197 69 17MB
German Pages 563 [564] Year 1992
FRÜHE NEUZEIT Band 6
Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext In Verbindung mit der Forschungsstelle „Literatur der Frühen Neuzeit" an der Universität Osnabrück und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herausgegeben von Jörg Jochen Berns, Gotthardt Frühsorge, Klaus Garber, Wilhelm Kühlmann und Jan-Dirk Müller
Franz M. Eybl
Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1992
Dem Andenken an Manfred Lischka (1954-1981) gewidmet
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Eybl, Franz M.: Abraham a Sancta Clara : vom Prediger zum Schriftsteller / Franz M. Eybl. Tübingen : Niemeyer, 1992 (Frühe Neuzeit ; Bd. 6) NE: GT ISBN 3-484-36506-4
ISSN 0934-5531
© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1992 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Druck und Einband: Weihert Druck GmbH, Darmstadt
Danksagung
Der Verfasser dankt dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, der die Untersuchung durch ein Erwin-SchrödingerStipendium gefördert hat, den zahlreichen entgegenkommenden Bibliothekaren sowie seinen Freunden und Helfern am Arbeitsplatz und im Privatleben. Die Anregungen von Dieter Breuer und Werner Welzig, die die Arbeit im Habilitationsverfahren der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien begutachtet haben, wurden dankbar aufgenommen und eingearbeitet.
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1: Einleitung (1-42) 1.1 Die Verklärung des Todes: Anekdoten 1.2 Konjunkturzyklen der Rezeption 1.2.1 Ein Beispiel: Österreichische Abrahamrezeption 1.2.2 Zusammenfassung 1.3 Forschungsansätze 1.3.1 Zur Geschichte der neueren Abraham-Forschung 1.3.2 Forschungsansätze der neueren Barockforschung
1 6 8 22 24 25 30
Regionalistische und konfessionskulturelle Ansätze 30 - Predigt, Predigtliteratur und "schriftliche Folklore" 34 - Gattungsmischung und Ästhetik der Identität 38
Kapitel 2: Der Prediger und sein Wirkungskreis (43-117) 2.1 Der Hofprediger 2.1.1 Geistliche Rede und dynastisches Denken 2.1.2 Der Hofpredigertitel 2.1.3 Abraham und der Kaiser
43 44 49 52
Kontakte und Audienzen S3 - Der Kaiser als Predigthörer 55 - Leopold und seine geistlichen Berater 56 - Die letzten beiden Jahrzehnte 57
2.2 Der Stadtseelsorger 2.2.1 Städtische Repräsentation: Festkultur und Emblematik
63 63
Höfische und kirchliche Repräsentation 64 - Festkultur 67 - Abraham als Emblematiker 71
2.2.2 Die Kongregationen und ihr Schrifttum
73
Religiöse Vereinigungen und Bruderschaften 73 - Kongregationsschrifttum 77
2.2.3 Lobrede und Nationspredigt
80
Abrahams erste Wenzelspredigt (1703) 81 - Selbstdarstellung im geistlichen Fest 83 - Nationspredigten und ÖsterTeichideologie 84 - Gesichtspunkte der Interpretation 90
2.3 Das Volk und die Dliteraten: Predigtpublikum 2.3.1 Das Massenpublikum der Missionspredigt Die Missionspredigt und ihre Wirkung 97 - Missionszüge in Deutschland 101
94 96
VIII
Inhaltsverzeichnis
2.3.2 Das Wiener Predigtpublikum
103
Sozialstruktur, Affektkontrolle und Frömmigkeit 104 - Abrahams Predigtwirkung zwischen Katechese und Mission 110
2.3.3 Abraham und die Illiteraten
113
Kapitel 3: Der Prediger und seine Autorität (118-175) 3.1 Das Inventionswissen als geliehene auctoritas 3.2 Abrahams Inventionswissen: Die Michaelspredigt von 1669 3.2.1 Das Wissen im Kontext der Rede 3.2.2 Bereiche und Präsentation des Wissens 3.2.3 Die Aneignung des Wissens: Exzerpierkunst 3.2.4 Die Verwendung der Quellen 3.2.5 Der Kreis der Fundorten Topik 3.3 Rhetorische Zurichtung 3.3.1 Schreibvorgang und Disposition 3.3.2 Dispositionsmuster und Verknüpfung der Teile
118 125 125 127 134 139 143 147 147 150
Leitmotivische Reihentechnik 151 - Die verborgene Disposition als Wirkungsgarant 153
3.3.3 Heiligenpredigt und Herrscherlob: Astriacus Austriacus (1673)
156
Abrahams erste Leopoldspredigt 157 - Die Erstfassung: Heiligenlob für Untertanen 158 - Umgestaltung zur Hofpredigt: Assoziation und aptum 160 Exordium und Epilog: Soziale Parameter des Publikumsbezuges 165
3.3.4 ornatus·. Zwischen Heiligenpredigt und Herrscherlob
170
Kapitel 4: "Mercks Wienn" und die Predigtliteratur (176-283) 4.1 Widmung und Widmungswesen 4.1.1 Die Publikationsumstände oberdeutscher Predigtliteratur 4.1.2 Die Repräsentationsfunktion der Widmung 4.1.3 Der Anlaß zur Widmung
176 176 180 184
ejus qui dedicator dignitas: Widmungsadressaten 184 - opportunitas: Widmung und Schreibanlaß 190 - Gelegenheitsdichtung und Predigt 193
4.1.4 Abrahams Widmungen
196
Widmung und Leser 196 - Abrahams Widmungspolitik 201
4.2 Der Erfolg des Mercks Wienn 4.2.1' Mercks Wienn und die Predigt
203 203
Der Prediger in der Schreibsituation des Pestjahres 204 - Frühere Predigten als Material des Mercks Wienn 209
4.2.2 Gestaltungsmomente Sprecherrolle und Erzählinstanz 213 - Die Rolle des Predigers als "Sprecher" 213 - Sprecher und Pestzeuge 216 - Exkurs: Autobiographische Pestbewältigung (Paul Rochus Redlich) 220 - Figurenrede 223 - Handlungsstruktur 224
213
IX 4.2.3. Zur Gattungsfrage
228
Folkloristische Formen in der oberdeutschen Literatur 228 - Gattungsmischung im Mercks Wienn 235 - Abwandlung des Totentanzes 239 - Soziale Repräsentativität 241
4.2.4 Publikationsgeschichte als Diskursspezialisierung
248
Peter Paul Vivian, der Erstdrucker des Mercks Wienn 249 - Nachdrucke und Sammelausgaben 250 - Die Druckgestalt als Faktor der Rezeption 260
4.2.5 Die Vervielfältigung der Lektüreweisen
264
Die Leistung der Predigthörer: "jhre Vernunfft vnter den Gehorsam deß Glaubens gefangen nemmen" 267 - Das geistliche Lesen: "Buch-Spiegel" und "Spiegel-Buch" 270 - Das bürgerliche Leserinteresse: Auff auff ihr Christen (1683) 277 - Schlußfolgerungen 282
Kapitel 5: Popularisierung: Faktoren und Verlauf (284-401) 5.1 Plausibilität und abrahamischer Stil 5.1.1 Die "bittere verhaste Wahrheit" und ihre Vermittlung
284 284
Plausibilität 285 · Eingemeindung: Vom Ich zum Du, vom Du zum Wir 287 Stilistische Bewegung, argumentativer Stillstand 291
5.1.2 Die Identitätsangebote der gedruckten Schriften
295
Judas der Ertz-Schelm (1686ff.) 296 - Soziale Rollenmuster 299-Positive Identitäten: Etwas für Alle (1699) 302 - Strategien der Abgrenzung 310Feindbild Jude 312 - Voraussetzungen der Plausibilität: Christlicher Antijudaismus 320 - Zur Einschätzung von Abrahams Antijudaismus 325
5.1.3 Plausibilität und literarischer Diskurs
326
Protestantische Kritik: Das verdrängte Lachen 326 - Aus der kunstvollen Rede "gäntzlich ausgesondert" 327 - "Unter Niveau" und "zu unseren Zeiten nicht mehr gewöhnlich" 329 - Abrahams Stilprogrammatik: Narrenschellen und Kirchenglocken 331 - Stilistische Differenzierung des Spätwerks 339 Integration des Vorurteils: Wein-Keller (1710) 339 - Desintegration des Lächerlichen 342 - Elemente des Lächerlichen: Wunderlicher Traum (1703) 345
5.2 Popularisierung und Anonymisierung 5.2.1 Die kollektive Arbeit am Text
350 350
Illustrierte Werke 351 - Übersetzungen 353 - Nachlaßausgaben 354 - Kompilationen 357 - Anthologien 358
5.2.2 Der Verleger als Autor: Christoph Weigel
360
Huy und Pfuy (1707) als Gemeinschaftsarbeit 361 - Verleger und Buchgestalt 365
5.2.3 Populäre Gattungen: "Postbüchel" und Kalender
368
Die Wiener "Postbüchel" 368 - Popularisierung durch Kalender: Abraham und Grimmelshausen 377
5.2.4 Die Etablierung eines Stereotyps: Die "Autor-Konstruktion" ... 5.3 Zur Entwicklung der oberdeutschen Literatur nach 1680 5.3.1 "Abrahamisieren": Die Variation des Gleichen 5.3.2 Religiöses Erzählen: Martin von Cochem 5.3.3 Konkurrenz im Felde der Literatur: Rudolph von Schwyz
381 384 388 393 397
X
Inhaltsverzeichnis
Anhang: Zur Druckgeschichte des abrahamischen Frühwerks (402-491) Zur Zitierweise im Textteil und im Anhang
1. Mercks Wienn: Erstdruck und Nachdrucke 1.1 Die Zahl der Drucke mit dem Impressum Wien: Vivian 1680 1.2 Zur Prioritätsbestimmung gleichdatierter Drucke
402
402 404 410
Textvarianten 411 - Korrekturen unter laufendem Druck 412 - Satzeinrichtung 413 - Preßkorraptelen 417 - Typographie 418
1.3 Typographische und textkritische Analyse der Nachdrucke
419
Ausgrenzung der Nachdrucke aufgrund der Vignetten 419 - Gruppierung der Nachdrucke aufgrund des Titelkupfers 421 - Das Titelkupfer der Erstausgabe und seine Vorlage 423 - Titelkupfer der Nachdrucke und ihre Zusammengehörigkeit 424 - Beobachtungen zur Paginierung 427 - Textkritische Analyse 428
1.4 Das Stemma der Nachdrucke
434
Gruppierung der Nachdrucke aufgrund der Textkupfer 434 - Textkritischer Befund und Stemma der Mercks Wienn -Nachdrucke 438
2. Die Nachdrucker und ihre Sammelausgaben 2.1 Typographische Zusammenhänge der Abraham-Drucke
444 444
Zusammengehörigkeiten aufgrund der Vignetten 446 - Anthologische Zusammengehörigkeit: Konvolute und Beidrucke 450
2.2 Identifizierte Nachdrucker der Stadtschriften
455
Matthäus Wagner, Ulm 455 - Verlag Johann Hoffmann, Nürnberg 463 - Wolf Eberhard Felsecker, Nürnberg 472 - Johann Jäcklin, München 478
3. Die Wiener Erstdrucke der Stadtschriften und ihre Varianten 3.1 Peter Paul Vivian 3.2 Johann Christoph Cosmerovius
449 481 490
Bibliographie (492-543) 1. Quellen 1.1 Handschriftliche Quellen 1.2 Ausgaben und Auswahlausgaben 1.3 Unter Abrahams Namen publizierte Werke 1.4 Sonstige Quellen 2. Forschungsliteratur
493 493 494 494 498 510
Register 1. Werke, Nachlaßausgaben, Bearbeitungen Abrahams 2. Verzeichnis der Tabellen 3. Personennamen
544 545 546
Kapitel 1: Einleitung
1.1 Die Verklärung des Todes: Anekdoten Während an der Schwelle zwischen Früher Neuzeit und Moderne eine heilsgeschichtlich vorgeordnete Betrachtungsweise der Geschichte durch geschichtsphilosophische Entwürfe abgelöst wird, bleiben die populären Formen der Geschichtsaneignung mit den tief ins Mittelalter zurückreichenden Gattungen der Legende und der Hagiographie bei alten Mustern der Deutung. Als eine eingängige Form der "Domestizierung der Geschichte"1 bemächtigt sich die Anekdote der Sterbestunde des Augustinermönches Abraham a Sancta Clara und schreibt das Bild eines "bei Krethi und Plethi"2 bekannten Autors fest. Über den Tod des berühmten Predigers und Schriftstellers am 1.12.1709 beginnen legendenhafte Erzählungen zu kursieren, die in zwei verschiedene Traditionsstränge auseinanderwachsen. Die Anekdoten stellen markante Vertextungen der Geschichte 3 dar, indem sie zur Beschreibung Abrahams divergente Wahrnehmungsmuster aufbieten, ein religiöses und ein literarisches. Sie geben vor, was in der Rezeption der folgenden Jahrhunderte immer von neuem aktualisiert werden wird. Wenn der Name des Autors "mehr als ein Hinweis, eine Geste, ein Fingerzeig" ist, sondern "in gewisser Weise [...] das Äquivalent für eine Beschreibung",4 dann wird durch die Anekdote der Name Abrahams in verschiedene Kontexte der Beschreibung eingerückt. Seit dem frühen Mittelalter wird der Tod eines Mönches von seinen Mitbrüdern sorgfältig aufgezeichnet und den Gebetsverbrüderungen angezeigt, um dem Verstorbenen die Gebetshilfe der Überlebenden angedeihen zu lassen. Das Totenbuch der Augustiner, dessen Augenmerk in der Gattungstradition von Totenrotel und Heiligenlegende der Erbaulichkeit des "gezähmten Todes" (Philip1
Schörken, Geschichte in der Alltagswelt (1981), S. 116. - Zur Rolle der Anekdote in den Arbeiten des New Historicism vgl. Fineman, The History of the Anecdote (1989).
2
"Ein Name, in aller Marktschreier Mund und bekannt bei Krethi und Plethi" ("Nomen integrum agyrtis, lippis et tonsoribus notum"). Neumeister, De poetis Germanicis (1695), Neudr. 1978, S. 23 (übersetzt durch Günter Merwald, S. 154).
3
Die Vermittlung der Geschichte durch bestimmbare diskursive Praktiken, ein Beobachtungsfeld des New Historicism, hat Louis Montrose als "textuality of history" bezeichnet und der "historicity of texts" gegenübergestellt. Montrose, Professing the Renaissance (1989), S. 20ff.; vgl. dazu Fish, Commentary (1989), S. 306ff., der zu Recht bemerkt, "that the textualist view of history cannot yield an historical method" (S. 311).
4
Foucault, Was ist ein Autor (1988), S. 15; vgl. Bourdieu, Die biographische Illusion (1990), S. 77ff. zur Funktion des Namens als Markierung einer "sozialen Existenz".
2
Kap. 1: Einleitung
pe Ariès)5 im Kloster gilt, gibt zu einem Traditionsstrang den ersten Anstoß, der Abrahams christliches Sterben hervorhebt. Die lang verschollene Quelle berichtet, Abraham habe nach dem Empfang des Viaticums die auf sein Ersuchen vom Kreuze gelöste Inschrift geküßt und umarmt und habe so im Tode fortgesetzt, worum er sich im Leben bemühte.6 Die Elemente des öffentlichen Todes sind genau bezeichnet: Der Sterbende ist mit den Tröstungen der Sakramente versehen, ihm stehen Mitbrüder bei, die seinen Wunsch nach der Kreuzestafel erfüllen, er sieht nach längerer Krankheit wohlvorbereitet dem Tod ins Auge und ist gefaßt. Die Beschreibung des Todes spricht von einem gelungenen Leben und von einem daraus resultierenden, im Sinne der Norm eines "bedeutsamen Todes" ebenfalls gelungenen Sterben. Die Erzählelemente dieser hergebrachten Form des bedeutsamen Sterbens waren in einer Epoche des Übergangs zum individuellen, zum "eigenen Tod" (Ariès) zu dürr, als daß sie in dieser rudimentären Form große Überzeugungskraft entfaltet hätten. Im Rahmen klösterlichen Totengedenkens genügt zwar den aufnahmebereiten und mit der Gattung vertrauten Mitbrüdern der Bericht, seine Hauptelemente übernahm 1730 die Ordensfestschrift zur Säkularfeier des Wiener Augustinerkonvents,7 der unter seinen berühmten Mitgliedern auch Abrahams gedenkt. Sakramentenempfang und Kreuzverehrung werden auch hier eigens betont.8 Wo aber nicht bloß die Gebetsgemeinschaft der Mönche, sondern der Kreis der Laien angesprochen wird, bedarf es stärkerer Signale des Gelingens, dichterer narrativer Beweismittel. Das ist beim deutsch verfaßten, aus Abrahams klösterlicher Umgebung stammenden,9 anonymen Nachklang 5
Ariès, Geschichte des Todes (1980), S. 42. - Gegen Ariès' Konzeption eines "gezähmten Todes" plädiert Arno Borst für den Terminus des "bedeutsamen Todes": "Man kann dieses neue Sterben schlecht als gezähmten Tod bezeichnen, besser als bedeutsamen Tod. In der Krise des Sterbens wurde offenbar, was das Leben bedeutete, für den einzelnen Mönch und die Gesamtheit seiner Brüder." Borst, Zwei mittelalterliche Sterbefälle (1980), S. 1089. - Vgl. auch die Kritik in Elias, Über die Einsamkeit der Sterbenden (1982), S. 23ff.
6
"[...] omnibus praemunitus Sacramentas, inter triumphalis Tituli Christi Crucifbd: I.N.R.I. oscula et amplexus (: quem titulum uti in vita specialiter coluit, ita et in morte, omnium malorum panopliam habuit; pauloq[ue] antè, quàm animam ageret, à Crucifixo solui, sibiq[ue] afferi postulav i :) piè in Dno obijt, Anno 1709. die primâ Decembris, horâ 12.m* meridiana. Natione erat Sueuus, habuitq[ue] annos aetatis, ut verius e: 66. Religionis verò 46. tres menses, et 14. dies. Vir erat nedùm â Concionibus, et editis libris, quàm activitate ac emolumento in Religione[m] insignis." Liber Secvndus Omnium Defunctorum [AStuLW, Hs. Β 82], Bl. 18'. Killian, Geschichte der unbeschuhten Augustiner (1976), paraphrasiert die Begebenheit (S. 159) und zitiert die Handschrift (S. 160; mit mittlerweile überholter Signatur und fehlerhaftem Titel); Karajan, Abraham (1867), S. 327 hielt die Quelle für verloren, auch Bertsche hat sie nicht eingesehen.
7
ORIGO, PROGRESSUS, ET MEMORABILIA ECCLESIAE CAESAREAE S.P. AUGUSTINI VIENNAE. Cujus [...j QUARTUS; Ab introducta Augustinianorum Discalceatorum Congregatione [...] PRIMUS SAECULARIS ANNUS Agitur. Wien [1730].
8
"Mentis, & aetate gravis, morti vicinior factus Sacramenta Ecclesiae ultroneè petiit, solutúmque cruce titulum J.N.R.J. complexus, in ejus osculo animam efflavit. An. MDCCIX. 1. Dec." ebda S. 66; zit. auch bei Karajan, Abraham (1867), S. 327.
9
Der Verfasser kennt den Beichtvater Abrahams, "einen irrdischen Engel/ dieses Nahmens/ einen seines Ordens-Priestern/ [...] der auch nur etliche Wochen vor ihme gestorben;" (Nachklang (21732), Bl. Q6V; vgl. Bertsche, Abraham (21922), S. 164, der die Anspielung mißversteht). Es handelt sich um Angelus a S. Agnete, der am 22. September 1709 verstarb (Liber Secvndvs Omnium defunctorum, Bl. 171). - Das Totenbuch nennt übrigens auch den Krankenpfleger Abrahams auf seinem Todbett, Kilian us a S. Juliano, der kurz nach Abraham am 20. Dezember 1709
1.1 Verklärung des Todes
3
("ABRAHAM ist gestorben [...] Sein Geist und Geistreiches Gemüth aber lebet noch") der Fall, der 1710 unter Beifügung eines weiteren Legendenelements die Todesstunde auf Abrahams Marienverehrung bezieht und den Eintritt des Todes mit dem ersten Schlage der zum Mariengruß läutenden Mittagsglocke hervorhebt. Abraham sei am ersten Adventsonntag, "als man das erste Rorate und die Gedächtnuß des Englischen Gruß celebriret/ auch zu Mittag um 12. Uhr/ als man zu dem Englischen Gruß geläutet/ verschieden/ und ohne Zweiffei seine Seel durch die Heil. Engeln in die Schoos Abrahae übertragen worden."10 Sakramentenempfang, Kreuzesverehrung und Marienkult sind jene drei Momente des "richtigen Sterbens" im katholischen Sinne, an deren legendenhaftem Ausbau die Biographen bei der Literarisierung von Abrahams Tod nun arbeiten. Das Ergreifen der Kreuzestafel wird aus der Ordensfestschrift (1730) in die Neufassung des Nachklang (1732) übernommen,11 in ein Festhalten über den Tod hinaus uminterpretiert ("daß man ihme diesen kaum hat mehr nach seinem Tod können heraus bringen")12 und schließlich in der großen Aufarbeitung der österreichischen Barockfrömmigkeit nach deren Ende, in Marian Fidlers Geschichte der ganzen österreichischen, weltlichen und klösterlichen Klerisey (1779ff.) "bestätigt und noch verstärkt wiedergegeben. Er sagt: 'Als es mit ihm bereits zum Sterben kam und er schon mit den heiligen Sacramenten versehen war, begehrte er den Kreuztitel I.N.R.I. abzulösen, faßte ihn so stark in Zügen, daß man ihm selben nach dem Tode unmöglich aus der Hand bringen konnte, sondern ihn damit begraben mußte'."13 Aus der Umarmung wurde ein Festhalten, aus dem Festhalten ein Festklammern, aus dem Festklammern die Grablegung mit der Kreuzestafel: durch die Intensivierung der mirakulösen, auf den seligen Tod hindeutenden Zeichen wird den gläubigen Katholiken die schlichte Meldung der Klosterchronik zum legendenhaften Wunderzeichenbericht eines gottgefälligen Todes. Der Tod bestätigt das gottgefällige Leben, sodaß ganz abgelöst von seinen Schriften die katholische Tradition Abraham zum Paradigma des Frommen
starb. Von ihm heißt es: "Seruitio infirmoru[m] fratru[m] deputatus, alacris fuit, prout edam praefato Multùm Rdo Patri Abrahamo, multis diebus assitit [!] aegrotandi" (ebda, Bl. 191). 10
Nachklang (21732), Bl. Q7V; zit. auch bei Karajan, Abraham (1867), S. 327, Bertsche, Abraham (21922), S. 163. - Der "Nachklang" war mir nur in der leicht überarbeiteten Fassung von 1732 zugänglich, ein Separatum, das die WStLB irrtümlich als Erstdruck führt.
11
"Diesem Bericht fügt der Anhang zur Wiener Ausgabe des 'Gack, Gack' von 1732, der sonst fast wörtlich unserm 'Nachklang' folgt, eine für Abrahams ganzen Charakter recht bezeichnende Tatsache ein, die zweifellos der Festschrift des Klosters zum hundertjährigen Bestehen (1730) entnommen ist." Bertsche, Abraham (21922), S. 163, mit dem Zitat.
12
"wie er auch ihme noch zu guter Letzt den Titl I.N.R.I. von dem Creutz hat abnehmen lassen und solchen mit einem grossen Eifer in seine Hand genommen, daß man ihme diesen kaum hat mehr nach seinem Tod können heraus bringen. Ware also solcher Titl ihme ein Schild seines ewigen Heyls." Karajan, Abraham (1867), S. 326.
13
Marian Fidler, Geschichte der gantzen österreichischen Clerisey (1779ff.), TI IX, S. 129, zit. bei Karajan, Abraham (1867), S. 326f.
4
Kap. 1: Einleitung
erhebt. Der "bestimmte[n] Seinsweise"14 des abrahamischen Sprechens und Schreibens wird in dieser Tradition ein religiöses Statut verliehen. Der zweite Traditionsstrang ist der literarisch-philosophische, der aus einem literarischen Argumentationssystem stammt und zuerst in Neiners Wohl-verdierttes Grabmahl (1709) artikuliert wurde. Der Text selbst hat die Form einer inscriptio,15 jener im Lateinischen heimischen, dem stilus lapidons verpflichteten, bisweilen epigrammatisch verknappten Kunstprosagattung, die in keiner katholischen Funeralschrift fehlt und von Neiner in deutscher Sprache verwendet wird. Die Todesbegegnung wird hier nicht aus der Tradition des Mönchstodes im Kreise der Gemeinschaft, sondern aus einer philosophisch fundierten, auf individueller Lebens- und Sterbensbewältigung beruhenden Norm des Sterbens heraus geschildert. Das Faktum des lachenden Sterbens hat Neiner in Form der Antithese und als stilistisch gehobene Aktualisierung eines alten Topos formuliert. Abraham ist zur Mutter Erde zurückgekehrt, aus der er stammte, Jedoch mit diesem Unterscheid/ Daß er in seinen Eingang in dieses Erden-Rund Als ein Kind geweinet/ Nunmehr aber in seinem Außgang Uber die Zergänglichkeit der Welt/ Als ein Mann gelachet/ Massen er mit so frölichen Gewissen gestorben/ Daß man nicht wissen kan: Ob die Erden über seinen Todt mehr geweinet/ Oder der Himmel mehr gelachet habe: [...]16
Die Vorrede zur Todten-Capelle (1710), die als sogenannter Nachruf17 eine weitere wichtige Quelle zu Abrahams Leben bietet, bereichert den nach Neiner geschilderten Sachverhalt des lachenden Sterbens18 um eine weitere Anekdote: 14
"Schließlich hat der Autorname die Funktion, eine bestimmte Seinsweise des Diskurses zu kennzeichnen. Hat ein Diskurs einen Autornamen [...], so besagt dies, daß dieser Diskurs [...] aus Worten [besteht], die in bestimmter Weise rezipiert werden und in einer gegebenen Kultur ein bestimmtes Statut erhalten." Foucault, Was ist ein Autor (1988), S. 17. - Der Begriff des Diskurses wird in der Folge nicht im Sinne Foucaults (vgl. Frank, Zum Diskursbegriff bei Foucault, 1988), sondern als Gegenbegriff zu den isolierenden Begriffen "Werk" und "Autor" gebraucht und stimmt mit den Ansätzen der Diskurstheorie insofern überein, als "tradierte Sinneinheiten nicht den Fundierungspunkt der Analyse bilden. [...] Die überkommene Autor-Text-LeserTriade wird nun den allgemeinen Bedingungen, die den Relationsaufbau steuern, nachgelagert" (Fohrmann/Müller, Diskurstheorien und Literaturwissenschaft (1988), S. IS), Bedingungen, die als "Handlungszusammenhang" zu beschreiben sind (ebda S. 12).
15
vgl. Balbinus, Verisimilia humaniorum disciplinarum (31701), "De Epithaphijs, Inscriptionibus, & Elogijs", S. 179ff. - Neiners Text ist ediert von Bertsche, J. Neiners Nachruf (1926), S. 98ff.
16
Neiner, Wohl-verdientes Grabmahl (1709), Bl. )(4r; Bertsche, ebda S. 102f.
17
Bertsche vermutet, "daß im Nachruf ein ehemaliger Mariabrunner Schüler seinem Lehrer ein Denkmal der Verehrung gesetzt hat" (Bertsche, Abraham (21922), S. 125, Anm. 1). Die Lobtopik aber ist ganz konventionell, der Verfasser der "Todten-Capelle" und der Vorrede vermutlich nicht einmal ein Wiener (vgl. unten Abschnitt 4.4.1.4).
18
"Er war ohnfehlbar weinend, wie alle Menschen, auf die Welt gebracht worden, und er hatte Ursache Thränen zu vergießen, da er mit so vielen Lastern sollte zu streiten kommen. Sein Ende aber verhielte sich gantz anders, dann nachdem er die Eitelkeit und Ohnmacht der menschlichen Thorheit in dieser Welt verspotten lernen, hat er lachend die Augen zugethan, welches besondere Ende wenig Menschen in der Welt wiederfahren; und kann man daraus erkennen, wie gesetzt sein Gemüthe und wie standhafftig er sich gegen den sonst entsetzlichen Tod gefasset." Nachruf, zit. Karajan, Abraham (1867), S. 336; Bertsche, Abraham (21922), S. 163.
1.1 Verklärung des Todes
5
Man hält es für ein Wunder eines unerschrockenen Muths, daß, als der Kayserliche General Graff Roth-Kirch auf das Tod-Bette kam, er einen Spiegel zu Füssen setzen ließe, 'damit er sehen möchte,' sagte er, 'ob er, der niemahls eine Furcht gehabt, sich nun vor dem Tod fürchten würde.' Pater Abraham weist noch viel was grösseres in diesem Augenblick, welcher der erschrecklichste des gantzen Menschen-Lebens, er brauchte keinen Spiegel, wormit er noch die letzte Lehre gibt: daß nach einer guten Vorbereitung der Tod keine Furcht, sondern lauter lachende Vergnügen erwecken kann, (ebda)
Nicht zufällig rückt der anonyme Verfasser den tapferen General in die Nähe Abrahams, stützt eine Anekdote aus der Adelswelt die andere aus dem Kloster. Das so geschilderte Sterben hat weniger mit der christlichen Todesbegegnung als mit jener neustoizistischen constantia zu tun, die der Adelsideologie des Barockjahrhunderts zugrunde lag: Man "kann [...] daraus erkennen, wie gesetzt sein Gemüthe und wie standhafftig er sich gegen den sonst entsetzlichen Tod gefasset." Mit dieser Zurichtung der Erzählung wird Abraham als katholischer Democritus ridens der neustoizistischen Tradition und einer literarisch aus ihr hervorgegangenen Paradigmenreihe einverleibt. In Faßmanns Gespräche[n] im Reich deren Todten (1724, 73.-75. Entrevue), die die Legendenbildung beim literarischen Publikum nachhaltig beförderten, finden wir ein Kompilat aus Neiners Nachruf und dem Nachklang,19 wobei die Sterbeszene durch die Ichform groteske Selbstaussagen enthält, aber wie die Vorlagen die Standhaftigkeit des Sterbens unterstreicht: Jch war zwar unfehlbar weinend, wie alle andere Menschen, auf die Welt gebracht worden [...] Jch thate [...] lachende die Augen zu; [...] und man kann daraus erkennen, wie gesetzt mein Gemüthe gewesen seyn müsse, und wie standhafftig ich mich gegen den, sonst entsetzlichen, Todt gefasset.20
Und schließlich dichtet noch 1820 Michael Schmidl in seinem Literarischen Anzeiger21 das Distichon: "[...] Lachend sterbend selbst warst Lebenden du noch ein Spiegel. I Lebtest, wie du gelehrt, bist, wie du lebtest, gestorb'n."22 Für diese Rezeptionslinie steht die humorige Weltverachtung im Zentrum, die in Abraham das Trostpotential der neustoizistisch begründeten Weltabsage wiederfindet. Diese Rezeptionshaltung braucht Glauben und Religiosität nicht, sie modellierte den Namen Abrahams als Glied einer literarischen Reihe. In biographischer Hinsicht fungieren die beiden Anekdoten als Schlußsequenzen einer Lebensgeschichte, deren Sinn sie vom Ende her deuten, und als Bezugspunkte des "kohärenten und orientierten Zusammenhangs"23 eines biographischen Projekts. Die Deutung der Lebensgeschichte drückt zwei schon zu Lebzeiten entwickelte Wahrnehmungsmuster aus. Die gegenläufigen Überliefe19
"[...] er schreibt alles Tatsächliche fast wörtlich ab aus dem 'Nachruf und dem 'Nachklang*, nur daß er es in die Ichform umsetzt. (Zu verwundern ist nur, daß Karajan dies nicht bemerkt hat.)" Bertsche, Abraham (21922), S. 29, Anm. 1.
20
Faßmann, Gespräche im Reich deren Todten (21725), 73. Entrevue, S. 630.
21
Zu dieser von 1819 bis 1822 in Wien erscheinenden Zeitschrift vgl. Seidler, Österreichischer Vormärz (1982), S. 146f. und S. 251, Anm. 276.
22
Michael Schmidl: Abraham a Sancta Clara. In: Literarischer Anzeiger 2 (1820), Sp. 2; zit. nach Bertsche, Abraham (21922), S. 10.
23
Bourdieu, Die biographische Illusion (1990), S. 75.
6
Kap. 1: Einleitung
rungen fixieren zwei getrennte Stereotypen des Autors und, damit verbunden, denn das Bild des Autors steuert die Wahrnehmung des Lesers, zwei Lektüreweisen des abrahamischen Schrifttums. Dem beispielhaften Mann der Kirche steht der lachende Weltkritiker gegenüber, dessen Humor mit den Gegebenheiten auch des Diesseits versöhnt. Der gläubige Leser rezipiert die Texte eines heiligmäßigen Ordensmannes als Appell zu gutem katholischem Leben, die nichtreligiöse Lektüre gewinnt vom Demokrit auf der Hofkanzel ein erheiterndes Heilmittel gegen die Unbilden der Welt. 13, Konjunkturzyklen der Rezeption Die Aneignung Abrahams in der Anekdote steht im übergeordneten Zusammenhang der Ablösung der Barockepoche durch die Aufklärung. 24 Die Erzählungen benennen das Denkwürdige an Abraham und stellen Elemente jener kulturellen Gedächtnisarbeit25 dar, als deren Ergebnis Kanonisierung oder Vergessen steht. Die Frage nach der Literarizität des Abrahamischen Werks wurde im Rahmen der poetologischen Debatte um die Geltung und Wirkung literarischer Texte gestellt und unterschiedlich beantwortet. An Abraham entzündete sich im 18. Jahrhundert ein Bündel verschiedenartigster Einschätzungen und Argumentationen, die teils der Ausgrenzung, teils der Eingemeindung des Autors in den Kanon dienen. Die Ausgrenzung Abrahams aus dem literarischen Diskurs erfolgte durch die Akzentuierung von sozialen, historischen und poetologischen Schwellen. Gemeinsam mit Martin von Cochem wird Abraham zum Symbol der sozialen Differenzierung der Leserschichten und zum Synonym für Unterschichtlektüre. Die historisierende Kritik der aufklärerischen Literaturgeschichtsschreibung nennt Abraham, der dem genius saeculi der vergangenen Zeit angehörte, als Beispiel des Zeitgebundenen und Überwundenen,26 die Figur des Autors wechselt - und das auch für Schiller mit seiner unter Termindruck entstandenen Kapuzinerpredigt27 - ins Paradigma des Historischen. Mit der Stereo-
24
vgl. zum folgenden Eybl, P. Abrahams und Kochems Wust (1991) sowie Abschnitte 4.3.3 (Die Erörterung der Plausibilität im literarischen Diskurs) und 4.3.4 (Die Verselbständigung der Autorfunktion).
25
vgl. den Sammelband Kanon und Zensur. Beiträge zur Archäologie der literarischen Kommunikation II, hg. v. Aleida und Jan Assmann, München 1987. - In Hinsicht auf die Soziologie dieser Gedächtnisarbeit können die in der Anekdote festgeschriebenen "biographischen Ereignisse" nach Pierre Bourdieu "als Plazierungen und Deplazierungen im sozialen Raum verstanden werden". Liebau, Laufbahn oder Biographie (1990), S. 88.
26
Flögel, Geschichte der komischen Litteratur (1784ff.), Neudr. 1976, Bd 1, S. 171.
27
Um das Bild des Dreißigjährigen Krieges malerisch auszugestalten, arbeitet Schiller in "Wallensteins Lager" die Figur eines Kapuziners neu hinein, "denn gerade dieser Charakterzug der Zeit und des Platzes hatte mir noch gefehlt" (Brief an Goethe, 21.9.1798). Abrahams Reimb dich, von Goethe am 5. Oktober sieben Tage vor der Aufführung als Materialfundus und Arbeitsunterlage übersandt, liefert das historische Sprach- und Denkmaterial, um der Absicht Schillers gemäß das "Charakter- und Sittengemälde" mit "Vollständigkeit und Reichtum" zu versehen und "um auch wirklich eine gewisse Existenz zu versinnlichen" (Brief an Goethe, 18.9.1798).
1.2 Rezeption
7
typisierung des Lustigen ("Lustig", "possierlich", "mit lächerlichen Expressionen und lustigen Histörgen angefüllet") 28 formulierte die Zeitgenossenschaft ein Deutungsmuster, das "seither die literaturgeschichtliche Urteilsbildung über Abraham bestimmt" 29 und den Autor aus den ethischen Kontexten poetologischer Systeme ausgrenzt. Abrahams Lustigkeit konnte sich weder protestantischem Verkündigungsernst noch aufklärerischer Nutzensethik fügen. Im Rahmen dieser Vorbedingungen konnte der Prediger den Status eines literarischen Autors nicht einnehmen. Außerhalb der literarischen Debatte und nach dem Schwinden der Abgrenzungsproblematik gegenüber der als überwunden empfundenen Epoche bildeten sich Kriterien der Aneignung und Eingemeindung heraus. In der mit dem Traditionsstrang des frommen Sterbens markierten Rezeptionslinie konnte Abraham ungeachtet des Wandels der literarischen Wahrnehmung als kirchlicher Autor mit gültiger religiöser Botschaft gelesen werden. Daß die unverständigen Leser zum Kummer der Volksaufklärer noch immer an Abraham als Lesestoff festhalten, wird nun zum positiv verstandenen Indiz einer umgewerteten Volkstümlichkeit, und mit dem Verschwinden der (katholischen) Kirche als Gegner beginnt die kirchliche Literatur für das Volk als Literatur des Volkes gelesen zu werden. Als die Bindung an die kirchliche Sphäre und der pastorale Anspruch nicht mehr wahrgenommen werden, beginnt im Windschatten der Aufklärung die Indienstnahme Abrahams durch Romantik und Reaktion. Die hier für einen kurzen Zeitabschnitt angedeutete Geschichte der Rezeption Abrahams enthüllt sich von Anbeginn als Um- und Zurechtdeutung eines nie im breiten Konsens anerkannten, sondern stets kontroversiell beurteilten Autors. Die Umwertungen in den Kanonisierungsvorgängen des 18. Jahrhunderts stehen als Beispiele der Zurichtung Abrahams und der Definition einer von den Texten wenig abhängigen Autorfunktion. 30 Auch andere Züge des Autors unterliegen Umwertungsprozessen. Während die "Wahrhaftigkeit" des Hofpredigers in der habsburgtreuen Historiographie seit dem 18. Jahrhundert und in der Literaturgeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts dem Kaiser zugute gehalten wird, der sie zugelassen und gar gefördert hätte (vgl. unten S. 11), nimmt eine andere Rezeptionstradition in Abrahams Schriften den antihöfischen, plebeischen Charakter des Predigers wahr. Die Rezeptionsgeschichte Abrahams ist noch nicht geschrieben. Die Mechanismen der Rezeption könnten als Defizienzen begriffen, mit dem historischen Bild Abrahams konfrontiert und - soweit die Quellen 28
Faßmann, Der Gelehrte Narr (1729), S. 158, zit. auch Bertsche, Abraham (21922), S. 174.
29
Breuer, Abraham (1986), S. 1341.
30
Die "Funktion Autor" und ihrer Genese wird durch Foucault als das "Ergebnis einer komplizierten Operation" beschrieben, "die ein gewisses Vernunftwesen konstruiert, das man Autor nennt" (Foucault, Was ist ein Autor (1988), S. 20). Die Debatte des Autorenstatus durch die Instanzen des literarischen Betriebes, wie sie hier angedeutet wurde, und bestimmte Funktionen des Textes, die in Kap. 4, Abschnitt 4.2.2 erörtert werden, sind die Voraussetzungen der "AutorKonstruktion" (ebda) im Falle Abrahams.
8
Kap. 1: Einleitung
sprechen - quellenkritisch falsifiziert werden, wie das für die Darstellung der Todesstunde exemplarisch vorgeführt wurde. Eine Erklärung der Entstehung und hartnäckigen Geltung bestimmter Deutmuster hingegen muß über die positivistische Scheinfrage historischer Faktizität und die Konstruktion einer Lebensgeschichte hinaus gelangen und an reflektiertere Formen literaturwissenschaftlicher Theorie anknüpfen. Dazu gehört die Erhellung des bedeutungskonstituierenden Charakters der Rezeption, dazu gehört die Erörterung von deren gesellschaftlicher Funktion, dazu gehört die Einsicht in die an das "Projekt Moderne" gebundene Konzeption eines Begriffes von 'Autor' und 'Werk'. 31 Daß und wie die Urteilsbildung über Abraham auch während des 19. und 20. Jahrhunderts in größeren Kontexten der Kanonisierung und der Abgrenzung steht, soll nun beispielhaft anhand der österreichischen Rezeption gezeigt werden. Wissenschaftliche Anschauung32 und literarische Aneignung des Autors sind dabei voneinander kaum zu trennen, nicht was den Geltungsanspruch des jeweiligen Diskurses betrifft, sondern was den Antwortcharakter des Interesses an Abraham auf historische Problemlagen anbelangt. Die Aktualisierung des Predigers verlief nämlich keineswegs in einem kontinuierlichen Aneignungs- und Umdeutungsprozeß, sondern zeigt Kulminationsphasen, die in engstem Zusammenhang mit Krisen des habsburgischen Kaisertums und des österreichischen Staates stehen. 1.2.1 Ein Beispiel· Österreichische Abrahamrezeption Die erste Aktualisierungsphase setzt nach der Auflösung des Reiches in den Napoleonischen Kriegen mit der nationalen Indienstnahme Abrahams ein. Dem biedermeierlichen Denken nach dem Reichsdeputationshauptschluß wird Abraham in der Krise nach dem Staatsbankrott von 1811 zum österreichischen Autor. Ein neuer Rezeptionszusammenhang tut sich auf, der das Ende des Alten Reiches ideologisch kompensiert und Abraham in eine Paradigmenreihe österreichischer Literatur integriert. Eine Wiener Anthologie des Jahres 1812, die der ersten Werkausgabe 1826/34 vorangeht, begründet das Vorhaben so: Man hat dem Herausgeber dieser Sammlung den Wink gegeben, daß die Herausgabe einer Auswahl von witzigen Gedanken, Schnurren, Fabeln, Anekdoten und Märchen aus den Schriften des schon ganz vergessenen Paters Abraham a St. Clara eine dem österreichischen Leser nicht unwillkommene Erscheinung seyn würde, und zwar umso mehr, als Abraham ein österreichischer und ein in unserer Kaiserstadt einst sehr geschätzter Schriftsteller war.33 31
vgl. neben Foucault, Was ist ein Autor (1988) auch Japp, Ort des Autors (1988); Müller, Einige Notizen zu Diskurstheorie und Werkbegriff (1988).
32
Ein Forschungsbericht soll hier nicht geleistet werden. Die verläßlichste Aufzählung der Ausgaben und der älteren Forschungsliteratur mit teilweiser Kommentierung unter Berücksichtigung auch abgelegener Aufsätze findet sich bei Loidl, Menschen im Barock (1938), S. Iff. und 361ff., die beste Zusammenstellung der neueren (auch der fremdsprachigen) Arbeiten durch Franz Heiduk in Neumeister, De poetis germanicis (1695), Neudr. 1978, Bio-bibliographischer Abrifi (S. 271fr.), S. 310-312, eine wichtige Auswahl bei Kann, Kanzel und Katheder (1962), S. 306f., und bei Dünnhaupt, Handbuch (1980/81) bzw. Dünnhaupt, Personalbibliographien (1990).
33
Auserlesene Gedancken, Anekdoten, Fabeln (1812), Vorwort, S. III.
1.2 Rezeption
9
Die Zielrichtung der Vorrede ist klar: der Wink von oben, der österreichische Leser, "unsere Kaiserstadt" - das Unternehmen steht im Dienste einer Staatsideologie, die sich im Zeichen des Nationalen neu zu formieren sucht. Hier wird Abraham zur modellhaften Integrationsfigur stilisiert, bei deren Possen sich Herrscherhaus, Kirche und Volk unter Hintansetzung aller gesellschaftlicher Antagonismen lachend vereinigten. Die Buchhandlung Carl Armbruster in Wien bediente die so von oben gesteuerten biedermeierlichen Lesebedürfnisse mit seiner wohlfeilen, auf Popularität berechneten Ausgabe, die sich so gut verkaufte, daß "der ganz vollkommene Absatz der ersten Auflage"34 1816 eine zweite erforderlich machte und 1826 eine ähnliche, wenngleich schmälere Auswahl erschien. 35 Daß sich mit der kleindeutschen Lösung eine zweite markante Phase der Abraham-Rezeption herausbildete, war kein Zufall. Ihr Ausgangspunkt war die erste wissenschaftliche Monographie Abrahams, die der Präsident der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Theodor Georg von Karajan, in seinem Festvortrag bei Amtsantritt 1866 ankündigte und 1867 herausbrachte, 36 und Wilhelm Scherers Abhandlung aus dem Jahre 1866.37 Karajan nennt die Beschäftigung mit Abraham eine patriotische "Ehrenpflicht" und bringt sie damit deutlich mit der aktuellen politischen Auseinandersetzung in Zusammenhang. Scherer bezieht einen dezidiert großdeutschen, antiklerikalen Standpunkt, von dem aus er seine Beobachtungen anstellt. Über das kulturelle Paradies des mittelalterlichen Österreich "lagert sich die Nacht des Jesuitismus. Wenn alle Cultur in Wellenbewegungen geht: für Oesterreich ist das siebzehnte Jahrhundert das tiefste Wellenthal." 38 Während Scherer der Gegenreformation die "Niedrigkeit des geistigen Standpuncts" Abrahams anlastet, rühmt er die "starken, etwas ungeschlachten plebejischen Züge" (157) seines Autors, die der Zeit widerstanden hätten: "Abraham ist mit Herz und Kopf, zu seiner Ehre sei es gesagt, in jener Zeit des Buhlens um Hofgunst, obwohl ihm die höchsten Kreise offen standen, stets ein ganzer und echter Plebejer geblieben" (163). 39 Mit dem kulturellen Programm der römischen Kirche unter den Habsburgern des 17. Jahrhunderts hatte ein Gelehrter nichts im Sinn, der überzeugt war, daß "alles Große was [in Österreich] wirklich zustande gekommen, auf deutscher Anregung, auf deut34
Auserlesene Gedanken, Anekdoten, Fabeln (1816), T11, "Vorrede zur zweyten Ausgabe", S. IV.
35
Pater Abraham's a Santa Clara sinnreiche Gedanken und scherzhafte Einfälle aus dessen Schriften gesammelt. Wien: Schrämbl 1826,100 S.
36
Über Karajan und seine Beschäftigung mit Abraham vgl. Welzig, Weheklagen (1979), S. 2f.
37
Scherer, Abraham a Sancta Clara; erschienen in den "Vortragen und Aufsätzen", Berlin 1874.
38
Scherer, Das geistige Leben Österreichs im Mittelalter (1873), S. 145.
39
Den Charakter latenter Insubordination bewundert noch Ludwig Rohner an Abraham, wenn er über Alban Stolz sagt: "Etwas insgeheim Aufrührerisches gegen die Großkopfigen war ihm eigen (und dafür hat das Volk ein helles Gespür). Diesen Zug hat er mit den größten Predigern, mit Geiler von Kaisersberg und Abraham a Sancta Clara, gemeinsam." Rohner, Kalendergeschichte und Kalender (1978), S. 344.
10
Kap. 1: Einleitung
schem Vorgange beruht".40 Mit Scherers positivistischer Germanistik gelang die "Einbindung der Literaturwissenschaft in das nationalwissenschaftliche Konzept der Germanistik",41 sein Gesichtspunkt war der großdeutsche: Nach den "Erfahrungen des letzten Sommers" mit dem kurzen preußisch-österreichischen Krieg und der Niederlage bei Königgrätz konnte er im Oktober 1866 hoffen: "nationale Empfindungen treten endlich hie und da an die Stelle der dynastischen" (169). Abraham bleibt ihm Muster des Überwundenen: "Er ist ein völliges Kind seiner Zeit, seiner Confession, seines Standes, seines Staates. Mit ihrer ganzen Beschränktheit haben es diese vier ihm angethan" (172) - so die an Jean Paul angelehnte, positivistisch grundierte Formulierung. Bereits drei Jahre später nahm sich der Wiener Friedrich Kaiser in seinem DramaPater Abraham a Sancta Clara (Wien 1869), einem "Geschichtliche[n] Volksstück mit Gesang und Tanz in 6 Bildern"42 des Stoffes an und feierte "am 27.2.1873 im Theater in der Josefstadt eine vielbejubelte Erstaufführung".43 Der letzte Theatererfolg des alternden Dramatikers und der Zwang zum Ausweichen auf populäre, finanziell erfolgsträchtigere Gattungen44 ließ ihn den Stoff auch in Prosa bearbeiteten. In zwei Bänden erschien 1871 Ein Pfaffenleben (Abraham a Sancta Clara) als "Historischer Volksroman" (Untertitel), der als "Schwanengesang des dahinschwindenden josephinischen Reformkatholizismus"45 den Prediger jenseits historischer Wirklichkeit im Sinne des aufgeklärten Religionsprogramms als toleranten, unerschrocken tätigen, auf vielen Plätzen wirkenden Geistlichen darstellt. In steter Auseinandersetzung mit einer unfähigen, romhörigen kirchlichen Obrigkeit wird Abraham selbst durch Haft nicht daran gehindert, aus der Grazer Verbannung nach Wien zu entwischen,46 um seiner patriotischen Pflicht nachzukommen und die Belagerten anzufeuern. Die Liebeshandlung endet mit dem Tod des Freiherren Torske, der unter Assistenz Abrahams 40
Scherer, Das geistige Leben Österreichs im Mittelalter (1873), S. 146.
41
Rosenberg, Literaturwissenschaftliche Germanistik (1989), S. 15; vgl. Müller, Barockforschung (1973), S. 15f.
42
"Zu den besten Türkenstücken aus dem Repertoire des Wiener Volkstheaters gehört das von Friedrich Kaiser. Es zeigt das Wirken des großen Predigers rund um das Türkenjahr - während der Belagerung selbst war Abraham ja nicht in Wien - , wobei Monologe und Couplets des 'Lieben Augustin' aktuelle Wiener Zustände in türkischem Gewände aufs Korn nehmen." W[alter] 0[bermaier], Nr. 29/29, in: Kat. Die Türken vor Wien (1983), S. 381; Poll, Friedrich Kaiser (1947), S. 430-431 die Besetzungsliste der Uraufführung.
43
Poll, Friedrich Kaiser (1947), S. 42.
44
"'Pater Abraham a Sancta Clara' war der letzte wirklich große Erfolg." Poll, Friedrich Kaiser (1947), S. 159. - "Um seine geringen Einkünfte zu erhöhen, verlegte sich Kaiser auf die Romanschriftstellerei." ebda S. 41.
45
Horwath, Kampf gegen die religiöse Tradition (1978), S. 134. - "Kaiser war nicht weniger jesuitenfeindlich als die in den 60er Jahren auf den Plan tretenden Jesuitenfresser, doch bei weitem toleranter." S. 99.
46
"Und dennoch gelang es dem gefangenen Adler, die Eisenstäbe seines Käfigs zu durchbrechen, und mit ausgespannten Schwingen seinen Flug über die Bergeshöhen zu unternehmen." Bd 1, S. 263.
1.2 Rezeption
11
auf dem Totenbett heiratet sowie den Bund zwischen seiner nunmehrigen Stieftochter Maria und dem jungen Arzte Anton segnet ("Meinen Segen nehmt - seid glücklich!" Bd 2,551), Kaiser aber schließt mit einem programmatischen Nachwort. "Weniges läßt sich nun noch unserer Erzählung nachtragen, denn diese hat mit der Verbindung des liebenden Paares, welche erst nach so vielen Kämpfen stattfinden konnte, ihren eigentlichen Abschluß gefunden" (552). Abraham aber wird nun nach Rom pilgern und nicht eher wieder seinen Fuß in das heimische Kloster setzen, "als bis ich meinen Ordensbrüdern die Freudenkunde bringen kann: 'Unabhängig von Rom!" (552, Hervorhebung Kaisers). Im historischen Gewände stellt Kaiser Abraham als Exponenten der Los-von-Rom-Bewegung des Kulturkampfes dar. Das Werk ist noch in den neunziger Jahren als Fortsetzungsroman in einer Wiener Zeitung neu abgedruckt worden.47 Auf Scherer und die literarhistorische Position, die er vertritt, antwortete Johann Willibald Nagl im Abraham-Abschnitt der Deutsch-Österreichische[n] Literaturgeschichte.48 Punkt für Punkt weist er dessen Kritik an Leopold (640f.), an Abrahams mangelnder Kenntnis der philosophischen Diskussion der Zeit (644) und an seiner Sprachkritik (648) zurück, Scherer "schmälert" in seinen Augen "dieses Verdienst des freimüthigen Predigers" (640). In dieser positivistischen Literaturgeschichte des Habsburgerstaates, die "von der alten großösterreichischen Staatsidee als politischem Ordnungsrahmen" ausging,49 setzten die Schulmänner und Gelehrten die Verösterreicherung des Schwaben und seiner Eingliederung in ein habsburg- und kirchentreues Literaturprogramm gegen manche Einwände Karajans und gegen die Deutung Kaisers fort. Die Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte begleitet und fördert die Auslegung Abrahams als eines humorigen Wortkünstlers von Altwiener Schrot und Korn, der sich gegenüber den Mächtigen vom festen Boden der kirchlichen Lehre aus und mit großer sittlicher Ernsthaftigkeit ungescheut geäußert hätte. Die Wirksamkeit dieses Autorstereotyps tritt in dem für die österreichische Abraham-Rezeption zentralen 47
Illustriertes Wiener Extrablatt, 17.10.1897-14.1.1899. Bereits um 1870 scheint Kaiser an eine Publikation des Abraham-Romans als Fortsetzungsroman gedacht zu haben (Benay, Briefe (1989), S. 140f.). - Vgl. Nagls Tadel in der "Deutsch-Osterreichischen Literaturgeschichte" (1899ff.): "Bis zur Stunde erscheint ein populärer Roman in einem Wiener Blatte, wo Abraham noch dazu als förmlicher Aufklärungsprophet den gedankenlosen Lesern vorgeführt wird, wie er die Klosterbrüder aus ihrer "Faullenzerei" zur Schanzarbeit herantreibt und mit ähnlichen tendenziösen Entstellungen mehr." (Bd 1, S. 625, Anm. 2). Die als unhistorisch inkriminierte Stelle bei Kaiser, Ein Pfaffenleben (1871), Bd 1, S. 293f.: "'Wie? Keine Arbeiter?' entgegnete Abraham und blickte rings umher, 'wo sind denn die Klosterbrüder?' 'Im Kloster,' antwortete Schartig, *wo sollen sie denn sonst sein?' *Wo sie sein sollen?' rief der Pater fast zornig aus, 'da sollen sie sein, wo Noth am Mann ist! Können sie nicht mit den Waffen umgehen, so können sie doch Erde ausgraben und den Schiebkarren führen! Aber wartet - nun bin ich wieder hier und will schon Leben und Thätigkeit unter die frommen Faullenzer bringen! [...]".
48
Bd 1: Von der Kolonisation bis 1750. Wien/Leipzig 1898, Abraham a Sancta Clara: S. 621-651.
49
Meissl, Germanistik in Österreich (1981), S. 477. - Jaumann spricht von "einem aus mehreren guten Gründen niemals recht bekannt gewordenen Werk, das im übrigen auch zu den Literaturgeschichten gehört, in denen der positiv gewertete und auf Literatur übertragene Barockbegriff zuerst vorkommt." Jaumann, Die deutsche Barockliteratur (1975), S. 408.
12
Kap. 1: Einleitung
Werk nicht so sehr im Abschnitt Nagls über Abraham zutage, sondern am deutlichsten dort, wo der Prediger zum Vergleichsbeispiel herangezogen wird. Die Bearbeiter zentrieren aus ihrer "uneingeschränkte[n] Hochwertung" 'der Barokke' 50 heraus bereits die Entwicklung der vorhergehenden und gleichzeitigen geistlichen Literaten auf Abraham,51 arbeiten das Volkstümliche an ihm heraus,52 insbesondere seine "Wiener Art",53 und vergleichen mit Abraham, wo von Wortwitz und Deftigkeit die Rede ist.54 Abrahams vorgeblicher Humor, die versöhnende Lösung der Konflikte im Lachen, wirkt in der Vorstellung der Literarhistoriker mühelos über die Epochengrenzen hinweg.55 Was bereits Flögel als zeitbedingt historisiert hatte,56 bezieht die Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte unhinterfragt auf das Konstrukt eines überzeitlichen österreichischen Nationalcharakters. Der Geist Abrahams, der bei Philipp Hafner wieder aufflakkere (Bd 1, S. 769f.), habe mit dem "österreichischen Volksleben" gemeinsam, daß in diesem "neben das Weinen gleich das Lachen gestellt" sei (Bd 1, S. 770). Vom Volkscharakter und Volksleben zum Volkstheater ist es dann ein so kleiner Schritt, daß die Gleichsetzung von Abraham und Stranitzky über die Komik 50
ebda S. 409. "Die österreichische Barock-Konzeption Rndet sich bei Nagl/Zeidler in ihren Grundlinien bereits angelegt [...], nur - anders als bei Nadler - noch ganz auf Österreich beschränkt und, was damit zusammenhängt, unter Absehung von aller stammesgeschichtlichen Volkstumsmythologie" (ebda).
51
Johann Ludwig Schönleben wird durch die "Art seiner Diction und die kaustischen Redewendungen voll Humor und Wortwitz" zum Vorläufer Abrahams (Bd 1, S. 784), Prokop von Templin sei als "Prediger [...] das Vorbild Abraham a Santa [!] Claras" (Bd 1, S. 510), und über Martin von Cochem heißt es: "Viele Züge hat er, wie überhaupt die erwähnten Kapuzinerprediger und der Jesuit Georg Scherer, mit Abraham a Santa Clara gemein" (Bd 1, S. 621). Die Werke des Laurentius von Schnifis "gemahnen vielfach an Abraham a Santa Clara" (Bd 1, S. 509f.), und "durch ihre derb realistische Darstellung" stünden die poetischen Werke des Bartholomäus Christeüus jenen des Augustiners an der Seite (Bd 1, S. 620), ein Urteil, das sich zumindest in stilkritischer Hinsicht auf Erdmann Neumeister berufen könnte (vgl. Neumeister, De poetis germanicis (1965), Neudr. 1978, S. 22f.). Die Lyrik der Greiffenberg erinnert den Bearbeiter an Rettenpacher und Abraham, wäre da nicht der verhängnisvolle Einfluß Birkens (Bd 1, S. 808).
52
Abraham zitierte Volkslieder und Schnaderhüpfl (Bd 1, S. 751) und teilte "die altmythischen Vorstellungen mit seinem Volke" (Bd 2, S. 119).
53
Der gebürtige Schwabe Hensler bemächtigte sich wie Abraham "vollkommen der Wiener Art" (Bd 2, S. 498).
54
So beschreiben die Autoren Anastasius Grün als "in manchem kräftigen Wörtlein an Abraham a S t Clara gemahnend" (Bd 2, S. 761) und stellen von Sebastian Brunner fest: "Auch die Wortspiele hat er mit Abraham a St. Clara gemein" (Bd 2, S. 850).
55
Die Wiener Wochenschriften hätten etwas vom Humor Abrahams (Bd 2, S. 289), im Kontext der josephinischen Travestien weise die "Tradition des österreichischen Humors" bis zu Abraham zurück (Bd 2, S. 342f.).
56
"Man hat schon längst bemerkt, daß die meisten Schriftsteller das Gepräge ihres Zeitalters auf ihrer Stirn tragen; wodurch sie entweder geehrt oder gebrandmarkt werden; ob es gleich zu allen Zeiten Ausnahmen im guten und bösen Verstände gegeben hat. Da ein grosser Theil des Komischen nicht allgemeiner, sondern besondern Natur ist, so wird es auch durch die Zeiten abgeändert [...] Der berühmte Pater Abraham a Sancta Klara wurde ehm als vor einen sehr erbaulichen Prediger gehalten, und in Wien kam ihm keiner an Beyfall gleich; allein schon unter der Kayserin Maria Theresia stand sein bekanntes Buch: Gack, Gack, Gack, Gack a Ga einer wunderseltsamen Hennen im Hertzogthum Beyern in der schwarzen Rolle verbotner Bücher." Flögel, Geschichte der komischen Litteratur (1784ff.), Neudr. 1976, Bd 1, S. 171.
1.2 Rezeption
13
als tertium comparationis mühelos gelingt: "Neben den Komiker der Kanzel Abraham a Sancta Clara stellt sich als Ebenbürtiger der Komiker der Bühne Josef Antoni Stranitzky" (Bd 1, S. 741). Über allem aber steht die sittlichkatholische Ernsthaftigkeit Abrahams, die Bindung des geistlichen Autors an seine Kirche, die gegen die subversiven Gattungen der aufklärerischen Travestie und des Volksstückes im Vormärz kritisch geltend gemacht werden konnte. Aloys Blumauer ist "Abraham a St. Clara's aufklärerische Contrafactur, dem freilich das Ethos des Originals fehlte, um den Spass sub specie aetemi zu handhaben und zu adeln" (Bd 2, S. 52). Auch Nestroy läßt bisweilen "einen Funken des Geistes" von Abraham verspüren, "beherrschte er ja wie dieser Meister alle Mittel komischer Wirkung mit vollendeter Virtuosität, nur freilich verwertete er sie nicht 'sub speciè aetemi, sondern als Lustigmacher und Skeptiker, dem der Glaube an den Sieg des Lichtes über die Finsternis fehlte" (Bd 2, S. 555). Davon heben sich Raimunds Stücke positiv ab.57 In ihnen "erscheint der Spass wieder wie bei Abraham a St. Clara sub specie aetemi und das alte 'Memento mori' klingt in das wehmüthige 'An Aschen' aus" (Bd 2, S. 48e).58 Die klerikale Orientierung der Literaturgeschichte und die Funktionalisierung Abrahams zum Paradigma gipfelt in der Beispielreihe des heiteren Klostermannes und Priesters als Typus, der mit ihm "in Österreich vollends zur Wirklichkeit gediehen ist" (Bd 2, S. 194). In Abraham nämlich erfuhr "das Ideal des österreichischen Volkes vom Geistlichen [...] seine auch nach der moralischen Seite hin einwandlose [!] Verwirklichung" (Bd 2, S. 849f.). Der "Sieg des Lichtes über die Finsternis" ist sub specie aetemitatis in überdeutlich anderem Sinne gemeint, als es das aufklärerische Deutbild ausdrückte. Die Rolle der Literatur in diesem Kampf jedenfalls steht fest: Jm harmonischen Zusammenwirken der Religion und der Kunst liegt unter normalen Verhältnissen die Gewähr, dass die Einwirkung beider auf das Volk sich wohlthuend geltend macht, während ein Auseinandergehen oder ein feindseliger Gegensatz beider ungesunde Gährung und Fäulnis verursacht. (Bd 1, S. 637)
Daß das im Abschnitt über Abraham steht, ist kein Zufall, soll doch gerade sein Beispiel Wirkung auch im Außerliterarischen hervorrufen. Der Abschnitt endet mit dem Urteil: "Er verdient daher, daß die Späteren ihn ehren und thatkräftig sein Werk fortsetzen, veredeln und vollenden" (Bd 1, S. 651). Im Gegensatz zu Kaiser ist Abraham hier als Beispielfall und als Bezugspunkt eines konservativklerikalen Literaturkonzeptes in Beschlag genommen. In der positivistischen Forschung waren indessen mehrere Arbeiten zu Abraham entstanden, der durch Scherer und Karajan die Dignität als Forschungs57
"[...] in welchen der tiefste Lebensernst sich wie bei Abraham a Sancta Clara mitunter in der übersprudelndsten Heiterkeit äußert, das tiefgefühlte 'Memento mori", welches durch Blumen und Blüten heiterer Sinnlichkeit immer wieder auf die vier letzten Dinge hinlenkt [...]" (Bd 1, S. 657f.).
58
Dagegen wird die Beobachtung, Gebhardt Weiß (1800-1874) finde "den Grund" für die Bösartigkeit der Zeit "im Schwinden der Religion" und klage "in der Weise Abrahams a S. Clara über geschwundenen Glauben." (Bd 2, S. 646), zur Grundlage eines positiven Urteils.
14
Kap. 1: Einleitung
gegenständ erlangt hatte. Im letzten Kriegsjahr des Ersten Weltkrieges erschien Bertsches Abraham-Monographie, die ein weiteres Mal mit Scherers positivistischem, unter nationalliterarischer und kirchenkritischer Perspektive dargestelltem Abrahambild aufräumte. Nicht zufällig erschien das Buch neben einer stolzen Galerie katholischer Leitfiguren59 in der Reihe "Führer des Volkes. Eine Sammlung von Zeit- und Lebensbildern", stimmte doch auch Bertsches Weltanschauung mit dem Katholizismus des verehrten Augustinereremiten überein. Die Schlußsätze des 1922 in zweiter Auflage gedruckten Buches formulieren Bertsches Antimodernismus und reklamieren wie schon Nagl die Zeitgemäßheit Abrahams: Was soll das aber uns vom 20. Jahrhundert? Haben wir's nicht herrlich weit gebracht: Wir - sind doch bessere Menschen! Wer das glaubt, der genieße Abraham a Sancta Claras Schriften lediglich als Wunderwerke der deutschen Sprache und Beredsamkeit; wer nicht, dem werden sie wahrlich mehr sein, außerordentlich mehr. (177)
Der christlichen Beispielhaftigkeit für die Gegenwart, die in der Folge durch eine Reihe von Auswahlausgaben breiteren Leserkreisen nahegebracht wurde,60 stellte im gleichen Jahr Josef Nadler eine radikale historistische Anschauung Abrahams entgegen. In seiner Literaturgeschichte der Deutschen Stämme und Landschaften begreift er die Geschichte der Literatur als Kulturäußerung im Erscheinungsbild der Stämme.61 Der 1918 erschienene dritte Band ("Hochblüte der Altstämme bis 1805 und der Neustämme bis 1800") arbeitet die Stammesverbundenheit Abrahams heraus. "Abrahams Einfluß auf die sittliche Stärkung des Ostbaiern, ohne die er die neue Last der Weltgeschichte nie getragen hätte, sein Einfluß auf das Wachsen der Habsburger Staatsidee im Volke kann nur unter den höchsten Gesichtspunkten gewürdigt werden" (28). Seine Werke, vor allem Mercks Wienn, stellten die für den Stamm charakteristische Verbindung zur antiken und romanischen Literatur her (29), Auff auff ihr Christen sei ein "Stimmungsvorspiel für die kommenden Kämpfe" (29), als "abschließendes Lebenswerk" gilt "die Kultursatire 'Judas der Erzschelm' [...]" (29). Der Abschnitt endet: "Seine Bücher sind als Ganzes ein besonderer Ausdruck des bairischen Barock" (30), womit Abraham als Exponent eines "epochenüberschreitende[n] Kultur-
59
Die Reihe reicht von Franz von Assisi (1), Katharina von Siena (29) und der hl. Elisabeth (23) über Saiier (6), Görres (7), Spee (8), Martin von Cochem (14), Brentano (20,33) und der Droste (27,28) bis zu Diepenbrock (2), Kolping (5), Hofbauer (15) und Alban Stolz (16).
60
Neben Bertsches Auswahlausgaben z.B.: P. Abraham a S. Clara. Drei Kapitel aus 'Judas der Erzschelm'. Ausgew. u. bearb. v. Willibrord Schlags. Trier 1922 (Verstaubte Schätze 1); Auf dem Wege zur Innerlichkeit. Aus der 'Grammatica Religiosa' frei übertragen v. Willibrord Schlags. Trier 1925; Judas der Erzschelm. Eine Auswahl mit Einleitung und Anmerkungen hg. v. Theodor Gerhards. Paderborn 1928 (Schöninghs Dombücherei 61).
61
vgl. Meissl, Germanistik in Österreich (1981), S. 476; zu den theoretischen Prämissen der Nadlerschen Literaturgeschichte ders., Wiener Neugermanistik (1985); ders., Wiener OstmarkGermanistik (1989), S. 138f.
1.2 Rezeption
15
typus des bayrisch-österreichischen [!] Stammes" erscheint, den "Nadler mit dem Überbegriff Barock signiert".62 Die Krise des bürgerlichen Traditionsbezugs und das Ende des Historismus ergaben nach dem Ersten Weltkrieg den Anstoß zur Neubewertung des Barock, das nun mit "Barockenthusiasmus" (H. Jaumann) wahrgenommen wurde. Es konnte zum Transportmittel antimodernistischer ästhetischer Konzeptionen ebenso wie zum Vehikel politischer Vorstellungen werden und überstieg schon aufgrund der geistesgeschichtlichen Denkweise in jedem Fall den Charakter einer bloßen Epochenbezeichnung der Literarhistorie. "Der Barock-Konzeption wächst nun eine eminent gegenwartskritische Funktion zu, sie muß die 'Barockzeit' transzendieren, um ihrer nunmehr doppelten Verfassung gerecht zu werden: 'Barock' als retrospektive Selbstversicherung, ja Selbstglorifizierung des altösterreichisch gesinnten Konservativen und 'Barock', mutatis mutandis, als Zukunftsmythos, ähnlich dem der deutsch-völkischen Reichsidee."63 Als eigenständiger Kulturtypus begriffen und im Theatralischen gesucht, erlebte die Vorstellung des bairisch-österreichischen Barock nicht nur in den Festspielen der Zwischenkriegszeit und in der damaligen österreichischen Moderne 64 eine zeitgemäße Umsetzung, sondern auch in der Trivialliteratur. Aus den Kalendern und Zeitschriften, wo der Prediger ebenso lebendig blieb wie in der Anekdote, 65 war Abraham als Figur in die Literatur eingewandert,66 und auch der historische Roman bedient sich Abrahams als Nebenfigur, wo es gilt, historisches Kolorit oder ein Versatzstück Altwiener Atmosphäre einzubringen. Das zeigt sich insbesondere anläßlich der Kulminationsphase der Abrahamrezeption im historischen Trivialroman des Jahres 1933, zugleich eine Kulminationsphase der politischen Indienstnahme dessen, was man als Barock ansah. Gemeinsam mit dem Lieben Augustin und dem ersten Kaffeesieder Kolschitzky war Abraham zu einem personifizierten Wieiler Barockklischee geworden, ein Trio, das in der Literatur der Türkenjubiläen zum festen Typenarsenal gehörte. Das Jahr, in dem das Dollfußregime den Ständestaat zu etablieren begann, brachte im Gefolge der Jubiläumsfeiern zum Gedächtnis der Wiener Türkenbelagerung eine
62
Meissl, Germanistik in Österreich (1981), S. 476. - Zu Nadlers Barockbegriff vgl. Jaumann, Die deutsche Barockliteratur (1975), S. 402ff.; Daviau, Hermann Bahr, Josef Nadler und das Barock (1986); Schoolfield, Nadler, Hofmannsthal und "Barock" (1986).
63
Jaumann, Die deutsche Barockliteratur (1975), S. 410.
64
ebda S. 406ff.
65
vgl. Schreger, Zeit-Vertreiber (61765), cap. XVII "Lächerüche Begebenheiten" (462ff.), Nr. 23 [recte 43] und Nr. [45] über Abraham a Sancta Clara. - "Volkskalender, so der von Joh. Nep. Vogl, der Schlinkert'sche "Bauernkalender" (C. Fromme, 1884 bis 1890) und zum Theil verunglückte, tendenziöse Romane frischen fortwährend das Gedächtnis des Predigers auf." Nagl/ Zeidler/Castle, Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte, Bd 1 (1898), S. 634.
66
"Von neueren Dichtern haben sich mit Abraham beschäftigt in Novellen: Robert Hohlbaum, Heinrich Mohr; Paul Keller im Roman 'Drei suchen ihr Glück'." Loidl, Menschen im Barock (1938), S. IX.
16
Kap. 1: Einleitung
Gruppe historischer Romane über die Ereignisse des Jahres 1683 hervor. 67 Abraham erscheint in den zumeist von Autoren des katholisch-konservativen Lagers stammenden Romanen teilweise als Inkarnation Wienerischen Humors, teilweise in wichtiger Funktion als Kontrastfigur oder Sprachrohr des Autors. Er figuriert als Vertreter einer tröstlichen Religiosität, mit deren Hilfe die Autoren als rückwärtsgewandte Utopie im Sinne des Habsburg-Mythos (Claudio Magris) das funktionierende Nebeneinander von Thron und Altar darstellen und damit ein konservatives, dem Dollfußstaat entsprechendes Weltbild propagieren. Das Dollfußwort vom Anknüpfen an die geistige Leistung des gegenreformatorischen Österreich ist ein direkter Widerhall der Nagischen Geschichtsbetrachtung. Stellte dieser Abraham als Vertreter "jener kräftigen im katholischen Geiste gehaltenen Literatur- und Culturentwicklung" dar, "welche unter Leopold I. in Österreich mächtig einsetzte, aber bald durch ein Hereinwirken des protestantischen Elementes, in wichtigen gesellschaftlichen Sphären wenigstens, unterbrochen werden sollte",68 so sah auch Dollfuß im barocken Österreich ein "System gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ordnung", das durch eine "neue[] Geistesrichtung, die wohl mit dem Beginn der französischen Revolution zusammenfällt", überwunden worden sei und um dessen Wiederherstellung es nun gehe: "Bleibt Euch des Ernstes unserer Zeit bewußt, seid Euch dessen bewußt, daß wir die Aufgabe haben, die Fehler der letzten ISO Jahre unserer Geistesgeschichte gutzumachen und auf neuen Wegen unserer Heimat ein neues Haus zu bauen, und daß jeder einzelne die Pflicht hat, an diesem Neubau mitzuarbeiten."69 "Diese katholische, österreichische Reichs-Ideologie bedeutete nicht nur eine Interpretation der Gegenwart der 30er Jahre aus historischer Rückblende, sondern zielte als Programm auch auf Verwirklichung."70 Die für die Verwirklichung eigentlich beispielhafte Figur aus dem "Heldenzeitalter Österreichs" aber wurde 1933 Marco d'Aviano, dessen Rolle in der Auseinandersetzung Habsburgs mit dem Halbmond propagandistisch in der Gegenwart besser einzusetzen war und der mit wissenschaftlichen Abhandlungen und einem Denkmal gefeiert wurde.71 67
Über diese Romane vgl. Eybl, Historie als literarische Gelegenheit (Vortrag St. Pölten, November 1989; Druck in Vorbereitung).
68
Nagl/Zeidler/Castle, Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte (1899ff.), Bd 1, S. 650.
69
Dollfuß, Rede am Wiener Trabrennplatz (11.9.1933), S. 44. - In seiner Rundfunkansprache zum 1. Mai 1934, als die neue "ständestaatliche" Verfassung proklamiert wurde, verlegt Dollfuß den Kampf ins Präteritum, wenn er dartut, "wie eine Generation des österreichischen Volkes [...] daranging, die Fehler nicht nur von 15 Jahren, sondern von 150 Jahren geistigen und politischen Irrwahnes gutzumachen und auf neuen Wegen der kleinen, aber freien und unabhängigen Heimat ein neues Haus zu bauen." Dollfuß, Rundfunkansprache (1.5.1934), S. 241.
70 71
Staudinger, Austrofaschistische "Österreich"-Ideologie (31985), S. 294.
vgl. Grauer/Winter/Zessner-Spitzenberg, Marco d'Aviano (1933); Kat. Die Türken vor Wien (1983), S. 398ff.; die "Weihestunde zum Gedenken der großen Österreicher P. Markus von Aviano, Dr. Engelbert Dollfuß" nach der Ermordung des Kanzlers stellte den Zusammenhang explizit her (ebda, Katalognr. 29/111).
1.2 Rezeption
17
Unter ganz anderen Vorzeichen als in der katholisch-antimodernistischen Rezeptionstradition und ihren politischen Programmen erscheint Abraham in Nadlers Neufassung seiner Literaturgeschichte. 72 In der Literaturgeschichte des Deutschen Volkes (Bd 1, 1939) erfährt er im Kontext der Umorientierung der Nadlerschen Geschichtskonstrukte massive Aufwertung. "Der Stammesbegriff, ständig zwischen historischem Naturalismus und idealistischer Geistesgeschichte schwankend, öffnete sich in seiner Zweideutigkeit sowohl einer methodisch kurzschlüssigen biologistischen Kausalmechanik als auch supranaturalen GeistMythen vom 'Reich'."73 "Barock ist im Rückblick zwar noch immer die überstaatliche, universale Kunst, doch ebenso - im Zeichen der im siebzehnten Jahrhundert erneuerten Reichsidee - ein 'Inbegriff deutscher Weltgemeinschaft'."74 Abraham wird folgerichtig vom Repräsentanten des "bairischen Barock" zum "verantwortlichen Sprecher der Monarchie in geistlichen Dingen" (366). "Abraham a Sancta Clara ist der volksmäßige Sprecher des österreichischen Kulturbewußtseins und Staatswillens" (366). "Die Höhe, aus der dieser gewaltige Volksmann spricht, ist der alte umfassende Reichsgedanke, die seit dem Mittelalter fest gewordene Vorstellung der Christenheit, deren Herz Volk und Reich der Deutschen sind" (367). Das Reich Habsburgs bildete nach Nadler die Vorform des neuen Deutschen Reichs, die Abwehr der Türkengefahr eine wichtige Stufe der deutschen Konsolidierung. So stellt Nadler nun nach Besprechung der Predigten und Schriften Auff auff ihr Christen ins Zentrum der Darstellung, das als bedeutsamstes Werk Abrahams dessen staatspolitischen Gedanken am reinsten zum Ausdruck brächte: Und in einem setzte der Unnachgiebige dem Staat sein weltpolitisches Ziel. Das ist die einzige staatsmännische Volksschrift von Rang, die Deutschland hervorgebracht hat, 1683, die Schrift 'Auf, auf, ihr Christen'. Dieses Ziel heißt Konstantinopel, und es heißt Jerusalem. Es ist im österreichischen ein deutsches und im deutschen ein europäisches Ziel. Indem der Meister hinreißender Satzreihen auf die weltpolitischen Gedankengänge Karls V. zurückgreift, gibt er einen Aufriß der staatsmännischen Aufgaben Europas. (367)
Von gleicher Bedeutung wie Abraham sei Gottfried Wilhelm Leibniz. Beide "dachten als christliche Europäer und Bürger des Deutschen Reiches. Beide waren Herolde des Kaisertums. Beide verkörpern die Gedankenwelt der Deutschen, in die Prinz Eugen von Savoyen sich eingebürgert hat" (369). Die gemeinsam entworfene Utopie des geeinten Reiches finde im Feldherrn den tatkräfti-
72
Die vier Bände der "Literaturgeschichte der Deutschen Stämme und Landschaften" erschienen 1912,1913,1918 und 1928, die ersten drei als zweite, "neu eingeteilte" Auflage 1923-24, die Drittauflage war ein Nachdruck der zweiten, die vierte, "völlig neubearbeitete Auflage" schließlich kam als "Literaturgeschichte des Deutschen Volkes. Dichtung und Schrifttum der deutschen Stämme und Landschaften" 1939-41 heraus, faßte die bisherigen Bände 1-3 unter zwei Bände "Volk (800-1740)" und "Geist (1740-1813)" zusammen, Band 4 von 1928 wurde zu Band 3 "Staat (1814-1914)", der neue vierte Band (1941) behandelte das "Reich (1914-1940)".
73
Meissl, Germanistik in Österreich (1981), S. 488.
74
Meissl, Wiener Neugermanistik (1985), S. 142.
18
Kap. 1: Einleitung
gen Verwirklicher.75 Vor dem Hintergrund eines (christlich akzentuierten) Reichsgedankens und in die Teleologie seiner politischen Umsetzung eingespannt, erscheint Abraham als "der größte deutsche Publizist zwischen Luther und Görres und bildet mit diesen die Dreiheit der gewaltigsten deutschen Sprachmeister" (366). Auch die katholische Abrahamforschung, vertreten durch Franz Loidl, hatte es verstanden, Abraham als Propagator des "deutsche[n] Wesen[s]" und "als wahre[n] Kämpfer für deutsche Art" vorzustellen.76 Der Anschluß Österreichs ist gewissermaßen rückwirkend vollzogen, wenn ein Nebensatz in Loidls folgender Aussage den politischen Status quo unterstreicht: "Wien und die [...] Erblande werden stets zum Reich gezählt, wozu sie auch gehören, und nur als ein Teil des großen Gesamtreiches bezeichnet."77 Die Charakterisierung Abrahams als eines "leidenschaftlich um die Erneuerung des deutschen Volkes bemühten Volksredners"78 stellte diesen in den Dienst der damals aktuellen Ideologie. Ohne Zweifel erleichterte die Indienstnahme als "Kämpfer" das Entstehen der durch die Akademie der Wissenschaften in Wien unter der Schirmherrschaft des Reichsleiters Baidur von Schirach herausgegebenen Nachlaßausgabe. Die Ausgabe sollte zu Abrahams 300. Geburtstag 1944 abgeschlossen sein und, wie die martialische Bildlichkeit der Vorrede unterstreicht, "nicht nur die der Akademie vom Reichsleiter gestellte ehrenvolle Sonderaufgabe erfüllen, sondern zugleich einen Beitrag der Wissenschaft zur ruhmvollen Anerkennung dieses echt deutschen Kämpfers bilden."79 Die "mutstählende und herzerfreuende Geistesnah75
"Der denkerisch größte und der sprachlich mächtigste Publizist des Zeitalters entwerfen Ziel, Tragweite und Mittel eines neugeordneten Europa und rufen Österreich zu der fortreißenden und einigenden Tat. [...] Während beide noch auf der Szene stehen, erscheint zwischen ihnen der Staatsmann und Feldherr, und er vollstreckt und verwirklicht, was sie in Rede und Schrift geraten, gefordert, verheißen hatten" (370).
76
"In der Abwehr des friedlichen (Fremdländerei) und des kriegerischen (Türken) Feindes des Deutschtums und seiner Kultur in damaliger Zeit hat unser Schwabenpater und kaiserlicher Prediger als ein rechter Ritter ohne Furcht und Tadel seinen ganzen Mann gestellt, sein deutsches Wesen kundgetan und sich als wahrer Kämpfer für deutsche Art wider Türken und Fremdländerei erwiesen." Loidl, Abraham a Sancta Clara als Vorkämpfer für deutsche Art (1941), S. 2.
77 78
79
ebda S. 48.
Vorrede der Akademie der Wissenschaften in Wien, Werke 1, S. V. - Vgl. die von Nadler betreute Wiener Dissertation von David, Abraham (1944), S. lOf. u.ö.
ebda. - Der Herausgeber Bertsche verweigerte sich durch seine betont sachlich gehaltene Kommentierungsarbeit jeglicher Anbiederung an den im Vorwort der Akademie so klar hervortretenden Geist nationalsozialistischer Wissenschaftssprache, während Franz Loidl im Vorwort seiner gedruckten Dissertation "Menschen im Barock" (1938) den Erwartungen der Politik an die Wissenschaft deutlicher entgegenkommen mußte ("Damals war die Ostmark im Reich geborgen. Ja, von hier aus wurde das Reich gelenkt, wie heute wieder die Ostmark dem Reiche seinen großen Gestalter hervorbrachte.") und in den Aufsätzen über "Abraham a Sancta Clara als Vorkämpfer für die deutsche Art wider Türken und Fremdländerei" (1941) und "Abraham a Sancta Clara und das Judentum" (1941) als Kirchenhistoriker an der Universität eine politisch erwünschte Thematik, wenngleich in vergleichsweise moderatem Tone, behandelte. Loidl erklärte 1973, er habe "zur Tarnung den Obertitel: Menschen im Barock, und vor die Einleitung noch ein kurzes entsprechendes Vorwort" setzen müssen, um das bereits gesetzte Buch überhaupt ausdrucken zu können, "da man bei der Zensur ohnhin [sie] nur flüchtig vorgehen werde" (Loidl, Abraham a Sancta Clara verschrieben (1973), S. 1). Wie kompromittierend Loidls Aufsätze nach 1945 empfunden wurden, zeigt sich daran, daß sie in einer Aufzählung des Dekans von Arbeiten
1.2 Rezeption
19
rung", die Bertsche 1917 "den Helden an der Front überbringen" wollte, die Geltung der "echte[n] Soldatennatur" Abraham als "ein warmherziger Soldatenfreund und tüchtiger Feldpater"80 sollte in der Edition der letzten Kriegsjahre erneut ideologisch in Anspruch genommen werden. Die erste maßgebliche Literaturgeschichte Österreichs nach dem Krieg war die Bearbeitung der Nadlerschen Literaturgeschichte durch den Autor, der aufgrund des Verbotsgesetzes mittlerweile seines Lehramtes verlustig gegangen war. Bei großteils identischer Detailinformation verschob Nadler die Bewertungs- und Interpretationskriterien mit dem Ziel, Abraham als kirchlichen und österreichischen Autor darzustellen. Das Abrahambild in Nadlers Literaturgeschichte Österreichs (1948) rückt die Predigt wiederum in den Vordergrund81 und schwächt so die Überzeichnung als reichspolitischer Herold. Nur mehr in "solchen Stunden", da er die großen festlichen Ansprachen hält, ist Abraham "der volksmäßige Sprecher des Kulturbewußtseins und des Staatswillens. Mit seinem Munde sprach Österreich" (167). Aber auch 1948 bleibt der Prediger vom "Gewicht seiner Sendung" (167) charakterisiert, bleibt die Türkenschrift die "Höhe dieses Lebenswerkes" (167), bleibt die Eintracht das Ziel, allerdings die christliche Eintracht: Frankreich und Österreich "muß das eine Ziel der Eintracht genügen: das christliche Europa" (168). Die "Volksschriften" Nadler nun so: "Sie sind Hochgebilde der barocken Kunst Österreichs" (168). Nadler hat seine Literaturgeschichte Österreichs als "Buch in diesen Jahren des Übergangs" bezeichnet,82 eines Übergangs in der Abrahamforschung, die nun zunächst wieder auf Wien beschränkt bleibt,83 wie in der Entwicklung der österder Fakultätsmitglieder 1938-1945 fehlen. Vetter, Die Katholisch-theologische Fakultät (1989), S. 187. 80
"Auf denn, mein lieber 'Merkur', zum neuen Aus- und Rundflug! [...] diesmal gibt es gar eine weltweite Ausfahrt: selbst auf den Weltwassern, sogar auf allen Meeresgründen wirst Du viele Freunde finden. Doch fürchte nichts: sollten je Dir die Schwingen erlahmen, so wird gewiß Dich einer von Deinen neuen Amtsgenossen - unsern Helden der Luft - gern in sein Flugzeug aufnehmen, zumal wenn er weiß, daß Du mit Deinen Neujahrsgrüßen aus der Heimat solch köstliche Kost den Helden an der Front Uberbringen willst, solch mutstählende und herzerfreuende Geistesnahrung. " Bertsche, Hinleitung des Herausgebers, Der geflügelte Merkurius (1917), S. XXVI; "P. Abraham ist eben eine echte Soldatennatur durch und durch [...] So ist er auch ein warmherziger Soldatenfreund und tüchtiger Feldpater geworden. Und nun, wohl bekomm's, unser Kriegsbrot!" Bertsche, Kriegsbrot für die Seele (1917), Vorwort, S. VI.
81
Hieß es in der "Literaturgeschichte des Deutschen Volkes" noch: "Doch Predigt ist nicht das bezeichnende Wort für das, was er geschaffen hat. Sein Gesamtwerk umspannt die ganze gattungsmäßige Fülle der Literatur seiner Zeit. [...] Es ist die kleine Form der Erzählung, die dem Werke Abrahams gattungsmäßig das Gepräge gibt." (366), so wiederholt Nadler zwar nun das Urteil ("nicht das bezeichnende Wort...", 165), räumt aber unter dem Eindruck des mittlerweile herausgegebenen Nachlasses ein: "Indessen, der gemeinsame Ton und Stil von Abrahams Werk, das die Drucker zu einem Buchwerk gemacht haben, ist wirklich die Predigt" (166).
82
"Doch sei beigefügt, daß ich es sein wollte, der dieses Buch in diesen Jahren des Übergangs geschrieben haben wollte. Man mag es nehmen wie man will." Nadler, Kleines Nachspiel (1954), S. 97.
83
vgl. die zwischen 1935 und 1949 in Wien entstandenen Dissertationen von Konek, Loidl, Stiassny, David, Spielmann, Seemann, Vosatka, Lutz und Buchwald (Bachleitner/Lischka, Verzeichnis österreichischer Dissertationen (1987), S. 225); erst 1960 und 1981 werden in Wien wieder Dissertationen über Abraham approbiert.
20
Kap. 1: Einleitung
reichischen Literatur.84 Die Leichtigkeit, mit der Abraham im Lebenswerk eines österreichischen Gelehrten in die verschiedenen Kontexte eingerückt und ganz gegenläufigen Geschichtsmodellen eingegliedert werden konnte, hat eine Parallele in jener Unbefangenheit, mit der die (Trivial-)Literatur nach der Befreiung Österreichs an Traditionen des Ständestaates anknüpfte. Das literarische Thema des österreichischen Barock, insbesondere der Wiener Türkenbelagerung, belegt die Kontinuität der ständestaatlichen Österreichideologie bis in die Zweite Republik, "die 'Österreicherei' war hoch im Kurs."85 Neben einigen historischen Romanen 86 über das Sujet der Belagerung erschien in diesem Kontext 1948 Eduard P. Danszkys Pater Fabelhans87 mit Abraham a Sancta Clara als Titelhelden. Von der Salzburger Festaufführung eines Aicher-Dramas Thomas Morus,88 in der - als Vorausdeutung auf den späteren kaiserkritischen Prediger - der Student Ulrich Megerle die Titelrolle spielt, bis zu seinem Tod schildert Danszky das Leben Abrahams als Kampf für den von Bigotterie wie von Freidenkertum gleich weit entfernten rechten Glauben und für die Sache Österreichs. Die Handlung ist vor allem in Wien angesiedelt, was dem Verfasser Gelegenheit zur ausgiebigen Darstellung des höfischen Lebens bietet. Dabei akzentuiert Danszky einen antiprotestantischen Katholizismus89 österreichischer Prägung. Der Gang der Handlung ist mit zitierten, montierten oder nachempfundenen Predigten durchsetzt,90 wofür Danszky die Nachlaßausgabe Bertsches ausgiebig genutzt hat. Während Danszky aber auch auf die Pestschriften eingeht und an zahlreichen Stellen auf die anderen Schriften, auf lateinische Gelegenheitscarmina
84
Breit ausgreifend die Zusammenfassung bei Müller, NS-Hinterlassenschaften (1987); vgl. auch Frei, Nachkriegsliteratur (1983).
85
Müller, NS-Hinterlassenschaften (1987), S. 92. Vgl. McVeigh, Fortleben der "Ostmark"-Literatur (1984); Scheichl, Weder Kahlschlag noch Stunde Null (1986), S. 42 (Lit.: Anm. 39).
86
Im Jahre 1947 erschienen Henz' "Kurier des Kaisers" und Fíleles "Stadt in Not" in Neuausgaben, unter gleichem Titel kam Pankraz Schuks "Stadt in Not. Die Aufzeichnungen des Ratschreibers Anselmus Christmann (1683)" heraus. Erwin Herbert Rainalters Belagerungsroman "Das Mädchen Veronika" erschien 1950, Mirko Jelusichs "Bastion Europas" 1951.
87
Eduard P. Danszky: Pater Fabelhans. Der Lebensroman Abrahams a Sancta Clara. Mödling [1948]. - Zu Danszky vgl. Nagl/Zeidler/Castle, Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte (1899ff.), Bd 4, S. 2257f.; in einer Aufzählung der Zeitschrift "Plan" aus dem Jahre 1945 erscheint er neben Billinger, Waggerl u.a.m. als williger Mitläufer (Müller, NS-Hinterlassenschaften (1987), S. 96).
88
Ein Thomas-Morus-Drama wurde im Salzburger Universitätstheater (allerdings nicht 1661, sondern 1686) aufgeführt, die Verfasserschaft Aichers wäre möglich. Boberski, Das Theater der Benediktiner (1978), S. 236 und 250.
89
Den Augustinerbarfüßern tritt Abraham bei, denn "durch einen Augustiner muß der ungeheure Schaden wiedergutgemacht werden" (29), den Luther Uber die Welt gebracht hätte, wie der geliebte Lehrer Aicher dem Absolventen auseinandersetzt. Abraham hat zum Ziel, "als Augustiner dem Renegaten Martinus Luther ein kräftiger Widerpart zu werden" (45), er wird konsequent als "Widerpart dem Augustinerrenegaten Martinus Luther" (40) gegenübergestellt und die 'Liener Lerche als Gegenstück zu der Wittenberger Nachtigall" (60f.) apostrophiert.
90
vgl. S. 49ff., 65ff., 86ff., 108ff., 115ff., 137ff., 144ff., 150ff., 163ff., 191ff., 204ff., 227f., 237ff., 249ff., 253f., 318ff., 341f., 352f.
1.2 Rezeption
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und Emblemata hinweist,91 wird mit dem vollständigen Verschweigen der noch von Nadler so hochgehaltenen Türkenschrift ein das unmittelbar nach dem Krieg bestehende Friedens- und Harmoniebedürfnis irritierender, intoleranter und fanatischer Zug des Autors eliminiert: Sie entgegnete: "Der Pater Markus Avianus hat etliche Mal mit großem Feuer auf die Türkengefahr verwiesen, auf die schwerste Heimsuchung des Abendlandes, so von Osten droht." Er mußte sie wieder enttäuschen. "Alle Gefahr, die uns droht, kommt mit Wissen und Einwilligung Gottes, und es gibt nur einen redlichen Krieg, den der Notwehr. Die Menschen sollen Frieden halten!" (258f.)
Nadlers Darstellung hat das Abrahambild in der österreichischen Forschung und Literaturgeschichtsschreibung nachhaltig geprägt. In einer "Ehrenrettung" Abrahams benutzt Franz Loidl 1947 die Topoi Nadlers, um die Bedeutung des Wiener Predigers hervorzuheben, und er bedient sich dabei der Anekdote von der Sterbestunde in der Fassung der Vorrede zur Todten-Capelle (1710), des Nachrufs: "Wahrlich, so stirbt kein Nörgler und Possenreißer".92 Während die akademische Literaturgeschichtsschreibung und die Trivialliteratur die kämpferischen Züge Abrahams wieder vergessen machen und ein harmlos-heiteres Bild des Autors zeichnen, von dem noch die mediale Auswertung der populären Figur im sommerlichen Theaterspektakel93 und in Romuald Peknys nachempfundenen Fernsehpredigten zehrt, greifen die Verfasser österreichischer Schulliteraturgeschichten auf Nadlers Darstellung von Abrahams Größe zurück und schreiben nicht etwa die Literaturgeschichte Österreichs, sondern jene des "Deutschen Volkes" wörtlich aus. Noch in den sechziger Jahren wird Abraham als Beispielfigur dargestellt, die den Österreichern den Weg in die europäische Gemeinschaft weist: Vor allem ist er Christ und Abendländer! Er erkennt die Gefahr, die dem christlichen Abendlande sowohl aus der politischen und religiösen Zerrissenheit als auch von der Expansivkraft der türkischen Weltmacht droht. Darum wird er zum volkstümlichen Sprecher der Gesamtmonarchie der Habsburger, des österreichischen Kultur- und Staatsbewußtseins. Er weist den Österreichern ihren Platz in der deutschen und europäischen Gemeinschaft an. [...] Kurz nach seinem Tode wird er wie Hans Sachs verkannt und verlacht. Man nennt ihn Possenreißer. Aber heute gilt er uns als der größte Publizist zwischen Luther und Görres, als der gewaltigste Wortbildner und deutsche Sprachmeister, als der größte Prediger seiner Zeit. Seine grundlegend gesamteuropäische, seine abendländische Haltung vermögen ja erst wir richtig zu verstehen.94
Lediglich die Formulierung Nadlers: "Österreich in Deutschland voran und
91
Mercks Wenn 182ff., 189ff., 194ff., 201ff., 347; Lösch Wenn 247f.; Judas 293,335,347; Grammatica Religiosa 335; späte Schriften 383,406,412; Huy und Pfuy 383f.; Gelegenheitscarmina 102, 106,252,261,271f.; Emblemata 74,367f., 385,399; anderes 292.
92
"Ja, Abraham a Sancta Clara ist mit Luther und Görres der größte Sprachgestalter, so originell und schöpferisch, daß selbst die Dichterfürsten ihn bewunderten und nachahmten." Loidl, Abraham a Sancta Clara (Eine Ehrenrettung) (1973), S. 4 (zuerst 1947).
93
Raimund Basteiner: Abraham a Sancta Clara. Aufführung der "Comedienspieler" in Schloß Kobersdorf unter Regie und Mitwirkung von Herwig Seeböck, im ORF gesendet in FS 1 am 11.8.1977 im Hauptabendprogramm (20").
94
Pochlatko/Koweindl, Einführung in die Literatur des deutschen Sprachraumes (1961), S. 137.
22
Kap. 1: Einleitung
Deutschland in Europa" 95 wurde aufgegeben, denn aus der Abstufung des österreichisch-deutschen Führungsanspruchs ist der Appell an die Österreicher zur Integration in die Staatengemeinschaft Europas geworden, sehen die Autoren doch das Habsburgerreich, wie noch heute von konservativen Kreisen vertreten, als "das Vorbild der erst noch zu schaffenden Staaten von Europa" (136). Sonst sprechen Nadlers Einsichten und Einschätzungen aus dem Text. Der Abschnitt wurde für die späteren Auflagen nur geringfügig überarbeitet. Eine Ausgabe des Jahres 1982 hat den emphatischen Ton der ursprünglichen Fassung etwas zurückgenommen, dafür aber erneut bei Nadler nachgeschlagen und nun auch die historische Vollstreckerrolle des Prinzen Eugen in die Darstellung eingebaut.96 1.2.2 Zusammenfassung Dem Ordensmann aus der leopoldinischen Ära ist ein Geltungsüberschuß zugewachsen, der von den Texten längst nicht mehr gedeckt wird. Der Kanonisierungsvorgang und die Stereotypisierung des Autors machten die Textkenntnis entbehrlich.97 Von ihrer Manifestation im sprachlichen Werk abgelöst, verselbständigte sich die Figur des Autors unter zwei Voraussetzungen ins Beispielhafte. 1. In Österreich erfolgte die Aktualisierung Abrahams in Situationen der Krise und der Labilität unter dem Zeichen ideologischer Vergewisserung. Abraham fungiert als Paradigma der Versöhnbarkeit von Thron und Altar und als beispielgebende Figur aus dem Heldenzeitalter Österreichs. Solange Habsburgs Kaisertum bestand, konnte Abraham als Beispielfigur für eine religiös gespeiste Kritik an der Gesellschaft dargestellt werden, die die vom System definierten Grenzen des Infragestellens nie überschritt und damit bestätigte. Nach dem Versinken der Monarchie figuriert Abraham als beliebig ausgestatteter Träger "altösterreichischen" Humors, der als Verklärungsform des Habsburgerstaates zu dessen Mythos beitrug. 2. Abraham war als Exponent einer dezidiert kirchlichen, katholischen Literatur darstellbar, deren identifikatorische Potenz noch in gläubigen Kreisen des 20. Jahrhunderts ihre Wirkung tat. Unter Ausblendung des Befremdlichen konnte er als wahrheitsliebender, friedfertiger Prediger aufgefaßt werden und Beispielwirkung entfalten. Umgekehrt ermöglichte gerade die Gleichsetzung des Autors mit den Zielen der Kirche scharfe Kritik am gegenreformatorischen Katholizismus.
95
Nadler, Literaturgeschichte des Deutschen Volkes, Bd 1 (1939), S. 368. - Zu Nadlers Schwierigkeiten mit der NSDAP aufgrund der Divergenz zwischen der Parteilinie und Nadlers Geschichtsauffassung vgl. Meissl, Wiener Ostmark-Germanistik (1989), S. 138f.
96
Pochlatko/Koweindl/Thaler, Abriß der Literatur des deutschen Sprachraumes (1982), S. 91.
97
Eybl, P. Abrahams und Kochems Wust (1991).
1.2 Rezeption
23
Nadler hat in seinen Literaturgeschichten zunächst die stammesmäßige Zugehörigkeit Abrahams durch die Betonung einer weltliterarischen Vorgängerreihe des Mercks Wienn hervorgehoben, dann aber die staatspolitische Rolle Abrahams in den Vordergrund gestellt und mit der teleologischen Hinordnung der Habsburgermonarchie auch Abraham als Österreicher auf das Dritte Reich hin bezogen. Damit war möglich geworden, in der österreichischen Sendung die deutsche anzusprechen und die ältere Deutung des kirchlichen Kaiserberaters fortzuentwickeln. Österreichische Literaturgeschichtsschreibung und Trivialisierung eines Klischees vom Autor stehen miteinander in Zusammenhang. In die Literaturgeschichtsschreibung außerhalb dieser Beispielreihe ist Abraham zwar entgegen Gervinus' Verdikt eingegangen, daß der Historiker, "wo so offenbare Rückschritte sind, nie wünschen" dürfe, "dass man der Curiosität halber auf solche Schmierereien weiter hinweise, wie die des Pater Abraham ohne Ausnahme sind",98 dennoch bleiben die neueren Literarhistoriker zum Großteil unsicher in ihrem Umgang mit dem in einem subliterarischen Genus ausgewiesenen und durch Nadlers Hochschätzung diskreditierten Autor. Selbst in Glasers Literaturgeschichte, deren (in der Praxis gescheiterte) sozialgeschichtliche Konzeption einen weiten Literaturbegriff voraussetzt, kommt Abraham nur beiläufig vor," in der Literaturgeschichte des Metzler-Verlages gar nicht. 100 "Der Literaturgeschichtsschreibung ist es jedenfalls nicht gelungen, sein Werk einigermaßen überschaubar darzustellen und aus seinen Voraussetzungen zu entwickeln."101
98
Georg Gottfried Gervinus, Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen. Leipzig i1846, Bd 3, S. 394f., zit. Mareta, Ueber Judas der Erzschelm (1875), S. 2; dort S. 1-4 eine ausgreifende Blütenlese zur Beurteilung Abrahams in den Literaturgeschichten des 19. Jahrhunderts.
99
Abraham wird nur an zwei Stellen erwähnt, einmal als Autor des Nürnberger Verlegers Christoph Weigel (S. 110), das andere Mal als Vergleichspunkt zum Erfolg Drexels (S. 163). Glaser, Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte, Bd 3: Zwischen Gegenreformation und Frühaufklärung (1985).
100
Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, hg. v. Wolfgang Beutin u.a. Stuttgart: Metzler 2., Überarb. u. erw. Aufl. 1984 [11979].
101
Breuer, Abraham a Sancta Clara (1986), S. 1335.
24
Kap. 1: Einleitung
1.3 Forschungsansätze Die von Literaturtheorie, Textwissenschaft und Barockforschung erarbeiteten Fragestellungen scheinen der Beschäftigung mit Abraham gegenwärtig günstig. Rhetorik- und Predigtforschung sowie territoriale Literaturgeschichtsschreibung beleuchten die Rahmenbedingungen des abrahamischen Schrifttums. Die Debatte um den bürgerlichen Ort der Barockliteratur, die Beschäftigung mit Literatur und Volk im 17. Jahrhundert, die institutions- und wissensgeschichtlichen Vorarbeiten sowie das im Aufbau befindliche Projekt Klaus Garbers zur Stadtforschung102 belegen die Fruchtbarkeit sozial- und mentalitätsgeschichtlicher Forschungsaspekte. In literarhistorischer Hinsicht hat sich das Augenmerk mit dem Abrücken vom höfisch-zivilisationsgeschichtlichen Forschungsinteresse kleineren Räumen und späteren Phasen der Barockzeit zugewendet, und als Quellgrund der "hohen" Literatur gewinnt das geistliche Schrifttum zunehmende Aufmerksamkeit.103 Verschiedene Arbeiten aus dem Bereich der Diskurstheorie haben die Zusammenhänge zwischen dem Text und seinen diskursiven Voraussetzungen theoretisch neu formuliert 104 und damit die Ergiebigkeit ausgedehnter, den Rahmen der Einzeldisziplinen überschreitender Quellenforschung ebenso unter Beweis gestellt wie der New Historicism, der in der angelsächsischen Shakespeareforschung entstand und die Funktionszusammenhänge frühneuzeitlicher Literatur unter Einbeziehung der französischen Theoriedebatte als Modell des Austausches kultureller Praktiken beschreibt.105
102
"Literatur und Volk im 17. Jahrhundert. Probleme populärer Kultur in Deutschland". 4. Jahrestreffen des Internationalen Arbeitskreises für Barockliteratur, Wolfenbüttel 23.-28. August 1982; vgl. den Osnabrücker Kongreß "Stadt und Literatur. Der alte deutsche Sprachraum zwischen Renaissance und Revolution" (5.-8.6.1990) sowie die dort erfolgte Gründung des "Internationalen Arbeitskreises Stadt und Literatur in der Frühen Neuzeit".
103
vgl. etwa die Arbeiten zu Grimmelshausen (Tarot, Breuer, Hesselmann) sowie das Thema des 7. Jahrestreffens des Internationalen Arbeitskreises für Barockliteratur, "Religion und Religiosität im Zeitalter des Barock" (Wolfenbüttel, 28.-31.8.1991).
104
vgl. den Sammelband von Jürgen Fohrmann und Harro Müller, Diskurstheorien und Literaturwissenschaft (1988); für die Barockforschung, die seit jeher mit einem relativ streng reglementierten Diskurs zu tun hat, ist die Frage nach den diskursiven Bedingungen bereits 1978 (noch unter rezeptionsästhetischem Vorzeichen) als dreifache Frage nach dem "Standort des Werkes in der Tradition der Gattung", nach der "Analyse der geschichtlichen Situation" und nach den "Veränderungsbedingungen späterer Rezeption" gestellt worden. Rötzer, Schwerpunkte der neueren Barockforschung (1978), S. 178 in Bezug auf Garbers Opitz-Studie (1976).
105
vgl. Kaes, New Historicism and the Study of German Literature (1989); Veeser, New Historicism (1989); Ziolkowski, Was heißt und zu welchem Ende studiert man Germanistik (1990), S. 18 (wo konsequent von "Neohistorismus" gesprochen wird) sowie die grundlegende Sammlung von Stephen Greenblatt, Shakespearian Negotiations (1988), dt.: Verhandlungen mit Shakespeare (1990); zur Kritik (v.a. von materialistischer Seite) vgl. die Abhandlungen von Gallagher und Fish in Veeser, ebda.
1.3 Forschungsansätze
25
1.3.1 Zur Geschichte der neueren Abraham-Forschung Die Beschäftigung mit Abraham begann in den letzten Jahrzehnten mit ROBERT A. KANN, der in seinem für die Einschätzung Abrahams durch die gegenwärtige Heideggerforschung so folgenreichen Buch Kanzel und Katheder106 einer geistesgeschichtlichen Fragestellung nachgeht, in welchem der Tätigkeitsbereich Abrahams mit der Residenzstadt Wien gleichgesetzt und seine Wirkung auf das österreichische Kleinbürgertum beschrieben wird. Der Ansatz des Buches ist ein historischer, seine Dialektik die von Gegenaufklärung und Aufklärung. "Nach der Ansicht des Autors dient Abraham a Sancta Clara als Beispiel für Ideen und Denkweisen, die sich noch bis in das 20. Jahrhundert in einem Programm katholischer Aktion von weiter volkstümlicher wie auch geistlicher [!] Anziehungskraft finden. Joseph von Sonnenfels wiederum repräsentiert ein geistiges Klima, das sich in der Entwicklung des österreichischen Liberalismus des 19. Jahrhunderts deutlich widerspiegelt. In beiden Fällen haben wir es mit dem Wachsen eines Geistesbildes in den folgenden Generationen und mit späteren Reaktionen auf dieses Bild zu tun" (4). Damit sei eine zyklische Bewegung der österreichischen Geschichte beschrieben, die sich im ständigen Wechsel "zwischen beharrenden und dynamischen Grundhaltungen" (10), zwischen Fortschritt und Konservativismus bewege. "Nach der Ansicht des Verfassers kann man der Struktur der österreichischen Geistesgeschichte entnehmen, daß die konservativen und verhältnismäßig stetigen Perioden ziemlich lange währen, die dynamischen - oft nur verhältnismäßig fortschrittlichen - aber lediglich von kurzer Dauer sind" (10). Im Zyklenmodell der Geistesgeschichte kommt Abraham als Exponent der Gegenreformation auf die Seite der Reaktion zu stehen, die der herben Kritik Kanns verfällt. Was die klerikale österreichische Literaturgeschichtsschreibung an Abraham geschätzt hatte, wurde hier - unter Hintansetzung genuin literaturwissenschaftlicher Analyseinstrumentarien - zur Grundlage seiner Verurteilung. Kanns Buch schöpfte aus Abrahams Werk geistesgeschichtliches Belegmaterial und fand wegen seiner interpretatorischen Schwächen in die germanistische Barockforschung kaum Eingang,107 die indessen nach den Impulsen durch Rhetorikforschung (W. Barner, J. Dyck) und sozialgeschichtliche (V. Sinemus), mentalitätsgeschichtliche (C. Wiedemann), wissenssoziologische (G. Grimm, W. Schmidt-Biggemann) und pragmatische Fragestellungen (D. Breuer) in den siebziger und achtziger Jahren auf beträchtliches theoretisches Niveau gelangt war. Als "Versuch, in einem ersten Aufriß den Komplex der katholischen Barockpredigt von seiner theologischen Innenseite her darzustellen",108 hat URS 106
Kann, Kanzel und Katheder (1962); zuerst New York 1960 unter dem Titel "A study in Austrian intellectual history. From late Baroque to Romanticism".
107
vgl. Haas, Nachwort (1969). - Von Victor Farias und seiner Heidegger-Abrechnung (Heidegger und der Nationalsozialismus, 1989), die auf Kanns Abrahamdarstellung beruht, wird noch die Rede sein. Vgl. unten Abschnitt 2.1 "Der Hofprediger".
108
Herzog, Geistliche Wohlredenheit (1991), S. 10. Vgl. die Spezifikation dieser Programmatik: "Theologisch zu fragen und allererst von einer theologischen Bestimmung dessen auszugehen,
26
Kap. 1: Einleitung
HERZOG seine grundlegende Monographie zur katholischen Barockpredigt bezeichnet. Während dort "Fragen auf eine Theologie barocker Verkündigung hin erörtert" werden und die Predigt als Heilsgeschehen, als Versprachlichung eines Gnadenereignisses gelesen wird, nahmen die Arbeiten WERNER WELZIGs ZU Abrahams Mercks Wtenn, Astriacus Anstriacus und Auff auff ihr Christen die barocke Predigt, deren bibliographische Erschließung er einleitete, zum Ausgangspunkt genuin literaturwissenschaftlicher Interpretation. Abraham sei Prediger insofern, als er sich von der Situation seiner Zeit zur Stellungnahme herausgefordert sehe, Prediger aber auch darin, daß er die Dinge der Welt aufeinander und die Bibel auf deren Zusammenklang antworten lasse.109 Unter dem Aspekt des Predigthaften erweise sich die Struktur des Pesttraktates als "Ineinanderwirken verschiedener Traditionen" der Gattungen110 (ein Charakterzug abrahamischer Schriften, den Welzig später als "Kontamination mittelalterlicher, frühneuzeitlicher und barocker Genera" beschrieb),111 das seelsorgliche Redeziel als "aktivierende Anrufung der Zeugen für die Bewältigung der Gegenwart" (17). Auch die Türkenschrift gebe die "Gesamtbewegung des Appells"112 erst unter Einbeziehung des pastoralen Ziels zu erkennen, der weltlichen Information die kirchliche Botschaft als Antwort entgegenzusetzen. Abraham stelle im Auff auff ihr Christen "den Auskünften, die er 'in der Welt' vorfindet, eine Auskunft religiöser Herkunft entgegen" (191a), Welzig spricht von der "charakteristische[n] Konfrontation von weltlicher und religiöser Information" (ebda), von der "Konfrontation von profanen Überzeugungen und christlicher Lehre" (191b). Zusammenfassend stellt Welzig klar, daß die Schriften Abrahams erst im "Vergleich mit dem Typus der barocken Predigtsammlung" ihre Eigentümlichkeit zeigten, daß die "Wiederholung und Abwandlung des Einen als das zentrale Prinzip" seiner Schreibart gelten müsse und daß erst unter Beachtung der zeitgenössischen Kontexte - dies die Absage an Kann - eine "Erörterung der sozialethischen Aussagen Abrahams" erfolgversprechend sei.113 was Predigt als kirchliche Verkündigung denn sei und was sie im 17. und 18. Jahrhundert zu sein sich bemühte; so - theologisch - zu verfahren hat für sich das Selbstverständnis, das den ganzen Reichtum, die Überfülle und alles, was inzwischen notgedrungen pauschal Barockpredigt heißt, inspiriert und im Grunde also erst ermöglicht. | Dieser zweite, theologische Zugang wird hier versucht. Oder es möchten doch immerhin Fragen auf eine Theologie barocker Verkündigung hin erörtert werden" (S. 109). 109
Diesen nach Foucaults Ordnung der Dinge" skizzierten Gedanken hat Welzig in der Arbeit über die Amplifikation (1989, s.u.) weiter ausgeführt. Welzig, Was kann von hier Gutes kommen (1985), S. lila.
110
Welzig, Weheklagen (1979), S. 12.
111
Welzig, Abraham (1982), S. 12.
112
Welzig, Appell wozu (1982), S. 189b. - Welzigs Ergebnisse nimmt Hoffmann auf (Hoffmann, Weiß und Roth ist der Türcken Todt, 1988), wenn er Mercks Wienn und Auff auff ihr Christen zuletzt so vergleicht: "Seuchenpredigt und Kampfaufruf richteten sich beide gegen die menschlichen Schwächen und gegen die Sünde. Erst nach ihrer erfolgreichen Bekämpfung konnte sinnvoUerweise gegen Gottes Strafinstrument vorgegangen werden" (S. 34).
113
Welzig, Abraham (1982), S. 13f.
1.3 Forschungsansätze
27
Hinter dem unprätentiösen Titel Zur Amptifikation in der barocken Heiligenpredigt verbirgt sich eine Musterinterpretation dreier abrahamischer Predigten, mit deren Hilfe Welzig das theoretische Rüstzeug der Predigtforschung schärft und ausbaut. Drei "Verfahren des 'Großmachens'" 114 demonstriert die Arbeit: Namengebung, Vergleichung und Verteilung. In der "Namengebung" (761-773) "weist das dem 17. Jahrhundert vertraute Nebeneinander von 'Nennen' und 'Erkennen' auf die Überzeugung von der inneren Verwandtschaft dieser Tätigkeiten" (773), die als Prinzip der "Ähnlichkeit" (Michel Foucault 115 ; 773-788) beschrieben wird. Hier gelingen Welzig grundlegende Einsichten in das Verfahren abrahamischer Bildlichkeit und in deren dispositionelle Organisation. Im Wort der Schrift vermittelten sich die Ähnlichkeiten der Dinge. 116 Die "Frage nach der distribuierenden Darstellung der Tugend im Zauberfluß geistlicher Rede des Barockzeitalters" (794) wird mit dem Verteilungsmuster der "Anatomie der Tugend" (788-796) beantwortet.117 Die geistliche Rede erheische aber auch "Das Echo der Lobenden" (797-802): "Das Heiligenlob des Predigers ist Echo auf das Gotteslob des Heiligen" (798) und verlange zugleich die Antwort vom Publikum. Mit dem Echo sei "das Wesen des Gotteslobes schlechthin bezeichnet" (802). Welzig bedient sich einer zweifachen Argumentationsweise. Einerseits zieht er mit den Kategorien der Ähnlichkeit und der Verteilung an Foucault gewonnene strukturale Beschreibungsmomente aus der Diskurstheorie heran, die damit erstmals für die Predigtinterpretation nutzbar gemacht wird, andererseits beharrt er auf überhistorischen Konstanten des "Lobredens" und einer unverstellten Lektüre, womit er die Frage nach der Historizität und der außerliterarischen Verankerung des Diskurses abweist. Von seinem Forschungsschwerpunkt Oberdeutsche Literatur (1979) ausgehend hat sich DIETER BREUER mehrfach mit Abraham beschäftigt 118 und in seiner Abhandlung in Herbert Zemans Sammelreihe "Die österreichische Literatur. Eine Dokumentation ihrer literarhistorischen Entwicklung" jene von der Literaturgeschichtsschreibung bisher unterlassene Gesamtwürdigung Abrahams unter-
114
Welzig, Amplification (1989), S. 756; die folgenden Nachweise aus dieser Arbeit stehen direkt im Text.
115
Foucault spricht von den vier Ahnlichkeitskategorien conveniencia (Nachbarschaft), aemulatio ("in ihr antworten die in der Welt verstreuten Dinge aufeinander"), Analogie und vom "Spiel der Sympathien". Foucault, Die Ordnung der Dinge (1974), S. 46ff.
116
"Zur Ähnlichkeit des Geschehens, auf die der Prediger durch die Einschaltung des Exempels und die Nacherzählung des biblischen Vorganges aufmerksam macht, tritt die durch das Wort der Schrift hergestellte, in dem beide Taten einander begegnen." Welzig, Amplifikation (1989), S. 788.
117
"'Anatomie' also als Metapher für Distribution und 'Anatomie' als Vehikel eines besonderen Verfahrens von Distribution; letzteres für den Prediger der Epoche eine der wichtigsten Möglichkeiten, den Hörern "beweglich' zuzusprechen [...]". ebda S. 796.
118
Breuer, Der Prediger als Erfolgsautor (1981); vgl. auch ders., Zur ersprießlichen Zeit-Vertreibung (1986), bes. S. 124ff. zu Abraham.
28
Kap. 1: Einleitung
nommen. Breuer versucht, von Abrahams Erfolg ausgehend, die Frage nach dem Publikum zu beantworten, das seine Schriften so bereitwillig aufnahm, und seine Schreibart mit Thomasius auf der Skala zeitgenössischer stilistischer Möglichkeiten einzutragen: "Demnach hält Abraham die Mitte zwischen anspruchsloser Unterhaltung und den Anforderungen des derzeit modernen elitären arguten Stils".119 Die auf der Stil- wie auf der Gattungsebene aufzuweisende "verblüffende Brechung von Erwartungshaltungen der Literati wie der Illiterati" (1344) entspreche Abrahams "Selbstverständnis des für alle Stände verantwortlichen geistlichen Schriftstellers" (1344), der "an der traditionellen Stände- und Reichsordnung" festhält (1347). Theologische und sprachliche Intentionen Abrahams müßten in gleicher Weise gewürdigt werden (1344ff.). Seine literarischen Formen stünden "alle im Dienste des alten Ordo-Denkens" (1348) und bewegten sich innerhalb "des dualistischen Grundmusters 'Lobrede auf Tugenden' und 'Strafpredigt gegen Laster'" (1349). Die Nachahmungen der Spätzeit werden mit der "stilbildende[n] Funktion" seiner Schriften erklärt, die Rezeption habe den Funktionswandel von religiösen Schriften zu "kuriose[n] Lesestoffe[n]" (1355) bewirkt. Breuer kommt zur Einschätzung Abrahams als Autor "zwischen den Fronten" (1358) der höfischen und der altständischen Welt: "als Kaiserlicher Prediger vertritt er vor allem das in den Institutionen Kaiser und Reich repräsentierte und in ihnen aufs äußerste bedrohte alte Ordo-Denken und nutzt dazu die altvertrauten Gattungen literarischer Selbstverständigung im ständischen Bereich" (1357). Neben diesen Ansätzen, die von verschiedenen Punkten aus eine neue Gesamteinschätzung Abrahams bieten, ist auf eine Reihe von jüngeren Arbeiten hinzuweisen, die einzelne Aspekte von Abrahams Schriften untersuchten. Von Abrahams Büchern hat das Huy und Pfuy in Friedemann Maurers Untersuchung als pädagogisches Werk eingehende Behandlung erfahren, während John Meurders die Übersetzungen des Kupferwerks ins Holländische analysierte.120 Dem pseudoabrahamischen Centifolium und seinen thematischen Bezügen zu Grimmelshausen und Garzoni gilt eine Studie von Italo M. Battafarano, wobei die bereits von Ambros Horber geklärte Abweisung von Abrahams Verfasserschaft wieder in Zweifel gezogen wird.121 Dem Auff auff ihr Christen widmete Bernard Gorceix eine vergleichende Untersuchung, und mit Abrahams gedruckter Erstlingspredigt Astriacus Austriacus befaßten sich neben Welzig Maria Kastl und Günther Berger, letzterer freilich in geradezu peinlich dilettantischer Weise.122 119
Breuer, Abraham a Sancta Clara (1986), S. 1339. Die folgenden Nachweise im Text beziehen sich auf diese Arbeit.
120
Maurer, Huy und Pfuy (1968); Meurders, Huy und Pfuy (1983).
121
Battafarano, Formen der Moralsatire (1984); Horber, Echtheitsfragen (1929). - Battafarano kennt Wannenmachers Arbeit nicht, der die Argumente Horbers bestätigt und die Schrift Johann Valentin Neiner zugewiesen hat, für welchen überdies - im Gegensatz zu Abraham - die Kenntnis Grimmelshausens belegt ist. Wannenmacher, Neiner (1938), S. 31ff., S. 45.
122
Gorceix, Le Turc dans les Lettres Allemandes (1981); Kastl, Heiligenlob als moralische Belehrung (1986); Berger, Abraham a Sancta Claras Leopoldspredigt (1989).
1.3 Forschungsansätze
29
Das Wallfahrtsbuch von Taxa Gack Gack Gack a Ga interpretierte Hans Pörnbacher im Katalog der Karlsruher Abraham-Ausstellung (1982) als Zeugnis der Verbundenheit des Predigers mit Bayern, in einer Publikation, deren Artikel und sachliche Werkbeschreibungen eine Zusammenfassung des Forschungsstandes und damit der Beschäftigung mit Abraham eine solide Grundlage bieten.123 Stilistische Aspekte schließlich behandeln unter den neuen Aspekten rhetorischer Barockforschung die Arbeiten von Brigitte Donnan und Norbert Bachleitner.124 Die bibliographische Situation scheint durch Gerhard Dünnhaupts Handbücher geklärt, der seinerseits auf Bertsches überaus hilfreiche Bibliographie zurückgreifen konnte.125 In editorischer Hinsicht sind den durch Adolf Haslinger angekündigten Editionsprojekten im Rahmen der Wiener Neudrucke126 keine verlegerischen Taten gefolgt. Im Zuge der Neuausgabe älterer Editionsreihen erschienen 1968 und 1974 Neudrucke von Bobertags Judas-Ausgabe aus Kürschners "Deutscher National-Literatur" sowie 1974 ein Neudruck von Bertsches Neue Predigten aus der Bibliothek des literarischen Vereins Stuttgart.127 Die Neu-eröffnete Welt-Galleria (1703) erschien 1969 als Faksimile, und 1983 gab Werner Welzig die Faksimileausgabe des Mercks Wienn-Erstdruckes in Niemeyers Reihe "Deutsche Neudrucke" heraus. Mit diesen und mit August Sauers Ausgabe des Auffauff ihr Christen, dem ersten Band der alten Wiener Neudrucke (1883), sowie mit Bertsches Editionen der Neun neue Predigten (1930) sowie des restlichen Nachlasses (1943/45) steht der Forschung zumindest ein Teil des umfangreichen Werkes in wissenschaftlich verwendbaren Ausgaben zur Verfügung.128 Als kommentierte Ausgabe wird Hans Strigls sechsbändige Werkauswahl (1904/07) wohl bis zum Vorliegen einer den heutigen editorischen Standards genügenden Ausgabe ihre Geltung behalten. Erbauliche Auswahl- und Spruchsammlungen mit sprechenden Titeln (Lach nur, lach, eitler Weüaff* - Al-
123
Pörnbacher, Der Magnetberg im Osten (1982); Kat. Abraham (1982).
124
Donnan, Etymologie und deutendes Wortspiel (1979); Bachleitner, Form und Funktion der Verseinlagen (198S). 125 Dünnhaupt, Bibliographisches Handbuch (1980/81); ders., Personalbibliographien (1990); Bertsche, Die Werke Abrahams a Sancta Clara in ihren Frühdrucken (1922, 1961, unv. Abdr. 1972). - Diese bibliographischen Referenzwerke werden in Hinkunft durch Autor und Nummer zitiert, wenn eine bestimmte Ausgabe nachgewiesen werden soll, wobei "Dünnhaupt1" (D1) auf das "Handbuch", "Dünnhaupr" (D2) auf die "Personalbibliographien" verweist. Der Anhang "Zur Druckgeschichte des abrahamischen Frühwerks" dieser Arbeit wird mit neuen bibliographischen Standards über Bertsche und Dünnhaupt hinausführen. 126
Haslinger, Gedruckte Predigten der Jahre 1673-1677 (1970).
127
Judas der Ertz-Schelm (Auswahl), ed. Bobertag (1883); Neun neue Predigten, ed. Bertsche (1930). Die Ausgaben werden künftig Zudar, ed. Betoertag sowie Neun neue Pr. abgekürzt.
128
Die entsprechenden Werke werden nach diesen Ausgaben zitiert, Bertsches Ausgaben als Neun neue Pr. sowie als Werke mit Bandnummer abgekürzt zitiert. Die anderen Werke Abrahams werden in der Regel nach den Erstausgaben zitiert.
30
Kap. 1: Einleitung
lerlei 'Gemisch-Gemasch' von Abraham a Sancta Clara, Ein Hui und Pfui auf die Welt, Gott zur Ehr und uns zur Lehr)129 benutzen in der Tradition von Bertsches volkstümlichen Ausgaben weiterhin Abrahams Bücher als Materialsteinbruch für populäre Zwecke, und einige Auswahlausgaben mit durchwegs unzuverlässiger Textgestalt runden das Angebot des Buchmarktes ab. 1.3.2 Forschungsansätze der neueren Barockforschung Noch vor der Entfaltung der germanistischen Abrahamforschung hat Jean Paul in seinem vielzitierten Wort 130 drei Problemkreise aufgezählt, für deren Bearbeitung die Literaturwissenschaft in den letzten Jahren Methoden entwickelt und erprobt hat. "Wien" - das steht bei Jean Paul für die regionalen und konfessionellen Voraussetzungen Abrahams, "die Kanzel" für die Gattungen der Predigt und der religiösen Literatur, "das Jahrhundert" für die rhetorisch geprägte Ästhetik der Barockepoche. 1.3.2.1 Regionalistische und konfessionskulturelle Ansätze In DIETER BREUERS grundlegender Schrift über die Oberdeutsche Literatur (1979) gelang in der Verbindung regionaler und konfessioneller Ansätze die Darstellung einer regionalen Schriftkultur. Die Arbeit beschreibt die Jahrzehnte der früh- und hochbarocken Entwicklung, konzentriert sich auf Bayern, stützt sich auf einen extensiven, das Lateinische wie das Deutsche wie auch die Gattungen der Erbauungsliteratur umfassenden Literaturbegriff und arbeitet die These einer oberdeutschen Gemeinsprache heraus. Breuer hat die oberdeutsche Literatur als distinktes Literatursystem in die Forschungsdebatte eingeführt. Die These der beiden Konfessionskulturen, die einander gegensätzliche Formen des literarischen Diskurses entwickelt und gepflegt hätten, bauten GÜNTER HESS in der Abhandlung Deutsche Nationalliteratur und oberdeutsche Provinz. Zu Geschichte und Grenzen eines Vorurteils (1985) und DIETER BREUER mit dem Referat über Deutsche Nationalliteratur und katholischer Kulturkreis (1989) in einem größeren historischen Rahmen mit großteils übereinstimmenden Ergebnissen weiter aus. Der Gedanke der deutschen Nationalliteratur, so Hess, sei in der 129
'Lach nur, lach, eitler Weltaff-" Allerlei "Gemisch-Gemasch'' von Abraham a Sancta Clara, zusammengestellt u. übertragen v. Peter Karner. Wien/Freiburg/Basel 1983; Abraham a Sancta Clara: Ein Hui und Pfui auf die Welt. Zusammengestellt v. Birgit K. Grasberger. Aschaffenburg 1966; Gott zur Ehr und uns zur Lehr. Aus den Schriften von Abraham a Sancta Clara, hg. v. Heinz Schlamber. Leipzig 1988. - Zu den Nachkriegsausgaben bis 1976 vgl. Habersetzer, Bibliographie (1978), S. 28-29, Nr. 109-125.
130
"Eine Blume werde hier auch auf das Grab des guten Abraham β santa Clara gelegt, welches gewiß einen Lorbeerbaum trüge, war' es in England gemacht worden und seine Wiege vorher; seinem Witz für Gestalten und Wörter, seinem humoristischen Dramatisieren schadete nichts als das Jahrhundert und ein dreifacher Ort, Deutschland, Wien und Kanzel." Jean Paul: Vorschule der Ästhetik (1804), VIII. Programm: "Ueber den epischen, dramatischen und lyrischen Humor", § 36: "Verwechslung aller Gattungen", Sämtliche Werke, 1. Abt., Bd 11 (1935), S. 133; zit. auch bei Scherer, Abraham (1866), S. 154; Mareta, Ueber Judas der Erzschelm (1875), S. 3, Kat. Abraham (1982), S. 151 etc.
1.3 Forschungsansätze
31
frühen Germanistik "eine Projektion" gewesen, "um der 'verspäteten Nation' zum Bewußtsein ihrer Identität zu verhelfen" (16). Die Literaturgeschichte schreibe "das traditionelle Schema der Reformationspolemik" fort, "das in der Abgrenzung zweier literarischer Kulturen zwischen Nordlicht und südlicher Finsternis eine Kontinuität vom frühen 16. Jahrhundert bis ins späte 19. Jahrhundert bewahrt" (18). Die Dominanz der protestantisch-norddeutschen Kultur in der Entwicklung der Literaturwissenschaft habe vergessen gemacht, daß die Literatur des süddeutsch-katholischen Kulturkreises in anderen Formen, anderer Sprache mit gleicher Differenzierung bestünde und blühte. Hess weist überdies darauf hin, daß die religiöse Bindung der oberdeutschen Literatur einer literarhistorischen Betrachtungsweise im Wege stehen muß, die sich auf die Emanzipation des Kunstwerks aus den Fesseln von Repräsentation und Glauben, auf die Entwicklung der autonomen Kunst im Reiche der nachkantischen Freiheit einschwor. Während Hess die Struktur des literarhistorischen "Vorurteils" in den Vordergrund stellt, versucht Breuer zu erörtern, mit welchen Argumenten der katholische Kulturkreis darauf verzichtete, "sich das Nationalliteraturargument anzueignen" (706). Er verweist dabei auf das spezifische Gattungsspektrum der oberdeutschen Literatur und ihre Einstellung gegenüber der Volkssprache. Die Spracharbeit am Deutschen mußte "als aberwitzig erscheinen, als ein Rückfall aus der Katholizität, d.h. hier: aus der Universalität humanistischer Bildung in die Barbarei" (708). So halte man gegenüber dem kulturellen Alleinvertretungsanspruch der an Luther orientierten Sprachnorm an der "vorhandenen regionalen Vielfalt des Deutschen und der volkssprachlichen Literaturen" einerseits und an der "Universalität und Dignität der lateinischen Sprache und Literatur" andererseits fest (710), mit der Konsequenz, daß das "literarische Leben im frühneuzeitlichen Deutschland [...] folglich in zwei nicht nur ideologisch, sondern auch sprachlich sich abgrenzende Kulturkreise" zerfiel (709). Die Grenzen dieses Modells sind in regionaler und historischer Hinsicht erst genauer zu bestimmen. Das gilt insbesondere für die in Breuers Konzeption zentrale Frage der Sprachnorm. Solange Bayern unter den katholischen Mächten die Führungsrolle behauptet und kulturell weit in die angrenzenden Territorien hineinstrahlt, richtet sich die Sprachnorm an München aus. Mit dem Osnabrükker Frieden ändert sich jedoch die Mustergültigkeit der oberdeutschen Sprachnorm, eine Differenzierung tritt ein, im Zuge derer sich Bayern sprachlich isoliert. Bereits Johann Jacob Schülpls Drexel-Bearbeitung Der Ewigkeit Vorbott (Wien 1649) ist nach der Norm Opitz' metrisch reguliert.131 Die sprachlichen Unterschiede vor allem in den katholischen Drucken der süddeutschen Reichsstädte und der Druckorte im Einflußbereich Habsburgs scheinen neueren
131 "xhe book, however, is immensely valuable as one of the very rare documents of cultural exchange between Munich and Vienna. Here, too, Opitz' metrics have already won a complete victory." Faber du Faur, German Baroque Literature (1958/69), Bd 1, Nr. 969, S. 249.
32
Kap. 1: Einleitung
sprachwissenschaftlichen Forschungen zufolge132 im Laufe des Jahrhunderts so gewichtig zu werden, daß die Konvergenz einer Sprachnorm in Zweifel steht. Die These Breuers, "daß die beobachtete Polarisierung des md. und des obd. Literaturprogramms auch um 1660 noch keineswegs rückläufig ist",133 bedürfte für die zweite Jahrhunderthälfte neuer Prüfung. Bayern scheint zur Insel eines sprachlichen Konservativismus zu werden, während sich Österreichs Druckorte den mitteldeutschen Gegebenheiten anpassen. Als gegenreformatorische Utopie einer volkssprachigen Koiné der katholischen Länder Deutschlands gegen Luthers Sprache konzipiert, löst sich die sprachliche Einheit der oberdeutschen Barockliteratur allzu bald in territoriale Einzelnormen auf. Die territoriale Interpretation der sprachlichen und literarischen Gegebenheiten im Modell Breuers findet mit der Entwicklung der letzten Jahrzehnte des Barockjahrhunderts ihre Grenze. Damit ist die historische Reichweite des Modells angesprochen. Breuers territorialstaatliches Literaturmodell entspricht der Barockkonzeption CONRAD WIEDEMANNS134 insofern, als es an der Epoche der frühabsolutistischen Konsolidierung und der Entfaltung territorialfürstlicher Macht gewonnen ist. Die Ordnungsutopie der "Barockliteratur" richtet sich dieser Konzeption zufolge auf die bevorstehende politische Festigung des im Bürgerkrieg von Zerfall bedrohten Staates. Die Reichweite der These ist in der Forschungsliteratur, wie mir scheinen will, dort überschätzt worden, wo sie diesen Barockbegriff unter andersgearteten Bedingungen auf die Gesamtheit der Barockliteratur appliziert und seinen Geltungsbereich bis weit ins 18. Jahrhundert hinein verlängert. Für die Zeit nach 1648, als die Verheißung des neuen Staates an Glanz zu verlieren beginnt, und für die nun anbrechende Differenzierung des literarhistorischen Bildes sehen die Modelle Breuers und Wiedemanns keine Erklärungsmöglichkeit vor. "Die Jahrzehnte des Übergangs zwischen 1680 und 1720 tragen januskopfartige Züge; traditionelle, in den Humanismus zurückweisende Momente begegnen sich hier mit vorwärtsweisenden aufklärerischen Trends."135 Der Geschmackswandel um 1680, ein Zeitpunkt, der auch als Epochengrenze zur Frühaufklärung diskutiert wurde,136 und die eigentliche Blüte bestimmter volkssprachlicher Gattungen 137 (Predigtliteratur) läßt sich aus territorialen Funktionen ebensowenig 132
Wiesinger, Zur Entwicklung der deutschen Schriftsprache in Österreich unter dem Einfluss Gottscheds (1983); ders., Zur Frage lutherisch-ostmitteldeutscher Spracheinflüsse auf Österreich (1987).
133
Breuer, Oberdeutsche Literatur (1979), S. 82.
134
Wiedemann, Barocksprache, Systemdenken, Staatsmentalität (1973); ders., Bestrittene Individualität (1979).
135
Grimm, Literatur und Gelehrtentum (1983), S. 3L5f.
136
vgl. Knight, Populärliteratur und Literaturgeschmack (1985).
137
Grimm, Literatur und Gelehrtentum (1983), S. 269f. betont das neben dem gelehrten Publikum der Barockpoesie "wesentlich größere Publikum der niederen Literaturgattungen: der erbauli"chen Schriften und Traktate, der Kalender und Flugblätter" (269).
1.3 Forschungsansätze
33
ausschließlich ableiten wie aus dem Systemdenken und der Beamtenmentalität der frühbarocken Schriftsteller. Daß Wiedemann den konfessionellen Unterschied des barocken Schrifttums seinem Denkmodell138 nicht integrieren konnte, leitet sich aus der Ungleichzeitigkeit dessen her, was unter "Barockliteratur" firmiert, aber auch aus dem konfessionellen Charakter der Literatur des 17. Jahrhunderts. Hess wie Breuer fordern die unvoreingenommene Aufarbeitung des Vergessenen, setzen auf einen empirischen Literaturbegriff im Rahmen konfessioneller Kulturen und folgen darin der neueren Regionalismusforschung. Mit dieser teilt dieser Ansatz Verdienste und Probleme, die Verdienste, wo es um die Erhellung kleinräumiger kultureller und sozialer Zusammenhänge geht, die Probleme, wenn der einheitsstiftende Angelpunkt regionalistischer Fragestellungen zur Debatte steht und die Forderung erhoben wird, "das regionale literarische Leben als 'Literatursystem', als gesellschaftliches Subsystem, also soziologisch zu analysieren".139 Auf die Problembereiche in Breuers literarhistorischem Konzept macht NORBERT MECKLENBURG aufmerksam. Das beschriebene Literatursystem Bayerns zeige noch territoriale Geschlossenheit, "während der gesamtgesellschaftliche Prozeß der £hfregionalisierang die Möglichkeit regionaler Betrachtung in Hinblick auf Literatur seit dem 18. Jahrhundert immer mehr einschränkt".140 Es bleibt zu prüfen, welche Aussagekraft Breuers Ansatz für die spätere Entwicklung des Alten Reichs besitzt. Gerade Abraham steht nämlich in zweifacher Hinsicht an der Grenzlinie zwischen regionaler Geltung und überregionaler Verbreitung. Als Prediger ist die anwesende Gemeinde sein Publikum, und der Raum der Verbreitung endet dort, wohin der Schall die Stimme trägt. Die Oralität setzt einer bestimmten Gruppe von Texten die engsten Grenzen. Gemeinsam mit der "spätbarocken" Literatur steht Abraham andererseits am Übergang zwischen den regionalen Literatursystemen und der immer stärker bemerkbaren Entregionalisierungstendenz. Während seine Predigten von der katholischen Festkultur und den Wiener Gegebenheiten bestimmt sind, werden seine Schriften zur Lektüre nicht bloß der deutschen, sondern auch der niederländischen und italienischen Leser, ein Beleg für die, im katholischen Kulturkreis freilich selbstverständliche, "Internationalisierung des literarischen Verkehrs". Daß die Drucker durch die sprachliche Zurichtung der Nachdrucke an der "Entwicklung einer überregionalen Schriftsprache" mitarbeiten, wird noch zu
138
Wiedemann, Heroisch - Schäferlich - Geistlich (1977).
139
Mecklenburg, Stammesbiologie oder Kulturraumforschung (1986), S. 13.
140
ebda S. 8. - Die Faktoren in diesem (nach N. Elias' Zivilisationstheorie gedachten) Vorgang hat Mecklenburg anderswo so aufgezählt: "[...] die Entwicklung einer überregionalen Schriftsprache, die Entstehung eines literarischen Marktes, die Ausweitung der literarischen Kommunikation, die Herausbildung einer Idee der Nationalliteratur, die Internationalisierung des literarischen Verkehrs [..J\ Mecklenburg, Literaturräume (1985), S. 200; vgl. Elias, Über den Prozeß der Zivilisation (*1978).
34
Kap. 1: Einleitung
zeigen sein. Abraham hat auch an der "Entstehung eines literarischen Marktes" und der "Ausweitung der literarischen Kommunikation" teil. Massenhaftigkeit der Drucke und - im Vergleich zur barocken Poesie - ästhetische Anspruchslosigkeit der Texte verhindern die Beschränkung seiner Rezeption auf die sozial begrenzte Leserschaft der Barockliteratur,141 sie öffnen ihm den Weg zur weder regional noch sozial eingeschränkten Wirkung, zur Volkstümlichkeit: "[...] 'volkstümlich' im hier zugrundezulegenden älteren Sinn bedeutet: die Gesamtheit der Stände betreffend, [...] der 'Volksschriftsteller' wäre derjenige Autor, der von möglichst allen Ständen rezipiert werden kann, nicht nur von den Gelehrten."142 1.3.2.2 Predigt, Predigtliteratur und "schriftliche Folklore" Breuer hat auf das spezifische, wenig erforschte und gegenüber der Regelpoetik weseçtlich breitere Gattungsspektrum der oberdeutschen Literatur hingewiesen.143 Predigt, Predigtliteratur und die im 18. und 19. Jahrhundert unter "Volkstümlichkeit" rubrizierten Formen nehmen darin eine wichtige Rolle ein. Wenn der Unterschied der Schriften Abrahams zur "hohen" Literatur des Barock für seine Wirkung konstitutiv ist, dann rückt die Frage nach den Differenzqualitäten in den Vordergrund, die zwischen den Gattungen der Regelpoetik und der Literatur Oberdeutschlands bestehen. Schärfer als die Merkmale der seelsorglichen Absicht und der Zweckbestimmung einer Literatur "für alle" beleuchten die strukturellen Kriterien ALEIDA ASSMANNS den Zusammenhang von Gebrauch, Gattung und Stileigenheiten. Ihr Kriterienkatalog zur strukturellen Beschreibung Schriftliche[r] Folklore (1983) nimmt zwar einen obsoleten Begriff der "Folklore" auf und setzt sich damit Mißverständnissen aus,144 sie führt aber über die Ansätze volkskundlicher Erzählforschung (Elfriede Moser-Rath, Wolfgang Brückner) darin hinaus, daß sie die verschriftlichten und gedruckten Quellen des Erzählens nicht als Umweg beschreibt, über den man des eigentlichen Forschungsgegenstandes habhaft werden könne, sondern von vorneherein das
141
Martino, Barockpoesie, Publikum und Verbürgerlichung (1976).
142
Breuer, Volkstümliche Lesestoffe (1987), S. 427; vgl. ders., Apollo und Marsyas (1985), Abschnitt "Merkmale volkstümlicher Literatur im 17. Jahrhundert", S. 28-33.
143
"Nicht einmal das Gattungsspektrum ist zur Zeit zu überblicken. Aufgrund der kommunikativen Zielbestimmung der volkssprachlichen Literatur weist es viele Übergangsformen und Nuancierungen zwischen Rhetorik und Poetik auf, hat andere Schwerpunkte und ist insgesamt viel breiter als das aus den Regelpoetiken bekannte engere Gattungsspektrum." Breuer, Deutsche Nationalliteratur und katholischer Kulturkreis (1989), S. 713.
144
Die Konzeption Assmanns wurzelt in der Ästhetik des 18. Jahrhunderts und muß für die Literatur des 17. Jahrhunderts modifiziert werden, die schon durch die rhetorische Normästhetik noch lange im Dienste heteronomer Ziele verharrt und sich weder in ihren Erscheinungsformen, noch in ihren Rezeptionsmodellen säuberlich von den skizzierten subliterarischen Formen trennen läßt. Erst in einigen Punkten ist als Prozeß in Gang gesetzt, was Assmann ihrem Modell zugrunde legt, die Installation des Autors und das damit einhergehende BewuBtsein geistigen Eigentums, die Beachtung der Textgestalt im Unterschied zur Proliferation der Volksbuch-Fassungen, die Anerkennung künstlerischer Einmaligkeit und die allmähliche Ablösung des Lesens von kodifizierten Zwecken.
1.3 Forschungsansätze
35
Gesamtsystem der Verschriftlichung und des Druckes im Auge behält. In fünf Thesen erläutert Assmann ihren Ansatz: 1. Formale Offenheit kennzeichne die schriftliche Folklore, bei deren additiv zusammengestellten Produkten es sich im Unterschied zum literarischen Produkt "weniger um ein Werk als um ein Stückwerk handelt" (179). Die mangelnde Geschlossenheit der späten Buchausgaben Abrahams, deren Sammelsurium bereits die Titel ansprechen (Gemisch Gemasch), aber auch schon die Auflösung der kompositorischen Form des Judas in den letzten beiden Bänden entspricht dem hier nicht als Defizienz, sondern als Wirkungsbedingung formulierten Kriterium. 2. Gegenüber der Literatur sei die schriftliche Folklore durch eine "im literarischen Bereich undenkbare Antastbarkeit der Texte" (180) zu kennzeichnen. In der populären Erzählliteratur öffnen sich die Einzeltexte Veränderungen der Funktion, der Moral, der Umstände und der narrativen Ausfaltung je nach den Erfordernissen erzählerischer Realisation, in Abrahams Büchern geschieht eben dies mit dem Material der Exempel und Märlein. 3. Ebensowenig wie in den anderen Formen populärer Literatur ist der "Status des Unikats im Sinne eines integralen Einzelexemplars" die Eigenschaft der unter Abrahams Namen erschienenen Bücher, vielmehr "erscheint der Text" wie in der schriftlichen Folklore "als unerschöpfliche Quelle für Neufassungen des sattsam Bekannten" (181). Das ist nicht bloß die Figur der Wiederholung im barokken omatus, sondern ein Kennzeichen der inventio. Es ist "alles was zur Zeit gesaget wird/ und noch gesaget werden kau/ schon tausend und tausendmal geprediget worden" (V. Faber), aber: "Ehi hast es schon offt gehört und gelesen/ aber was schadet es, höre es noch einmal/ uñ lese es noch einmal/ was da Thomas Cantipratanus schreibt [...]" (Abraham a S. Clara). 145 4. Während der literarische Text den Charakter der schöpferischen Leistung eines Autors zum Vorschein bringe, verfalle der jeweilige Verfasser schriftlicher Folklore der Anonymität, indem ihre Substanz sich langsam fortschreibe. Die Auflösung der Verfasserschaft Abrahams in seiner letzten Lebensphase, der schwindende Textanteil an den Büchern, die seinen Namen tragen, und der immer energischere Zugriff der Bearbeiter und Nachlaßverwalter entsprechen folkloristischer Anonymisierung, hier unter dem Schutz eines berühmten Namens, eine Entwicklung, auf die noch einzugehen ist. 5. "Hinter jeder Gattung" schriftlicher Folklore schließlich "steht prinzipiell eine rekonstruierbare Praxis", eine Brauchtumsgestalt, aus der die Texte erwachsen und in die hinein sie reproduzierend wirken. Die Literatur dagegen sei keiner ritualisierten Lebenspraxis untergeordnet, "eher schafft sie ihre eigene Brauchtumsform: die Exegese" (182). Dies bezeichnet den theoretischen Ort des For145
Vitus Faber, Zwey- und Fünfftzig Discursus (31692), zit. Eybl, Gebrauchsfunktionen (1982), S. 187; Judas 3, S. 336.
36
Kap. 1: Einleitung
schungsarguments, Abraham sei nur aus der Predigt verständlich,146 die in einer bestimmten und unter rhetorischem Zugriff bestimmbaren pastoralen Situation und seelsorglichen Absicht verankert ist. Wie die Hofrede, die von Georg Braungart als "Glied in einer Kette" zeremoniellen Geschehens und als Teil im "Prozeßcharakter" des festlichen Ereignisses beschrieben wird,147 in zeremonielle Verläufe eingebunden ist, so steht die Predigt im Kontext von Ereignisabläufen, die neben der sprachlichen Botschaft einer Reihe von Handlungsmomenten zu ihrem vollständigen Gelingen bedürfen. PAUL ZUMTHOR hat die "Performanz" als einen "anthropologische[n] Begriff, der sich auf die Bedingungen der Darbietung und Wahrnehmung bezieht", erörtert. 148 Mit dem Akt der Performanz meint Zumthor vor allem die Realisation des Textes durch die Stimme, eine Realisation, die er "Werk" nennt. 149 Setzt man für 'Text" den geschriebenen Predigtentwurf, für "Werk" die Darbietung in der rhetorischen actio, so beschreibt Zumthor präzise die Situation der Predigt: Der Text ist und bleibt lesbar; das Werk war gleichzeitig hör- und sichtbar. Diese verschiedenen Eigenschaften sind weder symmetrisch noch letztlich vergleichbar. Dem Text entnimmt die Stimme in der Performanz das Werk. Zu diesem Zweck setzt die Performanz funktional alle Elemente ein, die den Werkcharakter tragen und verstärken können, die geeignet sind, Autorität, Geschehen und Überzeugungskraft des Werkes zur Geltung zu bringen. Die Performanz bedient sich sogar des Schweigens, das sie motiviert und bedeutsam macht. (70S)
Da der Begriff der "eigentliche[n] Performanz - mit welcher es der Ethnologe in Situationen reiner Mündlichkeit zu tun hat - " (706) auch und gerade den Hörer und sein Tun meint und damit über jenen der actio hinausgreift, der primär das Handeln des Redners beschreiben kann, ergibt sich für die verschiedenen Realisationsformen der Predigt in Darbietung, Vorlesen und stiller Lektüre ein Maßstab der Hörerbeteiligung: "Der öffentliche Vortrag, das vermittelte, 'medialisierte' Hören und Sehen, dann das Hören allein (je nach Umständen könnte man die Reihenfolge auch ändern) markieren also Etappen einer fortschreitenden, aber nie totalen Schwächung der Performanz. Das einsame, nichtartikulierte Lesen weist den schwächsten, oft gegen Null gehenden Performanzgrad auf' (706). Der Akt des Predigens besteht also im Zusammenklang von textuellen und nichttextuellen Bestandteilen, "die mit der Körperlichkeit der Teilnehmer und ihrer gesellschaftlichen Existenz als Mitglieder einer Gruppe und als Indivi146
"Abrahams poetische Qualitäten sind nicht abzulösen von dem geistlichen Wurzelboden, auf dem sie wachsen, und von der seelsorglichen Absicht, der sie dienen. Wer das Vorhaben des Predigers ignoriert, dem zerfällt letztlich auch das Werk des Schriftstellers zu stilgeschichtlichem Belegmaterial." Welzig, Abraham (1982), S. 9.
147
Braungart, Hofberedsamkeit (1988), S. 59 und S. 60.
148
"Er bezeichnet eine kommunikative Handlung als solche [...] [und] verweist daher auf einen Zeitpunkt, der als Gegenwart erfahren wird, wie auch auf die konkrete Anwesenheit von Teilnehmern, die unmittelbar in die Handlung einbezogen sind." Zumthor, Körper und Performanz (1988), S. 703f.
149
"Nur der Klang und die körperliche Präsenz, nur das Spiel der Stimme und der Mimik können das realisieren, was einmal geschrieben wurde." ebda S. 708; Hervorhebung P.Z.
1.3 Forschungfansätze
37
duen in einer Gruppe zusammenhängen" und die Zumthor "soziokorporelle Formen" nennt (707). In theologischer Hinsicht läßt sich das bündig so formulieren: "Der Prediger handelt an seiner Gemeinde und zugleich mit ihr."150 Die Einbettung der gesprochenen und der im Druck verbreiteten Predigt in spezifische Vollzugszusammenhänge ist der gemeinsame Aspekt, unter dem die Ansätze Assmanns und Zumthors vergleichbar werden. Sie entspringen einem Modell, das die Strukturen sprachlicher Äußerungen nachzeichnen und die Bedingungen benennen will, unter denen historische Formen des Redens und Schreibens sich ausdrücken. Diskursanalyse und Mentalitätsgeschichte bilden die Anschlußpunkte dieser Positionen. "Die Geschichte der Mentalitäten versucht [...], die Beschränkungen der idealistischen Tradition der Kulturgeschichte zu überwinden, indem sie jenen Bereich der Kultur untersucht, der der idealistischen Geschichtsschreibung so entlegen schien: die Kultur des gemeinen Menschen. Entscheidend bei dieser Reformulierung des Kulturproblems ist eine Verschiebung des Schwerpunkts weg von den Weltanschauungen - dem gemeinsamen Nenner der idealistischen Tradition - und hin zu den Strukturen, durch die solche Anschauungen vermittelt werden."151 Auch in der vorliegenden Arbeit soll "nach den sozialen, mentalen und institutionellen Möglichkeitsbedingungen von literarischen Texten gefragt werden", wobei diese diskurstheoretische Fragestellung mit dem sozialhistorischen Interesse durchaus nicht in Widerspruch steht. 152 KLAUS GARBERS Postulat, die historische Rekonstruktion des "Bürgerlichen" im 17. Jahrhundert dürfe "nicht von den sozialen Randzonen her, sondern muß aus dem produktiven Schwerpunkt der Epoche erfolgen", 153 gilt dort, wo die Entwicklung des literarischen Diskurses und seine Verankerung in Mentalitäts- und Sozialgeschichte zur Debatte steht. Abraham repräsentiert das Schrifttum, das im Vorgang der Säkularisierung in der zweiten Jahrhunderthälfte allmählich gegenüber dem Bereich der Literatur abgegrenzt und an den Rand gedrängt wird. Dennoch hat das religiöse Schrifttum im Prozeß der Verbürgerlichung seinen Platz und seine Funktion. Während das bürgerliche gelehrte Beamtentum vor 1700 sozial und ideologisch "als maßgebliche Trägerschicht des absolutistischen Staates" (465) konsolidiert ist und in der "politischen" Literatur die zeitgemäße Ausdrucksform findet, bilden die Schriften geistlicher Autoren bis ins 18. Jahrhundert hinein die Vorhut einer 'zweiten Welle' der Verbürgerlichung, die Leserschichten abseits des literarischen Diskurses anspricht.
150
Herzog, Geistliche Wohlredenheit (1991), S. 75.
151
Hutton, Geschichte der Mentalitäten (1986), S. 104; vgl. Reichardt, Histoire des Mentalités (1978), S. 131ff.: "Zum Begriff der Mentalität", sowie die Abhandlungen in Raulff, Mentalitäten-Geschichte (1989).
152
Zum Verhältnis von Diskursanalyse und Sozialgeschichte Schettler, Sozialgeschichtliches Paradigma und historische Diskursanalyse (1988), S. 163.
153
Garber, Gibt es eine bürgerliche Literatur (1981), S. 464.
38
Kap. 1: Einleitung
Aus diesen unbeachteten Quellen hat Bernhard Groethuysen seine Studie über Die Entstehung der bürgerlichen Welt- und Lebensanschauung in Frankreich (1927) erarbeitet. Der Beitrag zur "Diskussion um eine 'bürgerliche Literatur' (oder besser doch wohl um 'bürgerliche Elemente' in der deutschen Literatur) des 17. Jahrhunderts" soll in dieser Arbeit nicht von "deren humanistischgelehrtem Fundament" (465), sondern von den Voraussetzungen des Sprechens und Hörens, des Publizierens und Lesens aus geleistet werden. 1.3.2.3 Gattungsmischung und Ästhetik der Identität Da nun neben der Oszillation zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, zwischen Literatur und Folklore gerade die Grenzüberschreitung der normativen Vorgaben von Stil und Gattung Abrahams Spezifikum ausmachen, konnte sein Werk als "Brechung der Erwartungshaltungen" (D. Breuer) beschrieben werden, wobei Breuer zwar mit der poetologischen Norm des Thomasius die Erwartungshaltung der Literati benennen kann, nicht aber die der Illiterati rekonstruieren, die auf dem historischen Repertoire der schriftlichen Folklore beruht. Das Modell hinter solchem Vorgehen setzt in guter rezeptionsästhetischer Tradition einen Erwartungshorizont voraus, den das Kunstwerk, wenn es gelingt, mit seinem Durchbrechen zugleich verschiebt. Abraham wäre damit als Neuerer und als Teilnehmer an einem solcher Verschiebung zugänglichen Diskurs darzustellen, und bis zu einem gewissen Grad nimmt in der Tat die katholische Predigt an der ästhetischen Horizontverlagerung teil. 154 Auch sind neuerdings gerade Gattungsmischung, Gattungskombination und Gattungsnivellierung als stilistische Kennzeichen der Barockepoche dargestellt worden, 155 womit für Abrahams sprachliche Leistung ein mit dem literarischen Diskurs vermittelbares Beschreibungsinstrumentarium bereit stünde. Die Entfaltung der Predigttypen beider Konfessionen läßt sich mit den Beobachtungen von Schulz-Buschhaus problemlos vergleichen, denn Abrahams Entwicklung weist ebenso "Indifferenz gegenüber dem Dekorum" wie "gesteigerte[s] Bemühen um Historizität" (227) und einen "Einbruch kontingenter und daher 'realer' Elemente in den geschlossenen Diskurs einer bestimmten Gattungstradition" (227) auf. Die Pest- und die Türkenschrift Abrahams böten das beste Anschauungsmaterial für diese These. Auch daß der von Breuer beobachtete argute Stil alle Gestaltungsebenen der Texte überwuchert, kann als Gattungsnivellierung 156 zur Epochensignatur zäh154
vgl. Eybl, Die gedruckte katholische Barockpredigt (1991), S. 238ff.
155
Schulz-Buschhaus, Gattungsmischung - Gattungskombination - Gattungsnivellierung (1985), versteht seinen Ansatz als "Offerte zur neuerlichen Definition des Literaturbarock" (S. 224). Zur Diskussion der "destabilization of generic categories" in der angelsächsischen Forschung zum Barockroman vgl. Tatlock, Thesaurus novorum (1990), S. 114. - Bereits Jean Paul hatte Abraham im Abschnitt "Verwechslung aller Gattungen" angeführt.
156
Gattungsnivellierung entsteht, "wenn ein bestimmtes stilistisches Prinzip wie das des Konzeptismus, der 'acutezze' oder 'agudezas', die traditionellen Distinktionen unterschiedlich konnotierter literarischer Gegenstände zu überlagern beginnt." Schulz-Buschhaus, ebda S. 229.
1.3 Forschungsansätze
39
len. Die Beobachtungen Welzigs und seine Betonung des spezifisch religiösen Redens in Abrahams Texten verbieten jedoch jede vorschnelle Integration in die literarische Paradigmenreihe. Dem literarischen Prinzip des Neuen steht in Abrahams Werken die Tatsache der unablässigen Wiederholung des immer Gleichen gegenüber, das stets neu beleuchtet wird und stets von neuem auf die Botschaft des Glaubens bezogen ist. Abrahams Ästhetik ist eine "Ästhetik der Identität" (JURU LOTMAN)157, deren "erkenntnistheoretische Natur" darin besteht, "daß die vielfältigen Erscheinungen des Lebens durch Zuordnung zu bestimmten logischen Modellen erkannt werden. Dabei läßt der Künstler bewußt beiseite, was die individuelle Eigenart der Erscheinungen ausmacht. Dies ist eine Kunst der Identifizierungen [...] eine Poesie der Klassifizierung" (410). Die Phänomene der Welt werden in Abrahams Texten dem Modell christlicher Weltsicht zugeordnet, selbst noch im Geklingel des Wortspiels sucht er die Evidenz göttlicher Ordnung. Was immer er schreibt, es stellt diese Evidenz nirgends in Frage. Abrahams Prinzip des Regelverstoßes wäre eine "Ästhetik der Gegenüberstellung", die mit Welzigs "Gegenüberstellung" der "Botschaften" nur den Terminus gemeinsam hat. Dort ist die geistliche Rede als Antwort auf das Reden der Welt begriffen, aber noch nicht die Infragestellung des Diskurses und die Verschiebung seiner Grenzen durch das Werk, von der Lotman spricht. Auch Abrahams stilistische Vielfalt resultiert direkt aus dem Charakter der Ästhetik der Identität. Damit nämlich "eine Identifizierung stattfinden kann, ist auch Vielfalt vonnöten. Um unaufhörlich wiederholen zu können: Dies ist A! muß A' mit A " wechseln, und so ad infinitum. Die Kraft der künstlerischen Erkenntnis äußert sich darin, daß das abstrakte Modell A vom Künstler mit den allerunerwartetsten und für einen nichtkünstlerischen Blick A ganz unähnlichen Erscheinungen des Lebens A', A", A"' usw. identifiziert wird. Die Einförmigkeit an dem einen Pol der Identität wird kompensiert durch zügelloseste Vielfalt am anderen Pol" (ebda). Dieser Pol ist der Stil, dessen Kapriolen selbst von jenen anerkannt wurden, die Abrahams Verweistechnik und Kommunikationsanliegen nicht schätzen mochten, sei es als 'Tollheit" (Schiller) oder als fesselnde Sprachkraft "sonderbare[r] Künste, die man fortwährend zu hören bekommt" (Bobertag). "Nicht zufällig bringen die typischsten Erscheinungsformen der Ästhetik der Identität, die am einen Pol erstarrte Systeme von Figuren, Sujet-Abläufen und anderen Strukturelementen aufweisen, am anderen eine solche in höchstem Grade fließende und bewegliche Form des künstlerischen Schaffens hervor wie die Improvisation. Die 'Entfesselung' der Improvisation und die Fesseln der Regeln bedingen sich gegenseitig" (410f.). Was Lotman hier am Beispiel der Commedia dell'arte erläutert, kann auch für Abraham und für die Kanzelrede in Anspruch genommen werden, deren höchste Vollendung immer schon die Improvisation war, und sei es die inszenierte. Schließlich ist es "der wolerfahrnen Predi-
157
Lotman, Struktur literarischer Texte (21981), S. 410ff.
40
Kap. 1: Einleitung
ger Aigenschafft [...]/ weitläufiger auff der Cantzel zu reden/ als sie es auff dem Papier verzeichnen".158 "Es ist bezeichnend, daß Schiller bei Abraham a Sancta Clara Hilfe suchte, aber gleichzeitig bei seinen Übernahmen dämpfend eingreifen mußte. Die Improvisationskraft des Paters war so uferlos, daß Schiller sie einschränken mußte."159 Die Ästhetik der Identität engt als Konzeption den Spielraum des Autors so sehr ein, daß sein Sprechen und Schreiben eher von den Bedingungen des spezifischen Diskurstypus bestimmt wird als von seiner Individualität und Spontaneität. Lotmans strukturalistisches Konzept faßt Sprache als "modellbildendes System" (29) so eng, 160 daß es mit den Vorstellungen der Diskurstheorie und des New Historicism viele Berührungspunkte aufweist und zu den Bedingungen hinführt, unter denen das Phänomen Abraham seine Wirkung entfaltete. Bei der Quellenkritik und der Errichtung eines neuen, "gereinigten" Abraham-Bildes darf eine Untersuchung nicht stehen bleiben, die mit der Beobachtung verselbständigter Stereotypen ihren Anfang nahm und damit auf die "Konstruktion des perfekten sozialen Artefakts" hinwies, "das da 'Lebensgeschichte' heißt".161 Viel« mehr gilt es, die Mechanismen der Texte und Kontexte aufzudecken, die hinter dem Entwerfen von Bildern des Autors stehen. "Will man die Aneignungsweisen textueller Konfigurationen in ihrer Historizität erfassen, so muß man die Vorstellung eines universalen, abstrakten Subjekts, mit dem die Phänomenologie und - allem Anschein zuwider - die Rezeptionsästhetik arbeiten, fallen lassen."162 Die von MICHEL FOUCAULT gestellte folgenreiche Frage, was der Autor sei, wird sich für Abraham erst aus der Zusammenschau verschiedenster Faktoren beantworten lassen.163 Nachdem bereits zu seinen Lebzeiten die Ste158
Konrad von Salzburg, Fidus Salutis Monitor (1683), Leservorrede des Herausgebers, zit. Welzig, Katalog (1984/87), Bd 1, Nr. 80/7.
159
Windfuhr, Die barocke Bildlichkeit (1966), S. 307.
160 " w e n n ein Schriftsteller ein Genre, einen Stil oder eine Kunstrichtung wählt, so ist das auch eine Wahl der Sprache, in der er vorhat, mit dem Leser zu sprechen. Diese Sprache ist wiederum Bestandteil der komplizierten Hierarchie aller künstlerischen Sprachen einer gegebenen Epoche, einer gegebenen Kultur, eines gegebenen Volkes [...]" Lotman, Struktur literarischer Texte (21981), S. 35. 161
Bourdieu, Die biographische Illusion (1990), S. 80.
162
Chartier, Kulturgeschichte zwischen Repräsentation und Praktiken (1989), S. 17. - Eine ähnliche Position nimmt der New Historicism ein, wenn seine Absicht als "resisting a prevalent tendency to posit and privilege a unified and autonomous individual - whether an Author or a Work - to be set against a social or literary background" beschrieben wird (Montrose, Professing the Renaissance (1989), S. 18).
163
Foucault, Qu'est-ce qu'un auteur? (1969); dt. Was ist ein Autor (1988). - Den Autorstatus des spätbarocken Schriftstellers hat Lynne Tatlock am Beispiel Eberhard Werner Happels diskutiert und als Vermittlungsinstanz zwischen den vorgefundenen Autoritäten, Quellen und Fakten sowie dem Leser definiert. Einen gegenüber Foucaults Autorbegriff kritischen Standpunkt nimmt Joseph F. Loewenstein ein, der eine materialistische, an der Zirkulation des Buches und deren Bedingungen orientierte Untersuchung zur frühmodernen Autorschaft vorlegen wird. Das geht aus einer Anmerkung Tatlocks hervor, die Loewensteins Arbeit im Manuskript einsehen konnte. Die Untersuchung "The Authorial Impression: The Ownership of Ideas in the English Renaissance" scheint den Ansatz und Gegenstand vorliegender Arbeit eng zu berühren, ist mir aber noch nicht zugänglich. Tatlock, Thesaurus novorum (1990), S. 114, Anm. 21.
41
1.3 Forschungsansätze
reotypisierung des Fabelhansen von Wien einsetzt, greift die Untersuchung bis in die Anfangsjahre von Abrahams Tätigkeit auf der Kanzel zurück, um den Übergang vom Prediger zum Schriftsteller darzustellen. Wenn Texte als "product of a negotiation between a creator or a class of creators with a complex, communally shared repertoire of conventions, and the institutions and practices of society" zu beschreiben sind,164 so muß die Untersuchung Abrahams die Umstände seines Redens und Schreibens zu beleuchten suchen. Zu klären sind dabei: 1. die historische Position des Predigers, der Stellenwert seines Wortes im sozialgeschichtlichen Kontext der Stadt, in der er lebte, und des Hofes, der ihn hörte, also die Bedingungen des Redens auf der Kanzel und des Zuhörern bei der Predigt (Kap. 2: Der Prediger und sein Wirkungskreis); 2. die Rolle des Predigers, ihre Gestaltung und ihre Absicherung durch die Institution, die hinter ihm steht. Dies wird durch Untersuchung des Autoritätszuwachses, rhetorisch gesprochen: durch Darstellung der Inventionsarbeit am Predigttext und ihrer Abstützung im kirchlichen Wissen versucht (Kap. 3: Der Prediger und seine Autorität, Abschnitt 3.1 und 3.2); 3. die Überzeugungsarbeit der Predigt und ihre Wirkmittel, dargestellt an der Arbeitsweise und der Disposition der Predigt anhand einer Umarbeitung für anderes Publikum (Abschnitt 3.3: Rhetorische Zurichtung); 4. die Adressaten der schriftstellerischen Arbeiten, der gedruckten Predigt, des Traktats, durch Analyse der Widmungsadressaten (Abschnitt 4.1: Die Widmung als Indiz literarischer Kommunikation); 5. die Bauart und Wirkung jenes Textes, mit dem aus der vorwiegend oral orientierten Produktionsweise Abrahams der Sprung über die gegenwärtige Zuhörerschaft hinweg und das Erreichen des anonymen Lesers gelingt, des Mercks Wienn (Abschnitt 4.2: D e r E r f o l g des Mercks
Wienn);
6. die Plausibilitätsstruktur der gedruckten Texte, ihre Rollenangebote und Botschaften sowie die komplementäre Bereitschaft des Lesers, das Spiel der angebotenen Identitäten aufzunehmen (Abschnitt 5.1: Plausibilität und abrahamischer Stil); 7. das Auseinandertreten von Werk und Autor als Prozeß der Popularisierung und der Errichtung eines Autorstereotyps (Abschnitt 5.2: Popularisierung und Anonymisierung); und schließlich
164
Greenblatt, Towards a Poetics of Culture (1989), S. 12. - Zu dieser Position vgl. Greenblatt, Verhandlungen mit Shakespeare (1990), "Die Zirkulation sozialer Energie", S. 7-24. "Es wäre falsch, sich einen einzigen, feststehenden Austauschmodus vorzustellen; in Wirklichkeit gibt es viele verschiedene Modi mit historisch bedingten Charakteristika, die fortlaufend neu ausgehandelt werden" (S. 14).
42
Kap. 1: Einleitung
8. die Frage, wie andere oberdeutsche Schriftsteller um und nach Abraham auf die Differenzierung der Leserschichten gegen Ende des 17. Jahrhunderts reagieren (Abschnitt 5.3: Zur Entwicklung der oberdeutschen Literatur nach 1680).
Die Frage nach dem Autor Abraham und seinem Kontext ist als Frage zu stellen, wie eine spezifische Weise des Redens und Schreibens zu solcher Popularität gelangen konnte, als Frage nach den Bedingungen des Erfolges als Prediger, nach den Erfolgsbedingungen eines populären Schriftstellers. Damit ist die Frage nach dem Autor bereits so erweitert, daß sie vor der bloßen idealistischen Konzeption des schaffenden Individuums bewahrt und zur Einbettung des literarischen wie rhetorischen Sprechens und Schreibens in seine Bedingungen und Umstände hinführt. Rhetorisch gesehen, bleibt die Situationsbindung das Grundelement sprachlicher Äußerung, diskurstheoretisch aufgefaßt, rücken die Bedingungen des Sprechens gegenüber der individuellen Sprachleistung als Konstituentien und Voraussetzungen in den Vordergrund. Ziel ist "eine Sozialgeschichte der Interpretation" Abrahams vor dem Hintergrund ihrer fundamentalen Determinationen (die gesellschaftlicher, institutioneller, kultureller Art sind) und in ihrer Einbettung in spezifische Praktiken, die sie hervorbringen. Wer sich dergestalt um die Bedingungen und Prozesse kümmert, durch die auf ganz konkrete Weise Sinn erzeugt wird (bei der Lektüre, aber auch in anderer Beziehung), sagt wider die alte Geistesgeschichte, daß die Intelligenzen, die Geister nicht körperlos sind, und wider die universalen Theorien, daß die am beständigsten erscheinenden Kategorien inmitten historischer Diskontinuitäten anzusiedeln sind.
Mit diesen Worten bezeichnet Roger Chartier den Begriff der Aneignimg.
165
Chartier, Kulturgeschichte zwischen Repräsentation und Praktiken (1989), S. 18.
Kapitel 2: Der Prediger und sein Wirkungskreis
2.1 Der Hofprediger Abrahams Predigttätigkeit hat die ältere Forschung dahin geführt, Abraham bis hin zum Hofnarrentum als Funktionsträger der höfischen Sphäre ("Abraham ist in erster Linie Hofprediger"),1 ja als "Imperial Court Chaplain of the Hapsburg emperors"2 einzuschätzen, eine Auffassung, die sich aus der frühesten Phase der Abraham-Rezeption herleitet 3 und die noch Victor Farias zur Feststellung führte: "Innerhalb kurzer Frist erregte sein rhetorisches Talent die Bewunderung Leopolds I., der ihn zum Hofprediger berief, in ein außerordentlich bedeutsames Amt, das höchste, das jemand, der nicht adeliger Abstammung war, damals erlangen konnte."4 Dieter Breuer hat diese Einschätzung 1982 entschieden bestritten. Der Zusammenhang Abrahams mit der Durchsetzung der Hofkultur bestehe nur scheinbar. Abraham gehöre zu jenen "Autoren, die sich an alle Stände, [an] jedermann wenden, die alte Reichsideologie, das alte politisch-theologische Ordo-Denken, die alten ständischen Freiheiten einschließlich gemeindlichen Standesbewußtseins, die 'alte teutsche Redlichkeit' gegen das moderne absolutistische Ordnungs- und Unterordnungsdenken verteidigen". Seine Position sei als Rückgriff auf vorabsolutistische politische Ordnungskonzepte zu verstehen: [...] als Kaiserlicher Prediger vertritt er vor allem das in den Institutionen Kaiser und Reich repräsentierte und in ihnen aufs äußerste bedrohte alte Ordo-Denken und nutzt dazu die altvertrauten Gattungen literarischer Selbstverständigung im ständischen Bereich.5
Die für die Einschätzung Abrahams und der Bedingungen seines Redens und Schreibens so essentiellen Frage nach seiner Stellung zwischen Kaiser und Land1
Michel, Volkssage (1933), S. 64. Noch Herzog, Geistliche Wohlredenheit (1991), spricht von "Abraham a Sancta Clara, de[m] Prediger am kaiserlichen Hof in Wien" (S. 181).
2
Scherer, Through the Looking Glass (1970), S. 374; ähnlich ders., Temporal and Eternal Realities (1971), S. 163: "the famous Hapsburg Imperial Court Chaplain".
3
Faßmann, Gespräche im Reich deren Todten (21725), 73. Entrevue, S. 627: "Weil nun meine Gaben dem erleuchteten Käyserlichen Hof nicht verborgen bleiben können, ward ich hervor gezogen, und unter die Zahl derer Käyserlichen Hof-Prediger gesetzet; welches eine sehr gute Belohnung meiner Meriten, und ein unwiedersprechliches Zeugniß meiner Würdigkeit, angesehen werden kann." Vgl. als Beispiel in der Literaturgeschichtsschreibung Scherer, Geschichte der Deutschen Literatur (131915), S. 338: "der Schwabe Abraham, der in Wien als Hofprediger des Kaisers seine Hauptwirksamkeit fand [...]".
4
Farias, Heidegger und der Nationalsozialismus (1989), S. 65f.
5
Breuer, Abraham (1986), S. 1357.
44
Kap. 2: Wirkungskreis
ständen, Hof und Volk, die "alte Streitfrage [...]: War Abraham Volks- oder HofPrediger?" 6 soll nun in drei Schritten erörtert werden. 2.1.1 Geistliche Rede und dynastisches Denken Die Texte aus Abrahams Frühwerk erweisen die enge Anlehnung an Leopolds dynastische Pläne und Ziele. Im Jahre 1676 erschien die Paradeyß-Blum, jene Predigt über den zum Landespatron erhobenen heiligen Joseph, die Abraham nicht hielt, sondern gedruckt dem Kaiser überreichte (vgl. unten Abschnitt 2.1.3.1). Wo das Exordium der Klosterneuburger Leopoldspredigt 1673 die Heiligen zum Lob Leopolds aufgerufen hatte, adressiert der Schriftsteller der Paradeyß-Blum die Provinzen Habsburgs: Mit der Apostrophe "Frid- freud- lieb- lobschatz- schütz- gnad- vnd trostreiche neue Zeitung kündte ich euch sambentlich an/ ihr Gottgesegnete Erb-Cronen vnd Erb-Provintzen deß Allerdurchleuchtigisten Ertz-Hauß Oesterreichs" (1) hebt die Rede an, und Abraham entfaltet die Allegorese der Kirche als Garten Jesu, in dem Joseph als himmlische Lilie erblüht. Den vergänglichen Blumen im Garten der Kirche entspricht die unvergängliche Blüte im Paradiesesgarten, die Vergleiche selbst verweisen im Sinne mittelalterlichen Analogiedenkens durch natürliche Form oder Wortlaut des Namens auf den repräsentierten Stand: Jn disem Garten der Catholischen Kirchen seynd vnzahlbare mehr schöne vnd blüende Blumen gewachsen vnd hervor gesprossen/ so alle in dem ewigen Paradeyß-Garten dort ohne End blüen vnd riechen: Dort wie vil seynd schönste Veiglen der Heil. Patriarchen/ wie vil schönste Sonnenwendt der H. Propheten/ wie vil schönste TuUibanen der H. Aposteln/ wie vil schönste Wolgemuth der Heil. Märtyrer/ wie vil schönste Tag vnd Nacht der Heil. Beichtiger/ wie vil schönste weisse Narcissen der H. Jungfrauen/ wie vil schönste Vergiß mein nit der Heil. Wittiben/ wie vil schönste Ringl-Blumen der Heil. Eheleuth/ dort wie vil seynd schönste/ riechende/ blüende Blumen in dem ewigen Blumen-Beth/ so allesambt durch den einigen Anblick Göttlicher Sonnen-Strahlen auff ewig nicht verwelcken noch abfallen. (3)
Im Fortgang der Heiligenpanegyrik rückt Abraham die Allegorese wertend zurecht. Was sich dem Allegoriker zunächst als Bild von Gottes Obsorge darbietet, die allen Gewächsen gleichermaßen gilt, wird zur Hintergrundfolie, auf dem sich Joseph strahlend selbst vor den bedeutendsten Heiligen abhebt: Es ist freylich hoch gewachsen Maria Magdalena, so hoch/ daß sie gewürdiget worden mit ihren Händen die Fuß JEsu [zu] vmbfangen/ vnd selbige ehrenbietig zu küssen; doch noch höher die Lilien Ioseph, in dem er nicht allein die H. Füß/ sondern auch die Händ/ das Angesicht/ die zarteste Lefftzen Christi gewürdiget worden anzurühren/ vnd küssen; es ist hoch gewachsen Thomas, so hoch/ daß [...] (13f.)
Nach dem Strukturmuster arguten Vergleichens bildet Abraham eine Reihe unterlegener Heiliger, die nach Maria Magdalena und Thomas die biblischen Figuren Paulus, Simeon, Johannes und "so vil tausend Heilige auff Erden" (14) um6
"Eine alte Streitfrage wirft das auf: War Abraham Volks- oder Hof-Prediger? Wir glauben, daß er geschickt genug war, beides gewesen zu sein." Stomps, Abraham a Sancta Clara (1959), S. 1112.
2.1 Der Hofprediger
45
faßt und in einen detaillierten Vergleich mit dem Heilswirken der Gottesmutter mündet, deren Verdienste Abraham nach dem Alphabet der Gnadentitel durchläuft. Das Verfahren der dritten Quelle von Jakob Masens manieristischer Inventionslehre, des "FONS III. Comparatorum, vel per se, vel ratione proprietatis, effectus, aut conclusionis deductae exspectationem fallentium", 7 erweist die Gleichrangigkeit von Josephs heiligem Leben mit jenem Mariens und erreicht mit dem Lemma der Säulen des Herakles die Summe der Lobmöglichkeit: Wer sihet dann anjetzo nicht/ daß die schneeweisse Josephinische Lilien so hoch gewachsen/ da£ nach GOtt vnd Maria niemand höher als Ioseph, vnd ausser GOtt vnd Maria alle niderer als Ioseph, so hoch Ioseph dise schöne Lilien/ daß man ihr auff ihre weisse Blätter billich schreiben kan: non plus ultra. (17)
Die Vergleichsmethode ist dreigliedrig disponiert, und nach den Heiligen, nach Maria ist Gott selbst an der Reihe, denn - und hier handelt es sich im Gegensatz zum Verstummen des Redners im Astriacus Austriacus nicht um einen Bescheidenheits-, sondern um einen Überbietungstopos - "GOtt allein ist es möglich die Heiligkeit Iosephi zu erklären" (17). Dem Exempel des geretteten Dismas, welchem bereits der Schatten des Gekreuzigten "den Verstand alsobald erleucht" hat (17), tritt der Nährvater gegenüber, der Christus in körperlicher Nähe "vil hundertmahl bey sich vnd an sich gehabt" (18) und dem das "Himmlische Hertzl" so oft "ein Busserl geben" hat (18). Gott 'erklärt' die Heiligkeit Josephs im Gnadenerweis, den Abraham wiederum im Vergleich bewertet, denn hat Gott den Heiligen (und erneut folgt eine Exempelreihe) verschiedene Gaben verliehen, "die doch nur allein seine Diener vnd Dienerin gewest/ so hat ohne allen Zweiffei er dem Ioseph als seinem Nehr-Vatter/ seinem Oberhaupt/ seinem Beschützer alle gedachte Tugenden vnd Heiligkeit auff die allervollkommneste Weiß erthailt" (19). So wiederholt der Prediger seinen Befund, nachdem alle fontes comparationis aufsteigend ausgeschöpft, alle Ähnlichkeiten 8 ausgewertet sind: Jst demnach der Geruch diser Iosephinischen Lilien/ nach GOtt vnd Maria über alle andere. (19)
Der Text folgt einer Hermeneutik nicht der Offenbarung oder der Glaubenslehre, sondern der Relationierung und der Abstufung, er präsentiert ein "scharfsinniges" Spiel der Gleichungen. Der Glaubensinhalt steht in dieser Rede völlig außer Streit und bildet kein treibendes Moment des Argumentierens. Das rhetorische dubium liegt in der Einstufung des Heiligen nach dem Grad seiner Herrlichkeit, eine Problemstellung, die in dogmatischer Hinsicht Anmaßung und Wahnwitz darstellte, wäre sie nicht ihrerseits mehr als religiöse Information oder Ansporn zur Heiligenverehrung. Den Dreh- und Angelpunkt des Verfahrens benennt die propositio der Predigt, die nach Aufzählung und Lob einzelner 7
Masen, Ars nova argutiarum (1649), S. 86.
8
Welzig, Amplification (1989), S. 774ff.
46
Kap. 2: Wirkungskreis
Heiliger 9 im "Garten der allzeit-florierenden Kirchen" (2) den Lobpreis des neuen Landespatrons ankündigt. Sie bündelt die konstitutiven Elemente der Paradeyß-Blum, den impliziten Adressaten in der Figur der Apostrophe, das Bildverfahren und den Urheber des Josephskultes, zugleich den realen Adressaten des Textes: Freudenreiche neue Zeitung ihr gesambte Reich- vnd Erb-Länder/ auß allen disen schönsten Blumen hat LEOPOLDUS den zwölfften Tag deß Blumen-Monaths May Anno tausend sechshundert fiinff vnd sibentzig durch Eingebung Gottes/ mit Gutheissung deß Himmels/ mit Gratulirung aller Engel/ mit Frolockung deß Volcks/ mit gröstem Hertzen-Trost/ eine schneeweisse Lilien/ als nemblich den H. Joseph/ den Ehr- vnnd Nehr-Vatter Christi erwöhlt/ vnd gestellt für einen allgemainen Schutz über euch allesambt. (3)
Gott hat gepflanzt, Leopold aber hat entschieden. Der Devotionsakt des Kaisers greift in die vormalige Gleichheit ein und erhöht den Patron seiner Länder. Die von Gott herstammende Kreatürlichkeit der Gartenblumen, die einer ständisch geordneten Gesellschaft zum Symbol werden, entspricht der Gleichheit der Untertanen im absolutistischen Herrschaftsvertrag, die Erhöhung des Einzelnen dem Ergebnis herrscherlicher Gnade. 10 Der Text spricht von der himmlischen Rangfolge und meint die höfische, die durch fürstliche Gnadenerweise sich herstellt. Die vermeintliche Vermessenheit des kühnen Vergleichens heiliger Verdienste bildet gar nicht die Gnade Gottes ab, sondern die des Herrschers. Im Prärogativ des österreichischen Heiligen vor den anderen verschafft Abraham per analogiam dem Herrschaftsanspruch des habsburgischen Kaisertums Ausdruck. An der Grenze zur Blasphemie balancierend, entpuppt sich die gewagte Vergleichsreihe zuletzt doch bloß als Concetto, bleibt die Kartographie des Heiligenhimmels ein Spiel. Sie ist auch nicht das Ziel und Ergebnis der Argumentation. In Abrahams Insistieren auf Josephs hervorragender Stellung bereitet er vielmehr ein Schlußargument vor, das aus den Höhen des Himmels in das reale Österreich Leopolds zurückführt. Den Gedanken nämlich verwendet der Prediger wieder und wieder, seine Pointenwirkung, die in die wiederholte Anrufungsformel "Iesus, Maria, Ioseph" mündet, braucht sich völlig auf: "Es ist gar nit zu zweifflen/ daß nechst GOtt vnd Maria der Thron seye/ auff deme diser Joseph herrsche" (21), "Jst also in dem Himmel GOtt der Höchste/ nach GOtt Maria, nach Maria Joseph" (21). Auch die Heiligen defilieren wieder vorbei, die Veilchen der Patriarchen, die Sonnenblumen der Apostel (21), alles wie am Beginn der Predigt bereits ausgeführt. Die Disposition der für den Druck konzipierten Rede ist zyklisch, und das Ende nimmt den Themen- und Bildkreis des Beginns wieder auf. Die gehaltene Leopoldspredigt gehorchte einer der Mündlichkeit 9
In der geläufigen oberdeutschen Liedstrophe reimt Abraham zu jedem Heiligen einen Preisvers, etwa zu Maria Magdalena: "Weil sie gewest eytei/ war sie ein stinckendes Kräutl/ j Hernach ein Blum auff Erden/ | Wer hätts vertraut/ das Brenneßl-Kraut | Solt zu Lavandel werden" (2).
10
Zu diesen Konzeptionen vgl. Oestreich, Geist und Gestalt (1969); Elias, Die höfische Gesellschaft (21975); die Bezüge zwischen Elias' Theorien und dem gegenwärtigen Stand historischer Forschung diskutiert Chartier, Gesellschaftliche Figuration und Habitus (1989).
2.1 Der Hofprediger
47
angemessenen Dynamik der Überzeugungsarbeit, die gedruckte Josephspredigt dagegen drängt zur zyklischen Form. Abraham schürzt den Knoten in der peroratici, um den ungewöhnlich umfangreichen Epilog vorzubereiten, an den fürstlichen Devotionsakt zu erinnern und die Apostrophe des Eingangs wieder aufzunehmen. Aus dem Erhebungsakt des Kaisers, der "auß allen Blumen ihme dise Josephinische Lilien für sein hoch-flammendes Ertz-Hauß vnd dessen zugehörigen Erb-Ländern erwöhlt" hat (21f.), entspringt reicher Trost für die Untertanen Habsburgs. In einer gewaltigen, anaphorisch eingeleiteten Reihe von Apostrophierungen spricht nun der Prediger die Kronländer Habsburgs an, deren jedes einzelne in Joseph Schutz und Hilfe finden wird: Seye getrost so vilmahl wie Stäublein im Lufft/ du starckmüthiges Königreich Croatien; dein vhralter Wappen-Schild zaigt einem jedwedern ein schönes geziertes Brethspil; damit du nun aber nicht etwann einmahl vngliickseelig verspilest/ hat dir der Himmel einen Mitgehülffen verschafft/ den Heil. Schutz-Vatter Joseph, der wird dich defendiren wie ein Henne ihre Junge/ wie ein Vatter seine Kinder/ wie ein Hirt seine Schaaf/ wie ein Gerhab 11 seine Pupillen/ wie ein Pelican seine Junge/ wie ein Schutz-Herr seine Undergebene. (24)
Joseph ist die Antwort auf konkrete historische Nöte, auf die Unruhe unter den ausgebeuteten böhmischen Bauern - die Perspektive Abrahams ist die herrschaftliche ("der wird dir von dem Himmel schicken [...] Treu in deine Undergebene" 24) - wie auf die ungarischen Malkontenten ("gibest du allen ein tröstliche Hoffnung/ daß noch etliche deine Widerspennige werden gäntzlich zum Creutz kriechen/ vnd nachgehende der liebe Frid mitten in dir floriren" 24), auf die Probleme der Katholisierung im zerstörten Schlesien ("hat etwann schon offt der wütende Mars mit seinen klingenden Waffen in die ein starckes Getöß verursacht; deme hat nunmehr der Himmel vollmächtig befohlen ein friedsambe Stille vnd stillen Frieden" 25) oder die Türkennot Österreichs ("bist du eine in der Christenheit wider den Erbfeind außerwöhlte Vestung/ so wird Joseph hinfüran die Schildwacht darinn seyn" 23). Im Gewände der Heiligenpredigt steckt das dynastische Programm Habsburgs und das Anliegen der Gegenreformation, in der gewählten Disposition und im Appell kommt der proklamatorische Charakter der Schrift zum Ausdruck, in der Allegorese spiegelt sich die fürstliche Macht. Auch das Beispielmaterial und die Bildlichkeit fügt sich in den politischen Sinnzusammenhang: Pilatus war ein gebürtiger Franzose (19), und mit dem Lemma Non plus ultra, der ursprünglichen Beschriftung der Säulen des Herakles, überbietet Abraham das Motto Karls V., 12 in dessen Reich die Sonne nicht unterging. Die Predigt, die "Freudenreiche neue Zeitung" an die "gesambte Reich- vnd Erb-Länder", enthält politische Botschaften aus der Perspektive der herrschenden, der kaiserlichen Macht. Von Sünde oder Tugend ist hier nicht die
11
DWB IV/1,2, Sp. 2252Í.: "Gerhab, Gehrhab": Vormund.
12
"Plus ultra". - Zum Emblem der Säulen des Herakles und zu seinen Deutmöglichkeiten Henkel/Schöne, Emblemata (1967), Sp. 1198.
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Kap. 2: Wirkungskreis
Rede, sondern vom kirchlichen Angebot, in der Verehrung Josephs ein Band der Gemeinsamkeit um die Erblande zu schlingen. Die an den Staatskult des heiligen Joseph geknüpften Hoffnungen haben sich nur teilweise erfüllt. Erst später gelang mit dem Nepomukkult die Installierung eines allgemein akzeptierten und von allen Bevölkerungsschichten der Kronländer verehrten integrativen "Staatsheiligen" (vgl. unten Abschnitt 2.2.3.3). Der Josephskult mußte an den Schwierigkeiten der absolutistischen Konsolidierungsphase der Habsburgermonarchie 13 scheitern. Die Anerkennung des Kaisers aber war Abraham gewiß, dem die Vermittlung von dynastischem und kirchlichem Interesse hier unter Apotheose der kaiserlichen Macht gelang. Von der Vertretung ständischer Interessen bemerkt der Leser der Paradeyß-Blum ebenso wenig wie im Prophetischen Willkomb und in der Heiligen Hof-Art. Oer Prophetische Willkomb lebt ganz aus dem Bibelwort, das Abraham mittels eines inszenierten Schriftorakels 14 der Bibel entnimmt und stellvertretend für die Kronländer als Prophetie auf das neuvermählte Kaiserpaar deutet. Die Ausrichtung an der Kirche als dem heilsgeschichtlichen Interpreten des Weltgeschehens bestimmt die Predigt umso deutlicher, als sie damit auch dem "populären" Aberglauben des Weissagens 15 ein gültiges Modell befugter Zukunftsdeutung gegenüberstellt. In der Predigt Heilige Hof-Art schließlich bietet das Bild des rechten Hofmannes ein Dispositionsmuster, entlang dessen Abraham unter dichtester schmückender Ausgestaltung das Lob des jesuitischen Heiligen Franz Xaver entwickelt. Über dieses Muster hinaus bezieht sich die Predigt allerdings nicht auf den Kaiser und seinen Hof, sieht man von der Licenza ab, Franz Xaver werde als Begnader "Durchleuchtiger [ = löchriger] Hütten" auch "dem Durchleuchtigen Ertz-Hauß sonders genaigt seyn" (17). 16 Zusammen mit dem Prophetischen Willkomb gedruckt, können diese beiden Predigten als eine Verbeugung vor der Amtskirche und ihrem mächtigsten Orden gelten. Die im Frühwerk so abundanten Querverweise zur dynastischen Situation (Erbfolgefrage), die Bezüge zur politischen Struktur und zur staatlichen Krise 13
vgl. Evans, Das Werden der Habsburgermonarchie (1986), S. 99ff.
14
Bertsche nimmt die Inszenierung ernst und bewundert den situationsmächtigen Redner, dem zu jedem Vers Passendes einfalle (Bertsche, Abraham ( 2 1922), S. 68f.). Ebenso leitet Loidl, Menschen im Barock (1938), S. 156, Anm. 178, aus der Predigt "die reiche Kenntnis der Hl. Schrift" ab. Die Auswahl der Schriftzitate allein schon belegt indes das Kalkül Abrahams: Die Bibelstellen über die Weissagung des Maleachi (Mal 3,20), die Bemühung der Zauberer, die ägyptischen Plagen abzuwenden (Ex 8,14), Jesu Fluch über den Feigenbaum (Mk 11,13-14) und die Prophezeiung aus der Strafrede des Hosea (Hos 13,14) thematisieren genau jenen Vorgang der Weissagung, den der Prediger vorgeblich spontan veranstaltet. Abraham schöpft aus einem einzigen Topos. Marthas Rede mit dem Wort "Der Meister ist da und läßt dich rufen" (Joh 11,28) leitet den Epilog über die Braut Magdalena ein und baut die Analogie der damit gesicherten Thronfolge zum erweckten Lazarus aus, sie ist aus dispositionellen Gründen eingesetzt.
15
vgl. Evans, Das Werden der Habsburgermonarchie (1986), c. 11: "Der Angriff auf die Magie des einfachen Volkes", S. 271ff.
16
"Ρ o 1 i t i s c h e Anspielungen suchen wir in dieser Hofpredigt allerdings vergebens [...]". Bertsche, Abraham (z1922), S. 75.
2.1 Der Hofprediger
49
der Habsburgermonarchie, der gelehrt-spielerische Duktus der H o f r e d e n bei gleichzeitiger Vernachlässigung katechetischer Verkündigung, die publikumsorientierte Anhebung der Stilebene, all das zeugt von Abrahams Geschick, zwischen möglichen Gegensätzen zu vermitteln und sich zum Sprecher des Publikums aufzuschwingen. Bis hin zum Mercks Wienn vertritt er Leopolds dynastische und staatliche Interessen, mehr oder weniger gelungen vermittelt mit der kirchlichen Heiligenpropaganda. Die Verleihung des Hofpredigertitels war der sichtbare Erfolg der Bemühungen. Die Honorierung des Propagators dynastischer Interessen stellt aber nur eine, nur die weniger ausschlaggebende Seite der Titelverleihung dar. 2.1.2 Der Hofpredigertitel Die historischen Belege für Abrahams Beziehung zum Kaiser differenzieren das aus dem Frühwerk gewonnene Bild in sachlicher wie in historischer Hinsicht. In seinen Drucken hat sich Abraham (mit einer Ausnahme) 1 7 als "kayserlicher Prediger" bezeichnet und einen rechtmäßigen Titel geführt, der ihm 1677 verliehen wurde. Schon außerhalb des Wiener Hofes war schwer zu durchschauen, daß der Titulatur kein H o f a m t entsprach. Im Bewußtsein der zeitgenössischen Öffentlichkeit und der frühen Biographen war Abraham der Hofprediger des höchsten deutschen Fürsten, was den Augustinermönch mit einer Aura umgab, die sich im Zuge der Rezeption zum Bild des Ratgebers und Gewissensrates verdichtete. Die Mechanismen der höfischen Gesellschaft, die Norbert Elias wegweisend beschrieben hat, 1 8 verlangen eine Umkehrung der Perspektive, die Frage muß von der Funktion bei H o f e ausgehen anstatt vom Prediger. Gegen das Erklärungsmuster vom überragenden Kanzelredner neben dem willfährigen Kaiser gelesen, 1 9 leiten sich Abrahams Beziehungen zu Leopold I. schlüssig aus den Machtund Repräsentationsbedürfnissen des Fürsten her. Zu Beginn seiner Regierung steht für Leopold I. die Sukzessionsfrage und das Problem der Dynastie im Vordergrund. Abrahams Predigten tragen dem Rechnung, er schließt nicht nur die Bitte um einen Erben in viele seiner Predigten ein (wir werden sehen, welche Sorgfalt er auf den Schluß des Astriacus
Austriacus
1673 verwendete), er betreut auch eine eigene Leopoldibruderschaft, die in der Kirche Maria am Gestade u m kaiserliche Nachkommen b e t e t . 2 0 Die Kirche
17
Gack Gack Gack a Ga (1685); vgl. unten, Abschnitt 4.2.3.1.
18
Elias, Die höfische Gesellschaft (21975). - Vgl. dazu Chartier, Gesellschaftliche Figuration und Habitus (1989).
19
Selbst Kann (Kanzel und Katheder (1962), S. 73) sprach noch von der "drei Jahrzehnte währenden starken Beziehung zwischen dem schüchternen nach innen gekehrten Leopold I. und seinem flammenden Hofprediger."
20
Ähnliche Bruderschaften bestanden in diesen Jahren auch außerhalb Wiens (vgl. unten Abschnitt 2.2.2). Den Zusammenhang von Erbfolgeproblemen und Leopoldikult betont Kastl, Das Schriftwort in Leopoldspredigten (1988), S. 13.
50
Kap. 2: Wirkungskreis
nahm großen Anteil an der für ihre Stellung in Österreich so bedeutsamen Frage, und Abraham war keineswegs der einzige, dessen Frömmigkeitsübungen und Schriften auf das Erbfolgeproblem Bezug nahmen. Als im Jahre 1678 der Sohn Erzherzog Joseph geboren ist, widmet der Barnabit Ferdinand Hauck seine Sammlung von Adventpredigten dem Kaiser, wobei er nicht versäumt, die Verbindung zwischen dem Verlangte[nj Messias (1678) und dem Thronfolger herzustellen: Die "so Jnniglich vnd Hoch-Verlangte Geburt dero Keyserlichen ErbPrintzens" habe den Namen und Stamm des Kaisers "mercklich" vergrößert und vermehrt, "vnd zwar/ Per Modum Desiderati MESSIAE, sivè DEI in terris [...]",21 was den Erbprinzen mit Jesus, den Kaiser jedoch mit Gott Vater gleichsetzt. Die Ernennung zum Titularhofprediger war zugleich mit der kaiserlichen Anerkennung für Abrahams kräftige Unterstützung bei Leopolds größter innenpolitischer Sorge eine außenpolitische Maßnahme. 22 Sie erfolgte rasch nach der Paradeyß-Blum, der Heiligen Hof-Art und dem Prophetischen Willkomb, der Jubelpredigt zur Vermählung mit Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg, und rechtzeitig vor dem alle drei Jahre stattfindenden und für 1677 anstehenden Generalkapitel des Ordens in Rom, an dem Abraham freilich dann doch nicht teilnahm (er reiste erst 1686). 23 "An eine wirkliche Hofpredigerstelle ist nicht zu denken. Dafür war durch den Jesuiten Trautt und seinen Ordensbruder Sauli, der 1677 in der Burgkapelle die Fastenpredigten hielt, bestens gesorgt."24 Die Ernennungen zu kaiserlichen Theologen 25 boten dem Hof Gelegenheit, diejeni21
Hauck, Verlangter Messias (1678), Dedikation, Bl. 5 r . - Die gleiche Argumentation wird anläßlich der Sukzessionsfrage von Adalbert Ziegler 1737 neu verwendet: "Anbelangend die Umstand jetziger Zeiten/ so ist dermalen das inbrünstige Wünschen/ Bitten und Verlangen bey Gott/ aller getreuen Oesterreichischen Erb-Ländern und Jnsassen/ auf Vermehrung und Fortpflantzung dieses Durchleuchtigsten Ertz-Hauses vermittels der Succession eines Männlichen Erbens per modum desiderati Messiae." Ziegler, .Inbrünstige O-Seuftzer (1737), zit. bei Welzig, Katalog (1984/87), Bd 1, S. 452, Nr. 276/6.
22
vgl. den Text aus der Chronik des Agapitus a S. Maximiliano (ÖNB, Cod. 12.473, Bl. 255r-") bei Karajan, Abraham (1867), S. 253f. sowie Bertsche, Abraham (21922), S. 70.
23
Bertsche, Abraham (21922), S. 110; die Provinzialkapitel des Ordens wurden seit Errichtung der Provinz (l656) bis 1692 in Rom abgehalten. Gavigan, The Discalced Augustinians in Vienna (1970), S. 518ff. - Die einzige Quelle für die geplante Teilnahme Abrahams bleibt das Ernennungsdokument selbst, das deutlich auf das Generalkapitel Bezug nimmt ("Cum itaque proxime in Urbe Conventus sive Capitulum Generale dictae Religionis habendum sit") und dort für Abraham die Rechte eines kaiserlichen Hofpredigers beansprucht ("quemadmodum cum aliis regiis Concionatoribus fieri assolet, par et condigna habeatur ratio, isque solita praerogativa Imperialis Concionatoris Nostri Aulici pienissime fruatur."). - Karajan bemerkte, daß dieses Dokument nicht "das eigentliche Ernennungs-Decret" darstellte, aber auch dem Chronisten habe kein anderes vorgelegen "und genügt es für unseren Zweck vollkommen." Karajan, Abraham (1867), S. 254.
24
Wolfsgruber, Hofburgkapelle (1905), S. 152.
25
Die Klosterchronik vermerkt im Jahr 1694, Abrahams Mitbruder Bernardus a S. Theresia sei "zu einem Kayl: Theologo zu vnser Religions grösserer Ehr declarirt worden" und nennt drei Vorgänger in diesem Ehrenamt (Vrsprung vnnd Beschreibung, ÖNB, Cod. 12.473, Bl. 288vf.). Vgl. Gavigan, The Discalced Augustinians in Vienna (1970), S. 527, der von den Ausgezeichneten bemerkt, sie wären trotz des Titels auf dem Felde der Theologie keineswegs in Erscheinung getreten ("none of whom had distinguished himself in theological labours"). Der Titel war "really more an honor than a proof of theological excellence"; auch für Abraham war sein Predigter-
2.1 Der Hofprediger
51
gen Ordensgeistlichen zu bedenken, die infolge des jesuitischen Monopols 26 keinen Dienstposten im geistlichen Hofstaat bekleiden konnten. Die analoge Verleihung des Hofpredigertitels an Abraham verbindet eine protokollarisch bedeutsame, jedoch im übrigen folgenlose höfische Auszeichnung mit einem diplomatischen Auftrag, der das Gewicht des österreichischen Predigers protokollarisch stärken, ihn anderen Hofpredigern gleichstellen und damit auch in diesem römischen Gremium die Stellung des Kaisers verbessern sollte. Über dem ersten Teil des Dekrets, der den Zulauf des Predigtpublikums beider Konfessionen erwähnt, haben die Forscher den gewichtigeren und umfangreicheren zweiten Teil nicht genügend beachtet, der die außenpolitische und auf das Kaisertum bezogene Motivierung des Verleihungsaktes erkennen läßt: Cum itaque proxime in Urbe Conventos sive Capitulum Generale dictae Religionis habendum sit, ex memorati Religiosi merito et praesertim ex dignitatis Nostrae convenientia esse arbitramur, ut Reverendae Vestrae Paternitati, quae praefati Ordinis agit protectorem, eundem hisce impense commendemus, quatenus in futuro Capitulo dicti Religiosi, quemadmodum cum aliis regiis Concionatoribus fieri assolet, par et condigna habeatur ratio, isque solita praerogativa Imperialis Concionatoris Nostri Aulici pienissime fruatur.
Daß ein "Ernennungsdekret", dessen Verlust Karajan wie Bertsche beklagen, je existiert haben könnte, ist gegenüber der Beobachtung belanglos, daß sich der in Abschrift erhaltene Brief Leopolds an den Protektor des Ordens in Rom richtet und in erster Linie eine diplomatische Maßnahme des Wiener Hofes zur Stützung kaiserlicher Ansprüche belegt. Soweit aus der historischen Literatur bekannt, blieb Abraham zwar lange Zeit der einzige Träger dieses Ehrentitels, zu Ende der leopoldinischen Ära aber kamen auch andere Nichtjesuiten in den Genuß der Auszeichnung. Vom Wiener Franziskaner Franz Caccia, der eine Fülle von Predigtsammlungen und Festpredigten in allegorischer Manier zum Druck gab und große Popularität genossen haben muß, berichtet die Chronik seines Ordens, er sei unter drei Kaisern Titularhofprediger und Theologus Caesareus gewesen.27 Er führt ab 1713 auf seinen Titelblättern die Bezeichnung "Sacrae Caesareae Majestatis Theologus, & Concionator aulicus"28 und trat in schriftstellerischer Fruchtbarkeit und ausgedehnter Kanzeltätigkeit die Nachfolge Abrahams an, während noch zu Leopolds Zeiten der Titel als Ehrenrang auch an Prediger verliehen wurde, von denen zumin-
folg erst in zweiter Linie ausschlaggebend. - Herzog, Cosmographie (1740), nennt die Franziskaner Hugo Babler und Franz Caccia als Träger dieser Auszeichnung. 26
Wolfsgruber, Hofburgkapelle (1905), S. 337f.; Kovács, Einflüsse geistlicher Ratgeber und höfischer Beichtväter (1983), S. 95f.; zum Ende des jesuitischen Privilegs 1784 und zur späteren Praxis der Hofpredigerbestellung Kovács, Die Hofpredigerkonkurrenz des Jahres 1845 (1972), S. 325f.
27
"à tribus Augustissimis Imperatoribus Leopoldo I. Josepho I. & Carolo VI. Tituló Theologi, & Concionatoris aulici insignitus". Herzog, Cosmographia (1740), S. 136, vgl. Wolfsgruber, Hofburgkapelle (1905), S. 152 und 607, Anm. 2.
28
vgl. Welzig, Katalog (1984/87), Bd 1, Nr. 179,190 und 206.
52
Kap. 2: Wirkungskreis
dest nichts Gedrucktes erhalten blieb, darunter an Antonio Dominico Martelli, den Pfarrer bei St. Christina in Pisa. 29 Die Verleihung des Ehrenhofpredigertitels erweist sich als ein Instrument der Politik und der höfischen Gunstbezeugung gegenüber Personen und Ordensgemeinschaften, als Mittel der Rangzuweisung im Rahmen höfischer Rationalität. Von konkreter Tätigkeit bei Hofe, von außerordentlicher Beredsamkeit, von der "Belohnung meiner Meriten, und ein[em] unwiedersprechlichefn] Zeugniß meiner Würdigkeit" (Faßmann), von Verdiensten um Belange des Reiches 30 kann hier allenfalls in zweiter Linie die Rede sein, von einem "außerordentlich bedeutsamen Amt" (Farias) in keiner Weise. 2.1.3 Abraham und der Kaiser Mit der Lösung der Sukzessionsfrage und der Entspannung der dynastischen Problematik ging eine Stärkung des Kaisers in außen- wie in innenpolitischen Belangen einher, die Leopold dem Gipfel seiner Macht entgegenführte. Mit dem Auff auff ihr Christen unterstützte Abraham bereits von Graz aus die habsburgische Ostpolitik, indem er in die Kreuzzugsstimmung einfiel, die Leopolds Feldzüge in der Folge beflügelte, aber wie im Mercks Wienn über den Anlaß hinaus die allgemeine "Bekehrung der Sünder" 31 einforderte. Mit unmittelbaren höfisch-dynastischen Anliegen haben Abrahams Schriften in dieser Periode nichts mehr zu tun, und auch in den neunziger Jahren sehen wir Abraham zwar vor dem Kaiser predigen, wie das der Turnus vorsah, in dem der Hof seine Gottesdienstbesuche absolvierte, aber in keinen unmittelbar höfischen Funktionen. Die wenigen Äußerungen in den Schriften, die sich auf Hof und Kaiser beziehen, erschöpfen sich im Ungefähren und gehen über traditionellen Argumentationsmuster geistlicher Hofkritik nirgendwo hinaus. 32 Was wie persönliche Distanzierung aussehen könnte, entspricht nicht nur der räumlichen Entfernung Abrahams von Wien, sondern auch dem Umschwung in Leopolds Politik der
29
Wolfsgruber, Hofburgkapelle (1905), S. 182. - Im Jahr 1704 wurden außerdem Agricola Passaviensis (ein Kapuziner?) und Don Stanislaus (ein Barnabit?) Ehrenhofprediger. Ebda S. 607, Anm. 2. - Die Predigttätigkeit im Umkreis des Wiener Hofes, insbesondere die der italienischen Kanzelredner, ist (im Unterschied zur italienischen Oper (Seifert, Rainer) und zur italienischen Literatur) noch nicht zusammenhängend erforscht; Martelli könnte italienischer Prediger in Wien gewesen sein. Vgl. Landau, Italienische Literatur (1879), der einzig Johann Granelli und Domenico Franceschi als Kanzelredner der theresianischen Epoche vermerkt (S. 87).
30
In Verkürzung der diplomatischen Dimension des Dokuments vermutete Breuer in der Bezeichnung "kaiserlicher Prediger" einen "Ehrentitel [...] der sich auf Verdienste um Belange des Reiches bezieht und die besondere Sorge für alle Stände des Reiches einschließt." Breuer, Abraham (1986), S. 1344.
31
Welzig, Appell wozu (1982), S. 192.
32
Von Karajan, Scherer und Bertsche wurden sie noch als biographische Indizien für Abrahams enge Beziehungen zum Kaiser gelesen. Bertsche schreibt, daß Abraham "beim Hof bereits gut angeschrieben" war "und durch seinen Witz allerorts und allezeit viel erreichen konnte" (62). Dazu Scherer, Abraham (1866), S. 163ff.; Karajan, Abraham (1867), S. 255-264; Bertsche, Abraham (21922), S. 70f., passim.
2.1 Der Hofprediger
53
Kirche gegenüber. Nach den Jahren der Bangnis um Thronfolger und Dynastie, in denen sich auch Abrahams "höfische" Texte konzentrieren, tritt das Problem der schwierigen Balance zwischen West- und Ostpolitik, zwischen Franzosenkriegen und Türkeneinfall in den Vordergrund,33 in der Rom als Financier wie als Gegenspieler auftrat. Überhaupt ist das Verhältnis zwischen Kaiser und Kirche bei aller persönlichen Frömmigkeit 34 ein prekäres, weil "die Zusammenarbeit zwischen den Habsburgern und der Kirche nicht das Ergebnis einer prästabilisierten Harmonie war, sondern in der Praxis ein Gleichgewicht zwischen zwei unsicheren Partnern" blieb, eine labile Beziehung, die neueren historischen Forschungen zufolge zwischen 1680 und 1700 in eine Krise geriet. 35 Ein Bericht aus dem Jahre 1704 formuliert den Spannungszustand als Konflikt mit Rom so: Der Kaiser hat noch einen andern krieg/ der aber etwas stiller von statten gehet [...] Es ist die brechung mit dem hofe zu Rom. 36
2.1.3.1 Kontakte und Audienzen Ohne Zweifel hat Abraham schon früh persönlichen Kontakt zum Kaiser gehabt. Die Drucke der Josephspredigt und des Prophetischen Willkomb überreichte der Autor dem Kaiser in der Augustinerkirche (1675 und 1677): "als das Kaiserpaar in die Hofkirche zum Tedeum einzog, überreichte er auf der Schwelle ein Brautgeschenk - seine Glückwunschpredigt."37 Es war trotz der Einschnürung durch Etikette und Zeremoniell nicht übertrieben schwierig, bei Ausfahrten an den Kaiser heranzukommen, um ihm Briefe, Ansuchen oder auch Predigten zuzustecken, und jedenfalls gehörte kein höfisches Amt dazu:
33
Spielman, Leopold I. (1981), S. 80ff., passim.
34
vgl. Coreth, Pietas Austriaca (21982), S. 26 passim; Matsche, Die Kunst im Dienst der Staatsidee (1981), Bd 1, Kapitel "Das habsburgische Herrscherideal und sein Tugendkanon", S. 70ff., insbes. der Abschnitt über die "Pietas Austriaca" S. 78ff.; Spielman, Leopold I. (1981), S. 136: "Im Gegensatz zu der Vitalität und ausgelassenen Fröhlichkeit, die an Ludwigs XIV. Hof in Versailles herrschten, verhielt man sich in der Umgebung Leopolds I. eher wie in einer Kirche als an einem weltlichen Fürstenhof. Jedenfalls erschien es den Besuchern so, und sie mögen recht gehabt haben. [...] Die ernste Atmosphäre der Hofburg schien in keinem Zusammenhang mit den glänzenden Triumphen der kaiserlichen Armeen zu stehen, aber es war der Lebensstil, der Leopold behagte, und der Hof schloß sich ihm an."
35
Evans, Das Werden der Habsburgermonarchie (1986), S. llOf., zit. S. 111.
36
Frescot, Relation (1705), S. 142; dort S. 142ff. über das kühle Verhältnis zwischen Wien und Rom. Während der Regentschaft Karls VI. fand Frescots Darstellung, "die von den Gegnerschaften des Spanischen Erbfolgekriegs bestimmt ist und gegen Habsburg polemisiert", keine Zustimmung. Matsche, Die Kunst im Dienst der Staatsidee (1981), Bd 1, S. 25f. - Vgl. weiters Tomek, Kirchengeschichte, Bd 3 (1959), S. 82f.; Ingrao, Josef I. (1982), S. 114ff.; Kovács, Einflüsse geistlicher Ratgeber und höfischer Beichtväter (1983), stellt die Harmonie der Beziehungen zwischen Hof und Kirche in den Vordergrund. - Die kirchengeschichtliche Erschließung der Zusammenhänge von kaiserlicher Politik und (städtischer) Seelsorgepraxis und die Erforschung der dabei verwendeten literarischen Formen steht noch aus, sie böte im Kontext des von Klaus Garber beschriebenen Problemfeldes von Literatur und Stadt einen vielversprechenden Anwendungsfall.
37
Bertsche, Abraham (21922), S. 70.
54
Kap. 2: Wirkungskreis Man bedienet sich auch der supplicationen/ an statt der mündlichen anreden/ und es ist gar nicht schwer/ dieselbe dem Kaiser einzuhändigen/ indem er sich öffters sehen lasset/ und sie alle mit einer ungemeinen genade annimmt. Allein die meisten bleiben auf der tafel liege[n] [•••l38
D i e L e i c h e n p r e d i g t des H o f p r e d i g e r s W i d m a n n rühmt v o n L e o p o l d : " D e r e n A r m e n Bittschrifften hat er selbst gelesen/ w i e möglich/ alle g e t r ö s t e t " , 3 9 und ein a n d e r e r L o b r e d n e r erinnert sich, d e r Kaiser habe "nicht nur d i e Edle/ und bürg e r l i c h e Schul-Jugend in d e n e n C o m o e d i e n z u m H a n d - K u ß gelassen/ sondern ö f f t e r s auch auff d e n L a n d v o n Bauers- und Bettlers-Leuthen/ Mann/ W e i b / und K i n d e r n seine gutthätigste H a n d solcher gestalten b e s c h m u t z e n lassen", w o b e i i h m e b e n f a l l s A n s u c h e n zugesteckt w e r d e n k o n n t e n . 4 0 A u c h d i e " G e w ä h r u n g zahlreicher A u d i e n z e n " , 4 1 d i e A b r a h a m s N ä h e z u m K a i s e r b e l e g e n sollen, sagt noch nichts über das tatsächliche Verhältnis des P r e d i g e r s z u m H e r r s c h e r , das nach d e r V o r s t e l l u n g Bertsches äußerst freundschaftlich g e w e s e n sein m ü ß t e , w e n n er schreibt, A b r a h a m "wäre gewiß auch o h n e R a n g zur kaiserlichen T a f e l g e l a d e n w o r d e n " , 4 2 e i n i m S i n n e des P r o t o k o l l s , das L e o p o l d überaus ernst nahm, 4 3 absurder G e d a n k e . D r e i Vorsprachen sind belegt, w o b e i sich A b r a h a m w i e j e d e r a n d e r e a n m e l d e n mußte. 4 4 A u c h hier relativiert ein Blick auf d i e A u dienzpraxis des Kaisers d i e Auffassung v o n A b r a h a m s Sonderstellung. D e r A u g u s t i n e r hatte d i e A u f m e r k s a m k e i t des M o n a r c h e n mit z a h l r e i c h e n a n d e r e n Geistlichen zu teilen, w i e ein zeitgenössischer Beobachter schreibt: Es sind absonderlich viel Priester/ und darunter die meisten Jtaliäner/ an den audientz-tägen zugegen/ sich der Kaiserlichen freygebigkeit theilhafftig zu machen [,..]45 38
Frescot, Relation (1705), S. 80. - Vgl. Lilien, Christ-Fürstliche Jesu-Nachfolge (1677), S. 321f., wo Leopold in einer Paradigmenreihe "wegen seiner unvergleichlichen Leutseeligkeit/ und unbeschreiblichen Freundlichkeit im reden" gepriesen wird, in diesem Fürstenspiegel übrigens die einzige Erwähnung des regierenden Kaisers.
39
Widmann, Morgen-Stern Bey der Sonne (1705), Bl. M2r.
40
Schönauer, Leich-Seeliges Te Deum laudamus (1705), S. 11. Der Verfasser berichtet im Anschluß von seiner bei der "bey den Käyserlichen Durchzug von Wienn auff Passau/ zu seinen Käyserlichen Beylager" 1676 in St. Pölten erfolgten Begegnung, bei der der Kaiser "auff unterthänigstes Bitten meines eingereichten Memorials umb einen Alumnat, oder Kost-Freyheit zum Studiren" folgend reagierte: Er habe "so lang still gestanden/ biß ich meinen lateinischen Spruch/ und Glück-Wuntsch auß recitiret; nechst deme mich auch zum Hand-Kuß gelassen/ und gleich darauff mit diser seiner Kuß-werthisten Hand mich zärtlich schmeichlend auff den Kopff gepräggt/ und gesagt: Mein Kleiner/ Wir wollen deiner in Unserer Zuruckkunfft in Gnaden gedencken [...]".
41
Karajan, Abraham (1867), S. 256. Die Einschätzung der hohen Zahl geht auf Faßmann und auf die Vorrede der Todten-Capelle zurück, die aus Faßmann schöpft.
42
Bertsche, Abraham (21922), S. 123.
43
Spielman, Leopold I. (1981), S. 135f.: "An das steife Hofzeremoniell hatte er sich so gewöhnt, daß er es nicht länger als lästig empfand, ja es war ihm bereits so sehr zu eigen geworden, daß er selten spontan reagierte, nicht einmal bei den höfischen Festen [...]". - Vgl. Kovács, Kirchliches Zeremoniell am Wiener Hof (1979), S. 123 und Anm. 51.
44
Die drei Audienzen erfolgten in den Jahren 1691, 1699 und nach 1706. Karajan, Abraham (1867), S. 291, 258, 257f.; vgl. Bertsche, Abraham (21922), S. 137.
45
Frescot, Relation (1705), S. 58.
2.1 Der Hofprediger
55
2.1.3.2 Der Kaiser als Predigthörer Den direktesten Kontakt hatte Abraham mit dem Kaiser, wenn dieser als Zuhörer der Predigt in der Augustinerkirche beiwohnte, und "P. Abraham de S. Clara wüste ihm mit seinen aufgeweckten Einfällen dergestalt die Fehler des Hofs fürzurücken/ daß es manchmal ziemlich beissend heraus kam/ jedoch war er höchst zu frieden." Ohne Zweifel belegt Gottlieb Eucharius Rincks in das AbrahamBild des 18. und 19. Jahrhunderts übernommener Bericht46 den hohen Bekanntheitsgrad des Predigers. Die noch heute ergiebige 47 Biographie spricht jedoch von Leopolds offenem Ohr für das Wort der Kirche insgesamt. Abraham ist Glied einer Exempelreihe. Sie setzt mit den italienischen Predigern 48 ein, die zur Fastenzeit "Krafft der Institution [...] dem Käyser & dem Hofe/ alles [...] ins Gesichte [...] sagen". Nach Nennung Abrahams führt Rinck die Aufforderung eines weiteren anonymen Predigers an, ein Potentat dürfe "nicht allein gen Himmel sehen/ und betten", "er müste auch den Zepter führen und regieren". Die Reaktionen Leopolds, der "sich niemals verdrössen" ließ, "wenn er [...] öffentlich reprimentiret wurde", ja damit "höchst zufrieden" war und nicht aufhörte, "fleissig die Predigten zu hören/ und für alle geistliche Personen einen besondern Regard zu haben", bereiten Rincks entscheidende Beurteilung der fürstlichen Devotion vor, die lapidar lautet: "Uber alle andere aber liebte er die Patres Societatis JEsu".49 Und schließlich: der in der Forschung nach Franz Wagners maßgeblicher Historia Leopoldi Magni (1719/31)50 zitierte Satz, der Kaiser habe Abraham persönlich "ad aulicam concionem dicendi libertas" zugesichert, bezieht sich auf das Amt des Hofpredigers insgesamt und keineswegs namentlich auf den Titularhofprediger, es bildet einen Topos im Argumentationssystem vom christlichen Herrscher, 51 der, allein auf Abraham angewendet, wenig Anspruch auf hi46
Rinck, Leopolds Leben und Thaten (1708), TI I, S. 76. Zu Rinck Eisenberg, Leopold I. (1934), S. 49ff.; Coreth, Geschichtschreibung (1950), S. 75f.; Rinck konnte durch einen dreijährigen Wiener Aufenthalt aus eigener Anschauung schöpfen. - Karajan, Abraham (1867), S. 256; Scherer, Abraham (1866), S. 166: "Gleichzeitige Geschichtschreiber Leopolds sprechen ihre Verwunderung aus über die große Freiheit, welche die Reden des Hofpredigers genossen, und schlagen daraus natürlich Capital für den Ruhm ihres Helden, den sie den Großen nennen." Noch Rummel, Rummel (1980) liest die Stelle als Beleg für den klerikalen "Einfluß auf die religiöse Vorstellungswelt des Kaisers" (S. 11).
47
vgl. Kovács, Der heilige Leopold (1985), S. 190, Anm. 85, wo mit Spielmans Monographie hart ins Gericht gegangen wird, die aus "amerikanischer Sicht [...] ein verfremdetes Bild des Kaisers" präsentierte, ohne daß deutlich wird, wie ein europäisches (?) Originalbild auszusehen hätte.
48
Widmanns Leichenpredigt berichtet: "Ein Liebhaber der Demuth/ ein feind deß Lobs; in denen Predigen nichts minders gedultend/ als gelobt zu werden. Also/ daß Er einest/ in deren Predigen von denen Geheimbnussen deß Rosenkrantzes/ weilen der Wällsche Lobredner nur LEOPOLDI Thaten hervor gestrichen/ durch den Ceremoniarium ihn vermahnen lassen/ von dem ihm bevorstehenden Geheimbnuß/ vnd Lob MARIAE, nicht aber von LEOPOLDO zu predigen." Widmann, Morgen-Stern Bey der Sonne (1705), Bl. Μ27ΝΓ.
49
alle Zitate Rinck, Leopolds Leben und Thaten (1708), TI I, S. 76.
50
Eisenberg, Leopold I. (1934), S. 7f. und 81ff.
51
Vgl. Lilien, Christ-Fürstliche Jesu-Nachfolge (1677), S. 61f.: "Gottseelige Regenten hören Gottes Wort gern" und S. 257ff.: "Löbliche Regenten sollen einen jeden zulassen ihnen die Warheit vorzutragen".
56
Kap. 2: Wirkungskreis
storische Glaubwürdigkeit machen darf.52 In Widmanns Leichenpredigt wird der Topos auf den Beichtvater appliziert, dem der Kaiser befohlen habe, "er solle Jhn frey vnd vnverzagt seiner Fähler vermahnen",53 und seinen Berater Marco d'Aviano hat der Kaiser brieflich aufgefordert, ihm "offen die Wahrheit zu sagen, denn es ist dies die größte Gunst, die man mir erweisen kann."54 2.1.3.3 Leopold und seine geistlichen Berater Die historische Forschung hat dargelegt, in welchem Ausmaß Leopold seinen Beratern vertraute. Die Beeinflußbarkeit des ursprünglich zum Priester bestimmten Kaisers durch Geistliche, insbesondere durch den jesuitischen Beichtvater, war schon den (protestantischen und/oder ausländischen) Zeitgenossen ein Dorn im Auge, 55 dürfte jedoch so weit nicht gegangen sein, wie übelwollende Gerüchte es verbreiteten. Das stellt Spielman klar: Obwohl der katholische Glaube ohne Zweifel die Politik Leopolds I. entscheidend beeinflußte, darf man deshalb nicht annehmen, daß dieser Mann sich von seinen jesuitischen Beichtvätern und klerikalen Freunden beherrschen ließ. Emmerich Sinelli, Kardinal Buonvisi und vor allem Marco d'Aviano übten zwar einen großen persönlichen Einfluß auf den Kaiser aus, aber integer, wie sie waren, vermieden sie es sorgfältig, ihren Einfluß zu mißbrauchen. 56
Im Gegensatz zu Abraham sind von diesen Beratern nicht nur zahlreiche Kontakte, Gespräche und Unterredungen mit dem Kaiser überliefert, sondern auch ausgedehnte Korrespondenzen, etwa mit dem Kapuziner Marco d'Aviano und dem Observanten Hippolito da Pergine (den Spielman nicht anführt). 57 Vom Beichtvater P. Menegatti SJ heißt es, er genieße Leopolds "Gnade in einem solchen Grad/ daß er nicht leicht etwas vornahm/ so er nicht mit ihm conferirei. Jn welche Conferenz auch P. Müller/ der Käyserin Beicht-Vatter/ öffters zu gelassen ward."58 Zum Tod des heiligmäßigen Marco d'Aviano, der am 13.8.1699
52
Karajan, Abraham (1867), S. 256; vgl. Scherer, Rez. Karajan (1893), S. 318.
53
Widmann, Morgen-Stern Bey der Sonne (1705), Bl. B2V.
M
Héyret, Marcus von Aviano (1915), S. 36. Vgl. ebda S. 67.
55
vgl. Frescot, Relation (1705), S. 98ff.; Rinck, Leopolds Leben und Thaten (1708), TI I, S. 75f.: "Der Priesterschafft/ und denen er seine Seele anvertrauete/ ließ er viel Autorität über sich/ und wehrete es ihnen nicht/ alles/ was sie an ihm zu cens ixen fanden/ frey zu sagen."
56
Spielman, Leopold I. (1981), S. 188; vgl. bereits Redlich, Das Tagebuch Esaias Pufendorfs (1917), S. 585; Evans, Das Werden der Habsburgermonarchie (1986), S. 115f. - Zu Marco d'Aviano Héyret, Marcus von Aviano (1915), bes. Kap. VI: "P. Marcus und sein Verhältnis zum Kaiserpaar", S. 30ff.; Grauer/Winter/Zessner-Spitzenberg, Marco d'Aviano (1933), insbes. Grauer, Marco d'Aviano und das Haus Österreich, S. 67-82; Tomek, Kirchengeschichte, Bd 3 (1959), S. 31ff.
57
Hippolito da Pergine (1643-1716) aus dem Orden des Franziskanerordens strenger Observanz "kam schon 1678, also vor P. Marco in Briefverbindung, deren Ausdehnung, Tiefgang, religiöse und politische Bedeutung erst jetzt erkannt wird" (Rummel, Rummel (1980), S. 25). Sein Einfluß auf den Kaiser im Jahrzehnt zwischen 1678 und 1688 umfaßte kulturelle (Libretti), politische und spirituelle Belange (vgl. Coreth, Fra Hippolito da Pergine (1978), passim).
58
Rinck, Leopolds Leben und Thaten (1708), TI I, S. 77.
2.1 Der Hofprediger
57
"gleichsam 'in den Armen des Kaiserpaares'" verstarb, 59 verfaßte der Kaiser höchstselbst ein Epitaphium, 60 und der spätere Bischof Emmerich Sinelli besaß das Vertrauen des Kaisers bis hin zum Vorschlagsrecht in Personalangelegenheiten der Armee, was den Oberkommandierenden, General Montecuccoli, zu einer Intervention mit dem Erfolg veranlaßte, daß "die von P. Emmerich denomin a t e Officier meistentheils cassirt wurden." 61 Vom Jesuiten Wolff berichtet Rinck schließlich, es sei "kein groß Negotium Zeit seiner Anwesenheit in Wien geschehen/ wobey er nicht Hand angelegt." 62 Abraham hat wie andere Ordensbrüder auch die Hofbibliothek benutzt, 63 Audienzen gehabt und dem Kaiser zu dessen Zufriedenheit gepredigt, zu den Gesprächspartnern und Vertrauten des Fürsten zählte er jedoch nicht. 2.1.3.4 Die letzten beiden Jahrzehnte In der Zeit der Sukzessionskrise unterstützte Abraham den dynastischen Gedanken Habsburgs, er entfernte sich sodann räumlich wie thematisch vom höfischen Bereich. Aus der im Ehrentitel ausgedrückten Sonderstellung rückte Abraham in die Reihen des Wiener Klerus zurück, nur einmal noch hielt er die Klosterneuburger Leopoldspredigt, 1695 mit der Lob-Verfassung Leopoldi. Das Amt und die Situation des Konventes als kaiserliches Hauskloster führte zu ständigen Kontakten mit den Instanzen des Hofes. Beichtväter aus dem Hause betreuten Teile des Hofstaates, denn die "Hofleute beichten in der Sacristei [der Hofburgkapelle] gar selten sondern gehen entweder zu den Michaelern, Augustinern oder Minoriten", 64 und die Oberen des Ordens hatten im Rahmen ihrer Ämter zeremonielle Kontakte mit dem Fürsten. Bei den österlichen Predigten oder beim Trauerzeremoniell 65 wird der Kaiser förmlich begrüßt, und aus dem 59
Grauer, Marco d'Aviano (1933), S. 71; vgl. Héyret, Marcus von Aviano (1915), S. 91ff.
60
Héyret, Marcus von Aviano (1915), S. 94f.
61
Rinck, ebda, TI II, S. 308. - Zu Sinelli vgl. Redlich, Das Tagebuch Esaias Pufendorfs (1917), S. 583f.; Goldinger, Drei lateinische Gelegenheitsschriften (1963/64), S. 211; Coreth, Fra Hippolito da Pergine (1978), S. 89f.
62
Rinck, ebda, TI II, S. 398f. - Zur Vorsicht bei der Beurteilung der jesuitischen Tätigkeit am Hofe, die in den Quellen der Zeit keine angemessen distanzierte Darstellung erfuhr, mahnt zu Recht Rummel, Rummel (1980), S. 98ff.
63
Anläßlich Lambecks Tod erwähnt die Klosterchronik, daß der verstorbene Bibliotheksdirektor dem P. Adalbert a S. Alexio "alte bûcher, auß denen Er den Vrsprung des Closters, fundationes vnserer P[at]rum Conventualium, vnd andere sachen hat abschreiben können, auß gutwilliger großgünstigkeit gelyhen habe". Agapitus a S. Maximiliano, Vrsprung (ÖNB, Cod. 12.473), Bl. 262 r .
64
Bericht des Obersthofmeisters vom 13.2.1712, zit. Wolfsgruber, Hofburgkapelle (1905), S. 190. Abrahams Beichtvater Angelus a S. Agnete war nach Angabe des Totenbuches auch Beichtvater des Abtes von Altenburg, "itemq[ue] complures ex Dynastis, ac Aulae Caesareae Gynecaeo forent." Liber Secvndvs Omnium Defunctorum, Bl. \ T .
65
Die Mitglieder des Trauerkonduktes gingen innerhalb der Hofburg "von der Ritterstube den langen Gang entlang zur [Augustiner-JKirche. Dort empfing sie der Pater Prior an der Stiegentüre, nach einigen von ihm verrichteten geistlichen Zeremonien und Gebeten." Hawlik-van de Water, Der schöne Tod (1989), S. 57f.
58
Kap. 2: Wirkungskreis
Sterbejahr Abrahams meldet die Klosterchronik vom 7. April (ohne daß damit Abraham gemeint ist): Abends, auch bey denen 5 letzten geheimnuß-Predigen, auch übrigen Kürchen-Ceremonien, vnter welchen die vor dem Closter gestandene Gardi dreymal das gewehr gelößet, nachdem Jhro Mayestet sich in die Burg verfiegen wolten, hat Adm. R.P. Provincialis noch in der Kürchen Jhme den gewöhnlichen glückwunsch abgestattet.66
Die Besuche des Kaisers erfolgten im Rahmen seines liturgischen Besuchsprogramms, das ihn in Kirchen und Klöster führte, um beim Hauptfest empfangen, beherbergt und verköstigt zu werden. Dieses Programm fand auch in der Architektur seinen Niederschlag. Was später in den prunkvollen Kaisersälen Melks, Altenburgs, St. Florians, Kremsmünsters oder Klosterneuburgs zum anspruchsvollen, selbständigen Architekturprogramm wird, ist im Wiener Augustinerkloster 1677 noch ein schlichter Ausbau. Zwei Zellen wurden beim Umbau des Klosters "dessentwegen etwas grösser gemacht, weil der Kayser an S. Augustini Fest, oder wan Er wolte, in selben logierte." 67 In literarischem Zusammenhang trat Abraham erst in seinen letzten Lebensjahren wieder an den Kaiser heran. Die Macht Habsburgs hatte sich entfaltet und stabilisiert, nach der "Unterzeichnung des Friedens von Karlowitz 1699 erlebte die habsburgische Monarchie zwei Jahre des Friedens, und das Haus Österreich schien sich auf dem Höhepunkt der Macht und des Glückes zu befinden." 68 Zu diesem Zeitpunkt widmet Abraham dem König (dann Kaiser) Joseph I. die zwei enzyklopädischen Werke der Welt-Galleria (dat. 7.2.1703) und des Huy und Pfuy (dat. 18.11.1706). Die Widmung an den mächtigen Fürsten krönt die Heerschau der Stände und Völker, sie verleiht auch der Darstellung des Erdkreises im Huy und Pfuy besondere Dignität. Daß es sich bei der Welt-Galleria möglicherweise um eine Auftragsarbeit des Kaisers handelt, wird in der Forschung nach obskurer Quelle weitergegeben. In Conlins Der Christliche Welt-Weise (1706) unterrichtet die Vorrede zu Band 1, Abraham habe zu "gegenwärtigen Kupffern [...] schon vor etlichen Jahren einige Materie zu machen versprochen/ und würcklich übernommen", er sei aber "verwichen von einem hohen Potentaten mit gewisser Composition belegt worden/ und sich dadurch legitimé bey dem Verleger entschuldiget". 69 Diesen Beleg, dessen apologetische Tendenz Conlins Eintreten in Abrahams Autorschaft (und wohl auch die ausgiebige Plünderung seiner Schriften) rechtfertigen soll, bezog die Forschung 70 auf die genannten Ausgaben, um den Aufwand der
66
zit. Karajan, Abraham (1867), S. 325 als Beleg des letzten Kontaktes mit dem Kaiser; zurückgewiesen von Bertsche, Abraham (z1922), S. 160, Anm. 2.
67
Agapitus a S. Maximiliano, Vrsprung, ÖNB, Cod. 12.473, Bl. 257r.
68
Spielman, Leopold I. (1981), S. 167.
69
Conlin, Der Christliche Welt-Weise, Bd 1 (1706), Leservorrede, Bl. ):(2 r .
70
Schulz, Studien (1910), S. 13; Bertsche, Abraham (21922), S. 146; Maurer, Huy und Pfuy (1968), S. 31.
2.1 Der Hofprediger
59
Prachtwerke zu erklären, und übersah dabei, daß dergleichen Werke beliebte und offenbar gängige Buchhandelsartikel darstellten. Aufgrund einer langen Geschäftsverbindung, dessen Popularität und dessen Nähe zu den Audienzsälen fragte vermutlich Christoph Weigel bei Abraham um den Widmungsbrief an, den dieser beim König auch zustande brachte. 71 Die Widmung blieb dabei in der Welt-Galleria Abrahams einziger Textbeitrag. Als soziale Weltordnung "dokumentiert dieser Band - nach dem Sieg über die Türken und zu Beginn des spanischen Erbfolgekrieges - den Hegemonieanspruch der Habsburger."72 Die Geschäftspolitik des Hauses Weigel, bekannte Namen verkaufsfördernd einzusetzen, erklärt die Widmungen plausibler als ein fürstlicher Auftrag, der unfehlbar den Hinweis "auff Befelch des Königs/Kaisers" auf dem Titelblatt und die Vollzugsmeldung im Widmungsbrief nach sich gezogen hätte. Wenn darüber hinaus die Widmung nicht nur die Genese des Buches und den intendierten Leser anzugeben vermag, sondern auch die Lesererwartung vorstrukturiert, so dokumentieren die beiden Widmungen an den Kaiser den mimetischen Anspruch der beiden Werke. Sie rücken die Bücher "in einen sozialen Kontext"73 ein, sodaß sich die enzyklopädische Darstellung eines natürlichen und gesellschaftlichen Kosmos mit dem Kaisertum als dessen Repräsentanten und Garanten vermittelt. Nach der kritischen Musterung der verfügbaren Quellen scheint mir die These von Abrahams besonderer Hofnähe nicht mehr haltbar. Abraham steht am Rande des Hofes, er ist keineswegs Hofmann. Der Kaiser hat seine Predigten gehört und seine Bemühungen der Frühzeit in Verbindung mit anderen Aufgaben ausgezeichnet. Jede weitergehende Interpretation sitzt einem Stereotyp auf. Die Auffassung vom guten Fürsten, der, umstellt von bösen Ratgebern, Gutes will und Unrechtes zulassen muß, 74 bemühte ein Deutungsklischee, das noch in den totalitären Regimes unseres Jahrhunderts wirkungsvoll den Glauben an die Integrität der Führer ermöglichte. Der Konservativismus der namhaftesten Abra71
Über die Schwierigkeit, beim Kaiser ohne persönliche Vorsprache um die Erlaubnis der Widmung einzukommen, unterrichtet ein halbes Jahrhundert später der Briefwechsel zwischen dem Melker Benediktiner Placidus Amon und Johann Georg Wächter. Schachinger, Briefwechsel (1888), S. 433ff. Vgl. zur Widmung an Mitglieder des Herrscherhauses auch den Brief Franz Christophs von Scheyb an Gottsched vom 17.2.1751, in dem die Schwierigkeiten der richtigen Titulatur und der Aufnahme eines möglicherweise bedenklichen Gedichtes erörtert werden. Man denkt sogar an die separate Herstellung von Exemplaren für die Erzherzoginnen, in denen das "überauß schöne[], jedoch Erzlutherische[] Gedicht" fehlen sollte. Zit. bei Haider-Pregler, Des sittlichen Bürgers Abendschule (1980), S. 462. - Der gesamte Fragenkomplex um die Widmungen an den Kaiser bedürfte, wie Wittmann bemerkt hat, einer zusammenhängenden Untersuchung (Wittmann, Der Gönner als Leser. Das Dedikationswesen im 18. Jahrhundert; erscheint in LASL. - Ich danke Reinhard Wittmann für die Überlassung des Manuskriptes seines am 6. Juni 1988 in Wien gehaltenen Vertrags).
72
Kat. Abraham (1982), S. 134.
73
Welzig, Allegorese im Dienste einer Titelrhetorik (1979), S. 426.
74
Karajan, Abraham (1867), S. 259: "War aber auch der Kaiser unserem Abraham freundlich gesinnt und liebte er es, dessen wohlgemeinte Ermahnungen zu hören, so war dieß bei dem übrigen Hofstaate um so weniger der Fall [...]"; ähnlich Nagl/Zeidler/Castle, Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte, Bd 1 (1898), S. 640.
60
Kap. 2: Wirkungskreis
hamforscher rückte Abraham in diesen Kontext und betonte die Nähe von Kirche und Macht. Hatte der Großdeutsche Scherer in Leopold "das kleine unscheinbare Männchen mit dem matten Blick und dem wankenden Gang, begabt mit einigen Tugenden des Privatmannes und keiner des Regenten" herausgestrichen, dessen Fehler der geistesverwandte Abraham beschönigte und seiner Umgebung zuschriebe, 75 so traten die kleindeutsch-habsburgisch gesinnten Literarhistoriker der Deutsch-Österreichischen Literaturgeschichte mit Empörung dem Ansinnen entgegen, in Leopolds Frömmigkeit eine zeitbedingte und kritisierbare Schwäche zu sehen, die Abrahams Wirken begünstigt hätte. 7 6 Aber auch Scherer verkennt sowohl Abrahams tatsächlichen Einfluß bei Hofe als auch die (erst von Elias beschriebenen) Mechanismen höfischer Machtbalance, wenn er in Leopolds Wohlgefallen an geistlicher Zurechtweisung des Hofstaates engstirnige fürstliche Charakterzüge erblicken will. 77 Das wirkungsmächtigste literarische Instrument der Disziplinierung des Wiener Hofes bildete nicht die Predigt, auf deren Inhalt der Fürst vergleichweise geringen Einfluß haben konnte, sondern die Oper, in der unter Mitwirkung des Kaisers und der Kaiserin 78 "Schlüssellibretti" entstanden und in allegorischem Gewände historische Persönlichkeiten kritisch beleuchteten. 7 9 Nichts in den Quellen deutet auf eine Sonderstellung des Augustinermönchs bei Hofe hin, die Forschung steht vielmehr in der Tradition eines Autorstereotyps, dessen Wurzeln ins frühe 18. Jahrhundert zurückreichen. Wenn Predigt nicht bloß Trost und Ansporn ist, wenn die barocke Predigt auch über weltliche Macht und gesellschaftliche Ordnung etwas mitteilt, so steht sie im Kontext der gesamten kulturellen Selbstdarstellung des Leopoldinischen Kaisertums. In Architektur, Musik und Theater entwickelte Habsburg einen einheitlichen Repräsentationsstil, den die Kunstwissenschaft nach Hans Sedlmayr als "Reichsstil", als "Kaiserstil" (Otto Brunner, Franz Matsche) oder "Friedensstil" (Wolfgang Braunfels) bezeichnet. 80 Aus ihm spricht die Stärke des kaiserlichen Selbstbewußtseins, das fremder Stilelemente nicht mehr bedarf, um den militä-
75
Scherer, Abraham (1866), S. 166 und 168.
76
Nagl/Zeidler/Castle, Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte, Bd 1 (1898), S. 649; zustimmend Bertsche, Abraham (21922), S. 71.
77
Scherer, Abraham (1866), S. 166. - Vgl. Elias, Die höfische Gesellschaft (21975), S. 182: "Dem König erwächst hier [...] eine ganz spezifische Herrschaftsaufgabe: er muß ständig darüber wachen, daß die gegeneinander gerichteten Tendenzen der höfischen Menschen in seinem Sinne richtig spielen [...] Was sich an ihm beobachten läßt, ist ein genaues Abwägen der Stärkeverhältnisse an seinem Hof und ein sorgfältiges Balancieren auf dem Spannungsgleichgewicht, das derart aus Druck und Gegendruck innerhalb des Hofes entsteht" (S. 182).
78
So Rinck, Leopolds Leben und Thaten (1708), ΤΙ I, S. 61.
79
Seifert, Oper (1985), S. 248ff.; Rainer, Aspekte der sozialen und politischen Bedeutung der Oper (1987), S. 54f.
80
Zur Diskussion des "Reichs-" bzw. "Kaiserstil"-Begriffs Matsche, Die Kunst im Dienst der Staatsidee (1981), Bd 1, S. Iff.
2.1 Der Hofprediger
61
risch und politisch durchgesetzten habsburgischen Herrschaftsanspruch auszudrücken. Die neue Kunstrichtung trat in Erscheinung, als Joseph 1690 Römischer König wurde und sein Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach zum Einzug des neugekrönten Königs und des kaiserlichen Elternpaares in Wien die von Wagner von Wagenfels als etwas Neues gepriesenen Triumphbögen schuf, die die Inkunabeln dieses Kaiserstils darstellen [...].81
Mit der seismographischen Sicherheit des Rhetors orientiert sich Abraham an den neuen Verhältnissen. Die wenigen unmittelbar höfischen Texte, Widmungen an Leopold bzw. Joseph, leiten repräsentative Prachtwerke ein, in denen die Ordnungssysteme der Natur und der Gesellschaft auf den Kaiser bezogen sind. Dem Nachfolger Leopolds hatte Abraham nicht viel zu sagen. Im Gegensatz zum frommen Vater zertrennt Joseph die Übereinstimmung von öffentlicher Darstellung und privatem Verhalten, die Entsprechung von dargebotener Religiosität und persönlicher Untadeligkeit. "Die kurze Regierung Kaiser Josefs I. markierte in der Tat einen Wendepunkt in der Entwicklung der Monarchie." 8 2 Die religiöse Literatur und die deutsche Predigt erfüllt nun neue integrative Aufgaben im Bereich der Untertanen, wovon im nächsten Abschnitt die Rede sein wird. Die Rolle der Jesuiten und ihrer Religiosität bei Hofe verringert sich trotz deren Rückhalts beim weiblichen Hofstaat drastisch, "Wir sind nicht mehr so pfäffisch". 83 Kaiser Joseph verkörpert den modernen Typus des Monarchen, mit dem die Staatsraison über die Religiosität klar die Oberhand gewinnt. Anders als bei Leopold "spricht alles dafür, daß Josef I. offensichtlich bereit war, in Religionsfragen größere Toleranz walten zu lassen, wenn [!] immer das der Wirtschaft der Monarchie zugute kam." 84 Abseits protokollarischer Einschnürung gab er sich dem Ausleben seiner Jagdbegierden hin, die er nicht bloß auf Rot-, Schwarz- oder Federwild beschränkte. Die Rationalität höfischen Verhaltens, in dem die Mätressenwirtschaft als Kehrseite fürstlicher Entpersönlichung hingenommen wurde, führte hier nur insoweit zu einem fatalen Ausgang, als Josephs Geschlechtskrankheit mit der Ansteckung seiner Frau die Unfruchtbarkeit der Ehe zur Folge hatte und so nach dem Tode des Thronfolgers zu den Erbfolgeschwierigkeiten der nächsten Jahrzehnte wesentlich beitrug. Das in der historiographischen Literatur bisweilen als "unhabsburgisch" gebrandmarkte Zwischenspiel in der Reihe kirchentreuer und religiöser Monarchen zeigt die Ansätze einer Trennung von staatlicher und kirchlicher Raison, auf welche das Predigtwesen sensibel reagierte. Der weibliche Hofstaat, allen voran die Witwe Leopolds, Eleonore Magdalena Theresia, wurde zum Hort der Religiosität, zum 81
ebda S. 7.
82
Ingrao, Josef I. (1982), S. 15.
83
Fürst Salm zum hannoveranischen Gesandten, zit. ebda S. 29; vgl. S. 24 über einen von Jesuiten inszenierten, mißglückten Spuk am Bette des Kaisers. - Vgl. aber oben Anm. 62.
84
ebda S. 46.
62
Kap. 2: Wirkungskreis
Bewahrer alter und zum Initiator neuer Devotionsformen, zum Adressaten der Prediger. In der unersättlichen Rachgier, mit der die Kaiserswitwe die Mätresse des Kaisers, Marianne Pálffy, nach dem Tode Josephs ihrer empfangenen Geschenke zu berauben und vom Hof zu entfernen suchte, 85 drückt sich der Kampf zwischen dem "alten" und dem "neuen" höfischen Verhalten aus, in dem jedoch mit Karl VI. die spezifisch habsburgische Verbindung von Religiosität und Herrschertum das Vorrecht behielt. Für Abrahams letzte beiden Lebensjahrzehnte bedeutete die höfische Entwicklung ein Abrücken vom Hof und eine Hinwendung auf neue pastorale Ziele. Ob dieses Abrücken zugleich als Verteidigung des "gemeindlichen Standesbewußtseins [...] gegen das moderne absolutistische Ordnungs- und Unterordnungsdenken" (D. Breuer) zu interpretieren ist, muß erst erörtert werden. Die Triumphbögen des Jahres 1690 markieren den stilistischen Durchbruch des kaiserlichen Machtanspruchs, sie markieren auch den neuen Aufgabenbereich Abrahams. Aus Graz zurückgekehrt, steht er als Provinzial, Subprior und Definitor im öffentlichen Leben der Kaiserstadt. Er hat am emblematischen Programm der Triumphbögen mitgearbeitet, nicht allerdings im Dienste des Hofes, sondern der Stadt. Das öffentliche Leben Wiens und Graz', das Abrahams pastorales Arbeitsfeld bildet, bestimmt sein Schreiben und Predigen als Stadtseelsorger.
85
Ingrao, Josef I. (1982), S. 226f. (zu dieser Mätresse Josephs vgl. S. 36, 43,199, 224ff.); darüber hinaus kaum ergiebig Anzböck, Kaiserin Eleonore Magdalena Theresia (1987), S. 138ff. - "Unter Eleonores junonischem Zorn" hatten auch der Nuntius und der Prinzenerzieher Rummel zu leiden. Rummel, Rummel (1980), S. 77.
63 22
Der Stadtseelsorger
2.2.1 Städtische Repräsentation: Festkultur und Emblematik Die Kultur der kaiserlichen Residenzstadt ist mit der höfischen Sphäre dennoch untrennbar verbunden, insofern die kirchliche Propagandaarbeit, als deren Virtuose sich Abraham mit seinem Schreiben und Predigen erwies, dem Typus der repräsentativen Öffentlichkeit 86 zugeordnet ist. Im Zeitalter des Absolutismus unterwirft die Sphäre der im Hof konzentrierten Staatsmacht auch die kulturellen und religiösen Manifestationen in zunehmend perfekter Weise, wie das im Konzept des Kaiserstils architektonisch zutage tritt. Das öffentliche Auftreten im Zeremoniell bildet ein weiteres Element dieser Amalgamierung. Da "ein großer Teil der staatlichen, höfischen und dynastischen Zeremonien mit kirchlichen Feierlichkeiten verbunden war", 87 durchdringen einander die Bereiche weltlicher und kirchlicher zeremonieller Repräsentation bis zur Ununterscheidbarkeit. Angesichts der traditionsreichen Sakralisierung des Herrschers einerseits und der Veranschaulichung religiöser Inhalte im Zeichensystem weltlicher Macht andererseits, deren folgenreichstes Beispiel die Darstellung der Realpräsenz Gottes in der Fronleichnamsprozession als Triumphzug "mit stattlichem Pomp vnd Herrligkeit" 88 bietet, müßte die in der Forschungsliteratur nicht selten unbegründet vorgenommene Trennung von Hofetikette, kirchlichem Zeremoniell, dynastischer Hausfrömmigkeit und privater Herrscherdevotion, 89 also von Gesellschaft, Institution und Mentalität,90 von Fall zu Fall neu bedacht werden. Überdies verlangt die historische Entwicklung vom Ritual über das Zeremoniell bis zur "Formalität" 91 eine Beurteilung der einzelnen religiösen Akte des Fürsten im Hinblick auf die jeweilige semantische Wertigkeit. Wenn sich
86
Habermas, Strukturwandel (81976), § 2: "Zum Typus repräsentativer Öffentlichkeit", S. 17ff.
87
Kovács, Kirchliches Zeremoniell am Wiener Hof (1979), S. 119.
88
J. Gretser und C. Vetter: Von der herrlichen Procession an dem grossen Fest deß zarten Fronleichnams Christi. In: Procession Buch (1612), zit. Pörnbacher, Literatur des Barock (1986), S. 24-29, hier S. 28.
89
H. C. Ehalt (Ausdrucksformen, 1980) schweigt über den Bereich kirchlicher Repräsentation, den E. Kovács ins Zentrum ihrer weit ausgreifenden Abhandlung (Kirchliches Zeremoniell am Wiener Hof, 1979) stellt und als Sonderfall der Hofetikette in Wechselwirkung mit der Entwicklung der Theologie behandelt. A. Coreth (Pietas Austriaca, 21982) geht von der religiösen Gesinnnung des Herrschers und den in der habsburgischen Dynastie entwickelten Kultformen aus, die von Joseph II. "zu Unrecht" (S. 70) "tödlich getroffen" (S. 77) wurden, der damit der barokken Frömmigkeit "den Todesstoß" (S. 69) versetzte. Am konsequentesten versucht G. Kapner in seinen Abhandlungen die wechselseitigen Funktionen abzuwägen und ihre politisch-sozialen Implikationen zu analysieren. - Vgl. den Forschungsbericht bei Kovács, ebda, S. 109-114.
90
vgl. Chartier, Intellektuelle Geschichte und Geschichte der Mentalitäten (1987), S. 71ff. - Hutton, Geschichte der Mentalitäten (1986), bietet einen Forschungsbericht zu den Historikern der Annales-Schule, Lucien Febvre, Marc Bloch, Philippe Ariès, Norbert Elias und Michel Foucault; Burke, Stärken und Schwächen der Mentalitätengeschichte (1989) ein kritisches Referat.
91
Braungart, Hofberedsamkeit (1988), S. 24ff.
64
Kap. 2: Wirkungskreis
Abraham in den Jahrzehnten um 1700 von der Heiligen Hof-Art entfernt und mit Zunge und Feder Etwas ßr Alle verkündet hat, so ist er damit nicht zum gegenhöfischen Mahnrufer geworden, sondern bewegt sich im Kräftefeld der barocken Reichshaupt- und Residenzstadt, deren spezifische Öffentlichkeitsstruktur sein Schaffen nachhaltig beeinflußte. 2.2.1.1 Höfische und kirchliche Repräsentation Bertsche konnte noch behaupten, Abraham "wollte als urechter Deutscher nichts wissen von dieser steifleinenen spanischen Göttin, dieser kalten Modegötzin", der Etikette, 92 tatsächlich aber steht Abraham mit seinem Konvent im Wettbewerb der kirchlichen Institutionen. Bereits anläßlich der Vorbereitung der Feierlichkeiten der Erhebung des hl. Joseph zum Reichspatron 93 .wird die Frage des Predigtauftrags zur Prestigefrage. Wir wissen nicht, was der konkrete Anlaß war, berichtet wird nur, daß Abraham "vom Herrn Officiali Münster, so die Prediger eingeladen, zu dieser Solemnitet aus einem kleinen Widerwillen nit berueffen" wurde. 9 4 Der Zurückgesetzte rächt sich, indem er auf heimischem Boden die Predigt in gedruckter Form verteilt. Der Orden war damit glänzend gerechtfertigt, die Zurücksetzung wettgemacht, wie der spätere Chronist mit Genugtuung vermerkt. In dieser Querele drückt sich etwas von der Rivalität der zahlreichen Wiener Ordensfamilien aus. Im Spannungsfeld der kaiserlichen Gunst machten Präzedenz- und Protokollfragen auch vor Nuntiatur, Bistumsverwaltung und Hofpfarramt nicht halt. Die Frage, wer in welcher Zahl bei welcher Festprozession eines anderen Ordens oder Klosters teilnimmt, bewegt die Gemüter der geistlichen Herren und führt zu Intrigen, die nur dem recht weltlich anmuten, der die Darstellungsfunktionen repräsentativer Öffentlichkeit, den "Öffentlichkeitscharakter" 9 5 barocker Religion übersieht. Im Zwist mit den AugustinerChorherren von der Landstraße, die mit den Eremiten nicht auf bestem Fuße standen und deren Prozession zu Ehren des hl. Johannes a S. Facundo 1691 boykottierten, hat der Kaiser selbst tadelnde Worte gefunden. 9 6 Protokoll- und Rangordnungsfragen begleiten Abrahams öffentliches Wirken, und bei manchem Kirchenfest stand im Hintergrund, was das Kirchenprotokoll 1691 über die rivalisierenden Konventualen mit offenkundiger Befriedigung festhält:
92
Bertsche, Abraham (21922), S. 63.
93
Über diese Erhebung Héyret, Der hl. Joseph als Patron des deutschen Reichs (1921); Karajan, Abraham (1867), S. 248ff.
94
Karajan, Abraham (1867), S. 250.
95
Müller, Barocke Frömmigkeit (1983), S. 239.
96
Karajan, Abraham (1867), S. 288-290; Gavigan, Austro-Hungarian Province, Bd 2 (1976), S. 198f.; Gavigan, Discalced Augustinians (1970), S. 517. - Vgl. auch die Ablehnung des Dompropstes, die Totenbruderschaft am Leichbegängnis ihres Präfekten, des am 7.1.1702 verschiedenen Bischofs von Wien, teilnehmen zu lassen, "aldieweilen sonst kein Bruderschafft mitzugehen eingeladen worden." Karajan, Abraham (1867), S. 311, Bertsche, Abraham (21922), S. 142f.
2.2 Der Stadtseelsorger
65
Wür haben aber in vnserem Kirchen apparat Sie weit übertreffen, vnd musten selbe ihr Procession auß befelch deß kaysers 8 tag vor vnserer halten [...] Der Kayser ist aber dorten bey der Taffei nit geblieben.97
Die Mechanismen der höfischen Repräsentation stehen nicht nur in Übereinstimmung und wechselseitiger Verstärkung, sondern potentiell auch in Konflikt mit den kirchlichen, wobei das Zeremoniell zum Kommunikationsmittel wird und eine Aussagekraft gewinnt, die heute jener der Sitzordnung auf den Ehrentribünen der Revolutionsfeiern und Truppenparaden entspricht. Zur Zeit Maria Theresias "erweist es sich, daß die kirchlichen Reformen" des Herrschers "zuerst theatralisch im Zeremoniell ausgedrückt und sinnenfällig eingeprägt, dann parallel dazu gesetzgeberisch vorbereitet und schließlich erlassen und administriert werden."98 Eine Begebenheit des Jahres 1749 zeigt das Scheitern protokollarischer Ansprüche der Kirche am höfischen Denken Maria Theresias. Der päpstliche Nuntius sagte die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession des nächsten Jahres ab, weil die Prinzessin Charlotta von Lothringen einen Betstuhl erhalten hatte, ihm selbst aber war "nach altem Gebrauch bishero ein Teppich auf ebener Erden vorgelegt worden". Auf die im Jänner 1750, also einige Monate vor dem Ereignis, vorgetragene Protokollfrage antwortet die Kaiserin im Bewußtsein der Bedeutsamkeit zeremonieller Symbole und des herrscherlichen Vorranges vor der Kirche: Des Nuntij unartige difficultaet wegen des Beth-Stuhl ist nicht zu toleriren und hätte sollen gleich ihme abgereimbt werden, ist niemahls in Ceremonialsachen was zu trainiren oder zu dissimuliren."
Nach der Ordensrivalität und dem Konflikt zwischen höfischer und kirchlicher Rangordnung, worin mit Heiligen- und Eucharistieverehrung Hauptbereiche der Pietas Austriaca angesprochen sind, belegt ein drittes Beispiel die Konkurrenz kirchlicher Institutionen quer durch die Amtskirche im Schwerefeld des Zeremoniells.100 Der Versehgang für Leopold I. soll 1705, am Höhepunkt des religiösen Lebens am Wiener Hof und auf Wunsch des Kaisers, erstmals öffentlich stattfinden: Da nun Ihrer May. intention dahin gienge, dass dieses Publice in begleitung beeder Königl. Mtt., Ihr Dchl. der Ertzherzoginnen unnd der Hoff Aemter mit windtlichtern Vor sich gehen
97
Agapitus a S. Maximiliano, Vrsprung (ÖNB, Cod. 12.473), zit. Karajan, Abraham (1867), S.289f.
98
Kovács, Kirchliches Zeremoniell am Wiener Hof (1979), S. 122.
99
Wolfsgruber, Hofburgkapelle (1905), S. 252f. - So sehr bei Fronleichnamsprozessionen "der irdische Herrscher in betonter Bescheidenheit vor dem himmlischen Regenten" zurücktrat (Coreth, Pietas Austriaca (21982), S. 27), so wirkungsvoll wußte er offenbar die zeremonielle Abstufung zu Gottes irdischen Vertretern zu gestalten. 100 vgl. Ehalt, Ausdrucksformen (1980), S. 114ff. - Ehalts "flott kompilierte Arbeit" (Braungart, Hofberedsamkeit (1988), S. 2, Anm. 1) vernachlässigt die Beteiligung der Kirche im Wettbewerb um Prestige und die Gunst des Monarchen.
66
Kap. 2: Wirkungskreis solté, ist die Fraag entstanden, wer die Function zu Verrichten hette, wohbey der Herr Cardidinal Colonits, Päbstl. Nuntius hies. Herr Bischoff, der Kayl. Beicht Vatter und der Caeremoniarius in Vorschlag kommen.101
Selbst die Vorbereitung zum Tode bleibt nicht die halb private Inszenierung, die die Zeit kennt, 1 0 2 sondern unterwirft sich wie das Ankleiden, Essen, Beten, Kommunizieren, Zu-Bett-Gehen der radikalen Auszehrung der fürstlichen Privatexistenz durch die Bedürfnisse der Repräsentation. 103 Kein Präzedenzfall liegt vor, und mit Kardinal, Nuntius, Bischof, Beichtvater und Hofpfarrer stehen kirchliche Zentralstellen, höchste Funktionäre, Orden und höfische Instanzen im Wettbewerb. Die Frage wird gelöst, indem man von der Öffentlichkeit des Vorgangs nun doch absieht und der Beichtvater in aller Stille das Sakrament spenden kann; später folgen die anderen. 104 Die Konkurrenz der kirchlichen Institutionen 105 entfaltet sich mit einem zweifachen Ziel. Das augenfälligste ist die Gunst des Monarchen. Ihn in der Messe, in der Prozession, im Publikum der Ostermysterien, im Refektorium ("Der Kayser ist aber dorten bey der Taffei nit geblieben") oder, unter der Zuhörerschaft der Festpredigt zu haben, das höfische Prunkkleid zur Verwendung als Kasel geschenkt zu erhalten, zeichnet die veranstaltende Gemeinschaft vor allen anderen aus. Noch in den Begräbnisprotokollen heben die Ordensgemeinschaften die Nähe zum Monarchen hervor, so wenn eine Klosterchronik vermerkt, "daß Wür PP Capuciner unter den Religiösen die allernegste bey der Leich der Verstorbenen Herrschafft sint."106 Die kirchlichen Körperschaften sind dem Monarchen vollkommen zugeordnet und seinen Gunstbezeigungen unterworfen. Umgekehrt dienen kirchliche Zeremonien der Sakralisierung des Herrschers. 107 Die Regulierungsmechanismen von Zeremoniell und Protokoll, mit denen der Fürst seine Gefolgschaft in eine neue, nicht mehr funktionsgebundene, sondern repräsentative Rangordnung bringt, deren Zentrum und Spitze er selbst bildet, erreichen und ergreifen auch und gerade den kirchlichen Bereich. 108 Angesichts des nahe101
Zeremonialakten, HHStA, zit. bei Hawlik-van de Water, Der schöne Tod (1989), S. 49. Hawlik-van de Water referiert die Quellen (Lüning, S. 46f.; Zeremonialakten), ohne die zeremoniale Bedeutsamkeit der Vorgänge genauer in Augenschein zu nehmen.
102
vgl. Elias, Über die Einsamkeit der Sterbenden (1982), S. 30f.
103
Ehalt spricht (nach Elias, Die höfische Gesellschaft) vom "Prozeß unbarmherziger Entpersonifizierung". Ehalt, Ausdrucksformen (1980), S. 128.
104
Wolfsgruber, Hofburgkapelle (1905), S. 178f.; Hawlik-van de Water, Der schöne Tod (1989), S. 46. - Vgl. auch Rincks Schilderung des Sterbens Leopolds, breit ausgemalt wie alle zeremoniellen Details seiner Biographie. Rinck, Leopolds Leben und Thaten (1708), TI II, S. 1125ff.
105
vgl. Spielman, Leopold I. (1981), S. 42; Evans, Das Werden der Habsburgermonarchie (1986), S. 109.
106
Annales Domestici Capucinorum, zit. bei Hawlik-van de Water, Der schöne Tod (1989), S. 64.
107
vgl. Rainer, Aspekte der sozialen und politischen Bedeutung der Oper (1987), S. 125f. sowie Kovács, Kirchliches Zeremoniell am Wiener Hof (1979), S. 120 (vgl. Anm. 36) und 132 über die Fußwaschungszeremonie am Gründonnerstag.
10R
vgl. Elias, Die höfische Gesellschaft (21975), Kap. V: "Etikette und Zeremoniell", S. 120ff.; Kovács, Kirchliches Zeremoniell am Wiener Hof (1979), passim.
2.2 Der Stadtseelsorger
67
zu vollständigen Aufgehens der fürstlichen Tätigkeiten und Lebensäußerungen in der Funktionalisierung durch das Zeremoniell wäre es eine Blickverengung, die herrscherlichen Devotionsakte davon ausnehmen und allein als Zeichen privater oder dynastischer Frömmigkeit sehen zu wollen. Die Außen- und Schauseite der barocken Kirche Wiens ist mit der Erscheinungsweise der absolutistischen höfischen Welt deckungsgleich, sie selbst ist Objekt im Prozeß der Umgestaltung bestehender Zeichensysteme zur Grammatik absolutistischer Repräsentation. 109 Zumindest in Wien geht Österreichs Katholizismus schon zur Zeit seiner größten äußerlichen Blüte mit der Obrigkeit und ihrer Selbstdarstellung eine kaum trennbare Verbindung ein. 2.2.1.2 Festkultur Den zweiten Bezugspunkt kirchlichen Prestigewettbewerbs bildet das Volk der Gläubigen, das zum Fest zusammenströmt.110 Die Repräsentation entfaltet ihre Symbolkraft erst vor einem Publikum, dem die Demonstration gilt, und das Fest bildet den Höhepunkt des repräsentativen Öffentlichkeitstypus. Zwischen dem Ritual des Gottesdienstes und dem ritualisierten Lesemodell katholischer Meditationslektüre nimmt das kirchliche Fest eine Zwischenstellung ein. Es borgt sich vom katholischen Ritus die Ernsthaftigkeit, die die Gegenwart Gottes in der mit geistlichen Festen verbundenen Eucharistiefeier erheischt, und erweitert ihn gleichzeitig um Applikationen, umgibt ihn mit zusätzlichen Vollzügen und Verrichtungen und stellt den Anlaß in die Aura des Göttlichen und Gottgewollten. Es schließt ein heterogenes Publikum im Vollzug einen Moment lang zur Gemeinde zusammen und stiftet über die dargestellten Gruppenidentitäten hinaus eine gemeinsame Identität. "Der Feiertag sanktionierte die Ungleichheit."111 Die Manifestationen der kirchlichen Festkultur umfassen eine Vielfalt von zusammenklingenden Künsten, sie bezwingen Auge und Ohr durch oratorische und musikalische Darbietungen, durch das Engagement der bildenden wie der darstellenden Künste. Man hat vom Gesamtkunstwerk "als eindringlichster Methode katholischer Didaktik" 112 gesprochen, um diese Fülle zu bezeichnen, ein Begriff, der den spezifischen repräsentativen Ritualcharakter der barocken Festabläufe 113 zu fassen versucht. Die hochgestimmte Predigt vereinigt die Gläubi109
"Mit seinen Ritualen, Gesten und Objekten ist es [das Fest] eine symbolische Grammatik, mittels derer sich optisch wie akustisch eine - im weitesten Sinne - politische Zielsetzung artikuliert.'' Chartier, Phantasie und Disziplin (1984), S. 170. - Über die politischen Implikationen der habsburgischen Staatsfrömmigkeit und ihre "konfessionelle[] Intoleranz" Matsche, Die Kunst im Dienst der Staatsidee (1981), Bd 1, S. 86f. sowie Abschnitt "Politik und Religion", S. 99ff.
110
Zum (theologischen) Begriff des Kirchenvolks Pichl, Überlegungen zu den Begriffen "Volk" und "volkstümlich" (1985). - Vgl. unten Abschnitt 2.3.
111
Bachtin, Rabelais und seine Welt (1987), S. 58.
112
Kapner, Barocker Heiligenkult in Wien (1978), S. 102.
113
"Oft sind Feste, gerade wenn es sich um wiederkehrende, periodische Feste handelt, an Rituale gebunden. Das Ritual scheint zur Sphäre der Begrenzung, der Beherrschung, der Ordnung zu gehören. Die [...] herrschaftlichen Feste bedienen sich eines großen Repertoires von festlichen
68
Kap. 2: Wirkungskreis
gen zur Festgemeinde, musikalische Darbietungen machen Litanei und Gottesdienst zum Ohrenschmaus - um in diesem Punkt sicherzugehen, nimmt der Hofstaat in die jeweils besuchten Kirchen seine eigene Kapelle mit 114 - , die bildende Kunst hat den Kirchenschmuck beigestellt und den Festanlaß emblematisch kommentiert, die darstellende Kunst entfaltet sich in den "Mysterien" und in der Choreographie der Prozessionen. Schrift und Druck leihen dem flüchtigen Vollzug Dauer, das Fest bringt eigene literarische Formen hervor. 115 In der Festbeschreibung, der Perioche, im illustrierten Opernlibretto,116 im Kupferstichwerk, in der gedruckten Predigt werden die Vorgänge des Festes literarisch fixiert, sie dokumentieren den gelungenen Verlauf und werden als Symbole der Macht und Größe versendet und aufbewahrt.117 In diesem Zusammenhang war Abraham in seinen späten Wiener Jahren zunehmend tätig, auf Seiten seines Klosters bei dessen emblematischer Ausgestaltung im Rahmen des Festes, auf Seiten der Stadt als Helfer in der allegorischen Sinnfüllung der Festarchitektur. Der mittlerweile als Prediger und Schriftsteller Bekannte tritt nach seiner Rückberufung aus Graz beim Entwerfen kirchlicher Emblemprogramme für die Karwochenliturgie und für Feiern der Landsmannschaften ("Nationen", s.u.) sowie als Festgestalter und Zeremonienmeister bei jenen Anlässen in Erscheinung, die durch "Beleuchtungen" zu feiern waren. Nach 1690 vereinigen sich Kirche und Stadt in der Anstrengung, dynastisch-staatliche Programme zu illustrieren und zu unterstreichen. Es waren Feste, die die Stadt als Gemeinwesen betrafen oder ihr zu besonderen dynastischen oder politischen Ereignissen vom Hof abverlangt wurden, "oktroyierte Feste" 118 im Sinne eines
Ritualen." Küchenhoff, Das Fest und die Grenzen des Ich (1989), S. 105. - Die Forschungsliteratur zum barocken Fest mustert Barner, Disponible Festlichkeit (1989), S. 247ff.; vgl. zum frühneuzeitlichen Fest, seiner Entwicklung und Erforschung generell Chartier, Phantasie und Disziplin (1984); Reichardt, Histoire des Mentalités (1978), S. 162f. - Auf die Wiener Feste wird im Zusammenhang sozialer Unruhen weiter unten in Abschnitt 2.3.2.1 genauer eingegangen werden, an dieser Stelle geht es zunächst um Abrahams Mitarbeit an den Festen. 114
"Was die kirchen anlanget/ welche der Kaiser an ihren fest-tägen zu besuchen pflegt/ so muß man wissen/ daß die Kaiserliche hof-capelle oder music allezeit dabey aufwartet/ und das officium singet". Frescot, Relation (1705), S. 76; Kovács, Kirchliches Zeremoniell am Wiener Hof (1979), S. 118.
115
Bei den kirchlichen Festen des katholischen Deutschland war der "oft verschwindende Anteil, den 'Literatur' auch nur potentiell zu erbringen vermag", doch größer als von Barner beklagt (Barner, Disponible Festlichkeit (1989), S. 248), er bestand vor allem in Formen der Dokumentation und der Fest-Schrift nach dem flüchtigen Festvollzug.
116
Rainer, Aspekte der sozialen und politischen Bedeutung der Oper (1987), S. 47f.
117
Matsche, Die Kunst im Dienst der Staatsidee (1981), Bd 1, S. 23f. - Die kirchlichen Feste und ihre literarischen Auswirkungen sind Dietz-Rüdiger Moser in seiner sonst weit ausgreifenden Darstellung der barocken Feste in Wien nur einen Nebensatz wert, was die tatsächliche Beteiligung der Wiener an dieser Festkultur nicht berücksichtigt: "Neben den kirchlichen Hochfesten und den Festen zu den Jahrtagen bestimmter Heiliger gab es in bescheidenem Umfang auch Volks- und Handwerkerfeste." Moser, Fest, Volk und Literatur (1989), S. 31.
118
Chartier, Phantasie und Disziplin (1984), S. 163.
2.2 Der Stadiseelsorger
69
dem "Volksfest" entgegengesetzten Typus obrigkeitlich gesteuerter Veranstaltungen. Aus Abrahams ersten Wiener Jahren kennen wir allerdings Festlichkeiten, deren Programmatik noch unmittelbar mit der Stadt und nicht mit dem Hof zusammenhängt. Die Pestfeiern des Jahres 1680 waren von den niederösterreichischen Landständen getragen, die in der Pestzeit die Verwaltung und Betreuung auch der Residenzstadt aufrecht erhalten hatten. 119 Bei der neuerrichteten Pestsäule war ein Fest am "17. Junij Anno 1680. durch die Löbl. N.O. Herrn Land-Ständ höchstaufferbäulich angestellt worden" (Deo Gratias, Titelblatt). Nach Angabe der Oberkammeramtsrechnungen erhielt der kaiserliche Rat Rudolf Karl Kazius, "wie auch Woluerordneter Rath deß aufgerichten Collegij Sanitatis wegen der auf dem Graben aufgerichten Andachts Säulen vnd darbey nicht allein bey der Säulen sondern auch den ganzen Graben gemachten schenen zirlichen Pirámides vnd Sinschrifften wie auch vom 17. ten biß 24. ten diß haltenden Processionen, Ämbtern, Predigen vnd Lytaneyen Zu Ehren der Allerheyligisten Vnzertheilten Dreyfaltigkheit entledigten laidigen Contagion" im Voraus 60 Gulden, 120 eine Festorganisation, die offenbar von der Stadt in Auftrag gegeben wurde. In der Festbeschreibung des Deo Gratias (1680) freilich heißt es, der Landeshauptmann Graf Hans Balthasar Hoyos und die Stände hätten Platz und Säule "nicht ohne grossen Unkosten zieren lassen". Der Graben wurde im Gedenken an die Pest in den folgenden Jahren immer wieder zum Schauplatz von Festen und Beleuchtungen, 121 in denen die Stadt für die Errettung aus der Pestnot dankte. Abrahams Danck vnd Denckzahl war bei der Feier am 24. Juni 1680 122 zu vernehmen, "Da die dreyfärbige hierzu verfertigte Latern auß allen Fenstern einen wunderschönen Pomp vorstellten/ vnd haben so vil tausent angezündte Liechter den entzündten Eyffer der Hochlöbl. N.O. Herrn Ständ/ja der gesambten Kayserl. Residentz-Statt zu der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit sattsamb bestättiget" (Danck vnd Denckzahl, Titelblatt). Bald aber treten dynastische Ereignisse als städtische Festanlässe neben die Trinitätsverehrung. Während in der Entwicklung des Absolutismus die Feier der dynastischen Ereignisse der Brautwerbung, Hochzeit und Geburt "im 17. Jahr119
vgl. zu den Ständen und ihren Zuständigkeiten Pribram, Die niederösterreicbiscben Stände und die Krone (1893), S. 598ff.; Starzer, Geschichte der niederösterreichischen Statthalterei (1897); Till, Geschichte der Wiener Stadtverwaltung (1957), S. 9ff.; zur Pestverwaltung Olbort, Pest in Niederösterreich (1973), passim; Schmölzer, Pest in Wien (1985), S. 65ff.
120
Oberkammeramtsrechnungen (O.K.A.R.) der Stadt Wien 1. Reihe, Bd. 215 (1680), Rubrik "Außgab, auf Gschankh vnd Verehrungen", 8.6.1680, Bl. 121r. - Einige Eintragungen von Zahlungen für Leistungen während der Pest liefern Vergleichsdaten: Der Lazarettseelsorger Don Casimir Dembskij erhielt 100 fl. (31.5.), der Zeugwart im Zeughaus, wo das Collegium Sanitatis tagte, 50 fl. (2.6.), ein Franziskaner für Lazarettseelsorge 100 fl. (28.6.).
121
1681: der Kaiser besucht den Ungarischen Landtag, Festbeschreibung bei Passer (Passer, Tagebuch, 26.10.1681; Verzierung der Säule, Aufmarsch der Bruderschaften, Litanei, gemeinsames Gebet, "Welches alles bey Etlichen sehr andächtig anzusehen war" S. 309); 1682: Beleuchtung aufgrund der Geburt des Thronprinzen (ebda S. 344); 22.10. Festivität unter Teilnahme des Kaisers (ebda S. 355f.).
122
Zur Datierung vgl. Kat. Abraham (1982), S. 106f.
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Kap. 2: Wirkungskreis
hundert immer mehr zur Sache allein der höfischen Gesellschaft" wurden und einzig "die Heimführung der Braut durch Städte und Lande [...] noch direkten Kontakt mit den Untertanen" 123 brachte, entwickeln sich in der kaiserlichen Residenzstadt neben kirchlichen Formen 1 2 4 aus den italienischen "trionfi" städtische Festformen. Der Hof "ließ nur noch genau geplante Zeichen nach 'außen* dringen: Salut, Feuerwerk, Berichte in einer 'Neuen Zeitung'" 125 - und, so bleibt zu ergänzen, Zeugnisse seiner Devotion bei kirchliche Feierlichkeiten - , die Stadt bringt eigene Festformen hervor. Geburten von Prinzen, Hochzeiten sowie Türkensiege zogen Straßenschmuck, Festzüge und Illuminationen von zum Teil außergewöhnlichen Kosten nach sich. Die drei Triumphbögen des Jahres 1690, im Auftrag und auf Kosten des Magistrats, der freien Kaufleute und der fremden "Niederleger" 126 an drei Punkten der Stadt und erstmals wieder seit 1658 errichtet, stellten einen kunstgeschichtlichen Höhepunkt und einen Neuanstoß für die architektonische Entwicklung Wiens dar. Die Stadt Wien legte für ihre 1699 von Fischer von Erlach erbaute Triumphpforte samt Weinbrunnen die exorbitante Summe von insgesamt 20.583 Gulden aus. 127 Am allegorischen Programm des Bogens, das der kaiserliche Poeta laureatus Johann Jakob Haake (Haakius) entwarf, hat auch Abraham mitgearbeitet. Die Rechnungen des Wiener Oberkammeramtes weisen ein Honorar von 100 Gulden für Haake aus, Abraham erhielt immerhin fast ein Viertel dieser Summe: "Jn simili dem P: Abraham wegen tails gemachter Sünnschrifften die Jhme angeschafften vier vnd zwainzig gulden". 128 Der Augustinerdefinitor zeigt sich als Auftragnehmer der Stadt bei deren Festbeitrag zur dynastischen Huldigung.
123
Braungart, Hofberedsamkeit (1988), S. 180. Zu den höfischen Feiern der Brautwerbung und Fürstenhochzeit S. 180ff., zu den Geburtszeremonien S. 163ff.
124
Wolfsgruber berichtet über die "Vorsegnungen kaiserlicher Mütter" (S. 13ff.) und die "Hoftrauungen" (18ff.) in der Loretokapelle bei St. Augustin. Wolfsgruber, Geschichte der Loretokapelle (1886), S. 12ff.
125
Braungart, Hofberedsamkeit (1988), ebda; vgl. S. 195 zu den Festzügen: "Damit wurden diese Züge nun zur sinnfälligen Demonstration der Distanz, zur immer wieder vorgeführten Abschließung der Hofsphäre nach außen."
126
Niederlagen DWB VII/770: "österr. der groszhändler". - Diese städtischen Feste übergeht Moser, Fest, Volk und Literatur (1989). Die dort vertretene These: "Wiener Barock erscheint, auf eine Formel gebracht, als jesuitischer und das heißt: höfischer Barock" (S. 33) wird durch die nun folgenden Beobachtungen zur Rolle der Stadt und ihrer Bürger wo nicht zur Gänze widerlegt, so doch in wesentlichen Teilen modifiziert.
127
O.KA.R. 1/382, Bd. 215 (1699), Bl. 12-16, "Außgab Auf die König vnd Landtsfürstl. auch Türkhische Einbeglaittungen". - Vgl. die zit. Künstlerhonorare bei Haselberger-Blaha, Die Triumphtore Fischers von Erlach (1956), S. 82.; allgemein zu den Festdekorationen Matsche, Die Kunst im Dienst der Staatsidee (1981), Bd 1, S. 22ff.
128
O.KA.R., ebda Bl. 13vf. - Von Katann, Ehrenhonorare (1920) und Bertsche, Abraham (z1922) S. 137, Anm. 1 wurde diese Ausgabe als Honorar für das gesamte Emblemprogramm mißverstanden.
2.2 Der Stadtseelsorger
71
2.2.1.3 Abraham als Emblematiker Als Emblematicus tritt Abraham schon früher in Erscheinung, nicht bloß in der angewandten Emblematik der Predigt, für die die Heilige Hof-Art ca-Nard
oder die Spi-
frühe Beispiele abgeben, sondern in der Ausgestaltung v o n Kloster und
Kirche zu geistlichen und weltlichen Anlässen. 1 2 9 In e i n e m der wenigen erhalten e n Briefe Abrahams schreibt er zu Neujahr 1699, er sei nun, bereits zwei M o nate vor d e m Ereignis, mit der Komposition verschiedener E m b l e m e zum Einzug des kaiserlichen Brautpaares beschäftigt, 1 3 0 über den das Hausprotokoll der Augustinerkirche so berichtet: Zu Vermehrung der glory vnd Herrlichkeit des Königl. einzugs vnd darauf folgenden hochzeitlichen Festivitet haben Jhro Kays. Maiestät durch dero hochlöbl. Regierung in allen Häusern vnd Clöstern der Stadt ernstlich anbefelchen lassen, alle Fenster in denen Gassen mit windliechtern oder zierlichen Lathernen drey nächte nacheinander zuerleichten. Alß hat R. P. Anselmus â S. Christophoro p.t. Prior [...] zu vnseren Fenstern auf die gassen, deren in allem 45 waren, die Emblemata zu componiren vnd mallen zu lassen R. P. Abrahamo â S. Clara, Definitori provinciali, angetragen, welche er auch angenohmen vnd auf seine vnkosten mallen lassen. Die dreinächtige erleuchtung der Fenster aber, in deren jedes 6 baumwollene Kertzen gebrunnen, hat just einen Centen ausgetragen, welchen das Closter bezahlt.131 B e i d e r g l e i c h e n A n l ä s s e n hatte A b r a h a m das E m b l e m p r o g r a m m zu e n t w e r f e n , 1 3 2 und wieder s e h e n wir seine Fähigkeit am Werk, B e z i e h u n g e n zwischen E n t l e g e n s t e m zu stiften. Kein Detail der realen G e s c h e h n i s s e ist zu gering, als daß es sich nicht zu emblematischer Ausdeutung v e r w e n d e n ließe. Philipp v o n A n j o u nennt sich als Prätendent Philipp V. v o n Spanien, Erzherzog Karl (der spätere Kaiser) Karl III. von Spanien: 25. Manus in nubibus expungit numerum Quintum, et huius loci scribit numerum Tertium. Lem. Tertius gaudet. Eine Hand aus den Wolken löschet die Zahl V aus und setzet: III davor: Das Drey gilt mehr/ das Fünf gehlt [!] leer.
129
Zu den Mysterien, "Darstellungen der fünfzehn Geheimnisse der Freude, der Leiden und der Glorie im Leben des Heilandes, welche an den letzten drei Samstagen der Fastenzeit veranstaltet" (S. 22) und z.T. von Abraham emblematisch ausgestaltet wurden, vgl. Wolfsgruber, Geschichte der Loretokapelle (1886), S. 22ff.
130
"Nunc occupatus sum pariter in componendis diversis emblematibus pro ingressu sponsae serenissimae." (24.2.1699); A. schreibt über Entwürfe im Neujahrsbrief an Anselm Angerer (Bertsche, Abraham (21922), S. 136; zu Angerer vgl. unten Abschnitt 4.1.4.1). Die Embleme sind publiziert in Werke 3, S. 378ff.
131
Agapitus a S. Maximiliano, Vrsprung (ÖNB, Cod. 12.473), Karajan, Abraham (1867), S. 307f.
132
zur Feier im August 1691: Bertsche, Abraham (21922), S. 116f.; Karajan, Abraham (1867), S. 289 (Konkurrenz mit Landstraßer-Augustinern); Sinnbilder auf den Sieg von Slankamen: Agapitus a S. Maximiliano, Vrsprung (ÖNB, Cod. 12.473), Bl. 278v (Beschreibung durch den Prior); Kat. Abraham (1982), S. 114; Bertsche, Abraham (21922), S. 118. - Vgl. den in der Jesuitenschule anläBlich der Fronleichnamsprozessionen entwickelten "literarischen Typus der 'Affbdo'", die "Plakatierung von ausgewählten Gedichten, mit 'picturae' versehenen Emblemata und Aenigmata, die in der Aula, auf den Straßen oder in den Kirchen, auf Transparenten oder an Prozessionswagen angeheftet oder ausgehängt wurden" (Hess, Spectator - Lector - Actor (1976), S. 55), offenkundig eine Vorform der Wiener Entwicklung.
72
Kap. 2: Wirkungskreis 12. Solarium, cuius gnomon demonstra! numerum tertium sole mediante. Lem. Nil sine tuo lumine. Eine Sonnen-Uhr, wo die Sonn in die Höche, der Schatten aber auf III stehet. Dieser Sonnen-Blick/ bringet mir das Glück.133
Wo aktuelle Ausdeutungsmöglichkeiten fehlen, springt eine tradierte Bildlichkeit ein, mit der die Festemblematiker konventionelle Deutmuster herrscherlicher Apotheose aufrufen und abwandeln. Bestimmte Bildbereiche eignen sich mit geringfügiger Adaptierung zu immer neuer Verwendung, etwa die Emblemata der Sonnenblume, des Staatsschiffes oder die zahlreichen Blumen-, Baumund Wachstumsvorstellungen, manche können unverändert für neue Anlässe verwendet werden. Als am 29.10.1700 die Geburt des Kronprinzen Leopold Joseph durch die Beleuchtung Wiens gefeiert werden soll, die Zeit aber nicht ausreicht, für alle 45 Fenster neue Laternen machen zu lassen, hat Abraham "22 alte noch vorhandene Emblemata, so für die Königl. Hochzeit gebraucht worden [...] genommen und noch darzu 23 neue auf den erst geborenen Prinzen alludierende [...] Emblemen malen lassen".134 In diesem Verwendungszusammenhang begegnen wir wieder Abrahams Efeu-Emblem aus dem Astriacus Austriacus von 1673 (vgl. unten Abschnitt 3.3.3). Jedes weiteren Bezuges entkleidet, lautet das letzte Emblem aus der Serie zur Hochzeit des Kronprinzen und Königs Joseph (1700): Ein schönes Hauß oder Pallast, an welchem die Weinreben aufwaxen cum Lemmate: Uxor tua sicut vitis abundans.135
Der Funktion dieser Emblematik entsprechend, stellt sie keinen allzu hohen Anspruch an die literarische Bildung des Petrachters, sie steht vielmehr im Zusammenhang mit der Gesamtdekoration der von etwa 2000 Emblemen gezierten festlichen Stadt. Hier wird verständlich, wie sich eine des Lateinischen oder gar des Lesens unkundige Bevölkerung emblematisches Wissen aneignen konnte, auch wenn ihr die Vielfalt der Sinnbezüge verborgen blieb. In der angewandten Emblematik fehlt die subscriptio, mit deren Hilfe sich komplexeste Verschlüsselungen errichten und erklären ließen. In der Predigt substituiert die Rede des Predigers die Präsenz der bildlichen Darstellung, in der Festemblematik der Wiener Staatsfeierlichkeiten ersetzt der aktuelle Festbezug die Notwendigkeit der Ausdeutung. Die Embleme eines Programmes schließen sich in Summe zu einem concettistischen Zeitkommentar zusammen, der die politischen Geschehnisse legitimiert und die profanhistorischen Ereignisse als heilsgeschichtliche Zeichen lesbar macht. Das Verfahren des arguten Witzes bleibt in recht simpler Form erhalten (ein Lemma zum Türkensieg lautet über einem Bild, das feindliche Soldaten bei Tisch zeigt: "Prius Cave, nunc Caf-
133
Sinn-Bilder (1706), Nr. 25 und 12, Bertsche, Embleme (1940), S. 150ff.
134
Agapitus a S. Maximiliano, Vrsprung (ÖNB, Cod. 12.473), zit. Bertsche, Abraham (21922), S. 139.
135
Werke 3, S. 381, Nr. 45.
2.2 Der Stadtseelsorger
73
fee"). Die Emblemreihen bieten Ordnungsmuster der Wirklichkeit, sie kommentieren das Geschehen und produzieren Meinung. Darin berühren sich Predigt und Festemblematik, religiöse und staatliche Funktion. Der Impetus ist jenem der Predigt durchaus vergleichbar. Der Prediger und Emblematiker ist es, "der aktuelles Geschehen und aktuelle Parolen im Lichte des Glaubens entziffert, der den Informationen der 'Welt' die Informationen des Glaubens entgegenstellt". 136 Im Deutungsangebot erschöpft sich die Funktion der Festemblematik jedoch nicht. Aussteller wie Zuschauer tauschen mehr aus als bloßes ästhetisches Vergnügen. Die emblematische Schaustellung definiert die Loyalität zur gemeinsamen Sache und zum fürstlichen Haus. Indem die Ingeniosität von Erfindung und Durchführung im Zentrum des Publikumsinteresses steht, werden die Emblemprogramme zu Symbolen des Prestiges. Klöster, Ordenshäuser und Adelspaläste treten in jenen Wettbewerb um die Gunst des Herrschers, der die höfische Gesellschaft kennzeichnet. Die "Wienerischen Beleuchtungen" machten die gesamte Stadt zum Bühnenraum der Darstellung fürstlicher Tugend und göttlicher Legitimation. Die Schaustellung der repräsentativen Öffentlichkeit (J. Habermas) bedarf des Zuschauers, und das Volk nahm an Wiens Beleuchtungen auf intensive Weise teil. Das Kirchenprotokoll von St. Augustin vermerkt jeweils, Abrahams Embleme hätten "etlich tausend Persohn herzuegelockt, die dise gesehen, gelobt vnd abgeschriben" oder sie hätten "denen leuthen ein sattsameß wohlgefahlen gegeben". 137 Als Broschüren oder förmliche Reihenwerke werden die repräsentativen Publikationen der Beleuchtungen und Embleme zu festen Druckereiartikeln. Damit ist der Funktionsrahmen abgesteckt, in dem Abrahams emblematische Erfindungen stehen. Die Stadt veranstaltet ein Fest, das alle Teilnehmer einbezieht. Wie im Barocktheater bedingen Publikum und Akteure einander. Das Ganze ist der Vollzug eines Festverlaufs, in der die Untertanengesellschaft ihre auf den Herrscher gerichtete Identität findet. 2.2.2 Die Kongregationen und ihr Schrifttum 2.2.2.1 Religiöse Vereinigungen und Bruderschaften Die festliche Illuminierung der Stadt war eine Zurschaustellung der Kirche, des Adels und der Besitzer von Häusern und Wohnungen, die das Volk in die Rolle des Zusehers verwies. In Ergänzung dazu boten neu eingeführte Feste und das 136
Welzig, Katalog (1984/87), Vorwort (1984), S. 22.
137
Agapitus a S. Maximiliano, Vrsprung (ÖNB, Cod. 12.473), Bl. 278v, zit. nach Bertsche, Abraham (21922), S. 318; Sinn-Bilder (1706), zit. ebda S. 291. - Vgl. Passer, Tagebuch, 24^74.6.1682, S. 344 über die Feiern zum Geburtstag des Prinzen Leopold: "Die strassen Vnd Gassen dicht voller Leuth, die aller Orthen herumbgingen vnd sahen wie die Häußer vnd mit wie viel Lichtern gezieret waren."
74
Kap. 2: Wirkungskreis
Aufgreifen aller sich bietenden Anlässe die Gelegenheit zu aktiver Teilnahme an festlichem Geschehen. "Das Festzeremoniell überließ dem einzelnen Bürger und der ihn umgebenden männlichen Verwandtschaft kaum noch Freiräume zur Selbstdarstellung. Alle Pracht des Festes erscheint ritualisiert, eingezwängt in kollektive Formen." 138 Der Vollzug weitet sich aus, braucht immer mehr Teilnehmer, macht aus Zuschauern Akteure. Auch die religiösen Identifikationsangebote der Kirche vergrößerten sich ständig. Das geschah durch die Vermehrung der religiösen Sozietäten und durch Differenzierung ihrer Binnenfunktionen. Die Ausdrucksmöglichkeiten verfeinerten sich zunehmend, mit denen jedermann am kirchlichen Leben teilhaben konnte. Die ältere Kirchengeschichtsschreibung hat diesen Differenzierungsvorgang als barocke Volksfrömmigkeit 139 gebucht und damit im Bewußtsein der Forschung die Vorstellung eines von unten gewachsenen religiösen Bedürfnisses bewirkt, das sich in bestimmten Kultformen und Gruppenbildungen Ausdruck verschafft und abgesunkenes Kulturgut aus der Oberschicht aufgenommen hätte. Mittlerweile beginnt sich für die frühe Neuzeit ein Bild der von den oberen Gesellschaftsschichten implantierten christlichen Kultur abzuzeichnen, das als Christianisierungsvorgang (J. Delumeau), als Konflikt zwischen hegemonialer Patrizierkultur und plebeischer Kultur (Ε. P. Thompson), als Diffusionsprozeß (W. Brückner), als Reform der Volkskultur (P. Burke) und als deren Verdrängung durch die Kultur der Elite (R. Muchembled) aufgefaßt werden konnte, was jeweils auf spezifischen Verlaufsmodellen der Ablösung älterer Unterschichtkulturen beruht. 1 4 0 "Weit fruchtbarer", aber auch methodisch problematischer als die schroffe Gegenüberstellung der beiden Kulturen "ist gewiß die von Bachtin formulierte Hypothese über den wechselseitigen Einfluß zwischen der Kultur der Unterschichten und der herrschenden Kultur".141 Die Situation in Wien wurde nach den zusammen138
von Müller, Die Festa S. Giovanni in Florenz (1988), S. 158.
139
Zur terminologischen und methodologischen Klärung des Begriffes und seiner Nachbarbegriffe "Volksreligion", "Volksglauben", "Volksaberglauben", "Laienreligiosität", "Volksreligiosität" und "Massenreligiosität" vgl. die Referate in Brückner/Korff/Scharfe, Volksfrömmigkeitsforschung (1986), sowie in Schieder, Volksreligiosität (1986) und Ehalt, Volksfrömmigkeit (1989); zum Problemkreis der Volkskulturforschung den weit ausgreifenden Forschungsbericht von Schindler, Spuren in die Geschichte der 'anderen' Zivilisation (1984). Das Referat von R. Pichl (Überlegungen zu den Begriffen "Volk" und "volkstümlich", 198S) greift dagegen auf einen in sozialgeschichtlicher Forschung überwundenen Volksbegriff mit einer theologischen Vorbedeutung zurück, "die man nicht einfach ignorieren kann" (Schieder, Einleitung (1986), S. 9).
140
Schindler, Spuren in die Geschichte der 'anderen' Zivilisation (1984), S. 48ff.
141
Ginzburg, Der Käse und die Würmer (1983), S. 13. Ginzburg gibt zu bedenken: "Aber wenn man die Modi und die Dynamik dieses Einflusses genauer analysieren will [...], muß man das Problem in Angriff nehmen, daß die Quellen im Fall der Volkskultur, wie gesagt, fast immer indirekt sind. Inwieweit sind die etwaigen Elemente der herrschenden Kultur, die in der Volkskultur nachweisbar sind, Ergebnis einer mehr oder weniger absichtlichen Akkulturation oder eines mehr oder weniger spontanen Zusammentreffens beider - oder: sind sie nicht vielmehr das Ergebnis einer unbewußten Verformung der Quelle mit der offensichtlichen Tendenz, das Unbekannte auf das Bekannte und Gewohnte zurückzuführen?" (S. 13f.) - Zur Auseinandersetzung mit Bachtin vgl. Dietz-Rüdiger Moser, Lachkultur des Mittelalters? (1990), zusammenfassend zu Mosers eigenen Thesen und ihren Gegnern ders., Volkskunde als Wissenschaft? (1989).
2.2 Der Stadtseelsorger
75
fassenden Darstellungen Ernst T o m e k s 1 4 2 vor allem durch die n e u e r e Josephinismusforschung und durch kunsthistorische Studien 1 4 3 erhellt. Für das L e o p o l dinische Zeitalter fehlen mit wenigen Ausnahmen entsprechende Analysen, wie d e n n überhaupt, wohl w e g e n der Komplexität ihrer sozialen Voraussetzungen und der deplorablen Quellenlage, "Untersuchungen zur Großstadtfrömmigkeit relativ rar sind". 144 D i e religiösen Bruderschaften z e i g e n diesen Vorgang paradigmatisch. "Dem Bedeutungsschwund i m kirchlichen R a u m steht das z u n e h m e n d e Interesse der Forschung in der Kirchengeschichte, Volkskunde und Sozial- und Wirtschaftsgeschichte gegenüber", 1 4 5 das den gesellschaftlichen und religiösen Funktionen der Bruderschaften gilt. Sie reichen ins Mittelalter zurück und erfahren in der G e genreformation eine ungemeine Belebung. D i e Reformbewegung übernahm alte F o r m e n der Sozietätsbildung, u m sie mit n e u e m Inhalt und n e u e r Tätigkeit zu füllen, u n d gliederte sie b e s t e h e n d e n Institutionen an: der Schule, der Zunft, d e m Katechismusunterricht, der Wallfahrt, der Fronleichnamsprozession. D i e Vermehrung der Kongregationen führte im 18. Jahrhundert zur Inflation, keine Abhandlung über die Bruderschaften vergißt den Hinweis auf gewaltige Zahlen. In der D i ö z e s e W i e n gab es 1771 mindestens 212, in Niederösterreich i m s e l b e n Jahr 688 Bruderschaften. 1 4 6 "Überregionale Massensodalitäten mit 50.000 oder gar 100.000 Sodalen" waren nicht ungewöhnlich, ebensowenig Mitgliedschaften in m e h r e r e n Vereinigungen auch an verschiedenen Orten. 1 4 7 Ablässe und kari-
142
Tomek, Das kirchliche Leben und die christliche Charitas (1914); ders., Kirchengeschichte Österreichs. Bd 2: Humanismus, Reformation und Gegenreformation (1949), insbes. der Abschnitt "Das religiöse Leben des Volkes", S. 637-651; Bd 3: Das Zeitalter der Aufklärung und des Absolutismus (1959), insbes. Kap. 1: "Blütezeit des kirchlichen Lebens".
143
Gottschall, Dokumente zum Wandel im religiösen Leben Wiens (1979; eine Kurzfassung seiner Dissertation aus dem Jahr 1974) sowie die Arbeiten von P. Barton, Ignatius Aurelius Feßler (1969) und ders., Jesuiten, Jansenisten, Josephiner (1978), hier insbes. den Abschnitt "Zum Barockkatholizismus", S. 62ff. mit Seitenhieben gegen die ältere katholische Forschung; zur Kunstgeschichte maßgeblich Matsche, Die Kunst im Dienst der Staatsidee (1981); Kapner, Barocker Heiligenkult in Wien (1978), zuletzt ders., Auswirkungen der religiösen und künstlerischen Bemühungen der Barockzeit auf die Volksfrömmigkeit in Wien (1989). - Neben diesen wegweisenden Studien widmen sich zahlreiche kleinere Arbeiten Einzelaspekten.
144
Korff, Frömmigkeits- und Symbolforschung (1986), S. 52. - Für die Erforschung der österreichischen Barockfrömmigkeit bezeichnend scheint die Tatsache, daß die maßgebliche Arbeit Anna Coreths, die im Untertitel von der "österreichischen Frömmigkeit im Barock" spricht (Coreth, Pietas Austriaca, 21982), und in ihrer Nachfolge Matsche, Die Kunst im Dienst der Staatsidee (1981), ganz auf die dynastische Frömmigkeit konzentriert bleibt. - Zur populären Kultur in den Städten und in der Welt der Handwerker Burke, Helden, Schurken und Narren (1981), S. 48ff.
145
Remling, Bruderschaften als Forschungsgegenstand (1980), S. 89, zu den Forschungsproblemen S. 103ff.; vgl. ferner die anderen Vorträge der Sektion Volkskunde auf dem Salzburger Kongreß der Görres-Gesellschaft 1979 im Jahrbuch für Volkskunde N.F. 3 (1980) sowie Kopiec, Bruderschaften als Ausdruck barocker Frömmigkeit (1986).
146
von Bauer, Bruderschaftswesen in Niederösterreich (1885), S. 206; Barton, Jesuiten, Jansenisten, Josephiner (1978), S. 85ff.; für Wien maßgeblich Gottschall, Dokumente zum Wandel im religiösen Leben Wiens (1979).
147
Mann, Die barocken Totenbruderschaften (1976), S. 133 und S. 139.
76
Kap. 2: Wirkungskreis
tative Tätigkeiten machten die Bruderschaften zu einem religiös wie sozial nicht unbedeutenden Faktor. Innerhalb der Gemeinschaften setzt sich eine soziale und hierarchische Differenzierung fort, die den in gleicher Kleidung und gleicher Devotion ausgedrückten egalitären Tendenzen entgegensteht. Die ständische Aufgliederung der Gesellschaft macht vor den Kongregationen nicht halt, als ihre Offiziale "fungierten nur angesehene Leute der Umgebung", 148 und als bei der Wallfahrt der Gottesleichnamsbruderschaft nach Mariazell "zu viel armes Volk [...] teilnahm und die besseren Stände sich dadurch abgestoßen fühlten, wurde eine eigene Wallfahrt 'mit Herren' durchgeführt." 149 Der Mitarbeit der Bürger in der Bruderschaft erwuchs ein weiter Spielraum. Man veranstaltete abendliche Beleuchtungen, 150 Frauen durften die verehrten Statuen mit eigenen, wechselnden Gewändern bekleiden, Männer konnten ein Amt in der Bruderschaft anstreben, worin sich auch die Zuteilung der Geschlechterrollen mühelos fortsetzte. Die funktionale Differenzierung läßt sich an der Geschwindigkeit ablesen, mit der die Wiener Landsmannschaften aus losen Vereinigungen zu organisierten Gebilden werden, in denen ein geistlicher Spiritual, ein Titularpräses, ein Vice-Präses, ein Sekretär, ein Kassier und ein Prokurator den Vereinsbetrieb organisieren.151 Das öffentliche Auftreten der Konfraternitäten beim Titularfest und anderen kirchlichen Hochfesten gehorcht den Regeln der repräsentativen Öffentlichkeit, es wird durch eigene Kleidung, Symbole, Fahnen, Laternen etc. festlich gestaltet und fügt sich in ein Zeremoniell, das beim Hauptfest jeweils in einer Eucharistiefeier seinen Höhepunkt findet. Alle Formen der Konkurrenz und des Wettbewerbs treten auf, wie sie im Abschnitt über die Prestigekämpfe der kirchlichen Institutionen beschrieben wurden: der Wettstreit um den besten Prediger, um die höchsten Fahnenstangen, um die meisten Kerzen, um den schönsten Kirchenschmuck, um die eindrucksvollste musikalische Ausgestaltung. 152 Wesentlich erscheint mir, daß dabei kein höftscher Bezugspunkt mehr auszumachen ist, weil die Gunst des Monarchen bis zu den Bruderschaften nicht herabreicht, sondern Reputationskämpfe ausgetragen werden, die mit der Identität der Beteiligten zusammenhängen. Im Falle wetteifernder Bünde und Gemeinden haben wir
148
Schimböck, Worath (1977), S. 48 über die Bruderschaft in Schlägl; vgl. Stipperger, Bruderschaften (1980), S. 60fT. 75,83 und passim.
149
Loidl, Geschichte der Erzdiözese Wien (1983), S. 109.
150
Kapner, Barocker Heiligenkult in Wien (1978), S. 97.
151
Wolfsgruber, Hofkirche (1888), S. 133 zu den Funktionen in der Steirischen Nation bei St. Augustin im Jahre 1747. - Zu den differenzierten Organisationsformen der Bruderschaften vgl. Gottschall, Dokumente zum Wandel im religiösen Leben Wiens (1979), passim.
152
vgl. Abrahams Wallfahrtsbeschreibung im Gack Gack Gack a Ga (1685), abgedruckt in Pörnbacher, Literatur des Barock, S. 1071: "Dann in diser Gegend ist bereits eine schon veste Gewohnheit, daß gleichsam ein Pfarrer dem andern in der Höhe der Fahnen-Stangen es will bevorthun."
2.2 Der Stadtseelsorger
77
mit der "bürgerlichen" Standesehre zu tun, die auf mittelalterliche Ehrbegriffe des Handwerks zurückgeht. Die gegenreformatorische Seelsorge machte sich alte zünftische Organisationsformen und Symbole zu eigen, um die altständischen Formen allgemach in den Einflußbereich der Kirche überzuführen. 1 5 3 Realiter ersetzen die von der Neuorganisation des absolutistischen Staates und damit vom Hofe her definierten Funktionen die altständische Ehre, 154 während die "neuen" volkstümlichen religiösen Organisationsformen die Strukturen zünftischer Verbände übernehmen und deren Funktionsverlust kompensieren. Die "vielen, das soziale und kulturelle Leben begleitenden Rituale", die im "Zentrum der Volksreligiosität standen",155 werden kirchlich geprägt. Das heißt aber nichts anderes, als daß in den kirchlichen Anlässen und Gemeinschaften Identitäten angeboten und aufgegriffen werden, die in öffentliches Verhalten einüben und darin ein Moment sozialer Disziplinierung verwirklichen. 156 "Innerstädtische Konfliktregelung und Identitätssicherung in den vorgegebenen politischen Körperschaften verbanden sich auf diese Weise mit den Interessen der Bürger, die eigenen in Bruderschaften und Nachbarschaftsverbänden gepflegten Kulturformen auch im Fest vorzustellen."157 Die kirchlichen Identifikationsangebote und rituellen Vollzüge stellen ein Hauptmoment des Zivilisationsprozesses der Mittel- und Unterschichten dar. Im Gegensatz zum Protestantismus, der die Verinnerlichung ethischer und sozialer Normen befördert und im gleichzeitig mit dem Ausbau der katholischen Festkultur einsetzenden Pietismus neu belebt hat, setzte der Barockkatholizismus auf die Einbindung der Gläubigen in religiöse Handlungsmuster, die in der Aufklärung als Äußerlichkeiten gebrandmarkt und abgeschafft wurden. 1 5 8 Die Handlungen mußten vollzogen werden, um Heilswirkung zu erzielen. Performativität kennzeichnet diese Frömmigkeitsform. 159 Ihr Ziel war die allmähliche Überführung der angebotenen "Außenhalte" 160 in eine internalisierte Form der Selbstkontrolle. 2.2.2.2 Kongregationsschrifttum Die Feste und Feiern der Bruderschaften waren auf Verschriftlichung und literarische Beiträge in geringerem Maße angewiesen als die Institutionen der 153
Gelingt die Übernahme der alten Strukturen nicht, treten neue Sozietätsformen an ihre Stelle. Als das Bemühen des späteren Schlierbacher Abtes Nivardus Dürrer scheitert, im Markt Kirchdorf "die Zeche geistlich fruchtbar zu machen", gründet er eine Bruderschaft zur Verehrung der hl. Barbara. Rauscher, Innerkirchliche Arbeit (1948), S. 214, Anm. 881.
154
"Sozial war seit dem Absolutismus die Reputation weniger mit der traditionellen ständischen Ordnung als vielmehr mit der durch die staatliche Funktionalisierung der Untertanen veränderten Hierarchie der Ränge und Ämter verbunden." Zunkel, Art. "Ehre, Reputation", S. 20.
155
van Dülmen, Volksfrömmigkeit (1986), S. 19.
156
Hahn, Differenzierung, Zivilisationsprozeß, Religion (1986), S. 226ff.
157
von Müller, Die Festa S. Giovanni in Florenz (1988), S. 159.
158
vgl. van Horn Melton, Von Versinnlichung zur Verinnerlichung (1985), S. 919f.; Gottschall, Dokumente zum Wandel im religiösen Leben Wiens (1979), passim.
159
vgl. Bubner, Ästhetisierung der Lebenswelt (1989), S. 653f.
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Amtskirche, dennoch bildete das Bruderschaftsschrifttum einen stehenden Typus geistlicher Gebrauchsliteratur, dessen Umfang und Entwicklung noch weitgehend im Dunkeln liegt. Es umfaßt lateinische Xenien und deutsche Predigten, Andachtsbücher und emblematische Festbeschreibungen, Totentänze und Universitätsschrifttum, 161 steht also sowohl im Dienste der "Virtuosenreligiosität" wie der "Massenreligiosität" (Max Weber): 162 Die weitaus größte Gattung der umfangreichen literarischen Veröffentlichungen der barocken Konfraternitäten, zu denen außer großen Bruderschaftspredigten Einladungen zu Sodalitätsfesten, Verzeichnisse der im abgelaufenen Jahr verstorbenen Mitglieder, Bruderschaftsgebetbücher und Memento-mori- bzw. Totentanz-Schriften zählten, stellten die Bruderschaftsbücher dar, in welchen Konfraternitätssatzungen, Gnadenschatz und Andachtsübungen, bei kleineren, meist örtlichen Bruderschaften auch das Mitgliederverzeichnis abgedruckt waren.163
Die bedeutenderen überregionalen Bruderschaften fanden im Bruderschaftsbuch und in der gedruckten Festpredigt geradezu das einzige verbindungsstiftende Medium, das den Zusammenhang der Mitglieder und die Identität der Fraternität gewährleistete. Eine gewisse soziale Differenzierung macht sich beim Schritt zur Schriftlichkeit nicht bloß durch den Grenzstrich bemerkbar, den die Lesefähigkeit zwischen den Lesern der Festpredigt und ihren Hörern zog, sondern auch bei der Verteilungspolitik der gedruckten Predigt, die integrativen, aber auch repräsentativen Zwecken gehorchte. Die Barbarabruderschaft im Markt Kirchdorf in Oberösterreich pflegte die am Titularfest gehaltene Festpredigt "mit schwartzen Buchstaben/ wie gewöhnlich/ gedruckter denen Clöstern/ und abwesenden anderen vornehmen Consodalen zu communicieren/ und zuzuschicken".164 Die Predigt wird "allen defacto Abwesenden/ sowohl als Nachkommenden/ zu einer ewigen Gedächtnus und Aufferbauung" 165 in Druck gelegt. Aus dem Jahr 1766 hat sich eine Rechnung über den Druck, das Binden und den Versand von 600 Exemplaren einer Heiligenpredigt an die Kongregationsmitglieder erhalten. 166 Kirchliche Würdenträger und abwesende vornehme Sodalen sind das Lesepublikum der gedruckten Kongregationspredigt.
160
Hahn, Differenzierung, Zivilisationsprozeß, Religion (1986), S. 228.
161
vgl. Brückner, Literaturangebot (1984), S. 129ff. zu den Xenien.
162
Schieder, Einleitung (1986), S. 10f.; zusammenfassend zu Webers Konzeption Hahn, Differenzierung, Zivilisationsprozeß, Religion (1986), S. 220f.
163
Mann, Die barocken Totenbruderschaften (1976), 132f.
164
Dürrer, Cygnus cantando moriens (1710), Bl. B3V. - Die Kirchdorfer Bruderschaftspredigten sind in großer Zahl erhalten. Vgl. Welzig, Lobrede (1989), passim.
165
Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen (1676), zit. Welzig, Katalog (1984/87), Bd 1, Nr. 56/6. Die Frage der Reichweite dieser Predigten ist unerforscht. Nach dem Vorbild der Bruderschaften ist anzunehmen, daß auch die einfachen Landsleute die gedruckte Predigt erhielten. Die erhaltenen, äußerst raren Drucke stammen zumeist aus klösterlichem Besitz, ein Beleg für den Besitz durch einfache Mitglieder konnte noch nicht erhoben werden.
166
Rauscher, Innerkirchliche Arbeit (1948), S. 216, Anm. 901 über die rege Tätigkeit der Barbarabruderschaft zu Kirchdorf.
2.2 Der Stadtseelsorger
79
Abrahams literarische Tätigkeit wurzelt besonders nach seiner Rückkehr aus Graz im Kongregations- und Bruderschaftswesen des Wiener Barockkatholizismus. 167 Die Schwerpunkte seines Predigtamtes verteilen sich auf sonntägliche und festtägliche Predigten in der Augustinerkirche, auf auswärtige Festpredigten und auf Predigten im Festkreis der Karwoche und des Allerheiligenfestes, das die Totenbruderschaft versammelte. In den Jahren vor Abrahams Grazer Aufenthalt, die zumindest der Überlieferungslage nach 168 eifriger Kanzeltätigkeit gehörten, spielen Kongregationen und Sozietäten eine untergeordnete Rolle, die Schriften um das Pestjahr und besonders das Lösch Wienn adressieren ganz allgemein die Stadt Wien. Nach Rückkunft aus Graz mehren sich die Predigten vor Körperschaften, Abraham steht als Prior der Totenbruderschaft und anderen Vereinigungen in geistlicher Hinsicht vor, und aus diesen Ämtern und den entsprechenden Predigten entstehen für das dabei versammelte Publikum Schriften aus dem Formenkreis des Kongregationsschrifttums. Nach den verschiedenen frühen "Tractätl", die ihre Herkunft aus bruderschaftlicher Frömmigkeitsübung unter Gattungsmischungen verbergen, stellt die in Abrahams Todesjahr gedruckte Kurtze Lebens-Beschreibung deβ Heil, und Wunderthätigen Bischoffs Ulrich die reine Form eines Kongregationsbüchleins dar, das für die Schwäbische Nation eine anspruchslose Vita, ein Lied, ein Gebet und eine Mitgliederliste zusammenfügt. 169 Die Wallfahrtspredigt verschwindet aus Abrahams Repertoire, neben den zufälligen Zuhörerschaften von Dankfest und Siegesfeier betreut er abgegrenzte Pfarr- und Festgemeinden. Die Texte passen sich in Thema und Stil den neuen Gegebenheiten an. Abraham entwickelt seelsorgerische literarische Typen für das bruderschaftlich organisierte Stadtpublikum. Auf den Prozeß der Durchsetzung literarischer Formen übertragen, bedeutet die geänderte Ausrichtung des kaiserlichen Predigers eine Ausweitung des Geltungsbereiches schriftlicher Formen gegenüber oralen und rituellen Vollzügen, einen wichtigen Abschnitt im Prozeß der Literalität.170 Zu Gottesdienst und Predigt tritt die Lektüre, auch die Objektfunktion 171 gedruckter Dokumentation speziell in Verbindung mit dem Bild. Die nicht selten geäußerte Ansicht, nicht "das gedruckte Wort, sondern das veräußerlichte, veranschaulichte Symbol" sei "der wichtigste 167
Tomek, Das kirchliche Leben und die christliche Charitas (1914), Abschnitt II/l, S. 299-312; ders., Kirchengeschichte, Bd 2 (1949), S. 639ff.; Barton, Jesuiten, Jansenisten, Josephiner (1978), S. 85ff.
168
vgl. Bertsche, Die Predigten Abraham a Sancta Claras in zeitlicher Reihenfolge (1940). In der zweiten Wiener Periode geht die Durchschnittszahl von Predigten pro Jahr mit Ausnahme des Jahres 1697 ("Predigtreise" nach Oberösterreich) zurück. - Ein stehender Topos des Anweisungsschrifttums besagt, daß das genaue Niederschreiben der Predigt zu den Pflichten des angehenden und jungen Predigers gehöre, während sich der erfahrene Kanzelredner oft mit Dispositionen begnügen könne, zu denen ihm die Erfahrung auf der Kanzel die Worte gebe.
169
Der Text von Lebensbeschreibung, Lied und Gebet in Werke 2, S. 426-436.
170
Glück, Schrift und Schriftlichkeit (1987), S. 182ff.
171
vgl. ebda S. 188f.
80
Kap. 2: Wirkungskreis
Vermittler der Christenlehre" gewesen,172 muß für den Ausgang des 17. Jahrhunderts im Hinblick auf die städtischen Schichten Wiens modifiziert werden. Literarische Formen spielen im Vorgang der obrigkeitlich geförderten Integration breiter Schichten ins religiöse Leben eine bedeutsame Rolle, indem sie die Symbolkraft der Schriftlichkeit in Gebiete tragen, die vordem der Oralität angehörten. 173 Während in protestantischen Territorien Gelegenheitsdichtung und Leichenpredigt zwischen gelehrter Welt und bürgerlichem Selbstwertgefühl, zwischen Schriftkultur und Mündlichkeit vermitteln, kommt im barocken Wien nach 1700 der gedruckten Heiligenpredigt diese Funktion zu (vgl. Abschnitt 4.1.3.3). Sie ist in den Jahrzehnten bis zum Josephinismus so sehr zum Kennzeichen der Wiener Beredsamkeit geworden, daß sie gegenüber dem Ausland als Inbegriff geistlicher literarischer Produktivität schlechthin gilt. Ignaz Würz schreibt in seiner aufklärerischen Homiletik des Jahres 1772: [...] viele Prediger unter uns sind verunglücket, so sehr sie auch einige Unverständige, die an der Schale kleben bleiben, bewundert haben, und noch bewundern: man muß sich daher selbst sehr strenge beurtheilen, oder von strengen kritischen Freunden beurtheilen lassen, und alles, was die Probe nicht hält, wegstreichen. Es gilt diese Erinnerung besonders für Wien, wo jährlich eine gewisse Zahl der Lobreden gedruckt, und auch in auswärtige Länder verschickt werden, durch welche wenn sie nicht gut sind, man den Fremden entweder einen Übeln Begriff von unserer Beredsamkeit beybringt, oder sie, wenn der Verfasser einen Namen hat, auf Irrwege verführet.174
2.2.3 Lobrede und Nationspredigt Die gedruckte Lobrede bezeugt nach dem Wort von Wurz den Stand der Beredsamkeit gegenüber der kritischen Öffentlichkeit des Auslandes, sie hat sich gegenüber dem auf der katholischen Barockpredigt lastenden negativen Urteil der Aufklärung zu bewähren und zielt auf den verständigen Leser, der sich mit der äußeren Schale des Redeschmucks nicht mehr begnügt. Was er kritisiert, ist in seinen Tagen noch lebendige Tradition: Die Lust der "Unverständigen" an der barocken Bildersprache, die Praxis des kirchlichen Festes mit der anschließenden Drucklegung und Versendung einer prächtigen Heiligenpredigt, die Selbstdarstellung sozialer Gruppierungen unter dem Schirm und in den Formen des katholischen Reichskultes. In einer abgrenzbaren Epoche zwischen dem Beginn des 18. Jahrhunderts und den Kirchenreformen des Josephinismus übernimmt die gedruckte Festpredigt literarische und propagandistische Funktionen in der kulturellen Selbstdarstellung der barocken Donaumonarchie. 172
van Horn Melton, Von Versinnlichung zur Verinnerlichung (1985), S. 920.
173
Glück, Schrift und Schriftlichkeit (1987), S. 187: "Man kann also sehr wohl avancierte theologische, juristische oder philologische Gelehrsamkeit am einen Ende der Skala mit dumpfem Glauben an Schriftzauber und -magie am anderen Ende verbinden. Solche Gesichtspunkte sind in der bisherigen Forschung über Schriftlichkeitsprozesse nicht mit der gebührenden Aufmerksamkeit behandelt worden."
174
Wurz, Anleitung zur geistlichen Beredsamkeit (1770/72), Bd 2, XV. Hauptstück: Von den Lobreden (§§ 517ff.; S. 598ft), S. 617f.
2.2 Der Stadtseelsorger
81
"Man nennt die Lobreden", so beginnt Würz den entsprechenden Abschnitt seiner Homiletik, "das Meisterstück der Beredsamkeit; und diese Benennung ist besonders in der geistlichen sehr wahr. Es ist in der Ausarbeitung das beschwerlichste Stück, das man auf unsere Kanzeln bringt." 175 Die Heiligenpredigt versucht im Lob des Heiligen den Lobpreis Gottes mit der Bekämpfung des Lasters und dem Preis der Tugend zu verbinden. Sie stellt das Verhalten, das vor Gott rechtfertigt, beispielhaft vor Augen. Die Barockpredigt treibt den Abstand zwischen diesseitiger Bewährung und jenseitiger Glorie zum Extrem, und wie der Held des barocken Dramas erscheint der Heilige in höchster Verklärung oder im abscheulichsten Martyrium. Der sündige Zuhörer kann sich zwar nicht im unerreichbaren Vorbild, aber in dessen Lebensumständen wiedererkennen und darin im Glauben und Tun bestärkt werden. Für den Festprediger liegt daher nahe, die Taten des Heiligen durch Betonung der äußerlichen Gemeinsamkeiten zur Ermunterung der Zuhörerschaft einzusetzen und im Heiligen die von ihm vertretene Provinz, Berufsgruppe oder Tätigkeit zu loben. So kann die Bruderschafts- und Nationspredigt zur repräsentativen Darstellung einer Gruppe werden, die im Heiligenkult sich selbst feiert und im Kanzelwort preisen läßt. 2.2.3.1 Abrahams erste Wenzelspredigt (1703) Das kontrastive Verfahren von Sündigkeit und Herrlichkeit wird in der ersten gedruckten Nationspredigt der Böhmen in Wien zum treibenden Moment, in der Wenzelspredigt des Augustinerprovinzials Abraham a S. Clara aus dem Jahre 1703.176 Obwohl "weder got noch [die] gottes Mueter die spiler leiden" kann (297), unterfängt sich der Prediger im vergleichsweise schlichten Exordium, einem Kennzeichen des Abrahamischen Altersstils, "frefentlich [...] zu spilen". Aber: "mein spil ist nichts anders als das widerspil" (297), der heilige Wenzel ein Gegenbild zum Verhalten der Welt. Die Disposition der Wenzelspredigt folgt gemäß dem Gattungsmuster einer Topik des Herrscher- und Heiligenlobs. Reihenbildungen führen zu der für Abraham charakteristischen Amplifikationsform. 177 Tugend und Laster, Heilsgeschichte und Bohémica geben die Vergleichspunkte, an denen Abraham das Widerspiel des heiligen Fürsten aufweist. Den Lastern der Jugend und des Hofes setzt Wenzel das Gegenteil seines Tugendlebens entgegen, die Darstellung der Tugend anderer Heiliger erfährt durch Wenzel ihre Überbietung, die Heils175
ebda S. 599. - Vgl. Senaults Bemerkung, daß "eine Lob-Red das Meister-Stuck der Wohlredenheit seye, und der Redner alle mahl seinen selbst eignen Lob-Spruch verfasse, so offt ihme, andern solchen zu machen, vonstatten gehet." Senault, Auserordentliche [...] Lob- und EhrenPredigen (1747), "Vorred Des Verfassers", zit. Welzig, Katalog (1984/87), Bd 1, Nr. 301/7.
176
Drey Buchstaben W.W.W. (1703); Welzig, Lobrede (1989), Nr. 54. - Ich zitiere mit Angabe der dortigen Seitenzahl nach der leichter zugänglichen handschriftlichen Fassung in Werke 2, Nr. 83, S. 297-306.
177
Welzig, Amplifikation (1989), interpretiert die Wenzelspredigt von 1707 Der Nahmhaffte Und Mannhaffte Held.
82
Kap. 2: Wirkungskreis
geschichte stellt per analogiam Beispiele für Wenzel bereit, und die Geschichte und Topographie Böhmens werden Allegorien seines heiligen Wirkens. Gegenteil, Überbietung, Analogie und Allegorese sind jene Operationen der Vergleichsbeziehung, die der maßgebliche jesuitische Theoretiker Jakob Masen als fontes argutiarum178 beschrieben und systematisiert hat: oppositio (Gegenüberstellung), alienatio ("Verfremdung", Sinnübertragung), comparatio (Vergleich) und lusus verborum (Wortspiel) bilden auch für Abraham die Grundlagen des manieristischen Verfahrens. Im spielerischen Concetto bringt Abraham die Gegensätze auf den Punkt: Jn dem hoff Wenceslai war kein brauier, sonder lauter breuier, Jn dem hoff Wenceslai war kein Ehrsucht, sonder lauter verEhrsucht, in dem hoff Wenceslai war kein tradieren, sonder lauter psallieren, Jn dem hoff Wenceslai war kein neiden, sonder lauter meiden, Jn dem hoff Wenceslai war kein Aue, Rabi, sonder lauter Aue Maria, Jn dem hoff Wenceslai war kein danz, sonder lauter RosenCranz, Jn dem hoff Wenceslai war kern Interesse, sonder lauter prodesse. (299)
Die Auffassung, im geistlichen deutschen Barockschrifttum habe im Gefolge der Augustinischen Rhetorik De doctrina Christiana gegenüber den weltlichen Gattungen der einfache Stil (sermo humilis)179 geherrscht, gilt für die volkssprachliche Literatur in der ersten Phase der Gegenreformation und für die geistlichen Gattungen des Protestantismus, sie gilt nicht für die hier beschriebene Textgattung in der Epoche größter habsburgischer Machtentfaltung. Der Text verläßt die lineare Anlage und schwillt an bestimmten Stellen unverhältnismäßig auf. Daß dies bei den Topoi der Hofkritik und des Almosengebens geschieht, ist ein Beleg für den Publikumsbezug. Tugenden und Laster sind standes- und publikumsspezifisch betont. Die spezifischen Formen des Heiligenlobs transportieren in Abrahams Predigten jeweils unterschiedliche, sozial differenzierte Botschaften. Vor eher adeliger Zuhörerschaft knüpft der Prediger am Selbstbild der Aristokratie an, vor gemischtem Publikum mit geringerem oberschichtlichen Anteil treten, wie in der Schwabenpredigt des Jahres 1698, 180 konsolatorische und kompensatorische Redestrategien in den Vordergrund. Gegenüber der frühen Anpassung des Redematerials an das Publikum der ersten und der zweiten Fassung des Astriacus Austriacus (1673) hat der Prediger sein Instrumentarium weiter verfeinert, es kommt ihm in der Betreuung heterogener sozialer Gruppierun-
178
Masen, Ars nova argutiarum (1649). - Zum Einfluß Masens auf Abraham vgl. Bachleitner, Form und Funktion der Verseinlagen (1985), S. 47f., passim.
179
vgl. Eybl, Gebrauchsfunktionen (1982), S. 177ff. für die noch im sermo humilis befangene Stilprogrammatik im 17. Jahrhundert. - Zur katholischen Entwicklung maßgeblich Fumaroli, L'Age de l'Éloquence (1980); Bauer, Jesuitische ars rhetorica (1986).
180
Schwäbische Heilige (1698), Werke 2, Nr. 74, S. 237-242; Druck: Patrocinium Auff Erden schlecht, im Himmel gerecht. Wien 1699 (Bertsche Nr 37, Dünnhaupt Nr. 34), sowie in den Sammelausgaben Kramer-Laclen 1 und Lauber-Hütt 1. - Während die Böhmen in der Spitze des habsburgischen Verwaltungsapparates zahlreich vertreten waren, blieben die Schwaben in ° Wien eine unbedeutende Minderheit. Vgl. Mais, Die Tschechen in Wien (1957).
2.2 Der Stadtseelsorger
83
gen sehr zustatten. Das politische Gespür des Augustinerprovinzials, das den Konvent und den Orden bei Repräsentations- und Verhandlungsfragen an Abraham denken ließ, 181 setzt sich als rhetorische Situationsmächtigkeit im Bereich der Kanzelrede fort. Durch seine Begabung gelingt es ihm, kraft seines Wortes Auditorien zusammenzuschließen und die zufälligen Festgemeinden in kontinuierliche Verehrungsformen überzuleiten. 2.2.3.2 Selbstdarstellung im geistlichen Fest Der festliche Ablauf, in dessen Rahmen die Predigt steht, entspricht seiner Struktur nach dem Muster kirchlicher Bruderschaften und ihrer Hauptfeste, 182 übernimmt darüber hinaus jedoch Funktionen, die über die soziale Integration des Gottesvolkes in der Heiligenverehrung hinausgehen. Einmal an einer bestimmten Kirche angesiedelt, vom Bischof bestätigt und von Rom womöglich mit Ablässen versehen, sorgen die Landsmannschaften zunächst für die Symbole des verehrten Heiligen. Ein Altarblatt wird in Auftrag gegeben, das zur Festfeier aufgestellt werden konnte, Gebetszettel mit der Kupferreproduktion des Heiligenbildes werden angefertigt, die Finanzierung der aufwendigen Feier muß durch Spenden gesichert werden, eine förmliche Funktionärsstruktur weist den Proponenten ihre Aufgaben zu. Das jährliche Ritual des Nationsfestes beginnt mit der Einladung der jeweiligen adeligen Mitglieder durch eigene Lader, 183 zwei Wochen vor dem Fest werden an allen Kirchen Wiens gedruckte Verkündzettel angeschlagen. Der Kirchenschmuck muß angefertigt oder ausgeliehen, die Musik muß vorbereitet, Zelebrant und Prediger eingeladen werden. Das Fest selbst besteht aus dem feierlichen Gottesdienst, der Predigt und dem anschließenden Festmahl. Die landsmannschaftliche Anstrengung ist tätige Heiligenverehrung, der Kirchenprunk stellt die Innigkeit der Gebetszuwendung dar: Alles, was eine recht beschaffene Danckbarkeit erheischet, lasset sich bey dieser jährlichangestellten Andacht sehen. Wan das Liecht für ein Sinn-Bild eines danckbaren Menschen gehalten wird, weil es der Kertzen um die Nahrung den Glantz gibt, so können wir leicht ermessen, wie danckbarlich diese Landes-Genossene seyen, daß sie uns den heiligen BONIFACIUM, der die Geistliche Lebens-Mitteln in Teutschland gebracht, in solchem Pracht, Glantz, und unter so herrlicher Beleuchtung vor Augen stellen. Will man sonst, daß sich die Menschen 181 T\y¡e e r a u f j e r Kanzel scherzend belehrte, so mochte ihm auch bei schwierigen Unterhandlungen leicht ein witziges Wort zu Gebote stehen, welches den Zurückhaltenden zum Lachen brachte und ihn so in willfährige Stimmung versetzte." Scherer, Kleine Schriften (1893), S. 328. Ob sich Abrahams Erfolg in Verhandlungen tatsächlich seiner "Lustigkeit" oder doch der Fähigkeit verdankt, im Sinne geschliffener Konversationskunst auf Situationen zu reagieren, bleibe dahingestellt. Der Vorfall um die Verlegung des "Saumarkts", auf dem diese Beurteilungen fußen (Bertsche, Abraham (21922), S. 58), läßt beide Schlüsse zu. 182
Zur Genese der Landsmannschaften grundlegend Mais, Das mährische Nationsfest (1958), sowie die im Sammelband von Loidl, Landsmannschaften im barocken und heutigen Wien (1974), enthaltenen Aufsätze.
183
Für die mährische Landsmannschaft versieht der Sakristan bei den Barnabiten, Fr. Florian CRSP, später Don Ferdinand Zeiske CRSP diese Funktion, "die Einladung der übrigen Patrioten besorgten gewöhnlich zwei weltliche Priester.'' Mais, Das mährische Nationsfest (1958), S. 102.
84
Kap. 2: Wirkungskreis an denen Vögeln spieglen, und nicht undanckbarer als diese unvernünftige Thierlein seyn Sölten, welche bey dem Anzug der Sonnen, so ihnen den Tag bringet, ihre liebliche Gesänger anstimmen, so erfüllen unser Begehren die Rheinische Landes-Kinder, welche ihren Apostel, der ihnen das Glaubens-Liecht zugebracht, zu verehren eine so trefliche Kirchen-Music veranstalten. Jst die gerechteste Anforderung der Danckbarkeit, dafl wir wenigst nicht härter, als die Felsen seyn sollen, welche deme, der sie anruffet, einen Wiederhall zurückgehen, so wird auch dieser von denen Rheinern, und Maintzern gantz genau nachgelebt, welche dem eifrigen Zuruffen des Heiligen BONIFACII, durch welches er Teutschland bekehret, mit Erschallung seines Lobs antworten, und denen Predigen, die er zu ihren Unterricht gehalten, durch die Predigen, die sie zu seinen Lob halten lassen, einen Wiederhall geben.184
Mit d e m D r u c k wird die Predigt, sofern sie auch w e i t e r e L e s e r erreicht, z u m Medium, das d e n F r e m d e n einen "Begriff von unserer Beredsamkeit beybringt" (Ignaz Würz), zum Medium der offiziellen kulturellen Repräsentation. D i e Chance der Selbstdarstellung verwandelte in kurzer Frist die Heiligenfeier zur Prestigeangelegenheit und veranlaßte die Beteiligten zu Reputationswettbewerben. D i e Klosterchonik der Augustinereremiten hält i m Jahr 1708 die Elem e n t e der geistlichen Zurschaustellung und ihr Ziel fest: Den 28. Septembris [1708] wolte die böhmische Nation in der Andacht gegen Jhren heyligen Patron Wenzeslaum nit die letzte sein, sondern andern die Praerogativ vndt Sig in Ziehrung des altars, erleüchtung, Music vndt dreifachem Chor trompeter vnd pauckher entziehen, dannenhero mit dem Contrafee S. Wenceslai, 6 versilberten hochen Schilden mit Emblematibus geziehrt vndt mit 8 weißen Körzen ieder schild versehen, nebst denen andern, so in der zahl über 60 gezehlet, daß ambt durch H. Praelaten auß dem spanischen Clösterl ord. S. Benedict! [Schwarzspanierkloster] singen, die vorhergehende Predig aber durch vnseren R. P. Abrahamum verrichten lassen.185 Z w e c k u n d B e s t a n d t e i l e der F e i e r g e h e n aus d e m B e l e g hinlänglich deutlich hervor, die Auszierung und musikalische Gestaltung, der hohe Würdenträger als Zelebrant, der b e d e u t e n d e Prediger, das Ü b e r b i e t e n der anderen Landsmannschaften, w o b e i die Quelle über den nichtoffiziösen Teil des Festes schweigt, das Mahl nämlich, bei d e m die Funktionsträger der Vereinigung und ihre vornehms t e n M i t g l i e d e r nach d e m G o t t e s d i e n s t i m j e w e i l i g e n K l o s t e r z u s a m m e n t r a f e n . 1 8 6 D a s Mahl ergänzt die religiöse Qualität des Festes u m die handfeste D i mension der Körperlichkeit, an der freilich nur Auserwählte teilnahmen. 2.2.3.3 Nationspredigten und Österreichideologie W i e konnte in so kurzer Z e i t eine so differenzierte Entwicklung Platz greifen? Sie verdankt sich nicht der Figur eines überragenden Predigers und auch nicht
184
Manzador, Vatter des Vatterlands (1741), S. 75f.
185
zit. Karajan, Abraham (1867), S. 322; vgl. Bertsche, Abraham (21922), S. 153.
186
"Mehrmals finden wir im handgeschriebenen Bericht [Uber die mährische Landsmannschaft, F.E.] auch ein festliches Mahl verzeichnet, das mit vielen Geldausgaben verbunden war.1' Mais, Das mährische Nationsfest (1958), S. 103. - Vgl. die Kritik Joseph Richters, der in einer praeteritìo über die "prächtigen Schmausereien" herzieht, "mit denen gewöhnlichermaßen diese Nationsfeste beschlossen wurden". Richter, Bildergalerie katholischer Misbräuche (1784), S. 73.
2.2 Der Stadtseelsorger
85
dem Ausdrucksbedürfnis der zugezogenen Neuwiener,187 sondern übertrug aus anderen sozialen und religiösen Bereichen vertraute Elemente. Die Feiern der Landsmannschaften nährten sich aus vielen Wurzeln. In erster Linie fußt die Festform auf der Heiligenverehrung des Reformkatholizismus. Als Vertreter der Ecclesia triumphans vermitteln die Heiligen zwischen der streitenden Kirche und Gott, "vndt darumb gar recht fast ein Jedes landt ein bsondern Patron im himl ihm ausserwelt".188 Die Feiern zur Erhebung des hl. Joseph (1676) zum Reichspatron waren noch in Erinnerung, Heiligsprechungen gaben Anlaß zu großartigen Festen. Von der Heiligenpredigt zur Landsmannschaftspredigt war nur ein kleiner Adaptionsschritt zu tun, die Applikation nämlich auf einen national definierten Zuhörerkreis, was die Prediger durch den Lobpreis nicht nur des Heiligen, sondern auch des entsprechenden Landes als seiner Herkunft und seines Wirkungsbereiches bewerkstelligten. In zweiter Linie führte gemeinsames Totengedenken zur nationalen Zusammenkunft. Die landsmannschaftliche Feier ist eine Sonderform des katholischen Allerseelenkultes. Das früheste Zeugnis solcher Zusammenkunft leitet sich noch aus den Migrationsbewegungen des Dreißigjährigen Krieges her. Der Barnabit Florentius Schilling hielt 1655 für die Vorder-Österreichische Landtsmannschaft189 eine Predigt, die das Gedächtnis der Verstorbenen erneuert, um Gottes Hilfe bei der Erlösung der Armen Seelen aus dem Fegefeuer bittet, aber auch Momente des neuen Typs der Landsmannschaftspredigt aufweist, das ausführliche Lob des Elsaß und vor allem eine beigefügte Matrikel der in Wien ansässigen Elsässer. Über das Lösch Wienn und die Totenbruderschaft leitet der Gedanke des gemeinsamen Totenkultes zu den Landsmannschaftspredigten hin, die ebenfalls der Toten gedenken. Für Abrahams Zuhörer Erhellet gantz klar daß/ die Heiligen in dem Himmel/ absonderlich denjenigen zugethan seyn/ die sie auf Erden ewig geliebet haben. Also ist gewiß/ daß die Kinder so nach der Heiligen Tauffe in ihrer Unschuld gestorben/ immerzu beten und Patronen abgegen ihrer lieben Eltern auf Erden. Gewiß ist es/ daß diejenigen/ so allhier zu Wien/ welches auch von anderen Orten zu verstehen/ gelebt/ gestorben/ und bereits GOttes Angesicht anschauen/ beten für die Stadt Wien/ und dero bekannte Mitbürger. Gewiß ist es/ daß ein Augustiner, Benedictiner, Dominicaner, Franciscaner, und andere Religiose/ so bald er zur ewigen Glorie gelangt/ bettet und patrociniret vor seine Religion. Gewiß ist es auch/ daß ein Heiliger und Auserwehlter im Himmel betet für seine Landes-Leute auf Erden. 190
187
So vermutet A. Dörrer, die Tiroler hätten sich zusammengeschlossen, "weil sie sich ihrer Eigenart in dem Völkergemisch der Hauptstadt [...] mehr denn je bewußt wurden [...] denn gerade die 'Naturburschen' aus den Bergen hatten schweren Stand [...]". Dörrer, Tyroler Nation (1948), S. 280-309, zit. S. 300.
188
Schwäbische Heilige (1698), Werke 2, S. 239. - Vgl. die Liste der Heiligen im Druck LauberHiltt 1, S. 437, sie ist im handschriftlichen Entwurf nur durch das Wort "Patroni" angedeutet und in den freigelassenen Raum dort nicht eingetragen worden.
189
Auch Loidl, Nationsbünde (1974), S. 1 weist auf die Predigt hin. - Zu Schilling Eybl, Predigt Sammlung - Literaturprogramm (1979); Posch, Biographische Notizen (1987).
190
Schwäbische Heilige (1698), Lauber-Hütt 1, S. 454.
86
Kap. 2: Wirkungskreis
Den Appell, sich dieser Fürbitten teilhaftig zu machen, indem man die zeitliche Sündenstrafe der Armen Seelen im Fegefeuer durch Gute Werke und gestiftete Messen verkürzte, konnte sich nahtlos anschließen. Die ständische Organisation der Zünfte bot die dritte Wurzel, neue Formen aus Bekanntem abzuleiten. Seit dem Reformationsdekret Ferdinand I. vom 12.10.1625 dürfen Zünfte und Handwerker in Gottesdienst und Prozessionen ihre Fahnen führen. 191 Ihrer Patrone wird am Festtag feierlich gedacht, mit Kirchenprunk und Fahnen, Gottesdienst und Mahl. Normalerweise steht der Zunft der Zimmerleute der Margarethaaltar in St. Stephan als Zelebrationsort zur Verfügung, auff dem festag aber deß heyl. Josephi alß Jhres Special Patrons, ist ihnen zugelasßen, den Gottes dienst auff dem hohen Altar halten zu lasßen, bey welchem dan auch sowohl ausßer alß innerhalb der Stadt, und von vielen beyligenden öhrtern erscheinen müßen alle Meister, Gesellen, und Lehrjungen, daß also die zahl deren, so unter dem Ampt zum opffer gehen, auff etlich hundert sich erstrecken thuet.192
Eine Auflistung des Jahres 1702 beschreibt 50 Zünfte, ihre Fahnen und deren Inschriften als integralen Bestandteil der Wiener "alt: und neuen Seltenheiten/ Bemerck: und Andenckungen".193 Eigene Heilige betreuen die Handwerkssparten, aber auch die anderen Stände verfügen über eigene Patrone: So haben auch alle Profeßionen/ Handthierungen und freye Künsten gnug an ihren verordneten H. H. Patronen/ als die Herren Theologi den Englischen Lehrer Thomam von Aquin, die Herren Prediger den H. Joannem Chrysostomum [...]
Die Struktur des landsmannschaftlichen Festes mit festlichem Gottesdienst, Predigt und anschließendem Schmaus, mit dem späteren Druck und der Verteilung der Rede war - und das hat die Forschung bisher nicht gesehen - auch in den Nationsfesten und Anniversarien der Universität vorgeprägt. 195 Von dort stammt die bedeutsame Rolle der gedruckten Predigt. Die Studentenschaft war nach mittelalterlichem Muster in vier akademischen Nationen gegliedert, am Tag des jeweiligen Schutzheiligen traf im 17. Jahrhundert die gesamte Universität in St. Stephan zusammen. "Die jeweilige Predigt wurde als Patronspanegyricus gehalten, und abschließend begab man sich zu einem bescheidenen Festmahl." In der barocken Festgestaltung spielten Musik, Illumination und Verteilung der ge-
191
Gottschall, Dokumente zum Wandel im religiösen Leben Wiens (1979), S. 73; vgl. zur Aufhebung durch Migazzi (1772) S. 188.
192
Testarello Della Massa, Kurze doch eigentliche Beschreibung, ÖNB, Cod. 8227, S. 234.
193
Reiffenstuel, Kurtz: Lesens-Würdige Erinnerung (1702), S.15-19.
194
Johann Andreas Graff, Acht Seeligkeiten (21712), Allerheiligenpredigt, S. 498.
195
Gali, Alma Mater Rudolphina (31965), S. 77ff. und S. 85ff. über die Feiern und die Rolle der gedruckten Predigt. Mehrere dieser lateinischen Panegyrici sind auch in Sammelbänden der ONB erhalten. Sie sind bibliographisch nicht erschlossen, geschweige denn erforscht. - Vgl. Brückmann, Epistola Itineraria V® (1729), Bl. ):(r.
2.2 Der Stadtseelsorger
87
druckten Rede, die in einer Auflage von 300-500 Exemplaren hergestellt wurde, eine wichtige Rolle. 196 Es hat den Anschein, daß diese spezifisch wienerische Form der Predigt nur in der kaiserlichen Haupt- und Residenzstadt gedeihen konnte. 197 Wie in keiner anderen Stadt richtete sich die kulturelle Energie am Hof und am Hofadel aus. "Wenn irgendwo, dann trifft für die Regierungszeit Leopolds I. Robert Muchembleds (an französischen Verhältnissen beobachtete) Trennung zwischen einer 'Kultur des Volkes' und einer 'Kultur der Eliten' zu, die auf der strikten Unterscheidung zwischen Herrschenden und Beherrschten beruhte, zweier Kulturen, die sich nur an wenigen Stellen, etwa des öffentlichen Kultes, berührten." 198 Genau im Bereich dieses Kultes vollzieht sich ein bemerkenswerter Austausch, eine Vermittlung zwischen den Kulturen. Die Übertragung des universitären Brauches in den bürgerlichen Bereich bedeutete eine Aufwertung stadtbürgerlicher Vereinigungen durch die Analogie zur akademischen Einrichtung, die einen besseren Rechtsstatus und höheres Sozialprestige besaß als die Stadt. In der kirchlichen Stärkung dieser Vereinigungen läßt sich eine Übertragung überlieferter Devotionsformen und eine Kompensation der tatsächlich immer geringer werdenden stadtbürgerlichen Rechte erblicken. Bis hin zur Verwaltungsreform von 1749, die der mittelalterlichen städtischen Autonomie Wiens auch formal ein Ende bereitete, war die Entwicklung der barocken Stadt von einer stetigen Aushöhlung bürgerlich-städtischer Rechte begleitet. 199 Gegengleich mit der Abnahme der stadtbürgerlichen Rechte stehen symbolische Kompensate zur Verfügung, sie ersetzen realpolitische Rechte durch geistliche Vollzüge, Macht durch Ideologie. In den Formen der Heiligenverehrung konnten die in der Residenzstadt angesiedelten Zugezogenen und Fremden integriert und das Nebeneinander der Nationalitäten entschärft werden, von denen eine zeitgenössische Quelle sagt, "daß sie sich einander nicht weiter traue[n]/ als es die handelschafft und der nöthige unterhalt des lebens erfordert."200 196
Gall, ebda S. 85ff.
197
Landsmannschaftliche Vereinigungen, die beim Fest ihres Hauptbeiligen als Korporationen auftraten, scheint es auch anderswo gegeben zu haben, ohne daß die institutionelle Verfestigung und die Rolle der Predigt so große Bedeutung erlangt hätte wie in Wien. Eine in Graz (?) gehaltene Ulrichspredigt spricht so vom Redeanlaß: "Herfür jetzt/ weilen es das heuntige hochfeyerliche Fest und glorwürdige Solennità! mit allen andächtigen Augspurgerischen .Insassen eifrig zu haben verlangt/ mit dem H. Bischoff Udalrico [...]". Graff, Acht Seeligkeiten (21712), S. 245.
198
Moser, Fest, Volk und Literatur (1989), S. 24.
199
Till, Geschichte der Wiener Stadtverwaltung (1957), "Wiener Stadtverfassung und Verwaltung von 1221-1740", S. 9-13; Diirigl, Wien - eine Residenzstadt im Übergang (1985), S. 307ff.
200
"Das Wienerische volck ist von vielen fremden nationen zusammen gesetzet/ als Jtaliänern/ Deutschen/ Böhmen/ Ungarn/ Frantzosen/ Lothringern/ Niederländern/ Burgundern und Savoyern/ welche alle dort ihr gewerb treiben/ un[d] in verschiedenen handwercken arbeiten. Dieser unterscheid ist Ursache/ daß nicht eben eine grosse einigkeit bey ihnen anzutreffen/ indem die eyfersucht/ so die nationes gegen einander haben/ eine aufrichtige Zuversicht verhindert/ daß sie sich einander nicht weiter traue[n]/ als es die handelschafft und der nöthige unterhalt des lebens erfordert." Frescot, Relation (1705), S. 33f.
88
Kap. 2: Wirkungskreis
Als zunehmende Veräußerlichung religiöser Andachtsformen wäre der fromme Wettstreit der Landsmannschaften immer noch unzureichend erklärt. Die Geschichte der für die Haupt- und Residenzstadt typischen Verehrungsform zeigt vielmehr, daß der Heiligenkult in enger Verbindung auch zu den dynastischen und staatlichen Belangen des Habsburgerreiches steht 201 und als Integrationsform innerhalb eines spezifischen Öffentlichkeitstypus zu verstehen ist. Daß die Forschung in der Person des kaiserlichen Titularhofpredigers Abraham den individuellen Urheber des Brauches sah, ist angesichts seiner zwischen Hof und Stadt vermittelnden Position und seinem Predigertalent kein Widerspruch. Schon in den zeitgenössischen Nachrufen gilt Abraham a S. Clara als der Erfinder der Nationsfeste, 2 0 2 und die zutreffende Mitteilung der Klosterchronik, Abrahatn hätte "dise Andacht" als eine unter mehreren installiert,203 hat die Biographen zur Ansicht gebracht, im verehrten Mann den Erfinder des Festtypus überhaupt zu erblicken. 204 Indessen reicht das Treffen einzelner nationaler Gruppen am Festtag des Landesheiligen als stehender Brauch tief ins 17. Jahrhundert zurück. Der Prediger selbst belegt das Vorhandensein nationaler Körperschaften, wenn er 1680 vom Beitrag der "Wällischen Nation" bei der Ausgestaltung der Dankfeier bei der Dreifaltigkeitssäule auf dem Graben spricht, 205 und eine zeitgenössische Quelle schildert bereits 1682 mit protestantischer Befremdung die Vorgänge bei einer Landsmannschaftsfeier: Den 28. Juny. [ = 8. Juli] Heute wurde das Fest St. Kilians gefeyert, woran die Frankische nation Zusammen kompt vnd in groser procession das Fest feyert mit Einer Possirlichen litaney, die die Leuthe in der procession vnd bey St. Stephan singen; fängt an: Wir raffen an den Theuren Mann St. Kilian, St. Colonat vnd St. Lotman [recte Totnan, F.E.], dich loben, dir danken deine Kinder auß Franken. Heiliger St. Kilian etc. etc.206
201
Kapner, Barocker Heiligenkult in Wien (1978).
202
"Hernach zu Wien das jährliche Schwabenfest, im Juli in dero Kirchen zu halten, aufgerichtet", zit. Bertsche, Abraham (21922), S. 129.
203
"Vrheber vnd Fautor diser Andacht ist gewesen alß Landts-Mann R.P. Abraham â S. Clara p.t. Definitor IV., welcher auch zu Vermehrung von Jhro Päpstl. Heyligkeit Innocentio XII. vollkommenen Ablaß außgewürcket." zit. Karajan, Abraham (1867), S. 302; Bertsche, Abraham (21922), S. 129.
204
Vgl. die zunächst vorsichtige Formulierung Bertsches ("Abraham hat also seine Heimat noch keineswegs vergessen, so heimisch er sich auch gefühlt haben mag in Wien. Vielleicht hat er den nähern Zusammenschluß der Schwaben überhaupt erst angeregt und so die Schwäbische Landsmannschaft gegründet; jedenfalls aber gab er dem Schwabenbund eine religiöse Weihe." Bertsche, Abraham (^1922), S. 129), die im Fortgang der Abhandlung rasch der Überzeugung weicht: "Das von Abraham eingeführte 'Schwäbische Nationsfest' machte Schule" (S. 143f.). Einige Seiten später ist schon alles gewiß: "Nach dem Vorbilde der Schwaben und Böhmen beschlossen 1705 auch die [...] Krainer, ein Nationsfest [...] zu feiern" (S. 148). In der Einleitung zur Ausgabe der Kurtzen Lebens-Beschreibung (Werke 2, S. 423ff.) urteilt Bertsche wieder vorsichtiger. - Vgl. auch Karajan, Abraham (1867), S. 312: "Die Einführung des 'schwäbischen Nationsfestes' fand bald Nachahmung in einem böhmischen."
205
Loidl, Menschen im Barock (1938), S. 130.
206
Passer, Tagebuch, 28.6./8.7.1682, S. 347. - Zum Selbstverständnis der Franken in Wien vgl. Ferdinand Hauck: Herrlichkeit Edler Freyen Francken (Wien 1669), dazu Coreth, Geschichtschreibung (1950), S. 39.
2.2 Der Stadiseelsorger
89
Abraham kam also nicht das Verdienst zu, "daß er diesen Bünden eine religiöse Weihe gab oder daß er sich um ihre religiöse Betreuung tatkräftig annahm und sie förderte, wo und wie er nur konnte", 207 sondern das Verdienst, dem Fest einen Weg zur Verschriftlichung in der gedruckten Predigt bereitet zu haben. Innerhalb weniger Jahre um 1700 wurden unter Abrahams Mithilfe die Nationsfeste an bestimmten Ordenskirchen Wiens heimisch, die bescheidenen Anfänge in einen festen Ablauf gegossen, eine Vereinsstruktur institutionalisiert. Die steigende Bedeutung der Predigt als Medium drückt sich nicht zuletzt darin aus, daß der Zelebrant in der Sakristei verabschiedet wird, der Prediger aber mit bei der Tafel sitzt. 208 Die gedruckte Predigt vermochte die Repräsentationsbedürfnisse der Gruppen dauerhafter zu befriedigen als das flüchtige Fest. Abraham beginnt 1699 (Schwaben) und 1703 (Böhmen) mit dem Druck der Festpredigt, im Jahr darauf folgen die Tiroler, und ab 1705 wird der Druck zur Regel. 209 Die Kärntner lassen jedes Jahr ihre Festpredigt drucken, die Landsmannschaften der Tiroler, Steirer, Krainer, Schlesier, Franken, Mährer, Savoyer und schließlich der Oberösterreicher folgen innerhalb von fünf Jahren. Der ungemein dichte Aufschwung einer speziellen Frömmigkeitsform und der dazugehörigen literarischen Gattung setzt genau zeitgleich mit der Regentschaft Josephs I. (1705-1711) ein und steht auch in Zusammenhang mit der Legitimationskrise, in welche die absolutistische Monarchie bei Herrschaftswechseln stürzt. Die Heiligenverehrung bot das Bewältigungsmuster einer Ordnungskrise des Staates durch das Fest, wie es noch bei Robert Musil für das Endstadium der Habsburgermonarchie im Mann ohne Eigenschaften produktiv wurde. In der Heiligenverehrung spiegelt sich die geänderte Ausrichtung der fürstlichen Politik, sie ist im Rahmen der habsburgischen Pietas Austriaca Teil dieser Politik. Die unter Josephs Vater betonte Pflege des Leopoldikultes tritt gegenüber der Nationspredigt nun deutlich in den Hintergrund, sie wird unter Karl VI. wieder verstärkt aufgenommen und von der aufkeimenden Johann von Nepomuk-Verehrung begleitet, die neben der nationalen Patronsverehrung zum integrativen Kult des zweiten Jahrhundertdrittels wird. In dynastischen Krisen wird der
207
Loidl, Menschen im Barock (1938), S. 130; vgl. Mais, Das mährische Nationsfest (1958), S. 95f. - Die Formulierung geht zurück auf Bertsche, Abraham a Sancta Claras Wenzelpredigt von 1706 (1929), S. 321: "So viel steht jedenfalls fest, daß er den jährlichen Schwabenfeiern die religiöse Weihe gegeben und dabei öfters auch die Festpredigt gehalten hat, erstmals 1697."
208
Der Beleg über das Mahl (oben Anm. ) fährt fort: "Doch wird dieses Mahl immer im Zusammenhang mit den Predigern erwähnt. Es fand stets im Barnabitenkloster statt und bei besonderen Persönlichkeiten ließ es sich der Probst nicht nehmen, den Gast selbst zu bewirten und ihm die Handreichungen zu besorgen. Die kirchlichen Würdenträger dagegen, die die heilige Messe zu lesen hatten, wurden nicht bewirtet, sondern bei denen fand nach der Messe in der Sakristei eine ofßzielle Danksagung durch den Vorsteher der Landsmannschaft und den Probst des Barnabitenklosters statt." Mais, Das mährische Nationsfest (1958), S. 103f.
209
vgl. Welzig, Lobrede (1989), Nr. 58-60, 62, 63, 65,72,73, 77, 82-84,92-94 und 97 für die Jahre bis 1710.
90
Kap. 2: Wirkungskreis
heilige Leopold angerufen, 210 die Verehrung der Nationsheiligen und Johanns von Nepomuk begleitet die staatliche Konsolidierung der habsburgischen Großmacht. 211 Parallel mit der Nationspredigt bildet die die Verehrung des Staatsheiligen Johannes von Nepomuk 212 ein Integrationsmoment des habsburgischen Staates gegenüber der Zentrifugalbewegung sozialer, konfessioneller und nationalistischer Separation. 2.2.3.4 Gesichtspunkte der Interpretation Im Zusammenhang mit den bisher angestellten Überlegungen und Beobachtungen ergeben sich einige Gesichtspunkte, die eine Neubeurteilung des von Kirchengeschichte wie Literaturwissenschaft verkannten Phänomens ermöglichen und Abrahams Texte in ihrer funktionalen Vielfalt entzifferbar machen. 1. Die Kirchengeschichtsschreibung und die Pastoraltheologie verbuchen die barocke Predigt weithin immer noch als Tiefpunkt der Verkündigung, in welcher "der Mangel an Kerygma [...] zu einer moralisierenden Kopflastigkeit barocker Predigt führt und der sie gewissermaßen nahtlos zu jener neuen Epoche überführt, die als Aufklärung auch die homiletische Form der kirchlichen Verkündigung kennzeichnet."213 Wenn man davon ausgeht, daß die gegenreformatorische Theologie gegenüber der Rolle des Verkündigungswortes im Protestantismus auf dem frommen Werk und seiner Heilswirkung beharrte, wird die kerygmatische Entleerung der Festpredigt besser verständlich. Während die festliche Verrichtung an Symbolkraft und ritueller Bedeutung gewinnt, setzt dieser Predigttypus das Glaubensgeheimnis immer schon als geglaubt voraus, ohne es diskursiv zu entfalten. Die Bibel bietet das argumentative Material für moralische Exhorten, ihre Auslegung ist jedoch nicht das Absehen (telos) der Rede. Die Beobachtung, daß die katholischen Festprediger ihre Predigten mit albernen Händeln und "Erzehlung lustiger Historien" hinbringen, wobei "kein Einiger Text ex sacris allegiret" wird, 214 übersieht, daß die Festpredigt mit der Vermittlung biblischer
210
KastL, Das Schriftwort in Leopoldspredigten (1988), S. 13f.
211
Die Verbindung von Leopoldithematik und Wenzelslob zeigt sich in der handschriftlichen Fassung der Wenzelspredigt von 1703, wo ein nicht ausgeführter Gliederungspunkt die Anweisung enthält, Material zur Thematik des frommen Hofes von Leopold auf Wenzel zu übertragen: "NB hue assume de S. Leopoldo scripta". Werke 2, S. 419, Nr. 83, Anm. 11.
212
vgl. dazu Kapner, Barocker Heiligenkult in Wien (1978); Matsche, Die Kunst im Dienst der Staatsidee (1981), Bd 1, S. 100 und 205ff. sowie im Sammelband von J. Neuhardt, Johannes von Nepomuk (1979), bes. Helmut J. Mezler-Andelberg: Johannes von Nepomuk - ein Patron des alten Österreich? (S. 43-51), der den Heiligen "als eine Art Ideogramm für den von der Dynastie getragenen Gedanken der Einheit des österreichischen Staates" beschreibt (S. 48), sowie die Beiträge von A. Eder und E. Kovács. - Zur offiziellen Installierung des Heiligen als Staatspatron ist es nicht mehr gekommen.
213
Biemer, Verkündigung in der Geschichte der Kirche (1970), S. 328.
214
So der Protestant Passer über eine Neujahrspredigt 1682: "Dergleichen Händel waren in der gantzen Predigt getrieben mit Erzehlung lustiger Historien, vnd kein Einiger Text ex sacris allegiret" (Passer, Tagebuch, 22.12.1681/2.1.1682, S. 329).
2.2 Der Stadtseelsorger
91
Glaubenswahrheit kaum zu tun hat, weil sie die komplementäre Rezeptionshaltung des Glaubens bereits voraussetzt. Dem gemeinsamen Erlebnis des Heiligenkultes wird selbst die historische Faktizität der Vita geopfert: "Die historische gewisse Wahrheit ist ohnedieß bey solchen Gelegenheiten die Hauptsache des Lobredners nicht; er begehe also lieber einen Fehler, und rede nach der Meynung anderer, als daß er die christliche Liebe, welche ihm über alles seyn muß, verletzen soll."215 Auf dieser Grundlage wird das Spiel mit dem Wort, auch der Bibel, an dem die Protestanten so sehr Anstoß nahmen, verständlich, die Leichtigkeit und Heiterkeit von Abrahams Predigten, deren Zuhörer immer schon einverstanden ist und der Überzeugung nicht bedarf. Das Wort der Predigt ist ergänzendes Ornament in einem sakramentalen Festvollzug, der alle denkbaren sinnlichen Qualitäten aufbietet. "[D]ie Lobrede soll durch ihre Schönheit und Pracht einigermaaßen die Herrlichkeit des Heiligen, den man lobt, vorstellen." 216 Im Analogieverhältnis eines Repräsentationssymbols stellt die Rede von den Heiligen als Echo 217 Gottes Erlösungstat dar. 2. Für die Stadt Wien und ihre heterogene Bürgerschaft bedeutete der Ausbau des Predigtwesens und die Aufrichtung so zahlreicher kirchlicher Feste die kulturelle Kompensation der realhistorischen Funktionsverluste und eine Einbindung von Stadt und Hof. Die Heiligenverehrung des gegenreformatorischen Katholizismus, das gemeinsame Totengedenken, die ständische Organisation der Zünfte sowie die Nationsfeste und Anniversarien der Universität boten Strukturmomente und Gestaltungselemente, aus denen die Landsmannschafts- und Kongregationsfeier in der spätbarocken Form erwuchs. Solange die Kirche die nationalen und ständischen Identitäten in der Verehrung von Heiligen und im Hochhalten des Herrscherhauses bündeln konnte, erwies sie sich als Integrationsfaktor im habsburgischen Vielvölkerstaat. In gewisser Weise mußte bereits das nach Pest und Türkenbelagerung ungemeinem Zuzug aus den Provinzen des Reiches ausgesetzte Wien einer "Ansammlung von Fremden" geglichen haben, die der festlichen Inszenierung der nationalen Identitäten das Publikum abgab. 218 Die Abgrenzungsmechanismen freilich, die diese Identitätsstiftung notwendig begleiteten, setzten auch Energien des Fremdenhasses frei. Nicht umsonst spricht die aufklärerische Kritik in bezeichnender Gleichsetzung von "Nationalstolz oder Nationalhaß", 219 wenn sie über die Landsmannschaften redet, 215
Wurz, Anleitung zur geistlichen Beredsamkeit (1770/72), Bd 2, S. 605.
216
ebda S. 617.
217
Welzig, Amplification (1989), S. 797ff.
218
vgl. Kap. 3: "Das Publikum: eine Ansammlung von Fremden" in Sennett, Verfall und Ende des öffentlichen Lebens (21983), S. 65ff. zur Situation in Paris um 1750.
2,9
Richter, Bildergalerie katholischer Misbräuche (1784), S. 72. - Aber selbst innerhalb der Stadt stifteten die Lobreden nicht selten Verdruß statt Einigkeit. Ignaz Wurz klagt: "Wie oft ist nicht eine einzige Lobrede, in der ein unbescheidener Lobredner sein historisches Kenntniß auskramte, Ursache langer Verdrießlichkeiten, und ich wollte fast sagen, Feindschaften zwischen ganzen Gemeinden gewesen?" (Wurz, Anleitung (1770/72), Bd 2, S. 604).
92
Kap. 2: Wirkungskreis
und eine der blutrünstigsten Neuauflagen der antisemitischen Ritualmordlegende findet sich in einer Wiener Predigt vor der Tiroler Landsmannschaft.220 3. Die kirchlichen Feste bieten Anlässe, bei denen die gegenreformatorische Seelsorge Festgemeinden in öffentliches Verhalten einwies und ein Moment sozialer Disziplinierung verwirklichte. In der gedruckten Festpredigt verbindet sich die Verbreitung christlicher Lebensnonnen in den Mittel- und Unterschichten mit einem Literarisierungsprozeß. Die Drucklegung der Festpredigten und ihre Verbreitung als Broschüren brachte eine Ausweitung des Geltungsbereiches schriftlicher Formen gegenüber oralen und rituellen Vollzügen mit sich, einen wichtigen Abschnitt im Literalitätsprozeß, der so die Schichten der Stadt erreicht. Die Predigt wird beim Volk ohne Buch (Rudolf Schenda) zum ersten Vorposten der Schriftkultur. "Zu fragen ist nach den sozialen Funktionen der Schriftlichkeit in der jeweiligen Gesellschaft, und diese Funktionen sind nicht direkt abhängig von der Zahl und dem Bildungsgrad der Lese- und Schreibkundigen. Sie sind viel stärker abhängig davon, ob Schriftlichkeit in sozial relevanten Funktionen etabliert ist, in welchen religiösen, politischen und kulturellen Kontexten dies der Fall ist und auf welche Weise das 'Übersetzungsproblem' geregelt wird."221 4. Die Festpredigten des Spätbarock verbreiten kirchliche Österreichideologie, sei es in der gesamten Anlage, wie in einer Prager Predigt Weiß und Roth Gestalteter Grund-Riß Der Habsburg-Oesterreichischen Gliickseeligkeit [...] Jn NORBERTO [...] Deβ Königreichs Böheim erwählten Heiligen Lands-Patron/ entworjfen,222 sei es im Epilog, der die Gnadenwirkung des Heiligen auf das Erzhaus herabfleht. Um Volk und Vaterland bittet in Abrahams zweiter Wenzelspredigt von 1706 "auch heit die löbliche Bömische Nation", "dero eifer nichts anders verlanget als die vil vermegende forbitt des h Wenceslai bei gott dem Allmechtigen fir seine landtsleit vndt fir sein Vaterland, absonderlich aber fir das allergnedigste, durchleichtigste haus von ÖsterReich, damit dasselbe mit fernerem sig vndt Victori, gleich wie es bishero geschehen, von dem gietigsten gott beglükhet werde". 223 Die Festpredigten des 18. Jahrhunderts bestätigen Robert Evans Beobachtung, daß "es eigentlich die katholische Orthodoxie war, die
220
vgl. Franz Eybl: Das Änderte von Rinn in barocken Predigten. In: Die Juden in ihrer mittelalterlichen Umwelt, hg. v. Alfred Ebenbauer und Klaus Zatloukal. Wien 1991, S. 27-34.
221
Glück, Schrift und Schriftlichkeit (1987), S. 160.
222
Prediger: Jakob Ludwig Plath OPraem, geh. 11.7.1723 in Prag, Druck Prag 1723; Welzig, Lobrede (1989), Nr. 264.
223
Wenzel 1706, Werke 2, S. 339 - Bertsche, Abraham a Sancta Claras Wenzelpredigt von 1706 [Erstveröffentlichung] (1929), S. 333. - Vgl. die Bitte in Der Nahmhaffte Und Mannhaffie Held (1707), "daß gleich wie WENCESLAUS gewest ist Victoriosus, also möge auch Oesterreich allzeit seyn Siegreich. Austria nicht allein Ventosa, sondern auch Victoriosa. AMEN." (Bl. C21), sowie zahlreiche andere Nationspredigten, etwa Sebastian Felseneckers Cyrill- und Methodpredigt von 1715, Welzig, Lobrede (1989), Nr. 165.
2.2 Der Stadtseelsorger
93
Österreich schuf. Und 'Österreichbewußtsein' auf dieser Basis blieb notwendigerweise ein schwer abschätzbarer Wert. Letztlich schuf die Kirche, genauso wie der Adel, während sie die Loyalität zur Dynastie und die örtliche Konformität untermauerte, nur soziale und kulturelle, jedoch keine institutionellen Bande zwischen diesen beiden."224 5. Im Wien des 18. Jahrhunderts zur selben Zeit entstanden, sind Nationspredigt und Altwiener Volkstheater Komplementärphänomene. Sie bilden über Jahrzehnte hinweg die Hauptinstanzen des öffentlichen Räsonierens in der Kaiserstadt, beruhen auf vorindividueller Urheberschaft und kollektiver Rezeption, sind einem vorsubjektivistischen Weltbild von katholischer Totalität sowie dem habsburgischen Staatspatriotismus verpflichtet und dienen der Selbstvergewisserung und Konsensstiftung (vgl. unten Abschnitt 5.1.1).225 Erst unter Beachtung ihres funktionalen Gegenstückes wird die Altwiener Volkskomödie in ihrer Nähe bzw. Ferne zur auch in der Predigt fortwirkenden Barocktradition neu eingeschätzt werden können. Die genauen Beziehungen zwischen Predigt und AltWiener Volkskomödie, in der Forschungstradition bisweilen als direkte Filiation angesehen, bleiben noch zu klären, und insbesondere kann Abraham, wie noch zu zeigen sein wird (vgl. unten Abschnitte 2.3.2.2,3.3.2.2 und 5.2.3.1), nicht ohne weiteres als direktes Vorbild angesehen werden. Das Ende der Nationsfeste ist rasch skizziert. Mit Joseph II. ist die Integration der Untertanengesellschaft im aufgeklärten Absolutismus vollendet. Der Konfessionsgegensatz wurde im Toleranzpatent entschärft, die jansenistische katholische Aufklärung brachte eine frömmigkeitsgeschichtlich entscheidende Wende. Im Zuge der kirchlichen Reformen schließt der Monarch 1783 alle Bruderschaften und Landsmannschaften in der "Bruderschaft der tätigen Liebe des Nächsten unter dem Schutze Jesu Christi" zusammen, einer als "Armeninstitut" bekannten karitativen Vereinigung. Die Nationspredigten werden abgeschafft, der Nepomukkult in die Privatheit abgedrängt. Im bekannten Bild Ferdinand Waldmüllers findet ein ehemals bedeutsames politisches Phänomen seine biedermeierliche Schilderung.
224
Evans, Das Werden der Habsburgermonarchie (1986), S. 147.
225
Mit Hilfe dieser Kategorien diskutiert Neuber, Poetica confessionis cognitio (1988), die konfessionsspezifischen "kognitive[n] Valenzen von Literatur im sozialen Prozeß" (S. 13) am Beispiel der Altwiener Volkskomödie.
94 23
Kap. 2: Wirkungskreis
Das Volk und die Illiteraten: Predigtpublikum
Die Fama weiß, daß der junge Prediger aus dem Wallfahrtsort Taxa nach Wien "citiret" worden ist (nämlich von den Ordensoberen), "allwo er viel Jahr als Feyrtags- und Sonntags-Prediger die Cantzel bestiegen/ und ein ungemeines Auditorium und Zulauff des Volcks/ durch seine wunderbarliche und angenehme Red-Art/ an sich gezogen". 226 Die Titelblätter der gedruckten Festpredigten 227 künden gleichfalls von der Massenhaftigkeit des Predigtpublikums, sie berichten von Reden "vor einem volckreichen Auditorio" (Soldaten Glory, 1676), "vor einer grossen Mänge eyffriger Zuhörer" (Fisch-Zug, 1677), "bey einer vnglaublichen Mänge Volcks" (Danck vnd Denckzahl, 1680), "Jn Beyseyn Jhro Majestät/ Der Verwittibten Römischen Kayserin/ Sambt Dero Durchleuchtigsten jungen Herrschafft/ und gewöhnlicher Hoffstatt/ Wie nichtweniger [!] vor einem Volckreichen Auditorio" (Kurtze Lob-Verfassung, 1707). Wenn 'Volk' in diesen Äußerungen im alten theologischen Sinne als "Volk Gottes" gemeint ist, bleibt die Frage zu beantworten, ob in der Tat alle, und wenn nicht: welche Teile des "Volkes" als Publikum der Predigt in Betracht kommen und als potentielle Adressaten der Kanzelrede gelten können. Die Zuhörer und Adressaten von Abrahams Wenzelspredigt beispielsweise umfaßten mehrere soziale Schichten, wobei der Adel nicht fehlte. Die böhmische Landsmannschaft hat von adeliger Seite ihren Anfang genommen. 2 2 8 Mit dem Grafen Johann Franz Vrbna, der von 1700-1705 das Amt des böhmischen Hofkanzlers bekleidete, wird der ranghöchste böhmische Funktionär am Wiener Hof in der Klosterchronik als Gründer und Sponsor der Feier genannt, 229 die Eintragung aber von einer zweiten Hand korrigiert: "Nb. nit der H. graf, sondern die gräfin Würben alß Böheim. Hoff-Cantzlerin hat
226
Nachklang (21732), Bl. Qv; zit. auch bei Bertsche, Abraham (21922), S. 165.
227
vgl. Welzig, Abraham (1982), S. 8 sowie die diesbezüglichen stereotypen Formeln (z.B.: "einem Volckreichen Auditorio vorgestellt", Nr. 52; "Bey Volckreicher Versammlung", Nr. 138 etc.) in Welzig, Lobrede (1989), passim.
228
Ob im Sinne Mais' (Mais, Das mährische Nationsfest (1958), S. 96; vgl. Loidl, Landsmannschaften im barocken und heutigen Wien (1974), S. 5) von einer (primären) Festgründung und anschließender Institutionalisierung der Landsmannschaft oder von einer (sekundären) Ausgestaltung des Festes bei Vorhandensein früherer landsmannschaftlicher Zusammenschlüsse die Rede sein kann, liegt außerhalb der erreichbaren Quellen. Die Frage ist deshalb von Bedeutung, weil sie die Richtung eines Christianisierungsprozesses benennt und ein kulturelles Diffusionsmodell impliziert.
229
"Den 28. September haben Jhro Excellenz der Hochgeborne Herr Herr Johann Frantz des H. R. Reichs Graf von Würben &c., Obrister Cantzler im Königreich Böheimb das Fest des H. Wenceslai mit einer zierlichen Lob-Predig, so R.P. Abraham zum ersten mahl gemacht vnd in truck geben, wie auch künstlichem Hochambt mit Trompeten vnd Paucken, welches Jhro Gnaden der H. Prelath bey S. Dorothea gesungen, auf seine Vnkosten in vnserer Kirchen bey dem Hochaltar feyerlich celebriren vnd begehen lassen." Karajan, Abraham (1867), S. 312; Bertsche, Abraham (21922), S. 143f. - Wolfsgruber, Hofkirche (1888) zitiert S. 132 die nahezu gleiche Formulierung des Kirchenprotokolls.
2.3 Das Volk und die Illiteraten
95
dise andacht halten lassen".230 Ohne Zweifel steht diese Landsmannschaftsgründung mit der religiös aktiven Rolle der Frau bei Hofe 2 3 1 in Verbindung, deren offizieller Handlungsspielraum abseits der Verwaltung der Macht auf Handarbeit, Kunst und auf Frömmigkeit eingeschränkt war, 232 Tätigkeiten, die bei den jungen Frauen des Hofstaates die Heiratschancen erhöhten. 233 Die hochgebildete und selbst literarisch tätige Kaiserin Eleonore (1630-1686) 234 hatte 1668 den "Sternkreuzorden" gegründet, eine Laienkongregation adeliger Damen, mit der sie ein Netz von Beziehungen bis in auswärtige Höfe knüpfte. 235 Die Stiftung der Gräfin Vrbna entspricht dem höfischen Modell der Kongregationsgründung. Gerade die böhmische Nation scheint breiten Zuzug aus höfischen Kreisen gehabt zu haben. Gregor Fritz' Wenzelspredigt fand 1718 "Jn höchster Gegenwart Weyland Jhro Rom. Kayserl. und Königl. Majestät Eleonorae, Magdalenae, Theresiae und dero Durchleuchtigsten Ertzhertzoginen" statt, 236 was auf die enge Verbindung von landsmannschaftlicher Frömmigkeit und weiblichem Hofstaat hinweist. 237 Die Landsmannschaften waren jedoch keineswegs bloße Sproßformen höfischer Devotion. Bei den Mährern betrieben in einer barocken Parallelaktion eine "bürgerliche" Gruppierung aus dem Kreis der Hofbediensteten und 230
Karajan, ebda. - Die Angabe Wolfsgrubers (ebda), das erste böhmische Nationsfest habe 1700 stattgefunden, läßt sich nicht verifizieren.
231
vgl. Brandes, Studierstube (1988); zu München: Ksoll, Der Hofstaat der Kurfürstin von Bayern (1989); zu Wien: Rainer, Aspekte der sozialen und politischen Bedeutung der Oper (1987), S. 12f.
232
Die tatsächliche Ohnmacht der Frau bei Hofe fand in der Religion, aber auch in der Literatur ein unritterliches Betätigungsfeld, in dem sich die Formen höfischer Repräsentation auf bisher unzureichend erforschte Weise fortzusetzen und zu spiegeln scheinen. Eine frauenspezifische Forschungsperspektive könnte Zusammenhänge zwischen Religiosität und Literatur freilegen, die über die Sozietätsbildungen hinaus Spezifika speziell der oberdeutschen Literaturproduktion und -rezeption erhellen dürften und für den gesamten Bereich der Meditationsdichtung von erheblichem Interesse wären.
233
"Die jungen Fräulein gingen in der Regel aus zweierlei Gründen an den Münchner Hof: zum einen, um ihre 'Ausbildung' zur adeligen Dame zu vervollkommnen, zum zweiten, um den passenden, standesgemäßen Ehemann zu finden." Ksoll, ebda S. 63.
234
Eleonore von Gonzaga, 1651 die dritte Gemahlin Ferdinand III., soll "La Lanterna di Diogene" (mit)verfaßt haben. - Zur zweiten von drei Kaiserinnen dieses Namens vgl. Coreth, Kaiserin Maria Eleonore (1961); Hamann, Die Habsburger (1988), S. 79; zu ihren italienischen Gedichten Landau, Italienische Literatur (1879), S. 10. - In Angelegenheiten kirchlicher Politik spielte Eleonore eine aktive politische Rolle: "Bewundernswert ist sicherlich der persönliche feurige Einsatz der Kaiserin [...]". Coreth, ebda S. 63.
235
Zur Stiftung und zu ähnlichen Orden Kastner-Michalitschke, Geschichte und Verfassungen des Sternkreuzordens (1910), S. 17ff. Die Gesellschaft der Musen am Isterstrom (Bircher, Stubenberg (1968), S. 75ff.) scheint ein säkulares Pendant dazu gewesen zu sein. - Die Kaiserin schenkte ihren auswärtigen Besucher(inne)n das Kongregationsbuch, Johann Baptist Mannis "Hoch-Adeliche Vnd Gottseelige Versamblung Von Stern-Creutz genandt" (Wien 1671). Ein Exemplar in der HAB Wolfenbüttel trägt den Besitzvermerk: "Jhre Kayßerliche Maystet die verWittibte Kayserin Eleonora haben mir dieses Buch geschenckt bey meiner anWessenheit zu Wien M.DC.LXXIV. Christina Herzogin zu Braunschweig Vnd Lüneborg. Geborne Landgräfin zu Hessen" [HAB: Tq 772],
236
Fritz, Heiliges Leben, und Kostbahres Sterben (1718), Titelblatt.
237
Zur Rolle der weiblichen Mitglieder des Erzhauses in der Nepomukverehrung Kovács, Die Verehrung des hl. Johannes von Nepomuk am habsburgischen Hof (1979), S. 76.
96
Kap. 2: Wirkungskreis
eine Gruppe adeliger Proponenten aus der Verwaltung unabhängig voneinander die Errichtung der Landsmannschaft und fanden schließlich zum Verein zusammen. 2 3 8 Der ranghöchste Mährer in Wien, Anton Fürst Liechtenstein, lehnte 1710 die Funktion als Vorsitzender ab, schoß aber zur Nationskasse kräftig zu 239 und öffnete als Obersthofmeister den durch eigenen Erlaß für dergleichen Anlässe gesperrten Fundus der "Hoftapetzerey", um Paramente für den Kirchenschmuck bereitzustellen. 2 4 0 Quer durch die soziale Schichtung vereinigt der Heiligenkult die Zuwanderer und stellt ein Integrationsmoment der heterogenen Bevölkerung Wiens dar. Nachdem die Nationspredigten ein ständisch gemischtes Publikum vereinigen, scheint die öffentliche Festpredigt Wiens in der Leopoldinischen Ära dazu wenig geeignet, das Verhältnis der Volksreligion zur Elitenreligion 241 als Konfliktfeld auszumessen und Abrahams Standort darin zu bestimmen, weil das "Volk" in diesem Predigttypus kaum erscheint. Die Festpredigt hat nicht vorrangig das Anliegen, den Illiteraten 2 4 2 zu erreichen und zu überzeugen. Das ist anderen Predigttypen aufgetragen, der Katechismuspredigt und der Missionspredigt. 2.3.1 Das Massenpublikum der Missionspredigt Die Missionspredigten waren ein in der Predigtforschung bisher wenig berücksichtigtes 243 Phänomen der Massenbeeinflussung durch das Kanzelwort. "Man kann behaupten, daß im 18. Jahrhundert das ganze katholische Deutschland durchmissioniert wurde und wohl kaum ein bedeutender Ort eine Mission entbehren mußte." 244 Missionspredigten sind in unserem Zusammenhang zweifach bedeutsam. Sie stellen die dem Illiteratentum als Zuhörerschaft am besten angepaßte Form der Kanzelrede dar, ja sie sind so sehr der Oralität verpflichtet, daß
238
Ein "Kaiserlicher Hetzmeister", ein "Raithofficier" der Kaiserlichen Hofkammer und der Regenschori bei St. Michael wollten bei den Minoriten, zwei adelige Referendarien und ein Agent, also (kaiserliche?) Verwaltungsbeamte, bei den Piaristen die Landsmannschaft errichten. Nach Zusammenschluß kam man bei den Barnabiten zu St. Michael unter. Mais, Das mährische Nationsfest (1958), S. 96f.
239
Die "Fassion über das Margrafthum Mährische Nations-Fest" listet 1783 anläßlich der Aufhebung der Nationsbünde ein beträchtliches Vermögen auf. Neben den Spenden des hohen Adels (Liechtenstein, Auersperg) sandten ab 1716 die Landstände Geld aus Mähren, eine Subvention, die den diplomatischen Charakter des Nationsvereins in der Residenzstadt charakterisiert. Mais, ebda, S. 105.
240
Mais, ebda, S. 98 und 101.
241
Schieder, Einleitung (1986), S. 11.
242
Zur Problematik des Begriffes, der im folgenden Abschnitt für den nicht oder kaum Lesefähigen verwendet wird, vgl. Weyrauch, Die Illiteraten und ihre Literatur (1985), S. 466f.; Breuer, Volkstümliche Lesestoffe (1987), S. 424ff. - Zu den zeitgenössischen Pastoralkonzepten Moser, Verkündigung durch Volksgesang (1981), S. 469ff.; zur Societas Jesu insbes. S. 67ff., zu den franziskanischen Orden S. 298ff.
243
Im Stichwortverzeichnis der so gründlichen Arbeit über die rheinische Kapuzinerprovinz fehlt das Stichwort "Mission" und "Missionspredigt". Bonaventura von Mehr, Predigtwesen (1945).
244
Duhr, Geschichte der Jesuiten (1907/1928), Bd 4/2, S. 190.
2.3 Das Volk und die Illiteraten
97
sich in der deutschsprachigen katholischen Predigtliteratur nur wenige förmliche Missionsreden schriftlich erhalten haben. In der Mission geht es um die Grundtatsachen des Glaubens, also um die Informationen des Katechismus, die Rede der Missionare wendet sich katechisierend an die von Unwissen oder Irrtümern bestimmten leseunkundigen Unterschichten. Andererseits haben gerade die Missionspredigten der Wanderprediger, und zwar nicht nur bei den Illiteraten, Wirkungen von unglaublicher emotionaler Kraft durch Reden entfesselt, die von jenen Predigten, die uns gedruckt vorliegen, himmelweit verschieden gewesen sein dürften. Sie sind als die eigentlichen Produkte oraler Situationsmächtigkeit auf der Kanzel mit dem Schall der Stimme ohne schriftliche Spur zerstoben. Nur von ihren Folgen berichten die Quellen. 2.3.1.1 Die Missionspredigt und ihre Wirkung Die Missionen wurden nach dem Tridentinum von den Kapuzinern und den Jesuiten zur ständigen seelsorgliche Betreuung der Pfarrgemeinden eingeführt. So wie die Jesuiten "seit dem letzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts im Rahmen der 'Exkursseelsorge' von ihren Niederlassungen aus an vielen Orten auftauchen und Volksmissionen" veranstalteten, so "hielten die Kapuziner in allen Gebieten, in denen sie ihre Missionsarbeit verrichteten, Katechesen, Standeslehren und Predigten ab." 245 "Die Art und Weise der Volksmissionen bestand vornehmlich in Predigten, Katechisieren, Beichthören und Krankenbesuch. Die Dauer war sehr verschieden, bald einige Tage, bald einige Monate." 246 Die Katechese ist das Hauptziel der ständigen Mission, im Typus der Visitationsmission247 konnte sich damit die Kontrolle des Pfarrklerus verbinden, andere Missionen in Gebirgsgegenden Österreichs "hingen mit den dortigen Bauernaufständen zusammen" 248 und bildeten Disziplinierungsinstrumente. Neben dieser Einrichtung gab es mehrfach eigene Missionszüge, die unter großer Teilnahme der Bevölkerung viele Orte Deutschlands berührten. Ihre Berührungspunkte haben beide Phänomene in der Verbindung von Massenwirkung und Einzelseelsorge sowie im Versuch, auch und gerade die Illiteraten anzusprechen und zu Buße und Sakramentenempfang zu bewegen. Wenn nun ein kurzes Bild der Missionszüge skizziert wird, dann um eine Kontrastfolie für die Predigtweise Abrahams zu ge-
245
Moser, Verkündigung durch Volksgesang (1981), S. 74 und S. 311.
246
Duhr, Geschichte der Jesuiten (1907/1928), Bd 2/2, S. 28; vgl. Bd 3, S. 660-683. - "Volksmissionen wirkten gleichfalls Uber den städtischen Bereich hinaus, sie wurden mit Vorliebe in der Karwoche, zur Oster- und Weihnachtszeit abgehalten und dauerten nicht selten mehrere Tage." Christ, Stadt, Staat, Konfession (1981), S. 224.
247
Duhr, ebda Bd 3, S. 673ff.
248
"Diese Missionen in Steiermark und Kärnten hingen mit den dortigen Bauernaufständen zusammen." Duhr, ebda Bd 4/2, S. 237; vgl. die Missionen im Salzburgischen 1704 und 1727-1733 sowie in Goisern 1712 (S. 246ff.), die vielfach mit Verhören, Bücherkonfiskation und Inquisition einhergingen.
98
Kap. 2: Wirkungskreis
Winnen. Der leitende Gesichtspunkt ist die Frage nach den Bedingungen der Predigtwirkung beim illiteraten Publikum. Die von Duhr zusammengestellten Berichte 249 jesuitischer Missionszüge weisen mehrere identische Erzählmomente auf, aus denen die Struktur der Missionen abgelesen werden kann. Die Vorbereitung einer Mission beginnt im jeweiligen Ort mit der Ankündigung der Missionare. Gerüchte eilen ihrer Ankunft voraus, das Quartier wird vorbereitet, lederne Geißeln werden beigeschafft, 250 ein Altar, eine Kanzel ("Theatrum") und Sitzgelegenheiten bzw. leichte Dächer aufgeschlagen. 251 Damit ist die Neugier der Massen geweckt, die sich bereits zum ersten Auftritt der Missionare als Pilger in großer Zahl einfinden: "Beim Empfang der Missionäre [Georg Loferer und Konrad Herdegen], die in armer Pilgertracht mit nackten Füßen und barhäuptig einzogen, waren gegen 40 000 Menschen zugegen" (Düsseldorf 1715). Die Einleitungspredigt legt den Zweck der Mission dar, die nun (so die italienische Methode, 252 auf die im folgenden eingegangen wird) im Wechsel von Prozessionen und Predigten unter steigender Beteiligung und wachsender Bußbereitschaft abläuft. Die Bußpredigten folgen thematisch zum Teil der ignatianischen Abfolge der Exerzitien, zum Teil entfernten sich die Prediger von jenem durch Paolo Segneri d. Ä. 1689 in Italien eingeführten Typus. 253 Ihre mitreißenden Wirkungen waren gestaffelt und setzen damit ein, "daß ein herbes Weinen unter allem Volk entstand" (Jülich 1715). "Allhier erhob sich ein Weinen und Heulen" (Jülich 1715), alle wurden "in Zären zu Gott schreiender Barmherzigkeit bewegt" (Zug 1705), weil der Missionar "so heftig predigte, daß wir alle bitterlich weinen mußten" (Jülich 1715). Dem Weinen folgen Akte der tätigen Reue, der Rückgabe von unrecht erworbenem Gut und, so ist aus Zug belegt, der allgemeinen Selbstbezichtigung: Deswegen etliche angefangen, auf die Brüge [das aufgeschlagene Podest] zu steigen, ihren Gegenhasseten zu rufen, um Verzeihung zu bitten, einander zu umhalsen, welches endlich durchgehend gegen einander geschehen mit solchem Seufzen und Schreien, daß es schien, kein Mensch mehr den andern hasse. Und war Nachmittag wieder gleiche Funktion mit höchster Devotion und zunehmender großer Bußwirkung, und wurde continuirt, die Vergebung seinem Nächsten zu verzeihen, wie dann aber wieder universaliter geschehen war, auch 2,3 Häupter auf dem Balco öffentlich alles um Verzeihung gebeten, auch alles öffentlich einander um Verzeihung gebeten mit Schreien und Wehklag [...]. (Zug 1705) 249
ebda Bd 4/2, Kapitel "Die Volksmissionen", S. 190ff. Der Einfachkeit halber werden in der Folge alle im Text nach diesem Abschnitt zitierten Quellen mit Ort und Jahr gekennzeichnet und nicht mit Duhrs Seitenzahl nachgewiesen.
250
"Nach der weitern Bußpredigt konnten die Patres keine Disziplinen genug verschaffen, wiewohl sie deren eine große Zahl bei den Schustern hatten anfertigen lassen" (Jülich 1715).
251
"Bei der Rückmur wurde ein klein Theatrum oder Brüge gemacht, dabei ein Altar und darüber ein Baldachin, das sitzende Volk mit in der Luft aufgerichteten Schattdächern bedeckt" (Zug 1705).
252
"Die italienische Methode wurde nur in der ersten Zeit in ihrer ganzen Strenge durchgeführt und mehrere Jahrzehnte hindurch in stets milderer Form angewandt, bis sie 1757 durch eine neue Missionsordnung ganz beseitigt wurde." Duhr, ebda Bd 4/2, S. 205.
253
ebda Bd 4/2, S. 190.
2.3 Das Volk und die Illiteraten
99
Zunächst nehmen die Gläubigen an Prozessionen teil, die sich noch kaum von anderen Umzügen unterscheiden. Der Klerus erscheint "mit Kreuz und Fahnen" (Zug 1705), die "Döchter, so heut in großer Zahl weiß bekleidet waren, hatten Kruzifixen in den Händen, die Lenden umgürtet, mit dörneren [!] Kronen auf dem Haupt" (Zug 1705). Dann aber beginnen immer mehr Menschen Bußkleidung anzulegen und den Bußübungen der Missionare nachzueifern: "An dem 26. Mittwoch war eine Prozession, da fangte man an, in Büß- und Pilgerkleidern sich einzustellen, barfuß zu gehen, etwas zu geißlen und Kreuz zu schleifen" (Zug 1705). Die Berichte markieren deutlich den Übergang von der bloßen Teilnahme zur Übernahme einer aktiven Rolle, wie spätestens in der nächtlichen Bußprozession als Folgewirkung des misssionarischen Beispiels zu beobachten war: Am Freitag Morgen wie gestern; als aber abends um 8 Uhr das letzte Zeichen zur Bußprozession sich hören ließ, traten aus allen Häusern wie aus den Totengräbern am jüngsten Tag die Leute in Ihren Hembteren mit großen Dornen Kronen, mit großen Ketten um den Hals, so kurz an beide Füß angeschlossen, daß sie etwas krumm gebückt anmarschierten, mit groben Kreuz Balken auf ihren Schultern, benebens alle mit allerhand scharfen Disziplinen bewaffnet auf ihren Leib mit harten Schlägen also wütend, daß man das Blut häufig herabfließen sah. (Jülich 1715) Nach der zweiten Bußpredigt folgten viele dem Pater in die Kapelle und mit ihm sowohl Geistals Weltliche, legten ihre Kleider ab und machten eine Disziplin stark V4 Stunde. (Jülich 1715)254
Die Patres nämlich hatten seit Beginn der Mission ihre Predigten durch Geißelungen unterbrochen 255 und in den Prozessionen ein Kreuz getragen, 256 sie vollbringen auch andere erstaunliche Werke körperlicher Buße: Am Montag hielt der Pater eine bewegliche Predigt aut poenitendum aut ardendum. Und hat am meisten dadurch bewegt, weilen er seine lieben Händ mehr denn ein ganzes Vater unser lang in einer stark brennenden schwarzen Fackel stark brennen ließ. (Jülich 1715)
Während die Missionare ihre geistlichen Funktionen abwickeln, stehen Geistliche aus dem Welt- und Ordensklerus bereit, um die Beichtwilligen zu betreuen. 2 5 7 Intensive Massenseelsorge verband sich demnach mit intensiver Indivi254
Weitere Belege: "Männer wüteten mit eisernen Geißeln gegen sich, andere trugen so schwere Kreuze, daß ich sie kaum aufheben konnte." (Gladbach 1715); "In der Bußprozession trugen viele sehr schwere Kreuze, einer schleppte einen Anker, unter dem er beinahe zusammenbrach. Männer und Jünglinge geißelten sich auf den Rücken nach dem Beispiel der Missionäre, Frauen auf die bloßen Arme" (Ravenstein 1715). "Da dann P. Fontana sich allzeit scharf öffentlich gegeißelt, auch P. Mariaiii besonders in den nächtlichen Prozessionen" (Zug 1705); "AUhier erhob sich ein Weinen und Heulen, der Pater ergreift seine Disziplin (Geißel), eröffnet seinen Rücken und rief dem Volk mit solch durchdringenden Worten zu, daß alle Hände und Arme ausstreckten und bitterlich weinten." (Jülich 1715); "[...] es sei noch ein verstockter Sünder in Jülich, dafür schlug er seinen Leib so grausam und lang, bis er endlich anfing niederzusinken und P. Schavoir hinaufstieg und ihm die Disziplin abnahm." (Jülich 1715); "Er ergriff seine Disziplin, schlug sich so erbärmlich, daß ein herbes Weinen unter allem Volk entstand" (Jülich 1715).
256
"In der Prozession trug P. Fontana barfüßig das Kreuz" (Luzern 1705).
257
"Die ganze Zeit über hatten nicht allein unsere Beichtväter, sondern auch die vom bischöfl. Konstanzer Kommissar bestellten 130 Welt- und Ordenspriester im Beichtstuhl alle vollauf zu tun" (Luzern 1705).
100
Kap. 2: Wirkungskreis
dualseelsorge, und die Drastik von Wort und Beispiel "hat manchen gleich zum Beichtstuhl gejagt" (Jülich 1715), wo die Erschütterten unter Tränen die Beichte ablegen: "Von einigen Hundert Beichten, die ich (P. Herdegen) während sieben Tagen hörte, habe ich kaum zehn gezählt, in denen die Beichtenden nicht unter heißen Tränen ihre Sünden beklagten". 258 Die Mission findet mit einer Generalkommunion und dem päpstlichen Segen ihren Abschluß, der allem Volk in den Ohren dröhnt: "[...] drauf er endlich mit dem Kruzifix die große päpstliche Benediktion unter Lösung von 22 groben Geschütz gegeben" (Zug 1705). Die glaubenspropagandistische Wirkung der jesuitischen Schuldramen bemaß sich an den Konversionen und den gespendeten Kommunionen, 2 5 9 die geistlichen Bilanzen der ständigen Mission folgten dem gleichen Darstellungsmuster. "Auch wenn man davon ausgehen kann, daß die Erfolgsberichte der Jesuiten über ihre Arbeit topisch sind und deshalb in schöner Einheitlichkeit das gesamte Schrifttum, vor allem die Jahresberichte, des Ordens durchziehen, lassen sich die tatsächlichen Missionserfolge nicht bestreiten. Diese Erfolge werden stets an der Zahl der Beichtwilligen gemessen und durch sie bewiesen." 260 In ähnlicher Weise quantifiziert der Orden die Ergebnisse seiner Missionszüge. An den nächtlichen Bußprozessionen nahmen Zehntausende 261 von Menschen teil, und am letzten Tag der jeweiligen Mission, so betonen die Quellen, 2 6 2 strömte ein Massenpublikum von bisweilen über 100.000 Gläubigen zusammen. Der Kommunionbesuch der letzten Tage muß gleichfalls massenhaft gewesen sein. 2 6 3 Die Erfolgsindikatoren der Missionen sind vor allem die Zahlen der Teilnehmer und unter ihnen der Büßer und der Geißler, auf deren Nennung kein Bericht verzichtet. Genau verzeichnet man 400 Geißler (Brüggen 1715), 300 Kreuzträger und 200 Geißler (Richterich 1715), 800 Männer als Büßer (Düren 1715) und unter den etwa 30.000 Teilnehmern des letzten Missionstages in Aachen über 1000 Geißler, dazu über 400 Kreuzträger (Aachen 1715). Die Aktivierung der Zuhörerschaft in der Mission nimmt den genauen Gegenpol zur ritualisierten Selbstdarstellung des Teilnehmers am herrschaftlichen Fest ein. Geht es dort um die Ordnung der Gesellschaft und ihrer Gruppierungen in
258
Bericht Herdegens vom September 1715; ebda Bd 4/2, S. 198.
259
Sprengel, Der Spieler-Zuschauer im Jesuitentheater (1987), S. 48ff. - Zum unterschiedlichen Stilisierungsgrad der Berichte in den Diarien und im Erfolgsbericht der "Praemonitio ad Lectorem" in Bidermanns "Ludi theatrales" (1666) Hess, Spectator - Lector - Actor (1976), S. 38.
260
Moser, Verkündigung durch Volksgesang (1981), S. 78.
261
Genannt werden die Ziffern 17.000 (Euskirchen 1715) und 20.000 (Heinsberg 1715).
2i2
Der Mission hätten "viel mehr als 100,000, hundert mal tausend Seelen beigewohnt" (Zug 1705), "am letzten Tage sollen es gegen 100,000 gewesen sein" (Luzern 1705). "Bei der letzten Predigt waren über 120 000 Menschen" (Gladbach 1715).
263
Die Berichte sprechen von über 8.000 Kommunionen (Ravenstein 1715), 15.000 Kommunikanten (Düren 1715), über 25.000 Kommunikanten (Heinsberg 1715), etwa 50.000 Kommunikanten (Zug 1705), von 14.000 (Brüggen 1715), 35.000 (in der Kirche der SJ 15.000, im Dom über 20.000; Aachen 1715) bis 40.000 (Innsbruck 1710) Kommunionen am letzten Tag.
2.3 Das Volk und die Illiteraten
101
Festzug und Festordnung, so weicht hier im Verlauf der Mission das geordnete Erscheinungsbild die geistliche billich den forzug gewinnen" (186). Die katholischen Hilfsmittel - Kreuzzeichen, "die zuefluecht zu der Seligsten Mueter gottes Maria" (186), "etwaß geweihts oder h Reliquien" (187) - haben, wie Exempel jeweils belegen, ihre abwehrende Kraft unter Beweis gestellt. An natürlichen Mitteln bleibt nur die Vermeidung des Um-
216
"Mit dier, mein lieber Erdboden [weinstokh, Ammboss], hab ich ein sonderß mitleiden", weil sie gedrückt, gebunden, geschlagen werden. In umgekehrter Reihenfolge leitet Abraham zum Vergleich über: "der Ammboss mues vil leiden, aber noch merer, der weinstokh mues vil leiden, aber noch merer, der Erdboden mues vil leiden, aber noch merer, noch merer der Mensch", von dessen zahlreichen Feinden die "ohnsichtbare" die gefährlichsten sind (183).
217
Unter einer Türschwelle hat man "ein waxeneß bildlein, einer Spann lang, herausgegraben, welches iber vndt iber voler dupfer oder löcher gewest. auf der Seiten seindt gestekht zwei Spizige nadlen, gleich wie sie das seitenstechen empfunden, neben disem hat man allerlei fezen, negl, Nussschälen [!] vndt anders blunderwerkh gefunden" (185).
218
Delumeau, Angst im Abendland (1989), S. 547.
219
"[...] welches ich selbst vor acht vndt zweinzig iahr erfaren habe, dan als ich dazumahl von Gräz aus SteierMarkh [sie] nacher Wien gereist zur Spatten herbstzeit, [...]" (187). Die Begegnung mit einem als Hexe verdächtigten alten Weib, einem schwarzen Hund und nächtlichem Katzentumult ist nach der Druckfassung (Wein-Keller S. 239f.) zusammengefaßt bei Loidl, Menschen im Barock (1938), S. 264. - "ich weiss selbst ein kloster in Teitschland, worinen alle Kloster Jungfrauen dergstalten verzaubert worden, daß sie insgesambt auf allen vieren daher gekrochen"(185).
5.1 Plausibilität und abrahamischer Stil
341
gangs mit Verdächtigen, 220 gewiß kein Rezept, um die allgemeine Hexenfurcht, die in den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts in der Steiermark und in Salzburg zu ausgedehnten Vefolgungen geführt hatte, zu dämpfen. Der letzte Teil des Kapitels, dem eine perorado und ein Epilog im strengen Sinne fehlen, betont die individuelle Leistung des Lesers, der durch Frömmigkeit und guten Willen dem Übel vorbeugen kann: Eß ist ahnbei zu merkhen, das der bese feindt durch seine zauberßgenossen dem Menschen sowohl am leib als zeitlichen güetern vii khan schaden, wan es der allgerechte gott verhenget, der Seelen aber nit also, zumahlen dero heil vndt ohnheil von dem willen des Menschen hanget, welchem der Satan keinen zwang khan ahnthuen. (188)
Auch hier wäre die Betonung der Individualfrömmigkeit hervorzuheben, die in der Abfolge der Hilfsmittel nach den kirchlichen Hilfen an die bedeutsame letzte Stelle gereiht ist, würde nicht das Schlußexempel aus Petrarca ("Petrarch: lib: 1. Epist: 3") diese Aussage falsifizieren, denn es erzählt, daß Kaiser Karl der Große nicht durch bloße Willensanstrengung, sondern erst durch die Entfernung eines verzauberten Ringes aus dem Munde der verstorbenen Geliebten von seiner Leidenschaft zu ihr befreit werden konnte (189). 2 2 1 Das Kapitel von der Schwarzen Kunst argumentiert zum Schein, in Wahrheit aber bestätigt es, was es vorgibt, theologisch zu korrigieren: daß die Zauberkraft der Dinge stärker ist als die Frömmigkeit des Menschen. Von der suggestiven rhetorischen Durchgestaltung der Predigten ist der Text gleich weit entfernt wie von der erheiternden Isolierung des Lächerlichen, das gerade in diesem Abschnitt nirgends verwendet wird. An einer einzigen Stelle kommt ein Leitmotiv vor ("O gott! o herr! waß gefaren ist der arme Mensch nit vnderworfen", 185), das auf das Exordium verweist, wogegen in der Predigt solche Exklamationen als Strukturelemente überhäufig waren. Keine enumerado, keine Figurenrede außerhalb der Exempla, kein Einsatz des Sprechers, kein Wortspiel, keine Leseranrede unterbricht den schlichten Fluß der Argumentation, die im Grunde aus einer Reihe von Thesen und dazu passenden Exempeln besteht und damit - gewiß auf komplexerer Ebene - die Struktur der Narrenschrift Wunderlicher Traum wiederholt. Die Plausibilität des Textes wird durch die Bestätigung der Alltagserfahrung und durch die Erlebnisberichte des Autors hergestellt. Um das Vorurteil zu stärken, braucht man keine Bücher: Mit dergleichen geschichten kondt man ganze biecher ahnfillen, wie dan hiervon Delrio vndt andere bewehrte Scribendten heiffig geschriben. wier zwar haben gar nit vonethen, dergleichen
220
"Natirliche Mitel, des deifels macht zu schwechen oder gar vernichten, weiss ich dermahlen keine; desgleichen auch, der Zauberer Jhre Nachstellungen zu vermeiden, seindt mier Natirliche Mitel ohnbewust, ausser eines: daß man nemblich dergleichen leit, so etwan in eim iblen ruef, nach migligkeit meiden solle" (187).
221
Das gleiche Exempel verwendete Abraham bereits für das Exordium des 5. Sonntags nach Pfingsten im "Index Concionatorius" des Reimb dich (1684), wo der Ring als Buchstabe "O" für "Oratio" ausgedeutet und zum Gebet als dem Predigtgegenstand übergeleitet wird.
342
Kap. 5: Popularisierung
biiecher zu lesen, indeme es laider! die fast dägliche erfahrenheit selbst genuegsamb weiset. (186)
Im "wier" dieser Bemerkung, dem einzigen auf Zuhörer und Sprecher bezüglichen Personalpronomen des Kapitels, weiß sich der Autor mit dem Vorurteil des Lesers vereinigt. Desintegration des Lächerlichen Der programmatische Vortritt des Lächerlichen und Unterhaltsamen vor der geistlichen Botschaft verändert den stilistischen Charakter der Kalenderschriften. Ein Beispiel für die stilistischen Abweichungen gegenüber Abrahams früherer Schreibart bietet das Kapitel "Ein Versoffener Narr" (S. 20-23) aus dem Wunderlichen Traum. Seine Hauptquelle ist Vitus Fabers dreibändiger Teutscher Historien-Prediger (1684/86).222 Dem dort (Bd 1, S. 312) vorfindlichen, von Abraham zitierten Vers Koh 2,3 folgt als lakonische Applikation der einzige Satz: "Auß welchen Worten klar und sattsamb erhellet/ daß die Leuth durch das unmässige Sauffen zu Narren werden." Aus Fabers Supplement zitiert dann der Text eine Historie von einem Herrn, der mit seinem Narren gemeinsam säuft, woran sich ein Concetto (Holofernes verlor seinen Kopf, der Säufer aber den Inhalt, "nemblich den Verstand") und ein Vierzeiler aus Faber schließt (Bd 1, S. 320). Gemäß dem Dispositionsmuster dieser Schrift folgt einer Exposition die moralische Erläuterung des Lasters ("Die Trunckenheit ist ein Sünd"), das mit 1 Kor 6,10 als Sünde, mit der Beschreibung des Betrunkenen als Schande und in zwei Schritten als Schaden ("Die Trunckenheit ist ein Schad") dargestellt wird. Die Exempla von Herodes und von einem Verschwender seiner Wachskerzen belegen den materiellen ("dann sie frist und verzehrt die Mittel"), die Beispiele des Heerpaukers und des Kaisers Tiberius den gesundheitlichen Schaden ("Die Trunckenheit ist auch ein Schad dem Leib"), wobei Abraham Otto Aichers Theatrum funebre (1675) und den "gelehrte[n] Jacobus Balde" aus dem Agathyrsus teutsch (1647) zitiert. 223 Am Schluß jedes Abschnitts steht ein etwas breiter ausgeführtes Exempel, hier eines vom "Weinschlauch", und die lakonische Zeile "das war ein versoffener Narr" beschließt das Kapitel. Während andere Abschnitte stärkere sprachliche Durchgestaltung und deutlichere abrahamische Stilzüge aufweisen, bietet der "Versoffene Narr" einen
222
vgl. Welzig, Katalog (1984/87), Bd 1, Nr. 81 und 88; der Text belegt mit der Angabe "Faber in Auct[u]ario" (20), daß Abraham auf das "Supplementum Oder Neuer Zusatz" (1686) zurückgreift, aber der Verfasser hat auch den 25. "Diseurs" "Ebrietas, oder Die Trunckenheit" aus dem ersten Band herangezogen (S. 308-320).
223
Aicher, Theatrum funebre (1675), pars IV, Scena VII: Epitaphia Podagricorum, S. 226 unter der Überschrift "Viennae". Haas weist das Balde-Zitat, nicht aber die scherzhafte Grabschrift nach; weder Aicher noch Balde dürften Abrahams Primärquelle sein.
5.1 Plausibilität und abrahamischer Stil
343
schwachen Abglanz früherer sprachkünstlerischer Komplexität.224 Schon wegen der Kürze der Abschnitte, in denen sich großflächige Strukturierungsmuster nicht entfalten können, wirkt die Schrift als Reduktionsform der großen Traktate. 225 Die Fähigkeit, weitgespannte Reihen mit immer überraschenden Pointen zu bilden, ist zu einfachsten Aufzählungen zurückgenommen. Die Überleitungen, unter deren Geschmeidigkeit die Teile nahtlos ineinander übergehen, wichen einer Aneinanderreihung ohne rechten Zusammenhang. 226 Die Sorgfalt der Erklärung und der Applikation scheint völlig verflogen. Unterhaltsame Historien, schwankhafte Apophthegmata erscheinen in bunter Folge, erzählerisch kaum realisiert, sondern in rudimentärer Form. Der wesentlichste Unterschied bleibt die mangelnde Funktionalisierung des Erzähl- und Belegmaterials. Wo der Abraham der früheren Schriften, wo der Abraham der Predigt die Historien, Fabeln und Apophthegmata in den Dienst der geistlichen Argumentation stellt, fädelt der Wunderliche Traum (1703) eine Begebenheit nach der anderen auf, ohne dem gewiß unterhaltsamen Material mehr als die simpelste argumentative Disposition umzulegen. Die Funktion des Sprechers, deren Ausbildung auch die späten Predigten Abrahams in gleichbleibender Bedeutsamkeit zeigen, fehlt fast zur Gänze, Leseranrede und Apostrophe sowie die sonst so häufige Figurenrede ebenfalls. Selbst wenn wegen der Autorenangabe des kleinen Druckes die Verfasserschaft Abrahams nicht in Zweifel gezogen werden kann - denn erst nach seinem Tode firmiert Unterschobenes unter seinem Namen - , ist mit der Analyse eine Tendenz belegt, die auch das Abraham Unterschobene umfaßte, nämlich die Trivialisierung der geistlichen Botschaft und die Vereinfachung des Darstellungsstils bei gleichzeitigem Aufschwellen des Erzähl- und Exempelmaterials. Die Narrenschellen tönten dort lauter als die Kirchenglocken. Das stilistische Verhältnis der kleinen Kalenderschriften zu Abrahams sprachlicher Kunstfertigkeit in den frühen und gleichzeitigen Schriften kann an verschiedenen Darstellungen der Elisäus-Episode mit einer Witwe (2 Kg 4,2) veranschaulicht werden. Das erste ist die Fassung des Mercks Wienn: Ein arme Frau/ dero Mann kurtz vorher den gebührenden Lebens-Zinß abgelegt/ vnd in GOTT entschlaffen/ wurde von ihren Schuldnern immer hefftig zur Bezahlung angestrengt/ so 224
vgl. etwa den Abschnitt vom eifersüchtigen Narren mit der Schilderung: "Ein Eiffersichtiger/ beschau ihn wol/ ist wie ein eisener Hahn auff dem Tach/ der sich ein gantze Zeit hin und her wendt: Ein Eifersüchtiger/ besichtige ihn recht/ ist wie ein Henn/ die immerzu kratzt/ grippelt/ grappelt und sucht; Ein Eiffersüchtiger/ betracht ihn gut/ ist wie ein Low/ der auch im Schlaff die Augen offen hat" (47).
225
"Das Narrennest ist nun unter den Werken Abrahams gewiß nicht das eigenwilligste und originellste. Es gehört zu seinen maßvollsten Schöpfungen, hat aber gerade dadurch seinen eigenen Reiz." Haas, Nachwort (1969), S. 76.
226
vgl. die transitiones im Mercurius: "Zuvor aber muß ich ein bekannte Fabel, welche hierzu nicht undienlich, kürzlich beirucken" (17); "Dergleichen Gesellen einer allhier auf der Bühn erscheint" (18); "In der Stadt Heilbrunn hat sich vor wenig Jahren was Lustiges zugetragen" (24) sowie die Schlußklausel nach 3 Exempeln: "Ja, mit dergleichen Geschichten könnte man ein ganzes Buch verfassen" (28).
344
Kap. 5: Popularisierung
gar daß ihre zwey Söhn den Abgang deß Gelds mit harter Dienstbarkeit ersetzen sollten: [...] Als nun gedachte Matron ihres Kummers kein Außgang ersinnen kunte/ fallt ihr endlich ein die guthhertzige Bekantschafft deß Propheten Elisaei, dem sie dann ihr Elend gantz vmbständig bericht/ mit nassen Augen/ Elisaeus last sich bald erweichen von solchen Wittib Threnen/ fragt was sie dann im Hause habe: Gedencke jemand vmb Gottes willen! Sie antworth/ nihil, nisi parum olei quo vngar, ich hab nichts im Hauß als ein wenig Oehl/ darmit ich mich salbe/ ey so salb! Gedenckt wunder/ in der äusserste[n] Armuth hat sie sich noch beflissen/ daß ob sie schon war ein arme Hauth/ noch möcht seyn ein schöne Hauth! Die Schönheit mit einem Worth ist das einige Begnügen deß weiblichen Geschlechts. 227
Die sprachliche Plausibilität der biblischen Erzählung erzeugt der Abschnitt in zweifacher Hinsicht. Einmal erzeugt Abraham für sämtliche Handlungsmomente durch nachvollziehbare Motive Plausibilität. In größter Not fällt der Witwe die "guthhertzige Bekantschafft" des Propheten ein, der sich "bald erweichen" läßt. Die Unterhaltung wird zweitens in einer Alltagssituation angesiedelt, wobei die Versklavung der Söhne hier als die "Dienstbarkeit" der zeitgenössischen Knechte und Diener erscheint. Mit dem Zwischenruf "Gedencke jemand vmb Gottes willen!" fängt der Sprecher die Verselbständigung des Erzählten auf und bereitet seinen Kommentar vor. In die Erzählung hat Abraham eine Reflexion über den armseligen Zustand der Witwen eingelagert (hier nicht zitiert), sodaß erzählerische Darstellung und moralische Betrachtung ineinandergreifen. Die adverbiell ausgedrückten Zeitsignale benennen wiederholte, plötzliche oder langdauernde Zustände und strecken damit die erzählte Zeit ("immer hefftig", "fallt ihr endlich ein", "gantz vmbständig bericht", "bald erweichen"). Metaphern und das metonymische Wortspiel "ein arme Hauth [...] ein schöne Hauth" verleihen Eleganz und Witz, Leseranreden und Zwischenrufe rhetorische Eindringlichkeit. In einer Predigt über seine Namenspatronin, die heilige Klara, hat Abraham wenige Jahre später die Episode wieder aufgegriffen. Auch hier wird die Begebenheit bei aller Kürze durch Figurenrede und komische Einschübe ("das got erbarm") und Kommentare des Sprechers ("ay, so glänz, du kott schanz") belebt und in die Argumentation eingebaut: Elisaeus, sagt die h schrifft 4 Reg: 4 cap:, khombt zu einer armen haut, fragt die selb, ob < s > nichts hab. nichts, nichts, mein lieber h vater. nit ein bissi brot < im > haus? das got erbarm, gar nichts, wie ich gsagt hab, mein h prophet, nichts ausser ein wenig öhl: parum olei quo vngar mit dem ich mich anschmier, damit ich im gsiecht ein wenig glänzen khan, ay, so glänz, du kott schanz. Also geht man mit dem leib vmb, mit disem gsindl brott. 228
Die Fassung des Mercurius schließlich stellt die Episode in eine Kette anderer Exempel, verzichtet auf die argumentative Einbettung, reduziert die Figurenrede auf die Paraphrase der Schriftstelle und erinnert nur durch den kommentie-
227
Mercks Wienn, S. 104f.
228
Predigt über die heil. Klara (um 1685), Neue Pr. Nr. 14, S. 152; z.T. ohne die editorischen Zeichen Bertsches.
5.1 Plausibilität und abrahamischer
Stil
345
renden Ausruf "Ey, so salb; ey, so schmier!" an die anderwärts demonstrierten sprachlichen Fertigkeiten Abrahams: 4 Reg. C. 4 liest man, daß ein arme Wittib dem großen Mann Elisaeo habe ihr Not und Armut klagt: daß sie ganz und gar nichts habe und noch darüber in großen Schulden stecke, also zwar, daß sie ihren eigenen Sohn wegen der Schulden müßte zu einem Sclaven und Diener machen. Elisaeus sprach zu ihr: "Was willst du, daß ich dir soll tun? Was hast du in deinem Haus?" "Nihil, nisi parum olei quo Ungar. Nichts hab ich, mein Herr, als ein wenig Öl, wormit ich mich kann salben &." Ey, so salb; ey, so schmier! Ein Wittib, alt darzu, arm daneben, ja gar ein Bettlerin will sich noch salben, will noch schön sein! 229
Elemente des Lächerlichen: Wunderlicher Traum (1703) In welchen Kategorien entfaltet Abraham die Lächerlichkeit seiner Exempel, wie sind die Pointen der Erzählungen strukturiert? In den Kalenderschriften wird die Plausibilität des Gesagten weniger durch die Technik des Wortspiels, der arguten Überraschungstechnik oder der Bestätigung des Vorurteils als vielmehr durch den Rückgriff auf die "materiell-leibliche Basis" (M. Bachtin) des Sprechens herbeigeführt, auf die "Motive des Körpers, Essens, Trinkens, Ausscheidens und des Sexuallebens"230 und auf die groteske Körperkonzeption. Das zeigt eine Untersuchung des Exempelmaterials im Wunderlichen Traum sehr deutlich. Die Narretei der Verliebtheit äußert sich im Abschnitt "Ein Verliebter Narr" (S. 10-13) zunächst in grotesken Deformationen des Körpers. Fast in allen Beispielen wird Körperliches ausgedrückt. Dem verliebten Amnon (2 Sam 13,122) ist "das Gesicht [...] gantz und gar eingefallen/ daß er außgesehen/ wie ein außgeblassene Sackpfeiffen; Tag und Nacht hat er geseufftzet nicht änderst/ als wie ein ungeschmierte Hauß-Thür" (10). Bei zwei Verliebten kommt es zu mutwilligen Verstümmelungen: Ein junger Gesell/ als er vernommen/ daß seine ihm eingebildte Braut/ ihn zu nehmen/ darumb sich weigerte/ weil er nicht längst den Fuß gebrochen/ nunmehr zwar geheilet/ gleichwol aber sehr hincken thue/ ist so frech gewest/ daß er von freien stucken zu einem besseren WundArtzten gangen/ den Fuß wider auff ein neues hat brechen lassen/ und folgends also einrichten/ daß er nachgehends nicht mehr gehuncken. O Narr! | Ein anderer von guten Hauß schreibet seiner Liebsten ein Brieffei/ und damit solches nit leer einlauffe/ sondern ein Schanckung mit sich bringe/ also schnitte er ihme einen Finger von der Hand hinweck/ und schicket selbigen eingeschlossener in Brieff/ zur Bedeutung seiner wahren/ und unverfälschten Lieb. O Narr!
(11)
Ein zweites Moment der Groteske ist die Affinität zum Essen und Trinken, zum Fressen und Saufen, wie Abraham hier vorzugsweise schreibt. Amnon hat wegen seiner Verliebtheit "weder Essen noch Trincken geschmeckt" (10), und bei zwei Beispielfiguren führt die Liebe zu grotesken Mahlzeiten mit unterschiedlichem, gegensätzlich pointiertem Ausgang: 229
Mercurius, Bertsche, Der Ur-Merkur von 1701 (1928), S. 23.
230
Bachtin, Rabelais und seine Welt (1987), S. 68; vgl. Kapitel 6: "Materiell-leibliche Motive" (S. 413-481), zur grotesken Körperkonzeption S. 76ff. sowie Kapitel 5: "Die groteske Körperkonzeption und ihre Quellen" (S. 345-412).
346
Kap. 5: Popularisierung
Ein anderer hat in Gesundheit seiner Liebsten nit allein ein Glaß Wein biß auff den letzten Tropffen außgetruncken/ sondern noch das Glaß völlig mit den Zähnen zernaget/ und zermahlet/ und es wie den besten Zucker gantz gierig gefressen/ daß ihme hierdurch das Ingeweid zerrissen/ und folgsamb Lieb/ und Leben zugleich verlassen. O Narr! | Ein anderer hat ein Handschueh seiner Liebsten entzuckt/ selben gar klein zerschnittener sieden lassen/ solchen an statt der Kuttel-Fleck gefressen/ anbei bekennet/ daß ihme die Zeit seines Lebens keine Speiß habe besser geschmeckt. O Narr! (llf.)
Das ausführlichere Schlußexempel führt beide Bereiche in grotesker Engführung zusammen. Der verliebte "Dulcitius, ein Land-Vogt deß Kaisers Diocletiani", verwechselt die Kammer mit der Küche ("Küchel") und läßt in seiner Verblendung den rußigen Gerätschaften die den Jungfrauen zugedachten Zärtlichkeiten angedeihen: Dulcitius war [...] in ungebührender Lieb entzündet/ brache derowegen bei nachtlicher Weil/ mit allen Gewalt in ihre Behausung/ allwo sie würcklich in Andacht/ und Betrachtung begriffen/ er underdessen gantz rasent kombt in die Kuchl/ wird von GOtt dergestelten verblendt/ daß er die Kessel/ und Häfen für Jungfrauen angeschaut/ laufft auff sie dar/ umbfanget selbige/ küsset/ und halset sie/ nicht änderst/ als hätte er seinen verlangten Schatz in Armben/ er wüste nicht/ daß er in der Küchel/ sondern glaubte er seie in der Kammer; er glaubte/ er seie bei der Anna, nicht bei der Pfanne/ kunte auch fast kein End machen ohne Liebkosen/ und Küssen/ iilso/ daß er wie ein lebendiger Teufel wegen Rueß/ und Schwärtze außgesehen [...]. (12f.)
Die Pointe des Exempels schließlich verwirklicht ein drittes Moment volkstümlich-karnevalesker Komik, nämlich die körperliche Gewalt. Es bleibt nicht dabei, daß Dulcitius auf dem Heimweg "von männiglich für einen Narren gehalten worden". Der getäuschte Liebhaber wird durch Verprügeln zur Einsicht in seinen beklagenswerten Zustand gebracht: "und blibe bei disen nicht allein/ sondern sie haben ihn mit Brüglen wol abgesalbet/ biß er endlich den Spiegel umb Rath gefragt [...]" (13). Das Kapitel enthält weiters einen einleitenden Concetto (Vergleich der biblischen Diebe mit dem Raub der Vernunft durch die Liebe) sowie die biblische Ladung zum Hochzeitsmahl (Lk 14,16-20). Alle anderen Exempel des "Verliebten Narren", die hier zitiert wurden, beruhen auf Elementen der Lachkultur. Aber das Kapitel bildet keine Besonderheit. Die weiteren Exempel der Narrenschrift lassen uns vielmehr das Bild der verwendeten Lachelemente erweitern und differenzieren. Deformierte Körper begegnen dem Leser als Kahlkopf (24f.), als Beispiel des Feiglings (31) und im Narrenspital zu Rom (35f.), ja selbst im biblischen Bereich, wo Abraham "alle Suchten" des Hiob aufzählt, "die Lungen-Sucht/ die Dürr-Sucht/ die Gelb-Sucht/ die Wasser-Sucht/ die SchwindSucht/ die Glider-Sucht/ etc." (44). Groteske Entstellungen reichen vom Antlitz des Nabal (1 Sam 25,1-44), der "ein Gesicht gemacht [hat]/ als hätt er ein dutzet Holtzäpffel gefressen" (41), bis zur Schilderung des "vollen Zapffen", 231 die in 231
"Erstlich hat er ein Gesicht wie ein Preussisch Leder/ dort ist Bacchus natürlich in Kopfferstich getroffen; die Nasen tröpflet wie ein zerlexter Schleiff-Kübel/ die Augen verkehrt er wie ein abgestochener Bock; das Maul seiffert/ wie ein schmutziger Feimb-Leffel: die Zung ist erstarret/ wie ein Nudel-Walcker; die Stimm bommert/ wie ein alte Regiments-Trommel; die Füß gehen/ wie ein Garn-Haspel; die Geberden seind also beschaffen/ daß er von jedermann für einen Narren außgelachet wird" (21).
5.1 Plausibilität und abrahamischer Stil
347
der Art grotesker Personenschilderung 232 die niedrigsten Vergleichsgegenstände wählt. Die körperliche Einverleibung thematisiert das biblische Exempel des reichen Prassers (Lk 16,19-31), bei dem "alle Tag ein Fest-Tag/ und Freß-Tag" (14) war, ebenso wie der Vergleich des Caligula mit einer Sülze ("Sulz"): "Caligula ein solcher unerschrockener Held (scilicet) welcher bei dem DonnersWetter nicht anders gezittert/ als wie ein Schweinene Sulz/ auch sich unter das Beth salviert/ und beede Ohren zugestopffet" (31). 233 Gewalt und Prügel fehlen nicht, wenn Abraham das Exempel vom betrügerischen Kammerdiener erzählt, der von Bittstellern die Hälfte des Empfangenen fordert und "ein solche Maultaschen" erhält, "daß er die gantze Stiegen hinunter gefallen" (17), wenn ein Stotterer einen anderen "mit einem dicken Stulfuß dergestalten abgebrüglet/ daß/ wofern die Leuth nicht hätten abgewehret/ er denselben gar zu todt hätte geschlagen" (19), wenn "jener Vatter seinen Sohn auff ein Zeit mit einem Brügl sehr abgeböglet" (25) und darob vom Sprecher gelobt wird, wenn in der Lügenerzählung (29f.) dem Großwesir "der Sultan ein solche Ohrfeigen versetzt/ daß ihme das Feuer auß den Augen gesprungen/ darvon auch ein Funcken in das nechste Pulver-Faß gefallen/ worvon das gantze Zeug-Hauß in Rauch auffgangen" (30). Dazu kommt der Bereich der Ausscheidung, der als Vergleichsbereich den Gestank des Faulen ("Pfui Teufel wie stinckts!" 23) verbildlicht. Im Beispiel des Heliogabalus wird die Heldenhaftigkeit wiederum grotesk unterlaufen, der "wegen Anruckung deß Feinds sich mit seiner Mutter in ein heimbliches Gemach verschlossen [hat]/ auch daselbst elend umbs Leben kommen; zwar für ein solche Nasen gehört kein anderer Balsam" (31). Selbst das Schneuzen ist Gegenstand einer Scherzrede, weil "einer vor hat geben/ als sein die Baum vil höfflicher als die Edl-Leuth/ dann wann sie sich schneutzen/ so werffen sie solchen Unflat auff die Erden; die Edl-Leuth aber solchen gemeiniglich sambt dem Tüchl in Sack schieben" (42). Auch wenn daneben eine ganze Reihe anderer Exempel Verwendung finden, die keine Elemente der Leiblichkeit und ihrer Komik aufweisen, so zeigt sich die wichtige Funktion dieses Beispielbereichs in den ausführlicheren Schlußexempeln zu jedem Abschnitt. Von den Beispielen der Prügel war bereits die Rede (13,17, 19f.). Nur drei von elf Schlußexempeln (27,34,39f.) verzichten auf Pointen aus der körperlichen Lachkultur. Die Schilderung eines groben Gelages in der Tradition der Tischzuchten bringt die Bereiche dieser Kultur auf den Punkt, das Fressen und Saufen, die Fülle und Vielfalt der Nahrung, das Lachen und
232
vgl. Windfuhr, Die barocke Bildlichkeit (1966), "Häßlichkeitsbeschreibung", S. 290ff.
233
weitere Beispiele: "du bethörter Geitz-Halß [...] frissest mehrer Kummerauß/ als Hasel-Nuß; du küfflest mehrer Mangel-Kern/ als Mandel-Kern; du sauffest mehrer Trübs als Liebs" (14); Zorn über Mundkoch 18, Rausch 20, Fliege in Weinkanne 42f. etc.
348
Kap. 5: Popularisierung
R ü l p s e n der T i s c h g e s e l l s c h a f t und schließlich die in ihren E r z ä h l u n g e n g e g e n wärtige Sexualität: Einer sitzt bei der Tafel so ungebertig/ als wolt er mit beeden Armben ein Gewölb unterstützen; ein anderer ist so unverschambt/ daß er in die Schüssel mit solchem Gewalt hinein sticht/ als wolt er einem Wildschwein den Fang geben; ein anderer ist so grob/ daß er ein brattne Ganß auff sein Täller logiert/ derselben Hosen/ und Wammes abziecht/ das übrige dem Nächsten vorlegt; ein anderer ist so wild/ daß er mit schmutziger Goschen saufft/ und folgsamb das Gläß nicht änderst außsicht/ als wie ein Flecksieder Ermi; ein anderer grappelt in den Zähnen mit ginnendem Maul/ als stehe schon das Thor offen zum Mist außführen: ein anderer hat noch halbendes Fuetter im Maul/ fangt anbei zu lachen/ daß die Trebern wie ein Schaur oder Risei über den Tisch fallen/ als wäre sein Maul zu einer Spritz-Kandel worden; ein anderer ist so viehisch/ daß er einen Hanockischen Seufftzer auß dem Magen treibt/ als thäte an einer Gleger-Butten ein Reiff abspringen; ein anderer überladet das Täller mit Speisen/ daß es einem unabgestrichenen Metzen nicht ungleich; ein anderer bringt solche Zotten auff die Bahn/ daß solche dem Teuffei für ein Confect könten auffgesetzt werden/ etc. An disen und dergleichen groben Narren hat Himmel und Erden ein Abscheuen. (43f.) D a s U n t e r l a u f e n der E r n s t h a f t i g k e i t m a c h t selbst vor r e l i g i ö s e n Z e r e m o n i e n nicht halt. In e i n e m E x e m p e l erzählt A b r a h a m v o n e i n e m Bauern, der b e i der B e i c h t e d e n H a b i t des Beichtvaters benutzt, u m s e i n e n e u e n H o s e n a m B o d e n nicht zu beschmutzen: Ich weiß mich selbst zu erinnern/ daß ein Geistlicher bei einer vornehmen Wallfahrt/ umb weil der Zulauff allzugroß/ derentwegen genöthiget worden/ unter dem freien Himmel Beicht zu hören; als aber der Stuel/ worauff er gesessen/ zimblich nider/ und folgsam der Habit unterhalb vil auff der Erden gelegen/ und nun ein Baur mit neuen Lederen Hosen hinzugetretten/ und nider knien wolte/ da hat er vorher den Habit deß Beicht-Vatters besser hinauß gezogen/ ihme selben/ als einen Teppich underbreittet/ damit er solcher Gestalten seine gelbe Hosen nit möge besudlen. Wol ein grober Narr! (42) D i e groteske Profanierung in d i e s e m B e i c h t s c h w a n k 2 3 4 liegt in der h ö c h s t e n U n a n g e m e s s e n h e i t von Sakramentenempfang und dabei obwaltender weltlicher B e d a c h t s a m k e i t auf die e i g e n e Kleidung, sie liegt a b e r a u c h in d e r K ü h n h e i t , d a ß g e r a d e das g e h e i l i g t e G e w a n d des G e i s t l i c h e n das b ä u e r l i c h e n B e i n k l e i d schützen muß. D e u t l i c h e r n o c h trägt im zweiten derartigen E x e m p e l das L e b e n d e n Sieg über d e n T o d davon, als in einer schlecht ausgestatteten Kirche e i n Backtrog d i e Stelle einer T u m b a vertreten m u ß und sich plötzlich zu r e g e n beginnt: Ich weiß selbsten ein Orth/ wo sich folgende lächerliche Geschieht ereignet. Nachdem ein ehrlicher Mann mit Todt abgangen/ auch nach Gebühr zur Erden bestattet worden/ da hat man hernach/ wie gewöhnlich/ die Besingnuß/ und Exequien gehalten/ mit einem Hoch-Ampt/ und Predig; weil aber der Meßner kein rechte Toden-Bahr hatte zum auffsetzen/ also hat er einen Bach-Zuber an statt dero genommen/ denselben mit dem Bahr-Tuch bedeckt/ und folgsamb mit brennenden Kertzen/ wie zu geschehen pflegt/ nach Möglichkeit geziehrt; underdessen ist ein Hund unvermerckter Weiß under dises Todten-Gerüst kommen/ und an dem Bach-Trog/ der erst den ersten Tag vorhero gebraucht worden/ angefangen zu nagen/ daß sich endlich der Bach-Trog bewegte: dem Prediger auff der Cantzel und andern Anwesenden war es nicht wol 234
"Die realiter dominierende Rolle des Beichtvaters wird im Schwank in Frage gestellt, der Effekt der Beichte ad absurdum geführt." Moser-Rath, Art. "Beichtschwänke" (1979), Sp. 50. Der Beichtschwank Abrahams wird dort als Typus nicht erwähnt.
5.1 Plausibilität und abrahamischer
Stil
349
bei der Sach/ alle dise wüsten nichts von dem Hund; endlich das allzu starcke Nagen deß Hunds hat gemacht/ daß die Todten-Bahr/ sambt allen Leuchtern zu Boden gefallen/ welches dann den Prediger von der Cantzl/ die Leuth alle auß der Kirchen getriben/ weil sie vermeint haben/ der Todte sei aufferstanden/ und hab wollen protestiren über das Lob/ so ihme der Prediger gegeben. O Narren! (32f.)
Noch am Tag zuvor war das Lebensmittel schlechthin, war Brot im Trog angemischt worden, nun wird eines Toten gedacht. Das Nagen des verborgenen Hundes sprengt die Trauergemeinde, seine Freßgier erweckt scheinbar den Toten zum Leben. "Die Degradierung ist [...] das zentrale künstlerische Prinzip des grotesken Realismus. Alles Heilige und Hohe wird auf der materiell-leiblichen Ebene umgedeutet, es verbindet und mischt sich mit ihr." 235 Daß die Leute meinen, die Auferstehung bedeute den Protest des Verstorbenen gegen das falsche Lob des Predigers, fügt dem Ganzen eine weitere subversive Pointe hinzu. Diese beiden Geschichten im Wunderlichen Traum sind als Erlebnisse des Sprechers ausgewiesen und damit durch seine Autorität beglaubigt. In den Beispielen kann der Kommentar "Wol ein grober Narr" oder "O Narren" die erheiternde Wirkung des Erzählten kaum mehr auffangen. Das letzte Kapitel vom "Lobwürdigen Narren" bringt Beispiele der Heiligen, der Narren in Christus (1 Kor 4,10). Über dieses Schlußkapitel und über die jeweilige kurze Denunziation des Erzählten als Narretei hinaus besteht kaum eine argumentative Durchdringung des Exempelmaterials, die vordem und anderswo funktionalisierten Elemente des Erzählten verselbständigen sich zur schieren Unterhaltung. Nur im Kapitel vom groben Narren erläutert Abraham entsprechend seinem städtischen Publikum die Abstufung der Verhaltenskontrolle zwischen Land und Stadt. 236 Das Scherzwort von der Höflichkeit der Bauern zielt auf unterschiedliche zivilisatorische Verhaltensstandards. 237 Überhaupt bietet das Kapitel vom "groben Narren" eine späte Reprise des Grobianismus, der einen Umdeutungsprozeß des Lachens in Gang setzte. 238 Den Triumph des "Materiell-Leiblichen" als "Grundzug des grotesken Motivs muß die abstrakte Tendenz zerstören. Sie verschiebt den Schwerpunkt auf den abstrakten Sinn, auf die 'moralische' Komponente des Motivs, schlimmer noch, sie unterwirft das materiale Substrat des Motivs einem negierenden Prinzip. Die Übertreibung wird zur Karikatur." 239 235
Bachtin, Rabelais und seine Welt (1987), S. 415.
236
"Daß die Bauren meistens sich in die Höfflichkeit nicht können schicken/ ist es ihnen so gar für ungut nicht auffzunemmen: zumahlen ihr meiste Auffenthalt ist bei groben/ und unartigen Leuthen [...]" (42); "Andere unzahlbar mehrer dergleichen Grobheiten seind für sich selbst auch in allweg bei den Bauren zu tadlen; vil mehrer aber bei anderen Leuthen/ die gleichwol in Stätten/ und Märckten seind aufferzogen worden/ oder wenigist einige Jahr und Zeit unter denselben gewandlet [...]" (43).
237
Elias, Über den Prozeß der Zivilisation ( 5 1978), Bd 2, S. 194ff.: "Über das Schneuzen".
238
vgl. Bachtin, Rabelais und seine Welt (1987), S. 113ff. "Seinen Abschluß fand der Umdeutungsprozeß erst mit der Entstehung einer Gattungshierarchie, die dem Lachen den untersten Rang zuwies" (S. 115).
239
Bachtin, Rabelais und seine Welt (1987), S. 113.
350 52
Kap. 5: Popularisierung
Popularisierung und Anonymisierung
Im letzten Abschnitt war vom stilistischen Verfahren des Kalenderschrifttums die Rede, das im Gegensatz zu jenen Werken steht, die für das deutsche Lesepublikum in Nürnberg bei Christoph Weigel erscheinen. In der Rezeption der Abrahamischen Pestschriften durch das deutsche Lesepublikum resultierte aus der Vervielfältigung der Lektüreweisen die literarische Wahrnehmung von Abrahams Texten und die literaturtheoretische Ablehnung bestimmter seiner Stilzüge. Parallel dazu und in Austausch damit wächst dem Prediger die Funktion eines Autors zu. Die Wahrnehmung der Texte als Literatur bedingt die Wahrnehmung ihres Urhebers als Autor, ein Zumessen an Verantwortlichkeit für den Text, das jenen Kontext der Entstehungs- und Rezeptionsbedingungen ausblendet, der in den Wiener Kalenderschriften die Isolierung des Unterhaltsamen ermöglichte. Der Autorname Abrahams wurde in der Publikationsgeschichte seiner Werke mehr und mehr zur bloßen Etikette, zum Signal einer vorgeblichen Urheberschaft, die mit der tatsächlichen Urheberschaft von Texten immer weniger zu tun hatte. In der Tradition der Autorfunktion hat die Frage nach der tatsächlichen Urheberschaft Abrahams an jenen Büchern, die seinen Namen tragen, die Forschung der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts am meisten bewegt. Zwischen Bertsche, der für "seinen" Schriftsteller möglichst viele Werke zu reklamieren suchte, und den stil- wie traditionsgeschichtlich besser geschulten Universitätsgermanisten ergab sich manche Kontroverse, aus deren vermeintlicher Unentschiedenheit noch gegenwärtig Kapital zu schlagen ist. 240 5.2.1 Die kollektive Arbeit am Text Abrahams Spätwerk unterliegt zwei gegenläufigen Prozessen. In der Herstellung der Texte und Bücher tritt die folkloristische Proliferation des Autors zutage. Sie findet in der Rückkehr zu additiven Gattungstypen und in der steigenden Beliebigkeit ihren Niederschlag, mit der über das serielle Material verfügt wird. Im Vertrieb der Bücher drückt sich dagegen die zunehmende Geltung des Autornamens und das Bedürfnis des Lesepublikums nach der Funktion des Autors aus. Eine tatsächliche Verantwortlichkeit für den Text hat Abraham später in
240
vgl. die Ausgabe des Centifolium 1978 unter Abrahams Namen, zu der der Kat. Abraham (1982) zu Recht bemerkt: "Aber auch heute verkauft sich das 'Centifolium' eben leichter unter Abrahams Namen als anonym" (S. 146). - Noch Battafarano, Formen der Moralsatire (1984), meint "bis zur endgültigen Klärung der Echtheitsfrage" (S. 28, Anm. 4) von Abrahams möglicher Verfasserschaft ausgehen zu können, ohne die Argumente Horbers anders als durch Diffamierung zu erschüttern: "Horbers Argumentation" sei "nicht immer überzeugend, da Horber meistens rein impressionistisch und vorwiegend subjektiv verfährt" (S. 27, Anm. 4). Die Überprüfung von Horbers Argumenten und die Zuschreibung des Centifolium an Neiner durch Wannenmacher, der stilistische und quellenkritische Argumente (unter Einschluß von Garzonis "Piazza Universale") namhaft machen konnte, hat Battafarano nicht zur Kenntnis genommen (Wannenmacher, Neiner (1938), S. 32ff.). Die Lektüre Grimmelshausens ist für Neiner ebenfalls belegt (ebda S. 45), nicht jedoch für Abraham.
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
351
unterschiedlichem Maße getragen. Die Abnahme seiner Urheberschaft am Text ist in fünf Stufen zu beschreiben, die über eine Beteiligung von Bearbeitern schrittweise zum Verleger als dem eigentlichen Urheber des abrahamischen Spätwerks hinführen. Die Buchtypen der Bildwerke, Übersetzungen, Nachlaßausgaben, Kompilationen und Anthologien repräsentieren jeweils unterschiedliche Formen kollektiver Arbeit am Text. "Nur können sie kein Ende finden, Verleger und Publikum, daher es zuletzt Kollektiv werde", bemerkte Goethe anläßlich seiner Simplicissimus-Lektüre zu Riemer (12.12.1809), und was Manfred Koschlig als Motto seiner Untersuchung zu Grimmelshausen voranstellte, 241 könnte auch von Abrahams späten und nachgelassenen Schriften gesagt sein. Während es aber Koschlig darum ging, "Grimmelshausen endgültig von dem Wust zu befreien, der ihm und seinem Werke durch den 'Interpolator' [Jakob Grimm; gemeint ist Johann Christoph Beer, F.E.] und das 'Kollektiv' anhaftete, seinem Stil der 'lebendigen Farben' gegenüber der Nürnberger frühpietistischen rhetorischen Übermalung wieder Geltung zu verschaffen", 242 steht hier anstelle der philologischen Quellenkritik mit ihrer Hypostasierung des Autors die Interpretation eines Popularisierungsprozesses im Zentrum. 5.2.1.1 Illustrierte Werke Der Rückzug der Verfasserschaft setzte dort ein, wo das Buch nicht nur durch den Text, sondern zugleich durch das Bild bestimmt war. In einem ersten Schritt verlieren Abrahams Schriften die Selbständigkeit der Komposition, die seit dem Etwas für Alle Bildprogrammen untergeordnet ist. Weder bei diesem Werk noch beim Huy und Pfuy kann, wie zu zeigen sein wird, ein "enzyklopädischer Impuls" des Autors Abraham veranschlagt werden, der "mit der reinen Erkennungsfreude eines Sammlers und Ordners" die Welt literarisch geordnet hätte. 2 4 3 Dem Emblematiker Abraham war das Zusammenwirken mit dem darstellenden Künstler vertraut (vgl. oben Abschnitt 2.2.1.3). Allerdings ist dieser in der Emblematik an den programmatischen Entwurf des sinnreichen Wortkünstlers gebunden, ist Illustrator fremder Konzepte. Das Deckengemälde im Rathaus zu Augsburg, das Freskenprogramm von Niederaltaich wird bis ins Detail vom gelehrten Literaten festgelegt. 244 Die Titelkupfer und Illustrationen Abrahams wa-
241
zit. bei Koschlig, Das Ingenium Grimmelshausens (1977), Vorwort, S. 9 als Motto.
242
Koschlig, Das Ingenium Grimmelshausens (1977), Vorwort, S. 12.
243
Scherer, Der enzyklopädische Impuls (1973), S. 413.
244
vgl. den Brief Matthäus Raders an Markus Weiser vom 13. Oktober 1619 und das "Concept" des Abtes Ambrosius Ruepp für den Maler Wolfgang Andreas Heindl, in: Pörnbacher, Literatur des Barock (1986), S. 49-51 und S. 1026-1029. - Konzepte als "schriftliche Programme für die Werke, vor allem für ihre Ausstattung mit Skulptur und Malerei, die von gelehrten Spezialisten als detaillierte Arbeitsanweisung fiir den ausführenden Künstler verfaßt wurden", sind für die Regierungszeit Karls VI. zahlreich erhalten. Matsche, Die Kunst im Dienst der Staatsidee (1981), Bd 1, S. 20f.
352
Kap. 5: Popularisierung
ren in seiner frühen und mittleren Schaffensphase dem Text nach- und untergeordnet. In seinen letzten Lebensjahrzehnten beginnt Abraham dem vorliegenden Bilde zuzuarbeiten und den Primat des Textes zu einem Primat des Bildes umzuwerten. Nur zum Teil kann die Struktur der illustrierten Werke als emblematische Verrätselung angesprochen werden, zum Teil erscheint das Verhältnis von Bild und Text rein illustrierend. Im Gemisch Gemasch (1704) und in seiner Fortsetzung, dem Wein-Keller (1710), besteht zwar zwischen der Kapitelüberschrift und dem Text noch ein spielerisches Spannungsverhältnis - der vermeintliche "Gott-Lose[]" erwies sich als wahrer Gottesfürchtiger - , das Bild aber erläutert nur mehr das abschließende Exempel jedes Abschnitts. 245 Bereits die Herausgabe des Etwas für Alle (1699) stand im Zeichen der Zusammenarbeit zwischen Weigel, der die Bildvorlagen bereitstellte, und Abraham, der den Text dazu schrieb. Die sorgfältige Gestaltung der Komposition mußte abgesprochen und koordiniert werden. Wo kein Text erforderlich war, wie in der Welt-Galleria (1703), genügt die Verfertigung einer Dedikationsschrift und eines Vorwortes, um dem Buch mit dem Namen des berühmten Autors Zugkraft zu verleihen. In der Übersetzung des Sterben und Erben (1702) beschränkte sich Abrahams Anteil auf den Widmungsbrief und die (vorgebliche?) Durchsicht der Übersetzung. 246 Im Huy und Pfuy (1707) hat Abraham mit der Komposition der Emblemata und der Abschnitte nichts mehr zu tun, er schreibt, wie noch zu zeigen sein wird, zu einem vorliegenden Programm und vorliegenden Gedichten einzig die Prosaabschnitte mit der "Fabel". Die zunehmende Auszehrung kompositioneller Geschlossenheit begleitet eine Abnahme der stilistischen Durchgestaltung des Textes in den illustrierten Werken. Wo Abrahams Stärke lag, in der abwechslungsreichen, aber stets rhetorisch dynamisierten und wirkungsorientierten Anordnung des Identischen, beobachten wir nun eine Lockerung der Disposition und das Hervortreten des Unterhaltsamen. Das liegt zum Teil an Abraham, zum Teil am Eingriff der anonymen R e d a k t e u r e , die an den Text letzte Hand anlegen. Im Gemisch Gemasch (1704) 247 folgen die Bilder einem Text, der bereits die Spuren fremder Bearbeitung trägt. Aus einem Vergleich der erhaltenen Handschriften mit dem Druck hat Bertsche erhellt,
245
Die Auffassung, "daß Abraham hier das emblematische Verfahren als Satiriker benutzte]" und sich in den genannten beiden Werken "Inscriptio und Picture als auf komische Weise zusammenstimmend zu erkennen" gäben (Breuer, Abraham (1986), S. 1352), bietet ein auf die ästhetische Tradition bezogenes Interpretationsmuster auf, das die wahren Voraussetzungen der Buchgestalt, die Publikationsbedingungen, verkennt (vgl. Abschnitt 5.2.2.).
246
Horber, Echtheitsfragen (1929), S. 88-92. Von Abraham "stammt nur eine Einleitung, die in drei Teilen die Unabwendbarkeit des Todes behandelt" (S. 93).
247
"In 50 Kapiteln, jeweils mit einer zugkräftigen Überschrift und nachträglich dazu gefertigten Kupfern, wird ein ganzes Theatrum mundi an Tugenden, Lastern, Ratschlägen und Geschichten vorgestellt." Kat. Abraham (1982), S. 134.
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
353
wie schon zu A.s Lebzeiten fremde Kräfte am Werk waren, seine Schriften zu verstümmeln vor ihrer Drucklegung. Zwar sind diese jetzt noch etwas zurückhaltend; aber sie haben doch auch schon am Kleid von A.s Gedanken da und dort herumgeflickt und dran herumgeschneidert, vielleicht mehr unbewußt, aber mitunter doch auch mit Absicht. 248
Im Wein-Keller (1710), der als geplanter zweiter Teil zum Gemisch Gemasch postum erschien, aber "noch von Abraham redigiert wurde", 249 zieht sich Abraham von der Durchgestaltung seines Textes noch weiter zurück, wobei er der weiteren nachhaltigen Nutzung des Autornamens durch Fremde nichts in den Weg legt. Auch die Titel dieser Sammlungen scheinen bereits von den Verlegern bestimmt, 250 im Gegensatz zu den früheren Schriften, etwa zum Auff auff ihr Christen von 1683, dessen eigenhändiger Titelentwurf sich erhaltenen hat. 251 Die zunehmende 'Typisierung" der Verlagsprodukte mit dem Namen Abrahams bedeutete gleichzeitig mit dem Rückzug des Autors aus der Verfasserschaft seiner Werke eine Kollektivierung der Herausgeberschaft, in die sich der Autor, seine Helfer, die bildenden Künstler und die Verleger teilten. 5.2.1.2 Übersetzungen Die Kollektivierung der Arbeit am Text ist bei den Übersetzern am leichtesten zu greifen, deren Übersetzung zugleich eine Umgestaltung des Textes für neue Rezipientengruppen bedeutete. Mit der Übersetzung der acht Jahre zuvor erschienenen lateinischen Grammatica Religiosa (1691) setzt auf dem Gebiete sprachlicher Übertragung der Zugriff der Vermittler auf Abrahams Werk ein {Grammatica dt., 1699). Der Anonymus nennt sich "Einen einsamben OrdensGeistlichen der Stadt Collen" (Titelblatt), und da das Epitheton "einsam" auf den Einsiedlerorden deutet, ist er vermutlich im Kreise jener Kölner Kartäuser zu suchen, die sich während des gesamten 17. Jahrhunderts als Übersetzer und Vermittler ausländischer aszetischer Literatur hervortaten. 252 Abraham selbst erteilte als "Definitor Provincialis" die Approbation. 253 Das topisch geordnete, mit 248
Werke 3, S. 388. - "So möchte man fast glauben, es habe vor der Drucklegung noch jemand andrer [!] seine Hand im Spiel gehabt, d.h. P. Abr. habe auch schon in dieser Zeit einem oder mehrern [!] Mitbrüdern nicht bloß die Fertigung der Reinschriften seiner Entwürfe Uberlassen, sondern noch andres." Ebda S. 408.
249
Kat. Abraham (1982), S. 138. - Handschriftlich sind 23 Kapitel erhalten (Werke 3; hier "gilt dasselbe wie von den Hss. des frühren [!] "Gemisch-G." [...]" ebda S. 388).
250
Werke 3, S. 389, Anm.
251
ebda S. 387.
252
vgl. Breuer, Meinem vielgeliebten Patronen (1988).
253
Bertsche, Abraham ( 2 1922), S. 135; analog den Jesuiten und den Kapuzinern hatten die Augustinereremiten 1698 ein Generalprivileg erhalten, von dessen Umfang und Auswirkung die Approbation spricht: "CUm plane hoc anno à Sua Majestate Caesarea Religio mea Diploma obtinuerit, quo omnibus & singulis Typographis, Bibliopolis, ac aliis quibuscunque librarian! negotiationem exercentibus serió firmiterque inhibeatur, ne quisquam libros ullos à Patribus nostris hactenus editos, aut in posterum edendos [...] absque Superiorum & Auctorum consensu [...] excudere, recudere, vel aliò excudendos vel recudendos mittere, vendere, distrahere clam seu palam audeat vel praesumat [...]", erteilt Abraham Franz Metternich die Druckerlaubnis (Grammatica, Bl. ):(4V).
354
Kap. 5: Popularisierung
dem gesamten Apparat 2 5 4 jener Verschiebeinstanzen ausgestattete Handbuch, die das serielle Material der "Sermones" neuer Benützung durch den Prediger zuführten, stellt nun gemäß dem literarischen Programm der Kartause "so wohl Geist- als Weltliche[n]" (Titelblatt) "Geistliche Lection[en]" (so lauten die Überschriften und Kolumnentitel) zur Verfügung. Die Leservorrede erläutert den neuen Zweck: es sollen die Verwandten der "Gott-verlobte[n] Kinder/ respectivè Brüder/ Schwester[n] und Anverwandte[n] in den Klöstern" angesprochen werden, deren der Band sich als passendes Geschenk anbietet. Abrahams Ordensbruder Michael a S. Catharina 255 hat die lateinische Ausgabe als Nova et magna Grammatica Religiosa (1721) "erweitert und neubearbeitet". 256 Der allmähliche Abverkauf der zweiten lateinischen Auflage von 1699 (Bertsche 26a.2) habe eine Neuauflage notwendig erscheinen lassen, zu deren Bearbeitung sich Michael a S. Catharina erbötig gemacht hätte. 257 Parallel zur deutschen Ausgabe für den Leser wird also die lateinische Ausgabe für die Prediger weiter vertrieben, und die Nova et magna Grammatica Religiosa hat den Predigten der Erstausgabe weitere beigefügt und deren Benutzung erleichtert: "Ad plurimorum votum, uberius solatium, fertilioremque animarum fructum, novis sermonibus, scholiisque potiori ex parte foecundatum & ampliatum, prout ex annexis patescet Indicibus", informiert das Titelblatt. 5.2.1.3 Nachlaßausgaben Nach Abrahams Tod übernehmen die Nachlaßbearbeiter die Arbeit am Text. Mit oder ohne Verfügung über nachgelassene Manuskripte erzeugen sie unter dem Namen des Autors zahlreiche Bücher. In den Handschriften hat Bertsche die Spuren mehrerer Bearbeiter festgestellt, die den Text für den Druck einrichteten. Nur zum Teil ist ihm dabei die Identifikation der verschiedenen Hände gelungen. Alexander a Latere Christi und Johann Valentin Neiner sind zwei bekannt gewordene Bearbeiter. Neiner vor allem wurde aus Bertsches Begriffen von Werk und Autorschaft heraus für den wissenschaftlichen Herausgeber des Nachlasses zum Inbild des Störenfrieds: "Ich kenne indessen die Art der Wand254
"Die Grammatik hat ein alphabetisches Register, ein Autorenregister, ein Register, das die Predigten auf verschiedene Sonntage des Kirchenjahres verteilt und schließlich ein Verzeichnis der zitierten Bibelstellen, nach Büchern geordnet" (Kat. Abraham (1982), S. 126) - also Index rerum, auctorum, applicationum et locorum Scripturae, das gesamte Erschließungsprogramm der Predigtliteratur.
255
Verfasser lat. und dt. Andachtsliteratur, geb. als Adam Gabriel in Graz, 28.11.1679 Profeß in Mariabrunn, + 20.6.1733 Wien; Prior. Killian, Geschichte der unbeschuhten Augustiner (1976), Bd 2, S. 128, Mitgliederverzeichnis Nr. 720; DBA 842, Nr. 300 (Winklern).
256
Bertsche, Abraham (21922), S. 115.
257
"Tandem cum circa annum millesimum septingentesimum decimum quintum ultimae impressionis exemplaria deficere coepissent, ac reimpressionem ejus Bibliopolae passim desiderarent, famáque haec ad mead etiam aures volâsset, animnm meum induxi, librum praefatum [...] noviter componere [...]". Michael a S. Catharina, Nova et magna Grammatica Religiosa (1721), • PRAEFATIO AUTHORIS AD BENEVOLUM LECTOREM, Bl. *2V.
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
355
lung, die gewisse Predigten Abrahams durchgemacht vom Entwurf zum Druck, und ich glaube auch mit ziemlicher Sicherheit zu wissen, wer dahinter steckt: der Wiener Weltgeistliche Johann (Valentin) Neiner". "Übrall [!] schaut Neiner heraus" , "der gerißne [!] 'Bearbeiter' und Herausgeber - gewiß P. Alexanders Nachfolger Neiner - ", "der kecke Neiner". Wenn eine "glänzende Beschreibung" aus der Handschrift in der gedruckten Ausgabe fehlt, mutmaßt Bertsche: "Sollte sie der Herausgeber J. V. Neiner unterschlagen haben, um sie gelegentlich selbst zu verwerten?" Umgekehrt schließt er: "Keinerlei nennenswerten Zusätze noch Streichungen. Neiner hat demnach noch nicht eingegriffen". 258 Von seinem Textkonzept der Unantastbarkeit und Autonomie her begreift Bertsche die kollektive Arbeit am Text als "die übliche üble Behandlung, die Neiner den A.-Hss. widerfahren läßt". 259 Dem "originalen" Text wird übel mitgespielt, er wird verballhornt, ihm wird geschadet: Nun erkennen wir auch immer mehr, wie ihn Drucker, Verleger und Nachahmer, so besonders der erste eigentliche Herausgeber des Abrahamschen Nachlasses, J. V. Neiner, seine Werke und Ausgaben verbalhornt und ihm dadurch sehr geschadet haben [...].260
Wie gründlich der folkloristische Charakter der späten Werke und der Nachlaßausgaben die Identität der einzelnen Bearbeiter in das Gesamt der kollektiven Leistung aufgesogen hat, zeigt sich daran, daß quellen- und stilkritische Arbeiten bisher über Alexander a Latere Christi und Neiner hinaus keinen weiteren Redaktor namhaft machen konnten. Nur durch Zufall können wir zumindest einen dritten anonymen Bearbeiter neben die beiden stellen, den der Abrahamforschung bisher ganz unbekannt gebliebenen Joseph Rungger (1670-1728), 261 einen Ordensangehörigen des beschuhten Zweiges der Augustinereremiten. Über ihn schreibt eine ungedruckte Ordensbibliographie des 18. Jahrhunderts: Magnorum laborum Vir, cujus opera inter alios conatus, nonnulla P. Abrahae a S. Clara ordinis Erem. S. Augustini Discalceatorum professi Concionatoris olim celeberrimi opuscula posthuma, cum ob caracteres [!] pessimos Scriptura legi non posset, manu sua descripta typis prodierunt. 262
Die Quelle nennt die Werke Abrahams nicht, deren Druckmanuskript Rungger herstellte. In Frage kommen durch die Lebenszeit Runggers das Gemisch Ge-
258
Die Zitate in der Reihenfolge ihres Auftretens im Kommentar Bertsches: Werke 3, S. 480; Werke 1, S. 574; Werke 2, S. 355 und S. 373; Werke 1, S. 525 und S. 534.
259
Werke 2, S. 368, dort auch eine Beschreibung des Verfahrens.
260
Loidl, Abraham a Sancta Clara als Vorkämpfer für deutsche Art (1941), S. 53.
261
* Wien 30.12.1670, Profeß OESA Landstraße 15.1.1693, Priesterweihe um 1695, Prediger in Baden, Bruck an der Leitha und Graz, 1717-1722 Defmitor, + Fürstenfeld 27.3.1728. Daten bei Gavigan nach Schier, Scriptores Provinciae Austriae et Hungariae (1770), Bl. 23v-25r; Gavigan, Austro-Hungarian Province (1975/1977), Bd 2, S. 325f. (dort auch Runggers zwei gedruckte Festpredigten und die Ubersetzung, s.u.).
262
Schier, Scriptores Provinciae Austriae et Hungariae (1770), Bl. 24 r . Der Hinweis auf diese Quelle findet sich bei Gavigan, Austro-Hungarian Province (1975/1977), Bd 2, S. 325.
356
Kap. 5: Popularisierung
masch (1704) und der Wein-Keller (1710) sowie das Bescheid-Essen (1717), für das allerdings Alexander a Latere Christi als Herausgeber zeichnete. 263 Bemerkenswert ist Runggers Stellung im Publikationsbetrieb der Zeit und seine Verbindung zum Drucker Georg Lehmann, dem Drucker des Bescheid-Essen, der Lauber-Hütt (1721/23), einer Neuauflage des Centifolium (1724; Bertsche 52b) und des Gehab dich wohl (1729). Rungger übersetzte Das Lehr und Exempelbuch des Dominikaners Raymund de Capua, das 1716 bei Lehmann erschien. Das Exempelbuch ist überdies mit einer Dedikation an den Abt von Rein durch den Augustinerkonvent Graz und die Dominikanerinnen von St. Leonhard versehen. In Graz hatte Abraham gewirkt, dem Dominikanerinnenkonvent hatte er ein Buch geschenkt (vgl. oben Abschnitt 4.1.4.1). Rungger bewegte sich offensichtlich im gleichen Umfeld wie Abraham. Genauere Forschungen könnten seine Rolle in der Nachlaßverwertung Abrahams bestimmen helfen, für unsere Zwekke genügt die Feststellung, daß hinter den bereits namhaften Bearbeitern weitere anonyme Abschreiber und Redaktoren zu vermuten sind. Auch die Druckfassung der beiden Nachlaßausgaben geht auf die Bearbeiter zurück. Das Bescheid-Essen (Wien/Brünn 1717) wurde von Alexander a Latere Christi herausgegeben, der die Handschriften stark überarbeitete. "Bertsche [...] und Meurer [sie!] haben festgestellt, daß diese Predigten erheblich von den Handschriften abweichen. Einleitung und Schluß sind ziemlich wortgetreu, das übrige ist nicht von Abraham." 2 6 4 Die Lauber-Hütt gibt der wahre Bearbeiter Neiner als Edition "von weyland P.Fr. Alexandra à Latere Christi" (Titelblatt) aus. Als der erste Band 1721 erschien (Wien/Nürnberg: Lehmann), war Alexander a Latere Christi bereits zwei Jahre tot. 2 6 5 Die Approbationen nennen das Werk ein Kompilat aus den Handschriften Abrahams, 2 6 6 die "Vorrede An den Christlichen und Hochgeneigten Leser" kündigt die Möglichkeit an, das Verfahren bei Nachfrage fortzusetzen: "solle nun dieser heraus gegebene Erste Theil dem Christlichen Leser ein erwünschtes Vergnügen geben/ wird man von dem Authore noch übrigen hinterlassenen Schrifften Zwey Theil heraus geben [...]" (Bl. )()(2 V ), was 1722 und 1723 auch geschieht. Die Widmung im zweiten Band (Wien/Nürnberg 1722) enthüllt Neiner als den Bearbeiter "dieses aus denen
263
Das freilich ergibt noch kein textkritisches Argument. Auch die drei Bände der Lauber-Hütt, die Neiner bearbeitete (Wannenmacher, Neiner (1938), S. 103), tragen den Namen des Priors von Taxa. Vgl. dazu Bertsche, J. Neiners Nachruf (1926), S. 94f., wo vor Wannenmacher die Herausgeberschaft Neiners auch für den ersten Band der Lauber-Hütt ausgesprochen wird.
264
Kat. Abraham (1982), S. 148.
265
* Bayern, 1689 Profeß in Graz, später in Wien (Kapitelbeschlüsse, Bl. 6 vom 1.2.1696 weist auch seine Unterschrift auf), 1703-1708 sowie 1715-1718 Prior Taxa, 1712-1715 Subprior Wien, 1718-1719, "d.h. eben bis zu seinem Tode Subprior zu Strehlen in Schlesien" (Bertsche, Abraham (21922), S. 159, Anm. 2), gest. 8.11.1719 (Bertsche, J. Neiners Nachruf (1926), S. 94).
266
"ex diversis Concionibus à Reverend. Patre nostro Abrahamo â S. Clara, Concionatore Caesareo, passim habitis, per Patrem nostrum Alexandrum â Latere Christi magnâ solertia concinnatum [...]" (Bl. )(2 r ); "librum ex genuinis nostri R.P. Abrahami à S. Clara olim Concionatoris Caesarei Manuscriptis compilatum" (Bl. )(2V).
S.2 Popularisierung und Anonymisierung
357
Abrahamischen Schrifften von mir zusammen getragene[n] Werckleinfs]", 2 6 7 und Wannenmacher folgerte: Wenn sich Neiner nun nur für den 2. Band als Herausgeber bekannt hat, so verrät er sich doch durch die von uns geschilderte Bearbeitungsweise, die für alle drei Bände die gleiche bleibt, auch als Herausgeber der beiden übrigen Bände. 268
5.2.1.4
Kompilationen
Die Lauber-Hütt
stellte noch "vorwiegend abrahamisches Gut" aus den Hand-
schriften dar, "dem nur Neinersche Possen und Abschweifungen ins rein Satirische untermischt [waren] (abgesehen von dem notwendigen Zurechtmachen und Vervollständigen durch Zusatz von Anfang und Schlußteil und auch abgesehen vom Einschub eigener Predigten)", 269 was den Nachlaßverwaltern im Besitz der Handschriften gegenüber den Konkurrenten den Vorsprung der Authentizität verlieh ("von hinterlassenen Schrifften" kündet bereits das Titelblatt). Anderswo konnte man nicht auf unpublizierte Manuskripte zurückgreifen, sondern mußte neu herstellen, was unter Abrahams Namen Zugkraft auf dem Markt entfalten sollte. Die Kompilation erwies sich bereits 1710 als der einfachste Weg, die Nachahmung des erbaulichen Bilderbuchs als verlegerisch attraktivste Möglichkeit. Die Todten-Capelle
(1710) hat Bertsche noch als Meisterwerk gepriesen:
"Wenn je Abraham a Sancta Clara als Meister deutscher Prosa, als Klassiker unserer Muttersprache allgemein anerkannt werden wird - denn das ist er so gut wie Luther, G o e t h e , Schiller u.a. - dann dürfte das nicht zum wenigsten auf G r u n d des glänzenden Stiles der 'Totenkapelle' geschehen sein." 270 Das Werk ist jedoch ein Kompilat aus abrahamischen Schriften, 2 7 1 "das man Abraham bewußt unterschoben hat". 272 Die Verfasserschaft Neiners ist ebenso auszuschließen wie jene Abrahams, es handelt sich vielmehr um einen mitteldeutschen, protestantischen Verfasser, 2 7 3 dem Neiners Nachruf vorlag, wie die Parallelen des Vorwortes belegen. 267
Widmung Neiners an Propst Anton von Ruckenbaum zu St. Andrea an der Traisen OSA, Lauber-Hütt 2, Bl. )()(3V.
268
Wannenmacher, Neiner (1938), S. 103.
269
ebda S. 106.
270
Bertsche, Abraham (21922), S. 162.
271
"[...] wozu zwei frühere: 'Lösch Wien' und 'Augustini feuriges Herz' mehrere Bausteine liefern mußten". Bertsche, Abraham (21922), S. 162.
272
Wannenmacher, Neiner (1938), S. 107.
273
"Vielmehr weisen uns viele Worte, deren Schreibung und auch manche syntaktische Eigentümlichkeiten an einen nord- oder doch mitteldeutschen Verfasser." Ebda S. 107. - Der Kat. Abraham (1982) fällt hinter Wannenmacher zurück: "Zumindest diese konfuse Anordnung ist sicher nicht von Abraham." S. 122. - Das ungelöste Problem der Verfasserschaft müßte einerseits durch den Aufweis der abrahamischen Quellen geklärt werden, aus denen das Werk zusammengestellt wurde, andererseits könnte der Umkreis von Weigels Mitarbeitern in Frage kommen, bei dem das Werk erschien.
358
Kap. S: Popularisierung
War die Todten-Capelle noch aus Abrahams früheren Schriften kompiliert, so greifen einige der späteren Buchausgaben nur mehr zum Teil auf frühere Publikationen jenes Autors zurück, mit dessen Namen sie auf dem Titelblatt prangen. Unter Hinzunahme der Schriften Conlins hat der unbekannte Kompilator des Mala Gallina (Wien/Nürnberg ca. 1710) aus veröffentlichten Abrahamiana "ungefähr drei Viertel des ganzen Werkes, größtenteils wörtlich, abgeschrieben". 274 Der auf Abraham zurückgehende Textanteil schwindet immer stärker. Vom Gehab dich wohl (Wien/Nürnberg 1729) muß "gesagt werden, daß es vorwiegend von Neiner sei und lediglich abrahamische Einsprengsel enthalte." 275 Bereits 1702 erschienen die Erbauliche[n] Andachten Uber die folgende Sprüche (Stift Kempten 1702), 276 ein Nachdruck des Sterben und Erben ohne jeden Textanteil Abrahams, dessen Name nichtsdestoweniger das Titelblatt und dessen Portrait den Band ziert. Das Mercurialis (Nürnberg: Chr. Riegel 1733) schließlich war ein letzter "Versuch, unter Abrahams Namen ein gut verkäufliches Buch herauszugeben." 277 5.2.1.5 Anthologien Abrahams Name läßt die Verleger nicht bloß Bücher verkaufen, die seine Texte zitieren oder nachahmen, sie nehmen ihn auch als Verkaufsgaranten für anthologische Werke in Anspruch. Der erste Band des Kramer-Laden (Nürnberg/ Würzburg: Weigel 1710) enthält noch abrahamische Predigten, die als Einzeldrucke erschienen waren. 278 Durch die Daten von Privilegium (18.3.1709) und Widmung (20.8.1709) "steht [...] fest, daß die Herausgabe der Sammlung noch zu Lebzeiten Abrahams begonnen worden und auch mit seiner Zustimmung gedruckt worden ist." 279 Die Bände zwei (1714) und drei (1719) enthalten nur mehr je eine Predigt Abrahams nebst einer Sammlung diverser anderer bereits publizierter Festpredigten. "Beide Bände [2 + 3] sind ein gutes Beispiel dafür, wie Weigel Abrahams Name [!] nach dessen Tod noch vermarktete." 280 Auch die beiden Fortsetzungsbände des Etwas für Alle (1711) hatte Weigel unter dem Vorwand veröffentlicht, Abraham selbst hätte an den Text Hand angelegt. 281
274
Horber, Echtheitsfragen (1929), S. 30; vgl. die genaue Untersuchung ebda S. 3-32; Horber qualifiziert das Buch als "die Setzarbeit eines Stümpers" (S. 32).
275
Wannenmacher, Neiner (1938), S. 106. - Wiederum urteilt der Kat. Abraham (1982) vorsichtig: "Wohl von Johann Valentin Neiner überarbeitete Predigtsammlung" (S. 148).
276
Bertsche Nr. 39c, Dünnhaupt Nr. F 4.
277
Kat. Abraham (1982), S. 148.
278
vgl. Welzig, Katalog (1984/87), Bd 1, Nr. 215. - Das schlampige Register "zeugt von der Hast der Drucker nach Abrahams Tod." Kat. Abraham (1982), S. 128.
279
Bauer, Weigel (1982), Sp. 920.
280
Kat. Abraham (1982), S. 148.
281
vgl. Horber, Echtheitsfragen (1929), S. 33-52 sowie die Vorrede Weigels in Bd 2, ebda S. 52.
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
359
Weigel hat "unter Irreführung des Publikums ein lukratives Geschäft gemacht". 282 Die Abnahme der tatsächlichen Urheberschaft im Vorgang der Popularisierung kann im Hinblick auf die Struktur der Bücher als Vorgang der Folklorisierung beschrieben werden. 1. Stärker als die "Ästhetik der Gegenüberstellung", das Prinzip vor allem des Mercks Wienn, das den Gattungsrahmen und die Botschaft der kirchlichen Literatur überschritt, tritt als Preis der Popularität im Spätwerk die "Ästhetik der Identität" in ihre Rechte. Die Offenheit serieller Bauweise löst seit den letzten Bänden des Judas zunehmend die Geschlossenheit der frühen Werke ab. Von der literarischen Dichte des Mercks Wienn und des Auff auff ihr Christen sinkt die Gestaltung über den Judas auf den Typus eines "Werks als offene Einheit" (Assmann) zurück. 2. Die sprachliche Genauigkeit des mit Ordensgeschäften belasteten alternden Autors läßt nach, schon im Entstehungsprozeß der Bücher wird das gedruckte Endprodukt zur Variante des von Abraham Geschriebenen. Die Arbeitsteilung der Buchherstellung hat jene "im literarischen Bereich undenkbare Antastbar keit der Texte" 283 zum Prinzip, die das folkloristische Schrifttum auszeichnet. Aus dem Bereich literarischer Durchgestaltung rückt Abrahams Spätwerk wieder in den Bereich schriftlicher Folklore. Die Werke erlangen den "Variantenstatus" einer Schreibart, die beliebige Fortsetzbarkeit verhieß und demonstrierte. 3. Der begabte Autor Abraham rückt während seines Schriftstellerlebens und nach dem Tode in den Kanon des Zitierbaren ein. Aus dem schreibenden Individuum, das seine Texte durch Autoritäten stützt und beglaubigt, wird selbst eine Autorität. Da der Status des Autors in der katholischen Barockliteratur zwischen der "Hypostasierung von Autoren" im literarischen Diskurs und der "Obliteration von Autoren" in der Folklore liegt, 284 führt die Folklorisierung von Abrahams Spätwerk zu einem Sonderstatus des Autors. Er verschwindet nicht, sondern wird zur Ikone, hinter deren Rücken die Bearbeiter geschäftig sind, und zur Voraussetzung des leichteren Vertriebs der Bücher auf dem Markt. 4. Die frühen Schriften hatten den "Status des Unikats im Sinne eines integralen Einzelexemplars", 285 die späteren Werke (beginnend schon mit Lösch Wienn und Judas) tragen als Werke den Charakter des Seriellen. Es kommt zum Buchtyp des Gemisch Gemasch und zur Bildung von Buchreihen, die mit dem Judas einsetzte und bis zur Konzeption des Gemisch Gemasch und des Wein-Keller als 282
Bauer, Weigel (1982), Sp. 923.
283
Assmann, Schriftliche Folklore (1983), S. 180.
284
Assmann, Schriftliche Folklore (1983), S. 180. Ich habe diesen Zwischenstatus im Zusammenhang der historischen Entwicklung zu skizzieren versucht. Eybl, Die gedruckte katholische Barockpredigt zwischen Folklore und Literatur (1991).
285
Assmann, ebda S. 181.
360
Kap. 5: Popularisierung
Fortsetzungen reicht. Die Titel der Bücher signalisieren mit ihrer Speisemetaphorik Zusammengehörigkeiten, die Vorreden versichern, man verfüge noch über viel nachgelassenes Material, um den Leser mit neuem Altem zu bedienen. Der serielle Charakter der immer noch predigtartigen Textabschnitte ergreift nun auch deren aus keiner Gattung mehr ableitbare Präsentationsform. Die Darbietungsmuster verflachen bis hin zur alphabetischen Anordnung {Etwas für Alle, Bd 2 und 3), die Unabschließbarkeit wird zum Prinzip von Fortsetzungswerken. 5. Der Prozeß der Popularisierung war durch den Verzicht auf den Gebrauchscharakter erbaulicher Lektüre und durch die Erweiterung der Lesemöglichkeiten eingetreten. Die fromme Lektüre, die Erschütterung und Besserung des Lesers wird zunehmend von der Erheiterung abgelöst. In der lateinischen Poetik war die Erheiterungsfunktion der Literatur bereits früher formuliert worden. Der Titel von Jakob Masens "ARS NOVA ARGVTIARVM" (1649) etwa fährt mit einer genauen Zweckbestimmung fort, was die Anwendung der neuen Kunst betrifft: "ARS NOVA ARGVTIARVM HONESTAE RECREATIONIS". Die 'ehrbare Erheiterung' blieb allerdings strikt der lateinischen Dichtungspraxis vorbehalten. Um den Leser zu gewinnen, hat in den letzten beiden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts auch die oberdeutsche Literatur den Schwenk zur Unterhaltung vollzogen, womit sie ein älteres, auf die Verkündigungsfunktion eingeschränktes Lesemodell ablöst. Nicht zuletzt durch die protestantische Literaturkritik wechselte Abrahams Werk vom Paradigma des Erbaulichen mit seiner festgelegten Brauchtumsform der meditativen Lektüre in das Paradigma des Unterhaltenden. Die Möglichkeit des Funktionswechsels 286 begleitet die Drucke Abrahams bereits seit dem Bestsellererfolg von 1680/81, sie wird durch die Ausgaben Weigels entschieden verstärkt. Eine katholische Aufzählung jener Schriften, die der Geistliche zu seiner aszetischen Bildung lesen oder für die Predigtvorbereitung verwenden solle, in einer Pastoralabhandlung des Jahres 1758 nennt Abraham nicht mehr. Dort erscheint er in der Rubrik der Bücher, die als heitere Lektüre für müßige Stunden in Vorschlag kommen. 287 Der Jesuit Neumayr führt Abraham in der Paradigmenreihe der Konversationsliteratur. 5.2.2 Der Verleger als Autor: Christoph Weigel So groß der Anteil des Druckwesens an der ersten Popularisierung Abrahams war, sein Anteil an der Etablierung des Autorstereotyps "Abraham" und der Popularisierung einer Schreibart war noch größer. Die Gründe für die gleichzeitige 286
"Abrahams Schriften als die artifizielleren dienten seit der Aufklärung vorwiegend Literaturliebhabern als kuriose Lesestoffe, wechselten also im Unterschied zu den Schriften des Martin von Cochem ihre Funktion." Breuer, Abraham (1986), S. 1355.
287
Franz Neumayr, Vir Apostolicus (31758), Art. II De optione Scientiae, § 1 De amore librorum, S. 123-129; der Absatz endet mit den "Apophthegmata Erasmi" und den "Opuscula Abraham! a S. Clara" (S. 128).
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
361
folkloristische Proliferation des Autors und die Etablierung eines Autorstereotyps liegen nämlich in spezifischen Voraussetzungen des Publikationswesens. Wiederum bleiben ohne die Kenntnis dieser Bedingungen wesentliche Faktoren der Popularisierung Abrahams unverständlich. Das zeigt die Verbindung Abrahams mit seinem Verleger Weigel. Nach seiner Ausbildung als Goldschmied und Kupferstecher in Hof und Augsburg war Christoph Weigel spätestens 1682 für etliche Monate in Wien, wo er einige Stiche schuf. Er verließ Wien vor der Türkenbelagerung 1683 wieder, um sich in Augsburg, später in Frankfurt aufzuhalten. 288 Abraham befand sich zu diesem Zeitpunkt in Graz, sodaß erst Weigels zweiter Wienaufenthalt zwischen 1688 (oder 1689) und 1691 für den Kontakt in Frage kommt. "Wie und aufweiche Weise die Verbindung zu Abraham a Sancta Clara zustande gekommen war, ließ sich nicht feststellen. Eine persönliche Bekanntschaft Weigels mit dem Augustinerpater während eines Aufenthalts in Wien und der Vorschlag zur Zusammenarbeit von Seiten Weigels ist wahrscheinlich."289 Eine Verbindung zwischen Abraham und Weigel existiert jedoch, und das ist die gemeinsame Arbeit am städtischen Festprogramm des festlichen Einzugs im Jahre 1690. Beide empfingen von der Stadt Wien ein Honorar. Den 24 Gulden Zahlung an Abraham "wegen tails gemachter Sünnschrifften" (vgl. oben Abschnitt 2.2.1.3) steht allerdings für Christoph Weigel ein Gesamthonorar von 383 Gulden für Papier und Ausführung eines Kupferstichs gegenüber, der im Arcus Triumphalis (1690) erschien, "eine verhältnismäßig hohe Summe". 290 Immerhin läßt sich aus dieser gemeinsamen Arbeit für die Stadt die persönliche Bekanntschaft plausibel machen, auch die Bekanntschaft mit den jeweiligen künstlerischen Fertigkeiten des anderen. Als Weigel in Nürnberg 1698 das Bürgerrecht erlangt hat, beginnt die Zusammenarbeit zwischen dem Wiener Prediger und dem Nürnberger Kupferstecher und Verleger. Nach dem Etwas für Alle (1699) erscheint bei Weigel 1703 die Welt-Galleria, im Jahr darauf das Gemisch Gemasch, 1707 das Huy und Pfuy, posthum schließlich der Wein-Keller (1710) und Band 1 des Kramer-Laden (1710), wozu noch die Abraham fälschlich zugeschriebenen Ausgaben des Schock Phantastn (1700), der Todten-Capelle (1710), der Fortsetzungsbände des Etwas für Alle (1711) und des Kramer-Laden (1714, 1719) kommen. 5.2.2.1 Huy und Pfuy (1707) als Gemeinschaftsarbeit Über die soziale Produktion ("social production of 'literature'") 291 der seriellen Spätwerke gibt die Entstehung und Verbreitung des Huy und Pfuy (1707) Aus-
288
Bauer, Weigel (1982), Sp. 767.
289
ebda Sp. 783.
290
ebda Sp. 771ff., zit. Sp. 772.
291
Montrose, Professing the Renaissance (1989), S. 23.
362
Kap. 5: Popularisierung
kunft. 292 Das unter Abrahams Namen erschienene Bilderwerk enthält emblematische, moralisierende und unterhaltende Textpartien. Bei genauerer Analyse zeigt sich, in welcher Weise das Buch in kollektiver Anstrengung durch Zusammenarbeit mehrerer Beteiligter entstand, so daß entgegen der bis heute vertretenen Forschungsmeinung293 weder die Gesamtleistung noch der Aufbau der einzelnen, um ein Bild gruppierten Textgattungen Abraham zugeschrieben werden kann. Der Aufbau des Werkes folgt Jan Luykens Ethica Naturalis (1700), dessen Platten Weigel sieben Jahre später in gleicher Abfolge für das neue Buch verwendete. 294 Die 100 Radierungen waren mit Motto und lateinischen Distichen versehen. "Der nicht genannte Autor der Verse läßt sich mit Hilfe von Weigels Verlagsverzeichnis identifizieren, wo sein Name, Paul Hansiz, genannt wird."295 Die Epigramme des Wiener Jesuiten Hansiz 2 9 6 übersetzte der Nürnberger Samuel Faber 297 ins Deutsche, den die Fruchtbringende Gesellschaft als "Ferrando" zum Mitglied hatte: "Zu der von Pater Abraham, dem Druck überlassenen Schrifft [...] sind von unserm seligen Ferrando, die von einem gelehrten Jesuiten, einem jeden Kupfer-Blat beygefügte lateinische Disticha, in teutsche Verse übersetzet worden." 298 Die Auslegungsbereiche der lateinischen und 292
Dieser Abschnitt folgt der Analyse des Huy und Pfuy im Zusammenhang mit Abrahams Tätigkeit als Emblematiker bei Eybl, Kirchenprunk und Leserandacht (1991).
293
Über Abrahams Verfasserschaft war sich die Forschung von Bertsche bis Breuer einig (vgl. Maurer, ebda S. 33, 42 u.ö.; ihm folgt noch Breuer, Abraham (1986), S. 1352). Bachleitner schreibt Abraham die Gedichte ab und urteilt aufgrund stilistischer Kriterien: "Für die deutschen Verse zeichnet also entweder ebenfalls Luyken oder ein anderer (Nürnberger?) Übersetzer verantwortlich" (Bachleitner, Form und' Funktion der Verseinlagen (1985), S. 55), übersieht aber die Zuschreibung, die Harold Jantz (German Baroque Literature (1974), Nr. 323, mit dem Hinweis auf Herdegen) für Samuel Faber getroffen hatte. Dünnhaupt stellt im gleichen Satz die Verfasserschaft Fabers für die deutschen Gedichte fest, in dem er die längst überholte These von der Verfasserschaft Abrahams für die lateinischen Texte reklamiert: "Die lat. Verse von Α., die deutschen v. Samuel Faber (vgl. H E R D E G E N 554)" (Dünnhaupt 1 Nr. 48, Bd 1, S. 127 sowie Dünnhaupt 2 Nr. 48.1, Bd 1, S. 155; die Quelle Herdegen, Historische Nachricht, 1744). Auch Luyken wurde als Autor der Epigramme genannt, denn daß der Stecher "auch lateinische Mottos [!] und Verse zu den Bildern verfaßte" und Abraham "Motto und Verse frei ins Deutsche" übersetzte, behauptet noch Kat. Abraham (1982), S. 136 (diesen Angaben folgt Meurders, Huy und Pfuy (1983), S. 156f. und S. 175, Anm. 25). - Die verschiedenen Beiträgerleistungen und den Zusammenhang zwischen der Ethica naturalis (1700) und dem Huy und Pfuy (1707) hat Bauer, Weigel (1982), Sp. 924-928 überzeugend geklärt und dargestellt, dessen Resultate ich übernehme.
294
Maurer, Huy und Pfuy (1968), S. 30ff.; Bachleitner, Form und Funktion der Verseinlagen (1985), S. 54f. (vgl. dort Anm. 167).
295
Bauer, Weigel (1982), Sp. 925.
296
Paul Hansiz (1645-1721), de Backer/Sommervogel, Bibliothèque (1890/1913), Bd 4, Sp. 78f.; Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich (1856/1923), Bd 7, S. 334; Lukács, Catalogus Generalis (1987/88), Bd 1, S. 508. - Eine handschriftliche Eintragung im Ex. der Ethica Naturalis der ÖNB lautet: "NB. Carmina composuit R.P. Paulus Hansiz Jn Coli: Vienn. Praefectus Generalis studiorum" (ÖNB: 79.Q.20, Vorsatzblatt recto). Vgl. den Abschnitt über Hansiz in der Sammlung von Klein, Analecta poetica (1757), TI 2, S. 61-116 mit Abdruck der in der Ethica Naturalis und im Huy und Pfuy veröffentlichten Epigramme.
297
Samuel Faber (1657-1716): Herdegen, Historische Nachricht (1744), S. 543-549, Werkverzeichnis S. 549-557; DLL Bd 4, S. 667; Bauer, Weigel (1982), Sp. 866, Anm. 443 (ohne Verwendung Herdegens).
298
Herdegen, Historische Nachricht (1744), S. 554; mit Beispielen einiger Gedichte aus dem Huy und Pfuy (S. 554-557).
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
363
deutschen Verse ergänzt Abrahams Prosaerläuterung durch biblische und unterhaltsame Deutungen, die stets mit einer "Fabel"299 abgeschlossen werden. Die Synthese des Verschiedenen steht im Zeichen der spätbarocken Auflösung von Stillehre und wirkungsgebundener Geschlossenheit, der Auflösung auch des alten meditativen Lesemodells. Gelehrte, geistliche und unterhaltende Realisationen der Auslegung stehen unverbunden nebeneinander, Beliebigkeit und Lesevergniigen ersetzen die hermeneutische Geschlossenheit christlicher Weltdeutung, mit der geistliche Autoren in den Emblembüchern Konfigurationen des Bußvorganges inszeniert hatten. Das. Werk bietet ein Nebeneinander der Deutungsmöglichkeiten, das als Angebot an die Urteilskompetenz des Lesers zu begreifen ist und darin auf die bürgerliche Lesewelt der Frühaufklärung verweist. 300 Die Brüder Luyken, Hansiz, Faber und Abraham bildeten eine Gruppe von Beiträgern, die Weigel nicht nur im Huy und Pfuy, sondern auch bei anderen Verlagswerken um 1700 in wechselndem Umfang arbeitsteilig beschäftigt hatte. Die Zusammenarbeit Weigels mit den niederländischen Zeichnern und Stechern Jan und Caspar Luyken reichte von der Kopie bis zur Wiederverwendung originaler Platten und der wechselseitigen Übernahme der Buchkonzeption erfolgreicher Werke. 301 Hansiz war in der Regel für lateinische, Faber für die deutschen Epigramme in Weigels Büchern zuständig, Abraham für die Prosa. Der in Wien 1687-1696 und 1701-1721 als Studienpräfekt wirkende Paul Hansiz hat für Weigel, mit dem er - vielleicht schon seit dessen Wiener Aufenthalt befreundet war, 302 die später ins Huy und Pfuy übernommenen Gedichte aus der Ethica Naturalis (1700) sowie die Epigramme zu den Stichen der Historiae Celebriores Novi Textamenti Iconibus Repraesentatae (1708) geliefert, an der seit 1705
299
Zur Fabelverwendung durch katholische Prediger Moser-Rath, Die Fabel als rhetorisches Element (1982).
300
Vgl. Kühlmann, Lektüre für den Bürger (1985), S. 923, nach dessen Argumentation neben anderen Charakteristika "der Appell an die Urteilskompetenz des Publikums [...] als protoaufklärerische Intention [Zeillers] verstanden werden" kann. - Zur Interpretation des Huy und Pfuy im Zusammenhang des bebilderten Erbauungsbuches mit der emblematischen Tradition und mit dem Lesemodell der Meditation vgl. Eybl, Kirchenprunk und Leserandacht (1991).
301
vgl. "BESCHOUWING DER W E R E L D , Bestaande in Hondert konstige Figuuren, Met GODLYKE SPREUKEN En STICHTELYKE VERZEN, DOOR Jan Luiken". Amsterdam 1708 [HAB: Lp 86], eine Ausgabe der Darstellungen der Ethica Naturalis (bzw. des Huy und Pfuy) mit niederländischen Versen und leicht geändertem Aufbau von eher erbaulichem Charakter, sowie ein weiteres Bildwerk Luykens in gleich gehaltener Aufmachung "DE ONW A A R D I G E WERELD, Vertoond in Vyftig Zinnebeeiden, Met GODLYKE SPREUKEN En STICHTELYKE VERZEN, Door Jan Luiken. Amsterdam 1710 [HAB: Lp 94], - John Meurders beschäftigt sich mit der Übersetzung des Huy und Pfuy ins Holländische ("'s Waerelds Mooi- en Leelykheit", Amsterdam 1717 u.ö.), ohne Luykens "Beschouwing" zu erwähnen, wobei sein Augenmerk dër Übersetzung des abrahamischen Prosatextes gilt, den Luykens Buch nicht bietet. Meurders, Huy und Pfuy (1983), S. 157ff.
302 "p] u r ¡bus annis celeberrimus hic artifex [Weigel], CI. Hansizii in paucis amicus, egregii sui operis biblici distulit vulgationem, ne sine tarn elegantibus icones suae inscriptionibus prodirent." Klein, Analecta poetica (1757), Leservorrede, S. V.
364
Kap. 5: Popularisierung
parallel zum Huy und Pfuy gearbeitet wurde. Mit einem weiteren Mitarbeiter Weigels, dem Zeichner Georg Christoph Eimmart, der nach zahlreichen Vorstudien etliche Stiche im Etwas für Alle (1699) angefertigt hatte, stand Hansiz bereits in den neunziger Jahren in brieflichem Kontakt. 303 Seine Gedichte zeichnen ihn nach dem Urteil des Anthologen Klein, in dessen 1757 erschienener Epigrammsammlung Hansiz einen prominenten Platz einnimmt, als "princeps" der jesuitischen Epigrammatik aus, 304 während ihn die nationalliterarisch orientierte Literaturgeschichtsschreibung, die die "Werke einer deutschen Literatur lateinischer Sprache" (G. Hess) ausblendete und ausblendet, nicht kennt. Zu Weigels Bilderbibel bemerkt Harold Jantz: "No modern bibliography offers any information about the literary side of this work." 305 Alle für Weigel geschriebenen Epigramme Hansiz' wurden in der Anthologie des Jahres 1757 ohne die Bilder erneut veröffentlicht. 306 Die Epigramme im Etwas für Alle (1699) stammen ebenso von Samuel Faber wie jene der Welt in einer Nuß (1700). Dieses für den Schulgebrauch gedachte (und später von Johann David Köhler fortgesetzte) Geschichtsbuch war ein Auszug aus Georg Andreas Schmids Sculptura Historiarum (1697), einem weiteren Verlagswerk Weigels, und enthielt neben den Epigrammen auch eine Vorrede Fabers. In der großen Bilderbibel verfaßte Faber die Dedikation an Joseph I. sowie die deutschen Nachdichtungen der Epigramme Hansiz'. In diesem Reigen wechselnder Mitbeteiligung am Buch lieferte Abraham hier eine Vorrede (WeltGalleria), dort eine Widmung (Sterben und Erbend Welt-Galleria), im Etwas für Alle und im Huy und Pfuy die Prosapartien des Textes. Der eigentliche Urheber der Bilderwerke war der Verleger, und sie stehen im Kontext eines nicht nur in Deutschland beliebten und verlegerisch erfolgreichen Buchtyps, mit dem es zahlreiche formale Parallelen verbinden. Mit seinen Verlagswerken hat Christoph Weigel die Grenzen zwischen den territorialen und konfessionellen Literatursystemen bereits eingerissen. Das Hin und Her zwischen oberdeutscher Literatur und protestantisch-opitzianischem Literaturprogramm ist im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts durch die Ge303
Bauer, Weigel (1982), Sp. 925.
304
"Princeps haud dubie eorum R.P. Paulus Hansizius, clarus poeta, & orator, nec fessa quidem aetate citharam Apollini suspendens: sed lassum grauissimis studiis animum his illiciis demulcens." ebda.
305
Jantz, German Baroque Literature (1974), Nr. 933a. - Jantz zitiert Herdegen, der Samuel Faber auch die lateinischen Epigramme zuschreibt, hält aber dann den Verlagskatalog Weigels dagegen, der Hansiz nennt. - Nicht einmal Giebisch/Gugitz, Literaturlexikon (1964), führen Hansiz auf.
306
ebda T12, S. 61-116: "CENTVRIA. II. ETHICA. NATVRALIS. [...]", S. 117ff. die dritte Hundertschaft über das Alte, S. 180ff. die vierte Hundertschaft über das Neue Testament.
307
Wie Abraham mit den Herausgebern dieses in Amsterdam erschienenen Werkes in Verbindung getreten war, ist völlig ungeklärt. Das Buch selbst weist das gleiche Titelkupfer wie Carlos Bundetos "El espejo de la muerte" (Antwerpen 1700) auf (vgl. Briesemeister, Bilder des Todes (1970), Abb. 164), der Buchtyp war in ganz Europa anzutreffen.
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
365
setze des Marktes längst zur Regel geworden. Das Buchwesen unterläuft die konfessionelle Literaturpolitik. Zwar dürfen katholische Bücher in Nürnberg nicht gedruckt werden, was die Beschäftigung der Würzburger Offizin Hertz durch Weigel erklärt, 308 eine Widmung an den Kaiser veranlaßte die Stadtobrigkeit jedoch zur Zurückhaltung. 309 Die Welt in einer Nuß wird in zwei Fassungen hergestellt, einer für protestantische, einer für katholische Leser und Schüler, wobei die einzelnen auszutauschenden Passagen im Satz etwa gleich lang sein mußten, damit sie aus der Druckform gehoben und durch ihr Gegenstück ersetzt werden konnten, sodaß in der Herstellung keine Verzögerung entstand. 310 Die anderen Gemeinschaftsprodukte Weigels, an prominentester Stelle das Huy und Pfuy, kombinieren Textpartien verschiedener konfessioneller Herkunft. Nebeneinander stehen die Verse des Jesuiten, die Gedichte des Protestanten und die Prosa des Augustinermönchs. Selbst die Bilderbibel war von Autoren beider Konfessionen epigrammatisch ausgestaltet worden. Die gelehrten lateinischen Verse finden im Unterricht der protestantischen Schule Verwendung. Als einer von Fabers Schülern beschreibt Herdegen im Rückblick den Einsatz des illustrierten Werkes im Unterricht: Jch weis mich gar wol noch zu erinnern, daß wann aus des P. Abrahams so genanntem Hui und Pfui, die in genere Elegiaco vorkommende Epigrammata in andere genera zu bringen, und von den Discipulis an die Tafel zu schreiben waren, er öffters aus dem Stegreiff die Verse dictirt, und so leicht war es ihm auch teutsche Gedichte zu verfertigen, die ihm aber insgemein bey einem guten Glas Wein am besten geflossen. 311
Die Praxis war nicht unüblich. Der Autor, Kompilator, GrimmelshausenHerausgeber und Schulmann Johann Christoph Beer schließt einer Schilderung des Bergsturzes zu Salzburg ein lateinisches Epitaphium bei, "welches ich der studirenden Jugend zum Exercitio wil mit anfügen."312 5.2.2.2 Verleger und Buchgestalt Die Entscheidung für diesen Verleger bedeutete zugleich die Entscheidung über die Gestalt der Bücher. Abraham ist in Weigels Verlagswerken Beiträger neben anderen Beiträgern. Die Parallele zur emblematischen Betätigung des Augustinermönchs in der städtischen Festkultur Wiens ist evident. Die Arbeitsweise der 308
In Nürnberg erschienen Ein Schock Phantastn (1700) und die Welt-Gallerio (1703), in der Würzburger Offizin von Hiob, später Martin Franz Hertz, Etwas für Alle (1699), Gemisch Gemasch (1704), Huy und Pfuy (1707), Wein-Keller (1710), Kramer-Laden (1710), EtwasßrAlle 2 und 3 (1711) und der Kramer-Laden (1714/1719); in Wien bei Andreas Heyinger Mala Gallina (ca. 1710).
309
Bauer, Weigel (1982), Sp. 733ff. - Durch die erwirkte Widmung an den Thronfolger hatte demnach Abraham Weigel den Weg für den Druck der Welt-Galleria (1703) im heimischen Nürnberg geebnet.
310
Bauer, Weigel (1982), Sp. 882f.
311
Herdegen, Historische Nachricht (1744), S. 545f.
312
Koschlig, Das Ingenium Grimmelshausens (1977), S. 416.
366
Kap. S: Popularisierung
Buchbeiträger ähnelt jener der Zusammenarbeit in der Festkultur Oberdeutschlands, wo verschiedene Künstler arbeitsteilig zur Festarchitektur, zu ihrer malerischen und emblematischen Ausgestaltung und zu ihrer choreographischen und musikalischen Belebung beitragen. Hier wie dort wird Abraham als Beiträger geworben, hier wie dort ordnen sich seine Texte größeren, von anderen entworfenen Gesamtkonzepten unter, hier wie dort spezialisieren sich die Bearbeiter auf eine einzelne Gattung. Damit schließt sich der Kreis von Abrahams Wirken. Abraham und Weigel hatten sich vermutlich anläßlich ihrer Festbeiträge zum Einzug 1690 kennengelernt, sie haben das Konzept dieser Zusammenarbeit auf die Form des gedruckten Buches übertragen. Selbst die materielle Form des Huy und Pfuy spiegelt den kollektiven Charakter seiner Entstehung, denn während die im Tiefdruckverfahren hergestellten Kupferblätter auf stärkeres Papier gedruckt wurden, das rückseitig leer blieb, füllte der Setzer mit Abrahams Prosa jeweils genau zwei Seiten, was er durch verschieden große Typen bewerkstelligte, und druckte sie auf Papier geringerer Qualität. Die Verfasserschaft seiner Verlagswerke bleibt selbst dann bei Weigel, wenn nicht einmal die Stiche von ihm stammen: "Als eigentlicher Autor, als Initiator muß Christoph Weigel angesehen werden, auch wenn er an der stecherischen Ausführung selbst keinen Anteil hatte". 3 1 3 Die Autorschaft des Verlegers Weigel war keine bloße Geschäftemacherei, sondern Resultat der Organisation des Buchwesens zwischen mittelalterlicher Handwerksordnung und kapitalistischem Markt. Nürnberg kannte keine Zünfte, es regelte das Handwerk jedoch genauso rigoros wie andere Städte. Im März 1698 hatte Weigel beim Nürnberger Rat um die Einbürgerung als Kupferstecher und Kunsthändler angesucht. Der Ratsverlaß vom 8. April 1698 bestätigte den Aufnahmeantrag und legte den Geschäftsumfang Weigels fest: er durfte weder mit Büchern handeln noch Autoren verlegen, sondern ausschließlich eigene, und das heißt: bebilderte Werke auf den Markt bringen. 3 1 4 Die Restriktion seines Geschäftsumfangs zwang Weigel wie seine Vorgänger und Berufskollegen dazu, die Beiträge mehrerer Autoren in Sammelformen zusammenstellen, die allesamt illustriert sein mußten. 3 1 5 Bezeichnend für den Nachrang des Textes ist der Hinweis nach der Vorrede im Huy und Pfuy, "daß bey Anfang dieses Buchs/ die Blätter zu numeriren/ versehen worden"; der Leser möge sich "gefallen lassen/ mit Bleyweiß oder Rötelstein die Ziffer beyzuschreiben/ biß er an die eingedruckte Zahlen komt". Das Etwas für Alle war das erste in einer Reihe gleichartig zustandegekommener Druckwerke, an denen Abraham mitwirkte. Nur mit
313
Bauer, Weigel (1982), Sp. 912 über die Welt-Galleria (1703).
314
vgl. Bauer, Weigel (1982), Sp. 727ff. über die den Kunsthändlern erlaubten Geschäftsbereiche.
315
Auf analoge Weise war der Kunsthändler Paul Fürst an verschiedene Autoren herangetreten, um Bildnisse und Texte ("2, 4, oder Sechß verslein, dero Lob begreiffend") für Jakob Sturms "Der frommen Weiber Tugend Lob" (Nürnberg 1662) einzufordern. Bircher, Stubenberg (1968), S. 214ff.
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
367
den Bänden des Kramer-Laden gelangte Weigel an die Grenze des ihm Erlaubten. "Für Weigel war, als Kupferstecher und Kunsthändler, die Herausgabe einer umfangreichen Predigtsammlung eine etwas abwegige Aufgabe, da für ihn ja nach den Nürnberger Vorschriften der Zwang bestand, eigene Arbeiten, zumindest aber Kupferstichwerke zu verlegen. In diesem Sinne kann man die acht in den Band eingestreuten kleinen Kupferstiche nur als vorbeugend gegen mögliche Angriffe deuten." 316 Die Gestalt der früheren Bücher jedoch war durch die Regelung des Nürnberger Druckwesens vorgegeben. Nichts von den Leistungen der einzelnen Beiträger wird in Weigels Druckwerken ausgewiesen, der Name Abrahams überstrahlt die kollektive Arbeit am Buch und verbirgt als Konstrukt die Herstellungsverhältnisse. Die oben als Auflösung der Autorschaft beschriebenen Phänomene leiten sich schlüssig von den Publikationsvoraussetzungen her, denen Weigel und mit ihm Abraham unterworfen waren. Das Verbot der Herausgabe fremder Bücher mußte zur Kollektivierung der Autorschaft führen, Weigels Bürgerbrief als Kupferstecher verlangte den Primat des Bildes. Wenn der Verleger die Mitarbeiter koordiniert, kommt es zur Auszehrung kompositioneller Geschlossenheit. Alle Elemente der Folklorisierung, die Offenheit serieller Bauweise, der Variantenstatus der einzelnen Texte, der Charakter des Seriellen und das Überwiegen der Unterhaltungsfunktion, verweisen auf die von seinen Bedingungen vorgeschriebene Rolle des Verlegers. Die Entstehung des Gemisch Gemasch und seiner Fortsetzung, des Wein-Keller, zeigen, welchen - geringen - Spielraum die Bedingungen boten. Hier behielt der Text gegenüber dem Bild die Oberhand. Die Bilder illustrieren den Text, sie wurden von Caspar Luyken nach dem jeweils letzten Exempel der Kapitel gefertigt. 317 Weigel aber orientierte sich nicht an einer Systematik moralischer Topoi, wie sie Abrahams Kapitel behandeln, sondern nach der runden Zahl der Bilder, die im Buch unterzubringen waren, weswegen einige Texte Abrahams in den Druck nicht aufgenommen wurden. 318 Das kommerzielle verlegerische Motiv drückt Weigel selbst in unübertrefflicher Deutlichkeit so aus: "Wird der dritte Theil mehr-besagten Kramer-Ladens die Gunst der geneigten Leser spühren/ und Käuffer in meinen Buch- und Kunst-Laden führen; so dörff-
316
Bauer, Weigel (1982), Sp. 920. - Bauer übersieht, daß Weigel eine Anthologie herausbrachte, also eigentlich kein eine neue Autorschaft konstituierendes Werk. In Bd 2 und 3 des KramerLaden fehlen freilich jegliche Illustrationen, mit ihnen hatte Weigel die Grenzen seiner Befugnisse überschritten.
317
Ohne die nachgelassenen Handschriften zu kennen, stellt Bauer Abrahams Verfasserschaft fest und erschließt diese Vorgangsweise aus der Tatsache, daß Caspar Luyken im Oktober 1708 verstarb, die Texte demnach bereits einige Zeit davor fertig gewesen sein mußten. Möglicherweise war ursprünglich ein Band mit 100 Darstellungen geplant, der dann angesichts Abrahams umfangreicher Texte geteilt werden mußte und als Gemisch Gemasch und WeinKeller erschien. Bauer, Weigel (1982), Sp. 914f.
318
vgl. den Text "Siesß vndt Sauer vndereinander", Werke 3, S. 372-378 sowie Bertsches Erläuterung S. 406-408.
368
Kap. 5: Popularisierung
te wol noch der vierdte Theil nachfolgen". 319 Dazu ist es freilich nicht zuletzt deshalb nicht mehr gekommen, weil inzwischen Georg Lehmann im Verein mit Johann Valentin Neiner und Alexander a Latere Christi mit dem Bescheid-Essen (1717) und der Lauber-Hütt (1721ff.) seine Nachlaßausgaben auf dem Markt piazieren konnte. 5.2.3 Populäre Gattungen: "Postbüchel" und Kalender In keinen anderen Schriften Abrahams ist das "negierende Prinzip" (Bachtin) der moralischen Funktionalisierung des Lächerlichen so schwach wie in den Kalenderschriften. Hier bleibt das Komische und Groteske ambivalent, so ausreichend umrahmt von seiner zivilisatorischen und geistlichen Deutung, daß der Definitor der deutschen Ordensprovinz der Augustinereremiten es unter eigenem Namen unbeanstandet 320 publizieren konnte, so ausreichend exponiert, um diese Rahmung auszublenden. Zwischen der Tendenz der moralischen Funktionalisierung und der Kraft des Materiell-Leiblichen besteht ein Gleichgewicht. Das war für den Geistlichen Abraham nur in einer bestimmten Situation möglich. Im Auseinandertreten der Publikationsumstände ist einmal mehr ein Ausdruck der Möglichkeitsbedingungen von Abrahams Schreiben zu erblicken. Nach der mittleren Lebensphase, die mit dem letzten Band des Judas endet, erscheinen Abrahams Schriften in drei publizistischen Formen. Die illustrierten Werke verlegte Christoph Weigel, sie waren dem Lesepublikum aller Konfessionen zugedacht und erzeugen mit dem Vorurteil Plausibilität für die geistliche Botschaft. Die Predigten kamen weiterhin als Einzeldrucke in der bewährten Weise der oberdeutschen Predigtkultur heraus, ihre Glaubhaftigkeit lag in der Autorität des Predigtamtes. Die vier kleinen Schriften der Postbüchel traten dazwischen. 5.2.3.1 Die Wiener "Postbüchel" Die zwischen einem und drei Druckbögen umfassenden Wiener Postbüchel sind Verwandte des Kalenders, ihre Texte Geschwister der Kalendergeschichte. 321 Der Konfessionalismus kommt auch bei der Kalendermacherei zum Tragen, wo 319
Kramer-Laden 3 (1719), Leservorrede, Bl. )( v . - Die entscheidende Bedeutung verlegerischer Interessen für die Gestalt und Entwicklung des Emblembuchs belegt Ingrid Höpel bereits für das ausgehende 16. Jahrhundert: "Die Präsentation der Embleme, das, was ihren Charakter für den zeitgenössischen Leser ausmacht, bestimmt sich aus dem, was die Herausgeber aufgrund ihrer Erfahrungen für attraktiv und absatzträchtig halten, wobei sie sich auf unterschiedliche Lesererwartungen einzustellen vermögen" (Höpel, Emblem und Sinnbild (1987), S. 101 im Kapitel "Buchmarktgesetze, Drucktechniken und die Reflexion auf den Leser als Faktoren der Emblembuchentwicklung", S. 97ff.).
320
Mag sein, daß auch das kaiserliche Generalprivileg von 1698 dem Provinzial die Hürden aus dem Weg geräumt hat, die in der ordensinternen Zensur bestanden, worüber wir aber nichts wissen.
321
Zur Gattungsbestimmung der Kalendergeschichte Rohner, Kalendergeschichte und Kalender (1978), S. 136 zu Grimmelshausen: "Entscheidend ist, ob erzählt wird. [...] Die Kalendergeschichte bedarf einer handfesten Fabel, etwas muß vor sich gehen, der Vorgang verknüpft sich 'mit einer bestimmten Figur"; dazu Knopf, Die deutsche Kalendergeschichte (1983), S. 56ff. zur "Begriffsbestimmung der [Grimmelshausen-]Forschung".
369
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
die konfessionell unterschiedliche Einstellung zu Astronomie und Naturwissenschaft zu unterschiedlichen Bewertungen und folglich Entwicklungen des Kalenderwesens führte. Der Lutheraner kann seine naturwissenschaftlichen KenntnisV
se ohne Schwierigkeiten verbreiten, der Pastor als Kalendermacher auftreten, wogegen bei den katholischen Priestern die Kompetenzen des Lehramtes nach den Wissensbereichen streng getrennt bleiben, 322 die volkssprachliche Kalendermacherei also eine für Geistliche verpönte Form publizistischer Tätigkeit darstellt. "Jch vermeine/ ihr Catholische seid alle über einen Leist geschlagen", läßt Grimmelshausen durch Simplicissimus den Zonagrius [Garzoni] anklagen, "und also/ daß man dannenhero so wenig Calendermacher unter euch findet weder bey uns Evangelischen/ welche ihre Talenta ihren Neben-Menschen lieber mitteilen."323 Das änderte sich gegen Ende des Barockjahrhunderts. Unabhängig von der bis in die letzten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts zurückreichenden Tradition der deutschsprachigen, protestantisch gesinnten Kalenderproduktion in Ungarn,[!] riefen die Jesuiten in den 70er-Jahren des 17. Jahrhunderts den katholischen, von der 'Wienerischen Universität approbirten' 'Tyrnauer Kalender' ins Leben, der in deutscher und lateinischer Sprache erschien und sich bald großer Beliebtheit erfreute. 324
Obwohl die Prediger die Kalenderform aufgreifen und mit dem geläufigen Typus der Neujahrspredigt verbinden, bleibt ihnen die Herstellung von Kalendern mit prognostischem Anspruch versagt. Das Wiennerische[J Calender-NISI, das der Wiener Domprediger Ignaz Reiffenstuel als "Geistliches Prognosticon Problematicum" "Einer gantzen andächtig zuhörenden Stadt-Gemeinde/ zu einen gewöhnlichen Geistlichen Neuen-Jahrs Geschanck/ Jn Form eines sittlichen Pests-Recipe, Zu einen merckwürdigen Corrige" 1711 anonym herausbringt, verweist auf das Jesaiaswort Jes 1,19-20 mit seiner Verheißung des Gotteszornes für diejenigen, die nicht hören wollen, und bietet - die Predigttermine des Kalenderjahres. 325 Wir haben es beim Buchtyp des "Postbüchels"326 mit einer Sonderform des Kalenders zu tun, die in Wien bereits vor 1700 entstanden sein muß, aber erst mit 322
Bauer, Bibelexegese und der Fortschritt der Astronomie (1990), Typoskript, S. 16ff.; vgl. dazu oben Abschnitt 3.1.3.
323
Grimmelshausen, Ewig währender Kalender (1670), ed. Oeftering, 4. "Materia", "Simplicissimi Diseurs mit Zonagrio, andere Sachen betreffend", S. 286f. - Zum Wiener Kalenderwesen vgl. die Arbeiten von Seethaler (Das Wiener Kalenderwesen von seinen Anfängen bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, 1983; Das Wiener Kalenderwesen des 15. bis 17. Jahrhunderts, 1985).
324
Seethaler, Wiener Kalenderwesen (1983), Bd 1, 151f.: "Wiennerischer Schreib-Calender Vor das Jahr [...] M.DCLXXVII. [...] Zusammen getragen durch einen auß der Societät Jesu, in der Vniversität zu Wienn." Wien: Hacque 1676, ebda Bd 2, Bibliographie Nr. 330, S. 676f.; die lat. Parallelausgabe ebda Nr. 331.
325
"DEr Ordinari Dom-Prediger allhier zu Wienn/ in St. Stephans Dom-Kirchen/ pflegt für Ordinari alle Sonntäg deß gantzen Jahrs zu Predigen/ Frühe Morgens von 8. bis 9. Uhr. Jtem an nachfolgenden Fest-Tägen: [...]" Reiffenstuel, Wiennerisches Calender-Nisi (1711), Bl. )(2V.
326
Die Gattung des Postbüchels hat in der Erstauflage des "Lexikons des gesamten Buchwesens" (1935/37) kein eigenes Lemma (die Zweitauflage hält gegenwärtig beim Buchstaben "G"). Böck definiert die Gattung als Neujahrsgeschenk der Briefträger mit angehängter Information über Ankunft und Abgehen der "Ordinari-Posten" und ihre Destinationen (Böck, Ein Postbüchel von Abraham a Sancta Clara (1924), S. 42).
370
Kap. 5: Popularisierung
Abrahams Mercurius und Johann Jordans Schatz/ Schutz/ und Schantz327 (beide 1701) ans Licht tritt. Es ist eine Gattung der schriftlichen Folklore, und die Brauchtumsgestalt, aus der sie hervorgeht, ist das Schenken zum Neuen Jahr. 328 Die Continuation war wie die Xenien der Bruderschaften "eine Neujahrsgabe, dergleichen es allerdings unterschiedliche gab, z.B. bei den Bruderschaften, wie auch die zahlreichen Kalender der Zeit meist dem Sammeln von Neujahrstrinkgeldern dienten." 329 "Der Beamte, dem Niemand einen Heller schenkt, muß dem Neuenjahr oft die Hälfte seines Monatgehaltes [!] zum Opfer bringen. [...] Wer aber den Beutel nicht freywillig aufmacht, dem weiß man ihn schon zu öffnen." 330 Der Prediger hält zur Jahreswende Geschenkpredigten, der Schauspieler des Volkstheaters präsentiert den Druck seines Stücks als Neujahrsgabe. Während die Gelehrtenrepublik Sonderdrucke austauscht (vgl. oben Abschnitt 4.1.4.1), gelangt zum Neuen Jahr Gedrucktes in Form von Bruderschaftsliteratur, Predigten oder Postbücheln auch in die Hände des gemeinen Mannes. Alle Titelblätter der Postbüchel bezeichnen diese als Neujahrspräsente, und Abrahams "sehr lehr- vnd trostreiche Predig von der allerseeligsten Mutter Gottes" zum Sieg über die Türken bei Zenta wird als Aller Freud/ und Fried gedruckt und "von H. Georg A. Widtman, einer Löbl. Todtenbruderschafft Capell-Diener, anno 1698 zum newen Jahr verehret".331 Zwischen der Kalenderliteratur und den Postbücheln bestehen Abweichungen und Unterschiede. Wenn von den drei Kennzeichen, die Jan Knopf in Auseinan-
327
"Schatz/ Schutz/ und Schantz Deß Erth-Hertzogthumbs Oesterreich". Wien: Ghelen 1701. Dazu Blümml, Johann Jordan (1919), S. 80ff.
328
"Dermahlen an statt eines neuen Jahrs-Offert demütigst dedicirt Von mir Johann Jordan". Schatz/ Schutz und Schantz (1701), Titelblatt, zit. ebda S. 81. - Der Jahreswechsel war sowohl ein Geschenk- wie auch ein Zahlungstermin. "Zu Wienn/ vnd zweiffels ohne auch anderstwo singt man zum Neuen Jahr fast bey einem jedwedem Hauß/ vnd bey einer jeden Hauß-Thür/ vnd bey eines jeden Hauß-Thür Herren vnd Jnnwohner dise zwey Notten Sol Mi. Dann dazumahlen/ wie es dann auch öffters geschieht im Jahr/ pflegt man vil tausend/ vnd tausend Außzügl [Rechnungen] herumb zu tragen/ in welchem ein Kauffmann/ ein Schneider/ ein Schuester/ Schlosser/ Schmidt/ &c. sich diser Notten gebraucht. Nemblichen Herr N. Sol Mier [...] vmb die verfertigte Arbeit so/ vnd so vil geben." "Index Concionatorius" des Reimb dich (1684), 6. Sonntag nach Pfingsten (zit. Salzburg 1687, S. 36f.). - Vgl. Spielmann, Die Frau und ihr Lebenskreis (1944), S. 171f.
329
Böck, Ein Postbüchel von Abraham a Sancta Clara (1924), S. 42. - Seit 1670 sind Universitätskalender als Einblattdrucke (Wandkalender) belegt, "die von den jeweiligen Oberpedellen zusammengestellt und zum Neuen Jahr den akademischen Würdenträgern überreicht wurden" (Seethaler, Wiener Kalenderwesen (1983), Bd 2, S. 658). Ein mit Stichen illustrierter "Kayserlicher Hof- und Ehren-Calender" (Wien: Fachner) wird seit 1692, ein "Staats- und StandtsKalender" (Wien: Schönwetter) ab 1701 vertrieben (ebda, Bd 2, S. 711, 724 und 735).
330
Richter, Bildergalerie weltlicher Misbräuche (1785), S. 30. Das erste Kapitel dieser Schrift handelt "Ueber das Neuejahr und andere Gratulationen" (S. 25-37), beklagt den aus aufklärerischer Sicht unvernünftigen Geldfluß, stellt fest, daß "blos das müssige Livreyvolck, und die so sehr ausgearteten weiblichen Dienstbothen Vortheil davon ziehen" (S. 32), und schlägt den Geburtstag als einzigen Tag des Schenkens vor. Von den Postbücheln berichtet Richter nichts.
331
Antoninus a S. Guilelmo (Fortsetzung), Vrsprung (ÖNB, Cod. 12.473), Bl. 330v, zit. nach Karajan, Abraham (1867), S. 303; Bertsche, Abraham (21922), S. 132.
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
371
dersetzung mit Ludwig Rohner formuliert hat, 332 "das Historische des Kalenders"333 das wichtigste Gattungsmerkmal darstellt, so hat das Postbüchl damit nur die Periodizität und den Erscheinungstermin gemeinsam. Im Verhältnis von zeitordnendem Gebrauchstext und Unterhaltungsteil überwiegt, anders als ursprünglich im Kalender, von vorneherein letzteres. Der Leser möge sich mit dem Postbüchl "in warmen Zimmer bey einem guten Gläsel Wein ergötzen",334 sofern er sich von den Narrenkarikaturen nicht betroffen fühlt. Sein "'dialogischer' Charakter", das zweite Kennzeichen, erscheint nicht bloß in der Figurenrede des Kalenders, sondern auch im Usus, mittels der Herausbildung einer Autorgestalt, des Kalendermannes, "eine identifizierbare Person zu schaffen, die sich als Dialogpartner des Lesers kundtut."335 In den Wiener Postbücheln ist zunächst die Herausgeberfigur des Briefträgers der Dialogpartner, eine dem "Hinkenden Boten" wohl durchaus verwandte Gestalt, hier aber noch nicht zur literarischen Verpersönlichung der anonymen Autor-Leser-Beziehung eingesetzt, sondern historisch verifizierbar und einen realen Kontakt zwischen Herausgeber und Leser bezeichnend. Der Wiener Postbote, der als Herausgeber firmiert und in der Vorrede zum Leser spricht, ist in den Postbücheln nach 1700 der Käsestecher Johann Jordan, dann, als Jordan von 1725 bis zu seinem Tode 1738 die Auslandspost übernimmt, Heinrich Widhalm als "Rom. Kayserl. Majestät ObristHof- und General-Erb-Land-Post-Ambt Brief-Trager" für die Inlandsbriefe. 336 Die Verbindung zur Post stellen diese Wiener Kalenderschriften entweder durch die parodierten Anreden, Adressen oder Briefe her, was bei aller Erheiterung ein disziplinierendes Moment enthält und auf den richtigen Gebrauch der
332
Rohner, Kalendergeschichte und Kalender (1978), Kap. 1 "Das Medium Kalender", S. 23ff., Kap. 2: "Die Kalendergeschichte in ihrem Medium", S. 69ff.; Knopf, Die deutsche Kalendergeschichte (1983), Einleitung: "Die Gattungsfrage", S. 17ff.
333
Knopf, Die deutsche Kalendergeschichte (1983), S. 22.
334
Geflügelter Mercurius (1734), Leservorrede, Bl. Al v .
335
Knopf, Die deutsche Kalendergeschichte (1983), S. 23; zur Verselbständigung der "Leitfigur" vgl. ebda, "Verfasserfiktion", S. 68ff.; Rohner, Kalendergeschichte und Kalender (1978), Kap. 4: "Der Kalendermann und sein Kalender", S. 311ff. - Der Verfasser des seit 1642 in Wien bei Cosmerovius gedruckten "Krakauer Schreibkalenders" Nikolaus Zorawsky starb vor 1670, aber sein Name wird "noch bis in die 20er-Jahre des 18. Jahrhunderts auf der Titelseite angegeben" (Seethaler, Wiener Kalenderwesen (1983), Bd 1, 129). Der "Krakauer Schreibkalender" lebte übrigens bis in unser Jahrhundert.
336
Titul-Büchel (1730), Titelblatt. Jordan war zunächst "Briefträger der inländischen Post, das heißt [...] Briefträger der aus dem Inlande stammenden Briefe", "1725 aber war er schon Briefträger der frei- und ausländischen Briefe, welche Stellung er bis zu seinem Tode innehatte. Zu seiner Unterstützung standen ihm und dem Briefträger der inländischen Briefe vier Adjunkten zur Seite." Blümml, Johann Jordan (1919), S. 85; biographisch ergänzend Jäger-Sunstenau, Über den kaiserlichen Briefträger Johann Jordan (1965). - Die Wiener stadtgeschichtliche Forschung hat, soweit ich sehe, über Widhalm bisher keinerlei Informationen publiziert, einzig Jordan hat wegen seines für die theresianische Konskription (1770) bedeutsamen Häuserverzeichnisses Interesse gefunden. Widhalm erscheint in den Postbücheln von 1729 (nicht 1720) bis 1735 als Herausgeber bzw. - vorgeschobener - Autor.
372
Kap. 5: Popularisierung
Post hinweist, 337 oder durch ein beigegebenes "Verzeichnuß/ Wann die Ordinari-Posten in Wienn ein- und ablauffen",338 eine "Post-Ordnung".339 Verzeichnisse von Postverbindungen sind auch als Kalenderbestandteil nachzuweisen, 340 sodaß diese Information neben der erheiternden Prosa die einzige mit dem Kalender gemeinsame Textsorte bleibt. Das Medium des Postbüchels ordnet - wie Reiffenstuels Flugblatt - bei allem kalendarischen Bezug nicht die Zeit, sondern die Kommunikation. Für Kalender und Postbüchel gleichermaßen gilt "das 'Volkstümliche' als letztes wichtiges Kennzeichen" (24), womit gegenüber der höfischen Bezogenheit der "offiziellen Literatur" der Belang des Kalenderschrifttums für alle Stände im Sinne Breuers angesprochen ist, 341 doch auch hier stellt das Wiener Postbüchel einen Sonderfall mit genauer eingrenzbarer Rezipientenschicht dar. Das Postbüchl wurzelt im Gegensatz zum Kalender in einem noch nicht anonymisierten Zusammenhang von Produktion und Rezeption. Nur der Inlandsbriefträger342 erscheint als Herausgeber, was den Rezipientenkreis der Postbüchl sozial auf jene einschränkt, die mit dem Ausland keine Korrespondenz führen, auf die lese- und schreibkundigen "einfachen Leute", die Stadtbürger. Nichtsdestoweniger war die Nähe der Postbüchel zum Kalender groß genug, um nicht nur eine Osmose der Texte, sondern auch der Autoren zu gestatten. Johann Valentin Neiner hat seit 1707 jährlich seine Narren Calender herausgebracht, daneben aber auch die Postbüchel weiter beschickt. In der Entwicklung der Nürnberger Kalender gewann die Kalendergeschichte immer breiteren Raum, in den Wiener Kalendern fristete sie ein karges Da-
337
z.B.: "Dieses Briefel zukomme dem Mann der mit Teutschen Käß handelt/ wahnhafft [sie] in Praag in der Alt-Stadt in der Kärpffen-Gassen bey dem grünen Stiffel. | Jm Fahl selbiger Mann gestorben seyn solle/ wird gebetten seinem Würth dieses ebergeben [sie]/ damit ein gewisse Antwort von Verstorbenen hieraufkommen möge." Titular-Büchel (1729), Bl. )(2V. - Die Vorrede im Titul-Büchel (1730) betont die Authentizität der vorgelegten Beispiele und versichert, daß ungeachtet der mißverständlichen Anschriften "jederzeit getrachtet" werde, "alle Brief/ so viel als möglich/ an gehörige Orth einzuhändigen" (Bl. AT*), sofern wenigstens die Namen der Adressaten korrekt geschrieben wären.
338
ebda Bl. A8. In Bertsches Ausgabe des Mercurius (Bertsche, Der Ur-Merkur von 1701, 1928) fehlt jeder Hinweis auf das im Druck enthaltene "Vergeichnus[sic]/ | Wie die Ordinari-Posten all- I hier in Wienn der Zeit ab- und | einlauffen" (Bl. F8rf./S. [95]f.). Das Fehlen dieses Verzeichnisses im Augsburger Nachdruck der "Continuation" bemerkt Böck, Ein Postbüchel von Abraham a Sancta Clara (1924), S. 43; im "Titular-Büchel" von 1729 hat sich die Überschrift "Wie die Posten ein- und ablauffen" erhalten (Bl. )(8V), das Verzeichnis selbst fehlt aber im Exemplar der WStLB.
339
Geflügelter Mercurius (1733), Bl. B7 r ff.
340
vgl. "Neuer Saltzburger Schreib-Calender" (1687), Wildner, Kat. Geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts (1982), S. 36, Nr. 172.
341
Knopf verortet freilich, keineswegs im Sinne Breuers, die Kalenderliteratur sozial als "bürgerliche" Gattung: "Zur offiziellen Literatur des Barock gesellt sich mit der Kalender-Literatur eine bürgerliche Literaturform, die schon in der 'höfischen Epoche' bürgerliche Vorstellungen und bürgerliche Gesinnung dokumentiert" (25).
342
Zur Abwicklung des Auslandsverkehrs hauptsächlich durch Augsburger und Nürnberger Boten und zu den Wiener Briefträgern Blümml, Johann Jordan (1919), S. 85; Lechner, Zur Geschichte der Wiener Stadtboten (1967), S. 179ff.
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
373
sein. 3 4 3 Erst die Postbüchel und Narrenkalender des frühen 18. Jahrhunderts werden zu ihrem Medium. Nach den vier Kalenderschriften Abrahams (17011704) 344 treten neben den eigentlichen Postbücheln andere folkloristische Typen der Neujahrsgaben ohne postalischen Bezug in Wien den Wettbewerb um die Publikumsgunst an. Seit 1707 erscheinen Neiners Narrenkalender, ab 1713 wird Hans Wurst zum Kalendermann, Stranitzky gibt in diesem Jahr Hannß Wursts lächerliche[n] curieuse[n] und ohnfelbare[n] Calender heraus. 345 "Das offensichtlich bewährte Rezept, unterhaltenden Lesestoff auf dem Titelblatt mit einer lustigen Figur in Verbindung zu bringen",346 befolgen Schwank- wie Kalenderliteratur. Bis in die zwanziger Jahre beherrscht Hanswurst als Kalendermacher die Wiener Erzeugnisse, die zum Teil ebenfalls Neiner verfaßte, 347 und ab 1729 sind die Postbüchel Heinrich Widhalm(b)s überliefert. Abrahams Schriftchen stifteten eine folkloristische Tradition, wobei (wie schon der Prediger als Autor) der "Kalendermann" an die überschaubaren Umstände der Wiener Situation, die Kalendergeschichte an die moralische Rahmung gebunden bleibt. Zwischen die historischen, dem Publikum bekannten Autoren Abraham und Widhalm schiebt sich die Figur des Volkstheaters als fiktive Autorgestalt. Aber auch Hanswurst ist noch keine "literarische Rollenfunktion"348 des Kalen-
343
Zur Entwicklung der Kalendergeschichte in den Wiener Kalendern Seethaler, Wiener Kalenderwesen (1983), Bd 1, S. 174-185, Kapitel 7.3: "Die Aufnahme der 'Historien'". Im Gegensatz zur stürmischen Entwicklung der Nürnberger Kalender ab 1650 (nach Klaus Matthäus) mit ihrer thematischen Spezialisierung erfolgte in Wien das "Vordringen der Kalendergeschichten" "gleichförmiger und organischer" (S. 184).
344
Daß Abraham auch vor 1700, ja bereits seit 1662 als Kalenderbeiträger hervortrat, wollte Moritz Bermann durch Abdruck zweier Passagen aus einem "Warschauer Kalender" glaubhaft machen. Bertsche war die Abhandlung erst spät zur Kenntnis gekommen, und das im Titel eines seiner letzten Aufsätze auftauchende "Allerlei Neue[]" war in Wahrheit der Hinweis auf eine der ältesten wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit Abraham. Bertsche hält Bermanns Argumente für stichhältig, weil die dort abgedruckten Texte im Etwas für Alle (1699) erneut verarbeitet wurden (Bertsche, Allerlei Neues (1944/45), S. lOlff.). Ein "Warschauer Schreib-Calender" kam in Wien erst auf die Jahre 1693,1694 und 16% heraus, zudem ohne Kalendergeschichten der von Bermann geschilderten Art. Seethaler, Wiener Kalenderwesen (1985), Bd 1, S. 131 und 153; Bd 2, Bibliographie Nr. 385, 390 und 398.
345
Der Kalender enthält "ein Gespräch zwischen ihm [Hanswurst] und Wahremund über die Frage, in welchem Monat am besten zu heiraten sei, wobei sich freilich herausstellt, es sei besser, ledig zu bleiben." Nagl/Zeidler/Castle, Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte, Bd 1 (1898), S. 738. - Weitere hanswurstische Kalenderschriften sind Neiners "Listig und zugleich Lustiger Glieder-Krieg deß Menschlichen Leibs/ Ein König oder Haupt zu erwählen [...] von Dem so genannten u. wohl-bekannten Wiennerischen Baurn Hannß Wurst" (s.a.), "HannßWurstes Almanach" (s.a.), Stranitzkys/Neiners "Lustige Reyß-Beschreibung/ Aus Saltzburg in verschiedene Länder" (1717) und die "Fortsezung" (1718), Neiners "Hannß Wurst Neu angekommener Passagier aus dem Affen- Schlaraffen- und Wurmland" (1719), "Calender Practica, Auf dieses Neue Jahr [...] Verfasset von Hannß-Wurst" (1720) und Stranitzkys "Hannß-Wursts Vermischte Gedancken Ueber die Vier Jahrs-Zeiten" (1721). Die Publikationsdaten sind z.T. unsicher. Nagl-Zeidler-Castle, ebda S. 738ff.; Wannenmacher, Neiner (1938), S. 72ff.
346
Moser-Rath, Lustige Gesellschaft (1984), S. 26.
347
vgl. Wannenmacher, Neiner (1938), S. 16 und 29ff. zu den Kalendern, S. 72ff. zu den unter Stranitzkys Namen erschienenen Werken.
348
Knopf, Die deutsche Kalendergeschichte (1983), S. 87.
374
Kap. 5: Popularisierung
dermannes, sondern verweist auf die Person Stranitzkys, der als Herausgeber auftritt. Der Briefträger fungiert selbst dort als Autor, wo der Text von anderen verfaßt bzw. kompiliert wurde. Nachdem Widhalm 1729 und 1730 "Allen Liebhabern neuer Sachen zur Kurtzweil und Gemüths-Ergötzung" (Titular-Büchel (1729), Titelblatt) seine Adressenstilblüten herausgegeben hatte, druckt er 1731 die ersten acht Briefe aus Abrahams Continuation349 erneut ab und versieht ausgerechnet dieses Postbüchl mit dem ausdrücklichen Hinweis auf seine Autorschaft "Von mir Heinrich Widhalmb". Im Jahr darauf ist Neiner für das Postbüchel beschäftigt, 350 und 1733 benutzte Widhalm wieder Abrahamisches. Der Geflügelte Mercurius - dieser nicht mit Abrahams gleichnamiger Schrift zu verwechselnde Nachdruck entging der Abrahamforschung 351 - enthält zwei Kapitel aus dem Gemisch Gemasch von 1704. Auch das Postbüchl von 1734 war Geflügelter Mercurius betitelt, es kombinierte zwei Stoffquellen des Buchtyps, die Narrenliteratur und die postalischen Stilblüten: "Ein Tractätlein Die Mannsüchtige Närrin betreffend, Nebst etwelchen Titulaturn" (Titelblatt). Im Jahre 1735 war wieder Neiner an der Reihe, sein Gantz Neuer Gleich auf der Post angekommener COURIER Mit allerhand rahrem Schnupf-Toback erschien unter Widhalms Herausgeberschaft und mit dessen Leservorrede. Im Zusammenhang mit Abrahams schriftstellerischem Werk gesehen, spiegeln die Publikationsumstände der Postbüchel den Verdrängungsvorgang des Lachens aus dem literarischen Diskurs. Das deutsche Lesepublikum mit seinen Exponenten, den Kritikern von Thomasius bis Gottsched, verlangte die Funktionalisierung des Grotesken und Komischen und dessen Unterwerfung unter die neuen Standards der Affektkontrolle und der Wissensorganisation. "In der neuen offiziellen Kultur setzten sich Tendenzen zu Abgeschlossenheit und Stabilität des Lebens und zu eindeutiger, einsinniger Seriosität durch. Die Ambivalenz des Grotesken wird unannehmbar [,..]".352 Die kleine Neujahrsgabe für den vertrauten Leserkreis der städtischen Predigtgemeinden konnte jene geistliche Beeinflussung dem Lesevergnügen an Groteske und Lächerlichkeit nachordnen, die
349
"Unterschiedliche Brief/ Welche mir dermahlen der Geflügelte MERCURI, Als ein alter Post-Reuther Eingehändiget" (1731). Dünnhaupt weist - offensichtlich durch einen Druckfehler - das Ex. der WStLB für 1751 als "Posthume Auswahlausgabe" nach (Dünnhaupt Nr. 36.III), wobei die "Auswahl" allein davon bestimmt ist, wieviel Text der Vorlage auf drei Bögen unterzubringen war (der Setzer beginnt ab C6V durch kleinere Type einzubringen).
350
"Neu Außgeheegter und erst außgelegter Curioser Tändl-Marckt der jetzigen Welt. Zum Neuen-Jahr (...] herauß geklaubt [...] herauß gegeben von Heinrich Witholmb [!]." (1732); vgl. Wannenmacher, Neiner (1938), S. 36.
351
"Geflügelter MERCURIUS Worinnen Jn zwey Tractatel, Das Erste/ welches das härteste Handwerck, und wie solches gering zu machen ist/ genandt/ Das Andere Rossemunde, wie sich die Ehe-Frauen gegen ihre Ehe-Herren verhalten und aufführen solten." Wien: Schiigen 1733. Die Schrift enthält Kap. 19 "Das härteste Handtwerck gering zu machen" aus dem Gemisch Gemasch (1704), S. 165-176 (hs. Fassung Werke 3, S. 60-67), sowie Kap. 16 "Rosimunda, du hertziger Schatz", S. 135-144. Bertsche, Wannenmacher und Dünnhaupt kennen den Druck bzw. seinen abrahamischen Inhalt nicht.
352
Bachtin, Rabelais und seine Welt (1987), S. 149f.
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
375
Abraham in seinen Predigten nach wie vor auf die realen Wiener Leser der Kalenderschriften ausübte. Nur im Rahmen einer gesicherten Katholizität kann die volkssprachliche "Ergötzlichkeit" "heilig[] und heilsam[]" bleiben, die Abrahams Kalenderschriften bieten: Wenn aber die Feder allzukeck hätte geschrieben oder aber sich in den Fabien und lächerlichen Worten zu viel verstiegen, wird hiemit der günstige Leser um Vergebung gebeten; dann meine Meinung nur dahin gezielet, den Leser dardurch aufzumunteren, damit er d i e s e s n e u e J a h r mit heiliger und heilsamer Ergötzlichkeit anfange und selbiges mit des Allerhöchsten Gnad zur Leibs- und Seelersprießlichkeit auch glücklich ende. 353
Abrahams exponierte Verwendung des Materiell-Leiblichen wurde von den Nachahmern aufgenommen und in die populären Buchgattungen eingeführt, sie war das eigentlich stilbildende Element. Bis zu Abraham lag das Material des Lachens und des Scherzens in den geistlichen Texten eingebettet. Er versuchte stilistisch noch zu integrieren, was die Nachahmer nur mehr kompilierten. Während er im Wunderlichen Traum das Lächerliche und Groteske noch mit moralischen Eröffnungs- und Schlußklauseln einrahmt, verzichten seine Nachahmer selbst darauf. 3 5 4 Die seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges in Mittel- und Norddeutschland entstehenden Schwanksammlungen haben kein Pendant in der oberdeutschen Kultur, 3 5 5 die in Konkurrenz mit diesen Büchern ihre Predigtsammlungen publiziert. Das Erheiternde bleibt in den Schriften der Geistlichen Bestandteil des moralisch Belehrenden. Mit Abrahams Kalenderschriften treten die lächerlichen Erzählungen nach jahrzehntelanger Integration aus dem Zusammenhang der homiletischen Funktionalisierung nochmals heraus, um in den populären Buchgattungen der abseits des literarischen Diskurses entstandenen Lesewelt Vergnügen und Lachen zu spenden. Nach dem Mercks Wienn werden die als Postbüchl herausgekommenen Narrenschriften zu den am häufigsten aufgelegten Werken. Vom Wunderlichen Traum nennt Dünnhaupt Ausgaben von 1703,1705 [zwei Auflagen], 1710,1724,1731,1734,1738,1741,1748 [zwei Auflagen] und 1755, wozu noch die Nachdrucke im erweiterten, pseudoabrahamischen Narren-Nest (1707, 1737?, 1751 und 1753) 356 kommen. Der Karrn Voller 353
Continuation (1702), Leservorrede, S. 1.
354
Das arbeitet Horber heraus, wobei er die Integration des Lächerlichen in die pastorale Wirkungsabsicht überzeichnet, weil er den Text nur mit den Nachfolgern, nicht aber mit Abrahams Verfahrensweise in den Predigten vergleicht: [I]m Narrennest [Abrahams von 1703] sehen wir den Prediger, der wie auch in seinen übrigen Werken, immer und überall auf die Hl. Schrift zurückgreift, die meisten Kapitel mit Bibelstellen, meist wörtlich, eröffnet oder abschließt, dazu in seiner Art Beispiele und kleine Geschichtchen einflicht - alles in einfacher, klarer und ungezwungener Sprache. Im Centifolium dagegen finden wir nirgends diese durchgehende Einheitlichkeit. Da ist alles durcheinander gestoppelt in einem unentwirrbaren Knäuel - e i η e Stilart steht unmittelbar neben ihrem krassen Extrem" (Horber, Echtheitsfragen (1929), S. 79).
355
"Es muß auffallen, daß die bisher besprochene Buchproduktion, soweit das [...] an der sprachlichen Prägung erkennbar ist, fast ausnahmslos aus dem nord- und mitteldeutschen Raum stammt; Süddeutschland hatte nach dem bisherigen Befund kaum Äquivalentes zu bieten." Moser-Rath, Lustige Gesellschaft (1984), S. 28. - Inwiefern die andersgearteten Sammlungen des Laien Matthias Abeles vergleichbar wären, bleibt zu prüfen.
356
Bertsche Nr. 43, Dünnhaupt Nr. 40.
376
Kap. 5: Popularisierung
Norm (1704) erlebte bis 1792 elf Auflagen, 357 sodaß die Verbreitung der kleinen Narrenschriften jener des Mercks Wienn durchaus vergleichbar ist. Während der Erstlingserfolg das literarische Lesepublikum erreichte, findet das Alterswerk Abrahams in einer erst neu entstandenen Schicht von wenig geübten Lesern seine Resonanz. Ursache davon und Garant dafür waren die "possierlichen Scherzreden, die Handwerksburschen und Mägden ein Gelächter erwecken können" (Gottsched), weil sie ihre Sprache sprechen. Abraham wendet sich nach seinen Bucherfolgen und parallel zur abnehmenden Autorschaft in den bebilderten Werken der Kalenderliteratur zu, in deren weiterer Tradition seine Texte als Steinbrüche des Unterhaltsamen anonym weiterleben und von der Alt-Wiener Volkskomödie ausgebeutet werden, das seit 1711/12 in Wien eine eigene Bühne hatte. 358 Aber nicht etwa die Predigtpraxis selbst, 359 sondern erst die Folklorisierung Abrahams in den populären Buchgattungen ermöglichte die Übernahme durch die Komödianten. Die Alt-Wiener Volkskomödie bildete als "Nebentheater"360 ein Komplement zur exklusiven höfischen Theaterpraxis, noch mehr aber zum massenwirksamen Predigtbetrieb der ersten Jahrhunderthälfte. Vermittelt werden ihre Stoffe über den Druck, über die folkloristischen Gattungen. Schon früh hat die Forschung festgestellt, daß deren Gründer Joseph Anton Stranitzky "nur solche Blütenlesen aus Abraham a Santa Clara benützt hat, da wir nicht annehmen können, daß er, um eine Rede von einer Seite Länge zu komponieren, oft drei verschiedene Reden des Wiener Predigers benützt hat".361 Der Weg von der Kanzel auf die Bühne des Volkstheaters führt über das Buch. Die Beziehung zwischen Altwiener Volkskomödie und Predigt besteht also nicht in deren komödiantischer "Possenhaftig-
357
Bertsche Nr. 45, Dünnhaupt Nr. 42.
358
Zeman, Die Alt-Wiener Volkskomödie (1986), S. 1300.
359
"Die Wiener katholischen Prediger um und nach 1700 hatten eine rhetorische Virtuosität und Volkstümlichkeit scherzhaften, sogar satirischen Ausdrucks erreicht, an dem Stranitzky und seine Kollegen, die einen Abraham a Sancta Clara (1644-1709) aus dessen Schriften kannten bzw. persönlich erlebten, oder einen Johann Valentin Neiner (l669-um 1748) für sich schreiben ließen, nicht unbeeinflußt vorbeigehen konnten. Wenn aber Pater Abraham etwa gegen die 'Comedi- und Opera-Narren' loszog, so war gerade er es, der seine spektakulären Reden mit aller volkstümlicher Drastik versah und zu einer rhetorischen Schaustellung stilisierte" (ebda S. 1303f.). Die Gleichsetzung Neiners und Abrahams scheitert schon an der unterschiedlichen Kanzeltätigkeit. Neiner selbst war nahezu ausschließlich Schriftsteller, er hat sich vergeblich bemüht, im kirchlichen Dienst unterzukommen und blieb lange Zeit "weltlicher Priester ohne feste Anstellung, einer der vielen, die damals in Wien von Messelesen und gelegentlichen Predigten für eine der vielen Bruderschaften ein kärgliches Dasein fristeten." Wannenmacher, Neiner (1938), S. 23.
360
Zum Begriff des "dem jeweils zeitgenössischen Wiener Hochstildrama in italienischer, französischer oder deutscher Sprache gegenüberstehenden 'Nebentheaters'", den Ignaz Jeitteles 1837 prägte, ebda S. 1301.
361
Trutter, Bibliographisches zu Stranitzk/s Ollapatrida (1912), S. 726. - Über die Schwierigkeiten der Quellenuntersuchung, die sich weitgehend auf selbst bibliographisch noch ungesichertem Boden bewegen muß, berichtet bereits Werner in der Einleitung zu seiner "Ollapatrida"Ausgabe (1886), S. Cliff. - Schindler, Kritische Untersuchung des geistigen Eigentums (1946), führt kaum über Trutter und Werner hinaus, da sie Wannenmachers Ergebnisse nicht kennt.
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
377
keit", sondern durch die Loslösung des erheiternden Argumentationsmaterials aus seinem Verkündigungskontext über den Umweg der Lesebedürfnisse eines breiten Publikums. Der vom Staatskatholizismus so stark bestimmte Wiener Öffentlichkeitstypus hat mit dieser Übernahme seine spezifische Form der Säkularisation hervorgebracht. 5.2.3.2 Popularisierung durch Kalender: Abraham und Grimmelshausen Als Autorgestalt leiht Abraham weit über seinen Tod hinaus der Narrenliteratur seinen Namen. Die deutsche Literaturgeschichte kennt ein weiteres Beispiel eines Popularisierungsprozesses, der mit der Verselbständigung einer Autorfigur und durch Kalender einsetzte, auf das bereits angespielt wurde. Dreißig Jahre vor Abraham gibt Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen einen Kalender heraus, zeugt die Figur des Simplicissimus literarische Nachfolger. Die Parallelen bestehen haben ihre gemeinsame Grundlage im barocken Buchwesen. Die Popularisierung Abrahams und Grimmelshausens ist zunächst durch die Aufeinanderfolge von literarischem Ruhm und Kalendermacherei vergleichbar. In Gegenposition zur Zahlenallegoriethese der Weydt-Schule vom "Zifferanten" Grimmelshausen spricht Jan Knopf dem Forschungsergebnis Koschligs Wahrscheinlichkeit zu, "daß nicht die Kalendergeschichte in den Roman, sondern umgekehrt die Romanfigur in den Kalender gerückt ist, was ja die Geschichten im Kalender, die auf den Roman Bezug nehmen, schon immer nahegelegt haben [...]. Damit kehrte sich das angenommene Verhältnis um: die - wie immer literarisierte - Persönlichkeit der Roman-Figur erwiese sich dann prägend für die Kalender - und nicht umgekehrt der Kalender prägend für die Figur und dann auch für die Struktur des Romans. Im Fall dieser Umkehrung fällt es dann auch nicht mehr so schwer, die Okkupierung der einmal geschaffenen Figur durch andere Schriftsteller, voran also Beer, sowie ihre literarische Fortführung zu erklären." 362 Mit dem Einrücken in den Kalender gehen der Verlust der Autorschaft, die Antastbarkeit der Texte, die Hinordnung auf die medial vorgegebene Brauchtumsgestalt und die Öffnung des Werkcharakters einher. Anonyme Bearbeiter bemächtigen sich der Texte und okkupieren den Namen des Autors. Koschlig stellt "die Mehrzweckverwendung der Kalenderfassung jener Stücke bzw. Reihungen in späteren Kollektaneen Beers"363 fest, was nichts anderes bezeichnet als die Folklorisierung in den populären Gattungen der Zeit. Eine zweite Parallele des Vorgangs ist die Rolle der anonymen Bearbeiter im Umkreis der Drucker. Was Johann Christoph Beer 364 für Grimmelshausen, das war Neiner für Abraham. 362
Knopf, Die deutsche Kalendergeschichte (1983), S. 64.
363
Koschlig, Das Ingenium Grimmelshausens (1977), S. 355.
364
zu Beer maßgeblich Koschlig, Das Ingenium Grimmelshausens (1977), S. 297ff.: "Die 'simplicianische Arbeit' des Johann Christoph Beer (1638-1712)"; Knopf, Die deutsche Kalendergeschichte (1983), S. 8 Iff.
378
Kap. 5: Popularisierung
Beer war die 'rechte Hand' des Hauses Felßecker; sein oft schattenhaftes Mitwirken, oft aber dirigistisches Eingreifen bei der Drucklegung Grimmelshausenscher Schriften in Nürnberg oder von Nachahmungen unter mißbräuchlicher Verwendung des Simplicissimus-Namens durch andere (Nürnberger) Offizinen und Verlage ist bis zu seinem Todesjahr 1712 denkbar. 365
Ersetzt man die Namen, Orte und Daten durch ihre entsprechenden Gegenstükke, so trifft die Aussage exakt Neiners Funktion und Bedeutung für Abraham und seine Popularisierung. Neiner bearbeitete die nachgelassenen Predigtmanuskripte, Beer edierte "als Korrektor, Bearbeiter, Nachahmer und Nachdruckbereiter" 366 Grimmelshausens die Ausgaben E 5 und E 6 des Simplicissimus Teutsch sowie drei Gesamtausgaben, die er auch kommentierte. "Mit dem wachsenden Publikumserfolge" des Simplicissimusdichters "wurde die Rolle Beers als des am Ort ansässigen, jederzeit greifbaren Beraters und Helfers für den Simplicissimits-Drucker immer wichtiger",367 ebenso wichtig wie die Rolle Neiners für den Verleger Georg Lehmann in Wien.368 Beer zierte Grimmelshausens und eigene Werke mit den gleichen Fundstücken aus, Neiner interpolierte Abrahamische Absätze, Kapitel und Predigten in seine Schriften, eigene Kanzelreden in vorgebliche Ausgaben Abrahams. 369 Knopf stellt fest, daß der Kalenderautor Beer "wenigstens eine Leerstelle in der "Geschichte der 'Kalendergeschichte'" ausfüllt, nämlich zwischen Grimmelshausen und Hebel, also das ganze 18. Jahrhundert und das letzte Drittel des 17. Jahrhunderts umfassend." 370 Mit Abraham und Neiner - auf dessen Kalendertätigkeit weder Rohner noch Knopf eingehen - ist diese Leerstelle enger geschlossen, weil nun die verschiedenen Formen der Narrengeschichte im Kalender als bisher uribeachtete Teile der Gattungstradition sichtbar werden. 371 Eine weitere Bearbeitung verbindet Abraham mit Grimmelshausen. Der Musicalischer Leuthe Spiegel (1687) setzt als "EXTRACT auß dem Welt-berühmten Ertz-Schelmen Judas TRACTAT" bereits ein Jahr nach dessen Erscheinen die Prosa Abrahams in Texte für musikalische Quodlibets um. 372 Der Autor war Daniel Speer, der Grimmelshausens Figur im Ungarischen 365
Koschlig, ebda S. 343.
366
Zu seiner Rolle als "Procurator" vgl. ebda S. 322ff.; zit. S. 342.
367
ebda S. 487
368
Zu Neiners Verbindung mit Lehmann Wannenmacher, Neiner (1938), S. 29, 33, 35, 105; zu Lehmann Paisey, Deutsche Buchdrucker, Buchhändler und Verleger (1988), S. 153: "Wohnte in Wien ab 1710" und entfaltete in Wien und Brünn seine Verlagstätigkeit.
369
vgl. Wannenmacher, Neiner (1938), S. 104.
370
Knopf, Die deutsche Kalendergeschichte (1983), S. 83.
371
Auf diesen Zusammenhang weist - wenngleich zu großflächig - bereits Wannenmacher hin: "Gattungsgeschichtlich ordnen sich die Neinerschen Calender würdig in die lange Entwicklungsreihe der sogenannten 'Schertz-Praktiken' der Nas, Rasch, Fischart und Grimmelshausen ein." Wannenmacher, Neiner (1938), S. 31.
372
Speer, Musicalischer Leuthe Spiegel | Das ist: | Ein EXTRACT auß dem Welt-berühmten | Ertz-Schelmen Judas TRACTAT [...j. Gesetzt und herauß gegeben von einem | Deutschen Spaniol | in | Griechenland | wie auch | Gedruckt daselbsten im Jahr 1687. - "Schon hier findet sich jene 'Fischpredigt des Hlg. Antonius von Padua' komponiert [...] Es handelt sich um 12 Quodlibets für eine Tenorstimme mit fünfstimmiger Streicherbegleitung, für die Speer meist
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
379
oder Dacianischen Simplicissimus (1683) wieder auferstehen ließ, 373 der Verleger - nach Moser 374 - Johann Hoffmann in Nürnberg. Unter dem Einfluß der rührigen Verleger 375 in Nürnberg und Ulm arbeiten die Herausgeber an der Popularisierung Abrahams und Grimmelshausens in der Figur des Simplicissimus, bearbeitet Daniel Speer das Werk beider Autoren. Das zunehmende Eingreifen der Bearbeiter und die Kollektivierung der Arbeit am Text führt bei Grimmelshausen wie bei Abraham zur Installation einer Autorfigur, hier einer historischen, dort einer literarischen. Das Ergebnis hat in beiden Fällen mit der Ausgangslage nicht mehr viel gemein. Der Zusammenhang mit der Simplizissimus-Figur besteht im Grimmelshausenschen Ewigwährendeln] Calender (1670) nur durch die Apophthegmen der dritten "Materie", während alle anderen Geschichten mit der Figur keinerlei Verbindung herstellen. "Eben dies tun erst die Jahreskalender des Johann Christoph Beer, die sich vor allem dadurch auszeichnen, den Anteil der Simplicissimus-Figur (vor allem auch durch ihre ständige 'Attributisierung', das heißt: reklamehafte Plakatierung) zu vergrößern."376 Das Verlangen der Leser steht dabei nach einer Lebensgeschichte ihrer Figur. "Der Simplicissimus der Jahreskalender kommt nicht mehr als primär literarische Fiktion einher, er will vielmehr schon selbst beim Namen, und das heißt: als wahre Figur genommen werden." 377 Wie die Simplicissimus-Figur der Kalender Beers mit einer fingierten Biographie erweitert wird, erhält Abraham Rang und Stellung des Hofpredigers. Im Interesse der Identifizierbarkeit entsteht die "biographische Illusion".378 Zu verschieden sind die Voraussetzungen und Schreibintentionen des Schriftstellers Grimmelshausen kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg und des Predigers in der Reichshauptstadt, als daß sich auch die Kalendergeschichten mitein-
Prosastellen aus U. Megerle in Reimpaare umgegossen hat." Moser, Der Musiker Daniel Speer (1933), S. 296f. - Zu diesem Werk auch Schmidt, Kein Predig niemalen den Fischin so gfallen (1973), S. 316; Gajek, Speers romanhafte und publizistische Schriften (1988), S. 204, Anm. 42. 373
Zum Verhältnis der Romane Speers und Grimmelshausens vgl. Gajek, ebda S. 40ff.
374
Moser, Der Musiker Daniel Speer (1933), S. 296.
375
"So sind die Simpliziaden zu sehen: einmal als der Versuch findiger Verleger, das große Geschäft zu machen, zum andern aber als Ventil und Sprachrohr mehr oder weniger gescheiterter Existenzen, die sich - auf der Suche nach Brot - nicht in persona, sondern als Vertreter (ohne Auftrag) für 'den gemeinen Mann' oder 'die Bedienten' auf 'Simplicianiscb' zum [!] Wort melden." Koschlig, Speer (1975), Sp. 1258f. - Nach Gajek gehe Koschlig mit seiner These vom Einfluß der Verleger "vielleicht zu weit" (Gajek, Speers romanhafte und publizistische Schriften (1988), S. 41).
376
Knopf, Die deutsche Kalendergeschichte (1983), S. 65.
377
ebda S. 86.
378
Über die Akte der Zuschreibung und den "einführenden Instituierungsritus, der den Eintritt in die soziale Existenz markiert", in Zusammenhang mit der Namengebung Bourdieu, Die biographische Illusion (1990), S. 79.
380
Kap. 5: Popularisierung
ander vergleichen ließen. In einem bestimmten Sinn bieten zwar auch Abrahams Kalenderschriften "Geschichten zur Geschichte" (Knopf), sie halten der Alltagswelt den Spiegel vor. Während neben seinem "exemplarischen" Darstellungsverfahren der Realismus in Grimmelshausens Kalenderschriften Einzug hielt und bisweilen f ü r bürgerlich-aufklärerische Entmythologisierung der W u n d e r g e schichten sorgt, präsentiert Abraham noch das alte Modell der Spiegelschriften, durch Konfrontation mit den Begebenheiten der Geschichte und Gegenwart auf die heilsgeschichtliche Bedeutsamkeit der Geschehnisse zu verweisen. Bei allem Rückzug der Ausdeutung bleibt zum Unterschied von den Kalendern Grimmelshausens und Beers die geistliche Position für Abraham strukturbestimmend. Sind die Kalendergeschichten historisch situiert, wenn auch bisweilen im fiktionalen R a u m des Simplicissimus-Romans,379 so entstammen die Exempel der Abrahamischen Kalenderschriften zum größten Teil dem eingeschränkten Wissensfundus der Predigt und damit dem heilsgeschichtlichen Raum. Demonstriert Grimmelshausen die Formenvielfalt des Erzählens vom Apophthegma bis zur schwankhaft pointierten Kurzgeschichte, so bleiben Abrahams Texte gut erzählte Predigtmärlein, deren Deutungsrahmen moralisch und theologisch vorgegeben ist. Grimmelshausen appelliert an das iudicium des Lesers und wird darin zugleich zum Verfechter wie zum Kritiker der Moderne, 3 8 0 Abraham an seinen Glauben. Die Schreibart freilich, wie wenig auch vergleichbar in ihrem literarischen Stil und Rang, weiß sich gleichen Zielen verpflichtet. Grimmelshausen wie A b r a h a m antworten auf die Krise der Erbauungsliteratur, Grimmelshausen durch die "Individualisierung christlicher Frömmigkeit" im R o m a n w e r k , 3 8 1 Abraham durch den Ausbau der rhetorischen Einkleidung religiöser Wahrheit. Ihre Wege kreuzen sich im Kalender. Das für Abraham so typische Verfahren, "allerley Materien mit Fleiß unter einander zu mischen", hat bereits Grimmelshausen als Prinzip seiner Kalenderschriftstellerei bezeichnet. Es transportiert gemeinsam mit der Verwendung des Lächerlichen das Ernsthafte und "zwinget" den Leser, "auch das übrige zu lesen/ nach dem du etwan sonst wenig fragest/ also daß du alles lesen müßtest/ was ich dir zur Nachricht hereingeschrieben habe". 3 8 2 Die lautere didaktische Absicht entschuldigt beide Autoren, sie nimmt im Interesse der Wirkung den Vorwurf des "Unverstands" hin:
379
Knopf, Die deutsche Kalendergeschichte (1983), S. 70f.
380
Gaede, Substanzverlust (1989), S. 119.
381
Breuer, Grimmelshausens simplicianische Frömmigkeit (1984), S. 218. Die Beziehung des Augustinermönchs Abraham zum Augustinismus Grimmelshausens (Gaede, ebda S. 105ff.) bleibt zu untersuchen.
382
"Dann ich hatte mir fürgenommen/ allerley Materien mit Fleiß unter einander zu mischen/ damit/ wenn du heut oder morgen über diesen Calender kommst/ du da und dort etwas findest/ das dir gefällt und dich zwinget/ auch das übrige zu lesen/ nach dem du etwan sonst wenig fragest/ also daß du alles lesen müßtest/ was ich dir zur Nachricht hereingeschrieben habe." Grimmelshausen, Ewig währender Kalender (1670), ed. Oeftering, 6. "Materia", S. 393, Schreiben an den "Liebe[nJ Simplice".
5.2 Popularisierung und Anonymisierung
381
Zwar gestehe ich mehr als gern/ daß es eine gewissen Anzeigung des Unverstands ist/ wann einer etwas tun will/ weiß nicht wie und mit was für einer Ordnung ers tun soll; aber mein Vorsatz/ mit fleiß verwirret drein zu gehen und dich dadurch zu reizen/ daß du alles lesen und also auch allen diesen Dingen desto besser nachdenken und in dein Gedächtnis fassen solltest/ wird mich for entschuldigt halten." 383
Ungeachtet der so verschiedenen Realisierung bietet die partielle Übereinstimmung der literarischen Programmatik Grimmelshausens und Abrahams auf dem Felde der Kalenderschriften einen weiteren Baustein zur These von den Beziehungen Grimmelshausens zur Predigtliteratur und von seiner Verwurzelung in oberdeutschen Literaturtraditionen. 5.2.4 Die Etablierung eines Stereotyps: Die "Autor-Konstruktion" In diesem Abschnitt wurde die kollektive Arbeit am Text, die Rolle des Verlegers und der Zusammenhang zwischen Lesepublikum und Publikationswesen am Beispiel Wiens in der Auswirkung auf die Buchausgaben Abrahams gezeigt. Gattung und Stillage sind von diesen Voraussetzungen her wesentlich beeinflußt, und auch im Hinblick auf die Frage der Autorschaft und ihrer Präsentation kommt dem Publikationswesen höchste Bedeutung zu. Nürnberg und Ulm waren mit ihrem Druckwesen die geographischen und historischen Schnittpunkte zwischen der Entwicklung Grimmelshausens und Abrahams. Wenige Jahre nachdem Grimmelshausen den Verlagsort gewechselt hatte, fanden in Konkurrenz mit Ulm die Nürnberger Verleger mit Abraham einen neuen Erfolgsautor, dessen Popularität in die kleine Münze fortgesetzter Neuauflagen, Nachahmungen und kleiner Schriften umzuprägen war. Zeitverschoben und in anderen Gattungen ereignet sich der gleiche Vorgang einer "Autor-Konstruktion" 384 und einer Schreibart, wie er nach Grimmelshausens Roman die Welle der Simpliziaden und der simplizianischen Kalender hervorgebracht hatte. Beide Phänomene sind Vorstufen zur Etablierung der Autorfunktion im literarischen Diskurs. Wie die simplicianische Erzählkunst Grimmelshausens ihre Epigonen hervorrief, leiht ein Autor-Konstrukt Abraham als "fondateur de discursivité" (M. Foucault 385 ) einer Schreibart seinen Namen. An der Schwelle der Moderne gewinnt der tendenziell anonyme Diskurs der populären spätbarocken Schreibart Oberdeutschlands mit dem Namen Abrahams den Stempel eines Autors. Mit dem Begriff des Autors ist jener des "Werkes" verbunden. Das Druckwesen bringt den Autor Abraham hervor, und es bringt mit der Verbreitung der Stadtschriften ein spezifisches Werk hervor. Die anthologischen Formen, in de383
ebda S. 394.
384
Foucault, Was ist ein Autor (1988), S. 20.
385
Japp, Ort des Autors (1988), S. 229: "Nun mag es sein, daß der 'transdiskursive' Autor (wie Foucault ihm auch nennt) andere Texte oder Diskurse ermöglicht; er hat sie aber nicht geschrieben - und kann folglich nur auf Umwegen (wenn überhaupt) für das verantwortlich gemacht werden, was andere in seinen Spuren sagen bzw. schreiben. In einem strengen Sinne handelt es sich eben nicht um einen 'Autor', sondern um einen 'Ermöglicher'."
382
Kap. 5: Popularisierung
nen die Nachdrucker Abrahams Schriften 1680/81 herausbrachten (Abschnitt 4.2.4), präsentieren die ganz heterogenen, auf die Stadt Wien bezogenen Schriften als Werk, dessen Geschlossenheit die neuen Titel unterstreichen. Die Frage nach der "Echtheit" dieses Konstruktes und insbesondere auch des Spätwerks wäre in dieser F o r m falsch gestellt, ihre Unlösbarkeit durch die Forschung zu Unrecht beklagt. Echtheit setzt eine Urheberfunktion am Text voraus, die der Autor Abraham nicht für die Bündelung der Stadtschriften und später, wie das Verfahren der Bearbeitung schon bei Lebzeiten zeigte, immer weniger für sein Schrifttum in Anspruch nahm. Die Bündelung des Frühwerks und die Textgestalt des Spätwerks sind Ergebnisse kollektiver Zusammenarbeit und Produkte des Buchwesens. Mehr und mehr war Abrahams R u h m der Rezeption seiner Schriften vorausgeeilt und hatte sich als Autorstereotyp vom "lustigen Pater Fabelhans" auf der Hofkanzel von den Texten emanzipiert. Einmal von den Texten und ihrer Genese getrennt, konnte sein Name als Markenzeichen des Unterhalts a m e n von K o m p i l a t o r e n und Verlegern zugkräftig eingesetzt w e r d e n . D e r Name des Autors dient als Signal für eine Schreibart, die eine bestimmte Lesererwartung erfüllt. Abraham, seine Verleger, seine Bearbeiter, seine Nachahmer und seine Leser arbeiten gemeinsam an der Errichtung eines Bildes von Autor und Text. 3 8 6 Der Markt und die Leser nehmen die Autorfunktion als Orientierungshilfe in Anspruch. Das Konstrukt des Autors Abraham war ein Stereotyp, das neben der stilistischen Verortung in der Schreibart der Überraschung und Belustigung auch eine soziale Verortung in der Sphäre des Hofes und der Kirche ("Hofprediger", "kaiserlicher Prediger") ausdrückte. Die Loslösung der Figur Abrahams aus seinem tatsächlichen Wirkungsbereich und aus den Entstehungsbedingungen seiner Texte hat mit der Ablösung kultureller Legitimation mittels Kirche und Hof durch die Legitimation des Marktes zu tun. 3 8 7 Mit der Bezeichnung des kaiserlichen Predigers, der als Organ der Kirche und des Hofes zugleich beide Geltungsbereiche vereinigt, verschaffen die Verleger ihrem A u t o r n a m e n einen Überhang an alter Legitimationsfunktion, die verdeckt, daß seine literarische Produktion in Wahrheit bereits arbeitsteilig hergestellt wurde und den Gesetzen von Angebot und Nachfrage gehorcht. Abrahams Drucke markieren die Schwelle zwischen der alten Welt der Zünfte und Stände und der anbrechenden Epoche bürgerlichen Selbstbewußtseins und marktwirtschaftlicher Verhältnisse. Als der literarische Diskurs im 18. Jahrhundert die Funktion des Autors bereits etabliert hat, kommt es wegen des Huy und Pfuy zu einer bezeichnenden Unmutsäußerung. Die Jesuiten nämlich beginnen die Beiträge Hansiz' als literarische Leistung für ihre Ordensgemeinschaft zu reklamieren und sich an der Pu-
386
In der Terminologie des New Historicism wäre dieser Vorgang als "Verhandlung" ("negotiation") zu bezeichnen.
387
Bourdieu, Zur Soziologie der symbolischen Formen (1974), S. 77ff.
5.2 Popularisierung und
Anonymisierung
383
blikation des Werkes unter Abrahams Namen zu stoßen. Der Orden gerät im Fortgang der Aufklärung und ihrer nationalsprachlichen literarischen Entwicklung zunehmend unter Rechtfertigungsdruck. Die Sammlung der lateinischen literarischen Leistungen der Jesuiten wird unumgänglich, damit "de conatibus ingeniosis, & nostris, & maiorum nostrorum non ex praesumptis opinionibus, sed ex merito litterarius iudicet orbis".388 Neben der Ausgabe der Epigramme Hansiz' aus Kostengründen, weil die Kupferwerke Weigels vielen zu teuer seien, nennt der Herausgeber Klein als zweiten Grund seines Tuns, vt constet de epigrammatum auctore, quod modestia viri adhuc bene mukös latere voluit. | Eaedem perpulere causae & ethicae quoque symbolicae reprimendi epigrammata, idque tanto magis; quod hunc Hansizii partum P. Abraham a S. Clara O.S.P. Augustini Discalc. operi suo Germanico, quod Misch Masch appellat (quasi miscellanea díceres) intexuerit, nulla facta Hansizii mentione. 3 8 '
Klein meint das Huy und Pfuy, wenn er die Verfasserschaft Hansiz' gegenüber der vorgeblichen Anmaßung Abrahams hervorhebt, denn das Gemisch Gemasch enthält keine lateinischen Verse. Aus diesem neuen Blickwinkel jedoch nimmt sich eines wie das andere aus, versinken die illustrierten Werke Abrahams in die folkloristische Verwechselbarkeit, vor der Paul Hansiz bewahrt werden soll.
388
Klein, Analecta poetica (1757), Leservorrede, S. IV.
389
ebda S. Vf.
384
Kap. 5: Popularisierung
S3 Zur Entwicklung der oberdeutschen Literatur nach 1680 Die Untersuchung hat gezeigt, daß die Leserevolution des 18. Jahrhunderts im Bereich der Gattungen schriftlicher Folklore bereits im 17. Jahrhundert vorbereitet wurde. Der Bestsellererfolg Abrahams war dafür das Beispiel. Seine Voraussetzungen lagen in der Beschaffenheit von Markt und Buchwesen (Abschnitt 4.2.4) und in der entsprechenden Differenzierung der Leserkreise und ihrer Erwartungen (Abschnitt 4.2.5). In poetologischer Hinsicht war das oberdeutsche Konzept einer Literatur für alle Stände vorausweisend, wenngleich nicht umsetzbar (Abschnitt 5.1.2), was in den Schriften zur Abstimmung des Stils mit der spezifisch stadtbürgerlichen Leserschicht bzw. mit dem anonymen Lesepublikum führt (Abschnitt 5.1.3). Schließlich wurden die Vorgänge um Abrahams Bestsellererfolg als Installation eines Stereotyps von "Autor" und "Werk" interpretiert (Abschnitt 5.2.4). War "der Leser" im Zeichen intensiver Lektüre der Rezipient auch von erbaulicher Literatur, so beginnt mit dem Auftreten Abrahams die Differenzierung einzelner Leserkreise und Lesemodelle. Daß die Abgrenzungsprozesse von literarischem und religiösem Diskurs in Gang gekommen waren, belegen nicht bloß die Ausführungen Thomasius' und Bredelos (Abschnitt 5.1.3). Die Erbauungsliteratur im engeren Sinne wird allmählich aus dem literarischen Diskurs ausgegrenzt. Christian Weise etwa sieht den alten Topos von der Dichtung als verborgener Theologie, der den Wahrheitsanspruch des Dichtens erhoben hatte, bereits mit "distanzierter Optik", er verweist "auf die dafür zuständigen separaten theologischen bzw. politischen Disziplinen und Publikationen".390 Parallel dazu setzt mit den Schriften der Pietisten 391 und mit dem Aufschwung des katholischen Predigtdruckes eine neue religiöse Schriftstellerei für spezielle Rezipientenkreise ein. Die Blüte einer pragmatisch orientierten "politischen" Schriftstellerei, ihre allmähliche Übernahme von Themen und Gefühlslagen des privaten Bereichs und die Verbürgerlichung der Gelegenheitsdichtung sind gleichfalls Indizien des beginnenden Differenzierungsprozesses. Ein Beispiel für die Auswirkungen dieser Entwicklung in Oberdeutschland bietet die Adressierung des Lesers auf den Titelblättern der von Geistlichen verfaßten volkssprachlichen Werke. Neben dem Prediger erscheint ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die "Privat-Person" als Adressat, ohne den Prediger gänzlich abzulösen. Von Gansler über Conlin bis Neiner hat die oberdeutsche Unterhaltungsliteratur eine zweifache Bestimmung. Ganslers Olympia accusata
390
Garber, Der Autor im 17. Jahrhundert (1981), S. 43.
391
Zu diesem Prozeß und seinen Auswirkungen im 18. Jahrhundert vgl. Schräder, Literaturproduktion und Büchermarkt des radikalen Pietismus (1989).
5.3 Oberdeutsche Literatur nach 1680
385
(1701) wird "Nit allein zu einer beliebigen Unterhaltung nach jetzigem WeltLauff vorgestellt/ Sonder auch zu einer Beyhülff allen eyffrigen Seelsorgern/ dargegeben" (Titelblatt). Neiners Neu ausgelegter Curioser Tändel-Marckt (1734) versteht sich als "Ein Werck, welches nicht allein zu einem Haus-Buch/ sehr nützlich/ sondern auch wegen vielfältiger vermischten Biblischen Concepten/ und Sitten-Lehren vielen Predigern auf denen Cantzlen dienlich."392 Geistliche Unterhaltungsliteratur will dem Prediger, Predigtliteratur "auch anderen Privatpersonen zur annemblichen vnd Ehrlichen Conversation, oder die lange Weil zu vertreiben", 393 zu Diensten stehen. Auch der "über 200. lustig[en] und lächerliche[n] Begebenheiten", die Albert Joseph Conlin auf dem Titelblatt seines Narrenbuches Der Christliche Welt-Weise (1706) anpreist, sollen sich "nit allein die Herren Pfarrer auf der Cantzel/ sondern auch ein jede Privat-Persohn/ bey ehrlichen Gesellschafften nutzlich bedienen können." 394 Der Prediger bleibt als Adressat gegenwärtig, die geistliche Funktion bis weit ins 18. Jahrhundert hinein Postulat. Zugleich weist die Zweckbestimmung zur Konversation und zum geselligen Umgang - "sehr dienlich zu allen Discursen" 395 - auf die Konkurrenz der kirchlichen Schriften mit der neuen Art des Lesens hin, die in den Gattungen der Frühaufklärung - wie am Beispiel des Huy und Pfuy gezeigt wurde - die eigene Urteilsbildung des Lesers voraussetzt. Mit der Akzentuierung der Urteilsfähigkeit hängt die erwähnte Bezugnahme auf das Tischgespräch und die Konversation im weiteren Sinn zusammen. Hier wird ein Diskurs-Modell berufen, das sich jedenfalls in ersten Ansätzen zu einer literarischen Öffentlichkeit erweitert. Diese ist geprägt von der Öffentlichkeit des Marktes und des stadtbürgerlichen Zusammenlebens. 396
Die Verheißung auf dem Titelblatt des Huy und Pfuy, daß in diesem Buch "Der Poet/ Prediger/ und waserley Standes-Personen für ihren Kram etwas finden können", trägt der Differenzierung der Leserkreise Rechnung. Die pastorale Aufgabe der Buchverkündigung kann als Kampf um den Leser gesehen werden, den die oberdeutsche Literatur an verschiedenen Fronten führte. Analog zur Trennung des gläubigen vom ungläubigen Predigthörer zerfällt mit dem Differenzierungsprozeß der Leserschichten die oberdeutsche Literatur in Bereiche für die Gläubigen, die "Kernschichten" der kirchentreuen Leser, und für Leser, die dem Text kritisch gegenüberstehen. Eine "Binnenliteratur" für die
392
zit. bei Wannenmacher, Neiner (1938), S. 37.
393
Strobl, Noch ein Körbel voll Oster-Ayr (Salzburg 1698), Titelblatt, zit. bei Pörnbacher, Literatur des Barock (1986), S. 1339; eine ähnliche Formulierung bereits im ersten Teil (Titelblatt). Brady, Barockpredigt: Andreas Strobl (1987), S. 200.
394
ebda S. 1311.
395
Andreas Sutor: "Latinvm Chaos De, Ex, & Pro Omni [...] Ein Teutsches durcheinander von unterschidlichen Sachen" (1716), Faber du Faur, German Baroque Literature, Bd 2 (1969), Nr. 1141a. Die Formulierung auf dem Titelblatt lautet: "Mit einem Wort: A u ß allen etwas sehr dienlich zu allen Discursen".
396
Kühlmann, Lektüre für den Bürger (1985), S. 926.
386
Kap. 5: Popularisierung
eigene Anhängerschaft steht im 18. Jahrhundert einer bisweilen höchst polemische Publizistik und Apologetik gegenüber. Die Entwicklung der oberdeutschen Literatur innerhalb dieser Differenzierungsprozesse soll nun in einer Problemskizze umrissen werden. Die Literatur für den Gläubigen hat in den oberdeutschen Klöstern ihre künstlerisch interessanteste Ausprägung erfahren. Hier werden die seit der Gegenreformation gebräuchlichen geistlichen Gattungen gepflegt, 3 9 7 je nach dem Adressaten lateinisch oder deutsch, literarisch verschlüsselt oder mit volkstümlicher Intention, ein Bündel religiöser Gebrauchsformen: Bibel- und Psalmendichtung, Bearbeitungen der jeweiligen Ordensregel, Aszetik und Meditationsliteratur, Werke zu Heiligenverehrung und zum lokalen Heiligenkult, Hilfen für Predigt und Seelsorge. Neben den Erfordernissen des seelsorglichen, schulischen oder monastischen Alltags verlangen herausragende Ereignisse nach literarischem Schmuck. Die klösterliche Festkultur des 18. Jahrhunderts wurzelt in diesen drei Bereichen der literarischen Tätigkeit, ohne daß sich die Funktionen im Einzelfall voneinander völlig trennen ließen. Im Rahmen der Ausbildung finden in den Klosterkirchen öffentliche Disputationen philosophischer und theologischer Thesen, auf den Bühnen die Aufführungen der Schuldramen statt, zeremoniöse Anlässe mit barockem Prunk und lateinischer Schulrhetorik. Im Rahmen der Seelsorge begehen Klerus und Kirchenvolk zahlreiche geistliche Feiern, bei denen Gottesdienst und Gesang, Predigt und Andacht einander abwechseln. Das Haus schließlich repräsentiert sich bei Visiten der weltlichen und geistlichen Fürsten mit Ansprachen, Dramen, Festumzügen und musikalischen Darbietungen gegenüber auswärtigen Machthabern, durch literarische Werke über die Hausgeschichte und die lokale Heiligenverehrung gegenüber dem Orden und der Kirche, und in den Darbietungen aus Anlaß der häuslichen Feiertage finden Ordenshäuser wie Melk, Obermarchtal oder Ottobeuren charakteristische Formen kultureller Selbstdarstellung, deren literarischer, musikalischer und emblematischer Formenreichtum für das Ordensdrama weitgehend, ansonsten jedoch erst in Ansätzen erforscht ist. In literarischer Hinsicht fußt die Klosterliteratur auf den ästhetischen Modellen der Barockliteratur, auf ihrem Systemdenken, ihrer Bilderlust, ihrem allegorischen Charakter, auch ihrem Verzicht auf literarische Autorschaft. Aus der Spannung zwischen dem abgegrenzten "kulturellen Biotop" der Klöster und der Entwicklung der literarischen Öffentlichkeit Deutschlands entsteht dann der Impuls zur Entwicklung der Mundartdichtung. Die Mundartdichtung eines SEBASTIAN SAILER und MAURUS LINDEMAYR ist nicht f ü r den literarischen M a r k t 397
Pörnbacher beschreibt drei Gruppen literarischer Produktion: "Zur ersten Gruppe gehören die literarisch geformte Predigt, das Erbauungsbuch, das Lied und das Theater. Zur zweiten Gruppe zählen die spezifischen Erzeugnisse der Hausdichter, zur dritten schließlich die zahlreichen, großen Festbeschreibungen" (Pörnbacher, Barockliteratur in den Prälatenklöstern (1984), S. 189). Ich stelle dem die Funktionstrias Ausbildung, Seelsorge und Repräsentation gegenüber, wobei sich diese Funktionen natürlich stets überlagern.
5.3 Oberdeutsche Literatur nach 1680
387
bestimmt, sondern verweigert sich überregionaler Verständlichkeit und bedient sich des formalen Apparates 398 und der Darbietungsweisen eines soeben vom Umbruch bedrohten Öffentlichkeitstypus, der repräsentativen Öffentlichkeit, denn sie hat im (privaten) Stiftstheater und in der klösterlichen Gemeinschaft der Mitbrüder ihren Ort und ihre ersten Adressaten. Andererseits publizieren Sailer wie Lindemayr auch Predigten, Erbauungsbücher und polemische Schriften "Wider die heutigen Freydenker"399 für den allgemeinen Buchmarkt. Von der literarischen Entwicklung wird die Klosterliteratur nur mehr insofern berührt, als manche Geistlichen über die Reformbestrebungen der Homiletik Gottscheds sprachliches Programm rezipieren und in ihren Klöstern heimisch machen, sodaß etwa "die P[atres]. aus Mölck alle Gottschedianer sind" (Franz Christoph von Scheyb). 400 Mit der der Trennung von Kirche und Staat, deren Einheit die Kaisersäle in den Barockklöstern symbolisierten, mußte sich vor einer neuen bürgerlichen Öffentlichkeit rechtfertigen, was vorher selbstverständlicher Auftrag der kirchlichen Schriftsteller und Dramatiker gewesen war. Die Errichtung des staatlichen Schulwesens beraubte die Klöster wesentlicher Aufgaben und Einflußmöglichkeiten, die Reform der Seelsorge führte zu drastischen Personalkürzungen und entzog der Klosterkultur ihre Grundlagen. Die geistlichen Autoren wandten sich der apologetischen Publizistik und der Volksaufklärung zu oder verstummten in ihren Zellen. 401 Für die oberdeutsche Literatur und ihre Schriftsteller bedeutete der drohende Zerfall der Leserschaft bereits um 1680, daß ihre aus pastoraler Intention entstandenen volkssprachlichen Werke in verstärkte Konkurrenz mit anderen Medien und Literaturen geraten, mit Zeitungen und Kalendern, mit der Konterbande subliterarischer Gattungen. Die "Krise der Erbauungsliteratur, ihrer Sinnangebote und ihres meist naiven, nur für bereits Gläubige akzeptablen Verfah-
398
vgl. die "Bewegung von oben nach unten", mit der Lindemayr Stilmittel des Spätbarock mit mundartlichem Substrat füllt. Lachinger, Der oberösterreichische Mundartdichter Maurus Lindemayr (1964), Abschnitt "Stil und Sprache", S. 77ff.
399
Maurus Lindemayr: Die großen Merkmaale der Gottheit JEsu in seinen Wunderwerken, in seinem Kreuzestode, und in seiner Kirchenstiftung. Wider die heutigen Freydenker verfasset. Augsburg/Innsbruck 1767. - Zu Sailer und Lindemayr vgl. Welzig, Katalog (1984/87), Bd 2, Register der Autoren, S. 757 und 697 (Lit.).
400
Brief an Gottsched vom 12.5.1752, Wehr, Gottscheds Briefwechsel (1966), S. 264. Zu Melk Eybl, Literatur in Melk (1989); zur Melker Lesegesellschaft, innerhalb derer Zeitschriften finanziert und weitergegeben wurden, vgl. den Brief Amons an Graser vom 1.5.1752, Schachinger, Die Bemühungen des Benedictiners P. Placidus Amon (1888/89), S. 481; zum Gottschedianismus in Österreich die Arbeit von Haider-Pregler, Des sittlichen Bürgers Abendschule (1980), bes. S. 272ff.
401
Beda Schuster (1724-1806), einer von Melks bedeutendsten und fruchtbarsten Librettisten und Dramatikern, wurde zum "unbescheidenen Eiferer", der "seinen Vorgesetzten und Mitbrüdern durch intolerante Anhänglichkeit an das Veraltete viel Verdruß bereitete, indem er sogar den Bischof Kerens zu dem unausführbaren Versuche brachte, die vor wenigen Jahren mit des Ordinarius Zustimmung aufgehobene Disciplin wieder herzustellen, endlich aber, weil er nichts ausrichtete, sich in die ungestörte Einsamkeit seiner Zelle zurückzog ..." Keiblinger, Geschichte des Benedictiner-Stiftes Melk (1851769), S. 1023, Anm. 2.
388
Kap. 5: Popularisierung
rens" 402 hat darin eine ihre Ursachen. Um den Leser zu erreichen, brauchte die geistliche Literatur neue Stimuli, und die Schriftsteller Oberdeutschlands reagierten auf die Herausforderung in dreifacher Weise. Sie gingen von der Predigtliteratur aus, die durch Gattungsmischung und durch die unterhaltsame Schreibart, an deren Entstehen Abraham maßgeblich beteiligt war, zu einer vielfältig ausgeprägten geistlichen Buntschriftstellerei weiterentwickelt wurde. Einen anderen Weg beschritt Martin von Cochem, der eine neue Art des religiösen Erzählens begründete. Die dritte Möglichkeit im Kampf um den Leser war die Übernahme der literarischen Mittel, der Versuch, im literarischen Diskurs selbst die Botschaft der Kirche und des Glaubens vernehmbar zu machen. 5.3.1 "Abrahamisieren": Die Variation des Gleichen Abraham wird schon früh zum Inbild des Predigers, man beginnt bereits um 1680 ihn auszuschreiben 403 und nachzuahmen. Wer "gute Predig-Bücher" kaufen will, greift zu Abraham, wie ein Dialog in Callenbachs satirischem Drama Uti ante hac (um 1710) verdeutlicht: Mercator lmus. Wo gehet die Reyß hin mein Herr? | 2dus. Zur Franckfurter Meeß. [!] | lmus. Etwas einzukauffen? | 2dus. Ja gute Predig-Bücher/ den Abraham â sanctâ Ciará für meinen Herrn Vetter/ [...] lmus. Wozu aber die Bücher? | 2dus. Zum Predigen/ der gute Herr hat viele affairen/ grosse Correspondentz/ ist zugleich ein Wechselirer/ er hat kein Zeit die Predig zu exorniren nach der Rhetoric; Er machts doch nit besser als die Bücher? 404
Abraham war stilbildend, er etablierte eine Manier. "Des Pater Abraham von St. Clara Manier ist ja wohl bekannt genug", heißt es noch 1786. 405 Die Art des Schreibens war leicht nachzuahmen. In der Vorrede zum Neu-fortgesetzte[nJ Narren-Nest (Wien: Lehmann 1710) kann Neiner behaupten: "Und ist dieser gegenwärtige Tractat/ meines Gedunckens mit solchem Vortheil stylisieret worden/ daß/ wann es dem ersten Authori dieses Werckleins sollte entgegengesetzt werden/ man gewißlich zwischen der Schreibart, Biblischen Concepten/ Sinnreichen Moralien und lächerlichen Einfällen gantz wenigen oder gar keinen Unterscheid finden würde." 406 Die Schreibart der Prediger wurde vor allem von 402
Breuer, Grimmelshausens simplicianische Frömmigkeit (1984), S. 218.
403
Die Reihe emblematischer Definitionen des Predigers aus der Heiligen Hof-Art (1677) hat der in Salzburg wirkende Benediktiner Edmund Mannincor 1682 wörtlich in eine Predigt über das richtige Predigen übernommen (Mannincor, Dominieale Auß Drey Jährigen Fasten-Predigen (1682), Cura Sacra [zweiter Fastenkurs], zweite Predigt "Die köstliche aber widerwärtige Artzeney deß Worts Gottes", S. 17f.). Da die Predigt im Reimb dich erst 1684 erneut erschien, muß Mannincor auf den Erstdruck von 1677 zurückgegriffen haben. Er weist seine Quellen in der Regel, wie auch in diesem Fall, nicht aus. - Die Reihe wird auch von Breuer, Abraham (1986), S. 1346 zitiert, wobei Breuer wie Mannincor die jeweilige Applikation auf Franz Xaver, weil unerheblich, ausläßt.
404
Callenbach, Uti ante hac (s.a.), S. 25f.
405
Allgemeine Literatur-Zeitung (Jena), Nr. 208a, 31.8.1786.
406
zit. Wannenmacher, Neiner (1938), S. 34. - Wannenmacher kommentiert: "Wenn wir jedoch die von Neiner betonte Ähnlichkeit mit der abrahamischen Schreibart unter die Lupe nehmen, dann müssen wir feststellen, daß nur wenig davon zu finden ist. [...] So ist auch seine Fortsetzung des abrahamischen Narrennests ein völlig anderes geworden."
5.3 Oberdeutsche Literaturnach 1680
389
Abrahams Technik der Reihenbildung, der lebhaften Figurenrede, der gekonnten Integration des Argumentations- und Beispielmaterials sowie der Installation einer Sprecherfigur beeinflußt. Wenn Elfriede Moser-Rath auch vor der aus Unkenntnis der reichen Predigtproduktion in der Forschung tradierten Fixierung auf Abraham warnt, so können dennoch Abrahams Einflüsse zweifelsfrei festgestellt werden. "Eine ganze Reihe von Geistlichen [...] steht in der Tradition des großen Meisters". 407 Unter den Predigern gilt JOHANNES PRAMBHOFER als Nachahmer und Plünderer Abrahams, der dessen Reihentechnik unterhaltsam einzusetzen weiß. 408 ANDREAS STROBL zitiert aus dem Reimb dich und dem Judas Abrahams, "dem er sich offenbar geistig verwandt fühlte", 409 er bietet in seinen Predigten eine ausgeprägte Sprecherfigur. 410 CHRISTIAN BREZ kompiliert wörtlich aus Abraham. 411 SEBASTIAN FELSENECKER kombiniert Abrahams Stilcharakteristika, vor allem die ausgestaltete Figurenrede und die Reihenbildungen, mit der für Neiner typischen Vorliebe für den Prosareim. 412 Die zweite durch Abraham stimulierte Möglichkeit der Variation des immer Gleichen lag in der Erweiterung des Gattungsspektrums oberdeutscher volkssprachlicher Literatur. Die Formen serieller Organisation des Identischen (vgl. oben Abschnitt 4.2.3.1) werden mit Abraham um Gattungen der schriftlichen Folklore wie Narrenrevue und Kalenderform erweitert. "[...] tief in die volksläufige Überlieferung von Aberglauben und Volksweisheiten versenkt, benutzte Abraham verschiedene literarische Mischformen der volkstümlichen Tradition practica (medizinische Vorschriften und Heilrezepte, Prophezeiungen und astrologische Erkenntnisse), Katalog, Kalender, Anekdote, Erzählvignette, Witz, Fabel und Legende [...]".413 Auch dieses Element der Gattungsmischung wurde von 407
Pörnbacher, Literatur und Theater (1988), S. 993; Pörnbacher nennt Gansler, Conlin und Prambhofer als unmittelbare Epigonen.
408
Zu den Übernahmen aus Abraham vgl. Moser-Rath, Predigtmärlein (1964), S. 48 ("teils in Übereinstimmung mit Abraham a Sancta Clara)" sowie zahlreiche Nummern des Kommentars (S. 431ff.), etwa Nr. 147 [nicht 141],
409
Moser-Rath, Predigtmärlein (1964), S. 213f.; Faber du Faur, German Baroque Literature, Bd 1 (1958), S. 281: "He, too, draws from the treasure house of popular tales, yet is not as rough but also not as fanciful as Abraham à Sancta Clara, after whom he models himself."
410
Brady, Barockpredigt: Andreas Strobl (1987), S. 202: "Strobl ordnet seine vielen Quellen, redet ständig dazwischen [...] Kurz, er bleibt, auch wo er bloß zu vermitteln scheint, als Prediger im Mittelpunkt."
411
Körte, Christian Brez (1935), belegt S. 114 eine Übernahme aus dem Mercks Wienn in Brez, Virtuosius Pantheon ... Lob-Predigen, Bd 1 (1723), S. 48, und S. 126 ein weiteres Mercks Wienn-ZÁÍat in Brez, Excitatorium adhortantis ... Geistliche Weck-Uhr (1722), S. 39; dort auch ein Beleg für die stilistische Übernahme durch Ausspinnen des abrahamischen Textes (S. 126, Anm. 77). Körte zitiert die ansprechenden Stellen aus Brez, ohne deren Herkunft zu bemerken. Die häufigen Zitate aus Laurentius von Schnifis werden dagegen belegt (vgl. S. 64, 67, 84, 97).
412
vgl. zu den hier beispielhaft angeführten Predigtautoren die bibliographischen Hinweise in Welzig, Katalog (1984/87), Bd 2, Register der Autoren, Herausgeber, Ubersetzer, S. 571ff.
413
Scherer, Der enzyklopädische Impuls (1973), S. 412; zur Verwendung dieser Organisationsformen der schriftlichen Folklore in einzelnen Werken 412ff.
390
Kap. 5: Popularisierung
anderen Autoren angewendet, sodaß mit der Kalenderschriftstellerei selbst die Schuldramen des Jesuiten FRANZ CALLENBACH entfernt zu tun haben, die allerdings mit ihren lateinischen Passagen nicht für das Publikum der Kalender verfaßt sind und mit der Predigt einzig den moralischen Impetus gemeinsam haben. Der "Epilogvs" des QUASI VERO, Der Hinckende Bott Hat sich Wohl (1715), das den Kalendermann schon im Titel nennt, "Fanget sich an mit einem Tantz von sechs hinckenden Postbotten/ welche bey allen Schnappcadentzen das Post-Horn anblassen" (111). Als astronomischer Kalender gibt sich ECLIPSES POLITICO-MORALES. Sicht- und unsichtbare sittliche Staats-Finstemussen (ca. 1715), das die Szenen nach Parallaxen und Observationen einteilt und die Kritik als "Reputations-Finsternuß" (32) oder "Finsternuß im Gottes-Dienst" (49) allegorisch einkleidet. Der Almanach Welt-Sitten-Staat-Marter-Calender; Gerichtet auff alle Schalt Jahr (ca. 1715) jedoch bringt in "drey Marter-Listen Hohen/ mittelmässigen/ und gemeinen Stands" (Titelblatt) eine satirische Ständerevue ohne kalendarischen Bezug. Ständerevue und Spiegelabsicht bleiben in den Narrenschriften wie auch bei Callenbach die Konstanten der oberdeutschen Literatur: DAs rechte Land der Wiirmen Wil jeder Stand bestürmen/ So nennt sich dieses Buch/ Drumb lieber Leser such/ Ob auch ein Wurm für dich Darinnen schicket sich: Findst du darunter kein/ So schreib dich selbsten drein. 414
Alle diese Formen sind als Literatur für alle Stände konzipiert 415 und dienen wiederum der Vermittlung der geistlichen Wahrheit: Den Patienten werden die Pillulen vergoldet/ und gibt man dem Krancken die Medicin in einem silbernen Becher [...] Derohalben hat sich auch meine einfältige Feder entschlossen/ (dieweil die Materi von denen sieben Tod- oder Haupt-Sünden/ zu lesen ohne dem wenig angenehm) auf eine Weiß zu schreiben/ welche etwann einem oder dem andern ehender möchte gefällig seyn.416
Neben anderen, stilistisch z.T. hanebüchenen Versuchen, die geistliche Botschaft in neuen Gattungen an das Lesepublikum zu bringen, bestechen die Schriften von RUPERT GANSLER, den die Handbücher als "Geistlich-humorist. Schriftsteller (in der Art des Abraham a Sta. Clara)" kennen, 417 durch herausra414
Callenbach, Wurmatia (1714), "An den Leser", S. [4],
415
"[...] lasse dir beynebens von keiner Particular-Sach träumen/ dieweil meine Intention nicht ist/ einen oder andern zu disgustiren/ sondern einen jeden nach möglichkeit zu bedienen." Gansler, Olympia victrix (1706), Leservorrede, Bl. )(2V.
416
ebda Bl. )(2 r f. - Vgl. oben S. 284 sowie Abschnitt 5.1.3.2.
417
Giebisch/Gugitz, Literaturlexikon (1964), S. 105: + 3.6.1703; Verweis auf ADB; Moser-Rath, Art. "Gansler", in: Literatur Lexikon Bd 4 (1989), S. 83f.: "[...] orientierte sich dabei am Sprachstil Abrahams a Sancta Clara u. dessen Sammelsurium an geistl. Lehre, Moralsatire u. Wissensstoff (S. 83).
5.3 Oberdeutsche Literatur nach 1680
391
gende literarische Qualität. 'The influence of Abraham à Sancta Clara is evident throughout, but Gansler is hardly inferior to him."418 Im Prozeß der Ablösung geistlicher Buntschriftstellerei von der Predigt markiert Gansler eine fortgeschrittene Position, die sich in der häufigen Leseranrede, vor allem aber im Ausbau der Sprecherfigur und in deren differenzierter Erzählhaltung manifestiert. Ein Adeliger in Pommern versammelt, "als er von aller Menschlichen Hülff sich verlassen sähe/ und wohl vermerckte/ daß die Reiß-Uhr/ welche ihm die Zeit hatte umbgekehrt/ allgemach wolte außlaufen", seine Jagdhunde um sein Sterbebett, was den Erzähler zu einem reflexiven Einschub veranlaßt, dessen Ein- und Ausleitung von einer hochstehenden, auf Jean Paul vorausweisenden Erzählkunst zeugt: Jch muß ein wenig abstehen von der Begebenheit/ kan mir aber nicht abbrechen/ meine Gedancken hierüber ein wenig an Tag zu geben; Derohalben frage ich dich/ günstiger Leser/ was haltest du von dergleichen Trost-Knechte/ die auf 4. Füssen gehen/ und für das Todt-Bett kommen? Vermeinest du villeicht/ es solten etwan die Hund für ein Leib-Wacht dienen/ damit wann der Tod wolte einschleichen/ sie ihne möchten zuruck treiben/ über die Stiegen stöberen [...] Oder aber will er sie um Verzeihung bitten/ wegen allzu offten und strengen Jagen und Hätzen? Oder will er ihnen lassen Schuh anmessen/ damit sie einandermal [!] desto leichter lauffen möchten? [...] Nun eröffne ich die Thür/ und lasse jedermänniglich den Pommerischen Edelmann in seinem Tod-Bett/ sampt denen vor ihm stehenden Hunden/ nicht allein sehen/ sondern auch hören/ wie er von ihnen Abschied nim[m]t/ und sich etwan auf folgende Weiß beurlaubet. O ihr meine gute Freunde/ ihr meiner Lust behende Befehls-Trager/ ihr schnelle Brüder der flüchtigen Gedancken/ O ihr meine gantz güldene Hunde! Jst es wohl möglich/ daß ich euch verlasse? [...] Also ruffet er noch etlichmahl seinen Hunden das Vale zu/ stirbt wie ein Hund/ wird begraben wie ein Hund/ und fahrt von Mund [!] auf in den Hunds-Himmel. 419
Den "drei geschichtliche[n] Phasen literarischer Autorschaft"420 im Barockjahrhundert, die Klaus Garber innerhalb eines eher engen Literaturbegriffes skizziert hat, steht an dessen Ende als bisher wenig beachtetes Phänomen die Buntschriftstellerei gegenüber. Wenn Garber auf Breuers Bedenken, im 17. Jahrhundert vom "Bürger"-zu sprechen, 421 geantwortet hat, man müsse "den Absolutismus aus dem sozioökonomischen und politischen Wechselspiel von Krongewalt, Adel und 'Bürgertum' [...] begreifen, statt eine Komponente (wie so häufig im
418
Faber du Faur, German Baroque Literature, Bd 1 (1958), S. 281.
419
Gansler, Lugenschmid, Bd 2 (1698), S. 359ff.
420
Garber, Der Autor im 17. Jahrhundert (1981), S. 29.
421
Breuer stellt in seiner Abhandlung "Gibt es eine bürgerliche Literatur im Deutschland des 17. Jahrhunderts?" (1980) den traditionellen Begriff des Bürgers dem Untertanen gegenüber (^'Traditioneller Bürgerbegriff und seine absolutistische Neubestimmung als Untertan stehen konfliktreich nebeneinander." S. 216), wendet sich gegen das Aufspüren von auf die bürgerliche Welt vorausweisenden Elementen ("Es geht näherhin nicht an, Darstellungen und Äußerungen des 'privaten'Bereiches zu isolieren und als "bürgerlich'' im modernen Sinne zu bezeichnen." S. 218) und gelangt zur Schlußfolgerung: "Eine Verstehenskategorie 'bürgerlich' und die in ihr angelegte finale Betrachtungsweise erweist sich für diesen Zeitraum als ungeeignet" (S. 222).
392
Kap. 5: Popularisierung
etatistischen bzw. ständischen Ansatz) zu isolieren und dominant zu setzen",422 dann ist die Frage nach bürgerlichen Elementen in der Literatur nach wie vor legitim. Wilhelm Kühlmann hat formuliert: "Die Frage nach der literarischen Vertretung des Bürgers im unbürgerlichen 17. Jahrhundert hat in Werken wie denen Zeillers einen möglichen Ansatzpunkt".423 Für die Frage nach dem Bürgertum Oberdeutschlands kann die religiöse Buntschriftstellerei einen weiteren Ansatz bieten, der freilich im Rahmen komplexer Bedingungen zu diskutieren sein wird. Abrahams und seiner Nachfolger Schriften teilen das Schicksal der volkssprachlichen Unterhaltungsliteratur nicht, "in erster Linie [...] von Hochadel und Patriziat rezipiert worden zu sein",424 sondern erreichen den lesekundigen Stadtbürger. Die Verwandtschaft dieser Schriften zur zeitgenössischen Gesprächsliteratur, zum Schwankbuch, zur Konversation bleibt im einzelnen zu erforschen, ebenso die bereits im Mercks Wienn beobachtete bürgerliche Akzentuierung der religiösen Botschaften. Wenn Abraham im Ständespiegel die Berufswelt religiös erläutert, wenn er das moderne Arbeitsethos anspricht ("das Gebet muß mit der Arbeit gehen" 425 ), wenn in einer Schrift COLUMBAN HABISREUTTINGERS ausführlich "Von dem Welthandel in Kauffen und Verkauften"426 die Rede ist, dann können wir darin den Versuch erblicken, "streng religiöse Handlungsführung und weltliche Berufstätigkeit miteinander vereinbar"427 zu machen. Von der Barockdichtung ist bemerkt worden: "Die Probleme und Lebensformen der gewerbe- und handeltreibenden Schicht stehen nun einmal nicht im Horizont dieser Literatur, jedenfalls nicht direkt."428 In den genannten Büchern stehen sie im Zentrum, und die oberdeutsche Literatur wird nicht bloß als Dokument der in
422
Garber, Gibt es eine bürgerliche Literatur im Deutschland des 17. Jahrhunderts (1981), S. 466.
423
Kühlmann, Lektüre für den Bürger (1985), S. 927.
424
Breuer urteilt im Zusammenhang mit Grimmelshausen über die Leser der "volkstümlichen" Literatur: "Das Schicksal dieser Autoren ist offenbar, in erster Linie [...] von Hochadel und Patriziat rezipiert worden zu sein." Breuer, Apollo und Marsyas (1985), S. 36. - Vgl. die Beobachtung Garbers über die Rezipienten im städtischen literarischen Leben: "Das Patriziat, sofern vorhanden, mag als Adressat dieser Dichtung erscheinen. An der Produktion ist es in der Regel ebensowenig beteiligt wie das zünftige Bürgertum. Es sind die des Lateins mächtigen, die 'gelehrten' Kreise, die schreibend und lesend das literarische Leben des Alltags tragen" (Garber, Der Autor im 17. Jahrhundert (1981), S. 35). Demgegenüber erwächst das Werk Abrahams aus der Seelsorge für die Zunftbürger.
425
"das Gebet muß mit der Arbeit gehen/ wie die zwei Jünger nacher Emaus: das Gebet muß mit der Arbeit verschwestert seyn/ wie Magdalena und Martha; das Gebet muß mit der Arbeit abwechseln/ wie Sonn und Mond im Himmel; das Gebet muß an der Arbeit seyn/ wie die Hacken an dem Stiel." Gemisch Gemasch (1704), 13. Kapitel "Beten ist nit allzeit gut", S. 105-116, zit. S. 112.
426
Habisreuttinger, Jrrthum Der Unwissenden, Jn Dem täglich vorfallenden Handel und Wandel unter denen Menschen (1746), "Sibenzehendes [und 18.] Gespräch. Von dem Welthandel in Kauffen und Verkauften", S. 414-495.
427
"Die wichtigsten Voraussetzungen [im Zivilisationsprozeß der Moderne, F.E.] sind neue, standesspezifische Formen der Frömmigkeit, welche streng religiöse Handlungsführung und weltliche Berufstätigkeit miteinander vereinbar machen." Hahn, Differenzierung, Zivilisationsprozeß, Religion (1986), S. 227.
428
Wiedemann, Barocksprache, Systemdenken, Staatsmentalität (1973), S. 41.
5.3 Oberdeutsche Literatur nach 1680
393
der Aufklärung an den Rand gedrängten kirchlichen Weltdeutung, sondern daneben in neuer Weise im Kontext des gesellschaftlichen Modernisierungsprozesses eingeschätzt werden müssen. 5.3.2 Religiöses Erzählen: Martin von Cochem Während Abraham a Sancta Clara in der Predigt einen Stil rhetorischer Überzeugungskraft entwickelte, schrieb MARTIN VON COCHEM einen erneut an der Meditationsliteratur geschulten Zergliederungsstil, der von der rhetorischen Dynamisierung des Dargestellten durch Aufmerksamkeits- und Identifikationssignale völlig absieht. Abraham bringt in Bewegung, Martin faßt Heilsgeschehen in Regeln und Oppositionen, um es begreiflich zu machen. Die "Unordnung" der Heiligenviten "in eine Ordnung zu bringen und die dunkle Geschichten mit einer Klarheit an Tag zu geben, hat mich nicht geringe Mühe gekostet", heißt es in der Vorrede zum Dritten History-Buch (1692). 429 Die Materialien der zeitgenössischen Hagiographie hat Martin, einer "Poetologie des Mitleids" 430 folgend, auf Rührung hin stilisiert. Vertraut Abraham der Instanz des Sprechers, der Varietät der Darstellung, der Überwältigung des Gefühls und letztendlich der Evidenz der Autorität, so entwickelt Martin von Cochem ein Verfahren der Zergliederung, einen analytischen religiösen Erzählstil, der die Sache ins Z e n t r u m rückt und sie durch Analyse faßlich darzustellen sucht. "Er versteht sich als geistlicher Erzähler; die Einbildungskraft des Lesers ist sein Aktionsfeld, die Wahrheit des Erzählten ist nicht dogmatische, sondern poetische Wahrheit, d.h. Wahrscheinlichkeit." 4 3 1 Diese poetische Wahrheit stellt Martin von Cochem mit spezifischen erzählerischen Mitteln her. Das Geschehen der Passion wird im Leben Christi (1677), dessen Analyse unsere Beobachtungen beispielhaft bestätigen soll, in einzelne Betrachtungskapitel aufgeteilt, denen ein schlichter Titel voransteht ("Wie Christus gegeißlet wurde" 4 3 2 ). In der Erzählung selbst wechseln narrative mit reflexiven Passagen, in d e n e n der Leser angesprochen und seine Imaginationsleistung eingefordert wird. Die Anrede benennt bereits das Wirkungsziel: "LJebe Seel/ das Geheimnuß der Geißlung Christi ist so erbärmlich/ daß es auch steinharte Hertzen kan erwaichen." Die Seele ist der ständige Gesprächspartner des Erzählers, der den Affekt des Betrachtenden moderiert, um das Versinken des Betrachters in den 429
zit. Schulte, Die literarische Eigenart (1931), S. 92.
430
Breuer, Frühneuzeitliche Hagiographie (1990), S. 107. Breuer vergleicht Martins Poetik mit der arguten Poetik im Gefolge Masens und arbeitet die Disposition des "Leben Christi" (1677) heraus. Breuers Untersuchung von Sprache und Stilprogrammatik des Martin von Cochem ersetzt ältere Arbeiten (Stahl, P. Martin von Cochem (l909), S. 37f.; Schulte, Die literarische Eigenart (1931), S. 93f.; Signer, Martin von Cochem (1963), S. 23ff.: "Literarische Eigenart") und soll nun durch eine paradigmatische Analyse des Darstellungsverfahrens ergänzt werden.
431
Breuer, e b d a S . U O .
432
Zitiert wird die Ausgabe von 1701. Martin von Cochem, Leben Christi (1701), Kapitel 24, TI II, S. 222-231.
394
Kap. 5: Popularisierung
geschilderten Martern der Passion zu verhindern. Die körperliche Schmerzvorstellung soll, als Gottesstrafe imaginiert, Identifikationsbereitschaft besonders wirkungsvoll herstellen: Wofern es dich aber nicht zum Mitleyden bewögen solte/ wolte ich/ daß GOtt gebe/ daß du zum wenigsten nur zehen Straich von denen so Christus empfangen hat/ versuchen mühtest: so würde dir dein hartes Hertz gewißlich zum Mitleyden bewögt werden.
Ein Gebet schließt jeden Abschnitt. Durch die Berufung auf die Autoritäten wird die Passionsgeschichte beglaubigt. Traditionswissen und Offenbarungswissen strömen zusammen, doch ohne institutionellen oder dogmatischen Rückhalt: "Wie grausamlich aber die Geißlung Christi gewesen/ beschreiben die H. Vätter vnd Kirchenlehrer außführlich: vnd erklärens auch vnterschiedliche Offenbahrungen außtrücklich." Die Zahl unterwirft das ferne Geschehen der primitivsten Form der Annäherung. Martin zählt zunächst die Instrumente der Marter433 und motiviert die Grausamkeit der Akteure, nicht ohne antijüdische Zuspitzung, als Wettstreit um Sold: 434 "Ja der jenige der am allermeisten zuschlüge/ der soll auch am meisten Lohn empfangen." Auf die durch Autoritätenziate gestützte Vollständigkeit der Details legt Martin großen Wert: Der H. Vincentius sagt/ daß sie haben angefangen von den Fußsohlen/ oder unden an den Füssen/ biß allgemach hinauff; und haben so lang auff ein Orth geschlagen/ biß das H. Blut heraus lieffe. Die Ursach aber/ warumb sie unden anfiengen/ war diese; damit sie sehen konten/ ob Christus an allen Orthen verwundet wäre. Dan wan sie oben angefangen hätten/ so wäre das Blut über den gantzen Leyb herab geflossen/ ^ d sie hätten nit sehen können/ ob er an allen Orthen verwundt wäre.
Die Passionsgeschichte ist als Ritual der Vollständigkeit geschildert, das überwacht und eingehalten werden muß, und damit in die Kategorie der Zählbarkeit und der Ordnung übergeführt. Der Vorgang entspricht der zeitgenössischen Gerichtspraxis.435 Die Erzählung berichtet vom genauen Fortrücken der Qualmechanik am Körper des Delinquenten: Als nun diese zwen erste Hencker an ein Orth des Leybs so lang geschlagen hatten/ daß die dornige Ruthen durch das Fleisch biß auff die Bain hinein giengen/ da fuhren sie allgemach hinauff/ und schlugen daselbst wiedrumb so lang/ biß die H. Haut ganz durchschlagen ware/ und das H. Blut überflüssig herab flösse. [...] Als nun die Hencker die Füß und Waden Christi gantz blutrüstig gemacht hatten/ da richteten sie sich besser auff/ und schlugen mit solcher Fury hinder die Knye/ daß die beyde Knye zu allen Straichen zitterten/ und grosse Striemen auffwurffen.
433
"S. Hieronymus sagt/ es seyen ihrer sechs gewesen so Christum gegeißlet haben: nemblich zwen mit dörnern Ruthen/ zwen mit knöpffigen Saylern/ und zwen mit eisenen Ketten."
434
"Diese waren nit allein von Naturen grosse unbarmhertzige Schinder: sonder damit sie desto grausamer mit Christo umbgiengen/ drumb hatten ihnen die Juden Geld versprochen/ wan sie würden wacker zuschlagen."
435
van Dülmen, Das Schauspiel des Todes (1984), S. 227f.
5.3 Oberdeutsche Literaturnach 1680
395
Martin versäumt nicht, den Schmerz hervorzuheben, "weil hinder den Knyen wenig Fleisch ist/ und viele Adern und Nerven zusammen kommen", und in den reflexiven Einschüben die Identifikation mit dem leidenden Christus einzufordern, emphatisch verstärkt durch die gegensätzlichen Superlative des Leidens ("bittersten") und der Liebe ("allerliebster"): "O wehe des elendigen Spectackeis! O wehe des bittersten Schmertzens. Ach wie müssen solche unbarmherzige Straich meinem allerliebsten Jesu so wehe gethan haben!" Wie die Geißelung Jesu in den Kategorien zeitgenössischer Hinrichtungsrituale als Schauspiel des Todes 436 dargestellt ist, wird die Beschaffenheit des geschundenen Körpers mittels zeitgenössischer Erziehungsnormen faßlich gemacht. Die zitierte Mitteilung der Gottesmutter in den Visionen der hl. Brigitta setzt das 'pädagogische' Hilfsmittel körperlicher Züchtigung als selbstverständlich voraus: Ach wie wird sein zartester Leyb so bald gantz roth und verwund seyn worden. Dan sein H. Haut/ wie die Mutter GOttes S. Brigittae offenbahrt hat/ ware also waich und zart/ daß er nimmer so sanft konte geschlagen werden/ daß nit alsobald das Blut heraus sprützte. So kanstu dir dan leichtlich einbilden/ wie nach jedwederm Straich die Striemen in der H. Haut stunden; und wie das Rosenfarbe Blut so mildiglich herab geflossen seye.
Den Gegensatz zwischen dem Spritzen des Blutes und seinem Fließen bemerkt der Autor nicht, da im zweiten Fall schon die erbauliche Kategorie des "Mildiglichen" bezeichnet ist, der anatomische Befund schon in den Meditationsgegenstand verwandelt wurde. Die Körperlichkeit, die in der Missionspredigt eine so wichtige Rolle spielte, wird in den Schriften des "Churfürstlich Trierischen Missionarius" anstelle der moralischen Applikationen zum literarischen Gestaltungsmittel. 437 Die Stilmittel der Zergliederung strukturieren auch die Legendensammlungen Martins von Cochem, in denen die Darstellung der Vita den reflektierenden Erzähler zurücktreten läßt. Die Legende steht vor der Aufgabe, den beteiligten Heiligen in seiner Bewährung zu zeigen und deren Erfolg zu bestätigen. Heilsgeschichtliche Momente verknüpfen sich mit literarischen und rhetorischen Darstellungsmustern, die im genus demonstrativum und seinen Strukturmustern der Lebensbeschreibung ihre Herkunft haben. In der Legende vom hl. Christopherus realisiert Martin die christliche Ausdeutung des Geschehens durch narrative Oppositionen, die den Text strukturieren. Da ist die Dialektik von Verharren und Bewegung. Die Lebensreise Christopherus' kontrastiert mit dem Verharren des Einsiedlers, die Missionsreise mit dem Festbinden auf dem Eisenrost. Sym436
"So bilde dir nun ein/ als wan du a uff dem Marckt gegenwärtig wärest/ und diesen grausamen Schauspiel zusähest. Siehe wie die grimmige Hencker mit gantzer Gewalt zuschlagen: siehe wie sie die dornige Ruthen in der Lufft herumb schwingen: siehe wie ungeheure grosse Straich sie nemmen."
437
Schulte, Die literarische Eigenart (1931), S. 94f., Anm. 3 bringt ein Visitationsprotokoll von einer Mission in der Pfarre Rascheid (Diözese Trier). "Selbst als Missionar und Visitator in den Kurstiften Mainz und Trier ist er kein Sittenprediger" (ebda).
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Kap. 5: Popularisierung
bol dieser Opposition ist der Wanderstab, der Wurzeln schlägt. Der bekehrte Christopherus verengt seine Bewegung auf das Pendeln zwischen den Ufern, bis das Mirakel aus dieser kleinräumigen Bewegung die Lebenswanderung des Heiligen wieder freisetzt (Missionsreise) und bis zu seinem Tode führt. Da wird ferner im Detail der Füße die Opposition von Götze und wahrem Gott eingesetzt. Mit seinen Füßen trägt der Heilige Christus über das Wasser, die bekehrten Frauen zertreten mit ihren Füßen die Götzenstatue des Jupiter. Die Tätigkeit im Dienste des Heils schließlich erscheint spiegelverkehrt in der Marter. Der Überwinder des Wassers wird auch vom Feuer verschont. Der Tod selbst wird genau gestaffelt, die Annäherung von Tötungsorgan und Opfer gegliedert. Zuerst wird das Element entfacht, um den Tod herbeizuführen, dann das ferne wirkende Instrument des Erschießens eingesetzt, bis zuletzt die Hand die Waffe an den Körper führen muß, um die Enthauptung zu vollziehen. Die Elemente Feuer und Luft versagen ihre normale Funktion, der Märtyrer setzt die Naturgesetze außer Kraft. So auch sein letztes Gebet. Die raffinierte Simplizität dieses Erzählstils war neu, weil sie erzählerischen Mitteln vertraute und die Autorität der Applikation, die "abgeschmackten Anwendungen" (Goethe 4 3 8 ), nur mehr beiläufig einsetzte. Auch die Erheiterung ist Martins Sache nicht. 439 Die Bemühung um eine von der ausdeutenden Autorität des Predigers - nicht aber von der Autorität der Heiligen Schrift und ihrer Ausleger - unabhängige Evidenz findet im erzählerischen Inventarisieren Martins ihren Ausdruck. Zahl, semantische Opposition, Vollständigkeit des Details, Quantifizierung bei gleichzeitiger Anpassung des Erzählten an die Erfahrungswelt der Zeitgenossenschaft sind die strukturellen Leitlinien dieses Stils. Verglichen mit dem Rückzug in die Klosterkultur und mit der Buntschriftstellerei war Martins Verfahren das fortschrittlichere, sodaß sich seine Erzählweise unter den Leserkreisen derartiger Literatur als die erfolgreichere erwies. Sie nahm am Leser Maß, ohne seine meditative Schulung vorauszusetzen, und bediente ein fortgeschritteneres Rezeptionsmodell. Von Abrahams Schriften blieb dagegen im 18. Jahrhundert nur die erheiternde Funktion für die Leser der literarischen Welt, denen der Glauben an die Autorität des katholischen Priesters fehlte.
438
Die Erzählung der Alexis-Legende, von einer anonymen Frau aus dem Volk vorgetragen, rührte Goethe auf seiner Reise durch die Schweiz 1779 fast zu Tränen. Goethe, Briefe aus der Schweiz 1779, Brief vom 11.11., ed. Beutler, Bd 12, S. 49-52, zit. S. 52.
439 "Witzsprühenden Scherz und schnurrige Einfälle sucht man ebenso vergebens in den Cochemschen Schriften als bittere Satire und zornfunkelnden, der Lächerlichkeit preisgebenden Spott. Man wird nicht e i n e Stelle in den Werken des P. Martin finden, die auf ein Lächeln des Lesers berechnet wäre. Der Kapuziner geht vielmehr darauf aus, die entgegengesetzte Gemütsstimmungen bei seinem Leser anzuregen." Schulte, P. Martin von Cochem (1910), S. 147f.
5.3 Oberdeutsche Literaturnach 1680
397
5.3.3 Konkurrenz im Felde der Literatur: Rudolph von Schwyz Deutlich abgetrennt von den Versuchen, für den Leser aller Stände zu schreiben, waren bereits um 1680 die Bemühungen der oberdeutschen Schriftsteller im Felde der Literatur. Auch der literarische Diskurs sollte keineswegs kampflos den profanen Autoren überlassen bleiben, vielmehr konnten seine Errungenschaften der "bitteren verhasten Wahrheit" der religiösen Botschaft zusätzliche Attraktivität gegenüber jenen verleihen, die als geübte Leser ("wañ ein solcher Mensch/ verbottne/ und hierzu verleitende Bücher liset" 440 ) die Predigt verachten. 4 4 1 Dazu mußten die stilistischen Mittel der weltlichen Literatur für die geistlichen Texte herangezogen werden, weil die Schriftsteller das neue Modell des Lesens voraussetzten. Der Lyriker BARTHOLOMÄUS CHRISTELIUS benutzt die Poesie, da bei erfahrenen Lesern, "bey solchen/ die jenes allein hochachten/ wo scharffe Witz-Spitzen herfür stechen/ gemeiniglich wenig/ oder nur hitzlose Seüfftzer aus dem Hertzen ausbrechen". 442 Um dem Konkurrenzdruck der protestantischen Literaten zu begegnen, die "mit Ketzergifft angesteckte/ und von VenusFlammen angebrennte Bücher" verbreiten, "da unterdessen bey Katolischen kaum ein neües Handbüchlein zuweilen zusehen", 443 machen sich beherzte Literaten auf, für Gebildete die Dichtkunst als Würze der Andacht einzusetΛΛΛ
zen. Den kühnsten Versuch, mit literarischen Mitteln Seelsorge zu betreiben, unternahm der Kapuziner RUDOLPH VON SCHWYZ mit seinem Vernunft-Trutz (1686/88). Sein Roman (vgl. oben Abschnitt 4.2.5.2) wollte sich mit der Gattung des höfischen Romans messen. Drei Gesichtspunkte nennt die Vorrede im ersten Band. Hauptantrieb ist die Konkurrenz zum weltlichen Roman. Nachdem man in der Welt der Literatur, die Rudolph erst "nach erlangter Erlaubnuß die 440
Rudolph von Schwyz, Vernunft-Trutz (1686/88), Bd 2, S. 138.
441
"[...] dann sagt mir/ Hochwürdiger Camille: was habt jhr mit Prädigen? mit Erklärung der himmlischen Frewden? höllischer Peynen? und dergleichen/ was habt jhr außgerichtet? wird nicht di£ alles/ als Gedicht und Possen/ von vilen (wolte GOtt nicht von dem weit mehrern Theil!) nur verlachet? also zeuget der Menschen hartnäckige Unbeweglichkeit freylich/ wie jhr Hochwürde angezogen/ daß diese sich/ in dem einigen Centro und Ruhestand der Sünder/ befinden: nemblich/ in dem Atheistischen Unglauben" (ebda).
442
Christelius, Zodiacus laetofatalis (1696), Bl. )(2V.
443
"Gleichwie durch mit Ketzergifft angesteckte/ und von VenusFlammen angebrennte Bücher Affterglauben/ und Unflätereyen am allerweitesten ausgebreitet/ und in gantze Landschaffteil/ ja Königreichen das schädlichste Unkraut ausgestreüet wird; also dienen vom wahren Glauben/ Tugenden/ und Christlichen Wandel ausgesprengte/ den allein seligmachen Glauben/ und Christliche Sitten zubefördern/ ausbündig wol. [...] Es ist wol zubeklagen/ daß uns die Unkatolische dießfalls den Palmzweig aus den Händen winden/ in dem bey ihnen so vielen die Hände nach Federn zittern/ um ihre Kopffgrillen mit DrucksBehuff auszulaßen/ obschon hiedurch zum öfftern ein süsses Gifft in unschuldige Hertzen eingeflösset wird. Wer diese meine Klag ungründlich ausgego'ásen zuseyn vermeinet/ der gehe nur in unkatolische Bücherläden/ da wird er sehen (mit was für zierliche[n] vorblättern!) dick an- und übereinander auffgeschlagene Bücher; da unterdessen bey Katolischen kaum ein neües Handbüchlein zuweilen zusehen." Christelius, Zodiacus laetofatalis (1696), S. 727.
444
vgl. Eybl, Poesie und Meditation (1984), S. 263.
398
Kap. 5: Popularisierung
sonsten verbottne Bücher zu lesen"445 betreten durfte, "dem Bücher-lesen vereyfferter ergeben [ist]/ alß ich mir vorgebildet", fühlt der Autor "die Verpflichtung meines Gewissens", "mit disem gegenwärtigen Wercklein den Anfang zu machen/ solchen Laster-Büchern die Stirn zu bieten/ insonderheit und vorauß denen so genannten Romantzen oder Romanen, daß ist den Dichteren [von] unehrbaren Geschichten und Buhlschafften." Als zweiten Punkt macht Rudolph die Orientierung am geübten Leser deutlich und erklärt "hiermit außdruckentlich daß ich nicht dem Einfältigen und ungelehrten gemeinem Pöbell geschrieben/ wie auch nicht den Frommen/ Andächtigen und Geistlichen Seelen/ die tag und Nacht/ also zu reden/ ob den Geistlichen Büchern (wie die arbeitsamme Jmmen auff den Rosen) sitzen", sondern "denen von Natur hochen Geisteren/ die von Natur zu den Wissenschaften gewidmet und also folgendlich auch von Naturs-neigung zu dem lesen verreitzet ja halber bezwungen diser GemüthsUbung und Verstandts-Lust zum öffteren abwarten". Vom oberdeutschen Programm der volkssprachigen Literatur für alle ist die Absicht weit entfernt, weder dem Ungelehrten noch dem meditativen Leser, sondern "jenigen" zu schreiben, "welche mit was mehrerem als gemeinem Verstandt begäbet und begnadet" sind und die "jhren Kopff über den gemeinen Mann empor strecken". Um ihn zu erreichen, genügt die in der alten Bildlichkeit des Fischers und der Angel, der verzuckerten Pille und des "Heil-Trunck[s]" ausgedrückte Bemäntelung der apostolischen Botschaft nicht mehr. Wenn Christus in Armut erschien "und mit dem Schatten einer sündlichen Gestallt seine Glory bedecket/ warumben solte es dann einem Religiösen nicht ziemen under einer Kurtzweiliger Romantzen Art und Gestalt/ den Armen (von wahren Romanen/ das ist leichtfertigen Gedichten-Schreiberen verführten) Seelen eine hilffreiche Hand zu bieten?" Die Wahl der verfemten Gattung ist der dritte Gesichtspunkt, unter dem Rudolph seine literarische Tätigkeit rechtfertigt. Er stellt damit die literarische Ästhetik in den Dienst des Apostolats. Der Versuch Rudolphs von Schwyz, die Glaubensbotschaft 446 in der fiktionalen Gattung des Romans literarisch zu gestalten, fand weder unmittelbare Nachfolger noch das Wohlwollen der Leser. Er scheiterte vielmehr am Mißtrauen der katholischen Konfessionskultur gegenüber seinem Wagemut, mit dem Erstlingswerk neue Wege beschritten zu haben. Die Einwürfe der Leser behandelt die 445
Rudolph von Schwyz, Vernunft-Trutz (1686/88), Bd 1, "Ein Hertz-wolmeinender dem günstigen Leser zu wissen nothwendiger Bericht", Bl. )?()?(1V-4V, zit. Bl. )?()?(2 r . Ich verzichte in der Folge auf die umständliche Nachweisung des jeweils zitierten Blattes aus dieser Vorrede. - Hin ausführliches Exzerpt der Vorreden gibt Hirzel, Ein schweizerischer Roman aus dem 17. Jahrhundert (1893), S. 31ff.
446
Das unterscheidet Rudolph von Schwyz von Bidermann und Contzen, die "die poetische Historia" in der "Funktion der argumentativen Festigung der den neuen Staat tragenden Gesinnung" eingesetzt hatten. Breuer, Oberdeutsche Literatur (1979), S. 217. - Ein Vergleich des "Vernunft-Trutz" mit diesen beiden Vorläufern sowie mit dem "Simplicissimus"-Roman könnte Licht auf die Intentionen und Verfahrensweisen des Kapuziners werfen und die literarhistorische Einschätzung seines Romans erleichtern.
5.3 Oberdeutsche Literatur nach 1680
399
Vorrede zum zweiten Teil (1687). Bereits der Titel habe manche abgeschreckt, die "keine Atheisten/ Machiavellisten/ oder falsche Polytici/ sonder gute Christen/ vnd also dises Buchs vnbediirfftig."447 Zum zweiten war "die Poëterey", die eingesetzt wurde, um "leichter bey den Freunden der Poëten einen Zu-Tritt zu haben", 448 nicht allerorts willkommen. Drittens habe Rudolphs Vergleich seines Werkes "mit denen/ so genandten Romantzen Bücheren" die Lesererwartungen enttäuscht. 449 Rudolph sah sich gezwungen, die ästhetische Integration der christlichen Wahrheit in die Form des Romans wieder aufzulösen, um den Leser nicht zu überfordern, der "mit minderer Suspension vnd Herumbfiihrung bälder in das Port deß entlichen Außgangs eingeführt zu werden" wünscht ()(5rf.) bzw. "zu Ersättigung der Curiosität/ allein die Gedicht zu durchlauffen" oder "allein den Kern zugemessen" vorhat. Deshalb erscheint nun zusätzlich zum allegorischen Schlüssel ein "Verzeichnuß deß Jnnhalts aller Absätzen" (Bd 2, T1 2, S. 416ff.), auch rückblickend für den ersten Teil, sowie ein "Zeig-Blat oder Register". Die "Zuschrifft An den großgünstigen Leser" im dritten Band setzt die Argumentation nicht mehr fort, sondern fügt sich in die Vielfalt der Lesermeinungen. Nur mehr auf die erwünschte intensive Lektüre geht Rudolph ein: Jch möchte erwünschen/ daß dessen Annembligkeit den günstigen Leseren/ zu hundertmahl widerholter Ablesung/ verreitzte; dann also/ wurde sich hoffentlich auch der geistliche SeelenNutzen/ nit mindere mahl verdopplen und vergrössern. (Bl. )(3")
Der Rückzug Rudolphs aus dem Vorhaben, mit dem höfischen Roman in Wettstreit zu treten, zeigt sich in der allmählichen Auflösung der fiktionalen Welt, die der erste Teil entwirft, in den beiden folgenden Teilen. Gegenüber der "Eigenwirklichkeit ästhetischer Gegenstände" 450 betont Rudolph zunehmend die gottverbürgte Wahrheit der dargestellten Romanwelt. Der Roman bildet zuletzt ein Modell seiner eigenen intendierten Rezeption ab, einer Rezeption nicht als Roman, sondern als geistliche Unterweisung. Die Gespräche und Erläuterungen des Philologus kreisen um ein Buch, das er über die Glaubenswahrheiten schrieb und das er als "Spiegel-Buch" bzw. "Buch-Spiegel" bezeichnet. Aus dem Raum der Fiktion, in dem der Nachlaß des Einsiedlers ein zunächst rätselhaftes Requi447
Rudolph von Schwyz, Vernunft-Trutz, T1 2 (1687), "Zuschrifft An den günstigen Leser", Bl. )(3 r .
448
"Zum 2. Jst auch die Poëterey nicht aller Orhten [!] recht willkom[m] gewesen. [...] Für dißmahl aber ward ich gezwungen mich zu schicken/ also leichter bey den Freunden der Poëten einen Zu-Tritt zu haben." ebda Bl. )(3vf.
449
Der Vergleich hinke, weil "die eygentliche Romantzen Bücher nichts als lähre Dichtungsheuischen (ohn alle[n] Kern einiger nutzlicher Lehre/) einhalten" und "Hirngrillen vnd pure nichtige Luift-Gedichte" sowie "ein rechter Höllischer/ alle Tugent versteckender Saamen aller Liechtfertigkeit [!]" ebda Bl. )(4 r f. Der Roman Rudolphs unterscheide sich durch seinen Wahrheitsanspruch grundlegend von der Welt der Fiktion. "So ist dan der wol ein Kind/ der mein Büchel förcht/ scheuhet vnd hasset/ wegen der Larven/ einer anscheinenden Romantzen Ahrt/ mit welcher es vermummet." Bl. )(5 r .
450
Blumenberg, Wirklichkeitsbegriff und Möglichkeit des Romans (1964), S. 21. Rudolph ist einem Wirklichkeitsbegriff der "garantierten Realität" verpflichtet, in dem "Gott als der verantwortliche Bürge für die Zuverlässigkeit der menschlichen Erkenntnis" gedacht wird (S. 12).
400
Kap. 5: Popularisierung
sit bildet, 451 tritt das "Spiegel-Buch" bzw. der "Buch-Spiegel" so sehr in die Realität des Lesers, daß dieser zuletzt den Roman selbst, den er in Händen hält, für das Spiegelbuch halten muß. "Wie dann diß alles mit mehrerm/ in seinem Orth in disem Buch-Spiegel/ daß ist/ im dritten Buch ersten Theils/ erkläret worden [...]" (T1 2, S. 141), sagt der Held, der das Manuskript in der Hand hält, und in der Tat umfaßt der genannte Teil nicht des Buches in der erzählten Welt, sondern von Rudolphs Vemunjt-Trutz eine Reihe von Glaubensgesprächen, in denen Philologus dem Blantardus die Grundsätze des Katholizismus auseinandersetzt (T1 1, S. 674ff.). Der Leser identifizierte nun den "Buch-Spiegel" mit dem Werk, in dem er las, dessen allegorische Struktur hier deutlich hervortritt. Die implizite Poetik des Romans wird damit explizit, Rudolph wiederholt im dargestellten Gespräch, was die Vorreden programmatisch verkündet hatten. Entgegen der Ankündigung am Schluß des Romans, nach der romanhaften Darstellung der Erschaffung in einem weiteren Roman die Erlösung zu beschreiben, 452 hat der Autor seinen religiösen Eifer konventionelleren Gattungen der Glaubenspropaganda zugewendet. In vielerlei Streitschriften 453 stand er später an vorderster Front in der konfessionellen Auseinandersetzung der Schweiz, und wegen einer Predigt wurde er sogar des Landes Glarus verwiesen, worauf sich "eine Kontroverse" entspann, "die sich über fünf Jahre hinzog" 454 Auch mit Rudolphs Roman gelang der katholischen Kirche nicht mehr der Anschluß an die literarische Entwicklung. Die Kirche argumentierte gegenüber der "bürgerlichen" Ideologie aus der Defensive, wie sie auch gegenüber der Literatur ins Abseits gelangt war. Die "transzendent garantiertet] Wirklichkeit"455 religiöser Weltsicht konnte mit der intersubjektiven Wirklichkeit der Literatur nicht
451
Der Einsiedler übergibt dem Helden ein Konvolut "etwelcher Schrifften", "die ich in diser Einsambkeit zusammen getragen/ in welchen die ernennte Beweißthumben verschlossen/ aber mit diser Bedingnuß/ daß jhr mir an Eyds-stadt/ und bei euer Cavalierischen Treu zur stund angeloben/ selbige auff das wenigist dreimal wol-bedächtlich zu überlesen" (T11, 302f.). "Philologus aber [...] stelte Philiarcho ein geschribnes Buch zu/ mit den mehr ernennten Beweißthumben" (T11, S. 303; Ende des ersten Buchs).
452
"Großgünstiger Leser/ wann es dir belieben solte/ alles was ich bißhero geschriben/ wol zu überlegen: so wurde es sich befinden/ daß ich das Marg dern/ under jetzt geendter Dichtung/ vermischten Lehren/ die gnadenreichste Erschaffung außführlich erkläret; also dann (wann es GOtt belieben wird) so will ich dir/ die barmhertzigste Erlösung/ zu seiner Zeit nit minder zukommen lassen." T13 (1688), S. 686f. - Es folgt noch die lateinische Widmungsformel "Ad Majorem DEI, Deiparaeque Virginis, ac Seraphici S. Patris Francisci Honorem & aeternam Gloriam."
453
vgl. Hirzel, Ein schweizerischer Roman aus dem 17. Jahrhundert (1893), S. 9ff.; Signer, Pflege des Schrifttums in der Schweizer Provinz (1928), S. 348ff.; Bruckner/Degler-Spengler, Die Kapuziner und Kapuzinerinnen in der Schweiz (1974), S. 180 (Lit.), 410, 749.
454
Bruckner/Degler-Spengler, ebda S. 405.
455
Blumenberg, Wirklichkeitsbegriff und Möglichkeit des Romans (1963), S. 20.
5.3 Oberdeutsche Literatur nach 1680
401
mehr zur Deckung kommen. Ein Jahrhundert nach Rudolph waren die Versuche der Augsburger Exjesuiten, das kirchentreue Publikum ihrer Publikationen mit einer Gegenliteratur zu versorgen, ein auf kleine Zirkel beschränktes hoffnungsloses Unterfangen. Zu der Zeit, als FRANZ XAVER JANN sein Etwas wider die Mode. Gedichte und Schauspiele ohne Caressen und Heurathen für die studierende Jugend (1782/1803) herausbringt, 456 entstehen in Weimar und Jena die klassischen Werke der deutschen Literatur.
456
Mahler, Das Geistesleben Augsburgs im 18. Jahrhundert (1934), S. 131. Zur konservativreaktionären katholischen Zeitschrift "Kritik über gewisse Kritiker", die die Augsburger Exjesuiten 1787-1796 herausgaben, S. 127ff.
Anhang: Zur Druckgeschichte des abrahamischen Frühwerks
Zur Zitierweise im Textteil und im Anhang Aus drucktechnischen Gründen ist in den Quellenzitaten des Textteils der für Frakturschriften übliche Doppelstrich als Trennungszeichen durch einen kurzen einfachen Strich ersetzt worden. Das lange s wird zu einfachem s vereinheitlicht, entsprechende Antiqua-Ligaturen zu ae und oe aufgelöst. Tilden als Verdoppelungszeichen bzw. als Zeichen eines nachfolgenden m oder η werden in eckiger Klammer aufgelöst. Umlaute werden in der heute gebräuchlichen Form durch darübergestellte Punkte anstatt durch das kleine e wiedergegeben, die verschiedenen Abkürzungen des -que (-φ bzw. -^j) als -q[uej. Typographische Hervorhebungen in zitierten Texten werden nach Möglichkeit beibehalten (Sperrung, Anführungszeichen), Typenwechsel wird nur dann durch Kursivschrift wiedergegeben, wenn eine über den Antiquagebrauch bei Fremdworten hinausgehende Besonderheit der Auszeichnung vorliegt. Biblische Bücher werden nach der Einheitsübersetzung abgekürzt und zitiert. Ausgeschriebene wie abgekürzte Titel werden im laufenden Text kursiv wiedergegeben, in den Anmerkungen die Kurztitel abrahamischer Werke. In den bibliographischen Beschreibungen des Anhangs werden Doppelstriche und alle weiteren Drucktypen beibehalten, mit Ausnahme des kleinen runden r, das kursiv erscheint, und des langen s. Die Brotschrift Fraktur wird in Antiqua umgesetzt, durch Antiqua hervorgehobene Worte sind unterstrichen wiedergegeben, kursiv Gedrucktes markiert Kursive in der Vorlage (Ausnahme: Markierung des runden τ der Frakturtype). Neben den geläufigen Abkürzungen steht "Tk" für Titelkupfer, "Tb" für Titelblatt, "Ex." für Exemplar(e), "BV" für Besitzvermerk, "Adi." für Adligat(e) und " D F für Druckfehler. Zeilenfall ist durch einfachen (" | "), Seitenfall durch Doppelstrich (" 11 ") wiedergegeben. Der Asterisk * bezeichnet eingesehene Exemplare, wobei notiert wird, welche Teile in Photokopie oder Mikrofilm für die bibliographische Zuordnung herangezogen wurden, wenn das Exemplar selbst nicht analysiert werden konnte.
1. Mercks Wienn: Erstdruck und Nachdrucke Die wegweisende Auflistung der Frühdrucke Abrahams durch Karl Bertsche, in einer lebenslangen, auf diesen einen Autor konzentrierten Anstrengung geschaffen und durch Dünnhaupts bibliographisches Grundlagenwerk nicht übertroffen, kennt zehn Drucke des Mercks Wienn mit dem Impressum "Wien: Peter Paul Vivian 1680". Ihnen folgten Einzelausgaben in Landshut und Frankfurt, die den Weg Abrahams in die deutsche Popularität markieren. Die Wiener Drucke, so der Stand der Forschung, hätten den Markt dominiert. Bertsches und Dünnhaupts Unterscheidungskriterien der für Wien ausgewiesenen Auflagen waren
1. "MercksWienn": Erstdruck und Nachdrucke
403
bibliographischer Natur. Bereits Bertsche ging über die bloße bibliographische Unterscheidung hinaus, als er drei Ausgaben mit gleichem Titelwortlaut, Impressum, Format und dem Umfang von 192 Seiten als verschiedene Drucke erkannte, die sich im Satz voneinander unterschieden (9a.2-4). Mit diesen Mitteln arbeitete auch Dünnhaupt, der ebenfalls "10 versch. Drucke mit Druckjahr 1680" aufzählt.1 Die Verfeinerung der bibliographischen Beschreibungstechnik, die im angelsächsischen Raum entwickelt, in den Handbüchern eines Fredson Bowers, Ronald McKerrow, Walter Greg und Philip Gaskell als analytische Bibliographie2 niedergelegt und in Deutschland durch Martin Boghardt theoretisch formuliert und für die Klopstock-Ausgabe praktisch angewandt wurde, bietet indes Differenzierungsmöglichkeiten, die ein genaueres Bild liefern als Bertsches und Dünnhaupts Forschungen und als der gegenwärtige Standard bibliothekarischer bibliographischer Beschreibung.3 Durch die Übernahme jener Erörterungen, mit denen 1983 im Vorwort der Faksimileausgabe der Mercks Wienn-Druck 9a.9 als Erstausgabe bestimmt wurde, hat Dünnhaupt in der Neuausgabe des Handbuches Ergebnisse bereits aufgenommen, deren Zustandekommen nun dargelegt werden soll. Der unvermeidliche Aufwand des Verfahrens, den Martin Bircher mit dem Hinweis auf dringendere Desiderate bibliographischer Erschließung zu Recht immer wieder kritisiert hat,4 scheint angesichts der Ergebnisse gerechtfertigt, die nicht bloß zur Differenzierung der einzelnen Ausgaben des abrahamischen Frühwerks, sondern auch zur Zuschreibung an bestimmbare Nachdrucker führen werden. Wie Reinhard Wittmann am Beispiel von Nicolais Sebaldus Nothanker geht es mir "nicht um eine pedantische Quisquilie, sondern um den Versuch, an einem konkreten Einzelfall die Druckgeschichte eines 'Bestsellers' [...], über die [...] sonst keinerlei Zeugnisse vorliegen, allein anhand des Werkes selbst zu rekonstruieren. Diese Druckgeschichte aber ist gerade 1
Wichtige Abrahambibliographien mit Standortnachweisen liefern neben Bertsche, Die Werke Abrahams a Sancta Clara in ihren Frühdrucken (1922/1972): Gesamtkatalog der preussischen Bibliotheken, Bd 1 (1931); von Faber du Faur, German Baroque Literature (1958/69), Bd 1, S. 272-280, Nr. 1087-1134; Bd 2, S. 121-122, Nr. 1097a-1126b; Jantz, German Baroque Literature (1974), Bd 1, S. 40-45, Nr. 303-341; Dünnhaupt, Bibliographisches Handbuch (1980/81), Bd 1, S. 84ff. (Dünnhaupt 1 ); Kat. Abraham (1982), Beilage "Die ausgestellten Werke Abrahams a Sancta Clara"; Dünnhaupt, Personalbibliographien (1990), Bd 1, S. 111-166 (Dünnhaupt 2 ) sowie die großen gedruckten Bibliothekskataloge. Im Text des Anhangs werden die Bibliographien mit dem jeweiligen Namen, in Tabellen und in Abschnitt 3 mit den Abkürzungen B, GK, NUC und Kat zitiert. Die Bibliotheken und die Bibliographien sind ansonsten nach dem Muster von Dünnhaupt, Handbuch (1980/81), Bd 1, "Bibliographie der Bibliographien" (S. 1-42) sowie "Verzeichnis der zitierten Standorte" (S. 44-65) bezeichnet und abgekürzt.
2
Hibberd schlägt als Gegenbegriff zur auswählenden Bibliographie ("reference bibliography") den Terminus "physical bibliography" vor. Hibberd, Physical and Reference Bibliography (1965).
3
Gegenüber diesem Standard reklamiert Walther bereits die "Nutzung moderner Kopierverfahren" zum Vergleich vermeintlich identischer Titelblätter als Fortschritt (Walther, Typologie fingierter Druckorte (1977), S. 101). Auch im Forschungsbericht von Gerhardt wird der analytischen Bibliographie kaum gedacht (Gerhardt, Stand der druckgeschichtlichen Forschung (1983), S. 119f.).
4
zuletzt Bircher, Johann Beers Werke [Rez.] (1985), S. 32f.
404
Anhang: Druckgeschichte
beim 'Sebaldus Nothanker'" - wie auch bei Abraham - "zugleich auch eine Art von 'Rezeptionsgeschichte' - nämlich der Rückwirkung eines überraschenden Publikumserfolges auf den Verlag und der Versuche, dieser Nachfrage möglichst schnell (und offensichtlich etwas hektisch) zu entsprechen."5 1.1 Die Zahl der Drucke mit dem Impressum " Wien: Peter Paul Vivian 1680" Zunächst wirft die analytische Druckforschung für zwei Gruppen von Drucken neue Einsichten ab, für die Gruppe mit 192 Seiten, in der bereits Bertsche durch mehr oder minder zufälligen Vergleich drei Drucke unterscheiden konnte, und für die Gruppe mit 393 Seiten, die anläßlich des 1983 erschienenen Neudruckes genau untersucht wurde. Die Siglierung der einzelnen Drucke durch Bertsche wird zunächst beibehalten und durch Zusätze ergänzt, die auf die Bibliotheksheimat des betreffenden Exemplars hinweisen. Die methodische Prämisse der analytischen Druckforschung liegt in der in jeder Instanz streng durchgeführten Trennung der Befunde des Druckes von den Befunden des Textes. Sie gewinnt ihre Evidenz aus der auf das Materielle und Technische eingeschränkten Beobachtungsweise. Um dem Interpreten des Textes zur Hand zu gehen, entfernt sie sich davon zunächst am weitesten. Das Buch gilt ihr als materielles Objekt, das noch die Spuren eines in verschiedener Weise entschlüsselbaren arbeitsteiligen Herstellungsprozesses an sich trägt, den sie an dessen Ergebnis zu erhellen sucht. Die bogenweise Herstellung eines Buches läßt die analytische Druckforschung zunächst nach der Zusammensetzung des Druckes fragen und diese in der Kollationsformel festhalten. Alle drei Drucke der genannten Gruppe 9a.2-4 bestehen aus I2V2 Bögen mit jeweils 8 Blättern bzw. 16 Seiten, was dem bibliographischen Oktavformat 6 entspricht, also insgesamt 100 Blättern, deren Zusammensetzung unter Zuhilfenahme der Bogensignaturen so beschrieben wird: 8°; A-M 8 N 4 [100 Bl.]. Da der Herstellungsprozeß nach Bogen und deren Druckformen erfolgt und die Paginierung erst zur Orientierung des Lesers dazutritt, ergibt sie kein Indiz für die Entstehungsweise des Buches, wohl aber einen ersten Anhaltspunkt für die Verschiedenheit der Satzvorgänge. Vermeintlich identische Drucke aus Wiener (ÖNB, WStLB), Nürnberger (GNM, StB [Sigle Nbg\), Brünner (ßmo) und Dresdner (Dr) Bibliotheksbeständen verbergen hinter gleichem Umfang variantenreiche Paginierungen, die in der folgenden Übersicht nach steigender Fehlerhaftigkeit geordnet sind:
5
Wittmann, Noch ein Brosämlein (1978), S. 196.
6
Der Terminus Format wird hier und im folgenden im streng bibliographisch-drucktechnischen Sinne verwendet. Vgl. zur Problematik der Verwechslungsmöglichkeit von Format und Abmessung Dünnhaupt 1 , Bd 1, S. XVII. - Generell stützt sich die Untersuchung auf die vorzügliche terminologische Zusammenstellung von Weismann, Beschreibung (1981), Beilage 1: Fachbegriffe (Definitionen, Erläuterungen, Tafeln), S. 477-565.
1. "Mercks Wienn": Erstdruck und Nachdrucke
405
Tabelle 1: Paginierungen 9a.2Dr+GNM
8-142 137-192 S.
9a.2 Nbg
8-121112 123-142 139 138-192 S.
9a.4
8-138 133-175 276 177-183 184 185-192 S.
9a.2 ÖNB
8-20 12 22-138 133-167 198 169-183 186 185-192 S.
9a.3 Brno
8-32 34 34-55 59 57-138 133-167 198 169-181 282 183 186 185-189 90 19 192
9a.3 WStLB
8-18 15 20-47 [48) 49-55 99 57-60 65 62 69 64-66 65 68-138 133 140-141136
S.; 133 innen. [kopfstehend] 137-167 198 169-181 282 183 186 185-192 S.; 60 innen.
Alle Drucke dieser Gruppe setzen mit Seite 8 ein und enden mit Seite 192. Allen Drucken gemeinsam ist ferner ein Sprung in der Paginierung um einige Seiten zurück, der die korrekte Seitenzahl von 198 auf 192 reduziert. Der Sprung tritt bei einem Teil der Drucke mit der Bogengrenze zwischen J und Κ ein, wo die Zählung von 142 auf 137 (bzw. mit erneutem Paginierungsfehler auf 139) wechselt (9a.2 Dr + GNM; Nbg), beim anderen zu Beginn des Kapitels "Ursache", das nach Seite 138 mit 133 neu einsetzt (9a.4, 9a.3 Brno + WStLB, 9a.2 ÖNB). Auf jeden Fall führt die Beachtung der Paginierung zunächst zur Entdekkung dreier weiterer Drucke, die Bertsche und Dünnhaupt nicht kannten, denn ein weiterer Vergleich unter druckanalytischem Gesichtspunkt bestätigt, daß die Fehlpaginierungen auf jeweils gesonderte Satzeinrichtungen zurückgehen. Die Satzeinrichtung schlägt sich in der Anordnung der Bögen nieder, deren Signaturen den nächsten Beschreibungspunkt der analytischen Bibliographie bildet, der gleichzeitig mit der Feststellung der bogenmäßigen Zusammensetzung des Buches so festgehalten wird:
Tabelle 2: Signaturen 9a.2 Dr
$ 5 (-A4, N4); Fraktur + arab. Ziffern (röm. Ziffern F3, F5; Antiqua D l ,
9a.2 GNM
$ 5 (-A4, N4); Fraktur + arab. Ziffern (röm. Ziffern A, F3, F5, G; Antiqua
9a.2 Nbg
$ 5 (-A4, N4); Fraktur + arab. Ziffern (röm. Ziffern F3, F5; Antiqua D l ,
9a.4
$ 5 (-A4, G3, J2, N4); A3 (recte A2]; Fraktur + arab. Ziffern (Antiqua D l ,
9a.2 ÖNB
$ 5 (-A4, G3, M3, M5, N4); Fraktur + arab. Ziffern (Antiqua D l , Kl, K2,
9a.3 Brno
$ 5 (-A4, G3, N4); Fraktur + arab. Ziffern (Antiqua D l , H2, H5, Kl, M3;
9a.3 WStLB
$ 5 ( - A l , A4, G3, N2, N3, N4); Fraktur + arab. Ziffern (Antiqua D, H2,
Kl, K2, Schwabacher K, L, M l , M2, M4; größer M3) Kl, K2, Schwabacher K, L, M l , M2, M4; größer D l , M3) H2, H5, Kl, K2, Schwabacher A2, A3, K3-M2, M4; größer M3) Schwabacher K-M3) Schwabacher A2, A3, K3-5, L, M l , M2, kleiner H2) röm. Ziffer D2, D5); N3 (recte N2) H5, M3; röm. Ziffern D)
406
Anhang: Druckgeschichte
Gemeinsam sind allen Drucken dieser Gruppe die Art der Signierung durch Frakturbuchstaben und arabische Ziffern und gewisse Übereinstimmungen der Druckeinrichtung. So fehlt die Signatur A4 und N4 bei allen Drucken, erstere, weil Blatt A4 r die lateinische Approbation trägt, letztere, weil Blatt N4 das letzte Blatt eines Halbbogens bildet und die Bögen üblicherweise bis zum Blatt nach der Bogenmitte signiert werden, in die der Buchbinder bei der Heftung sticht. Blatt D l wird mit Antiqua signiert, weil der Kustos "Mortua" auf die folgende lateinische Subscriptio verweist und die Signatur in der Regel der Type des Kustos entspricht. Über diese Gemeinsamkeiten hinaus zeigen sich Differenzen im Typenmaterial oder in der Vollständigkeit der Signaturen, woraus auf Satzverschiedenheit bzw. Neusatz geschlossen werden kann, und so werden hinter der Ausgabe mit der regelmäßigsten Paginierung dieser Gruppe "8-142 137-192 S." zwei satzverschiedene Drucke erkennbar. Ein Druck verwendet für die Signaturen der Bögen A und G römische Ziffern, der andere arabische, und während die Signatur D l im einen Druck in größerer Frakturtype gesetzt wird, steht sie im anderen in Antiqua. Auch der von Dünnhaupt zunächst als Nr. 8.1f (Bertsche Nr. 9a.9) beschriebene, in der Neuausgabe der Bibliographie sodann mit Nr. 9.1 als Erstdruck gekennzeichnete Druck mit 393 Seiten stellt in Wahrheit eine Gruppe verschiedener Drucke dar, die in verschiedenen österreichischen Bibliotheken aufgefunden wurden (Zwettl [Zw], Klosterneuburg [XZ], Historisches Museum der Stadt Wien [HM], Admont [Adrti]). Daß zunächst zwei verschiedene Drucke auszumachen sind, ergibt sich aus einem Vergleich schon der Paginierung, die beim zweiten Beispiel fehlerhafter ausfiel, und wird durch die Beobachtung außer Zweifel gestellt, daß die Signierung des Titelbogens, dort zudem beziffert, im zweiten Beispiel differiert. Die Einrichtung des zweiten Druckes hat sich auch insofern verändert, als die Approbation, vordem Blatt 2B8, nun als letztes Blatt dem Titelbogen integriert wurde. Aus dieser Tatsache wird ein starkes Argument zur Feststellung des Erstdruckes zu gewinnen sein, an dieser Stelle genügt die Beobachtung differierender Satzeinrichtung und damit die Entdeckung eines weiteren, bislang unbekannten Druckes. Tabelle 3: Kollation der 9a.9-Drucke 9a. 9 Zwettl Kollation:
8°;*1 ):(.'. 6 *1 [ = 2B8; bei manchen Ex. nach 2B7] A-2B 8 [208 Bl.]; [16] 1173 175 174 176-393 [4] [3 S. leer] S.; Strich unter Paginierung fehlt [bei manchen Ex.]: 96
Signaturen:
$ 5 (-):(.\1, ):(.'.6, A5, B5, J2); K5 [recte 05, in manchen Ex. korrigiert]; Fraktur und arab. Ziffern (Titelbogen ohne Ziffern)
407
1. "Mercks Wienn": Erstdruck und Nachdrucke 9a.9Admont Kollation:
8°; (. ,) 8 A-2B 8 [208 Bl.]; [16] 1-55 65 57-62 93 64-173 175 174 176-257 158-
Signaturen:
$ 5 (-(.'.)1, (:.)2, (,·.)5, B5, J2, N5); (.'.)2 [recte (.'.)3], (.'.)3 [recte (.'.)4];
159 260-343 296 345-393 [4] [3 S. leer] S. Fraktur und arab. Antiqua-Ziffern, 0 3 Antiqua; rechte Klammer der Paginierung verkehrt ["(95("]: 95,155,158 [recte 258], 307; beide Klammern verkehrt: ")246("
Die von der Buchherstellung ausgehende Annäherung der analytischen Bibliographie an Satz und Inhalt des Buchtextes faßt als nächstes die Abweichung der Kustoden ins Auge, womit sich eine Kontrolle der Satzeinrichtung ebenso ergibt wie eine präzise Identifikationsmatrix satzverschiedener Drucke. Als Abweichung werden dabei Differenzen zwischen Kustos und erstem Wort der nachfolgenden Seite registriert, die aus der Nachlässigkeit der Setzer resultieren, im laufenden Druck kaum Gegenstand von Satzkorrekturen bilden und aussagekräftige Indizien für die Tatsache des Nachdrucks darstellen. Die entsprechenden Auflistungen sind für die einzelnen Drucke im bibliographischen Anhang verzeichnet und bestätigen den an der Paginierung gewonnenen Befund. Erst auf dieser Beschreibungsebene werden in der Gruppe mit 393 Seiten als dritte und vierte Variante Drucke unterscheidbar, die als Zwitterdrucke 7 aufzufassen sind. Die Kollation und Paginierung, die Signaturen und die Kustodenabweichungen stimmen bis auf folgende Differenzen völlig mit 9a.9 Zw überein:
Tabelle 4: Unterschiede der 9a.9-Drucke 9a. 9 Klostemeuburg
9a. 9 Wien HM
A2 kleiner Schriftgrad
groß
kleiner Schriftgrad
A5 fehlend
9a.9Zwettl Signaturen:
vorhanden
fehlend
B5 fehlend
vorhanden
vorhanden
C2 normaler Schriftgrad
kleiner gesetzt
kleiner gesetzt
A l v , A2 r kleiner
großer
kleiner Schriftgrad
A7 V /14 "Sau = "
"Säug = "
"Säu = "
C2 r normaler
kleiner
kleiner Schriftgrad
Kustoden:
Die drei Bögen Α-C weichen in 9a.9 Kl von 9a.9 Zw ab, die genaue Kollation erweist den Neusatz dieser Partien. Druck 9a.9 HM weist in Bogen A die Merkmale von 9a.9 Zw, in Bogen Β und C hingegen die Merkmale von 9a.9 Kl auf, er enthält noch Bogen A aus 9a.9 Zw, aber Bögen B-C bereits im Neusatz von 9a.2 Bl. Die Bögen D-2B und der Titelbogen sind in 9a.9 Kl satzidentisch mit jenen 7
Zum problematischen Begriff des Zwitterdruckes als eines partiellen Doppeldruckes, der mit der Erforschung der Luther-Drucke durch J. Luther in der deutschen Forschung heimisch wurde, Boghardt, Analytische Druckforschung (1977), S. l l l f f . ; Weismann, Beschreibung (1981), Beilage 1: Fachbegriffe, S. 557f.
408
Anhang: Druckgeschichte
des Druckes 9a.9 Zw. Im Zwitterdruck 9a.9 HM wurde ein Teil des Bogens Q neu gesetzt, weil Druckfehler behoben wurden (vgl. unten Abschnitt 3), die restlichen Bögen stammen wie bei 9a.9 Kl aus dem Erstdruck. Nach den Ergebnissen der bibliographischen Kampagne erhöht sich damit die bisher bekannte Zahl von zehn auf 1680 datierten Mercks H^'enn-Drucken auf sechzehn jeweils (zumindest teilweise) neu gesetzte Drucke, noch nicht gerechnet die Veränderungen unter laufendem Druck. An dieser Stelle kommen die grundsätzlichen Überlegungen zur Identität früher Drucke zum Tragen, die Lorene Pouncey gegen jene Konzeption der "ideal copy" formuliert hat, 8 die der angelsächsischen Druckforschung zugrunde liegt. Das Bestreben des Druckers ist nicht die Herstellung einer Serie von perfekten Drucken, sondern die Herausgabe des Textes. 9 Durch die laufenden Veränderungen des Satzes während des Druckes ("stop-press-corrections") und durch die Kombination veränderter und unveränderter Bögen in den einzelnen Exemplaren kommt es zur für Abrahams Bibliographen bedauerlichen Tatsache, daß nahezu kein erhaltenes Exemplar dem anderen in allen Einzelheiten gleicht, sodaß jene Identität vermeintlich seriell hergestellter Produkte, die ihm die Ratio seines Tuns liefert, kaum je gegeben ist. Die materiale Erscheinungsform des Textes ist auch bei Abraham Teil eines Vermittlungsprozesses, dessen einzelne Manifestationen, die verschiedenen Ausgaben, als unscharfe Stadien der medialen Weitergabe angesehen werden müssen und nicht als perfekte Werkstücke eines Druckers beschrieben werden könnten, dessen Intention im "idealen Abdruck" kulminierte. In den Mercks Wfewi-Drucken fallen besonders bei der Gruppe mit 393 Seiten zahlreiche Korrekturen unter laufendem Druck auf, die auf die intensive Betreuung des Herstellungsvorganges und auf den Prozeßcharakter der Druckerarbeit am Text hindeuten. Die bibliographische Beschreibungen des Anhanges beziehen sich daher nicht auf einen abstrakten "idealen Abdruck", an dem die Abweichungen der einzelnen Exemplare gemessen werden, sondern an einem als Zustand eines Verlaufes gedachten Stadium der Übereinstimmung. Identität wird dort behauptet, wo die Druckeinrichtung und der Satz übereinstimmt, was über die analytische Beschreibung hinaus durch Teilkollation und durch genauen Vergleich der Position der Bogensignaturen 10 festgestellt wurde. Jede bibliographische Beobachtung sollte ihre Relevanz aus der Erhellung der Textvermittlung gewinnen.
8
Pouncey, Fallacy of the ideal copy (1978).
9
"The intent of the producer of printed books is the publication of texts." Pouncey, Fallacy of the ideal copy (1978), S. 112.
10
Gaskell, New Introduction (1972), S. 333; die Methode wird verwendet, "when it is necessary to identify line-for-line resetting" und wurde zur Identifikation der "Mercks Wienn"-Drucke herangezogen, ging allerdings nicht in den bibliographischen Anhang, Abschnitt 3 ein.
1. "Mercks Wienn ": Erstdruck und Nachdrucke
409
Die Frage, ob damit alle Drucke des Mercks Wienn aus dem Jahre 1680 erfaßt sind, muß aus einem historischen und aus einem bibliographischen Blickwinkel erörtert werden. Wurden alle Möglichkeiten der Bibliotheksrecherche genutzt und konnten alle der bibliographischen Forschung bekannten Exemplare identifiziert und eingesehen werden? Die Recherchen begannen bei jenen Bibliotheken, die nach Dünnhaupts und Bertsches Standortangaben Abraham-Drucke vor 1684 besitzen, und gingen über diesen eingeschränkten Kreis nur wenig hinaus. Weder erfordert die analytische Bibliographie eine "location of copies of individual texts on a world-wide scale", 11 noch könnte wegen der Eigenart von Abrahams Rezeption in breitesten Kreisen Vollständigkeit beansprucht werden, wären auch alle im internationalen Fernleihenetz verbundenen Institute befragt worden. Die Kanonisierungsprozesse der Aufklärung und das volkskundliche Sammlerinteresse des 19. Jahrhunderts waren zwei wirksame Faktoren, aus denen die große Streuung der heutigen Standorte alter Abraham-Drucke resultiert. Ein Großteil der geistlichen oberdeutschen Literatur liegt nach wie vor in den Bibliotheken der Klöster und Pfarrhäuser, deren Bestände nur zum Teil nach bibliothekarischen Gesichtspunkten erfaßt und damit der Anfrage zugänglich sind. Ein großer Teil dieser Bestände wurde in der Säkularisation als Makulatur vernichtet oder an die (bäuerlichen) Unterschichten verschleudert, 12 sodaß anders als bei den namhaften hochliterarischen Autoren der Epoche ein beträchtlicher Bestand in privater Hand bewahrt wird. Von Wiener Ordinarien bis zu Volkskunstsammlern in ländlicher Abgeschiedenheit reichten die Besitzer von Mercks Wienn-Ausgaben, die dem Bearbeiter ihren Druck zeigten oder zur Analyse überließen. Die Bereiche öffentlich zugänglicher Buchbestände, unzugänglicher kirchlicher Bibliotheken und privater Sammlungen bergen mit Sicherheit weitere Exemplare, unter denen zusätzliche unbekannte Drucke zu vermuten sind. Die der bibliographischen Forschung bekannt gewordenen und in Katalogen nachgewiesenen Exemplare konnten, soweit eingesehen, bis auf eine Ausnahme identifiziert und bestimmten Ausgaben zugewiesen werden. Die Bibliographien Bertsches und Dünnhaupts und der Gesamtkatalog verzeichnen jedoch auch ei11
Alston, Bibliography (1966), S. 190. Eine breite Recherche mittels Befragung aller größeren Bibliotheken "has not, generally speaking, been hitherto regarded as a necessary part of a subjectbibliographer's task", dennoch erbringt (und erbrachte für Abraham) jede Kampagne "a rieh harvest of unrecorded issues, variants, marked or annotated copies" (ebda).
12
vgl. Moser-Rath, Predigtmärlein (1964), S. 82ff. - Die Besitzvermerke der "Mercks Wienn" Ausgaben erzählen von der Geschichte dieser Büchermigration. Der früheste Eintrag im Passauer Exemplar des Druckes 9a. 1 belegt den privaten Erwerb in Graz: "Ex libris Jo[hann]is Josephi Pusch [??] Graecij emptus 1682", dann ging der Band in das Jesuitenkolleg von Skalitz nördlich von Preßburg (Szakolcz / Skalica Uhorská, CSFR): "Coli. Szakolje: catalogi inscriptus Anno 1724." und wurde schließlich in Innsbruck von einem Privaten (?) erworben: "Jch Johan Paul messerschmid habe disses Puch gekauft zu insPrug um 36 gross." - Das fragmentarisch erhaltene Ex. 9a.8 der Stiftsbibliothek Einsiedeln dürfte das Resultat der von Moser-Rath beschriebenen Bücherzerstörung im Zuge der Reinigung klösterlicher Bibliotheken vom 'aszetischen Schund' darstellen.
410
Anhang: Druckgeschichte
nen verschollenen Druck mit 195 Seiten als Unikat,13 der mit dem größten Teil der Bibliothek in Königsberg/Kaliningrad im Zweiten Weltkrieg verbrannte. Es ist nicht mehr mit Sicherheit zu erheben, ob dieser Druck mit dem neu aufgefundenen Druck der HLB Hannover identisch ist. Folgende Indizien sprechen für die Identität: 1. Der Wortlaut des Titels, im Preußischen Gesamtkatalog angegeben, stimmt mit wenigen Abweichungen mit dem Hannoveraner Exemplar überein, wobei das Rufzeichen nach dem Haupttitel und die Schreibung "Keiserlichen" in keinem anderen Druck anzutreffen ist. 2. Die Kollation der Bibliographen stimmt mit der Kollation des Hannoveraner Exemplars überein. Ich gehe aus diesen Gründen von der Identität des Druckes mit dem verschollenen Exemplar aus und führe es unter Bertsches Nummer 9a.5. Ein weiteres Argument mag diese Annahme stützen, mit dem freilich die Grenzen bibliographischer Identitätsbestimmung bereits überschritten sind. Heinrich Bredelo, dessen Poetischer Tisch eine scharfe Abrechnung mit Abrahams oberdeutscher Schreibart und seiner katholischen Bibelverwendung vorbrachte, 14 benutzte für seine Mercks Wienn-Zitate jenen Druck, dessen einziges Exemplar heute in Hannover liegt.15 Daß gerade dieser Druck im Nordosten Deutschlands verbreitet war, ist damit erwiesen, daß Bredelo in Königsberg als Professor wirkte, ein hübscher, aber druckanalytisch kaum aussagekräftiger Zufall. 1.2 Zur Prioritätsbestimmung gleichdatierter Drucke Die Indizien für die Bestimmung der Erstausgabe sind hinter einer Varietät von großer Mannigfaltigkeit verborgen, zugleich aber eben dadurch in ihrer Aussagekraft dürftig und schwer zu finden. Alle Textfassungen dieser Drucke unterscheiden sich voneinander, zwar in geringem Ausmaß und beschränkt vor allem auf das Gebiet der Orthographie, aber doch einschneidender als die Textfassungen populärer Autoren in Nachdrucken späterer Zeit (so etwa die von M. Boghardt untersuchten Klopstock-Nachdrucke). Die Intention der Nachdrucker war mit wenigen Ausnahmen (9a.5) nicht auf Umgestaltung, sondern auf Vervielfältigung und täuschende Imitation des Textes gerichtet, weshalb mit Gaskell von "compositorial alterations" zu sprechen ist.16 Nahezu alle Elemente der Satzeinrichtung differieren, der Umfang schwankt zwischen 392 und 176 Seiten, von 11 bis 26 Bögen in wechselnden Formaten und Abmessungen. Die Titelkupfer,
13
Bertsche 9a.5, Dünnhaupt 1 8.1i, Dünnhaupt 2 9.10, Gesamtkatalog 1.4233.
14
vgl. oben Abschnitt 5.1.3.1.
15
Das geht aus der peniblen Zitierweise Bredelos hervor, der Abrahams "Poetische Grillen" und "hyper-kluge Erfindungen" jeweils mit Zitaten und Seitennachweisen belegt, die nur jener Ausgabe genau entsprechen.
16
Gaskell, New Introduction (1972), S. 343ff.
1. "Mercks Wienn": Erstdruck und Nachdrucke
411
Holzschnitte, Illustrationen und Vignetten bilden ein variantenreiches Repertorium des zeitgenössischen Buchschmucks in allen geläufigen Techniken, liefern aber für sich allein bestenfalls Anhaltspunkte für die Gruppierung, nicht aber Beweise für die Abfolge der Ausgaben. Keine Untersuchung hat sich mit ihnen befaßt, wie überhaupt zum späten 17. Jahrhundert wesentliche Vorarbeiten der Druckforschung fehlen. 17 Der einzige Fortschritt, den die bibliographische Forschung seit Bertsche verbuchen konnte, ist die aus dem Titelwortlaut "Erstlich gedruckt bey ..." zweifelsfrei zu folgernde Tatsache, daß in diesem Fall zumindest ein Druck vorhergegangen sein muß, wovon sich ein zweiter als der sodann gedruckte abheben kann. Die Einsicht schließt die Drucke 9a. 1, 9a.5 und 9a. 10 (Landshut) aus der Reihe von 16 auf 1680 datierten Drucken, für die wir ein Stemma suchen, zwar nicht aus - einzig der Platz als Erstdruck ist auch den beiden mit Wiener Impressum verwehrt - , hilft aber auch kaum weiter. Ebensowenig bilden die mit dem folgenden Jahr 1681 datierten Drucke von vorneherein die Endpunkte einer stemmatischen Entwicklungsreihe, sicher ist zunächst bloß, daß sie aufgrund der Datierung als Erstdrucke ebenso ausscheiden wie die nicht in Wien erschienenen oder erst 1681 angefertigten Drucke. 1.2.1 Textvarianten Fünf Untersuchungsfelder muß die Analyse von Drucken durchlaufen, um Prioritäten festzustellen und um gleichdatierte Drucke in eine Abfolge zu bringen. 18 Das erste Augenmerk gilt den Textvarianten und den Korrekturen, also der Vollständigkeit und der Korrektheit des Textes. Sie erscheinen im Vergleich unserer Mercks-H^enn-Drucke zahlreich und von beängstigender Systemlosigkeit. Nur wenige substantielle Eingriffe ergeben Anhaltspunkte für die Verlaufsrichtung der Korrektoren und somit für die Prioritätsbestimmung. Die Richtung der Verbesserung allein wirft noch kein gültiges Kriterium für die Priorität des Druckes ab, zur Prioritätsbestimmung sind solche Einzelbefunde "fast immer unbrauchbar". 19 Ist die Ausgabe 9a.5, die neben der Ausgabe 9a. 11 als einzige alle Kapitelüberschriften setzt, deshalb die erste? Ist die vollständigere Ausgabe auch die frühere, ist jener Druck die Vorlage der folgenden, der "Wir arme elende Adams-Kinder" setzt, wo einige Ausgaben nur "arme", andere nur "elende" setzen, oder ist er eine spätere Auflage, die zwei Textzeugen verglichen hat (eine Vermutung, die im Zusammenhang des Nachdruckwesens im 17. Jahrhundert rein hypothetisch bleibt)? Wir wissen nicht, welchen Anteil Abraham an den Ausgaben seiner Werke nahm, sodaß die Möglichkeit einer erweiternden Kor17
Weismann, Beschreibung (1981), S. 454; Schmitz, Die Historien von Claus Narr (1981), beschreibt die Druckgeschichte eines Volksbuches, von dem allerdings nach 1602 nur 24 Exemplare erhalten blieben, die sich "auf nicht weniger als 14 verschiedene Ausgaben" verteilen (S. 193).
18
Boghardt, Einzeldruck (1979); vgl. Weismann, Beschreibung (1981), passim.
19
Boghardt, Einzeldruck (1979), S. 201.
412
Anhang: Druckgeschichte
rektur durchaus denkbar wäre und die Verlaufsrichtung der Korrekturen eine Verbesserung bedeutete. Würde ohne weitere Analyse die vollständigere Ausgabe als die erste angesehen werden, wäre damit die Entdeckung des tatsächlichen Erstdrucks und die Erhellung der wahren Abhängigkeitsverhältnisse ausgeschlossen. Die Fehlerhaftigkeit einer historisch inadäquaten theoretischen Prämisse wird sich im Fortgang der Untersuchung erweisen. Damit wäre ja eine Argumentationsgrundlage gewählt, die vom Autorbegriff des späten 18. Jahrhunderts und vom analogen Werkbegriff ausgeht und den ganz anders gelagerten, von ideologischen, ökonomischen und technischen Beschränkungen bestimmten Verhältnissen, in denen Abrahams Werk entsteht und verbreitet wird, nicht gerecht werden kann. Nachdem den Korrektoren und Setzern viel größere Kompetenz als heute in Bezug auf die drucktechnische wie auch die sprachliche Gestaltung des Textes zukommt, bilden deren Eingriffe keineswegs immer Verbesserungen im Sinne der Annäherung der Druckgestalt an die im Manuskript fixierte oder in der Drucküberwachung manifeste Intention des Autors, sondern bringen weit häufiger neben Verbesserungen auch böse Verschlimmerungen, Zusätze und Umdeutungen mit sich, die als solche - und in den wertenden Epitheta verrät sich die Theorie - mit dem der idealistischen Philosophie entstammenden Begriff eines schutzbedürftigen, von den Distributionsprozessen in seiner Wesenheit bedrohten Werkes nicht gemessen werden dürfen. Der Gang der Untersuchung wird für Abraham weiteres ans Licht bringen, hier genügt die Feststellung, daß die Textgestalt mit ihren Varianten und Korrekturen allein als Prioritätskriterium jedenfalls nicht herangezogen werden kann, weil ihre Erscheinungsform Produkt einer kollektiven Anstrengung ist. 1.2.2 Korrekturen unter laufendem Druck Der zweite Schritt einer Prioritätsbestimmung gilt der Untersuchung allfälliger Korrekturen. Auch wenn der Satz in der Form eingespannt auf der Presse ruht und der Druck schon in Gange ist, bleibt der Text veränderbar. Die Drucker sind gehalten, während der Handgriffe des Druckvorganges den Satz zu beobachten und aufsteigende Spieße zurückzuschlagen, lockere Formen zu spannen und gebrochenes Material zu ersetzen. Die Abzüge werden überflogen, und nicht selten muß der Druck gestoppt werden, um die Form zu öffnen und Druckfehler zu beseitigen. Auch Abrahams Drucke weisen die Spuren eines von Abnützung, Veränderung, Unterbrechungen und Ausbesserungen geformten Herstellungsprozesses auf. Der Mercks Wienn-DnizV 9a.4 (Ex. GNM) setzte als Druckfehler auf S. 27, Z. 20 für "tausend" fälschlich "tauseud", der Setzer hatte entweder trotz der Rille, 20 20
Die Lettern sind auf der Unterseite markiert. Vgl. Gaskell, New introduction (1972), S. 9 und 45; Hiller, Wörterbuch des Buches (1980), "Signatur": "Einkerbung an der Längsseite der Lettern [...] mit deren Hilfe der Setzer durch bloßes Abtasten die Type richtig in den Winkelhaken stellen kann." S. 275. - Zur Problematik umgedrehter Lettern, die ja durch die Signatur richtig stehen mußten, vgl. McKerrow, Introduction (1959), S. 257f.
1. "Mercks Wienn ": Erstdruck und Nachdrucke
413
die die tastende Hand wahrnimmt, die Letter η umgedreht oder eine im Setzkasten falsch eingeordnete «-Letter in die Hand bekommen. Der Fehler wurde während des Druckvorganges bemerkt, die Form geöffnet. Dabei geschah das Mißgeschick, daß der Setzer die falsche Letter austauschte, sodaß im Ex. Hennef nun "tanseud" steht. Daß hier die Verlaufsrichtung festliegt und eine Abfolge der Druckzustände etabliert werden kann, zeigt auch die Verbesserung eines fehlerhaften "and" (S. 39, 4. Z.v.u.) auf "und" im Ex. Hennef. Zum Indiz für die Abfolge aufeinanderfolgender Drucke können solche Belege unter der Voraussetzung werden, daß neben technischen Abnützungserscheinungen auch Druckfehler verbessert und deren Verbesserung in den folgenden Drucken beibehalten wurde. In diesem Zusammenhang stünde auch ein (bei keinem der Frühdrucke Abrahams vorhandenes) Druckfehlerverzeichnis für einen Erstdruck, wogegen ein Druck, in dessen Text die Verbesserungen aufgenommen wurden, als Nachdruck identifizierbar wäre. Als Beweis freilich taugen solche Beobachtungen wenig, da hier wie bei einer Bewertung der Textvarianten das Prinzip konstanter Verbesserung der Textgestalt unterschoben und damit unhistorisch gedacht wird. Die Tatsache, daß im laufenden Druck ausgebessert wurde, belegt ja noch keineswegs die Richtung einer Veränderung. Die Schreibnorm selbst beginnt sich erst regional zu konsolidieren, und genauere Untersuchungen würden erweisen, wie stark einzelne der zum Teil weitgereisten Setzer ihre Individualnorm in die Druckersprache ihrer Offizin einbringen. Schon diese aus der Erkenntnis der historischen Produktionsbedingungen geschöpften Gründe verbieten, sich der Hoffnung auf Erhellung der Auflagenverhältnisse allein durch ein Aufspüren der Preßkorrekturen hinzugeben, ganz abgesehen von der realen Schwierigkeit, möglichst alle vorhandenen Drucke in einer Kollationiermaschine zu vergleichen. 1.2.3 Satzeinrichtung Als dritten Punkt der quellenkritischen Untersuchung nennt die analytische Bibliographie die Satzeinrichtung. Die Tendenz des Nachdrucks geht dahin, die Kosten der Herstellung zu verkleinern, um den Gewinn zu steigern. 21 Die Möglichkeiten dazu sind nicht unbegrenzt. Die Arbeitsleistung und die technischen Möglichkeiten der Offizin bleiben konstant, jedenfalls im längerfristigen Durchschnitt. Sparen konnten die Drucker das vergleichsweise aufwendigere Verfahren des Tiefdrucks beim Eindrücken von Kupferstichen etc., das eine eigene, nicht in allen Druckereien zusätzlich vorhandene Rollenpresse und mehrere,
21
vgl. McKerrow, Introduction (1959), S. 184: "We may as a general rule assume that the handsomest edition of a book is the first. The tendency of reprints has at all times been toward the saving of expense in production, for when the reputation of a book is once established, its appearance becomes a less important factor in its sale [...]".
414
Anhang: Druckgeschichte
Zeit und Sorgfalt erfordernde Arbeitsgänge notwendig machte. Deshalb sind die ausschließlich mit Holzschnitten illustrierten Mercks-W^enn-Ausgaben mit einiger Wahrscheinlichkeit Nachdrucke, weil die Druckstöcke im Hochdruck zusammen mit dem beweglichen Letternmaterial benutzt werden konnten und den Aufwand um die Tiefdruckillustrationen erübrigten. Aus diesem Motiv läßt sich schließen, daß auch die beiden rot und schwarz gedruckten Ausgaben Nachdrukke darstellen (vgl. unten), weil die Illustrationen in einem weniger aufwendigen Verfahren gefertigt wurden als bei den mit Kupferstichen illustrierten Drucken, wobei allerdings der doppelfarbige Druck Sachkenntnis und Sorgfalt erforderte. Die Arbeitszeit konnten die Setzer beschleunigen, indem sie die Auszeichnungsschrift zugunsten der Brotschrift einsparten und die Antiquatype für lateinische Wörter auf Fraktur umänderten. 22 Die weitaus gewinnträchtigere Möglichkeit, Herstellungskosten zu sparen, liegt aber im Bereich der Satzeinrichtung. Wer kleiner setzt, verbraucht weniger Papier. 23 Angesichts der Tatsache, daß die Papierkosten zu dieser Zeit zwischen 40 und 60% des Gesamtaufwandes der Drukker betragen, ist nur zu gut verständlich, warum sich die Ausgaben Abrahams von den opulenten Erstdrucken an im Zuge ihrer Verbreitung in immer kleinere Schriftgrade und immer dichteren Satz zusammenschieben, bis das gesamte Frühwerk des nunmehr berühmten Autors in der Salzburger Sammelausgabe Reimb dich Platz findet. Der schöne Druck des Prophetischen Willkomb (1677), in der Erstausgabe 15 Blatt im Quartformat, nimmt dort im gleichen Format 18 Seiten ein, er ist gegenüber dem ursprünglichen Umfang um mehr als ein Drittel geschrumpft. Von den Drucken des Mercks Wienn, mit dem die außerordentlich rasche Verbreitung Abrahams begann und das als erstes Werk in so rascher Folge reproduziert wurde, werden somit die umfangreicheren Drucke eher an der Wurzel, die schmäleren Ausgaben eher an den Ausläufern des Stammbaums anzusiedeln sein, obwohl auch hier eine kontinuierliche Linie der Einsparung nicht ohne Überprüfung angesetzt werden kann.
Tabelle 5: Abnehmender Umfang der Mercks Wiewi-Drucke Seiten
Bertsche
Diinnhaupt
26
Bögen
8°; ):( 8 A-2B 8 [208 Bl.]
Kollationsformel
[16] 1-393 [5] S.
9a.9Zwettl
8.1f
17
8°; (. .) 8 A-2B 8 [208 Bl.) 8°;A 8 (A2 + [R] 4 )B-Q 8 R 4 [136B1.]
[16] 1-393 [5] S. [12] 1-257 [3] S.
9a.9 Admont 9a.l0
8.1g
22
Das beobachtet auch Gajek beim Neusatz des "Geschüchterten Hahns" (1689) in "Zwey besondere Neuigkeiten" (1689): "Offensichtliche Druckfehler des Originals werden im Neusatz oft korrigiert, es tauchen aber zahlreiche neue auf. Am Rande sei hinzugefügt, daß im Neusatz fast alle im 'Geschüchterten Hahn' in Antiqua gesetzten Fremdwörter in Fraktur wiedergegeben sind [...]". Gajek, Speers romanhafte und publizistische Schriften (1988), S. 162.
23
"Sind zwei Ausgaben derart verschieden weit beziehungsweise eng gesetzt, daß sie im Umfang um ein oder mehrere Blätter differieren, so ist die Ausgabe mit der geringeren Seitenzahl meistens die spätere, da jeder Drucker bemüht ist, Papier zu sparen, und deshalb nicht ohne Not den Umfang seiner Vorlage überbieten wird." Boghardt, Einzeldruck (1979), S. 202.
415
1. "Mercks Wienn": Erstdruck und Nachdrucke 13V 2
8°; A - N 8 0 4 [108 Bl.]
[2] [7] 8-212 S.
9a.6
8.1c
13
8°; A-N 8 [104 Bl.]
[10]1-197 S.
9a.5
8.IÍ
12V 2
8°; A - M 8 N 4 [100 Bl.]
[ η 8-192 S.
9a.2-4
8.1
9a. 11
8.1j
1
4
12
4
I2V3
12°; at )( A-M N [149 Bl.]
[2] 296 S.
12 1 / 4
8°; A-M 8 [N] 2 [98 Bl.]
176 S.
9a.8
8.1e
12
8°; A - M 8 [96 Bl.]
190 S.
9a. 1
8.1h
11V,
8°; A-L 8 M 4 [92 Bl.]
181 S.
9a.7
8.1d
Dem in vergleichsweise größter Brotschrift und demzufolge im größten Umfang von 26 Bögen eingerichteten Druck steht eine große Gruppe von Drucken gegenüber, die mit fast genau der halben Bogenzahl auskommen (I3V2 bis 11^2 Bögen). Innerhalb dieser geringen Bandbreite kommen die Papierkosten kaum zum Tragen, während die Reduktion des benötigten Papiers um die Hälfte, gleichbleibende Kosten und Wiederverkaufspreise vorausgesetzt, die Gewinnmarge erheblich steigern konnte. Nachdem die Ausgabe mit 17 Bögen sich mit der Formel "Erstlich zu Wienn/ nun aber zum anderen mahl nachgedruckt Jn [...] Landshuet" als Nachdruck eines Nachdrucks ausgibt, gewinnen wir aus dem Umfang das erste Argument für die Bestimmung der Ausgabe mit 393 Seiten als Erstdruck. Die Auflistung der satztechnischen Struktur des Buches in der genormten Darstellungsweise der Kollationsformeln, wie sie die Tabelle zeigt, liefert darüber hinaus weitere Informationen über den Satz der jeweiligen Drucke und in der Folge für die Bestimmung als Erst- oder Nachdrucke.24 In der Regel begann der Setzer die Arbeit an einem Buch mit dem Satz des eigentlichen Textes, die Bogenzählung setzte mit A ein. Üblich ist, "daß man ein Opus. Werck oder Buch mit der Columnen-Zieffer 1. und Signatur A. (dann man den Titul-Bogen gemeinlich biß zu Vollendung eines Buchs ligen/ und nachmals mit einer andern Signatur ohne Columnen-Zieffer drucken läßt) anfangt".25 War der Text abgesetzt, konnte das Register oder das Inhaltsverzeichnis mit den gültigen Seitenziffern folgen, sodann nahm man die vor dem Text eingebundenen Partien (Vorstücke, Titelei) in Angriff. Was dem Leser als Eingangspforte in das Buchgebäude begegnet, Titelkupfer, Titelblatt, Widmung, Huldigungsgedichte, Leservorrede, Approbationen der geistlichen, Privilegien der weltlichen Obrigkeit und - bisweilen - Inhaltsverzeichnis, ist aus praktischen Gründen in der Regel zuletzt entstanden. Man hat die Seitenziffern vorliegen, man konnte in Vorreden oder Druckfehlerverzeichnissen Korrekturen des schon gesetzten Textes anbringen, die Widmung konnte beigegeben oder in Variationen eingebunden werden. Der Setzer konnte aber auch den Satz des Textes mit der Signatur Β beginnen und Bogen A für die Titelei reservieren, sofern er gewiß sein konnte, daß diese den Umfang eines Bogens
24
vgl. McKerrow, Introduction (1959), S. 188ff.
25
Vietor/Redinger, Neu-auffgesetztes Format-Büchlein (1697), S. 67, ähnlich S. 14.
416
Anhang: Druckgeschichte
nicht überschreiten würde. Sicherer war der Beginn mit A, der Setzer brauchte sich so um den ungewissen Umfang und Inhalt der Vorstücke, die zumeist noch nicht vorlagen, vorerst nicht zu kümmern. Die Bögen, Halbbögen und Einzelblätter der Titelei werden abschließend mit speziellen Signaturen versehen, wofür im Deutschland des 17. Jahrhunderts am liebsten Klammern verwendet werden, manchmal mit weiteren diakritischen Zeichen dazwischen.26 Anders im Fall eines Nachdrucks. Standen mit einer gedruckten Vorlage die Vorstücke fest, so entfiel der Vorteil, den eine separate Signierung bot, und man konnte den Text vom Titelblatt an durchlaufend setzen. In einem solchen Fall, sofern man nicht nach dem Erstdruck in der Absicht absoluter Übereinstimmung, etwa zum Zwecke der Fälschung, "Männchen auf Männchen" setzte (davon später), beginnt die Signierung mit A. Die Kollationsformeln der Tabelle 5 sind Zusammenstellungen der jeweiligen Reihe von Druckbögen. Ein Vergleich beleuchtet und bestätigt unsere Überlegungen. In der Mehrzahl der Fälle bezeichnen die Formeln der Tabelle Drucke, deren Titelblatt als Blatt Al gezählt ist, und deren Signaturen in regelmäßiger Folge bis zum Textende durchlaufen. Aller bibliographischen Wahrscheinlichkeit nach sind diese Beispiele Nachdrucke. Vier Drucke heben sich davon ab. Neben dem nach Umfang erstgereihten Beispiel fällt der schon besprochene Landshuter Nachdruck mit 17 Bögen sowie der Druck mit 12 2 / 3 Bögen Umfang heraus, ein Frankfurter Nachdruck, datiert 1681. Der Landshuter Druck weist nach Schmutztitel (Al) und Titelblatt (A2) einen eingeschobenen, unsignierten Halbbogen auf, der wahrscheinlich als zweiter Halbbogen des Bogens R zu beschreiben ist und folglich nach Abschluß des Textes gesetzt und gedruckt wurde. Der Grund ist die neue Widmungsepistel, die der Drucker Michael Franciscus (Franz) am 3. August 1680 an den "Burgermaister Vnd Rath/ Der Chur-Fürstl: Hauptstatt LANDTSHUET' richtet.27 Analog der Gestaltung eines Erstdruckes wurde die Widmung nicht in die Signaturenreihe der Vorlage integriert, sondern nach dem Text gesetzt. Auch der Frankfurter Nachdruck ist neu dediziert, und zwar "Dem Wohl-Edel und Gestrengen Herrn Johann Balthasar Hepp/ Churfürstl. Mayntz. Cammer-Raht und Zoll-Schreibern zu Höchst". Hier beginnt die erste Textseite .auf Blatt Al, die Titelei (Einzelblatt mit dem Titelkupfer sowie Halbbogen für Titel und Widmung) wurde wiederum außerhalb oder nach der Signaturenfolge des regulären Alphabets hergestellt.
26
Nach Sayce, Compositorial Practices (1966), S.3ff. erfolgt die Signierung solcher Vorstücke in den Ländern Europas innerhalb historisch abgrenzbarer Zeiträume nach klar unterscheidbaren Vorlieben.
27
Er hatte am 15.5.1680 das Bürgerrecht in Landshut erworben, war ab 1682 in Kempten, 1686 in Heidelberg tätig. Benzing, Buchdrucker ( 2 1982), S. 272,229,199.
1. "Mercks Wienn": Erstdruck und Nachdrucke
417
Einen interessanten Sonderfall stellt der Druck mit I2V4 Bögen Umfang dar, dessen Text mit der Signatur B1 beginnt - und zwar mit der Widmung. Seine Struktur und die daraus ablesbare Überlegung des Setzers wird deutlicher, wenn wir die Kollationsformel in der korrekten Form betrachten: 8°; A-M 8 [N] 2 [98 Bl.J, 176 S. (9a.8,8.1e)
Der Satz dieses Druckes begann mit dem Bogen Β und mit dem Text der ursprünglichen, vorliegenden Widmung, während Bogen A für die spezielleren Drucktechniken des Tiefdrucks und des Zweifarbendrucks reserviert blieb, er enthält Titelkupfer, Titelblatt und sechs der acht Illustrationen. Dieses Arrangement bot eine ebenso praktische wie ästhetisch ansprechenden Alternative zum umständlicheren Eindruck der Kupferplatten in die jeweiligen ausgedruckten Bögen. Bogen A mußte nach Durchlaufen der Rollenpresse nur noch zerschnitten werden, um das Buch fertigzustellen, die einzelnen Blätter wurden eingeklebt. Sie sind zu diesem Zweck paginiert, während der Satz die Seiten durchlaufend zählt. Das führt zu zahlreichen Doppelseiten und verwirrt die Paginierung und den darauf fixierten Bibliographen auf den ersten Blick, ist jedoch dem Herstellungsprozeß ganz gemäß. Zusammen mit der Tatsache, daß der Satz mit der Widmung beginnt und damit den größten Teil der Vorstücke in die laufende Signierung integriert, die demnach dem Setzer vollständig vorlagen, deutet auch die hier verwendete Satzeinrichtung auf einen Nachdruck. Die verbleibende erstgenannte Gruppe weist im Hinblick auf die Signierung der Vorstücke alle Merkmale eines Erstdruckes auf. Der Buchtext beginnt mit Blatt A l , ein Register mit Seitenverweisen schließt auf Bogen 2B den regelmäßigen und ohne größere Fehler durchpaginierten Band. Die Vorstücke dagegen tragen eine separate Signatur, und die Rückseite der Approbation, die als Blatt 2B8 gedruckt wurde, ist leer. Die Untersuchung der Satzeinrichtung lieferte das zweite Argument für die Prioritätsbestimmung der Drucke 9a.9 als Erstdrucke. 1.2.4 Preßkorruptelen Die eindeutigsten Beweise für eine Abhängigkeit von Drucken sind am schwersten zu finden. Es handelt sich um Preßkorruptelen. Das Material des Druckes ist während des Produktionsvorganges starker Beanspruchung ausgesetzt, die zu Veränderung, Abnützung und Bruch führen kann. In den meisten Fällen bemerken die Drucker das Malheur, stoppen den Druckvorgang und beseitigen den Fehler. Manchmal allerdings schleichen sich Fehler ein, die dem Auge der Drukker entgehen, später dem Auge der Setzer und Korrektoren, sodaß eine unter der Presse entstandene Korruptele als Element des nachgedruckten Textes weiterlebt. Das geschieht, wenn Lettern brechen und R zu Τ, E zu L, Virgel zu Beistrich, Fragezeichen zu Strichpunkt, Beistrich zu Apostroph wird oder umgekehrt. Können solche Belege gefunden werden, liegen eindeutige Beweise für
418
Anhang: Druckgeschichte
Erst- und Nachdruck vor. Allerdings wollen Preßkorruptelen, die schon den Spezialisten der Herstellung entgingen, vom Bibliographen erst gefunden werden, der sich zu diesem Zwecke üblicherweise einer Kollationiermaschine bedient, so sie ihm zuhanden ist. Zwei Beispiele für Preßkorruptelen in den Mercks Wienn-Drucken seien hier angeführt. Im Druck 9a.4 druckte auf S. 115, Z. 3 im Wort "Lambì" ("dieses Lambì unter") die Letter für das kleine / bereits sehr schwach. Der Druck 9a.8, der - wie neben anderen Indizien dieses Beispiel zweifelsfrei belegt - nach 9a.4 satzimitierend und zum größten Teil zeilengleich "Männchen auf Männchen" 28 setzt, hat die Stelle sinnentstellt so wiedergegeben: "dieses Lambì! unter". Das zusätzliche Rufzeichen stellt gewissermaßen eine Überkompensation des verschwindenden l dar. Ein weiteres markantes Beispiel findet sich in der Amtsbezeichnung des katholischen Generalvikars (Vicarius Generalis) Johann Baptist Mayer, der in der Reihe der Pestfunktionäre als "Jhro Kayserl. Mayest. Rath/ wie auch [...] Vie: Gener." apostrophiert wird (9a.9 S. 348). Während beispielsweise die Ausgaben 9a.7 (S. 165) und 9a. 1 (S. 173) diesen Titel übernehmen, lesen manche (protestantische) Setzer den Doppelpunkt für ein verquetschtes e, sodaß in einigen Drucken der militärische "Vice-General" ("Vice-Gen.", "Vice Gener.") entsteht (9a.2 Nbg, S. 170; 9a.3 WStLB, S. 170; 9a.5, S. 173). 1.2.5 Typographie Schließlich bleiben die typographischen Verzierungen zu behandeln, die der Gestalt des Druckes ihr Gepräge geben, die Vignetten, Zierstücke und Illustrationen. In Ergänzung zum Typenmaterial bilden sie auffällige Merkmale, sie standen zudem lange in Gebrauch, weil sie nicht billig waren, und weisen daher mit großer Wahrscheinlichkeit charakteristische Abnützungsspuren auf. Man war schon imstande, aus Wurmlöchern, wie sie àm Abdruck lange benutzter hölzerner Druckstöcke sichtbar werden, auf die Abfolge von Drucken zu schließen oder Zuschreibungen zu bestimmten Offizinen auszusprechen. 29 Die Aussagekraft solcher Beobachtungen hängt von der jeweiligen Sachlage ab. Manche Vignetten waren über Druckergenerationen hinweg im Einsatz und bilden gewichtige Indizien für Zuschreibungen, andere sind nach beliebten Motiven geschnitten und erlauben nicht einmal regionale Zuordnungen, manche wurden kopiert, verkauft, vererbt: "Vignetten allein können also grundsätzlich keine Hilfe beim Bestimmen anonymer Drucke leisten."30 Das Ensemble aber der in Drucken ver28
"Männchen auf Männchen setzen, nennt der Setzer, wenn er etwas, was schon einmahl gedruckt worden, eben so, aus eben der Schriftgattung, in eben demselben Formate, wie vorher, noch einmahl setzen soll, wenn nähmlich der Fall eintritt, daß von irgend einem Buche eine Auflage verkauft ist, und dieselbe Auflage, so wie sie ist, ohne alle Veränderung, noch einmahl gedruckt werden soll; wie dieses oft zu geschehen pflegt." Täubel, Wörterbuch der Buchdruckerkunst (1805/09), Bd 2, S. 71.
29
vgl. Meyer, Die A-Drucke (1985), S. 93 und Abb. 7 (S. 92).
30
Pieske, Druckgraphische Ausgestaltung (1979), S. 16.
1. "Mercks Wienrí': Erstdruck und Nachdrucke
419
wendeten typographischen Schmuckelemente bietet ein für einen Drucker charakteristisches Erscheinungsbild und eine Zuschreibungsmöglichkeit von hoher Zuverlässigkeit. Jeder Drucker der Epoche des Handdrucks hat eine bestimmte identifizierbare "Handschrift", kleine Eigenheiten der Satzeinrichtung, Vorlieben für bestimmte Zierleisten, Vignetten und Initialen, und er verfügt über einen begrenzten Vorrat an Schriften und sonstigem druckenden Material. 31 Im günstigen Fall gestattet das Gesamtbild dieser Merkmale trotz der im 17. Jahrhundert weit fortgeschrittenen überregionalen Vereinheitlichung des typographischen Materials eine einwandfreie Zuschreibung anonymer Drucke. Diese Hoffnung vor Augen, wird die Untersuchung nun diesen Erscheinungen nachgehen und eine erste Unterscheidung der Vivian-Drucke von den anderen Nachdrucken vornehmen. 1.3 Typographische und textkritische Analyse der "Mercks Wienn"-Nachdrucke 1.3.1 Ausgrenzung der Nachdrucke aufgrund der Vignetten Wenn nun nicht alle Drucke aus Vivians Offizin stammen, welche sind es definitiv nicht? Die negative Ausgrenzung fremder Drucke ist relativ leichter zu bewerkstelligen als die Identifikation der Nachdrucker. Vivians Drucke bieten, betrachtet man sie nebeneinander, ein recht einheitliches Bild. 32 Nicht nur taucht die gerne als Brotschrift verwendete Mittel Fraktur häufig auf, 33 nicht nur fällt die charakteristische Zusammenstellung diverser Reihen zarter Röschen zu Kopfleisten, häufig durch Striche voneinander getrennt, und Schlußvignetten ins Auge, 34 vor allem prägen die in Holz geschnittenen Vignetten und Zierleisten das Bild der Vivian-Drucke. Während das Nachlaßverzeichnis Vivians von zahl-
31
"... above all is the combination of different founts of type in a printer's stock, each one in a particular state of revision (or mixture of various states of revision) and wear, that identifies him. Add to this his stock of unique woodcut ornaments and initials [...], and his finger-print is plain, a typographical equipment that belonged to him alone." Gaskell, New Introduction (1972), S. 39.
32
"No two printers of the hand-press period possessed stocks of exactly similar founts of type and of ornaments; a printer's typographical equipment was unique, and identiñably so." Ebda S. 38f.; vgl. S. 318.
33
Das Nachlaßverzeichnis listet die Frakturschriften auf: "4 1/2 Ctr. Text, 2 Ctr. alte und 3 Ctr. neue Mittel Fractur, 1 Ctr. alte Cicero, 2 Ctr. Garmond Fractur und 1 1/2 Ctr. Petit Fractur". Mayer, Buchdruckergeschichte (1883/87), Bd 1, S. 340, Anm. 183. - In der Umrechnung von 1 Zentner à 56 kg ergibt sich ein Gesamtbestand von 784 kg Frakturtypen, das heißt 392 kg pro Presse. Vivians Bestand bewegt sich damit unterhalb des Durchschnitts seiner Zeit; freilich benennen diese Ziffern nur eine Schriftsorte: "Many printer's inventories have survived, which show that total stocks of type where characteristically [...] between 450 and 2,250 kg. per press in the later seventeenth and in the eighteenth century." Gaskell, New Introduction (1972), S. 38.
34
ganz ähnlich z.B. 9a.9 und Mayer, Buchdruckergeschichte (1883/87), Bd 1, Nr. 2070, 2079, 2090, 2092. - Ich verweise in der Folge auf Mayers Nummern, wo ich Drucke Vivians eingesehen habe, und zitiere sie nicht mit vollem Titel. - Bei Mayer nicht verzeichnet ist der Vivian-Druck Dreyfache Ehren-Cron (1679).
420
Anhang: Druckgeschichte
reichen Druckstöcken für derartige Dekorationen spricht, 35 fanden in den für Vivian gesicherten Drucken der Jahre um 1680 insgesamt bedeutend weniger Kopfleisten und Vignetten Verwendung. Während bisweilen ein panegyrisches Werk den Setzer in alle Fächer greifen und eine möglichst große Vielfalt von Kopfleisten und Vignetten anbringen läßt, 36 zeigen sich deutlich Vorlieben in der Verwendung weniger, ausgewählter Stöcke für "normale" Drucke. Der geflügelte Engelskopf (9a.9 Zw, S. 12; 28 χ 55 mm) findet sich in Vivian-Drucken der Jahre 1677 bis 1680 siebenmal, 37 den Blumenkorb (9a.9 Zw, S. 56, 165, 2B7 r ; 44 χ 57 mm) verwendete Vivian im gleichen Zeitraum neunmal. 3 8 Das im Druck 9a.9 Zw zweimal angebrachte fleurale Ornament (S. 213, 373; 31 χ 68 mm) ließ sich in den anderen Drucken der Jahre 1679 und 1680 fünfmal belegen. 39 Ähnliches gilt für die Zusammenstellung der Zierleisten, die in verwandter Form in einigen der für Vivian gesicherten Drucke auftreten. 4 0 Der typographische Schmuck aller anderen Ausgaben dagegen kommt in Vivian-Drucken nicht vor, selbst für den vielverwendeten Totenkopf besaß Vivian einen anderen Druckstock. 41 Mit diesen Beobachtungen ist das dritte Argument für den Erstdruck 9a.9 gewonnen und zugleich klargestellt, daß Vivian keinen der schmäleren Nachdrucke des Mercks Wienn und des Lösch Wienn selbst veranstaltete. Der Vergleich des Vignettenmaterials hat durch die Fixierung des Befundes, in den Ausgaben 9a.9 den Erstdruck und Nachdrucke Vivians vor uns zu haben, eine unterschiedlich ausgestattete Gruppe von Drucken ausgegrenzt, deren typographisches Material für Vivian nicht zu belegen ist. Sie tragen Vivians Wiener Impressum zu Unrecht. Die Identifikation der Übeltäter wird durch ihre Betrugsabsicht nicht eben erleichtert, weil sie in drucktechnischer Hinsicht natürlich das Unauffällige und überall Verbreitete benutzten, um ihre Spuren zu verwischen. Die bei der Erhellung von Grimmelshausens Druckgeschichte so wert-
35
"Mehr 56. stukh neüe final stökh Khlein vnd groß /17. final Laisten in Holtz geschnitten / Jtem 8. final stökh in Holtz geschnitten / 40. alte vnderschiedliche Trukherey stökhel in Holtz. / 13. Neüe in Holtz geschnittene vnderschiedliche Stökh. / 20. in Holtz gerissene final vnd figuren stökh [...]". Nachlaßverzeichnis Vivian, Universitätsarchiv Wien, Testamente und Verlassenschatten, XVIII., Nr. 13 und 14.
36
vgl. den Druck Calin de Marienberg 1677 ( = Mayer Nr. 2091).
37
Zeroviz 1677 ( = Mayer Nr. 2090), Bl. D11756; Abraham, Novenaria 1678 ( = Mayer Nr. 2068), Bl. B2V; Hauck 1678 ( = Mayer Nr. 2071), Bl. . ,2V [ein Druck, der überdies Vivians charakteristische Signierung des Titelbogens aufweist!]; Barnabe, Diseurs 1679, Bl. L4 r /166; Dreyfache Ehren-Cron 1679, S. 53 und 142; Goppoldt 1680 ( = Mayer Nr. 2079), Bl. 017110.
38
Bonini 1677 ( = Mayer Nr. 2065), Bl. X4V/168; Zeroviz 1677 ( = Mayer Nr. 2090), Bl. D5744; Albmair 1679 ( = Mayer Nr. 2075), Bl. G6r/107, K87158, L7r/171; Alprunus 1679 ( = Mayer Nr. 2074), Bl. A8V als Schlußvignette; Abraham, Danck- und Denckzahl 1680 (Bertsche 11.1), Bl. D3730; Goppold 1680 ( = Mayer Nr. 2079), Bl. )?(2V, K87160.
39
Albmair 1679 ( = Mayer Nr. 2075), Bl. B3722, G57105, M7r/187; Barnabe 1679 ( = Mayer Nr. 2094), Bl. C8V als Schlußvignette; Goppold 1680 ( = Mayer Nr. 2079), Bl. (?)5V.
40
vgl. Calin de Marienberg 1677 ( = Mayer Nr. 2091), Bl. [R]l r /65; Albmair 1679 ( = Mayer Nr. 2075), Bl. F5789, H2 r /115 [!], H87127,137133, L17159.
41
Vaelckeren, Castrum Doloris 1681 ( = Mayer Nr. 2085), T2 r , 31 χ 44 mm.
1. "Mercks Wìenn": Erstdruck und Nachdrucke
421
volle Möglichkeit der Identifikation eines Nachdrucks mit Hilfe der Meßkataloge entfällt ebenfalls, denn nur 1681 werden Abrahams Schriften von seinen Frankfurter Nachdruckern angezeigt. 42 Dennoch können wir Besonderheiten beobachten, mit deren Hilfe die Vielzahl der Nachdrucke gruppiert und unterschiedlichen Offizinen zugeordnet werden kann. Es sind dies zunächst die für Frontispiz und Emblemdarstellungen verwendeten Illustrationen. 1.3.2 Gruppierung der Nachdrucke aufgrund des Titelkupfers Die Nachdrucker schlagen aus der Differenz zwischen der Einsparung des ursprünglichen Aufwandes von Arbeitszeit (typographischer Aufwand) und Material (Papier) und dem dafür rechtens erzielbaren Preis Kapital, sie sparen auch an den Illustrationen. Was deren Stecher und ihre künstlerische Leistung betrifft, so kann ein Vergleich von solcher Gebrauchsgraphik "nur hinsichtlich der Beschriftung der Kupfer zu einem sicheren Ergebnis führen, denn die Technik der fast durchwegs mittelmäßigen, mitunter geradezu primitiven Buchillustrationen der Zeit läßt in den seltensten Fällen individuelle Züge erkennen." 43 In unserem Falle geht es um den in gemeinsamer Anstrengung praktizierten Vorgang des Nachdrucks. Wenn man auch den Satz auflösen und bei Bedarf völlig neu setzen ließ, denn die Arbeit war billig, 44 blieben doch die Kupferplatten und Vignetten die gleichen, deren Druckstöcke man aufbewahrte. So kommt es, daß satztechnisch durchaus verschiedenartig eingerichtete Ausgaben ein von der selben Platte abgezogenes Titelkupfer aufweisen. Drucker oder Verleger hatten die Platte für die neu gesetzte Auflage wieder verwendet. Eine Kupferplatte ließ, war sie gut gearbeitet und tief geätzt, über 2000 Abzüge zu, eine Zahl, die zugleich der Durchschnittsauflage der damaligen Buchproduktion entspricht, ja sie unter bestimmten Voraussetzungen leicht übertrifft. 'Tiefgeätzte Platten halten 2000 bis 3000; zartere Platten 1000 bis 1500, gestochene 2000 bis 3000, und hartes Kupfer überhaupt mehr Abdrücke, als ein weiches aus." 45 Der Typensatz wurde schneller umgeschlagen als sich die Platte durch den Druck der Presse und das Abwischen mit scharfer Lauge abnützte, wodurch die Schraffierung leidet und der Abdruck immer blasser wird. Sie konnte nach ihren 2000 Abzügen neu aufgestochen oder nachgeätzt werden. 46
42
Ostermeßkatalog Leipzig (1681), "Teutsche Theologische Bücher der Römisch-Catholischen".
43
Koschlig, Grimmelshausen und seine Verleger (1939), S. 77.
44
vgl. Darnton, Eine Druckerei jenseits der Grenze (1988), S. 136ff.
45
Gütle, Kunst in Kupfer zu stechen (1795), T1 3, § 107, S. 76. - Die Angaben über die mögliche Zahl der Abzüge schwanken selbst innerhalb Gütles Werk, wohl eine Folge der Entstehungsgeschichte des Buches, das zuerst 1643 französisch erschienen und 1673 in Nürnberg in deutscher Übersetzung herausgekommen war. Die Angaben reichen für gestochene Platten von 500 guten Abzügen (TI 1, § 272) über 600-800 (TI 1, § 266) bis zu den zitierten 2000-3000.
46
ebda; vgl. T1 3, § 115.
422
Anhang: Druckgeschichte
In mehrfacher Hinsicht fällt das Frontispiz der Ausgaben 9a.9 aus der Reihe. Die Titelkupfer aller anderen Ausgaben sind dazu seitenverkehrt. Die Reproduktionstechnik des Kupferdrucks kennt für die (nicht in erster Linie künstlerischen) Zwecke der Gebrauchsgraphik vor allem Methoden des Durchpausens, Übertragens oder Abzeichnens, die das positive Bild auf der neuen Platte fixieren, sodaß ein zum Vorbild seitenverkehrter Abdruck entsteht. 4 7 Offensichtlich haben wir mit den Produkten eines oder mehrerer Kopiervorgänge zu tun, die auf die einzige "seitenverkehrte", nämlich die als Vorlage dienende Ausgabe 9a.9 zurückgehen. D a ß alle anderen Kopien seitenverkehrt sind, entstand aus dem Prinzip der Reproduktion nach einer für den Erstdruck gehaltenen Ausgabe, die zur Verwechselbarkeit des Produktes mit dem Original führen sollte. Die Analyse der Textillustrationen wird ergeben, daß die spiegelverkehrte Reproduktion dort in Kauf genommen wurde, während der Blickfang des Titels und Titelkupfers dem vermeintlichen Erstdruck möglichst deckungsgleich zu ähneln hatte. Das Format der Kopien stimmt mit dem Original überein, das damit als einziger aller Mercks Wienn-Drucke die gleiche Höhe mißt wie das zugehörige Titelblatt. Die ursprüngliche und zeitübliche Konzeption, Titelkupfer und Titelblatt in gleicher Abmessung zu halten, hat sich nur in der Erstausgabe in ihrem Duodezformat durchgesetzt, während die Nachdrucker platzsparend im Oktavformat drucken und die gestörte Übereinstimmung in Kauf nehmen (nur der Hersteller des Kupfers in 9a. 1 und 9a.3 Brno hat, um die Darstellung zu strecken, ein bißchen Boden dazuschraffiert). Z u diesen Indizien des Nachdrucks kommt zuletzt das Vorhandensein der Signaturen des Zeichners Michael Hoffmann 4 8 und des Stechers Johann Martin Lerch, 4 9 die nur im Kupfer von 9a.9 aufscheinen und das Original gegenüber den Nachstichen unterscheiden, 5 0 womit auch die Titelkupfer zum Argument für den Erstdruck werden. Billiger als eine Kupferplatte kam der Holzschnitt, der als Hochdruckverfahren in einem Druckvorgang zugleich mit dem Letterndruck angewendet wurde. Die Ausgabe 9a.5 verwendet durchgängig den Holzschnitt zur Illustration, die Ausgabe 9a. 1 den Kupferstich als Frontispiz, den Holzschnitt für die Embleme. Die Ausgaben 9a. 10, 9a. 11 und 9a. 12 haben ein geschnittenes Frontispiz und ersetzen ζ. T. die Darstellungen durch entsprechende Texthinweise, 51 eine aus den
47
J. Meyer spricht in diesem Zusammenhang fälschlich (weil einen Druckvorgang anstelle einer Kopie bezeichnend) vom "Abklatsch" einer Vignette, wo eine geläufige Reproduktionstechnik verwendet wurde. Meyer, Die A-Drucke (1985), passim.
48
geb. Nürnberg, + Wien 20.3.1695; 1674 Hofmaler der Kaiserinwitwe Eleonore Gonzaga. Thieme/Becker, Lexikon der bildenden Künstler, Bd 17 (1924), S. 277.
49
geb. in Oberleiningen (Württ.), 1659-1684 in Wien tätig. Ebda Bd 23 (1929), S. 110.
50
vgl. dagegen die "Todten-Bruderschafft", deren Erstdruck Johann Martin Lerch illustrierte, während das Kupfer der Ausgabe 15.7 durch Sigmund Gabriel Hipschmann gefertigt wurde.
51
z.B. die Ausgabe 9a.l0: "Entwurff. Den marschierenden Soldathen weisen zwey Todt mit Trommel und Pfeiffen in Gotts-Acker" (S. 168).
1. "Mercks Wienn": Erstdruck und Nachdrucke
423
beliebten Emblemwerken der Epoche bekannte Methode der Verbilligung. 52 Nachdem diese Drucke durch den Hinweis "Erstlich getruckt" bzw. durch ihr Impressum als Nachdrucke gelten müssen, bleiben sie für die Bestimmung der Erstausgabe außer Betracht. Das Titelkupfer der Erstausgabe und seine Vorlage In ikonographischer Hinsicht steht das barocke Titelkupfer zum Buchtext in einem Spannungsverhältnis der allegorischen oder emblematischen Verrätselung, deren bekanntestes Beispiel, Grimmelshausens Fabelwesen des SimplizissimusTitelkupfers, die Forschung nicht aufhört zu beschäftigen. Als Abbildung mit dem Anspruch auf topographische und zeichnerische Genauigkeit läßt sich die Darstellung des Mercks Wïenn-Titelkupfers kaum betrachten. Während beim Titelkupfer der Soldaten Glory hohe Genauigkeit der Stadtdarstellung deutlich erkennbar angestrebt war, wird hier dem Betrachter der gute Wille zugemutet, die dargestellte Stadt entsprechend dem Werktitel und dem Täfelchen, das vom Baume hängt, als Wien zu identifizieren. Auf die Genauigkeit der Abbildung legen Zeichner und Stecher, so scheint es zunächst, keinen großen Wert. Der Zeichner hat sich jedoch an eine moderne Vorlage gehalten, nämlich an Wolf Wilhelm P r ä m e r s g r o ß e n PROSPECTUS MERJDJONALJS VJENNAE AVSTRJAE, der, von Tobias Sadeler radiert und gestochen, 1678 Prämers Ehren-Preiß beiliegt. 53 Gesehen von Süden, liegt hinter fruchtbaren Feldern die Stadt Wien. Der für Mercks Wienn verwendete Ausschnitt umfaßt den zentralen Abschnitt von Prämers Tafel vom Himmelpfortkloster (dessen Dachlaterne Hoffmann vernachlässigte) über den westlichen Riesentor-Turm (die Spitze des zweiten wird hinter dem Dach des Domes sichtbar, Hoffmann hat daraus einen Dachreiter gemacht) bis zum Stephansturm, dessen Maßwerk differenziert gestaltet ist. Uhr und Turmbekrönung fehlen nicht. Die Seitenfront hat Hoffmann nach Prämer nur mehr angedeutet, das Türmchen davor war in Prämers Darstellung ein in die Stadtbefestigung integrierter Eckturm der Wasserkunstbastei gewesen. Hinter dem Chor von St. Stephan wird in Prämers "Prospectus" der Heidenturm sichtbar, Hoffmann hat ihn an eine kurze Dachfläche einfach angeschlossen. Das davor sichtbare Kloster St. Ursula blieb als markantes Gebäude (freilich ohne die Dachlaterne) gut erkennbar. Hinter den Beinen des Skeletts setzt sich der Stadthintergrund maßstabgetreu fort, bis über der kurzen Zwiebel, die von der ausladenden Franziskanerkirche Prämers übrig blieb, der Turm dieser Kirche erscheint, dessen charakteristischen Helm Hoffmann gut getroffen
52
vgl. die Ausgaben von Engelgraves ursprünglich mit emblematischen Kupfern versehenen Predigtsammlungen "Caeleste Pantheon" und "Lux Evangelica" sowie die Nachdrucke von Picinellis "Mundus Symbolicus".
53
"Ehren-Preiß Der Kayserlichen Residentz: unnd Nider-Oesterreichischen Haubt-Statt WJENN. [...] Neben dero ausführlichen Grund-Beschreibung/ und vorgesetzten Prospect-Risses Kupffer-Blat herauß gegeben." Wien: Voigt 1678 [WStLB C 5535],
424
Anhang: Druckgeschichte
hat. Auch die Details der davor sichtbaren Häuser verweisen noch auf Prämer. Die Wahl der neuesten erhältlichen Vorlage für das Titelkupfer belegt den angestrebten Realismus des programmatischen Bildes, obwohl die Stadt verkleinert und seitenverkehrt zur Darstellung kommt, wie das die Verwendung des Storchenschnabels für Radierungen nach Vorlagen mit sich bringt. Dem EhrenPreiß der Stadt folgt zwei Jahre später deren größte Bedrängnis. Die Titelkupfer der Nachdrucke und ihre Zusammengehörigkeit Alle Titelillustrationen ähneln einander in hohem Ausmaß und stammen offensichtlich vom gleichen Entwurf. Je detaillierter allerdings der Betrachter Darstellung wie Technik untersucht, desto stärker der Eindruck, daß jedes einzelne Frontispiz individuell hergestellt wurde und sich auf diesem Wege schwerlich Anhaltspunkte für die Bestimmung genetisch verwandter Drucke finden lassen. Aber schon die Sicherheit, mit der man von einigen Kupferplatten oder Druckstöcken feststellen kann, daß sie nur für einen einzigen Druck herangezogen wurden, hilft weiter. Hat ein Kupfer kein Gegenstück eines anderen Zustandes, so muß als äußerst wahrscheinlich gelten, daß wir mit einem singulären Nachdruck zu tun haben, denn für weitere Ausgaben hätte man die bereitliegende Platte anstelle einer Neuanfertigung erneut verwenden können. Die Individualität des Frontispiz in einer Reihe ähnlicher Illustrationen deutet auf das Faktum eines einmaligen und natürlich unrechtmäßigen Nachdrucks durch einen sonst unbeteiligten Drucker hin. 1. Schon die oberflächlichen Beobachtungen der technischen Merkmale, des Formats oder Motivs lassen einige Frontispize aus den Titeldarstellungen als singuläre Lösungen herausfallen. Das gilt mit Sicherheit für den Holzschnitt im Druck 9a.5, eine Ausgabe, die auf den Tiefdruck auch in den Totentanzillustrationen verzichtet, für die (auch gegenüber 9a.9) verkleinerte Darstellung in 9a. 11 und 9a. 12 sowie für die eigenartige Gestaltung des Titelkupfers in 9a. 1, das weder Eule noch Täfelchen mit Titel aufweist und dessen Baum an der Stelle von Blättern mit zahlreichen kleinen Totenköpfen behangen ist. Diese Kupferplatten bzw. der Holzschnitt wurden für keinen weiteren Druck herangezogen, ebensowenig das signierte und "seitenverkehrte" Kupfer von 9a.9. Ist die Ausgabe 9a.9 durch die bislang gesammelten Beweise als Erstausgabe anzusetzen, so sind die genannten Ausgaben Nachdrucke fremder Drucker. 2. Das auffälligste Merkmal der Ähnlichkeit zusammengehöriger Frontispize ist das von der Eule gehaltene Täfelchen mit dem Titel Mercks Wienn. Die Buchstaben sind nicht im Letternsatz zusammengestellt und eingedruckt, sondern für das Tiefdruckverfahren gestochen bzw. geätzt. Ihre Form bindet sich daher viel weniger an die Norm der Schriftgießer, der Stecher hat vielmehr Gelegenheit, sich kalligraphisch zu entfalten und liefert uns damit wichtige Anhaltspunkte. Die Erstausgabe verziert die Anfangsbuchstaben auf dem T ä f e l c h e n mit
1. "Mercks Wienn ": Erstdruck und Nachdrucke
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schwungvollen Arabesken als Initialfolie. Noch schwungvoller verfahren 9a.2 GNM, Dr und Nbg. Völlig ohne Verzierung bleibt die Initiale W in 9a.2 ÖNB, 9a.4, 9a.7 und 9a.8, wogegen die M-Initiale einige Arabesken aufweist. In 9a.3 Brno sind beide Initialen ohne Verzierung als einfache Frakturtypen ausgeführt. Aufgrund der Stiche ergibt sich folgendes Bild zusammenhängender Ausgaben:
Tabelle 6: Zusammengehörigkeit der Titelkupfer Gruppe I
9a.2 ONB, 9a.4,9a.7,9a.8
Gruppe II
9a.2 GNM, 9a.2 Dr, 9a.2 Nbg
Gruppe III
9a.3 Brno, WStLB
Gruppe IV
9a.6 : schlichter Buchstabentypus ähnlich Gruppe II
Besteht über die Buchstaben hinaus eine Beziehung zwischen den Illustrationen? Charakteristische Eigentümlichkeiten herrschen speziell in der Darstellung der Hintergrundarchitektur vor, die mit Wiens tatsächlichem Erscheinungsbild nicht viel gemein hat, in der Gestaltung der Türme, in der Schraffur der Schatten. Die Titelkupfer der ersten Gruppe ähneln einander in hohem Grade. Die kleinen Differenzen zeigen sich an den genannten Details. Äußere Maße, Vergleichszahlen (Täfelchen) und sonstige Details belegen, daß diese Darstellungen jeweils von der gleichen Platte abgezogen wurden, die dazwischen neu bearbeitet wurde, um die Abnützung durch die hohe Auflage auszugleichen. Den Ausgangszustand (Zustand 1) der Platte repräsentieren die Titelkupfer der Ausgaben 9a.4 und 9a.2 ÖNB, deren Identität diese beiden Drucke im Stemma aneinander bindet. Das Maß der Platte beträgt 131 χ 89 mm, jenes der Darstellung 123/125 χ 84/85 mm. Das Täfelchen mißt außen 13 χ 23 mm, innen 10 χ 20 mm. Die Fahne ist leer. Die Aufschrift des am Boden liegenden Blattes lautet hier "Resp ect", wobei die ins Blatt ragende Spitze der Fußmasche, mit welcher Junker Tod sich schmückt, den letzten Buchstaben als k erscheinen läßt ("Respeck") - möglicherweise ein Hinweis auf die Filiation der einzelnen Kupfer und damit der Gruppen untereinander. Die rhombenartigen Sechsecke, mit denen auch hier der Stephansturm gegliedert ist, differenzieren die Stockwerke etwas deutlicher. Der Turm mündet in eine schlichte Spitze. Der Helm des Nebenturms sitzt nun direkt auf dem Baukörper auf und trägt ohne Knauf ein einfaches Kreuz, dessen Querbalken etwas zu weit nach rechts gerutscht ist. Die Schraffur des Astes folgt hier seiner Verlaufsrichtung. Das Titelkupfer der Ausgabe 9a.8 mit den Maßen 127 χ 88 mm (Platte) und 123 χ 84 mm (Darstellung) stellt den zweiten Zustand der gleichen Platte dar. Wichtigstes Merkmal ist die Jahreszahl "1679" auf der Fahne des Todes, ansonsten gleicht der Abdruck, soweit ich sehe, völlig jenem des ersten Zustandes. Ohne genauere Vorstellung vom tatsächlichen Druckort und -jähr dieser Ausga-
426
Anhang: Druckgeschichte
ben kann man über die Gründe für die neue Datierung nur rätseln. Daß die Abfolge von der leeren zur datierten Fahne angenommen werden muß und nicht etwa die Tilgung der Jahreszahl vorliegt, ergibt sich zwingend aus der Beiziehung des dritten, ebenfalls mit Jahreszahl versehenen Zustands, der eindeutig eine Bearbeitung des Zustands 1 darstellt, und wird von der folgenden Druckuntersuchung bestätigt werden. Den dritten Zustand der nämlichen Platte zeigt das Titelkupfer der Ausgabe 9a.7. Wieder stimmen Maße (Platte 131 χ 89 mm, Darstellung 124 χ 85 mm, Täfelchen 13 χ 23, innen 10 χ 21 mm), Schrift sowie Darstellung überein. Die Fahne trägt die Jahreszahl, darüber hinaus fallen weitere Details als Ergebnis der Bearbeitung ins Auge. Die Darstellung wurde recht gründlich überarbeitet, das Muster im Spitzenjabot des Todes erneuert, der Schleier der Frauengestalt ergänzt. Vor allem wurden die Schatten durch zusätzliche Schraffuren verstärkt. St. Stephan trägt nun eine Querschraffur über der noch sichtbaren vertikalen, das Kirchengebäude am rechten Bildrand desgleichen, und der stumpfe Ast erscheint hier kräftig querschraffiert. Sehr deutlich zeigt der Untergrund rechts unten neben dem Bein des Todes, daß der Bearbeiter über die differenzierte Schraffur der ersten beiden Zustände eine kräftige, schräg und senkrecht verlaufende Schraffur gelegt hat. Die anderen Details stimmen mit dem Ausgangszustand überein. Ein Vergleich der zweiten Gruppe ergibt völlige Identität der Abzüge und belegt die Verwendung ein und derselben Platte. Die Platte mißt 126 χ 87 mm, die Darstellung 124 χ 84 mm, das Täfelchen mißt außen 13 χ 23 mm, der innere Rahmen 10 χ 20 mm. Die Beschriftung der Fahne fehlt. In unschöner Verteilung hat der Illustrator die Buchstabengruppen "Resp e ckt" auf dem Blatt Papier (?) verteilt, das der Tod mit Füßen tritt. Die Turmspitze von St. Stephan trägt ein wohl als Wappenadler anzusprechendes Gebilde. Die gotische Gestalt des Turmes wird durch rhombenförmige Sechsecke mit eingeschriebenen Strichen ("Fenstern") mehr angedeutet als illustriert. Detaillierter ist der Nebenturm rechts davon geraten, dessen Helm auf einem Gesimse aufsitzt. Über seinem Knauf erhebt sich als Bekrönung eine einfache Stange. Den stumpfen Ast, der hinter der Frauengestalt ins Zentrum ragt, hat der Illustrator schräg zu seiner Verlaufsrichtung, fast waagrecht, schraffiert. Damit lassen sich die Drucke der ersten Gruppe nicht nur in ihrer Zusammengehörigkeit, sondern auch in ihrer Abfolge fixieren. Am Beginn dieser Reihe stehen die Drucke 9a.2 ÖNB oder 9a.4 mit dem Titelkupfer in Zustand 1, gefolgt vom Druck 9a.8 mit Zustand 2 und vom Druck 9a.7 mit Zustand 3. Die zeitliche Abfolge dieser Gruppe sieht nun so aus: Gruppe I
9a.4/9a.2ÖNB
9a.8
9a.7
Zwar kann damit die genetische Verwandtschaft noch nicht behauptet, kann noch kein Stemma der Abhängigkeit der Texte erstellt werden, die Zuordnung
427
1. "Mercks Wienn ": Erstdruck und Nachdrucke
zu einem gemeinsamen Drucker aber ist mit hoher Wahrscheinlichkeit erwiesen. Die Tabelle der Kollationsformeln war bloß ein erster Überblick, die Analyse der Titelkupfer ließ vier zusammengehörige Gruppen von Drucken hervortreten. Unter der Voraussetzung, daß identische Kupferplatten auf jeweils eine Offizin hindeuten, sind nun neben Vivian, Franciscus in Landshut sowie Ammon und Zubrodt in Frankfurt sechs verschiedene anonyme Drucker zu erkennen, sodaß sich, geordnet wiederum nach abnehmendem Umfang, folgendes Bild ergibt:
Tabelle 7:
Gruppierung der Drucker
Drucker I
9a.4/9a.2 0 N B
Drucker II
9a.2 GNM
9a.8
9a.7
9a.2 Dr 9a.2 Nbg Drucker III
9a.3 Brno 9a.3 WStLB
Drucker IV
9a.6
Drucker V
9a.5
Drucker VI
9a. 1
1.3.3 Beobachtungen zur Paginierung Die engen Abhängigkeiten der Mercks Wenn-Drucke untereinander, die zu einem ganzen Bündel satzgleich eingerichteter Ausgaben geführt hat, erschweren die chronologische Aufgliederung und die Erhellung des Produktionsprozesses. Die Paginierung scheint deshalb einen wichtigen Anhaltspunkt zu bieten, weil sie zum Beginn des Kapitels "Ursache" in mehreren Drucken parallele Abweichungen aufweist. Das Emblem "Mittam pestilentiam in medio vestri" (Lv 26,25) steht in neun Drucken auf Bl. J6V/138. In den Drucken 9a.4, 9a.2 ÖNB und in beiden 9a.3-Drucken springt die Paginierung sodann auf S. 133 (J7 r ), sodaß mit der ersten Seite des neuen Bogen K l r die Seitenzahl 137 erreicht ist. Die Drucke der zweiten Gruppe dagegen setzen die Paginierung regelmäßig fort und springen mit dem neuen Bogen von 142 (J8V) auf 137 (Kl r ) zurück. Ganz ohne Fehler sind die Drucke 9a.7 und 9a. 1 paginiert, die Bl. K l r mit 143 beziffern. Schließlich bleibt auf den Druck 9a.8 zu verweisen, dessen regelmäßige Paginierung den Kapitelbeginn auf Seite 133 setzt, allerdings auf Bl. K3V. Allem Anschein nach müßte daher dieser Druck als Vorlage gelten, dem die anderen Nachdrucke die Seitenziffer 133 für den Kapitelbeginn entnommen hätten.
428
Anhang:
Druckgeschichte
Tabelle 8: Paginierungsfehler im Kapitel "Ursache" Emblem
Kapitelbeginn
Blatt
K3 r
K3V
K4r
K4V
K5 r
KS"
K6 r
K6V
9a.8
-132
133
134
135
136
137
138-
176 S.
Blatt
J6V
J7r
j r
J8 r
J8V 1
Klr
Klv
9a.2 ÖNB
-138 1
133
134
135
136
137
138-
192 S.
9a.4
-138 1
133
134
135
136
137
138-
192 S.
9a.7
-138
139
140
141
142
143
144-
192 S.
9a. 1
-138
139
140
141
142
143
144-
192 S.
9a.2 Dr
-138
139
140
141
142 1
137
138-
192 S.
9a.2 GNM
-138
139
140
141
142 1
137
138-
192 S.
9a.2 Nbg
-138
139
140
141
142 1
139 1
138-
192 S.
9a.3 Brno
-138 1
133
134
135
136
137
138-
192 S.
133 1
140
141 1
[137]
138-
192 S.
9a.3 WStLB -138 1
Der zunächst einleuchtende Befund der Abhängigkeit der Nachdrucke vom Druck 9a.8 wird indes von den textkritischen Beobachtungen nicht gestützt, sondern ins Gegenteil verkehrt. Der Druck 9a.8 stellt, wie bereits der Zustand des Titelkupfers auswies, einen relativ späten Nachdruck mit häufigen Fehlern dar, dessen Textgestalt nur mehr für zwei weitere Drucke der Ausgangspunkt war. Möglicherweise geht die Paginierung der Nachdrucke auf einen bisher unentdeckten Druck mit gleicher Einrichtung wie 9a.8 zurück, der als Archetypus zwischen den 9a.9-Ausgaben und allen anderen Nachdrucken vermittelt haben müßte. Die Hypothese, der besonders fehlerhaft paginierte Druck 9a.3 WStLB habe in der Schöndruckform des Bogens J mit der Fehlpaginierung, die dann in Κ weitergezählt worden sei, einen Leitfehler hervorgebracht, scheitert ebenfalls am Textbefund, der diese Ausgabe an einen Endpunkt verweist. 1.3.4 Textkritische Analyse Nachdem die Möglichkeiten der analytischen Druckbeschreibung hier an ihre Grenze gelangen und die Abhängigkeitsverhältnisse der Mercks Wenn-Drucke nicht weiter erhellen können, steht noch die textkritische Analyse zur Verfügung, um ein Stemma der Ausgaben zu erstellen und in kritischer recensio ihren Überlieferungswert zu befragen. Durch die Beobachtung kollektiver Arbeit am Text gewarnt, jede Veränderung als Verbesserung oder Verschlimmerung des Textes am Phantom eines intakten Urtextes zu messen, bleiben im so sehr auf
1. "Mercks Wienn": Erstdruck und Nachdrucke
429
die Wiener Gegebenheiten bezogenen Pesttraktat einige Textpartien zu registrieren, deren Veränderung nicht mehr rückgängig zu machen war und die darin die Verlaufsrichtung der Satzabhängigkeit klar vorgeben. Es sind dies die topographischen und historischen Namen, die dem auswärtigen Setzer nicht bekannt sein mußten oder konnten, und es sind dies die zahlreichen Autoritätsbeweise, Zitate und Belegstellen, deren Druckfehler aus individueller Sprachkompetenz nicht mehr korrigierbar waren. Sie erhärten zusammen mit anderen Satzfehlern die in der Druckanalyse dargestellten Abhängigkeitsverhältnisse. In den Namensverschreibungen haben die späteren Ausgaben der Gruppe I einige Leitfehler gemeinsam, die in anderen Nachdrucken nicht auftreten. Die Drucke 9a.8, 9a.7 und 9a. 1 schreiben gemeinsam statt "[Johann Frantz Pfeiffer von] Schallamheimb" (9a.9: 369) "Schallanheimb" (9a.8: 166, 9a.7: 173, 9a. 1: 182), statt "Johann Nicola Ruckenbaumb" (9a.9: 371) unter Auslassung des ersten Vornamens "Nicola Ruckenbaum" (9a.8: 166, 9a.7: 173, 9a. 1: 183), der Familienname Johann Ferdinand Henthaller (9a.9: 367) gerät ihnen zu "Hernthaller" (9a.8: 165, 9a.7: 172, 9a.l: 181), "Wolffgang Plöckner" (9a.9: 372) wird zu "Plöncker" (9a.8: 167, 9a.7: 173, 9a.l: 183). Zum karmelitischen Ordensnamen "Hironymus Joseph â S. Anna" (9a.9: 357) erfindet jeder Setzer eine eigene, doch offensichtlich verwandte Verballhornung: "Hieronymus à Joseph & S. Anna" (9a.8: 162), "Hieronymus à Joseph, & S. Anna" (9a.7: 168) und "Hieronymus à Joseph S. Anna" (9a.l: 177). Von diesen Ausgaben gehen im Stemma keine anderen Drucke aus, sie sind die Endprodukte einer bewegten Nachdruckgeschichte. Druck 9a.8 liegt den beiden anderen Drucken voraus, wie zwei Textvarianten aus dem Fundus der Namen belegen. Die drei Vornamen des Johann Christoph Ignatius Kotius (9a.9: 372) hat Druck 9a.8 noch vollständig, wenngleich der Setzer - wie bei den meisten Vornamen - zu "Joh." kürzt (9a.8: 167). Die beiden anderen Drucke setzen nur den zweiten und dritten Vornamen, Druck 9a. 1 überdies mit dem Druckfehler "Ignatiut" (9a.7, 174: "Christ. Ignatius Kotius", 9a.l, 183: "Christ. Ignatiut Kotius"). Schließlich haben die Drucke 9a.7 und 9a.l auch die Namensform "Fersilla" gemeinsam, die 9a.8 noch korrekt "Ferfilla" geschrieben hatte, ein Fehler, der möglicherweise die beiden Drucke aufeinander bezieht, aber auch auf der schlechten Letternqualität der jeweiligen Satzvorlage beruhen kann (9a.9: 371, 9a.8: 166, 9a.7: 173). Die Namensform "Stockdejuß" für "N. Stockdejus" (9a.9: 373) haben nur diese Drucke gemeinsam (9a.7: 174, 9a. 1: 183). Doch es existieren Beweise dafür, daß jeder der Drucke 9a.7 und 9a.l unabhängig vom anderen setzt. Beim Namen "Joannes Ignatius Arnezhofer" (9a.9: 355), dessen beide Vornamen 9a.8 wiederum abkürzt (9a.8: 161), schreibt 9a.7 "Ign. Arnezhoffer" (9a.7: 167), 9a.l dagegen "Joannes Arnezhoffer" (9a.l: 176). Und schließlich zeigt sich an den hapax legomena entstellter Namen, daß die Drucke unabhängige Endpunkte darstellen, bei 9a.7 an der Auslassung des Vornamens von Paulus Steffinger (9a.9: 355, 9a.7: 167) und an der Form "Scmuzer" für Dominicus Schmutzer (9a.9: 356, 9a.7: 168), bei 9a. 1 an den Schreibungen
430
Anhang:
Druckgeschichte
"Matthaei" für Casparus Mathoi (9a.9: 355, 9a. 1: 176) und schließlich an der Umtaufe des Maximinus â S. Simone Stock (9a.9: 357) zu einem "Maximiiianus à Simone Stock" (9a. 1: 178). Eine Interpolation, die nur im Hinblick auf auswärtiges Publikum sinnvoll erscheinen konnte, bestätigt unsere Beobachtungen, die zudem der typographischen Analyse genau entsprechen (vgl. Anhang, Abschnitt 1.3.4). Im Kapitel "Ermahnung" wird von der Andacht der Wiener erzählt und erwähnt, auf dem Graben sei eine Dreifaltigkeitssäule errichtet worden. Dieser Information fügen die Ausgaben 9a.8, 9a.7 und 9a. 1 die Auskunft bei, dabei handle es sich um einen Platz und nicht um eine wehrtechnische Anlage: Die Wiener haben "ein schöne Säulen auffgericht auff dem so genanten Graben" (9a.8: 170, 9a.7 [mit DF]: 175, 9a. 1: 185). In der Erstausgabe wie in allen anderen Drucken heißt es dagegen schlicht "auff dem Graben". Als Ausgangspunkt der in Gruppe I zusammengefaßten Drucke wiesen 9a.4 und 9a.2 ÖNB Kupferillustrationen des gleichen Zustands auf, und die typographische Analyse bestätigt nicht nur diese äußere Zusammengehörigkeit, sie erweist auch teilweise Satzidentität. Die Widerdruckform des Bogens E kann durch gemeinsame fehlerhafte Typen 54 und Druckfehler 5 5 eindeutig als identischer Satz erkannt werden. Auf Seite 64 ( E l ^ und 65, 69 und 72 von 9a.4 wurde der Kolumnentitel jeweils neu gesetzt, der Satz blieb jener von 9a.2 ÖNB. Seite 68 wurde neu gesetzt, ebenso Seite 73 (E6 r ). Einige Druckfehler hat 9a.4 gegenüber 9a.2 ÖNB im gemeinsamen Satz dabei korrigiert, 56 was uns verbietet, von einem Zwitterdruck zu sprechen, und zugleich die Reihenfolge der Drucke bezeichnet. Der Satz blieb stehen, wurde neu mit Stegen und Kolumnentitel umgeben und in die Druckform eingepaßt, Seite 73 wurde neu gesetzt, weil die als Vignette verwendete Totenbahre, die an dieser Stelle das Kapitel abschließt, offenbar in einem anderen Druck, wohl einer Leichenpredigt, gebraucht worden war. Da zugleich die folgenden Seiten in beiden Drucken eine andere Frakturtype benutzen, erklärt sich, daß ab S. 73 in der Widerdruckform neu gesetzt werden mußte. Die kleine Frakturtype kehrt in beiden Drucken auf Seite 177-178 (M5) sowie auf Seite 190-192 (N3V-N4V) wieder, und auch diese Seiten sind bis auf Seite 178 satzidentisch, deren Vignette wiederum die Auflösung des Satzes und den Neusatz in 9a.4 nötig machte. Seite 177 blieb im Nachdruck unangetastet, 57 Seite 190-192 wurde nach Druckfehlern durchsucht und dementsprechend 54
65/4 "geschrieben/": Virgel gebrochen; 65/3.V.U. "Prxceptor": ae-Type beschädigt; 69/19 "wol": w•fype defekt; 69/21 "geringsten": zweite e-Type druckt kaum; 72/6 "Stulte": S-Type gebrochen etc.
55
64/19 "überalle Verdienste"; 64/29 "Vermeidung//"; 64/6.v.u. "niget" [recte neiget]; 69/12 "eiuer" [recte einer]; 69/23 "wiintschenO lieber GOTT" etc.
56
64/16 "dannoch nich errathen" zu "dannoch nicht errathen"; 65/5 "Characttern" zu "Charactern"; dagegen neue Druckfehler in 9a.4: 69/1 "so must e" wird "somust e"; 69/2.v.u. "und" wird "nnd" etc.
57
zur Satzidentität: Z. 4 "Sinn": S-Type rechts defekt; Z. 24: "Kriegs = Officier": " = "-Zeichen oben beschädigt; Druckfehler: Z. 9 "ungezweiffelet"; Z. 26 "gesparrt" [recte gespart].
1. "Mercks Wienn ": Erstdruck und Nachdrucke
431
verbessert. 58 Der aufgelöste restliche Satz fand anderswo Verwendung. Das Faktum des Stehsatzes weist auf die Kürze der Frist hin, die zwischen dem Druck von 9a.2 ÖNB und 9a.4 verstrich, weil das Aufbewahren gesetzter Druckseiten in der Periode des Handdrucks mangels großer Typenvorräte durchaus nicht die Regel war. 59 Der textkritische Vergleich unterstreicht die typographischen Beobachtungen. Der Druckfehler, der den pleonastischen Superlativ "allermüglichster Respect" (9a.2 ÖNB: 127/20) zum Positiv "allermüglicher" (9a.4: 127; mit D F "Respet") werden ließ, wird von den Nachdrucken nur dieser Gruppe so übernommen (9a.8: 123; 9a.7: 126, 9a. 1: 134), die Anrufung der in 9a.2 ÖNB noch im Sinne Abrahams korrekt mit "O ihr lappische Cammer-Brut!" (139) angesprochenen Kammerjungfrauen mißversteht der gutwillige Setzer von 9a.4, er spricht im Singular: "O ihr lappische Cammer-Braut!" (139), worin ihm, wiederum im Gegensatz zu den anderen Nachdrucken, jene dieser Gruppe folgen (9a.8: 137, 9a.7: 143; 9a.l: 150). In das italienische Zitat "Voi conducete mia moglie, menate ancora me di gratia Insieme con lei" (9a.9: 232), das 9a.2 ÖNB (109) so wiedergegeben hatte, schleicht sich in 9a.4 der Druckfehler "Insimie" (109), den 9a.8 übernimmt und das Zitat dabei gleichzeitig weiter entstellt. 60 Die des Italienischen sichtlich unkundigen Setzer von 9a.7 und 9a. 1 übernehmen auch diese Form und führen ihrerseits neue Entstellungen ein. 6 1 Die aus der jeweiligen Vorlage falsch übernommenen Zitate, Seitenziffern, Kustodenabweichungen und Bogensignaturen bestätigen, 62 daß die Drucke 9a.2 ÖNB, 9a.4, 9a.8, 9a.7 und 9a. 1 voneinander abhängen. Mit einem letzten Beispiel, einer Preßkorruptele, sei geschlossen. Ein Spieß, der vor der Ziffer im Nachweis "Fui. 19. lib." (9a.2 ÖNB: 24) aufstieg, wird zu "Ful. 19. lib." (9a.4, 9a.7, 9a.l: 16), dann zu "Ful. 1.19." (9a.8), womit der nunmehr falsche Nachweis wenigstens formal der üblichen Zitierweise entspricht und typographische Einheitlichkeit hergestellt ist. Auch bei
58
Zur Identität: 190/24 "aufgeblassene": η-Type im ersten Abstrich verkürzt; 191/2: zweite Virgel gebrochen; 192/28 "Wallfisch": s-Type defekt. - Druckfehler: 190/7 "Zeugnnß" zu "Zeugnuß", 191/11 "Opffer Frag" zu "Opffer?Frag", 192/30 "Babi= | Ionischen" zu "Baby= | Ionischen"; als Druckfehler blieb stehen 192/3 "ihr sind" [recte "ihr find"].
59
"Zu keinem Zeitpunkt gibt es also 'den Satz' [...], tatsächlich existieren immer nur einige wenige Druckformen [...]. 'Dem Satz' als Ganzem entspricht in Wirklichkeit nur ein längerer Prozeß der typographischen Umsetzung bestimmter Textmengen in Kolumnen, ein Prozeß des Ausschießens, Abdruckens und der Auflösung von Druckformen sowie der ständigen Neuverwendung eines begrenzten Letternvorrates [...]." Boghardt, Analytische Druckforschung (1977), S. 35; vgl. Gaskell, New Introduction (1972), "standing type", S. 116f.
60
"Uni conducete mia moglie, menate ancora me di gratia Insimie con- | lei" (9a.8: 106).
61
"Vio condu- I ducete mia moglie menate ancora me di gratia Insime con lei, | " (9a.7: 107); "Vio conducete mia | moglie menate ancora me di gratia Insime con lei, | " (9a.l: 118).
62
vgl. den Leitfehler "Mors est Rahel" in 9a.4 (48) und 9a.8 (49; nicht aber in 9a.7, das hier nach 9a.2 ÖNB setzt), den in 9a.8 nach 9a.4 falsch signierten Bogen D sowie die Fehlsignatur D4 nach 9a.4 und die Paginierungsfehler 17 und 22, die 9a.8 auf den entsprechenden Textseiten aus 9a.4 übernahm.
432
Anhang: Dnickgeschichte
der autoritätsheischenden Zitierung in Barockdrucken ist das Medium schon die halbe Botschaft. Die Drucke der Gruppe II weisen eine so weitgehende Ähnlichkeit auf, daß das Instrument der Namenskollation hier nicht greift. Gemeinsam ist ihnen nicht nur die Satzeinrichtung mit der Paginierung, gemeinsam und abweichend von den anderen Drucken setzen sie auch "Kohlenmarckt" (28) statt "Kohlmarckt" ("Auff dem Kohlmarckt/ hat der Todt nichts als kohlschwartze Trauerkleider verursachet." 9a.9: 51) sowie "Donfalter-Strassen" (27) statt "Donfaltstrassen" (9a.9: 50/51), sie ersetzen das Adverb in "hat ihr das scharpffe Eyß den Kopff wurtz abgeschnitten" (9a.9: 298) und schreiben "den Kopff morsch abgeschnitten" (139), und sie lassen, wiederum in Gegensatz zu allen anderen Drucken, in der Invokationsformel des Kapitels "Geistliche" "KOmbt her ihr silber weisse Schwanen" (9a.9: 58) die Partikel "her" entfallen: "KOmmt ihr Silber-weisse Schwanen" (31). Die Reihenfolge des Satzes kann unter der Voraussetzung, daß ein in der gleichen Offizin hergestellter Druck jeweils die Satzvorlage für den nächsten Nachdruck bildet, aus Druckfehlern erschlossen werden. Am Schluß der Reihe muß der Druck 9a.2 GNM stehen. Er interpoliert die Konjunktion "und" vor "von dannen nimm deine Ruckreis" (Dr, Nbg: 17) und verfälscht den Nachweis "P. Die. lib. 17." (Dr, Nbg: 24) zu "P. Dac. lib. 17.". Druck 9a.2 Nbg steht zwischen Dr und GNM, sein Setzer liest ein rundes r und ein η als m und setzt den heutigen Wiener Vorort und damaligen Wallfahrtsort Hernais, in Dr als "Hermals" (Dr: 22) geschrieben, als "Herrmals", worin ihm GNM folgt. Der zunächst nur auf Reproduktion ausgerichtete häufige Neusatz führte zu einer unmerklichen Veränderung des Textes, dessen topographisches Verweissystem und dessen Sprachnorm außerhalb Wiens nicht allgemein verständlich war. So bezeugt die Tätigkeit der Setzer zugleich eine kollektive sinnstiftende Arbeit am Text, die allmähliche Vereindeutigungen herbeiführt, wo der Erstdruck und der erste Nachdruck für den auswärtigen Leser und Setzer noch Fragen aufwarfen. Die "Sündes Bänder", die "ein vornehmer Handelsmann" bisweilen im Gewissen hätte (9a.9: 18), läßt Druck 9a.2 Dr noch unangetastet (15), während 9a.2 Nbg ein Kompositum "Sündes-Bänder" setzt, das 9a.2 GNM schließlich zur Metapher "Sünden-Bänder" vereindeutigt. Die beiden 9a.3-Drucke der Gruppe III ähneln einander in hohem Ausmaß und sind im Satz voneinander abhängig. Gegenüber anderen gleich eingerichteten Drucken haben sie beispielsweise den Verlust der ersten Zeile auf S. 152 gemeinsam, sodaß der Satz hier entstellt "Warumb ist Absolon mit | einer] 11 den? Wegen der Sünd" lautet statt "Warum ist Absalon mit | einer] | | einer dreyfachen Lantzen durchstochen wor- | den? Wegen der Sünd;" (alle 9a.2-Drucke und 9a.4: 151/152, 9a.8: 143). Abweichend vom korrekten "Isa. 34." der anderen weisen die 9a.3-Drucke das Schriftwort zum Soldatenemblem gemeinsam als "Isa. 43." (120) nach. Die Priorität des Druckes Brno geht aus dem Verlust eines Vornamens sowie einer weiteren Druckzeile deutlich hervor. Simon Stephan
1. "Mercks Wienn": Erstdruck und Nachdrucke
433
Schuster (9a.9: 370) wird im Druck 9a.3 Brno (182) noch korrekt mit seinem Familiennamen benannt, in 9a.3 WStLB (182) heißt er nur mehr Simon Stephan. Eine Flüchtigkeit hat den an 9a.3 Brno orientierten Setzer auf S. 28 eine Zeile überspringen lassen, um gleich die nächste anzuschließen, die mit dem gleichen Wort beginnt. Hieß es in 9a.3 Brno noch korrekt "Das Raht- | gassei/ ist vor dem Todt kein Röttgassel gewest. Jn dem Rosen- | gassei/ hat der Todt ziemlich abgebrockt.", so liest man in 9a.3 WStLB: "Das Raht- | gassei/ hat der Tod ziemlich abgebrockt." (28) Beide Fehler treten nur in diesem Druck auf, der demnach ebenfalls einen Endpunkt im Stemma bildet. Druck 9a.6 aus G r u p p e IV, der in Hinblick auf die betont oberdeutsche Sprachnorm des Setzers einen Sonderfall darstellt, zeigt im Text charakteristische Verschlechterungen. An singulären Namensformen führt 9a.6 "Strumpff" (202) statt [Johann Jacob] Stumpff (9a.9: 372) und "Motthoi" (192) statt Casparus Mathoi (9a.9: 355). In Abrahams Behauptung, beim Bau des Salomonischen Tempels sei "nicht ein Hammer/ nicht ein Eysen gehört worden" (9a.9: 228 und, mit kleinen orthographischen und diakritischen Abweichungen, alle anderen Drucke), verliert 9a.6 das erste Glied des Parallelismus, sodaß die gegenteilige Aussage "ein Hammer/ nicht ein Eysen" entsteht (9a.6:128). Schließlich bleibt für Druck 9a.5 auf die nur hier anzutreffende Namensform 'Tebermann" (177) statt 'Tebetman" (9a.9: 356) und auf den vom überall so gesetzten "schreibt Paulus Orosius lib. 7. c. 21." (9a.9: 319 und, wiederum mit kleineren Abweichungen, alle anderen Drucke 6 3 ) zu "Paulus Crosius" (9a.5: 160) entstellten Nachweis hinzuweisen. Allerdings haben wir bei dieser Ausgabe mit einem mitgestaltenden Setzer bzw. Korrektor zu tun, der den Text genauer Revision unterwarf und interpolierte, wo ihm ein Satz unklar geblieben war, wo eine Kapitelüberschrift zu fehlen schien. So kommt es zur Ergänzung der Überschrift des Rahel-Abschnitts "Der Wienerische Todt hat sonderheitlich den Weibspersonen hart zugesetzt/ und ohne Ansehen deren/ viel Tausend aufgerieben" (52) und des Kapitels über die Eheleute "Der Todt hat auch die Eheliche zu Wien hart angefochten/ und denselben unsäglich grosses Elend zugefüget" (108). Einen Leitfehler, den alle anderen Ausgaben mitschleppen, weil ihre Vorlage eine Zeile vom 9a.9 Zw ausließ (und von dem noch die Rede sein wird), hat der Setzer von 9a.5 geschickt behoben. Die entstellte Anrede an die Arbeiter im Weinberg (Mt 20,12) "doch aber verdienet/ muß bekeften/ gebührendes Lob euer arbeitsamer Eyffer/ in dem Weingarten gearbeitet habt", lautet hier syntaktisch einigermaßen korrekt "doch aber verdienet/ muß bekennen/ gebührendes Lob euer arbeitsamer Eiffer/ daß ihr in dem Weingarten gearbeitet habt" (174). Damit ist der Verlust des Abrahamischen Textes ausgeglichen, der in der Erstausgabe so lautete: "doch aber verdienet/ muß bekennen/ gebührendes Lob euer arbeitsamer Eyffer/ in dem ihr den gantzen Tag so embsig in dem Weingarten 63
nur Druck 9a.7 schreibt "Paulus Orisius lib. 7. cap. 21." (154).
434
Anhang: Druckgeschichte
gearbeit habt" (9a.9: 350), damit ist zugleich erwiesen, daß die Satzvorlage von 9a.5 nicht 9a.9 gewesen sein kann, sondern ein Druck mit hier unvollständigem Text. In stemmatischer Form können die Ergebnisse so zusammengefaßt werden, wobei die Gruppe die gemeinsame Offizin und die vertikale Achse die Dependenz der Satzvorlagen angibt:
Tabelle 9: Abhängigkeiten III
IV
V
9a.2 Dr
9a.2 ÖNB
9a.3 Brno
9a.6
9a.5
1 9a.2 Nbg
1 9a.4
1 9a.3 WStLB
1 9a.2 GNM
1 9a.8
II
I
— 9a. 1
1 9a.7
1.4 Das Stemma der Nachdrucke 1.4.1 Gruppierung der Nachdrucke aufgrund der Textkupfer Die Gruppierung der Drucke und die Analyse ihrer Abhängigkeitsverhältnisse läßt nun ein Stemma erscheinen, das zwar die Drucke in Gruppen reihen, die Beziehung der Gruppen zueinander jedoch nur in einem Fall darstellen kann. Wieder soll ein Umweg zum Ziel führen, der über die Illustrationen des Textes geht. Sie illustrieren die Totentanzthematik, die der Text adaptiert. 64 Das einleitende Emblem 6 5 benutzt mit dem Bild der Orgel eine geläufige ordo-Worstellung als Entwurf für das ständisch geordnete Gemeinwesen (Nr. 1). "Der Todt schlagt auf der Orgel/ und ladet alle Stand zu seinem Requiem", paraphrasiert die nicht illustrierte Ausgabe 9a. 10, in der die picturae textuell realisiert sind und deren Beschreibungen nun zitiert werden, den Kerngedanken (S. 11). Die Ständereihe eröffnet der Geistliche, der im Emblem Nr. 2 nur metonymisch präsent ist - "Der Todt mit seiner Scheer/ bescheeret alle seine auß der Kirchen gehende Schäfflein", beschreibt 9a. 10 (S. 40) - , während das Frauenzimmer (Nr. 3) und
64
vgl. oben Kap. 4, Abschnitt 4.2.3.3. Obwohl die szenische Darstellung aus dem ikonographischen Quellenfundus der Totentanzmotivik stammt und im strengen Sinne emblematischer Bildlichkeit entgegensteht, die niemals den ganzen Menschen abbildet, ist der Terminus "Emblem" hier wegen der Dreigestalt von biblischem Motto, bildlicher Darstellung und gereimter subscriptio am Platze. Die "dreiteilige Oberflächengestalt" und die übrigen Merkmale des Emblems sind vollzählig realisiert, nur das Motto steht unter und nicht über dem Bild. Scholz, Überlegungen zur Gattungsbestimmung (1988), 'S. 299.
1. "Mercks Wienn "; Erstdruck und Nachdrucke
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der Reiche (Nr. 4) durch den Tod bei ihrer Tätigkeit überrascht werden. 66 Nicht überrascht, sondern in Geduld zum Grabe hingeführt werden die Gelehrten (Nr. 5) und die Soldaten (Nr. 7), 67 die aus Klugheit und Profession um das unausweichliche Ende wissen, während die mit dem Tod aufgelöste Ehe in Nr. 6 symbolische Darstellung findet: "Der Todt bricht den Trew-Ring der Eheleuth in zwey Stuck" (9a.l0: 142). Das letzte Emblem (Nr. 8) leitet den entscheidenden Abschnitt ein, in dem Abraham die Sünde als Ursache des verhängten Übels deutet, und hier wird der Tod vom Herrscher zum Boten Gottes, auf dessen Ratschluß er verweist: "Ein Doctor speculiert/ wo doch die Pest herkomme: der Todt zaigt ihme auff einer Rollen die Sünd" (9a. 10: 190). Die Emblemkupfer der Gruppe I präsentieren getreue Kopien der Wiener Kupfer in den Ausgaben 9a.9. Das einfachste Kopierverfahren bestand in der Einfärbung der Rückseite einer Vorlage, die dann auf die eingewachste Platte mittels Nachzeichnen durchgepaust wurde. "Hiebey wird aber der Abdruk, den hernach die Platte giebt, links, wenn das Original rechts war", 68 es resultiert eine seitenverkehrte Darstellung. Diese Kopien werden zum Ausgangspunkt der anderen Illustrationen. Die Kupfer der Gruppe II wurden gleichfalls durchgepaust, wodurch sie zu jenen der Gruppe I seitenverkehrt, infolge des doppelten Kopiervorgangs zu denen von 9a.9 hingegen seitenrichtig stehen. Die Platten wurden jeweils mit der entsprechenden Seitenziffer versehen, was nach der Vorlage leicht möglich war, aber alle weiteren Nachdrucke, in denen die Platten Verwendung fanden, auf die gleiche Satzeinrichtung verpflichtete. Der Künstler hat die durchgepausten Bilder stärker bearbeitet, einzelne Details umgedeutet und leere Flächen gefüllt, Proportionen und Dimensionen aber beibehalten. Möglicherweise war statt des Durchpausens ein Spiegel zur Hand. 69 Rustizierungen und Gebäudedetails wurden besser ausgearbeitet (Nr. 2), Gemälde zu Fenstern umgestaltet und mit Gittern oder Sprossen versehen (Nr. 3 und 4), Böden mit Dielen (Nr. 4) oder Pflastersteinen gefüllt (Nr. 5), Dachflächen mit Ziegeln gezeichnet (Nr. 2 und 5). Nicht bloß der horror vacui motivierte den Gestaltungswillen des Nachstechers, sondern auch ein Verständnis für Symmetrien und Details (vgl. das Balkongitter in Nr. 5). Die Kartuschen der Embleme Nr. 7 und 8 sind gegenüber der Vorlage seitenrichtig gestaltet. Im Soldatenemblem (Nr. 7) steht einem Lorbeerzweig ein
66
"Ein Frawenzimmer kräußt sich vor dem Spiegel/ der Todt aber sticht ihr von hinden her den Narren" (9a.l0: 69); "Ein Reicher sitzt zehlend vor seinem Gelt-Tisch; der Todt reist ihn an einer güldenen Ketten/ vmb den Halß gefeßelt/ über den Stuhl ab" (9a.l0: 88).
67
"Der Todt gehet den Gelehrten mit einem Scepter/ als ihr Weegweiser vor" (9a.l0: 111); "Den marschierenden Soldathen weisen zwey Todt mit Trommel und Pfeiffen in Gotts- Acker" (9a.l0: 168).
68
Gütle, Kunst in Kupfer zu stechen (1795), TI 1, c. 36 "Vom Abkopiren", § 294, S. 355; vgl. auch TI I, § 13.
69
Gütle, Kunst in Kupfer zu stechen (1795), TI 1, § 291 über die Verwendung des Spiegels, S. 352: "Diese Art zu graviren wird nur im Kleinen ausgeübt."
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Anhang: Druckgeschichte
verdorrter Ast als Vanitas-Symbol gegenüber, der in dieser Fassung, ikonographisch korrekt, über den Friedhof zu stehen kommt, während die marschierende Truppe noch unter dem Siegeszeichen prangt. Die Kartusche des letzten Emblems hat der Bearbeiter gleichfalls umgedreht, freilich ohne Folgen für die Aussage des Bildes, aber in Einklang mit der uhrzeigergemäßen Symbolisierung der Vergänglichkeit in der vorherigen Kartusche. Beide Kartuschen wurden vom erfahrenen Nachstecher nicht durchgepaust, sondern (gegenüber der Vorlage seitenverkehrt) frei nachgestochen oder -radiert, was sich an Details wie der Verkürzung der Zweige in Nr. 7, den Geißelstricken und der zur Klinge hier normal gestellten Parierstange des Säbels in Nr. 8 erweist, und sind aus diesem Grunde gegenüber der Vorlage seitenrichtig. Der künstlerisch anspruchsvolleren Form der Kopie durch freies Nachzeichnen auf der Platte begegnen wir in den Emblemen der Gruppe III, die zu eigenständigeren Detaillösungen führt. In den nachgezeichneten Emblemen verschoben sich die Proportionen und Dimensionen, und manches schien dem Künstler entbehrlich. Die Form der Schere in Nr. 2, die Gestaltung des Fensters sowie der doppelte Strahlenkranz der Sonne in Nr. 3, die Dielen des Bodens sowie der Schwund der Münzen zu kleinen Kügelchen in der Kartusche von Nr. 4 und schließlich die gleich breit ausgeführten Sicheln im Rahmen von Nr. 6 verweisen auf die Illustrationen der Gruppe II als Vorlage. Der unbekannte Künstler zeichnete auf der Platte seitenverkehrt nach (woraus Verschiebungen und Änderungen resultieren; vgl. die Raumperspektive in Nr. 4), sodaß eine seitenrichtige Kopie entsteht, nur Emblem Nr. 3 pauste er ab, das seitenverkehrt zur Vorlage erscheint. 7 0 Qualitativ am besten ist Emblem Nr. 6 geraten, bei dessen Landschaftshintergrund die Geschicklichkeit des Künstlers mit der Radiernadel eindrucksvoll zur Geltung kam. Die andere Hälfte der Embleme hat jedoch Gruppe I zum Vorbild, deren Darstellungen wiederum auf der Platte seitenverkehrt nachgezeichnet wurden, sodaß gegenüber 9a.2 ÖNB seitenrichtige Abbildungen entstehen. Die Embleme Nr. 1, 5, 7 und 8 sind dabei von geringerer Qualität wie jene der ersten Hälfte, was auf zwei verschiedene Künstler hindeutet. In Nr. 1 wird der Rahmen umgestaltet, sodaß die Schlangen zu Voluten verschleifen, die Orgel hat nun neun Pfeifen statt sieben. Die Säule verliert ihren ausgeprägten Fuß, der Tod spielt auf einer nun zweimanualigen Tastatur. Das Haus von Nr. 5 ist nur mehr zum Teil am Rand des Medaillons sichtbar, und in Nr. 7 fehlt der Busch auf dem Felsenrücken in Bildmitte sowie die Kapelle des Friedhofs. Die mögliche Erklärung, zwei Künstler hätten separat alle Illustrationen kopiert, scheitert am Argument der Kosteneinsparung, unter deren Diktat der Nachdruck steht, auch fin70
Die denkbare alternative Erklärungsmöglichkeit, daß das Emblem der Gruppe III die Vorlage für II abgegeben habe, sticht hier nicht, denn in III wurde die in I und II noch sichtbare Wappentapete zu einer Türe umgestaltet und das Band, das sie in I und II hielt, durch einen Ziergegenstand ersetzt. Daß II die Vorlage war, geht aus Fenster und Strahlenkranz eindeutig hervor.
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den sich in den eingesehenen Exemplaren nur die genannten Abzüge. Der zweifache Kopierprozeß von zwei verschiedenen Vorlagen belegt hingegen die Eile, die den Nachdrucker antrieb, möglichst schnell mit seinem Raubdruck auf den Markt zu kommen, und ihn deshalb zwei Stecher zur gleichzeitigen Arbeit engagieren ließ. Er zeigt weiter, daß wohl schon der Drucker den Unterschied satzimitierender Doppeldrucke (Imitationsdrucke) übersah oder ignorierte und benennt den Unsicherheitsfaktor der stemmatischen Analyse, die den möglichen parallelen Satz von satzverschiedenen Vorlagen 71 nicht ausreichend in Betracht ziehen konnte. Die Holzschnitte des Druckes 9a. 1 gehen aller Wahrscheinlichkeit nach wiederum auf Gruppe I zurück. Rasche Herstellungsmöglichkeit und drucktechnisch einfache Handhabung bestimmten den Nachdrucker, zum Holzschnitt zu greifen. Die Beweisführung wird von den technischen Gegebenheiten erschwert, da die Details im Holzschnitt gröber geraten und die Absicht der Imitation mit der Wahl dieses Druckverfahrens schon aufgegeben ist. Einige Details sprechen für I als Vorlage, so der leere Spiegel in Emblem Nr. 3, das Bild in Nr. 4 (das in den anderen Kopien zum Fenster geriet), das halbbelaubte Bäumchen in Nr. 6 (das in Gruppe III zum ausgewachsenen Baum wurde), der Rahmen in Nr. 8. Der Holzschneider pauste die Darstellungen auf den Stock durch, sie stehen zu Gruppe I seitenverkehrt. Die Proportionen sind einigermaßen getreu eingehalten. Das nämliche gilt für die Illustrationen in Druck 9a.5. Die Details in Nr. 2 (Dachschraffur, Scherenform, halber Baum), das leere Bild in Nr. 3 (in dem die obere Wappenbegrenzung zu einer doppelten Linie wurde) und Nr. 4 (dessen Schmuckkette als Strangulierinstrument noch der Holzschnitt deutlich darstellt), schließlich der Rahmen von Nr. 7 und 8 machen die Kopien aus Gruppe I als Vorlage plausibel. 72 Der Holzschneider hat hier eine seitenverkehrte Zeichnung auf seinen Stock gebracht und ein gegenüber dem Vorbild seitenrichtiges Abbild erzielt, nur Emblem Nr. 2 wurde gepaust und erscheint zu 9a.2 ÖNB seitenverkehrt. Das Verfahren bewirkte geringere Detailtreue als die gepausten Schnitte in 9a. 1. Die bisher vorgeführten Kopien beruhen auf den Reproduktionsmethoden des Durchpausens und des seitenverkehrten Nachzeichnens eines vorliegenden Kupferstiches. Die detailgetreueste Kopie war durch das doppelte Durchpausen möglich, das ein seitengetreues Bild der Vorlage liefert, und dieses Verfahren verwendete der Illustrator von Druck 9a.6. Seine Vorlage war einmal mehr 71
Boghardt, Analytische Druckforschung (1977), S. 152 bemerkt zu den "Grenzen der druckanalytischen Methode": "1[.] Jeder Druck kann mehr als eine Vorlage haben, die Vorlagen können wechseln oder kontaminiert sein. 2[.] Auch bei einer einheitlichen Vorlage können an einzelnen Stellen Änderungen auftreten, bei denen sich dann die Frage nach der Autorisation erhebt. Prinzipiell ist das selbst bei Doppeldrucken zu erwägen."
72
Daß 9a.9 zur Vorlage gedient hätte, ist nicht auszuschließen, aber widersinnig, denn der Text stammt definitiv nicht aus 9a.9 (vgl. oben).
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Anhang: Druckgeschichte
Gruppe I, seine Technik so ausgefeilt, daß nur an winzigsten Details ein Unterschied zur Vorlage feststellbar ist. In diesem Druck fällt Emblem Nr. 2 aus dem Rahmen. Der Drucker hat dafür nicht das Kupfer der Vorlage verwendet, sondern Kupfer Nr. 5 umgestaltet (das an der richtigen Stelle vorlagengetreu als eigene Platte Verwendung fand). Der Tod führt hier Kleriker, dort Gelehrte. Die programmatische Veränderung tilgt die mögliche Mißverständlichkeit der Darstellung des Schafscherers, der die vertrauensvollen Geschöpfe ihres Kleides beraubt - eine in oberdeutschen Totentänzen gebräuchliche Darstellung des Falschen Hirten 7 3 - , sie stellt die Geistlichen den Gelehrten gleich und hebt ihre Würde zu gleichem Rang. Somit entstand ein Bild der Abhängigkeit von Vorlagen und Kopien, das den Beobachtungen am Text nicht entgegensteht, sondern sie ergänzt und unterstreicht. In der folgenden Abbildung bezeichnen die Siglen "sv" und "sr" die gegenüber 9a.9 seitenverkehrte bzw. seitenrichtige Darstellung.
Tabelle 10: Stemma der Illustrationen
1.4.2 Textkritischer Befund und Stemma der Mercks Wienn-Nachdrucke Als jeweilige Ausgangspunkte liegen die Ausgaben 9a.2 ÖNB, 9a.2 Dr und 9a.3 Brno in den ersten drei Gruppen fest, deren chronologische Reihenfolge durch die Textillustrationen evident ist, setzt doch 9a.3 beide Drucke voraus, während 9a.2 Dr auf 9a.2 ÖNB beruht. Außerhalb der Gruppen stehen ohne direkte Nachfahren die Drucke 9a.5 und 9a.6. Die Drucke 9a.2 ÖNB und 9a.4 bilden die Vorhut der Gruppe I, gefolgt vom Druck 9a.8, der nach 9a.4 setzt. Zwei verschiedene Vorlagen hat Druck 9a.7. 73
Breede, Studien (1931), S. 72.
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Der Anfang des Druckes 9a.7 wurde definitiv nicht nach 9a.4 oder 9a.8,74 sondern nach 9a.2 ÖNB gesetzt. Die Bögen Α-D sind Seiten- und zum größten Teil zeilengleich eingerichtet, ab Bogen E bringt 9a.7 gegenüber 9a.2 ein. Für den Setzer am ersten Setzkasten (Bogen A-G) war also 9a.2 ÖNB die Vorlage. 75 Ab Bogen H erfolgte ein anderer, wohl paralleler Satzvorgang aus einer anderen Type, der seine Spur in der Wiederkehr des abweichenden Kolumnentitels "Mercks = Wienn." (ΗΓ/112, H27113, J5V/136, K57152, K67154, L4r/165) hinterlassen hat. Der Kopfsteg mit dem Kolumnentitel blieb stehen, auch der Fehler wurde so der gesetzten Seite in regelmäßigen Abständen immer wieder beigefügt. 76 Dieser Satz erfolgte nicht nach 9a.2 ÖNB, sondern nach 9a.4 oder 9a.8, wahrscheinlich aber - so belegen die Namensverschreibungen - nach 9a.8.77 Was der Wechsel der Schriftgröße und Typengattung vermuten ließ, erhärtet die textkritische Kollation, nämlich die parallele Herstellung unter Zeitdruck, denn es war einer heftigen Nachfrage zu genügen. Größte Schwierigkeiten bietet in textkritischer Hinsicht Druck 9a. 1, ein Nachläufer, dessen Drucker der dritten, dessen Text- und Bildvorlage hingegen der ersten Gruppe angehört. Er präsentiert im Gegensatz zu den meisten anderen Nachdrucken ein einheitliches typographisches Bild, kein Wechsel der Drucktype innerhalb des Textteils stört das Auge. Die fehlerhaften Kolumnentitel deuten auf gleichmäßigen, kontinuierlichen Satz, aus dem nur die Bögen J und L herausfallen. Die direkte und durchgehende Filiation war ohne durchgängige Kollation nicht zu beweisen. Einige Belege verweisen zwingend auf eine bestimmte Vorlage,78 andere sprechen ebenso zwingend dagegen.79 Selbst die Zuordnung der Leitfehler zu den einzelnen Druckformen, die von zwei verschiedenen Setzern nach zwei verschiedenen Vorlagen beschickt werden konnten, brachte kein eindeutiges Ergebnis. Die Frage, ob die vergleichende Vorarbeit
74
vgl. das italienische Zitat, oben Anm. 60 und 61.
75
9a.4 (19) und 9a.8 schreiben "ob sie wenig durch die Schulen gerust", 9a.7 dagegen mit 9a.2 ÖNB (19) korrekt "ob sie schon wenig durch die Schulen gerust"; die entstellte Form "Jn dem StrogasseV hat man- | chen auff dem Strosack erwürgt." haben 9a.7 und 9a.2 ÖNB (29), während 9a.4 und 9a.8 ergänzen: "hat der Todt manchen auf dem Strohsack erwürgt".
76
Er wurde einmal korrigiert, denn zum ersten Mal taucht er gleich zweifach auf der Widerdruckseite von H auf, blieb jedoch in der Folge stehen. - Zum Vorgang der Wiederverwendung von Stegen und Kolumnentiteln vgl. Gaskell, New Introduction (1972), "Stripping, and skeletons", S. 109f, und Boghardt, Analytische Druckforschung (1977), S. 35ff. Gaskell warnt vor der Überbetonung der Kolumnentitelanalyse, die in unserem Fall indes andere Indizien ergänzt: "The pattern of their occurrence is usually easy to establish, but it is unwise to read too much significance into it" (S. 110).
77
"allermüglichster" (9a.2 ÖNB: 127) gegenüber "allermüglicher Respect" (9a.4: 127, 9a.8: 123, 9a.7: 126); Ergänzung "auff dem so genanten Graben" (9a.8: 170,9a.7: 175).
78
auf 9a.7 das italienische Zitat, die Belegreihe im Kapitel "Ursache" (s.u.) sowie gemeinsam verkürzte Nachweise, z.B. "schreibt Proc. lib. 2. de Bell. Pers." (9a.7:154,9a.l: 160).
79
In der Auslassung "ob sie wenig durch die Schulen gerust" (19), in der Ergänzung des Subjekts im Beleg vom "Strohgassel" (31) und im "Orosius"-Zitat (9a.8: 144, 9a.l: 160) folgt 9a.l nicht dem abweichenden 9a.7, sondern 9a.8.
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Anhang:
Druckgeschichte
eines Korrektors, der (vielleicht kapitelweise wechselnde?) Satz nach zwei verschiedenen Vorlagen oder aber die Existenz eines bisher unbekannten Druckes, der 9a.7 und 9a.8 folgen müßte, die Irregularitäten des Druckes 9a. 1 hinreichend erklären könnte, markiert die Grenze des bisher eingeschlagenen Verfahrens. Der Text, soviel steht immerhin fest, setzt beide Drucke voraus, folgt in den meisten Fällen 9a.7 und steht an einem Endpunkt des Stemmas. Zusätzlich zu den Argumenten der Illustrationen und der Textverluste in Gruppe III zeigt ein fast am Ende des Bandes unterlaufener Satzfehler die Abhängigkeit des Druckes 9a.3 Brno von 9a.2 ÖNB. Der Nachdruck folgt seinem Vorbild nahezu Seiten- und zeilengetreu, auf S. 186/187 kamen die zwei letzten Zeilen der Vorlage auf die Folgeseite zu stehen. Das wäre nicht bemerkenswert, der Setzer des Nachdrucks aber hat entgegen seiner Satzeinteilung den Kustos der Vorlage übernommen, der nun nicht mehr in seinen Text paßt. Das Seitenende lautet im Nachdruck "an jedem Eck ein | vor] 11 grosser wohlscheinender Stern" (9a.3 Brno und - zeilengleich - WStLB: ΝΓ/186), während S. 186 der Vorlage so endete: "und bilden ihn solcher Gestalt | vor:] 11 vor:" (9a.2 ÖNB: 186). Der gemeinsame Druckfehler der Seite "198" (statt 168), den selbst 9a.3 WStLB übernahm, zeugt ebenfalls von der Satzvorlage 9a.2 ÖNB. Druck 9a.6 hat einige Leitfehler mit den anderen Drucken gemeinsam, die 9a.9 als Satzvorlage ausschließen. 80 Auch Gruppe II scheidet als Vorlage aus, 81 von Gruppe III kommt Druck 9a.3 Brno in Frage, nicht aber 9a.3 WStLB. 8 2 Aus Gruppe I kann einzig 9a.2 ÖNB als Vorlage gedient haben. 83 In den Namensformen hält sich 9a.6 eher an 9a.2 ÖNB als ian 9a.3 Brno, 8 4 auch den "Vie. Gener." gibt 9a.6 mit 9a.2 ÖNB gegenüber der Gruppe III korrekt wieder (N17189). Daß die Emblemkupfer aufs engste an jene von 9a.2 ÖNB angelehnt sind, gibt den letzten Anstoß, von dieser Ausgabe eine direkte Filiation zu 9a.6 anzusetzen. Auch Druck 9a.5 dürfte von 9a.2 ÖNB, nicht jedoch von 9a.9 abhängen. Die Übernahme des Fehlers "Kohlmarck" (9a.5: 26; aber 9a.5 schreibt alle Komposita mit "-marckt" ohne die Tenuis) könnte zur Vermutung führen, 9a.3 W S t L B hätte dem Setzer vorgelegen, 85 spräche nicht die in 9a.5 korrekte Zeile in der 80
9a.6, 37: "und mich der wahre Glaub" (wie die anderen Drucke; dagegen 9a.9, 58: "vnd so mich der wahre Glaub"); ebenso mit den anderen Nachdrucken der falsche Nachweis im Emblem Nr. 7 9a.6,74: "Lev. 16." (9a.9,131: "Luc. 16.").
81
9a.6 hat S. 37 mit I und III das korrekte "KOmbt her ihr silberweisse Schwanen", ebenso S. 56: "je mehr man es liebkoset/ j e mehr beist es:", die Zusammenschreibung von "allermüglichster Respect" (148), "den Kopff wurtz abgeschnitten" (165) gegenüber dem "morsch" der Gruppe II und schließlich den König Balthasar (179).
82
vgl. den Verlust einer Zeile in 9a.3 WStLB, 28: "Das Raht- | gassei/ hat der Tod ziemlich abgebrockt." sowie das Ergebnis der Namenanalyse.
83
vgl. das in den Ausgaben 9a.4 (109), 9a.8 (106) und 9a.7 (107) entstellte italienische Zitat (9a.6: 130) sowie die Veränderung der "Cammer-Brut" (9a.2 ÖNB: 139, 9a.6: 165) zur "CammerBraut" (9a.4,9a.8,9a.7).
84
vgl. die entrundete Form "Bernhard Schiitter" (9a.3 Brno + WStLB: 183) gegenüber "Bernhard Schlutter" (9a.2 ÖNB: 183,9a.6:201).
85
9a.3 WStLB, 28: "Kohlmarck".
1. "Mercks Wienn": Erstdruck und Nachdrucke
441
Aufzählung der Gassen 86 dagegen. Die Reihe biblischer Belegstellen (vgl. unten) hält sich in ihren Auslassungen an 9a.2 ÖNB, auch die Holzschnitte haben vermutlich 9a.2 ÖNB zum Muster gehabt. Zwei Drucke wurden nach dem Wiener Erstdruck gesetzt, 9a.2 ÖNB, eine Ausgabe, die zur Satzvorlage87 und zum Muster der Druckeinteilung für zahlreiche Nachdrucke wurde, und 9a. 10, die Landshuter Ausgabe des Jahres 1680. Der anonyme Nachdruck 9a.2 ÖNB verliert an mehreren Stellen durch Setzerversehen Text oder ergänzt und verändert,88 was alle anderen Nachdrucke übernehmen. Der Landshuter Nachdruck bietet dagegen an diesen Stellen den mit der Erstausgabe übereinstimmenden Text, ebenso anstatt jener Korrumpierung, die durch eine ausgelassene Zeile in folgender Passage entstand: Liebe Arbeiter eur murrige Zung 5
kan ich dermahlen nicht loben/ auß Ursachen/ weil euch der gedingte Lohn nicht ist geweigert worden/ doch aber verdienet/ muß bekennen/ gebührendes Lob euer arbeitsamer Eyffer/ in
10
dem ihr den gantzen Tag so embsig in dem Weingarten gearbeit habt/ lasset aber euch nicht träumen/ als seyd ihr die allerfleissigste/ dann ich zeige euch weit lobwürdigere/ [...] (9a.9: 350, Z. 4ff.)
Die Vorlage endete (9f.) und begann (lOf.) in zwei aufeinanderfolgenden Zeilen mit dem jeweils gleichen Wort. Das verleitete den Setzer des Nachdrucks 9a.2 ÖNB zur Flüchtigkeit. Da seine Zeile 16 zufällig mit dem gleichen Wort endete, übersprang er die gesamte Zeile 10 der Vorlage:
86
9a.5, 27: "das | Rhatgassel ist vor dem Todt kein Röttgassel gewest: in | dem Rosengassel hat der Todt zimlich abgebrockt:" gegenüber der verkürzten Form in 9a.3 WStLB (28).
87
Einige Satzfehler, die als Gegenargumente herangezogen werden könnten, seien nicht verschwiegen. 9a.2 ÖNB setzt S. 56 den Kustos "unbe-1 sonnene] | | besonnene", dagegen hat 9a.7 "un-1 beson-] | | besonnene", entweder als Korrektur oder aus einer gemeinsamen Satzvorlage. Auch der Fehler S. 62, Z. 18f. "das Täu- [recte Täubel] | war ein armer Teuffel" könnte auf eine andere Vorlage als 9a.9 hindeuten. Ich halte aber die Evidenz der restlichen Beweise für so überzeugend, daß hier von "normalen" Setzerfehlern gesprochen werden muß, wie sie im Druck des 17. Jahrhunderts nicht selten sind.
88
Verlust: "Strohgassel"-Beleg (Anm. 75), "vnd so mich der wahre Glaub" (9a.9: 58) wird in allen Drucken zu "und mich der wahre Glaub" (dagegen 9a.l0, 41: "vnd/ so mich der wahre Glaub"), die Kürzung der Belegreihe (s.u.) nehmen mit 9a.2 ÖNB ebenfalls alle Nachdrucke bis auf 9a.l0 (192) in gleicher Weise vor. Ergänzungen: "Wir elende Adams-Kinder" (Widmung) in allen Drucken bis auf 9a.l0 zu "Wir arme elende" erweitert, die Wiedergabe der öffentlichen Meinung, daß "also gar vermuthlich vor seiner [d.i. vor dem Tod] die Herrn-Häuser vnd reicher Leuth Bewohnungen die Salv. Quard. erhalten" (9a.9: 40), in allen Drucken ergänzt "vor seiner Sensen" (dagegen 9a. 10, 29f. wie 9a.9) Veränderungen: Das korrekte Bibelzitat beim Emblem "Reicher" "Luc. 16." (9a.9: 131) wird in allen Drucken zu "Lev. 16." (9a.l0,88: korrekt).
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Anhang: Druckgeschichte Liebe Arbeiter eur murrige Zung kan ich dermahlen nicht loben/ auß Ursachen/ weil euch der gedingte Lohn nicht ist geweigert
15
worden/ doch aber verdienet/ muß bekeñen/ gebührendes Lob euer arbeitsamer Eyffer/ in dem Weingarten gearbeitet habt/ lasset aber euch nicht träumen/ als seyd ihr die allerfleissigste/ dann ich zeige euch weit lobwürdigere/
20
[...] (9a.2 ÖNB: 171, Z. 12ff.)
Der Landshuter Setzer dagegen ließ die Zeile nicht aus (9a. 10: 230). Die Nachdrucke folgten 9a.2 ÖNB, 89 und zwar bis auf 9a.5 (vgl. oben) ohne korrigierenden Eingriff. Manche andere Auslassungen haben die verschiedenen Gruppen der Nachdrucke verschieden ergänzt. 90 Druck 9a.2 ÖNB setzt Bl. J7V/S. 134 statt der vollen Namensform der Autoritäten nicht selten Abkürzungen und strafft unter anderem die lange biblische Belegreihe für Abrahams Kernbotschaft, "daß diser gifftige Pfeil mehristen Theil von der Hand Gottes abgetruckt wird" (9a.9: 289). Diese Fehler übernehmen nahezu alle Ausgaben, und eine Preßkorruptele soll den letzten Beweis bieten, um den mit derartigen Nachweisen wohl schon über Gebühr strapazierten Leser von der Mittlerstellung des Druckes 9a.2 ÖNB zu überzeugen. Der Nachweis "Num. 14." wird zu "Nu. 41", die Angaben "2. Reg. 24.3. Reg. 8." zieht 9a.2 ÖNB zu "&c." zusammen, ebenso die Angabe "2. Para. 6. 7. 20.". Bis auf 9a. 10 drucken alle Ausgaben Kürzung wie Veränderung nach. In der Belegreihe "Ezech. 5. 7.12. 14.28." war in Dnlck 9a.2 ÖNB die Zehnerstelle der dritten Ziffer allmählich im Satz verschwunden. Die Ausgabe 9a.5 setzte an dieser Stelle die korrekte Kapitelnummer 12, wohl weil in ihrer Satzvorlage die Preßkorruptele noch nicht aufgetreten war, alle anderen Drucke setzen "2". Nur der wachsame Korrektor oder Setzer von 9a.2 GNM, der an mehreren Stellen korrigierend eingriff, bemerkte die irreguläre Reihung und ergänzte wiederum auf "12". Die weiteren, von dieser Reihe ausgehenden Fehler, das angebliche Jeremiaskapitel "322" in 9a.6 (160f.) und die Umnumerierungen und Auslassungen in 9a.7 (139) und 9a. 1 (145) sind für unsere Argumentation nicht mehr von Belang. Das nunmehr vervollständigte Stemma der Mercks Wienn-Ausgaben mit dem Impressum "Wien: Peter Paul Vivian 1680" kann erstellt werden.
89
vgl. 9a.2 Dr, Nbg und GNM: 171,9a.3 Brno und WStLB: 171,9a.4:171,9a.7:166,9a.8:159,9a.l: 174 und 9a.6:190.
90
vgl. die Auslassung des Subjekts im Satz "Jn dem Strohgassel/ hat manchen auff dem Strosack der Todt erwürgt." (9a.9: 54) durch 9a.2 ÖNB, 9a.3 Brno und WStLB sowie 9a.7 (jeweils S. 29): Die Drucke der Gruppe II und 9a.6 (S. 28) ergänzen durch Personalpronomen zu "hat er manchen ...", die Drucke 9a.4, 9a.8 (29), 9a.l (31) und 9a.5 (27) ergänzen das Subjekt an anderer Stelle: "hat der Todt manchen auf dem Strohsack erwürgt". Druck 9a.l0 (38) hat wiederum den Wortlaut des Erstdrucks.
443
1. "Mercks Wienn ": Erstdruck und Nachdrucke
Tabelle 11: Stemma der Mercks Wenn-Drucke
Erstdruck
Gruppe III
Gruppe I
Gruppe II
444
Anhang: Druckgeschichte
2. Die Nachdrucker und ihre Sammelausgaben 2.1 Typographische Zusammenhänge der Abraham-Drucke Gelang die Gruppierung einzelner Ausgaben des so erfolgreichen Pesttraktates, so ist damit erst ein winziger Teil der zahlreichen, vorgeblich 1680 in Wien gedruckten Ausgaben des damit zum Erfolgsautor aufgestiegenen Abraham überhaupt in einen Zusammenhang gebracht. Die Welle der Nachdrucke hat allerdings nicht bloß dieses Werk erfaßt, sondern auch eine zuvor bereits erschienene Predigt (Soldaten Glory) und die drei auf Mercks Wienn folgenden Schriften der Jahre 1680 und 1681, Deo Gratias, Lösch Wien und Große Todten-Bruderschafft, die von der Pest und ihrer Bewältigung berichten. Sie hat damit ein Werkbündel in Umlauf gebracht, das noch vor dem Reimb dich (1684) als Anthologie des Frühwerks Abrahams Popularität begründete. Die Titelkupfer ließen uns nicht nur Verbindungen der Mercks Wienn-Ausgaben untereinander herstellen, sondern verknüpfen auch andere Ausgaben aus dem Kreis der Pestschriften. Ein Beispiel für die vielseitige Verwendungsmöglichkeit einer bearbeiteten Kupferplatte bieten die Verwandlungen des Titelkupfers von Mercks Wienn, das in zwei Fällen zu einem Frontispiz für die Todten-Bruderschafft umgestaltet wurde. Die erste derartige Überarbeitung - womit über die historische Chronologie der Ausgaben noch nichts gesagt sein soll - geht vom Mercks Wienn-Omda 9a.3 Brno aus. Das Kupfer (Darstellung 128 χ 85 mm) gleicht dem Abdruck der Gruppe II, den es zum Vorbild hat. Das Täfelchen mißt 12 χ 19 mm (innen 8 χ 15), die Fahne ist leer, der Stephansturm trägt keine Wetterfahne. Der Schriftzug ähnelt der Vorlage und lautet "Res ρ eckt". Wie in Gruppe II versagen sich die rhombenartigen Gliederungen des Turmes jeden Anspruch auf architektonische Detailtreue. Der Helm des Nebenturmes trägt zwar Knauf und Spitz (mit einem winzigen Kreuz?), ruht aber nun direkt auf dem Baukörper auf. Der Turm der Kirche am rechten Bildrand ist völlig an den Rand gerutscht. Das Antlitz der verschleierten Frauengestalt hat sich durch die Kopie nicht zu seinem Vorteil verändert. Die Sense des Todes wurde verkürzt, der Ast im Zentrum hat Nebenzweige verloren, dafür ist der einzig verbliebene Zweig dicker geraten. Die Basis der Darstellung wurde durch Beifügung zusätzlicher Knochen (links) und einer waagrechten Schraffur (rechts) nach unten verlängert. Die Darstellung geht offenbar auf die Gruppe II zurück. Der zweite Zustand dieser Platte begegnet uns nicht in einem Mercks Wienn-Druck, sondern im Druck 15.5 der Todten-Bruderschafft. Der kahle Baum ist dort belaubt und trägt als Früchte kleine Totenköpfe. An Stelle des Vogels erhebt sich ein Laubbusch über dem Täfelchen, das verlängert wurde - die tief eingegrabene alte Basislinie konnte der Bearbeiter nicht ganz glätten, sie ist in Spuren noch zu sehen - , um einer neuen Inschrift Raum zu geben: "Die grosse | Toden Bru | derschafft". Die
2. Die Nachdrucker und ihre Sammelausgaben
445
Vorlage war stark abgenützt gewesen, was an jenen Partien hervortritt, die der Bearbeiter vernachlässigt hat, nämlich den Architekturdetails des Turmes oder den Rüschen des Todes. Die Schatten hat man durch zusätzliche Schraffierung verstärkt, wodurch etwa rechts unten die waagrechte Schraffierung von Zustand 1 fast völlig zugedeckt wurde. Auch das Gewand der Frauengestalt wurde in dieser Art überarbeitet, der Schleier nachgezogen. Die Stange des Nebenturmes von St. Stephan wurde nun durch Beifügung eines Querbalkens zu einem deutlich sichtbaren Kreuz. Die Platte fand jedoch ein drittes Mal als Titelkupfer Verwendung, und zwar wiederum in einer Mercks Wfewt-Ausgabe, im Druck 9a. 1. Der Laubbusch blieb, das Täfelchen wurde getilgt und ist in Spuren noch auszunehmen, die vormals darüber befindliche Eule ist nun seitenverkehrt an seine Stelle getreten. Dem Stamm entwächst ebenso neues Astwerk wie dem zentralen stumpfen Ast, der die Eule trägt. Alle Details sind völlig totgedruckt, grobe Umrisse und undifferenzierte Schraffuren dominieren. Die nachgearbeitete Inschrift zu Füßen des Todes lautet nun "Res ρ eck", das t ging verloren. Mit diesen Beobachtungen treten die Drucke 9a.3 - 15.5 — 9a. 1 in ein Abhängigkeitsverhältnis, dessen Verlaufsrichtung von den Zuständen des Titelkupfers gewiesen wird. Fest steht, daß keine dieser Ausgaben von Vivian gedruckt wurde - der ja seine Kupferplatte weiter hätte verwenden können; im Jahr 1680 erschien nach unserer Kenntnis in seiner Offizin im fraglichen Format kein Druck mit Titelkupfer, kein Anlaß also, die Platte glätten, mit neuer Darstellung versehen und erneut ätzen zu lassen - , daß jede dem gleichen Druckhaus oder zumindest Verleger entstammt91 und daß sie nacheinander gedruckt wurden. Da die Todten-Bruderschaft als Vereinsschrift zum Hauptfest der Bruderschaft in der Allerseelenoktav herauskam und demnach vermutlich in den letzten beiden Monaten des Jahres 1680 gedruckt wurde,92 können wir für die Ausgabe 9a. 1 den genannten Zeitraum als terminus post quem festlegen. Der Besitzvermerk des Passauer Exemplars datiert den Druck auf die Jahre 1681 bzw. 1682.
91
Heinz-Günter Schmitz beobachtet die nochmalige Verwendung eines Titelholzschnittes einer Volksbuchausgabe in einem anderen Druckort (Schmitz, Die Historien vom Claus Narr (198l), S. 302ff.). Allerdings lagen in jenem Fall Jahrzehnte zwischen den Drucken, während bei Abraham der Drucker seine Kupferplatte kaum aus der Hand gegeben hätte, solange die Nachfrage nach dem Werk anhielt und eine Neuauflage nicht unwahrscheinlich schien. - Vgl. Gajeks Beobachtung: "Da die d r e i mir bekannten Fassungen des 'Geschüchterten Hahns' von 1689 jeweils eine leicht veränderte Version des Titelkupfers ausweisen [sie], dürften die Drucker der zweiten und dritten Ausgabe nicht über die Originalplatte verfügt haben. Wie bereits früher gesagt wurde, halte ich die Hinziehung der Platte durch den Rat von Ulm als die wahrscheinlichste Ursache dafür.'' Gajek, Speers romanhafte und publizistische Schriften (1988), S. 171.
92
Das wird durch den Besitzvermerk im Sammelband der StB St. Florian bestätigt, der 1680 erworben wurde und eine Ausgabe der Todten-Bruderschafft" bereits enthält. Der Band wurde 1681 gebunden, wie das datierte Supralibros ausweist.
446
Anhang: Druckgeschichte
Selbst das Verfahren, ein Mercks Wi'enn-Titelkupfer für die Todten-Bruderschafft umzuarbeiten, fand seinen Nachahmer. Druck 15.8 der Todten-Bruderschafft, schon durch das Impressum "Gedruckt zu Wienn/ Bey Peter Paul Vivian" als Nachdruck eines Auswärtigen erkennbar, denn die Erstausgabe erschien bei Cosmerovius, verwendete eine überarbeitete, vormals bei 9a.2 ÖNB gebrauchte Platte. Die Fahne trägt die Jahreszahl 1679, der Baum zeigt Belaubung und fünf Totenköpfe (gegenüber den zahlreichen im Kupfer von 15.5), die Beschriftung des Täfelchens lautet "Die grosse | Toden Bruder | schafft." Mit dem vierten Zustand des Titelkupfers gesellt sich der Druck 15.8 zur Gruppe I unserer Zusammenstellung der Nachdrucke, die nun so aussieht:
Tabelle 12: Umarbeitungen des Titelkupfers Gruppierung nach gleichem Drucker bzw. Verleger Gruppe I
9a.4, 9a.2 ÖNB, 9a.8, 9a.7,15.8
Gruppe II
9a.2 GNM, 9a.2 Dr, 9a.2 Nbg
Gruppe III Gruppe IV
9a.3 Brno, 9a.3 WStLB, 15.5, 9a.l 9a.6
Gruppe V
9a.5
2.1.1 Zusammengehörigkeiten aufgrund der Vignetten Einmal durch die Metamorphosen des Titelkupfers darauf aufmerksam geworden, daß die Beschränkung bibliographischer Analyse auf die Mercks WiennDruckgeschichte am tatsächlichen Phänomen des Nachdrucks vorbeigeht, der in den Jahren 1680 und 1681 über den ersten Pesttraktat hinaus weitere Werke Abrahams ergreift, nimmt der druckanalytische Blick typographische Gemeinsamkeiten wahr, die nicht bloß die Mercks Wienn-Drucke, sondern auch weitere Druckwerke zu Familien zusammenschließen. Die Vignetten, deren Verwendung durch Vivian die Nachdrucke von den rechtmäßigen Drucken unterschied, liefern erste Indizienbeweise. Zunächst stützen sie die Befunde über die Zusammengehörigkeit bestimmter Mercks Wienn-Ausgaben.93
93
Bei den Seitenziffern der Tabelle sind die Paginierungsfehler beibehalten!
447
2. Die Nachdrucker und ihre Sammelausgaben
Tabelle 13: Mehrfach verwendete Vignetten
Gruppe I
9a.4
9a.2 ÖNB
9a. 8
9a.7
Totenkopf mit kleinem Kreuz, 29 χ 38 mm, bei 9a.2 ÖNB in Rahmen (39 χ 46 mm) aus doppelten Linien
A6712 Dl r /47
(Rahmen): D l 747
B8715
A6711 D1747
G8796 H47117 L8V
Bahre mit Inschrift "LEX UNIVERSI", 28 x 53 mm D7759
Vignette in Blütenform, 0 17 mm
L87198 M5V/178 A6712 B8729 D7759 E6 r /73
M47181
B8729 D7759 E6759 F4v/72 B8r/29
B8729 C8731 D8748 E6 r /73
Gruppe II
E6773 9a.2 GNM
9a.2 Dr
Flucht mit Kindern, "MEMEN | TO | MORI", 44 χ 68 mm
A6712 B8729 D7759 Ε6Γ/73 G2798 H57119 L87168 M5V/178
A6712 B8729 D7759 E6 r /73 G2798 H57119 L87168 M57178
"IHS"-Zierstück, 25 χ 21 mm (mit 2 Fehlstellen), in 9a.7 kopfstehend
D1747 J67137
D1747 J67137
Gruppe III
9a. 1
9a.3 Brno
Vignette "Bahre mit Leichentuch", 37 χ 67 mm
F4785
A6712
Totenkopfvignette mit gekreuzten Knochen, "HOMO MEMENTO MORI", 62 χ 41 mm
B8729
B8729
Federzugvignette mit Totenkopf, 52 χ 46 (mit Kreuz 52) mm
D1747
D1747
Vanitasvignette "HODIE MIHI CRAS TIBI", 64 χ 52 mm
D7 r /59
9a. 3 WStLB
D7 r /59
448
Anhang: Druckgeschichte
Die Zusammengehörigkeit der Drucke wird durch diese Übersicht unzweifelhaft belegt, die nicht nur über den Vignettenvorrat der unbekannten Drucker, sondern auch über die ganz verwandte Satzeinrichtung der Gruppe I unterrichtet, da sich mehrere Male an der gleichen Stelle die gleichen Vignetten vorfinden. Einzig Druck 9a.8, der durch die separate Herstellung der Blätter mit Emblemkupfern anders eingerichtet wurde, fällt aus diesem Rahmen. Doch auch hier stehen die Vignetten an vergleichbarer Stelle im Text, und die Totenbahre schließt zweimal das gleiche Kapitel ab wie die Bahre der anderen Drucke. Ein ähnliches Bild ergeben die Vignetten der Gruppe III, wo die Verwandtschaft der Titelkupfer durch gemeinsam verwendete Vignetten unterstrichen wird. Bis auf zwei stimmen die anderen, sehr zahlreichen Vignetten der Ausgaben 9a.3 Brno und 9a. 1 allerdings nicht überein, in dieser Gruppe erlauben sie keine weitere Aussage. Bei den Drucken der Gruppe II treten die Zusammengehörigkeiten aufgrund des typographischen Materials in weniger auffälliger Weise zutage. Die gleichförmige Verwendung des Vignettenmaterials verbindet insbesondere die Drucke 9a.2 Dr und GNM, in dem als einziger Unterschied zu Dr einmal der IHS-Stock auf den Kopf gestellt wurde (J6r/137; im Verlauf des Druckes wurde der Fehler korrigiert). Im Vignettenmaterial unterscheidet sich 9a.2 Nbg beträchtlich. Fänden sich nicht neben dem Titelkupfer die identischen Emblemkupfer in gleichen Zuständen, die fehlende Korrespondenz der Vignetten müßte uns an einer Verwandtschaft der Drucke zweifeln lassen. Die Annahme, ein unbekannter Verleger im Besitz der Kupferplatten habe für seine Nachdrucke verschiedene Drucker herangezogen, löst das Problem. Hier stehen Drucke verschiedener Offizinen durch den gleichen Verleger in einem Verwandtschaftsverhältnis. Wenn die Titelkupfer auf eine identische Herkunft der vier Drucke aus einer unbekannten Druckerwerkstatt hindeuten,· wenn die Satzeinrichtung und das verwendete Typenmaterial den Befund bestätigen, so können die Vignetten auch andere Nachdrucke Abrahams bestimmten Offizinen zuordnen helfen. Der mit dem Impressum "Erstlich gedruckt zu Wienn" als Nachdruck ausgewiesene Druck 12a.5 des Deo Gratias verwendet ebenfalls die Blütenvignette (A7V/14) der ersten Gruppe, ebenso Druck 12a.3 (a8 v ). Mit der dort aufscheinenden Schlußvignette "Pik und Eichel" (c8v/44, 10 χ 30 mm) führt die Spur zur Ausgabe 4b.2 des Mercks wol Soldat mit "Pik und Eichel" gleichfalls als Schlußvignette (C8V). Dieser Druck wiederum hat die fleurale Vignette (28 χ 83 mm) auf dem Titelblatt mit der Ausgabe 4b. 1 gemeinsam. Die Verbindungen sehen tabellarisch so aus:
449
2. Die Nachdrucker und ihre Sammelausgaben
Tabelle 14: Mehrfach verwendete Vignetten und Titelkupfer
Gruppe I
MW
12a.S
120.3
Vignette in Blütenform Pik und Eichel, 10 χ 30 mm fleurale Vignette mit Linie, 28 x83 mm
Tab. 13
Ar/14
a8v c8v/4
Zustände der Titelkupfer. Zustand 1 Zustand 2 Zustand 3 Zustand 4
4b.2
4b. 1
C8V Tb
Tb
9a.4 9a.2 ÖNB 9a.8 9a.7 15.8
Gruppe II
9a.2Dr/GNM
15.7
Flucht mit Kindern "IHS'-Zierstück (mit 2 Fehlstellen)
siehe Tabelle 13 siehe Tabelle 13
D Tb
Gruppe III
9a.3Brno
15.5
9a.ll4b.5
Titelkupfer
Zustand 1
Zustand 2
Zustand 3
weitere Parallelen
4b.3a Β
12a.4B
14.2b
Blumenstück-Vignette, 22 χ 35 mm
Tb
Ar/13
ar
r
G4V
Todten-Bruderschaffl Vignette lorbeerbekränzter Mann, Rahmen 52 χ 55 mm
15.8
15.3 Tb
Tb
15.4
450
Anhang: Druckgeschichte
2.1.2 Anthologische Zusammengehörigkeit: Konvolute und Beidrucke Der typographische Zusammenhang, der aus der Verwendung der Vignetten hervorscheint, wäre als Argument noch zu schwach, um tatsächlich von der gemeinsamen Herkunft auch der parallel zu den Mercks Wïenn-Nachdrucken hergestellten Drucken zu sprechen. Er erfährt seine Bestätigung mit der Beobachtung, daß in den erhaltenen Exemplaren bestimmte Drucke von gewissen Drukken anderer Werke begleitet werden, die nur in diesem Zusammenhang auftreten und keine andere Bindung eingegangen sind. Dem Bibliographen, der unter Ansatz eines historisch späteren Begriffs von Autorschaft und Werk dem Einzelwerk und seiner Druckgeschichte nachgeht, entgeht das Phänomen der Konkomitanz, das zum Überlieferungsverbund zusammen hergestellter Drucke führte und in den erhaltenen Exemplaren die Geschichte ihrer typographischen Entstehung bewahrte. Ich stelle zunächst die Sammelbände mit ihren genauen, druckanalytisch fixierten Identitäten zusammen, geordnet nach der Mercks WiennZählung Bertsches und dem Standort der Exemplare.
Tabelle 15: Konvolute früher Abraham-Drucke 4b. 1/3 9a. 1 9a.l 9a. 1 9a. 1
16.5 [?] 12a.5 4b.4 14.2a 14.1/3
15.6/7 15.3 12a.5 15.3 12a.5
12a.l-5 4b.4 15.4 4b.4 4b.4
14.1-3 14.6?
9a.2 GNM 9a.2 GNM 9a.2 GNM 9a.2 GNM 9a.2 GNM 9a.2 GNM 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg
4b.3a Β 4b.3a Β 14.2b Β 4b.3a Β 14.2b A 12a.4 Β 4b.3a A 14.2b 12b.2 4b.3a A 14.2b A 4b .3a A 4b.3a A 4b ,3a A 14.2b A 12a.4A 4b.3a A 4b.3a A 14.2b A
12a.4 Β 12a.4B 4b.3a Β 12a.4 Β
14.2b Β 14.2b Β 12a.4B 14.2b Β
15.7 15.7 15.7 15.7
14.2b Β 12a.4 A 15.7 14.2b A 12a.4A 4b.3a A 12a.4A 14.2b A 12a.4A 12a.4A 14.2b A 14.2b A 12a.4 A 12a.4A
15.7
4b.3a Β
4b
12a.4
12a.4A 14.2b A 12a.4A
15.7
4b.3a A 15.5 12a.4A 14.2b A 4b.3a A
9a.2 ÖNB 9a.2 ÖNB 9a.2 ÖNB
14.7 4b.l 12a.3
15.8
12b. 1
12a.5 15.3
4b.3a A 15.7
Brno OSA Aachen: Kriegsverlust Augsburg: 8° Th Pr 6 Dorotheum 24 (1985), Nr. 693 Emden: Philos. 8° 1000IV Bamberg: L.g.o. 60 Berlin SBPK: Db 8761a R Bonn UB: Fa 560/4rara Feldkirch StB: AD-608 Lübeck: 1929 A 211 Wroclaw BU: 319990-94 Kat. Braecklein 26, Nr. 7 Kat. Braecklein 26, Nr. 6 Budapest NB: 174.839 Coburg LB: Ta 125 Hannover LB: G-A 4361 St. Lambrecht Ex. 1 ( + 16.3) St. Lambrecht Ex. 2 Luzern ZB: G.6.9.Í. München UB: 8° Homil. 1352 Nürnberg StB: Solg. 1325.8° Praha SK: 36 C 235 Walberberg, Bornheim: 6/20/7 Wroclaw BU: 319986-89 Aarau: R 156 (a-d) Mainz StB: 680/6 Nr. 1-2 Tübingen UB: Gi 2485
451
2. Die Nachdrucker und ihre Sammelausgaben
9a.3 9a.3 9a.3 9a.3
WStLB WStLB WStLB WStLB
4b.5 4b.5 12b. 1 12b. 1
9a.6 9a.6
14.1 14.2b Β
9a.7 9a.7 9a.7 9a.7 9a.7
Coburg: Cas A 1160-6294 Linz, Landesmuseum: 1620 Mainz StB: 680/7 Nr. 1-3 Würzburg UB: Horn 624-595
12b. 1/2 4b.5
Fulda HLB: Ob 402/95 O.S. Vorau: 4685
4b.3a
12a.4B
15.7
12a.3 4b.2 4b.2 4b.l 4b.l
4b.2 14.6 12a.3? 12a.3
14.7 15.8 14.2a 14.7
15.8 12a.3 15.8? 15.8
Aarau: Ma 1723 (a-e) Donaueschingen: MF 849 ONB Duke 96 St. Florian: VII 7064 München BStB: 8" Horn. 19a
9a.8 9a.8 9a.8 9a.8
4b.4 4b 1/3 4b.2 14.7
12a.5 12a3/4 14.2b C 15.8
14.2a 14.2/3
15.3
Augsburg: 8° Th Pr 7 St. Gallen: JJ rechts II 3,1 WStLB: A 12.219 Ex. 4 Zürich ZB: 15.815
9a. 10
14.2a
14.2b A 14.7 15.7 15.3
12a.4A 15.9 16.5 4b.5 ?
4b.5
Bamberg: L.g.o. 59 4b.3a A
Berlin SBPK:Db8741R Bamberg: L.g.o. 61 Brno OSA München UB: 8° Homil. 1350
Nur wenige überlieferte Mercks Wienn-Exemplare etwa aus der Gruppe I und II treten ohne Adligat auf, wobei die genaue Untersuchung signifikante Häufigkeiten ergibt, mit denen sich Drucke aneinander fügen. Nach unseren Gruppen typographischer Gemeinsamkeiten sortiert, gewinnt die Tabelle Aussagekraft für Beziehungen zwischen den einzelnen Ausgaben, die über den bloßen Zufall der "Buchbindersynthese" hinausgehen, weil sie auf gemeinsamer Herkunft beruhen. Die markanteste derartige Kombination tritt mit dem Mercks Wienw-Druck 9a.2 Nbg [StB] auf, dem ausschließlich ganz bestimmte Drucke des Mercks wol Soldat! (B 4b.3a A, D 4c), des Mercks Oesterreichische Burgerschafft (B 12a.4, D 13c), des Lösch Wienn (B 14.2b A, D 15b) und der Todten-Bruderschafft (B 15.5, D 16d) beigebunden sind. Alle fünf Drucke finden sich in den Exemplaren St. Albert/Walberberg (6/20.7), St. Lambrecht 1 (Ex. " + 5", hier auch noch ein Druck des Auff auff ihr Christen, Β 16.3) und Nürnberg StB (Solg. 1325.8°; auch dieses Ex. mit weiteren Adligaten), vier der Drucke in den Ex. St. Lambrecht 2 94
heute getrennt gebundene Ex.
95
heute getrennt gebundene Ex.
96
Jantz Nr. 330, 331, 335, 325,319. Die Zusammengehörigkeit zumindest der Mercks Wienn- und der Mercks wol Soldat-Ausgabe ist am Vermerk "a few pages slightly cropped side margins" (9a.7, Nr. 330) bzw. "cropped side margins, slight loss" (4b.2, Nr. 331) zu erkennen, während der Katalog bei den anderen Drucken keine Beschädigungsmerkmale anführt.
452
Anhang: Druckgeschichte
(Ex. " + 3") und Praha SK (36 C 235), die Georgspredigt und die Dankpredigt schließlich sind den Ex. Luzern ZB (G.6.9.L) und meinem Ex. beigebunden, wobei die Reihenfolge der Beibindung naturgemäß nicht gleich ist. Eine zweite Kombination ausschließlich druckidentischer Beibindungen ist beim Mercks Wienn-Druck 9a.2 GNM zu beobachten, dessen Ex. in Bonn (UB: Fa 560/4 rr ) und in der Stadtbibliothek Feldkirch (Vbg) (AD-608) eine andere Gruppierung identischer Drucke der gleichen Werkgruppe aufweisen, wenngleich wieder in verschiedener Reihenfolge (4b.3a B, 12a4, 14.2b B, 15.7). Die Feststellung solcher Konvolute wird auch in diesem Fall durch die Trennung und Neubindung der einzelnen Drucke erschwert, die die Bibliotheken im vorigen Jahrhundert nicht selten systematisch durchführen ließen. Die dritte solcherart feststellbare Kombination liegt beim Mercks Wienn-Druck 9a.7 vor, dessen Ex. in St. Florian (VII 7064): 4b. 1 + 12a.3 + 14.7 + 15.8 und in Aarau (Ma 1723 (a)) mit einer Ausnahme (St. Florian: 4b. 1, Aarau: 4b.2) druckidentische Beibindungen aufweisen: 12a.3, 14.7 und 15.8. In der folgenden Tabelle sind die Drucke nach dem Ergebnis der bisherigen Analyse angeordnet:
Tabelle 16: Konvolute nach den Gruppen der Druckanalyse
M. Wienn
MWSoldat
Deo Gr.
12b. 1 12a.3 4b. 1 4b.5 4b.l/3 4b.2 4b.4 4b.l 4b.1 4b.2 4b.2 4b.2
TBr.
Standorte Auff auff ihr Christen
9a.4 / 9a.2 ÖNB / 9a.8 / 9a.7
Gruppe I 9a.2 ÖNB 9a.2 ÖNB 9a.2 ÖNB 9a.8 9a.8 9a.8 9a.8 9a.7 9a.7 9a.7 9a.7 9a.7
L. Wienn
12a.3/4 12a.5 12a3 12a.3 12a.3 12a.3?
Gruppe II
14.7
15.8
14.7 14.2/3 14.2b C 14.2a 14.7
15.8
14.7 14.6 14.2a 14.6?
Aarau Tübingen Mainz Zürich St. Gallen WStLB Augsburg St. Florian München Aarau Donaueschingen Duke
15.3 15.8 15.8 15.8 15.8?
9a.2 GNM / 9a.2 Dr / 9a.2 Nbg
9a.2 Dr (keine Ex. mit Beibindungen) 9a.2 9a.2 9a.2 9a.2 9a.2 9a.2
Nbg Nbg Nbg Nbg Nbg Nbg
4b.3a 4b.3a 4b.3a 4b.3a 4b.3a 4b.3a
A A A A A A
12a.4A 12a.4 A 12a.4A 12a.4A 12a.4 A 12a.4A
14.2b 14.2b 14.2b 14.2b 14.2b 14.2b
A A A A A A
15.5 15.7 15.7
+ Adi. 16.3
Nürnberg St. Lambrecht Bornheim Hannover St. Lambrecht München UB
2. Die Nachdrucker und ihre Sammelausgaben 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg 9a.2 Nbg
9a2 GNM 9a.2 GNM 9a.2 GNM 9a.2 GNM 9a.2 GNM 9a.2 GNM
453 14.2b A 14.2b A
14.2b ? 14.2b A 14.2b A
15.7
4b.3a A
12a.4A 12a.4A 12a.4 A 12a.4 A 12a.4A 12a.4 ? 12b.2 12a.4A
4bJ a Β 4b.3a Β 4b.3a Β 4b.3a Β 4b.3a Β
12a.4 Β 12a.4B 12a.4B 12a.4B 12a.4B
14.2b Β 14.2b Β 14.2b Β 14.2b Β 14.2b Β 14.2b A
15.7 15.7 15.7 15.7 15.7
Gruppe III
9a.3 Brno / 9a. 1
4b.3a A 4b.3a A 4b.3a A 4b.3a A 4b.3a A 4b?
Praha Wroclaw Braecklein Coburg Luzern Braecklein Budapest Berlin SBPK Bamberg Berlin SBPK Bonn Feldkirch Wroclaw Lübeck
9a3 Brno (keine Ex. mit Beibindungen) 9a.3 WStLB 9a.3 WStLB 9a.3 WStLB 9a.3 WStLB
4b.5 4b.5 4b.5
12b.l 12b. 1/2
Mainz Coburg Linz Würzburg
12b.l 15.5
9a.l 9a.l 9a.l 9a.l
4b.4 4b.4 4b.4 4b.4
12a.5 12a.5 12a.5 12a.5
Gruppe IV
14.2a 14.1/3 14.6?
153 15.3 15.3 15.4
Dorotbeum Emden Aachen Augsburg
Vorau Fulda
9a. 6
9a.6 9a.6
4b.3a
12a.4B
14.2b Β 14.1
15.7
unsicher. unspezifisch:
4b.l/3
12a.l-5
14.1-3 14.7
15.6/7 15.9 15.7 15.3
4b.5 ?
16.5? 16.5
Brno Bamberg Brno München
Tabelle 16 erweist Zusammengehörigkeiten bestimmter Druckgruppen mit faszinierender Schlüssigkeit. Während manche Mercks Wienn-Drucke hier nicht (9a.3 Brno, 9a.5) oder nur mit wenigen Beibindungen (9a.3 WStLB) vertreten sind, zeigen die Kombinationen der gut vertretenen Gruppen I und II komplementäre Distributionen der Drucke 4b.3a und 4b. 1 bzw. 2, der Drucke 12a.4 und 12a. 1 bzw. 3 sowie der Drucke 15.7 und 15.8. Innerhalb der Gruppe II sind die Druckvarianten A und Β der Mercks wol Soldat-, der Deo Gratias- und der Lösch Wienn-Drucke klar auf die Drucke 9a.2 Nbg bzw. 9a.2 GNM verteilt. Andererseits bindet das gemeinsame Auftreten der Adligate die Ausgabe 9a.6 an die vor-
454
Anhang: Druckgeschichte
angestellte Gruppe II. Die bisher erwiesenen typographischen Gemeinsamkeiten sind durch Fettdruck angedeutet, einige wenige Irrläufer vermögen die Evidenz der Tabelle nicht zu beeinträchtigen. Der Druck 4b.5 der Georgspredigt Mercks wol Soldat ist wegen eines bemerkenswerten Details im Exemplar der Wiener Stadtbibliothek hier ebenfalls hervorgehoben. Die leere Rückseite des Titelkupfers enthält einen deutlich sichtbaren Abklatsch der Seite 137 (J7 r ) aus dem Mercks Wienn-Druck 9a.3. Der Abklatsch zeigt den dort befindlichen Holzschnitt nicht etwa im Negativ, wie das beim Aufeinanderlegen druckfeuchter Blätter entstanden wäre, sondern positiv als Resultat eines Umdruckvorganges. Der Abklatsch muß daher bereits beim Druck entstanden sein. 97 Ein Blatt hat die Druckfarbe der Seite J7 r (oder der ganzen Druckform) aufgenommen, das noch als Beilage und Futter bei der Herstellung des Titelkupfers von 4b.5 gedient haben muß und auf das angefeuchtete Papier druckte. Der genaue Vorgang bleibt im Dunkeln, die Tatsache der gemeinsamen Herstellung der beiden Drucke aber steht damit fest, wie der Druck auch ausschließlich in Gruppe III auftaucht. Freilich kann erst die Druckanalyse dem aus buchgeschichtlicher Beobachtung geschöpften Argument eine sichere Grundlage liefern, und das typographische Material stimmt in der Tat mit dem Bild der Konvolute überein. Hat die Tabelle 13 die Zusammengehörigkeit der Mercks Wienn-Drucke 9a.4, 9a.2 ÖNB, 9a.8 und 9a.7 bestätigt, die schon im Titelkupfer Verwandtschaft zeigten, und hat die nächste Übersicht der Vignetten die Gemeinsamkeit auf die Ausgaben 12a.3, 4b.2 und 4b. 1 ausgeweitet, so bekräftigt Tabelle 16 den Verdacht, daß die genannte Gruppe ein und demselben Druckhaus entstammt. Nur in der Kombination mit 4b. 1 und 4b.2 sind die Mercks Wien«-Ausgaben der Gruppe I erhalten, Druck 12a.3 des Deo Gratias gesellt sich nur zu dieser Gruppe, Druck 14.7 des Lösch Wienn und Druck 15.8 der Todten-Bruderschafft treten einzig hier auf. Mit 15.8 schließt sich der Kreis der Argumentation, denn das Titelkupfer dieses Druckes ist die Bearbeitung der Platte von 9a.2 ÖNB. Wie sicher die Hypothese der verschwisterten Druckfamilien trägt, zeigte sich daran, daß sie erlaubte, bei Mercks Wenn-Drucken, die im Zuge der Recherchen für die Faksimileausgabe vor längerer Zeit durch Mikrofilm oder Photokopien genau bestimmt werden konnten, die erst später analysierten Adligate präzise vorherzusagen. Ja selbst von separierten und heute verstreuten Drucken läßt sich die ehemalige Zusammengehörigkeit behaupten. Das Exemplar 9a.2 GNM im Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg bildete einst mit den Drucken 14.2b Β und 4b.3a Β einen Band, die in der Sächsischen Landesbibliothek Halle aufbewahrt werden. Gemeinsam tragen die Drucke den Besitzstempel der Stolbergischen Bibliothek Wernigerode.
97
Zur Möglichkeit des Abklatschens in ausgedruckten Büchern durch fehlerhafte Druckerschwärze vgl. Boghardt, "Sebaldus Nothanker" (1978), S. 241.
2. Die Nachdrucker und ihre Sammelausgaben
455
2.2 Identifizierte Nachdrucker der Stadtschriften Mit der Gruppierung der Nachdrucke des Abrahamischen Frühwerks ist die Basis für den Versuch gelegt, die Drucker ihrer Anonymität zu entreißen und Zuschreibungen auszusprechen. Das kann nur durch Indizien gelingen, und die Typographica bleiben unsere einzigen Hilfsmittel. Eine Suche in etlichen Bänden mit Leichenpredigten des katholischen (ÖNB Wien, St. Paul, St. Lambrecht, Kremsmünster) wie des protestantischen Bestands (HAB Wolfenbüttel), eine Drucksorte, die bereits Koschlig bei seiner unerreichten detektivischen Arbeit über Grimmelshausens Nachdrucker zu typographischen Vergleichszwecken herangezogen hatte, 9 8 versprach Aufschluß über die zahlreich verwendeten Totenköpfe und Vanitas-Symbole, doch zunächst vergeblich. Die Bahre mit dem "LEX UNIVERSI" beschrifteten Leichentuch etwa, ein Motiv "aus dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts, mehrfach nachgeschnitten und vielverwendet," 99 fand sich bei dieser Recherche mehrfach in Drucken aus Altdorf und Regensburg, nicht jedoch in der Ausführung der Mercks Wienn-Drucke aus Gruppe II. Dennoch wiesen einige Vignetten auf mögliche Nachdrucker, und der Typenvergleich bestätigte zum Teil den Verdacht. Vier Nachdrucker und ein Verleger können zweifelsfrei identifiziert werden, Matthäus Wagner in Ulm, der Verleger Johann Hoffmann aus Nürnberg, der bei Schönnerstädt und Knortz drucken ließ, und Johann Jäcklin aus München. 2.2.1 Matthäus Wagner, Ulm Daß sich hinter dem Drucker der Gruppe I Wagner verbirgt, geht aus keinen anderen Quellen hervor als aus dem Zeugnis der Typen und Vignetten. Die Drukkerei besaß "einen eigenen, für sie typischen Vignettenbestand", der Elmar Schmitt ermöglichte, auch nichtfirmierte Drucke Wagner zuzuschreiben. 100 Die dreiecksförmige fleurale Vignette (Blatt- und Rankenwerk) Schmitt Nr. 83 ist in zahlreichen Wagner-Drucken zwischen 1678 und 1689 nachgewiesen, sie fixiert die Ausgaben 4b. 1 und 4b.2 der Georgspredigt Mercks wol Soldat für Wagner. Die Bahre mit der Inschrift "LEX UNIVERSI" (Schmitt Nr. 938) stand als Illustration über Generationen hinweg in Verwendung; Schmitt weist sie für den Zeitraum von 1753 bis 1794 nach. Die Totenkopfvignette Wagners schließlich (Schmitt Nr. 836) wurde zwischen 1746 und 1754 viermal eingesetzt, sie hat im Laufe der Zeit den Verlust des Kreuzes erlitten, das den Scheitel des Schädels 98
Koschlig, Grimmelshausen und seine Verleger (1939), S. 99ff. u.ö.
99
vgl. Lengenfelder, Ex officina Hesseliana (1963), S. 206.
100
Schmitt, Drucke (1984), Bd 1, S. 16. Es ist zu hoffen, daß die Barockforschung auch für andere, insbesondere für die Nürnberger Druckereien, so solide gearbeitete Hilfsmittel wie Schmitts Quellenwerk erhält, das den einzigen brauchbaren Weg anzeigt, in die verwickelten Druckverhältnisse des späten 17. Jahrhunderts Klarheit zu bringen. Dennoch erfährt Schmitts Zuversicht, "daß sicher der weitaus größte Teil der Drucke von Matthäus Wagner und seiner Witwe erfaßt werden konnte" (S. 19), durch die folgenden Zuschreibungen eine gewisse Erschütterung. - Ich zitiere im folgenden die Vignettennummern des zweiten Bandes.
456
Anhang: Druckgeschichte
krönt und 1680 noch vorhanden war (der Rahmen konnte, wie in 9a.2 ÖNB, aus Leisten beigefügt werden). Ihre gleichbleibende Verwendung vorausgesetzt, die in Funeralschriften plausibel wäre, deuten auch diese Vignetten auf die trotz aller Genauigkeit bestehenden Lücken in Schmitts Bibliographie hin. Den letzten und stärksten Beweis der Zuschreibung liefert nicht eine Vignette, sondern ein Emblemkupfer aus dem Mercks Wienn. Wagner hatte die Platten aufbewahrt, und als im Jahr 1694 Balthasar Gockels Mammons- oder Schacher-Predigt zu drucken war, verwendete er das Emblem Nr. 4 mit dem Reichen, den der Tod stranguliert, als Illustration.101 Es ist immer noch im gleichen Zustand wie in der Ausgabe 9a.2 ÖNB, als es zum ersten Mal verwendet wurde. Damit sind die Mercks H^enn-Drucke der Gruppe I, die Drucke 12a.3 und 12a.5 des Deo Gratias, 4b. 1 und 4b.2 des Mercks wol Soldat sowie Druck 15.8 der Todten-Bruderschafft für Wagner gesichert. Vielleicht sind ihm auch die Drucke des Lösch Wienn 14.7 und des Deo Gratias 14.2a zuzuschreiben, Drucke, die in der folgenden Aufstellung fehlen, weil nur die nachweislichen Drucke dargestellt werden.
Mercks Wenn-Nachdruck 1
Nr. 1 Bertsche 9a.2 ÖNB, Dünnhaupt 1 8.1, Dünnhaupt 2 9.2
Mercks Wienn/ | Das ist: | Deß wfitenden Todts | Ein umständige | Beschreibung/ | Jn | Der beifihmten Haubt und | KSyserl. Residentz Statt | in Oesterreich/ | Jm sechzehen hundert/ und neun und | sibentzigsten Jahr/ | Mit BeyfSgung so wol Wissen | als Gwissen antreffender | Lehr. | Zusammen getragen mitten in der betrangten | Statt und Zeit1 | Von | P. Abraham â S. Clara Refor = | mierten Augustiner BaarfBsser | und KSyserlichen Prediger. | [ Strich 70/71 mm ] | Gedruckt zu Wien/ | Bey Peter Paul Vivian/ der L6bl. Universitet | Buchdrucker/1680. Kollation·. 8"; A-M 8 !^ [100 Bl.]; paginiert [2] [1-7] 8-20 12 22-138 133-167 198 169-183 186 185192 S.; Signaturen: $ 5 (-A4, G3, M3, M5, N4); Fraktur + arab. Ziffern (Antiqua Dl, Kl, K2, Schwabacher A2, A3, K3-5, L, Ml, M2, kleiner H2) Kustodenabweichungen: Al v Men= ¡sehen] sehen = Mörder - B5v/24 schencken] schencken/ Dl v /48 Es] ES - D5756 unbe = | sonnene] besonnene - G3799 Wann] WAnn - Gr/108 seye] sey - J77133 doch] doch/ - J77134 ihme] ihme/ - Kr/149 Sfind] Sfind/ - L2V/156 W6= | sten] sten/ - Μ7Γ/181 Herr] Herr Vignetten: Bahre "LEX UNIVERSI" (Schmitt Nr. 938), 28 χ 53 mm: A6V/12, B8729, D7759, E6773; Totenkopf (Schmitt Nr. 836) in Rahmen, 39 χ 46 mm: D1747, L8V/198, M5V/178 Kennzeichen: DF der Kolumnentitel: "Mercks Wienn" [ohne Punkt] Kl r , K8r, L7r, "Mercks Wienn:" [Doppelpunkt] K7 r ; sonstige DF: A579, Z. 5 v.u. ,| welcher [Spieß] - B3720, Z. 17 Cometeu D3751, Z. 2 v.u. Angel/ [Virgel gebrochen] - E1764, Z. 6 v.u. niget [recte neiget] - Gl v /96, Z. 9 v.u. Hasenmfithige [s-Type gebrochen]
101
Schmitt Nr. 833; Gockels Druck Bd 1, S. 103, Nr. 79.
457
2. Die Nachdrucker: Matthäus Wagner
Standorte: * Aarau: R 156 (a) (Adi.: 14.7,15.8,12b.l) - Augsburg StB (* Kopie Tk, Tb, 142/143): 8° Th Pr 8 - Mainz StB (* Kopie Tk, Tb): 680/6 Nr. 1 (Adi.: 4b.l) - Stuttgart LB (* Kopie Tk, Tb, 142/143): Theol. 8°57 - Tübingen UB (* Kopie Tk, Tb): Gi 2485/ang (vorgebunden: 12a.3) * Wien ÖNB: 22.074-A (mit stop-press-Korrektur S. 29: Kustode Mvr- nun korrekt Mor-)
Mercks Wienn-Nachdruck 2
Nr. 2 Bertsche 9a.4, Dünnhaupt 1 8.1b, Dünnhaupt 2 9.4
[Initialen schwarz, sonst rot] Mercks Wienn/ | Das ist: | [r] Deß wfitenden Todts I Ein umstSndige | [Initiale s, sonst r] Beschreibung/ | Jn | [r] Der berühmten Haubt und | Kayserl. Residentz Statt | in Oesterreich/ | [r] Jm sechzehen hundert/ und neun und siben = | tzigsten Jahr/ | [r] Mit Beyffigung so wol Wissen | als Gwissen antreffender | Lehr. | [r] Zusammen getragen mitten in der betrang = | ten Statt und Zeit/ | Von | [r] P. Abraham â S. Clara Refer = I mierten Augustiner BaarfSsser | und Kayserlichen Prediger. | [ Zierleiste aus Eicheln, 3 χ 80 mm ] | [r] Gedruckt zu Wien/ | Bey Peter Paul Vivian/ der Lßbl. Universi = | tet Buchdrucker/1680. Kollation·. 8°; A-M 8 N 4 [100 Bl.]; paginiert [2] [1-7] 8-138 133-175 276 177-183 [184 verdruckt Ex. GNM; Ex. Hennef und Berlin SBPK: 181] 185-192 S.; Signaturen: $ 5 (-A4, G3, J2, N4); A3 [recte A2]; Fraktur + arab. Ziffern (Antiqua D l , Schwabacher K-M3) Kustodenabweichungen: A2V fernsten] fernsten: - Bl r /15 Auff] Auf - B5v/24 schencken] schencken/ - B6726 schein] scheinbahre - C2v/34 muß] Muß - Dl r /47 Mortua) Mors - D5v/56 die unbe = | sonnene] besonnene - H 2 r / H 3 mató] .malè - H37116 Wienn] Wiennstatt - H8 r /125 tag] tag/ H87126 schreibt | Procopius] pius lib. 2. - L2V/156 sten] sten/ - L5 r /161 Hafen] Hafen/ L77166 gantze] ,gantze - M5V/178 Erst] Erstlich - N17186 vor] vor: Vignetten: Totenkopf (Schmitt Nr. 836) A6712, D1747, L8V; Vignette in Blütenform B8 r /29, E6 r /73; Bahre "LEX UNIVERSI" (Schmitt Nr. 938) D7 r /59 Kennzeichen: a) Kolumnentitel: Mercks = Wienn. B2V/18, B6r/25, C4 r /37 - Mercks Wien. A6V/12, J8 r /135 [mit Spieß statt Spatium], Kl r /137, K6r/147 - Mercks Wieun. KT/150, K87152 b) D F [Ex. GNM, Berlin SBPK]: 11, 4. Z.v.u. melacholisch - 18, 12. Z.v.u. Bauen [recte Bauern/Bauren] -19,11. Z.v.u. nnd [recte und) - 27, Z. 20 tauseud [Ex. Hennef, Berlin SBPK: tanseud] - 27, 5. Z.v.u. gwewest - 27,7. Z.v.u. außgestaden - 38,6. Z.v.u. in die Wun = | ben - 39,4. Z.v.u. and [recte und; Ex. Hennef, Berlin SBPK: korrigiert auf "und"] - 57, Z. 19f. Magne = | tischen = Augen [Ex. Berlin SBPK: Mangne= | tischen = Augen] - 78, Z. 5 Enlische Schaaren 86, Z. 14 nnnmehr - 151,3 I in India [Spieß] - 153, Z. 14 niche [recte nicht; Ex. Hennef, Berlin SBPK] - 170, Z. 5 daa [recte das] Standorte: Berlin (Ost) SB (* Kopie Tk, Tb, 142/143): 19 Z Z 2041 - * Berlin SBPK: Db 8760 R (Adi.: Martin Zeiller: MISCELLANEA, Oder Allerley zusam{m]en getragene Politische/ Historische/ und andere denckwñrdige Sachen. Nürnberg: Georg Wildeisen (Ulm: Christoph Gerhard) 1661 - * Hennef: 98/7 - * Nürnberg GNM: G 11.835 (Tk fehlt; adi: Christian Korthold: De tribus impostoribus liber. Kiel: Reumann 1680) - Nürnberg StB (Bertsche, Dünnhaupt) Yale (Dünnhaupt)
458
Mercks Hfe/w-Nachdruck 3
Anhang: Druckgeschichte
Nr. 3 Bertsche 9a.8, Dünnhaupt1 8.1e, Dünnhaupt 2 9.7
[r, Initialen s] Mercks Wienn/ | Das ist: | [r] D e ß wfitenden Todts | Ein umbständige | [r, Initiale s] Beschreibung/ | Jn | [r] Der berfihmten Haubt und I Kayserl. Residente Statt | in Oesterreich/ | [r] Jm sechzehen hundert/ und neun und | siben = | tzigsten Jahr/ | [r] Mit Beyffigung so wol Wissen | als Gwissen antreffender | Lehr. | [r] Zusammen getragen mitten in der betrang = I ten Statt und Zeit/ | V o n | [r] P. Abraham à S. Clara Refor = | mierten Augustiner Baarffisser | und Kayserlichen Prediger. | [ Zierleiste 2 χ 76 m m ] | [r] Gedruckt zu Wienn/ | Bey Peter Paul Vivian/ der L6bl. Universi = | tet Buchdrucker/ 1680. Kollation·. 8°; A1.2 B 8 A3 C 8 A4 D 8 A5 E 8 (E5 + A6) F e (F4 + A7) G 8 A8 H 8 J 8 (J2 +*1) K8(K2 +X2) L-M 8 [98 Bl.]; [4] [1-10] 11-16 17 [ = Kupfer; verso unpag.] 17-23 22 25-32 33 [ = Kupfer; verso unpag.] 33-48 49 [= Kupfer; verso unpag.] 49-58 59 [= Kupfer; verso unpag.] 59-72 73 [ = Kupfer; verso unpag.] 73-96 97 [ = Kupfer; verso unpag.] 97-116 117 [ = Kupfer; verso unpag.] 117-132 133 [ = Kupfer; verso unpag.] 133-161192 163-176 [ = 192] S.; 42 verdruckt, 59 innen; Signaturen: A unsigniert; E signiert D ("Dl" überdruckt "E"), F signiert E ("El" überdruckt F); $ 5 (-B3, B5); Fraktur + arab. Antiquaziffern; M5 [recte M3], Antiqua C3, größer B4. Vignetten·. Totenkopf (Schmitt Nr. 836) ohne Umrahmung B8r/15, G8796; Vignette in Blütenform C8731, D8748; Bahre "LEX UNIVERSI" (Schmitt Nr. 938) E6759, F4v/72 Kennzeichen: a) Kolumnentitel "Mercks = Wienn." C1717, E8v/64, F4r/71, L47151, L57154, L67155 - "Mercks Wienn:" Clv/18, D4v/40, E6760, F3770, G5789, J57122, K17130, K77142, L17146, MT/174 "Merck Wienn." J87127 - "Merck = Wienn." K57137. b) DF: S. 22,12. Z.v.u. Piederland [recte Niederland] - S. 68, Z. 5 Aggang [recte Abgang] - S. 138, Z. 3 allegmeine [recte allgemeine] Standorte: Augsburg StB ( · Kopie Tk, Tb): 8° Th Pr 7 (Adi.: 4b.4,12a.5,14.2a (Bertsche), 15.3) * Einsiedeln: LD 4076 [Professoren-Bibliothek] (Bertsche, Dünnhaupt; Fragment, dessen Anfang und Schluß fehlt. Vorhanden: A7 F5-K2*2, d.i. S. 73-132 mit vorne und hinten jeweils zugehörigem Emblemblatt) - * Einsiedeln: LD 4080 [Professoren-Bibliothek] (fehlt A5 [Emblem S. 49]; A6 [Emblem S. 59] nach E6 gebunden) - * Kremsmünster: 8" Bh 163 - * Nürnberg GNM: 8° R1.3597 (Bertsche, Dünnhaupt: Nürnberg StB, wohl Verwechslung. Tk und Tb fehlen, Tb in alter Hand abgeschrieben, Orthographie und Zeilenfall des Titels nach 9a.2 GNM) St. Gallen: JJ rechts II 3 (Adi.: 4b.l/3,12a.3/4,14.2/3) - » Wien WStLB: A 12.219 Ex. 1 - * Wien WStLB: A 12.219 Ex. 4 (Adi.: 4b.2,14.2b C) - Zürich ZB (* Kopie Tb): 15.815 (Bertsche, Dünnhaupt; Adi.: 14.2a (Bertsche), 14.7,15.8,4b.5).
2. Die Nachdrucker Matthäus Wagner
Mercks Wîenn-Nachdruck 4
459 Nr. 4 Bertsche 9a.7, Dünnhaupt18.1d, Dünnhaupt2 9.6
Mercks VVienn/ | Das ist: | Deß wfitendën Todts | Ein umstündige | Beschreibung/1 Jn | Der berfihmten Haubt und | Kayserl. Residente Statt | in Oesterreich/ | Jm sechzehen hundert/ und neun und | sibenzigisten Jahr/ | Mit Beyffigung so wol Wissen | als Gewissen antreffender | Lehr | zusammen getragen mitten in der betrangten | Stadt und Zeit/ | Von | P. Abraham â S. Clara Refor = | mierten Augustiner BaarfBsser | und Kayserlichen Prediger. I [ Linie 68 mm ] I Gedruckt zu Wienn/ | Bey Peter Paul Vivian/ der Lfibl. Universitet | Buchdrucker/1680. Kollation: 8o; A-L 8 M 4 [92 Bl.]; paginiert [2] [1-η 8-1111 [13] 14-121 112 123-166 16v 168-175 166 167 178-181 [1] [ = 184] S. [manche Ex. mit einzelnen Korrekturen der Paginierung]; 56 kaum sichtbar; Signaturen: $ 5 (-Al, A4, M4); Fraktur + arab. Ziffern (Antiqua Dl) Kustodenabweichungen: A l r Men= ¡sehen] sehen = M6rder - B2r/17 Uber] Übel - B6V schein] scheinbahre - Β7727 S. Do = ] St. Dorathea = Gassen - E6v/74 Ein] Ein - G47101 socher] solcher - H17112 schafft] schafft/ - H37115 nich, [Letter verrutscht] - J6V/138 Zeug = | nuß/] nuß K77155 in den Hfitten/ | in] Hfitten/ in der Wienn = Stadt [Druckfehler an der Seitengrenze] - L17159 sieget/] siget/ - L57167 R. D. Caspa-1 R. D. Jo. Adam. -L57168 R. D. Jo.l R. P. Don. Maurus Haas [geänderte Spalteneinteilung in diesem Satz der Namenslisten] Vignetten: Totenkopf (Schmitt Nr. 836) A6711 [recte 12], D1747, H47117, M47181; Vignette in Blütenform B8729, E6r/73; Bahre "LEX UNIVERSI" (Schmitt Nr. 938) B8T29, D7759 Kennzeichen: zahlreiche Kustodenabweichungen und Druckfehler, z.B. J77139,2. Z. v.u.: annehmliches: Letter "m" kopfstehend), darüber hinaus fehlerhafte Kolumnentitel: "Mercks Wirnn." D7760 - "Mercks Wienn." H17111: erste "e"-Letter kopfstehend - "Mercks=Wienn." ΗΓ7112, H27113, J5V/136, K57152, K67154, L47165 - "Mercks Wienm." H67112 [recte 122] - "Mercks Mienn." L3V/164 Standorte: * Aarau: Ma 1723 (a) (Fehlpaginierung 166-167 korrigiert; Adi.: 12a.3,4b.2,14.7,15.8) * Admont: 70/369-8° - Donaueschingen (* MF 849 ÖNB Wien): I Fr 118 (Bertsche, Dünnhaupt; Fehlpaginierung 166-167 korrigiert) - Duke (ohne Kupfertitel·, Jantz 330; Bertsche, Dünnhaupt) - Freiburg UB (Bertsche, Dünnhaupt) - Halle ULB (* Kopie Tk, Tb, 11/12,14/15, 180/181): AB:22 18/i,5 (Adi. ad Chertablon, Sterben und Erben, Prag 1711) - Heidelberg UB (Bertsche, Dünnhaupt) - Innsbruck SJ: 25375/4022 - * München BStB: 8° Horn. 19a (Fehlpaginierung 166-167 korrigiert) - Praha SK (* Kopie Tb) : 65 E 6378 - St. Florian: VII 7064 8° (Adi.: 4b.l, 12a.3,14.7,15.8) - Überlingen (* Kopie Tk, Tb): Gc 3.
Der gesamte Druck, offenbar in hoher Auflage entstanden, weist nicht nur Druckfehler auf, die z.T. unter der Presse korrigiert wurden, sondern auch Abniitzungs- und Verschiebungserscheinungen wie "rutschenden" Satz der Kustoden (H3r/115), Spieße oder Verschwinden einzelner druckender Teile.
460
Anhang: Druckgeschichte
Deo Graí/as-Nachdruck 1
Nr. S Bertsche 12a.3, Dünnhaupt 1 13b, Dünnhaupt 2 13.3
Oesterreichisches | D E O GRATIAS. | Das ist: | Eine AußfBhrliche Beschreibung I Eines Hochfeyerlichen | Danck-Fests/ | Welches | Zu Ehren der Allerh. Dreyfal= | tigkeit wegen Genldiger Abwendung | der fiber uns verhängten schwären Straff der | Pest in der Kâyserl. Haupt und Residentz = | Stadt Wien/ den JJ. Junij A. 1680. durch die | L6bl. N.O. Hnn. [!] Land = StSnd h6chst = | auferbaulich angestellt worden; | Samt | Einer kurtzen Predigt/ so vor | einer Volckreichen Versamblung in Mitte | der Stadt bey der Säulen der Allerheiligsten | Dreyfaltigkeit vorgetragen/ | Durch | P. Abraham Augustiner BaarfSsser/ | und Kâyserlichen Prediger. | [ Linie 77 mm ] | Erstlich gedruckt zu Wienn in Oester = | reich/ bey Pet. Paul Vivian/ Lfibl. Universi = | tit Buchdrucker/ | Jm Jahr M DC LXXX. Kollation·. 8°; a-c 8 [24 Bl.]; [2] [1-2] 3-14 13-25 30-31 28-44 [recte 46] S.; Paginierung 3-14 in Seitenmitte in Klammern, flankiert von Zierstücken (Klammer gebrochen: 5 rechts, 7 links), Paginierungsfehler am Beginn des zweiten Bogens (bl 1 ); Signaturen: $ 5, Fraktur + arab. Ziffern, Antiqua c3 Kustodenabweichungen:
bl v /14 Wan = | d e j [letzte Letter verrutscht] - c3 r /33 ma-1 gnam] gnum
[Kustos DF, "magnum" korrekte Form] Vignetten: Vignette in Blütenform a8v; Pik und Eichel c8v/44 Kennzeichen: S. 25 beginnt "die" (Bertsche, Dünnhaupt); Kolumnentitel "Oesterreichisches" (verso) "Deo Gratias." (recto): "Oesterreichisches." [fälschlich mit Punkt] b8v/28, c7742; "Otsterreichisches" b4v/20; Punkt nach oben verrutscht c2r/31 Standorte: * Aarau: Ma 1723 (b) (Korrektur der Fehlpaginierung 30-31) - * Berlin SBPK: Db 8572 - Donaueschingen (Bertsche) - Duke (Jantz 335; Dünnhaupt) - Heidelberg UB (Bertsche, Dünnhaupt) - München SB (Bertsche, Dünnhaupt) - * St. Florian: Adi. (2) ad VII.7064 - Tübingen UB (* Kopie Tb, 44) : Gi 2485 (ohne Tk [?]) - * Wien WStLB: A 12.239 (Bertsche, Dünnhaupt).
Deo Gratias-Nachdruck 2
Nr. 6 Bertsche 12a.5, Dünnhaupt 1 13d, Dünnhaupt 2 13.5
Oesterreicherisches [!] | D E O GRATIAS. | Das ist: | Eine AußfBhrliche Beschreibung I Eines Hochfeyerlichen | Danck = Fests/ | Welches | Zu Ehren der Allerheiligsten | Dreyfaltigkeit wegen Genldiger Ab = | wendung der fiberaus [!] verhängten schwiren Straff | der Pest in der Kâyserlichen Haupt vnd Residentz = | Stadt Wienn/ den 17. Junij Anno 1680. durch | die L6bl. N.O. Hnn. [!] Land = Stind höchst = | auferbaulich angestelt worden; I Samt I Einer kurtzen Predigt/ so vor | einer Volckreichen Versamblung in I Mitte der Stadt bey der Säulen der Allerhei = | ligsten Dreyfaltigkeit vorgetragen/ I Durch I P. Abraham Augustiner BaarfSsser/ | vnd Kâyserlichen
461
2. Die Nachdrucker: Matthäus Wagner
Prediger. | [ Linie 79 mm ] | Erstlich gedruckt zu Wienn in Oester = | reich/ bey Pet. Paul Vivian/ L6bl. Universität | Buchdrucker/ | Jm Jahr Μ· DC· LXXX. Kollation·. 8°; 46 S. (Dünnhaupt) Vignetten: Vignette in Blütenform A7V/14; Vignette mit Früchten in Rankenwerk (Schmitt Nr. 103), C8v/46Standorte: Aachen StB (Kriegsverlust; Bertsche, Dünnhaupt) - Augsburg StB (* Kopie Tk, Tb, 14/15, 46) : 2 an 8° Th Pr 7 - Augsburg StB: 2 an 8° Th Pr 6 - Donaueschingen (Bertsche, Dünnhaupt).
Das Titelblatt ist nach 12a.3 gesetzt, freilich nur z.T. mit übereinstimmendem Letternmaterial; kein Nachdruck weist so sinnstörende Druckfehler des Titelwortlauts auf.
Mercks wol So/daf-Nachdnick 1
Nr. 7 Bertsche 4b.l, Dünnhaupt 1 4b, Dünnhaupt 2 4.3
Mercks wol Soldat! | Das ist: | Die Glory/ von dem Heiligen | Ritter | GEORGIO. I Schuldige Lob = Red. | Welche | Jn der Kaiserlichen Residentz = Stadt Wien | vor einem Volckreichen Auditorio, unter dem | freyen Himmel/ hoffentlich aber nicht in | Lufft/ gesagt worden/ | Durch | P. F. Abraham à S. Clara Refor = | mierten Augustiner BaarfBsser und | Kayserlichen Prediger. | [fleurale Vignette mit Strich 28 χ 83 mm (Schmitt Nr. 83)] | Wien/ | Druckts Peter Paul Vivian/ Α. 1680. Kollation: 8°; A-C^D4 [28 Bl.]; [1-7] 8-56 S.; Signaturen: $ 5 (-A4, D4); Fraktur + arab. Ziffern Kustodenabweichungen: A2V Spin = | nen] nen = Geweb - A7V/14 las = | sen/] sen: - A8r/15 ge redt] geredt - C5742 Jah = | ren] ren/ - C6r/43 daß] daß/ - C6744 dancken] dancken; - D2751 wisse] wisse/ - D2752 Selmon] Selvmom - D3r/53 ha = | ben/] ben Vignette: Tb Kennzeichen: S. 22 (Β3") beginnt "Wahrheit" (Bertsche, Dünnhaupt); Kolumnentitel Mercks wol Soldat: fehlender Punkt A6V/12, B3721; Cl v /34 Punkt schwach; "ercks" C2r/35, "Solda = ." C6743 Standorte: Augsburg StB (* Kopie Tb, 16/17,56) : 8° Th Pr 5 - Donaueschingen (Bertsche, Dünnhaupt) - Mainz StB (• Kopie Tb) : 680/6 Nr. 2 (Bertsche, Dünnhaupt) - München SB "Horn 19a." (Bertsche, Dünnhaupt) - * St. Florian: Adi. (1) ad VII.7064 (Tb rechts unter Textverlust beschnitten) - * Wien WStLB: A 12.223.
Mercks wol Sotáaí-Nachdruck 2
Nr. 8 Bertsche 4b.2, Dünnhaupt1 4a, Dünnhaupt2 4.2
Titelblatt wie 4b. 1 mit folgenden Abweichungen: [...] | Daß ist: | [...] Abraham á S. Clara [...] | Kfyserlichen Prediger. | [Vignette wie 4b. 1] | [...]
462
Anhang: Druckgeschichte
Kollation: 8°; A-C 8 [24 Bl.]; [1-4] 5-47 [48] [ = 48] S.; Paginierung zwischen zwei Blättchen bzw. Sternchen in Seitenmitte; Signaturen: $ 5 (-A4, A5, C5); Fraktur + arab. Ziffern Kustodenabweichungen: A8 r /15 &c] &c. - C5r/41 Kreigs] Kriegsmann Vignetten: Tb = Schmitt Nr. 83, Schlußvignette Eichel und Blatt C8V Standorte: * Aarau: Ma 1723 (c) - Donaueschingen (* MF 849 ÖNB Wien) : I Fr 118, Adi. 1 (Dünnhaupt) - Duke (Jantz 331; Dünnhaupt) - Fribourg KPB (Bertsche, Dünnhaupt) - * Wien WStLB: Adi. ad A 12.219 Ex. 4 [ = 9a.8] (Tb rechts unter Textverlust beschnitten).
Diinnhaupt hat den Druck wohl wegen des geringeren Umfanges als ersten der Nachdrucke gereiht, wogegen ihn der Umfang als späteren Druck kennzeichnet. S. 22 (Bß^) beginnt "sagten" (Bertsche, Dünnhaupt).
Todten-Bruderschafft-Na.chdruck
Nr. 9 Bertsche 15.8, Dünnhaupt 1 16g, Dünnhaupt 2 16.8
Grosse | Todten = Bruderschafft/ | Das ist: | Ein kurtzer Entwurff | Deß | Sterblichen Lebens/ | Mit beygeffigten | CATALOGO. | Oder | Verzeichnus aller der jeni = | gen | Herren Bifideren/ Frauen/ vnd | Jungfrauen Schwestern/welche auß der I HochlSblichen Todten = Sodalitet bev denen | Ehrwfirdigen P.P. Augustinern ParfSs = | seren in Wienn/ von Anno 1679. | biß 1680. gestorben | seyn. | [ Zierleiste aus 8 Blättchen ] | Gedruckt zu Wienn/ I Bey Peter Paul Vivian/ Anno 1681. Kollation·. 8°; A-C 8 [24 Bl.]; [2] [1-4] 5-21 21-22 24-46 S.; Paginierung mit Punkt zwischen Sternchen, ohne Punkt 15-30 (Bogen B), Punkt links oben: 41; Signaturen: $ 5 (- A5); Fraktur + arab. Ziffer Kustodenabweichungen: C6 r /41 Gleich = ] Gleich wohl; fehlender Kustos C T / 4 4 Kennzeichen: D F S. 18, Z. 5 Tddts [recte Todts] Standorte: * Aarau: Ma 1723 (e) - * Aarau: R 156 (c) - Donaueschingen (* M F 849 ÖNB Wien) : I Fr 118, Adi. 3 (Bertsche) - Duke (Jantz 319; Dünnhaupt) - Freiburg UB (Bertsche, Dünnhaupt) - Heidelberg UB (Bertsche, Dünnhaupt) - * St. Florian: 4 ad VII.7064 8' - Zürich ZB (* Kopie Tb) : 15.8153 (Bertsche, Dünnhaupt).
Das Tk ist eine Überarbeitung des Kupfers von 9a.2 ÖNB mit Belaubung des Baumes, 5 Totenköpfen, Beschriftung der Fahne "1679" und Täfelchen "Die grosse I Toden Bruder | schafft." Der Druck gibt sich als Nachdruck schon daran zu erkennen, daß analog den anderen Drucken Vivian als Erstdrucker angeführt wird. Der Erstdruck kam allerdings bei Cosmerovius heraus, was der Nachdrukker Wagner nicht wußte.
2. Die Nachdrucker: Verlag Johann Hoffmann
463
2.2.2 Verlag Johann Hoffmann, Nürnberg Das typographische Material der zweiten Gruppe weist in ganz verschiedene Richtungen, manche gebräuchlichen Vignetten tauchen in Prager, Salzburger und Münchner Drucken auf. Die Druckheimat dieser Nachdrucke liegt dennoch in oder um Nürnberg, wobei Druck 9a.2 Nbg mit den Beidrucken vermutlich bei Johann Heinrich Schönnerstädt in Altdorf, die Drucke 9a.2 Dr und GNM mit Beidrucken bei Andreas Knortz hergestellt wurde. Die Dreiecksvignette mit dem lorbeerumkränzten Totenkopf im Medaillon aus dem Druck 9a.2 Nbg ist vom gleichen Holzstock gedruckt wie jene einer Leichenpredigt aus der Offizin Schönnerstädt. 102 Ein weiterer Hinweis stützt die Hypothese, Hoffmann habe Schönnerstädt für den Druck 9a.2 Nbg und die Beidrucke herangezogen. Johann Beers Kurtzweilige Som[mjer-Täge (1683), ein unfirmierter Druck, den die Forschung unter Hinweis auf die Meßkataloge dem Verlag Hoffmann zuschreibt, 103 enthält den Abdruck eines kleinen Zierstücks, das auch im Schönnerstädt-Druck 12a.4 A (A7713) auftaucht. 104 Damit wäre aus unseren Beobachtungen auch für die Druckgeschichte Beers ein Hinweis gewonnen. Das Blumenstück (22 χ 36 mm), das die zu 9a.2 GNM gehörigen Drucke 4b.3a B, 12a.4 Β und 14.2b Β ziert, war eine sowohl durch Felsecker als auch durch den bei ihm als Faktor ausgebildeten Andreas Knortz gerne verwendete Titelvignette. 1 0 5 Knortz wurde von Hoffmann neben den Nürnberger Druckern Gerhard, Froberg und Miltenberger nicht selten beschäftigt, 106 und die so weit verbreitete Vignette "Mann mit Früchteschalen", ein weithin beliebtes Motiv, kann nicht nur in den genannten Druckorten, sondern auch für Knortz belegt werden. Der 1679 102
Johann Saubert: David deß Königs 1. Stets schauendes Aug/ 2. bestricketer Fuß/ 3. Gnadsuchendes Hertz [LP Anna Maria Ludwell, geb. Sitzinger]. Altdorf: Johann Heinrich Schönnerstädt o. J. (Todestag 15.11.1678), S. 23; Ex. HAB QuN 236 (12), C1717. Die kleinen Beschädigungen des Holzstockes identifizieren die gemeinsame Herkunft beider Drucke. Allerdings ist das Gegenstück der in 9a.2 Nbg verwendeten Vanitasvignette trotz identischer Darstellung von einem anderen Stock gedruckt, was die Zuschreibung wieder fraglich macht, denn wozu brauchte ein Drucker zwei teure Vignetten mit identischem Bild? - Schönnerstädt druckte vor allem Akzidentien (bei Dünnhaupt nur ein "Ehren-Zuruff' Birkens aus dem Jahr 1675; Bd 1, S. 368, Nr. 207), sein Name fehlt bei Sporhan-Krempel/Wohnhaas, Nürnberger Buchhandel (1973). Benzing, Buchdrucker (21982), S. 3, Nr. 8.
103
Hardin, Beer (1983), Nr. 16.
104
Johann Beer: Die kurtzweiligen Som[m]er-Täge (1683) [StB Kremsmünster 8°F176], F37125, ornamentale Vignette, 15 χ 35 mm. Die Identität des Druckstocks geht aus der charakteristischen Verformung des unteren Querstrichleins zweifelsfrei hervor.
105
Simon Bornmeister: Vertheidigte Cometen-Betrachtung/ Worinnen [...] Johann Friken/ Predigers [...] Seine/ von der Cometen Bedeutung/ heraus gegebene Epistel/ auf die Probe gesetzt/ und seine Einwürffe genüglich beantwortet werden. Nürnberg/ Gedruckt bey Andreas Knorzen. Verlegt und zu finden bey Georg Scheurer. Jm Jahr Christi 1681. [HAB 325.1 Th (2)], Tb. - Im zweiten Teil von Birkens "Pegnesis" (1679) verwendete Felsecker die Vignette auf dem Titelblatt. Bircher B/1, Nr. 160.
106
vgl. Anton Ulrichs "Octavia", Bd 2, 1677 (Dünnhaupt Bd 1, S. 225, Nr. 17.11), Greiffenbergs "Der Allerheiligsten Menschwerdung ... Andächtige Betrachtungen", 1678 (Dünnhaupt Bd 1, S. 687, Nr. 6) und Zesens "Simson", 1679 (Dünnhaupt Bd 3, S. 1968, Nr. 100) sowie einige kleine Birken-Drucke.
464
Anhang: Druckgeschichte
von diesem Drucker gefertigte, heute äußerst seltene Druck von Butschkys Rosen-Thal ist ebenfalls im Verlag Hoffmanns entstanden.107 Die Fingerzeige auf Knortz und Schönnerstädt besagen, daß Johann Hoffmann, der die Platten der Illustrationen besaß, verschiedene Drucker beauftragt hatte, im Lohndruck für ihn zu arbeiten. Die Mercks Wenn-Nachdrucke der Gruppe II entstanden auf gleiche Weise. Hoffmann war in allen Fällen der Verleger, er hatte auch zu den Lösch Wienn-Ausgaben 15.6 und 15.7 ein neues Titelkupfer durch den in Nürnberg wirkenden Stecher Sigmund Gabriel Hipschmann anfertigen lassen. Andreas Knortz druckte vermutlich die Mercks Wienn-Ausgabe 9a.2 Dr und die Lösch Wenn-Ausgabe 15.7 sowie die Mercks Wenn-Ausgabe 9a.2 GNM zusammen mit den Beidrucken 4b.3a Β des Mercks wol Soldat, Druck 12a.4 Β des Deo Gratias und Druck 14.2b Β der Todten-Bruderschaft. Johann Heinrich Schönnerstädt druckte aller Wahrscheinlichkeit nach die Mercks Wenn-Ausgabe 9a.2 Nbg mit den Beidrucken 4b.3a A, 12a.4 A und 14.2b A, vielleicht auch die Ausgabe 15.6 des Lösch Wienn, die in der folgenden Aufstellung nicht enthalten ist, weil sie nicht eingesehen wurde. Erster Nachdruck (vermutlich Andreas Knortz, Nürnberg)
Mercks Wenn-Nachdruck 1
Nr. 10 Bertsche 9a.2 Dr, Dünnhaupt1 8.1, Dünnhaupt 2 9.2
Mercks Wienn/ | Das ist: | Deß wfitenden Todts | Ein umstlndige | Beschreibung/ | Jn | Der berfihmten Haupt = und | Käserl. Residentz = Stadt I in Oesterreich/ | Jm sechzehenhundert/ und neun und | siebentzigsten Jahr/ I Mit Beyffigung so wol Wissen | als Gwissen antreffender | Lehr. | Zusammen getragen mitten in der | betrangten Stadt und Zeit/ | Von | P. Abraham â S. Clara Refor = | mierten Augustiner Baarffisser | und KSiserlichen Prediger. | [ Strich 76 mm ] | Gedruckt zu Wienn/ | Bey Peter Paul Vivian/ der L6bl. Univer = | sitit Buchdrucker/ 1680. Kollation·. 8°; A-M 8 N 4 [100 Bl.J; paginiert [2] [1-7] 8-142 137-192 S.; Signaturen: $ 5 (-A4, N4); Fraktur + arab. Ziffern (röm. Ziffern F3, F5; Antiqua Dl, Kl, K2, Schwabacher K, L, Ml, M2, M4; größer M3) Kustodenabweichungen: A4v/8 WJst] W. Jst - Dl v /48 Es] Es - G3799 Wann] WAnn - H27113 David,] ..David. - J77139 doch] doch/ - J87142 gedenke] gedencke/ - Ll r /153 wird;] wird? L2V/156 Wfi= I sten] sten/ Vignetten : Vignette Flucht mit Kindern, "MEMEN | TO | MORI" (44 χ 68 mm) A6V/12, Β8729, D7759, Ε6773, G2v/98, Η57119, L8V/168, M5V/178; beschädigtes "IHS"-Zierstück in Rahmen ("IHS" 25 χ 21 mm, Rahmen aus Röschen 52 (33) χ 45 (25) mm) D1747, J67137 107
Samuel von Butschky: A-Z! [...] Wohl-Bebauter Rosen-Thal; [...] in sechshundert Sinn-reichen/ ungemeinen Reden und Betrachtungen; [...] Nürnberg/ Jn Verlegung Johann Hofmanns/ [...] Gedruckt daselbst bey Andreas Knorzen. Jm Jahr Christi 1679 [StB Kremsmünster 8°F1 34], SchluBvignette. - In den einschlägigen Bibliographien von Faber du Faur, Jantz, Seebaß und im Wolfenbütteler Katalog Birchers ist der Druck nicht nachgewiesen.
2. Die Nachdrucken Verlag Johann Hoffmann
465
Kennzeichen: DF A3 r , 6.v.u. also [beschädigte, nach links offene Letter "o"] - L7 r /165, letzte Z. Seerbstfindl Standorte: Berlin (Ost) SB (* Kopie Tb): Db 8761 R - » Dresden LB (Photokopie): 39.8° 10462 (Bl. N1 fehlt) - Marburg UB (* Kopie Tb): I C 186 m - * Wolfenbüttel HAB: Lo 23 (1) (Adi.: Jakob Huber [Übers.]: Unterschiedliche Geistliche Sonnetten. Stockholm 1679).
Zweiter Nachdruck mit Beidrucken (vermutlich Johann Heinrich Schönnerstädt, Altdorf)
Mercks Wienn-Nachdruck 2
Nr. 11 Bertsche 9a.2 Nbg, Dünnhaupt 1 8.1b, Dünnhaupt 2 9.4
Mercks Wienn/ | Das ist: | Deß wütenden Todts | Ein umstSndige | Beschreibung/ | Jn | Der berühmten Haupt = und | Küserl. Residentz = Stadt I in Oesterreich/ | Jm sechzehenhundert/ und neun und sie = | bentzigsten Jahr/ | Mit Beyffigung so wol Wissen | als Gwissen antreffender | Lehr. | Zusammen getragen mitten in der be = | trangten Stadt und Zeit/ | Von | P. Abraham à S. Clara Refor = | mierten Augustiner Baarffisser | und KSiserlichen Prediger. | [ Strich 78 mm ] | Gedruckt zu Wienn/ | Bey Peter Paul Vivian/ der L6bl. Univer= | sitlt Buchdrucker/1680. Kollation·. 8°; A-M 8 N 4 [100 Bl.]; paginiert [2] [1-7] 8-121 112 123-142 139 138-192 S.; manche Ex. mit D F 173 [recte 178] und 158 [recte 138]; Signaturen: $ 5 (-A4, N4); Fraktur + arab. Ziffern (röm. Ziffern F3, F5; Antiqua D l , H2, H5, Kl, K2, Schwabacher A2, A3, K3-M2, M4; größer M3) Kustodenabweichungen:
B3 r /19 g e = |storben;] storben: - C7 r /43 schreie] schreibet [letzter Buch-
stabe verquetscht] - Rest wie 9a.2 Dr Tk und Textkupfer identisch mit 9a.2 Dr Vignetten: Totenkopfmedaillon in Dreiecksvignette (25 χ 69 mm) A6V/12, B8r/29; Vignette "Engelskopf in Ornament" (37 χ 44 mm) D1747, M5 V /173/178; Rahmenvignette "Totenkopf mit Vanitas-Symbolen" (58 χ 49/50 mm) D7r/59, E6773, G2v/98, H5 r /H9, J6 r /137, L87168 Kennzeichen: DF der Kolumnentitel: Wercks Wienn. Cl r . a) DF: A4 r /9f. vigo- | gorem. 8/letzte Z. dezahlt [recte bezahlt], 9/2 dreissg, 9/22 verfestige [recte verfestigte], 13/6 morimur [recte orimur], 15/24 ausgemessen [recte ausmessen], 15/28 gesehen [recte gesellen], 20/28 Trlctatl, 20/3.v.u. sehnd [recte seynd], 21/7 und [recte mit], 22/25 Herrmals/ [recte Her < r > nals], 23/lOf. Glech = | wol [recte Gleichwol], 24/16 Oeststerreich/, 25/2 er [recte der], 25/14f. aus = | gehetzet [recte auffgehetzet], 36/2.v.u. winßige usw. b) teilweise korrigierte DF: 81/7 Sumen [recte Bäumen] Spieße [nur St. Lambrecht 2, nicht St. Lambrecht 1, Braecklein, Nürnberg], 28/3 Auf (richtig): Braecklein, Nürnberg); 173 [recte 178]: Nürnberg, Walberberg, dagegen korrigiert 178 = 178: St. Lambrecht 1 und 2, Braecklein Standorte: Budapest, Széchényi NB (* Kopie Tb): 174.839 (Adi.: 12b.2, 14.2b A) - Coburg LB (* Kopie Tk, Tb, 14/15, 192): Ta 125 (Adi.: 4b.3a A, 12a.4 A) - Hannover LB (* M F Tk, Tb, 142/143): G-A 4361 (alt XIV 8° 1; Adi.: 14.2b A, 4b.3a A, 12a.4 A) - * Kat. Braecklein 26: "Barocke Bücherlust", Nr. 7 (Privatbesitz; Tk durch Photokopie (von 9a.8) ersetzt, Adi.: 4b.3a A,
466
Anhang: Druckgeschichte
12a.4 A) - Luzern ZB (• Kopie Tk, Tb, 142/143): G.6.9.Ì. (Adi.: 4b.3a A, 12a.4 A?) - München UB (* Kopie Tk, Tb, 14/15, 142/143): 8° Homil. 1352:1 (Adi.: 14.2b A, 12a.4 A, 4b.3a A) * Nürnberg StB (MF): Solg. 1325.8° (Adi.: 12a.4 A, 14.2b A, 15.5, 4b.3a A, Scipio Sgambata: COMPENDIUM
Vitœ & Miraculomm S. FRANCISCIBORGUE.
Wien 1671, ders.: Lebens =
Inhalt Vnd Wunderwerck [Übers, des vorigen]. Wien 1671, Christophorus Menander: THEATRIHISTORICI
PONTIFICIO-CATHOLICI
[...] Zwey Hundert Bbpst = Catholische
Lehr= Geschichte. Freystadt 1674) - Praha SK (* Kopie Tb): 36 C 235 (Adi.: 4b.3a A, 14.2b A, 12a.4 A) - * St. Lambrecht 1: ohne Signatur, Band " + 5" (Adi.: 4b.3a A, 12a.4 A, 14.2b A, 15.7, 16.3; Doppelblatt A1.8 von 12a.4 A nach J6 irrtümlich eingebunden) - * St. Lambrecht 2: ohne Signatur, Band " +3" (Adi.: 4b.3a A - 14.2b A, 12a.4 A) - * Walberberg, Bornheim: 6/20/7 (Adi.: 4b.3a A, 12a.4 A, 14.2b A, 15.7) - Wrocjaw BU (* Kopie Tb): 319986 (Adi.: 14.2b A, 12a.4 A, 4b.3a A).
Divergierendes typographisches Material, gleiche Kupferplatten. Enger Nachdruck der Ausgabe 9a.2 Dr bis in viele Einzelheiten hinein, zahlreiche Druckfehler, die in einzelnen Ex. teilweise korrigiert wurden. Beidruck 1
Mercks wol SoWaf-Nachdruck 1
Nr. 12 Bertsche 4b.3a A, Dünnhaupt 1 4c A, Dünnhaupt 2 4.4 A
Mercks wol Soldat! | Das ist: | Die Glori von dem Heiligen | Ritter | GEQRGIO. I Schuldige Lob = Red. | Welche | Jn der Kâyserlichen Residentz = Stadt | Wienn vor einem Volckreichen Auditorio. | unter dem freyen Himmel/ hoffentlich aber | nicht in Lufft/ gesagt worden/ | Durch | P. F. Abraham à S. Clara Refor = | mirten Augustiner BaarfSsser und | Kâyserlichen Prediger. | [ Vignette Merkur in Dreiecksvignette 25 χ 42 mm ] | Wienn/ | Druckts Peter Paul Vivian/ Α. 1680. Kollation·. 8°; A-C®D4; [1-7] 8-56 S.; Signaturen: $ 5 (-A4, D3, D4), Fraktur + röm. Ziffer Kustodenabweichungen: Bl v /18 das Regi = | ste r] [Zwischenraum] - Cl r /33 geben = | deyete] deyte [vgl. Bemerkungen!] - C3v/38 har = ] hartnäckigen - C4739 fSllig/] fällig Standorte: * Berlin SBPK: 2 an Db 8741 R - Coburg LB (* Kopie Tb, 16/17, 56) : Ta 125: 1 - Hannover LB (* MF Tb, 17, 56): 2 an G-A 4361 (alt XIV 8° 1) - Kat. Braecklein 26: "Barocke Bücherlust": Nr. 7, Adi. 1 (Privatbesitz) - Luzern ZB : G.6.9.Ì - München UB (* Kopie Tb, 16/17, 56) : 8° Homil. 1352:4 - * Nürnberg StB: 4 an Solg. 1325.8° (Bertsche, Dünnhaupt) - Praha SK (* Kopie Tb) : 36 C 235 / Adi. 2 - * St. Lambrecht 1: ohne Signatur, Band " + 5", Adi. 1 zu 9a.2 Nbg - * St. Lambrecht 2: ohne Signatur, Band " + 3", Adi. 1 zu 9a.2 Nbg - * Walberberg, Bornheim: 6/20/7, Adi. 1 - Wroclaw BU (* Kopie Tb) : 319989.
Variante A zu Bertsche 4b.3a (Merkmal: S. 22 beginnt "nicht"), neben abweichender Vignette und Abkürzung "A." im Impressum weitere Kennzeichen: Kolumnentitel "Mercks wol Soldat.": fehlender Punkt A7713, Bl r /17; "Mercks wol Svldat." C1733, "Mercks wvl Soldat." C5r/41.
2. Die Nachdrucken Vertag Johann Hoffmann
467
Früherer der beiden unter Bertsches Nummer 4b.3a aufgelisteten Drucke. Das geht aus den wechselnden Erscheinungsformen des letzten Wortes auf S. Cl r /33 und dem dazugehörigen Kustos hervor, die durch eine Preßkorruptele entstanden und die Abfolge der Drucke bezeichnen lassen. Der Ausgangszustand war ein Druckfehler "geben = e | deyet]" (nicht belegt) für "gebene = | deyte", zugleich oder später verrutschte der Satz in der wohl mangelhaft geschlossenen Druckform zu "geben = e | deyet]" (Ex. Walberberg). In einer Korrektur unter der Presse wird das verrutschte "e" fälschlich dem Kustos integriert, nach dem Trennungszeichen fügt der Setzer, um die Zeile zu füllen, ein Spatium ein: "geben = | deyete]" (priv. Ex., Nbg StB, St. Lambrecht beide Ex.). Der Neusatz 4b.3a Β setzt "Männchen auf Männchen" und übernimmt so den fehlerhaften Kustos, bringt aber mit der korrekten Wortform die Zeile nun rechtsbündig aus: "gebene = | deyete]" (4b.3aB). Beidruck 2
Deo Gratias-Nachdruck 1
Nr. 13 Bertsche 12a.4 A, Dünnhaupt 1 13c A, Dünnhaupt 2 13.4 A
Oesterreichisches | D E O GRATIAS. | Das ist: | Eine außffihrliche Beschreibung eines | Hochfeyerlichen | Danck = Fests/ | Welches | Zu Ehren der Allérheiligsten | Dreyfaltigkeit wegen gnädiger Abwen = | dung der fiber uns verhängten schweren | Straff der Pest in der Kiyserlichen Haupt = und I Residentz = Stadt Wienn/ den 17. Junii A. 1680. | durch die L6bl. N.O. Herren Land = Stând | hêchstaufferbaulich angestellet | worden. | Samt einer kurtzen Predigt/ | so vor einer Volckreichen Versamb = | lung in Mitte der Stadt bey der Säulen | der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit vor = | getragen. | Durch I P. Abraham Augustiner Baarffisser | und KSyserlichen Prediger. | [Vignette aus Zierstücken, 4 χ 22 mm; Zierstücke: Voluten der Längsachse nach symmetrisch] | Erstlich gedruckt zu Wieft in Oesterreich/ | Bey Peter Paul Vivian/ der L6bl. Universi = | tlt Buchdrucker/ Jm Jahr 1680. Kollation: 8°; A-C 8 [24 Bl.]; [2] [1-2] 3-44 [45-46] S.; Signierung: $ 5, Fraktur + röm. Ziffern, Cini [recte Ciii]; größere Type Cl Kustodenabweichungen: A4 r /7 Volck] Volck/ - B4v/22 Drach] Drach/ - B8r/29 Drey | Far = ] ben Vignetten: gestochene ornamentale Vignette (15 χ 35 mm) A7 r /13, Schlußvignette Löwenkopf in Ornament (51 χ 49 mm) CT/44 Kennzeichen: D F 40, Z. 4 An pustini - 43, Z. 13 unendlich. Der Kustos B8 r Drey | Far = ] ben ist deutliches Indiz für den Nachdruck. Standorte: Bamberg (Bertsche, Dünnhaupt; 12a.4 A oder B) - * Berlin SBPK: 1 an Db 8741 (C8 vorhanden) - Coburg LB (* Kopie Tk, Tb, 14/15, 44): Ta 125: 2 (Tk und Tb unten mit Textverlust beschnitten: letzte Z. fehlt) - Freiburg UB (Bertsche, Dünnhaupt; 12a.4 A oder B) - Hannover LB (* MF Tk, Tb, 15,44) : 3 an G-A 4361 (alt XIV 8°1) - * Kat. Braecklein 26: "Barocke Bücherlust": Nr. 7, Adi. 2 (Privatbesitz; Tk links mit Verlust beschnitten) - Luzern ZB: G.6.9.Ì.
468
Anhang: Druckgeschichte
Adi. 2 - München UB (* Kopie Tk, Tb, 14/15, 44) : 8° Homil. 1352:3 - * Nürnberg StB: 1 an Solg. 1325.8° (C8 r : hs. Nachzeichnung des Tk von 12b.l/2 trotz vorhandenem Tk) - Praha SK (* Kopie Tb): 36 C 235/Adl. 3 - Praha SK: 21 J 147 - * St. Lambrecht Ex. 1: unsign., Ex. " +5", Adi. 2 (Doppelblatt A1.8 in das Mercks Wien«-Exemplar verbunden, dort nach J6) - * St. Lambrecht Ex. 2: unsign., Ex. " + 3", Adi. 3 - * Walberberg, Bornheim: 6/20/7, Adi. 2 - * Wien ÖNB: 715.264-A - Wroclaw BU (* Kopie Tb) : 319988.
Beidruck 3
Lösch Wienn-Nachdruck 1
Nr. 14 Bertsche 14.2b/14.3 A, Dünnhaupt 1 15b A, Dünnhaupt 2 15.3 A
Lösch Wienn/ | Das ist: | Ein Bewegliche Anmahnung | zu der Kayserl. Residentz = Statt | Wienn in Oesterreich/ | Was Gestalten | Dieselbige der so viel tausend Ver = | storbenen Bekandten und Verwandten nicht | wolle vergessen/ welche vor einem Jahr zur harten | Pest = Zeit ohne gewöhnliche Leichbesingnuß/ ohne | Begleitung der Freundschafft/ rc. elend un = | ter die Erden gerathen. | Deren vermuthlich viel in den | zeitlichen | Flammen deß Fegfeuers | Jhre g röste Zuversicht schöpften zu der ge = | wöhnlichen acht = tSgigen Andacht in der | Todten = Capellen/ bey denen PP. Au = | gustinern. I Jn Kfirtze zusammen gesetzt | Durch P. Abraham/ Augustiner = | Baarffisser/ Kays. Prediger und der | Zeit Prior/ re. | [ Linie 77 mm ] | Gedruckt zu Wienn/ | Bey Peter Paul Vivian/ Anno 1680. Kollation: 8°; A-F*G 4 [52 Bl.]; [15] 1-89 S.; die Paginierung beginnt hier auf einer verso-Seite; Signaturen: $ 5 (-G4), A5 [recte B5]; Fraktur + arab. Ziffern, Antiqua A3, A4, Schwabacher D3, F5, röm. Ziffer A5 Kustodenabweichung·. ATH Reichs = Statt | Regen = ] Regenspurg Vignette: Federzugvignette (23,5 χ 35 mm) A7 r , G4V Kennzeichen: S. 62 beginnt "Summa" (Bertsche, Dünnhaupt); DF 2, 2. Z. v.u. Coppey Standorte: * Berlin SBPK: Db 8741 (Adi.: 21a.4 A, 4b.3a A) - Budapest, Széchényi NB (* Kopie Tb): 174.839/3 (Tk fehlt) - Hannover LB (* MF Tk, Tb, 2, 89) : 1 an G-A 4361 (alt XIV 8° 1) Lübeck StB (* Kopie Tk, Tb, Vorrede, 57-68) : an 1929 A 211 (zahlreiche Marginalglossen von protestantischer Hand) - München UB (* Kopie Tk, Tb, 1/2, 89) : 8° Homil. 1352:2 (Bertsche) - * Nürnberg StB: 2 an Solg. 1325.8° - Praha SK (* Kopie Tk, Tb, 89): 36 C 235/Adl. 1 - * St. Lambrecht 1: unsign., Ex. 9a.2 Nbg StB " + 5", Adi. 3 (Bl. A1.8 mit Tb und Tk fehlt) - * St. Lambrecht 2: unsign., Ex. 9a.2 Nbg StB " +3", Adi. 2 - * Walberberg, Bornheim: 3 an 6/20/7 (schöner Abzug des Tk) - * Wien WStLB: A 12.226 Ex. 2 - Wroclaw BU (* Kopie Tb) : 319987.
Die unterschiedliche Kollation von Bertsche 14.2b und 14.3 ist wohl auf Irrtum zurückzuführen. Seinen Beobachtungen an den beiden Donaueschinger Ex. nach dürfte Bertsche zwei verschiedene Kupfer gesehen, den Satzunterschied der Ausgaben aber nicht bemerkt haben. Dünnhaupt führt diese beiden Drucke zusammen unter 15.b bzw. 15.3.
2. Die Nachdrucker: Verlag Johann Hoffmann
469
Der Vergleich der Zustände des Tk zeigt die Priorität dieses Druckes vor den Seiten- und größtenteils zeilengleich gesetzten Nachdrucken: Zustand I: Kringel im obersten Bogen links neben Wappenkartusche sichtbar — II: kaum Rudimente Zustand I: Schraffur auf dem Stein über Totenkopf: Querschraffur über vertikale Längsschraffur gelegt, beide gut sichtbar ~ II: nur mehr Querschraffur sichtbar Zustand I: Überarbeitungsspuren: Dach des Stephansdomes vertikal - II: horizontal schraffiert Zustand I: Wolkenkreis rechts: entlang der Kreisrichtung — II: quer zur Kreisrichtung, also radial schraffiert. Dritter Nachdruck mit Beidrucken (vermutlich Andreas Knortz, Nürnberg)
Mercks Wienn-Nachdruck 3
Nr. 15 Bertsche 9a.2 G NM, Dünnhaupt 1 8.1, Dünnhaupt 2 9.2
Mercks Wienn/ | Das ist: | Deß wfitenden Todts | Ein umständige | Beschreibung/ | Jn | Der berfihmten Haupt = und | KSiserl. Residentz = Stadt | in Oesterreich/ | Jm sechzehenhundert/ und neun und sie = | bentzigsten Jahr/ | Mit BeyfiSgung so wol Wissen | als Gwissen antreffender | Lehr. | Zusammen getragen mitten in der be = | trangten Stadt und Zeit/ | Von I P. Abraham à S. Clara Refor = | mierten Augustiner Baarffisser | und Kliserlichen Prediger. | [ Strich 80 mm ] | Gedruckt zu Wienn/ | Bey Peter Paul Vivian/ der L6bl. Univer = | sitSt Buchdrucker/1680. Kollation und Paginierung wie 9a.2 Dr [168 Ex. Berlin: Ziffer "1" nach unten verrutscht]; Signaturen: $ 5 ( A4, N4); Fraktur + arab. Ziffern (röm. Ziffern A, F3, F5, G; Antiqua Kl, K2, Schwabacher K, L, Ml, M2, M4; größer D l , M3) Kustodenabweichungen: V
wie 9a.2 Dr (erster Nachdruck): Dl v /48 - G3799 - H2 r /113 - J7 r /139 V
J8 /142 - L1V153 - L2 /156; davon abweichend: G2 r /97 gend] gend/ - G5V103 freyen Paß | gestat = ] gestalten - H l V l l l Zu] Zuweilen - K6 r /147 durch = ] durch absonderliche Gnaden K6V/148 msi = ] emsiger/ Typographie wie der erste Nachdruck Hoffmanns, Vignetten und Zierleisten wie Dresden, J6 r /137 IHS-Stock auf den Kopf gestellt (z.T. korrigiert, so im Ex. Berlin SBPK) Kennzeichen: D F Seug [recte Seuch] J77139, Z. 4; DF der Kolumnentitel: "Mers Wienn." G5 r , Kl r , K4 r , Ll r , M7 r ; "Merks Winn." G8 r Standorte: Bamberg (* Kopie Tb): L.g.o. 60 (Bertsche, Dünnhaupt; Adi.: 4b.3a B, 12a.4 B, 14.2b B, 15.7) - * Berlin SBPK: 1 in Db 8761aR (stop-press-correction J67131 "IHS"-Vignette korrekt; J8V/142 gedenke] gedenke/ [!]; Adi.: 4b.3a B, 12a.4 B, 14.2b B, 15.7) - Bonn UB (* Kopie Tb, 142/143, 192): Fa 560/4 r a r a (Bertsche, Dünnhaupt; Adi.: 14.2b B, 4b.3a B, 12a.4 B, 15.7) * Feldkirch (Vbg), Stadtbibliothek: AD-608 (Tk fehlt; Adi.: 4b.3a B, 12a.4 B, 14.2b B, 15.7) Halle/Saale, UB (* Kopie Tb, 142/143; Tk fehlt): Jb 2565 - Lübeck (* Kopie Tb, 142/143): 1929 A 211; Adi.: 14.2b A) - * Nürnberg GNM: 8" Ν 1085 (spätere Bindung ohne Adi., Vorbesitz
470
Anhang: Druckgeschichte
Stolbergische Bibliothek, Wernigerode; vgl. 14.2b Β sowie 4b.3a Β Ex. Halle U L B ) Wroclaw BU (* Kopie Tb) : 319990 (Adi.: 12a.4 B, 14.2b B, 15.7,4b.3a B).
Gegenüber dem ersten Nachdruck mehr Signierungsfehler der Bogensignaturen, der dortige Druck ist einheitlicher. Mehrere parallele Kustodenabweichungen zu Dresden belegen die enge Verwandtschaft. Beidruck 1
Mercks wol So/áaí-Nachdruck 2
Nr. 16 Bertsche 4b.3a B, Dünnhaupt 1 4c B, Dünnhaupt 2 4.4 Β
Titelblatt aus dem gleichen Typenmaterial (vgl. Initialen) sowie wort- und satzgleich wie 4b.3a A. Unterschiede: | [ Vignette Blumenstück 22 χ 36 mm] | [...] Anno 1680. Kollation und Signaturen wie 4b.3a A (hier ergänzt: D3) Kustodenabweichungen: A2V zusam = ] zusamen - Cl r /33 gebene = | deyete] deyte - C3v/38 und C4739 wie 4b ,3a A - C6743 giebt] gibt - D3754 zählbare] zälbare Kennzeichen: vgl. die Anmerkungen zu 4b.3a A sowie die Abweichungen in Titelblatt und im Kolumnentitel: fehlender Punkt C5v/42, C7746, D2752; D1750: D F "Sodat" sowie "e"-Letter in "Mercks" kopfstehend. Standorte: Antiquariat Halle (München) (Bertsche) - Bamberg (* Kopie Tb) : 1 ad L.g.o. 60 * Berlin SBPK: 2 in Db 8761aR - * Berlin SBPK: Db 8771 - Bonn UB (* Kopie Tb, 56) : 2 an Fa 560/4 rara (Bertsche, Dünnhaupt) - * Feldkirch (Vbg), Stadtbibl.: AD-608,1. Adi. (Tk des "Deo Gratias" beigebunden) - Freiburg UB (Bertsche, Dünnhaupt) - Halle ULB (* Kopie Tb, 16/17, 56) - * Nürnberg GNM: 8° Rl. 3598 - * Vorau (Photokopie): Tk des "Deo Gratias" beigebunden - Wroclaw StB (Bertsche) - Wroclaw BU (* Kopie Tb) : 319994 - Yale (Bertsche, Dünnhaupt).
Bertsche verzeichnet einen Druck 4b.3b als "Variante zu 4b aus den Drucken 1 und 3" nach einem Antiquariatskatalog, ohne ein Exemplar zu nennen. Dünnhaupt führt daher den Druck nicht auf. Ich konnte nicht klären, ob sich dahinter nicht vielleicht 4b.3a Β verbirgt. Beidruck 2
Deo Graf/as-Nachdruck 2
Nr. 17 Bertsche 12a.4 B, Dünnhaupt 1 13c B, Dünnhaupt 2 13.4 Β
Titelblattabweichungen gegenüber dem ersten Nachdruck (12a.4 A): [...] ausffihrliche Beschreibung [...] Ab = | wendung [...] Herren [...] höchstauf-
2. Die Nachdrucker: Verlag Johann Hoffmann
471
erbaulich [...] V e r s a m m = | lung [...] | [ V i g n e t t e aus Z i e r s t ü c k e n , W e i n b l a t t e i n g e k l a m m e r t e s K r e u z - W e i n b l a t t 4 χ 21,5 m m ; Zierstücke: V o l u t e n a s y m m e trisch] I [...] W i e n n in O e s t e r r e i c h | [...] Universität | B u c h d r u c k e r / J m Jahr 1680. Kollation: 8°; A-C 8 [24 Bl.]; [2] (1-2) 3-44 (45-40] S.; Signierung: $ 5, Fraktur + röm. Ziffern Kustodenabweichungen: A4 r /7 Volck] Volck/ - Bl r /9 gantz] ganz - B4722 Drach] Drach/ - B8729 Drey | Far = ] ben Vignetten: Blumenstück-Vignette (22 χ 35 mm) A7r/13, Vignette Mann mit Früchteschalen ( = Allegorie des Herbstes)?], 42 χ 44 mm) C8744 Das Tk ist identisch mit dem des ersten Nachdrucks. Kennzeichen: S. 25 beginnt "hat er" (Bertsche); Kustos B8r Drey | Far = ] ben Indiz für den Nachdruck. DF: S. 4, Z. 10 Fusstapffen.
Beidruck
Lösch
3
Wfenn-Nachdruck 2
N r . 18 Bertsche 14.2b/14.3 B, Diinnhaupt 1 15b B, Dünnhaupt 2 15.3 Β
T i t e l b l a t t a b w e i c h u n g e n g e g e n ü b e r d e m ersten Nachdruck ( 1 4 . 2 b A ) : [...] D a s ist: I E i n e [...] K ä s e r l . R e s i d e n t z = Stadt | [...] e l e n d | unter [...] KSys. P r e d i g e r [...] I [ L i n i e 7 9 m m ] | [...] Kollation wie erster Nachdruck incl. fehlender Punkte; dazu: S. 59: Letter 5 kopfstehend [Ex. Vorau, Berlin SBPK]; Signaturen: $ 5 (-G4), Fraktur + arab. Ziffern, Antiqua A3, A4, röm. Ziffer A5, Schwabacher D3, F5 Kustodenabweichungen: AT/1 Reichs = Stadt | Regen = ] Regenspurg - B172 Saltz = ] Salz = Seulen - C8733 Trieschel;] Trieschl | = Dreschflegel] - D4741 absonder= |lich] lieh/ - D6744 Hfilff] Hfilff. - E4756 Trost) Trost. Vignette: Blumenstück-Vignette wie der obige Beidruck AT, G4789 Kennzeichen: S. 62 beginnt "Summa" (Bertsche, Dünnhaupt) Standorte: Bamberg (* Kopie Tk, Tb, A67A7 r , 61/62) : 3 ad L.g.o. 60 (Bertsche, Dünnhaupt) * Berlin SBPK: 4 in Db 8761aR - Bonn UB ( ' Kopie Tk, Tb, 61/62): 1 an Fa 560/4 rara (Bertsche, Dünnhaupt) - Feldkirch (Vbg), Stadtbibliothek * : AD-608, Adi. 3 - Halle ULB (* Kopie Tk, Tb, 1/2, 89) - * Vorau: 1 ad 4685 - * Wien WStLB: A 12.226 Ex. 3 - Wroclaw BU (* Kopie Tb): 319992.
472
Anhang: Druckgeschichte
Nachdruck der Todten-Bruderschafft (vermutlich Andreas Knortz, Nürnberg)
Todten-Bruderschafft
Nr. 19 Bertsche 15.7, Dünnhaupt 1 16f, Dünnhaupt 2 16.7
Grosse | Todten = Brfiderschafft/ | Das ist: | Ein kurtzer Entwurff | Deß | Sterblichen Lebens/ | Mit beygeffigtem | CATALOGO. | Oder: | Verzeichnuß aller der jenigen | Herren Brfideren/ Frauen/ und | Jungfrauen Schwesteren/ welche aus der | Hochl6blichen Todten = Sodalitât/ bey denen Ehrwfir = | digen P.P. Augustinern Parffisseren in Wienn/ | von Anno 1679. biß 1680. I gestorben seyn. | [ IHS-Vignette ] | Gedruckt im Jahr Christi 1681. Kollation: 8°; A-D 8 [24 Bl.J; [2] [1] 2-14 17-62 [63-64] S.; Signaturen: $ 5, Fraktur + arab. Ziffern, D2 Schwabacher Kustodenabweichungen·. A4'Π hundert] hundert - A6V/12 GOtt] GOTT - B2719 Hui/] Hui - B3v/22 ge = I than/] than - C2v/36 mar = | schiren:] schieren: - D4 r /55 5. Den] 5. Der Vignetten: IHS-Vignette A l r (Tb), Flucht mit Kindern, "MEMEN | TO | MORI" D7762 Standorte: Bamberg (* Kopie Tk, Tb): 4 ad L.g.o. 60 - Bamberg (Bertsche, Dünnhaupt) - Bonn UB (* Kopie Tk, Tb, 62): 4 an Fa 560/4 rara (Bertsche) - Brno OSA - Feldkirch (Vbg), Stadtbibliothek * : AD-608, Adi. 4 (D8 fehlt) - Kiel (Bertsche) - Leipzig UB (Dünnhaupt) - * St. Lambrecht * : 4 ad 9a.2 Nbg, Ex. " + 5" (Bertsche) - Urbana (Dünnhaupt) - * Vorau: 4 ad 4685 - Walberberg, Bibliothek St. Albert * : 6/20.7, Adi. 4 - * Wien WStLB: 12.229 A, Ex. 1 (Bertsche) * Wien WStLB * : 12.229 A, Ex. 2 - Wroclaw BU (* Kopie Tb) : 319993 - Yale (Dünnhaupt).
Die Paginierung springt mit der Bogengrenze A/B auf die im Oktavformat für den zweiten Bogen vorgesehene Seitenziffer. Das für diesen Druck neu angefertigte, mit "Hipschman seul." gezeichnete Tk (151 (146/147) χ 86 (83/84) mm) wurde auch im Druck 15.6 verwendet, was diesen dem Verlag Hoffmanns zuweist. Diesen Druck (von Bertsche und Dünnhaupt nachgewiesen in Berlin SB, Donaueschingen, Freiburg UB und Hamburg UB) habe ich nicht eingesehen. 2.2.3 Wolf Eberhard Felsecker, Nürnberg Ebenfalls in Nürnberg entstanden die Drucke der Gruppe III. Aus Wolf Eberhard Felseckers Druckerei ging eine Leichenpredigt hervor, die unser Interesse in mehrfacher Hinsicht findet. Zum ersten scheint die größte Auszeichnungsschrift des Titels mit jener des Druckes 9a.3 WStLB identisch, die Initialen - freilich weit verbreitete Typen - erscheinen auch im Text von 9a.3 WStLB sowie im Druck 15.5 der Todten-Bruderschafft.108 Die fleurale Dreiecksvignette auf dem Titelblatt von 4b.5 verwendete Felsecker in der Leichenpredigt mehrmals, und auch die Zierleiste findet sich in charakteristischer Zusammenstellung der Rös108
Adolf Saubert: Christgebührliche Gelassenheit/ oder Gehorsame Ergebung deß Menschlichen Willens in den Göttlichen Willen/ [LP Jobst Wilhelm Ebner von Eschenbach]. Nürnberg: Wolf Eberhard Felsecker 1677 [HAB Da 593 (2)]. - Vgl. die "J"-Initiale, Bertsche 15.5, S. 50, mit dem "J" aus "Jobst".
2. Die Nachdrucker: Wolf Eberhard Felsecker
473
chen wieder. 1 0 9 Die Federzugvignette aus 9a.3 Brno, in deren Schnörkeln das Profil eines Totenschädels erscheint, taucht in einem Nürnberger Druck Christian Sigmund Frobergs aus dem Jahr 1682 auf, 110 dessen typographische Gestalt ansonsten allerdings mit den Abraham-Ausgaben nichts gemein hat. 1 1 1 Es ist mir nicht gelungen, die Hauptindizien der Herkunft zu entschlüsseln und aufgrund der so charakteristischen Totentanzholzschnitte die Herkunft der Drucke zweifelsfrei aufzuklären. Das gegenwärtig am weitesten fortgeschrittene Unternehmen zur Aufarbeitung der Leichenpredigt, die von Rudolf Lenz (Marburg/Lahn) geleitete Forschungsstelle für Personalschriften (Arbeitsstelle der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz) an der Universität Marburg, verzeichnet bislang keine Drucke, in denen sie Verwendung gefunden hätten. 112 Erster Nachdruck (Christian Sigmund Frobergfür Felsecker?)
Mercks Wîenn-Nachdruck 1
Nr. 20 Bertsche 9a.3 Brno, Dünnhaupt 1 8.1a, Dünnhaupt 2 9.3
Mercks Wienn/ | Das ist: | Deß wfitenden Todts | Ein umständige | Beschreibung/ | Jn | Der berfihmten Haubt und | Kayserl. Residentz Statt | in Oesterreich/ | Jm sechzehen hundert/ und neun und | siebentzigsten Jahr/ | Mit Beyffigung so wol Wissen | als Gwissen antreffender | Lehr. | Zusammen getragen mitten in der betrangten | Statt und Zeit/ | Von | P. Abraham â S. Clara Refor = | mierten Augustiner BaarfBsser | und Kayserlichen Prediger. | [ Linie 62 mm ] | Gedruckt zu Wien/ | Bey Peter Paul Vivian/ der Lßbl. Universitet | Buchdrucker/1680. Kollation·. 8°; A-M 8 N 4 [100 Bl.]; [2] [1-7] 8-32 34 34-55 59 57-138 133-167 198 169-181 282 183 186 185-189 90 19 192 [recte 198] S.; 133 innen; Signaturen: $ 5 (-A4, G3, N4); Fraktur + arab. Ziffern (Antiqua Dl, H2, H5, Kl, M3; röm. Ziffer D2, D5)
109
Vignette 32/33 χ 79/80: ):(2V, [D]6V, E4V; Zierleiste 4b.5 Al v , A4 r = Zierleiste Felsecker A l r .
110
[Christoph Friedrich Gugel]: Norischer Christen Freydhöfe Gedächtnis. Das ist: Richtige Vorstellung und Verzeichnis aller [...] Monumenten/ Epitaphien und Grabschrifften/ [..] zu [...] Nürnberg [...] Von einem Curieusen Liebhaber. Nürnberg: Christian Sigmund Froberg für Leonhard Loschge 1682 [HAB GM 3234], ):(2V und 2B4 r , 46 χ 54 mm. - Das gleiche Motiv, aber nicht der gleiche Druckstock in einem Teil einer Gedenkschrift: PROGRAMMA IN FUNERE Maxime Reverendi [...] GERHARDI TITII. Helmstedt: Heinrich Hessius 1681, L l v als Schlußvignette (48 χ 54 mm) [HAB Da 605 (7a)].
111
Als Beweis kann diese Verwendung, für sich allein genommen, nicht gelten. "Bei den Formschneidern handelt es sich um ein Wandergewerbe; sie zogen von Stadt zu Stadt und boten den Buchdruckern ihre Erzeugnisse an. [...] Druckstöcke wanderten mit der Auflösung von Drukkereien weiter, völlig entsprechende Ornamente tauchen an den verschiedensten Stellen Europas auf', sie wurden aber auch innerhalb einer Stadt ausgeliehen. Pieske, Druckgraphische Ausgestaltung (1979), S. 16.
112
Frdl. Auskunft von Prof. Rudolf Lenz, Brief vom 23.11.1989.
474
Anhang: Druckgeschichte
Vignetten·. Bahre mit Leichentuch (67 χ 37 mm) A6V; Totenkopfvignette mit gekreuzten Knochen, H O M O MEMENTO MORI (62 χ 41 mm) B6729; Federzugvignette mit Totenkopf (52 χ 46; mit Kreuz: 52 mm) Dl r /47 - Vanitasvignette mit Totenkopf, geflügeltem Stundenglas und Inschrift HODIE MIHI CRAS TIBI (64 χ 52 mm) D7759; Vanitasvignette mit Vergänglichkeitsmotiven in Rahmen (rechts gebrochen; 71 χ 43 mm) E6773 - Vignette mit Puttenkopf (50 χ 52 nun) L8V/198 Holzschnittvignetten
mit Totentanzmotiven: (3 113 ) Tod mit Pfeifer und Postboten, 59 χ 62 mm
G2798; (4) Tod mit Reichem und Mönch, 67 χ 50 mm H57119; (5) zwei Gerippe mit Frau, 66 χ 46 mm J6 r /137 Standorte·. * Brno OSA (MF): Ill.Vh 15 - * Erlangen UB: Trew D* 871 - Wroclaw BU (* Kopie Tb): 475365.
Die Bögen C, D und Ν wurden vom gleichen Setzer mittels der gleichen Form gesetzt, wie die Drucktype der Kolumnentitel sowie deren Varianten ausweisen ("Mercks Wienn" C l r , D6V, N2V und "Mercks Wienn." in C, D und N, wogegen sonst "Mercks Wien." vorherrscht, so A5 r , C-D, Η, K-N), ebenso die Bögen Η und K-M (größere Schwabacher-Type des Kolumnentitels). Davon abweichend "Mercks = Wien." ET, "Mercks Wien:" H2 r , M5V. Bemerkenswert sind in den Drucken 9a.3 die Holzschnittillustrationen einer Totentanzreihe, die hier erst zum Teil, im Nachdruck 9a.3 WStLB (unten Nr. 21) fast ausschließlich anstelle herkömmlicher Vignetten als Schmuckelemente eingesetzt wurden. Ein Paralleldruck 114 liegt nicht vor, denn die Abfolge geht sowohl aus dem textkritischen Befund (vgl. oben S. 432f.) als auch aus Bogen H, Bl. Η1 Γ /111, deutlich hervor. Die Anfangszeile "O wohl blutige Zäher waren vonnöten/" (Brno) wurde während des Druckes verändert zu "Ob wol blutige Zäher ware[n] vonnöte[n]/" (vgl. die so entstandene Kustodenabweichung an der Bogengrenze G/H). Die Form wurde geöffnet, die Kopfzeile entfernt, wobei der Druckfehler "Mserck Wien." im Kolumnentitel entstand, die (im textkritischen Sinne: fälschlich) eingefügte Letter machte die Kürzung der ersten Textzeile durch Tilden erforderlich. Sonst ist Bogen Η in beiden Drucken satzidentisch. Die restlichen Bögen sind nicht genau zeilengleich gesetzt, an Bogen E läßt sich durch die Verlesung der verquetschten Seitenziffer 63, die zu 69 wurde, die Priorität des Druckes Brno bestätigen. Die anderen Paginierungsfehler wurden übernommen, die Bogensignaturen hingegen korrigiert. Auch die neu auftretenden Kustodenfehler signalisieren den Nachdruck (vgl. 9a.3 WStLB K l r , wo der in 9a.3 Brno korrekt gesetzte Beistrich nun fehlt). Zu den Textverlusten des Nachdrucks vgl. oben S. 432f.
113
Die Nummern beziehen sich auf den größeren Zyklus in 9a.3 WStLB.
114
vgl. Weismann, Beschreibung (1981), S. 529.
2. Die Nachdrucker: Wolf Eberhard Felsecker
475
Zweiter Nachdruck mit Beidrucken
Mercks W?en«-Nachdruck 2
Nr. 21 Bertsche 9a.3 WStLB, Dünnhaupt 1 8.1a, Dünnhaupt 2 9.3
Mercks Wienn/ | Das ist: | Deß wfitenden Todts | Ein umstSndige | Beschreibung/ | Jn | Der berfihmten Haubt und | Kayserl. Residentz = Stadt | in Oesterreich/ | Jm sechzehen hundert/ und neun und | siebentzigsten Jahr/ | Mit Beyffigung so wol Wissen | als Gwissen antreffender | Lehr. | Zusammen getragen mitten in der betrangten | Stadt und Zeit/ | Von | P. Abraham â S. Clara Refor = | mierten Augustiner Baarffisser | und Kayserlichen Prediger. I [ Strich 73 mm ] | Gedruckt zu Wien/ | Bey Peter Paul Vivian/ der Lfibl. Universitet | Buchdrucker/ 1680. Kollation: 8°; A 8 ( A7)B-M 8 N 4 [100 Bl.]; [2] [1-71 8"Π (12-13 überklebt) 14-18 15 20-47 [48] 45 5055 99 57-60 65 62 69 64-66 65 68-138 133 140-141 136 137-167 198 169-181 282 183 186 185-192 [recte 198] S.; 60 innen; Signaturen: $ 5 (-Al, A4, G3, N2, N3, N4); Fraktur + arab. Ziffern (Antiqua D, H2, H5, M3; röm. Ziffern D) Kustodenabweichungen: AS'19 Tittler] Tittler/ - Bl v /16 Auf] Auff - B5724 schencken] schencken/ D5755 Wahr = | hei = ] heit - D5799 [recte 56] unbe = | sonnene] besonnene - E3768 des] deß E8777 Frost/] Frost - F3783 Mat = | thSus] thaeus - F8793 Gar = ] Gar offt - G47101 Un = ] ungleiche - G77108 seye] sey - G87110 O wohl] Ob wol - H27113 male meal male à - H67121 schier gar] gar - H87125 Mittag/] tag/ - J67131 Lysa = ] Lysab. - J77133 doch] doch/ - K17137 Çhri- |stus] stus, - K57145 nide = ] nidre - K87151 einer] den? - L27156 Wfi= | sten] sten/ L77165 gesehen/] gesehen - L87167 forde = ] fordern - M87183 Folgen] Folgende - ΝΓ/186 an jedem Eck ein | vor] grosser - N37189 ligiosl ligios. Vignetten wie der erste Nachdruck: Totenkopf mit gekreuzten Beinen B8729, Totenkopfumriß (Federzug) D1747, HODIE MIHI CRAS TIBI D7759 Holzschnittvignetten mit Totentanzmotiven: (la) Tod mit altem Mönch (59 χ 27 mm) und (lb) Tod mit Saufbruder (58 χ 27 mm) A6712, (2) Tod mit Frau und Mann (64 χ 51 mm) E6773, (3), (4) und (5) an den gleichen Stellen wie im ersten Nachdruck, (6) zwei Gerippe mit Soldaten (61 χ 36 mm) L87l98(rl68) Kennzeichen: Die Exemplare weisen verschiedentlich Korrekturen der Paginierung auf, während die unregelmäßigen Kolumnentitel die Feststellung der Satzidentität zuverlässig gewährleisten: Merck Wien. C7 r , Mercks Wien. D4 r , D5V, El v , F 5 \ G5V, H-J, L3V, Mserck Wien. Η Γ , J6 r , Mercks Wien: H2 r , J4 r , Mercks Wieen. Ll v , L6V, Mercks Winn. L3 r , L6 r , Mercks Wimm N4 r . Standorte: Coburg LB (* Kopie Tk, Tb): Cas A 1160 (Adì.: 4b.5, 12b. 1/2) - * Linz LM: I 620 (Ex. defekt, Tb und D4.5 [S. 53-56] fehlen; Adi.: 4b.5) - Mainz StB: 680/7 Nr. 1 (Adi.: 12b.l, 4b.5)'* Wien WStLB: A 12.219 Ex. 1 - * Würzburg UB: Horn 624 (Tk fehlt).
Bogen H ist satzident mit dem ersten Nachdruck! Typographie und Kolumnentitel verweisen auf die arbeitsteilige Produktion des Nachdrucks, die offenbar abschnittweise gleichzeitig erfolgte. Die Bögen Α, Β und E, F und G, H und J, L und Μ, Κ und Ν wurden mit jeweils gleichen Stegen (und gleichem Kolumnentitel) aus verschiedenen Setzkästen gesetzt.
476
Anhang:
Druckgeschichte
Die Holzschnitte gehören einem mehrteiligen Totentanzzyklus an, sind aber weder vollständig noch in der Reihenfolge des Zyklus eingesetzt. Nr. la schließt an Nr. 3 an, Nr. 5 an Nr. 2, auch Nr. 4 hat rechts eine Fortsetzung, sonstige verbindende Stücke fehlen. Beidruck 1
Mercks wol So/dai-Nachdruck 1
Nr. 22 Bertsche 4b.5, Dünnhaupt 1 4d, Dünnhaupt 2 4.5
Mercks wohl Soldat! | Das ist/ | Die Glory/von dem Hei = | ligen Ritter und Heylsamen | VORBJTTER | GEORGIO. | Schuldige Lob = Red. | Welche | Jn der Kaiserlichen Residentz = Stadt | Wienn vor einem Volckreichen Auditorio. unter | dem freyen Himmel/ hoffentlich aber nicht in Lufft | gesagt worden/ I [fleurale Vignette 32 χ 80 mm] | Durch | P. F. Abraham à S. Clara Reformierten I Augustiner Baarffisser und Kayserlichen | Prediger. | [Linie 82 mm ] | Erstlich gedruckt zu Wien/ 1680. Kollotion·. 8°; A-C 8 [24 Bl.]; unpag.; Signaturen: $ 5 (-A3, A4, A5), E l [recte Cl], Fraktur + arab. Ziffern Kustodenabweichungen:
AT Ritter = ] ritterlichen - B3 r leben _ ] lebendigen [verrutschte Letter] -
r
C2 Creutz] Creutz = Baum Vignette: Tb Standorte: Coburg LB (* Kopie Tk, Tb, A 7 7 B l r , 08*) : Cas A 1161 - Freiburg KPB (Bertsche) Freiburg U B (Bertsche, Dünnhaupt) - Kiel UB (Dünnhaupt) - * Linz LM: I 620 Adi. (Tk fehlt) - Mainz StB (* Kopie Tb) : 680/7 Nr. 3 (Bertsche) - Marburg UB (Dünnhaupt) - München SB (Bertsche, Dünnhaupt) - München UB: 8" Homil. 1350 und 8" Homil. 1351 [?] (Bertsche) * Wien ÖNB: 23.233-A - * Wien WStLB: A 12.222 Ex. 2 - Zürich ZB : 15.815 4 (Bertsche).
Beidruck 2
Deo Grafiaî-Nachdruck 1 unter neuem Titel
Nr. 23
Bertsche 12b.l, Dünnhaupt 1 13g, Dünnhaupt 2 13.8
Mercks Oesterreichische Burgerschaft! | Zu Einem | DEO GRATIAS, | Das ist: I Ein außffihrliche Beschreibung eines | Hochfeyerlichen | Danck = Fests/ | Welches | Zu Ehren der | Allerheil. Dreyfaltigkeit | Wegen gnädiger Abwendung der fiber | uns verhüngten schwären Straff der Pest in | der KSyserl. Haupt = und Residentz = Stadt Wienn/ | den 17. Junij Anno 1680. durch die L6bl. N.O. Herrn | Land = Stând höchst = aufferbaulich angestellt I worden; | Sambt einer kurtzen Predigt/ | So vor einer Volckreichen
477
2. Die Nachdrucker: Wolf Eberhard Felsecker
Versammlung | in Mitte der Stadt bey der Säulen der Aller = | heiligsten Dreyfaltigkeit vorgetragen | Durch | P. Abraham Augustiner Baarffisser/ | und Kayserlichen Prediger. | [ Zierleiste aus 6 + 6 + 7 Röschen, dazwischen je ein Doppelpunkt, 4 χ 73 mm ] | Erstlich gedruckt zu Wienn/ 1680. Kollation: 8°; A-B 8 [16 Bl.]; [2] [1-2] 3-30 S.; Signaturen: $ 5; Fraktur + arab. Ziffern Kustodenabweichung·. A6V/12 Untern] Unter Standorte: * Aarau: R 156 (d) - Berlin SB (Dünnhaupt) - Brno (Bestand OSB; Katalogeinsicht September 1981; Identität zweifelhaft) - Coburg LB (* Kopie Tk, Tb, 14/15, 30): Cas A 1162 (unbeschnittenes Mischex. mit Titelbogen aus 12b.2, hingegen 30 S. Umfang) - Freiburg U B (Bertsche, Dünnhaupt) - Fribourg OFMCap (Bertsche, Dünnhaupt) - Luzern ZB: G.6.9.g Mainz StB (* Kopie Tb): 680/7 Nr. 2 (Bertsche, Dünnhaupt) - * Würzburg UB: Horn 625.
Nachdruck
der
Todten-Bruderschaffi
Todten-Bruderschafft-Nachdruck
Nr. 24 Bertsche 15.5, Dünnhaupt 1 16d, Dünnhaupt 2 16.5
Grosse | Todten = Bruderschafft/ | Das ist: | Ein kurtzer Entwurff | Deß | Sterblichen Lebens/ | Mit beygefSgten | CATALOGO. | Oder | Verzeichnuß aller der jenigen | Herren Brfideren/ Frauen/ und Jung = | frauen Schwesteren/ welche aus der Hochlßb = | liehen Todten Sodalitet bey denen Ehrwfirdigen P.P. | Augustinern ParfSsseren in Wienn/ von | Anno 1679. biß 1680. gestorben | seyn. | [ Vignette bärtiger Männerkopf mit Haube ] | Gedruckt in [!] Jahr 1681Kollation·. 8°; A-D 8 E 4 [36 Bl.]; [2] [1] 2-14 17-46 48 48-60 [61-69] [70-72] S.; fehlender Punkt: 35; Signaturen: $ 5 (-A5, E3, E4); Fraktur + arab. Ziffer, Antiqua D l , größere Type C3; H 3 [recte B3] Kustodenabweichungen: B3721 Hui] Hui/ - BT730 setzt] setzt. - B8v/32 Vierdte] Vierte: - C5 r /41 (wist] (wißt - C6743 Erden] Erden? - Dl v /50 mei] mei/ - D5 r /57 Geist = ] So seys/ Vignette: bärtiger Männerkopf mit Kopfbedeckung (24 χ 18 mm) A l r (Tb) Titelkupfer, zweiter Zustand des Kupfers von 9a.3 Brno. Kennzeichen: DF Schriftzit. B4r/23 Ecceles. ¡I. Standorte: Bonn (Bertsche, Dünnhaupt) - Freiburg UB (Bertsche, Dünnhaupt) - Fribourg OFMCap (Bertsche) - München SB (Bertsche, Dünnhaupt) - * Nürnberg StB: 3 an Solg. 1325. 8" - Wien ÖNB (Bertsche, Dünnhaupt) - * Wien WStLB: A 12.230 (Dünnhaupt)
Als Nachdruck qualifiziert sich der Druck durch die Kustodenabweichung D5 r /57, wo der Kustos "Geist = " auf eine Überschrift verweist, die jedoch auf der Folgeseite fehlt.
478
Anhang:
Druckgeschichte
Dritter Nachdruck
Mercks Wenn-Nachdruck 3
Nr. 25 Bertsche 9a.l, Dünnhaupt 1 8.1h, Dünnhaupt 2 9.9
Mercks Wienn/ | Das ist: | Deß wfitenden Todts | Ein umstlndige | Beschreibung/ | Jn | Der berühmten Haupt vnd | Kiyserl. Residentz Stadt I in Oesterreich/ | Jm sechzehen hundert/ vnd neun vnd | sibenzigsten Jahr/ | Mit BeyfEgung so wol Wis = | sen als Gewissen antreffen = | der Lehr | Zusammen getragen mitten in der betrangten | Stadt vnd Zeit/ | Von | P. Abraham â S. Clara Refor = | mierten Augustiner BaarfBsser | vnd KSyserlichen Prediger. | Erstlich gedruckt zu Wienn/ | [ Linie 81 mm ] | Bey Peter Paul Vivian/ der L6bl. Universitet | Buchtrucker/ 1680. Kollation·. 8o; Α-M 8 [96 Bl.]; [2] [1-6] 7-53 45 55-60 71 62-93 64 95-103 304 105-126 227-228 129-190 S.; Signaturen: $ 5 (-A3, H5), Fraktur + röm. Ziffern; Antiqua M2; Notierung der Ziffer vier in den Bögen B, D, E und M "iv", sonst "jv". Kustodenabweichungen:
BT 121 nider = ] nider - D4 v /45 [recte 54] Mortua] Mortua - E 5 7 7 1 ven]
ven/ - G87109 der] dero - H67122 T&chter] Tochter - H77123 rathen = ] rathen/ - J17227 [recte 127] Omnis] Omnis - M47181 Her/·] H. Tk (129/139 χ 86 mm), Holzschnittillustrationen; Vignetten: Totenkopf mit gekreuzten Knochen A6V11, 30 χ 37 mm (Schädelhöhe 23 mm) - Bahre mit Leichentuch F4 r /85, 37 χ 67 mm - Stahlvignette (Schlußstück) Schweißtuch der Veronika in Ornament M87190, 13 χ 43 mm Titelkupfer, dritter Zustand des Kupfers von 9a.3 Brno. Kennzeichen: D F S. 51, 5. Z.v.u. wicht [recte nicht] Standorte: Aachen StB (Kriegsverlust [briefl. Auskunft vom 24.5.1983 und 16.8.1989]; Bertsche, Dünnhaupt. Adi.: 12a.5, 15.3, 4b.4, 14.6?) - Augsburg (* Kopie Tk, Tb): 8° Th Pr 6 (Adi.: 4b.4, 12a.5, 15.4) - * Donaueschingen (MF) (Bertsche, Dünnhaupt) - Eichstätt UB (* Kopie Tb) : Β VII 665 - * Passau SB: Gb (b) 2/15 (Paginierungsfehler 228 auf 128 richtiggestellt).
Die Abweichungen vom Kolumnentitel "Mercks Wienn." ziehen sich über fast alle Bögen hinweg und belegen den gleichmäßigen Fortschritt des Satzes in stets der gleichen Druckform. Eine gebrochene "W"-Type, die Form "Mercks Wien." sowie ein Titel mit hochgerutschtem "r" wurden in allen Bögen mit Ausnahme von A J und L verwendet. DF: Kolumnentitel "Mercks Mienn." M8V 2.2.4 Johann JäckJin, München Der Druck 9a.6 stammt aus dem Münchner Druckhaus Johann Jäcklins, der sich mit dieser Einzelausgabe an der Konjunktur des Mercks Wienn beteiligte und 9a.2 ÖNB zur Vorlage nahm, was auf einen frühen Zeitpunkt deutet und 9a.6 wohl noch in das Jahr 1680 datiert. Bei einem früheren Druck des "Churfürstl. Hoff = Buchtrucker[s]" hatte der Setzer in die gleichen Kästen gegriffen, aus denen 9a.6 gesetzt wurde. Die Doppel Tertia Fraktur des Titelblattes im thema-
479
2. Die Nachdrucker: Johann Jäcklin
tisch verwandten Homo bene moriens des Procop von Templin (1666) 115 kehrt im Abraham-Druck wieder, 1 1 6 und nahezu alle Initialen sind aus dieser von Jäcklin häufig verwendeten Auszeichnungsschrift gesetzt. 117 Die Type der Widmung ist bei beiden Drucken identisch, 118 die Antiqua-Type der Approbation mit jener der Predigtthemata, die Grobe Cicero Fraktur der Leservorrede (9a.6, S. 8-11) mit der des "Summarium" (Privileg, Bl. )*(l v ) und des Registers (2J3vf.) im früheren Druck, nicht allerdings die Brotschrift des Textes. Den letzten Beweis liefert uns das leicht beschädigte Zierstück (gestochene Arabeske mit großen Voluten) aus 9a.6, das schon Jäcklins Vorgänger Henricus in der gleichen Offizin verwendet hatte. 119 Andere Drucke freilich hat Jäcklin vermutlich nicht nachgedruckt, er ließ es bei der nun beschriebenen Ausgabe des Mercks Wienn bewenden.
Mercks ffîenn-Nachdruck
Nr. 26 Bertsche 9a.6, Dünnhaupt 1 8.1c, Dünnhaupt 2 9.5
Mercks Wienn/ | Das ist: | Deß wfitenden Todts | Ein vmbstândige | Beschreibung/ | Jn | Der berfihmten Haubt vnd | Kayserl. Residentz Statt | in Oesterreich/ | Jm sechzehen hundert/ vnd neun vnd | sibentzigsten Jahr/ | Mit Beyffigung so wol Wissen | als Gwissen antreffender | Lehr. | Zusammen getragen mitten in der be trangten I Statt vnd Zeit/ | Von | P. Abraham à S. Clara Refor = I mierten Augustiner Baarffisser | vnd Kayserlichen Prediger. | [ Strich 80 mm ] | Gedruckt zu Wienn/ | Bey Peter Paul Vivian/ der Löblichen Universitet | Buchdrucker/1680. Kollation·. 8°; A - N 8 0 4 [108 Bl.]; [2] [1-7] 8-75 74 75 78-182 1 8 184-190 189-212 [ = 214] S.; Signaturen: $ 5 (-Al, A2, A5, G4, M4; A5 auf A6; + C6); Fraktur + arab. Ziffern
115
Prokop von Templin: H O M O BENE MORIENS. Das ist: Vier vnd zwaintzig gelehrte Geistreiche doch mit grosser Klarkeit wohlaußgeführte diser Zeit nothwendige nutzliche Discursen oder Predigen Von dem Seeligen Ende/ Den Krancken vnd Sterbenden zu Trost. München: Jäcklin 1666. - Nicht bei Welzig, Predigtsammlungen (1984/87).
116
vgl. die g-Type beider Titelblätter sowie die 6-Type in der Abb. eines anderen Jäcklin-Druckes in Welzig, Katalog (1984/87), Bd 1, S. [95],
117
vgl. die Initialen Β Tb = Homo 99; Ν14 = Homo 92; E 22 = Homo 22; Κ 37 = Homo 335;/ 75 = Homo 191; Λ % = Homo 117, 209, 418; Wl21, 160 = Homo 324, 302; D 177 = Homo 112, 340; M 203 = Homo 9; dagegen verwendete der frühere Druck zwei verschiedene, mit 9a.6 A2V nicht identische große D"-Initialen.
118
vgl. die "H"-Type sowie die neben der normalen auftretende verzierte "E"-Letter in 9a.6: A4r-V im Münchner Druck )*(3V, Z. 3. Der Kolumnentitel ist in der Widmung beider Drucke aus der gleichen Antiqua-Type gesetzt.
119
33 χ 35 mm: 9a.6 F8794, J77140. - Vgl. die verkleinerte Abb. in Bircher, Deutsche Drucke des Barock (1977ff.), A Nr. 1210 aus einer Guevara-Übersetzung des Albertinus (1601), die den charakteristischen Bruch der Schleife im Zentrum links oben zeigt.
480
Anhang: Druckgeschichte
Kustodenabweichungen: fehlende Kustoden A4", A5 r , Kl v ; D5755 Gott/] GOTT/ - DT/60 Es] ES H47118 nicht] nit - H57120 Wann] WAnn - K77155 bleich = ] erbleichter - L87174 Jst dei = ] Jst deine - M27177 hen/] hen? Vignetten: Totenkopf auf gekreuzten Knochen (20 χ 26 mm) A7712, E7775, H57119, K87158, M87189; Zierstück (gestochene Arabeske mit großen Voluten, 33 χ 35 mm) F8794, J77140 Kennzeichen: Kolumnentitel DF E5Y72 ercks Wienn. Standorte: * Berlin SBPK: Db 8762 R (Bertsche, Dünnhaupt) - Fulda HLB (* Kopie Tb, 212): an Ob 402/95 O.S. (Adi.: 14.1) - Karlsruhe (* Kopie Tk, Tb): 77 A 2724 RH - * privates Ex. - Münster UB (Bertsche, Dünnhaupt) - * Vorau: 4685 (Adi.: 14.2b B, 4b.3a, 12a.4 B, 15.7) - * Wien WStLB: A 12.219 Ex. 3.
Tabelle 17: Identifizierte Nachdrucker und Nachdrucke Bertsche
Dünnhaupt1
Dünnhaupt2
Anhang
4b.l 4b.2 4b.3a A 4b.3a Β 4b.5
4b 4a 4c A 4cB 4d
4.3 4.2 4.4 A 4.4 Β 4.5
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
9a.2 ÖNB 9a.4 9a.8 9a.7 9a.2 Dr 9a.2 Nbg 9a.2 G NM 9a.3 Brno 9a.3 WStLB · 9a.l 9a.6
8.1 8.1b 8.1e 8.1d 8.1 8.1b 8.1 8.1a 8.1a 8.1h 8.1c
9.2 9.4 9.7 9.6 9.2 9.4 9.2 9.3 9.3 9.9 9.5
Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Nr. 4 Nr. 10 Nr. 11 Nr. 15 Nr. 20 Nr. 21 Nr. 25 Nr. 26
12a.3 12a.5 12a.4A 12a.4B 12b. 1
13b 13d 13c A 13c Β 13g
13.3 13.5 13.4 A 13.4 Β 13.8
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
14.2b/14.3A 14.2b/14.3 Β
15b A 15b Β
15.3 A 15.3 Β
Nr. 14 Nr. 18
15.8 15.7 15.5
16g 16f 16d
16.8 16.7 16.5
Nr. 9 Nr. 19 Nr. 24
Soldaten Glory / Mercks wol Soldat Matthäus Wagner, Ulm Joh. Hoffmann, Nürnberg W. E. Felsecker, Nürnberg Mercks Wienn Matthäus Wagner, Ulm
Joh. Hoffmann, Nürnberg
W. E. Felsecker, Nürnberg
Johann Jäcklin, München
7 8 12 16 22
Deo Gratias / Mercks Oesterreichische Burgerschafft Matthäus Wagner, Ulm Joh. Hoffmann, Nürnberg W. E. Felsecker, Nürnberg Lösch Wienn Joh. Hoffmann, Nürnberg
5 6 13 17 23
Todten-Bruderschafft Matthäus Wagner, Ulm Joh. Hoffmann, Nürnberg W. E. Felsecker, Nürnberg
481
3. Die Wiener Erstdrucke der Stadtschriften und ihre Varianten Die voranstehende Tabelle gab einen Überblick über die Nachdrucke. Nun werden abschließend die entsprechenden Wiener Drucke beschrieben. Peter Paul Vivian druckte als Faktor und späterer Besitzer der verwitweten Druckerei Thurnmayer die Predigt Soldaten Glory, das Mercks Wienn in insgesamt vier Varianten, die Dankpredigt Deo Gratias sowie das Lösch Wienn, Johann Christoph Cosmerovius gilt nach einem verschollenen Druck als Erstdrucker der TodtenBruderschafft. 3.1 Peter Paul Vivian Soldaten Glory
Nr. 27 Bertsche 4a.l, Dünnhaupt 1 4, Dünnhaupt 2 4.1
Soldaten Glory/ | Das ist/ | Von dem Heiligen Ritter | Vnd | Heylsammen Vorbitter | GEORGIO | Schuldige Lob = Red/ | Welche | An seinen Jährlichen Festag in dem Freysin = | ger Hoff mitten in der Kayserlichen Residentz | Statt Wienn vor einem volckreichen Auditorio, vnter dem | freyen Himmel/ hoffentlich aber nicht in Lufft | gesagt worden/ | Vnd nunmehr in Druck verfertiget | Durch | Den Ehrwfirdigen Pr. Fr. Abrahamum â S. Clara Augustiner Baar = | ffisser/ vnd bey Maria Loreto zu Wienn Ordinari Prediger. I [ Zierleiste aus Röschen, 5 χ 124 mm ] | Gedruckt zu Wienn in Oesterreich/ bey Helena Thurnmeyerin | Wittib/ im Jahr Christi 1676. Kollation: 4";xl A-Ε 4 F 2 [23 Bl.j; unpag.; Signaturen: $ 2 (-F2). Kustodenabweichungen: A4V Vestung] VSetung - C3V tigen] t igen . Vignette: "COELESTIA MEDITANS" (60 χ 64 mm) F2V Standorte: Admont Vz IV 476/6 (Welzig, Lobrede, Nr. 7) - Donaueschingen (Dünnhaupt) - Dresden (Bertsche, Dünnhaupt) - Klosterneuburg Bk II 633.7 (Welzig; Kupferstich fehlt) - München SB (Bertsche, Dünnhaupt) - Praha, Strahov (Bertsche) - * St. Lambrecht 1: Sammelbd XXI F a 5 - 24 (Bertsche, Dünnhaupt; Kennzeichen: B2r, letztes Wort: korrekt) - * St. Lambrecht 2: ohne Signatur (Kennzeichen: B2r, letztes Wort: " = " nach unten gerutscht) - * Wien WStLB: A 77.656 (Kat. Abraham)
Mercks Wïenn-Erstdruck
Nr. 28 Bertsche 9a.9 Zw, Dünnhaupt18.1f, Dünnhaupt 2 9.1
Mercks Wienn/ | Das ist | Deß wfitenden Todts | ein vmbstSndige Be = | Schreibung | Jn | Der beiifihmten Haubt | vnd Kayserl. Residentz | Statt in Oesterreich/ | Jm sechzehen hundert/ vnd | neun vnd sibentzigsten Jahr/ | Mit Beyffigung so wol | wissen als gwissen antref = | fender Lehr. | Zusammen getragen mitten in der | betrangten Statt vnd Zeit/ | Von E Abraham â S. Clara
482
Anhang: Druckgeschichte
R e = I formierten Augustiner BaarfBsser vnd | Kayserlichen Prediger: | [ Strich 59 m m ] | Gedruckt zu Wienn/ bey Peter Paul Vi = | vian/ der L6bl: Universitet Buchdrucker 1680. [ Titel in R a h m e n aus R ö s c h e n und Linie, 127 ( 1 1 8 ) χ 6 9 (60) m m ] Kollation: 8"; xl ):(. . 6 ;rl [ =2B8; bei manchen Ex. nach 2B7] A-2B8 [208 Bl.]; [16] 1-173 175 174 176-393 [4] [3 S. leer] S.; Strich unter Paginierung fehlt: 96; Signaturen: $ 5 (-):(. .1, ):(. .6, A5, BS, J2); K5 [recte 05, in manchen Ex. korrigiert]; Fraktur + arab. Ziffern (Titelbogen ohne Ziffern) Kustodenabweichungen: ):(.·.4ν Ruthen] Ruthen/ -105 kur = | tze] kurtze -106 Zihl] Zihl/ -113 gelitten] gelitten/ -121 lichter] Töchter/ -123 kostbahre] kostbahres -157 Weiß] Weiß/ 164 Paradeyß] Paradeyß/ -189 Sonnen = ] Sonnen - 234 ma = | chen] chen/ - 254 Leo] Leo. 283 Wegs] Weegs - 296 spüren/] Spören; - 301 Straff] Straff - 323 einge= [bildet] bildet; 333 H611i = ] H6I1 = Schlangen - 337 tau = | send] send/ - 339 gewest] gewest/ - 366 Herr] Herrn-372 Herr] Hr. Holzschnittvignetten: geflügelter Engelskopf (28 χ 55 mm) 12; Blumenkorb (44 χ 57 mm) 56,165, 2B7r; Ornament mit Blüten (31 χ 68 mm) 213,373 Frontispiz: Tk 137 (124/128) χ 91 (86) mm, sign. "MHoffman del:", "I. Mart: Lerch sc:" Kupferstiche (vgl. Anhang, Abschnitt 1.4.1): 1) 81 χ 78 mm A7713", 2) 82 χ 78 mm D5r/57, 3) 77 χ 77 mm G37102,4) 81 χ 78 mm J27131, 5) 80 χ 76 mm L37166,6) 78 χ 77 mm 03v/214, 7) 77 χ 78 mm Q77253,8) 77 χ 79 mm S87287 Standorte·. » Brno (MF): Η H.483 - « Graz OFM: A 17/20 (Approbation [2B8], Al und G3 fehlen) - Karlsruhe BLB (* Kopie Tk, Tb, 12/13, 48/49): 55 A 508 RH - * Linz SB: I 66.016 (Al, D4.5 und 2B8 [Approbation] fehlen) - Lnàre (Bertsche, Dünnhaupt) - * Melk: 48.022 - * München SB: Horn. 17 - Praha SK (* Kopie Tb) : L 2172 - * Wien OP: 02213 (Approbation als letztes Bl. eingebunden) - * Wiener Neustadt OFMCap: (Appr. vor Bl. Al) = Ex. Kat. Dorotheum 43. Büchersonderauktion (25.9.1990), Nr. 45 - Wroclaw BU (* Kopie Tb) : 477821 (GK) • Würzburg UB: 959a. Schoenl. Β (Y1.8 und 2B8 fehlen) - · Zwettl: V.l-II 14.049. Dieses Exemplar wurde dem Faksimileneudruck (1983) zugrundegelegt. D i e V e r w e n d u n g dreier Papiersorten ( d e r ç n Herkunft ich mit H i l f e E i n e d e r s nicht klären k o n n t e ) 1 2 0 zeigt, daß der Satz in drei Phasen erfolgte, w o b e i die Setzer Sorte 2 mit d e m Widmungsbrief vor Sorte 3 mit der Approbation verwendeten. D a ß der Widmungsbrief mit der Papiersorte der B ö g e n Y bis 2 B übereins t i m m t und d e m n a c h in der l e t z t e n H e r s t e l l u n g s p h a s e g e s e t z t wurde, b e l e g t ebenfalls, daß mit d i e s e m Druck die Erstausgabe vorliegt. In einigen Ex. ( W i e n OP, W i e n H M [9a.9 Zwitterdruck 2], Brno sowie private Ex.) wurde die Approb a t i o n nicht h e r a u s g e s c h n i t t e n und nach d e m Titelbogen, s o n d e r n als letztes Blatt eingebunden. D i e s e und das Münchener Ex. beweisen, daß die Approbation zu B o g e n 2 B gehört.
120
Sorte 1: WZ Wappen, Gegenzeichen "Ε M": A-P; Sorte 2: WZ Wappen, Gegenzeichen "D" [?]: Q-X, Titelbogen; Sorte 3: WZ Adler, Gegenzeichen "SP" oder "MS": Y-2B, Blatt ¿1. - Nicht bei Eineder, The ancient paper-mills (1960).
3. Die Wiener Erstdrucke: Peter Paul Vivian
483
Die sorgfältige Drucküberwachung geht aus der Zahl jener Druckfehler hervor, die während des Druckvorgangs korrigiert wurden, sodaß kaum ein untersuchtes Exemplar dem anderen vollständig gleicht. Der Vergleich der Fehler ergibt keine einheitliche Verlaufsrichtung. Die Bögen wurden beim Satz überwacht, Veränderungen treten auf (vgl. den Zwitterdruck 2), die als Verbesserung oder als beim Öffnen der Form aufgetretene Verschlechterung (vgl. A7 r /A8 v ) gedeutet werden können. Die ausgedruckten Bögen wurden offensichtlich so gebunden, daß Exemplare sowohl Bögen im Ausgangszustand als auch veränderte Bögen zugleich enthalten können. Einige Beispiele: A7 r /A8 v : erste Klammer der Seitenziffer ")13)" und ")16)" verkehrt: Karlsruhe BLB, Linz SB, Brno, Wien HM [9a.9 Zwitterdruck 2], Wiener Neustadt OFMCap F8v/96: Strich unter der Paginierung ergänzt: Graz OFM, Brno, Wien HM [9a.9 B2], Wiener Neustadt OFMCap 04 r /215, Z. 16: "gütigster": der zweite ^-Abdruck verschwindet im Laufe des Druckvorgangs, weil die Letter in den Satz rutscht. Abdruck schwach: Zwettl,121 Wiener Neustadt OFMCap, Brno, kaum sichtbar: Wien HM [9a.9 Zwitterdruck 2], bereits verschwunden: Wien OP 057217: Kustodenfehler korrigiert: Wien HM [9a.9 Zwitterdruck 2], Wiener Neustadt OFMCap, Brno, Graz OFM, Wien OP, Melk, Würzburg UB, München BStB, Linz SB YT7350, letzte Z. "Weltlicher": Zwettl, Wien OP, Wiener Neustadt OFMCap, dagegen "Wetlicher": Wien HM
Mercks Wïenn-Zwitterdruck 1
Nr. 29 Bertsche 9a.9 Kl, Dünnhaupt18.1f, Dünnhaupt2 9.1
Titelblatt satzidentisch mit 9a.9 Zwettl; Kollation und Paginierung, Signaturen und Kustodenabweichungen bis auf die oben Tabelle 4 zusammengestellten Differenzen wie der Erstdruck. Neusatz der Bögen A-C. Illustrationen: Zustand II des Kupferemblems A7r/13: Hintergrund, Säule und Säulenfuß zusätzlich zur senkrechten und waagrechten Schraffierung nun schräg schraffiert; Vorderkante des Orgelmanuals nun zusätzlich waagrecht schraffiert. Standort: * Klosterneuburg: Bk 1,52
Zwitterdruck aus A und teilweisem Neusatz. Bögen Α-C wurden neu gesetzt, das dabei verwendete Papier ist jenes der Bögen Q-X von 9a.9 Zw. Mit einiger
121
Dieser Letternabdruck wurde in der Reproduktion der Faksimile-Ausgabe retuschiert und ergänzt.
484
Anhang: Dmckgeschichte
Wahrscheinlichkeit handelt es sich um eine während des Erstdruckes beschlossene Auflagenerhöhung; da nur ein Ex. dieses Zwitterdruckes existiert, kann diese Frage nicht entschieden werden. Die neu gesetzten Bögen weisen zahlreiche Varianten auf, die in textkritischer Hinsicht nur teilweise Verbesserungen waren. Durch die Überarbeitung des Stiches liegt die Reihenfolge der Drucke jedoch einwandfrei fest. Die Seiten 4, 7,16, 18,20, 29,30, 32,34, 35,37 und 48 sind nicht zeilengleich. Auf S. 24, Z. 5-7 ist die Arbeitsweise des "Männchen auf Männchen", also genau letterngleich setzenden Faktors zu beobachten, der die Abkürzung "Landstrasse[n]" auflöst. Erst in Zeile 7 kann der Setzer die Vorlage wieder einholen, wobei er einbringt ("[den Wald] durch | gehest" wird zum Kompositum "durchgehest", "nicht" wird zu "nit", das Abteilungszeichen in "Schwind = | sucht" entfällt). Daran erweist sich die Abhängigkeit vom Erstdruck.
Mercks H^enn-Zwitterdruck 2
Nr. 30 Bertsche 9a.9 HM, Diinnhaupt18.1f, Dünnhaupt 2 9.1
Titelblatt satzidentisch mit dem Erstdruck; Kollation und Paginierung, Signaturen und Kustodenabweichungen der Bögen ):(.·., A, D-2B entsprechen dem Erstdruck, der Bögen Β und C dem ersten Zwitterdruck. Illustrationen: Zustand II des Kupferemblems A7r/13 (wie 9a.9 Kl); Emblem S. 214 schon sehr flauer Abdruck, aber noch Zustand I. Standort: * Wien, Historisches Museum: I.N. 110.550 (Ex. stark zerstört, hinterer Deckel zur Hälfte abgerissen, Tk lose beiliegend, einige Seiten eingerissen. 2B8 (Approbation) als letztes Bl. gebunden).
Zwitterdruck aus A und teilweisem Neusatz mit Variante in Bogen Q. Titelbogen und Bogen A gehören dem Erstdruck an, Bögen Β und C identisch mit dem ersten Zwitterdruck 9a.9 Kl. Der teilweise Neusatz des Bogens Q bildet den exemplarischen Fall einer Korrektur unter laufendem Druck. Ein aufmerksamer Setzer oder Korrektor fand die Seite Q8V (256) verbesserungsbedürftig, die in der Schöndruckform zwischen den Seiten Q7 r (253) und Q l r (241) lag, wobei sich Q l r am Rand der Druckform befindet. 122 Die Form wurde geöffnet, der Satz von Seite 241 beiseitegelegt, um an 256 heranzukommen. Diese Seite wird neu gesetzt. Der Neusatz löst "Siñbild" (Z. 5) zu "Sinnbild" auf, was die Zeile streckt und zu neuem Zeilenfall
122
vgl. Gaskell, New Introduction (1972), S. [92], Abb. 50; Weismann. Beschreibung (1981), S. 565, Tafel VIb.
485
3. Die Wiener Erstdrucke: Peter Paul Vivian
führt, Ζ. 6 lautet nun "vnd Glory verdienen." Die Gemination in "Solldat" (Z. 9 und 14) wird zu "Soldat", ebenso in "Tadlloß" zu 'Tadloß". Der Hauptgrund für den Eingriff dürfte in der fehlerhaften Verdoppelung des Artikels "der" (3. Z.v.u.) gelegen sein, die nun behoben wird. Nach Fertigstellung der Seite wird Q l r (241) der Form wieder eingefügt oder (was wahrscheinlicher ist, denn der Satz fällt leicht auseinander) neu gesetzt; auf der gedruckten Seite ist die Veränderung lediglich durch eine gewisse Verschiebung der Worte gegeneinander festzustellen (vgl. die Position von "seyn" zu "Last" in Z. 20/21). Hatte man schon die Schöndruckseite korrigiert und damit den Druck des Bogens unterbrochen, so konnte auch die Widerdruckseite des Bogens geöffnet werden. Auf Seite Q8 r (255) war in der ersten Zeile "anderthalbhundertmahl" zusammengewachsen, was man durch Spatium zu "anderthalb hundertmahl" trennte (ein Fehler, den auch 9a.9 C behob). Sonst blieb alles beim alten. Aber auch hier hatten die Setzer eine Seite beiseitelegen müssen, um an 255 arbeiten zu können, und Seite 242 ( Q l v ) mußte neu gesetzt werden, was bloß aus einer winzigen V e r ä n d e r u n g hervorgeht. Die Ligaturen für das d o p p e l t e t (Z. 6: "Gott", Z. 8: "Mutter") sind im Neusatz durch zwei f-Lettern ersetzt. Ansonsten hielt sich der genaue Setzer an das Bild der bereits ausgedruckten Seite.
Mercks
Wienn-Zweitdruck
Nr. 31 Bertsche 9a.9 Adm, Dünnhaupt 1 8.1f, Dünnhaupt 2 9.1
Titelblattabweichungen gegenüber 9a.9 Zw: [...] wfittenden [...] Residentz = | [...] [ Strich 61 mm ] | [...] [ Titel in Rahmen aus Röschen und Linie, 128 (119) χ 71 (62) mm ] Kollation:
8°; (. ,) 8 A - 2 B 8 (208 Bl.]; [16] 1-55 65 57-62 93 64-173 175 174 176-257 158-159 260-343
296 345-393 [4] [3 S. leer] S.; Signaturen: $ 5 (-(. ,)1, (.\)2, (.\)5, B5, J2, N5); (,'.)2 [recte (. ,)3], (, .)3 [recte (.'.)4]; Fraktur + arab. Antiqua-Ziffern, 0 3 Antiqua; rechte Klammer der Paginierung verkehrt ["(95("]: 9 5 , 1 5 5 , 1 5 8 [recte 258], 304; beide Klammern verkehrt: ")246(" Kustodenabweichungen:
(.-.)5V Ruthen] Ruthen - 42 k6nt] kfinnt - D 4 7 6 5 [r 56] D e r ] Mortuus -
93 [recte 63] Ma = | gor/] gor; - 1 0 5 kur = | tze] kurtze - 1 0 6 Zihl] Zihl/ - Η Γ / 1 1 3 gelitten] gelitten/ - 132 GOtt] G O T T - 1 5 7 Weiß] Weiß/ - 234 chen] chen/ - 254 Leo] Leo, - 283 Wegs] Weegs - 296 Spören/] spfren; - 301 Straff] Straff/ - 315 Kfirnl] Kernl - 323 bildet] büdet; - 333 H6Ui = ] H611 = Schlangen - 337 tau = | send] send/ - 339 gewest] gewest/ - 356 R. P. An-1 R , P. Antonius - 366 Herr] herrn - 372 Herr] Hr. Holzschnittvignetten
wie 9a.9 Zw; Initialen, Zierleisten und Vignetten aus Zierstücken weichen z.T.
geringfügig ab Frontispiz: Überarbeitung der Platte von 9a.9 Zw. Dach von St. Stephan nun waagrecht, Langhaus nun senkrecht schraffiert, Fenster in der Giebelfront neu eingefügt. Überarbeitung auch der Figur; Untergrund z.T. kräftig überschraffiert.
486
Anhang: Druckgeschichte
Emblemkupfer. 1) Zustand III. Zusätzlich zu II: Vorderkante des Manuals senkrechte Schraffur, Schatten der Orgelpfeifen nun auch waagrecht, Wolken um die Puttenköpfe zusätzlich schraffiert. 2) Zustand II. Dominierende senkrechte Schraffur des Kapellendachs, Torfront: Querschraffur der Fenster mit Tilgung der Fenstergitter (die auch in der Kapellenwand nun verschwinden), Untergrundschraffur verläuft anders. 3) Zustand II. Die Querschraffur des Hintergrundes zerstörte das Tapetenmuster, Schrägschraffur des Bildes, Überarbeitung der Kartusche und des Sonnenantlitzes. 4) Zustand II. Tischdecke vorne nun mit kräftiger Schrägschraffur, Übergang von Wand und Fußboden nun zusätzlich schraffiert, Münzen an der Kette (Kartusche) quer schraffiert. 5) Zustand II. Waagrecht schraffierte Häuserfronten, vergittertes Fenster senkrecht schraffiert. 6) Zustand II. Über den fein gearbeiteten Hintergrund (Buschwerk) wurde senkrecht schraffiert, ebenso schräg über die Baumkrone. Kartusche überarbeitet. 7) Zustand II. Trommelfell nun auch quer schraffiert, Pulverhörner der ganz rechts marschierenden Soldaten nun unsichtbar, Friedhofskapelie mit senkrechter Schraffur. 8) Zustand II. Kaum Spuren der Überarbeitung, wenige senkrechte Schraffuren an der obersten Falte des Vorhanges (rechts oben), leichte Schrägstriche in den Wolken rechts. Standorte: * Admont: 70/370-8° - Eutin Kreisbibl. (* Kopie Tb, 48/49; Tk und [zumindest] S. 13 fehlt): IV b 4 - * Graz UB: I 25.895 Rara II: Dt. Erstausgaben - * Schlierbach: A-XLVII-289 * Würzburg UB: 959 Schoenl. Β (Bl. L4.5 fehlt)
Doppeldruck von 9a.9 Zw, zum Großteil zeilengleicher Neusatz sämtlicher Bögen, Überarbeitung aller Illustrationen. Die im Erstdruck zuletzt gesetzte Approbation wurde nun in den Titelbogen integriert. Dem Bemühen um größtmögliche Übereinstimmung entsprechend, übernahm der Nachdruck auch zahlreiche Fehler der Erstausgabe bis hin zu den Kustoden (die, wie bei Nachdruck nicht unüblich, generell zur Kürzung auf nur eine Silbe tendieren), übertrifft allerdings die Vorlage vor allem in den Paginierungsfehlern. Alle Holzschnittelemente wurden am gleichen Platz wiederverwendet, die Zierleisten dagegen neu zusammengestellt, wobei man der Vorlage möglichst nahe kommen wollte. Das einheitliche Papier deutet auf einen kontinuierlicheren Herstellungsprozeß hin als beim Erstdruck. D i e Kustodenabweichung G5 r /105, die Beibehaltung der ursprünglichen Schreibungen in Bogen Q sowie der Übergang von der Widerdruckform zur Schöndruckform des Bogens D (62/63) belegen die Abhängigkeit von 9a.9 Zw. Druck 9a.9 Adm löst nicht selten die Auszeichnungsschrift Antiqua für lateinische Worte zur Frakturtype auf, was auf Beschleunigung des Satzvorganges hindeutet. Auch die Reihe der Wirkungsorte jesuitischer Missionare, in 9a.9 Zw noch in Antiqua gesetzt (63, letzte Z.), steht hier in Fraktur. Am Beginn der folgenden Seite, die zur Schöndruckseite gehört, verwendet der (zweite?) Setzer, der Vorlage entsprechend, plötzlich wieder Antiqua, sodaß die Schrift mitten im Wort "Ma= 11 gor" (63/64) wechselt.
487
3. Die Wiener Erstdrucke: Peter Paul Vivian
Tabelle 18: Vivians Drucke des Mercks Wienn (Kennzeichen)
Erstdruck 9a.9Zwettl Titelbogen ):(.'. Kustos 6Γ Excellenz 4Γ/2 + 4v/6 Vreet A273, Ζ. 14: alierschwâre = | ste Β1Γ/17, Ζ. 18: volgsamb wegen brafer Curari Zeilenfall C1734, Z. 6f.: man | versteht es
Zwitterdruck 1+2
Zweitdruck
9a.9Admont
(•'•)
ExcelUrget allerschwere = | ste Curachi
allerschwereste folgsamb wegen braifer Curari
I man versteht es
man ver = | steht es
folglamb [!] wegen prafer
Erstdruck 9a.9 Zwettl
Zweitdruck
D3753, Z. 18f.: Das Rathgassel/ ist vor dem Tod
Das Rathgässel/ ist vor dem Todt kein
kein Rfittgassel gewest. 113, Z. 13: Erdstrollen 178, Z. 6f.: Handwercks = | Börstel
9a.9Admont
RathgSssel gewest. Erdstralien Handwercks = | Bfirschel
248, Z. 23: Eremitten Leben
Eremiten — Leben
297, Z. 15: Fustapfen
Fußstapfen
321, Z. 14: Caipel= |len
Capei = |len
Deo Grarias-Erstdruck
Nr. 32 Bertsche 12a. 1, Dünnhaupt 1 13a, Dünnhaupt 2 13.2
a) Festbeschreibung und Predigt Oesterreichisches | DEO GRATIAS. | Das ist | Ein außfShrliche Beschreibung eines | Hochfeyerlichen | Danck = Fests/ | Welches | Zu Ehren der Allerheiligsten | Dreyfaltigkeit | Wegen gnädiger Abwendung der fiber vnsver= | hängten schwären Straff der Pest in der Kiyserlichen | Haupt = vnd Residentz = Statt Wienn/ den 12. Junij Anno 1680. | durch die L6bl. N. O. Herrn Land = StSnd höchst = | aufferbtulich angestellt worden; I Sambt einer kurtzen Predig/so vor einer Volck = | reicher [!] Versamblung in Mitte der Statt bey | der SSBlen [!] der Allerheiligsten Dreyfaltig = I keit vorgetragen | Durch | P. Abraham Augustiner Baarffisser vnd Kayserlichen I Prediger. | [Zierleiste aus Röschen 3 χ 122 mm] | Gedruckt zu Wienn in Oesterreich/ | Bey Peter Paul Vivian/ der Löblichen Universitet Buchdrucker/ Jm Jahr 1680.
488 Kollation·. 4°;xl-4x5
Anhang: Druckgeschichte A-F 4 [Faltkupfer, Kupfer, 24 Bl.]; [2] 1-45 [46] S.; Pagmierung in Seitenmitte
in Klammern (erste Klammer verkehrt 37); Signaturen: $ 2, Fraktur -I- arab. Ziffer Kustodenabweichungen: kleinere Type A2 r , A2V, Bl v , D2V, sonst keine Abweichungen Vignetten und Kopfleisten ·. Kopfleiste mit Widderkopf (31 χ 122 mm) A2 r , Kopfleiste Putto in Rankenwerk (31 χ 102 mm) B4r, Vignette Engelskopf (17 χ 31 mm) B3V, F4 r Kupferillustrationen : jrl-4 gefaltetes Kupfer auf 4 geklebten Bl., Platte 163 χ 550 mm, Darstellung 140 χ 540 mm: Architekturprospekt des ausgezierten Wiener Graben mit der (ersten) Pestsäule, Pyramiden sowie "Die in schöner Ordnung aufgestellte Schwibbogen" (Lauben). Radierte Legende, die Legende der von 4 Putti getragen, je 2 bezifferten Wappen fehlt. Sign. "Lerch f:" (Säulenfuß rechts). Wurde mit dem folgenden Kupfer auch als Illustration zu Danck- und Denck-Zahl verwendet (Mayer, Buchdruckergeschichte (1883/87), Bd 1, Nr. 2080, Ex. ÖNB). x5 Kupfer mit dem Festpavillon, Platte 156 χ > 134 mm, Darstellung 124 χ 128 mm, radierte Legende: "Die von schönen Spigl = Gläsern und verguldter Archi = | tectur aufgerichte Capelln/ in dero das H. Hoch-Ambt | von dem Päbstlichen Nuncio [!] höchstfeyrlich gehalten | worden." Sign. "Lerch f."
b) Emblemprogramm INSCRIPTIONES | ERECTORUM ARCUUM | Constantes | SUSPIRIIS CORDIS I AUSTRIACI, | Desumptis | EX SACRA SCRIPTURA. | [ Zierleiste aus Röschen, begonnen und abgeschlossen mit kl. Eichel ] | [ ohne Impressum, Text beginnt nach Zierleiste ] Kollation: 4°; a 2 , unpag. al r -a2 v lat. Schriftzitate zu Herzemblemen wie "Ardens Cor", "Vociferans Cor", "Sperans Cor" etc., ohne Darstellung der Embleme. Vignette: vier Engel a2v Standorte: * Debrecen UB: 762.642 (xl-4 nach A3,x5 nach A4; ohne das Emblemprogramm) Durham, Dean and Chapter Library: P.VII.5.12 (Leonard Forster: Deutsche Drucke des 17. Jahrhunderts in der Domkapitelbibliothek zu Durham/England. In: WBN 16 (1989), S. 92-109, Titel ungenau zit. S. 109 mit Angabe D 13a) - Harburg (Dünnhaupt) - München SB (Bertsche, Dünnhaupt) - Praha SK (* Kopie Tb) : 21.H.132/Adl. 2 (mit Kupfern?) - * St. Lambrecht: XXI F f 12 - 1 4 (Bertsche, Dünnhaupt; in Sammelbd mit Predigten, ohne Kupfer und Emblemprogramm) - * Wien ÖNB: 21.X.59 (Bertsche, Dünnhaupt; Dedikationsex. an den Kaiser in rotem Seideneinband, Kupfer farbig gehöht; S. 27 Teilkarton über vier Textzeilen geklebt) - * Wien WStLB: A 10.128 (Bertsche, Dünnhaupt; *5V Exlibris "Ex bibliotheca Theodori Karajan") Wroclaw BU (* Kopie Tb) : 479913
"Die Reihenfolge der zahlreichen Drucke von 1680 steht nicht fest, doch ist der bei Bertsche 12b, 1 [sie] als erster genannte definitiv nicht der Erstdruck" (Dünnhaupt1 S. 95, Dünnhaupt2 S. 122). Das bezieht sich auf die unter dem neuen Titel Mercks Oesterreichische Burgerschaft erschienenen Ausgaben, die hier beschriebene Ausgabe ist der Erstdruck. Die typographische Ausstattung, die verwendete Fraktur, die Zierleisten und insbesondere die Vignetten stellen außer Zweifel, daß der Druck aus der Offizin Vivians stammt. Auch der Halbbogen stammt aus diesen Gründen mit Sicherheit von Vivian.
3. Die Wiener Erstdrucke: Peter Paul Vivian
489
Das nach dem Muster der Festbeschreibung bzw. der katholischen Leichenund Festschriften gefertigte Emblemprogramm wurde bisher von AbrahamBibliographen und -forschem nicht beachtet. Die Autorschaft Abrahams ist ungesichert, aber angesichts seiner emblematischen Begabung und späteren Tätigkeit wahrscheinlich. Bertsche und Dünnhaupt haben das Faltkupfer und das Kupfer der Kapelle offenbar nicht selbst bzw. nicht in diesem Druck gesehen. 123 Karajan konnte sein vollständiges Ex. benutzen, das die Illustrationen enthält (heute WStLB).
Lösch WZenn-Erstdruck
Nr. 33 Bertsche 14.4, Dünnhaupt 1 15c, Dünnhaupt 2 15.4
Lösch Wienn/ | Das ist | Ein Bewegliche Anmah = | nung zu der Kays. Residentz = | Statt Wienn in Oesterreich/ | Was Gestalten | Dieselbige der so viel I tausend Verstorbenen Be = | kanten vnd Verwandten nicht | wolle vergessen/ welche vor einem Jahr | zur harten Pest = Zeit ohne gewöhnliche Leichbesing = I nuß/ ohne Begleitung der Freundschafft/ re. | Elend vnter die Erden gerathen. | Deren vermuthlich viel in | den zeitlichen | Flammen deß Fegfeuers | Jhregröste Zuversicht schöpf= | fen zu der gewöhnlichen Acht = Tügigen [ η-Letter defekt, Abstrich fehlt ] | Andacht in der Todten = Capellen/ bey denen | PP. Augustinern BaarfBssern. | Jn Kfirtze zusammen gesetzt I Durch P. Abraham Augusti = | ner Baarffisser Kays. Prediger vnd I der Zeit Prior/ re. \ [ Linie 56 mm ] | Gedruckt zu Wien/ bey Peter Paul Vivian/ 1680. Kollation: I2°;xl :.sx2 A-J 12 Kl [119 Bl.; Titelbogen und Einzelblätter wohl als Bestandteile von Κ zu beschreiben]; [20] 1-218 S.; Signaturen: $ 6 ( + C7, E7, - . .2, . .4-6), Fraktur + arab. Ziffern; größere Type C6, D3, kleinere Type J4; A3 [recte F3] Kustodenabweichungen: Kustos ohne die dem ersten Wort der nächsten Seite folgende Virgel .'.3V, :.T, 13, 47, 68, 210 - 20 Re = | genten [t-Letter kopfstehend] ] genten - ΒΓ/25 der] Der - 38 in] ,in - 41 so] ,so - 45 als] Schalen - 114 einen] einem - F3r/125 ser- | va-] va - Gl r /145 ein = ] Eingefleischte - 204 erbar = | met/] met: Typographie: Type der Widmung (.·. 2 r -. , .7 v ) = Type der Widmung von 9a.9;. ,8r-v = Brotschrift von 9a.9; Brotschrift des Textes = Type der Gedichteinlagen in 9a.9; Initialen = 9a.9; Zierleiste A l r / 1 = 9a.9 Zw S. 346 [ Abweichung: statt eingefügtem "?" hier, wie in 9a.9 Adm, "i" ] r xl Tk, verso leer: 113 (116) χ 67 (??) mm, sign, (auf dem dargestellten Stein rechts unten) "Rauchmüller. del: I Lerch sc" Standorte: Brno SB - * Graz UB: I 25.8% Rara II: Dt. Erstausg. (Bertsche, Dünnhaupt; Pmtbd wie das dortige 9a.9-Ex., Rückenbeschriftung von gleicher Hand)
123
"Die andern 'sehr lehrreichen Kupfer', die von Karajan in seinem Werk (...) S. 274 erwähnt, habe ich nirgends gefunden." Bertsche S. 23, Anm. 8; Dünnhaupt: "Gest. Frontispiz".
490
Anhang: Druckgeschichte
Dem typographischen Befund nach (Typen, Satzeinrichtung, Signierung des Titelbogens) ist dieser Druck zweifelsfrei als Erstdruck des Lösch Wienn aus Vivians Offizin anzusprechen. Schrift, Format und Umfang gleichen dem Erstdruck von Mercks Wienn, Vivian hat das Lösch Wienn in gleicher Ausstattung gewissermaßen als Folgeband herausgebracht. Die separate Signierung des Titelbogens, der zudem wahrscheinlich als Teil des Bogens Κ zu beschreiben ist (im äußerst fest gebundenen Grazer Ex. war eine Untersuchung von Papier und Lagenbindung und damit der Zusammengehörigkeit von .·. und Κ nicht zu bewerkstelligen), verweist auf die Entstehungsgeschichte, bei der die Titelei und die Approbation zuletzt unter die Presse kamen. Auch hier bildet die Signierung des Titelkupfers durch Maler und Stecher sowie dessen gegenüber den Nachdrucken "seitenverkehrte" Gestaltung ein abschließendes Indiz des Erstdrucks. 3.2 Johann Christoph Cosmerovius
Todten-Bruderschafft-Erstduick
Nr. 34 Bertsche 15.1, Dünnhaupt 1 16, Dünnhaupt 2 16.1
Grosse Todten-Bruderschafft, das ist: Ein kurtzer Entwurff des Sterblichen Lebens mit beygefügten Catalogo oder Verzeichnuß aller derjenigen Herren Brüderen, Frawen vnd Jungfrauen Schwestern, welche auß der Hochlöblichen Todten Sodalitet bey denen Ehrwürdigen P. P. Augustinern Parfüssern in Wienn von Anno 1679 bis 1680 gestorben seyn. Gedruckt zu Wienn bey Johann Christoph Cosmerovio Rom. Kays. Mayestätt Hoff-Buchdrucker 1680.124 Kollation: 60 S., 5 Bl.; "Mit einem zweiten von J. M. Lerch gestochenen Titelblatte: 'Die große Todten-Bruderschafft'" (Mayer).
Das einzige bekannte Exemplar (Wien UB: in 1 182.705; Bertsche, Dünnhaupt) ist seit den Nachkriegsjahren verschollen. Die Annahme, in dieser Ausgabe den Erstdruck verloren zu haben, ergibt sich aus dem Umfang der Schrift und aus dem von Lerch gestochenen Titelkupfer.
124
Tb nach Mayer, Buchdruckergeschichte (1883/87), Bd 1, S. 308, Nr. 2007, der als letzter Bibliograph den umfangreichen Titel des verschollenen Ex. zur Gänze überliefert.
491
3. Die Wiener Erstdrucke: Johann Christoph Cosmerovius
Tabelle 19: Gruppierung und Siglenkonkordanz der im Anhang beschriebenen Abraham-Drucke Bertsche
Dünnhaupt1
Dünnhaupt2
Anhang
Mercks Wienn
9a.2 ÖNB
8.1
9.2
Nr. 1
Mercks Wienn
9a.4
8.1b
9.4
Nr. 2
Mercks Wienn
9a.8
9.7
Mercks Wienn
9a.7
8.1e 8.1d
9.6
Nr. 3 Nr. 4
Deo Gratias
12a.3
13b
13.3
Nr. 5
Deo Gratias
13d
13.5
Nr. 6
Mercks wol Soldat
12a.5 4b. 1
4b
4.3
Nr. 7
Mercks wol Soldat
4b.2 15.8
4a 16g
4.2
Todten-Bruderschafft
Nr. 8 Nr. 9
Drucker und Druck ( + Beidrucke)
Wagner, Ulm (Gruppe I)
16.8
Verlag Hoffmann, Nürnberg (Gruppe II) Mercks Wienn
9a.2 Dr
8.1
9.2
Mercks Wienn
9a.2 Nbg
9.4
Nr. 10 Nr. 11
+ Mercks wol Soldat
4b.3a A
8.1b 4c A
4.4 A
Nr. 12
+ Deo Gratias
12a.4A
13c A
13.4 A
Nr. 13
+ Lösch Wienn
14.2b/14.3 A
15b A
15.3 A
Nr. 14
9a.2 GNM
8.1 4cB
9.2 4.4 Β
Nr. 15 Nr. 16
13c Β 15b Β
13.4 Β 15.3 Β
Nr. 17 Nr. 18
15.7
16f
16.7
Nr. 19
9a.3 Brno 9a.3 WStLB
8.1a
9.3
8.1a
9.3
Nr. 20 Nr. 21
+ Mercks wol Soldat
4b.5
4d
4.5
Nr. 22
+ Deo Gratias (neuer Titel)
12b.l
13.8
15.5 9a.l
13g 16d 8.1h
16.5 9.9
Nr. 23 Nr. 24
9a.6
8.1c
9.5
Nr. 26
Nr. 27
Mercks Wienn + Mercks wol Soldat + Deo Gratias + Lösch Wienn Todten-Bruderschafft
4b.3a Β 12a.4B 14.2b/14.3B
Felsecker, Nürnberg (Gruppe III) Mercks Wienn Mercks Wienn
Todten-Bruderschafft Mercks Wienn
Nr. 25
JScklin, München (Gruppe IV) Mercks Wienn
Wiener Erst- und Nachdrucke: Peter Paul Vivian Soldaten Glory
4a. 1
4
4.1
Mercks Wenn-Erstdruck
9a.9 Zw
8.1f
9.1
Nr. 28
Mercks Wîenn-Zwitterdruck 1
9a.9 Kl
8.1f
9.1
Nr. 29
Mercks Wîe/w-Zwitterdruck 2
9a.9 HM
8.1f
9.1
Nr. 30
Mercks Wie/m-Zweitdruck
9a.9 Adm
8.1f
9.1
Nr. 31
Deo Grafi'aî-Erstdruck
12a. 1 14.4
13a 15c
13.2 15.4
Nr. 32
15.1
16
16.1
Nr. 34
Lösch Wie/w-Erstdrjjck
Nr. 33
Johann Christoph Cosmerovius Todten-Bruderschafft-Erstdruck
Bibliographie
Die Bibliographie ist nach den Kurztiteln geordnet, die im Apparat der Arbeit verwendet wurden. Drucke vor 1750 sind, wenn in öffentlichen Bibliotheken benutzt, mit dem Standort des verwendeten Exemplars nachgewiesen, ansonsten mit der Sigle "Ρ" als Privatexemplare gekennzeichnet. Die Standorte werden nach dem Muster Dünnhaupts abgekürzt, Klosterbibliotheken mit Ort und Orden bezeichnet. Die Abkürzung "Bratislava, Lyc." nennt die dort von der slowakischen Akademie der Wissenschaften verwaltete Lyzealbibliothek (Slovenská akadémia vied, Ustredná kniinica). Für die Arbeit konnten daneben auch Quellen benutzt werden, die Werner Welzig für den im Deutschen Klassiker-Verlag erscheinenden Band "Deutsche Predigten des Barock" gesammelt hat. Ich danke dem Herausgeber für die Zitiererlaubnis. Wenn mehr als ein Beitrag aus Sammelbänden zitiert wurde, sind auch diese mit einem Kurztitel eigens angeführt. Bei einzelnen Zitaten wird der Publikationsort vollständig angegeben. Mehrfach zitierte Periodika werden wie folgt abgekürzt: AGB GRM IASL JbLKNÖ JbVGStW JbVK LiLi MIÖSTA ÖAdW SBph StudMittOSB VASILO WBN WGB11 WNB ZBLG
Archiv für Geschichte des Buchwesens Germanisch-Romanische Monatsschrift Internationales Archiv fur Sozialgeschichte der Literatur Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich (und Wien) Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien Jahrbuch für Volkskunde Literaturwissenschaft und Linguistik Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs Österreichische Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Klasse Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige Vierteljahresschrift des Adalbert-Stifter-Instituts des Landes Oberösterreich Wolfenbütteler Barock-Nachrichten Wiener Geschichtsblätter Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
493 1. Quellen
1.1 Handschriftliche
Quellen
Familienarchiv Hoyos, Horn (NO) Korrespondenz des Johann Fridersdorffer Kapitelbeschlüsse Zertrennt in den Autographenhandel gelangte Handschrift mit Unterschriften des Wiener Augustinerkonvents, ca. 1695. Nachgewiesen sind: Bl. 6 (1.2.16%) ÖNB Autogr. 14/55-1 Bl. [7] (26.5./12.6.1696) Lnàïe (Státní oblastní archiv ν Tlfeboni, CSFR) Bl. [8] (30.6.1696) Sammlung Frank [Karajan, Abraham (1867), S. 300f.] Klosterneuburg, Stiftsbibliothek PROFESSIO Affectuum Animoru[m]q[ue] ex professo unitorum Qvam Professorium Vien[nen]K Aug:m Dis"1 ex intimo corde elicuit, ac deposuit in occursum at applau[su]m Diei Natalitiae R.P. Abrahamo, â S. Clara Suppriori Suo Gratiosissimo nec non Concionatori Actuali Augustino-Aulico A: D: 1677. Die 22.10bris MS 1305 Konventarchiv, Augustinerkirche, Wien Protocolhim Ecclesiae Aulico-Caesareae et conventus FF. Eremitarum Discalceatorum S.P.N. Augustini. 7 Bde. Österreichische Nationalbibliothek, Wien (ÖNB), Handschriftensammlung Abraham a Sortela Clara: Druckvorlagen für Reimb dich (Widmung, 3 Epicedien) Cod. 7.397 Nachlaß Cod. 11.570-11.574, Cod. 12.788 Agapitus a S. Maximiliano: Vrsprung vnnd Beschreibung vnßer Kayserlichen Hoffkirchen Sancti Patris Augustini, vnd des Closters der P.P. Augustiner Barfüsser Ordens in Wienn [1695] (Bl. 216r-428r) Cod. 12.473 Antoninus a S. Guilelmo: Vrsprung vnnd Beschreibung (Fortsetzung) Cod. 12.473 Xystus Schier. Scriptores Provinciae Austriae et Hungariae seu omnes Uli, quialiquid, quidquid id fuerit, sive proprium sive alienum ediderunt aut manu scripta reliquerunt, memoriae posterorum commendati a Fr. Xysto Schier 1770 (Nr. XVI, TI 1) Cod. 7.238 Johann Matthias Testarello Della Massa: Kurze doch eigentliche Beschreibung darinen gründlich angeführt wird, auf wass weisse die kayserliche Residenz- und Haubtstatt Wienn in Oesterreich anfänglich zum christlichen glauben bekhert [...] Item was für Kirchen, Capellen, Clöster daselbst befindlich [...] Cod. 8.227 Österreichisches Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv (HHStA) Reichshofratsakten, Impressorien Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (SBPK), Berlin Register, verfärdtigt von Pater Abraham a Sta. Clara. Exzerptenblatt aus der ehem. Slg. Radowitz, heute Biblioteka Jagiellónska, Kraków (PL) Universitätsarchiv Wien Testamente und Verlassenschaften, Nachlaßverzeichnis Vivian, XVIII, Nr. 13-14 Wiener Stadt- und Landesarchiv (AStuLW) Liber Secmdus. Omnium fratrum nostrorum in Religione nostra Discalceatoru[m] Sancti Patris Augustini Defunctorum [...] Anno MDCLXXXXVII. Β 82 Oberkammeramtsrechnungen der Stadt Wien O.ICA.R.
494
Bibliographie
1.2 Ausgaben und Auswahlausgaben Auserlesene Gedancken, Anekdoten, Fabeln ( 1812) Auserlesene Gedancken, Anekdoten, Fabeln, Schnurren und Märchen. Aus den Schriften des Pater Abraham a St. Clara. Wien 1812 Auserlesene Gedanken, Anekdoten, Fabeln (1816) Auserlesene Gedanken, Anekdoten, Fabeln, Schnurren und Mährchen. Aus den Schriften des Pater Abraham à St. Clara. Zweite vermehrte Ausgabe. Wien: Gerold 1816 Kriegsbrot fiir die Seele Karl Bertsche: Kriegsbrot für die Seele aus den Werken des Abraham a Sancta Clara dargeboten. Freiburg/Br. 6.-12. Tsd. 1917 Neue Pr. Neue Predigten von Abraham a Sancta Clara[.] Nach den Handschriften der Wiener Nationalbibliothek hg. v. Karl Bertsche. Leipzig 1932 (BLVS 278); Neudr. Hildesheim 1974 Neun neue Pr. Neun neue Predigten von Abraham a Sancta Clara[.] Aus der Wiener Handschrift cod. 11571 [.] Mit 2 Handschriftproben hg. v. Karl Bertsche. Halle/Saale 1930 (NDL 278-281) Werke Werke von Abraham a Sancta Clara. Aus dem handschriftlichen Nachlaß unter Förderung des Reichsstatthalters in Wien [...] hg. v. d. Akademie der Wissenschaften in Wien. Bearb. v. Karl Bertsche. 3 Bde. Wien 1943/45 Werke, ed. Strigi Abraham a Sancta Claras Werke. In Auslese, hg. v. Hans Strigi. 6 Bde. Wien 1904/07
1.3 Unter Abrahams Namen publizierte Werke Aller Freud/ und Fried (1698) Aller Freud/ und Frid/ Frid und Freud/ [...] ist Ursach MARIA. Wien 1698 [Klosterneuburg OSA: Bk 158] Astriacus Austriacus (1673) ASTRIACUS AUSTRIACUS Himmelreichischer Oesterreicher Der Hochheilige Maggraff [!] LEOPOLDUS. Wien: Thurnmayer 1673 [Wien ÖNB: 19.T.40] Auffauff ihr Christen (1683) Auf, auf, ihr Christen, hg. v. August Sauer. Wien 1883 (Wiener Neudrucke 1) Aller Freud! und Fried (1698) Aller Freud/ und Fried/ Fried und Freud So wohl bey denen Lebendigen als Abgestorbenen ist Ursach Maria. Wien: Schlegel 1698, [Nürnberg/Frankfurt: Lochner?] 1698, Beidruck za Abgetrocknete Thränen (1698) Augustini Feurigs Hertz (1693) AUGUSTINI Feuriges Hertz Tragt Ein Hertzliches Mitleyden mit den armen im Feeg-Feuer Leydenden Seelen. Salzburg: Haan 1693 [Wien ÖNB: 484.862-A] Baare Bezahlung (1697) Baare Bezahlung/ Das ist Ein kurtze Danck-Predig. Wien: Gehlen 1697; [Nürnberg/Frankfurt: Lochner?] 1698, Beidruck zu Abgetrocknete Thränen (1698) Brunst zu Wien (1697) Brunst zu Wienn von Wasser/ Das ist: Ein kurtze Sermon. Wien: Gehlen 1697; [Nürnberg/ Frankfurt: Lochner?] 1697, Beidruck zu Abgetrocknete Thränen (1698) Centifolium (1709) [Johann Valentin Neiner]: CENTI-FOLIUM STULTORUM Jn QUARTO. Oder Hundert Ausbündige Narren/ Jn FOLIO. Wien: Lercher für Megerle und Weigel 1709, FaksimileNeudr. hg. v. Wilfried Deufert. Dortmund 1978 (Die bibliophilen Taschenbücher 51)
1. Quellen
495
Continuation deß Mercurii (1702) Der geflügelte Merkurius. Ein neuentdecktes Werk Abrahams a Sancta Clara, hg. v. Karl Bertsche. Saarlouis [1917] (Hausens Bücherei 69) Corona Gloriae (1680) CORONA GLORIAE[,] QVAM Ex meritorum Semente natam, CELSISSIMO, AC REVERENDISSIMO DOMINO, DOMINO EMERICO EX ORDINE S. FRANCISCI CAPUCINORUM NEO-ASSUMPTO EPISCOPO VIENNENSI. Wien: Cosmerovius 1680 [St. Lambrecht OSB: unsign.] Danck vndDenckzahl (1680) Danck vnd Denckzahl Deß Achten gegen dem Drey/ Das ist: Ein kleine Schluß-Predig/ so in der Octav deß Solennen Danck-Fest zu der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit/ Mitten in der Statt Wienn auff öffentlichem Platz bey einer vnglaublichen Mänge Volcks gehalten worden. Wien: Vivian 1680 [Wien ÖNB: 21.V.24] Deo Gratias Anh. Nr. 32 Divinae Sapientiae Domus (1690) D I V I N A E SAPIENTIAE DOMUS SEPTEM COLUMNIS EXCISA; SIVE UNIVERSA T H E O L O G I A [...] DEFENDENTE F. LAURENTIO à S. STEPHANI [Thesenverteidigung in der Augustinerkirche]. Wien: Gehlen 1690 [St. Florian OSA: VII cum VI.410 Adi. 1] Drey Buchstaben W.W.W. (1703) Drey Buchstaben W,W,W. Das ist: Ein gering geschmidte Lob-Red von den Glorwürdigen Blutszeigen Christi WENCESLAO. Prag: Labaun 1703 (Welzig Nr. 54) [Klosterneuburg OSA: Bk II 633.13 Adi. 23] Ein Karmt Voller Narm (1704) Ein Karn Voller Narra/ Das ist: Etliche Blättl Ohne Blat fürs Maul/ Welche in Kürtze/ manche Thorheit der Menschen an Tag geben/ nicht ohne sittliche Lehr. Salzburg: Haan 1704 [Bonn UB; Mikrofilm Wien ÖNB: MF 312] Epitome elogiorum (1670) EPITOME ELOGIORV[M] Quam Adm. Rev. Nobili & Clarissimo Domino, Domino ABRAH A M O MEGERLE. [...] Strenae Vice. E Claustro & Austro dicat & dedicat: Wien: Hacque 1670 [Berlin SBPK: Db 8591]; auch in: Werke 3, S. 455-462 Etwas fir Alle (1699) Etwas für Alle/ Das ist: Eine kurtze Beschreibung allerley Standts- Ambts- und GewerbsPersohnen/ Mit beygeruckter Sittlichen Lehre und Biblischen CONCEPTEN. Würzburg: Hertz für Weigel 1699 [Wien ÖNB: 21.M.12] Fisch-Zug (1677) Der Glückliche Fisch-Zug Jn Anz-Bach/ Das ist Ein Trostreiche Predig von der überschwencklichen Barmhertzigkeit Der Mutter Gottes. Wien: Vivian 1677 [Graz OFM: A 26/ 125-1] Frag und Antwort (1697) Frag und Antwort Mit Ja/ und Nein. Das ist: Ein schuldigste Lob-Red Von dem Glorwürdigen Heiligen BERTHOLDO. Wien: Schlegel 1697 [Klosterneuburg OSA: Bk II 633.2 Adi. η Gack Gack Gack Gack a Ga (1685) Gack/ Gack/ Gack/ Gack/ à Ga. Einer Wunderseitzamen Hennen in dem Hertzogthumb Bayrn. Das ist: Ein außführliche/ vnd vmbständige Beschreibung der berühmten Wallfahrt Maria-Stern Jn Täxa. München: Straub 1685 [St. Florian OSA: VIII.4364] Gemisch Gemasch (1704) Heilsames Gemisch Gemasch/ Das ist: Allerley seltsame und verwunderliche Geschichten/ Mit vielen Concepten und sittlichen Lehren unterspickt/ Wie auch mit Kupfern vermengt. Würzburg: Hertz für Weigel 1704 [Wien WStLB: A 12.211; Tb fehlt, Titel nach Dünnhaupt] Grammatica Religiosa (1691) GRAMMATICA RELIGIOSA, Quae Pié docet declinare à malo, & facere bonum. Salzburg: Haan 1691 [Wien ÖNB: 21.T.61]
496
Bibliographie
Grammatica Religiosa dt. (1699) GRAMMATICA RELIGIOSA, Oder Geistliche Tugend-Schul/ Jn Welcher Ein Jeder/ so wohl Geist- als Weltlicher/ heylsamb zur Geistlicher [!] Vollkommenheit unterwiesen wird. Köln: Metternich 1699 [Wien ÖNB: 21.D.8] Heilige Hof-Art (1677) Die Heilige Hof-Art/ Das ist: Ein schuldige Lob-Red von dem grossen Wunderthätigen Indianer - Apostel. FRANCISCO XA VERIO. So an seinem Hochfeyrlichen Fest-Tag in dem herrlichen Tempel deß Profess-Hauß der Societet JESU in Wienn vorgetragen. Wien: Vivian 1677 [St. Lambrecht OSB: X X I F a 5 - 23] Huy und Pfuy (1707) Christoph Weigel: Huy! und Pfuy! Der Welt. Huy/ oder Anfrischung Zu allen schönen Tugenden: Pfuy Oder Abschreckung Von allen schändlichen Lastern: Durch underschiedliche sittliche Concept, Historien/ und Fabeln vorgestellt. Würzburg: Hertz für Weigel 1707 [Klosterneuburg OSA: E 23 II 41a] Judas (1686/95) Abraham a S. Clara: Judas der Ertz-Schelm (Auswahl), hg. v. Felix Bobertag. Berlin/Stuttgart 1883 (DNL 40), Neudr. Darmstadt 1968, Tokyo/Tübingen 1974 J U D A S Der Ertz-Schelm/ Für ehrliche Leuth/ Oder: eigentlicher Entwurff/ vnd LebensBeschreibung deß Iscariotischen Bößwicht. Salzburg: Haan 1686/95; Bd 1: 1686, Bd 2: 1689 [Wien WStLB: A 72.761], Bd 3:1692 [P], Bd 4:1695 [Wien ÖNB: 592.706-B] Klägliches Auffund Ab (1702) Klägliches Auff und Ab Dann die Teutsche Aufrichtigkeit ist kommen hin Ab unter die Erden [LP Eilers]. Wien: Schlegel 1702 [Graz OFM: A 11/96-21] Kramer-Laden (1710/19) Geistlicher Kramer-Laden/ Voller Apostolischen Wahren/ Und Wahrheiten. Das ist: Ein reicher Vorrath allerley Predigen/ Welche an vielen Orten/ meistens aber zu Wienn in Oesterreich gehalten worden. Würzburg: Hertz für Weigel 1710/19 [Kremsmünster OSB: 4°Bm 102] Kurtze Lebens-Beschreibung (1709) Kurtze Lebens-Beschreibung deß Heil, und Wunderthätigen Bischoffs Ulrich. Wien: Schlegel 1709, in: Werke 2, S. 426-436 Kurtze Lob-Verfassung (1707) Kurtze Lob-Verfassung Deß Heiligen IGNATII LOYOLAE, Stiffters/ und Patriarchen Der Societät JESU. Wien: Schönwetter 1707 [Klosterneuburg OSA: Bk II 633.9 Adi. 10] Lauber-Hütt (1721/23) [Johann Valentin Neiner, Hg. u. Bearb.]: Abrahamische Lauber-Hütt Ein Tisch mit Speisen in der Mitt/ [...] mit vielen auserlesenen [...] sinnreichen Concepten/ Geschichten und Gedichten geziert und ausspalliret von hinterlassenen Schrifften [...] Abraham[i] à S. Clara. 3 Bde. Wien/Nürnberg: Lehmann 1721/23 [Kremsmünster OSB: 4°Bm 101] Lob und Prob (1696) Lob und Prob Der Herrlichen Tugenden/ So Auch bey dem Weiblichen Geschlecht zu finden, Das ist eine Kurtze Predig Von der Heil. [...] CATHARINA. Wien: Gehlen 1696 [Klosterneuburg OSA: Bk II 633.6 Adi. 8] Lob-Verfassung Leopoldi (1695) Kurtze Lob-Verfassung/ So Zu Ehren deß Heiligen und Glorreichen Marggraffen/ Wie auch Oesterreichischen Lands-Patron LEOPOLDI [...] gehalten. Wien: Gehlen 1695 [Wien ÖNB: 220.346-B] Lösch Wienn (1680) Anh. Nr. 33 Mercks Wienn (1680) Anh. Nr. 28 Mercks Wienn/ Das ist Deß wütenden Todts ein vmbständige Beschreibung Jn Der berühmten Haubt vnd Kayserl. Residentz Statt in Oesterreich. Wien: Vivian 1680; Neudr. hg. v. Werner Welzig. Tübingen 1983 (Deutsche Neudrucke, Reihe Barock 31)
I.
Quellen
497
Mercurius (1701) Gefliigleter MERCURIUS, Worinnen zwar Etliche kurtzweilige Sachen zu lesen seynd/ jedoch mit untermengter sittlichen Lehr [...] Zu einem Neuen Jahrs-Praesent respectivè offerirt. Wien 1701 [Wien WStLB: A 24.585 Wiener Postbüchel 1701] Der Ur-Merkur von 1701. Ein neuentdecktes Werk von Abraham a Sancta Clara, hg. v. Karl Bertsche. Augsburg 1928 (Schriften zur deutschen Literatur 4) Nova et magna Grammatica Religiosa ( 1721) NOVA ET MAGNA GRAMMATICA RELIGIOSA, [...] NUNC AUTEM [...] novis sermonibus, scholiisque potiore ex parte foecundatum & ampliatum [...] PER [...] MICHAELEM à S. CATHARINA. Köln: Noethen 1721 [Wien ÖNB: 21.D.5] Novenaria Septennii transadlo (1678) NOVENARIA SEPTENNII TRANSACTIO Sive FAUSTA ACCLAMATIO CELSISSIMO AC ILLUSTRISSIMO PRINCIPI AC DOMINO DOMINO JOANNI A D O L P H O SACRI ROM. IMPERIJ PRINCIPI IN SCHWARZENBERG. Wien: Vivian 1678 [Wien WStLB: A 12.196] Paradeyß-Blum (1675) Neuerwöhlte Paradeyß-Blum/ Von dem Allerdurchlauchtigsten Ertz-Hauß Oesterreich [...] Das ist: Danckbarliche Lob- vnd Lieb-Verfassung von dem glorreichesten H. JOSEPH. Wien: Hacque 1675 [Wien WStLB: A 12.244] Patrocinium (1699) PATROCINIUM Auff Erden schlecht/ im Himmel gerecht: Das ist: Ein kurtze Lob-Predig von denen lieben Heiligen GOttes/ Getruckt zu Steyr/ bey Frantz Zachaeus Auinger. Zu finden/ Bey Johann Adam Holtzmayr/ Buchbindern. 1699 [St. Paul OSB: 24.1.16 -19] Prophetischer Willkomb (1677) Prophetischer Willkomm/ Das ist: Ein Weissagung von Glück ohne Tück Der dritten Kayserl. Vermählung LEOPOLDI Mit ELEONORA MAGDALENA THERESIA. Wien: Vivian 1677 [Wien UB: I 268.522] Reimb dich (1684) Reimb dich/ Oder Jch liß dich/ Das ist: Allerley Materien/ Diseurs, Concept, vnd Predigen/ welche bißhero in vnterschidlichen Tractätlen gedruckt worden. Salzburg: Haan 1684 [Wien WStLB: A 124.009] Soldaten Glory (1676) Anh. Nr. 27 Soldaten Glory/ Das ist/ Von dem Heiligen Ritter Vnd Heylsammen Vorbitter G E O R G I O Schuldige Lob-Red. Wien: Thurnmeyers Witwe 1676 [St. Lambrecht OSB: Sammelbd XXI F a 5-24] Spica-Nard (1683) Wohlriechender Spica-Nard/ Das ist: Ein kurtze Lob-Verfassung Deß Heiligen Clara-Vallensischen Abbtens und Hönigfliessenden Lehrers BERNARDI. Graz: Widmanstätter 1683 [Wien WStLB: A 136.401, Adi. 11] Stella ex Jacob orta (1680) STELLA EX JACOB ORTA MARIA, Cujus Sacrae LITANIAE Lauretanae Tot Symbolis, quot Tituli, tot Elogiji, quot literae [...] numerantur. [...] à ABRAHAMO à S. Clara. Wien: Voigt für Groner 1684 [Aarau KB: Mb 1452; zuerst 1680] Sterben und Erben (1702) D. Chertablon de la Vigne [Übers. I.A.F.]: Sterben und Erben/ Das ist/ die schönste Vorbereitung zum Tode/ Oder Sicherste Arth zu sterben. [...] übersetzet Durch I.A.F. Und nachmahls in etwas vermehret und heraus gegeben Von P. Abraham à S. Clara. Amsterdam: Gallet 1702 [Aarau KB: MaQ 1090] Steml so auß Jacob auffgangen (1680) Stern/ So auß Jacob auffgangen MARIA, Deren Heiligen Lauretanische Litaney mit so viel Sinn-Bildern/ als Titulen [...] Vermehret/ vnd gezieret worden Von Theophilo Mariophilo. Wien: Vivian 1680 [Wien WStLB: A 77.037]
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Bibliographie
Todten-Bruderschaffi (1681) Anh. Nr. 19 Grosse Todten-Brüderschafft/ Das ist: Ein kurtzer Entwurff Deß Sterblichen Lebens/ Mit beygefügtem CATALOGO, Oder: Verzeichnuß. Nürnberg: Knortz (?) für Hoffmann 1681 [Vorau: 4 an 4685] Todten-Capelle (1710) [unbekannter Verfasser]: [...] Besonders meublirt- und gezierte Todten-Capelle/ Oder Allgemeiner Todten-Spiegel. Würzburg: Hertz für Weigel 1710 [Wien ÖNB: 109.783-A] Verblümblete Wahrheit (1697) Die verblümblete Wahrheit Das ist Eine kurtze Lob-Verfassung von dem heiligen Marianischen Scapulir. Linz: Rädlmayr 1697 [St. Paul OSB: 23.2.12 - 9] Wein-Keller (1710) Wohl angefüllter Wein-Keller/ Jn welchem Manche durstige Seel sich mit einem Geistlichen Geseng-GOtt erquicken kan. Würzburg: Hertz für Weigel 1710 [Wien WStLB: A 12.218] Welt-Galleria (1703) Christoph Weigel: Neu-eröffnete Welt-GALLERLA, Worinnen sehr curios und begnügt unter die Augen kommen allerley Aufzüg und Kleidungen unterschiedlicher Stände und Nationen. Nürnberg: Weigel 1703 [Wien WStLB: C 5651], Faksimile-Neudr. Hildesheim 1969 Wunderlicher Traum (1703) Abraham a Sancta Clara: Wunderlicher Traum von einem großen Narrennest, hg. v. Alois Haas. Stuttgart 1969 (RUB 6399) Zeugnuß und Verzeichnuß (1680) Zeugnuß und Verzeichnuß Eines lobwürdigsten Tugend-Wandels [LP Abt Anselm Schyring von Kleinmariazell]. Wien: Vivian 1680 [Klosterneuburg OSA: Bk II 506]
1.4 Sonstige Quellen Abgetrocknete Thränen (1698) Abgetrocknete Thränen. Das ist: Von der Wunderthätigen Zähertrieffenden Bildnus der Gnaden-reichen Gottes-Gebährerin/ [...] zu Pötsch [...]. Lob- Preiß- Danck- und Lehr-Discursen. Nürnberg/Frankfurt: Lochner 1698 [Wien ÖNB: 118.616-B] Adalbert von München, Thesaurus absconditus (1703) Adalbert von München OFMCap: THESAURUS ABSCONDITVS, Oder Verborgner Schatz/ Das ist: Sittliche Predigen auff alle Fest- vnd Feyrtäg deß gantzen Jahrs. [...] Anderer Thail. München: Rauch 1703 [P] Aicher, Theatrum funebre (1675) Otto Aicher OSB: T H E A T R U M FUNEBRE, Exhibens PER VARIAS SCENAS EPITAPHIA NOVA, ANTIQUA; SERIA, JOCOSA [...] IN QUATUOR PARTES DISTINCTUM. Salzburg: Mayr 1675 [P] Albertinus, Himschleiffer ( 1614) Aegidius Albertinus: Himschleiffer. Kritische Ausgabe, hg. v. Lawrence S. Lar sen. Stuttgart 1977 (BLVS 299) Albertinus, Lucifers Königreich vnd Seelengejäidt (1616) Aegidius Albertinus: Lucifers Königreich und Seelengejäidt [1616], hg. v. Rochus von Liliencron. Berlin/Stuttgart s.a. [1883] (DNL 26) Bagatta, Admiranda orbis Christiani (1700) Giovanni Bonifazio Bagatta OTheat: ADMIRANDA ORBIS CHRISTIANI Q U A E AD CHRISTI F1DEM FIRMANDAM, Christianam pietatem fovendam, obstinatámque perfidiam destruendam. Augsburg/Dillingen: Bencard 1700 [P] Balbinus, Verisimilia humaniorum disciplinarum (31701) Bohuslav Balbinus SJ: VERISIMILIA HUMANIORUM DISCIPLINARUM seu JUDICIUM PRIVATUM D E OMNI LITTERARUM (quas Humaniores appellant) Artificio [...] Editio post primam Pragensem, & alteram Lipsiensem, tertia. Prag 1701 [P]
1. Quellen
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Beer, Sein Leben, von ihm selbst erzählt (1965) Johann Beer: Sein Leben, von ihm selbst erzählt, hg. v. Adolf Schmiedecke. Mit e. Vorwort v. Richard Alewyn. Göttingen 1965 Bredelo, Poetischer Tisch (1682) Heinrich Bredeloen [...] Poetischer Tisch/ Mit allerhand Herrlichen/ Lieblichen/ auch gemeinen/ in Freud und Leid üblichen Speisen besetzt/ So doch/ Daß das Langöhrichte Wildprett/ welches in Herren P. Abraham à S. Clara (...) so genandten: Mercks Wien häuffig herumb springet/ aus dieser Zahl in der Vorrede gäntzlich ausgesondert worden. Frankfurt/Leipzig: Bielcke 1682 [Wien ÖNB: 46.V.31] Brandis von Berg, Vox clamantis (1693) Johann Eberhard Brandis von Berg S. Mauriti: VOX CLAMANTIS, Das ist: Die Stimm Des [Ruffenden] in gantz neuen uf [sie] alle Sonn- und Feyer-Tage gerichteten/ [...] Catholischen Predigen. Sulzbach: Verlag Lochner 1693 [P] Braumiller, Lebhaffies Conterfey deβ Sünders (1693) Johannes Braumiller OP: Lebhafftes Conterfey deß Sünders Das ist: Sündige/ aber hernach büssende Maria Magdalena/. Salzburg: Mayr 1693 [P] Brückmann, Epistolae Itinerariae (1729) Franciscus Ernestus Brückmann: EPISTOLA ITINERARIA V' a D E T E M P L O CATHEDRALI VIENNENSI D. STEPHANO DICATO. Wolfenbüttel 1729; EPISTOLA ITINERARIA V I " D E OVO GALLINACEO FIGVRATO ET T E R R A VLRICANA. Wolfenbüttel 1729 [Wien ÖNB: 736.367-B] Brunner, Dramata Sacra (168411986) Andreas Brunner SJ: "Dramata Sacra". Salzburg 1684. Sammelband der [...] religiösen Dramen. Nachdruck, hg. v. Jean-Marie Valentin. Amsterdam/Maarssen 1986 (Geistliche Literatur der Barockzeit 10) Burghaber, Centuriae selectorum casuum conscientiae (1665) Adam Burghaber SJ: CENTVRIAE SELECTORVM CASVVM CONSCIENTIAE I.II.III.1'" Freiburg/Br. 1665 [P] Callenbach, Almanach Welt-Sitten-Staat-Marter-Calender (1714) Franz Callenbach SJ: Almanach Welt-Sitten-Staat-Marter-Calender; Gerichtet auff alle Schalt Jahr. [...] S.I., s.a. [Nürnberg: Lochner 1714] [P] Callenbach, Eclipses politico-morales (1714) Franz Callenbach SJ: ECLIPSES POLITICO-MORALES. Sicht- und unsichtbare sittliche Staats-Finsternussen/ Denen Kindern deß Liechts zur Warnung [...]. Umbria, s.a. [Nürnberg: Lochner? um 1714] [P] Callenbach, Quasi vero (1714) Franz Callenbach SJ: QUASI VERO, Der Hinckende Bott Hat sich Wohl. STVE NOVELLAE POLITICO-MORALES, s.l. [Nürnberg: Lochner] 1714 [P] Callenbach, Uti ante hac (s.a.) Franz Callenbach SJ: UTI ANTE HAC Auff die alte Hack OLIM AUTEM NON SIC SIVE Revolutio Saeculorum [...]. s.a., s.l. [Nürnberg: Lochner? 1714] [P] Callenbach, Wurmatia ( 1714) Franz Callenbach SJ: WURMATIA Wurm-Land Sub TROPICO CANCRI [...] Wurmlandiae [Nürnberg: Lochner?] 1714 [P] Carpzov, Evangelische Vorbilder- und Frage-Predigten (1703) Johann Benedikt Carpzov d. J.: Evangelische Vorbilder- und Frage-Predigten. Leipzig: Thomas Fritsch 1703 [Budapest UB: Ae 4r 2] Carthusianus, De qvatuor hominis novissimis (1608) Dionysius Carthusianus: LIBER VTILISSIMVS DE QVATVOR HOMINIS NOVISSIMIS. Köln: Gualtherius 1608 [Klosterneuburg OSA: Be I 480e]; Douai: Bellerus 1627 [ebda: Be I 480f)
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1.
Quellen
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1. Quellen
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Habisreuttinger, Jrrthum Der Unwissenden (1746) Columban Habisreuttinger OSB: Jrrthum Der Unwissenden, Jn Dem täglich vorfallenden Handel und Wandel unter denen Menschen Betreffend Die Noth- und Nutz-Lugen/ die zweydeutige Reden, [...] die recht- und unrechtmässige Handelschafft, das tägliche Kauffen und Verkauffen [...] Jn Zwantzig Gesprächen. Augsburg: Rieger 1746 [P] Happel, Kriegs-Roman (1686) Eberhard Werner Happel: Der Ungarische Kriegs-ROMAN, Oder Außführliche Beschreibung Deß jüngsten Türcken-Kriegs. Ulm: Wagner 1687 [Göttingen SUB: H.Turc.656; Wien ÖNB: 64.M.49] Hauck, Verlangter Messias (1678) Ferdinand Hauck CRSP: Verlangter Messias/ Jn Newer Kleidung vorgestellt. Den Erb-Sündüchen Schaden zuheylen. Das ist: O-Predigt im Advent. Wien: Vivian 1678 [Ρ] Herdegen, Historische Nachricht (1744) Amaranthes [Johann Herdegen]: Historische Nachricht von deß löblichen Hirten- und Blumen-Ordens an der Pegnitz Anfang und Fortgang/ biß auf das durch Göttl. Güte erreichte Hunderste [!] Jahr. Nürnberg: Riegel 1744 [HAB: Hm 57] Heribert von Salum, Dominieale concionum pastoralium (31705) Heribert von Salum OFMCap: DOMINICALE CONCIONUM PASTORALIUM. Das ist: Soñtag-Predigen Für Die Seelsorger auf das gantze Jahr von nothwendiger Wissenschafft denen Christlichen Schäflein. TI 1. Salzburg: Haan 31705 [P] Herzog, Cosmographia (1740) Placidus Herzog OFMObs: COSMOGRAPHIA AUSTRIACO-FRANCISCANA, SEU EXACTA DESCRIPTIO PROVINCIAE AUSTRIAE Ord. Min. S. FRANCISCI Strict. Observ. Köln: Metternich 1740 [Wien UB: III 171.994] Hoch-feyerliches Saeculum (1738) Hoch-feyerliches SAECULUM, Oder Erstes Jahr-Hundert Einer Hochlöblichen [...] TodtenBruderschafft Bey denen WW. EE. PP. Augustinern Baarfiissern allhier. Wien: Voigts Witwe [1738] [Wien WStLB: A 9.452] Jamaigne, Das Hertzen-Diebl (1678) Johann Ernst von Jamaigne: Das Hertzen-Diebl/ daß ist: Der Eingeborne Sohn Gottes worden ein Eingeborner Sohn deß Menschen [...] Einer Hochlöblicher Bruederschafft JESU, MA RIAE, JOSEPH [...] vorgetragen. Wildberg: Müller 1678 [St. Paul OSB: 23.2.12 - 8] Jamaigne, Gestimetes Trigonon (1715) Johann Ernst von Jamaigne: Gestirnetes TRIGONON. Das ist: Uber die [...] REGONDIsche drey Wappen-Sterne/ Leich- und Ehren-Rede. Wildberg: Streibig 1715 [Kremsmünster OSB: 2° Bm 150, Adi. 11]. Jean Paul, Vorschule der Ästhetik (1804) Jean Paul: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, hg. v.d. Preußischen Akademie der Wissenschaften. Weimar 1927ff. Kaiser, Ein Pfaffenleben (1871) Friedrich Kaiser: Ein Pfaffenleben (Abraham a Sancta Clara). Historischer Volksroman. 2 Bde. Wien 1871 Kirsch, Comvcopiae linguae latinae (1759) Adam Friedrich Kirsch: CORNVCOPIAE LINGVAE LATINAE ET GERMANICAE SELECTVM [...] EDITIO NOVISSIMA. Regensburg/Wien: Bader 1759 [P] Klare/ vnd Warhaffte Entwerffung (1662) Klare/ vnd Warhaffte Entwerffung/ Menschlicher Gestalt/ vnd Wesenheit/ Oder Dessen Aufgang/ vnd Vntergang/ So auß Göttlicher H. S ehr ifft/ trew-erwiesen vnd bey den Ehrwürdigen PP. Augustinern Barfüssern allhier in Wienn Gestiffter Löbl: Todten-Bruderschafft/ von dero Capell-Dienern zu einem Newen-Jahr anpraesentiret worden. Wien: Cosmerovius 1662 [Wien ÖNB]
504
Bibliographie
Klein, Analecta poetica (1757) Carolus Klein SJ: ANALECTA. POETICA. PROVINCIAE. AVSTRIAE. SOCIETATIS. IESV. [...] I N T E R P R E T A T I O N E . et. NOTIS. ILLVSTRATA. A N A L E C T O R V M . EPIGRAMMATICORVM. PARS. I. et II. Wien/Prag/Triest: Trattner 1757 [Wien UB: 1169.758] Lauretus, Sylva allegoriarum (1681) Hieronymus Lauretus OSB: SYLVA, seu potius HORTUS FLORIDVS ALLEGORIARUM TOTIUS SACRAE SCRIPTURAE. Köln: Demen 1681 [P] Lilien, Christ-Fürstliche Jesu-Nachfolge (1677) Caspar von Lilien auf Waitzendorff: Christ-Fürstliche Jesu-Nachfolge oder Gründliche Fürstellung der Regir-Künste/ Durch welche Christliche Regenten und Obrigkeiten/ JESU dem König aller Könige/ und Herrn aller Herren/ nachfolgend/ ihr hohes Amt recht löblich [...] führen können. Bayreuth 1677 [P] Lipsius, Politicorum libri VI (1680) Justus Lipsius: POLITICORUM SIVE CIVILIS DOCTRINAE LIBRI SEX. Qui ad Principatum maximè spectant, Additae NOTAE auctiores, tum & DE UNA RELIGIONE liber. Wesel/Cleve: Hoogenhuysen 1680 [Ρ] Lohner, Bibliotheca concionatoria (s1712) Tobias Lohner SJ: INSTRUCTISSIMA BIBLIOTHECA MANU ALIS CONCIONATORIA, In Qua DE VIRTUTIBUS, VITIIS, SACRAMENTIS, Novissimis, aliisque similibus materijs [...] collecta [...] proponuntur. Augsburg/Dillingen: Bencard s 1712 [P] Mancini, Passio (1665) Leopold Mancini SJ: PASSIO D.N. JESU CHRISTI Nov-Antiqua Id est: ANALECTA DOMINICAE PASSIONIS è compluribus S. Scripturae locis. 2 Tie. München 1663 [Wien ÖNB: 209.094-D] Mannincor, Dominieale Auß Drey Jährigen Fasten-Predigen (1682) Edmund Mannincor OSB: DOMINICALE, Auß Drey Jährigen Fasten Predigen/ Erster Theyl NUNDINAE SACRAE, Oder Geistlicher Jahrmarckt. Ander Theyl CURA SACRA, Oder Geistliche Apothecken/ Dritter Theyl PRAECO SACER, Oder Geistlicher Prediger. Fulda: M. Bloß' Witwe 1682 [P] Martin von Cochem, Leben Christi (1701) Martin von Cochem OFMCap: Das Grosse Leben Christi Oder Außführliche/ Andächtige Und Bewegliche Beschreibung deß Lebens und Leydens unsers Herrn Jesu Christi. München: Wagner/Gelder 1681; München 1701 [Wien UB: 1868.142] Masen, Ars nova argutiarum (1649) Jakob Masen SJ: ARS NOVA ARGVTIARVM HONESTAE RECREATIONIS IN TRES PARTES DIVISA. Köln 1649 [P] Mencke, Leben und Thaten Sr. Majestät (1707) Johann Burchard Mencke: Leben und Thaten Sr. Majestät, des Römischen Käysers Leopold des Ersten. Leipzig 1707 [Wien UB: 1184.435 A] Müller, Evangelische Schlußkette (1685) Heinrich Müller: Evangelische Schlußkette und Krafft Kern. 2 Bde. Frankfurt/M. 1685 [Bratislava, Lyc.: V.teol.3275] Nachklang (21732) ABRAHAM ist gestorben/ Joan, c 8 Sein Geist und Geistreiches Gemüth aber lebet noch; Das ist: Ein schuldiger und wohl-verdienter Nachklang Weyland Jhro Hochwürden in GOtt Geistlichen und Hochgelehrten P. ABRAHAM à S. Clara, s.l., s. a. [Wien 2 1732] [Wien WStLB: A 12.248] Ν odasi, Annus Angelicus (1663) Johann Nadasi SJ: FERIA III. SEU ANNUS ANGELICUS Per omnes Anni Totius FERIAS TERTIAS. In: ders., ANNUS HEBDOMAD AR VM COELESTIUM SIVE OCCVPATIONES COELESTES Piis Aliquot Opusculis PRO SINGULIS HEBDOMADAE PER TOTVM ANNUM DIEBUS DISTRIBUTAE. Prag: Universitätsdruckerei 1663 [Kremsmünster OSB: 4o Bh 126], S. 179-289
1. Quellen
505
Neiner, Wohl-verdientes Grabmahl (1709) Johann Valentin Neiner: Wohl-verdientes Grabmahl/ Uber den Nicht so wohl ob seinen [!] Predigen/ als heraußgegebenen Schrifften Welt-Berühmbten Ordens-Mann/ Den WohlEhrwürdigen P. ABRAHAM à S. CLARA. Wien: Heyinger 1709 [Wien WStLB: A 12.200] Neiner: s. auch Centifolium S. 494, Lauber-Hütt S. 496 sowie Postbiichl S. 507 Neu Außgeheegter Curioser Tändl-Marekt (1732) s. Postbiichl Neuburger, Condones Rurales (1660) Christoph Ulrich Neuburger: CONCIONES RVRALES Oder: Gantze doch Kurtze Predigen Auff alle Fest-Täg deß Jahrs Der Erste Thail. Salzburg: Mayr 1660 [Kremsmünster OSB: 4° Bm 113, Bd 1] Neumann, Permissu Superiorum (1690) Caspar Neumann: Permissu Superiorum. Als Der Durchlauchtigste Großmächtigste Fürst und Herr/ Herr JOSEPHUS König in Ungarn und Ertz-Hertzog zu Oesterreich/ &c. Zu der Hoheit eines Römischen Königes/ [...] Glückseelig erwählet worden. Dyherrnfurth a.d. Oder: Bockshammer 1690 [Budapest UB: Ga 8 r 713/6] Neumayr, VirApostolicus (31758) Franz Neumayr SJ: VIR APOSTOUCUS SIVE DOCTRINA METHODICA D E UTILI ET FACILI PRAXI FUNCTIONUM SACERDOTALIUM. [...] Editio Tertia. Augsburg/Ingolstadt: Crätz 1758 [P] Neumeister, De poetis Germanicis (1695) Erdmann Neumeister: De poetis germanicis [1695], hg. v. Franz Heiduk in Zusammenarbeit mit Günter Merwald. Bern/München 1978 Origo, progressus et memorabilia (1730) OR IG O, PROGRESSUS, ET MEMORABILIA ECCLESIAE CAESAREAE S.P. A U G U STINI VIENNAE. Cujus [...] QUARTUS; Ab introducta Augustinianorum Discalceatorum Congregatione [...] PRIMUS SAECULARIS ANNUS Agitur. Wien [1730] [Wien ÖNB: •43.0.6] Passer, Tagebuch Ludwig Baur: Berichte des Hessen-Darmstädtischen Gesandten Justus Eberh. Passer an die Landgräfin Elisabeth Dorothea über die Vorgänge am kaiserlichen Hofe und in Wien von 1680 bis 1683. In: Archiv für Österreichische Geschichte 37 (1867), S. 271-409 Peikhart/Manzador, Lob-Ehr-Danck- Und Leich-Reden (1748) Lob- Ehr- Danck- und Leich-Reden Welche Jn und ausser [...] Wienn Auf denen vornehmsten Cantzlen [...] gehalten worden: Davon R.P. Francise. Peikhart, Soc. JEsu 4. und R.P. Don Pio Manzador 18. Predigen rühmlichst abgelegt [...] Nunmehro aber [...] genau nachgedruckt. Oberammergau: Wagner 1748 [P] Pelletier, Reginae Palatium Eloquentiae (21669) [Gérard Pelletier SJ:] R E G I N A E PALATIUM E L O Q U E N T I A E , Primo Quidem [...] IN GALLIA [...] EXSTRUCTUM; Nunc verò revisum, AC SENSVI, MORIBVS GERMANORVM, ALIORVMQVE Nationum, accommodatum [...] à R.R.P.P. SOCIETATIS MOGUNT[IAE], Mainz: Schönwetter 1669 [Wien ÖNB: 45.E.13] Pexenfelder, Concionator historicus (1679) Michael Pexenfelder SJ: CONCIONATOR HISTORICVS RARIORUM EVENTUUM EXEMPLIS, AD INSTR VCTIONEM MORALEM EXPLICATIS DELECT ANS ac DOCENS. München: Rauch für Wagner und Geldern 1679 [Kremsmünster OSB: 4°Bmß 11] Pfyffer, Apostolisch-Catholische Wahrheiten (1752) Franz X. Pfyffer SJ: [...] Christliche Apostolisch-Catholische Wahrheiten, Von einer hohen Dom-Cantzel allda meistens wider die Lutherische Lehr durch öffentlich gehaltene Predigen standhafft erwisen, gründlich verthädiget, und [...] an das Liecht gestellet. Augsburg/Innsbruck: Wolff 1752 [Ρ] Pochlatko/Koweindl/Thaler, Abriß der Literatur des deutschen Sprachraumes (1982) Herbert Pochlatko, Karl Koweindl u. Walter Thaler: Abriß der Literatur des deutschen Sprachraumes von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. 2 Bde. Wien 1982
506
Bibliographie
Postbüchl und Kalender 1701 Mercurius s.o. S. 497 1702 Continuation deβ Mercurii s.o. S. 495 1703 Wunderlicher Traum s.o. S. 498 1704 Ein KarmI Voller Norm s.o. S. 495 1709 Neiner, Narren-Calender Johann Valentin Neiner: Lächerlich-jedoch vernünfftiger bescheidener Und Curioser NarrenCalender/ Auf das Jahr 1709. Freystadt: Peter Marteau [Klosterneuburg OSA: F 1 II 255] 1729 Titular-Büchel Heinrich Widhalmb: Titular-Büchel Nebst einig angehängten Briefen [...] etliche Gattungen der lächerlichen Uberschrifften samt einigen Briefen. Wien [1728] [Wien WStLB: A 24.585] 1730 Titul-Büchel Heinrich Widhalmb: Titul-Büchel/ Wormit Das Menschliche Gemüth ermuntert wird, da£ es nicht viel Calender mache. Wien [1729] [Wien WStLB: A 24.585] 1731 Unterschiedliche Brief Heinrich Widhalmb [Briefe 1-8 aus der Continuation Abrahams]: Unterschiedliche Brief/ Welche mir dermahlen der Geflügelte MERCURI, Als ein alter Post-Reuther Eingehändiget. Wien [1730] [Wien WStLB: A 24.585] 1732 Neu Außgeheegter Curioser Tändl-Marckt Johann Valentin Neiner: Neu Außgeheegter und erst außgelegter Curioser Tändl-Marckt der jetzigen Welt. Zum Neuen-Jahr [...] herauß geklaubt [...] herauß gegeben von Heinrich Witholmb [!]. Wien [1731] [Wien WStLB: A 24.585] 1733 Geflügelter Mercurius Heinrich Widhalmb [Kompilat aus Abraham]: Geflügelter MERCURIUS Worinnen Jn zwey Tractatel, Das Erste/ welches das härteste Handwerck, und wie solches gering zu machen ist/ genandt/ Das Andere Rossemunde, wie sich die Ehe-Frauen gegen ihre Ehe-Herren verhalten und aufführen solten. [...] Wien: Schiigen [1732] [Wien WStLB: A 24.585] 1734 Geflügelter Mercurius Heinrich Widhalmb: Geflügelter MERCURIUS, Worinnen Ein Tractätlein Die Mannsüchtige Närrin betreffend, Nebst etwelchen Titulaturn. Wien [1733] [Wien WStLB: A 24.585] 1735 Gantz Neuer Courier Johann Valentin Neiner: Gantz Neuer Gleich auf der Post angekommener COURIER Mit allerhand rahrem Schnupf-Toback/ [...] herauß gegeben und verehret Von Heinrich Widhalmb. Wien [1734] [Wien WStLB: A 24.585] Prämer, Ehren-Preiß (1678) Wolf Wilhelm Prämer: Ehren-Preiß Der Kayserlichen Residentz: unnd Nider-Oesterreichischen Haubt-Statt WJENN. [...] Neben dero außführlichen Grund-Beschreibung/ und vorgesetzten Prospect-Risses Kupffer-Blat herauß gegeben. Wien: Voigt 1678 [Wien WStLB: C 5535] Prüssing, De Concionibus artificiosis (1704) Joachim Prüssing: JESU PROSPERANTE! DISSERTATO THEOLOGICA, DE CONCIONIBUS ARTIFICIOSIS ET ALAMODICIS, Vulgo: Von Künstlichen und Galanten Predigten/ Quam [...] PRAESIDE ZACHARIA GRAPIO, [...] RESPONSURUS AUCTOR JOACH. PRÜSSING/ Warenä-Mecl. Rostock: Schwiegerovius [1704] [Bratislava, Lyc.: V.teol.5119] Pufendoif, Die Verfassung des deutschen Reiches (1667) Samuel Pufendorf: Die Verfassung des deutschen Reiches [De statu imperii Germanici, 1667], übers, u. hg. v. Horst Denzer. Stuttgart 1976 (RUB 966) Pufendorf, Tagebuch Oswald Redlich: Das Tagebuch Esaias Pufendorfs, schwedischen Residenten am Kaiserhofe von 1671 bis 1674. In: MIÖG 37 (1916)
I. Quellen
507
Radau, Orator extemporaneus (1672) Michael Radau SJ: ORATOR EXTEMPORANEUS, Seu ARTIS ORATORIAE BREVIARIUM BIPARTITUM [...] Nunc Tertiò emendatius, & tertiâ parte auctius, [...] Per ADAMUM MOTKOWSKY. Amsterdam: Jansson a Waesberge 1673 [P] Redlich, Brevis contemplano (1678) Paul Rochus Redüch: BREVIS CONTEMPLATO MACRO- ac MICROCOSMI. Oder Kurtze Betrachtung Der Grossen vnd Kleinen Welt. Durch Theosophische nachsinnige Gedanken/ das Gemüth auß der Jrrdischen Eitelkeit zu der Ewigen Wahrheit zuschwingen/ in wenige Sinn- vnd schluß-reime vorgestellet. Prag: Druckerei der SJ 1678 [Wien ÖNB: 36.C.40] Redlich, Die Matrikel der Universität Salzburg (1933) Die Matrikel der Universität Salzburg 1639-1810, hg. v. Virgil Redlich. Salzburg 1933 Redlich, Spiegel Deβ Prägerischen Elends (1682) Paul Rochus Redlich: Spiegel Deß Prägerischen Elends/ Darin kürtzlich vorgebildet/ wie der Gerechte GOtt seinen lang-gefasten Zorn über die gewaltige Stadt Prag im Jahr 1680. auß- geschüttet [...] Theils durch die Heilige Schrifft/ theils durch wenige Sinn-oder Schluß-Reime vorgestellet. Prag [1682] [Wien ÖNB: 36.C.41] Regulen Vnd andächtige Vbungen (1672) Regulen Vnd andächtige Vbungen/ Der in der Statt Wienn von Jhrer Päbstlichen Heiligkeit URBANO Dem Achten/ [...] Mit sonderbahren Freyheiten vnd Gnaden begabten/ [...] Löbl. Bruderschafft. Jn dem GottsHauß der Ehrwürdigen PP. Augustinern Barfüssern. Wien: Viogt 1672 [Wien WStLB: A 11.620] Reiffenstuel, Kurtz: Lesens-Wiirdige Erinnerung (1702) [Ignaz Reiffenstuel SJ:] Kurtz: Lesens-Würdige Erinnerung Von Herrührung/ Erbau: und Benambsung/ Auch Vilfältig-anderen/ alt: und neuen Seltenheiten/ Bemerck: und Andenckungen/ sowohl in: als um die Käyserliche Haubt: und Residentz-Stadt WJEN Jn Oesterreich. Wien: Sischowitz' Witwe 1702 [Wien ÖNB: 43.342-C] Reiffenstuel, Wiennerisches Calender-Nisi (1711) [Ignaz Reiffenstuel SJ:] Wiennerisches Calender-NISI, Au ff das 1711te Jahr/ Das ist: Geistliches Prognosticon Problematicum [...] Jn öffentlicher Neuen-Jahrs-Predigt Von Dem Ordinari Dom-Prediger Decidiret. Wien: Schlegel 1711 [Klosterneuburg OSA: Beilage zu Bk II 426] Richter, Bildergalerie katholischer Misbräuche (1784) [Joseph Richter:] Bildergalerie katholischer Misbräuche. Von Obermayr (1784), hg. v. Otto Maußer. München 1913 (Satirische Bibliothek 1) Richter, Bildergalerie weltlicher Misbräuche (1785) [Joseph Richter:] Bildergalerie weltlicher Misbräuche ein Gegenstück zur Bildergalerie katholischer und klösterlicher Misbräuche[.] Von Pater Hilarión, Exkapuzinern. Frankfurt/Leipzig [ = Wien?] 1785 [Wien WStLB: Α 10.52η Rinck, Leopolds Leben und Thaten (1708) Gottlieb Eucharius Rinck: Leopolds des Grossen/ Rom. Käysers/ wunderwürdiges Leben und Thaten. Aus geheimen Nachrichten eröffnet. 2 Tie. Leipzig: Fritsch 1708 [Klosterneuburg OSA: F 51241] Rudolph von Schwyz, Vemunft-Tmtz (1686/88) Rudolph von Schwyz OFMCap: Außforderung Mit Aller-demütigst gebottnem VernunftTrutz An alle Atheisten/ Machiavellisten/ gefährliche Romanen/ und falsch-politische WeltKinder Zu einem Zwey-Kampff Auff dem Plan kurtzweiliger Dichtung/ mit dem Schwerdt/ der sonderbaren Beweißthumben. Bd 1: Zug: Muos 1686; Bd 2: Baden: Baldinger 1687; Bd 3: Zug: Rooß 1688 [Kremsmünster OSB: 8° Bf 508] Schachinger, Briefwechsel (1888) Rudolf Schachinger: Die Bemühungen des Benedictiners P. Placidus Amon um die deutsche Sprache und Literatur. In: StudMittOSB 9 (1888), S. 430-445, S. 618-627; 10 (1889), S. 96-106, S. 282-290, S. 477-485, S. 644-660
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Bibliographie
Scherer, Postili Oder Außlegung der Fest-vnd Feyrtäglichen Euangelien (1610) Georg Scherer SJ: Postill Oder Außlegung der Fest- vnd Feyrtäglichen Euangelien durch das gantze Jar. München 1610 [P] Schimmer, Geistliche Erquick-Stunden (1689) Georg Schimmer: Geistliche Erquick-Stunden/ Oder Kirchen-Andachten/ Uber den Trostund Schrifft-reichen Gesang/ Wer nur den lieben GOtt läst walten. Wittenberg: Schuhmacher 1689 [Bratislava, Lyc.: V.teol.3540 priv. 1] Schönauer, Leich-Seeliges TeDeum laudamus (1705) Daniel Schönauer OESA: Leich-Seeliges TE DEUM LAUDAMUS, Das ist: LEOPOLDS zV GOTT geDanCkter ToDt; Bey denen [...] Jn allhiesiger Sanct STEPHANI Dom-Kirchen Drey - Tägig - Trauer - prächtigist gehaltenen Academischen Exequien. Wien: Voigt 1705 [Kremsmünster OSB: 2° Bm 149, ungez. Adi.] Schreger, Zeit-Vertreiber (61765) Odilo Schreger OSB: Lustig- Und Nutzlicher Zeit-Vertreiber, [...] Zum Lust und Nutzen eines Melancholischen Gemüths. [...] Sechste, viel vermehrt- und verbesserte Auflage. München/Stadtamhof: Gastl 1765 [P] Seitz, Dissertatio epistolica (1679) [Johann Niklas Seitz:] DISSERTATIO EPISTOLICA Oder Missiv-weis geführter Diseurs von der in Oesterreich und theils umbligenden Orthen grassirender laidigen Seuche Der Pestilentz. Regensburg: Raith 1679 [Wien ÖNB: 11.083-B] Sorbait, Consilium medicum (1679) Paul de Sorbait: CONSILIUM MEDICUM, DIALOGUS, Oder Freundtliches Gespräch/ Vber den betrübten vnd armseligen Zustand! der Käyserlichen Residentz- vnd Haupt-Stadt Wienn in Oesterreich/ bey dieser gefährlichen/ vnd vorhero nie erhörten Contagion. Wien: Gehlen s.a. [1679] [Wien ÖNB: +69.C.58] Spener, Die Evangelische Glaubens-Lehre ( 1717) Philipp Jacob Spener: Die Evangelische Glaubens-Lehre/ Jn einem Jahrgang der Predigten Bey denen Sonn- und Fest-täglichen ordentlichen Evangelien. Frankfurt/M. 1717 ( 1 1688) [Wien ÖNB: 77.R.27] Spizelius, Felix literatus (1676) Theophil Spizelius: FELIX LITERATUS EX INFELICIUM PERICULIS E T CASIBUS, SIVE DE VITIIS LITERATORUM COMMENTATIONES HISTORICO-THEOSOPHICAE. Augsburg: Koppmayer für Goebel 1676 [Wien ÖNB: 74.W.51] Spizelius, Infelix literatus (1680) Theophil Spizelius: INFELIX LITERATUS, LABYRINTHIS ET MISERIIS SUIS CURA POSTERIORI EREPTUS, ET AD SUPREMAE SALUTIS DOMICILIUM DEDUCTUS, SIVE DE VITA ET MORIBUS LITERATORUM COMMONEFACTIONES NOVAE HISTORICO-THEOSOPHICAE, QVIBUS MYSTERIUM INFELICITATIS LITERARIAE [...] DETEGITUR [...]. Augsburg: Koppmayer für Goebel 1680 [Wien ÖNB: 74.V.139] Spizelius, Literatus felicissimus (1685) Theophil Spizelius: LITERATUS FELICISSIMUS SACRAE M E T A N O E A E PROSELYTUS; SIVE DE CONVERSIONE LITERATORUM COMMENTARIUS, SELECTIS [...] MONUMENTIS ET DOCUMENTO, NEC NON SINGULARIBUS CONVERSORUM LIT E R A T O R U M E X E M P L I S ET HISTORIIS ILLUSTRATUS. Augsburg: Goebel 1685 [Wien ÖNB: 74.V.140] Stölzlin, Ecce homo (1682) Bonifaz Stölzlin: ECCE HOMO, Oder: Historia von dem Gnaden-reichen und Unschuldigen Leiden und Sterben unsers Seligmachers Jesu Christi/ Auß allen vier Evangelisten erklärt. Ulm: Kühns Erben 1682 [Bratislava, Lyc.: V.teol.3294 priv.l] Strobl, Geistliches Fisch-Netz (1695) Andreas Strobl: Geistliches Fisch-Netz/ Jn dem Wort GOttes ausgeworffen; Das ist: Gantz neu formirte/ und sehr nutzliche Predigen auf all und jede Sonntäg des gantzen Jahrs [...] Samt einem Anhang/ Geistliche Kurtzweil genannt. Sulzbach: Bleul 1695 [P]
1. Quellen
509
Täubel, Wörterbuch der Buchdruckerkunst (1805/09) Christian Gottlob Täubel: Allgemeines theoretisch-practisches Wörterbuch der Buchdruckerkunst und Schriftgießerey, in welchem alle bey der Ausübung derselben vorkommende [...] Kunstwörter nach alphabetischer Ordnung deutlich und ausführlich erklärt werden. 3 Bde. Wien 1805/09 Thomas a Villanova, Opera omnia (1757) Thomas a Villanova OESA: OPERA OMNIA QUAE HACTENUS R E P E R I R I POTUERUNT. EDITIO NOVISSIMA EMENDATIOR. Augsburg: Veith 1757 [Klosterneuburg OSA: Bk III 70] Thomasius, Monats-Gespräche (1690) Christian Thomasius: Freymüthige Lustige und Ernsthaffte iedoch Vernunfft- und GesetzMässige Gedancken Oder Monats-Gespräche/ über allerhand/ fürnehmlich aber Neue Bücher. Halle 1690ff., FaksimUe-Neudr. Frankfurt/M. 1972 (Athenäum Reprints) Titul-Büchel (1730) s. Postbüchl Titular-Büchel (1729) s. Postbüchl Udenius, Excerpendi ratio nova (1681) Justus Christophorus Udenius: EXCERPENDI RATIO NOVA, Das ist Eine neue Art und sonderbare Anweisung/ wie die studierende Jugend in jeden Wissenschaften ihre Locos Communes füglich einrichten/ auch förderlichst gelangen könne. Nordhausen 1681 Unterschiedliche Brief (1731) s. Postbüchl Verzeichniss (1864) Verzeichniss der von dem verstorbenen Preussischen General-Lieutenant J. von Radowitz hinterlassenen Autographen-Sammlung. Berlin 1864 Vietor/Redinger, Neu-auffgesetztes Format-Büchlein (1697) Johann Ludwig Vietor u. Jacob Redinger: Neu-auffgesetztes Format-Büchlein/ Worinnen Alle Figuren abgefasset/ wie man die Columnen recht ordentlich außschiessen und stellen soll. Frankfurt/M. 1679, Neudr. hg. von Martin Boghardt, Frans A. Janssen u. Walter Wilkes. Pinneberg/Darmstadt [1983] Weigel, Abbildung und Beschreibung (1698) Christoph Weigel: Abbildung und Beschreibung der gemein-nützlichen Haupt-Stände. Faksimile-Neudr. der Ausg. Regensburg 1698, mit e. Einführung v. Michael BAUER und e. Anhang von 72 zusätzl. Kupfern [aus dem Etwas fir Alle], Nördlingen 1987 Widmann, Morgen-Stern (1705) Ferdinand Widmann SJ: Morgen-Stern Bey der Sonne. Der Kayser mit GOtt. Wien: Cosmerovius' Erben 1705 [Kremsmünster OSB: 2° Bm 149, ungez. Adi.] Würz, Anleitung zur geistlichen Beredsamkeit (1770172) Ignaz Wurz SJ: Anleitung zur geistlichen Beredsamkeit. 2 Bde. Wien 1770/72 Zeltner, Theatrum (1720) Johann Conrad Zeltner: THEATRVM VIVORVM ERVDITORVM QVI SPECIATIM TYPOGRAPHIC LAVDABILEM OPERAM PRAESTITERVNT. Nürnberg: Felsecker 1720 [Wien UB: I 246.616 A]
510 2. Forschungsliteratur
700Jahre Orden der Diener Mariens (1934) 700 Jahre Orden der Diener Märiens, hg. v. Wiener Servitenkonvent. Wien 1934 Alston, Bibliography (1966) R. C. Alston: Bibliography and Historical Linguistics. In: The Library, 5 th Ser., 21 (1966), S. 181-191 Anzböck, Kaiserin Eleonore Magdalena Theresia (1987) Sylvia Anzböck: Kaiserin Eleonore Magdalena Theresia, Gemahlin Kaiser Leopolds I. Masch. Diplomarbeit. Wien 1987 Ariis, Geschichte des Todes (1980) Philippe Ariès: Geschichte des Todes. Aus dem Französischen v. Hans-Horst Henschen u. Una Pfau. München/Wien 1980 (Hanser Anthropologie) Arndorfer, Abraham a Sancta Clara und die Erstdrucker (1982) Manfred Arndorfer: Abraham a Sancta Clara und die Erstdrucker seiner Werke bis 1709. In: Kai. Abraham (1982), S. 67-72 Assmann, Die Domestikation des Lesens (1985) Aleida Assmann: Die Domestikation des Lesens. Drei historische Beispiele. In: LiLi 15 (1985), H. 57/58, S. 95-110 Assmann, Kanon und Zensur (1987) Aleida u. Jan Assmann: Kanon und Zensur. In: Kanon und Zensur. Beiträge zur Archäologie der literarischen Kommunikation II, hg. v. Aleida u. Jan Assmann. München 1987, S. 7-27 Assmann, Schriftliche Folklore (1983) Aleida Assmann: Schriftliche Folklore. Zur Entstehung und Funktion eines Überlieferungstyps. In: Schrift und Gedächtnis. Beiträge zur Archäologie der literarischen Kommunikation [1], hg. V. Aleida u. Jan Assmann u. Christof Hardmeier. München 1983, S. 175-193 Bach, Mirakelbücher (1963) Hermann Bach: Mirakelbücher bayerischer Wallfahrtsorte (Untersuchung ihrer literarischen Form und ihrer Stellung innerhalb der Literatur der Zeit). Diss. München 1963 Bachleitner, Form und Funktion der Verseinlagen (1985) Norbert Bachleitner: Form und Funktion der Verseinlagen bei Abraham a Sancta Clara. Frankfurt/M./Bern/New York 1985 (Mikrokosmos 15) Bachleitner/Lischka, Verzeichnis österreichischer Dissertationen (1987) Verzeichnis österreichischer Dissertationen zur mittleren deutschen Literatur, zusammengestellt V. Norbert Bachleitner u. Manfred Lischka + . In: Daphnis 16 (1987), H. 1-2, S. 219-324 Bachtin, Rabelais und seine Welt (1987) Michail Bachtin: Rabelais und seine Welt. Volkskultur als Gegenkultur. Aus dem Russischen v. Gabriele Leupold, hg. v. Renate Lachmann. Frankfurt/M. 1987 de Backer/Sommervogel, Bibliothèque (1890/1913) Bibliothèque de la Compagnie de Jésus. Première Partie: Bibliographie, par les Pères Augustin et Aloys de Backer, hg. v. Carlos Sommervogel. Nouvelle Édition. Brüssel/Paris 1890/1900; Ernest-M. Rivière: Corrections et additions à la Bibliothèque de la Compagnie de Jésus. Toulouse 1911/1913 Balet/Gerhard, Verbürgerlichung (1973) Leo Balet u. E. Gerhard: Die Verbürgerlichung der deutschen Kunst, Literatur und Musik im 18. Jahrhundert. Hg. u. eingeh von Gert Mattenklott. Frankfurt/M./Berlin/Wien 1973 (Ullstein Buch 2295) Bamer, Barockrhetorik (1970) Wilfried Barner: Barockrhetorik. Untersuchungen zu ihren geschichtlichen Grundlagen. Tübingen 1970
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Sprengel, Der Spieler-Zuschauer im Jesuitentheater (1987) Peter Sprengel: Die Spieler-Zuschauer im Jesuitentheater. Beobachtungen an frühen oberdeutschen Ordensdramen. In: Daphnis 16 (1987), H. 1-2, S. 47-106 Stahl, P. Martin von Cochem (1909) Hans Stahl: P. Martin von Cochem und das "Leben Christi". Ein Beitrag zur Geschichte der religiösen Volksliteratur. Bonn 1909 (Beiträge zur Literaturgeschichte und Kulturgeschichte des Rheinlandes 2) Starzer, Geschichte der niederösterreichischen Statthaltern (1897) [Albert Starzer]: Beiträge zur Geschichte der niederösterreichischen Statthalterei. Die Landeschefs und Räthe dieser Behörde von 1501 bis 1896. Wien 1897 Staudinger, Austrofaschistische "Österreich"-Ideologie (31985) Anton Staudinger: Austrofaschistische "Österreich"-Ideologie. In: "Austrofaschismus". Beiträge über Politik, Ökonomie und Kultur 1934-1938, hg. von Emmerich Tálos und Wolfgang Neugebauer. 3., erw. Aufl. Wien 1985 (Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik 18), S. 287-316 Stierle, Die Identität des Gedichts (1979) Karlheinz Stierle: Die Identität des Gedichts - Hölderlin als Paradigma. In: Marquardt Stierle, Identität (1979), S. 505-552 Stierle, Geschichte als Exemplum (1973) Karlheinz Stierle: Geschichte als Exemplum - Exemplum als Geschichte. Zur Pragmatik und Poetik narrativer Texte. In: Geschichte - Ereignis und Erzählung, hg. v. Reinhart Koselleck u. Wolf-Dieter Stempel. München 1973 (Poetik und Hermeneutik 5), S. 347-375 Stipperger, Bruderschaften (1980) Roswitha Stipperger: Die Bruderschaften in der Pfarre Haus im Ennstal. Religiöses Gemeinschaftsleben in der Barockzeit und seine Einflüsse auf kirchliche Vereine des 19. und 20. Jahrhunderts. Masch. Diss. Graz 1980 Stomps, Abraham a Sancta Clara (1959) V. O. Stomps: Abraham a Sancta Clara / Fabas und Fabulas 1664[!]-1709. In: Deutsche Rundschau 85 (1959), S. 1110-1112 Strigi, Einiges über die Sprache des P. Abraham (1906/07) Hans Strigi: Einiges über die Sprache des P. Abraham a Sancta Clara. In: Zeitschrift für Deutsche Wortforschung 8 (1906/07), S. 206-312 Stürmer, Herbst des Alten Handwerks (1979) Herbst des Alten Handwerks. Quellen zur Sozialgeschichte des 18. Jahrhunderts, hg. v. Michael Stürmer. München 1979 (dtv 2914) Sturminger, Die Türken vor Wien (1983) Die Türken vor Wien in Augenzeugenberichten, hg. u. eingel. v. Walter Sturminger. München 1983 (dtv 2717) Tatlock, Thesaurus novorum (1990) Lynne Tatlock: Thesaurus novorum. Periodicity and the Rhetoric of Fact in Eberhard Werner Happel's Prose. In: Konstruktion. Untersuchungen zum deutschen Roman der frühen Neuzeit, hg. V. Lynne Tatlock. Amsterdam/Atlanta 1990 [ = DAPHNIS 19 (1990), H. 1], S. 105-134 Tenhaef, Abraham Megerles Kanonkünste (1989) Peter Tenhaef: Abraham Megerles Kanonkünste und andere Arcana musica. In: Musicologia Austriaca (1989), S. 15-44 Theiss, Nur die Narren und Halßstarrigen (1985) Winfried Theiss: "Nur die Narren und Halßstarrigen die Rechtsgelehrte ernehren ...". Zur Soziologie der Figuren und Normen in G. Ph. Harsdörffers "Schauplatz"-Anthologien von 1650. In: BrücknerlBlickle/Breuer, Literatur und Volk (1985), Bd 2, S. 899-916 Thieme/Becker, Lexikon der bildenden Künstler (1907ff.) Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. Ulrich Thieme u. Felix Becker. 37 Bde. Leipzig 1907/50 Vietze, Die Juden Wiens (21987) Hans Tietze: Die Juden Wiens. Geschichte - Wirtschaft - Kultur. Wien 21987
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Bibliographie
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2. Forschungsliteratur
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Werner Welzig: Zur Amplifikation in der barocken Heiligenpredigt. In: Welzig,
Lobrede
(1989), S. 753-802 Welzig Appell wozu (1982) Werner Welzig: Appell wozu? Zur Strategie von Abrahams Türkentraktat. In: Die Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an der Donau 1683, hg. v. Robert Waissenberger. Salzburg 1982, S.187-192 Welzig Katalog (1984/87) Katalog gedruckter deutschsprachiger katholischer Predigtsammlungen. Unter Mitwirkung von Franz M. Eybl, Heinrich Kabas, Robert Pichl und Roswitha Woytek hg. v. Werner Welzig. 2 Bde. Wien 1984/87 ( Ö A d W , SBph 430/484) Welzig Lobrede (1989) Lobrede. Katalog deutschsprachiger Heiligenpredigten in Einzeldrucken aus den Beständen der Stiftsbibliothek Klosterneuburg. Auf Grund der Vorarbeiten von Maria Kastl unter Mitwirkung von Heinrich Kabas und Roswitha Woytek hg. v. Werner Welzig. Wien 1989 ( Ö A d W , SBph 518) Welzig Nachwort (1983) Werner Welzig: Nachwort des Herausgebers. In: Mercks Wienn, ed. Welzig (1983), S. l*-40* Welzig Was kann von hier Gutes kommen (1985) Werner Welzig: Was kann von hier Gutes kommen? In: Der heilige Leopold. Landesfürst und Staatssymbol [Katalog der Niederösterreichischen Landesausstellung], Wien 1985 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N.F. 155), S. 105-111 Welzig Weheklagen (1979) Werner Welzig: "Weheklagen in Wien". Abrahams a Sancta Clara Beschreibung der Pest von 1679. Wien 1979 (Tätigkeitsbericht der Ö A d W 1978/79, Sonderdruck 2); auch in: Kat. Abraham (1982), S.39-56 Werner, Abraham a Sta. Clara als Kanzelredner (1890) Richard Maria Werner: Abraham a Sta. Clara als Kanzelredner. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte 3 (1890), S. 608-611 Werner, Einleitung (1886) Richard Maria Werner: [Einleitung], In: J[oseph] A[nton] Stranitzky: Ollapatrida des durchgetriebenen Fuchsmundi [1711], hg. v. Richard Maria Werner. Wien 1886 (Wiener Neudrukke 10), II. Bdchn, S. V - C X X V I I I Weyrauch, Die Illiteraten und ihre Literatur (1985) Erdmann Weyrauch: Die Illiteraten und ihre Literatur. In: Brückner/BlickteIBreuer,
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2. Forschungsliteratur
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Grund-
Register
1. Werke, Nachlaßausgaben, Bearbeitungen Abrahams Aller Freud/ und Fried (1698) 198,230,311, 370 Applausus Sine Grano Salis (1683) 196 Astriacus Austriacus (1673) 26,28,45,49,72, 83,157,163,179,187,202,211 Auffauffihr Christen (1683) 15,17,26,28, 29,52,179,188,219,250,251,255,277280,311,353,359,451 Augustini Feurigs Hertz (1693) 230,297, 357 A Bescheid-Essen (1717) 356,368 Centifolium Stultorum (1709) 28,356 Continuation deß Mercurii (1702) 230,335, 336,370,374 Corona Gloriae (1680) 196 Danck- und Denckzahl (1680) 69,94 Deo Gratias (1680) 69,202,255,256,444, 448,450-454, 456,460-461,464,467-468, 470-471,476-477,487-489 Divinae Sapientiae Domus (1690) 169,196 DreyBuchstaben W.W.W. (1703) 185 Epitome elogiorum (1670) 191 Etwas ßr Alle (1699/1711) 64,230,233,302, 303,304,305,308,309,335,351,352,358, 360,361,364,366 Fisch-Zug zu Arnbach (1677) 94,185 Gack Gack Gack Gack a Ga (1685) 28,230, 233,234,276 Geflügelter Mercurius (1701) 230,233,319, 335,336,337,344,370 Gehab dich wohl (1729) 356,358 Gemisch Gemasch (1704) 35,152,230,233, 274,339,352,353,356,359,361,367,374, 383 Grammatica Religiosa (1691) 143,144,146, 186,230,276,334,353,354 Grammatica Religiosa (dt. 1699) 353 Heilige Hof-Art (1677) 48,50,64,71,179, 191 Huy und Pfuy (1707) 28,58,230,233,319, 321,335,351,352,361,363,364,365,382, 383,385
Judas der Ertz-Schelm (1686-95) 15, 29,35, 134,186,187,188,189,190,192,200,208, 227,231,260,272,276,296,297,299,308, 312,319,320,321,333,359,368,389 Kamt Voller Norm (1704) 230, 336,337,338, 376 Klägliches Auffund Ab (1702) 186 Kramer-Laden (1710-19) 358,361,367 Kurtze Lebens-Beschreibung des hl. Ulrich (1709) 79,230,276 Kurtze Lob-Verfassung Deß Heiligen Ignatii (1707) 94,185 Lauber-Hütt (1721-23) 313,315,320,325, 356,368,357 Lob und Prob (1696) 200 Lob-Verfassung Leopoldi (1695) 57 Lösch Wienn (1680) 20,79,85,179,199,237, 255, 256,257 A, 357 A, 359,420,444,450454,456,464,468-469,471,489-490 Mala Gallina (1713) 358 Mercks Burgerschafft (1680) siehe Deo Gratias Mercks Wienn (1680) 15,20,23,26,29,41, 49,52,176,179,180,185,186,203-265, 272,275,277,278,279,281,282,283,285, 286,288,289,294,296,297,300,303,307, 309,311,317,319,325,329,340,343,375, 376,392,402-492 Mercks wol Soldat (1680) siehe Soldaten Glory Mercurialis (1733) 358 Novenaria Septennii transactio (1678) 196 Paradeyß-Blum (1675) 44,46,48,50,178, 179,191 Patrocinium (1699) 198 Prophetischer Willkomb (1677) 48,50,53, 179,180,191,414 Reimb dich (1684) 188,198,201,212,254, 257,259,260,261,284,333,389,414,444 Schock Phantastn (1700) 361
545 Soldaten Glory (1676) 94,189,255,256,423, 444,448,450-454,455,456,461-462,464, 466-467,470,476,481 Stella ex Jacob orta (1680) 230,276 Sterben und Erben (1702) 187,230,352,358, 364 Stern so auß Jacob auffgangen (1680) 230 Todten-Bruderschafft (1680) 179,209,230, 233, 247,255,256,276,422 A, 444-446, 450-454,456,462,464,472,477,490 Todten-Capelle (1710) 4,21,319,357,358, 361
Verblümblete Wahrheit (1697) 185 Wein-Keller (1710) 230,291,339,340,352, 353,356,359,361,367 Welt-Galleria (1703) 29,58,59,230,352,36 364 Wohlriechende Spica-Nard (1683) 71,185 Wunderlicher Traum von einem großen Narrennest (1703) 230,233,336,337,338, 341,342,343,345,349,375 Zeugnuß und Verzeichnuß (1680) 185
2. Verzeichnis der Tabellen Tab. 1: Paginierungen
405
Tab. 2: Signaturen
405
Tab. 3: Kollation der 9a.9-Drucke
406
Tab. 4: Unterschiede der 9a.9-Drucke
407
Tab. 5: Abnehmender Umfang der Mercks Wïenn-Drueke
414
Tab. 6: Zusammengehörigkeit der Titelkupfer
425
Tab. 7: Gruppierung der Drucker
427
Tab. 8: Paginierungsfehler im Kapitel "Ursache"
428
Tab. 9: Abhängigkeiten
434
Tab. 10: Stemma der Illustrationen
438
Tab. 11: Stemma der Mercks Wenn-Drucke
443
Tab. 12: Umarbeitungen des Titelkupfers
446
Tab. 13: Mehrfach verwendete Vignetten
447
Tab. 14: Mehrfach verwendete Vignetten und Titelkupfer
449
Tab. 15: Konvolute früher Abraham-Drucke
450
Tab. 16: Konvolute nach den Gruppen der Druckanalyse
452
Tab. 17: Identifizierte Nachdrucker und Nachdrucke
480
Tab. 18: Vivians Drucke des Mercks Wienn (Kennzeichen)
487
Tab. 19: Gruppierung und Siglenkonkordanz der im Anhang beschriebenen Drucke
491
546 2.
Personennamen
Das Namenregister enthält die in Text und Anmerkungen (A) vorkommenden Personennamen mit Ausnahme der Namen in Zitatnachweisen sowie der überwiegend aus dem Mercks Wienn zitierten biblischen Namen, die im entsprechenden Namen- und Stellenregister der Faksimileausgabe leicht zu erheben sind. Abele, Matthias 231, 233, 375 A Acheron 142 Adalbert a S. Alexio OEDSA 57 A Adalbert von München OFMCap 208 Adorno, Theodor W. 132 A Aesop 241, 297 A Agnes, Hl. 174 Agricola von Passau OFMCap (?) 52 A Aicher, Otto OSB 20,192 A, 342 Albert OSB, Abt von St. Peter 169 A Albertinus, Aegidius 231,233,302 A, 479 A Alexander a Latere Christi OEDSA 143, 354, 355,356, 368 Alexis, Hl. 396 A Alvarez, Emmanuel SJ 163 Amalia Wilhelmine, Kaiserin 185 A Amandus von Graz OFMCap 274, 275 A Amon, Placidus OSB 59 A, 387 A Ammon, Johann Wilhelm 256 A, 257 A, 427 Angelus a S. Agnete OEDSA 2 A, 57 A, 186 Angelus Silesius 220 Angerer, Abt Anselm OSB 71 A, 197,198 Anselmus â S. Christophoro OEDSA 71 Anton Ulrich von BraunschweigWolfenbüttel, Herzog 252,463 A Apollonia, Hl. 110 A Aquaviva, Claudio SJ 130 A Ariès, Philippe 2,63 A Armbruster, Carl 9 Arndt, Johann 115 A, 259, 260 Arnezhofer, Johannes Ignaz 429 Assmann, Aleida 34, 37, 229 A, 268, 359 Athanasius, Hl. 129,140,333 Augustinus, Hl. 110, 120,129,140,171 A, 297 A, 380 A Babler, Hugo OFM 51 A Bacchus 346 A Bachleitner, Norbert 29 Bachtin, Michail 74 A, 106 A, 345, 368 Bagatta, Giovanni Bonifazio OTheat 135, 137
Barnabe, Martin 209 Barner, Wilfried 25 Basteiner, Raimund 21 A Battafarano, Italo Michele 28,350 A Beckher, Georg 125 A Beer, Johann 463 Beer, Johann Christoph 126 A, 351,365, 377379 Benedikt von Nursia, Hl. 171 A Benjamin, Walter 302 Berger, Günther 28,161 A Bermann, Moriz 373 A Bernardinus Realinus 145 Bernardus a S. Theresia OEDSA 50 A Bernardus (von Clairvaux?), Hl. 129 Bertsche, Karl 14,19, 21, 29, 51,64,133,137, 144,147,148,150,157,158,203, 210, 211, 314,350, 352,354-357,402,405, 406,409, 411, 450,468, 470, 472, 489 Berthold von Garsten, Hl. 198 Beyerlinck, Laurentius SJ 123,138,236 A Bidermann, Jakob SJ 100 A, 101,110 A, 398 A Billinger, Richard 20 A Bircher, Martin 403 Birken, Sigmund von 12 A, 463 A Blasius, Hl. 219 Bloch, Marc 63 A, 132 A Blumauer, Aloys 13 Bobertag, Felix 29,39 Boccaccio, Giovanni 228 Boghardt, Martin 403, 410 Bonfmus, Antonius 321 Bonifacius, Hl. 84 Bonifacius IX., Papst 219 A Bornmeister, Simon 463 A Boverius, Zacharias OFMCap 146 Bowers, Fredson 403 Brant, Sebastian 338 A Braunfels, Wolfgang 60 Braungart, Georg 36
Balde, Jakob SJ 342 Balinghen, Antoine de SJ 141A, 146 Barbara, Hl. 77 A
Bredelo, Heinrich 254, 285, 327, 329, 384, 410 Breuer, Dieter 25, 27, 28, 30-34, 38,43, 62,
547 199, 229, 232, 263, 270, 284,285,302,304, 326,328, 372, 391 Breuner, Oberin Anna Antonia Eusebia von OSA 200 A Brez, Christian OFMRec 389 Brigitta, Hl. 395 Brückner, Wolfgang 34,74 Brunner, Andreas SJ 199 Brunner, Otto 60 Brunner, Sebastian 12 A, 311 A Bruno, Hl. 101 Bucelleni (Bucellini), Julian Friedrich Graf 188 Bucelleni, Sebastiana Maria Rosalia Gräfin OSA 200 A Buchwald, Renate 20 A Buechauer, Abt Placidus OSB 182 A Buggel, Johann Leonhard 252 Bundeto, Carlos 364 A Buonvisi, Nuntius Kardinal Francesco 56, 62 A Burke, Peter 74 Butschky, Samuel 464 Caccia, Franz OFMRef 51 Cacciatore, Giuseppe 139 Cäsareus 211 Caligula 347 Callenbach, Franz SJ 231,388,390 Camus, Albert 228 Carafa, Antonio? 320 Caramuel Lobkowitz, Juan 133 Caussin, Nicolas SJ 231, 233 Cervantes, Miguel de 162 A Charlotta von Lothringen 65 Chartier, Roger 42 Chertablon de la Vigne, D. 187, 459 Christelius, Bartholomäus SJ 12 A, 192 A, 220,397 Christina von Braunschweig-Lüneburg, Herzogin 95 A Christopherus, Hl. 395 Chrysostomus, Hl. 86 Cicero, Marcus Tullius 163 Claudia Felicitas, Kaiserin von Österreich 158,161,162,163 Claudianus 163 Claus Narr 262 A, 330 Cober, Gottlieb 330 Colombini (Columbinus), Hl. Giovanni 274 Colonat, Hl. 88 Colvener, Georg 141 A Conlin, Albert Josef 58, 358,384,385,389 A Contzen, Adam SJ 398 A
Cornelius a Lapide (van den Steen) 130,137 Cosmerovius, Johann Christoph 179,236, 446,457, 462,490,491 Cromer, Martin 130,142 Cuno, Graf von Malburg 142,144 Danerus 143 Danszky, Eduard P. 20 David, Margareta 20 A Dedinger, Johannes OP 200 A Defoe, Daniel 228 Delumeau, Jean 74,123 Dempskij, Casimir CRSP 69 A, 241 A Dietmayr, Abt Berthold OSB 185 A Diocletian 346 Dionysius Carthusianus 129,130,139,141, 142,144, 232 Dionysius OSB 256 A Dollfuß, Engelbert 16 Donatus von Passau OFMCap 192 A Donellanus, Nicolaus OES A 113 A Donnan, Brigitte 29 Drexel, Jeremias SJ 23 A, 31,121,135,141, 142,146,176,231, 233,260,270, 313 Duhr, Bernhard 98 Dünnhaupt, Gerhard 29, 375,402,403,405, 406,409,463,468,470,472,489 Dürrer, Abt Nivardus SOCist 77 A Dulcitius 346 Dyck, Joachim 25 Ebner von Eschenbach, Jobst Wilhelm 472 A Ehalt, Hubert Ch. 65 A Eichendorff, Joseph von 296 Eilers, Johann 186 Eimmart, Georg Christoph 305,364 Eineder, Georg 482 Eisenhuet, Eustachius OP 270 Eleonore (II.) von Gonzaga, Kaiserin 95, 130A, 185A, 314 A Eleonore (III.) Magdalena Theresia von Pfalz-Neuburg, Kaiserin 50,61,95,179 Elias, Norbert 33 A, 49,60, 63 A Elzearius, Bischof 129,142 A Endter, Offizin 179 A, 250 A, 252 Engelgrave, Henricus SJ 137,142,423 A Engelsing, Rolf 131A, 145,282,309 Enzensberger, Hans Magnus 115 Erasmus von Rotterdam 360 A Ergel, Christoph 126 A Eugen, Prinz von Savoyen 18,22 Eulenspiegel 330 Eusebius 144
548 Evans, Robert J. W. 93 Ezechiel Ludwig, Propst zu Eisgarn 192 A Faber, Matthias SJ 135,136,137 Faber, Samuel 305, 306,308,362-365 Faber, Vitus OMinim 35,252,342 Fabricius, Georg 209 A Fachner, Johann Franz X. 190 A, 370 A Farias, Victor 43, 52, 312 Faßmann, David 5, 52, 54 A, 324, 332 A Febvre, Lucien 63 A Felsecker, Wolf Eberhard 253, 255-257,378, 463 A, 464,472-478,480, 491 Felsenecker, Sebastian OPraem 92 A, 389 Ferdinand I., Kaiser 86 Ferfilla, Matthias 209, 429 Ferrerius, Vincentius OP 130,139 Feuerlein, Johann Konrad 322 Fidler, Marian SP 3 Filek von Wettinghausen, Egid 20 A Fischart, Johannes 378 A Fischer von Erlach, Johann Bernhard 61,70 Fleming, Paul 193 A Flögel, Carl Friedrich 12 Florian, Fr. CRSP 83 A Focky, Jakob Ignaz 190 A Fontana, Fulvio SJ 99 A, 101,102 Foucault, Michel 4 A, 7 A, 26 A, 27, 40, 63 A, 214, 234, 381 Franceschi, Domenico 52 A Franz (Fransiscus), Michael 416, 427 Franz Borgia, Hl. 466 Franz von Assisi, Hl. 400 A, 416,427 Franz von Sales SJ, Hl. 260 Franz Xaver SJ, Hl. 48,179, 388 A Freredoux, Hl. Louis 141 Frescot, Casimir 53 A Freudenberg, Erhard Michael 309 A Fridersdorffer, Johann 206,208, 280 A Fritz, Gregor Sebastian Or 95,197 Froberg, Christian Sigmund 463, 473 Fuhrmann, Mathias OMinim 281, 282 A Fürst, Paul 253 A, 366 A Fürstenberg, Frobenius Maria Graf 187 Gaede, Friedrich 267 Gaichiès, Jean Or 269 Gansler, Rupert OSB 113,321,323, 332 A, 384,389A, 390,391 Garber, Klaus 24,53 A, 391 Garzoni, Tommaso 231, 233, 307,308, 350 A, 369 Gaskell, Philip 403,410,439 A Gçhlen (Ghelen), Johann van 179,198,278
Register Geiler von Kaisersberg 10 A Geminian von München OFMCap 150 Georg, Hl. 189 Gerhard, Christoph 457, 463 Gerhards, Theodor 14 A Gerhardt, Claus W. 403 A Gertrud, Hl. 211 Gervinus, Georg Gottfried 23 Ginzburg, Carlo 114 Glaser, Horst Albert 23 Gockel, Balthasar 456 Goethe, Johann Wolfgang von 7 A, 351,357, 396 Gorceix, Bernard 28 Gögger, Franz SJ 185 A Görres, Joseph 18,21 A, 22 Gottsched, Johann Christoph 59 A, 202 A, 264 A, 330, 331,374,376, 387 Graff, Johann Andreas 219 Granelli, Giovanni 52 A Grasberger, Birgit K. 30 A Graser, Rudolph OSB 387 A Greenblatt, Stephen 265 A Greg, Walter 403 Gregor der Große, Hl. 129,140 Greiffenberg, Katharina Regina von 12 A, 463 A Grimm, Gunter 25 Grimm, Jakob 351 Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von 24 A, 28 A, 267, 273, 284,350 A, 351, 368 A, 369,377-381, 398 A, 420,423,455 Groethuysen, Bernhard 37 Groner, Franz Andre 189 A Grün, Anastasius 12 A Guarinoni, Hippolyt 231 Günther, Johann Christian 151 Gütle, Johann Conrad 421A Guevara, Antonio de 231, 233,336, 337, 479 A Gumbrecht, Hans Ulrich 213 Gumppenberg, Wilhelm SJ 137,138 Gutenberg, Johann 249 Haake, Johann Jakob 70 Haan, Melchior 254,278 A Haas, Alois 300 Habisreuttinger, Columban OSB 392 Hacque, Johann Baptist 178 Hafner, Philipp 13 Hansiz, Paul SJ 362-364,382, 383 Happel, Eberhard Werner 40 A, 119, 251, 264, 278-280 Harsdörffer, Georg Philipp 233, 302 A
549 Haslinger, Adolf 29 Hauck, Ferdinand CRSP 50 Heherr, Paul 189 A Heidegger, Martin 24, 25 A, 312, 326 Heiduk, Franz 8 A Heindl, Wolfgang Andreas 351 A Heibig, Johann Laurenz 177 Henricus (Heinrich), Nicolaus 479 Hensler, Karl Friedrich 12 A Henthaller, Johann Ferdinand 429 Henz, Rudolf 20 A Hepp, Johann Balthasar 416 Herakles 45,47 Herberger, Valentin 330 Herdegen, Johann 98,100,101, 308 A, 362 A, 365 Heribert von Salurn OFMCap 127 A, 151 A Hertz, Hiob und Martin Franz 252 A, 365 Herzog, Urs 25, 26 Hess, Günter 30,31, 33,101, 364 Hessius, Heinrich 473 A Heusch, Benedikt (?) 274 Heyinger, Andreas 365 A Hibberd, Lloyd 403 A Hieronymus, Hl. 394 A Hieronymus Joseph â S. Anna OCarm 429 Hippolito da Pergine OFMCap 56 Hipschmann, Sigmund Gabriel 464,472 Hoffmann, Johann 250-254,455, 463-472, 480,491 Hoffmann, Michael 422, 423,482 Hohberg, Wolf Helmhard von 195 A Hohlbaum, Robert 15 A Holcot, Robert OP 256 A Holst, Johann 252 Horaz (Quintus Horatius Flaccus) 329 Horber, Ambros 28, 350 A Horkheimer, Max 132 A Horn, Graf 105 Hoyos, Esther Susanna Gräfin 207 A Hoyos, Johann (Hans) Balthasar Graf 69, 186, 206-208 Huber, Jakob 465 Hugo 129 I.E.W. 232 A Ichtersheim, Franz Rupert von 190 A Ignatius von Loyola 271 Innozenz XII., Papst 88 A Isidor, Hl. 276 A Jäcklin, Johann 232 A, 254,455,478-480,491 Jakobson, Roman 170 Jamaigne, Johann Ernst von 192 A
Jantz, Harold 364 Jason 166 Jaumann, Herbert 15 Jean Paul Friedrich Richter 10,30,38 A, 391 Jeitteles, Ignaz 376 A Jelusich, Mirko 20 A Jörger, Johann Quintin Graf 107 A Johann von Nepomuk, Hl. 48,90 Johannes a Deo (1690 Hl.) 217 A Johannes Angelus 145 Johannes der Täufer 218 A Johannes von Avila (Abulensis) 130 Jordan, Johann 370, 371 Joseph, Hl. 44-48, 64, 85,191, 215 Joseph I., Kaiser 50,51 A, 58,61, 72,89,166, 177 A, 187,364 Joseph II., Kaiser 63 A, 93 Josuttis, Manfred 213 Kaiser, Friedrich 10,11,14 Kann, Robert A. 24, 26,151, 215 A, 299, 321,325, 401 Karajan, Theodor Georg von 9,12,14, 51, 151,206,312, 321,455, 488, 489 Karl III. von Spanien (Kaiser Karl VI.) 71 Karl V., Kaiser 47 Karl VI., Kaiser 51 A, 53 A, 62,89, 351 A Karl der Große 341 Karl Joseph, Erzherzog 177 A Karner, Peter 30 A Kastl, Maria 28 Katharina, Hl. 200 A Kazius, Rudolph Karl 69 Keller, Jakob SJ 274,275 A Keller, Paul 15 A Kerens, Bischof Paul 387 A Kernstock, Ottokar 311 Kilian, Hl. 88,185 A Kilianus a S. Juliano OEDSA 3 A Kircher, Athanasius SJ 133 Kirsch, Adam Friedrich 329 Kißl (Khisl), Hans Jakob von 188 Klaj, Johann 152 A Klara, HI. 344 A Klein, Karl SJ 364,383 Klopstock, Friedrich Gottlieb 403,410 Knopf, Jan 370,377,378,380 Knortz, Andreas 455, 463-465, 469-472 Köhler, Johann David 364 Koller, Erwin 241 Kollin, Oswald 102 A KoUonitz, Kardinal Leopold Graf 66 Kolschitzky, Georg Franz 16 Konek, Magdalena 20 A
550 Korthold, Christian 457 Koschlig, Manfred 351, 377,455 Koselleck, Reinhart 281 Kotius, Johann Christoph Ignaz 429 Kraus, Karl 311 Kuenburg, Erzbischof Max Gandolph Graf 202 Kühlmann, Wilhelm 392 Kürschner, Josef 29 Kybler, Benignus SJ 137 Lambeck, Peter 57 A Laurentius von Schnüffis OFMCap 12 A, 389 A Lauretus, Hieronymus OSB 139 Lehmann, Georg 356,368,378,388 Lehmann, Hartmut 122, 295, 323 Leibniz, Gottfried Wilhelm 18 Leickher, Johann Franz Jakob 195 A Leiris, Michel 155 A Lenz, Rudolf 473 Leopold, Hl. 44,89,90,156-175 Leopold I., Kaiser 11, 43, 44, 46,49, 51-62, 65,87,108, 132 A, 158,160,162,179, 207, 323 Leopold Joseph, Kronprinz 72 Lerch, Johann Martin 422, 455, 457, 482, 488-490 Lessing, Gotthold Ephraim 155 A Lichtenthaler, Abraham 252 Lieber Augustin 10 A, 16 Liechtenstein, Anton Fürst 96 Liguori, Alfonso M. de 139,146 Lindemayr, Maurus OSB 386,387 Lipsius, Justus 170 Livius, Titus 267 Lobkowitz, Wenzel Eusebius Fürst 207 A Lochner, Johann Christoph 252 Loewenstein, Joseph F. 40 A Loferer, Georg SJ 98,101 Loidl, Franz 8 A, 18, 20 A, 21, 299,312,320, 321 Lomer, Gottfried 270 A Lorini (Lorinus), Jean de SJ 129,130,139 Loschge, Leonhard 473 A Lotman, Jurij 39,40,133 Ludwig XIV., König 53 A Lukas, Franciscus 318 A Luther, Johannes 407 A Luther, Martin 18, 21 A, 22, 32,59 A, 307 A, 320 A, 322,325,326,335 A, 357,407 A Lutz, Friedrich 20 A Luyken, Brüder 363 Luyken, Caspar 305,367
Register Luyken, Jan 304,362 Machiavelli, Nicolo 399 Magalianus 129 Magris, Claudio 16 Mais, Adolf 94 A Mancini, Leopold SJ 137,321 Manni, Johann Baptist SJ 95 A Mannincor, Edmund OSB 388 A Manzador, Pius CRSP 197 Marchantius, Jacobus 137 Marco d'Aviano OFMCap 17, 21, 56, 57, 101-103,109,111,112,116 Margaretha Theresa, Kaiserin 158,160, 195 A Maria Kunigunde, Äbtissin von Niederburg 201 Maria Theresia, Kaiserin 13 A, 65 Mariani, Giovanni Battista SJ 99 A, 102 A Marsini, Antonio di Paolo 320 Martelli, Antonio Dominico 52 Martin von Cochem OFMCap 6,12 A, 119 A, 146, 260, 388, 393, 395 Martin, Hl. 141, 192 A Martinianus (Keisser) von Zug OFMCap 102 A Masen, Jakob SJ 45, 82 A, 137 A, 194, 287 A, 360, 393 A Mathoi, Kaspar 430,433 Matsche, Franz 60 Matthäus, Klaus 373 A Maurer, Friedemann 28 Maus, Anton 111 A Maximinus â S. Simone Stock OCarm 430 Mayer, Johann Baptist, Generalvikar 418 May(e)r, Johann Baptist, Drucker 179 Mayr, Adam CR 256 A McKerrow, Ronald B. 403 Mecklenburg, Norbert 33,282 Megerle, Abraham 179,191A, 196,238 Menander, Christopherus 466 Mendoza, Franciscus de SJ 137 Menegatti, Franz SJ 56 Mertens, Volker 146 A Merwald, Günter 1 A, 329 Merz, Alois SJ 270 Messerschmid, Johann Paul 258 A, 409 A Metternich, Franz 353 A Meurders, John 28 Meuer, Joseph 116 A, 356 Meyer-Erlach, Wolf 326 Meyfart, Johann Matthäus 178 A Michael a S. Catharina OEDSA 354 Michel, Max 116 A, 141
551 Miltenberger, Johann Philipp 463 Mörike, Eduard 119 A Mohr, Heinrich 15 A Montecuccoli, Raimondo Graf (1689 Fürst) 57 Morus, Thomas 20 Moscherosch, Johann Michael 231 Moser, Dietz-Rüdiger 68 A, 70 A, 106 A, 253 A, 338,339 Moser-Rath, Elfriede 34,137,143,389 Motkowsky, Adam 125 A Muchembled, Robert 74,87 Müller, Joseph CR 178 A Müller, Philipp SJ 56 Müller, Roman OSB 169 A Münster, Passauer Offizial 64,179 Musil, Robert 89 Nadasi, Johannes SJ 129,130,140,141, Nadler, Josef 14,15,17-23, 228 Nagl, Willibald 11,12,14,16,312 Nas, Johann OFM 378 A Nast, Josefine 249 A Neiner, Johann Valentin 4,5,28 A, 155,156, 314 A, 315, 338, 350 A, 354-357, 368, 372374, 376 A, 377, 378,384,388 Nestroy, Johann Nepomuk 13 Neuber, Wolfgang 93 A Neumayr, Franz SJ 360 Neumeister, Erdmann 1 A, 12 A, 327 A, 329 Nicephorus 129,141 Nickel, Goswin SJ 130 A Nicolai, Friedrich 403 Norbert von Xanten, Hl. 92 Oleaster 333 Oliva, Giovanni Paolo SJ 130 A Ong, Walter J. 133 Opitz, Martin 24 A, 31, 267 Oppenheimer, Jud Süß 324 Orosius, Paulus 433 d'Outreman, Philipp SJ 138 Paciuchelli, Angelo 137 Pagi, Abt Maximilian OSB 147 A, 185 A, 189 A Pálffy, Johann Karl Graf 185 A Pálffy, Marianne Gräfin 62 Pálffy, Sidonia Agnes Gräfin 185 Palma, Blasius 254 A Palmer, Christian 286 Pantaleon, Kirchenvater 129,142 Partman, David SJ 132 A Passer, Justus Eberhard 103,106,109 A, 116, 259, 331
Pauli, Gerhard SJ 132 A Paulus, Apostel 44,216 Pekny, Romuald 21 Pelletier, Gérard SJ 127 A, 181,182 Pereyra (Pererius), Benediktus SJ 129,130 Petrarca, Francesco 341 Petrus, Apostel 166 Petrus Damiani, Hl. 120,143 Petschowitz, Kasimir von 169 A Pexenfelder, Michael SJ 252 A Pfyffer, Franz Xaver SJ 270 Philipp von Anjou (König Philipp V.) 71 Piatti (Platus), Girolamo SJ 130,142 Picinelli, Filippo 423 A Piperno, Bernardinus da 320 Plath, Jakob Ludwig OPraem 92 A Plautus 163 Plöckner, Wolfgang 429 Pörnbacher, Hans 28, 235 Pouncey, Lorene 408 Prämer, Wolf Wilhelm 423 Prambhofer, Johannes 389 Prokop von Templin OFMCap 12 A, 131, 201, 215, 218, 313,479 Ptolemäus 166 Pufendorf, Esaias 207 A Pusch, Johann Joseph 257 A, 409 A Questenberg, Äbtissin Anna Jacobina von 199 Quevedo Villegas, Francisco de 231,233 Rader, Matthäus SJ 351 A Radowitz. J. von 135,136 Raimund, Ferdinand 13 Rainalter, Erwin Herbert 20 A Rasch, Johannes 378 A Rau, Gerhard 286,294,299 Rauchmüller, Matthias 489 Rauscher, Wolfgang SJ 136,137,274, 275 A Raymund de Capua OP 356 Redüch, Paul Rochus 220, 221, 222,248, 272, 281 Regler, Balthasar OSB 113 Regondi, Abt Raimund OSB 57 A, 182 A, 186,200 Rehermann, Ernst Heinrich 121 A Reich-Ranicki, Marcel 330 Reichmann, Daniel Christian 258 A Reiffenstuel, Ignaz SJ 369,372 Rettenpacher, Simon OSB 12 A, 113,179 Rémond, Florimond de 233 Reumann, Joachim 457 Richter, Joseph 84 A
552 Riegel, Christoph 358 Riemer, Johann 330, 351 Rinck, Gottlieb Eucharius 55, 57 Ris, Philipp Martin 309 A Rivander, Zacharias 178 A Rohner, Ludwig 10 A, 371, 378 Rollenhagen, Georg 267 Ruckenbaum, Johann Nicola 429 Ruckenbaum, Propst Anton von OSA 357 A Rudolph I., Kaiser 170,172 Rudolph von Schwyz OFMCap 113,270, 397-401 Ruepp, Abt Ambrosius OSB 351 A Rummel, Fürstbischof Franz Ferdinand von 62A, 187 Rungger, Joseph OESA 355 Saavedra Fajardo, Diego de 233 Sachs, Hans 22 Sadeler, Tobias 189 A, 423 Sailer, Sebastian OPraem 386, 387 Salm, Fürst 61 A Saubert, Adolf 472 A Saubert, Johann 463 A Sauer, August 29 Sauli SJ 50 Scandeila, Domenico, gen. Menocchio 113 Schad von Mittlibrach, Johann Hektor 202 Schallamheimb, Johann Franz Pfeiffer von 429 Schenda, Rolf 92 Scherer, Georg SJ 12 A, 130,141,142,152 Scherer, Wilhelm 9,10,11,14,60,203,312 Scheurer, Georg 463 A Scheyb, Franz Christoph von 59 A, 387 Schiele, Johann Georg 278 A Schiller, Friedrich 7,39,357 Schilling, Florentius CRSP 85,196,239,252, 254 Schimmer, Georg 177 Schindler, Norbert 335 Schirach, Baidur von 18 Schlags, Willibrord 14 A Schlamber, Heinz 30 A Schlütter, Bernhard 440 A Schmid, Georg Andreas 364 Schmid, Karl 137 A, 335 A Schmidinger, Christoph CR 256 A Schmidl, Michael 5 Schmidt-Biggemann, Wilhelm 25 Schmitt, Elmar 251,455,456 Schmitz, Heinz-Günter 445 A Schmutz, Magnus 209 A Schmutzer, Dominicus 429
Register Schneider (Sartorius), Caspar CR 256 A Schönauer, Daniel OESA 54 Schönleben, Johann Ludwig 12 A Schönnerstädt, Johann Heinrich 455,463469 Schott, Caspar SJ 133 Schülpl, Johann Jakob 31 Schuk, Pankraz 20 A Schulz-Buschhaus, Ulrich 38 Schupp, Johann Balthasar 330 Schuster, Beda OSB 387 A Schuster, Simon Stephan 433 Schwarzenberg, Johann Adolf Fürst 196 Schwind, Peter 293 Schyring, Abt Anselm OSB 202 A, 206 A Scriver, Christian 260 Sebastian, Hl. 212 A Seemann, Franziska 20 A Segneri d.Ä., Paolo SJ 98 Selhamer, Christoph 215 Severus Sulpicius 141 Sgambata, Scipio SJ 466 Sidney, Philip 267 Simeon Metaphrastes 142 A Sinelli, Bischof Emmerich OFMCap 56, 57, 108,196 Sinemus, Volker 25,119 Sonnenfels, Joseph von 25 Sorbait, Paul de 222,280 Spee, Friedrich von SJ 199 Speer, Daniel 108 A, 251,378, 379,414 A Spener, Philipp Jakob 322 Spielman, John P. 55 A, 56 Spielmann, Elisabeth Marie 20 A Spielnberger, J. 189 A Spizelius, Theophil (Gottlieb) 266,267, 269 Stanislaus, Don CRSP (?) 52 A Starhemberg, Konrad Balthasar Graf 186 A Statius, Johann Joachim 195 A Staudacher, Michael SJ 123 A Steffinger, Paul 429 Stengel, Georg SJ 135-138,317 A Sternberg, Adolf Wratislaw Graf 221 Sternberg, Wenzel Adalbert Graf 202 A Stiassny, Margaretha 20 A Stockdejus, N. 429 Stöcklein, Joseph SJ 132 A Stölzlin, Bonifazius 322 Stolz, Alban 10 A Stranitzky, Josef Anton 13,155,156 A, 373, 374, 376 Strigi, Hans 29, 293 Strobl, Andreas 389
553 Stumpff, Johann Jakob 433 Sturm, Jakob 366 A Surius, Laurentius 142 A Taller, Placidus OSB 215 Tanerus143 Tattenbach-Reinstein, Gottfried Wilhelm Graf 188 Tebetman, Hiacynthus OP 433 Tesauro, Emanuele SJ 162 Theodoretus 129,140 Theophilactus 129 Thomas a Kempis 233, 260 Thomas a Villanova OESA 129,130,140 Thomas de Cantimpré (Cantipratanus) 35 Thomas von Aquin, HI. 44, 86,137 A Thomasius, Christian 27,38, 259,327-330, 333, 374,384 Thompson, Edward P. 74,107 A, 182 A Thukydides 228 Thun, Erzbischof Johann Ernest Graf 196 Thurnmayer, Michael 178, 249,481 Tiberius, Kaiser 342 Titz, Gerhard 473 A Tomek, Ernst 75 Tostatus (Tostado), Alphonsus 217 A, 318 A Totnan, HI. 88 Trautson, Ernest Graf 64 A Trautt, Christoph SJ 50 Udenius, Justus Christopherus 135 Ulrich, HI. 87 A, 79, 230 Ursula, HI. 174, 320 Vincentius, HI. 394 Vinzenz von Beauvais 119 A Viscie, Franciscus da 320 Vitry, Jacques de (Jacobus de Voragine) 296 Vivian, Peter Paul 178 A, 179,248,249,250, 402,419-424,427,445, 446,462,481-491 Vogl, Johann Nepomuk 15 A Vosatka, Stefanie 20 A Vrbna, Johann Franz Graf 94
Wächter, Johann Georg 59 A Wagner von Wagenfels, Johann Jakob 61 Wagner, Franz SJ 55 Wagner, Matthäus 250,251,256,278,455462,480,491 Waidendorff, Bischof Wilderich von 205 Walther, Karl Klaus 403 A Wannenmacher, Alois 357 Weber, Max 78,132 A, 173,229,312 Wege, Rudolph 252 A Weigel, Christoph 23 A, 59,304-307, 350, 352, 358-368,383 Weise, Christian 384 Weiß, Gebhardt 13 A Welser, Markus 3 5 1 A Welzig, Werner 26,27, 28,38,168, 268 A Wenzel, Hl. 81,90 A, 92 A Weydt, Günther 377 Wich, Johann 209 A Widhalm(b), Heinrich 371,373,374 Widmann, Ferdinand S J 54, 56 Widtman, Georg A. 370 Wiedemann, Conrad 32,152 A, 255 Wildeisen, Georg 457 Wismann, Franz Xaver SJ 189 A Wittelsbach, Haus 134,234 A Wittelsbach, Bischof Albrecht Sigmund von 202 A Wittmann, Reinhard 201,403 Wohlrab, Abt Roman OSB 185, 202 A Wolff, Friedrich SJ 57 Würz, Ignaz SJ 80, 81,84 Zeiller, Martin 308, 363 A, 392,457 Zeiske, Ferdinand CRSP 83 A Zeman, Herbert 27 Zenegg, Christoph SJ 177 A Zesen, Philipp von 463 A Zorawsky, Nikolaus 371 A Zubrodt, Johann Peter 257,427,254,427 Zumthor, Paul 36 Zwinger, Theodor 123