptliche Beltheimer gerichtsschöffen und undersaßen [und mutatis mutandis für das Strimmiger Gericht] underthenigh clagendt zu erkennen... waß gestalt... [wir]/ samptliche Beltheimer gerichts zuegethane schöffen und undersaßen/ unß dahin verglichen/ daß [wir] fueß bey mahell setzen/ ausschüß mit hulff euer vesten und herligkeiten erwehlen und anordtnen und sonsten/ waß hierin zu thun/ mit allgemeiner Vollmacht thun laßen wollen...«.45
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Auch die zuletzt erwähnte »Vollmacht« konnte nur auf Absprachen beruhen, welche die Gemeinden zuvor im Verbiindnis beschlossen hatten. Aber gerade die Inhalte dieser Absprachen enthüllen als Kehrseite ihren Zwangscharakter.
1.3. Finanzielle Absprachen Das Verbiindnis erschöpfte sich nicht in der politischen Solidarisierung der Dorfgenossen. Vielmehr verband es alle Zustimmenden zu einer Haftungsgemeinschaft, die für die materiellen Folgen der Prozeßvorhaben, in erster Linie die Prozeßkosten, einstehen mußte. Frühformen solcher Solidarbeteiligung begegnen schon im Vorfeld des ersten Strimmiger Hexenprozesses (1592), als Jakob Wendling von Zilshausen öffentlich bekundete, er wolle das Holz für die von ihm gewünschte Verbrennung seiner Schwägerin notfalls auf eigene Kosten herbeischaffen.46 Die Leistung von Kaution und Bürgen gehörte ursprünglich fest zum Prozeßverfahren bei privater Klage; damit sollte gesichert werden, daß ein Kläger bei Mißerfolg auch für Gerichtskosten und Schadensersatz aufkommen würde.47 Da die Gemeinden die Prozeßfiihrung an ihre Ausschüsse delegierten, mußten sie diese auch rechtlich und materiell absichern. Die Ausschußmitglieder wiederum hafteten gegenüber dem Gericht bzw. der Obrigkeit für die Verbindlichkeit der gemeindlichen Kautionsverpflichtung mit »leib und leben«.48 Zur Verringerung ihres eigenen Risikos ließen sie diese Garantie aber durch Mitglieder der Gemeinde verbürgen. Diesem Zweck diente ein Zusammentreffen von Ausschußmitgliedern und Deputierten aller 14 Dörfer des Beltheimer Gerichts, der »Landschaft«; 50 Personen kamen zusammen, um sich förmlich miteinander >zu verbindenSchadlos32
haltung< garantieren ließen. So mußte die Beltheimer »landtschafft« dem kurtrierischen Schultheißen von Baldeneck bereits während der ersten Welle (1596) »geldt uff rechnung« zukommen lassen, um damit wohl die Bezahlung laufender oder bereits vorgefallener Kosten zu ermöglichen.51 1640 versprachen »Schöffen/ biirgermeister und ganze gemeinde zu Winningen« in ihrer Vollmacht den Ausschußmitgliedern, sie bei ihren Prozeßbemühungen »bis zum austrag der sachen« »in allem schadlos zu halten bei verpendung unser aller hab und gut«.52 Ebenso erhielten die Beltheimer und Kastellauner Ausschüsse zu Beginn jeweils neuer Verfolgungskampagnen (1630, 1643, 1652) eine solche Garantie in den Bevollmächtigungen ihrer Gemeinden zugesprochen.53 Wenn die Kastellauner Vollmacht Anfang 1654 vom Stadtbürgermeister erneuert wurde, so geschah dies bezeichnenderweise nur, weil aufgrund von zwei langwierigen Prozessen auch die weitere Finanzierung gefährdet war.54 Die Erneuerung der Schadloshaltung durch die Gemeinden des Amtes bedeutete somit auch ein Mandat zur Fortfuhrung der Ausschußtätigkeit. Als Folge dieser Bekundung konnten die Ausschußmitglieder im Juli des gleichen Jahres eine zweimalige außerordentliche Erhebung unter allen Amtsangehörigen zur Deckung weiterer oder bereits vorgefallenener Ausgaben durchführen.55 Die Inanspruchnahme der gemeindlichen Haftungsgarantie zur Begleichung ungedeckter Kosten sollte hier noch einige Male notwendig werden, wobei es 1630 und 1654 mit 500 bzw. 262 Gulden um beträchtliche Summen ging.56 Insgesamt handelte es sich hierbei gleichwohl um Ausnahmen, und dies entsprach auch den Erwartungen der Gemeinden.57 Denn ebenso wie Obrigkeit und Ausschußmitglieder sich jeweils schadlos halten ließen, so hatte auch die Dorfgemeinschaft auf ihre Weise dafür gesorgt, daß sie, allen Verpflichtungen zum Trotz, möglichst unbelastet bleiben würde: durch die erwähnte Absprache, daß jeder von ihnen im Falle einer Anklage auch bei Freilassung die Prozeßkosten vollständig bezahlen sollte. Rechtlich war diese Generalhaftung der Angeklagen stets fragwürdig; im Beltheimer Gericht wurde darüber schon Ende des 16. Jahrhunderts aus Anlaß der zweimaligen Freilassung der sponheimischen Leibeigenen Elsa Daum heftig gestritten.58 Während die sponheimische Seite damals an der Verantwortung der Ankläger festhielt, der kurtrierische Amtmann dagegen die Alleinverantwortung der Freigelassenen befürwortete, hatten die Gemeinden dieses schon längst untereinander beschlossen, wie der Beltheimer Ausschuß in der späteren Auseinandersetzung kategorisch feststellte: »Inn welchem verbündnuß wir unß verpflicht/ wen dieße ding berüren möcht/ daß derselbig allen uncosten und schaden/ der druff gehen wirdt/ zu bezallung angehalten werden solle«.59
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Zahlungspflichtig wurde der einzelne Dorfgenosse also schon durch die bloße >Berührung< mit einer Klage und nicht erst durch den gerichtlich erbrachten Schuldnachweis. In den Eingaben des Beltheimer und des Zilshausener Ausschusses von 1597 war diese Abmachung aus Rücksicht auf die Auseinandersetzung mit Sponheim noch verklausuliert und neben dem von Kurtrier vertretenen formaljuristischen Argument der Inquisitionsverursachung angeführt worden.60 Die Gemeinde Winningen berief sich dagegen unverhüllt auf die innergemeindliche Abmachung, als sie ihrem Ausschuß 1640 die Bevollmächtigung ausstellte: »Zudem ist auch noch ferner es endtlichen und2x1m beschluß mit außgedruckten wordten abgeredt und von samblicher gemeindt einhelliglich darin verwilliget worden, daß ein jedwidere einmahl mit recht einerkäntte persohn, sie bekennen auch hernegst oder nit, die ihretwegen uffgegangenen Unkosten gleichwohl den ausschüssen zu entrichten schuldig [sei]...«.61
Es war dies die Ergänzung zu jener kollektiven Schadlosgarantie der Gemeinden gegenüber Obrigkeit und Ausschüssen: Die Zustimmung zu »Verbündnis« und Hexenverfolgung beinhaltete für jeden einzelnen aus der Gemeinde die zusätzliche Verpflichtung, im Falle eigener Betroffenheit alle Kosten unabhängig vom Prozeßausgang selbst zu tragen und damit die Gemeinde als Ganzes »schadlos« zu halten. Als besondere Variante dieser Absprache begegnet eine Vereinbarung bezüglich der Kosten, die notwendig waren, um eine Verfolgung, etwa durch Petitionen oder Nachforschungen, überhaupt in Gang zu setzen. Für diese prozeßunabhängigen >Startkosten< sollte laut Beschluß der Gemeinde Winningen allein derjenige aufkommen, dessen Prozeß die Verfolgung eröffnete. Genau dies bildete den Gegenstand von Streitigkeiten zwischen dem Ehemann der ersten zu Winningen hingerichteten »Hexe« Maria Knebel, Matthias Knebel, und der Gemeinde. Ein Jahr nach der Hinrichtung seiner Frau, 1632, verweigerte die Gemeinde ihm 25 Reichstaler, die, so Knebel in einer Bittschrift an den Kastellauner Amtmann Senft von Sulburg, sie ihm »für ein fuder abgekaufften weins schuldig« sei, sodann »48 gulden/ die ich wegen derselben zu Ley vorbezalt und sie mir in monatsfrist zuerstatten versprochen...«. Die Begründung, laut Knebel: »mit dem vorwenden/ sie haben zu außstellung des inquisition wercks gelt zusammen gelegt, undt weil dan meine hausfraw die erste sey/ so angriffen worden/ solte ich solches neben den 200 reichsthalern [sc. Prozeßkosten] ihnen zu erstatten schuldig sein«.
Damit wollte der Bittsteller sich nun keineswegs abfinden, da »die inquisition sach nicht einer persohn undt meiner haußfrawen halb allein/ sondern dem gemeinen wesen zum besten angestelt [worden sei]/ sie/ meine haußfraw/ auch in dem laster nit alleinig begriffen/ noch ohn zweiffei die letzte sein wird...«.
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Dem Schloß Knebel seine Bitte an, der Kastellauner Amtmann möge das, was noch an »uffgewachsenen uncosten« übrig seie, »biß mehr der gleichen malefitz sachen fiirkommen... uff die gemeindt« weisen.62 Der Bittsteller erhielt zwar darauf einen günstigen Bescheid aus Kastellaun,63 den die Gemeinde aber, wie er in einer weiteren Eingabe vorbrachte, mit der Begründung mißachtete, »eß were anfangß also beschlossen worden, daß welche persohn zum ersten justificirt, [die] auch in gantzen uncosten verdampt sein solle/ dahin mich aber gantz nichts zu entßinnen weiß«.64
Ob die Gemeinde ihre interne Regelung hier durchzusetzen oder der Betroffene sich erfolgreich davon zu distanzieren vermochte, bleibt unklar. Die Angelegenheit war jedoch kein Einzelfall. Der Zilshausener Ausschuß hatte seinerzeit im Streit um die Prozeßkosten der Elsa Daum ähnlich argumentiert und sogar behauptet, daß deren Ehemann selbst nach dem beschriebenen Tumult »den Vorschlag geben bey der gemeindt, wen diese ding zum ersten beruren würdt/ das derselbig allen uncosten und schaden bezalen solle... und er auch ahm ersten eingestupfft und die andre nachgevolgt«.65
Die im Verbündnis vereinbarte Haftung eines jeden Gemeindemitglieds war zentraler Teil der gemeindlichen Hexenverfolgung. Im Beltheimer Gericht galt dieser »gebrauch« bis zum Beginn der letzten Welle 1652, 66 in der sponheimischen Vogtei Winningen bis zum Ende der Verfolgung zu Anfang des Jahres 1660. Sie läßt sich allerdings zu keinem Zeitpunkt im Amt Kastellaun nachweisen.67 Darin, und nicht in der Winninger oder Beltheimer Praxis, liegt die gebietsuntypische Ausnahme; denn diese beiden Lokalitäten praktizierten, was damals im Kurfürstentum Trier Regelfall war: Bereits Kurfürst Johann VII. klagte in seiner Verordnung von 1591 über die »besondere [n]« »verbündtnusse« und Verpflichtungen der Gemeinden, daß sie die Prozeßkosten »so wol uff die unschuldige als schuldigen« gelegt hätten.68 Daran hatte sich im Kurfürstentum Trier auch 1645 noch nichts geändert, wie wir von einem Kenner, dem Koblenzer Juristen und kurtrierischen Hofgerichtsrichter Dr. Peter Breitenbach, erfahren können.69 Warum aber das sponheimische Amt Kastellaun davon ausgenommen blieb, bleibt rätselhaft. Angesichts der völligen Ahnungslosigkeit des Kastellauner Amtmannes Joseph Zand von Merl, der sich erst 1644 von den Winningern und 1645 von Breitenbach über diese Dinge informieren lassen mußte, 70 scheidet eine obrigkeitliche Repression aus. Einzig plausibel ist somit die Annahme, daß sich für eine solche Regelung in den Kastellauner Gemeinden keine Unterstützung gefunden hatte, was angesichts der damit verbundenen Probleme durchaus vorstellbar erscheint.71
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1.4. Einsetzung der Ausschüsse Die Hexenausschüsse entstanden allein aus den autonomen Beschlüssen ihrer Herkunftsgemeinden, »beyeinander zu stehen«, »ein Mann zu sein«.72 Die Bestimmung der Ausschüsse durch die Gemeinden war Teil dieser Beschlüsse. Die dazu am häufigsten gebrauchte Vokabel ist »erwählen«;73 gelegentlich heißt es auch, die Gemeinden hätten die Ausschußmitglieder »gezogen« oder »erkoßen«.74 Nirgends wird jedoch der Ablauf des Wahlverfahrens beschrieben. Für einzelne Dörfer wie Zilshausen und Winningen dürfte eine Direktwahl durch die Gemeindeversammlung aufgrund der überschaubaren Einwohnerzahl praktikabel gewesen sein. Nach einem Eintrag der Beltheimer Ausschußrechnung von 1596 - »alß die außschuß durch die viertzehen dorff erwolt« wurden - galt das auch fur den Verband mehrerer Dörfer.75 Die knappe Information läßt freilich offen, ob diese Wahl von einer Art Vollversammlung aller 14 Gemeinden oder durch Deputierte erfolgt ist. Solche Abordnungen begegnen auch als Mittel gemeindlichen Drucks auf eine prozeßunwillige Obrigkeit, ebenso als Vertreter der »Landschaft« gegenüber den Ausschußmitgliedern.761652, bei der Einsetzung der Beltheimer und Strimmiger Hexenausschüsse, erschienen gemeindliche Deputierte als Wahlmännerkollegium. Nachdem die Untertanen und Vorsteher beider Gerichte auf dem gemeinschaftlichen Dingtag vor den drei Beltheimer Amtmännern die obrigkeitliche Zustimmung zur Ausschußbildung erbeten hatten,77 versammelten sich am darauffolgenden Sonntag, dem 1. September, »alle dorffer« des Beltheimer Gesichts »bey einander«, um ihre Abgeordneten »zu erwehlung dern außschußen« zu >deputierenwie ein Manneinem Aufruhr gleich< mit Zusammenrottungen und >Verbündnissen< der Gemeinden und dem >Umherlaufen< ihrer Ausschüsse frei entfalten. Erst die Verordnung von 1591 versuchte, die Verfolgung obrigkeitlich zu zügeln. Der Kurfürst hatte darin verfügt, »daß hienfuro dergleichen Zusammen Rottierungen, uffrurische Verbundnussef] und Ausschuss abgeschaft werden«. Aber schon im nächsten Absatz hatte er den Gemeinden erneut das Recht auf Klageerhebung eingeräumt: »Da aber ein Gemeinde oder sonst particular personen jemandt, auß erheblichen Inditien und Vermuttungen, Zauberey halben verdechtig halten, und derwegen anclagen wollten, soll inen dasselbig gestattet und zugelassen sein, dergestalt daß sie zuforderst irer vorstehender obrigkeit ein solches zu erkennen geben, neben Überreichung irer articulirten Inditien, Vermuttungen und argwöhn, und designation der Zeugen und weistumb, warumb sie zu klagen verursacht und bewegt werden«.
Die Formulierung, »[es] sollen hienfuro in solchen feilen... nur einer oder zween« Personen als Ankläger »gebraucht werden«, vermied jedoch den 41
Begriff »Ausschuß«. Auch sollten Anklagen durch gemeindliche Bevollmächtigte nur »mit Rhat der Obrigkeit« vorgebracht werden und nur durch solche Personen, »welche eines redtlichen Wandels und Lebens sein, und es mit der Justitien und gemeinen Underthanen treulich, uffrichtig und gut meinen«.109 Gleichwohl traten im Kurfürstentum auch weiterhin Ausschüsse mit mehr als zwei Personen auf, ohne daß weitere Maßnahmen der Obrigkeit erfolgten.110 Der Kurfürst hatte offenbar in erster Linie nicht beabsichtigt, die Verfolgung abzustellen; vielmehr wünschte er vor allem, daß sie obrigkeitlich geordnet durchgeführt würde. Die Eigeninitiativen der Bevölkerung sollten nicht unterdrückt, sondern lediglich kanalisiert werden.111 Und wenn der Kurfürst lediglich forderte, daß die Ausschüsse sich mittels »Rhat der Obrigkeit« legitimierten, so traf er damit durchaus die Wünsche der dörflichen Hexenjäger. Denn sie wollten ja die zur Verfolgung notwendige Amtshilfe erhalten, insbesondere Akteneinsicht, Zulassung als Ankläger und Erstattung ihrer Unkosten. Unter diesem Blickwinkel waren alle an die Obrigkeit gerichteten Supplikationen von Gemeinden und Ausschüssen abgefaßt. Es war daher kein Lippenbekenntnis, als der Winninger Ausschuß im Frühjahr 1631 in einem Schreiben an die beiden sponheimischen Fürsten förmlich proklamierte, daß sich die Gemeinde entschlossen habe, »vermitz hoher obrigkeitlicher handtbietungh das abscheulich zauberey laster in flecken Winningen so viel möglich außrothen zu laßen«.112 Ebenso förmlich bekundeten die Gemeindevertreter aus dem Beltheimer und Strimmiger Gericht 1652, sie hätten sich »dahin verglichen«, daß sie ihre »außschoß mit hulff ewer vesten und herl[igkeiten] erwehlen und anordten« lassen wollten.113 Mit dem Ausbruch der zweiten großen Verfolgungswelle um 1629 wurde auch der Trierer Kurfürst Philipp Christoph von Sötern (1623-1652) mit der Dynamik gemeindlicher Prozeßinitiativen konfrontiert. Aufgeschreckt durch »allerhandt abusus«, die dabei in seinem Erzstift vorfielen, stellte er in einer Anweisung vom 2. Februar 1630 fest, daß allenthalben »special ausschuß zur inquisition verordnet« worden seien, jedoch ohne Erlaubnis der Obrigkeit: »und zwar da doch andere solche ausschuss zu deputiren... keineswegs gebühren will, sondern billig dieses mit Consens und Vorwissen der hoher Obrigkeit gescheen sollen«.114 Indem Sötern die Ausschüsse nun mit ausdrücklicher Erwähnung ihrer Inquisitionskompetenz zuließ, wenn diese um obrigkeitliche Zustimmung nachsuchten, rückte er stillschweigend vom Ausschußverbot Kurfürst Schönebergs ab.
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2.1. Genehmigung und Vereidigung Die ersten Beltheimer Ausschüsse waren bereits 1595/96 mit Billigung des zuständigen kurtrierischen Amtmannes Karl von Kesselstatt entstanden. Auf dessen Amtssitz Burg Baldeneck hatten die Beltheimer Gemeinden damals ihr »Verbündnis« bestätigt.115 Eine förmliche Genehmigung ihrer Tätigkeit ist noch nicht nachzuweisen, wohl aber ihre faktische Anerkennung, als Kesselstatt sie im Streit mit dem Birkenfelder Pfalzgrafen unterstützte. Und nachdem hier 1596 zum ersten Mal ein Prozeß erfolgreich zu Ende gebracht werden konnte, fühlte sich der Beltheimer Ausschuß zur Fortführung seiner Tätigkeit berechtigt, drängte er die drei Gerichtsherren zur Bekanntgabe der Personen, die der hingerichtete Johann Hofmann als vermeintliche Tatkomplizen besagt hatte. Dabei erinnerte man die Obrigkeit geradezu bevormundend an ihre Pflichten und verwies auch auf das Verlangen der »vierzehen dorfF neben sein/ Homans/ frenndschafft«, »in solchen sachen fortzufahren«: »Alß darumben gelangt ahn e[uer] vesten/ achtt und g[estreng] unser gantz underthenig pitt, es wollen dieselbe unß auß dennen urgichtten gnedig und gunstigen mittheillen laßen, wehr mit solchem laster befleckh[t] sein mögtt/ alß dan wollen wir ferner unsere clagt/ wie sichs geburt/ druff stellen laßen und furtfahren...«.
Dieses Begehren wurde damals durch die kurtrierische wie auch die winneburgische Seite genehmigt, nicht aber durch die sponheimischen Teilhaber am Beltheimer Gericht. Der Zugang zu den im sponheimischen Amtsort Kastellaun liegenden Prozeßakten blieb dem Ausschuß versperrt. Kein grundsätzliches Verbot, sondern die Verweigerung von Zusammenarbeit verhinderte hier weitere Prozesse.116 Gut 30 Jahre später forderte Kurfürst Söterns Verordnung, daß Ausschüsse nur mit »consens und wissen« der Obrigkeit tätig werden sollten, worin das Bemühen erkennbar wird, die gemeindliche Hexenjagd stärker zu reglementieren.117 Auch in den sponheimisch-kurtrierischen Verfolgungen dieser Jahre erscheint die Tätigkeit der Ausschüsse zum ersten Mal als genehmigungspflichtig. Erneut hatten sich im Beltheimer Gericht, aber erstmals auch im Amt Kastellaun Ausschüsse als Ergebnis gemeindlicher Abmachungen formiert.118 Der Prozeß des Einzelklägers Jakob Hennen gegen Elisabeth Laux war noch nicht über das Zeugenverhör hinausgekommen, als sich im Kastellauner Amt bereits ein Hexenausschuß bildete und ohne formelle Genehmigung der Obrigkeit sogleich Ermittlungen gegen weitere Personen aufnahm.119 Gleiches galt für den neuen Beltheimer Ausschuß. Beide Ausschüsse traten daher erst mit eigenen Prozeßvorhaben vor die Obrigkeit, nachdem sie im Januar 1630 ihre offizielle Zulassung erhalten hatten.120 Dabei zeigt sich in dem auffallend langen Zeitraum von bis zu sechs Monaten, der bis zur offiziellen Approbation verstrich, eine zögernde Hal43
tung der Landesherrn. Die lokalen Beamten wußten und profitierten dagegen schon in der gesamten Wartezeit von der Tätigkeit der Ausschüsse. Im Beltheimer Gericht sahen sie sich aber auch deren Druck ausgesetzt, als eine notwendige Entscheidung der kurtrierischen Kanzlei ausblieb und daher die ersten Zeugenverhöre aufgeschoben werden mußten. 121 Im Falle der Kastellauner Hexenverfolgung resultierte das Zögern der Herrschaft aus noch vorhandenen Skrupeln des Pfalzgrafen gegenüber einer längerfristigen Kampagne. Am 7. Januar 1630 erfolgte dann eine »amptliche bewilligung ratione der auschoß im ampt Castelhun in sachen malefitzischer inquisition wider Zauberei verdachtige persohnen«. Der leibliche Eid, den die Ausschußmitglieder dabei vor dem Amtmann Senft von Sulburg und zwei Schöffen des Kastellauner Stadtgerichts ablegen mußten, spiegelte die Einsicht in die Zähmungsbedürftigkeit des gemeindlichen Aktionismus: die Herrschaft verpflichtete dabei die dörflichen Inquisiteure, sich bei der Hexenjagd so zu verhalten, »alß erbaren/ uffrichtigen männern und auschussen geburet«. 122 Darüberhinaus dürfte schon der Kastellauner Auschuß auf die detaillierten Instruktionen festgelegt worden sein, welche der Winninger Ausschuß 1630/31 und erneut 1640 erhielt.123 Dieses »Memorial« wiederum bildete einen wichtigen Teil der modalen Vereinbarungen zwischen Baden und Birkenfeld, mittels denen Pfalzgraf Georg Wilhelm 1630 seine grundsätzliche Zustimmung zur ersten sponheimischen Hexenverfolgung gegeben hatte. 124 Im Beltheimer Gericht waren es auf den ersten Blick technische Gründe, welche die lange Verzögerung bis zum offiziellen Verfolgungsbeginn verursachten. Dahinter verbarg sich jedoch ein Dissens zwischen der kurfürstlichen Kanzlei und den Beltheimer Beamten über die Frage, welche Juristen zur Prozeßbegutachtung bestellt werden sollten. 125 Außerdem war die Kanzlei damals grundsätzlich mit den Problemen, welche die neue Verfolgung aufgeworfen hatte, beschäftigt. Als diese interne Diskussion mit der Verordnung vom 2. Februar 1630 ihren vorläufigen Abschluß fand, konnten auch die Beltheimer Angelegenheiten geregelt werden: Am 28. Januar 1630 erfolgte dort die obrigkeitliche Zulassung des Hexenausschusses als »leibliche« Vereidigung seiner Mitglieder durch »allerseits herrschafften herren beampten« auf mehrere »puncten«, »darnach sie sich zu verhalten«. 126 Auch der erste Winninger Ausschuß von 1631 war vereidigungspflichtig, wie sich aus den Kastellauner Vorgängen und aus der Prozedur zur Fortführung der Verfolgung im Jahre 1640 ergibt. Als der Pfalzgraf am 23. August 1640 der Wiederaufnahme der Hexenjagd zustimmte, wiederholte er wortwörtlich die frühere Erlaubnis zur Einsetzung eines Inquisitionsausschusses. 127 Eine Woche nach Eintreffen des Bescheides präsentierten sich die vorgesehenen Ausschußmitglieder dem Kastellauner Amtmann mit folgendem Schreiben von Vogt und Schöffen der Gemeinde Winningen: 44
»Dem fürstlichen befelch gemäß haben wihr diese drey erfahren burger zu außschussen vorgeschlagen, deren zwen a[nno] 1630 albereit beaydiget worden, der dritter aber [als] neuer angenommen, zu e[uer] g[nädigem] belieben stehendt, ob sie die zwehn in allem eydt bey der handgelöbniß laßen, und den dritten leiblichen belegen...«.128
Die unterwürfigen Formulierungen und die Präsentation der neuen Ausschußmitglieder in Form eines Vorschlags können nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich hierbei um vollendete Tatsachen handelte. Ihre Sanktionierung durch die Obrigkeit war jedoch eine für beide Seiten unverzichtbare Formalität. Mit der obrigkeitlichen Anerkennung erhielten die Ausschußmitglieder die herrschaftliche »Vollmacht«, nun auch »förmblich« zu tun, was sie oft schon Monate zuvor taten - »zu inquiriren«.129 1643, beim Neuansatz der Kastellauner Verfolgung, beanspruchten die Untertanen sogar die förmliche Vereidigung für sich: Laut Protokoll war zuerst von »bürgermeister, ambtsschultheißen und sambtliche[n] des ambts zugehörigen« beschlossen worden, das Zaubereilaster durch die Obrigkeit ausrotten zu lassen; zu diesem Zweck aber sollten »von ihnen«, also den Zuerstgenannten, »ettliche ehrbare manner zu außschußen ernennet werden«, und zwar »mit dem beding, daß die herauß dem ambt annemblich erwehlt und [!] beeydigt werden« sollten.130 Tatsächlich wurden die Ausschußmitglieder dann auch nicht durch den Amtmann als Vertreter der Obrigkeit vereidigt, sondern »von dem amt«, also der Gesamtheit der erwachsenen Männer des Amtes Kastellaun, repräsentiert durch zwei Stadtgerichtsschöffen, den Kastellauner Bürgermeister und die Pflegschultheißen.131 Anläßlich der Beltheimer Initiative von 1652 übernahm der Kastellauner Amtmann zwar stellvertretend für seine beiden Mitbeamten selbst die Vereidigung des Ausschusses. Dem ging jedoch die Wahl der Ausschußmitglieder durch dörfliche Deputierte voraus, und diese wiederholten dabei nur, was die Gemeinden zuvor beschlossen hatten.132 Was die Untertanen des Beltheimer und Strimmiger Gerichts in ihren vorausgeschickten Eingaben als »underthenige clagendt pittschrift umb anordtnung [von] außschöß« stilgerecht erfleht hatten, sollte lediglich den Formalitäten genügen.133 Nichts veranschaulicht den formellen Charakter solcher Genehmigung mehr als der Verzicht der Obrigkeit, die vorgeschlagenen Ausschußmitglieder zu überprüfen. Die diesbezüglich geforderten persönlichen und sozialen Eigenschaften wie >aufrichtigehrlichangesehen< etc. hatten lediglich den Charakter von Appellen.134 Dabei wäre eine solche Uberprüfung keineswegs folgenlos geblieben, da sie der mancherorts vorhandenen innergemeindlichen Opposition als Sprachrohr hätte dienen können.135 So wurde der erste Winninger Ausschuß von 1630/31 zu Beginn des Jahres 1632 ohne Zustimmung der Regierung komplett erneuert; es genügte, daß der Vogt die neuen Hexenjäger vereidigte.136 Kaum anders gestaltete sich die Aufnahme von zwei Mitgliedern im Jahre 1642: Lapidar meldete der Vogt dem 45
Amtmann, daß er am folgenden Tag »noch ein par ausschüß beaydigen« wolle.137 Nur der Kastellauner Amtmann scheint davon einmal abgewichen zu sein. So berichtete er anläßlich der Wiederaufnahme der Verfolgungen durch die Winninger am 13. September 1640 an seine Herrschaft, er habe die bei ihm deswegen vorstellig gewordenen Mitglieder des neuen Ausschusses »bey dem ambt den 2/12. Septembris examinirt/ ob sie auch zu diesem weßen gnugsamb qualificirt seyen/ so sich erfunden...«.138
Da der Amtmann aber nicht mit Dritten über die Ausschußmitglieder gesprochen hatte, sondern nur mit diesen selbst, dürften nur prozedurale Fragen erörtert worden sein. Ebensowenig ist anzunehmen, daß der Amtmann hierbei die Rolle eines Lehrers übernahm, war er doch selbst lernbedürftig. Während Joseph Zand von Merl jetzt zum ersten Mal seit Beginn seiner Amtszeit im Jahre 1636 mit solchen Angelegenheiten konfrontiert wurde, verfugten zwei der fur den neuen Ausschuß vorgeschlagenen Winninger Bürger bereits über einschlägige Erfahrungen aus ihrer Mitgliedschaft im ersten Winninger Ausschuß von 1630/31, was dem Amtmann zweifellos von Nutzen war, um seine nachweislichen Defizite in diesem Bereich auszuräumen.139
2.2. Finanzielle Bedingungen Prozeßfuhrung und Aburteilung waren Akte obrigkeitlicher Hochgerichtsbarkeit, womit die Herrschaft auch die Verantwortung für die Prozeßkosten trug. Die Häufigkeit der Prozesse legten jedoch eine andere Regelung nahe, wenn man zusätzliche Belastungen vermeiden wollte. So hoben die Beltheimer Beamten in ihrem Bescheid anläßlich des Streits um die Kosten der drei Verfahren von 1596 ausdrücklich hervor, daß »die benachbartte chur- undfiirstenzu allen selten sich mit solchen heuffigen uncosten zu außruttung der Zauberer nit zubeladen gemeindt [seien]«.140
Als 1644 im Amt Kastellaun die Freilassung eines Angeklagten bevorstand und damit auch unsicher wurde, wer die Prozeßkosten bezahlen sollte, gab Amtmann Zand von Merl offen das Dilemma von Prozeßwilligkeit und materiellem Unvermögen zu: Die herrschaftlichen Gefalle im Amt würden zur Bezahlung nicht ausreichen.141 Als Gegenmittel empfahl sich die Konfiskation. Indem sie die Vermögen der Hingerichteten unabhängig von deren Höhe dem Fiskus zuwies, schuf sie ein Finanzierungsreservoir zur Deckung der Prozeßkosten mittelloser Angeklagter. Zur politischen und administrativen Durchsetzung einer effizienten Konfiskationspraxis bedurfte es jedoch eines politischen Willens, wie er nur stark zentralisierten Territorialstaaten 46
zu eigen sein konnte. Dies galt nicht für Territorien, die, wie die Hintere Grafschaft Sponheim und das Kurfürstentum Trier, kondominial oder ständisch verfaßt waren, durchsetzt mit einer Vielfalt lokaler Rechts- und Vermögenstitel, deren Inhaber nicht selten auch zu den Trägern der Landesadministration zählten. Auf diese Verhältnisse zielte der kurfürstliche Rat Dr. Melchior Goldast, als er sich in einem von Kurfürst Philipp Christoph von Sötern gewünschten Gutachten vom 24. Oktober 1629 gegen die Konfiskation aussprach. Aus Gründen der >Billigkeit< riet er davon eindringlich ab und verwies dabei auf die besitzrechtliche Problematik: »Den Kindern soll auch nicht genommen werden/ was sie für sich ererbt und erworben haben/ bona castrensia vel quasi, und dergleichen adventitia; im gleichen die Güter/ so ihnen ex pacto & Providentia, a primo acquirente herrührendt/ gebühren; als da sindt Lehen/ Majorien/ Stamm Güter/ Patronaten/ Emphyteussen... «.142
Obrigkeitliche Totalkonfiskation wurde daher in Kurtrier im Gegensatz zu Kurköln und Kurmainz nicht praktiziert.143 Als dritter Weg bot sich der begrenzte Rückgriff auf das Vermögen der Verurteilten nach Maßgabe der jeweiligen Prozeßkosten an. Und von der Verantwortung fur zahlungsunfähige Hinterbliebene befreiten sich die sponheimischen und kurtrierischen Obrigkeiten, indem sie die Ausschüsse nur unter der Bedingung völliger Haftungsübernahme zur Anklage zuließen. Aus diesen Gründen legte auch die Herrschaft stets größten Wert darauf, daß die Gemeinden den Ausschüssen in ihrer Bevollmächtigung garantierten, notfalls für solche Kosten selbst aufzukommen. Der auffällige Spielraum der gemeindlichen Verfolgung innerhalb der obrigkeitlichen Hochgerichtsbarkeit resultierte aus der Abneigung der Herrschaft, selbst die finanzielle Verantwortung zu übernehmen. Im Beltheimer Gericht erfolgte spätestens aus Anlaß der drei Prozesse, die der Gesamtausschuß 1596 anstrebte, eine Verständigung zwischen Untertanen und Obrigkeit über die finanziellen Bedingungen. Wenn die Ausschußmitglieder damals bei ihrem kurtrierischen Protégé, dem Amtmann Karl von Kesselstatt, auf Burg Baldeneck erschienen, um ihr »Verbündnis« zu bestätigen, so wohl deshalb, weil Kurtrier seine Unterstützung von der Haftungsgarantie der Gemeinden abhängig machte.144 Der gleiche Sachverhalt spricht aus dem erwähnten Rechnungsbeleg der Ausschußmitglieder - »alß sie von der landtschafft wegen dem Schultheißen geldt uff rechnung gebracht«.145 In der folgenden Welle um 1630 war die korporative Haftung der Untertanen gegenüber der Obrigkeit von Anfang an Teil der gemeindlichen Bevollmächtigungen.146 Mehrfach wurden die Gemeinden zur Finanzierung ungedeckter Prozeßkosten herangezogen, womit sie ihrer Haftungspflicht genügten.147 Aus demselben Grund sträubten sich die Winninger schon im Vorfeld des ersten Prozesses heftig gegen die Nominierung eines zu Trier ansässigen Rechtsgelehrten, weil sie die Gelder für die kostspielige Aktenversendung zumindest vorlegen mußten. Die Gemeinde verwies daher auf 47
mehrere im nahe gelegenen Koblenz ansässige Juristen und konnte sich damit bei ihrer Obrigkeit durchsetzen.148 Als die Winninger ihre Verfolgung 1640 fortsetzen wollten, enwickelten sich daraus regelrechte Verhandlungen mit ihrer Obrigkeit über die Frage der finanziellen Haftung. Der Kastellauner Amtmann hatte den Abgesandten der Gemeinde bei Ubergabe ihrer Petition als erstes und einziges »zu bedencken« gegeben, »ob bey den verdächtighen auch die uncosten beyzubringen seye, daß uff den wiedrigen fall selbige der herrschafft zu tragen schwer fallen wird«. 149
Die von der Gemeinde »anhero darumb verordneten« waren jedoch auf diese Frage offenbar schon vorbereitet und ließen sich »gnädig vernehmen«, »daß sie daran haltten/ im fahl daß laster persequirt werde, und sich ein oder ander malefiz persohn bey ihnen erfinden sollte/ an welche man sich der uncosten halben nit erhalten könte, daß die ganz gemeind selbige zue entrichten sich nit beschweren werde«. 150
Als die Antwort des Pfalzgrafen zunächst nur Konsultationen mit Baden in Aussicht stellte, bekräftigte die Gemeinde ihr Angebot, »daß sie den uncosten der einziehend, welch nit zubezahlen, gemeindlich tragen wollen und wan auch Ihnen darin gnädig [widerfahren] werden solle/ sie ein attestation darüber zum ambt uberschicken wollen«. 151
Weil darauf wiederum nichts erfolgte, wiederholte die Gemeinde ihre vorige Supplikation und fugte der ansonsten gleichlautenden Bitte um Hexenprozesse noch die förmliche »Zusag« bei, »wofehrn es eine arme person betreffen dehte/ welche nichts zum besten, und die daruff gegangene uncosten nit zahllen könnte, so wollen wir selbe und nicht die herrschafft zahlen und außrichten, gäntzlicher hoffnung, sie werden es g[nädig] bewilligen«. 152
Aus der Sicht der Gemeinde schien nur die finanzielle Problematik dafür verantwortlich zu sein, daß der herrschaftliche Konsens noch auf sich warten ließ. Daher hatte sie ihre Bereitschaft zur Generalhaftung so nachdrücklich bekräftigt, was der Kastellauner Amtmann als Kurztitel für das letzte Schreiben der Winninger entsprechend aufnahm: »Gemeind zu Winningen wille die hexerey Unkosten tragen, wan eine angegrifen wurdt, so nit solvendo ist«.153 Als die Winninger noch konkrete Verdachtsmomente vorlegten, die sie auf Anregung des Amtmanns »ad referendum uffgenomen« hatten,154 erfolgte nach fünf Tagen die erwünschte Zusage des Pfalzgrafen. Aber ohne die Haftungszusage der Gemeinde wäre es dazu nicht gekommen. Für den Kastellauner Amtmann waren die Formalitäten damit noch nicht erledigt: Nach der Vereidigung der Ausschußmitglieder bestand er darauf, daß »mutatis mutandis« nun die gleiche »Vollmacht« auch dem Ausschuß »von der gemeinde... gegeben werden« müsse, was denn auch zwei Tage später geschah.155 48
Im gleichen Stil verständigten sich im Frühjahr 1643 Untertanen und lokale Obrigkeit im Amt Kastellaun über die Fortführung der Hexenverfolgung, nachdem der Amtmann jenen auf ihre »Bewerbung umb außrottung des lasters« »zu gemüth gefüret« hatte, daß die gnädige Herrschaft im Hinblick auf ihre geringen Einnahmen an »gefell[en]« dazu nichts beisteuern könne. Die Amtsuntertanen hatten darauf wie in Winningen reagiert: »Welche dan darauff auf sich genohmen/ wahn sich dergleichen ein casus begeben soke, daß [sc.dann] die uncosten auß des ambts mittein abgestattet werden sollen ...«.1S6
Als auch die Beltheimer Untertanen zwei Jahre später versuchten, die seit 1631 ruhende Verfolgung wieder in Gang zu setzen, stand erneut die Haftung für zahlungsunfähige Angeklagte im Mittelpunkt. Verhandelt wurde darüber bei einem Zusammentreffen der beiden Vögte und des Schultheißen des Gerichts als Vertreter der drei Amtmänner mit den Deputierten der 14 Gemeinden am 3. September 1645 in Sabershausen. Unmittelbarer Anlaß des Treffens bildete die Proklamation der drei Amtmänner vom 29. August, worin diese ihrer > Entschlossenheit zur Verfolgung des Hexereilasters Ausdruck gegeben hatten. Damit reagierten sie nur auf ein entsprechendes Begehren der Bevölkerung, denn jetzt ging es ihnen darum, die »deß gantzen gerichts Beltheim ahngehorige undersassen/ ihre resolution/ wie und mit waß Unkosten man diesem laster vorkommen/ straffen und außrotten solle/ sich [zu] erklären/ uff gewissen tag zusamen [zu] bescheiden«.157
So trafen sich denn am 3. September 1645 »auß iedem und besonderm obg[emeltem] Beltheimer gerichts dorffschafften vervolmächigte man zu Saberßhausen«: »Und sich samblich/ ieder seines dorffs wegen verfolmächtig erklärt und entschlossen«, daß nicht nur jeder einzelne ihrer Gemeinden im Falle einer Anklage gegen sich für die Kosten haften werde, sondern auch alle »im allgemeinen gerichts Beltheim undersassen solche Unkosten helffen tragen«, wenn jemand, der wegen »der zauberey« »in kertzer [und] zur tortur bracht« würde, »nicht genughäbig« sei.158 Die großzügige Haftungszusage war jedoch für die Beltheimer Untertanen auch Anlaß, zusätzliche Wünsche anzumelden. So bat man umgehend darum, die Obrigkeit möge die Verfahren möglichst kostengünstig führen: Anstelle des ordentlichen, aber »etwaß weit vonn und auß dem Gericht gesessen[en]« Beltheimer Gerichtsschreiber sollte mit der Protokollführung jemand betraut werden, der »in oder nahe im Gericht« ansässig sei.159 Ebenso wie der Winninger Vorschlag zur Nominierung eines Koblenzer Gutachters wurde auch diese Bitte damit begründet, das finanzielle Risiko der Gemeinden zu verringern. Der Rückgriff auf lokale Fachleute sollte aber zugleich Interventionen von außen vorbeugen. Die Haftungszusage war für die Gemeinden somit auch ein Instrument, um die Verfolgung in ihrem Sinne zu beeinflussen.160 Im Beltheimer Gericht sollten sich Obrigkeit und Untertanen noch einmal 49
auf dieser Ebene begegnen, um über die Modalitäten der Verfolgung zu verhandeln, bei jenem Treffen Anfang September 1652, als Deputierte der 14 Dörfer in Gegenwart des Kastellauner Amtmannes ihre Ausschußmitglieder »erkosen«. Die Deputierten erhielten dabei auch die Erlaubnis, die Prozeßkosten aus der Hinterlassenschaft der Verurteilten zu bestreiten; im Gegenzug verpflichteten sie sich zur Haftung für mittellose Personen und zur Bereitstellung einer gewissen Summe als Startkapital.161 Beide Teile der Vereinbarung befreiten die Herrschaften wiederum von jeder finanziellen Eigenverantwortung. Zur Sicherstellung dessen forderte der Amtmann die Ausschußmitglieder nach ihrer Wahl ausdrücklich dazu auf, sich, wie es auch vorher üblich gewesen sei, von den Gemeinden ihre Vollmacht ausstellen zu lassen sowie darauf »bedacht« zu sein, daß das »collectiren« des für notwendig erachteten Kapitals reibungslos vonstatten ginge.162 Nur in einem Punkt kam es hier erstmals zum offenen Dissens zwischen Obrigkeit und Untertanen. Der Kastellauner Amtmann erklärte nämlich stellvertretend für seine Mitbeamten, daß sie den »Gebrauch«, wonach auch die Freigelassenen zur Entlastung der Gemeinde die gesamten Prozeßkosten bezahlen müßten, für »unbillig« erachteten, daher »sie selben zuvorderst inskünfftig cassiren und verordnen..., daß/ wen[n] eine persohn ins kiinfftig von dem laster oder ab instantia absolvirt werden solte, daß daß gantz [Beltheimer] gericht die Unkosten auffnehmen sollen«.163
Nicht persönliche Uberzeugung, sondern der zunehmende Argwohn der landesherrlichen Kanzleien gegenüber der lokalen Prozeßführung hatte den Amtmann bewogen, die im Verbündnis vereinbarte Haftung von Freigelassenen aufzukündigen.164 Bis dahin hatte diese Regelung jahrzehntelang zur Grundausstattung aller Verfolgungswellen gehört, obwohl sie in völligem Gegensatz zur »Constitutio Criminalis Carolina« stand. Denn Artikel 61 dieses Reichsgesetzes verpflichtete die Freigelassenen nur dazu, ihre Verpflegung zu bezahlen. Es mußten daher zwangsläufig »Irrungen« entstehen, wenn Freigelassene sich weigerten, dem gemeindlichen »pactum« nachzukommen.165 Eine Anspielung darauf enthielt schon die Prozeßordnung von 1591, worin Kurfürst Johann mit Blick auf die allgemeine Unordnung im Prozeßwesen auch auf die »besondere [n]« »und fast einem ufrur gleichstehende verbündtnusse[]« der Untertanen hinwies: »dahero« sei alle Unordnung »eins theils vornemblich... geflossen«.166 Indessen hatten weder diese Verordnung noch entsprechende Bemühungen des Kurfürsten Philipp Christoph von Sötern verhindert, daß die gemeindliche Sonderregelung auch in den Wellen des 17. Jahrhunderts praktiziert wurde. Auch der Koblenzer Jurist und Richter am kurtrierischen Hofgericht, Dr. Peter Breitenbach, hielt nur bedingt daran fest, daß zur Regelung der Prozeßkostenfrage bei Freilassungen die »Carolina« mit Artikel 61 die »gewiße richtigkeit« gebe: 50
»Im ertzstift Trier hat eß aber dieser meinung/ daß die gemeint und communiteten sich meisten theilß dahin vereinbart haben, wan eine person zur haft und tortur erkent wordten/ gleichfalß darauf nichts bekenn, daß dieselbe dan noch die Unkosten zahlen muß.«
Dem Juristen war die Fragwürdigkeit dieses »pactum speciale« durchaus bewußt (»etiam de jure satis disputabile«). Dennoch räumte auch er der »Carolina« in diesem Fall nur subsidiäre Geltung ein.167 Obwohl kein Zweifel daran bestehen kann, daß die »Carolina« auch bei den sponheimischen und kurtrierischen Hexenprozessen gelten sollte, wurde der Artikel 61 nicht angewendet.168 Gemeindlich vereinbartes Partikularrecht galt vor territorial verbindlichem Reichsrecht. Daß auch Freigelassene alle Prozeßkosten bezahlen sollten, war seit Beginn der ersten Welle zu Ende des 16. Jahrhunderts ein Strukturmerkmal dörflicher Hexenverfolgung in der Region. Damit wälzten die Gemeinden zumindest einen Teil der Haftung, welche sie gegenüber der Obrigkeit übernehmen mußten, auf ihre eigenen Mitglieder ab. Prozeßtechnisch ließ sich diese Regelung damit begründen, daß sie ein mögliches Motiv für den Kampf um Freilassung zerstöre.169 In ideeller Hinsicht beruhte die Zahlungspflicht von Freigelassenen auf einer einseitigen Auslegung des Verursacherprinzips: Wer der Gemeinde Anlaß zur förmlichen Anklageerhebung bot, war daher auch für die Folgen verantwortlich. So haben es die Vertreter der Beltheimer Gemeinden 1645 erläutert: »Und sich samblich/ ieder seines dorffs wegen verfolmächtig erklert und entschlossen/ daß wofern iemandt der zauberey halber uberzeucht/ ergriffen und in hafftung genommen/ ieder seinen eigen hierüber billig ergangenen Unkosten tragen und leiden solle«.170
Nun begründete auch die »Carolina« die Verpflichtung eines Freigelassenen zur Bezahlung seiner Haftverpflegung damit, daß ein Angeklagter stets Mitverantwortung für sein Verfahren trage. Hier aber wurde dieses Prinzip extensiv ausgelegt: Die Veranlassung zur Inquisition lastete dem Objekt dieser Inquisition die gesamte Verantwortung dafür auf; man mußte lediglich nachweisen, daß die Inquisition formal berechtigt war. So lautete denn auch die Position, welche der Trierer Kurfürst 1593 im Streit um die Kosten des Verfahrens gegen die sponheimische Leibeigene Oster Wendling vertrat,171 ebenso argumentierten die Ausschüsse von Zilshausen und des ganzen Beltheimer Gerichts 1596/97 im Streit mit der freigelassenen Elsa Daum.172 Wenn die Ausschüsse damals auch beim Kurfürsten nicht völlig durchdrangen, so lag dies nur an der exorbitanten Höhe der geltend gemachten Unkosten.173 Dagegen war der von sponheimischer Seite anfänglich geleistete Widerstand prinzipieller Natur, gründete er doch auf den strikten Vorgaben des akkusatorischen Prozeßverfahrens, die zuerst den Ankläger mittels Kaution und Bürgen für die Folgen seiner Klage haftbar machten.174 Mit zunehmendem Verfolgungsdruck verschwand die Ankläger51
haftung aus dem Akkusationsverfahren. An ihre Stelle setzten die Gemeinden die Zahlungspflicht der Freigelassenen. Die betroffenen Obrigkeiten erwiesen sich demgegenüber durch ihre Befangenheit handlungsunfähig: verfolgungswillig und bedrängt von Prozeßwünschen einer erregten Untertanenschaft, aber selbst zur Übernahme des von der »Carolina« geforderten obrigkeitlichen Pflichtteils weder bereit noch fähig, sahen sie zu, wie gemeindlich vereinbartes Partikularrecht landesweit geltendes Reichsrecht für beträchtliche Zeit außer Kraft setzte.175 Die Gemeinden konnten mit ihren Verbündnissen wichtige Bedingungen ihrer Teilnahme an den Verfolgungen selbst bestimmen. Es blieb ihnen aber die Pflicht, für mittellose Angeklagte aufzukommen; daraus resultierte ihr Bemühen, auch dieses Restrisiko zu beseitigen. Der Winninger Ausschuß reagierte unverzüglich, als sich im Winter 1640 abzeichnete, daß die Ungeständigkeit der angeklagten Christina Heyden den Prozeß verlängern würde und die Kosten auf eine Höhe ansteigen mußten, die ihr Vermögen weit überstieg. Umgehend schickten die Ausschußmitglieder eine Supplikation an den Kastellauner Amtmann Zand von Merl, worin sie den Ausweg aufzeigten: Da die Christina »nicht viel zum besten« habe, ihre Mitangeklagte »Catharina aber etwas vermöglich, und weyl sie beide in der gefänglichen haft begriffen«, schlugen sie vor, die Kosten für beide Verfahren zusammenzulegen (»allzumahl einhohlen«) »und waß ein nicht vermag«, das solle man »ahn der andern ergreiffen«.176 Der Ausschuß wünschte somit die Berechtigung zur Konfiskation, um mit dem überschüssigen Geld auch Prozesse gegen weniger vermögende Angeklagte finanzieren zu können. Der Amtmann hatte dies wohl erkannt und daher den Vorschlag der Winninger gegenüber der Kanzlei um die Frage erweitert, ob denn auch die Obrigkeit zur Konfiskation berechtigt sei. Der Regierungsgutachter Heintz grenzte beides ebenfalls sorgfältig voneinander ab: Bezüglich obrigkeitlicher Konfiskation wollte er sich nicht festlegen, hier müsse das Herkommen in der Vogtei Winningen und in Ermangelung dessen die »Carolina« beachtet werden; »anlangendt der außschußfrag« - also ob der Ausschuß zur Finanzierung anderer Prozesse vermögendere Angeklagte zusätzlich ausbeuten dürfe - fiel seine Anwort noch deutlicher aus: »respondire ich negative!« Zur Begründung führte Heintz an, daß die Nachkommenschaft der Angeklagten nicht beschwert werden dürfe, da sie »ihr[es] gut[es] auch noch wohl, wo sie den beschädigten satisfaction thun soll/ bedürfen wirdt«.177 Obwohl vermeintliche Hexereigeschädigte hier nie Entschädigungsansprüche stellten, verzichtete der Amtmann auf weitere Diskussion mit der Kanzlei.178 Bedauernd ließ er dem Ausschuß mitteilen, daß jeder Kostenanteil »seinerseits« zu bezahlen sei, »und waß bei der Christina nit zu bekomen/ wirtt von der gemein vermog ihrer Verpflichtung ersezett werden müßen«. Hinsichtlich der Konfiskation sollte der Vogt zwar prüfen, ob diese in 52
Winningen »gewohnliches herkommen« sei, aber die Absicht, »der Catharina ubrigh auch zu confisciren«, scheiterte wohl am Herkommen oder an der »Carolina«.179 Gleichwohl dürfte die relative Mittellosigkeit der Christina Heyden die Winninger kaum belastet haben, gelang es ihnen doch, durch Umschichtung faktisch das zu erreichen, was ihnen durch »contraria opinione« des Regierungsgutachters verweigert wurde: laut Abrechnung entfielen 612 Gulden auf Catharina Knebel, aber nur 279 Gulden auf Christina Heyden.180 Der beträchtliche Unterschied entsprach keineswegs der unterschiedlichen Dauer ihrer Verfahren; aber der plötzliche Tod der ungeständigen Christina Heyden, eingetreten in der Folge ihrer Überführung durch den Ausschuß nach Kastellaun Anfang 1641, lag sicherlich ganz im Sinne der Bittsteller.181 Das Streben des Winninger Ausschusses nach Erweiterung der Finanzierungsmöglichkeiten blieb auch weiterhin bestehen. In Zusammenhang mit der vorbeugenden Bitte um Fortsetzung der Verfolgung vom 19. August 1642 präsentierte die Gemeinde unter Berufung auf ihre Haftungszusage eine neue Variante zur Verringerung des Restrisikos: die Finanzierung von Prozeßkosten aus dem Vermögen der Ehegatten von Angeklagten. Die ungemein suggestive Frage an den Kastellauner Amtmann lautete: »Uff den fall/ wan ein ehegatten angriffen wurde, und dieselbe [!] von ihrem eigen patrimonio nicht so viel hette/ der ander ehegatten oder kinder dargegen aber noch ein etwaß im vorrath, obs nicht billig wehre/ daß so lang in der selben ehe ettwaß vorhanden, es seye von dem peinlich beklagten, oder ihrem ehegatten oder kindern, daß man darein griffen und bezahlle«.182
Ein gewagter Vorstoß, zielte er doch auf partielle Aufhebung der im sponheimischen Landrecht verankerten Unterscheidung der Güter, welche die Ehepartner in die Ehe mitgebracht hatten (»illata bona«), von solchen, welche sie erst in der Ehe gemeinsam erwerben konnten (»acquisita bona«); denn was die Ehepartner von Angeklagten mit in die Ehe brachten, war bis dahin von der Kostenerstattungspflicht der Angeklagen ausgenommen.183 Dementsprechend konnte sich auch der Kastellauner Amtmann Zand von Merl dafür zunächst nicht erwärmen: »Nuhn so vil dißes betrifft/ kan ich bey mir darfür kein erheblich ursach finden, daß des unschuldigen mittel deß schuldigen halben angegriffen und dadurch der samt seinen kindern/ wan sie kinder haben... selbe wie die mutter ahn den bettelstat gebracht werden sollten«.184
Der Amtmann zeigte sich jedoch trotz solcher Skrupel als Protagonist der Verfolgung: Die erneute Bitte der Winninger um Fortsetzung der Verfolgung pries er als »loblichen eiffer«; ihren Wunsch nach mehr Geld beantwortete er mit der Zusicherung, den mit der Begutachtung der Prozesse beauftragten Koblenzer Juristen Peter Breitenbach diesbezüglich um »seine habend 53
radones oder die observantz im erzstift Trier« zu befragen.185 Die Antwort Breitenbachs scheint den Amtmann ermutigt zu haben, den Vorschlag der Birkenfelder Kanzlei vorzulegen.186 Der Regierungsgutachter Heintz erkannte jedoch sofort, daß damit die sponheimische Zivilgerichtsordnung unterminiert würde. Er lehnte daher den Vorschlag mit ausdrücklichem Bezug auf Artikel 103 des Landrechtes ab: demnach dürfe »die gemeine errungenschaft« der Eheleute nur unter Ausschluß des dem Ehepartner zustehenden Vermögensanteiles »ahngegriffen und darauß die Zahlung genohmen werden«.187 Nicht nur die »illata bona« der Ehegatten von Angeklagten, sondern auch ihre Vermögensanteile an den »acquisita bona« blieben somit jedem Zugriff verschlossen. Die Ablehnung des neuen Winninger Vorschlages war endgültig; und dennoch muß man aus der Tatsache, daß diese Regelung von Birkenfeld Anfang 1644 bekräftigt und präzisiert wurde, auf einen erneuten Vorstoß der Gemeinde schließen. Den Anlaß dafür bildete der hartnäckige Kampf des Dietrich Siegbert um seine Frau Maria. Die Auseinandersetzungen führten zu einer beträchtlichen Verlängerung des Prozesses, der gleichwohl mit der Hinrichtung endete. Aus dem Tenor des neuen Birkenfelder Bescheides spricht nun, daß der Ausschuß den Versuch unternommen hatte, die beträchtlichen Prozeßkosten auch aus dem Vermögen des Ehemannes zu bezahlen. Das mag in diesem Fall gelungen sein, weil Siegbert durch sein Handeln für die Dauer des Prozesses verantwortlich gemacht werden konnte, führte jedoch nicht zu einer prinzipiellen Änderung der bisherigen Regelung.188 Die Vorschläge demonstrierten ebenso wie die Verbündnisse, mit welcher Hartnäckigkeit die Gemeinden als Gegenleistung für ihren »loblichen eiffer« bei der Verfolgung von Hexen Sonderrechte beanspruchten. Die Versuche zur Erweiterung des finanziellen Spielraumes offenbaren schließlich auch eine bestimmte soziale Tendenz. Sie zielten nicht auf den Besitz mittelloser Angeklagter, sondern auf die Vermögenden. Beim ersten Vorstoß hatte der Winninger Ausschuß offen damit argumentiert, daß die Catharina Knebel vermögend sei; als es darum ging, auch die Ehegatten zur Bezahlung der Kosten heranziehen zu können, bildete deren Reichtum die unausgesprochene Prämisse des Vorschlags, da man sonst kaum den gewünschten Effekt erzielen konnte. Der schon bestehende Blankoscheck auf das Vermögen der Angeklagten wäre damit um eine Blankovollmacht zur Ausplünderung des gesamten Familienvermögens erweitert worden. Teilweise konnte dies bei den Winninger Prozessen auch realisiert werden, weshalb der Ausschuß in der Regel nur zur Zwischenfinanzierung auf Unterstützung angewiesen war. Bei den Kastellauner und Beltheimer Prozessen reichte die Ausplünderung der Hinterlassenschaft der Angeklagten zwar nicht aus; dennoch konnten sich auch die dortigen Ausschüsse so verhalten, als ob sie über 54
unbegrenzten Kredit verfugen würden, weil in diesen Fällen eben die Gemeinden hafteten. Die Höhe der Prozeßkosten spricht eine deutliche Sprache.189
3. Die juristische Beaufsichtigung Die lokalen Eigeninitiativen zwangen die sponheimische und die kurtrierische Obrigkeit, die Prozeßfuhrung ebenfalls zu reglementieren. Als erste Maßnahme wurde im Kurfürstentum Trier mittels der Prozeßordnung von 1591 die Aktenversendung vorgeschrieben.190 Alle lokalen Prozeßvorgänge waren damit einer zentralen Begutachtung durch die kurfürstlichen Hochgerichte der Städte Trier und Koblenz unterworfen. Die Beltheimer und Strimmiger Gemeinsherrschaften blieben davon zunächst unberührt. Zwar beinhaltete die gemeinschaftliche Gerichtsverfassung schon seit längerem auch die Möglichkeit zur Anrufung des vom Trierer Kurfürsten gestellten »Beltheimer Kommissars«; dessen Revisionskompetenz erstreckte sich jedoch grundsätzlich nur auf zivilrechtliche Fälle.191 Im Zusammenhang mit Hexenprozessen trat dieser kurtrierische Gutachter zum ersten Mal im Jahre 1592 mit einer Rechtsanweisung auf.192 Als Kurtrier und Sponheim damals im Für und Wider um den Hexenprozeß gegen die sponheimische Leibeigene Oster Wendling aneinandergerieten, beriefen sich die sponheimischen Schöffen des Strimmiger Gerichtes auf die Trierer Rechtsauskunft und forderten die Einnahme eines weiteren Rechtsgutachtens, um die Folterentscheidung der kurtrierischen und winneburgischen Schöffen zu unterlaufen.193 Grundsätzlich aber widerstrebte dem Birkenfelder Herzog, den kurtrierischen Appellationskommissar auch bei Strafverfahren zu akzeptieren.194 Erst die Übernahme der Kastellauner Amtmannstelle durch den von Baden nominierten Karl von Hornung im Jahre 1596 verschaffte der kurtrierischen Position im Beltheimer Gericht ein Übergewicht: Die Prozeßunterlagen gegen die drei Angeklagten diese Jahres wurden nun dem Beltheimer Kommissar Johann von der Reck, Lizentiat der Rechte, kurfürstlicher Rat und Hofgerichtsdirektor in Koblenz, und seinem Kollegen Johann Waldorff zur Revision vorgelegt; diese bestätigten den Folterentscheid des Beltheimer Schöffengerichtes.195 Beim Neuausbruch der Verfolgungen im Jahre 1629 hatte sich infolge der Anpasssung von Pfalzgraf Georg Wilhelm auch der politische Streit um die Begutachtungsfrage verflüchtigt; an seine Stelle trat die überkonfessionelle Einsicht, daß eine Prozeßbeaufsichtigung notwendig sei. Zugleich hatte in der Zwischenzeit auch der Gegenstand der Begutachtung gewechselt. Die Beltheimer Hexereiprozesse zu Ende des 16. Jahrhunderts hatten ebenso wie 55
andere Strafverfahren im Amt Kastellaun noch wesentlich auf den Verhandlungen und Entscheidungen der lokalen Schöffengerichte beruht; an ihrer Stelle übernahmen in den Verfolgungen ab 1629 die herrschaftlichen Amtmänner, ähnlich Untersuchungsrichtern, die Leitung der Verfahren. Die lokalen Schöffen fungierten bei den Verhören nur noch als Beglaubigungszeugen, die Gerichte nur als Kulisse fur die Inszenierung von öffentlicher Anklage und Urteilsverkündung am »Endlichen Rechtstag«.196 Mit dem Ausscheiden der lokalen Gerichte aus der Prozeßleitung wurde jedoch der Gegensatz von Laienjustiz und gelehrter Rechtssprechung nur verlagert; er fand seine Fortsetzung im Bemühen der lokalen Beamten um Unabhängigkeit von herrschaftlicher und juristischer Kontrolle. Und in dem Maße, wie Untertanen und lokale Beamte zur Ausrottung der Hexen aneinanderrückten, mündete der traditionelle Gegensatz von Laienjustiz und gelehrter Rechtssprechung zwangsläufig in den neuen Konflikt zwischen lokalem Verfolgungsmilieu und zentraler Aufsicht. Der erste Beltheimer Prozeß zu Beginn der zweiten Welle war 1629 aus einer Diebstahlsanklage gegen Remigius Mödges und seine Mutter Agnes von Mörsdorf entstanden; die Begutachtung hatte noch provisorisch in Händen des in Trier ansässigen Beltheimer Kommissars Dr. Cuno von Grevenstein gelegen. Dabei konnte es aber nicht bleiben, da die Begutachtung von Hexereianklagen, wie schon in den drei Prozessen von 1596 und noch in den fünfziger Jahren des 17. Jahrhunderts üblich, durch zwei Juristen erfolgen mußte. Die Regelung dieser Frage verzögerte sich jedoch, was nicht nur technische Ursachen hatte. Obwohl Grevenstein als ehemaliger Kanzler erhebliches Gewicht in der kurtrierischen Führungsschicht besaß, wurde er 1629/30 nicht von trierischer Seite, sondern von sponheimischer und winneburgischer Seite zum Gutachter für die Beltheimer Prozesse bestellt.197 Zu den möglicherweise politischen Aversionen des Kurfürsten gegen Grevenstein kam ein weiteres Hindernis:198 Erst auf ein »zum zweiten wohl gethanes anmahnen« des auf kurtrierischer Seite im Beltheimer Gericht zuständigen Amtmannes von Baldeneck, Augustin Zand von Merl, meldete sich die Kanzlei »wegen bewußter Beltheimer außschuß und anhangender sachen«.199 Der Kanzleisekretär Dietrich Demandt übersendete jetzt zwar eine »gutachtliche anleitung... der angehaltenen comißari Verordnung halben«, die aber offenbar noch immer nichts darüber aussagte, wen die Kanzlei als kurtrierischen Zweitgutachter wünschte. Die Vorbereitungen von Ausschuß und Amtmännern gerieten daher gleich ins Stocken, und Augustin Zand von Merl mußte seinen Kollegen zu Kastellaun und Beilstein eingestehen, daß er »deßfalß wider meinen gnedigsten churfürsten und herren weiter nichts thun noch eines andern mich underfangen« könne.200 Als nach zwei Monaten noch immer keine kurtrierische Entscheidung eingetroffen war, schrieb der sponheimische Amtmann von Kastellaun, 56
Burkhard Dietrich Senft von Sulburg, am 17. November 1629 einen ernsten Brief an seinen >lieben Herrn Nachbarn und Bruder< auf Burg Baldeneck. Mahnend rekapitulierte er darin das von den »underthanen und auschussen im gemeinschaftlichen Beltheimer Gericht hiebevorig gethane[] underthenig[] anhalten und suppliciren, der zauberey halben berüchtigter personen« wegen, und die dazu erforderliche Bestellung von »zwen rechtsgelehrten/ so alß comißarien in solchen vorfallenden malefiz sachen consultando zu gebrauchen seyen«. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich der Schreiber und sein winneburgischer Kollege bereits auf Gravenstein verständigt, ihn bei ihren Herrschaften »namhaft« gemacht und dazu »von selbigen beiden herrschaften die bewilligung« erhalten.201 Es blieb somit, neben der Erwartung, daß die Bestellung Gravensteins auch der kurtrierischen Seite »beliebig sein werde«, nur noch zu klären, welchen Juristen »ihro churfürstl[iche] gnaden ... nach genedigstem belieben namhafft machen lassen wolle«. Der kurtrierische Gutachter sollte wie Gravenstein in der Stadt Trier ansässig sein, damit sich beide »in faßung der consiliorum und meinungen coniungiren und die sachen vieil eher und bälder für der end expeditiren können alß wan sie von einander geseßen, und dieses falß einer dem andren sein gefastes judicium erst durch zuschickung communiciren muß, dardurch uncosten und zeitt zu beschwerder verlengerung der sachen verlauffen«.202
Die kurfürstliche Kanzlei durchkreuzte jedoch erneut die lokalen Wünsche, als sie schließlich Ende 1629 ihre Entscheidung traf. Sie berief den Vorsitzenden des Koblenzer Schöffengerichtes, den Stadtschultheißen Friedrich Umbscheid, zum »trierisch theilß zu diesen sachen deputirten commißarium«.203 Damit aber wollten die Amtmänner sich nicht abfinden; sie benützten gleich die erste Konsultation Umbscheids, um mit seiner Hilfe eine »alternativ« durchzusetzen.204 Dieser zunächst erfolglose Gegenvorschlag beinhaltete vermutlich eine Aufteilung der Prozedur: Um der zeitraubenden und kostenträchtigen Doppelbegutachtung an den weit auseinanderliegenden Orten Trier und Koblenz zu entgehen, sollten der von sponheimischwinneburgischer Seite bestellte Gravenstein und der kurtrierische Umbscheid wohl abwechselnd tätig werden und sich dazu jeweils eines örtlichen Juristen als Zweitgutachter bedienen.205 Der Vorschlag der drei Amtmänner hatte Erfolg. Bei den Prozessen im laufenden Jahr 1630 erscheinen nach einer ersten Gutachtenserie nur noch Umbscheid und der von ihm »assumirt[ej« Lizentiat Schneit in Koblenz als Gutachter.206 Dementsprechend finden wir im darauffolgenden Jahr in drei von insgesamt fünf Verfahren den Trierer Gravenstein mitsamt seinem Beigeordneten Cremerius als alleinige Gutachter,207 die Koblenzer Umbscheid und Schneit dagegen bei den zwei anderen Verfahren.208 Die Konsultierung des Koblenzer Juristen Dr. Steinhausen und des evangelischen Lizentiaten David Pforzheim aus St. Goar im Prozeß gegen Elisabeth 57
Schuhe aus Uhler bildete wohl eine Konzession an Sponheim: die Angeklagte war sponheimische Leibeigene, mithin evangelischer Konfession; zudem waren beide Juristen zur gleichen Zeit als Gutachter bei den sponheimischen Prozessen im Amt Kastellaun und in der Vogtei Winningen tätig.209 In der letzten Verfolgungsphase in den fünfziger Jahren wurde die Begutachtungsprozedur weiter vereinfacht. Die Gemeinsherren überließen sie nun ganz dem gewöhnlichen Beltheimer Kommissar - damals Dr. Johann von Anethan - und einem Beigeordneten zu Trier. Da beide zur kurfürstlichen Kanzlei gehörten, wurde mit dieser Maßnahme die herrschaftliche Aufsicht beträchtlich intensiviert.210 Tatsächlich sollte auf diese Weise die kurtrierische Abkehr von den Hexenprozessen auf die Beltheimer Prozesse übertragen werden.211 In der Hinteren Grafschaft Sponheim stand es zur Zeit Herzog Karls (1584-1600) offenbar noch generell im Ermessen der lokalen Gerichte, ob sie bei peinlichen Verfahren Gutachter konsultierten.212 Seit Beginn der Kastellauner und Winninger Verfolgungen um 1629/1631 war dagegen die Aktenversendung an speziell angeworbene Fachleute fester Bestandteil der Prozeßaufsicht. Die Personalentscheidungen der sponheimischen Landesherren entsprachen ihren verschiedenen Konfessionen. Während der lutherische Pfalzgraf den erwähnten Lizentiaten David Pforzheim aus dem evangelischen St. Goar bestellte,213 gelangte der badische Gemeinsherr, zweifellos durch die Vermittlung seines Amtmanns zu Kastellaun, an den in Trier ansässigen Beltheimer Kommissar Cuno von Gravenstein.214 Der Verzicht auf die Möglichkeiten der näher gelegenen Stadt Koblenz gründete zweifellos auf die Erwartung, daß Gravensteins Tätigkeit für die Beltheimer Verfahren sich mit den Kastellauner Prozessen synchronisieren lassen würde, was jedoch nicht der Fall sein sollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Kastellauner Amtmann Senft von Sulburg bereits zu erkennen gegeben, wie er mit prozeßhemmenden Gutachten umzugehen gewillt war: Ohne pfalzgräfliche Erlaubnis hatte er der von Einwohnern des Dorfes Roth angeklagten Elisabeth Laux (1629) mittels Folter ein Geständnis abgepreßt und sich damit gegen ein anderslautendes Gutachten des Regierungsgutachters Koch durchsetzen können.215 War Pfalzgraf Georg Wilhelm damit bereits gezwungen, einer weiteren Verfolgung zuzustimmen, so ignorierte der Amtmann im nächsten Fall (1630) den evangelischen Zweitgutachter vollends, indem er allein nach Maßgabe des von Baden nominierten Trierer Gutachters Gravenstein handelte. Wiederum beugte sich der Pfalzgraf dieser lokalen Eigenmächtigkeit; zwar erhielt der Amtmann einen ernsten Tadel, zugleich aber auch Gründe angeboten, die seinen Verstoß entschuldigen konnten: »Dieweil es aber vielleicht zu Verhütung großem unkostens undt ersparung mehrer zeit underplieben, so lassen wir es für dißmal an seinen ort gestellt sein; befehlen euch aber nachmalen hiemit gnedig, ihr wollet hinfüro angeregte unser verglichene meinung besser
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in acht nehmmen und euch hierinnen gedachts d[octo]r Porzheimers sowol alß auch d[octo]r Gravensteins rhats iedeßmalß zugebrauchen unvergessen sein...«.216
Der Verstoß des katholischen Amtmannes gegen die konfessionelle Ausgewogenheit der Prozeßfiihrung mochte politisch motiviert gewesen sein; er unterstützte zugleich die Neigung der lokalen Verfolger nach Beseitigung potentieller Prozeßhindernisse. Mit dem Argument der Kosten- und Zeitersparnis lieferte die zentrale Herrschaft solchen Interessen eine kaum widerlegbare Begründung. Einfache und erfolgversprechende Verfahrensweisen lagen natürlich auch im Interesse der Gemeinden und ihrer Ausschüsse. Gleichwohl fanden nicht alle Maßnahmen der lokalen Beamten ihre Zustimmung. Ob die Untertanen des Beltheimer Gerichtes und des Kastellauner Amtes die aufwendige Aktenverschickung nach Trier widerstandslos akzeptierten, bleibt unklar. Die Winninger jedenfalls wehrten sich mit einer förmlichen Eingabe dagegen, daß auch ihnen zunächst der Trierer Jurist, neben jenem aus St. Goar, zur Begutachtung der Verfahren zugewiesen werden sollte. Statt dessen führten sie die juristische Kapazität der benachbarten Stadt Koblenz namentlich auf und präsentierten diese als kosten- und zeitsparende Alternative.217 Der selbstbewußte Vorstoß verfehlte seine Wirkung nicht: An der Stelle von Gravenstein erhielt der in der Winninger Liste genannte Koblenzer Jurist Dr. Johann Michael Steinhausen, Assessor am kurfürstlichen Hofgericht und Schöffe am Hochgericht, den Zuschlag.218 Die offensive Intervention der Winninger zugunsten >ihrer< Hexenverfolgung demonstriert ein weiteres Mal, wie Gemeinden hierbei in die Sphäre des herrschaftlichen Gerichtswesens hineinwirken konnten. Dabei faßte die Obrigkeit den Vorstoß der Untertanen keineswegs ungnädig auf, bot er doch effiziente Alternativen, welche ihr selbst offenbar verborgen geblieben waren. Diese Form von Kooperation wurde denn auch zum Präzedenzfall: Als die Gemeinde Winningen im Jahre 1640 die Fortfuhrung der Verfolgung erbat, ging der erst seit 1636 amtierende Kastellauner Amtmann Joseph Zand von Merl gleich davon aus, die Rekrutierung der Fachleute ganz den Untertanen zu überlassen, wie seinem Bericht an den Pfalzgrafen zu entnehmen ist: »Demnach e[uer] hochf[ürstliche] g[naden] ihrerseits jungsthin applaudirti, das/ dem in a[nno] 1630 mit dero mittgemeins herren... verglichen modo nach/ die abstraffung des erschrecklichen hexerey lasters zu Winningen reaffirmirt werde, habe ich solches mit der anordnung dahin berichten, daß sie... neben einen notario, zwen rechtsgelehrten beden religionen, deren sie sich in formando processu et consultando zu gebrauchen vermeinen, benennen sollen, welchem sie nachgekomen, undhaben den 3/13. huius mir underschidlich jurisconsulten der statt Coblens und under andern Peter Breidenbach/ beider rechten doctor/ ein sehr wohl fundirter man/ und zu dem notarium Anthonium Ludwig... vorgeschlagen...«.219
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Tatsächlich erhielten die beiden Genannten den Zuschlag. Dagegen verzichtete der Pfalzgraf auf den ursprünglich erwünschten evangelischen Zweitgutachter, weil der Kastellauner Amtmann Zweifel geäußert hatte, ob der Lizentiat David Pforzheim erneut verpflichtet werden könnte. Als Alternative präsentierte er sogleich eine Aufteilung der Begutachtungsprozedur: Da die Akten ohnehin zur Urteilsvorbereitung an den gemeinschaftlichen Regierungsadvokaten, den Lutheraner Dr. Johann Michael Heintz, geschickt werden mußten und sodann »ad revidendam« an beide Kanzleien, erschienen ihm »in puncto processu« die Dienste Breitenbachs als ausreichend.220 Damit hätte sich die herrschaftliche Begutachtung zu einem fast formalen Akt reduziert, da das Endurteil stets nur im Hinblick auf Geständigkeit oder Nichtgeständigkeit erfolgte, also entweder Freilassung oder Hinrichtung verfügen konnte. Die entscheidenden Gutachten waren aber jene »in puncto processu«, da sie die Verhaftung sowie Art und Dauer der Folter bestimmten. In technischer Hinsicht versprach der Vorschlag eine beträchtliche Kosten- und Zeitersparnis, was ihn für die stets um die Prozeßausgaben besorgte Regierung sehr attraktiv machen mußte. Aus der Sicht des lokalen Amtmanns überwogen die prozeduralen Vorteile. Sein Vorschlag begrenzte die juristische Konsensbildung und Entscheidung auf zwei Orte - Kastellaun und Koblenz - und auf zwei Personen, die sich nicht nur räumlich, sondern auch konfessionell sehr nahe standen. Zudem wurden damit Interventionsmöglichkeiten begrenzt, wie sie dem gemeinschaftlichen Advokaten als Regierungsgutachter vorzugsweise zustanden. Und um die Gelegenheit auszunutzen, hatte der Amtmann seinem Vorschlag gleich die Frage hinzugefügt, ob er denn bereits vor Eintreffen der badischen Zustimmung zu dem Winninger Verfolgungsbegehren - woran er nicht zweifele - »deß prozeß vermittels mehrb[emelten] doctoris [sc. Breitenbachs] avisen ein anfang machen dorffte«.221 Der Pfalzgraf mußte somit wählen, ob er seine Kontrolle über das lokale Geschehen bewahren oder den lokalen Prozeßträgern die Ersparnis von >Zeit und Geld< ermöglichen wollte. Bei den ersten Prozessen von 1630 und 1631 waren für die sponheimische Herrschaft sowohl die Doppelbegutachtung als auch ihr eigener Genehmigungsvorbehalt »in puncto processu« unverzichtbare Bestandteile zentraler Aufsicht gewesen.222 Wenn der Pfalzgraf sich nun dazu entschloß, auf den lokalen Zweitgutachter evangelischer Konfession zu verzichten und zugleich diese Aufgabe dem Regierungsgutachter zu überantworten, so gab er damit der herrschaftlichen Kontrolle den Vorzug.223 Seine Entscheidung beinhaltete allenfalls das Eingeständnis, daß man nicht in der Lage war, selbst einen geeigneten Juristen in der Prozeßregion ausfindig zu machen; aber im Hinblick auf das lokale Anliegen einer kostengünstigen und raschen Prozeßdurchführung bedeutete sie das genaue Gegenteil. Denn der gemeinschaftliche Advokat Heintz hielt sich 60
trotz seiner Zugehörigkeit zur Birkenfelder Kanzlei nur selten dort auf, dagegen meistens in seinem Wohnort Weißenburg im Elsaß. Andererseits verstärkte sich mit dem Verzicht auf den evangelischen Zweitgutachter die Neigung der lokalen Administration, die Prozesse in einem relativ geschlossenen Milieu zu fuhren. Prozessualer Verlauf und juristische Begründung bestimmten sich nicht unwesentlich nach Maßgabe der Kommunikation zwischen Kastellaun, Winningen und Koblenz. Nur der gemeinschaftliche Advokat störte diese Vertraulichkeit. Die technischen Vorzüge einer vereinfachten Begutachtungsprozedur lagen natürlich auch im Interesse der Gemeinde Winningen. Nachdem diese Konzeption nun zu ihrem Nachteil umgesetzt worden war, unternahm sie schon bald den Versuch, die zentrale Beaufsichtigung vollends zu beseitigen. Den Anlaß für einen entsprechenden Vorstoß bildeten die erwähnten Probleme mit der Christina Heyden im November 1640: hartnäckige Ungeständigkeit, welche die Aussicht auf ein herrschaftliches Endurteil schwinden und die Kosten zunehmen ließ.224 Es war daher kein Zufall, daß der Ausschuß mit dem Vorschlag zur Verbesserung der Finanzierungsmöglichkeiten auch eine Modifikation der juristischen Entscheidungsstruktur befürwortete. Beides zielte nur vordergründig auf die Finanznöte; im Kern ging es hier um die völlige Konzentration aller prozessualen Entscheidungen im lokalen Prozeßmilieu, in den Händen des Kastellauner Amtmanns und des Koblenzer Gutachters: »Weyl dan Gott erbarmens dieses abscheuliche laster unserem belieben nach alhier stark eingerissen und mit prosequirung desselben, viel zeit und großen Unkosten uffgehen würdt, welche Unkosten in der länge nicht bey zu pringen, so haben [wir] e[uer] gfestreng] im nahmen der gantzen gemeinden somit underthenig ersucht und umb rath fragen sollen, obs möglich geschehen, daß beyfde] hochf[iirstliche] unser gnedige landsfursten und herrn/ e[uer] gfestreng] und einem vornehmen rechtsgelehrten zu Coblentz vollkommen commission ubertragen hetten/ in dieser peinlichen sachen, schleunig zu verfahren«.225
Mit der alleinigen Zuständigkeit von Amtmann und lokalem Jurist wäre auf jegliche zentrale Beaufsichtigung verzichtet worden. Darin lag wohl der Grund, daß der Amtmann es nicht wagen wollte, den Vorschlag der Gemeinde Winningen an die pfalzgräfliche Kanzlei weiterzuleiten. Jedoch nur zwei Jahre später gaben ihm die Winninger erneut Anlaß, in Birkenfeld eine Revision der Begutachtungsprozedur anzuregen, wiederum gekoppelt mit einem weiteren Versuch zur Erlangung finanzieller Autonomie. Im gleichen Schreiben, worin die Gemeinde die Umgehung des sponheimischen Erbrechtes vorschlug, bat sie jetzt, ebenfalls auf finanzielle Argumente gegründet, um »vollige commission« für den Amtmann »und etwa noch ein doctor... mit den peinlichen beklagten executione zu verfahren...«.226 Zand von Merl sollte, wie er selbst formulierte, von seiner Herrschaft »commissi61
on« erhalten, allein auf der Grundlage der Rechtsgutachten Dr. Breitenbachs »in dieser sachen zu[m] wenigsten usque ad sententiam absolutoriam aut contemnendtam« verfahren zu können.227 Das Kostenargument der Winninger sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß es um weit mehr ging. Die Ausklammerung des gemeinschaftlichen Advokaten hätte neben den finanziellen Vorteilen auch die Aussicht geboten, die Kontroll- und Interventionsmöglichkeiten der Kanzlei zu verringern und die Leitung der Verfahren auf die miteinander vertrauten Amts- und Dienstpersonen aus Kastellaun, Winningen und Koblenz zu beschränken. Dies versprach auch dem Winninger Ausschuß effiziente Mitwirkungsmöglichkeiten, da die lokale Konzentration der Prozeßentscheidungen alle maßgeblichen Akteure in seine unmittelbare Nähe rückte.228 Wenn der Kastellauner Amtmann jetzt, fast zwei Jahre nach dem letzten Vorstoß, nicht zögerte, den Vorschlag auch der pfalzgräflichen Kanzlei zu unterbreiten, so bezeugt dies seine Unzufriedenheit mit den ihm gezogenen Grenzen. Es war eine besondere Ironie, daß die sachliche Prüfung der Angelegenheit ausgerechnet dem gemeinschaftlichen Advokaten oblag. Heintz hatte damit über seine eigene Kompetenz zu befinden. In voller Einsicht dessen bekräftigte er denn auch zunächst seine übergeordnete Position, strich demonstrativ heraus, daß es sich bei den ihm zugeschickten Fragen um »zu meiner pflicht gehorige[] sachen« handele.229 Von dieser höchsten Autorität in allen prozeduralen Fragen wollte die Kanzlei auch weiterhin nicht abgehen, ebensowenig von seiner Zuständigkeit für das abschließende Urteilsvotum. Aber hinsichtlich der Entscheidung über Prozeßeröffnung (ad capturam) und -führung (modi torturae) verstanden Heintz und die Kanzlei sich nun dazu, dem Amtmann zumindest eine begrenzte Entscheidungsautonomie einzuräumen: In den anstehenden Winninger Prozessen sollten die Entscheidungen über Verhaftung und Folter (direction) allein beim Kastellauner Amtmann und dem ihm als Berater zur Seite stehenden Koblenzer Gutachter Peter Breitenbach liegen.230 Wie auch immer der Advokat diese Zugeständnisse formuliert haben mag - Amtmann Joseph Zand von Merl hatte die darin ausgesprochene Begrenzung seiner Alleinzuständigkeit auf die beiden Winninger Verfahren des Jahres 1642 nicht begriffen.231 Als er im folgenden Jahr von seiner »volligen commißion« auch beim ersten Kastellauner Hexenprozeß Gebrauch machen und allein »vermittelß heren doctoris Petri Breidenbachs avisen... gegen die verdachtige usque ad sententiam verfahren« wollte, mußte er überrascht feststellen, daß ihm die Ausführung der Verhaftungs- und Folterempfehlung des Koblenzer Gutachters von der Birkenfelder Kanzlei »inhibirt« wurde; er sollte demnach auch hinsichtlich der Prozeßentscheidung erst das Gutachten des gemeinschaftlichen Advokaten Heintz abwarten.232 Sichtlich enttäuscht schickte der Amtmann eine grundsätzliche Anfrage zur Klärung seiner 62
Kompetenzen nach Birkenfeld, ja, er verband diese sogar mit der Vertrauensfrage: ob »mit prosequirang dieses lasters fortgefahren werde, wohe ich mich ins künfftig [verhalten solle]/ ob bey einmahl verordneten doctoren Peter Breydenbach oder jederzeit [sc.auch bei] dem gemeinschaftlichen advocaten avis erhollen/ oder ob ich bey itzigen zeitten und anderen bedencken [!] gantz darmit einhalten solle ...«.M3
Die Verbindung von grundsätzlicher Verfolgungserlaubnis und Kompetenzbeschreibung war geschickt gewählt. Die Ausschußinquisition hatte ja, wie der Amtmann in seinem Schreiben hervorhob, bereits erste Ergebnisse erbracht. Ein völliges Einhalten war daher undenkbar, die Grundsatzfrage somit nur rhetorisch gemeint; und mit der zu erwartenden Bestätigung des allgemeinen Mandats ließ sich vielleicht auch eine generelle Bestätigung der vormals eingeräumten »volligen commission« erreichen - so muß man das Kalkül dieses Schreibens rekonstruieren. Die pfalzgräfliche Antwort bestätigte zwar, daß die im Vorjahr dem Amtmann und Breitenbach gewährte Kompetenz zur alleinigen Prozeßführung nur im Hinblick auf die damals anstehenden Winninger Verfahren gegeben worden sei.234 Zugleich versprach Pfalzgraf Georg Wilhelm, »unsers mittgemeinshernn meynung [sc. zu] vernehmen, ob es bey jetzigen] undt künftigen dergleichen fallen dabey zu laßen, undt euch hemegst deßen berichten«."5
Die aus dieser Konsultation hervorgegangene Entscheidung hat sich nicht in den Akten erhalten. Jedoch zeigt die Prozeßpraxis der folgenden Jahre, daß sie zugunsten der vom Amtmann gewünschten lokalen Leitungskompetenz ausgefallen war: In den Winninger und Kastellauner Prozessen der Jahre 1644 bis 1648 wurden fast alle Entscheidungen über Verhaftung und Folter allein von dem Amtmann und den ihm zur Beratung zugewiesenen Juristen zu Koblenz gefällt.236 Erinnert sei an die ursprüngliche Aufsichtskonzeption der pfalzgräflichen Kanzlei mit zwei Gutachtern und herrschaftlichem Zustimmungsvorbehalt, ebenso an den scharfen Verweis, den der Pfalzgraf dem Winninger Vogt Anfang Dezember 1640 dafür aussprach, daß er ohne Rücksprache mit dem Kastellauner Amtmann, ohne dessen Bericht an die Herrschaft und ohne »ferners g[nädigen] befelchs« »gegen die inhaftierte mit der tortur verfahren« war.237 Im Vergleich dazu bedeuteten die neuen Zugeständnisse, daß die Herrschaft weitgehend auf zentrale Beaufsichtigung verzichtete. Dies ermunterte den Amtmann, im Jahre 1648 auch die letzte Bastion herrschaftlicher Kontrolle anzugehen, indem er seine Kompetenzen sogar auf das Endurteil (»definitiv«) auszuweiten vorschlug, selbstverständlich nach Maßgabe des ihm zugeordneten Koblenzer Gutachters.238 Und wiederum argumentierte er dabei mit dem Kostenargument. Dies erkannte der gemeinschaftliche Advokat Heintz wohl an;239 indessen wollte er zumindest die abschließende Konsultation der Birkenfelder Kanzlei beibe63
halten wissen, da es sich hierbei um herrschaftliche Prärogativen handele, deren Mißachtung das Gewissen der Herrschaft belasten würde, wenn man dabei etwas übersähe. Nicht zufällig enthielt der Bescheid auch einen Hinweis auf Unmut in der Bevölkerung über die übergroße Härte der »proceduren«. Die Problematik solcher Autonomiewünsche war nach Jahren der Verfolgung unübersehbar.240 Die Verweigerung völliger lokaler Autonomie enthielt somit bereits erste Merkmale einer kritischen Reflexion auf Seiten der Kanzlei. Aber erst 1652 entschloß sie sich unter dem Eindruck der Wirren um den Prozeß gegen den Winninger Hans Wilhelm Mölich (1652/53) zum Eingriff in die lokale Prozeßführung. Zum ersten Mal seit 1630/31 wurde jetzt mit dem Lizentiaten Johann Jakob Agricola auch ein evangelischer Zweitgutachter konsultiert,241 dazu noch als einmalige Maßnahme die Juristenfakultät der lutherischen Universität Gießen. Beide Konsultationen sollten die Hinrichtung Mölichs nicht abwenden.242 Andere Wirkungen zeigte dagegen der Umstand, daß Agricola bis Anfang 1654 von der Birkenfelder Kanzlei, vermutlich zur Entlastung des Regierungsgutachters Heintz, die laufenden Kastellauner Prozesse beaufsichtigte. Während dieser Zeit waren herrschaftliche Kontrolle und Intervention mehr als je zuvor ein Hindernis für das lokale Geschehen. Die wachsende juristische Kontrolle bewog auch den Amtmann Joseph Zand von Merl zum Rückgriff auf die professionelle Jurisprudenz: Um seine Verfahrensführung gegen die kritische Begutachtung Agrícolas abzusichern, konsultierte er 1654 von sich aus andere Autoritäten, zunächst die Juristenfakultät der Universität Mainz und schließlich die Gießener Juristen. Beide Initiativen erwiesen sich als vergeblich. Sowohl in den sponheimischen als auch in den gemeinschaftlichen Gebieten waren juristische Eingriffe übergeordneter Gutachter nicht mehr aufzuhalten. Sie bildeten den Anfang vom Ende der Verfolgungen.243 Bis dahin war die Schwäche der zentralen Kontrolle Voraussetzung für die Stärke des lokalen Prozeßmiüeus. Dessen Zusammenhalt beruhte auf den gemeinsamen Verfolgungsinteressen von Untertanen und lokaler Obrigkeit; hinzu kam der gemeinsame Gegensatz zur Reglementierung durch ortsferne und übergeordnete Autoritäten. Dementsprechend forderte der Kastellauner Amtmann die Gemeinde Winningen förmlich zur Mithilfe auf, als es 1642 darum ging, die herrschaftliche Aufsicht vollständig abzulösen. Um die Erfolgsaussichten des >gemeinsamen< Unternehmens zu erhöhen, hatte der Amtmann seiner Zusage bezüglich der Weiterleitung jenes Vorschlages die aufschlußreiche Bemerkung an die Winninger beigefügt, »wo zu... ich umb so viel mehr ursach habe/ wan die ausschuß ihro habend inditionales uff ein oder ein pahr verdächtig persohnen h[errn] doctor Breidenbach ubergeben/ und mir dieselbe darnach mit seinen vota anhero schicken...«.244
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Der Amtmann setzte hier die von den Hexen drohende Gefahr ebenso taktisch ein wie die Gemeinde, als sie 1640 den Verfolgungsfleiß ihrer kurtrierischen Umgebung beschwor, um ihre Prozeßwünsche bei der Kanzlei durchzusetzen. Ein rasches Vorgehen konnte zudem die Vorzüge größerer Selbständigkeit demonstrieren und den gemeinschaftlichen Advokaten als überflüssig erscheinen lassen. Als sich das Gutachten des Koblenzer Juristen Breitenbach verspätete, drängte der Amtmann auf die Vorlage der gewünschten Indizien, damit »nit vleicht darzwischen der gemeindschaftliche advocatus wiederum sich mehr« herausnehmen würde.245 Die Zusammenarbeit von Amtmann und Ausschuß war somit ein Eckpfeiler der lokalen Prozeßkräfte gegenüber der Beaufsichtigung durch die herrschaftliche Kanzlei. Als weitere Stütze erwiesen sich die lokalen Juristen. Ihre Integration in das lokale Prozeßmilieu beruhte auf räumlicher Nähe, Konfessionalität, Kollegialität und Anteil an der prozessualen Entscheidungsbefugnis. Keiner der hier beteiligten Gutachter vermochte soviel Einfluß auf die Verfahren zu nehmen wie die Koblenzer Juristen, obwohl sie doch nur als kommissarisch bestellte Privatpersonen an den Prozessen teilnahmen und nicht als Träger herrschaftlicher Ämter. Daher lag ihnen im Gegensatz zu den Beltheimer Regierungsgutachtern auch nicht die Kontrolle der Prozesse am Herzen, ebensowenig der Schutz herrschaftlicher Belange. Statt dessen bemühten sie sich im Interesse des gemeinsamen Erfolgs um Ubereinstimmung mit den lokalen Beamten. Von gleicher Loyalität war das Verhältnis der Koblenzer Juristen zu den Ausschüssen, denen sie ihre Beschäftigung doch verdankten. 1640 hatten die Winninger selbst den Koblenzer Juristen Breitenbach als Gutachter vorgeschlagen und angeworben.246 Umgekehrt hatte Breitenbachs Vorgänger Christoph Koch 1630/31 tatkräftig bei der Vorbereitung des ersten Winninger Prozesses nachgeholfen, um im Gegenzug selbst daran beteiligt zu werden: Die gegen Maria Knebel gerichteten Besagungen stammten alle aus Prozessen, die Koch als »ambts commissarius« im benachbarten Lay selbst geleitet hatte.247 Am stärksten war der Einfluß der Koblenzer Juristen bei den Winninger Prozessen, weil sie sich hier seit Beginn der Verfolgung die Verhörkompetenz mit dem Vogt teilten. 1631 erschien dabei der bereits erwähnte Christoph Koch, Prokurator am kurfürstlichen Hofgericht zu Koblenz. Ihm zur Seite stand zeitweise einer der beiden Gutachter, der Koblenzer Hofgerichtsassessor und Stadtgerichtsschöffe Dr. Steinhausen.248 Als die Birkenfelder Regierung 1640 auf den evangelischen Zweitgutachter verzichtete, erhielt der katholische Gutachter erneut die Kompetenz zur Leitung der Verhöre bei den Winninger Prozessen zugesprochen. In der Folge fungierten die Koblenzer Juristen Breitenbach, Moeden und Trarbach nacheinander sowohl als juristische Leiter wie auch als Gutachter der Winninger Verfahren. Ihre Tätigkeit als Prozeßkommissare begründete sich aus der Nähe des 65
Ortes zu Koblenz und seiner Abgelegenheit von Kastellaun, was dem Amtmann die persönliche Leitung der Winninger Prozesse erschwerte. Der Pfalzgraf hatte ursprünglich zwar befohlen, daß die Verhöre »auch/ wo möglich/ [sc. von] dem amtman selbsten furgenohmen werden« sollten,249 er hatte auch heftig reagiert, als der Vogt bei einem der beiden ersten Prozesse die Tortur in Abwesenheit seines Vorgesetzten anwendete.250 Aber weil die juristischen Fachleute aus Koblenz zugleich als kommissarische Prozeßleiter gebraucht werden konnten, verzichtete Birkenfeld stillschweigend auf die Anwesenheit des Amtmannes.251 Die prozessuale Doppelfunktion der in Koblenz angeworbenen Gutachter in Winningen verstärkte die lokale Autonomie. Kein Einspruch war möglich, solange sie begutachten mußten, was sie selbst zuvor in gütlichen und peinlichen Verhören erpreßt hatten. Der Kastellauner Amtmann bewegte sich in ähnlichen Zirkeln, da auch er sich nach Bewilligung weitgehender Entscheidungsautonomie mit Gutachten über Prozesse äußerte, die von ihm selbst geführt wurden. Mit seiner bereitwilligen Aufnahme der Koblenzer Expertisen Schloß sich dieser Kreis. Hätte es nicht die politischen und juristischen Prüfungsvorbehalte der Birkenfelder Kanzlei gegeben, so wäre das lokale Prozeßmilieu völlig autark gewesen. Im Beltheimer Gericht war die lokale Autonomie der Beamten noch größer als in den Kastellauner und Winninger Prozessen. Im Gegensatz zu den sponheimischen Kanzleien, die durch Regierungsgutachter und Urteilsvorbehalt an den Kastellauner und Winninger Prozessen zumindest partiell beteiligt blieben, traten die Beltheimer Gemeinsherren nur bei politischen Krisensituationen und Grundsatzfragen in Erscheinung,252 zweifellos eine Folge der kondominialen Verfassung des Beltheimer und Strimmiger Gerichts. Die Zuständigkeit von drei Obrigkeiten hätte bei direkter Aufsicht unentwegte Konsultationen nach sich gezogen, zumal der sponheimische Anteil sich ja wiederum auf zwei Landesherren aufteilte. Entsprechend der weitgehenden Autonomie der dreiherrischen Amtmänner enthalten ihre Akten nur wenige Dokumente, welche die Leitung der Verfahren betreffen. Zugleich kommt darin die Einigkeit zum Ausdruck, die das Verhältnis der Amtmänner seit der Ablösung des sponheimischen Querulanten Franz Römer im Jahre 1596 prägte.253 Autonomie und lokaler Konsens waren der Hexenverfolgung ungemein förderlich, wie ein Blick auf die Prozeßziffern zeigt: Deutlich überragt das Beltheimer Gericht hierbei das sponheimische Amt Kastellaun, zeitweise sogar die eifrigen Winninger. Erst als die kurtrierische Kanzlei ab 1653 ihre Begutachtungskompetenz dazu einsetzte, die Hexenprozesse juristisch einzudämmen, erfolgte hier der entscheidende Einbruch.254 Der Zusammenhang von lokaler Autonomie und Prozeßfrequenz beleuchtet eine der grundlegenden Verfolgungsstrukturen in diesem Raum 66
die Zusammenarbeit von lokaler Obrigkeit und dörflichen Ausschüssen. Während die landesherrlichen Kanzleien bestrebt waren, die Ausschüsse zu kontrollieren, arbeiteten diese mit den lokalen Beamten eifrig zusammen. Die dörflichen Hexenjäger erreichten damit, was sie stets proklamierten: obrigkeitliche »handbietung« und »hilfe«.255 Für die Angeklagten war damit eine fast unüberwindliche Barriere geschaffen.
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Π. Der Kampf mit den Angeklagten
1. Ansschußinquisition und Anklage Rechtshistorische Darstellungen von Hexenprozessen konzentrieren sich meist auf deren Rechtsförmüchkeit. Nur wenig wäre unter diesem Gesichtspunkt über die meisten kurtrierischen und sponheimischen Prozesse zu sagen: Die Ankläger reichten Klageschriften ein, die Beamten ließen die darin genannten Beweiszeugen abhören, Beamte, Kommissare und andere Juristen begutachteten das Material im Hinblick auf Verhaftung und Folter; deren Wirkung entschied dann über Freilassung oder Hinrichtung. Keinerlei Rolle spielen in diesem Bild die sozialen Antriebskräfte der Verfahren. Aber schon die Praxis der Inquisition sprengt die Vorstellung, es handelte sich dabei um eine Tätigkeit der Obrigkeit und ihrer Beamten. Wo Ausschüsse auftraten, fungierten sie selbst als förmliche Inquisiteure. So heißt es in dem Legitimationsschreiben, das der Kastellauner Amtmann von Sulburg am 9. Januar 1630 dem frisch approbierten Hexenausschuß seines Amtes ausfertigen ließ, die Untertanen seines Amtsbezirkes hätten nun »zu desto besserer Fortsetzung derfalls gefaßten guten intents und entschließung, ein ausschuß aus ihrem mittel gezogen und verordnet, zu dem ende nemlich, uff die der Zauberei verdächtigen wie auch berüchtigte personen mit allem fleiß, nachforschend erkundigungen an orth und enden, wo es die gelegenheit giebt, zu thun und was sie also zu gründlicher erfahrung bringen werden, der oberkeit mit bestandt zu deferieren...«. 1
Es handelte sich stets um den gleichen Sachverhalt: die Untertanen bekundeten ihrer Herrschaft ihr »Begehr/ ihnen zu erlauppen/ hexen ahn zugreiffen«, 2 worauf ihren Ausschüssen erlaubt wurde, »nothwendige« und »ordentliche inquisition« zu betreiben und die Ergebnisse der Obrigkeit zu »berichten«. 3 Selbst wenn der Kastellauner Amtmann davon sprach, daß er aufgrund der Umtriebe des leidigen Satans in seinem Amt eine »general inquisition angestellet« habe, so meinte er damit, daß die Ausschußmitglieder kontinuierlich über ihre Nachforschungen Bericht erstatteten.4 Aufschluß über die dabei angewendete Methodik geben zwei Instruktionen. Die eine war für den Ausschuß des Kastellauner Amtes bestimmt, wo sie offenkundig auch entstanden ist; die andere (»Memorial«) richtete sich an die Winninger Ausschüsse und stammte aus der pfalzgräflichen Kanzlei 68
zu Birkenfeld.5 Das »Memorial« beschrieb den Hexenausschuß als eine in der Gemeinde angesiedelte Stelle, wo die »angeber« ihre Beobachtungen, Informationen und Verdächtigungen melden konnten; es gab jedoch keine Anweisungen zum Aufspüren solcher Informationen, sondern entsprechend seiner reglementierenden Absicht mehr Auflagen, welche die Ausschußtätigkeit eingrenzen sollten. Dagegen bestand die »Instruction« des Kastellauner Ausschusses von 1643 aus einem differenzierten Katalog von Quellen und Kriterien zur Entdeckung und Bewertung von Zaubereiindizien. Gestalt und Inhalt, Papierformat, Sprache und Schrift dieser Anleitung weisen auf lokale Ursprünge hin; Tatsituationen und Beobachtungskriterien sind exakt auf die alltäglichen Lebenszusammenhänge einer dörflichen Gesellschaft zugeschnitten. Nur Formulierung und Systematik der Beschreibung deuten auf professionellen Einfluß. Die »Instruction« dürfte somit in Zusammenarbeit von lokalen Beamten und Ausschußmitgliedern entstanden sein, wobei ältere Klageschriften als Quelle gedient haben könnten. Als Informationsquelle nennt die Kastellauner »Instruction« natürlich zuerst die »mala fama«, die einer Person im allgemeinen Gerede zugewiesen wurde. Das dörfliche Gerücht transportierte aber auch das Wissen um solche Begebenheiten, die einer Person den einschlägigen Ruf erst anzuhängen vermochten: Streitsituationen, in denen die Kontrahenten neben Verwünschungen und Drohungen auch direkte Hexereivorwürfe ausstießen, Schadens-, Unglücks- und Krankheitsfälle, die eine persönliche Schuldzuweisung nahelegten.6 Hinzu kamen aktuelle Prozesse in der Umgebung, welche die dörflichen Spekulationen über Komplizen in der eigenen Gemeinde weiter anheizten. Zugang zu solchen Indizien erhielt der Ausschuß durch die dörfliche und überlokale Verbreitung von Gerüchten. Fast jedes Gemeindemitglied konnte sich hierzu äußern. Das Wissen um die in der Liste genannten Streit-, Schadens- und Krankheitsvorfälle fiel den Ausschüssen durch ihre Existenz zu: Entweder waren es die Betroffenen selbst oder die Zeugen solcher Begebenheiten, die aus dem Bewußtsein der Relevanz dieser Vorfälle »einen starken argwöhn« schöpften und sich daher dem Ausschuß zur Verfugung stellten. Zum anderen verweisen Streit-, Schadensund Krankheitsfälle auf soziale Bereiche, die besonders konfliktanfällig und zugleich transparent waren, um Nachforschungen zu nähren: Familie, Nachbarschaft und alle sozialen Gruppen, die sich an bestimmten Orten zu bestimmten Zwecken begegneten: in Wirtshäuser und Stuben, bei Festen, Geburten, der Kranken- und Kinderpflege, beim Arbeiten und sogar beim Kirchenbesuch.7 Alle diese Konstellationen waren besonders inquisitionsträchtig, weil sie strukturelle Gelegenheiten von Mißgeschick darstellten und dessen Beobachtung ermöglichten. Neben dem hexereiverdächtigen Vorfall rückte somit auch das soziale Milieu, das einen solchen Anschlag zu begünstigen schien, in die Perspektive der Ausschüsse. Als potentielle »angeber« 69
von Hexereiindizien erscheinen nicht nur die vermeintlichen Opfer wie Streitende, Bedrohte, Geschädigte und Erkrankte, sondern auch die Beobachter. Wenn Betroffene und Zeugen sich nicht von selbst den Ausschußmitgliedern anboten, konnten diese aus dem allgemeinen Gerede und dem sozialen Milieu der Verdächtigen schöpfen. Die Dynamik innerdörflicher Kommunikationsprozesse arbeitete ihnen weiter zu; je mehr bekannt wurde, gegen wen ermittelt wurde, umso mehr verstärkte sich die argwöhnische Aufmerksamkeit seiner Umgebung. Die Indizienbeschreibung der Kastellauner »Instruction« rechnete damit: Während ein Teil der Punkte mehr an die vermeintlichen Opfer adressiert war, beruhte fast der gesamte andere Teil ausnahmslos auf Bespitzelung und der Erinnerung von Beobachtungen, wie sie vorzugsweise Personen aus dem direkten Umfeld der Angeklagten möglich waren.8
1.1. Die Suche nach Tatkomplizen Die Besagung von Tatkomplizen durch geständige »Hexen« bildeten zweifellos das bedeutendste Indiz in allen kurtrierischen und sponheimischen Prozessen. In der ersten kurtrierischen Welle förderte es vermudich mehr als später die Prozeßeskalation, indem es allein schon genügen konnte, um ein neues Verfahren in Gang zu setzen.9 Kurfürst Johann ist diesem unheilvollen Prozeßautomatismus in seiner Ordnung von 1591 nur insoweit entgegengetreten, als Besagungen nur in Verbindnung mit anderen Indizien ausreichend Verdacht für eine Anklage begründen sollten.10 Auch im engeren Untersuchungsraum wurden die Prozesse nicht generell »ob solas denunciationes« eingeleitet; dennoch bildeten die Besagungen auch hier die heimliche > regina accusationisc Solange der Glaube an die materielle Wirklichkeit der nächtlichen Hexenversammlungen bestand, mußten die Augenzeugenberichte geständiger Hexen einen unerschütterlichen Beweis für die Existenz weiterer Unholde bilden. Aus diesem Grunde finden wir häufig das Wissen um benachbarte Prozesse und die Vermutung oder Kenntnis von Besagungen, die sich gegen Mitglieder der eigenen Gemeinde richteten, als Auslöser oder Anfänge einer neuen Inquisitionsbewegung. 11 Technisch vollzog sich dieses Uberspringen, wenn nicht schon das bloße Gerücht genügte, durch den gegenseitigen Austausch der Besagungen mittels Amtshilfe. Zwar war dergleichen in der kurfürstlichen Verordnung ebenfalls reglementiert worden - nur »in geheim und durch verschlossene Schreiben« sollten die Namen von Besagten den zuständigen Beamten mitgeteilt werden; 12 aber die Kooperation der lokalen Obrigkeit mit den dörflichen Hexenjägern wich davon erheblich ab. So gaben die Beamten der kurtrierischen Amter Baldeneck und Boppard dem Beltheimer Hexenausschuß auch nach 1591 bereitwillig Aus70
kunft über ihre Protokolle. In der zweiten Welle ab 1629 scheint die Auskunftspraxis soweit formalisiert worden zu sein, daß Besagungen nur dann an Ausschüsse abgegeben wurden, wenn sie dazu von ihrer Obrigkeit autorisiert worden waren. Dazu erhielten die Ausschüsse, wie etwa in Kastellaun 1630, »uff ihr anhalten« Patente, worin die Beamten ihre Approbation bescheinigten und benachbarte Obrigkeiten baten, »wofern an ihren orthen bei fiirgegangenen oder noch fiirgehenden criminal-processen oder Verhandlungen in zaubereysachen durch dergleichen examinierter personen gethanen aussagen und uhrgichten uff ein oder mehr in diesem ampt begriffene denunciret und besagt worden oder noch würde, solches in nachbarlichem vertrauen aus den protocollis und acten in verschlossener beglaubigter schrift zu communiciren und vorweisern dieses umb die gebühr günstig zustellen zu lassen«. 13
Das Fehlen der Approbation oder einer solchen Empfehlung konnte ausgesprochen hinderlich sein, wie der Winninger Ausschuß im Sommer 1640 erleben mußte. Als seine Mitglieder sich bei dem Koblenzer Notar Antonius Ludovici nach den Besagungen aus dem ersten Winninger Prozeß von 1631 erkundigten, verweigerte dieser die begehrten Auskünfte mit dem »bedencken«, »weil... zu der inquisition von d[er] g[nädigen] herrschaft kein ausschuß ...bevollmechtigt« sei. 14 Der Kastellauner Amtmann war jedoch sicher, daß die ausstehende Zustimmung des badischen Gemeinsherren »stündlich« einträfe und daher durchaus bereit, die Ausschußmitglieder mittels »hand trew« provisiorisch zu vereidigen, um ihnen dann »so weit Vollmacht« zu erteilen, »das sie inmittels an gehörender ortten in diese sachen gepührender nachforschung pflegen konne[n]... wozu dan der herr [sc. Vogt]/ wan sie darumb anstehen/ ihnen ein schein in gestalt eines paßzettuls ertheilen kan«. 15
Nur zwei Tage später erhielt der Ausschuß das Empfehlungsschreiben des Vogtes. Es war an die benachbarten kurtrierischen Ämter Koblenz, Bergpflege und Münster gerichtet und bat die Amtmänner, den »beydigten und gevollmächtigten ausschüssen« etwaige Bezichtigungen eigener Untertanen in dortigen Prozessen in Form eines Extrakts »verschloßen und versiegelt mit [zu] geben«. 16 Das Aufspüren von Besagungen erforderte neben der Kooperationsbereitschaft obrigkeitlicher Stellen ein umfangreiches Reisepensum. Wegen der dabei entstehenden Kosten zürnte bereits der Trierer Kurfürst Johann VII., daß die Gemeinden ihre »Ausschuss in grosser anzahl... hin und wieder verschickten]«. 17 Auch im Beltheimer Gericht zählte das Reisen zu benachbarten Gerichtsorten von Anfang an zu den wichtigsten Tätigkeiten der dörflichen Hexenjäger. Als 1595 in der Gemeinde Zilshausen der erste Ausschuß im Gericht entstanden war, begaben sich seine Mitglieder umgehend auf die Suche: 71
»Als nun solches verbundtnus geschehen und uns außschusen den sachen wissig nacher zu gehen anbevohlen worden, haben wir hin und widder gangen und nachforschung gepflogen/ ob jemandt in unserer gemeindt mit solchen zauberey laster behafft und beruchtiget, haben wir befunden/ d[aß] Thomen Jakobs haußfrau Elsa ahn underschiedlichen orten und enden solcher laster halben besagt und zum offtermalen denunciirt [ist]«.18
Der Hauptfundort dürfte hier das kurtrierische Amt Baldeneck-Zell gewesen sein, wo sich der Zilshausener Ausschuß häufig aufhielt.19 Auch den ersten Beltheimer Gesamtausschuß zog es dorthin,20 ebenso an andere Orte: »In Boppard und Eitz geweßen [und] umb urgichten/ so da hingericht waß für besagungen, so unß dienlich mittzutheillen...«21.
Die Suche ergab 27 Besagungen, von denen sich »10 uffThamen Elsen, 9 uff Lentzen/ 8 uff Johan Homan« bezogen.22 In einer späteren Rechtfertigung ihrer Klage gegen diese Personen rühmte sich der Beltheimer Ausschuß sogar, noch viel mehr Denunziationen erfahren zu haben.23 Der Ausbruch der zweiten Welle ab 1629 verursachte zunächst den Rückgriff auf Protokolle vom Ende des 16. Jahrhunderts. So waren in vier Prozessen, die 1596 in dem zur Herrschaft Eitz gehörenden Dorf Lütz stattgefunden hatten, zahlreiche Einwohner aus benachbarten Dörfern des Beltheimer Gerichts besagt worden; diese wurden nun aufgrund einer speziellen Liste überprüft. Das Ergebnis erbrachte zwei ungewisse (»incerta«) Schicksale, die übrigen 28 Personen galten bereits als tot. 24 Hinzu kamen erneut Informationsreisen zu aktuellen Prozeßorten in der Nachbarschaft. Sie erbrachten zwei Besagungen aus dem kurtrierischen Amt Münstermaifeld und weiteres Material aus dem erwähnten Dorf Lütz. 25 Dort hatten zwei Angeklagte im März und April 1631 auch Michael Vieren aus Macken und Thonges Roß von Lieg angegeben, was dem Beltheimer Ausschuß »uff anhalten« sogleich mitgeteilt wurde, weil die Genannten bereits im Zentrum seiner Ermittlungen standen.26 Die Aussicht auf weitere Besagungen zog die dörflichen Hexenjäger immer wieder an diese und andere Prozeßorte: zwei Tage nach Münstermaifeld, zwei Tage nach Boppard, zwei Tage auf Burg Eitz, dazwischen ein Gang nach Burg Baldeneck, wo man nichts ausrichtete, daher am nächsten Tag wiederkommen mußte; es folgte ein weiterer Gang nach Boppard und Oberwesel.27 Bis in die Nordeifel nach Kerpen, wo um diese Zeit tatsächlich Hexenprozesse stattfanden, führten die Nachforschungen.28 Die entscheidende Voraussetzung für die Reisetätigkeit der Ausschüsse war ihre amtliche Unterstützung. Kaum waren im benachbarten Amt Baldeneck neue Verhaftungen erfolgt, erhielt der Kastellauner Ausschuß auch schon Zugang zu den Protokollen: »Item Schop Hanß und Aydres Haman zu Baldeneck gewesen/ kundschaft abzuholen/ als drey pershonen von Treyß eingezogen gewesen/ 1 tag zubracht«.29
72
Auch beim Beginn der Winninger Hexenverfolgung im Jahre 1631 spielten kurtrierische Besagungen - diesmal aus dem Nachbarort Lay - eine wichtige Rolle, ebenso persönliche Kontakte zwischen Ausschuß und Offizialpersonen. Der auf kurtrierischer Seite fur die Layer Prozesse verantwortliche »ambts commissarius« Christoph Koch30 war selbst in Winningen ansässig; er sorgte dann für die Übermittlung der Aussagen, welche die Layer Angeklagten gegen Maria Knebel aus Winningen abgegeben hatten.31 Als die Winninger Verfolgung im Jahre 1640 fortgesetzt wurde, bemühte sich der Ausschuß nicht nur bei dem Koblenzer Notar Ludovici um die Verhörprotokolle der hingerichteten Maria Knebel, sondern auch um Material aus anderen Prozeßorten. Erneut war Ludovici von Nutzen, da er als Gerichtsschreiber des benachbarten Amtes Bergpflege auch amdich mit Hexenprozessen zu tun hatte. 32 Dem gleichen Zweck diente ein Besuch bei dem Koblenzer Notar Peter Wolfsfeld am 26. September 1640. 33 Wegen Prozeßakten aus dem Nachbarort Lay, deren Herausgabe offenbar Schwierigkeiten verursacht hatte, sprachen die Ausschußmitglieder zwei Wochen später bei gleich vier Koblenzer Stellen vor (»umb die acta aussagen deren zu Lai angesucht«),34 bei Dr. Breitenbach und den Notaren Ludovici, Wolfsfeld und Philipp Küntzer. Bei diesem hatten sie schließlich wohl Erfolg: »Bei herrn Küntzer angehalten/ das er uns 2 besagungen herausgegeben, ihm verehrt 1 reichsthaler...«.35
Auch 1642 konnte der Winninger Ausschuß noch nicht auf die Inanspruchnahme auswärtiger Quellen verzichten. Erneut erwies sich die Verbindung zu den Koblenzer Notaren als vorteilhaft: Zwei Besagungen erhielten sie von Notar Küntzer,36 eine weitere über Ludovici von Notar Wolfsfeld mitgeteilt.37 Hinzu kamen Nachforschungen jenseits des Rheines im Amt Ehrenbreitstein 38 wie auch erneut im Amt Münstermaifeld. Laut der Rechnung waren zwei Ausschußmitglieder Ende August in Kobern bei dem Amtsschreiber, »aber nichts gefunden«. 39 Zwei Wochen später erfolgt erneut ein Besuch »bey d[em] ambt« in Kobern wegen »Kundschaft«, offenbar ebenfalls erfolglos.40 Es folgte ein Gang zum Amtsort Münstermaifeld: »zu Munster beym keller und scholtheißen geweßen und nachgefragt, den beambten vor ihre mühe uffzusuchen geben 18 albus«.41
Wenige Tage darauf wenigstens ein Teilerfolg: »zue Coberen beym ambts secretarius auch geweßen, etwaß bekommen, ist unß nicht dienlich geweßen«.42
Wie ihre Kastellauner Kollegen, so begaben sich auch die Winninger Ausschußmitglieder bei ihren Nachforschungen an weiter entfernte Orte, einmal bis nach Kruft im Gebiet der Abtei Maria Laach.43 Obwohl die Rechnung den Mißerfolg dieser Unternehmung verzeichnet (»umb kundschaft gefragt, aber nicht bekommen«),44 beharrten die Ausschußmitglieder in der 73
Klageschrift gegen Margarethe Schiffer auf der Information ihres Gewährsmannes: »Vor dießem von hern Michaeli Kopfea verstanden worden, daß beklagte zue Croft ettliche mahll denunciirt seye«45.
1645 betrieb der Auschuß erneut im Amt Münstermaifeld erfolgreiche Nachforschungen, 46 aber inzwischen versorgte sich die Winninger Verfolgung selbst mit diesem Beweismaterial. Dagegen bediente sich nun die kurtrierische Umgebung bei Winninger Prozessen, wie die Bitte des Layer Schultheißen Haußmann vom August 1644 an den Winninger Vogt ausweist: »Er wolle doch unbeschadet zeigern/ unsurn ausßschussen/ ihrem begehren nach, einige kundtschaft nachrichtung thun/ damit sie ihrer sachen desto besser und schle[u]niger vollenziehen können.«47
In Zusammenhang mit der letzten Welle mußten sich dann die Kastellauner und Beltheimer Ausschüsse erneut um auswärtige Besagungen bemühen. Dabei konnten sie nicht nur eigenes Material untereinander austauschen, sondern auch noch dreimal im kurtrierischen Amt Boppard Erfolge verzeichnen. 48
1.2. Das Erstellen der Klageschrift Schriftlichkeit prägte die Sammlung der Indizien ebenso wie die Beschaffung von Protokollextrakten. Aber nur im Amt Kastellaun haben sich einzelne Indizienzettel und sogar ein förmliches Protokoll der Ausschußinquisition erhalten. Von den offiziellen Gerichtsschreibern geführt, verzeichnete dieses fortlaufend bis zum Jahre 1653, was die Mitglieder des Hexenausschusses selbst oder von anderen erfahren hatten. 49 Den nächsten Schritt bildete die Zusammenfassung aller Indizien unter Angabe der Zeugen zu einer förmlichen Klageschrift. Da hierzu stilgerechte Formulierungen erforderlich waren, bedurfte es einer juristisch erfahrenen Person sowie eines geübten Schreibers. Schon der erste Beltheimer Ausschuß hatte auf das Potential lokaler Fachleute zurückgegriffen, um die Klageschriften gegen die drei Angeklagten »stellen« zu lassen.50 Der Beltheimer Ausschuß von 1629/ 31 ließ einen Teil seiner Klageschriften bei einem Schreiber in Alken erstellen,51 die Ausformulierung erfolgte vermutlich ebenfalls durch diesen oder durch einen Notar aus der kurtrierischen Amtsstadt Cochem. 52 Die Winninger fanden im nahen Koblenz Advokaten und Schreiber, die ihnen ihre Klageschriften formulierten und ausfertigten.53 Von solchen Ressourcen waren die Kastellauner Ausschüsse von 1629/31 und 1643 zwar abgeschnitten; dafür konnten sie die Formulierungs- und Schreibfähigkeiten der loka74
len Amtsschreiber in Anspruch nehmen.54 Auch der Beltheimer Ausschuß konnte sich in den fünfziger Jahren der Dienste des Gerichtsschreibers erfreuen, wie mehrere Entwürfe und Ausfertigungen von Klageschriften in seiner Handschrift nachweisen.55 Zudem erhielten sowohl der Beltheimer als auch der Kastellauner Ausschuß zu dieser Zeit tatkräftige Unterstützung bei der Formulierung von Klageschriften von Seiten des Kastellauner Amtmanns Joseph Zand von Merl.56 Ähnliche Unterstützung hatten auch frühere Beltheimer Beamte geleistet: Nachdem der erwähnte Notar zu Alken 1630 zwei »articuls brieff« geschrieben und der Ausschuß eines der Dokumente »den herren beampten... eingeliefert« hatte, stellte sich offenbar Ergänzungsbedarf heraus. Worauf der Ausschuß die Unterlagen, »damit mehr hab laßen könten darein schreiben«, »bey herrn amptman zu Baldeneck« entgegennahm und zurück nach Alken beförderte; dort wurden dann erneut »ettliche punkten« hinzugeschrieben.57
1.3. Die Zeugenverhöre Zwei Winninger Ausschußmitglieder notierten in ihrer Rechnung unter dem Datum des 17. August 1642: »Seindt wir beide umbher gangen und nach zeugen gefragt und auch bekommen...«.58 Ganz offensichtlich hatten die Informanten die belastenden Sachverhalte bereits mitgeteilt, so daß man nur noch einer direkten Bestätigung bedurfte. In anderen Fällen besaßen schon die Ermittlungen den Charakter von Zeugenverhören.59 Solche provisorischen Zeugenverhöre konnten sogar in fremdem Territorium stattfinden.60 Noch stärker war der Kastellauner Ausschuß 1643 um Absicherung seiner Klageartikel bemüht. Dem damaligen Amtsschreiber Antonius Schanaeus vergütete er nicht allein die Ausformulierung der Indizien, sondern auch, daß er in allen Fällen zuvor über die »inditionales« eine »inquisition« vorgenommen hatte.61 Dabei handelte es sich keineswegs um eine amtliche Inquisition, denn die Obrigkeit war zu diesem Zeitpunkt offiziell noch nicht beteiligt. Auf die gleiche Weise verfuhr der Winninger Ausschuß 1640: Nachdem man sich nach Indizien erkundigt, dazu einen im Nachbarort Lay wohnhaften Informanten aufgesucht hatte,62 wurden die Zeugen vom Ausschuß zusammen »citirt«63 und der Koblenzer Notar Ludovici nach Winningen bestellt.64 Auch dieses Verhör war kein obrigkeitlicher Akt, sondern erfolgte in alleiniger Verantwortung des Ausschusses, ungefähr einen Monat vor der offiziellen Zeugenvernehmung.65 Zu dieser Generalprobe gehörte, daß der Notar sich vom Ausschußmitglied Hans Kröber die Aussagen vorlegen ließ, um sie daraufhin zu »besichtigen«, »ob sie genügsam« seien.66 Wohl in Kenntnis der positiven Privatgutachtung des Notars ließen die Ausschußmitglieder noch während ihres Aufenthaltes in Koblenz bei dem 75
Advokaten Trarbach »zwei clag libell stellen«;67 anschließend legten sie es dem Amtmann mit der Bitte um das offizielle Zeugenverhör vor.68 Die amtliche Erlaubnis für das offizielle Verhör der Zeugen war hier der erste Schritt, den die Obrigkeit ex officio unternahm. In der Regel entsprachen die Beamten den Bitten der Ausschüsse um Zulassung ihrer Klagen. Andernfalls reagierten die Ausschüsse sofort mit erhöhtem Druck. Als sich im Beltheimer Gericht im Herbst 1629 die Bestellung des kurtrierischen Aufsichtsgutachters verzögerte, mithin auch die Vereidigung der Ausschußmitglieder, drängten diese trotz fehlender Approbation so nachhaltig auf Durchführung der Zeugenverhöre, daß die Beamten sichtlich in Verlegenheit gerieten.69 Im darauffolgenden Jahr wollten die Beltheimer Beamten die Prozeßvorhaben des Ausschusses erst nach Bezahlung noch ausstehender Prozeßkosten des Vorjahres zulassen, ließen sich aber dennoch »uff instendiges anhalten der außschussen« und »umb lebens und sterbens willen« die Erlaubnis zum Verhör der Zeugen abhandeln.70 Selbst juristische Bedenken gegen die Klageartikel währten nicht lange. Als der Kastellauner Amtmann Anfang 1647 ihm vorgelegte Indizien für mangelhaft erklärte,71 fand der Winninger Ausschuß in dem Koblenzer Juristen Dr. Moeden die geeignete Autorität, um solche Zweifel zu zerstreuen.72 Moedens Vorgänger Breitenbach hatte sich ebenfalls derart zum Sprachrohr des Ausschusses gemacht und mehrfach dafür plädiert, trotz Mängel an den Klageartikeln die von den Anklägern gewünschten Zeugenverhöre zu gestatten.73 Selbst als dem Amtmann eine Klageschrift zukam, die ihm formal und inhaldich nicht genügte, so präjudizierte doch das gemeinsame Verfolgungsinteresse, daß er die Indizien gleichwohl »der erheblichkeit ad inquisitionem specialem« bewertete und dem Verhör der Zeugen zustimmte. 74 Bisweilen gelang es den Ausschüssen, die Dringlichkeit von Zeugenverhören mit solchem Nachdruck zu vertreten, daß sie ohne förmliche Anklage, allein auf ihre »requisitionen » hin, die Erlaubnis dazu erhielten.75 Im Verhör der Zeugen sollte die Obrigkeit die von den Ausschüssen vorgebrachten Klagen als unparteiliche Instanz überprüfen. Daher wurden hierbei öffentliche Notare verwendet, mußten die Zeugen formelhaft ihre Unvoreingenommenheit bekunden. Jedoch können alle Formalitäten nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Ausschüsse die Verhöre erfolgreich zur Belastung der Angeklagten nutzen konnten. Weil allein die Ausschüsse »clagere und producenten« waren, traten nur »von ihme/ außschuß/ furgestelte zeugen« auf.76 Entsprechend ihrer Verantwortung für die Zeugen zahlten die Ausschüsse auch »zeugenlohn« oder sorgten für die Beköstigung. 77 Ebenso wirklichkeitsfremd erweist sich das stereotype Bekunden der Zeugen, sie seien »kein[e] delator[es]« und hätten sich nicht zur Aussage erboten. 78 Dem steht das Faktum gegenüber, daß die Zeugen oft die gleichen Personen waren, welche durch ihre Informationen die Zusammenstellung 76
der Klageschrift ermöglicht hatten. Zudem weisen viele Zeugenaussagen ihre Urheber als >Geschädigte< aus, die jetzt die Gelegenheit zur Anklage erhielten. Für solche Betroffenen mußte die stereotype Erklärung, es sei ihnen für ihre Aussage keine Belohnung versprochen worden, erst recht eine Leerformel sein. Makulatur waren schließlich die immer wiederkehrenden Bekundungen der Zeugen, man sei weder »underricht noch informirt«, man habe sich auch nicht abgesprochen über das, was man sagen solle etc. In Wirklichkeit verursachten bereits die Ermittlungen der Ausschüsse die Verbreitung von Wissen um Indizien; ebenso wirkten die Äußerungen, welche die Informanten in die dörfliche Kommunikation einbrachten. Es war daher keineswegs Rethorik, wenn die Ausschüsse in ihren Klageschriften immer wieder ausführten, daß zu allen Punkten eine »gemeine sage und reden« umgehe und über alle Klagen »under andrem volckh ein gemein gesprech... gehalten« werde.79 Gegen Hans Jakob Bormer (1656) behaupteten die Ankläger sogar, daß »alle erzehlten Verdachts puncten... so notorie« seien, daß es »balt keiner probation« bedürfe.80 Das jedem Zeugen nach Beendigung seiner Aussage auferlegte »gewohnliche stillschweigen« erweist sich somit als bloße Formel. Zur Diskrepanz von Norm und Realität gehört weiterhin, daß auch die Ausschußmitglieder während des Verhörs »aufwarteten« und sich bisweilen selbst für die Richtigkeit der Zeugenaussagen verbürgten.81 Auch bei dieser Gelegenheit konnten die Ausschüsse eigene Verhöre durchführen, wie dieser Zeuge nebenbei anzeigte: »Wie er sein erste [Zeugen-]deposition gethan, seye[n] die außschuß under dem rathauß zu ihm gekomen und haben ihnen gefragt/ ob er Schuhe Gretgens mutter gekändt habe? Denen er geantwortet, daß ja. Und wie sie ihnen ferners gefragt, wie die selbe geheißen, und waß sie vor einen namen aufsich gehabt? Habe er geantwortt/ Catharina und daß man sie jederzeit vor ein hex, wie Schuhe Gretgen an ietzo sampt ihrer schwester gehalten habe...«.82
Die Anwesenheit der Ausschüsse bei den Zeugenverhören widersprach dem Prozeßverständnis der Landesherren. Daher geben die Protokolle nur selten diesen Tatbestand unverhüllt zu erkennen, regelmäßig dagegen die Abrechnungen der Ausschüsse, weil sie auch dafür Endohnung beanspruchten. Die Protokolle bemühten sich auf verschiedene Weise um den Nachweis korrekter Prozedur, mal unter Anführung anwesender Ausschußmitglieder83 oder mit dem ausdrücklichen Hinweis, daß die Befragung der Zeugen ohne das verantwortliche Ausschußmitglied (»absente ilio«) erfolgt sei,84 mal durch Redigierung der Akten: So wurde im Konzeptprotokoll eines Zeugenverhörs zuerst die Gegenwart der »deputirten außschußen« angegeben, später aber ausgestrichen und durch »gericht scheffen« ersetzt.85 Nicht nur die Parteilichkeit der Verhörenden, sondern auch zeittypische Umstände begünstigten das Eindringen der privaten Ankläger in gerichtli77
che Handlungen. So mußte der Winninger Ausschuß aufgrund der Kriegsverhältnisse mindestens zweimal (1640 und 1642) seine Zeugen außerhalb des sponheimischen Hoheitsgebietes im benachbarten Koblenz abhören lassen, wohin sich große Teile der Bürgerschaft vor den Soldaten geflüchtet hatten.86 Und 1653 wurde das Zeugenverhör gegen Elisabeth Külzer aus Dommershausen in einem Kastellauner Wirtshaus abgehalten.87 Ebenso forderlich verhielten sich die Personen, denen die Leitung und Protokollierung der Zeugenvernehmungen übertragen war. Die Tätigkeit des Koblenzer Notars Antonius Ludovici ging dabei weit über seinen kommissarischen Auftrag hinaus: Schon im September 1640 war er an privaten Verhören des Winninger Ausschusses beteiligt gewesen.88 Als im Dezember 1640 die Zeugen in Koblenz abgehört werden mußten, fand dies in Ludovicis Haus statt.89 Aus dem Konzept seines Protokolls der Zeugenvernehmung über Margarethe Moden von 1643 ergibt sich eindeutig, daß er persönliche Angaben, welche die Ausschußmitglieder benachteiligten, nicht in die Reinschrift übertragen hat.90 Jahre später warf ihm der Angeklagte Hans Wilhelm Mölich ebenfalls Auslassungen von Zeugenaussagen in der Protokollfuhrung vor.91 Nicht minder effektiv unterstützten die Kastellauner und Beltheimer Gerichtsschreiber Lerner, Viel und Bonssen die Verifizierung der Ausschußklagen. Bonssen identifizierte sich so sehr mit den Klageschriften, daß er eine dort aufgeführte Zeugin einfach ausstrich, weil sie zum Zeitpunkt der Vernehmung »auff Trier/ ihr gebet zu verrichten/ gegen die pfingsten verreiset gewesen«, und er den betreffenden Punkt ohnehin für »gnugsam contestili« hielt.92 Die positive Bewertung, die Bonssen in einem anderen Fall den von ihm protokollierten Äußerungen zuwies, zeigt erneut das subjektive Ziel der Vernehmungen: aufgrund der Aussagen könne der Amtmann nun die Klageschrift »stylisiren.../ dan die probation« meines geringen wißens nach evidentissime undt gantz zuträglich sein...«.93
Und als der Amtmann in einem Protokoll Bonssens die Bestätigung eines für die Anklage zentralen Sachverhaltes - die körperliche Berührung eines >geschädigten< Zeugen durch die Verdächtige - nicht auffinden konnte, bat er den Gerichtsschreiber lediglich, sich zu erinnern, ob der Zeuge dazu etwas gesagt habe.94 Bonssen erinnerte sich und trug den Sachverhalt nach.95 Solche und andere Beihilfen konnte jedoch nicht verhindern, daß vereinzelt Zeugen auftraten, die entgegen den Angaben der Klageschrift nichts auszusagen vermochten (»ad... nihil novit«) oder die Behauptungen der Ankläger widerlegten. Als sich dies einmal gleich mehrfach ereignete, spielte der Winninger Vogt Fritzer dies im Protokoll herab: »Vielle Zeuginnen [!] ist daher alhie außgelaßen worden/ weillen sie nichts zu zeugen gewußt«.96
78
1.4. Begutachtung u n d Verhaftung Die Erfolgsquote der Ausschüsse bei der Prozeßdurchsetzung bestätigt die Vitalität des lokalen Prozeßmilieus: Von den 73 Verfahren, welche die Beltheimer, Kastellauner und Winninger Ausschüsse zwischen 1595 und 1659 formell zur Entscheidung vorlegten, erhielten lediglich 15 eine negative oder zurückhaltende Beurteilung der Gutachter.97 Meist durch Nachbesserung des Anklagematerials konnten von diesen noch fur drei Personen die Erlaubnis zur Verhaftung erlangt werden. 98 Lediglich 12 Verfahren blieben somit definitiv im Vorstadium stecken. Die Ablehnungen verteilten sich gleichmäßig auf die zweite und die letzte Welle (1630/31; 1653/56). Dies legt die Vermutung nahe, daß die juristische Bewertung der Indizien konstant geblieben ist. Die Ursachen für die hohe Akzeptanz der Klagen müssen daher in den organisierten Anstrengungen der Ausschüsse gesucht werden und in der Unterstützung, welche sie von der lokalen Obrigkeit erfuhren. Deren Handeln richtete sich stets darauf, was der »beschleunigung dern außschußen festlicher intent zur außrodtung deß abschewlichen hexerey lasters« diente, wie es der Kastellauner Amtmann Zand von Merl einmal beschrieb.99 In diesem Sinne versuchten die Beamten, die ihnen beigeordneten Gutachter und die Kanzleien zu beeinflussen.100 Wenn sich der Kastellauner Amtmann Zand von Merl mit Prozeßanalysen an seine Herrschaft wandte, so lautete der Grundtenor dieser Schreiben stets, daß es sich bei dem beigefugten Material um »starck inditia« handele und daß die Beschuldigten dadurch »starck gravirt« würden. 101 Die hohe Akzeptanz der sponheimischen Regierung für die Anklagen und Zeugenaussagen beruhte auf der unkritischen Lektüre einer tendenziösen Aktenlage sowie auf der Entfernung der Kanzleien zum Ort des Geschehens. Im Falle der Koblenzer Gutachter war sie dagegen gerade durch die räumliche, persönliche und konfessionelle Nähe der Beteiligten zueinander und durch den besonderen Stellenwert, den Hexenprozesse in ihrem beruflichen oder persönlichen Leben einnahmen, bedingt. Das persönliche Verhältnis der katholischen Beamten von Kastellaun und Winningen zu den Koblenzer Juristen bewirkte einen Konformitätszwang, der sich eher auf die denkbar härteste Prozeßentscheidung hin löste als in die andere Richtung. Kennzeichnend dafür ist, daß der verfolgungswillige Amtmann Joseph Zand von Merl gelegentlich aufkommende Skrupel sofort verdrängte, wenn die Kommissare Moeden oder Trarbach ihm Gründe dafür lieferten.102 Und umgekehrt wirkte sich die unterschwellige Konformitätserwartung des Amtmanns gegenüber Breitenbach so aus, daß dieser seine gelegendichen kritischen Ansätze bei der Begutachtung bis auf eine Ausnahme schließlich doch mit einem entschiedenen »gleichwohl« zu Ungunsten der Angeklagten wieder begrub. 103 Symptomatisch für die gängigen Erwartungen der Beamten ist 79
ein Schreiben des Winninger Vogtes Fritzer an Breitenbach, worin er im Hinblick auf eine bevorstehende Begutachtung von Indizien seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, der Jurist werde sich der bereits vom Amtmann dazu verfaßten positiven »resolution«, woran er nicht zweifele, »conformire[n]«.1(M Nur die politisch übergeordneten, aber weitabgesessenen kurtrierischen und sponheimischen Kanzleigutachter entzogen sich zumindest teilweise solchen Einflüsterungen; aus ihrer Feder stammten fast alle abschlägigen Gutachten. Die Verfolgungsallianz von dörflichen Ausschüssen und lokaler Obrigkeit gab sich mit negativen Entscheidungen keineswegs zufrieden. Als »der gantze außschuß« des Amtes Kastellaun nach monatelangen Ermitdungen gegen die Familie Kröppen dem Amtmann Anfang 1630 »etiliche sachen schrifftlich fürbracht« hatte (»2 tag nacheinander«!), und trotz der Zeugenprobation105 und einer Empfehlung des Amtmanns (»bey junckher amptman ein schreiben nacher Trier abgeholt«) von dem Trierer Gutachter Gravenstein offenbar keine Befürwortung ihrer Verhaftungswünsche erhalten konnte, konnte man sogar den Unmut der Bevölkerung für sich nutzen: »Item als samptliche außschuß von underthanen dieses ampts/ als wan sie ihrem befehl [ ! ] nicht recht nachsetzten/ diffamirt worden und sich deswegen bey junckhern amptman beklagt«.106
Durch weitere Ermittlungen des Ausschusses und Kontakte zur pfalzgräflichen Kanzlei erreichte man dann die gewünschte Verhaftung.107 Beharrlichkeit der Ausschüsse und Unterstützung durch die lokalen Beamten führten auch im Beltheimer Gericht Anfang 1630 zur Beseitigung juristischer Prozeßhindernisse. Wiederum war es der Beltheimer Kommissar Cuno von Gravenstein, der aufgrund einer sehr zurückhaltenden Begutachtung nur einen der ihm vorgelegten fünf Fälle passieren ließ.108 Kurz darauf reichte der Ausschuß gegen die vormals erfolglos beschuldigte Agnes Thieß »eine antere Clag« bei »den herren beampten« ein, die sich nun auch gegen ihren Ehemann richtete.109 Von den Beamten dazu vertröstet, »wir sollen die Ostern nur laßen herfür komen«,110 erschienen die Hexenjäger prompt am Osterdienstag bei den Beamten: »und unser anbefohlene sach wieder in gang getrieben«.111 Nur drei Tage später wurden Agnes und Jakob Thieß auf Befehl der Beamten verhaftet. Die Berechtigung dazu gründete sich auf die vom Ausschuß eingebrachte »antere clag«; darin war nicht von Zauberei die Rede, sondern von einer angeblichen Anstiftung der Frau zum Suizid durch ihren Ehemann.112 Das Zusammenstellen zusätzlicher Indizien (»additionales«) zur Durchsetzung einer Verhaftung beleuchtet typische Merkmale der Ausschußtätigkeit: Hartnäckiges Festhalten an den Verdächtigen und schnelle Reaktion, wenn es notwendig wurde, weitere Belastungspunkte zu finden. Hinzu kam die nicht müde werdende Unterstützung durch die Beamten, insbeson80
dere durch den Kastellauner Amtmann. Als im Fall der Agnes Josten zusätzliche Indizien erbracht und mittels Zeugen bewiesen waren, schickte der Amtmann die Unterlagen erneut nach Trier, wobei sein Begleitschreiben von Genugtuung über die Zusammenarbeit mit dem Ausschuß, ebenso aber auch von der Erwartung einer positiven Entscheidung geprägt war, wie sie denn auch erfolgen sollte:113 »Auff die vormalß... inquirirte Agneß... haben mir [!] noch [die] sub additione einliegenden puncten114 erfunden/ versehen unß/ [daß] die den voi processimi gegen selbe zu instituiren nunmehr genugsamb sein sollen...«.115
Gegen abschlägige Entscheidungen der Gutachter ließ sich nicht nur mit neuen Indizien angehen, sondern auch mit neuen Gutachtern. Nachdem Dr. Breitenbach aus Koblenz sich 1645 im Fall der Maria Colimes aus Panzweiler erstmalig zu einer völligen Ablehnung der Verhaftungswünsche durchgerungen hatte, 116 legte der Amtmann das Material drei Jahre später seinem Nachfolger Dr. Moeden vor - und Moeden bestätigte durch ein positives Votum auch hier seine Rolle als scharfer Befürworter von Prozessen.117 Nur das Votum des sponheimischen Regierungsgutachter Heintz ersparte der Verdächtigen die Verhaftung, denn dieser Schloß sich wiederum der Auffassung Breitenbachs von 1645 an! 118 Aber noch acht Jahre später legte der Ausschuß neue Indizien vor. 119 Neben dem Ärgernis abschlägiger Gutachten gab es Entscheidungen, die zwar die Anklage nicht verwarfen, die beschuldigte Person gleichwohl nicht der Verhaftung und Tortur unterwarfen, sondern nur zur Rechtfertigung vorzuladen erlaubten. Von den Koblenzer Juristen wagte lediglich Breitenbach in einem Winninger Fall, ein derartig differenziertes Votum abzugeben. 120 Der Winninger Vogt Fritzer opponierte heftig dagegen und bewirkte dadurch wohl ein entsprechendes Schreiben des Kastellauner Amtmanns an den Juristen.121 Nur kurze Zeit später konnte Fritzer nach Kastellaun melden, daß Breitenbach »nunmehr« mit dem Amtmann »gleicher meynung« sei und es ihm, dem Vogt, auch frei stelle, wie er die Verhaftung vornehme. 122 War solche Beeinflussung, wie 1653 in Kastellaun, nicht möglich, 123 verzichtete der Amtmann auf die avisierte Vorladung und ließ den Ausschuß weiter ermitteln, um mit verstärkten Indizien bei der Juristenfakultät Gießen ein brauchbareres Votum zu erstreben.124 Grundsätzlich herrschte unter allen lokalen Beteiligten Einigkeit darüber, daß man, wie der Winninger Vogt Fritzer es ausdrückte, die Verdächtigen »auch viel lieber heute alß morgen in der Verhaftung sehen« wollte und nur wegen noch fehlender Indizien davon abstehen mußte. 125 In einigen Fällen konnten sich die Ausschüsse jedoch darüber hinwegsetzen, indem sie die massiven Fluchtängste ausnützten, die besonders den Winninger Vogt Fritzer, aber auch seinen Vorgesetzten Joseph Zand von Merl plagten. Genährt wurden solche Ängste aber vorwiegend aus der Inquisitionstätigkeit der 81
Ausschüsse.126 So gelang es dem Kastellauner Ausschuß 1643, die Eva Pforten noch vor der Begutachtung der Anklagen verhaften zu lassen, indem man, um einer möglichen Flucht zuvorzukommen, sie in einen fingierten Diebstahl verwickelte.127 Im Fall der Margarethe Schuhe (1653) erreichte man dasselbe sogar ohne Vorwand, am Tag vor dem Zeugenverhör; es genügte hier das Drängen der Ausschußmitglieder und ihr Hinweis auf die Fluchtvorbereitungen der Frau.128 Der Winninger Peter Mölich konnte 1645 sogar noch vor dem Zeugenverhör verhaftet werden, wozu vermutlich ein bereits im Vorjahr unternommener Fluchtversuch die Begründung geliefert hatte.129 In einem einzigen Fall gelang es Ausschuß und Beamten sogar, die Herrschaft für einen derartigen Ausnahmebeschluß zu gewinnen. So wurden im November 1642 mit herrschaftlicher Genehmigung zwei Winninger Frauen verhaftet, gegen die weder eine förmliche Anklage noch Fluchtverdacht vorlagen, sondern lediglich Besagungen durch zwei andere Frauen, die soeben gestanden hatten.130 Den gebührenden Abschluß der Zusammenarbeit in dieser Phase bildete die Verhaftung. Selbst hierbei durften die Mitglieder der Ausschüsse teilnehmen. Im Spätsommer 1643 ließ der Kastellauner Amtmann den Winninger Hexenjägern zunächst kollegial das Ende einer solchen Wartezeit ankündigen: die fürstliche Resolution werde bald ergehen, »biß dahin die außschuß sich zu gedulden« hätten; 131 kurz darauf konnte er dem Vogt die fürstliche Erlaubnis zur Verhaftung der Angeklagten mit den Worten übermitteln, daß »der herr sich ihrer durch die außschuß versichern« solle.132
2. Der Kampf um das Geständnis 2.1. Vorwissen und Fluchtversuche Die dörflichen Nachforschungen der Ausschüsse waren zwangsläufig Gegenstand des Dorftratsches; trotz obrigkeidicher Strafandrohungen gegen die »schwätzer« erhielten die von Verhaftung Bedrohten daraus manchen Hinweis.133 So konnte sich Martin Schop 1649 darauf berufen, es werde »schir uffentlich spargirt«, daß man seine Frau »neben noch einer ander negstes tags« verhaften wolle.134 Die Ausschüsse wiederum registrierten sorgsam alle Anzeichen von Angst bei ihren Opfern, seit ihr »inquisition[sj werckh« begonnen hatte.135 Der Angeklagte Claus Endresen soll zudem versucht haben, sich des Beistandes anderer zu versichern. Dem offenbar ebenfalls gefährdeten Wichharts Ewald aus dem kurtrierischen Beulich (Amt Boppard) riet er, »er solle sich festhalten/ damit die außschuß nit hinder sie 82
beyde komen«. 136 Der wenig später hingerichteten Christina Roß aus Lütz klagte er: »Steingen/ die außschuß lauffen sehr, wollen mich und dich verbrennen/ [nicht] wahr/ du/ Steingen/ wir können doch nit zaubern... »,137
Derart zwischen Entschlossenheit und Verzweiflung schwankend, wendete Endresen sich wenige Monate vor seiner Verhaftung an einen Nachbarn, um ihm für den Fall, »daß es anders mit mir zuging«, die Fürsorge für seinen Sohn anzuvertrauen.138 Auch Michael Vieren bemühte sich im Angesicht der Gefahr um Solidarität. Heimliche Ohrenzeugen belauschten Gespräche mit seinem Vetter Thonges Roß (»horstu brader/ mich dunkt/ es werde noch an unß komen«) 139 und mit dem angeblich auch verdächtigen Peter Ginster aus Burgen: »Die außschuß wollen starck an uns und wollen uns verbrennen/ halten uns fest/ welcher under uns am ersten eingezogen wirdt, soll keiner den andern beschwetzen«.140
Solche mit Handschlag beschworenen Solidaritätsbekundungen scheinen typisch für den Umgang unter Männern gewesen zu sein.141 Frauen, die von den gegen sie gerichteten Vorhaben wußten, konnten aufgrund anderer Sozialbeziehungen offenbar nicht anders, als das Faktum zu beklagen. So etwa Agnes Ginster aus Burgen, die einer anderen Frau anvertraute, »daß nemblich sie der zauberey halben in einem bösen geschrey gehe... daß... geredet werde/ daß sie die erste werde sein, welche ihren berg werden mußen hinauß gehen, und verbrendt werden«.142
Resignation klang auch in der Bemerkung an, die Agnes Heimers aus Burgen beim Abschied einem Verwandten mit auf den Weg gab: »Wan ich verbrendt werde/ dan siehes du mich nicht mehr...«. Es war für sie in der Tat bitterer Ernst, denn nachdem ihr das Burgener Ausschußmitglied Ewald Noll bereits seit Jahren nachspürte (»der sapperments schelm lauffe noch so lang, biß daß er mich in den thurm bringt«), 143 hatte ihr nun der Pfarrer weitere Gewißheit über ihr Schicksal verschafft, wie sie dem ungläubigen Verwandten erklärte: »Unser pfaff hat dies gesagt/ er wolle mich laßen verbrennen...«. 144 Die bei einigen Männern vorhandene Bereitschaft zum Selbstschutz fand jedoch rasch ihre Grenzen. Zwar unternahmen Claus Endresen und Friedrich Mölich gewagte Aktionen, um sich über mögliche Besagungen gegen ihre Person zu informieren, aber dem Wissen um die Gefahr folgten keine Gegenmaßnahmen. 145 Das Problem der Verteidigung stellte sich schon im Vorfeld der Prozesse: Wie sollte man sich gegen die Bezichtigungen von Toten noch zur Wehr setzen? Hans Wilhelm Mölich brach in Tränen aus, als er infolge eines Streites mit dem Winninger Gerichtsschöffen Johannes Knaudt die Gewißheit erhielt, daß er besagt sei und deswegen von diesem für einen wahrhaften »Hexenmeister« gehalten werde.146 Ebenso reagierte 83
der Sohn der Katharina Friedrich, der sogar einem Ausschußmitglied »mit weinenden äugen« berichtete, daß die Familie von einem der Schöffen auf das Vorliegen von Besagungen gegen die Mutter hingewiesen worden sei.147 Catharina Knebel verweigerte ihrer Familie juristische Schritte, obwohl auch sie um ihre Diffamierung in der Gemeindeversammlung wußte, 148 und Friedrich Mölich hielt sich an seinem Unschulds- und Frömmigkeitsbewußtsein aufrecht, als er vom Sohn des hingerichteten Hans Wilhelm Mölich über die gegen ihn vorliegenden Besagungen informiert wurde; darüber hinaus tröstete er sich mit der Unzuverlässigkeit des dörflichen Geredes: »Er hette hiebevor viel geschwätz [gehört]/ es erfolgte doch nichts«. Worauf der andere mit brutaler Offenheit entgegnete: »Es wehre ietzo still, wan es wieder umginge, so wurde man kein kuhe und kelber, sondern menschen dieses lasters halben einziehen«.14'
Passivität und das Mißtrauen in die Möglichkeiten juristischen Selbstschutzes sind angesichts der Parteilichkeit von Beamten und der Erfolglosigkeit mancher Beleidigungsklage nur allzu verständlich.150 Die Verdächtige Agnes Heimers hatte zwar das Burgener Ausschußmitglied Ewald Noll vor die lokale Obrigkeit zitieren wollen, um sich seiner ehrverletzenden Nachforschungen zu erwehren, führte dies aber offenbar nicht aus. Von einer anderen Frau nach dem Stand der Dinge befragt, gab sie lediglich die düstere Prognose ab, sie fürchte, »das der Ewald noch so lang lieffe/ biß [er] sie einbrachte«.151 Auch der wohlhabende Kastellauner Bürger Hans Jakob Kiefer sah zunächst keine Möglichkeit, sich auf juristischem Wege gegen die Ausschußermittlungen zu wehren. Seinen Unmut darüber gab er stattdessen im Wirtshaus lautstark Ausdruck, als er dort auf einen der Ausschußspitzel traf und ihn als »Dieb« und »Schelm« titulierte, weil der seine Reden heimlich dem Ausschuß mitgeteilt hätte. Die Folge war eine Injurienklage des Gescholtenen gegen Kiefer, worin dieser unterlag, weil er dem Kläger keine Schelmen- und Diebesstücke nachweisen konnte.152 Erst als Kiefer im März 1644 von dem verhafteten Friedrich Kayser beschuldigt wurde, ihn zu seinem Fluchtversuch ermuntert zu haben, suchte er den Schutz der Kanzlei in Birkenfeld, was von dem Ausschuß sorgsam als weiteres Indiz vermerkt wurde.153 Aber ebenso erfolglos wie der Versuch, in seiner Familie Rat zu erhalten,154 endete der Gang nach Birkenfeld. Die Beschwichtigung, die er dort zu hören bekam und in seiner späteren Verteidigungsschrift mit einem ironisch-kritischen Unterton beschwor, bezeugt die tiefe Unkenntnis der lokalen Situation durch die Kanzlei: »Alsdahe er soviel anleitung/ hulf und trost bekommen, daß/ so sein anpringen der warheit gemeiß, er sich keines ubelß/ gefahr oder gefengnuß zu befahren habe«.155
Peter Mölich aus Winningen hatte sich unter dem Eindruck der Ausschußtätigkeit bereits ein Jahr vor seiner Verhaftung bei einem mit ihm verwand84
ten Lizentiaten in Trarbach um juristischen Rat bemüht, mit dem Ergebnis, daß er dem Vogt und Amtmann noch verdächtiger erschien.156 Friedrich Mölich war zwar aufgrund der Geschwätzigkeit des Kastellauner Amtsschreibers über seine bevorstehende Verhaftung genau informiert. Aber es nützte ihm nichts, daß er sich daraufhin zum Winninger Vogt begab und um Akteneinsicht zur Vorbereitung einer Verteidigung gegen die Ausschußklage bat.157 Der Vogt lehnte ab, obwohl Mölich geltend machte, daß er sonst bei dem »vielen gemummel so lange nicht blieben, sondern mit einem gutten stuck gelds darvon gangen wäre«;158 eine Woche später wurde er verhaftet.159 Im Unterschied zu Mölichs Rechtsvertrauen war Margarethe Schop aufgrund der Erfahrungen des ersten Prozesses (1644) so sehr von Mißtrauen erfüllt, daß sie trotz der herrschaftlich garantierten Verteidigung in Freiheit der »citatio« nach Winningen nicht Folge leistete, was angesichts der Verhaftungspläne von Ausschuß, Vogt und Amtmann auch durchaus angebracht war.160 Aufgrund solcher Risiken mußte der Gedanke an Flucht wesentlich näher liegen. Obwohl die Flucht einen tiefen Bruch mit dem bisherigen Leben und den Verlust materieller Sicherheit bedeutete, schreckten einige schon beim geringsten Verdacht persönlicher Gefährdung nicht davor zurück.161 Andere wollten zumindest bis zum letzten Moment warten; sie bemühten sich daher um Mitteilung präziser Warnungen aus dem Dorf. 162 Nur vorübergehend begab sich Dorothea Jorgen mit ihrem Mann in Kur (»in das badt«), nachdem der Sohn des Burgener Ausschußmitgliedes Ewald Noll »in geheim« über ihre bevorstehende Verhaftung geplaudert hatte,163 und Margarethe Schuhe gab vor, ihre Tochter in Mainz besuchen zu wollen, als sie vom Ausschuß ergriffen wurde; daß sie mit längerer Abwesenheit gerechnet hatte, zeigte sich bei ihrer Durchsuchung: »Hat die fraw drey röckh under ihrem besten angethan und bey sich neben etwas leinwandts ein ducat und zwey copst[ück]h gehabt«. 164
Mit längerer Abwesenheit rechnete wohl auch Gertraud Schäfer aus Leideneck, als sie unter Angabe wirtschaftlicher Gründe ihre Güter im Amt Kastellaun verpachtete und sich in das benachbarte Dreiherrische begab,165 ebenso die Eva Pforten, die durch den Verkauf von Habseligkeiten ihre vorzeitige Verhaftung auslöste.166 Peter Mölich aus Winningen hatte ebenfalls schon sehr früh die Absichten des Ausschusses durchschaut und darauf reagiert.167 Als der Hexenausschuß im Sommer 1644 die Verhaftung des Veit Geilen und der Margarethe Schop vorbereitete, hatte Mölich in Kenntnis seiner Gefährdung zunächst »nicht mehr in Winningen, »sondern ihn offenen feldt etliche nachten neben seinem eheweib geschlaffen«. Bei Verhaftung der Postmeisterin hatte er
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»schon etliche tagh darvor den flecken Winningen und aigene seine haushaltung geraumpt, und sich zu Cobern tagh und nacht gantz stile und in geheim in aigener seiner daselbsten habender behausungh auffgehalten und bey seiner inquisitio die zeit verplieben.«
Weil ihm aus Winningen bedeutet wurde, »seines dings solté langh mehr nicht sein, sich langer daselbsten uffzuhalten, solte sich auß dem staub machen«, befahl er seiner Dienstmagd, »solte nach hauß gehen, und ihme kleider ihn seinen sack, neben seinem beuttel mitt geldt uff Coblentz in Serenß Dausbergs hauß bringen, wie dan gesehen durch seine haußfraw«.
Trotz der Warnungen verließ Mölich die Gegend nicht, sondern hielt sich noch »etliche tagh und nacht« in der Nähe Winningens »ihn Diebelicher gewäldts und veldt marcken uff«, wo »sein weib... bey ihme geweßen und fleisch neben anderen victuaüen zugebracht«. Vermutlich durch die kriegsbedingte Freilassung der beiden anderen Inhaftierten am 18. September angeregt,168 kehrte er nach Winningen zurück, um sich knapp ein Jahr später ein zweites Mal zur Flucht zu rüsten. Daran wurde er jetzt durch rechtzeitiges Eingreifen von Vogt und Ausschuß gehindert. Im Zwiespalt von Gefahr und Trennung entschieden sich einige erst im Angesicht der Verhaftung zur Flucht. Als der Schultheiß der Heßweiler Pflege in Panzweiler erschien, um zwei Schützen zu bescheiden, rannte Maria Colimes Hals über Kopf aus dem Dorf, obwohl jener keineswegs ihretwegen gekommen war.169 Jonas Lentzen von Macken (1653) war sogar schon von Ausschuß und Bote ergriffen und befand sich »mit zusamen gebundenen handen in seinen stricken«, als er sich »doch verblitzlich selbiger entlediget und durch drey thüren so geschwindt/ daß es menschlicher arth nit wohl möglich in daß freye feldt fluchtig gemacht/ wohe wir denen widerum mit großer muhe bey der nacht in unßere handt bekomen«.170
Kaltblütigkeit bewies unter diesen Umständen Hans Jakob Bormer aus Winningen. Widerstandslos ließ er sich vom Winninger Fron festnehmen, handelte ihm aber die Erlaubnis ab, noch einmal nach Hause gehen zu dürfen, um etwas Essensvorrat mitzunehmen. Während der Fron vor dem Haus wartete, steckte Bormer sich das Werkzeug ein, das er anschließend zu seiner erfolgreichen Flucht aus dem Verlies benützte.171 Wie im Fall des Jonas Lentzen nahmen die Ausschüsse auch die Spuren anderer Entflohener auf. Den Veit Geilen suchten sie in den umliegenden kurtrierischen Dörfern, den Hans Jakob Bormer im benachbarten Bisholder, wo Vogt Fritzer mit der Erlaubnis des eltzischen Vogtes im Hause eines mutmaßlichen »confidenten« eine Durchsuchung durchführen ließ.172 Umfangreich war auch die Suchaktion nach der 1656 entflohenen Elisabeth Klein aus Michelbach. »3 mahl seye er ihrenthalben im ampt Simern und zue Michelbach geweßen und sie gesuchet«, vermerkte das Kastellauner Ausschußmitglied Adam Tag in der Rechnung. Als die Flüchtige schließlich in 86
Guntersblum bei Oppenheim entdeckt wurde, wurde Tag amtlich autorisiert, sie von dort wieder zurückzuführen, was nicht gelang, da sie erneut fliehen konnte.173 Vier Jahre später war Elisabeth Klein noch immer nicht zurückgekehrt,174 so daß sich ihr Mann bei Pfalzgraf Georg Wilhelm um eine Scheidung bemühte.175 Im Falle Bormers hatte Vogt Fritzer zwar gehofft, es werde »mit ihm deß hingerichten Veitt Geylens handel geben«,176 der nach vier Jahren zurückgekommen war, jedoch wollte dies jetzt trotz zweier »edictal citation[es]«177 nicht gelingen.178 Erfolgreich endete dagegen die Suche nach der im Frühjahr 1653 geflohenen Dorothea Jorgen: »Nachmahlen selbige eine lange zeit entwichen und post intervallum medii anni durch den außschuß verspeet zu der gemainschaftlicher haft auf Castelhaun eingebracht«.179
2.2. Gütliches Verhör und Verteidigung Trotz mancher Hinweise aus dem dörflichen Tratsch konnten die Angeklagten nicht wissen, was seit Wochen oder gar Monaten gegen sie zusammengetragen worden war. Haft und Verhör konfrontierten sie nun mit einer um Jahre und Jahrzehnte zurückreichenden Kriminalisierung ihrer Biographie. Entsprechend konsterniert waren denn auch ihre Reaktionen: »perplex« die Eva Pforten,180 völlig außer sich Friedrich Kayser,181 und über Hans Jakob Bormer vermerkte das Protokoll ein »schrecken und zittern der hendt«, als ihm die Klagepunkte vorgehalten wurden.182 Andere Reaktionen reichen von lamentierenden Unschuldsbeteuerungen, religiösen Bekundungen und förmlichen Unschuldsschwüren bis hin zum sofortigen Geständnis. Brachen die Angeklagten nicht gleich zusammen, folgte spätestens jetzt die Rechtsmittelbelehrung, das Angebot, sich selbst oder mit Unterstützung eines Advokaten förmlich zu verteidigen.183 Indessen haben sich nur zehn Angeklagte um Defensión bemüht und nur sechs von ihnen diese ausgeführt; keinem hat sie genützt. Der Grund dafür lag auch hier in der Diskrepanz von juristischer Norm und Realität. Da die Angeklagten selbst bei Lese- und Schreibfähigkeit nicht in der Lage waren, eine form- und sachgerechte Verteidigungsschrift abzufassen, bedurften sie eines professionellen Beistandes. Aber schon wegen fehlender Mittel lehnte Thonges Roß das Defensionsangebot ab, ebenso die Christina Heyden 1640.184 Auch Rücksichtnahme auf die Familie, die für die Folgen der Prozeßverzögerung haften mußte, schreckte ab.185 So verzichtete Michael Vieren nach einer Unterredung mit seiner Frau auf die bereits angenommene Verteidigung.186 Die Witwe Agnes Kaufmann besprach sich vor Eröffnung der Verhöre zweimal mit ihrem Sohn; sie kam dabei zu dem Entschluß, sich direkt der Folter auszusetzen, wozu sie sicherlich die Armut der Familie bewegt hatte.187 Die Notwendigkeit aktiver Unterstützung durch die Familie galt beson87
ders fur Frauen. Sie mußten sich, weil »untauglich« im Recht, bei Gerichtsverhandlungen durch ihren Ehemann, »der dann ir rechter Vogt ist«,188 oder bei Witwen durch einen Sohn vertreten lassen. Wenn daher angeklagte Frauen eine Verteidigung wünschten, aber materielle Unfähigkeit geltend machten und um eine Unterredung mit ihren Ehemännern baten, wurden diese ebenfalls »vorgefordert«. Sie verweigerten sich jedoch fast alle im Angesicht ihrer Frauen. Der Mann der Dorothea Jorgen aus Burgen (1653) erklärte, dies seie »seines vermogenß nicht« und ihr »die defensión... in faciem abgeschlagen«, worauf sie ebenfalls auf Rechtsmittel verzichtete.189 Aber die soziale Stellung Jakob Jorgens als ehemaliger Bürgermeister190 legt nahe, daß er eher aus Resignation oder gar Unwilligkeit handelte. Ahnliches galt für Balduin Schuhe, der seiner Frau bereits die Kaution verweigert und damit ihre vorzeitige Verhaftung verursacht hatte. Er wies auf das vielleicht entscheidendere Argument hin, auf seine Reputation: er habe ohnehin »schimpfs genug darvon«.191 Hinzu mag persönliches Mißtrauen gekommen sein. So gab der Ehemann der Christina Heyden bei seiner Vorladung deutlich zu erkennen, daß ihm das Verhalten seiner Frau ebenfalls verdächtig erschienen sei.192 Noch unverhüllter äußerte sich Zacharias ICröber bei seiner Vorladung: »Er angefangen ihro ins gesicht gesagt, sie solte sich wol bedencken, dan sie seie eine hex, sie solte bekennen und ihr seel Gott/ dem allmechtigen/ auff offeren«.193
Unsicherheit über die Schuldfrage und Furcht vor Ruin und Feindschaft dürften in den meisten Fällen der Grund familiärer Distanzierung gewesen sein.194 In einem Gespräch zwischen der inhaftierten Anna Schultheiß und ihrem Ehemann hat sich in bewegenden Worten der Versuch der Frau erhalten, diese Distanz zu überwinden, indem sie ihn an ein früheres Gespräch erinnert, worin sie ihm ihre Unschuld frühzeitig nachzuweisen versucht hatte: »Alß sie nun mit weinendten äugen von edtwaß mit einander geredt haben/ sagdt die gefangene firau zu ihrem man/ mein freundt/ eß ist nicht anderß/ wie ich euch ein mahl bey Fulckeradt gesagt haben. Zum andteren mahl sie gesagt/ Michel/ ich biett euch/ halt mirß nicht nach/ eß ist/ wie ich droben gesagt haben/ er aber von ander sachen geredt. Zum dritten mahl hat sie ihn nochmahl an daß wort ermant und gesagt/ Michel/ wist ihr noch/ wie ich euch einmahl gesagt haben/ eß ist nicht anderß/ wust ihr eß noch. Alß sie aber zum dridten mal fragt/ wust ihrß noch/ sagt Michel/ er wist nichst«.195
Die Distanzierung erfolgte hier jedoch nur aus Vorsichtsgründen. Als Anna Schultheiß später freigelassen wurde, hat ihr Ehemann sie nicht allein gelassen, sondern gemeinsam mit ihr die Flucht angetreten.196 Noch krasser tritt der Einfluß der Verhörsituation im Fall des Dietrich Siegbert hervor. Auf Bitten seiner Frau vorgeladen und befragt, ob er sie »mit recht wolte vertetingen«, antwortete er laut Protokoll mit »nein«.197 Aber nur wenige Tage darauf ließ er durch seinen Schwager, den Koblenzer 88
Stadtschulteiß Stambs, beim Kastellauner Amtmann um die Freilassung seiner Frau anhalten198 und reichte in Birkenfeld eine »underthenigste supplication« ein, worin er für seine Frau die Verteidigung auf freiem Fuß< (»libero pede«) erbat und dafür anbot, alle seine Güter zu verpfänden.199 Seine Anwort im Protokoll entsprach somit allenfalls den lokalen Machtverhältnissen. Ebenso der Nachsatz: »Folgents ihnen vom gerichts hauß herunder verwiesen«. Ganz offensichtlich hatte Siegbert schon bei dieser Gelegenheit bekundet, daß er seine Frau nicht kampflos ihren Anklägern überlassen wollte.200 Letztlich entsprang die Resignation von Angeklagten und Angehörigen ihrer Uberzeugung, daß die vorgebrachten Besagungen nicht zu widerlegen waren. Wie auch sollte man sich gegen Bezichtigungen der Komplizenschaft wehren, die von überführten »Hexen« abgegeben und bis zur Hinrichtungsstätte unter Beteuerung ihres Seelenheiles wiederholt worden waren? Margarethe Moden sah sich zur Verteidigung außerstande, da sie »die toden, so uff sie gestorben/ nicht zurückstellen« könne,201 ebenso Margarethe Kröber.202 Claus Endresen verschaffte sich durch eine Unterredung mit dem kurtrierischen Schultheiß von Burg Baldeneck die Gewißheit, daß er nur die Folter gegen die Besagungen setzen konnte.203 Als einziges Gegenargument ließen die Verhörenden den Verweis auf »haß und neid« als Motiv für falsche Besagungen zu. Aber die Angeklagten gerieten dann in die Verlegenheit, solchen Haß und Neid »mit bestandt« nachweisen oder sogar zugeben zu müssen, daß nicht Feindschaft, sondern Freundschaft zwischen ihnen bestanden hatte.204 Nicht viel besser stand es um die Möglichkeiten, die Zeugenaussagen zu entkräften. Obwohl zumindest diese auf realen Vorkommnissen zu beruhen schienen, war ja nicht die Anwesenheit der Beschuldigten an einem Ort strittig, nicht ihre Gesten und Reden, das Reichen von Getränken oder Speisen, das Ansehen eines Kindes und Berühren eines Tieres, sondern die darin unterstellte Hexerei. Da der kausale Zusammenhang von Tat und Täter allein aufgrund von zeitlich-räumlicher Nähe glaubhaft schien, ließ er sich nur dann widerlegen, wenn man eine andere Schadensursache nachweisen konnte.205 Noch aussichtsloser mußte das Bemühen um ein Alibi sein. Die auf Beobachtungen beruhenden Interpretationen ließen sich somit nur verneinen und als Verleumdung angreifen. »Welcher allerdings stricte negirt, daß es ganz erlogen« sei, so lautete denn auch der Tenor aller Versuche der Angeklagten, die Anschuldigungen und Aussagen der Zeugen abzuwehren.206 Die Hilflosigkeit der Angeklagten entsprang hier letztlich der Tatsache, daß die Beamten ihren Gegenargumenten nicht glaubten, sie ebenso als »negation« auffaßten wie bloßes Leugnen.207 Indem die Bewertung der Gegenargumente wieder den lokalen Beamten und Kommissaren überlassen blieb, konnten diese nach abschlägiger Bewertung ungerührt zur Tortur 89
fortschreiten.208 Priorität besaß allein der Prozeßerfolg. Daher war das immer wiederkehrende Angebot an die Beklagten, sich »ex jure« zu verteidigen, nur ein Lippenbekenntnis. Wenn die Angeklagten davon wirklich Gebrauch machen wollten, wurden sie sogleich mit dem Hinweis auf die ruinösen Folgen für ihre Familien davon abgeschreckt.209 Als im Fall der Maria Siegbert zu befurchten war, daß bei der Anhörung ihrer »defensionalien« tatsächlich ein Advokat zum Verhör zugelassen würde, mußte der Amtmann dem Winninger Vogt sogar sein völliges Unwissen diesbezüglich eingestehen und ihn bitten, sich bei dem Koblenzer Notar Ludovici zu erkundigen, »wie sie es zu Cobelentz in dergleichen fahlen, wahn einige sich ex jure zu defendiren begert und darzu gelassen wird/ zu halten pflegen«.210
Die Abneigung der lokalen Prozeßadministratoren gegen die Defensión ist wenig verwunderlich, brachte sie doch in ihren Augen nichts als »weitlauff«, Unkosten und die Aussicht auf Einmischung des Regierungsgutachters.211 Zudem konnte sie die Widerstandskraft der Angeklagten durchaus steigern und sie von einem raschen Geständnis abhalten, wie der Winninger Vogt Fritzer mehrfach erfahren mußte. 212 Seinen Bericht über das erste Verhör der Maria Siegbert nach ihrer erneuten Inhaftierung im August 1643 leitete er mit einer heftigen Attacke auf die anhaltenden Defensionsbemühungen ihres Mannes ein: »und darauß gnugsamb zuerfahren/ daß Dietz Sigbarts nit geringe ursach mit seinem verderblichen thädigen gibt, daß sie nit loßschlagen will«.213
Die Abneigung gegen die Defensión galt gleichermaßen für die als »directores causae« in Winningen tätigen Kommissare. So hatte der Koblenzer Kommissar Trarbach dem Hans Wilhelm Mölich zwar auch angeboten, sich »mit recht [zu] verthedigen«,214 zugleich aber der Familie in der eingeräumten Bedenkzeit »allerhandt besorgliche difficultis, so bey der defensión vorfallen werden«, vorgehalten.215 Am nächsten Tage war von der Verteidigung keine Rede mehr; statt dessen überschüttete der Kommissar Mölich mit Schuldvorwürfen (»bekenn/ bekenn«), brachte ihn laut Protokoll zum freiwilligen Verzicht auf sein Recht und ließ ihn gleich foltern.216 Aufgrund solcher Ausgeliefertheit bemühten sich alle, denen ernsthaft: an ihrer Verteidigung gelegen war, sie außerhalb des Kerkers (»libero pede«) auszuführen. Aber auch dies war den Beamten, Kommissaren und Ausschüssen gleichermaßen verhaßt, entzog sie doch die Angeklagten ihrem physischen Einfluß. Entsprechende Gesuche der Angeklagten wurden daher stets abschlägig beschieden.217 Andernfalls verzichtete der Winninger Ausschuß auf die Eröffnung des Prozesses.218 Der in Winningen neben Trarbach tätige Dr. Moeden ließ die Gründe dafür klar erkennen, als er 1656 die möglichst rasche Verhaftung des Hans Jakob Bormer empfahl: 90
»Sorge doch/ es mus ten seine adhaerenten feieicht in puncto defensionis den ausschlössen motus machen, und die sach zum Schmarren procès gerathen/ welches die ausschus keines wegs noch vermainen wollen, und meines erachtens, so etwas mit ihme vorzuenhemmen, fur allen dingen er zur haft bracht werden mueste, darnach die inquisition oder zeugen verhoer ahn handt zunehmen wehre... »,219
Für die Beamten bildete die Freilassung zur Verteidigung letztlich nur einen Vorwand zur Flucht.220 Die Birkenfelder Kanzlei hat die »defensio libero pede« prinzipiell nicht so negativ aufgefaßt wie die lokalen Prozeßträger. Gleichwohl blieb ihre Haltung in diesem Bereich schwankend, da es offenbar an Kriterien fur eine einheitliche Bewertung fehlte. So erlaubte die Kanzlei der Maria Siegbert und der Margarethe Schop die Verteidigung »extra carcerem«, offenbar aber nicht dem Veit Geilen und Hans Jakob Kiefer, obwohl beide noch vor ihrer Verhaftung persönlich darum nachgesucht hatten. Dietrich Siegbert konnte zwar in Birkenfeld erreichen, daß seine Frau Maria in den Hausarrest verlegt wurde; sein Bemühen um Verteidigung blieb gleichwohl erfolglos.221 Während der Ausschuß weitere Indizien sammelte, verweigerte der Amtmann ihm trotz eines entsprechenden Befehls der pfalzgräflichen Kanzlei die Akteneinsicht;222 statt dessen erreichte der Amtmann erneut die Erlaubnis zur Verhaftung von Siegberts Frau.223 Weil die Kanzlei auf weitere Konsultationen verzichtet hatte, blieb die Bewertung der noch ausstehenden Verteidigung damit wiederum dem in Winningen tätigen Prozeßkommissar überlassen.224 Maria Siegberts Weg führte darum zwangsläufig zur Folter. Auch fur das Schicksal ihrer Mitangeklagten Margarethe Moden war entscheidend, daß die lokale Prozeßpraxis aus den herrschaftlichen Vorgaben bloße Formalitäten machte: anstelle sich, wie anbefohlen, die Gegenargumente der Inhaftierten anzuhören, brachte der Winninger Vogt sie gleich zu einem >gütlichen< Geständnis.225 Und im neunmonatigen Prozeß gegen den Winninger Hans Wilhelm Mölich trugen Verschleppung und Versäumnisse von Amtmann und Ausschuß wesentlich zum Fehlschlag der Verteidigung bei.226 Der Verteidigungsversuch Mölichs bewirkte immerhin, daß der Ausschuß zum ersten Mal zu einer Gegendarstellung gezwungen war und sich ebenfalls einen Rechtsbeistand besorgen mußte. Dieser Ausschußadvokat, »advocatus deputatorum«, war niemand anders als der Koblenzer Jurist Dr. Johann Moeden, der die Winninger Prozesse schon seit 1647 kommissarisch leitete, und sich jetzt durch seinen Kollegen Johann Peter Trarbach vertreten ließ.227 Die formale Trennung änderte jedoch nichts an Moedens Zugehörigkeit zum lokalen Verfolgungsmilieu: Zu seinen Dienstleistungen gehörten Beratung von Ausschuß und Vogt in der Auseinandersetzung mit Mölichs Defensión 228 und ein gemeinsamer Besuch mit dem Notar Ludovici beim Winninger Vogt, wo man sich über Mölichs Gegenargumente erkundigte.229 Nur zwei Jahre später wurde er erneut gebraucht, um dem Kastellauner 91
Ausschuß »ad contradicendum« gegen zwei weitere Defensionsvorhaben beizustehen.230 Die Interessenssolidarität von Jurist, Ausschuß und Amtmann ist offensichtlich, wie Moedens Begleitschreiben zur Ubersendung der gewünschten Schriften gegen die »vermeinte defensión« der Göbels ausdrückt: »Die von den ausschussen zu Castellaun von mir begerte gegenhandlung contra Petern [richtig: Heinrich] Gobels hausfraw übersende hierbei, verhoffe/ es werde der beclagtin ihr recht nicht zum besten ausschlagen/ solte [es] auch ihnkunftig nottig sein... khunnen sie sich bei mir angeben«.231
Tatsächlich mußte Moeden noch weiter in Anspruch genommen werden, weil der Anwalt der Göbels mehrfach widersprach.232 Gegen Margarethe Schuhe hatte Moeden durch ein entsprechendes Privatgutachten immerhin erreicht, daß deren Ehemann ihr jegliche Unterstützung verweigerte.233 Aber in beiden Fällen wurden alle Bemühungen, sich durch Verteidigung vor der Folter zu schützen, schließlich durch beharrliche Zusammenarbeit von Ausschuß und Amtmann zunichte gemacht.234 Weil die Verteidigung alle Klagepunkte zumindest abschwächen konnte, entschied die vom Amtmann konsultierte Juristenfakultät der Universität Gießen, daß sie nur bei Vorlage eines zusätzlichen Indizes verhaftet und gefoltert werden dürfe. Tatsächlich gelang es dem Kastellauner Ausschuß Anfang Juni 1655, eine mit der Maria Margarethe Göbel verfeindete Frau zu benennen, die einen Schadenszaubervorwurf gegen diese behaupten und beweisen sollte: die Angeklagte habe ihrer Tochter durch Berühren eine schwere Wunderkrankung zugefügt.235 Nun aber forderten die Gießener Juristen, der Amtmann solle erst »über dießen punctum... medicorum et chyrugorum bedencken abnehmen«.236. Einen dazu geeigneten Wundarzt fand der Amtmann in seiner unmittelbaren Umgebung: Dr. med. Nikolaus Inich war Bürger und Schöffe von Kastellaun und hatte bereits im Fall der Margarethe Schuhe ein Gutachten abgegeben, in dem die Anfälle der Inhaftierten ganz im Sinne der Ankläger und Verhörenden auf bloße Täuschung zurückgeführt wurden.237 Auch jetzt lag Inichs Gutachten klar auf dieser Linie: Der Schaden des Mädchens sei durch Zauberei verursacht.238 Bereits am folgenden Tag schickte der Amtmann ein Mitglied des Ausschusses zu einem Balbierer nach Oberwesel. Sein Urteil war dem Schuldbeweis jedoch zunächst nicht förderlich, so daß der Ausschußmann Adam Tag bei seiner Rückkehr einen anderslautenden Bericht vorlegte.239 Aber schon am nächsten Tag schickte der Balbierer, durch das mitgereiste Oberweseler Ratsmitglied Peter Becker informiert,240 eine Klarstellung nach Kastellaun: »Gunstiger lieber freundt Adam, ich hab auß Peter Beckhern mundlichen undt schriftlichen anbringen mitt mehrerm vernohmen, waß gestalt ihr mich bey ihro gestreng/ herr amptman zu Castelhun/ betrogen, als ob ich anderster inn gegenwahrt geredet alß deßen schrifftlichen schein mittgeheilet hette«.
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Zur Sache stellte der Balbierer zwar klar, daß er die Wunde des Mädchens für »einen unnaturlichen fistulirten alten schaden halte«, aber ob »solcher schaden...von bößen leuthen« herrühre, »solches soll weith von mihr sein/ kans auch nicht sagen«.241 Der Amtmann umging diesen Einwand dann, indem er den Balbierer nicht auf eine genaue Diagnose des Schadens festlegte, sondern den Schuldbeweis über die verwendeten Heilmittel zu führen versuchte. Diesbezüglich war der Balbierer immerhin zu bestätigen bereit, daß die Krankheit »die gewohnliche medicamente nit annehme«, »daß er medicamenta applicire, welche gewohnlich gegen die schaden gepraucht werden, so von hexerey laster herkommen«, »worauf als baldt der schadt zuer heylung sich angelaßen.«242
Die Gießener Juristen akzeptierten dies zusammen mit einer weiteren Besagung durch die inzwischen geständige Margarethe Schuhe und erkannten auf Verhaftung und Tortur der Göbel.243 Als die Frau verhört und ihr wiederum die Verteidigung angeboten wurde, wehrte sie sich zwar mit Einwänden gegen die neuen Anklagen, verachtete aber darauf, ihren Mann erneut um Defensión zu bemühen: »Wille as ahn ihme nicht [ferner?] begehren/ sondern sagt/ er habe schon vor sie gegangen, und were damitt so viel außgericht worden/ daß sie doch an dießen ort gekommen seye... »,244
Schicksal und Erklärung der Maria Margarethe Göbel sind beklemmende Belege für die Aussichtslosigkeit jeglicher Verteidigung unter den lokalen Prozeßbedingungen. Daß sie dennoch frei kam, verdankte sie ihrer körperlichen und geistigen Widerstandskraft, die ihr half, die Tortur zweimal zu ertragen.245 Insofern hatte der Amtmann - auf zynische Weise freilich recht, als er sich später gegen den Vorwurf des Regierungsgutachters Heintz verteidigen mußte, wonach er der Göbel auch gegen das neue Indiz die Defensión vor der Verhaftung hätte erlauben sollen:246 Nicht mit dem Mund, sondern durch Blut verteidige man sich.247
2.3. Das Geständnis Ziel der Verhöre war nicht die Klärung der Schuldfrage, sondern die Bestätigung der Anklagen durch Geständnis; dieses sollte, um Zeit und Glaubwürdigkeit zu gewinnen, möglichst gütlich erfolgen. Die dazugehörigen Druckmittel sind bereits in anderen Zusammenhängen begegnet. Gegen Elisabeth Külzer wurden als >letztes Mittel< zur Überwindung ihrer Verstockheit Ehemann und Sohn herbei zitiert, die sie »mit gefälten handen« um »rewmuhtige bekendtnuß« anflehten, um ihres Seelenheiles wegen sowie zur Rettung von Vermögen und Reputation der Familie.248 Weitere 93
Unterstützung erwuchs den Prozeßfuhrenden aus der Tätigkeit der Pfarrer in den Verliesen, wie ein geheimer Brief des Hans Wilhelm Mölich enthüllt: »Der pfahrherr seie eins bey ihm gewesen, ahn Stadt trostes ihme verwißen, der theuffell seye bey ihm und besitze ihn/ er seye ein öffentlicher Zauberer, seye uf den dantz platzen gesehen worden... und vieil der gleichen auch gesagt, eß liegen zwar vieil Zauberer uf dem kirchhoff, die seyen alle verdampt, wan er aber verbrendt, so würde er zum jüngsten tag glorwürdigh auß den aschen erstehen«.249
Häufig wurden die Pfarrer noch vor Beginn der Verhöre zu den Inhaftierten geschickt, um sie auf ein gütliches Geständnis einzustimmen. Der Winninger Vogt Fritzer erfuhr daher schon kurz nach Verhaftung der Emmerenzia Laux »vom herrn paster«, daß jene »wegen der bekantnus nicht lang bedenkkens machen« werde, »wan sie den ernst sihet«.250 Der Kastellauner Pfarrer Orth nahm sogar an der Folterung der Elisabeth Laux teil: während sie an der Schnur hing und schrie, »sie wisse nichts«, appellierte Orth an ihr Schuldbewußtsein, sie solle »bekennen..., wie sie verftut worden«.251 Besonderen Eifer entwickelte der Beller Pfarrer Christoph Briaeus. An den Kastellauner Hexenprozessen der Jahre 1643 bis 1647 hatte er nicht nur als Informant des Ausschusses teilgenommen, sondern war auch maßgeblich daran beteiligt, daß Catharina Frantzen und Friedrich Kayser zu einem Geständnis gebracht werden konnten.252 Gegen Gertraud Schäfer wurde er während der Folter herbeigerufen, um auf sie einzuwirken.253 Gnadenangebote und die Androhung der Urteilsverschärfung wurden ebenfalls als Druckmittel eingesetzt. Der Winninger Vogt Fritzer erlangte von der Margarethe Moden rasch ein Geständnis, indem er ihr neben den finanziellen Vorteilen des Prozeßabschlusses für die Familie auch das Begräbnis ihres Körpers in Aussicht stellte.254 Fritzer folgte damit einer Anregung aus dem benachbarten kurtrierischen Engers, die von der Familie der Inhaftierten, einem Winninger Adligen und sogar von Pfarrer Hiller unterstützt wurde.255 Hillers Vorgänger Stephan Hofbauer hatte eine gleichlautende Bitte der Maria Knebel und ihres Ehemannes strikt abgelehnt: solche Leute gehörten nicht auf den Kirchhof, sondern auf die Richtstätte.256 Vogt Fritzer dagegen empfahl der Herrschaft diese Gnade generell anzubieten, weil »andere verdechtige auch alß dan uff diese weiß leichtlicher zur confession zu pringen sein werden«.257 Die sponheimische Regierung ging jedoch trotz der Unterstützung des Amtmanns weder jetzt noch 1647 im Fall der Lucia Zens darauf ein.258 Nur die Katharina Horchemer aus Winningen wurde nach ihrer Hinrichtung »auß bewegenden Ursachen« begraben, ebenso 1653 die Anna Elisabeth Sattlerin aus Kastellaun »auß sonderbahrer begnadigung der herrschaft« »zur erde bey dem newen kirchhoff«.259 Im Gegensatz dazu war die Androhung des Flammentodes Regelfall. Nur die Verschonung von der regulär üblichen Strafe der Lebendverbrennung260 mittels vorheriger Enthauptung war gemeint, wenn den Inhaftierten zu 94
Beginn ihrer Verhöre die »Gnade« der Herrschaft als Gegenleistung für ihr gütliches Geständnis in Aussicht gestellt wurde.261 Das Protokoll der Katharina Friedrich (1652) verrät schon im ersten Satz, was man ihr vorher zu bedenken gegeben hatte: »Sagt/ sie begert gnad bey der obrigkeit, sie gebe sich des zauber lasters schuldig, und wolte rund auß bekennen... »,262
Der Emmerenzia Laux hatte Pfalzgraf Georg Wilhelm von sich aus die Verweigerung dieser Gnade angedroht, wenn sie die Widersprüche in ihrem Geständnis nicht ausräumen könne (»darumb ihr auch wohl die pfarer errinerung thun mögen«),263 im Prozeß gegen Catharina Frantzen wurde er durch den Hinweis des Kastellauner Amtmannes auf die besondere Angst der Inhaftierten vor der Lebendverbrennung dazu bewogen, dies immerhin in Erwägung zu ziehen.264 Ein weiteres Druckmittel war die Konfrontation der Angeklagten mit bereits geständigen »Hexen«. Bedrückend wirken diese Zusammenkünfte mit den schon gebrochenen Mitinhaftierten, in denen die noch Ungeständigen ihr zukünftiges Schicksal erkennen mußten, beklemmend die Anschuldigungen und religiösen Ermahnungen, die jene zur Bewältigung ihres bevorstehenden Todes sogar Familienmitgliedern >ins Gesicht< sagten.265 So mußte Elisabeth Külzer aus nächster Nähe die Anklagen ihrer Tochter ertragen, während Remigius Mödges seine Mutter zwar ebenfalls massiv beschuldigte, die Gegenüberstellung jedoch zunächst verweigerte.266 Die Konfrontationen konnten jedoch auch zum Anlaß erbitterter Widerstandshaltungen von Angeklagten gegen das ihnen zugedachte Schicksal werden.267 Hatten sich alle diese Druckmittel als erfolglos erwiesen, kam es, wie von den Ausschüssen gefordert, zum peinlichen Verhör.268 Die entscheidende Wirkung der Folter resultierte nicht aus der bloßen Anwendung, sondern aus ihrer Dauer und Intensität. Die herrschaftlichen und gutachterlichen Anweisungen enthielten diesbezüglich entweder überhaupt keine Maßgaben oder begnügten sich mit vagen Begriffen wie »moderamine« oder »lind«. Sie entsprachen damit dem Artikel 58 der Peinlichen Halsgerichtsordnung, die das Ausmaß der Folter in die »ermessung eyns guten vernünfftigen Richters« stellte.269 Daher bemühten sich alle Protokolle um exakte Angaben von Dauer und Intensität. Sie enthielten Zeitangaben wie »anderthalb virtel stundt«270 oder >drei mal eine viertel Stundeein wenig [die Schnur] ahngezogenermahnenErmahnung< durch das wachhabende Ausschußmitglied habe sie zwar wieder geschwiegen, aber »stracks daruf habe sich ein gedummel über ihr... erhoben alß wan sich zwehn katzen jagten/ er/ der ausschuß/ oder auch die andere/ haben aber nichts gesehen...«.316
Die Erklärung dafür lag ebenso klar auf der Hand wie im Fall der Agnes Mödges, wo »die hueter von ihr ein geschrey gemacht... alß ob der bose bey ihr gewesen sein soll«. 317 Als die Gertraud Schäfer dann zwei Folterungen ohne Geständnis ertragen hatte, konnte der Amtmann in seiner an Dr. Moeden gerichteten Anfrage bezüglich des »tormentum vigilarum« neben ihrer Tränenlosigkeit auch anführen, daß sie »vermuhtentlich ein teufflische visition gehabt« habe. Die teuflische Hilfe des »remedium taciturnitatis« war somit erwiesen und der Einsatz der »extraordinari« Folter legitimiert.318 Im Fall der Margarethe Schuhe boten ihre Anfalle den Wächtern reichlich Gelegenheit, das Faktum teuflischer Besessenheit zu behaupten. Als aber der schlechte Gesundheitszustand der Frau einer harten Folterung entgegenzustehen schien, gingen die Berichte sogleich dazu über, ihr allgemeines Wohlbefinden (»wackher«) zuzuschreiben.319 Gegen die wegen Ungeständigkeit zu erwartende Freilassung der Agnes Mödges sollte eine Information der Wächter neue Widerstände aufbauen, wonach sie schon auf ihre Freilassung spekuliere; 320 gegen die Catharina Frantzen ergab die Mitteilung, daß sie nach ihrer erwarteten Freilassung sofort fliehen wolle, ein zusätzliches Indiz für den Amtmann, um das »tormentum vigiliarum« zu begründen. 321 Die instrumentelle Bedeutung dieser Berichte ist offenkundig: In fast allen Fällen reagierten sie auf Ungeständigkeit und die Gefahr einer Freilassung. Angesichts solcher Beeinflussungsmöglichkeiten lag es nahe, daß die Ausschüsse den Angeklagten auch die Namen bestimmter Komplizen mit auf den Weg zum Verhör gaben. 322 Im Fall der Winninger Angeklagten Margarethe Schiffer und Margarethe Kröber (1642) wird dies besonders deutlich, weil sie vor ihrer Hinrichtung in das Haus des Ausschußmitgliedes Johannes Almersbach verlegt wurden. 323 Im nachfolgenden Prozeß gegen Emmerenzia Laux machte dieser dann als Zeuge nicht nur von seinem 104
Wissen als Wächter bei der Catharina Knebel (1640) ausgiebig Gebrauch, sondern auch von den Informationen, welche ihm Margarethe Schiffer in seinem Haus über die zauberische Gemeinschaft mit der Witwe Laux mitgeteilt hatte. 324 Nicht anders als das Ausschußmitglied Almersbach verhielt sich der Winninger Pfarrer Hiller, der als Zeuge gegen die Witwe Laux ebenfalls von dem Wissen Gebrauch machte, das er im seelsorgerischen Gespräch mit der Margarethe Schiffer erworben hatte, in Anwesenheit Almersbachs. 325 Jedoch während solche Beihilfe des Beichtvaters die Ausnahme war, gehörte die spionierende und manipulierende Tätigkeit der Wächter zur Struktur der lokalen Verfolgung. Für den Winninger Ausschuß war dieser Zugriff auf die Angeklagten so wichtig, daß er selbst dann nicht von den gefangenen Hexen ließ, als herannahende Soldaten im Dezember 1640 die Räumung des Ortes erzwangen. Während die Landsknechte den verlassenen Ort plünderten, lagen die Ausschußmitglieder mit ihren Gefangenen »bei der nacht in der grimme kälte« auf der anderen Moselseite, beim Müller »ob der Cond«. 326 Aus den gleichen Motiven sträubte sich der Winninger Ausschuß in dieser Situation dagegen, einer Anordnung des Pfalzgrafen nachzukommen und die Gefangenen nach Kastellaun zu überfuhren. Die räumliche Trennung vom Objekt ihrer Tätigkeit, schon gleich zu Beginn der neuen Kampagne, schien die Erfolgsaussichten des Verfahrens zu verschlechtern. Was sich dahinter verbarg, hatte Dietrich Siegbert genau erkannt, als er im Kampf um seine Frau den Vorwurf erhob, »daß die außschöß und wer mit den loidten/ welche da mais gefangen seindt geweßen«, umgegangen sei, »gewalt dedt«. 327
3. Das Ende: Freilassung oder Tod und Abrechnung der Kosten Regulär erfolgte die Freilassung, wenn die Angeklagten mindestens zwei, höchstens aber drei Foltergrade ohne Geständnis ertragen hatten. Obwohl dehnbar, war diese Regel doch der einzige Maßstab, nach der Gutachter und Kanzlei die Akten überprüften. Indessen bestand auch bei Ungeständigkeit kein Rechtsanspruch auf Entlassung, wie die Koblenzer Kommissare Moeden und Trarbach im Freilassungsbescheid über Friedrich Mölich ausdrücklich hervorhoben. 328 Zudem erfolgte die Freilassung bestenfalls »ab instantia«, womit die Angeklagten nur von den vorliegenden Indizien freigesprochen wurden; sie bedeutete keine Rehabilitation, schützte nicht vor weiteren Verdächtigungen und erneuter Anklage. Markgraf Wilhelm von Baden bekräftigte in seiner Freilassungserklärung über Engel Schmoller (1631) ausdrücklich Möglichkeit und Ertrag weiterer Ermittlungen:
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»Nach überstanden«1 dreymahliger tortur... solle es dabey gleichwohl gelassen und die verhafte mit der bescheidenhuet, auff die gewohnliche urphadt der gefangnuß erlediget werden, daß sie sich außerhalb der kirchen aller gesellschaften entschlagen und biß ufF fernere Ordnung im hauß eingezogen verhalten solle, biß villeicht mehr andere Ursachen ahns licht kommen und sie dardurch ferner beschwerth werden mögte...«.329
Aufgrund solcher Vorbehalte erfolgte die Freilassung »ab instantia« stets mit der Verpflichtung des Inhaftierten »de se iterum sistendo« oder »de non fugiendi«. Die Ausschüsse hielten freilich ohnehin hartnäckig an jedem ihrer Opfer fest, ob diese nun aufgrund ungenügender Indizien gar nicht erst verhaftet werden konnten, nach der Anklage geflohen oder förmlich freigelassen worden waren. Gleich zweimal innerhalb eines Jahres hatten sie die Elsa Daum aus Zilshausen (1595/96) angeklagt und auf die Tortur gebracht; drei Jahre lagen zwischen der Freilassung und Flucht der Anna Schultheiß (1645) und ihrer Entdeckung und erneuten Verhaftung, vier Jahre im Fall des 1648 hingerichteten Veit Geilen.330 Über 20 Jahre vergingen zwischen dem ersten, erfolglosen Prozeßversuch des Beltheimer Ausschusses von 1631 gegen Thonges Roß und seiner Verhaftung im Jahr 1654; 38 Jahre lagen zwischen den beiden erfolglosen Kampagnen gegen die Enkelin der 1630 hingerichteten Maria Kröppen.331 Fünf Jahre nach ihrer Freilassung sollte die Margarethe Schop 1649 auf Betreiben des Winninger Hexenausschusses erneut verhaftet und gefoltert werden; nur der Umstand, daß sie und ihr Mann ihr »domicilium« schon längst von Winningen nach Koblenz verlegt hatten, ersparte ihr dieses Schicksal. Aus Einsicht in die andauernde Gefährdung war auch Elsa Daums Mitangeklagter Lentz von Macken 1596 trotz seines hohen Alters gleich nach der Freilassung geflohen, ebenso Anna Schultheiß' Mitangeklagter Hans Jakob Kiefer (1645).332 Uber das Schicksal der übrigen Freigelassenen ist nur wenig bekannt: Die alte >gebreßte< Elisabeth Sünder aus Winningen hatte sich ihre Freilassung 1644 zwar entgegen den Erwartungen ertrotzen können, verstarb aber kurz nach ihrer Freilassung, vermutlich in Folge der zuvor erlittenen Torturen;333 ebenso könnte es der zu immerwährendem Hausarrest verurteilten Witwe Schmoller (1631) gegangen sein, die in den Akten nie mehr erwähnt wird. Das zweite Verfahren gegen Thonges Roß endete im Jahre 1654 zwar trotz der eingestandenen Diebstähle mit Freilassung, jedoch verbunden mit der Auflage einjähriger Verbannung.334 Zwei Angeklagte machten auch nach ihrer Freilassung noch von sich reden: Die Kastellauner Schöffenfrau Maria Margarethe Göbel und der Winninger Schöffe Friedrich Mölich waren nicht bereit, auf neue Anklagen zu warten. Sie betrieben daher ihre vollständige Rehabilitation, was nach Lage der Dinge zwangsläufig die Berechtigung von Ausschußinquisition und lokaler Prozeßverantwortlichkeit in Frage stellen mußte.335
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3.1. Tod in der Haft Ungeständigkeit war die erste Voraussetzung zur Freilassung, das Überleben der im Falle solcher Hartnäckigkeit besonders schweren Folterungen die zweite. Christina Heyden und Gertraud Schäfer, die beiden einzigen in der Haft zu Tode gekommenen Angeklagten, verstarben denn auch bezeichnenderweise ungeständig, diese im »tormentum vigiliarum«, jene als Folge von zwei Foltergraden und des durch Soldaten erzwungenen Herumirrens in der winterlichen Kälte. Ihre Körper wurden nicht verbrannt, da keine gültige Überfuhrung durch Geständnis vorlag; weil ihnen aber noch immer die »indicionales« der Ausschüsse anhafteten, wurden sie nicht auf dem Kirchhof beerdigt, sondern »wegen allerhandt bedencklicher umbständt außerhalb des Gottes ackers ahn [der] mauer«, wie es Pfalzgraf Georg Wilhelm für Christina Heyden befahl,336 oder »auff deß gemein velt«, wie der Amtmann im Fall der Gertraud Schäfer anordnete, nachdem die Birkenfelder Kanzlei Kirchhof und Richtstätte als Begräbnisplätze abgelehnt hatte.337 Weil die Begräbnisform auch eine Bewertung des Verfahrens ausdrückte, hatte der Amtmann seinen Bericht über den Tod der Gertraud vorsorglich mit den gewohnten Schuldvermutungen angereichert und auf neue Indizien hingewiesen.338 Diese waren von den Ausschüssen als »additionales« gesammelt worden, damit die widerspenstige Frau auch nach erfolglosem »tormentum vigiliarum« noch weiter gefoltert werden könnte; nun sollten sie die Tote ebenso wie jener Folterbericht zusätzlich stigmatisieren und zur Entschuldigung der lokalen Verantwortlichen die verbreitete Auffassung nähren, der Teufel selbst habe ihr den Hals gebrochen.339
3.2. Flucht Eine Regung letzten Widerstandes bildeten Fluchtversuche. Indessen floh nur der Angeklagte Hans Jakob Bormer schon unmittelbar nach seiner Verhaftung.340 Hans WilhelmMölich (1652/53) und Friedrich Kayser (1644) versuchten dies erst, nachdem sie unter der Folter ein Geständnis abgelegt hatten;341 Maria Siegbert und ihre Mitangeklagte Margarethe Moden standen bereits kurz vor der Hinrichtung. Im Gegensatz zu Bormer scheiterten alle diese Fluchtvorhaben, zum Teil unter dramatischen Umständen. Während Mölichs Fluchtversuch noch in der Haft vom Ausschuß entdeckt wurde - er hatte gerade die Schlösser seiner Fesseln zerschlagen können - , gelangte Friedrich Kayser immerhin unbemerkt aus dem Verlies. Die Fluchtaussichten standen gut, denn der Ausbruch erfolgte am Ostersonntag zwischen ein und zwei Uhr nach Mittag, als »beederseits religionsverwandten«, Evangeü107
sehe wie Katholiken, in Kastellaun »dem gottesdienst beigewohnet«. Jedoch gerade, als sich Kayser »über die mauer hinder in der stattgraben zu laßen vermeinet« und »zu solchem endt schon seine tucher und anders/ wohe er sich mit gedachten, zerrißen und ein seill dar mit zu sahmen gemacht«, wurde er »uff der mauer... von etlichen ersehen« und schließlich ergriffen.342 Maria Siegbert und Margarethe Moden waren zunächst erfolgreicher: Beiden gelang unabhängig voneinander die Flucht aus dem Verlies und dem Ort Winningen. Aber Maria Siegbert wurde zur Erleichterung des Winninger Vogtes Fritzer schon im nur wenig entfernten Alken »von den vögten allda« ergriffen;343 ihre Mitangeklagte konnte immerhin das kurkölnische Rhens am Rhein erreichen, obwohl ihr Mann den Ausbruch noch in der Nacht dem Ausschuß gemeldet hatte. Zuvor war sie bei ihm erschienen und hatte, in einer bewegenden Szene, die von der Hausmagd belauscht und später zu Protokoll gegeben wurde,344 um Unterstützung nachgesucht. Barsch hatte sie ihr Mann abgewiesen, nur mit einem »hemd« bekleidet und einem Stück Brot verließ sie den Ort, um sich zu einer Verwandten nach Rhens zu begeben, bei der sie in ihrer Jugend als Magd gedient hatte. Auch Mitglieder des Ausschusses hatten sich im Wissen um diese Beziehung sogleich nach Rhens begeben.345 Dort trafen sie aufgrund des zeitlichen Vorteils - Peter Moden hatte nach dem Weggehen seiner Frau nur »ungefehr ein pater noster lang« gewartet,346 ehe er den Ausschuß unterrichtete - noch vor der Flüchtigen ein und erwirkten sogleich vom Unterschultheiß die Zusage, daß man sie, wenn sie in Rhens erschiene, ergreifen und ausliefern würde.347 Als die Ausschußmitglieder die Flüchtige darauf in Rhens übernehmen wollten, wagte sie erneut einen vergeblichen Fluchtversuch.348 Am 15. Oktober 1643 wurde sie zusammen mit Maria Siegbert auf der Winninger Richtstätte hingerichtet.349
3.3. Der Prozeßabschluß Zum Prozeßabschluß mußten die Angeklagten erneut in einem förmlichen Ratifikationsverhör Wahrheit und Vollständigkeit ihrer Geständnisse unter Beweis stellen. Dazu wurde auch die Folter angedroht und angewendet.350 Gewöhnlich waren die Angeklagten aber zu diesem Zeitpunkt derartig gebrochen, daß sie aus Verwirrung, Schwäche und Angst vor weiteren Foltern nur allzu bereit waren, die Rolle der reumütigen, dem Tod ergebenen Sünder zu spielen und alle Aussagen zu bestätigen. Es entsprach dem juristischen Selbstverständnis der Verhörenden, daß sie die Angeklagten bei dieser Gelegenheit geradezu beschwörend an ihre Wahrheitspflicht erinnerten. Aber der Appell, weder sich selbst noch andere durch falsche Angaben »umb das leben« zu bringen, wirkte bisweilen durchaus entgegengesetzt; er 108
ermutigte einige der Angeklagten, sich zum letzten Mal ihrer Unschuld zu erinnern und ihr Geständnis zu widerrufen. Die Verhörenden reagierten darauf wie gewohnt: Da sie >Angst vor der Folter < als alleinigen Grund für die Geständnisse nicht akzeptieren konnten, wurden die Angeklagten dem gleichen Druck wie schon zuvor ausgesetzt. Dies führte in fast allen Fällen dazu, daß sie ihren Widerruf aufgaben und sich erneut in die Rolle der reuigen Sünder fügten.351 Keineswegs unwillig reagierten die Verhörenden dagegen auf partielle Widerrufe, wie etwa einer einzelnen Besagung, wurde doch damit ihr Bemühen um Wahrheitsliebe von Erfolg gekrönt.352 Der partielle Widerruf bestätigte das Klischee, daß auch eine geständige Hexe nicht völlig aufrichtig war; die Korrektur bekräftigte zugleich die Glaubwürdigkeit von Prozedur und Geständnis. Was im Ratifikationsverhör nicht bereinigt werden konnte, blieb dem Pfarrer überlassen, um die Verfahren nicht weiter zu verlängern.353 Die Angeklagten wurden von nun an ganz auf die bevorstehende Hinrichtung eingestimmt: Die Gertraud Külzer verabschiedete sich von ihrer mitinhaftierten Mutter (»vale dicendo matri«), nicht ohne sich dafür zu entschuldigen, daß sie sie in der Konfrontation besagt hatte.354 Zu der seelischen Vorbereitung durch die Geistlichen355 kam die Milderung der Haftbedingungen, um die Angeklagten auch physisch für ihre Rolle auf dem öffentlichen Gerichtstag vorzubereiten. Nach Wochen und Monaten der Haft in je nach Jahreszeit bitterkalten und zum Teil unterirdischen Verliesen und Verschlägen wurden sie nun in der warmen Stube eines Wirtshauses oder ähnlich komfortabler Räumlichkeiten untergebracht.356 Die körperliche »refication« konnte jedoch ebenfalls den fast erloschenen Lebenswillen bestärken. So kam es, daß Dorothea Jorgen, als sie »in einer warmer Stuben mit eßen und einem geringen drunck reficiirt geweßen, sich anderster vernemmen laßen, daß waß [sc. sie] bekendt/ metu p[oene] der volter... bekent hette...«.357
Die Beamten erklärten auch diese Abweichung aus ihrem Prozeß- und Schuldverständnis: Der Widerruf war demnach nur Ausdruck von Angst (»und dabei kleinmutich erzeiget«), der Hinweis der Angeklagten auf die Schmerzen der Folter zählte ebenfalls nicht, da sie diese »doch nur einmahl« für kurze Zeit hätte ausstehen müssen. Erneuter Druck der Wächter, in welcher Form auch immer, zwang die Frau aber schon bald wieder in ihre Rolle zurück, so daß die zu ihr geschickten Schöffen erneut die Ratifikation des Geständnisses melden konnten.358 Die abschließende Aktenversendung an die Kanzleien oder Regierungsgutachter trug dem herrschaftlichen Aufsichts- und Urteilsvorbehalt Rechnung. Aber von einer wirklichen Revision des Prozesses konnte zu diesem Zeitpunkt keine Rede mehr sein, da die Geständnisse nur die Hinrichtung 109
zuließen. Die Frage möglicher Unschuld stand hier nie zur Debatte, und die gelegentlich monierten Ungereimtheiten im Geständnis fielen ebenso stets auf die Angeklagten zurück wie ihre Widerrufe. Die Gutachter ordneten in solchen Fällen weitere Verhöre und Foltern an, und der Landesherr drohte den Angeklagten mit dem Flammentod, wenn sie ihre Widerrufe nicht begründen könnten.359 Am Ende stand daher auch in Zweifelsfällen stets ein Geständnis, das den wesentlichen Kriterien des gelehrten Hexereibegriffes entsprach und somit erneut nur die Hinrichtung zuließ. Der sogenannte Endliche Rechtstag beendete als öffentlicher Gerichtstag das Verfahren. Hier wurde mit großem Zeremoniell öffentlich vorgetragen, was bisher in Verhör- und Folterstuben geschehen war: Vor dem im Rathaus oder unter freiem Himmel bei der Gerichtslinde versammelten Schöffengerichte von Kastellaun, Winningen und der vierzehn Beltheimer Dörfer trat ein dazu bestellter Ankläger auf, verlas eine aus Klageschrift, Zeugenaussagen und Geständnis zusammengestellte Anklage und erbot sich, diese mit den jeweiligen Protokollen zu beweisen, wenn die Angeklagte ihre Untaten bestreiten würde. Anschließend trat ein ebenfalls bestellter Defensor auf, der natürlich ebensowenig wie die Angeklagte eine substantielle Einrede beabsichtigte. Statt dessen betonte er ihre menschliche Schwäche und jetzige Reue, um sein Plädoyer mit der Bitte um ein gnädiges Urteil zu beenden, dem sich die Beklagten bisweilen noch persönlich anschlossen. Das Gericht erhob sich daraufhin zum >AbtrittBedenkzeit< wieder zu erscheinen und das Urteil zu verkünden: Enthauptung und Verbrennung des Körpers. Am Ende der Zeremonie zerbrach der Gerichtsvorsitzende den Stecken. Hatte die Sitzung, wie im Fall der Catharina Knebel, im Kastellauner Rathaus stattgefunden, wurde das Urteil noch zusätzlich beim Stadtbrunnen der versammelten Einwohnerschaft vorgelesen. Anschließend wurden die Gefangenen in einem langen und von zahlreichen Schützen eskortierten Zug zur Richtstätte geführt.360 Bei all dem handelte es sich um ein weitgehend »entleertes Schaustück«, um ein Überbleibsel des alten deutschen Gerichtsverfahrens.361 Darin hatte der Endliche Rechtstag die eigentliche Gerichtsverhandlung gebildet, mit Anklage und Gegenrede, wie sie im mittelrheinischen Raum noch 1536 beim Prozeß gegen den Straßenräuber Johan Lutter von Kobern begegnet.362 Aber mit der Verpflichtung der Schöffengerichte zur Aktenversendung verlor auch der Endliche Rechtstag seinen forensischen Charakter.363 Statt dessen wurde dabei nur noch verkündet, was die Gutachter fernab vom Ort nach Aktenlage entschieden hatten. Bei Hexenprozessen erscheint dies um so deutlicher, weil hier schon die Substanz der Untersuchung keinen Spielraum für eine gerichtliche Überprüfung bot. Dementsprechend beruhten die am Endlichen Rechtstag gehaltenen Plädoyers auf Formularstücken, in denen man zwar die Namen und sonstige biographische Details austau110
sehen mußte, nicht aber die Malefizien, da ja auch die Geständnisse einem schon bekannten Tatbild angeglichen waren. Die Plädoyers der Defensoren bemühten ebenso stets die selben Topoi: menschliche Schwäche gegenüber der Verführung durch den Teufel, Geständigkeit und Reue; die erbetene Gnade war, als Begnadigung vor dem Flammentod, entweder bereits von der Herrschaft oder von den Beamten »der gewalt wegen der herrschafften« bewilligt worden, die Schöffengerichte hatten dazu keine Kompetenzen mehr, mochte der Vorgang rein vom Zeremoniell her noch so sehr als Ergebnis der an sie gerichteten Fürbitten erscheinen.364 Zeremoniell und Schauspiel waren gleichwohl nicht ohne jeden Sinn: Die wort- und gestenreich inszenierte Vorführung bekräftigte die Wirksamkeit von Justiz; hier diente sie noch dem speziellen Zweck, die Gefahren des Teufels auszumalen und die dafür drohende Strafe. Die Gnadengesuche hochrangiger Persönlichkeiten wie der in Kastellaun lebenden markgräflichen Mutter erschienen somit als dramatische Interventionen zur Abwendung des Flammentodes.365 Ebenso streng wurde am altüberlieferten Zeremoniell festgehalten, sogar das Vorlesen des Urteils, der »verhoffte[n] sententz«, erfolgte »nach altem wolherbrachtem gebrauch«.366 Solche Pietät war unverzichtbar für eine Herrschaftsordnung, die ihre Legitimation aus der Tradition schöpfte. Zur Inszenierung obrigkeitlicher »iustitia« am Endlichen Rechtstag gehörte, daß die herrschaftlichen Beamten als Ankläger auftraten oder sich zumindest durch einen »fiscal« oder »procurator« vertreten ließen.367 Umso erstaunlicher ist, daß die Winninger und Kastellauner Hexenausschüsse in mindestens fünf Fällen selbst als förmliche Ankläger auftreten konnten, als »deren durchlauchtigsten hochgebornen forsten und herren/ herren Georg Wilhelm... ihro hochf[ürstliche] gnaden verordnete außschuß«.368 Dagegen weisen die vorhandenen Belege in nur vier Fällen den Kastellauner Amtmann oder einen Prokurator als herrschaftlichen Ankläger aus.369 Es war ein Triumph der Gemeinden, daß ihre deputierten Ausschüsse hier öffentlich und feierlich neben den herrschaftlichen Beamten in Erscheinung treten durften. Dazu gehörte auch eine andere Rolle: So finden wir das Kastellauner Hexenausschußmitglied Hans Schopp am Endlichen Rechtstag im Beltheimer Prozeß gegen Agnes Kaufmann als deren »defensor«.370 Das Auftreten der Ausschußmitglieder am Endlichen Rechtstag offenbart zugleich die technischen Grenzen solcher Selbstdarstellung. Da besondere Fähigkeiten erforderlich waren, um das Anklageplädoyer zusammenzustellen und vorzutragen, blieben die dörflichen Hexenjäger auch hierbei auf professionelle Hilfe angewiesen. Der Winninger Ausschuß ließ sich den Text vom damaligen Kastellauner Gerichtsschreiber Fritzer verfassen und vorlesen;371 der Kastellauner Ausschuß hat sich dazu vermutlich Fritzers Nachfolger bedient. Die Hinrichtung wurde auch in diesen Prozessen wie überall in der frühen 111
Neuzeit als »Theater des Schreckens« inszeniert.372 Nach der Verkündigung des Urteilsspruches wurden die Delinquenten auf einem Wagen zu den lokalen Richtstätten gebracht, begleitet von dem Beichtvater und einem Trupp von 10 bis 20 Dorfschützen. Ebenfalls nahe beim Wagen befand sich der Amtmann, dem entsprechend der Hierarchie andere herrschaftliche Diener, die Schöffen und schließlich die Dorfeinwohner folgten. Weitere Untertanen befanden sich bereits am Hinrichtungsplatz, wo die Scharfrichter am Vortag die Verbrennungshütten errichtet und in der Bewachung von Gemeindemitgliedern zurückgelassen hatten.373 Bewegende Szenen spielten sich am Richtplatz ab: Remigius Mödges spielte die ihm zugedachte Rolle so perfekt, daß er sogar noch auf dem Weg zur Richtstätte zusätzliche Besagungen von sich geben wollte, die in einer am Weg liegenden Scheune durch den Gerichtsschreiber in Anwesenheit des Pfarrers protokolliert wurden.374 Die Eva Pforten fiel dagegen aus eben dieser Rolle: Ängstlich fragte sie den bei ihr reitenden Amtmann, warum denn gerade sie so hart bestraft werde, da doch so viele andere hier nicht besser seien als sie.375 Wiederum andere richteten vor ihrer Hinrichtung derart bewegende Ansprachen an die Anwesenden, daß der ganze »umbstand« in Tränen ausbrach.376 Die Inszenierung Schloß mit geselligem Beisammensein der Prozeßbeteiligten und Dorfbewohner auf Kosten der Hingerichteten.377
3.4. Die Abrechnung der Kosten Die privilegierte Position der dörflichen Ausschüsse in den Prozessen prägte auch deren Abschluß. Bei der Abrechnung der Prozeßkosten saßen die lokalen Vertreter der Obrigkeit an einem Tisch mit den Auschüssen, auch dies wiederum zumeist in Wirtshäusern.378 Für die Ausschüsse war hierbei vor allem wichtig, daß sie ihre eigenen Unkosten und Leistungen geltend machen konnten. Tatsächlich wurde die Erstattung ihrer Auslagen nie in Frage gestellt, obwohl darüber keinerlei schriftliche Zusage der Obrigkeit bestand. Formal gründete sich die Bezahlung der dörflichen Ankläger auf ihre förmliche Anerkennung durch die Obrigkeit. Der Titel einer Rechnung des Melmans Thönges, Mitglied des Beltheimer Hexenausschusses der Jahre 1629-31, nahm darauf deutlich Bezug: »Verzeichnis/ wie viel tag/ daß ich/ undenbenenter/ hin und wieder umb die weg sein gangen, in der weilen, daß ich von bevolendten gestrengen dreien herren beampten vereidt sein wordten/ wie e[uere] gestr[enge] herrn beampten wol wißen werden«.379
Den Ausschüssen war ihre Bezahlung jedoch auch ohne den Bezug auf die förmliche Legitimation sicher; sie galt ebenso für die Zeit vor ihrer Vereidigung.380 Indem die dörflichen Aktivisten zum obrigkeitlich approbierten 112
Träger der Verfolgung wurden, vermehrten sich ihre erstattungswiirdigen Tätigkeiten. Weil die Catharina Knebel und die Christina Heyden im Winter des Jahres 1640 wegen der in Winningen eingefallenen Soldaten nach Kastellaun verlegt werden sollten, stellte der Amtmann dem Winninger Ausschuß frei, die Inhaftierten dort weiterhin selbst zu versorgen, »vuhr welche außlagen ihnen darnach gebuhrendt rechnung beschehen solle«.381 Als mit Veit Geilen zum ersten Mal ein Angeklagter noch vor der Verhaftung flüchtig wurde, setzte sich der Koblenzer Jurist Breitenbach auf Bitten der Winninger Ausschußmitglieder bei dem Kastellauner Amtmann dafür ein, daß man ihnen auch diese Nachforschungen vergüten sollte.382 Dies erfolgte jedoch nur aus Vorsichtsgründen, da der Ausschuß aufgrund der vorerst gescheiterten Prozeßeröffiiung unsicher war, ob er zu weiteren Nachforschungen legitimiert, mithin auch vergütungsberechtigt sein würde. In diesem Zaudern spiegelt sich der einzige Vorbehalt, den die hiesigen Obrigkeiten je geltend machten - die Prüfung der in den Rechnungen aufgeführten Ansprüche. Dementsprechend führte die Revision stets zur Ermäßigung (»moderation«) der Abrechungen, was diese freilich schon miteinbezogen hatten. Einwände der Hinterbliebenen konnten ebenfalls zu Kürzungen führen.383 Daraus ergaben sich erneut für die Ausschüsse Notwendigkeiten und Chancen einer Zusammenarbeit mit den lokalen Beamten. Nur im Beltheimer Gericht scheint aufgrund der komplizierten Verteilung der Gerichtsherrschaft auf mehrere Herren die Rechnungsprüfung in der Kompetenz der drei Amtmänner geblieben zu sein.384 Die sponheimischen Regierungen verzichteten dagegen nicht auf die zentralherrschaftliche Revision; ebenso wie die Schlußbegutachtung war sie dem gemeinsamen Regierungsadvokaten vorbehalten.385 Dementsprechend finden wir bei der Beltheimer Rechnungsprüfung in der Regel nur eine obrigkeitliche »moderation« der Höhe der Kosten, kaum aber, wie in der Prüfungstätigkeit des sponheimischen Regierungsgutachters Dr. Heintz, Kritik an der prinzipiellen Erstattungswürdigkeit einzelner Tätigkeiten.386 Aufgrund der obrigkeitlichen Approbation erhielten die Rechnungen den Status von Rechtstiteln, deren Bezahlung die Ausschüsse durch amtliche Dekrete durchsetzen konnten. So bestätigte die sponheimische Kanzlei zu Birkenfeld nach der Hinrichtung der Catharina Frantzen die Revision der Rechnung und befahl »gnädig« an, die genehmigten Ansprüche »auß der hingerichten vermögen rechtlicher Ordnung nach zu schöpfen, undt damit die praetendenten zu vergnügen, Birckenfeldt/ den 5. [sc. 15.] octobris 1644/ furst[lich] sponheimische canzley aldahe«.387
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ΠΙ. Die Usurpation der Verfahren 1. Organisation und Zusammenarbeit Die ausweglose Situation der Angeklagten im Prozeß beruhte nur vordergründig auf juristischen und herrschaftlichen Handlungen, auf Folteranweisungen, Gutachten und Hinrichtungsbefehlen. In diesen Maßnahmen wurde lediglich ratifiziert, was die Ausschüsse, Beamten und Kommissare an Belastungsmaterial bereitgestellt hatten. Ihre Zusammenarbeit war die Grundlage dieser Verfolgung, die Tätigkeit und Omnipräsenz der dörflichen Hexenjäger das eigentliche Kraftzentrum. Der Platz vor der Verhör- und Folterstube und die Wache vor dem Verlies begründeten aber nur einen Teil ihrer Macht im Verfahren; Organisationsleistungen und Nähe zu den lokalen Beamten bildeten den anderen.
1.1. Organisatorische Autonomie Die Prozeßrechnungen zeigen an einer Fülle von Belegen, daß die Ausschüsse die gesamte Prozeßorganisation aufbauten. Wenn notwendig, beschafften sie die Ketten und richteten die Verliese her,1 was 1644 in Winningen mit solchem Aufwand geschah, daß fast jedermann, wie der Vogt düster räsonnierte, von der geplanten Doppelverhaftung wußte.2 Sie beköstigten die Zeugen mit dem herkömmlichen Quantum an Wein und Brot, besorgten für Vogt Fritzer und die Herren >Examinatoren< das Mittagessen, als Fritzers Frau nicht zu Hause war,3 und verpflegten zum Teil auch die Angeklagten.4 Sie beschafften alle Materialien, die zur notdürftigen Versorgung der Inhaftierten, aber auch der Wächter, erforderlich waren, wie Licht, Stroh und Papier zum Abdichten der Fenster.5. Unangenehme Arbeiten wurden dabei nach Möglichkeit anderen zugewiesen. So überließ man es Frauen aus Kastellaun, die dort in der Haft verstorbene Christina Heyden in die »lade« zu legen;6 die Säuberung der Verliese, 1642 in Winningen noch vom Ausschuß selbst durchgeführt,7 wurde im darauffolgenden Jahr ebenfalls delegiert.8 Der Winninger Hexenausschuß beherbergte 1642 und 1643 den Scharfrichter im Hause eines seiner Mitglieder;9 anläßlich der Doppelhinrichtung vom 15. November 1642 schickte er einen seiner Helfer nach 114
Koblenz, »daß er dem scharpfrichter [seine] sachen abgeholt«.10 Darüber hinaus beschaffte er alle Materialien, die fur den Schlußakt notwendig waren: Holz für die »Hütte«, Stroh zum Anzünden, einen Wagen zum Herbeiführen der Delinquenten, das gesamte Werkzeug, das der Scharfrichter zur Einäscherung der Enthaupteten benötigte, sowie die Bewachung der Richtstätte und der Verbrennungshütten bis zum Eintreffen des Zuges.11 Zum Inquisitionsprivileg der Ausschüsse kam somit die Organisationsbefugnis. Beides verweist auf die eigentümliche Befangenheit der Obrigkeit gegenüber dem Verfolgungsphänomen: Zwar sympathisierten die sponheimischen und kurtrierischen Landesherren mit dem Anliegen der Verfolgung; sie wollten oder konnten aber weder die materiellen noch die personellen Mittel aufwenden, um die Verfolgungen rein offizialgerichtüch zu organisieren, wie dies der badische Gemeinsherr Markgraf Wilhelm in der Markgrafschaft Baden-Baden tat.12 Und mit der finanziellen Verantwortung übernahmen die Ausschüsse auch Organisationsleistungen. Ihre Eigenständigkeit in diesem Bereich folgte notwendig aus ihrer finanziellen Verantwortung. Deutlich wird diese Konsequenz, als Pfalzgraf Georg Wilhelm im Winter 1640 aufgrund von umherstreifenden Soldaten die Verlegung von zwei Winninger Angeklagten nach Kastellaun befahl. Er bekräftigte dabei, daß der Ausschuß für alle dadurch entstehenden Kosten, seiner Verpflichtung gemäß, selbst aufkommen müßte.13 Amtmann Zand von Merl erklärte den Ausschußmitgliedern daraufhin, daß er nur dann zur Übernahme der Gefangenen bereit sei, wenn sie ihm die zur Verpflegung der Inhaftierten erforderlichen Geldmittel >liefertenHexengeld< im Amt.31 Weniger aufwendig war es, Geld zu leihen. Der Beltheimer Ausschuß mußte bereits vor den ersten Prozessen zu Beginn des Jahres 1630 Kredit aufnehmen, um bereits bestehende Ansprüche des Amtmanns begleichen zu können: »Den 26. February [1630] nach Beltheim gangen und nach Mörstorff/ daselbsten gelt zu lehnen bey herr Matz...«.32
»In mangel geltß« mußten auch die Kastellauner 1635 Geld bei einem ihrer 117
Mitbürger fur den Ausschuß aufnehmen, obwohl die Verfolgung aufgrund der Kriegsdrangsale seit vier Jahren niederlag. Offenbar war die Bürgerschaft wegen der desolaten Gesamtsituation nicht fähig, die noch immer ausstehenden Kosten zu begleichen.33 Als Anleihe dürften auch jene drei Reichstaler zu verstehen sein, die der Winninger Ausschuß 1640 vom Vogt erhalten hatte.34 Die willkommenste Finanzierungsweise war jedoch der Zugriff auf das Vermögen der Angeklagten noch vor Prozeßende. Rechtlich gesehen entbehrte ein solcher Anspruch jeglicher Begründung. Wenn nun die Betroffenen, wie in fast allen Fällen zu beobachten, dem gemeindlichen Verbündnis nicht nachkommen wollten, dann mußten die Ausschüsse, wollten sie nicht Gewalt anwenden, wiederum die Unterstützung der Obrigkeit in Anspruch nehmen.35 Ebenso erforderlich war die Zusammenarbeit von Ausschüssen und lokalen Beamten bei der Abrechnung der Prozesse. Eine Vielzahl einzelner »zettul« mußte in die Gesamtrechnung integriert werden,36 Vorauszahlungen, Einnahmen und Ausgaben waren abzugleichen, Teilrechnungen zu erstellen. Der Winninger Ausschuß griff" dazu erneut auf die Fachkräfte der kurtrierischen Stadt Koblenz zurück. Die dazu erforderlichen Aufwendungen wurden natürlich auch in den Rechnungen aufgeführt: »Item zwcyen auschiissen/ so die rechnung zue Coblentz abgeholt - 1 florin 12 albus«.37 »Item haben Hans Sop und Göbel Möhlich einen tagck uff gewartt diese rechnung/ eh selbige verfertigt geweßen/ abzuholen/ jedem vor seine muhe und saumniß der zeit - 1 florin 12 albus«.38
Solche Auftragsarbeiten schufen jedoch nicht immer die erforderliche Harmonie zwischen Rechnungsinhalten und herrschaftlichen Prüfungskriterien. Die daraus resultierenden Schwierigkeiten bedingten, daß die Winninger Rechnungen bis zur Übernahme des Vogtamtes durch den Kastellauner Amts- und Gerichtsschreiber Daniel Fritzer im Frühjahr 1643 eine Zwischenprüfung durch den Kastellauner Amtmann erdulden mußten.39 Das Ergebnis bestätigte die Notwendigkeit solcher Vorprüfungen: »Item/ alß selbige außschuss mit der rechnung zue Castelhun vor herrn ambtmann erscheinen/ aber ein ziemblicher Verstoss daran geweßen/ alß auß geheiß i [hro] gfestreng] sie zu dem schreyber nach Coblentz remittirt worden/ in etwaß darinnen zue verbessern/ zue lohn - 1 florin 12 albus«.40
Auch eine Teilabrechnung aus den beiden vorangegangenen Verfahren mußte von dem dazu beauftragten Koblenzer Notar Hans Jakob Moeden »anderß« abgeschrieben werden.41 Ingesamt mußten die Winninger Ausschußmitglieder »zue richtigmachung« der Rechnung aller drei Verfahren des Jahres 1642 etìliche Tage in Kastellaun verweilen,42 nachdem sie dort bereits aus dem gleichen Grunde zwei zusätzliche Tage zur Abrechnung der Prozesse von 1640 verbracht hatten.43 118
Die Kastellauner und Beltheimer Ausschüsse fanden im nahegelegenen sponheimischen Amtssitz Kastellaun nicht nur eine geeignete Fachkraft in der Person des jeweiligen Amts- oder Gerichtsschreibers, sondern auch die Gelegenheit, die einzelnen Posten im direkten Gespräch mit den Vertretern der Obrigkeit von Anfang an selbst abzugleichen. Eine Passage aus der Abrechnung des Verfahrens gegen Hans Jakob Kiefer (1645) bestätigt das Bild einer förmlichen Konferenz von Beamten und Ausschußmitgliedern: »Item/ alß dießen und der Anna [sc. Schultheiß] rechnung gestellt worden und ihrer uff herr ambtmahn/ ambt Schreiber/ 2 gerichtß scheffen und 2 außschuß darbei gewessen/ auffgangen 2 reichsthaler«.44
Was der Kastellauner Gerichtsschreiber Niklas Gottfried Lerner und Lerners Nachfolger in den fünfziger Jahren als ihre Hilfe abrechneten - die Unkosten »mitt den außschußen und anderen« »in verzeichnuß und erorterung bringen« - stand fur gemeinsames Aushandeln der Abrechnung.45 Dabei waren die Ausschüsse nicht nur an der endgültigen Rechnungslegung beteiligt. Wenn sich einzelne Gläubiger schon vorher bei dem Kastellauner Amtmann meldeten, benachrichtigte dieser sogleich die dörflichen Hexenjäger. Dem Winninger Pfarrer Hiller ließ er auf ein entsprechendes Gesuch mitteilen, er habe bereits mit »den außschußen conferirt« und sich von ihnen »berichten« lassen, wie es um seine Vergütung bestellt sei.46 Entsprechend ihrer Verantwortung für den Prozeßverlauf waren die Ausschußmitglieder auch am Eintreiben der Gelder beteiligt. Amtliche Erkundigungen über den Vermögensstand der Angeklagten begannen häufig bereits vor der Hinrichtung, wozu man die Delinquenten oder ihre Familienmitglieder befragte;47 auch Vertreter der Leibherren waren daran beteiligt.48 Als Wächter der Gefangenen nahmen die Ausschußmitglieder nicht nur passiv an solchen Befragungen teil, sondern auch aktiv: >In Gegenwart der Wächter < habe die Catharina Frantzen sich »exacte ihrer ausstendigen schulden... erinnert«, was offenbar Inhalt einer speziellen Befragung nach dem »tormentimi vigiliarum« gewesen war.49 Die Hauptarbeit begann freilich erst nach der Hinrichtung, mit der Inventarisierung der Hinterlassenschaft. Während das Verzeichnen selbst, wie im Falle der Familie Mödges 1629,50 von dem Gerichtsschreiber oder einem Notar durchgeführt wurde, blieben weitere Nachforschungen den Ausschußmitgliedern überlassen. So erhielt der Beltheimer Ausschuß anläßlich der Endabrechnung vom 10. Juni 1631 durch Dekret der drei Beltheimer Beamten den offiziellen Auftrag, die von den Söhnen der hingerichteten Elisabeth Schuhe eingereichte Auflistung der Hinterlassenschaft und ihre Bezifferung auf 150 Gulden zu überprüfen.51 Ebenso erhielt der Winninger Ausschuß im Anschluß an die Hinrichtung der Emmerenzia Laux vom damaligen Kastellauner Gerichtsschreiber Fritzer den Auftrag, durch einen Notar alles Hab und Gut der Frau verzeichnen 119
zu lassen, während sie selbst eine von der Äbtissin des Klosters Mariaroth (»zu Rot«) behaupteten Schuld überprüfen sollten: »Alß sollet ihr über die beschaffung die information einehmen und mir selber mit obigem [sc. Bericht] ertheilen«.52
Die Außenstände der Witwe Laux mußten im Interesse einer Maximierung der Verfügungssmasse ebenfalls ermittelt werden. Daher wurde der Ausschuß »auß befelch ihro gestr[eng] herrn ambtmans« auf eine ausgedehnte Reise geschickt, um an den Orten Lay, Koblenz, Rhens und Siebenborn zu erkundigen, »waß etwa vor schulden ihrentwegen hinderständig...«.53 Im Fall der Gertraud Schäfer betrieb man sofort nach ihrer Verhaftung die Sicherstellung ihrer spärlichen Habe. Dazu wurde der Kastellauner Ausschuß vom Amtmann beauftragt, zusammen mit einem Schöffen des Stadtgerichts den Pfarrer aufzusuchen, wo sich die Inhaftierte zeitweise aufgehalten hatte und ihre Tochter noch als Magd diente: »zu vernemben/ ob sie nichts ahn korn/ victualien oder sonsten habe, lind dahe sich etwas erfindet, solches zu verschließen oder gahr zu sich zu nemben/ wie sie dan auch anderwerths nachforschung pflegen sollen, wohe sie noch etwas hatt, und sich deßen versichern sollen.«54
In den sponheimischen Prozessen folgte auf die Uberbringung der in Birkenfeld approbierten Rechnungen ihre Ratifikation durch den Kastellauner Amtmann, wiederum »in beysein obgemelter außschußen«. Diese konnten anschließend mit Hilfe des amtlichen Dekrets die Kosten selbst eintreiben, und zwar innerhalb der Gemeinde wie auch bei auswärts lebenden Hinterbliebenen.55 Im Fall der Catharina Knebel begaben sich daher zwei Mitglieder des Winninger Hexenausschusses nach Koblenz, wo »sie das gelt von den erben ufïbringen sollen... und drey tag aida daruff gewartet«;56 im Dezember 1643 ließen sie, ebenfalls in Koblenz, zur Sicherung ihrer Ansprüche sogar Vermögenswerte mit »arrest« belegen, was ohne amtliche Autorisation nicht möglich gewesen wäre.57 Nur mit dieser Legitimation waren die Ausschußmitglieder des Beltheimer Gerichts im Jahre 1631 befugt, jene Erhebung von »hexen gelt« auszufuhren, die in dem »Verzeichnus/ was die ausschüß ahn gelt erhoben von den Beltheimer dorffschaften«, beschrieben ist.58 Die Beltheimer wie auch die Kastellauner Ausschußmitglieder konnten mit dem so eingenommenen Geld die Ansprüche von Gläubigern nach eigenem Gutdünken befriedigen: Die Gelder aus der Kastellauner Sammlung von 1654 waren laut Befehl des Amtmanns dem Ausschußmitglied Thomas Leonhard »gegen urkundt zu sein[er] Verrechnung einzulieffem«;59 im Beltheimer Gericht wurde nach Empfang und Ausgabe der Gelder vom Gerichtsschreiber ein Verzeichnis angelegt, worin jedes Ausschußmitglied seine Einnahmen aus der Erhebung und die davon bestrittenen Abzahlungen mit einzelnen »zedul« nachwies.60 Die Aufrech120
nung beider Seiten ergab dann entweder einen Überschuß des Einnehmers (»pleibt er schuldig«) oder den Anspruch auf weitere Zuwendungen.61 Die Verantwortung fiir die finanzielle >Befriedigung< der zahlreichen Gläubiger enthielt jedoch ihre Kehrseite. So mußte der Winninger Ausschuß noch während der Verfahren gegen Margarethe Schop und Elisabeth Sünder im Sommer 1644 auf Befehl von Vogt Fritzer »gewißer Ursachen halben... bereits viel zu den uncösten... selbsten« aufbringen.62 Ebenso erzwangen die Beamten die sofortige Bezahlung von prominenten Gläubigern, wie Scharfrichtern und Pfarrern, wenn diese darum anhielten. Weil der sponheimische Scharfrichter von Trarbach nicht warten wollte, bis die Herrschaft die gesamte Abrechnung aus den drei Verfahren 1642/43 »passirt« haben würde, und daher fast täglich, wie der Kastellauner Amtmann an Vogt Fritzer schrieb, bei ihm »importuniret[e]«,63 erhielt der Winninger Ausschuß amtlichen Befehl, die Forderung des Bittstellers mit nächster Post nach Kastellaun oder Trarbach zu befriedigen, oder aber, »dahe er ferners darumb ahnsuchen wirdt, gewärtig sein, daß er auff ihre uncösten hinunder [sc. nach Winningen] geschickt werden wirdt...«.64
Auf der anderen Seite waren die Beamten durchaus geneigt, den Ausschüssen die unangenehme Aufgabe der Zwischenfinanzierung zu erleichtern. Die Akzeptanz der gemeindlichen Verbündnisse und die Befreiung der Ausschüsse von den im Privatklageverfahren üblichen Haftungspflichten bildeten grundlegende Bestandteile solcher Protektion. Als der Kastellauner Ausschuß im Prozeß gegen Margarethe Schuhe 1655 in Gefahr geriet, die Kosten fiir den von der Gießener Juristenfakultät gewünschten Offizialverteidiger übernehmen zu müssen,65 beschwor der Amtmann zur Abwendung dessen die Belastungen von Obrigkeit und Ausschuß in den dunkelsten Farben.66 Am wichtigsten aber war die obrigkeitliche Unterstützung, wenn es darum ging, die Zahlungsunwilligkeit von Angehörigen zu überwinden oder bereits zur Zwischenfinanzierung auf das Vermögen der Angeklagten zuzugreifen. Der Winninger Vogt Fritzer machte sich auch hierbei zum Sprachrohr der Ausschußmitglieder, als er ihre diesbezügliche Bitte unter Hinweis auf Kreditnöte und auf bereits an ihn gezahlte Gelder an den Amtmann weiterleitete: »Bitten darumb die außschuß underdhinstlich/ weilen sie bemeltens Merten Schops haußfrawen halben bereits viel zu den Unkosten... uffgenohmen/ ihnen ein ambtlich decretum großgünstig zu ertheillen, daß mehr gedachter Merten [sc.den]selben [sein] erstes korn oder gelt/ darmit sie etwas davon abdrücken und ferners gutten credit erhalten konen, einhändigen solle, wollen sich sonsten ein mehrers ufzubringen beschwehren...«.67
Im Prozeß gegen Hans Wilhelm Mölich hatte der Kastellauner Amtmann daher schon gleich zu Verfahrensbeginn vorsorglich einen »arrest« auf dessen Winninger Güter legen lassen.68 Rechtfertigen ließ sich diese Anord121
nung angesichts des noch völlig offenen Prozeßausgangs nur mit der gemeindlichen Sondervereinbarung über die generelle Bezahlungspflicht der Angeklagten. So fügte der Winninger Ausschuß gleich eine Kopie dieser Vereinbarung bei, als er im März des darauffolgenden Jahres beim Amtmann Beschwerde darüber führte, daß die Familie Mölichs »an die 6 fuder weins an einen von Coblentz« geliefert habe, und dies »hinderwerts herrn vogten undt unser/ under dem schein/ alß wehren sie dem so viel schuldig«.69 Die im Tonfall tiefster Empörung formulierte Schlußwendung des Schreibens - »uff daß wir/ die in dieser sachen bemühte undt kostgeber/ schreyen mögen« beschwor noch einmal Verantwortung und Verdienst des Ausschusses. Der Amtmann pflichtete den Supplikanten bei, verbarg auch nicht seinen Ärger über das ungehinderte Entfernen des Weines. Aber konkret waren ihm aufgrund der Prozeßsituation die Hände gebunden, so daß er nur einen entsprechenden Bericht an die Herrschaft versprechen konnte.70 Wehrten sich Freigelassene wie die Winninger Margarethe Schop und Friedrich Mölich gegen eine Übernahme der Kosten, trafen sie erst recht auf den gemeinsamen Widerstand von Ausschüssen und Beamten. Der Winninger Vogt Fritzer befand sich in dieser Angelegenheit von Anfang an auf der Seite des Ausschusses, wie sich seinem Bericht nach Kastellaun entnehmen läßt: »Märten Schopp wirt die wegen seiner inhaftirten haußfrawaen uffgangene Unkosten, ob schon selbe wieder loß gelaßen werden solte ... bezallen mußen...«.
Seine Begründung orientierte sich allein am Verbündnis der Gemeindemitglieder: »...synthemahl die gantze hiesige gemein solcher gestalt/ wie sie dieses hexerey laster auszurothen angefangen/ maßen sie sich berichtet/ abgeredet...«.71
Im Falle des Friedrich Mölich war der Ausschuß wohl aufgrund der enormen Widerstandskraft des Inhaftierten frühzeitig von entsprechenden Ahnungen erfüllt. So schickte er bereits zwei Tage vor dessen Freilassung ein Schreiben zum Kastellauner Amtmann, worin auf die Geltung des Verbündnisses hingewiesen und der Adressat gebeten wurde, den Mölich »vor deßen entlaßung/ dem obgemelten communi concluso nach/ ad refusionem expensarum von ampts wegen ernstlich anhalten zu lassen...«.72
In Mölichs Urfehde war eine solche Verpflichtung zwar nicht enthalten,73 aber sechs Wochen später und nur wenige Tage nach einer erneuten Supplikation des Ausschusses74 erließ der Amtmann, von seiner Verpflichtung zur Ubergabe der Angelegenheit an den Regierungsgutachter Heintz dieses Mal entbunden, ein folgenreiches Dekret. Darin wurde Mölich zur Übernahme aller Unkosten »condemnirt«.75 Im darauf von Mölich entfachten Streit sollten Amtmann und Vogt erneut fest auf Seiten des Ausschusses stehen 122
und deren Position ungeachtet ihrer rechtlichen Fragwürdigkeit mittragen,76 über das Ende der Verfolgungen hinaus.77
1.3. Kommunikation Zur gemeinsamen Sache von Ausschußmitgliedern, Beamten und Kommissaren kam ihr persönlicher Umgang miteinander. Den dörflichen Hexenjägern verschaffte dies vielfaltige Gelegenheiten zum Gespräch und zum Austausch von Informationen. Solche Vertraulichkeiten beruhten auf dem schlichten Sachverhalt, daß die Ausschußmitglieder auch den gesamten Botendienst innerhalb der Prozeßorganisation ausführten. Weil das Befördern von Briefen, Akten und mündlichen Nachrichten die technische Grundlage aller Prozesse bildeten, engagierten sich Mitglieder des Beltheimer Ausschusses schon vor ihrer Vereidigung durch die Obrigkeit im Herbst 1629 beim Prozeß der Gemeinde Mörsdorf gegen Agnes und Remigius Mödges als Boten.78 Die Notwendigkeit solcher Eigenleistungen erklärt sich wiederum aus der Verantwortung der Ausschüsse. Zwar verfugte die Region durch die von Koblenz über Winningen moselaufwärts führende kaiserliche Post und die jeweiligen Amts-, Gerichts- und Dorfboten über eine gewisse Erschließung;79 doch mußte schon in normalen Zeiten zusätzlich auf Fronpflichtige zurückgegriffen werden.80 Hierzu kamen bei Hexenprozessen besondere Erfordernisse. So waren zur Unterrichtung der kurtrierischen Kommissare Reisen nach Trier und Koblenz notwendig, während die Wege zu den sponheimischen Kanzleimitgliedern bis nach Trarbach, Birkenfeld, Baden-Baden, Ettlingen und nach Weißenburg im Elsaß führten. Innerhalb dieses weiteren Netzes existierte ein engeres mit wöchentlicher und täglicher Beförderung von Akten, Briefen und Nachrichten. Bei den sponheimischen Prozessen bestanden solche Verbindungen zwischen dem Amtsort Kastellaun, der Vogtei Winningen und Koblenz, bei den Beltheimer Prozessen zwischen den drei Amtsorten Kastellaun, Baldeneck und Beilstein. Hinzu kamen die je nach Situation anfallenden Sonderreisen, etwa zu dem protestantischen Gutachter Pforzheim nach St. Goar (1631) oder zu den Universitäten Gießen (1653/55) und Mainz (1654) oder an die auswärtigen Wohnorte von inzwischen verzogenen Zeugen. Ausführung und Organisation der Botengänge lagen allein bei den Hexenausschüssen.81 Sie regelten unter sich, wer von ihnen zu diesem oder jenem Ort gehen sollte;82 gelegentlich griffen sie zusätzlich auf Begleiter oder Vertreter aus ihrer dörflichen Gefolgschaft zurück.83 Für die weite Strecke zum sponheimischen Regierungsgutachter Heintz nach Kronweißenburg oder zur badischen Kanzlei nach Baden-Baden oder Ettlingen bediente man sich in der Regel des Kastellauner Kürschners Matthias 123
Metzler, der offenbar in beruflichen Beziehungen zum badischen Hof stand.84 Je nach Gelegenheit überbrachte der Kürschner zusätzlich Schreiben von Birkenfeld, jedoch begegnen auf diesem Weg auch Ausschußmitglieder als Boten, ebenso auf der Trierer Route und bei den Botengängen zu den Universitäten Gießen und Mainz.85 Für die häufige Passage ins kurtrierische Koblenz beschaffte man sich vorab beim Koblenzer Amtmann einen Passierschein (»Compaß brief«).86 Die gemeinschaftliche Verfassung des Beltheimer und S trimmiger Gerichts erforderte ständiges Pendeln der Boten zwischen den Amtsorten der drei Herren Kastellaun, Baldeneck und Beilstein; hinzu kamen kurzfristige Aufenthalte von Beamten, Vögten und Notaren an anderen Orten.87 Als vorteilhaft erwies sich, daß der in Trier ansässige Gutachter Cuno von Gravenstein gelegentlich im näher gelegenen Bremm an der Mittelmosel weilte.88 Unwissen über den Aufenthaltsort eines Adressaten erschwerte dagegen den Botendienst: Als die Akten einmal in Abwesenheit Grevensteins in seiner Trierer Kanzlei abgegeben wurden, blieben sie dort erst eine Weile liegen, ehe sie zufällig von zwei Franziskanerpatres mit nach Bremm genommen wurden.89 Inzwischen mußten Ausschußmitglieder auch nach dem Verbleib der Schreiben forschen.90 In einem anderen Fall hielt sich Gravenstein weder in Trier noch in Bremm auf, so daß der Ausschuß vom Beltheimer Gerichtsschreiber nach Koblenz geschickt wurde, »zue erforschen/ ob Dr. Gravenstein aida anzutreffen/ als darmit 2 tag versaumbt«.91 Auch der Botengang zu den heimischen Beamten konnte mit solchen Unwägbarkeiten verbunden sein. Der Winninger Ausschuß reiste 1640 nach Kastellaun: »Weil aber herrn amptman albereit naher Mehrlen in herbst verraist« war, mußte man ihm wohl oder übel an die Mosel folgen; die Gesamtwegstrecke, Winningen - Kastellaun - Merl - Winningen, belief sich damit auf fast 100 Kilometer und verbrauchte entsprechend Zeit: »Haben wir 5 tag mit selben gang zugebracht«.92 Ebenso mußten Mitglieder des Beltheimer Ausschusses 1629 einmal dem Beilsteiner Amtmann in einem großen Umweg von Reil nach Senheim nachsetzen.93 Zu derartigen Mühen kamen die zeittypischen Risiken des Reisens: Zwei Winninger Ausschußmitglieder wurden Anfang 1643 bei ihrer Rückkehr von Kastellaun von Soldaten gefangen, ausgeraubt und dazu noch den ganzen Tag mitgeschleppt, ehe man sie wieder freiließ.94 Zusätzliche Zeit war erforderlich, um auf die Ausfertigung der erwünschten Schriftstücke zu warten. Ein Gang nach Koblenz konnte auf diese Weise fast ebenso lang dauern wie eine zehntägige Reise zur Juristenfakultät Gießen.95 Wieviele Tage die Ausschußmitglieder insgesamt im Laufe der Jahre für »hinwedßen und stilzuligen« verbrauchten, wird sich nicht mehr feststellen lassen.96 Aber bereits die Summe der Reisen einzelner Prozeßphasen ergibt ein beeindruckendes Bild: 32 Botengänge und Reisen unternahm der Winninger Ausschuß allein 124
1640/41 bei zwei Prozessen, nicht mitgerechnet die »gäng«, die speziell zur Beschaffung der Ketten fur die Verliese, von Besagungen, von Zeugen und zur Erstellung der Klageschriften in Koblenz erforderlich waren.97 Der Botendienst der Ausschußmitglieder wurde so zum lokalen Motor der Verfolgung. Ob man nun Schreiben überbrachte oder sie in Koblenz abschreiben ließ,98 einen Fährmann für Dr. Breitenbach besorgte99 oder den Scharfrichter bestellte100 - stets waren es die »gäng« und »läuff« der Ausschußmitglieder, welche das Fortschreiten der Prozesse ermöglichten, alle Reisen betrafen die Vorbereitung der nächsten Prozeßschritte: »Den herrn notarium besteh und angesprochen... daß er mit der post [!] nacher Castelhun geritten [komme], der tortur daselbst bey zue wohnen«.101 Zum anderen war der Botendienst der Hexenausschüsse ein wesentliches Moment ihrer Nähe zu den lokalen Autoritäten. Das »Aufwarten« am Ort des prozessualen Geschehens gründete auf der Erwartung von Botenaufträgen, für deren schnelle Erledigung eben Präsenz notwendig war. Die reisenden Hexenjäger trafen somit ständig mit allen für die Durchführung der Prozesse relevanten Personen zusammen, mit Beamten, Kommissaren, Notaren und Gutachtern. Bei solchen Zusammentreffen wurden nicht nur Akten und Briefe übergeben, sondern auch der jeweilige Prozeßstand erörtert. So konnten sich die Winninger Ausschußmitglieder bei den Koblenzer Juristen und dem Notar nach dem Stand der Aktenherstellung und der juristischen Bewertung ihres Belastungsmaterials erkundigen, auch den Gutachter Breitenbach aufsuchen, um »ihm die zeugen/ ob sie« für ihre Zwecke »gnugsam seien, besichtigen [zu] lassen«.102 Ihre Krönung erfuhr die kommunikative Privilegierung der Ausschußmitglieder mit der Autorisation zum mündlichen Referat. So gab der Kastellauner Amtmann Joseph Zand von Merl dem Winninger Vogt Fritzer 1643 in Zusammenhang mit der Erlaubnis zur Verhaftung der Maria Siegbert und der Margarethe Moden zu verstehen, daß die Ausschußmitglieder ihm bei der Überbringung der Akten auch den Verlauf der ersten Vernehmungen berichten sollten.103 Umgekehrt kündigte der Vogt im darauffolgenden Jahr dem Amtmann nicht nur die Übergabe der über Margarethe Schop »gepflogenen acta« durch die Ausschußmitglieder an; vielmehr würden sie ihm dabei auch noch das, »waß sie seither ferners uff sie erkundigt/ referiren«.104 Daß hierdurch vor allem Standpunkte der Ankläger vermittelt wurden, illustriert jenes Schreiben, das der Amtmann 1647 anläßlich der Ungeständigkeit der Gertraud Schäfer an Dr. Moeden schickte. Weil es dabei um die Berechtigung für eine weitere Tortur ging, möglichst des »tormentum vigiüarum«, kam der mutmaßlichen »teuflichen visition« der Inhaftierten entscheidende Bedeutung zu. Um sie zu erläutern, hatte der Amtmann den einzigen Zeugen, das wachhabende Ausschußmitglied, mit der Überbringung des Schreibens beauftragt und »auff belieben« zum Referat autori125
siert. 105 Der unbeschränkte Vertrauensbeweis solcher Bevollmächtigung spiegelt sich auch in einem Schreiben wieder, worin der Winninger Vogt Weiß aus Anlaß von zwei bevorstehenden Prozessen die Ausschußmitglieder dem Amtmann für alle kommunikativen Zwecke empfiehlt: »Alles/ waß e[uer] g[estreng] ratione dieser vorstehenden peinlichen procedur ettwan zureden oder zu thun haben, das können sie mit diesen beaydigten außschössen abhandeln und befehlen...«.106
1.4. Lokale Autonomie Die Kompetenzen der Beamten und Kommissare (»völlige commission«) waren das eine Standbein der lokalen Prozeßautonomie, die Alleinverantwortung der Ausschüsse für die Organisation der Prozesse und ihr Auftragsverhältnis gegenüber den lokalen Juristen das andere. Bereits geringfügige Eingriffe der Landesherrn führten zu Abwehrreaktionen der lokalen Kräfte. Als marodierende Truppen im Raum Winningen den Pfalzgrafen 1640/41 und 1642/43 veranlaßten, die Verlegung von Angeklagten nach Kastellaun anzuordnen, mußten Ausschuß und die Koblenzer Kommissare gleichermaßen betroffen sein: jenem wurde damit sein Zugriff auf die Inhaftierten erschwert, diesen eine beträchtlich längere Wegstrecke abverlangt, wenn sie überhaupt noch benötigt wurden. So kam es, daß am 5. Dezember 1640, »als die bevelch schreiben« eintrafen, Breitenbach, der Vogt und zwei Ausschußmitglieder im Hause Ludovicis (»bei mir«) in Koblenz bei einem gemeinsamen Essen berieten, wie man den fürstlichen Verlegungsbefehl vom 1. Dezember umgehen könne. 107 In der Folge bemühte Breitenbach seinen Einfluß als Koblenzer Hofgerichtsassessor, um die kurtrierische Nachbargemeinde Lay vorübergehend zur Aufnahme der beiden Frauen zu bewegen. 108 Die Zugehörigkeit der Winninger zu Sponheim spielte hierbei offenbar keine Rolle mehr, zumal der Kastellauner Amtmann selbst abwesend war, wie Breitenbach eigens vermerkte.109 Pfalzgraf Georg Wilhelm hingegen maß der Verlegung sponheimischer Untertanen in kurtrierisches Gebiet erheblich mehr Bedeutung bei und ließ die Sache daher bis zur Konsultation seines badischen Teilhabers aussetzen. 110 Der Plan wurde denn auch nicht ausgeführt; stattdessen mußte der Ausschuß sich mit seinen »Hexen« zunächst vor den Soldaten auf der anderen Moselseite verstecken, bis die winterliche Kälte oder weitere Befehle die Verlegung nach Kastellaun erzwangen. 111 Ende 1642 wiederholten sich diese Vorgänge: Wiederum erzwang die Anwesenheit von Soldaten im Ort die Flucht eines Teiles der Bevölkerung und damit die Unterbrechung des Verfahrens gegen die Emmerenzia Laux. Das Zeugenverhör mußte, wie schon im Fall der Christina Heyden, auf kurtrierischem Gebiet in Koblenz abgehalten werden, und eine 126
Verlegung der Inhaftierten war unumgänglich, wollte man sie nicht freilassen.112 Dieses Mal aber wurde die Verlegung in das kurtrierische Dorf Lay tatsächlich ausgeführt. Über vier Wochen blieb sie dort, ehe der Ausschuß sie am 8. Januar 1643 auf Befehl des Amtmannes doch noch nach Kastellaun überfuhren mußte. Bezeichnend fur das lokale Selbstverständnis ist, daß die Ausschußmitglieder bis dahin offenbar dem Glauben angehangen hatten, man könnte den Prozeß sogar in Lay oder einem anderen benachbarten Dorf weiterfuhren und die Verhaftete dort vielleicht auch foltern.113 Zu einer solchen Mißachtung sponheimischer Hoheitsprärogativen konnte sich der Kastellauner Amtmann doch nicht bereit erklären; Breitenbach und der Notar Ludovici mußten sich daher wohl oder übel nach Kastellaun begeben. Aber bis zuletzt versuchte man, die Verlegung der Witwe Laux zu verhindern, indem man vor dem Abtransport noch den Winninger Pfarrer und seinen »caplan«, die sich offenbar auch in Lay aufhielten, zu ihr schickte,114 um sie wohl >gütlich< zu einem Geständnis zu bewegen und damit weitere Verhöre überflüssig zu machen. Nur politische Erwägungen hatten den Kastellauner Amtmann hier dazu bewegt, sich den lokalen Interessen zu widersetzen. Grundsätzlich bestand völliger Konsens zwischen ihm und den dörflichen und städtischen Hexenjägern. Die Rezeption der gelehrten Hexentheorie ist in jeder Anklageschrift der Ausschüsse greifbar, die Kenntnis der einschlägigen Literatur in jedem Gutachten. Beides garantierte diese Ubereinstimmung in Mitteln und Zielen. Nur der Amtmann Joseph Zand von Merl war zu Anfang der neuen Prozeßphase im Spätsommer 1640 offenkundig noch bildungsbedürftig: Da er seine eigene »bibliothek« auch nach vierjähriger Amtszeit noch »nit bey henden« hatte - sie wurde noch in der Philipsburg (bei Speyer) »neben anderen mobilien verwahrt«115 - bat er den Winninger Vogt, »herrcn doctor Peter Breitenbach... pittlich zuersuchen, [daß] er mir ein authoren, so ihnen den besten dunckt/ welcher von der hexerey sach tractirt/ benennen wolle und wan selbiger nit zu hoch stehet, wolle der herr [Vogt] herren Casparen Herspeien anlangen, mir selbigen auß der meeß« (»entweder zu Franckfortt oder Co In«) gegen also baltt bahre widererstattung des ausgelegten geltts zubringen«.116
1.5. Hunde und Jäger Nicht die Landesherren, sondern ihre Beamten am Ort des Geschehens waren die eigentlichen Protagonisten der Verfolgungen. Stets hatten sie die Verfolgungswünsche der Untertanen unterstützt, diesen auch »umb lebens und sterbens willen« manches Zugeständnis gemacht und geradezu euphorisch ihren Eifer gelobt.117 So kommentierte der Kastellauner Amtmann 127
Zand von Merl 1647 zwei neue Klageschriften des Winninger Ausschusses gegenüber Dr. Moeden mit den emphatischen Worten: »Die Winninger reassumiren ihren loblich[en] und christlichen eifer zu außrodtung des hexerey lasters«; wenige Monate später konnte er verkünden, daß die Kastellauner durch »dem Winninge[r]n lobliches exempel und christlicher eiffer, bei Verfolgung des erschröcklichen lasters magiae strigum« ebenso in Eifer versetzt würden.118 Auch die Untertanen im Dreiherrischen empfingen solches Lob; die Übersendung der ersten Klageschrift des Strimmiger Hexenausschusses durch den Amtmann an die Beltheimer Gutachter begann mit folgender Laudatio: »In dem gemeinschafftlichen Strimmiger gericht ergreipfft die underthanen der löblicher eyffcr ebenmeßiglich, wie in anderem, daß verdambte hexerey laster zu verfolgen«.119
Und gegenüber seinen beiden Mitbeamten hatte der Amtmann keinen Zweifel daran gelassen, daß er den Strimmigern in »ihrem löblichen eyffer... gern secundiren« wolle.120 Aus der Sicht der Ausschüsse waren die Vorteile solcher Zusammenarbeit offenkundig; den Beamten bescheinigen derartige Lobeshymnen ein ausgeprägtes Bewußtsein hinsichtlich der >polizeilichen< Vorteile der gemeindlichen Hexenjagd. Das erklärt, warum sie den Ausschüssen zusätzlich zur Organisation auch herrschaftliche Aufgaben anvertrauten. Neben dem Wachdienst gehörten dazu Aufträge zum Aufsuchen zusätzlicher oder weitabgesessener Zeugen, zur förmlichen Inquisition über Sachverhalte, welche die Inhaftierten im Verhör angegeben hatten, zur Überwachung ihrer Gespräche mit dem Verteidiger und zur Überführung von Personen.121 Der Winninger Vogt Fritzer hat diese Arbeitsteilung anläßlich des Streites zwischen dem zahlungsunwilligen Dietrich Siegbert und dem Ausschuß paradigmatisch beschrieben: Wenn die Ausschußmitglieder, was zu befürchten sei, aufgrund solcher Anfeindungen »in prosequirung des hexerey lasters... nachläß[ig] und unwillig« würden, dann werde er, der Vogt, »mit ihnen... wenig ausrichten können«, weil »mitt unwilligen hunden/ dem Sprichwort nach/ bös jagen ist«.122 Die lokalen Beamten als Jäger, die dörflichen Ausschüsse als Hunde - in diesem Bild ließen sich für die Beamten alle herrschaftspolitischen Probleme der gemeindlichen Hexenjagd auflösen und die verschiedenen Rollen fesdegen, ungeachtet mancher Umkehrtendenzen. In prozessualen Krisensituationen traten die Vorzüge solcher Zusammenarbeit noch deutlicher hervor. So etwa aus Anlaß der von Margarethe Schuhe geplanten Flucht. Weil die zeitgenössische Kriminalistik im Falle offizialer Inquisition ein legitimes Fluchtmotiv konzedierte, betonte der Amtmann den > außergerichtlichem Charakter der Ausschußinquisition, und damit auch ihre polizeilichen Vorteile: Andernfalls würde »woll niemants zur criminal question gebracht werdten« können.123 Der Widersinn solcher 128
Begrifflichkeit ist offensichtlich: sie verschleierte, daß es eine >extrajudizialische< Inquisition von dörflichen Ausschüssen im juristischen Sinne überhaupt nicht gab. Die Ausschüsse erweisen sich damit praktisch als verlängerter Arm der Obrigkeit, ihre Nachforschungen als Instrument zur Ausdehnung gerichtlicher Belastungmöglichkeiten, die im Rahmen der gerichtlich-obrigkeitlichen Inquisition offenbar nicht zugelassen waren.124 Die von solchen Vorzügen getragene amtliche Unterstützung erschöpfte sich keineswegs in den Beziehungen eines Beamten zu den Ausschußmitgliedern seines Bezirkes; sie beförderte auch überterritoriale Zusammenarbeit, wie schon am Austausch der Besagungen deutlich wurde. So begaben sich aus Anlaß der neuen Verfolgungskampagne des Jahres 1629 die Kastellauner Ausschußmitglieder auf Befehl ihres Amtmannes für einen Tag zum Amtssitz des kurtrierischen Amtmanns »naher Baldeneck/ als da samptliche beampten undt außschuß Beltheymer gerichts beysamen gewesen«.125 Derartige Koordinierungsansätze fanden ihre Fortsetzung im Bestreben der Ausschüsse nach gegenseitigem Informationsaustausch. Daher entwickelten sich in diesem Raum Kontakte zwischen den Ausschüssen im Beltheimer Gericht, im kurtrierischen Amt Münstermaifeld, im Amt Kastellaun, im Strimmiger Gericht sowie in den Gemeinden Winningen und Lay.126 Die Sympathie der Beamten für ihre >HundeSchläfrigkeit< (»oscitantia«) hängen blieb,145 sah sich der Fron sogar des Vorwurfs der betrügerischen Fluchthilfe ausgesetzt.146 Derartige Reaktionen fehlten, als die Christina Heyden während der Haft und Gertraud Schäfer unter den Händen ihrer Folterer verstarben. Die tendenziösen Berichte der Beteiligten bis hin zur Unterstellung einer »teuflischen visition« zeigen die mentale Rationalisierung solcher peinlichen Vorfälle: suggeriert wurde, daß der Teufel selbst seinem Opfer das Genick gebrochen habe, woraufhin die Birkenfelder Kanzlei das Verscharren der Leiche anordnete.147 Im Fall der Chris tina Heyden blieb der Pfalzgraf davon allerdings unbeeindruckt; er mutmaßte, daß der Tod »wegen allzuschwerer gefängnuß zue Winningen unndt fahrlässigkeit der Castelhuner Wächter« erfolgt sein könnte.148 Weniger der Glaube an das Wirken des Teufels als vielmehr der Verdruß über das eigene >Mißgeschick< und mögliche disziplinarische Folgen spricht aus der Reaktion des Kastellauner Ausschußmitglieds Thomas Leonhard, als er und seine »consorten« die von Anfällen geplagte Margarethe Schuhe (1653) regungslos im Verlies auffanden. Sie wußten allerdings nicht, daß die scheinbar Tote ihre Reaktionen mithören konnte; aus dem Mund des Zeugen, dem sie es während ihrer zeitweisen Haftverschonung später erzählte, nahm sich die Szene so aus: »Es habe sie aldahe einer [gestrichen: von den außschußen] angegriffen/ geschüttelt und gesagt/ sie seye mauß todt... Als Thomas/ der außschuß/ zu ihr kommen und sie als todt
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liegendt gefunden, habe derselbe zue Adam Tag gesagt/ habe ich euch das nit gesagt, hetten wir sie laßen laufFen, so weren wir in die noth nit kommen...«. 149
Die aufgrund vermeintlicher Fluchtgefahr völlig überstürzt durchgeführte Verhaftung der Margarethe Schuhe war also nicht nur beim Amtmann auf Bedenken gestoßen.150 Vielmehr hatte auch das Ausschußmitglied Leonhard damals dafür plädiert, die >Hexe< lieber freizulassen, als gegenüber der Herrschaft die Verantwortung für ihre Haft zu übernehmen - ein erstaunlich nüchternes Raisonnement, das den dörflichen Verfolgern eine andere Mentalität bescheinigt, als es die Vokabel »Hexenwahn« unterstellt. Wiederum völlig anders waren die Reaktionen, wenn Prozeßopfer Kritik an den Ausschüssen übten. In solchen Fällen wird sichtbar, daß die Zusammenarbeit mit den dörflichen Hexenjägern für die Beamten problematisch sein konnte, denn solche Vorwürfe richteten sich auch gegen die Schutzherren der Verfolgung. Entsprechend prompt reagierte der Kastellauner Amtmann auf die offenen Vorwürfe des Postmeisters Schop, wonach die erneute Anklage seiner Frau nur von niedersten Motiven getragen werde:151 In einem förmlichen Dekret versprach Zand von Merl dem Kläger »darüber gehörendte information«; im Falle einer Bestätigung der Vorwürfe würden die Ausschußmitglieder von der Herrschaft »umb deren verdinte abstraffung belangt«.152 Bereits vier Jahre zuvor hatte der Winninger Ausschuß in der Auseinandersetzung mit Dietrich Siegbert nicht nur die eigene Reputation, sondern auch noch die seiner amtlichen Protektoren verteidigen müssen. Zwar unterstützten Vogt und Amtmann ihre »Hunde« hier wie auch später gegen Anfeindungen;153 aber mit großem Befremden und der Androhung des Vertrauensentzuges reagierte der Amtmann darauf, daß die Ausschußmitglieder sich nicht mit einer förmlichen Klage (»action«) gegen Siegberts Schmähungen wehren wollten.154 Ebenso drängte der Amtmann 1652 den Ausschuß und vor allem das besonders stark attackierte Mitglied Hans Sopp dazu, gegen den Winninger Kaplan »bei mir [sc. zu] klagen«;155 der Sopp wurde gar »vom amt erinert/ ρ [une] to diffamationis oder injuriarum, zeugen aus dem trierischen abhören zu lassen«; wenn er dem nicht nachkomme, so wolle ihn der Amtmann strafen »als einen, der ihn mit Unwahrheiten hintergangen habe«.156 Auch solche Maßregelungen waren nicht so sehr Ausdruck eines bevormundenden Dirigismus als vielmehr der gegenseitigen Verflechtung.
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2. Die Umwertung des Akkusationsverfahrens Die Privilegierung der Ausschüsse besaß keinerlei rechtliche Grundlage. Vielmehr zielten alle grundsätzlichen Stellungnahmen der hier betroffenen Landesherren auf Begrenzung der gemeindlichen Verfolgungsbewegung.157 Und bereits die Anwendung des Akkusationsverfahrens entsprechend den Vorschriften der »Constitutio Criminalis Carolina« von 1532 hätte jegliche Privilegierung der Ankläger im Verfahren unmöglich gemacht. An der Verbindlichkeit der »Carolina« als Richtschnur bei Hexenprozessen sowohl im Kurfürstentum Trier als auch in der Hinteren Grafschaft Sponheim besteht kein Zweifel.158 Wie konnte es dennoch zur Mißachtung ihrer Bestimmungen kommen, und was bedeutet >Akkusationsverfahren< unter diesen Umständen? >Akkusation< meinte zunächst die Form der Prozeßeinleitung durch Klage einer Privatperson im Gegensatz zur Offizialklage durch einen amtlichen Ankläger. Mit dem Aufkommen der inquisitorischen Beweiserhebung seit dem späten Mittelalter verschwanden zwar das formalisierte Gegenübertreten der streitenden Parteien und die rituelle Beweisführung durch Eid, Zweikampf oder Gottesurteil; die Form der Prozeßeinleitung durch private Anklage bestand jedoch auch neben der Offizialklage weiter.159 Die Anzahl der entsprechenden Artikel der »Carolina« weist darauf hin, daß die Privatklage auch im inquisitorisch geführten Kriminalprozeß als die gebräuchlichere Form der Verfahrenseinleitung galt.160 Würde man es aber dabei belassen, das Akkusationsprinzip als bloßes Relikt im Inquisitionsprozeß zu betrachten, so blieben die rechtspraktischen Veränderungen, die mit dem Auftreten gemeindlicher Ausschüsse als Ankläger einhergingen, im Dunkeln.161 Die Form der akkusatorischen Prozeßeinleitung beinhaltete nach wie vor erhebliche Auflagen für die Ankläger, insbesondere die Leistung von Kaution und Bürgen als Garantie ihrer Haftung. 162 So statuierte Artikel 12 der »Carolina« (»Von annemen eyns angegeben übelthetters/ so der kleger recht begehrt«) unmißverständlich: »Item so bald der angeklagt zu gefengknuß angenommen ist, soll der anklager oder sein gewalthabern mit seinem leib verwart werden, biß er mit bürgen, Caution, bestandt und Sicherung/ die der richter mit sampt vier schöpfen nach gelegenheyit der sachen und achtung beyder personen, fur gnugsam erkennt, gethan hat, wie hernach folgt...«. 163
Kaution und Bürgschaft sollten Gericht und Angeklagte gegen alle Folgen der Klage absichern, falls der Ankläger seine Behauptungen nicht entsprechend bewies; »kosten«, »schmache« und »schaden« mußte er dann, wie der Artikel weiter ausführte, bezahlen. Konnte der Ankläger keinen Bürgen setzen, so mußte er laut Artikel 13 sogar bis zum Ende des Verfahrens ebenfalls in Gewahrsam gehalten werden. Artikel 61 regelte schließlich die 133
Frage, wie die Kosten zu verteilen seien, wenn ein Ankläger seine Behauptungen zwar »gnugsam« bewiesen hatte, um den Angeklagten bei Ungeständigkeit der peinlichen Frage zu unterwerfen, dieser jedoch auch unter der Folter ungeständig blieb und wieder frei gelassen wurde: In diesem Fall sollte der Angeklagte nur die Kosten fur seine Verpflegung in der Haft tragen, der Ankläger seine eigenen Unkosten und die Obrigkeit »die überigen gerichts kosten«. In völligem Gegensatz dazu stand nun die in den dörflichen Verbündnissen vereinbarte Gesamthaftung, weil sie jedes Mitglied der Gemeinde zwang, im Fall einer Anklage gegen sich alle Kosten unabhängig vom Prozeßausgang zu zahlen. Damit war für Hexenprozesse eine folgenreiche Bresche in das geltende Recht geschlagen. Noch im Dezember 1591 hatte der Trierer Kurfürst Johann die gemeindlichen Ankläger in seiner Verordnung auf die im Akkusationsverfahren übliche Haftung festgelegt; die faktische Entwicklung ging jedoch darüber hinweg.164 Im Untersuchungsraum läßt sich dieser Vorgang exakt nachvollziehen; nicht zufällig setzte er hier genau in jenem Moment an, als in den neunziger Jahren des 16. Jahrhunderts im Beltheimer Gericht die ersten Ausschüsse auftraten und mit kurtrierischer Unterstützung gegen die Prozeßbehinderung durch den lutherischen Amtmann Franz Römer kämpften.165 Im Oktober 1592 begann mit dem Verfahren gegen Oster Wendling im Strimmiger Gericht der vermutlich erste Hexenprozeß, der in direktem Zusammenhang mit der Ausbreitung der kurtrierischen Verfolgung im unteren Moselraum stand.166 Das Verfahren begann als Verleumdungsklage der Oster Wendling bzw. ihres Mannes gegen den Schäfer Gewehr, der die Frau als Zauberin beschimpft hatte, nun aber daraus ebenfalls eine gerichtliche Klage formte.167 Wegen dieser Doppelklage kamen die drei Amtmänner überein, entsprechend den akkusatorischen Prinzipien zunächst von beiden Seiten Kaution und Bürgen zu verlangen.168 Weil aber »bede theil dem gericht nicht genugsam caution leisten« konnten, mußten sich beide zur Verbürgung ihrer Haftung für die Gerichtskosten in Haft legen lassen.169 Auch im weiteren Verlauf des Verfahrens bemühte man sich um akkusatorische Prinzipien. So wurde der Verleumder noch im Laufe des Verfahrens wieder freigelassen, nachdem er zuvor, wie das Gerichtsprotokoll feststellte, die geforderte Bürgschaft geleistet hatte;170 aber die eigentliche Klägerin Oster Wendling blieb in Haft, obwohl sie, wie der sponheimische Amtmann Franz Römer geltend machte, im Gegensatz zum Injurianten bereits zu Beginn des Verfahrens die erforderliche Kaution beschworen und mittels Bürgen garantiert hatte.171 Strittig war zwischen dem kurtrierischen Amtmann Kesselstatt und seinem sponheimischen Gegenspieler zu Kastellaun somit nicht die Geltung des akkusatorischen Prinzips, »von beiden theilen/ dem ancleger und der beclagtin/ gnugsame caution zum rechten zunemen«, sondern nur die Erfüllung dieser Bedingung durch die Frau;172 strittig war 134
ferner die Frage, ob die sponheimische Seite im widrigen Fall ihrer Verhaftung von vorneherein zugestimmt hätte.173 Nun offenbart gerade der Streit um die Leistung von Kaution und Bürgschaft die Verwendung der akkusatorischen Prinzipien auch unter den Bedingungen von Hexereianklagen. Davon war auch der kurtrierische Amtmann formal nicht abgewichen, als er kurz zuvor einen Hexereiangeklagten mitsamt seinem Ankläger, beide kurtrierische Leibeigene aus dem Beltheimer Gericht, in Kastellaun inhaftieren ließ.174 Auch die ersten Beltheimer Hexenausschüsse mußten 1595 und 1596 für ihre Anklagen Kaution leisten und Bürgen stellen;175 die Verhaftung ihrer Angeklagten erfolgte, weil diese »keine lebendigen bürgen zu recht zustehen« stellen konnten, begründete sich also formal erneut mit einem Element des Akkusationsverfahrens.176 Ausreichend Belege mithin, um allen Beteiligten ein Bewußtsein für den akkusatorischen Status der Verfahren zu unterstellen. Betrachtet man jedoch die in diesen Fällen erfolgten Freilassungen als Vitalitätstest für die inhaltliche Geltung des Prinzips, so fällt das Ergebnis völlig anders aus. Gewaltige Streitereien um die Kosten folgten, weil die Ankläger und ihre Protégés auf kurtrierischer und winneburgischer Seite die Verantwortung für die Prozesse eben allein den Angeklagten aufbürden wollten. Mit keinem Wort erwähnten letztere die vorher geleisteten Kautionen und Bürgschaften der Ankläger; stets war, unter Verweis auf Gerichtsurteile und Gutachten, von der Rechtmäßigkeit von Verfahren und Folter die Rede. 177 Noch nicht einmal auf Artikel 61 der »Carolina« wollte man sich einlassen, von einem pauschalen Verweis des Trierer Kurfürsten abgesehen. 178 Der sponheimische Amtmann Römer registrierte denn auch aufmerksam, daß der kurtrierische Amtmann bei den anschließenden Verhandlungen über die Kostenfrage von der »Carolina« überhaupt nichts wissen wollte. Vielmehr sollte die Familie der Inhaftierten vor der Freilassung erst Kaution leisten, bis die Kostenfrage entweder durch die Beamten oder das Strimmiger Schöffengericht oder das kurtrierische Hofgericht geklärt worden sei.179 Dahinter mag, wie der sponheimische Amtmann Römer sogleich argwöhnte, 180 der Wunsch nach Erweiterung kurtrierischer Einflußmöglichkeiten im Beltheimer Gericht gestanden haben, und der Leibherr des Anklägers, Cuno von Winneburg, war schon aus finanziellen Gründen daran interessiert, daß die Angeklagte alle Kosten bezahlen würde. Der kurtrierische Amtmann Karl von Kesselstatt wollte aber die Haftung von Hexereiangeklagten auch prinzipiell durchsetzen. So wurde dem sponheimischen Amtmann schnell klar, daß die eigentliche Position der Gegenseite darin bestand, die Angeklagte weiterhin in Haft zu behalten, »sie bezal dann dazu allen uncosten«. 181 Aus diesem Grunde brachte die Gegenseite auch die Forderung nach einer Urfehde der Inhaftierten als weitere Bedingung einer Freilassung auf. Ihr ursprünglicher Zweck bestand im Schutz von Ankläger und Gericht vor dem Freigelassenen; er 135
mußte daher in der Urfehde einen förmlichen Verzicht auf Rache leisten. Das Rachemotiv konnte man aber in diesem Fall getrost vernachlässigen, denn was sollte man, wie Römer nüchtern feststellte, von einer alten Frau wie der Inhaftierten noch diesbezüglich erwarten?182 Die eigentliche Wirkung der Urfehde lag hier im Verzicht auf alle Schadensersatzansprüche, womit der Ankläger erneut von seiner Haftung befreit worden wäre. Der sponheimische Amtmann Römer konnte gegenüber Pfalzgraf Karl auf einen Präzedenzfall verweisen, der deutlich zeigte, wie wenig seinem kurtrierischen Kollegen Kesselstatt die akkusatorische Kautions- und Bürgschaftsleistung bei Hexenprozessen noch galt. Als jener kurtrierische Leibeigene, den Kesselstatt 1592 mitsamt seinem Ankläger in Kastellaun inhaftiert hatte, vom Beltheimer Schöffengericht ebenfalls freigelassen werden mußte, preßte ihm Kesselstatt trotz der Haftung, die der Ankläger in Gestalt seiner Mitinhaftierung zugesagt hatte, alle Prozeßkosten ab: »So hat vulgcnds er/ der von Kesselstatt/ den guten alten becl[a]gten [oder: bedagten] man/ in ansehung/ sie bede [sc. : Angeklagter und Ankläger] seines ampts und trierischen leibeigene geweßen/ dahin angehalten/ das er auch allen uncosten/ so auf inen und sonsten gingen/ bezahlen müssen... und ist also wider alle billichkeit zu entlichem verderben gebracht... worden«.183
Mit der Ablösung des noch von Birkenfeld eingesetzten Amtmannes Franz Römer durch den von Baden nominierten Karl von Hornung fiel 1596 die letzte Hürde vor Übernahme dieser Praxis in das dreiherrische Gebiet.184 Schon die von dem Zilshausener und Beltheimer Ausschuß zweimal angeklagte Elsa Daum (1595,1596) sah sich nach ihrer Freilassung Forderungen nach Übernahme der gesamten Prozeßkosten gegenüber, ungeachtet der von ihren Anklägern zuvor geleisteten Kaution und Bürgschaft.185 Nur aufgrund der exorbitanten Höhe dieser Forderungen hatte Kurfürst Johann VII. seinen Amtmann Kesselstatt zunächst Prüfung und Ermäßigung der Ansprüche befohlen.186 Das Ergebnis war eine vertragliche Abmachung der Beltheimer Beamten, worin der Löwenanteil der Kosten mit 400 Gulden den Ausschüssen auferlegt wurde, der kleinere Teil mit 149 Gulden zu je einem Drittel der Elsa Daum und ihren Mitangeklagten Lentzen und Johann Hofmann.187 Sieht man vom Fehlen eines herrschaftlichen Eigenanteils ab, der von den drei Amtmännern auf Weisung ausdrücklich abgelehnt wurde, so entsprach dies durchaus dem Sinn des Artikels 61 der »Carolina«. Aber indem die Entscheidung jene 149 Gulden gleichmäßig dem Hingerichteten Johann Hofmann und den beiden Freigelassenen zuwies und in diesen Eigenanteilen weit mehr als die Kosten für die Haft fesdegte, enthüllt sie wiederum völlig andere Bemessungsgrundlagen als die Prinzipien des Artikels 61 der »Carolina«.188 Im Gegensatz dazu beruhte sie auf der Gleichsetzung von Verurteilten und Freigelassenen. Es kennzeichnet die neue Situation, daß selbst diese Entscheidung nicht 136
umgesetzt wurde. Statt dessen ließen die Beamten zu, daß Ausschüsse und Gläubiger dem Jakob Daum mittels Pfändungsandrohungen und einer nicht autorisierten Pfändung weitere Summen abpreßten, ja sie unterstützten dies mit eigenen Zahlungsbefehlen, die sich weit über das oben festgelegte Quantum erstreckten.189 Damit war die in den Gemeinden vereinbarte, vom Prozeßausgang losgelöste Gesamthaftung der Angeklagten durch die lokalen Beamten faktisch anerkannt. Auch die dazugehörigen politischen Voraussetzungen lassen sich hier exemplarisch greifen: Möglich wurde die eigenwillige Vorgehensweise von Beamten, Ausschüssen und Gläubigern aufgrund der politischen Durchsetzungs- und Aufsichtsschwäche der sponheimischen Fürsten einerseits und der Befangenheit des Kurfürsten von Trier andererseits. Nur das erneute Eingreifen des Pfalzgrafen von Birkenfeld bewegte seinen damals im Kastellauner Exil residierenden badischen Gemeinsherrn Eduard Fortunatas schließlich zur Kenntnisnahme dieser Vorgänge, was der geschilderten Willkür seines Amtmannes einen gewissen Dämpfer versetzte.190 Die Haltung des Trierer Kurfürsten Johann VU. aber zeigt hier ebenso wie bei den Verfolgungen im Erzstift eine aus politischer Schwäche und Hexenfurcht bedingte Unentschiedenheit: Obgleich er noch in seiner Verordnung das Prinzip der Anklägerhaftung bekräftigt hatte, setzte er der Erosion des Akkusationsverfahrens und der Ausplünderung der Prozeßopfer faktisch nur eine Gebührenordnung entgegen.191 Ebenso begründete er seinen Vorschlag zur Übernahme dieser Regelung ins Beltheimer Gericht nur mit den »Irrungen« um die Kosten jener Prozesse, mit ihrem exorbitanten Niveau; das grundsätzliche Problem der finanziellen Verantwortung der Ankläger gegenüber Freigelassenen ließ er unberührt.192 Das Schicksal des von Kesselstatt zur Bezahlung aller Prozeßkosten gezwungenen kurtrierischen Schöffen bezeugt die kurfürstliche Ignoranz in dieser Sache: »Und obwol der gute man beim kurfursten zu Trier vielfeltig umb erstattung supplicando angehalten/ so hat er doch nicht[s] erlangen mögen/ sonder ist also wieder alle billichkeit zu entlichem verderben gebracht und dazu seines ampts und schoffen theils im Beltheimer Gericht eingezogen worden/ dabey es also bissher pliben«.193
Die bedauernden Worte Franz Römers wie auch der gesamte Widerstand der Birkenfelder Seite sind letzte Anklänge an eine herkömmliche Rechtsauffassung. Es handelte sich auch nicht um politische Rhetorik, wenn die Leibherrin der freigelassenen Elsa Daum, Maria Hurt von Schöneck, von einer »corruption« der akkusatorischen Kautions- und Haftungspflicht und der »Carolina« sprach, wenn der Birkenfelder Kanzler Balthasar Zeiger die Gegenposition im Streit um die Verfahrenskosten der Oster Wendling als »newerung« brandmarkte, und der Sohn des alten Amtmannes, Philipp Otto Römer, dies vier Jahre später als »in diesen landen unerhört« bewertete.194 Als Vertreter der Leibherren der Elsa Daum hat der junge Römer noch 137
einmal begründet, warum die »newerung« im Bereich der finanziellen Verantwortung »allen beschriebenen rechten und menschlicher billigkeit... zuentgegen« sei und dabei geradezu prophetisch auf die Konsequenzen hingewiesen: »So wirdt es auch ein seltzam ansehen gewinnen/ wan einem sein weib unschuldiger weis eingezogen/ schwerlichen torquirt und darzu unträgliche langwurige gefengnus ußs tunde/ das dieselb darzu, unangesehen sie aller bezichtigung unschuldig befunden, und wieder ledig erkent wurde, allen uncosten tragen und zahlen, dagegen die mutwillige ancläger gentzlicher und zumahl absolvirt werden soltten. Mit was rechten solches zu dotiren, mocht ich gern wissen, da auch solches ius solte zugelassen und zu gestattet werden, hatt man anders nicht zuerwartten/ dan daß ein jeder friedthessiger sich gleichmessiger mitteil wurde gebrauchen, in ansehung die beclagtin seie der sachen schuldig oder nicht, so wurde er doch aller anforderungen gefreiet, und erlassen. Also vonnoth in dergleichen vorsetzlichen anclagen und bezichtigungen einiche caution zu leisten...«.1'5
Römers Plädoyer hatte bereits den Charakter eines Epilogs: In den Prozessen der nachfolgenden Verfolgungsperioden wurde die Haftungspflicht der anklagenden Ausschüsse nicht einmal mehr der Form nach erwähnt. Voraussetzung dieser Umwertung war, daß die Obrigkeit Hexereiklagen »von amts wegen« akzeptierte, ohne damit auch den formalen Part der Ausschüsse als Ankläger zu übernehmen.196 Die obrigkeitliche Annahme der Ausschußklagen befreite die gemeindlichen Ankläger von der akkusatorischen Kautionsund Bürgschaftsleistung; es blieb ihnen nur die Verpflichtung gegenüber der Obrigkeit, unabhängig vom Prozeßausgang für jene Kosten aufzukommen, die sich nicht aus dem Vermögen der Angeklagten bestreiten ließen. Im Gegenzug erlaubte die Obrigkeit den Gemeinden, ihre korporative Haftung kraft Sondervereinbarung auf jeden Angeklagten abzuwälzen, wiederum unabhängig vom Prozeßausgang. Die Erosion der akkusatorischen Verfahrensprinzipien beruhte somit auf den gleichen Grundlagen wie die lokale Zusammenarbeit von Beamten und Ausschüssen: auf der Trennung der juristischen Verantwortung für die Anklage von der materiellen Verantwortung für die Prozeßorganisation. Dem späteren Kastellauner Amtmann Joseph Zand von Merl war diese Trennung völlig bewußt. Als die Juristenfakultät Gießen ihn aufforderte, der Margarethe Schuhe auf Kosten der Obrigkeit einen Verteidiger zu stellen, lehnte er das mit Hinweis auf die gemeinsame und doch getrennte Last der Verantwortung ab: Der Ausschuß sei bereits hinreichend mit den »verlaagen« zur Versorgung der Inhaftierten belastet und er selbst »mit der sorg beladen«.197 Das Wissen um Sinn und Bedeutung der akkusatorischen Haftung des Anklägers blieb indes bis zum Ende der Verfolgungszeit präsent: 1653 konnte Amtmann Zand von Merl angesichts der zunehmend kritischen Haltung der Birkenfelder Kanzlei nur durch Kaution und Bürgschaftszusage der Ausschußmitglieder nach Artikel 11 der »Carolina« zu einer vorzeitigen 138
Verhaftung der Margarethe Schuhe bewegt werden.198 Solange aber die lokalen Beamten um die Akzeptanz von Klageschriften und Zeugenaussagen bei ihrer Herrschaft wußten, waren sie auch ohne Bürgschaft und Kaution der Kläger zur Annahme der Klage und zur Verhaftung bereit. Die Offizialverhaftung bildete keine rechtliche Begründung für diesen Verzicht, da es sich bei allen Prozessen der Ausschüsse formal um Akkusationsverfahren handelte. Im populären Verständnis war die Vorstellung der Anklägerhaftung ebenfalls lebendig geblieben. So wurde in einem Dialog zwischen der auf Burg Beilstein inhaftierten Oster Wendling und ihren Wächtern 1592 auch die Frage berührt, wie denn im Falle einer Freilassung ihr Verhältnis zum Ankläger sein werde; Frage und Antwort brachten dabei klar zum Ausdruck, daß der Ankläger sich bei einem Mißerfolg seiner Klage in Schuld verstrickt haben würde: »Da hab er ... [sc. der Wächter] ferner gefragt, wolt ihr auch dem Wöhren verzeichen, wann ihr wiederumben herauß khombt, da hab sie zuer antwort geben/ rondt nein, sie verzeihe ihme nitt, wer ihr [sc.auch immer] das raden woll«.199
War hier eher moralisch von der Verzeihungsbedürftigkeit des erfolglosen Anklägers gegenüber der Angeklagten die Rede, so wurde von jener zuvor im Beltheimer Gericht angeklagten Frau aus Uhler (1586) nach ihrer Freilassung unmißverständlich erklärt, daß ihr Ankläger nicht nur die Verfahrenskosten zahlen, sondern ihr auch noch Schadensersatz leisten müsse.200 Ebenso erscheint 1629 die materielle Verantwortung des Anklägers in einem Gespräch zwischen der Maria Kröppen und dem Ehemann der inhaftierten Elisabeth Laux. Demnach äußerte die Kröppen ihm gegenüber im Hinblick auf die Verantwortung des Ankläger Jakob Schaff die Uberzeugung, »daß sein fraw fromb sey, werde auch uf der folter nit bekhennen, er solle nur dapffer daraus gehen, Schaff Jakoben werde es wohl bezahlen müssen«.201
Tatsächlich hatte Jakob »Schaff« (Hennen), der erste und zugleich letzte private Individualkläger, bevor die Kastellauner Ausschüsse das Feld übernahmen, am Ende seiner Klageschrift (1629) förmlich »leib und leben« zum Pfand setzen müssen. Zur Einlassung dessen kam es bekanntlich nicht, weil die Elisabeth Laux vom Kastellauner Amtmann Burkhard Dietrich Senft von Sulburg rechtzeitig zum Geständnis gezwungen wurde.202
2.1. Parteienverfahren Die Ausschüsse waren ihrer Herkunft nach Privatkläger, woran sich in allen folgenden Verfolgungsperioden trotz Verzicht auf Haftung und trotz Privilegierung durch die Obrigkeit formal nichts ändern sollte. Alle Prozesse wurden mit einem »clag libell«, einer »accusatio« der Ausschüsse eröffnet, 139
und nicht als »Klag von der oberkeyt und ampts wegen«, wie der von der »Carolina« geforderte Zusatz bei Offizialklagen lautete; ebenso ergingen alle Verhöre, Verhandlungen, Gutachten und Urteile auf >peinliche Anklage des Ausschusses eines Teils gegen die Angeklagten anderen Teils«. 203 Der Prozeßtitel unterstellte jedoch eine Gleichwertigkeit der Parteien, die in der Praxis nie bestanden hat. Angesichts der Tätigkeit der Hexenausschüsse als amtlich anerkannte »inquisitoren pro extirpando crimine magiae«, die frei von jeder Haftungspflicht als Wächter, Boten und Folterer ihrer Tätigkeit mit amtlicher Protektion nachgingen, konnte von solcher Gleichwertigkeit keine Rede sein. Der Blick auf die Prozeßform enthüllt auch hier eine beträchtliche Diskrepanz zur Prozeßrealität. Das akkusatorische Verfahren war unabhängig von seinem Prozeßgegenstand stets ein Parteienverfahren; Gericht und Obrigkeit nahmen darin eine überparteiliche Position ein, theoretisch auch unter den Bedingungen inquisitorischer Beweiserhebung. Die »Carolina« hat in den entsprechenden Bestimmungen deutlich die Absicht dokumentiert, die Gleichwertigkeit der Parteien vor Gericht zu wahren. 204 Das oft monierte Zusammenfallen von amtlicher Partei und Richterfunktion im inquisitorischen Verfahren ergab sich formal nur aus der Offizialklage. 205 Die privaten Ausschußkläger agierten jedoch zwischen beiden Verfahrenstypen, weil die lokalen Beamten ihre Klagen »von ampts wegen« übernahmen, ohne selbst als Offizialkläger förmlich an ihre Stelle zu treten. Der private Ankläger wurde faktisch zum Offizialkläger, das Parteienverhältnis zur bloßen Fassade. Die Verteidiger der traditionellen Rechtsform haben diese Abweichungen bereits im Streit über die ersten Strimmiger und Beltheimer Prozesse aufmerksam registriert, sie als »newerung« und »corruption« bewertet; einer der drei Gerichtsherren, Philipp von Winneburg-Beilstein, hat auch kategorisch Korrekturen gefordert. Als die Beamten des Beltheimer Gerichts 1596 über die Bedingungen entscheiden mußten, unter denen die Anklage des Beltheimer Hexenausschusses gegen Elsa Daum, Hans Lentz und Johann Hofman erfolgen sollte, wurde der winneburgische Amtmann von seinem Herrn nachhaltig zur Beachtung des Parteienverhältnisses aufgefordert: »Alß will ich mich versehen/ man werde hierin gleichheit halten und ein parthei mehr nicht alß die ander beschweren/ damit also hierin alle Parteilichkeit vermieten bleibe...«.
Als Garantie solcher Gleichwertigkeit galt ihm die Kaution der Ankläger: »Ohne das halt ich, das aller ander process nichtig und den rechten zuwieder sey«. î 0 6
Der Winneburger erweist sich mit dieser Stellungnahme als entschiedener Parteigänger der evangelischen Rechtstraditionalisten im Westen des Reiches. 207 Sein Insistieren auf dem geltenden Recht war jedoch ebenso wie das Plädoyer, das Philipp Otto Römer später zugunsten der Haftung der Ankläger ausführte, nicht mehr zeitgemäß: Auch die Gleichwertigkeit der Parteien 140
war schon 1592 im Prozeß zwischen Oster Wendling und ihrem Verleumder, dem Schäfer Gewehr, vom Strimmiger Schöffengericht nur noch zeremoniell beachtet worden. Faktisch bevorzugte eine Mehrheit der Schöffen den Verleumder, wie die Details zeigen. So begannen die Verhandlungen vor dem Schöffengericht mit dem Antrag der geschädigten Partei, der Injuriant solle seine Beschuldigungen entweder mit drei glaubwürdigen Zeugen beweisen oder vor Gericht widerrufen und der Oster Wendling förmlich >Abbitte tununverhohlen< wie das Schmähen selbst angeführt. In der Klageschrift gegen Gertraud Schäfer jedoch, die mit jenem pompösen Verantwortungspostulat beginnt, beruhte die Behauptung, die Angeklagte habe dem nicht entsprochen, sogar auf der Unwahrheit. Tatsächlich hatte die Frau im April 1644 ein aufwendiges Injurienverfahren gegen Jonas Raw angestrengt und schließlich ein amtliches Dekret zu ihren Gunsten erlangen können: Darin wurden »auß bewegenten Ursachen die iniurien von ampts wegen, ohnnachtheiüg eines oder andero seits ehren auffgehoben; weilen es aber ihm/ Jonaßen/ nit gebührt/ die klagerin öffentlich zu schmehen«, sollte er ihr die »judicial Unkosten wiederumb erstatten«.266 Davon war jedoch 1647 in der Klageschrift des Ausschusses keine Rede mehr; auch der aufgeführte Zeuge, ein Parteigänger 151
des vorherigen Injurianten, erwähnte dies nicht. Statt dessen gab er zu Protokoll, daß auch er die Beklagte als Hexe geschmäht habe. Die Schilderung dieser Szene verrät jedoch, daß die Gegner der Frau dem Ausgang des Injurienverfahrens schon damals keinen Wert beigemessen hatten: »Seye ungefehr drei jähr, alß Jonaß Raw sic ein öffentliche hex gescholten und in Matheißen wirtß hauß deßwegen einen frieden gemacht, habe er [sc. der Zeuge] damahl im wirtß hauß auch gedruncken [sc. und] den vertrag helffen machen und alß Jonaß den auch bezahlen mußen/ hat er gesagt/ es seye ihm leitt/ daß er muß frieden mit einer hexen machen, darüber habe er/ Thönnes/ zu ihr/ der Gertrauden/ gesagt/ eß halte sie doch jeder menniglich vor ein hex/ es sey gewiß auch nit anders/ daruff sich sich [sie!] mit wortten entschuldiget/ aber ihnen femer darüber weiter nicht besprechen lassen...«.267
Ein paradoxes Verhalten: Einerseits bekräftigte der Zeuge, daß er ebenso wie der damalige Verleumder der Injurienklage keine Wirkung zumaß; zum anderen unterstellte er stereotyp die schuldbewußte Duldung der neuen Injurien, weil die Geschmähte sie nur »mitt wortten entschuldiget« habe, nicht aber durch förmliche Aufforderung zum Widerruf. Man fragt vergeblich, wozu diese erneute Injurienklage hätte fuhren sollen. Jene aus dem Jahre 1644 hatte nur das Ergebnis, daß sich in ihrem Gefolge eine weitere Schmähung abspielte, die vom Ausschuß ebenfalls gegen Gertraud Schäfer angeführt wurde. Ebenso erfuhren die Aussagen der beiden Zeugen, die der Injuriant vor dem Amtmann zum Nachweis des Zaubereiverdachts gegen sie vorgeführt hatte, schon bald neue Aufgaben: Nur wenige Wochen später wurden sie, ähnlich wie im Fall der Catharina Frantzen, aus dem Amtsprotokoll in das Inquisitionsbuch des Kastellauner Hexenausschusses übertragen und von dort in die Klageschrift; desgleichen trat einer der beiden Zeugen im darauffolgenden Verhör erneut auf. 268 Wie im Fall der Gertraud Schäfer, so beruhte auch die in der Klageschrift gegen Maria Colimes vorgebrachte Behauptung, sie habe Schmähungen »ohne einig judicial oder extrajudicial endtung auf sich... ersitzen laßen«, auf der Unwahrheit. 269 Vielmehr hatte sie laut den vom Ausschuß selbst gesammelten Indizien dem Verleumder Baurs Claus »so lang angelegen/ biß er den frieden mit ihr machen müssen«. Nicht anders verhielt sich die Frau, als sie vernahm, daß Schummers Claß sieben Gulden dazu geben wollte, »daß mahn sie solle verprennen«, »weßwegen sie ihn vor ampt bescheiden, und ist also wegen vili geschenck [sc.: Gezänk] die sach hinweg geleget worden.«270
Kaum aber hatte der Kastellauner Ausschuß 1643 seine »general inquisition« begonnen, meldete sich auch Baurs Claus zu Wort, berichtete von seinem Streit mit der Maria Colimes und bezeugte dabei, wie wenig ihm die damalige Beilegung galt: er »halt sie doch vor eine hex«. 271 Hintergrund seines anhaltenden Hasses war, wie er dann als Zeuge zu Protokoll gab, daß er sie bereits aus Anlaß ihres damaligen Zusammenstoßes förmlich der 152
Hexerei anklagen wollte, aber die Leute, »so er gebrauchen zu zeugen wolle«, seien vorzeitig gestorben; und nur unter dem Druck von Schultheiß und Schöffen, welche sich »entlich... darin geschlagen und sie dahin ahn gehalten/ daß sie einen willen mit einander gemacht haben«, habe er sich zu einem Vergleich bereit gefunden, der »sie beede ungefehr 7 gulden gekostet, wahrahn die fraw den halben theill bezahlet« hätte.272 Wie bei der Klage der Gertraud Schäfer gegen Jonas Raw bereits ersichtlich, zeigte sich die Entwertung des Injurienverfahrens auch in den dazugehörigen Kompromiß- und Versöhnungsformen. Zur offiziellen Versöhnung vor dem Amtmann durch Reichen der Hände kam die persönliche und gesellige Aussöhnung im Wirtshaus, hier verknüpft mit einer Vereinbarung über die Erstattung der Kosten an die Klägerin. Ob es der finanzielle oder der ideelle Aspekt war, der dem unterlegenen Raw weiter zu schaffen machte - er ließ jedenfalls auch jetzt nicht locker, wie das ebenfalls im Wirtshaus anwesende Ausschußmitglied Thomas Leonhard im Inquisitionsprotokoll festhielt : »Sein sie hernach ihn Mattes Adten hauß zum wein gangen um frid[en] miteinander zu drincken/ aber Jonas Raw nicht nachgelassen vor hechsen zu sagen undt erzeldt/ waß ihr beyder streydt sey...«.
Folgt man Leonhard, so war dies der alleinige Anlaß für den oben angeführten Thönges von Rodt, sich auch an der Hetze zu beteiligen: »Alß aber Thönnis von Rodt solches verstanden/ hatt er der frau nit vili zu gesprochen/ endtellich gesagt/ sie seye ein hechß undt mueße verbrandt sein«.
Und was Thönges in seiner oben aufgeführten Aussage als Replik der geschmähten Frau erwähnt, nimmt sich in Leonhards Version folgendermaßen aus: »Sie zur andtwordt geben/ ho Thünes/ wan dan i[ch] verbrandt/ so wirdt dein mutter auch verbrandt/ darüber Thonnes gezuernendt undt dieselbe frauw schlagen wolen/ mir andtern ihn abgewendt undt ist also stehen blieben...«.273
Dies war die Atmosphäre bei Injurienklagen von Personen, die bereits auf verlorenem Posten standen. Kein amtliches Dekret und kein traditionelles Zeremoniell konnte ihre Rehabilitierung bewirken. Selbst der Versuch der Gertraud Schäfer zur persönlichen Aussöhnung mit dem Verleumder wurde im Nachhinein noch als Korruptionsabsicht gedeutet. So heißt es in der Klageschrift unter Verschweigung ihrer erfolgreichen Injurienklage gegen Jonas Raw, daß sie die Schmähungen »nit allein zum ofFteren ohne einige judicialändung also auff sich hat ersitzen laßen/ sondern... sich mit dem/ welche es ihro auffgeworffen durch außgebung weins und anwendung andern uncosten in wurdtß haußern verglichen«.274
Ebenso wurden die Absichten der Eva Pforten umgewertet: 153
»Undt solchem nach... ohn ihre verandtwortung nit allein gescholten worden..., sondern sich noch erbotten, mit dem, welche sie gescholten/ ein willen zumachen undt etwaß zum besten zugeben.«275
Der Vergleich mit den dazugehörigen Zeugenaussagen erweist wiederum, daß ein entscheidender Sachverhalt verschwiegen worden war. Eva Pforten hatte sich nämlich durchaus gegen die Injurien gewehrt, aber nicht vor dem Amtmann, sondern vor dem Kirchengericht, der Zensur. Die Anrufung dieser religiösen Aufsichtsinstanz war keineswegs ungewöhnlich. Die Zensur war in der Hinteren Grafschaft Sponheim wie auch anderswo als Nachfolgeinstanz der katholischen Sendgerichte vom Landesherrn ausdrücklich eingesetzt worden; Pfarrer und Zensoren waren daher laut Kirchenordnung gehalten, sich regelmäßig über alle religiösen und sozialen Fehltritte von Gemeindemitgliedern zu informieren und gegebenenfalls mit Kirchenbußen zu strafen.276 Aber im Kontext von Hexenverfolgungen wurde der Zensur offenbar ihre Zuständigkeit für darauf zielende Vorwürfe bestritten. Denn die Verleumderin der Eva Pforten gab in ihrer Aussage offen zu, daß sie beide wegen der gegenseitigen Beleidigungen »baldt darauff... bey den censoren zusamben komen« seien, wo sie aber ihre Schmähworte »nicht gestehen« wollte, »sondern geläugnet« hätte. Daher war auch dem Vorsitzenden Zensor nichts anderes übriggeblieben, als der Gescholtenen eine Klage vor dem Amtmann oder einen Vergleich zu empfehlen. Der Aufforderung zum Vergleich hatte die Injuriantin sich nicht unterwerfen wollen, wie sie im Zeugenverhör deutlich zu erkennen gab: Die Sache sei »aber nicht vor daß ambt komen, sondern es hatt die beklagte [sc. Eva Pforten] begehrt/ mit ihrn undt Leyen Hanßen ein willen zu treffen, undt darzu ein gutt stuck fleiß, undt ein par mass wein zu geben angebotten/ ist aber [gestrichen: ...weillen die kläger es nicht begehrt...] nit besehen...«.
Die Zeugenaussage des zweiten Injurianten bestätigt die Unwilligkeit, die Empfehlung der Zensur anzuerkennen: Zwar habe die Eva Pforten seine Frau »vor die censores... komen lassen und wie dieselbe die sach zum ambt remittiret, ihn/ deponens/ zue erbotten, er solle zu ihr komen, und sich vergleichen, sie wolle ein par stiiken fleisch undt ein par mass wein zum besten geben, so er aber nit thun wollen...«.277
Der Kastellauner Amtmann Joseph Zand von Merl teilte die Ablehnung der Zensur als Schlichtungsinstanz von Hexereiinjurien. So hatte die Maria Margarethe Göbel gegen die Schmähung als »hur und hex« durch Ursula Winkauf ebenfalls vor der Zensur geklagt, wie sie später zu ihrer Verteidigung vorbrachte.278 Die dazu befragten Zensoren bestätigten den lang zurückliegenden Sachverhalt der Injurienklage und daß sie »zue der Ursula geschickt« worden seien, »sie über die injurien zu befragen«. Diese aber 154
hatte sich dem wie im vorigen Fall entzogen: »habe das wortt hex geleugnet«. Weil damit der Sachverhalt des Scheltens, wie vom Ausschuß behauptet, in Frage gestellt war, wurde sogleich der Gerichtsschreiber zur Ursula Winkauf geschickt. Von einem Widerruf wollte diese jetzt nichts wissen; vielmehr hätten die damals zu ihr geschickten Schöffen »des worts hexe nicht gedacht/ sonsten... würde sie es... ihnen n[icht] negirt haben/ beharret sonsten dabei/ daß sie sie auf ihres mans sel[igen] befelch ein hur und hex gescholden [!], auch darumb bey der censur... geweßen seye, sie seye aber über das wortt hex aldahe nicht zu redt gesteh worden, sondern wohl über das wortt huer«.279
Der Widerspruch zu den Aussagen der Schöffen mag auf Erinnerungslücken beruhen oder - was angesichts der Rolle der Ursula in dieser Phase des Prozesses als Hauptzeugin wahrscheinlicher ist - auf dem Prozeßinteresse.280 Für den Kastellauner Amtmann tat dies nichts zur Sache, weil er, im Streit mit dem Verteidiger der Göbel, der Ursula ausdrücklich das Recht zu Verleugnung ihrer Injurie einräumte: Es »mogtet wohl sein/ [sc.: daß]/ alß die...[Göbel] die Ursula wegen der schmähe worden vor ihren h[errn] pfarren gefordert/ sie selbiger in abredt geweßen, sich dardurch der besorgenter correction zu entschülten/ welches nicht [s] ad rem thun kan[n], weilen dieses ihr leucknen extra judicialiter geschehen/ die confessio [sc. im Zeugenverhör] aber judicialiter et cum iuramento...«.281
Der Amtmann konzedierte der Zeugin somit zur Abwendung der Kirchenbuße ein Recht zur Lüge. Zudem behauptete er noch eine geringere Wertigkeit der Zensurinstanz gegenüber dem justiziellen Amtsverhör. Zum prozeßtaktischen Interesse kam hier die Konkurrenz zur kirchengerichtlichen Kompetenz des Pfarrers. Der Amtmann führte daher dessen Inkompetenz (»und hatt er keine cognitionem judicialem«) als weiteren Grund für die Ungültigkeit der Zensurklage von Maria Margarethe Göbel an;282 deshalb habe die Ursula damals auch das Recht zur Aussageverweigerung - ein Synonym für ihre Lüge - gehabt.283 Die Abwertung des vor der Zensur geführten Injurienverfahrens erhielt hier aber nur zusätzlichen Anstoß aus der Konkurrenz zwischen Pfarrer und Amtmann. Denn noch 1645 hatte der Kastellauner Ausschuß in der Klageschrift gegen Maria Colimes auch die außergerichtliche (»extrajudiciale«) Verteidigung gegen Schmähungen als vollwertige Form der Selbstreinigung behauptet; der Verzicht darauf galt daher auch als Indiz: »Wie auch wan sie von anderen also gescholten worden, [sc. : das] ohne einig judicial oder extrajudicial endtung auff sich hat ersitzen laßen«.284
So war denn auch die Unterscheidung von außergerichtlicher und gerichtlicher Injurienklage nur Mittel zum Zweck. Und gleich den Ausschüssen beteiligte sich auch der Amtmann an der Entwertung der gerichtlichen Injurienklage. Als die Göbel in der Zeit ihrer Haftverschonung »gegen undt 155
wieder so wol mans als weibs personen, welche sie auß haß und mißgunst ohne warheitsgrundt eine hexin und hure« schmähten, »retorquendo sich verthädiget«, also mit Gegeninjurien, wurde sie allein, und ohne vorherige Anhörung, vom Amtmann mit einer erheblichen Geldbuße belegt, nicht aber die Primärinjurianten.285 Die Mißachtung von Injurienklagen und Leumundsbescheinigungen sowie die Parteilichkeit der Beamten schufen somit einen allgemeinen Trend zur Ausklammerung von zivilrechtlichen Hilfsmitteln bei alltäglichen Hexereibeschuldigungen. Wenn es um Hexerei ging, waren die Sympathien der lokalen Beamten auf der Seite der Injurianten; deren Verleumdungen erhielten den Charakter von Tatsachenbehauptungen. Es war daher mehr als nur Einäugigkeit, wenn der »Advocatus« des Winninger Hexenausschusses, der Jurist Dr. Moeden, in seiner Entgegnung auf die Verteidigung des Hans Wilhelm Mölich erneut bekräftigt, er hätte sich doch, wenn er »in conscientia unschuldig geweßen« wäre, gegen jene, die ihn »in faciem« als »ein gewißlicher hexen meister undt zauberer gescholden« hatten, rechtlich wehren sollen, wozu ihm »die fiirgesetzte beambten gehrn die amptliche handt/ in dem er besüget«, gereicht hätten.286 Die Behandlung von Hexereiinjurien und das Schicksal der Kläger erklärt schließlich, warum insgesamt nur sehr wenige der Angeklagten sich in den Jahren vor ihrem Prozeß mit zivilrechtlichen Mitteln gegen ihre Diffamierung gewehrt haben. Wenn daneben in den Amtsprotokollen auch mehrere Injurienklagen verzeichnet sind, deren Träger nie als Angeklagte in Hexenprozessen erscheinen, so spricht auch dies nicht fiir die von den Ausschüssen und Beamten beschworene Reinigungswirkung, sondern wiederum für das Gegenteil. Der Grund für die Nichtberücksichtigung dieser Personen durch die Ausschüsse liegt vielmehr in der Tatsache, daß man ihnen keine allgemeinen und speziellen Verfolgungsinteressen entgegenbrachte.287 Wer dagegen einmal hinreichend Stigmatisierung erfahren hatte und in den Blickwinkel der Ausschüsse gelangt war, dem nutzte eine Klage gegen individuelle Schmähungen selbst dann nichts, wenn er damit vor der Zensur oder dem Amtmann zunächst Recht erhielt.
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»N[ota] b[etie:] Das ambt muß mehr geldt zusammenlegen, dan mit etwas macht sich etwas, mit nichts macht sich nichts; bey diesen sachen will stündlich geldt da sein zu allem, waß uff den fall verfallt«.1
IV Usurpation durch Interessen 1. Ideelle und materielle Interessen Der Ursprung der Rechtsumwertung ist offenkundig; Motive und Interessen, welche sie bedingten, sind freilich vielschichtig. Am deutlichsten greifbar ist die ideelle Begründung. Der Prozeß gegen eine Hexe oder einen Hexenmeister erschien den Prozeßleitenden als Kampf mit dem Teufel, dessen Klauen und »Rachen« es die Seelen der Angeklagten zu entreißen galt. Zugleich war es ein Kampf zum Schutz von Mensch, Tier und den »lieben früchten«, den bevorzugten Opfern der Unholde. Angesichts solcher Dimensionen konnten sich die Verfolger auch dann noch legitimiert fühlen, wenn sie ohne Unterstützung durch eine juristische Autorität nach eigenem Gutdünken verfuhren. Dabei standen die verhörenden Beamten und Kommissare unter dem widersprüchlichen Zwang, einerseits aus den Angeklagten ein Geständnis herauspressen zu müssen, das den Kriterien der gelehrten Hexentheorie entsprach, andererseits diese Fiktion mit realen Umständen in Einklang zu bringen. Die verzweifelte Suche nach dem »corpus delicti« zeigt die Aporien dieser Situation: Der ominöse Schmiertopf, der die »zauber matery« enthalten sollte, entpuppte sich im Fall der Maria Margarethe Göbel (1655) als ein Gebräu zur Färbung der Eier fur das Osterfest, 2 und der angeblich von Margarethe Schuhe (1655) und ihren »complices« mißbrauchte Leichnam eines Kindes erwies sich bei der Exhumierung auf dem Kastellauner Friedhof - eine gespenstische Szene - als unversehrt.3 Mehrmals gerieten der Kastellauner Amtmann Zand von Merl und der sponheimische Regierungsgutachter Heintz in solche Aporien; 4 doch stets verzichteten sie nach ergebnislosen Foltern auf weitere Nachforschungen und begnügten sich mit den Hauptkriterien der Hexenlehre - Abschwörung Gottes, Buhlschaft und Pakt mit dem Teufel, Teilnahme an Hexentänzen und Schadenszaubereien - , um die Verfahren endlich abschließen zu können.
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Ähnlich lagen die Dinge, wenn die Angeklagten zwar alle Bestandteile der Hexenlehre gestanden, nicht aber die ihnen vom Ausschuß zur Last gelegten >konkreten< Delikte.5 Das Interesse, bei Vorliegen eines Geständnisses das Verfahren möglichst schnell zu beenden, speiste sich aus der Angst vor Widerrufen der Angeklagten. Schnelligkeit und entsprechender Druck entsprachen zugleich der von der Landesherrschaft propagierten Sparsamkeit durch Verkürzung der Prozeßdauer, woran die Gemeinden nicht weniger interessiert waren. Die Angeklagten wurden dadurch unter zusätzlichen Druck gesetzt. Weil man Maria Siegbert und Margarethe Moden aus Winningen im August 1643 gemeinsam verhaftet hatte, wünschte der Kastellauner Amtmann Zand von Merl, daß beide auch gemeinsam zum Geständnis gebracht werden sollten; wenn beide »sachen zugleich expedirt werden konten/ würde es zue abspahrung vieller uncosten dienlich sein«.6 Zugleich ließ sich das ökonomische Argument, wie gezeigt, auch taktisch verwenden, um der Herrschaft prozedurale Vereinfachungen abzuhandeln, welche die Autonomie der lokalen Prozeßträger vergrößerten.7 Den Beamten selbst galt ein rasches Prozeßende als Inbegriff von Effizienz, die durch Widerruf von Geständnissen8 oder Schwierigkeiten bei der Prozeßfinanzierung bedroht war. So erschien das Zeit- und Geldsparen im Prozeß gegen Gertraud Schäfer besonders wichtig, da die Angeklagte über kein Vermögen verfugte.9 Im Falle der Margarethe Schuhe entschloß sich der Amtmann Ende 1653 aus Kostengründen sogar zu einer Haftverschonung, weil aufgrund ihrer Krankheit und der kritischen Haltung des Birkenfelder Gutachters Agricola die Aussichten auf Folter und Geständnis in weite Ferne gerückt waren, und damit auch die Möglichkeit, auf ihr Vermögen zuzugreifen.10 Fehlten solche Zwänge, fand das Ideal der Sparsamkeit nur vordergründige Beachtung; die Prozeßkostenabrechnungen erweisen es dann vollends als Lippenbekenntnis. Tatsächlich waren die in einzelnen Prozessen und Prozeßphasen entstehenden Kosten horrend: Im Streit um die Kosten des Verfahrens gegen Elsa Daum (1596) standen nach der Rechnungsprüfung noch 548 Gulden an,11 nicht mitgerechnet die Ansprüche des Wirtes; aber allein die Beltheimer und Zilshausener Ausschüsse machten für ihre Aufwendungen in diesem und dem vorausgegangenen Verfahren zusammen 438 Gulden geltend, wozu noch die Gerichtskosten kamen.12 Bezogen auf die Gesamtkosten aller drei Verfahren des Jahres 1596 erscheint somit die Aussage Philipp Otto Römers, daß sich die Kosten seinen Nachforschungen zufolge auf rund 1500 Gulden beliefen, als durchaus zutreffend.13 Ahnliches galt für die Kosten der Prozesse von 1629/31: 585 Gulden im Doppelverfahren gegen Agnes Mödges und ihren Sohn Remigius,14 weitere 585 Gulden in den drei Beltheimer Prozessen des folgenden Jahres.15 Die relative Abnahme der Kosten je Verfahren resultierte jedoch aus der Finanznot dieser Phase: Bereits im folgenden Jahr schnellten 158
die Beträge fur drei weitere Beltheimer Prozesse auf die gewaltige Höhe von 1165 Gulden.16 Auch die Kosten der Winninger Prozesse bewegten sich von Anfang an in der durchschnittlichen Höhe von ungefähr 400 Gulden, steigerten sich aber bis auf die Summe von 1391 Gulden für das Verfahren gegen Hans Wilhelm Mölich.17 Im Vergleich dazu fielen die Kosten der Kastellauner Prozesse mit Beträgen zwischen ca. 181 Gulden im Fall der Maria Kröppen (1630)18 und 285 Gulden im Fall der Maria Margarethe Göbel (1653/55) etwas bescheidener aus.19 Mit 377 Gulden im Beltheimer Verfahren gegen Thonges Roß (1654)20 und 329 Gulden gegen Friedrich Mölich aus Winningen pendelten sich auch in der dritten Welle die Kosten zwischen 250 und 400 Gulden ein.21 Die genannten Beträge sind in jeder Hinsicht bedeutend. Legt man jedem der 85 Verfahren einen durchschnittlichen Betrag zwischen 200 und 400 Gulden zugrunde, so ergibt sich für die betreffenden Jahre eine gigantische Wertabschöpfung.22 Schon die Einzelbeträge lagen auf einem Niveau, das dem Steueraufkommen eines ganzen Dorfes entsprach.23 Ihre damalige Kaufkraft läßt sich aus dem Haushaltsbuch des Enkircher Pfarrers Caspar Streccius (bis 1648) und aus anderen Belegen recht genau bestimmen.24 Wenn demzufolge der Preis für ein Rind zwischen 1620 und 1650 zwischen 25 und 40 Gulden, der Preis für ein Pferd im gleichen Zeitraum zwischen 45 und 60 Gulden lag, so ermöglichte bereits die bescheidene Prozeßkostensumme von 150 Gulden die Anschaffung von vier bis sechs Rindern oder zwei bis drei Pferden. Mit den 635 Gulden aus dem Verfahren gegen Emmerenzia Laux ließen sich 20 bis 25 Kühe oder 10 bis 15 Pferde erwerben, und der astronomische Betrag von 1391 Gulden, den man der Familie des Hans Wilhelm Mölich nach der Hinrichtung abforderte, entsprach einem Viehbestand, wie man ihn damals wohl auf kaum einer Dorfweide antreffen konnte. Ebenso deutlich fällt die Kaufkraftbestimmung aus, wenn man sie mit Bezug auf immobile Güter vornimmt: Bereits 150 Gulden ermöglichten den Erwerb mehrerer Grundstücke, wie ein Blick in das Kastellauner >Kauf- und Tauschbuch< zeigt.25 Und mit Beträgen von 300-400 Gulden, der durchschnittlichen Kategorie von Prozeßkosten, war man imstande, größere Höfe im Amtsort Kastellaun zu kaufen.26 Die Höhe der Prozeßkosten illustriert, was dem Trierer Kurfürsten Johann VII. von Schöneberg (1581-1599) und unserem Chronisten aus den »Gesta Trevirorum« vor Augen stand, als sie die Verarmung und erzwungene Exilierung ganzer Familien aufgrund des Verlustes von Haus und Gütern beklagten.27 Entsprechende Ängste und Schicksale spiegeln sich in den Akten wider.28 So wird auch von dieser Seite aus verständlich, warum Angehörige sich bisweilen von den Angeklagten distanzierten oder warum der Ehemann und der Sohn der Elisabeth Külzer sie in der Verhörstube anflehten, 159
»sich erstlich von irem eußersten verderbnuß der seelen und folgendts innen/ den mahn und söhn/ von dem verlust aller ihrer haab und nahrung zu conserviren und durch eine rewmühtige bekendtnuß [gestrichen: sie] zu erretten...«.29
Von der Aussicht auf den Ruin war auch die Distanzierung des Mannes der Margarethe Moden geprägt, als sie ihn nach geglücktem Ausbruch nachts zu Hause aufsuchte und um Hilfe für die weitere Flucht bat: »Er hete ihr nichts mehr zu geben, er will nichts mehr mit ihr zu thun haben/ dan er so viel zu geben habe«.30
Angeklagte, die solche Ängste ihrer Familienangehörigen teilten, ließen sich dadurch von weiterem Widerstand abhalten;31 die geständige Lucia Fluck bat anschließend für die Familie um eine möglichst schnelle Urteilsfällung, »darmitt sie aus den schwehren uncosten einmahl kommen möge«.32 Die Beamten nutzten diese Ängste nicht nur zur raschen Erzwingung von Geständnissen, sie waren auch von ihrer Berechtigung überzeugt. Daher wollte der Kastellauner Amtmann Zand von Merl dem Sohn des Hans Wilhelm Mölich keineswegs glauben, daß er dem Vater nur aus Pflichtgefühl (»officium pietatis«) zur Flucht verhelfen wollte.33 Und nachdem Mölich und die Familie trotz ruinöser Aussichten bis zum bitteren Ende Widerstand geleistet hatten, dürfte auch die Bitte des Geständigen um Verschonung »seiner haußfraw und armen kind[er]« nichts mehr bewegt haben.34 Dagegen fanden Maria Knebel und ihr Mann immerhin noch das Verständnis des Winninger Vogtes Zeiß, als sie nach Vorliegen des Geständnisses gemeinsam den Kastellauner Amtmann Sulburg baten »daß die sach nun mehr soviel möglich, befiirdert werden, dann... albereith zimblich uncosten aufgangen...«.35
Die Höhe der Prozeßkosten erweist, daß hier über Jahre hinweg ein beträchtliches Bereicherungspotential bestand. Die Bereicherungsthese ist zwar in der neueren Forschung unter Verweis auf die relative Armut der Angeklagten überwiegend negativ diskutiert worden, sie erhält aber im Lichte der hier nachweisbaren Prozeßkosten neues Gewicht.36 Die Bezahlung dieser Kosten war gewährleistet, wie schon die Kontinuität der Verfolgungen zeigt; reichte das Vermögen der Angeklagten nicht aus, so brachten die Gemeindemitglieder die Fehlbeträge auf.37 Dabei ertrug die Beltheimer Sammlung aus dem Jahre 1631 mit 674 Gulden sogar noch einen Uberschuß gegenüber den 585 Gulden, welche die drei Prozesse des Vorjahres hinterlassen hatten, erstaunlich für eine Zeit, in der die Gemeinden aufgrund von Krieg und Kontributionen ohnehin an der Grenze ihrer Belastbarkeit standen.38 Nicht minder wichtig sind die Rückschlüsse, die sich aus den Kosten auf die Finanzkraft der Angeklagten und auf die dörflichen Hintergründe der Prozesse ziehen lassen.39 Fragen wir aber hier zunächst nach den Profiteuren der Verfolgung. 160
2. Die bürgerlichen Fachleute Als der alte Winninger Vogt Zeiß im Mai 1631 die Bitte der Eheleute Knebel um ein möglichst schnelles Prozeßende nach Kastellaun weiterleitete, kam er auch auf die Verursacher der hohen Kosten zu sprechen: »dann der Steinhausen, Christoph Koch/ Anthon Ludwigh... und andere personen wol zum virten mal neben dem Scharfrichter alhie gewesen«.40
Bei Johann Michael Steinhausen, »beider rechten doctor undt churf[ürstlich] trierischen parlaments zu Coblentz assessor, auch des weltlichen gerichts scheffen daselbsten«, und Christoph Koch, Prokurator am geistlichen und weltlichen Hofgericht zu Koblenz, handelte es sich um die beiden Juristen, welche die sponheimische Regierung 1631 kommissarisch als Gutachter und juristische Leiter des ersten Winninger Verfahrens zugelassen hatte. Ebenfalls aus Koblenz kam der Notar Anthonius Ludovici.41 Die Aufzählung des Vogtes gibt den Sachverhalt angemessen wieder: Die Kommissare und Notare strichen bei Hexenprozessen neben anderen die größten Gewinne ein. So verdiente Niklas Gottfried Lerner als Kastellauner und zugleich Beltheimer Gerichtsschreiber ungefähr 180 Gulden an neun Verfahren der Jahre 1629 bis 1631.42 Der Kastellauner Amtsschreiber Johann Strauß verdiente durch Erledigung verschiedener Schreibarbeiten für Ausschüsse und offizielle Prozeßführung in den Prozessen der Jahre 1630 und 1631 zusammen 34 Gulden,43 der Notar Petrus Hottin erhielt für seine Leistungen in den drei Verfahren des Jahres 1644 ca. 54 Gulden44 und der Kastellauner Gerichtsschreiber Niklas Viel nur aus dem Verfahren gegen Maria Margarethe Göbel (1653/55) ca. 34 Gulden.45 Noch höher waren die Einnahmen, die der Koblenzer Notar Ludovici für seine Dienste in Winningen verbuchen konnte: für nur sieben der insgesamt 24 Verfahren schreiben ihm die Rechnungen 269 Gulden zu.46 Mit solchen Verdiensten konnten die Juristen nur dann konkurrieren, wenn sie nicht nur als Gutachter, sondern auch als kommissarische Prozeßleiter in Anspruch genommen wurden. Für jedes Gutachten erhielten sie, die Koblenzer Juristen ebenso wie die Beltheimer und sponheimischen Regierungsgutachter, zwei Goldgulden, also sechs rheinische Gulden. Das bedeutete zumindest ein attraktives Zusatzgeschäft, wenn man den geringen Aufwand und die kontinuierlichen Prozeßziffern berücksichtigt.47 Mit der kommissarischen Leitung der Winninger Prozesse durch die Koblenzer Juristen Koch, Steinhausen, Breitenbach, Moeden und Trarbach schnellten die Verdienste entsprechend in die Höhe: 27 Gulden erhielt Breitenbach für seine Verhöre in den beiden Prozessen von 1640, 18 Gulden im Prozeß gegen Maria Siegbert und eine ähnliche Summe aus dem Verfahren gegen deren Mitangeklagte Margarethe Moden.48 Mit Ausnahme der beiden Pro161
zesse des Jahres 1642 standen alle peinlichen Verhöre in Winninger Verfahren unter der Leitung der genannten Kommissare, was ihnen fur einige Tage Aufenthalt im Ort einträgliche Verdienste nebst freier Kost und Logis einbrachte. Der Prozeß gegen Hans Wilhelm Mölich verschaffte auch ihnen Höchstsätze: 56 Gulden erhielt der Lizentiat Trarbach, 52 Gulden Dr. Moeden, was zum größten Teil aus seiner Tätigkeit als »advocatus deputatorum« für den Ausschuß herrührte, und 51 Gulden gingen an den Lizentiaten Agricola.49 Kaum geringer fielen Aufwand und Ergebnis für die Scharfrichter aus. 18 Gulden verdiente der Scharfrichter für Folterungen und eine Hinrichtung im Prozeß Mödges, nebst freier Kost und Logis für sich und sein Pferd.50 1631 verschaffte ihm die Kumulation von drei gleichzeitigen Prozessen mit 45 Gulden fast dreifachen Verdienst.51 Im Verfahren gegen Catharina Knebel teilten sich 1640 der Koblenzer und der Trarbacher Scharfrichter den Lohn, zusammen über 28 Gulden.52 In den folgenden anderthalb Jahren konnte der sponheimische Scharfrichter den Verdienst aus den Winninger Prozessen allein einstreichen, für nur wenige Prozeßtage zwischen Oktober 1642 und Februar 1643 über 100 Gulden,53 und im Herbst 1643 verdiente er 20 Gulden für Tortur und Hinrichtung der Eva Pforten aus Kastellaun.54 Weiterhin ertrugen die drei Kastellauner Verfahren des Jahres 1644 den beiden beteiligten Scharfrichtern 47 Gulden55 und die Doppelhinrichtung von Hans Wilhelm Mölich und der Sattlerin am 10. Juni 1653 dem ausführenden Henker ca. 32 Gulden.56 In solchen Verdiensten wird anschaulich, was schon der zeitgenössische Trierer Chronist treffend beschrieben hat: daß viele »Amtleute« die Verfolgungswünsche der Bevölkerung nur in der Hoffnung auf Reichtum unterstützten und damit auch den Notaren, den Schreibern und den Wirten Bereicherung erlaubten. Sogar der Henker sei wie ein Adliger auf einem prächtigen Pferd dahergeritten gekommen, und seine Frau habe im Kleiderluxus mit adligen Frauen gewetteifert.57 Um die vom Chronisten angeprangerte Bereicherung zu bewirken, genügten allerdings die oben genannten Beträge nicht. Nur unter der Voraussetzung, daß die Tätigkeit von Kommissaren, Notaren und Scharfrichtern in den Winninger, Kastellauner und Beltheimer Verfahren lediglich einen Teil ihrer Gesamtbeschäftigung bildete, wird ein Vermögenszuwachs plausibel. Für die Scharfrichter ist aufgrund ihrer geringen Zahl eine derartige Mehrfachbeschäftigung offenkundig. Dauerhaft tätig waren im Untersuchungsraum die Scharfrichter von Trarbach, Simmern, Uhler und Koblenz, anfänglich auch der Birkenfelder.58 Weil es sich bei jenem aus Trarbach um den amtlichen Scharfrichter der Hinteren Grafschaft Sponheim handelte, sollte er auf Wunsch der Birkenfelder Kanzlei bevorzugt verwendet werden, insbesondere bei der Hinrichtung.59 Aber bereits die Gleichzeitigkeit von Prozessen im Amt Kastellaun und in Winnin162
gen im Spätsommer 1643 warf die Frage auf, ob der Trarbacher Scharfrichter sich zu diesem oder jenem Ort begeben sollte.60 Den Winningern kamen solche Engpässe durchaus gelegen, da sie ohnehin den Koblenzer Scharfrichter bevorzugten, weil der erheblich schneller zu erreichen war.61 Für diesen bedeuteten die Aufträge im protestantischen Winningen eine Ausweitung seines ohnehin beträchtlichen Sprengeis. Aber auch der sponheimische Scharfrichter aus Trarbach scheint zeitweise derart überbeschäftigt gewesen zu sein, daß er sich 1647 bei dem peinlichen Verhör der Gertraud Schäfer notgedrungen durch den Scharfrichter von Simmern, einen Veteranen von ca. 70 Jahren, vertreten lassen mußte.62 Daneben bestand eine zusätzliche Ausweichmöglichkeit im Beltheimischen Ort Uhler, wo wir zunächst Meister Niklaß und später mit Meister Johannes vermutlich dessen Sohn als lokale Scharfrichter antreffen.63 Sie wurden jedoch nur aushilfsweise zur Tortur und nicht bei Hinrichtungen verwendet. Zweifellos bescherten die zeitlichen und räumlichen Prozeßkonzentrationen zwischen 1592 und 1659 den Scharfrichtern eine einmalige Auftragslage. Sie entwickelten dabei auch einen ausgeprägten Sinn für die Risiken ihres Geschäftes. Im November 1643 war kaum mehr als ein Monat nach den letzten beiden Winninger Hinrichtungen vergangen, als der Trarbacher Scharfrichter den Kastellauner Amtmann schon mit Klagen über seine noch ausstehende Bezahlung »importunirte«;64 im Vorjahr hatte er gar, wie in der Abrechnung des Ausschusses vermerkt ist, aus dem Ort »nicht weichen wollen«, bis ihm sein Lohn völlig ausgezahlt worden war, was er sich aufgrund freier Kost und Logis durchaus leisten konnte.65 Die Kommissare profitierten noch mehr von dieser Nachfrage, obwohl sie ja Angehörige eines umfangreicheren, weil ehrenhaften Berufsstandes waren. Welche Karrieren darauf gründeten, illustriert das Beispiel des Dr. Johann Moeden. Seine Spuren führen auf eine fast dreißigjährige Reise durch die Verfolgungsgebiete des mittelrheinischen Raumes. Nach den vorliegenden Belegen erschien Moeden, gebürtiger Koblenzer und Absolvent der Universität Würzburg,66 im Jahre 1627 zum ersten Male bei Hexenprozessen, und zwar in den nördlichen Eifelgebieten der Grafen von Manderscheid, des Grafen von der Marek, des Kurfürsten von Köln und kleinerer Hochgerichtsherren. Sein Engagement bestand in der Leitung von über 160 Prozessen und dauerte bis 1633.67 Im gleichen Zeitraum (1631) war er an Hexenprozessen in der Herrschaft Drachenfels, der Grafschaft Neuenahr und in anderen jüüschen Orten beteiligt.68 In den Jahren 1636 und 1637 erschien er dann, neben dem bekannten kurkölnischen Hexenkommissar Dr. Franz Buirmann, in den benachbarten Orten Meckenheim und Rheinbach. 69 1638/39 ist Moeden als Stadtbürgermeister in Münstereifel nachzuweisen.70 Damals erschien er erneut in der Herrschaft Drachenfels, um aus Prozeßakten Besagungen gegen zwei Männer aus dem benachbarten 163
kurkölnischen Adendorf zu notieren.71 In den darauffolgenden Jahren zog es ihn wohl mangels Nachfrage in ein anderes Verfolgungsgebiet, dieses Mal nach Koblenz, wo er zudem eine Stelle als Assessor am kurfürstlichen Hofgericht einnehmen konnte. Als Appellationsinstanz in Zivilsachen hatte dieses Gericht zwar keine direkte Berührung mit Hexenprozessen, bot aber den beruflichen Rahmen für privates Engagement. Tatsächlich hatte sich Moeden mit seiner Niederlassung in Koblenz in einer Region piaziert, die in den vierziger und fünfziger Jahren reichhaltige Beschäftigungsmöglichkeiten bot. So finden wir ihn im Juli und November 1645 als Gutachter bei Hexenprozessen in der kurkölnischen Stadt Rhens am Rhein.72 Beim Ende der dortigen Verfolgung im März 1647 hatte Moeden bereits neue Engagements gefunden: Der Tod seines Koblenzer Kollegen Dr. Peter Breitenbach um 1645/46 machte dessen Platz in Winningen für Moeden frei und verschaffte ihm dort vom Frühjahr 1646 bis 1659 die Position eines Prozeßkommissars.73 Mit der Fortsetzung der Kastellauner Hexenverfolgung im Jahre 1647 übernahm Moeden auch dort die Gutachterfunktion Breitenbachs bis 1656; 7 4 im gleichen Jahre ließ er sich für die Hexenprozesse in der nahe Mayen gelegenen Herrschaft Bürresheim anwerben, wo er bis mindestens 1651 tätig gewesen ist.75 1649 gab er offenbar noch ein Gastspiel im kurkölnischen Ort Pützfeld.76 1652 folgte eine Beteiligung an der Verfolgung im kurtrierischen Amt Münstermaifeld und in der Herrschaft Eitz,77 weiterhin ein Engagement in der westerwäldischen Grafschaft Sayn-Hachenburg, wo er am 28. März der Hinrichtung von drei Personen beiwohnte.78 Dieses Arbeitspensum war nicht das Ergebnis eines Monopols; vielmehr ermöglichte die Intensität der Verfolgungen im mittelrheinischen Raum eine gebietsweise Aufteilung der Beschäftigung, forderte aber auch Konkurrenz. Als Moeden um 1630 in den Manderscheider Grafschaften wütete, war in der benachbarten Grafschaft Arenberg Dr. Anthonius Münster tätig, was dem Verhältnis der beiden nicht forderlich war.79 1645 aber erschien an Moedens Seite der Lizentiat Johann Peter Trarbach aus Koblenz. Er hatte sich noch 1640 als Zulieferer für den Winninger Ausschuß betätigt und damals zwei »dag libelli entworfen«;80 jetzt war er zusammen mit dem Juristen Andreas Foldemann als Gutachter bei den Rhenser Hexenprozessen tätig, wo er offenbar mit Moeden kooperierte.81 Solche Zusammenarbeit prägte auch Trarbachs Tätigkeit im Winninger Prozeß gegen Hans Wilhelm Mölich 1652/53. Dort fungierte er als Vertreter von Moeden, der vielleicht noch mit kurtrierischen und eltzischen Prozessen oder schon in der Grafschaft Sayn ausreichend beschäftigt war.82 Gleichwohl blieb Moeden auch fur die Winninger Sache verfügbar, wie sich nicht nur an seiner Tätigkeit für den dortigen Ausschuß zeigt: Als Trarbach seinerseits verhindert war - »die graffl[ich] sell[ige] wittib von Holtsapffel« hatte ihn, wie er dem Vogt erklärte, »anderer sachen halben hinunder begert« - , erschien wiederum 164
Moeden an seiner Stelle zu einem Verhör in Winningen.83 Die anhaltende Beschäftigung Moedens mit den Hachenburger Prozessen im Frühjahr 1653 und die Verlegung Mölichs nach Kastellaun verschafften Trarbach weitere Aufträge: Zusammen mit dem von Birkenfeld neu angeworbenen Lizentiaten Agricola begutachtete er am 21. Mai 1653 in Kastellaun die Anklage gegen Peter Hofmann; 84 zwei Tage später nahm er zusammen mit Agricola am Verhör der Sattlerin teil.85 Mit dem Winninger Verfahren gegen Hans Jakob Bormer war Moeden offenbar allein befaßt,86 aber 1659 traten er und Trarbach im Prozeß gegen Friedrich Mölich von Anfang bis Ende gemeinsam als Gutachter und Kommissare in Erscheinung.87 Es sollte ihr letztes Engagement in Winningen sein. Kontinuierliches Engagement an verschiedenen Prozeßstätten begegnet auch bei anderen Koblenzer Juristen. So befand sich Dr. Breitenbach wohl nicht ohne Grund bereits 1630/31 auf jener Liste, worin der Winninger Ausschuß eine Reihe namhafter Alternativen aus Koblenz gegen die vorgesehene Berufung des Trierer Juristen Grevenstein als Gutachter anführte.88 Als »wohl fundirter mann« wurde Breitenbach dann im Jahre 1640 durch den Ausschuß präsentiert, worauf er den Zuschlag für Winningen erhielt.89 Bis 1645 war er dort als Gutachter und Kommissar tätig, ab 1643 zusätzlich im Amt Kastellaun. In den Jahren 1640 bis 1644 war Breitenbach möglicherweise auch bei den Hexenprozessen in Lay, dem kurtrierischen Nachbarort Winningens, beschäftigt, was den Ausstausch von Besagungen für die Ausschüsse beider Orte gefördert haben dürfte.90 Ebenso nützlich war dem Winninger Ausschuß zu Beginn der Verfolgung um 1630/31 die Hilfe des Christoph Koch, Prokurator am kurfürstlichen Hof- und geistlichen Gericht zu Koblenz. Schon 1630 hatte Koch als »Ambts commissarius« Hexenprozesse im Nachbarort Lay geleitet, was ihn in die Lage versetzte, die Winninger von den Besagungen gegen Maria Knebel in Kenntnis zu setzen und sich im Gegenzug auch dort einen Platz als Kommissar zu verschaffen. Nach seinem gescheiterten Bemühen um die Rekatholisierang Winningens im Jahre 1629 wurden die Layer Prozesse damit für Koch zum Sprungbrett für seine Tätigkeit in dem sponheimischen Ort, womit er dort letztlich das Vogtamt anstrebte.91 Durch Koch gelangte vermutlich auch sein Koblenzer Kollege Dr. Johann Michael Steinhausen in die Position eines Gutachters bei jenem ersten Winninger Prozeß und damit auch an sein Engagement bei den Beltheimer Verfahren des Jahres 1631.92 Mit Steinhausen hatte wiederum einer jener Personen Beschäftigung bei Hexenprozessen gefunden, welche die Winninger in der erwähnten Liste genannt hatten.93 Zwei weitere dort aufgeführte Namen - Dr. Friedrich Umbscheid und Lizentiat Johann Schneit - erweisen, daß es sich dabei um eine Aufzählung der profiliertesten Hexenprozeßjuristen der Stadt handelte: Umbscheid war Stadtschultheiß von Koblenz und als solcher zugleich Vorsitzender des dortigen SchöfFenhoch165
gerichts, neben dem Trierer Schöffengericht das höchste weltliche Gericht im Erzstdft und seit der Verordnung von 1591 mit diesem Begutachtungsinstanz für alle kurtrierischen Hexenprozesse. Daher wurde Umbscheid 1629/30 von kurtrierischer Seite zum »commissario« für die Begutachtung der Beltheimer Hexenprozesse abgestellt. Vermutlich zu seiner Entlastung teilte er sich diese Aufgabe mit dem Koblenzer Lizentiaten Schneit, der auch weiterhin in diesem Metier arbeitete: 1642 und 1643 schrieb er für den Winninger Ausschuß die Klageschriften gegen Margarethe Kröber, Margarethe Schiffer und Maria Siegbert.94 Das Itinerar des Dr. Moeden, der Werdegang seines Kollegen Trarbach und die Existenz einer Gruppe juristischer Experten in Koblenz erweisen die Stadt als professionelles Zentrum der mittelrheinischen Hexenverfolgung. Schon die Aussicht auf neue Prozesse konnte dort förmliche Stellengesuche bedingen.95 Kaum war die Fortsetzung der Winninger Hexenverfolgung im Herbst 1640 beschlossen und bewilligt, da meldete sich bei dem Kastellauner Amtmann ein gewisser Johann Cottlich. Voller Dankbarkeit darüber, daß »das hochwürdiges dombcapitull zu Trier« ihm seine »vorige rath stell wiederumb gegeben« habe, berichtete er dem Amtmann, seinem »großgünstigen hochgeehrtten junckherrn undt vertrauten patron«, daß er sich »nun mitt den meinigen zu Coblentz uffhalten thue« und es ihm »wegen der alten corrispondentz« »ein sunderliche freudt« sein werde, ihm mit »eußersten fleiß« zu dienen. Damit war Cottlich bei der Hauptsache angelangt: Wie er gehört habe, sei »ihre hochfürstliche gnaden zu Baden«[!] darauf »bedacht«, daß zauberey laster zu Winningen undt andern umbiegenden orthen [?] auß zu tilligen«, man auch »albereidt ein anfangh zu Winningen gemacht« habe, »undt deßwegen dießer orthß aviß inehmen werden«. Dabei wolle er gerne »beystandt leisten«, und, wenn der Amtmann ihn für ausreichend »quaüficirt« halte, die Gutachten zu erteilen, so würde er sich dazu wie auch zur kommissarischen Leitung der Prozesse »mitt sonderlich fleiß gerne gebrauchen laßen/ damiti es zuvorderß Gott/ dhem allerhöchsten gefallig undt darbey ihren hochfurstliche gnaden undt e[uer] woll[edel] gfestreng] ein sunderlichen satisfaction empfangen mogten...«.
Der Kern dieser blumigen Worte steckte in der Notiz, die der Adressat dem Schreiben hinzufügte: »H[err] Collidi praesentirt sich pro commissario in der Winninger hexerey sach«.96 Aber obgleich der Bittsteller die Protektion des Winninger Vogtes beschwor, dürfte der Amtmann keinen Moment an seiner Zusage für Breitenbach gezweifelt haben, zumal dieser schon damals verstand, seinem Geltungsdrang gebührenden Respekt zu bezeugen.97 Der Bittsteller ließ sich aber von dem Hinweis auf die bereits an Breitenbach »ufgetragen commißion« nicht beirren: Drei Wochen nach seinem ersten Schreiben meldete er sich erneut bei seinem »alte[n] vertraute[n] patron«, um diesen nun darüber aufzuklären, was er wohl vom Winninger Vogt 166
erfahren hatte: daß nämlich zu Beginn »in solchen schwerlich wichtigen sachen zwey commißarien ... seindt diputirt geweßen«. Um wenigstens Koreferent zu werden, drängte Cottlich den Amtmann nun, ihn »wegen alter vertrawlichen corrispondentz... bey der gnedigen herrschaft uff daß eußerst [zu] recommendiren undt befordern helfen«, damit diese ihn »für anderen gebrauchen mogten«.98 Die Pointe dieser hartnäckigen Bewerbung, der erneut der Erfolg versagt blieb, sollte sich vier Jahre später zeigen, in zwei weiteren Schreiben Cottüchs an seinen »alten vertrauten herrn patron«. Darin trat er als Rechtsbeistand der inhaftierten Margarethe Schop auf, deren Ehemann ihn beauftragt hatte, bei dem Amtmann um die Freilassung seiner Frau anzuhalten." Daß Hexenprozesse sozusagen »in utramque partem« gewerblich nutzbar waren, liegt in der Natur der Sache. Cottüchs Tätigkeit stellt darin keinen Einzelfall dar, die Verteidiger der Maria Margarethe Göbel und des Hans Wilhelm Mölich kamen aus dem gleichen Milieu, ebenso der von Birkenfeld angeworbene Lizentiat Agricola.100 Aber angesichts der strukturellen Bevorzugung der Ausschüsse ließ sich auf deren Seite leichter und mehr Geld verdienen, als in der risikoreichen Position eines Verteidigers. Von solchem Einsatz war Cottlich indes im Fall der Margarethe Schop weit entfernt, beschränkte er sich doch auf die Übermittlung und Befürwortung der Freilassungswünsche ihres Mannes. Im Milieu der Schreiber und Notare herrschte die gleiche berufliche Interessenbezogenheit wie bei den Juristen. Nur die konstruktive Mitarbeit an den Prozessen erhielt die lukrativen Beschäftigungsmöglichkeiten, nur Verfolgungen ernährten die Verfolger. Im Extremfall konnte ein Notar versucht sein, wie in Koblenz geschehen, seinem Protokoll selbst Besagungen hinzuzufügen.101 Derartige Konsequenzen lassen sich bei Antonius Ludovici, dem wohl ausgeprägtesten privaten Förderer der Winninger Hexenverfolgung, nicht erkennen. Aber seine Neigung, Protokolle und Akten zugunsten des Ausschusses zu redigieren, zeigt die Tendenz solcher Interessen. Dem entspricht das gesamte Ausmaß seines beruflichen Engagements: Als Gerichtsschreiber des zwischen Koblenz und Engers am Rhein gelegenen kurtrierischen Amtes Bergpflege war Ludovici zunächst in amtlicher Funktion an den dortigen Hexenprozessen beteiligt, so etwa im Jahre 1643.102 Daneben ließ er sich als öffentlicher und kaiserlicher Notar< auch bei Hexenprozessen in anderen Lokalitäten gebrauchen, in Winningen fast ununterbrochen von 1631 bis 1659. Schon Anfang 1643 konnte Ludovici voller Stolz darauf verweisen, daß er bereits an 40 Hexenprozessen teilgenommen habe.103 Solcher Fleiß führte zwangsläufig zur Uberbeschäftigung, derentwegen sich die Erledigung der Winninger Aufträge bisweilen erheblich verzögerte. So etwa im Jahre 1644, als Ludovici überaus mit den in Vallendar inhaftierten »Hexen« beschäftigt war.104 Die sponheimischen Beamten nahmen dies gleichwohl in Kauf, da Ludovici ein erfahrener Mitarbei167
ter war, den man in prozeduralen Fragen stets über den kurtrierischen Modus konsultieren konnte.105 Die Beschäftigungskumulation von Notaren und Gerichtsschreibern bildet ebenfalls ein strukturelles Element der regionalen Verfolgungen. Die Bedeutung der Notare für Hexenprozesse resultierte nur sekundär aus ihrer Tätigkeit als Gerichtsschreiber, primär aus ihrem Status als öffentliche Notaredie Wirte bereicherten sichFressen und Saufen< erscheint in ihrer Rechnungsprüfung als extremer Bezugspunkt des Inakzeptablen.213 Tatsächlich betrugen die Kosten für die Verpflegung der Inhaftierten nur etwa ein Zehntel der Gesamtprozeßkosten. Was sich darin aufgrund wochen- und monatelanger Haft angesammelt hatte, verschlangen bereits wenige Tage des Zusammenseins von Beamten, Kommissaren, Ausschüssen und anderen. Solche ausschweifende Genußfreude auf Kosten anderer war ein typisches Merkmal von Hexenprozessen, jedoch keineswegs ihnen allein vorbehalten. Auch das alltägliche Leben in unserem Raum war davon geprägt: Hochzeitsfeiern dauerten nicht einen, sondern drei Tage, die mit Essen und Trinken ausgefüllt waren; anschließend begab sich das Brautpaar zu allen im Dorf lebenden Gästen, um bei jedem erneut »einen trunk zu tun«;214 jeder Amtsantritt eines Schöffen oder Bürgermeisters wurde mit einem Einstandsessen für die Mitglieder der dörflichen Oberschicht zelebriert; jeder gemeinschaftliche Tag, also die Zusammenkunft von Gemeindemitgliedern und lokalen Vertretern der Obrigkeit, endete mit einem »geloch«, ebenso jede Gemeindeversammlung. Als »gewenlich« erscheint auch das gemeinsame Trinken nach dem Abschluß der Erntearbeiten des »herbstes«. Und ebenso finden wir das »geloch«, in kleinerem Rahmen freilich, als Ritual der Streitbeilegung, sei es als Ersatz von Amtsverhandlungen, sei es, wie bei der Darstellung der Injurienverfahren geschildert, im Anschluß an den Amtsspruch.215 Umgekehrt bildete das häufige Ziechen den typischen Anlaß für das Ausbrechen von Streitereien. Bei den lokalen Hexenverfolgungen fand das allgemeine Interesse an Genuß und Geselligkeit ein anregendes Betätigungsfeld. Daß die Zeugen bei den Vernehmungen ebenso mit Wein und Brot beköstigt wurden wie ihre Examinatoren, die Beisitzer und die aufwartenden Ausschußmitglieder, daß Beamte und Kommissare an den Verhörtagen ausgiebig zusammen tafelten, daß die Pfarrer während ihrer Tröstungsarbeit ebenso dem Wein zusprachen wie die Wächter und andere - all dies zeigt die Dominanz des Gewohnten im Verhalten der Untertanen und ihrer »Herren«. Speziell im Denken der 183
Dorfbewohner erscheinen Genußfreude und Geselligkeit sogar als integrale Bestandteile ihrer Verfolgungskonzeption. Erinnern wir uns an jenen Zeugen, der das Nachspielen des Verbündnisses mit dem gemeinsamen Griff ans Messer durch die 16jährige Anna Maria Kröppen und andere Mädchen schilderte. Zu dieser Szene gehörte neben dem Schwur auch die Verabredung eines Gelages (»glach«): Dem Beobachter zufolge hatte die Anna Maria Kröppen beim Zusammensein mit anderen Mädchen in der Spinnstube - man sprach dabei auch über Hexerei »ein meßer uff den tisch gesteckt undt zu den andren gesagt, sie wollten thun, wie die bauren zu thun pflegen, und sich mit einander vereinigen, und alle an daß meßer greiffen, daß sie ein glach druff anstellen und halten wolten, die jenige/ welche under ihnen am ersten wurdt verbrent werden, die solte daß glach bezahlen«216.
Eine makabre und zugleich faszinierende Szene. Offenkundig hatte sich den Mädchen am stärksten eingeprägt, daß die gemeindlichen Beschlüsse auch ein Trinkgelage auf Kosten der oder des ersten Angeklagten vorsahen. An der Authentizität dieser Absprache läßt sich nicht zweifeln: Die von der Anna Maria Kröppen im Spiel benützte Formulierung deckt sich exakt mit der Sprachregelung, womit die Gemeindemitglieder im Beltheimer Gericht in den neunziger Jahren die vom Prozeßausgang unabhängige Haftung einer jeden angeklagten Person für alle Kosten beschlossen,217 sie deckt sich ebenso mit der Begründung jener Geldforderung der Gemeinde Winningen an Matthias Knebel, Ehemann der ersten dort Hingerichteten, wonach man sich vor Beginn der Verfolgung innergemeindlich verglichen habe, daß das erste Prozeßopfer auch für alle Initialkosten aufkommen solle.218 Bedürfte es noch eines weiteren Beweises für den Realitätsgehalt der Spielszene, so liefert ihn ein Vorgang, der sich während der Beltheimer Prozesse des Jahres 1631 zutrug. Im Bericht des Beltheimer Gerichtsschreibers Niklas Gottfried Lerner über die damaligen Ereignisse ist ein Beschluß der drei gemeinschaftlichen Amtmänner protokolliert, der am Rand mit dem Regest »Decretum der gelächer halber« verkürzt wiedergegeben wurde. Sein Inhalt bildet das Pendant zu dem beschriebenen Spiel: »Demnach man berichtet worden, daß etliche gemeinen [ = Gemeinden] im gericht sich verglichen, ein gelach zu trincken, welches der jenige bezahlen soll, so der erste in Zauberei sachen eingezogen werde, mann aber solches gar nit billigen können, als ist dahin geschloßen/ daß den gemeinen solches per decretum verbotten werde, mit anhang, daß so vil verzert solle werden, die jenigen, so getruncken/ bezahlen sollen, und der herschafft/ so vil noch darzu zu freveln/ erstatten sollen«.219
Das von den Mädchen nachgespielte Ritual entsprach somit einer praktizierten Gewohnheit, die durch obrigkeitliche Strafandrohungen eliminiert werden sollte. Was den einen als Ideal und den anderen als Übel galt, zeigen auch die Essensabrechnungen der Beltheimer Ausschüsse aus den beiden Verfahren der Jahre 1595/96. Entsprechend dem damals noch ungebremsten 184
Gebaren der Ausschüsse wurden alle gemeinsamen Mahlzeiten und Gelage von Ausschüssen und anderen Gemeindemitgliedern offen deklariert, darunter auch solche Zusammenkünfte, die schon im Vorfeld stattgefunden hatten, als die Ausschüsse eingesetzt wurden und sich gegen die sponheimische Obstruktion wehren mußten. Alle diesbezüglichen Zusammenkünfte von Ausschuß- und Gemeindemitgliedern an den verschiedenen Orten Bruttig, Strimmig, Beltheim und Senheim, um bei dort anwesenden Vertretern der anderen Gemeinsherren zu supplizieren, »anzuhalten«, auf Antwort zu warten, diese entgegenzunehmen, sich zu bereden, waren mit gemeinsamem Essen und Trinken (»verthan«, »uffgangen«, »verzehrt«) verbunden, ein »glach« folgte dem anderen. Auf über 300 Gulden belief sich, wenn man die Aufwendungen für Sachmittel abzieht, am Ende der Betrag, den Elsa Daum nach ihrer Freilassung noch dafür bezahlen sollte. Auch die Helfer der Ausschüsse kamen in den Genuß solcher Gastlichkeit, so etwa der damals zur Anklageerhebung noch notwendige »procurator«: »Item Hanß Heußgen/ unser procurator/ an etlichen mahlen bey Henzen Jacoben zu Morßdorff verthan - 11 florin, 4 albus.. Bey Zeygen Petern zu Beltheim durch obgemelten procurator und unß - 5 florin 6 albus«.
Neben solchen und vielen anderen kleineren Mahlzeiten von Ausschußmitgliedern und Helfern sind hierin auch die gemeindlichen »gelächer« angegeben. Anlaß, Kostenhöhe und Anzahl der Beteiligten geben sie deutlich zu erkennen: »Alß die außschuß durch die viertzehen dorff erwolt/ haben dieselbige verthan - 9 florin, 14 albus... Haben die außschuß mitt der landtschaft abgeordneten/ auß jedem dorf zwen/ verthan/ alß sie sich verbunden gehabt/ uff 50 personen - 26 florin... Zu Baldeneckh... alß die landtschafft beysamen geweßen und ir verbündtnuß bestettiget/ ist ufgangen durch außschuß und landtschaft 10 florin 17 albus... Durch die außschuß und bürgen uffgangen/ alß die drey personen peinlich vur gericht angeclagt worden - 13 florin, 12 albus... Ist durch die außschuß uffgangen/ alß sie angehalten von wegen dero dreyer personnen irer bezichtigung halben rechtens zuvergonnen - 1 1 florin, 13 1/2 albus... Alß der Hecker gestorben/ so ein bürg... deß gerichts in dieser sach geweßen/ und die außschuß einen andern angesetztet/ verthan 5 florin, 21 albus... Alß die außschuß die drey gefangene in haffteingeliebert/ist uffgangen 13florin 13 [albus]... Ist durch den gantzen außschuß und auß jederm dorff Beltheimer Gerichts 2 personnen uffgangen uff dienstag und mittwoch für St. Jacobs Tag a[nn]o [15]96/ seindt sie dero gefangener halben bey ihrer ffiirs tlicher] g [ naden] / dem margraffen geweßen... Alß der homan von Buderßhaußen hingerichtet worden ist/ haben die außschußen verthan 6 florin 11 albus«.220
In der zweiten lokalen Verfolgungswelle der Jahre 1629/31 sind derartig unverhüllt vorgetragene Ansprüche auf Bezahlung gemeindlicher Zusammenkünfte nur noch in einem unbedeutenden Fall nachzuweisen.221 Ob die Gemeinden darüber hinaus auch Einstandsgelage der beschriebenen Art über die Ausschüsse abzurechnen versuchten, muß angesichts des obrigkeitlichen Widerstandes bezweifelt werden. Belegt ist in diesem Zusammenhang 185
nur jener Versuch der Gemeinde Winningen.222 Gleichwohl wurden die traditionellen Genuß- und Geselligkeitswünsche auch weiterhin ausgelebt; sie mußten lediglich ihre Berechtigung innerhalb der Prozesse nachweisen. Dementsprechend wurden solche Kosten in den Abrechnungen auch stets durch den Verweis auf eine zum Verfahren gehörende Maßnahme legitimiert. Nutznießer waren natürlich in erster Linie die Ausschüsse, da sie mit vielen prozeßrelevanten Tätigkeiten beauftragt und ansonsten durch ihr »aufwarten« stets präsent waren: In beiden Fällen war eine Beköstigung unumgänglich. Bezüglich Häufigkeit und Opulenz solcher Mahlzeiten kam ihnen dabei zugute, daß Beamte, Kommissare, Notare und andere herrschaftliche Diener den kostenlosen Mahlzeiten und dem geselligen Beisammensein mindestens ebenso viel abgewinnen konnten wie die Untertanen. Titel und Summe einer Wirtsrechnung aus dem Kastellauner Gasthaus »Helm« sprechen eine deutliche Sprache: »Alß samptliche herrn beampten beyeinander geweßen wegen Mittgeß Theißen fraw und seins sohns von Mörschdorf/ ist zu underschiedlichen malen zu Castelhun im Helm verzehrt worden/ wie folgt«.223
Die »summa« dieser Rechnung war mit 102 Reichstaler, umgerechnet über 225 Gulden, von typischer Exorbitanz.224 Im Prozeß gegen Hans Wilhelm Mölich (1652/53) verbrauchten Amtmann Zand von Merl, Kommissar Trarbach, Notar Ludovici und der Nachrichter samt ihren Dienern und Gehilfen an nur vier Verhörtagen in Winningen über 22 Gulden; weiterhin verbrauchten der Amtmann, die Kommissare Moeden und Agricola, der Notar Ludovici und der Amtsknecht noch einmal 28 Gulden, als sie sich vom 27. bis zum 30. September 1652 in Winningen zum weiteren Verhör des Inhaftierten aufhielten. Über 48 Gulden kosteten das Zusammentreffen von Trarbach, Agricola und Notar Ludovici in Koblenz und ihre gemeinsame Reise über Winningen, wo Vogt Fritzer zu ihnen stieß, nach Kastellaun. Und dort wurden allein »inn fünf tagen/ als obige h[erren] alhier geweßen«, auf Mölichs Kosten »bey dem wirth zum Helm vermog zetuls« über 79 Gulden »verzehrt«.225 Solche Summen waren keine lokale Besonderheit: Während der Blankenheimer Prozesse wurde von Dr. Moeden und anderen Gerichtsmitgliedern in fünf Monaten für 479 Gulden Wein »gesoffen«.226 Auch die Mitglieder der Ausschüsse erhielten neben den vielen kleinen Mahlzeiten und Weinkontingenten, die sie separat verzehrten, Zugang zu den größeren Tischgesellschaften. Eine vollständige Abrechnung aller Tagesmahlzeiten der an den Prozessen des Jahres 1630 Beteiligten (Summe: 416 Gulden!) zeigt dies ebenso klar wie der Titel einer großen Zehrungsrechnung aus dem folgenden Jahr: »Amptmans zu Castelhuen zehrung zetel der gesampten h[erren] beampten/ auschuß etc. helt in zweien zetteln vor herrn undt diener zusammen - 376 florin 10 albus/ also acceptirt [!]/ davon der hern zetel tregt 226 florin 6 albus/ der diener 150 florin«.227
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Der Winninger Vogt Weiß führte in seiner Abrechnung dessen, was bei ihm »bey der zeugen verhör, wie auch bey der tortur und endtlich bey der execution« 1642 »verzehrt worden« war, neben den »beampten« noch die »interessirten« als Urheber der 135 Gulden auf228 und meinte damit Breitenbach und Ludovici, die Schöffen und den Scharfrichter - und den Ausschuß. Weiterhin gehörten zu den »interessirten« auch die Zeugen selbst, da sie das ihnen zustehende »verhörgelt« oder »zeugenlohn« in der Regel durch die Beköstigung mit Brot und Wein zugeteilt erhielten. Und schließlich müssen hierzu noch die zahlreichen dörflichen Helfer gerechnet werden. Uberblickt man allein ihre Tätigkeiten, wie sie sich in den Rechnungen darstellen, so wird das Ausmaß der darin beanspruchten Beköstigung vollends klar: Es gab keinen Handgriff und keinen Fußtritt, der nicht zumindest mit der Zuwendung eines bestimmten Quantums an Speise und Trank honoriert wurde. Besonders auffällig erscheint dies bei den Hinrichtungen. Die große Anzahl der hier beteiligten Personen - allein die Zahl der zur Eskortierung angeforderten Schützen schwankte zwischen 12 und 36 - und der Festcharakter des Ereignisses bewirkten einen Brot- und Getränkekonsum, der den Hinrichtungen zwangsläufig das Gepräge der verbotenen »gelächer« verschaffte. Allein 250 Liter Wein zum Preis von 43 Gulden wurden 1642 auf die Winninger Richtstätte gekarrt.229 Die Beamten und andere Offizialteilnehmer konnten dabei jedoch auch ihr eigenes Gelage veranstalten, wie etwa 1629 im Hause des Pfarrers von Mörsdorf. Eine ähnlich hohe Summe wie dort war am Hinrichtungstag der Sattlerin und des Hans Wilhelm Mölich 1653 »bey dem wirth im Helm« entstanden.230 Auch die Winninger Ausschußmitglieder zogen sich nach der Hinrichtung der Margarethe Schiffer und der Margarethe Kröber 1642 von den übrigen Gemeindemitgliedern zurück, um völlig unter sich zu feiern. In ihrer Abrechnung heißt es mit Bezug auf die vier Mitglieder, daß anläßlich der Exekution »uff diese 4 persohnen ahn zehrung« für 14 Gulden und »an wein 24 maß« zu je sechs Albus »eingekaufft worden« seien. Dazu gehört dann wohl auch der unmittelbar folgende Posten, worin der Frau des Ausschußmitgliedes Peter Horchemer ein Reichstaler dafür eingeräumt wurde, »daß sie gekocht« hatte.231
5.1. Tischgesellschaften Die Gelage von Gemeinden und Ausschüssen wurden von der Obrigkeit zwar prinzipiell abgelehnt; gleichwohl konnte sich eine genußfreudige Geselligkeit im Rahmen der offiziellen Prozeßveranstaltungen ausgiebig entfalten, da ihr alle Beteiligten zusprachen, Untertanen wie Herren. Darauf weist 187
zunächst die große Zahl von bewirteten Personen hin, sodann die Tischgesellschaften, die sich zu allen täglichen Mahlzeiten und nach einer Hinrichtung konstituierten. Deren Größe war, besonders bei den Beltheimer Prozessen, beträchtlich: Als regelmäßige Teilnehmer erschienen die drei gemeinschaftlichen Amtmänner und ihre Diener, die kurtrierischen Schultheißen von Baldeneck und dem Dorf Buch, der winneburgische Vogt von Lahr, der sponheimische Vogt von Beltheim, der Beltheimer Gerichtsschreiber, der oder die Beichtväter der Inhaftierten, zwei offizielle Boten, Schöffen, Büttel, Amtsknecht und Ausschußmitglieder sowie Gelegenheitsteilnehmer. Im Durchschnitt versammelten sich an jedem Verhörtag um die 20 Personen zu gemeinsamen Mahlzeiten, alles auf Kosten der Angeklagten.232 Auffällig sind die dabei akzentuierten Standesunterschiede. Bei Anwesenheit der Amtmänner zerfiel die Tischgesellschaft in einen »Herrentisch« und einen »Dienertisch«; an ersterem saßen neben den herrschaftlichen Dienern auch die Pfarrer, an letzterem das Dienstpersonal, wozu auch die Ausschüsse zählten. Waren die Beamten nicht anwesend, so war die Unterscheidung hinfällig; Schultheißen, Vögte, Schreiber, Pfarrer, Ausschüsse und Diener saßen dann an einem Tisch. Herren- und Dienertische unterschieden sich auch durch ihr Konsumverhalten: Von jener gewaltigen Essensabrechnung des Kastellauner Amtmannes aus den drei Beltheimer Verfahren des Jahres 1631 entfielen 226 Gulden auf die Herren, dagegen nur 150 Gulden auf die Diener.233 Die Abrechnungen überliefern auch die Zelebrierung solcher Geselligkeit: Neben dem zum Essen gereichten »firnen«, »newen« und »Trarbacher« Wein erhielt jeder Teilnehmer am Ende einer Mahlzeit noch ein besonderes Quantum zum »nachtrank« eingeschenkt.234 Opulenz und Stil der Mahlzeiten, Anzahl und Stand der Teilnehmer unterstreichen, daß das gesellige Beisammensein bei Hexenprozessen nicht nur für die Untertanen einen hohen Stellenwert besaß; es galt dies ebenso für die Amtmänner und die anderen herrschaftlichen Diener. Mit ihrer Protektion wurden die Tischgesellschaften zu einem sozialen Treffpunkt der lokalen Eliten. Zu ihnen gehörten die Mitglieder des ländlichen Adels und des ländlichen Bürgertums, wie der Kastellauner Bürger, Schöffe und »doctoris medicinae« Nikolaus Inich,235 sowie im speziellen Fall der Stadt Kastellaun auch Bewohner des dortigen Schlosses. Die Attraktivität der Tischgesellschaften bei Hexenprozessen bestand eben nicht nur in den Annehmlichkeiten ausgiebiger Mahlzeiten auf Kosten anderer, sondern auch in der Aussicht auf Geselligkeit in einer repräsentativen Runde und auf kommunikative Teilnahme an der Bekämpfung des »erschröcklichen hexerey lasters«. Beides zog, gleichsam magisch, auch solche Mitglieder der lokalen Eliten an, die mit den Prozessen nichts zu tun hatten. Daß hierbei die Ortspfarrer zu den Mahlzeiten erschienen, erklärt sich aus ihrer Funktion bei den Verhören und als Beichtväter der Angeklagten. Aber die Anwesenheit des Kastellauner 188
Schloßpfarrers und des »hoffmeisters« der auf dem Schloß lebenden verwitweten markgräflichen Mutter ergab sich allein aus ihren Verbindungen zu den von Baden nominierten Kastellauner Amtmännern, ferner aus ihrer Neugierde und der Aussicht auf standesgemäße Unterhaltung.236 Für die markgräfliche Mutter bildeten die Prozesse ebenfalls eine Abwechslung im tristen Einerlei des Lebens im abgelegenen Kastellaun. Bei den Prozessen von 1631 konnte sie durch Intervention zugunsten der Angeklagten am Endlichen Rechtstag auch fur sich selbst gute Werke verbuchen.237 An den Tischgesellschaften im »Helm« teilzunehmen war vermutlich undenkbar, nicht aber die persönliche Einladung der drei Amtmänner zu einem Abendessen auf das Schloß, wie es während des Prozesses gegen Remigius Mödges geschah.238 Außenseiter verdankten ihre Teilnahme an den Tischgesellschaften mehr persönlicher Protektion. Daß der Beilsteiner Amtmann einen Soldaten mitgebracht hatte, beruhte noch auf Sicherheitsbedürfnissen. Derartig funktionale Gründe sind für die Begleiter des Kastellauner und Beltheimer Gerichtsschreibers Lerner und des kurtrierischen Amtmanns von Baldeneck, Augustin Zand von Merl, nicht zu erkennen: Jener brachte seinen Sohn zu Tische mit, dieser erschien neben seinen vier Dienern noch »sampt einem frembden welschen«. Welchen Kontakten der Pastor des entfernten wild- und rheingräflichen Ortes Gemünden, der Bader von Simmern und »zwei[] von Braubach« ihre Teilnahme an der Tischgesellschaft in den Prozessen des Jahres 1630 verdankten, ist nicht zu ergründen, fugt sich aber nahtlos in den geselligen Charakter dieser Zusammenkünfte ein.239 Auch bei der Tischgesellschaft anläßlich der Winninger Doppelhinrichtung vom Oktober 1643 finden wir Personen, deren Anwesenheit allein aus der Zugehörigkeit zur lokalen Elite oder aus persönlicher Protektion resultierte.240 So hatte der Kastellauner Amtmann Zand von Merl nicht nur seinen Schreiber und den Amtsknecht mitgebracht, sondern auch den von ihm sehr geschätzten Kastellauner Schöffen Dr. med. Nicolaus Inich und den Fürstlich-Badischen Kellner von Kastellaun. Beide hatten auch sachliche Gründe für ihren Besuch in Winningen, denn die Hinrichtung fiel mit der Weinlesezeit zusammen, die für Inich aufgrund seiner Winninger Güter von Interesse war und für den Kellner aufgrund der dabei anfallenden Bemessung der herrschaftlichen Weinabgabe (Bede).241 Private Motive bestimmten auch die Anwesenheit des Herrn Caspar Herspein aus Koblenz. Seine Einladung verdankte sich nur der Tatsache, daß er von Koblenz aus für den Kastellauner Amtmann Geschäfte und Besorgungen erledigte, etwa die Beschaffung von Hexenprozeßliteraur auf der Frankfurter Messe.242 Die Notwendigkeit einer geschäftlichen Unterredung mit dem Amtmann dürfte auch einen Goldschmied aus Koblenz zur Tischgesellschaft im Herbst 1643 nach Winningen geführt haben. Die Doppelhinrichtung von 1643 bildete zugleich für den dörflichen 189
Adel und fur die dörfliche Führungsschicht eine Gelegenheit zum Kontakt mit den herrschaftlichen Repräsentanten aus Kastellaun. So finden wir am Tisch neben dçm Winninger Vogt Fritzer, dem Pfarrer Hiller und seinem »caplan« auch den Junker Hartwein und den hier ebenfalls begüterten Carl Anton von Heddesdorf, der später als kurtrierischer Amtmann im Amt Münster Hexenprozesse leiten sollte.243 Von den sieben Winninger Schöffen fehlte allerdings einer, was ein zusätzlicher Grund für die Anwesenheit des Kastellauner Schöffen Inich bei der Hinrichtung gewesen sein mochte. Es fehlte Dietrich Siegbert, dessen Frau an diesem Tag hingerichtet wurde.244
5.2. Lokale Familiarität Die Thematisierung von gemeindlicher Geselligkeit und Tischgesellschaften sollte nicht als kulturhistorische Plauderei mißverstanden werden. Schon die Versuche der Untertanen, mittels Hexenprozessen ihre Form von Geselligkeit zu finanzieren, reflektieren ein ernsthaftes Anliegen, das jedoch weniger mit Hexen zu tun hatte, als mit gemeindlichem Selbstbewußtsein. Ebenso bildeten Hexenprozesse auch für die lokalen Eliten ein Forum von eminent sozialer Bedeutung. Ihre Tischgesellschaften und Gelage erweisen die Verfahren als Anziehungspunkte, die damals in der Region wohl ihresgleichen suchten. Ihre materielle Anziehungskraft bestand in der Gratisbeköstigung, ihre soziale in der Gelegenheit, dies in einer vergleichsweise illustren Runde zu tun. Die Familiarität und die persönlich-geschäftliche Verbundenheit der Beteiligten fanden hier ein angemessenes und anregendes Ambiente. Hexenprozesse förderten solche soziale Nähe nicht nur über die Tischgesellschaften, sondern allein schon durch die geschäftsmäßigen Kontakte im Rahmen des Notwendigen. Daß der Notar Ludovici dem Amtmann mindestens zweimal mit kulinarischen Geschenken beehrte - einmal mit einem Stück Salm, ein anderes Mal mit »trauben krants und gesotten weins« geschah zweifellos aus seinem unmittelbar geschäftlichen Interesse an weiterer Beschäftigung bei den sponheimischen Verfolgungen. Wenn sich aber der Beschenkte dafür wiederum mit »Crammes vögel« bedanken wollte, so drückt sich darin neben dem Dank für Ludovicis vielfältige Assistenz auch ein allgemeines Interesse an diesem Kontakt aus.245 Welche Aspekte damaliger Lebensgestaltung ein Interesse an solchen Beziehungen erwecken konnten, zeigt die Rolle Dr. Moedens für den Kastellauner Amtmann Zand von Merl. In ihm fand dieser eine Vertrauensperson, um sich über die Lernfortschritte seines Sohnes Wilhelm zu unterrichten. Der war in die Obhut eines Prälaten zu Koblenz oder Maria Laach gegeben worden, um dort die entsprechende Bildung zu erhalten.246 1647 lag dies offenbar noch nicht 190
lange zurück, denn über ein Schreiben Dr. Moedens an Vogt Fritzer betreffend die aktuellen Winninger Prozesse erhielt der Amtmann auch die Bestätigung, daß der junge Junker Zand »woll uff« seie; er studiere fleißig und halte sich wohl, wie Moeden am Vortag vom Herrn Prälaten selbst erfahren hatte. Der Jurist schloß seinen Bericht mit der Bekräftigung, daß das Kind sich an einem guten Ort aufhalte, womit der Vater wohl entsprechender Sorgen enthoben war.247 Im folgenden Jahr nahm er neben Dr. Moeden auch den Notar Ludovici fur seine Familienangelegenheiten in Anspruch: Weil sich beide zu Verhören nach Winningen begeben mußten und sich dazu vermutlich eines Fährmannes bedienen würden, wurden sie vom Amtmann darum gebeten, »mein sohngen Wilhelm mit herauf zu fahren«.248 Auch für andere Personen wurden die Prozesse zu einer Schnittstelle sozialer Kontakte. Das gute Verhältnis des Amtmannes Joseph Zand von Merl zu seinem Schreiber Daniel Fritzer bestand zwar schon vor dessen Aufstieg zum Winninger Vogt, erhielt aber durch die bei den Prozessen notwendige Zusammenarbeit trotz gelegentlicher Trübungen weitere Substanz. Fritzer wiederum wurde durch die Tätigkeit des Lizentiaten Trarbach in Winningen zu dessen Schwager und gelangte damit zu weiteren Kontakten mit der Koblenzer Oberschicht.249 Für die in Winningen tätigen Koblenzer Juristen war das dörfliche Milieu nicht nur für ihre Prozeßtätigkeit interessant. Breitenbachs Geschäft mit den Winningern, denen er 1642 500 Reichstaler lieh, wurde bereits erwähnt; Moeden nutzte seine Kontakte zu diesem Ort, um sich mit Wein zu versorgen: Vor den Augen des inhaftierten Friedrich Mölich rollten die Ausschußmitglieder dem trinkfreudigen Kommissar ein Faß hinunter zum Schiff - deutlicher könnten die verschiedenen Aspekte sozialer Nutzungsmöglichkeiten von Hexenprozessen nicht hervortreten.250 Solche Geschäftstüchtigkeit des Winninger Ausschusses mag bereits Teil von konstanten Absatzbeziehungen gewesen sein.251 Das Kastellauner Ausschußmitglied Thomas Leonhard befand sich jedenfalls aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit als Krämer für längere Zeit in der wichtigen Funktion, welche die Haushaltsabrechnung des Amtmanns von 1642 und 1643 ihm zuweist: Lieferant für Papier, spanisches Wachs, Tinte und Federn, wozu sich Leonhard nicht nur nach Koblenz, sondern auch regelmäßig auf die Herbst- und Ostermesse nach Frankfurt begab.252 Der Amtmann wiederum nutzte die häufigen Botengänge der Winninger Ausschußmitglieder, um sich Gebrauchs- und Luxuswaren, die er über den Winninger Vogt in Koblenz geordert hatte, dort abholen zu lassen.253 Der geographische und administrative Raum des Prozeßmilieus erweist sich somit auch als sozialer Raum; die Beziehungen der Beteiligten bestanden nicht nur als Beziehungen zwischen Anklägern und herrschaftlicher Justiz, zwischen Untertanen einerseits und gelehrten und edlen Herren andererseits. In diesem Milieu rückten alle Beteiligten ungeachtet standes191
mäßiger und konfessioneller Grenzen in einem Ausmaß aneinander, welches die Führung von Hexenprozessen nicht unbeteiligt lassen konnte. In dieser sozialen Verdichtung fand das Bestreben der lokalen Prozeßbeteiügten nach administrativer Autonomie bei der Verfolgung eine wesentliche Stütze. Für die zentrale Herrschaft entstanden hier enorme Durchsetzungsprobleme.
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»Letzthin hat mich jemand gescholten und fand es lachhaft, was ich mir da habe einfallen lassen, daß ich auch nur von ferne zu hoffen wagte, es werde jemals ein Fürst solche Fehler seiner Inquisitoren aufspüren lassen«1 »Die eintzige Behutsamkeit bey den Hexen Processen ist diese, daß der Fürst keinen Proceß verstatte...«.2
V Das Ende der Verfolgungen
1. Skandale und gescheiterte Normierungsversuche 1.1. Das Kostenproblem Die Autonomie des Prozeßmilieus und das breite Spektrum der Beteiligten ließen die Verfolgungen zu einem Treibhaus werden, in dem nicht nur Leidenschaften, sondern auch Interessen gediehen. »Irrungen«, Exzesse und Skandale waren von Anfang an ständige Begleiter. So mußte schon der Trierer Kurfürst Johann von Schöneberg in seiner Verordnung von 1591 die »tagliche erfahrung« eingestehen, daß sich »viel nulliteten und Unrichtigkeit« bei Prozessen und Hinrichtungen ereigneten, »dahero den armen underthanen untraegliche uncosten zur handt gewachsen, [so] das vil gemeinden und underthanen, ja witwen und waisen/ in eusserst Verderben und armuth gesetzt worden«.
Die große Unordnung sei »vornemblich« aus den »besondere[n]« und »uffrurische[n] Verbündnussen« der Gemeinden und Ausschüsse entstanden, womit zweifellos die innerdörflichen Sonderabsprachen zur Bezahlung der Prozeßkosten gemeint waren. Ebenso bekannt war dem Kurfürsten das kostenträchtige Gebaren der Ausschüsse. Mehrfach betonte er, daß die Gemeinden »ire ausschuss... in grosser anzal gemacht« hätten und daß aus »irem ungestuemen umbleufen untragliche uncosten erwachsen« seien. Unter den kostentreibenden Faktoren war dem Kurfürsten auch der Besuch der Wirtshäuser bekannt, was sich in der Formulierung ausdrückt, die Gemeinden hätten »der mehrerteil undienliche personen« zu Ausschußmitgliedern bestellt, »dennen alle ihr Gedancken uff den Wirtzheusern stehen«.3 Bereits 193
1588 hatte der Kurfürst seinem Amtmann zu Cochem »ernstliches bevehlen« müssen, »du wollest hinfliro... den gasthalternf!] und andern, bei welchen der costen angestelt wirdt, mit allem ernst ufFerlegen und anbevehlen... alle nacht- und schlafftrunck abzuschaffen...[und] die mahlzeitten allein, wie/ durch wen/ in wessen beiwesen und [aus] was Ursachen halben man nottwendiglichen zusamen kommen müssen, uffgeschrieben, aller überfluß abgeschafft, und allein die nottwendige zerung angestelt... werde[n]«.4
Solche Erfahrungen prägten auch die Klage des Kurfürsten in seiner Verordnung, die Unkosten seien »bey den wirten mit grossen unordentlichen glaechern [ !], essen und drincken, in diesen one das schweren theuren Zeiten ubermessig gefallen«.
Daher der kurfürstliche Bann gegen die Gelage: »Wollen wir dieselbe hiermit durchaus cassirt, uffgehaben und gentzlich verbotten haben«.5 Zur politischen Anstößigkeit von gemeindlichen Gelagen und prozessualer Geselligkeit kamen die skandalösen Folgen. Dazu gehörte nicht nur die rechtmäßige Verarmung von Hinterbliebenen, sondern auch die gewalttätige Ausplünderung derer, die sich weigerten, die exorbitanten Kosten zu bezahlen. So etwa die Hochwaldgemeinde Beuren im Jahre 1593, weil der Ausschuß ihres Hochgerichtsbezirkes Reinsfeld sich mitsamt der Verhafteten gleich ins Wirtshaus zu begeben pflegte, dort vom Wirt Fleisch auftischen ließ und »daselbst allen mutwillen und übbigkeit« trieb. Als die Beurener nach weiteren Hinrichtungen nicht bereit waren, dem Ausschuß dafür 550 >schwere Moselgulden< zu bezahlen, wurden sie in Reinsfeld beschimpft, während die Mitglieder des Ausschusses fortfuhren, »tag für tag... zu fressen« und »den wein aus holländischen pfeiffen« »zu saufen«, ja mit den »braten« in den Händen herum zu tanzen. Zur Finanzierung beschloß der Ausschuß, eine Umlage »auf die armen leute zu legen«, die man in Beuren gewaltsam eintrieb: Eigenmächtig drangen die Hexenjäger in die Häuser ein, »als niemand darinnen gewesen«, entwendeten aus jedem zwei Schafe und trieben »deren an die 40« zum Wirt nach Pfalzel, der offenbar ihr Hauptgläubiger war. Der Versuch der Beurener, die kostbaren Schafe, wovon sie »meistenteils... lebten«, vom Ausschuß gegen Leistung einer Kaution zurückzuerhalten, schlug fehl, und Diener ihres Grundherren, des Propstes von St. Paulin, handelten sich eine blutige Abfuhr ein, als sie die Schafe mit Gewalt in Pfalzel zurücknehmen wollten, weil der Wirt die Gemeindeschützen »mit gewehrter hand« auf seiner Seite hatte.6 Auch die Gemeinde Winningen geriet 1643 durch die rücksichtslose Interessenverfolgung ihres Ausschusses in Schwierigkeiten. Vom Kastellauner Amtmann war sie zum Verkauf von Wein aus der Hinterlassenschaft der Emmerenzia Laux autorisiert worden, um damit bestimmte Gläubiger vorrangig zufrieden zu stellen. Die Vorsteher der Gemeinde mußten jedoch 194
feststellen, daß die Ausschußmitglieder ihnen bereits zuvor gekommen waren und den Erlös an andere Personen ausgezahlt hatten.7 Der Gemeinde trug dies in Kastellaun eine Strafandrohung ein, dem Ausschuß hingegen nur den Befehl, die gesamte Hinterlassenschaft der Witwe Laux inventarisieren zu lassen, womit offenbar eine weitere Entfremdung abgewendet werden sollte.8 Im Beltheimer Gericht hatte sich schon im Gefolge der ersten Verfahren der Jahre 1595/96 gezeigt, welche Interessenanarchie bei der Bezahlung der Prozeßkosten entstehen konnte. Stück für Stück wurden der freigelassenen Elisabeth Daum und ihrem Ehemann Jakob Teile ihres Vermögens abgezwungen. Den Anfang machte Stoffel, der Wirt von Kastellaun, mit einer Forderung von über 90 Gulden. Den Einwänden des Ehemanns begegnete der Wirt mit Pfándungsdrohung, hatte damit freilich keinen Erfolg, solange der alte lutherische Amtmann Franz Römer zu Kastellaun »keines wegs darin consentiren« wollte. Als mit dem Ubergang seiner Amtmannsstelle an den von Baden nominierten Karl von Hornung (1596) die Verfolgungsbefürworter dominierten, sah auch der Wirt seine Stunde gekommen: Eigenmächtig ließ er unter Mithilfe des Beltheimer Gerichtsboten dem Jakob Daum »zwei pferdt uff dem feldt/ alß er die liebe saat darmit thun sollen/ de facto abpfenden und nacher Beltheim« zu sich führen, »volgendts umbschlagen... und d[as] darauß erlöstes gelt« sich als Abschlag auf die mittlerweile auf 96 Gulden »uffgedrieben uncostens« auszahlen.9 Zuvor hatten schon die Beltheimer Beamten wegen anderer Forderungen aus den beiden Prozessen Jakob Daum zweimal »mit ernstlicher pfandung angesehen« und ihm noch wenige Wochen vor der Aktion des Wirtes10 vorübergehend ebenfalls »seine pferdt... abgenommen«, wie der zu Hilfe geeilte Sohn Römers, Philipp Otto, als Vertreter des Leibherren feststellte.11 Die neuerliche Pfändung erwies sich dann in den Nachforschungen des jungen Römers und seines Vaters als von dem Wirt »eignen gewalts« betrieben und durchgesetzt. Der Gerichtsbote konnte sich nur damit retten, daß er angab, der Wirt habe ihm »ein Wahrzeichen pracht«, welches ihn zur Pfändung berechtigen würde; der Wirt aber mußte sich von Römer vorhalten lassen, daß der Kastellauner Amtmann davon nichts gewußt hätte, worauf er zugab, er habe »als ein wurth eigner person... die selbige furgenommen, musse gleichwol... gestendig sein/ das er von den beambten, dessen kein bevelch [sc. habe]/ verhoff auch nicht/ d[aß] er den sachen zu vil gethan/ dan er alß ein wurth d[as] seinig/ wie billig/ suchen [musse]...«. 1 2
Das Selbsthilfecredo des Wirtes spiegelt präzise die Nutzung von Recht zur Durchsetzung eigener Interessen. Die Beamten waren daran nicht nur durch Taubheit gegenüber den »flehentlichen« Bitten des geschädigten Jakob Daum beteiligt, sondern auch aktiv: mittels Pfändung hatten auch sie dem Jakob Daum zunächst 70 Gulden abgepreßt und daraufhin noch eine 195
Forderung von 370 Gulden erhoben, die allein aufgrund der Intervention des jungen Römer bei der badischen und pfalzgräflichen Kanzlei storniert wurde. 13 Zudem mißachteten die Amtmänner sogar den von ihnen selbst in vertraglicher Form ausgefertigten Beschluß über die Bezahlung der Verfahren von 1596. Demnach sollte jedem der drei Angeklagten nur eine Q u o t e von 49 Gulden auferlegt werden, das übrige - mehrere hundert Gulden dem Ausschuß. Diese höchst ungnädige Anordnung war nur auf Druck der Landesherren zustandegekommen, weil auch der Kurfürst sich nicht der Einsicht hatte verschließen können, daß die Ausschußkosten übermäßig »uffgetrieben« worden waren. 14 Aber die Beamten führten den Beschluß nicht aus; vielmehr setzten sie den Jakob Daum erneut den Forderungen aller Gläubiger aus und ließen zu, wie Römer ausführte, »daß cleger Jakob durch ernstliche betrauwliche pfandungh über die erlegte 50 florin noch par erlegen müssen/ alß nemblich Stofflen/ dem würth zu Castelhun - 54 florin 19 albus/ dem nachrichter zu Simern 5 florin 18 albus/ dem Beltheimer gerichtsschreiber zahlt 2 florin 1/2 albus/ fordert noch 5 florin 1/2 albus/ die er auch von ime haben will/ so fordert der gerichts bott 7 florin/ deßgleichen der ambts buttel zu Castelhun 4 [florin]...«.
Derartig ermuntert, erhoben auch die Ausschußmitglieder Pfandungsdrohungen: »Haben sie ihnen/ Jakoben/ noch umb 50 florin angelangt mit betrauung/ wo er dieselbige in monatz frist nicht erlegen würde/ daß er anders nicht dan abermals ernstliche pfandung zu gewartten, und d[aß] sie solches in bevelch [sc. hätten]«. 15
Als Philipp Otto Römer der Sache nachging, mußte die heimliche Allianz von Beamten und Gläubigern den Offenbarungseid leisten. So »entschuldig[t]e« sich der Kastellauner Amtmann Karl von Hornung bei der durch Jakob Daum angerufenen Regierungskanzlei im Hinblick auf die Pfändung des Wirtes, »das er von solcher pfändung kein Wissenschaft/ weniger darin consentili« habe, und die Mitglieder des Beltheimer Ausschusses zogen ihre Pfändungsdrohung nach abermaliger Intervention des jungen Römer wieder zurück: »Alß sie aber vernohmmen, daß ich mitt gewalt darwidder gesetzt, auch die sach ahn beider herschaft cantzleien umbstendiglichen gelangen lassen, haben sie biß anhero ir furnehmen nicht effectuirt«. 16
In einem anderen Fall kam Römer jedoch zu spät: Wie der Kastellauner Wirt Stoffel, so war auch der Beltheimer Wirt Scho Haman erneut mit einer Forderung von 37 Gulden an Jakob Daum herangetreten. Auch er hatte mit Pfändung gedroht, wozu er von »allerseitz beambten deßwegen schriftlichen bevelch« zu haben vorgab. Aber die amtliche Autorisation war nur fingiert; als Römer den Wirt später aufforderte, »d[aß] er/ seinem fürgeben nach/ den amptlichen subscribirten bescheid uffweisen« solle, verschanzte sich dieser 196
hinter einer Ausrede.17 Zu diesem Zeitpunkt hatte Jakob Daum jedoch bereits dem Druck nachgegeben.18 Insgesamt wurden ihm zusätzlich zu den vertraglich festgesetzten 49 Gulden noch über 215 Gulden »abgepreßt« - so das Fazit, das die Leibherrin des Geplünderten, Maria Hurt von Schöneck, Jahre später in einer an den Trierer Kurfürsten Lothar von Metternich gerichteten Eingabe zog.19 Die kurfürstliche Verordnung von 1591 läßt erkennen, daß solche Zustände an der Tagesordnung waren. Dennoch hatte Kurfürst Johann darauf rein deklamatorisch reagiert. Er erklärte die finanziellen Absprachen der Gemeinden ebenso für abgeschafft wie die >unordentlichen< Gelage, was nicht verhinderte, daß im 17. Jahrhundert das eine offen und das andere durch Rechnungen verdeckt weiterhin praktiziert wurde.20 Auch die Einführung fester Gebührensätze für das Gerichtspersonal konnte nicht die erwünschte Kostendämpfüng bewirken, weil sich die Gesamtsumme aus der Gesamtzahl von Tagen und Mahlzeiten ergab. Zudem blieb Raum für eine Vielzahl anderer Leistungsansprüche, deren Revision Johann seinen Amtmännern überlassen hatte. Von diesen war freilich nicht zu erwarten, daß sie Verhältnisse eindämmen würden, die sie selbst protegierten.21 Der Ausbruch der zweiten Welle ließ daher im Kurfürstentum Trier die alten Ordnungsprobleme ungebändigt hervortreten. Kurfürst Philipp Christoph von Sötern (16231652) mußte in seiner Verordnung vom 6. Februar 1630 erneut beklagen, es würden durch die Ausschüsse und andere »auch iibermessige Unkosten, zu der armer sünder hinderlassener Erben und Kinder endtlichen Verderben... auffgemacht und verschwendet«.
Der Kurfürst begnügte sich aber mit dem Appell, daß die Rechnungen genau zu prüfen seien, womit er diese Aufgabe auch weiterhin den Amtmännern beließ.22 Erst 1634 nahm er die andauernde Prozeßkosteninflation zum Anlaß einer Revision. Zur Diskussion stand der Vorschlag des Koblenzer Stadtschultheißen Dr. Freyünger, durch vorbeugende Konfiskation bei vermögenderen Angeklagten Reserven für andere Fälle zu gewinnen - die gleiche Konzeption, wie sie der Winninger Ausschuß 1640 verfechten sollte. Aber anstelle dem Kostenproblem durch Erschließung neuer Geldquellen entgegenzukommen, wies der Kurfürst dem Koblenzer Hochgericht auch die Revision der Abrechungen zu, setzte also ganz auf »Moderation«.23 Damit war ein weiteres Feld zum Streit mit den lokalen Prozeßträgern bestellt, wie aus einem typischen Kompetenzstreit zwischen dem kurtrierischen Amtmann zu Münster, dem zu Winningen begüterten Carl Anton von Heddesdorf, und dem Koblenzer Gericht hervorgeht. Während letzteres unter Verweis auf die Anweisung Söterns die Prüfung beanspruchte, behauptete der Amtmann, daß »die moderation der in his processibus ufgangener Unkosten... jeder Zeit bei ampt beschehen« sei. Tatsächlich wurde die 197
umstrittene Kompetenz auch 1652 noch von Amtmann Heddesdorf ausgeübt. Nicht zufällig begegnen dabei die gleichen Verhältnisse wie vorher: die Ausschußmitglieder waren bei der »Moderation« anwesend, wofür sie zusätzlich über vier Gulden in Rechnung stellten, die Gesamtsumme war mit 313 Gulden von typischer Opulenz und die »Moderation« von typischer Bescheidenheit, alles laut Amtmann »der Unterstiftischer Ordnung ganz gemäß«.24 Die erwähnte »unterstiftische Ordnung« ist vermutlich identisch mit jener »Coblenzer Ordnung«, die bei den Winninger Prozessen Grundlage für die Bezahlung der »extranei«, der städtischen Fachleute, war.25 Chronologische und sachliche Zusammenhänge lassen darauf schließen, daß sie ungefähr jener »Interims Tax« entsprach, die von der kurfürstlichen Kanzlei im November 1629 für das kurtrierisch-dillenburgische Kondominium Camberg im Westerwald ausgefertigt wurde.26 Im Gegensatz zur Verordnung Johanns VII. von 1591 wurden in der Camberger »Interims Tax« zum ersten Mal auch die Ausschüsse namentlich als vergütungsberechtigt erwähnt,27 ferner die privaten Notare, Beichtväter, Wächter und Schützen sowie typische Prozeduren wie das Ausstellen von Dokumenten für Reisen in benachbarte Gebiete und von »Commissionen« zur Bestellung von Notaren. Die Ausschüsse mußten zur Überprüfung ihrer Vergütungsansprüche »ein specifikation ihrer diet und Verrichtung sub dato et die eingeben«, was mehrfacher Vergütung vorbeugen sollte, denn, »was einer verrichten könne/ soll keinem mehr, wan gleich alle beisammendt, pro dieta passiret werden«; und ihre Zahl für eine Reise nach Koblenz wurde auf zwei begrenzt. Darüber hinaus differenzierte die Ordnung den Wert der versäumten Arbeitszeit nach ihrem jahreszeitlichen Wert, der im Sommer höher und im Winter niedriger stand. Und die Notare sollten ihre Dienste nicht mehr tagesweise, sondern pauschal (»vor alles und alles« ) vergütet erhalten.28 Eine ähnliche Ordnung wurde auch im Beltheimer Gericht, vermutlich auf Initiative der kurfürstlichen Kanzlei, Anfang 1630 von den drei Amtmännern »gemacht«.29 Jedoch hat sie gleich den anderen Gebührenordnungen nichts an den enormen Prozeßkosten ändern können. Neben den bloßen Zahlen sprechen die Folgeprobleme für sich: Einer der Auslöser für den oben erwähnten Streit zwischen dem kurtrierischen Amtmann von Münster und dem Koblenzer Oberhof bildete die an letzteren vermutlich durch die Angehörigen herangetragene Klage, »daß durch des Ausschuß unmüssiges tags und nachts Dominiren [!], Fressen und Saufen alles müsse darauf gehen«.30 Und auch in dem hitzigen Briefwechsel zwischen dem Amtmann Heddesdorf und dem Koblenzer Hochgericht kam dieses notorische Faktum zur Sprache: Weil der Oberhof nicht akzeptieren wollte, daß man ihn unter Angabe von Sparsamkeitsgründen umging, empfahlen die Schöffen dem Amtmann einen Vergleich der Konsultationsgebühren mit den übrigen Prozeßkosten: 198
»Wan man auch die oft per excessum ufetlich und viel hondert Gulden ersteigende Spesen und insonderheit aller und jeder anderer Salaria und Vorteil compariret gegen die zwen Goldgulden, so bei jeder extraordinari Convocation des Oberhofs, wie von alters, hat und unter zehn, zwölf oder mehr avisantes ausgeteilt werden, so wird hoffentlich aus solcher comparation... leichtlich abzunehmen sein/ wie ungiitlich der Oberhof überflüssig uftreibender Unkosten halber beschreiet werde.... Von andern aber, die an den Unkosten interesiert seind, was bis dahin verborgen mag sein, wollen wir noch nichts melden«.31
Auch für die sponheimische Kanzlei in Birkenfeld war der finanzielle Aspekt der Prozesse von Anfang an ein Ärgernis. So mußte sich Pfalzgraf Georg Wilhelm im Juni 1632 vom Amtmann seines Residenzortes Birkenfeld, Nikolaus Vogt von Hunolstein, mitteilen lassen, daß in dem vom »verordneten ausschuß« geführten Prozeß gegen Claus Haber aus Malborn (1631/32) ein derartig »übermäßiger uncosten ufgetrieben worden« sei, daß er derartiges »nicht allerdings... gutheißen« könne.32 Die kritische Haltung des Beamten rührte wohl aus seiner Nähe zur Kanzlei, vielleicht auch aus Resten älterer Zweifel am Sinn von Hexenverfolgungen. Seiner impliziten Bitte um ein förmliches Mandat zur Rechnungsprüfung wurde entsprochen, worauf er den Auftrag mit solcher Akribie ausführte, daß das Ergebnis später samt dem Schriftwechsel abschriftlich nach Kastellaun an den dortigen Amtmann Joseph Zand von Merl geschickt wurde, um dort als Orientierungshilfe zu dienen.33 Den Anlaß für diese Maßnahme hatten die Rechnungen aus den Winninger Verfahren des Jahres 1642 gegeben.34 Ab diesem Zeitpunkt erscheint die Birkenfelder Kanzlei bzw. der Regierungskonsulent Dr. Heintz als feste Instanz zentraler Rechnungsprüfung. Und schon gleich zu Beginn wurden Dauer und Form seiner Prüfung auch für die Beamten und die anderen lokalen »Interessierten« zu einem Ärgernis. Während der Amtmann die Kanzlei bereits einen Monat später auf das Drängen der Wirte und der Koblenzer Fachleute hinwies, beharrte diese auf Korrekturen; dreimal mußte der Winninger Vogt Fritzer zu seinem Erstaunen die Rechnungen neu schreiben und zweimal der Winninger Ausschuß deswegen nach Birkenfeld reisen, wofür er erneut 27 Gulden in Rechnung stellte.35 Inzwischen hatte der Amtmann auch die Abrechnung aus einem weiteren Verfahren erhalten und, durch die bisherigen Erfahrungen gewarnt, darin gleich selbst jenen »Verstoss« entdeckt, der den Ausschuß zwang, die Rechnung in Koblenz »in etwaß... verbessern« zu lassen.36 Trotzdem wurde von der Kanzlei als zu hoch empfunden, was der Ausschuß für Verpflegung der Inhaftierten beanspruchte.37 Uber ein Jahr dauerte dieses Feilschen, ehe die Kanzlei am 29. Januar 1644 die Rechnung genehmigte.38 Zu diesem Zeitpunkt bahnte sich indessen der nächste Konflikt an. Schon bei der ersten Durchsicht weiterer Rechnungen befand die Kanzlei darin »allerhandt posten« als derartig überhöht, daß die Ehemänner der hingerich199
teten Maria Siegbert und Margarethe Moden »vor unßerer taxation zu hören vor nöttig erachtet« wurde.39 Als dem Kastellauner Amtmann die von Siegbert »in underthänigkeit« vorgebrachten Einwände vorlagen, schickte er die Rechnungen zur Verhütung weiteren Unheils umgehend nach Winningen zurück;40 auch er mußte einräumen, »daß herrn doctoris/ notarli, vogtes und anderen gericht scheffen sportulae oder dieten gelter zu excessiff sein«, da doch beide Prozesse »pari passu geführet worden« seien, nun aber alle Tätigkeiten »doppell ahngerecht werden sollen«. Der Amtmann verband die Rücksendung aber nur mit der Ermahnung, »diesen posten meinem ermeßen nach mehr zu erleuttern«. Und obwohl er noch mehr darin als »zimblich hoch« empfand, so bemühte er sich gleichzeitig darum, dem Ausschuß Gelegenheit zu einer Gegendarstellung zu verschaffen. Dabei empfahl er ihm die gleiche Argumentation, die er selbst seinerzeit zur Rechtfertigung der hohen Verpflegungskosten im Fall der Emmerenzia Laux gegen die Vorwürfe der Kanzlei benützt hatte: die Sorge um das leibliche Wohl der Angeklagten.41 Bei den hierauf erneut ausbrechenden Feindseligkeiten zwischen Siegbert und dem Ausschuß standen Vogt und Amtmann ganz auf Seiten des letzteren. Als die Ausschußmitglieder in Kastellaun Klage darüber führten, daß sie wegen Siegberts anhaltendem Widerstand die »anlaufFendt creditores« nicht befriedigen könnten, drohte der Amtmann Siegbert mit sofortigem Vollzug.42 Aber der daraufhin eintreffende pfalzgräfliche Bescheid gab Siegberts Klagen Recht: »Nicht ohne freud«, so hieß es darin mit unverhohlenem Sarkasmus, befinde man, »daß Dietter Sichberth sich in ettlichen posten, die eintheilß zu hoch, anderen theilß auch doppelt in ahnrechnung khommen, zu beschweren gegründte ursach hatt«. Auch verwehrte die Kanzlei dem Ausschuß den gewünschten Zugriff auf das gesamte Familienvermögen: die Ehegatten und Kinder von Hingerichteten seien nicht »mit unrecht zu trücken«, weshalb man »ohngerechter designationen und insonderheit auch deß notarli und würthß zutatten« reduziert habe. Es waren also erneut die Großverdiener aufgefallen, was in Verbindung mit den übrigen Problemen die gesamte Verfolgung in Mißkredit brachte. Notwendig waren daher herrschaftliche Eingriffe, damit, so Pfalzgraf Georg Wilhelm, »es alßo bey anderen nicht daß ubels [t? ]ehente ansehen gewinnen, ob wieder der gleichen laster [sc. der Zauberei] mehr umb privat gewinß und zechens, alß der lieben justitiam willen außgereuttet [sc. werde]«.43
Die Birkenfelder Kanzlei hatte dem Bescheid erstmals auch eine »Tax Ordnung« beigelegt. Bis dahin hatte man sich in Winningen bei der Berechnung der Offizialkosten zunächst an der kurtrierischen Gebührenordnung, ab 1642 an der Beltheimer Ordnung orientiert; der Winninger Ausschuß rechnete generell »alß wie die trierische außschuß« ab, was ihm wohl
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vorteilhafter erschien.44 All diese Eingriffe und Vorschriften haben das Kostenproblem ebensowenig entschärfen können wie die entsprechenden Versuche im Kurfürstentum Trier. Sie verhinderten weder die Kumulation von Tagessätzen noch die exorbitanten Spesenbeträge, weil die Beamten daran selbst teilhatten.45 Sie verhinderten auch nicht den Zuwachs von Personal, etwa bei Botengängen, und die Berechnung von Diensten, die den Ausschußmitgliedern und ihren Helfern nicht zustanden. Selbst daraufbezogene Rügen des sponheimischen Rechnungsprüfers wurden durch den Nachweis prozessualer Notwendigkeiten oder besonderer Umstände umgangen; weitere Schwierigkeiten für die Rechnungsprüfüng bildeten die nicht überprüfbare Qualität der Verpflegung der Inhaftierten und summarische Abrechnungen der Essenskosten, weshalb der sponheimische Rechtskonsulent verlangte, daß man alle Teilnehmer spezifizieren solle. Auch dies wurde ebensowenig eingelöst wie seine Forderung, von solchen Mahlzeiten jene auszunehmen, die für bereits geleistete Dienste »lohn« erhielten.46 Gebührenordnungen und herrschaftliche Rechnungsprüfung erreichten somit nicht die erwünschten Ziele; statt dessen trugen sie zur Legitimierung von Prozeßkosten bei. Die Halbherzigkeit der Rechnungsprüfung und besonders der zähe Widerstand der Verantwortlichen tat ein übriges, daß die »Moderation« durch den Rechnungsprüfer im Einzelfall erheblich geringer ausfiel, als seine Kritik vermuten ließ.47 So verhinderten die Birkenfelder Ausschußmitglieder, daß die Herrschaft Gelder zur Finanzierung des Gefängnisneubaues verwendete, welche die Amtsuntertanen mittels Umlage zu ihrer Entlohung aufgebracht hatten; die Streichung ihrer Wirtshausspesen quittierten sie mit dem trotzigen Hinweis auf die ihnen von der Obrigkeit zugesagte Vergütung: »Wir verhofFen auch/ es werde unß unßer geordtneter lohn werden«.48
Anders die Reaktion des ersten Beltheimer Ausschusses um 1597, als die Beamten ihre Geldforderung fast völlig an sie zurückwiesen. Um das Scheitern ihrer Tätigkeit abzuwenden, sahen sich die Ausschußmitglieder gegenüber der Herrschaft zum förmlichen Offenbarungseid gezwungen: »Tragender not halben« könne man »underthanigst vorzubringen nit umbgehen« die »herrn beambten« zu bitten, daß sie den Ausschuß mit den »überauß großen überschwencklichen uncosten[]«, der »auff uns anietzo mögte... gewiesen werden«, doch verschonen möchten. Denn keiner unter ihnen habe »sich dieses beschwerlich costens halben bekümert und der großen suma sich versehen«. In der Hoffnung auf »linderung« des Vertrags versprachen die Sünder zugleich Besserung: »Verobligiren [wir] uns auch hiemit/ hinfuhro bey allen trewen/ so viel wir können, uns solcher groser costen [zu] mußigen und uns darfur [zu] hutten/ auch desto fleisiger zu sein und unsers ambts treuligst [zu] obwarten, hierinn wir auch zu unser gepietenter obrigkeit etwaß zu thun, gantz und gar in kein zweifFel stellen...«.49
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Exorbitante Prozeßkosten und die dazugehörigen Rügen prägten gleichwohl die folgenden Wellen. So mußte Pfalzgraf Georg Wilhelm bereits im Jahr nach der Überschickung jener ersten sponheimischen Gebührenordnung erneut die Revisionsbedürftigkeit der Rechnungen mit den bekannten Worten bekräftigen, »damit es nicht das ansehen gewinne, als seye es diesen leuten mehr umb den lohn und übermeßiges essen und trincken alß umb außrötung deß abschewlichen lasters der hexerey zu thun. Gestalten dan undt wo manß bey dergleichen malefitz-processen zu diesen exorbitanzen und mißbräuchen gelangen lassen wolte, es in effectu änderst nichtß sein würdte alß sundt und schandt mit sundt und schänden straffen«.50
Zwei Jahre später Schloß die Rechnungsprüfung der Birkenfelder Kanzlei erneut mit den Befehlen, daß der Winninger Ausschuß »aller überfließigen kosten bey den künftigen hexerey processen abzustellen ernstlich hiemit angemahnet wirdt«.51
Wirksam wurde aber auch diese Drohung nicht. Geradezu kleinmütig wirkt vielmehr die Haltung des Pfalzgrafen, als ihn die Winninger im August 1651 bei einem Besuch der Vogtei um Bekräftigung der Verfolgungserlaubnis baten. Georg Wilhelm fügte seiner Zustimmung lediglich die schlichte Aufforderung bei, »daß die Unkosten so viel möglich erspart« werden sollten.52 Ein Jahr später begann der Prozeß gegen Hans Wilhelm Mölich, der nach neun Monaten mit 1391 Gulden eine Rekordsumme hinterließ.53 Politische Halbherzigkeit trotz genauer Kenntnis der lokalen Verhältnisse begegnen schon 1588 in jenem Schreiben des Trierer Kurfürsten Johann an seinen Cochemer Amtmann: »Und ob wol wir ursach gnug gehabt die designationes solcher uncos ten irer Unrichtigkeit, auch Übermaß/ confusion und widerwertigkeit halben zu verweisen... haben wir die moderation dismahl auß gnaden vorgehen lassen wollen. Und ist hieruff unser genediges und ernstliches bevehlen/ du wollest hinfiiro in gleichmessigen zutragenden feilen... den gasthaltern und andern, bei welchen der costen angestelt wirdt, mit allem ernst ufferlegen und anbevehlen, nit allein eine richtige und clahre ufïzeichnung alles uffgangs zuhalten... sonder auch das in irer designation kein betrug gesucht... [werde], damit niemandt wider die gebür beschwerdt werde und wir nit ursach haben solche uffzeichnung... zuverdechtigen«.54
Das Scheitern aller Bemühungen um Eindämmung der Prozeßkosten widerlegt die Einschätzung des Trierer Chronisten, wonach die Verfolgungen vom Ende des 16. Jahrhunderts durch die Gebührenordnung Kurfürst Johanns zum Erliegen gekommen seien.55 Das Kostenproblem resultierte aus der Struktur der lokalen Verfolgungen: Solange dazu Ausschüsse »gebraucht« wurden, mußten sich unvermeidlich auch die finanziellen Probleme einstellen.56
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1.2. Prozessuale Ordnungsprobleme Auch im Hinblick auf die Prozeßführung mußte Kurfürst Johann 1591 Mißstände feststellen. So beklagte er, die Ausschußmitglieder seien »bey wehrenden prozeß zugleich anklaeger, zeugen, ja auch bißweilen mit Richter gewesen, dadurch von wegen solcher partialitet die Justitia mehr zurueckgesetzt, als befoerdert, und die arme Underthanen in eusserst Verderben gefuert worden«.57
U m die Unterwanderung des herrschaftlichen Gerichtswesens zu unterbinden, hatte der Kurfürst damals die Abschaffung der »ufFrurischefn]« Ausschüsse angeordnet, ohne auch diese Maßnahme jemals durchsetzen zu können. 58 So wurde Kurfürst Philipp Christoph von Sötern ab 1629 erneut mit den Eigenmächtigkeiten von Ausschüssen und Beamten konfrontiert. In seiner Verordnung vom 2. Februar 1630 mußte er die gemeindlichen »Special ausschuß« sogar förmlich anerkennen, vorausgesetzt, sie unterwarfen sich dem »Consens« der Obrigkeit. Unerträglich waren jedoch die mit ihrem Auftreten verbundenen »allerhandt abusus«. Daher befahl er seinen Beamten zur Wahrung der obrigkeitlichen Prärogativen, »den ausschüssen zumal nicht den examinibus und torturis (als welche den Oberkeiten allein zustendig) beywohnen zuzulassen«
Dem Kurfürsten standen dabei Vorgänge vor Augen, wie sie auch in Kastellaun und Winningen später vorfielen: »An etlichen orten« seien »nebenmodi und inventiones torquendi eingefuehrt« worden; und solche »onuebliche instrumenta« seien »bey der tortur keineswegs« zu gestatten. 59 Aber was in Winningen noch 1652 beim »tormentum vigiliarum« praktiziert wurde, dürfte auch in den kurtrierischen Gebieten fortbestanden haben - Folterungen, die den Verteidiger des Hans Wilhelm Mölich, den Koblenzer Advokaten Petrus Wolfsfeld, zu dem Ausruf veranlaßten: »Notetur/ novum et inauditum torturae genus«. 60 Auch die Hartnäckigkeit, mit der die Winninger und Kastellauner Ausschüsse während der Verfahren durch »aufwarten« und als Wächter präsent waren, läßt für Kurtrier ähnliche Verhältnisse vermuten. Angesichts der Wirkungslosigkeit von Verordnungen begegnen obrigkeitliche Zähmungsversuche schließlich nur noch in der Rechnungsprüfung. So strich der sponheimische Rechtskonsulent Heintz eine Forderung des Winninger Ausschusses für das »auffwartten« bei einem Zeugenverhör mit der Begründung: »Haben bey solchen actu, nachdem die zeugen von amden erfordert und habilitirt werden, nichts zu thun«. 61 Einen neuen Anlauf zur Begrenzung der finanziellen Ausbeutung und rechtlichen Beeinträchtigung der Verfahren unternahm Pfalzgraf Georg Wilhelm dann anläßlich seines Winninger Besuches im Jahre 1651, als er die Erlaubnis zur weiteren Verfolgung mit der Aufforderung verband, daß dazu
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»niemandt alß ein notarius/ der hisige vogt/ zwein scheffen und wen sonsten die gnedige herrschaft noch darzu verordnen mögte/ gezogen werden«.62
Jedoch gingen bereits die Beltheimer Amtmänner 1630 selbstverständlich davon aus, daß auch die Ausschußmitglieder Zugang zu den Vernehmungen von Zeugen und Angeklagten haben würden. Daher mußten sich die Hexenjäger auch dazu eidlich verpflichten, »alle zeugen kundtschaft, oder waß sie in den procesen erfahren, bey sich in der geheime [zu] halten«.63
Soviel Handlungsspielraum wollte die pfalzgräfliche Kanzlei den Ausschußmitgliedern nicht einräumen. Ihre Anweisung für die Mitglieder des Kastellauner Hexenausschusses von 1630 legte diesen zwar auch Verschwiegenheit auf, unterstellte aber, daß ein geheimhaltungsbedürftiges Wissen lediglich aus der dörflichen Inquisitionstätigkeit herrühren würde.64 Gleichwohl drängten die sponheimischen Ausschüsse mit Wissen und Wollen der Beamten in den Prozeßraum hinein, den ihre Mitglieder als Wächter, Folterer, Boten und »producenten« von Zeugen >dominierten Richter und nicht als Ratgeber< verhielten.124 Inhalt und Methode der neuen Strategie zielten somit auf Eindämmung der gerichtlichen Kompetenzen der lokalen Beamten. Die neue Strategie spaltete die üblichen Rechtsempfehlungen für Verhaftung und Tortur in zwei Begutachtungsvorgänge. Wenn die Gutachter nun die Indizien als ausreichend zur Verhaftung beurteilten, befürworteten sie damit nicht auch schon die Tortur. Statt dessen sollten die Verhafteten zunächst Gelegenheit zur Rechtfertigung erhalten und die Protokolle dann erneut an die Gutachter geschickt werden.125 Der Koblenzer Oberhof vertrat den Anspruch auf Trennung der Gutachten schon 1648, worauf die Schöffen dem Münsterer Amtmann Heddesdorf die Vorteile solchen Rechtsschutzes gegen den Vorwurf überflüssiger Begutachtungskosten erklären mußten: »Wan schon das decretum torturae separirt wäre a Decreto torturae oder wan schon auch in preaparatoriis et puncto torturae verscheidene Oberhöfe gehalten werden müßten, dan solche rationabiles et necessarias Expensas die einhaftirte Personen viel lieber zahlen als
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inconsulta parsimonia (ubi de vita agitur) vel potius Calore Judiéis ohne genugsambe Anzeig zur peinlichen Frag precipitin werden wolten...« 1 2 6
Das von Heddesdorf beschworene Kostenargument war indes nur vordergründig, denn für die Beamten stand ihre lokale Kompetenz auf dem Spiel und für die Ausschüsse die mit solcher Kompetenz verbundenen Privilegien. Entsprechend heftig war der Widerstand der Untertanen; im Amt Münster wurde er sogar mittels »von dem ganzen Amt Münster übergebenen gravaminibus et dubiis in eiusmodi processu« artikuliert und bis zur kurfürstlichen Kanzlei getragen.127 Auch der verfolgungseifrige Kastellauner Amtmann Joseph Zand von Merl wehrte sich gegen die Eingriffe der Gutachter. Im Fall von Peter Hofmann (1653) verzichtete er einfach auf die Vorladung zum Rechtfertigungsverhör, um auf den Tag zu warten, an dem die Ausschußmitglieder derart viel Belastungsmaterial aufgetürmt hätten, daß sich eine solche Prozedur erübrigen würde.128 Gegen Catharina Dietzen und Maria Frey aus dem Beltheimer Gericht (1653) verfuhr er umgekehrt: Bereits im »gütlichen« Verhör brachte er beide zum Geständnis, wodurch die Begutachtung möglicher Einwände überflüssig wurde; den Trierer Gutachtern präsentierte er das Resultat mit der ironisch anmutenden Frage, ob er nun zur weiteren >Erläuterung< des Geständnisses auch die Folter anwenden dürfe.129 Diese verzichteten darauf, nahmen aber wenigstens die angebliche Unvollständigkeit des Geständnisses der Maria Frey zum Anlaß einer letzten Intervention: Sie empfahlen ihre erneute Befragung, allein in gütlicher Form und mit erneutem Angebot der Verteidigung.130 Da die Angeklagte zu diesem Zeitpunkt bereits ein Teilgeständnis abgelegt hatte, kam der Vorschlag einer Ermunterung zum Widerruf gleich. Das zu verhindern war den Amtmännern freilich ein leichtes.131 Und die vollständig geständige Catharina Dietzen wurde entgegen dem Gutachten einer weiteren Befragung unterworfen, ihre Aussagen dann zum Anlaß einer Folterung genommen.132 Die Gefolterte nannte daraufhin noch weitere Tatkomplizen, die bereits im Zentrum von Prozeßvorbereitungen des Ausschusses standen.133 Um sie allein war es hier in der Hauptsache gegangen.134 Im folgenden Verfahren ging der Kastellauner Amtmann zum offenen Angriff über: Unter Anspielung auf die veränderte Begutachtung schrieb er an die Trierer Juristen, daß sie in den vorigen Gutachten »in stylo gehabt, die erste decreta auff die blosse captur zu stellen«. Daraus würden »aber vielfaltige uncosten« entstehen, da sie, die Beamten, »etwaß weit voneinander geseß« seien, also öfters zusammentreffen müßten. »Und darzwischen« seien »die arme verhafften« mit den Widrigkeiten des Kerkers und »zimblich uncosten beladen«. Die hochgelehrten Herren wurden daher »dienstlichst gebetten«, sich gefallen zu lassen, 213
»gleich wie bey den oberhöffen ihre sentimenten in ein decret so wohl in puncto capturae alß eventualis torturae zuverfaßen/ nach welcher application sie ferners von unß pro definitionem ersuchet und ihnen die acta uberschickt werden solle«.
Aber die Beltheimer Kommissare gingen auf die Folterwünsche der Amtmänner nicht ein, verweigerten gar die Weiterführung des Prozesses unter Hinweis auf die Abwesenheit des Kurfürsten. Als die Amtmänner nach Abgabe eines sponheimischen und winneburgischen Protestes im Herbst 1653 mit weiteren Indizien des Ausschusses bei ihnen vorstellig wurden, entschieden die Gutachter wie zuvor: Die Angeklagte Agnes Josten sollte zwar verhaftet, aber vor einer Entscheidung über die Folter erst angehört und ihr zudem die Verteidigung gestattet werden.135 Das Protokoll dieser Vernehmung attestierte der Agnes Josten gleich zu Beginn ein Verhalten, »alß were sie von dem bösen feiandt leiblich beseßen«, konnte aber kein Geständnis berichten. Die Gutachter bestanden nun zwar auf einem weiteren Angebot zur Verteidigung, räumten den Amtmännern dennoch die Möglichkeit ein, sie wenigstens mit »discreter peinlicher question anzugreiffen«. Damit war der Weg zur Folter frei, aber nicht zum Geständnis. Nur weil sie die Folter ohne Schuldbekenntnis ertrug, erhielt Agnes Josten ihre Freiheit wieder.136 In der sponheimischen Kanzlei zu Birkenfeld betrieb der neue Rat Agricola während seiner Amtszeit eine ähnliche Prozedur, mit ähnlich geringem Erfolg. Im Falle der Margarethe Schuhe hatte er die Indizien nicht für ausreichend befunden, die bereits erfolgte Verhaftung der Frau zu begründen. Zu ihrer Freilassung konnte er sich zwar nicht durchringen; sie sollte jedoch nur »captura laxiore« verwahrt, ihr »zuvorderist die angebrachte dag... ad defensum insinuiret« und »ein defensor« gestattet werden. Und falls ihr Ehemann sie >aus Dummheit oder Bosheit< »hülfloß« ließe, dann sei ihr eben, um größere Nichtigkeiten zu vermeiden und ihre Verteidigung von beiden Seiten (»ultro« ) zu erforschen, von Amts wegen ein Verteidiger zu stellen und »fürders ordo juris zu serviren«.137 Wenngleich der Gutachter die Rolle des Ehemannes klar durchschaut hatte, so konnte er doch nicht ahnen, wen der Kastellauner Amtmann nach dessen Verweigerung zum Offizialverteidiger berufen würde: den Gerichtsschöffen Hans Minck, jahrelang führendes Mitglied des Kastellauner Ausschusses.138 Mit Hilfe von Dr. Moeden gelang es schließlich, die Angeklage auch förmlich zum Verzicht auf ihre Defensión zu bewegen. Auf Anfrage des Ehemannes antwortete Moeden erwartungsgemäß, daß er den »gutten mahn... a processu dehortire/ wo [sc. er] nicht sich in vergeblichen und verderblichen schaden stürtzen wolle«.139 Margarethe Schuhe widerstand dem Druck ihrer Umgebung noch einige Zeit, ehe sie förmlich auf ihre Verteidigung verzichtete.140 Der Amtmann berichtete jedoch diese Entwicklung nicht nach Birkenfeld. Um seine Eigenständigkeit wiederzugewinnen, schickte er nun eigenmächtig alle Prozeßak214
ten an die Juristenfakultät der Universität Mainz, »pro maiori securitate«. Den Prozeßbericht stattete er in gewohnter Weise mit einer rein belastenden Beschreibung der Angeklagten aus, um dadurch eine Begründung fur die Folter zu erhalten, die möglicher Kritik aus Birkenfeld standhalten würde. Ausgiebig betonte er auch die körperliche Robustheit der Angeklagten, ein eindeutiger Reflex von Agrícolas Prozeßkritik vom 4. November 1653, worin dieser angesichts ihres Gesundheitszustandes jede Tortur vorläufig ausgeschlossen hatte.141 Der Plan berücksichtigte aber nicht, daß auch die Juristen der Universität Mainz mittlerweile den Hexenprozeß strikt als ordentliches Verfahren im Sinne der »Carolina« behandelten. Die Juristen verlangten daher ein neues Zeugenverhör, um in ihrem Schlußgutachten eine Einstellung des Prozesses als ex-officio-Verfahren aufgrund mangelnder Beweise zu empfehlen. Falls aber der Ausschuß auf seiner Klage bestehe, dann müsse der Angeklagten trotz Widerstand des Ehemannes ein »in den rechten fundirter defensor... ex officio zugeordnet werden«.142 Nach dieser Niederlage ergriff der Amtmann erst im Dezember 1654 wieder die Initiative; jetzt schickte er die Akten an den Regierungskonsulenten Heintz, der offenbar wieder die Stelle von Agricola eingenommen hatte.143 Dadurch wurde nun die entscheidende Wende eingeleitet, denn Heintz räumte dem Amtmann trotz skeptischer Beurteilung der Indizien doch noch die Möglichkeit zur Folter ein: »Es were dan sach, daß sie solche inditia mitt ihren erwartenten responsionibus noch einmahl besterckhen, und sich darauff bey kräfften ihres leibes zuestandt befinden mögte«. 144
Weil Heintz in den folgenden Monaten, vermutlich wegen anderer Regierungsgeschäfte, nicht mehr in Erscheinung trat, konsultierte der Amtmann die Juristenfakultät Gießen, die sich bereits im Mölich-Prozeß als Vertreter einer harten Linie erwiesen hatte. Tatsächlich stellten die Gießener Juristen dem Amtmann die Folter in Aussicht, bestanden jedoch ebenfalls auf einem »ordentlichen« Verfahren, wobei der Angeklagten ein amtlicher Verteidiger zugewiesen werden sollte.145 Diese Hürde wurde auf die übliche Weise umgangen: Als die Verhöre im Mai 1655 nach der förmlichen »reassumption des processus« begannen, erschien der Ehemann der Margarethe Schuhe und präsentierte den Kastellauner Bürger Philipp Reck als Defensor.146 Obwohl Angehöriger der ländlichen Führungsschicht, fungierte Reck nur als Statist: der Amtmann bedeutete ihm, daß, wenn »er eines rechtsgelärthen bedürftig were, er einen darin consultiren wolle«.147 Wegen wachsender Prozeßkosten zog der Ehemann es schließlich vor, beim letzten Zeugenverhör gegen seine Frau selbst diese Rolle zu übernehmen. Als die Angeklagte den Zeugenaussagen wiederum nur mit »ihren negatis« und Lügenvorwürfen begegnete, ließ ihr der Amtmann lediglich die Wahl zwischen gütlichem 215
Bekenntnis und Folter. Von den Ausschußmitgliedern bewacht, von Anfallen heimgesucht, von dem herbeigerufenen Kastellauner Arzt und Schöffen Nikolaus Inich als Simulantin diffamiert und zum Geständnis aufgefordert, und vom Amtmann schließlich aufgrund der wiedererlangten Entscheidungskompetenz der Folter überantwortet, vollzog sich das Schicksal der Margarethe Schuhe in völliger Ausgeliefertheit an eine feindliche Umgebung.148 Trotz offenkundigen Scheiterns waren diese und andere Interventionsund Regulierungsversuche der sponheimischen und Beltheimer Regierungsgutachter von großer Bedeutung. Denn sie reflektierten Einsicht in problematische Verhältnisse und den Wunsch nach Rückkehr zur »ordo juris«, zum ordentlichen Kriminalverfahren.149 Die Ausschüsse gerieten dadurch in die Gefahr, auf den Status von Privatklägern zurückzufallen, die Angeklagten erhielten die Aussicht, ihre prozessuale Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen. Exakt in diesem Sinne definierte der Birkenfelder Gutachter Agricola den Status der Prozeßparteien und ihre Behandlung durch den »judex«, hier der lokale Amtmann. So verwarf er den ihm 1653 vorgelegten Klageantrag gegen Maria Margarethe Göbel noch gründlicher als den Prozeß gegen Margarethe Schuhe: Erstens sei »ein ancläger«, bevor jemand verhaftet werde, »cum indiciis et argumentis« zum Beweis des Verdachtes »schuldig«, also alleiniger Träger der Beweislast; zweitens sei der Richter verpflichtet, nicht über den Angeklagten, sondern über das vermeintliche Delikt zu inquirieren und jenem alle Ergebnisse vor der Verhaftung zur Verteidigung mitzuteilen. Damit forderte Agricola genau jenes Prozeßverhältnis, welches die »Carolina« bei Privatklage vorschrieb.150 Zum Einschub einer Verteidigung vor Verhaftung und Tortur gehörte auch die Revision der Zeugenaussagen. Bislang galten die Zeugenaussagen als Wahrheitsbeweise, die Stellungnahmen der Angeklagten hingegen als verstocktes Leugnen. Jetzt aber sollte die Verneinung von Klagepunkten und Zeugenaussagen auf die Ankläger und ihre Zeugen zurückfallen. So forderten die Beltheimer Gutachter im Fall der Catharina Dietzen (1653), daß, »was von ihr nicht gestanden« werde, »an seydten der clagern mit vorigen und andern zeugh- und kundschaften bewießen... werden« soll.151 Noch deutlicher äußerten sie sich im Fall der Dorothea Jorgen: Falls sie die Klageartikel »ablaugnen und nicht gestehen wurdt«, sollte man »die zeugen ihres vorigen eydts ernstlich... erinnern oder andere darüber in forma juris abhören/ ihr ferners ihre habende exceptiones und defensiones dargegen zu thun zuverstatten, und wan solches also ordentlich vorgangen/ den proceß abermahllen anhero... schicken«.152
Außerdem sollte das neue Zeugenverhör »in praesentia« der Angeklagten stattfinden und ihnen ebenfalls das Fragerecht eingeräumt werden.153 Wenn jetzt eine Prozedur eingeführt wurde, die zuletzt in der Privatklage des Jakob 216
Hennen aus Roth gegen Elisabeth Laux 1629 verwendet worden war,154 so geschah dies aus dem Bemühen, Hexereiverfahren wieder auf den Status regulärer Parteienverfahren zurückzustufen. Damit wäre nach Jahrzehnten des geheimen Inquisitions- und Ausnahmeverfahrens bei Ausschußklagen die Gleichwertigkeit der Parteien wiederhergestellt worden. Agricola ging es dabei um die Bekämpfung der schlimmsten Mißstände: Es sollte sichergestellt werden, daß nicht mehr »in cognoscendis ordo juris invertatur... lex naturae violetur, iustitiae leges contemnentur, conscientia cedatur atque rationis temperamentum exceda tur«. 155
Trotz solch tiefer Einschnitte in das bisherige Prozeßgefuge bewahrten die Beltheimer Amtmänner im Gegensatz zu dem kurtrierischen Amtmann von Münster zunächst Stillschweigen, umgingen die Auflagen durch die gewohnten Kniffe. 156 Als die Beltheimer Kommissare 1654 erneut zwei Prozesse begutachteten und darauf bestanden, daß ein Zeugenverhör tatsächlich wiederholt würde, kam es zum offenen Dissens. 157 In der Antwort der dreiherrischen Amtmänner prallten die alten und neuen Positionen heftig zusammen. 158 Der Verzicht auf die Konfrontation von Angeklagten und Zeugen wurde zunächst mit dem bekannten Kostenargument begründet, sodann prinzipielle Zweifel an der Berechtigung dieser Maßnahme geäußert: »Sonderlich nachdem sie [sc. die Beamten] es niemahls dieser orts oder auch ander werdts practicirlich [gestrichen: zu sein] gesehen«.
Hierbei konzedierte man zwar, » daß solch in jure communi also versehen seye«, nicht aber in »criminalibus ublig/ in quibus authoritas notarli reorum vices supplementirt und daß die prothocolla richtig geführt worden, fidem attribuirt«.
Schließlich der Hinweis der Praktiker auf die Unzumutbarkeit einer Konfrontation von Zeugen und Angeklagten: »Zumahlen/ daß sie [sc. die Beamten] nit haben vermercken können, waß es anders als... ein großes gezenck/ schmähe, undt injurieren würcken würdt«.
Diese Argumente operierten alle mit formalen Fiktionen und juristischmentalen Prämissen, wie der Notwendigkeit einer Geheimhaltung der Zeugenaussagen oder der Suggestion, daß die Zeugen von ihrer bereits eidlich abgelegten Aussage nicht gut abgehen könnten, weil sie natürlich nichts anderes als die Wahrheit gesagt hätten, während die Angeklagten nur aufgrund ihrer Schuld verstockt (»induratissimi pectoris« ) blieben. Die Beamten wiederholten somit noch einmal jene Grundeinstellung, die den gemeindlichen Hexenausschüssen fast alles umzusetzen erlaubte, was sie an Wünschen vortrugen. Und selbst dieser offene Disput mit den Beltheimer Regierungsgutachtern verhinderte nicht, daß zumindest die eine der beiden 217
betroffenen Angeklagten, Maria Caspar, zum Geständnis gezwungen und hingerichtet wurde.159 Der Versuch einer juristischen Bewältigung von Hexenprozessen scheiterte somit am Widerstand der lokalen Beamten. Als Konsequenz hätte sich entweder die Entsendung von Kanzleijuristen an die Prozeßorte angeboten, wozu weder die sponheimische noch die kurtrierische Regierung personell imstande war, oder die Unterbindung aller in lokaler Verantwortlichkeit geführten Prozesse. Bevor es aber dazu kam, bedurfte es offenen Widerstandes der Opfer und ihrer Familien.
2. Widerstand in der Bevölkerung Widerstand gegen Hexenprozesse war angesichts der Monstrosität und Glaubwürdigkeit der unterstellten Verbrechen lebensgefährlich. Der in Trier wirkende Theologe Cornelius Loos mußte seine Kritik widerrufen und sein Leben im Kerker zu Brüssel beenden;160 Friedrich Spees »Cautio Criminalis« wurde lange Zeit nur anonym veröffentlicht, obwohl darin doch nur die juristische Prozedur und nicht das theologische Fundament der Hexenprozesse kritisiert wurde;161 der Kölner Ratsherr Hermann von Weinsberg vertraute seine Zweifel nur dem Tagebuch an, und die publizistische Attacke des Rheinbacher Schöffen Hermann Löher erfolgte erst Jahrzehnte nach seiner Flucht, aus dem sicheren Exil in Amsterdam.162 Solche Zwänge galten erst recht für Ausschußeinsetzung und Verbündnis, stand beides doch unter dem zusätzlichen Konformitätsdruck von dörflicher Mentalität und Gemeinschaft. Ohne Rücksicht darauf handelte »Schneiderß Steffan« aus dem Dorf Pellingen bei Trier, als er den Versuch seiner Dorfgenossen, die Hexen mittels Glockengeläut abzuwehren, verspottete - »mahn zerbrech die syll und sey unnottich und ein narrisch dingk«. Der Schultheiß gewann daraus wohl den Eindruck, als sei jener trotz des Handschlags bei Einwilligung in die Ausschußeinsetzung »gewaltiglich dargegen gewesen«; es folgten die Anklage und am 16. Dezember 1587 die Hinrichtung wegen Hexerei.163 Widerstand gegen Hexenprozesse resultierte daher eher aus persönlicher oder familiärer Gefährdung und aus der ruinösen Belastung durch die Prozeßkosten. Die finanziellen Lasten konnten sogar ganze Gemeinden zum Protest veranlassen, wie schon der Fall Beuren zeigte. Anfang 1630 weigerten sich auch 13 der 14 Beltheimer Gemeinden strikt, den ihnen von den Beamten zugewiesenen Kostenanteil von 369 Gulden aus dem Verfahren gegen Agnes und Remigius Mödges zu bezahlen,164 weil ihrer Meinung nach Familie und Herkunftsgemeinde Mörsdorf »zu gering belegt« würden, »da doch Remigli nit von den auschußen, sond[ern] der gemein [sc. Mörsdorf], 218
wegen diebstals eingezogen worden« sei.165 Die Gemeinde Beltheim fühlte sich bereits in der ersten Welle um 1596 durch Mißachtung der zwischengemeindlichen Vereinbarungen übervorteilt. Die Ursache lag darin, daß Gemeinden, die wie Beltheim in der Nähe von Richtstätten lagen, gewohnheitsmäßig die materiellen Aufwendungen der Exekutionen zu tragen hatten.166 Aber aus Anlaß des gemeindlichen Beschlusses zur Hexenverfolgung hatten die Beltheimer durchgesetzt, daß die Hinrichtung von der Heimatgemeinde des Delinquenten bestritten würde.167 Als nun mit Johann Hofmann von Petershausen der Besitzer eines Einzelgehöfts hingerichtet werden sollte, mithin keine »Nachbarschaft« vorhanden war, hielten sich die übrigen Gemeinden zurück, sodaß die Beltheimer erneut »von obrigkeit wegen darzu erfordert« wurden.168 Derartige Zwistigkeiten zwischen Dörfern sollten aber nichts an der Bereitschaft zur Hexenverfolgung ändern, zumal die Beltheimer gegen Bezahlung zu jedem Dienst bereit waren. Selbst die Beurener, die ihre Zustimmung zum gemeinsamen Hexenausschuß im Hochgericht Reinsfeld mit unerträglichen Kosten und der gewaltsamen Pfändung ihrer Schafe bezahlen mußten, reagierten darauf nicht mit dem generellen Ausstieg aus der Verfolgung. Statt dessen setzten sie einen eigenen Ausschuß ein. 169 Völlig anders lagen die Verhältnisse, wenn Familienangehörige von Angeklagten oder Freigelassene sich weigerten, die Verfahrenskosten zu tragen. Die Ausschüsse gerieten dann unter beträchtlichen Druck ihrer Gläubiger und liefen Gefahr, »ferners gutten credit« zu verlieren.170 Vogt Fritzer brachte eine entsprechende Besorgnis des Winninger Ausschusses aus Anlaß des Streites mit Dietricht Siegbert klar zum Ausdruck: »Und dahe die ausßschuß sich mit jedwederen als [o] der hinrichtung in weideuffigkeiten einlaßen müsten, würden sie ihres loses nit viel gebeßert und dadurch in prosequirung des hexerey lasters... nachläß[ig] und unwillig werden...«. 171
Siegbert hatte nur die Höhe der Geldforderungen des Ausschusses moniert; Freigelassene stellten die gemeindlich vereinbarte Zahlungspflicht prinzipiell in Frage. Bitter beklagte sich schon der Ausschuß der Gemeinde Zilshausen 1597 bei der Obrigkeit, als Jakob Daum nach der Freilassung seiner Frau Elsa die Kosten nicht zahlen wollte.172 Auch in Winningen wurde gleich nach Abschluß des ersten Prozesses die Gültigkeit einer innergemeindlichen Absprache in Frage gestellt, als der Ehemann der hingerichteten Maria Knebel sich weigerte, neben den Prozeßkosten auch alle Initialkosten der Verfolgung zu bezahlen.173 Die erste in Winningen anstehende Freilassung erfolgte 1644 wegen Ungeständigkeit der angeklagten Margarethe Schop und Elisabeth Sünder und wegen heranziehender Soldatenhaufen; sogleich war damit die Frage nach der Gültigkeit des Verbündnisses gestellt. Noch während des Prozesses hatte Martin Schop öffentlich verlauten lassen, daß er die Prozeßkosten nicht bezahlen werde, ein taktischer Fehler, da Ausschuß, Vogt und 219
Amtmann ihre Forderung leicht durchsetzen konnten, solange die Frau sich noch in Haft befand.174 Inmitten des langwierigen Prozesses gegen Hans Wilhelm Möüch geriet der Ausschuß im Frühjahr 1653 aufgrund des Widerstandes von Mölich und seiner Familie erneut in eine finanziell prekäre Lage. Und daß gerade die Möüchs die gemeindlich vereinbarte Gesamthaftung mittragen würden, war angesichts deren Widerstandes am allerwenigsten zu erwarten. Daher war der Ausschuß auch hier an einer Vorauszahlung interessiert, was die Familie mit der heimlichen Verlegung von sechs Fuder Wein nach Koblenz vorerst zunichte machte.175 Erst der Zusammenbruch Mölichs und seine Hinrichtung im Juni erlaubten, die Forderungen durchzusetzen. Mölich selbst hatte noch nach seinem Geständnis versucht, die finanziellen Ansprüche der Ausschußmitglieder zu diskreditieren. So bezichtigte er sie gegenüber dem Amtmann, sie hätten »ihnen nit gepührendjer] maßen v[er] wacht/ sondfer] η nur kind [er] bey ihm gelaßen...«.176
Was Hans Wilhelm Mölich nicht möglich war, sollte dem Angeklagten Friedrich Mölich 1659/60 durch Ertragen der Folter gelingen. Und sein Widerstand gegen alle auf das Verbündnis gegründeten Zahlungsforderungen stellte das gesamte lokale Verfolgungsgefüge in Frage. Derartig grundsätzlichen Widerstand gegen die Ausschüsse hatte es auch vorher schon gegeben. So soll der Angeklagte Claus Endresen den Erfolg der Ausschußtätigkeit nicht nur bezweifelt, sondern ihre Träger sogar ausdrücklich verwünscht haben: »Nun sollen die außschuße/ wan ich schon etwas mir bewust, nichts an mir schaffen/ der hagel und donner erschlag sie dan«.177
Noch stärker zeigt sich solche Abneigung in dem heimlichen Gespräch, in dem die später angeklagten Michael Vieren und Thonges Roß sich ihrer gegenseitigen Solidarität gegen die Ausschußmitglieder versicherten: »Sie (die auschüsse meinendt) solten ihnen diebe und schelmen [sc.sein], der unserige ist ein mordt dieb undt schelm/ Vieren Michel geantwortet: der unserige ist auch nit beßer...«.178
Daß die Ausschüsse von vorneherein mit Widerstand rechneten, beweist jene Kastellauner Inquisitionsinstruktion von 1643 : Darin wird neben anderem auch die Sympathie mit Inhaftierten sowie gegen die Ausschüsse gerichtetes Verhalten als Indiz für Hexerei beschrieben.179 Der Kastellauner Amtmann Zand von Merl vermutete genau in diesem Sinne, daß der Eva Pforten ihre geplante Verhaftung »durch den theufFel oder dessen complices offenbahret worden« sei.180 Die Bewertung von abfälligen Äußerungen über die Ausschußmitglieder kostete den Jonas Lentzen aus Macken im Frühjahr 1653 ebenso das Leben wie den erwähnten Kritiker des Hexengeläutes. Was Lentzen aus Anlaß der Einsetzung eines neuen Beltheimer Hexenausschusses im Herbst 1652 von sich gegeben und wie er sich »gegen die/ so solches 220
laster verfolgen/... uffsetzig erzeiget« hatte, zeugt von tiefer Abneigung gegen das Projekt gemeindlicher Hexenverfolgung und ihre Träger, aber auch von der Fähigkeit zu beißendem Spott: Er habe, so der Ausschuß in seiner Klage, nach dem Tod des Ausschußmitgliedes Thonges Schmitt von Macken »Gott gelobt/ daß der gestorben seye, auß aingewenden Ursachen/ daß er doch einem iedwederen sein ehr habe abschneiden wollen«.181 Diejenigen aber, die noch lebten und dem Laster der Hexerei zusetzten, würde er auslachen. So sei er vor wenigen Tagen zum jetzigen Mackener Ausschußmitglied gegangen und habe ihn gefragt, »ob sie sail genug hetten/ die böße leuth zu binden«.182 Und als die neubestimmten Ausschußmitglieder nach Kastellaun beschieden wurden, habe er sich »gegen die verlautten laßen/ ach wie werden wir unß vor euch grauwlen«.183 Neben Widerstandshandlungen konnten Solidarität und Mitgefühl mit einzelnen Angeklagten auf Abneigung gegen die Ausschußtätigkeit hinweisen. So warf man der Angeklagten Agnes Josten vor, sie habe während der Haft der Anna Schultheiß im Jahre 1648 bei ihr am Verlies geweint und sich bei ihrer Freilassung »hochlich erfreuwet«, auch »hertzlich gelachet«.184 Im Prozeß gegen Margarethe Schuhe (1653/55) glaubte der Amtmann eine ganze Gruppe von »adhaerenten« ausgemacht zu haben, denen er unterstellte, daß sie sich des von den Gießener Juristen gewünschten Verteidigers »meisterlich« zur Verschleppung des Verfahrens »gebrauchen« würden.185 Zu diesen »adhaerenten« gehörte möglicherweise der Kastellauner Pfarrer Konrad Tilmann Lerner, der damals von Maria Margarethe Göbel als Zeuge für ihre Verteidigung angegeben wurde.186 An den Hexenprozessen hatte Lerner sich im Gegensatz zu seinen Kollegen Orth und Briaeus offenbar nicht aktiv beteiligt. Sein Verhalten im Prozeß gegen Gertraud Schäfer (1647) läßt vielmehr ein vorsichtiges Eintreten für die Inhaftierte erkennen. Die verwitwete Frau hatte sich eine Zeitlang bei ihm im Kastellauner Pfarrhaus »gehalten«; zur Zeit ihrer Verhaftung arbeitete ihre Tochter dort noch als Dienstmagd.187 Daß Lerner nun vom Amtmann begehrte, die Inhaftierte mit der Tochter zusammen zu besuchen, drückt Mitleid aus, hatte die Beklagte doch in der Nacht zuvor in ihrem Verlies »in ihrem großen creutz« geschrieen und gejammert, »sie wille und mußte sterben, wan sie nuhr ihr kindt noch einmahl hettet«. Aber ihre und des Pfarrers Bitte wurden abgeschlagen, um zusätzlichen Druck auf sie auszuüben.188 Und als Gertraud Schäfer im »tormentum vigiliarum« Lerners Beistand begehrte, wurde ihr statt dessen von den Ausschußmitgliedern ausgerechnet Christian Briaeus von Bell zugewiesen.189 Lerners Verhalten würde sich in eine Tendenz zunehmenden Widerstandes gegen die Verfolgung einordnen lassen, wie sie im folgenden Jahr zu beobachten ist. Massiver Unmut wurde bei der Kanzlei zu Birkenfeld gegen die lokale Prozeßführung vorgebracht, von der inhaftierten Anna Schultheiß 221
sowie anderen, nicht namentlich genannten Personen. Daraufhin teilte der Regierungsgutachter Heintz dem Amtmann mit, die Untertanen seien »der opinion, die proceduren gehen etwas scharpff«.190 Für Heintz war dies jedoch nur Anlaß, die vom Amtmann erneut vorgetragene Bitte um völlige Prozeßautonomie zurückhaltend zu beurteilen; sich selbst nahm er von der geäußerten Kritik aus, bestätigte er doch mit der Genehmigung des furchtbaren »tormentum vigiliarum« gegen Anna Schultheiß ohne Zögern die Auffassung des Amtmanns.191 Anders die Kanzlei, wo die Beschwerden der Anna Schultheiß tieferen Eindruck gemacht hatten. Anstelle das Gutachten wie bisher lediglich weiter zu leiten, änderte sie das Votum und ließ dem Amtmann lediglich die Alternative, das »tormentum vigiliarum« entweder auf eine halbe oder eine Stunde zu begrenzen oder die Inhaftierte »sub alio quodam leviori torturae genere« zu befragen. Das war freilich keine gleichwertige Alternative. Nüchtern stellte der Amtmann als erfahrener Praktiker fest, daß das »tormentum vigiliarum« »in einer halben oder gantzen stund-«, ten nichts operiren« könne. Aber der Amtmann hatte sogleich begriffen, daß auch die Kanzleiräte »in den gedancken seien, alß wan zu scharff alhie verfharen werdte« und »daß sie das insommnium pro atrocissimo tormentorum genere« erachteten, weshalb ihm die Ausführung dieser Wünsche dringend geboten erschien. Als die Anna Schultheiß dann auch noch die gemäßigte Tortur ohne Geständnis ertrug, zeigte sich auch der Amtmann geradezu demonstrativ als milder Richter - »tutius vero est reddere rationem de benignitate quam atrocitate« - und ließ sie umgehend frei. Insgeheim dachte er aber schon an die nächste Verhaftung. Daher erfolgte die Freilassung auch völlig unförmlich (»neque de instantia neque cum absolutione« ) und in erster Linie, wie das Protokoll in entlarvender Offenheit festhielt, »wegen dem auffgehendt[en] Unkosten«; denn die Gemeinden des Kastellauner Amtes hatten keine Zahlungspflicht für Freigelassene vereinbart.192 Zweifellos lag in diesen Vorgängen die Ursache dafür, daß die Kastellauner Hexenverfolgung bis 1653 stillstand. Erst die Phantasien von Kindern, die 1652 öffentlich verbreiteten, sie seien von Erwachsenen auf Hexentänze mitgenommen worden,193 sowie die Verlegung des Winninger Angeklagten Hans Wilhelm Mölich nach Kastellaun (April 1653) brachte neuen Schwung in die Tätigkeit des dortigen Ausschusses. Der erfolgreiche Prozeß gegen die Sattlerin vom Frühsommer 1653 schien die Berechtigung weiterer Aktivitäten zu bestätigen, aber aus den darauffolgenden Prozessen gegen Margarethe Schuhe und Maria Margarethe Göbel entstanden über zwei Jahre währende Auseinandersetzungen.194 Es zeigte sich darin, daß vom MölichProzeß auch gegenteilige Wirkungen ausgingen: Der Schlagabtausch zwischen Mölich und seinen Anklägern führte zu einer stärkeren Beaufsichtigung durch die Birkenfelder Kanzlei, die dafür eigens den Lizentiaten Agricola anstellte.195 Und der Widerstand, den die Familie Mölichs auch in 222
Kastellaun vorführte, demonstrierte soziale Handlungsmöglichkeiten. Zumindest im Fall der Göbel dürfte diese Erfahrung mit dazu beigetragen haben, die Verteidigungsbereitschaft der Angeklagten und ihres Ehemannes, des Kastellauner Gerichtsschöffen Heinrich Göbel, beträchtlich zu motivieren. Entschlossen nutzten sie die von Agricola eingeräumte Verteidigungsmöglichkeit (»libero pede« ) und verwickelten mit Hilfe eines professionellen Verteidigers, des Gerichtsschreiber Friedrich Junker aus St. Goar, Amtmann, Ausschuß und den zu Hilfe gerufenen Dr. Moeden in einen weiteren Schlagabtausch;196 schließlich intervenierten sie mit »acht gravamina« direkt bei dem Bruder des regierenden Markgrafen von Baden, Hermann Fortunatos.197 Darin wurde zum ersten Mal die Prozeßfuhrung des Amtmannes massiv angegriffen. Die für alle Beteiligten unerwartete Empfehlung der Mainzer Juristenfakultät, den Prozeß völlig einzustellen, beendete diese Händel vorerst zugunsten der Göbels.198 Dem Amtmann aber hatten die Angriffe des Verteidigers derart zugesetzt, daß ihn böse Vorahnungen überfielen, als ein halbes Jahr darauf sogar die Gießener Juristenfakultät im Prozeß gegen Margarethe Schuhe auf einem ordentlichen Verfahren mit Zulassung eines Verteidigers bestand:199 Da zugegebener Maßen »die essentialia juris positivi« auch bei diesem Prozess »so genauhe nit haben gehalten werden können«, würde »der advocatus eines und anders zu disputiren sich erlustigen«.200 Ein hartnäckiger Widerstandswille prägte von Anfang an das Verhalten der Maria Margarethe Göbel. In der Konfrontation mit der geständigen Sattlerin (1653) zeigte sie sich alles andere als erschüttert, wendete vielmehr die Gegenüberstellung zu einer persönlichen Anklage gegen diese und wurde anschließend wieder nach Hause geschickt.201 Bei dem Amtmann hatte das »gezänck« solch tiefen Eindruck hinterlassen, daß er zwei Jahre später von einer weiteren Konfrontation der Göbel, diesmal mit der nun ebenfalls geständigen Margarethe Schuhe, dringend abriet, weil dadurch die Geständigkeit der anderen in Gefahr geraten würde.202 Nicht anders verhielt sich die Göbel gegenüber dem Amtmann selbst. »Mort und gewalt biß in ihr letztes endt und an das jüngste gericht« rief sie »gegen diejenige/ so ihr unrecht daran tun«, als sie im Sommer 1655 erneut zum Verhör vorgeladen wurde, bedachte dabei die verstorbene Kronzeugin der Anklage, ihre ehemalige Dienstmagd, »mitt starckher Verfluchung« und steigerte sich so sehr in weitere Beschimpfungen, daß der Protokollant voller Abscheu notierte: »Sie khan das maul absque iniuriis kein augenbück halten«.203 Auch die Konfrontation mit der geständigen Margarethe Schuhe204 wurde zu einer emotionalen Verteidigung, worin sie sogar den Amtmann angriff: »Thut sie anders nichts als fulminiren, sagt/ der amtmann und jedermeniglich ihr feindt seye, man freß und sauff auf sie«.205 Die erneute Verhaftung der Maria Margarethe Göbel Anfang August 1655 tat ihrem Widerstandswillen keinen 223
Abbruch. Nachdem sie bereits früher vorgebrachte Vorwürfe gegen den Notar wegen Auslassung von bestimmten Aussagen in den Protokollen wiederholt und eine Zeugin selbst als »Hexe« beschimpft hatte, holte sie zu einem furiosen Rundumschlag aus: »Man thue ihr gewalt, man nehme lügen ahn gegen sie; sie verflucht annoch die Sattlerin, undt thut das maul nit halten, wan man sie auch schon 100 mahl darzue ermahnet: sondern schmähet ein und andern/ daß man ihro unrecht thue; sie seye under falsche richter gerahten und rufft dergleichen unnützen Wörter mehr auß... [und] allezeit die lichter und examinatores darbey taxiret«.
Mit dem Verzicht auf eine weitere Defensión (»man solle es nur kurtz mitt ihr machen« ) und der Anwendung der Folter steigerte sich fur die Inhaftierte die Frage ihrer Unschuld zu einem Kampf, den sie mit Gott gegen den Teufel führte: »Unßer herr Gott würde die/ so mitt ihr umbgehen in[s] 3. oder 4. gliedt straffen und wir/ praesentes/ solches alle empfinden werden... Als sie nun ein wenig aufgezogen worden, sagt sie/ ihr mörder, ich sterbe, ich kan nit zaubern... Gott sey ihr zeug/ wan sie es sagen solte und könte es nit/ verdampte sie sich selbsten... anfangs schreyhet etlich mahl... clagt/ daß es ihr wehe thue, sagt/ der teuffel habe nit können hinder sie komen, derselbe habe nun seine geßanden an sie gepracht [ ! ]... fangt an zu betten/ hilfhelfer/ hilf... und nacheinander geistliche reimen mehr/ will sonsten nichts bekennen«.206
Obwohl es die Verhörenden ihrer Überzeugung nach mit einer offenkundigen »Hexe« zu tun hatten, fühlten sie sich von ihren Diffamierungen so tief getroffen, daß sie dagegen am nächsten Tag »solemniter protestiret[en]«. Anschließend setzten sie die Folter mit dem zweiten Grad fort, konnten aber auch dadurch weder ein Geständnis erreichen noch vermeiden, daß die Inhaftierte sie erneut als Gesandte des Teufels diffamierte. Als der Amtmann sie während der Folter noch fragte, ob es ihr auch weh täte - schließlich stand in jedem Hexereitraktat, daß der Teufel seinen Anhängern die Schmerzen der Tortur nehmen könne -, da schrie sie trotz dieser Schmerzen mit bemerkenswerter Klarheit: »Ihr Türckhen und Juden/ maint ihr nit/ daß mir es weh thue...«.207
Maria Margarethe Göbel blieb unter allen Torturen ungeständig, sodaß der Amtmann die Sache nach Birkenfeld berichten mußte. Ihre Freilassung »ab instantia« erfolgte aufgrund eines Gutachtens des Regierungsadvokaten Heintz. Darin wurden dem Amtmann schwere Vorwürfe gemacht, weil er der Angeklagten vor Verhaftung und Folterung nicht die Verteidigung in Freiheit gegen die neuen Indizien erlaubt hatte.208 Die Begründung zeigt eindeutig, daß auch die Birkenfelder Regierung mittlerweile auf den Grundsätzen des ordentlichen Verfahrens der »Carolina« bestand. Aber weitergehende Beeinträchtigungen der Verfolgung gingen wiederum von Maria Margarethe Göbel aus, weil sie sich andauernder Diffamierungen erwehren 224
mußte. Sie war dem schon aus juristischen Gründen nichts schuldig geblieben und hatte »gegen... so wol mans als weibs personen, welche sie auß haß und mißgunst ohne wahrheitsgrundt eine hexin und hure... geschmähet haben/ retorquendo sich verthädiget«, also mit den gleichen Schmähungen geantwortet. 209 Auch war sie ihren Injurianten vor dem Amtmann »in schmähe sachen« förmlich gegenübergetreten; und sie hatte diese ebenfalls mit ihrem Widerspruchsgeist so dominiert, daß Zand von Merl ihr schließlich Redeverbot auflegte: »Dan mit allen auch unpartheiischen pcrsohnen, so darbei geweßen 2x1 bezeugen, daß ich mehr alß ein halbe stundt mit ihrem geschrei/ alß wan es in einer juden schule wehre [ ! ]/ belestigt geweßen/ letzstes wohl ihro silentium imponirt haben mochte«.210
Ihre anhaltende Diskriminierung, insbesondere der Ausschluß von einem Schöffenessen, war fur Maria Margarethe Göbel Anlaß, öffentlich auf ihre Rehabilitation zu pochen. Sie tat dies mit der ihr eigenen emotionalen Art und in einer höchst provozierenden Form: »Auf der gaßen« wurde von ihr »öffentlich herauß gestoßen«, »sie hielte alle die jenige vor dieb/ schelmen/ mörder und hexenmeister, welche sie hetten abgescholten und alle/ keine außgeschloßen/ die mitt den hexensachen umbgingen«.211
Von diesen für die damalige Zeit schwersten Vorwürfen wurden alle Prozeßträger getroffen - Ausschuß, Schöffen, Gerichtsschreiber und Amtmann. Und zur Bekräftigung hatte die Göbel einem bei dieser Szene anwesenden Gerichtsschöffen ausdrücklich aufgetragen, »er... solle es allen, auch dem junckher amptman selbsten sagen«, daß sie alle »vor dieb, schelmen, mörder, hexen und zauberer« hielte, »so lang biß daß sie ein hexenstückh auf sie brächten«.212 Die Schmähungen bedeuteten eine öffentliche Kampfansage an die übrigen Einwohner, insbesondere an »alle diejenigen/ welche mit der prosecution des hexerey lasters« zu tun hatten. Stellvertretend für diese erhob der Gerichtsschöffe und damalige Bürgermeister Conrad Castor eine Verleumdungsklage, 213 wogegen die Beschuldigte ihrerseits Rechtsmittel bemühte.214 Zudem erhob ihr Mann kurz darauf erneut bei der badischen Kanzlei Klage gegen die anhaltenden Schmähungen seiner Frau. Jetzt reagierte die badische Kanzlei ohne weitere Anhörung: Während der Amtmann noch eine Gegendarstellung entwarf, erging bereits ein Bescheid des Markgrafen Wilhelm an ihn, der die Bedingungen der Kastellauner Verfolgung grundlegend ändern sollte: »In erwegung nun gedachte dessen haußfraw die indicia... wegen außgestandener tortur genugsam purgieret, und dahero vor unschuldig zu halten [ist]/ alß ist unßer gfnädiger] und ernstlicher will und befelh ahn dich hiemit, daß du denen underthanen bey 10 reichsthalern straffuferlegen sollest... Göbels haußfraw fiirter mit dergleichen iniurien nit ahnzufechten, sondern selbige als ein ehrliche persohn passiren zu lassen«.215
225
Damit wurde hier zum ersten Mal eine Angeklagte förmlich rehabilitiert. Auch die empörte Stellungnahme des Kastellauner Amtmanns vermochte daran nichts zu ändern.216 Nur ordnungspolitische Gründe bedingten, daß die badische Kanzlei der Bekräftigung ihres Entschlusses noch hinzufügte, der Amtmann solle auch den Göbels bei Strafe von 10 Reichstalern »all weitere diffamationes gegen die obrigkeit und die außschuß... inhibiren«.217 Da die badische Kanzlei weder die Tätigkeit des Ausschusses noch die Rechtmäßigkeit des Prozesses autoritativ bewertet hatte, blieben sie Gegenstand weiterer Streitigkeiten zwischen den Göbels und ihren Gegnern.218 Obwohl darauf allein die Göbels von der badischen Kanzlei mit einer Geldbuße belegt wurden,219 sollte sich die Position von Ausschuß und Amtmann nie mehr von dieser Niederlage erholen. Nach dem Scheitern eines weiteren, offenbar nur halbherzig angegangenen Prozeßversuches220 kam es zwar noch bis 1664 zu Ermittlungen des Ausschusses, aber nie mehr zu einer förmlichen Anklage.221 Die Gründe dafür lagen in der völligen Abkehr der Herrschaft von der bisherigen Verfolgungspraxis zu Beginn des Jahres 1660. Diese Wendung vollzog sich unter dem Eindruck von Ereignissen, die inzwischen in Winningen vorgefallen waren.
2.1. Widerstand in Winningen Vorkämpfer des dortigen Widerstands war der Schöffe Dietrich Siegbert. Um seine Frau Maria vor Haft und Folter zu bewahren, hatte er zunächst seinen Schwager bemüht, den Koblenzer Stadtschultheißen Heinrich Stambs. Dessen Fürsprache verdankte er die rasche Bewilligung der Freilassung auf Kaution durch Pfalzgraf Georg Wilhelm am 29. November 1642.222 Während beide Seiten darauf den juristischen Schlagabtausch vorbereiteten, scheute Siegbert auch nicht den Einsatz handgreiflicher Mittel. Als er eines Abends im Hause des damaligen Bürgermeisters auf das fuhrende Ausschußmitglied Hans Kröber traf, entlud sich sein Groll auf heftigste Weise, wie letzterer berichtete: »Um nichtst streidt« wissend, habe er, Kröber, das Haus betreten; da sei Siegbert über ihn her »gefahren« und habe ihm vorgeworfen, »man deeth den leudten gewalt und unrecht... und mich bait nach dem halts ergreiffen«. Die Situation eskalierte noch weiter, als auf Seiten Siegberts der Bruder seines Schwagers, Bürgermeister Hans Wilhelm Mölich, eingriff, »auff die bank« sprang und »mit einer kanden um sich zu schlagen« begann.223 In einer weiteren Eingabe »gegen den frechmuettigen Injurianten« Siegbert beklagten die Ausschußmitglieder, daß er »unß außschuß iniuriirt und gescholten«, ja »sich nicht geschewt« habe, im Koblenzer Gasthaus »Ritter« »in gegenwarth des wirths und der Wirtinnen unß ehrru226
riger weiß zu traduciren«. Siegberts öffentlich geäußerte Vorwürfe prangerten den gewalttätigen Umgang mit den Angeklagten an, bezweifelten den Wahrheitsgehalt von Zeugenaussagen und warfen Pfarrer Hiller vor, daß er »zu vieil« auffinge und »inen zu nah geprediget het«, daß er also von der Kanzel zur Mitwirkung an den Prozessen aufgerufen hätte.224 Siegbert spielte diese Anschuldigungen des Ausschusses gegenüber dem Amtmann herunter, um dann im April bei Pfalzgraf Wilhelm erneut den Vorwurf zu erheben, daß »offtermahls nit wenig in processu exaudirt wirdt, dardurch ausserste verderbliche uncosten auffgehen...«.225
Als Maria Siegbert dann aufgrund der tendenziösen Berichterstattung des Amtmannes Ende August 1643 erneut verhaftet werden durfte, wagte ihr Mann sogar die Konfrontation mit dem Vogt.226 Zunächst suchte er diesen am Abend nach der Verhaftung auf und verlangte die ihm trotz pfalzgräflicher Bewilligung vom 20. April 1643 noch immer verweigerten Prozeßakten, erfolglos. Siegbert ließ aber nicht locker, wie der Vogt berichtete: »Nach dem hat er anderes tages mich wiederumb ungestumiglich angelauffen, vorgebent/ er [habe] zwo supplicationen an beede gnedige herrschaft verfertigen laßen, und protestirt, mit dem vorhabenden examine/ biß er wider zuruck kommen, einzuhalten«.
Und dieser Ankündigung ließ er eine für damalige Verhältnisse unerhörte Tat folgen: »Darauff er von mir gangen und uff der gaßen seinem weib, so ihm nit gebiihrtt, zugeruffen... daß er vor sie gehen und ungefehr 14 tag außbleiben wurd«.
Darüberhinaus wußte der Vogt noch von weiteren Schmähungen der Ausschußmitglieder durch Siegbert zu berichten, weshalb jene von der Obrigkeit zusätzliche Unterstützung begehrten, »dan anders sie diß außschuß ambt nit mehr vertretten wollen«.227 Fritzers Bericht über Siegberts Verhalten (»In summa: der Mensch will verdorben sein« ) erregte sichtbar den Zorn des Kastellauner Amtmannes: In großen Lettern notierte er am Rand seiner Anwort, daß er »des Dietzen unverschembtheit« bei seinem bevorstehenden Besuch sühnen werde.228 Gleichwohl setzte Siegbert, in tiefer Verbitterung über die Hinrichtung seiner Frau, den Ausschußmitgliedern auch weiterhin zu. Im Dezember 1643 wurde er vom Vogt »der gefluchten schmahung halben« vorgeladen, mußte die Vorwürfe zurücknehmen und seinen Kontrahenten die Hand reichen.229 Aber die Hoffnung Vogt Fritzers, er werde sich »demnach... eins künftig beßern«, trog: Es folgten schier endlose Streitereien über die Prozeßkosten, und im Frühjahr 1644 mußte er dem Amtmann erneut berichten, »was Dheterich Siebarts ferner gegen die außschuß awstreuwet«.230 Die Hartnäckigkeit, mit der Dietrich Siegbert den Ausschuß auch nach der Hinrichtung seiner Frau bekämpfte, resultierte nicht nur aus persönli227
cher Betroffenheit. Die Winninger Prozesse der Jahre 1 6 4 2 und 1 6 4 3 ließen eine soziale Katastrophe erkennen, die Wahrheit werden sollte: Zwei Schöffenfrauen waren binnen eines Jahres hingerichtet worden, weitere vier Schöffenfamilien durch Besagungen sehr in Verruf geraten. 231 Aber nur der Schöffe und Bürgermeister des Jahres 1 6 4 4 , Peter Mölich, Schloß sich einer von seinem Schwager Dietrich Siegbert und dessen Bruder, dem Gerichtsschreiber Peter Siegbert vorbereiteten Eingabe an die Birkenfelder Kanzlei an. Darin wurde die pfalzgräfliche Regierung offen gebeten, »daß man doch möchte mit der [sc. Verfolgung der] Zauberei aufhören, weilen es etliche personen antrift, so schimpflich] und dem flecken [sc. Winningen] eine schand war«.232
Die Eingabe bewegte die Kanzlei zu keiner erkennbaren Reaktion. Dagegen legte der Ausschuß dem Peter Mölich seine Beteiligung daran ebenfalls zur Last, als er im Jahr darauf angeklagt wurde. 233 Die Gegenseite hatte die Zeichen verstanden. Vogt Fritzer war damals bereits davon überzeugt, daß es »ettliche« im Ort gebe, die es gern sehen würden, wenn der Ausschuß durch seine Händel mit Siegbert resignierte; 234 zur gleichen Zeit rechnete er damit, daß auch der Verdächtige Veit Geilen seine »favoriten« habe, welche ihn von der geplanten Verhaftung informieren würden. 235 Und während des 1 6 4 5 / 4 6 folgenden Prozesses gegen Peter Mölich war die Vorstellung von einer organisierten Gegnerschaft des Ausschusses bereits so stark, daß die Wächter eine gewalttätige Befreiungsaktion erwarteten, als Friedrich Mölich eines Nachts beim Gefängnis auftauchte. 236 Derartige Befürchtungen schlugen sich auch in den Aussagen nieder, die die Verhörenden den Angeklagten als Geständnis abpreßten bzw. die Wächter ihnen vorher suggeriert hatten: Die Katharina Horcheimer gab 1 6 4 8 zu Protokoll, ihr Vetter Friedrich Mölich habe auf dem Hexentanz »bey den obersten geseßen« und den anderen befohlen, sie sollten dem Ausschuß »mit allemfleißund denjenigen/ so mit den hexen sachen umbgehen, nachstehen, das sie mochten abgeschafft werden«.237
Von organisiertem Widerstand konnte wohl keine Rede sein. Aber es mehrten sich die Zweifel an der Richtigkeit der Prozeßfiihrung. So vertraute die Schöffenfrau Magdalena Müden dem Hans Wilhelm Mölich »mit verwunderungh« an, »wie das doch immer ein werckh sein solte, das sein bruder besagt seie? Ob mahn auch wohl den leuthen gewaldt thue[?]«.238
Auch Magdalena Müden wurde hingerichtet, gefolgt von fünf weiteren Personen im darauffolgenden Jahre 1 6 4 8 , darunter ihre Schwiegermutter und der Schöffe Thonges Gergen. 239 Angesichts dieser Entwicklung könnte der Unmut über die Härte der Verfahrensweise, den die Birkenfelder Kanzlei im gleichen Jahr vernehmen mußte, auch aus Winningen stammen. Der 228
ehemalige Winninger Postmeister Martin Schop reagierte jedenfalls sofort, als ihm 1649 zugetragen wurde, daß der Ausschuß erneut die Verhaftung seiner Frau beabsichtige. Von Koblenz aus, wohin er sich nach der Freilassung seiner Frau 1644 abgesetzt hatte, ließ Schop nun den Kastellauner Amtmann wissen, was er von den Anklägern hielt: »Neidtvogell«, die schon damals, 1644, »kein ruhe gehabt« hätten, »biß sie meine haußfraw zur haftungh gebracht« hätten, »neidische feind[] und misgunnerf]«, die seiner Frau nach dem Leben trachteten.240 Amtmann Zand von Merl zeigte sich betroffen von dem Vorwurf, daß »von den Winninger außschueßen eine scharffe special inquisition auß unzeittigen und puren neydt und haaß herfließenden eiffer angestellt« worden sei. Schop erhielt daher umgehend die Zusicherung, daß »sich nit gebührfen] will in einer solcher schwerer sach... einige passionen zu mische[n]/ alß solle darüber gehörendte information aingezogen werdten, und dahe sich erfinden soltet, daß die außschuß einige neytige affection auff die fraw geworffen haben und dahero gegen selbe procediren solten/ denen ihr gewalt nit allein eingeberent/ sondern auch derenthalben die gfnädige] herschaft umb deren verdinte abstraffting belangt werdten«.241
Die harten Worte des Amtmannes beruhten vermutlich allein auf Angst vor einem Skandal; die angekündigte Untersuchung fand jedenfalls nicht statt. Aber aus »allerhandt rechtliche [m] nachdencken« distanzierte der Amtmann sich von Dr. Moedens Prozeß- und Folterempfehlungen gegen die Postmeisterin und rief dabei auch dem Vogt den Argwohn der Kanzlei in Erinnerung.242 Tatsächlich gewährte der »in causa tutius« konsultierte Regierungsjurist Heintz der Margarethe Schop eine Verteidigung in Freiheit, und die Bestätigung beider Landesherren schwächte die Bedingungen dafür noch weiter ab.243 Die Erfolgsaussichten wurden dadurch beträchtlich verringert, weshalb der Ausschuß die Anklage gegen Schops Frau nach Absprache mit dem Vogt und dem Amtmann vorerst zurückhielt, um noch weiteres Material zu sammeln.244 Die aus sicherer Entfernung von Martin Schop geführte Attacke gegen den Winninger Ausschuß erwies zum ersten Mal den Erfolg einer offenen Widerstandshaltung. Aber als Pfalzgraf Georg Wilhelm im Jahr darauf der Gemeinde einen Besuch abstattete, präsentierte sich ihm ein konfliktfreies Bild: Scheinbar einmütig bat die Gemeinde ihn unter Verweis auf weitere verdächtige Personen, »den ausschußen zu befehlen, in ihrer inquisition und ampt fleißigst fortzufahren«.245 Im dörflichen Alltag sah es freilich anders aus; die von solcher Inquisition Betroffenen griffen zu immer rabiateren Mitteln des Selbstschutzes. Knapp ein Jahr nach dem fürstlichen Besuch reichte der Winninger Ausschuß bei »serenissimo balatino« die Bitte um Begleitschutz ein, weil
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»ihnen von den verdächtigen personen nach leib und leben heimblich gestellet werde, und sich keiner unter ihnen [sc. den Ausschußmitgliedern], auswärtig kundschaft einzuholen/ allein sich getrawen«.
Auch Vogt Fritzer mußte eingestehen, »daß die Zauberer und ihre favoriten den ausschußen und wer sonsten den process [en] beiwohne, nit günstig/ dahero auch nit faul seyen würden, wann ihnen mogflich]/ es sey underwegen oder sonsten/ denselben etwas schadtliches zuzufügen/ könte deswegen nit schaden, dahe die ausschuß in hexerey sachen weiters, als nacher Cobern, zu gehen, daß umb mehrerer Sicherheit willen, zweyen solches zuverrichten genädig erlaubt würd«.246
Personenschutz gegen zauberische Attentate machte freilich keinen Sinn, es sei denn, die Ausschußmitglieder rechneten weniger mit magischen als vielmehr muskulären Attacken, wie sie wenig später denn auch erfolgen sollten. Mittlerweile hatte sich eine größere Gruppe in der Gemeinde gebildet, die aufgrund der eigenen Betroffenheit oder der Solidarität mit anderen der Ausschußtätigkeit feindselig gegenüberstand. Mit zu solcher Entfremdung hatte der Eifer Pfarrer Hillers beigetragen, indem er, gleichsam in Endkampfstimmung, bei einer Kommunion allen 56 Kommunikanten von der Kanzel zugerufen hatte, »er wiße/ daß dießer communicantin halben theil und darüber zauberen können«.
Damit hatte der Pfarrer alle Anwesenden unterschiedslos unter Hexereiverdacht gestellt: »Immo, was arger ist, macht [sc. der Pfarrer] noch darzu keine distinction, welche solche [sc. Zauberer] seyen oder nicht seyen, und brennt ihnen allen zugleich, in der kirchen, in ihrer ahndacht und gottes dienst, das schandtliche stigma malae famae... schadtlich ein.«
Der spektakuläre Vorfall war von der Familie des Hans Wilhelm Mölich jenem Koblenzer Advokaten übermittelt worden, der die Hauptlast der juristischen Verteidigung Mölichs trug.247 Aber schon vor seiner Verhaftung gehörte Mölich zu denen, die der Vogt als Gegner des Ausschusses betrachtete; Mitstreiter und Opfer auf diesem Weg waren sein Bruder Peter Mölich und dessen Schwager Dietrich Siegbert gewesen. Und die Ausschußmitglieder fürchteten die Militanz ihrer Gegner: Ihre Bitte um verstärktes Geleit erfolgte inmitten der Prozeßvorbereitungen gegen Mölich, gerade zwei Wochen vor seiner Verhaftung am 7. August 1652.248 Dietrich Siegbert konnte sich nun für Mölichs Unterstützung revanchieren,249 indem er wiederum seinen Schwager, den ehemaligen Koblenzer Stadtschultheißen und jetzigen »chur-trierische[n] secretarius« Stambs, bemühte. Der grimmige Tonfall, mit dem Amtmann Zand von Merl das Erscheinen dieser hochrangigen Persönlichkeit in Winningen kommentierte - »wohe er zweiffelsohn zu dem anerpottenen... patrocinium sich wird freudig gehalten haben« entsprach einer realistischen Lageeinschätzung.250 Tatsächlich übernahm Stambs sogleich die Vertretung Mölichs in der ersten Defensionsverhand230
lung am 4. Oktober und widersprach gleich zu Beginn dem Begehren der Ausschußmitglieder auf Teilnahme (»tamquam inconveniens« ), weshalb der Vogt sie mußte »heißen abtreten«.251 Der inhaftierte Mölich erhielt noch von anderer Seite geradezu spektakuläre Unterstützung. Anlaß war die Besagung der Ehefrau des Kaplans Thumser, zu der das Ausschußmitglied Hans Sopp den Inhaftierten gebracht hatte.252 Nachdem Mölich dem Kaplan im Beichtgespräch die wahren Umstände dieser und anderer ihm abgepreßter Aussagen geschildert hatte, entschloß er sich zum Widerruf und ließ seiner Familie eine entsprechende »Attestation« darüber zukommen.253 Gleichzeitig ging Thumser an die Öffentlichkeit: Am Sonntag, dem 25. August 1652, griff er in der Predigt den Ausschuß an und bezweifelte die Rechtmäßigkeit von Mölichs Verhaftung und anderer Prozesse; anschließend begab er sich »zu einem und den anderen bürgern.../ mit begehren, sie sollen sich mit ihme unterschreiben, damit das hexenwerck und dessen außrottung gestillet werde«.254 Darüberhinaus konfrontierte Thumser den Vogt mit Mölichs Behauptung, die Besagung seiner Frau sei ihm vom Ausschußmitglied Sopp vorher suggeriert worden.255 Die Ereignisse überschlugen sich nun: Fünf Tage später schickte Thumser heimlich eine Bittschrift der Familie Mölich nach Birkenfeld.256 Und am gleichen Tag berichtete Mölichs Sohn dem Vater in einem heimlichen Brief von der Predigt des Kaplans und der Supplikation, was aber nicht verhindern konnte, daß Fritzer den Inhaftierten sogleich dazu brachte, die Richtigkeit seines Geständnisses zu bestätigen.257 Amtmann Zand von Merl hingegen nahm die »Attestation« von Mölichs heimlichem Widerruf wesentlich ernster und trug dem Vogt auf, daß der Ausschuß deshalb gegen den Kaplan bei ihm klagen solle; zudem dürfe ihm keinerlei Zugang zu Mölich mehr gestattet werden. Auch der Inhalt der Predigt mußte den Amtmann sehr getroffen haben, denn Thumsers Behauptung, die Prozesse seien primär auf Besagungen gestellt, richtete sich direkt gegen seine Prozeßfiihrung. Daher auch die zornige Ankündigung, er werde ihm, »andern zum abschew... seinen mundt zubinden«.258 Die Solidarität der Beamten mit dem Winninger Ausschuß konnte nicht verhindern, daß die Birkenfelder Kanzlei in Reaktion auf die Bittschrift der Familie Mölich zum ersten Mal seit 1630 die Hinzuziehung eines evangelischen Juristen anordnete. Dies hatte die Anstellung des Lizentiaten Johann Jakob Agricola zur Folge, damals noch Rat des Grafen von Wied.259 Mölichs Söhne bereiteten indessen die Flucht ihrers Vaters vor, ließen ihm eine »eisern zang« zum Aufbrechen seiner Fesseln und schriftliche Anweisungen über einen geeigneten Fluchtweg zukommen. Der Fluchtversuch scheiterte jedoch, Werkzeug und »zwey briefflein« wurden im Verlies entdeckt, wodurch nun auch die Söhne unter starken Druck gerieten.260 Dennoch unterstützen sie ihren Vater auch weiterhin.261 Während die Verteidigung Mölichs 231
juristisch Gestalt annahm und der Verteidiger die Klinge mit Dr. Moeden, dem »advocatus deputatorum«, kreuzte, ging es zwischen den dörflichen Kontrahenten handgreiflicher zu: Steine flogen gegen Mölichs Bewacher, so daß die Ausschußmitglieder, »ihres leibs und lebens« weder bei Tag noch bei Nacht »versichert«, den Amtmann um Verlegung des Inhaftierten oder um eine andere Verwahrung baten.262 Zur gleichen Zeit machte Kaplan Thumser erneut mit einer spektakulären Tat von sich reden. Ort der Handlung war der Keller von Pfarrer Hiller, wo dieser, Thumser und seine Ehefrau »underm trunck« zusammensaßen. Als Hiller den Kaplan »warnungsweis« damit brüskierte, »daß entweder er abgeschafft oder seine haußfraw verbrennt werde«, »ergrimmet[en]« die Angesprochenen derart, daß sie »h[errn] pfarrern gleich daraufF blutig geschlagen« und laut Fritzer von »ferner gegen h[errn] pfarrer verübten streichen nit wohl ohne assistento« abgehalten werden konnten. »In summa: der zanck war so groß«, daß alte und neue Animositäten zwischen den Streitenden ausbrachen, wobei Thumser dem Pfarrer auch seine eifrige Mitwirkung an den Hexenprozessen vorhielt: »Und daß er, h [err] pfarrer, auch viel leut umbgebracht habe wegen seiner geistlichen zusprechung im hexenweßen...«. M3
Ob Fritzers Hoffnung auf Bestrafung der Thumsers und die entsprechenden Ankündigungen des Amtmannes in Erfüllung gingen, ist zweifelhaft.264 Sicher ist dagegen, daß Margarethe Thumser trotz des Drängens von Amtmann und Vogt nicht vom Ausschuß wegen Hexerei angeklagt wurde und daß ihr Mann trotz der intriganten Bemühungen Dr. Moedens sich mit Erfolg um eine Pfarrstelle in der Grafschaft Wied bemühen konnte.265 Zu diesem glimpflichen Ausgang hatte Thumsers Beziehung zur Birkenfelder Kanzlei beigetragen266 und die Furcht des Amtmannes, ein zu scharfes Vorgehen seinerseits könnte ihn dem Verdacht aussetzen, als Katholik »ex affectu religionis« dem evangelischen Thumser zuzusetzen.267 Zugleich weist die Abneigung des Ausschusses gegen eine förmliche Anklage der Margarethe Thumser daraufhin, wie sehr seine Position in der Gemeinde erschüttert war. So mußte der Amtmann im Laufe der Auseinandersetzungen verdrossen feststellen, ihm scheine, »daß der eyffer, das hexerey laster zu verfolgen, sowohl bey den ausschüssen als der bürgerschaft erkaltet« sei.268 Tatsächlich hatte Thumsers Predigt soviel Aufsehen erregt, daß sie, wie der Ausschuß in seiner Beschwerdeschrift bitter feststellte, auch außerhalb Winningens zur Kenntnis genommen worden war.269 Nur im Fall des inhaftierten Hans Wilhelm Mölich blieb dem engagierten Widerstand von Familie, »favoriten« und Verteidiger der Erfolg versagt. Noch im Dezember 1652 hatte sich sein Sohn Peter mit Akten nach Birkenfeld und von dort zum Regierungsgutachter nach Kronweißenburg begeben, und im Februar und März 1653 bemühten sich beide Söhne um 232
Gutachten und neue Zeugenaussagen zur Entkräftung der Anklagen.270 Auch in der Gemeinde hatte die Unterstützung nicht nachgelassen; vielmehr glaubten Amtmann und Vogt, »der gefangene habe bei den vornehmen starke patronen..., darum... niemanden wohl zu trauen sei«.271 Noch bevor der seit Monaten in Ketten liegende Mölich aufgrund des Gutachtens der Gießener Juristen zusammenbrach, hatte die Familie zunächst sechs Fuder Wein vor dem Zugriff des Ausschusses in Sicherheit gebracht.272 Wegen anhaltenden Widerstandes der Familie mußte dieser zwei Monate später um offizielle Erlaubnis bitten, »uff seine [sc. Möüchs] gütter uff zu borg[en]«.273 Es hing sicherlich mit diesem Konflikt zusammen, daß einer von Mölichs Söhnen, »Peter der scheele« genannt, damals in Kastellaun inhaftiert wurde. Weitere Verwicklungen folgten, denn Peter konnte dank der Hilfe seines Bruders Hans Philipp fliehen.274 Der Vorfall war Tagesgespräch in Kastellaun, zumal man den Entflohenen auch im Haus der ebenfalls inhaftierten Sattlerin suchte.275 Es sollte aber noch dramatischer kommen: Nach seiner Flucht hatte Peter Mölich sich bis nach Koblenz durchschlagen können, wo er sich aus Schmerz über den Zusammenbruch seines Vaters betrank, ehe er nach Winningen zurückkehrte. Er war somit in der rechten Stimmung, als er dort erfuhr, daß der Ausschuß soeben das Haus seines Vaters nach dem ominösen Hexenschmiertopf durchsucht hatte. Der »Scheele« griff sich darauf eine Büchse, suchte das Ausschußmitglied Göbel Mölich im Weinberg auf »und sagt[e] : Wenn die vom ausschuß ihme nichts zeigen könten, das sie gefunden, so wollte er einen nach dem andern erschießen, drückte auch wurküch sein rohr gegen den Göbel«. Als der Vogt ihn verhaften lassen wollte, »bedrohte er den frohn, er wolte ihn erschießen, wenn er so kühn seyn wurde, ihn anzugreifen, wodurch er ihn dann abgeschreckt, nebst den Wächtern/ die ihn festhalten wollten«.176
Peter Mölich konnte so noch einmal nach Koblenz entkommen, aber der Auslieferung an Vogt Fritzer entging er nur, weil mit ihm sein Bruder und seine Mutter mit Vermögen und Eid sein Wohlverhalten garantierten.277 Die Bändigung war nur von kurzer Dauer, denn auf die Hinrichtung seines Vaters reagierte Peter erneut mit gewalttätigen Drohungen gegen den Winninger Ausschuß, worauf es dem Vogt endlich gelang, ihn in Gewahrsam zu nehmen. Wie ernst man die Situation einschätzte, zeigen die Bedingungen, die nun an seine Freilassung geknüpft wurden: »er habe dan zuführ seine betrohung nimmer mehr in das werck zu sezen, caution und mit bürgen gethan«.278 Hans Wilhelm Mölichs Sohn Peter hätte durchaus das nächste Ziel des Ausschusses sein können, was er selbst auch bereits befürchtete, wäre er nicht zu Koblenz wohnhaft gewesen.279 Schützend wirkte sich ferner aus, daß eine Anklage aufgrund der vorausgegangenen Händel als Rachefeldzug 233
erscheinen mußte. Tatsächlich bewirkte diese Auseinandersetzung trotz Mölichs Hinrichtung den ersten Einbruch in die seit 1640 kontinuierlich verlaufende Winninger Verfolgung.280 Erst drei Jahe später wagte sich der Ausschuß mit der Klage gegen Hans Jakob Bormer erneut hervor. Doch war bei allen Beteiligten die Erinnerung an das Vorausgegangene noch gegenwärtig. So empfahl der Advokat Heintz im Fall Bormer, ihm einen kurpfälzischen »bediehnten« aus Stromberg als Verteidiger zuzuweisen, falls jener es wünsche. Die Begründung läßt unverkennbar die Ereignisse aus dem Mölich-Prozeß erkennen: »Schlage es darumb für, dieweilen mir zum offtern furgeruckt worden, die captivi litten noth ahn ihrer defensión, weilen sie keine advocaten, so ihrer religion wehre, in der nähe haben könten«. 281
Und im Hinblick auf die Stimmung in der Gemeinde befürchtete Dr. Moeden, daß Bormers »adhaerenten felicht in puncto defensionis den ausschussen motus... und die sach zum Schmarren prozes« machen würden. Besorgt war er auch über die Möglichkeit, daß sich keine Zeugen zur Aussage bereit fänden, wenn Bormer, wie üblich, erst nach dem Zeugenverhör inhaftiert werde.282 Als der Inhaftierte das Verfahren durch seine erfolgreiche Flucht selbst abbrach, wurden seine »confidenten« massiv der Fluchthilfe verdächtigt und bei ihnen sogar eine Hausdurchsuchung durchgeführt.283 Nach diesem Fehlschlag dauerte es weitere drei Jahre, bis der Ausschuß eine neue Klage vorlegte, diesmal gegen Friedrich Möüch. Er dürfte spätestens seit jenem nächtlichen Besuch bei dem 1645/46 inhaftierten Peter Mölich als Gegner des Ausschusses gegolten haben. Während des Prozesses gegen Hans Wilhelm Mölich wurde er von Kaplan Thumser darüber informiert, daß auch er mehrmals besagt sei. Zweifellos wollte der Kaplan mit dieser Information weitere Verbündete gewinnen, jedoch spielte Mölich den Hinweis herab,284 was er in Kenntnis der Tatsache, daß das Ausschußmitglied Sopp gerade seinen Namen lanciert hatte, sicher anders beurteilt hätte. Familiärer Solidarität verdankte Mölich, daß er über seine bevorstehende Verhaftung rechtzeitig informiert wurde. Sein Schwiegersohn Carl Anton Knebel hatte vom Kastellauner Amtsschreiber einen entsprechenden Hinweis erhalten, wozu dieser »wegen alter kundtschaft« bewegt worden war.285 Anstelle einer Flucht unternahm Mölich den Versuch, die Erlaubnis zur »defensio Ubero pede« zu erhalten, scheiterte damit aber sowohl vor der Verhaftung als auch danach.286 Seinem Widerstandswillen gegenüber der Folter tat dies keinen Abbruch: »Sagt mit frechen wordten/ er wüßte sich frey von der hexereyen, und wan der kayser aida stündte/ und sagt/ er loge ein solches wie ein dieb und schelm, mit [sc. solchen und anderen] treutzigen und frechen Worten gegen die herren heraußer gefahren...«. 287
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Mölich verharrte in dieser Haltung unter allen drei Foltergraden und ertrotzte sich damit die Freilassung.288 Kaum seiner lahmen Glieder wieder mächtig, begann er den Kampf gegen die Prozeßkosten und um seine förmliche Rehabilitierung als Gerichts- und Zensurschöffe. Zunächst sprach er dem Verbündnis jegliche Rechtskraft ab. Vom Amtmann hingegen war, wie zu erwarten, dessen Rechtsgültigkeit bestätigt und Mölich für grundsätzlich zahlungspflichtig erklärt worden. Nur gegen die Höhe der Kosten sollte ein Einspruchsrecht bestehen.289 Mölich nahm dies zum Anlaß einer akribischen Rechnungsprüfung, legte aber zugleich Widerspruch gegen den Bescheid des Amtmannes ein, indem er förmlich an beide Landesherrn appellierte.290 Da aber im Amt Kastellaun und der Vogtei Winningen seit dem Kastellauner Vertrag von 1595 in zivilrechtlicher Hinsicht eine alleinige Zuständigkeit Badens bestand und die Rechtsnatur der Appellation sowohl zivilrechtlich als auch kriminalrechtlich definiert werden konnte, kam es zwischen beiden Kanzleien zwangsläufig zum Streit.291 Der Kastellauner Amtmann informierte aufgrund seiner badischen Herkunft natürlich zuerst die markgräfliche Kanzlei über Mölichs Absichten, wo man prompt reagierte, um einer Einmischung Birkenfelds zuvorzukommen. Aber der Bescheid, der bereits am 2. Januar 1660 in dieser Sache erging, erwies sich für Amtmann und Ausschuß als böse Überraschung. Die badischen Räte setzten sich darin äußerst kritisch mit dem Prozeß auseinander und behandelten Mölichs Forderungen vergleichsweise zuvorkommend: So wie sie seinerzeit Maria Margarethe Göbel rehabilitiert hatten, so sollte nun auch Mölich »vor ein ehrlicher mann zu halten« sein.292 Kritisch beurteilte man auch die Kostenansprüche - »weren zwar selbige wie der process selbsten wohl zu disputiren« -, entschloß sich aber zu einem Kompromiß, wonach Mölich »allein diejenigen kosten«, die für seine Verpflegung und für »die commissarios und Scharfrichter aufgangen« seien, »jedoch nach beschehener moderation, bezahlen« sollte. Alle Lohn- und Spesenforderungen hingegen wurden zurückgewiesen und alle beschlagnahmten Güter von ihrem »arrest« befreit.293 Es war von fast tragischer Bedeutung, daß sich dieser Bescheid mit dem »Memorial« überschnitt, worin Mölich seine Appellation vor beiden Landesherren ausführte.294 Von nun an fühlte sich die pfalzgräfliche Regierung gezwungen, die einseitige badische Entscheidung zur Wahrung ihrer Mitzuständigkeit in dieser Sache dauerhaft zu ignorieren, und gleichzeitig mußte die badische Kanzlei aus dem selben Grunde eben diese Entscheidung unter hartnäckiger Ignorierung Birkenfelds immerfort wiederholen.295 Am Fortdauern dieses Zwistes war allerdings auch Mölich beteiligt, da er den Kompetenzkonflikt zu einer Maximierung seiner Ansprüche benutzte. Fortwährend beharrte er darauf, daß er den badischen Bescheid ohne Zustimmung Birkenfelds nicht anerkennen könne. Die Ausweglosigkeit der Situation verkehrte die Fronten: Obwohl der Bescheid vom Januar in seiner
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gesamten Intention gegen die bisherige lokale Verfolgungspraxis gerichtet war, zwang der Kompetenzstreit Amtmann und Ausschuß erst recht auf die badische Seite; nur hier ließ sich Schutz vor Mölichs »machinationen«296 und einer ihm noch weiter entgegenkommenden Entscheidung Birkenfelds finden. Umgekehrt mußte Möüch wieder und wieder zur pfalzgräflichen Kanzlei »lauffen«, um sich wegen seiner Obstruktion gegen den badischen Bescheid und diesbezüglicher Strafandrohungen zu retten. Es war grotesk: Jede von Birkenfeld angeordnete Maßnahme, ob die Herausgabe der vom Kastellauner Amtmann geführten Akten über den Kostenstreit oder die Anhörung der Ausschußmitglieder betreffend, wurde von Baden untersagt, führte aber wiederum zu Strafandrohungen Birkenfelds gegen jene, und jede von Baden angeordnete Maßnahme wurde von der pfalzgräflichen Kanzlei unter Hinweis auf den eigenen Zustimmungsvorbehalt untersagt. So häuften sich auf Seiten Mölichs der Grimm des Amtmannes und die badischen Strafgelder, während sich Amtmann und Ausschuß wiederum den Unmut Birkenfelds zuzogen und Entschuldigungen schreiben mußten.297 Es fällt schwer zu entscheiden, wem diese verworrene Situation mehr nützte als schadete. Die größten Entbehrungen hatte zweifellos Mölich zu tragen: Kaum zählbar sind die Tage, die er, insbesonders im Winter 1659/ 60, auf Reisen nach Tarbach, Birkenfeld und Baden zubrachte; auf 200 Gulden beliefen sich seine Aufwendungen bereits zur Halbzeit des Streites, im März 1660.298 Erschwerend kam hinzu, daß die badische Kanzlei seine Obstruktion schon bald mit einem Zugeständnis an den Ausschuß quittierte. Stillschweigend wurde der ursprünglich festgelegte Anteil Mölichs um den Lohn für seine Bewachung während der Haft vermehrt.299 Trotzdem kam Mölich dem Ziel einer vollständigen Rehabilitation durch Wiedereinsetzung in sein Gerichts- und ZensurschöfFenamt immer näher. Er war davon nie förmlich suspendiert, sondern lediglich von seinen Mitschöffen und vermutlich dem Vogt an der Teilnahme gehindert worden. Der Winninger Ausschuß bzw. sein Rechtsberater Dr. Moeden hatte dieser Eigenmächtigkeit schon früh eine juristische Begründung beigesteuert: »Es ist auch außer allem zweiffel rechtens/ quod torturae ex legitimis indiciis afflicta inferat infamiam perpetuam/ et infamia apud infamen remaneat/ etiam causa infamiae extincta«.300
Dabei war es trotz der moralischen Rehabilitation Mölichs im ersten badischen Entscheid geblieben. Wenn die Kanzlei dies trotz Betonung ihrer Zuständigkeit stillschweigend akzeptierte,301 so vermutlich in der Absicht, sich einen weiteren Faustpfand gegen Mölichs anhaltende Widerspenstigkeit zu verschaffen. Als die Kontrahenten nach Monaten des Hin und Her keinen Schritt weiter gekommen waren, griff die badische Kanzlei darauf zurück: Im Herbst 1660 stellte sie Mölich seine Schöffenstelle wieder in Aussicht, wenn er endlich Ruhe gebe, also den badischen Kostenbescheid vom Anfang 236
des Jahres akzeptiere.302 Aber Mölichs Unschuldsbewußtsein und seine Verstrickung in die Interessen Birkenfelds ließen ihn auch weiterhin auf seiner Maximalforderung beharren.303 Erst als ihm darauf die völlige Beschlagnahme seines Besitzes drohte304 und ihm die badische Kanzlei auch noch die Kosten auferlegte, die dem Ausschuß durch den Rechtsstreit entstanden waren,305 gab er zögernd nach.306 Daraufhin wurde ihm von Baden die Wiedereinsetzung in seine Schöffens teile zugesagt, und zwar in Gestalt eines Befehls, daß ihn die anderen Schöffen ab sofort dazu »admittiren« sollten.307 In Ausführung des ersten badischen Bescheides vom 2. Januar 1660 mußte nun aber auch die Gemeinde fur den Ausschuß einen Teil der Kosten zahlen, worüber es im Dorf zu weiterem Streit mit Mölich kam.308 2.2. Der lokale Diskurs Mölichs Kampf war zwangsläufig von harten innerdörflichen Auseinandersetzungen begleitet. Akribisch hatte er die ihm zur Einsicht überschickte Rechnung des Ausschusses überprüft und dabei im Detail die Bereicherungsmöglichkeiten aufgezeigt, wie Aufschläge auf Ansprüche anderer Personen, falsche Leistungs- und Aufwendungsangaben sowie überhöhte Spesen. Ebenso wie Maria Margarethe Göbel thematisierte er die ausschweifende, weil auf seine Kosten gehende Geselligkeit: »Ferner übermeßige uncosten in sauffen aufgetrieben worden... anderster nit/ alß wan ein freudenfest oder hochzeit unter mein geringes armutstlein vorhanden« wäre. Zugleich deckte er die summarische Deklarierung von Zehrungskosten der Ausschußmitglieder durch die Herren Kommissare auf: Diese seien von jenen »zum trincken genöhtigt« worden, so daß »dergestalt unterem nahmen der doctoren zehrung der außschoß freßen und sauffen mit eingeliefert ist«.309 Die Unterstellung von unmäßigem Alkoholgenuß war auch in anderem Zusammenhang eine bevorzugte Invektive des Zensurschöffen Mölich. So widersprach er nachträglich der Behauptung der Ankläger, sein nächdicher Besuch bei dem 1645/46 inhaftierten Peter Mölich habe dessen Befreiung gegolten; vielmehr habe er damals den Wachdienst für die Gemeinde versehen und sei durch das Geschrei und Getue der trinkenden Wächter angelockt worden.310 Die Stoßrichtung solcher Einzelkritik wie auch der Widerstand gegen die innergemeindlich verabredete Zahlungspflicht von Freigelassenen lag offen zutage: Es ging nicht nur um die 329 Gulden Verfahrenskosten,311 sondern auch um die Legitimation des Ausschusses. Daher mußte Mölich sich gegen ein wahres Kesseltreiben zur Wehr setzen: An keinem Ort würden die Ausschußmitglieder es unterlassen, ihn zu schänden und zu schmähen, jedem sei dies ungestraft erlaubt. Einer von ihnen, Hans David Hofbauer, habe im Hause des Bürgermeisters offen gegen ihn gesprochen - wobei ihm 237
auch der Fron »mit allerhandt schand und schmähe reden meisterlich beygesprungen« sei - und dabei gesagt, »ich hette nuhn die acten, warumb ich mich nicht verthädigte/ ich konte doch nichts zurücksetzen; er hielte mich vor solchen untugendten man...«. 312
Darüber hinaus verbreitete Hofbauer überall, daß er aus Mölichs Haus hinausgeworfen worden sei, wovon sich der Beklagte allerdings distanzierte, auch die Nachbarn zu Zeugen dafür aufrief, daß jenem »kein ungemach auß meinem hauß weder [hinaus]wurff begegnet« sei.313 Gleichwohl sind solche Handgreiflichkeiten durchaus vorstellbar: Die Anklage des Ausschusses hatte auf die Verbrennung Mölichs gezielt und die Behauptung Hofbauers, jener könne doch nichts entkräften, bekundete ein Festhalten an diesem Ziel. Nicht anders die Forderung des Ausschusses, Mölichs Kopf gehöre hinter seine Fersen, also abgeschlagen. 314 Auch ein Teil der Winninger Schöffen trat offen auf Seiten des Ausschusses: »Daß geben mit Friederich Mölich noch ein selzames freßen«, orakelte der Seniorschöffe Hans Horchemer »der alt«, als Mölichs Widerstand Konturen annahm und die Vorladung der Ausschußmitglieder nach Birkenfeld zu befürchten war. Für diesen Fall riet Horchemer ihnen, sie »solten wohl zusehen, waß sie zu Birckenfeld theten oder reden«. Noch deutlicher äußerte sich der Schöffe Hans Kröber: »Er gebe ihnen [sc. Mölich] nit loß«, »wan er/ Friedrich Mölich/ des bezuchtigten lasters halben unschuldig/... alsdan alle die, so ihnen in beisein seiner beschwatzt [!]/ verdamblich gestorben währen/ welches auch wohl andrere dencken/ wan sie es schon nit sagen möchten...«. 315
Von Mölich förmlich verklagt, bestritten die als Zeugen aufgerufenen Auschußmitglieder die Rede Hofbauers, womit der Kläger sie praktisch zum Widerruf gezwungen hatte. 316 Nur der Schöffe Hans Kröber pochte auf den Besagungen der Hingerichteten. Als Mölich ihm darauf antwortete, »daß ia die, [die] uff ihnen gestorben, ihme unrecht gethan, und ihnen in die großen schaden und schandt gebracht haben«, zog sich Kröber auf die alte Position des »delictum occultum« zurück: »Daß mögte er ja uff den fahl bey Gott verantworten, soke nuhr ihnen deßwegen in frieden laßen [ ! ] dan diß ihm, außerhalb denen angehörter außsagen [sc. den Besagungen] ein verborgen sach wehre«. 317
Kröbers Uberzeugung deckte sich sicherlich mit derjenigen vieler anderer Dorfgenossen. Hinzu kam aber, daß Mölichs Widerstand gegen die Rechtsgültigkeit des Verbündnisses schon aus materiellen Gründen die ganze Gemeinde gegen ihn einnehmen mußte. Mit dem Erfolg seiner Klage wurde sie ja aufgrund ihrer Haftung für den Ausschuß zahlungspflichtig. Aus dieser Sicht erschien es, als ob Mölich bei allen voraufgegangenen Freilassungen gern von der Zahlungspflicht der Freigelassenen profitiert hätte und erst jetzt, wo es an ihm wäre, die Gemeinschaft zu entlasten, sich davon distan238
zierte.318 Trotzdem mochten neben seinem Schwiegersohn Carl Anton Knebel noch andere zu ihm gehalten haben. Dietrich Siegbert dürfte kaum die Eingabe, worin »Vogt und scheffen des fleckens Winningen« sich gegen MöHchs Wiedereinsetzung in das Schöffenamt wendeten, mitbeschlossen haben. Darauf weist auch die summarische Unterschrift hin.319 Mölichs Kampf um seine Rehabilitation wurde mit Notwendigkeit zu einer Abrechnung mit der gesamten bisherigen Verfolgungspraxis. Zwangsläufig gerieten neben dem Ausschuß auch die Kommissare und Beamten in das Feuer seiner Kritik. Analog zur Attacke auf das Rechnungsgebaren der Ausschüsse griff er die Kommissare Moeden und Trarbach an, weil sie ihm unter Mißachtung des reichsrechtlich verbürgten Verteidigungsrechtes die »defensio libero pede« trotz seiner angebotenen Kaution von 1000 Gulden abgeschlagen hatten.320 Unausgesprochen, aber doch unübersehbar, zielte auch seine Kritik am fehlenden Beweis der Ausschußklage auf die Kommissare. In gleicher Weise waren Vogt und Amtmann gemeint, wenn Mölich sich aus Anlaß der ersten Zahlungsaufforderung darüber beklagte, daß »nach belieben der außschüß gegen mich verfahren und exequirt« und »forters nach wünsch der außschuß getrungen« werde, »denselben all ihr anschläg nach ihrem wünsch gelungen« seien.321 Treffsicher thematisierte Mölich auch die Einmischung der Ausschüsse in herrschaftliche Belange: Als er eine »copeiliche abschrift« des »angemasten« Zahlungsbescheides begehrte, habe der Vogt dies »auch anfänglich gestattet«, dann »aber auff ungestimmes [Drängen] der außschuß, alß wan sie richter wehren [!] wieder recht... verweygert«.322 Aus alldem hatte Mölich sich auch eine feste Vorstellung von der Rolle gemacht, welche der Kastellauner Amtmann und der Winninger Vogt in den lokalen Prozessen spielten: Sie erschien ihm als derartig überzogen und selbstherrlich, daß er und sein Schwiegersohn sich im innerdörflichen Streit zu der Äußerung hinreißen ließen, die beiden Beamten hätten »acht perßohnen des hexerey lasters selbst ohne vorwißen und consens der gnädigster herrschaft also... hinrichten laßen«.323
3. Der Abbruch der Verfolgungen 3.1. Die Winninger Verfolgung Das Ausmaß der herrschaftlichen Reaktion auf die von Mölich ausgelösten Wirren war überraschend. Die bisherige Verfahrensweise wurde annulliert, die Winninger Verfolgung damit praktisch abgebrochen. Noch überraschender erscheinen Urheber und Zeitpunkt dieser Maßnahme. Sie ging allein von der badischen Regierung aus und erfolgte bereits in jenem Bescheid 239
vom 2. Januar 1660, als Mölichs Prozeßkritik noch gar nicht vollständig zu übersehen war. Für die badische Regierung genügte, was der Kastellauner Amtmann am 26. Dezember 1659 über den Prozeß, seinen Kostenbescheid und Mölichs Appellation berichtet hatte.324 Das Studium der beiliegenden Prozeßakten325 ließ gleich mehrere Anstößigkeiten hervortreten. Zunächst der Prozeß selbst: »Man befinde die indicia gegen Friedrich Mölichen, die allein auf wenig denunciationen bestunden, an sich selbsten sehr schwach, und zur captur, weniger der tortur, ganz insufficient«.326
Sodann die Kostenfrage: Sie wurde »anders nicht« denn »alß pure nullität« beurteilt.327 Diese Bewertung begründete die Rehabilitierung des Friedrich Mölich; für den Kastellauner Amtmann und seine juristischen Berater, die Koblenzer Juristen Dr. Moeden und Lizentiat Trarbach, bedeutete sie eine Niederlage. Zwar war nach dem skandalösen Prozeß gegen Hans Wilhelm Mölich (1652/53) das bis dahin gültige Prinzip der lokalen Entscheidungsautonomie abgeändert worden;328 jedoch hatten Moeden und Trarbach infolge der 1659 vakanten Stelle des Regierungsgutachters Heintz den Prozeß gegen Friedrich Mölich wiederum in völliger Selbständigkeit fuhren dürfen. Das Ergebnis verstärkte bereits bestehende Ressentiments unter den badischen Räten. Fast im gleichen Wortlaut hatte die badische Kanzlei 1655 die Rehabilitierung der Maria Margarethe Göbel verfügt und dabei ebenfalls die gegen sie vorgelegten Indizien als »ahn sich zimblich schwach« beurteilt.329 Jetzt aber ging Baden noch einen Schritt weiter und stellte sicher, daß kein Prozeß mehr in der herkömmlichen Weise geführt werden würde: »Verordnet [wird]/ daß denen einfältigen und ungelehrten underthanen die fiihrung dergleichen schweren, leib, ehr und gut berührenden processen nicht zugestatten, auch etwan einen und andern ausgesessen fremden rechtsgelehrten ein so wichtigh werk zu übergeben, und nach denen avis zu procediren fast bedenkflich], sondern dergleichen händel vor die hohe Obrigkeiten allein gehören«.
Dreißig Jahre nach Beginn der Kastellauner und Winninger Verfolgung empfand man in der badischen Kanzlei die lokale Entscheidungsautonomie und ihre grundlegende Legitimation in Gestalt der kofnmissarisch verpflichteten Koblenzer Juristen als Mißstand und Beeinträchtigung herrschaftlicher Prärogativen. Nicht anders wurde die Beteiligung der »einfältigen und ungelehrten Untertanen« bewertet. Der Bescheid bekräftigte denn auch am Ende noch einmal unmißverständlich, daß in Zukunft »die fuhrung dergleichen processen denen underthanen selbsten, aus allerhand erheblichen Ursachen/ nicht zugegeben werden können«.330
Noch deutlicher distanzierte sich der Markgraf in dem Schreiben, worin er die Birkenfelder Regierung von dieser einsamen Entscheidung informierte: »Damit aber alle ohngelegenheiten inskünftig verhuettet werden haben wir offters
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erwenthen ambtman zue Castelhun gemeßenen befelch ertheilt, daß er denen underthanen dergleichen process fiihrung in criminal und malefitz sachen, die ihne[n] ohne das nit/ sondern allein denen herschaften gebührt/ ernstlich inhibiren und abstellen... solle...«.331
Trotz ihrer Einsicht in die lokalen Verhältnisse unterlief den badischen Räten eine bezeichnende Verwechslung. Die Untertanen, denen laut Bescheid »die fuhrung dergleichen processe... nicht zugegeben werden« könne, wurden nicht als Mitglieder des Winninger Hexenausschusses erkannt, sondern als Schöffen angesehen: »Der amtmann solle also seinen Schöffen dahier die bisher aus eigener autorität vorgenommenen processe rechtl[ich] und bei hoher straf inhibiren...«.332
Amtmann Zand von Merl stellte darauf sofort klar, daß die Gerichtsschöffen bei dem Verfahren durchaus nicht als »directores«, sondern lediglich als »testes prothocolli adhibiret« worden seien; alle Leitungsfunktionen hätten bei ihm und dem Lizentiaten Trarbach gelegen.333 Da die badischen Räte dies bei der Lektüre der Prozeßakten kaum übersehen konnten, muß ein anderer Grund die Verwechslung bedingt haben. Offenkundig konnten die Räte der zentralistisch strukturierten Markgrafschaft Baden die Teilnahme eines Gemeindeausschusses am obrigkeitlichen Rechtsvollzug nur mittels der Vermutung begreifen, daß es sich dabei um Mitglieder des Schöffengerichtes handelte. Die Klarstellung des Amtmannes in Bezug auf die tatsächliche Rolle der Schöffen machte die Sache somit nur noch schlimmer und provozierte die badische Kanzlei dazu, ohne weitere Erwähnung der >Schöffen< erneut zu bekräftigen, »daß fiihrohin denen underthanen dergleichen biß dato auctoritate propria [!] geführte malefitzische proceßus nit mehr gestattet« werden dürfe.334 Der badische Bescheid bedeutete keine Tilgung des »crimen magiae« aus dem Gesetzbuch, wie es Christian Thomasius Anfang des 18. Jahrhunderts befürwortete.335 Einem solch radikalen Bruch standen mentale Disposition und die Verantwortung für alle vorausgegangenen Verhaftungs-, Folter- und Hinrichtungsbefehle entgegen. Weitere Prozesse waren keineswegs ausgeschlossen. Nur das Verfahren sollte sich ändern: »Da künftig ein oder ander person mit dem laster der hexerei behaftet oder bezüchtiget seyn solte, [solle] die sache bei amt allein angebracht, von dem selben examinir[t] und mit den indiciis einberichtet, und darüber herrschafdicher befehl/ was zu thun oder zu lassen [!] sei/ eingeholt und deme nachgelebet werden...«336
Jegliche lokale Aktivität wurde damit der Beaufsichtigung der Landesregierung unterworfen, die Autonomie der vergangenen drei Jahrzehnte aufgehoben. Sogar der Winninger Vogt verfugte in dieser Konzeption über keinerlei Kompetenz mehr; die Verantwortung für eine Anklage sollte allein bei dem Kastellauner Amtmann liegen. Obwohl der Ausschuß mit keinem Wort erwähnt wurde, war seine Tätigkeit doch lahmgelegt: Die Zuweisung 241
der gesamten Verantwortung an den Kastellauner Amtmann verpflichtete ihn auf den Offizialprozeß; da er nun für die »Inquisition« und darauf aufbauende Anklagen allein haftete und sich nicht mehr hinter der Kulisse des Akkusationsverfahrens verstecken konnte, verlor die Mithilfe der dörflichen Hexenjäger erheblich an Wert. Und während der Amtmann bislang die Winninger Verfahren nur aufgrund ihm vorgelegter Akten entschieden hatte, mußte er nun zum Vollzug seiner Inquisitionspflicht selbst die Indizien am Ort des Geschehens überprüfen. Angesichts seiner bisherigen Unbeweglichkeit dürfte er dazu kaum Neigung verspürt haben. Ebensowenig empfahl sich eine Vorladung aller Beteiligten nach Kastellaun, war doch eine solche Aktion, zumindest nach den bisherigen Maßstäben, der Inbegriff der Geld- und Zeitverschwendung. So erklärt sich, daß der Winninger Ausschuß niemals mehr »etwas zu papiehr bringen« ließ, wohl aber der in direkter Nähe zum Amtmann operierende Kastellauner Ausschuß, und zwar bis 1664, dem Todesjahr des Joseph Zand von Merl. Allerdings handelte es sich dabei nur noch um Indizienzettel, die bis auf zwei Ausnahmen niemals eine Uberprüfung veranlaßten, in keinem Fall eine Anklage.337 Den badischen Anweisungen lag ein zentraüstisches und offizialgerichtliches Konzept zugrunde, wie es in der Markgrafschaft seit den Verfolgungen der Jahre 1625/ 2 6 konsequent angewendet wurde. 338 In der Hinteren Grafschaft Sponheim fehlten dafür die Grundlagen. Die Tragweite der badischen Anordnungen ging zunächst im Streit um Mölich unter. In Birkenfeld dürfte man allerdings die Dimension des badischen Entschlusses sehr wohl begriffen haben. Im Gegensatz zum Kostenbescheid nahm die pfalzgräfliche Kanzlei diese Entscheidung kommentarlos hin; sie signalisierte damit stillschweigend Konsens, aber auch Erleichterung darüber, daß die Last der Vergangenheit, in die der Pfalzgraf besonders verstrickt war, auf die Seite gelegt wurde. Eine solche Haltung entsprach der seit Ende der vierziger Jahre zunehmenden Neigung der pfalzgräflichen Kanzlei zu größerer Vorsicht.339 Einzig der Kastellauner Amtmann Zand von Merl, seit fast zwanzig Jahren lokaler Protektor aller Ausschüsse, reagierte sofort auf den Abbruchbescheid. Sein Versuch, wenigstens sich selbst zu rechtfertigen, führte der Herrschaft zugleich die eigene Verantwortung für die Vergangenheit vor Augen. So verwies er darauf, daß er die Begutachtung durch fremde Juristen »also in praxi erfunden« habe und nicht berechtigt gewesen sei, dies zu »immutiren«, »syntemahl ich zum oftern auf das herbringen gew[i]eßen wordten bin«; im übrigen seien die Akten ohnehin zum Urteilsbeschluß an die gnädige Herrschaft geschickt worden. 340 Der Widerspruch zwischen der seit 1 6 3 0 herrschaftlich gebilligten Tätigkeit der Koblenzer Juristen und der jetzt geäußerten Kritik war in der Tat unübersehbar. Die badische Regierung ging denn auch mit keinem Wort darauf ein.341 Ebenso schwer trug sie an der Erblast der gemeindlichen Verbündnisse. In
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ihrer Anordnung vom Januar 1660 war nur nur ein vager Hinweis auf die Anfechtbarkeit der Kosten enthalten.342 Aber den Streit zwischen Mölich und dem Ausschuß entschied Baden weder im Sinne des Artikels 61 der »Carolina« noch im Sinne jenes gemeindlichen »pactum«: mehr als seine Haftverpflegung sollte jener zahlen und zugleich deutlich weniger als die vom Ausschuß geforderten 329 Gulden. Die Nichterwähnung des Verbündnisses, dem zentralen Gegenstand des Streites von Ausschuß und lokalen Beamten mit Mölich, und der Kompromiß in der Kostenfrage entsprachen taktisch-politischen Erfordernissen. Wie auch hätte man zugeben können, daß das Verbündnis, ebenso wie der Ausschuß Inbegriff gemeindicher Eigenwilligkeit, für einen Zeitraum von 30 Jahren mit herrschaftlicher Erlaubnis bestehen durfte? Umso qualvoller war, daß die lokalen Kontrahenten in ihrem Streit beide Kanzleien immer wieder mit der Erblast der Verfolgungszeit konfrontierten. Bereits vor dem badischen Eingreifen hatte der Winninger Ausschuß selbstbewußt darauf hingewiesen, daß die umstrittene Verabredung in einer ihm vor Jahren vom Winninger Schöffengericht, dem Bürgermeister »undt gesambter gemeinden zugestehen, und von beider unserer gnädigster herschaft gnädigst ratificirte[n] Vollmacht« enthalten sei: »welche den geraden weg weißen thuet/ wie es mit den Unkosten in omnem eventum zu halten seie«.343 Und um über die Gültigkeit dieser Vollmacht keinen Zweifel aufkommen zu lassen, verkündete der Ausschuß im gleichen Schreiben, man habe den »pactum de solvendibus sumptibus« »noch vor wenig tagen« von der Gemeinde erneuern lassen.344 Der Winninger Vogt Fritzer und der Kastellauner Amtmann Zand von Merl hatten diese innergemeindliche Regelung jahrelang mitgetragen und dementsprechend auch die Ansprüche des Ausschusses gegenüber Mölich unterstützt.345 Angesichts der Abkehr der badischen Regierung von der bisherigen Prozedur war es nur zu verständlich, daß Zand von Merl der Herrschaft auch im Hinblick auf die Kostenfrage ihr bisheriges Verhalten in Erinnerung rief. Neben anderen Argumenten wies er »über alles« darauf hin, »daß denen außschußen anbringen nach/ [wie] in actis, denen auf dißes statutum die prosecution zu exconciniren von der g[nä]d[ig]sten herrschaft in a[nn]o 1630 ante meo tempore erlaubt worden, und solchem nach [die] hochstg[emelte] g[nä]d[ig]ste herrschaft es, wohe nit explicate, doch implicate ratificirt und gebilligt haben, welches ich per contrariam sententiam hettet berichten mueßen«.346
Auch Mölich erinnerte die Herrschaft in seinen Eingaben stets an Existenz und rechtliche Fragwürdigkeit des innergemeindlichen »pactum«. Das fortwährende Schweigen der badischen wie auch der pfalzgräflichen Kanzlei zu diesem Punkt offenbart die Peinlichkeit, daß man von beiden Kontrahenten überfuhrt worden war, eine zweifelhafte Regelung jahrelang zugelassen zu haben. 243
Weil die Herrschaft zum Schutz ihrer Selbstachtung dazu schwieg, wurde die Diskussion über die Verbündnisse nur auf lokaler Ebene gefuhrt. Aber die dabei gewechselten Argumente reflektieren ebenso die politische Dimension des Phänomens. Im Für und Wider der lokalen Auseinandersetzung greifen wir einen Ausschnitt aus der Diskussion unter den politisch-juristischen Eliten des mittelrheinischen Raumes über das Problem der gemeindlichen Hexenverfolgungen auf. Nur dem Wissen eines gelehrten Juristen entsprang, was Friedrich Mölich als schwerstes Geschütz gegen die Verpflichtung von Freigelassenen im Verbündnis aufführte: daß dies »deß heyl[igen] römischen reichs wohlerwogene[r] constitution, sonderlich aber kayser Caroli deß fünften peinlicher halß gerichts ordtnung... schnür stracks« zuwiderlaufe, es sich daher um einen »nichtigen, unnguldigen und illicite aufgerichten pact[um]« handele.347 Dagegen war Mölichs persönliche Überzeugung auch ohne jede Rechtskenntnis unmittelbar einsichtig: »Ich solde meinem verstandt nach vermeinen/ wann einer unschuldig ist in den sachen/ so wer es genug/ daß er die zeitliche schmag und schand und lame glider dar von hätt.. ,«.348
Ahnlich hatten schon der sponheimische Amtmann von Kastellaun Franz Römer 1592/93 und sein Sohn Philipp Otto Römer 1595/97 argumentiert.349 Die Bezugnahme auf das Reichsrecht kennzeichnet somit eine fortgeschrittene Reflexion über das Phänomen der gemeindlichen Verbündnisse. Als »pactum satis disputabile« hatte ja bereits der Koblenzer Jurist und Richter am kurtrierischen Hofgericht, Dr. Peter Breitenbach, 1645 die gemeindlich vereinbarte Zahlungspflicht von Freigelassenen bezeichnet, weil sie gegen die »Carolina« verstieß.350 Nicht Uberzeugung, sondern allenfalls präventive Überlegungen oder kurtrierisches Verlangen hatten den Kastellauner Amtmann 1652 veranlaßt, das Verfolgungsbegehren der Beltheimer Gemeinden nur bei Verzicht auf eine solche Absprache zu genehmigen.351 Dem Winninger Ausschuß hingegen konnte er mit gutem Gewissen als Fürsprecher jener gemeindlichen Absprache beistehen, weil sie dort ja schon »ante meo tempore« existiert hatte und nie von der Herrschaft in Frage gestellt worden war.352 Der Ausschuß wiederum verwies auf die Zustimmung der Gemeinde. Mit Hilfe von Dr. Moeden konnte man dem auch juristische Gründe hinzufugen. So betonte der Ausschuß in seiner ersten förmlichen Entgegnung auf Mölich, daß durch die »Carolina« und den Artikel 61 den »im römischen reich iedes orths löblichen gebräuchen undt verörterungen nichts benohmen« sei.353 Der Amtmann, vermutlich ebenfalls durch Moeden sachkundig gemacht, unterstützte dies mit einer römisch-rechtlichen Argumentation, wonach »allen gemeinden Statuten oder conventiones rationabiles ínter se aufzurichten zu gegeben seye/ ungeacht daß dieselbe andern statutis oder legibus/ auch dem juri communi zu widerlauffen...«.354
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Nicht anders verteidigte er den Gegensatz von gemeindlicher Zahlungsabsprache und »Carolina«.355 Gegenüber der badischen Kanzlei hatte er dazu noch eine besondere Auslegung des Artikels 61 bemüht. Weil darin die Pflicht eines Freigelassenen zur Bezahlung seiner Verpflegungskosten damit begründet wurde, daß jeder durch seinen Lebenswandel immer Mitschuld an seiner Verdächtigung trage, wollte der Amtmann Gleiches für die gemeindlich vereinbarte Zahlungspflicht geltend machen, ungeachtet der strikten Eingrenzung solcher Mitschuld im Reichsrecht auf die Bezahlung der Haftverpflegung.356 Außerdem, so der Amtmann weiter, seien solche Absprachen durchaus nicht dem göttlichen und natürlichen Recht zuwider, vielmehr zu deren »befurderung« ausgesprochen heilsam; denn viele Angeklagte würden sich »zum offt[er]en in negatione criminis mehr der Unkosten halben obduriren«, könnten aber »umb so viel ehendjer] zu ihrer abstraffung gepracht werdten... wan die wüsten/ daß ihre hartneckigkeit sie dern [sc. Kosten] nit entheben khan«.357 Mit solchen Argumenten erhoben lokale Beamte der Herrschaft ihre Stimme zugunsten eines gemeindlichen Partikularismus, beschworen sie eine Art salvatorischer Klausel für die Gemeinden.358 Beide sponheimische Kanzleien haben jedoch keines der von den Kontrahenten vorgebrachten Argumente aufgegriffen. Sie schwiegen beharrlich dazu, weil ihnen die bloße Anerkennung des Phänomens unerträglich sein mußte. Aber ihr Schweigen und der badische Kompromißbescheid im Hinblick auf die Kosten aus Mölichs Verfahren wurden von den Befürwortern des Verbündnisses als Bestätigung interpretiert: Für den Kastellauner Amtmann mußte sich die Kostenaufteilung zwangsläufig wie die gewohnte herrschaftliche »Moderation« der Abrechnungen ausnehmen, zumal die badische Kanzlei dem Ausschuß ja noch nachträglich den Wächterlohn konzediert hatte.359 So teilte er auch dem Vogt anläßlich der Übersendung des Bescheides für Mölich mit, er könne den Befehl nicht »hindern«, es sei denn, das »statutum« werde »verworfen«.360
3.2. Die kurtrierische Wende Die Fürsprecher der gemeindlichen Verbündnisse beschworen nicht nur die Erblast der sponheimischen Verfolgung, sondern auch die Erfahrungen benachbarter Gebiete. Bereits der Winninger Ausschuß hatte in seiner ersten Erwiderung auf Mölichs Klage die Legitimität des Zahlungsstatuts mit dem Hinweis auf andere Herrschaften und Grafschaften verteidigt, wo dies »übereinstimment gebreuchlich« sei.361 Damit waren neben dem Kurfürstentum Trier vermutlich Herrschaften in Hunsrück, Osteifel und Westerwald wie die Wild- und Rheingrafschaft, Bürresheim, Wied-Runkel und 245
Nassau-Dillenburg gemeint, wo die Verfolgungen ebenfalls von dörflichen Ausschüssen getragen wurden. 362 Der Urheber dieser Argumentation, Dr. Moeden, kannte die lokalen Verhältnisse aufgrund eigener Tätigkeit in diesen oder benachbarten Territorien.363 Der Winninger Vogt Fritzer fugte weitere Informationen über die kurtrierischen Dörfer der Umgebung hinzu. Demnach hätten auch die Ausschüsse in den Orten Lay, Kobern und Dieblich sowie im Amt Bergpflege »den gleichen einhelligen schluß gemacht«, daß Freigelassene die gesamten Prozeßkosten bezahlen müßten. 364 Dagegen konnte Friedrich Mölich mittels Abschriften von Urteilen gegen die Ausschüsse der Moseldörfer Löf und Alken den Beweis fuhren, daß derartige Absprachen vom Koblenzer Hofgericht nicht mehr anerkannt würden. 365 Tatsächlich war auch im Kurfürstentum Trier mittlerweile eine überraschende und der bisherigen Forschung völlig unbekannte Wendung eingetreten: Der seit März 1652 amtierende Kurfürst Carl Caspar von der Leyen 366 hatte in den fünfziger Jahren alle weiteren Prozesse im Erzstift untersagt! Noch in den Jahren um 1648 und 1652/53 war in einigen Gebieten wie den Amtern Münstermaifeld und Boppard sowie den Kondominien Beltheim, Camberg und Wehrheim ein verstärktes Prozeßaufkommen zu verzeichnen, Teil einer weiteren regionalen Verfolgungswelle. 367 Mit seiner Entscheidung reagierte der Kurfürst auf prozessuale Mißstände, wie sie seit den Verfolgungen unter seinem Vorgänger Schöneberg bekannt und jetzt erneut aufgetreten waren. Wortlaut und Tonfall der Erklärung, in der sich Carl Caspar, rückblickend aus dem Jahre 1659, zu dieser Entscheidung bekannte, geben die politischen Motive deutlich zu erkennen: »Zumahlen diß ein verborgen und alßo beschaffenes laster ist, bey deßen vielfaltig versuchter ausrottung, und dießer halb vor und zeit anfangs unßerer angetrettener churund landsfiirstl[icher] regierung verschiedentlich geführten processen, all solche exorbitantien, falsitäten, kostspieltig und ungerechtigten, in der that befunden [wurden], daß wir höchst gemüßiget worden [sind]/ dergleichen processus und inquisitiones in unßerem ertz stift generaliter verbieten und untersagen zu laßen, worbey wir uns dann, Gott lob, bißhero wohl befunden .,.«. 368
Die Erklärung des Kurfürsten war eine Generalabrechnung. Die Resistenz der lokalen Prozeßträger gegenüber allen Zähmungsversuchen hatte auch die Diskussion im Kurfürstentum Trier nie verstummen lassen. Nur noch in Ausschnitten ist diese Diskussion zu erschließen - aus den nicht abreißenden Klagen über die Willkür von Beamten und Eigenmächtigkeiten der Ausschüsse, 369 aus der erfolglosen Reihe herrschaftlicher Reglementierungsversuche, 370 aus den immer wieder aufflackernden Kompetenzstreitigkeiten zwischen zentralen und lokalen Akteuren. Alle derartigen Händel lassen sich als Konflikte um das Ausmaß lokaler Eigenständigkeit von Beamten und Gemeinden deuten, aber auch als Manifestationen sozialer Interessensbezo246
genheit. Gerade die gemeindlichen Verbündnisse gehören in diesen Zusammenhang, waren sie doch sowohl Ausdruck eines trotzigen Partikularismus als auch Grundlage finanzieller Ausplünderung der eigenen Dorfgenossen. Die kurfürstlichen Verordnungen von 1591 und 1630 und die kritische Stellungnahme des Koblenzer Hofrichters Dr. Peter Breitenbach (1645) zu den innergemeindlichen Absprachen geben den regionalen Diskussionsstand für kurze Momente zu erkennen, ebenso die von Dr. Moeden für den Winninger Ausschuß und den Kastellauner Amtmann erstellten Argumentationshilfen.371 Weiteren Einblick bietet die erwähnte Verteidigungsschrift Mölichs vom Sommer 1660, die ihrem Inhalt nach nur von einem Koblenzer Juristen stammen konnte. Der Autor ging darin auch auf einen Punkt ein, der immer wieder von Ausschuß und Amtmann als Einwand auf Mölichs Klage gegen das Verbündnis vorgebracht wurde: So habe Mölich der umstrittenen Absprache doch selbst zugestimmt372 und ihre Anwendung als Schöffe stets mitgetragen. Mölich hatte dagegen schon früher eingewendet, daß niemand seine Zustimmung verweigern konnte, wenn er nicht in einen fatalen Verdacht geraten wollte.373 Nun ließ er diesen Punkt und alle anderen Anstößigkeiten des Verbündnisses von seinem Rechtsberater noch einmal im Detail ausführen: Verstoß gegen die »carolinische constitutio articulo 61«, welche »dardurch ... durchbohrt und vernichtet« würde; »pactum illicitum«, weil den »legibus sanctionibus imperiis et bonis moribus contrarium« und daher auch nicht Grundlage für eine »bestendige consuetudo«; unter Zwang beschlossen und daher im Kurfürstentum Trier ohne Rechtskraft: »Den kein ehrlicher mahn auß gefahr sich in grossen verdacht und offentlicheß geschrey bey dem pöpell zu setzen, demselben nicht widersprechen darf... dahero dan solche tumultuaria pacta[!] in den benachbarten orthen alß in trierischen gebieth wie beyde beyliegende uhrthe [ i] 1 mit sich fuhren/ ohngeachtet daß dergleichen nichtige verbundnuß daselbst unter den gemeindten vorhanden/ nicht observirt/ sondern secundum carolinam in solchen fallen indicirt wirdt«.374
Die Argumentation bildete eine »summa« juristischer Einwände gegen die gemeindlichen Verbündnisse. Sie beschwor ihren Aufruhrcharakter und ihre Eigenwilligkeit, markiert durch die Hinweise auf den »pöppel«, auf die tumultuarische Form und die Zwangsqualität der Zustimmungsprozedur, ja sie malte sogar die Gefahr einer Aushöhlung der »Carolina« aus: »quod absurdum summum facet«. Es waren dies aber nicht Mölichs Worte, wenngleich sie seine Erfahrungen widerspiegelten, sondern die Argumente, die in den juristischen Kreisen des Kurfürstentums Trier und der Stadt Koblenz damals von den Gegnern der Hexenverfolgung vertreten wurden. Darauf weisen auch die von Mölich abschriftlich hinzugefügten Urteile des kurfürstlichen Hofgerichts zu Koblenz hin, die sich auf Klagen von Ehemännern ehemals angeklagter, aber freigelassener Frauen gegen die Ausschüsse der 247
Gemeinden Löf und Alken bezogen. In beiden Fällen hatten die Ausschüsse den Freigelassenen die Prozeßkosten bereits abgepreßt, wurden aber nachträglich durch den Bescheid der Appellationsinstanz ins Unrecht gesetzt.375 Beide Urteile bekräftigten die Geltung der entsprechenden Bestimmung des Reichsrechtes und verneinten damit den Absprachen der Gemeinden jegliche Rechtskraft. Rückwirkend griffen sie in gemeindliche Verhältnisse ein und forderten die Rückgabe der bereits »extorquirt[en]« Gelder. Den innerdörflichen Streit hatten sie damit keineswegs beigelegt. Vielmehr dürften die unterlegenen Ausschüsse auch weiterhin die gemeindlichen Verbiindnisse und die Ansprüche der Gläubiger beschworen haben. Ein Reflex dieser Auseinandersetzungen ist in den beiden Urteilen ebenfalls enthalten. Der Bescheid gegen den Ausschuß von Löf beruhte auf der »fleistigefn] durchsehung alles vor und einbringens und auff beiderseits beschehene[r] submission«, auf einem wahren Aktenberg also;376 und in dem anderen Urteil wird noch eine »actio iniuriarum« der Kläger erwähnt, die sich zweifellos gegen die Ausschußmitglieder richtete und auf die gleichen sozialen Auseinandersetzungen hinweist, wie sie Maria Margarethe Göbel und Friedrich Mölich nach ihrer Freilassung durchzustehen hatten.377 Die beiden Koblenzer Urteile erlauben eine präzise Eingrenzung des Zeitraumes, in dem Kurfürst Carl Caspar das Ende der Hexenverfolgungen einleitete. Der »terminus ante quem« rückt mit ihnen vom Jahr 1659, dem Zeitpunkt von Carl Caspars Rückblick, auf den Sommer 1654, das Datum des ersten Urteils, zurück; der »terminus post quem« ist mit dem Amtsantritt des Kurfürsten im März 1652 anzusetzen.378 Die Vorgänge im Beltheimer Gericht erlauben eine weitere Annäherung. Anfang Juli 1653 erhielten die zur kurfürstlichen Kanzlei gehörenden Beltheimer Kommissare gleich mehrere Anklageschriften und Zeugenverhöre von den dreiherrischen Beamten zugeschickt, darunter auch gegen Agnes Josten aus Strimmig.379 Wie erwähnt, hatten die Gutachter diese Anklage nicht nur wegen ungenügender Indizien zurückgewiesen, sondern noch ein anderes Hindernis angeführt: Demnach hatte der Kurfürst wegen einer auswärtigen Reise befohlen, die »prosequirung deß zauberey lasters biß zu dero ... glucklicher wideranheimbkunft« auszusetzen, und zwar »der gestalt/ daß gegen die jenige/ damit man albereitz in process begriffen/ dieselbe zum endt zu fahren, keine newer aber anzufangen macht haben solle, biß hochstg[emelte] ihro churffürstliche] g[naden] widerumb zu landt komen«.380
Das bedeutete für die kurtrierischen Verfolgungen zumindest den Anfang vom Ende. Auch wenn sich in dieser Anordnung nur das kurfürstliche Interesse ausdrücken würde, alle Gutachten und Urteile persönlich zu bestätigen, so wäre dies der gleiche Schritt, wie ihn später der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. (1713-1740) in seinem Edikt zur Einschränkung der Hexenprozesse in Preußen im Jahre 1714 unternahm.381 Gleichwohl hätte es 248
dessen aufgrund der schon unter Kurfürst Johann VII. 1591 eingeführten Begutachtung durch die kurfürstlichen Hochgerichte der Städte Koblenz und Trier nicht bedurft. Es ging dem neuen Kurfürsten also nicht nur um eine persönliche Kontrolle, sondern um mehr. Er wollte die generelle Eindämmung der Verfahren, nachdem sich alle bisherigen Reglementierungsversuche als wirkungslos erwiesen hatten. Die Anordnung einer »Suspension« der Verfolgung während der Abwesenheit des Kurfürsten bildete offensichtlich nur einen Vorwand, um im laufenden Verfolgungsgeschehen eine Atempause für eine neue Politik zu gewinnen. Dabei mußte die Regierung natürlich den Eindruck vermeiden, als ob in Zukunft jede Hexereianklage zurückgewiesen würde. Die internen Anweisungen des Kurfürsten zielten vermutlich wie jener Bescheid aus der badischen Kanzlei (1660) auf eine Änderung der Prozedur: daß nämlich Anklagen nur noch ex-officio behandelt werden sollten, möglicherweise auch nur direkt vor den Hochgerichten der Städte Trier und Koblenz. Für die Entmachtung der Amtmänner könnte der Umstand sprechen, daß etwa der kurtrierische Amtmann von Baldeneck, Philipp Jakob Waldecker von Kaimt, an den Beltheimer Prozessen der Jahre 1653-1656 fast überhaupt nicht beteiligt war, im Gegensatz zu seinem Vorgänger Augustin Zand von Merl (1629-1631).382 Der bisherigen Tätigkeit der Ausschüsse und ihrer Zusammenarbeit mit den Beamten wurden damit die Grundlagen entzogen, ohne die Beamten und Untertanen mit einem förmlichen Abbruch der Verfolgung zu brüskieren. De facto aber handelte es sich sehr wohl um einen endgültigen Einschnitt, wenngleich nicht alle Prozeßversuche schlagartig endeten.383
3.3. Die Übertragung auf die Kondominien Der Kastellauner Amtmann hatte sofort erkannt, daß die Unterbrechung der Hexenprozesse für die >kurtrierischen Länder< endgültig war.384 Umgehend bemühte er die pfalzgräfliche Kanzlei, um zu verhindern, daß diese >Rechtsanmaßung< von Seiten Kurtriers auch auf die dreiherrischen Gebiete übertragen würde.385 Jedoch war weder die pfalzgräfliche Regierung zum politischen Schlagabtausch geneigt386 noch drängte es Kurfürst Carl Caspar danach, seine Entscheidung sogleich auch in den Kondominien durchzusetzen. Wünschenswert erschien ihm das allemal, wie seine Reaktion auf die üblichen Mißstände bei den Prozessen im westerwäldischen Amt Mensfelden zeigt. Nur der Umstand, daß er sich dort die Herrschaft mit dem Grafen von Nassau-Saarbrücken und dem Freiherren Waldecker von Kaimt teilen mußte, verhinderte einschneidende Maßnahmen. Bei alleiniger Zuständigkeit, so Carl Caspar in jenem Schreiben von 1659, 249
»würden [wir] auch unßers orths ... dießem handel uff andere wege seine befugte abhelffiing zu geben nicht unterlaßen«.387
Auch die Begutachtungskompetenz des Koblenzer Hochgerichtes konnte nicht verhindern, daß es in Zusammenhang mit den im hessischen Raum anhaltenden Verfolgungen388 in Mensfelden noch 1680 zu weiteren Prozeßwiinschen kam, ebenso drei Jahre später in dem zwischen Kurtrier und Nassau-Dillenburg gemeinsamen Amt Wehrheim. Als Kurtrier dagegen Widerstand leistete, erhob sich ein Sturm der Entrüstung gegen den kurtrierischen Amtmann, wie einer Eingabe der »verayde[n] ankläger[n] zu Wehrheimb«, zu entnehmen ist. Ihr Titel: »Gravamina/ wordurch der process gehemmet und gehindert wird«. 389 Erfolgreicher war dagegen die kurtrierische Befriedungspolitik in den mit Sponheim und WinneburgBeilstein gemeinsamen Herrschaften im Hunsrück und an der Mosel, wo dem Kurfiirsten als Obergerichtsherrn ebenfalls die Begutachtungskompetenz zustand. Die Verbindung der Gutachter zum Kurfiirsten ermöglichte die Umsetzung seiner Politik: 1652 übernahm der kurtrierische Kanzler Johann von Anethan die Position des Beltheimer Kommissars, zusammen mit seinem Sohn, dem kurfürstlichen Rat Philipp Christoph Anethan; beiden zur Seite stand als Mitgutachter der Trierer Kanzleidirektor Dr. Dietrich Krämer. Aber die Strategie der juristischen Intervention konnte nicht verhindern, daß fast alle Prozesse des Jahres 1653 noch mit Hinrichtungen endeten. Erst als die Gutachter die juristische Schraube im darauffolgenden Jahr weiter anzogen, wurde der lokale Handlungsspielraum spürbar eingeengt.390 Als dann noch einer der beiden Angeklagten, Thonges Roß aus Lieg, laut Gutachterempfehlung freigelassen werden sollte, drängte der Kastellauner Amtmann seine Beltheimer Kollegen zum Aufschub, um sich erneut in der Kanzlei zu Birkenfeld Unterstützung zu beschaffen. Dort hatte man inzwischen wohl vom kurtrierischen Sinneswandel erfahren, war aber noch immer nicht an einem politischen Streit interessiert. Der Amtmann mußte daher versprechen, daß er auf weitere Verhaftungen verzichte, »biß daß dißem anstandt durch ein comformitet der herschafft«, also durch eine direkte Absprache mit Baden oder Kurtrier, »abgeholffen« sein würde. 391 Weil daraufhin nichts erfolgte, mußte Thonges Roß dem Gutachten entsprechend freigelassen werden, während die bereits geständige Maria Casper Ende 1 6 5 4 als letzte Hexereiangeklagte im Beltheimer Gericht den Gang zur Richtstätte antrat. 392 1656 unternahmen Ausschuß und Amtmänner mit vier weiteren Untersuchungen einen neuen Anlauf, wobei sie Dr. Moeden zur Vorbegutachtung verdingten, um mit seinen Argumenten die befürchteten Einwände der Trierer Gutachten aufzufangen.393 Als Moeden aber nach positiver Begutachtung der Anklagen gegen Agnes Heimers die Zeugenaussagen zusammen mit dem kurtrierischen Kanzler Johann von Anethan bewerten sollte, rückte er geflissentlich von seiner harten Linie ab: In
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völligem Gegensatz zu allen früheren wie späteren Gutachten wies er diese Anklage als unbewiesen zurück.394 Und die übrigen Anklagen des Beltheimer Ausschusses kamen den Akten zufolge noch nicht einmal über die Vorlage der Anklagepunkte hinaus.395 Auch in anderen sponheimisch-kurtrierischen Kondominien gelang es, die lokalen Verfolgungswünsche durch den taktischen Einsatz der Begutachtungskompetenz zu drosseln. Zur gleichen Zeit, als Dr. Krämer und Philipp Christoph von Anethan in die Beltheimer Prozesse eingriffen,396 lehnte ein Gutachten von Krämer und Kanzler Anethan die vom Ausschuß der Moselgemeinde Senheim gewünschten Verhaftungen ab.397 Und noch im Sommer 1653 hatte die kurfürstliche Kanzlei ein Verfolgungsbegehren der Untertanen des »Kröver Reiches« bereits vor Aufnahme von Prozessen scheitern lassen.398 Zwar hatte die kurtrierische Regierung ebenso wie die sponheimische dem Verlangen der Kröver grundsätzlich zugestimmt,399 aber die dazu notwendigen Rechtsgelehrten wurden nur von Sponheim »benamset und declarirt«; während diese schon »in bereitschaft« standen, verharrte Kurtrier in Untätigkeit. Die Kröver erinnerten darauf Kurfürst Carl Caspar in einer Eingabe an das gegebene Versprechen und baten darum, »ew[er] g[naden] geruhen trierischen theilß einen gnedigst beliebigen adiunctum [pro] assessorem zu denominaren«.400 Aber trotz des drängenden Hinweises auf die bereits »einkommenen urgichtlichen acten«, also Besagungen aus voraufgegangenen oder aktuellen Prozessen der Nachbarschaft,401 entzog sich die kurtrierische Regierung der gegebenen Zusage. Die Begründung betonte zwar das Interesse des Kurfürsten an der »außrottung der hochsträfflichen hexerey lasters«, konnte ihren Vorwandcharakter aber nur mühsam verschleiern: Mangels Personal könne man den lokalen Wünschen vorerst nicht entgegenkommen.402 Zudem scheint es, als ob die kurtrierische Regierung die Nominierung eines Rechtsgelehrten bereits vorher mit dem bekannten Argument einer längeren Abwesenheit des Kurfürsten hinausgeschoben hatte.403 Tatsächlich blieb die Kröver Hexenverfolgung in diesem Ansatz stecken, denn fünf Monate später, um die Jahreswende 1653/54, erreichte den Pfalzgrafen zu Birkenfeld aus dem »Kröver Reich »erwiedertes mahl« ein Gesuch »umb ausrottung des zauberey lasters .und permission/ einigen process darüber einzuführen«. Georg Wilhelm konnte den Bittstellern aber nur versprechen, »ein solches dero gemeins herrn/ Marggrav Wilhelms zu Baden... zuforderist zukommen« zu lassen.404
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3.4. Weitere Maßnahmen Die Betroffenen wußten somit richtig einzuschätzen, was auf kurtrierischer Seite aufgrund der politischen Brisanz nur verschleiert und allmählich zur Beendigung der Verfolgungen betrieben wurde. Rücksichtnahme auf die Vergangenheit bedingte, daß kein Edikt oder Mandat davon ausdrücklich berichtet, wohl aber indirekte Spuren. Dazu gehört das Fehlen aller Hexenprozeßakten in der Aktenüberlieferung der kurtrierischen Ämter. Der Verlust einer ursprünglich riesigen Aktenmenge erlaubt nur den Schluß, daß in den kurtrierischen Amtsregistraturen eine gezielte Säuberung stattgefunden hat.405 Einen versteckten Hinweis darauf enthält eine Anfrage aus der Grafschaft Leiningen vom Jahre 1659, worin es um eigene Untertanen ging, die in Prozessen des benachbarten kurtrierischen Amtes Montabaur besagt worden sein sollten. Die Antwort ergab nur zwei Namen; aber »dem gemeinen verlaut nach« wußten die leiningschen Beamten zu Westerburg, daß noch mehr Besagungen vorhanden sein sollten, worauf schon die Anzahl der in Montabaur befindlichen Gerichtsakten hinwies. Die Geständnisse der Hingerichteten fehlten jedoch darin: Sie hatten sich am Koblenzer Hochgericht »verloren«, was für die Leininger weniger auf einem Versehen beruhte als auf absichtlicher »Bosheit und Verdorbenheit eines dortigen Bedienten«.406 Die Vernichtung von Beweismitteln diente möglichst rascher Befriedung der Gegenwart. Da in den Geständnisprotokollen Hunderte von noch lebenden Personen als Tatkomplizen bezeichnet wurden, mußte jeglicher Zugriff durch einen ehrgeizigen Amtmann, Juristen oder Notar ausgeschlossen werden.407 Die Tätigkeit des Koblenzer Notars Ludovici bestätigt diese Gefahren. So hatte er seine Verfügung über die Winninger Akten auch dazu genutzt, daraus solche Besagungen zu separieren, die sich gegen Personen aus benachbarten kurtrierischen Orten richteten.408 Für die sponheimische Regierung mußte sich nach Abbruch der Winninger Verfolgung Anfang 1660 das Problem stellen, daß mit Ludovici ein »frembder« Notar, noch dazu Amtsträger einer anderen Herrschaft, streng vertrauliches Belastungsmaterial über eigene Untertanen besaß. Jedoch erst der Tod von Vogt Fritzer Anfang März 1661409 wie auch dann von Ludovici selbst ermöglichte eine Bereinigung dieser Erblast: 1663 bat Fritzers Nachfolger Johann Casimir Storck den Schwiegersohn Ludovicis um Rückgabe der Akten, die der verstorbene Notar »meistentheils hinder sich behalten« hatte. Storck begründete dies mit einem Befehl seiner Herrschaft, »zu möglichster ausrottung obberührten verdamblichen lasters ferner zu inquiriren; darzu aber dergleichen acten aus gewissen Ursachen nit wenig benöthiget« würden, »auch dergleichen acta weder dem herrn noch den seinigen ichtwas nützlich, dieß orths aber zu unseren vorhebenden scopo auf geweisse maaß sehr fiirträgl[ich] seyn könne[n]...«.410
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Wer wollte an dieser Begründung zweifeln, wo doch die Akten daraufhin von Hubertus Ludovici, wie von Vogt Storck vorgeschlagen, an die Uberbringer des Schreibens, »hiesige ausschüss... Hans David Hofbauren und Hans Sopp«, übergeben wurden?411 Indessen kann kein Zweifel daran bestehen, daß Storcks Begründung nur ein Vorwand war, um die Winninger Akten jeglichem unbefugten Zugriff zu entziehen. Wäre man ernsthaft an der Fortsetzung der Verfolgung interessiert gewesen, dann hätten sich alle notwendigen Angaben den in der Kastellauner Amtsregistratur befindlichen Akten entnehmen lassen. Zudem waren auch die Besagungen von der Kritik der badischen Kanzlei am Mölich-Prozeß betroffen.412 So ist denn auch die Übergabe der Akten ohne prozessuale Konsequenzen geblieben. Da Storck vor seiner Nominierung zum Vogt von Winningen in Birkenfeld die Stelle eines Kanzleisekretärs bekleidet hatte,413 drückt sich in seinem Vorgehen auch ein Abrücken der pfalzgräflichen Regierung von der Vergangenheit aus. Wie auch immer die beiden Kanzleien aus ihrem Kompetenzstreit über Friedrich Mölichs Appellation doch noch zueinander gefunden hatten - 1663 herrschte jedenfalls in dieser Hinsicht wieder Konsens. Andererseits demonstriert das Auftreten von Mitgliedern des Winninger Ausschusses erneut, daß eine sofortige Annullierung der Vergangenheit unmöglich war. So traten kurz darauf im Jahre 1664 auch Mitglieder des Kastellauner Ausschusses hervor und bewogen den alten Amtmann Zand von Merl noch in seinem Todesjahr mit neuen Indizien zum Verhör von Zeugen gegen zwei Verdächtige.414 Die Aktion blieb jedoch ebenso wirkungslos wie der Aktentransport durch ihre Winninger Kollegen. Aber im kurtrierischen Amt St. Wendel war noch 1656, möglicherweise mit Erfolg, ein Ausschuß tätig, und im Amt Montabaur forschte 1660 ein Ausschuß mit förmlicher Unterstützung des dortigen Amtmannes nach Besagungen in der benachbarten Grafschaft Leiningen.415 Noch 1666 beriefen sich Schultheiß und Schöffen im kurtrierischen Amtsort Münstermaifeld auf den Ausschuß von Burgen: Der sollte, so ihre Bitte an den Amtmann von Baldeneck, die Mutter einer wegen Hexerei verdächtigen Magd zur Konfrontation zu ihnen bringen; gegebenenfalls könne der Amtmann dann auch gegen jene »den inquisitions procès durch« seinen »außschoes formiren... laßen«.416 Für die Gemeinden bestanden ihre Ausschüsse demnach fort; aber die Obrigkeit behielt sich jede Inquisition über Schadenszauber und teuflische Verbindungen vor, wovon auch das Münstermaifelder Gericht betroffen war: Was man dort bisher unternommen hatte, war zuvor »mit gnädigster churfjurstlicher] ratification undt des oberhoffs advis zu Coblentz verordtnet« worden. Ahnliches hatte der Winninger Vogt Storck schon im Jahr seiner Amtsübernahme demonstriert: Ein junger Mann hatte gestanden, daß er vom Teufel zum Diebstahl angeregt worden sei, worauf die Birkenfelder Kanzlei sogleich wissen wollte, in welcher Form diese Verfuhrung stattgefunden habe. 253
Es blieb jedoch bei der spirituellen Verfuhrung; weder die Kanzlei noch Storck hatten Interesse daran, den »pactum cum diabolo« und alle damit zusammenhängenden Elemente der kollektiven Hexerei Wiederaufleben zu lassen, geschweige denn, den Ausschuß darauf anzusetzen.417 Aber auch im Zusammenleben der Winninger zeigte sich das soziale Gefahrenpotential des Hexenglaubens, als Pfarrer Heuß eine Moralisierungskampagne betrieb, die ihn als als würdiger Nachfolger Hillers erwies. Öffentlich hatte er Winninger Bürger als Zauberer beschimpft, auf der Straße wie von der Kanzel herab. Es gab erhebliches Aufsehen und Streit, die Landesregierung mußte schließlich eingreifen und Heuß absetzen. Hinter diesen Vorgängen stand keine organisierte Gruppe in der Bevölkerung; vielmehr agierte Heuß als fanatischer Einzelkämpfer, der selbst einen in Winningen ansässigen adligen Obrister nicht verschonte und sich auch das frühere Ausschußmitglied Hans David Hofbauer zum Feinde machte.418
3.5. Aspekte des Wandels: Skandale und Desillusionierung Der kurtrierische Abbruch der Verfolgungen unter Kurfürst Carl Caspar von der Leyen war ebenso wie die entsprechende badische Entscheidung vom Januar 1660 von der Konfrontation mit skandalösen Vorgängen bestimmt. Skandale gehörten von Anfang an zu den festen Begleitern dieser Hexenprozesse, und je nach ihrer Dimension hatten sie schon früher obrigkeitliche Eingriffe veranlaßt. Erinnert sei hier an jenen Streit um die Beltheimer Ausschüsse zu Ende des 16. Jahrhunderts, der solch verheerende Zustände enthüllt hatte, daß die Ausschußmitglieder der Obrigkeit förmlich Besserung versprechen mußten. Die gerade erst nach mühseliger Überwindung des sponheimischen Widerstandes in Gang gekommene Beltheimer Hexenverfolgung blieb in diesen Wirren buchstäblich stecken.419 Ahnliche Erfahrungen machte Kurfürst Johann VII. aufgrund von Ereignissen, die zwischen 1593 und 1595 in seiner Amtsstadt Cochem an der Mosel vorgefallen waren. Die Vorbildwirkung benachbarter Hexenprozesse hatte dort pogromähnlichen Aktionismus ausgelöst: Als der Cochemer Rat sich Prozeßwünschen der Bürgerschaft verweigerte, brach offener Aufstand los, »tumult« und »sedition«; der Rat und das ordentliche Gericht wurden von einem »uffgeworffenen« Ausschuß entmachtet. Es begann eine wahre Schreckensherrschaft, die erst endete, als Betroffene den Kurfürsten anriefen und eine Untersuchung eingeleitet wurde.420 Ahnlich könnte ein Skandal gewirkt haben, der sich im kurtrierischen Münstermaifeld zugetragen haben soll. Demnach hatte die Frau des Münstermaifelder Bürgers Gerhard Custor noch auf dem Scheiterhaufen ihre Unschuld beteuert, worauf ihre Verwand254
ten den Fall gerichtlich überprüfen ließen; in der Folge soll die Hingerichtete rehabilitiert und ihr Ankläger selbst »verbrannt« worden sein, »nachdem man ihm zuvor die rechte Hand abgehackt hatte.« 421 Der Publizität solcher Skandale verdanken wir die genaue Kenntnis eines weiteren Vorfalls dieser Art. Obgleich nur in einer teilweise zerstörten Randnotiz überliefert, bezeugen die Worte ein historisches Faktum. Geschrieben wurde die »nota« vom Kastellauner Gerichtsschreiber Niklas Viel im Verhör der Maria Margarethe Göbel im August 1655, veranlaßt durch die verbalen Attacken, welche sie unter der Folter den Verhörenden entgegenschleuderte. Darunter befand sich auch der Vorwurf, »es ginge ihr wie es den Coblentzer unschuldigen leutten ergangen seye«. Dazu führte der Schreiber erklärend aus: »[Es hat ein] notarius [aldahe f]alsche [denuncijationes [von sich gege]ben, welcher [darumb e]xequiret [und entheubt] auf das hochgericht gestochen [worden]«.422
Die unscheinbare und stark verdorbene Notiz enthüllt einen Justizskandal größten Ausmaßes: Mehrere Einwohner der Stadt Koblenz waren aufgrund der Manipulationen eines Notars angeklagt, gefoltert und womöglich auch hingerichtet worden, bevor man die Fälschung entdeckte. Bis nach Kastellaun war die Kunde davon gedrungen, vermutlich also auch in andere Orte des mittelrheinischen Raumes. Unter den städtischen Mitgliedern der kurtrierischen Führungsschicht mußte der Skandal einen tiefen Eindruck hinterlassen. Die Enthauptung eines Notares und das Aufspießen seines Kopfes zeigten schlaglichtartig, welche Manipulationsinteressen die Angehörigen dieses Standes trotz ihrer »Unparteilichkeit« und »auctoritas«, bewegen konnten.423 Der Vorfall gehörte sicherlich zu jenen »exorbitantien«, die Kurfürst Carl Caspar als Motive seiner Abbruchentscheidung angab. Er könnte ihn sogar selbst miterlebt haben.424 Unter den Koblenzer Juristen findet sich ein Reflex solcher Ernüchterung. In den geheimen Briefen, die Hans Wilhelm Mölich von seinen Söhnen im August/September 1652 erhielt, berichteten diese von ihren Bemühungen um Rechtsbeistand. Einer der beiden Söhne hatte zunächst Dr. Moeden in Koblenz um Rat fragen wollen, ihn aber nicht angetroffen. Anschließend hatte er dort einen Herrn Görgen aufgesucht, der ihm »allerley mitteil« vorschlug, »wie eß könte gehen«, und ihn weiter »zu dem hem Stampß heißen gehen; der hat auch guten rath mit getheilt«. Heinrich Stambs war bereits 1642 bei der Winninger Hexenverfolgung in Erscheinung getreten. Damals noch Stadtschultheiß von Koblenz und damit Vorsitzender im höchsten Kriminalgericht des Untererzstiftes, hatte er sich mit Erfolg um die Freilassung der Frau seines Schwagers Dietrich Siegbert bemüht.425 Sein Eintreten für Hans Wilhelm Mölich ging sicherlich über Loyalität für diesen Mitstreiter Siegberts hinaus; nur aus Uberzeugung konnte der Advokat 255
ernsthaft versuchen, Mölich von dem ihm abgepreßten Geständnis wieder zu befreien.426 Von solcher Entschiedenheit zeugen denn auch die Ratschläge, die Stambs dem Sohn Mölichs zunächst mit auf den Weg gab, bevor er selbst als Verteidiger in Winningen erschien: Widerruf des Geständnisses, Verlangen nach Akteneinsicht und einer Uberprüfung der Zeugen, Kritik am Beweiswert der Besagungen - fur den Winninger Vogt und den Kastellauner Amtmann alles Ratschläge eines echten »patronus maleficarum«. Der Advokat versicherte den Inhaftierten aber noch der Mithilfe seiner Kollegen: »Alß dan wollen sie euch für stehen/ wie rechtsgelehrten sollen thun/ dan sie haben in vier wochen drey herauß gedettigett, einer hatt auch geklagt/ wie ihr habt«.427
Ganz offensichtlich existierte damals in Koblenz eine Gruppe von Juristen, die sich entschlossen und erfolgreich in Hexenprozessen gegen Einwohner der Stadt oder des Umlandes zugunsten der Angeklagten engagierten und binnen vier Wochen drei von ihnen aus der Haft gebracht hatten. Neben Stambs und wohl auch jenem Herrn Görgen gehörte hierzu der Advokat und Notar Petrus Wolfsfeld. In seiner Person verdichtet sich die allmähliche Umorientierung der kurtrierischen Juristen zum Bekehrungserlebnis. Noch 1640 und 1642 hatte Wolfsfeld an Hexenprozessen im Winninger Nachbarort Lay teilgenommen und dem Winninger Ausschuß daraus eine Besagung zukommen lassen;428 1652/53 übernahm er, der Katholik, in der Nachfolge von Stambs die Verteidigung des lutherischen Hans Wilhelm Mölich.429 Dabei zeigte er, in Verhandlungen und Schriftsätzen, beträchtliches Engagement, scheiterte jedoch an den lokalen Verhältnissen und am Zaudern der Birkenfelder Kanzlei. Prozeßerfahrungen, die seine Bekehrung verständlich machen würden, erwähnen seine brillanten Schriften nicht, wohl aber ein literarisches Erlebnis, die Lektüre der »Cautio Criminalis« des Jesuiten Friedrich Spee. Darin auch schon den Anstoß zu Wolfsfelds Konversion zu erblicken, wäre Spekulation, wenngleich keine abwegige, wie die Konversion des Christian Thomasius zeigt.430 Wolfsfeld verfugte jedoch schon über hinreichend eigene Erfahrungen, denen die Lektüre der »Cautio« lediglich zusätzliche Argumente hinzugefügt haben mochte. Die Rezeption von Spee weist zugleich über Petrus Wolfsfeld hinaus auf andere Juristen im mittelrheinischen Raum. Zwar wurde die Schrift: Spees bereits sehr früh in diesen Kreisen gelesen, aber ohne offizielle Kenntnis der Autorenschaft. Daß Wolfsfeld schon 1652 Spee als Autor der »Cautio« kannte, obwohl dessen Name erst mit der im Jahre 1660 in Lyon erscheinenden französischen Ausgabe publik gemacht wurde, mag nur Ergebnis von Indiskretionen gewesen sein. Aber die häufige und geradezu euphorische Erwähnung von Spee bei Wolfsfeld setzte voraus, daß Autor und Werk unter den regionalen Juristen nicht nur hinlänglich bekannt, sondern auch anerkannt waren. Neben Wolfsfeld gab es noch andere Fürsprecher, wie etwa jenen leider 256
unbekannten Verteidiger des Hans Jakob Kiefer (1645) und Friedrich Junker, Gerichtsschreiber des hessischen Ortes St. Goar und Verteidiger der Maria Margarethe Göbel im Jahre 1654.431 Ihr Auftreten bezeugt in jedem Fall eine beträchtliche Risikobereitschaft, denn noch immer galt, was im Jahre 1596 der Schultheiß von St. Goar dem um Hilfe suchenden Johann Hofmann auf die Bitte nach Übernahme seiner Verteidigung geantwortet hatte: »Diß ding wehre ein schwere sach/ und nit gutt darinnen zu dienen...«.432 Das Abrücken von der bisherigen Verfolgungspraxis in Kurtrier und der Hinteren Grafschaft Sponheim stand auch in überregionalen Zusammenhängen. 1649 ging ihm eine ähnliche Entscheidung der schwedischen Königin Christina für Osnabrück voraus.433 Und zur gleichen Zeit, als Kurfürst Carl Caspar seinen Entschluß traf, befand sich auch das Kurfürstentum Mainz auf dem Wege zum Verfolgungsende. Zwar hat sich bislang kein Hinweis auf eine entsprechende Anordnung des Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn finden lassen, ebensowenig eine Bestätigung der von Leibnitz behaupteten Bekanntschaft Schönborns mit Spee. Aber neuere Forschungen geben für die fünfziger Jahre des 17. Jahrhunderts einen deutlichen Rückgang der kurmainzischen Verfolgungen zu erkennen.434 Dazu paßt die radikale Prozeßkritik, mit der die Juristenfakultät Mainz jene beiden Kastellauner Prozesse im Sommer 1654 verwarf.435 Unterstellt man also auch in Kurmainz einen politischen Willen zur Drosselung der Verfolgungen, so kristallisiert sich damit eine eindeutige Tendenz innerhalb dreier bedeutender katholischer Territorien im Westen des Alten Reiches heraus. Neben der Konfessionalität war ihnen gemeinsam, daß sie in den voraufgegangenen Verfolgungen einen hohen Blutzoll entrichtet hatten. Kurtrier und Kurmainz verbindet, daß sie davon schon zu Ende des 16. Jahrhunderts getroffen wurden, Baden und Kurtrier die herrschaftliche Motivation des Abbruches. Sowohl die Entscheidung des Trierer Kurfürsten als auch die Anweisung der badischen Regierung an den Kastellauner Amtmann reflektierten einen Widerwillen gegen die unerträgliche Autonomie der lokalen Prozeßführung und die dabei auftretenden Mißstände. Was auch immer an Denkanstößen aus der Politik anderer Territorien,436 aus mündlichen Berichten437 und der Literatur geflossen sein mag - es bedurfte ihrer nicht. Und es bedurfte in diesen Fällen erst recht nicht des Eindringens aufgeklärter Fundamentalkritik, wie sie erst viel später von Christian Thomasius geäußert wurde. Entscheidend für den Abbruch der kurtrierischen und der sponheimischen Prozesse waren die als politisch unerträglich empfundenen lokalen Zustände. Das Ende der Verfolgungen in dieser Region bestätigt somit erneut die überragende Bedeutung der gemeindlichen Ausschüsse. Läßt man noch einmal alle Aspekte ihrer Tätigkeit Revue passieren, so wird deutlich, daß 257
sich die vom Winninger Vogt Fritzer beschworene Rollenverteilung genau umgekehrt darstellt: Nicht die Obrigkeiten fungierten als Jäger, sondern die Ausschüsse, weil sie Beamte und Herren für ihre Zwecke benutzten: Die Obrigkeit richtete diejenigen Personen hin, welche die Ausschüsse ihnen auslieferten. Tatsächlich findet sich hier in den Phasen der gemeindlichen Verfolgungen kein einziger Prozeß, in dem der Anstoß zu einer Anklage von der Herrschaft bzw. ihren lokalen Beamten ausgegangen ist. Mit Recht läßt sich daher vermuten, daß die sozialen Ursprünge dieser Verfolgungen im dörflichen Zusammenleben zu suchen sind.
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»Man kan der alter weiber und verhaster leut nit balder quidt werden, dan auf solche weis und maneir«.1 »...die Ausschüß hetten außtrucklich vernehmen lassen... etliche reiche Weiber gefencklich in hafftung zu nehmen«.1
VI. Der dörfliche Hintergrund der Prozesse
1. Die Angeklagten Die hier angeklagten Personen sind keinem Prozeßautomatismus zum Opfer gefallen; sie gerieten nicht in die Prozesse, weil sie in anderen Verfahren als Komplizen der Hexen besagt wurden. Bereits die Beteiligung der AusschußmitgÜeder an der Herstellung dieser Indizien weist über den Prozeß hinaus in das Dorf als den Ort, wo über Prozesse entschieden wurde. Zudem hinterließ jedes Geständnis eine Vielzahl von Besagungen, worin sich insgesamt wohl ein Großteil der Bevölkerung jener Dörfer wiedergefunden hätte. Doch die tatsächlich von den Ausschüssen angeklagten Frauen und Männer bildeten davon nur einen Bruchteil, während umgekehrt viele häufig genannten Personen nie Objekt der Ausschußinquisition wurden. Die Häufigkeit der Besagungen war somit kein Kriterium für diese Auswahl. Auch daraus ergibt sich die Frage nach den sozialen Beweggründen der Prozesse.
1.1. Winningen Die Anweisungen für die Kastellauner und Winninger Ausschußmitglieder von 1630 und 1640 hatten das Indiz der »zauberischen Gemeinschaft« speziell auf Familien bezogen.3 Die Ausschüsse sollten bei ihren Ermittlungen gegen verdächtige Personen auch Geburtsort, Eltern und Schwiegerleute und deren Leumund auskundschaften.4 Tatsächlich sind unter mindestens 15 der 24 in Winningen angeklagten Personen familiäre Beziehungen nachweisbar. Nachdem Maria Knebel 1631 und Catharina Knebel 1641 hinge259
richtet waren, folgten ihnen im Oktober 1642 ihre Töchter Margarethe Kröber und Margarethe Schiffer gemeinsam in den Tod.5 Ebenso handelte es sich bei der 1643 hingerichteten Emmerenzia Laux und der 1648 hingerichteten Katharina Horchemer um Mutter und Tochter.6 Maria Siegbert gab schon bei ihrer ersten Vernehmung am 20. November 1642 zu, daß ihre Mutter Catharina Rincker in Boppard als Hexe verbrannt worden sei.7 Magarethe Moden hatte in ihrer Jugend anderthalb Jahre in Rhens am Rhein bei ihrer Base Appollonia Moden als Magd gedient, die selbst »in geschrey wegen der hexerey« gewesen sein soll und später in mehreren Hexenprozessen dort zumindest besagt wurde. Schon in Margarethe Modens Geständnis hatte die Vermittlung des Teufelspaktes durch ihre Tante breiten Raum eingenommen.8 Als Magdalena Müden im Sommer 1647 im Gefängnis ihrer Hinrichtung entgegen sah, beschuldigte ihr Ehemann Hans Reinhard Müden ihren Vater Peter Meffert, sie in dieses Laster hineingestoßen zu haben.9 Zu diesem Zeitpunkt befand sich Peter Meffert schon auf der Flucht, und sein Schwiegersohn pochte nun darauf, daß jener, weil alleiniger Verursacher »dieses betrübten Unheils und kosten«, auch die Verfahrenskosten bestreiten solle.10 Damit war jedoch der Fall der Familie Meffert noch keineswegs abgeschlossen, im darauffolgenden Jahr wurde Magdalenas Mutter Agnes Meffert ebenfalls angeklagt und hingerichtet.11 Im Fall der Mölichs scheint die gesamte Familie unter Zaubereiverdacht gefallen zu sein: Dem 1646 hingerichteten Peter Mölich folgte im Juni 1653 sein Bruder Hans Wilhelm in den Tod,12 nachdem mit Balthasar Mölich ein dritter Bruder bereits in den dreißiger Jahren im kurtrierischen Nachbarort Kobern als »Hexer« verbrannt worden war.13 Bei der 1647 hingerichteten Witwe Lucia Zens und dem 1656 geflüchteten Hans Jakob Bormer handelte es sich erneut um Mutter und Sohn.14 Und die Mutter der aus Roth im Amt Kastellaun stammenden Dorothea Kröber soll einem lokalen Gerücht zufolge ebenfalls hingerichtet worden sein.15 Derartige Zusammenhänge täuschen jedoch, wie im Falle der Besagungen, die Anwendung juristischer Kriterien nur vor. Nicht alle Angeklagten wiesen familiären Vorbelastungen auf; umgekehrt gab es neben den hier vorgestellten Familienopfern noch zahlreiche andere Familienmitglieder, die wohl gefährdet waren, dennoch von Anklagen unbelästigt geblieben sind. Für die Ausschüsse war der Familienverdacht nur von zusätzlicher Bedeutung. Zudem bildeten familiäre Beziehungen nur einen Teil der sozialen Verbindungen der Angeklagten. Wenn die Geständnisse besonders Bekanntschaften oder Freundschaften der Angeklagten mit anderen Dorfbewohnern thematisierten, so entsprach dies dem Interesse der Verhörenden, die Komplizenschaft der »Hexen« und »Hexenmeister« aufzudecken. Dabei dürfte es dem Ausschuß ein leichtes gewesen sein, »die Herren Examinatoren« auf solche Beziehungen hinzuweisen. So gab Maria Knebel zwar eine große 260
Zahl von Personen aus Winningen wie auch aus den umliegenden Orten als Beteiligte an den Hexentänzen an, konkrete »Hexereien« wollte sie aber nur mit Christina Heyden und der Frau ihres Gevatters, Catharina Knebel, ausgeführt haben.16 Während Christina Heyden in ihren Verhören vom November 1640 alle Angaben über ihre »gesellschaft« verweigerte,17 gab Catharina Knebel zur gleichen Zeit wiederum eine Vielzahl von Personen an, unter denen nun vornehmlich die bereits hingerichtete Maria Knebel und ihre Tocher Margarethe Kröber, Christina Heyden sowie Emmerenzia Laux erschienen.18 Margarethe Schiffer, die Tocher von Catharina Knebel, nannte ebenfalls die übliche Vielzahl von Personen, bestätigte daneben aber vor allem die Verbindung ihrer Mutter mit Maria Knebel und Emmerenzia Laux.19 Man würde diese Angaben sicherlich zu Recht entweder als Versuch der Angeklagten deuten, in ihrer Not bereits hingerichtete Personen anzugeben, oder als Bemühung der Verhörenden, ihre eigene Vorstellung über eine Verschwörung zu bestätigen, wenn sich nicht aus den Verhören der Emmerenzia Laux der Beweis ergäbe, daß eine solche Kleingruppe tatsächlich existiert hat. Die Witwe Laux bezichtigte neben vielen anderen Personen besonders Maria Knebel, Catharina Knebel, deren bereits hingerichtete Töchter und Christina Heyden;20 sie berichtete aber zugleich eine Reihe von alltäglichen Vorgängen, die sie mit den Zuletztgenannten erlebt hatte. So wurde sie einst von Christina Heydens erstem Mann, Thonges Radermacher, mit dem sie auch verwandt war, in sein Haus eingeladen, wo man anschließend ausgiebig miteinander zechte.21 Mit Maria Knebel und Catharina Knebel war sie einmal auf einer Hochzeit in Rhens, und ein andermal traf sie sich mit deren Töchtern auf der Hochzeit des Winninger Kaplans.22 Als einer der Winninger Zensurschöffen sein »synnessen« gab, waren Emmerenzia Laux, Margarethe Kröber und Margarethe Schiffer wiederum beisammen, um sich anschließend noch auf ein anderes Fest zu begeben.23 Zusammen mit letzterer, deren Nachbarin sie auch war, besuchte Emmerenzia Laux schließlich noch ein »fischessen«, das von dem Gerichtsschöffen Hans Horchemer ausgerichtet wurde.24 Die Schöffenfrau Maria Siegbert scheint mit diesem Personenkreis weniger Kontakt gehabt zu haben, sie wird in den Geständnissen jener fast ausschließlich als Teilnehmerin am Hexentanz genannt. Von einer engeren Verbindung künden nur die Angaben ihrer Nachbarin Margarethe Kröber, der die Konfrontation auch sichtlich schwer gefallen ist.25 Aus dem Zeugenverhör gegen Margarethe Moden erfahren wir noch von einer Begebenheit, die auf eine gute Bekanntschaft zwischen ihr und Margarethe Schiffer hinweist. Demnach waren die Zeugin Anna Sopp, Ehefrau des Ausschußmitgliedes Hans Sopp, und Margarethe Moden einmal miteinander in Streit geraten, weil sie ihr kein Viehfutter verkaufen wollte, und zwar mit der Begründung, sie würde es lieber an Margarethe 261
Schiffer abgeben. Die Zeugin Sopp bemerkte dazu, erklärend und diffamierend zugleich, daß »selbige beyde weiber gahr eins wahren«.26 Mit der Witwe Lucia Zens und Lucia Fluck wurden im Jahre 1647 noch einmal zwei Frauen hingerichtet, die in den vorangegangenen Prozessen auffallend oft besagt worden waren;27 erneut spielten bekannte soziale und familiäre Verbindungen eine Rolle. Lucia Fluck war mit der hingerichteten Catharina Knebel verschwägert und mit deren Tocher so gut bekannt, daß sie einst gemeinsam Lucias Tocher Margarethe verprügelt haben sollen, weil sie sich geweigert hatte, die ihr aufgetragenen Arbeiten auszufuhren.28 Uber Lucia Zens läßt sich in Erfahrung bringen, daß sie mit Margarethe Moden recht vertraut gewesen ist. Die klagte ihr nämlich einst, daß sie im Dorf wegen der Hexerei verdächtigt werde. Dem Ausschuß wurde diese Begebenheit auch nicht etwa von Lucia Zens hinterbracht, sondern von einer anderen, zufällig mithörenden Frau.29 Während die Quellen über weitere persönliche Beziehungen zwischen den Winninger Angeklagten keinen sicheren Aufschluß geben, enthalten sie dafür recht genaue Angaben über ihre soziale und wirtschaftliche Position. Das Resultat beleuchtet das wohl erstaunlichste Merkmal dieser Hexenverfolgung; die Mehrzahl der Angeklagten entstammte nicht, wie es sonst die typische Charakteristik der Prozeßopfer gewesen zu sein scheint, der mittleren oder unteren Schicht.30 Maria Knebel war die Frau des Gerichtsschöffen Matthias Knebel31 und ihre Tochter Margarethe in zweiter Ehe mit dem Gerichtsschöffen und Bürgermeister des Jahres 1641, Zacharias ICröber, verheiratet.32 Catharina Knebels verstorbener Mann hatte ebenfalls das Bürgermeisteramt bekleidet; ihre Tochter Margarethe war mit dem Gerichtsschöffen Bartz Schiffer verheiratet.33 Auch Maria Siegberts Mann Dietrich gehörte zu den sieben Gerichtsschöffen, desgleichen der Ehemann der Magdalena Müden, Hans Reinhard Müden, dessen Schwiegermutter Agnes Meffert ein Jahr nach ihrer Tochter hingerichtet wurde.34 Die Angeklagten Dorothea Kröber, Agnes ICröber und Emmerenzia Laux waren ebenfalls mit der Schöffengruppe verbunden - die beiden ersten durch ihren gemeinsamen Schwiegervater Peter Kröber und seinen Sohn Zacharias ICröber,35 letztere durch ihren Bruder Thonges Gergen, alle drei Gerichtsund Zensurschöffen.36 Gergens Schicksal zeigt jedoch, daß ein Teil der Gerichtsschöffen selbst den Prozessen zum Opfer viel: zwei Jahre vor ihm Peter Mölich (1646)37 und 1659 natürlich noch Friedrich Mölich, der ebenfalls zu den Gerichts- und Zensurschöffen gehörte. 1640 hatte er das Bürgermeisteramt übernommen, gefolgt von Zacharias Kröber und Hans Wilhelm Mölich in den Jahren 1641 und 1642.38 Die Winninger Hexenverfolgung brachte somit eine soziale Katastrophe über die Schöffenfamilien des Ortes.39 Insgesamt kamen neun der 24 Winninger Angeklagten aus den Schöffen262
und Bürgermeisterfamilien, weitere vier standen durch Geschwisterschaft oder Schwagerschaft mit ihnen in Verbindung.40 Unter den verbleibenden Prozeßopfern erscheinen dann Repräsentanten der wirtschaftlichen Oberschicht. Da der Ort aufgrund seiner günstigen klimatischen Lage über eine lange Tradition auswärtiger Besitzer, Territorialherren, Klöster, Stifte, Adliger und Koblenzer Bürger, verfügte, gab es hier zahlreiche Güter, denen Hofmänner vorstanden.41 Der Begriff »Hofmann« ist mehrdeutig, er kann sowohl den Pächter eines Gutes als auch dessen Verwalter meinen;42 aber in jedem Fall verfügten diese über eine beträchtliche Wirtschaftskraft, wie ihre Dorfgenossen selbst bestätigten. Als Margarethe Moden, die Frau des kurkölnischen Hofmannes Peter Moden,43 ihrer Bekannten Eulalia Horchemer ein Jahr vor ihrer Verhaftung klagte, »wie das ihr man sie so hart halte/ und zu ihro gesagt [habe]/ sie ginge starck im geschrey wegen der hexerey«, antwortete die andere ganz nüchtern, »ja wans also were/ solle es einem man nicht wehe tun/ der so einen hauffen rinder umb sich lauffen hat... « [sc. seine Frau zu verteidigen] Neben Peter Moden erscheinen Hans Jakob Bormer als Heddesdorfscher Hofman, Veit Geilen als Bamberger Hofmann und Hans Wilhelm Mölich als Hofmann des Klosters Mariaroth.45 Veit Geilen lebte schon seit über zwanzig Jahren in Winningen, besaß dort eigenes Vieh und erwirtschaftete bis 1644 immerhin soviel an Vermögen, daß er in diesem Jahr zur Versorgung seiner Frau und seiner Kinder ein eigenes Haus im Ort erwerben konnte.46 Hans Wilhelm Mölich wurde in einer Eingabe des Ausschusses »als ein wohlbeerbter ingesessener bürger« bezeichnet.47 Vom beträchtlichen Wert seines Besitzes zeugen auch die sechs Fuder Wein, die seine Familie noch während des Prozesses »hinderwerts« des Ausschusses und des Vogtes nach Koblenz schaffte, entsprachen sie doch, wenn man die kurtrierische Steuerliste von 1654 für den Winzerort Burgen heranzieht, einem Betrag von 1290 Gulden, womit sie die 1397 Gulden Prozeßkosten fast gedeckt hätten.48 Uber Lucia Zens berichten die Quellen, daß sie als Witwe im Hof der Herren von Metternich lebte, während ihr verstorbener Mann Hans Bormer vermutlich ebenso wie auch sein Sohn Hans Jakob Heddesdorfscher Hofmann gewesen ist.49 Und selbst die in relativ bescheidenen Verhältnissen lebende Christina Heyden hatte bessere Tage gekannt, als sie noch mit Thonges Radermacher verheiratet war, einem Hofmann der Abtei Rommersdorf.50 Aus dieser Beziehung erklärt sich wohl ihre Zugehörigkeit zu der mehr prominenten Gruppe um die Schöffenfrau Maria Knebel. Für die Witwen Catharina Knebel und Emmerenzia Laux sowie für Margarethe Schop lassen sich zwar keine direkten Beziehungen zu den Hofmännerfamilien nachweisen, zumindest aber gute Vermögensverhältnisse. Schon der Versuch des Ausschusses, Catharina Knebel zur Finanzierung der Prozeßkosten ihrer Mitangeklagten Christina Heyden heranzuziehen, 263
zielte auf ihr Vermögen; über 600 Gulden betrug ihre Kostenabrechnung schließlich gegenüber den 279 Gulden der Christina Heyden.51 Auch ihre Schwiegertochter Appollonia Knebel bezeugt die wirtschaftliche Kraft der Catharina. Mit dem Argument, »sie habe doch guts genug...«, hatte sie diese vehement bedrängt, sich noch vor der Verhaftung zu verteidigen.52 Aus den Verhören der Witwe Knebel ergibt sich, daß sie einen Hof besaß, der an der »Wolfer Pforten« lag, einem der Winninger Tore.53 Dort saß sie zur Erntezeit abends und erwartete ihre heimkehrenden Wagen, um anschließend das Tor zu verschließen, dessen Schlüssel ihr von der Gemeinde dazu anvertraut worden war.54 Auch im Fall der Witwe Emmerenzia Laux, der Schwester des Schöffen Thonges Gergen, läßt die Höhe der Prozeßkosten - insgesamt über 600 Gulden - Aufschlüsse über ihr Vermögen zu; als die Birkenfelder Kanzlei die Summe kritisierte, berief sich der Amtmann auch darauf, daß die Witwe Laux »die mittel gehapt« und »etwaß lautius alß andere [sc. Inhaftierte] uff ihr verlag tractirt zu werden begerte«.55 Margarethe Schop wird als Ehefrau des Winninger Postmeisters Martin Schop ebenfalls zu der vermögenden Schicht des Ortes gehört haben, zumal ihr Mann nach ihrer Freilassung 1644 und ihrem Wegzug in Koblenz sogar noch zum kaiserlichen Postmeister avancieren konnte.56 Unter den übrigen Angeklagten gehörte Lucia Fluck zweifellos zum Bekanntenkreis der zwischen 1631 und 1643 hingerichteten Schöffen- und Hofmännerfrauen, zumal ihr Mann der Bruder der Bürgermeisterfrau Catharina Knebel war.57 In wirtschaftlicher Hinsicht scheinen beide mit dem Hof der Herren von Metternich verbunden gewesen zu sein. Über die wirtschaftliche Lage der mit den Schöffenfamilien verbundenen Agnes Kröber, Dorothea Kröber und Katharina Horchemer liegen keine Angaben vor. Letztere war als Tochter der Emmerenzia Laux immerhin eine Nichte des Gerichtsschöffen Thonges Gergen, zudem entfernt mit dem Schöffen Friedrich Mölich verwandt.58 Uberhaupt keine Beziehung zum Dorfpatriziat läßt sich für Katharina Friedrich nachweisen, wohl aber eine solide wirtschaftliche Stellung: Sie und ihr Mann Matthias hatten ausreichend Vermögen besessen, um in den zwanziger Jahren, »als sie... auß dem krieg seien kommen«, Aufnahme in die Winninger Bürgerschaft zu erlangen.59 In der Folgezeit gelang es Matthias Friedrich, Güter in »lehnung« zu nehmen, die er dem vorherigen Pächter »abgetrieben« hatte.60 Obwohl auch eine gewisse bekanntschaftliche Verbundenheit mit eingesessenen Familien des Dorfes zu erkennen ist, so traten doch gegen die Katharina auch mehrere Zeugen auf, die in keinem anderen Verfahren nachweisbar sind.61 Ganz offensichtlich bewegte sich die Familie zum Teil in einem Personenkreis, der mit der bisher vorgeführten Schicht kaum Berührung hatte. Über die verbleibenden zwei Angeklagten erlauben die wenigen Angaben keine sicheren Rückschlüsse. Die Witwe Elisabeth Sünder starb kurz nach ihrer Freilassung »in armut«, 264
die ihr freilich erst durch die Prozeßkosten entstanden sein mochte;62 die Christina Heyden lebte zumindest mit ihrem zweiten Ehemann Johannes eher in bescheidenen Vermögensverhältnissen - um die sich auf279 Gulden belaufenden Prozeßkosten zu bezahlen, mußte Heyden sogar Teile seines Hausrats verkaufen.63 24 Angeklagte mithin, unter denen sich fünf Schöffenfrauen, drei Schöffen, zwei Hofmännerfrauen, drei Hofmänner und vier wohlhabende Angeklagte befanden. Bedenkt man die familiären Verbindungen weiterer fünf Angeklagter zu den zuerst genannten Personen und ihren Familien, so bleiben mit Elisabeth Sünder und Christina Heyden nur zwei Abweichungen übrig von einer klaren Tendenz: Die Winninger Hexenverfolgung richtete sich gegen die fuhrenden Familien des Ortes, wenngleich von diesen nicht alle betroffen waren.
1.2. Amt Kastellaun Im Amt Kastellaun wurden während der Verfolgungskampagnen der Jahre 1629/31 und 1643/56 insgesamt 17 Personen förmlich angeklagt; weitere 28 standen unter Verdacht. Das Sozialprofil jener 17 Angeklagten ähnelt dem Winninger Befund. Die Verfolgung betraf auch hier hauptsächlich sozial und wirtschaftlich fuhrende Familien, insbesondere der Stadt Kastellaun. Dabei begannen die Prozesse 1629 keineswegs mit einem derartigen Paukenschlag wie in Winningen, wo 1631 gleich zu Anfang die Schöffenfrau Maria Knebel hingerichtet wurde. Unter den länger zurückliegenden Verfahren64 zeigen die Prozesse gegen den Straßenräuber Martin Meurer und seine Familie 1598/99 und gegen die Diebin Bitzen Elsa 1619/21 eine völlig andere Tendenz als die späteren Verfolgungen. Der Zaubereivorwurf kam in diesen Fällen nur nachträglich hinzu; gegenüber der Bitzen Elsa wurde er sogar wieder fallengelassen. Auch ein gemeindliches Prozeßverlangen ist nicht zu erkennen. Dagegen bezeugt gerade der Fall des Straßenräubers Meurer und seiner Familie ein traditionelles Prozeßmotiv der Obrigkeit; diese begnügte sich hier mit der Vernichtung landschädlicher Leute und nahm die zahlreichen von Meurer hinterlassenen Besagungen, sicherlich auch unter dem Einfluß des Birkenfelder Rechtstraditionalismus, nicht zum Anlaß einer großangelegten Offizialinquisition über Hexerei im Amt Kastellaun.65 Ganz anders lag der Fall der ersten Angeklagten, deren Prozeß in Zusammenhang mit der zweiten kurtrierischen Prozeßwelle 1628/29 stand. Die Elisabeth Laux aus Roth wurde zunächst nur von Jakob Hennen angeklagt; dennoch war sie schon eine Angeklagte der Gemeinde. Noch während ihres 265
Prozesses begann der erste Hexenausschuß seine Ermittlungen gegen weitere Personen aus dem Dorf Roth.66 Das Ergebnis dieser Anfangsperiode gemeindlicher Hexenverfolgung berührte noch nicht die führende Schicht einer Gemeinde. Elisabeth Laux hatte sich aus dem benachbarten Ort Hundheim nach Roth verheiratet, zunächst mit Philipp Laux, nach dessen Tod mit seinem jüngeren Bruder Haman.67 Ihre soziale Stellung war sehr angefochten, tiefer Haß schlug ihr aus der Nachbarschaft entgegen.68 Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie Laux waren bescheiden. Zwar sagte Jakob Hennen der Elisabeth nach, »daß sie ungewöhnlich viel butter und eyer daß jar durch« verkaufe, aber sie selbst bestritt dies mit dem Hinweis, sie habe »in ihrer... haushaltung nit mehr gehabt/ dan sie selbsten bedürffe/ wie dan sich wol etwan bei ihren freunden zu Ulier... butter zu ihrem behuff müssen hollen«.69 Der Ausgang des Prozesses und die 123 Gulden Prozeßkosten70 führten denn auch langfristig zur völligen Verarmung des Mannes und der Kinder: »mit hinderlaßung vieleren schulden« starb jener gegen Ende der dreißiger Jahre; Haus und Scheune in Roth verfielen 1639 den Kastellauner Wirten, den Brüdern David und Conrad Kieser. 1647 verkauften David Kieser und der Erbe seines Bruders, der Wirt Friedrich Lerner, den Besitz für 60 Gulden weiter.71 1649 meldete sich der ältere der beiden Söhne der Elisabeth Laux nach längerem Aufenthalt »in fremten landen« und machte als Erbe nachträglich sein Vorkaufsrecht geltend, jedoch offenbar ohne Erfolg.72 Eine ähnliche Mischung aus partiellem Außenseitertum, Nachbarschaftshaß und bescheidenen Lebensverhältnissen umgab auch die nächsten Angeklagten, die Witwe Maria Kröppen und ihre beiden Enkelinnen Anna Maria und Elisabeth. Die »alte Welsch«73 war offenbar aus dem wallonischen Raum zugewandert;74 trotz der streng lutherischen Umgebung hatte sie bis zuletzt hartnäckig an ihrer katholischen Tradition festgehalten.75 Durch die Familie ihres Mannes und der Frau ihres Sohnes war sie zwar mit den Einwohnern der Gemeinde Roth vielfältig verflochten, doch schlug ihr dort viel Haß entgegen. Indessen war sie, wenn man ihre privilegierte Beteiligung an den Geburten im Dorf betrachtet, keineswegs isoliert; und mit der Frau des Hofmanns, der Hoffrau Margarethe, soll sie verdächtig eng verbunden gewesen sein. In wirtschaftlicher Hinsicht hatte sie wohl bessere Zeiten gekannt, hatte über Schafe, Ackerland, Gesinde und mindestens ein Pferd verfugt.76 Aber zum Zeitpunkt des Prozesses war ihr eigenes Vermögen nur »gering«, wie der Kastellauner Amtmann Sulburg der badischen Regierung mitteilte.77 Immerhin wurden von den Prozeßkosten noch 113 Gulden den Erben »zugewiesen«.78 Fast keine Angaben sind über die 1631 angeklagte und wieder freigelassene Witwe »Engel« Schmoller aus Spesenroth vorhanden. Aber auch sie war keine Außenseiterin in der Gemeinde, sondern bei Geburten, Hochzeiten und anderen öffentlichen Feiern beteiligt.79 266
Nach der zwölfjährigen Unterbrechung setzte die Kastellauner Verfolgung im Sommer 1643 genau so an wie 1629. Mit Eva Pforten aus Kastellaun traf der Ausschuß eine Frau, bei der laut Amtmann Zand von Merl »wenig zu bekommen« war.80 Immerhin besaß sie ein Haus im kurtrierischen Ort Sosberg, das nach dem Tod ihres ersten Mannes und aller Kinder dieser Ehe in ihren alleinigen Besitz gelangt war.81 Und Nachforschungen des Ausschusses in Sosberg ergaben, daß ihre »armut« damals »nit so groß«, aber ebensowenig »auch der überfluß gewesen sey«.82 Für die über 170 Gulden an Prozeßkosten freilich reichte ihr Vermögen und das ihres jetzigen Mannes nicht aus. Das Haus zu Sosberg wurde »dem ampt zugeschetzt«, ihrem Mann ca. 34 Gulden zugewiesen, worauf er sich bereits erledigte Arbeiten anrechnen lassen konnte. Der Rest mußte wohl oder übel von den Amtsuntertanen, entsprechend ihrer Zusage bei »Bewerbung umb außrottung des lasters«, übernommen werden.83 Bei den drei Prozessen des darauffolgenden Jahres dürfte dies nicht notwendig geworden sein, ihre Opfer entstammten eindeutig wohlhabenderen Verhältnissen. Ottilia Heintzen war die Frau des »ehrsame [n]« Heintzen Hammen aus Völkenroth,84 Zensor im Kirchengericht des Kirchspiels Bell und Schöffe;85 ihre Mitangeklagte, die Witwe Catharina Frantzen, gehörte zum Kreis der Hofmannfamilien des Amtes, denn sowohl der Mann ihrer Schwester wie auch dessen Sohn erscheinen jeweils als »der Hofmann von Roth«. 86 Entsprechend scheint sie mit ihrem verstorbenen Mann Steifes Frantzen gelebt zu haben, besaß sie doch die Hälfte einer Mühle sowie eigenes Vieh.87 Ahnlich lagen die Verhältnisse im Fall des Angeklagten Friedrich Kayser von Roth. Bereits in seiner Jugend galt er als ein so zuverläßiger Schäfer, daß ihm die Gemeinde Hollnich die Obhut über 300 Schafe anvertraute.88 Als Familienoberhaupt wirtschaftete er später ebenfalls erfolgreich, produzierte mit nur zwei Kühen laut der Anklage mehr und besseren Käse, als andere, die mehr Vieh besaßen.89 Neben seinem Haus in Roth gehörte ihm noch eine Haushälfte in Alterkülz, die er vor oder während seines Verfahrens verkaufte, sowie Ackerland.90 Noch vor Prozeßende wurde das darauf stehende Korn »undt anders besichtigt«, um seinen Wert für die Erstattung der ca. 243 Gulden Prozeßkosten zu taxieren.91 Mit den drei Angeklagten, die 1645 folgten, erreichte die Kastellauner Hexenverfolgung ihren ersten sozialen Höhepunkt. Hans Jakob Kiefer muß einer der reichsten Männer der Stadt gewesen sein: mit 900 Gulden Barvermögen hatte er sich in den zwanziger Jahren dort niedergelassen,92 in die Biermacher- und Küferfamilie der Catharina Kiefer eingeheiratet93 und schon 1627 das Amt des Bürgermeisters übernehmen können.94 1628/29 kaufte sich Kiefer für 18 Gulden einen »bauplatz« in Kastellaun (»also bahr bezalt«) sowie ein größeres Anwesen mit Scheune und Ställen »sampt dazugehörigen pläzen« für die beträchtliche Summe von 336 Gulden;95 267
daneben besaß er noch ein weiteres Anwesen, das er 1633 für fast die gleiche Summe, 329 Gulden, verkaufte, sowie eine Mühle.96 Die damit korrespondierende Sozialposition zeigt sich in der Übernahme der Vormundschaft fur die Kinder des verstorbenen Kastellauner und Beltheimer Gerichtsschreibers Niklas Gottfried Lerner,97 seine Wirtschaftskraft in der Inanspruchnahme als Geldverleiher durch die Beltheimer Gemeinde Buch.98 1632 wurde er sogar von »Burgerschafft und außschuß« zu Kastellaun um Geld gebeten, worauf er ihnen »zu deren damahlen angefangenen hexen inquisition« 25 Gulden lieh.99 Trotz seiner Stellung und seiner Bildung - Kiefer konnte selbst die Bibel lesen - läßt sich für ihn kein Schöffenamt nachweisen.100 Es paßt freilich zu diesem Profil, daß er in der Lage war, noch vor seinem Prozeß die Birkenfelder Kanzlei aufzusuchen und sich während der Haft einen Verteidiger zu verschaffen.101 Auch in die Phantasien von Verhörenden und Verhörten hatte Kiefers Prominenz Eingang gefunden: Laut Geständnis der Eva Pforten soll der Teufel Kiefer »die provincia hiesigen ort ufgetragen« haben.102 Und beim Hexentanz habe er nicht aus den Kuhklauen des Teufels getrunken, sondern eigene Trinkgefäße aus Zinn benutzt.103 Analog zu Kiefers Position innerhalb der Kastellauner Bürgerschaft gehörte seine Mitangeklagte Anna Schultheiß aus Krastel zu den führenden Familien der Dörfer im Amt. Ihr Mann, Schultheiß Michel, war zeitweise Lehenschultheiß des Krasteler »lehnhauffens« gewesen, also Vorstand jener Bauern eines Dorfes, die gemeinsam herrschaftliche Güter als Lehen trugen.104 Anna Schultheißens Bruder Peter Wolf war Hofmann zu Beltheim105 und ihr Stiefschwiegersohn Adam Junker Zensurschöffe des Kirchspiels Bell sowie Schultheiß der Beller Pflege, einer der verschiedenen herrschaftlichen Leibeigenenverbände im Amt Kastellaun.106 Trotz dieser imponierenden Stellung führten die Prozeßkosten107 und nach der Freilassung vor allem ihre Flucht vorübergehend zu einer beträchtlichen Verarmung: Während sie »hin und hero mit ihrem man und kindt herumber vagiret[e]«, »heischen« ging und von »gute[n] leuth etwaß vorgestreckt« erhielt,108 mußte der Schwiegersohn in ihrem Namen mehrere Grundstücke sowie ein Haus, eine Scheune und ein Grundstück verkaufen.109 1649, ein Jahr nach der endgültigen Freilassung der Anna Schultheiß, sah sich ihr Mann nicht imstande, der Gemeinde Krastel einen halben Reichstaler für einen Backofen zu bezahlen, den sie in seiner Abwesenheit errichtet hatte.110 Aber 1655 gehörte er noch immer zu den Lehensträgern der Gemeinde.111 Neben Hans Jakob Kiefer und Anna Schultheiß war Maria Colimes aus Panzweiler nur ein potentielles Opfer; die Anstrengungen ihrer Gegner und des Ausschusses führten weder 1645 noch 1648 noch 1653 zu einem nachweisbaren Prozeßerfolg.112 Nur in wirtschaftlicher Hinsicht stand sie jenen nach - wie Friedrich Kayser verfügte sie nur über zwei Kühe, soll von ihnen aber zur Zufriedenheit ihres Ehemannes im Jahr 100 Maß Butter 268
erwirtschaftet haben. Denn als Schöffe des Panzweiler Dorfgerichtes gehörte ihr Mann Hans Theis Colimes zumindest dort zu den fuhrenden Gemeindemitgliedern.113 Die soziale Position der Witwe Gertraud Schäfer wich von den Vorgenannten völlig ab. Obwohl sie immerhin selbst Ackerland besaß, mußte sie dieses zumindest zeitweise verpachten und ihren Lebensunterhalt im »taglohn« außerhalb des Amtes Kastellaun verdienen.114 Zur Zeit des Prozesses (1647) war sie derart mittellos, daß der Amtmann allein schon aus Kostengründen ein schnelles Geständnis wünschte und sie deswegen in ein unterirdisches Verlies setzen ließ. Zugleich wurde der Ausschuß zu Nachforschungen über ihre Korn- und Brotvorräte im Hause des Kastellauner Pfarrers autorisiert, ohne dabei fündig zu werden.115 Nach einer weiteren, durch Soldaten erzwungenen Pause und vorübergehender Beschäftigung mit Kindern, die von Hexerei und Hexentänzen berichteten, setzte sich die soziale Stoßrichtung der Jahre 1644/45 ab 1653 gradlinig fort.116 Nun gerieten fast ausschließlich Handwerkerfamilien aus Kastellaun und Angehörige der Stadtgerichtsschöffen in die Prozesse. Zunächst wurde im Juni 1653 die Frau des Kastellauner Sattlers zusammen mit Hans Wilhelm Mölich aus Winningen hingerichtet.117 Während weitere Angaben fehlen, spiegeln auch hier die Hexereiphantasien der Verhörenden die soziale Stellung der Frau wieder: »Sehr stattlich« sei sie auf dem Hexentanz dahergekommen,118 ja sogar in einer Kutsche herbeigefahren,119 den Vortanz habe sie gehabt120 und das Fleisch angerichtet.121 Unverkennbar haben sich hier die soziale Rolle der Sattlerin als Frau eines wohlhabenden Handwerkers und ihre dazugehörigen Bewirtungspflichten niedergeschlagen. Noch während dieses Prozesses begannen Ausschuß und Amtmann mit dem Verfahren gegen Peter, den Hofmann von Roth, Neffe der 1644 hingerichteten Catharina Frantzen, Zensurschöffe und Schöffe des Kastellauner Stadtgerichts.122 Seine herausgehobene soziale Stellung hat ebenfalls entsprechende Hexenphantasien geprägt: »Obrister« sei der Hofmann auf den Hexentänzen gewesen und wie die Sattlerin in einer Kutsche dahergekommen.123 Das Verfahren gegen den Hofmann von Roth blieb aufgrund der Anwesenheit des neuen Birkenfelder Aufsichtsgutachters Agricola in Kastellaun vorerst mit dem Zeugenverhör stecken. Dagegen folgten auf die Hinrichtung der Satderin noch im gleichen Jahr die Prozesse gegen die Frau des Kastellauner Gerichtsschöffen und Faßbendermeisters Heinrich Göbel, Maria Margarethe Göbel,124 sowie gegen Margarethe Schuhe, Frau des Kastellauner Bürgers und Schuhmachers Baldwin Schuhe.125 Der Schuhmacher verfugte auch über landwirtschaftlichen Besitz und Vieh; zweifellos zählte er mit zu den wohlhabenderen Bürgern der Stadt. Zwar hatte er die Verteidigung seiner Frau mit dem Hinweis abgelehnt, daß er »darzu kein gelt wiße«,126 aber nur wenige Monate nach ihrer Hinrichtung tätigte er mit ihrer 269
in Mainz lebenden Tochter einen Kauf im Wert von 1100 Gulden!127 Wer dabei Käufer oder Verkäufer war und inwieweit in diesem Geschäft Geld oder Immobilien aus dem Erbe seiner Frau steckten, ist letztlich ohne Belang. Die Hingerichtete hatte jedenfalls ihr eigenes Geld schon im Prozeß einsetzen wollen, indem sie den Amtmann zunächst mit 24, dann mit 50 Reichstalern zu bestechen versuchte,128 was umgerechnet ca. 112 Gulden entsprach, mehr als doppelt soviel, wie dem Amtmann von der Herrschaft für seine »Bestallung« im Jahr zugebilligt wurde.129 Schließlich bot sie ihm selbst an, alle Prozeßkosten zu tragen, wenn er sie nur freiließe.130 Der wirtschaftlichen Position des Schuhmachers entsprach seine soziale: 1651 war er Kirchenmeister131 und 1659 ließ Friedrich Mölich seine Appellation »in beysein der ersamen meister Baldtwein Schuch und Hanß Adam Lawer/ beede burg[er] von Castelhun« förmlich bezeugen.132 Ahnliches gilt für seine Frau, aber auch für die Schöffenfrau Maria Margarethe Göbel: Beide waren nicht nur durch ihre Heirat, sondern schon aufgrund ihrer familiären Herkunft mit führenden Kastellauner Familien verbunden, diese war die Schwester des Wirtes und sponheimischen Pastoreikellners David Kieser,133 jene die Tochter der Catharina Kiefer, in deren Familie Hans Jakob Kiefer nach seiner Niederlassung in Kastellaun eingeheiratet hatte.134 Zudem hatte sich Margarethe Schuhe schon in ihrer ersten Ehe in wohlhabenden Verhältnissen befunden.135 Die Kastellauner Hexenverfolgung konzentrierte sich somit seit 1644 auf Mitglieder führender Schöffen-, Hofmann- und Handwerkerfamilien. Ein Spiegelbild davon begegnet in den Kinderphantasien, die Ende 1652 die Kastellauner Bürgerschaft in Atem hielten: Was der Ausschuß daraus über das nächtliche Treiben einer »pahrdey« aus Kastellaun beim Beltheimer Galgen erführ und dem Amtmann mitteilte, nahm sich wie ein Stelldichein der örtlichen Prominenz aus.136 Das Sozialprofil der letzten im Amt förmlich angeklagten und mit Haft bedrohten Person, Elisabeth Klein aus Michelbach (1656), scheint davon zwar abzuweichen.137 Aber die Anklage gegen sie war offenkundig eine Verzweiflungstat des Ausschusses, um die seit Freilassung und Rehabilitation der Maria Margarethe Göbel ins Stocken geratene Verfolgung durch einen Erfolg wieder in Gang zu bringen. Noch wenige Monate zuvor hatte alles ganz anders ausgesehen: Im Sommer 1655 konnte die Margarethe Schuhe nach fast zweijährigem Taktieren endlich zum Geständnis gebracht werden und auch im Fall Göbel zeichneten sich Verhaftung und Folterung ab. Im Schwung dieser Entwicklung hatte der Ausschuß sogleich begonnen, seine Anklage von 1653 gegen den Kastellauner Gerichtsschöffen und Hofmann von Roth durch die Vorlage von »denunciätiones additionales«138 und weiterer Zeugen erneut aufzugreifen, freilich ohne Erfolg. Die soziale Richtung der Verfolgung spiegelt sich zum Teil auch in den 270
vom Kastellauner Ausschuß über Jahre gesammelten Belastungsmaterialien über Personen, die mangels Beweisen oder Interesse nie förmlich angeklagt oder gar verhaftet wurden. 139 Nur für sechs der davon betroffenen 28 Personen läßt das Material eine zielgerichtete Bearbeitung erkennen. Unter ihnen befanden sich auch die Töchter der beiden Kastellauner Gerichtsschöffen Conrad Castor und Wentz Schmitt140 sowie dessen Ehefrau. 141 Die gegen sie gesammelten Indizien stammen aus den fünfziger Jahren, aus jener Periode also, in der sich die Verfolgung auf Mitglieder der Kastellauner Schöffen- und Handwerkerfamilien konzentrierte. Im Fall der Frau des Gerichtsschöffen Wentz Schmitt zeigt sich erneut, daß der Kastellauner Ausschuß die Niederlage im Prozeß gegen die Schöffenfrau Maria Margarethe Göbel (1655) nicht akzeptiert hatte. Im September 1659 ließ er dem Amtmann eine zwar provisorische, doch geordnete Zusammenstellung des bis dahin erlangten Belastungsmaterials gegen Schmitts Frau zukommen. 142 So dringend erschien ihm die Sache, daß man 10 Tage später dem Amtmann eigens ein zusätzliches Indiz nach Winningen schicken ließ, wo sich dieser gerade zur Abnahme der Weinbede aufhielt.143 Bei dieser Gelegenheit wohnte Zand von Merl dort auch gleich dem Zeugenverhör gegen Friedrich Mölich bei.144 Und dies war auch der eigentliche Anlaß für den erneuten Prozeßversuch des Kastellauner Ausschusses: Die Hartnäckigkeit der Winninger Ausschußmitglieder wirkte offensichtlich stimulierend auf ihre Kastellauner Kollegen. Auch in sozialer Hinsicht weisen beide Vorgänge Parallelen auf: Dem beabsichtigten Kastellauner Prozeß gegen die Schöffenfrau Elisabeth Schmitt entsprach der tatsächlich geführte Prozeß gegen den Gerichtsschöffen Friedrich Mölich. Nur in der Ausführung blieben beide Fälle von einander verschieden: Elisabeth Schmitt wurde im Gegensatz zu Mölich weder inhaftiert noch angeklagt.
1.3. Die gemeinschaftlichen Gebiete Die 34 Angeklagten aus den dreiherrischen Gebieten gehörten verschiedenen Leibherren an, weshalb auch die Uberlieferung von Informationen sehr unterschiedlich ausfällt.145 Dennoch läßt sich auch hier wenigstens im Ansatz die gleiche soziale Stoßrichtung nachweisen wie in Winningen und im Amt Kastellaun. Bereits der Prozeß von 1592 richtete sich gegen einen der Beltheimer Gerichtsschöffen.146 Eine ähnliche Tendenz prägte das erste zu dieser Zeit im Strimmiger Gericht nachweisbare Verfahren. Daß die Angeklagte Oster Wendling »mehr gelt« als ihr Mann besessen haben soll, mag bloße Redensart gewesen sein.147 Aber bei ihrem Ehemann Thomas Wendling handelte es sich um einen Bauern, der trotz des Verlustes eines Pferdes und einer Kuh noch über genügend Vieh verfügte, um mit Hilfe eines 271
Knechtes zufriedenstellend wirtschaften zu können: Seit der Heirat mit seiner Frau Oster hatte er »an bottern, keesen, eyern und fleisch keinen mangel gehabt«.148 Als drei Jahre später erstmals ein Ausschuß im Beltheimer Gericht aktiv wurde, begann die Verfolgung mit einem ähnlichen Paukenschlag wie die Winninger Verfolgung. Angeklagt wurde zunächst mit Elsa Daum die Frau eines Bauern, der über mindestens zwei eigene Pferde verfügte und damit über das Maximum, welches die kurtrierischen Schatzungslisten, von seltenen Ausnahmen abgesehen, für diesen Raum diesbezüglich ausweisen.149 Zudem war Jakob Daum auch zu außerordentlichen finanziellen Anstrengungen imstande, wie die ihm mittels Pfändungen abgepreßten Summen zeigen.150 Bei der Neuauflage des Verfahrens wurde 1596 neben der Elsa Daum einer der wirtschaftlich stärksten Bauern im Beltheimer Gericht angeklagt, der Hofmann Johann vom Petershausener Hof. Schon damals stand der Siedlungsname »Büdershausen« für einen Hof mit nur einer abgabepflichtigen Feuerstelle,151 dessen Größe sich an den 1600 Gulden Schatzungsgrundlage ablesen läßt. Mit diesem Betrag und weiteren 200 Gulden wurde der Besitz unter einem späteren Hofmann und dessen Sohn im Jahre 1627 ausgewiesen, und noch immer war er Pachtgut der Junker Boos von Waldeck.152 Aufgrund dieser wirtschaftlichen Bedeutung trug der spätere Hofmann denn auch das Amt eines Beltheimer Gerichtsschöffen,153 das sich freilich für den 1596 angeklagten Hofmann Johann nicht nachweisen läßt. Sein soziales und wirtschaftliches Gewicht erklärt die privilegierte Unterstützung, die ihm der damalige Kastellauner Amtmann Franz Römer zukommen ließ, um ihn vor dem Beltheimer Ausschuß zu retten.154 Der Vermögenswert des Petershausener Hofes wie auch des Besitzes von Jakob Daum dürfte somit durchaus dem gewaltigen Betrag von 1500 Gulden entsprochen haben, den die drei Verfahren von 1596 hinterlassen hatten.155 Ob das Vermögen des dritten Angeklagten von 1596, des Hans Lentzen von Macken, zur Bezahlung seines Anteils daran ausreichte, ist unklar, ebenso die Frage, ob er mit dem späteren Gerichtsschöffen und im gleichen Ort ansässigen Jonas Lentzen verwandt war.156 Der Auftakt zur zweiten Verfolgungswelle fiel im Beltheimer Gericht bescheidener aus. Mit Agnes Mödges und ihrem Sohn Remigius aus Mörsdorf traf man eine Familie, deren Vermögen wohl kaum höher war als die 150 Gulden, die ihr am Ende von den insgesamt 585 Gulden Prozeßkosten auferlegt wurden.157 Im Spektrum damaliger sponheimischer und kurtrierischer Schatzungslisten lagen die Mödges mit einer derartigen Vermögenssumme eher an der oberen Grenze des unteren Steuerdrittels und noch weit entfernt vom Nullpunkt des »nihil in propriis« oder »pauper«.158 Mit nur 60 Gulden Vermögenswert rangierte die im folgenden Jahr angeklagte boosische Leibeigene Agnes Kaufmann darunter, freilich nur aus Altersgründen; denn ihr Sohn Johannes ist im gleichen Zeitraum mit 305 Gulden ausgewie272
sen, ein respektabler Besitz, der aus einer früheren Abteilung und seiner Heirat stammen könnte.159 So mußten dann nach Ausschöpfung von Agnes Kaufmanns Hinterlassenschaft ihre »erben zu Macken« dem Ausschuß zusätzlich 73 Gulden entrichten.160 Von den besseren Tagen der alten Witwe künden auch ihre familiären Beziehungen: Sie war sowohl eine Tante des Schöffen Jonas Lentzen wie auch der Hofmannsfrau Clara aus Macken.161 Letzteres ist hier durchaus von Belang, da die Clara, deren Mann Hofmann Christmann mit 791 Gulden zu den vermögendsten Leibeigenen im Beltheimer Gericht gehörte, zur gleichen Zeit selbst angeklagt werden sollte.162 Nur das negative Gutachten des Trierer Gutachters Cuno von Gravenstein vereitelte dies.163 In die gleiche soziale Richtung zielte die Anklage gegen Agnes Calmus aus Burgen. Daß ihr Mann »Schultheißen Peter« dort die Tätigkeit eines Schulmeister ausübte,164 kann freilich nicht als Beleg dafür gelten, wohl aber, daß er einst Bürgermeister von Burgen war,165 und damit zur Gruppe der Burgener »Heimbürgen« gehörte, welche traditionell das Bürgermeisteramt übernahm. So war er auch am Totenbett des Franz Wentz von Burgen gewesen, allein mit dessen Tochter Dorothea, der späteren Frau des Bürgermeisters Jakob Jorgen.166 Seine Frau wiederum verkehrte gesellschaftlich mit den Frauen des alten und des neuen Vogtes, etwa beim Weintrinken in ihrem eigenen Keller.167 Die dazu gehörige Wirtschaftsposition läßt sich mit der Angabe, daß Peter und Agnes Calmus über mehrere »weingärt« verfugten, nur andeuten.168 Präziser fällt hingegen die spätere Besitzbeschreibung ihres Sohnes Hermann Calmus aus: Mit über 400 Gulden Weinertrag und 130 Gulden sonstigen Erwerbes rangierte er 1654 bereits im oberen Drittel der Burgener Schatzungsliste.169 Auch die Anklage gegen Agnes Calmus wurde vom Trierer Gutachter Gravenstein vereitelt; der ein Jahr später erfolgende Vorstoß mit »fernere [n] additional articull« bezeugt das anhaltende Prozeßinteresse des Ausschusses, verlief jedoch erneut im Sande.170 Ebenfalls auf die führende Schicht einer Gemeinde würde die Anklage gegen Margarethe Schmoll aus Beltheim zielen, wenn sie tatsächlich die Ehefrau des sponheimischen Vogtes Paulus Schmoll von Beltheim gewesen ist.171 Ihr Verfahren kam jedoch nicht über das Zeugenverhör hinaus, offenbar ebenfalls aufgrund einer abschlägigen Entscheidung des Trierer Gutachters.172 Wesentlich niedriger lag der Status des im gleichen Jahr hingerichteten Ehepaares Jakob und Agnes Thieß aus Lieg. 1627 befanden sie sich mit einer Vermögenseinschätzung von 100 Gulden im unteren Drittel der Erhebung,173 trotz Gesinde und eigenem Vieh. Zu Recht befürchtete Jakob Thieß denn auch, daß der Prozeß ihn um seinen Besitz bringen würde: 33 Gulden ergab die Inventarisierung »von Theiß Jakobß mobiüen« und 13 Gulden die seiner »frucht«.174 Mit der Hinrichtung der Witwe Agnes Kaufmann und des Ehepaares Thieß setzte sich der Ausschuß 1630 nur gegen die weniger vermögenden 273
Angeklagten durch. Die daraus resultierende Finanzlücke war beträchtlich; sie mußte durch eine gemeindliche Umlage gedeckt werden, welche die 585 Gulden Prozeßkosten allerdings großzügig abdeckte.175 Aber im folgenden Jahr beliefen sich die Kosten für weitere drei Prozesse auf die horrende Summe von 1165 Gulden, ohne daß eine weitere Umlage erforderlich war.176 Wenn hier zum ersten Mal seit 1629 schwarze Zahlen geschrieben wurden, so lag dies an der Vermögenskraft der Angeklagten: Im Falle des Claus Endresen von Eveshausen lag sein geschätzter Besitzwert mit 600 Gulden sogar noch über dem rechnerischen Anteil von ca. 380 Gulden, der auf jedes Opfer entfiel.177 Damit bestätigt sich erneut die Wirtschaftskraft der Hofmänner, denn Endresen war der »Hofmann von Ebeshausen«.178 Uber seinen Mitangeklagten Michael Vieren aus Macken läßt sich nur vermuten, daß sein Vermögen im Bereich der Prozeßkostenquote von 400 Gulden gelegen hat und damit an der Grenze vom mittleren zum oberen Drittel damaliger Vermögensschätzungen. Auch seine familiären Verbindungen weisen darauf hin: Seine beiden Schwäger Oster Wendling und Severin Kaufmann rangierten mit 446 resp. 365 Gulden Vermögensschätzung ebenfalls in diesem Bereich.179 Vieren selbst hatte Schafe und mindestens ein Pferd besessen;180 ein Teil seiner Güter hatte er einst an den Hofmann Claus Endresen verkauft. Im Prozeß erwog er vorübergehend, sich durch den Vogt von Klotten verteidigen zu lassen, was auf eine gewisse Bekanntschaft hinweist.181 Auf Drängen seiner Familie, die offenbar die ruinösen Folgen eines solchen Unternehmens fürchtete, rückte er wieder davon ab.182 Im Gegensatz zum Hofmann Endresen und Michael Vieren gehörte die dritte Angeklagte, die Witwe Elisabeth Schuhe aus Uhler, eindeutig zu einer weniger vermögenden Gruppe. Vermutlich aufgrund ihres Alters und ihres Witwenstandes ernährte sie sich vorwiegend durch Hirtendienste.183 Aber ihre Hinterlassenschaft betrug immerhin noch 150 Gulden, wie ihre Söhne bei der Abrechung geltend machten,184 mehr als das Doppelte als im Fall der Witwe Agnes Kaufmann. Über die Angeklagten Thonges Roß aus Lieg und AfFra Ginster aus Burgen liegen nur wenig Angaben vor. Beide Verfahren gelangten vermutlich aufgrund abschlägiger Gutachten nur bis zum Zeugenverhör.185 Die Neuauflage des Verfahrens gegen Thonges Roß im Jahre 1654 gibt wie der ältere Prozeß zu erkennen, daß er in keinem Fall zu der fuhrenden Schicht gemeindlicher Amtsträger oder Hofmänner gehörte, aber ebensowenig zur dörflichen Unterschicht. Zielte somit die erste Kampagne in den neunziger Jahren eindeutig auf begüterte Angeklagte, so gilt dies für die 13 Prozesse der zweiten Welle 1629/31 nur bedingt. Vier oder fünf der Angeklagten sind zwar dieser Schicht zuzuordnen, aber nur gegen zwei von ihnen konnte der Prozeß erfolgreich durchgeführt werden. Von den übrigen acht tendierten sieben eher zur unteren Schicht bzw. zum unteren Drittel der Schatzungsbeträge.186 274
Die 15 Prozesse der dritten und letzten Welle im Beltheimer Gericht lassen wieder deutlicher die ursprüngliche Richtung erkennen: 1653 wurde zunächst der vermögende Schöffe Jonas Lentzen hingerichtet,187 jener Mann, der den Ausschuß mit seinem beißenden Spott so sehr getroffen hatte,188 sodann die Schöffenfrau Catharina Dietzen und die Bürgermeisterfrau Dorothea Jorgen, beide aus Burgen; 1656 sollte ihnen Agnes Heimers als weitere Schöffenfrau aus Burgen folgen, gegen die sich der Prozeß aber trotz entsprechender Anstrengungen nicht mehr durchsetzen ließ.189 Und mit Peter Wolf aus Beltheim, dem Bruder der Agnes Schultheiß aus Krastel, begegnet wieder ein Hofmann unter den Angeklagten.190 Die Veranschlagung seines Besitzes auf rund 300 Gulden läßt zwar auf eine nur mittlere Größe schließen,191 aber dem Sozialprestige des Hofmanns tat dies keinen Abbruch; er war auch Kirchenvorsteher von Beltheim und neben dem Schultheiß einer der Vertreter seiner Leibeigenengruppe.192 Entsprechend seiner Stellung in Gemeinde und Pflegeverband soll auch er für die Fahrt zum Hexentanz mit einer Kutsche abgeholt worden sein.193 Drei der übrigen 10 Angeklagten gehörten zudem vermögenden Familien an. Dietrich Külzer, Ehemann bzw. Vater der 1653 hingerichteten Elisabeth Külzer und ihrer Tochter Gertraud, rangierte mit einem Besitzwert von 479 Gulden schon 1627 und 1635 unter den wohlhabenderen Personen in der Liste boosischer Leibeigener; als »Geschworener« seiner Gemeinde war er zusammen mit dem auf800 Gulden geschätzten Pauls Huprich 1631 an der Einsammlung der Prozeßkostenumlage im Beltheimer Gericht beteiligt.194 Maria Freys Ehemann Jost Frey bzw. Külzer war in erster Ehe mit einer Tochter des Hofmanns von Petershausen und Schwester des späteren Schultheißen von Lütz verheiratet;195 als einer der »bedebeleger« wirkte er 1646 an der Zuteilung und Einsammlung dieser Abgabe mit.196 Eindeutig nicht zu dieser Gruppe gehörte die Kastellauner Büttelfrau Agnes Josten. Sie wurde 1653 vom Strimmiger Ausschuß angeklagt, weil sie aus Strimmig stammte und dort ihr »fiscum domicilium« hatte.197 Die berufliche Tätigkeit ihres Mannes als Faßbinder hatte beiden offenbar nicht genügt, so daß sie im Winter 1644/45 ihr »domicilium« nach Kastellaun verlegten, wo Peter Josten die freigewordene Stelle des Amtsbüttels übernahm.198 Damit waren ihm aufgrund seiner amtlichen Mitwirkung an zahlreichen sponheimischen und Beltheimer Hexenprozessen der folgenden Jahre lukrative Einnahmen gewiß. Und daraus erklärt sich, daß Peter Josten Ende 1653 von den Unkosten immerhin 225 Gulden bezahlen konnte, was einem Gegenwert von fünf bis sieben Kühen entsprach.199 Am Sozialstatus des anrüchigen Büttelamtes hatte die günstige Verdienstlage nichts geändert. Die Klagen, welche Peter Josten schon vor dem Prozeß wegen Schmähungen (»henkers knecht«) anstrengen mußte, legen davon Zeugnis ab.200 Der 1654 erneut angeklagte Thonges Roß aus Lieg war von einer ähnli275
chen Diskrepanz zwischen dem Wert seines Besitzes und seinem Sozialstatus betroffen. Immerhin weist das damals angefertigte »Verzeichniß« aller seiner zu Lieg »leigente[n] gutter und fruechten [und] vich« eine ausreichende Wirtschaftsbasis aus.201 Zwar gehörten ihm selbst nur zwei Morgen Land, doch insgesamt nutzte er 13 Morgen, davon sieben als Wiesen fur sein Vieh (zwei Rinder, ein Kalb), während sechs Morgen »zur sadt gestelt« waren.202 Zur Bezahlung der 274 Gulden Prozeßkosten203 reichten die ca. 85 Gulden freilich nicht aus, welche die Ausschußmitglieder aus diesem Besitz »ausgelöset« hatten. Insgesamt mußten die Beltheimer Gemeinden durch eine erneute Umlage selbst 261 Gulden aufbringen.204 Noch weniger als Thonges Roß konnten die »kindts Vormünder« seiner Ende 1654 hingerichteten Mitangeklagten Maria Caspar aus Beltheim zur Bezahlung der Prozeßkosten beitragen. Wenn sich ihre Zahlungsfähigkeit tatsächlich mit den von ihnen beigesteuerten 13 Reichstaler (ca. 30 Gulden) erschöpft haben sollte,205 muß die Hinterlassenschaft der Hingerichteten geradezu ärmlich gewesen sein. Christina Vieren aus Macken war mit einem Sohn des 1631 hingerichteten Michael Vieren verheiratet; Jakob Vieren gehörte immerhin zu den Gemeindevertretern, die 1645 zusammengekommen waren, um eine neue Verfolgungskampagne in Gang zu setzen.206 Das Schicksal ihres Schwiergervaters blieb ihr (1656) aufgrund der kurtrierischen Wende erspart, ebenso der Maria Basten aus Macken207 und der Lucia Pleß aus Mörsdorf. Deren Beziehung zu den Ereignissen von 1629/31 war allerdings völlig anders beschaffen: Ihr eigener Vater, Heinrich Grieß bzw. Blasius, hatte als Mitglied des damaligen Beltheimer Ausschusses an den Prozessen mitgewirkt.208 Maria Wehr aus Uhler schließlich ist eine jener vier Personen, die sich mangels Informationen nicht sozial beschreiben lassen.209 Somit gehörten acht der insgesamt 15 Angeklagten eindeutig wirtschaftlich besser gestellten und sozial fuhrenden Familien an; nur zwei lebten in durchschnittlichen Verhältnissen und nur eine an der Armutsgrenze. Soziale Hierarchien verengen sich bekanntlich nach oben. Umso bedeutender ist der hohe Anteil von Angeklagten aus der wirtschaftlichen und sozialen Führungsschicht in allen hier betroffenen Gebieten. Wer stand ihnen in den Ausschüssen und Zeugenreihen gegenüber?
2. Die Ausschüsse und ihre Zeugen Die Mitglieder der Ausschüsse haben in den Prozeßakten kaum biographische Informationen hinterlassen, weil sie im Gegensatz zu den Angeklagten nie Objekte von Inquisition und erzwungener Selbstthematisierung waren.210 Was die Birkenfelder Kanzlei bezüglich der Einsetzung des Winninger 276
Ausschusses im Jahre 1640 meinte, als sie forderte, daß seine Mitglieder »zu diesem wesen gnugsam qualificirt« sein sollten, ist ebenfalls nicht überliefert. Minimialforderung war sicherlich ein Mindestmaß an sozialem Ansehen. Nichts anderes verbarg sich hinter den Forderungen der sponheimischen und kurtrierischen Obrigkeiten, die Ausschußmitglieder müßten »ehrbar«, »ehrlich«, »uffrichtig«, »treulich« und »tüchtig« sein.211 Soziales Ansehen war freilich keine Gewähr dafür, schloß nicht aus, daß sie doch zu denen gehörten, die, wie Kurfürst Johann VII. voller Ingrimm formulieren ließ, nur nach dem Besuch der Wirtshäuser trachteten.212 Aber soziale und wirtschaftliche Respektabilität bildete zumindest ein anerkanntes Kriterium für das öffentliche Auftreten. Demnach könnten die Ausschußmitglieder zur gleichen Schicht gehört haben wie ein Großteil ihrer Opfer.
2.1. Die Winninger Ausschüsse Der erste Winninger Ausschuß umfaßte vier Mitglieder. Unter ihnen erscheinen Hans Kröber und Peter Horchemer bei der Fortsetzung der Verfolgung im Jahre 1640 wiederum in diesem »ambt«.213 Kröber und Horchemer waren zweifellos die führenden Köpfe der Winninger Hexenjagd: beide standen bei der Unterzeichnung von Schriftstücken des Ausschusses stets an erster Stelle, und beide nahmen auch von Anfang bis zum Ende der Verfolgungen daran teil.214 Während Peter Horchemer sein Ausschußamt kontinuierlich ausübte, verließ Hans Kröber den Ausschuß um 1644/46, um von da an als Gerichtsschöffe zu agieren.215 Der Schöffe Hans Kröber gehörte auch zu denen, welche die feindselige Stimmung gegen Friedrich Mölich nach dessen Freilassung nicht zur Ruhe kommen lassen wollten.216 Die beiden anderen Mitglieder des ersten Ausschusses von 1630/ 31, Hans Reinhard Müden und Peter Siegbert, zählten 1640 nicht mehr dazu. Müden war es mittlerweile ebenfalls gelungen, eine Schöffenstelle zu erlangen, was nicht verhindern konnte, daß seine Frau Magdalena 1647 als »Hexe« hingerichtet wurde. Bemerkenswert ist auch die Karriere von Peter Siegbert. Bereits 1632 konnte er das Bürgermeisteramt übernehmen.217 1633 bewarb er sich um das Amt des Winninger Gerichtsschreibers, das er trotz anfänglichen Widerstandes der Winninger Schöffen schließlich erhalten und bis mindestens 1661 ausüben konnte.218 Eine weitere Stufe seiner dörflichen Karriere war die Ernennung zum Kirchengerichtsschöffen, worüber Emmerenzia Laux im Verhör berichtete, weil auch sie zu den Gästen auf Siegberts »synn scheffen eßen« gehört hatte.219 Als der alte Winninger Vogt Weiß im Dezember 1642 verstarb, wurde Peter Siegbert zusammen mit dem damals ältesten Schöffen Hans Horchemer vorübergehend die 277
Verwaltung der Vogtei übertragen;220 1661 übernahm er erneut das Amt des Bürgermeisters.221 An den Hexenprozessen haben sich Müden wie auch Siegbert nach ihrem Aufstieg kaum noch beteiligt. Als Gerichtsschöffe hatte Müden zwar noch an den Verhören der Jahre 1640 und 1642 teilgenommen.222 Jedoch war er dafür spätestens ab Dezember 1642 aufgrund der gegen seine Schwiegermutter Agnes Meffert vorliegenden Besagungen nicht mehr geeignet.223 Auf diese Disqualifizierung dürfte zurückzuführen sein, daß Müden im Januar 1643 dem Ausschuß gegen Dietrich Siegbert beistand.224 Peter Siegbert schließlich beteiligte sich nur noch ein einziges Mal an der Hexenverfolgung, als Zeuge im Verfahren gegen Margarethe Kröber im Jahre 1642.225 Als die Gemeinde aber im Februar 1643 wegen noch nicht bezahlter Prozeßkosten vom Kastellauner Amtmann gerügt wurde, machte Peter Siegbert als Vogteiverwalter keine Anstalten, seine früheren Kollegen zu verteidigen. Vielmehr schob er ihnen die gesamte Schuld an dem mißlichen Vorfall zu.226 Offensichtlich hatte er sich mittlerweile von den Aktivitäten des Ausschusses distanziert, was auch mit dem Kampf seines Bruders, des Schöffen Dietrich Siegbert, in Verbindung stehen dürfte.227 An die Stelle von Peter Siegbert und Hans Reinhard Müden rückte im Jahre 1640 vorerst nur Johannes Almersbach, der den Ausschuß schon zwei Jahre später wieder verlassen hatte.228 Für ihn kamen Hans Sopp hinzu und ein Stiefsohn des Seniorausschußmitgliedes Peter Horchemer, Göbel Mölich, der mit dem genannten Hans Kröber verschwägert war.229 Die nächste personelle Veränderung erfolgte mit dem erwähnten Ausscheiden Kröbers. Für ihn kam wiederum ein Familienmitglied von Peter Horchemer hinzu, der Bruder seiner Ehefrau, Michael Lievenstein.230 Als der Ausschuß im Jahre 1659 sein letztes Verfahren begann, fehlte aus diesem Personenkreis nur Göbel Mölich. Seine Stelle wurde nun von Johann David Hofbauer eingenommen, Sohn des ehemaligen Winninger Pfarrers Stephan Hofbauer und Stiefsohn seines Nachfolgers Jonas Hiller.231 Gänzlich isoliert von dieser personellen Entwicklung war die Besetzung eines Ausschusses, der 1632 den ersten nur formell ablöste, weil er eine Attrappe war und lediglich Schutzfunktion besaß.232 Auch seine beiden Mitglieder gehörten zu dem Kreis der fuhrenden Winninger Familien: Peter Moden begegnet uns 1643 als kurkölnischer Hofmann und Ehemann der in diesem Jahr hingerichteten Margarethe Moden,233 Arnold Reiser war jener Mann, den die Winninger Schöffen 1633 gegen Peter Siegbert zunächst als Gerichtsschreiber einsetzten.234 Er wird in keinem der späteren Hexenprozesse jemals mehr erwähnt. Die Mitgliederstruktur der aktiven Ausschüsse war somit für den langen Zeitraum von 1630 bis 1663 von erheblicher Konstanz geprägt. Ferner wird unsere Annahme bestätigt, wonach die Mitglieder dieses Gremiums der dörflichen Führungsschicht zumindest nahestehen würden. Drei von ihnen 278
konnten im Laufe der Zeit sogar reguläre Ämter innerhalb der Gemeinde übernehmen. Drei weitere besaßen eine enge familiäre Bindung zu einem Mitglied der Schöffenfamilien. So war Peter Horchemer, Stiefvater von Göbel Mölich, ein Bruder des Gerichtsschöffen Hans Horchemer, dem 1642 als damals ältestem Schöffen zusammen mit dem Gerichtsschreiber Peter Siegbert vorübergehend die politische Aufsicht über die Vogtei anvertraut wurde.235 Für den von 1642 bis 1660 im Ausschuß wirkenden Hans Sopp sind solche familiären Verbindungen zwar nicht nachzuweisen; dafür erlaubt seine Konzessionierung als Wirt die Zuordnung zur führenden Schicht im Dorf.236 Sozial und familiär gänzlich unvermittelt steht nur der zuletzt hinzugekommene Johann David Hofbauer in diesem Kreis. Immerhin erschien er den übrigen Ausschußmitgliedern im Streit mit Friedrich Mölich als geeignet, ihre verfahrene Sache vor der Kanzlei in Birkenfeld zu vertreten,237 was auf eine gewisse Bildung und die Kenntnis der entsprechenden Umgangsformen hinweist, Erbstücke von Vater und Stiefvater, den Pfarrern Hofbauer und Hiller.
2.2. Die Kastellauner Ausschüsse Zugehörigkeit zur fuhrenden dörflichen Schicht und eine relative Amtskontinuität charakterisieren auch die Kastellauner Ausschüsse. Das Element verwandtschaftlicher Verflechtung fehlt hingegen, was mit der Verteilung des Geschehens auf mehrere Dörfer zusammenhängen dürfte. Der erste Ausschuß, der sich 1629 im Amt bildete, bestand aus fünf Personen, darunter nur einem Vertreter des Amtsortes Kastellaun, Meister Hans Schopp.238 1612 hatte er die Bierbrauerei des Kastellauner Wirtes Franz Bierbreuer erworben.239 In den folgenden Jahren waren er und sein Bruder Jakob Schopp an Geschäften mit führenden Mitgliedern der Kastellauner Bürgerschaft beteiligt.240 Jakob Schopp war dafür aufgrund seiner Schreibfähigkeit sicherlich besonders geeignet.241 Seinem Bruder Hans trug die Ausschußtätigkeit im Mai 1630 einen denkwürdigen Auftritt ein: Als »defensor« durfte er beim Spektakel des Endlichen Rechtstages in feierlicher Form für Agnes Kaufmann um die obligatorische Gnade der Abmilderung des Feuertodes durch vorherige Enthauptung bitten.242 Mit Hans Schopps Kollegen Haman Eides aus Haserich finden wir ebenfalls ein Mitglied der dörflichen Oberschicht im Ausschuß. 1640 erscheint Eides als »bedebeleger« bei der Zuteilung und Einsammlung dieser herrschaftlichen Abgabe, 1643 zusammen mit dem Panzweiler Schöffen Hans Theis Colimes als gerichtlicher Vormund, und 1651 finden wir ihn mit Zirvas Endres als »depudierte... gerichtsscheffen« des »Heßweiler gericht[s]«, eines der dörflichen Untergerichte im Amt Kastellaun.243 Für den aus Bell kommenden 279
Ausschußmann Carols Haman sind solche Tätigkeiten zwar nicht nachzuweisen; zu vermuten ist aber eine familiäre Verbindung mit dem im gleichen Ort wohnhaften Kastellauner Gerichtsschöffen Carls Johann.244 Während das Ausschußmitglied Schultheißen Antes völlig im Dunkeln verbleibt, soll der »ackerman« Endres Junker aus Hollnich »Haupt« des damaligen Ausschusses gewesen sein.245 Belegt ist jedoch nur, daß er bei der Wiederaufnahme der Kastellauner Verfolgung im März 1643 erneut im Ausschuß vertreten war246 und im gleichen Jahr in Ausführung eines Sonderauftrags des Kastellauner Amtmannes einen größeren Geldbetrag von Winningen nach Koblenz zu Dr. Breitenbach brachte.247 Junker sollte freilich nicht mehr viel Zeit verbleiben; im Frühjahr 1644 starb er inmitten der laufenden Verfahren.248 Aber auch die 1643 neu eingesetzten Mitglieder Heintzen Haman aus Krastel und Endres Schneider aus Heßweiler blieben nur kurze Zeit dabei.249 Ersterer war mit dem gleichnamigen Gerichts- und Zensurschöffen aus Völkenroth »ein wenig verwandt«, trat um 1645 ebenfalls als »bedebeleger« auf und 1655 als Mitglied des Krasteler »lehnhauffens«.250 Sein soziales Selbstbewußtsein zeigt sich in seiner gegen einen der Schöffen des Heyweiler Gerichts geäußerten Behauptung, er wolle ihn aus seinem Schöffenstuhl vertreiben.251 Während Heintzen noch an den zwei Prozessen des Jahres 1645 teilnahm, um den Ausschuß danach zu verlassen,252 endete das Wirken seines Kollegen Endres Schneider bereits mit dem Jahre 1643.253 Die personelle Kontinuität des 1643 neu eingesetzten Ausschusses wurde bis 1648 vor allem durch Hans Minck, Schuhmacher in Kastellaun und Bürgermeister im Jahr 1642, aufrechterhalten.254 Sein weiterer Weg demonstriert erneut die sozialen Möglichkeiten der Ausschußtätigkeit: Der Grund für die Aufgabe seiner Mitgliedschaft nach 1648255 war sein Wechsel in das städtische Schöffengericht;256 parallel dazu erwarb er für 337 Gulden ein größeres Anwesen in der Stadt.257 Anfang 1654 wurde Minck in Ausführung der vom Birkenfelder Gutachter Agricola gewünschten Maßnahme zum Offizialverteidiger der Margarethe Schuhe ernannt.258 Im Jahr darauf war er bereits verstorben.259 Neben Minck erscheinen als entscheidende Ausschußmitglieder dieser Epoche Adam Tag, der die Stelle des verstorbenen Endres Junker einnahm,260 und der 1645 beigetretene Thomas Leonhard.261 Der aus Neuerkirch stammende Thomas Leonhard war Bruder des Stadtgerichtsschöffen Johannes Leonhard;262 1643 hatte er das Bürgermeisteramt übernommen,263 1642 und 1643 das Waldförsteramt.264 Die Bemerkung, er sei »seiner handtirung ein kramer zu Castelhaun«,265 trifft den Sachverhalt nur dürftig; tatsächlich befand er sich in einer äußerst privilegierten Position, war er doch Hauslieferant und Einkäufer des Kastellauner Amtmannes zu Koblenz und auf der Oster- und Herbstmesse zu Frankfurt.266 Diese gehobenen Tätigkeiten im Zivilleben förderten seine Eignung zum Kampf gegen die »Hexen«: Leonhard konnte als einziger der hier erscheinenden Aus280
Schußmitglieder Indizien und Beobachtungen nachweislich selbst aufschreiben und lesen.267 Der Amtmann wiederum honorierte die Dienste des Krämers durch seine Betrauung mit anspruchsvollen Sonderaufgaben, etwa der Überfuhrung eines Bettelmädchens, das mit anderen Kindern in den Verdacht der Zauberei geraten war, in ihren kurmainzischen Heimatort Oberheimbach. Leonhard erhielt dazu eigens ein »Memorial vor Thomaßen/ den außschuß«.268 Ahnlich war die soziale Position von Leonhards Kollegen Adam Tag. »Meister Adam Tag«, ebenfalls Bürger von Kastellaun, war der Sohn des »ersamen meisters Niklas Tag, bürger und Schneider alhie«, und Bruder des »alte[n] schulmeisters Hans Jakob Tag.269 Wie sein Vater, so übte auch Adam Tag die Schneiderei aus, daneben aber auch das Schuhmacherhandwerk.270 Zu seinen sozialen Tätigkeiten gehörte als Bruder- und Kirchenmeister um 1644/34 die Vermögensverwaltung für eine Bruderschaft: und für die Kirche von Alterkülz, wo Tag auch begütert war.271 Wirtschaftlich aktiv wurde er unter anderem durch einen Kauf im Wert von 260 Gulden, den er 1655 »mit« Thomas Leonhard abschloß.272 Leonhard und Tag waren nach dem Ausscheiden Mincks zweifellos die führenden Köpfe des Kastellauner Ausschusses; im Januar 1654 nahmen sie die von der Bürgerschaft und den Amtsuntertanen erneuerte Bevollmächtigung des Ausschusses entgegen.273 Weniger gewichtig waren jene beiden Männer, die ihnen 1653 im Ausschuß zur Seite traten, Jakob Bonsch aus Gödenroth274 und Peter Endres aus Schauren.275 Sie erscheinen eher wie Gäste, und ihr Gastspiel erklärt sich aus der Verfolgungssituation der Jahre 1653 bis 1655, denn beide waren von vorneherein in zwei Prozesse dieser Zeit persönlich involviert gewesen.276 Bonsch war immerhin noch am letzten förmlichen Verfahren im Amt Kastellaun beteiligt, 1656 gegen Elisabeth Klein aus Michelbach, aber für Peter Endres hatte das Gastspiel schon im Jahr zuvor mit der Freilassung der Maria Margarethe Göbel geendet.277 In sozialer Hinsicht gehörten beide zumindest in ihren Heimatdörfern zut führenden Schicht: Als Bonsch und seine Frau 1635 aufgrund einer verheerenden Seuche ihr Testament verfaßten, fand sich die Gödenrother Prominenz ein, der Schultheiß, sein Schwiegersohn, ein Gerichtsschöflfe.278 Im Kirchspiel nahm Bonsch nach dem Rother Gerichts- und Zensurschöffen Peter Hofmann die zweite Stelle ein, folgte er ihm doch beim Gang zum »nachtmahl« als »der zweyte«.279 Ahnlich die Stellung von Peter Endres: Als sponheimischer Leibeigener in Schauren gehörte er zur Heßweiler Pflege, wo er sich als einer der konfliktfreudigsten Männer gebärdete. So bezeichnete der Schultheiß dieses Leibeigenenverbandes, Johannes Theisen aus Löffelscheid, Endres und Marxen Conrad als »vornehmbst unter seinen Widersachern«.280 Offensichtlich qualifizierte solcher Aktivismus für die Tätigkeit im Ausschuß.
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2.3. Die Beltheimer und Strimmiger Ausschüsse Von den ersten Ausschüssen im Beltheimer Gericht kennen wir nur die Namen ihrer Mitglieder und ihrer Herkunftsorte.281 Immerhin lassen sich damit wenigstens einige familiäre Kontinuitäten bei der Ausschußmitgliedschaft erschließen. Festeren Boden erreichen wir mit dem Ausschuß, der sich zu Beginn der zweiten Welle 1629/30 konstituierte.282 Für sechs seiner acht Mitglieder bestätigt sich die bisherige Tendenz. Anthonius Botten aus Mörsdorf rangierte 1627 mit 350 Gulden steuerpflichtigen Besitzwertes zwischen dem mittleren und dem oberen Drittel in der Schatzungsliste boosischer Leibeigener.283 Seine Kollegen Hans Craus aus Buch und Thonges Schmitt aus Macken entsprachen dem mit 283 bzw. 362 Gulden.284 Schmitt übte neben seiner bäuerlichen Tätigkeit noch den Beruf des Schmiedes aus, der damals wohl wichtigsten handwerklichen Tätigkeit im ländlichen Raum,285 und Craus gehörte 1646 wie andere führende Gemeindemitglieder auch zu der Gruppe der »bedebeleger« der hürtischen Pflege;286 Jahre zuvor hatte er für seine Heimatgemeinde Buch eine Anleihe bei dem reichen Kastellauner Bürger und später angeklagten Hans Jakob Kiefer organisiert.287 Auch das Burgener Ausschußmitglied Franz Reck gehörte zur sozial führenden Schicht des Ortes, war sein Vater doch einst »Geschworener« gewesen, also Vertreter der Gemeinde gegenüber den Schöffen.288 Nach dem Tode seines Vaters hatte seine Mutter Quirinus Waldecker geheiratet, der bei der Steuerveranschlagung von 1623 in Burgen an erster Stelle lag.289 Zudem war Franz Reck in eine der größten Burgener Familien eingebettet; sie hatte zu Beginn des Jahrhunderts mit dem Schöffen Claus Reck sogar das Vogtamt besetzen können.290 Über das Ausschußmitglied Heinrich Grieß aus Lieg läßt sich aufgrund des Besitzes von mindestens zwei Pferden immerhin erschließen, daß er nicht zur dörflichen Unterschicht gehörte.291 Anders dagegen das Zilshausener Ausschußmitglied Thonges Melmes, der im »Schatzungsregister« der Hurt von Schöneck von 1634 mit 106 Gulden Besitzwert eher zum unteren Drittel tendierte.292 Aber indem er später das Amt des gemeinschaftlichen Boten im Beltheimer Gericht übernahm, kompensierte Melmes seinen offenkundigen Mangel an landwirtschaftlichem Besitz und erreichte eine bedeutsame Verbesserung seiner Position.293 Als Beltheimer Gerichtsbote war er an allen herrschaftlichen und gerichtlichen Maßnahmen in diesem Bereich beteiligt. Für einen seiner Vorgänger hatte dieses Amt die unmittelbare Vorstufe zum Eintritt in das Beltheimer Schöffengericht gebildet,294 und der frühere Gerichtsbote Peter Platten hinterließ seiner Witwe mit 430 Gulden Besitzwert das zweitgrößte Vermögen unter allen hürtischen Leibeigenen.295 Von dem gescheiterten Versuch der Beltheimer Gemeinden, im Jahre 1645 die Wiederaufnahme der 1631 unterbrochenen Verfolgung zu errei282
chen, ist nur das Protokoll jener Zusammenkunft von Deputierten und Gerichtsvögten überliefert.296 Unter den Deputierten dürften sich, wie 1652, auch die vorgesehenen Ausschußmitglieder befunden haben. Obgleich diese nicht als solche ausgewiesen sind, gibt der Vergleich mit den Namen der 1652 eingesetzten Hexenjäger doch eine gewisse Kontinuität zu erkennen.297 So waren Lorenz Hauprich und Johannes Paulus sicherlich schon 1645 für die Position vorgesehen, die sie dann 1652 tatsächlich zugesprochen erhielten. Ahnliches läßt sich fur den Zilshausener Deputierten Dietrich Höchster vermuten, gehörte doch schön 1595 ein Thonis Höchster zum ersten Ausschuß dieser Gemeinde.298 Anstelle von Höchster wurde zwar 1652 Hans Wendling von den Zilshausenern präsentiert, aber dessen Zuname »Georgen Hans« verweist ebenfalls auf ein Mitglied der Pioniere von 1595, auf Georgen Thonis aus Zilshausen.299 Unter den verbleibenden fünf Ausschußmitgliedern von 1652 rangierten Weinand Dillmann aus Mörsdorf und Theobald bzw. Ewald Noll aus Burgen300 in den Schatzungslisten zwischen dem unterem und dem mittleren Drittel.301 Immerhin konnte Dillmann die Fläche des von ihm bewirtschafteten Ackerlandes zwischen 1651 und 1654 von drei auf sechs Morgen steigern, den Ertragswert gar von 27 auf 132 Gulden. Aber im Vergleich zu den übrigen Veranschlagten handelte es sich nur um eine bescheidene Verbesserung. Eine derartige Vermögenslage mag indessen Teil einer nur vorübergehenden, durch anhaltende Kriegsereignisse bedingten Verarmung gewesen sein.302 Gleichwohl gilt für Dillmann wie Noll, daß sie trotz einer nur mäßigen wirtschaftlichen Situation über ein respektables Ansehen in ihren Gemeinden verfügten. So war Dillmann 1651 zusammen mit zwei Mörsdorfer GerichtsschöfFen persönlich an der Schatzungsaufnahme beteiligt gewesen.303 Johannes Werner von Uhler hatte bereits 1631 im Prozeß gegen die Elisabeth Schuhe die Gemeinde »als abgeordneter« im Zeugenverhör vertreten;304 und das Burgener Ausschußmitglied Ewald Noll gehörte damals schon zum Ausschuß, als Nachfolger von Franz Reck.305 Bei der erneuten Übernahme dieser Tätigkeit im Jahre 1652 war offensichtlich familiäre Protektion im Spiele. Zusammen mit Ewald Noll präsentierte sich bei jenem Deputiertentreffen Claus Noll aus Burgen, einer der reichsten Einwohner Burgens, wenn man den kurtrierischen Schatzungslisten folgt: Auf300 Gulden belief sich allein der Ertrag seiner Weinberge im Jahre 1651, auf über 1100 im Jahre 1654.306 Dürftig sind dagegen die Angaben zu Ewald Noll: 1651 wurde sein Haus nach Abzug der Schulden (»onere deducto«) mit 50 Gulden taxiert, sein Weinertrag mit dem gleichen Betrag und seine »Nahrung«, »quia debet«, mit nur 100 Gulden; 1654 kam er trotz 113 Gulden Veranschlagung für sein Haus, 215 Gulden für Weinwachstum und 140 Gulden für Lohnarbeiten nicht annähernd in die Nähe des Claus Noll.307 Angesichts dieser Unterschiede kann kein Zweifel daran bestehen, 283
daß Ewald Noll sein Ausschußamt in der Hauptsache der Protektion des reicheren Verwandten Claus Noll verdankte. In den Versammlungen von 1645 und von 1652 stand allen Ausschußkandidaten ein Teil der offiziellen Führungsschicht ihrer Dörfer zur Seite;308 nur das Verhältnis jener beiden Vertreter aus Burgen enthüllt deutliche Unterschiede. Von den vier Strimmiger Ausschußmitgliedern lassen sich drei zumindest in die soziale Nähe ihrer Deputierten rücken: Bartholomäus Petry nahm mit zwei Pferden, einer Kuh und seiner »Nahrung« von 212 Gulden innerhalb der übrigen Strimmiger auf der Steuerliste einen über dem Durchschnitt liegenden Platz ein; und die Nähe seines Kollegen Johann Frantzen, »acker[mann] und bürger zu Stremich«, zur dörflichen Führungsschicht erweist sich allein schon aus seiner Verwendung als »zeuge« bei einem »accord«, den der Schultheiß der zum Amt Kastellaun gehörigen Bieberer Pflege 1655 vor dem Kastellauner Amtmann mit dem sponheimischen und dem winneburgischen Vogt von Strimmig abschloß.309 Völlig untypisch ist freilich, daß das Ausschußmitglied Jakob Zacharias 1651 und 1654 als Schöffe belegt ist.310 Vermutlich wurde er mit Rücksicht auf die formale Unvereinbarkeit beider Amter für die Zeit seiner Ausschußtätigkeit von seinem Schöffeneid entbunden. Die hier untersuchten Ausschußmitglieder gehörten alle zur Mittel- und Oberschicht ihrer Gemeinden, aber mit einer Ausnahme nicht zu den Schöffen. Diese begnügten sich damit, wenn sie überhaupt in Erscheinung traten, die Verfolgungsbegehren ihrer Gemeinden so vor der Obrigkeit zu vertreten, wie man es von ihnen erwartete. Wie sich diese Merkmale gegenüber dem bedeutenden Anteil dörflicher Prominenz unter den Angeklagten verhalten, wird noch zu erörtern sein.311 Betrachten wir zuvor die freiwilligen und unfreiwilligen Helfer der Ausschüsse, die Zeugen der Anklage.
2.4. Die Zeugen Die Zeugenverhörprotokolle aus dem Winninger Prozeßmaterial decken die Zeitspanne zwischen 1631 und 1659 kontinuierlich ab. Obwohl sie nur für 14 der 24 Prozesse überliefert sind, offenbaren sie eine bemerkenswerte personale und soziale Konstanz. Insgesamt wurden in diesen 14 Fällen von 86 Zeugen 133 Aussagen abgegeben. 66 Zeugen beteiligten sich nur jeweils an einem einzigen Prozeß, die andere Hälfte der Beweislast entstammte den Aussagen der noch verbleibenden 20 Zeugen.312 Sieben von ihnen traten in je zwei Verfahren auf, sechs in je drei, vier in je vier, ein Zeuge in fünf und zwei Zeugen in je sechs Verfahren. Die mehrfache Beteiligung von fast einem Drittel der Zeugen an den 14 überprüfbaren Verfahren ist ein erster Hinweis auf eine feste Stammzeugengruppe unter der Winninger Bevölke284
rung. Tatsächlich waren in fast allen Prozessen Ausschußmitglieder und Personen aus ihrem engsten Familienkreis als Zeugen beteiligt. Hans Kröber trat selbst viermal als Zeuge auf, davon einmal - 1642 - zu der Zeit, als er noch im Auschuß tätig war. Als Gerichtsschöffe war Kröber bei der Zeugenvernehmung gegen Lucia Fluck anwesend, gab jedoch bei der Gelegenheit auch eine Zeugenaussage zu Protokoll, zusammen mit dem Schöffen Johannes Knaudt, obgleich auch dieser nur zur Beglaubigung teilnahm.313 Von Kröbers Familienmitgliedern erschienen seine Frau Anna, seine Brüder Ludwig und Thonges sowie des letzteren Ehefrau zusammen sieben Mal als Zeugen in insgesamt fünf Verfahren. Peter Horchemer, das andere SeniorAusschußmitglied, trat zwar nur einmal in den 14 überprüfbaren Verfahren als Zeuge auf, aber sein Schwager Michael Lievenstein bei immerhin drei Prozessen, das erste Mal noch vor seiner Mitgliedschaft im Ausschuß. Johannes Almersbach wiederum nahm auch nach seinem Ausscheiden (1641/ 42) noch lebhaften Anteil am Fortgang der Verfolgung: Als Zeuge war er allein 1642 und 1643 an drei Verfahren beteiligt. Von den übrigen Familienmitgliedern der Ausschußmänner traten schließlich noch Peter Horchemers Frau einmal, sein Bruder Hans Horchemer und Hans Sopps Frau je zweimal als Zeugen auf. Der Zusammenhalt der Ausschußmitglieder zeigte sich auch in dem Injurienverfahren, daß der »ehrnhafte« Hexenjäger Hans Sopp 1656 gegen Hans Jakob Bormer führen mußte, inmitten der Vorbereitungen für den peinlichen Prozeß gegen diesen. Als Zeugen bot er dabei seinen Ausschußkollegen Peter Horchemer auf, die früheren Mitglieder und jetzige Schöffen Hans Kröber und Hans Reinhard Müden sowie den Ausschußhelfer Matthias Karbach.314 Personen, die wie Karbach den Ausschuß mit organisatorischen Hilfestellungen unterstützten, gehörten ebenfalls zu der Stammzeugengruppe. Der Winninger Vogteifron Simon Miesemer war zwar kraft seines Amtes zum Wachdienst verpflichtet; aber die Tatsache, daß er zwischen 1640 und 1659 in sechs von 14 Prozessen als Zeuge auftrat, zeichnet ihn eindeutig als einen der Sympathisanten des Ausschusses aus. Da er zudem bei allen peinlichen Verhören von Amtswegen anwesend war, bildete er auch eine der wichtigsten dörflichen Informationsquellen über das Prozeßgeschehen. Der oben erwähnte Matthias Karbach war an vier der 14 überlieferten Zeugenverhöre beteiligt. Während der Prozesse von 1640 und 1642 begegnet er nicht nur als Zeuge, sondern auch als Helfer des Ausschusses, für den er einmal zusammen mit Hans Kröber Akten nach Kastellaun brachte; und zur Durchführung einer Hinrichtung beschaffte er dem Scharfrichter »sachen« in Koblenz.315 Ebenso war auch Michael Lievenstein zunächst dem Ausschuß als Helfer verbunden gewesen, bevor er vereidigtes Mitglied wurde. Im Jahre 1642 war er Zeuge gegen Margarethe Kröber und Wächter bei den Verbrennungshütten, eine symptomatische Verbindung,316 die nicht nur für ihn galt. 285
Seine Mitbewacher Thomas Geyer und Carl Anton Maß erschienen je dreimal als Zeugen in den 14 Prozessen; daneben erledigten auch sie Aufgaben, die bei der Organisation der Verfolgung anfielen. So begleitete Thomas Geyer im Jahre 1640 mehrmals die Ausschußmitglieder auf ihren verschiedenen Wegen nach Kastellaun und Koblenz.317 Und Carl Anton Maß brachte 1642 jene Supplikation nach Kastellaun, die der Obrigkeit das Verlangen der Gemeinde Winningen nach Fortsetzung der Verfolgung mitteilte.318 Begleitet wurde er damals vermutlich von jenem Hans Knebel, der in vier der 14 Verfahren als Zeuge aufgetreten ist. Darüberhinaus stellte Knebel sich dem Ausschuß später bei der Bewachung des inhaftierten GerichtsschöfFen Peter Mölich zur Verfugung, zusammen mit den erwähnten Simon Miesemer und Matthias Karbach.319 Knebels Nähe zum Ausschuß wird schließlich noch an seinem Verhalten im Streit der Hexenjäger mit Dietrich Siegbert erkennbar.320 Im Amt Kastellaun und im Beltheimer Gericht hat sich eine solche Stammträgergruppe, bedingt durch die Verteilung der Prozesse auf mehrere Orte und die langen Unterbrechnungen, nicht entwickelt. Aber im Verlauf der dichteren Prozeßperioden der Jahre 1629/31, 1643/48 und 1652/56 entstanden in den mehrfach betroffenen Ortschaften Roth, Kastellaun, Burgen, Macken und Lieg ebenfalls Ansätze dazu. Die Mitglieder der Kastellauner Ausschüsse waren daran zunächst nicht beteiligt. Dies wird verständlich, wenn man sich den Ort und die Zeugen der ersten drei Verfahren im Amt ansieht. Sie richteten sich alle gegen Einwohner aus Roth. Und in allen drei Verfahren stammte das Gros der Belastungszeugen aus zwei Familien dieses Dorfes, den Meisters und den Wehrs.321 Die Gemeinde selbst war im damaligen Ausschuß nicht vertreten; aber durch das geschlossene Ressentiment und Handeln jener beiden Familien stand hinreichend Belastungsmaterial zur Verfugung. Im Fortgang der Verfolgung ab 1643 traten dagegen wiederum Mitglieder des Ausschusses und ihrer Familien als Belastungszeugen auf. So brachte Endres Junker gleich zu Beginn auch aus eigener Erfahrung Belastendes gegen Friedrich Kayser aus Roth vor; sogar Junkers Frau beteiligte sich damals an den Nachforschungen in dieser Gemeinde.322 Das Krasteler Ausschußmitglied Heintzen Hammen gab sich gegen gleich drei Verdächtige als Belastungszeuge an, sein Kollege Adam Tag und dessen Frau je einmal, darunter gegen Hans Jakob Kiefer.323 Tag schöpfte dabei schon aus dem Wissen, das er als Wächter in den vorausgegangenen Prozessen erworben hatte und gab dem Amtmann an, der hingerichtete Friedrich Kayser habe ihm berichtet, Kiefer sei ein »offizier« des Teufels gewesen.324 Neben Tag trat sein Bruder Hans Jakob zweimal als Zeuge auf.325 Inmitten der entscheidenden Phase im Prozeß gegen die Schuhmacherfrau Margarethe Schuhe gelang es ihm, noch einen weiteren Belastungszeugen zu finden.326 286
Ähnliches gilt fur die Beltheimer Ausschüsse. Deren Mitglied Thonges Schmitt aus Macken trat zwar nicht selbst als Zeuge auf, dafür aber seine Frau Anna innerhalb von zwei Tagen in gleich zwei Vernehmungen, beide Male in Verfahren, die ihr Mann gegen zwei Frauen aus ihrer eigenen Gemeinde angestrengt hatte.327 Das Burgener Ausschußmitglied Franz Reck trat 1630/31 in beiden von ihm eingeleiteten Verfahren ebenfalls selbst als Zeuge auf, jeweils zusammen mit seiner Mutter Lucia Waldecker;328 seine Frau Clara Reck und die seines Kollegen Johannes Lang, Ursula Lang, beteiligten sich je einmal hierbei.329 Neben der Familie Reck erscheint schon damals die Familie Noll mit gleich mehreren Zeugen als prozeßtragende Gruppe gegen die ehemalige Bürgermeisterfrau Agnes Calmus.330 Das familiäre Engagement der Nolls steigerte sich im darauffolgenden Jahr mit der Übernahme des Ausschußamtes durch Ewald Noll. Gegenüber solch massiver Präsenz waren die Zeugenauftritte der Ausschußmitglieder Thomas Leonhard, Jakob Bonsch, Peters Endres,331 Johann Frantzen und Johannes Paulus eher Gelegenheitsakte.332 Methode läßt wiederum die Anfuhrung des Uhlener Ausschußmitgliedes Johannes Werner im Jahre 1654 erkennen. Werner hatte ja bereits 1631 als »abgeordtneter« seiner Gemeinde gegen Elisabeth Schuhe ausgesagt;333 als sich nun eine von ihm gegen Thonges Roß beschaffte Information nicht sofort aus erster Hand bezeugen ließ, sollte er selbst deren Richtigkeit verbürgen.334 Ebenso folgerichtig war der Rückgriff des letzten Beltheimer Ausschusses auf ein früheres Mitglied, den jetzigen Gerichtsboten Thonges Melmes aus Zilshausen. Melmes wurde gegen Lucia Pleß bemüht, die Tochter seines damaligen Kollegen Heinrich Grieß, um zu bezeugen, daß deren Mutter ebenfalls »vor eine solche persohn gehalten worden« sei.335 Gerade die Beltheimer Prozesse zeigen bei zeitlichen und lokalen Konzentrationen von Prozessen eine auffallende Parallelität zu der in Winningen beobachtbaren sozialen Verdichtung. In ihrem Zentrum standen die Mitglieder der Ausschüsse. Indessen bewirkten die Aktivitäten der Beltheimer Ausschüsse nicht, daß sich ihnen eine feste Gruppe von Helfern anschloß, was vermutlich auch mit ihrer größeren Mitgliederzahl zusammenhing. 336 Die Kastellauner Verfolgung war dagegen nachhaltig geprägt vom Wirken solcher Hilfskräfte. So gab es unter den Mitgliedern des Ausschusses gleich drei Personen, die sich zum Teil schon lange zuvor entsprechend verdient gemacht hatten: Adam Tag, Jakob Bonsch und Peter Endres. Als das Ausschußmitglied Endres Junker im Frühjahr 1644 durch Tod oder eine Erkrankung ausfiel, war mit Tag sogleich ein Nachfolger zur Stelle, der vorerst nur provisorisch ohne Eid als »bürger alhie« am furchtbaren »tormentum vigiliarum« aller drei damals angeklagten Personen teilnahm.337 Im Gegensatz dazu knüpften Bonsch und Endres ihre Verbindungen zum Ausschuß schon Jahre zuvor durch gelegentliche Mitarbeit bei der Samm287
lung von Belastungsmaterial. Endres fügte seinem kämpferischen Auftreten im Streit der Heßweiler Pflegleute dadurch noch einen Akzent bei: 1644 ließ er an einem Tag gleich drei Indizien gegen die Maria Colimes aus Panzweiler, eine Angehörige seiner Pflege, und gegen Maria Jeckels aus Heßweiler eintragen;338 Bonsch brachte damals ein Indiz gegen Catharina Frantzen ein.339 Anfang 1653 notierte sich Leonhard erneut, was ihm »der Jakub Bonschß von Goedtrott am nechst Monthag erzeldt« hatte.340 Bonschs Aussage richtete sich gegen den Gerichts- und Zensurschöffen Peter Hofmann aus Roth; sie unterstellte, daß dieser bei der Neujahrskommunion die Hostie wieder aus dem Mund genommen habe, was Bonsch genau gesehen haben wollte, da er, wie bereits erwähnt, als »der zweyte« jenem zum Altar gefolgt war. Das Indiz für Hostienfrevel war zu diesem Zeitpunkt so wichtig, daß Bonsch im Laufe der nächsten Monate nicht nur beim offiziellen Zeugenverhör angehört, sondern auch in den Ausschuß aufgenommen wurde.341 Schon im April 1653 nahm er an der Bewachung des soeben nach Kastellaun verlegten Hans Wilhelm Mölich teil.342 Peter Endres schließlich war ein Schwager jener Dienstmagd, welche sich als Kronzeugin gegen Maria Margarethe Göbel gebrauchen ließ; erst als diese verstorben war und ihre Aussagen in Zweifel gezogen wurden, trat er an ihre Stelle.343 Geradezu vollendet präsentiert sich die Kombination von freier Mitarbeit und persönlicher Agitation im Falle des Thonges Wehr von Roth. Er gehörte zu der erwähnten Familie Wehr, eine der Träger der ersten Prozesse im Amt. Wehr hatte damals, im jugendlichen Alter von 22 Jahren, zusammen mit seiner Mutter Catharina gegen die Maria Kröppen als Zeuge ausgesagt.344 Gleich nach Wiederaufnahme der Verfolgung im Jahre 1643 lieferte er den neuen Ausschußmitgliedern Heintzen und Minck belastendes Material gegen Ottilia Heintzen aus Völkenroth und Friedrich Kayser aus Roth.345 Zudem wurde im Verfahren gegen Kayser noch Wehrs Frau Gertraud nachträglich vorgeladen.346 1644 beteiligte sich Wehr massiv an der oben beschriebenen Diffamierung der Gertraud Schäfer und half dadurch mit, das Belastungsmaterial entstehen zu lassen, welches ihr 1647 Haft und Tod im »tormentum vigiliarum« bringen sollte.347 1653 schließlich traten er und seine Frau noch als Zeugen gegen den erwähnten Peter Hofmann aus Roth auf.348 In all diesen Jahren füngierte er gleichzeitig als organisatorischer Helfer des Ausschusses; sowohl in den drei Verfahren von 1644 als auch in jenem gegen Gertraud Schäfer wurde er vom Amtmann zur »extraordinari wacht verordnet« und damit zur Teilnahme am »tormentum vigiliarum« autorisiert.349 Dabei suggerierte er dem geständigen Friedrich Kayser den Namen des später erfolglos angeklagten Hofmannes von Roth.350 Die Catharina Frantzen befragte er während dieser Tortur nach ihren Schulden, trieb sie dann auch selbst bei den Gläubigern ein. Wehrs Verbindung zum Ausschuß war so eng, daß sie den Sohn des flüchtigen Hans Jakob Kiefer, 288
Mattheis Otto, zu der ironischen Bemerkung veranlaßte, daß auch er ein Mitglied des Ausschusses sei.351 Wehr wies die Behauptung jedoch brüskiert zurück, weil er zur gleichen Zeit noch Schöffe an einen anderem Untergericht im Amt war, am Heyweiler Gericht.352 Nicht als fester Helfer des Ausschusses, sondern nur als Agitator und eifriger Zeuge begegnet uns im Beltheimer Gericht Michels Thönis aus Lieg. 353 Obwohl er bereits vom kurtrierischen Amtmann von Baldeneck wegen einer Schmähung der Agnes Thieß aus Lieg gestraft worden war, hatte er, wie die Klageschrift des Ausschusses ausdrücklich hervorhebt, »nit nachlaßen können, sie... dermalen solches bösen nahmens« weiter zu bezichtigen und zu schmähen, »sie sey ein hexen und gewißlich zauberschen, und muße doch verbrant sein«.354 Den Anlaß für die erneute Schmähung gab der Versuch des Mannes der Agnes Thieß, sich bei dem Ausschußmitglied Grieß Korn zu leihen. Dieser hatte es Thieß abgeschlagen, und als ihm darauf »ein füllen urplötzlich kranck« wurde, fühlte sich Michels Thönis zum Handeln berufen. Obwohl nicht selbst betroffen, hatte er »hieruff«, wie Grieß ausführlich beschrieb, »ohne vorwißen oder zuthun meiner[!] sie/ beclagtin/ öffentlich in gehör beschrien und in faciem gescholten, sagent/ du öffentliche hexen und zauberschen, dieweil du die zwei simer körn nit bekomen hast, also hastu deßwegen daß füllen verzaubert«.355
Ahnlich militant waren die Ausfälle Michels Thönis gegen den Angeklagten Thonges Roß aus Lieg: »Du must verbrent werden zue eschen wie ein hundt«.356 Mit solchen Ausbrüchen traf Michels freilich nicht immer auf Zustimmung, wie ein Zeuge berichtete, der Ahnliches beim abendlichen »glach« im Hause des Schultheißen von Lütz erlebt hatte: »Hab er im beth erhöret, daß Roßen Dongeß und Michels Dongeß aneinander zu streit gewesen, Michelß Dongeß den andern ein dieb, Schelmen und Zauberer gescholten, Rosen Dongeß ihnen hingegen wie ein dieb und Schelmen liegen heissen/ morgens haben etliche Michelß Dongeßen/ abwesent Rosen Dongesen furgehalten/ daß er denselben ein Zauberer gescholten, hat derselbe geantwortet/ wan Rosen Dongeß jetzo zugegen were/ wolte [er] es ihme nochmalß thun«.357
Diese und andere Personen schufen durch öffentliches Schmähen Beweislast.358 Ihre Motive mochten aus individuellen Ressentiments stammen, aber erst das Wissen um bevorstehende Ermittlungen der Ausschüsse und Prozesse verschaffte ihnen die Gelegenheit, solche Abneigungen in mörderische Indizien zu formen. Streit mit den späteren Angeklagten, oft jahrelang zurückliegend, aber nie vergessen, läßt sich für einen Großteil der Zeugen nachweisen.359 Ihre Ressentiments bildeten eine der wichtigsten Quellen der Ausschußinquisition. Da Streit zugleich ein bevorzugtes Merkmal sozialer Nähe und kontaktintensiver Beziehungen ist, kann nicht verwundern, wenn sich für gut die Hälfte aller Winninger Zeugen Verwandtschafts-, Patenschafts- und Nach289
barschaftsverhältnisse zu den Angeklagten nachweisen lassen. Seltener sind dagegen Dienstverhältnisse. Aber nicht jeder, der mit den Angeklagten verwandt oder bekannt war, schöpfte aus solcher Nähe Ressentiments und den Wunsch nach Vergeltung. Auch völlig unbeteiligte Personen wie jener im Bett liegende Ohrenzeuge waren darunter. Als Zeugen berichten diese stets nur, was sie bei anderen gesehen oder gehört hatten, ohne damit die Angeklagten willentlich belasten zu wollen. Da sie sich weder durch die Angeklagten geschädigt fühlten noch mit ihnen in Streit verwickelt waren, beruhten ihre Aussagen entweder auf Unsicherheit oder auf dem Druck der Ausschüsse. Derartige Zeugen entlarven sich in der unbeteiligten Ereignisschilderung, in der Neigung, die Angeklagten zu entlasten oder in der Verneinung jeglicher Kenntnis bestimmter Indizien: »ad articulum... nihil novit«. In anderen Fällen bestätigten die Zeugen zwar die in der Klageschrift behaupteten Fakten, widersprachen aber ihrer Interpretation. So bezeugte die Frau des Winninger Vogteifrons Miesemer zwar die Aggressivität, welche die Kinder der Catharina Knebel wegen der allgemeinen Stimmung gegen ihre Mutter hegten, kritisierte aber zugleich den mangelndem Respekt der Familie: »Sie [sc. die Tochter] solte ihre mutter nicht also... verkleynern«.360 Und Catharina Knebels Sohn Hans gab Jahre später als Zeuge gegen Friedrich Mölich zu dem im ersten Anklagepunkt behaupteten »geschrey« das genaue Gegenteil an: Er habe über Mölich nie etwas Böses gehört. 361 Eine frühere Magd der Maria Margarethe Göbel sagte aus, als sie über das angebliche »getrappel« im Haus ihrer Herrin befragt wurde, daß sie es zwar auch bemerkt, dahinter aber Katzen vermutet habe.362 Noch stärker zog der Zeuge Hans Radermacher die magische Interpretation bestimmter Vorfälle in Zweifel. Radermacher, unmittelbarer Nachbar der Margarethe Kröber, blieb auch als Zeuge dabei, daß er nicht anders als lachen konnte, als deren Sohn einst um die Mittagszeit aufgeregt an die Tür klopfte und erzählte, in ihrer Küche sei eine schwarze Katze, »so groß wie ein esel«. Durch das Lachen (»ho ho«) ernüchtert, hatte sich das Kind korrigiert: »Dan were sie [sc. die Katze] doch so groß wie ein geiß«.363 Sein Lachen gab auch der Cousin der Agnes Heimers zu Protokoll, als er über eine kürzliche Begegnung mit ihr berichtete: Damals hatte sie sich von ihm mit den düsteren Worten verabschiedet, »wan ich verbrandt werde/ dan siehes due mich nicht mehr.../ testis hingegen aber replicirt und dies beantwort cum exclamatione/ ho ho/ waaß Agneß/ waß seint daß vor redden...«.364
Wie in vielen anderen Fällen, so hatte auch dieser Zeuge sich nicht selbst dem Ausschuß angeboten; vielmehr war der Wortwechsel von einer Ohrenzeugin mitgehört worden und über diese an den Ausschuß gelangt, worauf 290
man jenen zum Verhör vorladen ließ.365 Bisweilen wurden Personen auch durch eigene Naivität zu Belastungszeugen. So hatte Maria Margarethe Göbels Magd Anna ihrem Schwager Peter Endres von einigen merkwürdigen Begebenheiten im Hause ihrer Herrin berichtet, ohne damit zu beabsichtigen, daß er dies sogleich zur Ausarbeitung einer Hexereianklage weitergeben würde. Nachdem es dann aber so gekommen war, beteuerte sie ausdrücklich, wie sehr es ihr »leydt« tue, daß ihr Schwager Endres die Sache ins Rollen gebracht habe.366 Völlig »perplex« war auch die Elisabeth Veitzen, als ihr von der Margarethe Schuhe wütend vorgeworfen wurde, sie habe sie bei dem Ausschußmitglied Adam Tag angegeben. Denn ihrem eigenen Verständnis nach hatte sie Tag nur bestätigt, daß die Schuhmacherin im Geschrei sei, was fur den Ausschuß allerdings keinen Unterschied machte.367 Zu den unfreiwilligen Zeugen gehörten potentiell alle Gerichtsschöffen. Mit Ausnahme jener, die zu den Parteigängern der Ausschüsse zählten, beteiligten sie sich fast nie aus eigenem Antrieb an den Prozessen. Vielmehr scheint es, als ob sie von den Ausschüssen bevorzugt dazu aufgeführt wurden, um mit dem Gewicht ihres Amtes die allgemeine Kenntnis der »mala fama« und der Gerüchte um die Angeklagten zu bezeugen. Die Unfreiwilligkeit solcher Aussagen ist schon an ihrer auffallenden Kürze zu erkennen; Aktivisten und wirklich Betroffene fugten gerne noch etwas »extra articulum« dazu.368 Als der Gerichtsschöffe Niklas Hartmann beim Zeugenverhör gegen seinen Schöffenkollegen Peter Hofmann den schlechten Ruf der Eltern bestätigen mußte, entfiel ihm dabei, was andere in dieser Situation mehr für sich gedacht haben mochten: »Es sey ihm leidt/ daß er es außgeben muß«.369 Und wie der oben erwähnte Hans Knebel fügte er sogleich noch hinzu, »er [sc.selbst] habe zwar [sc. weder] von inquisito noch deßen eitern nicht[s] boßes gesehen/ welches das laster außtruckhet«. Selbst diejenigen, die von Krankheit oder Unglück betroffen waren, fühlten sich deshalb nicht stets auch berechtigt, dafür bestimmte Personen anzuklagen. Es waren die Ausschußmitglieder und ihre Helfer, welche nach solchen Vorfällen Ausschau hielten und Verbindungen zu bestimmten Angeklagten herstellten. Die von ihnen angegebenen Zeugen gaben ihre Vorbehalte bisweilen ausdrücklich zu Protokoll. So räumte die Gertraud Radermacher durchaus ein, daß sie sich hinsichtlich der Schuld der angeklagten Margarethe Moden auch irren könne: »Pfals sie ihro hiemit unrecht thue/ so wolle Gott der Almechtig ihro solches verzeihen«.370 Und der später hingerichtete Winninger Gerichtsschöffe Peter Mölich ließ zwar gelten, daß ihm seine Kuh durch Zauberwerk getötet worden sei, weigerte sich aber, damit die Angeklagte Catharina Knebel zu belasten: »Aber er keinen menschen deswegen bezichtigen kan/ wer ihme solchen schaden zugefügt« habe.371 Der Druck und die Verunsicherung, die von der Ausschußtätigkeit und ihren agitatorischen Begleiterscheinungen ausgingen, lastete besonders schwer 291
auf den Hinterbliebenen von bereits Hingerichteten. In einigen Fällen führte dieser Druck zu befremdlich anmutenden, aber doch verständlichen Versuchen des Selbstschutzes, indem die Betroffenen sich auffallend oft den Ausschüssen zur Verfügung stellten. Am deutlichsten erscheint dies an der Person jenes Hans Knebel, der sich im letzten Winninger Prozeß 1659 zwar als Fürsprecher des Angeklagten Friedrich Mölich entpuppte, bis dahin aber dreimal als Zeuge und als Helfer des Ausschusses an den Prozessen teilgenommen hatte: Er war der Sohn der 1640 hingerichteten Catharina Knebel, Bruder der 1642 hingerichteten Schöffenfrau Margarethe Schiffer und der Schwiegersohn der 1643 hingerichteten Margarethe Moden. Und neben ihm traten deren Tochter bzw. Knebels Frau Appollonia wie auch der Ehemann seiner Schwester Margarethe, der Schöffe Bartz Schiffer, mindestens zweimal als Zeugen auf, desgleichen die Tochter der hingerichteten Christina Heyden, Gertraud Radermacher.372 Und wie Knebel, so unterstützte auch sein Schwager Bartz den Ausschuß im Streit mit Dietrich Siegbert.373 Andere Familienangehörige von Hingerichteten traten ebenso häufig oder noch häufiger auf: Der Mann der 1648 hingerichteten Katharina Horchemer war zwischen 1642 und 1659 viermal Zeuge, Henrich Horchemer, Bruder der erwähnten Margarethe Moden, sogar sechsmal, seine Frau Eulalia immerhin noch dreimal. Im Beltheimer Gericht erscheint die gleiche Tendenz, sobald sich die Verfolgung lokal verdichtete. So trat Jakob Vieren aus Macken, Sohn des 1631 hingerichteten Michael Vieren und Ehemann der 1656 erfolglos angeklagten Christina Vieren, 1652 und 1653 als Zeuge auf,374 und der Ehemann der hingerichteten Catharina Dietzen aus Burgen ebenfalls zweimal.375 Die Denunziation durch Mitglieder der eigenen Familie läßt die Rolle der Zeugen besonders zwielichtig erscheinen; aber die Motive solchen Eifers resultierten eben auch aus der Angst vor einem Schicksal, wie es die drei zwischen 1630 und 1653 hingerichteten Gebrüder Mölich erlitten. Dies galt besonders für den erwähnten Bruder der 1643 hingerichteten Margarethe Moden, den Hofmann Henrich Horchemer. 1646 mußte er sich auf dem jährlichen Gerichtstag der Vogtei Winningen gegen den Ausschußhelfer Thomas Geyer wehren, weil dieser ihn mit den Worten angegriffen hatte, er gehöre wie seine Schwester auf der »Heide« verbrannt. 376 Der so Bezichtigte entging diesem Schicksal, wozu seine eifrige Zeugentätigkeit und die seiner Frau Eulalia - beiden traten zusammen in neun Prozessen als Zeugen auf - nicht wenig beigetragen haben dürfte. Hans Philipp Mölich schließlich, der Sohn des 1653 hingerichteten Hans Wilhelm Mölich, schien aus dem fürchtbaren und aussichtslosen Kampf um seinen Vater nur gelernt zu haben, daß es für die eigene Sicherheit besser sein würde, sich ebenfalls an der Verfolgung zu beteiligen. Seine Zeugenaussage gegen Friedrich Mölich steht in völligem Widerspruch zu dem, was er selbst und 292
sein Vater damals zur Widerlegung von Besagungen unternommen und vorgebracht hatten. 377 Familienmitglieder von Angeklagten konnten vom Ausschuß auch zu Aussagen getrieben werden, wenn Hinweise auf Belastungsfáhigkeit vorlagen. So bestätigten die von Catharina Knebels Schwiegertochter und dem Neffen ihres verstorbenen Mannes abgegebenen Aussagen lediglich die ständig zunehmenden Gerüchte um die beklagte Frau, ihre eigene Passivität in dieser Situation und die daraus entstehenden Spannungen innerhalb der Familie. Während für die Ankläger damit der schlechte Ruf der Witwe Knebel und ihr Schuldbewußtsein bewiesen wurde, spiegeln sie doch nichts weiter als die an Hysterie grenzenden Angstzustände einer Familie, die es kaum ertrug, daß ihr Oberhaupt Zielscheibe öffentlicher Agitation wurde, ohne sich zu verteidigen. »Mit weinenden äugen«, vermerkte das Vernehmungsprotokoll, bezeugte die Schwiegertochter den Verlauf dieses Dramas.378 »Mit weinenden äugen« gab auch Eulalia Horchemer ihre Aussage im Verfahren gegen die Frau ihres Bruders zu Protokoll, worin sie die gleichen tragischen Sachverhalte wie im vorhergehenden Fall schilderte.379 Erzwungen waren auch die Zeugenaussagen, die im Verfahren gegen Christina Heyden von ihrem Ehemann Johannes und ihrer Tochter Gertraud Radermacher abgeben wurden.380 Sie beruhten auf weiteren Ermittlungen des Ausschusses, nachdem die Verhaftete in den vorangegangenen Verhören trotz Folter zu keinem Geständnis bereit war. In der berechtigten Angst, sie könnte im Falle einer weiteren ergebnislosen Tortur freigelassen werden, hatte der Ausschuß daher schnell auf die Familienmitglieder zurückgegriffen. Während die Tocher eine reine Bagetellinformation lieferte, berichtete der Ehemann Begebenheiten, die ihm vorher nie erwähnenswert erschienen waren, nun aber, wo seine Frau wegen Hexerei im Gefängnis saß, bei ihm »einen starcken argwöhn« geweckt hätten.381 Wenn Ängste und Mißtrauen sich der Ehemänner bemächtigten, trat eine spürbare Entfremdung zu ihren Ehefrauen ein.382 Nur so erklärt sich auch jener Auftritt des Zacharias Kröber beim Verhör seiner Frau, als er ihrer Bitte um Hilfe mit der Anklage begegnete, sie sei eine Hexe und solle gestehen.383 Solche Entfremdung ist gleichwohl für die Ehegatten von Angeklagten kein Anlaß gewesen, selbst als Zeuge bei den Prozessen teilzunehmen.384 Ehelicher Zwist als Ursprung von Hexereiverdächtigungen läßt sich nur selten nachweisen.385 Die Analyse der Zeugenaussagen ergibt somit ein breites Spektrum von Motiven: neben direkt anklagenden Zeugen und Aktivisten erschienen Personen, welche Distanzierungs- und Sicherungsstrategien verfolgten, während andere buchstäblich vorgeführt wurden, weil sie über besondere Kenntnisse verfügten. Auch wenn wir die große Gruppe der Zeugen nicht in dem Ausmaß wie für die Angeklagten und Ausschußmitglieder identifizieren können, so belegen doch die vorhandenen Angaben eine ebenso breite 293
soziale Streuung. Mägde, Knechte und Dienstjungen treten im Verhältnis zur Gesamtzahl relativ selten auf, ebenso herrschaftliche Diener und lokaler Adel. Unter den von Schaden und Unglück Betroffenen begegnen wohlhabende ebenso wie ärmere Bauern, häufig aber Hirten, weil sie für den Verlust ihnen anvertrauter Tiere aus beruflichen Gründen besonders empfänglich waren. Grundsätzlich galt dies aber für alle Mitglieder der bäuerlichen Gemeinschaft; jeden traf der Verlust eines Pferdes oder Ochsens, einer Kuh oder eines Schafs aus seiner Sicht gleich hart. Entscheidend für ihr Auftreten als anklagende Zeugen war allein, ob sie aufgrund ihrer sozialen Beziehungen und Erfahrungen jemanden wußten, der ihnen dies angetan haben könnte. Noch entscheidender war, daß sie überhaupt Gelegenheit hatten, verdächtige Personen innerhalb des Dorfes anzuzeigen. Die Tätigkeit der Ausschüsse beinhaltete somit eine organisierte Verdichtung von »Haß und Neid« gegen bestimmte Personen. Fragen wir daher abschließend nach der sozialen Logik dieser Tendenz und nach den sozialen Ursprüngen der vielfältigen Ressentiments.
3. Soziale und wirtschaftliche Konflikte 3.1. Sozialer Fraktionismus Die Bedeutung der Hexenausschüsse und die soziale Herkunft der Angeklagten sind erste Wegweiser im Dickicht dörflicher Prozeßhintergründe. Der große Anteil von Angeklagten aus der führenden Schicht und ihre nur relativ geringe Distanz zu den Ausschußmitgliedern zwingt zu der Schlußfolgerung, daß beide Seiten in soziale Auseinandersetzungen verstrickt waren, die in den Prozessen ihren tödlichen Höhepunkt fanden. Tatsächlich läßt sich ein großer Teil der Kontrahenten auch außerhalb der Prozesse als das bestimmen, was sie in den Verfahren de jure waren - »partheyen« oder Fraktionen.386 Von den Winninger und Kastellauner Ausschußfamilien, den Horchemers, Sopps, Mincks, Leonhards und Tags hat es keine familiären Beziehungen zu den Familien der Angeklagten gegeben. Nur der Fall des Ausschußmitgliedes Peter Siegbert, Bruder des Winninger Gerichtsschöffen und späteren Widerständlers Dietrich Siegbert, weicht davon ab. Die wenigen Berührungspunkte, die sich für die Kröbers in Winningen feststellen lassen, bestätigen den familiären Antagonismus auf bedrückende Weise. Die Familie des Winninger Ausschußmitgliedes und späteren Gerichtsschöffen Hans Kröber und seines rührigen Bruders Thonges (fünffacher Zeuge) war eine von ingesamt drei Kröberlinien.387 Von diesen drei Linien blieb eine von den Verfolgungen völlig unberührt, da sie noch in den 294
dreißiger Jahren ausstarb. Diejenige des Gerichtsschöffen Peter Kröber verfugte über Schöffenpositionen und einflußreiche familiäre Verbindungen. Die dritte Linie, nämlich die von Hans und Thonges Kröber, ging dabei zunächst leer aus, was um so ärgerlicher gewesen sein muß, als sie doch mit ihrem 1610 verstorbenen Vater Johannes Kröber bereits das Winninger Vogtamt besetzen konnte. Die ihm nachfolgenden Kröbers waren bei der gemeindlichen Amterverteilung eindeutig benachteiligt worden. Dagegen konnte die Familie des Peter Kröber mit ihm und seinem Sohn Zacharias nicht nur zwei Schöffenämter verbuchen,388 sondern durch Heirat auch Verbindungen zu anderen einflußreichen Familien schaffen: Zacharias Kröber heiratete mit Margarethe Kröber die Tochter des Winninger Gerichtsschöffen Matthias Knebel, die ein größeres Vermögen in die Familie brachte als er selbst zum Zeitpunkt der Heirat besaß.389 Und Peter Kröbers Tochter Gertraud heiratete mit dem Hofmann Hans Wilhelm Mölich einen der reichsten Winninger Bürger. Dessen Bruder, der Gerichtsschöffe Peter Mölich, war mit einer Schwester des Schöffen Dietrich Siegberts verheiratet, und 1658 stellte Hans Wilhelm Mölichs Sohn Peter durch die Heirat mit Dietrich Siegberts Tochter Gertraud eine weitere Verbindung zwischen den Familien her.390 Wie abgrundtief der aus diesen sozialen Erfolgen resultierende Haß der Ausschußlinie Kröber gewesen sein muß, läßt sich am Ergebnis ihrer Tätigkeit ablesen: Zwischen 1642 und 1653 verloren alle Kinder des 1641 »in exilio« verstorbenen Seniorschöffen Peter Kröber ihre Ehepartner - 1642 Margarethe Kröber, 1648 Agnes Kröber, 1651 Dorothea Kröber, 1653 Hans Wilhelm Mölich. Zu den Opfern des Ausschusses gehörten aber noch zwei weitere Mitglieder einer mütterlichen Nebenlinie: Der 1648 hingerichtete Gerichtsschöffe Thonges Gergen war »mit Hans Kroeber/ dem einen außschuß/ geschwester kindt«, also Sohn einer Schwester von Kröbers Vater, ebenso wie die schon 1643 hingerichtete Witwe Emmerenzia Laux als Schwester von Gergen eine Tochter jener Tante war.391 Während sich dieses Drama vollzog, avancierte das Ausschußmitglied Hans Kröber als Nachfolger des 1645 verhafteten Peter Mölich zum Gerichtsschöffen. Zuvor war bereits in den dreißiger Jahren sein Kollege aus dem ersten Ausschuß, Hans Reinhard Müden, zum Gerichtsschöffen aufgestiegen. Müden verlor dabei allerdings seine Verbindung zu Kröber und Horchemer; 1647 wurde seine Frau Magdalena und im darauffolgenden Jahr deren Mutter Agnes Meffert hingerichtet. Mit dazu mochte der Umstand beigetragen haben, daß er, obwohl sechs Jahre jünger als Kröber, diesem bei der Neubesetzung des Schöffenamtes vorgezogen worden war. Als Schöffe bildete Kröber zusammen mit dem damals jüngsten Schöffen Johann Knaudt und dem ältesten, Hans Horchemer, eine eigene Gruppe im Schöffengremium; zugleich hielt er die Verbindung zu seinen früheren Ausschußkollegen, insbesondere zu Peter Horchemer, dem Bruder des älte295
sten Schöffen Hans Horchemer. Schon die Tatsache, daß Kröber überhaupt Schöffe geworden war, weist auf eine Kräfteverschiebung im Schöffengremium hin, Resultat offensichtlicher Protektion durch Vogt Fritzer, der als Vertreter der Obrigkeit aus zwei Wahlvorschlägen der anderen Schöffen einen auszuwählen hatte.392 Aufgrund seiner Vorliebe für die dörflichen Aktivisten und seiner Angst vor den »Favoriten« der Zauberer verwendete der Vogt ab 1646 vorwiegend das Duo Kröber-Knaudt, bisweilen auch den alten Horchemer und Hans Reinhard Müden als Beisitzer in den Verhören.393 Daß Kröber und die anderen Ausschußmitglieder nie besagt wurden, hing daher wohl weniger mit dem Glauben der Geständigen an die Reinheit ihrer Ankläger zusammen als mit ihrer Macht im Prozeß. Nur die erste und die zweite Frau des ältesten Schöffen Hans Horchemer sind nachdrücklich besagt worden. 394 Aber zu keinem Zeitpunkt begegnet auch nur die Spur von Mißtrauen oder gar von Ermittlungen gegen sie. Es war zweifellos diese soziale Bevorzugung, die Hans Wilhelm Mölich in seiner Verteidigung zu der Bemerkung veranlaßte, daß in Winningen einige vornehme Leute lebten, die bereits vor ihm besagt worden seien, »jetzt aber vor die besten gehalten werden«.395 Dagegen verlor das ehemalige Ausschußmitglied Peter Siegbert solchen Schutz vor Besagungen: »Ihres gedenckens habe« sie, so gab Katharina Friedrich 1652 im Verhör zu Protokoll, »Peter Sigbert daselbsten [sc. auf dem Hexentanz] auch gesehen/ welcher sehr stattlich aufgezogen kommen«.396 Die Besagung drückt nicht nur den sozialen Aufstieg Peter Siegberts aus; sie ist auch ein Indiz für die Entfremdung zwischen ihm und dem Hexenausschuß, denn spätestens mit jenem Protestbrief von 1644 hatte er sich offen auf die Seite seines Bruders Dietrich geschlagen, und jetzt, im Herbst 1652, beherbergte er den Koblenzer Advokaten Stambs, als sich dieser zur Verteidigung seines Verwandten Hans Wilhelm Mölich in Winningen aufhielt.397 Unabhängig von diesem Frontenwechsel weisen die Karrieren des Gerichtsschreibers Peter Siegbert und des Schöffen Hans Kröber verblüffende Ähnlichkeiten auf. Beide hatten ihren Aufstieg im Hexenausschuß begonnen, beide litten an sozialer Benachteiligung. Siegbert war damals noch recht jung und verfügte offenbar noch kaum über landwirtschafdichen Besitz. So lehnten die damaligen Schöffen Siegberts Bewerbung um das Amt des Gerichtsschreibers mit der Begründung ab, es sei damit zu wenig Verdienst für ihn verbunden. Zu dieser Zeit hatten die Schöffen die Gerichtsschreiberstelle bereits ihrem Mitbürger Arnold Reiser für ein Jahr vergeben, was sie jetzt mit dem Argument verteidigten, daß dieser »nit allein ein zimlich handschrift hadt/ sondern auch... verschwigen« sei.398 Solches Mißtrauen gegen das ehemalige Ausschußmitglied wurde sicherlich von dem noch lebenden Schöffen Matthias Knebel geschürt, dessen Frau Maria das erste Opfer der Winninger Hexenverfolgung gewesen war. Knebels Groll über 296
das Leid und die Schmach, die ihm damit zugefugt worden waren, hatte bereits im Vorjahr zu einem heftigen Zusammenstoß mit Peter Siegbert geführt. Der Vorfall ereignete sich zur gleichen Zeit, als Matthias Knebel mit der Gemeinde, also in erster Linie mit Peter Siegbert als Bürgermeister des Jahres 1632, um die zusätzlich geforderten Kosten stritt. Jetzt fand sich fur den gedemütigten Schöffen die Möglichkeit zur Vergeltung. Aufgrund seines Amtes mußte Peter Siegbert im April 1632 einigen in Winningen lagernden Soldaten zwei Fässer mit Wein zur Verfügung stellen. Als er sich aber darüber beschwerte, »sagendt/ hette deß geldts nit... könte es nit zahlen«, und dann ausgerechnet den dabei stehenden Schöffen Knebel fragte, ob er »deswegen wollte bürg werden«, gab dieser zurück: »Warumb er bürg werden solle, hette mit sich selbsten zu thun... Du mögts wohl ein junger halstarriger gesell sein, und meinet [sc. ihr]/ es sollte nach euwerem gefallen gehen/ da doch andere bürgermeister deß kriegsvolcks halber viel geldt außlegen [sc. haben] müssen«.
Darauf griff Siegbert zu stärkeren Waffen: »O dörffte ich sagen/ wehr du bist«, aber auf die umgehende Rückfrage, »wehr bin ich dan«, kehrt er dem Schöffen Knebel wortlos den Rücken und ging davon, um den Wein auf seine Kosten zu bestellen. Gegenüber dem Hofmeister ließ er jedoch seinen Gedanken freien Lauf, so daß Knebel doch noch erfuhr, was der andere hatte sagen wollen: »Alß der hoffmeister hernacher wieder kommen/ er zu ihm gesagt/ der bürgermeister ist dir nit gutt, hette ihme helffen die fraw verbrennen, darumb thete cläger [sc. Knebel] ihn/ bedagten [sc. Siegbert] hassen, und sagte weiter/ beklagter hette geredt/ er/ cläger/ wehre auch von der kunst«. 3 "
Ganz offensichtlich war das ehemalige Ausschußmitglied Siegbert hier vor allem durch die Diffamierung seines jugendlichen Alters in Wut geraten. Tatsächlich zählte er zu diesem Zeitpunkt erst 30 Jahre, war also mit nur 28 Jahren bereits Mitglied des Hexenausschusses geworden.400 Ahnliches galt für seine Ausschußkollegen: Hans Reinhard Müden war damals nur 24 Jahre alt gewesen, Hans Köber 32 und Peter Horchemer 34.401 Sie gehörten somit allesamt jener von dem alten Schöffen geringschätzig als halstarrige junge Gesellen bezeichneten Generationsstufe an; und Knebel hatte sie ja auch ausdrücklich als Gruppe angesprochen: »und [sc. ihr] meinet/ es solte nach euwerem gefallen gehen«. Zur politischen Benachteiligung kam hier der generationsbedingte Konflikt.402 Im Amt Kastellaun konzentrierte sich der Fraktionskonflikt vornehmlich auf die Stadt, strahlte aber auch darüber hinaus. Noch stärker als in Winningen herrschte eine vollständige familiäre Abschottung der führenden Schöffen- und Handwerkerfamilien der Stadt gegenüber den Ausschußmännern und ihren Familien. So waren die Gebrüder Johannes und Thomas Leon297
hard, der eine Schöffe, der andere Ausschußmitglied, keine eingesessenen Kastellauner Bürger, sondern aus dem Dorf Neuerkirch dorthin gekommen.403 Ob sie deshalb nur den eingeschränkten Rechtsstatus von Außenbürgern trugen, ist unklar. Wegen der Benachteiligung dieser Außenbürger durch die Innenbürger scheint es jedenfalls im 17. Jahrhundert zu langwierigen Auseinandersetzungen in der Stadt gekommen zu sein.404 Das Ausschußmitglied Adam Tag hingegen war zwar eingesessener Bürger der Stadt, konnte dort aber offenbar nur das Amt des Bruderschaftsmeisters erlangen.405 In den fünfziger Jahren verlegte er dann seinen Wohnsitz in das Dorf Alterkülz, wo er ein schon bestehendes Erbteil zwischenzeitlich vermehrt hatte. Im gleichen Zeitraum rückte der Ausschuß auch die erste verdächtige Person aus diesem Ort in sein Blickfeld.406 Weitere Konfliktzonen ergaben sich aus der beruflichen Struktur der Stadt Kastellaun.407 Weil sie neben der Amtsverwaltung auch das Schloß als markgräflichen Witwensitz beherbergte, bestand hier vermehrter Bedarf an handwerklichen und kaufmännischen Diensten. Zu den Trägern der entsprechenden Berufe gehörten als Schuhmacher, Schneider und Krämer auch die Kastellauner Ausschußmitglieder, während sich mit dem Schöffen Johannes Leonhard noch ein Schmied und mit dem notorischen Denunzianten Jonas Raw ein Faßbinder in ihrer Nähe findet.408 Ihnen gegenüber erscheinen unter den bedeutendsten Opfern ebenfalls wichtige Handwerkerfamilien, zum Teil sogar mit denselben Berufen: der Küfer und Faßbinder Hans Jakob Kiefer, die Sattlerin, die Schuhmacherfrau Margarethe, die Faßbinderfrau Maria Margarethe Göbel und der immer wieder besagte und verdächtigte Schlosser Adam mit seiner Schwester.409 Da die Anwesenheit von Amtmann und Schloßbewohnern Aufträge versprach, mußten alle Beteiligten um entsprechende Kontakte und Gunst konkurrieren. Darauf weist eine Zeugenaussage hin, in der sich die tiefe Besorgnis der Maria Margarethe Göbel ausdrückt, der Amtmann könne ihren Mann zugunsten des Schöffen Johannes Leonhard benachteiligen.410 Im Prozeß gegen die Schöffenfrau Göbel gehörten Johannes Leonhard und seine Frau zu den stärksten Belastungszeugen.411
3.2. Benachteiligung und Kompensation Die sozialen und wirtschaftlichen Ausgangspositionen der Ausschußmitglieder vermitteln den Eindruck, als ob diese nicht zur ersten Reihe der dörflichen Führungsschicht gehörten, ihr aber mehr oder weniger nahestanden. In Winningen und zum Teil auch in Burgen läßt sich ihre Tätigkeit als Aufbegehren gegen politische und altersbedingte Benachteiligung auffassen, in Kastellaun als Aufbegehren gegen die wirtschaftliche Konkurrenz und 298
soziale Abschottung der eingesessenen Kastellauner Handwerkerfamilien. Und vor allem die Tendenz einiger Mitglieder der Beltheimer Ausschüsse zur Mittelschicht und deren unteren Rand deutet auf noch größere Unterlegenheit hin. Daß gleichwohl Personen aus diesen Gruppen, teilweise sogar schon als »junge gesellen«, von der Gemeindeversammlung in die Ausschüsse berufen wurden, setzt neben der Abstinenz der Schöffen und dem Einsatz familiärer Patronage auch die >tumultuarische Unterstützung des Pöbels< voraus, wie es der Winninger Schöffe Friedrich Mölich bewußt abwertend formuliert hat.412 Sozialgeschichtlich drückt sich darin eine bis in untere dörfliche Schichten reichende, populistische Unterstützung der Ausschußbildung aus. Ihr konnte sich schon wegen der Autorität des Hexenglaubens niemand widersetzen, am allerwenigsten die Schöffen. Der einzige Hinweis auf solch frühen Widerstand begegnet in der Ablösung des ersten Winninger Ausschusses durch den völlig tatenlos gebliebenen Nachfolgeausschuß des Jahres 1632. Die entsprechende Notiz im Gerichtsprotokoll weist eindeutig nach, daß nicht die Gemeindeversammlung, sondern die Schöffen diesen Ausschuß einsetzten.413 Dementsprechend gehörten seine beiden Mitglieder - der kurkölnische Hofmann Peter Moden, dessen Frau Margarethe später hingerichtet wurde, und der im Jahr darauf (1633) vom Schöffenkollegium zum Gerichtsschreiber berufene Arnold Reiser - zum Umfeld der Schöffengruppe.414 Offensichtlich sollten damit nach dem Prozeß gegen die Schöffenfrau Maria Knebel weitere Aktivitäten von den Schöffen kontrolliert werden. Eine ähnliche Strategie verfolgte der Rat der kurtrierischen Amtsstadt Cochem an der Mosel 1593 zur Eindämmung populistischer Verfolgungswünsche.415 Der Winninger Ausschuß von 1632 hatte gleichwohl nur den Charakter einer Episode. Die im Jahre 1640 von der Gemeinde und den Schöffen vorgestellten Personen stammten erneut aus dem ersten Ausschuß und dessen sozialem Umfeld. Damit konnten hier wie im Amt Kastellaun und im Beltheimer Gericht erneut Männer aus der zweiten Reihe der Oberschicht und aus der Mittelschicht in den Besitz einer Macht gelangen, mit der sie die regulären Amtsträger der Gemeinde für fast zwanzig Jahre zur Seite schoben. Es half den Schöffen nichts, daß sie den Verfolgungswünschen der Gemeindemitglieder entsprochen hatten. Dem Angeklagten Hans Jakob Kiefer wurde seine finanzielle Unterstützung des ersten Kastellauner Ausschusses später sogar als Bestechungsversuch ausgelegt.416 Die Ernüchterung darüber setzte in Winningen spätestens 1642/43 ein, als nach der Hinrichtung von zwei weiteren Schöffenfrauen der Schöffe Dietrich Siegbert mit aller Kraft um seine Frau kämpfte; im Jahr darauf erfolgte dann jene konzertierte Aktion der Brüder Siegbert und des Bürgermeisters und Gerichtsschöffens Peter Mölich, welche die Herrschaft zu einem Abbruch der Verfolgung bewegen sollte.417 In Kastellaun trat dieser Effekt erst 1653 ein, 299
als der Schöffe Heinrich Göbel um seine Frau kämpfen mußte und zugleich mit Peter Hofmann zum ersten Mal ein Mitglied der Schöffen selbst angeklagt werden sollte. Die Nachricht über das bevorstehende Zeugenverhör gegen ihn hatte nicht nur Zustimmung, sondern auch eine mißtrauische Verwunderung hervorgerufen. Nur wenige Tage davor standen der Hofmann und der mit ihm verschwägerte Ausschußhelfer Thonges Wehr von Roth bei dem Kastellauner Schmied, um sich »ihr ackher gezeug alhie... machen« zu lassen. Betrunken kam Mattheis Otto, Sohn des flüchtigen Hans Jakob Kiefer, hinzu und goß einen geradezu makaberen Spott aus, wie wir der Zeugenaussage des Thonges entnehmen können: »Zu ihm/ dem Hofman/ gesagt/ ihr seht aus, als wan ihr 14 tag im beth gelegen, und hat ihnen/ deponenten Thongeßen/ angeredet/ weilen ihr/ Thongeß/ ein außschuß seidt (so doch nit ist [!]) warumb behalt ihr ihn/ den Hofman/ anietzo nicht alhie, ich hette doch nit vermeint/ daß die scheffen auch zaubern könten...«.418
Die Betroffenen waren gleichwohl als Gruppe wie gelähmt und selbst durch die couragierten Aktionen einzelner nicht aufzurütteln. Nicht zuletzt darin zeigt sich das gesamte Ausmaß jener außerordentlichen Macht, welche die dörflichen Hexenjäger aufgrund ihrer Bevollmächtigung und der bereitwilligen Unterstützung der Obrigkeit für fast zwanzig Jahre ausüben konnten. Im Selbstverständnis der Beamten und Hexenjäger mochte sich die Verfolgung als Vernichtung »böser leute« und zugleich als Rettung ihrer Seelen aus dem Rachen des Teufels ausnehmen. Aber auf der dörflichen Ebene, so der zwingende Schluß, lag die Logik der Ausschußmitgliedschaft und des »Fortfahrens« in der Verfolgung primär in der Attraktivität der damit verbundenen Macht. Diese Macht hat sich nicht nur in der sozialen Stoßrichtung der Prozesse, den Karrieresprüngen und der Bereicherung einzelner niedergeschlagen. Sie prägte ein Klima der Überheblichkeit und der Angst. Bereits fünfzehn Jahre vor seinem Prozeß bat der Winninger Hofmann Veit Geilen die Mitglieder des ersten Ausschusses aus Anlaß einer ihnen erwiesenen Gefälligkeit, »wans ein mahl ahn ihnen wurde kommen/ so wolten sie ihme auch gnedig sein«.419 Anderen wiederum blieb die mit der Inquisitionstätigkeit der Ausschüsse verbundene Macht völlig verborgen. So kam es zu einem fast vertraulichen Zusammentreffen des Ausschußmitgliedes Michael Lievenstein und des Sohnes der Katharina Friedrich bei einer Hochzeit, zu der sie beide als Gäste geladen waren. Der Sohn hatte dabei von den gegen seine Mutter kursierenden Verdächtigungen erfahren und sich betroffen an ein Fenster zurückgezogen, wo ihn Lievenstein »gewaltig weinend« vorfand. Nachdem auf nachhaltiges Drängen des anderen der Grund des Kummers - das »geschrey« um seine Mutter - herausgekommen war, wurde ihm ausgerechnet von dem Ausschußmann »ein solches auß dem synn geredt«; beide seien darauf »wiederumb in die stube gegangen« und hätten »zusammen getruncken«, 300
wie Lievenstein im Zeugenverhör zu Protokoll gab.420 Ausschußmitglieder konnten es sich auch erlauben, unverhüllte Scherze über Hexerei und Hexentänze zu machen, auf Kosten anderer freilich. So erging es dem Wilhelm Kleher aus Lieg, als er mit einem Ausschußmitglied des eltzischen Ortes Lütz beim Trinken zusammensaß. In Anspielung auf Klehers musikalische Fähigkeiten kam es dabei zu folgendem Dialog: »Hab under andrem gedachter auschus zu ihm im scherz weise/ weil er pfeiffen könne/ gesagt, ob er auch ein zauberscher pfeiffer seie«.
Der Angesprochene spielte zunächst noch mit: »Geantwortet/ er pfeifFe etwan auch zauberschen«, worauf das Spiel für ihn schon gefährlicher wurde: »Ausschuss gefragt/ [ob er] solche dan kenne... Resp [ondit]/ wan er [das wüste] so were er auch ein Zauberer«.
Nach dieser richtigen Antwort bemühte der Hexenjäger sein inquisitorisches Wissen: »Man sage/ daß zu Liech ein zauberschen pfeiffer seye«, was aber nicht auf seinen Gesprächspartner zielte, sondern auf dessen Dorfgenossen Thonges Roß.421
3.3. Wirtschaftliche Konflikte Schon Jahre vor seiner Verhaftung hatte Hans Wilhelm Mölich dem Ausschußmitglied Hans Sopp vorgehalten, daß Bereicherung ihr Motiv sei: »Und ihr außschuß vermeint, wollet die gueter zu Winningen alle...«.422 1643 hatte sein Schwager Dietrich Siegbert in einer Eingabe an Pfalzgraf Georg Wilhelm ebenfalls diesen Aspekt der Hexenverfolgung angedeutet: »Dardurch ausserste verderbliche uncosten ufFgetrieben [sc. werden und]... die armen kinder gantz und zumahl ahn den bettelstab gerahtten und sehen müßen, daß ihre erbgütter in frembde hendt kommen«.423
Treffend illustriert wird Siegberts Bemerkung durch das erwähnte Schicksal der Kinder der hingerichteten Elisabeth Laux aus Roth wie auch durch die Verhältnisse im Kurfürstentum Trier im allgemeinen.424 Wer von den dabei möglichen Besitzumschichtungen profitierte, ist nur noch in Einzelfällen zu erhellen. So erhielt der Winninger Pfarrer Hiller im November 1642 zusätzlich zu seiner regulären Bezahlung von den beiden hingerichteten Schöffenfrauen Margarethe ICröber und Margarethe Schiffer für seine »große mühe, so ich die 6 gantzen wochen über ihme gefängknus bei und mit ihnen angewendet«, ein Stück »Weingarts« im Wert von 30 gulden »rechtlich geschenckt« und »ein stück wißen« zur Nutzung, »so lang er die pfar aida bewirtt«.425 Gegenüber diesem Fall individueller Großzügigkeit konnten die 301
Ausschußmitglieder generell profitieren, wenn Prozesse eine Besitzveräußerung erzwangen. Ein Jahr nach der Flucht des vermögenden Hans Jakob Kiefer wurde sein gesamtes, im Jahre 1629 erworbenes Kastellauner Anwesen fur 337 Gulden verkauft - an das Ausschußmitglied Hans Minck.426 Der Vorteil dieser Erwerbung lag wohl weniger im Preis, sondern in der Erwerbsmöglichkeit an sich. Gut piazierte und ausgestattete Hofanlagen waren damals ebenso knapp und daher begehrt wie ertragreiche Weinberge, Äcker und Wiesen. Wer einmal in ihren Besitz gelangt war, gab sie mangels Alternativen nicht ohne weiteres wieder her. Hexenverfolgungen konnten daher eine Bewegung in relativ starre Verhältnisse bringen, wie sie sonst vielleicht nur noch im Gefolge von seuchen- und kriegsbedingten Bevölkerungsverlusten aufgetreten ist. Zweifellos förderte daher die Erwartung auf günstige Erwerbsmöglichkeiten ebenfalls die Neigung zur aktiven Teilnahme an den Hexenverfolgungen. Neben Hans Minck war auch das Winninger Ausschußmitglied Hans Sopp von einem solchen Interesse geleitet. Den Anstoß für Hans Wilhelm Mölichs spitze Bemerkung über die Besitzwünsche der Hexenjäger gab, daß Sopp in seinem Beisein dem Layer Bürger Hans Laux »ohnnachläßig ahngelegen« hatte, »er/ Laux/ solte ihme einen weingart, so in Winninger marcken gelegen, verkauffen«; Laux aber, »weil er... solches nit thun wollen«, hatte sich daraufhin »von der geselschaft abgeschlagen«.427 Zu dieser Zeit war Hans Laux, Hofmann in Lay, in den Winninger Prozessen mindestens einmal besagt und seine Frau Agnes vom Layer Ausschuß bereits angeklagt, inhaftiert und, da offenbar ungeständig, wieder freigelassen worden.428 Erfolgreich endete hingegen die zielgerichtete Anklage des Beltheimer Ausschußmitgliedes Heinrich Grieß aus Lieg gegen Jakob und Agnes Thieß. Mit einer gewissen Berechtigung hatte Thieß geargwöhnt, daß der von Grieß zunächst nur gegen seine Frau angestrengte Prozeß allein dem Ziel diente, ihn um seinen Besitz zu bringen.429 Jener hatte bereits vor Jahren einmal erfolglos versucht, ihm sein Haus abzukaufen.430 Und schon im Jahr nach der Hinrichtung des Ehepaares Thieß zahlte Grieß Pacht für deren Güter. Er hatte also die Nachfolge antreten können.431 Die vermögenderen unter den Angeklagten konnten dagegen versuchen, durch Verschuldung zu verhindern, was Thieß als Folge des Prozesses widerfahren war - »daß ihme alß dan sein gut von den uncosten abgenohmen und andren in hendt gestelt« würde.432 So konnte Friedrich Mölich durch Verkauf von Wein für 105 Gulden weniger als ein Drittel der Prozeßkosten bezahlen; »auf seine güter« mußte er dann weitere 225 Gulden leihen. Zu dieser Zeit hatte er bereits, vermuüich in Koblenz, »bey den jüden auffgeborgt«.433 Die Familie des Hans Wilhelm Mölich rettete mit jenen sechs Fudern Wein, die sie heimlich nach Koblenz schaffen ließ, immerhin ein Vermögen von fast 1300 Gulden,434 die aber vermutlich durch die 1391 302
Gulden Prozeßkosten völlig aufgebraucht wurden. Auch die Mölichs waren daher sicherlich zur Verschuldung gezwungen, wenn sie nicht die wertvolleren Weinberge abtreten wollten. Den Ausschußmitgliedern blieb allerdings der Zufluß baren Geldes für ihre Wachdienste, Botengänge, »Mühe und lohn«. Hunderte von Gulden waren hierbei zu verdienen, und dies dürfte ebenso zur Attraktivität des Ausschußamtes beigetragen haben wie die Hoffnung auf den Erwerb freiwerdender Güter. Das Streben nach Gewinn und Besitzzuwachs war nur ein Element unterschwelliger Prozeßmotivation. Nicht minder stark ausgeprägt war für die Ausschüsse und für einen Teil ihrer Zeugen die Hoffnung auf Verdrängung lästiger Konkurrenten und das Bedürfnis nach Vergeltung oft jahrelang zurückliegender Demütigungen und Streitworte. Auch in dieser Hinsicht kommt der Betroffenheit der Schicht der Schöffen und Hofmänner große Bedeutung zu. Diese Familien verfügten aufgrund ihrer überlegenen Wirtschaftskraft zwangsläufig auch über bessere Durchsetzungsmöglichkeiten im Alltag, und vermutlich waren sie häufig nur aufgrund beträchtlicher Aggressivität in ihre vorteilhaften Positionen gelangt. Erinnern wir uns an die Versuche des Winninger Ausschußmitgliedes Hans Sopp, den Layer Bürger Hans Laux durch »ohnnachleßig[es]« Zureden zum Verkauf seines Weinberges zu bewegen: Der anwesende Hofmann Hans Wilhelm Mölich hatte sich dabei gleich ebenfalls als Interessent für den Weinberg präsentiert: »Wan der wingart fail wehre, seye beneben ihme ahm nechsten gelegen, und hab sowohl geldt, als auch du/ Supp...«.435
Was Mölich hier nur als Absicht andeutete, setzte der Eveshausener Hofmann Claus Endresen rücksichtslos durch, indem er ein bereits abgeschlossenes Geschäft hintertrieb. So hatte Philippsen Tönis, wie er als Zeuge berichtete, dem Michael Vieren »zu Macken güter abgekauft/ welcher kauf von besagtem Micheln ihme durch deß Claußen bewegung wider uff gesagt worden« war.436 Aber damit nicht genug, demütigte der Hofmann Claus den so übervorteilten Thönis noch auf dem gemeinsamem Heimweg: »Zu ihme/ zeugen/... diese reden ungescheuwth außgestoßen, er/ zeuge/ wolte guter kauffen/ und könne sie doch nit bezahlen/ und also [der] zeug gefragt/ warumb [sc. nicht]? Clauß replicirt, er wiße wol/ daß er nit so vermöglich seye, oder auch werde«.437
Der Hofmann Claus Endresen hatte zudem nicht nur diesen Zeugen seine Überheblichkeit spüren lassen, sondern die gesamte Nachbarschaft: »Item [ sc. zum Zeugen gesagt]/ er noch seine nachtbahren sollen auch so alt nit werden, daß [sie], so lang er/ Clauß/ und seine freundtschaft zue Ebeßhausen seien und leben/ 2 pfennig wehrt uff stechen oder erobern sollen«.
Worauf der so Bedrohte den Zusammenhang mit Hexerei herstellte: »Drauff zeug den selben geantwortet/ wan ihr/ gevatter Clauß/ daß wisset, so wisset ihr mehr alß frome leut wissen solten«.
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Davon ungerührt fuhr der Hofmann fort: » H a b Clauß ferner gesagt und uff Vieren Michels wiss/ so der ents gelegen/ gedeutet, da ligt ein wiß/ die ist Vieren Michel/ es soll aber ewer kinder im dorff so alt nit werden/ daß er an gemelte wiß komme und einige manne voll darin krauten/ er wolle/ ehe ers zuließe/ eher längs die wieß einen goldgulden an den andern darlegen/ daß er [sc. Vieren] sie behalte«. 438
Das Verhalten des Eveshausener Hofmannes bedeutete eine soziale Kriegserklärung. Es macht verständlich, warum die Betroffenen vereint als Zeugen gegen ihn auftraten, und warum sie es nur deswegen taten. Denn sie hielten sich auffällig zurück, als es darum ging, den Zaubereiverdacht und das diesbezügliche Geschrei um den Angeklagten zu bestätigen oder zu erläutern. Sie ließen aber keinen Zweifel daran, daß sie ihn für einen gefährlichen Mann hielten. Wie ihnen angesichts der Drohungen des Hofmanns zumute war, spricht aus der Aussage eines anderen Dorfbewohners: Auf die »öffentlich ausgestoßenfe]« Ankündigung Endresens, »so alt solle keiner werden/ der bey ihm wehre und lebe/ daß er sein lebtage einen pfennigh neben ihm auffsteche oder gewinnen soll/... er arbeite so sehr alß er wolle«, hatte der Zeuge, sichtlich betroffen, nur antworten können: »Das muste Gott erbarmen, er arbeyte ia uff seinem handtwerckh so fleisigh alß er könne und solte [sc. doch] nichts damit verdienen...«. 439
Wirtschaftliche Kampfansagen von solchem Ausmaß waren kein Privileg der Erfolgreichen, wenngleich sie eine Begleiterscheinung ihres Erfolges gewesen sein mochten. Auch eine Notsituation, entstanden aus der dramatischen Verschlechterung ohnehin bescheidener Lebensverhältnisse, konnte dazu fuhren, daß sich der Betreffende gleich mit mehreren seiner Dorfgenossen überwarf. Vier Jahre vor seinem Prozeß befand sich auch Jakob Thieß in solcher Not, daß er »bei etlichen« bitten mußte, »ihme 2 simer korn zu lehnen«. 440 Weil ihm aber niemand »wegen seiner vorigen leichtfertigkeit... solches wolen fürthun«, fuhr Thieß mit einer Drohung heraus, die er schon früher geäußert hatte: »Daß nemeblich er ihrer etheill wolle also kahl machen, als er sein möge«. 4 4 1
Der »maulstreich«, den er darauf von dem Schöffen Henrich Daum erhielt, bildete nur den Anfang einer militanten dörflichen Reaktion. 442 Denn Thieß war bereits 1611 inhaftiert, ja gefoltert worden, weil er das Haus eines mit ihm damals verfeindeten Nachbarn in Brand gesteckt, dessen Bienenkörbe umgeworfen und auf ihn selbst eine mörderische Attacke geplant haben sollte, angeblich zusammen mit dem späteren Ausschußmitglied Heinrich Grieß. Thieß war damals noch einmal davon gekommen, weil er die Folter ohne Geständnis ertragen hatte; daß er dabei die Verantwortung für den Mordanschlag auf Grieß abzuwälzen versucht hatte, war zweifellos der Beginn ihrer Feindschaft. 443 Aber während dieser sich nach der Freilassung 304
aus seiner damaligen Isolation lösen konnte, blieb an Thieß der Geruch der »Leichtfertigkeit« haften, wuchs der dörfliche Widerwillen gegen ihn aufgrund seines ungezügelten Verhaltens. Die Anklage gegen seine Frau bildete das erste Anzeichen für den Widerstand seiner Gegner, zusammengeführt von dem Ausschußmitglied Heinrich Grieß. Und als Thieß diese Anklage in der Uberzeugung, man wolle ihm dadurch nur seine Güter abnehmen, mit der Drohung beantwortete, er werde eher sein Haus anzünden als es anderen zu überlassen, da brachten seine Gegner mit diesem Material binnen sechs Wochen auch eine Anklage gegen ihn zustande.444 Von Hexerei findet sich darin nicht das geringste Wort, wohl aber von der Gefährlichkeit dieses Mannes. Da aber seine Frau bereits wegen Hexerei angeklagt worden war, gelang es nun, auch ihn vor den Beamten in diesen Zusammenhang zu bringen, so daß am Ende die Hinrichtung beider stand. Der Kampf um wirtschaftliche Vorteile und die dabei entstehenden Ressentiments der Unterlegenen prägten auch die Zeugenaussage des sechsfachen Zeugen Simon Miesemer aus Winningen gegen Katharina Friedrich. Miesemer hatte »güder« in »lehnung« gehabt, »von welchen becklagtinnen man ihnen hab abgetrieben. Zeug ihme verweißlich vorgeworffen/ er solte die güder fleißlich bawen, seine frawen würde noch uff der heyden verbrandt werden...«.445
Neben dem direkten Zusammenhang von Rachegelüsten und Hexereibeschuldigungen erscheint hier auch ein Faktor, den die bisherige Hexenprozeßforschung bei ihrer Suche nach Erklärungen für den hohen Anteil von Frauen unter den Opfern offenbar noch nie berücksichtigt hat - Ehefrauen waren auf verhängnisvolle Weise in die sozialen Konflikte ihrer Männer miteinbezogen, indem sie zu stellvertretenden Opfern solcher Auseinandersetzungen werden konnten. Der primäre Gegensatz bestand hier zwischen den beiden Männern, der Unterlegene wälzte seine Ressentiments, da anders nicht artikulierbar, auf die Frau ab, was aufgrund der gegen sie vorliegenden Besagungen, des ihr anhängenden »geschreyes« und ihrer Wehrlosigkeit dagegen am vorteilhaftesten erschien. Der weibliche Charakter des Stereotyps der »Hexe« begünstigte solche Diffamierungen. Problematisch war die soziale Stellung der Frauen nicht nur im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Streit der Männer oder gesamter Familien, sondern auch im Hinblick auf ihre eigenen Belange, wie sich am Beispiel der Catharina Frantzen aus Gödenroth zeigen läßt. Obschon verwitwet, war ihr doch aus ihrer Ehe mit Frantzen Steffes eine ausreichende Wirtschaftsgrundlage verblieben, wozu der halbe Anteil an einer Mühle gehörte. Als Catharina Frantzen einmal Getreide mahlen wollte, Niklas Fey aber, der Inhaber der anderen Hälfte, versehentlich noch »etwan ein halb sümern auf der mühelen gelassen« hatte, kam es zum Streit: Fey verweigerte ihr den 305
Schlüssel, beide gerieten daraufhin »mit Worten... ahn einander«, und dies »so weit«, wie Fey als Zeuge zu erkennen gab, daß er Zuflucht zum Hexereivorwurf nahm: »ihro furgeworffen/ er von andern leuten gehört habe/ sie ein hex und zaubersche seye«. Catharina sei daraufhin »stilschweigendt darfon gegangen«, habe ihn aber am nächsten Tage, als er gerade vom Mahlen aus der Mühle kam, »mit sehr harten Wörtern ahngeloffen, daß er gemahlen«. Wiederum konterte Fey mit dem Hexereivorwurf, diesmal allerdings wesentlich stärker: »Ihro furgeworffen, er habe von anderen leuten gehört, daß sie ein hex und zaubersche seye, wolle sie auch noch bey dem Beller galgen verbrennen sehen, welches sie änderst nit beantwort, alß daß er so alt nit werden, das er solches sehe...«.446
Als verwitwete alte Frau hatte die Catharina Frantzen mit den ihr anhaftenden Gerüchten nicht die geringste Chance, bei einem wirtschaftlichen Konflikt den Ausbruch von Hexereivorwürfen zu vermeiden, zumal mit ihrem Anteil an der Mühle ein wichtiger Preis winkte. Erst die Kombination von sozialer Schwäche und Konflikt ließ auch hier die frauenfeindliche Komponente des Hexereivorwurfes virulent werden, legte seine Anwendung nahe. Derartige Streitszenen entstanden fast alle aus sozialen und materiellen Konflikten, aus Mißerfolg und Erfolg. Generell hat es den Anschein, als ob wir uns damit im Reich zeitloser Zwistigkeiten und Mißgeschicke befänden. Die Kuh, die in des Nachbarn Hof läuft und anschließend verendet, während dieser weiterhin ergiebigen Milchertrag genießen kann, die Hühner, die ebenfalls dorthin laufen und ihre Eier dort lassen - diese und andere Begebenheiten können gewiß nicht als Ausdruck zeittypischer Konflikte gelten; sie waren struktureller Natur. Zeittypisch war dagegen die Rezession, die infolge ruinöser Truppendurchzüge im lokalen Faßbindergewerbe herrschte. Ungefähr um 1633, zwei Jahre nach der kriegsbedingten Unterbrechung der Verfolgung, saß Hans Jakob Kiefer mit seinen Faßbinderkollegen Jonas Raw und Bast Hasselbach im Kastellauner Wirtshaus »Schwan« in trübsinniger Stimmung zusammen: »Gantz melancholisch« waren sie »wegen [der] überlast des kriegs volcks« und »wegen der eingefallenen mißwachßenten weinjahren«.447 Die Folgen waren auch fur die Faßbinder verheerend: »Obgemelte zwey burger sich beclagt/ daß sie etliche fäßer fertig hetten, iedoch kein gelt loesen könten«. Für Kiefer scheint dies aufgrund seines Vermögens nicht so dramatisch gewesen zu sein. Zumindest unterstellte man ihm dies aufgrund einer Bemerkung, die er, eigenem Bekunden nach »gantz [im] drunck«, daraufhin von sich gab: »er wolle ihnen gelt genug verschaffen, falß sie ihm folgen wolten«.448 In der Klageschrift des Ausschusses wurde daraus der Schluß gezogen, daß er seine wirtschaftliche Position mit der Hilfe des Teufels errungen habe.449 Mißwachstum beim Wein kehrte damals wie heute immer wieder, in 306
kürzeren und längeren Intervallen, in unterschiedlicher Häufung.450 Solche für die Zeitgenossen gewiß katastrophalen Ernteausfälle hatten aber zumindest hier niemals erkennbaren Anteil am Auslösen einer Verfolgungswelle, allenfalls an lokalen Aufläufen und verstärkter Agitation gegen einzelne Personen.451 Verschlimmert wurden ihre Auswirkungen jedoch durch die zeittypischen Drangsale des Krieges, durch Einquartierung und Durchzüge plündernder Soldatenhaufen. So finden wir in fast allen lokalen Hexereiprozessen der dreißiger, vierziger und fünfziger Jahre deutliche Reflexe der kriegsbedingten Lasten, welche die Bevölkerung ertragen mußte.452 Daneben sind aber auch Anzeichen fur eine direkt wirtschaftsbedingte Aggressivität festzustellen, die weder dem Reich zeitloser Konflikte noch den Kriegen jener Epoche angehörten. Die Anklagen und Zeugenprotokolle enthalten eine Fülle von Aussagen, die auf verdächtige Erfolge bei der Produktion und dem Absatz von Butter, Eier und Käse anspielten: »Für 12 Jahren hatt sie kein vieg mehr alß ein geiß gehabt/ damit hauß gehaldten und 6 maß budter verkauft« - so lautete eine typische Formulierung solch wirtschaftsbezogenen Argwohns.453 Er enstand gegenüber Kleinstproduzenten ebenso wie bei Großproduzenten, die sich rühmten 100 Maß Butter im Jahr herzustellen.454 Nicht das absolute Ausmaß des Erfolges, sondern die Tatsache an sich stach weniger Erfolgreichen ins Auge. Unübersehbar tritt uns die argwöhnische Aufmerksamkeit, mit der das Verhalten der Dorfgenossen bei Produktion und Verkauf bedacht wurde, im Prozeß gegen Elisabeth Külzer entgegen. Deren Ehemann war einige Jahre zuvor das Mißgeschick unterlaufen, daß ein von ihm auf dem Bopparder Markt an den Grafen von Cratz verkaufter Topf mit Butter sich bei der Nachprüfung durch dessen Koch als verdorben erwiesen hatte.455 Den Anstoß fur die Nachprüfung hatte gegeben, daß man bereits »vorhin ahn diesem mahn undt verkauffer butter/ so etwan mangelhaft erfunden worden/ bezahlt« hatte. Külzer wurde daher nun »deß erfundenen bedrugs halber« vom Cratzischen Junker zu Boppard in den Turm gelegt, wo er erst durch persönliches Erscheinen seines Leibherren, des Junkern Boos von Waldeck, und nur unter der Bedingung ausgelöst werden konnte, daß er für eine gewisse Zeit »ad terrorem aliorum ahm öffentlichen halßbandt mitt angehängtem vielgem[elten] dupfen« stehen sollte. Mit Hexerei hatte dies in den Augen des Zeugen, des boosischen Kellners, nichts zu tun, sondern nur mit betrügerischen Absichten. Gleichwohl wurde die Sache in der Klageschrift des Beltheimer Ausschusses als solche ausgelegt, weil Külzer sich bei dem damaligen Verhör mit Unwissenheit entschuldigt hatte, daß »er die butter nit selbst/ sondern die inquisita/ seine haußfraw/ praeparirt und ime eingeladen hette«. Die damals ebenfalls verhörte Frau hatte zwar eine natürliche Erklärung geltend gemacht, »daß [sie] das dupfen in der miesten mit sambt der butter vergraben gehabt, da etwan waßer muste eingelauffen sein...«. Aber das dörfliche Gerede hatte sich rasch eine andere 307
Erklärung zurechtgelegt; darin wurde der Inhalt des ominösen Topfes »vor ein öffentliche hexen materi gehalten«, wie es in der Klageschrift des Ausschusses hieß. Wiederum bedingte das Stereotyp der weiblichen Hexe, daß die Frau zum alleinigen Opfer sozialer und wirtschaftlicher Konflikte wurde. Die Unterstellung von Hexerei hing hier sicherlich mit dem nachweislichen Wohlstand der Külzers und ihrer Marktbelieferung zusammen. Unklar bleibt jedoch, ob wirtschaftlicher Neid hier lediglich eine zeitlose Erscheinung bildete oder eine neue Form marktorientierten Wirtschaftens ausdrückte. 456 Auf letzteres und die damit verbundenen Anpassungsvorgänge weist jedenfalls auch hin, was der Ehemann der angeklagten Maria Colimes, der Schöffe Hans Theis Colimes, in seinem Stolz über die von seiner Frau hergestellten 100 Maß Butter seinem Dorfgenossen Conrad Marxen fragend nahelegte: »Warumb er nicht auch sich kühe stelle«?457
3.4. Streit > Feindschaft nimmt dem Zeugen seine Glaubwürdigkeit^ So lautete die Rechtsnorm, die der Verteidiger des Hans Jakob Kiefer gegen das Auftreten von Feinden des Angeklagten als Zeugen geltend machte. 458 Obgleich vom Amtmann unter Verweis auf das »crimen exceptum« zurückgewiesen, 459 bemühte sich die Protokollführung dennoch um den Nachweis der Unparteilichkeit. Jeder Zeuge schwor zu Beginn seiner Vernehmung feierlich, daß er niemandem zu Lieb oder zu Leid und aus keinem Haß oder Neid aussagen werde. Aber der größere Teil der anklagenden Zeugen gab in seiner Aussage mehr oder weniger offen zu, daß er sich mit den Angeklagten in einem Streitverhältnis befand bzw. befunden hatte. Schon beim Schwur der Absolutionsformel konnte dies herausbrechen: »Dritte zeugin Anna/ Mattheiß Jo[hann]is/ bürgers zu Castelhaun haußfraw/ ungefehr etliche dreißig jähr, seye der beclagtin nit gehaßig/ sondern/ daß sie den außschüssen folgens/ so ihro mit der beklagtin wiederfahren/ ahngezeugt, seye beschehen, weillen sie von den weiberen gehört, daß durch die obrigkeitt, über daß laster inquiriret werde [die folgende Passage wurde im Konzept gestrichen: [ da] habe sie gesagt, Gott wolle/ daß es nur fort ginge, so mögte auch eine darzu kommen, so mich belädiget]/ welche sie doch dahmahls bey den weibern nit benennet, sondern Mincken/ dem außschussen/ die beklagte ahngetragen«. 400
Das Ausmaß an Streit, das in allen Prozessen hervortritt, legt es nahe, ähnliche Beweggründe für einen größeren Teil der Zeugen anzunehmen. Die Ausschußinquisition bot die Gelegenheit, die persönliche Abneigung zu einer Sache der Gemeinschaft und der Obrigkeit zu machen. Der Zeuge 308
Niklas Fey bezeugte diese Gelegenheitsfunktion explizit, als er seinen Streit mit Catharina Frantzen über die gemeinsame Mühlennutzung berichtete: »Daß er es bey den außschussen ahngepracht, habe veruhrsachet, weillen er eußerlich vernohmen, daß mahn gegen die beklagte inquiriret habe...«.461
Die Ausschußinquisition schöpfte somit nicht nur aus Unglücksfällen und Schuldzuweisungen, sondern auch aus dem alltäglichen Zwist. Wiederum stellt sich die Frage, was sich daraus über die zeittypischen Gründe solchen Streites erfahren und an Erkenntnissen über die soziale Bedingtheit von Hexenprozessen gewinnen läßt. Zweifellos hatten die kriegsbedingten Belastungen der dreißiger und vierziger Jahre die alltäglichen Probleme des Zusammenlebens ins Unerträgliche gesteigert. Einen ersten Eindruck davon vermittelte bereits die oben geschilderte Auseinandersetzung zwischen dem jungen Winninger Bürgermeister und vormaligen Hexenausschußmitglied Peter Siegbert und dem alten Schöffen Matthias Knebel, als jener stellvertretend für die Gemeinde den Wein der im Ort lagernden Soldaten bezahlen sollte. Ein Blick in die Kastellauner Amtsprotokolle der vierziger und fünfziger Jahre bestätigt den repräsentativen Charakter dieses Zusammenstoßes. Die immer wiederkehrende Anwesenheit von Soldaten hinterließ darin eine nicht abreißende Kette von Zivilklagen wegen Bevorzugung und Benachteiligung, Flucht und anderer Strategien individueller Vorteilsnahme.462 Die Möglichkeiten innerdörflicher Solidarität waren offenbar schon längst erschöpft, viele suchten ihr Heil im Alleingang oder wurden zur Kollaboration gezwungen. So resultierte der tödliche Haß des Claus Baur aus Panzweiler gegen die Maria Colimes daraus, daß sie ihm »in anno [ 1 ] 6 3 4 einer streifenter schwedischer partey... trey pferdt verrathen« haben soll, »darüber sie ein hex gescholden«.463 Daß die so Gescholtene dazu vermudich unter Gewaltandrohung gezwungen worden war, verschwand unter dem Eindruck des dadurch hervorgerufenen Schadens. Die demütigende und lebensbedrohliche Anwesenheit von Soldaten im Ort erzwang Anpassung und Unterwerfung; es entstanden daraus zwangsläufig Ressentiments bei jenen, die sich dadurch geschädigt fühlten, obwohl sie selbst den Soldaten ebenfalls zu Diensten sein mußten. Was blieb, wenn die Soldaten im Frühjahr weiterzogen, war der Haß auf die erfolgreichen Kollaborateure. In diesem Rahmen entstand auch 1645 eine Zaubereiverleumdung gegen Schultheiß Michel, als dessen Frau Anna sich gerade in Haft befand. Die Verleumder, Jakob Laux und das Ausschußmitglied Heintzen Hammen, wurden deshalb von Michel vor dem Amtmann wegen Ehrverletzung verklagt, worauf Laux versuchte, seine Ausfälle auf die inhaftierte Frau abzuschieben: Er habe nicht den Mann, sondern dessen Frau gemeint. Aber schon im nächsten Satz gab er seinen Haß auf den Ehemann als Primärmotiv zu erkennen: »Und under anderem [!] so verbitert geweßen/ weilen er [sich] im winter [1644/45]...
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klägern gleich ahn den Soldaten gehalten und er/ kläger/ noch ein gutes habiger alß er« sei.464 Beide, der Kläger wie der von ihm Beklagte, hatten also mit den Soldaten paktieren müssen, aber Schultheiß Michel war dabei zum Verdruß des anderen besser weggekommen. Ein weiteres Problem bei der Bewältigung kriegsbedingter Belastungen bildete die Moral. Weil die Witwe Emmerenzia Laux aus Winningen in ihrem Haus mehrere Soldaten einquartiert hatte, wurde ihr vorgeworfen, sie habe mit ihnen ein »gemeinlich freßen und sauffen gehalten und in solchem ungebührlichen weßen der zeit mit einem derenselbigen... unzucht betrieben«.465 Ein dritter mit dem Krieg zusammenhängender innerdörflicher Konfliktbereich ergab sich aus den beengten Verhältnissen des Zusammenlebens »in exilio«, meistens in einem benachbarten Dorf: Vieh, das bis dahin im eigenen Stall dem unerlaubten Zutritt anderer entzogen war, mußte nun gemeinsam in einem Stall mit dem Vieh anderer, darunter womöglich bereits verdächtiger Personen untergebracht werden; traten dabei Krankheiten oder gar Todesfälle auf, fiel der Blick sofort auf bestimmte Personen in der Flüchtlingsgemeinschaft. Nicht anders verhielt es sich mit dem Zusammenleben der Flüchtlinge auf engstem Raum.466 Es gab daneben strukturelle Konfliktbereiche, die weit über die Phase des Kriegsgeschehens hinausreichten, zugleich aber auch Ausdruck spezifisch historischer Verhältnisse gewesen sind. In erster Linie gehört hierzu der Gegensatz von Gemeindeführung und Gemeinde. Schon der hohe Anteil der gemeindlichen Amtsträger unter den Opfern weist auf solche Spannungen hin. Und wenn wir der landesgeschichtlichen Forschung folgen, so kam es im 17. wie im 18. Jahrhundert wegen Gegensätzen zwischen den Schöffen und den Gemeindemitgliedern zu »schwere [n] Unruhen« in Gemeinden an der Mosel und im Hunsrück.467 Worin aber die Konflikte außer »rathhäußlicher Mißwirtschaft« begründet lagen, erfahren wir dabei leider nicht. Unabhängig von den damaligen wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen ist doch offenkundig, daß die Schöffen und Bürgermeister schon aufgrund ihres Amtes im Brennpunkt von innerdörflichen Konflikten standen. Denn sie mußten einerseits herrschaftliche Anweisungen ausführen, beanspruchten aber andererseits aufgrund ihrer Amter Privilegien für sich. So etwa die Winninger Schöffen, als sie sich gegenüber der Gemeinde von den obrigkeitlich angeordneten Wachdiensten für »exempt« erklärten. Die Gemeinde klagte dagegen bei der Herrschaft, diese gab ihr recht.468 Hinzu kam der Ermessensspielraum der Schöffen bei bestimmten Entscheidungen, etwa dem Zuteilen der Pachtquoten auf die einzelnen Gemeindemitglieder. Der Ehemann der bereits hingerichteten Ottilia Heintzen, der Schöffe Heintzen Hammen von Völkenroth, mußte 1655 vor dem Amtmann Klage führen, daß er von einem Einwohner des Dorfes Hundheim »bezüchtigt« worden sei, er habe ihm von der schuldigen Pacht des Dorfes »zu vieil angemacht«; 310
jener habe ihm »auch daß maul geschmißen« und ihn bezichtigt, er sei kein ehrlicher Mann. 469 Der Ehemann der 1645 angeklagten Anna Schultheiß, Schultheiß Michel, wurde bei dem oben erwähnten Konflikt von dem zweiten Injurianten, dem Ausschußmitglied Heintzen Hammen, an einen Streit erinnert, den Michel vor 20 Jahren als Lehenschultheiß von Krastel mit der Gemeinde ausgefochten hatte: dabei seien »sie sehr hart zusamen kommen«. Schultheiß hatte damals gegen die Gemeinde geklagt und war, »der inwoner im dorff angeben nach,« des Meineides überfuhrt worden.470 Dieser Konflikt war sicherlich eine von mehreren Etappen auf dem Weg der Entfremdung zwischen ihm und der Gemeinde, ein Weg, an dessen vorläufigem Ende die Hexereianklage des Ausschusses gegen seine Frau Anna stehen sollte. Auch hierbei bildete zumindest teilweise auch der Ehemann das Ziel der dörflichen Feindschaft; erneut mußte die Ehefrau die gesamte Last des Konfliktes tragen. Ein weiterer Bereich von strukturellen Streitanlässen war das sittliche Regiment der Schöffen über die Gemeinde. In der Regel waren die Gerichtsschöffen zugleich auch Kirchengerichtsschöffen. Als Zensurschöffen bei den Evangelischen und Sendschöffen bei den Katholischen hatten sie gemeinsam mit dem Pfarrer über das sittliche Verhalten der Gemeindemitglieder zu wachen, Verfehlungen wie Trunkenheit, Flüche, mangelnden Kirchenbesuch, übereifrigen Gaststättenbesuch und familiären Zwist mit Ermahnungen und Bußen zu belegen. Da die so Gemaßregelten ihre Strafe naturgemäß als Demütigung empfanden und den Zensurschöffen nicht selten die gleichen Laster nachgesagt wurden wie sie zu strafen beanspruchten, entstanden daraus dauerhafte Ressentiments.471 Was konnte solche Demütigungen mehr entschädigen, als den Frauen der Kirchenschöffen oder gar ihnen selbst Hexerei nachzuweisen? Alle in Winningen und fast alle im Amt Kastellaun direkt oder durch die Anklage ihrer Frauen betroffenen Schöffen waren auch Zensoren. Der Kölner Ratsherr Hermann von Weinsberg hatte in seinem Kommentar zur kurtrierischen Hexenverfolgung des späten 16. Jahrhunderts die instrumentelle Funktion der Prozesse klar beschrieben: ein probates Mittel, um sich der verhaßten Leute und der alten Weiber zu entledigen.472 Vom Haß auf die Alten waren allerdings die alten Männer ebenso betroffen wie die alten Frauen. Was damals an sozialen Abneigungen gegen alte Menschen allgemein weitverbreitet gewesen ist,473 hat auch bei den hier untersuchten Hexenprozesseh Ausdruck gefunden. Soweit feststellbar, zählte der größte Teil der Angeklagten zu den sechzigjährigen und noch älteren Personen. Dagegen standen ihnen im Winninger Ausschuß anfänglich >junge Gesell e n im Alter von 24, 26, 30 und 34 Jahren gegenüber, im Kastellauner Ausschuß Männer im durchschnittlichen Alter von 40 Jahren. Eine ähnliche Diskrepanz läßt sich für einen großen Teil der Zeugen konstatieren - ihr 311
Durchschnittsalter bewegte sich um 40 Jahre, und wir finden unter ihnen weit häufiger Personen, die sich im dritten und vierten Lebensjahrzehnt befanden als im siebten. Legt man allein die Altersstruktur zugrunde, so standen in den Prozessen die zwanzig- bis vierzigjährigen den fünfzig- bis siebzigjährigen gegenüber.474 Als der alte Winninger Schöffe Matthias Knebel im Streit mit dem jungen Bürgermeister Peter Siegbert auf die Halsstarrigkeit der jungen Gesellen anspielte, bekundete er darin Existenz und Wahrnehmung einer generationsbedingten Konfliktlage.475 In einer Äußerung des Kastellauner Gerichts- und Zensurschöffen, des Hofmanns von Roth, finden wir nicht nur einen weiteren Beleg für das Bewußtsein des generativen Abstandes, sondern auch für die mit dem Alter verbundenen Gefahren. Auf den erwähnten Spott des betrunkenen Mattheis Otto, Sohn des Hans Jakob Kiefer, daß er, der Hofmann, aussehe, als ob er vierzehn Tage im Bett gelegen habe und warum ihn der Ausschuß nicht gleich hierbehalte, da die Schöffen doch offenbar auch zaubern könnten, antwortete ihm der Hofmann: »Wan ihr so alt werdet als ich/ so wirdt es auch mitt euch anders werdten«. Was bedeutete, daß jener im Alter entweder zu mehr Ernst oder ebenfalls in den Ruf der Hexerei gelangen würde!476 Wie alltäglich der Konfliktstoff zwischen jung und alt sein konnte, zeigt ein Streit, der bei der Zuteilung der Abgabenquote durch den Schultheiß der Beller Pflege entstanden war, weil sich einer der Gemeindemitglieder, Michel Heintzen, mehr belastet glaubte als der Schöffe Heintzen Hammen, Ehemann der hingerichteten Ottilia Heintzen. Schmähungen von Seiten des Michel gegen den Schultheiß (»Schelm«) waren die Folge, dieser klagte dagegen vor dem Amt. Dabei räumte er den Vermögensunterschied zwischen dem Schöffen und dem Injurianten durchaus ein, rechtfertigte dessen höhere Belegung aber mit dem Alters- und Leistungsunterschied: »[Heintzen Hammen] iedoch ein alter man seye, und seiner arbeit nit mehr abwarten köne/ dahin gegen er/ der Michel/ noch jung seye und ein gutt handtwerck könne...«.477 Das Problem altersbedingter Arbeitsunfähigkeit und dadurch verursachter Verarmung trotz wertvollen Grundbesitzes prägte auch die kurtrierischen Steuerlisten dieser Zeit. So finden wir in den Ertragsschätzungen der Beltheimer Untertanen zwar manche Beträge eingesetzt, die auf größerem Besitz von Acker- und Weinbauland beruhten, zugleich aber in der Rubrik »Nahrung« anstelle einer Verdienstangabe den Vermerk: »senex« - Greis.478 Direkt greifbar sind zwei andere Bereiche generativer Konflikte: Die traditionelle Altersdistanz von Herr und Knecht sowie die Unwilligkeit der Alten, das Regiment über den Hof abzugeben. Letzteres geschah gewöhnlich durch einen Vertrag, in denen der Hof den Erben unter der Bedingung lebenslangen Wohnrechtes und einer gesicherten Versorgung übergeben wurde.479 Aber manch einer schätzte seine Vitalität anders ein, als es den 312
Erben recht war, wollte den Zeitpunkt der Übergabe auch aus Sicherheitsgründen möglichst weit hinauszögern. Sie mochten dabei an eine düstere Warnung aus dem Alten Testament gedacht haben: »Dem Sohn, der Frau, dem Bruder und Freund/ gib keine Gewalt über dich/ solange du lebst... Denn es ist besser, daß deine Kinder zu dir kommen, als daß du auf die Hände deiner Söhne schauen mußt...«.480
Bevölkerungswachstum dürfte hierbei aufgrund der seuchen- und kriegsbedingten Sterblichkeitsraten dieser Epoche keine Rolle gespielt haben. Für die These von der Existenz eines verschärften Generationskonfliktes bedarf es auch nicht des Nachweises, daß sich in den Prozessen Kinder und Eltern, Knechte und Herren gegenübergestanden hätten. Wenn sie als Zeugen auftraten, so gaben sie dabei eher Unterwürfigkeit als Haß zu erkennen. Eine Ausnahme war nur jener Knecht, der seinem ehemaligen Herrn, dem Angeklagten Thonges Roß, die Demütigungen seiner Dienstzeit erklärtermaßen damit heimzahlen wollte, daß er ihn öffentlich auf den Scheiterhaufen wünschte.481 Der Zusammenhang von altersbedingter Demütigung und tödlichen Rachegelüsten muß nicht in dieser direkten Form bestanden haben. Es genügt, daß sich die jungen Gesellen allgemein von der >Starrsinnigkeit< der Alten geplagt fühlten. Ein derartig überpersönlicher Bereich des generationsbedingten Gegensatzes existierte ja tatsächlich außerhalb der Familie - in der allgemeinen moralischen Überwachung der Jungen durch die Alten. Institutionell ausgeführt wurde diese Überwachung in evangelischen Territorien durch die erwähnten Zensurschöffen, die bezeichnenderweise »seniores« hießen. Und zu den vornehmlichsten Sorgenkindern ihrer Aufsicht gehörten laut herrschaftlicher Vorgaben die jungen Gesellen und Mägde, ihre Tänze und Spiele, wie etwa das nächtliche Lehnausrufen.482 In der Summe solcher tagtäglicher Erfahrungen könnte eine vermehrte Bereitschaft zur Anklage herausragender >Seniores< entstanden sein, gleichsam als exemplarische Ziele einer emotionalen Entladung. Angesichts der hier klaffenden Forschungslücke können solche Überlegungen nur vorläufiger Natur sein. Ihre Angemessenheit wie auch ihre Grenzen ergeben sich aus der Rolle von Streit bei der Genese von Hexereianklagen und der dazugehörigen Zeugenaussagen. Denn ebensowenig wie der bloße Altersunterschied, so bildete nicht schon jeder Streit bereits den Anfang einer Hexereianklage, wie ein Vergleich der vor dem Kastellauner Amtmann streitenden Parteien mit den Beteiligten an Hexenprozessen zeigt.483 Aber der schier unaufhörliche Streit unter den Dorfbewohnern bestellte doch den Acker, auf dem vieles wuchs, was Hexenprozesse nährte. Das beste Beispiel für diese Verbindung ist der Gebrauch von Hexereibeschuldigungen im alltäglichen Streit. Ein großer Teil der Zeugenaussagen war auf nichts anderes aufgebaut als auf den Sachverhalt einer solchen Schmähung, und viel häufiger als die magische Interpretation von Unglück hatte sozialer Zwist 313
die Veranlassung dazu gegeben. Diese kaum gehemmte Bereitschaft zur mörderischen Invektive484 resultierte nicht allein aus dem allgemeinen Haß auf die »Hexen«, sie kam ebenso oder noch mehr aus den Streitgewohnheiten des Alltags, aus der täglichen Konfrontation mit anderen Injurien, die es durch Vergeltung (»Retorsion«) zu überbieten galt. »Animus retorquendi« lautete denn auch die Formel, die von den Urhebern solcher Vergeltungswünsche im Angesicht von Verleumdungsklagen gerne zur Entschuldigung vorgebracht wurde. Tatsächlich fungierte die instrumentelle und konditionelle Verwendung der Hexereiinjurie als ultima ratio einer verbal geführten Auseinandersetzung. In jeder Hinsicht typisch dafür war der Streit zwischen dem später hingerichteten Friedrich Kayser aus Roth und Peter Baltes. Über den Verlauf berichtete ein Zeuge vor dem Amtmann: »Sagt/ daß nach dem Peter den Fritzen etlich gelt abgefordert, Fritz aber gesagt, es seie nit so/ habe enddich Peter gesagt, Fritz habe sein geschlecht der Zauberei bezüchtiget; weiters habe er gehört/ daß sie einander schelmen und dieb gescholdten, ingleichen haben sie beede einander Zauberer gescholten«.485
Als darauf »beede partheien erfordert« und zur Rede gestellt wurden, ob sie den Zaubereivorwurf beweisen könnten, traten beide den Rückzug an: Beide gaben zu erkennen, daß sie aus bloßer Vergeltungssucht (»animo retorquendi«) den anderen geschmäht hätten, sie wüßten »sonsten doch deßwegen keines wegs« den anderen »oder die seinigen zu bezichtigen«.486 Aber in einem Hexereiverfahren hätten beide die Anschuldigungen ohne Beweis aufrecht erhalten können, weil dabei allein das Faktum von Gerücht und Schelte als Beweis zählte. Daran vermochten weder Injurienklagen noch der konditionelle Charakter solcher Injurien etwas zu ändern.487 So konnte die Elisabeth Veitzen im Zeugenverhör gegen Eva Pforten offen zugeben, daß sie diese nur bedingt für eine Hexe hielt: »Ich vernehme/ das ihr dieses und jenes bey Leyen Haußfraw solt geredt haben. So halt ich euch vor ein öffentliche hex/ so lang biß ihr mir darthutt/ das ich einmahl von einicher vor solche gehalten oder also gescholten worden sey...«.488
Das Bedürfnis nach verbaler Vergeltung und der Griff zum Hexereivorwurf als deren höchster Steigerung waren so allgegenwärtig, daß Streitende in ihrer Wut selbst vor einer konditionellen Selbstbezichtigung nicht zurückschreckten, um entsprechende Vorwürfe zu kontern: Die Agnes Thieß beendete einen solchen Schlagabtausch gegenüber einer anderen Frau mit einer Drohgebärde (»dießer mit einem finger getrowet«) und den Worten, »sie muste ihr daß halten, oder sie [selbst] wolte ein huer und hex sein«.489 Die allgemeine Neigung zur Hexereiinjurie bedingte, daß sich ganze Dörfer darüber entzweien konnten. Darauf lassen zumindest die Amtsprotokolle schließen, und so berichtete es auch der Winninger Pfarrer schon bei der Visitation im Jahre 1560 für seine Gemeinde.490 Aber es war damals 314
nicht zu einer Hexenverfolgung gekommen, und 1599 verneinte der Pfarrer bei der Visitation die Frage, ob es im Dorf Zauberer gebe, obwohl sich an der Gewohnheit des Scheltens und Schmähens nichts geändert haben dürfte. Erst dreißig Jahre später, als sich die politischen Umstände geändert hatten, ließen sich im Klima benachbarter Verfolgungen auch hier gemeindliche Ausschüsse durchsetzen. In den bestehenden Konfliktbeziehungen und ihren Austragungsgewohnheiten fanden sie ein fruchtbares Feld, reich bestellt mit Anklägern und Anklagen. Ohne das obrigkeitliche Angebot zur Hexenverfolgung wären die dörflichen Kontrahenten auf ihre konventionellen Umgangs- und Streitformen beschränkt geblieben.
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Zusammenfassung und Ausblick
1. Politik, Konfession und Recht Das Kurfürstentum Trier war zweifellos ein Zentrum der Hexenverfolgungen im westdeutschen Raum.1 Sponheim partizipierte daran ab 1629; nur die erste Welle zum Ende des 16. Jahrhunderts war an der Grafschaft vorbeigegangen, Ergebnis einer rechtlich begründeten Widerstandshaltung des lutherischen Pfalzgrafen Karl von Birkenfeld (1584-1600).2 Nachdem sich sein Sohn Pfalzgraf Georg Wilhelm (1616-1669) 1629 der katholischen . Umgebung angepaßt hatte, spielten konfessionelle Unterschiede keine Rolle mehr. Im sponheimischen Amt Kastellaun und in Winningen konnten sich jetzt katholische Beamte zugunsten der Verfolgungswünsche einer lutherischen Bevölkerung engagieren; während der lutherische Pfalzgraf die politische Hauptverantwortung für alle folgenden Prozesse trug, beschränkte sich sein katholischer Regierungspartner in Baden, von gelegentlichen Einwürfen abgesehen, auf formale Mitwirkungsakte. Am Ende erfolgte ein erneutes, paradoxes Revirement, als Baden im Alleingang die sponheimischen Verfolgungen in der bisherigen Form beendete. Der Abbruch entsprang der Erkenntnis, daß in den Prozessen weder geltendes Recht noch obrigkeitsstaatliche Prinzipien beachtet wurden. Daß man erst nach Jahrzehnten der Verfolgung darauf reagierte, war sicherlich eine Folge der Befangenheit im Hexenglauben, zugleich aber auch Ausdruck der politischen Schwäche und der Erschütterung beider Territorien in den Wirren jener Zeit.3
2. Soziale Elemente und Mentalität Die Verfolgungsbereitschaft der Landesherren war nur eine Voraussetzung der Prozesse, nicht ihre Ursache. Trotz der Vorreiterrolle des katholischen Kurtrier berechtigt nichts zu der Schlußfolgerung, Erzbischof Johann VII. habe die Verfolgungen als ein Instrument der konfessionellen Disziplinierung eingesetzt.4 Selbst wenn es anfänglich propagandistische Aktionen eines Petrus Binsfeld gegeben haben sollte, so hatte sich die Hexenjagd 316
davon binnen kürzester Zeit emanzipiert: Die kurtrierischen und die sponheimischen Verfolgungen wurden fast ausschließlich >von unten< getragen, von den Gemeinden und ihren Ausschüssen. Die Prozeßkommissare ähnelten zwar herrschaftlichen Inquisitoren, handelten aber nicht als solche. Formal betrachtet waren sie »verordnete« Rechtskonsulenten, faktisch fungierten sie als Agenten der dörflichen Hexenverfolger, denen sie auf der Basis von Geschäftsbeziehungen in jeder Hinsicht »dienten«.5 Unmittelbare Auslöser der populären Verfolgungswünsche waren in dem hier untersuchten Raum von Untermosel und Hunsrück offenbar nicht Unwetter oder Mißernten, sondern benachbarte Verfolgungen. Insofern erfolgte die Ausbreitung der Prozesse in einem bereits fortgeschrittenen Stadium der Verfolgung. Ihre sozialen Ziele ergaben sich aus den innerdörflichen Antagonismen, insbesondere aus Spannungen innerhalb der Oberschicht. Die soziale Herkunft der Ausschußmitglieder und der meisten ihrer Opfer reflektiert diese Konfliktlage. Eine gewisse Fixierung auf vermögende Angeklagte folgte aber schon aus der Verantwortung der Gemeinden für die Prozeßkosten. Wollten die Ausschüsse nicht ständig auf die Gemeinden zurückgreifen und Gefahr laufen, ihre Unterstützung zu verlieren, waren sie zur Anklage von wohlhabenden Personen gezwungen. Solche Erfolgszwänge erklären zumindest teilweise, warum gelegentlich auch sozial unbedeutende Personen, meist ältere verwitwete Frauen, den Prozessen zum Opfer fielen. In vielen derartigen Fällen ließe sich anhand der Prozeßabläufe zeigen, daß solche Anklagen typischerweise dann erfolgten, wenn die Verfolgung an einem kritischen Punkt angelangt war: Diese Angeklagten dienten prozeßstrategischen Zwecken, indem sie von den Ausschüssen dazu benutzt wurden, eine Verfolgungskampagne überhaupt erst anzukurbeln oder eine wegen Ungeständigkeit drohende Freilassung durch ein neues Geständnis und die dazugehörigen Besagungen zu hintertreiben.6 Derartige Manifestationen einer »strategischen Rationalität«7 wie überhaupt die massive Nutzung der Verfolgungen für soziale Interessen provozieren die Frage, ob denn der Hexenglaube überhaupt noch Uberzeugungsqualitäten besaß. Aber die Frage ist falsch gestellt, weil sie auf modernen Vorstellungen von Selbstreflexion beruht. Dem zeitgenössischen Empfinden angemessener ist die Koexistenz von ideeller und materieller Motivation, eine Mentalität, die kulturelle Überzeugungen mit individueller Nutzung verbindet. Freilich gab es immer wieder Personen, die sich mittels zeremonieller Handlungen von vermeintlichen Zaubereischäden befreien wollten oder dazu gar volkskulturelle Spezialisten aufsuchten. Aber die Existenz von Ausschüssen und das Wissen um die Verfolgungsbereitschaft der Obrigkeit legten eher andere Wege nahe: Spätestens nach dem Mißerfolg volksmagischer Rezepte suchten die >BetrofFenen< ihr Heil bei der Justiz bzw. den Ausschüssen. Warum auch sollte man sich auf zeremonielle Abbitten bei 317
dem vermeintlichen Verursacher eines Schadens einlassen, wenn die Gelegenheit bestand, ihn völlig zu eliminieren? Entscheidend sind daher die Handlungsmöglichkeiten, die sich aus dem Hexenglauben ergaben. Ohne seine legitimationsstiftende Kraft hätten sich weder Ausschüsse organisieren noch Prozesse gegen Mitglieder der gemeindlichen Oberschicht fuhren lassen. Dieser Zusammenhang verbietet es, den Hexenglauben auf ein Oberflächenphänomen zu reduzieren; unverzichtbar ist jedoch, seine Wirkungen im sozialen Kontext zu betrachten. Der Hexenglaube förderte und legitimierte sozialen Aktionismus; andererseits vermochte er keine verbindliche Interpretation zwiespältiger Vorkommnisse durchzusetzen. So war es keineswegs zwingend, bei Unglücksund Schadensvorfällen sofort Ausschau nach »bösen Leuten« zu halten. Ob die Betroffenen ihren Erfahrungsschatz um eine konventionelle Erklärung bemühten oder die Verantwortung einer Person ihrer Umgebung zuschrieben, hing von ihren Konflikterfahrungen ab, von ihrem Wissen um Gerüchte, aber auch von persönlichen Dispositionen und Interessen. Zugleich konnte man mit dem Hexereiverdacht auch pragmatisch umgehen: So hatte Margarethe Kröber trotz der Hinrichtung ihrer Mutter und ihrer eigenen »fama« in Christian Knaudt jemanden gefunden, der alle Warnungen ausschlug und sie aus den gleichen Gründen heiratete wie nach seinem Tod Zacharias Kröber - »umb ihrer hubtschichkeit und ihres guts halben«.8 Erst das Zusammenfinden einer Prozeßkoalition machte dem ein Ende. Derartig sozial motivierte Anwendungen wurden durch die Moralisierung der Hexenvorstellung erleichtert: Schon der gelehrte Hexenglaube hatte die dämonische Hexengestalt vermenschlicht und damit diesbezügliche Verdächtigungen generalisierbar gemacht.9 Hinzu kamen seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts die in allen konfessionellen Lagern forcierten Moralisierungskampagnen. Seelsorge, Visitationen und die Aufsicht der dörflichen Kirchengerichte verbesserten nicht unbedingt die Moral, verbreiteten aber Verhaltensanweisungen, die den Untertanen zusätzliche Möglichkeiten zur gegenseitigen Diffamierung verschafften. Dem entspricht, daß die Zeugen die Angeklagten nicht nur mit »volksmagischen« Interpretationen belasteten, sondern auch durch die Unterstellung von moralisch-sozialem Fehlverhalten.10 Möglicherweise haben diese Kampagnen auch volkskulturelle Praktiken des magischen Selbstschutzes entwertet.11 In Zusammenhang mit der dramatischen Verdichtung zeitgenössischer Nöte würde sich daraus vielleicht erklären, warum die traditionelle »Selbstregulation« der Volkskultur, wenn es sie denn je gab, plötzlich nicht mehr griff.12 Sicher ist jedenfalls, daß sich unter den Angeklagten der gemeindlichen Ausschüsse keine typischen Vertreter der »magischen Volkskultur« wie Heiler und Wahrsager befanden. Nur in dem rein obrigkeitlichen Prozeß gegen eine Diebesfamilie wurde real praktizierte Magie thematisiert.13 318
Die Beziehungen zwischen den Angeklagten und ihren Anklägern beruhten hier weniger auf volkskulturellen Deutungen als auf sozialen Konfliken. Deren Massivität bestätigt eine aus der Untersuchung englischer Hexenprozesse gewonnene These. Ihr zufolge seien Mitglieder der unteren dörflichen Schicht zu Opfern von Schadenszaubereianklagen geworden, weil sie die Verweigerung traditioneller Solidarformen durch Wohlhabendere, etwa beim Almosengeben, mit deren Verfluchung quittiert hatten.14 Hier aber waren die Seiten verkehrt: Mitglieder der dörflichen Führungsschicht wurden offenbar bevorzugt aufgrund ihres Wohlstandes, ihrer politischen Position und ihrer sozialen Aggressivität zu Opfern derjenigen, die sich dadurch gedemütigt und übervorteilt fühlten. Ob diese Konflikte wiederum durch einen Gegensatz zwischen traditionellen Solidarformen und individualistischer Wirtschaftsweise verursacht waren, bleibt zu untersuchen.
3. »Kommunalismus«? Die bedeutendste Erscheinung der kurtrierischen und sponheimischen Hexenverfolgungen war zweifellos die Eigenverantwortung der Gemeinden bzw. ihrer Ausschüsse, die aber nur im Schutze lokaler Beamten entstehen konnte. Eigendynamik der Ausschüsse und Eigenwilligkeit der Gemeinden weisen aber auch verblüffende Ähnlichkeiten mit Merkmalen spätmittelalterlicher Zunftkämpfe auf.15 Betrachtet man sie speziell im Kontext der frühneuzeitlichen Sozial- und Verfassungsgeschichte, so erscheint die große Verfolgungsbewegung in der Region von Saar, Mosel, Mittelrhein und Westerwald sogar als Parallele zu jener allgemeinen kommunalen Bewegung des 16. Jahrhunderts, die Peter Blickle zuerst im Bemühen der Untertanen um landständische Repräsentation nachwies,16 sodann als Träger der Reformation in den Städten: »Die Bürger üb[t]en mit Aufläufen, Tumulten, Gemeindeausschüssen so lange Druck auf die Räte aus, bis sie den Durchbruch der Reformation in der Stadt erzielt« hatten.17 Daß die Gemeinden auch aus dieser großen Bewegung Antrieb erhalten hätten, die Verfolgung der Hexen in eigener Zuständigkeit zu betreiben, kann nicht überraschen. Immerhin machten sich die gemeindlichen Inquisitions ausschüsse ein Anliegen zu eigen, das geistliche und weltliche Obrigkeiten zuvor ausgiebig propagiert hatten.18 Hexenverfolgungen boten daher eine unwiderlegbare Legitimation für den Anspruch der Gemeinden auf hochgerichtliche Eigenverantwortung. Die einzige Möglichkeit zur Unterdrückung der Verfolgungsbewegung bestand darin, daß die Obrigkeit ihr durch eine offizialgerichtlich organisierte Verfolgung zuvorkam. Aber dazu waren weder die Kurfürsten von Trier noch die sponheimischen Kondominalherren fähig oder bereit, wohl aber der Kurfürst von Mainz und die Regierung der 319
luxemburgischen Teile der spanischen Niederlande: dort konnten Ausschüsse und gemeindliche »monopoles« unterdrückt werden.19 Die Unfähigkeit zur absolutistischen Steuerung der Verfolgungen resultierte aus administrativen Faktoren, welche durch die kriegsbedingten Wirren des späten 16. und des 17. Jahrhunderts verstärkt wurden. Es war sicherlich kein Zufall, daß die kurtrierischen Verfolgungen nur wenige Jahre nach dem Frieden von Osnabrück und Münster abgebrochen wurden, noch dazu von einem Kurfürsten, der nach dem dreißigjährigen Krieg den Großteil der Wiederaufbauarbeit zu organisieren hatte.20
4. Verfolgungstypologie Die Abhängigkeit der Verfolgungen von herrschaftlicher Durchsetzungsschwäche bedeutet keineswegs, daß Hexenprozesse unter anderen Verhältnissen nicht stattgefunden hätten. Aber sie wären zweifellos anders verlaufen, wahrscheinlich sogar schlimmer, wie die stärker auf Offizialtätigkeit und Besagungen beruhenden badischen, fränkischen und kurkölnischen Verfolgungen veranschaulichen.21 Wenn darin mehr Personen aus den unteren Schichten und Träger volkskultureller Praktiken angeklagt wurden, so beruht dies möglicherweise auf dem relativen Ausschluß der Bevölkerung von der Prozeßteilnahme und der Konzentration auf Folter und Besagung. Der Zwang zur Nennung von Tatkomplizen veranlaßte die Gefolterten naturgemäß zur Angabe von solchen Personen, die ihnen bereits als praktizierende Zauberer und Zauberinnen, Heiler und Wahrsager bekannt waren. Im nördlichen Hunsrück und an der Untermosel gab es jedoch keine massenhaften Kettenprozesse, sondern eine dörflich organisierte Abfolge von Verfahren, die von bestimmten Gruppen, bestimmten Interessen und festen Absprachen getragen wurde und selektiv gegen bestimmte Mitglieder der Gemeinde gerichtet war. Diese Form der sozialen Nutzung von Hexenprozessen stellt somit nur eine Variante im breiten Spektrum möglicher Verfolgungsformen dar. Die hier praktizierte Form lokaler Autonomie zeigt, daß die Untertanen sich auch im Bereich der Hochgerichtsbarkeit beträchtliche Handlungsspielräume schaffen konnten; diese wurden aber überwiegend als Instrument im innerdörflichen Machtkampf eingesetzt.22 Unabhängig von den politischen Rahmenbedingungen waren Hexenprozesse jedoch immer auf die Mitwirkung sozialer Gruppen angewiesen. Sie waren daher immer ein Angebot, das verschiedene Nutzungsmöglichkeiten zuließ:23 Die kommissarischen Juristen und Notare nutzten sie für ihre bürgerlichen Karrieren, die lokalen Amtmänner zur Erweiterung ihrer Kompetenzen, die Ankläger und Zeugen als Waffe in sozialen Konflikten, die Gemeinden möglicherweise zur Erwei320
terung ihres politischen Spielraumes. Derartige Nutzungsmöglichkeiten verschafften den Verfolgungen ihre eigene Dynamik gegenüber dem Wollen der Fürsten und den Kriterien juristischer Bewertung. Die sozialgeschichtliche Analyse bestätigt damit, was für Zeitgenossen unübersehbar war, aber in jüngerer Zeit wieder in Vergessenheit geraten ist. Augenzeugen wie der Jesuit Friedrich Spee, der Kölner Ratsherr Hermann von Weinsberg und der Rheinbacher Schöffe Hermann Löher haben uns präzise Informationen über die Vermischung von fanatischer und opportunistischer Motivation im Handeln der Verfolger hinterlassen.24 Der aus Gouda stammende Theologieprofessor Cornelius Loos hat dieser Erfahrung mit unnachahmlichem Sarkasmus Ausdruck gegeben: Was er um 1590 im Trierer Raum erlebte, veranlaßte ihn zu dem Vorwurf, die Verfolger bedienten sich selbst der Zauberei, einer »neuen Alchemie«, mittels der »aus Menschenblut Gold und Silber herausgelockt würden«.25
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Anmerkungen
Einleitung 1 Levi, S.9. 2 Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, S.5. 3 König, Ausgeburten; Hanson u. Steiger; ähnlich Horsley. Zur feministischen Sichtweise Unverhau, Frauenbewegung u. Schindler, S.89, Anm.9. Honegger, S . l l , hält sogar den Gebrauch von Archivalien für überflüssig, um das Thema »vor archivarischer Geschichtsschreibung... zu retten«. Was bleibt dann außer »Schreibtischmythen« noch übrig? 4 Vgl. Midelfort, Research, S.373; zu den besseren Werken gehören: Baschwitz; Döbler; Wolf, Hexenwahn; Hammes. Zur politischen Konjunktur des Hexenthemas im Dritten Reich vgl. Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, S.8-15; Schier. Bibliographische Überblicke seit Midelforts Forschungsbericht: Nugent; Monter, Historiography; Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, S.125-128; Larner, S.15-28; Lehmann, Hexenprozesse in Norddeutschland; Butler; Midelfort, Witchcraft, Magic; ders., Alte Fragen; von Hehl, Hexenprozesse; zuletzt Behringer, Erträge. Die Zusammenstellung älterer und neuerer Literatur bis 1980 von Erdmann Weyrauch (Wolfenbüttel) ist nur als Typoskript zugänglich. Die demnächst erscheindene Bibliographie von Harald Sipek (Mainz) wird nicht nur die größte Titelsammlung neben dem Katalog der Hexenliteratursammlung der CornellUniversity (Crowe) sein, sondern sämtliche dem Thema gewidmeten wisschenschaftlich-gesellschaftlichen Aktivitäten verzeichnen. 5 Merzbacher; Schneider; Breiden; Diwo; ¡oerres; Kleinwegner; Siebel; Geilen; Stebel. Soziale Gesichtspunkte ansatzweise bei Merzbacher, S.185-196, aber mitfragwürdigenPrämissen (vgl. S.186 f.). Nur aus der Literatur schöpft Croissant. 6 Vgl. Unverhau, Frauenbewegung. 7 Hansen, Zauberwahn, S.V u. S.535. 8 Soldan u. Heppe; Paulus; Diefenbach; Längin; Riezler; Duhr; Hansen, Zauberwahn; ders., Quellen; ders., Kontroverse. 9 Midelfort, Witch Hunting. 10 Febvre; Delcambre, Procès; ders., Psychologie; Mandrou; Douglas. Dazu auch Schwerhoff, Rationalität. 11 Midelfort, Witch Hunting, S.30-70. 12 Schormann, Hexenprozesse in Nordwestdeutschland; ders., Krieg; Decker, Hexenverfolgungen im Hochstift Paderborn; ders., Hexenverfolgungen im Herzogtum Westfalen; Lorenz; Unverhau, Toverschen; Degn u.a.; Behringer, Hexenverfolgung in Bayern; Pohl; Gebhard. Trotz Baumgarten wenig Neues über den »Nahe-Raum«. Weitere Forschungen zu Südwestdeutschland demnächst in den von Bauer u. Lorenz hg. Beiträgen der Weingartener Studientagung von 1986. Zu den älteren Regionalstudien vgl. Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, S . l l . 13 Ebd., S.3 f. 14 Ein Überblick dazu bei Schormann, Hexenprozesse in Deutschland; Behringer, »Land«. 15 So Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, S.65-70; Behringer, »Land«, S. 159-163. 16 Midelfort, Witch Hunting, S.67-84, S.125, S. 143 u. S.193 f.; Behringer, »Land«, S.141 f.;
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Anmerkungen zu S. 15-18 ders., Hexenverfolgung in Bayern; Merzbacher; Rummel, Hcxenverfolgungen; Schormann, Hexenverfolgung in Deutschland, S.62; ders., Krieg; Decker, Hexenverfolgung im Herzogtum Westfalen; Pohl; Gebhardt. 17 Meder, Teil I, B1.38. 18 Midelfort, Witch Hunting, S.30-84; Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, S.225-228. 19 Rummel, Phasen. Zur Rolle des politischen Hintergrundes der Zeit um 1629 vgl. Midelfort, Witch Hunting, S.124. 20 Vgl. zumgroßen Spektrum der Meinungen Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, S.16 f.; Midelfort, S.30-66 u. S.193 f. 21 Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, S.66-69; Behringer, »Land«, S.163; Midelfort, Witch Hunting, S.77-81, sieht weder die Groß- noch die Kleinstterritorien als besonders betroffen, wohl aber die Territorien mitdere Größe und kleinere Reichsstädte. Speziell zu Hexenprozessen im städtischen Milieu seit Eschenröders Arbeit über Frankfürt Siebel·, Kunstmann; Wilbertz; Irsigler u. Lasotta, S. 145-166. 22 Midelfort, Witch Hunting, S.127-129, S.135 u. S.139; Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, S.54-63; Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, S.106; ders., Feuer, S.61 f.; Pohl, S.16, S.113, S.115, S.121, S.147-150, S.180; Kriedte. 23 Vgl. Kap. 1.1.1. 24 Vgl. Hollmann, S.236-244, bes. S.242 f., der die gegenseitige Abhängigkeit von Domkapitel und Erzbischof aber auch als Maxime der Konfliktbegrenzung ansieht. Zu Kurtrier in diesem Zusammenhang Baur. 25 Merzbacher, S.187; noch abwegiger ist freilich die soziale Bewertung des Autors (ebd., S.186 f.). Ähnliche Aufassungen vertraten schon Sprenger u. Institoris im »Malleus Maleficarum«, I, S.79 f. Differenzierter Hörger. Zur elitekulturellen Motivation außer dem fragwürdigen Werk von Heinsen u. Steiger noch Muchembled, Culture, S.287-340, bes. S.318-322; vgl. dazu Rummel, »Ausrottung«, S.51-53, aber auch Muchembled, Bûchers. 26 Von Cohn, S.255, als zentrale Forschungsaufgabe formuliert. 27 So besonders Hansen, Zauberwahn, S.398-444 u. S.535. 28 Cohn; Kieckhefer; Monter, Witchcraft, S.142 : 166; Blauert, Hexenverfolgungen; Harmening, Hexenbilder; Lecouteux. 29 Ein Inquisitor vertrat 1508 die Auffassung, die »neue Sekte der Hexen« sei erst um 1360 entstanden; vgl. Behringer, Hexenglaube, S.75. 30 Vgl. die bei Behringer, Hexenglaube, abgedruckten Dokumente, S.79-106, sowie Clark. 31 Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, S.428, Anm. 75; ders., Hexenglaube, S.72-76. 32 Ders., Hexenverfolgung in Bayern, S.89. 33 Vgl. Blauert, Hexenverfolgungen, S.9. 34 Behringer, Erträge, S.620. 35 Scribner, S.271; Behringer, Erträge, S.629 u. S.632; Labouvie, Hexenspuk. 36 Vgl. dies., S.92; Hörger. 37 Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, S.71-96; ders., Erträge, S.632. 38 Zum Begriff »Kleine Eiszeit« (Le Roy Ladurie) vgl. Lehmann, Hexenverfolgungen; ders., Auswirkungen; Behringer, Hexenverfolgung in Bayern; ders., Feuer, S.64-74. 39 Vgl. Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, S.95 f. 40 Ebd., 96-121; ders. Feuer, S. 50-88. 41 Zenz, Taten, S.12: »Weil man allgemein glaubte, daß der durch viele Jahre anhaltende Mißwuchs durch Hexen und Unholde aus teuflischem Haß verursacht werde, erhob sich das ganze Land zu ihrer Ausrottung«. 42 Spee, Cautio Criminalis, S.42 f. u. S.45 f. Wichtige Ansätze systematischer Rezeptionsforschung bei Harmening, Zauberinnen; ders., Hexenbilder; ders., Aberglaubenskritik. Vgl. Kieckhefer, S.4; Merzbacher, S.9-11; Hansen, Zauberwahn, S.526. Teufelsbücher spielten bei der Verbreitung
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Anmerkungen zu S.
IS-21
von Ängsten eine große Rolle, während Prediger zumindest im deutschen Südwesten eher fur Vorsicht bei Hexereianklagen warben; vgl. Midelfort, Witch Hunting, S.69 f. u. S.30-66. 43 Dazu und zum Folgenden Rummel, Gutenberg; Neues zum »Hexenhammer« bei Segl. 44 Behringer, Hexenverfolgungen in Bayern, S.8, spricht von der Übernahme eines »Paradigmas«. Zum sozialanthropologischen Konzept siehe Macfarlane, Witchcraft, S.211-253; Thomas, Relevance. 45 Eine Ausnahme im deutschsprachigen Raum ist die Studie von Meili. Für den saarländischen Raum demnächst Labouvie, Volksmagie. Für Frankreich hat Muchembled, Buchers, inzwischen eine anregende Untersuchung der Hexenprozesse eines einzelnen Dorfes vorgelegt. Wichtige Ansätze bei Kriedte und Walz. 46 Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, S. 71-95; vgl. ebd. S.6, S.19 u. S.427.; detailliert dazu Labouvie, Hexenspuk. Die englische Übersetzung der für diesen Zusammenhang wichtigen Beiträge einer Stockholmer Tagung (Ankarloo u. Henningsen) war mir leider noch nicht zugänglich. 47 Midelfort, Witch Hunting, S.4; vgl. Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, S.13. 48 Vgl. Thompson, Volkskunde, S.290 f. Ähnlich Midelfort, Witch Hunting, S.3 f. 49 Spee, Cautio Criminalis, inbes. S. 13,46, 51 f., 54 f., 280. Vgl. unten Kap. IV und Kap. VI. Die Verflechtungen von volkskulturellen Beständen und sozio-politischen Verhältnissen erkennt auch Scribner, S.272, an 50 So auch Schindler, S.62 u. Anm.12 51 Schormann, Hexenverfolgung in Deutschland, S.15. 52 Macfarlane, Witchcraft, S.94. 53 Mali; Muchembled, Bûchers; Unverhau, Toverschen. 54 Anders Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, S. 427 f. 55 Lea, III, S.614; Janssen u. Pastor, VII, S.635-643; Duhr, S.29-35; Soldan u. Heppe, I, S.514 f., II, S.l f.; Baschwitz, S.147-152; Hammes; Behringer, »Land«, S.141 u. S.164; Franz, Hexenverfolgungen, S.41-56; ders., Geistes- und Kulturgeschichte, S.332-339. 56 So Behringer, Hexenverfolgungen im Spiegel, S.351, Anm. 68. 57 Wyttenbach, S.198-257; Müller; Liei, S.17-46; Marx, III, S.108-143; Leonardy, S.719-741; Hennen; Laven, S.113-135; Kentenich, Geschichte der Stadt Trier, S.465-477; ders., Geschichte der Trierer Hexenprozesse, S.64; Junk, S.135-139; Zenz, Dr. Dietrich Flade; ders., Cornelius Loos; Endesfelder, S.93-112; Mergen; Münster, Auswertung; Hilgers, S. 109-122; Lauer, Hexenverfolgung im Schillinger Kirchspiel; ders., Hexenverfolgung im Hochwald. 58 Dies ergab eine Überprüfung der Findbücher des Bestandes IC (Kurfürstentum Trier: Akten) im Landeshauptarchiv Koblenz. 59 Vgl. dazu unten Kap. V.3. Die meisten der genannten Arbeiten beruhen auf den Hochgerichtsakten der vor der Stadt gelegenen Abtei St. Maximin, wozu auch das berüchtigte Besagungsverzeichnis des Maximiner Amtmannes Claudius von Musiell gehört (SAT, Hs. 2180/45; die übrigen Akten liegen größtenteils im Bestand 211 des Landeshauptarchives Koblenz). 60 Soldan u.Heppe, I, S.513 f. 61 Vgl. Steinbach; Fabricius, S.195-202. Zu der Herrschaft Winneburg-Beilstein siehe Schüler. 62 Vgl. dazu Kap. 1.3. 63 Vgl. Pauly, Hoch-Gemeinde. 64 Krämer, S.10-45. Die von der Leyen stellten mit Johann Caspar und Johann Georg von der Leyen im 17. Jahrhundert zwei Münstermaifelder Amtmänner; auf diese Weise gelangten wenigstens Fragmente aus den zahlreichen dort geführten Prozessen in unsere Zeit (ebd., S.108, Anm. IIb). 65 Dazu bislang nur Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, S.58. 66 Die Ergebnisse bei Rummel, Phasen. 67 Zenz, Taten, S.14. 68 Vgl. dazu Wild, S.39-46; Dotzauer, Gebiete, S.31-54; allgemein Lehmann, Grafschaft; Mötsch, Genealogie, S.63-180. Die Markgrafen von Baden waren als Gemeinsherren auch an der Vorderen
324
Anmerkungen zu S. 21 - 24 Grafschaft Sponheim beteiligt, zusammen mit Pfalz-Simmern bzw. Kurpfalz auf der anderen Seite; vgl. dazu Dotzauer, Grafschaft. Zur Rivalität mit Kurtrier vgl. Mötsch, Trier, S.357-389; ders., Krieg, S.55-64. 69 Zur Einführung der Reformation Back, Kirche, II, S. 178-201, S.212-240, S.307-340, S.488533 u. S.570-583. Ein Überblick bei Wagner, S.ll-25.; über die weitere Entwicklung Back, Kirche, II, S.185 f., S.213, III, S.196-199; S.400; Wild, S.42; Weydmann, S.29 f.; zum späteren Wechsel der Konfessionen Wild, S.44 f. 70 Damals kündigte Pfalzgraf Christian II. (1671-1717) diese »Permutationszeit« auf; vgl. Wild, S.45 u. S.78; Rodewald, Pfalzgraf Georg Wilhelm, S.5 f.; Back, Kirche, II, S.520. 71 Rodewald, Pfalzgraf Georg Wilhelm, S.4; ders., Irmenach, S.152, Anm.l. Die Birkenfelder Seite erhielt dafür den entsprechenden Vorrang in den Ämtern Birkenfeld, Allenbach und Frauenburg; vgl. Wild, S.44; Back, Kirche, II, S.401. Zu den jeweils nominierten Beamten siehe Grimm, Diener. 72 Bellinghausen, Winningen, I, S.29; Kubach u.a., S.395. 73 Zu den Konflikten um Kröv siehe Back, Kirche, II, S.178-201. Nur in dem »dreiherrischen« Ort Uhler konnten die Sponheimer die neue Lehre durchsetzen, weil alle Einwohner sponheimische Leibeigene waren. 74 Lediglich die Winninger Prozesse haben in der Lokalgeschichte eine stärkere Beachtung gefunden. Zu nennen sind hier vor allem Müller, Geschichte, S.272-283; Bellinghausen, Winningen, I, S.85-94; Krämer, S.48-78. Zu den Kastellauner und Beltheimer Prozessen existieren bislang nur einige Fallbeschreibungen; aber bei Back, Kampf, S.198-203, S.218-221, S.230-235, S.244-248 u. S.261-267, finden sich immerhin einige mittlerweile verschollene Aktenstücke; ders., Kirche, III, S.352-371; ferner Knob, S.5; König, Hexenwahn, S.7; Hoppstätter, Hexenprozesse, S.54-60; Brucker, S.10-12. Auf den älteren Darstellungen und ihren Irrtümern basiert der auf Sponheim bezogene Abschnitt bei Baumgarten, S.129-184. 75 Zur rechtlichen Begründung unten Kap. III.3. 76 Anders Baumgarten, S.157, ohne Quellengrundlage. 77 Vgl. Rodewald, Pfalzgraf Georg Wilhelm; Rummel, Hexenprozesse. 78 Vgl. Grimm, Diener, S.271. Fritzer wurde aber erst im Frühjahr 1643 bestellt; am 2.3.1643 war er noch als Kastellauner Gerichtsschreiber tätig; 33/12334, f.65v. 79 Dies übersieht Baumgarten, S.157-184. Seine Bewertung der »beispielhaften Haltung des Birkenfelder Pfalzgrafen Georg Wilhelm« (S.171) entbehrt jeglicher Quellengrundlage; dazu auch Rummel, Phasen. Zu den Winninger Vögten Weiß und Zeiß siehe Grimm, Diener, S.271. Als Vorgänger von Weiß müßte Zeiß von Baden nominiert worden sein. Aber seine Rolle bei dem kurtrierischen Versuch, die Vogtei 1629 im Handstreich zu rekatholisieren, weist ihn eindeutig als Parteigänger des lutherischen Pfalzgrafen aus; vgl. Rummel, Hexenprozesse. 80 Zu Winningen siehe die obengenannten Arbeiten von Müller, Geschichte, und Sellinghausen, Winningen, I, sowie Kubach u.a., S.400-406; die für Kastellaun vorliegende Untersuchung von Leonhard war nur von geringem Nutzen. 81 Vgl. dazu Kap. VL2. Einen wichtigen Ersatz für verlorengegangene Dokumente bieten im Pfarrarchiv der evangelischen Gemeinde Winningen (PfEKW) befindliche Abschriften und Auszüge, die der Winninger Pfarrer Rodenberger Anfang des 19. Jahrhunderts anfertigte. Wo die über das Amt Kastellaun überlieferten Originalkonzepte eine Kontrolle der Abschriften zuließen, bestätigten sie deren Richtigkeit. 82 Vgl. Horsley sowie Heinsohn u. Steiger; dort (S.369-414) die Auseinandersetzung mit den Kritikern.
325
Anmerkungen zu S. 26 - 27
I. Obrigkeit und Untertanen 1 Wyttenbach u. Müller, ΙΠ, S.53. 2 Scotti, I, S.555 f. 3 Wyttenbachu.Müller, III, S.53: »Undetotadioecesi inoppidis acvillis pertribunaliacurrebant selecti accusatore?...«. 4 Vgl. Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, S.56 f., S.61 f., S.77 f., S.9I u. S.105 f. 5 Wyttenbach u. Müller, ΙΠ, S.53. 6 In Winningen führte im Herbst 1640 zwar Schädlingsbefall an den Weinstöcken zu einem Tumult (33/8854, f.2v u. f.7v), aber die Vorbereitungen fur eine neue Verfolgungskampagne waren schon seit Monaten im Gang; das erste Bittschreiben der Gemeinde datierte vom 13.6.1640 (33/ 8182, f.27) ; ein im Prozcß gegen Margarethe Moden (1643) erwähnter Schädlingsbefall hatte bereits um 1638 stattgefunden (33/12334, f.l54f). Vgl. die Analyse weiterer Belege bei Rummel, Phasen. 7 33/8620, f.21.; 33/8182, f.27. 8 15.5.1629 (33/8186, S.17). 9 Zur Chronologie der Verfolgungswellen Rummel, Phasen; zu den Besagungen unten Kap. II. 1. Zur »Vorbildwirkung« allgemein Schormann, Hexenprozessc in Deutschland, S.52-60. 10 Hoppstätter, Hexenverfolgungen; Jakob; Coleste; Lauer, Hexenverfolgung im Hochwald, S.5168; Baumgarten, S. 2 7 9 (vgl. 53 C 51, Nr.90); Woll; Wolf, Hexenprozesse in Camberg, S.55-63; ders., Hexenprozesse im zweiherrischen Amt Camberg, S.247-257; Welker, Hexenverfolgung, S.7375; ders., Hexenprozesse, S.34-47; Soldan u. Heppe, II, S.100; Bach; Bellinghausen, Rhens, S.68-94; Batori. Auch dem Rheinbacher Schöffe Hermann Löher war die Anklagetätigkeit von Gemeindeausschüssen (»gemeinens außschuß«) bekannt (vgl. Katzfey, S.185); zu Löher siehe Renn. Noch unbekannt sind Fragmente über Ausschußaktivitäten in der im südlichen Grenzgebiet von Kurtrier und Sponheim gelegenen Herrschaft Boos (BAT, 71/78, Nr.16, S . l f.), aus dem Gebiet der vom Trierer Erzbischof inkorporierten Fürstabtei Prüm (29/ 2321, unp.), dem zur Wild- und Rheingrafschaft gehörenden Amt Dhronecken (29/232a, f.78) und der bei Maria Laach gelegenen Herrschaft Wehr (29A/232b, f.270-v). In den westerwäldischen Grafschaften Leiningen und Nassau-Dillenburg sind ebenfalls Ausschüsse belegt; vgl. im HStAW die Bestände 339 und 369. 11 Bader, II, S.295, S.312 f. u. S.361; Nikolay-Panter, S.74-78; Blickle, Gemeindereformation, S.84-109; Lentze, S.33 f., S.36, S.55-57, S.69, S.71, S.115, S.123, S.125 u. S.138; Gerteis, Repräsentation, S.275-287. 12 Blickle, Landschaften; Gut, S.80-83. Vgl. folgenden Eintrag im Tagebuch des Kölner Patriziers Herrmann von Weinsberg: »Anno 1586... hat sich ausschuss des lesten Landtags des erzstiffts Coin, meisteils von der ritterschaft, in Coin die stat bescheiden, da.... rat gehalten...«; zitiert nach Lau, ΙΠ, S.358. 13 Für Kurtrier siehe Baur, I, S.198; Zur Hinteren Grafschaft Sponheim: 33/8743 u. 33/8749 (mit Musterungslisten); in Winningen 21.4.1651 (33/8794, unp.); allg.: Wild,SA7. Für benachbarte Gebiete: Gensicke, S.102; Ausfeld; allgemein dazu: Schulze. 14 Vgl. Grimm, Deutsches Wörterbuch, Art. »Ausschuß«, S.962: »von leuten: >nachdem von dem lande ein vollmächtiger auschusz gemacht wordenist des landes auschusz bei einander gewesene« Siehe auch Art. »Ausschuß« in Zedlers Großes Universal Lexikon, Bd. II, Sp. 2247. 15 Vgl. Bader, II; Dilcher, Struktur, S.71-112; Oexle, Zunft, S.l-44. Die neuere Forschung hält am Genossenschaftsbegriff trotz seiner Prägung durch die Genossenschaftstheorie des 19. Jahrhunderts, namentlich durch Otto von Gierke, auch weiterhin fest, da sich damit, trotz verschiedener historischer Ausprägungen, das Phänomen »einer gleichheitlichen, horizontalen Rechts- und Sozialbeziehung« im Gegensatz zur vertikalen herrschaftlich-obrigkeitlichen Beziehung noch am präzisesten ausdrücken läßt; vgl. Dilcher, Geschichte, S.114-123, hier: S.117; vgl. darin auch das Koreferat von Holzhauer (ebd., S.124 f.). Man vermißt darin freilich die von Strudel vorgebrachte Differenzie-
326
Anmerkungen zu S. 27 - 29
rung der sich selbst leitenden von der herrschaftlich beaufsichtigten Genossenschaft (Sp. 1522 f.). Vgl. auch Kosellek, S.583-600. 16 Siehe oben Anm. 13. 17 Hontheim, I, XXXVIII. 18 Zahlreiche Belege dazu bei Lentze. 19 Nikolay-Panter, S.76 f.; Bader, II, S.311 f. 20 Vgl. von Maurer, S.273-275 u. S.280-306. Bader würde freilich nicht alle von Maurer aufgeführten Gebilde als Ausschüsse bezeichnen, eher als Räte oder Kollegia. Im späteren 18. Jahrhundert finden wir im Hunsrück erneut institutionalisierte Gemeindeausschüsse, was freilich durch herrschaftliche Intervention zur Abstellung innergemcindlicher Mißwirtschaft zustandegekommen war. Vgl. Leonhard, S.66-68. 21 Leonhard, S. 39 f., verneint dies zwar auch, aber seine Argumente können aufgrund der nur geringen Tiefe seiner Untersuchung nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit bilden. Denn in den Kastellauner Kauf- und Verkaufsprotokollen (655/14, Nr. 147) tauchen immer wieder »Marck(s)männer« und einmal auch ein »Marckmeister« als Teilnehmer bei Landverkäufen auf. Die Funktion dieser Teilnehmer ist jedoch unklar; vermutlich bezeugten sie als > Fachleute < die Lage eines bestimmten Grundstücks, fungierten also als Ersatz für Kataster. Während dies durchaus als Beleg für die Existenz von Amtern zu werten ist, die in der ackerwirtschaftlichen Verfassung begründet liegen, läßt sich aber daraus allein noch nicht auf das Bestehen einer zusammenhängenden markgenossenschaftlichen Organisation schließen. 22 In diesem Zusammenhang ist der in einigen Gegenden des Kurfürstentums Trier belegte Brauch der »herschaw« zu erwähnen (Scotti, I, S.506-509; Janssen, S.211 f.). Dabei handelte es sich um eine Form der direkten Appellation (»her[r] schaw«, »clamor forensis«) an den Kurfürsten, wenn Untertanen durch gewalttätiges Handeln anderer, auch Grund- und Hochgerichtsherren, ihr Leben und ihren Besitz in Gefahr wähnten. Der Ruf nach dem obersten Herrn setzte eine militante Abwehrreaktion der Gemeinden in Gang: »also wan ein geschrei über zukompt, soll das Volck ziehen..., da sollen unsers gnedigen Herren von Trier Amptleuthe sie fürther fuhren«. Das geordnete Zusammentreffen der wehrfähigen Gemeindemitglieder mit den landesherrlichen Amtleuten beruhte auf einer älteren Abmachung von Landesherr und Gemeinden, wie der Zender der Gemeinde Schweich bei Trier im Weistum bekundete: »Für Zeiten ehe die Herschawe gemacht gewesen seie, habe man den armen Man vom pflüg abgesponnen, und der da feiandt ware, nahm dem armen Man das sein, grieff [Vorlage: brieflf] inn und bant inn an einen Baum, und daß geschähe so dick, daß darumb ein ErtzbischofF mit den Underthanen und ihrem Rath ein Herschauw gemacht, die sich zusammen verbunden haben...« (Scotti, I, S.507f.). Dieses Verbündnis wurde beim Amtsantritt eines jeden neuen Kurfürsten im Rahmen einer besonderen Huldigungszeremonie der »Herschaw«Gemeinden erneuert, so etwa 1581 bei der Gemeinde Longuich an der Mosel (Hullen). Das in den »Herschaw«-Verbündnissen verabredete Recht zur militanten Selbsthilfe könnte in den Hexenverfolgungen Grundlage der Bildung von Ausschüssen gewesen ein. So traten 1588 bei Trier neben Zender und Gemeinde Oberemmel auch »dero herschauw ußschuße, vermöge ihrer verbundtnus« als Ankläger auf; vgl. 211/2975. 23 Scotti, I, S.555. 24 Wegen seines vermeintlich konspirativen Charakters wurde das Zusammenlaufen im Schwarzwald sogar obrigkeidich verboten; vgl. Bader, II, S.295. 25 33/8620, f.19. Daß der Tumult laut Darstellung des Ausschusses durch den Ehemann der ersten Angeklagten, Jakob Daum, selbst ausgelöst worden sein soll, war natürlich bei dem Streit um die Verfahrenskosten von Bedeutung, änderte aber nichts an den strukturellen Folgen. 26 Diese Formulierung bezieht sich nicht auf die vorhergehende Passage, wonach der Ehemann gesagt habe, »er wolle sein weib zum fordersten in die schantz schlagen« (ebd., f.19), sondern auf die Handlung in der Gemeindeversammlung. Vermutlich erfolgte diese persönliche Akklamation ebenfalls dort.
327
Anmerkungen
zu S. 29 - 33
27
Siehe unten Kap. 1.2.
28 29
2 4 . 1 0 . 1 6 4 0 (33/8854, f.2v). Ebd., f.7v.
30
Ebd., f.2v.
31 32
Zeugenverhör vom 1 5 . 5 . 1 6 2 9 (33/8186, S.9); Klageschrift (ebd., S.3). Zeugenverhör vom 15.5.1629 (ebd., S.9).
33 Ebd., S.9; ebd., S.6: Er »könne den selben [sc. aroculum] auch selbst ex visu bey seinem eydt behaupten«; ebd., S.4. 34 33/8603, f.28v-29. 35 Blickte, Landschaften, S.3-23. 36 Vgl. dazu Knetsch, Verfassung, S . 5 4 - 5 6 u. S.97-100; Blickte, Landschaften, S.46, Anm. 2 3 7 . Dazu kritisch und ergänzend Press. Das von Willoweit, S.128, gegen Blickles Kommunalismus-These vorgebrachte Argument, daß sich im Rhein-Mosel-Raum keine entsprechende politische Repräsentation der Bauern finde, trifft daher nicht den Sachverhalt. 37
1 4 . 1 1 . 1 5 9 6 (33/8603, f.6).
38 1 5 . 1 1 . 1 5 9 6 (33/8603, f.5; weitere Erwähnungen der Gegnerschaft von Angeklagten und »Landschaft«: ebd., f.6 u. f.9, sowie in der Prozeßrechnung). 3 9 Der Begriff »Verbündnis« als Ausdruck einer rechtsverbindlichen polirisch-sozialen Verpflichtung war damals nicht nur auf die Bauern beschränkt, sondern auch im herrschaftspolitischen, städtischen und ständischen Bereich üblich. Vgl. Kosellek, S . 5 8 7 - 5 8 9 . Als Synonyme erscheinen die Begriffe »Buentniss« (ebd., S.587), »Einung« (ebd.) und »Verainung« (ebd., S.589). 40 41
Scotti, I, S.555. 33/8620, f.19.
42
33/8620, f.21.
43 44
33/8853, f.15; 2.3.1643 (33/8182, f.65). 3.9.1645 (51/6, Nr.28, unp.).
45 46 47
2 7 . 8 . 1 6 5 2 (33/8621, f . 2 7 u . f.25). 2 3 . 1 2 . 1 5 9 2 (33/8602, f.7; vgl. f. 13-15); ebenso 33/8187b, f.16. Vgl. unten Kap. ΙΠ.2.
48
Dies eine Formel des traditionellen Akkusationsverfahrens; dazu unten Kap. III.2.
49 50
33/8603, f.28v. Dazu mehr in Kap. 1.2, Kap. III.2 und Kap. V .
51
33/8603, f.30.
52 2 1 . 1 0 . 1 6 4 0 (33/8182, f.42-v; weiteres Exemplar in 655/14, Nr.172, S.73 f.; mit einigen Lesefehlern gedruckt bei Bellinghausen, Winningen, I, S . 8 7 f.). 53 Die Beltheimer Vollmacht von 1 6 3 0 hat sich als Dokument nicht erhalten; ihre Ausstellung ergibt sich aus einem Rechnungsposten, worin die Besieglung erwähnt ist (33/8604, f. 10). Die Beltheimer Vollmacht von 1652 wird nur in den Verhandlungen zwischen dem Kastellauner Amtmann und den Gemeindevertretern vom 3 . 9 . 1 6 5 2 erwähnt, wobei die Kontinuität dieser Formalie hervortritt: »Nachdem nun die außschuß... erkoßen worden/ ist ihnen angesagt worden/ daß sie ihnen die Vollmacht/ wie vorige gehabt/ auch sollen geben laßen...« (33/8621, f.31). Die erste Kastellauner Vollmacht datiert vom 7 . 1 . 1 6 3 0 (33/8183, unp.). In der zweiten Kastellauner Vollmacht vom 2 . 3 . 1 6 4 3 (33/8182, f.65-v) wird irrtümlich das Ausstellungsdatum jener ersten Vollmacht vom 7. 2 . 1 6 3 0 angegeben. 54
1 3 . 1 . 1 6 5 4 (33/1812c, f.20).
55 14.7.1654 (33/8188, Fasz. ΠΙ, unp.). 56 Die einzelnen Einnahmezettel der Erhebung von 1631: 33/8621, f.3-8; die gesamte Abrechnung von Einnahmen und Ausgaben erfolgte am 2 6 . 5 . 1 6 3 1 (ebd., f.19-21). Die Umlage von 1 6 5 4 wurde insgesamt auf 3 7 7 Gulden beziffert, worin aber ca. 115 Gulden enthalten waren, die aus der Konfiskation der Güter von zwei Angeklagten herrührten (33/8618, f.5). Dagegen nahmen sich die
328
Anmerkungen zu S. 33 - 37
11 Gulden, die von den Untertanen des Amtes Kastellaun als Teil der 104 Gulden aus dem Verfahren gegen Maria Kröppen (1631) bezahlt werden mußten, recht bescheiden aus: »Der Überrest dem landt oder auschüssen/ nemblich 11 florin 18 albus« (33/8182a, f.92). Relativ bescheiden fiel auch der Betrag aus, den die Kastellauner Amtsuntertanen 1643 zur Deckung eines Teiles der Kosten aus dem Verfahren gegen Eva Pforten aufbringen mußten.: »Item weillen schon albereytz hieruff zu abzahlungh übriges 16 reichsthaler bey dem ampt gehoben worden/ ist dahin geschloßen/ daß der burgermeister noch von jeden 1 1/2 kopstück und dan von denen/ die ihre äiden bey sich haben, halber so vieil heben« (33/8182b, f.47v). 57 1629/30 mußten die Beltheimer Gemeinden einen Teil der Kosten des ersten Prozesses infolge der beschränkten Vermögensverhältnisse der betroffenen Familie Mödges übernehmen,was allerdings zu Streitigkeiten zwischen der Herkunftsgemeinde der beiden Angeklagten, Mörsdorf, und den übrigen Gemeinden des Gerichtes führte; letztere wollten diesen Anteil zum größeren Teil von den Mörsdorfern bezahlt wissen, da Remigius und Agnes Mödges von ihnen allein wegen Diebstahls und noch nicht vom Beltheimer Ausschuß angeklagt worden seien; vgl. 28.1.1630 (33/8604, f.97; ebd., f.86.). Dazu der »Bericht« des Beltheimer Gerichtsschreibers Lerner (33/8621, f . l l u. f.12). 58 Einzelheiten bei Rummel, Phasen. 59 33/8620, f.21. 60 33/8620, f.19-20; 5.3.1593 (33/8602, f.38). 61 19.10.1640 (33/8182, f.42-v; 655/14, Nr. 172, S.73 f.). 62 33/8853, f.102. 63 Ebd., f.103. 64 Ebd., f.101. 65 33/8620, f.l9v; ebenso der Beltheimer Ausschuß in seiner Supplikation (ebd., f.21). 66 3.9.1652 (33/8621, f.29). Siehe dazu unten Kap. 1.2. 67 Der Kastellauner Amtmann diskutierte am 25.2.1644 (33/8187, f.31v-32) aus Anlaß einer möglichen Freilassung des Angeklagten Friedrich Kayser das damit verbundene finanzielle Problem, was bei Geltung jener Sondervereinbarung gegenstandslos gewesen wäre. Erst im Laufe dieses Jahres erfuhr er, anläßlich bevorstehender Freilassungen in zwei Winninger Prozessen, von der dort üblichen Praxis (30.8.1644: 33/8861, f.l; 17.9.1644: 33/8863, f.lv), die er sogleich unterstützte (18.9.1644: 33/8863, f.17), aber offenbar nicht in Kastellaun einführen konnte. 68 Scotti, I, S.555. 69 18.8.1645 (33/8187a, f. 2v-3). 70 30.8.1644 (33/8861, f.l); 17.9.1644 (33/8863, f.lv). 71 Vgl. unten Kap. V.2. 72 Scotti, I, S.555. 73 So Pfalzgraf Georg Wilhelm in seiner grundsätzlichen Zustimmung vom 23.8.1640 (33/8182, f.34-v). 74 28.3.1631 (655/14, Nr. 180, S.5); 3.9.1652 (33/8621, f.31). 75 Die Wahl selbst fend in Beltheim statt (33/8603, f.28). 76 Ebd., f.31; »der landtschaft abgeordneten« (ebd., f.28v). 77 27.8.1652 (33/8621, f.25 u. f.27). 78 3.9.1652 (33/8621, f.19-31). 79 Vgl. Wunder, S.47 und S.100. 80 Vgl. Strudel sowie Becher, »Mehrheitsprinzip«. 81 Dazu Kap. VI.2. 82 Zum Folgenden: 33/8621, f.lv; 33/8621, f.22-v; 33/8621, f.29-31 u. f.31v-32. 83 Dies ergibt sich aus der Addition der namentlich genannten Teilnehmer, die durchaus vollständigen Charakter suggeriert; laut Protokoll vom 3.9.1652 (33/8621, f.29) wären jedoch aus jedem Dorf zwei Deputierte dabei gewesen - möglicherweise nur eine Formel. 84 Der mandative Charakter ihres Auftretens zeigte sich auch bei den Verhandlungen über die
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Anmerkungen zu S. 38 - 42 finanziellen Belange der Verfolgung am 3.9.1652 (33/8621, f.29v); dabei ergab sich, daß die Deputierten nur soweit handeln konnten, wie sie vorher von den Gemeinden »instruirt oder bevollmächtigt« worden waren. 85 3.9.1652 (33/8621, f.29-31); 4.9.1652 (33/8621, f.31v-32). 86 33/8621, f.31. 87 33/8182, f,18-v. 88 Dazu Kap. II.1. 89 Scotti, I, S. 555. 90 13.2.1630 (33/8182a, f.95). 91 Vgl. Grimm, Rcchtsaltcrtiimer, S. 235 (Abschnitt »Messer« im Kapitel »Symbole«), Grimm deutete den Brauch der Freischöffen, nach vollzogener Hinrichtung ein Messer in den Baum zu stecken, als Bekundung, »daß die hinrichtung kein mord, sondern befugte that gewesen; die heimlichkcit wurde dadurch öffentlich.« 92 Erwähnt im Musiellschen Verzeichnis (SAT, Hs. 2180/45, S.27). 93 Die Details zu Folgendem bei Rummel, Phasen. Zum Rechtstraditionalismus siehe unten Kap. III.2. 94 33/8603, f.27v. 95 Die Inhaftierung der Elsa Daum im September 1595 war »uff der gantzen gemeindt Zolßhaußen vielfaltiges clagen« erfolgt, wobei sich die Gemeinde durch einen von ihr »verordneten]« Ausschuß vertreten ließ (33/8603, f.19-20; ebd., f.33; ebd., f.43). 96 33/8603, f.28vu.f.30. 97 33/8603, f.29-v. Zu diesen Prozessen Rummel, Phasen. 98 Ebd. 99 33/8603, f.31. Über die Folgen siehe Rummel, Phasen. 100 33/8603, f.28v. 101 Klageschrift (33/8186, S.4). Unklar ist hierbei, ob der Nachbarschaftsbegriff wörtlich oder, wie damals auch üblich, als Synonym fur Mitbewohner benützt worden ist. 102 15.5.1629 (33/8186, S.17). Eine Petition der Siegener Handwerker mit ähnlich moralisierendem und vorwurfsvollem Tenor bei Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, 1981, S.105 f. 103 22.10.1589 ( HStAW, Abt. 115, Nr. III al, S.3). 104 Ebd., 369/443, f.3-v; »Designatio deten personen/so anno 1651 und 1652 im amt Werheim p[uncto] venificium hingericht worden« ( HStAW, 369/445). Ob die Untertanen den Fronstreik auch tatsächlich praktizierten, ist allerdings fraglich; vgl. Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, S.57. In der hessischen Herrschaft Hadamar verweigerten die Untertanen dem neuen Landesherrn 1679 sogar die Huldigung, bis er die Abschaffung der von seinem Vorgänger eingeführten Regulationen von Hexereiverfahren versprochen habe; Bach, S.18. 105 33/8186; Back, Kirche, ΠΙ, S.360-369. Die Details bei Rummel, Phasen. 106 28.3.1631 (655/14, Nr. 180, S.5). 107 13.6.1640 (33/8182, f.27); 23.8.1640 (33/8182, f.34-v). 108 19.8.1942 (33/8182, f.58-v); 16.8.1651 (33/13279, unp.). 109 Scotti, I, S.555-561, hier S.555-557. 110 Vgl. Rummel, Dynamik, S.37-40. 1598 wurde der kurtrierische Amtmann von Pfalzel und Grimburg, Johann Zand von Merl, in das Hochgericht Dagstuhl geschickt, um dort Ausschußaktivitäten zu verbieten, eine Einzelmaßnahme, deren Hintergrund unklar ist (Hoppstätter, Hexenverfolgungen, S.259, Anm.106). 111 Dazu gehört die vom Kurfürsten an gleicher Stelle angesprochene Möglichkeit der Offizialklage, wie sie bei den Prozessen in der Stadt Trier festzustellen ist. Bezeichnenderweise blieb sie aber auch darauf beschränkt. Vgl. etwa Zenz, Dr. Dietrich Flade. 112 33/8853, f.15; weitere Abschrift im PfEKW, 5a,7, S.263. 113 27.8.1652 (33/8621, f.27 u. f.29).
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Anmerkungen zu S. 42 - 46
114 Scotti I, S.613. 115 33/8603, f.29. 116 33/8620, f.23-v. Hinzu kam der Ausbruch einer Seuche um diese Zeit: 1597 vermerkte das Kastellauner Kirchcnbuch: »tempore pestis« (vgl. Rosenkranz, S.182); allein in Winningen starben 1597 und 1598 200 Menschen daran (Bellinghausen, Winningen, I, S.66). 117 Unklar ist freilich, wann und in welcher Form diese formuliert worden ist. Angesichts des Fehlens strikter Einbindungsversuche in der Schönebergschen Verordnung von 1591 kann dies nur unter seinen Nachfolgern Lothar von Metternich (1599-1623) oder Philipp Christoph von Sötern (1623-1652) erfolgt sein. 118 Vgl. oben Kap. 1.1. Die Ausschüsse waren in der Beltheimer Bevölkerung offenbar schon im Frühjahr 1629 ein Thema; damals wurden der Angeklagte Michael Vieren und Peter Ginster aus Burgen belauscht, wie sie »miteinander (wie zeug erhöret) von dem zauberey werckh und den auschußen rede gepflogen« hätten (33/8610, f.49). 119 Das Zeugenverhör fand am 15.5.1629 statt; laut Abrechnung wurden bereits am 20. und 22. Mai (alter Stil) 1629 erste Zeugenvernehmungen gegen Mitglieder der Familie Kröppen ausgeführt, dem Ziel der ersten Ausschußklagen des Jahres 1630 (33/8182a, f.91). 120 7.1.1630 (33/8183, unp.); 28.1.1630 (33/8621, f.l-v). 121 17.11.1629 (33/8182, f.17). 122 33/8183, unp. 123 33/8182, f.33-vu.f.36-v. 124 Vgl. Rummel, Phasen. 125 Dazu Kap. 1.3. 126 33/8621, f.l. Gegenstände der kanzleiinternen Diskussion waren die Einfuhrung einer provisorischen Gebührenordnung (»Interims Tax«) für das kurtrierisch-nassauische Kondominium Camberg im November 1629 und die Diskussion über die generelle Einfuhrung obrigkeidicher Konfiskation; siehe weiter unten in diesem Abschnitt u. in Kap. V.l. Somit dürfte auf kurtrierisches Drängen zurückzuführen sein, daß mit Vereidigung der Beltheimer Ausschußmitglieder ebenfalls eine »Ordnung der uncosten undt belohnung halben« eingeführt wurde; 33/8182, f.21-22. Allgemein zu den Taxordnungen Kap. V.l. 127 33/8182, f.34-35. 128 12.9.1640 (33/8182,137). 129 19.9.1640 (33/8182, f.48v). 130 Die erste Passage läßt sich auch so verstehen, daß die Ausschußmitglieder von der Obrigkeit ernannt werden sollten; die nachfolgende >Bedingung< läßt aber keinen Zweifel an der Rolle, die die Amtsuntertanen (das »ambt«) für sich dabei beanspruchten. 131 2.3.1643 (33/8182, f.65-v). 132 Siehe oben Kap. 1.1. 133 27.8.1652 (33/8621, f.25 u. f.27). 134 Scotti, I, S.556 f.; 7.1.1630 (33/8183, unp.); 23.8.1640 (33/8182, f.34). So auch anläßlich des Begehrens der Kröver zur Hexenverfolgung im Jahre 1653: Kurtrier machte seine Zustimmung davon abhängig, daß darzu »gewissenhafte leuth bestelt werden«; 51/12, Nr. 66, S.3. 135 Vgl. Kap.V.2. 136 7.2.1632 (33/8890, f.llv). 137 25.8.1642 (33/8182, f.63). Ohne weitere Förmlichkeiten vollzog sich auch die - krankheitsbedingte - Entlassung eines Beltheimer Ausschußmitgliedes und seine Ersetzung durch einen anderen Untertanen am 28.11.1652 (33/8621, f.32v). 138 33/8182, f.37v; ähnlich auch in einem weiteren Schreiben an den Pfalzgrafen vom 19.9.1640 (33/8182, f.48v). 139 Vgl. Kap. III. 1. 140 33/8620, f. 14.
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Anmerkungen zu S. 46 - 52 141 25.2.1644 (33/8187, f.32). 142 Goldast, S.178. »Emphytcussen« waren Erbpachten. 143 Vgl. Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, S.86; Pohl, S.186. Dies geht auch aus einem Schreiben Kurfürst Söterns an den Markgrafen von Baden vom 10.12.1629 hervor, worin jener sich wegen badischer Konfiskationen in der gemeinsamen Herrschaft Bühl beklagt (GLAK, 229/15102, unp.); am 14.7.1630 kam es deswegen zu einem Vergleich zwischen Baden und Sötern (ebd., 61/118). Speziell zu den Trierer Prominentenprozessen am Ende des 16. Jahrhunderts Marx, 1,2, S.139. 144 33/8603, f.29. 145 33/8603, f.30. 146 Siehe die Vollmacht des Kastellauner Ausschusses vom 7.1.1630 (33/8183, unp.); auch für das Bcltheimer Gericht ist eine solche Vollmacht aufgrund der Abrechnung der Besiegelung nachzuweisen (33/8604, f.10). 147 Siehe oben Kap. 1.1. 148 Zur Aktenversendung siehe unten Kap. 1.3. 149 15.6.1640 (33/8182, f.29). 150 Ebd. 151 Notiz aufschreiben des Pfalzgrafen vom 18.6.1640 (33/8182, f.28). 152 33/8182, f.30. 153 Ebd., f.32v. 154 18.8.1640 (33/8182, f.31). 155 19.10.1640 (33/8182, f.44-v); 21.10.1640 (33/8182, f.42-v). 156 25.2.1644 (33/8187, f.32). 157 51/6, Nr. 18, unp. 158 Ebd. 159 Ebd. 160 Am deutlichsten bei dem Versuch zur Beeinflussung der Begutachtungsprozedur sichtbar; vgl. Kap. 1.3. 161 3.9.1652 (33/8621, f.29-31). 162 »Wie es mit collectiren dem geltern gehalten wirdt« (ebd., f.31). 163 Ebd., f.29. 164 Dazu Kap. V. 165 Dazu Kap. V.2. u. V.3. 166 Scotti, I, S.555. 167 18.8.1645 (33/8187a,f.2v-3). 168 Scotti, I, S.555 u. S. 612 f; vgl. 5.3.1593 (33/8602, f.38.; für die Hintere Grafschaft Sponheim siehe z.B. das Schreiben des Pfalzgrafen vom 19.8.1643 (33/8182b, f.22v). 169 6.3.1660 (33/8860, f.64). 170 3.9.1645 (51/6, Nr. 18, unp.). 171 5.3.1593 (33/8602, f.38). Und dies im Gegensatz zur entsprechenden Maßgabe seiner Verordnung! Vgl. Kap. III.2. 172 33/8620, f.19-20; ebd., f.21-22. 173 Vgl. Kap. VI.l. 174 Dazu und zum Folgenden Kap. III.2. 175 Auch in einem Schreiben des Kastellauner Amtmanns vom 25.2.1644 (33/8187, f.32) an Pfalzgraf Georg Wilhelm war die Aussicht auf Freilassung eines Inhaftierten Anlaß zur Thematisierung der Kostenfrage. Der Amtmann führte dabei den Artikel 61 der »Carolina« nur im Hinblick auf den Pflichtteil der Angeklagten (Bezahlung seiner Haftkosten) an; den obrigkeitlichen Anteil erwähnte er mit keinem Wort. Ganz offensichtlich war selbstverständlich, daß die Untertanen aufgrund ihrer vorab übernommenen Generalhaftung auch diesen Anteil mittragen mußten.
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Anmerkungen zu S. 52 - 56 176 6.12.1640 (33/12334, f.28-v). 177 29.1.1641 (33/8854, f.19-20). 178 23.2.1641 (33/8854, f.25). 179 Ob die »Carolina« die Konfiskation im Fall des »crimen laesae maiestatis divinae« ausnahmsweise erlaubte, läßt sich aus dem entsprechenden Artikel nicht eindeutig feststellen. Vgl. dazu Midelfort, Witch Hunting, S.164-168; Pohl, S.186 f. 180 23.2.1641 (33/8854, f.25). 181 12.1.1641 (33/8855, f.7). Die Verfahren hatten im November 1640 zugleich begonnen; der Prozeß gegen die Knebel dauerte dann drei Wochen länger als das andere Verfahren. 182 33/8182, f.58-v. 183 Vgl. Maurenbrecher, II, S.255-260 (Art. 103 f.). 184 23.8.1642 (33/8182, f.59). 185 Ebd. 186 Erwähnt in einem weiteren Schreiben des Amtmannes an den Winninger Vogt vom 18.9.1642: »Wie es in dem erzstift Trier mitt den hexerey uncosten pflegt gehalten zu werden«; 33/ 8182, f.60v. 187 »Non attenta portione alteri debita«. Das Begleitschreiben des Advokaten vom 23.9.1642 (33/8182, f.62) geht darauf nicht ein; seine Entscheidung findet sich lediglich abschriftlich auf einem Bescheid, der anläßlich einer weiteren Anfrage am 17.2.1644 erging; 33/12334, f,181v. 188 Der Bescheid bekräftigte zunächst, daß die gemeinsame Errungenschaft nur dann »ohne underschiedt« zur Bezahlung der Prozeßkosten herangezogen werden dürfe, wenn sie »per maleficiam... mit wißen beider eheleuten umb ichtwaß gebeßert oder gestärket« worden sei. Wo dies aber nicht der Fall sei, dürfe man nur auf »deß schuldigen theils« zurückgreifen, »ohngebühr ahn der errungenschaft«. Und falls dieser Teil nicht ausreiche, dann dürfe nur soweit aus der »errungenschaft« geschöpft werden, als es aus der »zugebracht« des schuldigen Teiles herühre oder »in stehender ehe von seiner seyten hero ererbet oder donations weiß bekommen« worden sei. Eine Ausnahme davon wollte der Bescheid nur dann zulassen, wenn der Ehegatte »mit gefährlicher Verlängerung der sachen oder andern ohnzimblichen dingen« mit zur Höhe der Unkosten beigetragen habe - dies war sicherlich der Punkt, den der Ausschuß, aus seiner Sicht mit völliger Berechtigung, gegen Dietrich Siegbert ins Feld führte: 17.2.1644 (33/12334, f,180-v). 189 Vgl. Kap. V.2. 190 Scotti, I, S.559 f.; bekräftigt durch Philipp Christoph von Sötern 1630 (ebd., S. 612 f.); dazu unten Kap. V . l . Grundlegend Lorenz. 191 In Zusammenhang mit Grevensteins Anwerbung 1629 ausdrücklich angesprochen: 28.10.1629 (33/8604, f.37). 192 12.6.1593 (33/8602, f.46). Unklar ist hierbei, ob sich diese gutachterliche Anweisung auf einen konkreten Fall bezog oder durch eine grundsätzliche Anfrage bedingt war. 193 12.6.1593 (33/8602, f.46); 15.3.1593 (33/8602, f.39v); 12.6.1593 (33/8602, f.46-v). 194 Dies zeigt der sponheimische Widerstand gegen die Einschaltung des kurtrierischen Hofgerichtes in jenem Streit: 15.3.1593 (33/8602, f.39-v). 195 14.11.1596 (33/8603, f.l). 196 Dazu Kap. II.3. 197 1636 erscheint er zusammen mit dem damaligen kurfürstlichen Kanzler Anethan als Mitglied einer kurtrierischen Delegation in Köln. Zweck ihres Aufenthaltes war der Versuch, die dort anwesenden bayerischen Generäle wegen der Belagerung der Stadt Koblenz zur Verschonung ihrer Bürgerschaft und der Koblenzer Juden zu bewegen: Baur, II, S.74. Als Gutachter: 5.1.1629 (655/14, Nr. 181, unp.); 17.11.1629 (33/8182, f.l6-v). 198 Laut Läufer, S.63 hatte Grevenstein sich im kurfürstlichen Rat fur eine Einhaltung des Schirmvertrages mit Luxemburg, also mit den Spaniern, ausgesprochen. Damit gehörte er aus der
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Anmerkungen zu S. 56 - 58 Sicht des Kurfürsten zu den Haupträdelsfiihrern der gegen ihn gerichteten spanienfreundlichen Opposition in der Stadt Trier. 199 27.9.1629 (33/8604, f.30v). 200 Ebd. 201 Für die sponheimischc Seite stimmte Markgraf Wilhelm am 5.11.1629 (655/14, Nr. 181, unp.) zu. 202 17.11.1629 (33/8182, f.16-17). 203 9.4.1630 (33/8608, f.29; das gleiche Schriftstück auch in 655/14, Nr. 165, S . l l ) . Titel von Umbscheiden im Schreiben vom 23.4.1630 (33/8608, f.6). 204 »Soviel dan erstlich das fürgeschlagen alternativ betreffen thut, drüber hat man in der eyl bei unserem gnedigsten herrn keine resolution erlangen können«: 9.4.1630 (655/14, Nr. 165, unp.). 205 Darauf weist auch die Tatsache hin, daß Umbscheid die ersten vier ihm vorgelegten Prozeßakten zusammen mit einem Lizentiaten Schneit begutachtete. Schneit war indes überflüssig, da die vier Prozesse bereits, wie Umbscheid natürlich wußte, von Grevenstein begutachtet worden waren (ebd.). Umbscheid demonstrierte damit aber die Realisierbarkeit der neuen Konzeption. 206 28.2.1630 (33/8608, f.30; 33/8605, f.22-v); 27.4.1630 (655/14, Nr. 163, unp.); 3.5.1630: »Vermög von den herren doctoren zu Coblentz gegebenen advis« (33/8608, f.9); 8.5.1630 (33/ 8607, f.20). Aufgrund dieser Belege muß auch der an »Her doctor« adressierte Bericht über die Hinrichtung der Agnes Kaufmann vom 8.5.1630 an Umbscheid und nicht an Grafenstein gegangen sein (33/8608, f. 12). 207 2.5.1631 (655/14, Nr. 161, unp.); 20.5.1631 (33/8609, f.50-v; 33/8610, f.8v-9; 33/8611, f.l0v-ll). 208 30.4.1631 (33/8605, f.22-v). 209 Die Beteiligung der beiden am Prozeß gegen Elisabeth Schuhe läßt sich lediglich einer Notiz des Beltheimer Gerichtsschreibers Lerner entnehmen. Irrtümlich hat Lerner Steinhausen und Pforzheim die Begutachtung aller drei Verfahren, für die Grevenstein und Cremer als Gutachter nachzuweisen sind, zugeschrieben; 33/8621, f,15v. 210 Johann von Anethan war bereits unter Sötern Kanzler (vgl. Baur, I, S. 175-177). 1652 wurde er darin auch von dessen Nachfolger Carl Caspar von der Leyen bestätigt (vgl. Laufer, S.258). Im gleichen Jahr wurde er als ordentlicher Kommissar im Beltheimer Gericht eingesetzt (33/6370, S.45; 33/8621, f.32). Bei der Begutachtung der ersten 10 Beltheimer Prozesse dieser Periode ließ Anethan sich allerdings stets von seinem Sohn Philip Christoph Anethan vertreten (vgl. etwa 33/8621, f.57; 655/14, Nr. 154, unp.; ebd., Nr. 156, unp.; Läufer, S.254 u. S.259). Diesem stand dabei mit Dietrich Krämer, »beeden rechten doctoren« und kurfürstlicher Rat, der Kanzleidirektor selbst zur Seite (33/ 8618, f. 15 v). Beide gutachteten in diesen Prozessen »alß substituirte commissary des gemeindtschaftlichen beltheimischen gerichts« (33/8621, f.58). 1654 und 1656 trat Kanzler Anethan dann selbst als Gutachter zusammen mit Krämer in Erscheinung (33/8618, f.27-28 u. f.32-v; 33/8621, f.71). 211 Dazu Kap. V . l . 212 Eine frühe Begutachtung überliefert das Kastellauner Gerichtsprotokoll aus dem Jahre 1583, als die damals zuständige pfalz-zweibrückische Kanzlei durch den Rat Dr. Gallus Tuschelin dem Stadtgericht eine Rechtsauskunft in einem Mordfall zukommen ließ. Das Einnehmen dieser Rechtsbelehrung beruhte jedoch offenbar allein auf dem Wunsch des Stadtgerichtes und nicht auf einer Konsultationspflicht, wie der Tonfall der Antwort zu erkennen gibt: Tuschelin ließ das Gericht wissen, es könne den Angeklagten - er sollte seine Ehefrau umgebracht haben - mit gutem Gewissen zum Tode verurteilen: 11.8.[15]83 (33/8127, unp.). 213 Uber seine Anwerbung fanden sich keine Hinweise. Fest steht aufgrund der Rechnungsbelege (33/8188, Fasz. III, unp.; 33/8182, f.7), daß sie im Hinblick auf den ersten Prozeß des Kastellauner Ausschusses (gegen Maria Kröppen) erfolgt ist. 1631 war er für den Prozeß gegen Maria Knebel aus Winningen tätig: 28.3.1631 (655/14, Nr. 180, f.5); 29.3.1631 (33/8853, f.2); 3.5.1631 (ebd., f.4).
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Anmerkungen zu S. 58 - 63 214 Die Zustimmung Badens vom 5.11.1629 dürfte ebenso für die Beltheimer wie auch fur die Kastellauner Prozesse gegolten haben (655/14, Nr. 181, unp.). 215 Die Einzelheiten dazu bei Rummel, Phasen. 216 3.10.1630 (33/8182a, f.41). 217 33/8853, f.15-16; weiteres Exemplar ebd., f.60-61. 218 Steinhausen war noch nicht bestellt, als der Kastellauner Amtmann Senft von Sulburg am 28.3.1631 die ersten Akten an Pforzheim nach St. Goar schickte (655/14, Nr. 180, S.5). Nur zwei Wochen später, am 12.4.1631, stand seine Nominierung allerdings fest, da der Amtmann an diesem Tag nach Winningen mitteilen ließ, daß die Akten vor einer Verhaftung der Maria Knebel - Baden und Dr. Pforzheim hatten bereits positiv votiert - erst noch an Steinhausen geschickt werden müßten (33/8853, f.37v). 219 19. (urspr. 17.) 9.1640 (33/8182, f.48-v). Vgl. dazu auch die Rechnung des Winninger Ausschusses (33/8182, f.51): Demnach war die Wahl Breitenbachs allein ihr Werk. 220 19.9.1640 (33/8182, f.48-v). 221 Ebd., f.48v. 222 Die Verhaftung der Maria Kröppen erfolgte erst nach Rücksprache mit Birkenfeld, und im Falle der Maria Knebel (Winningen 1631) lag neben den beiden Gutachten ebenfalls noch eine herrschaftliche Verhaftungszustimmung vor, dieses Mal von Baden: 12.4.1631 (33/8853, f.37v). 223 Die genaue Antwort des Pfalzgrafen hierauf hat sich nicht in den Akten erhalten; aus einer Aktennotitz des Amtmannes, geschrieben um den 18.10.1640 (33/8182, f.45), wie aus der Praxis der folgenden Jahre und weiterer lokaler Modifakationsbestrebungen ergibt sich der neue Verfahrensmodus. 224 »Underdeßen gehet großer Unkosten uff und müssen wihr tag und nacht bey Ihnen wachen und sorgen/ und alß wihr verstehen, würdt wohl von beiden unsern g[nädigen] fiirsten und herren, so baldt kein endtuhrtheil erfolgen können«; 6.12.1640 (33/12334, f.28) 225 Ebd. 226 19.8.1642 (33/8182, f.58-v). 227 23.8.1642 (33/12334, f.59). 228 Vgl. dazu Kap. ΠΙ.1. 229 23.9.1642 (33/8182, f.62). 230 Was auch entsprechend umgesetzt wurde: Am 17.9.1642 (33/8182, f.60) leitete der Winninger Vogt Weiß die Gutachten Breitenbachs über Margarethe Kröber (33/8857, f.15-16) und Margarethe Schiffer (655/14, Nr. 182, S.l-3) an den Amtmann zur Entscheidung weiter. 231 Dieser Teil seines Bescheides hat sich im Gegensatz zu der die Prozeßfinanzierung betreffenden Aussage nicht erhalten. Sein Inhalt läßt sich jedoch aus den weiteren Schwierigkeiten des Amtmanns wie auch aus der gesamten folgenden Verfahrenspraxis schlüssig ableiten. 232 25.7.1643 (33/12334, f.173). 233 1.8.1643 (33/8182b,f.l5). 234 »Die direction deß prozesses betr[effend], erinnern wir unß gnädig, euch und doctor Breidenbachen selbige in beeden sachen Zachariae Kröbers und Barthel Schiffers haußfrauwen zu Winningen ufgetragen zu haben«; 3.8.1643 (33/8182b, f.13). 235 Ebd. 236 Veit Geilen (33/8863, f.14); Lucia Fluck (33/8864, f.3-4); Anna Schultheiß (33/8187a, f.23); Gertraud Schäfer (33/8187c, f.2-v u. f.19). Eine Ausnahme hiervon bilden die Kastellauner Prozesse gegen Catharina Frantzen, Friedrich Kayser und Ottilia Heintzen insoweit, als Dr. Heintz erst infolge prozessualer Probleme angerufen wird; 13.2.1644 (33/8183, unp.); 17.2.1644 (ebd.); 25.2.1644 (33/8187, f.31-32). Ahnliches, weil Breitenbach und Möden unterschiedlich gutachteten, im Fall der Maria Colimes (33/8187b, f.13-14; ebd., f.15-16; 655/14, Nr. 167, unp.). 237 1.12.1640: »Wiewohl wir unß nuhn den ohn unseren befelch... von dem vogt geführten process nit lassen gefallen« (33/12334, f.33); 3.12.1640 (33/12334, f.32).
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Anmerkungen zu S. 63 - 70 238 26.9.1648 (655/14, Nr. 160, unp.). Heintz am 18.10.1648 (655/14, Nr. 160, unp.): »Ob ihme/ ambtman/ nicht erlaubt sein mocht, die execution gleich mit zuziehung der landen wohnhafften rechtsgelehrten gegen sie/ maleficiantin/ fortzustellen?« 239 »Undt konte dadurch wohl etwas ahn costen, so mahn in bothen schicken uffwenden muß, erspahrt werden« (655/14, Nr. 160, unp.). 240 Ebd.; Einzelheiten in Kap. V.2. 241 20.9.1652 (33/8868, f.33); 23.9.1652 (PfEKW, 5a,7, S.185); 24.9.1652 (33/8868, f.35). 242 655/14, Nr. 172, S.37-47. 243 Vgl. dazu Kap. V . l . 244 23.8.1642 (33/8182, fol 59-v). 245 14.9.1642 (33/8858, f.lv). 246 Siehe unten Kap. III. 1. 247 Vgl. die Einzelheiten dazu bei Rummel, Hexenprozesse. 248 Da Senft von Sulburg noch am 7.4. (33/8853, f.38) nur aufgrund von Pforzheims Gutachten die Erlaubnis zur Verhaftung der Maria Knebel gegeben und dies offensichtlich wieder rückgängig gemacht hatte, sein Schreiben vom 12.4. (33/8853, f.37v) direkt auf eine Nachricht von Koch antwortete, der in Winningen auf die Prozeßerlaubnis lauerte, Koch und Steinhausen zudem Kollegen am Koblenzer Hofgericht waren, ist eine entsprechende Vermitdung des Juristen durch Koch durchaus wahrscheinlich. 249 23.8.1640 (33/8182, f.34v). 250 1.12. 1640 (33/12334, f.33). Der Amtmann hatte ursprünglich wohl geplant, an den Winninger Verhören teilzunehmen: 13.9.1640 (33/12334, f.22). 251 Nur im Oktober 1642 (33/8857, f.20) und 1652 im ProzeßMölich (33/8868, f.4v; PfEKW, 5a,7, S.209) läßt sich die Anwesenheit des Amtmanns bei den Verhören nachweisen; in allen anderen überlieferten Fällen wurde zumeist einer der Koblenzer Juristen damit betraut, gelegentlich aber auch der Vogt selbst. 252 Zu letzterem Kap. V.3. 253 Zu Römer vgl. Rummel, Phasen. 254 Vgl. die Einleitung (2) und Kap. V.3. 255 33/8853, f.15; 33/8621, f.25 u. f.27.
II. Der Kampf mit den Angeklagten 1 PfEKW, 5a,7, S.47 f.; gedruckt bei Bellinghausen, Winningen, I, S.86. 2 13.6.1640 (33/8182, f.28v). 3 28.3.1630 (655/14, Nr. 180, f.5-v); 33/8853, f,16v; 23.8.1640 (33/8182, f.34-v). 4 1.7.1643 (33/8182b, f . l l ) ; 33/8182c. In diesem Sinne muß auch jener Brief des vorherigen Kastellauner Amtmanns Burkhard Dietrich Senft von Sulburg an seinen trierischen Kollegen auf Baldeneck vom 16. Mai 1629 verstanden werden, worin er diesem mitteilt, es sei ihm«von seiner gnädiger hcrrschaft eine inquisition deß zauberey lasters halben vorzunehmen ... committirt und anbefohlen worden«; 21.5.1629 (33/8182, f.19). Nur wenige Tage später trat bereits ein Ausschuß mit Ermittlungen hervor; vgl. Rechnung Kröppen (33/8182a, f.91). 5 33/8182, f.l8-v; ebd., f.33-v u. f.36-v. 6 Vgl. Kap. VI.3. 7 Einschlägig sind hier alle Klageschriften und Zeugenverhörprotokolle; vgl. neben den in Kap. VI.2.4 aufgeführten Protokolle etwa noch 33/8853, f,16v-19 u. 33/8857, f.l-2v; 655/14, Nr. 175, S.5-9. 8 Siehe Kap. VI.2.4.
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Anmerkungen zu S. 70 - 73 9 Prominente Beispiele dafür sind die Prozesse gegen den Trierer Stadtschultheißen Dr. Dietrich Flade (1589) und den Bürgermeister Niklas Fiedler (1591); vgl. Zenz, Dr. Dietrich Flade und Wyttenbach. Konzeption und Ausmaß des Besagungsveraeichnisses des Trierer Hochgerichtsschöffen Claudius Musiell und anderer Verzeichnisse aus den Maximiner Hochgerichten bestätigen dies; vgl. SAT, Hs. 2180/45; 211/2264-2271. 10 Scotti, I, S.558; Hauptstaatsarchiv München, Hexensachen 4, Prod. 26: »Trierisch bedencken«. 11 So z. B. 1592/93 in Klotten, nachdem die Klottener sich in Monreal erkundigt hatten, 1593/ 94 in Cochem, wozu wiederum die Klottener Prozesse Anlaß gegeben hatten (Rummel, Dynamik, S.35 f.), 1595/96 im Beltheimer Gericht, 1629 im Amt Kastellaun und 1630 in der Vogtei Winningen (s.u.; vgl. ders., Phasen). 12 Scoiti, I, S.558. 13 PfEKW, 5a,7, S.47 f. Gedruckt bei Bellinghausen, Winningen, I, S.86 f. Ein solches Patent ist auch vom Ausschuß des wild- und rheingräflichen Amtes Dhronecken im Hunsrück überliefert: 29.7.1629 (29A/232a, f.78). 14 So Zand von Merl an Baden am 8.8.(33/8182, f.31) aufgrund eines Berichtes aus Winningen (ebd., f.32-v). Die Gemeinde behalf sich dann mit »inditia«, die »ad referendum« aufgenommen wurden, Zeugenaussagen von Dorfbewohnern über die Verdächtigen also, die ihren Zweck, zumindest in Birkenfeld, nicht verfehlten; vgl 18.8. 1640 (ebd., f.31). 15 So am 13.9.1640 an den Winninger Vogt Weiß (33/12334, f.22; Konzept in 33/8182, f.37v38). 16 PfEKW, 5a,7,S.51f. 17 Scotti, I, S.555. 18 Supplikation des Zilshausener Ausschusses (33/8620, f.l9v). 19 »In Baldencck uffgangen uff vielfeltige underscheidentliche nottwendige reißen angehakten vermög sein/ Schultheißen/ register 46 florin, 14 albus«; 33/8603, f.26. 20 »Alß die außschuß umb copeyen der urgichten zu Baldeneck angehalten.«; ebd., f.29. 21 33/8603, f.27v. 22 Ebd., f.27v. 23 »Wie wir dann [daru]ff...uif vielfeltige hin und wieder ergangene so wohl öffentlichen als heimliche besagungefn]/ so wir zu wegen gebracht, das der drein ke[i]nes under zwanzig mal von hingerichtenn pershonen denuntiirt geweßen...« (33/8620, f.21); vgl. unten Kap. V.l. Hinzu kam eine weitere Besagung >in faciem< durch den zur Zeit von Hofmans Prozeß auf Baldeneck inhaftierten und geständigen Hans Zenger aus Treis (33/8603, f.6-v.). 24 33/8620, f.l-4v. Der terminus post quem >1602< ergibt sich aus Folgendem: Die Liste beruhte laut Angaben ihres Kompilators, des Notars Petrus Pauli Clottesis, auf einem Extrakt »auß dem durch weilandt Herren Georgen Rechener/ notarien zu Treiß seeligen, beschriebenen prothocollis und urgichten« (33/8620, f.l). Da der Notar Rechner aus Treis noch 1602 nachweislich am Leben war (12.12.1602: 41/955, S.39), muß sie später angefertigt worden sein. 25 33/8609, f.4-v.; 655/14/157, unp., Punkt 10, sowie am Ende des Zeugenverhöres. 26 Vieren wurde durch Georg Klein, hingerichtet am 18. März (33/8610, f.40-v), und durch Anna Birkenhauer, hingerichtet am 5. April 1631 (ebd., f.41-v; identisch ebd., f.l6-v), besagt, Roß ebenfalls durch Anna Birkenhauer (33/8618, f.37). Zur Herrschaft Eitz gehörte auch der Eifelort Wierschem, wo Krämer, S.45, eine weitere Hinrichtung belegt. 27 »Unkosten/ so auf Castelhauner außschuß gangen wegen underschiedlicher reysen« (33/8182, f.7-v). Es handelte sich hierbei nicht um Reisen zum Verhör von Zeugen; denn in den Prozessen dieser Zeit traten keine Zeugen aus diesen Gebieten auf. 28 Vgl. Rummel, Hexenverfolgungen, S.41 u. S.44. 29 33/8182, f.7. 30 33/8853, f.33-35.
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Anmerkungen zu S. 73 - 74
31 Siehe oben Kap. 1.3. 32 »Dem notar [sc. Ludovici] das er uns die acta hatt aufgesucht/ ob was dinstliches für uns darinnen were«; 33/8182, f . S l . 33 Ebd., f.Slv. 34 Ebd., f.51v. 35 Ebd., f.54. Daß es sich dabei um jenen vorerwähnten Besuch vom 3. und 4. Oktober (alter Sul) gehandelt haben dürfte, zeigt der Vergleich der einzelnen Rechnungsposten (ebd., f.51 ν u. f.54). 36 »Dem notario Künstern zu Coblenz vor 2 besagungen mitzutheillen 2 florin 6 albus« ; »den 27. Augusti [st.v.] bei dem notario gewesen und die besagungen bey dem Kunster abgeholt«; Rechnung Kröber u.Schiffer (33/12334, f.64 u. f.65v). 37 Sie stammte aus dem Geständnis der Agnes Wirges aus Lay (21. und 23. August 1642). Wolfsfeld hatte aus dem wohl von ihm selbst geführten Protokoll eine Kopie angefertigt, aus der Ludovici dann den Extrakt für Winningen herstellte (33/8857, f.12). 38 »Den 28. Augusti... zu Horchheim gewesen und nach kundschaft gefragt« (33/12334, f.65v). 39 Ebd., f.65v. Datierung nach altem Stil (»stylo vetere«). 40 Am 11. September [st.v.] (ebd., f.66). 41 Am 13. September [st.v.] (ebd.). 42 Am 27. September [st.v.] (ebd.). 43 Unterherrrschaft der Abtei Laach, deren Landeshoheit von Kurtrier beansprucht wurde, was die Abtei aber erst im Vertrag von 1682 anerkannte. Vgl. Fabridus, S.214. 44 Am 23. August alter Stil, (ebd., f.65). Einen Hexenprozeß in Kruft aus dem Jahre 1583 erwähnt Joesten, S.6. 45 655/14/175, S.6. Bei Pauly, Siedlung, findet sich jedoch kein Pfarrer dieses Namens. 46 Gegen den 1645 angeklagten Peter Mölich behauptete die Klageschrift des Ausschusses, er sei von den »under Ochtendungk hingcrichten unholden denuntiirt« worden (PfEKW, 5a,7, S.267). 4 7 PfEKW, 5a,7, S. 127. 48 Wülberts Simons Hausfrau Catharina von Beulich, hingerichtet am 7. Juni 1653, gegen Peter Hofmann aus Roth (33/8188, Fasz. IV, unp.). »Wilberts Haußfraw zu Beulich executa« wurde auch von Dorothea Jorgen im Verhör am 28.11.1653 besagt (655/14/156, unp.). Die beiden Beltheimer Besagungen stammten aus Rom bei Burgen: »Extractus urgichtlicher prothocolli Galgenschiedter gerichts ex mandato mitgetheilt«, von Matthias Probstens Hausfrau Maria, hingerichtet am 15. März, und Johannes Domert, hingerichtet am 21. Februar 1653, beide gegen Dorothea Jorgen aus Burgen. (655/14/156, unp.). 4 9 33/8182c; pag. bis f.28, davon beschrieben f. 1-24: »Hanß Minck von Castelhaun referirt/ daß ihm Veyen Hanß gesagt, wie ihm... Pforten Eva...«; »Hans Minck erzehlt/ von Laurs Hanß Adam gehört zu haben/ waß gestalt vor zwey jähren ungefehr Pforten Eva zu seiner Mutter... in ihren saw stall kommen seye...«; ebd., f.4v-5 u. f.7v. 50 Die diesbezüglichen Rechnungsposten fuhren aber nicht die Namen oder den Rang der betreffenden Person(en?) an; 33/8603, f.27. 51 Vgl. die Rechnung aus dem Prozeß gegen ^gnes Kaufmann (33/8608, f.13): »Item einem notario zu Alcken von zweien articuls brieffen zu schreiben «. Dieser Originalbrief befindet sich noch in den Akten (ebd., f.1-5). In der gleichen Handschritt Mild die Klageschriften gegen Agnes Thieß (655/14/163, unp.), gegen Agnes Calmus (33/8605, f.l-4v) und Clara Hofinann (33/8619, f.1-3). 52 Petrus Gehmer, Notar und Gerichtsschreiber aus Cochem, nahm beim »Endlichen Rcchtstag« gegen Agnes und Jakob Thieß (15.5.1630) als Vertreter des kurtrierischcn Amtmannes Augustin Zand von Merl teil (33/8607, f.27; 33/8604, f . l l v ) , ebenso bei der Abrechnung der Unkosten dieser beiden Verfahren am 23. und 24. Mai in Kastellaun (655/14/163, unp.). In einer anderen Ausschußrechnung aus den Prozessen von 1630 wird die Erstellung eines Schreibens in Cochem erwähnt (33/ 8607, f.31).
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Anmerkungen zu S. 74 - 76
53 1640: »2 clag libcll bei h[errn] Thrarbach stellen laßen« (33/8182, f.54); 1642: »den doctor Schneidten zu Coblenz vor den zweyen cag libellen zu stellen« (33/12334, f.64); »zue Coblentz geweßen und die clag libcll bey dem herrn advocaten zue bestellen/ aber nicht zu hause« (PfEKW, 5a,7, S.79); »item dem herrn advocaten/ so über dieselbe [sc. Emmerenzia Laux] die clag libellen gestelt« (ebd., S.81); 1643; »item dr. Schneidten ein clag libell zu stellen« (33/8859, f.35); >dem Schulmeister von Liebfrauen, daß er die 2 Klageschriften doppelt abgeschrieben (33/8182, f.54); 1640: >Dem Schwager des (Winninger) Vogtes Verfertigung< und doppelte Abschrift von drei »articuls brief«. Zwei davon finden sich in den ersten Klageschriften, die am 14. Juli 1629 gegen Maria Kröppen und ihre Enkelin Anna Maria eingereicht wurden (33/8182a, f.60-61; weitere Fassung in 33/8183, unp.). Die Dienste des späteren Amtsschreibers Schanaeus ergeben sich aus den Rechnungen der Verfahren gegen Eva Pforten (33/ 8182b, f.46v), Friedrich Kayser (33/8187, f.45), Catharina Frantzen (655/14/169, unp.) und Ottilia Heintzen (655/14/181, unp.). 55 Matthias Bonssen aus Ediger; vgl. etwa sein Schreiben vom 27.5.1653 (33/8618, f.6) mit Klageschrift Dorothea Jorgen (655/14, Nr. 156, unp.). 56 Sie sind aufgrund seiner breiten Konzeptschrift eindeutig zu erkennen. Vgl. etwa 33/8187d, f.8 u. f.lOv-14; ebd., f.29-30; 33/8613, f.1-2; 33/8617, f.3-6 u. f.40-43; 33/8618, f.22-v; 655/14, Nr. 159, unp.; 33/8188, Fasz. Π, unp. 57 Rechnung Agnes Kaufinann (33/8608, f.13). 58 Datum nach alter Kaienderzählung (33/12334, f.65). 59 33/8182a, f.60; 33/8183, unp. Vgl. die provisorische Klageschrift des Winninger Hexenausschusses von 1644 gegen Elisabeth Sünder: »Hans Horchcimer will bei seinem eiyd behalten/ daß... Hans Horcheimer/ der jung/ will auch aydlich betheuren/ daß... Christian Mercator erpiet sich auch bey seinem eydt zu referiren...«; PfEKW, 5a,7, S.249 f. 60 »Item über etliche puneten in daß ambt Simmern gangen/ aida zeugen abhören zu lassen und damit einen tag versaumbt«; »item alß [ich] zu Bopert etliche zeugen wollen laßen abhören/ habe [ich] den ersten Tag im Hingehen versaumbt...«; 33/8608, f.13. Für das offizielle Verhör ließ man die Zeugen dann förmlich in das eigene Territorium »bescheiden« (ebd., f,13-v; vgl. ebd., f.21-22). 61 33/8187, f.45; 655/14/169, unp.; 655/14/181, unp. 62 33/8182, f.51v. 63 Ebd. 64 Ebd. 65 Am 24. Oktober 1640 (33/8854, f.2-13); laut einer anderen Version (33/12334, f.27-43v) am 24. und 25. Oktober. 66 33/8182, f.51v. 67 Ebd. 68 Ebd. 69 17.11.1629 (33/8182, f.17). Das Warten bis zur offiziellen Ausschußeinsetzung Ende Januar 1630 bewirkte einen beträchtlichen Stau: Nachdem man im Rahmen der Zeremonie vom 28. Januar 1630 dem Gerichtsschreiber des Beltheimer Gerichts »uff gethanes anhalten der Burgener undt Mackhener ausschüsse... die zeugen verhör... furzuenehmen comittieret« hatte, fanden binnen der nächsten acht Tage gleich fünf Zeugenverhöre statt; 33/8604, f.86. 70 17.3.1631 (655/14/157, unp.). 71 18.1.1647 (33/12334, f.74v.).
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Anmerkungen zu S. 76 - 79 72 13.3.1647 (33/8864, f.9-v.). 73 Pst. Kastellaun 6.12.1642 (33/8859, f.32). Der Pfalzgraf war dieser Anregung im Falle der Emmerenzia Laux gefolgt; betreffend ihre Mitangeklagte Maria Siegbert verfugte er dagegen einen Aufschub; 10.12.1642 (33/8859, f. 23-24); 14.10.40 (33/12334, f.20-v). 74 »In nuda forma et praesumpnonalibus«; 10.11.1649 (33/8863, f.18). 75 Gegen Maria Margarethe Göbel am 26.9.1653 (33/8188, Fasz. II, unp.) sowie gegen Peter Hofmann von Beltheim am 6.9.1653 (33/8620, f.24-25). Die Bewertung solcher Gründe lag allein im Ermessen des Amtmannes; seine Zustimmung dazu wurde jedoch in mindestens einem Fall von der Birkenfelder Kanzlei nachträglich mißbilligt; 33/8188, Fasz. II, unp. 76 33/8854, f.3v; vgl. 33/8853, f.20 und 33/8182a, f.109. 77 Vgl. die Rechnungen aus den Winninger Verfahren von 1640 und 1642 (33/8182, f.51-57; 33/12334, f.57-59; ebd., f.63-69v). 78 Vgl. dazu und zu Folgendem etwa die Winninger Zeugenverhöre (Kap. VI.2.4). 79 Klage Emmerenzia Laux (33/8858, f.3); Klage Agnes Thieß (655/14, Nr. 163, unp.); ebenso in der Klage gegen beide Eheleute (655/14, Nr. 163, unp.); ebenso gegen Thonges Roß: »das diese wie auch vorhin ubergebene puneten alle ciar/ offenbar, und davon zu Lieh und daherumb ein gemein gaßen und kindergesprech sey«; (655/14, Nr. 161, S.8). Vgl. auch Waltz. 80 GLAK, 65/790, f.3. 81 Gegen Margarethe Schuhe am 26.9.1653 (33/8188, Fasz. ΠΙ). 82 Zeugenverhör gegen Margarethe Schuhe am 24.5.1655 (ebd.). 83 31.1.1630 (33/8605, f.5-v); Anwesenheitsvermerk als Teil der Beglaubigung: »Actum in beisein Thomas Leonharts coram meo« v. 16.9.1653 (33/8188, Fasz. III). Möglich ist hier aber auch eine Namensverwechslung mit dem Schöffen Johannes Leonhard. Ausdrücklich hervorgehoben wird die Anwesenheit von gleich zwei Ausschußmitgliedern - Thomas Leonhard und Hans Minck - bei dem Verhör eines verdächtigen Jungen im Jahre 1647 (33/8182c, f.28-29v). 84 13.2.1630 (33/8182a, f.93). 85 2.1.1654 (33/8188, Fasz. III. Die einer davon angefertigten Abschrift ist dann von den »hier zu adhibirten gerichtscheffen« die Rede (ebd.). 86 Beide Angaben ergeben sich aus den Rechnungen der Verhöre über Christina Heyden von 10.12.1642 (33/8182, f.52; Datum 30.11.1642 alter Stil!) und Emmerenzia Laux vom 14./15.12 1642 (PfEKW, 5a,7, S.80). 87 2.9.1653 (33/8614, f.31). 88 Rechnung Knebel/Heyden (33/8182, f.51v). 89 Ebd., f.52 u. f.54v. 90 Vgl. unten Kap. III.2.2. 91 30.11.1652 (33/8868, f.82v). 92 9.6.1653 (33/8613, f.4; vgl. Klageschrift Dorothea Jorgen (655/14/156, unp.). 93 31.5.1653 (33/8613, f.3). 94 2.6.1653 (33/8613, f.3v). 95 Zeugenverhör Catharina Dietzen (655/14/154, unp.). 96 Gegen Veit Geilen 1644 (33/8862, f.2). 97 Für die meisten der erfolglos verlaufenden Fälle fehlt freilich der abschlägige Bescheid. Daß er jedoch erfolgt sein muß, darf aus dem erfolglosen Verlauf sicher angenommen werden. Erhalten sind abschlägige Bescheide und direkte Hinweise darauf fur die Anklagen gegen Agnes Thieß und Clara Hofinann (33/8608, f.30), Agnes Calmus (33/8605, f.22), Maria Colimes (33/8187b, v.13-14; 655/ 14, Nr. 167, unp.), Agnes Josten (33/8617, f.15) und Agnes Heimers (33/8621, f.73). Nur indirekt nachweisen lassen sich abschlägige Bescheide aufgrund von »additionales« und/oder fehlender prozessualer Aktivitäten für Anna Maria Kröppen, Thonges Roß (1631 und 1654), Peter Hofinann, Margarethe Schmoll, Affra Ginster, Christina Vieren, Maria Basten und Lucia Pleß.
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Anmerkungen zu S. 79 - 82 98 Agnes Thicß (655/14, Nr. 163, unp.) ; Agnes Josten (33/8617, f.21-v); Thongcs Roß (33/ 8618, f.6 u. f.31v). 99 Vgl. die Begründung fur eine Verhaftungserlaubnis gegen Margarethe Schop, die sich lediglich an Indizien orientierte; 10.11.1649 (33/8863, f.18). 100 Vgl. Schreiben Senft von Sulburgs an David Pforzheim v. 28.3.1631 (655/14, Nr. 180, f.5) und die Schreiben seines Nachfolgers Zand von Merl an Pfalzgraf Georg Wilhelm und Dr. Breitenbach v. 5.7.1643 (33/8182b, f.llv.) u. 1.7.1643 (33/8182b, f.ll). 101 22.5.1643 (33/8859, f.l); 9.12.1643 (655/14,Nr. 169, unp.); 22.5.1643 (655/14,Nr. 178, S.22). 102 18.1.1647 (33/12334, f.74-75); vgl. dagegen 13.3.1647 (33/8864, f.9-v). 103 12.11.1640 (33/12334, f.27); 33/8859, f.32; ganz deutlich im Gutachten vom 30.12.1642 (33/8858, f. 21-v); weniger ausgeprägt, aber dennoch mit Kritik an der »probation« das Gutachten über Margarethe Kröber 1642 (33/8857, f.15-16); die Ausnahme: 4.9.1645 (33/8187b, f.13-14). 104 27.6.1644 (PfEKW, 5a,7, S.131). 105 8.2.1630 und 13.2.1630 (33/8182a, f.8-13v u. f.93-100). 106 Rechnung Kröppen (33/8182, f.7v). 107 30.5.1630 (33/8182a,f.l09-113v). In diesen Zusammenhang gehört folgende Notiz: »Item der 30. July [st.v.] der samptliche außschuß... bey junckher amptman gewesen, wegen des schreibens von [=vor? ] Birckenfeld abzuholen/ uhm rath zu fragen« (33/8182, f.7v). Zur Verhaftungsorder 22.8.1630 (33/8182a, f.70 u. f.58-v) und 26.8.1630 (ebd., f.57). 108 Gutachten vom 28.2.1630 über Agnes Thieß, Agnes Kaufmann und Clara Hofmann (irrtümlich: Clara Kaufmann!) (33/8608, f.30); die gleichfalls negativen Parallelgutachten über Agnes Calmus und Margarethe Schmoll lassen sich indirekt erschließen. 109 655/14, Nr. 163, unp. 110 Rechnung 1630 Π (33/8604, f.ll). 111 Rechnung Kaufmann (33/8608, f.14). 112 655/14, Nr. 163, unp. 113 Gutachten vom 12.9.1653 (33/8617, f.23). 114 33/8617, f.21-v. 115 5.9.1653 (33/8617, f.22). 116 4.9.1645 (33/8187b, f.13-14). 117 16.8.1648 (33/8187b, f.15-16). 118 31.8.1648 (655/14, Nr. 167, unp.). 119 12.7.1653 (33/8187b, f.18). 120 16.7.1644 (33/8863, f.14). 121 17.7.1644 (655/14, Nr. 172, f.59-v.) 122 22.7.1644 (33/8858, f.67); in seiner Antwort bestätigte der Amtmann dem Vogt denn auch, daß Breitenbach sich nun mit ihm wegen des »angreiffens« des Veit Geilen »conformirt« habe: 22.7.1644 (33/8858, f.68). 123 21.5.1653 betreffend Peter Hofmann von Roth (33/8188, Fasz. IV, unp.). 124 22.7.1655 (33/8188, Fasz. IV, unp.). 125 11.12.1643 (33/12334, f.145). 126 Deudich im Fall der Eva Pforten, 5.7.1643 (33/8182b, f.llv). 127 Dazu 1.7.1643 (33/8182b, f.ll) und 5.7.1643 (ebd., f.llv); vgl. das Protokoll vom 7.7.1643 (33/8182b, f.12). 128 25.9.1653 (33/8188, Fasz. ΠΙ, unp.). 129 Möglicherwiese sogar noch vor Erstellung der Klageschrift: vgl. 14.8.1645 (33/8863, f.l5-v). 130 Schreiben beider Fürsten vom 27.10.1642 (655/14, Nr. 178, S.l-2). Über die noch fehlenden »inditia« Schreiben des Vogtes Weiß vom 16.11.1642 (ebd., S.17 f.).
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Anmerkungen zu S. 82 - 85 131 25.7.1643 (33/12334, f.l73). 132 21.8.1643 (33/8859, f.46). 133 17.7.1644 (655/14, Nr. 172, S.59). 134 3.12.1649 (33/8863, f.19). 135 Klageschriften Michael Vieren (33/8610, f,13-16v) und Claus Endresen (33/8609, f.1-3). 136 So laut Klageschrift (33/8609, f.2v). Laut der dazugehörigen Zeugenaussage: »Halte du dich fest, ich will mich auch fest halten, sie sollen nit hinder uns komen und solte sie disser und iener schänden (hab damit die außschuß gemeint)« (ebd., f.l2v). 137 33/8609, f.2. 138 Ebd., f.2v. 139 33/8610, f.49v. 140 Ebd., f.l3v. 141 Ebd., f.49. 142 655/14, Nr. 157, unp. 143 »Suspicions puneten« (33/8606, f.2). 144 33/8621, f.75v. Gleichermaßen fatalistisch in Inhalt und Tonfall nahm sich die Klage aus, die Margarethe Moden aus Winningen gegenüber der später ebenfalls hingerichteten Lucia Zcns (irrtümlich: »Sophia Zens«) äußerte: »Die negste/ die nuhn eingezogen wurde/ das wurde sie sein...« (33/12334, f.l54v). 145 33/8609, f.lv-2 u. f.ll-v; PfEKW, 5a,7, S.31. 146 Im Gegensatz zur Klageschrift (33/8868, f.3v) betonte der Zeuge (33/8868, f . l l ) , Mölich »hette sich angestelt, alß wan er wolte wainen, doch nicht einig eintzigen zehren fallen lassen«, was dem geltenden Hexenbild entsprach. 147 33/8867, f.3v. 148 33/8854, f. 6v-7 u. f.7v-8; vgl. oben Kap. 1.1. 149 33/8860, f.llv. 150 Mißtrauen gegenüber dem Amtmann wurde von Anna Schultheiß 1648 expressis verbis als Fluchtgrund angegeben: 25.9.1648 (655/14, Nr. 160, unp.). 151 33/8621, f.69. 152 Kastellauner Amtsprotokoll vom 8.1.1644 (33/10884, f.l u. f.14). 153 »...hat er sich ahn die 14 tagen fluchtig gemacht, und hin und her/ auch zu der gnädigen herschaft gelauffen/ sich beklagend/ daß er alß dieses lasters halben bezichiget werde«; 33/8182c, f,17v. 154 »Und zu forchten geweßen, [daß] er in haften gebracht und solcher lugen geglaubet werden mögte, hat er seinem schwager das elendt geklagt, und umb rath gefraget, endtlich bey sich selbsten den besten rath gefundten, naher Birckenfeldt gangen, bey der cantzley solcher falscher bezüchtigung sich beklaget«(655/14, Nr. 183, unp.). 155 Ebd. Der Winninger Veit Geilen zog aus ähnlichen Erfahrungen die Konsequenz, sich gleich von Birkenfeld aus durch Flucht zu >salvieren denkbar < war. 202 33/8186, S.4; vgl. Rummel, Phasen. 203 In der Klageschrift gegen Margarethe Schuhe ist auch explizit von »unsere[r] accusatio« die Rede (33/8188, Fasz. III, unp.); Artikel 88, Absatz 2: »so die klag von ampts wegen geschehen, daß allwegen inn eyner jeden solchen klag zu sampt dem namen des anklagers, soll also gesetzt werden, Klag von der oberkeyt und ampts wegen«. 204 So auch Kleinhey er, S.17. 205 Vgl. Radbruch, S.17; Roxin, S.402 f. 206 16.7.1596 (33/8603, f.3v). 207 Vgl. Rummel, Phasen. 208 33/8602, f.lv-3. 209 So das »Bei urtheil« am Ende des ersten Verhandlungstages vom 16.11.1592 (ebd., f.3v); über dieses erste Urteil zustimmend Römer am 12.6.1593 (33/8602, f.46). 210 Wir folgen hier der Version Römers (ebd.). 211 So auch das Gerichtsprotokoll vom 2.12.1592 (33/8602, f.5). 212 So Römer in seinem Bericht vom 12.6.1593 (33/8602, f.46-v); das Protokoll der Sitzung vom 23.12.1592 (ebd., f.8) erwähnt dies jedoch mit keinem Wort. 213 2J.12.1592 (ebd.). Gemeint sind zusätzliche (»additional«) Artikel. 214 Ebd., f.9-v. 215 Ebd., f,15v-16v. 216 Speziell über die Beschneidung der Verteidigungsmöglichkeiten Artikel 156; zu den Mißständen vgl. die »Vorrede« zur »Carolina«. 217 23.12.1592 (33/8602, f.8). 218 So der Amtmann im Fall der Maria Siegbert (21.5.1643: 655/14, Nr. 178, S.21-22; 33/ 8859, f.l-v) und des Hans Wilhelm Mölich (5.10.1652: 655/14, Nr. 171, S.45-48). 219 16.7.1596 (33/8603, f.3-4). 220 12.6.1593 (33/8602, f.45v). 221 Ebd., f.2. 222 33/8603, f.29. 223 20.11.1596 (33/8603, f.9v-10). 224 Delrio, deutete dies im Fall des Dr. Flade an (lib. V, sea. IV, S.741), abgeschwächt für Weier und Cornelius Loos (ebd., sect. IV, S.739 f.). Ahnliches wurde auch in der bayerischen Hexendiskussion zu Anfang des 17. Jahrhunderts geäußert; vgl. Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, S.229 f. 225
12.6.1593 (33/8602, f.45v).
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Anmerkungen zu S. 144
-149
226 16.7.1596 (33/8603, f.3). 227 Ebd. 228 33/8603, f.28-v. 229 16.7.1596 (ebd., f.3-v). 230 Ebd. 231 18.1.1593 (33/8602, f.35). 232 Kap. V . l . 233 Kap. 1.2; Einzelheiten bei Rummel, Phasen. 234 So argumentierte der Kastellauner Amtmann Joseph Zand von Merl 1655 gegen den sponheimischen Regierungsgutachter Dr. Heintz, um dessen Vorwurf, er hätte die Göbel anstelle ihrer Verhaftung auf Kaution zunächst in Freiheit lassen sollen, zu parieren (19.8.1655: 33/8188, Fasz. II, unp.). Der Amtmann hielt dem entgegen, daß die vom Ehemann der Göbel geleistete Kaution »nur ad processum civilem«, die Verhaftungsempfehlung der Juristenfakultät Gießen »aber ad criminalem gangen« scie. Doch war die Göbel bis dahin aufgrund derselben Kaution in Freiheit geblieben, um ihre Defensión auszufuhren, obwohl das Verfahren von Anfang an als Kriminalverfahren gefuhrt worden war. Ebenso mußte der Amtmann noch wissen, daß auch Maria Siegbert aufgrund einer Anordnung des Pfalzgrafen seinerzeit (1642) trotz peinlicher Anklage zunächst auf Kaution freigelassen worden war; und nur zwei Jahre zuvor - 1 6 5 3 - hatte er selbst dem Ehemann der Margarethe Schuhe angeboten, die vom Ausschuß verlangte Verhaftung auf Leistung einer Kaution »de iterum sistendo« zunächst auszusetzen: 25.9.1653 (33/818, Fasz. III, unp.). 235 18.9.1645 (33/8183, unp.); 17.11.1653 (33/8188, Fasz. III, unp.); »Kurtzer bericht...« 1653/54 (33/8188,Fasz. Π,unp.); 22.5.1655 (33/8188,Fasz. II,unp.); 5.10.1656 (33/8621,f.71). 236 Scotti, I, S.556; damit verteidigte auch Amtmann Zand von Merl 1654 seine Verfahren gegenüber den Beltheimer Gutachtern (33/8618, f.27-28). 237 Vgl. 33/8186, S.5 f. 238 Thieß (655/14, Nr. 163, unp.); Ginster (655/14, Nr. 157, unp.); Schuhe (655/14, Nr. 170, F. 1-9); Schäfer (33/8182c, f,17v); Friedrich (33/8867, f.31v). 239 33/8182a. 240 29.4.1643 (33/12334, f.156 u. f.157). Um ganz sicher zu gehen, strich er auch eine Passage aus, die die Feindschaft zwischen einer Zeugin und der Beklagten belegte, (ebd., f.155). 241 18.5.1643 (ebd., f. 161). Da es sich bei diesem Schriftstück um die nach Kastellaun geschickte Reinschrift handelt, ist nicht anzunehmen, daß Breitenbach durchstrich, was er soeben entsprechend seinem Wissen unbedenklich hineingeschrieben hatte. Der Zweck der Tilgung wäre so nicht erreicht worden. Die Veränderung kann daher eigentlich nur in Kastellaun erfolgt sein, a]f man dort eine Abschrift der Akten zur Versendung an die Kanzlei Birkenfeld bzw. den Regicrungsgutachter Heintz anfertigte. 242 33/8187, f.2v; dazu oben Kap.VI.3. 243 »Kurzer bericht... » 1653/54 (33/8188, Fasz. II, unp.). 244 Kap. II.2. 245 14.12.1652 (PfEKW, 5a,7, S.44). 246 33/8188, Fasz. II, unp. 247 31.8.1654 (33/8188, Fasz. II, unp.). 248 Vgl. unten Kap. VI.3. 249 33/8602; 33/8186. 250 So in der Verhandlung der Gertraud Schäfer gegen Jonas Raw 1644 (33/8182c, f.l6v-19); ebenso beim Zeugenverhör in der Injurienverhandlung zwischen der Göbel und Conrad Castor: 6.12.1655 u. am 10.12.1655; mißachtet im 1. Zeugenverhör vom 18.11.1655 (33/8188, Fasz. II, unp.). 251 Unklar ist hierbei, ob er sie dabei im Sinne seines Verdachts auch förmlich auf Schadensersatz
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Anmerkungen zu S. 149 -155 beklagt hat. Offenbar nicht, denn im Bezug auf das Amtsverhör ist nur von dem Hexenvorwurf die Rede: 24.8.1645 (33/8187b, f.8-v.9). 252 Ebd. 253 Das folgende nach der Wiedergabe der verschollenen Dokumemte bei Back, Kampf, S.232. 254 Ebd. 255 Ebd. 256 15.5.1629 (33/8186, S.5-7). 257 33/8186. 258 33/8187d, f.l. 259 25.11.1643 (33/8187, f.2v). 260 Aus den Besagungsextrakten (33/8188, Fasz. II, unp.). 261 33/8188, Fasz. II, unp. 262 Margarethe Moden: »Deßwegen auch vorm herrn vogt geweßen/ wie der bescheidt daselbsten ergangen/ könne er/ zeug/ nicht wißen«: 29.4.1643 (33/12334, f.l55v); Michael Vieren im Verhör vom 8.5.1631: »Gestehet der scheltung, habs aber widersprochen, wie dan denselben Petern für dem keller uff Eitz, wie auch zu Münster veractioniret/ item ihne durch Luzicher oder Vogts Seimeten und deß Schultheißen eydam Mattheßen, der wort halben beschickt« - also förmlich zum Widerruf oder Beweis aufgefordert (33/8610, f.2). 263 7.3.1643: »Bey dem ampt haben beede parteyn einander verzigen undt er/ beklagter/ in beysein Claß Schnorcn gesagt/ daß er nicht böses auff sie wisse ...« (33/10883, f.20v). 264 33/8182C, f.8v; 33/8187, f.3v. 265 Punkt 2 und 3 der Klageschrift (655/14, Nr. 163, unp.). 266 33/10884, f.l8-19v. 267 19.6.1647 (33/8187c, f,13-v). 268 33/8182C, f,16v-17v (Punkt 6); 33/8187d, f.lv; ebd., f.2 u. f,13v-14. Über den anderen, Jakob Pfalzgraf, vermerkt das Protokoll: »inzwischen auß dem Ambt gezogen, ist deßen deposition wie vorigs auch auß dem amptprothocoU extrairet und hiebei gelegt worden« (ebd., f.l5v). 269 Punkt 5 (33/8187b, f.5v). 270 Ebd., f.16. 271 33/8182c, f. 13. 272 24.8.1645 (33/8187b, f.8v). 273 33/8182C, f.21. 274 33/8187d, f.lv. 275 Punkt 2 (33/8182b, f.2). 276 Rummel, »Ausrottung«, S.62 f.; allgemein dazu Münch. 277 23.6.1643 (33/8182b, f.8 u. f.9). Die Durchstreichung und Neuformulierung der letzten Passage erfolgte durch den Amtmann selbst, vermudich wegen der irreführenden Bezeichnung »kläger«, denn nicht die Injurianten, sondern die geschmähte Eva Pforten war ja die eigentliche Klägerin. Die Aussage des zweiten Zeugen läßt jedoch keinen Zweifel daran, daß die Unwilligkeit zur Annahme der Vergleichsempfehlung der Zensoren allein bei den Injurianten lag. 278 Defensional Artikel vom 29.6.54 (33/8188, Fasz. II, unp.); vgl. 30.6.1654 (ebd.). 279 21.7.1654 (33/8188, Fasz. II, unp.). 280 Denn sie war jene Zeugin, deren Aussagen im Sommer 1655, nach zweijährigem Ringen, die Verhaftung und Folterung der Göbel erlaubten (33/8188, Fasz. II, unp.). 281 So am 3.6.1654 »ahn Johanni Moeden« zur Vorbereitung von dessen Gegendarstellung fur den Ausschuß (33/8188, Fasz. II, unp.). 282 3.6.1654 (33/8188, Fasz. II, unp.). 283 »Et authoritatem judieiis extra judiciali actui praevalet/ sonderlich weilen der pfarher kein jurisdiction hat«: 28.7.1654 (33/8188, Fasz. II, unp.). 284 Punkt 5 (33/8187b, f.5v).
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Anmerkungen zu S. 156 -159 285 So die Klage ihres Mannes bei der badischen Kanzlei im März 1655 (33/8188, Fasz. II, unp.). 286 33/8688, f.60. 287 Zu den sozialen Motiven vgl. Kap. VI.
IV Usurpation durch Interessen 1 Schreiben des kaiserlichen Notars Johann Wolfgang Halberger zu Birkenfeld vom 3.11.1650 wegen eines Hexenprozesses an den Amtmann zu Wartenstein (53 C 51, Nr. 90, f.7). 2 1655 (33/8188, Fasz. II, unp.). 3 1655 (33(8188, Fasz. III, unp.); ähnlich der Fall der Lucia Fluck (vgl. etwa 33/8864, f. 15 u. 33/ 12334, f . 9 2 - l l l v ) . 4 18.1.1643 (33/8858, f.54-v); 33/8188, Fasz. III, unp.; 33/8188, Fasz. III, unp.). 5 28.8.1643 (33/12334, f.163-164); 11.9.1643 (ebd., f,166v: »Negirt« alles). 6 30.8.1643 (33/12334, f,177v). 7 Vgl. oben Kap. 1.3; 3.10.1630 (33/8182a, f.41); 14.1.1643 (33/8858, f.25). 8 Vgl. ProzeßMölich: 10.9.1652 (33/8868, f.33). 9 Das Protokoll ihrer Vernehmung vom 7.9.1647 hob dieses Motiv ausdrücklich hervor: »Nach dem nuhn der gericht Schreiber nicht ahnweßendt, und die verhafftin keines Vermögens, daß die auffgehendt Unkosten, bei ihro werdten zu erhalten sein, damit auch sie umb soviel ehender zur bekhantnuß kommen [sc. werde]/ ist sie in den gewohnlichen hexenthurn subterraneum gesetzt« worden (33/8187c, f.20). 10 Vgl. 11.10.1653 (33/8188, Fasz. III, unp.); anders noch am 30.9.1653 (ebd.). 11 Pro-quota-Entscheidung (33/8603, f.l4-v). 12 33/8603, f.26v u. f.31v-32. Darin waren vermutlich auch die Ansprüche an den geflüchteten Lentzen mitenthalten. 13 2.9.1597 (33/8603, f.34v). 14 33/8604, f.97. 15 Abrechnung vom 26.5.1631 (33/8621, f.19-21). 16 10.6.1631 (33/8621, f.16-17). 17 Maria Knebel: Ca. 450 Gulden (vgl. 33/8853, f.102-103). Christina Heyden: »nur« 279 Gulden, dafür im Fall ihrer Mitangeklagten Catharina Knebel 612 Gulden; vgl. fur beide 23.2.1641 (33/8854, f.25) und 27.3.1641 (33/12334, f.55v). Margarethe Kröber und Margarethe Schiffer: zusammen 704 Gulden (33/12334, f.70.). EmmerenziaLaux: 635 Gulden (PfEKW, 5a,7, S.93). Zu Hans Wilhelm Mölich: 33/8868, f.88v. 18 33/8182a, f.92. Dabei war diese Aufstellung noch nicht einmal vollständig. Die Zahl von 200 Gulden im Fall der Eva Pforten (1643) stellt nur einen Mindestbetrag dar (33/8182b, f.46-47v). Zur Verteilung der Summe von 656 Gulden für die drei Prozesse des Jahres 1644 655/14, Nr. 181, unp., ebd., Nr. 169, unp. und 33/8187, f.45-46v. 19 127 Reichstaler (33/8188, Fasz. II, unp.). 20 33/8618, f.5; die vorausgehende Aufstellung (ebd., f.4v) weist dagegen nur 274 Gulden aus, weil vermutlich noch nicht alle Beträge eingerechnet waren. 21 Die Abrechnungen selbst sind nicht erhalten geblieben; die Angabe findet sich in der Darstellung des Winninger Pfarrers Rodenberger (PfEKW, 5a,7, S.34). 22 Dem entspricht eine Meldung der Limburger Chronik von 1590, welche die Kosten fur fünf Prozesse der Gemeinde Elz auf über 1000 Gulden beziffert; Knetsch, Limburger Chronik, S.161. 23 Vgl. die Steuerlisten aus dem kurtrierischen Amt Zell-Baldeneck aus dem Jahre 1651 (SAT, L10/3 u. L10/18, unp).
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Anmerkungen zu S. 159 -163 24 Dazu Rodewald, Caspar Streccius. Streccius lebte von 1590-1654. 25 655/14, Nr. 147. 26 Vgl. dazu unten Kap. VI.l. 27 »Supplicio affectorum liberi exulabant«: Wyttenbach u. Müller, ΙΠ, S.54. 28 Vgl. Kap. VI.l. 29 22.9.1653 (33/8614, f.22). 30 24.10.1643 (33/12334, f,15v). 31 Beispiel des Michael Vieren, der nach dem Besuch seiner Familie zum Geständnis bereit war, (Kap. II.l). 32 7.7.1647 (33/12334, f.108). Finanzielle und soziale Folgen hatte Agnes Kaufmann vor Augen, als sie nach der entsprechenden Bearbeitung durch Pfarrer und Kaplan bekundete, »sie habe den todt verdeynett/ man solle sie baldt expediren undt ihren kindern nicht nachhalten«: 29.4.1630 (33/8606, f.3). 33 5.10.1652 (655/14, Nr. 171, S.48). 34 655/14, Nr. 172, S.46. 35 21.5.1631 (33/8853, f.7); die Einzelheiten dazu bei Rummel, Hexenprozesse. 36 Vgl. Kap. VI. 1. 37 Siehe Kap. 1.2. 38 26.5.1631 (33/8621, f.19-21). 39 Siehe Kap. VI. 40 21.5.1631 (33/8853, f.7). 41 14.10.1640 (33/8182, f.40-41). 42 Mutter und Sohn Mödges: ca. 25 Gulden (33/8604, f.96v). Für die drei Verfahren von 1631 laut Abrechnung vom 10.6.1631:68 Gulden (33/8621, f. 17); für die drei Verfahren von 1630 ist der gleiche Betrag zu vermuten. Maria Kröppen: 15 Gulden (33/8188, Fasz. III, unp.). 43 33/8188, Fasz. III, unp.; 33/8621, f.lóv. 44 33/8187, f.45-46v; 655/14, Nr. 169, unp.; 655/14, Nr. 181, unp. 45 33/8188, Fasz. II, unp. 46 63 Gulden im Doppelprozeß von 1640/41 (33/12334, f.54), ca. 30 Gulden im Herbst 1642 (33/12334, f.63-v u. f.69), 51 Gulden im Prozeß gegen Emmerenzia Laux 1642/43 (PfEKW, 5a,7, S.91), 34 Gulden im Prozeß gegen Margarethe Moden 1643 (33/12334, f,160v). Im Prozeß gegen Hans Wilhelm Mölich auch hier mit 73 Gulden fur Protokollführung und weitere 18 Gulden für das Abschreiben der gesamten Akten »in duplo« ein Spitzenverdienst (33/8868, f.87v). 47 Heintz erhielt 1643 allein für fünf Winninger Prozesse 10 Goldgulden, also 60 Gulden: 33/ 12334, f.63v u. f.70; ebd., f.134-135 u. f.l38-139v; PfEKW, 5a,7, S.92. 48 33/12334, f.54.; 33/12334, f.l70-v. 49 33/8868, f.87-v. 50 33/8604, f.96v. 51 10.6.1631 (33/8621, f.l6v). 52 33/12334, f.54 u. f.58. 53 33/12334, f.67v; 33/8859, f.35-36v; PfEKW, 5a,7, S.82 u. S.92 f. 54 33/8182b, f.46v. 55 33/8187, f.45-46v; 655/14, Nr. 169, unp.; 655/14, Nr. 181, unp. 56 33/8868, f.88v. 57 Wyttenbach u. Müller, III, S.53 f. 58 Zu den sponheimischen Scharfrichtern vgl. Grünewald und Münster, Wasenmeistern. 59 27.9.1642 (655/14, Nr. 180, f.3v-4v). 60 30.8.1643 (33/8182b, f.36). 61 30.8.1644 (33/8861, f.l). 62 25.2.1644 (33/8187, f.31-32); Rechnung Schäfer 1647 (33/8187c, f.33).
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Anmerkungen zu S. 163 -166 63 Rechnung Mödges (33/8182, f.lO-v); Rechnung Frentzen (655/14, Nr. 169, unp.); Rechnung Göbel (33/8188, Fasz. Π, unp.)· Vgl. Grünewaid, S.49. 64 9.12.1643 (33/12334, f.143); vgl. dessen Schreiben vom November (ebd., f.179). 65 Rechnung 1642 (33/12334, f.67v). 66 Freundl. Hinweis von Herrn Prof. Dr. Gerhard Schormann (Düsseldorf); vgl. ders., Krieg, S.77. 67 Kettel; Rummel, Hexenverfolgungen, S. 43-47. 68 Mirbach-Hauff, S.618; über Moedens und Buirmanns Tätigkeit in der Grafschaft Neuenahr und Umgebung berichtet Löher (vgl. Katzfey, S.184). 69 Dornbusch, S. 110 f. 70 Kettel, S.96. 71 Mirbach-Hauff, S.619; vgl. Kettel, S.105. 72 Bellinghausen, Rhens, S.79 u. S.88. 73 Im Prozeß gegen Peter Mölich (PfEKW, 5a,7, S.147). 74 33/8187C, f.23v. 75 54B,Nr. 3520. 76 Eichhof, S.450, S. 467 u. S.469. 77 Krämer, S.28 und S.35. 78 Dazu Rodenberger in Zusammenhang mit dem Prozeßverlauf im Fall Mölich im März 1653 : »Innerhalb dieser Zeit war Dr. Moeden zu Hachenburg, woselbst am ged[achten] 28. Merz [1653] 3 Personen hingerichtet, und Dr. Moeden, als ein rechter Malleus sagarum, hierzu gebraucht wurde«; »Dr. Moeden war den 15. Mai abermahls zu Hachenburg in Hexerei-Sachen und wüste nicht, wiebals er wieder zurück kommen könnte« (PfEKW, 5a,7, S.27 f.). 79 Vgl. Rummel, Hexenverfolgungen, S.45 f. 80 33/8182, f.51v. 81 Der von Bellinghausen, Rhens, S.74 f. u. S.79, vorgestellte Auszug zeigt Moeden und Trarbach sukzessive als Gutachter im gleichen Prozeß. 82 12.8.1652 (33/8868, f.15); Rechnung Mölich (ebd., f.87v). Die bei Krämer, S.28 u. S.35, belegten eltzischen Prozesse fallen in den März 1652. 83 Um den 23.9.1652 (PfEKW, 5a,7, S.186). Gemeint ist die Witwe des Heerführers Peter Melander, Inhaberin der Grafschaft Holzapfel, später auch der Herrschaft Schaumburg. Hexenprozesse sind dort allerdings nur um 1630 belegt; vgl. Bonnet, S.75. Für Moeden in Winningen: 28.9.1652 (PfEKW, 5a,7, S.209; Konzept auf S.279). 84 33/8188, Fasz. IV, unp. 85 Extrakt Göbel (33/8188, Fasz. II, unp). 86 GLAK, 65/790, f.5. 87 33/8860, f.23; ebd., f.20-23. 88 33/8853, f.15-16. 89 19. (urspr. 17.) 9.1650 (33/8182, f.48-v); vgl. Kap. 1.3. 90 Breitenbachs Tätigkeit dort läßt sich aufgrund seiner Vermittlerrolle bei jener geplanten Verlegung der beiden Winninger Inhaftierten erschließen (Kap. III.l); 1642 gelangte dann wieder eine Besagung aus Lay nach Winningen, gegen Margarethe Kröber (33/8857, f.12). 91 Vgl. Rummel, Hexenprozesse. 92 Bericht 1631 (33/8621, f,15v). 93 33/8853, f.15-16. 94 Vgl. Kap. 1.3.9.4.1630 (655/14, Nr. 165, unp.); 33/12334, f.64; 33/8859, f.35. Keine Belege liegen über die in der Liste genannten Koblenzer Juristen Jakob Fedt und Johannes Trimps vor (33/ 8853, f.15-16.). 95 Vgl. das Anstellungsgesuch des Gerolsteiner Scharfrichters in der Grafschaft ManderscheidBlankenheim 1608: Rummel, Hexenverfolgungen, S.43.
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Anmerkungen zu S.
166-171
96 4.11.1640 (33/8182, f.46); ebd., f.46v. 97 Charakteristisch dafür das erste Gutachten Breitenbachs vom 12.11.1640 (33/12334, f.27), worin er dem Amtmann gleich einleitend bescheinigte, »daß ewer gestreng ohne mein geringfügiges sentiment dero bekanter dexteritet und Wissenschaft nach sclbsten wohl und fuglich discerniren und uhrtheillen können«. 98 22.11.1640 (33/8182, f.47). 99 4.8.1644 (33/8863, f.10); 9.9.1644 (ebd., f.3). 100 Zu AgricolaKap. V . l . 101 Kap.V.3. 102 33/12334, f.165. 103 11.1.1643 (33/8858, f.20). 104 16.9.1644 (33/8863, f.l). 105 14.10.1640 (33/8182, f.40-41); 21.8.1643 (33/8859, f.46). 106 33/8618, f.27-28v; dazu Kap. ΙΠ.3. 107 Neun Tage Protokollführung sind ihm in der Rechnung Friedrich Kaysers zugewiesen worden (33/8187, f.45). 108 »Item che und zuvor der notarius hirinnen gebraucht worden«; 33/8187, f.45. Hotrin war zwar auch »Fürstl[ich] marg graff badische[r]... secretarius bei dem ambt Castelhun«, jedoch wurde dieser Titel nur von dem späteren Beltheimer Gerichtsschreiber Bonssen verwendet (Extrakt Maria Wehr: 655/14, Nr. 170, unp.); in den aus seiner Zeit stammenden Akten ist stets vom »notario« die Rede. 109 22.1.1643 (33/8859, f.38). 110 21.5.1629 (33/8182, f.19). 111 23. u. 24.5.1630 (655/14, Nr. 163, unp.). 112 Vgl. Rummel, Dynamik, S.48. 113 SAT, Dep. Kesselstatt, Nr. 657, unp. 114 33/8620, f.1-4. 115 26.10.1602 (41/955, S.21). 116 Georgius Aquilanus; vgl. Krämer, S.19, sowie 33/10886, f.4v-5 (Beilage). 117 SAT, L10/18, unp. 118 6.9.1654 (33/8618, f.29). 119 33/8187, f.45-46v; 655/14, Nr. 169, unp.; ebd., Nr. 181, unp. 120 Pst. 8.2.1644 (33/12334, f.184). 121 33/8182, f.51vu.f.54. 122 33/12334, f.69v; eine Abschrift des Birkenfelder Dekretes im Streit zwischen Friedrich Mölich und dem Ausschuß vom 12.1.1660 wurde von ihm angefertigt; die gleiche Hand schrieb die Supplikation des Ausschusses vom 30.11.1659 (33/8860, f.16-17). 123 33/12334, f.65-69v. 124 33/8853, f.35. 125 33/8854, f.12-13; 33/12334, f.43v-44v. 126 22.1.1643 (33/8859, f.38). 127 »Gerichtsschreiber im Thaal« (33/12334, f.64). 128 33/8182, f.54. 129 Rummel, Hexenprozesse; ders., Hexenverfolgungen, S.41 u. S.44-47. 130 33/8609, f.2. 131 Vgl. dazu unten Kap. V.3. 132 Eiler, S.360 f. 133 Ebd., S.346; 33/8853, f.39. 134 Rummel, Hexenprozesse, S.189. 135 15.9.1643 (33/8182b, f.43v); 25.11.1642 (33/8859, f.28); 19.5.1643(33/8859, f.42-v).
363
Anmerkungen zu S. 171-174 136 Für den Winter 1641/42 (Bellinghausen, Winningen, I, S.81). 137 17. u. 18.9.1642 (33/8182, f.60-61). 138 11.12.1643 (33/12334, f,145-v). 139 September 1652 (PfEKW, 5a,7, S.186); zu Agrícolas Berufung siehe unten Kap. V . l . 140 PfEKW, 5a,7, S.22. 141 9.9.1644 (655/14, Nr. 155, unp.). Fritzer erinnert darin den Amtmann an eine diesbezügliche Empfehlungszusage. 142 Eüer,S.346. 143 Zu den kurtrierischen Regierungsgutachtern siehe oben Kap. 1.3. 144 Vgl. Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, S.229-236. 145 28.10.1629 (33/8604, f.37v). Laut Laufer, S.117, erreichte der Gravensteinsche Immobilienbesitz mit 2800 Gulden den größten Schätzwert in der Stadt; seine Erben gaben mit 5625 Gulden und 1500 Gulden die größten Einzelanleihen an die weltlichen und geistlichen Stände aus (ebd., S.132). Zur Lage der Juristen im 17. Jahrhundert vgl. Chartier. 146 Vgl. die Beltheimer Gebührenordnung von 1630 (33/8182, f.21-22) sowie einzelne Abrechnungen (33/8182, f.l0-v; ebd., f.12-15; 33/8604, f.10, f . l l u. f.16; 655/14, Nr. 163, unp.). Der Winninger Ausschuß zeichnete die Vergütung des Amtmannes mit dem Etikett »vor seine extraordinari mühe« aus, überließ die Taxierung des Betrages aber der Herrschaft (33/12334, f.69). 147 Dazu gehörte auch das Zerbrechen des Stabes nach der Urteilsverkündung: Rechnung Frentzen (655/14, Nr. 169, unp.). 148 Drei in Winningen (Knebel, Laux, Mölich), 12 Kastellauner Verfahren (Pforten, Kayser, Frantzen, Heintzen, Schultheiß, Kiefer, Schäfer, Schultheiß, Feyen, Sattlerin, Göbel, Schuhe) und 10 Beltheimer und Strimmiger Verfahren (Lentzen, Wehr, Dietzen, Frey, Elisabeth und Gertraud Külzer, Jorgen, Josten, Roß und Caspar). 149 33/8135, Fasz. III, S.13-16: Darin die »liquidado« aller jährlichen Ausgaben und Einkünfte des Amtmanns (S.6). 150 Dies wird auch im Fall des Ehemanns der hingerichteten Eva Pforten deutlich: wegen baulicher Arbeiten für den Amtmann schuldete dieser ihm 4 1/2 Reichstaler, die dann mit den Prozeßkosten verrechnet wurden (33/8182b, f.47). 151 14.1.1643 (33/8858, f.23-24). 152 33/8182, f.52; vgl. 33/8860, f.73-v. 153 Wyttenbach u.Müller, III, S. 53 f. 154 Beltheimer Taxordnung von 1630 (33/8182, f.21-22); sechs Reichtaler ( = 13 1/2 Gulden) wurden dem Schultheiß von Baldeneck auf Befehl der drei Amtmänner seiner »mühe und belohnung ... wegen« für 13 Tage im Prozeß Mödges zu »geordtnet« (655/14, Nr. 166, S.9). 1631 erhielt er 11 Gulden als »abgeordneter« des Baldenecker Amtmannes sowie weitere fünfeinhalb Gulden als kurtrierischer Vogt; der sponheimische und winneburgische Vogt erhielten je 14 Gulden: 10.6.1631 (33/8621, f.16-17). 155 20.2.1643 (33/12334, f.70); 21.12.1643 (ebd., f.71-v). 156 Laut seiner Teilrechnung »lit G.« (33/8868, f.93). Seine Gesamtforderung belief sich auf 197 Gulden (ebd., f.87v). 157 Pst. 26.12.1652 (655/14, Nr. 172, S.49 f.). 158 27.12.1652 (655/14, Nr. 172, S.51). 159 33/12334, f.54. 160 33/12334, f.69: »Nota/ dieser zettul ist bey der wittib gefordert worden/ gibt aber vor/ daß sie denselben nit fanden kan, (ist nunmehr gefunden und beygrpracht worden)«; 11.8.164[4] (33/ 12334, f.149). 161 »Item der fraw vögtin wegen ihres mannes seifigen] außgelegter uncosten, alß die Emerentz in praesentia herrn doctoris Breydenachs, herrn notarli undt zweyer schöpfen vorgestelt worden - 16 florin« (PfEKW, 51,7, S. 89 f.).
364
Anmerkungen zu S. 175 -181
162 Im Verfahren gegen Hans Wilhelm Mölich erhielt jeder der beiden in den Winningcr Verhören anwesenden Schöffen acht Gulden (33/8868, f.88). 163 Der Winninger Fron verdiente am Verfahren gegen Hans Wilhelm Mölich 46 Gulden, der Kastellauner Büttel nach Mölichs Überstellung dorthin in zwei Monaten noch immerhin weitere 15 Gulden (33/8868, f.88). 164 33/8187, f.45-46v; 655/14, Nr. 169, unp.; ebd., Nr. 181, unp. 165 33/8182, f.55v.; 33/12334, f.64v; 33/8188, Fasz. II, unp. 166 33/8868, f.87v. 167 33/8603, f.26-32. 168 655/14, Nr. 181, unp. 169 33/8182, f.51. Darin heißt es auch: »Wegen unterschiedlich gäng verdhient« (ebd., f.52v). 170 33/8182, f.51-52v; PfEKW, 5a,7, S.90. 171 33/8182, f.54-56. 172 Vgl. Titel und Summen anderer Rechnungen: »Auschuß belohnung und außlagen« ergaben im Fall der Maria Kröppen die »summa« von 52 Gulden 15 Albus (33/8182, f.8v u. 7v); in der Gesamtabrechnung der Kosten des Verfahrens gegen Hans Wilhelm Mölich heißt es »Item den außschußen vor ihre gang/ nach lOguldigem nachlaß undt alles/ was sie vergeßen - 90 florin« (33/ 8868, f.87) ; 171 Gulden (76 Reichstaler) beanspruchte der Kastellauner Ausschuß fur Reisen von der Maria Margarethe Göbel (33/8188, Fasz. II, unp.). 173 33/8182, f.52; 33/12334, f.67; vgl. PfEKW, 5a,7, S.105; ebd., S.90; 33/12334, f.112. 174 Er rangierte denn auch gleich zu Beginn der Gesamtabrechnung (33/8868, f.87). 175 33/8868, f.87. 176 Pst. 6.12.1659 (655/14, Nr. 171, S.54). 177 So laut Hans Wilhelm Mölich im Verhör 1653 (655/14, Nr. 172, S.46); ähnlich auch im Prozcß Bormcr (GLAK, 65/790, f.30-31). 178 33/8182, f.-51-57v; 33/12334, f.63-70; PfEKW, 5a,7, S.79-96. 179 So hätten die Ausschußmitglieder fur den Weg nach Koblenz 2 »kopstück« pro Person berechnet, obwohl ihnen dafür doch nur 10 Albus zustünden, und der Bewachungslohn sei, neben seiner prinzipiellen Unangemessenheit, mit 42 anstelle korrekt mit 38 Gulden berechnet. (655/14, Nr. 171, S.53-56). 180 Siehe dazu Kap. V.l. 181 Zu den Personen im einzelnen siehe unten Kap. VI.2. 182 3.3.1653 (655/14, Nr. 172, S.77 f.). 183 Vgl. dazu die folgenden Rechnungen: 33/8182, f.51-57; 33/12334, f.64-69v; 33/8604, f.13-15; 33/8182, f.l0-v; ebd., f.12-15; 33/8868, f.87-100; 655/14, Nr. 163, unp. 184 33/12334, f.68-v. 185 22.11.1642 (33/8857, f,18-v). 186 So der für die Registratur formulierte Kurztitel des Schreibens (ebd., f.l9v). 187 Ebd. 188 26.11.1642 (33/8857, f.19). Monatsdatum irrtümlich mit Dezember angegeben! 189 So hatte es der Amtmann von den Ausschußmitgliedern erfahren und am Ende von Hillers Schreiben in einer Notiz festgehalten (33/8857, f.l8v). 190 26.11.1642 (33/8857, f.l9v). »Item dem h[errn] pfarrer und caplan, so mit der armen sünderin zum gericht gegangen, ahn 2 florin auri« (33/12334, f. 63 ν u. f.70). 191 Vgl. aber Rechnung Mölich (33/8868, f.88v) u. 10.6.1631 (33/8621, f,16v). 192 Vgl. z.B. 33/10882-10888. 193 Dazu Kap. VI.2. u. 3. 194 17.9.1653 (33/8614, f,12-v). 195 33/8868, f.93v; 33/12334, f.67v; 33/12334, f.67v.; 33/8859, f.36v. 196 33/12334, f.68v; ebd. f.149-150; PfEKW, 5a,7, S.113-121.
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Anmerkungen zu S. 181 - 188 197 >Moderiert< auf 44 Gulden und 2 Albus: 10.6.1631 (33/8621, f.17). 198 »Item zu Morstorff bei execution deß Remigli bey herrn pastor daselbst uffgangen laut veizeichnuß...« (33/8604, f.96v-97). 199 Zeugenverhör Kiiltzer (33/8614, f.31). 200 Die Namen zeigen, daß auch damals bereits Sinn für Nostalgie und Romantik bestand; so gab es in Koblenz auch ein Gasthaus mit dem Namen »[zum] Ritter«. 201 33/8603, f.26-32; vgl. dazu unten Kap. V . l . 202 33/8182, f.l0-v; ebd., f.12-15; 33/8604, f.96-97. 203 655/14, Nr. 163, unp.; 33/8182a, f.91-92. 204 10.6.1631 (33/8621, f.16). 205 33/12334, f.57-59. 206 Ebd., f.68v; PfEKW, 5a,7, S.84 u. S.91. 207 Ebd., S.113-121; zur Identität Knaudts mit dem darin genannten Wirt: 33/12234, f.149150. 208 33/8182b, f.46-47v; 33/8187, f.45-46v; 655/14, Nr. 169, unp.; 655/14, Nr. 181, unp. Zusätzlich verdiente allein Conrad (»Bier«) Kieser vom »Helm« 10 Gulden dadurch, daß der Kürschner Matthias Metzler auf Kosten der angeklagten Emmerenzia Laux aus Winningen 1642/43 bei ihm einkehren durfte (33/12334, f.149). 209 33/8868, f.87v-88. 210 Wyttenbach u. Müller, ΙΠ, S.54. 211 Krämer, S.43. 212 Spee, S.82-83. 213 Vgl. Kap. V . l . 214 Zeugenverhör Mölich (33/8868, f.9). 215 Oben Kap. III.3. 216 13.2.1630 (33/8182a, f.95). 217 33/8620, f.19-20; f.21-22. 218 Siehe oben Kap. 1.2. 219 33/8621,f.I5v. Das Zeugenverhör gegen Anna Maria Kröppen fand über ein Jahr zuvor statt (33/8182b, f.93-100 u. f,109-113v), scheidet damit als >Quelle< diesen Dekrets aus. 220 33/8621, f.26-31v. 221 In der Rechnung eines der Mitglieder des Beltheimer Ausschusses heißt es für das Jahr 1630: »Item noch zu Budershaußen an einem geloch bezahlt« (33/8607, f.31), was sich vermutlich auf die Versiegelung der gemeindlichen Bevollmächtigungsurkunde für den Ausschuß dort bezog; dazu heißt es in der Rechnung eines anderen Ausschußmitgliedes: »Item bei dem Hoffman zu Buderßhaußen zalt 4 florin 6 albus/ alß die auschuß die Vollmacht versiegeln laßen« (33/8604, f.10). 222 Vgl. oben Kap. II.2. 223 33/8182, f.l2-15v. 224 Ebd., f.l5v; die Forderung wurde immerhin von den Beamten auf 97 Reichstaler »moderirt« (ebd., f.15). 225 33/8868, f.87v u. f.93-v. 226 So wörtlich laut der Rechnung; Kettel, S.74., 227 655/14, Nr. 163, unp.; 10.6.1631 (33/8621, f.16). 228 33/12334, f.69. 229 33/12334, f.68v. 230 33/8808, £88. Dieser Betrag bildete nur den auf die Sattlerin gelegten Teil. Ahnlich in Winningen 1643 (PfEKW, 5a,7, S.117). 231 33/12334, f.67v. 232 33/8182, f,10-v;Xebd., f.12-15; 655/14, Nr. 163, unp.; 33/8604, f.96-97. Hieraus auch die folgenden Mitteilungen.
366
Anmerkungen zu S. 188 -195
233 10.6.1631 (33/8621, f.l6). 234 Beim Abendessen auch als »schlafftrunck« bezeichnet; 23.9.1588 (56/363, S.91 f.). 235 33/8182b, f.6. Inich war durch Heirat seiner Schwester mit dem cratzischen Kellner von Kastellaun verschwägert; vgl. 17.8. u. 21.8.1656 (33/8183, unp.). 236 Vgl. 33/8182, f.lO-v; ebd., f.12-15; 655/14, Nr. 163, unp. 237 24.5.1631 (33/8611, f.10). Vgl. Back, Kirche, II, S.517. 238 33/8182, f,14v. 239 655/14, Nr. 163, unp. 240 PfEKW, 5a,7, S.113-121. 241 Auch 1642 legte der Amtmann einen Verhörtermin in Winningen im Hinblick auf sein ohnehin notwendiges Erscheinen zur Bemessung der Weinbede fest: 27.9.1642 (655/14, Nr. 180, f.3v-4v). 242 13.9.1640 (33/12334, f.27-v). Vgl. 18.9.1642 (33/8182, f.60-61) und 24.6.1648 (ebd., f.72-v. 243 Vgl. Krämer, S.36-44. 244 PfEKW, 5a,7, S.118. 245 19.5.1643 (33/8859, f.42v); 9.12.1643 (33/12334, f,143-v). Zur Herstellung gefeuerter Weine in der frühen Neuzeit vgl. Matthäus. 246 Der Prälat von Maria Laach wird auch schon vorher in Beziehung zum Amtmann erwähnt: 17.9.1642 (655/14, Nr. 180, f.3-v). 247 33/12334, f.78. 248 Dort wollte ihn der Amtmann gegebenenfalls mit einem Pferd abholen lassen: »Oder wan er nit so weit gehen khan, will ich im ein pferdt hinunder schicken«: 24.6.1648 (33/8182, f.72-v). 249 Bericht Rodenbergers (PfEKW, 5a,7, S.24); vgl. Kap. IV.2. 250 Pst. 6.12.1659 (655/14, Nr. 171, S.54). 251 Vgl. Dotzauer, Gutachten. 252 33/8135, Fasz. III u. IV, unp. 253 9.9.1644 (655/14, Nr. 155, f.l); dabei handelte es sich um »zeug und syden«.
V Das Ende der Verfolgungen 1 Spee, S.58. 2 Thomasius, S.105. 3 Scotti, I, S.555 f. 4 23.9.1588 (56/363, S.91 f.). 5 Scotti, I, S.560. 6 Gerteis, Zeit, S.59-62; vgl. 213/671, S.81-84. 7 11.2.1643 (33/8858, f.58). 8 Alles im gewohnt umgänglichen Tonfall Daniel Fritzers, damals noch Kastellauner Gerichtsschreiber (»Ehrengeachte/ insonders gute freund«): 26.2.1643 (33/8858, f.60). 9 Bericht Römers (33/8603, f,19v-21v). 10 Diese fand am 19.9.1597 statt (ebd. 21-v). 11 2.9.1597 (ebd., f.34v). Erst der Protest Römers veranlaßte Markgraf Eduard Fortunatus am 15.9.1597 (ebd., f.37-38v) zu einer entsprechenden Nachfrage bei seinem Amtmann Karl von Hornung. 12 Bericht Römers (ebd., f.21-v).
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Anmerkungen zu S. 196- 200 13 Ebd., f.21v-22; Supplikation des Jakob Daum (ebd., f.41v); Schreiben Römers vom 2.9.1597 (ebd., f.33-35v); vgl. die Reakdon des Markgrafen Eduard vom 15.9.1597 (ebd., f.37-38v). 14 33/8620, f,14-v; 18.1.1597 (33/8182, f.l-v). 15 Bericht Römers (33/8603, f.24v-25v). 16 Ebd., f.22-v u. f. 25v; dazu auch die Supplikation der Leibherrin des Jakob Daum, Maria Hurt von Schöncck (ebd., f.43v-44). 17 Der Text bricht hier zwar ab, aber die letzten Worte - »so gibt er [sc. der Wirt, auf die erwähnte Frage Römers nach dem Schriftstück] für...« - lassen klar die Ausrede erkennen (ebd., f.25v). 18 Ebd., f.25v. 19 Ebd., f.43-44v. 20 Scotti, I, S.555 f.; 18.8.1645 (33/8187a, f.2v-3). 21 Scotti, I, S.561; 10.6.1631 (33/8621, f.16-17). 22 Scotti, 1, S.613. 23 Vgl. oben Kap. 1.2.2; 9.4.1634: »was und wieviel von der Hingerichten Verlasenschaft zu behuef der Armen Execution zu nehmen«; Krämer, S.37. Ob dem Trierer Schöffengericht die gleiche Aufgabe fur das Obererzstift zugewiesen wurde, ist unklar. 24 Ebd., S.33-36, S.39, S.41 u. S.44. 25 »So im ambt Coblcntz undt der Bergpflege gehalten wirdt undt bey der trierischen cantzley uffgericht worden« (33/12334, f.60 u. 33/8182, f.49); 22.5.1643 (655/14, Nr. 178, S.22). 26 HStAW 369/442, f.20-21; sie findet sich am Ende der Verordnung Söterns vom Februar 1630 bei Scotti, I, S.613-615, abgedruckt, allerdings ohne den Hinweis auf das Camberger Kondominium. 27 Kurfürst Johann VII. vermied diese Bezeichnung wohlweislich auch in jener Passage, die den legitimen gemeindlichen Anklägern neun Albus pro Tag zubilligte (Scotti, I, S.557). 28 Ebd., S.614 f. 29 28.1.1630 (33/8182, f.21-22); vgl. dazu unten Kap. 1.3. 30 Krämer, S.39. 31 Ebd., S.41. Dieser Satz galt tatsächlich unverändert seit Schöneberg; vgl. bei Scotti, I, S.560. 32 18.[28]6.1632 (33/8612, f.l). 33 6.[16.]7.1632 (33/8612, f.2; 33/8612, f.l-7v). Vgl. das von der Hand des Kastellauner Amtmannes Zand von Merl beigefügte Regest: »Wie es bei dem ambt Herstein [?] mit der hexerci Unkosten gehalten wurd, und mit Habern Claußen gehalten worden« (33/8612, f.2v). 34 10.12.1642 (33/8859, f.24). 35 11.1.1643 (33/8858, f.20v); 10.10.1643 (33/8859, f.54); 33/12334, f.69v. 36 PfEKW, 5a,7, S.90. 37 22.5.1643 (655/14, Nr. 178, S.22). 38 Der Winninger Vogt Fritzer hatte daran freilich auch seinen Anteil, denn obwohl er bereits am 10.10.1643 von Amtmann Zand von Merl zur dritten Neuanfertigung aufgefordert worden war, blieb die Sache zum Befremden des Amtmannes noch bis Dezember liegen, wie seine Mahnung vom 9.12.1643 (33/12334, f.143) zeigt; am 21.12. überschickte Fritzer schließlich die dritte Ausfertigung (ebd., f.21; dazu PfEKW, 5a,7, S. 111). Die Zeit hatte dabei für die lokalen Gläubiger gearbeitet, weil sie zum Teil schon bezahlt worden waren, somit »albereit geschehene dinge seindt...« (33/12334, f. 72). 39 Ebd., f.l80-v. 40 9.4.1644 (33/12334, f.185). 41 22.5.1643 (655/14, Nr. 172, S.22); 9.4.1644 (33/12334, f.185). 42 23.5.1644 (33/8182, f,69); vgl. Fritzers demonstrative Bekundung von Unparteilichkeit in der Rechnung Siegbert/Moden (33/12334, f,149-v); 19.10.1644 (33/8859, f.60). 43 2.11.1644 (33/12334, f.183).
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Anmerkungen zu S. 2Ol - 206 44 Rechnung 1640 (33/12334,f.60; ebd.,f.63v); 22.5.1643 (655/14, Nr. 178, S.22); 33/12334, {.67. 45 Beispielhaft dafür ist die von den Beltheimer Beamten am 10.6.1631 selbst durchgeführte Rechnungsprüfung (33/8621, f.16-17). 46 Rechnung 1642 (33/12334,f.65-69v; PfEKW, 5a,7, S.101-109); 33/12334,f.65v; 23.8.1632 (33/8612, f.3v-4v); 33/12334, f.69. 47 Als alle vier Mitglieder des Winninger Ausschusses für ihr »uffwarten« beim Zeugenverhör Entlohnung forderten, notierte der Regierungsgutachter dazu, »die production [der Zeugen] hette durch einen wol geschehen können; würdt fur dießmahl jedoch passirt« (PfEKW, 5a,7, S.80). Rigoros gekürzt wurde nur der vom Winninger Ausschuß für seine Wachdienste geforderte Betrag von 150 Gulden auf 88 Gulden 1642 (33/12334, f.68v). Vgl. die Beltheimer Rechnungen von 1629 und 1631 (33/8621, f.16-17; 655/14, Nr. 163, unp.; 33/8182, f.12-15). 48 23.8.[2.9.]1632 (33/8612, f.4-v); 33/8612, f.5. 49 33/8620, f.34. 50 22.3.1645 (PfEKW, 5a,7, S.13). 51 33/12334, f.112. 52 16.8.1651 (33/13279, unp.). 53 33/8868. 54 23.9.1588 (56/363, S.91f.). 55 Wyttenbach und Müller, ΙΠ, S.54. 56 Der Begriff in der Rechnungsprüfung des Birkenfelder Amtmannes Nikolaus Vogt von Hunolstein (33/8612, f.3v). 57 Scotti, I, S.556. 58 Ebd., S.556. 59 Ebd., S.613; vgl. oben Kap. 1.2. 60 4.10.1652 (33/8868, f.29v). 61 33/12334, f.65v. Exzeptionell war die Einstellung der Beltheimer Beamten 1630, als sie dem Ausschuß die Vergütung für den Weg zum Endlichen Rechtstag mit der Begründung bestritten, daß sie »nicht dabei zu thun gehabt« hätten (33/8604, f.llv). 62 16.8.1651 (33/13279, unp.). 63 28.1.1630 (33/8621, f.l). 64 23.8.1640 (»Memorial«), Punkt 13: »Waß sie also erfahren...«. Die Punkte 3-12 betreffen lediglich die Nachforschungen der Ausschußmitglieder (33/8182, f.33v-36). 65 4.10.1652 (33/8868, f.26). 66 33/8182, f.33-v. 67 33/8182, f.34-35. Vgl. Schöncbcrgs Verordnung von 1591 (Scotti, I, S.556 f.): Demnach sollten die Gemeinden nur solche Leute zu Anklägern bestellen, die es »mit der justitia und gemeinen underthanen treulich, uffrichtig und gut meinen«. 68 33/8182, f.33v. 69 »Ist vor dißmal seines ausschuß aydts erlassen worden« (33/12334, f.90; 33/8867, f.7); »relaxato sub juramento« (33/8618, f.l9v); ebenso 21.7.1654 (33/8188, Fasz. II, unp.). 70 Vgl. dazu Kap. VI.2. 71 16.7.1596, »post datum« (33/8603, f.2). 72 Dazu Kap. VI. 73 SAT, Hss. 1533/170 20 und 1533a/171. Vgl. Zenz, Dr. Dietrich Flade, und Wyttenbach, S.206. 74 Scotti, I, 558; vgl. Zenz, Dr. Dietrich Flade, S.53 f. 75 Scotti, I,S.557 f. 76 33/8603, f.l6v-17. 77 Scotti, I, S.558.
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Anmerkungen zu S. 206 - 209 78 33/8620, f.23-v. 79 Scotti, I, S.S58. 80 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Hexenakten 4, Prod.26, f.l. Vgl. Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, S.277-279. 81 So die Empfehlung des Trierer Gutachtens vom 20.9.1630 (33/8182a, f.22). 82 3.10.1630 (33/8182a, f.42-v). Zudem verglich der Pfalzgraf die Besagungen der Hexen mit Wahrsagerei, weshalb er aus Artikel 21 der »Carolina« ableitete, daß auf solche Aussagen hin »niemandt zur gefengknuß genommen werden soll, dieweil nemblich die Zauberer nit besser sein alß ihr vatter und abgott, der teuffei/ der einen lügner, morder, undt abgesagter feindt der Menschen ist und dahin trachtet, wie er dieselbe zu fall/ auch unschuldige fromme leut in leibß und lebens gefahr pringen und stürzen möge« (ebd.). 83 27. und 28.10.1642 (655/14, Nr. 178, S.l-2; 655/14, Nr. 180, S.19-21); 26.11.1642 (33/ 8859, f. 15v). 84 29.11.1642 (33/8859, f.30-v); Vgl. Breitenbachs Gutachten (33/8857, f.15-16). 85 Vgl. Schriftwechsel mit Vogt Fritzer im Dezmber 1643 (33/12334, f.143 u. f.145); 3.1.1644 (655/14, Nr. 169, unp.); 25.2.1644 (33/8187, f.31-v); vgl. auch den Schriftwechsel mit der Juristenfakultät Gießen: 27.2.1655 (33/8188, Fasz. II, unp.), worin er suggeriert, daß man auch lediglich eine einzige zusätzliche Besagung als ein ausreichendes Indiz zur Tortur der Maria Margarethe Göbel akzeptieren könne. Was Gießen mit den Worten unmißverständlich ablehnt: »weillen in dießen fidlen nit eben auf die bloße denunciationes und deren anzall zue sehen ist.« (ebd.). 86 Vgl. sein »Votum« vom 27.12.1642 (33/8858, f. 18) und seine Ablehung der Verhaftung der Anna Schlosser (15.9.1643 (33/8182b, f.42v-43). 87 12.11.1640 (33/12334, f.27); 17.9.1642 (33/8857, f,15v-16); 30.12.1642 (33/8858, f.21v); 18.5.1643 (33/12334, f.162); ähnlich im Gutachten über Emmerenzia Laux vom 30.12.1642 (33/8858, f.21-v). 88 »Dahero dan letzlichen wahr et juris certissimi, quod etiam unius duntaxat [sie!] socii de complice nominationi et denunciationi credetur, ita ut talis denunciatio sufficiens ad capturam et torturam arguat judicium« (655/14, Nr. 157, unp.). 89 33/8620, f.21. 90 33/8610, f.51v; ebd., f.48v. 91 33/8610, f.50v; ebd., f.14; ebd., f.50v-51. 92 33/8609, f.2. u. f . l l v . Die Identität dieses Franz Reck mit dem Ausschußmitglied Franz (»der auschuss«) ergibt sich aus seinen Aussagen (ebd.) und dem Zeugenverhör Roß vom 18.3.1631 (655/14, Nr. 162, unp.). 93 16.1.1653 (33/8868, f.49v). 94 24.10.1640 (33/8854, f.4v). 95 Klageschrift gegen Margarethe Schiffer: »ist von Johanneßen Almerßbach erzehlet worden/ alß [sc. er] für dießern außschuß geweßen, und dem beklagtin verhafften mutter verwachen sollen...« (655/14, Nr. 175, S.6); ähnlich im Zeugenverhör gegen Emmerenzia Laux am 14.12.1642 (33/ 8858, f.7). Die gleiche Quelle gab das Kastellauner Ausschußmitglied Thomas Leonhard 1659 an: Die hingerichtete Margarethe Schuhe habe in seinem und seiner Kollegen Beisein die Elisabeth Schmitt ebenfalls als Hexe angegeben (33/8183, un^.). 96 14.12.1642 (33/8858, f . l 0 v - l l ) . 97 33/8182c, f.23; 655/14, Nr. 172, S.8. 98 13.9.1659 (33/8860, f.lOv); 13.11.1652 (33/8868, f.32). 99 3.11.1629 (655/14, Nr. 166, S.64 f.); 8.10.1630 (33/8182a, f.44). 100 33/8182a, f.22. 101 13.9.1659 (33/8860, f.10 u,12v). 102 Rechnung Kröber/Schiffer (33/12334, f.67v); Rechnung Siegbert/Laux (33/8859, f. 36v).
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Anmerkungen zu S. 210- ZI3 103 12.2.1652 (33/8621, f.24). Der erwähnte Fux aus dem kurtrierischen Moseldorf Müden wurde noch vor Lentzen hingerichtet (ebd., f.38v). 104 2.9.1652 (33/8867, f.3); 33/8868, f.3v. Vgl. seine Zeugenaussage am 6. u. 7.8.1652 (ebd., f.ll); 15.5.1660 (33/8860, f.86). 105 17.9.1647 (33/8187c,f.24v). 106 So Hans Wilhelm Mölich am 4.10.1652 (33/8868, f.29). 107 33/8609, f.lv-2. 108 Tafel III (S.68-69) und Tafel V (S.120-121). 109 Scotti, I, S.558. 110 »... und darin also tractirt, daß er/ was vorhin etwa von anderen gehört, oder die umbständt ihme suggerendo vorgehalten/ erdichter verlogener weiß...gegen sich bekennet«: 20.11.1652 (33/ 8868, f.81v); an anderer Stelle: »andere [sc. Personen] durch die umbständt [d.h. die Verhörenden], dies oder jene persohnen zu nennen/ suggerirt worden« (ebd., f.83). 111 13.11.1652 (33/8868, f.31v). Ähnlich in Rhens; Batori, S.147 f. 112 10.10.1629 (655/14, Nr.166, S.55). 113 Ebd., S.56 f. Der verhaftete Remigius Mödges war von den Wächtern offenbar derart eindringlich auf seine ebenfalls angeklagte Mutter Agnes angesprochen worden, daß er gleich zu Beginn seines Verhörs ungefragt bekräftigte, »er habe mit seiner mutter nie nichts böses zu thun gehabt, und wiße nicht, daß sie zaubern könne«. Worauf die Beamten verduzt fragten,«ob irgend etwas der Zauberei halben von der mutter gehört, und woher ihm kome, daß er jezunder sponte darvon sage?«. Es folgte eine eindeutige Antwort: »Nein, sondern vermeine, man hab ihn darumb erfordert, und begere, uff die mutter zu sagen, dessen er dan nichts wisse«: 27.9.1629 (ebd., S.23). 114 27.3.1644 (33/8187, f.23v). 115 31.8.1652 (33/8188, Fasz. II, unp.); identisch mit der Abschrift im PfEKW, 5a,7, S.45. Mölich selbst wich unter Druck zunächst davon zurück (ebd.), bestätigte dem Vogt aber schließlich die Richtigkeit der Vorwürfe des Kaplans: »sonsten bleibe er bey seiner gethaner bekantnuß, alein daß er Ν [gemeint war Margarethe Thumser] habe denuneiirt/ habe Hans Sup/ der ausschuß/ ihme die zuleitungh gegeben und eingebildet« (11.9.1652: 33/8868, f.18). 116 5.5.1653 (655/14, Nr. 172, S.43). 117 Als Mölich am 11.9.1652 (33/8868, f,18v) die erste Suggestion der Besagung durch Sopp bestätigte, wurde dieser zwar vorgeladen und »in gegenwarth des inhaftirten zu redt gestelt... welches er ganz und gahr ungeständigh; damit dimittirt worden«. Dabei blieb es dann auch. 118 33/10883, f.42. 119 33/8135, Fasz. IV,2. Mohr trug auch den Nachnamen Koch. 120 IC/4324, f.1-5. 121 Siehe oben Kapitel 1.3. 122 Krämer, S.37-42. 123 20.9.1652 (33/8868, f.33); 23.9.1652 (PfEKW, 5a,7, S.185); 11.10.1653 (33/8188, Fasz. III, unp.). 124 Krämer, S.38. 125 Dem mußte sich auch der Hexenkommissar Trarbach im Mai 1653 fugen, als die Anwesenheit von Agricola in Kastellaun eine gemeinsame Begutachtung im Falle Peter Hofmanns nahelegte: 21.5.1653 (33/8188, Fasz. IV, unp.); zum Beltheimer Gericht: Catharina Dietzen 14.6.1653 (655/ 14, Nr. 154, unp.); ebenso Dorothea Jorgen (ebd., Nr. 156, unp.) und Agnes Josten (33/8617, f.23). 126 Krämer, S.42. 127 Ebd., S.38. Uber das Ergebnis gingen die Meinungen Oberhofs auseinander: Während Heddesdorf die Entscheidung der Kanzlei als Einschränkung der Oberhofskompetenz auf die Rechtsbelehrung, also auf das >avisiren< anstelle des >judiciren< beschrieb (ebd.), bestritt der Oberhof bereits die Kenntnis der Kritik (ebd., S.42).
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Anmerkungen zu S. 213 - 217 128 Diese Begründung findet sich in seinem Schreiben an die Gießener Juristen vom 22.7.1655 (33/8188, Fasz. IV, unp.). 129 27.6.1653 (33/8616, f.7). 130 4.7.1653 (33/8613, f.5); 4.7.1653 (33/8616, f.8-v). 131 Was sich aus der weiteren Vernehmungen der Maria Frey ergab, läßt sich aufgrund der fehlenden Protokolle nicht feststellen. Der in den Akten eines anderen Verfahrens enthaltene Extrakt (Külzer: 33/8616, f.9-10) gibt für den 11.7.1653 an, daßdas Verhör an diesem Tag zum dritten Mal »reassumirt« und »dabei zum 4. mal alles gestanden« worden sei. 132 »Wohero den sie mit der scharffe zuvernehmen und die tortur anzulegen befugt«: 9.7.1653 (655/14, Nr. 154, unp.). 133 Dabei handelte es sich u.a. um Jakob Lentzen und Jakob Vieren, sowie um »Kultzer oder Baudtel Dietzen mit sambt seiner haußfrawen von Dommerßhaußen, Jost Freien haußfraw Mariam/ so mit ihr in haftung genommen worden«: 9.7.1653 (655/14, Nr.154, unp.); vgl. Verhör vom 26.6.1653 (ebd.). 134 Ob sie sich »tarn confessatorum malefiaorum quam denunciationum complicum ein bestes und mehrers bedacht haben mochte«: 9.7.1653 (655/14, Nr. 154, unp.). 135 27.6.1653 (33/8617, f.7); 4.7.1653 (33/8617, f.15); 5.9.1653 (33/8617, f.22); 12.9.1653 (ebd., f.23). 136 20.10.1653 (ebd., f.26).; 31.10.1653 (ebd., f.29); 6.11.1653 (BAT, 71/78, Nr. 16, S.3 f.); 22.11.1653 (33/8617, f.36). 137 4.11.1653 (33/8188, Fasz. ΠΙ, unp.). 138 16.12.1653 u. 12.1.1654 (33/8188, Fasz. III, unp.); zu Minck vgl. Kap. VI.2. 139 Pst. 5.2.1654 (33/8188, Fasz. II, unp.). 140 28.6.1654 (33/8188, Fasz. ΠΙ, unp.). 141 Ebd.; 4.11.1653 (ebd.). 142 22.7.1654 (ebd.); 31.8.1654 (33/8188, Fasz. Π, unp.). 143 Am 6.12.1654, wie aus Heintz' Antwort vom 28.12.1654 hervorgeht (33/8188, Fasz. III, unp.). 144 28.12.1654 (ebd.). 145 Schreiben des Amtmannes nach Gießen vom 22.2.1655 (ebd.). Darin wiederum das Kostenargument. 146 19.5.1655 (ebd.). 147 33/10888, f.29; 33/8188, Fasz. ΠΙ, unp. 148 21.5.1655 (ebd.); 28.5.1655 (ebd.); 29.5.1655 (ebd.); 28. u. 29.5.1655 (ebd.). 149 Vgl. Lorenz, I, S.375 f. 150 Vgl. Art. 156. Im konkreten Fall erlaubte Agricola dem Amtmann lediglich, daß er sich durch Kaution des Angeklagten »de non aufugiendi/ sed se toties, quoties opus faerit, sistendo« versicherte: 14.10.1653 (33/8188, Fasz. Π, unp.). 151 14.6.1653 (655/14, Nr. 154, unp.). 152 14.6.1653 (655/14, Nr. 156, unp.); so auch im Fall Maria Caspar und Thonges Roß: 13.8.1654 (BAT, 71/78, Nr. 16, S.7) und Agnes Josten: 12.9.1653 (33/8617, f.23). 153 »...dabey loco interrogatorialium zu erinnern/ waß sie vor nöttig befinden«: 13.8.1654 (BAT, 71/78, Nr. 16, S.7). 154 33/8186, S.5. 155 14.10.1653 (33/8188, Fasz. Π, unp.). 156 Schreiben des Beilsteiner und des kurtrierischen Amtmanns vom 7.11.1653 (655/14, Nr. 156, unp.) an die Beltheimer Gutachter. Anstelle das geforderte erneute Zeugenverhör ausführen zu lassen, legten sie darin neue Verdachtsmomente (Flucht, Besagungen) vor. Die Avis vom 22.11.1653 (ebd.) erlaubte ihnen daraufhin eine eingeschränkte Tortur. 157 13.8.1654 (BAT, 71/78, Nr. 16, S.7).
372
Anmerkungen zu S. 217-221
158 25.8.1654 (33/8618, f.27-28v). 159 Erwähnt im Verhör der Margarethe Schuhe vom 19.1.1655 (33/8188, Fasz. III, unp.). 160 Zeni, Cornelius Loos. 161 Spee, S.l. 162 Lau, IV, S.68-70. Löhers Buch existiert vermutlich nur noch in zwei Exemplaren, wovon das eine in der Universitätsbibliothek Amsterdam aufbewahrt wird, das andere in der Gymnasialbibliothek Münstereifel. Zum Autor siehe Renn; zur Rheinbacher Hexenverfolgung vgl. Flink, S.185 u. S.191 f. 163 SAT, Hs. 2180/45, S.26 u. S.28. 164 28.1.1630 (33/8604, f.86-v u. f.97); Bericht des Gerichtsschreibers (33/8621, f.12). 165 33/8621, f.12. 166 Vgl. die Abrechnung aus dem Verfahren gegen Eva Pforten, wonach die Gemeinde Bell, nächstgelegenes Dorf am »Beller Hochgericht«, ihre Bezahlung fur die bei der Hinrichtung geleisteten Aufwendungen forderte. Von Seiten der Obrigkeit hieß es dazu: »Nota/ weilen sich nit erfindt/ daß die Beller bei andern/ so ihn dem ambt exequirt worden/ derenthalben [sc. etwas] bekomen/ ist ihnen alhie auch nichts passirt worden/ sie thun den beweißen, daß sie vor daß etwas bekomen« (33/ 8182b, f.47). Die Gemeinde Uhler begründete ihre Entgeltforderung für Leistungen bei Hinrichtungen am »Beltheimer Steg« 1630 damit, daß sie dazu »nit schultig« sei (33/8608, f.16). Im kurtrierischen Amt Welschbillig lag der Grund einer Beschwerde des Dorfes Beßlich dagegen in der allzu gleichmäßigen Aufteilung der Kosten auf die Gemeinden, weil dabei solche mit einer geringen Einwohnerzahl erheblich mehr belastet wurden; vgl. Jome. 167 »Supplikation betreffen der zauberschen brenholtz« (33/8182, f.2-v). 168 Ebd., f.2-v. 169 213/671, f.lSl. 170 30.8.1644 (33/8861, f.l). 171 23.5.1644 (33/8182, f.69). Nicht anders argumentierten die Mitglieder des Winninger Ausschusses gegenüber dem Amtmann, nachdem ihre Forderung nach einer Abschlagszahlung im Prozcß gegen Hans Wilhelm Mölich auf massiven Widerstand der Familie gestoßen war: Es geschehe dies, um »vermuttentlich dardurch unseren advocatum nit allein, sondern auch unß verdröß: und tragläßlich... zu machen«: 3.3.1653 (655/14, Nr. 172, S.77 f.). 172 33/8620, f,19-v; vgl. 33/8603, f.36-v u. f.41-42. 173 33/8853, f.103 u. f.102. 174 17.9.1644 (33/8863, f.lv); Schop war vermudich schon vorher diesbezüglich von den Ausschußmitgliedern bedrängt worden, wie deren Bitte um obrigkeitliche Unterstützung zur Erlangung einer Abschlagszahlung annehmen läßt: 30.8.1644 (33/8861, f.l); 18.9.1644 (33/8863, f.17); 8.12.1659 (33/12303, f.8). 175 Vgl. Eingabe vom 3.3.1653 (655/14, Nr. 172, S.77 f.) unter Hinzufugung einer aktualisierten Fassung der gemeindlichen Bevollmächtigung (ebd., S.73 f.; weitere Kopie dieser Version in: 33/ 8182, f.42); vgl. Antwort des Amtmannes vom 9.3.1653 (655/14, Nr. 172, S.79 f.). 176 Ebd., S.37-48, bes. S.48. 177 21.3.1631 (33/8609, f.13; vgl. ebd. f. 15). 178 33/8610, f.49v; die gleiche Aussage gegen Thonges Roß am 4.4.1631 (655/14, Nr. 162, unp.). 179 33/8182, f,18v. 180 1.7.1643 (33/8182b, f.ll). 181 33/8621, f.38-39; ebenso im Zeugenverhör vom 30.12.1652 (ebd., f.34v). 182 Etwas schwächer diese Rede laut der dazugehörigen Zeugenaussage vom 30.12.1652 (ebd., f.35v-36). 183 Ebd., f.39. Letzteres wurde freilich von dem dazu angegebenen Zeugen so nicht bestätigt: 30.12.1652 (ebd., f.34v).
373
Anmerkungen zu S. 221 - 226 184 33/8617, f.37v; vgl. Zeugenverhör vom 28.6.1653 (ebd., f.10). 185 22.2.1655 (33/8188, Fasz. ΙΠ, unp.). 186 Juli 1654 (33/8188, Fasz. Π, unp.). 187 7.9.1647 (33/8187c, f.20). 188 Ebd., f,19v-20. 189 Ebd., f.24-v. Zum Verhalten von Briaeus und anderen Pfarrern siehe Kap. II.2.3. 190 18.10.1648 (655/14, Nr. 160, unp.). 191 »...so eracht ich die inhaftirte der torturae vigiliarum, weilen sonderlich mit der andern [sc. Tortur] bey ihr nicht sonderlich viel auszurichten wahr, zu subeiciren sein« (ebd.). 192 3.11.1648 (33/8187a, f.21v u. f.38); vgl. Kap. 1.1. 193 25. u. 26.11.1652 (33/8183, unp.); 33/8188, Fasz. III, unp. Aus den Verhören der Kinder entstanden jedoch keine Prozesse wie in Bayern; vgl. Behringer, Kinderhexenprozesse. 194 Extrakt Göbel (33/8188, Fasz. II, unp); ebd., Fasz. II u. III, unp. 195 Siehe oben V . l . 196 4.11.1653 (33/8188, Fasz. Π, unp.); »Kurtzer Bericht« 1653/54 (ebd.); Pst. 18.1.1654 (ebd.); 5.2.1654 (ebd.); 6.2.1654 (ebd.); 19.3.1654 (ebd.); 3.6.1654 (ebd.); 30.6.1654 (ebd.). 197 Erwähnt im »P.S.« des Mainzer Gutachtens über Margarethe Schuhe vom 31.8.1654 (ebd.) sowie in der Gegendarstellung des Amtmannes an die Mainzer Juristenfakultät vom 27.8.1654 (ebd.). 198 31.8.1654 (ebd.); die badische Kanzlei hatte auf die »Gravamina« mit einem leider nicht erhaltenen Dekret reagiert, in dem der Amtmann vermutlich, wie in anderen Fällen auch üblich, zur Gegendarstellung aufgefordert wurde. Er kam dem am 28.8.1654 nach, wobei er vermutlich den gleichen Text beifügte, den er auch den Mainzer Juristen mit der Bitte um Begutachtung vorgelegt hatte (ebd.). 199 2.2.1655 (33/8188, Fasz. ΠΙ, unp.). 200 22.2.1655 (ebd.). 201 11.6.1653 (33/8188, Fasz. II, unp). 202 17.6.1655 (ebd.); die Rede vom damaligen »gezänck« in »Kurtzer bericht« 1653/54 (ebd.). 203 7.6.1655 (ebd.). 204 23.6.1655 (ebd.). 205 5.7.1655 (ebd.). 206 5.8.1655 (ebd.). 207 6.8.1655: »Der teuffei sol die alle hohlen, die sie heissen liegen/ sie könne nit zaubern/ sie ruffet Gott an/ weilen sie recht habe/ der werde ihro helffen wie Daniel in der lewengruben... der teuffel habe nit können hinder sie komen/ hette nun seine gesanden an sie geschickhet...« (ebd.). 208 19.8.1655 (ebd.). 209 Die Reaktion der Kanzlei vom 18.3.1655: »Der ambtman zue Castelhun solle hierüber seinen bericht fürderlich einschickhen. Decretum in Consilio... fürstlich] margg[räflich] bad[ische] ober cantzley« (ebd.). 210 So seine Rechtfertigung dieser Maßnahme auf die »gravamina« des Verteidigers gegenüber der Mainzer Juristenfakultät am 27.8.1654 (ebd.). 211 18.11.1655 (ebd.). 212 Ebd. 213 Ebd. 214 Weil die Zeugen nicht mit Eid abgehört worden waren und sie selbst, wie bei Injurienverhandlungen üblich, nicht bei der Vernehmung anwesend war; vgl. Pst. 6.12.1655 (ebd.). 215 11.12.1655 (ebd.). 216 18.12.1655 (ebd.). 217 7.1.1656 (ebd.). 218 19.4.1657 (ebd.).
374
Anmerkungen zu S. 226 -231 219 In Höhe von 10 Reichstalern (ebd.). 220 Gegen Elisabeth Klein aus Michelbach, die sich ihrer Verhaftung durch rechtzeitige Flucht entziehen konnte (33/8188, Fasz. V, unp.). 221 Der letzte erhaltene Beleg bezeugt immerhin, daß eine Frau, Eva Fuchs, aufgrund einiger Indizien zum Verhör vorgeladen wurde, ohne Ergebnis freilich (»examinata/ negat«). Mehr sagt die knappe Randnotiz vom 16.5.1664 nicht aus, mehr ist denn wohl auch nicht unternommen worden (33/8183, unp.). Am gleichen Tag wurde auch ein Zeuge über eine andere Verdächtige verhört (ebd.). 222 33/8859, f.30-v. Vgl. das Schreiben des Amtmannes vom 26.11.1642 (33/8859, f.l5v). 223 Vor 13.1.1643 (655/14, Nr. 178, S.8); zur Verwandtschaft PfEKW, 5a,7, S.268. Möüchs Hilfe wird auch in einer weiteren Eingabe erwähnt und gerügt: vor 22.1.1643 (655/14, Nr. 178, S.15). 224 15.1.1643 (ebd, S.23); vor 22.1.1643 (ebd., S.15). 225 26.1.1643 (33/8858, f.56).; April 1644 (33/8858, f.61). 226 22.5.1643 (655/14, Nr. 178, f.21-22; 33/8859, f.l-v). 227 20.4.1643 (33/8858, f.61v); 29.8.1643 (33/8859, f.47-v). 228 30.8.1643 (33/8859, f.48; Reinschrift in 33/12334, f. 177). 229 11.12.1643 (33/12334, f.145): Siegbert stritt die Vorwürfe zunächst ab, ließ es aber nicht »zur probation/, »wie wohl ihm nichts daraus bewußt/ kommen« und legte in seiner Entschuldigung seinen seelischen Zustand offen: »mögte vlcicht auß unmuth und trunckenheit ihm entfaln sein«. 230 Siehe oben Kap. V . l . ; 23.5.1644 (33/8182, f.69). 231 17.12.1642 (33/8182, f.64). Dazu die Einzelheiten in Kap. V I . l . 232 PfEKW, 5a,7, S.15. »Zauberei« kann hier nur ihre Verfolgung meinen. Siegberts Schwester war mit Peter Mölich verheiratet (ebd., S.269). 233 Dies geht aus Peter Mölichs Formulierung hervor (ebd.). 234 23.5.1644 (33/8182, f.69). 235 17.7.1644 (655/14, Nr. 172, S.59). Dazu gehörte offenbar auch Peter Mölich (PfEKW, 5a,7, S.267). 236 Einer der Wächter gab beim Zeugenverhör gegen Friedrich Mölich später zu Protokoll, daß sie eigentlich nicht gewußt hätten, was Mölich bei seinem nächtlichen Besuch vorhatte; sie hätten aber den Verdacht geschöpft, »Friedrich hette mehr leuth bey sich und solte den gefangenen los machen«: 13.9.1659 (33/8860, f.9v). 237 Extrakt F. Möüch (ebd., f.19). 238 4.10.1652 (33/8868, f.29-v). 239 Extrakt H.W. Mölich (ebd, f . l l v - 1 4 ) . 240 4.12.1649 (33/8863, f.21); 3.12.1649 (ebd., f,19-v). 241 »Concept decreti/ so Martin Schop gegeb[en] worden«: 4.12.1649 /33/8863, f.21-v). 242 15.12.1649 (33/8863, f.24). 243 19.1.1650 (Man beachte das »Post scriptum«; ebd., f.3). 244 12.2.1650 (33/8866, f.7-v). 245 16.8.1651 (33/13279, unp.). 246 21.7.1652 (Abschrift Rodenbergers: PfEKW, 5a,7, S.13). 247 655/14, Nr. 172, S.8. 248 Das Datum ergibt sich aus der Abrechnung des Winninger Frons (33/8868, f.97), worin ein Mittwoch als Verhaftungstag angegeben ist. 249 Daß die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Mölichs Familie und Siegbert auch nach dessen Hinrichtung nicht abrissen bestätigt die Hochzeit von Mölichs Sohn Peter mit Siegberts Tochter Gertraud im Jahre 1658 (PfEKW, Geschlechterregister, S.235). 250 5.10.1652 (655/14, Nr. 171, S.47). 251 4.10.1652 (33/8868, f.26).
375
Anmerkungen zu S. 231-
234
252 Siehe oben Kap. V.l. 253 31.8.1652 (33/8188, Fasz. II, unp.); 1.9. 1652 (Abschrift Rodenbergers im PfEKW, 5a,7, S.45 f.; Original in: 33/8188, Fasz. II, unp.); 18.9.1652: »privat revocation« (33/8868, f.33v). 254 655/14, Nr. 181, unp. 255 31.8.1652 (33/8188, Fasz. II, unp.). 256 31.8.1652 (ebd.); der Vergleich mit Rodenbergers Abschrift (PfEKW, 5a,7, S.45) bestätigt erneut die Richtigkeit von dessen Quellenlektüre. 257 Ebd. 258 1.9.1652 (Abschrift Rodenbergers: PfEKW, 5a,7, S.45 f.). 259 Der Befehl dazu erging am 11.9.1652, also ungefähr 10 Tage nach Eintreffen der Supplikation: 18.9.1652 (33/8868, f.33v-34); 20.9.1652 (ebd., f.33); 23.9.1652 (PfEKW, 5a,7, S.185). 260 28.9.1652 (ebd., S.279). Den Briefen zufolge hatten sie den Vater auch zu seinem Widerruf angeregt, wie Amtmann Zand von Merl berichtete: 5.10.1652 (655/14, Nr. 171, S.46-48). 261 4.10.1652 (33/8188, Fasz. II, unp.). 262 2.12.1652 (33/8860, f.3); 3.12.1652 (ebd., f.3v); 5.12.1652 (ebd., f.3v). Zand von Merl ordnete darauf die Verlegung Mölichs »in carcerem subterraneum« an, was die Haftbedingungen erheblich verschärfte und erst nach einer weiteren Eingabe von Mölichs Familie Ende Dezember durch erneute Verlegung in ein heizbares Gemach aufgehoben wurde: 5.12.1652 (ebd., f.3v); Pst. 26.12.1652 (655/14, Nr. 172, S.49 f.); 27.12.1652 (ebd., S.51 f.). 263 1.12.1652 (Abschrift Rodenbergers: PfEKW, 5a,7, S.43). 264 Ebd., S. 43.f. 265 1.12.1652 (ebd.); 14.12.1652 (ebd., S.44); 28.3.1653 (ebd., S.45). 266 Thumser hatte sich auch wegen der Auseinandersetzung mit Hiller dort gemeldet: 14. u. 16.12.1652 (ebd., S.44). 267 So bereits am 4.10.1652 gegenüber der Herrschaft (33/8188, Fasz. II, unp.) aus Anlaß des in der Predigt enthaltenen Vorwurfes, die Prozesse seien mehr auf Besagungen als andere Indizien gegründet, worauf Zand von Merl dem Kaplan »mit einer starcker retorsion in seinen büßen zu schuben« ankündigte. 268 14.12.1652 (Abschrift Rodenbergers: PfEKW, 5a,7, S.44). 269 16.9.1652 (655/14, Nr. 172, S.35). 270 9.12.1652; vermutlich mit Thumsers Bericht über seine Auseinandersetzung mit Hiller (Abschrift Rodenbergers: PfEKW, 5a,7, S.25 f.); 33/8868, f.48-v u. f.45. 271 4.1.1653 (Abschrift Rodenbergers: PfEKW, 5a,7, S.27). Rodenberger schrieb diese Äußerung dem Amtmann zu; aber ihre Kenntnis würde eher auf den Vogt weisen. 272 5.5.1653 (655/14, Nr. 172, S. 37-48); 3.3.1653 (ebd., S.78). 273 9.5.1653 (PfEKW, 5a,7, S.223 f.). 274 14.5.1653 (Abschrift Rodenbergers: PfEKW, 5a,7, S.28). Hans Philipp mußte daher, um nicht selbst inhaftiert zu werden, Kaution leisten. 275 Dies ergibt sich aus der Erwähnung von Flucht und Hausdurchsuchung in der Konfrontation der Sattlerin mit der von ihr besagten Maria Margarethe Göbel im Juni 1653: Extrakt Göbel (33/ 8188, Fasz. II, unp.). 276 Abschrift Rodenbergers: PfEKW, 5a,7, $,28. 277 26.5.1653 (ebd., S.34); 29.5.1653 (ebd., S.33). 278 3.7.1653 (33/8860, f.5). 279 So Rodenberger (PfEKW, 5a,7, S.28); 29.5.1653 (655/14, Nr. 172, S.33). 280 Rodenberger überschätzte die Wirkung freilich, wenn er nur aufgrund des Fehlens weiterer Akten die Verfolgung schon am Ende sah; vgl. PfEKW, 5a,7, S.45. 281 29.9.1656 (GLAK, 65/790, f.10). 282 12.7.1656 (ebd., f.15). 283 5.10.1656 (ebd., f.30-31); 6.10.1656 (ebd., f.32-33).
376
Anmerkungen zu S. 234 - 241
284 Thumser hatte dies von Hans Wilhelm Mölichs Sohn Hans Philipp erfahren, worauf Mölich diesen direkt ansprach, die Bestätigung aber äußerlich nicht ernst nahm: 13.9.1659 (33/8860, f . l l v ) . 285 27.9.1659 (33/8860, f.23-v). 286 Laut Rodenberger hatte er eine Woche vor seiner Verhaftung am 16.9.1659 den Vogt deswegen aufgesucht, war aber abgewiesen worden (PfEKW, 5a,7, S.31); 27.9.1659 (33/8860, f.2325); 13.11.1659 (33/12303, f.3v). 287 30.9.1659 (33/8860, f.24). 288 30.9.1659 (ebd., f.24-v); 2.10.1659 (ebd., f.24v-25); 9.10.1659 (ebd., f.27-v); Urfehde vom 20.10.1659 (ebd., f.29-v). 289 1.12.1659 (33/12303, f.5). 290 Pst. 6.12.1659 (655/14, Nr. 172, S.53-56); 9.12.1659 (33/8860, f.32-v). 291 29.10.1659 (655/14, Nr. 171, S.33 f.). 292 26.[?]12.1659 (33/8860,f.34-vu. 33-v); 2.1.1660 (Abschrift Rodenbergers: PfEKW, 5a,7, S.36). 293 Ebd., S.37. 294 Obwohl an beide Landesherren gerichtet, ging das Memorial nachweislich nur an die Birkenfeldcr Kanzlei, wo es am 10. Januar 1660 eintraf; vgl. Schreiben des Amtmanns vom 24.2.1660 (33/8860, f.48). 295 24.1.1660 (33/8860, f.44-47) und alle darauffolgenden Schreiben (ebd.). 296 21.1.1660 (33/8860, f.38v). 297 24.1.1660 (33/8860, f.44-47) und alle darauffolgenden Schreiben (ebd.). 298 17.3.1660 (33/8860, f.79-v). 299 12.2.1660 (33/8860, f.50-v). 300 Pst. 30.11.1659 (33/8860, f.17); vgl. auch 16.8.1660 (655/14, Nr. 171, S . l ) . 301 PfEKW, 5a,7, S.281. 302 27.9.1660 (33/8860, f.94-95v). 303 Ebd. 304 So ein Vorschlag des Kastellauner Amtmanns Zand von Merl (ebd.). 305 31.10.60; 6.11.1660; 18.11.1660 (33/8860,f.96-98); 29.11.1660 (ebd.,f.l00); 30.11.1660 (ebd., f.101). 306 10.3.1661 (33/8860, f.102). 307 17.3.1661 (33/8860, f.103). 308 30.6.1661 (Bericht Rodenbergers: PfEKW, 5a, 7, S.39 f.). 309 Pst. 6.12.1659 (655/14, Nr. 171, S. 53-56, hier, S.54). 310 »... und ich selbige nacht die dorfhuth oder wacht gehabt und weilen die zu Verwahrung deß inhaftirten [sc. Peter Mölich] versambleten getruncken und ein groß geschrey und gethun gehabt, hab ich mich deß thurm genahet umb zu sehen/ waß da für ginge...«: Pst. 23.6.1660 (655/14, Nr. 171, S.63-64). 311 Bericht Rodenbergers (PfEKW, 5a,7, S.34). 312 Pst. 6.12.1659 (655/14, Nr. 171, S.55 f.). 313 Ebd., S.55. 314 Pst. 30.11.1659 (33/8860, f.16-17). 315 15.5.1660 (33/8860, f.86). 316 Ebd. 317 Ebd. 318 März 1660 (33/8860, f.36-37). 319 PfEKW, 5a,7, S.281-283. 320 Pst. 13.11.1659 (33/12303, f.3-v); Notiz des Amtmannes (33/8860, f.37v). 321 Pst. 6.12.1659 (655/14, Nr. 171, S.53 u. S.56). 322 »Memorial« (33/8860, f.40).
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Anmerkungen zu S. 241 - 245 323 22.2.1660 (PfEKW, 5a,7, S.233); 1.3.1660 (Ebd., S.235); 8.3.1660 (ebd., S.236). Solchc und ähnliche Aussagen gegen den Ausschuß und die Zeugen waren dem Mölich nicht einfach zu seiner Dikreditierung nachgesagt worden; er und sein Schwiegersohn hatten sie tatsächlich selbst ausgesprochen, wie er für sie beide in einer Entschuldigung gegenüber dem Pfalzgrafen indirekt zugab: »wan« von ihm »etwas wehre gered worden (so mir doch unbewust) durch ungedult wieder den herrn ambtman oder vogt, ausschus oder wieder zeugen, soll es aufgehoben sein...«. Er verlangte aber das gleiche von den Ausschußmitgliedern fur »die schmach und schmähe wort/ deren sie dan sehr viel gebraucht haben«: 17.3.1660 (33/8860, f.79v). 324 Datierung unsicher; möglich ist auch der 22. oder 16.12. ( 33/8860, f.34-v u. f.33-v). 325 Möglicherweise ergänzt durch persönliches Erscheinen Mölichs zur Jahreswende und sein dabei vorgelegtes Memorial; über Mölichs Reisen nach Trarbach, Baden und Birkenfeld Zand von Merl am 24.1.1660 (33/8860, f.44-47). 326 Die vom Ausschuß gegen Mölich vorgebrachten sozialen Indizien wurden von der Kanzlei offenbar als vollends ungenügend betrachtet. 327 2.1.1660 (Abschrift Rodenbergers: PfEKW, 5a,7, S.36). 328 Im nachfolgenden Prozeß gegen Hans Jakob Bormer ( 1656) war der Advokat Heintz wieder von Anfang an mitbeteiligt. (GLAK, 65/790, f.7-8). 329 11.11.1655 (33/8188, Fasz. Π, unp.). 330 2.1.1660 (Abschrift Rodenbergers: PfEKW, 5a,7, S.14). 331 28.2.1660 (655/14, Nr. 171, S. 30 f.). 332 2.1.1660 (Abschrift Rodenbergers: PfEKW, 5a,7, S.14). 333 24.1.1660 (33/8860, f.44v). 334 12.1.1660 (ebd., f.50). 335 Thomasius, De Crimine Magiae (1701). Vgl. Schwerhoff, Traditionalismus. 336 2.1.1660 (Abschrift Rodenbergers: PfEKW, 5a,7, S.14). 337 Vgl. 15.5.1664: Vorladung der Eva Fuchs (»examinata negat«) und einer Zeugin (33/8183, unp.). 338 Vgl. dazu Murr, S.8-33 u. S.37-45. 339 Vgl. Kap. V.I u. V.2. 340 24.1.1660 (33/8860, f.45). Das »herbringen« spielte aber auch bei der Frage der Konfiskation eine Rolle (Kap.1.2.). 341 12.2.1660 (33/8860, f.50.v). 342 2.1.1660 (Abschrift Rodenbergers: PfEKW, 5a,7, S.36). 343 Pst. 30.11.1659 (33/8860, f.lóv). 344 Ebd., f.17. 345 Vgl. das Zahlungsdekret des Kastellauner Amtmanns vom 1.12.1659 (33/12303, f.5) und das Schreiben Fritzers vom 8.12.1659 (ebd., f.8). 346 24.1.1660 an Baden (33/8860, f.46); ebenso schon am 26.12.1659 an Baden (ebd., f.34v33). 347 13.11.1659 (33/12303, f.3-v). 348 29.10.1659 (655/14, Nr. 171, S.33). 349 Vgl. oben Kap. III.2. 350 18.8.1645 (33/8187a,f.2v-3). 351 Vgl. oben Kap. 1.2. 352 So z.B. am 6.3.1660 (33/8860, f.64). 353 Pst. 30.11.1659 (ebd., f,16v). 354 26.12.1659 (ebd., f.33). Die Stelle stammt aus den Digesten, »L.«: »omnes populis...«. 355 6.3.1660 (ebd., f.65v). 356 26.12.1659 (ebd., f.33). 357 6.3.1660 (ebd., f.64).
378
Anmerkungen zu S. 245 - 250
358 Zand von Merl präsentierte dies sogar als Teil seines Amts Verständnisses: »So habe ich dem [sc. statutum] vor mich kein anstoß geben/ weniger es auß den juris civilibus abrogiren können/ synthemahl observado solitorum magistratum cuius obliget« (ebd.). 359 12.2.1660 (ebd., f.50-v). 360 12.2.1660 (ebd., f.61). 361 30.11.1659 (ebd., f,16v). 362 Vgl. Kap. 1.1. 363 Siehe oben Kap. IV.2. Die Verhältnisse im Westerwald kannte Moeden aufgrund seines Engagements in der Grafschaft Sayn-Hachenburg 1653. 364 8.12.1659 (33/12303, f.8). 365 7.1.1655 (655/14, Nr. 181); 24.7.1654 (ebd., Nr. 184, unp.). 366 Vgl. dazu Zenz, Taten, S.45. 367 Rummel, Phasen. 368 16.6.1659 (HStAW, 369/456, f.31). 369 Vgl. zu Cochem Rummel, Dynamik; zum Beltheimer Gericht 1597 und Amt Münster 1648 oben Kap. V . l . Ähnliches ereignete sich 1602 in Treis und war gegen den noch immer amtierenden Amtmann Kesselstatt gerichtet; IC/7944, f . l , f.20-21, f.18, f.22-23 u. f.19. 370 In diesen Zusammenhang gehört auch eine Verordnung vom 1.10.1592, worin der Trierer Kurfürst Johann von Schöncbcrg sich mit den Klagen der Kinder von Hingerichteten beschäftigen mußte, denen im Sinne einer Familienhaftung der Zugang zu »amptern«, Zünften und Bruderschaften verwehrt wurde. Der kurfürstliche Erlaß verbot diese soziale Achtung; Scotti, I, S.544 f. 371 Pst. 30.11.1659 (33/8860, f,16v); 26.12.1659 (ebd., f.33). 372 »Cum approbatione totius communitatis ipso praesente«: so der Amtmann am 6.3.1660 gegenüber Birkenfeld (33/8860, f.65). 373 Pst. 13.11.1659 (33/12303, f.3v). 374 Pst. 23.6.1660 (655/14, Nr. 171, S.68 f.). 375 24.[?]7.1654 (655/14, Nr. 184, unp.). 376 7.1.1655 (655/14, Nr. 181, unp.). 377 655/14, Nr. 184, unp.). 378 Dazu Zenz, Taten, S.45; Sötern starb im Februar 1652 (ebd., S.42); vgl. Baur, II, S.308 f. 379 Catharina Dietzen, Dorothea Jorgen, Maria Frey (655/14, Nr.154, unp.; ebd., Nr. 156, unp.; 33/8616). 380 4.7.1653 (33/8617, f.15). 381 Kneubiihler, S.234 f. 382 Vgl. Verhör Agnes Josten (33/8617, f.27-v). 383 Vgl. unten Kap. V.3.4. 384 5.9.1653 (33/8617, f.22). 385 12.7.1653 (655/14, Nr. 156, unp.): »Auß waß Ursachen die substituirte commissarien bey der... [sc. Agnes Josten] ihr decretum suspendiret... will... mir sehr bedenklich sein/ ob auß der allegirter Ursachen deren commissarien suspension zu aeeeptiren/ dan auß solchem casum die trierische ein eingang ziehen mögten/ alß man sich in den gemeinschaftlichen] ortern deren churtrierischen Verordnungen nach zu bequemen hettet«. 386 Die Antwort der Kanzlei ist nur teilweise erhalten; darin erkundigte sich der Pfalzgraf am 17.7.1653 (33/8617, f.l6-v) danach, warum die in Kastellaun lebende Agnes Josten nicht ausschließlich von Seiten Sponheims verhaftet worden sei; worauf Zand von Merl auf ihre Herkunft und Begüterung im gemeinschaftlichen Strimmiger Gericht verwies. 387 16.6.1659 (HStAW, 369/456, f.31). 388 Hierzu sind vor allem die Verfolgungen in Idstein zu zählen. In der Grafschaft IsenburgBüdingen dauerten die Prozesse bis zum Jahre 1673; vgl. Niess, S. 278-299. 389
Dagegen Johann Gottfried Kelb aus Hanau in einen vermutlich an die Grafen von Nassau-
379
Anmerkungen zu S. 250 - 253 Saarbrücken gerichteten Schreiben vom 25.10.1680 aus (HStAW, 369/456, f.30-v). Zur Bekräftigung seiner Position legte er die Kopie jenes Schreibens von Carl Caspar als Kopie bei; ebd., 369/455, f.6; ebd., 369/453, f.l-v. 390 Daher auch die oben erwähnte Bezeichnung von Anethan jun. und Krämer als »substituirte commissarien«; Kap. 1.3 u. Kap. V . l . 391 2.10.1654 (33/8618, f.34). 392 9.10.1654 (33/8618, f.35-36); 19.1.1655 (33/8188, Fasz. ΙΠ, unp.). 393 Vgl. Schreiben des Kastellauner Amtmanns vom 19.9.1656 an seine beiden Kollegen auf Baldcneck und in Beilstein (33/8621, f.79); 4.9.1656 (33/8620, f.33v). 394 Pst. 3.10.1656 (33/8621, f.73) u. 5.10.1656 (ebd., f.71), worin Zand von Merl freilich nur Anethan als Autor des Gutachtens erwähnt. 395 Maria Basten aus Macken (33/8620, f.28); Christina Vieren aus Macken (ebd., f.29-31); Agnes Heimers aus Burgen (ebd., f.26-27 u. f.33; 33/8621, f.55-v, f.60-69v, f.75-76, f.78-80v; 33/ 8606, f.10-11); Lucia Pleß aus Mörsdorf (33/8620, f.l0-v). 396 25.8.1654 (33/8618, f.27-28v). 397 Die Gutachter erklärten den lokalen Beamten, »das es noch zur zeit bey dem vorigen adviß sein bewenden haben und der inquirirtinnen, mit dem leiblichen angrieff zuverschonen seye. Also advisirt Trier am 30. Septembris 1654«: BAT 71/78, Nr. 16, S.8. 398 51/12, Nr. 66, f.l-4v. 399 31.5.1653 (ebd., f.3). 400 »Underthenigste imploration des gesambten Cröver Reichß pro adiuneto seu commissario denominando« (ebd., f.2-v). 401 Im gleichen Zeitraum - 1651 und 1653 - war auch im nahegelegenen sponheimischen Trarbach ein Ausschuß aktiv; vgl. Rummel, Phasen. 402 »Decretum« vom 23.7.1653 (51/12, Nr. 66, f.4v). 403 Die Zender und Vorsteher der Kröver leiteten ihre »Imploration« mit der Bekundung ein, »wie wir... ew[er] g[naden] verlängerte abwesenheit von hertzen ematurirt gewünscht, also do mehr deroselben glückseliger widerkunft unß höchstes erfrewet halten«, was man ihnen im Hinblick auf ihr Anliegen auch gerne glaubt: »dahero auch unß underthenigst zu insinuiern, daß des verdamblichen zauberey lasters halben...« (ebd., f.2). 404 Erwähnt in der Antwort des Pfalzgrafen Georg Wilhelm vom 7. [17.?] Januar 1654 (ebd., f.l). 405 Den Ausnahmestatus der Kondominien beweist auch das mit Kurköln gemeinsam regierte Amt Alken an der Untermosel; vgl. Rummel, Dynamik, S.28. 406 HStAW, 339/148, f.9. Der Text erwähnt das Koblenzer Hochgericht nicht direkt; aber die Bezeichnung »in curia« läßt sich nur auf den Oberhof beziehen. 407 Vgl. dazu das Beispiel des Christoph Koch (Rummel, Hexenprozesse) und des Dr. Moeden (Kap. IV.2.). Ahnliches geschah im hessischen Amt Lindheim 1662 beim Amtsantritt eines neuen Amtmannes; vgl. Niess, S.278. 408 Sie stammen aus Winninger Prozessen der Jahre 1647 bis 1651 (PfEKW, 5a,7, S.175-178). 409 Das letzte Schreiben Fritzers datierte vom 10.3.1661 (33/8860, f.102); im Schreiben des Kastellauner Gerichtsschreibers Viel vom 17.3.1661 (ebd., f.103) wird er bereits als verstorben erwähnt. 410 8.6.1663 (PfEKW, 5a,7, S.241 f.). 411 Ebd., S.241 f. 412 Schon 1630 (4.10.1630); ebenso aber auch in der badischen Kritik am Verfahren gegen Friedrich Mölich vom 2.1.1660 (PfEKW, 5a,7, S.36) klang dies an, ebenso auch in Mölichs Darstellung; vgl. sein »Memorial«, pst. 10.1.1660 (33/8860, f.39v). 413 12.7.1653 (33/8187b, f.18). Demnach war Storck auch kaiserlicher Notar. 414 16.5.1664 (33/8183, unp.).
380
Anmerkungen zu S. 253 - 257
415 Vgl. Lauer, Hexenverfolgung im Hochwald, S.27; 22.9.1660 (HStAW, 339/149, f.20). 416 IC/4586, f.2. 417 Vgl. 33/8852, unp.; darin das Verhör vom 23.8.1661 und die pfalzgräflichen Schreiben vom 27. und 28.8.1661. 418 Müller, Geschichte, S.240; vgl. Sellinghausen, Winningen, I, S.98 u. bes. S.106. 419 Siehe oben VI. 1. 420 Dazu ausführlich Rummel, Dynamik. 421 Heisterkamp, S.69 f. schöpfte seine Angaben vermutlich aus der »Büchel-Chronik«, einer umfangreichen Sammlung historischer Notizen und Abschriften, die der Münstermaifelder Schöffe und Bürgermeister Johann Büchel (1754-1842) aus ihm vorliegenden Dokumenten anfertigte; vgl. Gappennach, S.47-50sowie Bossier, Exzerpt, S.211-215. Lautfrdl. Mitteilung von Herrn Bossier vom 24.11. u. 14.12.1988 existiert in Münstermaifeld noch der Grabstein einer »Catarina Custers« aus dem Jahre 1584. Unklar ist freilich, ob sie mit der hingerichteten und später rehabilitierten Frau identisch ist. Die Erwähnung des Gerhard Kustor in den Unterlagen zur Erhebung der Land- und Türkensteuer 1576/77 legt ebenfalls nahe, daß der Vorfall, unterstellt man seine Realität, sich im Zeitraum der ersten Welle am Ende des 16. Jahrhunderts zugetragen hat; vgl. Bossier, Einziehung, S.129-132. Nicht auszuschließen ist jedoch, daß Kustor trotz seiner damaligen Stellung als Bürgervertreter (ebd., S.129) erst um die dreißig Jahre alt war, so daß der Vorfell sich auch in der zweiten Welle um 1630 zugetragen haben könnte. In einem solch hohen Alter müßte sich auch der 1629 hingerichtete Münstermaifelder Schöffe Jakob Kiintzer befunden haben, wenn die im Jahre 1583 erwähnte Person gleichen Namens mit diesem identisch wäre; ebd., S.130 u. Anm. 30. 422 6.8.1655 (33/8188, Fasz. II, unp.). 423 Vgl. 25.8.1654 (33/8618, f.27v). 424 Unsere Quelle schweigt sich leider darüber aus, wann sich dieser erschütternde Vorfell zugetragen hat. Vor 1655 muß es jedenfalls geschehen sein und vor der kurtrierischen Wende, aber sicherlich nicht schon zu Beginn der zweiten Welle von 1629/31, sondern erst in den Ausläufern der vierziger Jahre; andernfalls wäre das Ereignis nicht dem noch jungen Kastellauner Gerichtsschreiber Niklas Viel so genau bekannt gewesen. Viel wurde erst Anfang der fünfziger Jahre Gerichtsschreiber. Sein Vorgänger Johannes Jost Hoffmann führte die Kastellauner Amtsprotokolle bis 1649, wie sich seiner charakteristischen Schrift entnehmen läßt (33/10886, f.20v). 425 25.11.1642 (33/8859, f.28); 26.11.1642 (ebd., f,15v). 426 Vgl. das Protokoll der Defensionsverhandlung vom 4.10.1652 (33/8868, f.26-30) sowie die ungnädige Erwähnung Stambs im Bericht des Amtmanns vom 5.10.1652 (655/14, Nr. 171, S.47), woraus auch hervorgeht, daß Stambs zu diesem Zeitpunkt nicht mehr das Amt des Koblenzer Stadtschultheißen bekleidete. Eine Empfehlung der Siegberts dürfte gleichwohl die Kontaktaufnahme von Mölichs Familie zu Stambs begleitet haben. Dem Bericht des Amtmanns zufolge kehrte Stambs dann anläßlich seiner ersten Verteidigungshandlung mit Mölich im Hause von Dietrich Siegberts Bruder Peter in Winningen ein. 427 655/14, Nr. 171, S.41-43; Ausfertigung in 33/8868, f.21; zur Reaktion des Amtmannes: 5.10.1652 (655/14, Nr. 171, S.47). 428 Prozeßrechung Knebel/Heyden (33/8182, f.51v u. f.54); »Extract Winninger urgichten« (33/8857, f. 12). 429 So laut Rodenberger (PfEKW, 5a,7, S.24 f.); 6.3.1653 (33/8860, f.4). Die Details zu folgendem bei Rummel, Friedrich Spee, S. 112-115. 430 Thomasius gibt für sich an, daß ihm nach der Lektüre der »Cautio Criminalis« sein bisheriges »praejudicium«, nämlich seine Autoritätsgläubigkeit gegenüber den gelehrten Befürwortern des Hexenprozesses »gleichsam als Schuppen von den Augen meines Verstandes« gefallen sei; vgl. die Einleitung von Lieberwirth (Thomasius, S.16, Anm.30). 431 655/14, Nr. 183, unp.; 33/8188, Fasz. Π, unp. 432 20.11.1596 (33/8603, f.9v-10).
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Anmerkungen zu S. 257 - 260 433 Gedruckt bei Bdiringer, Hexen, S.397 f. 434 Vgl. dazu Pohl, S. 19-27. 435 33/8188, Fasz. II, unp. Zur Spruchpraxis der Mainzer Juristenfakultät demnächst Lorenz in Franz u. Irsigler. 436 Pohl vermutet im Falle von Kurmainz eine Beeinflussung aus Frankreich, wo sich bereits das Pariser Parlement zum Vorkämpfer einer prozeßfcindlichcn Rechtssprechung aufgeschwungen hatte; dazu demnächst in Franz u. Irsigler; vgl. auch Chaunu u. Soman. Ähnlich könnte sich die Entscheidung der schwedischen Königin Christina von 1649 ausgewirkt haben; vgl. Bdiringer, Hexen, S.397 f. 437 Dazu gehörten sicherlich Skandalhistorien nach Art jener, die der Verteidiger des Hans Jakob Kiefer über den Kanzler eines Fürsten zu erzählen wußte, der von geständigen Hexen aus teuflischer Bosheit besagt worden sei (655/14, Nr. 183, unp.). Möglicherweise eine Anspielung auf das Schicksal des Gcrolsteiner Amtmannes Heinrich von Mühlheim, der 1629 ein Opfer von Dr. Moeden wurde; vgl. Rummel, Hexenverfolgungen, S.44-46.
VI. Der dörfliche Hintergrund der Prozesse 1 Eintrag des Kölner Ratsherren Herrmann von Weinsberg anläßlich von Berichten über die Hexenverfolgung im Kurfürstentum Trier; zitiert nach: Lau, IV, S.69. 2 Zitiert nach Batori, S.142. 3 Artikel 44 der »Carolina«. 4 Punkt 5 u. 7 (33/8182, f.33v). 5 Für Maria Knebel und Margarethe Kröber siehe 33/8857, f.l-2vu. f.3-14; 33/8853, f.105. Für Catharina Knebel-Margarethe Schiffer siehe 655/14, Nr. 175, S.6; 33/8854, f.2-13. 6 Die familiäre Beziehung zwischen beiden läßt sich aufgrund der Aktenverluste nur auf Umwegen rekonstruieren: Im »directorium probationis« der Klageschrift gegen Emmerenzia Laux gab der Ausschuß unter anderem auch ihren »dochterman« »Johannes Horcher« als Zeugen an, gefolgt von Wilhelm Horchemer. Johannes wurde - vermutlich aus familiären Rücksichten - nachträglich von der Liste gestrichen (33/8858, f.4), aber Wilhelm gab als Zeuge an, daß sein Bruder eine Tochter der Angeklagten zur Ehe habe (33/8858, f.9). Da die Emmerenzia Laux tatsächlich eine Tochter namens Katharina hatte (vgl. Steuerliste 1627: 33/8788) und neben Katharina Horchemers Mann Hans (»der jung«) in diesem Zeitraum mit gleichem Namen nur noch der Schöffe Hans Horchemer »der alt« erscheint, läßt sich die erwähnte Verbindung zu der Angeklagten Laux nicht bezweifeln. 7 33/8859, f.8v. 8 33/12334, f.l63v-164,f,165-vu. f,166v; 33/12334, f,157v; Bellinghausen, Rhens, S.67f., S.81 u. S.92: 33/12334, f,163v-164, f,165-v u. f,166v. 9 PfEKW, 5a,7, S.259. 10 33/8865, f.l-2v; gedruckt bei Krämer, S.85 f. 11 Ein direkter Beleg für das Mutter-Tochter-Verhältnis hat sich aufgrund der für beide Prozesse starken Aktenverluste nicht finden können. Aber aus der Liste von 1627 ergibt sich, daß es nur eine Familie Meffert in Winningen gab: Agnes und Peter Meffert, mit zwei Kindern, darunter eine Tocher Magdalena. 12 655/14, Nr. 171, S.43. 13 33/8854, f.2v u. f.8v; vgl. 655/14, Nr. 172, S.32. Bellinghausen (Winningen, I, S.91) erwähnt statt Balthasar noch Philipp Mölich als weiteren hingerichteten Bruder Mölichs, wofür es aber keine Belege gibt.
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Anmerkungen zu S. 260 - 262
14 Dazu Klageschrift Bormer (GLAK, 65/790, f . l ) . Auf die Verwandtschaft weist schon die innerdörfliche Benennung der Witwe Zens als »Bormersche« hin; Bormer war fast stets mit seiner Mutter besagt worden, vgl. besonders 33/8856, f.lv. In der Bevölkerungsliste 1627 (33/8788) sind Hans und Lucia Bormer mit ihren drei Kindern aufgeführt. Vgl. Bellinghausen, Winningen, I, S.91. 15 Hans Wilhelm Mölich erwähnt dies am 4.10.1652 (33/8868, f.29v), um zu begründen, warum die Kröber auch ihn besagt habe. Denn er hatte ihren Mann wegen der Hinrichtung der Mutter vor der Ehe gewarnt. Der Winninger Pfarrer Rodenberger gibt in seinem Geschlechterregister (PfEKW) Peter Hennen von Roth als Vater der Dorothea Kröber an und als Datum der Heirat das Jahr 1635. Die Hinrichtung von Peter Hennens Frau müßte also vor diesem Datum erfolgt sein. Aus dem im Amt Kastellaun liegenden Ort Roth ist zwar der Familienname Hennen nachweisbar, aber keine Hingerichtete dieses Namens. Und zumindest für die Welle der Jahre 1629/31 ist aufgrund der Dichte des Materials auszuschließen, daß ein weiterer Prozeß nur aufgrund von Quellenverlusten verschwunden ist. Nirgendwo wird eine Besagung - das am besten gehütete Überbleibsel eines Prozesses - erwähnt, die von Peter Hennens Frau stammt. Falls Rodenbergers Angaben richtig sind, so hat die Hinrichtung entweder zu einer früheren Zeit oder in einem anderen Bezirk stattgefunden. Oder Mölichs Angaben beruhten nur auf einem Gerücht. 16 33/8853, f.46, f.50v-51, f.52v-53. 17 655/14, Nr. 176, S.l-8. 18 655/14, Nr. 174, S.4 f. u. S.7 f. 19 33/8856, f.3v-4. 20 33/8858, f.29v-31; f.34, f.46 u. f.48v. 21 Daher auch die leicht irreführende Doppelbezeichnung der Christina Heyden als »Radermachersche«; 33/8859, f.29. 22 33/8859, f.28v u. f.27. 23 33/8859, f.26v. Gemeint ist das traditionelle Schöffenessen. Die Bezeichnung läßt noch das »Sendgericht« der katholischen Zeit erkennen. 24 33/8859, f.27v; 33/8858, f.6. 25 »Ach liebe nachbaurin/ ich thue euch nicht unrecht/ ich reden es nicht aus einem unzeittigen eiffer oder auß haß...« (33/8857, f.7, f.23v u. f.25). 26 33/12334, f,155v. 27 Lucia Zens bereits 1631 von der Maria Knebel (33/8853, f.52). 28 33/8856, f.2v; 33/8864, f,16v. 29 33/12334, f,157v. 30 Vgl. Schormann, Hexenverfolgung in Deutschland, S.80-89; Midelfort, Witch Hunting, S.164-192 (S.175: »one can say that neither the poor... nor the rich... predominated«); Monter, Witchcraft, S.124 u. S.226-228; ebenso Pohl, S.186-201, der allerdings (S.192, S.199, S.221 u. S.226 f.) wie Monter, S. 125, und Gebhard, S.250-267, auch andere Tendenzen belegt. Für Kurtrier auf Krämer zu verweisen (Pohl, S.109, Anm. 21), trägt nicht, da seine Ausführungen nur auf Vermutungen beruhen. Schon die von Krämer abgedruckte Kostenabrechnung aus dem Amt Münstcrmaifeld (S.34-36) legt eine völlig andere Schlußfolgerung nahe. 31 33/8853, f.l6v. 32 33/8182, f.53; 33/8857, f.l. Zum Kirchengericht bzw. Zensur siehe oben Kap. III.3. 33 33/12334, f.64; 33/8182, f.30. 34 33/8859, f.6.; 6.8.1640 (33/8182, f.30). 35 Der Stammbaum der Familie Kröber ist reichlich verworren, da es im 17. Jahrhundert drei verschiedene Linien gab. Stammvater der hier betroffenen Linie ist der Gerichtsschöffe Peter Kröber, dessen Söhnen laut Geschlechterrcgister des Winninger Pfarrers Rodenberger (PfEKW) Philipp, Zacharias und Ludwig Kröber [der Alte] waren. Ersterer hatte 1635 in zweiter Ehe Dorothea, Tochter des Peter Hennen aus Roth geheiratet und starb 1639 (S.147). Sein Vater, Peter Kröber, führte in der erwähnten Supplikation vom 8.6.1640 (33/8182, f.30) die Reihe der unterzeichnenden
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Anmerkungen zu S. 262 - 265 Schöffen noch an; im Jahr darauf verstarb er »in exilio«, also vermutlich in jenen Monaten, als die Winninger sich aufgrund plündernder Soldaten zum Teil außerhalb des Ortes aufgehalten hatten. Kröbers letzter Sohn Ludwig starb im gleichen Jahr, in dem seine Frau Agnes hingerichtet wurde, 1648 (ebd., S.147). Von ihm ist zu unterscheiden ein anderer Ludwig Kröber mit dem Beinamen »der jung«. Obwohl vom Alter auch er der Ehemann der Agnes Kröber hätte sein können, so spricht doch ein bestimmter Grund dagegen: er war ein Bruder des führenden Hexenausschußmitgliedes Hans Kröber (33/8853, f.30). 36 6.8.1640 (33/8182, f.30); Zeugenverhör gegen Maria Knebel (33/8853, f.27): Dort wird Thonges Gergen noch in katholischer Terminologie als »syndt scheffen« bezeichnet. Uber die Geschwisterbeziehung zwischen Emmerenzia Laux und Thonges Gergen vgl. das Winninger Gerichtsprotokoll (33/8900, f.237v-238), worin unter dem 21.11.1640 eine Zivilklage des Bruders gegen seine Schwester aufgenommen ist. 37 6.8.1640 (33/8182, f.30); 33/8859, f.6v. 38 6.8.1640 (33/8182, f.30); Supplikation des Ausschusses Anfang 1643 (655/14, Nr. 178, S.8). 39 Vgl. das Schreiben Ludovicis vom 17.12.1642 (33/8182, f.64). 40 Emmerenzia Lame, Agnes und Dorothea Kröber, Agnes Meffert. 41 Vgl. Bellinghausen, Winningen, I; Kubach u. a., S.390-408; Nolden. Zum Teil werden die geistlichen und adligen Besitzer auch in der Bevölkerungsliste von 1627 aufgeführt (33/8788). 42 Vgl. Nolden, S.79. 43 Müller, Geschichte, S.281; Bellinghausen, Winningen, I, S.90 u. S.105. 44 33/12334, f.158. 45 Bellinghausen, Winningen, I, S.91. 46 33/8862, f.2 u. f.4. Nicht zu belegen war Krämers Behauptung (S.74), Geilen stamme aus dem kurtrierischen Ort Polch. 47 655/14, Nr. 172, f.60. 48 3.3.1653 (655/14, Nr. 172, S.78); SAT, L 10/3, unp. 49 33/12334, f,102v u. f,157v. 50 162/1349. 51 23.2.1641 (33/8854, f.25); 27.3.1641 (33/12334, f.55v). 52 Zeugenverhör Knebel (33/8854, f.8). 53 Zur Ortsbefestigung siehe Garbe. 54 655/14, Nr. 174, S.3 f., S.6 u. S.10. 55 PfEKW, 5a,7, S.93; 22.5.1643 (655/14, Nr.178, S.22). 56 33/8863, f.10; ebd., f.l9v u. f.21. Zur Kölner Postmeisterin Catharina Henot vgl. Siebel. 57 33/12334, f.99. 58 33/8860, f.19. 59 Er erscheint schon in der Bevölkerungsliste 1627 (33/8788) als Matthes Schneider. Demnach ist hier mit »Krieg« wohl nur der spanische Feldzug gegen den »Winterkönig« und die Kurpfalz gemeint. 60 33/8867, f.12 u. f.9v. 61 Vgl. 33/8867, f.3-10v u. f.12-16. 62 6.2.1650 (33/8866, f.5, »P.S.«), Sie hatte ihre Prozeßkosten tatsächlich bezahlen müssen, wie der Winninger Vogt aus Anlaß des Widerstandes von Friedrich Mölich später feststellte: 8.12.1659 (33/12303, f.8). 63 Rechnung (33/8182, f.56v-57). 64 Über jene Frau, die sich 1574 in der Haft das Leben nahm (Back, Kirche, III, S.357) und die drei Frauen, die 1579 zugleich angeklagt wurden (33/8183, unp.), lassen sich keine sozialen Angaben machen. Die laut Back, Kampf, S.220, um 1600 hingerichtete Frau des Michel Pforten konnte nicht nachgewiesen werden. 65
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33/8184.
Anmerkungen zu S. 266- 267 66 33/8186; 33/8182b; vgl. Kap. 1.1 u.2. 67 Zur Übernahme der Erbschaft durch Haman Laux, der deswegen von Gödenroth nach Roth umzog, vgl. den Eintrag im Kastellauner Gerichtsprotokoll vom 17.1.1620 (33/8128). 68 33/8186, S.5-17. 69 Klageschrift (33/8186, S.3); 15.6.1629 (ebd., S.19). 70 Back, Kampf, S.220. 71 Dazu der Eintrag im Kastellauner Kauf- und Tauschbuch (655/14, Nr. 147, f.91); ebenso im Gerichtsprotokoll unter dem Datum des 28.1.1648 (33/8129, Nr. 13). 72 Amtsprotokoll vom 13.9.1649 (33/10886, f.58v-59v). Der Amtmann räumte dem Verlangen des Sohnes wegen des bereits gerichtlich eingetragenen Kaufes und der Zustimmung des jüngeren Sohnes nur wenig Erfolgsaussichten ein, war jedoch offenkundig bestrebt, ihn dennoch für eine Rückkehr zu gewinnen; vgl. sein Dekret vom 22.10.1649 (ebd., f.59v). 73 Als die »Welsch« erwähnt im Protokoll des Verhörs der Elisabeth Laux vom 28.7.1629 (33/ 8186, S.35). 74 Anders Back, Kampf, S.261, der in ihr die Frau eines jener ausländischen Söldner sieht, die von Markgraf Eduard Fortunatus in den neunziger Jahren im Amt Kastellaun zusammengezogen worden waren. Aber ihr Zuname weist sie als Zugezogene auf, während ihr verstorbener Mann Peter Kröppen ein Einheimischer gewesen sein muß. Laut Back (ebd.) soll sie schon im Jahre 1598 in Roth ansässig gewesen sein. 75 Laut der Abrechung war der Pastor von Beltheim mehrmals während des Prozesses bei ihr (33/8182a, f.91v); am Abend vor der Hinrichtung erhielt sie das »nachtmahl« ebenfalls von einem »pastor« (ebd.); am nächsten Tag wurde sie von den »pastoren« der katholischen Orte Buch und Beltheim begleitet: 8.10.1630 (ebd., f.44). 76 Vgl. das Zeugenverhör (33/8182b, f.8-13v). Ihr damaliger Knecht mußte nachts die Pferde hüten, wohl für mehrere Besitzer gleichzeitig (vgl. Klageschrift, 33/8182a, f. 5) ; von ihrem »Moretenfeld« ist im Zeugenverhör die Rede; ihre Schafe erwähnt sie im Verhör vom 7.9.1630 (ebd., f,18v), ihre frühere Dienstmagd wird in der Klage erwähnt (ebd., f.4v-5) und erscheint selbst im Zeugenverhör (ebd., f. 12). 77 18.9.1630 (33/8182a, f.34v). 78 93 Gulden aus der Zehrungsrechnung (33/8182a, f.92) und weitere 20 Gulden aus der Reisekostenabrechnung des Ausschusses (33/8182, f.7v). 79 Außer einer kurzen Erwähnung in Zusammenhang mit dem Winninger Prozeß gegen Maria Knebel und der Freilassungsorder des Markgrafen von Baden (33/8853, f.5 u. f.l2-v) hat sich kein Dokument über sie finden lassen. Dagegen konnte Back, Bell, S.263 f., noch das Protokoll des Zeugenverhörs einsehen und in Auszügen mitteilen. 80 Schreiben an Birkenfeld vom 1.8.1643 (33/8182b,f.l5); ebenso im Schreiben vom 28.10.1643 (ebd., f.47v). 81 Verhör vom 7.7.1643 (33/8182b, f.12). 82 9. u. 15.9.1643 (ebd., f.34). 83 Rechnung (ebd., f.47-v); 25.2.1644 (33/8187, f.32); ähnlich 28.10.1643 (33/8182b, f.47v). 84 So in dem von ihm und seiner Frau 1635 angelegten Testament (33/8131, Fasz. I, f.208v209). 85 Als Zensor des Kirchspiels Bell erwähnt im Amtsprotokoll von 1649 (33/10886, f.43b), als Schöffe im Amtsprotokoll 1655 (33/10888, f.3v-4). Es ist jedoch unsicher, ob Heintzen Schöffe des Stadtgerichts von Kastellaun war; die Erwähnung seiner Schöffentätigkeit findet sich in einem Zusammenhang, der ihn eher als Grund- oder Markschöffen erscheinen läßt. 86 Siehe dazu unten. 87 Zeugenverhör vom 25.11.1643 (33/8187, f.2-v); dazu ihre Angaben über das eigene Vieh, das sie als Hexe umgebracht haben will: 22.4. und 6.5.1644 (655/14, Nr. 169 unp.). 88 Verhör vom 22.1.1644 (33/8187, f.13).
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Anmerkungen zu S. 267 - 268 89 33/8182C, f.l2. 90 Verhör vom 22.3.1644 (33/8187, f.20); Amtsprotokoll von 1644, vermutlich unter dem Datum des 23. Februars (33/10884, f.l4v-15), was auf einen Verkauf noch wahrend des Prozesses hinweisen würde. 91 Rechnung (33/8187, f.46v). Im Verhör vom 19.3.1644 erwähnte Kayser, wie er einst vom Pflügen aus dem Feld kam (33/8187, f.32). Die Rechnung belief sich auf 108 Reichstaler (ebd., f.46v-35). 92 Dies wird in der Schrift seines Verteidigers als Argument dafür erwähnt, daß Kiefer (»er ist wohl habig an gelt«) es nicht nötig hatte, sich später noch, wie der Ausschuß unterstellte, mit dem Teufel zum Zwecke der Bereicherung einzulassen (655/14, Nr. 183, unp.). 93 Diese Heirat und die Ausübung des Küferhandwerks hatten auch die Übernahme des Familien- und Berufsnamens »Kiefer« zur Folge - Kiefer hieß eigentlich Hans Jakob Otto und war bei einem Leinenweber in die Lehre gegangen (Defensión: 655/14, Nr. 183, unp.) - wie auch die Bezeichnung »Hans Jakob Biermacher« (unter diesem Namen besagt von Maria Kröppen im Verhör vom 16.9.1630: 33/8182a,f.39); tatsächlich war Catharina Kiefer nach dem Tod ihres Mannes Jakob Kiefer in zweiter Ehe mit dem Biermacher Hans Peter Hausmann verheiratet, der von Simmern nach Kastellaun gekommen war. Vgl. dazu das Zeugenverhör Margarethe Schuhe vom 22.7.1654 (33/ 8188, Fasz. III, unp.) sowie deren Verhör vom 1.6.1655 (ebd.). 94 Erwähnt als Hans Jakob Otto im Gerichtsbuch (33/8131, f.l86v). 95 Kauf- und Tauschbuch (655/14, Nr. 147, f.62v). 96 Ebd., f.73v-74; Amtsprotokoll 1644 (33/10884, f.9-v). 97 Amtsprotokoll 1640 (33/10882, f.52v). 98 Amtsprotokoll 1644 (33/10884, f.53v-54); vgl. dasselbe für 1649 (33/10886, f.13). 99 Ca. 22 Gulden. Auch dies wird von Kiefers Verteidiger in seiner Schrift erwähnt (655/14, Nr. 183, unp.). 100 Kiefer wurde von Friedrich Kayser als Fluchthelfer beschuldigt, worauf dieser als Alibi vorbrachte und durch einen Zeugen bestätigen ließ, daß er zur fraglichen Zeit in seiner Stube im Neuen Testament »die textos« nachgelesen habe, die der Pfarrer in der vorausgegangenen Predigt behandelt hatte; vgl. Verhör Kayser vom 27.3.1644 (33/8187, f.24-25). 101 655/14, Nr. 183, unp. 102 So der Amtmann in seiner Replik auf die Verteidigungsschrift am 18.9.1645 (33/8183, unp.). 103 Verhör vom 9.9.1643 (33/8182b, f.30v). 104 Amtsprotokoll 1655 (33/10888, f.39). Zu den »Lehnhauffen« der Orte Krastel und Huntheim vgl. in diesem Band f.7v-8v u. f. 9-v. 105 Erwähnt in einem Klagepunkt des Ausschusses (33/8182c, f,19v). 106 So bei der Vereidigung des Ausschusses am 2.3.1643 (33/8182, f.65-v). Gewöhnlich wird Adam Junker verkürzt als Schultheiß von Leideneck angegeben; als solcher erscheint er im Amtsprotokoll von 1649 unter den Zensoren der Beller Kirche (33/10886, Beilage zu f.43); ebenso 1655 zusammen mit Ottilia Heintzens Mann als »seniores« (33/10888, f.51). Im Prozeß besuchte er die Anna Schultheiß zusammen mit seinem Schwiegervater am 31.8.1645 (33/8182c, f.26). Als ihr »stiefdochterman« und Schultheiß der Beller Pflege wurde er nach ihrer Wicdcrergreifùng am 25.9.1648 vom Amtmann vorgefordert (655/14, Nr. 160, unp.; 33/8187a, f.34-36). Über die unfreien »Pflegleute« der umliegenden Dörfer siehe Leonhard, S. 51 u. S.55. 107 Sie wurden vom Regierungsgutachter in seinem Freilassungsvotum vom 25.10.1645 (33/ 8187a, f.20v) der Angeklagten zugewiesen, weil sie diese durch ihre Geständnisse und deren »revocation« selbst verursacht habe. 108 So nach ihrer Wiederergreifung im Verhör vom 25.9.1648 (655/14, Nr. 160, unp.; 33/ 8187a, f.34-36). 109 Für 14 Reichstaler (ca. 32 Gulden) laut Kastellauner Kauf- und Tauschbuch vom 13.5.1646
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Anmerkungen zu S. 268 - 269 (655/14, Nr. 147, f.90). Aus der Eintragung im Gerichtsprotokoll vom 28.1.1648 geht der Zusammenhang der Grundstücksverkäufe mit den Prozeßkosten eindeutig hervor. »Zwar« sei Schultheiß Michel »nit zugegen geweßen/ ist es doch durch der g[nädigen] herschaft befelch verkauft worden wegen uncostens seiner haußfraw« (33/8129, unp., Nr. 14). Am gleichen Tag wurde auch der Verkauf des Anwesens eingetragen (ebd.). Das bcträchdiche Vermögen der Familie war für den Amtmann auch der Grund, ihr nicht zu glauben, daß sie allein aus finanzieller Not nach der Freilassung weggegangen sei: »ihr daruff vorgehalten wordten, wohe sie dan anderwerthß den underhalt bekommen, wan sie denen bey ihrem gutt nit haben khönnen...«: 25.9.1648 (655/14, Nr. 160, unp.). 110 Er wurde deshalb vom Bürgermeister Jakob Michels verklagt und wies dabei darauf hin, daß er ja »erbietig« sei, nur »anietzo die medien« dazu nit habe; Amtsprotokoll 1649 (33/10886, f.27v). 111 Ebd., f.7v. 112 33/8187b, f.3-9.4.9.1645: negatives Gutachten von Breitenbach (ebd., f.13-14); 1648 blieb es dabei aufgrund eines Gutachtens des Regierungskonsulenten Heintz (655/14, Nr. 167, unp.), der einem positiven Gutachten Dr. Moedens (33/8187b, f.15-16) seine Zustimmung verweigerte; am 12.7.1653 (ebd., f.18) versuchte Amtmann Zand von Merl die bisherigen Akten von der Kanzlei bzw. dem damaligen Sekretär Johann Casimir Storck zurückzuerhalten, offenbar ohne Erfolg. 113 33/8182 c, f.l3v; Als Schöffe erwähnt im Amtsprotokoll von 1649 (33/10886, f.40v). 114 Genau dieser Sachverhalt war Gegenstand des Argwohns, sie habe sich aus Angst vor einer Verhaftung aus dem Amt begeben; sie selbst begründete das mit Schulden; vgl. den entsprechenden Klagepunkt (33/8182c, {.27) mit ihrer Aussage im Verhör vom 9.9.1647 (33/8187c, f.21). 115 Verhör vom 7.9.1647 (33/8187c, f.20). 116 33/8183, unp; 33/8188, Fasz. I, unp. 117 Am 16.6.1653; dazu für die Satderin die Extrakte ihres Geständnisses in den Akten der Maria Margarethe Göbel (33/8188, Fasz. II, unp.), und Peter Hofmanns (ebd., Fasz. IV, unp.), für Mölich der Titel der Gesamtrechnung (33/8868, f.87). 118 So Friedrich Kayser im Verhör vom 19.3.1644 (33/8187, f,18v); diese Stelle wurde denn auch »extrahirt« (nach 21.4.1644: 655/14, Nr. 169, unp.). 119 So sie über sich selbst in einem Extrakt ihres Verhörs, der sich in den Akten gegen Maria Margarethe Göbel findet (33/8188, Fasz. II, unp.). 120 So laut Eva Pforten am 3.9.1643 (33/8182b, f.28); auch in den Kinderphantasien hatte sich dies niedergeschlagen, denn laut dem Mädchen Maria Elisabeth Spieß soll sie auf dem Tanz »mit einem schwartzen man gedantzt« haben: 25.11.1652 (33/8182, unp.). 121 Eva Pforten am 3.9.1643 (33/8182b, f.28); im Verhör vom 23.5.1653 sagte sie dies ebenfalls über sich selbst aus (33/8188, Fasz. II, unp.). 122 Der Hofmann Peter war der Sohn des vorherigen Rother Hofmannes Haman und dessen Frau Margarethe. Dazu heißt es im Zeugenverhör vom 13.5.1653 (33/8188, Fasz. IV, unp.), daß die Schwester seiner Mutter aus Gödenroth auch schon verbrannt worden sei. Nur Catharina Frantzen kann damit gemeint gewesen sein, da sie die einzige wegen Hexerei hingerichtete Person im Amt Kastellaun war, die aus dem Ort Gödenroth kam. Als Kirchengerichtsschöffe wird er in einem Klagepunkt von »1649« sowie im Zeugenverhör vom 13.5.1655 (33/8188, Fasz. IV, unp.) erwähnt, als Gerichtsschöffe im Amtsprotokoll von 1649 (33/10886, f.58v) und 1651 (33/10887, f.48). 123 Extrakte aus dem Geständnis der Maria Wehr aus Uhler (33/8188, Fasz. IV, unp.) sowie aus dem Geständnis der Catharina Wülberts aus Beulich im kurtrierischen Amt Boppard vom 19.6.1653 (ebd.). 124 Heinrich Göbel wurde am 6.4.1624 in sein Schöffenamt eingesetzt (33/8128) und hielt dieses unberührt vom Prozeß gegen seine Frau auch noch 1655, wie aus seiner Eingabe vom März dieses Jahres an die badische Kanzlei hervorgeht, die er mit »Heinrich Göbel/ burger/ censor und gerichtschoffen« unterzeichnete (33/8188, Fasz. II, unp.); ebenso laut dem Zeugenverhör in der Injurienklage Conrad Castore vom 18.11.1655 (ebd.). Seine Identität mit »Meister Henrich«, dem
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Anmerkungen zu S. 269 - 271 »bcnder«, geht aus der Besagung seiner Frau durch Eva Pforten im Verhör vom 3.9.1643 (33/8182b, f.28) sowie aus dem Extrakt in ihren Akten (33/8188, Fasz. II, unp.) hervor. 125 33/8188, Fasz. III, unp., pass. 126 So im Verhör am 16.12.1653 und ebenso am 12.1.1654 (33/8188, Fasz. III, unp.). 127 Unter dem Datum des 30.10.1655 im Kastellauner Gerichtsprotokoll eingetragen (33/8129, unp.). 128 Der Ehemann hatte ihr dies wegen Geldmangels abgeschlagen, worauf sie ihn dazu drängte, ausstehende Schulden einzutreiben; vgl. die Zeugenverhöre vom 22.7.1654 und vom 24.5.1655 (33/ 8188, Fasz. III, unp.). Tatsächlich hatte zum Beispiel die Pflege Alterkülz Schulden bei Baldwin Schuhe, wie aus dem Amtsprotokoll von 1649 hervorgeht (33/10886, f.67). 129 Laut der Abrechnung fur 1642 4 9 Gulden und 12 Albus (33/8135, Fasz. III, unp). 130 Im Verhör vom 31.5.1655 (33/8188, Fasz. III, unp.). Margarethe Schuhe hatte sich schon fur ihre vor der Verhaftung geplante Reise oder Flucht nach Mainz mit Geld eingedeckt; einen Dukaten und 2 Kopfstücke ( = 1 Gulden) trug sie bei sich (Verhör vom 25.9.1653: ebd.), weiteres Geld hatte sie einem Kaufmann anvertraut, um es durch ihn sicher nach Mainz bringen zu lassen; vgl. Schreiben vom 17.11.1653 (ebd.). 131 So erwähnt im Amtsprotokoll dieses Jahres (33/10887, f.83). 132 9.12.1659 (33/8860, f.32v). 133 Erwähnt im Zeugenverhör der Injurienklage Conrad Castors gegen sie vom 10.12.1655 (33/ 8188, Fasz. II, unp.). 134 Kiefer heiratete damals vermutlich die Tochter der Catharina Kiefer, also eine Schwester der Margarethe Schuhe, deren Schwager er damit wurde. Diese Schwagerschaft wird denn auch als Indiz gegen sie vom Ausschuß in der neuen Klage (»rassumptio processus«) von 1655 angeführt (33/8188, Fasz. III, unp.). Diese Frau Kiefers muß jedoch schon zum Zeitpunkt seiner Flucht 1645 gestorben gewesen sein, denn jene Maria Kiefer, die dann als seine Frau erscheint, ist selbst mit der Margarethe Schuhe verschwägert, kann also nicht deren Schwester sein. Zwar redete Margarethe Schuhes Mann Baldwein die Maria Kiefer auch mit »Schwägerin« an (Zeugenverhör vom 24.5.1655: 33/8188, Fasz. III, unp.), aber sie wiederum bezeichnete die Margarethe als ihre Schwägerin, wie aus deren Verhör vom 25.9.1653 (ebd.) hervorgeht. Ganz offensichtlich leitete sich dies daher ab, daß ihr Mann, Hans Jakob Kiefer, vor ihrer Ehe mit einer Schwester der Margarethe Schuhe verheiratet war. Für eine solche Übertragung spricht auch, daß Maria Kiefer im Zeugenverhör vom 24.5.1655 (ebd.) nur ihren flüchtigen Mann, nicht aber sich selbst als verschwägert mit der Margarethe Schuhe angibt. 135 Ihr erster Mann, Hans Jakob Weiler, tauschte 1636 sein Haus, Hof und Scheune unter Zugabe von 50 Reichstalern (112,5 Gulden) gegen ein offenbar höherwertiges Anwesen samt einem Platz an der Kastellauner Ringmauer (655/14, Nr. 147, f.79). 136 25. u. 26.9.1652 (33/8183, unp.). 137 Konkrete Angaben zu ihrer Person lassen sich aufgrund der spärlichen Quellenlage (33/ 8188, Fasz. V, unp.) nicht machen. Demnach hatte ihr Mann zunächst die Bezahlung der aufgrund der vorzeitigen Flucht seiner Frau relativ geringen Rechnung verweigert, worauf man ihm ein »pfcrdchen« abpfändete (Gcsamtrcchnung: ebd.). Aus anderen Quellen ergibt sich, daß ihr Mann 1647 wegen Diebstahls verurteilt wurde (vgl. 33/8174). 138 Die Zusammenstellung der Besagungen erfolgte im Juli 1655 zur Vorlage bei der Juristenfakultät Gießen; vgl. das Schreiben des Amtmannes vom 22.7.1655 (33/8188, Fasz. IV, unp.). 139 33/8182c; 33/8182, unp. 140 33/8183, unp. Schwierigkeiten bereitet die genaue Datierung dieser Anzeige, die von dem Kastellauner Ausschußmitglied Thomas Leonhard aufgezeichnet und eingereicht wurde, aufgrund der nicht sicher zu lesenden letzten Ziffer der Jahreszahl »165 .« Möglich sind »1652«, »1655« und »1657«. Am wahrscheinlichsten ist das Jahr 1652, da sich der Bericht auf den Besuch beider Fürsten in Kastellaun im vergangnenen Jahr bezieht; da der Pfalzgraf nachweislich im August 1651 Winnin-
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Anmerkungen zu S. 271 - 273 gen besuchte (33/13279, unp.) und vermutlich auch den Amtsort Kastellaun, könnte er sich bei dieser Gelegenheit dort auch mit Markgraf Wilhelm getroffen haben. 141 33/8183, unp. Sic wird öfters mit dem Namen ihres Vaters oder vorherigen Mannes als »Glaßers Leiß« erwähnt, jedoch steht ihre Identität mit Wentz Schmitten Frau Elisabeth außer Frage. Unter vielen verstreuten Belegen ragt als eindeutiger Beweis der Identität ein Schreiben des Ausschußmitgliedes Leonhard vom 15.9.1659 (33/8183, unp.) an den Amtmann heraus, welches sich »contra Elisabetha/ Wentz Schmitten haußfraw« richtete; der Amtmann fugte dem als eigenes Regest fur seine Registratur den Zusatz bei: »Inditium contra Glaßers Leiß magiae«. Die Identität des Gerichtsschöffen Wentz Schmitt mit »Claßerß Wentz« ergibt sich aus dem Verhör der Gertraud Schäfer vom 7.9.1647 (33/8187c, f,19v-20). 142 Pst. 5.9.1659 (33/8183, unp.). 143 15.9.1659 (ebd.). 144 13.9.1659 (33/8860, f.9-14v), zwei Tage vor Absendung des Ausschußschreibens. 145 Hinzu kommt das erste Verfahren (1586) gegen eine Frau aus Uhler, worüber kein Aktenstück vorliegt; vgl. Back, Kirche, III, S.357; den., Kampf, S.265. 146 In einem Schreiben des sponhcimischen Amtmanns Römer vom 10.7.1593 (33/8602, f.26v) heißt es über ihn, daß trotz seiner Freilassung »seines ampts und schoffen theils im Beltheimer gericht eingezogen worden« sei. 147 Erwähnt in der Verhandlung vom 16.11.1592 (33/8602, f.lv). 148 23.12.1592 (ebd., f.6v). 149 Vgl. Liste 1654 (SAT, L10/3 u. L/10/18). 150 Siehe oben Kap. V.l. 151 Vgl. die Angaben bei Fä)ricius, S.196 f., aus den Jahren 1563 und 1773. 152 Die Taxierung mit 1600 Gulden findet sich in zwei sponheimischen Listen von 1627 und 1635, welche alle im Beltheimer und Strimmiger Gericht ansässigen »junkerischen« Leibeigenen auffuhrt (33/8533); aufgrund von anderen dort verzeichneten Personen läßt sich ohne Zweifel feststellen, daß damit die sog. »boosischen« Leibeigenen gemeint waren. Auch im kurtrierischen Feuerbuch von 1563, aus dem Fabridus, S.196, schöpft, sind die Herren von Waldeck als Leibherren der Petershausener Feuerstelle eingetragen. 153 Bei ihm wurde die Vollmacht der Beltheimer Gemeinden für den neuen Ausschuß Anfang 1630 versiegelt, wie aus einer Rechnung (33/8604, f. 10) hervorgeht. Dieser »Hans Hoffmann« nahm als Schöffe auch an verschiedenen Hexenprozessen der Zeit teil, so etwa im Verfahren gegen Claus Endresen am 21.3.1631 (33/8609, f.9) und Michael Vieren (nach 17.3.1630 (33/8610, f.47). 154 Vgl. oben 1.3. 155 So laut dem Bericht von Römers Sohn Philipp Otto vom 23.[2.9.>]8.1657 (33/8603, f.34v35). 156 Der Beltheimer Ausschuß führte aus Anlaß von Jakob Daums Widerstand gegen die Geldforderungen an, daß Hans Lentzen geflohen sei, suggerierte also, daß nur die Flucht den Zugriff auf seinen Besitz versperrt hätte, sei es, weil er dadurch an den Leibherren zurückgefallen war, sei es, weil die Erben diesbezügliche Absichten vereitelten. 157 28.1.1630 (33/8604, f.97). 158 Diese Angaben finden sich nur in den kurtrierischen Listen (SAT, L10/3 u. L10/18), nicht in den »junkerischen« der sponheimischen Uberlieferung (33/8533); darin liegen die untersten Vermögenswerte bei 50 Gulden. 159 Verzeichnis der Junkerischen Leibeigenen von 1627 (33/8533). 160 26.5.1631 (33/8621, f.19). 161 Ersteres ergibt sich aus dem Auftreten des Jonas Lentzen als Zeuge gegen Agnes Kaufmann am 31.1.1630 (33/8608, f.23v); Letzteres aus der Zeugenaussage ihres Sohnes Johannes gegen Clara Hofmann am 1.2.1630 (655/14, Nr. 164, unp.), wonach seine Mutter und die Clara »geschwister kind« seien.
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Anmerkungen zu S. 273-
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162 Junkerische Leibeigene 1627 (33/8533); vgl. Klageschrift (33/8619, f.1-3) und Zeugenverhör (655/14, Nr. 164, unp.). 163 28.2.1630 (33/8608, f.30); irrtümlich wird sie darin als »Clara/ Kaufmans Christmans haußfrauw zu Macken« angegeben. 164 Klageschrift (33/8605, f.4); Zeugenverhör vom 31.1.1630 (ebd., f.l3v); besagt von Agnes Kaufmann als »Schultheißen oder Peter Calmusen haußfraw« im Verhör vom 2.5.1630 (655/14, Nr. 165, unp.). 165 Zeugenverhör 31.1.1630 (33/8605, f.19). Als Bürgermeister war Peter Calmus »nach gehaltener] rechnung« beim »scheffenglach« anwesend. Laut der Klageschrift (ebd., f.2v) müßte dies um das Jahr 1612 gewesen sein. 166 Zeugenverhör Jorgen vom 29.5.1653 (655/14, Nr. 156, unp.). 167 Ebd., f.8; die Frau des alten Vogtes war Catharina Becker (Klageschrift: ebd., f.2v), die des amtierenden Vogtes Maria Ackermann. Beide werden in der Klageschrift als »Beclagtin ihrer nachbarinfen] zwo« bezeichnet. 168 »Ihre weingärt alle fertig geweßen« - so die Klageschrift über den Bearbeitungsstand des Weinbergsbesitzes der Agnes Calumus (33/8605, f.4v); ähnlich im Zeugenverhör vom 31.1.1630 (ebd., f.l3v). 169 Schatzungsliste von 1654 (SAT, L10/3, unp.). 1651 wurde der Weinertrag mit nur 100 Gulden deutlich geringer taxiert, dafür aber die »Nahrung« mit 200 Gulden eingeschätzt (ebd.). 170 30.4.1631 (33/8605, f.22-v); ein Prozeß wäre vom Beltheimer Gerichtsschreiber Lerner in seiner Übersicht über die Verfolgungsaktivitäten des Jahres 1631 (33/8621, f,13v-15v) erwähnt worden. 171 Auf die familiär bedingte Zugehörigkeit der Margarethe Schmoll zur Gruppe der Beltheimer Gerichtsschöffen weist der im Zeugenverhör (33/8604, f.90v-91) erwähnte Umstand hin, daß um 1625 »das halbe gericht zu Beltheim« nach Erledigung einer Erbschaftsangelegenheit »in Schmollen Margrethen hauß den imbs«, also das traditionelle Gerichtsessen, zu sich nahm. Dieses aber wurde gewöhnlich bei einem Mitglied des Gerichtes oder der Gemeinde eingenommen, wie auch im Fall des Bürgermeisters Peter Calmus zu sehen war. Auf die Übernahme solcher Bewirtung durch den Beltheimer Vogt Paulus Schmoll weist wiederum eine Kostenabrechnung von ihm aus dem Jahre 1630 (33/8604, f.14) hin. Demnach waren der Cochemer Notar Petrus Gehmer und der kurtrierische Schultheiß Carl Eckhardt von Baldeneck mitsamt zwei Dienern und zwei Pferden während des Prozesses gegen das Ehepaar Thieß einmal bei ihm zum Essen eingekehrt und hatten für vier Gulden gegessen und getrunken. 172 Nur das Zeugenverhör vom 6.2.1630 hat sich erhalten (33/8604, f.87-91v; 655/14, Nr. 158, unp.). Back, Kampf, S.220 f., verfugte auch in diesem Fall noch über weitere Akten, neben der Klageschrift vermutlich noch »additionalcs« aus dem Jahr 1631. Denn seine Datierung der Ermittlungen in das Jahr 1613 könnte eine Verdrehung der Zahl 1631 sein, was auf weitere Maßnahmen in diesem Jahr hinwiese. Falsch ist in jedem Fall seine Angabe, wonach die Margarethe Schmoll hingerichtet worden ist, denn nirgendwo in den Akten hat sich ein Hinweis darauf finden können, weder in den Prozcßberichten des Gerichtsschreibers von 1630 und 1631 (33/8621, f . l l - 1 5 v ) , noch in einem Besagungsextrakt oder Besagungshinweis, das mindeste, was von einem erfolgreichen Prozeß stets übrigblieb. 173 33/8533, unp. 174 26.5.1631 (33/8621, f.l9v u. f.20v). 175 Ebd., f.19-21. 176 10.6.1631 (33/8621, f.16-17). 177 Liste der »junkerischen« Leibeigenen von 1627 (33/8533, unp.). 178 Vgl. den Titel der gegen ihn gerichteten Klageschrift (33/8609, f . l ) . So auch von Agnes Thieß als »hofmann zu Ebeshausen, Clausgen genannt« (33/8607, f.21) besagt. 179 Junkerische Leibeigene 1627 (33/8533, unp.); über die Schwagerschaftsbeziehung vgl. das
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Anmerkungen zu S. 274 - 275 Zeugenverhör, nach 17.3.1631 (33/8610, f.47) mit der Klageschrift (ebd., f.13 u. f.18) für Wendling; für Kaufmann vgl. ebenfalls Zeugenverhör (ebd., f.49) und Klageschrift (ebd., f.14 u. f.18). 180 Zeugenverhör (ebd., f.51); Verhör vom 9.5.1631 (ebd., f.3); Verhör vom 16.5.1631 (ebd., f.7v). 181 Verhör vom 9.5.1631 (33/8610, f.3v). 182 Vgl. dazu oben Kapitel II.2. 183 655/14, Nr. 170, f.6 u. f.8-9; 33/8611, f. 14. 184 10.6.1631 (33/8621, f.17). 185 Die Gutachten selbst sind nicht überliefert; im Fall der Affra Ginster wurde der kurtrierische Gutachter Friedrich Umbscheid in Koblenz am 30.4.1631 konsultiert (33/8605, f.22-v). Gegen Thonges Roß vermochten auch »additionales« 655/14, Nr. 161, S.7-8; 655/14, Nr. 162, unp.) und eine weitere Besagung aus dem eltzischen Lütz (33/8618, f.37) den Prozeß nicht durchzusetzen. 186 Agens u. Remigius Mödges, Kaufmann, Agnes u. Jakob Thieß, Schuhe; mit Einschränkungen Roß. 187 660 Gulden betrug sein Vermögen laut den Listen der junkerischen Leibeigenen von 1627 und 1635 (33/8533, unp.); über seine Zugehörigkeit zu den Schöffen informiert eine Bemerkung, mit der er sich in seinem Verhör gegen die Behauptung der Anklage wendet, er habe sich ohne Widerspruch von Jakob Vieren der Hexerei beschuldigen lassen: »negat... daß jehmalen von [einem] so danigen mahn gescholten« wurde; andernfalls hätte er »sich bei dem gericht/ da er ein scheffe [ist], defendirt« (33/8621, f.44v). Daß mit »er« der Verleumder Jakob Vieren gemeint sein könnte, scheidet aus, da dieser im Zeugenverhör nicht als Schöffe ausgewiesen wurde (ebd., f.35-v). 188 Siehe oben V.2 (Widerstand). 189 33/8620, f.33, f.26-17, f.78-v, f.80.v, f.60-69; 33/8606, f.1-2 u. f.10-11; 33/8621, f.75-v u. f.55-v. 190 33/8182b, f.27. Das Verfahren kam nicht über die Vernehmung eines Zeugen am 6.9.1653 (33/8620, f.24-v) hinaus, aber der Ernst der Lage wird daraus ersichtlich, daß diese Vernehmung »ad instantiam der requisitionem des gemeinschaftlichen Beltheimer gerichts außschußen« »ad perpetuarli rei memoriam« durchgeführt wurde, also in jener feierlichen Form, die zur gleichen Zeit gegen die Maria Margarethe Göbel Anwendung fand, um den Kronzeugenbeweis > für immer< sicherzustellen. Daß es sich bei Peter Wolf tatsächlich um einen Hofmann handelte, geht neben der zusätzlichen, typischen Benennung als Peter Hofmann auch aus den entsprechenden Umschreibungen als >Hofmann< hervor, etwa in der Besagung durch Gertraud Külzer im Verhör vom 22.9.1653 (33/8615, f.3ν u. f.5; 33/8614, f.24) und im Zeugenverhör (33/8620, f.24v). 191 298 Gulden laut der Liste der hürtischen Leibeigenen von 1634 (33/6384, unp.). 192 Als Kirchenvorstand erwähnt im Kastellauner Amtsprotokoll von 1655 (33/10888, f.40), ebenso darin (ebd., f.30v-31) als einer der Vertreter der hürtischen Leibeigenen für 1655 und 1659. 193 Zeugenverhör vom 6.9.1653 (33/8620, f.24-25). 194 33/8621, f.5. 195 Die Schwagcrschaft zu Haman Hofmann ergibt sich aus einem Rechtsstreit vor dem Kastellauner Amt im Jahre 1651 (Amtsprotokoll 33/10887, f.27v-28); da jener aus Petershausen bzw. dem dortigen Hof stammte, muß es sich um einen Sohn des dortigen Hofmanns gehandelt haben. 196 So laut Kastellauner Amtsprotokoll von 1646 (33/10885, f.2v). 197 So der Kastellauner Amtmann zur Erläuterung des Falles der Büttelsfrau gegenüber Pfalzgraf Georg Wilhelm am 17.7.1653 (33/8617, f.16). 198 Als Bender wurde Josten vom Strimmiger Vogt 1645 verklagt, weil er seinen Anteil an den Lasten zum Winterquartier der Soldaten noch nicht bezahlt hatte (33/10885, f.54v). Sein Vorgänger als Büttel war Johannes Schultheiß gewesen, der als »der alte büttel« 1645 in den Unterlagen gegen Maria Colimes (18.8.1645: 33/8183, unp.) sowie namentlich als noch amtierender Büttel im Jahre 1640 im Amtsprotokoll dieses Jahres (33/10882, f.50-v) erwähnt wird.
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Anmerkungen zu S. 275 - 275 199 Josten erwähnte dies in einer Supplikation, worin er sich gegen diesen Spruch wie auch das Drängen des Ausschusses nach Bezahlung weiterer Kosten beschwerte (vor 8.12.1653: 33/8617, f.30v). Die Gutachter hatten seiner Frau die Kosten »wegen gegebener argerniß undt bloßen Verdachts« auferlegt (22.11.1653: ebd., f.36). 200 So die Schmähung durch Mattes Otto, den Sohn des geflohenen Hans Jakob Kiefer (33/ 10887, f.70v), worauf der Büttel geantwortet hatte: »Waß bin ich, ich bin kein schelm/ auch kein dieb, ich bin meiner herrschaft knecht«; 1649 hatte er gegen den Kürschner Mattes Metzler klagen müssen, weil der ihn als »Landesverräter« bezeichnet hatte (33/10886, f.l3v). 201 33/8618, f.4. 202 So laut der kurtrierischcn Schatzungsliste von 1654 (SAT, L10/3, unp.);»Verzcichniß« (33/ 8618, f.4). 203 33/8618, f.4v; laut einer zweiten Aufstellung beliefen sich die Kosten auf 377 Gulden (ebd., f.5). Die Diskrepanz könnte aus der Hinzuzählung der Kosten für Roß' Mitangeklagte Maria Caspcr herrühren. 204 Ebd., f.5. 205 33/8618, f.4vu. f.5. 206 33/8620, f.30-31. Von Gertraud Külzer wurde Jakob Vieren im Verhör am 22.9.1653 (33/ 8615, S.3;); als »Fieren Micheleß Jakob« (»auß Macken«) zusammen mit »seiner haußfraw [gestrichen: Catharina] Christina« besagt (vgl. ebd., S . l l ) . 207 33/8620, f.28. 208 33/8620, f.l0-v. Lucia war damals schon von Agnes Thieß im Verhör vom 4.5.1630 (33/ 8607, f.21v) als »Blasius Henrichen/deß auschuß tochter Zeigh [=Lucia]« besagt worden, ebenso im Verhör vom 7.5.1630 (ebd., f.24v). Die personale Zugehörigkeit der verschiedenen Familiennamen Blasius und Grieß ergibt sich auch aus einer Bemerkung des Jakob Thieß im Verhör vom 3.5.1630: »Blasius oder Grieß Henrich« (ebd., f.6). 209 Extrakte in 33/8188, Fasz. IV u. 655/14, Nr. 170, unp.; 33/8187d, f,14v-15. 210 Zum Begriff vgl. Hahn u. Kapp. 211 Vgl. 7.1.1630 (33/8183, unp.); 23.8.1640 (33/8182, f.34), 2.3.1643 (33/8182, f.65) sowie die kurtrierische Verordnung vom Dezember 1591 (Scotti, I, S.556 f.). Schöncberg verlangte darin Personen, die es mit den Untertanen »treulich, uffiiehtig und gut meinen«. 212 Scotti, I, S.556. 213 33/8853, f. 19 u.f.20. 214 33/8853, f.lv,f,19u.f.20; 33/8857,f.2v-3; 655/14, Nr. 175, S.9; 33/8858,f.4; 655/14,Nr. 178, S.8 u. S.15; 33/8860, f.38v. 215 655/14,Nr. 179, unp.; 33/8862,f.2; 16.3.1646 (PfEKW, 5a,7, S.147); 33/12334,f.88 (vgl. ebd., f.89); 33/8867, f.3; 33/8860,f.9 u. f.23; H.MMölich (33/8868,4v-llv); F. Mölich (33/8860, f.9-14v). 216 33/8860, f,18-19v u. f.86. Wodurch auch seine Beteiligung an den Verfahren gegen Agnes Kröber (1648), Thonges Gergen (1648) und Dorothea Kröber (1649/51) nachgewiesen ist. 217 33/8900, f.15 u. f.22v. 218 19.1. und 20.1.1633 (33/8794, unp.). 1661 wird er in einem Verhörprotokoll des Vogtes Storck vom 3.8. als Gerichtsschreiber erwähnt (33/8852, f.l3v). 219 33/8858, f.26v. Zur protestantischen Zensur siehe oben Kap. III.3. 220 Irrtümlich auf Dezember datiert: 26.11.1642 (33/8857, f.19). 221 Die Übernahme des Bürgermeisteramtes ergibt sich aus einer Urkunde im PfEKW; vgl. dazu das Repertorium, S.4 f. 222 33/8855, f.3; 655/14, Nr. 174, S.l; 33/8856, f.l; 33/8857, f.3. 223 17.12.1642 (33/8182, f.64). 224 655/14, Nr. 178, S.15. 225 33/8857, f.4v.
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Anmerkungen zu S. 278 - 280 226 33/8858, f.58-v. 227 19.1.1633 (33/8974, unp.) 228 33/8182, f.Sl-57; 33/12334, f.57-59; 33/8855, f.lv; 33/8182, f.45. 229 33/12334, f.65-69v; 33/8857, f.2v; 33/8860, f.lOv. Die familiäre Beziehung zwischen Peter Horchemer und Göbel Mölich findet sich im Zeugenverhör gegen Margarethe Moden (33/12334, f.157) erwähnt, wurde aber, wie bereits (Kap. III.2.2) angesprochen, von Ludocivi nachträglich aus dem Konzept gestrichen. 230 33/12334, f.90. In dieser Konstellation erscheinen die Ausschußmitglieder auch in der nachträglich angefertigten Kopie ihrer Bevollmächtigung durch die Gemeinde (33/8182, f.42; weiteres Exemplar in 655/14, Nr. 172, S.73 f.). 231 33/8860, f.38-v; Müller, Geschichte, S.237 u. S.239. 232 Vgl. Gerichtsprotokoll vom 7.2.1632 (33/8900, Nr.15). Zu der Schutzfanktion siehe Kap. VI.3. 233 Siehe Kap. VI.l. 234 Gerichtsprotokoll vom 6.1.1633 (33/8900, Nr. 91): »Eodem haben vogt und scheffen Arnold Reiser zum gerichtschreiber, ein jähr lang mit einander zu versuchen/ bestellet/ der auch handtgelöbnis gethan«. 235 33/8860, f.86. 236 33/12334, f.68v. 237 33/8860, f.86; vgl. ebd., f.80 u. f.41. 238 7.1.1630 (33/8183, unp.). 239 Eingetragen im Gerichtsprotokoll (33/8128) unter dem 20.1.1612. 240 Vgl. die Eintragungen im Kastellauner Kauf- und Tauschbuch (655/14, Nr. 147, f.3, f.62, f.74 u. f.79). 241 Erwähnt bei einer Klage des Hans Jakob Kiefer vor dem Amt im Jahre 1640: Kiefer hatte sich demnach in den dreißiger Jahren eine Abrechnung seiner Geschäfte als Wirt schreiben lassen (33/ 10882, f.38v). 242 4.5.1630 (33/8620, f.6v). 243 33/10882, f.18; 33/10884, f.45; 33/10887, f.31. 244 Der Schöffe Carls Johannes starb um 1621/22; für ihn wurde am 24.1.1622 der Pastoreikellner Matthias Caspari zum Schöffen bestellt; vgl. den Eintrag im Gerichtsprotokoll (33/8128, unp.) unter dem Datum. 245 Back, Kampf, S.261. 246 2.3.1643 (33/8182, f.65-v). 247 11.12.1643 (33/12334, f. 145v). Damit wurde nicht Breitenbachs Tätigkeit bei den sponheimischen Hexenprozessen vergolten, sondern eine anderweitige Inanspruchnahme seiner Dienste durch Markgraf Wilhelms Bruder Hermann Fortunatus. Vgl. dazu Kap. IV. 2. 248 Vgl. die Rechnung aus dem Prozeß gegen Catharina Heintzen (655/14, Nr. 169, unp.). 249 2.3.1643 (33/8182, f.65-v). Für Schneider wird in der »Instruction« (ebd., f.l8-v) irrtümlich »Heinweiler« als Herkunftsort angegeben. 250 33/10886, f.29v-30; 33/10888, f.39v. 251 Vor dem Amtmann deswegen am 29.7.1643 (33/10883, f.31v) beklagt, räumte Heintzen die Richtigkeit des Vorwurf indirekt ein: »Beklagter wisse es nit, gered zu haben.../ dae es geschehen, weillen er sehr druncken gewessen/ seye es in drunckenheit beschehen/ begert sich nit überzeugen zu lassen«. 252 Rechnung Kiefer/Schultheiß (33/8182, f.6-v). 253 Vgl. die Chronologie der Ermittlungen in 33/8182c. 254 33/10884, f.6; vgl. Amtsprotokoll von 1640 (33/10882), Beilage zwischen f.39v u. f.40. 255 Die letzte Erwähnung seiner Ausschußmitgliedschaft erscheint im Verhör der Anna Schultheiß am 25.9.1648 (655/14, Nr. 160, unp.; 33/8187a, f.34-36).
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Anmerkungen zu S. 280 - 282 256 Als Gerichtsschöffe erscheint Minck erstmals am 26.11.1652 (33/8183, unp.). 257 655/14, Nr. 147, f.87v. 258 12.1.1654 (33/8188, Fasz. ΠΙ, unp.). 259 Zeugenverhör Göbel vom 7.6.1655 (ebd., Fasz. II, unp.). 260 Sein erster Eintrag im Kastellauner Inquisitionsprotokoll datiert vom 6.7.1644 (33/8182c, f.18). 261 Sie wird erwähnt im Verhör der Anna Schultheiß vom 25.9.1648 (655/14, Nr. 160, unp.); demnach war Thomas Leonhard im Herbst 1645 als Ausschußmitglied Zeuge der Verpflichtung, welche die Anna Schultheiß damals bei ihrer Freilassung eingehen mußte. 262 Explizit erwähnt in diesem Verhör (ebd.). 263 Als solcher natürlich bei der Ausschußeinsetzung am 2.3.1643 beteiligt (33/8182, f.65-v). 264 33/8135, Fasz. III, unp., Teil 11. 265 Zeugenverhör Agnes Josten vom 28.6.1653 (33/8617, f.9v). 266 Vgl. die Abrechnungen seiner Lieferungen aus den Jahren 1642 und 1643 (33/8135, Fasz. ΙΠ, unp.). 267 Die meisten befinden sich in 33/8183, (unp.) sowie in 33/8188, Fasz. I - I V (unp.). 268 27.11.1652 (33/8183, unp.). 269 Vgl. das Testament des Vaters in 33/8131, f.192-194; der Schulmeisterberuf des Bruders findet sich im Zeugenverhör gegen Margarethe Schuhe vom 24.5.1655 sowie in einem Klagepunkt vom 29.5.1655 (33/8188, Fasz. III, unp.) erwähnt. 270 Amtsprotokoll 1640 (33/10882, f.45, Beilage); als Schuhmacher erwähnt im Klagepunkt gegen Elisabeth Schneider (33/8183, unp.). 271 33/10882, f.45; 33/10885, f.45v; 33/10887, f.68v; 33/10884, f,14v-15. 272 Leider erwähnt der Eintrag im Gerichtsprotokoll (unter dem 30.10.1655: 33/8129, unp.) auch hier nicht das Geschäftsverhältnis. 273 13.1.1654 (33/8182c, f.20). 274 Erstmals erwähnt in der Prozeßrechnung des Hans Wilhelm Mölich (33/8868, f.87). 275 Rechnung Göbel (33/8188, Fasz. II, unp.). 276 Siehe unten VI.2.2. 277 Vgl. die dazugehörige Kostenabrechnung in 33/8188, Fasz. V, unp.; für Endres siehe Prozeß Göbel (ebd., Fasz. II, unp.). 278 33/8131, f.204-v. 279 Erwähnt im Zeugenverhör Peter Hofmann vom 13.5.1653 (33/8188, Fasz. IV, unp.). 280 33/10882, f.18. 281 Die Namen der Ausschußmitglieder der Gemeinde Zilshausen finden sich in ihrer Supplikation von 1597 (33/8620, f.20) sowie im Bericht Philipp Otto Römers (33/8603, f,19v). Die verschiedenen Eingaben des nachfolgenden Beltheimer Gesamtausschusses sind leider nicht namentlich unterzeichnet; ihre Abrechnung der Kosten aus dem Verfahren gegen Elsa Daum enthält wenigstens ihre Vornamen und Herkunftsorte (33/8603, f.26-31v). 282 Alle Namen finden sich im Protokoll der Vereidigungszeremonie vom 28.1.1630 (33/8621, f.lv). 283 33/8533, unp.. 284 Craus findet sich in der hürtischen Liste von 1634 (33/6384, unp.), Schmitt in der boosischen Liste von 1627 (33/8533, unp.). 285 Völlig eindeutig heißt es in der Abrechnung der bei der Umlage 1631 eingenommenen Gelder: »Erstlich der Schmidt zu Mackheim alß außschuß empfangen...« (33/8621, f.5). Seine Frau Anna wird von Agnes Kaufman im Verhör vom 2.5.1630 (655/14, Nr. 165, unp.) als »des schmieds frau« bezeichnet. Die Prozeßrechnung von 1630 (655/14, Nr. 163, unp.).erwähnt im Hinblick auf den Hinrichtungstag, daß »der schmit von Macken 2 maß wein und 2 albus brot mit zum gericht« genommen habe, vermutlich die Henkersmahlzeit.
394
Anmerkungen zu S. 282 - 283
286 33/10885, f.2v. 287 Dieser Vorgang wird 1644 in den Amtsprotokollen erwähnt (33/10884, f.53-54). 288 Als solcher hätte er bei der jährlichen Abrechnung des Bürgermeisters mit den Schöffen des Ortes wie auch beim anschließenden »scheffen glach« anwesend sein müssen bzw. dürfen, war jedoch in dem beschriebenen Fall durch Krankheit verhindert, weshalb ihm die Bürgermeisterfrau Agnes Calmus Wein und Fleisch [!] brachte; vgl. Zeugenverhör Calmus vom 31.1.1630 (33/8605, f.19). Reck ist daher eher als Gemeindegeschworener denn als ein Geschworener des Dorfgerichts anzusehen; vgl. Nikolay-Panter, S.75 f. 289 SAT, L10/3, unp.; über seine Mutter Clara Zeugenverhör Ginster (655/14, Nr. 157, unp.). 290 Als Schöffe nahm Claus Reck an den Verhören der drei Prozesse vom Herbst 1596 teil (vgl. z.B. 33/8603, f.7); im Zeugenverhör gegen Agnes Calmus vom 31.1.1630 erscheint Catharina Reck als Witwe des alten Vogtes (33/8605, f.7v). 291 Jakob Thieß gestand im Verhör vom 3.5.1630 (33/8607, f.lOv), daß er ihm aus Rache habe »seiner pferdt eins« töten wollen. Wenig aussagekräftig ist, daß Grieß bei der Veranlagung von 1623 unter den vier trierischen Leibeigenen seiner Gemeinde an zweiter Stelle lag; im Vergleich zum gesamten Spektrum gehörte er aber zum oberen Drittel (SAT, L10/3, unp.). 292 33/6384, unp. 293 Als Gerichtsbote erwähnt im Zeugenverhör gegen Dorothea Jorgen am 29.5.1653 (655/14, Nr. 156, unp.). 294 Vgl. Lerners Bericht fur 1631 (33/8621, f. 14). 295 33/6384, unp. 296 3.9.1645 (51/6, Nr. 28, unp.; weiteres Exemplar in 33/8621, f.22-v). 297 Alle Namen der 1652 versammelten Deputierten und Ausschußmitglieder befinden sich in dem Protokoll des Treffens vom 3.9.1652 (33/8621, f.29-31) und im Schreiben des Kastellauner Amtmanns vom 4.9.1652 (ebd., f.31v-32). 298 33/8620, f.20. 299 Als »Georgen Hans« aus Zilshausen berichtet er am 24.4.1656 eine Vorfall über die Verdächtige Agnes Heimers aus Burgen (33/8620, f.33). 300 Beide Vornamen erscheinen und doch ist derselbe gemeint! Als Theobald Noll erscheint er zusammen mit Claus Noll beim Deputiertentreffen am 3.9.1652 (33/8621, f.30), als Ewald Noll und vereidigter Ausschuß erwähnt ihn der Amtmann in seinem Bericht vom darauffolgenden Tag (ebd., f.31v). Da die Ausschußmitglieder aber am Tag zuvor mitanwesend waren, um förmlich »erkoßen« zu werden, muß es sich dabei um ein und dieselbe Person gehandelt haben. Um noch eine weitere Variante aufzufuhren: Als »Theobald Knohl«, Ausschußmitglied«, tritt derselbe dann im gleichen Jahr beim Zeugenverhör gegen Dorothea Jorgen auf; vgl. das »directorium« der Klageschrift und das Protokoll vom 29.5.1653 (655/14, Nr. 156, unp.). Bestätigt wird die Austauschbarkeit durch die kurtrierischen Schatzungslisten von Burgen: 1651 erscheint darin »Ewald Noll«, aber kein Theobald Noll, 1654 verhält es sich umgekehrt; vgl. SAT, L 10/3, unp. 301 Ebd. Bei der Schätzung von 1651 lag Weinand Dillmann mit 160 Gulden Nahrung immerhin noch über der Erwerbsschätzung der Mörsdorfer Schöffen Jakob Schmitts und Thonis Heintzen; allerdings verfugten diese mit Ochsen und Pferden über wertvollen Viehbestand. 1654 aber lagen beide mit 250 bzw. 280 Gulden »Nahrung« deutlich über den 125 Gulden, auf die Dillmann abgesunken war. 302 So wurde z.B. Winningen noch Anfang 1653 ausgiebig von ihnen verwüstet. Eine Ubersicht über die dabei angerichteten Schäden findet sich am Ende des Kastellauner Amtsprotokolls von 1677 (33/10894). 303 SAT, L10/3, unp.; jedoch nicht mehr im Jahre 1654. 304 655/14, Nr. 170, f.l-v. 305 Darauf läßt die Tatsache schließen, daß die 1631 eingereichte Klage gegen Affra Ginster aus Burgen neben Johannes Lang auch von Ewald Noll unterzeichnet worden ist (655/14, Nr. 157, unp.).
395
Anmerkungen zu S. 283 - 287 306 SAT, L 10/3, unp. 307 Ebd. 308 1645 die Gerichtsschöffen Jakob Metzeler und Jakob Müller aus Buch (ebd. für 1651) und Gerhard Weil aus Burgen (wenn identisch mit Gerhard Wey, der als Schöffe beim Zeugenverhör vom 29.5.1653 gegen Dorothea Jorgen auftritt: 655/14, Nr. 156, unp.) sowie der ehemalige Bürgermeister Claß Piesen aus Dommerhausen, der 1631 als Bürgermeister die Ablieferung des in Dommershausen und Eveshausen erhobenen »Hexengeldes« mit quittierte (33/8621, f.5). 1652 die Gerichtsschöflfen Bast Wey aus Uhler (Zeugenverhör Lentzen vom 30.12.1652: 33/8621, f.34) sowie Bast Steffen und Heinrich Daum aus Beltheim (Klageschrift Maria Caspar 33/8618, f.41). Daum wird mehrfach als beisitzender Schöffe in den Protokollen erwähnt (Zeugenverhör Schmoll vom 6.2.1630: 33/8604, f.87). Zugleich war er dortiger Vogt, ebenso wie Franz Andreß fur den Ort Lahr (3.9.1652: 33/8621, f.29-31). Als Wortführer aller Deputierten gegenüber dem Kastellauner Amtmann trat der kurtrierische Schultheiß Georg Crantz aus Buch auf (ebd.). In der Strimmiger Delegation gehörten zu den eigentlichen Deputierten der kurtrierische Schultheiß, der winneburgische und der sponheimische Vogt sowie der Strimmiger Gerichtsbotc (ebd.). Unklar ist hierbei nur die Position der beiden übrigen Deputierten aus Prieder. 309 SAT, L 10/18, unp.; Zeugenverhör Agnes Josten vom 28.6.1653 (33/8617, f.llv); Amtsprotokoll (33/10888, f.6). 310 SAT, L 10/3, unp. Uber das vierte Ausschußmitglied Johann Moßmann aus Mittelstrimmig liegen keine Angaben vor. 311 Vgl. Kap. VI.3. 312 Dies und alle folgenden Angaben stammen, in der Reihenfolge der Prozeßchronologie, aus den Akten: 33/8853, f.20-33 u. f.35-37; 33/8855, f.3-5; 33/8854, f.2-13; 655/14, Nr. 175, S.5-9; 33/8858, f.6-11; 33/8859, f.l-v (Schreiben des Amtmannes vom 22.5.1643); 33/12334, f.155-159; PfEKW, 5a,7, S.249 f.; 33/8862, f.1-4; 33/12334, f.88-90; 33/8867, f.3-10; 33/8868, f.4v-llv; GLAK, 65/790, f,19-26v; 33/8860, f.9-14v u. f.7-8. 313 33/12334, f.89. 314 22.9.1656 (GLAK, 65/790, f.12-14). 315 33/12334, f.51-57v; 33/12334, f.67v. 316 33/12334, f.68. 317 33/8182, f.51-57v. 318 33/12334, f.66v. 319 Zeugenverhör Friedrich Mölich, (33/8860, f.9-14v). 320 655/14, Nr. 178, S.15 f. 321 Elisabeth Laux (33/8186), Maria Kröppen und ihre Enkelin Anna Maria (33/8182a.) 322
33/8182C,
f.ll.
323 Gegen Clauß Johannes und seine Frau Margreth (33/8182c, f.3v), gegen Eva Fuchs (ebd., f.l8v) und gegen Anna Schultheiß (ibid, f.2v), alle aus Krastel; Tag gegen Kiefer (655/14, Nr. 183, unp.), seine Frau gegen Elisabeth Schneider (33/8183, unp.). 324 Erwähnt im Bericht des Amtmannes vom 18.9.1645 (33/8183, unp.). Der Punkt scheint aber nicht Eingang in die Klageschrift gegen Kiefer gefunden zu haben, denn sein Verteidiger erwähnt Tag nur als Zeugen zur »fama« (655/14, Nr. 183, unp.). 325 26.9.1653 (33/8188, Fasz. III, unp.); 23.7.1655 (ebd., Fasz. IV, unp.). 326 29.5.1655 (33/8188, Fasz. ΠΙ, unp.). 327 Gegen Agnes Kaufmann am 31.1.1630 (33/8608, f.26); gegen Clara Hofmann am 1.2.1630 (655/14, Nr. 164, unp.). 328 Gegen Agnes Calmus am 31.1.1630 (33/8605, f.20 u. f.19) sowie am 3.4.1631 gegen Agnes Ginster (655/14, Nr. 157, unp.). Die dabei von einander abweichenden Altersangaben von Reck - 28 Jahre und 31 Jahre - lassen keineswegs auf verschiedene Personen schließen; seine Zugehörigkeit zu
396
Anmerkungen
zu S. 287 - 290
Lucia, Quirin Waldeckcrs Witwe ergibt sich ohne jeden Zweifel aus ihren Angaben als Zeugen gegen Agnes Calmus; demnach war die Lucia in einer vorigen Ehe mit Dietrich Reck verheiratet. 329
Beide gegen Agnes Calmus am 3 1 . 1 . 1 6 3 0 ( 3 3 / 8 6 0 5 , f.10 u. f.lóv).
330
Ebd., f.9v-10 u. f.12.
3 3 1 Leonhard gegen Agnes Josten am 2 8 . 6 . 1 6 5 3 ( 3 3 / 8 6 1 7 , f.9v); Bonsch gegen Peter Hofmann am 1 3 . 5 . 1 6 5 3 ( 3 3 / 8 1 8 8 , Fasz. I V , unp.); zu Endres 2 1 . 7 . 1 6 5 4 (ebd., Fasz. II, unp.). 332 Johannes Paulus gegen Jonas Lentzen am 3 0 . 1 2 . 1 6 5 2 ( 3 3 / 8 6 2 1 , f.35v-36); Jakob Frantzen gegen Agnes Josten am 2 8 . 6 . 1 6 5 3 ( 3 3 / 8 6 1 7 , f . l l v ) . 333 6 5 5 / 1 4 , Nr. 170, f.l-v. 3 3 4 Es gelang freilich schon bald, die Primärinformantin, die Witwe Elisabeth Theisen aus Uhler, an seine Stelle zu setzen, wie die Ausstreichung im »directorium probationis« zeigt ( 3 3 / 8 6 1 8 , f . l 9 v ) . 335
3 3 / 8 6 2 0 , f. lOv.
336 Lediglich aus der provisorischen Anfangszeit der Verfolgung im Jahre 1 6 2 9 ist ein Hinweis auf eine solche Person - Adam Diel - überliefert, in der Rechnung aus dem Prozeß Mödges ( 3 3 / 8 1 8 2 , f.lOv). 337 Gegen Ottilia Heintzen am 1 5 . 3 . 1 6 4 4 (Extrakt; 6 5 5 / 1 4 , Nr. 169, unp.), was sich aus der Prozeßrechnung Friedrich Kayser ergibt ( 3 3 / 8 1 8 7 , f.45), gegen diesen am 1 9 . 3 . 1 6 4 4 (ebd., f.l5v16v) und gegen Catharina Frantzen am 2 2 . 4 . 1 6 4 4 (655/14, Nr. 169, unp.). 338
33/8182C, f.l6-v.
339
3 3 / 8 1 8 2 c , f.15 ; vgl. den Entwurf des Amtmanns ( 3 3 / 8 1 8 7 , f.43).
340 341
3 3 / 8 1 8 8 , Fasz. I V , unp. 1 3 . 5 . 1 6 5 3 (ebd.).
342
3 3 / 8 8 6 8 , f.87.
343
3 3 / 8 1 8 8 , Fasz. II, unp. (bes. 2 1 . 7 . 1 6 5 4 ) .
344 345
8 . 2 . 1 6 3 0 (33/8182a, f.8-vu. f.9-10). 33/8182C, f.l0-v.
346 347
2 9 . 1 2 . 1 6 4 3 ( 3 3 / 8 1 8 7 , f.7v). Vgl. oben Kap. III.3.
348 349 f.34).
1 3 . 5 . 1 6 5 3 ( 3 3 / 8 1 8 8 , Fasz. I V , unp.). Wie oben zu Adam Tag; zu Gertraud Schäfer vgl. das Protokoll vom 1 7 . 9 . 1 6 4 7 ( 3 3 / 8 1 8 7 c ,
350 351
Vgl. oben V.1.3. 1 3 . 5 . 1 6 5 3 ( 3 3 / 8 1 8 8 , Fasz. I V , unp.).
352
Erwähnt im Verhör Kaysers am 2 1 . 3 . 1 6 4 4 ( 3 3 / 8 1 8 7 , f,18v).
353
Zeuge gegen Agnes Thieß ( 1 6 3 0 ) und gegen Thonges R o ß (1631).
354
6 5 5 / 1 4 , Nr. 163, unp., Punkt 2 f.
355
Ebd., Punkt 6 - 8 .
356 357
Klageschrift Punkt 9 ( 6 5 5 / 1 4 , Nr. 161, unp.). 1 8 . 3 . 1 6 3 1 ( 6 5 5 / 1 4 , Nr. 162, unp.).
358 Im Amt Kastellaun übernahm diese Rolle vor allem Jonas Raw, der Verleumder der Gertrud Schäfer (Kap. III.3.): Zeuge oder Denunziant gegen Elisabeth Laux ( 3 3 / 8 1 8 6 , S.6 u. S.12), Hans Jakob Kiefer ( 3 3 / 8 1 8 2 c , f.5vu. f . l 4 v ; 6 5 5 / 1 4 , Nr. 183, unp.), Anna Schlosser, die er auch selbst »ein hex gescholten« hatte (ebd., f.9; 33/8182b, f.30v-31), und gegen Margarethe Schuhe ( 3 3 / 8 1 8 8 , Fasz. III, unp.). Ähnlich Hans Adam Lauwer: Kläger gegen Eva Pforten und (mit seiner Frau) gegen Elisabeth Schmitt ( 3 3 / 8 1 8 2 c , f.7v; 3 3 / 8 1 8 2 b , f.6; 3 3 / 8 1 8 3 , unp.), Zeuge gegen Maria Margarethe Göbel und Peter Hofinann ( 3 3 / 8 1 8 8 , Fasz. Π u. IV, unp.). 359
Dazu mehr in Kap. V I . 3 . 4 .
360 361
3 3 / 8 8 5 4 , f.7. 33/8860, f.l2v.
362
2 6 . 9 . 1 6 5 3 ( 3 3 / 8 1 8 8 , Fasz. II, unp.).
397
Anmerkungen zu S. 290 - 296 363 4.9.1642 (33/8857, f.l2). 364 10.11.1656 (33/8621, f.75v). 365 31.10.1656 (33/8621, f.76). 366 33/8188, Fasz. II, unp. 367 24.5.1655 (33/8188, Fasz. ΠΙ, unp.). 368 Vgl. Zeugenaussage des Ausschußhelfers Thomas Geyer gegen Veit Geilen (33/8862, f.lv); ebenso Almersbach gegen Emmerenzia Laux (33/8858, f.9). 369 13.5.1653 (33/8188, Fasz. IV, unp.). 370 33/12334, f,156v. 371 33/8854, f.9. 372 Auch hier bezieht sich dies nur auf jene 14 der ingesamt 24 Winninger Verfahren, über die allein wir diesbezügliche Aussagen machen können. 373 655/14, Nr. 178, S.23. 374 Gegen Jonas Lcntzen am 30.12.1652 (33/8621, f.35-v) und gegen Gertraud Külzer am 3.9.1653 (33/8614, f.l-v). 375 Gegen die Mitangeklagte seiner Frau, Dorothea Jorgen, am 29.5.1653 (655/14, Nr. 156, unp.) und nach deren Hinrichtung gegen Agnes Heimers am 19.9.1656 (33/8621, f.60). 376 33/12334, f.158; Sellinghausen, Winningen, I, S.98. 377 33/8860, f. llv-12. 378 33/8854, f.7v-8. 379 33/12334, f.158. 380 Dagegen hat Krämer, S.50 f., sie irrtümlich als hauptsächlichen Prozeßgrund verstanden. 381 33/8855, f.l-2v u. f.3-5v; vgl. das Schreiben des Ausschusses vom 6.12.1640 (33/12334, f.28-v); 33/8855, f.3-5v. 382 Klageschrift Schiffer (655/14, Nr. 175, S.6 f.). 383 Vgl. oben II.2. 384 Als Ausnahme ist neben Johannes Heyden der Kastellauner Schuhmacher Baldwin Schuhe ι zu nennen, wobei freilich auch eher Angst als familiärer Konflikt das Motiv gewesen zu sein scheint (33/8188, Fasz. III, unp.). 385 In Winningen im Fall der Emmerenzia Laux und der Elisabeth Sünder, deren Ehemänner allerdings zum Zeitpunkt des Prozesses schon verstorben waren (33/8858, f.6-11; PfEKW, 5a,7, S.249 f.). 386 Zur »Faktionismus«-These siehe Kriedte. 387 Die hier präsentierte Rekonstruktion der familiären Verbindungen beruht zum einen auf den oben analysierten Verwandtschaftsangaben Kap. VL1 u. 2), zum anderen auf dem Geschlechterregister des Winninger Pfarrers Rodenberger, angelegt um 1800 (PfEKW). 388 Auch der Sohn Ludwig muß dazu gerechnet werden, wurde er doch bei der Gerichtssitzung vom 6.1.1633 zusammen mit dem späteren Schöffen Peter Mölich zum »selbigen mahl zu vorsprechern angenohmen« (33/8900, Nr. 92). 389 Vgl. den Heiratsvertrag im Winninger Gerichtsbuch (33/8900, Nr. 142 f.). 390 Geschlechterregister, S.147 u. S. 235 (PfEKW); ebd., 5a,7, S.268. 391 Zeugenverhör Maria Knebel (33/8853, ft-27); vgl. Kap. V I . l . 392 In dieser Hinsicht dürfte das Winninger Schöffenweistum sich nicht vom Kastellauner Weistum unterschieden haben; vgl. dazu Leonhard, S.69 f. 393 Über diese Kompetenz des Vogtes informieren zwei Schreiben vom 19.10.1640 (33/8182, f.44-v). 394 33/8853, f.46v-47; 33/12334, f,163v. 395 4.10.1652 (33/8868, f.23v). 396 33/8867, f,15v. 397 5.10.1652 (655/14, Nr. 171, S.47). Vgl. Kap. V.2.1f.
398
Anmerkungen zu S. 296 - 302
398 20.1.1633 (33/8794, unp.). Die Einsetzung Reisers war bereits am 6.1.1633 erfolgt (33/ 8900, Nr. 91). 399 24.4.1632 (33/8900, f.22v-23v). 400 Zeugenverhör Margarethe Kröber vom 4.9.1642: damals gab Siegbert sein Alter mit 4 0 Jahren an (33/8857, f.4v). 401 Für diese drei finden sich alle Altersangaben in dem Zeugenverhör der Injurienverhandlung Hans Sopps contra Hans Jakob Bormer (GLAK, 65/790, f.l9v, f.20v u. f.23v). 402 Eine ähnliche Konstellation charakterisiert das Burgener Ausschußmitglied Franz Reck (1629/31): Als Sohn des verstorbenen Geschworenen Dietrich Reck und Stiefsohn des Quirinus Waldecker, der 1623 noch an der Spitze der Burgener Steuerveranschlagung gelegen hatte (SAT, L10/3, unp.), konnte Reck zwar auf eine ansehnliche Herkunft verweisen. Aber auch sein Stiefvater war 1630 schon tot, als er im Alter von knapp 30 Jahren mit dem älteren Johannes Lang Mitglied des Ausschusses wurde; vgl. Zeugenverhör Ginster (655/14, Nr. 157, unp.); Zeugenverhör Calmus (33/ 8605, f.l-v). 403 Als »Thomaß von Newerkirchen« gab Thomas Leonhard ein Indiz gegen Booßen Greth aus Hasselbach an (33/8182c, f,19v). Sein Bruder Johannes wurde 1628 als »Johannes Schmit von Newerkirch« zum Schöffen bestimmt (7.2.1628: 33/8128, unp.); beim Zeugenverhör gegen Margarethe Schuhe am 22.7.1654 wurde er, obwohl Bürger und Einwohner der Stadt Kastellaun, als »Johannes Leonhard von Newerkirch« bezeichnet (33/8188, Fasz. III, unp.). 4 0 4 Vgl. Leonhard, S.53-55. Leonhards Feststellung, daß die »Klasse« der Außenbürger erst nach dem dreißigjährigen Krieg entstanden sei, muß jedoch korrigiert werden. 405 Zu dieser Bruderschaft ebd., S.121 f., Anm.l. 406 Elisabeth, Simon Schneiders Frau aus Alterkülz (33/8183, unp.). 407 Indes enthält die Arbeit von Leonhard, obwohl als Beitrag zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte konzipiert, nicht den geringsten Hinweis auf die handwerkliche Berufsstruktur der Stadt. Aus der im späten 18. Jahrhundert angesetzten Untersuchung von Schichtel erfahren wir immerhin, daß es in Kastellaun zünftisch organisierte Sattler, Küfer, Rotgerber, Leinenweber und Spengler gab (S.207-247). 408 33/8186, S.5; 33/8182c, f,14-v; Zeugenverhör Schuhe vom 22.7.1654 (33/8188, Fasz., III, unp.). 4 0 9 33/8182C, f.9v u. f,13v. 410 33/8188, Fasz. II, unp. 411 Ebd. 412 Siehe oben Kap. V.3. 413 33/8900, Nr. 15. 4 1 4 Siehe oben Kap. VI.2. 415 Rummel, Dynamik, S.36 f. 4 1 6 Defensión (655/14, Nr. 183, unp.). 417 Siehe oben Kap. VI.2. 418 13.5.1653 (33/8188, Fasz. IV, unp.). 4 1 9 Zeugenverhör (33/8862, f.2). 4 2 0 33/8867, f.7-v. 421 Zeugenverhör Thonges Roß vom 18.3.1631 (655/14, Nr. 162, unp.). 422 Zeugenverhör vom 16.1.1653 (33/8868, f.49v). 423 April 1643 (33/8858, f.61). 424 Wyttenbach u. Müller, III, S.54; Scotti, I, S.555; vgl. auch ebd., S.561. Siehe oben Kap. VI.1.2. 425 22.11.1642 (33/8857, f,18v). 426 23.12.1646 (655/14, Nr. 147, f.89v); eingetragen im Gerichtsprotokoll am 28.1.1648 (33/ 8129, unp.).
399
Anmerkungen
427
zu S. 302 - 309
Zcugenvcrhör vom 1 6 . 1 . 1 6 5 3 (33/8868, f.49-v).
4 2 8 Verhör Moden vom 3.9.1643 (33/12334, f,165v); Zeugenverhör Laux vom 1 4 . 1 2 . 1 6 4 2 (33/8858, f.8). 429 430 431 432
S o im Verhör vom 3 . 5 . 1 6 3 0 (33/8607, f.5v-6). Zcugenvcrhör vom 1 0 . 4 . 1 6 3 0 (655/14, Nr. 163, unp.). 2 6 . 5 . 1 6 3 1 (33/8621, f,19v). Verhör vom 3 . 5 . 1 6 3 0 (33/8607, f.5v).
433
2 1 . 1 1 . 1 6 5 9 (33/8860, f.30).
434 435
3.3.1653 (655/14, Nr. 172, S.78). Zeugenverhör 1 6 . 1 . 1 6 5 3 (33/8868, f.49-v).
436 437
2 1 . 3 . 1 6 3 0 (33/8609, f.9-v). Ebd.
4 3 8 »Manne« laut Rheinischem Wörterbuch, V , S.808, ein 50-100 Pfund fassender Korb; 2 1 . 3 . 1 6 3 0 (33/8609, f.9v). 439
Ebd., f.10.
440
Klageschrift (655/14, Nr. 163, unp., P.7).
441
Zeugenverhör vom 10.4.1630 (655/14, Nr. 163, unp.).
442
Ebd.
443
655/14, Nr. 183, unp.
444
Zcugenvcrhör vom 10.4.1630 (655/14, Nr. 163, unp.).
4 4 5 Auf der »Heide« befand sich die Winningcr Richtstätte; Zcugenvcrhör vom 2 . 9 . 1 6 5 2 (33/ 8 8 6 7 , f.9). 446
Zeugenverhör vom 2 5 . 1 1 . 1 6 4 3 (33/8187, f.2-v).
447 448
33/8182c, f.14; Defensión (655/14, Nr. 183, unp.). 33/8182C, f,14v.
4 4 9 Nicht erhalten, aber in der Verteidigungsschrift wiedergegeben (655/14, Nr. 1 8 3 , unp.). 4 5 0 Vgl. etwa die Wetter- und Erntenachrichten der Limburger Chronik aus den Jahren 15851595 bei Knetsch, S. 1 5 1 - 1 7 1 . Speziell fur die Jahrgänge im Weinbau vgl. den Überblick bei Bassermann-Jordan, ΙΠ, S . 6 9 4 - 7 6 9 . 4 5 1 So etwa durch den Bruder des Winningcr Ausschußmitgliedes Hans Kröber, Thongcs Kröbcr, gegen Catharina Knebel im Spätsommer 1640 (33/8854, f.2v-3i; ähnlich im Fall der Margarethe Moden (33/12334, f,154v u. f.157). 452
Mehr dazu unten Kap. V l . 3 . 4 .
4 5 3 Klagepunkt gegen Clausges Hausfrau aus Panzweiler vom 5 . 9 . 1 6 5 9 (33/8183, unp.). 4 5 4 Klage Maria Colimes (33/8182c, f,13v). 4 5 5 Das Folgende in der Klageschrift und im Zeugenverhör vom 2 . 9 . 1 6 5 3 (33/8614, f.8v u. f.35v-36). 4 5 6 Für Norddeutschland hat z.B. Schormann ein starkes Anwachsen der unterbäuerlichen Schicht im Zeitraum der Hcxenverfolgung konstatiert (Hexenprozesse in Deutschland, S . 7 4 - 7 9 ) . Für den rheinischen Raum scheint dies nicht in dieser Form vorzuliegen; vgl. dazu Steinbach, Veränderungen; Henn-, Irsigler, Groß- und Kleinbesitzer. Speziell fur die Stadt Trier ders., Wirtschaftsgeschichte. 4 5 7 33/8182, f,13v. 4 5 8 »Inimicitia autem adimet habilitatem et fidem testi« (655/14, Nr. 183, unp.). Vgl. zum Folgenden auch Walz. 459
1 8 . 9 . 1 6 4 5 (33/8183, unp.).
460
Zeugenverhör 2 5 . 1 1 . 1 6 4 3 (33/8187, f.4).
461
Ebd., f.2.
462
Vgl. etwa 3 3 / 1 0 8 8 2 - 3 3 / 1 0 8 8 8 .
463
Zeugenverhör vom 2 4 . 8 . 1 6 4 5 (33/8187b, f.7v-8v).
400
Anmerkungen zu S.
310-314
464 28.9.1645 (33/10885, f.57v-58). 465 Zeugenverhör vom 14.10.1642 (33/8858, 2v u. f.9v). 466 Vgl. Klage Schultheiß (33/8182c, f.3); ebenso Zeugenverhör Moden vom 29.4.1643 (33/ 12334, f.156). 467 Steinbach, Ursprung, S.270 f. Eine solche Situation mit den entsprechenden Konflikten zwischen Gemeinde und Schöffen scheint im späten 18. Jahrhundert in Kastellaun auch eingetreten zu sein; vgl. Leonhard, S.66-68. 468 8.4.1651 (33/8794, unp.). 469 33/10888, f.3v-4. 470 33/10885, f.57v. 471 Siehe Back, Pfarrei Roth, S.362 f.; ders., Pfarrei Kastellaun, S.315 f. Die Zensoren von Gebroth wurden der Willkür und Selbstherrlichkeit bezichtigt; sie selbst baten die Obrigkeit um Schutz (ders., Pfarrei Gebroth, S.205); die Zensoren von Winterburg wurden als »Verräter« beschimpft, wenn sie Dorfbewohner zum Kirchgang anhielten (ders., Pfarrei Winterburg, S.108), und die aus Kleinich waren laut Pfarrer die ersten »im Vollsaufen« (ders., Pfarrei Kleinich, S.311). Allgemein dazu Münch; neuerdings für Kurköln Becker. 472 Lau, IV,S.69. 473 Dazu neuerdings Borscheid. Zum Generationsbegriff Jaeger. 474 Vgl. folgende Altersangaben der Zeugen: gegen Jakob Thieß: 15, 25, 25, 26, 30, 32, 50 (655/14, Nr. 163, unp.), gegen Clara Hofinann: 2 0 , 2 2 , 3 0 , 3 6 , 4 0 , 4 0 , 4 1 , 50,50, 56 (655/14, Nr. 164, unp.), gegen Margarethe Schmoll: 19, 29, 38, 48, 60 (655/14, Nr. 158, unp.), gegen Maria Knebel: 19,21,29,40,48, 50,50,50,60 (33/8853, f.20-23v), gegen Claus Endresen: 30,30,31,33, 34, 36, 36, 37,38,40,40, 50,60,60 (33/8609, f.9-16v), gegen Catharina Frantzen: »etliche« 30,32, 33,42 43 (33/8187, f.2-5v), gegen Catharina Knebel: 2 0 , 2 4 , 2 5 , 2 9 , 3 2 , 3 2 , 3 6 , 4 0 , 4 0 , 5 0 , 5 0 , 6 0 (33/8854, f.2-13), gegen Margarethe Kröber 2 5 , 2 6 , 2 7 , 3 4 , 4 0 , 4 0 , 4 0 , 4 2 , 5 0 , 5 8 , 5 8 , 6 0 (33/8857, f.3-14),gegen Hans Jakob Bonner: 2 4 , 2 6 , 2 6 , 3 0 , 3 7 , 4 0 , 4 2 , 4 6 , 4 7 , 5 0 , 5 6 , 5 8 , 6 0 (GLAK, 65/790, f.l9-26v). 475 Siehe oben Kap. VI.3.1. 476 Zeugenverhör vom 13.5.1653 (33/8188, Fasz.IV, unp.). 477 33/10886, f.37v-38. 478 SAT, L 10/3, unp. 479 Beispiele dafür in den Kastellauner Gerichtsprotokollen (33/8128-8131). 480 Jesus Sirach, 33, 20-22. 481 655/14, Nr. 161, unp. 482 Das Lehnausrufen imitierte herrschaftliche Inaugurationsformen; darüberhinaus war es mit Heiratsspielen verknüpt; vgl. Back, Pfarrei Bell, S.262. Wie konfliktreich solche Aufsichtspflichten für ihre Träger waren, zeigt auch eine Bitte der Winninger Zensoren bei der Visitation von 1567: Sie führten nämlich Beschwerde darüber, daß der Pfarrer dem jungen Volk keine Tänze zulassen wolle; dadurch könnten sie in den Nachbarorten kein Gesinde mehr verdingen. Daher solle man doch einbis zweimal im Jahr »ehrliche Tänze« gestatten; Back, Pfarrei Winningen, S.282. 483 Untersucht wurden diesbezüglich die Kastellauner Amtsprotokolle für die Jahre 1640 bis 1655 (33/10882-10888). 484 So auch Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, S.95-99. 485 8.11.1632 (33/8135, unp.). 486 Ebd. 487 Siehe oben Kap. III.3. 488 Zeugenverhör vom 23.6.1643 (33/8182b, f.8). 489 Klageschrift (33/8617, f.3v). 490 Back, Pfarrei Winningen, S.281.
401
Anmerkungen zu S. 316- 32O
Zusammenfassung und Ausblick 1 Ob die Prozesse dort primär aus lokalen Anlässen entstanden oder ihrerseits aus dem saarländisch-lothringisch-luxemburgischen Raum angeregt worden sind, bedarf noch weiterer Untersuchungen; nicht zu überzeugen vermag die These von Dupont-Bouchat, S.79 f., wonach die luxemburgischen Verfahren vom Trierer Erzbischof politisch initiiert wurden. 2 Zu den möglicherweise religiösen Motiven vgl. Rummel, Phasen. 3 Vgl. zur Regierungszeit Johanns VII. Zenz, Taten, S.10 f. u. S.15; zu Kurfürst von Sötern Baur; Weber; Abmeier; Egler. Zu den sponheimischen Verhältnissen Rodewald, Irmenach; ders., Pfalzgraf Georg Wilhelm. 4 Vgl. die Kritik von Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, S. 111 f. 5 Anders Moeden in den Mandcrscheider Grafschaften; vgl. Rummel, Hexenverfolgungen, S.41-47. 6 Elisabeth Sünder; vgl. Kap. II.2.3; in ähnlicher Weise wurde das Geständnis der Katharina Friedrich gegen Hans Wilhelm Mölich instrumentalisiert (33/8867; 33/8868), während das Kastellauner Verfahren gegen Gertraud Schäfer (33/8187c-d) offensichtlich die seit 1645 unterbrochene Verfolgung im Amt wieder in Gang setzen sollte. 7 Stockinger, S.41. 8 33/8857, f.3v. 9 So auch Honegger, S.33, ohne die notwendigen Schlüsse zu ziehen. 10 Vgl. Rummel, »Ausrottung«. 11 Dies die zentrale These von Thomas, Religion. 12 Vgl. Behringer, Hexenverfolgung in Bayern, S.95 f. 13 33/8184. Anders etwa in Bayern; vgl. Hörger. 14 Macfarlane, Witchcraft, S.147-157 u. S.204-206; Thomas, Religion, S.660 f. Macfarlane, English Individualism, S.59-61 hat sich inzwischen jedoch zumindest von der agrarwirtschaftlichen Prämisse seiner These distanziert; »falsch« wird sie damit aber, wie Behringer, Erträge, S.621, meint, noch nicht. 15 »In dieser stürmisch bewegten Zeit schuf man sich neue Rechtsformen. Die Zunft schuf durch ihr condictum, ihre Einung, sich neues Recht. Damit gleichzeitig versuchte sie den Stadtrichter bei Seite zu drängen und nun ihrerseits Recht zu sprechen, wobei sie in Würzburg sehr weit gegangen ist. Bedenkt man, daß im Mittelalter die Gerichtsbarkeit die wichtigste Äußerung staatlicher Tätigkeit ist, so kann man ermessen, daß die Zunft ein selbstständiger Verfassungskörper innerhalb der Stadt war« (Lentze, S.37; vgl. ebd., S.27). Auch Ebels Kommentar zur genossenschaftlichen Begründung der Stadtgemeinde im Mittelalter erinnert an die Verbündnisse der Verfolgungszeit: »Die eidlich geschworene (nicht nur beschworene) Genossenschaft schafft damit einen von unten begründeten Raum neuen, gewillkürten Rechtes; aus ihm geht... die Schaffung neuen Rechtes durch die eidliche Selbstunterwerfang hervor«; zitiert nach Dilcher, Geschichte, S.118. 16 Blickle, Gemeindereformation; den., Landschaften. Blickies Thesen sind zusammengefaßt in seinem Aufsatz: Kommunalismus ; ergänzend Press; zur Kritik an Blickle auch Willoioeit, Genossenschaftsprinzip, S.126-138. 17 Blickle, Gemeinde. 18 Vgl. Muchembled, Bûchers, S.251. 19 Frdl. Mitteilung von Frau Antoinette Reuter (Luxemburg); dazu demnächst dies., Monde. 20 Vgl. Koenigsberger; kritisch zur »Krisen-Theorie« Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, S.89-95. Ein politisches Machtvakuum sieht auch Muchembled, Bûchers, S.39 f. u. S.251 als administrative Voraussetzung der Verfolgung in dem flandrischen Dorf Bouvignies; ähnlich Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, S.94. 21 Vgl. Rummel, Hexenverfolgungen; zu Baden siehe Reiß sowie Mwrr; zu Köln neuerdings Schormann, Krieg.
402
Anmerkungen zu S. 320 - 321
22 Levi, S.9; vgl. Kamen, S.22: ».. der weitaus größte Teil der Gewalt auf dem Lande hatte seine Ursache in internen Problemen der Gemeinde und nicht in Versuchen, die Welt zu ändern.« 23 Dies dürfte auch ein Faktor der kurkölnischen Verfolgung gewesen sein, selbst wenn diese im Gegensatz zur kurtrierischen Verfolgung massiv vom Kurfürsten betrieben wurde; so die These der neuen Studie von Schormann, Krieg, die mir bei Abschluß des Manuskriptes leider noch nicht vorlag. 24 Spee, Cautio Criminalis, S.45-47, S.54 f. u. S.279 f.; Lau, IV, S.68-70; Auszüge aus Löher bei Katzfey, S.178-188. 25 Loos mußte diesen Satz und alle anderen Kritikpunkte seiner Schrift »De vera et falsa magia« Anfang 1593 im Kloster St. Maximin bei Trier widerrufen und starb wenig später im Kerker zu Brüssel; Zenz, Cornelius Loos, S.151-153.
403
Quellen- und Literaturverzeichnis 1. Handschriftliche Quellen" Landeshauptarchiv Koblenz: Bestand IC, Nr. 630,4324, 7744, 7745, 7944,9191,9192,9193,18827. Bestand 29A, Nr. 232a, 232b, 2321. Bestand 33, Nr. 6370, 6383, 6384, 6385, 8103, 8127, 8128, 8129, 8130, 8131, 8135, 8136, 8182, 8183, 8184, 8186, 8187, 8187a-d, 8188, 8533, 8586, 8588, 8602, 8603, 8604, 8605, 8606,8607,8608,8609,8610,8611,8612,8613,8614,8615,8616,8617,8618,8619,8620, 8621,8714,8719,8720,8794,8845,8850,8852,8853,8854,8855,8856,8857,8858,8859, 8860, 8861,8862, 8863, 8864, 8865, 8866, 8867, 8868, 8900,10882,10883,10884,10885, 10886,10887,10888,10894,12281,12283, 12303,12304,12334,13279. Bestand 41, Nr. 955. Bestand 51/6, Nr. 28. Bestand 51/12, Nr. 66. Bestand 53 C 51, Nr. 90. Bestand 54 B, Nr. 3520. Bestand 56, Nr. 3 6 3 , 7 2 6 , 9 8 6 , 1 5 8 9 , 1 9 2 2 , 2 1 2 4 . Best. 162, Nr. 1349. Bestand 201, Nr. 783,784, 785. Bestand 213, Nr. 671. Bestand 627, Nr. 113. Bestand 655/14, Nr. 147,154,155,156,157,158,159,160,161,162,163,164,165,166,167, 168,169,170,171,172,173,174,175,176,177,178,179,180,181,183,184. Bestand 701, Nr.559. Pfarrarchiv der evangelischen Kirchgemeinde Winningen (PfEKW) Bestand 5a,7. Geschlechterregister Generallandesarchiv Karlsruhe (GLAK) Bestand 61, Nr. 118. Bestand 65, Nr. 790. Bestand 229, Nr. 15102. * Im Gegensatz zur Literatur werden hier aus Gründen der Vollständigkeit auch solche Akten aufgeführt, die im Text nicht direkt Verwendung gefunden haben. Weil die meisten der Akten aus dem Landeshauptarchiv Koblenz stammen, wurde in der Zitierweise nicht die dafür übliche Abkürzung verwendet. Alle Akten, die ohne Archivnamen und nur mit der Archivsignatur zitiert werden, stammen aus dem Landeshauptarchiv Koblenz.
404
Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HStAW) Bestand 115, Nr. Ilia 1. Bestand 369, Nr. 2 7 9 , 2 8 1 , 4 4 2 , 4 4 3 , 4 4 4 , 4 4 5 , 4 4 6 , 4 4 7 , 4 4 8 , 4 4 9 , 4 5 0 , 4 5 1 , 4 5 2 , 4 5 3 , 4 5 4 , 456. Bestand 339, Nr. 1 4 6 , 1 4 8 , 1 4 9 . Stadtarchiv Trier (SAT) Hs. 2180/45 8o. Depositum Kesselstatt, Nr. 1 9 6 , 2 3 9 , 6 5 7 , 3324, 3643, 3644, 5601. L 10/3, L 10/18. Bistumsarchiv Trier (BAT) Bestand 71/78, Nr. 16. Kirchenbuch Sehlem I. Bestand 95, Nr. 282. Archiv des Geschichtsvereins Birkenfeld Amtsprotokolle.
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Register* 1. Ortsregister Adendorf 164 Alken 74, 7 5 , 1 0 8 , 1 7 0 , 2 4 6 , 2 4 8 Alterkülz 2 6 7 , 2 8 1 Altstrimmig s. Strimmig Amsterdam 218 Arenberg, Grafschaft 164 Baden, Markgrafschaft, Kanzlei 4 4 , 4 8 , 5 5 , 1 1 5 , 123,136,172,175,189,195,236,237,240242, 250, 2 5 1 , 2 5 7 , 316 Baldeneck, Burg und Amt (heute: Balduinseck) 3 3 , 3 9 , 4 3 , 4 7 , 5 6 , 5 7 , 7 0 , 7 1 (-Zell), 7 2 , 7 5 , 89,123,124,129,130,168,180,185,188, 189,249,253,289 Bayern, Herzogtum 1 5 , 1 7 2 , 206 Beilstein, Burg 5 6 , 1 2 3 , 1 2 4 , 1 3 0 , 1 3 9 , 1 8 0 , 1 8 9 , 205,206 Bell 9 4 , 1 0 1 , 1 7 8 , 2 0 8 , 2 2 1 , 2 6 7 , 2 6 8 , 2 7 9 , 3 0 6 , 312 (Beller Pflege) Beltheim 117, 181, 185, 188, 195, 196, 205, 219, 268, 2 7 0 , 2 7 3 , 2 7 5 , 2 7 6 Bergpflege, Amt 7 1 , 1 4 7 , 1 6 7 , 2 4 6 Beulich 82 Beuren 194, 218, 219 Bieberer Pflege 2 8 4 Birkenfeld 4 0 , 4 3 , 4 4 , 5 4 , 5 5 , 6 1 - 6 6 , 6 9 , 8 4 , 8 9 , 91, 98, 107, 113, 120, 1 2 3 , 1 2 4 , 131, 136138,158,162,165,167,172,175,183,199202,204,206,212,213,216,221,222,224, 228,231,232,235,236,238,240,242,250, 251,253,256,264,265,268,269,276,279,
280
Bisholder 86 Blankenheim, Grafschaft s. ManderscheidBlankenheim Boppard, Amt 70, 72, 74, 82, 168, 170, 246, 260, 307 Braubach 189 Bremm 124 Brüssel 218 Bruttig 185 Buch 3 7 , 1 8 8 , 282 Bullay 169 Burgen 8 3 - 8 5 , 8 8 , 2 5 3 , 2 6 4 , 2 7 3 - 2 7 5 , 2 8 2 - 2 8 4 , 286,287,292,298 Bürresheim, Herrschaft 164, 245 Camberg 2 0 , 1 9 8 , 2 4 6 Cochem 7 4 , 1 6 8 , 1 9 4 , 2 0 2 , 2 5 4 , 299 Dieblich 8 6 , 2 4 6 Dommershausen 78 Drachenfcls, Herrschaft 163 Eberhardsklausen 18 Ediger 169 Ehrenbreitstein, Amt 73 Eitz, Burg und Herrschaft 7 2 , 1 6 4 , 1 6 8 Elz 40 Engers 9 4 , 1 6 7 Enkirch 159 Esch 168 Ettlingen 123 Eveshausen 170, 274, 303, 304
* Da die Orte und Bezirke Winningen, Kastellaun und Beltheimer Gericht über die Hälfte des Textes belegen, erübrigt sich ihre Aufnahme in das Register. Bei den Personennamen wurde die umgangssprachliche Form der Namen grundsätzlich beibehalten, da sie sich öfters nur mit Gewalt modernisieren ließen. In Fällen unsicherer Bestimmung von Familien- und Vornamen wurde die umgangssprachliche Reihenfolge (»Pauls Huprich«) beibehalten. Den Namen der Angeklagten wurde der Ortsname hinzugefügt. Gleichc Personennamen sind am Ortsnamen zu unterscheiden oder durch Angabe der Familienzugehörigkeit.
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Föhren 168 Frankfurt 15,127,189,191,280 Gemünden 189 Gerolstein 170 Gerolstein, Grafschaft s. Manderscheid-Gerolstein Gießen, Universität 64, 81, 92, 93, 117, 121, 123,124,129,138, 215,221,223,233 Gödenroth 281, 288, 305 Gouda 321 GMs 178 Guntersblum 87 Hachenburg 164,165 Haserich 279 Heßweiler, Heßweiler Gericht 279, 280 Heßweiler Pflege 86,281, 288 Heyweiler Gericht 280, 289 Hollnich 267, 280 Hundheim 266, 310 Jülich, Herzogtum 163 Kastellaun 20,23,33,43,44,45,60,61,66,87, 92, 94, 101, 106, 108, 110, 111, 113, 114, 117-119,121,123,126,131,135-137,150, 157 (Friedhof), 159, 168, 169, 176-178, 180-182,186-190,195,196,200,211,215, 216,221-223,233,265-271,275,279-282, 285,286,288,294,298-300, 302,306, 308 Kerpen 72 Klotten 274 Kobern 73, 86,110,177, 230, 246, 260 Koblenz 22, 35, 48-50, 53, 55, 57-63, 66, 73-76, 78, 79, 81, 88,90, 91,96,105,106, 113,115-118,120,122-126,147,161-163167,169,170-174,177,178,180,183,186, 189-191,197-199,203,209,212,220,226, 229,230,233,240,242,244,246-249,250, 252,253,255,256,263,280,285,286,296, 302 Koblenz, Amt 71 Köln 15,127,218,311,321 Köln, Kurfürstentum 15,47 Krastel 268,275, 280,286, 311 Kröver Reich 20, 251 Kronweißenburg s. Weißenburg Kruft 73 Lahr 37,188, 209 Lay 34,65,73-75,120,126,127,129,165,169, 170,208, 246, 256, 302, 303
Leiningen-Westerburg, Grafschaft 252, 253 Lieg 37,72,151,250,273-276,286,289,301, 302 Liesenich 37 Limburg, Amt 40 Löf 183, 246,248 Löffelscheid 281 Lütz 72,83,168,170,207,209,275,289,301 Luxemburg, Grafschaft 320 Macken 30, 72, 86, 106, 209, 220, 221, 272274, 276,282, 286,287,292,303 Mainz, Kurfürstentum 15,47,257 Mainz, Stadt 85,270 Mainz, Universität 64,117,123,124,148,215, 223,257 Malborn 199 Manderscheid, Grafschaften (- Gerolstein, -Blankenheim) 163,170, 173,186 Maria Laach, Abtei 73,190 Mariaroth, Kloster 120, 263 Mayen 164 Meckenheim 163 Mensfelden 20, 249, 250 Merl 124 Michelbach 86,270, 281 Mittelstrimmig s. Strimmig Montabaur 252,253 Mörsdorf56,117,124,181,185-187,218,272, 276,282,283 Mörz 37 Müden 209 Münster (Westfalen) 320 Münster, Münstermaifeld, Amt und Stadt 20, 71-74, 129, 164, 177, 190, 197, 198, 212, 213, 217, 246,253,254 Münstereifel 163 Münstermaifeld s. Münster Nassau-Dillenburg, Grafschaft 246,250 Neuenahr, Grafschaft 163 Neuerkirch 280 Nürnberg 15 Oberheimbach 281 Oberwesel 72, 92 Osnabrück 257, 320 Panzweiler 81, 86, 268, 269, 279,288, 309 Pellingen 218 Petershausen 37,181, 185, 219, 272,275 Pfalzel 194 Philippsburg 127
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Philippsrai 170 Preußen 248 Pricdcr 37 Pützfcld 164 Pyrmont, Burg 168
Stromberg 234
Reil 124 Reinsfeld 194, 219 Rheinbach 163, 218, 321 Rhens 1 0 8 , 1 2 0 , 1 6 4 , 2 6 0 , 2 6 1 Rommersdorf, Abtei 263 Roth 29,40, 58,153,211,217,260,265-267, 269,270,281, 286-288,300, 301,314 Sabershausen 3 7 , 4 9 Schauren 281 Senheim 2 0 , 1 2 4 , 1 8 5 , 251 Siebenborn 120 Simmern 8 6 , 1 4 5 , 1 6 2 , 1 6 3 , 1 8 9 , 1 9 6 Sosberg 267 Spesenroth 266 Speyer 127 Sponheim, Hintere Grafschaft 15,19-22,26,27, 47, 57, 59, 126, 133, 142, 154, 162, 242, 250,251,257, 316 St. Goar 57-59,123,143, 223,257 St. Matthias, Abtei 38 St. Paulin, Stift 194 St. Wendel, Amt 252 Strimmig 3 7 , 1 7 2 , 1 8 5 , 2 7 5 Strimmiger Gericht 20, 23, 31, 36-38, 42, 45, 55, 66, 128-130, 134, 135, 140-143, 146, 271, 282,284
Trarbach, Oberamt 22,121,123,162,163,188, 236 Treis 72,168 Trier, Kurfürstentum 15, 19, 21, 22, 26, 39, 47,51,53,55,245-247,249-251,257,301, 316 Trier, Stadt 17,18,20,21,38,47,55-59,78,80, 81, 97, 123, 133, 142, 162, 165, 166, 171, 182,197, 2 0 1 , 2 0 3 , 2 7 3 , 3 2 1 Uhler 57, 139, 162, 163, 202, 205, 209, 213, 218, 249, 250, 266, 274, 276, 283, 287 Vallendar 167 Völkenroth 88, 2 6 7 , 2 8 0 , 2 8 8 , 3 1 0 Wehrheim, Amt 20,40, 246, 250 Weißenburg 61, 123,175, 232 Westerburg 252 Wied, Grafschaft 232 Wied-Runkel, Grafschaft 245 Wild- und Rheingrafschaft 245 Winneburg-Beilstein, Herrschaft 250 Wittlich 168 Wohnroth 211 Württemberg, Herzogtum 15 Würzburg, Universität 163 Zell s. Baldeneck Zilshausen 28, 31-34, 36, 37, 39, 51, 71, 106, 136,158,175, 2 1 9 , 2 8 2 , 2 8 3 , 2 8 7
2. Personenregister
Agricola, Johann Jakob, Lizentiat 64, 116,158, 162,165,167,171,172,186,212,214-217, 222, 223, 231,269,280 Almersbach, Johannes 104, 105, 208, 278, 285 Anethan, Johann von, Dr. 58, 172, 250,251 Anethan, Philipp Christoph 250, 251 Baden, Markgraf 166, 185, 189, 240 Baden, Markgraf Eduard Fortunatus von 21,39, 137 Baden, Markgraf Hermann Fortunatus von 171, 223
418
Baden, Markgraf Wilhelm von 22, 105, 115, 171,225,251 Baltes, Peter 314 Balthes, Adam 175 Basten, Maria (Macken) 276 Baurs Claus 149, 152, 309 Becker, Peter 92 Bcltheimer Kommissar 55 Bierbreuer, Franz 279 Binsfeld, Peter 206 Birkenfeld, Pfalzgraf Georg Wilhelm von 22,23, 44, 55, 58, 63, 87, 95, 107, 111, 115, 116,
126,199,202,204,206,226,227,229,251, 301,316 Birkenfeld, Pfalzgraf Karl von 21, 22, 39, 58, 136,316 Birkenfeld, Pfalzgraf von 4 1 , 4 3 , 4 8 , 5 5 , 59,60, 65,105,131,206,207,242 Bitzen Elsa (Kastellaun) 265 Blasius s. Grieß, Heinrich Bonsch, Jakob 2 8 1 , 2 8 7 , 2 8 8 Bonssen, Matthias 7 8 , 1 6 8 , 1 6 9 Boos von Waldeck, Herren von 172 Boos von Waldeck, Junker von 272 Bormer, Hans 263 Bonner, Hans Jakob (Winningen) 77, 86, 87, 90,107,131,165,234,260,263,285 Bottcn, (Anthonius) Thonges 211,282 Breitenbach, Peter, Dr. 35, 50, 53, 59, 60-65, 73, 76, 79-81, 96, 97, 113, 115-117, 125127,147,161,164-166,171,187,191,207, 244,247,280 Briaeus, Christoph 94,101, 208,221 Buirmann, Franz, Dr. 163 Calmus, Agnes (Burgen) 273,287 Calmus, Hermann 273 Calmus, Peter 273 Carls Johann 280 Carols Haman 280 Caspar, Maria (Beltheim) 217,250, 276 Castor, Conrad 2 2 5 , 2 7 1 Colimes, Hans Theis 269,279, 308 Colimes, Maria (Panzweiler) 81, 86, 149, 151, 152, 155, 268, 288, 308, 309 Cottlich, Johann 166,167 Cratz, Graf von 307 Craus, Hans 282 Cremerius 57,209 Custor, Gerhard (Münstermaifeld) 254 Daum, Elsa (Zilshausen) 33, 35, 51, 72, 106, 136,137,140,158,181,195,219 Daum, Henrich 304 Daumjakob 28,29,72,137,195-197,219,272 Dausberg, Seren 86 Demandt, Dietrich 56 Dietzen, Catharina (Burgen) 213,216,275,292 Eides, Haman 72,279 Endres, Peter 281, 287, 288, 291 Endresen, Claus (Eveshausen) 82, 83, 89, 170, 208, 210, 220,274, 303, 304 Fey, Niklas 150, 305, 306, 309
Fiedler, Niklas (Trier) 205 Flade, Dietrich, Dr. (Trier) 205 Fladt, Hans Adam 206 Fluck, Lucia (Winningen) 160, 175, 262, 264, 284 Fluck, Margarethe 262 Foldemann, Andreas 164 Frantzen, Catharina (Gödenroth) 94, 95, 97100,102,104,113,119,150-152,267,269, 284, 287, 288,305,306 Frantzen, Steffes 267, 305 Frey, Jost 275 Frey, Maria (Sabershausen) 275,213 Freylinger, Dr. 197 Friedrich, Katharina (Winningen) 84, 95, 103, 176, 210,264,296, 300, 305 Friedrich, Matthias 264 Frießer, Friedrich 40 Fritzer, Daniel 2 2 , 2 3 , 7 8 , 8 0 , 8 1 , 8 6 , 8 7 , 9 0 , 9 4 , 111,119,121,125,128,129,172,174,181, 182,190,191,199,219,227,228,230-233, 243, 2 4 6 , 2 5 2 , 2 5 8 , 2 9 6 Fuchs, Eva 208 Fux, Johannes (Müden) 209 Gehner, Melchior 168 Gehner, Petrus 168 Geilen, Veit (Winningen) 85-87, 91, 98, 106, 113,228,263,300 Gemeinschaftlicher Advokat s. Heintz u. Koch, Melchior Georgen, Thonis 283 Gergen, Thonges (Winningen) 228, 262, 264, 295 Geyer, Thomas 286, 292 Ginster, Agnes (Burgen) 83, 274, Ginster, Peter 83 Göbel, Heinrich 92, 223,269, 300 Göbel, Maria Margarethe (Kastellaun) 92, 93, 106,148,150,151,154,155,157,159,161, 167,175,216,221-226,235,237,240,248, 255,257,269-271,281,288,290,291,298 Goldast, Melchior, Dr. 47 Görgen 255,256 Gravenstein, Cuno von, Dr. 56-59,80,97,124, 165,172,273 Grieß, Heinrich 276, 282, 287, 289, 302, 304, 305 Haber, Claus (Malborn) 199 Hart, Peter 178 Hartmann, Niklas 291 Hartwein, Junker 190
419
Hasselbach, Bast 306 Hauprich, Lorenz 283 Haußmann 74 Hecker 185 Heddesdorf, Carl Anton von 1 9 0 , 1 9 7 , 1 9 8 , 2 1 2 , 213 Heimers, Agnes (Burgen) 8 3 , 8 4 , 2 5 0 , 2 7 5 , 2 9 0 Heintz, Johann Michael, Dr. 52, 5 4 , 6 0 , 6 2 - 6 4 , 81, 93, 97, 113, 116, 122, 123, 157, 175, 199, 2 0 3 , 2 1 5 , 2 2 2 , 2 2 4 , 2 2 9 , 2 3 4 , 2 4 0 Heintzen, Hammen (Völkenroth) 2 6 7 , 3 1 0 , 3 1 2 Heintzen, Hammen 280, 286, 288 309, 311 (Krastel) Heintzen, Michel 312 Heintzen, Ottilia (Völkenroth) 98, 210, 267, 288, 310, 312 Hennen, Jakob 2 9 , 3 0 , 4 0 , 4 3 , 139, 146, 149, 150, 2 1 7 , 2 6 5 , 2 6 6 Henzen Jakob 185 Herspein, Caspar 1 2 7 , 1 8 9 Heuß, Pfarrer 2 5 4 Heußgen, Hans 185 Heyden, Christina (Winningen) 5 2 , 5 3 , 6 1 , 8 7 , 88, 98, 107, 114, 126, 131, 170, 176, 261, 263-265,293 Heyden, Johannes 265, 293 Hiller, Jonas 9 4 , 1 0 5 , 1 7 9 , 1 9 0 , 2 0 8 , 2 2 7 , 230, 232, 254, 2 7 8 , 2 7 9 , 301 Höchster, Dietrich 283 Höchster, Thönis 283 Hofbauer, Hans (Johann) D a v i d 2 3 7 , 2 3 8 , 2 5 3 , 254,278,279 Hofbauer, Stephan 9 4 , 2 0 8 , 2 7 8 , 2 7 9 Hofmann von Petershausen 1 8 1 , 1 8 5 , 275 Hofmann von Roth 2 6 7 Hofmann, Christmann 273 Hofmann, Clara (Dommershausen) 273 Hofmann, Johann (Petershausener Hof) 4 3 , 7 2 , 136, 1 4 0 , 1 4 3 , 2 0 5 , 2 0 6 , 2 1 9 , 2 5 7 , 2 7 2 Hofmann, Margarethe 2 6 6 Hofinann, Peter, von Roth 165, 2 1 1 , 2 1 3 , 2 6 9 , 270, 281, 288, 291, 3 0 0 , 3 1 2 Holzappel, Gräfin von 1 6 4 , 1 7 1 Horchemer, Eulalia 2 6 3 , 2 9 2 , 293 Horchemer, Familie 294 Horchemer, Hans ("der alt") 238, 261, 277, 285,295,296 Horchemer, Henrich 2 9 2 Horchemer, Katharina (Winningen) 94, 228, 260,264,292 Horchemcr, Peter 1 4 7 , 1 8 1 , 1 8 7 , 2 0 9 , 2 7 7 - 2 7 9 , 284, 285, 2 9 5 , 2 9 7 Hornung, Karl von 5 5 , 1 3 6 , 1 4 5 , 1 9 5 , 1 9 6 , 2 0 6
420
Hottin, Petrus 1 6 1 , 1 6 8 Hübsch 1 6 8 , 1 7 0 Hurt von Schöneck, Herren von 282 Hurt von Schöneck, Maria 1 3 7 , 1 9 7 Inich, Nikolaus, Dr. 9 2 , 1 8 8 - 1 9 0 , 2 1 6 Institoris, Heinrich 18 Jeckels, Maria 288 Jorgen, Dorothea (Burgen) 8 5 , 8 7 , 8 8 , 1 0 9 , 2 1 6 , 273,275 Jorgen, Jakob 88, 273 Josten Agnes (Strimmig, Kastellaun) 81, 214, 221, 248, 275 Josten, Peter 275 Junker, Adam 268 Junker, Endres 280, 286, 287, 288 Junker, Friedrich 223, 2 5 7 Karbach, Matthias 285, 286 Kaufmann, Agnes (Macken) 8 7 , 1 1 1 , 272-274, 279 Kaufmann, Johannes 272 Kaufmann, Severin 274 Kayser, Friedrich (Roth) 84, 87, 94, 98-100, 102-104,107,108,211,267,268,286,288, 314 Kesselstatt, Karl von 3 9 , 4 3 , 4 7 , 1 3 4 - 1 3 7 , 1 4 2 145,168,206 Kiefer, Catharina 267, 270 Kiefer, Hans Jakob (Kastellaun) 84, 91, 106, 119,257,267,268,270,282,286,288,298300, 302, 306, 308, 312 Kieser, Conrad 182, 2 6 6 Kieser, David 1 8 0 , 1 8 2 , 2 6 6 , 270 Kleher, Wilhelm 301 Klein, Elisabeth (Michelbach) 86, 87, 270, 281 Klein, Georg (Lütz) 207 Knaudt, Christian 318 Knaudt, Johann(es), 83, 181, 182, 210, 284, 295, 296 Knebel, Anna Maria 147 Knebel, Appollonia 264 Knebel, Carl Anton 234, 239 Knebel, Catharina (Winningen) 2 9 , 5 3 , 8 4 , 1 0 4 , 113,120,162,176,178,208,259,261-264, 290-293 Knebel, Hans (Catharina Knebels Sohn) 286, 290, 2 9 2 , 2 9 3 Knebel, Hans 147 Knebel, Maria (Winningen) 34, 65, 73, 94, 160,161,165,169,219,259-263,265,296, 299
Knebel, Matthias 34,184, 262, 295, 296, 309, 312 Koch, Christoph 65,73,161,165,169,170-172 Koch, Melchior, Dr. 58,116,172 Köln, Kurfürst von 163 Kopfea, Michael 74 Krämer, Dietrich 250,251 Kröber, Agnes (Winningen) 262,264,295 Kröbcr, Anna 284 Kröber, Dorothea (Winningen) 260, 262,264, 295 Kröber, Familie von Hans Kröber 294 Kröber, Hans, Johann 29, 75, 116, 117, 130, 210,226,238,277,278,284,285,294-297 Kröber, Johannes (Vogt) 295 Kröber, Ludwig, 284 Kröber, Margarethe (Winningen) 89,104,166, 180,181,187,260-262,278,285,290,295, 301,318 Kröber, Peter 262,295 Kröber, Thonges 29,284,294,295 Kröber, Zacharias 262, 293 Kröppen, Anna Maria (Roth) 184,266 Kröppen, Elisabeth (Roth) 266 Kröppen, Maria (Roth) 80,139,146,159,182, 206, 209, 266,288 Külzer, Dietrich 275, 307, 308 Külzer, Elisabeth (Dommershausen) 78,93,95, 159, 275, 307,308 Külzer, Gertraud (Dommershausen) 109, 275 Küntzer, Philipp 73,169,171 Kurfürst Johann s. Schöneberg Kurfürst s. Trier Lang, Johannes 287 Lang, Ursula 287 Lauer, Hans Adam 270 Laux, Agnes (Lay) 302 Laux, Elisabeth (Roth) 29, 40, 41, 43, 58, 94, 139, 146,149,150, 217,265,266, 301 Laux, Emmerenzia (Winningen) 94, 95, 104, 105,119,120,126,127,159,176,182,194, 200, 208,260-264,277,295,310 Laux, Haman 149, 266 Laux, Hans 302, 303 Laux, Jakob 309 Laux, Philipp 266 Leibnitz 257 Lentz, Lentzen, Hans (Macken) 30, 72, 106, 136,140,272 Lentzen, Jonas (Macken) 86, 209, 220, 272, 273,275 Leonhard, Familie 294
Leonhard, Johannes 280,297,298 Leonhard, Thomas 120, 131, 132, 153, 191, 280,281,287,288,297 Lerner, Friedrich 182, 266 Lerner, Konrad Tilmann 101, 221 Lerner, Niklas Gottfried 78,119,146,147,161, 172,184,189,268 Leyen, Hans 154 Leyen, Kurfürst Carl Caspar von der 246,248251,254,255,257 Leyen, von der 20 Lievenstein, Michael 278, 285, 300, 301 Löher, Hermann 218, 321 Loos, Cornelius 218, 321 Ludovici, Antonius 59, 71, 73, 75, 78, 90, 91, 115,126,127,147,161,167,169-171,173, 181,186,187,190,191, 252 Ludovici, Hubertus 253 Ludwig s. Ludovici, Antonius Lutter, Johann 110 Mainz, Kurfürst von 319 Manderscheid, Grafen von 163 Marek, Graf von der 163 Markgraf s. Baden Marxen Conrad 281, 308 Maß, Carl Anton 286 Mattheiß Johannes Frau Anna 308 Mattheß Antheß 40 Matz 117 Meder, David 15 MefFert, Agnes (Winningen) 260,262,278,295 Meffert, Peter 260 Meister 286 Meister Johannes 163 Meister Niklaß 163 Meisters, Jakob 40 Melmans, Thönges 112, 282, 287 Metternich, Herren von 263, 264 Metternich, Kurfürst Lothar von 197, 206 Metzler, Matthias 124,175 Meurer, Martin (Alterkülz) 265 Michels Thonis 151, 289 Miesemer, Simon 285, 286, 290, 305 Minck, Familie 294 Minck, Hans 214, 280, 281, 288, 302, 308 Moden, Appolonia 260, 292 Moden, Margarethe (Winningen) 78,89,91,94, 107,108,125,131,147,151,158,160,161, 182,199, 260-263,278,291,292,299 Moden, Peter 108, 263,278,299 Mödges, Agnes (Mörsdorf) 56, 97, 104, 123, 158,162,175,182,218,272
421
Mödges, Familie 119 Mödgcs, Remigius (Mörsdorf) 56,95,112,123, 158,181,189,209,211,218,272 Mödges, Theis 186 Moedcn, Hans Jakob 118,169,170 Moeden, Johann, Dr. 65, 76, 79, 81, 90-92, 104,105,116,125,128,156,161-165,170, 171,173,177,186,190,191,214,223,229, 231,232,234,236,239,240,244,247,250, 255 Mohr, Johannes 211 Mölich, Balthasar (Kobern) 260 Mölich, Friedrich (Winningen) 83-85,97,105, 106,122,159,165,176,177,191,208-210, 220,228,234-248,253,262,264,270,271, 2 7 7 , 2 7 9 , 2 9 0 , 2 9 2 , 2 9 9 , 302 Mölich, Gebrüder 292 Mölich, Gertraud, geb. Siegbert 295 Mölich, Gertraud, geb. Kröber 295 Mölich, Göbel 118,147,233, 278, 279 Mölich, Hans Philipp 233, 292 Mölich, Hans Wilhelm (Winningen) 64, 78, 83, 84, 90, 91, 94-96, 99, 100, 103, 107, 121, 129,156,159,160,162,164,165,167,172, 174,175,181,182,186,187,202-204,209211,215,220,222,226,228,230-234,240, 255,256,260,262,263,269,288,295,296, 301-303 Mölich, Peter (Winningen) 82, 84-86, 228, 230, 234, 237, 260, 262, 286, 291, 295, 299 Mölich, Peter, ("der Scheele") 232, 233, 295 Müden, Hans Reinhard 260, 262, 277, 278, 285,295-297 Müden, Magdalena (Winningen) 228,260,262, 277,278,295 Mühlheim, Heinrich von (Gerolstein) 170 Müller 105 Münster, Anthonius, Dr. 164 Nassau-Saarbrücken, Graf von 249 Nider, Johann 18 Noll 287 Noll, Claus 283, 284 Noll, Ewald (Theobald) 83-85, 283, 284, 287 Orth, Jeremias 94, 221 Otto, Matthcis 153, 289, 300, 312 Pauls Huprich 275 Paulus, Johannes 283,287 Petry, Bartholomäus 284 Pfalzgraf s. Birkenfeld; s. Simmern
422
Pfarrer 83, 94, 112, 120, 127, 132, 172, 181, 189 Pforten Eva (Kastellaun) 82, 85, 87, 112, 153, 154,162, 211, 2 2 0 , 2 6 7 , 2 6 8 , 3 1 4 Pforzheim, David, Lizentiat, 57, 5 8 , 6 0 , 1 2 3 Philippsen Tönis 303 Platten, Peter 282 Pleß, Lucia (Mörsdorf) 276,287 Postmeister s. Schop, Martin Preußen, König Friedrich Wilhelm von 248 Radermacher, Gertraud 291-293 Radermacher, Hans 290 Radermacher, Thonges 261,263 Raw, Jonas 151-153, 298, 306 Rechner, Georgius 168 Reck, Clara 287 Reck, Claus 282 Reck, Franz 208, 2 8 2 , 2 8 3 , 2 8 7 Reck, Johann von der, Lizentiat 55 Reck, Philipp 215 Reiser, Arnold 278, 296, 299 Rincker, Catharina (Boppard, Spay) 179, 260 Römer, Franz 22, 39, 66, 134-137, 142-145, 195, 244,272 Römer, Philipp Otto 137, 138,140,158, 195197,244 Roß, Christina (Lütz) 83 Roß, Thonges (Lieg) 72,83,87,106,159,220, 250, 274-276,287,289,301,313 Roth, Thönges von s. Wehr, Thonges Sattlerin, Anna Elisabeth (Kastellaun) 94, 150, 151, 162, 165, 222, 223, 224, 233, 269, 298 Schäfer, Gertraud (Leidencck) 85, 94, 98, 100, 101,104,107,120,125,131,150,158,163, 210, 221, 269,288 Schäfer, Gewehr 134, 139, 141, 143, 151-153, Schaff, Jakob s. Hennen, Jakob Schanaeus, Antonius 75, 168, 169, 179 Scharfrichter 114,117,125,162,163,186,196, 209 Schiffer, Barthel 210,262, 292 ¿chiffcr, Margarethe (Winningen) 74,104,105, 166,176,180,181,187,208,210,260-262, 292,301 Schlosser, Adam 298 Schmitt, Anna 287 Schmitt, Elisabeth 271 Schmitt, Thonges 2 2 1 , 2 8 2 , 2 8 7 Schmitt, Wentz 271 Schmitts Claß 40
Schmoll, Margarethe (Beltheim) 273 Schmoller, Engel (Spesenroth) 1 0 5 , 1 0 6 , 266 Schneider, Endres 280 Schneider, Stephan (Pellingen) 218 Schneider, Wentz 211 Schneit, Johann, Lizentiat, (Dr.) 5 7 , 1 6 5 , 1 6 6 , 169 Scho Haman 1 8 1 , 1 9 6 Schönborn, Kurfürst Johann Philipp von 2 5 7 Schöneberg, Kurfürst Johann VII. von 21, 26, 29,31,35,39,42,50,70,71,134,145,159, 193,197,198,202-206,209,210,212,246, 2 4 9 , 2 5 4 , 2 7 7 , 316 Schop, Margarethe, Postmeistcrin (Winningen) 85, 91, 98, 106, 121, 122, 125, 167, 219, 229, 2 6 3 , 2 6 4 Schop, Martin, Postmeister 8 2 , 1 2 1 , 1 2 2 , 1 3 2 , 219, 2 2 9 , 2 6 4 Schopp, Hans 7 2 , 1 1 1 , 279 Schopp, Jakob 279 Schopp, Martin 178 Schuhe, Balduin 88, 2 6 9 , 2 7 0 Schuhe, Elisabeth (Uhler) 58, 119, 274, 283, 287 Schuhe, Margarethe (Kastellaun) 7 7 , 8 2 , 8 5 , 9 2 , 93, 97, 103, 104, 121, 157, 158, 214, 215, 216, 221-223, 269, 270, 280, 286, 291, 298 Schultheiß, Anna (Krastel) 88, 97, 106, 119, 128,129,131,132,138,139,208,221,222, 268,275, 309,311 Schultheiß, Michel 88, 268, 309-311 Schultheißen Antes 280 Schummers Claß 152 Schweden, Königin Christina von 257 Senft von Sulburg, Burkhard Dietrich 2 2 , 3 4 , 4 0 , 41, 44, 57, 58, 68, 97, 139, 149, 160, 206,
266 Siegbert, Dietrich 5 4 , 8 8 , 9 0 , 9 1 , 1 0 5 , 1 1 7 , 1 2 8 , 132,190,199,219,226-228,230,239,255, 262,278,286,292,294-296,301 Siegbert, Gebrüder Peter und Dietrich 299 Siegbert, Maria (Winningen) 54, 90, 91, 107, 108,125,166,158,161,168,170,182,199, 226, 227, 260-262 Siegbert, Peter 228, 277, 278, 279, 294, 296, 297, 309, 312 Simmern, Pfalzgraf von 145 Sopp, Anna 261, 262 Sopp, Familie 294 Sopp, Hans 1 0 3 , 1 1 6 , 1 1 8 , 1 3 2 , 1 4 7 , 1 8 1 , 1 8 2 , 208,210,211,231,234,253,261,278,279, 285, 301-303
Sötern, Kurfürst Philipp Christoph von 2 1 , 4 2 , 4 3 , 4 7 , 5 0 , 1 9 7 , 203 Spanien, König von 172 Spee, Friedrich 1 8 , 1 8 3 , 2 1 0 , 2 1 8 , 2 5 6 , 2 5 7 , 3 2 1 Stambs, Heinrich 8 9 , 1 1 7 , 171, 2 2 6 , 2 3 0 , 2 5 5 , 256,296 Steinhausen, Johann Michael, Dr. 57, 58, 65, 161,165,171 Stoffel 1 8 1 , 1 9 5 , 1 9 6 Storck, Johann Casimir 2 5 2 , 2 5 3 , 2 5 4 Strauß, Johann 161 Streccius, Caspar 159 Sulburg s. Senft von Sulburg Sünder, Elisabeth (Winningen) 98, 106, 121, 219, 2 6 4 , 2 6 5 Tag, Adam 8 6 , 9 2 , 1 0 3 , 1 3 2 , 2 8 0 , 2 8 1 , 2 8 6 , 2 8 7 , 291,298 Tag, Familie 2 9 4 Tag, Hans Jakob 281, 286 Tag, Niklas 281 Theisen, Johannes 281 Thieß, Agnes (Lieg) 8 0 , 1 5 1 , 1 6 8 , 2 7 3 , 2 8 9 , 3 0 2 Thieß, Jakob (Lieg) 96, 168, 273, 302, 304, 305 Tholes, Peter 168 Thomasius, Christian 2 4 1 , 2 5 6 , 2 5 7 Thumser, Kaplan 2 3 1 , 2 3 2 , 2 3 4 Thumser, Margarethe 211, 232 Trarbach, Johann Peter, Lizentiat 6 5 , 7 6 , 7 9 , 9 0 , 91,105,116,161,162,164,165,169,171, 177,186,191, 239,240,241 Trier, Kurfürst von 2 2 , 3 9 , 4 1 , 5 1 , 5 5 , 1 3 5 , 1 9 4 , 196,319 Umbscheid, Friedrich, Dr. 57, 165, 166 Veitzen, Elisabeth 291, 314 Viel, Niklas 7 8 , 1 6 1 , 255 Vieren, Christina (Macken) 2 7 6 , 2 9 2 Vieren, Jakob 276, 292 Vieren, Michael (Macken) 7 2 , 8 3 , 8 7 , 1 5 1 , 2 0 7 , 208, 220, 2 7 4 , 2 7 6 , 2 9 2 , 3 0 3 , 3 0 4 Vogt von Hunolstein, Nikolaus 199 Waldecker, Lucia 287 Waldecker von Kaimt, Freiherren von 249 Waldecker von Kaimt, Philipp Jakob 249 Waldecker, Quirinus 282 Waldorff, Johann 55 Wehr, Thonges 2 1 0 , 2 1 1 (Thonis) Wehr, Catharina 288 Wehr, Familie 286
423
Wehr, Gertraud 288 Wehr, Maria (Uhler) 276 Wehr, Thönges 152, 153, 288,289, 300 Weich, Niklas 168 Weinand Dillmann 283 Weinsberg, Hermann von 218, 311, 321 Weiß, Georg Gustav 23, 126, 129, 170, 174, 181,187,277 Wendling, Hans 283 Wendling, Jakob 32 Wendling, Oster 274 Wendling, Oster (Strimmig) 51, 55, 134, 137, 139,141-145,149,271,272 Wendling, Thomas 271 Wentz, Franz 273 Werner, Johannes 283, 287 Wichharts Ewald 82 Wied, Graf von 172,231 Winkauf, Ursula 154,155 Winneburg-Beilstein, Cuno Freiherr von 135
424
Winncburg-Beilstein, Freiherren von 20 Winneburg-Beilstein, Philipp Freiherr von 140, 143,144,205 Wolf, Peter (Beltheim) 268, 275 Wolfsfeld, Peter 73,169, 203, 256 Zacharias, Jakob 284 Zand von Merl, Augustin 56, 168,189, 249 Zand vonMerl, Joseph 22,35,46,52,53,59,61, 62, 64, 75, 79, 81, 99, 115, 125, 127-130, 131,132,138,147,154,157,158,160,172, 173,180,189-191,199,207,212,213,220, 225,229,230,231,241,242,243,253,271 Zand von Merl, Wilhelm 190 Zeiger, Balthasar 137 Zeiß, Hans Heinrich 23,160,161 Zeiß, Johann Wolfgang 168 Zens, Lucia (Winningen) 94, 260,262, 263 Zirvas Endres 279 Zeygen, Peter 185