Auswahl aus Abraham a S. Clara [Reprint 2020 ed.] 9783111354958, 9783110999372


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German Pages 47 [70] Year 1911

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Auswahl aus Abraham a S. Clara [Reprint 2020 ed.]
 9783111354958, 9783110999372

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KLEINE TEXTE FÜR VORLESUNGEN UND ÜBUNGEN HERAUSGEGEBEN VON HANS LIETZMANN -----------------------------------------------

76

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AUSWAHL AUS

ABRAHAM A S. CLARA HERAUSGEGEBEN VON

Prof. Dr. KARL BERTSCHE

BONN A. MARCUS UND E. WEBER’S VERLAG I9II

P. Abrahams 200. todestag (1. XII. 1909) wurde allenthalben in jubiläumsartikeln und -aufSätzen gefeiert, und am 15. august 1910 hat Schillers „prächtiges original“ gar ein würdiges denkmal in seinem badischen geburtsort erhalten. In den letzten jähren sind auch einige mehr oder weniger volkstümliche ausgaben von einzelnen seiner Schriften, meist in auslese, entstanden, so von H. Strigl, 6 bände, R. Zoozmann, 2 bände, G. Keller, zuletzt des herausgebers „blütenlese“ (Herder, Freiburg. 1910 1. u. 2. A.). in deren literarisch-biographischer einleitung die neueste literatur über A. angeführt und verwertet ist. Schliesslich hat auch die Wissen­ schaft sich mehr und mehr mit A. beschäftigt: Strigl, der wohl nach C. Blanckenburg („Stud. ü. d. spr. A.", diss. Halle, 1897 ; vollständig als buch bei Niemeyer) das beste über die spräche A.’s schrieb, in Kluges „zeitschr. f. d. wortf.“ 1906, auch in seiner eigenen zeitschr. „Sprachwissenschaft f. alle“ (Wien 1910); ferner H. Schulz, (literarhist.) „stud. zu A.“ (habilit.schrift, Freibg. 1910). Und doch harren der probiern e noch genug ihrer lösung. Mir scheint z. B. noch keineswegs sicher festzustehen, — trotz W. Scherer und I. M. Wagner — dass A. der verf. von „Mercurialis“, „Centif. stult.“ ist bezw. nicht ist, was ferner echt und was nicht in an­ dern posthumen werken. A. ist übrigens auch noch lange nicht genügend ausgebeutet für die Sprachwissenschaft, literatur- und kulturgeschichte. Vorliegende auswahl enthält zunächst zwei wohl tatsächlich ge­ haltene predigten, vermutlich aus einer früheren periode von A.’s Wirk­ samkeit, und zwar nach der 1. ausgabe (A) der „Abrahamische Lauberjputt (40 Wien und Nürnberg, G. Lehmann, 1721), verglichen mit der 2. (Wien und Nürnberg, I. P. Krauss [B]). Darin behandelt A. zwei seiner lieblingsthemen: die nichtigkeit der weit und die Schmeichelei. Dann folgen 3 von den 100 kapiteln eines der interessantesten bischer A.’s, näm­ lich aus: Huy! und Pfuy! Der Welt. Huy/Oder Anfrischung zu allen schönen Tugenden: Pfuy Oder Abschreckung von allen schändlichen Lastern: Durch underschiedliche sittliche Concept, Historien / und Fabeln vorgestettt. Worinnen der Poet / Prediger / und waserley Standes-Personen für ihren Kram etwas finden können; durch R. P. ABRAHAM ä S. CLARA, Augustiner Barfüsser Ordens / Provinciae Definitorem, und Kaiserl. Pre­ diger re. re. Mit römischer Kayserlicher Majestät allergnädigsten Freyheit/ Mit Kupfern geziert und verlegt durch Christoph Weigel / Kupferstechern und Kunsthändlern in Nürnberg. Würtzburg / Gedruckt bey Martin Frantz Hertzen. 1707. Mit dieser original-ausgabe in folio (A) wurden ver­ glichen die 4° ausgaben desselben Verlegers von 1710 (B) und 1725 (C). A hat 200 Seiten und 100 kunstblätter; B 611 Seiten, C 610 (bis 605 stimmen beide überein). Daran schliessen sich aus demselben werke noch einige partien, jeweils aber nur die deutschen verse eines kapitels, die zu den besten gehören, die A. je gelungen sind. Besonders beachtenswert ist darin die fülle von meist recht charakteristischen komposita. Aus den 100 gedichten habe ich deren 217 vorläufig zusammengestellt. Davon ist ein grosser teil im „Deutschen Wörterbuch“ entweder gar nicht ver­ zeichnet oder doch ohne belegstelle geblieben bezw. mit Zitaten belegt aus schriftstellern, die nach A. lebten. Zum Schluss wird aus „Judas Der Ertz-Schelm" I, wohl Abrahams bekanntester Schrift, die stelle geboten, nach der die herausgeber von „Des Knaben Wunderhorn" jenes berühmte gedieht bearbeiteten („Des Antonius von Padua fischpredigt"), das Goethe „unvergleichlich dem sinne und der behandlung nach“ nannte („Goethes werke“, bibl. inst. bd. 25 s. 227). Unser text folgt dem der 1. ausgabe (Salzbg., M. Haan); zum vergleich wurden aus der fülle von späteren ausgaben jene von 1709 (ebenda; B) und 1752 (Nümbg., J. G. Lochner; C) herangezogen, und zwar bei diesen beiden s. 253/5.

Der alte Hafen scheppert.

seye im Herbst er­ schaffen worden / so seynd doch die mehriste Heilige Vätter der Aussag /

und

das Concilium Palaestinum bestätiget es / daß die Welt seye im 35

Frühling erschaffen worden / welches dann auch aus den Worten / die dazu-

3 BC Hertz.. trincken 4 BC Pflantze 6 BC Stärck.. Gantze 7 BC Lentz 8 C Erstling nenn 10 fehlt in B u. C ii BC Jahrszeit 12 A in dem Df 13 BC dazumal 14 B bist Df 16 C schönste 16 f BC spendiret 17 BC ziemliche 19 B annemlichen | BC hupffen. 21 B fange 22 BC ins­ gemein 27 BC selbst | A Begird Df 30 BC H. Schrifft 34 BC H. Vätter

HUY! UND PFUY! DER WELT

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Er ist es / der so bunt der Flora Kleider stickt. Er füllt uns die Kanal der Adern geistig an / Daraus so Glied als Herz fein Leben trinken kan. Kein Mensch / kein Vogel ist / kein Wild und keine Pflanze /

Die auf den Frühling nicht bey sick begierig werd:

5

Weil Leben/Pracht/und Stärk von ihm fliest in das Ganze;

Dock sag ; warum der Lenz eröffne Furch und Erd / Den ick die Sterb der Welt / der Zeiten Erstling / nenn? Daß jedes an sein Grab fein früh gedenken könn.

Der Frühling. HglAIllkomm du edle Jahrs-Zeit! was kan dock den menschlichen Augen 93 annehmlichers fallen / als der liebe Frühling / indem die Erden dazumahl wiederum ein neues Kleid anziehet / die so lange Zeit von dem

groben Winter fast biß auf das Hemmet ausgezogener gewesen; die Blumen

schiessen bey dieser Zeit in solcher Menge / auch unterschiedlichen Gestalten J5 hervor / als hatte der schöne Regenbogen ihnen die schöne Farben spen­

dieret : Die Bäume und Gewächs so eine zimliche Zeit vor Mattigkeit erbleichter gestanden / treiben wiederum die Blätter und Blühe hervor / also / das; sie bey Anblasung des annehmlichen Zephyri vor Freuden Hupffen:

die Vögel der Lufft so eine geraume Zeit die Pfeiffen in den Busen ge-20

stecket / fangen ihre vorige Music an zu intoniren und ergötzen alle Ohren

der Menschen / auch machen sie den gesammten Geschöpffen ins gemein einen lustigen Tantz auf: das Blut selbsten in dem Menschen / um weil es von der neuen Wärme / und Feuchte aufgemuntert wird / hält mit seinem frischen

Lauf ein rechtes Jubelfest / dahero auch die verdrießliche Feuchtigkeiten / so 25

den Winter hindurch in Arrest verhalft gesessen / durch die eröffnete Schweiß­

löcher den Kehraus tantzen; das Vieh selbsten eilet mit grosser Begierd auf die Waid / und was will es anderst durch das Blärren und Rörren andeuten / als dem Allmächtigen Schöpffer Danck zu sagen / um die so reich aufgedeckte Tafel.

In Heiliger Schrifft muß man nicht weitergehen / son- 3

dern gleich im ersten Buch / und daselbst im ersten Capitel sich aufhalten / allwo sick ein frommes Gemüth wegen des Frühlings sattsam ergötzen kan:

Ob schon eines und anderen Meinung ist / die Welt >seye im Herbst er­ schaffen worden / so seynd doch die mehriste Heilige Vätter der Aussag /

und

das Concilium Palaestinum bestätiget es / daß die Welt seye im 35

Frühling erschaffen worden / welches dann auch aus den Worten / die dazu-

3 BC Hertz.. trincken 4 BC Pflantze 6 BC Stärck.. Gantze 7 BC Lentz 8 C Erstling nenn 10 fehlt in B u. C ii BC Jahrszeit 12 A in dem Df 13 BC dazumal 14 B bist Df 16 C schönste 16 f BC spendiret 17 BC ziemliche 19 B annemlichen | BC hupffen. 21 B fange 22 BC ins­ gemein 27 BC selbst | A Begird Df 30 BC H. Schrifft 34 BC H. Vätter

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ABRAHAM A S. CLARA

mahl GOtt geredet / wohl abzunehmen / als er sagte: Germinet terra herbam virentem, die Erde bringe grünes Kraut Herfür rc. Nun weiß man es ohne das wohl/daß bei Frühlings-Zeit alles Grünes hervor stosse:

5

Was nun die blinden Heyden phantasiret/ist und bleibet die grösste Thor heit / indem sie die Flora für eine Göttin der Blumen ausgeben / sondern

der Allmächtige GOtt hat alles dieses auf das allerweiseste erschaffen: Unser lieber HErr hat dazumahl / wie er wolte mit fünff Brod und zwey Fischen so viel tausend Personen speisen/das Volk lassen niedersten auf das Gras: Ich rathe einem frommen Christen / er möchte sich doch bey io schöner Frühlings-Zeit niedersetzen in das Gras / daselbst das nechste Blümel oderKräutel abbrocken /und selbiges wohl betrachten/so wird er aus diesem winzigen Geschöpft erkennen die grosse Allmacht GOttes: Er wird daran finden die unendliche Weißheit des Allerhöchsten; absonderlich wird er wahrnehmen GOttes unerschöpffliche Güte / indem er dieses und alle an15 dere zu des Menschen Diensten erschaffen. Beschaue mir auch einer ein solches Blümel / wie wunderlich es in der Gestalt / wie schön in der Färb /

wie annehmlich an dem Geruch / aber leider! bald / bald hanget es die Flügel / bald fangt es an zu pfnotten / bald thut es verwelcken / so dann wirfft mans auf die Erden / und wird gar mit Füssen getretten. Flos 2o enim decidit & decor vultus ejus deperiit: Epist Jacob. 1. Hieran kan der Mensch ein feines Sinnbild nehmen seines gebrechlichen Lebens / bey dem es heisset / heunt roth/morgen tod; heunt eine Zier/morgen eine Schmier; heunt ein Schmauß / morgen ein Graus / heunt ein Truy / morgen ein Schmutz / heunt gallant, morgen ein Schatten an der Wand; heunt 25 im Freyhof/morgen im Freydhof; heunt beym Stab/morgen im Grab/ 94 heunt noch trinken / morgen schon stinken; heunt ein || Fraß / morgen schon ein Aas / heunt noch Huy / morgen schon pfuy. Bonartus erzehlet in Eccles, c. 10. daß ein Adelicher Jüngling seye gewesen/den man zur selben Zeit wegen der Gestalt nur den schönen Absalon hat genennet; dieser aber war 30 eine Blume / die ganz unverhoffter verwelcket: Massen er in seiner blühenden

Jugend erkranket / und als man wahrgenommen / daß seines Aufkommens keine Hoffnung mehr seye / also haben seine Anverwandte ihn bittlicsi er­ suchet / daß er zur sonderer Gedächtnus möchte abmahlen lassen / welches er als ein tugendsamer Jüngling in allweg geweigert / doch endlich mit

35 diesem Geding eingewilliget / daß sie ihn auch nachdem er etliche Tag unter der Erden gelegen / ab-contrafeyen lassen / damit man unter den beeden einen Unterschied machen könne: Nachdem er endlich mit Tod abgegangen /

3 BC Frühlingszeit | BC stosse. 4 c gröste 7 BB dazumal / weil | BC 5. Brod ii. 2. 8 BC Volck 9 C einen 10 BC Frühlings-Zeit 12 BC Geschöpfft I A Gottes Df 17 C hänget 18 ABC bald / fangt Df 20 BC deperit | Jak. 1, 11. 22 C heut roht 22 f B ein Schmier 2Z C heut ein Schmauß 26 BC trincken . . stincken 27 BC erzehlt 29 C genennt 32 C Anverwante 35 BC / nachdem 36 BC abcontrafenen 37 B nachdeme

huy! und pfuy! der welt

33

da wollen die Befreunden ihren Versprechen nachkommen / und wie sie die Toden-Sark eröffnet / da wurden sie alle erstummet / und mit ihnen die gesamte Anwesenden: Indem sie gesehen / wie die Würm das halbe An­ gesicht schon verzehret / der Ruckgrad vou einer Schlangen ausgeholet / und einen solchen abscheulichen Gestanck von sich geben / daß viel in Ohnmacht 5 gefallen; gleichwohl muffe der Mahler mit dem Pemsel diese abscheuliche Toden-Larffen entwerffeu / welche noch zu Cöllu in der vornehmsten Kyrchen zu sehen. Eine Geschicht vom Frühling ist in dem Leben des H. Patritii zu lesen: Weilen dessen Heiligkeit und vollkommener Wandel viel in die io Augen gestochen / also haben ihn einige Gottlose Leute sehr stark verfolget / unter anderen sind etliche Bößwicht gewesen / welche bey der FrühlingsZeit auf dem Weg wo der H. Mann allzeit pflegte zu reisen / einige tieffe Gruben ausgegraben / und solche ob en her mit zarten Zweigel und Gras in etwas zugedecket / damit also der fromme Bischoff samt den seinigen möchte 15 den Hals brechen. Solches freventliches Stück hat ein gewissenhafftes Weibsbild dem H. Mann angedeutet; er aber voll des Vertrauens auf Gott / steiget zu Pferd / uud gibt allen den seinigen / so mit ihme mussten reisen den Seegen / dahero sie auch unverletzter davon kommen / zumahlen das überdeckte Gräsel so fest gehalten / als die Erden selbst / damit aber 20 diese gottlose Gesellen ein ewiges Gedenken hatten/also hat er ihnen vornnd angedeutet / daß sie und alle ihre Kinds Kinder und Nachkömmling das Stückel Brod nicht anderst werden gewinnen / als durch Erd grabeu / und folgsam in steter Armut leben / welches auch alles der Ausgang be­ stätiget. In vit. Der Allmächtige GOtt ist ein so gerechter Zahler / daß 25 er meistens einem der ihm oder die seinigen beleidiget mit gleicher Münk begegnet. Weil des Loths Weib denen zweyen Englen als vermeinten Gästen kein Saltz auf dem Tisch gesetzet / also ist sie nachmahls in eine Saltz-Säulen verkehret worden: Ita Oleaster: Indem der reiche Prassernichts anders als Tag und Nacht geschleckt und banquetievt / also hat er 3° auch nachgehends nichts mehrers in der Höllen gelitten / als an der Zung: Einige vermessene Ketzer haben heimlich die Canzel mit der Säg in etwas abgeschnitten / damit der Prediger / so da gewesen der seelige Iacobus Prienus, solle die Füß brechen / GOtt hat sie derentwegen also bezahlet / daß sie und alle ihre Nachkömmling sind krumm gaugeu / und haben an 35 Füssen gelitten.

i B wollten 2 c Todten Sark 3 BC gesammte 7 BC Toden-Larven | BC Kirchen u BC gottlose .. starck 18 BC Deinigen 18 f musten reisen / 19 BC zumalen 21 BC Gedencken 22 BC Kinds-Kinder 23 BC Erdgraben 26 BC meinstens einen / der ihn oder die Seinigen be­ leidiget / I A bekleidet Df 28 BC nachmals 29 . Ita Oleaster. 30 BC geschlemmt und banquetirt ZI A mehres Df 32 BC Cankel Bertsche, Auswahl aus Abraham A S. Clara.

3

ABRAHAM A S. CLARA

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Fabel. EJn guter von Adel fragte einem Bauern/zu welcher Zeit im Jahr die Bauern am lustigsten waren? Der Bauer antwortet: Daß sie ihre beste

Freud und Kurtzweil im Winter haben / dann nach dem Abendessen seyen

5 sie sich zum Feuer und braten Kosten / so dann thätten sie einen guten Trunck darauf / darnach legten sie sich schlaffen: Der Edelmann wolte ihm hierüber eines versetzen und sprach: Ihr Bauren habt eine rechte Sau-

Arth / welche ebenfalls wann sie ihre Wampen voll haben / sich niederlegen

und schlaffen: Auf dieses fragte der Bauer auch den gnädigen Herrn / zu welcher

10 Beit er zum fröhligsten wäre?

Wir von Adel / sagt er / haben unseren

grössten Lust im Frühling / und sonderlich im Majo. Hol mich der Gugu/

sagte der Bauer / so mufft ihr meines Esels Vetter seyn / dann eben in

demselben Monat/ist er viel lustiger/als sonsten/und schreyet nichts an­ ders / als Iha, Iha, Iha.

Man will zuweilen gemeine Leute / desgleichen

*5 die Bauern sind / verachten / und für allzu schlecht halten / indem man öffters findet / daß ihnen GOtt mehrmahl einen sonderen Verstand und Witz mittheilet: Wer ist der Gedeon anderst gewesen / als ein Bauer / und gleich­ wohl hat GOtt ihn / als; er damals das Traid ausgetroschen / durch einen

Engel zum Kriegsfürsten erkiesen / und hat dieser nachmahls mit grossen 20 Verstand wieder die Madianiter gestritten und selbe gantz siegreich über­ wunden.

Iudic. c. 7.

Bey denen ersten Apostlen ist gar nichts Adelichs

gewesen / mit Ruder / und mit Fischer Netz mussten sie ihr Brod gewinnen /

sie verstunden sich mehr auf die Sälbling / als auf den Salomon / und dannoch hat sie GOtt also erleuchtet / daß sie die allerschlanheste Weltweisen

25 überwiesen. Eine Meer-Muschel ist Gestalt halber ein geringes Wesen / und dem

äusserlichen Schein nach eines gar leichten Werths / und dannoch verbirget

es inwendig ein kostbahres Perl: Deßgleichen sind

auch viele Leute be­

schaffen / welche da wegen allzuschlechten Aufzug für einfältige / ja zuweilen 30 für albere Menschen gehalten werden / unterdessen verhüllet sich gar offt mit dergleichen armen Küttlen eine grosse Weißheit: Dahero sagt der H.

Ambrosius:

Bona paupertas,

quae si thesaurum non habet pe-

cuniae, habet tarnen thesauros Sapientiae.

In Apoc. c. 11.

Eine

gute und löbliche Armuth ist diese / welche da / ob sie schon keinen Schatz

i BC einen 2 f BC: Ihre beste Freud und Kurtzweil haben sie / wann nach dem Abend-Essen sie sich zum Feuer setzen und Kösten braten / 5 c Kästen | BC thäten 6 Trunk | schlaffen; der | BC wollte 7 C Bauern 7 f BC Sau-Art 8 ebenfalls / 9 B Herrn 10 BC fröliebsten u BC Guckuck 15 BC allzuschlecht | C indeme 17 C anders 18 BC ausgetrosche | C durch 19 BC Kriegs-Fürsten | C erkiesen. | dieser 19f BC grossem Verstand wider 22 BC Fischer-Netz 24 BC allerschlaueste 25 f BC überwiesen. Eine 26 BC Meer-Muschel 27 BC Wehrts | C danoch 28 deßgleichen 29 BC für (am ende der zeile) 34 BC Armuht

HUY! UND PFUy! DER WELT besitzet des Gelds / so hat sie doch Schätz genug der Weißheit.

35 Elisaeus

hat sich auf dem Acker aufgehalten / und mit seinen Ochsen den Pflug geflrhret / unversehens kommet Elias zu ihm mit dem Göttlichen Befehl / er solle ihme nachfolgen / welches auch geschehen / nach solchem hat GOtt die grösste Wunder gewürket durch diesen Heiligen Mann; also schauet GOtt 5 nicht an / das Adeliche Herkommens / sondern würket mehrmahl durch ge­

meine / uud den Augen nach verächtliche Leute grosse Ding.

Pavo.

(bl. 67)

Fastum, mortis memor exuet omnem.

Xplicat ecce suas ales Iunonia pennas, Vertitur in miram cauda superba rotam. O quantus micat hic luxus, lususque colorum! Splendet in hac totum, quod decus Iris habet. At videat si Pavo pedes, scabrosaque crura, Detumet, ac fastum contrahit ipse suum. Est quem nobilitas, quem fulvae copia glebae, Quem tumidum vultus gratia mira facit; Ad tumulum si forte pedes perpendat euntes, Se nihil esse, brevis quem capit urnia, seiet.

E

Der Pfau. Wer an seinen Tod gedenkt / bleibt vom Stolz wol)l ungekräntt. Er Juno Vogel muß uns hier zur Lehre taugen: der drehet in dem Schweif sein buntes Spiegel-Rad.

Welch freches Farben-Spiel blickt ans den hundert Augen! Da glanzt mehr Pracht / als sonst ein Regenbogen hat. Doch wann er Schwärz und Krätz an seinem Fuß erblickt / so fällt der Schweif zusamm/der Hochmuth wird geknickt.

Ist jemand / dem der Muth aufwallt / vom alten Adel? Den übermachtes Gut / den hochgebrachter Pracht / Den sein erhabner Leib / den sein Gesicht ohn Tadel/ an Minen hoch und Stolz / im Geist einbildisch macht? Der blick nur auf die Füß / die nach der Gruben gehn; was gilts? Er wird / in sich beschämt / demütig stehn.

1 C ; Elisaeus 3 BC göttlichen 5 BC gewürcket. . H. Mann 6 BC Her­ kommen . . würcker mehrmal vor 10 das kupferbild 14 A cura Df 17 BC facit. 21 C nngekränckt 24 a Farben Spiel Df | c Augen; 25 c gläntzt 26 C Schwärtz zi BC stoltz 33 C demüthig

HUY! UND PFUy! DER WELT besitzet des Gelds / so hat sie doch Schätz genug der Weißheit.

35 Elisaeus

hat sich auf dem Acker aufgehalten / und mit seinen Ochsen den Pflug geflrhret / unversehens kommet Elias zu ihm mit dem Göttlichen Befehl / er solle ihme nachfolgen / welches auch geschehen / nach solchem hat GOtt die grösste Wunder gewürket durch diesen Heiligen Mann; also schauet GOtt 5 nicht an / das Adeliche Herkommens / sondern würket mehrmahl durch ge­

meine / uud den Augen nach verächtliche Leute grosse Ding.

Pavo.

(bl. 67)

Fastum, mortis memor exuet omnem.

Xplicat ecce suas ales Iunonia pennas, Vertitur in miram cauda superba rotam. O quantus micat hic luxus, lususque colorum! Splendet in hac totum, quod decus Iris habet. At videat si Pavo pedes, scabrosaque crura, Detumet, ac fastum contrahit ipse suum. Est quem nobilitas, quem fulvae copia glebae, Quem tumidum vultus gratia mira facit; Ad tumulum si forte pedes perpendat euntes, Se nihil esse, brevis quem capit urnia, seiet.

E

Der Pfau. Wer an seinen Tod gedenkt / bleibt vom Stolz wol)l ungekräntt. Er Juno Vogel muß uns hier zur Lehre taugen: der drehet in dem Schweif sein buntes Spiegel-Rad.

Welch freches Farben-Spiel blickt ans den hundert Augen! Da glanzt mehr Pracht / als sonst ein Regenbogen hat. Doch wann er Schwärz und Krätz an seinem Fuß erblickt / so fällt der Schweif zusamm/der Hochmuth wird geknickt.

Ist jemand / dem der Muth aufwallt / vom alten Adel? Den übermachtes Gut / den hochgebrachter Pracht / Den sein erhabner Leib / den sein Gesicht ohn Tadel/ an Minen hoch und Stolz / im Geist einbildisch macht? Der blick nur auf die Füß / die nach der Gruben gehn; was gilts? Er wird / in sich beschämt / demütig stehn.

1 C ; Elisaeus 3 BC göttlichen 5 BC gewürcket. . H. Mann 6 BC Her­ kommen . . würcker mehrmal vor 10 das kupferbild 14 A cura Df 17 BC facit. 21 C nngekränckt 24 a Farben Spiel Df | c Augen; 25 c gläntzt 26 C Schwärtz zi BC stoltz 33 C demüthig

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ABRAHAM A S. CLARA

Der Pfau. ?^Hne allen Zweiffel ist dieser unter den Vögeln der schönste / dahero er zu Athen für das grösste Wunder gehalten worden. Alexander

der Grosse hat unter scharffer Straffe verbotten / daß man diesen Vogel 5 nicht soll umbringen: Ein Zeuxis, ein Apelles, ein Parrhasius haben ihre Farben nicht so hoch gebracht / wie der Pfau; er bietet dem Amethist einen Trutz / dem Rubin einen Trutz / dem Carfunkel einen Trutz; dem Sapphir einen Trutz / dem Hyacinth einen Trutz; ja der Regenbogen selbst verwundert sich über des Pfauen seinen vielfarbigen Pracht: Es hat ihn io auch die Natur auf den Kopff mit einem schönen Federbusch anstatt der Cron versehen / daß ihn alle Vögel dessentwegen billich sollen verehren; er pranget über alle massen mit seinem Schweiff/welcher fast einem kleinen gestirnten

Firmament gleich / und wann er denselben bey nächtlicher Weil nicht sihet / so schreyet er sehr/der Meinung/er habe seine ganze Zierde verlohren; 15 wann ihn die Umstehende loben/oder die Mahler wollen ihn entwerffen/ da breitet er noch hefftiger den Schweiff aus. Augustinus mein Heiliger Vatter bestehet es selbst /daß ein gekochtes Pfauen-Fleisch über Jahr und

Tag / ja fast niemahl faule / noch weniger stincke: der Pfau mit seiner so harten Stimm erschreckt die gifftige Schlangen / daß sie also die gleich Flucht nehmen / 2o und sich in ihre Höle verkriechen. Was anbelangt die Heilige Göttliche Schrifft / findet man nur an einem Ort etwas von dem Pfauen: benanntlich wie der König Salomon 1 eine Flotta mit den Schiffen des Hiram alle drey Jahr nacher Indien geschickt / welche ihm neben hänffigem Gold und Silber / auch Pfauen müssen 25 bringen, woraus zu schliessen/daß zur selben Zeit dieser Vogel in höchstem Preis; gehalten worden. 3 Reg. c. 10. & 2. Paralip. c. 9. Es hat der Pfau wohl auch etwas Gutes und Lobwürdiges an ihm und sagen die Naturkündiger / daß er ein abgesagter Feind seye der Unsauberkeit / ja den alter­ mindesten Wust kan er nicht gedulten/nnd wann man ihn sehr besudelt/ 30 so kan er derenthalben vor Traurigkeit das Leben lassen. Im übrigen aber

ist nichts stoltzeres als dieser Vogel /wegen seiner so schönen Gestalt: das laß ich und du / und er zu / unter den Vögeln ist nichts stöltzers. Aberunter den Menschen ist mannigfalt nichts hoffartigers / als ein schönes Weibsbild: Du Lilien halt das Maul / die Polixena bildet ihr ein / sie 35 sey weisser / als du: Du Rosen musst kuschen / dann die Charlotta sagt: sie übertrifft dich weit an der Färb: Du Helffenbein verkriech dich / dann

die Gandulpha schnalzt dir unter die Nasen / daß ihre Stirn weit glätter

i fehlt in B u. C 5 C: ein | BC Parthasius Df 6 BC Amethyst 12 BC kleine 13 BC nit siehet 14 BC Meynung 15 BC wan 16 C breitet | BC hefftiger | BC Augustin, mein H. 17 BC gestehet § Pfauenfleisch | im 18 BC niemal 19 C Stim 21 BC die H. 23 C Jahr 36 BC verbrich

HUY! UND PFUY! DER WELT

37

als du: Du Diamaut laß dich nicht seheu / danu die Eleonorl wils be­ haupten / daß dein Glantz nur dumpere Glaßscheiben seyn gegen ihren Augen: Du Rubin kanst zu Haus bleiben / sagt die Estherl / dann ihre Leffzen dich weit zu Schanden machen: Ihr Perlen lasst euch nicht blicken / sagt die Helena / dann ihre Zähne thun euch in der Weisse weit hinweg beissen: 5

Mein Schnee / du musst dich verbergen / sagt die Lucretia / dann gegen ihren weissen Händen bist du eine ungebleichte Leinwath / O wie schön ist

diese Madam! Und eben dessentwegen stolzieret sie nicht ein wenig / sie wirfst die Augen hin und her dergestalten / wann ihre Blicker wären Blitzer / so würde niemand sicher seyn: Sie tritt so wunderlich daher / 10 wann sie hinderhalb mit einem Besen versehen wäre / so thäte sie die ganze

Gassen auskehren: Sie reckt und streckt den Hals in die Höhe / wie ein Storch / wann er in der Pfützen einen Frosch erblicket: Sie schant die Leute über die Achsel an / und gehen ihr nichts ab / als die Flügel / wormit sie sich könnte auf den Berg Olympum schwingen: Sie glaubt / sie 15 seye ein Malvasier / und andere Leute nur ein gemeines Bier: Sie glaubt / sie seye ein Amethist / und andere Leute ein gemeiner Wist: Sie glaubt / sie seye ein Paradeis / und andere Leut nur ein gemeines Gesträus. Sie glaubt / sie seye von Natur poliert / und andere Leute nur gemein dahin geschmiert. O mein gefierneiste Mistbutten! willst« dem Pfauen in der 20 Stolzheit nacharthen / so folge du ihme auch in anderen; dieser Gesell prangt und prahlt zwar mit seinem so herrlichen Schweiff / welchen er bey dem Sonnenschein / wie eine runde Scheiben ausbreitet / sobald er aber seine wilde und Aschenfarbe Füß anschauet / da lässt er allen Pracht fahren. Du meine stolze Jezabel / erwege wohl / daß nichts unbeständiges als die 25

menschliche Gestalt; bistu eine Rosa, oder eine Rosina, oder eine Rosalia, oder eine Rosamunda &c., so gedenke anbey / daß du einer Rosen gleich / welche gar bald verwelcket: Betrachte / daß du bald wirst zu Staub und Aschen werden. Jamia, Cassia, und Querenapura, drey Töchter des gedultigen Jobs sind dazumahl die schönste gewesen auf dem ganzen Erd- 3° boden / weit schöner als du und gleichwohl sind sie vermahlen Staub uud Aschen / das wirstu auch werden. Die Helena in Griechenland war so schön als du / ja weit schöner / dann wegen dero Gestalt ganze Krieg viele Jahre geführet worden / gleichwohl ist sie anjetzo Staub uud Aschen / das

wirst du auch werden. Eine Sara / eine Rebecca / eine Esther / eine Thermusa / 35 eine Gisela rc. waren so schön als du / und noch weit schöner/und gleich­ wohl seynd sie nun Staub und Aschen / das wirstu auch werden. Hast dem­ nach Ursach / du Pfauen-Art / dich mehrer zu demütige« als zu stolzieren, i BC Diamant / 8 BC stolziret sie nit 10 C; sie n BC gantze 16 BC Bier: sie 20 BC gefirneiste | willst du 21 Sroltzheit nacharten 22 BC pranget 23 BC so bald 25 BC stoltze 26 BC bist du 27 BC gedencke 28 verwelcket 29 BC 3. Töchter 3° dazumal | gantzen ^1 BC dermalen 3i2 wirst du (so auch später) 3z BC gantze 38 B demuhtigen C demüthigen

ABRAHAM A S. CLARA

38

Von dem Pfauen finde ich fast kein einige Geschicht allster diese / was Clearchus beschreibet / das; nemlich ein Pfau seye gewesen / welcher

sich dergestalten in eine schöne und wohlgestalte Jungfrau verliebt / daß wie dieselbige mit Tod abgangen / er kein einige Speise mehr angenommen /

5

und folgsam auch das Lebe« gelassen.

Es ist sich doch über dieses zu ver­

wundern / daß ein Vieh in die Liebe sich also kan vertieffen / aber noch selzamer ist es / wann die Menschen / welche GOtt mit dem Verstand be­ gnadet / Lieb halber gar zu Narren werden: Unter solche ist der Ammon

ein Sohn

des Davids zu zehlen / welcher sich in seine Schwester die

10 Thamar / um weil sie über alle massen schön war / dergestalten verliebt / daß er derentwegen ganz mager worden / und ihme fast das Gesiebt ein­

fallen / daß er ausgesehen / wie ein alter Stiefelbalg.

c. 13.

O Narr!

2. Reg.

Vor etlich 40. Jahren hat sich ein Schreiber in eines Freymanns

oder Henkers Tochter / welche sehr Wohlgestalt wäre / also unsinnig verliebt /

-5 daß er einen alten Pantoffel / den sie eine geraume Zeit getragen / völlig mit begierigen Zähnen zernaget und gefressen hat! O Narr!

Ich habe

selbst einen gekennt / der nicht von geringem Adel / derselbe hat eine so starke Lieb zu eiuer gefasst / daß er ihrenthalber bei der härtesten WintersZeit eine ganze Nackt vorm Fenster gestanden / und ihme allebeede Füsse

20 dergestalten zerfröhret / daß man ihme selbe muste abnehmen / neben allem diesem ist die Halsstarrigkeit gleichwohl nit gedämpft worden; und weilen er sein Vorhaben nicht konnte werkstellig machen / also hat er sich / nach­ dem er den Teuffel mehrmahl um Hülf augeruffen / mit einer stark ge­

ladenen Pistolen-Kugel selbst erschossen.

O Narr! Vor etlich 40. Jahren

25 hat ein Bauern-Limmel unweit Jngolstatt bey der Nacht mit seiner Liebsten geredt / den Kopff aber allzuweit in das enge Fensterlein hinein gesteckt / und

ihme die Leiter unter den Suffe» umgefallen / er aber den großen Schädel nicht

mehr Narr!

tonte

zuruck ziehen;

dessentwegen sich allda elend erdrosselt;

O

Einer zu Florenz / wie mir in der Durchreiß erzehlt worden/hat

30 sich also sehr in eine verliebt / daß er / uneracht er eines Adelichen Stands /

einen Roßknecht abgeben/wo diese ihre Behausung gehabt / und von dem

Herrn

daselbst sehr offt geprüglet worden / daß

er manchesmahl einen

Buckel gehabt/als wäre er mit Ultramarin übermahlt worden / weil er

aber dieselbige nicht tonte bekommen / also har er ihme selbst mit Gisst 35 das Leben genommen; O Narr über alle Narren!

2 BC schreibet 4 C Todt 7 C seltzamer | BC wan 9 BC / ein | Davids / | C zehle | BC welcher 10 B Thamar 1 war I 0 über | war ii BC gantz 12 BC alter | C Narr 12 f A 2. Reg. Df 14 BC Heuckers 16 C Narr 18 BC starcke | gefast 19 BC ganye | alle beede 20 BC allen 21 Halsstarrigkeit I gedämpfft i a und wellen Df 22 BC nit konnte werckstellig 23 BC mehr­ mal um Hülff | starck 24 c Narr 26 a Kof Df 29 C Narr | BC Florentz 32 C Herrn | BC manchesmal 35 BC Narr

Huv! UND PFUY! DER WELT

39

Fabel. EJn Pfau hat die Göttin Iuno ganz inständig gefragt / sie möchte doch sein nnterthänigste Bitt erhören: wie sie nun gefragt/was dann sein

Begehren seye? und was er so stark verlange? Um das bitte ich / sagt der Pfau / daß ich neben meinen schönen Spiegelfedern / auch tönte ein schönes 5 Gesang / gleichwie die Nachtigall / haben / damit ich sowohl mit Gang und

Gesang könnte den Leuten gefallen.

Die Göttin Iuno machte hierüber

gar kein freundliches Gesicht/und gab ihme zu verstehen sein unverschämtes Begehren / ja / er Pfau / solle mit dem Pracht und Glanz seiner Federn zufrieden seyn / und nicht gar zu viel begehren / dan ihr Brauch seye nicht / 10

daß sie einem alles pflege zu geben / sondern einem diß / dem andern etwas

anders.

Dieses

ist zwar ein Gedicht / unterdessen aber ist es eine all­

bekannte Warheit / daß der vorsichtigste GOtt durch seine grundlose Weißheit alles dergestalten eingerichtet / daß er keinem Menschen alle Gaben

mitgetheilt / sondern einem dieses spendiret/dem andern was anders. Rachel *5 und Lea waren zwey Schwestern / die Rachel wäre über alle massen schön und Wohlgestalt / entgegen

wessenthalben sie von

die Lea hatte trieffende und wilde Augen /

ihrer Schwester verachtet worden / nachdem

aber

beede geheurathet / da ist die Lea fruchtbar gewesen / welches zur selben

Zeit die gröste Ehre wäre; Rachel aber unfruchtbar / so dazumahl der gröste 20 Spott gewesen: wann die Rachel neben der schönen Gestalt hätte auch anbey die Fruchtbarkeit gehabt / da hätte sie sich / Zweifels ohne / allzusehr

übernommen / so die Lea / neben der Ungestalt / wäre unfruchtbar gewesen /

da wäre sie gar zu kleinmüthig worden.

Ecce quanta divinae Sapien-

tiae in rebus ordinatio! schreyet und schreibet Abulensis: Sihe! wie die 25

Göttliche Weißheit so wunderlich in

den Sachen spielet.

Joanni

dem

Tauffer hat der Allerhöchste die Gnade gegeben / daß er ein stattlicher Buß­ prediger worden / entgegen der H. Joannes Evangelist« hat die Gnad von GOtt empfangen / daß er ein berühmter Scribent worden.

GOtt theilet

seine Gnaden aus nach seinem Wohlgefallen / aber keinem gibt er alles. 3°

Salomon hat die gröste Weißheit gehabt / nicht aber die Stärke wie Sam­ son; dieser aber hat die gröste Stärke gehabt / nicht aber die Weißheit/

wie Salomon. sunt

Dahero spricht der H. Paulus: Divisiones gratiarum

So gar pflegt der vorsichtigste GOtt einem Land nicht alles zu

geben; entgegen ersetzet er den Abgang mit etwas anderen.

Schweden 35

2 BC gantz 3 BC : Wie ! 0 dan 4 BC starck i BC sagte 5 könnte 6 BC damit so wohl 7 BC macht 8 BC gäbe | C ihm 9 BC ja er | BC Glantz 10 B dann 13 BC Wahrheit 14 C dergestalte | BC eingericht 16 BC Massen 20 C aber | BC dazumal | C der gröste 21 BC. Wann 22 C zweifels 24 C kleinmüthig Df 25 C Sihe / 26 BC Göttl. 29 man kann aber auch beides zugleich werden, wie ge­ rade P. Abraham beweist! 32 BC nit 34 BC nit 34 f BC zugeben Df 35 BC andern

40

ABRAHAM A S. CLARA

und Nordwegen leiden eine immerwährende Kälte; dahingegen hat sie GOtt reichlich versehen mit Gehölz und Wäldern / wie nicht weniger mit solchen Thieren/mit dero Pelzfell sie sich können erwärmen. Holland und Frießland haben grossen Abgang an Holz / unterdessen brauchen sie gewisse Erde / 5 welche sie Torff nennen / diese an der Sonen gedörrt / dienet ihnen anstatt des Holzes / und können alles darbey kochen. Egypten hat selten einen

Regen / dahero der Nilus dieser grosse Fluß pfleget mehrmahl sich also zu ergiesse« / daß er das gauze Land befeuchtiget. Südlich / GOtt gibt keinem alles / und weigert auch keinem alles.

io (bl. i)

Die Sonn. Ihre Glut soll / statt der Sünden / GOttes Lieb in uns entzünden. (Etiam Divinum inflammet amorem.) Ann ans der Höh die Sonn / die Quell des Lichts / entspringet /

Schau / wie viel Freud und Pracht / aus ihrem Antlitz / fahr! 15 Daher die Hof-Capell der Lufft so geistig singet / Drum hupft die Wollen-Heerd / drum schnalzt die Schuppen-Schaar / Die Blum' erhöht die Färb / der Edelstein den Schein. Kurtz: Leben / Pracht und Lust / tritt mit der Sonn' herein.

20

Da nun die Sonne schön / wie schön ist wol der Meister? Kan das die Creatur? Wie groß ist dessen Macht/ Der seines Geistes Licht ausgiest in Leib- und Geister / Der seiner Liebe Glanz an jeden Ort gebracht? Jedoch wer kennt / wer liebt / an GOTT / so Wärm' / als Schein? Jsts möglich / daß die Welt kan so erfroren seyn!

*5 (bi. 2)

Der Mond. Oeffters muß des Mondes Schein / Für die Menschen / schamroth sein. (Monet rubicunda pudoris.)

/rrS sind so Sonn' als Mond des Himmels schönste Fackeln:

Die erste glänzt am Tag / die andre bey der Nacht. zo

Von jener muß das Feld voll Korn und Reben wackeln; Da dieser unsre Flut mit Fischen fruchtbar macht. Die Sonne gleicht dem Gold; der Mond hat Silber-Schein: Von beyden zieht die Welt den grössten Reichtum ein. i BC da hingegen 2 Gehöltz 4 BC Holtz 5 BC gedörrt 6 BC Holtzes | C alles kochen 7 BC Regen / an dessen Statt der Nilus; denn dieser grosse | mehrmal 8 gantze | BC Endlich! n BC Lob 14 BC Pracht aus ihrem Antlitz fahr/ 16 BC hupfst | schnaltzt 18 BC Sonn 19 A / ist Df i BC wohl 21 BC Leib und 22 BC Glantz | gebracht: 24 C möglich daß 26 BC Oeffters. | C Menschen schamroth 29 BC gläntzt 31 B unsere Df 32 BC gleich Df 33 BC grössten Reichthum

40

ABRAHAM A S. CLARA

und Nordwegen leiden eine immerwährende Kälte; dahingegen hat sie GOtt reichlich versehen mit Gehölz und Wäldern / wie nicht weniger mit solchen Thieren/mit dero Pelzfell sie sich können erwärmen. Holland und Frießland haben grossen Abgang an Holz / unterdessen brauchen sie gewisse Erde / 5 welche sie Torff nennen / diese an der Sonen gedörrt / dienet ihnen anstatt des Holzes / und können alles darbey kochen. Egypten hat selten einen

Regen / dahero der Nilus dieser grosse Fluß pfleget mehrmahl sich also zu ergiesse« / daß er das gauze Land befeuchtiget. Südlich / GOtt gibt keinem alles / und weigert auch keinem alles.

io (bl. i)

Die Sonn. Ihre Glut soll / statt der Sünden / GOttes Lieb in uns entzünden. (Etiam Divinum inflammet amorem.) Ann ans der Höh die Sonn / die Quell des Lichts / entspringet /

Schau / wie viel Freud und Pracht / aus ihrem Antlitz / fahr! 15 Daher die Hof-Capell der Lufft so geistig singet / Drum hupft die Wollen-Heerd / drum schnalzt die Schuppen-Schaar / Die Blum' erhöht die Färb / der Edelstein den Schein. Kurtz: Leben / Pracht und Lust / tritt mit der Sonn' herein.

20

Da nun die Sonne schön / wie schön ist wol der Meister? Kan das die Creatur? Wie groß ist dessen Macht/ Der seines Geistes Licht ausgiest in Leib- und Geister / Der seiner Liebe Glanz an jeden Ort gebracht? Jedoch wer kennt / wer liebt / an GOTT / so Wärm' / als Schein? Jsts möglich / daß die Welt kan so erfroren seyn!

*5 (bi. 2)

Der Mond. Oeffters muß des Mondes Schein / Für die Menschen / schamroth sein. (Monet rubicunda pudoris.)

/rrS sind so Sonn' als Mond des Himmels schönste Fackeln:

Die erste glänzt am Tag / die andre bey der Nacht. zo

Von jener muß das Feld voll Korn und Reben wackeln; Da dieser unsre Flut mit Fischen fruchtbar macht. Die Sonne gleicht dem Gold; der Mond hat Silber-Schein: Von beyden zieht die Welt den grössten Reichtum ein. i BC da hingegen 2 Gehöltz 4 BC Holtz 5 BC gedörrt 6 BC Holtzes | C alles kochen 7 BC Regen / an dessen Statt der Nilus; denn dieser grosse | mehrmal 8 gantze | BC Endlich! n BC Lob 14 BC Pracht aus ihrem Antlitz fahr/ 16 BC hupfst | schnaltzt 18 BC Sonn 19 A / ist Df i BC wohl 21 BC Leib und 22 BC Glantz | gebracht: 24 C möglich daß 26 BC Oeffters. | C Menschen schamroth 29 BC gläntzt 31 B unsere Df 32 BC gleich Df 33 BC grössten Reichthum

40

ABRAHAM A S. CLARA

und Nordwegen leiden eine immerwährende Kälte; dahingegen hat sie GOtt reichlich versehen mit Gehölz und Wäldern / wie nicht weniger mit solchen Thieren/mit dero Pelzfell sie sich können erwärmen. Holland und Frießland haben grossen Abgang an Holz / unterdessen brauchen sie gewisse Erde / 5 welche sie Torff nennen / diese an der Sonen gedörrt / dienet ihnen anstatt des Holzes / und können alles darbey kochen. Egypten hat selten einen

Regen / dahero der Nilus dieser grosse Fluß pfleget mehrmahl sich also zu ergiesse« / daß er das gauze Land befeuchtiget. Südlich / GOtt gibt keinem alles / und weigert auch keinem alles.

io (bl. i)

Die Sonn. Ihre Glut soll / statt der Sünden / GOttes Lieb in uns entzünden. (Etiam Divinum inflammet amorem.) Ann ans der Höh die Sonn / die Quell des Lichts / entspringet /

Schau / wie viel Freud und Pracht / aus ihrem Antlitz / fahr! 15 Daher die Hof-Capell der Lufft so geistig singet / Drum hupft die Wollen-Heerd / drum schnalzt die Schuppen-Schaar / Die Blum' erhöht die Färb / der Edelstein den Schein. Kurtz: Leben / Pracht und Lust / tritt mit der Sonn' herein.

20

Da nun die Sonne schön / wie schön ist wol der Meister? Kan das die Creatur? Wie groß ist dessen Macht/ Der seines Geistes Licht ausgiest in Leib- und Geister / Der seiner Liebe Glanz an jeden Ort gebracht? Jedoch wer kennt / wer liebt / an GOTT / so Wärm' / als Schein? Jsts möglich / daß die Welt kan so erfroren seyn!

*5 (bi. 2)

Der Mond. Oeffters muß des Mondes Schein / Für die Menschen / schamroth sein. (Monet rubicunda pudoris.)

/rrS sind so Sonn' als Mond des Himmels schönste Fackeln:

Die erste glänzt am Tag / die andre bey der Nacht. zo

Von jener muß das Feld voll Korn und Reben wackeln; Da dieser unsre Flut mit Fischen fruchtbar macht. Die Sonne gleicht dem Gold; der Mond hat Silber-Schein: Von beyden zieht die Welt den grössten Reichtum ein. i BC da hingegen 2 Gehöltz 4 BC Holtz 5 BC gedörrt 6 BC Holtzes | C alles kochen 7 BC Regen / an dessen Statt der Nilus; denn dieser grosse | mehrmal 8 gantze | BC Endlich! n BC Lob 14 BC Pracht aus ihrem Antlitz fahr/ 16 BC hupfst | schnaltzt 18 BC Sonn 19 A / ist Df i BC wohl 21 BC Leib und 22 BC Glantz | gebracht: 24 C möglich daß 26 BC Oeffters. | C Menschen schamroth 29 BC gläntzt 31 B unsere Df 32 BC gleich Df 33 BC grössten Reichthum

HUV ! UNI) PFUY! DER WELT

41

Drum sollt man Nacht und Tag dem grossen Schöpfer dienen / Für Lunae Silber-Glanz / und für der Sonnen Gold; Allein was thut man hier? Man schnarcht / wann sie erschienen. Man bleibt dem kühnen Werk der Finsteruußeu hold. Man deckt die Laster zn / mit schwarzem Flor der Nacht. Das ist es / was den Mond so gar offt schamroth macht.

(bi. 3)

5

Die Sterne. So viel führt des Himmels Lauf / Wahrer Gottheit Zeugen auf.

(Tot sunt pro Numine testes.)

f^rHr Sterne / meine Lnst! Ihr muntre Himmels-Angen / Ihr Führer / bey der Nacht / durchs düstre Welleu-Reich!

10

Wer gab Euch diese Krafft / daß ihr so lang könnt taugen /

Daß / etlich tausend Jahr / Eur Glanz nicht wurde bleich ? Wer richtet Euren Lauf so richtig / mit Bestaud? Wer dieses kau / hat auch die Allmacht in der Hand. Dem ist wahrhafftig so. Soviel der Sterne schimmern / So viel ein jeder Stern / im Umzug / Strahlen streut / So viel sind Zengeu auch / vor unsern Augeu-Wimmeru / Davon ein jeder laut von GOttes Wesen schreyt. Nur Epicurus hat deu Stahren im Gemüt /

-5

20

Wann er die Gottheit uicht / bey so viel Lichter« / sieht.

(bl. 4)

Die Lufft. Wer leichtsinnig fährt daher / Fällt für sich / und andre / schwer.

(Est gravis, nimium levis.)

Je Lufft / die zwischen Erd uud Himmel ausgegossen / Ist leicht / veränderlich / und allen Cörpern schwer.

25

Der Lenz zeugt Thau darinn / der Sommer Blitz und Schlossen / Der Herbst holt Regen dort / der Winter Flocken her. Sie tranrt / in Finsternus; und schnaubet / bey dem Wind; Lacht / wann die Sonn ihr Kleid aus güldnen Fäden spinnt.

i BC soll | Schöpffer 2 BC Glantz 3 BC / was | a erscheinen Df 5 B schwartzem C schwartzen 8 BC 4 BC Werck der Finsternussen -Lauff a -Lauf Df | C GOttheit 10 c Lust; Df 13 c Tausend 16 BC So viel 18 A -wimmern Df 20 BC Gemüth 21 BC GOtt­ heit | Liechtern 26 BC leicht veränderlich 27 BC Lentz 29 BC im Df | BC schnaubet bey

30

HUV ! UNI) PFUY! DER WELT

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Drum sollt man Nacht und Tag dem grossen Schöpfer dienen / Für Lunae Silber-Glanz / und für der Sonnen Gold; Allein was thut man hier? Man schnarcht / wann sie erschienen. Man bleibt dem kühnen Werk der Finsteruußeu hold. Man deckt die Laster zn / mit schwarzem Flor der Nacht. Das ist es / was den Mond so gar offt schamroth macht.

(bi. 3)

5

Die Sterne. So viel führt des Himmels Lauf / Wahrer Gottheit Zeugen auf.

(Tot sunt pro Numine testes.)

f^rHr Sterne / meine Lnst! Ihr muntre Himmels-Angen / Ihr Führer / bey der Nacht / durchs düstre Welleu-Reich!

10

Wer gab Euch diese Krafft / daß ihr so lang könnt taugen /

Daß / etlich tausend Jahr / Eur Glanz nicht wurde bleich ? Wer richtet Euren Lauf so richtig / mit Bestaud? Wer dieses kau / hat auch die Allmacht in der Hand. Dem ist wahrhafftig so. Soviel der Sterne schimmern / So viel ein jeder Stern / im Umzug / Strahlen streut / So viel sind Zengeu auch / vor unsern Augeu-Wimmeru / Davon ein jeder laut von GOttes Wesen schreyt. Nur Epicurus hat deu Stahren im Gemüt /

-5

20

Wann er die Gottheit uicht / bey so viel Lichter« / sieht.

(bl. 4)

Die Lufft. Wer leichtsinnig fährt daher / Fällt für sich / und andre / schwer.

(Est gravis, nimium levis.)

Je Lufft / die zwischen Erd uud Himmel ausgegossen / Ist leicht / veränderlich / und allen Cörpern schwer.

25

Der Lenz zeugt Thau darinn / der Sommer Blitz und Schlossen / Der Herbst holt Regen dort / der Winter Flocken her. Sie tranrt / in Finsternus; und schnaubet / bey dem Wind; Lacht / wann die Sonn ihr Kleid aus güldnen Fäden spinnt.

i BC soll | Schöpffer 2 BC Glantz 3 BC / was | a erscheinen Df 5 B schwartzem C schwartzen 8 BC 4 BC Werck der Finsternussen -Lauff a -Lauf Df | C GOttheit 10 c Lust; Df 13 c Tausend 16 BC So viel 18 A -wimmern Df 20 BC Gemüth 21 BC GOtt­ heit | Liechtern 26 BC leicht veränderlich 27 BC Lentz 29 BC im Df | BC schnaubet bey

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HUV ! UNI) PFUY! DER WELT

41

Drum sollt man Nacht und Tag dem grossen Schöpfer dienen / Für Lunae Silber-Glanz / und für der Sonnen Gold; Allein was thut man hier? Man schnarcht / wann sie erschienen. Man bleibt dem kühnen Werk der Finsteruußeu hold. Man deckt die Laster zn / mit schwarzem Flor der Nacht. Das ist es / was den Mond so gar offt schamroth macht.

(bi. 3)

5

Die Sterne. So viel führt des Himmels Lauf / Wahrer Gottheit Zeugen auf.

(Tot sunt pro Numine testes.)

f^rHr Sterne / meine Lnst! Ihr muntre Himmels-Angen / Ihr Führer / bey der Nacht / durchs düstre Welleu-Reich!

10

Wer gab Euch diese Krafft / daß ihr so lang könnt taugen /

Daß / etlich tausend Jahr / Eur Glanz nicht wurde bleich ? Wer richtet Euren Lauf so richtig / mit Bestaud? Wer dieses kau / hat auch die Allmacht in der Hand. Dem ist wahrhafftig so. Soviel der Sterne schimmern / So viel ein jeder Stern / im Umzug / Strahlen streut / So viel sind Zengeu auch / vor unsern Augeu-Wimmeru / Davon ein jeder laut von GOttes Wesen schreyt. Nur Epicurus hat deu Stahren im Gemüt /

-5

20

Wann er die Gottheit uicht / bey so viel Lichter« / sieht.

(bl. 4)

Die Lufft. Wer leichtsinnig fährt daher / Fällt für sich / und andre / schwer.

(Est gravis, nimium levis.)

Je Lufft / die zwischen Erd uud Himmel ausgegossen / Ist leicht / veränderlich / und allen Cörpern schwer.

25

Der Lenz zeugt Thau darinn / der Sommer Blitz und Schlossen / Der Herbst holt Regen dort / der Winter Flocken her. Sie tranrt / in Finsternus; und schnaubet / bey dem Wind; Lacht / wann die Sonn ihr Kleid aus güldnen Fäden spinnt.

i BC soll | Schöpffer 2 BC Glantz 3 BC / was | a erscheinen Df 5 B schwartzem C schwartzen 8 BC 4 BC Werck der Finsternussen -Lauff a -Lauf Df | C GOttheit 10 c Lust; Df 13 c Tausend 16 BC So viel 18 A -wimmern Df 20 BC Gemüth 21 BC GOtt­ heit | Liechtern 26 BC leicht veränderlich 27 BC Lentz 29 BC im Df | BC schnaubet bey

30

ABRAHAM A S. CLARA

42

Daher lässt sich kein Bild so wol getroffen machen /

Als wann des Menschen Sinn der Lnfft verglichen wird. Bald weint er eins daher / bald äußert sich das Lachen /

Bald macht er sich / mit Haß / bald liebend / eine Bürd. Wie mag doch mancher Mensch so ans sich stürmen ein / Und sich mit leichtem Sinn so sehr beschwerlich seyn!

5

(w- s)

Das Feuer. Oben suchen ich und du / Feur und Lieb / den Punct der Ruh. (Sibi figit in alto Centrum verus amor.) Je hefftig ist die Glnt / wie schnell sind deren Flügel! Sie würgt sich selbst im Rauch / wo sie nicht würken darf.

Sie hält die Freyheit hoch / zerreisset Zaum und Zügel / Und wütet gegen den / der Sie will fangen / scharf. Steigt über alles auf / zwingt jedes Element / r5

Und sucht den Punct der Ruh / im innern Firmament.

Die Liebe gleicht dem Fenr.

2o

Sie ist / wie dieses / rüstig.

Sie hasset allen Zwang. Sie leidet keinen Zaum. Sie ist zu ihrem Zwek gewaltig / eifrig / listig. Sie hat / im weiten Schloß des Herzens / wenig Raum; Ob jede Neigung gleich sich Ihr zu Füssen legt. Wann nur auch unsre Lieb zu GOtt auf-lohen mögt!

(bi. 13)

Der Regenbogen. Nur ein einig-gütig Aug macht / daß meine Schönheit taug. (Adspectu pendet ab uno.)

25

Sonn' / ein Mahler/komt.

Die Färb sind Licht und Strahlen.

Hie steht der Wolken-Grund / auf hoher Staffeley. Der Regenbogen sitzt und will sich lassen mahlen. Sagt/ob ein Kunst-Gemähl/wie diser Bogen sei?



Keins! Doch die Schönheit flieht / wie Rauch und Wind verweht. Sobald die Sonn ihr Licht ein wenig Seitwerts dreht.

Das Herz ist auch ein Grund. Will GOtt sich selbst entwerfen? So schildert Er sein Bild mit Tugend-Farben drein. Das Licht ist Gottes Gnad sein Bild recht anffzuschärfen.

i C wohl 6 C beschwerlich BC leichtem Sinn.. beschwe(h)rlich 8 C ich du Df ii BC würcken 12 C Ziegel ib C ist wie Df 18 BC Zweck 19 BC Hertzens 21 C auflohen 22 BC Regen-Bogen 25 C SJe Df 26 BC Wolcken- 27 BC Regen-Bogen 28 c Sag Df 30 BC Seit-werts 31 BC Hertz | B GOtt | BC entwerffen 33 BC GOttes | auffzuschärfen

ABRAHAM A S. CLARA

42

Daher lässt sich kein Bild so wol getroffen machen /

Als wann des Menschen Sinn der Lnfft verglichen wird. Bald weint er eins daher / bald äußert sich das Lachen /

Bald macht er sich / mit Haß / bald liebend / eine Bürd. Wie mag doch mancher Mensch so ans sich stürmen ein / Und sich mit leichtem Sinn so sehr beschwerlich seyn!

5

(w- s)

Das Feuer. Oben suchen ich und du / Feur und Lieb / den Punct der Ruh. (Sibi figit in alto Centrum verus amor.) Je hefftig ist die Glnt / wie schnell sind deren Flügel! Sie würgt sich selbst im Rauch / wo sie nicht würken darf.

Sie hält die Freyheit hoch / zerreisset Zaum und Zügel / Und wütet gegen den / der Sie will fangen / scharf. Steigt über alles auf / zwingt jedes Element / r5

Und sucht den Punct der Ruh / im innern Firmament.

Die Liebe gleicht dem Fenr.

2o

Sie ist / wie dieses / rüstig.

Sie hasset allen Zwang. Sie leidet keinen Zaum. Sie ist zu ihrem Zwek gewaltig / eifrig / listig. Sie hat / im weiten Schloß des Herzens / wenig Raum; Ob jede Neigung gleich sich Ihr zu Füssen legt. Wann nur auch unsre Lieb zu GOtt auf-lohen mögt!

(bi. 13)

Der Regenbogen. Nur ein einig-gütig Aug macht / daß meine Schönheit taug. (Adspectu pendet ab uno.)

25

Sonn' / ein Mahler/komt.

Die Färb sind Licht und Strahlen.

Hie steht der Wolken-Grund / auf hoher Staffeley. Der Regenbogen sitzt und will sich lassen mahlen. Sagt/ob ein Kunst-Gemähl/wie diser Bogen sei?



Keins! Doch die Schönheit flieht / wie Rauch und Wind verweht. Sobald die Sonn ihr Licht ein wenig Seitwerts dreht.

Das Herz ist auch ein Grund. Will GOtt sich selbst entwerfen? So schildert Er sein Bild mit Tugend-Farben drein. Das Licht ist Gottes Gnad sein Bild recht anffzuschärfen.

i C wohl 6 C beschwerlich BC leichtem Sinn.. beschwe(h)rlich 8 C ich du Df ii BC würcken 12 C Ziegel ib C ist wie Df 18 BC Zweck 19 BC Hertzens 21 C auflohen 22 BC Regen-Bogen 25 C SJe Df 26 BC Wolcken- 27 BC Regen-Bogen 28 c Sag Df 30 BC Seit-werts 31 BC Hertz | B GOtt | BC entwerffen 33 BC GOttes | auffzuschärfen

ABRAHAM A S. CLARA

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Daher lässt sich kein Bild so wol getroffen machen /

Als wann des Menschen Sinn der Lnfft verglichen wird. Bald weint er eins daher / bald äußert sich das Lachen /

Bald macht er sich / mit Haß / bald liebend / eine Bürd. Wie mag doch mancher Mensch so ans sich stürmen ein / Und sich mit leichtem Sinn so sehr beschwerlich seyn!

5

(w- s)

Das Feuer. Oben suchen ich und du / Feur und Lieb / den Punct der Ruh. (Sibi figit in alto Centrum verus amor.) Je hefftig ist die Glnt / wie schnell sind deren Flügel! Sie würgt sich selbst im Rauch / wo sie nicht würken darf.

Sie hält die Freyheit hoch / zerreisset Zaum und Zügel / Und wütet gegen den / der Sie will fangen / scharf. Steigt über alles auf / zwingt jedes Element / r5

Und sucht den Punct der Ruh / im innern Firmament.

Die Liebe gleicht dem Fenr.

2o

Sie ist / wie dieses / rüstig.

Sie hasset allen Zwang. Sie leidet keinen Zaum. Sie ist zu ihrem Zwek gewaltig / eifrig / listig. Sie hat / im weiten Schloß des Herzens / wenig Raum; Ob jede Neigung gleich sich Ihr zu Füssen legt. Wann nur auch unsre Lieb zu GOtt auf-lohen mögt!

(bi. 13)

Der Regenbogen. Nur ein einig-gütig Aug macht / daß meine Schönheit taug. (Adspectu pendet ab uno.)

25

Sonn' / ein Mahler/komt.

Die Färb sind Licht und Strahlen.

Hie steht der Wolken-Grund / auf hoher Staffeley. Der Regenbogen sitzt und will sich lassen mahlen. Sagt/ob ein Kunst-Gemähl/wie diser Bogen sei?



Keins! Doch die Schönheit flieht / wie Rauch und Wind verweht. Sobald die Sonn ihr Licht ein wenig Seitwerts dreht.

Das Herz ist auch ein Grund. Will GOtt sich selbst entwerfen? So schildert Er sein Bild mit Tugend-Farben drein. Das Licht ist Gottes Gnad sein Bild recht anffzuschärfen.

i C wohl 6 C beschwerlich BC leichtem Sinn.. beschwe(h)rlich 8 C ich du Df ii BC würcken 12 C Ziegel ib C ist wie Df 18 BC Zweck 19 BC Hertzens 21 C auflohen 22 BC Regen-Bogen 25 C SJe Df 26 BC Wolcken- 27 BC Regen-Bogen 28 c Sag Df 30 BC Seit-werts 31 BC Hertz | B GOtt | BC entwerffen 33 BC GOttes | auffzuschärfen

HUY ! UND PF UV ! DER WELT

43

&ef)t Er das Hertz grad an? So kan nichts schöner seyn.

Kehrt aber GOtt von uns die Gnade seines Lichts? Was sind wir? sagt mirs doch! Ein Schatten und gar Nichts.

Mitternacht.

(bl. 46)

Wer liebt / was die Welt hergibt / Ist in leine Träum verliebt.

(Somniat, in mundo qui se putat esse beatmn.)

S schwimmt / um Mitternacht / die Erd' im dicksten Schatten /

e

Die Lufft in süsser Still / das Ang im tiefsten Schlaf. Der Traum-Geist flattert um / durch Schläfe / Scheitel / Platten / Und treibt sein Possenspiel kühn / artig / toll und brav.

Er macht den Aermsten reich / an Thalern, fern und nah; Doch / wann er wieder wacht / so ist kein Heller da. Sv macht es auch die Welt / mit ihren eitlen Lüsten. Wie mancher bildet sich viel bey den Gütern ein! Wie darf sich mancher nicht auf Ehren-Stelzeu brüsten!

15

Allein / man harre nur / daß jener Tag erschein / An dem die Weck-Posaun des Richters hallt herab; Und schau / wieviel er Ehr und Gut in Handen hab.

(bl. 50)

Der Winter. In dem Winter gibt ein Buch

Früchte / nechst dem Blum-Geruch. 20

(. . . . Bruma Studiosus in ispa Et flores fructusque legit.) j

Er Winter bricht herein.

Der Schnee bedeckt die Wiesen.

Wie mancher langer Zapf hängt an den Dächern schwer! Man wird um Feur und Heerd jezt öffters kämpfen müssen.

Die Einfalt selbsten schleicht in einem Fnchsbalg her. Sucht / ihr Studenten / nun für Euer Red-Gebind Die Blumen/ in dem Buch / weil sie im Feld nicht sind. So rauh der Winter sonst / so mild ist er den Künsten. Er ist / so tod er scheint / so geistig für den Kopf. Die Musen flüchten sich zu deines Ofens Diensten: Sie läsen gerne was / beim Lampen-Oeles-Topf.

Gib Acht: weil (Del und Müh leicht liederlich verraucht / Da man / bey langer Nacht / nicht wenig Lampen braucht. 4 BC Die Nacht (so auch beim prosateil in A) 8 BC tieffsten Schlaff 9 BC UM durch Schläfst 13 BC Welt mit 15 BC darff 20 BC giebt 25 BC Feuer (nicht fett gedruckt) | jetzt | kämpffen 26 C Einfallt Df 27 C Studenten nun Df | euer | A Gebind / Df 28 c Blumen in Z2 C lesen

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HUY ! UND PF UV ! DER WELT

43

&ef)t Er das Hertz grad an? So kan nichts schöner seyn.

Kehrt aber GOtt von uns die Gnade seines Lichts? Was sind wir? sagt mirs doch! Ein Schatten und gar Nichts.

Mitternacht.

(bl. 46)

Wer liebt / was die Welt hergibt / Ist in leine Träum verliebt.

(Somniat, in mundo qui se putat esse beatmn.)

S schwimmt / um Mitternacht / die Erd' im dicksten Schatten /

e

Die Lufft in süsser Still / das Ang im tiefsten Schlaf. Der Traum-Geist flattert um / durch Schläfe / Scheitel / Platten / Und treibt sein Possenspiel kühn / artig / toll und brav.

Er macht den Aermsten reich / an Thalern, fern und nah; Doch / wann er wieder wacht / so ist kein Heller da. Sv macht es auch die Welt / mit ihren eitlen Lüsten. Wie mancher bildet sich viel bey den Gütern ein! Wie darf sich mancher nicht auf Ehren-Stelzeu brüsten!

15

Allein / man harre nur / daß jener Tag erschein / An dem die Weck-Posaun des Richters hallt herab; Und schau / wieviel er Ehr und Gut in Handen hab.

(bl. 50)

Der Winter. In dem Winter gibt ein Buch

Früchte / nechst dem Blum-Geruch. 20

(. . . . Bruma Studiosus in ispa Et flores fructusque legit.) j

Er Winter bricht herein.

Der Schnee bedeckt die Wiesen.

Wie mancher langer Zapf hängt an den Dächern schwer! Man wird um Feur und Heerd jezt öffters kämpfen müssen.

Die Einfalt selbsten schleicht in einem Fnchsbalg her. Sucht / ihr Studenten / nun für Euer Red-Gebind Die Blumen/ in dem Buch / weil sie im Feld nicht sind. So rauh der Winter sonst / so mild ist er den Künsten. Er ist / so tod er scheint / so geistig für den Kopf. Die Musen flüchten sich zu deines Ofens Diensten: Sie läsen gerne was / beim Lampen-Oeles-Topf.

Gib Acht: weil (Del und Müh leicht liederlich verraucht / Da man / bey langer Nacht / nicht wenig Lampen braucht. 4 BC Die Nacht (so auch beim prosateil in A) 8 BC tieffsten Schlaff 9 BC UM durch Schläfst 13 BC Welt mit 15 BC darff 20 BC giebt 25 BC Feuer (nicht fett gedruckt) | jetzt | kämpffen 26 C Einfallt Df 27 C Studenten nun Df | euer | A Gebind / Df 28 c Blumen in Z2 C lesen

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HUY ! UND PF UV ! DER WELT

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&ef)t Er das Hertz grad an? So kan nichts schöner seyn.

Kehrt aber GOtt von uns die Gnade seines Lichts? Was sind wir? sagt mirs doch! Ein Schatten und gar Nichts.

Mitternacht.

(bl. 46)

Wer liebt / was die Welt hergibt / Ist in leine Träum verliebt.

(Somniat, in mundo qui se putat esse beatmn.)

S schwimmt / um Mitternacht / die Erd' im dicksten Schatten /

e

Die Lufft in süsser Still / das Ang im tiefsten Schlaf. Der Traum-Geist flattert um / durch Schläfe / Scheitel / Platten / Und treibt sein Possenspiel kühn / artig / toll und brav.

Er macht den Aermsten reich / an Thalern, fern und nah; Doch / wann er wieder wacht / so ist kein Heller da. Sv macht es auch die Welt / mit ihren eitlen Lüsten. Wie mancher bildet sich viel bey den Gütern ein! Wie darf sich mancher nicht auf Ehren-Stelzeu brüsten!

15

Allein / man harre nur / daß jener Tag erschein / An dem die Weck-Posaun des Richters hallt herab; Und schau / wieviel er Ehr und Gut in Handen hab.

(bl. 50)

Der Winter. In dem Winter gibt ein Buch

Früchte / nechst dem Blum-Geruch. 20

(. . . . Bruma Studiosus in ispa Et flores fructusque legit.) j

Er Winter bricht herein.

Der Schnee bedeckt die Wiesen.

Wie mancher langer Zapf hängt an den Dächern schwer! Man wird um Feur und Heerd jezt öffters kämpfen müssen.

Die Einfalt selbsten schleicht in einem Fnchsbalg her. Sucht / ihr Studenten / nun für Euer Red-Gebind Die Blumen/ in dem Buch / weil sie im Feld nicht sind. So rauh der Winter sonst / so mild ist er den Künsten. Er ist / so tod er scheint / so geistig für den Kopf. Die Musen flüchten sich zu deines Ofens Diensten: Sie läsen gerne was / beim Lampen-Oeles-Topf.

Gib Acht: weil (Del und Müh leicht liederlich verraucht / Da man / bey langer Nacht / nicht wenig Lampen braucht. 4 BC Die Nacht (so auch beim prosateil in A) 8 BC tieffsten Schlaff 9 BC UM durch Schläfst 13 BC Welt mit 15 BC darff 20 BC giebt 25 BC Feuer (nicht fett gedruckt) | jetzt | kämpffen 26 C Einfallt Df 27 C Studenten nun Df | euer | A Gebind / Df 28 c Blumen in Z2 C lesen

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ABRAHAM A 8. CLARA

44

Der Wirbel-Wind.

(bl. 53)

Setze dich nicht widers Glück; Lieber weich dem Zorn zurück. (Cades, ni cesseris irae.)

/rrS stürmt der Wirbel-Wind / die Luft lernt Circul drehen. 5

Es braust der rauhe Nord mit beyden Backen drein. Es liebt der Wetterhahn das Wenden für das Krähen; Doch keine Klocke will im Thurm verschwiegen seyn. Es zitrtert Wand und Dach. Dort stürzt sich ein Camin.

Die Schindeln schnurren hier wie Majen-Kefer hin. io Der Reiß-aus wird gemein. Der Mäntel Segeln fliegen. Das Für-Tuch und der Schurz fällt ob dem Kopf znsamm.

Wer klug ist/sucht ein Haus: Mit Winden nicht zu kriegen/ aus Furcht / daß ihn der Sturm nicht jäh zum Stllrz verdamm. Ein Kluger weicht auch so des Glücks erzürnter Sprach.

15

Wer nicht gern fallen will / der geb den Zeiten nach.

(bi. 83)

Die Jünglinge. Viele liegen / aussen roth / an Affeten krank und todt. ( . . . . affectibus aegri Heu quoties pereunt!)

Er Jugend frischer Geist ist artig-ungeberdig/

tringt nur auf Kleider-Pracht / auf Music / Tanz und Spiel. Ist magern Sorgen feind/geniest was gegenwärtig/

25

sieht / nur um heunt besorgt / auf Morgen nicht gar viel. Sie mehrt und spart kein Gut. Ist was erworbnes da? so lauft es auf den Mark und dem Verschwenden nach.

Sie trägt ihr Heimlichs Herz ganz offen an der Stirne/ lässt Zorn uud Eifersucht frey durch die Lippen gehn.

Zeigt jedem / wie sie sind / die Grillen im Gehirne / und hält die Pralerey von Frauen-Lieb für schön. 3°

Weil nun die Jugend krank/mit so viel Fehlern kriegt/ was Wunder/wann Sie offt dabey zu Boden liegt?

8 ABC Bach Df (im lat. text: Tecta tremunt) 9 C hie f BC Käfer 10 BC Mäntel-Segeln Df n BC Schurtz 16 BC Der junge Mensch (ebenso bei dem prosateil in A) 17 BC rvht! kranck 20 BC UNgeberdig. Df 21 C Tantz 25 BC läufst | Marckt 26 BC Hertz gantz 27 BC Eyffersucht 3° BC kranck zi BC Wunder | C darbey

ABRAHAM A 8. CLARA

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Der Wirbel-Wind.

(bl. 53)

Setze dich nicht widers Glück; Lieber weich dem Zorn zurück. (Cades, ni cesseris irae.)

/rrS stürmt der Wirbel-Wind / die Luft lernt Circul drehen. 5

Es braust der rauhe Nord mit beyden Backen drein. Es liebt der Wetterhahn das Wenden für das Krähen; Doch keine Klocke will im Thurm verschwiegen seyn. Es zitrtert Wand und Dach. Dort stürzt sich ein Camin.

Die Schindeln schnurren hier wie Majen-Kefer hin. io Der Reiß-aus wird gemein. Der Mäntel Segeln fliegen. Das Für-Tuch und der Schurz fällt ob dem Kopf znsamm.

Wer klug ist/sucht ein Haus: Mit Winden nicht zu kriegen/ aus Furcht / daß ihn der Sturm nicht jäh zum Stllrz verdamm. Ein Kluger weicht auch so des Glücks erzürnter Sprach.

15

Wer nicht gern fallen will / der geb den Zeiten nach.

(bi. 83)

Die Jünglinge. Viele liegen / aussen roth / an Affeten krank und todt. ( . . . . affectibus aegri Heu quoties pereunt!)

Er Jugend frischer Geist ist artig-ungeberdig/

tringt nur auf Kleider-Pracht / auf Music / Tanz und Spiel. Ist magern Sorgen feind/geniest was gegenwärtig/

25

sieht / nur um heunt besorgt / auf Morgen nicht gar viel. Sie mehrt und spart kein Gut. Ist was erworbnes da? so lauft es auf den Mark und dem Verschwenden nach.

Sie trägt ihr Heimlichs Herz ganz offen an der Stirne/ lässt Zorn uud Eifersucht frey durch die Lippen gehn.

Zeigt jedem / wie sie sind / die Grillen im Gehirne / und hält die Pralerey von Frauen-Lieb für schön. 3°

Weil nun die Jugend krank/mit so viel Fehlern kriegt/ was Wunder/wann Sie offt dabey zu Boden liegt?

8 ABC Bach Df (im lat. text: Tecta tremunt) 9 C hie f BC Käfer 10 BC Mäntel-Segeln Df n BC Schurtz 16 BC Der junge Mensch (ebenso bei dem prosateil in A) 17 BC rvht! kranck 20 BC UNgeberdig. Df 21 C Tantz 25 BC läufst | Marckt 26 BC Hertz gantz 27 BC Eyffersucht 3° BC kranck zi BC Wunder | C darbey

HUY ! UND PFUY ! DER WELT

45

Der Krieg.

(bi. 93)

Wir sind / durch so harte Streich / dannoch nicht zum Guten weich. (Tot plagis tundimur, & vix Flectimur in melius.) Er Trummeln Brummel-Ton / das Schallen der Trompetten / Der Pancken Bidipump verscheuet Fried und Ruh. Die Fürsten mögen sich jetzt selbst mit Helmen fretten; Der träget Pfeil und Tartsch / und jener Schwerter zn. Die Menschen selbsten sind sich hassig / dort und hie / Die Wahlstadt ist die Welt/das Volk ein Opfer-Vieh.

Wer wollte nicht dabey die Eisen-Zeiten kennen? Der Kopf steckt unter Stahl und Eisen / daß uns graust. Die Schauben-Knaben sieht man schon mit Degen rennen / Und Mann und Jüngling führt das Eisen in der Faust. Wie komts/daß GOtt die Welt mit Eisen peitscht und presst? Weil sich ihr Eisen-Sinn nicht anderst ziehen lässt.

15

Iudas der Ertz-Schelm. wunderthätige Antonius Paduanus predigte einsmals in der

Stadt Rimini die Lehr JEsu Christi / welcher Doctrin der Ketzer Bombellus samt den mehresten Inwohnern zuwider waren/welches 20 dann verursachet / daß Antonius unter seiner Predigt wenig Zuhörer be­ kommen. Ja mit der Weil nichts / als höltzerne Zuhörer / nemlichen die Herren von Banckenriedt und Stüllingen- wil sagen / nichts nichts als Stül und Bänck in der Kirchen. Solches schmertzte Antonium, daß

denen Riminesern besser schmeckten die Egyptische Knobloch deß Bombelli, 25 als das süsse Manna deß Worts GOttes. Wann dann / sagt Antonius, der Saamen deß Göttlichen Worts dieser Erden mißfället/so wil ich ihn werffen in das Wasser / und weilen mich die Menschen verachten / so werden mich doch die Fisch anhören. Antonius in grosser Beglaitschafft gehet zn dem Gestatt deß Meers / fängt an zu predigen das Evangelium 3°

JEsu Christi.

Sihe Wuuder! bey dem schönen trucknen Wetter lauter

2 BC annoch 5 BC Brummeln- 7 sich fretten = sich abplagen 8 Tartsche = reiterschild | BC Schwerdter 10 C Volck ein Opffern B wolte 12 C Kopff 13 Schaub — I. fax, brennender Strohwisch als fackel, 2. brandstiftung | „schwarzer degen“ ist eine andere bezeichnung für birken teer (litauischer balsam) 15 BC kvMMts | GOTT i8 BC einsmahls 20 BC dem Ketzer (ein katharer = albigenser) 21 BC Predig 23 Stüellingen: will 24 BC «Ltühl 25 BC Reminensern | BC des 26 BC Manna des | BWort C Worts 27 BC des | BC mißfallet | BC will 29 BC Begleitschafft / 30 BC Gestad des | fangt 3 l BC Siehe | BC / lauter

HUY ! UND PFUY ! DER WELT

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Der Krieg.

(bi. 93)

Wir sind / durch so harte Streich / dannoch nicht zum Guten weich. (Tot plagis tundimur, & vix Flectimur in melius.) Er Trummeln Brummel-Ton / das Schallen der Trompetten / Der Pancken Bidipump verscheuet Fried und Ruh. Die Fürsten mögen sich jetzt selbst mit Helmen fretten; Der träget Pfeil und Tartsch / und jener Schwerter zn. Die Menschen selbsten sind sich hassig / dort und hie / Die Wahlstadt ist die Welt/das Volk ein Opfer-Vieh.

Wer wollte nicht dabey die Eisen-Zeiten kennen? Der Kopf steckt unter Stahl und Eisen / daß uns graust. Die Schauben-Knaben sieht man schon mit Degen rennen / Und Mann und Jüngling führt das Eisen in der Faust. Wie komts/daß GOtt die Welt mit Eisen peitscht und presst? Weil sich ihr Eisen-Sinn nicht anderst ziehen lässt.

15

Iudas der Ertz-Schelm. wunderthätige Antonius Paduanus predigte einsmals in der

Stadt Rimini die Lehr JEsu Christi / welcher Doctrin der Ketzer Bombellus samt den mehresten Inwohnern zuwider waren/welches 20 dann verursachet / daß Antonius unter seiner Predigt wenig Zuhörer be­ kommen. Ja mit der Weil nichts / als höltzerne Zuhörer / nemlichen die Herren von Banckenriedt und Stüllingen- wil sagen / nichts nichts als Stül und Bänck in der Kirchen. Solches schmertzte Antonium, daß

denen Riminesern besser schmeckten die Egyptische Knobloch deß Bombelli, 25 als das süsse Manna deß Worts GOttes. Wann dann / sagt Antonius, der Saamen deß Göttlichen Worts dieser Erden mißfället/so wil ich ihn werffen in das Wasser / und weilen mich die Menschen verachten / so werden mich doch die Fisch anhören. Antonius in grosser Beglaitschafft gehet zn dem Gestatt deß Meers / fängt an zu predigen das Evangelium 3°

JEsu Christi.

Sihe Wuuder! bey dem schönen trucknen Wetter lauter

2 BC annoch 5 BC Brummeln- 7 sich fretten = sich abplagen 8 Tartsche = reiterschild | BC Schwerdter 10 C Volck ein Opffern B wolte 12 C Kopff 13 Schaub — I. fax, brennender Strohwisch als fackel, 2. brandstiftung | „schwarzer degen“ ist eine andere bezeichnung für birken teer (litauischer balsam) 15 BC kvMMts | GOTT i8 BC einsmahls 20 BC dem Ketzer (ein katharer = albigenser) 21 BC Predig 23 Stüellingen: will 24 BC «Ltühl 25 BC Reminensern | BC des 26 BC Manna des | BWort C Worts 27 BC des | BC mißfallet | BC will 29 BC Begleitschafft / 30 BC Gestad des | fangt 3 l BC Siehe | BC / lauter

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ABRAHAM A 8. CLARA

nasse Zuhörer / maßen alle Fisch ganh eylfertig dem Gestatt zu geschwummen / die Köpff auß dem Wasser gehebt / und der Predig zugehöret. Sardellen gut Bißln / Wanns ligen in Schüßln/

Die Karpffen mit Rogen / Seynd all hieher zogen / 5 Habn d' Mäuler auffgrissen / Sich deß Zuhörens beflissen. Kein Predig niemalen Den Karpffen so gfallen.

Spitzgoschete Hechten / io Die immerzu fechten / Seynd eylends hergschwummen / Zu hören den Frommen. Kein Predig niemalen Den Hechten so gfallen. 15 Platteißl so da klein / Wolten die letzte nicht seyn / Antoni zu Ehren / Sein Predig zu hören. 2o

Kein Predig niemalen Den Fischln so gfallen.

Auch jene Phantasten / So gmeinglich beym fasten/ Thue Stockfisch verstehen / Hat man auch da gsehen. 25 Kein Predig niemahlen Dem Stockfisch so gfallen.

Schwimmen embsig zum Port / 30 Zum Göttlichen Wort. Kein Predig niemalen Den Fischln so gfallen.

Gut Aalen / gut Hausen / Vornehme gern schmausen / 35 Sich daher bequemen / Die Predig vernehmen. Kein Predig niemalen Dem Hausen so gefallen.

Die Sälbling und Aeschen/ 40 Sonst trefflich zum naschen / Vor Freuden schier gsprungen / Zuhören die Zungen. Kein Predig niemalen Dem Fisch so gfallen. 230 Auch Krebsen / Schild-Krotten / Sonst langsame Botten / Steygen eylends vom Grund / Zuhören diesen Mund. Kein Predig niemahlen 50

Den Krebsen so gfallen.

Fisch grosse / Fisch kleine / Vornehme und Gmeine / Heben in d' Höh die Köpff/ Wie verständige Geschöpff. 55

Auf GOttes Begehren / Antonium an hören.

i BC; massen | eilfertig dem Gestad zugeschwummen 2 BC aus 3 BC nur ein vers in einer zeile! 6 BC des Ztthörns | B befliss'» 7 BC nie­ mahlen (so auch im folg.) 11 BC eilends 12 B Zubören 15 C Plateißl (= Platteise, schölle, platessa) 16 BC Wolten die Letzte nit 20 BC Fischen 27 BC Bißln 28 BC Schißln 30 BC Zu Df 38 BC den Hausen so gfallen (Acipenser Huso L., eine art stöhr) 39 Sälbling — bloch, Salmo salvelinus | BC Aschen (Thymallus Cuv.) 40 BC Naschen 42 BC Zu hören 43 C iemahlen Df 44 BC Fische 45 BC Schilt 47 B eilends C eilend 48 B Znhörn 53 BC Höch 54 BC Gschöpff

JUDAS DER ERTZ-SCHELM

47

Nach vollendter Predigt deß wunderthatigen Manns haben alle Fisch die Köpff 'geneigt / und sich bedanckt der wunder-schönen Lehr. Nachmals wiederum unter das Wasser geschwummen. Aber Fisch verblieben / wie zuvor: Der Stockfisch ein plumper Großkvpff geblieben / wie zuvor: Der Hecht ein Karpffen-Dieb gebliebeu / wie zuvor: Die Krebsen zurück gangen / 5 wie zuvor: Die Aale geile Gesellen geblieben / wie zuvor. In Summa / die Predig hat ihnen gefallen / aber sie seynd geblieben / wie zuvor. Also gehen viel Neydige in die Predigt / hören / wie GOtt so scharpff gestrafft den Neyd deß Cains / deß Sauls / deß Esaus / der Brüder Josephs / aber bessern sich nicht: Viel Hoffartige gehen in die Predig / hören / wie der 10 gerechte GOtt so scharpff gezüchtiget die Hoffart der Babylonier / der Agar /

deß Lucifers, deß Nabuchodonosor / deß Antiochi / deß Amman / rc. aber bessern sich nicht: Viel Dieb gehen in die Predig / hören / wie die Gött­ liche Justitz ist kommen / und gestrafft hat den Diebstahl deß Achan / deß Judae/deß Nabaths/rc. und bessern sich nicht: Viel Unzüchtige gehen in 15 die Predig / und vernemmen nicht ohne Schröcken / wie der Allmächtige gestrafft hat den Ammon / den Herodes / den Holofernes / die Sodomiter / die Sichemiter / rc. und bessern sich nicht / dann sie können es nicht mehr lassen / wie die Katz das Mausen / wie der Wolff das Zausen / wie der Ochs das Rehren / wie das Schaaff das Blärren / die Gewonheit ist ein 20

eyserne Pfaidt / die Gewonheit ist schon in der Natur / und die Natur ist in der Gewonheit. Ein alten Baum biegen / das kau ich nicht / ein alten Hund guschen lehren / das kan ich nicht / ein altes Mahl auß einem Klaid bringen / das kan ich nicht / einem ein alte Sünd abgewöhnen / das kan

ich noch weniger. Sicut erat in principio ein Weinkauffer / & nunc ein 25 Weinsauffer / & semper ein Weintauffer. Er last es nicht. i BC Nachdem vollendet die Predig des 2 BC geneigt | Wunderschönen | nachmals 4 BC der 5 B Karpffen | BC zuvor: die Schiltkrote (B Schilttkrott) ein Faullentzer geblieben / (B gebliben) wie zuvor: die | zuruck 6 BC gaile Gesellen / wie 8 BC Neidige | BC scharff 9 Neid des (so stets im folg.) Cain, des Sauls, des Esau, die Brüder Ioseph 10 besseren | BC : Viel (so stets) 11 BC scharff I BC Agar 12 Nabuchodonosor . . Antiochi.. Amman, &c .. 14 BC Justiz | Achan 15 BC Iudae | Nabaths 16 BC Predig und vernehmen 17 BC Ammon (so alle folg, eigennamen) 20 Rehren = röhren (engl. to roar) | Schaaf das Bleren | C Gewohnheit 21 BC eiserne | C Pfaid (bayr.-öster. = hemd) 23 BC lernen | Mail aus einem Kleid 26 BC last

Frommannsche Hofbuchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. — 3910

A. Marcus und E. Weber's Verlag in Bonn

KLEINE TEXTE für

Vorlesungen und Übungen herausgegeben von

HANS LIETZMANN Professor in Jena

50/51 Urkunden zur Geschichte des Bauernkrieges und der Wiedertäufer herausgeg. von Dr. H. Böhmer. 36 S.

0.80 M.

54 Kleinere geistliche Gedichte des XII. Jahrhunderts herausgeg. von Albert Leitzmann. 30 S. 0.80 M.

55

Meister Eckharts Buch der göttlichen Tröstung und von dem edlen Menschen (Liber Benedictus), herausgeg. von Philipp Strauch. 51 S.

60

1.20 M.

Edward Youngs Gedanken über die Original­ werke in einem schreiben an Samuel Richardson übersetzt von H. E. v. Teubern, herausgeg. von Kurt Jahn. 46 S. 1.20 M.

63 Goethes erste Weimarer Gedichtsammlung mit Varianten herausgeg. von Albert Leitzmann. 35 S. 0.80 M., geb. 1.20 M.

67 Dietrich Schernbergs Spiel von Frau Jütten herausgeg. von Prof. Dr. Edward Schröder. 56 S.

73

1.20 M.

Die Quellen von Schillers und Goethes Balladen zusammengest. von Albert Leitzmann. 51 S. 3 Ab­ bildungen. Brosch. 1.20 M., geb. 1.50 M.

A. Marcus und E. Weber's Verlag in Bonn

Von Ulfila bis Leibnitz Zum Gebrauch für höhere Schulen ausgewählt und erläutert von

Karl Hessel In Leinen gebunden 2,50 Mark

feStücke der vorliegenden Sammlung sind nicht nach wiffenrZs schaftlichen Gesichtspunkten ausgewählt, sondern so, daß sie nur nach Inhalt und Form mustergültige Abschnitte darbieten, die ungehcuchelte Freude und Begeisterung für unsere Vorzeit erwecken und die Schüler zu weiteren Studien anregen sollen. Ausführliche Erläuterungen sind hinzugefügt über die Stellung der einzelnen Stücke und Dichter in der literarischen Entwicklung, Biographisches, Sprachliches und worüber sonst Lehrer und Schüler Aufklärung wünschen. Wörter und Formen, deren Sinn aus der Übersetzung nicht unmittelbar klar ist, sind in einem kleinen Wörterbuch erklärt. Altdeutsch will in dem gemeinüblichen Sinn verstanden sein, daß damit die deutsche Vorzeit bis in den Anfang des 18. Jahrhunderts gemeint ist. Den Schriftstellern der neu­ deutschen Zeit vom 16. bis 18. Jahrhundert gönnen ja die deutschen Lesebücher meist auch schon ein Plätzchen, darum schien es angebracht, aus der Zeit vom 16. Jahrhundert ab hier wesentlich nur solche Proben darzubieten, die inhaltlich Sprache und Literatur ihres Zeitalters behandeln, wie be­ sonders die letzten Abschnitte aus Opitz, Schupp und Leibnitz. Besondere Beachtung schien das Volkslied zu verdienen. In ihm offenbart sich eine oft wundervolle Einheit von Wort und Weise; das Volkslied bleibt lebendig nur durch seine Melodie. Die vorliegende Volksliederabteilung, die, soweit deutsche Lesebücher in Betracht kommen, wohl den ersten Versuch darstellt, mit dem Texte auch die Weise zu Wort kommen zu lassen, will den Sinn für die Geschichte des deutschen Volksliedes wecken und schärfen helfen; sie will aber auch dazu beitragen, daß die Volkslieder im Gesänge weiter getragen werden. Bei der Wahl von Text und Melodie wurde möglichst auf die ältesten Lesarten zurück­ gegriffen, ohne daß dabei spätere, aber wertvolle und durch ihre große Verbreitung als volkstümlich anzusprechende Formen zu kurz gekommen wären.

A. Marcus u. E. Weber*s Verlag, Bonn

TABYLÄE IN YSYM SCHOLÄRYM EDITAE SVB CVRA

IOHANNIS LIETZMANN

Wie die Sammlung der „Kleinen Texte für Vor­ lesungen und Uebungen“ es sich zur Aufgabe stellt, Quellenschriften von geringem Umfang in einer Form und Ausstattung vorzulegen, die sie zur Grundlage des wissenschaftlichen Unterrichts geeignet erscheinen läßt, so sind diese Tafel werke dazu bestimmt, das für die historisch-philologischen Fächer wichtigste Anschauungs­ material in einer Gestalt zu bieten, welche technisch allen Anforderungen der Wissenschaft entspricht und dabei doch einen für den Studenten erschwinglichen Preis an­ zusetzen gestattet. Denn es ist allerdings für den akade­ mischen Unterricht von höchster Bedeutung, daß der Lernende auch die für die Schulung seines Auges be­ deutsamen Lehrmittel selbst besitzt und sie nicht nur gelegentlich auf den Bibliotheken oder in den Museen zu Gesichte bekommt. Der Preis von ca. 6 Mark für das gebundene Exemplar wird deshalb möglichst bei­ behalten werden.

A. Marcus und E. Weber’s Verlag, Bonn Erschienen ist:

1. SPECIMINA CODICVM GRAECORVM VATICANORVM collegerunt PIVS FRANCHI DE’ CAVALIERI et IOHANNES LIETZMANN. 1910. XVI 8. 50 Tafeln in Lichtdruck. Geb. in Leinen­ band 6 M. Auf Karton gedruckt in Ganzpergament 12 M. Eine Auswahl von meist datierten

griechischen Handschriften des IV. bis XVI. Jahrhunderts der Bibi. Vaticana. Diese Sammlung bietet Material zum Studium der griechischen Handschriften-Paläographie aus den reichen für diesen Zweck bisher noch nicht benutzten Schätzen der Vaticana. 7 Tafeln zeigen die wichtigsten Uncialtypen vom IV. bis X. Jahrhundert. Auf eine Probe der Minuskelkursive saec. VIII./IX. folgt dann die Entwickelung der Minuskelschrift vom IX. bis XVI. Jahrhundert fast durchweg an datierten, vielfach auch lokalisierten Handschriften gezeigt. Das IX. Jahr­ hundert ist durch 4, das X. durch 6, XL durch 9, XII. durch 5, XIII. durch 7, XIV. durch 4, XV. und XVI. durch je 3 Tafeln vertreten. Darunter befinden sich 5 Proben der unteritalisehen Schrift vom X.—XIII. Jahrhundert.

Unter der Presse befindet sich: 2. PAPYRI GRAECAE BEROLINENSES selegit GVILELMVS SCHVBART. 50 Tafeln in Lichtdruck.

Auswahl von Urkunden und literarischen Papyri des Berliner Museums. Auf 50 Lichtdrucktafeln werden nahezu 80 Papyrustexte vollständig oder in Proben wiedergegeben und damit die Hauptzüge der Schriftentwicklung vom Ende des 4. Jahrh, v. Chr. bis zum Beginn des 8. Jahrh, n. Chr. vor Augen ge­ führt. Urkunden, Briefe und literarische Stücke sind ohne Sonderung nach Sachgruppen lediglich nach der Zeitfolge ge­ ordnet, wobei den literarischen Texten freilich nur durch Schätzung ihr Platz angewiesen werden kann. Den Haupt­ zweck, Material zur Einarbeitung in die Paläographie zu bieten, unterstützen die den Tafeln vorausgehenden Textbogen, die für jeden Papyrus Herkunft, Zeit, Inhalt und eventuell die erfolgte Publikation notieren und in beträchtlichem Um­ fange auch Abschriften der griechischen Texte beifügen, um dem Anfänger die unentbehrliche Hilfe, dem Vorgeschrittenen die Nachprüfung an die Hand zu geben. Eine Gruppierung der Papyri nach der Schwierigkeit für die Entzifferung wird vorangeschickt, um den Lernenden auf den rechten Weg zu führen. Neben dem pädagogischen Gesichspunkte wird das Werk als ein bequemes paläographisches Nachschlagebuch dienen können. Soweit die maßgebenden paläographischen Ziele es zulassen, wird darauf Bedacht genommen, auch inhaltlich wertvolle Stücke abzubilden, so daß die bekanntesten Papyri der Berliner Sammlung fast ausnahmslos vertreten sind.

A. Marcus und E. Weber’s Verlag, Bonn In Vorbereitung sind ferner:

z. INSCRIPTIONES GRAECAE collegit OTTO KERN. 50 Tafeln in Lichtdruck als Hilfsmittel

zum Studium der griechischen Epigraphik. 4. INSCRIPTIONES LATINAE collegit ERNESTVS DIEHL. 50 Tafeln in Lichtdruck. Auswahl latei­

nischer Inschriften von den Anfängen bis ins hohe Mittelalter. 5. SPECIMINA CODICVM LATINORVM VATICANORVM collegerunt LIEBAERT et VATTASSO. 50 Tafeln in Lichtdruck. Das lateinische

(Gegenstück zu Nr. 1. 6. BIBELATLAS bearbeitet von EBERHARD NESTLE.

Auswahl berühmter und historisch bedeutsamer Handschriften und Drucke der Bibel in allen Sprachen. 7. HANDSCHRIFTENPROBEN DES XVI.JAHR­ HUNDERTS, ausgewählt von GEORG MENTZ.

Briefe und Aktenstücke von der Hand der be­ deutendsten Persönlichkeiten der Reformations­ zeit. 8. VASENKUNDE bearbeitet von ROBERT ZAHN.

Ca. 40 Tafeln in Lichtdruck, darunter mehrere in Farben. Musterbeispiele der verschiedenen griechischenVasengattungen von der trojanischen Periode bis in die römische Kaiserzeit, vor­ nehmlich nach den Beständen des Berliner Museums. Weitere Tafelwerke, insbesondere zum Studium Archäologie, sind in Aussicht genommen.

der

A.

Marcus

und E.

Weber’s Verlag in Bonn

KLEINE TEXTE FÜR VORLESUNGEN UND ÜBUNGEN HERAUSGEGEBEN VON HANS LIETZMANN

1 Das Muratorische Fragment und die monarchianischen prologe zu den evangelien, herausgegeben von Prof. Lic. Hans Lietzmann. 2. Ausl. 16 S.e 0.30 M. 2 Die drei ältesten Martyrologien, herausgegeben von Prof. Lic. Hans Lietzmann. 2. Ausl. 18 S. 0.40 M. 3 Apocrypha i: Reste des Petrusevangeliums, der Petrusapocalypse und des Kerygma Petri, herausgegeben von Prof. Lic. Dr. Erich Klostermann. 2. Ausl. 16 S. 0.30 M. 4 Ausgewählte Predigten i : Origines Homilie X über den propheten Teremias, herausgegeben von Prof. Lic. Dr. Erich Klostermann. 16 S. 0.30 M. 5 Liturgische Texte i: Zur geschichte der orientalischen taufe und messe im 2. und 4. Jahrhundert, ausgewählt von Prof. Lic. Hans Lietzmann. 2. Ausl. 16 S. 0.30 M. 6 Die Didache, mit kritischem apparat herausgegeben von Prof. Lic. Hans Lietzmann. 2. Ausl. 16 S. 0.30 M. 7 Babylonisch-assirische Texte, übersetzt von Prof. Dr Carl Bezold. 2. Aufl. im Druck. 8 Apocrypha ii: Evangelien, herausgegeben von Prof. Lic. Dr. Erich Klostermann. 2. Aufl. 21 S. 0.40 M. 9 Ptolemaeus Brief an die Flora , herausgegeben von Prof. D. Adolf Harnack. 10 S. 0.30 M. 10 Die Himmelfahrt des Mose, herausgegeben von Prof. Lic. Dr. Carl C lern en. 16 S. 0.30 M. 11 Apocrypha hi : Agrapha, neue Oxyrhynchuslogia, herausgegeben von Prof. Lic. Dr. Erich Klostermann. 20 S. 0.40 M. 12 Apocrypha iv: Die apokryphen briefe des Paulus an die Laodicener und Korinther, herausgegeben von Prof. D. Adolf Harnack 0.40 M. 13 Ausgewählte Predigten ii: Fünf festpredigten Augustins in ge­ reimter prosa, herausgegeben von Prof. Lic. Hans Lietzmann. 16 S. 0.30 M. 14 Griechische Papyri, ausgewählt und erklärt von Prof. D. Hans Lietzmann. 2. Aufl. 32 S. 0.80 M. 15/16 Der Prophet Amos, Hebräisch und Griechisch, herausgegeben von D. Johannes Mein hold und Lic. Hans Lietzmann. 32 S. 1.00 M. 17/18 Symbole der alten Kirche, ausgewählt von Prof. Lic. Hans Ltetzmann. 32 S. 0.80 M. 19 Liturgische Texte n: Ordo missae secundum missale romanum, herausgegeben von Prof. Lic. Hans Lietzmann. 32 S. 0.40 M. 20 Antike Fluchtafeln, ausgewählt und erklärt von Prof. Dr. Richard Wünsch. 28 S. 0.60 M. 21 Die Wittenberger u. Leisniger Kastenordnung 1522, 1523, herausgegeben von Prof. Lic. Hans Lietzmann. 24 S. 0.60 M. 22/23 Die jüdisch-aramäischen Papyri von Assuan sprachlich und . sachlich erklärt von Lic. Dr. W. Staerk. 39 S. 1.00 M. 24/25 Martin Luthers geistliche Lieder, herausgegeben von Prof. Dr. Albert Leitzmann. 31 S. 0.60 M. 26/28 Lateinische christliche Inschriften mit einem anhang jüdischer Inschriften, ausgewählt und erklärt von Prof. Dr. Ernst Diehl. 48 S. 1.20. 29/30 Res gestae divi Avgvsti, herausgegeben und erklärt von Prof. Dr. Ernst Diehl. 2. Aufl. 40 S. 1.20 M.

A. Marcus

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in

Bonn

zi Zwei neue Evangelienfragmente, herausgegeben und erklärt von H. B. Swete. 15 S. 0.40 M. 32 Aramäische Urkunden zur Geschichte des Judentums im VI und V Jahrhundert vor Chr., sprachlich und sachlich erklärt von Prof. Lic. Dr. W. Staerk. 16 S. 0.60 M. 33/34 Supplementum Lyricum, neue bruchstücke von Archilochus Alcaeus Sappho Corinna Pindar, ausgewählt und erklärt von Prof. Dr. E r n s t D i e h 1. 2. Ausl. 44 S. 1.20 M. 35 Liturgische Texte iii : Die konstantinqpolitanische messliturgie vor dem IX Jahrhundert: Üebersichtliche Zu­ sammenstellung des wichtigsten quellenmaterials von Dr. Anton Baumstark. 16 S. 0.40 M. 36 Liturgische Texte iv: Martin Luthers Von Ordnung gottesdiensts, Taufbüchlein, Formula missae et communionis 1523 herausgegeben von Prof. D. Hans Lietzmann. 24 S. 0.60 M. 37 Liturgische Texte v: Martin Luthers Deutsche Messe 1526, herausgegeben von Prof. D. Hans Lietzmann. fci6 S. 0.40 M. 38/40 Altlateinische Inschriften von Prof. Dr. Ernst Diehl. 64 S. 1.80 M. 41/43 Fasti Consulares Imperii Romani von 30 v. Chr. bis 565 n. Chr. mit Kaiserliste und Anhang bearbeitet von Willy Liebenam. 128 S. 3 M., gbd. 3.40 M. 44/46 Menandri reliquiae nuper repertae herausgeg. von Prof. Dr. Siegfried Sudhaus. 65 S. 1.80 M., gbd. 2.20 M. 47/49 Lateinische altkirchliche Poesie ausgewählt von Prof. D. Hans Lietzmann. 64 S. 1.50 M. 50/51 Urkunden zur Geschichte des Bauernkrieges und der Wiedertäufer herausgegeben von Prof. Dr. H. Böhmer. 36 S. 0.80 M. 52/53 Frühbyzantinische Kirchenpoesie i : Anonyme hymnen des V—VI Jahrhunderts ediert von Dr. Paul Maas. 32 S. 0.80 M. 54 Kleinere geistliche Gedichte des xii Jahrhunderts herausgeg. von Albert Leitzmann. 30 S. 0.80 M. 55 Meister Eckharts Buch der göttlichen Tröstung UND VON DEM EDLEN MENSCHEN (LlBER BENEDICTUS),

herausgegeben von Philipp Strauch. 51 S. 1.20 M. 56 Pompeianische Wandinschriften und verwandtes ausgewählt von Prof. Dr. Ernst Diehl. 60 S, 1.80 M. 57 Altitalische Inschriften herausgegeben von H. Jacob­ sohn. 32 S. 0.80 M. 58 Altjüdische Liturgische Gebete herausgegeben von Prof. D. W. Staerk. 32 S. 1.00 M.

A. Marcus

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Bonn

59 Der MiSnatraktat Berakhoth in vokalisiertem Text herausgeg. von Prof. D. W. Staerk. 16 S. 0.60 M. 60 Edward Youngs Gedanken über die Originalwerke in einem schreiben an Samuel Richardson übersetzt von H. E. v. Teubern, hrsgeg. von Kurt J ahn. 46 S. 1.20 M. 61 Liturgische Texte vl: Die Kiementinische liturgie aus den Constitutiones apostolorum viii mit anhängen herausg. von Prof. D. Hans Lictzmann. 32 S. 0.80 M. 62 Vulgärlateinische Inschriften herausgeg von* Prof. Dr. Er ns t Diehl. 180 S. Brosch. 4.50 M., geb. 5.— M. 63 Goethes erste Weimarer Gedichtsammlung mit Vari­ anten herausgeg. von AlbertLeitzmann. 35 S. 0.80 M. geb. 1.20 M. 64 Die Oden Salomos aus dem syrischen übersetzt, mit An­ merkungen von A. Ungnad u. W. Staerk. 40 S. 0.80 M. 65 Aus DER antiken Schule. Sammlung griechischer texte auf papyrus holztafeln ostraka, ausgewählt und erklärt von Dr. Erich Ziebarth. 23 S. 0.60 M. 66 Aristophanes Frösche mit ausgewählten antiken schoben herausgeg. von Dr. Wilhelm Süss. 90 S. Brysch. 2.— M., geb. 2.40 M. 67 Dietrich Schernbergs Spiel von Frau Jütten hrsgeg. von Prof. Dr. Edward Schröder. 56 S. 1.20 M. 68 Lateinische Sacralinschriften ausgewählt von Dr. Franz Richter. 69 Poetarvm vetervm Romanorvm Reliquiae selegit Er­ nestus Diehl. 165 S. Brosch. 2.50 M., geb. 3.— M. 70 Liturgische Texte vii: Die Preussische Agende im auszug hrsg. von Hans Lietzmann. 42 S. Brosch. 0.80 M., geb. 1.— M. 71 Cicero pro Milone mit dem commentar des Asconivs und den Scholia Bobbiensia herausg. von Dr. Paul Wessner. Brosch. 1.60 M., geb. 2.— M. 72 Die Vitae Vergiltanae und ihre antiken quellen her­ ausgeg. von Prof. Dr. Ernst Diehl. 60 S. 1.50 M. 73 Die Quellen von Schillers und Goethes Balladen zusammengest. von Albert Leitzmann. 51 S. 3 Ab­ bildungen. Brosch. 1.20 M., geb. 1.50 M. 74 Andreas Karlstadt von abtuhung der bilder und das keyn bedtler vnther den Christen seyn sollen 1522 u. d. Wittenberger Beutelordming herausgeg. von Hans Lietzmann. 32 S. 0.80 M. 75 Liturgische Texte viii: Die Sächsische Agende im auszug herausgegeben von Hans Lietzmann. 36 S. Brosch. 0.80 M., geb. 1.— M. 76 Auswahl aus Abraham a. S. Clara herausgegeben von Prof. Dr. Karl Berts ehe. 47 S. 1.— M. Frommannsche Hofbuchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. — 3910