Vom Fels zum Meer [1887]

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Deutsche Haus .

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Stuttgart Verlag v. WSpemann.

Thiersch

Zweiter

33 and.

(April bis September 1887.)

AP. 30 √942 1887 Aprifet

Mackley . Ruthie

Silvary

Stuttgart. Druck von Gebrüder Kröner.

15441

Inhalt.

Bweiter Band (April bis September 1887).

1. Romane, Novellen, Plaudereien 2c.

Seite

Seite Fink, Emanuel. Briefe einer Dame über ärzt1168 liche Seelenkunde Klein, Herm. J. Die totale Sonnenfinsternis 1063 am 19. August 1887. Mit 1 Karte Knauer , Fr. Unser treuester Gefährte. Mit 590. 976 32 Jlustrationen Schneider, G. H. Wie finden Brieftauben ihre 681 Heimat wieder. Mit 5 Jαustrationen .

Asmus , Martha. Ein alter Brief 395 Combe, T. Der arme Marcel. Uebersezt von 625. 931. 1075 E. Bagge . 571 Edstein , E. Nervös Fischer - Sallstein , K. Rheinische Schiffsvolk803. 984 geschichten . 75 Lindau , Rud . Die verjährte Schuld Möllhausen, B. Das Geheimnis des Hulks 131. 343. 455 IV. Geschichte und Kulturgeschichte. 749 Nordmann , Joh . Aus einer kleinen Stadt Peschkau, Emil. Die Furcht vor dem Leben 855. 1173 Braun - Wiesbaden , K. Zur Natur- und Welt1. 279. 527. 709 Raabe, W. Im alten Eisen geschichte des Bieres. Mit 15 Jlluſtrationen Roderich, A. Friße Kulasch . Aus den ErlebEgelhaaf, G. Kaiser Karl V. 769 Falke , J. D. Das Bett. Mit 7 J¤uſtrationen nissen eines Künstlers 62. 307. Villinger , H. Fabians Aufzeichnungen 1130 Scherr, Joh. Die Jesuiten Vogt, H. Unſer Fräulein . 274 Vogt, Herm . Europa in Waffen Vos, Rich. Madonna della Rocca 211 Wessely , J. E. Streifzüge ins deutsche Mittelalter. Im Dorf. Mit 10 Juustrationen

323 439 383 513 53

755

II. Länder- und Völkerkunde, Städtebilder. Brugsch-Pascha , H. Die Felsenstadt Petra. Mit 18 Jauftrationen 1137 566 Dunder , D. Aus dem Berliner Tiergarten 899 Elbe , A. v . d. Lüneburg. Mit 20 Illustrationen • 177 Frey , S. Fasching in Wien. Mit 6 Illustrationen Hellwald , Fr. v . Das Berliner Museum für • Völkerkunde. Mit 20 J¤uſtrationen . 101 1041 Schwarz- Gelbes. Mit 22 Justrationen 111 Jagow , E. v. Pariser Salons Jonas, E. Aus H. C. Andersens Heimat. 164 Mit 8 Justrationen . 241 Katscher, L. Dublin. Mit 18 Juſtrationen Kollbach , Karl. Reisebilder aus den Hoch-Pyrenäen 1155 484 Leue, A. Deutsch Ostafrika. Mit 11 J¤lustrationen Lever, G. Sommerjagd im Schwarzwalde. Mit 740 4 Justrationen Löher , Frz. v. Die schönste Handelsstadt. Mit 665 15 Juustrationen . Marloth, R. Die südafrikanischen Diamanten1009 felder Nerrlich, Paul. Eine Beſteigung des Großglockners. Mit 5 Juſtrationen 833 Reinmar , Walter. Berliner Landpartien und 780 Kremserfahrten Steinbart, Dr. Eine Schweizerreise mit Schülern 967 691 Vischer,Fr. Griechische Frühlingstage. Mits Jaustr. Wolzogen, E. v . Die höchste Wetterwarte Eu419 ropas. Mit 8 Juftrationen •

V. Bildende Kunst. Lemce , K. Anton van Dijck. Mit 9 Jäuftrationen Schmarsow , Aug. Die Tochter der Herodias . Mit 1 Illustration

33

885

VI. Litteratur. Karpeles , Gust. Neue Mitteilungen über H. Heine. Mit Porträt Munder, Frz. Ludwig Uhland. Mit Porträt .

365 556

VII. Musik. Reißmann , Auguft. Bodo Fechter •

Der Stern.

Gedicht von 1183

VIII. Artikel verschiedenen Inhalts. C. J. Das deutsche Repetiergewehr. Mit 2 3¤uſtr. Geistbed = Freising. Die Oceanische Dampfschifffahrt. Mit 2 3¤uſtrationen Kirchbach, Wolfgang. Die spiritistische Krankheit. Eine Warnung. Mit 1 Juſtration Lammers, M. Deutsche Lehrerinnen draußen Prel , K. du . Ein Wort über den Spiritismus Stauber , A. Zur Förderung des geographischen Studiums und Unterrichts Vom Kriegsballon. Mit 2 Jαluſtrationen

126 1116

1199 156 264

925 317

IX. Gedichte. III. Naturwiſſenſchaft, Heilwiſſenſchaft, Technologie 2c. | Dahn , F. Einer jungen Dichterin . Ernst, Otto. Sinnsprüche . Bebber , J. van. Witterungserscheinungen aus Fischer, J. G. Im Frühling. Mit Jüuſtr. von Neſtel 173 Friedmann, Alfr. In ein Fremdenbuch . legtverflossener Zeit . Gerok. Herrgottsbrot Detmer, W. Die Brennhaare der Pflanzen. 962 Wahres Glück Mit 2 Illustrationen *

664 1073 417 896 929 929

}

IV

Groth, Klaus. De Nachdigal Gutheil , Arthur . Valeda · Koppel, Ernst. Die Walküre Löwner , H. An die Freundin Paulus , Ed. Kaiser Wilhelm Peschkau , E. Maikäfer. Mit 1 Jlluſtration Roderich , A. Spruch Roell , P. v . Maienbotschaft . Schultes , C. Elslein von Caub Trojan, J. Fasching . Mit Illuſtration v . F. A. Kaulbach Zilden , Friz. Zuspruch

Inhalt. Seite 399 525 129 708 209 831 32 482 1135 -207 188

X. Sammler. (Die mit * bezeichneten Artikel find illuſtriert.) 817 *Astronomischer Unsinn. Von E. Neu . Auz Küche und Haus . Von 2. v . Pröpper. 199. 405. 622. 830. 1039. 1241 * Charakter und Handschrift. V - VIII. Bon 609. 822. 1031. 1238 H. Amselmann · 1237 Der Blumenstrauß. Von O Hüttig Der gestirnte Himmel. 203. 413. 616. 827. 1030. 1244 189 * Die Datumgrenze. Von E. Neu · *Die Winterstadt am Arno 827 Ein praktisches Buch . 622 Eine Rieſendynamomaſchine . 1030 1241 *Eine zeitgemäße Erfindung *Für unsere Hausfrauen . . 200. 406. 621 . 1038 *Herstellung einer Sammlung von Münz411 abgüssen . 1029 Kehlkopf und Stimmbildung Moden. Von Jda Barber • 611. 1233 411 Moderne Sprachen Naturanstalten in der Häuslichkeit 201 * Neue Erfindungen . 203. 413. 619. 829. 1035. 1243 Neues aus dem Reiche der Wissenschaften 193. 407. 821 · 1245 * Poschiavo 827 Prinz Heinrich • 199. 412 Salonmagie Schiller und die schwedische Madame de * 1028 Staël ..

Seite Von D. Hüttig 191 . 401. 614. 819 Unsere Kunstbeilagen . 202. 412. 613. 827. 1037 1025 Von stacheligen Schönen Vulkanische Eruptionen auf Neuseeland . 1037 412 3u Kaisers Geburtstag *Zum Kopfzerbrechen . 197.409 . 617.825 . 1033. 1247 *Unser Hausgarten.

} XI. Voll- und Einzelbilder. Abschiednehmen von dem Toten . Von A. Greil Am Blumenfenster An den Geliebten. Von R. Epp Angeborner Trieb . Von S. Hirschfelder · Auf der Lauer. Von P. Meyerheim Beim Vesperbrot. Von E. Grüßner | Blick auf das heutige Athen. Von 2.H. Fischer Eine neue Sorte. Von Fr. Friedländer · Fasching. Von F. A. Kaulbach Frühlingsidylle. Von E. Raú • Funtensee. Von R. Schulte Gedankenlos . Von J. V. Carstens Heinrich Heine Helgoländer Fischfang. Von C. Napier Idylle. Von Georg Müller - Breslau In den Diamantenminen von Kimberley . | Kaiser Wilhelm . Memento. Von J. B. • V. Karstens · Rotterdam . Von E. Kallmorgen P. P. Rubens . Von A. v. Dijck . Salzkammergut. 3 Juustrationen . 1 1037. 1039. Trunkene Landsknechte . Von W. Diez . Tunesische Tänzerin . Vor dem Fenster der Geliebten. Von J. G. Bibert Waldeinsamkeit

1073 1 511 336 176 576 704 480 207 352 625 1217 368 800 1201 1008 209 128 656 48 1040 80 624

272 1105

XII. Extrabeilage. Panorama von Luzern , vom Gütsch aus gesehen

1040

3



emile adan

Hm Blumenfenster.

2

Im

alten



Eisen.

Von Wilhelm Raabe.

Similia similibus . Erstes Kapitel .

o lange der Mensch auf seiner Erde Geschichten hört oder dergleichen sel ber erzählt, teilt er sie gewöhnlich ein in solche , die gut anfangen und böse endigen , und solche , die schlimm beginnen , aber zu einem wünschens werten Ende kommen.

Außergewöhnliches vorgefallen neben uns an in der mächtigen Stadt ? Was war es , das nachher, als es laut wurde , alles Glockengeläut und jede Predigt überschrie? Nur zwei Kinder hatte man während der Zeit vom Sonntagmorgen bis zum Mittwochmorgen neben einen Jungen von ihrer Mutter allein gelaſſen dreizehn und ein Mädchen von acht Jahren. Die Mutter war am Sonntag , bald nach Tagesanbruch gestorben ; - ein Fall , der so häufig eintritt , daß es nur die ihm anhaftenden Umstände sein konnten , welche später alle Leute so sehr erschreckten . Wir aber können heute auch nichts Besseres thun, als so genau als möglich wie Doktor Berg niederzuschreiben , was auch wir nachher in Erfahrung brachten. Bei Bewußtsein war die Frau nicht mehr gewesen, als die Kinder durch ihr lehtes schweres Atmen erweckt wurden. Sie hatte nicht mehr ihre lezten Verfügungen treffen , auch nicht mehr ihren Sohn zum letztenmal nach dem Arzt schicken können . „ Bleib liegen , bleib still liegen ; ich bin gleich wieder da , “ hatte der Junge zu dem Schwesterchen gesagt. Bleib untergekrochen , Paulchen und rufe nicht nach Mama , bis ich wieder hier bin. Der Herr Doktor kommt wohl noch einmal zu uns, wenn er heute morgen in unsere Gegend kommt. " Der junge Bezirksarmenarzt hätte , auch wenn er sofort vorgefahren wäre , die Kranke nicht auf ihrem Wege aufgehalten. Als er kurz vor dem | Kirchengeläut eintraf , fand er sie nicht mehr gegenwärtig , nicht mehr zu Hause, und konnte ihre Abreise ihren Kindern und dem Armenvorsteher des Bezirks nur durch Ausfüllung des vom Staat und dessen Sterblichkeitsliſten vorgeschriebenen Frage- und Antwortbogens bescheinigen. Er . hatte nachher den Knaben unterm Kinn genommen und gesagt : „Tapfer , mein Junge ! mußt ein guter Junge | sein. Verwandte habt ihr nicht ? keine alte Tante, die so ein bißchen nach dem Rechten sehen könnte ? " //‚Nein, Herr Doktor. "

Darüber wäre nun manches zu sagen ; denn ſo recht begriffen und ausgerechnet hat eigentlich noch keiner , wo bei den Geschichten dieser Erde der An fang und wo das Ende ist ; wo das Wünschenswerte beginnt und das Gegenteil davon endet, oder umge: kehrt. Ich für mein Teil hüte mich wohl , mich hierüber des weitern auszulassen, ich halte mich ein fach an des Menschen uralt hergebrachte Anordnung und Abfachung seiner Erlebnisse und seiner Schick fale und verkünde nur, zu eigener Erleichterung tief aufatmend, daß vorliegende Geschichte nach mensch lichem Ermessen ziemlich gut ausgeht. In eigener Sache frei aufatmen oder in der anderer Leute : für den rechten Erzähler läuft das auf ein und dasselbe hinaus, gerade so , wie für den rechten Zuhörer. Es war, um mitten in der unruhvollen Wirklich: feit im altgewohnten Märchenton zu beginnen , an einem trüben Sonntagmorgen im Spätherbst , noch vor dem Kirchenglockengeläut. Ach , es rüsteten sich eben nur zu viel mitleidige Seelen , gute Leute , die man für diesmal gern an anderer Stelle lieber gesehen hätte, zum Kirchgange. In der ganzen, großen Stadt Berlin hatte niemand von denen , die helfen eine Ahnung davon, auch keine Frau konnten 1 was sich nebenan ereignen sollte ; der Zeit nach ge= rechnet von diesem Sonntagmorgen bis zum Morgen des nächsten Mittwochs. Nebenan, das ist wohl ein etwas enger Begriff für eine so weitläufige Stadt wie die Stadt Berlin ; aber alle diejenigen, die nachher zuerst in den Zeitungen durch den Doktor Berg von dem Vorgefallenen zu „Hm . . . Nun, man wird euch schon beiſpringen, lesen bekamen , hatten doch sämtlich das Gefühl, den Zettel gib aber so bald als möglich heute morgen daß die Geschichte dicht neben ihnen selber an passiert an Ort und Stelle ab. Man wird schon nach euch fet. So sagten sie auch alle, indem sie sich des gesehen , und auch ich werde euch im Auge behalten. wohnten fremdländischen Wortes für ihren innerlichsten Daß du mir auf die Kleine da acht gibst , armer Schauder ob des unbemerkten Vorbeigleitens des Trauer: Tropf, und mir keinen Unsinn machst , bis eure spiels ruhig bedienten. Angelegenheiten geordnet sind! Ich selber kann mich Was war denn nun aber eigentlich so besonders nun nicht länger bei euch aufhalten ; also noch einmal, 1

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3

Wilhelm Raabe.

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ſei ein verſtändiger Junge , bis man dir zu Hilfe | angewiesen waren , und wie sie sich zu helfen suchkommt ; und was deine Mutter betrifft ten. Er vollendete den Satz nicht , die gewohnten. Das hat eben der Doktor an den Herrn geschrieben, wo ich das Geld jeden Monat holte, Paula, " beruhigenden Wortverbindungen erschienen ihm gänz lich überflüssig im gegebenen Fall , den diesmaligen sagte der Knabe. „Vorhin haben sie mir auf der Hinterlassenen gegenüber. Und er hatte recht , und Treppe gesagt , sie wollten uns einen Topf Kaffee es zeugte mehr von seinem braven Herzen , daß er, und Brot vor die Thür sehen. Weiter können sie ſtatt zu reden, sich noch einmal in dem leeren , oder sich nicht trauen ; sie haben alle Angst. Hast du vielmehr ausgeleerten Raum umſah und bei sich dachte : Angst, Paulchen, wenn ich jetzt noch einmal für einen „ Die Sache müßte einem wieder einmal von Augenblick weglaufe?" wir Rechts wegen den ganzen Tag verderben ! " "1 Mama! meine Mama ! " schluchzte die Kleine, können nicht sagen, auf was für ein besonderes Be: mit beiden Fäustchen vor den Augen. hagen er für diesen Tag rechnete. Ein Schauder , ein Zittern lief auch durch den Es war an einem Sonntagmorgen noch vor dem Körper des Knaben , als sich das Schwesterchen so Kirchengeläut , und die beiden Kinder waren neben mit zugehaltenen Augen dichter an ihn drängte ; aber der Leiche allein mit dem Blatt Papier, welches der er recte sich doch mit der Schulter auf und biß die Doktor zurückgelaſſen hatte , und welches fürs erste Zähne zuſammen, um ſeiner Angſt, ſeinem Schmerz , allen Troſt und jede Hilfe der Welt, die ihnen eben seiner Ratlosigkeit nicht durch ein noch lauteres Weinen Luft machen zu müssen. Er sah , als er das Kind versprochen worden waren, in sich faßte. Aus der nächsten Nachbarschaft, aus dem Hause fest umfaßte , nach der toten Mutter hin. Er überſelbſt ließ sich niemand blicken , obgleich der Arzt beim wand den großen Schrecken vor der Leiche, indem er Herabsteigen der Treppen jedem ihm in den Weg mit dem Fuße aufstampfte und die Fingernägel sich geratenden erwachsenen Mitbewohner mitgeteilt hatte, in das Fleisch der Hand drückte und nun , wie die daß die Frau da oben soeben gestorben , und daß Schwester schluchzend, rief: nach den Kindern sofort zu sehen sei. " „ Tapfer ein tapferer Junge ! das hat schon „O du mein Je,“ sagten die Frauen ; während | Mama gesagt. Ja ! . . . Und ich will ein tapferer die Männer ſich meiſtens stumm verhielten, nur durch Junge sein, und ich will ein guter Junge sein, wie eine Schulterbewegung antworteten und erst nachdem Mama es gewollt hat , und es mir anbefohlen hat bis zuleht ... Ich will, ich will keine Furcht derjunge Herr aus Hörweite war, ihre Ansicht äußerten : bis „daß sich keines eher da hereinmischt , als bis die haben. Sie ist auch so unsere liebe Mama, Paule ! Polizei Sagewesen ist und die Sache auf ihr Risiko Ich will sehen , was ich thun kann für Mama und genommen hat. So ein Doktor wäscht sich bloß die für uns , für dich und für mich, Paulchen!" Er war noch kein großer Junge , aber er hatte Hände, geht hin , wenn er sein Wort gesprochen hat und kümmert sich um uns erst wieder, wenn er sagen sich zu der Schwester doch niederzubeugen, als er sic fann : „Habe ich's nicht gesagt, daß das Ding mit dem in die Arme nahm und flüsterte : Ich muß weit und schnell laufen und du haft einen Fall noch nicht aus und zu Ende war?“ Und alle Aerzte und Sanitätsräte der Welt noch so kleine Beine. Willst du wieder unterkriechen hätten kommen können und hätten es der Nachbar und wieder einschlafen, oder kannst du willst du schaft doch nicht eingeredet , daß die Frau da oben zu Mama dich sehen ?" nicht an der giftigsten Krankheit gestorben sei und „Zu Mama sehen ! " schluchzte das Kindchen ; jedes Nahegehen nicht sofortige Ansteckung durch die und von der Thür aus sah noch der Mann in der Seuche und gleichfalls den bittersten Tod verbürge. | Familie, wie es zu Häupten des Leichnams sich auf Und sie hatten wirklich schon genug mit sich selber die schlechte Matrage kauerte , dicht neben das stille, zu schaffen. Die Nachbarn nämlich , sowohl die im beruhigte Gesicht der Mutter. Wie die Zeitungen davon geschrieben haben, Hause, als auch die in den Häusern zu beiden Seiten und gegenüber. Und sie hielten merkwürdigerweise werden wir seiner Zeit Genaueres mitteilen, wenn es auf ihr Leben wie die wohlgestelltesten Mitbürger uns noch nötig scheinen sollte ; wie jede zuständige und Mitbürgerinnen in den anständigsten Stadtteilen. Behörde ihre Pflicht gethan hat , wie alles nur auf Und da sie hier herum allesamt von ihrer Hände unglückliche Umstände und Mißverſtändnisse hinausArbeit von einem Tag zum andern lebten , so hatten lief, werden wir, wenn wir es nicht vergessen , auch sie nicht unrecht , wenn sie ihre Gesundheit so viel sagen. An diesem Sonntagmorgen ist jetzt der Knabe als möglich zu Rate hielten; vorzüglich die , welche mit dem Schein des Armenarztes zu dem Armennicht bloß für sich selbst sorgen mußten : es war mit vorsteher des Bezirks gelaufen und hat ihn glücklicherdie kinderreichste Gegend der Stadt - selbstverweise noch zu Hause getroffen. Es war aber wirklich eben noch Zeit ; Frau und Tochter haben bereits ständlich ! Natürlich auch die elternreichste ! und in dieser ungeduldig im Nebenzimmer gewartet, mit den Gesangfinder- und elternreichen Gegend diese beiden Kinderbüchern auf dem Frühstückstische ; und schon mit dem Hute auf dem Kopfe hat der Herr den zweiten Schein ihrer Aufgabe gegenüber allein ! ... den Schein für den Sarg ausgefertigt , und , Ihrer Aufgabe ? Jawohl, der Aufgabe, die Mutter zu begraben. indem er den Jungen damit zu dem BezirksarmenIn dem Folgenden ist zu lesen, wie sie auf sich selber | schreiner schickte, abermals Eile anempfohlen.

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Im alten Eisen.

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Er ist durchaus nicht unfreundlich dabei gewesen. | nicht ohne Grund stolz darauf; denn es kam viel Im Gegenteil, er hat dem kleinen, keuchenden Boten Volk zu ihr, Männlein und Fräulein, paarweiſe und ganz zärtlich und bedauernd auf die Schulter geklopft : auch einzeln, zumeist auserlesene, und zwar zum Zweck Armes Kerlchen ! nun, lauf nur jeßt. Es wird sich auserlesene Leute, die sich meistens wenig zum Volk, noch weniger zu den Leuten , aber sehr beträchtlich schon alles ordnen ; wir werden schon nachsehen. " Und gelaufen ist der Junge wiederum , einen zur Welt rechneten . Wie könnte in der letteren weiten Weg zu dem Meiſter Tischler , der nur ge- Beziehung die ausgiebigste Märchenphantasie dahin brummt hat : nachsteigen , wohin gerade der phantasiefreieſte , der Hm, auch wieder 'n Geschäft ! " ſolideste, vernünftigste, verständigste Teil der ErdenDann ist er nach drei Stunden atemlos und im bürger und -bürgerinnen in seinen Einbildungen von Schweiß nach Hauſe gekommen, und hat die unmündige seinem Verhältnis zu dem Volk und zu den Leuten Schwester der Mutter das Gesicht waschend und die | und der Welt sich verklettern kann! Es war in einer hochachtbaren Geschäftsgegend Haare kämmend gefunden , aber den Kaffee und das Brot der Nachbarn noch unangerührt draußen vor der Stadt, wo Gastgeber und Gastgeberin sich höher der Thür. als gewöhnlich, und diesmal ins Aesthetische verEr hat den Topf und den schwarzen Laib mit klettert hatten, und die Gäſte natürlich zum größten in die Kammer gebracht, aber beides zitternd auf den Teil danach waren. Boden niedergesetzt , als er das noch unmündigere Die Straßen sind dort noch breit und ungemein Geschöpf so am Werke erblickte. reinlich. Es können die nobelſten Menschen in den ersten Stockwerken der Häuser da wohnen und Ge„D Paulchen ! " „D , Mama hat es gestern auch noch von mir sellschaften geben, in denen man sich sehen und hören gelitten. Sie hat es immer sich von mir thun lassen, lassen kann. Der bürgerliche Lebensbetrieb ist hier seit sie krank war. " in dieser Hinsicht noch nicht hinderlich und verhindert Nun bleibe ich bei dir und helfe dir bei allem. vor allen Dingen noch durchaus nicht das Vorfahren Am Dienstag um elf Uhr kommt der Wagen für in ,, eigener Equipage ". Letteres freilich ist das Hauptargument fürs Wohnenbleiben" , das dem Herrn Mama, Paulchen ! " „D, und wir fahren mit ? " des augenblicklich so glänzend erleuchteten und ge= „Ja, Paulchen ; und nachher in die weite Welt , | füllten Salons im ersten Stock über Kunne & Plate von der Mama immer erzählt hat. Wie brav du seiner und ihrer Herrin gegenüber zur Verfügung gewesen bist , während ich fort war ! Aber haben sie | steht. Ohne es würde man doch wohl schon längst nicht angeklopft und es durchs Schlüsselloch hercin- in noch anständigerer Gegend die Leute aus seiner gerufen, daß sie dir zu eſſen und zu trinken vor die Geſellſchaftsſphäre bei sich sehen und nicht über den Geschäftsstuben und Familienwohnräumen der zwar Thür sehten ? " „ doch; aber ich mochte nicht hinausgucken; sehr bekannten, sehr ehrbaren und soliden, aber durchich mochte mit Mama allein nichts essen und trinken ; aus nicht geist- und geldaristokratischen Firma Runne & Plate. aber nun bin ich hungrig. " Gottlob, das Haus hat außer seinem GeschäftsMama weinte am meisten , wenn wir nichts hatten. Sie sah uns so gern essen. Und nun wollen thor für das Volk , die Leute und den Werkeltagswir Kaffee trinken. Komm, ich sehe mich zu dir und lebensverkehr auch seine stattliche Privatpforte für Mama. Sie wird sich freuen , wenn sie sieht , daß Uns ! Wir aber, wo blieben wir mit unserem Beruf sie uns so bei sich sizen hat . Und des Großpapas auf Erden, wenn wir uns nicht das Recht nähmen, Degen habe ich ja auch noch. Den nehme ich über ungeladen durch alle Thüren einzugehen und uns unmorgen mit in die Welt. Mit dem haue ich uns gerufen überall einzufinden, bei dem Volk , bei den Leuten und bei Uns ? Und zwar nicht bloß beim Feſte ! schon 'raus, und es soll uns keiner viel anhaben . " Und was würde dabei zu Tage kommen , wenn Die Kleine rückte auf dem Strohsack der Toten, und der Bruder kauerte sich neben sie. Sie hatten wir es nicht verſtünden , unsere Zeit abzupaſſen und den schlechten irdenen Topf vor sich auf dem Fuß- stets im richtigen Augenblick mit da zu sein? Nichts von Bedeutung ſelbſtverſtändlich. boden und das Brot auf dem Schoß. Sie aßen Wenn wir nun diesmal ungeladen , ungesehen, und tranken, und als sie satt waren , hatten sie den ganzen Tag über nichts mehr zu thun , und ebenso unbelauscht von unserem Rechte Gebrauch machen, den nächsten Tag, den Montag durch. Wolf Wer: befindet sich die "/ Soirée" auf ihrem Höhenpunkt, und Hofrat Dr. Brokenkorb , einer der geladenen Gäſte muth aber hielt ritterlich mit dem Degen des Lieute - und zwar aus dem Hause selbst in denkbar nants Wolfram Hegewisch die Leichenwache. fläglichster Laune und flauester Stimmung, inmitten des Glanzes und der Fülle, der feinfühligsten FreundZweites Kapitel. lichkeiten der Hausfrau , der achtungsvollen ZuthunIn der Nacht nun von Montag auf den Diens: lichkeiten des Kommerzienrates und der schmeicheltag waren in einem höchst anständigen bürgerlichen haften Liebenswürdigkeiten der Töchter des Hauses . Hause viele Leute bei einander ; das heißt , es war Er, der sonst unter diesen Lichtern und Tönen , bei große Gesellschaft dort. Ihren jour fixe nannte die | diesem Fächerrauschen und diesen Redensarten , im Hausfrau den abendlichen Zusammenlauf, und war | Fließen dieser Genüsse aus allen Künſten und im

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Wilhelm Raabe,

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fanften Geflüſter aus mehr als einer Wissenschaft | Maße zu teil geworden . Er ist gesund und ein vcrheraus ganz an seiner Stelle und eine Zierde unter hältnismäßig noch junger Hofrat. Sein auskömmUns ist , hat an diesem Abend genug von sich und liches Vermögen schreibt sich weniger von eigenem also auch von der Gesellschaft , von Uns. Er Verdienst als von ungemein geachteten Vorfahren fühlt sich nicht bei sich heute abend und schiebt es aus der freien und Hansestadt Lübeck her. Ja, sie mögen ihn alle gern, die Götter wie die auf ein körperliches Unwohlsein , worin er sich irrt. Er fühlt sich niedergedrückt, gelangweilt, und eigent sterblichen Menschen ! Und er verdient es ; denn wenig lich recht überflüssig, nicht bloß in den Kissen seiner andere wissen so fließend , so glatt , so lieblich von Cauſeuſe, unter den Fächerpalmen des Salongartens , | ihnen und zu ihnen zu reden wie er. Die Götter sondern auch ein wenig sonst. Und das letztere iſt | haben das Ihrige an ihm gethan und die Menschen uns beſonders erwünscht. Haben wir uns doch nur thun es noch. Wir wiederholen : die älteren Damen deshalb ungeladen , ungesehen , unbelauscht bei Uns lächeln ihm und machen ihm lieber als irgend einem Die Hausherren eingefunden, um den Herrn abzuholen und mit ihm anderen Platz an ihrer Seite. innnerhalb seiner eigenen vier Wände , eine Treppe klopfen ihm vertraulich und doch respektvoll auf die hoch über der gegenwärtigen Lust und Unlust am Schulter und nennen ihn : bester Hofrat , — die Dasein, noch eine stille Stunde zuzubringen. Ob wir jüngeren , die unverheirateten Damen haben noch ihn noch einmal so wie jest in tadelloser Gesellschafts- nicht das Mindeste gegen ihn einzuwenden . Es ist toilette finden werden , ist zum mindeſten zweifelhaft. in der lehteren Hinsicht in mehr als einem Hause Benutzen wir also die günstige Gelegenheit und reden immer noch dann und wann in einer Weise von ihm gar ein wenig von den Aergerlichkeiten seiner Existenz. die Rede , von der man annimmt , daß er Die Samtrobe und das Fächergefnarr seiner Nach keine Ahnung davon habe. Die Töchter des Hauses , barin im Diwan und ihr schmeichelhaftes Dreinreden welches heute seinen jour fixe hat, werden von den ſind uns durchaus nicht hinderlich dabei. schönen Freundinnen und Bekanntinnen zwischen dem Er bekommt viele Komplimente, nicht bloß von vierundzwanzigsten und neunundzwanzigsten Lebensder gnädigen Frau und Hausherrin, sondern auch von jahre auf den liebenswürdigen Hausgenossen in einer vielen anderen Damen der Gesellschaft , jungen und Art angesehen, die nicht bloß Neid, ſondern hie und alten, zu hören. Sagen wir ihm gleichfalls einige; da auch Schadenfreude ist. Wir aber hätten viel zu thun , wenn wir von allem , was geredet werden er hat, wie man das nennt, Sinn dafür. Wie man das nennt , ist Hofrat Dr. Albin kann, singen und sagen müßten. Brokenkorb ein schöner Mann. Ein schöner Mann Hofrat Dr. Albin Brokenkorb hatte auch im in den besten Jahren , so um die Vierzig herum ; | Glanz und Lärm des heutigen Abends einen der bezwar mit etwas hoher Stirn und auch sonst gelich- | vorzugtesten Plähe eingenommen. Gleichweit entfernt tetem Haupthaar, aber mit einem weichlockigen blonden von dem Piano wie von den Kartentischen und jenen Vollbart und blauen , weichblickenden Augen , deren Tischchen mit den beiden Lichtern, hinter welchen der Aufschlag oder Aufgeschlagenwerden vorzüglich etwas | Herr mit dem roten Maroquinheft (diesmal nicht er ! ) Sympathisches haben soll, wie von Autoritäten hol- Plaz zu nehmen pflegt. Er hatte von allem Andester Kompetenz häufig versichert wird ! Mit knarren- genehmen abgekriegt, wie gestern , wie vorgestern und den Stiefeln ist seine Erscheinung nimmer in Verso rückwärts durch manches liebe, lange Jahr . Und bindung zu bringen ; er tritt auf wie er redet, und er war selber auch heute wie gestern angenehm ge= die Lider hebt und senkt er nicht geräuschloser , um weſen, — „ bezaubernd " im höchsten Maße, beredt seinen Reden an der rechten Stelle den herzfesselnden fast zu sehr . Letzteres lag ihm seltsamerweise augenNachdruck zu geben . Er redet leise , oder vielmehr blicklich auf den Nerven. Er hatte Nerven - Nergedämpft, doch er kann sonor reden und thut es, wo ven , Nerven ! Er gehörte nicht zu den Leuten, denen er sich Erfolg davon verspricht ; und gestern abend der Rock , welchen sie tragen , ebenso gleichgültig ist hat er im Saal der Singakademie einen Vortrag wie das , was man über sie denkt, von ihnen spricht, wenn sich die Thür hinter ihnen geschlossen hat. über das Schwert und die Myrte in der Weltlitte ratur gehalten, und er hat die tiefsten Fasern der Wie alle, denen der Weg durch das Leben ein wenig Empfindung mit dem lehten Gewächs aus der Tiefe zu leicht gemacht wurde , hielt er etwas sowohl auf seiner Scele symbolisch aufgezogen. Morgen mird seinen Rod wie auf seinen Ruf. Daß einem Menschen durch das Schicksal auch aus Bosheit die Pfade er (wenn nichts dazwischen kommt) über das selbe Thema in Potsdam vor dem gewähltesten eben gemacht werden können , ist eine Thatsache, die Publikum reden, und, er glaubt an seinen Beruf, die von solchen, welche sich nicht über allzu großes Glück im Leben zu beklagen haben, lange nicht genug mit besten Stände zu sich emporzuheben : er ist wirk lich gar kein übler Mensch. Daß er es böse mit sich in die letzte Abrechnung gezogen wird. Sie wollen uns doch nicht schon verlaſſen , und seinem geselligen Kreise meine , hat ihm noch niemand nachgesagt , und , wahrhaftig , wir thun's lieber Freund ? " hatte die Herrin des Hauses gefragt : er aber durfte eigentlich schon seit längerer auch nicht ! Wenn es ein Glück ist, seinen Fähigkeiten, Lieb- Zeit diese Absicht nicht verbergen , und suchte nur habereien und so weiter ungestört sich überlassen zu immer noch nach der höflichsten und wohlthuendsten Begründung derselben gegenüber der stattlichen schönen dürfen, so ist dieses Glück dem Hofrat Dr. Broken forb durch Gunst und Gnade der Götter im höchsten Frau in bordeauxrotem Samt. Was ihn an diesem

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Im alten Eisen.

Abend so früh aus diesem seinem Daseinselemente von dannen scheuchte, ließ sich schwer ausdrücken in der Sprache des ihn umgebenden Gesellschaftskreises und auch in seiner gewohnten eigenen. Daß die Gnädige hinzufügte : „ Aber Hofrätchen , die Kinder , Aglae und Josepha , werden dies sogar unartig finden ; sie hatten noch so sehr auf Ihre wundervolle ägyptologische Erfahrung in betreff ihres Kostüms für das Künſtlerfeſt im nächsten Monat gerechnet ! " konnte ihn diesmal nicht zum Bleiben be: wegen und wie sonst zu einem interessantesten Exfurſe über die Damentoiletten am Hofe der Königin Kleopatra anreizen. Er hatte wie ein anderer ganz gewöhnlicher Sterblicher troh Josepha und Aglae einfach Kopf: weh als Entschuldigungsgrund seines vorzeitigen Aufbruchs vorzugeben. Er hatte sich ganz wie jemand, der nicht der gesuchteste Ratgeber in solchen ästhetisch geselligen Angelegenheiten oder gar der geliebteste Salonvorträgler der Stadt war, aus dem Programm der „ Soirée" selber zu streichen, das heißt, sich, mit dem Taschentuch an der Stirn, an den Wänden hin, wegzuschleichen. Er , der geistreichste Mann des Abends, quälte sich in der Ueberzeugung, eben diesen ganzen Abend durch Sottiſe auf Sottiſe gehäuft zu haben, und verbeugte sich jest nach rechts und links lächelnd und bis zum äußersten den Schein der Unbefangenheit aufrecht erhaltend , in der Gewißheit, demnächst ruhelos auf heißem Kopfkissen mit heißer Stirn zu liegen und weiter darüber nachzugrübeln, was es eigentlich war, das ihm so sehr und für dies mal unwiederbringlich die Stimmung , das leichte, angenehm melancholisch angehauchte gewohnte Behagen am Dasein und den in seinem Kreise Mitdaseienden nahm ? Wir aber haben unseren Mann draußen! Der

| vollsten ästhetischen und gesellschaftlichen Behagen des Abends eine merklich andere Erscheinung gehabt.

Drittes Kapitel. Der Herr will morgen früh wiederkommen . “ ,,Welcher Herr, Rupfer ?" „ Der diese Visitenkarte für den Herrn Hofrat | dagelassen hat," sagte der Diener mit einem Grinsen, das jeder Beschreibung spottete. Mit dem breitmäuligen stummen Lachen eines treuen Knechtes , der sich schon seit Stunden darauf vorbereitete und freute, seinen Herrn ,,'mal richtig in Verwunderung zu sehen " , reichte er dem Hofrat das hin , was er eben eine Visitenkarte genannt hatte. Sein Herr aber hatte in der That Grund, den Gegenstand mit Verwunderung mit Erstaunen entgegenzunehmen, ihn in den Händen zu wiegen und dann mit ihm rasch an den mit Schreibzeug, geschriebenem Zeug, gedruckten Büchern und dergleichen hoch bedeckten Arbeitstisch in das hellere Licht der Lampe zu treten . Ein Stock!

Thürvorhang ist hinter ihm zugefallen und die Thür auch. Wir haben ihn abgeholt und folgen ihm die Treppe hinauf zu seinem eigenen Reich. Auf jeder oritten Stufe drückt er das Taschentuch an die wirk eingenommene" Stirn und murmelt: lich etwas „Ich habe mein Teil. "

Hofrat Albin Brokenkorb ist ein sehr belesener Mann, und so sind auch seine unwillkürlichsten Ausrufe nicht selten Erinnerungen aus Gelesenem . Dies inal stammte die Reminiscenz aus einer anderen sehr merkwürdigen Geschichte , in der ein anderer , im Erdentreiben nicht recht feststehender Mann die Treppe hinaufstieg und auf jeder dritten Stufe : Ich habe mein Teil!" ächzte . I promessi sposi , die Verlobten , heißt das Buch, und der darin so seufzt , war nicht Doktor der Philosophie und *** scher Hofrat , sondern Leutpfarrer in einem kleinen Dorfe am Comerfee, nicht weit von der Stadt Lecco gelegen. Als Don Abbondio geht er durch die Weltlitteratur. Lezteres eine Ehre, die wir unserem Freunde, Hofrat Dr. Broken forb, weder wünschen können noch wollen . Letterer ist aber auch nicht auf seinem abendlichen Wege nach seiner Wohnung auf die beiden Sbirren des Don Rodrigo gestoßen, sondern hat in seiner Sofaecke im |

Ein abgenutter , abgelaufener Spazierstock oder vielmehr Wanderknüppel, ein höchſt unfeiner und, wie es schien, schon vor recht langer Zeit aus der Weißdornhecke geschnittener Wegbegleiter, mit einer Bocksfraze am Griff und mit einem derben Lederriemen, dem man es gleichfalls ansah , daß er bei mehr als einer andringlichen Gelegenheit fest um das rechteHandgelenk geschlungen worden war. "1 Was soll denn nur dieſer Unſinn ? . . . was foll mein Gott, iſt es möglich ?! " Die Knie schwankten wahrhaftig unter dem Mann. Er stützte sich mit der Linken schwer auf die Platte seines Schreibtisches , die seltsame carte à la visites. wie ein Kurzsichtiger (der er nicht war) vom Griff bis zu der eisernen Zwinge immer genauer und immer näher den Augen untersuchend, bis er plößlich den jetzt seinerseits sehr erstaunten Rupfer am Kragen faßte und, mit dem unheimlichen Stabe bedrohlich nach rückwärts ausholend, rief: der Herr, der " Mensch, wie sah der Mensch dir dies gab , aus? Nimm dich zusammen oder ich mache dich gleichfalls zu einem Spuk, einem Gespenst, einem revenant ! " Es war schon in der Dämmerung , als er die Glocke zog. Ja wohl, so was von 'n Spuk mag er wohl an sich gehabt haben, aber so recht habe ich ihn mir in meiner Verblüffung nicht drauf ansehen können. Und seinen Namen hat er auch nicht nennen wollen , als ich ihm sagte, der Herr Hofrat seien nicht zu Hause. Da hat er mich nämlich erst mit dem Knüppel vor die Brust gestoßen und ihn mir dann zugereicht und dumpfig, wie aus 'm Kirchhofe 'raus , bemerkt : der Herr Hofrat würden schon wissen, und mehr sei nicht nötig. Morgen früh würde er wieder vorsprechen. " „ Schon gut ! Morgen früh ! Morgen früh will er wieder kommen, " sagte der Herr Hofrat matt. Er saß jezt in dem Lehnstuhl vor seinem Arbeitstische mit

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dem Stabe des geheimnisvollen Fremden über den Anien. Eine ziemliche Weile wartete der Diener

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er mit dem Handwerksgesellenstabe über den weichen Teppich ſeines Studierzimmers und er —Albin Brokenkorb, der da gemeint hatte, sehr müde nach Hause. gekommen zu sein, hatte sich in Wirklichkeit müde zu Laufen, ehe er von neuem in seinen Stuhl sinken und den Stock wieder vor sich auf den Tisch legen fonnte.

darauf, daß er noch einmal angeredet werde, da dieses aber nicht geschah , versuchte er es endlich lieber ſelber, die Unterredung noch einmal aufzunehmen. „ Der Herr Hofrat haben sonst nichts mehr zu befehlen?" „Wie meinst du , guter Rupfer ?" „ Uhusen ! “ murmelte er, als er so weit war. „ Der Herr Hofrat wünschen vielleicht noch nicht Wir, nachdem wir ihn so weit haben, sehen uns zuzu Bette zu gehen ; und so möchte ich mir erlauben-“ erst ein wenig genauer bei ihm um. Das ist in mehr „ Du kannſt jedenfalls gehen und dich niederlegen . als einer Hinsicht der Mühe wert . Gute Nacht! Ich werde mich allein auskleiden ; ich „O wie himmlisch, o wie reizend ! " pflegten die bedarf deiner nicht weiter. Dieser Herr der Herr, Damen zu rufen, die Hofrat Dr. Brokenkorb dann welcher diesen - diesen Stab - diesen Stock zurück und wann durch seine Wohnräume zu führen hatte, gelaſſen hat, ist mir morgen zu jeder Zeit willkom | alle jene jüngeren und älteren, jungen und alten men. Hörſt du , Rupfer ? Ich bin für ihn den ganzen | Damen, welche er in der Gesellschaft kennen gelernt Tag zu Hause für jeden andern erst nach Anfrage ; hatte oder welchen die Vergünstigung zu teil geworden war , ihn durch seine weit durchs deutsche Land ge= verstehst du, mein guter Rupfer?" " Zu Befehl, Herr Hofrat, und wünsche ich dem kannten und geſchäßten Vorträge über die Symbolik des über die Myſtik der über die Aesthetik Herrn Hofrat eine recht wohlzuschlafende Nacht. ” Der treue Diener wendete sich zur Thür. Dort des und der kennen und verehren zu lernen. Und zögerte er, kam noch einmal zurück und flüsterte respekt sie hatten vollkommen recht mit ihren Ausrufen. Ja, voll vertraulich zuredend: noch mehr, es war nicht nur himmlisch und reizend , „ Soll ich alſo nicht lieber den greulichen Schand : | sondern es war auch im höchsten Grade behaglich um mit hinaus prü—, den Stock den Stab dieſen allgemeinen Liebling der bessern und beſten wenigstens mit auf den Vorplay hinausnehmen ?" Kreise her. Auch Runne & Plate wußten das und „Rege mich nicht noch mehr auf, Menschenkind , " | schäßten es an ihm. Als vermöglicher Junggesell von jener ſtillnervösen seufzte Hofrat Dr. Albin Brokenkorb , unfähig , von neuem grob den Quäler anzufahren. Dieser aber meinte Sorte, die sich ebenso ungern stören läßt, als sie draußen vor der Thür kopfschüttelnd : andere stört, befriedigte dieser Mieter alle Ansprüche "Hat er einmal Haue damit gekriegt oder soll er an den Hausbesizer um der lieben Ruhe willen und morgen welche damit haben? Na, die Zeit wird's des bessern Geschmacks wegen aus eigenem Geldbeuja wohl hoffentlich ausweisen ! I je, was man doch tel, und Runne & Plate würden in der That sehr analles in so ' ner feinen, ruhigen Junggesellenhauswirt spruchsvoll gewesen sein, wenn sie einen noch angenehmeren Bewohner ihres zweiten Stockwerks als schaft in Erfahrung bringen kann ! " Nachdem er dann in seiner Kammer die Lampe dicsen Hofrat für möglich gehalten hätten. Er aber ausgeblasen und die Decke über den Kopf gezogen hatte sich bei ihnen eingerichtet und ausgebreitet. Durch hatte, schlummerte er wie ein Kind ein, was sein alle Räume zeugten Wände, Decken und Fußböden davon, daß er als Sammler und mit dem Talent Herr noch lange nicht that. Zu letterem drang noch geraume Zeit hindurch zum Abstäuben geboren worden sei, und daß er bis aus dem Stockwerk unter ihm, bei Runne & Plate im zu seinem jezigen Lebensjahre nicht aufgehört habe, Hause , das Geräusch, Stimmengeſumm und Musik zuſammen zu tragen, mit zierlichem Verständnis zu getön der Abendgesellschaft , aus der er vorhin, vor ordnen und mit zarter Neigung Federwedel und der sonst gewohnten Stunde, unruhig und mißgelaunt, Wischtuch in Thätigkeit zu erhalten. Was sie nicht körperlich und geistig verstimmt , aber selbstverständ sagten, aber dachten (die den Mann mit Mama u . s. w. lich mit dem unbedingt an der Thür geforderten besuchenden Damen nämlich) , war : „ O wie schade, Lächeln sich entfernt hatte. Er aber, der auch die feste daß die in dieser Hinsicht entzückendsten männlichen Absicht gehabt hatte, so rasch als möglich sich zu Bett Wesen sich nur zu häufig so schwer entschließen, unsere zu legen und die Decke über den Kopf zu ziehen, Hilfe dabei fürs Leben anzunehmen ! " Und das ist richtig. Es ist eine der betrübendsten nahm ſtatt deſſen über dem auf seinem Tische liegenden Memento den Kopf in beide Hände und hielt ihn | Thatsachen, daß Jünglinge, junge Männer, Männer ſo, bis er ihn los ließ und auf und ab ging , ja in den besten Jahren, die es am meisten verdienen , zu heiraten und geheiratet zu werden, ihrem Glück auf und ab lief im Gemache über dem dumpfen Welt im Dasein eben aus dem tiefsten Grunde ihrer Ver : geräusch unter seinen Füßen. Er saß, er ging, er lief, und er Hofrat Dr. anlagung zu dem, was den Damen gefällt, thöricht Albin Brokenkorb nahm die bei seinem Diener Rupfer oder bemitleidenswert sich entziehen . Ein Spinnrad aus dem 17. Jahrhundert war abgegebene Visitenkarte mit auf seiner nächtlichen Wanderung. Er schlang den Lederriemen dieses Stocks eine Perle der Sammlungen des Hofrats Albin obgleich er auch über es und um das eigene Handgelenk und stieß mit der eisernen Brokenkorb ; aber das Spinnen von den ältesten bis zu den neuesten Zwinge dann und wann fest auf über dem jour fixe seiner Haus- und Lebensgenossen . Auf und ab schritt | Zeiten einen Vortrag im Frauenverein, in Dußenden

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von Frauenvereinen durch halb Deutschland gehalten was für einen eisernen Griff die Erinnerung haben hatte, kam es ihm am wenigsten in den Sinn, wirk: kann , wenn sie emportaucht aus dem bunten Spiel der Gegenwart, heraufbeschworen durch den Zufall ? lich eine spinnende Hausehre an dasselbe zu ſehen. Albin kannte die junge Dame, die da vor anderthalb Wo würden wir aufhören, wenn wir anfangen wollten , im einzelnen zu schildern ? Schrank an Stunden in der Abendgesellschaft unter ihm so fröhlichSchrank, Fach über Fach in kunstgewerblichster Aus- kindlich gelacht hatte , auf deren blonden Scheitel zu stattung durch alle Zimmer ! Das Museum eines derselben Zeit der Schein der nächsten Gaslichtflamme reichen Privatmanns von den ersten Siegel-, Brief- fiel, wenig, oder, besser gesagt, gar nicht . Sie war marken , Käfer und Schmetterlings- Sammlungen an neu im Leben, in der Gesellschaft und vor allem in bis zur echten Figur aus Tanagra ! Mappen voll dieser Gesellschaft. Ihre Mama hatte sie ihm vorKupferstiche, Radierungen, Holzschnitte ältester und hin vorgestellt : neuester Meister ! Mappen voll Handschriften berühm Meine Tochter, lieber Hofrat. Eben aus der ter, bekannter, berüchtigter Menschen aller Zeiten ! Pension in Lausanne zurück und doch auch bereits Alles , was einen Zug ins Zierliche , Kleine und eine große Verehrerin von Jhnen. Entzückt wie Kleinste hatte in Pastell , Aquarell , Wachs , Del, alle von Ihrem leßten herrlichen Vortrag im Hotel Schmelz auf Papier, Leinen , Kupfer, Holz und de Rome für den Verein zur Rettung verwahrloster Porzellan! Kuriositäten in Drechslerarbeit, Glas- Kinder. Dies ist der Herr, Rahel ! O wie hat sich arbeit, Drahtarbeit ! Graziöseste Waffen, Haushal | Närrchen auf diesen günstigen Zufall gefreut und tungs- und Schmuckgegenstände wildester außereuro: doch schreckliche Angst vor Ihnen gehabt und vor päischer Nationen ! Alte Globen aus Nürnberg und dem berühmten Manne ! " Der berühmte Mann hatte sich, bescheidentlich Augsburg. Bücher ! Ja, Bücher! Für fast zu viele Fächer menschlichen Wissens , die besten, ausgiebigsten, abwehrend ob des schmeichelhaften Epithetons , vor reichhaltigsten, kostbarsten Hilfsmittel zur Schonung dem wirklich niedlichen , dem scheuen neugierigen der Befähigung des Menschen in Hinsicht auf Selbst- Kinde verneigt und einige Augenblicke mit ihm von Lausanne , dem Genfer See und der franzöſiſchen finden, Selbstdenken ! „ Gott ! " pflegten die Besucherinnen zu sagen, Schweiz im allgemeinen gesprochen. Dann waren wenn sie so höflich interessiert als möglich an dieser sie wieder voneinander getrennt worden , mit einer auserlesenen Bibliothek vorbei wieder zu Interessan- abermaligen Verbeugung war Hofrat Dr. Brokenterem zu gelangen suchten ; und wir wir sagen forb zurückgetreten in eine andere Gruppe ſeiner Verdasselbe. ehrer und Verehrerinnen : zu viele der lieblichen " Uhusen ! " hatte Hofrat Dr. Albin Brokenkorb Fräulein wurden ihm in der Reichshauptstadt und gestöhnt ; und es befand sich in seiner Bibliothek durch das ganze gebildete Teutsche Reich vorgestellt, kein Werk, das er zu Rat und Trost hinter den als daß er sie alle im Gedächtnis hätte festhalten Glasscheiben seiner eleganten Schränke auswählen und können. Auch das lag wie ein Kranz , und zwar über die unheimliche Visitenkarte nachschlagen konnte. wie einer aus eben sich erschließenden Rosenknöspchen, Sein reichhaltigstes Konversationslexikon, seine bände: um sein Leben. Er behielt unbedingt für alle die reichſte, illuſtrierteſte Encyklopädie wußte nicht das füßen Geſchöpfe ein Herz , wenn er sie gleich nicht Geringste über das Wort, den Namen, den Menschen : | alleſamt individuell im Gedächtnis zu behalten vermochte ; das ihm cben bekannt gewordene hatte er „ Uhusen. “ fünf Minuten später vollständig vergessen , und es Viertes Kapitel. hatte auch im letzten Grunde troh seiner Niedlichkeit Wie war es nur vorhin geweſen, drunten im ge- doch wenig an sich, was einem verwöhnten Liebling sellschaftlichen Lärm , eine Treppe tiefer, bei Runne der Götter und der Menschen ein ganz besonderes Interesse hätte abgewinnen können. & Plate im Hause? Was hatte dort dem beliebte ſten, feinsinnigen öffentlichen Erzähler, Hofrat BrokenEin leises Lachen und ein Lichtstrahl eine Stunde forb zuerst den Abend verdorben und ihn geistig verzwei Stunden später, ein zufälliger Blick und ein stimmt, körperlich angegriffen in die Stille seiner Aufhorchen mitten in der lebhaftesten Unterhaltung im Kreise der wirklich interessanten Gäste des Abends eigenen Häuslichkeit hinaufgesendet ? Ein Nichts ! Ein helles , fröhliches Mädchenlachen, und - Hofrat Dr. Albin Brokenkorb gehörte für ein Lichtschein, der auf ein blondes Haar und eine diesen „ jour fixe " der ihn gegenwärtig umgebenden zierliche Schulter fiel . Ein rascher, erschreckter Blick Welt nicht mehr an. über die eigene Schulter nach der Richtung hin , aus So hatte vor Jahren ein anderes junges Kind welcher das lustige Gelicher im Gewirr und Geſumm gelacht , so war das Licht auf ein anderes blondes der Gäſte zu ihm herüber drang. Wahrlich ein Nichts | Haupt , auf einen anderen zierlichen Hals und andere - eine Einbildung, ein Scheinzauber, der Schatten | anmutige Schultern gefallen ! Ich habe mein Teil ! " hatte der Hofrat auf eines Schattens von Dingen, wie man sie eben im Traum sieht ; eine Erinnerung , und also die der Treppe zu seiner Wohnung hinauf gestöhnt, grimmigste Wirklichkeit, die standhafteste Gegenständ- und nun hatte er Uhusens Wanderstab in der in der Stille der Nacht weiter mit der lichkeit, die es unter Umständen für den Menschen Hand Erinnerung abzurechnen. In Travemünde, in einer in der Welt geben kann. Wer hat es noch nicht an sich selber erfahren, | Mondscheinnacht am Strande der läbischen Bucht

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war's gewesen, wo ihm der Stock vor langen, langen Jahren damals frisch aus der Hecke geschnitten. zum erstenmal vor die Naje gehalten worden war, und zwar von seinem besten Freunde , Uhusen , dem Sohn des ersten Buchhalters seines Vaters : „Wie kannst du glauben , daß ich das arme, alberne Ding dir sentimentalem , aus lumpigen Redens arten zusammengeflicktem Hanswurst so ganz ohne weiteres überlassen werde? Aufgewachsen bist du mit mir ; zusammengehalten haben wir so ziemlich bis dato, aber für derartiges Compagniegeschäft mit der Gewissenlosigkeit danke ich für jetzt und in alle Zukunft. Merke dir das, mein Junge und nimm mir die außergewöhnliche Grobheit nicht übel. Ich habe auf dem Wege von der Stadt das Aeußerste gethan, meine Meinung für diesmal so kurz und höflich als möglich zusammenzufaſſen . “ Im Badehotel hatte sich die beste Gesellschaft und ein Teil der weniger guten mit den Gästen aus den Fischerhäusern entlang der Trave zu Spiel, Musik und Tanz nach gewohnter Sommerweise zusammen gefunden. Der rote Lichtschein aus den Fenstern der Säle leuchtete hin auf die See , und die See lag im weißen Mondnebel , und die kleinen Wellen der Nähe flimmerten im silbernen Glanz und verrauschten kaum hörbar auf dem feinen Ufersande. Jm Badehotel schwiegen Hörner und Geigen , aber aus der Ferne von den Wassern her klang es lieblich und geheimnisvoll herüber , als habe sich dort eine noch feinere und vielleicht auch noch gemischtere Gesellschaft zu Gesang und Tanz ein Stelldichein gegeben in der Sommermondnacht ; als führten da den Reigen die Niren und feuchten Herrschaften aus füßem und salzigem Wasser, Undine und Kühleborn, Prinzessin Ilse und Amphitrite und Thetis und alle die mit dieser Göttin aufstiegen aus der purpurnen Tiefe - unsterbliche Töchter des Nereus - den teuren weinenden Achilleus ob des Falls des schönen Patroklus zu trösten . Und beinahe war dem auch so , wenn es sich auch gerade nicht um den Kampf vor Flion und den Schmerz und Zorn des Peleussohnes handelte. Das ſchönste Mädchen von Lübeck und vom Ufer der Trave schaukelte dort im blumengeschmückten , von bunten Lichtern glänzenden Kahne auf dem heiligen Meer, Peter Uhusen hatte gar nicht unrecht, wenn und er sehr ergrimmt auf sich selber war. In einer solchen lichten , warmen Mondnacht konnte es selbst dem größten und gutmütigsten Hornochsen “ klar werden, daß man eine beiderseitige erste Liebe" doch ein wenig zu nachtmüßenhaft dem besten Freund und verzogensten Muttersöhnchen der damaligen Lübecker guten Gesellschaft zu einem Tanz am Strande" überlassen könne. Da liegt ein einzelner Steinklok, von dem nur die Gelehrten wissen , wie er dahin gekommen ist, am sonst durchaus nicht felfigen Ufer der Bucht ; und gegen dieſen harten Block hatte der eine Schulfreund den andern allgemach mehr und mehr hingedrängt : „ Nun , was hast du für dich zu sagen ? Ich komme für ihren Vater, hinter dem Rücken der dummen

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| Gans , ihrer Mutter, um mich um Erdwine hier bei euch zu bekümmern. Und ich bekümmere mich um mit heraushängender Zunge bin ich von der sie ; Stadt aus jest gottlob hier. Bloß recht vergnügt seid ihr? Bloß das gewöhnliche Rhinozeros bin ich? Da dem schwedischen Granit hinter deinem feigen Buckel haben wir, ihr Alter und ich, es ganz allein zu danken , daß du uns Rechenschaft von diesem heutigen vergnügten Tage ablegst. „Ich stehe ja selber in Unruhe hier an der See ," sagte Albin kläglich pathetisch , Mama hat mich den ganzen Nachmittag und Abend an ihrer Seite festgehalten, und du kannst mir glauben, Peter, ' s ist heute wenig Vergnügen für mich hier zu holen gewesen. " deine Mama ! was die „Ja deine Mutter Frau Senatorin dazu thun kann , dich zum Narren und das arme Ding zur Närrin zu machen, das besorgt sie freilich mit und gegen den Strich aus ihrer idealen Weltanschauung heraus . Weshalb kann sie ich wollte sagen unsere den Lieutenant und mich Erdwine nicht allein lassen ? Was hat Erdwine überhaupt in eurer nobeln Gesellschaft zu suchen ? Ja wohl die Frau Lieutenant , die Hauptnärrin siht freilich und renommiert gegen die Nachbarschaft ob der Ehre , die ihrem Kinde , ihrem Mädchen durch die respektable Firma Brokenkorb Mutter und Sohn angethan wird , während der alte Mann wie cin zahnloser Bär mit einem Ring durch die Nase auf und ab in seiner Stube stapft und an seiner Pfeifenspite seinen verstockten Gram verkaut. Denke nur ja nicht , süßer Knabe , daß ich des frivolen Backfisches und eurer lieben Gesichter wegen hier bin! Des alten Herrn wegen bin ich den Weg von der Stadt her zu Fuß gelaufen. Und , beim stinkenden Acheron und faul fließenden Styr, um dich hier im himmlischen silbernen Mondschein in seinem Namen am Kragen zu nehmen und mich in seinem Namen zu erkundigen , wie ihr sämtlich euch hier amü siert ! Laß mich ausreden , Schafskopf ! ein riesiger | Kuhschwoof ist es natürlich zu Lande und zu Waſſer, ich weiß das Meer erglänzte weit hinaus , am Ganges duftet's nicht , was soll es bedeuten, | und leuchtet, das ist kein Rauschen des Windes, das ist der Seejungfern Gesang, und wie der Bafel sonst so bei euch zu Hause in euern romantischen Stimmungen lautet. Ja, du schönes Schiffermädchen, treibe den Kahn ans Land , das heißt dich , alter Junge , lieber Freund , armer Hase , dich Albinus, frage ich jest : wie lange gedenkt ihr noch dies Spiel weiter zu treiben ; denn ein Spiel und nichts weiter ist es ?! Aber ich will's nicht länger, hörst du, Albin? Ihr sollt dem Lieutenant Hegewisch und mir das | Kind nicht zu einem Spielzeug machen ! Ist es be : reit dazu, so ist mir ihr Vater zu gut dafür. Hat denn deine Mutter gar keinen Begriff davon , welche Verantwortlichkeit sie auf sich ladet , wenn sie das Mädchen von Tag zu Tag mehr zu einer phantaſtiſchen Komödienpuppe macht ?" Man scheint hier recht sonderbare Fragen an | meinen Sohn zu stellen, " sagte plößlich eine Stimme {

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neben den beiden jungen Männern oder vielmehr den eben dem Jünglingsalter zuwachsenden Knaben. Die

Jahre hinter seinem Schreibpult zu einem dürren, kümmerlichen, gedrückten Männchen einschrumpfen und Frau Senatorin Brokenkorb, die Mutter Albins war, den Peter zu dem längsten , breitschulterigsten, unbeunbemerkt von den beiden , auch von dem Festsaaleholfensten Burschen des ganzen Gymnasiums im alten her gegen den Strand hinabgeschritten , war gerade Katharinenkloster heranwachsen. Sein eigener Papa recht zu dem leßten Teile ihrer Unterhaltung ge: hatte nicht das Mindeste gegen seinen Verkehr mit fommen und hatte dem Dinge mit nicht ungerecht dem Sohne seines alten Comptoirgenossen einzuwenden, und seine Mutter fand längere Jahre ebenfalls nichts fertigtem Erstaunen zugehört. //Was gibt diesem unerzogenen - ungezogenen Bedenkliches dabei , bis sie mit höchstem Mißbehagen Buben das Recht , sich in solcher Weise in Ange- und als es „ beinah schon zu spät zur Abhilfe war ", Legenheiten zu mischen , die durchaus über seinen herausfand , daß er durchaus nicht für ihren „ Knaben " Horizont hinausliegen ? " fragte die Frau Senatorin. paſſe. „Deine Alte ist eine Riesin, Albino ," sagte Peter, "1 ,,Du kennst schon längst meine Meinung über diesen deinen Umgang mit Leuten , die ihrer Bildung wie „daß sie Geschmack hat und alle in der Stadt in ihrer gesellschaftlichen Stellung nach nicht zu uns der Hinsicht in die Tasche steckt , das weiß Lübeck. gehören, Albin. Wenn du bis jezt meinen Wünschen Das weiß nicht nur Lübeck, sondern auch Hamburg in dieser Beziehung nicht Folge gegeben hast, so rede und Bremen und alles was sonst noch von den ich nunmehr deutlicher und spreche dir meinen Willen freien Hansen übrig ist in unseren sämtlichen Enklaven aus. Von diesem Moment ab ist dein Verkehr mit im Razeburgischen , im Amt Rigebüttel und Berge= diesem jungen Mann , dem Sohn des Bediensteten dorf ; Bremerhaven nicht zu vergessen . Wie schade deines Vaters für immer zu Ende. Wir reden nach für dich, weiche Seele, und vielleicht auch für meinen her noch darüber ; jetzt gib mir deinen Arm , man alten Papa in eurer Schreibstube und draußen zwischen vermißt dich schon zu lange dort in unserm Kreise, seinen Tulpen und Pelargonien, daß sie mich so sehr mein Sohn. Außerdem wünsche ich auch so bald als wenig riechen kann ! Na komm aber nur heute nachmöglich nach der Stadt zurückzukehren, um in dieser mittag noch einmal heraus zu uns . Der Lieutenant Nacht noch mit deinem Vater ein Wort über sein kommt auch an den Zaun, und das Erdwinchen heben und unser Verhältnis zu dieſem — dieſer - Familie wir drüber . Einmal soll es trotz allem guten Ge// schmack und übeln Geruch zwischen der Wackenih und Uhusen reden zu können . . . . Wie klar und leuchtend und widerwärtig jene der Trave doch noch ein netter Abend werden, und Jugendmondnacht dem jezigen geistreichen , poetischen , wir lesen Wallensteins Lager mit möglichst verteilten gelehrten Hofrat und Doktor der Philosophie Broken: Rollen . " Wie der Freund auch der Frau Senatorin korb in dieser Nacht nach dem eben zu Ende gehenden jour fixe seiner Hausmitbewohner vor der Seele „riechen" mochte, der gut erzogene Sohn brachte doch lag ! In dieser Nacht gab es kaum einen zweiten seine liebsten Stunden in der Geſellſchaft des Schlingels gleich "/ glücklich angelegten" Menschen in der Stadt, in dem kleinen Vorstadthäuschen des Buchhalters dem eine rege Erinnerungskraft und eine etwas Uhusen und im Haus- und Gartenverkehr mit der fahrige Phantasie ein gleiches Mißbehagen bereiteten. nächsten Nachbarschaft dort, jenseits der Grenzen der „ Na, da habe ich mir uns wieder einmal eine besten Gesellschaft der Stadt , hin. Nicht bloß im nette Suppe eingebrockt ," hörte er hinter sich noch Sommer , sondern auch im Winter. Es war dem das Wort des Freundes , während er die Mama nach Hofrat Dr. Brokenkorb mit Peter Uhusens Weißdem Strandhotel zurückführte , oder wahrlich , viel dornprügel ein Zauberstab in die Hand gegeben, mehr von der stattlichen Dame widerstandslos dort: | unter dessen Berührung all das vergangene Grün , hin zurückgeführt wurde. Es war nicht mehr die all der vergangene Schnec der Kinder- und Jugend: Konversation , das Gesumm , die Musik der Gesell- jahre fast „ physisch-peinlich" wieder lebendig wurde schaft , welcher er eben mit dem Taschentuch an der in dieser Nacht. Er hielt wenig Vorträge, in welchen Stirn sich entzogen hatte ; es war nunmehr der Lichter : er ihn nicht citierte den großen Landsmann Emaglanz , der Lärm , das Gewoge , die Geigen und nuel Geibel , der so schön gesungen hat von den Hörner jener Gesellschafts- , Konzert- und Tanznacht Glocken und Gassen , den Gärten und Türmen, den in Travemünde, die ihm jezt einen gefunden traum: Märkten und Wällen der alten , edeln , prächtigen Iosen Schlaf vor allen andern Genüssen der Erde Heimatsstadt ; aber in dieser Nacht, nach diesem letzten wünschenswert erscheinen ließen. jour fixe mit Uhusens Stock über den Knien hatte Er aber hatte sich diesmal wachend mit den er seit lang zum erstenmale wieder nicht nötig , den seltsamen Träumen des Daseins abzufinden und mit lieben Dichter aus dem Bücherschrank zu holen , um cine Stimmung zu geben. seines Schulgenossen Peter Uhusens knotigem Wander sich stab aus den grünen Hecken seiner Kinderheimat in „ Dieser alte närrische Papa Uhusen mit seiner der feinfühligen Hand nervösest aufgeregt, durch das Verliebtheit in unsere alten läbischen Glocken ! " lachte Gewirr, die flimmernden Schatten auf den längst zuge der Hofrat. „ Er mit seinem Zifferngesicht in meines sofort mit der Hand wachsenen Pfaden seines Lebens sich den Weg zu bahnen. seligen Vaters Comptoir und Sie waren von Kindsbeinen an ganz gute Freunde, hinter dem weniger tauben Ohr, wenn sie anfingen er und Peter Uhusen , der Sohn von seines Vaters zu singen auf den nächsten Türmen ! Wie deutlich Buchhalter. Er sah den Papa Uhusen im Laufe der ich meinen eigenen Papa wieder höre mit seinem : 2

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‚Uhufen , was träumen Sie ? Und wie deutlich ich | er jetzt nur das wunderliche Memento des Jugenddann ein Stockwerk höher meine Mutter vernehme : frcundes in die fernste Ecke des Gemaches und kam Brokenkorb , wovon träumst du wieder im Schlaf- zurück zu seinem Plaß und saß von neuem hin , mit rock? seit einer Stunde solltest du schon im Gesell: den Ellenbogen auf dem Tische und dem Kopfe in der ſchaftsanzuge sein ! . . . Ja , ja, wir führten einen Hand . Es war nun so spät in der Nacht geworden, wunderlichen Haushalt damals, und einen wunder daß er unter sich den Aufbruch der Gesellschaft in lichen Haushalt führten der Peter und dein Vater, den Zimmern , die Stimmen , das Lachen und die und seine Tante Gottliebe, draußen in ihrem kleinen höfliche Dankbarkeit der Herren und Damen auf Gartenhause vor dem Thor ! Hm, ha, auch die Gott den Treppen , und alles andere Geräusch , was zu liebe! Ich habe seit Jahren nicht an die gedacht, und solchem Ite , missa est ! gehört , die letzten Grüße wie gut sie doch zu uns hielt bei allen dummen | vor der Hausthür und das Rollen des legten Streichen, in welche ihr Peter seine besten Freunde Wagens vernahm. Er horchte angestrengt hinter am liebsten mit verwickelte ! Ei freilich, es war wohl alledem drein und dachte : das ist der und der nicht ohne Grund, daß meine selige Mama so mancher: da lacht die und die das ist der Wagen des lei gegen meinen Umgang mit den Leuten vor dem Kommerzienrats Fallensleben und da geht der gute Thor einzuwenden hatte! Ha, ha, und es waren doch Major von Grüßbeutel mit seiner Frau ; und er vortreffliche Zeiten, als wir noch so jung waren im war mit seiner Seele nicht im geringsten bei all alten Lübeck während und nach den schleswig-Holstein- diesen Leuten und dem Lärm, der ihr Abschiednehmen schen Feldzügen. Was hast du nachher noch Besseres in der Stille der Nacht hervorbrachte. Ihm war unbedingt nicht wohl , es ging ihm und Nüzlicheres erlebt, Albin ? Und vor allem nach jener Mondscheinnacht in Travemünde, die allem Ver- alles zu arg durcheinander : waren das nicht dieselben kehr des Hauses Brokenkorb mit dem Hause Uhujen Stimmen , das nämliche Lachen vieler gleichgültiger ein jo jähes tragisches ja so albern-triviales Menschen , die ihm, auch eben , den Sinn betäubt Ende machte ?! Was hast dir angelernt, was hat man hatten am Ufer der lübischen Bucht und im Tanzdir angelehrt, ſeit sie ein so verdrießliches Ende nahmen, saal des Strandhotels zu Travemünde, als die Kähne die Tage deiner Jugend , deine Lehrjahre im Hause von der See zurückgekommen waren und das junge Uhusen und Compagnie ? Worte, Phrasen, alles das, Volk sich in die Thüren drängte und das Mondenwas von anderen abgethan, der Mittelmäßigkeit , der licht und das Licht der Kronleuchter auf einem jungen Herde Mode wird ! Was zählst du als deinen wirklichen blonden Scheitel glänzte , während die ganze übrige wahrhaftigen Menschengewinn in dieser Nacht , mit Welt in einem Schatten versank , in dem nur der diesem Stock in der Hand für dich zuſammen, Albin ? schwarze Peter draußen am Strande und die erSie nennen dich einen Gelehrten ; aber bist du es ? zürnte Mutter, die Frau Senatorin Brokenkorb von Sie heißen dich einen Poeten ; aber hast du das Recht, Bedeutung waren. „ Erdwine !" murmelte er, und dann suchte er sich selber dich dazu zu rechnen ? Ist es nicht, als käme ſie jetzt zum erstenmal ſeit deinen Knabenjahren wieder zu entsinnen , wie lange es wohl her sei , seit er zu dir, die hohe Göttin, und zwar gestützt auf diesen diesen Namen zum erstenmal hörte. Ja , ja , noch Zauberstab in deiner Hand ? Albin, Albin, was hattest einige Jahre vor jener Sommerfestnacht an der See! du den Leuten an Wahrheit aus deinem Herzen zu Er war selber noch vollkommen ein Knabe, als er bieten, wenn du ihnen deine schönen Reden hieltest ? eines Tages im Zimmer seiner Mutter eine sonder Wann hast du ihnen anders als aus den Sorgen bar aufgeregte fremde Dame mit einem kleinen deiner Eitelkeit heraus gesprochen? Wann sahest du Mädchen getroffen hatte. Und Mama und die Fremde. je Vergangenheit , Gegenwart und Zukunft wie in hatten einander du und bei ihren Taufnamen Amalie dieser bittersüßen Stunde, Albin Brokenforb ? Comme- und Adele genannt, und nachher bei Tische hatte diante tragediante, hast du jemals aus einer Mama dem Papa mit kopfschüttelnder Verwunderung Stunde wie dieſe jetzige das Geringste von der Men- und einiger Unruhe das Genauere über den Besuch schen Wesen auf Erden in deine Reden hineingetragen ? erzählt. Nämlich , daß Adele , ihre beste SchulReden ? Ja Reden aus Redensarten ! Citate und und Jugendfreundin , wieder in Lübeck sei und mit wieder Citate Konversationslexikonsweisheit und ihrem allerliebsten Töchterchen und ihrem Mann , Tagesliebedienerei , Hofrat , Doktor Albin Broken- dem Lieutenant Hegewisch ein Häuschen unter den kleinen Leuten vor dem Thor bezogen habe. forb !" Erdwine heiße das Kind , und der armen Adele Fünftes Kapitel. sei es draußen in der Welt nicht besser gegangen ,,und morgen früh will er wieder vorsprechen, wie zu Hause von dem Bankerott ihres Vaters , und er wird mich nach meinen Erfolgen in der Welt vom Bankerott von Ryge & Compagnie an , und ihr Mann sei der nämliche unpraktische , eigensinnige ausfragen wollen ! " Er sprang empor , der Herr Hofrat Brokenkorb, Phantast und Schwärmer wie in der Zeit, als die noch immer mit dem alten Weißdorn aus der Hecke Dänen die Trave blockierten und er zu den Schleswigan der Trave in der Faust. Aber er machte jetzt Holsteinern lief. Es sei ihr sehr schlecht gegangen, Miene, als wolle er das bedeutungsvolle Gedenk: der Adele , dem thörichten Geschöpf, und nun seien Mann, Frau und Kindzeichen so weit als möglich von sich schleudern ; es sie zu drei wieder da Amalie Brokenforb für die blieb jedoch bei dem Gestus . Leise und scheu trug und was sie

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Im alten Eisen.

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Freundin in der Gesellschaft thun könne, das werde | mal nicht aus Schaum und Dunst und Litteratursie selbstverständlich thun. Es werde dem armen gepflogenheiten erwuchsen , sondern die der Nachhall Weibe, dieſer lächerlichen Frau Lieutenant aber wohl wirklicher Schritte in der Welt, wirklich gesprochener herzlich schwer werden, sich nur notdürftig durchzu- | Worte, geweinter Thränen, gelachten Lachens , wirf= bringen, da sie nicht nur für ihr Kind, sondern auch für ihren Mann zu sorgen habe. Der Hofrat Brokenforb erinnerte sich ganz deut lich des „ Hm's ! " das der Papa damals hatte vernehmen laſſen , und ebenso genau erinnerte er sich einer Unterhaltung , die nachher im Comptoir zwi schen dem Senator und seinem Schulgenossen und Buchhalter Uhusen vorgefallen war und die damit schloß, daß der Papa seinen Gehilfen an einem Rock knopf_an_seinen Lehnstuhl zog und ihm zuflüsterte: Es ist mir angenehm , Uhusen , daß Sie und unſer armer Hegewisch Nachbarn geworden sind. Nehmen Sie ſich des Mannes´ nach Möglichkeit an und wenden Sie sich sofort an mich, wenn ich irgendwo helfen kann, ohne Aufsehen zu erregen. Und, alter Freund , suchen Sie sich auch mit der Gans, seiner Frau, so gut als möglich zu stellen. Sie werden's schon wissen, wie ich das meine ; Sie können vielleicht manches thun , dem Mann auch in dieser Hinsicht feine Lebensbürde zu erleichtern. Sein Husten gefällt mir gar nicht, und ein guter Nachbar, der ein wirkliches Einsehen in die Sachlage hätte , wäre dem armen Tropf wohl an die Seite zu wünschen. Und , Uhusen , da wir gerade einmal bei diesem Thema sind : es ist mir lieb, daß Ihr Junge sich des meiLassen Sie uns nigen etwas annimmt ; und nun wieder von anderen Dingen reden ; nehmen Sie die schwedische Korrespondenz mit zu Ihrem Pult; Christiania muß sofort expediert werden ; wegen Dübourg & Sohn in Kopenhagen will ich selber an unsern Rechtsanwalt schreiben."

| lich gefühlter Gefühle und gedachter Gedanken waren ! Sie hätten ihn sicherlich wieder „ entzückend “ gefunden ; ob sie ihn begriffen haben würden , wenn er ihnen auch diesmal von seinen Stimmungen Bericht zu geben versucht hätte, ist freilich eine andere Frage. Stimmungen ! Der Mensch macht sich Stimmungen und benennt dieselben dann verschieden. Albin Brokenkorb machte aber in dieser Nacht seine Stimmungen seit langer Zeit zum erstenmal wieder nicht selber und gab ihnen deshalb auch keine Namen ; wir aber , wir können item deswegen wahrlich nichts dafür , daß unser Bericht von seinen Bildern in dieser Nacht vielen im hohen Grade verworren erscheinen wird . Eine Beruhigung für uns ist, daß die Lebenserfahrenen wohl wissen, an wen sie sich in solchem Falle zu halten haben nämlich an sich selber in selbstdurchwachten gleichen Traumnächten und bei gleich unwiderstehlich ihnen aufgedrängtem Phantasie| ſpiel. aus der Kinderzeit bis in die Durch Jahre Jünglingszeit, vorwärts und zurück, wie der Geist, der in dieser Nacht Gewalt über den Schlaflosen gleiten die Schatten und Bilder, wie | hat , es will wir das schon mühselig über die lehten Seiten mit | unserem Nachschildern begleitet haber . Es ist Tag und es ist Abend , es ist Frühling und Herbst, Der schwarze Peter hebt Sommer und Winter. Erdwine Hegewisch über die Hecke zum Kinderspiel, und der angenehmste Jüngling von Lübeck , Albin, horcht am Strande auf die Stimmen von der See, wo die schönste Jungfrau der Heimatstadt , die lustige | Gespielin im blumenbekränzten Kahn unter Festge= nossen schaukelt, zu denen der schwarze Peter Uhusen , der dann und wann immer noch der Schmied von Jüterbogk genannt wird, nicht gehört und auch selber sich niemals gerechnet hat. Eben war es noch, als sei die Welt gar nicht zu denken ohne den Freund | Peter und den Papa Uhusen und den Lieutenant und die schöne Erdwine und nun hat schon die gute | wohlmeinende selige Mutter “ mit dem Vater gesprochen , wie sie es versprochen hat am Ufer der Mondscheinwie Traumsee, und nun sind sie alle gegangen dieser Nacht . Wenn der Stock gebilde einer Nacht im Winkel nicht wäre, brauchte Hofrat Dr. Broken| korb sich nicht im geringsten auf ein Abgrübeln über ihr mögliches, wirkliches Dagewesensein auf der Erde einzulassen! Es half ihm nichts , dem armen Albin , daß er das Gedenkzeichen so weit als möglich von sich ab, in den Winkel geschoben hatte; immer von neuem

Der bekannte Gesellschaftsredner' Albin Broken: korb erinnerte sich ganz genau, wie er noch am sel bigen Tage in dem Hauſe vor dem Thor den Kameraden am Arm genommen habe : „ Du , weißt du, was mein Papa heute gesagt hat ? Du sollst dich meiner annehmen , und dein Vater des Herrn Lieute nants, und die Frau Lieutenant ſei eine Gans . Und meine Mama will sich der Frau Lieutenant und Erdwinens annehmen, und ich darf auch höflich mit ihr umgehen , mit Erdwine nämlich, und den guten Ton niemals aus den Augen sehen , und das habe ich Mama auch versprochen , und ihr auch gesagt : eigentlich sei das gar nicht mehr nötig , denn du, Peter, betrügest dich schon wie ein alter Ritter gegen sie, obgleich du sonst gar nichts nach Mädchen frügest. Und den besten Ton hättest du auch, das wüßte die ganze Schule , und deshalb nennten sie dich auch nicht bloß den langen Peter , sondern auch den schwarzen Peter, und Peter den Großen, und manchmal auch gar nicht Peter, sondern den Schmied von Jüterbogk." Schafskopf!" hatte der lange, große und schwarze mußte er jetzt den Kopf nach jener Ecke hinwenden. Was ein Stock erzählen kann ! " das hätte von Peter geschnarcht. Ach , wenn die Damen seiner gewohnten Zuhörerschaften hätten ſehen können, wie | Rechts wegen das Motiv , der Inhalt und der Titel tief ihrem Lieblingsdenker die „träumende Stirn" seiner nächsten Vorlesung sein müssen ; uns aber herabfank ob der Träume diefer Nacht, die ihm dies : wird's allgemach zuviel, einem Menschen auf seinen

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Wilhelm Raabe.

Sprüngen zu folgen , der nicht mehr imstande ist, ſeine Begriffe , Gedanken und Bilder beisammen zu halten und aneinander zu reihen . Wir hören nur noch , wie der Stock im Winkel sagt: So lebtet ihr zusammen , so liefet ihr ausein: so verscholl Erdwine Hegewisch in der ander

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„Was kann es helfen ? solange der Mensch noch einen Daumen übrig behält, um ihn seinem tagtäglichen Verdruß aufzudrücken , soll er ja ganz zufrieden und ſtill ſein und höchſtens mit ' nem richtigen Maulwerk nachhelfen, wo die Tage nicht ausreicht," sagte Peter Uhusen. Mit dem Namen haben wir den Mann näher kommen lassen und hoffen nunmehr , Welt. Und nun geh zu Bett, Albin . Das Aufſizen ihm bald so nahe als möglich kommen zu können . in der Nacht hilft doch zu nichts. Morgen früh Ihn aus seines Freundes Albin nächtlichen jour fixekommt mein Herr , der mich aus der grünen Hecke Träumereien völlig kennen zu lernen, war , wie er schnitt, als ihr die Welt noch vor euch hattet ; was selber der schwarze Peter, der Schmied von Jüter geht mich im Grunde das an ? mir war's auch wohl, bogk- sich ausgedrückt haben würde, die reine blasse che mich der Narr , der schwarze Peter, Ihnen zu Unmöglichkeit. Was wußte gleich zum Erempel der Ehren und Nugen, geehrter Herr Hofrat, vom erd: Herr Hofrat von dem Schmied von Jüterbogk, wie eingeborenen Wurzelstock riß ! " er jest nach jahrelangem Umhertreiben in der Welt von Wien nach Berlin kam? Und weshalb ? Wie konnte der Hofrat ahnen, wozu die Weltgeschichte Sechstes Kapitel. und diese Geschichte den lang verschollenen Jugend: Es war ein Morgen, wie er dem Erdenwanderer | freund, den braven Peter, den schwarzen Peter, den Schmied von Jüterbogk der lübischen Jungen. nur zu häufig im Buche steht und jedesmal seine Kritik herausfordert, welchen Ständen er (der in ihn augenblicklich in Berlin nötig hatte? hinaus muß) angehören mag , ob den gelehrten , ob Wir haben wohl alle von dem Schmied von Jüterden ungelehrten. Nur pflegen die gelehrten Stände bogt gehört und gelesen, wie er in seiner Kunst ein die bitterste Kritik zu üben, zumal wenn sie im Be- so erfahrener Meister war , der beste seiner Zeit ; wie size eines Regenschirms sind und denselben mit einem er mit dem Kaiser Friedrich, dem Rotbart, Mailand Giftblick nach oben unausgespannt lassen in der vollen eroberte und in Apulien Krieg führte ; wie er als Gewißheit, daß die Feuchtigkeit heute auch von unten hundertjähriger Greis den Tod und den Teufel fing kommt und keine Abwehr dagegen ist. und wie ihm der heilige Petrus drei Wünsche ge= Ein Dienstagmorgen feucht, kalt, grau und verstattete . Großmutter hat uns erzählt , wie er mit droſſen, und der Mann, der durch ihn ohne Schirm diesen drei Wünschen umgegangen ist und sich zum herwandelte, dem Anschein nach ganz zu ihm passend legten statt der ewigen Seligkeit eine Feldflasche mit - ganz für ihn gemacht ! Dem Anschein nach einem nimmer versiegenden guten Magentropfen er: auf eine Entfernung von zwanzig bis dreißig Schritten beten hat. Wir wissen , daß ihn nachher weder die für einen Kurzsichtigen, für einen Weitsichtigen mehr. Hölle noch der Himmel gewollt hat und daß er zu Lassen wir ihn näher kommen. seinem alten Herrn in den Kyffhäuser gegangen ist Aus einem der Gasthöfe von untergeordnetem und dort des Kaisers Schlachtpferd und die Pferde Range, deren Fremdenliste die Blätter nicht mitzu der Prinzessin und ihrer reitenden Fräulein beschlägt, teilen pflegen, war er hervorgetreten, ein Mann auch bis die Raben nicht mehr um den Berg fliegen. noch in den besten Jahren, gleich dem Herrn Hofrat Wie kam der Mann aus dem warmen , behaglichen, Dr. Brokenforb, jedoch wirklich nicht vom besten An- süßdämmerigen Märchenberg in den frostigen , und schen, und in keiner Hinsicht zu vergleichen mit dem freundlichen, trübseligen, großstädtischen Herbstmorgen ? Er, Peter Uhusen, der Schmied von Jüterbogk, angenehmsten Mann in Berlin. Hochbeinig , breitschultrig, dauerhaft in Loden und Leder ! was die hatte einfach eine Zerstreuung nötig gehabt und wollte einzelnen Gliedmaßen anbelangte, wenigstens so ziem seinen Freund Brokenkorb besuchen , wie man eben lich wohl erhalten ! Daß er mit der rechten Backe auch einen gleichgültig gewordenen Jugendgenossen, dem Feuer etwas zu nahe gekommen sein mußte, da dessen Haus zufällig am Wege liegt , auf einer Erdieselbe vom Ohrzipfel bis über den Backenknochen holungsreise aufsucht. Am Montag Nachmittag war schwarz gesengt war daß das rechte Auge fehlte, er am Orte angelangt, hatte die Wohnung des Hofhatte nicht viel zu bedeuten. Mit der Backe sah er rats richtig gefunden , aber ihn nicht in derselben. nicht auf und in die Welt, sie wurde höchstens nur Er hatte seine Visitenkarte - wir wissen , was für von der Welt dann und wann auf den übeln Zufall | eine abgegeben und war seines Weges gegangen hin betrachtet; und was das mangelnde Sehorgan und wie der Jugendfreund ziemlich spät zu Bett ge anbetraf, nun so besaß er ja noch ein ungemein kommen . Recht gut hatte er sich bis in den Morgen flares , fluges , ja schlaues und bei aller Schlauheit hinein zu unterhalten gewußt, und zwar an mehr als doch fröhlich-heiteres linkes Auge, dem so leicht nichts einem Orte. Ohne die geringste Lokalkenntnis´hatte von dem , was sich umher zutrug , entging. Dies er sich sofort zurechtgefunden, und nun war er von beides ließ sich also ertragen ; viel unangenehmer und neuem da , als ob er nicht einen beträchtlichen Teil für einen werkhaften Mann aus den nicht gelehrten der Nacht, nach Schluß der Komödie, an seinem Tisch Ständen zu Zeiten unbequem war's , daß der linken hinterm Glase allein , in tiefer Betrübnis und in Untermeidling gesessen Hand der Zeigefinger, der Mittelfinger und der Ring- heftigem Heimweh nach finger mangelten, aber habe. Wach, frisch, auf wackeren, vollkommen heilen

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Im alten Eisen .

und ganzen Beinen, blickte er aus seinem einen Auge klar und vergnüglich um sich herum , kümmerte sich um die Witterung und Temperatur keinen Pfiffer: ling und ſummte eben, drei Gaffen weit von seinem „ Gasthof" , und abermals auf dem Wege zum Freunde, im Vorgefühl des Behagens , welches er unzweifelhaft ihm mitbrachte, sich kihelnd : We'll take a cup of kindness yet, For auld lang syne ;

na, warte, mein Junge, mit dir werde ich bei einem guten alten Tropfen hoffentlich auf die gute alte Zeit anstoßen, wie es sich gehört. Nach dem, was man in den Zeitungen von ihm liest, muß er fein in der Wolle siten und sich doch noch zu einem lieben netten Menschen ausgewachsen haben. " Er hatte, wie der Mensch häufig, wenn er sich am Morgen frisch und grün fühlt, keine Ahnung von dem, was der Tag auch für einen braven Mann , wie er, Peter Uhusen, der sich weder vor dem Tod , noch dem Teufel fürchtete , doch Ueberraschendes in seinem grauen Mantel tragen kann. Er , der eben noch ein Gesicht machte, wie sein Namensvetter, als der den Tod mit seiner Sense und dem Schoß voll Birnen im Birnbaum kleben sah, hatte nicht die geringste Ahnung davon , daß ihn bloß drei Häuser weiter Tod und Teufel wieder einmal mit der Naſe auf der Menschen mögliche Schicksale in dieser Welt stoßen sollten . Drei Häuser weiter ab führte durch eine offene, dunkle , niedere Thür eine ausgetretene , schmutzige Steintreppe in einen Keller hinunter. Ueber der Thür verkündete eine Inschrift den Leuten , daß hier um alles gehandelt werde, was Menschen nicht mehr gebrauchen können, aber deſsenungeachtet doch noch gern zu verwenden wünschen : vorzugsweise ihre Knochen, ihre Lumpen und ihr altes Eisen. Auf der Treppe aber, aus der Dämmerung ihres Geschäftsreiches halben Leibes in die Ober- und Gassenwelt hineinragend, stand die Inhaberin der Niederlage irdischer Abgängigkeiten , die Hände auf dem Rücken , in den Händen einen alten Infanterieoffiziersdegen, aus halb zugekniffenen Augen dem Anschein nach auch nur in das Wetter sehend. Eine Frau von ungefähr sechzig Jahren ! Das Haar , dem man es noch ansah , daß es seiner Zeit sehr dunkel gewesen war , nicht gerade salonmäßig frisiert , aber doch auch nicht ganz ungefämmt ; Augen, die, wenn sie einen voll ansahen, noch eben so schwarz leuchteten, wie an dem Tage, an dem sie | ein zum erstenmal aufgemacht worden waren ; stattlich Unterfinn -die Gesichtsfarbe ziemlich ins Gelbe schlagend. Eine Frau von nicht geringem Leibesumfang in blauschwarzem Wollkleide und zum Schuß gegen das morgendliche Vorwinterfröſteln mit einem buntfarbigen Tuch angethan , dessen Zipfel vorn über den breiten Hüften in einen festen Knoten geschlungen waren „ Gibt es denn dies ? " fragte Peter Uhufen, stehen bleibend und dem ersten kurzen Blick einen langen und zugleich die sonderbare Frage folgen Lassend. Ist es denn möglich ?"

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,,Bei Gott ist alles möglich , bei den Menschen recht viel ; alles Mögliche aber findet der Herr bei mir , oder kann er bei mir noch einmal anbringen. Alte Lumpen, alte Knochen, zerbrochenes Glas , altes Eisen ! Seinen ganzen alten Adam mit Zubehör im einzelnen und im ganzen und zu den civilſten Preiſen. Ja aber , bei Hekate , Herr , Maulaffenhandel treibt unsere Firma nicht ! Wird dem Herrn unwohl oder wird ihm zu wohl in seiner Haut , so sage er es ! da beide Hände frei für alles , was der heutige angenehme Morgen bringt ! " Die Dame hatte in der That ihre Hände freigemacht, indem sie, ohne sich zu drehen, den Degen , den sie hielt, mit einem energischen Ruck des Handgelenks in die Tiefe ihres Gewölbes zurückgeschleudert hatte, wo er klirrend wahrscheinlich einen Haufen anderen alten Eisens vermehrte. Und beide Arme in die Seite stemmend, war sie um eine Treppenstufe aufwärts mehr zu Tage getreten und stand dem verdächtigen Kunden auf dem Bürgersteige dicht Naſe unter 9.ase. Signor , ich habe eine ziemlich ausgebreitete Bekanntschaft in der Welt. Wenn's auf feinen schlechten Wit hinauslaufen soll mit wem könnte unter den Lumpen ich diesmal die Ehre haben und im alten Eisen ?" Dies war aber nun , wahrscheinlich weil die Frau sich ihren Mann bereits genauer betrachtet hatte, gänzlich ohne Mißtrauen und Zorn gesprochen. Im Gegenteil , es lag in Ton und Ausdruck eine so gutmütige Weltverachtung und unverwüstliche Heiterkeit, daß jedermann sofort merken mußte, hier habe er es mit einem vollkommen ungebrochenen Lebensmut und einem durchaus unproblematiſchen Charakter zu thun ; wie auch , was das letztere anbetraf , der äußere Anschein und die Toilette der Dame dagegen zeugten. Wer die Ehre hatte , das Weibsbild zu ſeiner ältesten Bekanntschaft zu rechnen, wie Peter Uhusen , der freute sich , unter allen Umständen, es noch einmal wiederzusehen in der großen Tragikomödie unter unseres Herrgotts Direktion. Und wie tief auch im Laufe der Zeiten und Menschenschicksale Frau Wendeline Crufe in die Lumpen und ins alte Eisen geraten sein mochte, der Schmied von Jüterbogk oder an dieser Stelle : Herr Schmied aus Jüterbogk bot ihr vor allem herzlichst beide Hände : Gnädige Frau , ich irre mich wahrhaftig nicht — ich habe die Ehre ! Guten Morgen, Frau Direktorin Cruſe ! Ma'am ! Signora! Mrs. Crusoe ! Hamburger Berg , Lübeck -Celle Brooklyn ! Habe ich es mir nicht immer gedacht , daß wir zwei einander niemals für immer verloren gehen können ?" Wie kann ein Mensch seine Rede ausreden, wenn er plötzlich bei beiden Schultern gepackt, beim Tageslicht ganz genau besehen und eine ziemlich abschüssige Treppe hinunter in einen weniger dämmerigen als dunkeln // Produktenkeller" gerissen wird. Der schwarze Peter , Peter Uhusen , Herr Schmied aus Jüterbogk oder was für Namen sonst er auf Erden geführt hatte und noch führen mochte, fand sich

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Wilhelm Raabe.

taumelnd in der Düsternis , und es war noch ein Glück für seine gesunden Glieder , daß er sich auch noch eine geraume Weile in den Armen seiner eigen tümlichen Freundin hefand. Die gleicherweise viel benamsete Freundin holte den guten alten Bekannten nicht nur sofort zu sich herunter, sondern sie nahm , oder riß ihm vielmehr das Wort vom Munde und rief, ihn wie einen Sack ihrer Handelsartikel zusammenrüttelnd und schüttelnd : „Es ist der Junge, der tolle Uhusen aus Lübeck ! .. ich kenne mich nicht, oder der Bursche ist es wirklich und wahrhaftig ! .. Mein Schmied ! mein Schmied aus Jüterbogk ! .. Und das kommt da im Morgen: nebel heran, kommt die Straße her und läuft natürlich vorbei , wenn einen nicht der Zufall im rechten Moment vor die Thür stellt ! gerade wo einem der Zufall Menschenkind , gibt es einen Zufall ? Da ſehen Sie sich hin und antworten Sie ! vor allen Dingen aber sagen Sie ehrlich, Schmied, sind Sie cs oder sind Sie es nicht ? Und wenn Sie es sind, weshalb haben Sie sich so niederträchtig die halbe Maske ruinieren lassen ?" Der Schmied von Jüterbogk, der schwarze Peter Uhusen saß -war hingesetzt worden. Eine Bank, ein Schemel oder ein Stuhl oder sonst dergleichen war's nicht, was er unter sich fühlte, nachdem man ihn hingesezt hatte ; aber er saß weich auf einem Sack voll der Handelsprodukte der Frau Wendeline. Wahrscheinlich auf einem Quantum Ware aus dem anrüchigſten Geschäftsbetrieb der Groß- und Kleinhändlerin , auf einem Sack voll alter Kleider und sonstigen Lumpenzeugs. Er mußte wohl ein Auge haben , das an den raschesten Wechsel von Licht und Finsternis gewöhnt war ; denn sofort sah er sich genau um und rief mit ernsthafter , verständnisvoller Billigung : Sicherlich nahrhaft , gedeihlich , im allerbesten Flor ! Aber wie die Sache eigentlich möglich ist, möcht' ich dazu wiſſen !" Keine Fürstin konnte in ihrem Prunksaal mit einer graziösern Hand- und Fächerbewegung allem in der Nähe und in der Weite seine Grenzen an: deuten ; aber keine andere Dame konnte auch in derselben Weise wie Frau Wendeline Cruſe hinzufügen : "/Auf Sie, als meinen Griffith habe ich natürlich bis heute morgen gewartet ; nicht wahr, Schmied ?" Der citierte Name klang ein wenig sonderbar im Lumpenkeller, allein am unrechten Drte im alten Eisen fand sich der wackere Marschall der Königin Katharina von England durchaus nicht , und der schwarze Peter fand nicht im geringsten etwas Merk: würdiges daran , ihm hier zu begegnen. Daß ich Sie sofort auf der Treppe da wieder erkannt habe, liebste Frau, ist doch schon etwas ; nicht wahr , Frau Wendeline ? Was könnte durch Feder und Papier der Welt Besseres über Sie verfündet werden , als noch ganz die Alte ! Ewig die große Frau ! die Meisterin , die Königin ; Jsis , Rhea o Isis und Osiris ! O Mama , Mama , allen Um ständen gewachsen ! Vivat die Mutter Cruse !?"

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„ Sie lebe ! " sprach die Dame mit Nachdruck ,,Daß sie das Jhrige thut, um weiter zu leben, meine ich , sehen Sie recht deutlich , lieber Sohn . Ein reizendes Altenteil, was ? Wie man's seiner Mutter wünschen möchte, wenn man ein guter Junge wäre. Ja , ja so weit sind wir ! unten angekommen unter den Lumpen, abgenagten Knochen und im alten Eisen ! Wie viele der jungen Enteriche , die sie ausgebrütet hat , schwimmen behaglich , und wer von ihnen hat sich beim Sonnenuntergang umgesehen nach der alten struppierten Henne am Ufer, der Mama Cruse ?" Peter Uhusen reichte fürs erste seine Hand herüber. Die Mutter Cruse faßte sie , troh ihrer melancholischen Betrachtungen über den Undank der Welt , | rasch und zärtlich ; da es aber die verstümmelte war, ließ sie sie fallen , doch um sie sogleich desto fester zu ergreifen , und den Gaſt und guten Bekannten beſſerer Tage in wahrhaft mütterlich- betroffener Sorge sich näher zu ziehen ! Bitt' um Entschuldigung , wenn ich im vorliegenden Fall zu viel gesagt haben sollte, Kind. Es fehlt ist freilich ein bißchen dunkel hier ; - fehlt noch etwas , armer Tropf. Daß dir eine Gesichtshälfte in der Lebensschlacht abhanden gekommen ist, habe ich leider schon bemerken müssen. Jest sagen Sie es aber gleich gerade heraus , auf was die Princi | palin bei der Generalinventur nicht mehr zu rechnen hat. Armes Kücken, hat dich der Habicht so arg in den Fängen gehabt , während es mit uns anderen im Lauf der Dinge wenigstens doch ganz gemütlich bergunter ging ?" Zerzaust hat der Geier oder Habicht, oder wie Sie das Ding sonst nennen wollen , Ma'am , den Burschen genug, " lachte der Schmied von Jüterbogk. Aber der schöne Rest eines für deutsche Verhältnisse nicht unbedeutenden Stammkapitals von Lebensmut und gesunden Gliedmaßen ist heute noch ganz zu Ihrer Verfügung , Mama Cruse. Ich weiß nicht, wer sonst alles Ihnen Grund zum Verzweifeln an der Welt gegeben haben mag ; ich für mein bescheiden Teil darf mir doch wohl schmeicheln, drüben in Brooklyn Ihren Segen mit auf den eigenen Weg durchs Dafein genommen zu haben. ” ,,Ein schöner Weg und ein schöner Segen !" brummte Frau Wendeline. // Wie ist mir denn ? nicht wahr , eine gute Handvoll aus dem braunen Busch auf diesem Schädel da habe ich ja wohl auch von Ihnen beim Abschied zum Angedenken in der Hand behalten ?" Ganz so schlimm war's wohl nicht ," grinste Herr Schmied aus Jüterbogk. Wenn Sie's denn nicht besser haben wollen, so scheren Sie sich meinetwegen aus dem Tempel, äußerten Sie sich, Mama Cruse. Ich kenne euch Tollköpfe ja.. Wenn euch der Hafer sticht, so ist kein Halten. Na, Schmiedchen , laufen Sie nur ruhig in Ihr Verderben ; Sie werden sich noch oft genug nach den Fleischtöpfen und den. Idealen der Mutter Cruse zurücksehnen. Und Mama bei Thespis , William Shakespeare, Moliere, Kotzebue, Goethe und allen, die sonst noch einen fahrenden Musenkasten durch die langweilige

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bei nicht in Celle Welt mitgeschoben haben , Sie hatten wie gewöhn | ging und in Sankt Pauli lich recht. Nach Ihrer Naturalverpflegung habe ich Ihnen einsprang, gnädige Frau, hatte ich wenigstens oft das innigste Verlangen verspürt und Ihre Ideale einen recht hübschen Grund auch hierzu gelegt. Als haben mich gewärmt in des Lebens Frösten und Lerse in Ihrer Bearbeitung des Göt von Berlichingen fühl gehalten in des Daseins Hiße bis auf den für den Hamburger Berg und als Ritter Harold wiſſen heutigen Tag. So wahr ich, wenigstens noch teil- von Pappnasen in meinem eigenen Zugstück weise , vorhanden bin, ich freue mich unendlich, Sie | Sie noch? Blankeneser Seeräuber war ich freiwieder getroffen zu haben , und was noch von dem lich noch größer. " "Jest bitte , Schmied , hören auch Sie auf!" Kerl vorhanden ist , das steht zu Ihrer Verfügung, alte , brave Musenmutter. Ich wollte , wie sonst seufzte halb lachend halb weinend die alte Frau im nur ich könnte es Ihnen alles so heimzahlen , wie alten Eisen und schlug die Hände im Schoß zuSie es mir seiner Zeit gegeben haben von Lübeck an, sammen. „Ja wohl , so weit war die Wendeline wo ich Ihnen hinter dem Rücken meines braven Cruse damals schon nach ihrem letzten " fliegenden Vaters und der Tante Gottliebe zum erstenmal des Sommerglück " als Directrice des Lübecker StadtSpaßes wegen als Meerkater und Herr Schmied aus theaters ! bis hinunter zu Ihrem Pappnasenpiraten für den Hamburger Berg , Schmied aus Jüterbogk. Jüterbogk aus der Verlegenheit half und zwar glor reich. " Gott , wie leid hat es mir manchmal in stiller Das alte Weib , dies Bündel von winterlich Nacht gethan , daß Sie nicht in Wirklichkeit mein warmen, aber keineswegs jourfixe-fähigen Wollröcken, Junge waren, Kind ! Geohrfeigt, geprügelt hätte ich) mit seinem über dem breiten Busen gekreuzten und Sie alle Tage dreimal, nach Noten und ohne Noten ; von hinten nach vorn gezogenen und zusammenge- aber wenn Sie einmal Ihre Talente, wie die arme knoteten Jahrmarktshausmuttertuch, machte von neuem Wendeline die ihrigen , der albernen Welt in die eine Handbewegung, die der vornehmsten Dame würdig | Rappuse geben mußten : unter welchem Meßbudengewesen wäre. Dann aber klopfte sie , was noch schilde konnte das besser geschehen als unter dem beſſer war und ihr noch viel besser ließ, beinahe mütter: | meinigen ?" lich-zärtlich den wiedergefundenen guten Bekannten " Seit der Eröffnung des Theaters zu Blackfriars , aufs Knie und rief: „ Ühusen, ein guter Junge sind seit dem roten Ochsen , dem Phönig , dem Globus Sie immer gewesen, und als Sie im Ernst nachher und dem Cockpit zu Drurylane war keinem Hans: in Celle als Herr Schmied aus Jüterbogk und verwurst bessere Gelegenheit gegeben, aufs Seil zu gehen, unglückter weiland königlich hannoverscher Artillerie- als mir unter Ihrer Leitung, Mama Cruſe. “ „ Das Exemplar , aus dem ich Euch den süßen gefreiter zu mir kamen, habe ich Sie mit Vergnügen mitgenommen. Daß Sie mir in Brooklyn durch William klar machte, Ihr Pappnasenritter und Affen , und mit in den Sklavenkrieg gingen , das habe ich habe ich gerettet ins alte Eisen. Doch wir kommen Ihnen im Grunde am allerwenigsten verdacht. So ab von dem, was mir doch gegenwärtig die Hauptein Durchgehen ist doch zuleht mein eigenes ganzes sache ist. Passen Sie auf Ihr Stichwort, Schmiedchen. Dasein gewesen. Für eine Tochter der gebildetsten Also , was haben Sie getrieben , wie ist es Ihnen Stände ist es hoffentlich einmal vor unserem Herr ergangen und wozu haben Sie es gebracht , seit ich gott kein zu übelricchend Lob, daß sie so wohlbe Ihnen nicht mehr die Butterbrötchen strich und die halten zuletzt unter den Lumpen und im alten Eisen Leviten las ?" Beter Uhusen erhob die verstümmelte Hand und anlangte. Ja, ja, Schmied von Jüterbogk, so spielen uns unsere Illusionen mit , und Sie Sie sehen | zwinkerte heiter mit dem gesunden, dem sehr gefunmir auch nicht aus , als ob Ihnen Ihre Ideale Wort den, klugen und klaren Auge : gehalten hätten. " Was hätte ich weiter anderes treiben können, als Dummheiten, Mama ? Nach Ihren Fleischtöpfen //Wie Ihnen, Mutter Cruse!" „ Dann bin ich schon zufrieden, " sprach die alte habe ich mich dann und wann bitterlich zurückgesehnt, Dame ernsthaft, fragte aber sofort mit der heitersten Ma'am! Nach Verdienst ist es mir natürlich erFronie : „ Und wenn ich fragen darf, was haben sie, gangen, und als Sie mir den Namen Schmied aus Ihre Träume vom Leben meine ich , im besondern Jüterbogk in einer Jhrer liebenswürdigen Stimmungen für Sie abgeworfen, Korporal Nym ? Was war der anhingen, da hatte Ihnen unbedingt ein Gott das Wort Humor von der Kazenbalgerei ? Kapitän bei Chi- auf die Zunge gelegt wie meinem Freunde Broken = kahominy natürlich ! Major beim großen Laufen von forb den Schmied von Jüterbogk, mit dem er mich Bull-Run, Colonel eines verdammten Niggerregi bei seiner gnädigen Frau Mutter in Mißkredit brachte. Ich bin der Schmied von Jüterbogk, das heißt, ich habe ments bei Gettysburg, Brigadegeneral - " „ Und das alles hätte ich in Ihrer Schaubude be- | in sein Geschäft hineingeheiratet und seine Tochter quemer und noch bei weitem großartiger haben können !" [ zur Frau genommen. Die liebe Sage weiß von lachte der schwarze Peter Uhusen. Hören Sie auf, dieser Tochter nichts ; aber sie existierte, und ich habe Mama, wenn Sie auch annähernd recht haben ! sie ihm von der Seele genommen , als das Einzige, Beinahe war's so bis auf den Major, den Colo- | was ihm darauf lag, da er zum Kaiser Friedrich in nel und den Brigadegeneral. Als Kapitän haben | den Kyffhäuser ging. Anderes hinterließ er nicht. Die sie mich wirklich bei ihrer Artillerie gebrauchen können . Wundergaben hafteten natürlich nur an der PersönlichBevor ich der weiland königlich hannoverschen durchkeit . Sein Birnbaum wurde mit dem Garten hinterm

} Alb . Roderich .

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Hause und dem Hause selbst subhastiert, und die Esel, die den Sack, in welchem man den Teufel fangen konnte, in den Kehricht warfen, wußten so wenig was ſie thaten, wie die anderen Esel, welchen das Teller fie tuch, der Däumling und der verrostete Pfennig der drei guten Rolandsknappen in die Hände fielen. " „Die Leute können nicht alle für die Lumpen, die Knochen und das alte Eisen dieſelben guten Augen haben , wie wir , mein Sohn ," sagte kopfnickend Frau Wendeline Crufe. Aber wie ist mir denn ? Sie selber ? weshalb haben Sie selber nicht Hand auf die Wunderſtücke gelegt, junger Mann ?" „ Mama, nicht taub werden !" rief der schwarze Peter. „Hab Hab ich's Ihnen nicht gesagt, daß ich mir des Alten Tochter hingenommen habe aus seinem Nachlaß? Sollte das unter Umständen nicht genügen , um den Teufel und den Tod in die Falle zu locken ?" "/ Unter allen Umständen ! " lachte die alte Dame. „Freilich ist's eine andere Frage : wem zum Profit ? und da müßte man doch wohl erst wissen, wie das Mädel war , und wie die junge Frau sich machte. Lieber Schmied von Jüterbogk, ichhabe mehr als einen arinen Tropf kennen gelernt, der drei Tage nach der Hochzeit sich dem Teufel mit Vergnügen übergab und den Tod beschwor, seinem irdischen Dasein im häuslichen Glück so rasch als möglich ein Ende zu machen. " Peter Uhusen saß eine Weile stumm , wie in tiefstes Nachſinnen über dieſe Worte versunken. Dann seufzte er schwer und dann - blickte er auf und mit dem noch vorhandenen , glänzenden Auge auf die Mutter Cruse und sagte: "In Wien — im Vorort Untermeidling liegt das Herze auf dem Kirchhof, seit dem Zehnten vorigen Monats. Wenn mir in diesem Moment jemand einen genügenden Grund dafür angäbe, weshalb ich hier size , so wäre ich ihm dankbar. Emerenz heißt ſie, und die Raketenhülsen fürs nächstjährige erste große Praterfeuerwerk drehte sie noch mit. Mein Name ist Peter Uhusen aus Lübeck , alias Herr Schmied aus Jüterbogk ; aber meine Firma lautet : Pyrotechnisches Laboratorium von Hausrucker & Cie. Hausrucker bin ich, und Cie war meine Frau ."

Siebentes Kapitel. " Großer Gott ? " rief Frau Wendeline Crufe mit dem tiefſten Mitgefühl auf dem wetterfesten, wahrlich nicht häßlichen Altweibergesicht. Bei uns

geblieben der Gelehrte , der Kriegsmann und auch das Stück Hofmann, das in ihm steckte, in ihm, dem Schmied aus Jüterbogk, der zu der Direktorin Crufe kam , weil sie ihn sonst nirgends in der Welt zu irgend etwas hatten gebrauchen können ! Guter Gott, wie gut er seine Rolle begreift ! " // So ist es ! " sprach Peter Uhusen. „ Der Junge, der vor Ihren Lampen im Lübecker Stadttheater nur zu oft den Boden der Wirklichkeit unter den Füßen weg verlor ; der desertierte Kriegsknecht, den Sie als Herrn Schmied aus Jüterbogk in Celle und auf dem

Spruch .

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| Hamburger Berg unter Ihre Fittiche nahmen ; der Dichter der Blankeneser Seeräuber , der Dramaturg, Regisseur, Inspicient von Mrs. Robinson Crusoes vereinigtem Drurylane und Globetheater auf Brooklyn , sie sind sämtlich beim Handwerk geblieben , sind ganz im besondern bei Ihnen , in Ihrer Welt ge= blieben , Sie alte wundervolle Mutter Cruse ! Wir spielen unsere Rollen gut und lassen den Pöbel nicht in unsere persönlichen Gefühls- und Privatangelegenheiten. Wir wissen unsere Gesichter zu schneiden." „Hören Sie, Schmied," sagte die alte Dame in Nührung, Ratlosigkeit und stolzer Genugthuung „ es ist ein frostiger Morgen ; wir wollen näher an den Öfen rücken, und ich will Ihnen ein Glas Wein zu trinken geben , als säßen wir wieder zu Sankt Pauli hinter der Couliſſe. “ "/ Und uns einbilden, das Kind in Untermeidling , die Emerenz, size derweilen noch bei ihrer Papparbeit und sei fest versichert, daß ihr Peter ihr nur deshalb in die winterliche , graue nordische Fremde durchgebrannt sei , um im nächsten Sommer jede Praterkonkurrenz durch wissenschaftlichen Verkehr mit den höchsten pyrotechnischen Autoritäten der norddeutschen Brüderschaft gründlichst zu ruinieren ! " sagte seufzend der Mann, der gestern abend seinem Jugendfreunde fein Wahrzeichen dagelassen hatte. Hätte ich ihr müdes Köpfchen im Schoße gehalten, ich könnte nicht mehr von ihr wissen, als ich jest schon von ihr weiß," murmelte die Frau Wendeline, in der dunkelsten Tiefe ihrer Geschäftshöhle, in den unheimlichsten Winkel allerlei fragliche Handelsartikel aus dem Wege räumend und nachher mit einem Schlüsselbund an einem Schranke rasselnd. Und dann kam sie mit einer Flasche wirklich echten alten spani schen Weines und zwei seltenen venezianischen Flügelgläsern zurück und sagte : // Es ist die Meinung der Welt , daß wir am Fuße der Leiter uns alle dem Trunk ergeben, Uhusen. Aber wie Sie sehen , Schmied von Jüterbogk , habe ich auch das unabwendbare Schicksal nach Möglichkeit veridealisiert. Es ist nicht das erste Mal, daß wir so mit dem Glase auf dem Knie hinter dem Spiegel , hinter der Coulisse hocken und von der Menschen Illusionen jenseits der Lampen und des Vorhangs plaudern. Also verheiratet haben Sie sich, Kind? Und am Zehnten vorigen Monats ist Ihre Frau gestorben. Wie ein anderer , ein Großer oder Größerer aus Ismael haben Sie auch den Versuch gemacht, es so gut haben zu wollen wie andere. Wo könnten Sie Ihr Herz besser ausschütten als hier bei uns im alten Eisen?" (Fortschung folgt.)

Spruch .

...

Das was die Taschen füllt dem Geize an, Beim Schiffbruch hat es ihn hinabgezogen, Jedoch was rechte Sparsamkeit gewann, Schwimmgürteln gleich hält es dich auf den Wogen. Alb. Roderich,

Anton

van

Dijck.

Von Karl Lemcke .

Am

Frau Maria van Dijck soll eine Künstlerin im Sticken gewesen sein und gerade die Geschichte von der feuschen Susanna mit farbiger Seide gefertigt haben, als sie den zukünftigen großen Maler unter dem Herzen trug ; die alten Berichterstatter haben das zu einem Omen gemacht , allerdings nicht in Bezug auf Keuschheit. Es heißt auch , die Mutter habe Anton in den ersten Elementen seiner Kunst unterwiesen. Der Knabe, der geübten Formenstickerin zuschauend, unter Seidenfarben erwachsend, hat danach früh das ihm angeborene Talent zu bethätigen und zu üben begonnen , denn seine Mutter starb schon im April 1607 nach der Geburt des zwölften Kindes , als Anton erst acht Jahre alt war. Es war die Reaktionszeit, in der die südlichen Niederlande unter milderer spanischer Oberhoheit, nach den Greueltagen der blutigen Reaktion, der kühnen religiösen und politischen Bestrebungen ihres Befreiungsversuches von Spanien vergaßen. Das Haus van Dijd war fromm und sehr firchlich : vier Schwestern und ein Bruder Antons sind mit der Zeit in geistliche Orden getreten. Banr yck Namentlich auch mit den Jesuiten bestand ein näheres Verhältnis , das später im Leben des Künstlers von mancherlei Förderung gewesen zu sein scheint. Kopfhängerisch war die Familie des

Schon wer den Beſten ſeiner Zeit genug gethan , hat für alle Zeiten gelebt, sagt der Dichter. Ueber solche bedeutende Geister erheben sich dann noch die Großen, welche auf weit hinaus oder auf unabsehbare Zeit auf ihre Nachwelt bestimmend wirkten und zu denen diese zurückkehrt , um sich bei ihnen Rats zu er holen und namentlich in Zeiten der Unsicherheit von ihnen aus wieder neue Wege des Fortschritts zu suchen. Zu solchen Größen zählt in der Malerei, aller dings nur im engeren Kreise seiner Kunst, der Meister, dem diese Lebensskizze gilt. Anton (Anthonie) van Dijck wurde am 22. März 1599 zu Antwerpen geboren. Sein Vater war kein Glasmaler, wie ältere Berichte besagen, sondern ein vermögender Kaufmann, der eine Handlung von Seidenwaren, Tuch, Wollwaren , Posamentierarbeiten, Garn, Band u. s. w. hatte und selbst Exportgeschäfte betrieb. Schon der Großvater hatte eine Seiden- und sogenannte Pfennigwarenhandlung begonnen und sich zu bedeutendem Wohlstand hinaufgearbeitet. Sein Sohn Franz , der Vater unseres berühmten Malers, hatte sich nach kurzer erster Che im Jahre 1590 mit Maria Cupers verheiratet, die ihm inrascher Folge viele Kinder, als siebentes den Sohn Anton gebar.

wohlhabenden Kaufmanns wohl nicht . Als ein Besonderes wird uns überliefert, daß sie einen schönen doppelten Clavicymbal besaß. Was den Haß einer gewissen Jacomijne de Kuec gegen sie bis zu einem allgemeinen Stadtskandal erregt hat, ist uns nicht bekannt. Dieselbe hat Schmählieder gegen den Kaufmann, seine Töchter und das Hausgesinde gedichtet, gesungen und verbreitet, bei Nacht auch den Verhaßten die Fensterscheiben eingeworfen und noch im Gefängnis gedroht , Franz van Dijd zu ermorden. Sie ist 1610 für immer aus Antwerpen ausgewiesen worden. In demselben Jahre kam Anton, nach der Sitte der Zeit in so frühem Knabenalter, in die Lehre, um Maler zu werden.

Rubens verdunkelte damals schon alle seine Mitmeister, doch war es eine besondere, schwer zu erreichende Gunst, bei dem übergroßen Andrang in Rubens ' Werkstatt aufgenommen zu werden. Van Dijck trat mit elf Jahren bei dem berühmten undzu denbesten,, antikischen "Meistern der Vor-RubensSchule zählenden Maler Hendrik van Balen ein (S.35). Belgien war damals das gelobte Land für KünstIer. Die Regenten Isabella und Albert betrieben die 3

Karl Lemcke.

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Restauration des Katholizismus auch aufs eifrigste durch | lernen kann! Es war eine Zeit, wo Jünglinge schon die bildenden Künste. Unter ihrer Regierung wurden Ruhmeskränze gewinnen können . 300 Kirchen erbaut der sog. Jesuitenstil florierte Hendrik van Balen gehört zu den bedeutendsten und sollen in 30 Jahren mehr fromme Stiftungen Meistern der Vor-Rubens - Zeit. Van Dijd konnte gemacht wordensein, als vorher in drei Jahrhunderten. vieles, namentlich einen weicheren Schönheitssinn und Zu den neuen Kirchen gehörten neue Bilder ; auch zartes, glattes Kolorit bei seinem Lehrer, dem Freund in den alten Kirchen gab es viele durch den Bildersturm des Sammet -Breughels und Joos de Mompers absehen. vernichtete Gemälde neu zu ersehen. Van Balen war auch als Portraitmaler berufen, für Und dazu hatte sich die Phantasie des kräftigen, seine schönen Kinderengelgestalten berühmt. (Die Zeit vorher so kühn aufstrebenden, schon früher im Male- schwelgte in Kinderformen und schwärmte dafür. Man rischen sich auszeichnenden Volkes nun erst recht , wie denke außer an Rubens an Duquesnoy und Albani .) von den kirchlichen Leidenschaften des Gedanken- und Aber der Hauptmeister für das ganze junge Antwerpen war Wortstreites und blieb doch ermüdet, der Malerei zu= Rubens : der Erfüller von gewandt . Eine Menge allem, was seine Genostalentvoller, bedeutender erstrebt jen hatten. Meister war erstanden und Jedes seiner ersten schuf; gerade jezt hatte Pe= großen Werke war ein epo= ter Paul Ruchemachender bens, aus Italien zurückgeSieg für seine fehrt, die alten anfangs noch bestrittene Bestrebungen Herrschaft. abgeschlossen Die Kreuzund erkämpfte

in Form und Farbe der neuen belgischen Renaissance vor Freund und Feind ewige Berechtigung. Es war glückliche Zeit. 1607 war ein

aufrichtung" brach die Bahn. Die

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„ Kreuzabnahme" 1611 bestellt, 1612 gemalt, 1614 aufge= stellt, bedeutete den end-

gültigen Sieg. Unter vorläufiger, Hendrik van Balen (S. 34). den aufregen1609 ein feden künstlerister Waffenstillstand auf zwölf Jahre mit den freien Niederlanden schen Kämpfen dieser Zeit hat Anton van Dijck seine abgeschlossen; alles atmete im Frieden auf nach dem ersten Studien gemacht. schrecklichsten Kriege, in dem Nord- und Süd - NiederDie alte Ueberlieferung will , daß er nach zwei land sich zerfleischte, nachdem der Süden die Revolu- Jahren Lehrzeit bei van Balen zu Rubens gekommen tion begonnen hatte, nun aber, durch Spanien nieder- sei und sich hier, noch ein Knabe, schon so hervorgethan geworfen, zum Feind des Nordens geworden war und habe, daß ihn seine Mitschüler gewählt hätten, in einem dabei sich fast verblutete.. frischen Bilde des Meisters, das sie bei einer Balgerei Ende 1508 war Rubens aus Italien nach der beschädigt hatten , die verwischte Stelle neu zu malen. Heimat zurückgekehrt und hatte sich 1509, durch Albert Die Kritik hat nachgewiesen , daß der Missethäter , der und Isabella bewogen, zu bleiben, in Antwerpen ge- in das Bild gefallen sein soll , nicht hat Abraham festigt. Zu seiner Kunst zeigte der Künstlerfürst seinen van Diepenbed sein können, der erst 1607 geboren ist, Mitbürgern auch das Leben eines Künstlerfürsten, wie und daß auch die genannten Bilder, als zu früh oder es der Norden noch nicht kannte. viel später gemalt , nicht passen. Doch wollen manche Die ganze große Künstlerschaft Antwerpens war nicht davon lassen, daß die Ueberlieferung, für die sich allerdings keine weiteren Zeugnisse finden , insoweit aufgewühlt. Alle Bestrebungen in Technik, in Zeich nung, Kolorit, Komposition , gipfelten in Peter Paul richtig sei, daß van Dijck nach paarjähriger Lehrzeit bei van Balen in das heiß umworbene, nur für AusRubens . Jetzt war es leicht, zu lernen, was man er

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Anton van Dijck.

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erwählte unter vielen Bewerbern geöffnete Atelier von abschloß, als der einzige von den nötigen Gehilfen mit Rubens gekommen und so unter dessen Augen und Namen genannt wird und daß speciell für ihn ausbedungen ward, daß er seiner Zeit den Auftrag erhalten Leitung malerisch auferwachsen sei. Andere dagegen nehmen an, van Dijck sei erst als solle zu einem Gemälde für einen Seitenaltar , könnte fertiger jungerMeister in die große Bilderwerkstätte, be- man sonst aus der engen Verbindung der van Dijckschen ziehungsweise Familie mit der Kirche erklären. Aber zu gleicher Zeit Fabrikvon Ru- hat doch auch schon der berühmte , kunstsinnige Graf bens eingetre Thomas von Arundel sich nach van Dijck erkundigt ten, in welcher und bemüht, ihn nach England zu ziehen, denn in einem dieser die von Briefe vom 17. Juli 1620 schreibt sein uns unbekannter ihm allein un- Agent an ihn : Van Dijd ist beständig bei Rubens und möglich zu be man fängt an, seine Werke nur für wenig geringer als die seines Meisters zu schätzen. Er ist ein Jüngling wältigenden Aufträge mit von 21 Jahren, von Vater und Mutter her sehr reich der Hilfe von in dortiger Stadt, so daß es schwer halten wird , daß befreundeten er von dort weggeht; um so mehr, als er sieht, welches und in seinem Glück Rubens gemacht hat. " Dienst stehenAber van Dijck hat sich doch bewegen lassen, nach den Meister England zu gehen. Am 25. November war er schon malern und dort. Wir lesen in einem Briefe an Sir Dudley CarleSchülern aus ton: Ew. Herrlichkeit ist ohne Zweifel davon informiert, daß van Dijck, der berühmte (famous) Schüler führte. F. Jos. van von Rubens , nach England gegangen ist und daß der Faunlopf. den Branden, König ihm ein Gehalt von 100 Pfund des Jahrs gesich, wie andere, daraufstützend, daß van Dijck schon mit 14 Jahren das Portrait eines alten Mannes (bezeichnet 1613) gemalt hat, gibt an, daß er im Jahre 1615 selbständig für sich gearbeitet habe. So wie einige Jahre später der junge Rembrandt van Rijn habe van Dijd mit 16 Jahren für sich Christus und die zwölf Apostel gemalt und Schüler gehalten: Herman Servaes hat die Apostel fopieren müssen. Jene Bilder waren von Willem Verhagen bestellt ; Rubens , Zegers und andere Meister, Kunsthändler u. s . w. haben die ausgestellten Gemälde besichtigt. Wäre van Dijck damals Schüler von Rubens gewesen, so hätte dieser schwerlich die Bilder besonders aufgesucht. Früh reif ist der schöne talentvolle Jüngling gewesen. Im Jahre 1616 hat er für sich, im Jahre 1617 auch für seine Geschwister, mit Vollmacht seines Vaters, Klage gegen seine Vormünder- Schwäger wegen des großmütterlichen Erbes geführt. 1618, im Monat Februar, hat ihn auch sein Vater für mündig erflären lassen, und zwar den jungen Meister, denn am 11. Februar wurde Anton als Meister in die St. Lukasgilde seiner Heimatstadt aufgenommen. Nach der nachträglichen Weinzahlung von 15 Gulden ist es bei dieser Gelegenheit wohl hoch hergegangen. Für sich oder bei Rubens thätig fand van Dijck noch so jung hohe Anerkennung und lenkte die Blicke von Kennern auf sich. Wer Künstler recht Frans Snyders. ausnutzen will , muß bekanntlich ein scharfes Auge für die heranwachsenden Kräfte haben; sie sind dann billig zu haben und obendrein noch dankbar. Ist ihr Ruf gemacht , so werden ihre Werke teuer und geben hat. " Im Februar 1621 hat van Dijck sind sie selber unfügsamer und haben ihren eigenen 100 Pfund als Entschädigung für Seiner Majestät Willen. geleisteten Specialdienst " erhalten. Am 28. Februar Daß der junge van Dijck in dem Vertrag , den aber erhielt er schon einen Paß für acht Monate zu Rubens am 29. März 1620 mit den Jesuiten wegen reisen mit dem Urlaub des Königs. Weiteres weiß man nicht von diesem ersten Aufder Ausmalung der neuen Jesuitenkirche in Antwerpen

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Karl Lemcke.

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T

Raft in Aegypten.

enthalt in England. Man vermutet, daß er damals Epoche vor der Ankunft des Künstlers in Italien herrscht Unklarheit. Dieselbe ist in neuester Zeit noch vermehrt das Bildnis von Jakob I. (Windsorgalerie) und ein Bild vom Grafen Arundel gemalt durch ein Manuskript aus dem vorigen Jahrhundert, jugendlicheres habe. Es ist auch angenommen, seine weitere Reise sei wonach van Dijck viel früher, als man sonst annimmt, vielleicht nach Holland gegangen der Vertrag zwischen nach Italien gereist, und zwar schon am 20. November der Republik und den spanischen Niederlanden lief in 1621 in Genua gewesen sei , sich auch schon 1625 auf diesem Jahre 1621 ab; in Deutschland wütete schon seit der Heimreise wieder in Marseille befunden habe. Was 1618 der Dreißigjährige Krieg. Die Anekdote von sich nach der gewöhnlichen , älteren Annahme auseinnan Dijcks Reise zu Frans Hals wird dann auch von anderzieht, muß dann dicht zusammengedrängt werden. einigen in diese frühe Zeit versetzt. Wir bringen sie an Für die bekannte Idylle von Saventhem bleibt somit anderer Stelle, zum Beispiel wenig Zeit. Nach de Piles wäre van Dijck damals, von RicheDie Behauptung, er habe schon im Oktober 1621 Lieu berufen, in Paris gewesen. Ueber diese ganze Antwerpen verlassen, stimmt aber nicht zu der Ver-

Portrait der sigenden Frau.

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Karl Lemcke.

sicherung, daß van Dijck zu seinem erkrankten Vater geeilt sei, der am 1. Dezember 1622 starb . Der Sterbende habe ihm das Versprechen abgenommen, den Dominikanerinnen für ihre dem Kranken bewiesenen Freundschaftsdienste und Treue ein Bild zu malen ; van Dijck hat das Versprechen sieben Jahre später erfüllt durch einen " Christus am Kreuz ". Die alte Klatschhistorie erzählt, der junge, talentvolle und schöne van Dijck habe die Eifersucht von Rubens durch seine Erfolge als Künstler und durch seineVerliebtheit in Frau Rubens erregt. Der

Meister habe ihm den Rat gegeben, hauptsächlich sich dem Portrait (das auch haupt-

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| flussenden Meisters Rubens in der nicht angenehmen, forcierenden , dem Nachahmer eigenen Weise. Etliche dieser frühen Bilder glaubt man gerade jest wieder gefunden zu haben. Genannt seien : einige Portraits (Dresden) ; „ Der trunkene Silen " ; sechs Bilder aus dem Leben des Decius Mus , gemalt nach den Skizzen von Rubens (van den Branden weist auf die bekannten Bilder in Wien) ; die ,,Kreuztragung " in der St. Paulskirche zu Antwerpen , die nach Bellori das früheste berühmtere Werk war ; die drei in eigentümlicher Weise den in Handel und nach Berlin geratenen Bilder: die ,,Ver-

ſpottung Christi", Die beiden Johannes" und , Die

AusgieBung des heiligen sächlich Geistes ", dann durch die mehrere diesem Bilder in Aufsatz Madrid, beigedarunter gebenen die ange= Nachbil führte dungen „ Gefan= vanDijckscher gennehWerke mung vertreten Christi auf dem wird) zu widmen Delberg." Nach und Italien! nach Ita Wie van Lien zu Jon Snellind. Dijd da gehen . hin ge= Ein Renaissancekünstler mußte übrigens, wenn irgend möglich, langt ist, wissen wir nicht. Bekannt ist die Geschichte Italien gesehen haben. Mancher hat sich dahin gebettelt. von Saventhem, wo er ein Hauptbild dieser seiner Nur Künstler , wie Rembrandt van Rijn , die auch ersten Epoche, den Heiligen Martin", gemalt habe. Statt stetig seines Wegs zu ziehen, habe van Dijck darin protestantisch ihren eigenen Weg gingen, suchten nicht ihre letzte Ausbildung in der welschen Fremde. in Saventhem Halt gemacht. Früher erzählte man, Van Dijd schenkte vor seiner Abreise dem Freund eine Bauernschöne sei die Armida für den neuen Rinaldo und Meister dessen und der Frau Isabella von ihm ge- gewesen, der Italien in den Armen seiner Geliebten maltes Portrait und einen Christus auf dem Delberg", vergessen habe. Jetzt weiß man, daß van Dijck dort ein von Rubens besonders hochgeschätztes Bild , das in der Familie des adligen Drosten Martin van Ophem einen Ehrenplatz in seinem Hauptsaal erhielt und das verkehrte. Der kunstsinnige Drost habe bei ihm das bei Versteigerung des Rubensschen Nachlasses für Bild des heiligen Martin bestellt ; van Dijd verliebte 1200 Gulden nach Madrid verkauft wurde, wo es sich sich in die siebzehnjährige Isabella van Ophem - nicht in die ältere, schon lange verheiratete Schwester Anna. noch befindet. Rubens' Gegengeschenk war ein herr liches Pferd zum Ritt in das gelobte Land der Kunst. Um länger zu bleiben , habe er noch das Bild „Die heilige Familie" gemalt, und schließlich um die Hand IsaVon den Bildern van Dijds aus dieser voritalieni schen Periode zeigen manche den Stil des alles beein- bellas angehalten, vom Vater jedoch Abschlag erhalten .

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Anton van Dijd.

Es braucht das nicht bloß aus Adelsstolz geschehen zu sein. Der Drost van Ophem hat vielleicht aus anderen Gründen dem jungen, schönen , hochbegabten und vermögenden Künstler sein Kind nicht anvertrauen wollen : in Antwerpen ließ dieser eine Geliebte mit einem Töchterchen, genannt Maria Theresia, zurück. Nachder, zum Beispiel bei Guiffrey angenommenen Version, daß van Dijck schon im Oktober 1621 nach Italien gereist sei , kann diese Episode von Saventhem nicht so lange gedauert haben. Van Dijck hat danachden Auftrag zu dem berühmten „ Heiligen Martin" von dem Grafen und Baron Ferdinand de Boisschot erhalten. Als er das fertige Bild nach Saventhem brachte, bekam er die Bestellung eines zweiten Bildes , der

Meister gewirkt hätten. Von da sei er nach Genua gegangen. Nach dem schon angeführten Manuskript sei er in Genua schon am 20. November 1621 gewesen . Hier traf er den Jugendfreund Jan Breughel, des SammetBreughels Sohn und dessen Verwandte , die Brüder Cornelis und Lucas de Wael. Mit den Empfehlungen seines berühmten Meisters und wohl auch kirchlicher Freunde , eingeführt durch seinen Reisegenossen Vanni und besonders auch durchschon eigenen Ruhm fand der junge, feinsinnige Nachfolger der Pourbus, Rubens und an= derer Lands= Leute schnell Zutritt in die Kreise der hohen Aristokratie und Hierarchie von Italien. Alle Ver-

„Heiligen Familie", als Pendant zum ,,HeiligenMartin " , das aber erst nach der Reise ausgeführt sei. Von dem Vater Isabellas beiseiner Bewerbung abgewiesen, zog er weiter. Für Heiligen den Martin" von van Dijck sieht man jetzt das Vorbild in ei= nem Bilde von Rubens. In-

J. van Kessel.

teressant sind die Schicksale, welche das Kleinod von Saventhem gehabt hat. Die Bauern haben es als ihr Palladium betrachtet und sind schon mit Wehr und Waffen dafür eingetreten . Einmal hat die Wachsamkeit der Hunde das Bild gerettet, als ein reicher Amerikaner dasselbe durch einen später wegen Mordes hingerichteten Strolch stehlen lassen wollte. Ueber die Reise van Dijds nach Ztalien gibt es keine Nachrichten. Die früheren Angaben lassen ihn den ersten unauslöschlichen Eindruck von Venedig erhalten, wo Tizian , Paolo Veronese und die ganze herrliche, nach kolorit und Lebensauffassung seiner Begabung so zusagende Schule auf den jungen flandrischen

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hältnisse waren ihm günstig, feine Wege geebnet. hatte Er seine technische Schule in Antwerpen und un= ter einem Rubens durchge = macht, seine gesellschaftliche in Rubens ' vor= nehmem Hause und auch schon am englischen Hofe und auf sonstigen Reisen. Aufträge der bedeutend

sten Art, so im Portrait, so im Kirchenbild, riefen sogleich seine ganze, schöne, künstlerische Kraft zur vollsten Anspannung. Die großen italienischen Meister, Tizian vor allen, wirkten auf das hochbegabte Glückskind befreiend. Er streifte durch sie ab , was er gegen sein eigentliches Wesen von dem kraft- und lebensstrogenden , in dramatisch-stürmischer Aktion schwelgenden Meister Rubens angenommen hatte. Er besaß nicht die bis ins Kolossa= lische gehende Gewalt und Wucht , nicht die oft ins Gargantuanische gesteigerte sinnliche Lebenskraft ; er hatte auch nicht die unerschöpflich vorquellende Erfindungskraft von Rubens. So betonte er in seinen historischen Bildern, übrigens einer damaligen in Ge-

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Karl Lemcke.

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Männertopf (Rarl I. ).

fühlsseligkeit schwärmerischen Zeitströmung entsprechend, das Gefühl. Vorwürfe, die ihm zusagten, wiederholte er gern. Das Portrait, das keine Erfindung verlangte, wurde sein Hauptfach. Was die anderen großen Italiener, Raffael, Tizian

voran, schon gethan und jetzt ein Guido Reni und Genossen wieder so vortrefflich übten , die Umsetzung des Adels der Antike für die moderne adlige Erscheinung, das ging auch auf van Dijck malerisch über in Fleisch und Blut.

Peter Paul Rubens.

Don Anton van Dyck.

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Anton van Dijd.

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Die Maler der Renaissance haben in solcher Weise | die Portraits der Marchesa Durazzo , des Kardinals die Muster für die Erscheinung gegeben , nach denen Bentivoglio , der drei Kinder mit dem Hündchen u. a. das Leben sich wieder modelte. Für den Norden Unter anderen kirchlichen Bildern malte er heilige Fahat das keiner mehr gethan als Anton van Dijck, milien, die Grablegung im Palazzo Borghese, die Mader die Begabung , alles , was er wollte, in eine ge- donna im Palazzo Pitti , die h. drei Könige , die Aufwisse aristokratische Vornehmheit zu tauchen, in Italien erstehung u. s. w. In Rom , wohin er mit Jan Breughel ging , zog ausbildete und zurückbrachte und damit den Norden er sich durch vornehmes , zurückhaltendes Wesen den entzückte. Der Kampf zwischen der Aristokratie und Demo- Spott und Zorn der in rüdem Wesen und wüſtem fratie wurde damals im Norden der Alpen durch | Zechen einen genialiſch schlimmen Ruhm suchenden gekämpft : die Vorkämpfer waren einerseits die freien, Niederländischen Schilderbent (Malerverein) zu . Sie republikanischen Holländer und die Puritaner Eng = hatten schlimme Kritik für den stolzen pittore cavalands , das gegen Aristokratie und Hierarchie , könig- lieresco , wie sie ihren Landsmann spöttiſch nannten, lichen und päpstlichen Absolutismus sich wehrende und sollen ihm auch Rom verleidet haben , so daß er Bürgertum ; auf der anderen Seite stand ein noch 1624 nach Genua zurückkehrte. Van Dijck , der die mächtiger , selbstbewußter Adel , die Feudal-Barone, wichtigsten Kunststädte Nord- und Mittelitaliens zwidie erst durch Richelieu und endgültig durch Louis XIV. schendurch schon besucht , in Mailand auch eine Kopie allmählich zu gefügigen Höflingen und Dienern des von Lionardo da Vincis Abendmahl gemalt hatte, ging fürstlichen Absolutismus herabgedrückt wurden . Abso- von Genua nach Sizilien , wo wieder Aufträge des lutismus und Beamtenherrschaft nivellierten noch nicht. Vicekönigs Philibert Emanuel von Savoyen ihn soDurchdie Geistesstrudel im Gefolge der Renaissance gleich ehrten . Doch trieb ihn die Pest bald nach Genua und besonders im Gefolge der Reformation war, hier zurück, wo er die von Philibert bestellte Madonna del früher , dort ſpäter , der alte kirchliche Bann , der die rosario fertig malte. Am 4. Juli 1625 soll van Dijck auf der HeimGeister gefangen hielt und das eigentliche Mittelalter nach Gutem und Beschränktem charakterisiert, gebrochen. reise in Marseille gewesen sein. Wie und wann er Die Subjektivität hatte sich entwickelt und entwickelte heimgekehrt ist , weiß man nicht. Am 12. Dezember sich des weiteren und die Menschen bekamen dadurch 1625 erklärten seine Brüder und Schweſtern daheim neuen , individuellen Geistesausdruck gegenüber dem vor Gericht , daß er noch im Ausland sei . Man hat Massengepräge, das im Mittelalter herrschte und na sonst angenommen, er ſei 1626 zurückgekehrt . Fabeln mentlich dem weiblichen Geschlechte noch länger als haben sich wegen des Mangels an Nachrichten gebildet, dem männlichen, früher geistig durchgearbeiteten, eigen- daß er in Antwerpen mit seiner Kunst mißachtet worden tümlich blieb. sei und Not gelitten, Rubens ihn protegiert, ihm auch Die Gesichter erhielten neuen Ausdruck und die eine Tochter erster Che angeboten habe, die er, nebenbei bemerkt, gar nicht besaß. Wegen eines Portraits Menschen lernten Neues daraus lesen. Die Kunst hatte allsogleich die neue charakteristische des Gouverneurs der Festung Briel, bezeichnet 1627, Erscheinung ergriffen : die Portraitmalerei hatte ihren hat man vermutet , daß van Dijck sich gar nicht gleich großen Aufschwung genommen ; die Flut lief noch wieder in seiner Vaterstadt gefestigt , sondern vielleicht immer an. An einen Rubens reihten sich jetzt gerade in Holland aufgehalten habe. 1628 ist er urkundlich van Dijk, Velasquez , Rembrandt van Rijn und die in Antwerpen. Am 6. März hat er ein Testament gemacht, im selben Jahr trat er auch in die Genossenbedeutenden niederländischen Genossen. Anton van Dijck zählte seit seiner italienischen Reise schaft der h. Jungfrau und malte für 300 Gulden für zu den ersten der großen Portraitmaler. Als Haupt- sie das Bild der H. Rosalie mit Maria, dem Christussache bleibt auch für ihn seine Erfassung und Wieder- kinde und Peter und Paul, für die Auguſtiner St. Augabe des Lebens , darüber hinaus wurde er dann noch, gustin in Verzückung vor der h. Dreifaltigkeit . In wie schon gesagt , der Lehrmeister des Nordens für Holland und Belgien ward nun sein Ruhm gleich groß. aristokratiſche , ſo männliche wie weibliche Erscheinung . Rubens war damals auf seinen diplomatischen MiſEr ist später oft bis zur Manier darin gegangen ; fionen , wenn auch die Werkstattarbeiten fortgingen . auch diese und die Masse seiner Leistungen wirkten Bild auf Bild ging nun aber auch aus van Dijcks Atelier hervor, hoch bezahlt ; zu Kirchenbildern kamen . wieder auf die Masse des Publikums , das viel ver trägt und viel benötigt , um Wirkung zu verspüren. Bilder aus der Mythologie und Allegorie und PorEs genüge hier anzuführen , daß van Dijck noch auf | traits . So besaß Rubens allein außer den schon oben solange eben der neue steifere , franzö- genannten Bildern von van Dije Antiope und Jupiter Lange hin sische Stil durch Louis' XIV. Uebergewicht nicht ganz als Satyr , drei h . Hieronymus , St. Ambrosius , Be= | St. Martin , die Dornenkrönung (nach Madrid für als ein Hauptvertreter aller Bedurchgedrückt war strebungen der Renaissance oder der sogenannten an= 1000 Gulden verkauft) , das Haupt von St. Georg tikischen Schule gegenüber Rembrandt van Rijn und und den Kopf eines Gewappneten. Van den Branden der holländischen realistischen Schule auf den Schild gibt dazu einen Auszug von Gemälden van Dijcks mit den sehr hohen derzeitigen Schätzungspreisen und weist gehoben wurde. Zu den berühmtesten Bildnissen gehören seine des weiteren auf die berühmten Bilder Venus bei Reiterbilder von Antonio Giulio Brignole , Giov . | Vulkan und Simſon und Delila im Belvedere, Danae Paolo Balbi und Thomas de Carignan von Savoyen, im goldenen Regen in Dresden, Cupido mit der Nymphe 4

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Karl Lemcke.

Anton van Dijck.

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eingeschlummert in Hampton- Court und die Bilder, die legenheiten zu verschenken . Ein paar hundert Portraits ſeinerzeit Willem III . beſaß : die Zeit, welche der Liebe | gehen in England auf seinen Namen. die Flügel kürzt, Achilleus unter den Jungfrauen , die Natürlich konnte der Künstler , so geschickt und Liebe, und die Schule der Liebe. fleißig er war, nicht alles allein bewältigen. Er hatte Van Dijd genoß bei solcher hochbezahlten Thätig- gleich Rubens und anderen viel in Anspruch genommekeit eines Wohlstandes, daß er 1630 bei einer Anleihe nen Künstlern, gleich den alten Meistern eine Werkstatt, ſeiner Vaterstadt im Betrage von 100000 Gulden für in der Meiſtermaler und Schüler halfen. Er malte sich allein 4800 Gulden zeichnete. Er wurde damals an jeder Person eine bestimmte Zeit , es heißt eine auch an den Hof zu Brüssel beschieden und zum Stunde, legte das Portrait an und skizzierte die Figur. Hofmaler mit einem Jahresgehalt von 200 Gulden Dann mußte man ihm die Kleider schicken und nun ernannt. Er malte damals die Erzherzogin Jsa- wurde das Bild fertig gemacht. Für die Hände habe bella und den Marquis von Aytona (Louvre). 1630 er besondere Modelle gehabt. Mit den vielen Wiederließ er sich auch bewegen für Kortryk die „Kreuz- holungen königlicher und anderer Personen hat er sich aufrichtung" zu malen. (Auch darüber existiert eine schwerlich persönlich aufgehalten. (Von Bildern des Lügengeschichte.) Königs und der Königin gehen allein in England nahe= zu 50, darunter 7 Reiterbilder Karls auf seinen Na1631 hatte er wie Rubens die Ehre eines Be suchs der Königin Mutter von Frankreich, Maria von men.) Medicis. 1634 ging er auf einige Zeit nach Belgien zurück. Schon 1629 hatte König Karl I. von England durch 1635 war er wieder in London und setzte die rastlose Endymion Porter , mit dem van Dijck sich zusammen Thätigkeit zu allen möglichen aufreibenden Vergnügemalt hat, van Dijcks Rinaldo und Armida " gungen fort. Der englische Hof und Adel tanzte daankaufen lassen. Möglich , daß van Dijck nicht mals auf einem Vulkan. Die Sitten waren derart, neben Rubens, der seit 1630 wieder seinen bleibenden um den heiligen Zorn der Strenggläubigen zu erregen . Van Dijck hatte den Ruf, einer der gefährAufenthalt in Antwerpen nahm , sein Atelier weiter führen und den Zweiten spielen mochte , wo er die lichsten Verführer zu sein. Uebermäßige Arbeit, Jahre während Rubens' diplomatiſcher Thätigkeit der Liebe, Verschwendung erschöpften den Mann und sein Erſte gewesen war. Troy unangenehmer Streitigkeiten ungeheures Einkommen. Karl I. versuchte dem verhängnisvollen, den Künstund Mißverſtändniſſe mit dem engliſchen Agenten Gerbier folgte er dem Rufe nach England . Er soll über ler zu Grunde richtenden Leben ein Ende zu machen. Holland dahin gegangen sein und nach Houbraken die Er verheiratete ihn 1639 oder 40 mit Maria Ruthven, hübsche Bekanntschaft mit Frans Hals ins Werk ge- damals im Hofstaat der Königin und eine der schönsten ſezt haben. Ein flotter vornehmer Kavalier habe sich jungen Damen ihrer Zeit, aus dem Geschlecht der bei dem Freund der Schonke Frans Hals zum schnellen | Grafen von Gowrie und verwandt mit den Stuarts . Abkonterfeien eingefunden . Meister Frans habe sich Der Künstler war schon leidend und die schlimme hingeſeht und mit ſeiner berühmten Haftigkeit das Bild | politische Zeit in England begann. Van Dijck hat ſich des Fremden auf die Leinwand gezaubert, so daß dieser noch bemüht , den Auftrag für die Wandgemälde in ganz betroffen gewesen sei . Aber dann habe derselbe Whitehall zu erhalten. Seine Forderung aber war zu gesagt : „Wenn das Malen so gemächlich geht, will ich hoch ; es mangelte an Geld . Schon mehrere Jahre doch auch einmal versuchen, Euer Portrait zu machen " war ihm sein Gehalt nicht ausbezahlt. Rubens starb und habe ſeinerſeits Pinſel und Palette genommen und 1640 in Antwerpen und van Dijck ging über Holland losgemalt und gesagt : „ Es ist fertig. " Wie aber Frans dahin, vielleicht um ein Asyl gegen den Sturm zu Hals das Portrait ſieht, ruft er : „ Du bist van Dijck ! | suchen. Im Januar 1641 war er in Paris , dort den Das kann kein anderer ! " Auftrag für die Ausmalung der großen Louvre- Galerie Und nun hatte van Dijck Antwerpen mit London zu erwirken . Doch Poussin wurde dafür aus Rom bevertauscht und war der Günſtling eines kunstliebenden rufen. Königs und der reichen englischen Aristokratie. Jm Er war in Paris schon schwer krank. Frühling 1632 in London angekommen, wurde er schon In allen Hoffnungen getäuscht, ging er nach Lonam 5. Juli zum Nitter ernannt und mit goldener Kette don zurück, um dort dahinzusterben. Am 1. Dezember und diamantenbeseztem Medaillonbild des Königs 1641 wurde ihm eine Tochter, Justina Anna, geboren . geehrt. Drei Tage später machte er immer noch als reicher Im Oktober wurde ihm außer der Bezahlung der Mann und als ein sorgsamer Verwalter und gewiſſenGemälde ein jährlicher Gehalt von 200 Pfund zuge hafter Vater und Bruder sein Testament. Für die sprochen. Inigo Jones mußte ihm ein Haus einrichten. Schweſtern und die uneheliche Tochter und Gattin und Aufträge strömten ihm zu ; Gold floß herein. Rubens ' eheliche Tochter traf er eingehende, umsichtige Beſtim= Beispiel wirkte ; gleichzeitige italienische Maler auf der mungen . Am 9. Dezember 1641 war sein Todestag . Als Höhe der Gunstwoge liebten fürstliches Großthun . Van

Dijck suchte womöglich alle zu übertreffen ; der Künstler machte ein Haus wie die englischen Großen . Was reich und vornehm war , wollte von ihm gemalt sein. Es soll Mode gewesen sein, gleich mehrere Bilder bei ihm zu bestellen, um sie für besondere Ge-

Kolorist und Portraitmaler zählt er zu den Größten seiner Kunst.

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in starkes Deutschland ist die beste Gewähr für den Ein Frieden ! Dieses Ariom hat in letter Zeit die Runde durch die Preſſe aller Länder gemacht. Seine Richtigkeit liegt auf der Hand . Das im Herzen unseres Weltteils gelegene Deutsche Reich hört nur dann auf, ein Gegen stand lüsterner Eroberungsgier für seine Nachbarn rings um zu sein , wenn es in sich geeinigt und derartig gerüſtet iſt, um allen Uebergriffen , mögen sie kommen, von welcher Seite sie wollen , gewappnet und mit Aussicht auf Erfolg entgegentreten zu können . Andererseits ist nur ein wehrhaftes und gerüstetes Deutschland imſtande, einen erbitterten Kampf zwischen anderen Mächten zu verhindern, indem es , wenn alle Vermittlungsversuche des „ehrlichen Maklers" fehlschlagen , das volle Gewicht seines guten Schwertes in die eine Seite der Wag schale wirft und damit seinem Verbündeten ein solches Uebergewicht verschafft , um schlimmsten Falls den blutigen Krieg mit wuchtigen Schlägen rasch beendigen zu fönnen. Die ausschlaggebende Bedeutung, die ein gut geschultes Heer für den Beſtand des Staates hat, ist namentlich von den Hohenzollernfürsten stets ganz und voll erkannt worden. Von jeher haben sie mit ganzer Thatkraft sich der Ent wickelung des heimischen Heerwesens gewidmet und oft genug an der Spiße ihrer Truppen kühnen Mutes für ihr gutes Recht gestritten . Von dem Andenken an die Schlacht von Fehrbellin , welche dem Vordringen der Schweden auf deutschem Boden ein Ziel sette , ist der Name des großen Kurfürsten unzertrennlich. Friedrich der Große stand jahrelang mit zäher Kraft einer gegen den „ kleinen Marquis von Brandenburg" verbündeten Welt in Waffen gegenüber, und als sein Heer in den Unglückstagen von Jena und Austerlig durch die Scharen des korsischen Eroberers zertrümmert ward , so war damit doch dem kleinen Preußen der Mut nicht gebrochen . Tapfere und kühne Männer errichteten auf neuer und gesunder Grundlage ein anderes Heer, das zweimal mit den Verbündeten dem geschlagenen Feind bis in die Hauptstadt seines Reiches folgte und vom eroberten Paris aus der Welt den ersehnten Frieden wiedergab . An die Stelle der geworbenen Soldaten , die nach einer verlorenen Schlacht in Massen fahnenflüchtig wurden und stets dem zu dienen geneigt waren, der am höchsten zahlte , füllten jezt die Landessöhne die Reihen des Heeres, denen Vater: landsliebe und Königstreue den Mut befeelte. „ Jeder Deutsche ist wehrpflichtig und kann sich in Ausübung dieſer ſeiner Pflicht nicht vertreten lassen." In der Zeit tiefster Schmach und Erniedrigung ist das Volksheer geschaffen , fußend auf dieser Anschauung , die heute den Grundsay bildet, auf welchem sich das Heerwesen des neuerstandenen Deutschen Reiches aufbaut. Niemand vermag sich der Thaten unserer tapferen Truppen während des glorreichen französischen Krieges in den Jahren 1870 und 1871 zu erinnern , ohne zu: gleich mit Verchrung und Bewunderung des greifen Helden zu gedenken , der die deutschen Heere von Sieg zu Sieg geführt. Des Deutschen Reiches erster Kaiser , Wilhelm der Siegreiche, ist indes nicht nur ein hehrer Schlachten: lenker, der ohne Zögern zum Schwerte greift, wenn das

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Wohl des Reiches dies erheischt, sondern auch ein gottbegnadeter Friedensfürst, dessen ganzes Bestreben darauf gerichtet ist , den Frieden zu erhalten und das Volk die Früchte seiner Arbeit in Ruhe genießen zu lassen. Mit wachsamem Auge verfolgt und leitet der Kaiser dabei die Entwickelung des deutschen Heerwesens , seine von allen Seiten als musterhaft anerkannte Organiſation, die friegerische Ausbildung der Truppen , ihre Bewaffnung und Ausrüstung , prüft die Befähigung der Führer und befiehlt alle Maßregeln, die geeignet ſcheinen, das deutſche Kriegsheer stets kriegsbereit zu halten . Alles das erscheint doppelt notwendig, da unser westlicher Nachbar eingestandenermaßen die Absicht keineswegs aufgegeben hat, die deutschen Lande Elſaß und Lothringen bei sich darbietender Gelegenheit wieder an sich zu reißen. Wie Kaiser Napoleon III. vor siebzehn Jahren den Vorwand zum Kriege mit dem friedliebenden Deutschland vom Zaune brach, so wird auch die französische Republik in ihrem Revanchebedürfnis schon die äußere Veranlassung für einen zweiten Krieg zu finden wissen , wenn man jenseits der Vogesen einmal wieder „ archiprêt “ zu ſein glaubt. Ob das nach dem Ausspruch unseres großen Kanzlers in zehn Tagen , in zehn Wochen oder in zehn Jahren der Fall sein wird , ruht im Schoße der Zukunft. Ein neuer kriegerischer Zuſammenſtoß zwischen beiden Nationen , die besser daran thäten, ſich im friedlichen Wettstreit auf den Gebieten des Handels und der Gewerbsthätigkeit mit: einander zu messen , scheint unvermeidlich. Ein solcher könnte leicht zum Kriege „bis aufs Meſſer“ werden, zum „ saigner à blanc " führen, wie das geflügelte Wort des Fürsten Bismarck lautet. Denn in Deutſchland wird die Empörung allgemein über die steten Heßercien und Nergeleien , über die Lügen und Verdächtigungen , die mit Bezug auf unser Reich und seine Bewohner von den französischen Blättern mit boshafter Verechnung ohne Unterlaß ausgestreut werden, und ich darf dreift behaupten, daß die deutschen Soldaten heute mit einem Gefühl feindseliger Erbitterung in den Krieg gegen Frankreich ziehen würden , das ihnen 1870 gänzlich unbekannt war. Wir

versehen uns nach mehrfachen traurigen Erfahrungen von den Franzosen, falls sie als Sieger auf deutschem Boden erscheinen ſollten, nichts Gutes, aber es wäre leicht möglich), | daß unsere Soldaten, wenn uns das Kriegsglück abermals begünſtigen sollte , auch einmal gründlich mit der „ grrrrande nation " abrechneten , und wenigstens einige von den Uebelthaten wirklich begingen , die das eitle | Volk in seiner thörichten Dummheit den sogenannten „ Barbaren“ bis jezt verleumderischerweise in die Schuhe geschoben hat. Abgesehen von den Gefahren , die dem Deutschen Reiche unter Umständen von seiten des östlichen Nach| barn, des russischen Kolosses, drohen könnten, haben schon [ die unausgefeßten Rüstungen Frankreichs uns dazu genötigt, fortwährend auf die Verbeſſerung unserer Heereseinrichtungen und auf die Verſtärkung der Armee Bedacht zu nehmen . Erst kürzlich hat ein bezüglicher Entwurf dem Reichstage vorgelegen, welcher eine Vermehrung der Bataillone und Batterien und die regelmäßige Einberufung einer größeren Zahl von Mannschaften zu den Fahnen bezweckte. Dieſe lcßte Maßregel ſollte namentlich der eigentlichen Schlachtenwaffe , der Infanterie , zu gute kommen. Während gegenwärtig die Friedenspräsenz des deutschen Heeres ein Prozent der Bevölkerung nach der Zählung vom 1. Dezember 1875 beträgt, wollte man der Berechnung des Friedensstandes die stark angeschwollene | Bevölkerungsziffer aus dem Jahre 1880 zu Grunde legen. Das betreffende Gesetz ist vorläufig nicht zustande ge= kommen. Ob die geplante Verstärkung eine Notwendigkeit

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ist, darüber möge sich der freundliche Leser durch Vergleichung der nachfolgenden Angaben sein Urteil selbst bilden.

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Die französische Republik hat, wie die meisten europäischen Staaten , nach 1870 die allgemeine Wehrpflicht eingeführt und ihr Heerwesen in den wesentlichsten GrundDie Friedensstärke des deutschen Reichsheeres , das | zügen den deutschen Einrichtungen nachgebildet, ohne ansich bekanntlich aus den selbständigen Armeen von Preußen scheinend den Verhältnissen des eigenen Landes und Volkes und der mit dieser eng verbundenen Kontingente der überall gebührend Rechnung zu tragen. Man hat in kleineren Bundesstaaten, von Bayern, Sachsen und Würt | Frankreich ungeheure Summen auf die Beschaffung eines temberg zusammenseßt , beträgt nach dem Etat für 1886 neuen vorzüglichen Kriegsmaterials an Geſchüßen und Gebis 1887 18150 Offiziere, 427 274 Mann, 81773 Dienst: wehren verwandt, man hat nach einem großartigen Syſtem pferde, 1374 Feldgeschüße. In dieser Zahl sind 7000 bis die Ostgrenze in ihrer ganzen Ausdehnung - der chine8000 Einjährig - Freiwillige , etwa 2500 Kadetten , die | ſiſchen Mauer vergleichbar · - durch einen dreifachen Gürtel übungspflichtigen Ersatreservisten I. Klasse und die Mann- von Befestigungen gesperrt und ein zahlreiches Heer ge= schaften der Gendarmerie, 9500 Köpfe, nicht einbegriffen . schaffen , das vieles von den Eigentümlichkeiten früherer Von der Gesamtsumme entfallen auf die 504 Bataillone französischen Armeen abgestreift hat, aber in dem man beder Infanterie und der Jäger , mit Einschluß der Land: strebt ist, die guten militärischen Eigenschaften der franzöwehrbezirkskommandos , der Unteroffiziersschulen u. s. w. fischen Soldaten zu erhalten und zu entwickeln. 10274 Offiziere , 294970 Mann. Die Kavallerie mit Die heutige französische Armee zählt im Frieden ihren 465 Schwadronen ist 2358 Offiziere, 64589 Mann, 26 974 Offiziere , 496850 Mann , 124 932 Pferde , und 62469 Pferde ſtark ; die Feldartillerie zählt in 334 Bat- | nach den Vorschlägen des Generals Boulanger soll sie terien 1801 Offiziere , 34817 Mann und 16847 Dienst noch um 72 000 Mann, das ist auf 526 130 Köpfe erhöht pferde, die Fußartillerie in 31 Bataillonen 729 Offiziere, werden. Davon befinden sich in Tonkin und den ver16349 Mann. An Pionieren und Eisenbahntruppen be- schiedenen Kolonien 734 Offiziere und etwa 25 000 Mann ; stehen 21 Bataillone und 1 Kompanie mit zusammen in Algier und Tunis 3007 Offiziere, 64 595 Mann und 421 Offizieren, 10849 Mann, und der Train, dieſes ach | 20461 Pferde , doch muß man mit diesen leßteren, nach so wichtige impedimentum" für jedes Heer, verfügt in | dem Vorgange des leßten Krieges, auch bei europäiſchen 18 Bataillonen und 1 Kompanie über 200 Offiziere, | Verwickelungen rechnen . Die Infanterie gliedert sich in 4825 Mann und 2457 Dienstpferde. Die an der Gesamt: | 649 Bataillone und zählt 12 100 Offiziere, 294 927 Mann ; fumme fehlenden 2367 Offiziere, 875 Mann verteilen sich die Kavallerie ist in 398 Schwadronen 3621 Offiziere, auf die Offiziere der Stäbe und besondere Formationen, 65 676 Mann und 63 193 Pferde stark ; die Artillerie um: die hier außer acht gelassen werden können , wie denn faßt Feldartillerie, Festungsartillerie und Pontoniere, hat überhaupt die auch bei den Angaben über die anderen eine Stärke von 3369 Offizieren , 68 240 Mann und Heere sich ergebenden Unterſchiede zwischen den Gesamt- | 31 818 Pferden ; die Feldartillerie besigt in 449 Batterien zahlen und den Teilziffern auf den fortgelaſſenen Militär- 2694 Geschüße ; die 4 Regimenter Genietruppen zählen personen der Stäbe und Adminiſtrationen beruhen. 914 Offiziere, 10502 Mann, 1007 Pferde ; und der Train In der Kriegsformation zerfällt das deutſche Reichs- | beſteht in 20 Schwadronen aus 412 Offizieren, 9128 Mann, heer nach der Art der Verwendung in die Feldarmee, | 2300 Ordonanzen als Diener nichtregimentierter Offiziere die Ersagtruppenteile und die Besagungstruppen. Die und 9954 Pferden . Die Gendarmerie dient, wie in Deutscheigentliche Feldarmee besißt in 503 Bataillonen, 372 Schwa: land, in erster Linie den Zwecken der öffentlichen Sicherdronen, 340 Batterien und 77 Pionierkompanien mit den heit. Sie ergänzt sich aus ausgesuchten Mannschaften des zugehörigen Trains, Kolonnen und Adminiſtrationen eine Heeres und bildet im Kriege Feldgendarmerieabteilungen . Im Kriegsfalle schwillt die durch ihre Reservemannschaf Stärke von etwa 19391 Offizieren , 744031 Mann, 242415 Pferden und 2040 Gefchüßen. Die Erfaßtruppen- | ten verſtärkte Armee, nun Armee erſter Linie genannt, nach teile, ihrer Bezeichnung nach dazu beſtimmt, Mannschaften | französischer Berechnung auf 2051459 Mann an . Zu zum Ersah der bei der Feldarmee entstandenen Lücken ihr gesellt sich die aus den unseren Landwehrmännern verheranzubilden, zählt in 161 Bataillonen, 93 Schwadronen, gleichbaren Mannschaften der Territorialarmee gebildete Ar74 Batterien und 80 Pionierkompanien 4796 Offiziere, mee zweiter Linie. Sie iſt entſprechend der Armee erster Linie 296614 Mann , 31373 Pferde und 444 Geſchüße. Die in Cadres gegliedert und ſoll 2057 196 Mann ſtark ſein . DemBesatzungstruppen endlich dienen zunächst zur Festhaltung nach beläuft sich die Kriegsstärke des französischen Landheeres der festen Pläge und bilden 421 Bataillone, 144 Schwa: auf 4108655 Köpfe. Es mag dahingestellt bleiben , ob dronen , 54 Batterien und 316 Kompanien Pioniere mit diese Zifferzusammenstellung , in der außerdem zahlreiche zuſammen 11240 Offizieren , 416032 Mann, 38943 Pfer- | Mannschaften einbegriffen sind , die gar keine oder doch den und 324 Geschützen . Die Gesamtstärke des Heeres nur sehr ungenügende militärische Ausbildung genossen zu Kriegszeiten, die aber, wie aus dem Vorstehenden er- haben, nicht darauf abzielt, dem franzöſiſchen Volke , das hellt, keineswegs in erster Linie auf dem Kampfplage er- in seiner Allgemeinheit keineswegs einen neuen Krieg ſcheinen kann , ſtellt sich auf 35427 Offiziere , 1456677 wünscht , erhöhtes Vertrauen zu dem Ausgange eines Mann , nebst 27000 Köpfen an Aerzten , Zahlmeiſtern, solchen einzuflößen . Aber selbst wenn man erheblich niedRoßärzten , Büchsenmachern , Sattlern und Hilfspersonal rigere Zahlen , als die von französischer Seite aufgeim allgemeinen , 312731 Pferde , 2808 Geschütze. Ein stellten und hier wiedergegebenen , für die wirklich von mobiles Armeekorps umfaßt etwa 900 Offiziere , 38000 den Franzosen in das Feld zu stellende Armee annimmt, so bleibt doch die bedeutende numerische Ueberlegenheit Mann, 13000 Pferde, 100 Geſchüße. Zum Landſturm gehören alle wehrfähigen deutschen im Vergleich zu der deutschen Truppenmacht bestehen . Sämtliche französische Hecreseinrichtungen kehren ihre Männer , vom 17. bis zum 42. Lebensjahre , die nicht zum Heeresdienst herangezogen sind . Der durch Gesek | Spitze gegen das Deutsche Reich, und um bei Ausbruch unter völkerrechtlichen Schuß gestellte Landsturm dient eines Krieges des ersten raſchen Erfolges sicher zu sein, im allgemeinen lediglich zum Schuße des eigenen Herdes . | sind in die Departements der Ostgrenze starke KavallerieEr bildet damit keinen integrierenden Teil des deutschen massen zusammengedrängt. Die dort garnisonierenden Heeres, und es ist ziemlich müßig, wenn ein französischer Infanterietruppen haben schon im Frieden einen stärkeren. Schriftsteller seine Stärke auf 993 000 Mann berechnet . Mannschaftsstand , und sämtliche Feldgeschüße der Armee

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ſind fortwährend friegsmäßig bespannt, so daß sie auf den | Opoltſchenie oder Reichswehr je 200 000 Ratniks , zu Fußdruschinen und reitenden Sotnien gegliedert , bereit ersten Ruf in das Feld eilen können . Wir unsererseits vertrauen auf die erprobte Voll- stehen, den heimischen Boden zu verteidigen. kommenheit unserer Mobilmachungsvorkehrungen, die den Eine derartig formidable Macht müßte um ſo mehr raschen Aufmarsch des Heeres ermöglichen ; auf die Wir- imstande sein, jeden Gegner einfach zu erdrücken, als Rußland kungen des Repetiergewehrs, mit dem binnen wenig Wochen der klimatischen und geographischen Verhältnisse des die gesamte deutsche Infanterie bewaffnet sein wird und Landes wegen von einer feindlichen Invaſion wenig zu mit deſſen Einführung wir in „ affenartiger Geschwindig: | befürchten hat. Aber es iſt auf andere Weiſe dafür gekeit“ den Franzosen „ über“ geweſen ſind ; auf unsere nach | sorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen . Wer Zahl und Eigenschaften überlegene Reiterei , denn der weiß, ob die Organiſation und die Bewaffnung des Heeres Franzose ist ein schlechter Reiter und schlechter Pferde: den kaiserlichen Vorschriften gemäß überall durchgeführt pfleger ; vor allen Dingen auf die herrschende Mannszucht ist ? Wahrscheinlich fehlt darüber selbst in Rußland die und den , Offiziere wie Mannschaften in gleichem Maße genaue Kenntnis, denn der Zar „ das Väterchen ” kann nicht beseelenden Geiſt treuer Pflichterfüllung, williger Hingebung | überall ſein und ſehen, er ist manchmal sogar „ ſehr weit“ . und kühlen Mutes, der herrlichere Thaten hervorzubringen Aber angenommen, die Armee wäre in ihrem vollen kriegsimſtande iſt , als der vielbewunderte franzöſiſche „ élan ", tüchtigen Bestande vorhanden, so würden sich einer Verder nach den erſten Niederlagen in ſein Gegenteil umzu- | ſammlung dieſer Maſſen, ihrer Bewegung und Ernährung, schlagen pflegt. Doch auch die Zahl der Streiter fällt selbst wenn die Heeresleitung sich den damit verbundenen bei einem längeren Kampfe in das Gewicht, sie kann ent- | Geſchäften völlig gewachsen zeigte , wahrscheinlich große scheidend auf den endlichen Ausgang wirken in dem mög- Schwierigkeiten in den Weg stellen durch die geringe lichen , wenn auch vielleicht im Augenblicke nicht wahr Leistungsfähigkeit der russischen Eisenbahnen. In den scheinlichen Falle , der Deutschland zwingt , zugleich nach lezten Jahren ist zwar sehr viel für die Erweiterung und Westen und Osten Front zu machen. Verbesserung des Schicnenneßes geschehen, aber man darf Das Russische Reich, das in seiner ganzen Ausdehnung doch annehmen , daß es geraume Zeit erfordern würde, um faſt doppelt so groß ist wie Europa und dessen Unter- aus dem Innern des Reiches ein Heer von verhältnismäßig thanen den dritten Teil der Bewohnerschaft unseres Erd- | numerischer Stärke über die Weſtgrenze zu werfen . Das teils ausmachen, vermag zwar nicht 18 Millionen ausge- ist auch in Rußland wohl erkannt, und um im Bedarfsbildete Soldaten marschieren zu laſſen, wie ein französisches falle über eine gewisse Macht verfügen zu können, findet Blatt in der überschwenglichen Art , mit der es um die ſeit Jahr und Tag bereits eine ſtets vermehrte Truppenruſſiſche Gunſt wirbt, behauptet, aber seine Truppenmacht anhäufung in den westlichen Gouvernements statt. In überragt die jedes anderen europäiſchen Staates um ein dem das Königreich Polen umfaſſenden vierten Militärbezirk Bedeutendes. Die aus den „ formierten Feldtruppen" zu sind außer einer Gardediviſion in drei Armeecorps sieben sammengesette Feldarmee erster Linie umfaßt im Frieden Divisionen Infanterie und drei Diviſionen Kavallerie, endan Infanterie und Schüßen 824 Bataillone mit 13060 Of: | lich eine Kaſakendiviſion vereinigt und den Nachrichten öffent: fizieren , 394461 Mann , 5250 Pferden ; an Neiterei | licher Blätter zufolge iſt dieſe Macht nach Beendigung 330 Schwadronen mit 2121 Offizieren , 59462 Mann, der vorjährigen Herbſtmanöver noch um 32000 Mann 49683 Pferden ; an Feldartillerie 333 Batterien mit verstärkt worden. In dieser Truppenanhäufung liegt eine Gefahr für 2065 Offizieren, 61 456 Mann, 18 958 Pferden ; an Genietruppen 790 Offiziere, 18801 Mann , 1003 Pferde ; im den europäischen Frieden, und wenn von ihr auch an er: ganzen 19808 Offiziere , 535 788 Mann , 74631 Pferde ster Stelle Oesterreich-Ungarn bedroht ſcheint, ſo muß man mit 1418 Geschüßen . doch auch in Deutschland mit derselben rechnen. Daneben bestehen die zur Verstärkung der Feldarmee Der Gewißheit franzöſiſcher Feindschaft und der Mögund zur Besetzung der Festungen bestimmten Reservetrup: lichkeit russischer Gegnerschaft gegenüber darf das Deutsche pen. Davon besit im Frieden die Infanterie in 109 Reich auf Destereich-Ungarn als einen sicheren BundesReservecadresbataillonen 3091 Offiziere , 56 898 Mann, genossen zählen . Die inneren Zustände der österreichischen 545 Pferde ; die Artillerie in 30 Batterien 396 Offiziere, Kriegsmacht sind in der letzten Zeit durch eine Tendenz6978 Mann, 1922 Pferde mit 120 Geſchüßen. schrift angegriffen , als faul und unhaltbar hingeſtellt. Die Stärke der Ersagtruppen , welche den nötigen | Sehr mit Unrecht , denn das Heerwesen des verbündeten Nachschub für die Feldarmee liefern sollen, kann man für | Kaiserstaates hat sich seit zwanzig Jahren im friſchen geden Frieden auf 351 Offiziere, 11 864 Mann, 5 544 Pferde sunden Sinn entwickelt, und wir im Reiche geben uns der beziffern, während sogenannte Lokaltruppen , Infanterie, frohen Hoffnung hin , in späteren Kriegen Schulter an Festungsartillerie und Ingenieure, in Friedenszeiten mit Schulter mit den Stammesbrüdern an der Donau kämpfen 1625 Offizieren, 59 625 Mann, 2410 Pferden in Anſaß zu | zu dürfen . Im Frieden verfügt Oesterreich - Ungarn in 450 Bataillonen Infanterie und Jäger, 246 Schwadronen bringen sind. Den vorbenannten regulären Truppen schließen sich | Kavallerie, 197 Batterien Feldartillerie , 12 Bataillonen die Kaſalen in ihren verschiedenen „ Woißkos “ und die Festungsartillerie, 4 Regimentern Genietruppen, 77 E5irregulären Truppen der Fremdvölker an. Die sehr aus- kadronen Train und den entsprechenden Ersatzabteilungen dehnungsfähigen Kaſakenheere zählen im Frieden 1984 | über 15 942 Offiziere, 251 214 Mann, 48 679 Pferde und Offiziere, 49 962 Mann, 38 707 Pferde, 94 Geſchüße; die | 766 Geſchüße. Von dem kaiserlichen Heer sind die Land: wehren der beiden Reichshälften im Frieden vollſtändig Fremdvölker 189 Offiziere, 5673 Mann, 5327 Pferde. Unter Hinzurechnung der Kasaken und Fremdvölker getrennt , und an die Befehle der Landesverteidigungszählt das russische Friedenshecr auf dem Papier 27 553 ministerien gewiesen. Die kaiserlich königliche Landwehr Offiziere , 727 884 Mann, 129 587 Pferde mit 1736 be: Cisleithaniens beſitt einen Friedensſtand von 574 Offi = zieren, 3522 Mann, 167 Pferden ; die königlich ungarische spannten Geschüßen. Im Kriegsfälle schwillt die Stärke des Gesamtheercs Landwehr einen solchen von 1264 Offizieren, 7429 Mann, 1516 Pferden . Im ganzen beträgt die Friedensstärke auf 41787 Offiziere, 1882 630 völlig militärisch ausge bildete Soldaten , 350 958 Pferde mit 3876 Feldge der österreich - ungarischen Heeresmacht 18 088 Offiziere, ſchüßen, während außerdem in den drei Aufgeboten der 268 419 Mann, 50 362 Pferde.

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In das Feld rückt das kaiserliche Heer mit 450 Ba= | Falle dem Deutschen Reiche, einen nicht zu unterſchäßenden taillonen, 287 Schwadronen, 209 Batterien, 12 Festungs : Vorteil bringen muß. Italien beſißt nämlich eine Landartilleriebataillonen, 4 Genieregimentern, 110 Eskadronen macht von insgesamt 2387332 ausgebildeten Soldaten . Train, mit einem Bestand von 26 715 Offizieren, 778 889 Davon kommen auf das stehende Heer oder die Armee Mann, 188 224 Pferden und 1679 Geſchüßen. Die k. . erster Linie 892 687 Mann ; auf die zur Verstärkung derLandwehr bildet 102 Bataillone und 27 Schwadronen mit ſelben dienende Mobilmiliz oder die Armee zweiter Linie 2870 Offizieren, 132 032 Mann, 6496 Pferden ; die könig : 365717 Mann, auf die den deutschen Besaßungstruppen lich ungarische Landwehr 92 Bataillone, 40 Schwadronen | vergleichbare Territorialmiliz oder die Armee dritter Linie mit 2916 Offizieren , 118 870 Mann , 12 814 Pferden, 1128928 Mann. Die Anzahl der Feldgeschüße beläuft und die gesamte Kriegsstärke beträgt 32 673 Offiziere, | sich auf 1512 Stück. 1035955 Mann , 207534 Pferde mit 1679 Geschüßen. Den Zustand auf der Balkanhalbinsel darf man als Im vergangenen Jahre ist auch ein Landſturmgesetz einen unter der Aſche fortglimmenden Brand bezeichnen , erlaſſen. der bei erster Gelegenheit zu heller Flamme emporlodern Eine der ersten Geigen im „ europäiſchen Konzert" und einen allgemeinen Krieg von unabsehbaren Folgen hat von jeher das britische Inselreich gespielt. Seine entzünden kann . Die Türkei weiß genau, daß man aus militärische Bedeutung hat indeffen Rückschritte gemacht. ihrer Haut auch bei neuen friegerischen Zusammenstößen die Frankreich ist mit Erfolg bestrebt geweſen, durch Schaffung | Riemen schneiden wird , und die Hohe Pforte beſchließt einer mächtigen Flotte der englischen Ueberlegenheit zur deshalb Reorganisation auf Reorganisation des Heeres, See zu steuern, und das Heer mag genügende Kraft be- das 1885 im Nizam , das heißt den Truppenteilen der ſißen, um das Mutterland und die Kolonien zu schüßen, | Linie, ohne Hinzurechnung der Redifformationen, das heißt wird aber in einem europäischen Kriege nicht viel mit der Landwehrcadres , 9815 Offiziere, 149 144 Mann mit sprechen. Das stehende Heer ergänzt sich aus angewor- 828 Geschüßen umfaßte. Schade nur , daß die orienbenen, im Durchschnitt der Hefe des Volks entnommenen | taliſche Indolenz die Pläne nie zu vollen Thaten werden Mannschaften, die teilweise über die Dauer der aktiven läßt. Immerhin ermöglichen die bestehenden EinrichtunDienstzeit hinaus in einem Reserveverhältnis zur Armee gen der Türkei, für den Krieg ein aus Nizam und Redif verbleiben, um die im Kriege entstehenden Lücken der ersten und zweiten Aufgebots zusammengesettes Heer von ſelben auszufüllen . Diese regular force" umfaßt 10122 | 610 000 Mann mit 1512 Feuerschlünden aufzustellen . Ueber Offiziere, 209941 Soldaten, 24293 Pferde mit 600 Ge- eine solche Armee kann selbst ein überlegener Gegner nicht ſchüßen, und eine Reserve von 246 Offizieren, 56 900 Mann. ohne weiteres zur Tagesordnung übergehen , und dies Die „ Militia " wird gebildet durch ausgehobene Mann- um so weniger, als die Türken sich in ihrem Religionsschaften. Sie kann nur ausnahmsweise und freiwillig eifer bis in die neueste Zeit als vortreffliche, tapfere und außer Landes gebraucht werden. Die oberflächlich ausge- zähe Soldaten erwiesen haben , die namentlich mit dem bildeten Milizen erreichen eine Stärke von 4499 Offizieren, Spaten in der Hand sich rasch starke Stellungen zu 145800 Mann, 14100 Pferden. Daneben bestehen Frei- schaffen und diese dann mit großer Ausdauer zu verwilligencorps , deren unbeſoldete Mannschaften sich ver: teidigen wissen. pflichten, einen Ausbildungsfurſus als Soldaten durchzuVon den übrigen Heeren der Balkanstaaten nimmt machen. Die Kopfzahl dieser lediglich für die Landesver- dasjenige Rumäniens nach Zahl und innerem Gehalt teidigung bestimmten "} volunteer force" beläuft sich auf zweifellos den ersten Play ein. Die Feldarmee ist im 8178 Offiziere, 244060 Mann, 500 Pferde. Mit Einschluß Kriege rund 140000 Mann stark und soll 420 Geschüße der 2834 Offiziere, 124976 Mann, 24060 Pferde zählen führen, doch ist die Organisation der Artillerie noch nicht den, aus Eingeborenen zusammengefeßten indischen Armee vollendet. Dazu treten zu Zwecken der Landesverteidigung beziffert sich die britische Kriegsmacht auf 25 879 Offiziere, die Miliz mit annähernd 125 000 Mann und der Landsturm . 781677 Mann, 62953 Pferde mit 644 Geschüßen ; deren Die vom Fürsten Alexander, dem Battenberger, wie Truppenteile einen ganz verschiedenen kriegerischen Wert er nach seiner Entthronung vielfach genannt wird , nach besitzen. Für einen europäischen Krieg kommt davon deutschem Muster , aber unter Schonung der vorge= allein die „ regular force in Betracht, und von ihr befinden | fundenen Zustände organisierte Truppenmacht des im sich nur 116843 Mann mit 294 Stück noch dazu ziemlich | Vasallenverhältnis zum Türkischen Reiche stehenden Fürstengeringwertiger Vorderlader in den Vereinigten König- | tums Bulgarien wird für den Kriegsfall auf 54000 Mann reichen. Der Rest ist in Indien und den Kolonien ver- angegeben. Die thatsächlich in das Feld gerückte bulgateilt. Unter diesen Verhältnissen scheint es nicht zu rische Heeresmacht dagegen kann man auf mehr als niedrig gegriffen , wenn man die Truppenmacht , welche 62000 Mann mit 96 Geschüßen veranschlagen, während dem britischen Löwen zur Verfügung bleibt , um einem die oftrumelischen Milizen im Jahre 1885 in Stärke von Ultimatum auf dem europäiſchen Kontinent Nachdruck zu etwa 40000 Mann ausgezogen sind. verleihen “, zu rund 100 000 Mann annimmt, deren kriegeDie Serben wurden fast überall geschlagen , wo sie rische Ausbildung hinter der anderer Armeen zurücksteht. in den lezten Jahrzehnten aufgetreten sind . Numerisch Dagegen darf man von einer Landung auf englischem | fällt die serbische Armee mit ihren 70 000 Kombattanten Boden keineswegs als von einer Unmöglichkeit reden. und 264 Geschüßen immerhin in das Gewicht, und auch Was in früheren Zeiten wiederholt geglückt ist, kann sich ihr kriegerischer Wert dürfte größer sein , als der des auch heute wiederholen . griechischen Heeres . Das lettere hat einen Bestand von Die langgestreckten Küsten des Königreichs Italien etwa 32000 Mann mit 72 Geſchühen , wird aber nach laſſen einen Angriff von der Seeseite als besonders aus- Vollendung der Neuorganisation eine bedeutende Erhöhung sichtsreich erscheinen . Deshalb gingen Staatsmänner und erfahren. Unter den Balkanstaaten ist Montenegro nicht zu Generale bei der Heeresorganisation von dem Gesichtspunkt aus , die Wehrkraft des Landes hauptsächlich zur vergessen. Das Land der schwarzen Berge besigt zwar Verteidigung auszunußen. Erst in den lehten Jahren ist | keine eigentliche Armee, vermag aber eine Schar kühner die Anschauung mehr in der Vordergrund getreten, nach | Männer in das Feld zu stellen , die in der Zahl von welcher die Aufstellung eines Angriffsheeres beispielsweise vielleicht 30 000 Köpfen bereit sind , ihr Vaterland bis an der französischen Grenze dem Verbündeten, in diesem | auf den lehten Blutstropfen tapfer zu verteidigen .

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Spanien liegt , wenn ich mich so ausdrücken darf, | ſelbſt ziehen , die Europa bei einem allgemeinen Brande einigermassen abseits von dem großen Wege , an dem zu den Waffen rufen kann , und ebenso der wechselnden europäische Kriege ausgekämpft werden . Trok der An- | politischen Konstellation wie der persönlichen Anschauung iſt die der Verhältnisse gemäß die Gruppierung der gegebenen strengungen des verewigten Königs Alfons XII . ist Disziplin der spanischen Armee immer noch sehr gelockert, Daten und Zahlen treffen ¹) . wie dies aus den jüngsten militärischen Pronunciamentos hervorgeht. Nichtsdestoweniger fönnte das europäische Heer Spaniens mit seinem Kriegsbestande von 803 187 Mann und 460 Geſchüßen einen wertvollen Bundesgenossen für das Deutsche Reich im Kriege gegen Frankreich abgeben, Die Jesuiten. und die französische Presse hat ja auch gerade jezt den Bestand eines Bündnisses zwischen Deutschland und Spanien Von entdeckt, das leider wohl nicht geschlossen ist. Die portugiesische Armee des Kontinents erreicht eine Kriegsstärke Johannes Scherr. von 125 057 Mann mit 264 Kanonen. (Fortschung.) Die Heeresmacht der skandinavischen Reiche ist auf einen Angriffskrieg nicht zugeschnitten . Schweden kann vermittelst einer eigenartigen Drganisation insgesamt gegen 4. 180000 Mann mit 258 Geschüßen aufstellen , und das Grü ndung. mit ihm durch Personalunion verbundene Norwegen hat Die ein Linienheer von nur 18000 Mann. Außerdem beſtehen hier noch Landwehr und Landfturm, die aber lebig. lich im eigenen Lande Verwendung finden dürfen . Dänemark hat wohl den Ansprüchen auf die deutschen Herzog tümer im Innern noch nicht entsagt . Gegebenen Falls wird es im Heeresgefolge eines mächtigen Verbündeten ſeine Ansprüche geltend zu machen suchen und vermag durch Einziehung der Reserve, des sogenannten Aufgebots, dann eine Feldmacht von etwas mehr als 50000 Mann mit 128 Feldgeschüßen auf die Beine zu bringen. Die Reihe der europäischen Staaten wird abgeschlossen durch drei, welche eine Heeresmacht ausgesprochenermaßen nur unterhalten, um die Neutralität des eigenen Landes nötigenfalls mit bewaffneter Hand schüßen zu können . Eine Grenzverletzung der Schweiz sowohl, wie des König reichs der Niederlande und Belgien könnte von Frankreich oder Deutschland ausgehen . Von uns haben die neutralen Mächte in dieser Beziehung nichts zu besorgen. Wir sind gewohnt, einmal eingegangene Verträge auch zu achten. Dagegen deuten in allerneuester Beit wieder mancherlei Anzeichen darauf hin, daß man franzöſiſcherſeits es für den Kriegsfall im Intereffe der eigenen Operation mit der Neutralität, namentlich der Schweiz, nicht so genau zu nehmen gedenkt . Das wäre bedauerlich, aber die Eid: genossenschaft mit ihren Truppen des Auszugs und der Landwehr – die Bildung eines Landſturmes ist beschlossene Sache , die ein gut bewaffnetes und einigermaßen eingeübtes Milizenheer von rund 200 000 Mann mit 348 Feldgeschüßen ausmachen , ist wohl imstande , einen unberechtigten Einfall zurückzuweisen , wenn diese Armec auch schwerlich, wie man in Schweizer Kreisen sich schmeichelt, zum Angriffe auf fremdes Gebiet befähigt erscheint. Die Heere der Niederlande und Belgien ergänzen sich durch angeworbene und ausgehobene Mannschaften, rettere in beiden " Miliciens " genannt. Die Niederlande die Kolonialarmee ist wie bei verfügen in Europa über Spanien und Portugal außer Betracht gelaſſen Geſchüßen, 216 mit Mann 65000 ein ſlchendes Heer von das durch die sogenannten Schutteryen, durch den Land : ſturm und durch Schüßenvereine verstärkt werden kann. Belgien besitt 45000 Mann mit 204 Feldgeschüßen, und cine garde civique , die in zwei Klaffen faft 120000 teilweise eingeübte Männer zählt . Den Schwerpunkt ihrer Verteidigung indes legen beide Heere auf ein großartiges Befestigungssystem , dessen Centrum in den Niederlanden Amsterdam und in Belgien Antwerpen bildet. Damit genug der Zahlen ! Der Leser, der mir bis: her gefolgt ist, mag die ungefähre Summe der Streiter

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Sie lag zweifelsohne in der Luft eines Zeitalters, welches von religiösen Motiven ebenso heftig bemegt und in seinen Tiefen aufgewühlt war, wie das 19. Jahrhundert vom politischen und socialen bewegt und durchwühlt iſt. Bei den Germanen ging aus diesem Sturm und Drang die Reformation hervor, die Empörung gegen Roms Tyrannei. Bei den Romanen die geschickte Untermauerung vom Felsen Petri, die Neubefestigung der Herrschaft Roms. Zur selbigen Zeit , wo diesseits der Alpen in einer Wittenberger Klosterzelle ein deutscher Augustinermönch die erste ferne Möglichkeit eines Abfalls vom Papsttum erwog, drängte sich jenseits der Alpen einer nicht geringen Anzahl von redlich frommen Männern die Notwendigkeit auf , die klaffenden Wunden der Kirche zu heilen. Solche Männer saßen aber nicht auf dem „ Stuhle des Apostels ", welcher Stuhl eigentlich, wie bekannt, ein antiker Badſeſſel gewesen ist. Päpste vom Schlage des sechsten Alexander, des zweiten Julius, des zehnten Leo, des fiebenten Clemens und des dritten Paul, sie waren nicht die Leute , von der erwähnten Notwendigkeit sich überzeugen zu lassen oder derselben, auch wenn sie die Augen nicht ganz davor verschließen konnten, ernstlich und ausdauernd Rechnung zu tragen. | Nicht von obenher demnach , sondern von untenauf fam , wie ja immer und überall alles wahrhaft und währschaft Große in der Welt, der den Katholicismus verjüngende Stoß und Trieb, welcher die Kirche befähigte, der gegen sie gerichteten Rebellion die Spiße zu bieten. Es war im Wesen dieser Kirche begründet , daß Bersuche zur Heilung ihrer Schäden und Gebresten im Bereiche der Möncherei angestellt wurden. Innerhalb des Ordens der Kamaldulenser, wie im Franciskanerorden sind reformistische Anläufe genommen worden. Noch wichtiger als der aus dem legtge= 1) Wir empfehlen wiederholt einem jeden, der sich mit der Wehrkraft der einzelnen Staaten eingehender beschäftigen will, das im Erscheinen begriffene Sammelwert: Die europäischen Heere der Gegenwart (Baben. zien , Nathenow) , desselben Verfassers , aus dessen Feder auch der vor. Die Red. stehende Artikel geflossen ist.

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nannten herausgezweigte volkstümliche Orden der und Exercitienleiter. Schon war sein Ruf groß, ja, Kapuziner erwies sich für die Neubelebung und Kräf seine Landsleute glaubten zu spüren , daß schon ein tigung des Katholicismus der neugegründete Orden Ruf von Heiligkeit von dem strengfrommen Mann der Theatiner, sowie die durch Philipp von Neri ge- ausginge. stiftete Kongregation der heiligen Dreifaltigkeit. Aber Zu Anfang des Jahres 1537 war der Fundator alle diese Gründungen mußten bald weit zurücktreten in Venedig und fand hier seine neuen wortgetreuen vor der Compagnie Jesu . Genossen vor. Allein der zwischen dem Padischah Im Frühjahr 1534 hatte Loyola den akademischen und der Republik von San Marco entbrannte Krieg Grad eines 力 magister artium" gewonnen und im machte die Einschiffung nach Palästina unrätlich, ja Sommer schien ihm die Zeit gekommen zu sein, den | unmöglich. Die Freunde beschlossen, ein Jahr lang mit seinen sechs Freunden geschlossenen Bund mittels zu warten, und falls diese Frist verstriche, ohne ihnen. einer feierlichen Handlung zu bekräftigen. Er ent: die Möglichkeit darzubieten, nach dem heiligen Lande warf zu diesem Zwecke eine Gelöbnisformel , kraft zu gelangen , wollten sie darin einen Wink Gottes welcher die Freunde geloben sollten , in Armut und sehen , daß sie zu anderweitiger und anderwärtiger Keuschheit zu leben, sowie einen geistlichen Kreuzzug Wirksamkeit auserkoren wären. Sie verlebten das zur Bekehrung der Ungläubigen ins heilige Land zu Wartejahr nicht unthätig. In der Lagunenstadt ſelbſt unternehmen. Falls die Erfüllung des dritten Ge- und in den Städten des venetianischen Gebiets wirkten lübdes unmöglich sein sollte , wollten sie sich dem sie eifrig als Straßenprediger, als Unterweiser von Die Kindern und Unwissenden und in den Hofpitälern Papste zu beliebiger Verwendung anbieten. Formel wurde einer gemeinsamen Beratung unter als Krankenpfleger, die vor keiner Mühe und Gefahr stellt und genehmigt. Nach gehaltenem Ratschlag be- zurückschreckten. Ihre begeisterte Frömmigkeit , ver reiteten sich die Sieben mittels Fasten , Gebet und bunden mit einer strengsittlichen Lebensführung, ge= Beichte auf die Ablegung der drei Gelübde vor. wann ihnen die Bewunderung und Anhänglichkeit Dann begaben sie sich am Tage der Himmelfahrt von hoch und niedrig. Mariä , dem 15. August, zur Marienkirche zu dem Es ist angezeigt , schon hier darauf aufmerksam Montmartre. Dort las Lefèvre, als der einzige von zu machen , daß die Dauer und Macht der Gesellihnen, welcher bereits Priester war, die Messe. Als schaft Jesu zu einem nicht geringen Teil auf dem er darin bis zu der Kommunion" gelangt war, zweifellos moralischen Lebenswandel der großen Mehrwandte er sich zu seinen auf den Altarstufen knieen zahl ihrer Mitglieder beruhte und insbesondere dar den Gefährten, reichte einem jeden, nachdem derselbe auf, daß sie das Gelübde der Keuschheit ernst nahmen. mit lauter Stimme die Gelübde geleistet, die Hostie Selbstverständlich gab es auch im Jesuitenorden dar, kommunizierte dann selber und beschloß mit dem „ räudige Schafe" genug, Ausschweifende und Wüst„ Ite, missa est " den feierlichen Akt. linge. Aber doch nur ausnahmsweise. Sogar AbSo war unscheinbar und unbeobachtet eine That- trünnige , sogar Ausgestoßene des Ordens haben sache in die Welt getreten , die sich bald als von in früherer und späterer Zeit sich gedrungen gefühlt, unberechenbarer Tragweite erweisen sollte. Die Ge- zu bezeugen , daß sie in den Jesuitenklöstern keine sellschaft Jesu, welcher unlange darauf der Savoyarde Unsittlichkeit wahrgenommen hätten. Ohne diese le Jay und die beiden Franzosen Codur und Brouet moralische Haltung der meisten Mitglieder des sich anschlossen , war gegründet , obzwar der Bund Ordens " moralisch" ist hier zunächst im genoch nicht diesen Namen führte. Waren doch dem schlechtlichen Sinne gemeint wäre der ungeheure Gründer selbst , wie seinen Gesellschaftern, dazumal und dauerhafte moralische Einfluß desselben auf die der wirkliche Zweck und das eigentliche Ziel der Ver- Gesellschaft schlechthin unerklärlich. Man erinnere bindung noch unklar und unbestimmt. Den Eid sich nur , wie die sittliche Versunkenheit der hohen genossen vom Montmartre schwebte vorderhand nur und niederen Klerisei im 15. Jahrhundert das Ander Gedanke vor, daß sie berufen seien, zur größeren sehen der Kirche so geschwächt hatte , daß die ReforEhre Gottes" zu leben, zu streben und, wenn nötig, mation im 16. Jahrhundert eine Möglichkeit wurde .. zu sterben. Das Wann, Wo und Wie - so waren Während des Wartejahres im Venetianischen sind würde sich schon finden , und ihr alle Genossen Loyolas, welche die Weihe noch nicht sie überzeugt Glaube betrog sie nicht. hatten, in den priesterlichen Stand getreten, den FunZunächst gaben sie sich an die Fortseßung ihrer dator selbst inbegriffen, welcher am zweiten WeihnachtsStudien. Allein im folgenden Jahre , und zwar, feiertag von 1538 feine Primizmesse las. Zugleich wie es scheint, schon zu Anfang desselben , fand es bewerkstelligte sich in diesem eine hochbedeutsame Iñigo angezeigt , ärztlichem Rate zufolge zur Stär- Klärung seiner Ansichten und Absichten . Er hatte, kung seiner angegriffenen Geſundheit für eine Weile durch regelmäßige und reichliche Geldsendungen von nach Spanien heimzukehren. Er that dies aber nicht, Spanien her unterstüßt, seine Wohnung im Kolleohne mit seinen neuen Genossen die feste Verab- gium der Theatiner in Venedig genommen. Hier erredung getroffen zu haben , daß sie sich samt und hielt er zuerst einen deutlichen Einblick in die reli sonders im Januar 1537 in Venedig zusammenfinden giöse Bewegung der Zeit. Hier kam ihm schreckhaft wollten , um sich dort nach Palästina einzuſchiffen. zum Bewußtsein , welche Gefahren der alleinseligIn der spanischen Heimat verbrachte Loyola seine machenden“ Kirche von seiten des „ Aufruhrs “ drohten , Zeit in gewohnter Weise, d. h . als Wanderprediger dessen Fahnen Luther , Zwingli und Calvin aufge=

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pflanzt hatten. Der Protestantismus , das war der Genossen um ihn sammelten, und zwar in schon verFeind ! Vor den Griffen dieser „ Teufelskralle“ galt mehrter Anzahl , wie denn die Compania namentlich es die Seelen zu wahren . Warum noch in die Ferne in dem jungen Spanier Francisco Strada um dieſe blicken und streben ? In der Nähe that sich ja eine Zeit einen vortrefflichen Refruten gewonnen hatte. Walstatt auf, allwo heiße und glorreiche Kämpfe " ad Zum Quartier diente der Genossenschaft zuerst die majorem dei gloriam " zu bestehen waren. Züngelte Villa Garzonio , doch erwies sich dieſelbe bald als die Flamme der lutherischen Keter nicht auch schon zu klein und wurde daher mit einem größeren geüber die Alpen herüber nach Italien ? Jawohl, | mieteten Hauſe vertauscht. Es war übrigens einer so that sie. Da war es geboten, zu löschen und zu retten. der Grundsäße des Gründers , die Mitglieder der Auf dem Urgrund der fraglos meisterhaften und Heerschar" an häufigen Wechsel der Wohnung und glühenden Ueberzeugung Jñigos, daß es ein Jenseits | plögliche Aenderung der Lebensweise zu gewöhnen. gebe, daß in diesem Jenseits die wahre Bestimmung Unsere Häuser sind wie Zeltlager, " hat darum ein des Menschen liege, deſſen Seele den Tod des Leibes berühmter Jesuit, Suarez , treffend gesagt. Papst Paul III. war den Loyolaiten gewogen überlebe, ferner, daß nur die Lehre und der Gottesdienst der römisch- katholischen Kirche die Möglichkeit, und so schien sich für dieſe in Rom zuvörderſt alles die Sicherheit, die Gewißheit des Seligwerdens der gut anlassen und gestalten zu wollen. Im Mai 1538 unsterblichen Menschenseele gewähren und verbürgen, wurden sie ermächtigt, überall in der Stadt und Umendlich, daß gerade darum jedem wahrhaft gläubigen gegend zu predigen , die Beichte zu hören, Absolution Chriſten die heilige Pflicht und Schuldigkeit obliege, | zu erteilen und die Sakramente zu ſpenden. Eifrigſt machten sie von dieser Ermächtigung Gebrauch. Aber alle seine Kräfte und Gaben anzustrengen, alles auf zubieten , um die unbedingte Autorität und Macht gerade ihr Eifer machte sie der eingesessenen Klerisei der römisch-katholischen Kirche zu erhalten, zu stärken, bald verdächtig und lästig . Mönche und Weltgeistzu wahren - auf dieſem Urgrund seines Schauens, liche empfanden gleichermaßen die Konkurrenz dieser Fühlens und Glaubens errichtete Jñigo den Bau Eindringlinge sehr schmerzhaft . Als das Wohlwollen des Papstes für den spanischen Schwärmer " und seines Ordens, einen Bau , dessen Umrisse und ein seine Gefährten immer zunahm , als er zweien von zelne Teile in seinem Geiſte mehr und mehr be ſtimmte Linien, ausgestaltete Formen und deutliche diesen // hergelaufenen Priestern " theologische VorFarben annahmen. leſungen in der Sapienza, der römiſchen Univerſität, Es sollte ein Orden von Regularpriestern werden, übertrug , als fernerhin die Loyolaiten mittels ihres Mühfal scheuenden hilfreichen , aufopfernden , keine Mühfal_scheu ein Orden nicht der Weltentsagung , sondern viel enden mehr der Weltbestreitung, ein Orden , welcher nicht Verhaltens während einer schweren Hungersnot, den Frieden, sondern den Krieg bringen sollte, einen welche im Winter 1538-39 Nom heimsuchte , eine für das Seelenheil der Menschen , zur Ehre Gottes große Volksbeliebtheit gewannen , da erhob sich in und folglich zum Ruhme des päpstlichen Thrones , klerikalen Kreiſen bis hinauf ins Kardinälekollegium sowie wider den Satan und die Hölle und folglich gegen sie ein lautes Geſchrei als gegen „ Kezer“ und zur Vertilgung der Kezerei rastlos zu führenden Krieg. ,, Volksaufwiegler" . Es ist eine jener Jronien, von welchen das Buch Darum sollte dieser Orden einen Namen tragen, welcher sein Wesen und seine Bestimmung der Welt der Geschichte stroht, daß zur Zeit , als in DeutschLaut verkündigen , ihn ausdrücklich als eine Legion land das Luthertum schon alles mögliche that , um Gottes " , als eine geistliche Landsknechtschaft kenn seinen revolutionären Ursprung vergessen zu machen, zeichnen würde. Wie die Fähnlein oder Regimenter und als religiös - orthodor und politisch-servil sich der Landsknechte nach ihren Hauptleuten benamset aufzuspielen , in Rom Loyola und seine Genossen, werden , alſo ſollte der neue Orden nach seinem Haupt- deren „ Compagnie“ so bald zur feſteſten Stüße der mann benannt sein. Die „ Compagnie Jesu “ müßte Autorität und Stabilität werden sollte , als Revoer heißen, in der Sprache der Kirche die } Societas Iutionäre verschrieen wurden. Der eiserne Wille des Gründers , welcher mic Jesu", weil mit diesem lateinischen Worte das spanischsoldatische Compania" wiederzugeben sei. seine Begeisterung und Tapferkeit , so auch seine Man sieht, unsere deutsche Bezeichnung „ Gesell- | Klugheit und Zähigkeit seinen Schülern einzuhauchen schaft Jesu" signalisiert das Wesen des Ordens bei verstand, überwand auch diese Bedrängnis . In ciner weitem nicht deutlich genug, weil unser Wort „ Ge- persönlichen Unterredung seßte er Paul III. sein und sellschaft" einen technisch-militärischen Sinn gar nicht seiner Genossen Denken , Wollen und Thun aushat. Wollten wir „ Compania “ oder „ Societas Jesu " einander und drang auf eine strenge Untersuchung sinngetreu verdeutschen, so müßten wir Horst oder ihres ganzen Gebarens. Der Papst beauftragte den Herrscher Jesu sagen .. Governatore von Rom mit dieser Untersuchung, deren Von einer Kreuzfahrt ins gelobte Land war Resultat ein für die Loyolaiten höchst günstiges war. unter den Eidgenossen vom Montmartre weiter keine Die Tadellosigkeit ihres Wandels , die Korrektheit Rede mehr. Sie hatten jcht als ihr nächstes Ziel ihrer Lehren , ihre hingebungsvolle und wirksame Rom erkoren. Von der Hauptstadt der Christenheit Thätigkeit in der Seelsorge, Armenhilfe und Krankenmüßte der Kreuzzug gegen die Keßerei ausgehen. pflege wurden dadurch klar und in so helles Licht Bevor das Jahr 1537 ganz zu Ende , treffen wir gestellt , daß alsbald ein Zudrang von Rekruten zu Loyola in der Siebenhügelstadt , wo sich bald seine | der sich bildenden „ Compagnie “ erfolgte. 5

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Loyola erkannte , daß man das Eisen schmieden | müsse , solange es heiß ist. Die Gunst der öffent: lichen Meinung, welche seiner Sache sich zugewendet hatte , mußte benügt werden , um das Fähnlein " der Compania Jesu wirklich aufzurichten", d. h. den Orden förmlich zu konstituieren und selbigen durch den Statthalter Christi sanktionieren zu laſſen . Er versammelte seine Genossen um sich und mittels einläßlicher Beratungen, Erörterungen und Debatten wurde der Grund- und Aufriß des wohldurchdachten und kühnen Bauwerkes entworfen , festgestellt und genehmigt. Zu den schon früher von ihnen gebilligten und geleisteten mönchischen Gelübden der Armut und der Keuschheit fügten sie jezt als drittes das des Gehorsams , der absoluten Obedienz . Den Oberbefehl | über die Compagnie sollte der General führen, welchem seine Gewalt auf Lebenszeit übertragen wurde. Seine Untergebenen sollten ihn ansehen und verehren als „ eine Verkörperung und Anwesenheit Chrifti". Das ſchmeckte allerdings ruchbar genug nach Dalai-Lamaiz- | mus , aber wir werden sehen, daß diesem Absolutis mus immerhin Schranken gesezt waren. Von höchster Wichtigkeit, weil den innersten Kern der neuen Stiftung bloßlegend , ist gewesen , daß die Stifter beschlossen , es sei den erwähnten drei herkömmlichen Mönchegelübden ein viertes als das specifisch-jesuitische anzureihen. Die Mitglieder der Compagnie Jesu ſollten und müßten nämlich geloben , ihr Leben dem unablässigen Knechtsdienst (perpetuo servitio) Jefu Christi und der römischen Oberpriester zu weihen, unter dem Banner des Kreuzes für Gott zu Felde zu zichen (sub crucis vexillo deo militare) , einzig und allein dem Herrn und seinem Vikar auf Erden, dem Papste , zu dienen , und zwar , daß sie , was immer der jeweilige Pontifer zum Heile der Seelen und zur Ausbreitung des Glaubens ihnen befehlen und in was für Länder er sie senden möge , ohne irgendwelche Zögerung oder Einwendung auf der Stelle (illico) , soweit es möglich (quantum in nobis fuerit) , in Ausführung zu bringen verpflichtet sein sollten. " Die Ergebnisse der gehaltenen Ratschläge summierte Loyola in einer in fünf Kapitel geteilten Denkschrift und ließ dieſe ursprüngliche Verfaſſungsurkunde des Jesuitismus, diese Magna Charta des " Institutum Societatis Jesu “ , durch den Kardinal Contarini dem Pontifer zur Genehmigung überreichen. Paul III., obzwar dem „ Gründer" und der Genossenschaft wohl geneigt , verzögerte dennoch für eine Weile seine Sanktion. Vielleicht hatte er so etwas wie eine Ahnung , daß der General des neuen Ordens zu einem schwarzen Papst" auswachsen könnte, welcher dem weißen“ überlegen wäre. Aber auf der anderen Seite waren die Vorteile , welche die Dienste der Compagnie Jesu " für den römischen Stuhl ver sprachen, doch augenscheinlich zu groß , als daß der Vatikan, angesichts der Bedrohung und Beängstigung durch die Reformation, diese Dienste nicht hätte an: nehmen sollen und wollen. Der Papst hat ja , so wird gemeldet, nachdem er von dem Statut Loyolas |

Kenntnis genommen , im Hinblick auf die offenbar gegen die Keßerei" gerichtete Tendenz der Compagnie" in der Aufrichtung derselben den Finger Gottes gesehen ( „ Hic est digitus dei ! " ) . Diesen Finger glauben bekanntlich die Menschen immer zu sehen, wenn sie sich einbilden, derselbe winke, wie sie es wünschen. Am 27. September von 1540 erging die päpstliche Bulle , kraft welcher der Jesuitenorden oder , wie selbiger nachmals in der 25. Sigung des Konzils von Trient officiell betitelt wurde , die „ Religio Clericorum Societatis Jesu " genehmigt , anerkannt und in den Kreis der kirchlichen Institute aufgenommen wurde. Den dabei gemachten Vorbehalt , daß der neue Orden auf die Zahl von 60 Mitgliedern beschränkt sein sollte, hob der Papst drei Jahre später auf. Und dabei ließ er es nicht bewenden. Der persönliche Einfluß des // Gründers " auf den Papst war so groß und die Merkmale der Wirksamkeit des Ordens traten bald so augenfällig hervor, daß Paul III. und sein Nachfolger Julius III. die „Compania Jesu " mit Gunstbezeigungen überschütteten. Dies selbe wurde unmittelbar dem päpstlichen Stuhl unterstellt und von jeder bischöflichen „ Korrektion “ und „ Jurisdiktion“ durchaus unabhängig gemacht. Ueberall auf Erden durften die Jesuiten predigen, die Sakramente spenden , zu jeder Tageszeit die Messe celebrieren und auch für solche Sünden und Verbrechen, deren Beurteilung dem kanonischen Rechte zufolge der römischen Kurie vorbehalten war , Absolution erteilen. Alles zusammengehalten war die Stellung des neuen Ordens bald eine solche, daß er eine Macht nichtsowohl in als vielmehr über der Kirche darstellteeine Macht , die für unantastbar gelten konnte , seit Julius III. im Jahr 1551 eine Bulle ausgehen ließ , allworin mit dem großen Bannfluch und dessen Folgen alle bedroht wurden, welche die Institutionen, Rechte und Vorrechte der Geſellſchaft Jesu angreifen und schädigen oder den Jesuiten in der Ausübung ihrer Thätigkeit hinderlich sein würden. Es lag vom Anfang an im Wesen und Streben des Jesuitenordens , daß er gleichermaßen ein religiöses und ein politisches Institut sein mußte , ja geradezu der Träger von Roms Politik . Demzufolge hat schon der „ Gründer" dieselbe Zähigkeit , Geschicklichkeit und Schlauheit , womit er den Beistand und die Gunst der Päpste gewonnen, in Anwendung gebracht, um die Gunst und den Beistand der Könige, Fürsten und Miniſter , überhaupt der herrschenden und reichen Kreise und Klassen zu gewinnen. Auch) diese Bemühungen waren von höchst bedeutenden Erfolgen begleitet , von so erstaunlichen, daß ohne Berücksichtigung derselben die Geschichte der zweiten Hälfte des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahr hunderts unverständlich sein würde. In dieser ganzen Zeit ist an den katholischen Höfen, ja mitunter auch an proteſtantiſchen, der jesuitische Geist, verkörpert in Beichtvätern und Erziehern und auch außerdem in allerhand Verwandlungen erscheinend, der eigentliche animus agens et movens , die lenkende und treibende Kraft gewesen.

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Jm April von 1541 waren die Mitglieder des neuen Ordens zur Wahl ihres Oberhauptes, zur Erwählung des ersten „ generalis praepositi " geschritten. Selbst verständlich enthielten die sämtlichen am 9. April eröffneten Wahlzettel den Namen Jñigos, sein eigenes Votum ausgenommen, welches charakteristisch lautete, er gebe dem seine Stimme, welcher die meisten Stim men auf sich vereinige. Loyola erbat sich Bedenkzeit und es hieße ungerecht sein, wenn man sein Zögern Heuchelei und Koketterie nennen wollte. Der Mann hatte von dem Generalat einen so ernsten und hohen Begriff, daß er sicherlich dachte, was er sagte, nämlich die Bürde wäre zu schwer für seine Schultern. Erst der Zuspruch von Jayme Lainez : „ Vater, entweder du nimmst das Amt an, welches Gott so sicht barlich dir auflegt, oder ich beantrage, daß die Com pagnie sich auflöſe" - beseitigte Loyolas Bedenken. Am 19. April erklärte er die Annahme der Wahl . Er hat den Oberbefehl über die „ Heerschar Jesu “ bis zu seinem Tode (1556) geführt. Mit Straffheit, Wachsamkeit , Glück und Glanz . Wie durch das Ordensstatut selbst, so hat er durch verschiedene unter ſeinem Regiment getroffene Einrichtungen und Maßnahmen dem Jesuitismus das dauerhafte Gepräge seines Geistes und Charakters aufgedrückt. Als die erste der bald so berufenen Erziehungsund Lehranstalten des Ordens wurde 1550 das „ Collegium romanum " gegründet , das eigentliche Hauptquartier der Compagnie , woraus schon nach wenigen Jahren etliche hundert streittüchtige Jesuiten-

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| ,,weder von außen herein gestürmt , noch von innen heraus gesprengt werden könne". Als der feste Kern des ganzen Bauwerkes ist fraglos die eiserne Manneszucht zu bezeichnen, welcher seine Mitglieder zu unterwerfen dem Orden gelang, um die Willenlosen ganz seinen Zwecken dienstbar zu machen ; aber nicht weniger auch das Gefühl der Solidarität , wie es bis dahin so kräftig noch keine menschliche Gesellschaft beherrscht hatte , und welches auch den allmächtigen General doch wieder zum Gegenstande der Ueberwachung und Kontrollierung von seiten seiner Untergebenen machte. Die Verfassung der Compagnie ist kein mit einmal fertig gemachtes und abgeschlossenes Werk, sondern ein allmählich gewordenes und gewachsenes . So einen Granitbau improviſiert man nicht. Die Jesuiten hatten ihr J. H. S. -Banner schon weit umher auf dem Erdball aufgepflanzt , als die Oberen | dazu vorschritten, zum Gebrauche der Ordensglieder, und nur dieser , die Gefeße , Vorschriften und Anweisungen der Gesellschaft zusammenzustellen und als erstes und eigentliches Konſtitutionsbuch drucken zu | laſſen im Jahre 1584. Vervollständigt erſchien dieſes , Corpus institutorum S. J. " viel später, erſt 1757, in zwei Foliobänden unter dem Titel „ Institutum | Societatis Jesu “ . Seit der Beſtätigung des erſten | Statuts durch Paul III . waren also 217 Jahre vergangen. Derweil hatte die Verfaſſung des Ordens Zeit gehabt , auszureifen. Man kann dieselbe als eine sehr geschickt beschüler hervorgingen , um sich über Italien und in werkstelligte Mischung demokratischer , aristokratischer die verschiedenen Länder Europas auszubreiten, überall und monarchischer Elemente kennzeichnen . Demohin die Lehren des Ordens tragend , allenthalben in kratisch ist sie , insofern jeder Jesuit vom unterſten mancherlei Form und Gestalt die Zwecke desselben Grade der Compagnie zum höchsten gelangen kann. fördernd. Schon 1552 war Loyola in den Stand Aristokratisch , insofern die gefeßgebende Gewalt, ſogesetzt, den Palazzo Salviati zu erwerben und den wie die Wahl des Generals bei der Generalversammselben zum bleibenden Stammsig und Generalquartier lung ist , welche aus den eigentlichen „ Oberen " beder Compagnie umzubauen und einzurichten. In steht. Monarchisch , insofern der General innerhalb demselben Jahre that er einen äußerst glücklichen der Schranken der Verfassung unumschränkt herrscht. Griff, indem er das " Collegium germanicum" Vielleicht wäre es am richtigsten, den Orden als eine gründete. Damit wollte er die „ deutsche Keßerei “ Militärmonarchie zu bezeichnen : 1) darum, weil die ins Herz treffen. Von Deutschland war die Refor: Jesuiten sich selber eine Compagnie von Soldaten mation ausgegangen. Dort sollte sie bekämpft wer- nennen ( quorundam militum societas “) , und 2) deshalb, weil der Jesuitengeneral einem Monarchen den, und zwar durch Deutsche selbst, die im genann ten Kollegium in Rom zu Keßerfeinden jesuitisch gleicht, welcher sein Heer als Generaliſſimus befehligt, gedrillt wurden. Schon im zweiten Jahre seines aber des Rates und der Beihilfe seines Generalstabes nicht entbehren kann. Bestehens zählte das Germanikum 25 aus Deutsch Unbedingter , soldatisch - straffer Gehorsam war land hergelockte Zöglinge , und mit dieser Dreſsuranstalt für Kleriker wurde dann ein Institut ver- das A und O des jesuitischen Credo , war und ist bunden, worin junge deutsche Edelleute ihre Erziehung die Seele des Jesuitismus . Seine ganze Geschichte erhielten , natürlich so , daß diese Söhne vornehmer stellt nur eine unendliche Variation dieses Themas und reicher Häuser befähigt wären , später ebenfalls dar. Schon die Briefe des Gründers betonen bei in ihrem Vaterlande zur größeren Ehre Gottes " jeder Gelegenheit , daß es notwendig , dem Princip der Autorität zur schärfsten Zuspizung zu verhelfen. thätig zu sein. „ Mögen“ so hat er über die „ Tugend des Ge5. horsams" in einem später in die Konstitution aufgenommenen Schreiben sich ausgelassen mögen Institutum Societatis Jesu. " die anderen religiösen Gemeinschaften uns durch Fasten , Man hat die Verfassung der Compagnie Jesu | Nachtwachen und sonstige Strenge bezüglich der Naheinen aus Granit aufgetürmten Bau" genannt, rung und Kleidung übertreffen , unseren Brüdern welcher so gedacht und ausgeführt worden , daß er kommt es zu , durch wahren und vollkommenen Ge-

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Johannes Scherr.

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horsam , durch Verzichtleistung auf eigenen Willen | pagnie herabsehen, wollte man ihr zulegen , daß sic und Verzichtleistung auf eigenes Urteil sich hervorzu- vor den äußersten Konsequenzen ihres Princips zurückthun. " Diese Ansicht und Vorschrift hat dann einen geschrocken sei. Gerade dadurch , daß sie das nicht nachdrucksamen oder , wenn man will , furchtbaren that, wurde sie, was sie geworden : eine Macht über Kommentar gefunden in der berühmten Stelle des Menschen. Zu einer solchen wird man auf die Dauer „Institutum" (I, 408) : Jeglicher sei überzeugt, daß nur durch Principtreue und logische Konsequenz, nicht solche, welche im Gehorsam leben, von der göttlichen aber mittels opportunistischen Windfahnentums , ob Vorsehung durch Vermittlung ihrer Oberen sich also zwar dieses im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts handhaben und lenken laſſen müſſen, wie wenn sie ein als höchste politische Weisheit aufgeschwindelt und als solche von der denkträgen und chararakterlosen Leichnam wären (perinde ac si cadaver essent), wel chen man nach Belieben wenden und drehen kann ; oder Bildungsphilisterei anerkannt worden ist. auch, als ob sie wären wie der Stab eines Greiſes Dieser „ alles verzeihenden, weil alles begreifenden “ (vel similiter atque senis baculus) , welcher dem , Bildungsphilisterei unserer Zeit, dieser ,,realpolitischen" und opportunistischen" Molluskenhaftigkeit steht kein der ihn trägt, dient, wo und wie immer er sich des ſelben gebrauchen will . Gerade so muß der Gehor- Recht zu, das Moralſyſtem des Jesuitismus zu verfame alles (rem quamcunque) , was ihm sein Oberer urteilen. Dasselbe iſt ja einer gewissensstumpfen, nur zum Vorteil (ad auxilium) des ganzen Ordens zu den Erfolg anbetenden und nur den Mißerfolg ver thun befehlen mag, mit heiterem Gemüte vollbringen urteilenden Gesellschaft wie auf den Leib ge(cum animi hilaritate debet exequi) . " ſchnitten und man könnte unschwer auf die VerDer Sinn dieser Stelle ist ganz bestimmt und mutung kommen , daß insonderheit die ſittlichschlaffe Juristerei und die laze Justizpflege neuester Mode klar. Sie läßt eine andere Deutung, als ihr Wort laut ergibt, gar nicht zu und hat auch, meines Wissens , ihre Anschauungen und Anregungen der verrufenen nie eine vom Wortlaut abweichende erlangt. Anders | Probabilitätslehre der Jesuiten zu verdanken haben, dagegen verhält es sich mit einer kaum weniger be- daß Rechtslehrer und Richter bei den Kafuisten der rühmten Stelle im 5. Kapitel des 6. Teils der Compagnie Jesu in die Schule gegangen seien. Der Probabilismus" ist keine jesuitische ErfinKonstitutionen , welche lautet : // Wir halten dafür, daß keinerlei Beſtimmungen , Erklärungen oder Lebens- dung, denn derselbe wurde nachweisbar nicht im Jeordnungen die Verpflichtung zu einer Todsünde oder ſuiten- sondern vielmehr im Dominikanerorden zuerſt zu einer läßlichen Sünde auferlegen können , es wäre systematisiert, reicht jedoch mit seinen Wurzeln weit über denn daß der Obere solches im Namen unseres Herrn das 16. Jahrhundert hinauf. Seine Urahne ist unJesus Christus oder in Kraft des Gehorsams bezweifelhaft die mittelalterliche Scholaſtik, jene Baſtardfehlen würde (visum est nobis, nullas constitutiones, philosophie , welche der beim Aristoteles in die Gedeclarationes vel ordinem nullum vivendi posse dankendressur gegangene Schulwig mit der chriſtlichen obligationem ad peccatum mortale vel veniale in- Glaubenslehre zeugte . Diesem zweischlächtigen Balg ducere, nisi superior ea in nomine domini nostri waren namentlich durch scholastische Autoritäten wie Jesu Christi vel in virtute obedientiae juberet) . " Duns Scotus und William Dccam die abſonderDarüber ist nun viel und heftig hin und her ge- lichsten kautschukmännischen Verrenkungen gelehrt worstritten worden. Die Jesuitenfeinde behaupteten, den. Ohne Bild : die Scholastik war aus lauter hier liege ein schlagender Beweis vor, daß die Ver- Scharfsinnigkeit nachgerade ins Läppische und Skurrile fassung der Compagnie Jesu die Mitglieder derselben gefallen und ihre Tüftelei hatte einen merkbaren Zug geradezu verpflichte, auf Befehl der Oberen zu sün- von Leichtfertigkeit angenommen. Stellte und verdigen und zu freveln, was denn doch ein erschreckendes handelte sie doch , wie allbekannt , philosophische " Licht auf die Moral des Ordens werfe . Die Jesuiten Fragen von dieser Sorte : Wie hätte der Sohn und ihre Freunde dagegen erklärten, diese Auslegung Gottes die Erlösung der Menschen bewerkstelligen der bezeichneten Stelle sei sinnwidrig. Die wirkliche können , so es ihm gefallen , in der Gestalt eines. Bedeutung derselben sei , daß die Verfassung der Com- Steines oder eines Holzes oder eines Kürbis oder eines pagnie die Mitglieder nicht unter (Begehung) einer Esels auf die Welt zu kommen ? " Bei scholastischen Sünde zu etwas verpflichte. Wie diese Auslegung Tüftlern waren die dominikanischen Doktringeber des der Stelle mit dem Wortlaut sich decken soll , kann Probabilismus in die Schule gegangen. Von ihnen freilich kein Verstand der Verständigen sehen , aber lernten die Jesuiten und es steht fest, daß erst auf der die jesuitische Dialektik hat ja solche Kunststücklein Schwelle vom 16. zum 17. Jahrhundert die Lehre von häufig zuwege gebracht. Seltsam ist immerhin , daß der Wahrscheinlichkeitsmoral in die Compagnie Jesu die Compagnie eine derartige , mildestens gesagt, eingeführt wurde, und zwar durch Gabriel Vasquez. Zweideutigkeit in ihre Verfassung aufgenommen hat. Ebenso, daß die Verbreitung und Verwendung dieser Aber die Geschichte des Jesuitismus gewöhnte uns Doktrin keineswegs ohne Opposition im Orden Platz ja vom Anfang her an Seltsamkeiten. War doch griff. Zwei Generale , Vitelleschi und Gonzalez, der Gründer" selbst eine solche und zwar eine sowie eine Generalversammlung des Ordens, die dreiins Quadrat erhobene. Und außerdem , es konnten zehnte (1687) , haben sich gegen die probabilistische ja möglicherweise Fälle eintreten , allwo die Politik Lehre erklärt und noch zu Anfang des 18. Jahrder Compagnie es gebieterisch erforderte, daß supe- hunderts sind aus den Reihen der Compagnie Jesu rior ea juberet. " Im Grunde hieße es die Com | Proteste dagegen lautgeworden . Aber es ging mit

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Die Jesuiten .

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dieſem Widerstand gerade so , wie es mit der Vor- | allen alles zu sein. Das ist die Geschicklichkeit schrift des Gründers, der Orden sollte sich nicht mit und Betriebsamkeit einer sinnreichen Liebe , welche Politik befassen, ergangen ist, d . h . das Interesse der mit diesem füßen Zauber die Widerſtrebenden anfaßt ; Compagnie stand sich bei der probabilistischen Praxis , das ist das goldene Nez, womit man Seelen fängt. " die ja ein gar bequemes und wirkſames Leitſeil der Von selbst drängt sich hier auf die Zunge oder Seelen abgab, zu gut, als daß sie darauf hätte ver- in die Feder das vielberufene Wort : "/ Der Zweck zichten wollen. Was aber die Politik anging, wie hätte heiligt die Mittel. " sich der Orden, nachdem er einmal eine wesentlich po= Man ist bekanntlich gewohnt , dieses Wort entlitische Macht geworden , derselben entschlagen können. weder geradezu für die eigentliche Losung der ComWas war nun der ,, Probabilismus " ? Die knappste pagnie Jesu zu halten oder wenigstens anzunehmen , Formulierung der Antwort auf diese Frage dürfte dasselbe kennzeichne ebenso bündig und scharf als lauten : Ein Schlaftrunk für das Gewissen. Eine gerecht das innerste und eigenste Wesen des JesuitisAnſicht ist wahrscheinlich („ probabel“) , wenn sie sich mus, wie dieſes in den geheimen Vorschriften und auf gewichtige Gründe oder auf die Autorität eines Wegweisungen des Ordens , in den „ Monita secreta , doctor gravis " , d . h. eines gelehrten und frommen S. J. " , welche zuerst in Krakau 1612 mit dem Titel im Druck erschienen , des Klerikers stüßt. Aber der Mensch, wenn er in seinem " Monita privata S. J. Gewissen über das , was er thun oder nicht thun soll, breiteren dargelegt und auseinandergesezt worden sei. unsicher ist, mag unter Umständen auch einer weniger Dieses Büchlein , behaupteten und behaupten die süßen und wahrscheinlichen Meinung vor der wahr Gegner der Compagnie , enthielte die Geheimlehre scheinlicheren und süßeren den Vorzug geben. Sind des Ordens , die eigentliche Quintessenz des Jesuitisvollends die Autoritäten über die Sündhaftigkeit oder mus . Aber es ist zu sagen , daß schon die verschie Nichtsündhaftigkeit von diesem und jenem , oder denen und einander widersprechenden Angaben , wie über den Grad von Sündhaftigkeit nicht gleicher oder und wo dasselbe aufgefunden und in die Deffentlichgar entgegengesetter Meinung , so mag der Mensch keit gebracht worden sei , die Echtheit des Schriftſein Thun oder Laffen nach der ihm bequemeren stückes bedenklich verdächtigen. Der Orden hat auch Meinung einrichten , sollte ihm diese auch als unwahr- | von Anfang an mit aller Bestimmtheit und EntMonita scheinlich („ unprobabel ") erscheinen . Es ist klar, daß schiedenheit Protest eingelegt , daß die in der Beichtstuhlspraxis diese ganze Haarspalterei secreta " jemals von der Compagnie Jesu ausgezu einer Rabuliſterei ausschlagen mußte, welche dem gangen wären oder in derselben Geltung gehabt Sittengeset taschenspielerisch ein Schnippchen schlug | hätten. Das Machwerk sei nur ein gehäſſiges Pamoder wenigstens schlagen konnte. Denn in seinen phlet , ein schändliches Pasquill . In Wahrheit , so äußersten Konsequenzen löste der Probabilismus die sieht das Büchlein aus. Aber es kann um der gechristliche Lehre von der Sünde, vom Sündenbekennt | nauen Kenntnis des Inneren der Geſellſchaft Jeſu nis und der Sündenvergebung in eine dialektische willen , welche es durchweg darlegt , wohl nur von Spiegelfechterei auf. Zu den Finten derselben ge- einem Jesuiten herrühren. Vielleicht von einem, hörte auch die jesuitische Lehre von der „ attritio " welcher zu mutlos , die ihn drückenden Ordensbande d . h. von der natürlichen " zu zerreißen, seiner heimlichen Empörung gegen diesen und der ກ contritio " , b. und der „ vollkommenen " Reue. Jene entspringt aus der Druck verschwiegenen Ausdruck geben wollte. Oder Furcht vor den Folgen der Sünde, diese aus dem von einem Ausgetretenen oder Ausgestoßenen, welcher Schmerz über die Sünde. Zur Sündenvergebung für wirklich von seiten des Ordens erlittenes Unrecht und zur Zulassung zum Empfange der geweihten Hostie oder auch für nur eingebildetes satirisch Rache zu nehmen gedachte, Wahres und Falsches pamphletarisch reicht die „ natürliche" Reue des Beichtenden aus. Die gesamte seelsorgerliche Praxis der Jesuiten, vermischend. Zur Basis für ein ausschlaggebendes sowie ihre durchweg auf Sinnenpomp abzielende Urteil über die Compagnie Jesu darf das zweideutige Handhabung des Gottesdienstes und insonderheit Ding jedenfalls nicht gemacht werden. ihre Begünstigung eines bis zur grobsinnlichen Ab„ Der Zweck heiligt die Mittel. “ Daß dieser so geschmacktheit getriebenen Marienkultus, mußten dem recht realpolitische und opportunistische Satz vom Drden notwendig den Vorwurf zuziehen , daß seine Richterstuhl des Sittengesezes aus unbedingt zu verMoraltheorie und seine Pastoraltheologie ebenso lay urteilen ist, bedarf kaum der Erwähnung, geschweige feien , wie seine gottesdienstlichen Veranstaltungen der Erweisung. Aber wie steht es damit in der und Verrichtungen rein auf Aeußerlichkeiten gestellt. Praxis des Lebens ? im Gewühle des Kampfes ums Allein die Compagnie machte sich wenig daraus . | Dasein ? beim Wettrennen der Konkurrenz ? Ich fürchte, Hielt sie doch Beweise genug in ihren Händen, daß so , daß 99 Menschen von 100 ganz naiv und unihre Theorie und ihre Praxis den Leuten baß ge- befangen jenen verpönten Grundsatz praktizieren. fielen und daß sie damit außerordentliche Erfolge Und dieselben Leute schlagen dann, so zu sagen, einen erreicht hatte. In einer ihrer amtlichen Schriften , Purzelbaum sittlicher Entrüstung , wenn man ihnen der Imago primi saeculi societatis Jesu " , be- gelegentlich in Predigten oder in Kammer: oder Tischrühmen sich die Jesuiten frank und frei ihrer Anbe reden oder in Zeitungsartikeln zu Gemüte führt, daß quemungskunst : - „ Die Gesellschaft Jesu_sucht sich die Jesuiten so verrucht gewesen seien , den höchst den Sitten aller anzubilden und anzupassen , alle | verwerflichen Sah vom Zwecke, der die Mittel heilige, Aemter zu übernehmen , alle Menschen zu ertragen, aufzubringen. (Fortseßung folgt .)

Die

verjährte

Schuld.

Von Rudolph Tindau .

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acques Perrin saß in seiner fleinen Das Haus , welches der Student bewohnte, war Stube und arbeitete eifrig ; doch war in einer dunkeln und verödeten Gasse des Faubourg der junge Mann im allgemeinen keines | St. Germain gelegen . Seit mehreren Stunden schon wegs von Wissensdrang und Arbeits- war es dort ganz still geworden. Der junge Mann luft beseelt. Er hatte im Gegenteil vernahm deshalb auch deutlich, daß ein Wagen schnell mehrere Semester lang ein höchst ver- über das holperige Pflaster herangeeilt kam und vor gnügliches Leben in Paris geführt, ohne seinem Hause Halt machte und daß beinahe in demselſich im mindeſten darum zu kümmern , daß der cigent- ben Augenblick die Hausthür schnell geöffnet und sofort liche Zweck seiner Anwesenheit in der Hauptstadt der wieder zugeschlagen wurde. // Der hatte es eilig, " ſei, zu ſtudieren ; und er würde, wenn er seinem Ge- | sagte sich Jacques . — Da wurde heftig an der Stubenschmacke hätte folgen dürfen , noch lange nicht daran thür geflingelt. Der Student wohnte in einem kleinen, gedacht haben , ein Lehrbuch zu öffnen ; - aber Herr bescheidenen Zimmer im vierten Stock. // Der ist rasch Perrin senior , der ehrbare , alte Notar in Montéli- | heraufgekommen, “ ſette er im Selbſtgeſpräch hinzu und mard , hatte seinem Sohne vor einigen Monaten ge- trat schnell an die Thür , um diese zu öffnen ; aber Der schrieben: „Wenn Du zu Ostern die Prüfung nicht be: ihm dort entgegenkam, schien keine Eile zu haben; er stehst, so empfängst Du noch einmal 100 Franken von schritt langsam über die Schwelle und sagte gelassen: mir, um nach Montélimard zurückzukehren . Thust Du n Guten Abend, Perrin ! Wie geht es dir ? ” dies , so werde ich versuchen , hier einen ordentlichen Was gibt's ? " fragte dieser , statt zu antworten . Menschen aus Dir zu machen ; ziehst Du vor, in Paris „Was soll es geben ? Nichts, das ich wüßte. zu bleiben, ſo iſt das Deine Sache ; aber von mir darfst Ich war hier in der Nähe und wollte einmal nachsehen, Du in diesem Falle keinen Centime mehr erwarten was du treibst. " verstehst Du mich : nicht einen Centime ! " - Der Sohn „ Und darum hast du , Voltigeur ' vor eine Droschke hatte verstanden. Er wußte, daß sein Vater ein hals- gespannt und kommst die Treppe heraufgeflogen, so daß ſtarriger, alter Herr war, der sein Wort gewissenhaft du jetzt kaum atmen kannst ? Sehr schmeichelhaft ! halten würde ; und da das Leben in Paris sehr ange= Set dich. " nehm , das in Montélimard gänzlich reizlos war, und „ Ich verstehe dich nicht, " sagte der andere harmJacques Perrin nichts unversucht lassen wollte , um los. Ich bin zu Fuß gekommen und habe eine Viernoch einige Jahre in Paris verbleiben zu können , so telstunde gebraucht, um deinen Turm zu зи erklimmen. “ hatte er plöglich den Entschluß gefaßt, ernstlich zu ar„ So," meinte Jacques gleichgültig , „ dann habe beiten, und sich zu dem Behufe vollständig von seinen ich mich geirrt. Es war mir , als ob ein Wagen vor früheren Genossen zurückgezogen. Man sah ihn jezt der Thür gehalten hätte, und jemand schnell ins Haus ganz regelmäßig in den Hörsälen der Fakultät, und getreten wäre." er war der eifrige Schüler eines Repetenten ge= Das wird nebenan geweſen ſein. “ worden , der ihm jeden Morgen ein Arbeitspensum „ Möglich ! Zieh dir deinen Ueberrock aus , steck auflud, das ihn gewöhnlich bis spät in die Nacht voll- dir eine Pfeife an und nimm Plak. " auf beschäftigte. - Jacques befand sich dabei ganz Der Neuangekommene that, wie ihm geheißen. wohl und es war ihm nicht schwer geworden , seinen Er war ein junger Mann, ein Altersgenosse von JacFreunden zu widerstehen, wenn dieſe ihn in den erstenques, vierundzwanzig, höchstens sechsundzwanzig Jahre Wochen seiner Zurückgezogenheit verschiedene Male hat- | alt, mittelgroß, hübsch, vornehm , mit großer Eleganz ten verführen wollen , mit ihnen ins Café oder auf gekleidet. Unter seinen Freunden hieß er "1der kleine einen Ball zu gehen . Seine regelmäßigen Abweisungen Vicomte " , sein Name war Palamède Des Adrets . Er hatten die jungen Leute bald entmutigt , und seit ge- trug in diesem Augenblick den üblichen Geſellſchaftsraumer Zeit ließen sie ihn unbehelligt. anzug : Frack und weiße Binde ; und dies paßte gar Die Uhr auf dem Kamin schlug die volle Stunde. nicht zu der kurzen Thonpfeife , die er nachlässig in der Jacques stand auf, rieb sich vergnüglich die Hände, linken Ecke des Mundes hielt und aus der er dicke stopfte eine kurze Pfeife , setzte sie in Brand und ging Rauchwolken vor sich hin blies. Die Unterhaltung zwischen den beiden jungen im Zimmer auf und ab , bemüht , das , was cr foeben Männern war lebhaft. Perrin wollte wissen, was in gelesen hatte, in ſein Gedächtnis einzugraben.

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Rudolph Lindau.

Die verjährte Schuld .

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Unsinn ! ich fühle mich in der behaglichsten Stimder Welt" vorging, denn er lebte , so behauptete er, | mung von der Welt. " wie ein Gefangener . Die Uhr auf dem Kamin schlug die elfte Stunde. „Ich habe mich ganz abgeschlossen , “ ſagte er, das wird mir leichter , als halb zu entbehren . Ich „Wie man sich verplaudert ! " sette er hinzu , inHier sig ' ich nun seit zwei trinke lieber gar keinen Wein , als daß ich nur am dem er sich schnell erhob . Glaſe nippe. Seit Wochen habe ich niemand von Stunden, und ich sollte um zehn Uhr bei meiner Schweeuch gesehen, bin weder in einem Café noch auf einem | ster sein . " ,,Du bist noch keine dreiviertel Stunden hier. " Ball gewesen und habe keine Zeitung geöffnet. Die ,fünf Gesetzbücher' sind in diesem Augenblick meine „ Du irrst dich ; ich hörte es neun schlagen als ich in die Straße bog, und jetzt ist es elf. " einzige Beschäftigung und Unterhaltung. " „ Es wird zehn Uhr gewesen sein ! “ "/ Und wie lange soll das noch dauern ? " 1 „Nun, bis Ostern . " „ Ichbin meiner Sache ganz sicher : es war neun ! Dann bist du ja bald am Ziele ?" Ich habe um sechs Uhr gegessen , bin nach Hause ge= Noch sechs Wochen habe ich vor mir, und ich gangen , um mich umzukleiden , und sodann geraden wünschte , es wären zwölf anstatt , denn ich habe noch Weges hierhergekommen. Dazu kann ich unmöglich recht viel nachzuholen. " mehr als drei Stunden gebraucht haben ! " Wie du willst die Sache ist ganz gleichgültig ; „Willst du damit andeuten , daß ich besser thäte, aber du irrst dich: du bist um ein Viertel nach zehn dich nicht weiter zu stören ? ” „ Durchaus nicht ! Ich habe seit dem Essen nicht gekommen - nicht eine Minute früher. " 1 // Woher weißt du das so genau ? “ von den Büchern aufgesehen, und eine kleine Erholung "/ Ganz einfach: weil ich von Zeit zu Zeit nach der thut mir wohl. Uebrigens hätte ich heute das Recht, mit dem Uhr sehe, und kurz vor deinem Kommen ganz und gar zu feiern . “ „Wieso ? " Glockenschlage zehn — aufgestanden war, um mir als Weil heute der 12. Februar ist. " Belohnung für drei Stunden harter Arbeit eine Pfeife anzustecken. " Das sagt mir nichts . " Du wirst dich in deinem Studiereifer getäuscht Das beweist nur, daß du ein ungebildeter Mensch bist. Heute ist mein Geburtstag. " haben ! Du hattest nur zwei Stunden gearbeitet ! " „ Schön ! darum wollen wir nicht streiten . - Cs Dann gratuliere ich noch zu später Stunde und // wünsche dir ein leichtes Examen. ' ist nicht der Mühe wert , darüber noch ein Wort zu // Und dazu sage ich , Amen ! Aber nun erzähle | verlieren. " Aber Des Adrets schien die Sache nicht so leicht mir etwas . Was machen die Freunde und Freun dinnen ? Wie verläuft der Karneval ? " zu nehmen. Er stand eine ganze Weile sinnend da, Des Adrets ließ sich nicht bitten. Er war ein so daß Perrin ihn aufmerkſam und mit einiger Verguter Berichterstatter und Jacques ein aufmerksamer wunderung beobachtete ; dann seufzte er leise, strich sich Zuhörer. Als endlich eine Pause eintrat, fragte dieser : mit der Hand über die bleiche Stirn und sagte im Tone vollständiger Entmutigung : „ Und wie befindet sich die Liebe ? " „Ich danke für gütige Nachfrage, " antwortete Des „ Gute Nacht ! Ich will jetzt zu meiner Schwcster gehen ... Das hätte ich gleich thun sollen. " Adrets ; „ es geht ihr hoffentlich gut. “ „ Und die schöne Gräfin - liegst du noch immer „ Du hast etwas Schweres auf dem Herzen, " sagte Perrin. Willst du es mir nicht anvertrauen ? " zu ihren Füßen ? " Da blickte ihn der andere mit einem Ausdruck „Welche Gräfin ? " ,,, über den eiteln Fant ! Als ob er ein halbes traurigster Hülflosigkeit flehend an, öffnete beklommen Dußend auf dem Gewissen hätte. Die Gräfin atmend den Mund , strich sich wieder und wieder über die Stirn, auf der der Schweiß perlte, und brachte d'Alligny natürlich. " Madame Isolde! Die habe ich zum letztenmal | endlich mühsam hervor : „ Nein ! Jezt kannst du mir geſehen , als ich ihr am 1. Januar zum neuen Jahre | nicht mehr helfen . • Ich darf es nicht von dir vergratulierte. " langen ... Du würdest es auch nicht wollen . So , " sagte Perrin gedehnt , „ ihr habt euch ge- Nur Eins , Perrin ... versprich mir Eins . . . auf dein Wort ... Sprich zu niemand von diesem Besuch, zankt ? " ,,,Gezankt ist nicht gerade das Wort; aber wir forsche während der nächsten Zeit nicht nach mir , bekümmere dich nicht um mich. Willst du mir das sehen uns nicht mehr. “ "Oh , du hast Liebeskummer ! darum also , mein armer Palam , bist du nicht mehr der Alte? " „Wieso ? " fragte der andere schnell. „ Ich weiß nicht , wie ich es erklären soll aber es ist etwas Fremdes an dir. " „ Der Frack vielleicht ? " meinte Des Adrets scherzend, „ und die schöne weiße Binde ? " + „ Nein , das ist es nicht , du bist anders als früher. Ich weiß nicht , wie ich es erklären soll : du erscheinst mir aufgeregt und zerstreut. "

geloben, heilig geloben ? " „ Ich möchte, ་ du verlangtest mehr von mir ! " antwortete Perrin ; „ aber Vertrauen muß geschenkt, darf nicht erbeten werden , und ich will dir gefällig sein, so wie du es verlangst, nicht wie ich es wünschte. Also hier meine Hand ! Bis zu meinem Examen sollst du tot sein für mich , tot und begraben und vergessen. Dein Name kommt nicht über meine Lippen und ich kümmere mich nicht um dich. — Später erzählst du mir vielleicht einmal, was all dies

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Rudolph Lindan.

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zu bedeuten hat. dabei denken. “

Vorläufig will ich mir gar nichts | Monate, nachdem er das Examen bestanden hatte nach Paris zurückgekehrt war , da hatte die jüngste „ Ja, später wirst du schon alles erfahren, " sagte Pa- | Vergangenheit unendlich fern hinter ihm gelegen. lamède. Er ging noch einigemal unruhig im Zimmer Er war nämlich aus dem Arbeitsfieber in ein hißiges auf und ab ; dazwischen blieb er nachdenklich stehen, und Fieber verfallen, das ihn zwei Monate lang an das es schien Jacques , als ob er sprechen , als ob er ihm Krankenzimmer gefesselt hatte. Während seiner Genesung mehr anvertrauen wolle ; aber dann schüttelte er das hatte sich seiner eine unüberwindliche Gedankenträgheit Haupt , gleichsam als verneine er eine Frage , die er bemächtigt, und als er endlich wieder ganz zu Kräften sich selbst vorgelegt habe , und plöglich nahm er seinen gekommen war , da hatte er geglaubt, daß die leichtHut , sagte kleinlaut und zerstreut , Gute Nacht" und fertige , leichtlebige Jugend hinter ihm liege. Das, gleich darauf war er verschwunden . Nach einer was ihn in Paris noch vor wenigen Monaten so sehr Minute aber öffnete er die Thür wieder und sagte, als gereizt hatte , ließ ihn jezt kühl . Er war ein ernſter ob das Gespräch gar nicht unterbrochen worden wäre : junger Mann geworden. Der alte Perrin hatte ihm „ Und wenn du später etwas erfährst, denke nicht schlecht Empfehlungsschreiben an mehrere seiner Kollegen in von mir, beklage mein Unglück, bleib mir ein Freund! " Paris mitgegeben , und bei einem derselben , Herrn Und als Perrin ihm darauf gerührt die Hand Cabanel , war Jacques als jüngster Notariatsgehilfe reichte und mit etwas heiserer Stimme sagte : „ Verlaß' eingetreten . Dort hatte er zehn Jahre lang fleißig dich auf mich , mein alter Palam ! " da fiel ihm der gearbeitet und sich nach und nach zu einer der ersten fleine, sonst sehr zurückhaltende Vicomte um den Hals Stellen in der Amtsstube emporgeschwungen . - Dann und sagte nervös schluchzend : „ Ich danke dir ! “ war Herr Perrin senior gestorben. Darauf hatte Mit Jacques' Arbeiten war es an jenem Abende Jacques sich nach Montélimard begeben, um die Erbvorbei. Am nächsten Morgen mußte er zu früher schaft seines Vaters anzutreten, und dort lebte er nun Stunde Herrn Lambert, seinen Repetenten aufsuchen . bereits seit fünf Jahren als angesehener und tüchtiger Dieser fand ihn zerstreut und gab ihm eine kurze und Notar. Bald nach dem Tode seines Vaters hatte er energische Verwarnung. ſich mit einem jungen Mädchen, der Tochter eines // Sie haben nur noch sechs Wochen, um sich zum wohlhabenden Gutsbesizers aus der Nachbarschaft Examen vorzubereiten . Wenn Sie diese kurze Frist | vermählt. In Paris hatte er sich nach seiner ersten nicht mit dem größten Ernſte ausnuten , so ist alles, Rückkehr nach Palamède Des Adrets erkundigt . Es was Sie gethan haben und noch thun werden, ver- war ihm damals gesagt worden , dieſer ſei in die diplo = lorenes Mühen . Sie werden in diesem Falle die matische Laufbahn eingetreten und versehe jezt einen Prüfung nicht bestehen. Wir wollen heute abbrechen. kleinen Posten bei einer erotischen Gesandtschaft Auf morgen, Herr Perrin ! Ich hoffe, Sie dann besser Die Erinnerung an irgendwo " in Südamerika. präpariert zu finden . das Versprechen, das Des Adrets ihm unter so eigenJacques ging niedergeschlagen nach Hause. Der tümlichen Umständen abgenommen und das er gewissenGedanke, nach Montélimard zurückkehren zu müssen, haft gehalten hatte, war schwächer geworden und zuleht Gott weiß, worum es sich gehandelt war ihm schrecklich. — Was ging ihn Des Adrets an ? ganz verblaßt. Jeder ist sich hatte ! Wahrscheinlich um eine thörichte Frauenge= Er wollte nicht mehr an ihn denken. Wie nervös sie damals den kleinen Vicomte selbst der Nächste. " Er mußte und er mollte arbeiten ! | schichte. Jedenfalls war die Sache ohne Er setzte sich an sein Pult und vertiefte sich dermaßen gemacht hatte. in das Studium der Gesetzbücher, daß er seinen Freund Folgen geblieben. Doch hätte ihm Des Adrets wohl Er hatte es nicht gethan. Darvergaß. Der Tag ging dahin, Perrin wußte selbst schreiben können! Pa= nicht wie. Als Belohnung und Ermutigung erntete über wollte sich Jacques Perrin nicht ärgern. er am nächsten Morgen Herrn Lamberts Lob. Fahren lamède besaß ein großes Vermögen und einen vorSie ſo fort, Herr Perrin , und ich verbürge Ihnen, nehmen Namen und befand sich wahrscheinlich auf dem Wege zu hohen Würden und Aemtern . — Da fümdaß Sie Ihr Examen mit Ehren beſtehen werden . “ Jacques ließ sich das gesagt sein . Er arbeitete merte er sich nicht mehr um die alten Genoffen des Es war eine unermüdlich weiter, bis er in eine Art Arbeitsfieber wilden Lebens im Quartier latin . Manchmal sprach Jacques verfiel, das ihn alles andere als seine augenblickliche frohe Zeit gewesen ! Beschäftigung gleichgültig erscheinen ließ. Von Des davon zu seiner Frau , einer kleinen Provinzialin, die Dabei rühmte Adrets hörte und sah er nichts - und er vergaß ihn . | Paris nur vom Hörensagen kannte. Tage vergingen, Wochen vergingen. Eines Mor- er sich dann auch wohl seiner intimen Beziehungen zu gens saß er vor den Examinatoren, und am nächsten dem vornehmen Vicomte Palamède Des Adrets, den er in den glänzendsten Farben darstellte , so daß derTage konnte er seinem Vater triumphierend telegra phieren : „ Habe die Prüfung gut bestanden, fühle mich selbe der einfachen Frau als ein geheimnisvoller Noetwas angegriffen und reise auf Anordnung des Arztes manheld erschien, mit dem sich ihre Gedanken oftmals morgen nach Montélimard. " beschäftigten. - Es müßte schön sein , einen solchen Mann zu kennen ! Eines Morgens , als sie beim Kaffeetrinken die Seitdem waren viele Jahre dahingegangen. Jac- Pariser Zeitung las , auf die Herr Perrin abonniert ques Perrin und Palamède Des Adrets hatten sich war, sagte sie : Hier steht etwas von deinem Freunde nicht wieder getroffen . Als Perrin damals drei | Palamède Des Adrets. "

Will Diez Munge

Trunkene Landsknechte.

Von Wilh. Diez.

Die verjährte Schuld.

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So ? Was denn ? " „ Nur eine kurze Notiz . Er hat aus Gesundheitsrücksichten den aktiven Dienst verlassen und ist zur Disposition gestellt worden . " "/ Was war er denn zulet? " „ Gesandter in Rio de Janeiro. " // Nun, das ist nicht sehr bedeutend ! - Ich hätte ihm mehr zugetraut. Er zieht sich übrigens früh zu rück. Er kann kaum älter sein als ich: vierzig Jahre. Da sollte man doch noch nicht daran denken, sich zur Ruhe zu begeben. " !! Er wird krank sein. „ Aus Geſundheitsrücksichten ſteht hier, " sagte die Frau . „ Möglich ! - Ich bin froh, daß ich noch keine Rückſichten auf meine Geſundheit zu nehmen habe, und will jezt an die Arbeit gehen . Auf Wiedersehen zum Essen, liebe Célestine ! " Er umarmte seine hübsche Frau und begab sich auf die Amtsstube . Dort fand er den Arbeitstisch in üblicher Weise mit Schriftstücken bedeckt. Er öffnete dieſelben bedächtig und sorgfältig, eines nach dem andern, nahm aufmerksam von deren Inhalt Kenntnis, versah sie mit kurzen Randbemerkungen und übergab sie sodann zur weiteren Veranlassung einem seiner Gehilfen, der ge= räuſchlos in das Zimmer getreten war und sich nun wieder entfernte. Einige der eingegangenen Briefe hatte Herr Perrin zur persönlichen Erledigung zurückbehalten. — Auch dabei ging er behaglich und systematisch zu Werke, wennschon er oftmals durch Besuche unterbrochen wurde, so daß er denselben Brief dreioder viermal beiseite legen und wieder aufnehmen mußte, ehe er ihn vollenden konnte.

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bern beschäftigt waren. Gleich darauf hörte der Notar, wie im Nebenzimmer ein Buch verschiedenemal ge| räuschvoll auf- und zugeklappt wurde, um es von dem Staube zu reinigen , der sich darauf gelagert haben mochte , und eine halbe Minute später wurde ihm der Band, nach dem er verlangt hatte, auf den Tisch gelegt. „ 1853 , " sagte Perrin vor sich hin, „ das Jahr, in dem ich mein erſtes Examen beſtand . ' Er öffnete den Band und begann die Nummer vom 22. März zu suchen ; aber er ging dabei langsam zu Werke. Auf jeder Seite erblickte er Namen von Advokaten , Professoren und Richtern , die ihm bekannt waren. Hier war eine schöne Rede von Lachaud, der einen Mörder verteidigte; dort eine klare Expoſition | von Chair Destanges , dem berühmten Rechtsgelehrten. | Dann kamen Namen von Juristen , von denen heute kein Mensch mehr sprach, aber denen der Student Jacques Perrin vor fünfzehn Jahren oftmals im „ Palais ", in der Fakultät und auf der Straße begegnet war. Der Notar vertiefte sich in die Lektüre. Die | Roquemauresche Angelegenheit war ja sehr einfach. | Dieselbe konnte in wenigen Minuten erledigt werden, sobald das Urteil des Kaſſationsgerichtshofes eingesehen worden war. Es war halb fünf Uhr geworden. Besuche waren | zu dieser Stunde nicht mehr zu erwarten. Jacques die kurze Perrin steckte sich eine frische Cigarre an | Pfeife, die er am meisten liebte und zu Hauſe rauchte, und blätterte und las war im Bureau verpönt

Es war vier Uhr nachmittags geworden , eine Stunde vor Bureauschluß, als Graf Roquemaure, einer der beſten Klienten des Herrn Notars sich anmelden ließ. Der Graf hatte es eilig und wünschte sofort Auskunft | zu haben über eine Frage die Stempelgesetzgebung betreffend, und bat Meister Perrin, ihm dieselbe gleich zu beantworten. „ Ich werde mich sofort darum bekümmern, Herr Graf," antwortete der Notar, aber Sie müssen mir etwas Zeit laſſen ; es iſt unmöglich, solche Sachen genau | im Kopf zu haben. Ich habe darüber einiges nachzuleſen. Sie können sich jedoch darauf verlassen , daß Sie morgen, vor Abgang der Poſt nach Paris, klaren | und vollständigen Bescheid von mir haben sollen . “ Graf Roquemaure mußte sich damit vorläufig begnügen und ließ den Notar bald wieder allein. Dieser nahm darauf aus seiner wohlgeordneten Bibliothek den „Recueil " von Dalloz hervor, suchte den entsprechenden Artikel und fand beim Durchlesen desselben, daß die vom Grafen Roquemaure vorgelegte Frage bereits in einem Urteile des Kassationsgerichtshofes entschieden worden sei . In betreff der Einzelheiten seiner Entscheidung wics Dalloz auf die „ Gazette des Tribunaur" vom 22. März 1853 hin , in der jenes Urteil des Kaſſationsgerichts in extenso abgedruckt sein sollte. „ Geben Sie mir doch das erste Quartal der , Gazette ' von '53, " rief Herr Perrin in die Amtsstube hinein, in der ein halbes Dußend von Gehilfen und Schrei- |

weiter , mit einem behaglichen Schmunzeln auf dem glatt rasierten, friedlichen Gesichte. Aber plötzlich ging eine große Veränderung in dem Ausdruck desselben vor : Das Gesicht zeigte in schneller Reihenfolge ge= spannte Aufmerksamkeit , Ueberraschung, Nachdenklichunverkennbare , vollkeit und endlich Bestürzung , ständige Bestürzung . Er las das, was ihn erregte, verschiedenemal durch, dann ſtand er auf, legte die Hände zusammen und sagte halblaut vor sich hin : „Ist es möglich ! " Das , was ihn so stark bewegte, war eine Mitteis lung in der „ Gazette des Tribunaur “ über einen Mord, der am 12. Februar 1853 im Garten hinter dem Hotel des Grafen d'Alligny an der Perſon des Rittmeiſters Duquesne verübt worden war. Perrin erinnerte sich jezt des eleganten Rittmeiſters von den „ Dragonern der Kaiserin “ sehr wohl . Er hatte ihn zwar persönlich nicht gekannt, aber ihn einigemal auf der Straße und im Theater gesehen und bewundert. Duquesne und Palamède Des Adrets waren nämlich gute Freunde gewesen. Und Duquesne war ermordet worden ! Daß er, Perrin, davon nichts erfahren hatte , war leicht erklärlich. Seit dem 12. Februar 1853 bis drei Monate nach Ostern jenes Jahres, beinahe fünf Monate lang, war Perrin mit niemand in Verkehr getreten, der ihm davon hätte sprechen können , selbst wenn er nicht zu jener Zeit noch im Banne des Versprechens gelebt hätte, nicht nach Des Adrets zu forschen. Der junge Student hatte damals, bis zu ſeinem Examen, in vollständiger Zurückgezogenheit gearbeitet ; unmittelbar nachdem er dies bestanden , hatte eine lange Krankheit ihn von der äußeren Welt abgesperrt. Als er nach 6

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Rudolph Lindan.

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Paris zurückgekehrt , war Duquesnes grausames Ver | Schrittes entfernt hatte. Der Droschkenkutscher , der schwinden aus dem Leben schon eine alte Geschichte ge- die Aussage gemacht, beschrieb diesen „ Jemand " als weſen, von der niemand mehr sprach, und Perrin hatte einen Mann mittlerer Größe , mit hohem, schwarzem von diesem Verschwinden nichts bemerkt. In Paris Hut auf dem Kopfe und einem Stock in der Hand. gingen viele an einem vorüber ! Wohl erkannte man ein Gesicht hatte der Kutscher nicht gesehen, auch nicht hie und da einen der Wiederkehrenden, aber diejenigen, darauf geachtet. Die Sache war ihm gar nicht verdie nicht wieder auftauchten, wurden vergessen . So dächtig vorgekommen. Er hatte gemeint , der Eigenwar es Perrin mit Duquesne ergangen. Der Mord | tümer des Gartens oder einer ſeiner Gäſte entfernte ſich war am 12. Februar , an Perrins Geburtstag, verübt aus demselben, wie dies nicht selten geschah. Die Hinworden. Das war ein Datum , das der Notar nicht terthür zum Garten, durch welche der Verbrecher aller vergessen konnte. Und gerade an dem Abend jenes Wahrscheinlichkeit nach eingetreten und später entkom = Tages war Des Adrets ' Benehmen ein so auffallend verwirrtes und erregtes gewesen!

men war, hatte am nächsten Morgen noch offengestanden. Da der Portier um acht Uhr etwa , auf der

Die Notiz der „ Gazette des Tribunaux" gab über Ronde, die er jeden Abend zu machen verpflichtet war, den Mord , der auf den üblichen Wegen aus den Bu- festgestellt hatte, daß diese Thür derzeit noch wohl verreaus der Polizeipräfektur in die Oeffentlichkeit geschlossen gewesen war, so mußte man annehmen, daß der Uebelthäter einen Schlüssel zu derselben beseffen drungen war, folgende Auskunft : Der Rittmeister Duquesne war am 12. Februar hatte. Wie war er dazu gelangt ? bei der Gräfin d'Alligny zum Besuch gewesen. Er Der Graf und die Gräfin sagten aus, daß nur drei hatte deren Salon wenige Minuten vor neun Uhr | Schlüssel zu jener Hinterthür existierten . Den einen wieder verlaſſen , um einen anderen Besuch in der besaß der Graf, den anderen die Gräfin, der dritte war Nähe zu machen. Die Gräfin hatte ihm den Schlüssel dem Portier anvertraut. Der Verbrecher mußte einen zur Hinterthür des d'Allignyschen Gartens gegeben, dieser Schlüssel oder einen Nachschlüssel besessen haben, der sich bis zu der Straße erstreckte , in der das Haus denn es zeigten sich keinerlei Spuren , woraus man gelegen war , nach welchem Duquesne sich begeben | hätte schließen können , daß die Thür gewaltsam ge= wollte. Sie hatte dies gethan, wie sie vor dem Unter öffnet worden wäre. Der Graf und der Portier, ja sosuchungsrichter erklärte, um dem Rittmeister einen Um gar die Gräfin wurden einer eingehenden Vernehmung weg zu ersparen. Die Aussagen der Gräfin und | unterzogen. Alle drei vermochten auf das klarste nachdes Portiers des Hotel d'Alligny ließen keinen Zweifel | zuweisen , daß sie direkt unmöglich irgend etwas mit dem darüber, daß der Rittmeiſter wenige Minuten vor oder Verbrechen zu thun gehabt haben konnten. Man suchte nach neun Uhr in den Garten eingetreten sein mußte. nach anderen Verdächtigen, aber fand niemand . „ Die Er hatte denselben lebend nicht wieder verlassen . Am Polizei seht ihre Nachforschungen fort, " so schloß der nächsten Morgen war er mit eingeschlagenem Schädel, Bericht der „ Gazette des Tribunaux“ . Seitdem waren fünfzehn Jahre vergangen. Die etwa in der Mitte des Gartens gefunden worden , auf dem Wege, der vom Hause nach der Hinterthür leitete. Nachforschungen waren erfolglos geblieben. Jacques Perrin zweifelte nicht einen Augenblick, Der Schlag, der ihn getötet, war mit einem stumpfen , wuchtigen Instrument geführt worden. Ein Raub wer der Schuldige gewesen war. Derselbe hatte ihn konnte nicht beabsichtigt gewesen sein , denn alles, was am 12. Februar 1853 in der Hoffnung aufgesucht, ihn, Duquesne lebend bei sich geführt hatte : sein Geld, Perrin, über die Stunde seines Kommens täuschen und seine Uhr, auch der Gartenschlüssel, waren nach seinem auf diese Weise ein Alibi feststellen zu können. Alz Tode an ihm wieder aufgefunden worden. Nach den ihm dies nicht gelungen war , da hatte er alle Fassung Aussagen des Portiers war im Garten wohl gesprochen verloren und war nahe daran gewesen , sich zu verworden er hatte dies vom Hofe aus gehört , ohne raten. sich darum zu kümmern - aber ein lauter , erregter Perrin durchlebte noch einmal in der Erinnerung Wortwechsel, wie er einem Streite voranzugehen pflegt, jenen Abend . Er sah den // kleinen Vicomte " wieder hatte nicht stattgefunden. Duquesne war also aller vor sich sizen in dem armseligen Zimmer im Faubourg Wahrscheinlichkeit nach nicht hinterrücks überfallen St. Germain , im Frack, mit weißer Binde , die kurze worden ; es schien vielmehr, als ob er sich mit dem, der Thonpfeife im linken Mundwinkel und anscheinend ihn niedergestreckt , zunächst friedlich unterhalten und ruhig und nachdenklich dicke Rauchwolken vor sich hindaß er sodann stumm mit ihm gekämpft hatte. Denn blasend. Und er hatte damals einen soeben bein der Nähe des Plages, wo die Leiche gefunden wor- | gangenen Mord auf dem Gewiſſen ! Ein ſtarker Mann ! den war , zeigten sich zahlreiche und tiefe Fußspuren | Später hatte er sich verwirrt . Je nun, das war wohl auf dem Wege und den anliegenden Blumenbeeten, | zu erklären. " - Jacques Perrin sagte sich, daß weit wie wenn zwei Männer heftig miteinander gerungen weniger als das , was geschehen war , genügt haben . hätten. Der Schlag , der dem Zweikampf ein Ende | würde, um ihn , Perrin , vollends außer Fassung zu gemacht , hatte Duquesne schnell getötet. Der Un bringen. Die Uhr im Bureau schlug fünf. Der erste Geglückliche mochte noch im kurzen Todeskampf geröchelt haben, aber er hatte nicht mehr um Hilfe rufen können. hilfe trat in das Kabinet des Herrn Notars , um zu Perrin gab Die aufmerksame Polizei hatte festgestellt, daß etwa fragen , ob dieser noch Befehle habe. um neuneinviertel Uhr jemand aus der Hinterthür des schnell einige Anweisung in betreff der Frage des Gartens auf die Straße getreten war und sich schnellen | Grafen Roquemaure und beauftragte seinen Gehilfen,

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Die verjährte Schuld.

die bezügliche Antwort aufzusehen. Dieser , ein ge= | wandter junger Mann, verstand die Sache beim ersten Worte und sagte, er werde nicht verfehlen, diese bis Darauf hatte Perrin an morgen früh zu erledigen. jenem Tage nichts mehr auf der Amtsstube zu thun und trat den Heimweg nach seiner Wohnung an. Unterwegs nahm er sich vor , von der Sache, die ihn so sehr beschäftigte, nicht mit seiner Frau zu sprechen . Durch das vor fünfzehn Jahren gegebene Versprechen fühlte er sich nicht mehr gebunden ; Des Adrets hatte ihm dasselbe nur abgenommen , um Indiskretionen vorzubeugen, welche die Aufmerkſamkeit der Polizei auf ihn gelenkt haben könnten . Das war heute nicht mehr zu befürchten. Die Missethat von '53 war längst verjährt. Niemand konnte Des Abrets noch etwas anhaben. Aber Perrin war im allgemeinen kein Freund von unnüßen Redereien, und dann sagte er sich , lieber würde es Des Abrets unter allen Umständen sein, wenn von Er wollte ihm der Sache nicht gesprochen würde. auch ungebeten den Gefallen thun, darüber zu schweigen . „ Célestine würde Feuer und Flammen sein, wenn sie erführe, daß ihr unbekanntes Ideal etwas wie Mord oder Totschlag auf dem Gewissen hat. Das würde ihn in ihren Augen zum vollkommenen Helden stempeln . Und sie würde es nicht übers Herz bringen können, die interessante Sache geheim zu bewahren. Frauen können den Mund nie ganz halten; auch die vernünftigsten unter ihnen nicht ! " Madame Perrin fand ihren Mann beim Essen auffallend zerstreut und nachdenklich. Aber nachdem dieser ihr gesagt hatte, es sei die Angelegenheit eines Dritten, die ſeine Gedanken beschäftigte, forschte sie nicht weiter nach. Eine fünfjährige Erfahrung im ehelichen Zusammenleben mit Jacques Perrin hatte sie gelehrt, daß notarielle Geschäftssorgen gewöhnlich sehr trocken und Langweilig sind. Am nächsten Morgen schrieb Herr Perrin an zwei seiner Pariser Kollegen. Er war ein vorsichtiger Mann und deshalb hatte er die zwei Fragen, über die er Auskunft zu haben wünschte , nicht an eine und dieselbe Persönlichkeit gerichtet. In dem ersten Briefe , den er an seinen ehemaligen Chef, den Herrn Notar Cabanel gerichtet hatte, bat Perrin, ihm mitzuteilen , ob der Graf und die Gräfin d'Alligny noch lebten und wo sie sich in diesem Falle aufhielten. Der zweite Brief, an Herrn Louisy, ersuchte um Auskunft über den jüngst zur Disposition gestellten Gesandten in Rio , den Vicomte Des Adrets . Die Antworten trafen in wenigen Tagen ein. Die Gräfin d'Alligny war im Jahre 1858 in Biarritz gestorben. Der Graf hatte sich bald darauf wieder vermählt. Der Brief enthielt noch zahlreiche Einzelheiten über Vermögensverhältnisse und Lebensweise des Grafen, die für Perrin ohne Interesse waren . — Herrn Louisys Brief lautete folgendermaßen : „ Lieber Herr Perrin und hochgechrter Kollege ! „ Sie haben sich mit Ihrer Anfrage bezüglich des Vicomte Palamède Des Adrets , die ich Ihrem Wunſche gemäß als vertraulich betrachte , zufällig | an die beste Quelle gewandt. Ich habe nämlich die | Ehre, den Herrn Des Adrets zu meinen Klienten zu |

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zählen. Derselbe hat seit seinem Eintritte in die diplomatische Laufbahn, zu Anfang des Jahres '53, im Auslande gelebt und ist seitdem nur selten und immer nur auf kurze Zeit nach Frankreich zurückgekehrt. Er erfreut sich des Rufes eines gewandten und zuverlässigen Geschäftsmanns und würde es sicherlich zu einer hohen Stellung im Dienst gebracht haben , wenn er nicht viele Jahre lang eine eigentümliche Abneigung dagegen gezeigt hätte , einen Posten in Europa anzunehmen . Er hat sich lange in Amerika und in Asien aufgehalten, und er bekleidete zuleht , wie Sie bereits wissen, den Posten eines Gesandten in Rio . Sein Vermögen iſt bedeutend , würde jedoch schwer flüssig zu machen sein, da es zum größten Teil in Gütern festliegt, die der Vicomte im Departement du Gard besißt. Ich schätze, daß die regelmäßigen Einkünfte aus diesen Immobilien rund 50 000 Franken pro anno betragen. Vor drei Monaten hat Des Adrets für 150000 Franken , durch meine Vermittelung , eine Villa in Baden -Baden gekauft , die er , nach den Anordnungen, welche ich dort auf seine Veranlassung getroffen habe , während des größten Teils des Jahres bewohnen zu wollen scheint . - Der Vicomte ist 40 Jahre alt und noch unvermählt . Es sollte mich freuen, wenn Ihre Anfrage mit einem Heiratsprojekte in Verbindung stände. In diesem Falle wäre es wohl nicht indiskret , wenn ich Sie bäte, mir ganz vertraulich den Namen der jungen Dame, die dabei in Frage käme, mitteilen, und mir gleich : zeitig einige Auskunft über deren Verhältnisse geben. zu wollen. Ich brauche kaum zu versichern, daß ich dieselben als unter dem Siegel des Amtsgeheimnisses anvertraut entgegennehmen würde. - Was den Charakter des Vicomte angeht, so kann ich mit gutem Gewissen sagen , daß derselbe den Verwandten der Braut die besten Garantien bieten würde. Der Ruf meines Klienten ist makellos , und so erscheint sein Leben. Er ist auffallend ernst und reserviert, aber wohlwollend und wohlthätig . Ich erwarte ihn hier im Laufe dieses Monats . Als ich ihn vor drei Jahren zum leştenmale in Paris sah , erschien er mir erheblich älter als seine Jahre. Nicht nur ging er keinem der Vergnügungen der Männer seines Alters nach , sondern sein Haar war auch bereits ergraut, und ſein Ernſt ſchien mir nahezu an Trübsinn zu grenzen. Da jedoch sein Gesundheitszustand ein befriedigender war , so bin ich überzeugt, daß es dem segensreichen Einfluß einer liebenden Gattin in kurzer Zeit gelingen würde, ihn von seiner Traurigkeit zu heilen. Diese allgemeine Auskunft dürfte wohl für heute genügen . Sollten Sie noch über einige besondere Punkte Mitteilung zu empfangen wünschen, so bitte ich um Benachrichtigung. Ich bin stets mit Vergnügen bereit, Ihnen zu dienen und verbleibe mit freundschaftlich kollegialischer Gesinnung Ihr sehr ergebener Pierre Louisy . " Jacques Perrin hielt es nicht für notwendig, seinem Kollegen zu sagen , daß die an ihn gerichtete Anfrage in keiner Weise im Zuſammenhange mit einer etwaigen Vermählung des Vicomte Des Adrets ſtehe. Erſchrieb

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zurück, er dankte verbindlichst für die ihm erteilte Aus- | Adrets zu sprechen, an den er in jenem Augenblick gar kunft ; er werde vielleicht später mitteilen können , zu nicht dachte, sondern einfach , um einen angesehenen welchem Behuse er dieselbe gewünscht habe ; vorläufig Kollegen anzutreffen , mit dem er in regem Geschäftssei er durch Rücksichten , für die Herr Louisy volles verkehr stand, und der, seitdem die auf Des Adrets beVerständnis haben würde , gezwungen , dies zu verzügliche Korrespondenz geschlossen war, zahlreiche Briefe schweigen. Er erlaube sich noch, Herrn Louisy zu über verschiedene andere Angelegenheiten mit ihm gebitten, ihn seiner Zeit von der Ankunft des Vicomte wechselt hatte. Der kleine Vicomte " , der seit fünfin Baden in Kenntnis feßen zu wollen. zehn Jahren vollständig aus dem Leben des Notars Zwei Monate später erhielt Perrin einige Zeilen von Montélimard verschwunden war , nahm keinen von seinem Kollegen , in denen dieser schrieb , seinem Platz mehr in demselben ein. - Herr Pierre Louiſy, Wunsche entsprechend unterlasse er nicht , mitzuteilen, ein untersetter Mann von etwa sechzig Jahren , mit daß der Vicomte Des Adrets in der lezten Hälfte des einem freundlichen Gesichte , aus dem ein Paar kluge Monats September in Baden-Baden eintreffen und Augen fragend und durchdringend , doch gleichzeitig dort voraussichtlich mehrere Monate verbleiben werde. wohlwollend, hinter einer goldenen Brille hervorleuchJacques nahm sich vor , zum Herbste nach Baden teten, führte seinen Gast , nachdem er ihn herzlich bezu reisen. Er machte sich selbst nicht klar , was er grüßt hatte , in sein Privatzimmer , und sagte dann, dort eigentlich wollte. - Wozu konnte es nüßen, sobald die beiden Platz genommen hatten , mit einem Des Adrets aufzusuchen ? Dieser würde sich schwerlich verschmißten Lächeln : freuen, jemand wiederzusehen , der ihn an ein großes „ Nun, Sie haben das Geheimnis gut bewahrt; Unglück in seinem Leben erinnerte , einen Mann , in aber ich weiß , offen gesagt , nicht , warum auch mir dem er wahrscheinlich stets einen Mitwissenden seiner gegenüber, nachdem ich Ihnen bestätigt hatte, was Sie Schuld erblickte, und der es zehn Jahre lang in seiner übrigens damals schon wußten , daß ich Herrn Des Hand gehabt hatte , ihn Des Adrets Ver- Adrets Notar ſei. “ ins Verderben zu stürzen . - „ Er hätte mir schreiben sollen," //Welches Geheimnis ? " fragte Perrin mit ungesagte sich Perrin. Er mußte annehmen, daß ich ihn heucheltem Erstaunen . eines Verbrechens anflagen konnte, und daß mich nur Aber verehrter Herr Kollege ! " Herr Louisy, ein das Versprechen, das er mir abgenötigt hatte, und mehr lebhafter Südfranzose war sichtlich verlegt. „Jett noch meine Freundſchaft für ihn zurückhielt , die Sache wird Ihre Zurückhaltung gestatten Sie mir , es anzuzeigen. — Er muß mich doch für einen ganz zu | Ihnen zu sagen - nahezu beleidigend. Ich verdiene verlässigen Freund gehalten haben. Da hätte er eine solche Behandlung nicht seitens eines Kollegen ; nicht jede Verbindung mit mir abbrechen sollen. Es und hier in Paris , wo man mich gut kennt, erfreue ich iſt undankbar von ihm , daß er dies gethan hat. Ich mich einer anderen, vertraulicheren. " — Und er wandte will es ihm sagen. " sich halb ab und begann ungeduldig mit dem PapierAber als der Herbst kam , hatte der Notar viel zu messer zu klopfen, das vor ihm auf dem Tische lag. thun; und dann war die Jagd eröffnet worden , und // Der Vicomte Des Adrets hat seinem Rechtsbeistand Jacques Perrin war, wie viele seiner Landsleute , ein gegenüber , der sich seit dreißig Jahren als ein zuverleidenschaftlicher Jäger. Er schlug sich den Vicomte lässiger Freund seiner Familie bewährt hat , kein GeDes Adrets wieder aus dem Sinn, und dieser sank bei | heimnis . Er hat mir , wie das gewissermaßen seine ihm noch einmal in Vergessenheit zurück. Auch | Pflicht war, gleich nach seiner Ankunft in Paris, alles Trot Ihres ungerechtfertigten empfand er nicht das Bedürfnis , mit seiner Frau von haarklein erzählt. der Entdeckung zu sprechen, die er gemacht hatte. Es Mißtrauens habe ich jedoch Ihr Vertrauen nicht ge= gehörte zu seinem Geſchäft , ein Geheimnis bewahren täuscht. Ihr Name ist nicht über meine Lippen gezu können ; er hatte seit fünfzehn Jahren viel Uebung | kommen. Der Vicomte weiß gar nicht , daß wir über #1 in dieser Kunſt gehabt und es darin zu einem hohen | ihn miteinander korrespondiert haben. Nur wenn Perrin konnte eine lebhafte Gebärde der Ungeduld Grade von Vollkommenheit gebracht. Madame Célestine noch manchmal den Namen des nicht unterdrücken. Er erhob sich und sagte , unmutig „intereſſanten Mannes “ aussprach, flog ein eigentüm | im Zimmer auf und ab gehend : Nun dann war es in der That nicht der Mühe liches Lächeln über Perrins Gesicht , und eines Tages wert , daß ich die Sache bis heute so geheim hielt. sagte er bei solcher Gelegenheit leichthin : Aber Sie thun mir unrecht; Des Adrets , der seine „ Er ist noch interessanter, als du glaubst !" Gründe haben mag, Ihnen jetzt alles haarklein zu er „Wieso ? " fragte die kleine Frau . „ Ach, ich meinte nur so, " erwiderte Perrin , sich schnell wieder sammelnd, und Madame Perrin begnügte sich mit dieser Antwort.

Gegen Ende des Winters , der diesem Herbste folgte , wurde Herr Perrin genötigt , eine Geschäftsreise nach Paris zu unternehmen . Er benutte dort bald eine freie Stunde, um Herrn Pierre Louisy einen Besuch abzustatten , nicht etwa , um mit ihm von Des

zählen, scheint doch manches mit Stillschweigen übergangen zu haben, unter anderem , daß er mich damals feierlich geloben ließ , seinen Besuch geheim zu halten . -Darüber sind in der That nunmehr sechzehn Jahre vergangen , die Sache ist verjährt und niemand kann aber dem Vicomte deswegen noch etwas anhaben wenn ich mich durch mein Versprechen bis zu einem gewissen Grade wenigstens — noch immer für gebunden hielt, so sollten Sie, der Notar des Vicomte , mir | dies am allerwenigsten verdenken, geschweige denn mir

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deswegen vorwerfen, daß ichIhnen mit unberechtigtem | Ehre gereichte ; doch kann ich niemals bereuen, die Mißtrauen entgegentrete. Uebrigens habe ich selbst Wahrheit gesucht zu haben . ... Mich treibt nicht eitle erst im vergangenen Jahre, als ich Sie damals um Neugierde, Herr Perrin ! Ich habe genug an meinen Auskunft über Des Adrets bat, durch einen eigentüm eigenen Angelegenheiten und Geheimnissen und miſche lichen Zufall erfahren , welch verhängnisvoller Tag mich grundsäglich nicht in die anderer ; aber ich bin der jener 12. Februar für den Vicomte gewesen war. Notar des Vicomte Des Adrets und habe in dieser Eigenschaft schwere Bürgschaft für ihn übernommen. Hören Sie mich einige Minuten ruhig an ! " Perrin hatte diese Worte in gereizter Stimmung, Ich muß wissen , ob ich dazu berechtigt bin, und ich im Zimmer auf und ab gehend , gesprochen. Er fühlte werde mir darüber Aufklärung zu verschaffen wiſſen . sich von Des Adrets unwürdig behandelt, von Louisy Wollen Sie mir dabei behilflich sein, ſo dürfte das für alle Beteiligten das Beste sein; halten Sie sich verkannt. War das der Lohn für seine Verschwiegen heit und Treue ? - Aber als er sich nun wieder ge- durch ein Versprechen gebunden , mir keinen Beistand sezt hatte und seinen Bericht beginnen wollte , sah er zu leiſten, ſo bin ich auf meine Kräfte allein angewieſen ein so erstauntes Antlig vor sich , daß er unwillkürlich und will sehen, was ich damit erreichen kann. “ Perrin kannte Louisy als einen vollendeten Typus schwieg. Nach einer Pause fragte Louisy mit leiser Stimme : des französischen Notars, wie er sein soll : scharfsichtig " Wovon sprechen Sie ?" und umſichtig, erfahren , gewandt , verſchwiegen , von Wovon sollte ich sprechen ? " erwiderte Perrin unantastbarer Ehrenhaftigkeit , stolz auf die wohlvernoch immer etwas gereizt, jedoch schon wieder genügend diente hohe Stellung , die er in der Achtung seiner Herr seiner selbst, um eine gewisse Zurückhaltung be- | Mitbürger einnahm. - Die Anhaltspunkte, die Perrin wahren zu können. Wovon sprechen Sie eigent- ihm gegeben hatte, würden ihm genügen , der Wahrlich ?" heit auf die Spur zu kommen und sie schließlich zu entIch ? Von der bevorstehenden Vermählung des decken. Da war eine offene Darlegung des ganzen Vicomte Des Abrets mit Fräulein de Comigny ! Sachverhalts das Beste, was Jacques Perrin im InAber was hat Ihre Rede zu bedeuten ? Sie sprechen teresse seines ehemaligen Freundes und auch seines von einem feierlichen Gelöbnis des Schweigens , von eigenen Rufes thun konnte. Als achtbarer Notar wollte Verjährung, von einem verhängnisvollen 12. Februar . er nicht in den Augen eines angesehenen Kollegen Alles das ist mir dunkel, Herr Kollege. Erklären Sie wie ein stiller Mitwissender eines schweren Verbrechens dastehen. mir, was es zu bedeuten hat. “ Perrin hatte sich jezt wieder vollständig gesammelt. „ Sorgen Sie dafür, daß wir nicht gestört werden, " Er war ein fluger, schnell denkender , schlagfertiger sagte er , und nachdem Herr Louisy dies gethan hatte, Mann. Konnte er sich noch aus der schwierigen Lage erzählte Perrin seinem aufmerksamen Zuhörer alles, herausziehen, in die er geraten war ? Eine glaubwür was er über den Mord des Rittmeisters Duquesne dige Fabel zu erfinden, die seine Aeußerungen einiger wußte und annahm ; besonders aber auch, daß er ſelbſt, maßen erklärt haben würde, daran wollte er gar nicht Perrin, erst vor einigen Monaten Kenntnis von dieſer denken . Das wäre mit seiner Würde und mit seiner Angelegenheit erlangt habe. Herr Louisy nahm den Bericht mit der Ruhe des Achtung vorHerrn Louiſy unverträglich gewesen . Es blieb ihm nur übrig, seinen Irrtum einzugestehen und ehemaligen Advokaten entgegen , der in seinem Leben Louisy zu bitten, denselben nicht auszubeuten. mehr als einen schweren Verbrecher verteidigt und da= " Ich habe Sie mißverstanden, " sagte er. Lassen bei stets für Freisprechung oder wenigstens für milwir die Sache ruhen. " dernde Umstände plaidiert hatte. „Der Fall ist "/ Das ist sehr fatal, " sagte er. „ Das kann ich beim besten Willen nicht. " Warum?" zwar längst verjährt, und niemand kann meinem Klienaber das verhindert " Ich konstruiere mir aus Ihrer Rede, so dunkel ten heute noch etwas anhaben dieselbe auch ist, etwas sehr Beunruhigendes zusammen. nicht, daß die Sache höchſt fatal iſt. — Ich frage mich, Ich bin es auch Ihnen schuldig, meinen Verdacht, der mein lieber Kollege , wie ich mich jetzt zu benehmen nach Ihren Auslassungen in mir aufkeimen muß , zu habe. Was meinen Sie dazu ?" ersticken. Ich will Sie nicht beleidigen , Herr KolDas alte gute Verhältnis zwischen den beiden Nolege, und ichbin darauf vorbereitet, das, was ich Ihnen taren war wieder vollständig hergestellt, und sic sprachen jezt sagen werde, sofort wieder zurückzunehmen aber freundschaftlich und vertraulich zu einander . Was meinen Sie dazu ? " wiederholte Louisy. Sie müssen mir über den Irrtumn , in dem ich mich wahrscheinlich befinde, Aufklärung geben, denn in die„ An Ihrer Stelle, " erwiderte Meister Perrin besem Augenblick kann ich nicht umhin, anzunehmen, daß dächtig, würde ich die Sache einfach ignorieren . Sie Sie Mitwisser eines vom Vicomte Des Adrets verübten geht Sie in der That gar nichts an. Sie haben sic Verbrechens sind. Wollen Sie mich eines Besseren | zufällig erfahren und Sie vergessen sie wieder. belehren ?" Daß ich nicht darüber sprechen werde, davon können Sie „Lassen Sie doch die Sache ruhen, “ beschwichtigte | überzeugt sein . " Louisy rieb sich das harte, glattrasierte Kinn, kniff Perrin . „ Sie würden ſpäter ſelbſt bereuen , danach die Lippen zusammen und saß eine ganze Weile nach= geforscht zu haben." Es wird mir sicherlich leid thun, irgend etwas in denkend da. Endlich antwortete er : „Das sagen Sie Erfahrung zu bringen, was meinem Klienten nicht zur | so, lieber Kollege , und ich tadle Ihre Ansicht keines-

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wegs , die jedenfalls für mich und meinen Klienten | dung. Sie haben sich vollständig gedeckt , nachdem wohlgemeint ist. Aber die Sache liegt nach meiner Sie Cabanel reinen Wein eingeschenkt haben. " Ansicht doch nicht so einfach. Sie müssen nämlich e3 „ Ja, das ist richtig. Aber ich frage mich" wissen, daß ich es sozusagen bin, der die Heirat macht. | war Herrn Louisys Art, sich etwas zu fragen und sich -Ich mußte annehmen, daß Ihnen dies nicht unbe- gleich darauf selbst zu antworten ich frage mich, kannt sei, da die zukünftige Schwiegermutter des Vi- ob ich auf diese Weise meinem Klienten vollständig ge= comte Des Adrets , eine geborene La Grange, zahlreiche recht werde. Wenn ich die Sache por drei Monaten Verwandte in Südfrankreich hat, und ich gar keinen gewußt hätte, so würde ich Cabanel auf seine Anfrage. Zweifel darüber hegte, Ihre Anfrage bezüglich meines ausweichenden Bescheid gegeben haben. Ich hätte sagen Klienten, die ich mir sonst nicht erklären konnte, wäre können : Des Adrets scheine mir nicht zur Verheiratung von einem derselben angeregt worden . Der Marquis mit einer weit jüngeren Dame geeignet ; er sei kränkund die Marquise de Comigny find Herrschaften aus lich, trübselig, Gott weiß was und ich würde dann. der alten Schule, und Fräulein de Comigny ist in den dem Vicomte gleichzeitig empfohlen haben, seinen Anſtrengsten Grundsätzen derselben erzogen worden. Sie trag zurückzuziehen, denn an Auseinandersetzungen mit ist hervorragend schön und sehr reich, und man sagt dem Marquis, an eine Verständigung mit diesem wäre Aber vermir , sie sei klug , liebenswürdig und herzensgut , aber nach Lage der Dinge nicht zu denken. sie hat niemals gewähnt , daß es ihr gestattet sein raten hätte ich meinen Klienten nicht. " Der kleine würde , ihren zukünftigen Herrn Gemahl selbst zu Mann schlug auf den Tisch wie jemand , der seinen wählen, ſondern es iſt für ſie ſtets ſelbſtverſtändlich ge- Weg plötzlich klar vor sich sieht. Und ich will ihn wesen, daß ihr dieser von ihren Eltern zugeführt wer . nicht verraten. Ich will ihn sofort aufsuchen und ihm den würde. Herr Des Adrets hat dies mit seinem alles sagen, was ich weiß, und dann wollen wir zuklaren Blick sofort erkannt , und nachdem er sich in sammen überlegen, was zu thun übrig bleibt. " Fräulein de Comigny, die er bald nach seiner Rückkehr Als Palamède Des Adrets an jenem Tage um in Frankreich kennen gelernt hatte und mit der er so- sechs Uhr in seine Wohnung trat, nachdem er, wie ihm dann mehrere Wochen lang in Baden- Baden zusammen dies zur angenehmen Gewohnheit geworden war , den gewesen war, verliebt, hat er nicht etwa den Fehler Nachmittag in Gesellschaft seiner Braut zugebracht hatte, begangen, ihr einen Antrag zu machen, sondern er hat übergab ihm ein Diener die Karte des Herrn Pierre sich damit an den Marquis und die Marquise gewandt. Louisy, Notar" , unter der mit Bleistift geschrieben war : Diese , als vorsichtige Eltern , haben die Antwort hinwird sich erlauben , um acht Uhr in einer wichtigen. ausgeschoben , bis sie Erkundigung eingezogen hatten. Angelegenheit wieder vorzusprechen . // -Der Marquis hat sich zu dem Behuse an seinen "} Die wichtige Angelegenheit wird wohl bis morgen Notar, unsern Kollegen und gemeinschaftlichen Freund warten müssen, " sagte Des Adrets vergnüglich vor sich Cabanel gewandt. Nun ist aber der Vicomte , der hin. // Der brave Mann wird sich wieder mit Cabanel ſeit seinem vierundzwanzigsten Jahre im Auslande ge- über irgend eine Klauſel des Kontrakts nicht verständigen lebt und dessen Eltern gestorben sind, in Frankreich so | können , und da soll ich die Entscheidung herbeiführen. gut wie unbekannt, und Cabanel hat zu niemand anders Ich hole heute abend um acht Uhr Johanna und ihre als zu mir kommen fönnen, um Erkundigung über Mutter zur Oper ab. Das ist ungleich wichtiger als meinen Klienten Des Abrets einzuziehen . Ich habe alle Heiratskontrakte der Welt. " meinem Kollegen wiederholt, was ich Ihnen geschrieben Er ſette sich und schrieb ſchnell einige Zeilen nieder. hatte, und was durch die Erkundigung , die der vor- Dann klingelte er und sagte dem Diener , der gleich sichtige Cabanel noch auf dem Auswärtigen Amte einge- darauf eingetreten war : „ Besorgen Sie diesen Brief an zogen hat, in vollem Maße bestätigt worden ist : guter Herrn Louify. Der Bote soll eine Droschke nehmen, Name, ansehnliches Vermögen , makellose Vergangen- damit ich die Antwort noch vor sieben Uhr hier haben heit, beſter Ruf möglicherweise eine große Zukunft. | kann. " Und auf diese Auskunft hin, einzig auf diese AusJacques Perrin würde den Vicomte Des Abrets kunft hin , haben der Marquis und die Marquise ihre schwerlich an der Beschreibung erkannt haben, die Louisy Einwilligung zur Vermählung ihrer Tochter mit dem in seinem Briefe an den Kollegen in Montélimard von Vicomte Des Adrets gegeben. " ihm entworfen hatte. Nur Eins traf daraus noch heute Hm ! " machte Perrin nachdenklich. zu: die Haare des Vicomte waren ergraut; aber sie Louisy erhob sich abwesenden Blickes und ging, standen dicht auf dem wohl geformten kleinen Kopfe, die Hände auf dem Rücken , mehreremal im Zimmer | und das Gesicht , das sie einrahmten , war ein schönes, langſam auf und nieder. „ Ich kann die Sache nicht | männliches Antlig, aus dem die großen dunkeln Augen einfach ignorieren, " sagte er , gleichsam zu sich selbst klar und klug hervorleuchteten . Die Zähne waren gesprechend , " ich bin es Cabanel , ich bin es mir selbst sund und hatten noch jene eigentümliche glänzende schuldig, meinem Kollegen , der sich in vollem Ver- Weiße, die keine Pflege über ein gewisses Alter hinaus trauen an mich gewandt hat, die ganze Wahrheit zu zu bewahren vermag ; auch die leichten Bewegungen der schlanken Geſtalt zeugten von jugendlicher Elaſticität fagen. " Das ist richtig, " meinte Perrin. Sie haben mit und Kraft. Nach einer halben Stunde schon, die der Vicomte dem Marquis überhaupt nicht direkt verkehrt, wenn ich Sie richtig verstanden habe ; Sie haben nur mit Cabanel benut hatte, um sich umzukleiden, wurde ihm die Antzu thun gehabt. Ueberlaſſen Sie diesem die Entschei- | wort des Notars gebracht. — Sie war kurz und bündig.

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Die verjährte Schuld.

„ Mein lieber Herr Vicomte! Das, was ich mit Ihnen zu besprechen habe, hat wohl mit Ihrer Verheiratung, aber mit dem Heiratskontrakte nichts zu thun, ist von großer Wichtigkeit und duldet keinen Aufschub. Sie können sich in dieser Beziehung auf mein Urteil verlassen. Um Ihre Geduld nicht auf eine harte Probe zu stellen , werde ich bald nach Empfang dieses Briefes bei Ihnen eintreffen . Wenn ich mir erlauben darf, einen Rat zu geben , so ist | es der, Fräulein de Comigny zu schreiben, Sie seien verhindert, sie heute abend nach der Oper zu füh = ren. Ihr ganz ergebener Pierre Louisy. " Des Adrets schlug ungeduldig mit der Fauft auf den Tisch. Den Rat, an seine Braut zu schreiben, be- | folgte er nicht, denn er war überzeugt, daß es ihm doch noch auf irgend eine Weise gelingen werde, sich von Louisy rechtzeitig frei zu machen, um die Marquiſe und deren Tochter nach der Oper zu geleiten. Da wurde geflingelt. // Wenn es Herr Louisy ist, " sagte er dem Diener, der den Brief gebracht hatte , „ so führen Sie ihn in | den kleinen Salon. Ich bin für niemand zu Hause, so- | lange der Herr hier ist. " Der Diener entfernte sich und kam gleich darauf zurück, um zu melden , der Herr Notar erwarte den Herrn Vicomte. Dieser trat daraufschnell in den Salon. // Nun, was gibt's, Herr Louisy ? " redete Des Adrets seinen Notar ziemlich barsch an.

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schnell , geläufig , logisch , zur Sache , wie es die Art eines Mannes ist , der täglich verworrene Fragen zu entwickeln hat. Der Vicomte hatte ihn mit keiner Silbe unterbrochen. Als der Notar geendet hatte , ſagte Des Adrets : Was habe ich mit dieser fünfzehn Jahre alten Mordgeschichte zu thun ; was geht mich Duquesne, was die Gräfin d'Alligny , was Herr Jacques Perrin an ? Sie sehen Gespenster bei lichtem Tage, mein lieber Notar ! " Er wollte lachen, aber der Versuch mißlang kläglich. Darauf erhob sich der kleine Notar und ſagte mit ſchmerzlichem Ernste : „ Ich kam als Freund zu Ihnen, Herr Vicomte, und ich scheide nicht im Groll . Aber da die Unterredung mit Ihnen nicht den Erfolg gehabt hat , den ich mir davon versprach , so ist es nun meine Pflicht, zu meinem Kollegen Cabanel zu gehen und mit diesem zu sprechen. - Ich habe die Ehre, mich Ihnen zu empfehlen, Herr Vicomte ! " Er wollte sich erheben . Des Adrets legte seine Hand schwer auf die Schulter des Notars und sagte : Bedenken Sie, ehe Sie handeln. Was habe ich Ihnen zuleide gethan , Herr Louiſy ? Warum wollen Sie mich zu Grunde richten ? Ich war so glücklich. Herr Louisy ! haben Sie Erbarmen mit mir ! " Ich habe Erbarmen mit Ihnen, glauben Sie es mir. Mir thut das Herz weh, Sie leiden zu sehen ; aber so wie Sie es wollen , so kann ich Ihnen nicht helfen. Glauben Sie mir, Herr Vicomte ! glauben Sie einem alten erfahrenen Manne : Sie werden in Ihrer

Ehe nicht glücklich sein, wenn Sie mit diesem Geheimnis hineintreten. " „ Ich will meiner Braut alles sagen, alles ! Genehmen. Ich habe Ihnen eine längere Mitteilung zu nügt Ihnen das ? “ machen. " „ Sie sind auf falschem Wege, Herr Vicomte ! und Es war etwas in dem Tone des alten wohlwollen: ich darf Ihnen auf demselben nicht folgen. Es wäre den Mannes, das Des Adrets mit Besorgnis crfüllte. mit meiner Ruhe für immer dahin, wenn ich mir sagen „ Etwas unangenehmes ? " fragte er in leisem Ton. müßte, daß ich einen Ehrenmann, den Marquis de Co„Leider ja! " migny , und einen Kollegen , Herrn Cabanel , die mir Weshalb kommen Sie, meine Freude zu trüben ? beide vertrauten und die mir noch vertrauen , hinterIch habe bis jezt so wenig im Leben gehabt. “ gangen habe. Sie dürfen nicht mehr verlangen , als Warum haben Sie so wenig Freude im Leben ich geben kann. Ich bin größerer Aufopferung für Sie gehabt, Herr Vicomte? " fähig, als Sie vielleicht ahnen. Aber meine Ehre kann Statt aller Antwort sah Des Adrets den Notar ich Ihnen nicht opfern . " ſtumm fragend an , und in demselben Augenblic ging „ Nun, was verlangen Sie von mir ? " fragte eine große Veränderung in seinem Gesichte vor. Das Des Adrets, dem Notar einen Blick finstern Haſſes zuselbe wurde erdfahl , und die großen dunkeln Augen werfend . nahmen einen Ausdruck furchtbarer Beängstigung an. „ Ich verlange jezt gar nichts mehr von Ihnen, “ Was wollen Sie von mir ? " fragte er heiser. antwortete Louiſy mit ruhigem Ernste. "1 Als ich mich Der Notar winkte mit der Hand und deutete auf aber entschloß, zu Ihnen zu gehen , mehr noch als Ihr den Sessel, der neben ihm stand, und als Des Adrets Freund als in der Eigenschaft Ihres Rechtsbeistandes, schwerfällig darauf Platz genommen hatte, beugte er sich da erwartete ich von Ihnen eine vertrauensvolle Darzu ihm und wisperte : „ Ich weiß alles , mein armer legung des ganzen Sachverhalts, um sodann, nach Lage der Dinge, die mir ja teilweise noch unbekannt ist, mit Freund. " Ihnen darüber beraten zu können , was nunmehr in Was wiſſen Sie ? " rief Des Adrets heftig . "Hsch !" besänftigte der Notar, ich weiß, wer den Ihrem wohlverstandenen Interesse geschehen solle. " Wiederum machte Des Adrets einen Versuch , die Rittmeister Duquesne erschlagen hat. „Was habe ich damit zu thun ?" fuhr Des Abrets Sache auscheinend leicht zu nehmen . Sein in tiefem laut und erregt fort. Seelenschmerz zuckender Mund war ein kläglicher Kom„Verſchlimmern Sie Ihre Lage nicht unnütz ; hören mentar dazu . Sie mich an. " „ Sehr wohl ! “ ſagte er. „ Ich möchte, zu meiner Er sprach darauf wohl eine Viertelstunde lang: Belehrung, erfahren, was Sie gesagt haben würden, Dieser verbeugte sich , stellte seinen Hut auf einen Stuhl, näherte sich einem Sessel und sagte: „Ich möchte Sie bitten , Herr Vicomte, neben mir Platz zu

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Rudolph Lindan .

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wenn ich Ihren Erwartungen entsprochen hätte.

lang zu einſamem, schweigfamemUnglück verdammt !' — Nun, Herr Notar, belehren Sie mich ! Was würden Sie nach diesem Bekenntnis gesagt haben ?" Herr Louisy hatte zugehört ohne eine Miene zu verziehen und ohne die Augen von dem Feuer abzuwenden, das im Kamin brannte. Jeht erhob er sie und richtete sie ernst und durchdringend auf Des Adrets . „Ich nehme an, " sagte er, daß Sie mir nun die ganze Wahrheit mitgeteilt haben ; ich rechte nicht mit Ihnen über die Form, die Sie dazu gewählt, und antworte Ihnen : Das was ich jest weiß, das muß auch der Marquis de Comigny erfahren. "" Sie bestehen darauf? Und doch wissen Sie, daß sagen wir, vergewiſſert hatte , daß Duquesne mit der dann alles für mich verloren ist. " Gräfin in deren Wohnung allein sei , begab ich mich „Ich muß darauf bestehen, meine Ehre zu wahren, durch den Garten, zu dem ich von Alters her den und ich kann das nicht, wenn ich durch mein Schweigen Schlüssel besaß, nach dem Hotel d'Alligny . Auf dem eine Behauptung aufrecht erhalte, von der ich heute Wege traf ich mit Duquesne zusammen . Ich stellte weiß, daß ich sie fälschlich gemacht habe. " und er antwortete mir mit Beleiihn zur Rede „Welche Behauptung ? " Sie digungen. Wir sprachen nicht laut, denn die Achtung „ Daß Ihre Vergangenheit makellos ſei . vor dem Ruf der Gräfin war bei uns beiden gleich ist es nicht, Herr Vicomte ! " - Der Notar sprach jezt groß. — Die Nacht war dunkel . Unter den großen Laut, feierlich : „ Es ist auch Ihre Pflicht, nicht weBäumen des Parkes konnte man die Hand nicht vor niger als die meine, die Wahrheit zu sagen. " ein gebrochener Mann. Des Abrets erhob sich den Augen sehen. Wir gerieten körperlich aneinander, und ein jeder von uns mochte in dem Augenblick ,, Sie haben recht, Herr Louisy ! " sagte er milde. „Ich denken, daß dies einem beabsichtigten Angriffe des an- werde mit dem Marquis sprechen. “ dern zuzuſchreiben sei. Ich trug einen Stock, mit dem Die plößliche Veränderung im Weſen ſeines Klienich lediglich zur Abwehr um mich schlug ; aber das Un- ten stimmte den Notar wieder weich. Wollen Sie es mir überlassen ? " fragte er. „ Es glück wollte, daß ich dies mit großer Gewalt that, daß der Griff meines Stockes durch eine schwere Bleikugel ist kein leichter Gang, aber ich mache ihn gern für gebildet war, und daß dieſe, in wuchtigem Schwunge, Sie, und er wird mir doch wohl nicht so schwer wie die Schläfe des Rittmeisters traf und ihn, als wäre Ihnen ? " sie aus einer Pistole geschossen worden, tot zu Boden Ich danke Ihnen, " antwortete Des Adrets . Ich Meine erste Sorge mochte nun sein, un- weiß jezt genau, was ich zu thun habe. ſtreckte. Ich werde bemerkt zu entkommen . Dies war leicht bewerkstelligt . alles besorgen ... ja ich werde alles besorgen ! " - Die Auf dem Wege zu meiner Wohnung kam mir dann Worte kamen tonlos aus seinem Munde. Er sprach vielleicht der Gedanke, daß es nüglich sein würde, ein zerstreut, den Blick starr in die Leere gerichtet. Alibi beweisen zu können. Ich dachte dabei möglicher"/ Sie haben unrecht, auf meinen Vorschlag nicht Sie nahmen die weiſe weniger an meine eigene Sicherheit als an den einzugehen, " antwortete Louiſy . Ruf der Gräfin. Denn was hätte mir geschehen kön- Sache vorhin zu leicht ; jezt nehmen Sie dieselbe zu Sie brauchen noch nicht zu verzweifeln. — nen ! Ich hatte das Strafgesetzbuch damals ganz gut schwer. im Kopfe und wußte, daß mir nach Paragraph So Aber Ihnen selbst möchte ich in diesem Augenblicke und So desselben, zwar im allerschlimmsten Falle Ihre Interessen nicht anvertrauen ; Sie sind nicht da ruhig. - Lassen Sie mich für Sie eintreten. Ich gehe, mehrjährige Zwangsarbeit blühte, daß ich aber der wenn es Ihnen recht ist , geradeswegs von hier zu unverkennbar mildernde Umstände vorlagen. Fall der legitimen Selbstverteidigung unter anderem - Cabanel. Ich weiß, wo er um diese Zeit zu treffen ist. aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer geringen Strafe, Cabanel und ich verständigen uns in einer halben Und verlassen Sie sich auf mich: wir wenn nicht ganz frei , davon gekommen wäre. Die Stunde. Sorge um den Ruf der einstmals von mir geliebten verständigen uns in dem von Ihnen gewünschten Frau machte mich zum Heuchler und Lügner und noch Sinne. - Ich kenne Cabanel seit zwanzig Jahren. -

Also angenommen , der Rittmeister Duquesne wäre von mir erschlagen worden , so hätte dieses Ereignis und das was zunächst darauf folgte, nach menschlicher Wahrscheinlichkeit, etwa folgendermaßen verlaufen kön nen Ich war in die Gräfin d'Alligny verliebt ; dieſe fand es eines Tages gut, meine Huldigungen zurückzuweisen und dagegen die meines Freundes Du quesne anzunehmen. Ich beging die Taktlosigkeit, dies Duquesne noch mehr als der Gräfin zu verargen, und hatte den schlechten Geschmack, dies den beiden Zu dem Behufe nahm ich mir sagen zu wollen. vor, sie bei erster Gelegenheit zu überraschen. Nach dem ich mich sodann eines Tages, also am 12. Februar

obendrein zum recht ungeschickten, da es mir nicht ein- Dann suchen wir zwei den Marquis auf. Irgendwo mal gelang, den harmlosen Jacques Perrin zu täu- werden wir ihn schon finden. — Er wird zunächst unSelbstverständlich ! -- Aber ſchen . . . Angenommen , ich hätte Ihnen diese | angenehm berührt sein. Fabel erzählt und Sie darauf aufmerksam gemacht, wenn er sieht, daß sein eigener Rechtsbeistand eine daß ich für meine Schuld schwer gebüßt habe, daß ein milde Auffassung des Sachverhalts hat, so wird er sich freudenloses Leben im Eril die Folge davon gewesen | dieselbe ebenfalls aneignen. angenommen , alles dieses wäre wahr, würden iſt " Kennen Sie den Marquis näher ? " fragte Des Sie heute, nachdem meine Schuld getilgt und verjährt Adrets . ist, hart genug sein, um zu sagen : , Du wolltest deinen „ Nein, ich kenne ihn nur wenig ; aber ich weiß Teil am Glück, verzichte darauf! Du bist dein Leben | aus Erfahrung, daß Leute seines Schlages in Rechts-

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Die verjährte Schuld .

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fragen blindes Vertrauen zu ihrem Rechtsbeistand zu Er ließ sich schwerfällig in einen Seffel fallen und haben pflegen. " starrte stumm in das flackernde Feuer. ,,Sie spannen mich auf die Folter ! Sprechen Sie!" Ein schwacher Schimmer von Hoffnung belebte Des Adrets' Züge wieder. -- Wann können Sie mir | Und sie ergriff mit ihren beiden Händen seine schlaff Bescheid geben ?" fragte cr. „ Verzeihen Sie meine herabhängende Rechte und schaute ihn flehend an. Da Ungeduld. " antwortete er dumpf: Unglück droht unserer Liebe !" Der Notar sah nach der Uhr. Es ist jetzt halb Und schwer atmend, mühselig, langsam sich sammelnd, neun Uhr," sagte er. Geben Sie mir drei Stunden in dunklen Ausdrücken, die die Wahrheit mehr erraten Zeit. Bis dahin hoffe ich alles in Ordnung gebracht ließen als daß sie sie sagten , sprach er in tonloser zu haben besser als Sie es gethan haben würden, Stimme von einer wilden Leidenschaft, die seine Jugend Herr Vicomte. Guten Mut ! Gegen halb zwölf Uhr verzehrt, von schwerer Schuld, die er auf sich geladen, bin ich wieder hier. " Er entfernte sich schnell . von langer Sühne im Eril, von allmählicher Genesung Gleich darauf trat ein Diener in das Zimmer und dank der heilenden Zeit , und von plößlichem, völligem überreichte seinem Herrn einen Brief. Gefunden im Sonnenschein neuerwachter Liebe. Ein Diener des Herrn Marquis brachte dies vor Sie lauschte, marmorbleich , die Augen weit geeinigen Minuten, " sagte er. „ Es sei keine Antwort öffnet, aber scheu von ihm abgewandt. darauf nötig . " „ Johanna, kannst du mir verzeihen ?" Sein Gesicht erschien ihr grausig, und ihr ganzes Der Brief enthielt wenige freundliche Zeilen. Die Fräulein de Comigny teilte dem Vicomte mit , ihre Wesen sträubte sich gegen das Ungeheuerliche. Mutter leide an Kopfschmerzen und ziehe deshalb vor, Liebe für den Geliebten, die Abscheu ihres reinen Herzens heute abend ruhig zu Hause zu bleiben. Dort erwarte vor dunkler Schuld, Mitleiden mit dem Unglücklichen, man ihn, Palamède, zum Thee. der vor ihr saß, Jammer ob ihres eigenen Elends, ihres Der Brief zeigte eine schöne, feste Handschrift ; das vernichteten , furzen Glücks , kämpften in ihrer Brust Wenige, was er mitteilte, war klar , deutlich und einen unerträglichen Kampf. Sie erhob sich , die freundlich gesagt. Das Papier roch weder nach Pat- Arme ausgebreitet , als rufe ſie den Geliebten an ihr ſchuli , noch irgend einem anderen Parfüm ; auch war | Herz ; aber ein Zittern durchschauerte sie ; sie stieß einen cs nicht mit bunten Monogrammen und ähnlichem leisen Schmerzenslaut aus und ſank ohnmächtig auf verziert; es war einfach gutes, starkes, englisches Papier, den Sessel zurück . von etwas größerem Format als von Frauen im allEr beugte sich über ſie, unfähig eines Wortes, gegemeinen beliebt wird . — Auf jedermann, der sich mit | dankenlos, — nichts als Schmerz, erdrückend schweren derartigen Aeußerlichkeiten beschäftigt , würde das Schmerz empfindend . Da fühlte er sich leisc , kurz berührt und wandte Schreiben den Eindruck gemacht haben , es käme von einer schlichten, vornehmen Person. sich langsam , teilnahmlos um . - Vor ihm stand der Des Adrets mußte die Zeilen zweimal durchlesen. alte Marquis de Comigny , ſtrengen Ernſt auf dem So klar dieselben waren, so hatte er sie doch nicht gleich | falten Gesichte. Ich muß Sie bitten, dieses Haus verstanden. Dann sette er sich mit dem Brief in der zu verlassen, " sagte er ruhig. Hand vor den Kamin nieder. Nach und nach lagerte Des Adrets machte eine Anstrengung, um zu sprechen, sich auf seinem Gesichte kalte, verzweifelte Ruhe. „ Ich | aber noch ehe er ein Wort hervorgebracht hatte , fuhr will das Stück aussehen - bis zu Ende , " sagte er der alte Edelmann fort : „ Ich verlange keine Aufklärung leise vor sich hin . Darauf stieg er in das Coupé, | von Ihnen ! " das seit acht Uhr auf ihn wartete, und fuhr nach dent Er machte keine Bewegung , er sprach weiter kein Hotel Comigny. Es war nahe an neun Uhr, als er Wort. Einer Statue gleich stand er vor Des Adrets . dort anlangte. Seine glühenden finstern Augen allein , die unheimlich An der Thür des Zimmers , in das er eingeführt aus tiefen Höhlen, unter buschigen, weißen Brauen herwurde, trat ihm seine Braut mit ausgestreckten Händen vorblickten und erbarmungslos auf seinen Gast gerichtet entgegen. So spät ? " sagte sie. Ich erwarte Sie waren, sprachen und wiederholten die Weisung , das seit acht Uhr. " für immer zu verlaſſen . Haus zu verlaſſen Ja! man begriff, daß Des Adrets das Herz bluten Des Adrets wich langsam zurück, wie von einer unmußte bei dem Gedanken, einem solchen Wesen entsagen widerstehlichen Macht getrieben , bis er die Thür erzu sollen . Erhaben in vollendeter Schönheit und Rein reicht hatte. Dort suchten seine Augen scheu die Gestalt heit erschien Johanna, und liebevoll und treu ruhte ihr am Feuer . Diese hatte sich in dem Sessel emporBlick auf ihm . gerichtet ; die Arme stüßten sich auf dessen Lehnen, und „Warum so spät ?" wiederholte sie leise ; aber sie die weit geöffneten Augen waren starr und ausdruckswartete nicht auf Antwort, sondern verließ schnell die los wie die einer Toten auf ihn gerichtet. Und unter dunkle Thür und trat in den hell erleuchteten Teil des diesem furchtbaren Blick öffnete Des Adrets geräuſchlos Zimmers, an das hohe Kamin, auf dem zwei altmodische die Thür und war verschwunden. Lampen brannten. Der matte Druck der Hand des Gcliebten hatte ihr bereits gesagt, daß sie wohl nicht das Um halb zwölf Uhr an demselben Abend wurde Recht habe, ihm einen Vorwurf zu machen. Und nun, da sie im Schein des Lichtz sein bleicheß Antlitz fah , da der Portier des Hauses , das Des Adrets bewohnte, fragte sie ängstlich : Was ist vorgefallen ? sprich!" durch bescheidenes Klingeln geweckt. Nachdem die Thür 7

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geöffnet worden war, trat ein kleiner Herr langsam in | Die Geschichte war seit sechs Jahren verjährt. Vom das Haus, klopfte leise an die Fensterscheibe, hinter der juristischen Standpunkte, dem einzigen, auf den der Notar ſich das mürrische Gesicht des Hauswächters zeigte und Cabanel sich zu stellen vermochte , war und blieb das ſagte, sich zu erkennen gebend : „ Herr Louisy , der Notar. die Hauptsache. Er gesellte sich bereitwillig zu seinem Ist der Vicomte Des Adrets zu Hause ? " Kollegen, um den Marquis aufzusuchen und dieſem die Erste Etage!" rief der Mann hinter dem Fenster Sache vorzutragen. zurück. Aber der Marquis ! Er hatte Cabanels Vortrag „ Ich kenne die Wohnung, " antwortete der Notar. und Louisys kurze Kommentare dazu mit keiner Silbe Das Gas im Hauſe war bereits ausgelöscht. Der unterbrochen. Aber als die beiden alten Herren mit alte Mann suchte eine Weile nach seinem Feuerzeug, ihren Reden zu Ende waren, aus denen klar und deutſteckte , als er es gefunden hatte , ein Streichholz an, lich hervorging, daß // der bedauerliche Vorfall von Anno was ihm nur mit Mühe gelang , da ſeine Hand etwas 53" wohl heute keine weiteren Folgen zu haben brauche, zitterte, und ging dann langsam die kurze Treppe hin- da hatte der Herr Marquis mit einem Hauch von NichtOben blieb er wohl eine Minute vor der Thür achtung in Haltung und Gebärde für die Anschauungen auf. stehen , die zur Wohnung des Vicomte führte ; dann der beiden Herren Notare gesagt : „ Mir erscheint jener Klingelte er leise und wartete. Er wartete lange Zeit , bedauerliche Vorfall ' als ein Todschlag wenn nicht als er klingelte wieder und wieder immer lauter ; ein Mord , verübt infolge eines anderen Verbrechens, niemand kam. Aber unten war der wachsame Portier, das diesem vorhergegangen war : eines Ehebruchs . Ich halb angekleidet , mit einem kurzen Licht in der Hand danke Ihnen für die Mitteilung , die Sie mir gemacht an die Treppe getreten und rief hinauf: „ Nun, öffnet haben. Sie haben sich dadurch des Vertrauens , das man nicht ? " ich in Ihre Ehrenhaftigkeit gesezt hatte, würdig gezeigt: „Ich klingle ſeit einer halben Stunde, " antwortete Ich bitte Sie nunmehr , sich in der Angelegenheit nicht weiter zu bemühen. Ich habe die Ehre , mich) Herr Louisy kläglich. Der Portier schien der Ansicht, der alte Herr ver- Ihnen zu empfehlen. " stehe nicht , wie man ordentlich klingle , und bemühte Das war in einem Tone gesagt worden, der keine Widerrede aufkommen ließ . Die beiden Notare ſich zu ihm hinauf. „ Lassen Sie mich einmal versuchen, " sagte er ; und waren gegangen und hatten sich bald darauf voneiner zog an der Klingelschnur lange und heftig , so daß ander getrennt, Meister Cabanel , um im Klub den Rubber Whist zu vollenden, der durch Louisy unterman es wohl im ganzen Hause hören konnte. „ Der Diener schläft ganz oben im Hause, " sagte brochen worden war ; Louiſy, um sich auf großem Umwege zu seinem Klienten Des Adrets zu begeben und cr, „und der Herr Vicomte wird ebenfalls zu Bett ge gangen sein. — Wollen Sie nicht bis morgen warten ?" dieſem den Mißerfolg der Unterredung mit dem Mar„ Nein, wenn er nicht ausgegangen ist, so erwartet quis de Comigny mitzuteilen . Es war ihm nicht leicht er mich. Ich habe ihm eine Mitteilung zu machen. - geworden , den Marquis aufzusuchen und bei dieſem Aber ist er denn auch zu Hause ? " für einen Klienten , auf den er stolz gewesen war, um „ Das ist ersicherlich. Er ist vor einer guten Stunde Milde zu bitten ; aber das , was ihm jetzt noch bevorzurückgekommen und nicht wieder ausgegangen. Ich stand, war unvergleichlich schwerer ; und daran dachte müßte es geſehen haben . Er könnte das Haus nicht er, als er sich nachdenklich das breite Kinn strich und verlaſſen , ohne daß ich ihm die Thür geöffnet hätte. " | dabei ſtarr in das kleine Licht blickte, welches das große, Der alte Notar war ein Pariser Kind und wußte, dunkle, stille Treppenhaus, in dem er sich befand, noch wie man einen ordentlichen „ Concierge" zu behandeln größer, dunkler und stiller erscheinen ließ. hat. - Er drückte dem Portier ein Zweifrankenstück Da hörte er schlürfende Schritte hinter der Thür, in die Hand und sagte : „ Wecken Sie den Diener, lieber und gleich darauf wurde diese geöffnet , und auf der Freund, und verschaffen Sie mir Eintritt in die Woh- Schwelle zeigte sich der Kammerdiener des Vicomte, nung. Ich muß den Herrn Vicomte unbedingt noch aus dem ersten Schlaf aufgerüttelt , jedoch höflich und heute abend sprechen. " ernst , wie es ihm als wohlgeschultem Diener eines „ Zu Befehl, gnädiger Herr ! Ich lasse Ihnen das vornehmen Herrn zur zweiten Natur geworden war. Licht. Hier ist ein Stuhl . Bitte, nehmen Sie Play. " „ Ist der Herr Vicomte zu Hauſe ? " Der gnädige Herr ist gegen halb elf Uhr nach Er entfernte sich , und der alte Notar ließ sich schwerfällig auf den ihm gereichten Stuhl nieder und Hause gekommen und hat mir befohlen , zu Bett zu strich sich, nachdenklich vor sich hinblickend , das glatt gehen. " rasierte, breite Kinn. „ Ist er seitdem ausgegangen ? ” Der Diener warf einen schnellen Blick nach dem Er hatte gar nichts in Ordnung bringen können, und es war nun seine Pflicht , dies seinem armen Ständer , an dem verschiedene Hüte und leberröcke Freunde , dem Vicomte, zu melden . hingen, und antwortete : Nein, er ist nicht wieder ausCabanel ? // Ja, der war leicht für die Sache des Vicomte gewonnen gegangen. Nun, dann melden Sie mich! " worden ! Ein alter Jurist , ein oftmals in verwickelten "1 Fragen konsultierter Rechtsanwalt , kannte er, gleich Auch wenn der gnädige Herr schläft ? " seinem Kollegen Louisy , die menschliche Natur von so // Er wird nicht schlafen. " vielen häßlichen Seiten, daß ihm ein unglücklicher Tod„Wenn er nicht schliefe, so müßte er das Klingeln schlag keineswegs als etwas Ungeheuerliches erschien. | gehört haben . “

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Friedrich v. Hellwald.

Das Berliner Museum für Völkerkunde.

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„ Er wird nicht schlafen. Melden Sie mich! " sagte loschenes Feuer , das keine Wärme mehr gab , und brannte auf einem Tische, in der Mitte des Zimmers, Louisy etwas ungeduldig. „ Zu Befehl, Herr Notar! " eine einsame Kerze , deren kleine Flamme den großen Raum matt erleuchtete. Und in der dunkelsten Ecke Er entfernte sich geräuschlos . Wie grausig still es doch in dem großen dunkeln desselben, auf einem niedrigen Divan, der Oberkleider und des Halstuches entledigt, die Brust halb entblößt, Hause war. Die Nach einer halben Minute kam der Diener zurück, lag Palamède Des Adrets gebrochenen Auges. bleich, zitternd. Es ist ein Unglück geschehen , Herr rechte Hand hing schlaff herunter , den Fußboden beLouisy! " stammelte er. rührend, neben einer kleinen Pistole , deren künstlerisch Pierre Louisy wußte sogleich, welcher Art dieses verzierter Lauf in dem flackernden Lichte blitte. Die Unglück war. Er zuckte zusammen, aber dann richtete linke Hand war mit weit ausgespreizten starren Fingern er seine kleine Gestalt auf, nahm das flackernde Licht auf die Brust gepreßt, und unter derselben sickerte träge aus der Hand des Dieners und durchschritt festen Blut hervor , das an der Handfläche und den Fingern Schrittes die dunklen Gemächer, bis er in das Schlaf- bereits geronnen war und auf dem Hemde und dem hellen Teppichzwei runde, tiefrote Flecke gezeichnet hatte. zimmer gelangt war . Dort glimmte im Kamin ein er

Das Berliner

Museum

für

Völkerkunde .

Von Friedrich v. Hellwald.

Erst

nen hat. Berlin zuerst hat der Völkerkunde eine eigene, für sich abgeschlossene Stätte bereitet und damit zugleich die Anerkennung der hohen Wichtigkeit ausgesprochen , welche diesem lange dem Dilettantismus überlassenen Wissenszweige gebührt. Mit Stolz blickt der Ethnologe auf die in Berlin nunmehr zu= gänglich gemachten Schäße, und dahin wird in Zukunft sich wenden müssen, wer auf ethnographischem Gebiete fruchtbare Studien machen will. Hat doch ein

fürzlich , am 18. Dezember vorigen Jahres , gesellte sich zu den schon besteh enden ein das neues, feierlich er öffnete Museumfür Völferkunde . Da mit hat Berlin einen er heblichen

in Fachkreisen sattsam bekannter österreichischer Forscher, Dr. Felix Ritter von Luschan, diesen Sachverhalt unverhohlen dadurch zum Ausdrucke gebracht, daß er als Direktorialassistent an dem neuen Berliner Museum thätig ist. Berlin trug auch seit lange schon alle Vorbedingungen für ein solches Unternehmen in sich. Kein Volk zählt eine größere Menge wissenschaftlicher Reisenden, Forscher und Sammler , als das deutsche, und sie alle legten ihre Schäße in der deutschen Hauptstadt nieder. Sachkundigen war es längst kein Geheimnis, daß im Laufe der Jahre die ethnologische Sammlung Berlins sich zu einer der reichsten aller Länder entwickelt hatte; es gab aber für dieselbe keinen Vereinigungspunkt , man mußte die einzelnen Bestandteile in den verschiedensten Lokalen aufsuchen, wo man dann freilich

Schritt vor wärts gethan, einen Schritt, wie ihn un seres Wissens noch keine eu KolerT. ropäische Hauptstadt Tabafspfeifen, Kalumet der nordamerikanischen Indianer zu verzeich aus Stein und gebrann em Thon (S. 109).

überrascht war von der Fülle des Gebotenen . Freudig durfte man es demnach begrüßen , als 1880 mit dem Baue des jetzigen Museums begonnen wurde, welches das gesamte weitschichtige Material , dem sich noch die wertvollen Schenkungen Dr. Heinrich Schliemanns anreihten, aufzunehmen und den neu eröffneten Forschungsrichtungen zu genügen vermöchte. Das neue Museum für Völkerkunde erhebt sich als ein massiger , drei Stockwerke hoher Bau an der Ecke

Seitdem Berlin zur Metropole des Deutschen Reiches emporgestiegen, ist es nicht bloß Weltstadt, sondern auch ein Centrum der Wissenschaftspflege geworden. Zahlreiche neue Insti-

tute gebenberedt davon Kunde.

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Friedrich v. Hellwald.

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die trojanischen und mykenischen Fundstücke. Auch eine provisorische Aufstellung aus der chinesischen Sammlung ist hier im Erdgeschoß zu sehen , welches sonst noch Dienstwohnungen, Werkstätten und Lagerräume birgt, wie ein so großartig angelegtes Museum deren erfordert. Berufene Kritiker haben an der dekorativen Ausschmückung dieser Räume, besonders der Rotunde , die Eiseskältestrenger Wissenschaftlichkeit zu rügen befunden, welche dem Eintretenden hier entgegenweht . Soweit Schreiber dieses aus einem dem damals noch unfertigen, wenn auch der Vollendung nahen Gebäude gewidmeten eingehenden Besuche urteilen darf, glaubt er sich dem der Ausspruche anschließen zu müssen, daß bei aller Großartigkeit der Räumlichkeiten dieselben doch fühl , kühl Königgräßerstraße, bis ins Herz hinein wirken. Was den Beschauer dort wo ein frappiert , ja frappieren muß , das ist das ungemein ACIOSA Durchbruch der Praktische der ganzen Anlage. Aber das ist alles. Das Museum ist ausschließlich im Hinblick auf den erstrebten Zimmerstraße gebaut und dieser wird, glauben wir, auch vollZweck erwartet wird und auch schon in der gleichen Flucht das Kunst- ständig erreicht. Damit hat es aber auch sein Bewenden. gewerbemuseum aufgeführt wor- Der kalte, berechnende Geist des deutschen Nordens den ist. Das Aeußere des Ge- spiegelt sich in diesem Baue, wie vielleicht in feinem zweiten. Welcher Gegensatz zu dem neuen naturwissenbäudes, streng im Stil der italie nischenFrührenaissance gehalten, schaftlichen Hofmuseum in Wien, welches auch die ethnomacht einen ungemein nüchter- logischen Sammlungen beherbergen wird ! Wie bleibt nen Eindruck und achtlos würde dort das Auge gefesselt von der geradezu blühenden man vielleicht daran vorüber- Architektur der Fassaden, den geschwungenen Linien der schreiten, wäre nicht der wuchtige, Kuppeln, dem reichen Schmuck der Standbilder , wie von Säulen gestützte Rundvor- anmutig lacht das Innere uns an mit seinen Gängen sprung an der Straßenece, auf und freundlich ausgestatteten Sälen ! Wie herrlich wird dessen oberstem Friese in steifer, das Bild erst sein, wenn dieses Museum vollendet und gewaltiger Lapidarschrift die im Glanze einer fofetten Toilette sich den Besuchern zeigen wird. Aber dieses Wiener Museum ist eben noch Worte: Museum für Völker funde" glänzen. Weiter ist dem nicht volIendet Auge keinerlei Konzession gemacht, weder im Aeußeren noch und wir wissen im Inneren. Dem ellipsenförnicht einmigen Kuppelraume in dem er mal, wähnten Rundbau läßt sich indes ein imponierender Eindruck wann es nicht absprechen. Majestätisch wird eröffnet öffnen sich auch die beiden Trepwerden pen , welche nach dem ersten fönnen. Stockwerke in den langen Seitenflügeln hinaufführen . Zwi- Auch verschen beiden liegt ein fächerför- fügt dasmiger, glasüberdeckter Lichthof, selbe über Walroßlanzen, Harpunen, Wurfhols und Meffer der feinen in welchem sich monumentale Gatimo (S. 110). Hörsaal Stücke oft- und südasiatischer Kultur neben umfangreicheren Gegenständen aus den für wisSammlungen der Naturstämme vereinigt finden. Von senschaftdiesem Lichthofe ausgehend schließensichdie Ausstellungs- liche Vorräume zu einem unregelmäßigen Viereck zusammen, lesungen, welchen deffen einzelne Seiten je einen mächtigen Saal bilden. Masten der Tecuna (Amazonas), aus Rohr geflochten , mit Baftstoff überzogen unb bemalt 16. 108). Diese Anordnung wiederholt sich in allen drei Stock- der Berwerken. Links vom Eingange sind in diesem Erd- linerBaugeschosse die vorgeschichtlichen Altertümer aus der Mark fünstler in der Gestalt einer Aula mit amphitheaBrandenburg , dann die gleichfalls vorgeschichtlichen tralisch ansteigenden Sitzplätzen schlau über der RoGold- und Silberfunde aus verschiedenen Ländern in tunde eingenistet hat, während ringsherum Arbeitszwei Sälen untergebracht, rechts dagegen die Schenkung zimmer für die Assistenten und die Bibliothek sich des Dr. Heinrich Schliemann, der ,, Schatzdes Priamos ", gruppieren. Tritt man ein in die Säle des oberen

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Das Berliner Museum für Völkerkunde.

Stockwerkes , so wird man ebensosehr überrascht durch die Fülle von Licht, welche aus den zwei mäch tigen Fensterreihen jedes Saales einströmt , als unangenehm gestört durch die häßlichen nackten Wellblechdecken, welche im Interesse der Feuersicherheit den oberen Abschluß der Säle bilden und somit auch jede dekorative Deckenausschmückung unmöglich machen. Immer im Hinblick auf Feuersicherheit sind auchdie Schränke für die Ausstellungsgegenstände nicht aus Holz , sondern aus glatten, völlig zierratlosen Eisenstäben hergestellt, zwischen welchen die Glas-

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selben leider entrissen worden ist. Sehr reichlich ist die Sklavenküste in Oberguinea vertreten , meistens Geschenke des Herrn Lüderiz. Ungemein interessant ist die hauptsächlich Gewänder umfassende Hinterlassenschaft aus des leider gleichfalls dahingeschiedenen Dr. Gustav Nachtigal Reisen im Sudan. Die schwerfällige Tracht jener Tropengegend veranschaulicht unser Bild einer sudanischen Negerin (S. Emin- Bey, 108). Giegler Pascha, Dr. Wilhelm Junker, Georg Schweinfurth u. a. haben wertvolle Beiträge zur Ethnographie des östlichen Sudans, der Niamniam, Monbuttu und der Akkazwerge beigesteuert. Auch von den Bari , Nuer, Schilluk, Dinka und den übrigen schwarzen Bewohnern des oberen Nilgebietes sind insbesondere Waffen undSchmuckgegenstände vorhanden. Aus Abessinien finden wir gleichfalls Waffen, insbesondere Lanzen (S. 120), dann die Geschenke Dr. Gerhard Rohlfs' aus seinen Reisen in jenem Alpenlande. Andere wurden durch) Lieutenant Stumm überbracht, der den

scheiben eingelassen sind, einer wie der andere große vieredige, formlose Kasten, die fast durchaus aus Glas zu sein scheinen und in denen man, was die Hauptsache , das Ausgestellte erstaunlich gut sieht. Praktisch, praftisch vor allen Dingen, dies die Devije auch der inneren Einrichtung . Schönheit ist Nebensache . Nirgends auch nur der leiseste Versuch, etwa das eine mit dem anderen zu verbinden . Freilich werden diese Mängel, wenn englischen Feldzug es solche sind , überEroberung Magzur ogen reich aufgew dalas begleitete . durch die Fülle des Mancherlei Dinge, Gebotenen . Vorläudie von dem gefal fig ist erst das erste lenen König TheoStockwerk fertig eindoros herrühren,sind t gerichte , welches in hier untergebracht acht Sälen die ethnoAbessinischer Königsornat (Tiara des Abuna. Waffen und königlicher Schmuck des (siehe nebenstehend). Theodoros Abessinien). Königs von Dreifache Krone Abuna, des später im Beste des Logischen Sammlun Königs Theodoros , Schild mit schwarzem Samt überzogen und mit getriebenen Gold Sehr wenig finden blechen beschlagen, Gewänder mit filbernen Budeln 2c. (S. 106). gen aus Afrika, Ocewir noch vom Lande anien, Amerika und Sibirien enthält. Im zweiten Stockwerk ist man mit der Somal , einem ungemütlichen Volke , dem indes Ordnung und Aufstellung der indischen, chinesischen und Deutschland jüngst durch die Erwerbungen des ermorjapanischen Dinge beschäftigt, und das dritte ist für die deten Dr. Karl Zühlke näher getreten ist (S. 112) . Aufnahme der anthropologischen Sammlungen be- Südafrika liefert vielerlei, besonders aus dem Lande der stimmt. Eine flüchtige Durchwanderung dieser Säle Kaffern, darunter ein eigentümliches Musikinstrument genügt , um einen Begriff von der Reichhaltigkeit des ein Holzbrett mit federnden Eisenstäbchen und einem Kürgesammelten Materials zu geben. In Afrika sind es bis als Resonanzboden (S. 116) - dann Waffen und Geräte der Buschmänner, Köcher aus Leder, vergiftete zunächst die Negerländer, welche unsere Aufmerksam keit fesseln. Große Sammlungen aus diesen Gebieten Pfeile u. dgl. (S. 118), während unter den Geräten der verdankt das Museum den Reisen Robert Flegels Nama-Hottentotten die Schürzen, Hals- und Armbänder (1880-1885) , der inmitten seiner Thätigkeit der- am bemerkenswertesten sind. Weiter nachNorden an der

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Friedrich v. Hellwald. afrikanischen Westküste fortschreitend, stoßen wir abermals auf Gegenstände aus dem NachlasseDr. Nachtigals, von dessen letter Reise stammend, aus Kame-

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flechte aus Kokosfasern der Kanaken auf Hawaii und die Objekte aus Neuguinea hervorgehoben (S. 121), welche das Museum besonders der Sammelthätigkeit des Dr. Otto Finsch verdankt und die geradezu einzig dastehen. Dr. Finsch hat eben das Glück gehabt, in einem Teile Neuguineas forschen zu können, den vor ihm noch keines Weißen Fuß betreten hatte. Im fünften Saale gelangen wir nach Amerika, wo sich zunächst die Sammlungen von den Indianerstämmen der Andes vereinigt finden. Darunter fallen wohl am meisten die aus Rohr geflochtenen, mit Baststoff überzogenen und bemalten Masken auf ( S. 104), welche die Tecunaindianer im Amazonasgebiete bei ceremoniellen Tänzen tragen ; ferner die selbstgefertigten Sättel mit Zaumzeug,,,Bolas ", " Lassos " u. dgl. der Tehueltschen

run, Lagos und dem Gabungebiete. in Patagonien (S. 115), die Steinärte der SüdameriDie Samm faner (S. 107) . Jm sechsten Saale ist für die amerikanilungen von schen Altertümer , zunächst für die aus Meriko herPaul Reistammenden Zeugen einer hohen , dahingeschwundenen chard aus dem Kultur Raum geschaffen. Wir verweilen nicht länger bei Gebiete der dieser höchst merkwürdigen Sammlung von SteinskulpWarua und turen, Thongefäßen, Gegenständen aus Holz, Knochen, Wamarungu Muschelschalen u. dgl., Geweben, welche der Direktor westlich vom des Museums , der hochverdiente Gelehrte Professor Tanganyika Dr. AdolfBastian, mit sichtlicher Vorliebe aufgestellt hat. seeführen uns Wer immer sich mit der rätselhaften Vergangenheit der allgemach Azteken, Mirteken und Zapoteken und insbesondere der wieder nach dem östlichen Afrika hinüber, wo die Reisen Dr. Steinarte füdamerikanischer Indianer (S. 108). Fischers aus der äquatorialen Region östlich vom Ukerewesee namentlich die bis unlängst fast unbeka nten, wilden Massai einigermaßen erschlossen haben. Aus der großen Insel Madagaskar hat hauptsächlich F. M. Hildebrandt zahlreiche Gegenstände sowohl der Hova als der Sakalaven zusammengebracht : Gefäße aus schwarzem Thon, Töpfe, viereckige Teller, aus Holz geschnitte Löffel , wovon wir einiges abbilden (S. 110 f. ). Nicht minder reichhaltig sind die Sammlungen aus dem Kongogebiete, die voraussichtlich in nächster Zukunft noch ansehnliche Bereicherung erfahren dürften, aus Senegambien, der Kruküste, den Bissagosinseln und endlich von den Ländern des Nordrandes von Afrika. Geradezu überraschend durch ihre Fülle an Details sind die Sammlungen aus Dceanien , welche in den Sälen III und IV ausgestellt sind. Es ist ganz unmöglich, sich bei jeder dieser Einzelheiten aufzuhalten ; aus der ungeheuren Menge des hier Vorhandenen seien bloß die sehr eigenartigen. hölzernen und geschnitten Häuptlingsstäbe und die Nephritgeräte der Maori Neuseelands (S. 113) , die Keulen und Speere der Vitiinsulaner (S. 119), die seltsamen Federgewandstücke, geschnitten Keulen und Ge-

Negerin aus dem Suban (S. 108).

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Das Berliner Museum für Völkerkunde.

Maya vertraut ma= chen will, findet für derhin im Berliner Museum das reichste Material für seine Studien. Hier sieht er vor Augen die Altertümer

aus Yucatan, aus allen Teilen Mittelamerifas, von den Antillen, und schreitet dann hinüber nach Südamerika, wodie Alter: tümer der Chibcha in Kolumbien, der Cora von A.Clofs & J. Ecuador, endlich jene der PeruGeräte, Waffen und Kleibung von Bewohnern der Polarzone. Iglu der Gstimo (S. 110). aner ihm neue Rätsel aufgeben. Auch der siebente Saal ist noch Amerika ge= widmet , führt uns aber in die nördliche Abteilung der Neuen Welt, vorerst zu den Pimas und Papagosindianern in Arizona, dann zu den Rothäuten der Vereinig ten Staaten. Da sind Messer, Tabakspfeifen (S. 101) und Tabaksbeutel der Dakota (Siour), Tomahawks oder Streitärte, Mokassins der Assiniboin u. f. w. (S. 113 u. 117). Den Indianern reihen sich die Eskimo oder Jnuit des hohen Nordens , sowohl in den Hudsonsländern als in Grönland , an. Bei ihnen bewundern wir vor allem ihre sinnreiche Pelzkleidung, während ihre übrigen Geräte sich hauptsächlich auf Waffen und Fang-

werkzeuge für die Jagd der großen Seetiere beschrän fen (S. 103 u. 109) . Das Museum besitzt eine große Anzahl von Seehundsspeeren mit langer Eisenspitze, Walroßlanzen, Harpunen, Wurfbrettern u . dgl . Der achte Saal endlich ist gefüllt mit den Sammlungen aus Sibirien , welche von den Giljaken, Tungusen und Golde, Tschuftschen , Jakuten, Ostjaken und Kirgisen, Samojeden, Burjaten und Kalmücken herrühren. Es unterliegt keinem Zweifel, daß, so großartig es in seinem heutigen Zustande auch schon ist, das Berliner Museum doch immer noch erst einen Anfang darstellt und daß dasselbe sich dieses Umstandes vollaufbewußt und demselben Rechnung tragend für die Zukunft nach immer größerer Vollständigkeit streben wird. Man darf wohl sagen, daß dann , in den bisherigen Bahnen fortschreitend, es ohne Rivalen bestehen werde. Sind dochschon jetzt die dort aufgespeicherten Schäße vielfach einzig in ihrer Art ! Gegen die Art und Weise , wie dieselben dem Auge des Beschauers dargeboten werden, haben sich freilich manche Bedenken erhoben , insofern als die Ausstellung allerdings für den Fachmann, weniger für den Laien berechnet ist. Dieser , und dazu gehört auch der gebildete Durchschnittsmensch, dürfte vielfach nur eine Anhäufung wesentlich gleichartiger Objekte erblicken, wo der Gelehrte alsbald die Unterschiede wahrnimmt . Mit einemWorte: Die Aufstellung ist einestreng wissenschaftliche, welche durchaus darauf verzichtet, beim Nichtfachmann sich einzuschmeicheln. Dieser sucht vergeblich nach einem Ruhepunkt für sein Anschauungsvermögen,

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Toilettengegenstände (hölzerner Kamm und eiserne Zängelchen) der Madagaffen (S. 107). welches erlahmt in dem bedrückenden Gewirre von Urnen , Thonfiguren, Lanzenspitzen, Holz- und Steinschnitzereien. Den Sachverständigen stört selbstverständlich diese Anordnung keineswegs , vielmehr rühmt er

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Eugen von Jagow.

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deren Uebersichtlichkeit. Unschwer erkennt der Einge- | nennt , oder mit anderen Worten : Der Austausch der weihte in diesem System das Walten des nämlichen Millionen und der alten Adelstitel wird ein immer Geistes , welcher auch die Schriften des hochberühmten regerer. Museumsdirektors durchweht und der darauf hinausFreilich lassen sich die Pariser Salons noch unter läuft, dem Neu- einem anderen Gesichtspunkte betrachten : es gibt nämlinge die gewon- lich solche, in denen man plaudert , oder klatscht , oder nenen Forsch die Cour macht, oder sich verheiratet, andere, in denen ungsergebnisse man politisiert, sehr wenige , in denen man sich schönnicht etwa mund geistig unterhält, und sehr viele ... in denen man sich gerecht zu ma langweilt. Diese zuletzt genannte Kategorie bindet sich chen, sondern ihn allerdings an kein besonderes Viertel ; sie ist überall zu vielmehr zu Hause und überall gefürchtet . Ihr verdankt Paris die veranlassen, stets wachsende Zahl der Klubs , Cercles und in verschiedenster Weise benannten Dinergesellschaften, mit einem Wort - sit venia verbo die Herrenklöster , in denen man sich freilich auch vielfach langweilt, aber in anderer Weise, so 3. B. beim Spiel oder beim dolce far niente. Die Salons und die Cercles find Antipoden und ihre Langweiligkeit so ungleichartig, wie der Südpol und der Nordpol. Nachdem wir nun, wie Mephisto sagt, alles reduziert und gehörig klassifiziert haben, Keller) werfen wir einen Blick in die verschiedenen Madagaskar. Aus Holz geschnitte Löffel. Halsband mit Silberornamenten in Pariser Salons, ohne uns allzu pedantisch an Klauenform. Amulette und aus Stroh geflochtene Fächer (S. 107). eine Reihenfolge und Zeiteinteilung zu binden, wie sie etwa ein Bädeker dem eiligen Verauf dem mühevollen Pfade eigener Untersuchung und gnügungsreisenden - welch innerer Widerspruch! Sichtung des Materials diese Ergebnisse selbst zu erwer- für den Besuch der sehenswürdigsten Sehenswürdigben. Man kann nun über die Methode wohl anderer feiten vorzuschreiben genötigt ist. Wir haben, gottlob! Meinung sein, nicht aber darüber, daß trotz derselben Zeit, und überdies besucht man ja im wirklichen Leben im Berliner Museum für Völkerkunde Großes ge- die Gesellschaften ebenfalls in der krausesten Regelschaffen worden ist. losigkeit. Beinahe wäre ich sogar versucht, zuPariler Salons. vor noch Von einen furzen RückEugen von Jagoiv. blick auf Ge= die schichte des er Begriff der Pariser Salons dehntsich so weit aus, Faubourg D Saintwie Paris selbst ; denn unter Salon versteht der Franzose das Wohnzimmer. Und in der guten Stube" geht's oft gemütlicher und harmloser zu, als in denjenigen Salons , mit denen wir uns hier ausschließlich zu beschäftigen haben. Die Salons par excellence sind die der Chaussee d'Antin und des Faubourg SaintGermain; dort ist der Sitz des Finanzadels , hier der des Erbadels . Aber da die haute finance , ähnlich Germain wie die Diplomatie, ein internationales Gepräge besitzt, so darf ich auch wohl sie übergehen, was auf dem zu werfen, Papiere allerdings leichter ist, als in der Praxis , wo wo im 17. Jahrhun ihre Herrschaft kaum anzuzweifeln sein dürfte. dert die Diese Herrschaft kennzeichnet sich unter anderem Montauch durch die wachsenden Familienverbindungen zwischenden beiden Adelskasten. Das aufdem linken Seinemorency, ufer belegene Faubourg überschreitet die Brücken", die Brodie wie es der Pariser in seiner pittoresken Ausdrucksweise glie,

Leberner Wasserbehälter, überflochtenes mit Rauri verziertes Milchgefäß und hölzerner Schöpfbecher ber Somal ( . 106) ,

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Pariser Salons.

Mailly ihre Feudalschlösser erbauten, und auf die Leidenszeit unter Napoleon I. , auf die Glanzzeit während der Restauration , auf den allmählichen Verfall , auf die Salons der Récamier, der Marquise de la Bour: donnaye , der russischen Madame Swetchine, aber was ist nicht alles schon hierüber geschrieben worden! Heute gilt das Schlagwort Aktualität" mehr als je, und so halten wir uns denn eben falls an die Aktualität, an die Salons der ,ältesten Republik, obgleichsie die jüngste ist, " wie man von ihr sagen könnte. Der moderne Gesell schaftsraum besteht und darum braucht der Franzose das Wort Salon, wenn er damit die Gesellschaft meint, fast immer im Plural - mindestens aus zwei Salons, dem großen und kleinen. In dem ersteren ist selbst verständlich ein Kanapee, zum wenigsten vier Sessel und die gleiche Anzahl Stühle, für deren Bezug jezt mit Vorliebe die sogenannte , vieille tapisserie" gewählt wird. Viel bunte Kissen, ein Waffen und Geräte ber Neuseeländer. mächtiger türkischer Tep1 Batú, Neule,unb Speer; 2 Hani, Hoheitszeichen der Häuptlinge ; & Me pich, eine Ueberfülle ja rai (Reule) aus Rephrit ; 4 Merat (Keule) aus Walfischinochen (S. 107). panesischer Vasen,Bronzestatuetten und allerlei Zierat , bibelots genannt. Die Stuguhr, welche bisher auf allenKaminen mit derselben Regelmäßigkeit prangte, wie jest liberté, égalité, fraternité" auf jeder republikanischen Bretterwand, ist glücklicherweise nicht mehr Alleinherrscherin. Sie ist vielfach durch Blumenschmuck, Vasen und dergl. ersetzt, wie es die weißen

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| Gardinen

und das ist bedauerlicher! — durch hellseidene Rollvorhänge, sogenannte stores , find . Venezianische Spiegel mit reichgeschnitten Holzrahmen, vielarmige Wandleuchter in dem jetzt so beliebten Stil Louis XVI. Während den großen Salon eine schöne Tapete ziert, in der leider die Goldfarbe etwas zu aufdringlich hervorleuchtet , schlägt man den kleinen mit den verschiedensten , mehr oder weniger kostbaren Stof= fen aus, mit chinesischer Seide beispielsweise, um den lururiösesten zu nennen. Hier lebt und webt und korrespondiert die Dame des Hauses, hier herrscht lediglich ihr Geschmackund ... ihr Lieblingsparfum. Ihre Möbel sind aus Rosenholz oder ausgelegter Arbeit. Es versteht sich übrigens von

selbst, daß sich dieses Allerhei ligste der Pariſer Weiblichkeit bei gröBeren Gesellschaften auch den Gästen, selbst den Herren, öffnet. Ueber das Eßzimmer, die,, salle

Motalfins norbameritanijder find (S. größtenteils Die Stidereien aus weißen. rot und blau Indianer. gefärbten Federfielen ausgeführt 109).

Reichgefniste Spine der Dani" oder Scepter der alten neu feeländischen Häuptlinge (S. 107).

à manger" nur einige wenige Bemerkungen. An den Wänden statt der entmodeten MedailIons und Schüsseln nur noch Jagd- und Landschaftsbilder , auch wohl die hier so wohlangebrachten Fruchtstücke. Das Büffett ist vielfach durch alte, sogenannte normännische und breto = nische Schränke, die Hängelampe über dem Eßtisch durch Kandelaber oder kostbare Leuchter ersetzt. Es versteht sich ganz von selbst, daß das Eszimmer mit Holzpaneelen geschmückt ist . Der große runde Tisch, statt des in Deutschland 8

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Engen von Jagow.

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Die üblichen lan- | Abdera der Etikette , zu den Salons zurück. unter , die Tea O'Clock gen, vierecki- englische Sitte des Five gen, erhältsich dem zweiten Kaiserreich nicht recht Wurzel fassen noch vielfach konnte, gedeiht unter der dritten Republik immer mehr. Das Ceremoniell, welches bei den Abendgesellschaften, in Gunst. Natürlich bei den réceptions " herrscht und wohl nicht wenig denke ich bei dazu beigetragen hat , die junge Herrenwelt den Familiensalons zu entfremden , fällt mehr oder weniger meiner Schil derung nicht fort. Man findet sich ohne Ceremonie" und je nach an die reichen der Saison vor oder nach dem Besuche des Boulogner Gehölzes ein, um ein bis drei Stunden lang zu lunchen aristokrati schen Fami- und zu konversieren. Der Thee ist , de rigueur"; aber lien, die ein im übrigen herrscht nicht nur eine große Verschiedenheit für die leiblichen Genüsse , sondern auch für die five Jahresein fommen von o'clock- Tage. In manchen Salons empfängt man nämlich täglich, in anderen nur ein bis zweimal in der einigen hun Woche, in den einen ist ein sehr reichhaltiges Büffett derttausend im Speisesaal aufgebaut, in den anderen besetzt man Franken, große Güter den Etagerentisch in einer Ecke des Wohnzimmers mit und ein Hotel einigen Speisen , unter denen das belegte Brötchen im Faubourg (sandwich) und der trockene englische Kuchen eine Saint- Gergroße Rolle spielen. Portwein und Sherry stehen main besitzen, natürlich überall zur Disposition , aber in gewissen das sie im Salons erweitert sich dieser englische Thee zu einer Jahre viel ausgesuchten Mahlzeit mit dem feinsten Backwerk, leicht drei bis seltenen Früchten , Ortolanen- und Krebspasteten , mit fünf Monate Trüffelbrötchen in Silberkörbchen und zahllosen Süßig= bewohnen. In diesen Hotels ist die Zahl der SaIons beinahe so groß, wie die der Dienerschaft, welche sich, abgesehen vom Portier (concierge),

Sattelzeug, Bolas, Laffos und Lanzen ber Patagonier (S. 108).

aus mehr als einem Dutzend zusammensetzt, denn der Koch hat seinen Gehilfen; neben dem maître d'hôtel" und dem vornehmen „ valet de chambre" gibt es

etliche , valets de pied " , neben der Kammerzofe eine lingère ", welche die Wäsche unter sich hat; dazu Kutscher und Pferdeknechte, um von der Gouvernante und dem Hauslehrer zu schweigen , welche man leider noch vielfach zu den Dienstboten zählt und durch allerlei Formalitäten quält. So sizt z . B. die Gouvernante, wenn sie mit ihren Zöglingen ausfährt, zwar im Fond, aber zur Linken; sie mit in die Oper zu nehmen, ist gegen den da wir nun einmal vom Ceremoniell guten Ton und sprechen, das in Frankreich in den aristokratischen Kreisen eine noch viel größere Bedeutung hat, als man in Die Sanfa" (Marimba), Musikinstrument ber Tota (S. 106). so sei kurz Deutschland im allgemeinen annimmt angeführt , daß der Priester an der Tafel zwar den Ehrenplatz zur Rechten der Wirtin einnimmt, sie aber feiten , die auf Krystallschalen aufgehäuft sind ; alte nur, wenn er mindestens Bischofsrang hat, zu Tische Weine und frische Blumen in Hülle und Fülle. In diesen letztgenannten luxuriösen Salons herrscht führen, d. h. ihr den Arm geben darf. Fahren wir, nach dieser kurzen Abschweifung ins leider der Tagesklatsch vor, so z. B. bei dem five o'clock

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Pariser Salons.

der Gräfin C. , welche Montag und Freitag zwischen drei und fünf Uhr empfängt. Was hinter den Coulissen, in dem Atelier dieses oder jenes Malers, oder gar im Salon einer nicht anwesenden Freundin sich ereignet hat , die fleinen Familiengeheimnisse und oft noch schlimmere Sachen und eine noch schlim mere Welt in teressieren vor nehmlich. Von derjüngstenRede oder Clémenceaus Freycinets, von den boshaften Satiren Rocheforts und dem neuesten Roman Daudets ist nur flüch tig die Rede. Ist der aus persönlicher Sachkenntnis stam mende Schatz der Tagesskandale erschöpft, so greift man zu den Boulevardblättern der vornehmen Welt , dem Gil Blas , Figaro , Gaulois u. a. und fommentiert deren verschiedene Indiskretionen und Gerätschaften der Indianer. Kriegstasche mit farbigen Leber ftreifen und Trobbeln geschmüdt: schlüpfrige Anspielungen . Tabatsbeutel aus Edelmarberfel mit Diese lettere Bemer Enben aus farbigen Perlen ; Toma hamf unb Efalpe der Siour, und fung führt mich auf ein Peitsche mit Hirschhornstiel ( 109) Thema, das ich nicht ganz übergehen kann, weil es für die Pariser Sitten und damit auch für die des Salon höchst kennzeichnend ist. Das Faubourg Saint- Germain und vor allem seine Damenwelt sind in hohem Maße reklamelustig geworden , vielleicht deshalb , weil sie sich von ihren männlichen Standesgenossen zu Hause vernachlässigt sehen, wie dies aus dem Folgenden noch deutlicher hervorgehen wird. Diese Reklame geschieht in sehr verschiedener Weise, vor allem aber mit Hilfe des Reporters , der jegt vielfach nicht mehr durch die Hintertreppe , sondern als geladener und umschmeichelter Gast in die Wohnungen und Familiengeheimnisse der alten französischen Aristokratie eindringt. Er ist der Verführer, der die weibliche Schwäche und Eitelkeit ausbeutet und dem sie willig entgegenkommen . Nicht

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mit Unrecht könnte man auf die beiden Parteien, die sich zur Reklame zusammenfinden , das Bild des Goetheschen Fischers anwenden : halb zog sie ihn, halb sank er hin ! aber freilich zu dem Zweck, um ... noch mehr gesehen zu werden. Diese Manie des Interviewens , welche, aus Ame= rifa stammend , wie eine ansteckende Krankheit mächtig um sich gegriffen hat, ist von den französischen Dichtern , welche für alle Aktualitäten doch einen feinen Instinkt besigen, merkwürdig wenig ausgebeutet worden. In der Fremden" von Alexander Dumas hat der reiche Mauriceau alle Einzelheiten seines Festes selbst notiert , damit der Herr Reporter und mit ihm das neugierige Paris sich nur ja nicht irren können. Ganz ähnlich machen es heute die Damen , und leider gerade die aus der besten Gesellschaft. Schon etliche Tage vorher kennt der Herr Berichterstatter gewisser Boulevardblätter nicht nur die geplanten Cotillonüberraschungen , sondern auch Zahl und Namen der Gäste und vor allem jedes Toilettendetail. Eines schönen Tages liest dann das Publikum von einem wahrhaft feenhaften Fest, deren Königin gewöhnlich die ... am besten Zahlende ist . Wer beispielsweise den Gil Blas Tag für Tag durchblättert, entdeckt bald, daß die stets wiederkehrenden Namen der Gesellschaftslöwinnen ein typisches Epitheton haben, wie die des alten Homer , dessen Helden schnellfüßig, helmumflattert, Dulder und dergl. sind. Frau S. ist z. B. immer ,belle"; wenn ihr Chronist sie der Abwechslung halber "gra= ziös " nennen wollte, so würde er es mit der Gräfin P. verderben, welche allein das Monopol besigt, graziös zu sein. Da diese Damen sich so wenig empört darüber zeigen, daß man sie in buntester Abwechselung neben den im stil len beneideten Heldinnen einer anderen, nicht eben guten Gesellschaft erwähnt und umschmeiSpitzen von Giftpfeilen der Buch. chelt, darf man sich auch männer ( e natürlicher Größe) (S. 106) nicht darüber wundern, wenn sie sich , wie der Franzose sagt, en robe de chambre abfonterfeien lassen, über ihre Lebensweise und das Innere ihres Boudoirs Berichte dulden und sogar ihre Bilder zu verkaufen und zu Buchvignetten zu verwerten gestatten.

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Eugen von Jagow.

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leicht das bemerkbarste Symptom eines schleichenden gesellschaftlichen Uebels , findet sich aber auch schon hie und da in gewissen Salons, zumal in denen mit etwas internationalem Charakter, noch mehr vielleicht im Theater , im Salon, bei den Wohlthätigkeitsbazaren , auf den Rennplätzen und in den Seebädern , vor allem aber ... bei der Schneiderin. Die Toilette ist - ich bisweilen eine arge will das nicht weiter ausführen Sünderin.

Immer ist es der Reporter , der bei diesen Din gen den Vermittler macht und sichso zu einem Fakto tum der Frauen , zu einem moder Figaro ausbildet,des jen Urbild ja ebenfalls ein wenig vom Kuppler hatte. Daß er bisweilen auch als Er-

Und nun zurück zum Five O'Clock ! Die Sonnabende bei der Gräfin Argy , zwischen vier und sieben Uhr, stehen bei der französischen Aristokratie in gutem Rufe. Sie empfängt in ihrem Wintergarten und man plaudert, was , wohlbemerkt, mit klatschen durchaus nicht identisch ist. In seiner Vorrede zur , armen Löwin" erinnert sich Augier wehmütig der verschwundenen Salons, wo man plauderte , d. h. , um es ganz einfach zu definieren, wo man geistige Anregungen gab oder empfing, gleichviel, ob diese nun einen specifisch litterarischen und artistischen Charakter , oder einen allgemein philosophischen hatten. Heute gibt es in der That nur noch wenige Causeurs , deren geistvollster , beiläufig be= merkt, Victorien Sardou sein dürfte. Wie Chopin ein unvergleichlicher musikalischer Improvisator war, so der Dichter des Rabagas ein Improvisator der launigsten Erzählungen und heitersten Aperçus . Das Schwinden der Salons, in denen man plaudert, erklärt sich übrigens auch aus unserer Zeit, aus den veränderten politischen Verhältnissen, und ist darum eine Erscheinung, welche bekanntlich durchaus nicht nur in Paris und Frankreich wahrgenommen wird.

Die politischen Five O'Clocks überpresser, und gehe ich, da nicht ein einziger die Bedeusei es auch tung des Salons der Madame Adam nur als Er- (Juliette Lamber) hat. Und selbst dieser presser von ist seit dem Tode Gambettas und der AbNeuigkeiten, reise eines bekannten österreichischen Diauftritt, errät plomaten mehr in den Schatten getreten . sich, wenn Der Deutschenhaß bildet freilich nach wie man sich die vor gleichsam den spiritus familiaris große Zahl dieses seltsamen, politisch - litterarischen Keulen und Speere der Bitiinfulaner mit Zuderrohr und Zweigen bes Brotfruchtbaumes ( S. 107). der in Paris Zirkels , aber unter seinen zahlreichen vom Skandal Mitgliedern befindet sich kaum eine polebenden Blätter vergegenwärtigt ! So erinnere ich litische Größe mehr. Man spricht und mich eines kühn und frech abgedruckten Interviews, in plaudert sogar, man konspiriert auch ein dem die Gemahlin eines ermordeten Präfekten gefragt bißchen, zumal gegen die deutschen Arwird , ob dieser nicht Beziehungen zu einer anderen beiter und Richard Wagner, dem man Dame gehabt habe. Und das Publikum liest der es noch im Grabe nicht verzeihen kann, daß er ein Deutscher war, und schließlich gleichen ohne Ekel und Empörung ! Aus diesen und ähnlichen Thatsachen geht wohl wird eine kleine, anspruchslose Komödie deutlich genug hervor, daß die Moral der vornehmen von der recht anspruchsvoll gekleideten Pariser Gesellschaft immer larer wird, und daß sich Madame Adam aufgeführt. Demnächst eine bedenkliche Annäherung zwischen zwei Welten voll wird vortrefflich soupiert und man trennt zieht, die nichts miteinander gemein haben sollten. sich in der stillen Hoffnung, daß bis zur Diese Promiskuität in den erwähnten Blättern ist viel nächsten Soirée Lohengrin ausgezicht

befiniere, 106).

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Pariser Salons.

und die Franzosen in Berlin eingezogen sein mögen: ein unschuldiges Vergnügen! Das Diner spielt in Paris eine große Rolle; man ladet oftmals, aber stets nur wenige Gäste auf einmal ein, ganz nach der weisen Vorschrift des berühmten Gastronomen und Philosophen Brillat- Savarin.

Diese Einladungen o, materialistisches gehören Zeitalter! zu den beliebtesten, während der dem Gastmahl nicht selten folgende Empfang als notwendiges Uebel mit in den Kauf genommen wird. Ueber Tafel, Speisen und Getränke nur einige wenige Worte ! Ein Diner soll nicht über eine Stunde dauern , und je weniger Gäste, je weniger Gänge, deren man überhaupt keine große Zahl mehr bietet. Nach der Suppe und den hors - d'oeuvre drei

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Nachdem Kaffee und dem ... Kümmel, der merkwürdigerweise den Cognak verdrängt hat , begeben sich die Herren ins Rauchzimmer tout comme chez nous - und fühlen sich dort natürlich so wohl, daß sie es so spät wie mög lich verlassen. Arme Damen! Trotz dieser auch hierin zu Tage tretenden, provozierten Abneigung gegen eine sich allzu lange hinziehende Unterhaltung mit dem schönen Geschlechte, dessen Gegenwart die freie Durchführung eines Themas oft unmöglich macht, gibt es indessenselbst in Paris, dem Eldorado der Junggesellen , noch manchejunge Männer, welche eine Ausnahme von der Regel machen und nicht nur im Salon bleiben, sondern sich sogar ... verLoben. Wo ist der Platz dieses Glücklichen beim Diner oder, um syste

matischer zu verfahren, wie verlobt er sich überhaupt ? Zur Charakte ristik der Pariser Gesellschaft, zum Verständnis ihrer schier unglaublichen, im modernen Roman ja fortwährend geschilderten Zustände dient nichts mehr als die Beantwortung unserer Frage. Die jungen Leute der vornehmen Gesellschaft lernen sich vor ihrer Verlobung nämlich kaum kennen ; die Wahl ist Sache ... der Eltern. Man bezeichnet dem Jüngling die Zufünftige, welche er, halb versteckt hinter einem Pfeiler einer Ersatz des Sherry unModekirche, von Saint- Thomasmittelbar nach der d'Aquin beispielsweise , nur mit Suppe gibt , den verzeihlicher Neugierde und EmsigChampagner während feit betrachtet. Die gegenseitig in des ganzen Diners . ihr Geld oder ihre Namen verWas den Blumenliebten Eltern begegnen sich wohl schmuck der Tafel beFederhelm der früheren Häuptlinge der Sandwichsinseln auch, nebst den Zukünftigen, im trifft, so herrscht darin (Hawaii), Speer und Rotuspalmen (S. 108). Bois de Boulogne, wo sich diese große Freiheit; die Phantasie der Wirtin findet nicht selten sehr ge- nach Herzenslust (?) ausplaudern können. Tags darauf schmackvolle Arrangements , Blumenguirlanden, die entscheidet sich das junge Mädchen; sein Vater oder seine beje nachdem es ja oder nein' jagt sich anmutig von Kandelaber zu Kandelaber schlingen Mutter nachrichtigt den Harrenden. War die Antwort eine und ähnliches . Die Hauptsache ist, daß die ovalen Blumenkörbe auf der Tafel nicht zu hoch sind und die günstige, so schickt der Beglückte ein Bouquet, wie beiläufig bemerkt, von nun ab täglich, und erscheint um Konversation erschweren.

bis vier Entrées, dann Sorbetts , dann der zweite Braten (Pute, Poularde; Wildbraten gehört unter die Entrées) , falte Fleischspeise (z . B. Fasanenpastete), junge Gemüse und schließlich Eis, Kuchen und Dessert. Die Reihenfolge der Weine ist die in Deutschland übliche, nur daß man den Rheinwein event. als

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Eugen von Jagow .

vier Uhr, wo er niemand als seine lieben Schwiegercltern und die hold errötende Braut trifft. Bei Tische, den er bis zur Hochzeit mit den Schwiegereltern teilen wird, ist ihm ein Plas neben ihr vorbehalten. Kommt aber Besuch, so sitt er am Ende des Tisches ; er gehört ja zurFamilie. Dieser bräutliche Rosenmonat währtsechs bis achtWochen, also meist wohl etwas länger, als der Honig monat, nach dessen Ablauf das Janusgesichtder modernen französischen Aristokratenehe oder ... Finanzehe fir und fertig ist. Die Augier, Dumas und Sardou brauchen nur noch die tragische Maske darauf zu drücken und das französische Drama mit seinen zahlreichen komischen Episoden ist fertig . Selbstverständlich bleibt aber auch hier das lateinische Sprichwort , Keine Regel ohne Ausnahme " in Ehren. Schon die Dauer des bräutlichen Verhältnisses oder vielmehr das Motiv für die Not: wendigkeit einer sechswöchentlichen Vorbereitungspause auf die The hat für den Sittenschilderer etwas Verlockendes. Es handelt sich nämlich nicht etwa darum, in dieser Zeit eine Prüfung vor dem sich ewig Binden" anzustellen, sondern lediglich um die Schwierigkeit, in fürzerer Frist ... die Ausstattung (corbeille und trousseau) fertig zu stellen. Denken Sie doch nur, wie schwer es ist , sich in der Auswahl der nötigen Diamanten, Epißen , Kaschmirs , sorties de bal, Pelzsachen , Uhren einerseits , der Roben andererseits schlüssig zu machen. Hängt doch davon das Lebensglück der lieben Kinder ab ! Mit den Bällen und Rezeptionen ist es in Paris übel bestellt. Wenn man freilich nach den Zeitungen urteilen wollte, ſo herrschten in den Salons eitel Freude und Uebermaß an Tanzlust. Die französische Sprache, der es freilich an dem Tiefsinn der deutschen gebricht, ist gerade zu deren trügerischen Schilderungen wie geschaffen, Der Farbenglanz duftiger Tüllkleider , die Rosen auf den Wangen der heiteren Mädchenschar, welche die Eleganz und Grazie verkörpert , die chevaleresken Tugenden der französischen Greiſe von zwanzig Jahren , das von fernher geheimnisvoll in die Boudoirs hineinbebende Echo des Ballorchesters , das Goldgeflimmer der Lichter, der Krystalllustres und der Tapeten werden so bezaubernd und dabei ſo einfach, mit so leicht und graziös hingeworfenen, hübsch sauber aufgeputzten uralten Phrasen veranschaulicht , daß der Fremde unwillkürlich denkt : Die Franzosen sind doch bessere, geschmackvollere Leute. Aber die französische Presse gleicht der Lorelei mit ihrem vermutlich falschen Haare und mit ihrem Kamme aus Talmigold . Niemals waren die Salons so leer, und wenn es nicht gegen die gute Sitte wäre, so würden es die armen , unverdient früh verwaiſten jungen Mädchen den Damen der öffentlichen Balllokale nachmachen und untereinander tanzen , was

Parijer Salons.

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| deutenden materiellen Genüsse in Aussicht stehen? Die Ursache dafür ist wohl zum großen Teil in dem Materialismus der Zeit, in der zunehmenden blasierten Skepsis der Jugend zu suchen , welche selbst den cinst so glänzenden Maskeraden der Oper und anderer minder vornehmen öffentlichen Lokale keinen rechten Geschmack mehr abgewinnt. Wir leben in Frankreich in einer Zeit und unter einem parlamentarischen Regime, in denen die politischen und socialen Fragen den Jugendübermut schnell verbrauchen ; entsetzliches Elend und der Kampf ums Dasein auf der einen Seite, raffinierter Lurus und Sybaritentum auf der anderen ! Es scheint, daß es zwischen diesen in Paris so scharf hervortretenden Gegen = fäßen keinen goldenen Mittelweg heiteren und harmlosen Lebensgenusses mehr gibt. Man verwünscht die Gesellschaft oder man langweilt sich über sie, über sich selbst und über die ganze Welt. In dieser Seelenverfassung lebt sich's denn noch am bequemsten in den mächtigen , faul und plump dastehenden Sesseln im Cercle, die ein ähnliches Schlummerdasein führen, wie ihre ... Besizer. Nun kommt noch dazu , ich wiederhole es, daß es in den Pariſer Abendgeſellſchaften sehr viel steifer und ceremoniöser hergeht, wie unter dem zweiten Kaiserreich, ein Mißstand, dessen Ueberwindung für die vom Gesetze der Trägheit beherrschte Herrenwelt beinahe unüberwindlich ist. Und so sieht es denn in den Pariser Salons , deren Zahl sich, beiläufig bemerkt , vermindert, ein wenig wie im verzauberten Schlosse Dornröschens aus, woran mit halben Maßregeln, mit Versuchen, wie | ſie z . B. die Frau Kammerpräsidentin Floquet unternimmt , die Gavotte und das Menuett den heutigen ungraziösen Tanzformen amerikanischen Ursprungs zu substituieren , oder mit der Gründung eines jungen Herrenvereins zur „ Ermunterung der Tanzlust" durchaus nichts zu ändern ist. Die heutigen gesellschaftlichen Zustände müßten von Grund auf reformiert werden. Aber wann wird der Ritter und Retter kommnen ? Und wer wird es sein ? Natürlich langweilen sich auch die Damen, und ſo haben sich denn einige von ihnen bereits in einen Klub eingeschmuggelt, was den Teufel durch Beelzebub austreiben heißt. Andere und klügere haben sich der Litteratur und Philoſophie in die Arme geworfen und führen ein Faustisches Dasein im Unterrock oder gar in Blaustrümpfen. So gibt es im Faubourg Saint- Germain die Karolinen und Mandarinen , die sich indessen nicht mehr ähneln, als die Précieuses ridicules von Molière und Frau von Sévigné und deren Geistesge = nofsinnen. Der religiöse Hang ist den Frauen , sagt man, angeboren, und zwar mit dem Zusatz einer guten Dosis von Myſtik und Gefühlsschwärmerei . Und darum haben sich die Karolinen den legitimistischen und schönrednerischen Caro , Mitglied der Akademie , zu ihrem | Leibprofessor erwählt, dessen Weisheit sie in schmachtendem Kosen nicht nur in der Sorbonne wie einem Drafel verzückt lauschen , sondern der auch die schönste Zierde ihrer Salons ausmacht. Es versteht sich von selbst,

ja eine sehr gute Vorübung sein soll. Aber sie möchten doch nicht ewig Vorübungen machen , wie unglückliche dramatische Autoren, die ihr remittiertes Stück mit dem resignierten Stoßſcufzer in die Schublade legen : „ Es war halt nur eine Studie. " Woher kommt es nun, daß die Herren, die jungen | daß eine Karoline , die sich respektiert , an den großen so gut wie die alten, so entseglich tanzunluſtig und ge- Tagen des Instituts, an denen also ein Sterblicher zur sellschaftsschen geworden sind , zumal , wenn keine be- | Unsterblichkeit avanciert und einem verstorbenen Un-

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Das deutsche Repetiergewehr.

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sterblichen das letzte Loblied nachgesungen wird, niemals | dem wir Männer die größere Kompetenz der Frau willig zuerkennen : fehlen darf. Von einem weit solideren Stoff sind die Manda„ Die Eleganz , diese liebliche Tochter der Kunst, rinen ; nicht etwa , daß sie einem schöngeistigen Ama ist in keiner Weise vom Reichtum abhängig . Sieht zonentum oder den modernen Frauenemancipations man doch bisweilen den erdrückendsten Lurus der Elebestrebungen huldigten , nein ! Denn sie bleiben ganz ganz entbehren. " und gar- und das ist lobend anzuerkennen in der Zum Schluß ein Sinnspruch, deſſen Richtigkeit ich Sphäre, welche der Frau von der modernen Gesell anzuzweifeln wage : schaft zugewieſen iſt, ja ſogar in dem etwas engen An„Je mehr sich der Geist erhebt , desto schwieriger schauungskreise ihres Standes. Aber es fehlt ihnen ist er zu amüsieren . " nicht an geistiger Selbständigkeit und an gesunden litteZwischen den Zeilen meines vorstehenden Auffahes rarischen Tendenzen, so daß man sie als nicht unwür steht das Gegenteil zu lesen . Man amüsiert sich in den dige Epigonen der Sévigné, der Dudevant (Georges | Pariser Salons weniger, weil der Geiſt ... zum MaSand) und der Girardin bezeichnen darf. Sie stehen terialismus herabſinkt. Ideale Geiſter ſind genügsam , mit einem Fuße in der Gesellschaft , mit dem anderen | blasierte anspruchsvoll. in der Litteratur; eine gewisse Weltkenntnis , eine mit ein bißchen Skeptik angenehm gewürzte Religiosität, Geschmack, Gefühl und ſtiliſtiſche Grazie, das ſind die charakteristischen Merkmale ihrer litterarischen Produktionen. Das deutsche Repetiergewehr. Ich nenne nur Frau von Martel , die Clarette und vor allen die geistige Königin dieses litterarischen )= Frauensalons : die Marquise von Blocqueville, Toch junge waffen in technischer Beziehung entwickelten , um so ter des Marschall Davouſt, und folglich keine e mehr sich nach dem Kriege 1870/71 die HandfeuerDame mehr. Sie selbst hat die Memoiren ihres berühmten Vaters herausgegeben. Von ihren Werken mehr brach sich die Ueberzeugung Bahn , daß die beste haben „ La Vallée de Jasmin " und „ Rose de Noël Waffe diejenige sein würde, welche alle übrigen Eigenwohl den meisten Erfolg gehabt . Beim Lesen des letzt schaften des Gewehrs , die von einer guten Kriegswaffe die größte genannten kommt einem unwillkürlich der große 2a gefordert werden müssen , vorausgeseht Rochefoucauld in den Sinn. Alle Welt weiß aus eigener Feuergeschwindigkeit gestattet, ohne die Kraft und die Aufmerkſamkeit des Schüßen mehr in Anspruch zu nehmen, Erfahrung , wie formvollendet seine Marimen sind ; als es bisher geschehen . Zunächst suchten die Waffenminder bekannt dürfte jedoch sein, daß er dieselben im techniker dieses Ziel durch Vervollkommnung des HinterKreise edler Frauen gefeilt und mit letteren jedes De- ladungsverschlusses in der Weise zu erreichen , daß die tail nach Inhalt und Form durchberaten hat, ähnlich, wie Ladegriffe vereinfacht wurden. Während das Deffnen dies mit einem Gesehentwurf im Parlamente geschieht, und Schließen des Dreyseschen Zündnadelgewehres, mit nur vielleicht oft mit weniger Glück und mit weniger dem Preußen seine Sicge 1866 erfochten, noch fünf Griffe feinfühligem Takt. Nun, wenn Frau von Blocqueville erforderte, war es schon Anfang der siebziger Jahre gezu jener Zeit gelebt hätte , so wäre sie gewiß eine der lungen, dieselben auf zwei zu vermindern . Man hatte beim Zurückziehen der Kammer das Ausziehen vorzüglichsten Mitarbeiterinnen des großen Philosophen es erreicht der Patronenhülse und das Spannen des Schlosses sich gewefen.` Hören Sie nur : ſelbſtthätig bewirken zu laſſen, und nannte diese Gewehre Der Geist vermag und versteht alles zu begreifen, hiernach Selbstspanner. Auch das deutsche Infanteriewenn das Herz ihn nicht blind macht . Wer weiß nicht gewehr M/71 ist ein solcher Selbſtſpanner. Eine weitere aus Erfahrung, daß ein verliebter Mann von Geiſt der Verminderung der Ladegriffe war vom technischen Standpunkte nicht mehr möglich ; denn das Oeffnen des GeInbegriff der menschlichen Thorheit iſt. “ Oder: wehrs iſt nötig , um die leere Patronenhülſe auszuziehen "/ Die Männer wollen bei ihrer Frau genug Tugend und Plah für eine neue Patrone zu schaffen ; iſt dieſe eingeseßt, so muß die Kammer verschoben , das Gewehr finden, um selbst darauf verzichten zu können. " geschloffen werden. Von diesen beiden Griffen kann alſo Der Gedanke miniert, Handlung ruht uns aus. " keiner entbehrt werden. Um eine größere Feuergeſchwin"} Die Verachtung der Menschen (oder sollte homdigkeit zu erzielen , mußte daher die Zeitersparnis in mes mit „ Männer “ zu übersehen sein, verehrte Mar- | der Vereinfachung des Ladens, des Einseyens der Patrone quife ?) führt zur Achtung der Tiere . " in das Gewehr gesucht werden. Zu diesem Zwecke gab Der Wert einer Schmeichelei hängt von der Wert- man dem leßteren ein Vorratsmagazin, aus welchem bein schäzung des Schmeichlers ab. “ Deffnen und Schlicßen des Verſchluſses ſelbſtthätig immer je eine Patrone heraufbefördert wird . Auf dieſe Weiſe "} Schmerz begreift Schmerz. " " Verbirg sorgfältig deinen Schmerz , wenn du wird nun allerdings eine viel größere Feuergeschwindig keit erreicht, als beim Einlader möglich, die indeffen nur nicht vernachlässigt sein willst. " Wie mag diese trübe Weltanschauung im Munde so lange reicht , bis das Magazin erschöpft ist . Dann kommt der kritische Moment ! Das Magazin muß von einer vornehmen Dame von Welt denen wunderlich erneuem gefüllt, eine Patrone nach der anderen in dasselbe ſcheinen, welche die Glückseligkeit einer solchen als etwas eingesetzt werden eine zeitraubende Verrichtung, wähSelbstverständliches voraussetzen. rend deren der Schüße kampfunfähig ist. Dieser Umſtand Und nun eine Marime über einen Gegenstand, in | ist ein Hauptvorwurf für das Magazingewehr, der in der

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Das deutsche Repetiergewehr.

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That im Kampfe verhängnisvolle Folgen haben kann. So etwa standen die Sachen Anfang 1883, als man Allein auch hier hat man sich zu helfen gewußt , indem in Frankreich mit gewohntem Geräusch eine Versuchsman dem Gewehre eine solche Einrichtung gab, daß es kommission einsette, welche über die Wahl eines Repetierbeliebig als Ein- oder Mehrlader gebraucht werden kann . | gewehrs entſcheiden sollte. Selbstredend mußten alle Wird das Magazin durch eine einfache Vorrichtung, welche anderen Armeen darin folgen , soweit sie nicht bereits nur eine griffartige Handbewegung des Schüßen erfordert, | vorangegangen waren. In wie der Erörterunum in Thätigkeit zu treten , abgestellt , so tritt keine Pa- Deutschland geht man in gen der Tagespreſſe. trone aus demselben heraus. Das Gewehr muß zu jedem solchen Dingen anders zu So haben wir denn Schuß aus der Tasche mit der Hand einzeln geladen, also | Werke. Wir bedürfen so auch in den jüngsten als „ Einlader “ gebraucht werden. Solche Ladeweise ist | wenig des Beifalls, Tagen erft erfahren, für die andauernden Gefechtsverhältnisse auch vollkommen ausreichend, beim Eintritt eines friB tischen Moments aber, wenn eine Kavallerieattaque, einAngriffſtürmender Infanterie abzuschlagen ist, wenn es sich alſo darum hanFig. 1 . delt, den Angreifer in allerfürze- Das Schloß bei geöffneter Kammer zum Magazinfeuer gestellt. ſter Zeit mit einer möglichst großer Anzahl von Geschossen zu überschütten , dann wird man aus dem Magazin feuern . | daß wir uns schon seit So ist man imſtande, die Vorteile, die ein Magazingewehr mehreren Jahren des bietet, voll auszunußen, da man annehmen kann, daß mit Besites eines Magazingewehres zu erfreuen haben, welches dem Abschießen der zehn Patronen, die in der Regel ein die unverfänglicheBezeichnung ,, InfanteriegewehrM/71.84" solches Gewehr enthält , der Angriff, wenn nicht abge: führt. Hiermit soll angedeutet werden , daß unser altes ſchlagen, so doch ins Stocken gekommen und auch eine Gewehr M/71 die Grundlage desselben bildet, dem 1884 Feuerpause für den Verteidiger nötig ist, um den Pulver- die Mehrladevorrichtung hinzugefügt worden ist. In der dampf verziehen zu lassen. Der erste kritische Moment That ist auch Lauf, Verschluß und Munition M/71 , lektere ist vorbei, und es bleibt Zeit , das Magazin von neuem mit Abſtumpfung der Geschoßspike , um der zufälligen zu füllen. Entzündung einer Patrone im Magazin durch den RückAuf diese Weise war das wichtigſte Bedenken gegen stoß zu begegnen, beibehalten. So war es möglich, einen die Repetiergewehre beseitigt, wobei außer Betracht blieb, mehrjährigen Vorsprung in der Bewaffnung unserer Inob das Magazin unter dem Vorderſchaft oder im Kolben fanterie vor den anderen Großſtaaten und eine Erſtarkung liegt, die Form einer Revolvertrommel oder sonstige unserer Kampfkraft zu gewinnen , deren Bedeutung am Einrichtung , sowie welches Kaliber der Lauf hat. Die besten aus dem Urteile der ausländischen Preſſe hervorgeht. lettere Frage drängte sich immer mehr in den VorderDas Patronenmagazin a ist eine Röhre aus dünnem grund , ſeitdem man die Notwendigkeit erkannte, den zu Stahlblech unter dem Lauf, welche an der Mündung des erwartenden Mehrverbrauch an Munition im Gefecht durch letteren fest geschlossen ist. Durch eine Spiralfeder in eine reichlichere Munitionsausrüstung des Mannes zu demselben werden die Patronen dem Verschlusse zugeführt, decken. Der hiermit verbundenen Mehrbelastung des aber am unzeitigen Heraustreten durch die Sperrklinke c, Mannes mußte aber durch eine Gewichtsverminderung der welche sich hinter den Patronenboden legt, verhindert (Fig. 2) . Patrone selbst entgegengetreten werden , die ihrerseits Wird die Kammer nach dem Schuß zurückgezogen (Fig. 1), wieder nur auf dem Wege einer Herabsehung des Kalibers ſo nimmt der Auszieher d die Hülſe mit, welche der Ausvon 11 auf 8-9 mm zu erreichen war. Obgleich nun werfer e rechts seitwärts hinausschleudert. Ist das Gewehr durch Versuche des Major Rubin und des Professor Hebler auf Magazinfeuer gestellt, so gleitet das mit dem Löffel b in der Schweiz zweifellos bewiesen wurde , daß Gewehre verbundene Anschlagstück g in der Ausfräſung z des Auskleinen Kalibers in Bezug auf Schußweite und Treff werfers e derart, daß beim Anstoßen der vorderen Endſicherheit den größeren Kalibern überlegen sind, tauchten fläche der Ausfräſung an die Naſe des Anschlagstücks der doch eine Menge Löffel mit der daraufliegenden anderweiter tech)= Patrone gehoben und lehtere beim nischer Bedenken Vorschieben der Kammer zum Schließen durch diese erfaßt und in den Lauf eingeführt wird. Beim Anheben des Löffels drückt dieser die Sperrklinke c zurück, ſo daß nun die von ihr gehalFig. 2. Daß gespannte Schloß geſchert und zum Magazinfeuer gestellt. tene Patrone frei wird und heraustreten kann , bis sie an den auf, deren Löſung | Schnabel f des Löffels stößt , auf den sie hinaufschnellt, auf Schwierigkei- sobald beim Schließen der Kammer die hintere Endfläche ten stieß, die mit glücklichem Erfolg zu überwinden vor- der Ausfräsung des Auswerfers bei x an das Anschlagstück aussichtlich erst nach jahrelangen mühevollen Versuchen | stößt und den Löffel nach unten drückt. Nach dem Schuffe gelingen dürfte. Zu alledem ist die Annahme eines bedarf es also nur des Zurückziehens der Kammer (Auskleineren Gewehrkalibers eine Maßregel , die eine Entwerfen der Hülse, Spannen des Schlosses ) und Vorschiewertung der ganzen Munitionsbestände zur Folge hat und bens derselben ( Laden und Schließen) , um sogleich den daher für einen großen Staat außerordentlich kostspielig, | nächsten Schuß abfeuern zu können. Soll die Mehrladevorrichtung abgestellt werden, was wie in Bezug auf Schlagfertigkeit und Kriegsbereitschaft der Armee zu Zeiten auch sehr bedenklich iſt. nur bei geöffnetem Gewehr, also zurückgezogener Kammer

IVCARSTEN Mund

Memento.

Von J. D. Karstens.

129

Ernst Koppel.

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Die Walküre.

ausführbar ist , so schiebt man den Griff h des Stell- nieren könnte. Damit solche Patronen jedoch gefahrlos hebels s nach vorn , wobei letterer sich um die Achse o für die übende Truppe verwendet werden können, haben dreht und den Löffel, mit dem er durch die Achse i ver- sie ein Holzgeschoß erhalten , welches kurz vor der Münbunden ist, so weit nach unten senkt, daß das Anſchlagſtück g dung des Gewehres zersplittert und dadurch unſchädaus der Ausfräfung z heraustritt. Hierbei behält der Löffel lich wird . Das Gewehr M/71.84 hat ohne Seitengewehr dann beständig die Stellung, die er in Fig. 1 hat. Wenn das Gewehr auf Magazinfeuer gestellt ist, so kann bei geöff- eine Länge von 1,3 m , leer ein Gewicht von 4,6 und neter Kammer das Magazin mit 8 Patronen gefüllt, 1 Pa- gefüllt von 5 kg. das Geschoß wiegt 25, die Ladung 5, über die Kimme trone auf den Löffel, 1 in den Lauf gelegt werden, so daß | die Patrone 43 g. Das Viſir reicht bis 1600 m . Der Lauf und alle das Gewehr 10 Patronen enthält. Dieses Füllen ist an sich der großen Klappe Ringe, eine höchst einfache Verrichtung, die in etwa 20 Sekunden Verschlußteile sind aus Stahl, die Garniturſtücke aus Eiſen, der Schaft iſt ausgeführt ist. Da alle übrigen Griffe , das Vordrücken Riembügel, Kolbenkappe 2c. des Stellhebels abgerechnet, dieselben sind wie beim Ge- aus Nußbaumholz gefertigt und gefirnißt , der Lauf ist wehr M/71 , so würde man unbedenklich im Mobil- brüniert. Deutschland ist gegenwärtig der erste Großstaat, machungsfalle einer Truppe statt des Gewehrs M/71 das M/71.84 in die Hand geben dürfen . Wie erwähnt, sind welcher ein Magazingewehr als Armeewaffe eingeführt die scharfen Patronen M/71 für das Magazingewehr direkt und bereits einen größeren Teil der Infanterie mit demverwendbar, anders die Plakpatronen, die, um aus dem selben ausgerüstet hat ; es hat hiermit den Beweis ge= Magazin verschossen zu werden, noch ein Geschoß erhalten liefert , daß es der Mahnung Friedrichs des Großen geJ. C. müſſen, weil sonst die Mehrladevorrichtung nicht funktio= | treu gefolgt ist : „ toujours en vedette ! "



Die

Walküre . Don

yo

Ernst Koppel.

Es schweigt der Sturm im Eichenwald, Verbraust ob Heid' und Klüften, Der wilde Schlachtruf ist verhallt In abendstillen Lüften ; Stumm liegt die Welt in dunkler Nacht Und wie das Grab verschwiegen, Das Leben ward zur Ruh' gebracht, Dorbei nun Kampf und Siegen !

Sie heben schnell sie auf ihr Roß Und aus dem Haupt der Grüfte Entführet der Walküren Troß Die Toten in die Lüfte. Ein Geiſterzug ! Die Rüstung klirrt, Die wilden Pferde schnauben, Von dunkler Rabenschar umschwirrt, Der fie die Beute rauben.

Es liegen Recken stumm und bleich Im engen felfenthale Und Raben nahen geiergleich Zum grausen Cotenmahle ; Doch ein gespenstisch triiber Schein Ist erdenwärts entglommen Don Walhall über Fels und Hain Walkürenjungfrau'n kommen.

Ein Held nur aus der Recken Schar Liegt noch auf kaltem Grunde, Blau ist sein Ange, blond sein Haar, Blutrot klafft ſeine Wunde. Und eine Götterjungfrau beugt Sich zu dem Toten nieder, Ihr Aug`, von heißen Thränen feucht, Starrt auf die blut'gen Glieder. „ Ich habe dich geliebt, o Held, In deinen Erdentagen, Nun muß ich aus der schönen Welt Zur Götterburg dich tragen . Doch auch in meines Vaters Reich Wirst nicht mein Sehnen mindern, Denn Liebe ward, anch Tod schon gleich, Versagt uns Götterkindern ."

Aus ihres Vaters stolzem Haus Auf schnellen, wilden Pferden Don Walhall her durch Nacht und Graus Nah'n sie der dunkeln Erden . Ein Adler schwebt vor ihrer Schar Mit breiten Trauerschwingen, Zu toten Helden will der Aar Die Totenjungfrau'n bringen.

So flagt sie in die stille Nacht, Und vor der Schlucht am Runenſtein Küßt ihm den Mund, den bleichen, Läßt er sich langsam nieder, Sebt ihn empor und spornt mit Macht Die Götterjungfrau'n ziehn thalein Des wilden Rosses Weichen; Und singen Totenlieder ; folgt einſam nach der Schwestern Troß Doch plötzlich ihr Gesang verhallt, Empor zu höhern Sternen, Da sie die Recken schauen, Spornt wilder stets ihr wildes Roß In Jugendblüte starr und kalt, In Dämmernebelfernen. Umhaucht von Todesgrauen. Die Sterne bleichen allgemach, Der Morgen thant hernieder, Auf Roſen hält der junge Tag Den Siegeseinzug wieder ; Auf Walhall's gold'ner Wolkenhöh' Steht die Walküre schweigend, Oft in geheimnisvollem Weh Das Haupt zur Tiefe neigend.

9

Das

Geheimnis

des

Hulks.

Eine Erzählung aus den ersten Jahren nach der Entdeckung der kalifornischen Goldfelder von

Balduin Möllhaufen . (Fortsetzung.)

nd so gingen wieder Jahre dahin im noch eine silberberänderte Flocke einher. Ein schmaler besten Einvernehmen . Von Krank- schwarzer Streifen teilte die Mondscheibe in zwei heiten blieben wir verschont wie von Hälften . Die Sterne, bis auf einige wenige größere, feindseligen Angriffen ; mit der Näh- | schienen ihr lehtes Licht an den eigentlichen Beherrscher maschine ward ich so vertraut wie einst der Nacht abgetreten zu haben. mit dem Steuerrad der vermorschten Strapp sah wieder empor. Schwerfällig geschah Aurora, daß ich mehr erwarb, als zu meiner Leibes- es, als hätte er sich mühsam unter einer erdrückenden und Lebensnotdurft erforderlich, und dieweilen Frau Wucht hervorgearbeitet. Lorenzo ebenfalls ' ne feine Hand in allerlei Nadelwerk „ Ist's nicht wie eine Wolkenrahe , die sich dwars hatte, wie auch Margarita, so sammelten sich unsere vor sein Angesicht legte ? " fragte er nachdenklich, und Ersparniſſe von Monat zu Monat , daß wir hoffen er wies mit der erkalteten Thonpfeife nach dem Monde durften , in absehbarer Zeit südlich nach Acapulco | hinüber. „ Indem er drüber hinlugt , grinſt er uns überſiedeln zu können. Dort gehörte Frau Lorenzo ordentlich lustig an ; da wollen wir ihm Bescheid thun, " nämlich ursprünglich zu Hause, und war auch die Be- und hastig begann er zwischen Flasche, Tassen und völkerung daselbst nicht so wüſt wie hier in Frisco . | Zuckerbehälter zu klappern . „ Kühl ist's ebenfalls , da Ja, so lautete unser Plan, aber er sollte nicht zur Aus- ist ein kräftiger Tropfen jedem willkommen. Bei Gott, führung gelangen . Ist die Ursach' mir ein Geheimnis Maat, ich dank' dir's, daß ein rechtschaffener Landsmann geblieben, so ehrte ich doch den Willen meiner alten hier beilegte ; denn eine Wohlthat ist's für mich, einmal Freundin, als sie's mit dem Losmachen von hier plög- | ordnungsmäßig, wie die Logleine von der Rolle, Faden lich aufgab. Verdammt ! Ans Herz gewachsen blieb sie auf Faden von meiner Seele herunterzureden, was ſonſt mir immer ; aber eine Veränderung war mit den Jahren in der Einsamkeit in meinem Kopf durcheinander wirin ihrer Erscheinung vor sich gegangen, daß ich wohl belt wie die Emigrantenhabseligkeiten im Zwischen= einsah, wie recht sie hatte, als sie vom Heiraten nichts deck, wenn die Bö durch die Takelage pfeift und das wissen wollte. Verwittert ist sie und versteinert. Von | Schiff unter dicht gerefften Segeln mit Gewalt schlingert der großen Schönheit ist nichts geblieben als die Augen und stampft. Zum Teufel, Maat, hier trinke, daß die und das mächtige Haar. Doch es konnte nicht anders Vortoplichter dir übergehen ! Den alten Zeiten gilt's, sein, denn von Tag zu Tag übermachte sie sichtbarlich die bei dir noch die neuen sind ; den alten Zeiten, in ctwas von ihrer Schönheit an Margarita, und in dem- | welchen der Peter Strapp allen voraus , wenn's aus ſelben Maße, in welchem die Tochter wunderlieblich dem Sprachrohr über Deck hieß : Alle Hand zum Halsen ! aufblühte, welkte die Mutter dahin. " Los Halsen und Schoten ! Braßt die Hintersegel ! Hier neigte Strapp wieder sein Haupt. Die ur Teufel auch , Maat ! Ich hör's ordentlich , wie die sprünglich polternde Stimme war sanfter geworden, Bö heult , die Seen über Deck klatschen , die losen bis sie allmählich wie im unbewußten Selbstgespräch er- | Segel flattern und knallen ! Und die Gaſten erſt mit tönte und endlich ganz erstarb. Lehnhard verhielt sich ihrem herzhaften : Jo - aa -hoi -jo- ! Bei Gott, regungslos . Er schien das Verstummen nicht bemerkt Maat, ich wiederhol's : Den alten Zeiten gilt's ! Trink', zu haben, mit ganzer Seele vor einem Bilde zu weilen, bis der Blechtrichter nichts mehr von sich gibt, wenn welches Strapp durch die letzten Worte vor ihn hin- überhaupt noch ' n Tropfen Seemannsblut in deinen Adern umläuft ! " gezaubert hatte. Minuten verrannen in Schweigen. Von den KaufSekundenlange Stille folgte, und die leere Tasse fahrern tönte das melancholische Liebeslied eines spa- mit dumpfem Krachen auf die Theekiste schmetternd, nischen Matrosen herüber. Eine verschlafene Möwe ant- fuhr der begeisterte alte Teer fort : Alles vorbei , Maat. An die siebzehn , achtzehn wortete mit schrillem Ruf. Wie Geistermusik zitterte über den stillen Wasserspiegel das „ Heil Kolumbia ! ", Jahre ist's her , als ich zum letztenmal mit zwei ge= funden Füßen zugleich von den weißgescheuerten Deckmit welchem auf der Korvette die Kapelle ihr Abend fonzert beendigte. Bläuliche Lichter schmiegten sich an planken nach der Regeling hinaufsprang. Vorbei, vordie stumpfen Mastreste und den Hulk der Aurora an. bei auf Nimmerwiederkehr. Nicht 'mal den Trost habe Das Gewölf hatte sich verzogen . Hier und da irrte | ich , daß , wenn das morsche Lebenstau dermaleinst ge-

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Balduin Möllhausen .

Das Geheimnis des Hulks .

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kappt worden, jemand die alten Knochen zusammen mit | selbst und ob die vermorschten Planken noch viel zusammenhalten würden, kümmerte ich mich wenig. In 'nem Centner Steinkohlen oder ' nem Stück Ballast eisen in einen Fezen Segeltuch einnäht , hinausrudert dieser gesegneten Nacht leuchtete ich indessen sein ganzes auf die Bai, wo sie am tiefsten, und sie mit ' nem kurzen Inneres ab , und wo nur immer das Holzwerk mir verVaterunſer über Bord sendet. Und ein komfortabler dächtig erschien , da schlug ich mit ' nem Beil an. Bis Gedanke ist's sicher nicht, von häßlichem Grabgewürme in den Ballastraum lotste ich mich hinunter , ohne viel gefressen zu werden wie jeder niederträchtige Sünder, Schaden auszumachen . Aber die Ratten waren des Teufels unten wie oben, ein sicheres Merkmal, daß der der vom Galgen abgeschnitten wurde. Zur Hölle da mit, Junge. Die alte Seemannslust will nicht ab | Aurora legtes Ende noch nicht bestimmt. Und jede sterben, und würde ich hundert Jahre alt. Dafüll' befahrene Hand muß ja wissen , daß die Ratten ' ne deinen Kalkstummel frisch. Seh' ich den Rauch von Ahnung haben, wenn eine Kraft für den Meeresboden ſoschwälendem Tabak, bekehren sich meine Gedanken, und reif ist. In hellen Haufen schwimmen sie an Land, solosFahrt lezten zur Schiff das , daß fühlen sie bald das Reden geht mir von Händen wie der Faden von macht. Und so reizten in jener Nacht die Ratten meine der frischgeölten Spule. “ Nach kurzer Pause brannten die Pfeifen, und Peter Einbildung mehr als jemals zuvor. Zunächst machte Strapp spann sein Garn weiter , als hätte gar keine ich allerwegs in den Winkeln Maats aus , wie ich's Unterbrechung stattgefunden gehabt. Die Anwandlung nicht anders gewohnt ; aber die verschwanden , sobald von Trübsinn hatte er abgeschüttelt, zuversichtlich rasselte ich den Schein der Laterne drauf hinlenkte. Manche erkannte ich auf der Stelle wieder; hätte sie auch anſeine Stimme, indem er begann: Keine vier Jahre ist's her, als Frau Lorenzo mir geredet, wäre mir die Zunge nicht an den Zähnen feſtkundthat, daß es mit der Fahrt nach Acapulco nichts getrocknet gewesen . So ging ich weiter, ohne mich viel sei , und das geschah wieder in einer Aufregung , die umzusehen; und an den Kapitän , dem ich mein steifes mich an den Tag gemahnte, an welchem sie auf unsere Knie verdankte und den ich über Bord gehen sah, dachte Trennung drang. Nur hinfälliger noch erschien sie ich, als er auch plößlich leibhaftig vor mir auftauchte, mir, und gern glaubte ich's, als sie beschwor, sie fühle ich meine, sein Geist. Ich befand mich Mittschiffs, ſich zu krank, um eine solche Veränderung über sich er- konnte also bis an die Vordersteven sehen ; und ob's gehen lassen zu dürfen. Außerdem stellte sie mir vor, auch schattig dort war , unterschied ich eine lange Gedaß sie den Menschen aus dem Wege sein möchte. Sie stalt mit einem leuchtend weißen Gesicht , aber so vermeinte, an Bord der Aurora würde ihr wohl ein zerrt und entstellt , daß kein Teufel in dem Gespenst meinen alten Kapitän wiedererkannt hätte. Ich bin wenig mehr Frieden kommen. Ich wollt's ihr aus reden und sprach davon , daß der alte Hulk leck gefault sonst nicht schreckhaft , allein mit ' nem Schurken und sei und mit ihr und Margarita unversehens kentern Mörder, welcher der ewigen Verdammnis verfallenund nach unten gehen könne; allein das half nicht mehr in Sicht, richteten meine Haare sich steil empor. Eisig als 'ne Küchenschürze , die von wegen eines stetigeren kalt lief's mir über den Rücken. Ich sah noch, daß Kurses als Klüver ausgespannt worden. Sie erklärte, seine gespreizten Finger sich wundersam regten , diesolch Schiffsrumpf fülle sich nicht in fünf Minuten, da weilen die zerschnittenen Gelenksehnen den Dienst verbliebe ihr Zeit im Uebermaß , mitsamt dem Mädchen sagten , dann schloß ich die Augen. Ich mußte mich und der wertvollsten Habe sich zu bergen. Ich dagegen | ordentlich besinnen, ob ich wirklich an Bord der Aurora . war zu sehr gewohnt , in allen Dingen ihr zu Willen So blieb ich ' ne Minute oder zwei stehen , und als ich zu sein, um mich dwars vor ihren Plan zu legen . wieder auffah, war das Gespenst verschwunden . Ob's Wenn ich aber glaubte, daß mit dem Uebersicdeln nach nach unten gegangen war oder durch ' ne Luke nach dem Hulk sie anderen Sinnes werde , so hatte ich mich oben geschwebt , ich weiß es nicht. Weil aber Geister elendiglich verrechnet. Im Gegenteil , ärger wurde es nur in der Mitternachtsstunde sichtbar, vermut' ich, daß von der Stunde an, in welcher ich ihr versprach, zuvor seine Zeit gerade abgelaufen gewesen. Mit dem weitewas unterm hinüberzurudern und die alte Kajüte etwas aufzufixen. ren Auspeilen war's jest freilich vorbei Ordentlich grimmig , wie nie vorher , funkelten ihre | Wasserspiegel lag , hatte ich ja einigermaßen haltbar , und so machte ich mit frischer Fahrt nach Augen, indem sie mir verbot , irgend etwas derartiges | befunden für sie zu thun. Wenn ich beim Umzuge 'ne Hand mit dem Deck hinauf. Weder rechts noch links sah ich aus anlege, meinte fie , sei das dankenswert; im übrigen Besorgnis, dem gespenstischen Kapitän abermals zu bekenne ich sie zu lange , um nicht zu wiſſen , daß sie gegnen . Erst wieder im Freien lachte ich über meinen keines Menschen Beistand annehme , solange sie sich Schrecken ; denn zuvörderſt kann ein Geist ohne Fleisch selbst helfen könne ; ein Zeitvertreib wär's ihr , die und Knochen einem ebensowenig etwas anthun , wie man leere Luft mit den Händen zu packen vermag, und Kajüte nach ihrem eigenen Geschmack herzurichten. Damit war ich abgefunden . Troßdem ruderte ich | dann ist Geiſtern auch ihr bestimmtes Recht zuerkannt nachts hinüber der Mond schien wie heute um worden. Der Maat , der über Bord gegangen , verauszupeilen, ob über kurz oder lang keine Gefahr des wandelt sich in einen Sturmvogel und folgt stetig Sinkens drohe. Hatte den Hulk schon öfter besucht, seinem Schiff, um es zu warnen , wogegen andere, die wie ich dir sagte , wenn's mich anwandelte , die ver- abseits endigten , sich zwischen den Planken einrichten, gangenen Zeiten überzuholen. Auch gefiel's mir, wenn auf denen sie einstmalen hantierten . So war's vor Grauen über mich kam und die Gespenster der alten tausend Jahren , so ist's heute noch troß aller GegenMaats um mich herum huschten ; allein um den Bau | rede studierter Luftreisender , und wer ein flares Ge-

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wiſſen hat, braucht sogar den fliegenden Holländer | doch nicht meine Achtung und ehrliche Teilnahme, nicht zu fürchten. wenn sie von mir sich abwendet. Im Gegenteil , was „ Nur den einen peinvollen Gedanken nahm ich in ihr von einem grausamen Geschick aufgebürdet worden, dieſer Nacht mit zur Koje, nämlich, daß Frau Lorenzo | das hebt sie in meinen Augen, daß ich zu ihr aufschaue und Margarita ſich über die Maßen entsehen würden, wie zu einer Königin . " Gesprochen wie ein Buch , " erklärte Strapp besollte das Kapitänsgespenst in einer Nacht sein weißes Angesicht durch die Kajütenthür stecken . Wohl fuhr's friedigt ; „ hätte die Margarita das gehört, möcht's ihren mir durch den Kopf, ihnen alles einzugestehen und sie Beifall gefunden haben. Ich säh's selber gern, tönte von dem Hulk abzuschrecken, doch ich gab's auf, weil's ' mal eine andere Stimme in ihre Ohren als die der vergeblich gewesen wäre. So glaub' ich auch nicht, Mutter und des alten Dutch Devil, auf daß sie selber daß sie in diesen vier Jahren jemals von dem Gespenst mehr reden lernte. Verdammt , Maat, da fällt mir beunruhigt wurden. Ich selber fand dagegen keine ein, daß uns nichts hindert , es zu versuchen . Hab ' so Gelegenheit mehr , in dem Hulk herumzukriechen . meinen Plan, daß es vielleicht gelingt, wenn wir dem Höchstens bei Tage ging ich zuweilen auf eine Stunde Zufall ' ne kleine Handreichung leisten. Im Sturm iſt oder zwei an Bord , und da gab Frau Lorenzo mir jeder Hafen gut, und um einer guten Sache willen jedesmal zu verstehen , daß die Einsamkeit ihr eine unter falscher Flagge segeln , schändet keinen Christen . große Wohlthat, und jedes fremde Angesicht, auch das Und so höre denn : Morgen kommst du nicht, auf daß meinige , ſie übermäßig aufrege und ihr den lehten | ich ungestört dieſes und jenes mit ihr überhole und zu Schlaf raube. Und ich glaub's gern. Wäre es an einem ehrbaren Gespräch mit ihr das Fahrwasser ein ders, möchte sie sich, wie in früheren Zeiten, öfter in wenig glätte. Uebermorgen dagegen, ' ne halbe Stunde der Stadt umgesehen haben. Aber nein ; seitdem sie vor Sonnenuntergang, nimm deinen Kurs wieder auf den Hulk zum erstenmal betrat , hat sie ihn nicht mehr hier. Komm aber ' ne Kleinigkeit mehr von der Seite, verlassen. Was an Land zu thun und für ihre auf daß du vor sie hintrittst, bevor sie's gewahr wird . Fingerarbeit und an Proviant herbeizuschaffen ist, das Denn um dann noch loszumachen , als ob sie dich besorgt die Margarita, und die hat sich zur gelegent- fürchte, ist sie zu stolz, wogegen vorher drei Kabeltaue lichen Beihilfe noch 'nen Chinesen angenommen, der | sie nicht hielten. “ aber ebenfalls den Hulk nicht besteigen darf. Auf "I Damit sie mir feind wird, " versette Lehnhard hier nimmt das Mädchen täglich seinen Kurs, um mir | träumerisch. frisches Brot und anderes aus ihrer Küche zuzutragen ; „ Auch dazu ist sie zu stolz , " erwiderte Strapp dann plaudern wir mitsammen wie Maats, die getreu lebhaft , „ und ich seh's voraus : Rede wird sie dir zu einander halten . Es sind das meine besten Stunden . | stehen , und ein Wort gibt das andere, du aber, so ' n Zum Lachen bring ' ich sie indessen nie ; das hat sie ver- halber Latein'scher, bist gerade der Mann dazu, jemand lernt bei ihrer Mutter ; und in den Jahren, die sie auf aufzumuntern. Das erfuhr ich an mir selber, und ein der Aurora verlebte, ist sie noch finsterer geworden . | rechtes Vertrauen hab' ich zu dir gefaßt, oder ich hätte Kein Wunder , wenn die Menschen sich scheuen , ihren schwerlich zum erstenmal in meinem Leben die alten. Weg zu kreuzen oder sie gar anzureden, und spottet Zeiten so ausführlich mit dir aufgewärmt. " man ihr nicht nach, hat's seinen Grund in ihrer großen. Und weiter plauderten die beiden zu dem Dampfen Schönheit. Hätte sie als junges Ding einen recht- | ihrer Pfeifen, bis endlich der Trommelwirbel von der schaffenen Mann geheiratet, möchte sie sich aufgemuntert Korvette herüberschallte , mit welchem das Signal zur haben wie eine halbwachsene Robbe im Sonnenschein . nächtlichen Ruhe gegeben wurde. Dann verabschiedete Woher aber sollte ihr Sonnenschein kommen bei ' ner Lehnhard sich von dem alten Dutch Devil wie von Mutter mit ' nem gestorbenen Herzen ? Hast sie ja einem langjährigen Freunde. kennen gelernt, und wie mit dir, ſo verfährt sie mit „Halte scharfen Ausguck ! " rief dieſer ihm nach, jedem. Ich hatte oft meine stillen Gedanken, es wäre. ‚wo ein Kriegsschiff ankert, iſt auch ein Preßgang zur vielleicht günstiger für sie gewesen, hätte die Mutter vor | Hand, und zwar einer von der niederträchtigsten Sorte. Zeiten Erlösung von ihrem endlosen Herzeleid gefunden. Frisco ist zu reich an Seelenverkäufern, und ' nen handAber an der hängt die Margarita wie die Schiffs festen Burschen wie du kann jeder gebrauchen . Bist planken an den Spanten ; trennt man die von= du aber erst an Bord , schreiben fünfhundert Tinten= einander, so ist beides Wrackholz, gut genug zum Ver- schmierer dich nicht frei !" brennen. "Hab ' meine offenen Augen und meinen freien Da haſt du alſo die ganze Geschichte , und wenn Willen ! " rief Lehnhard sorglos zurück, und gemächlich du der Margarita wieder begegneſt und sie betrachtet verfolgte er seinen Weg auf die Stadt zu. dich wie der Schmuggler den Zollkutter , nämlich mit 5. bösen Augen, dann sei ihr nicht gram um der freudeNachdem Margarita die Hütte ihres alten Belosen Tage willen, die hinter ihr liegen von ihrer Geschüßers verlassen hatte , war sie auf einem Umwege burt an. " „ Welches Recht hätte ich, einen freundlicheren Blick nach der Treppe hinübergewandelt , vor welcher ihre von ihr zu erwarten als andere? " fragte Lehnhard, Jolle lag. Anstatt indessen dieselbe alsbald zu beunverkennbar ergriffen von den Mitteilungen seines steigen , setzte sie sich auf die vorlegte Stufe nieder, Gastfreundes . „ Wäre ein herziges Lachen mir immer | Arme und Haupt wie zum Schlaf auf den Knieen hin wie ein warmer Sonnenstrahl , so vermindert's | raſtend .

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Sie erhob sich und reichte dem Chinesen die Hand. Die Zeit ging hin , sie rührte sich nicht. Das Werft war vereinsamt. Niemand störte sie in ihrem Dieser beteuerte abermals in der ihm eigentümlichen finsteren Brüten. Die Sonne sant hinter den west- Weise seine Ergebenheit , und gleich darauf glitt die lichen Höhen ins Meer hinab , Dunkelheit schlich über Jolle fast geräuschlos auf die Bai hinaus. Verwittert und vermorscht, wie der ganze Hulk, die Bai und die Hügelstadt hin, und noch immer saß ſie regungslos . Sie schien in der That von den Fesseln war auch die alte Kapitänskajüte , nur daß hier die des Schlummers umfangen zu sein. Erst als eine Schäden durch den Wänden aufgenagelten Kattun verkleine Gestalt in langem Kittel , mit runder Filzmüze deckt wurden. Aehnlich sah es in den beiden Kojen aus, und dicksohligen , ungelenken Schuhen einige Stufen deren Thüren entfernt worden waren, und die mit den herunterkam und dann stehen blieb , richtete sie sich schmalen , sauberen Betten die Kajüte gewissermaßen empor. Einen Blick nach oben sendend, bemerkte sie noch vergrößerten und ihr einen Anstrich des Wohnlichen ein vom Monde voll getroffenes , breites , häßliches verliehen. An Stelle der vor beinahe zwei Jahrzehnten Mongolengesicht, von dessen aufgeworfener Oberlippe entführten , mittels Schrauben an den Fußboden bezwei lange , dünne Bartzipfel über die Mundwinkel festigten Möbel hatte Frau Lorenzo ihre alte Hausniederhingen. einrichtung an Bord gebracht. Da aber die anstoßenSeñorita Margarita schon hier , " sprach die den einstigen Kojen der Steuerleute wie die kleine Küche kleine Gestalt in gebrochenem Englisch hinunter, und an Raum für Vorräte , Kisten und Körbe gewährten , so dem Umstande, daß sie statt des Buchstabens , R' sich war es ihr erleichtert gewesen , die Kajüte , anstatt ſie jedesmal des ,„L' bediente, wäre auch in finsterster zu überfüllen , nur mit solchen Gegenständen zu verWinternacht ein Chinese zu erkennen gewesen . Ich sehen , welche geeignet , das Bequeme und Freundliche der Umgebung zu erhöhen. Die Kajüte selbst bildete hatte keine Eile ; bin gegangen wie eine Schnecke. “ „ Ja; Liu, hier, länger als seit Sonnenuntergang, " den Hauptteil des Quarterdecks. Deren Thür öffnete antwortete Margarita , und ein Anflug von Wärme auf das mit ihrem Fußboden in gleicher Höhe liegende offenbarte sich in ihrer Stimme ; „ Strapp hatte Be Hauptdeck. Außerdem gelangte man durch eine Fallsuch, da mochte ich nicht stören. An Bord ging ich thür in die unteren Schiffsräume hinab , aus welchen nicht, weil ich dich zuvor sprechen wollte. Hat Blane auf anderen Stellen wieder die gewöhnlichen Treppen und Luken nach oben führten. dir wieder aufgelauert ? " Zu der Zeit, in welcher Margarita sich von dem „Ich sah ihn. Er gab mir einen Brief für Señorita Margarita. Auch trug er mir auf , zu bestellen, Chinesen verabschiedete, brannte in der Kajüte auf dem daß er dich sprechen müßte. Er wollte hergehen morgen mit Wachstuch überzogenen Tisch eine größere Dellampe. Melancholisch beleuchtete sie die Kattunwände, abend, übermorgen oder einen anderen Tag. " „ Trage ihm den Brief zurück und sage, zwischen die offenen Kojen und zwei Gestalten , welche an dem Tisch einander gegenüber saßen . Bleich wie der Tod uns gäbe es nichts zu vereinbaren. Wenn er mir aber mals abends hier den Weg vertrete, ſo zwinge er mich, waren beide, und so vertrocknet , daß man sie mit den Hulk überhaupt nur noch bei Tage zu verlassen | Mumien hätte vergleichen mögen. Frau Lorenzos und damit einer letzten Erholung zu entsagen. Ich Augen , welche gemeinschaftlich mit dem Schnitt der habe weder um ihn noch um andere verdient , daß er Nase und des Mundes von einstiger hoher Schönheit mich beunruhige. Ich ginge meine eigenen Wege, so zeugten , bargen in sich den Ausdruck klarer Uebermöge auch er thun . Ja , das sage ihm ; aber sei auf | legung , gepaart mit dem Froſt einer tiefen Verbitteder Hut ; du weißt, er ist eine jähzornige Natur. Stößt rung, wogegen der vor ihr sißende Mann die Drehungen er dich hinterrücks ins Wasser, kräht kein Hahn danach. der Daumen seiner vor sich gefalteten Hände stumpf überwachte. Der weiße Bart und das gebleichte Haar, Santa Maria ! Was gilt hier ein Chinamann ? “ Weit aus dem Wege gehe ich ihm , " erklärte | beides kurz unter der Schere gehalten , ließen die in Liu furchtsam. Ein Chinamann findet kein Recht in den scharfen Zügen sich ausprägende Einfalt nur noch diesem Lande. Ich werde ihm nachspähen überall . mitleiderregender erscheinen. Hierzu gesellte sich , ein Plant er Böses, so erfahre ich es . Schon früher sind überaus trauriges Bild vervollſtändigend , eine breite, Mädchen geraubt worden . Wer soll dich suchen, wenn rotc Narbe, welche, auf der Stirn beginnend, unter dem du verschwunden bist ? " Haar der linken Schläfe sich verlief. Frau Lorenzo war „ Er wird keinen Angriff auf mich wagen , Liu ; mit dem Nähen weißer Wäsche beschäftigt . Emsig aber immerhin : bist du auf meine Sicherheit bedacht, führte sie die Nadel , aber immer wieder sah sie von so danke ich es dir von Herzen. Vor allen Dingen der Arbeit auf, um dem Gefährten einen scheuen Blick versäume nie , des Abends hierher zu gehen , aber zuzusenden. Längere Zeit hatten sie schweigend dahalte dich verborgen. Weiß ich dich in der Nähe, gibt gesessen , als der Mann plößlich seine Finger spreizte es mir größere Beruhigung und Mut. Blane ist der und mit denselben flink eine Reihe von Bewegungen einzige Mensch in der Welt , dem ich cine verräterische ausführte, welche an das Mischen von Karten, an deren Handlung gegen mich zutraue. Was sich auch ereignen Aufzählen beim Pharo , sogar an geschicktes Volte= mag : sobald du glaubst, daß es auf mein Verderben schlagen erinnerten. Was soll das heißen? " fragte Frau Lorenzo vorabgesehen ist, eilst du zu Strapp , dem Dutch Devil, der ist der Mann dazu , Rat zu schaffen. Und nun wurfsvoll , nachdem sie die seltsamen Gebärden eine gute Nacht, Liu. Morgen besuche ich dich in deinem Weile düsteren Blickes überwacht hatte. Der Mann erschrak heftig , und die Hände wieder Laden, jedoch als eine dir Fremde. "

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faltend , begann er seine Daumen in alter Weise zu | aus noch in derselben Nacht an Bord des Hulks schaffte. drehen. Seitdem waren vier Jahre verstrichen , und mit diesen "! Wo ist Margarita ? " fragte er nach einer Pause kein Abend, der sich von dem heutigen viel unterschieden ausdrucksles. hätte. Auf der einen Seite stets derselbe unheilbare, Ich sagte dir bereits zehnmal, " antwortete Frau zeitweise bis zur Gefährlichkeit sich steigernde Irrwahn, Lorenzo sanft beschwichtigend, „ zur Stadt ging fie, um auf der anderen dagegen heiliges Mitleid und unermüddie fertige Wäsche fortzutragen und Einkäufe zu be- liche treue Sorge. forgen . Nachher besuchte sie Strapp . " Das nach Frau Lorenzos letter Warnung ein„ Den Dutch Devil, " versezte der Mann ungeduldig. getretene Schweigen wurde durch Margarita unterWer ist Strapp ? Ich kenne ihn nicht. Wenn ich nicht brochen, deren Schritte draußen auf dem Deck ertönten. zehnmal fragte, kannst du nicht zehnmal antworten . Cintretend, wechselte sie einen Blick des Verständniſſes Ich frage jezt zum erstenmal. " mit ihrer Mutter, dann begab sie sich an ein WandSo mag ich mich geirrt haben, " hieß es eintönig schränkchen, und einige ausgesucht schöne Früchte aus zurück. demselben hervorholend, legte sie dieselben vor ihren „ Irren , irren , irren , " fuhr der Unglückliche fort, | Vater hin. wie die Worte aus den Bewegungen seiner Daumen " Hier bringe ich dir etwas Gutes, " sprach sie geherauslesend . „ Wer irrt, täuscht andere. Wer täuscht, dämpft, und in die zu ihr erhobenen blöden Augen lügt. Sagst du, ich lebe, ſo lügſt du . Wer durch den schauend, kämpfte es auf ihrem jugendschönen Antlig, Kopf geſchoſſen iſt , kann nicht leben. Wenn ich nur als hätte sie in Thränen ausbrechen wollen ; „je ruhiger wüßte, wer die anderen umbrachte. Ich sinne und du dich verhältst, um so häufiger belohne ich dich für sinne. Als ich tot war, schleppten sie mich weit fort in deine Folgsamkeit . Bereitet es dir Freude, so rudere ein Haus. Was da aus mir geworden ist , weiß ich ich dich noch ein wenig umher. Der Mond scheint hell ; nicht. Seitdem träume ich ohne Aufhören die kühle Nachtluft thut deinem armen Kopf gewiß In diesem Augenblick ließ sich das dumpfe Geräusch | wohl. Aber du mußt mir versprechen, keinen Laut von vernehmen, mit welchem Margarita unterhalb der Fall- dir zu geben, auch, wenn uns jemand anreden sollte, reepstreppe die Jolle anlegte. still zu liegen, oder ich schwinge meine Hände im Kreise, Der Jrre erschrak abermals . Ein Schauder durch- und das Boot verschwindet unter uns und wir verlief ſeine ſehnige, urſprünglich kraftvolle, jezt aber an- sinken. scheinend hinfällige Gestalt. „ Ich will, Margarita, ich will, " flüsterte Lorenzo Hörte sie, schüchtern unter dem vollen Einfluß der Gewalt, welchen „ Sie kommt," flüsterte er ängstlich. " was ich sagte? Sie darf es nicht erfahren das Mädchen in weit höherem Grade noch als die „ Nein," begütigte Frau Lorenzo , und einen Blick | Mutter über ihn gewonnen hatte. Dann, befürchtend, unsäglichen Schmerzes und heiligen Erbarmens heftete daß das Obst ihm wieder genommen werden könne, sie auf das in Furcht sich verzerrende, bleiche Antlig, legte er beide Arme um dasselbe; zugleich überwachte sie hörte es noch nicht. Jezt aber sei verständig und er Margarita mißtrauisch, welche neben ihre Mutter versuche, etwas anderes zu denken als die geträumten hingetreten war und deren eingefallene Wangen sanft Mordgeschichten , oder du erlebst , daß deine eigene | liebkoste. Tochter ins Wasser springt, dann mußt du verhungern. " „Ja, Mutter, ich werde ihn ein Stündchen umherLorenzo- und kein anderer war es als Margaritas fahren, " raunte sie ihr zu, „ die Bai iſt vereinſamt, die Vater — zitterte. Es war ersichtlich, mit äußerster Kraft | Nacht wunderbar schön . Die feuchte, kühle Luft und rang er, das seinen Geist umnachtende Dunkel zu durch- | vielleicht auch etwas Rudern werden ihn erquicken und brechen, allein es gelang ihm nicht, bis er endlich, wie ermüden, daß er wirklich kräftigenden Schlaf findet." einem tierischen Instinkt nachgebend , nur noch das „ Gott und die heilige Jungfrau mögen es dir gezaghafte Unterwerfen unter den ihn lenkenden und be- segnen, " preßte Frau Lorenzo kaum verständlich hervor. schüßenden Willen kannte. So hatte er ein Scheinleben Er ist mein Vater, " antwortete Margarita mit geführt seit dem Tage, an welchem seine Genossen, einem schwermütigen Lächeln . nachdem er in der Spielhölle von einem nichtswürdigen, Und leidet weniger als wir beide ," fügte die verworfenen jungen Burschen niedergestreckt worden, Mutter düster hinzu ; „ wurdest du nie geboren, war es noch Atem in ihm entdeckend, ihn weit fort ins Innere besser für dich. " des Landes entführten , wo sie ihn , um gegen Verrat „Was wäre aus ihm und aus dir geworden ?" gesichert zu sein, bei einem befreundeten, gleichgesinnten fragte Margarita, und ihre Stimme zitterte vor Jammer. Rinderhirten unterbrachten. Anstatt indessen seiner Doch laffen wir das ruhen. Ich klage nicht. Nur Wunde zu erliegen , wie man zuversichtlich erwartete, wenn ich dich klagen höre, möchte mir das Herz brechen . genas er körperlich, wogegen sein Geiſt dem Tode voll- Auch der Tag wird kommen, der ihm Erlösung von ſtändig anheimfiel. Eine Reihe von Jahren hatte man seinen Leiden bringt -Gott verzeihe mir das herbe ihm darauf aus Kameradschaftlichkeit, die einer besseren Wort , dann ziehe ich mit dir dahin, wo Zeit und Veranlassung würdig gewesen wäre, wohl auch auf Umgebung die traurigen Erinnerungen mildern. " Grund des von dem Spieltisch erbeuteten Gewinns Ruhiger wurde nunmehr ihr Gespräch, indem sie das verhältnismäßig sichere Asyl gegönnt. Dann aber gemeinschaftlich ein Mahl anrichteten und den Unglückkamen Tage, an welchen man seiner überdrüssig wurde lichen liebevoll bedienten . Dieser verhielt sich schweigund ihn heimlich zu seiner entsetzten Frau und von dort sam. Was man ihm bot, er nahm es hin, wie nur

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Das Geheimnis des Hulks :

möglich, wenn der letzte Verstandesfunke erloschen und gestorben . Es war um Mitternacht, als nach kurzer Fahrt in nächſter Nachbarschaft des Hulks Lorenzo auf seinen ungeduldig geäußerten Wunsch zur Ruhe gebracht wurde. Durch die Fallthür in der Kajüte führten Mutter und Tochter ihn auf einer Treppe in das Zwi = | schendeck hinab und in diesem ganz nach dem Vorderteil des Schiffes hinüber. Dort war eine festgebaute, verschließbare Kammer wohnlich für ihn eingerichtet worden. Die traurige Geiſtesstimmung des Unglücklichen, welche für die Mitbewohner des Hulks nicht ohne Gefahr , sobald er deren unmittelbarem Einfluß entzogen, hatte diese zu dem strengen Verfahren gezwungen. Dort, wo ihm jedes Mittel fehlte, sich selbst | und anderen zu schaden, und wo ihm dennoch alle mög- | lichen Bequemlichkeiten geboten waren, befand er sich verhältnismäßig wohl. Wie eine Maschine, deren Verrichtungen genau geregelt, folgte er seinen treuen Führerinnen, wenn es galt, ihn einzuschließen . Ebenso | pünktlich, ohne ein Zeichen der Unzufriedenheit, erwartete er den Zeitpunkt, in welchem ihm eine größere Freiheit der Bewegungen zufiel. Eine in rundem Meſſingrahmen befestigte fingerdicke Glasscheibe, welche zur nächtlichen Stunde zugeschraubt wurde, ermöglichte das Lüften des Schlafraumes . Eine andere Beleuch tung, als der durch das grünliche Glas hereindringende trübe Schein , wurde ihm dagegen der Feuersgefahr | wegen nicht gewährt. Auch heute war er von Mutter und Tochter sorgfältig gebettet worden , und schwarze Finsternis um ringte ihn. Nur die verschlossene runde Glasscheibe | ließ einen matten Schimmer des Mondlichtes herein- | dringen. Mit ihrem bläulichen Schimmer erinnerte sie an ein Riesenauge, welches den einsamen Bewohner mit blödem Ausdruck anstierte. Ebenso blöde begegnete dieser dem geisterhaften Blick. Eine unheimliche Be- | ziehung schien zwischen ihm und der phosphorähnlich leuchtenden Scheibe zu bestehen , daß er seine Augen nicht von derselben abzuziehen vermochte. Es rief fast den Eindruck hervor , als hätte er durch das Hinüber- | ſtarren sich vor dem Versinken in den Schlaf bewahren wollen. Zugleich lauschte er mit jenem , Jrren oft eigentümlichen Scharfsinn nach der Richtung hinüber, in welcher die Schritte seiner getreuen Wächterinnen verhallt waren. Und auch dann verharrte er noch regungslos. Er berechnete die Zeit , bis zu welcher fie nicht nur in ihre Kojen sich zurückgezogen haben , son dern auch entschlafen sein würden. Dann aber eine halbe Stunde mochte seit seinem Niederlegen verstrichen | sein erhob er sich wieder. Wie mit der Sehkraft nachtliebender Tiere begabt und so geräuschlos wie diese, schlich er in dem finsteren Raum hin und her. Ein Brett knarrte leise, als ob es gewaltsam aus seinen Fugen gebogen worden wäre, und gleich darauf flammte unter seinen Händen ein Schwefelholz auf. Eine verrostete Laterne, wohl noch aus den guten Tagen der Aurora herstammend , welche er ebenfalls aus dem Leeren Raum zwischen Verschalung und Außenhaut hervorholte , brannte in der nächsten Minute. Nach dem er deren Lampe aus einer Flasche den Seinigen

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gelegentlich entwendeten Dels reichlich gespeiſt hatte, befestigte er zunächst die Thür mittels eines Holzpflockes derartig , daß ohne Anwendung von Gewalt keiner zu ihm hereinzudringen vermochte. Damit fertig, betrachtete er sein Werk aufmerksam. Obwohl sein krankhaft entstelltes Antlig den gewohnten stumpfen Ausdruck beibehielt, spißten seine Blicke sich doch in einer Weiſe zu, wie es nur bei einem geistesklaren Menschen, oder vielmehr einem seine Beute umschleichenden Raubtier zu erwarten gewesen wäre. Dann die Laterne auf einen Schemel stellend, trat er neben die Rückwand des niedrigen Gemaches hin . Eine Weile taſtete und drehte er an deren oberem Rande, infolgedessen zwei Planken sich ihm entgegenneigten. Bevor sie ganz umbrachen, hob er sie behutsam aus ihrer durch zwei schmale Balken hergestellten Bettung. Kein Zimmergeselle hätte dabei bedachtsamer zu Werke gehen können ; wenn er in seiner Arbeit eine Pause eintreten ließ, so geschah es allein, um argwöhnisch nach dem Hinterteil des Schiffes hinüberzulauschen . Endlich zwängte er sich mit der Laterne durch die

freigelegte Deffnung hindurch. Dort befand er sich in einem engen Raum, in welchem vorzeiten Tauwerk aufbewahrt wurde. Eine Luke von mäßigem Umfange, an den Seiten mit starken eisernen Rollen versehen, über deren eine die schwere Kette sich anspannte, welche den Hulk mit dem in der Tiefe ruhenden Anker verband, führte in einen größeren Verschlag hinunter, wo einst während der Fahrt die Ankerfetten lagerten. Eine Leiter oder Treppe war nicht vorhanden, trozdem glitt die lange, hagere Gestalt an der Kette mit einer Gewandtheit niederwärts , welche davon zeugte , daß ſie sich auf einem Wege befand, den ſie im Laufe der leßten vier Jahre unzähligemal zurücklegte. Dort unten öffnete sich abermals eine Luke, und durch diese gelangte Lorenzo endlich in den Ballaſtraum hinab . Unregelmäßig aufgeschichtet und von Nagetieren zerwühlt, lag daselbst noch der Sand, welcher dazu gedient hatte, der Aurora auf ihrer lehten Fahrt das Gleichgewicht zu sichern . Ein altes Burgverließ hätte keinen unheimlicheren Eindruck hervorrufen können als der lange, nach allen Richtungen mittels Balken abgesteifte Raum , in welchem ein hochgewachsener Mann nur geneigten Hauptes einherzuschreiten vermochte. Das im Laufe der Zeit eingedrungene Waſſer, erst in den letzten Jahren durch die noch ihren Dienst verrichtende Pumpe ge= legentlich vermindert, verbreitete einen dumpfigen Geruch. Hier und da , je nachdem der Sand höher oder niedriger lag , strahlten kleine Spiegel den Schein der Laterne zurück. Lorenzo befand sich dort gegen zehn Fuß unterhalb der Oberfläche der Bai. Der Umgebung achtete er kaum noch. Seine Bewegungen trugen das Gepräge derer einer geistlosen Maschine , eines sich mechanisch drehenden Kammrades , dessen Zacken pünktlich in die Fugen eines anderen einschlagen. Zu vertraut war er im Laufe der Jahre mit jedem Zollbreit des vor ihm liegenden Bodens geworden. So benutte er auch zu seinem Wege gewohnheitsmäßig Balken und Holzenden, um auf dem durch die Ratten gelockerten Sande nicht die Spuren seiner nackten Füße zu hinterlassen. Wäre

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aber Peter Strapp ihm jezt begegnet und hätte er beobachtet, wie er, kaum mit dem Notdürftigſten bekleidet, zur Hälfte in schwarzem Schatten , zur Hälfte in rötlicher Beleuchtung verschwimmend , beinahe vollständig geräuschlos einherschlich , so würde sein wunderlicher Seemannsaberglauben abermals eine Nahrung erhalten haben, an welcher auch die faßlichsten Vernunftsgründe gescheitert wären . Vor einem Sandhügel , der etwas höher nach der Schiffswand hinaufreichte, blieb er endlich stehen, und die Laterne auf eine der querlaufenden Steifen stellend, begann er in grauenhaft ausdrucksloser Weise unsicht bare Karten zu mischen und langsam abzuziehen. Doch nur kurze Zeit , und wie über sein Thun erschrocken, warf er sich vor dem Hügel auf die Kniee. Fast gleich zeitig begann er den Sand zur Seite zu scharren. Ein abgenutztes Matrosenmeſſer fiel ihm in die Hände. Behutsam schob er dessen Klinge in eine Fuge der über ihn hinwegreichenden Steife, und mit erhöhtem Eifer setzte er sein Scharren fort. Allmählich legte er eine Fläche der Schiffswand bloß, auf welcher zwischen zwei Spanten in einem Umfange von mehreren Quadratfußen so viel von den Außenplanken fortgemeißelt worden war, daß nur noch eine wenige Linien starke Holzscheibe und der Kupferbeschlag den Hulk gegen das Hereinbrechen eines mäch tigen Waſſerſtrahles schüßten. Hier und da, wo viel leicht ein kleiner Leck entstanden war, zeigten sich Spuren geteerten Hanfs , augenscheinlich aufgedrehten alten Tauenden entnommen, und eingebrannten verhärteten Teers . Ein einziger Blick genügte dem Unglücklichen, sich zu überzeugen , daß keine neue Fuge gesprungen, und ohne Säumen begab er sich nunmehr an sein eigent liches Werk. Zunächst griff er nach einem der in dem Sande verstreuten Steine, mittels dessen er das Messer schärfte. Es geschah dies mit jenem eigentümlich einfältigen Ausdruck, mit welchem das hilflose Kind irgend ein Spielzeug handhabt. Dieſer Ausdruck erlitt auch dann keine Wandlung, als er ſich hart neben der Schiffswand ausstreckte und die ausgemeißelte Fläche zu er weitern begann. Span auf Span trennte er mit dem unvollkommenen Instrument von den eisenharten, feuch ten Planken ; Span auf Span , keinen stärker als dünnes Papier, keinen größer als ein Fingernagel. Man hätte die winzigen Holzproben mit den Körnchen in einer Sanduhr vergleichen können, die, einzeln Atome, dennoch die Zeit abzählen, in ihrem stetigen Rollen die Glasbehälter abwechselnd leeren und füllen. Wann Lorenzo fein Vernichtungswerk in Angriff genommen wer hätte das zu bestimmen vermocht ; aber hatte Jahre waren sicher dahingegangen , seitdem er , einer in ſeiner geſtorbenen Vernunft auftauchenden geheimnisvollen Regung nachgebend , zu einer Riesenarbeit die erste Kerbe in das gleichsam versteinerte Holz schabte. Und eine Rieſenarbeit war es , wenn man das elende, abgenutzte Messer in Betracht zog , eine Riesenarbeit, wenn man erwog, welche List, welche unsägliche Geduld und Ausdauer es erforderte , die wachsamen Augen seiner treuen Pflegerinnen täuschend, zunächst alle Vorbereitungen zu dem finsteren Unternehmen zu treffen und ihm dann mit einer gewissen Regelmäßigkeit die nächtlichen Stunden zu opfern. Ob er einen annähernd

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| klaren Begriff von seinem Werk besaß , ob ein wirk| licher Plan ihm jezt noch vorschwebte , ob er ahnte, daß ein unvorhergesehener heftigerer Stoß , ein Ausgleiten des mit noch immer kräftiger Faust geführten Messers genügte, dem sich schnell eine breite Bahn brechenden Wasserstrahl den ersten Weg zu öffnen und | damit ihm samt Gattin und Tochter ein jähes Ende zu bereiten, das waren Geheimnisse, über welche er selbst am wenigsten Rechenschaft abzulegen vermocht hätte. Angesichts des tiefen Leides seiner einzigen Angehörigen mochte bald nach dem ersten Wiedersehen ein Lichtstrahl seinen umnachteten Geist flüchtig erhellt haben , daß er vorübergehend seiner schweren Schuld sich bewußt wurde und in diesem Zustande beschloß, seinem Dasein ein Ende zu machen. Dem Entschlusse folgten wohl noch, trok der ihn ängstlich überwachenden Augen, die mit einer gewissen Ueberlegung getroffenen ersten Vorkehrungen , um zu jeder Stunde dem Leben entsagen zu können. Dann war er ohne Zweifel in jenen tierischen Stumpffinn zurückgesunken , in welchem sein ganzes geistiges Wirken sich darauf beschränkte, daß er mit unerklärlicher Verschlagenheit an ein Geheimnis sich anklammerte und in deffen Behütung wie | in der Förderung des gefährlichen Werkes die einzige für ihn nur noch denkbare Befriedigung fand . Wie | aber die manchen Jrren eigentümliche Verstellungsgabe und rätselhafter Scharfsinn es ihm ermöglichten , sein heilloses Treiben in einen undurchdringlichen Schleier zu hüllen , so lenkten dieselben unerklärlichen Eigenschaften die das Messer führende Hand , daß immer noch eine schwache Scheidewand zwischen ihm und dem unaufhaltsam hereinbrechenden Verhängnis bestehen blieb . Und so lag er da , einem Höllengeist ähnlich, der nur auf Tod und Verderben sinnt. Mit leisem Geräusch und der Regelmäßigkeit eines Perpendikels schabte das Messer die zarten Späne los . Man hätte den Unglücklichen mit einem das Holzwerk vernichtenden Bohrwurm , der sogenannten Totenuhr, vergleichen mögen, welcher, ebenfalls vernunftlos , seinen Weg bahnt und dennoch, durch den Instinkt belehrt , stets vermeidet, die äußerste Schicht zu durchbrechen . Das rötliche Licht der Laterne schmückte ihn mit dämonischen Refleren. Das bleiche Antlig von der Seite streifend, verlieh es demselben eine Art krankhafter Lebensfarbe. Stier waren die blöden Augen auf die regſame Faust und das Messer gerichtet. An den fallenden Holzflocken schien er abzuzählen, wann die Stunde gekommen, in welcher er gezwungen, seine Arbeit einzustellen , die hinterlassenen Spuren sorgfältig zu ver| nichten und wieder in seine Kammer hinaufzuschleichen. Draußen aber blickte der Mond in ungetrübtem Glanze von dem wolkenleeren Himmel auf die glatte Bai, die Hügelstadt und die vor derselben ankernden Schiffe nieder. Nächtliche Stille herrschte überall , nur selten unterbrochen durch den traumhaften Ruf eines Seevogels oder das Ablösungssignal auf der Korvette. Was in der Stadt noch regsam, wo Würfel und Karten über grobkörnigen Goldſtaub , gediegene Stücke und geschlagene Münzen desselben edlen Metalls entſchieden, | gleichviel ob in den hell erleuchteten Hallen der Weißen

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oder in den düsteren Höhlen des Chinesenviertels , das | eine Zusammenkunft mit dem jungen Deutschen vorwirkte im geheimen wie langsam schleichendes tödliches zubereiten , was ohne Zweifel eine ſtrenge Ablehnung Gift. zur Folge gehabt hätte , beschränkte er sich vorsichtig Es war zwei Uhr morgens . Vor der Treppe, in darauf , ihr die Freude zu schildern , welche ihm aus deren Nähe Lehnhard von den beiden Seeoffizieren dem Verkehr mit einem rechtschaffenen Landsmanne begrüßt wurde, lag im Schatten des Werftgerüstes das erwachsen sei. Und so mochte sein Verfahren am Boot der Korvette . Die sechs Matrosen hielten die meisten dazu beigetragen haben, daß Margarita an dem Riemen horizontal oberhalb des Wasserspiegels, um sie Abend, an welchem Lehnhard sie bei Strapp überraschte, auf ein gegebenes Zeichen sofort in die Fluten hinab- den Eintretenden wohl finsteren Blickes begrüßte , jezutauchen. Oben , einige Schritte vom Rande des doch blieb und sich , wenn auch nur einfilbig, an dem Werfts, standen die beiden Offiziere. Bei ihnen be= von ihrem alten Beschützer bedachtſam eingeleiteten Gefanden sich Filbert und der mit dem roten Flanellhemde spräch über nebensächliche Dinge beteiligte. Und öfter bekleidete Desparado . trafen die jungen Leute in der Hütte zuſammen und Sind die beiden Burschen zur Hand ? " fragte von Tag zu Tag verweilte Margarita ein wenig länger . der Offizier, der schon abends als Wortführer auftrat. | Es rief sogar den Eindruck hervor, als hätte, nachdem Etwas abseits liegen sie hinter einem Steinhaufen, " | das Eis einmal gebrochen, der Verkehr mit dem jungen erklärte der Desparado , sie sind betrunken , daß sie Fremden ihr eine gewisse Befriedigung gewährt. Wie zwölf Stunden gebrauchen, um wieder zu Sinnen zu ein Aufatmen nach langen , schweren Sorgen erschien kommen. " es , wenn sie der heiteren Unterhaltung der beiden „ Gut, “ hieß es gleichmütig zurück , // wie steht es | Männer lauſchte, auch wohl eine Frage, welche Lehnmit den Papieren ? " hard galt , an Strapp richtete , um sie indessen alsAlles in Ordnung. Durch Unterschrift verpflich= | bald von jenem freundlich beantwortet zu hören. Im teten sie sich auf vier Jahre. " übrigen blieb undurchdringlicher Ernſt bei ihr vorherrSo schafft sie an Bord. Geld gegen Ware, schend, und als Lehnhard eines Abends , durch irgend und nicht eine Minute früher. " welchen unscheinbaren Umstand ermutigt, ihr seine Be„ Es wär' ' ne Kleinigkeit für Sie , die Jungens gleitung anbot, lehnte sie dieselbe mit einer so frostigen selber mitzunehmen. “ Entſchiedenheit ab, daß er eine Wiederholung des Ver" Wir gehören zu keinem Preßgang, " antwortete suchs, ihr näher zu treten, nimmermehr gewagt hätte. der Offizier kurz , " Ihr schafft sie entweder an Bord Die in seinem darauf folgenden Schweigen sich unzweideutig offenbarende Enttäuschung beobachtete sie augenoder mögt zur Hölle mit ihnen fahren . " Mit den legten Worten stieg er dem Gefährtenscheinlich mit einer gewiſſen Genugthuung ; denn rednach die Treppe hinunter ; gleich darauf schoß das Boot | seliger wurde sie plöglich, indem sie mit unverkennbarer unter den kräftigen Ruderſchlägen auf den mondbeleuch- | Absichtlichkeit Lehnhards Anwesenheit überſah und den alten Dutch Devil in ein besonderes Gespräch zog. teten Wasserspiegel hinaus. Filbert und der Desparado schickten ihnen einige | Sorglos wie nie zuvor , sogar spöttisch klang dabei halblaut ausgestoßene Flüche nach. Sie beruhigten ihre Stimme, daß selbst Strapp sie kaum wiedersich indessen bald , und keine Viertelstunde dauerte es, erkannte. Sobald Lehnhard aber, obwohl durch den da folgten ſie jenen von einer anderen Stelle aus in Anblick des schönen Mädchens gebannt , durch dessen einem leichten Boot. Bei ihnen befanden sich zwei Wesen dagegen peinlich berührt , sich zum Gehen ansinnlos betrunkene junge Seeleute, die folgenden Tages schickte , kam Margarita ihm zuvor. Herzlich verabdie Entdeckung machen sollten , daß sie ahnungslos in | schiedete sie sich von Strapp , zum folgenden Abend die eine Art Sklaverei verkauft worden. Wiederholung ihres Besuches versprechend, dann kehrte Die Ruderschläge verhallten in der Ferne ; still lag sie sich Lehnhard zu. "} Wir gehen eine Strecke denselben Weg, da hindie Werftstraße. Nachdenklich spiegelte der Mond sich in dem gewaltigen Hafenbecken. Im Kielraum der dert uns nichts , nebeneinander zu bleiben , " bemerkte Aurora nagte fortgesezt die unheimliche Totenuhr. sie zu Strapps abermaligem Erstaunen eintönig, und Frau Lorenzo und Margarita schliefen. Der Engel fie trat aus der Thür, wo sie langsamen Schrittes die der Barmherzigkeit hatte sie geküßt , daß wohlthätige | Richtung nach ihrer Jolle einschlug. Förmlich bestürzt vernahm Lehnhard die mittelbare Vergessenheit sich um ihre Sinne legte. Aufforderung. Gleich darauf befand er sich indessen 6. neben ihr, jedoch noch immer unter dem ihn verwirrenWie dieser Tag abgeschlossen wurde, endigten auch den Eindruck ihrer plöglichen Sinnesänderung . die folgenden ; es wiederholte sich dieselbe Arbeit, dasAnfangs hatte es den Anschein, als wäre Margarita das Schweigen erwünscht gewesen oder als hätte selbe Leid ; an verbitterten Gemütern nagte es unab änderlich wie an den eisenharten Schiffsplanken. Nur sie auf eine Anrede gewartet. Da Lehnhard aber Peter Strapp , der unverwüstliche Dutch Devil, hand- fäumte, das Wort zu ergreifen, hob sic beinahe gänzhabte seine Nähmaschine guten Mutes und mit einer | lich ausdruckslos an : Sicherheit , wie er einst , seinem Ausspruch gemäß, auf „ Nachdem ich zuvor Ihre Begleitung ablehnte und der Aurora das Steuerrad drehte oder die Segel be- Ihnen jezt freistellte, mit mir zu gehen, wähnen Sie schlug. Wie er alles mit Lehnhard verabredet hatte, | vielleicht, daß ich mich unsicher fühle auf meinem Wege. war es ausgeführt worden. Anstatt Margarita auf || Darüber muß ich Sie aufklären : Ich scheue keinen 10

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Balduin Möllhauſen .

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Menschen der Welt. Santa Maria ! Wen möchte die | aufatmend, denn im Gefühl hatte er es , daß Marga= Lust anwandeln, mir nahe zu treten, gleichviel ob im rita , indem sie jeden Verkehr mit anderen Menschen. Guten oder im Bösen ? “ unweigerlich zurückwies , einen herben Genuß darin „ Nicht um des Schutzes willen bat ich, Sie besuchte, sich gewissermaßen selbst zu martern. gleiten zu dürfen, " antwortete Lehnhard ermutigt, „ ich „Weiter nichts- und Sie werden es nicht abglaubte nur, es läge nichts Unbilliges in dem Wunsch, | leugnen als daß Strapp über meine Vergangenheit noch einige Worte mit Ihnen zu wechseln. Ist mir zu Ihnen sprach, " erwiderte Margarita vollkommen leidoch, als müßten die Freunde des ehrlichen alten Strapp denschaftslos . Selbstverständlich bedauern Sie mich unter sich ebenfalls Freunde sein. " infolgedessen ; ich dagegen will nicht bedauert sein. " " Ich gebrauche keine Freunde, " erwiderte MarUnd wäre das geschehen , " versette Lehnhard garita schroff, sogar abstoßend, // am wenigsten solche, | dringender , " hätte Strapp wirklich durch vertrauensdie aus Mitleid mit guten Worten spielen. Wer so volle Mitteilungen meine warme Teilnahme für Sie lange allein geſtanden hat wie ich, sehnt sich nicht nach | wachgerufen, läge darin etwas Tadelnswertes ? " Zeitvertreib und Unterhaltung . Das nur wollte ich Ich tadle es nicht, " hieß es eintönig zurück; Ihnen sagen , oder ich hätte meinen Weg heimwärts „ ebensowenig darf ein anderer tadeln, daß ich jede, am allein gesucht. " entschiedensten eine künstlich geschaffene Teilnahme ver„ Ich achte Ihren Willen , " entgegnete Lehnhard schmähe. Meiner vielleicht unfreundlichen Erfahrungen verlegt , aber gerade deshalb freier ; "! einmal schlugen wegen will ich nicht beklagt werden ; ich spreche jedem Sie meine Begleitung aus ich bot sie an mit herz- das Recht ab, mich und meine Lage zu beurteilen . " licher Bereitwilligkeit und am wenigsten aus MitLehnhard legte einige Schritte schweigend zurück. Durch die Dunkelheit hindurch betrachtete er die schöne, leid , das genügte mir für alle Zeiten. " Was ich wiederum an ihnen achte. Doch da ist hohe Gestalt , die sich mit eigentümlich geisterhafter noch ein anderes , was ich Ihnen vorhalten möchte : Ruhe neben ihm einherbewegte. Sie schien ihn verSo oft ich abends bei Strapp vorspreche, treffe ich das gessen zu haben. Wie mit Zaubergewalt zog es ihn selbst mit Ihnen zusammen. Weshalb wählen Sie zu ihr ; zugleich wand er sich gleichsam unter der Scheu, zu Ihrem Besuch keine andere Stunde ? Der Tag ist | welche sie ihm einflößte. Nur noch eine mäßige Strecke lang. " trennte sie von der Stelle , wo die Jolle lag . Schied „Um ihn nicht bei der Arbeit zu stören," antwor= er dort, so geschah es, um ihr nie wieder zu begegnen, tete Lehnhard verstört ; die Stunden nach Feierabend nie wieder den Ton ihrer ernsten, ihm so unwidersteh= find für Landsleute , die in der Fremde einander be- lich zum Herzen dringenden Stimme zu hören . Dieses gegnen, die geeignetsten, der gemeinschaftlichen Heimat Bewußtsein aber erzeugte in ihm einen gewissen krampfzu gedenken. " haften Mut, das dumpfe Trachten, sich gewissermaßen Margarita lachte herb vor sich hin. Nach kurzem selbst von einem Abgrunde nie entschlummernder Zweifel Sinnen bemerkte sie mit spöttischer Schärfe : zurückzureißen , und so begann er zaghaft, jedoch mit Das möchten Sie mich glauben machen ? Ich wachsender Wärme : weiß es besser. Was Sie zu Ihrem Verfahren bewegt, „ Nur wenige Minuten sind mir noch an Ihrer errate ich freilich nicht ; allein zu Tage liegt , daß Sie Seite vergönnt. Ich verdiene daher gewiß Nachsicht, nicht zu Strapp gehen , um mit ihm zu reden , wenn wenn ich versuche , die kurze Zeit zu meiner RechtSie mich dort wissen . Es waltet ein Uebereinkommen fertigung auszunuzen . Und so bitte ich Sie inständigſt, zwischen Ihnen und meinem alten Freunde. Der ist daß Sie mich anhören , nicht zweifeln an der Aufrichnämlich einfältig genug , zu glauben , der Verkehr mit tigkeit meiner Worte. Beklage ich Sie um erduldeter Ihnen brächte mir viel Befriedigung , machte mich ge- Leiden willen , so liegt darin am wenigsten eine Kränsprächiger. Wer kann auf anderer Geheiß seine Natur kung. Ich müßte mich schämen , wäre es anders . ändern ? Sobald ich das merkte, wäre ich wohl fort- Meine ehrliche Teilnahme wäre aber vielleicht eine geblieben, oder ich hätte ihn gebeten, Ihnen die Abend- weniger scharf ausgeprägte gewesen , hätte nicht anbesuche zu verwehren. Doch ich wollte ihn nicht kränken, deres zu Grunde gelegen. Denn vorhanden war sie und er iſt ebenso empfindlich wie gütig . Daher ent- schon lange , bevor ich von Strapp über Sie hörte, ſchloß ich mich , zu Ihnen selber darüber zu reden. | lange bevor ich ihn überhaupt kennen lernte. Sie ist Wie Sie über mich denken, kümmert mich wenig. Sie vorhanden seit dem Tage, an welchem ich Ihnen zum berufen sich indessen auf Ihre Teilnahme für mich, und erstenmal auf dem Duai begegnete. Sie wurde geweckt die können Sie am einfachsten dadurch bekunden , daß durch Ihre Schönheit und warum sollte ich es nicht Sie es aufgeben, meine Wege fernerhin zu kreuzen, offen eingestehen ? - und das , was ich auf Ihrem außerdem aber vor Strapp über unser jetziges Gespräch Angesicht zu lesen meinte. Hätte ich den guten Alten schweigen . Ich wiederhole es : Sie haben den ganzen nie gesehen, meine Zuneigung zu Ihnen würde deshalb Tag, um Ihren Landsmann zu begrüßen. Ich dagegen nicht geringer gewesen sein . Auch ohne seine wohlverfüge nur über die Abendstunden. Sind Sie eine so gemeinten Enthüllungen hätte Ihr Bild mir vorgerechtschaffene Natur , wie Strapp behauptet , so ver- schwebt Tag und Nacht. Was sonst wäre stark genug kümmern Sie in Zukunft nicht mehr die mir ohnehin gewesen, mich länger in San Francisco zurückzuhalten, färglich zugemessene Erholung. " da sich doch täglich Gelegenheit bot , auf diesem oder „Beging ich denn etwas , wodurch meine Nähe | jenem Schiff meinem Gewerbe nachzugehen ? “ Wie über seine Kühnheit erschrocken , verstummte Ihnen peinlich werden konnte ? " fragte Lehnhard tief

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Lehnhard . Einer bösen Zurechtweisung gewärtig, über- | Ihnen nicht zürne “ ſie reichte ihm die Hand und wachte er ängstlich die im nächtlichen Schatten verfügte hinzu : „ Eine glückliche Reiſe wünſche ich Ihnen schwimmende Gefährtin . Aufrecht wie zuvor schritt und daß Sie bald eine finden , die Ihren Schmeichelsie einher. Nur das Haupt hatte sie geneigt , wie um worten mit mehr Aufmerksamkeit lauscht , als ich es durch die Dunkelheit hindurch die Entfernung bis zur gethan habe ," und bevor Lehnhard eine Erwiderung Treppe mit den Blicken zu messen. Ob sie seinen hervorzubringen vermochte, schritt sie nach dem Rande Worten überhaupt Aufmerksamkeit schenkte , ob sie ihn des Werftes hinüber. Bis ihre Gestalt vor seinen Blicken in der Dunkeldurch Nichtachtung zu strafen gedachte , ob freundliche und doch unerreichbare Bilder ihr vorschwebten und sie heit versank , wartete Lehnhard . Dann atmete er tief in mehevolle Träumereien versenkten wer hätte ihm auf, und sich der Stadt zufehrend , sprach er erbittert darüber Auskunft erteilt. Nur kurze Zeit schwankte er, vor sich hin : „ Ging ich vor drei Tagen an Bord des und abermals die Scheu überwindend, welche Marga- ersten besten Seelenverkäufers , war es gescheiter. rita mit ihrem undurchdringlichen Ernſt ihm einflößte, Wer gab mir überhaupt ein Recht , mit meinem Anfuhr er fort: trage ihr lästig zu fallen ? In ihren Augen lag's ja, „ Ja, Margarita — und was ich jezt ausspreche, daß sie meine ehrliche Zuneigung mit Feindseligkeit was ich als ein lettes Erinnerungszeichen Ihnen an= | lohnen würde. " Wie sich selbst verspottend, lachte er vertrauen möchte, wenn später Ihre Gedanken einmal | in die Nacht hinaus . Sie zu vergessen wird schwer rückwärts schweifen sollten , es ist ja kein Fehl von halten, " spann er seine Betrachtungen weiter. Verdem Augenblick an, in welchem ich Sie zum erstenmal dammt ! Ich will denken, es sei ein wüſter Traum gesah, war ich Ihnen in der herzlichsten Liebe zugethan ; wesen , in welchem ein Zauberbild mir einen argen in einer Liebe, welche mich dazu bewegen könnte , der | Streich spielte, " und seine Schritte beschleunigend, fernen Heimat zu entsagen , dahin zu gehen, da fortan | summte er eine lustige Seemannsweise vor sich hin. zu bleiben, wo Sie sich am glücklichsten fühlen. Dienen Gewaltsam wollte er das eben Erlebte aus seinem Gemöchte ich Ihnen mein Leben lang , Sie lieben und | dächtnis streichen , allein es gelang ihm nicht. Wohin verehren mit rechter Treue ; und wenn es mir gelänge, er die Blicke wenden mochte : überall glaubte er in zwei Ihren Augen einen freundlichen Blick zu entlocken, ein tiefe Augen zu schauen , aus welchen heller Zorn ihm herziges Lachen auf Ihr Angesicht zu rufen , dann | entgegensprühte. wollte ich selbst so glücklich sein, wie ich es " Margarita war zum Wasser hinabgestiegen. BeEin gehässiges Lachen machte ihn verstummen. vor sie die Kette der Jolle löſte, ſtarrte sie vor sich auf Margarita, welche während des leßten Teils seiner die stillen dunklen Fluten nieder. Abermals war ihr Rede kleiner zu werden schien , hatte das tief geneigte Haupt nach vorn gesunken. Wie einer unheimlichen Haupt mit einer heftigen Bewegung emporgeworfen . Anziehungskraft des Wassers nachgebend , beugte sie Ebenso heftig fuhr sie mit dem Zipfel der Mantille ihren Nacken tiefer und tiefer. Die Finsternis verüber ihr Antlig, wie sich Kühlung zufächelnd. schleierte schwere Thränen , welche langsam über ihre „ Beauftragte Strapp Sie mit solchen Offenba- bräunlichen Wangen rollten. Sie mochte das , was rungen ?" fragte sie geringschäßig , daß es Lehnhard sie eben erfuhr, mit dem vergleichen, was ihrer auf dem eisig durchschauerte. Aus eigener Eingebung kann es Hulk harrte. In ihrem Brüten störten sie Schritte, Ihnen unmöglich gekommen sein. " welche sich eiligst der Treppe näherten . Deren schwerer „ Er ahnt nicht , daß ich mehr als gewöhnliche Fall belehrte sie, daß es nicht Liu sei, der verabredeterFreundschaft für Sie hege, " antwortete Lehnhardmaßen in der Nachbarschaft weilen sollte. Haftig erstotternd , wie nach Fassung ringend ; // was ich ihm griff fie die Kette ; aber noch klirrte der widerwillig über mich und meine Lage anvertraute, bestand darin, gehorchende Haken in ihren Händen, als von der oberdaß ich ihm erklärte , ich befände mich von Hause aussten Stufe eine rauhe Stimme zu ihr niederdrang . in Verhältnissen, welche mir in der Fremde freiere Be„ Margarita, ich bin es, Blane, " hieß es gedämpft, wegungen erlaubten. Dadurch trachtete ich , meinen | offenbar in der Absicht, sie zu beruhigen, „ zürnen Sie längeren Aufenthalt an diesem Ort zu erklären. Die nicht, wenn ich gegen Ihr Gebot handle; denn ich muß wahre Ursache meines Säumens verheimlichte ich, wird | Sie sprechen , muß noch einmal meine Vorstellungen er auch nie erfahren . Das nächſte mir geeignet er wiederholen , wenn ich nicht wahnwißig werden soll, “ ſcheinende Schiff trägt mich von dannen. Wohin, das und mit dem letzten Wort trat die breite, gedrungene weiß ich nicht. Mir ist alles einerlei , " schloß er mit Gestalt eines älteren Mannes auf der untersten Stufe neben sie hin. beinahe troßigem Ausdruck. // Das Beſte, was Sie thun können, “ verſeßte MarBis dahin war es Margarita gelungen, den Haken garita wieder hart , doch schienen die Worte sich mit zu befreien, und die lose Kette in der Hand, kehrte sie Widerstreben ihren Lippen zu entwinden. # Die kurze sich Blane zu . „Sparen Sie Ihre Mühe , " sprach sie in der ihr Strecke bis zur Treppe gehe ich lieber allein. Biegen eigentümlichen frostigen Weise , „ Sie kennen meinen Sie hier ab, so verkürzen Sie Ihren Weg. “ Lehnhard war stehen geblieben . Zwei Schritte Willen ; von dem weiche ich nicht ab . “ Doch, doch , Margarita, Sie werden es ," bethat Margarita noch ; dann kehrte sie sich nach ihm um, indem sie bemerkte : „ Was Sie eben sagten , werden teuerte Blane, und seine Stimme zitterte vor leidenSie ebenso schnell vergessen wie ich . Damit Sie aber schaftlicher Erregung , „ Sie werden es bei gewiſſensehen , daß ich um der übereilten Offenbarung willen | hafter Prüfung aller Verhältnisse. Von meiner Liebe

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zu Ihnen rede ich nicht ; Sie wissen , dieselbe ist unvergänglich, oder ich wäre schon vor Jahren von hier verzogen. Wenn aber noch ein Funke von Kindesliebe in Ihnen wohnt, so dulden Sie nicht länger, daß Ihre Mutter in der traurigen Abgeschiedenheit drüben auf dem Hulk dahinſiecht und Sie mit ihr. Ich habe mir Reichtum erworben; bin bereit, mit Ihnen zu ziehen, wohin es Sie ruft, nach Acapulco, der Heimat Ihrer Mutter, oder nach den östlichen Staaten. Eine sichere Zukunft, Haus und Hof biete ich Ihnen und Ihrer Mutter, und in der Beobachtung meiner treuen Sorge um Sie werden Sie gewiß lernen , wenn auch erst allmählich, mir eine kleine Stelle in Ihrem Herzen einzuräumen. " „Wer sagt, daß meine Mutter und ich mit Sorgen kämpfen, mit unserer Lage nicht zufrieden sind ?" fragte Margarita ruhig. " Was kümmert Sie überhaupt meine Mutter? Und Kindesliebe meinen Sie ? " Sie lachte vernehmlich und mit einem unsäglichen Ausdruck der Verbitterung. Freilich, Sie können es am wenigsten beurteilen, weil Sie keiner besseren Regung fähig, oder Sie hätten es längst aufgegeben , mit Anträgen mich zu verfolgen , von welchen Sie wissen, daß sie mir widerwärtig, um so widerwärtiger, weil Sie keine Urich selber gab nie eine , worauf Sie sache haben mit Ihren Nachstellungen fußen könnten. " "/ Um so widerwärtiger , weil Sie das bettelhafte Girren eines elenden hergelaufenen Matrosen erhört haben, " stieß Blane in erwachender Wut zwischen den fest aufeinander ruhenden Zähnen hervor. „ Das behaupten Sie ? " fragte Margarita gleich mütig . „ Ja , jest, da es einmal heraus ist, behaupte ich es zuversichtlich , “ versezte Blane ; „ ich behaupte es , weil ich seit längerer Zeit Ihre abendlichen Zusammenfünfte mit ihm unter dem Dache des Dutch Devil beobachtete. Ich behaupte es , weil ich vor wenigen Minuten, als Sie im zärtlichen Liebesgeflüster sich ihm zuneigten, keine fünfzig Ellen weit von Ihnen stand. " Und wenn ich ihn liebte, ihm als Frau folgte, wer besäße das Recht , sich darum zu kümmern?" er widerte Margarita mit herbem Spott. Unmöglich nein, Margarita , Sie können sich unmöglich so tief erniedrigen, " fuhr Blane wieder auf, und seiner Stimme plötzlich einen einschmeicheln den Klang verleihend , fügte er hinzu : „ Margarita, besinnen Sie sich . Sie müssen die Meinige werden, und ich bin der Lehte, der einen Vorwurf daraus erhöbe, wenn Sie sich vorübergehend durch ein glattes Gesicht bestechen ließen . Ja, Sie müssen, und wäre ich gezwungen, mein Leben dafür einzusehen. “ Margarita lachte höhnisch. " Ihnen angehören und einen anderen lieben ? " nahm sie darauf geringſchäßig das Wort , „ und Sie meinen, ich würdige mich herab, wenn ich jemand hei rate, der mir wohlgefällt ? D , ich könnte Ihnen beweisen , daß ich nie daran dachte , noch jemals daran denke, mein Los mit dem eines anderen Menschen zu verflechten ; allein ich verschmähe dieſe Auskunft jemand gegenüber, der sich auf nichts hin anmaßt , in meine Zukunft eingreifen zu dürfen. Damit Sie es aber

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und ich will den unberechtigten Belästigungen | wissen mit einem Schlage ein Ende machen : lieber stürze ich mich hier vor Ihren Augen ins Wasser, bevor ich bei | Ihnen auch nur den kleinsten Funken irgend einer | Hoffnung dulde. " Margarita! " rief Blane erbittert aus , und er packte ihren Arm, und sein Antlig dem ihrigen nähernd, daß sein heißer Atem ihre Wange streifte, sprach er mit gepreßter Stimme : ,, Durchsolche Drohung schrecken Sie mich am wenigsten. Was Sie auch sagen mögen : nimmermehr dulde ich, daß Sie jenem elenden Aben| teurer Weiter gelangte er nicht. Mit einer unvorhergesehenen heftigen Bewegung hatte Margarita ihre Hand befreit, und sich in die Jolle schwingend , gab sie derselben zugleich einen Stoß, daß sie mehrere Ellen von der Treppe fortglitt , wo sie wieder zum Stillstand gelangte . „ Jetzt hören Sie mein legtes Wort, " hob sie feindselig an, indem sie die Riemen zwischen die Ruderpflöcke legte , in Ihnen wohnen weder Menschlichkeit noch Ehre, oder Sie hätten mir die paar friedlichen Abendstunden bei Strapp nicht mißgönnt " Um fie mit einem ausländischen Lumpen zu vers tändeln, " warf Blane wutschnaubend ein. Nun ja, auch das, " gab Margarita gelassen zu, und geschah es , so brauchte ich Sie nicht darum zu befragen. Doch gleichviel , auch diese kleine Erholung kann ich entbehren. Kommen Sie von jetzt ab so oft hierher, wie Sie wollen : zur Abendstunde werden Sie mich nicht mehr finden, und bei Tage fürchte ich Sie nicht; da würde der wildeste Werftarbeiter mich gern gegen Sie schützen. Ich aber hasse Sie, verachte Sie. Denn mit allem Gelde , welches Sie in Ihrem Leben | am Spieltisch zuſammenſcharrten , waschen Sie nicht ab, daß die Leute von Ihnen sprechen, wie von einem . Unehrlichen - " „ Eine Lüge, eine infame Lüge! " entwand es sich zischend Blanes schäumenden Lippen . Wäre es wirklich eine Lüge, daß Sie die lehten zwanzig Jahre in den Spielhöllen Ihre Zeit verbrachten , und wäre Ihr Reichtum so unschuldig wie die Hostie auf dem Altar , so würde ich meine Hand lieber in geschmolzenes Blei halten, als sie in die Ihrige. legen. " „ Margarita, noch ein Wort," versette Blane, und in dem Ton seiner keuchenden Stimme offenbarte sich eine unheimliche Drohung , auch mein lehtes Wort : Du wirst es bereuen, mich so abgefertigt zu haben, du, selber die Tochter eines betrügerischen Spielers, den ich mit eigenen Augen in seinem Blute schwimmen sah, nachdem eine Kugel ihm den Schädel zerschmettert hatte - " Die ein junger Bursche auf ihn abfeuerte, der selber eine Kugel verdient hätte, wie man behauptete, und wer weiß, ob Sie's nicht waren, da Sie sich dessen so genau entsinnen . Es soll damals viel Geld auf dem Tisch gelegen haben, und um das verschwinden zu | laſſen, mag es auf ein Leben mehr oder weniger nicht angekommen sein. " „ Es ist nicht wahr -nein, Margarita , es ist

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erlogen ! " rief Blane seltsam gedämpft , wie in Be- | Erfahrungen des vorhergehenden Abends aus seinem stürzung aus . „ Margarita, säume noch! Margarita veränderten Wesen herauslesen müsse, und so gedachte du mißstandest halte an oder ich gedenke dir's . " er , ihn erst dann noch einmal zu besuchen , wenn es Dochdas Mädchen achtete seiner nicht mehr. Plätschernd galt, bevor er an Bord ging, ein letztes Lebewohl auf sanken die Riemen in die Fluten und schnell trieb die Nimmerwiedersehen mit ihm auszutauschen . Langſam Jolle aus dem Bereich seiner Stimme. schritt er einher; bald vor diesem, bald vor jenem Laden Zähneknirschend spähte Blane ihr nach, solange blieb er stehen. Mechanisch betrachtete er die ausgeder Schatten des Bootes sich auf der dunklen Wasser- stellten Waren, welche, im wunderlichen Gegensatz zu fläche auszeichnete. einander, vorzugsweise darauf berechnet waren , die „ Ja, du wirst es bereuen, " lispelte er endlich im | Kaufluſt der aus den Minen Zurückkehrenden oder denUebermaß seiner Wut vor sich hin. Dann nach einer selben Zueilenden zu reizen. In seinem melancholischen kurzen Pauſe: „ Und dennoch sollst du mir gehören. Grübeln, dem Ausfluß einer gewissen Unzufriedenheit Folgst du nicht in Güte, so gibt es Gewaltmittel, um mit sich selbst , störte ihn ein kräftiger Schlag auf die dich gefügig zu machen . Ich habe nicht Jahr auf Jahr Schulter, und sich umkehrend, sah er in Filberts sorggewartet, um dich an einen hergelaufenen Lumpen ab- | los lachendes Antlig . Mürrisch beantwortete er deſſen zutreten. Zuerst gilt's ihm ; dann kommst du an die Gruß und die Mitteilung , ihn schon seit Stunden geReihe. Nicht oft mehr sollst du deine Küsse an ihn sucht zu haben , so daß dieser befremdet ihn nach der verschwenden. " Ursache seiner Mißstimmung fragte . Was sollte es sein ? " versette Lehnhard erzwungen Langſam erſtieg er die Treppe ; über finſtere Pläne brütend , schlug er die Richtung nach der Stadt ein. | gleichmütig ; „ habe mich lange genug hier umgeſehen Er war noch nicht weit gegangen, als aus dem Gebälk und gelangweilt, um mich wieder nach geteerten Planein wenig abseits von der Treppe Liu geräuschlos her- ken zu sehnen. Nur auf eine günstige Fahrgelegenheit vorkroch und in vorsichtig abgemessener Entfernung ihm | warte ich noch; wohin, ist mir gleichgültig, ob nach Oſt// folgte. Fehlte ihm die Kraft, zu Margaritas unmittel- | indien oder ums Kap Horn herum. Ungläubig sah Filbert in des Gefährten Augen. barem Schuß einzuschreiten, so verstand er um so besser, zu beobachten und sie vor drohender Gefahr zu warnen . Er schien zu ermessen , inwieweit er seinen Angaben Dies war der einzige Weg, auf welchem es ihm mög- | trauen dürfe , dann bemerkte er, leichtfertig : „ Das iſt lich, seine Dankbarkeit für so manchen Beweis ihrer | schneller gekommen, als ich für möglich gehalten hätte. Güte, für ihre der verachteten und verfolgten Raſſe ge- Verdammt ! Der Schatz ist wohl untreu geworden ; und mit dem Henker müßte es zugehen , ständen Sie zollte Teilnahme zum Ausdruck zu bringen . Eine Viertelstunde war er Blane, welchen er über mit der schwarzen Margarita nicht auf gutem Fuß ." alles fürchtete und nicht minder haßte , durch die | Er lachte bezeichnend, schob seinen Arm unter den LehnStraßen bis in die nördliche Vorſtadt hinaus nachge- | hards, und den widerstandslos Folgenden mit sich fortschlichen, als er inne wurde, daß derselbe sich mehreren ziehend , beobachtete er ihn mit einem eigentümlich erleuchteten Fenstern näherte, hinter welchen hervor der lauernden Ausdruck von der Seite. wüſte Lärm eines Trinkgelages ins Freie drang . Eine „Ich kümmere mich weder um die Margarita noch Weile spähte er durch die erblindeten Scheiben des um sonst eine Schöne hier, " antwortete Lehnhard ge= nächsten in das von einer Anzahl verwilderter Gold - reizt , jedoch mit einem Anfluge von Verlegenheit, welcher Filbert nicht entging. gräber belebte Gemach , dann klopfte er in einem be „Bei Gott, Mann , “ erwiderte dieſer berechnend, stimmten Takte. In dem Lärm trat eine kurze Pauſe ein. Beinahe in demselben Augenblick , in welchem „ ich meinte, es gäbe keinen gefunden jungen Burschen, derselbe sich von neuem erhob, öffnete sich die Haus der ' ne Woche allabendlich mit 'nem Mädchen von thür, und in dem durch dieselbe herausfallenden Licht- solcher Schönheit zusammentreffen könne , ohne das ſchein erkannte Liu den rothemdigen Desparado und lehte bißchen Vernunft dranzugeben . " Er gewahrte, Filbert, die sich alsbald Blane zugeſellten und in leb- | daß Lehnhard die Brauen runzelte , und bevor dieſer eine ausweichende Antwort fand, fuhr er lebhaft fort : haft geführtem Gespräch mit ihm entfernten. Weiter reichten die Beobachtungen des furchtsamen „ Sollte es mit dem Aufbruch wirklich Ihr Ernſt ſein, Burschen nicht. Doch, ob er keine Silbe dessen ver- kann es auf ein paar Tage mehr oder weniger nicht nahm, was die drei Genossen miteinander verhandel- | ankommen. Sie wiſſen, ich bin Ihr Freund, und als ten : er bezweifelte nicht, daß Blanes Unterredung mit solcher warne ich Sie nochmals , nicht von dem erſten Margarita die Ursache der geheimnisvollen Zusammen- besten Kapitän sich kapern zu lassen. Schon früher kunft sei. ging hier jemand an Bord eines Seelenverkäufers, um es am ersten Tage hinter dem Goldenen Thor zu 7. bereuen. " „ Ich sehe mir meine Leute an, " verseßte Lehnhard Der Tag neigte sich seinem Ende zu . Planlos durchstreifte Lehnhard die Straßen der nach Eintritt zuversichtlich und offenbar zufrieden mit der neuen der fühleren Stunden doppelt geräuschvoll belebten Wendung des Gesprächs ; schließlich braucht jemand, Stadt. Nachdem er den ernſten Entschluß gefaßt hatte, der sein Gewerbe vom Grund aus versteht , keinen wieder zur See zu gehen, vermied er, bei seinem alten Kapitän zu fürchten. " „Einige Tage werden immerhin noch darüber Gastfreunde vorzusprechen . Er vermochte sich des Gefühls nicht zu erwehren , daß dieser die beschämenden hingehen, " erklärte Filbert heiter, und da freut es

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Balduin Möllhausen.

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mich, Ihnen mittcilen zu können, daß meine Frau end: | ich so breit, daß ich die ganze Straße einnehme. Spott lich von ihrem Landaufenthalt heimgekehrt ist, ich also willst du mit mir treiben, " fuhr er gereizt fort ; denn Gelegenheit habe, Sie ihr vorzustellen . Ein verdammt aus den Gruppen Vorübergehender, die stehen geblieben freundliches, mitteilſames Geschöpf, sage ich Ihnen, und waren , tönte es ihm schadenfroh zu : „ Gib ihm die ihr ist es gewiß angenehm , einmal einen anderen als Hölle , Mann ! Zerbreche ihm den runden Schädel die alten Bekannten bei sich zu sehen. Paßt es Ihnen, wie ' ne trockene Kürbisschale ! Laß ihn die eigenen so trinken Sie gleich heute eine Taffe Thee mit uns, und Zähne verschlucken ! " Und Filbert wiederholte gellend : da sollte es mich nicht wundern, gelänge es, Sie zu Spott mit mir ? ' Asiatisches Gewürm mit einem freien überreden, sich auf einige Monate hier niederzulassen . amerikanischen Bürger ? " Und nicht achtend Lehnhards, Gelegenheit zu gutem Broterwerb mache ich mit Leich der abermals einschreiten wollte, packte er den Entsettigkeit ausfindig ; gefällt es Ihnen nicht länger, hindert ten an der Kehle, ihn zugleich schüttelnd , daß ihm Hören Sie ja nichts, jeden Tag aufzubrechen . " und Sehen verging. Der sich ringsum erhebende Jubel " Ihre freundliche Einladung nehme ich selbstverübertäubte die Flüche und Schmähungen, mit welchen ſtändlich mit beſtem Dank an, “ verseşte Lehnhard, sicht- er die grausame Mißhandlung begleitete ; als aber sein bar befriedigt durch die Aussicht , den Abend , anstatt Arm erlahmte, schlug er den halb Ohnmächtigen mit mit ſeinen verbitterten Gedanken allein zu sein, in einer der Faust ins Genic , daß er mitten auf die Straße geordneten Häuslichkeit zu verbringen ; „ Ihr anderer hinstolperte und dort zuſammenbrach. Vorschlag dagegen, anerkennenswert , wie er erscheinen. Gellendes Hohnlachen der sichschnell vergrößernden mag , verlockt mich nicht. Hab's mir einmal in den Zahl der Zuschauer lohnte Filbert für den feigen AnKopf gesezt, von hier fortzugehen , da vermögen die griff. Da er aber auf Lehnhards Drängen von weischönsten Versprechungen nicht, mich umzustimmen. teren Mißhandlungen abſtand , wurden dieſelben als„ Sie sollten vorher wenigstens den Minen einen bald von den Umstehenden unter Erzeugung eines Besuch abstatten. Dergleichen sieht man nicht alle wahren Höllenlärms aufgenommen und in der schamTage. Fehlt Ihnen Geld , so bin ich gern bereit, losesten Weise fortgesetzt. Ein Spießrutenlaufen hätte auszuhelfen . Ein Mann von Ihrer Sorte ist mir alle man es nennen mögen , was nunmehr über den ſich Tage für ein paar hundert Dollars gut. Doch das stumm in sein Schicksal Ergebenden verhängt wurde ; nebenbei . Zunächst gehören Sie mir und meiner Frau, denn so oft er sich erhob, um sich aus dem Bereich der und ich müßte mich arg täuschen , dächten Sie morgen mitleidlosen Feinde zu flüchten , machte hier ein Fußnicht anders über Ihre nächste Zukunft. “ tritt, dort ein Faustschlag ihn immer wieder eine Strecke Mit Geld bin ich ausreichend versehen, " erwiderte auf der Straße einherrollen . Tierisches Heulen und Lehnhard , durch das zuvorkommende Wesen des Ge- Gellen lockte unterdessen neue Müßiggänger herbei, fährten freundlich beeinflußt. " Mit Ihrer Einladung | welche sich das lustige Schauspiel nicht entgehen lassen ist es ein anderes , vorausgesetzt, Ihrer Frau erwächst wollten, und wohin Liu sich wenden mochte, überall daraus keine Störung . " traf er auf verrohte Menschen , welche ihm noch einige Stórung ?" fragte Filbert , gutmütig spöttelnd, Stöße und Schläge mit auf den Weg gaben . Wie der " ein Mann, wie Sie, und stören ? Verdammt ! Stecke Geruch des frischen Blutes die Wut des Schweißhundes ich auch nicht bis an den Hals im Golde , so verstehe steigert, so schien hier der Anblick des sich qualvoll winich's doch, der Gastfreundschaft ihr heiliges Recht ein= | denden Chinesen auf die jauchzenden Verfolger einzuzuräumen. “ wirken. Ein in der Grube gefangener Wolf hätte von Hier wurde er Lius ansichtig , der ihnen entgegen den Leuten , deren Viehstand er schädigte , mit keinem kain, und über sein scharfes Yankeegesicht eilte ein häß- größeren Behagen zu Tode gemartert werden können, licher Zug boshafter Schadenfreude . In der Entfer- als man hier die Mißhandlungen des wehrlosen Opfers nung von zehn Schritten vor ihnen eingetroffen und immer wieder erneuerte. Sein Ende schien besiegelt zu scharfsinnig in Filberts Blicken eine Drohung ent- sein. Erst als er auf einem die Straße begrenzenden deckend , suchte Liu ihm so weit wie möglich auszu wüsten Bauplah in dorniges Gestrüpp hineintaumelte weichen und auf Lehnhards Seite vorbeizuschlüpfen. und dort regungslos liegen blieb, wo er also nicht mehr Filbert erriet indessen nicht sobald seine Absicht , als sichtbar, zerstreute die Menge sich ebenso schnell wieder, wahrhaft teuflischer Hohn in seinem Antlig aufleuchtete ; wie sie sich zusammengefunden hatte. mit einem Ausbruch der Feindseligkeit gegen den beLehnhard und Filbert waren nach Eröffnung des zopften kleinen Burschen säumte er dagegen , bis der jeder menschlichen Regung hohnsprechenden Verfahselbe ſich in gleicher Höhe mit ihm befand. Dann ver= rens stehen geblieben, ersterer in dem Bewußtsein gänztrat er ihm den Weg, und ihm die Faust vors Gesichtlicher Ohnmacht vollständig ratlos, Filbert mit beweg = haltend, fragte er grimmig: lichen scharfen Blicken troß der hereinbrechenden Däm= „Verfluchtes gelbes Ungeziefer ! Weshalb gehst merung in dem tobenden Haufen nach dem Chinesen du um mich herum, als ob ich unehrlich wäre ? " forschend. Eine gewisse Spannung prägte sich auf " Wollte den Gentlemen Raum geben, " antwortete seinen Zügen aus , als hätten noch besondere BeLiu zitternd. ziehungen zwischen ihm und dem Mißhandelten ge= „Lassen Sie ihn ; sehen Sie, wie er sich ängstigt, " waltet. Lehnhard , nur von Mitleid und Grauen besuchte Lehnhard freundlich zu vermitteln , erreichte in seelt , achtete nicht auf den Gefährten. Erst als der deſſen nur, daß Filberts Wut sich noch steigerte. Chinese wie ein geheßtes und verendendes Stück Wild Mir Raum geben ? " rief er hämisch aus ; „ bin | in dem Gerank zusammenbrach und Filbert mit cinem

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Das Geheimnis des Hulks.

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unzweideutigen Ausdruck der Befriedigung bemerkte : | meines Hausstandes sollen Sie sich bei uns so komforJezt wird dem verfluchten schleichenden Gewürm das tabel fühlen, wie nur je in Ihrer eigenen alten Heimat, Spionieren wohl vergangen sein, " kehrte Lehnhard sich wenn Mutter Ihnen den Tisch deckte. " Lehnhard antwortete nicht gleich. Erst allmählich ihm befremdet zu. „Was meinen Sie damit? " fragte er argwöhnisch wand er sich unter dem Eindruck hervor , welchen der und noch unter dem Eindruck der eben beobachteten Gefährte durch seine Herzlosigkeit bei ihm hinterlaſſen hatte. Seiner vollen Willenskraft bedurfte es , als Scene. „D , nichts , nichts ," antwortete Filbert sorglos eine Art Entschuldigung gelten zu laſſen, daß die Vorlachend , und seinen Arm wieder unter den Lehnhards urteile einer ganzen Nation gegen jede anders gefärbte schiebend , zog er ihn in der Richtung nach der nörd- | Haut zu tief gewurzelt , um von einem einzelnen millichen Vorstadt langsam mit sich fort ; wissen möchte dere Anschauungen erwarten zu dürfen, und daraufhin ich dagegen , ob Sie je einen Chinesen sahen , welchem einer heiteren Unterhaltung wieder zugänglich zu werden. der Spion nicht auf dem Gesicht geschrieben stand. " Liu dagegen , obwohl jämmerlich zerschlagen und „Aber was , in des Teufels Namen , hatte der arme Mensch verbrochen , daß Sie ihn zuerst selbst zerstoßen , schien die zähe Lebenskraft eines Fuchses zu befizen ; denn seine Beiniger hatten kaum von ihm schlugen und dann der Volkswut preisgaben ? " „Weiter nichts, als daß er überhaupt auf der Welt . abgelassen , als er sich vorsichtig aufrichtete , um über Ist das asiatische Ungeziefer doch zur Landplage ge- | das ihn schüßende Geſtrüpp hinweg Umschau zu halten. worden. Die ganze Handarbeit reißt es an sich, wäh- Den ersten Blick sandte er nach der Stelle hinüber, auf rend die Weißen sich vergeblich drum bemühen. Ver- welcher er mit Lehnhard und Filbert zusammentraf. dammt ! Um den vierten Teil des Tagelohns arbeitet Trog der ersten Dämmerungsschatten entdeckte er ihre die Brut , welcher einem anderen ehrlichen Menschen Gestalten in der Ferne, ein Zeichen , daß sie die Quäzukommt, will er nicht verhungern, und eine Handvoll lereien , welchen er unterworfen gewesen , bis zum Reis thut bei ihr dieselben Dienste wie zwei Pfund Schluß überwachten . Heimtückisch und zugleich triumFleisch bei ' nem Weißen. Zur Hölle mit dem schliß- phierend funkelte es in seinen Augen auf. Doch einmal äugigen Gesindel. Hängen müßte man es dugendweise im klaren über den Weg, welchen die beiden Gefährten gemächlich verfolgten, übereilte er sich nicht. Bedachtund ſeine Arbeitgeber daneben. “ „ Ich möchte umkehren und dem armen Burschen sam entfernte er das Blut von seinem Gesicht , ebenso Beistand leisten," versette Lehnhard, wie des Gefährten bedachtsam ordnete er die Filzmüße, welche er so lange Ausbrüche des Hasses überhörend und mit der heim krampfhaft in der Faust gehalten hatte , dann aber einen Zeitpunkt erspähend, in welchem die nächſte Umlichen Absicht, sich von ihm zu trennen. gebung vereinsamt, schlüpfte er auf die Straße hinaus . „Das lassen Sie gefälligst bleiben, " hieß es war Dort schlug er die Richtung ein, in welcher Filbert und nend zurück ; überhaupt rate ich Ihnen, die Angelegen heit eines Chinesen nie zu der Ihrigen zu machen, Lehnhard verschwunden waren, und seine Schritte nach wollen Sie nicht in große Unannehmlichkeiten geraten. beſten Kräften beschleunigend, zugleich begünstigt durch Ein Glück , daß niemand Ihren Versuch, mir in den die sich schneller verdichtende Dämmerung, zog er feine Arm zu fallen , beobachtete, als ich dem Spitzbuben größere Aufmerksamkeit mehr auf sich als jeder andere ein Ohr vom Kopf reißen wollte. Lernen Sie die eilige Fußgänger. Nach Ablauf von etwa zehn Minuten befand er Chinesen erst besser kennen , wird Ihr Urteil über fie anders lauten. “ ſich den beiden Gefährten nahe genug , daß über ihre Persönlichkeit keine Zweifel mehr walten konnten, dann „Menschen bleiben sie immer , und zum Besser kennenlernen wird sich mir schwerlich noch viel Ge- maß er nach deren Bewegungen die ſeinigen bedächtig legenheit bieten." ab. Auf der ihnen gegenüberliegenden Seite der Straße Sie sind noch nicht fort, Mann, “ versette Filbert einherſchleichend, war es ihm erleichtert , ſie fortgesezt munter; doch was verderben wir uns die Laune mit im Auge zu behalten und auf der Hut zu ſein , wenn allerlei Betrachtungen über die asiatischen Eindring- sie ihre Blicke vielleicht rückwärts senden sollten . Allein linge? Sie sind berechtigt zu Ihren Ansichten, wie ich auch ohne diese Vorsicht würden sie schwerlich der dicht zu den meinigen, und so können wir troß der walten- an den Häusern gleichsam einherkriechenden kleinen Geden Verschiedenheit die besten Freunde bleiben. Wie's stalt anſichtig geworden sein , zumal derselben mehr schon dunkelt. Aber es ist noch etwas zu früh für uns . und mehr die unter dem bewölkten Himmel schneller Meine Frau begab sich zu einer Bekannten und wird zunehmende Dunkelheit zu statten kam . Schwer aber, noch nicht zu Hause sein. Gehen wir daher langsam. wie Liu nach den grauenhaften Mißhandlungen jeder Draußen am Ende der Vorstadt habe ich vorläufig einzelne Schritt werden mochte , unsägliche Schmerzen meinen bescheidenen Wohnsitz aufgeschlagen. Zum in seinem Körper wühlten und er immer wieder geHerbst gedenke ich nach dem Mittelpunkt der Stadt zu zwungen war, das von seiner Stirn rieselnde Blut zu ziehen und auf etwas größerem Fuße zu leben, wie es entfernen : der Rachedurst , welcher in ihm gärte, wie sich für den Eheherrn einer herzigen kleinen Frau ge- die freundliche Fürsorge für andere stählten seine Kräfte, ziemt. Zum Henker damit ; trotz der Bescheidenheit ließen ihn alles mit Gleichmut ertragen. (Forts. folgt).

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Mathilde Lammers.

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Knappheit der Ausführung verschuldet es auch, wenn den nachfolgenden Behauptungen nicht immer das Warum beigegeben ist ; es steht aber immer eines zur Verfügung Von für Wißbegierige, und zwar ein aus langjähriger Erfahrung Hervorgewachsenes. Mathilde Lammers. Erstlich muß eine deutsche Lehrerin, die ins Ausland gehen will, ein körperlich gesundes, nicht auffallend schönes und nicht auffallend häßliches, nicht durch ein körperliches Gebrechen entstelltes Wesen sein, nicht unter zwanzig und in gelehrter englischer Professor hat kürzlich in einer womöglich nicht über dreißig Jahre alt. Sie muß ein öffentlichen Rede anerkannt , daß die Frauen ihre | den Sitten der gebildeten Geſellſchaft ihres Landes entBefähigung erwiesen hätten, Medizin zu ſtudieren ; aber, " sprechendes Benehmen haben und geneigt sein , sich vom fügt er mit einer kindlichen Einfalt hinzu , die bei ersten Tage ihres Aufenthalts die Befolgung auch dereinem so großen Manne wahrhaft erfrischend wirkt, „ man | jenigen Vorschriften feiner Lebensart anzueignen, die von soll sie darin nicht ermutigen, denn es ist viel besser, daß den bei ihr zu Hause beobachteten abweichen. Sie bedarf weiser Daniel ! Als ob sie zu diesem noch notwendiger als die Lehrerin daheim fester sittlich= sie heiraten." besseren Lose nicht sehr bereit oder ganz entschlossen wären, religiöser Grundsäße , eines starken und doch biegsamen falls es nicht nur an einer Kleinigkeit fehlte, nämlich an Willens, der sich zu rechter Zeit zu fügen und zu rechter den dazu gehörigen heiratslustigen und heiratsfähigen | Zeit zu behaupten versteht. Ein noch ganz unerfahrenes Männern ! Wenn es aber so schon in England steht, wo Kind ohne alle Kenntnis der Welt und der Menschen in viel Wohlstand herrscht, keine allgemeine Wehrpflicht die die Fremde schicken, das heißt einen Nachtwandler an den Erwerbsfähigkeit der Männer hinausschiebt und frühe Abgrund stellen. Nie sollte eine Stelle im Auslande, in Heiraten Mode ſind : was ſollen wir dann erſt in Deutsch- | Umgebungen , von welchen die Angehörigen nicht ganz land erwarten ? Was thatsächlich vorhanden ist : daß | genaue persönliche Kunde haben, zugleich den ersten AusHunderttausende von Frauen, auch der gebildeten Stände, flug aus dem Vaterhause bedeuten. Es sind so manche gezwungen sind, sich einen Beruf und Erwerb zu suchen, Schwierigkeiten mit der abhängigen Stellung überhaupt, weil sie nicht zur Ehe begehrt und nicht durch einen Mann mit dem Beruf der Lehrerin und Erzieherin insbesondere versorgt werden . Es iſt auch kein bloßer Zufall, daß die verknüpft, daß darin ſchon eine Lehrzeit im Vaterlande überwiegende Mehrzahl dieser Frauen, soweit sie den ge- vorausgegangen sein sollte. Sonst wird sehr häufig dem bildeten Ständen angehören, sich dem Lehrfach zuwendet, Auslande zur Last gelegt, was doch im Vaterlande ebenund es ist wiederum eine natürliche Folge , daß Deutsch: falls zu tragen oder aber dort wie hier durch Vorsicht land mehr Lehrerinnen hervorbringt , als es beschäftigen | zu vermeiden iſt. kann , wenigstens solange Männer sich in dem jeßigen Was die berufliche Ausbildung der Lehrerin angeht, Maß an dem Unterricht der weiblichen Jugend be: so läßt sich darüber in ein paar Säßen nicht viel Allteiligen. Zum Glück kann das Ausland deutsche Lehre gemeingültiges sagen , dafür sind die Anforderungen je rinnen brauchen, und zum Glück steckt genug germanischer | nach Ländern und Stellungen zu verschieden . Mir ist Wandertrieb und genug Unternehmungsgeiſt auch in unseren unter vielen Hunderten , die ich kenne , noch nie eine Mädchen, daß sie den Weg in die Fremde nicht scheuen, Lehrerin vorgekommen, die zu viel wußte und konnte, wohl wenn ſie jenſeits der Grenzen zu finden hoffen, was ihnen aber manche, die zu wenig gelernt hatte. Ich bin natürlich, das Vaterland verſagt : nüßliche, ihren Kräften entſprechende, der Ueberzeugung, daß man sich auf das Lehrfach gründlich vorbereiten muß , wenn man es irgendwo berufsmäßig angemessen belohnte Arbeit, eine ehrenhafte Selbſtändig keit, auch wohl die Gelegenheit geistigen Wachstums nach ausüben will , und zwar daß dazu eine allgemeine , eine vielen Richtungen hin. fachliche und eine pädagogische Vorbildung gehört , wie Im öffentlichen Interesse tann gewiß von keiner man sie jezt in Deutschland auf allen guten Seminaren erlangen kann. Aber mit der bloßen Seminarbildung, Seite etwas dagegen eingewendet werden , daß Arbeits kräfte, die daheim keine Verwendung finden, sich draußen und wäre sie die gründlichſte , ist es in der Regel für ein Feld suchen und daß deutsche Kultur der Jugend das Ausland nicht gethan. In der Regel werden daneben fremder Völker durch berufene Vertreterinnen nahe ge- oder auch ausschließlich Sprachkenntnisse und Muſik verbracht wird. Anders ſieht sich die Sache im einzelnen | langt , und in der Regel genügt auch in diesen Fächern Falle an. Schon gar manchen Eltern ist die Entscheidung der Besik der Elemente nicht , wenn nicht eine erhebliche schwer gefallen, ob sie der Tochter die vielleicht viel Gutes technische Fertigkeit hinzukommt. Mädchen, welche in vorverheißende, aber auch viel unbekannte Gefahren bergende nehmen ausländischen Familien als Erzieherinnen aufAuswanderung gestatten, oder aber sie daheim zu einem genommen werden wollen , müſſen fertig franzöſiſch und wenig Aussicht bietenden Kampf ums Dasein festhalten | womöglich englisch sprechen und glänzend Klavier ſpielen ; sollen. Es wäre auch ein bedenklicher Irrtum , jedes das übrige findet sich. Nicht immer sind die betreffenden Mädchen ziehen zu lassen , nur weil es Lust dazu hat, | Eltern in der Lage , die Gediegenheit der Leistungen oder weil andere auch gegangen sind . Neben vielen, die in diesen Fächern zu beurteilen ; sie nehmen vielleicht im Auslande eine gedeihliche Wirksamkeit und ein gutes manchmal mit sprachlichen Fehlern , mit einem schlechten Auskommen gefunden haben, stehen leider auch viele an- Anschlag und geschmacklosen Vortrage vorlieb , aber ein dere, die körperlich und geistig zu Grunde gegangen sind, Pariser Accent und eine staunenswerte Geläufigkeit der eben weil man nicht vorher erwogen hatte, was dazu ge- Finger deckt viele Sünden zu und hat mehr Aussicht für hört, damit ein von seinen natürlichen Beschüßern weit voll genommen zu werden als eine echt deutsche Gründgetrenntes , in ganz unbekannte Verhältniſſe geworfenes | lichkeit , die sich nicht durch Aeußerlichkeiten geltend zu machen weiß. weibliches Wesen sich siegreich behaupte. In dem Rahmen eines kurzen Aufsatzes ist es nicht Wie kommt man denn aber zu einer Stelle im Ausmöglich, erschöpfenden Rat darüber zu geben. Aber einige lande ? Der schlechteste Weg ist , mit ein paar Mark in Anweisungen sollen doch versucht, einige Warnungspfähle der Tasche aufs Geratewohl hinzugehen und sich den und Wegweiser aufgestellt werden. Die notgedrungene | Agenten in die Hände zu liefern ; wohin dieser Weg schon Deutsche Lehrerinnen draußen.

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Deutsche Lehrerinnen draußen.

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manches arme deutsche Mädchen geführt hat , das wäre lande deutsche Lehrerinnen, wo sie sich in größerer Zahl mit Blut zu schreiben. Der beste Weg ist, ehe man geht, zusammenfanden, zur Selbsthilfe geschritten . Allen voran durch eine vertrauenswürdige , hüben und drüben mit steht in dieser Beziehung der Verein deutscher LehLand und Leuten bekannte Persönlichkeit in eine sichere, rerinnen und Erzieherinnen in England mit dauernde, den Fähigkeiten und Anforderungen durchaus einem eigenen Heim im Westend Londons (15 und 16 entsprechende Stellung gewiesen zu werden. Wer solche Wyndham Place, Bryanston Square), der Zeit der EntVermittelung als einen Liebesdienst übernimmt , sollte stehung nach der erste, wie bis jetzt der erste an Zahl billigerweise sowohl die Arbeitgeber kennen, denen er eine der Mitglieder und rühriger, gesegneter Wirksamkeit. Er Lehrerin zuweist, als auch die Lehrerin, die er empfiehlt, hat den vierfachen Zweck, seinen Mitgliedern gegen eine geringe Gebühr pasund große Umsicht sende , sorgfältig bei dieser Art von ausgesuchte Stellen Aussuchen walten zu vermitteln, ihnen lassen. Aber nicht für die Zeit, da sie jede, die gern ausstellenlos oder sonst wandern möchte, hat ohne Unterkunftsind, solche persönliche Beeinen anständigen ziehungen zur Verbilligen Aufenthalt fügung , und es ist im eigenen Hause zu doch auch noch ein bieten, Mitgliedern, Unterschied unter verschiedenen den die zeitweilig in Not geraten sind , mit Ländern zu machen. zinsfreien Darlehen In ein romaniauszuhelfen und sol sches oder slavisches chen, die in EngLand: nach Frankland oder auf dem reich, Spanien und Festlande Schulen Portugal , Italien, haben, Schülerinnen nach Rußland , Po= zuzuweisen. Senf len , Ungarn , Ru mänien, der Türkei, fornartig, wie alles, wasDauer verspricht, nach den Kolonien ist er aus kleinen Andieser Länder würde ich ein Mädchen, das fängen erwachsen. Vor zehn Jahren überhaupt noch un thaten sich vierzehn ter Vormundschaft Lehrerinnen in Lonsteht, nur in eine auf don, die einen Lesedem oben erwähnten zirkel für sich eingebesten Wege er: richtet hatten, auf langte Stellung Antrieb einer geniagehen lassen. In len Pfälzerin, Fräuden Ländern germalein Helene Adelnischer Kultur und mann, zu den obenden von solchen aus genannten Zwecken besiedelten ist die zusammen, und eine Sache weniger ge= Schriftführerin befährlich. Doch aber sorgte anfangs an soll eine , die nicht zwei Nachmittagen schon vorher eine der Woche in einem Stelle hat, auch dort gemieteten Zimmer sehr vorsichtig sein das Vermittelungsund sich keinesfalls geschäft. Sett besitt in den Strudel von er ein eigenes DopWeltstädten wie Thorwaldsens Statue (S. 171). pelhaus in vornehLondon und New mer Lage, ganz in York stürzen , ohne genau zu wissen, wo sie festen Boden faßt. Agenten der Nähe des Hydepark und zählt gegen siebenhundert gibt es jest überall, aber es ist ebenso thöricht oder noch Mitglieder ; aus 27 Stellen, welche im ersten Jahre beseßt thörichter, sich einem Agenten in die Hände zu geben, wenn wurden , sind 238 im Jahre 1885 geworden , und das er einem nicht von durchaus zuverlässiger, unbeteiligter Seite Vertrauen des besten englischen Publikums zu dem Takt empfohlen wird, wie in eine beliebige Familie zu gehen, und der richtigen Auswahl der Leiterinnen ist so groß, von deren Lebensanschauung , Lebensweise , Grundsäßen daß noch weit mehr Stellen besetzt werden könnten, wenn und Anforderungen man nichts weiß. Zeitungsanzeigen, die geeigneten Kräfte nur immer zur Hand wären. die man selbst erläßt, kosten viel Geld und helfen selten; Dieser Verein ist also keine Agentur in dem Sinne, daß Meldungen auf Anzeigen hin , mit Abschriften von man sich nur einschreiben zu lassen und eine Gebühr zu Zeugnissen (die Driginale nicht aus der Hand geben !) zahlen brauchte , um für eine Stelle vorgeschlagen zu führen manchmal zum Ziel , geben aber feinerlei Bürg: werden. Wer seine Wohlthaten genießen will (die übrigens schaft für den Charakter der Anzeigenden. Aus dieser Not heraus sind hier und da im Aus- allmählich über die oben bezeichneten vier Zwecke bedeutend 11

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Emil Jonas.

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hinausgewachsen sind), muß Mitglied werden und sich zu dem Zwecke persönlich in London bei den Vorsteherinnen einfinden. Diese Damen, Fräulein Adelmann und Fräulein Gaudian , sind durch vieljährigen Aufenthalt im Lande und genaue Bekanntschaft mit den Anschauungen der englischen Gesellschaft durchaus in der Lage, zu beurteilen , welche Aussichten fraft ihrer Persönlichkeit und ihrer Fähigkeiten die neuzugereiste Landsmännin auf dem englischen Arbeitsmarkt hat. Es ist daher auch solchen, die von Deutschland aus in eine feste WHICH 333 Stellung gehen oder sich in England bereits in Thätigkeit befinden, drin gend zu raten, daß sie sich beim Aufenthalt in London oder bei der Durchreise gleich in den Verein aufnehmen lassen, der seinen Mitgliedern nicht bloß jene äußeren Vorteile, sondern die in der Fremde unschäßbare Gemeinschaft mit gleichgestellten Landsmänninen, einen HADEL ORMES immer offenen Zufluchtsort, Beratung in schwierigen Fällen und manche Gelegenheit zur Fortbildung Universitätsbibliothel. Zoologisches Museum. Chrystalgabe in Kopenhagen (S. 172). bietet. Runder Thurm. Es sei noch einmal darauf hingewiesen, daß in England ganz besonders ein feines AufAus H. C. Andersens Heimat. treten, Französischsprechen und tüchtiges Klavierspiel von der deutschen Erzieherin erwartet zu werden pflegen; in Von Ermangelung dieser Vollkommenheiten ist nicht immer Emil Jonas. schnell auf eine Stelle und fast nie auf eine einträgliche zu rechnen. Von ähnlichen Veranstaltungen in anderen Ländern ist vielleicht ein andermal Gelegenheit, zu reden. Is der Märchendichter Hans Christian Andersen -faum Student geworden, wie er selbst erzählte vom Teufel besessen wurde und 1828 unter die Schriftsteller ging, schrieb er seine phantastische Fußreise vom Holmenskanal nach der Ostspiße der Infel Ama= ger ". Damals war Kopenhagen eine fleine Stadt, die faum 110000 Cin-

Die Börse (S. 168).

wohner zählte, während sie jetzt schon die Zahl von dreihunderttausend überschritten hat. Man wußte überhaupt nur we nig im Auslande von ihr. Bei den da maligen Ver-

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Aus H. C. Andersens Heimat.

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hatte , einen an= deren Begriff zu machen, wozu die Entwickelung der Verkehrsmittel durch Dampferund Eisenbahn = ; routen wesentlich beitrug. Heute gehört die dänische Hauptstadt zu den meistbesuchtesten Städ ten Europas und verdient es auch der Eigenart ihres volkstümlichen Lebens sowohl als der herrlichen Um gegend wegen, wo die prächti Holmenstanal (S. 167). gen Buchenwäl der und das blaue Meer, üppige Felder und Wiesen eine reiche Kette von schönen Naturscenerien darbieten. Andersen sah schon damals , als er seine erste Reise beschrieb , im Geiste das Erblühen der Stadt, als andere dies der infularen Lage

fehrsverhältnissen famen nur wenig Reisende nach dem Norden, höchstens verirrten sich Diplomaten und einige Probenreiter Hamburgischer oder Lübecker Handelshäuser dahin. Im allgemeinen glaubte man im Aus-

wegen für unwahrscheinlich hielten. Er stand schrieb er auf einer Anhöhe , von wo er die Stadt überschauen konnte: dort war alles jo verändert, daß ich es kaum wieder zu erkennen vermochte". Teilweise sah er seine Prophezeiungen in

lande , sogar in Deutschland , daß die Eisbären bei hellem Tage in den Stra = Ben der Stadt spazierten, und eigentlich erst nach dem ersten deutschdänischen Kriege schien man sich von der Hauptund Residenzstadt Kopenhagen, die in der Geschichte des Nordens doch eine sehr hervorragende Rolle gespielt

Vestibule im Thorwaldsen Museum (S. 171).

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Emil Jonas.

168 das nachdem das alte Schloß an derselben Stelle 1794 durch eine Feuersbrunst vernichtet gerade 1828 vollendet, kurz zuvor bei der Vermählung des Prinzen Frederik (späterem Könige Frederik VII.) mit seiner Cousine Wilhelmine von Dänemark eingeweiht worden war ; heute steht auch dieses Schloß wieder in Ruinen, ein verheerendes

Feuer legte die stolze Königsburg in der Nacht zum 4. November 1884 in Asche; aber vor demselben erhebt sich unversehrt die mächtige Reiterstatue des Königs Frederik VII., in dankbarer Anerkennung seiner dem Volfe freiwillig 1848 verliehenen Verfassung. Andersen erzählt dann von der Börse, die ebenfalls von demgroßen Bauherrn, Christian IV. , in seinem eigentümlichen gotischen Stil erbaut worden und mit einem aus drei Drachen gebildeten Turm, der von der Stadt Lund (im jetzigen Schweden) herübergebracht sein läden ent= joll, ge= hielt , hat schmückt einem ist. Das Börsengroßen AUGWILL gebäude (S. 163) , das der PrachtHolmenskirche gegenüber saalfürdie Schloß Rosenborg (S. 172). liegt, ist seit jener Zeit unBörsenverändert geblieben , wenn besucher und meh= auchin neuester Vergangenreren Erfüllung gehen; aber heute würde er wenn er heit durch eine durchgreiwichtigen noch lebte den Weg, den er damals auf seiner Fuß- fende Restaurierung ver merkantireise" zurückgelegt, nicht wiedererkennen können ; denn schönert. Das Innere, das len An= alles ist verändert worden, die Stadt hat den Charakter früher zu beiden Seiten des einer Großstadt angenommen. Börsensaales allerlei Kaufstalten, Als Andersen seine Fußreise" von der Holmensbrücke aus antrat, da überschritt er eine schmale, hölzerne Zugbrücke ; heute wird der Kanal (S. 165) von einer breiten, prächtigen steinernen Brücke überwölbt , die dem Schloßplage zur Zierde gereicht. Dicht vor der Brücke erhebt sich die von Christian IV. in Kreuzform erbaute Holmenskirche, das Pantheon der Marine, in deren hart am Kanal gelegenen Gewölbe bie Seehelden Niels Jrel und Toudenskiold ruhen ; aber damals Colonial war diese kleine, hübsche Kirche von um= Mauer häßlichen einer hohen, geben, während sie heute frei steht und ihr gotischer Baustil ganz zur Geltung gelangt. Betrat er nunmehr den Schloßplay , dann stand vor ihm das Die Erlöserkirche (S. 169). mächtige Schloß Christiansborg,

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Aus H. C. Andersens Heimat.

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als der Privatbank und Assekuranzgesellschaften gegen | Ostspitze der Insel Amager und der jenseits des Sundes Feuer- und Seegefahr, Plat gemacht, welche wiederum 30 Kilometer fernen gegenübergelegenen schwedischen Zeugnis ablegen von der großen Entwickelung des Stadt Malmö mit einer Dampffähre zu überbrücken, Handels und der Schiffahrt der Stadt. in nächster Zukunft realisiert sehen würde ? Wie heute Breite, von mächtigen Häusern umrahmte Straßen, schon Eisenbahnwaggons vom Rhein und Süddeutschwo früher schmale Durchgänge sich befanden oder Wasser land direkt bis nach Kopenhagen über die Belte gelanwar, sind entstanden ; eine mächtige Zugbrücke , die gen , so dürfte dann eine direkte Eisenbahnverbindung mittels hydraulischer Kraft geöffnet und geschlossen wird vom mittelländischen Meere bis zum bottnischen Meere und den größten Seeschiffen den Durchgang gewährt, und dem Eismeere geschaffen sein ! Und doch ist es kein erhebt sich jetzt über dem Meeresarm , der die Insel Amager von der Insel Seeland trennt, statt einer alten, schmalen Knüppelbrücke (Knibbelsbro) , deren Andersen in seiner Reisebeschreibung gedenkt. Am wenigsten hat sich seit jener Zeit der auf Amager gelegene Stadtteil Christianshavn. verändert; nur die Zuchthäuser daselbst haben Neubauten und leider auch Erweiterungen erfahren, während der 95 m hohe, schlanke Turm der Erlöserkirche (S. 168) unverändert den Seefahrern im Sunde als Merkmal dient, obgleich ihm durch die mächtige, 80 m hohe Kuppel der noch nicht vollendeten Marmorkirche, welche alle anderen Türme überragt , eine starke Konkurrenz erwachsen ist. Aber der Turm ist einzig in seiner Art. Eine Spiraltreppe zieht sich an der Außenseite des Turmes bis zur Kuppelspitze empor, und damals wie heute verläßt kein Engländer Kopenhagen , der den schwindelnden Aufstieg nicht versucht hätte. Die schöne Kirche wurde unter Frederik III. 1694 erbaut , doch der Turm erst 1749 vollendet. Die Statue des Erlösers in Gethsemane, umgeben von den Erzengeln, in weißem Marmor, bildet den Altar. Unter den GrabgewölA ben ist das der Gräfin Vieregg der seltsamen Inschrift wegen hervor= zuheben. Sie war die Geliebte des Königs Frederik IV. und starb bald PHKES TEILEDE nach der Geburt eines Kindes, das ட ihr acht Monate später schon nach= H folgte. Die Inschrift ist in deutscher Sprache abgefaßt und lautet : ,,Die Lieb' ist mit mir aus ; ein gräflich Kind allein, Das mag von meinem Glück und Unglück Zeuge sein. " Andersens Weiterreise nach Amager, wo sich eine großartige Fabrikwirksamkeit entwickelt hat und ganze Kolonien von Arbeitern sich niedergelassen haben, legt man jezt Throeles Haus (S. 172). in unserer materiellen Zeit mittels Pferdebahn in solch kurzer Frist zurück, daß es nunmehr gar nicht möglich sein dürfte, Märchen , das wir hier erzählen , spricht man doch seine Phantasie in Wirksamkeit treten zu lassen , ge- schon von einem Tunnel zwischen Amager und dem schweige eine phantastische Reisebeschreibung darüber schwedischen Festlande unterhalb des Meeres ; aber schon jetzt hat die nüchterne Wirklichkeit Andersens phantazu liefern. Lebte Andersen heute noch, wahrlich er würde die stische " Fußreise der Ostspige Amagers " überflügelt ! Entwickelung des Landes , das Emporblühen der so sehr Andersen hat sowohl in seinem Bilderbuch ohne Bilder", wie auch in einer ausführlichen Biographie die von ihm geliebten Stadt Kopenhagen und ihrer Um gebungen, das Aufblühen der Industrie und des Han- Geschichte seines intimen Freundes , des Bertel Thor = dels für ein - Märchen halten. Aber was würde er, waldsen, erzählt . Er schildert uns in rührendster Weise der der reine Kosmopolit in der besten Bedeutung des das Märchen von Thorwaldsens Leben und Triumph, Wortes war, gesagt haben, wenn er den bisher mär- wie Glück und Sieg ihm überall folgten und wie die chenhaft gehaltenen Gedanken, das Meer zwischen der Menschen ihn bereits im Leben als Meister erkannten

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Emil Jonas.

Aus H. C. Anderſens Heimat.

und ihm als solchen huldigten . Er berichtet , mit wel | cher Begeisterung das dänische Volk Thorwaldsens Idee- alle seine Meisterwerke seiner Vaterstadt Kopenhagen zu schenken und in einem eigenen Museum zu vereinigen, in dessen Lichthofe er, umgeben von seinen ergriff, Werken, sich seine lehte Ruhestätte erbat wie alle, ja das geringste und ärmste Dienstmädchen, in ganzen Lande ihr kleines Scherflein zur Verwirk | lichung dieser mächtigen Idee beitrugen, und als endlich König Frederik VI. († 1839) einen in nächster Nähe des Schloſſes Christiansborg gelegenen Bauplah anwies, da erhoben sich bald die Mauern, die jest den Stolz des dänischen Volkes umschließen. Als in der Nacht des 4. November 1884 die Flammen das Königshaus, die Christiansborg, vernichteten, waren die zunächst gelegenen Straßen und Plätze mit gaffenden, fast gleichgültigen Menschen erfüllt, nur dem schrecklich schönen Schauspiel zuschauend ; aber in dem Augenblick, wo das Flammenmeer nach neuer Beute zu lechzen schien und dem Thorwaldsen -Museum Gefahr | drohte, da erhob sich ein Wehklagen und cin Jammern alle wollten retten helfen ; alle fühlten sich in ihrem Innersten tief ergriffen . Sofort eilten Studenten und Offiziere herbei, bedeckten das Dach mit großen Segeln, die aus den Magazinen der Flotte herbeigeschafft worden waren, und nun übergoß man Dach und Mauern mit | ciner Flut von Wasser, und der Energie und der Ausdauer trotz der nahen brennenden Burg gelang es, Thorwaldsens Grab und Werke der Welt zu erhalten ! Der Verlust des Schlosses war klein im Vergleich zu der Größe des Glücks, das Museum bewahrt zu wissen ! Ohne uns hier auf die Details des reichen Inhalts des Thorwaldsenschen Museums, das bekanntlich zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Welt gehört, heben wir nur das imposante Vestibule ( S. 166) her vor, das die ganze Vorderseite des Museums einnimmt. In demselben befinden sich die Modelle zu den mäch tigen Denkmälern, die man berühmten Größen geſeht | hat. Auf unserem Bilde sehen wir an der Wand, deren Fries mit dem Triumphzug Alexanders zu Baby- | lon (Original im Vatikan) geſchmückt ist, das Monument des Papſtes , Pius VII. , welches sich in der Petrikirche | in Rom befindet, zu beiden Seiten desselben die Weisheit und die Stärke. Daneben Gutenbergs Statue (Original in Mainz) und geradezu die Reiterstatue des Kurfürsten Maximilians I. von Bayern (Original in München) . Thorwaldsens von ihm selbst gemeißelte Statue, die sich in einem Zimmer der unteren Etage des Muſeums befindet, wird wegen ihrer Porträtähn lichkeit gerühmt (S. 161) . Bewunderungswert ist es, namentlich an den Sonnund Festtagen , zu sehen , mit welcher Andacht , ja mit welchem Verständnis der Bauer und der Arbeiter mit den Prinzen sich von Zimmer zu Zimmer bewegen. Der Sinn für die Schönheit und die Bedeutung der Kunst ist in alle Stufen der Bevölkerung eingedrungen. Bekanntlichverkehrte Andersen während einer langen Reihe von Jahren in der Familie des Etatsrats Mel chior, deſſen Gattin Dorothea, geborene Henriquez, ihn während seiner lehten Krankheit in ihrer Villa „ Rolighed" am Strande bei Kopenhagen bis zur letzten Mi-

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nute mütterlich pflegte , in intimster Weise ; die ganze Familie betrachtete Andersen als zu ihnen gehörend . Er ging auch in dem Haufe des Bankier Henriquez aus und ein und fand in demselben Anziehungskraft genug, um sich auch dort heimisch zu fühlen. Frau Henriquez war sehr musikalisch, und ihr Salon war lange der Sammelplatz aller hervorragenden Persönlichkeiten der Kunst und der Litteratur. Für Andersen mußte das Haus, worin der Bankier Henriquez wohnte, noch eine besondere Anziehungskraft haben , denn in demselben soll Christians II. Geliebte , Dyweke , das Täubchen von Amsterdam , gewohnt haben und gestorben sein. Der Bauſtil des Hauses deutet auf eine spätere Zeit, auch wollen neuere Forschungen beweisen, daß Dywekes Haus fünf Häuser weiter davon sich befinde ; aber im Bewußtsein des Volkes steht es fest , daß das Haus Nr. 4 auf dem Amagermarkt das richtige ist, und allgemein heißt es „ Dywekes Haus “ (S. 170) . Nicht fern von dem eben bezeichneten Hause befindas wenn wir uns so ausdrücken dürfen det sich "/ lateinische Viertel, " in welchem sich die mit der Univerſität verbundenen Institute gewissermaßen konzentriert haben. Unser Bild zeigt uns einen Teil der Chrystalgade (S. 164), wo sich rechts das im Rundbogenstil erbaute Zoologische Museum, daneben die eine Breite der Univerſitätsbibliothek , im altgotischen Stil , befinden, und ganz unten die „ Regung“ (domus regia), wo 120 Alumnen Wohnung, Holz und eine gewisse jähr liche Unterstützung erhalten . Auch Andersen hatte das Glück , von dieser von Christian IV. errichteten Anstalt während seiner Studentenzeit unterſtüßt zu werden. Ganz im Hintergrunde unseres Bildes erhebt sich der Runde Turm," der 15 m im Durchschnitt mißt und zu dessen Plattform feine Treppen, sondern ein breiter Schneckengang allmählich hinaufführt. Peter der Große von Rußland soll bei einent Besuche in Kopenhagen hinaufgeritten sein. Hier befand sich lange Zeit das Observatorium, nunmehr dient er nur noch als Kuriosität und als Aussichtspunkt, meist für Fremde. Fast mitten in der Stadt erhebt sich in einem herrlichen Park das ebenfalls von Christian IV. erbaute hübsche Schloß „Rosenborg " (S. 167) im gotischen Stil mit drei ungleich hohen, schlanken Türmen . Hier wohnte der König mit seiner morganatischen Gemahlin im Kreiſe seiner sieben begabten Kinder. Schon seit langer Zeit unbewohnt, befinden sich jest hier die reichen und berühm = ten Sammlungen der dänischen Könige aus dem Oldenburger Geschlecht, das bekanntlich mit Frederik VII. ausstarb. Dieser König hatte stets ein großes Intereffe für diese chronologisch geordneten Gegenstände und besuchte sie oft, obgleich ihm bei seiner bekannten Korpulenz das Ersteigen der schmalen Treppen beschwerlich. fiel . Einst erschien er in Begleitung eines etwa zwanzig Jahre alten ägyptischen Prinzen Ali Mehemed, eines Bruders des verjagten Khedive, gegen dessen Beleibtheit der König jedoch ein Kind war . Es mußte der Prinz von seinen beiden ihn stets begleitenden Sekretären buchstäblich die Treppen hinaufgeschleppt werden, worüber sich der König höchlichst amüsierte. Der an das Schloß grenzende große Park, „ Kö-

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J. van Bebber.

Witterungserscheinungen aus letztverflossener Jeit.

nigsgarten " oder Rosenborggarten genannt, ist der Sammelplaz größerer und kleinerer Kinder, die hier unter Aufsicht spielen. Die schattigen Alleen und Gänge und laden auch zum Besuch von Erwachſenen ein in richtiger Erkenntnis, daß Andersen für kleine und große Kinder seine Märchen erzählte, hat man ihm hier 1880 ein Bronzedenkmal errichtet. Er sigt in einem Lehnstuhl und scheint eines seiner herrlichen Märchen vorzutragen. Hans Christian Andersen war es kurz vor seinem Tode vergönnt, das Modell zu diesem Denk wie er selbst sagte mal zu sehen, was ein neues Blatt in dem „ Märchen seines Lebens " bildete !

Witterungserscheinungen aus lektverfloffener Beit.

Don J. van Bebber.

as Jahr 1886 ist reich an außergewöhnlichen WitteDas rungserscheinungen, und daher mag es nicht unintereſſant ſein, die hervorragendſten hier nebeneinanderzustellen. Im Januar wurden die britiſchen Inseln und Oesterreich von heftigen Schneestürmen heimgeſucht ; im Februar und März erstreckte sich eine außerordentlich lange andauernde Kälteepoche über ganz Europa hinaus bis tief in den aſiatiſchen Kontinent hinein ; im April fanden im östlichen Deutſchland, namentlich im Weichselgebiet, von Verwüstungen begleitete Ueberschwemmungen statt ; der Mai war, abgesehen von abnormen Wärmeerscheinungen, reich an intensiven lokalen Witterungsvorgängen , unter welchen wir die orkanartigen Stürme in Madrid, Kroſſen, an verschiedenen Orten Tirols und Italiens , die Ge: witterböen in Wehlar und Bordeaux , ſowie die zahlreichen von Hagelschlag und wolkenbruchartigen Regengüffen begleiteten Gewitter am Rhein hervorheben ; der Juni brachte für Schlesien, Süddeutschland und Oester: reich ungewöhnlich häufige und ergiebige Niederschläge ; im Juli richtete ein orfanartiger Sturm in Schweinfurt und Umgebung arge Verwüstungen an; im September tobte ein heftiger Sturm über Schottland und an der deutschen Küste entlang fort ; im Oktober wütete über den britiſchen Inseln ein außerordentlich heftiger Sturm, daſelbſt zahlreiche Verwüstungen hervorrufend , und verursachten die ganz widernormalen Wärmeverhältniſſe ungewöhnliche Vorgänge in der Vegetation ; im November gaben in Frankreich und dem Alpengebiete außerordent: lich starke Regengüsse zu ausgedehnten und zerstörenden Ueberschwemmungen Veranlassung ; und endlich im Dezember sind bemerkenswert die orkanartigen Stürme auf den britischen Inseln und in deren Umgebung, sowie die starken, den Verkehr hemmenden Schneefälle hauptsächlich im mittleren und südlichen Deutschland. Die beiden letteren Erscheinungen sind noch in unſerer frischeſten Erinnerung und sind insbesondere wegen ihrer Intensität bemerkenswert , weshalb wir dieselben etwas näher betrachten wollen. Auf der Rückseite einer umfangreichen, nach Nordosten abziehenden Depression , welche auf ihrer Südseite von Mittelskandinavien bis nach den Alpen hin unruhige, viel-

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fach stürmische Witterung erzeugte, erschien am 8. Dezember morgens nordwestlich von Jrland ein außerordentlich tiefes Minimum, welches seinen Wirkungskreis raſch ſüdostwärts nach dem Mittelmeere ausgebreitet hatte. Das Sturmfeld erstreckte sich am 8. morgens über das ganze Gebiet der britischen Inseln und über Nordfrankreich , wobei der Sturm vielfach eine orfanartige Gewalt erreichte ; in Schottland wütete der Sturm aus Oſt und Südost , in Irland , England und Nordfrankreich aus West und Südwest. Indem das Minimum ostwärts quer über die Nordsee fortschritt , frischten im südlichen und östlichen Nordseegebiete die Winde bis zu Sturmesſtärke , vielfach zum schweren Sturme auf , während über Großbritannien die Winde nach Nordwest umgingen und den Charakter von außerordentlich heftigen Sturmböen annahmen . Am 10 . lag das Minimum mit abnehmender Tiefe an der südlichen norwegischen Küste und schritt dann nordnordoſtwärts fort , worauf sich wieder ruhiges Wetter einstellte. Vor allem hervorzuheben ist der außerordentlich tiefe Barometerstand im Innern der Depreſſion, wie er höchſt ſelten vorzukommen pflegt. In Belmullet (Nordweſtirland) wurde bei einem orkanartigen Sturme aus Weſtſüdweſt am 8. Dezember 3 Uhr morgens ein Barometerstand von 27,48 cngl. Zollen oder 700,5 mm beobachtet, wobei der Luftdruck in den leßten 14 Stunden um 45 mm herabgegangen war, was einer stündlichen Aenderung von mehr als 3 mm entſpricht. Solche tiefe Barometerſtände sind über den britiſchen Inseln äußerst selten : es liegen Varometerbeobachtungen | für Großbritannien ſeit etwa 1767 vor ; vor 1827 war der tiefste Barometerſtand (im Meeresniveau ) 711,3 mm, ferner fiel am 27. Dezember 1852 zu Culloden Houſe das Barometer auf 710,8 mm, am 7. Januar 1839 in Aber= deen auf 703,4 mm und endlich am 26. Januar 1884 erreichte zu Ochtertyre das Barometer den tiefſten biz jeßt auf den britischen Inseln beobachteten Stand von | 694,3 mm, als ein sehr schwerer Sturm über Nordwesteuropa fortschritt. Ticfere Barometerstände wurden am 4. Februar 1824 auf Jsland zu Rejkiavik beobachtet , nämlich 692,0 mm, | und von dem Dampfer „ Tarifa “ in 51º n. B. und 24º w. L. (Greenwich) 694,2 mm . Der höchste Barometerstand wurde am 16. Dezember 1877 zu Semipalatinik beobachtet, nämlich etwa 805 mm . | Vergleichen wir die beiden Extreme miteinander, so ergibt sich die erstaunliche Differenz von 113 mm, ein Betrag, der nahezu den ſechsten Teil der ganzen Atmosphäre erreicht. Die Luftdruckunterschiede waren insbesondere am | 8. Dezember sehr beträchtlich, am Morgen stieg der Luft| druck auf der Strecke von Nordweſtirland nach der Nordküste von Spanien von 700 auf 760 mm an, über Frland betrug die Zunahme des Luftdrucks auf die Entfernung von einem Meridiangrad oder 111 km über 6 mm, | während 4½ mm auf dieselbe Entfernung schon einem | Sturme entspricht. Dementsprechend war auch die Heftigkeit des Sturmes, welcher jedenfalls als einer der schwer| sten gelten muß, der seit langer Zeit die britiſchen Inseln | heimgesucht hat . Beim Vorübergange einer sekundären Depression, deren Auftreten bei dieser Art Depressionen sehr häufig ist, trat in London um 9 Uhr morgens (am 8.) eine | fürchterliche Hagelbö ein, von Bliß und Donner begleitet, und obgleich vorher und nachher wolkenbruchartiger Regen gefallen war , so blieb der Hagel doch länger als eine | Stunde in den Straßen liegen , als sei starker Schnee gefallen . Charakteristisch war das Umspringen des Windes aus der südwestlichen in die nordwestliche Richtung wäh

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J. van Bebber.

Witterungserscheinungen aus letztverflossener Zeit.

rend des Vorüberganges der Bö und das Aufklaren des Wetters. Trokdem das Barometer unter dem Einflusse der Hauptdepression zu fallen fortfuhr und die heftigen Sturmböen anhielten , blieb das Wetter tagsüber schön. Am Abend wiederholten sich die Gewittererscheinungen zu Gris-nez und an der belgischen Küste , in der Nacht auch an der deutschen Nordsee und der jütischen Küste. Der charakteristisch unregelmäßige Verlauf der Barographenkurve für Hamburg etwas vor Mitternacht weist ganz deutlich auf diese Erscheinungen hin . Schon um Mittag des 8. frischten an der westdeutschen Küste , welche am Abend rechtzeitig vor Sturmesgefahr gewarnt worden war , die südlichen Winde ſehr stark auf und erreichten bald nachher volle Sturmesſtärke ; indeſſen pflanzte sich der Sturm nicht weiter als bis zur Odermündung fort, während die Sturmböen bis zum 9. abends über den britischen Inseln anhielten. Die durch diesen Sturm verursachten Unglücksfälle ſind außerordentlich groß. Am heftigsten wütete der Sturm auf der Weſtſeite der britischen Inseln , im Kanal, über Belgien und Holland. An der Küste von Wales hat man ſeit 20 Jahren keinen solch heftigen Sturm erlebt ; der Sturm nahm dort am 8. einen orkanartigen Charakter an, der die Küſten ihrer ganzen Länge nach mit Schiffswracken überſäte. Nach einem Berichte vom 14. Dezember wurden durch den Sturm 128 Schiffbrüche verursacht, von denen allein 61 auf die Höhe der britischen Inseln kommen. Zum Glück war der Verlust an Menschenleben nicht so zahlreich, als`man nach der Gesamtzahl der Schiffsunfälle hätte erwarten können : in der Umgebung der britischen Inseln gingen 28, an fremden Küsten 66 Menſchenleben verloren. Auch in den Städten und im Verkehrswesen hat der Sturm sehr erheblichen Schaden angerichtet, zahlreiche Gebäude wurden abgedeckt oder auf andere Weiſe bcſchädigt, mehrere Eisenbahnzüge entgleisten , Flüſſe traten aus ihren Ufern . Nicht minder von Interesse sind die ungewöhnlich starken Schneefälle, welche vom 19. bis zum 21. Dezember das östliche Frankreich, die Schweiz und das füdliche und mittlere Deutschland bis nach Desterreich hin heimsuchten. Die Luftdruckverteilung ist in diesen Tagen dadurch charakteriſtiſch, daß eine sehr breite Rinne niedrigen Luftdrucks von der iberischen Halbinsel nordoſtwärts über Frankreich und Centraleuropa hinaus nach dem Ostsee: gebiete sich ausbreitete, so daß die barometrischen Maxima einerseits im nordwestlichen und andererseits im südlichen und südöstlichen Europa lagerten . In dieser Rinne bewegtensich an der Südseite beständig barometrische Minima, welche , teilweise von erheblicher Intensität , mannigfache Umwandlungen erlitten. Dementsprechend waren nördlich von den Alpen nördliche bis östliche Winde vorherr: schend , welche nicht selten einen stürmischen Charakter annahmen . Am 19. morgens lagen drei barometriſche Minima über der Südhälfte Europas : eins über Ungarn, welches bis zum 20. nach Galizien fortschritt und dort sich ausfüllte, ein zweites über dem westlichen Alpengebiet, welches am zweitfolgenden Tage über Ungarn verschwand und endlich ein drittes westlich von Portugal , welches mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit zuerst ostnordostwärts nach Desterreich (21. abends), dann nordwärts nach Dänemark (22. abends) , darauf westwärts nach der holländischen Küste (23. morgens) und endlich ostnordostwärts nach dem nordwestlichen Rußland sich fortpflanzte. Als das

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lettere Minimum am 21. über den Alpen lag , frischten in seiner Umgebung die Winde stark auf und erreichten insbesondere im nördlichen Italien volle Sturmesstärke. In Triest trat infolge des Sturmes eine Hochflut ein, wobei die Sturzwellen alle Molen , die Riva und die Parallelstraßen überfluteten . Mit dieſem Minimum im Zusammenhange stehen die massenhaften Schneefälle bei stürmischer Witterung im mittleren Deutschland, die erst ihr Ende erreichten , als das Minimum nach der westdeutschen Küste abgezogen war. In den drei Tagen vom 19. bis zum 21. Dez. betrug die Niederschlagshöhe (d . h. Höhe des Regenwaſſers oder des geſchmolzenen Schneewaffers) in Lyon 24 mm, Nancy 36, Karlsruhe 92 , München 17, Chemniß 86, Grünberg 37, Zürich 24, Lugano 80, Gotthard 97 und in Triest 27 mm. Ziehen wir nun in Betracht, daß auf fast dent ganzen Gebiete die Temperatur beständig unter den Gefrierpunkte lag, ſo läßt sich daraus abnehmen, zu welcher Höhe sich die Schneemassen um die Weihnachtszeit anhäufen mußten. Diese ungeheueren Schneemassen und die riesigen Schneeverwehungen hatten Verkehrsstockungen zur Folge, wie sie seit dem Bestchen des Eisenbahnverkehrs wohl nicht vorgekommen sind . Beispielsweise war Leipzig mehrere Tage lang von jedem Verkehr nach außen ganz abgeſchnitten . Auch im südlichen Deutſchland und im öftlichen Frankreich kamen infolge der Schneeanhäufungen vielfache

Verkehrsstockungen vor. Im Schwarzwald belaufen sich | für einzelne Gemarkungen die durch Schneebrüche angerichteten Schäden bis auf 50000 Mark. Solche starte und ausgedehnte Schneefälle mit so weit reichenden Folgen | für den allgemeinen Verkehr sind in dieſem Jahrhundert nicht vorgekommen . Schließlich erwähne ich noch eine Erscheinung, welche jedenfalls von nicht geringem Intereſſe iſt. Die Kälteepoche, welche noch Ende Januar im mittleren und südlichen Deutschland fortdauerte, begann am 19. Dezember, also mit Eintritt der starken Schneefälle. Die Kälte verbreitete sich, der allgemeinen Luftströmung folgend, westwärts, und die darauffolgenden meist geringen Schwankungen der Temperatur folgten den atmosphärischen Bewegungen im Nordwesten. Nur selten und vorübergehend wurde dieſe Epoche in den westlichen Gebietsteilen durch Tauwetter unterbrochen. Ohne Zweifel hängt die lange Dauer dieser Kälteepoche mit der Schneedecke zusammen , welche von den Vogesen bis Desterreich sich angehäuft hatte, und cine genaue Durchsicht der Wetterkarten würde zeigen, daß die Schneedecke nicht allein in ihrem eigenen Gebiete, | sondern auch in ihrer Nachbarschaft auf die Temperaturverhältnisse einen bestimmenden Einfluß ausübte. Norddeutschland , welches eine geringe Schneedecke aufwics, wurde am 21. Januar frostfrei, während das Frostwetter in Mittel- und Süddeutschland bis zum Februar noch) | anhielt, obgleich sich die Wirkungen der Depreſſionen auch auf südlichere Gebiete erstreckten . Eine genaue Untersuchung dieser Epoche wäre jedenfalls lohnend und dürfte für die Meteorologie das Resultat liefern, daß einerseits die Schneeverhältnisse eines Landes ein wichtiges klimatisches Element liefern , und daß andererseits die Kenntnis der räumlichen Ausdehnung | der Schneedecke über einem größeren Gebiete für die aus| übende Witterungskunde sehr wertvolle Anhaltspunkte für Beurteilung der wahrscheinlichen Temperaturschwankungen abgeben könnte.

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Lauer der Auf Meyerheim Paul .Don

Fasching

in

Wien.

Мол Sylvester Frey.

s ist eine Thatsache, welche niemand auf : beim Heurigen , wenn der frische Saft der östergut in Abrede stellen kann, daß Wien reichischen Trauben zum ersten Ausschank kommt ; an mit dem Wachstum der übrigen Welt- den Kirchweihtagen , wenn die ganze Ausgelassenheit städte nicht wohl gleichen Schritt dieses fröhlichen Volksstammes beim Tanze zum Durchmehr hält. Es kann sich weder mit bruch gelangt ; und vor allem im Fasching. Fasching! ... Dies Wort elektrijiert jeden Wiener, Paris an Großartigkeit des öffentlichen Verkehrs, noch mit London an in dessen Ohr es geflungen. Sobald in den jattgrünen machtvoller Entwickelung des Handels messen. Seine Anlagen , welche sich wie ein Gürtel um das Herz der politische Bedeutung endlich wird ebenso wie die der bei- | alten prächtigen Donaustadt ziehen , das erste Blatt den eben genannten Metropolen augenblicklich von der- von den Zweigen raschelt , denkt er an den Fasching. jenigen Berlins übertroffen. Aber dafür besißt Wien Was den Norddeutschen das Weihnachtsfest mit seinen einen Vorzug, welchen ihm wohl keine Stadt der alten innigen häuslichen Freuden, das bleibt nun einmal dem und neuen Welt ableugnen oder gar streitig machen wird. Wiener die Zeit, welche nach dem Tage der // Heiligen drei Es ist der Sih jener herzlichen Ausgelassenheit , jenes | Könige " beginnt. Für sie spart der Arme ſeine „ Sech) sorglosen Frohsinns geblieben, welcher seit urdenklicher ser" , aus ihr will der Reiche seine Fröhlichkeit für den Zeit an dieser Stätte gehaftet. Diese Stimmung zu Rest des Jahres schöpfen. Wer Wien in seiner charakteristischen Eigentümlichkeit kennen lernen will, muß es erklären, hat man bis her vergeblich versucht. im Fasching aufsuchen. Da ist das öffentliche Leben Tief wurzelt sie im so bunt, so großartig und vielbewegt, daß es mit demVolksgemüt und rankt ! jenigen einer jeden der modernen Weltstädte einen wohlsich von der alten gekrönten Vergleich bestehen kann. Diese Faschingsfreuden ſind uralt , und stets war Burg des angestamm: tenHerrschergeschlechts Wien berühmt durch die Virtuoſität, mit welcher diehinab bis zu dem selben hier in Scene gesetzt zu werden pflegten. Die schlichtesten Untertha : erste Kunde davon reicht über die Antrittsepoche der nen. Sie loht über Habsburger hinaus in jene Zeit , da die Babenberger all und zu jeder Zeit die Ostmark beherrschten. Sic waren eine gut deutsche Dynastie, durchwachsen von allen Eigenschaften, welche den füdgermanischen Stämmen eigentümlich sind. Neben der Tapferkeit, welcher sie ohnehin benötigten , um die ihnen anvertrauten Gaue wider Slaven und Magyaren zu schützen, quoll aus ihrem Herzen der Frohsinn und von ihren Lippen der Gesang. An den Kirchweihtagen, bei den Weinlesen und im Fasching miſchten sie ſich ſelbſt unter das Volk und nahmen teil an der Ausgelassenheit desselben. Das war die Zeit, wo Walther von der Vogelweide und Heini von Steyer in der uralten Burg der Babenberger am Hof" zu Wien ihre Lieder fangen. Ihnen nach arteten auch die Habsburger. Denn auch Herr Rudolf, welcher die Kaiſerkrone trug, hatte Verständnis für die Freuden des Lebens , und er rastete gern nach den unwirschen Kämpfen , welche er gegen widerhaarige Vasallen zu beſtehen hatte , unter seinen Wienern, um an den Scherzſpielen des Faſchings teilzunehmen. Diese Sitte erhielt sich nunmehr durch die nächsten Jahrhunderte. Immer weitere Wellenkreise nahm das Gerücht von der Fröhlichkeit , welche zur Faschingszeit in der Donaustadt herrschen solle. Die Geistlichkeit wetteiferte mit der Bürgerſchaft in der Bethätigung dieser Stimmung. Die Fürſten, umringt von einem reichen und alten Adel, trugen keine Bedenken, sich 12

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Sylvester Frey.

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mitten in den Mummenschanz hineinzubegeben, welcher | mehr in sein altes Recht getreten. Man hielt öffentsich jubelnd und Scherze treibend, durch die engen Gassen liche Aufzüge durch die Straßen der Stadt wie ehedem . der Kaiserstadt vorwärts bewegte. Und von allen Sei- oder beluftigte sich im geschlossenen Raum an den Freuten erhielt dieser Strom Zuwachs . Denn Wien war den des Tanzes . Auch kostümierte Schlittenfahrten damals die Hauptstadt der Chriſtenheit, ebenso wie der | waren sehr beliebt. Schon damals wurden dieſe VerHerrscher, welcher hier die Krone trug, als Schirmherrgnügungen vermittelst mächtiger Plakate dem Volke und mächtigster Hort derselben angesehen wurde. bekannt gemacht. Wir lassen eine solche Anzeige, welche beglaubigterweise aus dem Jahre 1750 stammt , an dieser Stelle hier folgen. Sie trägt die Ueberschrift : „Ballanzeige" und lautet wörtlich : Sonntag den 9., Dienstag den 11. und Donnerstag den 13. Februar wird auf dem Peters - Freythofe , in dem großen berühmten Saal im Waffenbergschen Hause in dem anderten Stock, ein größerer Ball abgehalten werden : wobei alle respektive Herren Liebhaber, mit sowohl warm besezten Tafel und Confekturen und anderen guten Speisen, als auch zuletzt mit kalt aufgeschnittenen, auch Thee , Kaffee , Lemonade und Mandel Milch werden bedienet seyn. Nun ist auch zu bekommen eine köstliche Olla, diese aber wird aparte bezahlet. Das Leg Geld iſt ein Dukaten, in Spezie, ein Frauenzimmer Franco . Der Anfang ist um 6 Uhr. Die Freizettel seyend in obbemeldeten Hause zu bekommen . NB. So jemand beliebte eine Soupe zu halten , bezahlet die Person 1 fl. 25 fr. " (E. 183) . Es eristiert ebenso aus demselben Jahr, datiert vom 2. Jänner , eine Faschings -Ordnung ", welche „durch die hiesige landesfürstliche Niederösterreichische Regierung in Publicis in allhiesiger kaiserl. königl . Residenzstadt Wien, zu jedermannes Wissen und Darobhaltung hiermit fund gemacht wird ..." Die Einzelheiten dieser Verfügung sind zu ſehr lokaler Natur, um Nom Bolenball (S. 151 an dieser Stelle wiedergegeben zu werden; aber sic legen ein starkes Zeugnis dafür ab , daß schon damals Dann folgte für Wien eine minder fröhliche Zeit . in Wien der Fasching sich einer großen und allgemeinen Es war jene, welche man kulturhiſtoriſch die „ ſpaniſche | Beliebtheit erfreute. Epoche “ zu nennen pflegt . Sie datiert aus jenen Tagen, Seitdem sich die jugendliche und schöne Maria Theda Kaiser Maximilians Sohn die Erbtochter des kastilia- | reſia mit Franz von Lothringen vermählt hatte, nahm nischen Reiches als Gattin heimführte. Damit drang die Beliebtheit des Faschings womöglich noch zu. Die ein fremder Tropfen in das bisher gänzlich deutsche Kaiserin erschien wiederholt auf den öffentlichen Bällen, Blut der Habsburger. Die spanische Etikette war dem wo sie an einem blauen Domino für jedermann erFrohsinn hinderlich , wie er sich bisher in der Donau kenntlich war . Einst nahm sie einen taubstummen masstadt entfaltet hatte. Der Hof und Adel wurden ihr fierten Knaben mit, welchen damals alle Welt für den vollkommen unterthan. Nur das Volf in seinen breiten jungen Erzherzog Joseph, den später so beliebten Kaiser Schichten wehrte sich dagegen . Es nahm weder die Joseph II. , hielt. Bei zunehmendem Alter blieb sie naSprache noch die Kleidung der Spanier an. Ebenso- türlich von so rauschenden Festlichkeiten fern. Aber ihr wenig ließ es sich seinen Fasching vergällen . Mummen Interesse erhielt sie dem Fasching. Sie wollte, daß ihre schanz und Tanz blieben in ihrem Recht , wenn ihnen lieben Wiener in wirklichem Frohsinn lebten. So geauch die Teilnahme der höheren Stände fehlte, wodurch ſtattete ſie, daß das Burgtheater während dieſer Karin der vorſpaniſchen Zeit der Faſching in Wien ehedem nevalszeit schon um 5 Uhr beginne , damit die Bezu einer so hohen Entwickelung gelangt war. sucher desselben noch später an den Bällen und ſonſtigen Dafür gewann er seinen alten Glanz in demselben Lustbarkeiten teilnehmen könnten . Maße zurück, als die Habsburger dem Spaniertum allAus dieser Zeit stammt denn auch im allgemeinen. mählich entfremdet wurden . Wien nahm wieder seine der Charakter, welchen der Fasching in Wien noch heute Stellung als Hauptstadt und Brennpunkt der deutsch aufweist. Weder Joseph II. , der Liebling seines Volkes, redenden Christenheit ein. Das gelockerte Band zwischen noch einer seiner Nachfolger dachten daran, den Wienern dem Herrscherhause und der Bevölkerung gewann die ihre Fröhlichkeit durch irgend eine strenge Verordnung frühere Festigkeit zurück. Schon unter Karl VI. , dem einzudämmen . Auch die Allgemeinheit des Faschings, Vater Maria Theresias, sind Hof und Adel wieder völlig an welchem in Wien sämtliche Stände vom Hof bis deutsch geworden. Beide beteiligten sich denn auch herzlich | herunter zur ärmſten Volksschichte teilnehmen , erhielt gern an den Lustbarkeiten des Faschings , wie er nun fich wie eine eingebürgerte Eitte. Deshalb erscheint

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fasching in Wien.

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noch heute das Kaiſerpaar auf gewiſſen Bällen des Fa- | schings, und die vornehmen Kavaliere aus den uralten Adelsgeschlechtern verschmähen es beispielsweise nicht, die Unterhaltungen der Fiaker durch ihren Besuch gewissermaßen zu einem Stelldichein für die vornehme Welt zu erheben . Mit dem Feste der ,, Heiligen drei Könige " (6.Januar) beginnt sich die Tanzlust zu regen. Wie in allen deut schen Städten mit vorwiegend katholischer Bevölkerung finden Bälle nicht wohl vorher statt. Wenigstens nicht | in der Zeit, welche zwischen diesem Termin und dem 25. Dezember, also dem Tage St. Katharinas , liegt. Denn Kathrein sperrt den Tanz ein ", sagt eine gute Merkregel unserer Altvordern aus der Zeit, da man an die Festtage der Heiligen noch allerhand sinnige Wahrnehmungen knüpfte. An dieser Sitte hat man denn auch bis heute festgehalten . Wie der Wiener überhaupt mit einer gewissen Ehrfurcht althergebrachte Sitten und Anschauungen weiter pflegt, so ist er auch in dieser | Hinsicht trok seiner Vorliebe für Gesang und Tanz denselben treu geblieben. Einmal eingezogen, beherrscht der Fasching jedoch das öffentliche Leben mit straffen Zügeln. Ganz Wien scheint ein großes Vergnügungsetabliſſement zu sein, in welchem man für die übrigen Obliegenheiten des Lebens weder Zeit noch Neigung besitzt. Die Schau läden sind gefüllt mit allerhand Artikeln, deren man zum Fasching bedarf. Die kostbarsten Damentoiletten wechseln ab mit jenen allerliebsten Kleinigkeiten, welche der Kavalier mit ritterlicher Aufmerksamkeit seiner Tänzerin zu spenden pflegt. Auf der Straße, im Hause, selbst in den Pausen, welche sich zwischen die ernsten Beschäftigungen hoher Männer schieben , spricht man von den Freuden des Faschings . Denn wer den öffent lichen Vergnügungen ſelbſt abhold ist, kann ſich darum doch nicht den privaten entzichen , welche jedes Haus , jede vornehme Familic , selbst jedes Wirtshaus seinen Stammgästen veranstaltet . Das allgemeine Interesse richtet sich natürlich vornehmlich auf die Bälle, welche der Hof in den Räumen der Burg abhält. Man weiß, daß Kaiser Franz Joseph ſonſt mit einer Einfachheit lebt, welche schlicht bürgerlich genannt werden darf. Aber gleichwohl sicht er es nicht ungern, wenn sich an solchen Abenden der ganze Reichtum seines Hauſes entfaltet. Durch die Zweiteilung der Monarchie in eine ungarische und öfterreichische Reichshälfte hat Wien allerdings einen Teil seiner Hoffestlichkeiten an Budapest abtreten müſſen. Aber dennoch können sich diejenigen , welche dort gefeiert werden, nicht wohl mit denen der alten Donaustadt messen. Tausendjährige Traditionen ließen sich eben nicht mit einem Schlage in den Schatten stellen . Auch ist der Adel der diesseitigen Reichshälfte, troßdem es auch manches mächtige und reiche Geschlecht in den Ländern der Stephanskrone gibt, im allgemeinen noch immer durch Anzahl und Vornehmheit jenem über Legen. Dieſer iſt es denn auch, welcher nächſt dem Hofe den Fasching in Wien so glänzend macht . Die alten, äußer lich so schlichten Paläste strahlen in einem Glanze, welchen man in den oft so düsteren Mauern niemals |

vermutet. Freilich hält sich der feudale Adel Böhmens , welcher sich zum größten Teile der tschechischen Partei angeschlossen hat, heute zumeist in Prag auf. Aber das Faschingstreiben Wiens übt gleichwohl einen solchen Reiz auf sie aus, daß wenigstens einige dieser Geschlech ter, voran die Schwarzenbergs und Lobkowite, immer noch ihre Paläste in Wien beziehen und hier ihre großen Festlichkeiten veranstalten . Kaum weniger glänzend sind die Bälle, welche der jüngere Adel gibt. Meist hervorgegangen aus den Kreisen der Großindustriellen, bleibt er auch nach seiner Nobilitierung mit diesen noch im Verkehr. So bilden diese Bälle gewissermaßen die gesellschaftliche Brücke, welche zum Bürgertum führt , wie denn überhaupt in Wien bei dem gemütlichen , duldſamen Zugc, welcher allen Schichten der Bevölkerung eigentümlich), an eine peinliche Sonderung der Stände nicht zu denken ist. Bei den Rothschilds verkehren die Metternichs , bekanntlich doch eines der feudalsten Geschlechter Altösterreichs, als liebste Gäste, und die Hohenlohes , welche eheden reichsunmittelbar geweſen, ſind dem aus Griechenland stammenden Großinduſtriellen Baron Sina ſogar durch | enge verwandtschaftliche Bande nahe getreten. Die Vereinigung dieses Teils der Geſellſchaft repräsentiert jedesmal gewissermaßen der Industriellenball. Er ge| hört zu den vornehmsten des Faschings, und der Hof unterläßt es niemals, auf demselben zu erscheinen. Natürlich geizen dann auch die feudalsten Geichlechter keineswegs mit ihrer Gegenwart. Die Auerspergs, Thuns, Pallavicinis , Schönborns und Trautt

Auf dem Fialerball (3 186).

mannsdorffs verkehren hier auf das kameradschaftlichste mit den Repräsentanten der Großinduſtrie : den Königswarthers, Gutmanns, Mauthners und wie der gesamte Reigen dererheißen mag, welche ihr junges Wappenschild dem Dampf und der Steinkohle verdanken . Der Reinertrag dieses induſtriellen Balles wird stets wohlthätigen Zwecken zugewendet ; bisher hat diese Karnevalsinſtitu =

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Sylvester Frey.

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tion dem Bedürfnis notleidender Menschenkinder denn | Ball der Betreffenden , welche im Volksmunde des auch nicht weniger als 140731 Gulden 60 Kreuzer Wieners den hübschen Namen , die Edelknaben " führen, ist denn auch ein Ereignis für die ganze Donaustadt. zugeführt. Neben diesem Ball und vielleicht noch vor ihm muß hier loht die tiefgewurzelte Fröhlichkeit des Wieners ohne jede Beschränkung auf; hier zeigt sich sein Sinn für die Gleichheit der Stände und seine Begabung für Sang und Tanz. Wien hat innerhalb seiner Garnison ja auch viele slavische und ungarische Regimenter, welche, insgesamt angesteckt von der Fröhlichkeit des Faschings, ihren Ball veranstalten. Aber mit demjenigen der Edelknaben" kann sich keiner derselben auch nur im entferntesten messen. Gleich kommen ihm höchstens noch die Bälle der absolut deutschen Artillerie und des 84. Jnfanterieregiments (Freiherr von Bauer), zweier Truppenkörper , welche durch die Schmuckheit ihrer Uniform und Intelligenz der betreffenden Mannschaft in das Herz des Wieners hineingewachsen scheinen. Ueberhaupt sei bei dieser Gelegenheit betont, daß der Militarismus an der Donau ebenso beliebt wie geachtet ist. Und der Soldat , vom Offizier bis herab zum letzten Mann, verdient auch im allgemeinen die Stellung, welche er in der Gunst der Bevölkerung einnimmt. Es ist beinahe unmöglich, dem fröhlichen Pulsschlag zu folgen , welchen der Fasching, zumal wenn er seinem Ende zusteuert , innerhalb des Wiener Lebens hat. An manchem Abend findet ein Dutzend Bälle statt. Die Eine Ballanzeige um das Jahr 1750 (S. 180). Tagesjournale fönnen faum noch den bedeutendsten derselben ihre Aufmerksamkeit widmen ; derjenige genannt werden, welchen die Concordia", die vorhandenen Musikkapellen genügen nicht mehr der der Verein der Wiener Schriftsteller und Journalisten, nimmer ermüdenden Tanzlust. Sämtliche Militärorchester der in der Nähe Wiens alljährlich veranstaltet. Hier gesellen sich zu den Berühmtheiten der Feder diejenigen eines jeden Standes garnisonierenden Regimenter werden in die Hauptder vornehmen Gesellschaft. Kunst , Adel, Industrie stadt berufen , gewissermaßen als Reserve für ihre und vor allem das Kaiserhaus fehlen niemals auf diesem strapazierten Kameraden. Vor allem will jede der Ball , welcher einen Glanzpunkt des jedesmaligen Nationen und Natiönchen, welche der vielsprachige Staat Faschings bildet. Gewonnen hat er noch, seit Kron- in sich faßt, ihren specifischen Faschingsball feiern. prinz Rudolf selbst unter die Schriftsteller gegangen. Am vornehmsten und beliebtesten sind noch immer dieEbenso muß betont werden, daß auch die Uniform ihre jenigen der Polen und Rumänen ; sie werden mit der ganvornehmsten Vertreter zu diesem Balle zu entsenden zen Pracht des nationalen Kolorits begangen ; sowohl ein deutlicher und erfreulicher Beweis , daß Kostüme als auch Tänze bewahren den betreffenden pflegt die Abneigung , wie sie mitunter zwischen den Helden Charakter (S. 179). Dagegen haben es die Tschechen des Schwertes und der Feder existiert, an der schönen trotz der dominierenden Stellung, welche sie heute im politischen Leben Desterreichs einnehmen, und der blauen Donau keine Pflege gefunden hat. Natürlich nehmen auchdie Bälle, welche vom Mili- großen Zahl, mit welcher sie innerhalb der Bevölketär veranstaltet werden, eine hervorragende Stelle ein rung Wiens vertreten sind , noch immer zu feinem unter den Vergnügungen, welche dem Fasching in Wien sein charakteristisches Gepräge geben. Denn die Kaiserstadt an der Donau besitzt eine bedeutende Garnison, welche hinter derjenigen Berlins numerisch schwerlich zurücksteht; und in Desterreich wie in Deutschland wird es für eine Pflicht des jungen Kriegers angesehen, daß er auf dem parkettierten Boden des Tanzsaales ebenso bewandert ist wie auf dem sandigen des Ererzierplatzes. Und es ist eine Lust, den Soldaten tanzen zu sehen, zumalwenn er dem uralten, sehr beliebten Hausregiment Wiens, den Hoch- und Deutschmeistern, zugehört. Der

Faschingsball bringen können . Dazu gesellen sich die Bälle der Studenten, insgesamt wieder geschieden nach Fakultäten oder Verbrüderungen; die der Gewerke und Vereine, mit hübscher Anlehnung an das Handwerk oder die sonstige Beschäftigung , welcher man obliegt. Und überall findet in ästhetischer Hinsicht das Auge seine Rechnung. Wenn also der Alpenklub seinen Faschingsball veranstaltet, sind die Räume stets in entsprechender Weise dekoriert. Den Tänzern wird es zur Bedingung gemacht, im schmucken Gebirgskostüme zu erscheinen ; die Weisen, welche man

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fasching in Wien .

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aufspielt , sind den steirischen oder tirolischen Melodienschätzen entnommen; Lah und Mieder haben den nordischen Kleiderschnitt verdrängt, und der Hauptschmuck des Diarndls" bleibt cin Edelweißstrauß ... Entsprechend ist die Metamorphose auf dem Faschingsballe der Donaudampfschiffahrtsgesellschaft, übrigens einem der vornehmsten und beliebtesten , welche das tanzende Wien besucht. Der Saal ist in das Innere eines Schiffs verwandelt ; jede Einzelheit erinnert auf ebenso sinnige wie cha= rakteristische Weise an das gemeinsame Band, welches die Teilnehmer dieser hübschen Festlichkeit zusammenhält. Es wäre ebenso ermüdend wie unmöglich, all die einzelnen Bälle oder Unterhaltungen herzuzählen, aus welchen der Fasching in Wien besteht. Es fann eben nur unsere Absicht sein, auf die wirklich hervorragenden oder durch eine lofale Eigenart charakteristischen an dieser Stelle näher einzugehen. Denn in seinen Opernredouten oder Eisfesten unterWAS scheidet sich Wien in feiner Hinsicht von den ähnlichen Freuden einer andern Weltstadt. Die wesentlichen Merkmale wird Graf Taafe. man immer dort suchen müssen, Geheimerat. Ungarischer Magnat. Kaiser Joseph. wo das Volk in seinen GeVom Hofball (Gercle des Kaisers). pflogenheiten zum Wort kommt. Wien hat somit nicht nur seinen Ball der Herrschaftsdiener" und " Wachtleute", son geht. Das ist Wien, das alte, traute, echte deutsche , dern sogar einen der Geheimpolizisten " . Die ganze naive Wien in all seiner Herzlichkeit und in all seinem Naivetät der Donaustadt spiegelt sich nach unserem Er- Frohsinn !. messen in diesem letzteren Umstande wider. Man kann Echt wienerisch ist auch der sogenannte Lumpenda also echt gemütlich die gefürchteten Hüter des Gesetzes beisammen sehen, wie sie sich nach einem Walzer von Strauß oder Lanner im Kreise herumdrehen. Ein öffentlicher Ball, an welchem sämtliche Geheimpolizisten der Hauptstadt, soweit sienatürlich nicht gerade im Dienst sind, teilnehmen ! Welch eine gute Gelegenheit für den Verbrecher, seine Feinde kennen zulernen und zu studieren ! Man wird zugeben : Dös gibt's nur in Wean! " Specifischwienerisch ist auch der Ball der , Drahrer". Das Wort will für den Nichtwiener eigens erst erklärt sein. Mit „ umdrahn" = umdrehen bezeichnet man an der Donau das nächtliche Schwärmen . Daraus folgert leichtlich die Bedeutung von „ Drahrer " . In Wien selbst ist sie heute sehr gebräuchlich und entbehrt dabei eines jeden unholden Beigeschmacks, seit der treffliche und beliebte Volksfänger , Guschelbauer" sein Lied vom ,,alten Drahrer" singt . Man kann sich somit vorstellen, wie es auf einem Drahrerball, zumal im Fasching, zu

ball. Auf demselben erreicht die Ausgelassenheit des Faschings gewöhnlich ihren Höhepunkt. Das Publifum erscheint nämlich an diesem Abend buchstäblich mehr oder minder in Lumpen gehüllt. Dabei sind Preise ausgesezt für denjenigen, welcher eine möglichst charakteristische Maske gewählt hat. Man kann sich denken, welch ein „ edler" Wetteifer dadurch entzündet wird. Leider findet das Schönheitsgefühl selbst eines nicht strengen Beurteilers in diesem Faschingstreiben doch hin und wieder eine Veranlassung zum Aergernis . Man darf eben auf diesem Lumpenball, wie zumeist bei allen Festlichkeiten, welche direkt aus dem Volte herausgewachsen sind, das Schöne und das Häßliche nicht zu scharfgegeneinander abwägen. Dagegen lernt der Fremde auf dem Fiaterball das Wiener Leben von einer seiner ansprechendsten Seiten kennen (S. 182) . Hier pulsiert reiner, umgemischter, dabei sittlich geläuterter Frohsinn. Die Fiaker nehmen bekanntlich in der Donaustadt eine

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fritz Bildken.

andere Stellung ein als etwa die Droschkenkutscher in einer großen Metropole Deutschlands. Sie sind wohl habend, zum Teil vornehm . Sie refrutieren sich ferner aus guten bürgerlichen Familien, welche das Deutsch tum in Sprache und Gesinnung unverfälscht weiter überliefern. Daher datiert denn auch die große Beliebt: heit, welche das Fiakertum bei der gesamten Bevölke rung Wiens genießt . Seit der große Komiter Girardi

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3nspruch.

gar diesem Stande sein hübsches, charakteristisches Fiakerlied gewidmet, ist daraus eine förmliche Begeisterung geworden. Ganz Wien singt dasselbe etwa seit Jahresfrist ; es ist als fester Bestandteil in den Melodienschatz des Volkes gewachsen. Daraus fann man leicht den Schluß ziehen, wie es auf einem solchen Fiaterball hergehen mag. Da sprüht der Humor, da strömt der edelste Wein, welcher auf den Bergen an der Donau gedeiht.

Dom Wäschermäbiball .

ipnading B

Friedhofe zur Reue statt. " Mit diesem humoristischen Partezettel " nimmt Wien von seinen Faschingsfreuden , von Tanz und Ausgelassenheit jeder Art Abschied , um nunmehr in die sang- und klanglose Fastenzeit , die Vorbereitung für die großen Feiertage der Christenheit, einzutreten .

Don 38

Vielleicht kommt nirgend so wie gerade hier das wienerische Volksgemüt in seiner deutlichsten und besten Seite zum Vorschein. Man muß wohl oder übel den Wiener lieben lernen, wenn man solch einen Fiakerball besucht hat. Die Gefertigten geben mit traurigem Gemüte allen Freunden lustigen Lebens und guten Humors hiermit Nachricht von dem Hinscheiden einer allgemein beliebten und bekannten Persönlichkeit, des Herrn Karneval, vulgo Fasching, Mitbegründers des Lebevereins und Stifters aller Schulden , sowie der Lungensucht , Professors aller Lumpen, Doktors verliebter Mädchen, Sekretärs von der leeren Kasse und Vorstands aller durstigen Gesellschaften, welcher diesen Dienstag , 12 Uhr nachts, inmitten seiner tollsten Laune, plötzlich sein ruhelojes Dasein beendete . "„ Das feierliche Leichenbegängnis findet am nächsten Tage vom Hause des Katzenjammers aus auf dem

Fritz Silden. In sollst nicht verzagen Kleinmütig in Tagen, Wo du elend bist. Es kommen die Stunden, Wo froh du gefunden, Was dir fehlend ist. Es treiben geschwinder Die Saaten, gesünder, Dom Winter bedeckt. So sproffen in Leiden Zukünftige Freuden, Dem Auge versteckt. Nach vorne stets blicke, Den Zweifel ersticke Mit Macht in der Brust! Und Unglück wird Brücke Und Hoffnung dir Krücke Zu fünftiger Lust.

Der Sammler

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Als solche Datumgrenze ist der 180. Grad Linie haben Montag , wenn diejenigen westlich Dir Datumgrenze . östlich von Greenwich angenommen , also eine davon im Sonntag ſind. (S. Fig. 1.) zum Pole Linie, die im Stillen Ocean liegt und welche Da diese Grenze nur von einem Nicht auf der ganzen Erde ist das gleiche Datum. Wenn wir in Deutschland am ersten anderen geht, so genügt sie nicht, die Erde in zwei feine bewohnten Länder durchschneidet , wo eine Januar gegen Mittag unsere Neujahrsvisiten verschiedene Datumbezirle zu teilen; es muß noch solche Datumänderung große Uebelstände mit sich machen , dann sißen andere Erdbewohner recht eine andere Grenze vorhanden sein, welche wieder bringen würde. Hier sind es nur die Schiffer, Diese Not, welche ihr Datum ändern müſſen , und zwar mäßig noch bei der Sylveſterbowle und warten von einem Pole zum anderen führt. werden , wenn der westwärts jegelnde beim Ueberschreiten auf die Mitternachtsstunde , noch andere aber wendigkeit wird man in läßt des betreffenden Grades einen Tag ausfallen, haben schon den Neujahrstag hinter sich und | sofort er= Gez der oftwärts fahrende führt einen und denselben schreiben : den 2. Januar. Das erscheint auf | fannt r 10 12 Uh M. Tag zweimal an. So findet man im Schiffeden ersten Blick unglaublich), und doch wird man 180 tagebuch der Dampfer , die von San Fran= bei einigem Nachdenken einschen , daß es nicht zisto nach Yokohama reisen , beispielsweise anders sein kann. Ein neues Datum beginnt um Mitters folgende Daten : 1885 , Montag , den nacht. In demselben Augenblick, wo der 1. Juni, Dienstag den 2. Juni, Don : 2 nerstag den 1 Juni u. f. w . Auf Sekundenzeiger einer richtig gehenden Uhr über den 60. Sekundenſtrich der der Rückreise jedoch zeigt das Tage= buch : Dienstag den 8. September, 12. Abendstunde hinwegschreitet, iſt Mittwoch den 9. September 1, der alte Tag erloschen und ein neuer beginnt. Nun tritt aber Mittwoch den 9. September II. Donnerstag den 10. September die Mitternachtsstunde nicht auf u . s. w . Die Reijenden des allen Punkten der Erde gleich ersten Schiffes haben also den zeitig ein, denn unsere Uhren Mittwoch, den 3. Juni 1885 richten sich nach der Sonne, 4 nicht erlebt , diejenigen des und dieje steht , bei ihrem zweiten Schiffes hingegen scheinbaren Lauf von Osten haben zwei Mittwoche 111 nach Westen , früher über einer Woche gehabt. cinem östlichen Punkte der Wer in östlicher RichErde als über einem westG A die Erde ganz umtung lichen. Wenn es in BerNT fährt , hat die Sonne einmal lin 12 Uhr mittags ist, dann O M mehr aufgehen sehen , als ist es in Petersburg schon SONN wenn er zu Hause geblieben 7 Minuten nach Eins, und in TAG wäre ; jeder einzelne Tag war Madrid fehlen noch 8 Minuaber auch kürzer als 24 Stun, ten an Elf. Im Mitternacht den. Jener Schiffslapitän, wel. findet natürlich dasselbe statt: 30 mal die Erde ostwärts cher wenn es in der ſpaniſchen Hauptumsegelt hatte , und daher beſtadt Sonntag abends 11 Uhi hauptete, 30 Tage älter zu ſein als schlägt , dann ist es in der ruſſijein Zwillingsbruder, war ein Spaßschen Hauptstadt schon Montag früh 1 Uhr 15 Minuten. vogel ; er batte wohl 30 Tage mehr erNimmt man andere Orte, die in der lebt , war aber doch keine Stunde älter s 8 r als sein Bruder. Richtung von Osten nach Westen noch weiter 12Uh Nacht Wir haben jezt gejchen , daß es zwei vers auseinander liegen , so sind die Zeitunter 10 schiede entsprechend bedeutender. So ist es z . B., ſchiedene Daten auf der Erde gibt , jeht bleibt noch unsere erste Behauptung zu beweisen , daß wenn in London zu einer Mitternacht der Monsogar an einzelnen Stunden des Tages drei tag aufhört und der Dienstag beginnt , in New Fig. 1. Orleans Montag abends 6 1hr, und in Kalkutta verschiedene Daten geschrieben werden müssen. Hier Uhr. 6 vor Dienstag morgens 6 Minuten Als vor einigen Jahrhunderten die Inseln aus geht hervor , daß auf der Erde nicht überall danken einen Reiſenden mit der Geschwindigkeit | des Indischen Archipels und der Südsee entdeat das gleiche Datum herrscht, und so taun es vor, des Telegraphen vom Mitternachtsmeridian aus wurden, da war die Notwendigkeit einer Datumtommen, daß eine Depesche , die in Hamburg gehend die Montagsregion oftwärts verfolgen grenze noch nicht erkannt, und die Schiffe ver. am Charfreitag aufgegeben wird , schon am läßt , und einen zweiten die Sonntagsregion | pflanzten_naturgemäß ihr von Europa mitgewestwärts. Auf der anderen Seite der Erde | brachtes Datum auf die Jujeln. Nun war ein Gründonnerstag in New Yorf eintrifft. A18 eine Grenze des Datums "haben wir werden sie an einem Punkte zusammentreffen, wo Teil der Schiffe aber um das Kap der guten jcht die Linie auf der Erde erkannt, wo die Uhr | es gerade Mittag ist; der eine wird behaupten, | Hoffnung herum gekommen, der andere Teil um Mitternacht zeigt, d. h. denjenigen Halbmeridian es sei Montag mittags, der andere es sei Sonn. Kap Horn, und da jeder infolgedeſſen ein anderes auf der Schattenseite der Erde, welcher der Sonne tag mittags. Einer kann aber nur recht haben, Datum mitgebracht hatte, wie wir es oben bei gegenübersteht. Dieser Mitternachtsmeridian fliegt und es muß ein Fehler gemacht sein. Dieser unseren beiden Reisenden gejchen haben, jo tam am Aequator mit der Geschwindigkeit einer Fehler läßt sich nur dadurch vermeiden, es, daß die einzelnen Inseln je nach dem Wege Kanonenkugel über die Erde hinweg; an den daß man eine zweite Linie aufder Erde des Entdeckers ein um einen Tag verschiedenes Polen läuft er nur halb so schnell als der Stunden annimmt, bei deren Ueberschreitung je Datum führten. Es hatte sich auf diese Art eiger einer Uhr. Die Länder östlich von dieser | der Reisende sein Datum ändern muß. eine natürliche Datumgrenze gebildet, die sich

wher

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O. Hüttig. Unser Hausgarten.

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Da ist zuerst ein | Zeit eine große Bedeutung erlangt hat. Für Strauch mit reizen- den Blumengarten sind jedochnur die gefülltblühen. den rosenroten großen den Spielarten von Wert, wie die gefüllte weiße Blütentrauben und und Flore roseo pleno oder Bellidiflorus , gr hin feingefiederten Blät die maßliebchenblühende Brombeere mit großen Dac tern. Es ist dies Büscheln dicht gefüllter Blumen, die denen der Olgas Inkar. vielblütigen Rose (Rosa multiflora Thubg.) villea oder Incar- gleichen; sie wächst 3-4 m hoch und sollte zur Philippinen villea Olga Ngl. Bekleidung von unschönen Mauern , Steinen oder I. Koopmanni u. s. w . benügt werden ; selbst zur Bekleidung L Lauche (Fig. 1). Der von Baumstämmen ist sie brauchbar. Das AusName der Pflanze schneiden abgestorbener Stengel ist bei dieser wie Incarvillea wurde bei der vorigen Art durchaus notwendig ; beide M.Chatham von dem Direktor des Arten lassen sich leicht durch Teilung der Wurzel botanischen Gartens stöcke verinchren. in Et. Petersburg, Ein herrlicher Baum von höchst eleganten Herrn Regel, zu Ehren Formen ist der mit der grauen Walnuß Fig. 2 . eines Franzosen, Jn (Iuglans cinerea L. oder cathartica Mch. carville , gegeben, oder oblonga Mill. , Fig . 4 ) aus Nordamerika . freilich in sonderbaren Krümmungen durch die , der in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhun. Das Blatt wird aus 11-17 länglich Lanzettför. oft und hindurchwand Inselgruppen einzelnen derts Jesuitenmissionar in Peking und auch ein migen , lang zugespitzten , gesägten , unterhalb zwei Inseln trennte , welche dicht nebeneinander großer Freund der Botanit gewesen ist und den weichhaarigen, in der Jugend klebrigen Blättchen lagen , so daß die cine den Sonntag einen Tag | beiden Juffieu, den berühmten franzößschen Bo- gebildet. Die Blütezeit fällt in den Mai ; die früher hatte als ihre Nachbarin. tanikern , manche Pflanze aus dem an der Spitze der Zweige vom vorjährigen Holz Im Laufe der Zeit wurden die Unbequem Reiche gesandt hat. Er starb 1757. himmlischen sitzende weibliche Blüte (auf unserem Bilde oben lichkeiten dieses Zustandes aber so störend , daß Unsere Pflanze wurde auch Tecoma Olge gezeichnet) hebt sich, nachdem sie vom Pollen männman sich entschloß, im allgemeinen den 180. Grad Rgl. genannt und stammt aus Notand und Tur. | licher Blüten (die unten am vorjährigen Holz der alz Datumgrenze anzunehmen . Einzelne Insels testan, von wo sie von dem kaiser. gruppen jedoch fügten sich diesem Uebereinkommen lichen Gartendirektor Koopmann, da nicht, so z . B. die spanischen Philippinen, welche | mals in Margellan (Turkeſtan), jeßt trotz ihrer westlichen Lage ihr östliches Datum tgl. Garteninspektor an der Lehranstalt a beibehielten. Infolgedessen hat die jchige Grenze für Gartenbau in Potsdam , im cine starte Einbiegung nach Westen , indem sie. Jahre 1878 an eben diese Lehranstalt aus der Behringstraße tommend, an der asiatischen gesendet wurde ; sie gehört zur Fa. f Küste entlang zwischen dieser und den Philippinen milie der Bignoniaceen und hält hindurchläuft und sich dann wieder nach Osten | unseren Winter ohne Bededung aus, b wendet , indem sie Australien und Neuseeland wenn sie in den ersten Jahren ein westlich läßt. (Fig. 2. ) Die Insel Chatam ist wenig gegen den Temperaturwechsel der am meisten östlich gelegene bewohnte Punkt | geſchügt worden ist. Sie läßt sich des neuen Datums , dort bricht zuerst das Neu- durch Samen (bei Haage & Schmidt jahr an . Manila auf den Philippinen behält in Erfurt vorrätig) und Stecklinge vermehren. das alte Datum am längsten bei. Vefindet sich nun der Mitternachtsmeridian Der terikanische Kastanienbaum an diesem Teil der Erdkugel , das ist wenn bei oder „ die prächtige Ungnadie “ uns ungefähr Mittag ist , so schneidet er die (Ungnadia speciosa Endl. syn. Datumgrenze infolge ihrer Krümmung an zwei U. heterophylla Scheele Fig. 2) Punkten, und es entſtehen drei verschiedene Datum stammt aus Teras und gehört der bezirke , indem z . B. der Sonntag in Manila | botanischen Familic der Sapindaccen noch nicht beendet ist , während auf der Insel an. Endlicher nannte diesen 3-6 m Chatam der Dienstag schon begonnen hat , und hohen Strauch nach dem Baron der übrige Rest der Erde Montag hat. von Ungnad, Gesandter des Kaiſers Die Figuren 3 , 4 und 5 , in welchen die | Rudolph II. ( 1552-1612) . Die im die punk und die Datumgrenze Schlangenlinie Mai oft vor den Blättern erscheinen. tierten Linien den Mitternachtsmeridian bedeuten, den Blüten sind getrennten Ges zeigen Anfang, Mitte und Ende der Periode mit schlechts , andere auch Zwitterblüten drei Daten. (polygamisch), rot, 2-31 cm breit ; In Fig. 3 hat beinahe die ganze Erde sie bilden turzgestielte armblütige d 3n Sonntag. hat noch , nur Manila Scheindolden. Der belaubte schöne Montag C Fig. 4 ist der Mitternachtsmeridian über Chatam Strauch erinnert an die bekannte hinweggeschritten und hat dort den Dienstag ge- Spiraea Lindleyana Wall. Er weckt, während Manila immer noch Eonntag hält in Mitteleuropa im Freien aus, hat. In Fig. 5 hat der Meridian auch Manila dürfte aber schon in Norddeutschland überschritten , dort ist es endlich auch Montag sorgfältig gegen den Winter gedeckt geworden , und cĉ gibt wieder nur zwei Daten werden müſſen. Er wurde 1818 in E. Neu Wien eingeführt. Man vermehrt auf der Erde. ihn durchSamen (Nüſſe), die bei Haage & Schmidt in Erfurt vorrätig sind. Unter den verschiedenen Arten Fig. 5. Maximowiczia chinensis. unserer Himbeer- und BrombeerUnser Hausgarten. ſträucher gibt es eine , die als Ziers Don strauch eben so schön wie als Fruchtstrauch nüß- | Abbildung hängenden # Häkchen “) befruchtet worlich ist. Wir meinen die Nordische Brom den, an der Spike eines jungen Triebes mit 5—6 Hütt beere Rubus arcticus L. (Fig . 3, 1 ) ein Zwerg- Blättern und entwickelt in der Regel zwei Früchte, ig. D. strauch aus dem hohen Norden , dessen Spielart wie unsere Abbildung ste auf der linken Seite Bei bevorstehender Pflanzzeit ist es Pflicht Foecundus oder Fecundus, der Fruchtbare", zeigt ; sie sind aber vorläufig noch wenig nühlich eines gewissenhaften Verichterstatters, auf mancher, föstliche Früchte zum Emmachen liefert; die Blüten und unsere gemeine Walnuß (Iuglans regia lei aufmerksam zu machen, was bei Anlage oder sind rosenrot. Der medege Strauch' eignet sich | L.) ist in dieser Beziehung noch unübertroffen . Unterhaltung eines Gartens zu beachten, vielleicht für den Nand von Gesträuchgruppen, es müſſen Der Baum gedeiht auf Sandboden noch ziem *X auch neu anzuschaffen ist, und gestatten wir uns aber , wie bei den folgenden , jährlich im Herbstlich gut, besser doch in einigermaßen feuchtem und deshalb, einem naturfreundlichen Leser einige die zweijährigen Blüten- oder Fruchtstengel her fruchtbarem Boden eines eingeschlossenen WaldGehölze vorzuführen, die , im Garten an rechter ausgeschnitten werden , weil sie nach der Ernte bestandes, weil das Holz denselben Wert besigt, absterben. Man vermehrt den Strand wie das des gemeinen Wallnußbaumes : wegen durch Teilung oder durch Aussaat der feinen hellen Belaubung ist er für Parkanlagen von Samen . Die wohlrie ganz besonders zu empfehlen. chende Himbeere Rubus odoEin interessanter Schlingstrauch aus dem Мо Mo Мо Mo No Mo ratus L. Fig. 3, 2) ist ein 1 m Amurgebiet und den südlich angrenzenden Ländern, hoher Etrauch aus Nordamerifa mit aus Japan und China , ist die Chinesische Vanila prächtiger Belaubung und ansehn Kadsura oder Schifandra ( Maximowiczia lichen , einer einfachen roten Rose chinensis Rupr. oder M. japonica A. Gr. , Chatham gleichenden Blumen, welche den gan Kadsura chinensis Turez . oder Schisandra Thatham Chalkan zen Sommer hindurch erscheinen . Der chinensis K. Koch Fig. 5) aus der Familie Etrauch gedeiht auch im Halbschatten, der Menispermazeen-Schisandreen. Die an langen wenn er in fruchtbarem, mäßig feuch- Sticlen überhängenden Blüten sind getrennten tem lockerem Boden steht. Von dieser | Geschlechts und wohlriechend ; die Blütenhülle ist Fig. 5. Fig. 3. Fig. 4. Art gibt es auch eine weißblühende, blaßrosa. Die männliche Blüte besißt fünf Staub. seit kurzem auch eine weißgefüllt fäden (c), deren lurze Träger in eine Säule ver Stelle gepflanzt, in hohem Grade zur Verfchönes | blühende Spielart. wachsen sind. Die weibliche Blüte trägt auf Rubus fruticosus L. ist die gemeine einem walzenförmigen Fruchtboden viele Fruchts rung desselben beitragen werden ; wir besprechen sie und einige ihrer Verwandten um so lieber, Brombeere, die, in Mitteleuropa wildwachsend, knoten (c), deren jeder zweifächerig ist und jeder als sie zum Teil bereits alt und vergessen , zum durch die großen wohlschmeckenden und ſaftreichen | ein Ei enthält; die Fruchtbodensäule (d) ´verFrüchte der amerikaniſchen Spictarten in neuerer | größert sich allmählich und nimmt mit den Veeren Teil aber neu und noch wenig gekannt sind. y ong

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Neues aus dem Reiche der Wissenschaften.

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eine rote Farbe an. Die Frucht (g) ist beeren tanischen Gartens in Kalkutta, der Pflanzezu Ghren richtet war, näherte sich einer von uns in New artig und zweisamig , birnförmig und scharladh. des zur ZeitRorburghs Präsidenten des Höchsten Dort mit einiger Angit dem Mitrophone, nahm den Empfänger ans Ohr und rief : Holla Chivot. Die im Mai und Juni erscheinenden Blüten Gerichtshofes in Staltutta, Leycester, gegeben. Die Blätter stehen einander gegenüber, find breit eirund und lang zugespikt ; die Blüten sitzen quirlartig zusammen und sind weiß, die Deckblätter grün und burpurfarbig und bilden hängende Trauben; sie erscheinen vom April bis Oftober. Man pflanzt den flimmenden Strauch in guten aber loderen Boden und am besten in die sonnigste Stelle des Gartens an eine Wand oder an eine entsprechende Stütze, die entweder für sich schön und passend sein muß oder möglichst wenig sichtbar sein dari; nichts ist so unschön , als ein Pfahl o . dgl., der mo= natelang auf seine Bekleidung warten nug! Es gibt auch eine Spielart mit buntgezeichneten Blättern. Man vermehrt die Leycesteria durch frautartige Stedlinge und aus Samen. Pflanzen und Samen sind bei Haage & Schmidt in Erfurt vorrätig. Unser Bild (Fig. 6) zeigt unten eine Blüte in natürlicher Größe

Fig. 1. Incarvillea Olga .

Fig 4 Iuglans cinerea.

cago ! Hurra hurra ! Dann drehte er sich erstaunt zu uns um und sagte: Unglaub lich . Er hatte nämlichdie Stimme des Ingenieurs in Chicago deutlich erkannt , aus einer Entfernung , um die Hälfte größer 2 als diejenige von Paris nach Berlin! Ich nahm nun, erzählt van Rysselberghe. selbst das Telephon und mußte erstaunen über die Klarheit der Stimmen, die ich ver nahm. Ich konnte den Apparat 4 cm von meinen Ohren entfernen, ohne daß ich aufhörte den Sprecher zu verstehen. Leute, die niemals vorher ein Telephon benutzt hatten, sprachen ausgezeichnet, ohne nötig zu haben, irgend ein Wort zu wiederholen. Selbst eine Frau aus dem Volte , die Aufseherin des Kabelhauses , in dem wir uns befanden, und die niemals ein Telephon gesehen hatte, sprach ohne Zögern mit Frau Steward, deren feine Stimme man vortrefflich verstand. Mit einem Worte, die telephoni schen Gespräche zwischen zwei Sprechstellen in derselben Stadt sind selten so befrie Fig. 3. 1 ) Rubus articus, 2) Rubus odoratus. digend, wie diejenigen, die wir mit meinen Apparaten erhielten, durch einen Stromkreis, Neues aus dem Reiche der dessen ganze Länge 3250 km betrug, d. h . mit zwei Drittel der Entfernung, welche die Küsten der Willenschaften. alten und neuen Welt trennt ! Die Stärke der DieTelephonicgewinntimmermehr an Aus- Stimmen wareine solche, daß alle, die den Versuchen breitung und es unterliegt teinem Zweifel, daß die Zeit nicht mehr fern ist , in welcher jedes bessere Haus wie heute seine Gas. und Wasserleitung so sein Telephon besitzen wird. Wenn nun die Telephonie auch auf sehr weite Entfernung hin möglich ist, fo leuchtet ein , daß deren Be deutung eine gar nicht hoch genug. anzuschlagende sein wird. Von die sem Gesichtspunkte aus sind die Versuche überaus wichtig, welche van Rysselberghe jüngst in Amerita angestellt hat. Es ergibt sich aus den selben, daß man wirklich mit Erfolg auf jede Entfernung bin unmittelbar und ohne Relais telephonisch verkehren fann. Alle Hauptstädte Europas fönnten durch einen internationalen Telephon90 dienst verbunden werden, ja 0 van Rysselbergbe ist der Ueberzeugung, daß das gesprochene Wort anstandslos von London bis Kalkutta ge Fig. 2. Ungnadia speciosa. Fig. 6. Leycesteria formosa, hört werden könnte und zwar durch Leitungen, die gleichzeiabfriert und im Frühjahr wieder austreibt ; ihre | tig auch der Telegraphie dienen . Die telepho- beiwohnten, darausschlossen, daß man an demselben Wurzeln müssen im Winter nach eingetretenem nische Verständigung auf Kupferdrähten ist über Draht und mit denselben Apparaten auf eine Frost gebedt werden, auch in den gut gelegenen aus flar und deutlich. Um zu untersuchen wie dreimal so große Entfernung sprechen könne. Was Gegenden Süddeutschlands , wo sie ihre oberen weit diese Klarheit und Deutlichkeit reiche, wur. mich betrifft , ich würde wagen, für den Erfolg Teile lebend erhält , wenn sie gegen starte Kälte den Versuche zwischen New York und Chicago bei einer doppelt so großen Entfernung zu bürgen geschikt worden sind. angestellt an Kupferdrähten auf eine Distanz und glaube, daß (mit demselben Draht) auf eine Der Name Leycesteria wurde von Wallich von 1010 englischen Meilen oder 1625 Kilometer. viermal so große Entfernung die Sache sich wird Mit einem Draht von († 1854 in London), früher Direktor des bos ,Nachdem", so berichtet R.,, alles gehörig einges durchführen lassen. 13

sind unbedeutend , doch angenehm von Geruch, und die Fruchttrauben zieren durch ihre rote Farbe den Strauch sehr, der eine 8-10 m hoch fletternde Schlingpflanze ist, die in jedem guten Gartenboden und auch). im Halbschatten von Bäumen u. dgl. gut gedeihen wird. Sie dürfte unsern Winter ohne Gefahr aushalten, da sie in Petersburg unter Dede mehrere Winter gut überdauert hat. Man vermehrt sie durch krautartige Stedlinge unter Glas , aus Samen und durchWurzelausläufer. Pflanzen sind bei haage & Schmidt in Erfurt vorrätig. Eine Verwandte unserer Marimowiczia ist dieJapanische Kadsura (Kadsura japonica Dun. syn . Uvariajaponica L. ,Stadsura ist der japanische Name), deren schwefelgelbe Blüten im Spätsommer und Herbst erscheinen. Diese Schlingpflanze ist aber für unsere norddeutschen Winter nicht hart genug und muß sorgfältig ge= dedt werden; in Süddeutschland, Tirol und in der Schweiz dürfte ihre Leberwinterung im Freien teine Schwierigkeit bereiten. Eine schöne Liane ist auch die zu den Kaprifoliaceen gehörige Leycesteria formosa Wall. vom Himalaya, aus Nepal , die aber in Norddeutschland zu den Halbsträuchern oder Stauden zu rechnen sein wird, weil sie bis auf die Wurzel

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Neues aus dem Reiche der Wissenschaften .

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paſſendem Durchmesser würde ich den Erfolg in | gungen derselben ſich abſpiegeln, für die Kohlen | nung, daß die Verwitterung von Quadern nahe jeder gegebenen Entfernung verbürgen , wäre es hydrate und die Eiweißstoffe haben die Pflanzen an der Erdoberfläche am größten ist und mit der auch die von Paris bis Peking. " das Monopol ihrer Erzeugung sich noch nicht wachsenden Höhe abnimmt , läßt sich folgenderEine neue Verwendung des Mikrophons entreißen lassen. Von volkswirtschaftlichem Stand. maßen erklären : Die Luft in großen Städten wird im Centralblatt für Elektrotechnik erwähnt. punkte ist dies gewiß bedauerlich ; denn an dem enthält einen erheblichen Betrag an Säuren und Um die Bruchstelle eines Wasserleitungsrohrs, das Tage, wo es der Chemie gelingen wird, was die Schwefligsäure , welche insbesondere an solchen 2 Meter tief unter der Erde lag, zu entdeden, einfachsten Algen und Moospflänzchen verstehen, Stellen schädlich wirken, die durch aufsteigende benußte Ph. Seubel mit Erfolg ein entsprechend | aus Kohlensäure und Wasser Stärkemchl darzu Erdfeuchtigkeit oder infolge schlechter Ableitung konstruiertes Mikrophon. Dasselbe bestand aus stellen, wird auch die Brotfrage, die ja die erste des aufschlagenden und abtropfenden Regenwassers einem Holztaſten, ca. 20 cm im Quadrat, unten sociale Lebensfrage ist , gelöst sein. So lange von Nässe durchzogen werden. In höheren Luftoffen und oben mit einem Resonanzboden aus wir auf den Anbau der Getreidegräser angeschichten vermischen sich dagegen die genannten dünnem Holze abgeschlossen. Auf diesem ist ein | wiesen sind , vermag eine bestimmte Bodenfläche Gase so sehr mit reiner Lust, daß ihr verderblicher Messingbügel befestigt, der oben mit Löchern zur nur eine bestimmte Anzahl Menschen zu ernähren ; Einfluß verringert wird und bald ganz aufhört. Aufnahme dünner Graphitstäbe versehen ist, Kohlensäure und Wasser aber sind überall genug Die Zerstörung verzieht sich unter Einwirkung welche mit ihren unteren Enden in kleinen Ber vorhanden, um für eine unendliche Volksmenge der mit Großstadtgajen geschwängerten Luft auf tiefungen einer auf dem Rejonanzboden liegenden Brot Brot zu schaffen , und und da Zweifel ,, wenn da ohne wenn die von Feuchtigkeit durchzogenen Steine derart, ohne Zweifel Kohlenplatte ruhen, während sie im Messingbügel erst die künstliche Darstellung der Kohlenhydrate daß das aus tohlensaurem salt bestehende Bindes lose anlehnen. Eine Batterie ist mit dem Mes gelungen, ein viel kleinerer Schritt erforderlich mittel , als in tohlensäurehaltigem Wasser leicht singbügel verbunden, von dem aus der Primärit, um aus ihnen in Verbindung mit Stickstoff löslich, aus den Steinen allmählich ausgewaschen itromkreis über die Graphitstäbe, die Kohlenplatte Eiweiß zu erzeugen, so wird es dann auch leicht wird. - Eine fernere, bisher kaum beachtete 11rdurch die Primärwidelung einer Induktionsrolle | sein, Milch und Fleisch künstlich zu fabrizieren. " sache des Verfalles von Bausteinen an städtischen geschlossen ist. Ein Telcphon war in üblicher Ueber den Gehalt des Eises an Bakterien Gebäuden ist der abschleifenden Einwirkung des Weise in dieSekundärwindungen desInduktoriums hat Fränkel Untersuchungen angestellt, die allge- vom Winde gegen die Steinflächen geworfenen eingeschaltet. Nachdem die Wasserleitung an dem meine Bedeutung beanspruchen dürfen. Er fand Straßenstaubes zuzuschreiben. Die Zerstörung. einen Ende abgeschlossen war, so daß an sich in durch Untersuchung des Roheises eines Berliner welche hierdurch herbeigeführt wird, ist größer, derselben ein Strömen des Wassers nicht statt- Eiswertes, daß in 1 Kubikcentimeter Schmelzwasser als inan anzunehmen geneigt ist . Egleston sette finden konnte, wurde von Strecke zu Strede das fast 8000 Kolonien von Mikroorganismen enthalten eine große Anzahl Steine von verschiedener Härte Mikrophon über die Leitung gestellt. Es war zu- waren. Vedenkt man , heißt es in dem Bericht und Öberfläche einem Sandgeblaje aus und fand, nächst ein deutliches Rauschen hörbar : eine plöh über diese Untersuchungen , daß man Wasser, daß nicht ein einziger Stein, selbst nicht ein Dialiche Verringerung desselben deutete darauf hin , welchem eine gleiche Anzahl von Keimen inne mant, fest genug war, dem Angriffe auch nur daß man über die Bruchstelle hinweggegangen wohnten , unter Umständen also mehrere Tau- für kurze Zeit zu widerstehen. Die genauere war ; dieselbe wurde innerhalb ca. 10 in bestimmt . sende, wohl unter keiner Bedingung als ein ge- Untersuchung des in großen Städten erzeugten während die ganze bezügliche Leitung 3 englischeeignetes Trink- oder Nutzwasser ansprechen dürfte, Staubes hat ergeben , daß er aus einer Anzahl Meilen lang war. so ist angesichts der bei der Untersuchung des verschiedener Stoffe besteht , namentlich scharfem Der Einfluß des Waldes auf den Stand der | Eises gefundenen Ergebnisse die Frage gerechts | Quarzsand, einem merkbaren Betrage von Eisen Gewässer ist in neuerer Zeit mehrfach besprochen fertigt, ob vom hygieinischen Standpunkte aus nicht und anderen Bestandteilen , die zwar an sich worden, ohne daß freilich das Problem eine ers gegen manche Verwendungsweisen eines derarti | weniger hart , aber doch scharf genug sind , um schöpfende Erledigung gefunden hätte. Während gen Materials ernsthafte Bedenken geltend ge= die Oberfläche der Quader abzuschleifen. Auf man auf der einen Seite gar keinen wesentlichen macht werden müssen. Dazu kommt , daß eine vielen Kirchhöfen wurde diese Thatsache dadurch Einfluß nach der bezeichneten Richtung hin zu allerdings nur kleine Reihe von Versuchen jogar festgestellt, daß da, wo auf den Denkmälern eingeben möchte, sind anderseits gewichtige Stimmen darauf hinzudeuten scheint, daß das Ursprungs- gemeißelte Inschriften der herrschenden WindLaut geworden , welche die häufigeren Ueber- wasser eines Eises von einigen Tausend Keimen richtung ausgesetzt stehen, der Stein so weit weg. schwemmungen der neuesten Zeit mit der Abnahme in hygicinischer Hinsicht noch erheblich schlechter geschliffen war, daß die Buchstaben kaum noch der Wälder in ursächliche Beziehung bringen . gestellt sei , als das Eis. Eine gewisse Anzahl | erkennbar sind. Endlich findet Egleston, daß an Dem gegenüber weist Bühler nach, daß die Ver- von Batterienteimen des Wassers überdauert den den Bauwerfen früherer Jahrhunderte eine größere gleichung der Niederschlagsmengen und der Wasser- | Prozeß des Frierens nicht und kann es auch Eorgfalt in der Auswahl gleichartiger und durch stände in den schweizerischen und badischen Flüssen vorkommen , daß deshalb selbst bakterienreiches ihre Bindemittel eine lange Zeit verbürgender feinen unmittelbaren Zusammenhang erkennen Wasser noch ein mäßig batterienfreies Eis liefert. Steine erkennbar ist , als an den Denkmälern Lassen. Ferner findet er, daß im Walde weniger Auf der anderen Seite aber bringt uns dies zu unserer Zeit, und daß unsere Architekten bei der Wasser auf den Boden gelangt, unter Umständen der Annahme, daß ein batterienreiches Eis dann Bildung der Gesimse und Wasserschläge es oft an auch weniger in denselben eindringt, als im freien wohl einem recht unbrauchbarenWaſſer entſtammen der nötigen Vorsorge fehlen laſſen , daß aufLande , daß allerdings die Verdunstung im müsse, und daß eine gewisse Vorsicht bei seinem schlagende und abtropfende Niederschlagswasser Walde geringer, dagegen der Verbrauch an Ver- Gebrauche immerhin angezeigt sei. unschädlich zu machen. dunstungswasser seitens der Baumvegetation ein Auf Grund der Resultate kommt Verf. zu Das Guarana, eine in neuerer Zeit viel größerer ist als bei landwirtschaftlichen Kulturs | dem Schlusje, daß das gewöhnliche Roheis, welches fach in Aufnahme gekommene Drogue von hohem pflanzen . Daraus folgt , daß die Zufuhr von bisher zur Verwendung kommt , wegen seines Preise, die aus den gerösteten und zu einem Teige Waffer an die Quellen im Walde nicht bedeutend hohen Gehaltes an entwicklungsfähigen Batteriens gefneteten Samen der Paullinia sorbilis besteht, verschieden sein kann von derjenigen auf Weide- teimen überall da durchaus zu verwerfen sei, ist bezüglich seiner Herkunft und Bereitungsweise oder Aderland. In niederschlagsarmen Jahren wo wir es mit der Nahrung, in Getränken oder noch immer mangelhaft bekannt gewesen. Karl vertrocknen ja auch die Quellen im Walde, wenn sonst auf ärztliche Verordnung, zu uns nehmen. von Steinen hat auf seiner Expedition durch auch etwas später als diejenigen auf freier Flur. Es ist ferner unbrauchbar für Zwecke der Wund. Centralbrasilien die Gegenden besucht, aus denen Taher kann die nachhaltige Speisung der Flüsse behandlung. An seiner Stelle sollte man in die Guaranapasten lommen, und macht darüber resp. die Erhöhung des niedrigsten Wasserstandes diesen Fällen nur das aus destilliertem Wasjer be interessante Mitteilungen. Die Frucht, aus der durch die Bewaldung nur unbedeutend sein. reitete Kunsteis verwenden. Ueberall , wo is Paste bereitet wird, kommt namentlich zwischen Bestehen bleibt also nur ein Einfluß des Waldes direkt mit der Nahrung in Berührung fommt, die dem Unterlauf des Tapajoz und dem Madeira auf die hohen Wasserstände durch Verminderung diese aber späterhin noch durch Kochen u. s. w . vor, und das Guarana bildet die Hauptbeziehung , und Verlangsamung des Wasserabflusses sowohl verändert wird , ist der Gebrauch des Roheises welche von dort mit der Provinz Para unterbeim Schmelzen des Schnees als bei heftigen zulässig, doch der des Kunsteises vorzuziehen. halten wird. Die Paste wird am besten von den Regengüſſen. In solchen Fällen kann eine BerDie Ursachen der Verwitterung der Maué-Indianern zubereitet und ist das Lieblingszögerung von wenigen Stunden lokal von größter Bausteine sind Gegenstand umfassender Unters getränk in Mato Grojjo und in einem Teile Bedeutung sein, insbesondere seitdem durch Fluß juchungen gewesen, derenResultate Prof. Egleston an Etelle des Kaffees . Sie ist steinhart forrektionen vielfach Beschleunigung des Wasser in New York unlängst mitteilte. Es hat sich er- Boliviens und wird mit einer Feile oder mit der knöcherigen abflusses bewirkt wurde. Katastrophen wird übrigeben, daß Granit unter günstigen Lust und Zunge des Pirarucufisches sein gerieben und mit gens auch die vollständige Bewaldung der Gebirge kaum merklich verwittert. Zucker und Wasser versetzt. Sie findet auch nicht unmöglich machen können, weil die größten Witterungsbedingungen Wie zerstörend aber solche ungünstige Bedingungen medizinische Verwertung, zumal gegen Kopfschmerz Niederschläge oberhalb der Waldgrenze erfolgen wirken können, davon liefert der ägyptische Obelisk und Diarrhỏe, ihr Mißbrauch erzeugt Nervosität und oft die von diesen Gegenden herabstürzenden im Centralparke von New York ein bemerkens- und Schlaflosigkeit. Das Guarana ist um so Waſſermassen in der Waldregion selbst Verhee- wertes Beispiel. Nach einer mehr als 2000jährigen wichtiger , als es einen sehr kostbaren Handelsrungen anrichten. Dauer in trockenem Klima zeigte derselbe, als er artifel darstellt. Am Ort seiner Bereitung hat Das Coniin , die im Schierling (Conium im Jahre 1880 nach New York verscht wurde, es einen Preis von ca. 100 Mt. pro 15 kg; macalatum) wirksame giftige Base , cins der faum eine Spur irgend welcher Beschädigung, in Cuyaba kostet im Detailverlauf eine ungefähr stärksten Pflanzengifte, die man kennt, ist jetzt von während er jeht , nach etwa 5 Jahren , einer 25 cm lange Gurte, die zerbrochen ein feines Ladenburg aufkünstlichemWegedargestellt worden . raschen Vernichtung entgegengeht. Die zu Bau Arom entsendet, 16 Mt., immerhin billig im VerDiese chemische Synthese ist einer der größten zweden verwendeten Sandsteine sind gewöhnlich gleich zu unseren Apothekern, die 10 g zu 90 Pf. Triumphe der Wissenschaft, denn bis dahin war zu unterscheiden in solche, welche ein organisches, verkaufen (also 1 kg 90 Mt.. ftatt des Kaffees es niemals möglich gewesen einen Pflanzenstoff ein eisenhaltiges, ein kalfiges oder lieseliges Binde unerschwinglich). Zuweilen erfährt der Preis im aus der Klasse der wirklichen Alkaloide tünſtlich | mittel enthalten . Die ersteren zerfallen ſehr ſchnell, Mato Grosso eine enorme Steigerung, Die rote Farbe spielt, wie neuere Unters herzustellen. Das künstliche Coniin stimmt mit die mit eisenhaltigen Vindemitteln sind sehr undem natürlichen, wie es der Schierling produziert, sicher ; ebenso werden die Sandsteine mit faltigem suchungen gezeigt haben, in der organischen Natur in chemischer, phyſikaliſcher und phyſiologiſcher | Bindemittel allmählich vom Wetter angegriffen die Rolle einer " Warnfarbe". eine Farbe, welche Beziehung völlig überein. Auf welchem Wege und zwar besonders an Bauten in großen Städten, die Tiere vom Genuß giftiger Vegetationsprodukte und von welchen Gesichtspunkten geleitet Proj. so daß nur ein tiefeliges Bindemittel die Steine abhält. Herr Lange macht nun in der GartenLadenburg zum Ziele gelangte, fann hier nicht vor dem zeitlichen Verfall sichert. Von den Kall- zeitung darauf aufmerksam , daß man frischgefäcten näher auseinandergesekt werden , aber wissen steinen werden sowohl die reinen fohlenjauren Samen durch keine Art der Vogelscheuchen so gut schaftlich ist die synthetiſche Darstellung der Stoffe, Halle, als die reinen Dolomite allgemein nicht vor dem Wegfreffen durch Vögel schützen könne, • welche bisher nur aus den Pflanzen beschafft leicht vom Wetter angegriffen ; dagegen ist bei als dadurch, daß man den angefeuchteten Samen werden konnten, von größter Wichtigkeit. Auf der den Steinen , welche eine Mischung aus beiden mit der bekannten grellroten „ Mennige " bestreut, Berliner Naturforscher Versammlung sagte Prof. vorgenannten Arten darstellen, die Gefahr nahe so daß er rot gefärbt wird ; man darf sicher sein, F. Cohn : # Für die wichtigsten unter den orga- liegend , daß der kohlensäure Kalf zwischen den daß ihn dann fein Vogel anrührt. nischen Verbindungen, für die cigentlichen Bau- Dolomitteilen ausgewaschen und die Festigkeit des stoffe der Pflanzen , in denen die Lebensbewe- Steines dadurch untergraben wird. Die Erschei-

3um

Rebus .

Sombrill •hols.i

Rätsel. Eine junge Waise , von einer entfernten Verwandten aufgezogen , die sie sehr liebt , gibt auf die Frage : „Wie geht's !" als Antwort den zweimal ausgesprochenen Namen eines afrikanischen Landstriches. Wie heißt das Land? Alfred Friedmann .

Diagonalrätſel. Nachstehende Buchstaben : a, a, a, a, a, a, b, b, ch, d, d, d, d, dt, e, e , e , e , e , e , h, i, 1, 1, m, n, n, n, 1 , 0, 0 , p, r, r, r, r, r, S , S , S , S , s, s, t, t, t, u, u, u sollen in nebenstehendes Quadrat so geschrieben werden, daß sieben Wörter entstehen und daß die Diagonale a d eine Stadt in Echlesien und die Diagonale cb eine Stadt Sachſens (Königreich) ergibt. Die sieben Worte bedeuten : 1) eine Stadt Schlesiens, 2) eine Stadt Waldeds, 3) eine Stadt des Königreichs Sachsen, 4) eine Stadt Brandenburgs, 5) eine Stadt Schlesiens, 6) eine Stadt in SchwarzburgSondershausen und 7) eine Stadt in der Provinz Westpreußen.

Kopf - Berbrech e n. Buchstabenrätsel . Der Erste fehlt dem Dichter, Doch hat ihn das Genie. Der Zweite fehlt dem Richter, Dem Advokaten nie. Der Flinte fehlt der Dritte, Doch nicht dem Wurfgeſchoß, Der Vierte fehlt der Hütte, Doch nicht dem Kaiserschloß. Den Fünften hat der Tiger, Doch nicht das edle Pferd. Der Sechste fehlt dem Krieger, Doch hat ihn stets sein Schwert. Der Nächste fehlt dem Weine, Dem Wasser fehlt er nicht. Den Lekten such' im Scheine, Doch nie in Glanz und Licht. Im Gartenbeet, im Kranze Eichst du das duftige Ganze.

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Schachaufgabe Nr. 34. Von K. Kondelik in Paris. Echwarz. A B C D E F G H 8 7 6

6 B 4

4

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1

1

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A B C D E F G H Charade. Weiß. (Aus je 2 Silben zujammen= Weiß zicht an und jetzt in drei Zügen matt. gejettes Wort ) Werdie Wahrheit will ergründen, Dem wird mein Erites jie verkünden ; Schachaufgabe in Typen XXVI. Bon C. Pland in London. Und wer für Wahrheit tapfer sicht Ziemt dem des Zweiten Namen nicht? Weiß: Kg1. Db7. Ta3. Le4, hs . Sc3, e 5. Ba5, e7. Nicht der Wahrheit, nur dem Schein Schwarz : Kd4. Sh3 . Ba6, a7, c4. Wird der Ganze dienstbar sein : matt. Zügen Weiß in zwei zicht jetzt an und Schein will er der Welt erregen Nur die Luge schleicht auf seinen Wegen, Lösung von Nr. 33. hS Kd5 , Kd7 1. Dal K nimmt Lac dt 2. Sb3 Whislaufgabe Ar. 9. 1$ . 3. Dhs d6: 1. Kc6 A, B, C (Etrohmann), D haben noch je Ke6; Ket as + 2. Dhs S Karten in der Hand. A a5, ± d4 . 3. Sb3 A hat: Treff - König , Treff -6 , Treff -2 . b6 Kc6 1. Pique - Dame, Pique - I , Cocur - Aß , Cocur - 7, Kb 6 a7 2. Dh8 Carreau-5. c5 #. 3. Ldo B hat : Treff 3, Pique-6, Pique-4, Pique-2, Ket b7 1. Coeur-Dame, Coeur-9, Carreau-Vube, Carreau-7 . Kb7 - a7 b5 2. Kb4 Chat: Treff=5, Treff- 4 , Pique-3 , Coeurbs ÷. Könia, Cocur-10, Carreau-Aß, Carreau-Dame, 3. Dhs Carreau-3 . D hat: Treff * Dame, Treff- 10 , Pique, Bube. Töfung von Aufgabe XXV. Pique-7 , Coeur-5 , Coeur-2, Carreau-König, d4 Vega e : e3 1. Dg1 Carreau-2. ct . 2. c2 €2 Coeur ist tout. 25 DhS 1. · C hat die erſten fünf Stiche_genommen. b3 2. Des Wie muß A spielen , damit B und D GroßSh5 fo 1 . Echlemm werden ? : 2. Des Lgs h7 1. eu #. 2. De3 Lösung der WhißfaufgabeNr.8. A spielt zuerst Atout. C übernimmt und Rätselhafte Inschrift. zieht noch dreimal Atout, worauf A dreimal Coeur abwirft. C bringt im fünften Stich Treff. A übers nimmt und zieht noch zweimal Treff. C wirft darauf zweimal Pique ab NAS und A macht die letzten 6 Stiche.

Silbenrätsel . a ab al am ans ben berg bes bi ber ben dho col ce do de e eis fant gat ga gal ge ger gro graph har hel he to fin mif ne ne ne nus or po phon per ra rie ſe ſpo ſtill je jer te te tot to to vor wein obigen 54 Silben sind die Anfangs- und Auflösungen zu Heft 6, Die die Endsilben von 27 dreisilbigen Wörtern, $. 1255. welche sämtlich dieselbe Mittelfilbe haben. Welche 27 Wörter kann man aus der ge= | Nätſel : Armbruſt. meinsamen Mittelfilbe und aus den obigen An- Homonym : 1) anhalten , 2) nicht gelöst. jangs- und Endsilben zusammenstellen ? Logogryph: Stern, Ernst. Buchstabenrätſel : Aumut, Unmut. Charade : Waſjerhoje. Geographisches Bahlenrätsel. Silbenrätsel:Aischylos, Agamennon. Rebus: Ein Verbrecher. 1, 2, 3, 4, 5, 3, 6. eine Stadt in Bran- Schlüſſelrätſel : denburg. In jedes Menschen Gesichte steht 7, 8, 9, 1, 5 : eine Stadt in Württemeine Geschichte, berg. Sein Hassen und Lieben deutlich 10, 11, 12, 13, 1 , 12, 4 : eine Stadt in der geschrieben, Rheinprovinz Sein innerstes Wejen, es tritt hier 14, 3, 4, 3, 6 : eine Stadt in Hessenans Licht, Naſſau. Doch nicht jeder kann's lifen, 11 , 3, 8, 15 , 6, 13 , 7 : eine große HandelsVerſtehen jeder nicht. stadt. (Mirza' Schaffy.) 8, 3, 7, 5, 12, 15, 6, 13, 7: eine Stadt in Homonym (in Heft 5) ; lauter. der Prov. Sachſen. 5, 9, 13. 12 , 1 : eine Stadt in der Rheinproving. 16, 11, 12, 7, 1, 11, 17: eine Stadt in Schach-Briefwechsel . An die Löfer der Preisaufgabe. Schlesien. Die mittleren fettgedruckten Zahlen , yon | Die Zusendung der Preise erfolgt erſt oben nach unten gelesen, ergeben eine Stadt, die nach Ablauf des Einsendungstermins : 30. April. durch ihre Spielwaren bekannt iſt.

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Salonmagie.

Ans Küche und Haus. Für unsere Hausfrauen.

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war die Entgegnung, die man Kolumbus machte. | ſchmack noch Paprika hinzu und gebe , wenn der als er das gekochte Ei fest auf den Tisch stellte. | Bratengar ist, die Sauce durch ein Sich. Die Spect. Nachdem die erheiterten Zuschauer von ihrem scheiben schneide man in nette Streifen und 1 brate Lachen sich in etwas erholt hatten , nahm der sie in einem Pfännchen trocken, rasch recht spröde ; Alexander. Künstler das abgeschnittene Etüd, ſowie die bei | schäle auch einige dice Kartoffeln, schneide sie in den Thaler, rollte beides mit dicke Scheiben und jede Scheibe in Streifen und dem übrigen Tuche zujaumen trockne fie auf einem Tuch ; bade sie fünf Minuund übergab es dem Eigentümer ten vor dem Anrichten in heißen Badfeti goldDer folgsame Thaler. unter einigen entschuldigenden gelb und spröde und bestreue jie mit feinem Ealz, lege fie, abwechselnd mit den Speckßtreifen , in Worten. Dieser aber war nicht Der Künstler legte auf ein über seine linke Häuschen um den angerichteten Braten und serHand ausgebreitetes Taschentuch einen Thaler, wenig erstaunt , als er beim Auseinanderlegen des Tuches viere die Sauce in einer Sauciere dazu . - Oris kehrte alsdann die Hand mit dem Zuche so un , ginalrezept aus Böhmen (Leitmeri ), daß das Geld in dem Taschentuche so einge dasselbe vollständig unverleht und die beiden Thaler darin vorfand. ſehr gut und kräftig . schlossen war, daß die Zuschauer durch das GeDas Kunststück ist nicht Frische Morcheln mit Lammskotes fühl ſich davon überzeugten, dann das Tuch unterletten. Man reinige sie sehr vorsichtig, bringe halb des Thalers festhielten, und produzierte im ichwer. Der Künstler führte ein Stückchen weißes Zeug, ungefähr kaltem Wasser zu Feuer und lasse sie eben mit sie nächsten Augenblicke trohdem das Geldſtück. Fig. 3. aufkochen; thue sie dann in einen Seiher, überDas Geheimnis bestand einfach darin , daß ! 5 Zoll im Durchmesser, bei sich, aieße ein paarmal mit kaltem Wasser, trodne sie in welchem sich bereits zwei er in der Linken einen zweiten Thaler besaß, | Thaler befanden. Zur Zeit, als er das erbetene fie in einem Tuch ab und dämpfe sie mit Butter, über welchen er das Tuch ausbreitete, ohne daß Taschentuch nebst den Thalern empfing. Bouillon, und Salz weich; Laſſe nun sich den weiße gab er sich derselbe bemerkt wurde. Dann gab wußte er unbemerkt das in der Hand verborgene | ein wenig Pfeffer meht in Butter aufgehen , rühre es Mehl vorges er den Anschein als ob in das Tuch Stückchen Zeug nebst den Thaiern unter das mit der Morchelnbrühe an , gebe, wenn es aufwiesenen , Thaler die Linke ausgebreitete Tuch zu bringen, in gekocht hat, die Morcheln hinein, und wenn auch lege, 30g zog aber in der Wirklichkeit über welchem die angeliehenen beiden Thaler eins | diese einmal aufgekocht haben, so richte man sié im selben Augenblicke geſchloſſen wurden , bewerkstelligte es mit Leichs | etwas erhöht in der Mitte einer runden Schüſſel has Geldstück mit tigkeit , das falsche Stück so empor zu zichen, an und umlege sie mit Lammskoteletten, dem Daumen in die T E (f. Fig. 3) dag niemand daran zweifelte, hier welche man salzt und in heißer Butter auf bei Hand zurüc und die Fortsetzung des Tuches mit den darin befind. | den Seiten rasch abbratet. schloß gleichzeitig die Fig. 2. lichen Thälern zu sehen, welche in der WirklichAepfelpudding . Man fülle die mit Zinke mit dem dafeit sich jedoch noch in der geschlossenen Hand | Butter bestrichene und mit gesiebtem Zwieback rüber befindlichen Tuche, als ob befanden. Puddingform halb mit zu Scheiben bestreute er das Geldstück in Empfang geZur Zeit als er das abgeschnittene Stück | geschnittenen Nepfeln und rühre dann einen Guß Nommen habe. Zur gleichen en eigentlich dem Gelde dem nebst mit Tuche in Quart von saurem Rahm , acht Stück fein Fig 1 Zeit drückte er das unterhalb g brachte , wußte er durch Umdrehen gestoßenem Zwieback , einem Glas Rum, etwas dez Tuches befindliche Geldstid Geldſtüc Berührun desselben zu bewerkstelligen , daß die herunter Zimmet und Citronenschale, 250 gr Zucer, sechs in die Falten desselben , so daß es schien, als hängende n Teile des Luches sich über beide idottern und zuletzt den Schnee von sechs Eiweiß, ob dasselbe von dem Tuche eingeschlossen sei. ände legten, welchen Zeitpunkt er benußte, die gieße ihn über die Nepfel und koche den Pudding Somit war es ein Leichtes, den Thaler nach eini falschen Ueberreste in den Nermeln zu verbergen, eine Stunde. gem Hin- und Herbewegen vorzuzeigen. Grußkuchen . Man vermenge 125 gr Ein Zuschauer schien das Verfahren be- die Thaler in der linken Hand zurückzubehalien , Butter, 180 gr Mehl , 60 gr Zuder und ein merkt zu haben und bemühte sich, den Umstchen- und diese, als er das Tuch zurückgab , zu bes Ei, rolle es aus und schneide es zu einer runden. fertigen. den von seinem Echarfblick Kenntnis zu geben. Platte , Encife einen Nand rundherum , backe sie Das bemerkte der Künstler und wandte sich an und belege sie , Erkalten nach dem , mit Eingedenselben mit ben Worten : „Ich werde das machtem ; schlage dann vier Eiweiß zu dicem Sunststück wiederholen. Sie selbst sollen da? Schaum vermische , ihn gefiebtem mit 125 gr Aus Küche und Haus. Tuch, worin der Thaler sich befindet, festhalten, Zucker, bestreiche den Kuchen damit , besiebe ihn und ich werde ihn dennoch hervorzaubern. " Fr Von mit Zucker und lasse ihn im Ofen (Möhre) schöne nahm nun den Thaler nochmals , legte ihn in Farbe, wie Bisluit, nehmen. das Tuch, überführte die Umſtehenden von dessen 1. v. Pröpper. Russischer Osterkäse (IIa exa PaVorhandensein und ersuchte den Vorwitzigen, die scha). Man legc 4k weißen Käſe (QuarkHand um das Tuch zu legen , nahm alsdann käse) , in einem Käsebeutel , 24 Stunden unter ein zweites Tuch, dedte dasselbe über das crstere, eine Presse , reibe ihn dann durch ein Sieb und April. um , wie er jogte, das Geheimnis nicht zu ver vermische ihn mit 1haurem Nahm, ¼kfeiner raten, und zeigte nach wenigen Augenblicen in Radieschen mit Butter und Salz. frischer Butter, s 13uder und zwei Theelöffeln der That den befreiten Thaler. fangen. Man gebe einem Stück schöner, frischer Salz, rühre alles wohl untereinander, gebe es in Wie hatte er das möglich gemacht ? Ein Butter mit einem Messer , welches man öfters || eine mit feinem leinenen Tüchlein ausgelegte Holzguter Taschenspieler muß möglichst auf alles, und in heißes Waſſer Wasser taucht, die Form einer Ananas, form , bedecke sie mit Brettchen und schwerem insbesondere auf Entgegnungen wie die obige ge- steche dann mit der flachen Messerspite rund Gewicht, damit die Molken abfließen, stürze vorfaßt und vorbereitet sein, und so führte er einen herum ein und ziehe es etwas gegen sich , fahre beim Gebrauche und serviere mit Butter Ring von dünnem Stahldraht, in der Größe und so reihenweise fort , das es wie cine Ananas | fichtig und Brot. Form eines Thalers gebogen , bei sich , dessen erscheint, stecke oben ein Sträußchen Petersilie ein Zu der echten Pascha gehört eine phraEnden offen und scharf zugespitzt waren. Als er und selle es auf einen Teller. Nun habe man | midenförmige , oben flache Form , die inwendig nun dem Betreffenden, sowie der übrigen Gesells sehr frische , rote , runde Radieschen , wasche sie an den Seiten mit eingeschnittenen Figuren und schaft zuerst einen wirklichen Thaler in dem Tuche und entferne die Wurzelfasern, halte das Nadies oben mit einem Kreuze verziert ist ; beim Sergezeigt hatte, verwechselte er diesen init dem er chen an den Blättern und schäle die Schale mit vieren wird obenauf eine künstliche Blume ges wähnten Ringe (Fig. 1 u. 2), ließ das Tuch einem kleinen scharfen Messer , von der Wurzel legt. der Butter hat man Formen in festhalten , bedeckte dasselbe mit dem anderen, nach den Blättern ju, in gleichmäßigen Streifen Gestalt Zu von ruhenden Osterlämmchen, welche dann ichob unter diesem die scharfen Epitzen des Ringes herunter , aber nicht ab , nehme die Blätter bis noch mit Fähnchen geschmüdt sind. durch das Tuch , bis er denselben vollständig auf die jungen Herzblättchen weg und gebe die Ostereier, welche ja zu Ostern nirgends herausgedreht, und präsentierte alsdann den vers Nadieschen ein paar Stunden in Wasser, wonach fehlenDiedürfen werden in Pyramidenform aufNicht leicht wird die Streifen ein wenig abstehen und, wenn man gestellt, deren , unterste borgen gehaltenen Thaler. Lage in Salz sleht. jemand auf den Gedanken kommen , daß der die Spitzen noch ein wenig abrundet, die NadiesThaler durch einen elastischen Stahlring vertreten chen das Aussehen von Röschen erhalten. Man ipat , und zweifelsohne das Kunststüc Effekt legt sie hierauf im Kranze um die Butter und machen , da die geringe Deffnung , welche das serviert Salzstangen und feines Bier dazu. Durchschieben des Drahtes in dem Tuche verSalzfangen. Man verknete 270 gr Mehl, Für unsere Hausfrauen. ursacht hat, kaum bemerkbar sein wird. 125 gr Butter, 121 Waffer, drei Eidotter, etwas Neucz Sicherheits- Nechaud mit AsSalz und 30 gr Hefe wohl durcheinander, forme es zu fingerlangen und fingerdicken Stangen und | best . Docht. Die Langsche Lampe mit DoppelDas Ei des Kolumbus. Lasje sie gehen, bestreiche sie mit verklopftem Ei, docht und Stichflamme wird der Mehrzahl unserer Leserinnen bekannt sein. Sie tauchte zuerst auf Ein Borwihiger, welcher glaubte seiner Um- bestreue sie mit Salz und bace ſie rafch. gebung das Kunststück mit dem Thaler und dem Maccaronisuppe. Man verrühre neun der Pariser Weltausstellung vom Jahre 1867 Taschentuche erklären zu können, wurde von dem Eidotter mit sechs Eßlöffeln geriebenem Parme auf und ist damals, wie später, empfohlen worden . Künstler aufgefordert , sein Wissen zu erproben. sankäse und hierauf mit Bouillon zu einer dünnen zu wesentlicher Verbesserung ist sie in dem neuen Hier nehme ich zwei Thaler, lege dieselben in Suppe, die man auf den Herd stellt, daß sie heiß Sicherheits- Nechaud erstanden, welchen um. das Tuch. Sie sind doch überzeugt, daß die werde, aber nicht koche ; breche dann 60 gr klein stehende Abbildung_illustriert. Der Docht des selben darin sind, schließe die Hand und gebe röhrige Maccaroni , in 3 cm lange Etückchen, | inneren Cylinders, in welchem der Spiritus durch Ihnen jetzt die beiden Thaler zu fühlen, während | blanschiere sie , gebe sie in kaltes Wasser und die Flamme des äußeren Dochtes vergast wird, ich das Luch fest umschlossen halte. Versuchen bringe sie damit zu Feuer , und wenn sie darin so daß die Spiritusgase mit intensiver Stichflamme Sie nun , ob Sie die Thaler 毅 auf irgend eine heiß geworden sind , so nehme man sie mit dem aus kleinen Oeffnungen hervorbrechen, war bisWeile herausbringen können. Es ist vergeblich. Schaumlöffel heraus und lege sie in die Suppe. her aus Baumwolle hergestellt und mußte oft Husarenbraten. Es gehört dazu ein ausgewechselt werden. Bei dem neuen Rechaud ff Sie geben es auf und sind der Ansicht, daß ich dies jezt ebensowenig vermag. Sie täuschen | schönes Etüd Nindfleisch , wie man es zu Sauer- | bestchen beide Dochte aus unverbrennlichem Ass sich. Ich werde Ihnen zeigen, wie dies möge | braten zu nehmen pflegt, welches man salzt und bestgewebe. Der Hauptvorteil des kleinen Appa. lich ist. " mit Paprika einreibt ; dann lege man , so lang rates besteht indessen im hermetischen Verschlußz In diesem Augenblicke ergreift der Künstler und so breit der Braten ist, messerrückendice des Brenners , welcher erstens das Verslichtigen eine in der Nähe liegende Schere und schneidet Speckscheiben darüber und befestige sie mit Bindfa- des Epiritus verhindert , dann aber für die Ges unerwartet den Zipfel des Tuches , in welchem den ; thue nun klein geschnittene Zwiebeln in die fahrlosigkeit des techauds die größte Sicherheit sich die zwei Thaler befinden, ab, so daß beides Bratkasserolle , den Braten darauf und lasse ihu bietet, da von der Flüssigkeit nichts entweichen auf den Tisch fällt. In jo !! Das auch | braten, gieße ſauren Rahm daran, füge nach Ge- | und der Apparat, selbst wenn er umfällt, Leinen Salonmagie . Vou

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Naturanſtalten in der Häuslichkeit. Häusliche Kunst.

Schaden anrichten kann. Der Preis des Rechauds, | welcher aus Eisen gefertigt und bronziert ist, bes trägt 3,50 Mart. Bezugsquelle : E. Cohn , Königl. | Hoflieferant, Berlin SW., Leipzigerstr. 88.

Grüß Gott.

Unsere Kunſtbeilagen.

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erhält, und der den verwandten Gewächsen in | Hausmittel helfen, um ihm seine alte Position allen Eigentümlichkeiten überaus ähnlich ist. Ob- wieder zu erobern. Ein solches Körbchen wird wohl bei uns in Deutschland hie und da vor mit warmem, scharfem Sodawaſſer mittels Bürste fommend, ist er doch so selten, daß man ihn eben gereinigt, gespült, gut ausgeschwenkt und in der aus einer Gärtnerei beziehen muß. Zum Winter Sonne getrocknet. Ist das Geflecht genügend hin gehen die Pflänzchen ein, nachdem sie Sporen weiß geworden, nehme man hellen Kopalſpiritusgebildet haben , welche zu Boden fallen. Nur lack und überstreiche dasselbe, hat es jedoch noch unter sehr günstigen Verhältnisjen, am besten im dunkle Stellen, so thut man besser , es braun, von einem Pärchen Makropoden bewohnten kleinen mit russischem Lack , oder schwarz zu lackieren. Aquarium , dessen deſſen Wasser vom Herbst bis zum Für Brann nehme man als Untergrundfarbe Frühjahr gar nicht gewechselt wird , entwickeln übermangansaures Kali , löse einen Theelöffel sich aus den Sporen der Salvinie und ebenso voll dieser Krystalle in einem Glas Wasser und der Azollen A neue Pflänzchen. mit dieser dunkelroten Flüssigkeit streiche man In jüngster Zeit ist eine Wasserpflanze aus den Korb an, für Schwarz nehme man Spiritus Südamerika, die Trianea (Trianea bogoten- vini und Anilinschwarz und behandle es ebenso. sis), welche in der Gestalt einer zierlichen Rosette So vorbereitet kann das Körbchen mit Schellack auf dem Wasser schwimmt und wiederum faden. ladiert werden . Die Bereitung dieses Laces ist förmige, nach unten hinabhängende Wurzeln hat, ganz einfach. 100 Gram Orangeschellack binde in den Handel gekommen. Sie vermehrt sich man in ein Tuch und zerdrücke die Blättchen, durch Ausläufer, welche neue kleine Rosetten bils fulle dann dieses grobgestoßene Pulver in cine den, die sich dann bald von der Mutterpflanze Flasche, giche Spiritus vini auf und schuttle trennen und unter günstigen Umständen sehr diese komposition täglich mehreremal um , bis gut entwickeln , vorausgesetzt freilich , daß nicht kein Bodensatz mehr da ist. Nun ist der Lack Schneden und anderePflanzenfresser in Aquarium zum Gebrauch fertig. Sollte er zu did sein, wird vorhanden sind, die ihre Wurzeln benagen. So so viel Spiritus vini zugegossen, als notwendig hält sie sich nicht allein vortrefflich, sondern dauert ist, um einen gleichmäßigen Anstrich zu erzielen. auch lange Zeit gut aus und vermehrt sich üppig. Soll das Geflecht bronziert oder vergoldet Sie braucht dann gar nicht in einem besonderen werden, so muß dieser Lac auch angewendet fleinen Gefäß, wie es üblich und hier von Herrn werden. Im ersten Fall, also für Bronze , mische Hüttig im Weihnachtsheft 1885 vorgeschrieben man die Gold. oder Silberbronze direkt mit dem ist, beherbergt und vor üblen Einflüssen vor- Schellack und streiche diese Tinktur auf ; zu be= zugsweise sorgsam bewahrt zu werden. Meine achten ist nur , daß man nicht zuviel von dem Angaben beruhen eben auf Erfahrung . In Metallpulver auf einmal mische und das, was ähnlicher rosettenartiger Gestalt, aber von hell man gemischt hat, auch hintereinander verbrauche. Neues Sicherheits- Rechaud mit Asbest-Docht. grüner Farbe , sehen wir die Muschelblume Zum Vergolden nehme man zuerst einen oder Pistie (Pistia stratiotes) vor uns, welche Anstrich von oben beschriebenem Schellack, bestreue in Afrika, Indien und Brasilien wild wächst, diesen , solange er noch naß ist , mit Mohnförnbei uns ebenfalls schon hie und da in den | chen und lasse ihn trocknen. Nach drei bis vier Naturanstalten in der Aquarien gehalten und gezogen wird. Sie ge- Stunden wird der Schellacüberzug noch einmal deiht jedoch nur dort, wo sie durchaus geschützt wiederholt. Nach Trodemverden nehme man Häuslichkeit. ist, cinerseits wie die vorige gegen das Abfrejsen das Anlageöl, trage dasselbe mit einem Borstenihrer Wurzeln und andererseits gegen schnellen pinjel dünn auf und lasse diesen Anstrich so lange Von Wechsel und zu tiefes Sinten der Wärme. Ihre stehen, bis er zu leben anfängt. Dann nehme Vermehrung geschieht in derselben Weise wie bei man echtes oder unechtes Glattmetall mit einem Dr. Karl Ruh. der vorigen, und während die größeren Pflanzen Haarpinsel auf , lege es auf die klebende Oberzum Winter hin stets eingehen , erhalten ſich die fläche und tupfe leicht fest. Nach drei oder ganz kleinen Rosettchen vortrefflich. Wiederum | vier Tagen wird esder Metallbelag noch einmal Das Aquarium 1). eine schöne schwimmende Pflanze ist die Pontes mit dem Pinsel abgestaubt, um das überflüssige a. Schwimmende fremdländische deria aus Brasilien , von welcher wir mehrere Metall zu entfernen und die Arbeit ist iſt vollendet. Wasserpflanzen. Auch eine Anzahl mehr Arten, voruchmlich die zierliche Pontederia (PonOstar Hülder . oder minder schöner und nutzbarer fremdländischer tederia elegans) und die herzblättrige Pontederia Gewächse stehen uns für das Aquarium zu Ge- (P. cordata) im Handel finden. Oberhalb der bote, und auch diese müssen wir kurz überblicken. ins Wasser hinabhängenden zahlreichen Fajer. Herr D. Hüttig ist zwar bereits im Weihnachts- wurzeln erhebt sich ein kurzer, dicker Stengel, Der luftige Gesellschafter. heft 1885 so liebenswürdig gewesen , die Be- von welchem aus aufrechtstehende , in der Mitte Auf der Eisenbahn. schreibung einer Anzahl derselben zu geben, allein verdicte Blattstiele mit zugespitzten Blättern sich ich muß sie von dem Gesichtspunkt der praktischen erheben. Aus der Mitte des Blätterbüschels Schaffner (das Coupec öffnend) : „Wagen» Nutzbarkeit aus nach den Erfahrungen , die ich kommt der Blütenstiel hervor, an welchem sich wechsel!" versönlich an ihrer Haltung und Pflege gewonnen, je zwei bis drei schöne lilablaue , hellgeaderte (schläfrig) : „ Bitte noch eins schildern. In den Preislisten aller Kunst- und Blumen entwickeln. Auch ihre Vermehrung ge- malLieutenant zu prolongieren ! " Handelsgärtnereien finden wir, wie schon vorhin schicht durch Ausläufer, an denen sich Knospen erwähnt, auch die mannigfaltigsten Wasserpflanzen bilden; will man indessen die Pflanze zur BlütenDie schuldige Scheibe. aus fernen Erdteilen, und unter denselben man entfaltung gelangen sehen, so muß man die Aus, Hauptmann : 17Donnerwelter Drehlovf, cherlei schwimmende. Von den letzteren will ich fäuser immer frühzeitig entfernen und erst nach Abblühen , nachdem man den Stengel forts warum schießen Sie so schlecht nach der Scheibe ?" nun zunächst die Arten besprechen, welche ich von dem geschnitten hat, einige der ersteren zur EntwideDrehtopf: HHerr Hauptmann , schießen thu Haage & Schmidt Erfurt erhalten hatte. in Wasserfarne Allerliebste kleine ich_er= | lung kommen laſſen. M Als eine der reizendſteu | ich schon gut , man stellt mir nur immer die hielt sie von der genannten Handelsgärtnerei in und am besten gedeihenden schwimmenden Wassers Scheibe so schlecht ! " cinem winzigen Cylinderglase gleichsam als Pröb- pflanzen bezeichnen die Kunstgärtner die Hers vermehrten und verbreiteten sich auf pestes ( Herpestes reflexa), und in der That, chen Keine Kunſt. meinen verschiedenen Aquarien in üppiger Ent mit ihren zartgrünen, in Quirlen stehenden Bläts wickelung und erfreuten jeden Liebhaber, der mich tern und ihren aufwärtsgerichteten . über den " Du+biſt alſo ſchon wieder im Examen durch.+ besuchte, durch ihre Zierlichkeit und Schönheit. | Wasserspiegel sich emporerhebenden Aesten gewährt gefallen ? Es sind die Azollen, und zwar die tanadische sie einen schönen Schmuck des Aquariums , für Das war feine Kunst von dem Profeffor! Azolle (Azolla canadensis) als die häufigste welches sie sich um so mehr eignet, da sie rasch Er hat mir ganz diesetben Fragen gegeben wie unter ihnen , ferner die karolinische Azolle und und üppig wächst und sich durch Ausläufer reich bei der letzten Prüfung. “ die italienische Azolle , welche in ihrem Aussehen lich vermehrt. M Gleichfalls schwimmend sehen den Lebermoosen ähneln und sich unter günstigen wir sodann in der Hydromystika (HydroVerhältnissen im Aquarium überaus reichlich ent mystica stolonifera) aus Benezuela noch eine wickeln und vermehren. Wer sie indessen nicht schöne Wasserpflanze vor uns, mit dichtstehenden, Grüß Gott. ausreichend tennt, wird mit Bedauern wahr. verhältnismäßig großen, runden Blättern , die nehmen, daß sie zum Winter allmählich ver- an der Unterseite ein großmaschiges, loderes, mit Das definitive Reſultat des Preisausschreibens schwinden. Die bis dahin so hübschen hübschen_Pflänz, Pflänz, Luft gefülltes Gewebe haben , welches Blasen für die am meisten gelungene Kolorierung des chen, welche wohl. ganze Flächen in den Aquarien bildet, rermittelst derer je schwimmen. Auch die Wehlejchen Bildes „ Grüß Gott ม wird im nächsten bedecken, werden nach und nach mit den napkalten Hydromystika vermehrt sich durch Ausläufer, an Hefte bekannt gegeben. Die Mitteilung früher Tagen immer mehr von Schimmelpilz überzogen denen sich junge Stauden bilden, und unter gün zu geben , war bei der Fülle der eingelaufenen · und vergehen. Um dann wenigstens etwas fürftigenVerhältnissen, namentlich in voller, warmer Blätter ganz unmöglich. das nächste Frühjahr zu retten , thut man am Sonne und bei Fernhaltung jeder Störung, bez. besten daran, daß man einige Eplöffel voll von den Beschädigung durch Schnecken u . a. , entwickeln Azollen herausschöpft, in ein gewöhnliches Trinks sich an einer Mutterpflanze außerordentlich zahl, glas mit reinem Wasser bringt, hier auf der reiche Pflänzchen. Unsere Kunfbrilagen. Oberfläche des lehteren so verbreitet, daß die eins Les extremes se touchent, wer hätte es zelnen Pflänzchen nicht zu dicht stehen, und sie so an einem kühlen Ort , wo die Wärme aber nicnicht selbst schon in seinem Leben des öfteren und dietemale in gar unliebsamer Weise erfahren ! mals unter Null sinken darf , aufbewahrt. Den Azollen sehr ähnlich ist die Salvinie Häusliche Kunf. Eine neue Juustration zu dem alten Thema bietet J. V. Karstens (Salvinia natans) gleichfalls ein ungemein zier rstens in seinem „ Memento “. Schärfer. den.Ka Vergol Ucher Wasserfarn, den man in gleicher Weise in Ladieren , Bronzieren und Vergolden schneidender fann der Kontrast zwischen Lust und von Korbgeflechten. Schmerz kaum gedacht werden. Die Stille des Iteluen Cylindern aus den Gärtnereien zugesandt So manches alte Körbchen wird beiſeite ge- | frühen Morgens liegt über der ſchweigſamen Stadt, stellt, weil es seinen Zweck als Schmuckgegenstand deren Straßen der erste fahle Schein des kom1) Vgl. Heft 4, E. 813. nicht mehr recht erfüllen kann. Da müßen dann menden Tages dämmernd erleuchtet. Nach durch=

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Der gestirnte Himmel im Monat April.

Neue Erfindungen.

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jubelter und durchtanzter Nacht, in der alleFrenden | Ausfüllung des Raumes C muß nach außen ge- | kann man je nach Bedarf die beiden Coulissen des Faschings mit vollen Zügen und glühendem nifiten. MI. 3. Nr. 37724. für sich so verschieben , daß sich die Flamme Behagen durchkostet wurden, schicken sich die fröh- gende Hermann Böhle in Berlin. in der erwünschten günstigsten Gestalt formt ; man lichen Paare an, ihr Heim aufzusuchen. Ueber- Nach= Pferdefchoner erzielt mütige Scherzworte tönen nod) von den Lippen giebig(Fig 2). Esiſt nicht allein also des aus der Thüre tretenden jungen Mannes, į keit bedas Zeichen eines guten selbst während die zuerst Hinausgetretenen schon das Herzens, wenn man bei A Glödlein vernommen haben , das den Hörenden den Tieren, welche nicht kündigt , daß der Priester mit dem lehten Trost uns zu schaffen sorgia. ans Sterbebett eines mit dem Tode Ningenden und zu arbeiten mer न eilt. Es liegt kein Vorwurf in dem Gegensak helfen , ihre Thä- Bez zwischen Leben und Tod, denn auch die Luſt iſt tigkeit nach Kräf- hand, Fig. 4. Reisevelt. ein Berechtigtes im Menschenleben, aber wie der ten erleichtert, son- lung Künstler es richtig bezeichnet hat : ein mahnendes dern man hat auch der Lampe eine schöne und leuchtende Flamme. Memento ". Behagen und Anmut sprechen seinen nicht zu un- Kl. 4. Nr. 36695. Stephen Clark Wilcox in aus Adams Bild „Am Blumenfenster". terschätzenden Vorteil von Dubuque (Jowa , Ver. St. von Nordamerita). Die schönste Blume an diesem Blumenfenster M dem Schonen der Tiere. Reise- und Feldbett (Fig. 4). Der Vor das hat auch der Künstler jedenfalls mit feiner Die vorliegende Erfindung | teil dieses Flasche aufgesetzt Bettes bezwedt einen nachgiebi Schmeichelei jagen wollen ist das junge unwird. Der untere ichuldsvolle Mädchen , das vereint mit dem gen Widerstand zwischen besteht Teil der Bürste ist das Geschirr und denZug- darin, ſonnigen Licht, das um ſie webt, an den nahenden bei c rechtwinklig haken des Fuhrwerks ein- daß es Frühling gemahnt. Wird die Blume crfüllen, was zur Seite klappbar, um die Knospe verspricht ? Mögen verheerende Stürme zuschalten , um das An- sich beim da= ihr erspart bleiben und nur der ſie pflücken, der ziehen dadurch zu erleich. Trans tern. Die Zugstange d port auf so viel Unschuld und hohen Liebreiz wert ist, durch ſein eigen zu nennen. legt sich mit der Scheibe einen sehr In ferne Zeiten auch auf die in dem Cylinder e kleinen die führt Wilhelm Diez den Beschauer seiner Trunkenen Landsknechte" . Der Krug Eden eingeschlossenen Guminis Raum zusammenklappen und im und puffer und stüht sich dann | Koffer verpacken läßt oder daß im Hintergrund , der bezeichnet , too die Frau den Marketenderin ihr bestes Häßlein angezapft hat, auf die in Zapfen b des es als Reservebett, solange es Fig. 1. Korjett. Bügels Boverrät die Ursache der Hinfälligkeit des fruma drehbare Platte nicht gebraucht wird , bequem, C. Durch die drehbare | und ohne großen Plaß einzudeit ben " Landsknechts und das Lächeln des Führers läßt darauf schließen , daß ez diesem gelungen Anordnung dieser Platte c wird einmal das Ein- nehmen, sich aufbewahren läßt. gehö Tig ift, beim umnebelnden Wein dem Kameraden im hängen in den Zughalen wesentlich erleichtert, Die einzelnen Querträger a find rei= mit denscharnierartig zusammenWürfelspiel die Beute der letten Plünderung ab. anderenteils wird zunehmen. Wohl uns, daß die Zeit der Lande, ein Vorteil dalegbaren Längsträger b verbunnigen nechte , welcher die Künstler und Dichter so durch erzielt, daß den und besißen an den Enden зи tön. die gleichlangen Füße e und die manchen Reiz abzugewinnen wissen, für immer sich die Zug, nell. dahin iſt, es war eine furchtbare, die alle Schreden stange d immer nach hinten länger werdenden Die. Unterlaghalter d, auf deren zu namenlosem Leide unseres Volles entfesselte. in die Linie der Paul Meyerheim zeigt in seinem Bilde Bugrichtung eina Spitzen die Vettunterlage einser ď 17Auf der Lau er" sein hervorragendes Können | stellt und die gehakt wird; dadurch cr. Funktionierung hält der Körper eine be auf dem Gebiete des Tierbildes . des Schoners queme geneigte Lage. Um in jeder Lage die einzelnen Gelenke in gleich gutstattder geftredten Stellung zu findet. l. 56. figieren, sind sichere VorDer geftirnte Himmel im Nr. 37674. A. richtungen durch Federn Monat April. Endlerin Berlin. und Vorstecker getroffen. FlammenIm zusammengeklappten In diesem Monate fulminieren um MitterZustande legen sich die für Penacht im Süden die Jungfrau , beim Zenit der former troleumlamBuer und Längsträger hintere Teil des großen Bären , die Jagdhunde pen mit flachem und Füße wie ein Zollund der westliche Teil des Bootes und unter dem stock ineinander und bePole Cassiopeja, Andromeda und der obere Teii Docht (Fig. 3). Die gewöhndürfen, da sie aus Flach); des Perseus. Von den Planeten ist Merlur un- lichen Lampen eisen hergestellt sind, den sichtbar , denn er tommt 123 Stunde früher als geringen Raum , den das Docht die Sonne in den Meridian , Venus dagegen ist mitflachem selbit . Material allein gebraucht. Abendstern in ihrer ganzen Pracht, sie fulminiert brennen Kl. 33. Nr. 37676 , mehr als 2 Stunden nach der Sonne und hat Wenn derselbe May Littmann in Berlin . cinen hohen nördlichen Stand. Infolgedessen gleichmäßig abge. Flaschenreinigungsist, mit bleibt sie bis nach 10 Uhr abends am westlichen schnittenFlamme , bürste (Fig. 5). Die und nordwestlichen Himmel sichtbar. Mars ist einer Bürste eignet sich beson unsichtbar , aber Jupiter ist nun gut zu sehen, die an den beiden ders für kleinere Flaschen, er fulminiert um Mitternacht und tommt am Eden höher als wie sie im Haushalt fort. 21. in Opposition mit der Sonne, d. h. er steht in der Mitte ist. ihr gerade gegenüber. Saturn kommt immer Ift der Docht während gebraucht werden. Sie besteht aus dem oben früher in den Meridian , steht also in den zur aber schief abge= einer Kurbel a vermit schnitten, so zün. Fig. 2. Beobachtung bequemen Abendstunden schon Pferdeschoner sehenen Stiel und trägt Fig. 5. Flaschenreini etwas tiefer und geht etwa 2 Stunden nach gelt die Flamme höheren der an gungsbürste. die Kappe b, welche beim Mitternacht unter. Das erste Viertel tritt ein am 1. , der Vollmond am 8. , das lekte Viertel de viel weiter nach oben als an der anderen Gebrauch auf den Hals der und verursacht einen unangenehmen Rauch. untere Teil ist nur auf einer Seite , der andere am 15., der Neumond am 30. April. Schraubt man den Teil, soweit er in die Flasche reicht, auf beiden Docht so tief, daß die | Seiten mit Borsten befeßt. Sr. 64. Nr. 37940. ses Nauchen aufhört, Georg Loeser in Wehlheiden bei Kassel. so leuchtet dieFlamme Ein Taschenschirm (Fig. 6 u. 7) . Vielen ist Neue Erfindungen. sehr wenig , weil an es unbequem, fortwährend mit einem Schirm in Korsett (Fig. 1) . Mit großer Vorsicht und niedrigen der Stelle der Hand gegen die Züden des Jupiter Pluvius D Angst suchen wir uns vor jeder Krankheit und des Dochtes gewappnet feine Etraße zu ziehen und doch übernur eine raschen dieselben jedem Leiden zu schützen, und doch hat in jedem zusammenschicbbaren fleine oder gar zu gern die Haushalt, als natürlich unvermeidliches Lebel, Stock aus Blech , itt gar keine nichts ahnenden der Zerstörer so mancher blühenden Gesundheit cine bleibende Stätte gefunden. Ich meine das Flammefich Menbildet. In allen Fälschen. leidige Korsett, welches mit Hilfe der oft übertriebenen Eitelleit unseres schönen Geschlechts so ten ist es schwierig, tinder, cine Flamme zu er selbst Fig. 6. Taschenschirm. viele traurige Folgen in die Familien, entdeckt und halten, die eine breite diesen könnte die unentdedt, schon eingeführt hat. Um nun abſolut ununterbrochene und fer Schirm ei . ein zu starkes Schnüren zu verhüten , ohne dadessen Innerem sich ein in der Mitte nach | en Entouscas dünnwandiges Gummibei die durch das Anlegen des Korsetts bezweckte oben abgerundete bieten. Unsere Eleganz der Figur und Geradhalten des Oberröhrchen g befindet, welförpers zu verkürzen , sind die Horſettſtaugen A ches am obersten StodForm zeigt, in wels | Figur zeigt den cher Gestalt der beste feil e durch einen Ning h festgehalten wird. Der so eingerichtet, daß sie auf die Magengegend einen Drud überhaupt nicht ausüben können. Die beiden Lichteffekterzieltwird. Schirmüberzug ist entweder doppelwandig und Korsettstüde von beliebiger Form und Material Fig. 3. Flammenformer. Der Flammenforiner | luftdicht, oder er besißt anstatt der gewöhnlichen haben an der betreffenden Stelle je eine seitliche beseitigt die angeführ. Drahtstreben schwache Gummiröhrchen. Um den Ausbiegung B, welche sich dem Körper bicgsamten Fehler. Durch die federnden Drähte D an dem Schirm zu spannen, wird der Stöpsel e aus dem anschmiegt. Bei geschlossenem Korsett bleibt zwi. Brenierkörper lassen sich an der Seite der Draht. Stockgriff herausgeschraubt und in denselben kräf schen diesen Ausbiegungen stets ein der Lage des scheide b die Coulissen e in der Höhe verschieben, tig geblasen, so daß sich sowohl daß Nöhrchen g Magens entsprechender freier Raum C , so daß während der Dochte sich wie üblich durch das als auch der Ueberzug straff füllt. Das fleine selbst bei startem Schnüren ein Druck direkt auf Dochtgetriebe b' verſtellen läßt. Ist nun selbst | Ventile verhindert dabei das Zurückweichen der den Magen nicht ausgeübt werden kann. Die der Docht nicht fauber gerade abgeschnitten , so Luft. Um die Schirmkuppel gegen das Umkippen H

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o dadurch nach innen oder außen verschoben, | Ring a zwei seitlich verjekte Stege, die zweckmäßig durch Wind zu sichern, kann auch flatt durch die griff daß diese durch die Schrauben m und die ge- mit Rauchen bb' ausgestattet sein können. Der gewöhnlichen Drahtstützen dieselbe durch halibare treuzten Verbindungsstangen k mit den Mutter Zügel ist unter b hindurch über b'hintocggeführt Fäden an dem Schirmstod befestigt sein. Statt und gleitet , solange er des zu platten h h verbunden sind, und dieje lekteren loder gelassen wird, leicht sam. beim Drehen der Schraube f scherenartig_auš zwischen den beiden RöUinch= einander bewegt werden Dadurch ist eine sichere chen hindurch , wogegen ſchieb- | Vefeſtigung in weiten Grenzen erzielt. NI. 77. er beim Etraffsichen durd) Baren Nr. 35566. Ernst Hubert in Berlin. die Reibung dem Pferde Neuerung an Kaminfeuerungen mit Stoces einen bedeutenden WiderFig 7. Ein Taschenschirm. ist auch | Vorwärmer (Fig. 11). Es war eine gemütliche stand entgegenſcht. Bei ein stas Zeit, als sich noch die ganze Familie in der Dunkel, ſehr weichmäuligen Tieren biler hohler Stod sonst von ähnlicher Konstruks | stunde um den wärmenden Kamin scharte , aber wird der Zügel über beide tion wie oben anvendbar. C Kl . 33. Nr 37 745. dem praktischen Sinn der Neuzeit mußte der unRöllchen bb (wie puntersättliche Hausgenosse weichen. Es war immer May Nosenow in Berlin. Transportabler Feuerschuhladen (Fig. 8). der Uebelstand bei den Kaminfeuerungen vor- Fig. 13. Sattelring. tiert) geführt , und die Führung desselben ist daWenn das fürchterliche Glement, das Feuer, handen, daß sie, wenn sie nicht Reservefeuerungen entfesselt ist und seine menschenwerkzerstörenden hatten , nur so viel und so lange Wärme ab- bei eine sanftere als bei einfachen Ringen . Kräfte seinen sonstigen Herrn fühlen läßt, ist gaben, als das Feuer auf dem Most brannte, bei | Kl. 56. Nr. 37616. Viltor Louis Walter in Paris. Verstellbarer Nettungs-Apparat ___zur es ein gar böser Nachbar, vor dem man Fenster dem Erlöschen des Feuers jedoch gleich erkalteten, ist , heraus Rettung Kranker aus höher gelegenen Stoc und Thüren nicht sicher und fest genug verschließen weil das Abeines Hauſes (Fig. 14). Bei Rettungswowerken gezogen, kann , um ihn vor einem Eindringen ins eigene zugerohr so bei die noch arbeiten aus Feuersgefahr ist es stets sehr schwer Heim abzuhalten. Um bei Feuersgefahr in lange geöffglimmenden und zeitraubend , einer franken Person bei der der Nähe das Holzwerk an den Häuseröffnungen net bleiben Kohlenin den Befestigung an die Leinen und bei den unvervor dem Anglimmen zu schützen, ist eine Vor- muß, darunter- meidlichen Stößen Schmerzen zu ersparen, da ihr richtung getroffen, eiserne Schutzbleche c entweder wie übers stehenden teine bequeme Lage gegeben von außen oder von innen anzubringen , indem haubt Aschenkasten werden kann. In der benoch Gase man eine verstellbare Spike a zwischen die Mauer c herunterschriebenen Vorrichtung st öffnung einklemmt und über diese Spitze die entwidelt fallen. Nun | auf dem Brett A, welches beiden Spannketten d entweder an das Fenster- werden ; da= wird der Ka. brett (bei b) oder an besonders eingeschlagene durch enidurch ſten Treibeisen e befestigt. An diese Spannketten wer weicht aber den Decelk’ den die einzelnen Bleche mit Halenketten jalou- | auch zugleich geschlossen, fieartig angehangen und wird dadurch die Mauer- die Hike. der Feuerzug öffnung vollständig verdeckt. Ist das Anbringen | DieseMängel A e' und der der Schutzbleche an der Außenseite des Gebäudes jollen durch h die Neuerung Zugang aus irgend einem Grunde nicht mögzum Vore vermieden Lich , so bedient man sich besonderer H wärmer ab. werden . Der etwas ge= gesperrt, d währen die neigte PlanFig. 11. Verſtelbarcr Rettungsapparat. sich noch etwa rost b' ruht an der Seite im Kasten den den bil zur weicheren Auflage des Kovjes , mit der in Falzen und wird, Gase durch Polsterung P verichen ist, der Käſten K zur wenn die den regulier Aufnahme der Beine_je_nach der Körperlänge baren Abe vermittelst der Schraube b verschiebbar befestigt . Kohlen zum Teil Fig. 11. Neuerung zugskah nal m Durch die Mittelwände W erhalten diese eine größerennnt nac dem gesicherte und vom Druck geschütte Lage, während verbra Kaminfeuerungen Vo rwärmer die Riemen g und r den Körper auf dem Apparat ſind und die anmit Vorwarmer. geleitet wer festschnallen. Durch die Riemen T tani dem Heizglode f t rm den. Die Brett eine passende Neigung gegeben werden . wä er gut ganze Glut im Kamin wird also erhalten , ja Durch die Ninge F werden Führungsteinen geten fas en en im Aschen wärm sogar noch schlungen , um beim Herablassen das Anstoßen die Kohl C nach . - Kl. 36. Nr. 35 634. Emil Benver in zu vermeiden. Kl. 61. Nr. 35 421. Hermanu Haberlern in Beuthen, Oberschlesien. Firma A. Venver in Berlin . Metallabsatz an Schuhwerk (Fig. 15-17). Eisfahrrad (Fig. 12) . Es ist nicht zu vers wundern, daß der Radfahrersport für den Winter, Ein schiefer Stiefelabsah kompromittiert die elegan wo die Wege durch Schnee eine zu schlechte Fahr- teste Erscheinung ; zwar ist es bei den jetzigen bahn bieten , sich nach anderer Richtung hin zu breiten Ungetümen schwer, dieselben ungleich) ab helfen sucht. Es ist aus diesem Bestreben eine zulaufen, aber die Mode, welche die Extreme so Kombination zwischen Schlitten und Velociped | liebt, wird diese nicht allzulange dulden ; vielleicht wir schon in kürze dafür stelzenartige, schen_wir herausgebildet worden , welche besonders in schen rer auf wie sie die Damen noch immer lieben, Die Gegenden mit weiten Eisbah. Fig. S. Transportabler Feuerschußladen. Neuerung nen erfolgreich benutzt werden dem Sit + B. wel bezweckt die Stüßhafen, die vom inneren Fußboden nach der fann . Die cher auf Gefahr der Thür oder dem Fenster zu angestellt und an Schlittenkusen schiefen tragen bei welche mittelst verstellbarer Arme und der kurzen dieser Stellung Einrich= Halenketten die Schußbleche von innen an der durch tung den FahL. 61. das Mauerwerk angelegt werden. Abnüßung Nr. 37630. August Weichelt in Großzſchachwih widerbei Niederfedlig i. S. Fig. 15. Metallabfah on Schuhwert. stehende Schlittschuhe (Fig. 9 u . 10) . Zum Zweck, metallene die Gefahr des Umlippens zu verringern und das hohle Abfäße abzuhelfen, welche in der bequem Erlernen des Schlittschuhlaufens infolgedessen zu sten Weise an dem Schuh zu befestigen sind und erleichtern, sind diese Schlittschuhe, anstatt wie allwegen ihrer symmetrischen Gestaltung auch bei gemein gebräuchlich mit einer Laufſchiene, mit zwei minimalem Engleichen Abtragen umgewechselt solchen b b ausgestattet. DerFeſtſtelmechanismus werden können. Der Abſatz beſteht aus zwei Teilen ist zwischen beiden angeordnet und zwar so, daß h und k, welche durch die Blattschraube c und die Befestigung des Schlittschuheß an der Sohle Mutter deren d an dem Schuhboden festgeschraubt der Fußbekleidung gesondert von der an dem Absatz und. Um den oberen Teil 1 den verschiedenen reguliert werden kann und hierzu keinerlei Werkjeug benötigt wird. Durch die flügelartige AusFig. 12. Eisfahrrad. bildung e wird die hohle Schraube d gedreht und dadurch die Klaue ´e vors oder rüchwärts be. der Feder F gelagert ist. Das Rad A iſt hauptfächlich nur zum Antrieb da und ist an seinem Umfang mit Spißen oder Anfähen verschen, um auf dem glaiten Eise genügenden Widers stand zu finden. Die Bewegung geschieht ebenso wie bei den großen Rädern der Belocipede mitMetallabjah. Fig. 16. telst Kurbeln. Kl. 63. Nr. 85453. Eduard Fig. 17. Wiedenbrug in Hamburg. Sattelring (Fig. 18). Wenn die Pferde von | Schuhgrößen anpassen zu können , werden die zarter Hand gelenkt werden, oder wenn die Pferde | elastischen Wände durch die beiden mit RechtsFig. 9 u. 10, Schlittschuhe. allzu mutig sind , kostet es dem Fahrenden zu- und Linksgewinde versehenen Schrauben o und t weiten große Kraftanstrengungen , um dieselben Muttern mfentweder auseinanderi t üllzuſammen- oder funtere e ah nmit n Kort m ier g r wegt und der Absatz zwischen dieser und dem in der Gewalt zu behalten. Durch den in der geschoben. Der Teil k r s u e Abfwird e u D ka lad . G a d 2 / hinteren Blech mit seinen Spitzen festgeklemmt. Zeichnung dargestellten Ning ist es Die beiden Seitenbacken n werden getrennt von die Zügel mit geringer Mühë sehr fest zu halten, oder sonst in beliebiger Weise überzogen werden . dieser Bewegung durch die mit Rechts- und Links so daß sogar leicht ein Durchgehen der Pferde Kl. 71. Nr. 37152. Heinrich Reinemann in gewinde versehene Schraube f, durch den Hand- | verhindert wird. Zu diesem Zweck trägt der Solingen.

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ng! Don T 3. rojan. Den Ernst verbannt, und d Gl z Ha Die HSaesrczaesn auafsgetuhran ! nd! hingsfr eude zieht ins Die Lan Auf weiß bedschneiter Bahn.

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Ihr freundlichen Geister, Beschwingt von humor, Zeit ist's, daß ihr dreister Euch regt als zuvor.

Verjaget, ihr losen Die Melancholie! Aus Schnee zaubert Rosen und bringet mir sie.

Philister, Pedanten Mit Serzen von Lis und gråmliche Tanten, Die geb' ich euch preis.

Kacib

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Vertreibet ein Weilchen Die Zeit uns durch Scherz, Bis wieder die Veilchen Geweckt hat der März.

Verantwortlicher Herausgeber : W. Spemann in Stuttgart. Redakteur : Joseph Kürschner ebenda. Nadybrud, auch im Einzelnen, wird strafrechtlich) verfolgt. Uebersehungsrecht vorbehalten. Drud von Gebrüder Kröner in Stuttgart.

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Branzt'deponirt → Collection Litolff unzähligen Fallen als das . schen Schweizerpillen zu Weltpost. erhalten, weldie auf der jenige Mittel erwiesen, welwas jeder Vergleich bestätigen wird. Man lasse sich deshalb diese AusH. in W. S. Natürlich taucht Frihe Toje ein Etiquette wie ches die vorzüglichſten EiTulaſch wieder auf, er hat einen Sommer gabe i . d . Musikalienhandign. vorlegen . genschaften in sich vereinigt obiąc Abbildung seigt, Schlaf gehalten und sich für die WinterDus no denn auch die Cataloge gratis und franko . tragen campagne gestärkt. H. Litolff's Verlag in Braunschweig . Richard Brandt's Schweizerpillen sind in den meisten Apotheten Europa's Marie in Th. Die „ trojllosen Dichtervorrathig u. a. Berlin : Strauß- Einhorn : Victoriaapothefe, Breslan : Kranzelmart:: linge " sterben nicht aus, dies beweisen Sie, apoth., Cöln : Einhornapothete, Dresden : Mohrenapothele, Frankfurt a. M. : Adler indem Sie uns Ihren Mond im Walde“ apothete, Hamburg : Hafenapotrete n. Nenerweg, Hannover : Lowenaroth ., Königs. jenden , der ein Verbrechen an der Dicht- Kararlsb lsbaader af berg i. Pr.:Mehieliche Apoth., Magdeburg : Löwenäpoth. , München : Rojenapoth.” u fee der Kaff affee tunſt iſt. Als warnendes Beiſpiel sei es Tarmeliterapoth , Posen : Rorbe Apoth , Straßburg i. E.: Meißenavsth., Stuttgart hierher gesetzt. Apoth. Reihten und Scholl , Wien : Apoth Mutelbach Hobermartt, Prag: Apoth 3 Der Mond im Walde. Dresden, h Thürmer, Max : Lager Haupt Fürst, Pest : Apoth. J. v. Torot, Genf : Apoth A. Sauter, Zürich : Avoch. K. Brandt. von vorStill ruht der Weiher in dunkler Pracht, Schweizerpillen Co. Für Amerika Brandus 6s funkeln die Sterne hell durch die Nacht ; züglich151 Vine Street , Cincinnati , Ohio . I UR Ein trauernder Schwan durch die Fluten zicht H stem GeI L Und singet ſein ſchönſtes, ſein Schwanenlied schinack, Ein Schauern und Stöhnen geht durch den feinstem Wald, F A Aroma RLS G Am Weiher erscheint eine duntle Gestalt Company BAD AFF So bleich sein (?) Mund , ſo ſtart ſein (?) zn 2,00 BI 's E K Blid E 1,50 ་ I Und sähest du sie, du wanktest zurüd. uud 1,60 Ihn hat betrogen sein schneeiges (?) Lieb : Jas Seit jener Stund' teine Freud' ihm blich ; Kilo. Scb tzmarke L Des Lebens Sanduhr rinnt dahin, Hervorragend schöne , wirklichen (der Sand ja , aber die Uhr auch ?) Genuss bietende Qualitäten, Fleisch - Extract Und dieses (welches ?) End' führt er im Sinn. O Liebe! Welches Sternes Kind, Im Verlage von Rud . Glajev u. Čtc., Erſchienst du hier den Menschen blind, wenn jeder Topf (2748] Du fengst mein Herz, du sengst den Blic Stuttgart, crschien : Nur aecht den Namenszug 1. Waldemar, Försters Trude . und steigst ins Blumengrab zurüd (??). FrL Und weiter stöhret die Gestalt Eine spannend und fesselnd geschriebene Erin BLAUER FARBE trägt. iebig Still ist's geworden in dem Wald : zählung aus dem Waldleben . Fein gebunden Es blißt ein Dolch es tönt ein Schrei M. 2.50 . , in Umschlag brojd) . M. 1.75, Eitt denn tein Engel ihm (wem ?) herbei ? 6mal prämiirt mit ersten Preisen Und sieh es regt sich schwanenweiß, Durch Herz und Adern rinnt es heiß, Violinen O selig, selig, wem die Lieb' sowie alle sonstigen Streich-Instrusche Weine Als letter Rettungsanker blich. Griechi mente , Stumme Violine zum StuNichts Schöneres gibt's in dieser Welt, Als wenn die Lieb' vors End' ſich ſtellt. allen Formen. 1 Kiste , 12 Flaschen in 12 vorzüglichen direna- Zithern in Guilarren und Es jauchzt die Seele : Ich bin frei ! Blas-Instrumente . Schulen zu allen Die Liebe reißt den Tod enzwei. Sorten Claret, herb und süss , Flaschen Da möchten wir dabei gewesen sein; jetzt Instr. Reparatur · Atelier. Billige und Kiste frei , versendet zu 19 Mark thun wir mit Ihrem Brief, was die Liebe Preise . Eimpf. von Wilhelmj , Sarasate, Tua u. v . A. Ausf. Preiscourante mit dem Tode gethan hat. fre . zugesandt F. F. in N. Ihr Vorschlag, den zu wordeu gratis Ritter des kgl . griechiGebrüder Wolff, Beerdigenden ein Pechpflaster auf Mund und [2626] J. F. MENZER, schen Erlöser Ordens Instrumentenfabrik, Kreuznach. Nase zu legen, um sie vor dem Wiederer( wachen zu schüßen, wird schwerlich Anklang Neckargemünd finden. MUSIK ! A. D. in Br. Der Redakteur der Ko. Erstes u ältestes Importhaus griechischer Weine in Deutschland. Verlag von Hugo Pohle , Hamburg. Ionialpolitischen Korrespondenz, W. Hauſchtel, Berlin SW , Zimmerſtr. 36, ist am ehesten Zu allerlei in der Lage, Ihnen darüber zuverlässige AusNeue billige Ausgaben funft zu erteilen. meiner sämtlichen Puddings , A. B. in D. Es ist für einen jungen Menschen ein übles Zeichen, Heiliges zum Original- u. ConcurrenzMondamin Milchspeisen , Megenstand eines schlechten Scherzes zu Werke . machen, als etwas anderes als einen solchen Fruchtgelées, letztere in den vorzüglichsten TextEingetragene Schutzmarke. wenigstens vermögen wir Ihr fog. Gedicht revisionen u. bestenBezeichnungen Sandtorten etc. nicht aufzufassen. Am 2. Januar 1887 erscheinen : Abonnent Chemich . Wir wollen sehen, Kinder Für Kranke und gekocht Milch mit Rob. Schumann's Werke ob es fich machen läßt, ein Versprechen kön, kritisch revidirt und genau bezelchnen wir nicht geben. speciell geeignet ; erhöht die Verdaulichkeit G. F. in 6. Nehmen Sie uns die uot von Charles Davidoff, Rob. Heckder Milch . Auch zur Vordickung von Suppen, Cacao etc. mann, Berth. Hirschburg , Gust. F. JanOffenherzigkeit, mit der wir zu Ihnen reden, vortrefflich. Mondamin ist ein entoltes Mais-Product, Fabr. Brown & sen, Rud. Niemann, Herm. Ritter. Xaver aucht übel, wenn wir Ihnen sagen, daß ein Polson, k. e. Hofl. London u. 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VI. Jahrgang, Heft 7.

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R. S. in N. Wir sollen vei Veurteilung Ihres „Trinkliedes“ Zhre Jugend in Königliches Conservatorium der Musik zu Leipzig. Betracht ziehen und milder urteilen? 3m Die Aufnahme-Prüfung findet Mittwoch, den 13. April, Vormittags 9 Uhr statt. Der Unterricht erstreckt sic Gegenteil! Hätten wir Vaterrechte über Sie, auf Harmonie- und Compositionslehre , Pianoforte, Orgel, Violine, Viola, Violoncell, Contrabass, Flōto, Oboe, Clarinett so wollten wir Ihnen die Luft , als 18jäh- Fagott , Waldhorn , Trompete , Posaune , Harfe - auf Solo-, Ensemble-, Quartett-, Orchester- und Partitur - Spiel riger Trinflieder zu verfaſſen, austreiben . Directions-Uebung, Solo- und Chor- Gesang und Lehrmethode, verbunden mit Uebungen im öffentlichen Vortrago, G Die Verse selbst sind poesielos , geradezu schichte und Aesthetik der Musik, italienische Sprache und Declamation - und wird ertheilt von den Herren ; Professo jammerwürdig aber wird es einem zu Mute, F. Hermann , Prof. Dr. R. Papperitz, Organist zur Kirche St. Nicolai , Kapellmeister Prof. Dr. C. Reinecke, Th . Coccius wenn Sie einem zu lejen geben : Universitäts-Professor Dr. 0. Paul, Dr. F. Werder, Musikdirector S. Jadassohn , L. Grill, F. Robling, J. Weidenbael Gar ernst wird auch einmals dies Leben . | C. Plutti , Organist zur Kirche St. Thomā, J. Lammers, B. Zwintscher, H. Klesse , kgl . Musikdirector Prof. Dr. W. Rust R. H. in N. Seien Sie bestens bez Cantor an der Thomasschule , A. Reckendorf, J. Klengel , Kammervirtuos A. Schröder , R. Bolland , O. Schwab dankt für die Korreltur und mehr noch für | W. Barge , G. Hinke , J. Weissenborn . F. Gumpert , F. Weinschenk , R. Müller , A. Brodsky , P. Quasdor II . Sitt, W. Rehberg, C. Wendling, T. Gentzsch, P. Homeyer, Organist für die Gewandhaus- Concerte die intereſſante mathematiſche seleinigkeit, die E. Schuecker, H. wir mit Dank acceptiert haben und demnächst | II . Becker, Frau Professor A. Schimon - Regan , den Herren Professor A. Schimon-Regan , A. Ruthardt, G. Schreck zum Abdrud bringen werden, Die Direction der hiesigen Gewandhaus -Concerte gewährt den Schülern und Schülerinnen des Königliche J. J. B. in G. Wir werden einen Conservatoriums freien Zutritt nicht nur zu den sämmtlichen General-Proben der in jedem Winter stattfindende Fachmann darüber zu Rate ziehen. 22 Gewandhaus - Concerte, sondern in der Regel auch zu den Kammermusik- Aufführungen , welche im Gewandhause abge Rips. Ihre Gedichte ſind für uns halten werdeu . nicht geeignet , es fehlt mehreren bei aller In den Räumen des Instituts sind zu Unterrichtszwecken zwei Orgeln aufgestellt. Rührjeligk Die Stadt Leipzig errichtet dem Königlichen Conservatorium ein neues grosses Institutsgebäude und zwar í eit echtes Empfinden , anderen klarer Gedankengang . unmittelbarer Nähe des neuen Gewandhauses. Der durch eine reicho Schenkung wesentlich geförderte Bau ist seine G. B. in L. Wir kennen die Gesichts- Vollendung nahe, so dass die Einweihung des neuen Hauses voraussichtlich im Sommer dieses Jahres erfolgen wird Das Honorar für den Unterricht beträgt jährlich 360 Mark , welches in 3 Terminen : Ostern , Michaelis un punkte nicht , welche bei Begründung des orientalischen Seminars maßgebend gewesen Weihnachten , mit je 120 Mark pränumerando zu entrichten ist. Ausserdem sind bei der Aufnahme 10 Mark Ein find. Uebrigens verweisen wir Sie auf den schreibegebühr zu zahlen . Breyerschen Artikel im vorigenHeft, der unſere Ausführliche Prospecte werden vom Directorium unentgeltlich ausgegeben , können auch durch alle Buck eigene Meinung am besten wiedergibt. und Musikalienhandlungen des In- und Auslaudes bezogen werden. Schachtelhalm. Ihre Parodic ist sehr Leipzig, im Januar 1887. schwach) , sowohl dem Sinn nach . wie in der sprachlichen Behandlung. Das Directorium des Königlichen Conservatoriums der Musik. F. 3. in G. , F. M. 25 , A. P. in S., Dr. Otto Günther . [2751] H. F. in F. , D. P. Einsendungen nicht verwendbar. W. G. in E. Sie verlangen mehr, Atelier als uns möglich ist. Auch wir wissen das Gedicht nicht zu interpretieren. Verleih institut G. H. in K. Sie müssen seltsame Er!! Für Gesangvereine I. Ranges , Der Chorgesang !! fahrungen gemacht haben . Sie finden draus ßen den " Weg durch Wettergetobe und Stur Über 500 vorzügliche und Fachpresse weist der Mask enund Chorgesang allein bei inesgebraus" mit Balkengesplitter " und Empfehlungen hoher Mifingen in dem Stübchen : nisterien und Behörden , Schluss seines ersten Jahrsowie der politischen ganges auf. Umkost von einer Lampe leisem Flüſtern, Theaterkostüme , Umspielt von meines Cfens trautem Knistern. Die anerkannt beste u, billigste | ger- u. Volksschulen ist der mit Wie schade , daß Ihnen darüber nicht ZeitungfürGesangvereine,Lie- OriginalehörenderbedeutendJ. J. 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Auflage 352,000 ; das verbreitetste dienſt außerordentlich gering . Zwar ist die Durch alle Buchhandlungen, auch lieferungsweise zu beziehen . Spitzentlöppelei auf die Lebenserhaltung der aller deutſchen Blätter uberhaupt : Erzgebirgler heute nicht mehr maßgebend außerdem erscheinen Uebersez un doch auch die jetzt dort eingeführten neuen Derlag von S. Hirzel in Leipzig. Sprachen. Hausindustrien, jo das Perlennähen, haben gen in zwölf fremden Die Modenwelt. ihre starken Schattenseiten. Wohl verdienen Juustrirte Zeitung die Arbeiterinnen bei dieſen neuen Hantie= für Toilette und rungen einen etwas höheren Lohn , aber es Handarbeiten. Motreten mit einer bedauerlichen Regelmäßigkeit natlich zwei RumPerioden geschäftlicher Flauheit ein, die oft men. Preis viertel Monate und länger währen. In solchen jährlich M. 1.25 Zeiten bleibt der Verdienst in den Zudu OTTO HERZ & Co's 75Mr Jährlich striebezitten weit hinter dem selbst zu einem erscheinen : tärglichen Leben Erforderlichen start zurid 249ummern m.Toi› und die bittere Not pocht dann sehr ver. lettenu.Handarbei, nehmlich an die Thüren . Freilid) muß man ten, enthall. gegen chrlich genug sein, einen Notſtand nicht erſt 2000 Abbildungen dann zuzugestehen, wenn der dringende Ruf mit Beschreibung, nach Brot für das Erzgebirge in den gew welche d. ganze (BC Metungen des Landes wiederhallt biet der Garderobe Ein Abonnent. ( ½ geschehen jouder- u. Leibwäsche f. Damen, Mädchen u. ftuaben, bare Dinge, und Wunderliches muß ein Redakfür das zartere Kindesalter umfaffen, teur leſen ; aber das Wunderlichſte was der Nc- wie ebenso die Leibwäsche für Herren die balteur dieſer Blätter ſeit langem geleſen hat, Belt- und Tischwäsche ze. , wie dieund Handist doch Ihr Rat : Wollte hurdurch ergebeuft BOUR arbeiten in ihrem ganzen Uinfange. bitten, in Fels zum Meer' womöglich dar. 1080 WIEN auf Bedacht nehmen zu wollen, ba Rovellen. 12 Beilagen mit etwa 200 Schnittmusternfür STONE 107J 1070 oder Romanen dieselben auf der rechten Seite alle Gegenstände der Marderobe und etwa DIESER E beginnen und mit der linten endigen zu 100 Mustervorzeichnungen für Weiß- und L H E U F laffen. Ach bin fein Frenno diefer Geschichten Buntſliderei, Namens- Chiffren 2c. SCH STIE SCHUTZ-MARKE LONDO PRIZC PARIS 1862 MIDAL 1867 und möchte diefelben bei Einbinden des Jahr, Abonnements werden jederzeit angenommen. MERSEHEN gangszuvorgern leichtherausnehmen können. 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Kaiser

Wilhelm.

(Bum 22. März. )

Gekommen zu des Lebens fernfter Grenze, Gehoben auf den Gipfel höchfter Macht, Ümringt von Glück und Berrlichkeit und Bracht, Umweht vom Rauschen ſchönfter Ruhmeskränze,

Doch wie Dein Haupt ob Deinem Kolke glänze, Das Du zum ersten Folk der Welt gemacht, Du bliebft Dir gleich und denkst nur Tag und Nacht n seiner Zukunft fturmbedrohte Lenze.

*

t ५ Sehst freudig fort den strengen Pfad der Pflicht, Mag auch des Alters Ungemach Dich quälen,

20 strömt von Dir ein überirdisch Licht So

} Mit Flammenkuß herab in unfre Seelen, Daß wir im Werk des Friedens und des Krieges Des Todes nicht gedenken, nur des Sieges !

Eduard Paulus.

14

}



Die

Madonna

della

Rocca.

Ein römisches Dorfidyll von Richard Voß.

ines Maimorgens lezten Jahres fuh ren wir mit unſeren deutschen Gästen von unserem Wohnort Frascati nach Rom. Die Campagna lag bereits unter ihrer frühsommerlichen Blumendede ; in den Hohlwegen zwischen den Oli- | vetten schimmerten die schneeigen Blütenzweige der Akazien, leuchteten die goldgelben Knospen der Gin sterbüsche. Die trockenen Rinnen der Bäche füllten Farnkraut , Syringen und Rosen , um die braunen Ruinen wucherte eine Wildnis von silbergrauen Königskerzen und mannshohen Disteln mit weiß gesprenkeltem prächtigem Blattwerk, die Hügel glüh ten von rotem Mohn, und wo der Boden fumpfig war, bedeckten Lilien den giftigen Grund . Die lange Kette der Sabinerberge stand wie ein leuchtendes Wolkengebild über der sonnigen Erde ; zwischen dem Sorracte und der Meeresküste stiegen die sanften Lehnen des Ciminiwaldes auf, in zarter Bläue klar und heiter sich vom lichten Himmel abhebend. Davor zog sich ein fahler Dunststreifen hin, durch den in schattenhaften Umrissen die Façade des Lateran und die beiden Türme von Santa Maria Maggiore, die Pauls - Basilika und die Sankt Peters kuppel sichtbar waren. Ueber Rom lagerte regungslos ein dichtes Staubgewölk. Noch in keinem Jahre hatte ich das römische Land so vollkommen unbebaut gesehen wie diesen Sommer: auf der ganzen Strecke von Frascati bis Rom nicht ein einziges Kornfeld ! Alles war Prairie und Viehweide. Unsere Gäste sprachen von der Kultivierung des Agro romano ; sie erinnerten an die Beratungen , die wegen dieser brennenden Frage im römischen Senat gepflogen wurden , an die gefaßten Beschlüsse und erlassenen Gesetze; nun fuhren sie wenige Miglien vor Rom durch eine Wildnis . Sie begriffen es nicht. Sie frugen mich; indessen konnte ich ihnen auch nur erwidern : Zweihundert Pfund Getreide kosten dem römischen Landmann sechsundzwanzig Lire ; der höchste Preis , den er für diejes Quantum erzielen kann, beträgt dreiundzwanzig Lire. Also eine troft: lose Antwort : der Bankerott des Landes. Mehrere Miglien vor Rom mußte der Kutscher fast beständig im Schritt fahren, häufig sogar anhalten :

eine unabsehbare Reihe von Karren kam uns entgegen. Sie zogen den Steinbrüchen und Erdgruben zu , um alsdann , mit Travertin und Puzzolan an= gefüllt, wieder nach der Stadt zurückzukehren . So war es vor jedem der vielen Thore der ewigen Stadt : es schien in Rom nicht gebaut es schien Rom erbaut zu werden. Wir kamen an. Seit Monaten hatte man sich mit der neuesten und peinlichsten römischen Frage beschäftigt ; die Vernichtung" Roms erregte alle Gemüter. Die Artikel von Hermann Grimm und Ferdinand Gregorovius über diese Sache klangen lebhaft in dem Geiste eines jeden nach, unsere Gäste waren auf das Schlimmste vorbereitet ; aber was sie sahen, übertraf ihre Befürchtungen. Wir führten sie. Wir zeigten ihnen das neue, das moderne Rom , diese „ amerikanische" Stadt auf dem Esquilin, dem Quirinal und Vatikan , am Tiber, beim Testaccio , zwischen Palatin und Coelius , und mitten im Herzen Roms . Auf den ehrwürdigsten Stätten, an Örten, wo jeder Fußbreit Erde ein Stück Weltgeschichte erlebt hatte, waren Stadtquartiere aus dem Boden gestampft ; häßlich, gemein , mit Häusern, die geſtüßt werden müssen , ehe sie nur von den Gerüsten befreit sind, die einfallen , bevor sie über: haupt bezogen worden . Unsere Gäste sahen das Kapitol. Es war auf der einen Seite ein Schutthügel : dies der Plak , an welchem Rom seinen „ weißen Schandfleck " empfangen sollte. Sie sehen die Villen Massimi und Ludovisi : die Bäume umgehauen , der Boden aufgewühlt, mit ein kleines Casamicciola. Trümmern bedeckt Am Abend kehrten wir nach Frascati zurück, in einer Trauer, als kämen wir von einem Begräbnis . Auch war uns etwas gestorben ; etwas , das wir | liebten, das uns ehrwürdig war, das wir heilig hielten von Kindheit an. Und wie wir, so unsere Väter. Rom, das alte , herrliche Nom war tot , von der Erde verschwunden, begraben . Und es gab für diese göttliche Gestorbene kein Auferstehen. Wir saßen beisammen in der Halle unserer Villa , von der man über das ganze römische Land blickt : vom Meeresstrand bis zur Sabina , von den letzten Grenzen des einstigen Etruriens bis zum Albanergebirge. Wir sprachen über alles Schmerzliche, das wir an dem einen Tage hatten erleben müssen, und auch darüber, daß für die Römer Rom Hekuba war. A

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Richard Voß. Die Madonna della Rocca.

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Stumm hörte ich den Freunden zu , meine Blicke Solche Majestät umgibt Rocca , diese Proleauf das Sabinergebirge gerichtet , auf einen Felsen- tarierin unter den Betteldörfern des Sabinergebirges. gipfel , zwischen dem Genaro und den Bergen von Nichts Trostloseres läßt sich denken. Die Häuſer Palästrina. Mir war's , als sähe ich im Mondschein sind ohne Mörtel aus Steinen erbaut - aufge den kleinen einsamen Ort aufleuchten , dessen ich geschichtet ; mit schwärzlichen Wänden erheben sie sich denken mußte und von dem ich jetzt ein Geschichtchen über den öden Boden, eines an das andere gedrängt. erzählen will mit einem leisen Lächeln, das dieser Die Dächer bestehen aus Felsplatten. Thüren und jener spöttisch nennen mag. Doch oft meint und Fenster sind Oeffnungen, just groß genug, durch es ein Schelm im Grunde sehr ernsthaft. die ersteren eintreten , durch die zweiten den Kopf stecken zu können. Kinder, die mit Sand und Schmuß * ſpielen , bauen zuweilen , wie hier die Großen mit Felsen bauten. I. Die Gassen laufen in die Kreuz und Duere, Beinahe auf dem Gipfel des Monte Scalandrone gleichen bald Hohlwegen , bald Rinnen oder Felsenliegt eines jener sabinischen Felsendörfer, die an Ein- steigen; sie starren von Schmuk, verwandeln sich zur ſamkeit, Dede und Armut nirgends ihresgleichen haben . Regenzeit in Schlammbäche , ſind ſo enge , daß zwei Aus der Ebene, welche Weizenfelder und Frucht sich Begegnende einander ausweichen müssen , und gärten , Olivetten und Vignen bedecken , führte bis so dunkel, als schiene am Himmel weder Sonne noch vor kurzem nur ein mühseliger Pfad den steilen Berg Mond. Brunnen gibt es keine, nur Cisternen. In hinauf. Wer den elenden Ort vom Albanergebirge besonders heißen Sommern kann es vorkommen , daß aus besuchen wollte, mußte zuerst die ganze wonnige gänzlicher Wassermangel eintritt ; alsdann müssen die armen Roccanerinnen morgens und abends in das Fruchtbarkeit des weiten palästrinischen Thales durch wandern , danach , steil aufsteigend , den Buschwald : Thal hinabsteigen und das Wasser in ihren schweren. eine Wildnis von Kastaniengebüsch und Delftrauch, kupfernen Wassergefäßen auf dem Kopfe nach Hause von Mastix , Myrten und Lorbeer , welche zu jeder | tragen. Jahreszeit eine Fülle blühender Ranken und Blumen Rocca besitzt einen Platz , der seit einem Jahrdurchwuchern. In den heißen Monaten sind diese zehnt sogar einen Namen erhalten hat : " die Piazza Gestrüppe voller giftiger Schlangen ; sonst bewohnen dell' Independenza " . Es ist der Marktplaß von Rocca. fie nur wilde Tauben und Füchse , oder es verliert Was auf diesem Marktplah zu Markt gebracht wird , ſich aus der Ebene ein Stachelschwein, von dem hohen sind , selbst heute , zu Roccas Glanzzeit, stets die nämApennin ein hungriger Wolf bis hierher - wohl lichen zwei Dinge : Zwiebeln und Brot - Brot und Zwiebeln. auch ein verfolgter Brigant. Auf die Piazza dell ' Independenza mündet cine Eine solche Macchie gäbe, ausgerodet und urbar gemacht, das fruchtbarste Ackerland ; meistens überläßt Gasse, über deren Namen Senat und Volk von Rocca man indessen den jungfräulichen Boden der Wildnis. sich bis auf den heutigen Tag nicht zu einigen wußten . Auch jener weite und herrliche Buschwald unter: Rocca ist daher in zwei Parteien gespalten : die einen halb des Monte Scalandrone erfreute sich bis zum | kämpften für einen Corso Pio nono ", die anderen Anfang dieses Jahrhunderts ungestört seines üppigen wollen durchaus eine „ Passeggiata Garibaldi " besigen. Baum- und Pflanzenwuchses , von welchem alle zehn | Durch diese namenlose Hauptstraße Roccas gelangt dem „Dom “. oder fünfzehn Jahre ein Teil abgehauen und zu Kohlen man zu der Kirche von Rocca Der Dom ist der Stolz von Rocca. Er ist sorggebrannt wurde. Er war Eigentum der Gemeinde Rocca, einer der ärmsten Kommunen des Kirchenstaates.fältig gemauert , hat eine getünchte Façade und im Da wo die Macchie aufhört, tritt der nackte Fels Innern einen Kalkbewurf, prächtig bunt angestrichen. zu Tage, eine unwirtliche Steinwüſte beginnt. Zu sehen ist drinnen nicht viel, bis auf eines , und Gleich winzigen Eilanden erheben sich über dem das ist Aber davon später. gelben Boden kleine grüne Anhöhen, mit Wacholder, Der Altar wird von einer weißen Decke verSonst gedeihen Rosmarin und Cistus bewachsen. hier droben nur der goldigblühende Ginster und die | hängt , welche die Frauen von Rocca gestickt ; neben dem Schrein , darin die Monstranz eingeschlossen, prächtige Königskerze, Diſteln und Skabioſen. Wenn man stehen bleibt und Umschau hält , ſo | stehen zwei hohe Leuchter aus Meſſing, mit dünnen, ist die Größe und Herrlichkeit des Anblicks beinahe braungewordenen Wachskerzen , und zwei himmelblaue erschreckend ; denn man übersicht das ganze römische gläserne Vasen, mit gelben und roten künstlichen BluLand, die ganze lateinische Küste, das ganze sabinische men. Sonst befinden sich in dem Heiligtum außer und volskische Felsengebirge , übersieht die grünen jenem einen noch ungenannten geheimnisvollen GegenHöhen der Albanerberge und die beschneiten Gipfel stande nur noch einige morsche Bänke, für die Alten der Abruzzen. Darunter liegen Palästrina, Zagarola und Schwachen bestimmt ; die übrigen können bei ihrer und Tivoli ; dort drüben Genazzano und Olevano ; Andacht sich des Bodens bedienen , der mit gelben Orgelspiel in der Ferne, nach dem Neapolitanischen zu, Anagni und roten Ziegelsteinen gepflastert ist. und Alatri und viele andere sabinische und volskische hören die Roccaner in Palästrina , oder in Zagarola, Städte. Auch Rom und sämtliche Ortschaften des oder in Genazzano. Zu einer Glocke indeſſen haben sie es bereits gebracht , aber noch nicht zu einem römischen Landes von Frascati bis nach Viterbo !

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Glockenturm . Die Glocke hängt daher im Dom | Flammen nach Belieben wärmen dürfen. Mit einem hinter dem Altar , wo zugleich die Safristei ist , die Worte: wird den Leuten von Rocca die Hölle recht Leichenbahre steht und sonst einiges, was gelegentlich heiß gemacht, so ist das für sie von großem Nußen. zur Prozession verwendet wird - Kostbarkeiten, welche Vollständig geholfen wäre den Roccanern, könnte. die Roccaner als Kind anstaunen und woran sie sich ihr wackerer Seelsorger sie durch eine recht anschauals große Leute erquicken und erfreuen. liche Beschreibung des Mannaregens in der Wüste Da die Roccaner einen Dom haben , so haben täglich satt machen , auf diese Weise für seine liebe ſie Gemeinde wie die Leiden der Hölle , so auch die sie natürlich auch einen Pfarrer. Dieser ist gewöhn lich ein etwas eigentümlicher Herr , sonst wäre er Freuden des Himmels praktisch verwertend . Leider nicht der „ Curato von Rocca" geworden. Daß man blieb, was die Sättigung durch geistiges Mannabrot den Roccanern gerade keine Perle von einem Priester anbetraf, die wünschenswerte Wirkung gänzlich aus. auf ihren öden Berg gibt, liegt in der Natur der Sache. Bei der Vorstellung eines nährenden Regens versagte Wenn einer der vielen guten geistlichen Hirten , die den Roccanern ihre Einbildungskraft , so daß sie rings um Rocca ihre lieben christlichen Schafherden häufig den allerrealsten Hunger zu leiden hatten. weiden , ganz besonders armseligen oder einfältigen Zwar trugen sie unterhalb ihres Felsenortes an ge= oder störrischen Geistes ist , so kann es dem Manne schütter Stelle etwas Adererde zusammen , ernteten geschehen , daß er zum Curato von Rocca erhoben auch darauf : ein wenig Gerste und etliche Bohnen wird ; und ist er das einmal , so bleibt er es auch. von jener großen , säuerlich schmeckenden Art ; aber Ein echter Pfarrer von Rocca kommt in den letzten davon konnte selbst nicht ein Roccaner samt Weib und zwanzig Jahren seiner Regierung niemals aus seiner | Kind und Schwein das ganze Jahr hindurch satt werden . Vor allem nicht das Schwein! Denn in jeder rocResidenz heraus , darin er über seine Seelen verfügt, Familie ist das Schwein die Hauptperſon. canischen Pfarrer echter ein Rußland läge ; Rocca in als ob | Auf der Gaſſe ſpielen die Kinder damit wie von Rocca weiß in der Hölle besser Bescheid als im Himmel, fennt von der Welt nur Rom und von mit ihresgleichen, und in der Macchic läuft es seinem Rom nur den Vatikan. Ein echter Pfarrer von Rocca | Herrn nach wie ein Hund ; im Hause wohnt und trägt niemals ein ungeflicktes oder unzerrissenes Ge: schläft, ißt und trinkt es zusammen mit Mann, Weib wand ; ein echter Pfarrer von Rocca bekommt in und Kind in der einen einzigen Kammer. Der erste ſeinem ganzen geistlichen Leben niemals Fleisch zu in der Familie , der satt gemacht werden muß , iſt essen ; ein echter Pfarrer von Rocca ist in keinem das Schwein ; denn es soll alle sättigen . Falle ein beneidenswerter Mann. Mehr noch als das sollten in Rocca die Schweine Die größte Leibesfreude und zugleich einzige vollbringen : sie sollten auch dem Himmel geben, was Stärkung eines Herrschers von Rocca ist der Wein, des Himmels war. Allein nur mit Hilfe ihres fett und den er jeden Tag bei der Messe genießt und den satt gemachten Schweines ermöglichten die Roccaner, ihm seine liebe Gemeinde aus dem Weinlande drunten zu Ehren ihres lieben Schutzheiligen und der Madonna möglichst reichlich zutragen muß ; ganz gleich , ob jedes Jahr ein Konzert aufführen zu laſſen , ein Wenn die guten Leute von Feuerwerk abzubrennen und eine Tombola in Scene weißen oder roten. Rocca jeden Tag bei der Messe sehen , wie ihrem zu sehen. Dafür waren sie alsdann berechtigt , von lieben Hirten der Wein schmeckt , so freuen sie sich ihrem licben Schußheiligen und der Madonna allerlei darüber ; denn alsdann hoffen sie, daß sein Gebet kräftig gute Dinge als Gegengabe zu fordern, und es durften und eindringlich sein und ihren armen fündigen Seelen sich die Weiber von Rocca das ganze Jahr über das zu gute kommen werde. Aber auch Tage der Furcht Vergnügen bereiten, für die Tombola glückbringende kehren in Rocca ein, an denen der Herr Curato ernstlich Zahlen zu träumen. Nur daß sie ihnen niemals böse wird . Ganz sicher ereignet es sich alsdann, daß Glück brachten ! . bei der Predigt die ganze Hölle mit allen ihren Teufeln Um noch einmal auf die Bedeutung der roccani auf die entsetzte Gemeinde losgelassen wird, gelegent schen Schweine zurückzukehren : das ganze Jahr über lich welcher Prozedur man den guten Roccanern den stiegen die Frauen und Kinder in die Thäler hinunter warmen Aufenthalt, den ſie einstmals einnehmen wer- und sammelten in den Eichenwäldern die Eicheln . den, folgendermaßen recht anschaulich schildert : War das Tier damit gemästet , so erlebte gegen die Feuer unten , Feuer oben ! Feuer aus dem Weihnachtszeit Rocca das große Trauer- und FreudenMunde, Feuer aus den Augen, Feuer aus den Ohren, fest : alle die treuen und fetten Freunde des Hauses // Feuer aus den Nasenlöchern. wurden geschlachtet. Eine Woche währte die Feier, Die Sache hat aber auch ihr Gutes ; denn wenn an welcher selbst das Kind auf dem Mutterarm teilwährend des Sommers die Sonne viele Monate auf nahm. Zuerst wurde alles Fleisch gesalzen , dann die tahle Felsenkuppe brennt , bis der Stein glüht, geräuchert , in jener einen einzigen Kammer , darin daß die Weiber ihr Brot darauf backen könnten , so mitten auf dem Boden ein Feuer brannte. In dieser mögen die guten Roccaner das Fegefeuer, welches Jahreszeit prunkte in jedem Hause die Decke in ihr Curato ihnen für Leib und Seele verheißen , in einer Mosaik von Schinken und Speckseiten. treuer Erinnerung sich bei der Gluthize geradezu Gegen Ende März belud sich Mann und Weib im Kühlen vorkommen, indessen sie sich Winters, wo und Kind mit den Nesten ihres ehemaligen Genossen, in Rocca häufig Schnee fällt und mehrere Tage und alle wanderten hinunter über Zagarola , durch liegen bleibt, im Geiſte an jenen für sie entzündeten | das Thal von Algidum , auf der antiken Via latina

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Die Madonna della Rocca.

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nach der ehrwürdigen Kloſterstadt Grotta ferrata. | seine Unterthanen . Er that eiligst sein Meßgewand Dort, auf der großen Wiese bei den Platanen, stiegen an , nahm die Stola um , füllte ein Kesselchen bis alsdann seltsame braune duftende Hügel auf, gebildet | zum Rand mit Weihwasser, steckte auch eine geweihte von allem, was ein Schwein hergibt ; dort drängten Kerze zu sich, ließ von seinem Knaben frische Myrrhen sich alsdann die braunen Völker der Sabina, der auf das Kohlenbecken schütten und war nun gerüstet, Abruzzen , der Volskerberge ; dort feilschte alsdann einer Legion von Teufeln zu begegnen. der römische Händler ; dort gab es alsdann Quattrini . In Prozession zogen die Roccaner nach der Und Quattrini galten auch den Leuten von Rocca Stätte , wo die Weiber die furchtbare Erscheinung mehr als das Himmelreich. gesehen hatten. Hier mußte der Knabe so lange das Weihrauchbecken schwenken, bis der Felsen, darin die II. Grotte sich befand , von dichtent Gewölk umhüllt ward. Alsdann schickte der Curato sich an , in die Das Merkwürdige an Rocca und seinen Bewoh nern war indeſſen nicht die wilde Dede des Felsen | Höhle zu dringen, wobei er hinter sich, vor sich und dorfes, nicht die unsägliche Armut des Bergvölkchens , um sich herum reichlichst Weihwasser ausspritte. Nun war er drinnen , nun stürzten draußen auch nicht die Piazza dell' Independenza , nicht die sämtliche Weiber auf ihre Knie und erhoben cin beiden Straßenparteien : hie Corso Pio nono! hie Passeggiata Garibaldi ! noch der Dom mit seiner Zetergeſchrei. getünchten Façade oder die Trefflichkeit roccanischer Der Curato verblieb so lange bei dem Höllenspuk , daß die Weiber bereits ihre Männer in die Schinken - Roccas Merkwürdigkeit war die Ma donna von Rocca. Höhle senden wollten , um die irdischen Ueberreste Die himmlische Frau thronte im Dom neben ihres vom Teufel zerrissenen Hirten und Herrn aufdem Altar, in Wahrheit ein göttliches und anbetungs- sammeln zu lassen ; da trat der Gebieter Roccas wohlbehalten wieder hervor. würdiges Bildnis . Die Madonna von Rocca war kein Gemälde, Alle umringten den guten Geistlichen , der die ſondern eine Statue : eine Bildsäule aus parischem | Leute von sich abwinkte und voller Ergriffenheit sprach: Marmor ; die Madonna von Rocca . war eine Antike. „D , ihr Verblendeten , zu welchem verruchten Das herrliche Stück Heidentum gelangte im Werke wolltet ihr mich bewegen! Vernehmet : Es vergangenen Jahrhundert nach Rocca ; wie es über: hat sich ein Wunder begeben. Was ihr einen unhaupt dahin gelangen konnte, mag man sich auf fol- sauberen Geist und Teufelsspuk schaltet , ist nichts gende Weise erklären : Geringeres , als das Bildnis unserer lieben himmIn alter Zeit befand sich in dem benachbarten lischen Frau , und zwar ist es dasselbige , welches Palästrina ein weltberühmter Tempel der Fortuna. mir, wie mir jeht deutlich bewußt wird , dieſe Nacht Das über die Maßen schöne Heiligtum wurde viel | im Traum erschienen ist. Das göttliche Bild hat fach von Feinden zerstört und nach jeder Verwüstung mir geboten , es feierlich in unserem Dome aufzuvon neuem in noch erstaunlicherer Herrlichkeit wieder stellen ; zur Rechten des Altars , woselbst es von uns aufgebaut. Rom war längst christlich, als in Palä | verehrt und angebetet werden soll. Ganz besonders ſtrina der Dienst der großen Schicksalsgöttin noch | hat mir die Madonna eingeſchärft, euch, ihr unbußfortdauerte. Erst im Mittelalter begann die uralte fertigen Sünder , strengen Gehorsam gegen mich, Drakelstätte allmählich zu versinken und vom Erd ihren unwürdigen Diener, anzuempfehlen, sowie das boden zu verschwinden . Bei den verschiedenen Ver- Wunder im ganzen Lande bekannt zu machen , auf heerungen , die Stadt und Tempel erlitten , suchten daß das ganze Land zur Madonna von Rocca ge= die Einwohner außer ihren Schäßen auch von der wallfahrtet komme und der Himmelsherrin Spenden Menge der Bildsäulen , Tempelgeräte und Weih: | darbringe. Das gibt dann Quattrini ! geschenke vor plündernden Goten , Vandalen und O, über euch Blinde und Verstockte ! Vernehmt , Römern zu retten . Dabei wurde manches unsterb- was geschehen wäre , wenn ihr an dem göttlichen liche Werk in nahen Höhlen und Grotten versteckt , so Bilde auch nur den Saum des Gewandes besudelt : in Castel San Pietro, in Cavi, Capranica Rocca. eure Seelen und die Seelen eurer Kinder und die Vieles entdeckten die Feinde, anderes brachte man nach Seelen eurer Kindeskinder wären im Fegefeuer in Palästrina wieder zurück , manches ward vergessen, Ewigkeit gespießt , gesotten und gebraten worden. blieb liegen, um in späteren Jahrhunderten gefunden Nun sehet zu , wie ihr den Zorn der Madonna, zu werden oder für alle Zeiten begraben zu bleiben. welche euch eine so gewaltige Gnade erwiesen , be Eines Frühlingstages holten Weiber von Rocca fänftigen mögt. Ich wasche meine Hände in Unaus einer Höhle ihres Felsenberges Puzzolanerde, schuld ! Nicht eine einzige Fürbitte thue ich für solche als sie auf eine leuchtende Gestalt stießen. Entschen Bestien, wie ihr seid. Basta!" Der Würdige hatte noch nicht ausgeredet , als faßte die guten Roccanerinnen. Sie glaubten nicht anders, als daß sie einen Teufelsspuk ausgegraben, sich bereits unter den Weibern verschiedene Gemütsden Höllengeist selber, der in solcher Weise erschienen bewegungen bemerkbar machten : die einen begannen war, um Rocca einen Besuch abzustatten. Sie flohen, ein großes Lamento, die anderen bereiteten sich vor, alarmierten den ganzen Ort , stürzten zum Curato : in Verzückung zu geraten. Den Männern , die zu in der Grotte lauere der Satan auf die christlichen allem geschwiegen , gebot der Curato , jezt sich mit Seelen von Rocca ! Der geistliche Regent kannte | ihm in die Höhle zu begeben und das heilige Bild-

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o Wunder! nis ans Tageslicht zu schaffen . Jeder wollte helfen, | ihre Blinden, ihre Lahmen ; aber auch die Weiber und Kinder. Man holte aus Rocca die Blinden blieben blind und die Lahmen lahm. Stricke herbei , umwickelte das Steinbild damit und Sie flehten die Madonna um Träume an, in denen ſpannte sich davor . So ward die Statue unter gellen- sie Tombolanummern zu schauen bekämen ; ſie träumten dem Geſchrei vor die Grotte gezogen, wo den Fels auch die wunderschönsten Zahlen ; aber die geträumten Zahlen kamen beim Spiele niemals heraus. gelbe Krokus und Tazetten bedeckten. Da lag nun die göttliche Gestalt auf dem bunten Nun legten sie sich auf Versprechungen : ein Blütengrunde. Die Sonne bestrahlte den auferstan- hübsches Konzertchen , ein niedliches Feuerwerk. Auch denen herrlichen Leib, und die Lerchen jubelten darüber. das half nichts . Die Madonna ſei eben gar zu ſehr gemeinte der vortreffliche Seelsorger von Rocca. Der Priester trat heran. Mit demütigen Worten | kränkt Man brachte ihr Geschenke ; ein Paar mächtiger dankte er dem Himmel für das vollbrachte Wunder. Diesmal warfen sich auch die Männer nieder ; dann silberner Ohrringe , ein gewaltiges blechernes Halserhoben sich alle , drängten alle um das Bildnis, geschmeide , ein buntes Taschentuch , einen Strauß gemachter Blumen. küßten dessen Gewand, Hände und Füße. Aber die Madonna wollte und wollte kein Darauf ward die Bildsäule auf einen Karren Wunder thun. gehoben, mit Kränzen umwunden, mit Blumen über Bei allen diesen Ereignissen kamen die braunen schüttet und im Triumph nach Rocca geführt. Im Dom, rechts vom Altar, ſtand nun die neue Roccanerinnen nicht dazu , in die Thäler hinabzuMadonna von Rocca. Sie war dargestellt dicht in zusteigen und für ihre grunzenden schwarzen Hausein feingefälteltes, zartes Gewebe gehüllt und trug um tiere Eicheln zu sammeln. Solange Rocca beſtand, das Haupt ein langes Schleiertuch, das sie mit einer war das nicht geschehen : in Rocca waren nicht mehr die Hauptperson Hand um ihr wunderschönes , wehmütiges Antlig die Schweine die Hauptpersonen ziehen zu wollen schien , in der anderen Hand hielt in Rocca war die Madonna geworden. Darüber magerten die guten Vierfüßler sichtlich ab. fie ein Füllhorn, darin Aehren steckten. Sehr bald wußte man im ganzen SabinerDie Roccaner fühlten sich von Tag zu Tag mehr gebirge, welche wunderbare Begebenheit sich in Rocca in ihren Hoffnungen betrogen. Beinahe daß sie ihrer zugetragen hatte ; einige Neugierige kamen auch wirk Madonna gram geworden wären. Doch, zum Glück lich im Schweiße ihres Angesichts den hohen Berg für diese , entluden sie ihren Zorn auf die Häupter heraufgeklettert, sahen das göttliche Bildnis, beteten der Madonnen von Tivoli und Zagarola, von Paläes an, zogen wieder ab ohne einen Heller zurück- strina und Genazzano , von Olevano und Subiacco. Besonders ergrimmt waren sie auf die Madonna del gelassen zu haben. Sie sagten : erst wollten sie abwarten , ob die buon consiglio : die wäre gar zu böse ! Und daß Madonna von Rocca Mirakel vollbrächte. Als ob das berühmte Bildnis die Madonna als Mohrin es nicht Mirakel genug gewesen wäre, daß sie über: darstellte, vergrößerte noch ihren Aerger. Der Starrsinn der Madonna kam schließlich haupt nach Rocca gekommen ?! Bevor sie indeſſen eine einzige der vielen Er- wenigstens jenen Bewohnern von Rocca zu gute, wartungen , welche man auf sie sehte , zu erfüllen die nicht einmal zur Madonna zu beten vermochten. Denn schließlich half es den guten frommen Weibern so sagte der würdige Geist vermochte , traten die Madonnen von Tivoli und nichts : fie mußten wieder im Sonnenbrande ihre liche von Rocca Zagarola, von Palästrina und Genazzano , von Ole: Felsen hinuntersteigen und Eicheln sammeln . Sie vano und Subiacco dazwischen. Eine jede dieser flagten dabei einander ihr Leid um die Madonna, Städte bejaß nämlich ein Muttergottesbild , das schimpften auch wohl ein weniges über ihre liebe Mirakel bewirkte, und diese alten Wunderthäterinnen himmlische Frau ; ereignete es sich aber , daß eine wollten die neue Konkurrentin nicht aufkommen Roccanerin einer Frau aus Zagarola oder Tivoli lassen. In Genazzano, welches die berühmteste aller begegnete, und wagte diese mit den Wundern ihrer fabinischen Madonnen : die „Madonna zum guten Madonna groß zu thun und die Mirakelfähigkeit der Rat" zu eigen hat, sollten so behauptete der hoch | Madonna von Rocca zu bezweifeln , so entbrannte sämtliche Madonnen alsbald der Kampf. Mit Worten begann er , mit würdige Curato von Rocca Steinwürfen endete er. Manche tapfere Roccanerin der Umgegend zusammengekommen sein, zu Rat ge ſeſſen und beschlossen haben : die Madonna von Nocca trug zu Ehren ihres Heidenbildes die Merkmale der zu unterdrücken. Was aber konnte eine einzige gegen Nägel ihrer Feindin auf den braunen Wangen, oder fie ließ im Kampf um den Ruhm ihrer Göttin ein Büschel so viele ausrichten ? Die Aermste ! Die armen Roccaner ! Sie hatten sich so ge- schwarzen zottigen Haares auf dem Wahlplah zurück. Beinahe noch ernsthafter nahmen die Männer freut, nun auch eine Madonna zu besigen : sie wären von Rocca die Sache : Um die schöne Griechin wurden wie so gern auch stolz auf ihre Madonna gewesen , mehr Messerstöße ausgeteilt , als um alle wunderdas die Leute von Tivoli und Zagarola, von Genaz zano und Palästrina auf ihre Madonnen waren. schönen Roccanerinnen zusammen. Die Weiber lagen im Dom von früh bis spät auf III. den Knien und schrieen die Madonna um ein WunDa ereignete sich etwas Merkwürdiges. nur um ein einziges kleines , ganz kleines der an Ein Fremder traf in Rocca ein! Wunder. Sie brachten der Madonna ihre Kranken,

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Die Madonna della Rocca.

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So geleitet , gelangte der Fremde zu jenem Solange es ein Rocca gab , war das nicht geschehen, also war bei Alt und Jung die Verwunderung fonderbaren Bau , welchen die Roccaner voller Stolz groß. Ein Fremder in ihrem Rocca ! Wißt ihr : | ihren ,,Dom" nannten. Er trat ein , er schaute sich um. Da thronte solch einer , den kein Mensch versteht , ein Signore, ein Inglese , einer , der schrecklich viel Geld hat ! am Altar das griechische Marmorbild in unsterblicher Was wollte der in Rocca? Was konnte der wollen ? Schönheit ! Wie ewige Wehmut, wie erhabene Trauer Niemand wußte es , niemand vermochte es sich zu lag es auf dem herrlichen Antlig. Sie schien ſich denken. verschleiern zu wollen : hatte man ihr doch den AnMan lief zu einander hin, man steckte die Köpfe blick ihrer strahlenden Cella entzogen und ihre leuchzusammen , man that , als wäre der Feind einge: tende Brust mit schlechtestem Jahrmarktsgeschmeide behangen. drungen. Der Fremde stand vor der Bildsäule und davor Und da kam er ! Wer von den Einwohnern nicht schon auf der Gasse stand, der folgte in einiger stand der geistliche Herr , davor stand halb Rocca ; Entfernung dem wunderbaren Fremdling. Jett redete denn die andere Hälfte mußte wegen Mangel an Der geistliche Herr und dieſer einen Roccaner an. Aber der Roccaner ver- Raum draußen bleiben. Wird stand ihn nicht. Der Fremde redete viele Roccaner halb Rocca beobachteten den Fremden. an; er sprach und sprach, deutete und deutete , aber er niederknien ? Wird er sich bekreuzigen ? Wird er die Roccaner begriffen von allem nichts . Sie um- der Madonna die Füße küssen ? Wird er der Mastanden in einem dichten Kreis das neue Wunder, donna ein Opfergeschenk darbringen ? Aber nichts von alledem geschah! starrten es an , beharrten indessen darin , von allem Was wollt Jhr ? Er ist eben kein Christ! nichts zu begreifen . Die Madonna sei gelobt : da kam der Curato ! Der Fremde blieb vor der Madonna stehen ; Jetzt würde man es erfahren. Und die Auf- betrachtete sie, konnte im Betrachten kein Ende finden. Es währte den guten Roccanern viel zu lange ; fie regung wuchs. Der Curato sprach mit dem Fremden und der verliefen sich und schließlich befanden sich nur noch Curato verstand den Fremden ; es dauerte einige Zeit, der Fremde und der geistliche Herr vor dem Bilde. aber schließlich verstand er ihn doch. Die Roccaner // Was sagt Ihr zu unserer Madonna ?" „ Daß es in Wahrheit ein Götterbild ist. " haben es immer gesagt : ihr Curato , das ist ein Mann ! das ist ein Mann ! Jener Fremde blieb nicht der erste und lehte, welcher nach Rocca kam , um die Madonna von Rocca Was will er in Rocca ?" Der Curato machte ein geheimnisvolles Gesicht : zu sehen. Beinahe jedes Jahr traf einer in dem „ Er will unsere Madonna sehen . " Felſendorf ein : von weit, weit her, wo sie von Rocca und der Madonna von Rocca wußten , wie man in „ Unsere Madonna ? “ Rocca von Rom und dem Sankt Peter wußte. Nur "/ Unsere Madonna ! " " Was will er von unserer Madonna ? Er ist daß es niemals Chriſten waren, welche kamen ; denn niemals Inieten sie hin, die Madonna anzubeten; ad), doch gewißlich kein Chriſt ?" Er sagt : er habe davon reden hören. “ niemals brachten sie ihr Opfergeschenke ! Aber es Von unserer Madonna ? — hört ihr ! Er hat waren trotzdem wackere Männer , die dem heiligen Wo ? von unserer Madonna reden hören! Bildnis hohe Chren erwiesen und die Roccaner um Wer den Besitz einer solchen Schuhheiligen laut rühmten. Wo ist das ? Nun, in seinem Lande. Das war Balsam für die wunden Herzen der In seinem Lande kennt man kann das wissen ? Das ist ein wackerer Mann! guten Leute ; sie schöpften von neuem Hoffnung, daß unsere Madonna. ihre Madonna doch etwas Rechtes sei und sich noch Zeigt dem wackern Mann unsere Madonna! Es ist ein Christ : er hat in seinem Lande von unserer eines Tages durch eine Menge von Wundern in aller Madonna gehört . Er hat ihr gewißlich eine Wall : Herrlichkeit offenbaren werde. Die Reputation der Wenn das die Leute von Genazzano himmlischen Frau , die selbst bei den frommsten Gefahrt gelobt. und Palästrina erfahren ! Die werden sich ärgern !" mütern durch ihre Unthätigkeit gelitten hatte, beſſerte Unterdeſſen hatte der Curato dem Fremden von | ſich von Jahr zu Jahr. Kaum war die Göttin inRoccas Madonna und deren großem Ruhm berichtet ; dessen von neuem der Stolz und die Freude von der Fremde machte ein erstauntes Gesicht und rief : Rocca geworden , als beim Volk Gewissensbisse sich Eine Bildsäule der Madonna? Es soll eine einstellten , welche zu erhalten und zu verschärfen die Lieblingsbeschäftigung des würdigen Geistlichen wurde. Statue der Fortuna Virilis fein . " Darauf verschte der geistliche Herr voller Würde : Die Roccaner fühlten nämlich, daß sie ihre Madonna „ Freilich ist es das Bildnis einer unbefleckten vernachlässigt hatten , daß sie es namentlich an gewissen zarten Aufmerksamkeiten hatten fehlen lassen. Jungfrau. " Man suchte also das Versäumte nachzuholen. „Wo habt Ihr es aufgestellt ? t "Im Dom. " Vor allem mußten der Madonna Ständchen Die Fortuna Virilis im Dom ?!" gebracht und ihr zu Ehren Feuerwerk abgebrannt werden ! So viel man daraufgehen lassen konnte, ,,Beliebt es Euch, Herr ?" Damit schritt der Curato dem Fremden voraus, das Volk drängte nach.

so viel ließ man daraufgehen. Am liebsten hätte die Kommune von Rocca eine Staatsanleihe gemacht,

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lediglich um ihre Madonna nach Herzenslust feiern und feſtieren zu können . Mindestens dreimal des Jahres wurde die Stadtmusik von Tivoli gedingt und in Paläſtrina Feuerwerk erhandelt. Das war dann eine Lust ! Damit die Madonna die Musik beſſer hören und das Feuerwerk mit eigenen Augen sehen konnte , wurden die Thüren des Domes weit aufgemacht. Und vor dem Dom standen die Musiker, siedelten und bliesen ; vor dem Dom donnerten die Kanonenschläge , sprühten die Raketen , kreisten die Feuerräder, glühten die griechischen Lichter, vor dem Dom drängten sich die Roccaner , welche zur Feier des Tages ihren Salat von wilder Cichorie einmal

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daraus vorzulesen; viele liefen fort, Verwandte, Nachbarn und Freunde herbeizuholen. Im Dom vor dem Madonnenbild stand der Fremde , umgeben von einer andächtigen Zuhörerschaft, der er aus dem Buche vortrug: eine ungemein gelehrte Abhandlung eines berühmten Archäologen über eine höchſt merkwürdige Statue der Fortuna Virilis , die sich in dem sabinischen Dorfe Rocca , oberhalb Palästrina , befindet und die Madonna von | Rocca genannt wird". Die Roccaner hörten zu und fühlten sich von

den unverständlichen Worten über ihre Madonna mehr erbaut, als wie sie das jemals von den sehr verständlichen Redensarten ihres Seelenhirten gewesen. Dem Fremden wurden alle erdenklichen Ehren erwiesen , und wenn fortan die Roccaner von ihrer Madonna sprachen und dieser etwas ganz besonders Gutes nachrühmen wollten, so hieß es stets : „ Sie steht sogar gedruckt in einem Buche zu lesen ". Eine andere Sache , welche gleichfalls die Madonna betraf, erregte nicht minder zuerst Aufregung und Argwohn, alsdann Staunen und Freude. Der Fremde, um den es sich bei dieser Gelegenheit handelte, that vor der Bildsäule der Madonna etwas noch Wundersameres und Unbegreiflicheres : er holte ein großes Buch hervor , darin er die Madonna abzeichnete. Auch diesmal war der erste Gedanke der guten Roccaner : Er thut unserer Madonna ein Leides an , ver:

mit Del zubereitet genossen. Glückselig lauschten sic den Klängen der Musik und sahen den Glanz des Feuerwerks : Nun freut sich unsere Madonna ! Nun ärgern sich die anderen , die in Tivoli und Zagarola, die in Genazzano und Palästrina ! Lustig schallte von dem hohen öden Fels das Dideldumdei zum Himmel empor, während das bunte Spiel der Feuerkörper im ganzen römischen Lande gewahrt werden konnte ; denn jede Rakete , die in Rocca aufstieg , war in Albano und an der Meeresküſte, vor den Thoren Roms und in den Dörfern auf dem Sorracte zu sehen. Doch das größte Ereignis für Rocca war und blieb der Besuch der Fremden. Sobald ein Fremder den ſteilen Pfad heraufgeklommen kam , verbreitete sich die Kunde durch ganz Rocca , geriet ganz Rocca in Aufregung. Viele versammelten sich am Eingange des Ortes , die anderen warteten auf der Piazza und zaubert und behert sie. Es erhob sich beinahe ein vor dem Dom. Langte der Fremdling an, so brauchte Aufstand. Zum Glück war diesmal der priesterliche er nicht erst lange zu fragen ; man umringte ihn so- | Herr anwesend. Dieſer aufgeklärte Geist besänftigte seine liebe Gemeinde. gleich und sagte ihm ohne weiteres : „Was wollt ihr? Dieser gute Mann ist ein // Guter Mann , du kommst gewiß nach Rocca, um unsere Madonna zu sehen. Geh mit uns ; wir | Künstler und kein Zauberer oder Beschwörer. Wißt führen dich. " ihr , was ein Künstler ist ? Nein ! Ich will es euch Und sie führten ihn. sagen. Ein Künstler ist ein guter Mann , der dem . Einmal kam einer mit einem Buche , welches Himmel dient, indem er von den lieben Himmlischen er vor der Madonna aufschlug , und darin er auf die Konterfeie macht. Wißt ihr, was ein Konterfei merksam las. Die guten Roccaner, von denen kein ist ? Nein ! Ich will es euch erklären. Ein Konterfei einziger die Kunst des Lesens verstand , gerieten bei ist ein getreues Abbild eurer Nase und Augen, eurer diesem Vorgang in nicht geringe Aufregung ; ein | Ohren und Lippen, eurer Hände und Füße. Dieser würdiger Greis näherte sich dem Fremden und sprach : gute Mann bildet unserer Madonna die Gliedmaßen "} Guter Mann, was ſteht in deinem Buche und ab. Es hat ſogar heilige Künstler gegeben . Sankt was thust du damit ? Du wirst doch unserer Ma Lukas war ein solcher ; man redet auch von einem göttdonna nichts Uebles anhaben wollen ? Denn wir | lichen Raphael. Laßt also diesen guten Mann sein wiſſen wohl, daß man mit solchen Dingen Zauberei fromines Werk in Frieden vollenden . Es gereicht treibt. Willst du also unsere Madonna beschwören, unserer Madonna zum Ruhm und uns zur Ehre." Die schöne Rede des Gewaltherrschers von Rocca so wird es dir schlecht ergehen ; wisse : unsere Madonna ist eine mächtige Frau." übte eine gewaltige Wirkung. Wie damals alle Der Fremde beruhigte die aufgeregten und arg- andachtsvoll der gelehrten Vorlesung des Archäologen wöhnischen Gemüter : gelauscht hatten , so schauten jetzt alle in tiefem Meine wackeren Leute , seid ohne Furcht , ich Schweigen dem Zeichner zu. Als das Bild fertig füge mit meinem Buche niemand ein Leid zu. Wißt : und die guten Roccaner ihre liebe Madonna auf dem in diesem Buche ſteht von eurer Madonna geschrieben, Papiere vor sich sahen, wie ſte leibte und lebte, da war und sie wird darin hochgepriesen, wie ihr nicht anders der Jubel groß . Einen Dämpfer erhielt die fromme gebührt , denn es ist ein überaus herrliches Werk. " Freude dadurch, daß der Künstler die Himmlische ohne Da ward erst die Aufregung groß ! Alle wollten Halsgeschmeide und Ohrgehänge dargestellt hatte, auch) das wundersame Buch, darin über ihre Madonna die schönen Papierblumen und das bunte Tuch fehlten. geschrieben war , betrachten und in Händen haben ; Sie baten den Fremden, dem Bildnisse jene Gegenalle wollten hören. Sie baten den Fremden, ihnen stände hinzuzufügen, und der Fremde that es.

Die Madonna della Rocca.

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Das war ein Stolz ! Ein ganzes Jahr lang redete man noch davon : " Er hat unsere Madonna abkonterfeit und das Bildnis mit sich genommen ; dahin, wo er zu Hause ist, und das ist in einem Lande, darin es gar keine Chriſten und Madonnen gibt . Jeht haben sie dort unſere. “ Fortan wurde jeder Fremde sogleich gefragt : ,,Guter Mann, bist du ein Künstler?" Ward die Frage bejaht, so herrschte große Freude in Rocca.

Einer dritten Art von Besuchern Roccas und der Madonna erging es indessen schlecht. Das waren jene Fremden, die den guten Roccanern auseinander: fehen wollten : das Götterbild von Rocca sei eigentlich ein Götzenbild. Diese konnten von Glück sagen, wenn ſie ungeſteinigt den Berg herunter kamen . IV . So kam es, daß die Madonna von Rocca in hohen Ehren bestehen blieb , troßdem sie sich dafür wenig erkenntlich zeigte , und die Leute von Rocca ärmer waten als jemals . Denn : um ihrer lieben Madonna Freude zu machen, fuhren sie fort, dieselbe mit Musik und Feuerwerk zu traktieren , was ihnen viel Geld kostete. Eifriger denn jemals sammelten die Frauen in den Thälern Eicheln , mehr als jemals waren die Schweine die Häupter der Familien. Je reichlicher nämlich die Roccaner ihre lieben Tiere fütterten , um so ansehnlicher fiel natürlicherweise auf dem Markt von Grotta ferrata der Gewinn aus desto reichlicher konnten sie beisteuern , wenn die Kommune von Rocca für die Madonna ein Fest veranstaltete. Aber noch anderes als Konzert und Feuerwerk thaten die Roccaner ihrer Madonna zuliebe : sie bauten im Schweiße ihres Angesichts eine Straße zu ihrem Felsendorfe hinauf. Für sie war der steile, wilde Pfad, den seit dem Bestehen Roccas die Ein wohner auf und ab geklettert waren , gut genug gewesen ; auch ihre Kinder und Kindeskinder hatten nicht nötig , es besser zu haben. Nun aber besaßen sie ihre Madonna, nun mußten sie auch eine Straße haben! Denn wenn die Leute der umliegenden Ort: schaften die Roccaner mit ihrem Spott ins Herz treffen wollten , so brauchten sie sich nur darüber Lustig zu machen , daß ihre Madonna ihnen noch nicht einmal zu einer Straße verholfen. Diesen Schimpf durften sie nicht länger auf ihrer Madonna sigen lassen, und so bauten sie denn eine Straße : Männer, Weiber, Kinder ! Alle wollten dabei helfen ; ſelbſt die Kleinsten schleppten Steine , schütteten Erde auf oder schafften welche hinweg. Ueber ein Jahr dauerte die harte Arbeit ; dann war wiederum die Freude groß in Rocca , eine prächtige Prozession wurde in Scene gefeßt, welche den ganzen weiten Weg, von Jung und Alt begleitet, hinabzog ; abends war Jllumination der Stadt und des Innern des Domes, mit Konzert und Feuerwerk. Nur eines trübte das Glück dieses Tages für die guten Roc

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caner : daß ihre Madonna die neue Straße hatte nicht mitgehen können. Eines Frühlingsmorgens stiegen drei Fremde die neue Straße von Rocca hinauf. Sie wurden von den Einwohnern gastlich empfangen und nach roccanischer Sitte im Triumph zum Dom vor die Bildsäule der Madonna geführt, in deren Haufe der geistliche Herr den Fremden die Honneurs machte. Diese bewunderten dann auch den Stolz Roccas auf das Höchste , sprachen zu einander mit den Zeichen höchster Aufregung, betrachteten das göttliche Bildnis von allen Seiten, und wenn die Roccaner glaubten , daß die Fremden mit Betrachten fertig seien , so fingen sie damit von neuem an. Endlich frugen sie den Curato , ob sie ihn in seine Wohnung be zu einer wichtigen Unterredung. gleiten könnten Der Curato, als höflicher Mann, versicherte, die Fremden wären die Herren ſeines Hauſes, und führte ſeine Gäſte in die Pfarrei von Rocca , ein ruinenhaftes, schwarzes Gebäude mit zwei oder drei höhlenartigen Kammern. In eines dieser Verließe nötigte der geistliche Herr mit artiger Geberde die drei hinein, verschwand, kehrte nach einiger Zeit zurück mit sämt lichen Vorräten seines Hauses beladen. Da war

in einem Fiasco der Rest des Weines ; da war ein Laib harten grauen Brotes und ein noch här: terer, noch grauerer Ziegenkäse, da war ferner ein Stück geräucherten Schweinerückens , der am härtesten | und von einer schwärzlichen Farbe war. Auch wurde den Fremden mitgeteilt , daß eine Nachbarin eine Frittata backen , eine zweite ein Ricotta bringen würde , während eine dritte bereits auf den Berg gelaufen sei, Cichorie zum Salat zu suchen. Die Fremden tranken von dem sauern Wein und fanden ihn gar nicht sauer ; sie aßen sowohl von dem Harten wie von dem Härtesten und fanden selbst die leßte Steigerung vortrefflich. Damit hatten sie gethan, was sie als höfliche Männer thun konnten, und begannen nun die Unterredung mit dem weisen und würdigen Geistlichen, ohne die drei verheißenen Genüsse : Frittata , Ricotta und Tichorienſalat , abzuwarten. Während in der Wohnung des regierenden Hauptes von Rocca sich solches begab , verhandelte das Volk unter sich, was sich drinnen wohl begeben könnte. Der geeignetste und natürlichste Platz für diese Beratungen war vor dem Hause des höchsten Würdenträgers Roccas . Hier versammelte sich denn auch das Volk, harrend der Dinge , die da kommen sollten . Die Nachricht , daß für die drei Fremden eine Frittata gebacken und ein Ricotta gerührt werden sollte, und daß die dritte Nachbarin nach Tichorienfalat gelaufen war , interessierte und befriedigte allgemein. Die Fremden würden in ihrem Lande den Leuten erzählen können , daß sie in Rocca nicht allein dank ihrer eine Madonna befäßen, sondern auch) Madonna - zu leben hätten. Als die erste Nachbarin sich mit der goldgelben, ölduftenden Frittata zeigte , die zweite den schneeweißen , schaumigen Ricotta brachte , die dritte den | mit Kräutern gewürzten Cichorienſalat herantrug, da 15

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Richard Voß.

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hätte das aufgeregte Volk den drei römischen Leckerbissen beinahe ein lautes Evviva !" gerufen. Unter allgemeinen Beifallsbezeigungen verschwanden die drei im Haus des Curato ; die fette Frittata erhielt den Vortritt. Kaum waren indessen die drei den Blicken des Volkes entschwunden , kaum konnten die Fremden begonnen haben, in den höchsten Genüssen, die ein roccanisches Herz kannte , zu schwelgen , als der geistliche Herr aus dem Hause trat und mit allen Zeichen einer großen Gemütsbewegung ausrief: „Lauft und holt den Cencio Leste, den Giuseppe Principino und den Gigi Gentile. Lauft, lauft ! " Und sie liefen. Die Hälfte des Volkes lief, was es laufen konnte , um die drei Genannten herbeizuholen. Aus jenen drei berufenen Männern, zusammen mit dem geistlichen Herrn , bestand nämlich Roccas Senat. Auf jene Viere deutend , konnte auch Rocca von sich sagen : S. P. Q. R. Senatus populusque Roccanum ! Der ehrenwerte Cencio Leste war Senator und Ziegenhirt der Kommune , der ehrenwerte Giuseppe Principino war Senator und Kohlenbrenner, der sehr ehrenwerte Gigi Gentile Senator und sonst gar nichts. Die drei Ehrenwerten kamen an , wurden von dem Volk mit Acclamationen begrüßt und begaben sich in das Haus ihres abſolutiſtiſch gesinnten Vorgesezten . Von neucm fuhren die Leute mit den Köpfen zusammen : Was geht vor? -Was ist mit den Fremden? Es sind Inglesi. Sie wollen uns unsere Schweine abhandeln. Unsere Schweine ?! Was könnten sie sonst wollen ? Von unserer Madonna Ablaß kaufen. - Unſeren Curato zum Bischof machen. Zum Papst ! Hört ihr? Seid doch still ! Was reden ſie ? Ich hab's gehört ? Was ? was ? Der eine sagte : dreitausend Skudi. Dreitausend Skudi für unsere Schweine ?! Es find ja Inglesi ! - Still, still, da kommen sie!" Und sie kamen: Senatoren und Fremdlinge. Sie traten aus dem Hauſe, das Volk machte Play, und der geistliche Herr, mit feierlichem Antlig, begann : " Meine guten Nachbarn und lieben Freunde ! nämlich der Da ihr doch auch davon wiſſen müßt , so Cencio Leste meint, ihr müßtet davon wissen vernehmet, daß diese wackeren Fremden weit her von ihrem Lande nach Rocca gekommen sind, um -

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| dreitausend sein ! Kein Mensch in Rocca hatte sich je von tausend Skudi träumen laſſen, und nun sollten sie gar dreitausend zum Eigentum erhalten ! Was würden die in Tivoli und Zagarola, die in Palästrina und Genazzano dazu sagen ? Dreitausend Skudi ! Kein Mensch in Rocca brauchte jemals in seinem Leben wieder etwas zu arbeiten , jeder Mensch in Rocca konnte fortan jeden Tag Wein trinken, Mineſtra und Deljuppe , Frittata und Ricotta speisen , und sollte es einmal jemandem einfallen , durchaus etwas thun zu wollen, so konnte er auf der neuen Straße | gemächlich hinunter nach Tivoli , oder Zagarola , oder Palästrina spazieren gehen und dort Tombola spielen. Dreitausend Skudi ! Das machte auf den Mann Wie viel machte das auf den Mann? Das war gleich, das konnte man später ausrechnen, der Curato konnte es ; der verſtand ſich darauf. Dreitausend Studi! Irgend jemand rief: „Dafür sollen wir unsere Madonna hergeben ? Unsere Madonna!" Der Mensch mußte toll sein. Ihrer zehn, zwanzig schrieen auch sogleich auf den Irgendjemand ein , der in irgend einem Winkel steckte. Sie riefen : ,,Dreitausend. Studi für unsere Madonna ! Die Fremden sind wackere Männer ! Für unsere Madonna dreitauſend Skudi ! Es iſt auch für unsere Madonna eine große Ehre. " Der Irgendjemand wollte indessen immer noch nicht schweigen ; der Irgendjemand proteſtierte immer noch gegen den Kauf ; er schrie : Wenn wir die dreitausend Skudi nehmen , müſſen wir unsere Madonna hergeben, und wenn es auch für uns und unsere Madonna eine große Ehre ist , so haben wir alsdann wohl das viele Geld, aber keine Madonna mehr. //'

Toll war dieser Irgendjemand, rein toll ! Ihrer dreißig, vierzig begannen zu lärmen ; und | sie schrieen : „ Dreitausend Skudi für unsere Madonna ? Für die Madonna von Zagarola werden keine dreiUnd die thut sogar Wunder. — hundert gegeben. Hat unsere Madonna Wunder gethan ? - Fällt ihr Und die Ohrgehänge , die wir ihr ge= | nicht ein ! schenkt haben, das Halsgeschmeide ! — Und das Tuch, So viele geweihte Kerzen , aber die Blumen!

was denkt ihr wohl , warum sie gekommen sind ? nicht einmal eine Duinterna hat sie uns in der So viele Musik ! Ihr werdet es euch nicht denken können , und weil Tombola gewinnen lassen ! Und die Straße ! ihr doch auch davon wissen wiſſen müßt - meint nämlich Und das prächtige Feuerwerk! Richtig, die Straße! - Und für das alles nicht so will ich es euch verkünden : zer Cencio Leſte Nein , nicht ein einziges Dieſe wackeren Fremden sind nach unserem guten ein einziges Wunder ! ihr werdet sicherlich nichts da | Mirakelchen ! Rocca gekommen, um Wir wollen keine Madonna mehr ! um , ja , um die Ma: Wir wollen die dreitausend Skudi !" gegen einzuwenden haben Alle brüllten es. donna von Rocca zu kaufen . Und nun seid keine Dummköpfe, und unterstehe sich niemand, dreinzureden , Aber der Irgendjemand war nicht zur Ruhe zu denn sie wollen uns für unsere Madonna bare drei- | bringen. Rein toll, wie der Mensch war , fuhr der taufend Skudi zahlen ; denkt : bare dreitausend Skudi !" Mensch fort, gegen den Madonnenverkauf zu reden : Eine große Ehre ist es für uns und unsere Das gab einen Aufruhr. Sie hatten bis dahin bereits hundert Skudi für eine erschrecklich große Madonna und dreitausend Skudi ist viel Geld. Für Summe Geldes gehalten , und nun sollten es gar die Madonna von Zagarola würde niemand tausend

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Die Madonna della Rocca.

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Skudi zahlen ; die Zagaroleſen würden ihre Madonna | dann hört doch ! Dreitauſend Skudi haben sie uns auch nicht hergeben nicht für zehntausend ! Die für unsere Madonna geboten , nicht mehr ? O wir Zagarolesen sind ein erbärmliches Gelichter, aber ihre Dummköpfe, wir Esel, wir Bestien ! Wenn wir auf Madonna verkaufen sie nicht. Das thun nur die dem Markt von Grotta ferrata unsere Schinken verLeute von Rocca. " kaufen, ſo ſagen die Römer zu uns : „Heda, ihr, wir wollen euch so und so viele Bajocch' für das Pfund Da schrie einer : Er hat recht!" geben. Gebt ihr den Römern das Pfund Schinken Im Volk Unruhe und Bewegung. Drei der für so und so viele Bajocch' ? Fällt euch nicht ein ! Senatoren standen und schauten auf den vierten. Warum geht ihr es den Römern nicht ? Weil ihr Dieſem war längst die Geduld gerissen . Jeht erhob❘ keine Dummköpfe ſeid ? Warum seid ihr keine Dummer beide Hände und rief mit schriller Stimme : köpfe ? Weil ihr wißt , daß die Römer euch be „Ich habe es gleich gesagt , nämlich , daß ihr | trügen wollen , daß sie euch für Dummköpfe halten , Dummköpfe seid . Ward je so was erlebt? Drei- daß ihr für das Pfund Schinken das Doppelte deſſen , tausend Skudi für eine Madonna ! Was meint ihr was sie euch bieten, bekommen könnt . Ihr sagt zu den denn, ihr Esel, daß man euch für euere Madonna Römern : ,He, ihr da ! Was für Dummköpfe müßten zahlen soll ? Dreitausend Skudi ! Als ob man in wir sein , wenn wir euch das Pfund Schinken für Rom für die Madonna von Sankt Agostino drei | so und so viele Bajocch' lassen würden. Gebt uns tauſend Skudi zahlen würde ? Oder in Genazzano so und so viel mehr , oder wir essen unseren guten für die Madonna del buon Consiglio ? Oder in Lo- fetten Schinken selber.' retto für die Madonna della Casa santa. Für drei„He , ihr da , ihr Dummköpfe ! Dreitausend taufend Skudi könnten diese wackeren Fremden sämt- | Skudi bieten die Fremden für unsere Madonna liche Madonnen im Kirchenstaat kaufen. Aber diese denkt an die Schinken, an Grotta ferrata und an die wackeren Fremden wollen unsere Madonna kaufen. Römer. Seid keine Dummköpfe ! Fordert für unsere Sie wollen das ganze unmenschlich viele Geld für | Madonna ſechstauſend Skudi ; ſagt, gebt uns ſechsunsere Madonna hergeben für unsere Madonna | tausend Skudi , oder wir behalten unser Madonna allein! Und ihr Dummköpfe greift nicht mit allen selber. " Einige riefen: zehn Fingern zu ? Was ihr wollt Christen sein? „ Gebt uns sechstauſend Skudi , oder wir beBestien seid ihr! " Letzteres war den guten Roccanern seit Genera: halten unsere Madonna selber. " Das ganze Volk brüllte : tionen von ihren sämtlichen guten Hirten so oft "} Sechstausend Skudi ! Gebt uns sechstausend und so eindringlich versichert worden , daß sie es schließlich selbst glaubten und nicht einmal etwas Skudi !" Die Fremden, die von alledem kein Wort vermehr gegen ihre Bestialität einzuwenden hatten. Wenn jene kräftige Rede des Hauptes des S. P. Q. R. standen hatten, ließen sich durch den geistlichen Herrn troßdem eine kräftige Wirkung auf die Gemüter aus- | das Geſchrei des Volkes verdolmetschen und machten Bedenkliche Gesichter übte, so hatte dies seinen Grund darin, daß in diesem dazu bedenkliche Gesichter. Falle die Bestialität der Leute von Rocca mit drei | machten auch einige Roccaner, als sie die geforderten tauſend Skudi in Zusammenhang gebracht wurde. Sechstauſend nicht sogleich zugesagt erhielten ; aber der Wo ein Ding mit Geld anfing, hörte fogar bei einem Jrgendjemand beruhigte sie : „Diese Fremden sind keine Duminköpfe ; die Roccaner die Bestie auf, und der Mensch begann. Die Sache stand schlimm für die Madonna von Römer sind es auch nicht. Zahlen euch die Römer Rocca. Unbedingt wäre sie den Fremden ausgeliefert für eure Schinken das Doppelte eures Angebotes ? worden , ohne daß der geistliche Herr nötig gehabt Nein ! Aber , wenn sie euch für das Pfund zwölf hätte, eine zweite Rede zu halten ; aber jener Jrgend- Bajocch' geboten und ihr vierundzwanzig dafür fordert, jemand schien es darauf abgesehen zu haben , von werden sie euch zulcht achtzehn geben. Handelt nur ! " Und sie handelten. ſeinem Winkel aus dem gesamten S. P. Q. R. Oppo = Sechstausend wollten die Fremden nicht geben, sition zu machen : „Hört , ihr Bestien von Rocca , " also redete | aber fünftauſend. Die Fremden waren dümmer als die Römer, und sie waren viel dümmer als die Rocder Frgendjemand seine lieben Mitbürger an hört , ihr Bestien von Rocca , ehe wir unsere caner ; denn fünftausend Skudi für eine Madonna! Ueber diese Fünftausend geberdete sich das geMadonna an die Fremden verkaufen , sollten wir doch hören, was die Madonna zu dem Handel sagt. famte Volk, als hätte ein jeder in der Tombola die Wenn sie nun in Rocca bei solchen Bestien, wie wir Quinterna gewonnen ; selbst die Mitglieder der S. P. ſind, bleiben will ?! Es ist doch immerhin die Ma- Q. R. waren nahe daran, ihrer ganzen senatoriſchen donna, der wir nichts zu befehlen haben und die Würde verlustig zu gehen. Das abſolutiſtiſch gesinnte schließlich thun und lassen kann , was sie will. — Haupt geriet in Begeisterung. Wir sind freilich Dummköpfe. Esel sind wir ! Unsere „Fünftausend Skudi ! Die Madonna sei geMadonna verkaufen zu wollen - für dreitausend gesegnet ! Fünftauſend Skudi für unsere Madonna ! Studi ! Bedenkt doch ! Wir wissen nicht einmal, was Welche himmlische Gnade ! Meine lieben Christen, diese Fremden mit unserer Madonna anfangen wollen. wie viel Liches und Gutes könnt ihr für die fünfDaraus kann etwas Schönes für uns entstehen. Und tausend Skudi , die ihr für cure Madonna erhaltet,

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der Madonna erweisen ! Bedenkt : Eurer Sünden werdet ihr los und ledig, aller eurer Sünden ! Und wie ihr, so eure Kinder , so eure Kindeskinder. Oder göttlichen Barmherzigkeit ! Bedenkt : von den fünftausend Skudi können wir der Madonna eine wunderschöne Kirche bauen eine schönere, als die Madonna del buon Consiglio in Genazzano inne hat. Wahrlich, ich sage euch: auch unsere Madonna hat uns einen guten Rat gegeben , einen vortreff lichen, einen heiligen Rat, nämlich den : ihr Bildnis diesen wackeren Männern für fünftausend Skudi fortzugeben und ihr dafür eine Kirche zu erbauen . Auch droben auf unserem Berge eine Kapelle wenn meine liebe, fromme Gemeinde es durchaus will. Wollt ihr auch eine Kapelle ? Eine Kapelle mit einem wunderschönen Altar und was meint ihr ? Seid ruhig, seid ganz ruhig : Ihr sollt die Kirche und ihr sollt das Kapellchen bekommen . "

im Dom, so auf der Gasse, Gaſſe, so in dem Hause, darin sie geduldet war, so zulegt auf dem Kirchhof. Und einen besonderen Play im Winkel nahm sie sicher auch im Fegefeuer ein, darin sie in alle Ewigkeit brennen würde ; denn wer sollte sie jemals losbitten? Dieses jammervolle Wesen war beinahe noch ein Kind, da sie bereits ein Kind unter dem Herzen. trug. Während dieser Zeit kam sie vollends nicht | aus ihrem Winkel heraus. In irgend einem Winkel ward denn auch der Narr geboren , worauf die Mutter des Narren sich schleunigst in jenem aller| legten Winkel zur Ruhe begab , eine That , die den lebhaften Beifall fämtlicher Roccanerinnen fand. Es währte einige Zeit, bis für den mutterlosen Narren ein Winkel entdeckt wurde, woselbst irgend eine gute Roccanerin , deren Mann , Söhne, Brüder, Vettern. über jeden Verdacht erhaben waren , der Vater des kleinen Narren zu sein , sich bereit erklärte , acht zu

„ Zuerst wollen wir eine Passeggiata ! " schrie einer und alle schrieen :

haben , daß das Kind in seinem Winkel nicht verhungerte , oder sonst auf eine natürliche Weise um sein junges Leben kam. Zeichen künftiger großer Narrheit legte bereits der Säugling ab ; denn jedes verständige Kind hätte unter solchen Umständen den ersten besten Anlaß benut , um aus dem miserabeln Dasein , in das es zufällig geraten war, so schnell als möglich wieder heraus zu kommen. Aber jenes Närrlein ließ sich die allerbesten Gelegenheiten zum Ausreißen entgehen ;

„ Zuerst wollen wir eine Passeggiata ! " Richtig ! Zuerst eine Passeggiata. Ihr sollt eine Kirche , eine Kapelle und eine Passeggiata erhalten. Es thut's ein Kapellchen. Ein Kapellchen mit einem wunderschönen Heiligenbilde , etwa von unserem lieben hilfreichen San Rocco ?" Zuerst eine Passeggiata !" „Freilich, zuerſt eine Paſſeggiata. “ Die Tivoleſen halten sich Ochsen wir wollen auch Ochsen haben. “ „ Ihr wollt auch Ochsen haben ? Ihr sollt Ochsen haben. Freilich ! Freilich !" „ Ochsen, Ochsen ! “ jubelten Senatoren und Volk.

als ob es etwas Wunderschönes wäre , ab und zu mit faltem hartem Haferbrei gefüttert und danach wiederum seinem Winkel zurückerstattet zu werden. Solch Närrlein! Nicht nur , daß es ganz ge-

duldig in seinem Winkel lag , es lag sogar ganz vergnügt darin, ganz vergnügt ſtarrte es mit seinen großen, schwarzen, blanken Augen um sich, und ereig V. nete es sich einmal , daß ein Sonnenstrahl zu dem Nur jener Irgendjemand jubelte nicht mit. Das Kinde huschte , so lachte es hell auf , streckte die kam daher, weil dieſer Irgendjemand ein Nair war. | Aermchen danach aus und wollte den Strahl haschen, Er hieß ja , wie hieß der Narr ? Einen vermutlich, um ihn sogleich ins Mäulchen zu stecken. Namen hatte er vermutlich, denn vermutlich war er Aber es weinte auch nicht , wenn der Sonnenstrahl getauft worden, indessen dieser wichtige, feuchte Mo : seiner Wege ging und das Närrlein allein ließ . ment im Leben des Irgendjemands blieb unaufge: Etwas später lachte es alles an, was sich von seinem klärt. Jedenfalls hatten die Noccaner den Namen Winkel aus nur irgend erspähen ließ , und das waren des Irgendjemands vergessen ; auch seine Mutter | hauptsächlich Hühner und Schweine. Sogar jene konnte ihn nicht behalten. Seine Mutter ward gute Roccanerin, welche es sich angelegen sein ließ, nämlich noch am selben Tage, an dem sie Nocca mit dem Kinde Gelegenheit zur Flucht ins Jenseits zu einem Narren beschenkte , auf dem Distelfelde , das verschaffen, war vor dem Anlachen des kleinen Narren die Roccaner ihren Friedhof nannten , vergraben : nicht sicher, worüber diese verständige Frau jedesmal denn in Rocca begrub man die Toten nicht ; man in Erstaunen geriet und frühzeitig sämtlichen Nachbarinnen den Verdacht äußerte : scharrte sie ein. „Mit dem ist's nicht richtig !" Nun besaß der Narr zweifelsohne einen Vater, aber niemand in Rocca fannte diese Persönlichkeit ; Denn zu jener Zeit seines Lebens führte der die guten Noccanerinnen behaupteten sogar, daß nicht | Narr noch gar keinen Namen ; wurde von ihm ge= einmal die Mutter des Narren dessen Vater gekannt redet , so geschah das stets in allgemeinen Ausdrücken und Bezeichnungen , wie : der Junge ! die habe. Die Mutter war ein kleines, schüchternes, hilf: Kreatur ! loses Geschöpf gewesen, verwachsen und verkommen, Nachdem das Närrlein den Winkel im Hause aber mit einem hübschen, fanften Gesicht. In Rocca der guten Roccanerin einige Zeit ganz vergnügt begab es niemand , der sich um sie gekümmert hätte. wohnt hatte , bezog es einen Winkel auf der Gaſſe. Sie hatte überall einen besonderen Plah , der sich, Dort kauerte das närrische Ding , sich auch fernerwo es irgend anging, in einem Winkel befand . So hin beharrlich weigernd , eines natürlichen Hunger-

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Die Madonna della Rocca.

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todes zu sterben oder sonst auf irgend eine gute | donna ein Fest bereiteten. Alsdann spielten die Manier den Aufenthalt in Rocca mit einem besseren Musikanten für ihn , alsdann wurde das Feuerwerk Daſein zu vertauschen. Zuweilen machte der Kleine für ihn abgebrannt. den Versuch, sich aus seinem Winkel hinaus zu wagen Im übrigen hatte er zu dieser Zeit ſein Winkelund sich zu den anderen Kindern zu gesellen ; es leben gänzlich aufgegeben, wenigstens am Tage. Undauerte indessen niemals lange , so befand sich das stet trieb er sich außerhalb Roccas umher , seiner Närrlein wieder an seinem alten Plaz. Das hatte Lahmheit wegen mehr friechend als gehend . Dann ſeine guten Gründe : erstens war das Kind lahm | lag er hinter einem Ginſterſtrauch oder einem Wachund konnte sich nur mühsam von der Stelle be holderbusch auf dem Rücken mit weit offenen Augen. wegen ; zweitens hatten es , was das Närrlein an- Mit weit offenen Augen schaute er hinein ins Meer betraf , die kleinen Roccaner den großen Roccanern der Luft , hinauf zu den Wolken, in den Himmel. abgesehen : bereits schon die Säuglinge schienen zu Auf dem hagern blaſſen Antlig lag häufig ein wunderwissen, daß das Kind jener toten, kindischen Mutter famer Schein , und seine dunkeln Augen strahlten, als sähe er den Himmel offen und an der Seite der für Zeit seines Lebens in einen Winkel gehörte. Es war und blieb ein unverbesserliches Närrlein. | Madonna seine kleine, verwachsene, kindische Mutter. So lebte er Jahr für Jahr , bei gutem Wetter Immer wieder kroch es hervor , um immer wieder zurückkriechen zu müssen , und was bei der Sache das auf der freien Felsenkuppe , bei schechtem Wetter in Närrischte war : das lahme Kind schien mit diesem irgend einer Höhle, unter irgend einem Gestrüpp oder Spiel ganz zufrieden zu sein. Niemals sah man es im Dom. Für die Nächte besaß er natürlich seinen traurig, niemals hörte man es klagen . Von seinem Winkel, und natürlich ließ er immer noch jede GeWinkel aus nahm es an dem Spiel der anderen legenheit, Hungers zu sterben , an sich vorübergehen. Kinder teil, als ob es in aller Lust mitten darunter Unterdessen hatten es die verständigen Roccaner wäre, und man konnte es häufig hell auflachen hören. bestimmt herausgefunden : er war ein Narr ! Wer Einmal indessen vergoß das Närrlein bittere anders als ein Narr würde mit solcher Freudigkeit ein Thränen ; es wurde nämlich sehr bald zärtlichst von so elendes Leben führen , wer anders als ein Narr jenen schwarzen , grunzenden Hauptpersonen Roccas mit solcher heiteren Ruhe sich schelten und verachten , geliebt , von denen eine Anzahl stets neben ihm in herumstoßen und verjagen lassen ; wer anders als ein dem Schmutz seines Winkels sich wälzten, eine Herzens- Narr mit solcher leidenschaftlicher Inbrunst an der freundschaft , welche schließlich die Eifersucht der ge- Madonna hängen, die dem armen Narren dafür nichts samten roccanischen Jugend erregte. Sobald fortan gab, als sein nacktes Leben, ein Stück Bettelbrotes die Vierfüßler und das Närrlein in Freuden bei und einen Winkel. Der lahme Narr. Sie hatten endlich für den sammen waren , fuhren die Anderen dazwischen und brachten so die Freunde auseinander. Das erste Mal, Namenlosen den Namen gefunden. als das geschah, floßen des Einsamen Thränen unaufhaltsam, und sein Winkel erschallte von Schluchzen ; "/ Ochsen ! Ochsen! " jubelten Senatoren und Volk. aber bereits das nächste Mal ließ er die Trennung Wir bekommen eine Passeggiata ! Und eine Kirche! von seinen einzigen Genossen ruhig über sich ergehen. Eine Kapelle ! Und Ochsen! Ochsen! Wir Fünfbekommen Ochsen und fünftausend Skudi. zu jener Zeit hieß er allgemein der Lahme. Nach einigen Jahren hatte der junge Narr einen tausend Skudi für unsere Madonna ! Evviva , dritten Winkel , darin er hauſte und den er leiden- unsere Madonna ! “ schaftlich liebte. Diese Stätte befand sich im Dom, Der demonſtrative Irgendjemand hatte bis dader nämliche Plag , den einst des Lahmen Mutter hin in einem Winkel gekauert , aus welchem heraus inne gehabt. Im Vergleich zu dem Winkel im Hause er gegen den Verkauf der Madonna Opposition ge der guten Roccanerin und dem Winkel auf der Gasse macht ; Senatoren und Volk hatten bis dahin nur war dieses ein sonniger, heiterer, ein festlicher Winkel. die Stimme gehört und diese bei der herrschenden Wenn die Kirche leer war , troch der Lahme auch Aufregung für die Stimme von eben von einem aus diesem Winkel hervor , hin zu einer wunder Irgendjemand genommen. Plöhlich sollten Senawunderschönen Frau, die ein buntes Taschentuch und toren und Volk darüber aufgeklärt werden. einen Blumenstrauß in der Hand hielt. Irgendjemand drängte sich jezt mit großer Mühe Die wunder-wunderschöne Frau schaute still auf durch den Haufen bis dicht zu den Fremden hin , die den Knaben nieder , behielt ihn bei sich zu ihren den Handel mit Rocca schließen wollten. Die kleine Füßen, und es paßten die beiden prächtig zusammen : verkrüppelte Gestalt vermochte kaum , sich auf den der junge roccanische Narr und die Statue der For: Füßen zu erhalten , aber in den weitgeöffneten Augen tuna Virilis . leuchtete eine heilige Begeisterung, zugleich ein mäch Die Zeit verging und der Lahme mußte auch tiger Willen. Der seltsame Mensch rief: Aber er kam jeden aus diesem Winkel heraus . „Für fünftauſend Skudi wollt ihr die MaMorgen und Abend angehinkt und betete zur Ma donna verkaufen ? Fünftausend Skudi wollen diese donna , das heißt , er kniete vor ihr hin, schaute sie verwünschten Fremden euch zahlen? Und ihr merkt an mit seinen großen , leuchtenden Augen und war nichts ? Ihr merkt nicht, daß ihr Dummköpfe, Efel, bei ihrem Anblick glücklich , war einfach glücklich ! Bestien seid ? Wieviel muß unsere Madonna wert Glücklich war er auch, wenn die Roccaner der Mai sein , wenn diese da uns für sie fünftausend Skudi

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zahlen wollen ? Was sind fünftausend Skudi für unsere Madonna? Hört, welchen Rat die Madonna euch gibt: feine dummen Bestien zu sein und euch für sie mehr zahlen zu laſſen. “ Das gab ein Wundern und Staunen, das gab einen Aufstand. Der Irgendjemand war der Narr , war der lahme Narr ! Durch den lahmen Narren war der Preis von dreitausend bis auf fünf tausend gestiegen, durch den lahmen Narren sollte er noch höher steigen ; denn die Madonna ließ Volk und Senatoren durch den lahmen Narren entbieten : sie sollten keine dummen Bestien sein , sondern sich von den Fremden noch mehr für sie zahlen lassen. Es war gleich einem Wunder , es war ein Wunder! Bei einer solchen Gelegenheit that ein Narr seinen Mund auf und redete plöglich Worte höchster Weisheit. Denn höhere Weisheit gab es für die Roccaner nicht , als die in den Worten lag : Seid keine dummen Bestien fordert mehr! Fünf tausend Skudi sind zu wenig." Hatte die Madonna dem Volk durch seinen Priester einen guten Rat geben lassen , so war der Rat, den sie Volk und Senatoren durch den Narren erteilen ließ , ein noch besserer — hatten die von Genazzano eine Madonna zum guten Rat, so besaßen die von Rocca eine Maoonna zum besten Rat. Eine solche war freilich mehr wert als lumpige Fünftausend ! Alle erkannten denn auch sofort ihre Dummheit, schrieen auf die fremden Betrüger ein , stießen sich, drängten sich , machten einen Heidenlärm , als ob ganz Rocca, anstatt mit Hilfe seiner Madonna einen trefflichen Handel zu machen, augenblicklich massakriert werden sollte. Aber dabei blieb es, das war eine ausgemachte Sache , das begriff jeder : nächst der Madonna war bei der Sache der Narr die Hauptperson. Wo ist der Narr? Was sagt der Narr ? | Der Narr hat recht! Hört den Narren !

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„Zehntausend Skudi ! " Hört, ihr Ochsen von Rocca !" „Wer schrie das ? ” „Wer anders als der Narr ! " Still ! Seid stil ! „Hört den Narren ! Der Narr hat gesprochen ! Hört den Narren ! An dem hat die Madonna ein Wunder gethan ! Was Durch den redet die Madonna zu uns . hat er gesagt ? Wir wären Ochsen ? - Warum ? -Wer kann das wissen? Gebt Ruhe! -- Hört den Narren ! Hört ! hört ! " Wütend schrie der Endlich trat Stille ein. plöglich zum Weisen gewordene Narr seine lieben Mitbürger an : „Ochsen habe ich euch genannt ; Ochſen ſeid ihr . Zehntausend Skudi wollen dieſe Schufte uns für unsere Madonna geben ? Ein gutes Geschäft für sie ! Begreift ihr denn nicht ? Begreift ihr nicht, daß man uns unsere Madonna überhaupt nicht bezahlen kann , daß es so viel Geld , wie es unsere Madonna wert ist , überhaupt gar nicht gibt ? daß wir Dummköpfe , Esel , Bestien wären , wenn wir unsere Madonna überhaupt hergeben würden ? Begreift ihr immer noch nicht , daß wir unsere Madonna behalten müssen ? Fort mit den Fremden ! Fort mit den Madonnahändlern ! Fort mit diesen betrügerischen Schuften ! Evviva das Volk von Rocca ! Evviva die Freiheit ! Evviva unsere Madonna !" Aber kein einziger fiel ein in diesen begeisterten Ruf des Narren ; der Narr hatte seine weisen Worte geredet und alle blieben still. Dann aber erhob sich ein Geheul, ein Wutgebrüll. „Fort mit dem Narren! Er ist verrückt ! hört nicht auf den Verrückten ! Er ist vom Teufel besessen ! - Der Teufel redet aus ihm! Wir

müssen ihm den Teufel austreiben ! - Wo ist er ? Jagt ihn fort! Fort mit dir, Bestie!" Am ärgsten schrie der S. P. Q. R. Die Männer Fünftausend sind zu wenig ! Wir müssen mehr fordern ! - Für eine solche Madonna ! Hört den | fluchten und tobten, bis sie rot und blau im Gesicht Narren! Folgt dem Narren ! Der Narr hat | waren : der Narr hat es gleich gewußt. recht Die „Hört ihn nicht ! Fort mit dem Blödsinnigen, Fremden wollen uns betrügen ! - Corpo della Ma: mit dem Narren, mit der Bestie !" Sie drangen auf den Narren cin , der Narr donna ! Wir sind aber keine Dummköpfe ! Wir verlangen zehntausend Skudi für unsere Madonna ! mußte weichen. Er verkroch sich — in irgend einen Zehntausend Skudi ! Zehntausend Skudi ! Corpo Winkel. della Madonna, wenn die Fremden uns nicht zehnVI. tausend für sie geben. Evviva die Madonna ! Evviva Rocca ! Evviva der Narr! He, ihr da! Nun hatten die Fremden von allen diesen ErGebt uns zehntausend. ihr nicht?" Sie wollten.

Wollt ihr oder wollt

eignissen wenig verstanden , nur die Zahlen , und gar nichts von allem begriffen , ausgenommen die Zahlen ! Bei dem Wutausbruch gegen den Narren Zehntausend Skudi für die Madonna von Rocca ! wurden auch sie umringt ; fie glaubten nicht anders, Senatoren und Volk gebärdeten sich, als wären als daß der Aufruhr ihnen und dem von ihnen geſie alle von der Tarantel gestochen worden. botenen , geringen Preise gälte und einer von ihnen Zehntausend Skudi ! Wir bauen eine Kirche, | schrie : So feid doch still ! So laßt uns doch frei! eine Passeggiata, eine Kapelle. Zwei Kirchen und zwei Kapellen ! - Wir halten uns Ochsen! - Wir, Wir wollen euch nicht betrügen ! Wir wollen fünf// wir zehntausend Skudi geben ! So hört doch : Wir geben Die einzelnen Stimmen und Worte verschlang euch fünfzehntausend für eure Madonna ! " Fünfzehntausend das allgemeine Freudengeheul :

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Die Madonna della Rocca.

Viele stuzten ; einige gedachten des Narren. Sollte der Narr am Ende recht haben ? Sollte auch das Lette, das man aus dem Munde des Narren

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ferrata den Römern unsere Schinken und Speckseiten verkaufen . Seht sie an , sie , die wir verhandeln wollen ! vernommen , himmlische Eingebung gewesen sein ? | Gleich wird sie weinen um uns , wie Chriſtus um Sollte die Madonna wirklich noch ganz andere Reich: Judas weinte, als dieser ihn seinen Feinden verkauft hatte. tümer wert sein? Einer von denen , die plöglich zweifelhaft ge„ Und Judas, da der Hahn krähte , ging hin und worden, rief: erhängte sich. Ach, wir Armen, wir Armen !" „Wo ist der Narr ?" Einige der Weiber schluchzten bereits . Der Narr Mehrere wiederholten : fuhr fort : Wo ist der lahme Narr ?" „Was aber beginnen wir ? Was wird aus uns , Viele schrieen : die wir des Heilands Mutter verkauften? Besser, Der Narr ! der lahme Narr ! " wir wären gegangen und hätten unsere Brüder erDie Fremden , auch diesmal die Rufe und schlagen ! O, wie schäme ich mich , wie schäme ich den Tumult mißverstehend , in ihrer Furcht vor der mich ; wie müssen wir alle uns schämen ! Was werAufregung des verwilderten Volkes und in ihrer den die in Tivoli und Zagarola , in Subiacco und Begierde nach dem Besiz der schönen Statue , boten Genazzano , was werden sie im ganzen Kirchenſtaat fer dieselbe zwanzigtausend Skudi . Das war ihr von uns sprechen ? nyüd. „ Ich will es euch sagen ! Im ganzen KirchenDer Tumult wuchs . staat wird es heißen : Habt ihr gehört ? Dieſe } schrie: u haben ihre Madonna verkauft.“ "/ Lu Narr ! Sucht den Narren ! Schafft Also heißt es fortan von uns in der ganzen den Narren bet ! Fragt den Narren ! Der Welt , denn ihr wißt, daß man in der ganzen Welt Narr weiß es Wo ist er? - Habt ihr ihn ? unsere Madonna kennt. Pfui , welche Schmach! Sucht ihn!" Ueberall , wohin die Fremden mit unserer Madonna Sie suchten it in allen Winkeln der Gasse Gaſſe ;; kommen , werden sie sagen : er war jedoch nirgen „ Das ist die Madonna von Rocca ! Das ist er wäre gewiß im Doß finden. Einer meinte: bei der Madonna. Also die arme himmlische Frau , welche von ihren Leuten zum Dom ! Alle drängten Die Fremden wurden mit fo, auch der S. P. Q. R. verkauft worden ist. Müssen das Bestien sein ! Und was meint ihr wohl, wird in Rom der Heilige riſſen. Im Dom fand man den Yarren. Er stand Vater dazu sagen? In den Bann wird er uns vor der Bildsäule der Madonna ; thun! Für keine unserer vielen großen Sünden wird gelassen stand er da, ohne ein Zeiches ruhig , ganz on Furcht zu er uns Ablaß erteilen. Denn für eine solche Sünde, geben, als fie in die Kirche drängten, 9.de zu. Und selbst Roccas geistlicher Hirte, de auf ihn wie wir sie an der Madonna begehen wollen, gibt es gar keinen Ablaß. O wir Armen , o wir Armen ! " Sonn- und Feiertagen seine lieben christliche, er an alle weinten ! Einige Viele Weiber weinten Schafe von der Kanzel herab verdonnerte und verda te, stöhnten jammervoll auf. Das Oberhaupt drängte verfügte nicht über eine solche starke Stimme , " sich vor , das Oberhaupt wollte gegen den Narren jezt der Narr , der , nachdem alle um ihn versan donnern ; aber das Volk wollte das Oberhaupt nicht melt waren, dem Volke zu predigen begann : ören. Das Volk wollte den Narren hören. Dieser " Eure Madonna wollt ihr den Fremden verid fort: " Und dann es ist gewißlich so , wie kaufen , diese eure licbe , heilige , himmlische Frau? unsech gesagt habe : die Fremden werden uns für Seht sie an ! Seht sie an , wie traurig fie in aller Madonna nicht zehntausend, sondern fünfzehn- , ihrer Herrlichkeit auf euch niederschaut , wie sie ihr zwanzfsend geben. Fordert zwanzigtausend und ihr beforfend schönes Antlig bedecken möchte , um hinter ihrem die ihr fet, fie. Daran erkennt ihr , kluge Leute, Schleiertuche zu weinen. Worüber zu weinen? Ueber m besten, daß unsere Madonna überuns. Wehe uns ! Jede ihrer Thränen bedeutet für | haupt nicht bezahlen ist, daß wir an unserer Ma donna viel me uns ein Jahrtausend der Verdammnis mehr. „ Verkaufen wollen wir an diese Fremden unsere gar nicht der hiesigen als zwanzigtausend Skudi, Madonna? Ach, wir Armen, die wir unser einziges wir mit unserer lichen Schäße zu gedenken, deren gehen würden. Aber himmlischen Frau verlustig Gut hergeben ! Was sollen wir beginnen, wenn wir keine Madonna mehr haben ? Bedenkt doch ! Für die Madonna , nehmt t, wie ihr wollt. Verkauft vor den Menschen, entsaeld, verliert eure Ehre wen sollen wir fortan in Rocca Musik machen lassen ? vor den Menschen , entsah Für wen fortan in Rocca Feuerwerke abbrennen? den Himmel, beleidigt die jeglicher Hoffnung auf „Auch das will ich euch Jen. Nicht mehr für unsere Madonna ! Wer wird uns fortan gute Träume senden, wer fortan im Himmel daß die Madonna uns dieses ihrsagen : ihr wißt, bitten für uns ? Nicht mehr unsere Madonna ! Wer gesendet hat, auf daß wir es heiligmlisches Abbild soll uns aus dem Fegefeuer erlösen, wer uns in die ehren und zu ihm beten. Nun schalten, es verewige Seligkeit einführen ? Nicht unsere Madonna! hält die Madonna in ihrer Hand ? Esher! Was Denn unsere liebe Madonna haben wir verkauft , | ähren. Wächst um Rocca ein einziger solcWeizen na ? halm Madon die aber uns gebietet Grotta | Nein ! zu Was Markt nicht anders, als wie wir auf dem rch,

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Die Madonna della Rocca.

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daß sie diese Aehren ihrem Bildnis in die Hand ge | Feld bebauen zu sehen, den geheilten Narren zu begeben hat ? O , wir Dummköpfe , wir Esel , wir sichtigen und vor dem wunderthätigen MadonnenBestien ! Die Madonna befiehlt uns : rings um bilde ihre Andacht zu halten. Es währte nicht lange, so waren aus den NeuRocca die Wildnis auszuroden , den Boden zu be bauen, darauf zu säen und zu ernten. Sie läßt uns gierigen und Böswilligen Gläubige und Wallfahrer durch ihr himmlisches Bildnis sagen : Seid wackere geworden. Denn - o Wunder! - es währte nicht Leute und rodet den Buschwald aus , so werde ich lange und die Madonna von Rocca vollführte Wuneuch segnen und euch dreißigfache Frucht geben und der über Wunder : Blinde wurden sehend , Lahme das Land unterhalb eurer Stadt reicher machen als gehend , Thörichte wurden weise. Wer bei der Madie Felder von Tivoli und Zagarola, von Palästrina donna von Rocca ein Gelübde that , der träumte umgehend von so vielen glückbringenden Nummern, und Genazzano ſind . " Das will die gute Madonna für euch thun und als nötig war , um in der Tombola zum mindesten , für zehn eine Quaterna zu gewinnen. ihr wollt sie an die Fremden verkaufen tauſend Skudi! ” Nach wiederum einem Jahre im Sommer geNein, das wollten sie nicht ; nicht für fünfzehn- , | schah es , daß die Leute der römischen Ebene häufig nach dem Sabinergebirge blickten. Dort hatte sich nicht für zwanzigtauſend ! Sie wollten ihre Madonna behalten. ein Wunder begeben ! Wo sonst unterhalb des grauer 1111= Sie wollten sich nicht von den Leuten von Felsennestes Rocca die wilde Macchie gelegen , Tivoli und Zagarola, von Palästrina und Genazzano leuchtete nun den Berg ein goldiger Kranz ; die rifer Madonnenhändler schimpfen lassen. Sie wollten in den Weizenfelder ! Das war ein Jubel ! nämlich in Rora roben ; der Welt kein übles Gerede über Rocca sich verbreiten die Roccaner ernteten. Zugleich va großes denn laſſen , ſie wollten von dem heiligen Vater in Rom Madonnenfest . In Prozession zog alt nd jung die nach wie vor gesegnet werden , nach wie vor für ihre Aber dieses Sünden Ablaß erhalten. Die Madonna und die neue Straße zu den Feldern hing Heiligen sollten nach wie vor Fürbitte für sie thun, Mal mußte die Madonna dabei n. Man hatte uf gestellt und fie aus dem Fegefeuer erlösen und ihnen zur ewigen für sie einen Wagen gebaut, F Dara ld en e umschlungen. orbi wind Aehr mit Marm ihr Seligkeit verhelfen. de die Statue der For- . n Sie wollten das Gebot der Madonna erfüllen, So herrlich geschmückt Jankb aren Volke den Berg die Macchie ausroden , die ganze Macchie ! Sie wolltuna Virilis , von ihreregen des Feldes zu schauen. ten bauen und pflanzen, säen und ernten ; sie wollten hinabgezogen , um deregen des Feldes zu schauen. irr? Wo war der jedes Jahr für ihre liebe himmlische Frau Konzerte fte nicht fehlen ! Der Narr sollte veranstalten und Feuerwerk abbrennen . Sie wollten Der Narr bei der Madonna ſizen ! Denn wackere Leute sein. auf dem Waser S. P. Q. R. geboten , und selbst Was der S. P. Q. R. auch sagen mochte , das also hatte isch gesinnte Oberhaupt hatte nichts daVolk hörte nicht darauf , das Volk hörte auf den das absol Zuwenden gehabt. Narren, das Volk verjagte die Fremden. gegen o ist der Narr ? Sucht den Narren ! "

Über der Narr war nirgends zu finden, obgleich Bald nach dieſem Ereignis durchlief den Kirchen nach ihm jeden Winkel durchsuchte . Das Fehlen staat das Gerücht eines Wunders , das sich in einer hres Narren bei der Prozession trübte den guten jabinischen Stadt zugetragen haben sollte : Die Ma Roccanern beinahe ihre Festfreude. donna von Rocca hatte aus einem Narren einen Weif Denn nächst der Madonna war er die Hauptgemacht ! em person. Aber noch mehr der Mirakel waren anCorden Aber der Narr war auch dabei : Schon am Orte von der himmlischen Frau vollbrachtbracht : frühen Morgen hatte er sich den Berg hinunterge und wurden von ihr noch jeden Tag oerthätige schleppt mühselig , unter großen Schmerzen . Jezt Fremde hatten den Roccanern für ihre r, aber die lag er am Rande des reifen Weizenfeldes . Er lag Madonna hunderttausend Studi geh geöffnet und auf dem Rücken, hatte die Augen weit offen, schaute Madonna hatte ihren göttlichen M Jen : durch den goldenen Schleier der Aehren , die sich zu ganz vernehmlich zum Volke gefrRodet unterhalb ihm niederneigten , in den blauen Himmel hinein, Die Inglesi sind Bestiseitet das Feld , fäet lauschte auf das Jubilieren der Lerchen hoch in den Roccas eure Macchien aus, fernten." Lüften, auf das Glockengeläute, welches den SiegesWeizen und ihr werdet den trägen Roccanern zug der Madonna begleitete, lächelte still vor sich hin Und nun waren geworden ; nun rodeten sie und träumte, träumte fleißige , wackere Leuschwald aus, nun stellte sich Indessen auch die guten Roccaner träumten heute unterhalb Roccas d'als diefruchtbarste Ackererde dar. am hellen Tage mit offenen Augen. Sie träumten diese Wüstenei pläiliegenden Ortschaften , selbst aus von einer goldenen Zeit für Rocca , sie träumten Aus allenivoli und Zagarola, dem neidischen von zwei Kirchen und zwei Kapellen für die Madem feindlich dem vor Eifersucht vergehenden Ge- donna , fie träumten von einer Passeggiata und von Palästringen sie auf der neuen Straße in Scharen Ochsen, von vielen, vielen Ochsen für sich. Und sie waren glücklich. nazzangca hinauf gezogen , um die Roccaner ihr nach

Dublin . Ein Städtebild Don PARKE Leopold Katscher.

THE PATRICK & BRIDGET N UBOFLI DESD

eit einigen Jahren haben Seit wenige Völkerschaften so viel von sich reden machen wie die Jrländer , und wenige Länder zogen die allgemeine Aufmerksamkeit in so hohem Grade auf sich wie Erin, der Smaragd in der britischen Krone . Das Land kommt nicht zur

Ruhe, die Heßereien und die Verbrechen nehmen kein Ende. Die Alte Häufer am Liffey (S. 214). Londoner Parlamente der letzten anderthalb Decennien haben viel, sehr viel gethan, Schutzpatron des Landes geblieben , das Christentum was geeignet ein. Im 9. Jahrhundert mußten die Normannen den war, die der ar- Dänen weichen, nachdem sie ihrerseits die Ureinwohner men ,,Grünen befehdet hatten. 1038 wurde ein Bistum geschaffen Insel" seit 700 und 1214 erfolgte dessen Umwandlung in ein ErzbisJahren seitens tum. Die Jren machten den Dänen den Besitz wiederverhaßten holt streitig und es kam mehrmals zu blutigen Schlachder " Sachsen " ten. Das Glück lächelte abwechselnd bald der einen, widerfahrene Unbill zum Teil gutzumachen ; aber die bald der anderen Nationalität, bis die Engländer unter nationalen Agitatoren wollen sich nicht eher zufrieden Führung des Grafen Strongbow im Jahre 1170 die geben, als bis mit der Vergangenheit voll und ganz Stadt eroberten , die zwei Jahre später dem englischen aufgeräumt und die Möglichkeit fünftiger Unterdrückung König huldigte. Sie wurde allmählich mit großen Vorradikal beseitigt wird. Durchden Umfang der agrarischen rechten ausgestattet und bildete bis ins 15. Jahrhun Zugeständnisse ermutigt, hat man die Landfrage auf eine dert eine eigene Grafschaft. 1205 begann man den politische Frage zugespitzt und gar seltsam ist die Lage, Bau des noch heute bestehenden ,, Castle", des in neuedie hierdurchfür die gesamten parlamentarischen Verster Zeit vielgenannten , Dubliner Schlosses " , und zehn hältnisse des vereinigten Königreichs geschaffen ward . Jahre später kam es zur Errichtung der ersten steinernen Die irische Frage, welche täglich mehr in den Vorder- Brücke über den Liffey. 1209 erhoben sich die auf den grund des Interesses aller Menschenfreunde tritt, bildet benachbarten Bergen hausenden irischen Ureinwohner. förmlich das Zünglein an der Wage der gegenwärtigen Am Ostermontag megelten sie 500 Dubliner nieder ; Thätigkeit der Regierung und der Gesetzgebung des noch jetzt heißt der Schauplatz des Blutbades ,,Blutige Felder" und der Gemächtigen Inselreichs im Nordwesten Europas . Es ist selbstverständlich , daß in der Geschichte der denktag ,, Schwarzer Montag " . Die Stadt irischen Frage die Landeshauptstadt eine wichtige Rolle bildete in der Folge noch sehr häufig einen spielt , und von Dublin ist demgemäß in den letzten Zankapfel und war daher oft Belage= Jahren, als dem Agitationsherd, dem Sitz der früheren rungen und mörderischen Zwistigkeiten Landliga und der jetzigen Nationalliga , dem Schau ausgesetzt. Wir erwähnen bloß den Einplay greulicher Verbrechen u . s. w., nur zu häufig die fall Bruces unter Eduard II., den AufRede gewesen. Wer z . B. erinnert sich nicht der ent- stand Lord Thomas Fizgeralds (wegen seßlichen Ermordung des Ministers Lord Fred. Caven- einer eigentümlichen Seidentroddel am dish und seines Sekretärs im Mai 1882 ? Leider sind Helm seiner Anhänger " der seidene ThoUnruhen in Dublin nichts Neues ; diese Stadt war mas" genannt) im Jahre 1534, die antivielmehr von jeher eine Stätte des Kampfes und des protestantischen Bartholomäusnächte von Blutvergießens . Ihre früheste Geschichte ist sagenhaft . 1641 , die Belagerung durch eine irische Es heißt, daß die Dubliner die Einwohner der Provinz Rebellenarmee von 18000 Mann unter Leinster - in welcher Dublin liegt im Jahre 291 Führung des päpstlichen Abgesandten nach Christus besiegten ; was daran sein mag, weiß man Rinuccini (1646), die Cromwellsche Diktanicht. Um 450 führte der heilige Patrick , der der turperiode und die Rebellion von 1793. D. Goldsmiths Statue (S. 251). 16

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Leopold Katscher.

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deutschen Holsteiner. Die katholischen Fren denken noch immer irisch , obgleich sie in englischer Zunge reden. Blut ist eben mächtiger als alle Politik. Dublin, das auch Hauptstadt der gleichnamigen mentarischen Vereinigung Jrlands mit Großbritannien Grafschaft ist , liegt am Flusse Liffey in dem großen (1800) - der Quelle so vielen unseligen Streites in Kalfsteinbezirk , der sich durch die ganze Insel , vom beiden Ländern wurde am 1. Januar 1801 auf Grischen Meer bis zum Atlantischen Ocean , hinzieht . dem Schlosse" die Fahne des Vereinigten Königreichs Seine Lage ist malerisch und es gehört zu den schönsten aufgehißt. Unter den seitherigen Unruhen ragen Städten des britischen Archipels . Teils auf einer neben zahllosen haarsträubenden Agrarverbrechen Ebene, teils aufsanft ansteigenden Höhen erbaut, dehnt die furchtbaren Fenierverschwörungen von 1867 hervor, es sich bis zur Mündung des Liffey in den Meerbusen von Dublin die nicht nur

Man darf behaupten, daß die Geschichte Dublins, wie die Frlands überhaupt, eine lange Kette von blutigen Ereignissen, von Nationalitäten-, Rassen-,Klassen- und Glaubenskämpfen war und ist . Infolge der parla-

London, sondern auch Dublin arg bedrohten. Ab und zu, aber sehr selten , hat ein oder der an-

dere englische König einige Tage oder Wochen lang in Dublin Hofgehalten. Mehrere Forscher halten Dublin für das „ EbIana" des

aus , dessen Wässer die Ufer dersüdlichen Vorstädte bespülen. In flimatischer Hinsicht leidet die Stadt andem Nachteil , daß sie durchschnittlich an 220 Tagen im Jahre von Regen und Schnee und sehr häufig von Nord und Ostwinden heimgesucht wird. Ein Folgenachteil der ersteren Unannehmlichfeit ist , daß derungemein schlammige Boden zu= meist von dünnen Mo-

Ptolemäus , und sowohl dieser Name als auch die später ge= brauchten Namen „ Duvlin ", „ Dyvelin ", „ Dyflin ", Dulin"und PENN Dublin" werden von dem feltirastmassen Am Liffen aufmärts (S. 247). schen Worte strott. Ferner muß ge= ,, Duibhtadelt werden, daß der Fluß, statt eine Zierde zu sein, Linn" ( schwarzer Pfuhl", womit die Schlammsümpfe an der Liffeymündung gemeint find) abgeleitet. Auf die Drainage der Stadt empfängt und dadurch Anstoß irisch heißt Dublin Bally - at- Cliath" (,,Stadt an der erregt. Hürdenfurt") ; die alten Kelten nannten es ,, DromAuch in baulicher Beziehung gibt es manches ausCol- Coille" , d. h. Hügel der Haselstauden, und zwar zusetzen . Der Mangel einer städtischen Bauordnung hat wegen der vielen Haselstauden, die den Hügel bedeckten, es verschuldet, daß vielfach die Häuser einer Straße der Gleichmäßigkeit in Höhe, Charakter und Aussehen entder jetzt im Mittelpunkte der Stadt liegt. Es ist der Mühe wert, Dublin zu besuchen. Wie behren. In allen Stadtteilen- ohne Ausnahme - wechVenedig, gleicht es einer entthronten Königin ; aber es seln Pracht und deren Gegenteil allzu unvermittelt miteinander ab ; die meisten schönen Gebäude sind von alten, verdient Aufmerksamkeit als der Mittelpunkt des leb haften Nationalgefühls des Volkes , das noch 700 Jahre häßlichen Häusern (S. 241 u. 247) oder Seitengäßchen (S. 256) umgeben. Dennoch lassen sichimmerhin elegante nach der Eroberung des Landes in Charakter, Gemüts art und Lebensanschauung von den Eroberern so sehr und gemeine Stadtteile unterscheiden. Im allgemeinen kann man sagen , daß die Mittelpunkte des Dubliner abweicht wie der halb italienische Südtiroler vom ur

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Dublin.

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Verkehrs hübsche , breite Straßen und geräumige, luftige Quais aufweisen. Dagegen deuten im weiteren Umkreise verlassene, aus hohlen Augen blickende Häuser, verschlossene Herbergen mit der Versteigerungsanfündigung an der Thüre darauf hin, daß Dublin für die Bedürfnisse des täglichen Verfehrs zu groß geworden. ist. Der Reichtum bewohnt den Südosten und Nordosten, der Mittelstand den Nordwesten, die Armut den Südwesten der Stadt. Der letztere ist reich an abschreckend engen, schmutzigen Gassen und erinnert an den Osten und Nordosten Londons , die berüchtigten Armenviertel der Themsemetropole. Ein großer Teil dieser von den Fremden in der Regel nicht BONELL aufgesuchten Gegend heißt Liberties " ( Freiheiten ") Sadville Street und Nelson Saule ( S. 247). und war einst der Sitz einer ungewöhnlich blühenden Woll-, Leinen- und Seidenindustrie, von welcher Vorstädte im legtgenannten Jahre 50 000 Einwohner nicht weniger als 40000 Personen lebten . Bis zur Par hatten. Die Abnahme der Citybevölkerung erklärt sich lamentsunion Irlands mit England ähnelten die Liber- dadurch , daß die alte Stadt fortwährend viele Perties den Geschäftsvierteln Manchesters ; erst seither sind sonen an die in raschem Aufblühen begriffenen Vorsie so verödet ; in allerneuester Zeit jedoch ist wieder eine städte abgibt ; seit drei Decennien ziehen sich namentWendung zum Besseren eingetreten. Hier, wie in ganz lich die wohlhabenden Handel- und Gewerbetreibenden Irland, geschiehtjetzt viel zur Hebung der unteren Klassen . immer mehr dahin zurück. Zusammen mit Rathmines, Merkwürdigerweise leben in Dublin keine Aristokraten. Rathgar, Kingstown , Pembroke , Clontarf, Dalkey, Bloß zwei von den 182 Pairs des Landes hausen hier, Ringsend, Kilmainham (hier der bekannte Kerker, in weldie übrigen wohnen auf dem Lande . Die höheren" chem vor einigen Jahren Parnell und viele seiner AnKreise bestehen hauptsächlich aus Richtern , Advokaten hänger „saßen ") , Glasnevin und Donnybrook (S. 263) und Aerzten. zählte Dublin 1881 rund 350000 Einwohner. Weit eleganter als die eigentliche , City of Dublin" Die letztere Ziffer mag ansehnlich scheinen ; in sind die Vorstädte, in denen die Zahl der schönen Wirklichkeit wächst Dublin mit weit geringerer SchnelligHäuser mit wohlgepflegten Gärten viel größer ist, keit an als die meisten anderen Städte von seiner Größe. wenngleich die sogen. Sehenswürdigkeiten auf die Im Jahre 1842 verglich es J. G. Kohl mit Berlin ; „ Stadt" beschränkt sind. Die Flüßchen Tolka, heute hat Berlin viermal so viel Einwohner. Dublin Dodder und Tonque schlängeln sich durcheine stagniert verhältnismäßig und ganz Irland hat seit freundliche, fruchtbare Landschaft und eine gute 45 Jahren sogar um drei Millionen Seelen abgePferdebahnverbindung vermittelt den Perso- nommen . Viele starben Hungers ; andere wurden von nenverkehr zwischen dem Herzen und der Peri- der Hungersnot nach Amerika getrieben. In neuerer pherie Dublins. Die Vorstädte bedecken ge- Zeit schwellte die politische Unzufriedenheit den Ausgenwärtig über 2800 ha , die " City" wandererstrom. Ueberdies besitzen die Jren zumeist nimmt bloß 1542 ha ein. Die etwa wohl infolge der vielhundertjährigen Unterdrückung, 25.000 Häuser der City " werden von zum Teil auch als Eigenheiten der keltischen Rasse ungefähr 60000 Familien bewohnt ; in eine niedrige geistige und körperliche Entwickelung, " Seelen " ausgedrückt, zählte Dublin 1644 wenig Willenskraft und Arbeitslust. All dies trägt bloß 8159, 1728 bereits 130000, 1798 zum Rückgang der Bevölkerungsziffer bei. Mit der 182000, 1841 233.000, 1861 255 000, umfangreicheren Erwerbung von Grund und Boden 1871 aber bloß 245 000, während vier durch Leute aus dem Volke und mit der durch die 18. 251).

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Die Bant von Irland (S. 248).

Gladstonesche Gesetzgebung der letzten anderthalb Jahr zu der großen Breite in feinem Verhältnis steht, obzehnte gewährleisteten größeren Freiheit bessert sich das gleich ferner die Häuser zu ungleich sind und die Los der Jren und damit die Rasse ; andererseits wird an sich sehr hübsche - Nelsonsäule die Aussicht verdie sich voraussichtlich bald verwirklichende politische sperrt und den Verkehr hemmt. Sehr fashionabel ist Selbständigkeit des Landes die Auswanderung wieder auch Westmoreland- Street. Die größte Anzahl gleichnötig oder erwünscht machen. mäßiger, hoher, massiver, zum Teil monumentaler Doch kehren wir zum topographischen Teil unserer Häuser hat Dame- Street aufzuweisen, in welcher u. a. Aufgabe zurück. „ Dublin City" ist elliptisch erbaut das Schloß" liegt. einem breiten, und von der „ Circular Road" Das " Schloß“ (S. 249) , an dem übrigens etwa 12 km langen, mit Bäumen besetzten Boule- nicht viel zu sehen ist, bildet fast das einzige Uebervard - umspannt und außerdem noch durch zwei bleibsel vom mittelalterlichen Dublin. Da es weder Kanäle ( Grand " und "Royal ") von den Vorstädten auf einem Felsen steht, noch auch bauliche Großartigund dem gewaltigen Phönirpark getrennt. Von Westen keiten darbietet, noch auch die romantische Lage vieler nach Osten fließend (S. 243) , schneidet der Liffey anderer Burgen Irlands hat, so kann man es nicht die Stadt in zwei fast gleich große Teile; außerhalb gerade imposant nennen. Da es ursprünglich nur der derselben weitet er sich zu einer schönen Bucht (,,Bay Verteidigung der Einwohner gegen die Uebergriffe unof Dublin" ) aus, die auf der einen Seite vom Howth- ruhiger Nachbarn dienen sollte, nahmen die Erbauer Hügel, auf der anderen vom Killiney-Hügel begrenzt in erster Linie auf Stärke Rücksicht. Den veränderten wird. Der Fluß ist bis zur O'Connellbrücke schiffbar, 3wecken entsprechend, wurden im laufenden Jahrhungrößere Fahrzeuge aber gehen felten weiter als bis dert viele Aenderungen vorgenommen . Außer dem zum Zollhaus. In Gestalt einer Sandbank am Ein- Bedford- und dem Birmingham-Turm sind sehenswert : gang des Hafens stand früher dem Einlaufen der die interessante vicefönigliche Kapelle mit ihren reichen Schiffe in den letzteren ein ernstliches Hindernis im Elfenbeinschnitzereien; an den Wänden sind die Wappen Wege; vor einigen Jahren wurde dasselbe beseitigt. sämtlicher Vicekönige von 1173 bis 1814 angebracht; Die Ufer des Flusses sind von schönen , 4 km die späteren Wappen schmücken den Raum zu beiden Seiten des Altars. Ferner die Wohnung des VicelangenGranit fönigs oder Lord-Lieutenants (S. 250) ; der von Goldquais einge faßt. Ueberden stickerei strohende Audienzsaal, der einen schönen Thron Liffey führen und schöne Tapeten enthält; im Ballsaal fesseln mehrere allegorische Deckengemälde den Blick; in der „ Porträtelf Brücken, kammer" hängen die zum Teil vorzüglichen welche dienörd Bildnisse aller Vicefönige seit der parlamentarischen Stadt liche hälfte mit der Union ; der Privatsalon ragt durch seine herrliche Einsüdlichen ver- richtung hervor und das Billardzimmer gewährt eine binden ; sieben hübsche Aussicht auf den großen Hof. Im " Castle" sind aus Stein, befinden sich auch eine Reihe von Regierungsämtern . vier aus Eisen; Alte Häuser (S. 244), Die zwei schönsten Gebäude Dublins sind die die längste ist Bank von Jrland und das Trinity - Kollegium. 114 m lang. Zwischen der letzten Brücke und der Auf der gegenwärtig von der Bank eingenommenen Stätte (S. 247) wurde im 17. Jahrhundert ein an Flußmündung besorgen Fähren den Verkehr. Die schönste Straße Dublins ist die boulevardartige Sackville- Street (S. 246), obgleich die Länge

fänglich zum Krankenhaus bestimmtes Gebäude begonnen, das jedoch nach seiner Vollendung zunächst

Dublin.

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als Gerichtssitz und später als gewöhnliches Wohnhaus | Veränderung erlitten, nur steht an der Stelle des benutzt wurde. Von 1729 bis 1787 wiederholt gründ- Thrones eine Statue Georgs III.; die Stühle stehen lich umgebaut, diente es beiden Häusern des irischen auf ihren alten Plätzen, der lange Tisch wie früher in Parlaments als Beratungsort, bis es nach der Auf- der Mitte und die alten Tapisserien hängen, sehr gut hebung des Parlaments von der Gesellschaft der Bank erhalten, noch immer an den Wänden ; bemerkenswert von Irland angekauft und in einen Mammontempel ist der prächtig gemeißelte Kaminsims aus dunklem umgewandelt wurde. Die dem Plate ,, College Green" Kilkennymarmor. Das oval gewesene Unterhaus, in (S. 251) zugekehrte Front des halbkreisförmigen Pa- welchem einst die Beredsamkeit eines Grattan und lastes hat einen schönen ionischen Säulengang mit Burke widerhallte , hat einem hübschen viereckigen einem prächtigen Portifus, in dessen Giebelfeld das von Geldumwechselungszimmer Platz gemacht. Auf der allegorischen Darstellungen der Hibernia, des Handels Ostseite des Gebäudes befindet sich ein korinthisches und der Treue überragte königliche Wappen angebracht Säulenthor, durch das man im vorigen Jahrhundert ist. Der einstige Situngssaal des Oberhauses hat keine das Haus der Lords betrat; hier sind Gestalten der

Dublin Castle (S. 248). Freiheit, der Kraft und der Gerechtigkeit angebracht. In der Bankdruckerei ist eine staunenerregende Geldzählmaschine zu sehen. Der Führer zeigt den Besuchern ein schönes Modell des ganzen Gebäudes ; jenes gewährt eine weit bessere Uebersicht des letteren als das Durchwandern aller Räume. Der Bank gegenüber , an der Ede von College Green und Westmoreland- Street, steht Trinity College (S. 252), das Gebäude der gleichnamigen Universität , der bedeutendsten Lehranstalt im Lande. Im Jahre 1311 gestattete Papst Klemens V. dem damali gen Erzbischof von Dublin, eine Hochschule zu errichten; aber erst der nächste Erzbischof machte von der Erlaub nis, die Papst Johann XXII . erneut hatte, Gebrauch, indem er Trinity College gründete. Dieses wurde, wie die meisten anderen Bildungsanstalten, unter Hein

Wohnung des Lord Lieutenant (S. 248).

Im Jahre 1627 stark vergrößert, ging es während und nach den Bürgerkriegen des Protektorats erheblich zurück. Unter der Restauration besserten sich die Verhältnisse wieder. Jakob I. und Karl II. erwiesen der Hochschule große Gunst und bereicherten sie durch Zuwendung von Stiftungsländereien. Im Laufe der Zeit spendeten ihr Privatwohlthäter große Geldbeträge, so daß sie zu den reichsten Anstalten ihrer Art in Europa gehört. Gegenwärtig besteht die , Korporation" aus dem leitenden ,,Provost", 7 , älteren Genossen ", 26 jüngeren Genossen" und 72 Scholars " (damit ist eine gewisse Gruppe von Studierenden gemeint). Mit diesen verschiedenen Titeln, bzw. Aemtern, sind vier-, siebenjährige und lebenslängliche Stipendien von je 100 bis 300 Pfd. Sterling verbunden, welche zwar in großer Anzahl, aber nur nach recht strenger Prüfung verliehen rich VIII. geschlossen , unter seiner Tochter Elisabeth werden. Die Lehrzeit ist auf vier Jahre bemessen und jedoch wieder geöffnet und mit Korporationsrechten der Unterricht wird teils von Professoren , teils von die im Gebäude Es führte den Namen Kollegium der einer Reihe älterer Genossen" ausgestattet. geleitet. Die Gesamtzahl der Studenten heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit bei Dublin " . wohnen

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Leopold Katscher.

SOPENELI GAMM SU

Das Green College ( S. 249). beträgt im Jahresdurchschnitt 1300, das Jahresein kommen der Universität 65-70000 Pfd. Sterling. Im forinthischen Stil aus Portlandstein aufgeführt, ist die äußere, etwa 100 m lange Façade des Trinity College bei aller Einfachheit sehr schön. Das mit schlanken, in die Wand eingelassenen Säulen geschmückte Mittelstück trägt einen eleganten Giebel . Am Eingang ins Gebäude stehen Foleys vorzügliche Bronzestatuen von Oliver Goldsmith , dem berühmten Verfasser des „Vikars von Wakefield " (S. 242) und dem großen Redner Edmund Burke (S. 245) ; diese Denkmäler stechen günstig ab von demjenigen des Dichters Thomas Moore (S. 257) im College Green. Der im ersten Hof gelegene Prüfungssaal birgt Hewitsons schönes Monument des Provosts Baldwin, eines 1758 verstorbenen freigebigen Förderers der Interessen der Universität ; es besteht aus weißem und schwarzem Marmor, sowie ägyptischem Porphyr. Im ersten Hof befindet sich ferner ein beachtenswerter granitener Glockenturm mit allegorischen Statuen der Theologie, der Medizin, des Rechts und der Heilkunde. Die große Universitätsbibliothek ist in einem Flügel des zweiten Hofes untergebracht ; sie ist die bedeutendste Büchersammlung des Landes (über 200000 Bände und 1500 Handschriften) und eine derjenigen, denen nach dem Gesetze ein Eremplar aller im Vereinigten Königreich erscheinenden Werke u. s. w. unentgeltlich geliefert werden muß. In dem ebenso großen wie schönen Park des Kollegiums stehen zwei Museumsgebäude. Erstens das Museum" schlechtweg so genannt teils ein wenig geordnetes Durcheinander von Altertümern , teils eine ziemlich wertvolle zoologische Sammlung, in der sich namentlich die irische Vogelfauna durch Schönheit und Vollständigkeit auszeichnet; leider sind die Räume allzu beschränkt und ungenügend beleuchtet. Zweitens das mit Hörsälen ausgestattete, neue geologische Museum,

dessen lombardisch- venezianischer Baustil von der Architektur aller übrigen Gebäude des Trinitykompleres abweicht. Beim Bau sind sämtliche in Irland vorkommenden Marmorund Serpentinarten zur Verwendung gelangt; besonders das prächtige Treppenhaus und die Vorhalle sind Musterkarten aller heimischen Schmucksteine. Minder bedeutend ist die Sammlung selbst ; namentlich die Bezeichnungen lassen viel zu wünschen übrig . Mit der Universität sind ferner verbunden : eine medizinische und eine technische Schule, ein botanischer Garten und eine Sternwarte, die sich jedoch auswärts , in Dunsink (eine geographische Meile von Dublin entfernt) befindet. Dublin ist an Bildungsmitteln so reich, daß es sich was , wenn überhaupt, wohl nur äußerst wenige andere Städte thun sogar noch einer zweiten und dritten Alma. mater erfreut. Die Königl. Grische Universität" wurde 1880 an Stelle der aufgehobenen Queens University" gegründet und befaßt sich, die Religion ausgenommen, mit allen üblichen Unterrichtsgegenständen , ist aber feine Universität im gewöhnlichen Sinne des Wortes, also keine eigentliche Lehranstalt , sondern bloß eine Prüfungs- und Diplomierungsbehörde. Der Unterricht selbst wird an sechs Kollegien " erteilt, die ihren Sitz in ebenso vielen Provinzstädten haben und von denen die zu Belfast, Cork und Galway, welche früher der Queens University angehörten, die wichtigsten sind. An den sechs Kollegien studierten im Jahre 1883 etwas über 1000 Jünglinge und 65 Mädchen; die Zahl der Universitäts- Prüfungsbeamten betrug 43. Eine Art Vorbereitungsschule für die „ Royal University of Freland " ist das 1866 ins Leben getretene Alexandrakollegium für Damen; hier genießen etwa 400 Jrländerinnen eine höhere Mittelschulausbildung. Als dritte Universität besteht die römisch- katholische, deren Leitung vom Episkopat beeinflußt wird und die eine sehr gute medizinische Fakultät hat; für die Hochschule

SUNNELL

Wal Trinity College (S. 249),

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Dublin.

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sammelt man alljährlich an einem Novemberfonntag | landwirtschaftliche Vereine, sowie Bildungsbehelfe aller im ganzen Lande Spenden, wobei in der Regel etwa Art ; wir können nur noch wenige nennen : das ,, König160000 Mark einlaufen . liche Kollegium für Wissenschaft", die ,, Dubliner königAußer den bereits genannten medizinischen Schulen liche Gesellschaft " (Akademie) , die Kunstakademie", gibt es deren noch elf in Verbindung mit Krankenhäusern. die „ Royal Hibernian Academy" , den „ Zoologischen Dom Das Königliche Kollegium der Aerzte" und das Garten ", alle gleich der Nationalgalerie Bibliotheken den Von unterstützt. Königliche Kollegium der Wundärzte" erteilen medi- Staate beträchtlich zinische Diplome ein Vorrecht, das sie nur mit den ist nächst der des Trinity College die King James' Universitäten teilen. Das Wundärztekollegium hat Library " am wertvollsten , die jedoch bloß von Advoseinen Sitz in einem schönen, mit Statuen der Minerva, katen und Rechtshörern benutzt werden darf, während der Hygieia und des Aeskulap gezierten Gebäude auf die erstgenannte für andere als akademische Bürger dem riesigen Plate Stephens Green", dem größten schwer zugänglich ist. Schon vor nahezu hundert Jahren Dublins . In dem versuchte eine Gesellinteressanten KolleDie 1791 schaft giumsmuseum ist negegründete ,, Dublin ben allerlei anatomiLibrary Society" schen, chirurgischen und dem Mangel an einer naturgeschichtlichen leicht und allgemein beMerkwürdigkeiten nutzbaren Bücherei abdarunter ein Tiger mit zuhelfen; ihre Sammtiefbraunem Fell lung , die zwar nicht ein auf einem Hunde viele (bloß 13000) reitender Affe zu sehen, aber gesuchte Werke enthält, ist in einem dessen Geschichte rührend ist. Vor mehhübschen Gebäude in D'Olier-Street unterreren Jahrzehnten tauchte in Dublin ein gebracht und mit einem italienischer Wanderschönen Zeitungssaal, musikant auf, welcher sowie einem Gipsabein Windspiel und gußmuseum verbun= den. einen Affen zeigte, deren Kunststückchen allWie an Bildungs-, gemein bewundert. ist Dublin auch an wurden. Das Aeffchen Wohlthätigkeitsanstalvollführte auf dem ten sehr reich; es gibt Rücken des Hundes ihrer im ganzen nicht Hindernisrennen, woweniger als 115, darbei es eine Pfeife unter über zwanzig rauchte und eine TromKrankenhäuser mit mel schlug. Eines Taüber zweitausend BetAHA ges starb das feltene ten , zwei FrrenanYMA N Pferd und darüber stalten, mehrere WaiTelespeats grämte Jocko sich so sen- und Versorgungssehr , daß er weder häuser, zwei große Et. Patrics Gasse und Kathedrale (S. 254). einen anderen Hund städtische Armenansta!besteigen noch auch rauchen wollte, sondern nach drei | ten, ein Invalidenafyl für alte Soldaten und SeeTagen ebenfalls verschied. Die Leichen der treuen leute (das sogenannte „ Kilmainhamhospital "), ein Freunde erwarb das Kollegium. Taubstummen und ein Blindeninstitut , verschiedene Andere Museen sind das Museum of Irish Rettungsstationen, Zufluchtsstätten u. f. w. Industry" , in welchem auch naturwissenschaftliche Die Anzahl der gottesdienstlichen Gebäude beträgt Vorträge gehalten werden , sowie das „Natur rund 100, mit Einschluß von zehn katholischen Kirchen, historische Museum". Diesem gegenüber auf achtzehn katholischen Klöstern und etwa anderthalb dem Plaze Leinster Lawn " liegt das damit har Dußend katholischen Kapellen. Der erste Platz gebührt monisch stimmende, erst kürzlich eröffnete National- unstreitig der berühmten Sankt - Patrick skathegaleriegebäude , das über 520000 Mark gekostet drale (S. 253). In der Nähe des Brunnens , hat und vor welchem eine Bildsäule William Dargans ', an welchem er die von ihm Bekehrten taufte, erdes Organisators der großen Dubliner Ausstellung von richtete der heilige Patrick eine Gottesstätte ; diese 1853 , steht. Die hier befindliche Gemälde und muß ziemlich lange bestanden haben, denn es ist erSkulpturensammlung ist nicht hervorragend. wiesen , daß im Jahre 890 also viereinhalb JahrAuch sonst gibt es zahlreiche Unterrichtsanstalten, hunderte später - Gregor von Schottland mit seinem gelehrte und fünstlerische Gesellschaften, gewerbliche und Gefolge daselbst dem Gottesdienst beiwohnte. Auf der

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daß Sankt Patricks durch einen Bierbrauer und Christs Church durch einen Whiskeybrenner restauriert wurden ? Während die alte irische Kathedrale sich über der Stelle wölbte, wo dem Heiligen die Quelle entgegenspru = delte, aus der er das Wasser zur Taufe seiner Neubekehrten schöpfte, erstanden die neuen Tempel aus dem Ertrage der Whiskey- und Bierquellen, die die wohlthätigen Erbauer ihren Mitmenschen verzapft hatten!" Erwähnung verdient ferner die katholische Monument im Phönigpart vom Liffey aus gesehen S. 260). Sankt Andreaskapelle , ein dorisches felben Stelle begann Erzbischof Comyn um 1190 das Gebäude im Stil der Akropolis von Athen, 1832-1834 gegenwärtige kreuzförmige Gebäude. Acht Jahre nach kreuzförmig erbaut. Das von zwei Säulen und vier dem großen Feuer von 1362, das viele Teile der Kirche Pfeilern getragene Giebelfeld weist schöne Skulpturen zerstörte, wurden Um- und Zubauten vorgenommen. auf und im Inneren ist eine von dem hervorragendsten Damals entstand auch der noch vorhandene, im Spit- irischen Bildhauer Hogan herrührende Darstellung der bogenstil gehaltene Glockenturm . Die Kathedrale birgt Verklärung Christi sehenswert. In der Sankt Mizahlreiche Monumente und Gedenktafeln. Die Inschrift chanskirche (1095 von dem dänischen Heiligen dieses auf der Gedenktafel des Herzogs von Schomberg rührt Namens begründet , in der jetzigen Gestalt aber erst von dem berühmten Verfasser der Reisen Gullivers " , 210 Jahre alt) zeichnen sich die Grüfte dadurch aus, Swift, her, der ein geborener Dubliner und lange Zeit daß die dort begrabenen Leichen nicht verwesen ; dies Diakonus zu Sankt Patrick war ; er selbst ruht hier ist der vollkommenen Trockenheit der unten vorhandenen Luft zuzuschreiben. Hier ruhen die Leichen vieler neben seiner Stella " (Mrs. Hester Johnston) zwei Tafeln bezeichnen die Plätze. Der ungeheuer Irländer, die in den Aufständen am Ende des 18. Jahr reiche Bierbrauer Sir B. 2. Guinneß ließ 1860-1863 hunderts eine Rolle spielten. Wenden wir uns wieder den weltlichen Bauten auf seine Kosten eine durchgreifende Restauration der Kirche vornehmen, - ein Vergnügen, das ihn fast drei Dublins zu, so Millionen Mark kostete. Abgesehen von anderen um müssen wir unfassenden Arbeiten grub man den ganzen Fußboden sere Schritte zuvörderst nach auf, stellte eine gründliche Kanalisation her und verdeckte diese dann durch ein sehr schönes Pflaster aus dem Flusse leneinheimischen Fliesen. Guinneß ließ eine neue, sehens- fen , um das werte Orgel anbringen , die Hauptfenster mit GlasZollhaus (S. 259) , eine malerei versehen und eine neue Kanzel errichten. Aehnliches that vor nicht langer Zeit der Schnaps- der Hauptzierbrenner Henry Roe mit einem Aufwand von über vier den der Stadt, Millionen Mark für die Christuskathedrale, auch in Augenschein zu nehmen. Es Dreifaltigkeitskirche genannt. Zuerst aller Wahrschein 16 lichkeit nach 1038 erbaut, wurde sie zu verschiedenen steht am nördZeiten vergrößert und umgebaut. Einst galt sie wegen lichen Ufer des ihrer zahlreichen Reliquien, die hoch in Ehren standen, Liffey , unteraber im 16. Jahrhundert zerstört wurden, für so heilig, halb der Cardaß zu ihr wallfahrtende Pilger während ihres Auf- lislebrücke , auf enthaltes in Dublin nicht einmal vom Arm der Ge- allen vier Seiten frei; drei rechtigkeit erfaßt werden durften. Die Kirche ist in bau licher Hinsicht sehenswert und enthält einige schöne, zum Seiten sind vorTeil recht alte Denkmäler. Lasauly schreibt in seinem teilhaft zusehen. Stadtthor (S. 244). Buche , Aus Jrland": Ist es nicht eine bittere Jronie, 1781 begonnen.

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Dublin.

und zehn Jahre später vollendet , hat dieses gewaltige Gebäude , einschließlich aller nachträglichen Vergröße: rungen , reichlich zehn Millionen Mark gekostet. An der Süd- und Hauptfront, die weit über hundert Meter lang, dem Flusse zu gekehrt und im do rischen Stil aus Portlandstein auf geführt ist , bemerfen wir ein schönes Gebälke mit kühn vorspringendem Gesims. In der Mitte befindet sich ein vier fäuliges Thor mit Thomas Moores Dentmal (S. 251). sehr niedlichem Giebelfeld, aufdem eine schöne allegorische Gruppe angebracht ist : Britannia und Hibernia in einer offenen Meermuschel, welcher sich einige Kaufleute nähern, während Neptun die Hungers not und die Verzweiflung verjagt. Die symbolische Bedeutung dieser Gruppe hat sich im wirklichen Leben leider nicht bewahrheitet , denn vielleicht nirgends sieht man verhältnismäßig so viele elende Gestalten, so viele Trunkenbolde beider Geschlechter, wie in Dublin über haupt und in der Nähe des Zollhauses im besonderen . Hinter dem Thorgiebel erhebt sich ein Ueberbau mit auf den Säulen des Portikus ruhenden Kolossalstatuen der Schiffahrt, des Handels , der Industrie und der Gerechtigkeit. Die durch Arkaden mit dem Mittelgebäude verbundenen Seitenflügel sind vom irischen Wappen überragt. Die drei anderen Fronten bestehen aus Granit; die nördliche hat einen Portifus von vier dorischen Säulen, die auf einer Treppe stehen, was sich sehr gut macht. Das Gebälte ist mit gut ausgeführten sinnbildlichen Darstellungen Europas, Asiens, Afrikas und Amerikas geschmückt. Die Mitte des ganzen Gebäudes frönt eine 40 m hohe , von einer Hoffnungs-

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Ses Landes geschafft werden. In den letzten dreißig Jahren sind die Docks erheblich vergrößert worden, bemerkenswert ist namentlich ein neues Riesenbassin, das erst vor wenigen Jahren fertig wurde und weit über fünfeinhalb Millionen Mark kostete. Die Zolleinnahmen , die von 1865 bis 1875 auf etwa einer Million Pfund Sterling jährlichstehen geblieben waren, haben sich im letzten Jahrzehnt nur unbedeutend ge= hoben - ein fernerer Beweis für den Stillstand in der Entwickelung Dublins. Der Außenhafen wird durch zwei ins Meer hinausgebaute Dämme geschützt, welche 2700 , beziehungsweise 4300 m lang sind. Die enge Einfahrt in den Hafen ist durch das PoolbegLeuchthaus kenntlich gemacht und durch Batterien auf dem südlichen Damm verteidigt. Unter , North Wall " ( nördliche Mauer " ) versteht man den bekannten Quai, von welchem die meisten englischen und schottischen Dampfer abgehen ; diesem Namen begegnen viele Leser englischer Zeitungen häufig, ohne daß sie immer wissen, was derselbe eigentlich bedeutet. Ebenfalls am Fluß - auf dem „ Innsquai " stehen die Vier Höfe", der Sit der vier wichtigsten Gerichtshöfe , also der Dubliner Justizpalast. Ein Palast ist's in der That, dieses gegen Ende des vorigen Jahrhunderts an Stelle eines verfallenen Dominikanerflosters errichtete Gebäude. Im Mittelbau befinden sich die vier Sitzungssäle, in den Flügeln die verschiedenen Aemter und Nebenräume der Gerichtshöfe. Die Mitte der etwa 150 m langen, dem Flusse zugekehrten Fassade nimmt ein schöner korinthischer Portikus von sechs Säulen ein, über dem sich ein künstlerisch wertvoller

göttin überragte Kuppel. Das Zollhaus enthält außer den Riesenräumen des Zollamtes die Bureaus verschie dener Regierungs- und Stadtbehörden. Etwas weiter westlich vom Zollhaus dehnen sich die großen Flußdocks aus mit Bassins , deren Ufer aus heimischem Granit hergestellt sind, und mit ungeheuren Warenhäusern . Für Schiffe mit einem Tiefgang bis zu 5 m zugänglich, stehen die Dockbassins mit dem unterenLif= HOTRE fey in Verbindung und von ihnen aus kön nen Güter mit

MDC

Hilfe der beiden Kanäle und der Eisenbahnen direkt ins Innere

Am Fuße der Nelsonsäule (S. 260). 17

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Ecopold Katscher.

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Giebel mit fünf Kolossalstatuen (Moses, Weisheit, Ge- vorzüglicher Standbilder irischer Patrioten, sowie eine rechtigkeit, Macht, Barmherzigkeit) erhebt. Hinter dem des Königs Georg III. enthält das im übrigen nicht Giebel wölbt sich eine von Säulen umgebene, geräumige sehr bedeutende Rathaus ( City Hall " ). Andere Kuppel. Die große Vorhalle ist freisförmig, hat einen künstlerische Denkmäler stehen im College Green : die Durchmesser von 20 m und enthält mehrere bemerkens- Foleysche Statue des Patrioten Grattan und die werte Statuen. Die neueren Zubauten dienen den seit imposante bleierne Reiterstatue Wilhelms III. mit ihrer 1870zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Grund- Vergoldung und Bronzierung. Das wichtigste Monubesitzern und Pächtern eingesetzten Agrargerichtshöfen. ment Dublins ist jedoch die bereits erwähnte NelsonVon beträchtlicher Schönheit ist ferner das Haupt- säule (S. 246 und 258) neben dem Postamt in postamt (in Sackville- Street) mit seinem imposanten Sackville- Street. Ein Meisterwerk Thomas Kirks, erPortikus von sechs kannelierten jonischen Säulen und hebt sich die schlanke, kannelierte Säule bis zu einer seinen Statuen: Hibernia, Merkur, Treue. Eine Reihe Höhe von 40 m, ausschließlich der Statue selbst, welche

雞蛋 麵

Das Zollhaus (S. 250). 4 m hoch ist. Bei flarem Wetter genießt man von der Spitze eine ebenso umfassende wie prachtvolle Aussicht auf die Stadt, die Umgebung und das Land von den Mournebergen im Norden bis zum Wicklowgebirge im Süden, während man im Osten das Meer sieht und im Westen die durch die Dubliner Hügel und die Dubliner Bucht getrennten Ebenen von Meath und Kildare sich dem Blicke darbieten. Eine andere sehr anziehende Aussicht erhält man, wenn man sich inmitten der D'Connellbrücke (früher einem Vicekanzler zu Ehren Carlislebrücke genannt) aufstellt. Von hier überblickt man den schönsten Stadt: teil: Sackville- Street mit der Post und der Nelsonsäule, die „ Rotunda" (ein beliebtes riesiges Unterhaltungslokal, von dessen Erträgnis ein großes Wöchnerinnen hospital erhalten wird) an einer Ecke des Rutland- Square, Westmoreland - Street, D'Olier- Street mit dem Denkmal Smith O'Briens, Trinity College, die Bank von Zrland,

die Vier Höfe ", das Zollhaus, die Flußschiffahrt und in der Ferne den prächtigen Bahnhof der Südwestbahn und den Wellington Obelisk (S. 255) im Phönirpark (S. 262) . Dieser Park, der auf irisch ) ,Jionn uisge " (,,Schönwasser") heißt, hat an Größe (729 ha), Mannigfaltigkeit und Pracht wohl kaum feinesgleichen ; 526 ha find dem Publikum geöffnet. Das in großer Menge vorhandene Rotwild ist so zahm, daß es sich von den Besuchern streicheln und füttern läßt. Das erwähnte Denkmal des Herzogs von Wellington - der ein Dubliner hat die Gestalt eines viereckigen , abgeKind war stumpften Obelisken und wurde 1817 aus heimischem Granit mit einem Kostenaufwande von 400 000 Mark errichtet. Eingemeißelte Felder zeigen im Relief, außer dem Lorbeergekrönten Bildnis des Helden von Waterloo, verschiedene friegerische Scenen, während auf der Säule selbst die zahlreichen von ihm gewonnenen Schlachten ver-

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Dublin.

OLENNEL zeichnet sind. Im sogenannten „ Volkspark" des „ Schönwassers " steht das Carlisledenkmal, sowie die Foleysche Reiterstatue Goughs . Im Phönirpark befinden sich ferner : der zoologische Garten , die Polizeifaserne, das hübsche Militärſpital und das „ Viceregal Lodge", die Sommerwohnung des Vicefönigs . Im Winter wohnt der Lord - Lieutenant , wie schon einmal bemerkt, im „ Dublin Castle" . Bei der Amtsführung stehen ihm ein Staatssekretär, welcher einen Sig im Unterhaus haben muß , und ein geheimer Rat, dessen Mitglieder ebenfalls von der Krone ernannt werden, zur Seite. In seiner Abwesenheit wird er von , Lord Justices " vertreten ; als solche fungieren in der Regel der Lordkanzler von Jrland, der Stadtkommandant von Dublin und noch ein drittes Mitglied des geheimen Rates . Dublin ist nicht nur Sitz der politischen Verwaltung des Landes , sondern auch des höheren irischen Gerichtswesens. Der gesamten Gerechtigkeitspflege steht der Lordkanzler vor; außer ihm gibt es einen Vicekanzler, einen obersten Appellationsrichter , einen Urkunden-Archivrichter, zwölf gewöhnliche Richter und eine Anzahl von Admiralitäts-, Handels- und Agrarrichtern. Die unruhigen Zustände Irlands machen es nötig , daß in der Hauptstadt stets eine große Militärmacht entfaltet werde. Demgemäß hat Dublin mehrere große Kasernen ; die größte ist die ,,königliche", in welcher 93 Offiziere, 2000 Mann, 460 Pferde und ein Krankenhaus mit 260 Betten Platz gefunden haben. Begreiflicherweise hat auch der Generalstab sein Hauptquartier in Dublin. Die städtische Lokalverwaltung ruht in den Händen der „ Corporation " , die aus 15 Aeltesten und 45 Ratsherren" besteht und vom Oberbürgermeister (früher seit 1409 - Mayor " , seit 1665 Lordmayor " genannt) geleitet wird, der alljährlich durch Wahl aus den Reihen der Aeltesten hervorgeht. Ihm unterstehen insbesondere das Marktwesen, die Nahrungsmittelverfälschung, die Maße und Gewichte ; auch sitt er zu Gericht über Schuldenklagen von zwei bis zehn Pfund und über Streitigkeiten zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Das städtische Einnahmen-, beziehungsweise Ausgabenbudget beläuft sich jetzt im Jahresdurchschnitt auf rund 6 Millionen Mark , die städtische Schuldenlast beträgt etwa 7 Millionen Mark. Während in den anderen Gemeinden die Sicherheitspolizei von der Royal Irish Constabulary " besorgt wird , die für das ganze Land gleichmäßig organisiert ist, erfreut

Im Phönixpart (S. 260).

sich Dublin einer eigenen Hauptstädtischen Polizeimacht" , welche vorzüglich geschult und militärisch ausgerüstet ist; sie besteht aus zwei Direktoren , sieben Leitern , 76 Inspektoren , 641 Sergeanten und 840 Die Dubliner Wasserleitung spendet Schutzleuten. für alle Zwecke reichliche Mengen des wohlfeilen Nasses. In der Metropole der „ Grünen Insel " ist wenig von dem geschäftigen Treiben zu bemerken, das in Städten von seiner Größe zu herrschen pflegt. Wie Glasgow im Verhältnis zu Edinburg, ist Belfast weit betriebsund verkehrsreicher als Dublin . Dazu kommt , daß in vielen Gesellschaftskreisen der Hauptstadt ein gewisser falscher Stolz verbreitet ist, welchem zufolge man lieber ein armer Arzt , ein untergeordneter Beamter, ein unbemittelter Rechtsanwalt oder Offizier sein will als ein reicher Kaufmannn oder Fabrikant. Diese Unterscheidung zwischen anständigen" und unfeinen " Berufszweigen ist in Dublin traditionell. Kein Wunder darum, wenn Handel und Industrie nicht blühen. Die Stadt ragt gegenwärtig in feinem Gewerbe besonders hervor und ihr Ausfuhrhandel macht nicht auf große Bedeutung, Anspruch. Einst war Dublin ein wichtiger Fabriksort , aber der Mangel an Wasserkraft und an Kohlen einerseits , die politischen Zustände und gesetzgeberisches Ungemach andererseits haben einen Rückgang bewirkt. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts stand die Wollindustrie in hoher Blüte und ihre Erzeug-

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Karl du Prel .

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In Donnybrook (S. 246).

Die Wohlfeil | Verhältnisse verscheuchte Kapital wieder ins Land nisse genossen eines großen Rufes . wer weiß , wie Wer weiß, wie bald heit der Arbeit locte viel Kapital an die Ufer des käme ? Liffey und das Arbeiterviertel Liberties " sah zahl- sehr. " Allein im Anfang des reiche Fabriken entstehen. 18. Jahrhunderts nahm das Londoner Parlament ge- Ein Wort über den Spiritismus. wisse handelspolitische Gesetze an, die die irische WollVon industrie zu Grunde richteten. Dagegen begünstigten Seidendie und Leinendie (1715) Gesetze andere Karl du Prel '). industrien, die sich alsbald gedeihlich entwickelten, aber durch die Gesetzgebung unter Georg III . wieder ruiniert n einem Punkte sind Anhänger wie Gegner des wurden. Jepiritismus einig, pag nämlich in Bezug auf vielen Gegenwärtig erzeugt Dublin nur zwei nen der gegenwärtige Zustand ein Skandal ist, daß es also nenswerte Ausfuhrartikel : das berühmte Nationalnachgerade Zeit wird, über diese Frage zur Klarheit zu getränk Whiskey ein ziemlich starker, nur zu bekommen. Auf der einen Seite nämlich haben wir in liebter Schnaps und sehr kräftiges Porterbier ; die den Kulturländern eine , man kann sagen täglich sich Guinneßsche Brauerei ist vielleicht dier größte Brauerei mehrende Anzahl von Spiritisten sie dürfte auf der Welt. mindestens 10 Millionen veranschlagt werden und In allerneuester Zeit scheint die ursprünglich eine mit jedem Jahre wachsende Anzahl von Zeitschriften , eingewa französi Hugeno nderten schen von den tten die diese neue Weltanschauung energisch verfechten ; auf begründete , seit der anglo -irischen Union (1800) ver- der anderen Seite aber , nachdem die Periode der stillfallene Papelin-Industrie wieder aufleben zu wollen; schweigenden Verachtung abgelaufen ist , wächst auch dies wird den durch die Ausstellungen von 1851 die Energie des Widerstandes immer mehr. (London), 1853 (Dublin) und 1862 (London) gegebenen Wenn nun eine Sache gleichzeitig enthusiastische Anregungen zugeschrieben. Sonst werden hauptsäch- Anhänger und erbitterte Gegner hat, so darf man sicher lich Maschinen, Kutschen, Chemikalien und Eisenwaren sein, daß ein endgültiges , objektives Urteil sichso bald erzeugt. nicht einstellen wird . Ein solches liegt fast immer in Die rund 650 Fabriken und gewerblichen Ander gemäßigten Mitte , erfordert also Konzessionen auf stalten Dublins beschäftigen ca. 24 000 Personen. beiden Seiten, kann nur Resultat des fühl abwägenden Während die Einfuhr aus dem Auslande rund 80 Mil Verstandes sein, kann sich daher nicht einstellen, so lange lionen Mark beträgt (vornehmlich Getreide , Zucker, die Gegnerschaft noch eine leidenschaftliche ist. Spiritus , Petroleum , Tabak) , wird die Ausfuhr auf Begreiflich ist die Erregung, und zwar auf beiden nur eine Million Mark bewertet (Belfast dagegen fast Seiten. Der Spiritismus ist nämlich eine Weltan das Sechsfache). schauung, die dem Herzen ebensoviel zu fühlen, als dem Wer weiß , wie bald wer weiß, wie sehr" Verstande zu denken gibt. Der tiefste Trieb in der heißt es in Hackländers Wachtstubenabenteuern ". Mensche nbrust ist der Wille zum Leben ; der SpiriSollte es der Gladstoneschen Partei gelingen, den Jr tismus aber will die Unsterblichkeit nicht etwa durch ländern die parlamentarische Selbständigkeit und da Gründe, sondern durch Thatsachen beweisen. Der tiefste mit einen ungeheuren Teil der politischen Unabhängig Schmerz im Leben ist der Verlust geliebter Wesen ; feit wiederzugeben, so ist es ganz unberechenbar , welchen Einfluß die veränderten Zustände auf das Ge1) Bei der unleugbar stets wachsenden Verbreitung des Spiri es unseren Lesern gewig von Interesse sein, über diese mert. deihen der Hauptstadt ausüben werden. Wer ver- tismus wird würdige Erscheinung aus der Feder eines der ersten Schriftsteller auf möchte vorherzusagen , welchen Aufschwung Dublin spiritistischem Gebiet kunde zu erhalten. Wir selbst nehmen mit der felgen i Beitrages feinerlei Stellung zu der in Rede stehenden nehmen würde, falls das durch die jetzigen schlimmen Angelegenheit. D. Red.

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Ein Wort über den Spiritismus.

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der Spiritismus aber will beweisen , daß wir mit den | Standpunkt der herrschenden Anschauungen unmöglich erscheinen , fällt nicht im mindesten ins Gewicht. Die Verstorbenen in Verkehr bleiben , ja daß sie zur sicht baren Darstellung gebracht werden können , und daß Gegner greifen sodann zu der Behauptung , daß die wir schließlich mit ihnen wieder vereinigt werden. Eine spiritistischen Phänomen nur auf Betrug und Täuſchung beruhen , und verweisen zu diesem Behufe auf jene Weltanschauung , die so tiefe Bedürfnisse des mensch lichen Herzens zu befriedigen verspricht , muß von den Taschenspieler , welche verschiedene dieser Phänomen, Anhängern natürlich enthusiastischaufgenommen werden. 3. B. Tafelschriften und Geistererscheinungen, nachmachen Auf der anderen Seite ist die gegenwärtige Mensch- können. Es gibt aber sehr viele Dinge, die nachgemacht heit vermöge ihrer vorwiegend naturwissenschaftlichen werden können, und gleichwohl auch echt zu finden ſind. Betrachtung der Dinge , die durch die Popularisierung Daß es gemalte Landſchaften gibt, berechtigt uns nicht, der Wissenschaften sehr tief in die Volksschichten hinab- die Natur zu leugnen, und wenn Gespenstererscheinungen gedrungen ist , in ihren Hoffnungen auf Unsterblichkeit durch Hohlspiegel erzeugt werden können , so folgt oder gar auf Verkehr mit Verstorbenen so sehr herab- daraus nicht , daß alle Gespenster auf diese Weise zugestimmt worden , daß sie den Versprechungen des stande kommen müſſen. Die Gegner führen weiter an, daß gerade die VerSpiritismus das größte Mißtrauen entgegensett. Zwar werden wir alle bis zu einem gewissen Alter in treter der Wiſſenſchaft vom Spiritismus nichts wissen religiösen Anschauungen erzogen, die sich mit denen des wollen ; nur diese aber , nicht die Laien , feien berufen, Spiritismus einigermaßen decken ; aber unmittelbar das Endurteil zu fällen. Aber auch dieser Grund ist nach dieser Periode werden gerade diejenigen , die nicht nicht stichhaltig ; die Wiſſenſchaft ist nur berufen zur sofort ins praktische Leben übertreten , sondern ihren Erklärung der Thatsachen ; die Existenz einer Thatsache jedoch kann von jedem Laien konstatiert wer Bildungsgang fortsetzen, in ganz entgegengesetzte Rich tung geführt. Noch am letzten Tage , da wir Gym- den. Um Augen zu haben, braucht man noch kein Pronaſiaſten waren , wurden wir aus dem Katechismus feſſor zu sein, und die verschiedenartigsten Entdeckungen examiniert ; schon in der nächſten Lehrstunde aber , sei sind schon von Laien ausgegangen. Das ablehnende es auf der Universität oder einer technischen Anstalt, Verhalten der meisten Gelehrten ist zudem nicht Reſultat werden wir in ganz entgegengesetzten Anschauungen ihrer Beobachtungen ; sie verweigern vielmehr vorweg ein Verfahren, das in jedem anunterrichtet , die das Uebersinnliche überhaupt nicht jede Beobachtung, mehr gelten laſſen und oft ziemlich unverblümt in deren Wiſſenszweige für unerlaubt, weil unwiſſenſchaftden Materialismus cinmünden als ein selbstverständlich, gilt. Ich wenigstens habe noch jedesmal einen Korb liches Ergebnis der modernen Wissenschaft. Da nun bekommen, wenn ich einen dieser Herren zu ſpiritiſtiſchen die Wiſſenſchaft ein hohes Ansehen genießt, ihre Aus- Experimenten eingeladen habe oder cinladen ließ. Angesichts der immer weiteren Verbreitung des sprüche, weil auf exakter Forschung, ja teilweise auf dem Experiment beruhend, als unumstößliche gegeben werden, Spiritismus haben nun aber doch schon manche Verdie nicht, wie religiöse Dogmen, bezweifelt und bekrittelt treter der Wissenschaft sich veranlaßt gesehen , die werden dürfen, so glaubt der Gebildete in einem ganz | Phänomen zu prüfen, und jeder, der das gründlich that, unantastbaren Besitz zu sein, und nun so meint er ist noch aus einem Saulus zum Paulus geworden. taſtet der Spiritismus diesen Besitz dennoch an . Die Reihe der zum Spiritismus bekehrten Professoren So ist es also erklärlich , daß auf beiden Seiten wird mit jedem Jahre eine stattlichere. Es finden sich mehr Gemütserregung als Verstandesklarheit herrscht ; | solche in England, Deutschland, Frankreich, Oesterreich auf der einen Seite wird zu viel gepriesen, auf der an- und Rußland, und zwar darunter Namen von bedeutenderen Seite zu viel geschimpft , und leider auf beiden dem Klang und aus allen Zweigen der. Wissenschaft : Physiker , Chemiker, Mathematiker, Astronomen, BioSeiten zu wenig studiert. Daß die Lehren des Spiritismus unseren Gemüts- logen und Philosophen. Sie haben sich die Ueber-

}

bedürfniſſen entſprechen , fällt wiſſenſchaftlich gar nicht zeugung geholt , daß die Phänomene wahr ſind , daß ins Gewicht , denn Wunsch und Wahrheit liegen gar dieselben natürlichen Gesetzen unterworfen sind , und oft im Streite. Dagegen fällt es sehr ins Gewicht, daß alle Zweige der Wiſſenſchaft aus der Untersuchung daß der Spiritismus sich auf Thatsachen stüßt , denen großen Nußen ziehen könnten . Andrerseits haben gerade die Gegner nur Verstandesgründe entgegenzusetzen die geschicktesten Taschenspieler erklärt , daß die spirihaben. Da nun aber bekanntlich die Köpfe sich nach dentistischen Phänomene nicht in ihr Fach ſchlagen. Es ist also nicht richtig , daß die Wissenschaft ganz Dingen zu richten haben , nicht umgekehrt , so läßt sich gegen Thatsachen nicht mit bloßen Gründen ankämpfen. allgemein den Spiritismus ablehnt. Der wahre SachZudem können die Thatsachen des Spiritismus experi- verhalt ist vielmehr dieſer : Alle Gelehrten , die eine gründliche Prüfung vornahmen, sind noch bekehrt wormentell erforscht werden , während die gegen ihn vor gebrachten Gründe alle darauf hinauslaufen, schon vor den ; alle Gegner aber gestehen auf Befragen selber zu, der Untersuchung die Unmöglichkeit dieser Thatsachen zu daß sie nicht auf Grund von Erfahrungen aburteilen, behaupten. Nun steht es aber in jedem Handbuch der sondern vor jeder Erfahrung. Man nennt das ApriorisLogik geschrieben , daß nur das mit einem logischen | mus , und dieser zählt bekanntlich im Katechismus der Logik zu den schweren Sünden . Widerspruch Behaftete , z . B. das hölzerne Eisen, un möglich , alles andere aber möglich ist. GeistermaniDie große Befremdung , welche spiritistische Phä= festationen und Totenerscheinungen sind durchaus nicht nomene hervorrufen , und die daraus entspringende mit logischer Undenkbarkeit behaftet , und daß sie vom | Neigung , sie zu leugnen , beruht hauptsächlich darauf,

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Karl du Prel.

daß sie eine cytreme Endform bilden, zu der die Mittel | glieder zwar nicht fehlen , aber doch viel zu wenig bekannt sind. Eines dieser Mittelglieder ist der Somnambulismus . Er macht uns nicht nur den Spiritismus unſerer Tage verständlich, sondern wirft auch Licht auf die vergangenen Kulturperioden . Was seit ältesten Zeiten von den verlässigsten Zeugen berichtet wird über die indischen Mystiker , über die hinter den Tempel mauern von Aegypten und Griechenland verborgenen Geheimnisse , über die Fähigkeiten der alexandrinischen Philosophen , über die christlichen Heiligen , über die mittelalterlichen Heren und Zauberer : das alles er | scheint vom Standpunkt der Aufklärung als barer Unſinn, während es höchſt verſtändlich wird, sobald wir | Somnambulismus und Spiritismus zur Erklärung heranziehen. Es ist ganz hoffnungslos , den Spiritismus verstehen zu wollen , wenn man nicht gründlich im Som nambulismus unterrichtet ist. Es genügt , dafür einen Grund anzuführen : Wenn der Mensch unsterblich sein sollte , so würde doch die Annahme, daß wir im Tode ganz neue Fähigkeiten erwerben, der Entwicklungslehre widersprechen. Geſtattet ist nur die Annahme, daß wir einen Teil unſerer irdischen Fähigkeiten bewahren, oder daß Anlagen , die im Leben latent waren , nach dem | Tode zur Entfaltung kommen. Latente, von den nor malen ſehr verſchiedene Anlagen zeigen nun die Som nambulen. Wie dürfen alſo aus dem somnambulen Dasein einige Schlüsse ziehen auf unser künftiges Dasein. In der That fallen dem in diesem Gebiete Bewanderten die Analogien in die Augen zwischen den Fähigkeiten der Somnambulen und jenen der sogenannten Geiſter.

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Magnetiseuren beständig behauptet, von den Gelehrten aber hartnäckig geleugnet wurde. Wenn die erwähnten Professoren ihre eifrigen Untersuchungen fortsehen werden, kann es nicht fehlen, daß sie auch noch Zeugen derjenigen Phänomene sein werden , die wohl von den Magnetiseuren , aber noch nicht von den Hypnotikern beobachtet wurden. Ich gehe aber noch weiter : Auch die Grenzlinien zwischen Somnambulismus und Spiritismus sind flüssig, und so werden die Hypnotiker schließlich auch noch spiritistischen Phänomenen begegnen. Ich begnüge mich , ein Beispiel aus einer Zeit anzuführen , da man in Europa noch der erst 1848 auftrat vom Spiritismus

gar nichts wußte. Ich besite in meiner Bibliothek ein Buch , welches den Briefwechsel zweier zu ihrer Zeit berühmter Aerzte enthält , die beide den Magnetismus und Somnambulismus anerkannten und in ihrer Praxis als Heilmittel verwendeten. Das Buch führt den Titel : Recherches psychologiques sur la cause des phénomènes extraordinaires observés chez les modernes voyans improprement dites somnambules magnétisques , ou correspondance sur le magnétisme entre un solitaire et M. Deleuze . Par G. P. Billot , docteur en médecine . Paris , Albanel & Martin. 1839. 2 Tms . Jit diesem Buche steht (II . 6.) der Bericht über eine Konsultation am 17. Oktober 1820. Eine halb erblindete Dame war zur Somnambule des Dr. Billot ge= kommen , um von dieser Ratschläge zu erhalten. In der bekannten dramatischen Form, die ja auch dem gewöhnlichen Schlafleben angehört, stellte sich der Somt = nambule die Vision einer Jungfrau dar , welche die die Heilung nötige Pflanze ihr entgegenhielt. Der für MittelDas hauptsächlichste unter den gesuchten gliedern , die den Spiritismus verständlich machen , ist Arzt glaubte schon darum kein Gewicht darauf legen also der Somnambulismus. Dieser ist aber für die zu können , weil es in der eben herrschenden kalten europäische Wissenschaft erst durch Mesmer wieder an- Jahreszeit überhaupt nicht möglich sei , eine blühende geregt worden und wird noch immer nicht genügend Pflanze zu erhalten. Während er eben darauf bestand, anerkannt und ſtudiert. Einen günstigen Umschwung zu erfahren , wo diese Pflanze zu finden sei , rief die haben in den jüngsten Jahren die Vorstellungen des Dame , daß ihr in diesem Augenblick eine solche , ganz Magnetiseurs Hansen herbeigeführt. Der anfängliche in Blüte, in den Schoß gelegt worden sei. Der Arzt Vorwurf des Schwindels verstummte alsbald, und unterhielt sie für ein Exemplar des in Kreta wachsenden dem neuen Aushängschild des Hypnotismus haben die rotblütigen Pfefferkrautes . Wie und woher die Pflanze Gelehrten Untersuchungen angestellt , deren Resultate gebracht worden, konnte nicht aufgeklärt werden. In ſehr merkwürdig sind. Insbesondere sind hier die medi- seiner Antwort auf diesen Brief erzählt nun seinerseits zinischen Schulen von Paris und Nancy zu erwähnen, Dr. Deleuze (II. 19. ) , daß ein hervorragender Arzt von welchen sich leider die deutschen Aerzte übertreffen in Paris ihm ebenfalls Fälle solcher Art berichtet hätte . Dies also find Fälle von spiritistischem Apport aus dem ließen. Wer sich über diese merkwürdigen Dinge unter richten will , dem sei geraten , sich die seit Juli 1886 Jahre 1820. Es ist also bei der bestehenden Kontinuität zwischen erscheinende Revue , de l'hypnotisme anzusehen und die darin besprochenen Bücher zu lesen. Hypnotismus , Somnambulismus und Spiritismus nicht Es ist an sich gleichgültig, daß die Grenze zwischen schwer, zu prophezeien, daß wenn die Aerzte in Paris Hypnotismus und Somnambulismus wohl noch für und Nancy ihre Versuche eifrig fortseßen, sie schließlich längere Zeit schwankend ſein wird . Es iſt auch gleich- | auch Phänomenen ſpiritiſtiſcher Art begegnen werden . gültig , welches Verfahren angewendet wird , das hypDie extremsten Endformen des Spiritismus ſind notische oder das magnetische, um den Menschen in einen die Materialisationen : diese werden vollends ganz und ſomnambulen Zustand zu versetzen. Thatsache ist , daß gar verworfen . Im Grunde genommen ist aber nur ſchon 1831 die Akademic in Paris alle den Somnam eine geringe Auffassungsgabe nötig, um die Möglichkeit bulen zugeschriebenen Fähigkeiten nach fünfjähriger von Materialisationen einzuschen. Bekanntlich bemerkt Untersuchung bestätigt hat, und daß nun die Professoren Darwin in den späteren Auflagen seiner „ Entstehung von Paris und Nancy verschiedene Phänomene wieder der Arten" , daß er das spontane Auftreten von Abbestätigen , deren Eristenz seit 100 Jahren von den änderungen früher unterschätzt habe , und schon in der

Ein Wort über den Spiritismus.

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ersten Auflage sagt er , die natürliche Zuchtwahl sei zwar das hauptsächlichste, aber nicht das einzige Hilfsmittel zur Abänderung der Lebensformen . Demnach wären die außeren Existenzverhältnisse nur die Gelegen = heitsursachen der Abänderung , als eigentliche Ursache aber müßte ein organisierendes Prinzip in den Lebeweſen angenommen werden. Das hat denn die Philosophie auch von jeher behauptet, so verschiedenartig auch dieses Prinzip benannt wurde , von Platons „Idee" angefangen, bis zu Hartmanns „ Unbewußtem" . Der positive Beweis eines organisierenden Prinzips kann nun aber aus Thatsachen geführt werden , die mit der Mystik gar nichts zu thun haben , nicht einmal mit der * Biologie, sondern mit der Technik und Aesthetik, nämlich aus der Gleichheit zwischen Naturprodukten und Geistesprodukten. Kapp hat in seiner „ Philosophie der Technik" gezeigt , daß in der Erfindung der camera obscura die Einrichtung des menschlichen Auges ohne alle bewußte Nachahmung kopiert wurde. Ferner hat Zeising gezeigt , daß verschiedene Produkte menschlicher Aesthetik unbewußterweise nach demselben Einteilungsprinzip des goldenen Schnittes geformt sind , nach welchem auch der menschliche Organismus selbst geformt ist. Dafür gibt es nun sehr viele Beispiele. Sie be= weisen , daß diesen Produkten unseres technischen und ästhetischen Denkens , uns unbewußt, ein Formalprinzip zu Grunde liegt , welches identisch ist mit dem organiſierenden Prinzip in uns . Ein solches Prinzip aber, die Seele, muß seinem Produkt, dem Leib, vorhergehen und ihn überdauern. Daß diese Seele nur einmal von ihrer organisierenden Fähigkeit Gebrauch machen könnte, nämlich bei der Bildung unseres irdischen Leibes , daß ſie ferner nur organisierte Materie sollte formen können , - das sind ganz ungerechtfertigte Annahmen , und wenn wir dieſe Annahmen fallen laſſen , ſo ſtehen wir unmittelbar vor der Möglichkeit von Materialisationen. Sobald wir aber den richtigen Seelenbegriff gewinnen und einsehen , daß die Seele sowohl organisierend, als denkend ist, so ergibt sich , daß Materialiſationen , weit cntfernt, undenkbar zu sein, sogar notwendig sind . Es ist also rein gar nichts einzuwenden gegen die Möglich keit von Phantomen , die wie Professor Crookes in London bewiesen hat — mit einem sichtbaren Leibe sich darstellen , an welchem Herzschlag und Pulsschlag zu konstatieren sind , die ferner als intelligente Wesen mit uns verkehren , und die mit dem betreffenden Medium auf einer Platte photographiert werden können, womit wohl der Einwand von Vermummungen des Mediums oder von Halluzinationen der Zuschauer gründlich beseitigt ist. Bedenkt man ferner , daß das Medium von Crookes ein halberwachsenes Mädchen war, daß er seine Versuche vier Jahre hindurch in seinem eigenen Atelier anstellte , und zwar unter allen erdenklichen Vorsichtsmaßregeln , so wird man das Resultat seiner Unter suchungen als eben so fest bewiesen ansehen können, als wenn er, der Entdecker des Thallium, ein chemisches Experiment in einer Retorte angestellt hätte. Der Unterschied ist nur der , und daraus allein läßt sich der Widerstand begreifen - daß in einem naturwissen schaftlichen Zeitalter der Begriff chemischer Experimente uns zur geistigen Gewohnheit geworden ist , während

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| unser Verstand noch einige Zeit brauchen wird, um sich an Materialiſationen zu gewöhnen . Bis dahin verwechseln wir Ungewohntes mit Undenkbarem . Jede Wahrheit wird bei ihrem ersten Auftreten als parador verlacht ; schließlich aber , wenn sie den Kampf um ihre Existenz überstanden hat, wird sie als Gemeinplak betrachtet. Das wird auch das Schicksal des Spiritismus sein ; der geistige Fortschritt auch dieſes wird sich am Spiritismus erweisen hält nicht die Linie einer Geraden ein, sondern einer Spiralen. Er besteht nicht darin , daß wir uns von den früheren Anschauungen immer weiter entfernen, sondern daß wir auf sie, jedoch allerdings auf höherer Stufe, immer wieder zurückkommen . Man könnte die paradore Behauptung aufstellen : jeder Fortschritt iſt reaktionär . Die Gespenster des Mittelalters scheinen vor der modernen Aufklärung in Nichts zerflossen zu sein ; nun leben sie aber auf einer höheren Stufe unserer Erkenntnis in modifizierter Gestalt wieder auf. Die Natur , die wir im großen und ganzen schon ergründet zu haben glaubten , hat uns wieder einmal überrascht durch die Aufdeckung einer ihrer Tiefen , deren Erforschung die Aufgabe des nächſten Jahrhunderts ſein wird . Der Zufall wollte , daß ich noch vor Absendung dieses Aufſaßes Gelegenheit erhielt, einer spiritistischen Sizung beizuwohnen, und da es manchen Lesern willkommen sein dürfte davon zu hören, will ich wenigstens über einen Vorgang dieſer Sißung noch einen kurzen Bericht anfügen . Mr. Eglinton aus London war nach München gekommen , und da wie es immer zu geschehen pflegt -schon nach der ersten Sitzung sehr skeptische Urteile sich vernehmen ließen, glaubte ich umsomehr, in meiner Sizung solche Anordnungen treffen zu sollen, daß eine | Wiederholung der vernommenen Zweifel vorweg ausgeschlossen war. Ich weiß zwar wohl, daß man gesez= mäßigen Erscheinungen in einem noch unerforschten Gebiete nicht Bedingungen des Eintritts vorschreiben | kann ; indeſſen , wenn die meinigen auch erschwerend so waren waren was Bedingungen immer sind waren sie doch nicht widerspruchsvoll ; denn die in meiner Schrift "! Problem für Taschenspieler" geschilderten Vorgänge waren unter ganz ähnlichen, noch dazu vom | Medium selbst gewählten Bedingungen zustande gekommen. Immerhin wird durch Bedingungen die Möglichkeit eines Mißerfolges immer gesteigert , und das | sollte auch ich erfahren : ich hatte zwei Fehlsizungen, in denen sich nichts der Erwähnung wertes ereignete, wiewohl im ganzen fünf Stunden darauf verwendet worden waren. In einer dritten Sitzung hatte ich als Eingeladener nichts anzuordnen , aber sie bot vorweg größere Chancen des Gelingens , weil die betreffende Familie dem Medium sehr sympathisch war und auch die übrigen Teilnehmer ihm als wohlwollend bekannt waren. Die Gesellschaft , die sich abends versammelt hatte , bestand aus Herrn M .. und dessen Gattin ; seinen beiden Neffen .... ; aus Herrn F ...., - mir sämtlich wohlbekannt — ; endlich aus meiner Frau und mir. | Als wir um den Tisch herumfaßen , über den eine Hängelampe genügende Helligkeit verbreitete, bat

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Karl du Prel .

Mr. Eglinton um ein Buch. Herr M.. begab sich in cin vom Medium niemals betretenes Zimmer, griff dort aus einer kleinen Bibliothek einen Band heraus , und legte das Buch, allen sichtbar, auf den Tisch. Mr. Eg linton ersuchte sodann meine Frau, eine beliebige Seiten zahl aufzuschreiben, ferner eine zweite Zahl, welche die Zeile, und eine dritte, welche das Wort betreffen sollte. Um die überhaupt vorhandene Anzahl von Seiten kennen zu lernen, schlug Herr F .... das letzte Blatt des Buches auf, das die Zahl 288 trug. Meine Frau ſchrieb sodann in einer Weiſe, daß nicht einmal ich, der ich neben ihr saß, es sehen konnte, drei Zahlen in sehr kleiner Schrift auf eine Tafel , wendete dieselbe unter dem Tische , so daß nun die Zahlen auf die untere Tafelfläche zu stehen kamen , und reichte sie dem Me dium, das sie sofort auf den Tisch legte. Meine Frau allein hatte somit Kenntnis der von ihr aufgeschriebenen Zahlen ; das durch diese Zahlen bezeichnete Wort aber kannte niemand, auch nicht meine Frau , die das Buch gar nicht berührt hatte. Es ist nötig, das zu erwähnen, weil bei spiritistischen Sizun gen Gedankenübertragungen nicht selten sind und zur Erklärung verwendet werden ; hier war eine solche überhaupt nicht möglich. Mr. Eglinton legte nun das geschlossene Buch auf die unbeschriebene , alſo obere Seite der Tafel , faßte sie an einer Schmalseite , indem er der neben ihm ſizenden Frau M.. die andere hinhielt , worauf beide Tafel und Buch unter die Tischecke brachten. Die Tafel sah auf beiden Seiten hervor und die Daumen der haltenden Hände waren über der Tischplatte sicht bar. Frau M.. versicherte, daß die Tafel und so mit das Buch fest angedrückt sei. Da indessen eine Schrift nicht gleich erfolgte, wurde diese Fingerhaltung ermüdend , Tafel und Buch wurden daher wieder auf den Tisch gelegt und das Buch durch eine zweite Tafel zugedeckt. Dagegen nahm nun Mr. Eglinton zwei aufeinanderliegende Tafeln diese und überhaupt alle gehörten dem Hausherrn die je an der einen Schmalseite mit Bohrlöchern versehen und durch einen hindurchlaufenden Spagat verbunden waren . Ein Stift wurde zwischen die Tafeln gelegt , die sodann in der oben bereits beschriebenen Weise unter der Tischecke gehalten wurden. Etwa nach einer halben Minute hörte man zwischen den Tafeln schreiben und zum Schlusse, wie immer, dreimal klopfen. Die Tafeln wurden auseinander gelegt , und wir fanden darauf folgende Botschaft : P (age) 175 l (ine) 18 w (ord) 5 Grabhügel. Diese drei Zahlen stimmten mit den von meiner Frau geschriebenen überein. Beim Aufschlagen des Buches -Rotteds Allgemeine Geschichte vom Anfang der hiſtoriſchen Kenntnisse . Braunschweig, Westermann 1851 zeigte sich, daß darin zwei Bände (III und IV) zusammengebunden waren : Band III hatte nur 154 Seiten ; Band IV aber enthielt auf Seite 175 als fünftes Wort der achtzehnten Zeile das Wort „ Grabhügel“ ein merkwürdiger Zufall bei einem nekromantischen Experiment. Versuchen wir nun zunächst die Erklärung vom Standpunkt des Betruges . In diesem Falle müßte vorerst Herr M.. der mir diese akademische Er

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örterung nicht verübelt — mit dem Medium im Einverständnis ein schon im voraus beſtimmtes Buch geholt haben. Die Bestimmung der Zahlen war aber von meiner Frau ausgegangen , also müßte auch diese im Komplott gewesen sein. Somit hätten wir bereits drei Betrüger , die nötig wären , um auf diesem Wege das Phänomen zu erklären. Versuchen wir einen anderen Weg, d . h. eine einfachere Hypothese, wobei der Betrug auf das Medium allein beschränkt bliebe. Das Buch müßte in diesem Falle vom Medium aufgeschlagen worden sein. Solange das Buch, allen sichtbar , auf dem Tische lag, konnte das nicht geschehen . Ebensowenig war es aber später möglich; denn zum mindeſten müßte es doch Frau M.. bemerkt haben , wenn Eglinton unter der Tischecke in einem Bande von 442 Seiten , noch dazu ohne fortlaufende Paginierung , eine beſtimmte Seite | aufgeschlagen und die Zeile und das Wort nachgezählt hätte , wobei Frau M.. wenn wir nicht etwa das Komplott ihr zuschreiben wollen in der Täuschung auf unerfindliche Weise erhalten bleiben mußte , als drücke sie das Buch fest gegen die untere Tischplatte ; denn das waren ihre Worte. Beiden Hypothesen gemeinschaftlich sind aber noch weitere Schwierigkeiten. Die Schrift entstand zwischen zwei Tafeln , die nach der Aeußerung von Frau M.. fest an die untere Tischplatte gedrückt waren . Ange = nommen jedoch , dieses Gefühl ihrer Hand wäre eine Täuschung gewesen und Eglinton hätte die Tafeln wie eine Austernſchale geöffnet , um hineinzuschreiben , so würde der darin befindliche Stift wahrscheinlich herausgefallen sein ; er lag aber das wurde an jenem Abend ein paarmal konstatiert wenn man die Tafel ohne Schwankung wieder auf den Tisch brachte, eben dort , wo der lehte Schriftzug endete. Auch die Abnügung des Stiftes gegenüber seinem früheren Zustand konnte ich in dem einen Falle konstatieren , wobei ich die Identität des Stiftes an einem von mir einge| rihten Zeichen erkannte. Mit der Betrugstheorie, die im Medium selbst den

mechanischen Schreiber solcher Botschaften sieht, ist also nichts auszurichten . Nach einer zweiten Theorie die Eduard von Hartmann in seiner Schrift über den wären die Spiritismus sehr ausführlich durchführt Medien im Besitze einer psychischen Kraft , die fernwirkend in andere Kräfte sich unseßt. Diese Theorie ist ungemein kompliziert , läßt aber gleichwohl noch | Rätsel übrig ; ich kann mich aber auf eine Erörterung derselben nicht einlassen, weil ihre Unzulänglichkeit erst auf dem Gebiete der Materialiſation ganz offenbar wird. Die dritte von den drei überhaupt möglichen Theorien ist die eigentlich spiritistische . Ihre Berech= tigung ergibt sich schon daraus , daß sie, da die beiden anderen als unbrauchbar abgelehnt werden müssen, vermöge indirekter Auslese allein übrig bleibt. Sie erklärt ferner nicht nur alle einzelnen Bestandteile unseres Problems , sondern diese auch auf eine sehr einfache Weise. Aber allerdings steckt in dem einfachen Vorgang, den ich geschildert habe, schon das ganze Problem des Spiritismus wie in einer Nuß. Die erhaltene | Botschaft war intelligent , es muß demnach auch der



GROHE Vor dem Fenster der Geliebten.

Don J. G. Vibert.

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Herrmann Dogt.

Unser fräulein .

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Schreiber intelligent gewesen sein ; er war ferner un- | unausbleiblich sind , mögen sie auch in einer anderen ſichtbar und verriet die Fähigkeit des Hellsehens , in= |❘ als der von der Kirche vermuteten Richtung liegen; ich dem er in einem verschlossenen Buche las . Er war wäre daher ganz damit einverstanden, wenn der Spirialso das , was man , gemeiniglich einen Geist nennt, tismus noch heute wäre, was er im Altertum war : besser aber als Gespenst bezeichnen würde ; denn Un eine Geheimwissenschaft. Ich würde mich aber nicht sichtbarkeit und Intelligenz erfordern noch nicht die zum Verteidiger des Spiritismus aufwerfen, wenn ich Annahme eines reinen Geistes, sondern sind sehr wohl nicht die Ueberzeugung hätte, daß seine Nachteile verträglich mit organischer Form und Materialität . die sich erst mit der Zeit einstellen werden ganz beSobald man an dem Punkt angelangt ist, in dem | trächtlich überwogen werden von seinen Vorteilen. Schreiber solcher Botschaften ein vom Medium unter- Wenn der Spiritismus einst den religiösen und philoschiedenes Wesen zu sehen, ist es nicht wohl mehr mög sophischen Unsterblichkeitsbeweisen , die immer wieder lich, die übrigen Bestandteile der spiritistischen Theorie der kritischen Zersetzung ausgesetzt sind , den aus der abzulehnen. Die bei Tafelschriften thätigen Wesen er Erfahrung hinzugefügt haben wird , dann wird er im klären auf Befragen , daß sie verstorbene Menschen wissenschaftlichen und moralischen Sinne umwälzend seien; wenn sie sich materialiſieren — was in der Regel wirken und als ein sehr wirksames Heilmittel der nur im Dunkeln gelingt so zeigen sie menschliche tiefsten Schäden unserer Zeit sich bewähren . Dagegen Formen, in denen oft bestimmte Persönlichkeiten wieder kann ich dem Verfahren jener Spiritisten nicht , oder erkannt werden ; sie verstehen , schreiben und sprechen wenigstens noch nicht , beiſtimmen , die aus den Ausendlich menschliche Sprachen. Es liegt freilich in keinem sprüchen der Geiſter ein religiöſes Syſtem zuſammendieser Merkmale ein zwingender Beweis dafür , daß stellen wollen. Ich verwerfe nicht vorweg die Mögliches in der That verstorbene Menschen seien ; aber der feit wertvoller Geisteraussprüche ; aber Metaphysik und Summe derselben müssen wir schon einiges Gewicht Ethik können naturgemäß nur die letzten Blüten eincr beilegen. Zudem ist diese Hypotheſe einfacher, als die, wissenschaftlichen Weltanschauung sein. Die spiritistische daß diese Wesen sehr hoch über oder sehr tief unter Moral schwebt in der Luft, wenn ihr nicht eine wiſſenuns stehen. Die Engel wird man wohl nicht zu uns schaftliche Begründung des Spiritismus vorhergeht. bemühen wollen ; was aber die Dämonen betrifft, so Bevor wir den Aussprüchen der Geister Glauben beihat die Kirche sie war niemals so „ aufgeklärt " , die messen, müssen wir bestimmt wissen, wer diese Geister spiritistischen Thatsachen zu leugnen allerdings von sind, die sich kundgeben. Solange das Problem der jeher behauptet, daß die Dämonen, um die Menschen Identität der Geister mit verstorbenen Menschen nicht zu täuschen , menschliche Gestalt annehmen und für vollkommen gelöſt iſt, iſt auch der spiritiſtiſche UnsterbVerstorbene sich ausgeben. Bei näherer Bekanntschaft lichkeitsbeweis noch unvollkommen und nicht gegen jeden mit diesen Phänomenen erhält man aber entschieden Einwurf sichergestellt. Die Spiritisten verfahren also den Eindruck einer Gesellschaft , die nicht besser und zum mindesten anachronistisch, wenn sie bereits mit nicht schlechter ist , als die menschliche. Im Sinne der Metaphysik und Ethik sich befassen , bevor noch die alten Griechen die in der Myſtik besser bewandert wissenschaftliche Grundlage des Syſtems feſt gelegt und waren, als wir könnte man übrigens der Dämonen bis zu jener Höhe aufgeführt ist , daß sie eine Metahypothese wohl zustimmen . Die Griechen rechneten die physik und Ethik zu tragen vermag. menschliche Seele zum Geschlecht der Dämonen, welches aus guten und bösen, gescheiten und einfältigen Wesen zusammengesetzt sei. Die katholische Kirche ist bekannt= lich schwer zur Zurücknahme früherer Dekrete zu be Unfer Fräulein. wegen; eher dürfte die protestantische Kirche zu der Von Ansicht gelangen, daß im Spiritismus nur das wieder aufgelebt ist , was die Alten Nekromantie nannten . Herrmann Dogt. So schrieb mir erst kürzlich ein protestantischer Theologe, der in früheren Publikationen den Spiritismus un , Leo , wer war denn so lange bei dir ? " fragte im Sinne des kirchlichen Dämonenglaubens ausgelegt meine Frau mich im Laufe des Mittageſſens. hatte: „ Eine weitere Folge des Lesens Ihrer beiden „ Der Finanzrat. Er hat mich zu einem Vortrage legten Kundgebungen über den Spiritismus ist bei mir in seinem Verein gepreßt." diese gewesen, daß ich mehr und mehr zu der Annahme „Da hast du dich anscheinend lange bitten laffen !" gedrängt werde, welche außer Ihnen Fechner und mein nein, aber der Mann ist entseßlich schwaßhaft. , Freund Zöllner mit Entschiedenheit vertreten haben, Er kam vom Hundertsten in das Tausendste und berührte daß abgeschiedene Menschengeister, welche sich noch auf auch ein Kapitel , das dich vor allem interessieren wird . der Schwelle des Diesseits bewegen , und nicht eigent Finanzrats haben nämlich seit einiger Zeit ein Fräulein liche Dämonen als die Urheber der fraglichen Phäno- und sind entzückt von ihr. Sie ist im stande, die Schularbeiten der kleinen Mädchen zu überwachen; sie gibt mene anzusehen sind. " selbst, ist überaus bescheiden Jedenfalls wird der Konflikt der Kirche mit dem ihnen den Klavierunterricht und anspruchstos , im Hause sehr thätig und faßt allent Spiritismus nicht die Thatsachen betreffen , sondern halben an troß dem besten Küchendragoner . Frau Dallmer halben an troß dem besten Küchendragoner . Frau Dallmer nur deren Auslegung und die damit verknüpften Ge- lebt wie im Himmel , seit diese Perle von einer jungen fahren. Nun lassen sich allerdings Gefahren nicht ab Dame sich in ihrem Hause befindet, die nebenbei ein geringes Gehalt bezieht. Das wäre so etwas darum lächerlich eben und liegen Sache dieser in die , leugnen ¦ 18

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Herrmann Vogt.

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für dich !“ schloß ich lächelnd , denn meine Frau war be- | Vermögens zu gelangen . Der hierüber stattfindenden Streireits Feuer und Flamme. tigkeiten wegen wünschte Fräulein Emilie, die gar kein Die Frage der weiblichen Dienstboten ward neuer- Gehalt beanspruchte, sondern sich lediglich die Zugehörigdings in unserem Hauſe häufiger behandelt, als mir lieb keit zur Familie ausbedingte , das Haus ihrer Angewar. Wir kamen aus Schlesien und hatten während eines hörigen zu verlassen. Mir wollten diese unklaren Verzwölfjährigen Aufenthalts daſelbſt eigentlich gar nicht mit | hältnisse nicht gefallen , und außerdem schien die junge unſeren dienstbaren Geistern gewechselt. Hier in der großen Dame , noch bevor sie zu uns übersiedelte , ihre Zusage Stadt hatte sich das geändert. Der alten Köchin, welche | zu bereuen . Der diesbezügliche Brief wurde dann, als vom uns aus der Provinz in die Residenz gefolgt war, wollten bösen Schwager erzwungen, widerrufen ; die Verwandten wer weiß , was da noch die großſtädtiſchen Einrichtungen nicht gefallen . Namentlich | steckten sich dazwischen , und entſeßte sie sich vor den drei Treppen, die sie zu unserer alles hinter den Couliſſen vorgegangen ist. Genug, FräuWohnung emporklimmen ſollte. Sie kündigte uns eines lein Emilie kam , aber ich für meine Person hatte aus ſchönen Tages einfach an, daß ſie hier nicht länger bleiben | ihrem Verhalten den Eindruck gewonnen, daß fie unaufkönne und wolle, ſeßte ihren polniſchen Dickkopf auf und | richtig sei , und ich behielt in der Folge recht . Sie war zog nach Neustadt in „ Abuſchlesien" zurück. Von diesem | durchaus unwahr und lügneriſch. So hatten wir denn unser Fräulein , und ich muß Augenblicke glich unser Haus einem Taubenschlage. Köchinnen und Stubenmädchen folgten sich in ununterbrochener | gestehen , zuerst ging alles gut. Fräulein Emilie , oder Reihenfolge alle vierzehn Tage . „ Da kann ich ja lieber | Fräulein , wie ſie kurzweg angeredet wurde , eine hübſchgehen". So und ähnlich lauteten die schnippiſchen Ant- | gewachsene Blondine mit angenehmen Gesichtszügen und worten der verwöhnten Damen, wenn sie eines Fehlers, freundlichem Wesen , wußte in allen häuslichen Dingen einer Nachlässigkeit wegen „ Ausgezanktes kriegten“, und vortrefflich Bescheid, das mußte ihr der Neid laſſen, und meine Frau war dann mit ihrem prompten Lieber erwies sich auch als durchaus praktisch und thätig. Sie heute , wie morgen" auch sofort bei der Hand . Es war legte ohne Bedenken Hand mit an, wo es not that, hatte ein rechtes Elend, und der ganze Haushalt litt sichtlich | Ordnungŝſinn , war sparsam im Sinne der Hausfrau, peinlich sauber im Hause und an der eigenen Person . unter dieſem unerquicklichen Zuſtand . Meine Frau hatte schon wiederholt davon gesprochen, | Mit allen diesen , wahrhaft vortrefflichen Eigenschaften ſtatt eines Dienstmädchens ein sogenanntes Fräulein in | hätte Fräulein ein ausgezeichnetes Hausmädchen abgegeben das Haus zu nehmen ; ein junges Mädchen aus guter und wird in beſcheidenen Verhältnissen dem Manne ihrer bürgerlicher Familie und von beſſerer Erziehung, wie sie Wahl gewiß eine musterhafte Hausfrau geworden sein. sich ja jezt zu Hunderten in den öffentlichen Blättern an- Gegen ihre Zuzählung zur Familie machten sich aber bald bieten, um der Hausfrau in allen Arbeiten hilfreich an recht entschiedene " Aber " geltend . die Hand zu gehen . Ich hatte mich diesem Plan bisher Zunächst hatte Fräulein bei allem äußerlichen ge= ſtets widersett. Ein solches Fräulein iſt, ſo etwa argumen- | selligen Schliff die üble Angewohnheit, „ mit dem Meſſer tierte ich, nicht Fiſch, nicht Vogel. Hat sie wirkliche Herzens zu essen ". Man kann einwenden, daß das rein äußerlich bildung und feines Gefühl, so wird sie sich durch manches sei , und einer meiner Freunde , der selbst im höchsten ganz unabsichtlich gesprochene Wort verlegt fühlen und Grade peinlich in der Beobachtung aller Anſtandsformen ihrerseits in der doch immer lediglich aus pekuniären Rück ist , wie der ungeschriebene Sittenkoder sic im Laufe der sichten angenommenen Stellung keine Befriedigung finden, Zeit festgestellt hat, unternahm unter Berufung auf ähnalso uns auch bald wieder verlassen. Im entgegenge: liche Angewohnheiten eines alten, auf verfallenem Schloffe setten Falle legt ihre Zuziehung zur Familie uns eine irgendwo in Podolien hausenden Onkels in seinem WiderReihe von Unbequemlichkeiten auf, und namentlich fürchtete spruchsgeist einst die Rechtfertigung dieser Unfitte. Mag ich, die regelmäßige Anwesenheit einer fremden Person | man darüber denken, wie man will, meine Frau und ich, bei Tische , der einzigen Zeit eigentlich , wo der vielbe- als die beiden Hauptpersonen in diesem Falle , waren schäftigte Vater die Häupter seiner Lieben um sich zur entseht über unserer Hausgenossin schlechte Manieren bei Tisch, die wir ihr vergeblich abzugewöhnen uns bemühten. rückhaltslosen Aussprache versammelt, unangenehm zu em pfinden. Doch meine bessere Hälfte verstand den an- Sie lieh allen Anspielungen ein taubes Ohr, und als ich scheinend so gestrengen Eheherrn nach echter Frauenart zu endlich unter vier Augen ihr ohne Umschweise einige nehmen. Sie kam wieder und wieder auf ihren Vorschlag | Worte über diesen heiklen Punkt sagte, da seßte es Thränen. zurück und hatte mich schon halb herumgekriegt", als und was vermag selbst ein abgehärteter Pater familias Freund Dallmer mit der beredten Schilderung von den gegen die Thränen eines hübschen Mädchens auszurichten ? Nach einem in meiner engeren Heimat gebräuchlichen Vorzügen seines Fräuleins " den äußeren Anlaß zur Kapitulation bot. Ich willigte in den Verſuch , voraus- Provinzialismus bedeutet der Ausdruck „ praatſchen “ soviel geſeht, daß ich mit den nötigen Schritten und Verhand- wie prahlen . Fräulein machte ihrem Namen in dieſer lungen, um eine geeignete Persönlichkeit ausfindig zu Richtung alle Ehre. Sie besaß eine hübsche Ausstattung, machen, nichts zu thun haben sollte, und wusch bezüglich aber sie liebte auch nichts so sehr, als statt während der Arbeitsſtunden die Thätigkeit der Kinder zu überwachen, der Folgen meine Hände in Unschuld. Meine Frau ging sofort mit der ihr eigenen Leb- deren Bewunderung zu erregen durch Hervorholung ihrer haftigkeit und Thatkraft ans Werk. Bald war gefunden, Schmuckstücke und seidenen Kleider , deren hohe Preise was sie wünschte. Die Schneiderin , welche zu meinem | dann niemals verschwiegen werden konnten . Ihres Un größten Schrecken alle paar Wochen für einige Tage sich rechts war sich Fräulein dabei wohl bewußt , denn diese bei uns installierte , besaß eine nahe Verwandte , die für Schaustellungen wurden stets ganz heimlich und unter unser Haus wie geschaffen schien . Fräulein Emilie Praatſch | allen möglichen Vorsichtsmäßregeln gegen Ueberraſchungen war eine Waiſe und im Besit eines eigenen kleinen Ver- seitens der Eltern bewerkstelligt. Für meine älteste heranmögens. Sie hielt sich bei ihrer verheirateten älteren wachsende Tochter namentlich erschien mir diese Art und Schwester auf. Der Mann dieser letteren sollte in seiner | Weise nicht besonders vorteilhaft, doch würden wir selbst Habgier nicht allein die Zinsen von dem Kapital der auf die Dauer über solche Schwächen, deren Folgen man Schwägerin zu eigenem Nugen verwenden , sondern auch entgegenwirken kann, hinweggesehen haben. Bedenklicher danach trachten, in den gänzlichen oder teilweisen Besit des waren andere Eigenschaften. Während nämlich Fräulein bei

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Unser Fräulein.

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Tisch immer nur wie ein Sperling" aß, mißbrauchte sie das vor der in unserem Wohnorte jährlich festlich begangenen Vertrauen, welches ihr vom ersten Tage an alle Schlüssel | Sedanfeier erhielt sie ebenso rasch ihre Gesundheit wieder, ausgeantwortet hatte, indem sie in der Speisekammer sich wie vorher die Krankheit eingetreten war. Sie machte für ihr freiwilliges Faſten mit den dort etwa vorhandenen das Volksfest in Begleitung ihrer Verwandten mit und wenigen Leckereien entschädigte. Sie mußte sich wieder: | kehrte nicht in unſer Haus zurück. Ein Brief belehrte holt wenig angenehme Reprimanden für dieſes in einem uns andern Tages , daß Fräulein Emilie während des bürgerlichen Haushalte geradezu unerhörte Betragen ge= | Festes abermals unter größten Schmerzen erkrankt ſei fallen lassen. Von ihrer wenig anständigen Denkungs- und nur mit Mühe bis zu ihren Verwandten habe ge= weise aber sollten wir bald noch einen viel durchschlagen: bracht werden können. Ich habe sie nicht wieder gesehen deren Beweis erhalten. und , wie man zu sagen pflegt , drei Kreuze hinter ihr Das Hausmädchen , mit dem meine Frau im all her gemacht. gemeinen ganz zufrieden war , kündigte Knall und Fall. Später haben wir dem damals ausgesprochenen GeAus welchem Grunde ? Fräulein , die wir völlig in den | löbnis zum Troh noch ein zweites , ja sogar ein drittes Familienkreis aufgenommen und vor der wir in unseren und viertes Mal ein Fräulein in das Haus genommen, Gesprächen uns gar keine Reserve auferlegt hatten, war aber immer ähnliche Erfahrungen gemacht , wie sie sich indiskret genug gewesen, alles, was sie im Wohnzimmer mit der „ Praatſchen“ uns in beſonders starker Gabe aufhörte und fah, schleunigst in der Küche wieder zu erzählen, gedrängt hatten. Die eine war eine vollendete Dame ja dem Mädchen sogar mit hämischer Uebertreibung diese und hielt sich zu fein“, um wirklich arbeiten zu helfen ; oder jene, deren Leistungen und Betragen betreffende Be- die andere war wohl willig , aber entseßlich dumm und merkungen zu hinterbringen. ungeschickt , genug , in allen Fällen überwogen die UnWir beschränkten uns auf ernste Vorhaltungen, und | annehmlichkeiten die erhofften Vorteile . Wir sind des : machten uns die äußerste Vorsicht in unseren Gesprächen | halb zu unserer früheren Praxis ein für allemal zurückzur Pflicht. Dadurch entstand aber ein lästiger Zwang gekehrt, überlaſſen die Küche einer Köchin und das übrige im häuslichen Beiſammenſein , ohne daß der erstrebte Haus dem Stubenmädchen . Und die Moral von der Geschichte ? Der Einzelne Nußen aus dieser Zurückhaltung erwachsen wollte. Denn kaum war das neue Mädchen vierzehn Tage im Hause, vermag sie leicht zu erkennen. Das „Fräulein“ befindet so hatte Fräulein auch mit ihr eine Klatscherei in Gang sich in einer unangenehmen Zwitterſtellung, die ihr ſelbſt, gebracht. aber ebensosehr der Herrschaft in vieler Beziehung einen Das waren so die hauptsächlichsten Unannehmlich | drückenden Zwang auferlegt. Das unglückliche Mädchen keiten, die Fräulein uns bereitete . Zwischendurch liefen zählt weder voll zur Herrschaft, noch ganz zu den Dienſtnatürlich noch eine Menge minder bedeutender , aber in boten. Die letzteren wollen ihr nur schwer gehorchen, ihrer Gesamtheit gleichfalls höchst unerfreulicher Fehler, und die Mitglieder der ersteren behandeln sie bei aller unter denen große Gefallsucht obenan stand. Freundlichkeit und Güte doch nicht als ihresgleichen. Aus Nichtsdestoweniger konnte meine Frau sich immer derartig von Grund aus schiefer Stellung können sich noch nicht entschließen, das mit solchen Erwartungen auf: nun und nimmermehr wirklich gesunde Verhältniſſe entgenommene Fräulein wieder zu entlaſſen . Da schlug eine wickeln. Die Sache hat aber noch eine weit ernstere Seite , fie birgt mit der Verschiebung der gewohnten. grobe Unzuverlässigkeit dem Faß den Boden aus. Eine unserer Töchter lag an der Diphtheritis schwer Dienstbotenverhältnisse in gewiſſer Hinsicht eine sociale erkrankt danieder , und an Stelle der durch die Nacht: | Gefahr. Die Klaffen der Bevölkerung , aus denen biz wache übermüdeten Mutter übernahm Fräulein am Vor- jezt die weiblichen Dienstboten hauptsächlich hervorgingen, mittage für einige Stunden den Play am Krankenbette. wenden sich mehr und mehr industrieller Beschäftigung Während dieſer Zeit hatte sie , um die mit voller Muſik | zu . Die jungen Mädchen werden von dem ungebundeneren von den Uebungen zurückkehrenden Truppen zu betrachten, Leben und dem höheren Verdienſt der Fabrikarbeiterinnen das Fenster geöffnet, ſo daß der volle Luftzug das kranke | angezogen. Daher der Mangel an Dienstboten. Auf ein Kind treffen mußte. In meiner nur zu sehr gerechtfertig in den Blättern erlassenes ,,Fräuleingeſuch" dagegen laufen ten Entrüstung bin ich wahrscheinlich recht derb drein: Dußende von Meldungen ein. Diese " Fräuleins " gehen gefahren , aber ohne jeden Erfolg . Am folgenden Tage durchschnittlich aus dem Kleinbürgertum hervor und stehen wiederholte sich dieselbe Geſchichte . Die Begierde nach dem deshalb nach Lebensgewohnheiten und Lebensart auf einem Anblick von „ zweierlei Tuch " schien die entgegenstehenden anderen Standpunkte als die Familien , denen sie ihre Gefühle und Pflichten zu überwinden . Nun war aller = | Kräfte widmen wollen . Sie erheben sich indes der eigenen dings meine Langmut erschöpft und nur den inständigsten Meinung nach durch den Familienanschluß an HöherBitten, denen sich auch ihre Verwandten anschloßen, ver- gestellte über ihre ursprüngliche gesellschaftliche Stellung dankte es Fräulein Praatsch, daß sie nicht auf der Stelle und tragen ungerechtfertigte Ansprüche an das Leben in mein Haus verlassen mußte , sondern die Erlaubnis er- die Ehe mit ihresgleichen hinüber. In den meisten Fällen hielt , bis zu den nächsten Quartalstermin bei uns zu haben die „ Fräuleins “ von Haus aus „ das Dienen nicht bleiben. nötig" . Der Vater ist imstande , sie auskömmlich zu er- , Beſonders angenehm mögen diese Wochen nicht für | nähren, und die Tochter beabsichtigt, das erworbene Geld ſie verlaufen sein , denn wir verkehrten selbstverständlich | lediglich zu Puß und Schmuck für die eigene Person zu nicht über die Grenze der bei der Aufnahme übernom : | verwenden. Deshalb die geringen Gehaltsansprüche, welche menen Verpflichtung hinaus mit ihr . Tieferen Eindruck bei den fortwährend steigernden Preisen für alle Bedürfhatte übrigens selbst der lehte Vorfall nicht auf das leicht- | niſſe des Lebens häufig genug für das Engagement eines herzige Gemüt des Mädchens gemacht ; ſie ſeßte alles daran, Fräuleins den Ausschlag geben mögen, die aber andererbis zum Oktober zu bleiben , lediglich weil sie die äußer: | seits den Preis der berufsmäßigen Dienstboten , wenn liche Schande einer plöglichen Entlassung fürchtete. Eines man sich so ausdrücken darf , in verhängnisvoller Weiſe schönen Tages erkrankte sie — an Gelenkrheumatismus ? | drücken müssen. Gewiß sind diese Tarlegungen nicht und hütete das Bett. Die Behandlung des Haus- | ohne Ausnahmen , doch dürften auch hier , wie in so arztes konnte wenig anschlagen , da Fräulein seine An- manchen anderen Fällen , dieſe , die Ausnahmen nämlich, ordnungen nicht befolgte. Aber vierundzwanzig Stunden | die Regel beſtätigen .

Im

alten

Eifen .

Don Wilhelm Raabe. (Fortsetzung).

ortrefflich !" murmelte Peter. Mit Vergnügen , Mama Cruse , aber wissen Sie wohl , daß Sie mich im Laufe unserer Bekanntschaft eigentlich recht oft und genau ausgeholt haben, daß Sie im Grunde längst von mir mehr wiſſen , als ich von Ihnen ? Wir haben uns nun lange nicht gesehen, und ich finde Sie, wie Sie selber gottlob gelassen sagen , am Fuße der Leiter, im alten Eisen: wie wär's , wenn Sie zum erstenmal mir wirklich von sich selber sprächen , ehe ich Ihnen eingehenderen Bericht nicht noch einmal von mir, sondern diesmal von meiner Frau gäbe ?" Eine Sache, die in drei Worten abgemacht werden kann und an der ich bis an meines Lebens Ende wiederkäuen fönnte," murmelte die alte Dame ; ,wären Sie bei den schreibenden Ständen geblieben, Uhusen , so würde ich Ihnen heute vielleicht den Vorschlag machen , meine Memoiren zu regieren. Da sigt noch ein früherer Bekannter von uns hier in der Stadt ein feiner Mann , ein berühmter Mensch und trotz aller Vielbeschäftigung ein Mann ohne Zweck und Ziel. Den Herrn Hofrat Broken : forb meine ich Und ich war eben auf dem Wege zu ihm, als Sie vor der Treppe da mich anhielten." „ Sieh, sieh. So kehrt das Schicksal seine Haufen zusammen, wenn es ihm Zeit scheint. Nun machen Sie für mich ihm meinen Vorschlag und fordern Sie ihn auf, mich bei Gelegenheit auch wieder einmal zu besuchen und, wie Sie, alte lübische Jugenderinne: rungen von neuem aufzufriſchen. " // Mit Vergnügen, gnädige Frau ! aber nun für mich zu den drei Worten über Ihre Lebensläufe in auf- und absteigender Richtung. Ihre Leute wußten Sie schon vor und hinter dem Vorhang auszufragen . Mich selber haben sie allewege wie einen Handschuh um und um gewendet ; aber Sie blieben uns stets die große Unbekannte. Da bin ich nie auf die Kosten meiner Verehrung für Sie gekommen ; oder wenn Sie lieber wollen meiner Neugier. Und ich habe doch nach Möglichkeit in Lübeck , in St. Pauli , in Celle und in Brooklyn in das Gewölk geblasen und an Ihrem Schleier gezupft. " Das Wort „ gnädige Frau “ klang wohl ein wenig sonderbar an diesem Orte ; aber wie die wunderliche

Althändlerin jezt sich aufrichtete, das Haupt hob und

|| mit der Hand den Gast zum Sihenbleiben nötigte, hätte jedermann sagen müssen , daß es vollkommen auch in diese Höhle gehörte, da die passende Trägerin | dazu vorhanden war. Ruhig und gelassen , als ob sie etwas ganz Selbstverständliches erzähle, sagte sie : "! Sie haben recht, Ühusen. Man soll sich, wenn es | Zeit wird , einen ehrlichen Geſellen und keinen Narren aussuchen, dem man das Konzept zu seiner Grabrede läßt. Ich bin die Tochter meiner Eltern . Mein Vater war der Sohn eines rheinischen Regierungsrats und lief ohne Talent zur Bühne. Meiner Mutter Lieblingsbuch war Goethes Briefwechsel mit einem Kinde, und sie war die Tochter eines Bonner Professors der Mathematik , und eine Dichterin, die im Geheimen Tragödien schrieb und einen Schauspielerroman ver öffentlicht hat. Sie fanden sich zusammen, wie Vögel von denselben Federn sich zusammen zu finden pflegen. Und zu meinem Glück, denn jedes hat mir von sich das Beste gegeben an Intellekt und Temperament ; es lebe die Unverwüstlichkeit der Menschheit, Peter | Uhusen! - Sie hatten eine Erbschaft gethan , oder in der Lotterie gewonnen , oder einen vermöglichen Narren aus den erwerbenden Ständen zu sich herüberwas weiß ich gezogen sie hatten, was ich sicher weiß, eben mich auf den Hals bekommen, als sie zu Gelde kamen. Wie aus einer Theaterversenkung bin ich, ein nacktes Kind , auf dem Sturmwind reitend , in die Luft und ins Leben geworfen und unter der Direktion von Papa und Mama ; - auf ihrer eigenen Bühne in einer schwäbischen Provinzialstadt. Nach Marbach haben sie mich zur Taufe gebracht - " //Wie sie mit dem frommen Kind Eulenspiegel von Kneitlingen nach Ampleben gingen , " brummte der schwarze Peter, aber : Nein !" rief nachdrucksvoll , und die Hand in vollem Pathos erhebend, Mutter Cruse. „ Nein !. wie närrische Leute, die nicht wissen, was sie thun, aber bis in die letzte Lebensfiber hinein die Ueberzeugung haben , daß sie auf dem rechten Wege sind und Pharisäer, Schriftgelehrte und Philister schnalzen und Nasen rümpfen lassen können ! Wollen Sie mich noch weiter hören , Herr Schmied aus Jüterbogk ?” Ich bitte um Verzeihung, schöne Frau," sagte recht kleinlaut Peter Uhusen. „ Die armen Kinder," seufzte die alte Frau, den Kopf schüttelnd , und es klang recht wunderlich, sie über ihre Eltern als arme Kinder seufzen zu hören.

281

Wilhelm Raabe.

„ Sie hatten für alles Hübſche und Schöne, für alles | was glänzt und wohlduftet und fein klingt und zu lachen und zu weinen reizt , Sinn und Verständnis. Ach nur zu viel Sinn, wenn vielleicht auch nicht im gleichen Maße Verständnis ! Mama zog ihre Schleppen nicht nur über ihre Bühne, sondern auch durch ihren Salon. Wir hatten einen Salon im ersten Stock im zweiten -im dritten. In einem vierten Stock werk hörte dies Vergnügen auf in einer Mittelstadt | in Mitteldeutſchland, gerade als ich ungefähr sechzehn Jahre alt geworden war. Schmied von Jüterbogk, in jenem Lebensalter bin ich schon die Vormünderin meiner Eltern gewesen und habe ihr Lachen und Weinen, ihr Kinderlachen und weinen zu Ruhe sprechen müssen mit Vernunft und Verstand. Und die Geschäfte mit dem Pfandhause habe ich ganz | geschickt besorgt. Die Hausfreunde , die in jenen Jahren mir persönlich dabei mit ihrem Geldbeutel und mit ihrer Lebenserfahrung unter die Arme greifen wollten, die warf die Tochter meiner Mutter am besten vor die Thür und verriegelte sie fest hinter ihnen. Nun Sie kennen das ja, alter Freund. " „Damals noch nicht. Polierte in jenen holden Tagen noch die Schulbänke im Lübecker Katharinen Kloster , in Gesellschaft mit Freund Brokenkorb," brummte Peter Uhufen. „ Und schwärmte verstohlen von der obersten Galerie herunter für die junge , hübsche Madame Cruſe, die erste Liebhaberin und Frau Direktorin , he ? Ja, ja, Gott hab ihn selig, meinen guten alten | Vater Cruse. Ich sehe noch heute sein Grinsen, mit welchem er Sie, in sein Meerkaterfell eingenäht, mir als meinen glühendsten Verehrer vorstellte. Mein | alter, lieber Vormund, Vater und Gatte ! Er hatte mich auf den Armen getragen, und er trug mich nach Papas und Mamas Tode auf den Händen. Er be: zahlte ihnen die Särge, und ich bin ihm eine gute | Kleine Frau gewesen, und habe es ihm in dieser läp pischen Narrenwelt wahrlich nicht durch Dummheiten quittiert /!Sie sollen leben , teure Frau ! " rief Uhusen , doch die alte Freundin wehrte ab, und zwar wiederum mit einer bezeichnenden Handbewegung. Der alte Bekannte stellte sein venediſch Glas denn auch neben | sich auf den schwarzen, schmutzigen Boden und küßte nun seiner vornehmsten, wenn auch nicht liebsten weib | lichen Bekanntschaft im Leben die Hand. Das war wahrlich schicklicher so, und die Herrin im alten Eisen ließ es sich denn auch gefallen und gab weiter Bericht von sich, ohne sich zu überheben. Welch eine wundervolle Kinderzeit habe ich bei meinen Eltern und ihrem genauesten Umgang gehabt. Im plattierten Glanz unserer Jubeljahre und Die zwei beim Lichtstümpchen in der Dachstube. lächerlichen Krabben sind mit ihren Jdealen im Herzen und hochtönenden Worten auf der Zunge gestorben, ich bin ihre rechte Tochter gewesen und und ich bin es gottlob geblieben bis hier herunter zu den Lumpen und ins alte Eisen. Und mein greisköpfiger Hanswurst von Mann ! mein melancholischer Komikus Papa Cruse ! Er hatte natürlich, wie wir alle, ſeinen |

Im alten Eiſen.

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Beruf verfehlt, und so kam er, zeigte uns nach abgelegtem Pachter Feldkümmel , wie der König Lear auf der Heide rase, und der General Wallenstein den Mar mit seinen Pappenheimern abziehen lasse. O Uhusen , wie groß waren Papa , Mama und unser Freund Cruse unter sich allein, und wie wenig spielten wir Komödie, wenn wir unter uns allein waren, so nach Mitternacht, wenn alles , was Komödiant und Philister zu gleicher Zeit ist , zu Bette war ! Und er war doch ein guter Geschäftsmann , mein lieber Alter. Ich kam zu ihm wie Fittgersvogel im Kindermärchen , nackt in einem Fischnete , nicht ge= fahren und nicht gegangen. Ich habe es gut bei ihm gehabt, solange er lebte, und in seinem Sinne habe ich nach seinem Tode ein tapferes und vergnügtes Leben weiterführen können . Als Sie auf dem Hamburger Berg zu mir kamen als Herr Schmied aus Jüterbogk, da stand ich schon seit Jahren in seinen Schuhen , und Sie wissen , wie ich lag und wie ich) meine Klinge führte, als Frau Direktor Cruſe, als Mrs. Crusoe , als Mutter Robinson , auf beiden Hemisphären fest im Sattel. " „Jedwedem armseligen Lebenskomödiantengesindel vor und hinter dem Vorhang doppelt und dreifach gewachsen ! " rief der schwarze Peter in heller Begeisterung und mit einer Thräne in seinem einzigen Auge. „Ich hatte es ihm - meinem seligen Mann versprochen , mich wacker zu halten , " sagte die alte Dame, nachdenklich den Kopf wiegend , ohne viel auf den Enthusiasmus ihres gegenwärtigen Gastes zu achten . Ich höre ihn noch in seiner lehten Stunde auf dem Gaſthausbett : Lütt Dirn, denke immer daran, daß du es gewesen bist, die einen grauköpfigen Hanswurst am Hängen gehindert hat ! kleine Frau , lieb' Kind, thue mir den einzigen Gefallen und kümmere dich um nichts , aber horche auf alles und sieh um dich wie der Vogel auf dem Zweige : für einen Menschen , der um sich her in der Welt Achtung gibt, kann immer noch was zwischen den Nagel an der Wand und den Strick in der Hand kommen. Nachher lachte er noch einmal so , wie er lachte, wenn man ihm als großen Komiker eine Liebenswürdigkeit ſagte, und fah mich mit Augen an, die ich niemals vergesse, und dann ab ! und ich mit seiner krampfigen Hand um mein Handgelenk — allein im Geschäft. Ja , lieber Schmied aus Jüterbogk, bis dato ist mir immer noch was zwischen den Nagel und den Strick gekommen , und mit der Lebensverdienstmedaille unterm Hemde und unter der Haut glücklich unten angekommen, sitzt die Mutter Cruse am Fuße der Leiter im alten Eisen. Und nun erzählen Sie mir von Ihrem jungen Weibe in Sicherheit und im Frieden zu Untermeidling. "

Achtes Kapitel. Peter Uhusen stand auf von seinem Siße auf dem Lumpensack. Er fuhr sich mit der verstümmelten Hand durch den gewaltigen Haarbusch. Er holte tief

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Wilhelm Raabe.

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Atem und rieb sich mit der gesunden Fauft die Stirn | Gruß an die Stirn und sagte : „I hab die Ehr, Herr und seufzte : Kamerad , und es ist mir ein Vergnügen auf ein dieses Weib wünscht von diese „Und Glas Gumpoldskirchner. " Selbstverständlich hatte ich // mir cinem armen Tropf gleich mir , was Ge- auf dem Wege zum Kahlenberg hinauf den Alten naueres darüber zu erfahren, wie Menschen in dieser am Arm und zog selber im Zug die Zugharmonika . Welt treppab und treppauf gehen ! Und die schämt Und noch selbstverständlicher hatte ich auf dem Heimsich ihrer Heldenhaftigkeit und unterſchlägt ſie mir wege den Volksmusikblaſebalg wieder abgegeben und uns dem gewöhnlichen Plebs, und verweist uns führte vom Leopoldsberg hinunter die Kleine im auf ihre Memoiren an der Stelle , wo ihr Kampf rosa Sommerkleide nach Nußdorf. Am folgenden mit Dummheit , Bosheit und Trivialität für uns Abend wußte ich in Untermeidling in der Werkstatt Alltagspöbel noch interessanter wird . Mama , liebe und dem Haus- und Schuldenwesen des alten Feueralte Mama , so lasse ich dich noch nicht ! So mir werkers Joseph Hausrucker ziemlich Bescheid ; aber die Götter gnädig sind, ist es nicht das lezte Mal, unter seinem verzauberten Birnbaum hinten im Hausdaß ich auf dieſem Sack size und von diesem Keller garten völlig. Bei allem , was lieb und herzig iſt, aus die Erde endlich einmal im vollen Lichte liegen war der Birnbaum richtig verzaubert ! Und wer ſche ! In Untermeidling habe ich mein liebes Weib diesmal kleben blieb für Zeit und Ewigkeit, das war auf dem Kirchhofe, und Busch und Baum, und im Ihr Herr Schmied aus Jüterbogk, Mama Cruse! Sommer Weinlaub um Fenster und Thür , und im Anfangs saßen wir zu drei auf der Bank unterm Herbſt Trauben, und füddeutſchen Himmel im Som- Baum , der Alte , sie und ich, und nimmer logen mer und Winter über dem Dach. Sie sind einge: | zwei Konſtabuler wie der vom Po und der vom laden, das für die schönste Zeit des Jahres für Potomak einander so die Jacke voll. Nachher, als alle Zeit, so lange es Ihnen gefallen mag, Mutter | wir zu zweien saßen, sie und ich, habe ich mir GeCruſe, mit dieſem Keller zu vertauschen ; aber für wissensbisse genug darüber gemacht. Sie hatte auf mehr als eine Winternacht hier im Keller mit der ganz andere Dinge zu achten, als auf unsere Aben widerwärtigen Gasse draußen lade ich mich selber teuer zu Wasser und zu Lande. Das arme Ding jezt wieder bei Ihnen zu Gaſte , Mama. Oh, und war eben nicht anders und beſſer dran als wie Sie, ich wollte, ich könnte noch meine Frau mitbringen!" "I Wie Sie zu der gekommen sind , wollten Sie mir erzählen , lieber Sohn ," sagte die alte Dame. „ Aus dem Feuer habe ich mir die Kastanie ge= holt, " rief Peter Uhuſen, die verstümmelte Hand erhebend und damit auf die schwarze Nase und das verbrannte Auge deutend. Es war eben eine heiße Zeit für den alten österreichischen Schmied von Jüter bogk an der schönen blauen Donau . In Ungarn hatte er in der Artillerie Kriegsdienste gethan , wie ich in den Vereinigten Staaten. In Italien war er mit seinem Kaiser gewesen und hatte sein Geſchüß in den fatalſten Schlachten sauber bedient. Vor Tod und Teufel fürchtete er sich nicht ; aber mit seinen Gläubigern wußte er durchaus nicht um zugehen." „ Das haben manche Leute so an sich , " lächelte Frau Wendeline. „ Und also war es ein Glück, daß sein Mädchen auf mich verfiel , der sein Lebenlang auf das Lieb : lichste mit dergleichen Halunken zu verkehren wußte. Sind Sie einmal in Wien geweſen, gnädige Frau ? “ „ Nur im Fluge. " Also find Sie in Grinzing wahrscheinlich nicht bekannt. Im Krapfenmäldchen auch nicht , und im Buchenwald über Schloß Niesenberg ebenso . Dort war's , wo ich mit meinem besten Theatertenor aus dem Busch trat, und mich dem alten Hausrucker wie seinem Kinde ins Herz krähte. Ein Fäßlein Gumpoldskirchner hatte er zu Ehren von seines Töchterleins Geburtstage aufgelegt im Walde , und seine Zugharmonika hatte er mitgebracht. Na, Sie kennen mich, Mutter Cruse. Nachdem der Meister einen Augenblick der Abendsonne wegen die Hand über die Augen gehalten hatte, legte er sie mit militärischem

Mutter Cruse, wenn Sie in Sorgen und Bängnisfen hinter der Scene die Groſchen und Pfennige zählten , während wir anderen leichtsinnigen Hanswurste draußen am Seil hingen und nicht wußten wohin mit der Freud. Man kann den Tod und den Teufel im Sack haben und bei allem eigenen Lebensmut seiner liebsten und nächsten Nachbarschaft denselben. vollständig nehmen." // Es ist gut, daß Sie es wissen, wie sehr Sie da recht haben, lieber Schmied , “ seufzte Frau Wendeline. „Weil ich's wußte, bin ich ja auf der Bank kleben geblieben, und habe bei der Gant auf den Birnbaum | im Garten, den Garten selber, das Haus, des Kaisers alten tapfern Feuerwerker und das Kind mitgeboten und gottlob das letzte Wort und höchste Gebot gehabt. Es kam alles glücklicherweise billig weg ; und als mein Mädchen mit Thränen fragte, ob es es, Mutter Cruſe ! das Gebot wert sei, da habe ich bloß einen Augenblick eine seiner goldenen Flechten in der Hand gewogen und sie ihm dann unter das süße, betrübte Wiener Näschen gehalten. “ Sie sollen leben, Schmied von Jüterbogk," murmelte die Frau Wendeline. „Nun ja, ich habe ihn recht vergnüglich zu Tode füttern dürfen, meinen braven Schwiegerpapa ; und an dem gewohnten Getränk hat's ihm auch nicht gefehlt bis zum letzten. Ich war lange genug als Vagabund in der Welt herumgefahren, um ihm dankbar zu sein als ein guter Sohn für den Unterschlupf in seinem Haus und in seiner Tochter liebem Herzen ! Und nachher habe ich sein Geschäft mit seinen und meinen Humoren fortgesetzt und zwar in verbesserter Auflage. Beide Fäuste gäbe ich darum , Mama, wenn Sie heute sein Kind , mein Weib, mein liebes Weib , darum fragen könnten, Mutter, liebe Mutter Cruse. "

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Im alten Eisen.

„ Mein guter Sohn, mein tapferer Sohn, Schmied aus Jüterbogf, unter allen Umständen ist Ihre Art, im alten Eisen anzulangen, nicht die trostloseste, glauben Sie es mir ! " seufzte die alte Dame , ihre Augen trocknend. "/ Es ging heiß her im Kampf um Soll und Haben in unserer jungen Ehe. Mußten mir die Glied: maßen, die ich aus dem amerikanischen Sklavenkrieg heil davon gebracht hatte , hier an die Wände und gegen die Decke des Laboratoriums von Hausrucker und Compagnie fliegen ! Solange ich Atem hole, werde ich den süßen Atem meiner jungen Frau auf meinem Gesicht spüren, wie sie mich faßte und nach Leben und Tod auf der gebratenen , blutenden AltSöldner-Frage suchte. Mama, es war wahrhaftig nichts Besonderes , in dem Moment dem Liebchen zu sagen : Herz, es hat nichts auf sich ! und dem Esel von Lehrbub , der das Unheil angerichtet hatte, den nächsten Wasserkübel über den Kopf zu stülpen. Ach, ja, meiner Schönheit wegen nahmen Sie mich seiner Zeit auch nicht, Mutter Cruse ; und was mein Donauweiblein anbetraf, so genügte es , daß es mit jedem Reſt davon zufrieden war. “ Der Erzähler stand jezt und reckte sich und schien die unverletzte Faust noch einmal auf ihre Kraft zu Abwehr und Angriff im Lebensgeschäft zu prüfen. Die alte Dame wühlte im dunkelsten, unheimlichsten Winkel ihres jezigen Geschäftslokals unter ihren Handelsartikeln. Ohne sich an das Geklirr und Ge: flapper , welches sie in der Tiefe ihrer Höhle ver führte, zu kehren, sprach Peter Uhusen weiter hinein in die Finsternis und den durchaus nicht lieblichen Moderduft des Abfallkellers . Und nun soll ich wohl Ihnen das Nähere und Weitere davon berichten, wie ich an meiner Frauen Kopfkissen neulich zur Vergeltung zu ſizen hatte, und wie ich sie gut betten mußteo, so gut, so weich, so tief und so in die Stille , daß sie sehr thöricht wäre , wenn sie fürs erste den Kopf wieder unter der Decke vorstreckte ?! Es ist ganz mit rechten Dingen zugegangen , wie alles in der Welt so zu liebe, alte Mutter, fragen Sie gehen soll. Aber jezt nicht weiter danach , wie sie mir nur zu tief, zu sanft einschlief und vorher nur sagte : Behalte mich lieb, ich habe dich auch lieb gehabt, Peter. Ja, ja, Mutter Cruse; zwei saubere Lebensveteranen finden wir uns wieder! Zerhauen, zerfest am Leibe und kummervoll in der Seele, und einsamer denn je auf dem Wegc. Wer von uns beiden hat nun noch mehr als ein stoisch , stumpfes Achselzucken für den guten Freund ? Ich oder Sie bei den Lumpen und Knochen?"

| fragte sie dazu : von Lübeck?”

286 Und jest kommen Sie natürlich

Uhusen sah sie nur einen Augenblick verwundert an, dann aber sagte er gleich mit vollstem Verſtändnis der Frage :

// Der Tröftungen der süßen Heimat wegen ? Nein , Mutter Cruse , nur bis Mölln kam ich, wo mir ein altes Gedenkzeichen aus der Jugendzeit, ein Stock, den ich vor Jahren aus einer lübischen Hecke geschnitten hatte , bei einer legten , braven , alten Tante noch im Winkel ſtand . Was die Vaterstadt anbetraf, so schnarrte es seltsam in Mölln unter einem alten Grabstein mit Eule und Spiegel hervor : Nimm Rat an , alter Junge, Bruderherz ! bin ich nach irgend einem Daseinsjammer und Fokus jemals wieder in Kneitlingen gewesen ? Hat mein Chronist mir je solch ein Wagnis nachweisen können? Was willst du suchen und was kannst du finden da zu Hause , Bruder Schmied aus Jüterbogk ? Gehst du im Kazenjammer hin, so schneiden dir die alten Gassen , Plätze , Häuser und Türme sehr kuriose Gesichter und verhelfen dir trotz allem Kindheitsglockenklang wahrlich nicht zu einem tröstenden ſauern Häring . Wünschest du aber mit deinen Lebensthaten und Errungenschaften groß zu thun, na, so halt dich meinetwegen an die Menschen , alte und neue: ich bin fest überzeugt, du wirst dich nicht lange über die erste Wirtshausrechnung und Herzerleichterung hinaus im versunkenen Jugendvineta aufhalten. Höre Vernunft , Uhusen ; laß die Toten von den Toten begraben worden sein. Der alte Papa und die Tante Gottliebe und was sonst dazu gehörte, werden es dir nicht übel nehmen, daß du ihnen nicht auf den Kirchhöfen nachkriechst, um ihnen von den goldenen Flechten und blauen Augen unter dem grünen Hügel in Untermeidling zu ihren verwahrlosten Ruhestellen | hinunterzuflüstern . Wir warten schon in aller Ruhe, daß man uns nachkommt : ich für mein Teil seit dem Jahre Eintausenddreihundertundfünfzig. Was willſt du noch zu Hause, Peterchen aus der Fremde ? Vielleicht auf hie und da einen gemütlichen Frühschoppen, auf eine behagliche Kneipnacht an den alten be kannten Orten über und unter der Erde dich vertrösten. Probiere es nicht , rate ich. Es ist nicht anzuempfehlen, sich zu abgestandenen Krügen und alt= gewordenen Jugendbekanntschaften zu sehen. Halt dich an dein jcßiges Blau- , Grün- und Rotfeuer, | fuche deinen Raketensah lieber überall anderswo als in der Stadt Lübeck zu verstärken . In Berlin zum Exempel haben sie einige Lichteffekte, von denen ihr selbst in Wien noch nichts wißt. Da es nicht anders sein kann, reise ruhig in Geschäften ! Gehe nach Berlin , es ist das beste , so wahr ich - hier aufrecht vor dir begraben stehe. " - Mama Cruse, das gab den Ausschlag. Da sie wirklich in Lübeck nichts wissen konnten von Frau Emerenz Uhuſen , bin ich einfach in Geschäften in Berlin. " "/„Aber einen alten Bekannten aus der Heimat-

„ Und im alten Eisen ! " sagte Frau Wendeline Cruse, die nunmehr das, was sie suchte, unter ihrem Vorrat gefunden hatte , und fürstlich, königlich, wie in ihren besten Lebenstagen und an ihren stolzesten Bühnenabenden vor ihrem Herrn Schmied aus Jüter bogk stand und zwar gestüßt, mit beiden Händen am Griff, auf den alten Degen, den sie vorhin in der stadt gedachten Sie doch auch hier am Orte aufzu Neberraschung dieses Wiederfindens hinter sich in ihr | suchen ? auf die Gefahr hin , sich auch hier zu abgealtes Eisen geschleudert hatte. Und seltsamerweise standenen Schoppen und Freundschaften einzuladen. "

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„ Jawohl ," brunmte der schwarze Peter . „ Es | großer Gott , Erdwine Hegewisch ! Albin , Albin ! ist dann und wann auch in der Neuen freien Presse das Haus und der Garten an der Trave , mein von dem großen Mann , dem berühmten Menschen Vater, die Tante Gottliebe die Frau Senatorin ! Albin Brokenkorb die Rede. Wir sind gute Freunde Frau, Freundin, Mama Cruſe, beste Mutter Cruse, gewesen und auseinander gekommen , wie man so im wie kommen Sie zu dieser Plempe , dieſer ſonderLeben auseinander kommt. Zu gelegener Zeit faßt baren, teuern Klinge, die ich so oft in den Händen man dann ' mal die ganze Erinnerung in ein Bündel gehalten habe, die mir durch meine besten, wundervon Wehmut, Aerger, Anhänglichkeit und dem Be- vollsten , lächerlichsten und abschmeckendsten Jugenddürfnis , nachträglich noch eine Tracht Prügel aus : | tage blitte ?" zuteilen , zusammen , und so haben Sie recht, Wie man im alten Eisen zu solch einem alten Mama, ich habe, wenn auch keine Sehnsucht, so doch | Eisen kommt , Herr ," sagte Frau Wendeline ohne ein Verlangen nach dieser Jugendfreundschaft gehabt. alles Pathos, aber dafür mit desto echterem Ernste. Und gestern abend schon war ich vor der Thür des alten Jungen. Er hat mit seinen Talenten zu Neuntes Kapitel. wuchern gewußt ; na der Himmel segne ihm seine Der lange Peter trat fehltretend von den Stufen Glorie! Da ich ihn nicht zu Hause traf, habe ich der Kellertreppe, die er des bessern Lichtes wegen ihm meine Viſitenkarte dagelassen. Meinen Weiß bestiegen hatte, herab in das Dunkel des Gewölbes. dorn aus dem Altjungfernwinkel zu Mölln . " „ Einen Knüppel haben Sie dem Herrn Hofrat Er faßte, die Waffe des ersten schleswig- Holsteinischen Brokenkorb in die Stube geschickt? " rief die Frau Freiheitskrieges mit dem Rest der verstümmelten Wendeline. Hand haltend, mit der gesunden den Arm der Freundin, und zwar nicht bloß, um sich im Stolpern auf in ich ehe lassen, stehen " In Lübeck hatte ich ihn die Welt, zu den Hannoveranern, zu Ihnen, Mama, den Füßen zu erhalten. „ Jetzt sagen Sie, woher Sie das Ding haben, in den Sklavenkrieg und nach Untermeidling ging. kim lehte meine gesagt, wie In welche Wunderhöhle bin ich gemir, ihn Zauberin! hat alte In Mölln merische Tante aus dem Winkel geholt und gesagt : raten ? in was für ein Traum- und Märchendüster Der ist aus dem Nachlaß der Tante Gottliebe, und soll ich noch versinken? Ich bin nicht nach Lübeck es hing früher ein Zettel dran, daß er für dich auf gegangen aus Furcht vor aller vorweltlichen Süßhier kommt gehoben werden sollte.' -Albin wird sich der Bocks : lichkeit und Verdrießlichkeit und da Lübeck zu mir, und wieder einmal könnte der zweite frage am Griff auch wieder erinnern . " „ Da, Peter Uhusen ! " rief die Frau Wendeline, Betrug ärger werden denn der erste. Wie gerät dieser ihren Gastfreund gegen die Treppe ins hellere Licht tragikomische oder vielmehr komischtragische Säbel Ich wollte dich damit zum Ritter schlagen , jetzt zu mir und meinem Stock, und zwar bei dieſer ziehend . nun aber frage ich dich nur : sollte nicht auch dies schon so wundervollen Zufallsbegegnung ?" Wissen Sie gewiß, Freund, daß das nur eine einiges Interesse für den Herrn Doktor Brokenforb haben?" Zufallsbegegnung war ? Ich wußte wohl, wie das Sie gab den Degen dem Gast in die Hände. Der lange Peter nahm ihn mit einigem Erstaunen und besah natürlich zuerst den Griff, an dem die Parierstange abgehauen war, was ziemlich sicher dar: that, daß die Klinge wirklichen Dienst gesehen und in der Männerschlacht mitgefunkelt habe. „Ja , geh nur damit ins Licht ," murmelte die alte Dame. "/ Ins Licht, so hell es der Tag und der Kehrichtkeller der alten Ertheaterdirektorin, der Frau im alten Eiſen zu bieten haben. Wundere dich nur, wie eine andere Direktion ihre Requisiten zu Lust: ſpiel und Trauerspiel in Ordnung hält. Die Klinge, die Klinge, Peter Uhusen aus Lübeck ! " Und die Waffe zitterte in der Hand des starken Mannes, als jezt sein Auge an dem alten Eisen niederglitt und er auf der einen Seite der Klinge las : ,,1848, 9. April Bau. 1849 Kolding , Gudsoe Friedericia. " Und auf der andern Seite : Armee von Schleswig - Holstein. Wolfram Hegewisch." Peter Uhusen fuhr mit der verstümmelten Hand über die Stirn : „ Hegewisch ! .. Erdwine Hegewisch ! .. Ich träume dies ! ... der Herr Lieutenant .. die Frau Adele

Sie in die Höhe jagen würde, obgleich mir ſelbſt der Name auf diesem Stück alten Eisens natürlich nur Ja , ja, eine dunkle, undeutliche Erinnerung ist. Schmied aus Jüterbogk, wie machen es die Toten, um noch einmal ein Wort im Verkehr der Lebenden mitſprechen zu können ? Ich habe Sie, jungen Narren , nicht umsonst auf meines Mannes Bühne als Meerkater zu Gast gehabt , und habe nicht umsonst als Gast der Soireen der Frau Senator Brokenkorb hinaus in eure Schatten, rege Wipfel ! " recitiert. Hegewisch? Ich hatte eben mit Mühe mit meinen alten Augen den Namen auf der Klinge entziffert und mich ge= fragt: ist dir nicht einmal ein Träger solches Namens über den Weg gelaufen ? als Sie die Gaſſe herunter kamen. Das Kind, der Junge, der diesen guten Degen für eine Düte Sargnägel bei mir, unter dem alten Eisen der alten Wendeline Cruse zum Pfand lassen wollte — " // Das Kind ? der Junge ? was für ein Junge? um Gottes willen !" Nun ein Knirps von ungefähr zwölf Jahren. Einer von der Art, wie ich sie alle Tage vor meiner Thür am Schopf oder am Ohr zu nehmen habe, um mir die notdürftigste Ruhe und einige Sicherheit vor dem Pfeifen, Zischen und Werfen mit faulen Eiern

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Im alten Eisen .

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zu verschaffen. An dieſes Publikum vor den Lampen | Sie mir ihn aufheben wollten , so würde ich ihn habe ich wohl nicht gedacht, als ich, meiner armen wieder holen und das Geld zurückbringen, sobald Eltern Kind , in das Ideal durchging ; aber das | ich kann. " Schicksal lehrte es uns , auch mit ihm den Kampf Und Sie fragten den Knaben nach seinem weiter zu führen. Am Fuße der Leiter , Uhusen ! Namen, nach der Wohnung seiner Mutter ?" rief Im alten Eisen, Schmied von Jüterbogk ! Der Gasse Peter Uhusen ; aber die alte Komödienmutter ließ da draußen dann und wann eine zu gute Komödie, sich in ihrer Weise der Darstellung nicht irren. Sie eine fast ans Tragische streifende Komödie , mein erzählte gut, und das Ding lebte in jedem ihrer tapferer Kamerad aus dem Sklavenkrieg ums Dasein ! Worte, in jeder ihrer Handbewegungen und ſonſtigen Gebärden. Meinen Sie nicht ?" „Ich würde das Geld wieder bringen , sobald // Geht sie nicht gutwillig , nehme ich sie mit Gewalt mit nach Untermeidling," murmelte Peter ich es habe," sagte der Junge, " und wenn Sie dazu. Uhusen ; doch das andere Interesse überwog augen einen Groschen für Milch für meine kleine Schwester blicklich zu sehr. Mit vor Aufregung zitternder Stimme und für Brot für uns beide leihen wollten , so wollte ich mich schön bedanken, und wenn Sie mich nach rief er: Der Junge ? Der Junge mit dem Degen des der Schule wozu brauchen können , es gern abverdienen Lieutenants Hegewisch, Mama, liebſte, beſte, tapferſte, | hier im Keller. " alte Mama ?! " „Der Name die Wohnung des Knaben „ Jawohl. So dachte ich natürlich zuerst , das der Frau - der Kinder !" rief husen mit dem ist auch einer aus deiner jezigen Nachbarschaft im Fuße aufſtampfend , in zitternder Faust das in so Erdenkriege und nahm ihn also schon auf der Treppe seltsamer Weise ihm in den Pfad geworfenc Memento am Kragen und führte ihn mit mir herunter , wie seiner Jugendzeit, dies wundervolle Erinnerungsich so manche andere, junge und alte als ich noch zeichen der besten, sonnigsten, phantaſienreichsten Tage meine jungen Locken schüttelte mit hinter die seiner Kindheit und Jugend . Coulissen genommen habe , um ihnen meinen und „ Schulzensstraße Numero zehn - fünf Treppen ihren Standpunkt klar zu machen. Wie ich auch hoch. Nur Ruhe, Schmied aus Jüterbogk ! Ja, der euch, Sie Hansnarr, und Ihren Freund, den großen Name, der Name ? Ob sich wohl Ihr Freund Albin Herrn Hofrat Brokenkorb , kurz euch beide dummen mit Hilfe Ihrer Visitenkarte des Namens Erdwine Jungen aus dem Gaffenpublikum hinter dem Vor- Hegewisch wieder erinnert hat? O ihr Mondscheinhang gehabt habe zu einem vernünftigen Zwiege- | nächte von Travemünde, ihr Segelfahrten mit Zither und Waldhorn auf der lübischen Bucht. Ja , ja, spräch. “ „ Ich bitte Sie um alles in der Welt, lassen Sie Herr Schmied aus Jüterbogk, der Erde Lust , Zierjezt den großen Brokenkorb und den abgeschmacklichkeit , Lieblichkeit, Glanz und Fülle mag noch in ten, lächerlichen Knieschlotterer Uhusen ! " murmelte grimmigerer Dunkelheit zu Ende kommen , als wie der Schmied aus Jüterbogk. hier in meiner Versenkung, im düstern Keller , im "/ Sie gehören doch wohl dazu," sagte Frau alten Eisen, unter den Knochen, abgetragenen Kleidern , Wendeline. Ich hatte da im Hintergrund des trüben Lumpen, Lappen und was man sonst so Abfälle des Morgens wegen beim Lumpenſortieren mein Lämp- | Lebens zu nennen pflegt . “ chen noch brennen ; und bei deffen Schein sieht mich Dem Firmainhaber von Hausrucker und Comder Junge an und sagt : Ich habe keinen Unsinn pagnie in Untermeidling war es zu Mute nicht im Kopfe; ich möchte nur für einen Groschen Nägel, wie am stillen Sterbebette seines Weibes , sondern aber ich habe auch kein Geld. Und das soll kein wie im ärgsten Lärm einer seiner amerikanischen Unsinn sein, du Schlingel ? meine ich und schüttele Schlachten, oder noch besser wie damals, als ihm seines Schwiegervaters Laboratorium an die Ohren flog das arme Geschöpf weiter. Euch kenne ich ! ein Na gel zu meinem Sarge möchte jeder von euch werden. | und ihm das halbe Gesicht und das beste Stück von Es steht wohl deutlich genug draußen geschrieben, der einen Faust an die Wände und gegen die Decke daß hier nur mit altem Eisen gehandelt wird. mitnahm. Es waren aber auch nicht des Daseins So geben Sie mir den Groschen hier für meines Mondscheinnächte, wie sie ihm Frau Wendeline in Großvaters Offiziersdegen, und wenn Sie mir ihn | die Erinnerung zurückrufen wollte : es war der Sonnenaufheben können bis ich ihn wieder abholen kann, so schein über den Nachbargärten, die grüne lebendige sollen Sic, so sollen ich lasse jezt das Schütteln Hecke, die sie voneinander schied, welche in dieser Stunde, und ziche das Kind näher an die Lampe : Was soll, in diesem Augenblicke die alte Waffe in seiner Hand was soll ich dann ? - Mir die Erste und Liebste auf gespenstisch vor ihm aus dem Dunkel aufsteigen ließ. das Erden ſein ; aber ich habe nichts mehr weiter auf der Es ging ein Leuchten von der Klinge aus Erde als den Degen hier, und ich brauche für einen Groschen Nägel ! Wozu? für wen? Für meine Und deine Mutter schickt dich ? Nein, Mutter. meine Mutter ist tot, und sie haben uns den Sarg geschickt, aber die Nägel vergessen ; und ich bin der lette Erbe, und der Degen ist nicht gestohlen , und ich habe Sie niemals mit geneckt, Madame, und wenn

Blißen, wie es in einer Gewitternacht den fernsten Horizont zeigen kann . „Da lag die Welt einst in der Sonne ! " sagt | dann der Wanderer auf der Landstraße, der Schiffer auf hohem Meere, der Fahrgast im Eisenbahnzuge oder der Mann und die Frau, die einsam um Mitter: | nacht die Stirn an die Fenſterſcheiben drücken und 19

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Wilhelm Raabe.

nur die regentriefenden Gaffen, das spiegelnde Pfla= ſter im Laternenschein und den dunkeln Himmel über den Dächern zur Aussicht haben. Der starke, gute Mann in dem trostlosen Alterszufluchtsort der starken guten, weisen Frau , der großen Frau Wendeline Cruje murmelte : „ Dies träume ich, oder es hat mich jemand am Kragen von Wien her in diese jezige Stunde hinein vor sich her geschoben ! Madame, ich wiederhole es Ihnen, ich habe gestern abend meinen Stock bei meinem Freunde Albin als Visitenkarte abgegeben !" "/ Und ich will Ihnen helfen, durch den heutigen Tag zu kommen, Uhuſen, und ihn womöglich zu einem guten Ende zu bringen. Geben Sie bei Ihrem Freunde, unserem Herrn Hofrat nach Ihrem Stock jezt den Degen des Lieutenants Hegewisch ab . Nehmen Sie eine Droschke, holen Sie ihn möglichst rasch hierher zu mir. Das Beste wird freilich sein, wir drei alten guten Bekannten gehen zusammen zu den Kindern der schönen Erdwine Hegewisch, einer Prinzessin aus Traumland. Ja, ja, wir stehen unter eurer seltsamen Regie, Freund Schmied aus Jüterbogk, alias Peter Uhusen aus Lübeck. Und dieser Direktion gegen über ist noch niemand kontraktbrüchig geworden."

Zehntes Kapitel.

Sie aßen und tranken , und als sie satt waren , hatten sie den ganzen Tag über nichts mehr zu thun, und den nächsten Tag, den Montag auch. So ging ja wohl das erste Bruchstück dieses Berichts, und zwar das , welches bis jetzt von den Hauptpersonen handelte, zu Ende ? Und nun von wie viel Leuten und Dingen, Verhältnissen, Gegen ſtänden, Um- und Zuständen haben wir reden müssen, ehe es uns jetzt gegönnt wird, zu dem schaurigen Anfang zurückzukehren und mehr davon zu sagen, was die Worte zu bedeuten hatten : und den nächsten Tag, den Montag auch ... Den ganzen Sonntag und den Montag auch hatten die zwei Kinder nichts zu thun. Es fam feiner aus dem Hause zu ihnen ; aber man schob ihnen wieder Brot und Kaffee vor die Thür und zu Mittag flopfte es sogar an derselben, und als der Junge draußen nachsah, fand er auf der Schwelle einen Napf mit warmer Suppe und einem Stüd Fleisch darin. Sie lebten sowohl am Sonntag wie am Montag sehr gut. So gut wie seit lange nicht ! und der Junge sagte das auch. Es ist aber doch nicht wiederzugeben, wie diese Zeit eigentlich hinging; die beste, die sonnigste, die grimmigste Phantasie von uns Erwachsenen verliert sich da über alle Grenzen des Nachempfindens hinaus in unbestimmte Reiche des Grauens . Morgen und Abend ; Nacht, Morgen und Abend und wieder Morgen ! Wie das da über dem Durch einander der Hunderttausende in der leeren Kammer so voll von Schrecken, Dämmerung und Nacht, und, zu seiner Zeit, wiederum Dämmerung und Tag geworden ist : es können wohl Mütter bei der Vorstellung ihre Kinder fester an sich drücken und nur verworren denken :

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schickte euch „ Lieber nähme ich euch mit, ja voraus !" Je länger diese tote Mutter nicht sprach , desto mehr fürchtete sich ihr jüngstes Kind vor ihr und wagte nicht nach ihr hinzusehen. Da war es sehr nüglich, daß die ältere Waise, daß der Junge in den Gassen aufgewachsen war und schon mehr tote Menschen gesehen hatte und wußte, daß die Toten nicht reden. Aber noch besser war es, daß er, wenigstens an dieſen beiden Tagen und in dieſen zwei Nächten , den Degen seines Großvaters noch zur Abwehr besaß und ihn im linken Arm hielt, mit der tapfern rechten Faust am Griff, wenigstens wenn die kleine Schwester schlief. Wenn sie wachte , mußte er freilich sie mit dem linken Arm umfassen und ihren Kopf an seine | Bruſt drücken ; aber dann legte er jedesmal die alte Waffe aus dem schleswig-holsteinischen Kriege, den seiner Zeit viele Leute für etwas sehr Bedenkliches, sehr Aufregendes , sehr Schreckliches hielten, über seine und ihre Knie und hielt auch so die rechte Hand am Griff. Wie verschollen das für uns iſt, dieſe an die alte Klinge sich knüpfenden Historien, die schlimmen Geschichten aus den Jahren achtundvierzig , neunundvierzig und fünfzig, die nachher doch auch zu einem ganz guten Ende gekommen sind ! Wie das fernher klingt von dem offenen Brief Christians des Achten , von den Generalen Wrangel, Bonin und Williſen, von dem Waffenſtillstand zu Malmö , dem Frieden von Berlin, dem Londoner Protokoll ! Bau, Kolding Gudsöe, Friedericia, Jdstedt und Friedrichstadt : wer vernimmt den verklungenen Gefechtslärm noch unter dem Nachhall des wirklichen Schlachtendonners , der jenen Namen gefolgt ist ? Und Sieger haben auch damals und dort gejauchzt, und Besiegte geweint oder mit den Zähnen geknirscht, und der Degen von Bau, Friedericia und Jdstedt war ein guter Degen, obgleich er einem Besiegten angehört hatte, einem Unterlegenen , nicht bloß in jenen winzigen Schlachten, sondern auch in einem grimmigeren Kampfe , dem um des Menschen Dasein auf Erden überhaupt. Und die gute, edle Klinge that ihre Pflicht auch in der Hand des neuen Erdenkämpfers durch den Sonntag und den Montag, bei Tage und in der Nacht, bis sie auch ihm entwunden wurde und in das alte Eisen geriet , wir wissen schon, wann und wo. "/ Sei nur still, Paula," sagte der Knabe, „ solange ich den hier habe , thut uns keiner was. Ich fürchte mich vor der Mama gar nicht, und für die anderen hat sie mir ja gerade diesen aufgehoben und ihn nicht mit unseren anderen Sachen verkauft. Du weißt, wie blank er blißt, wenn die Sonne scheint, und , guck, ich halte ihn mit ausgestrecktem Arm schon eine Minute lang, ohne mit der Hand zu zittern. Wenn ihn der Großpapa aus der Scheide gezogen gehabt hat, haben auf dem Schlachtfeld viel tausend Tote | um ihn her gelegen. Schlafe du nur ruhig wieder ein, Paulchen ; ich bin wie auf Wache bei dir und auch bei der Mama. Sie kann ja nichts dafür, däß sie dir Angst macht, und sie hat gesagt, daß sie sich auf mich verläßt und daß ich ein tapferer Held für | dich sein soll. "

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Im alten Eisen.

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"/ Und wenn sie die Mama im Wagen abholen, | Großpapa ist's auch oft schlimm ergangen in der so fahren wir auch mit aus ?" Welt ; aber sie haben sich doch durchgeholfen. Und Sie haben es mir versprochen. Aber nachher ich helfe dir und mir auch durch, Paula , mit des gehen wir in die weite Welt, und es ist mir einerlei, Großpapas Kriegsdegen," sagte der Knabe. Er hätte hinzusehen können : was sie in der Schule sagen, wenn der Lehrer mich Und mit der Mama schönen Geschichten aus aufruft und einer von uns Jungens sagt : er ist nicht da ; seine Mutter ist gestorben und hat ihm ihrem schlimmen Leben ; " aber zu denen gehörte er feine Schwester anempfohlen, und sein Großpapa war und sein Schwesterchen ja selber , und so konnte er ein berühmter Offizier in den größten Kriegen, und diesen Zusah nicht machen. Welch ein wundervolles er ist mit seinem kleinen Schwesterchen und seines Kindermärchenbuch würde das werden , wenn wir jezt nachschreiben könnten , was alles die arme Erdwine Großvaters Degen in die weite Welt gegangen. . . . Die gute Klinge hatte im hellsten Sonnenschein ihren Kindern erzählt hatte , alles , womit ſie ſie in auf keinem der winzigen Schlachtfelder diesseits und den Schlaf, und über Hunger und Kälte, Mißhandjenseits des Dannemerkes je einen solchen Glanz gelungen, draußen und im Hause, Troß und Thränen geben wie an diesen dunkeln Tagen, in diesen schreck weg gesungen hatte ! Nun lag und schlief sie selber lichen Nächten ! Wie alle guten echten Schwerter und wußte selbst nichts mehr von Hunger und Kälte, flingen hatte sie , obgleich sie zuerst nur von einem Mißachtung , Troß und Thränen und hörte auch nicht „ Enthusiasten" , einem Phantasten", einem "/ halb mehr , wie ihre Geschichten , ihre schönen , wunderwegs närrischen armen Menschen " geführt worden schönen Geschichten nachklangen in der Welt und war , etwas von dem Zauber an sich , der Gram, nochmals Hunger und Kälte , Angst und Grauen, Mistelteier, Mimmung und Balmung, der der Joyeuse Troß und Thränen überwältigten . Nun kam es in des Kaisers Karl, dem Durandel Rolands des Pala- diesen Nächten und Tagen zum Vorschein, wie viel dins und dem Flamberg Richards von Montalban zu von ihres Vaters Ueberspanntheit , seinem „ Beruf einem Leuchten bis in unsere Tage verholfen hat. für die tausend und eine Nacht" , seiner „ UnzulängWer weiß , wie viel jene Helden , so jene Degen lichkeit im praktischen Leben “ zum Segen für ihre führten, von ihrer Begeisterung, ihrer Phantasie und Kinder auf sie übergegangen war. Was alles hat ihrer „ Unzurechnungsfähigkeit " an den armen , thö sie mit dem alten Eisen von den Unglücksstätten bei richten Lieutenant im Heerbann der meerumschlungenen Bau, Friedericia, Jdstedt, weiter zu geben gehabt an Herzogtümer Schleswig und Holstein weitergegeben ihren Sohn und Erben, von seinem Großvater her! Der Mutter Märchen und Geschichten haben hatten ? Wir lassen keinen Spott auf die Vererbung menschlicher Würden , Eigenschaften und Eigentüm lichkeiten von den Ahnen her , was die Gelehrten Atavismus nennen können, kommen, und sind herzlich froh und sehr dankbar in betreff deſſen, was diesmal von dem Großvater auf den Enkel übergegangen ist mit dem alten Eisen von Bau, Kolding und Friedericia. Welcher Lebende war je unter den Toten des ausgedehntesten Schlachtfeldes so allein und so ange: wiesen auf den Schwertsegen im Dasein, auf den Zauber im alten Eisen, wie dieser unmündige Knabe, der eben sagte : Kriech nur dichter mit unter meine Jacke. Du mußt dich nicht fürchten vor der Mama. Wenn du nicht schlafen kannst , will ich dir wieder eine schöne Geschichte erzählen, bis du einschläfst. " „ Ja , eine schöne Geschichte , von der Mama ihren „ Ja, von der Mama ihren !" Das Wort ist immer von neuem wieder gesprochen worden zwischen den beiden Unmündigen ein wunderwirkendes Wort von den Geschichten, welche die Mütter zu erzählen wissen. Die tote Frau hatte es nicht geahnt bei ihrem Leben , wie viel sie gewußt, wie viel sie weiter gegeben hatte von ihren Geschichten , ihren schönen Geschichten. Da jedoch alles so weiter gegeben wird , was beklagen die Le bendigen die Toten ? Es sind aber auch nur die Vernünftigen , die das thun; die zwei Kinder , die beiden Waisen dieser stumm gewordenen Mutter, thaten es nicht : „Fürchte dich bloß nicht ; der Mama und dem

die Kinder lebendig erhalten ; wir aber erzählen nur eine von den letzteren nach , wie sie Form , Farbe und Gestalt angenommen hat in dem tapferen Jungen, der bis zum Dienstagmorgen sein Schwesterchen mit dem Degen des Lieutenants Hegewisch in der Fauſt beschüßte. // Mama ist auch tapfer gewesen und hat sich ihr ganzes Leben durch nicht gefürchtet . Sie ist auch luftig gewesen, dem Großpapa schon zuliebe, wie ſie mit uns lustig gewesen ist, wenn es mit uns nicht gar zu schlimm ging , und der Papa nicht zu krank und zu ärgerlich war. Und der Großpapa ist der beste aller Menschen gewesen und niemals ärgerlich. Und er ist auch der klügste von allen Menschen gewesen, das hat sie aber noch nicht 'mal vor dem Papa sagen dürfen , denn der hat sie damit ausgelacht ; ich habe es wohl gemerkt. Aber der Papa hat wohl nichts dafür gekonnt, denn es hat ja niemand gewußt, wie klug und weise der Großpapa ſei . O , der hat Geschichten gewußt , noch viel schönere als der Mama ihre, weißt du, sagt die Mama, aber das kann doch auch eigentlich keiner glauben ! Aber die Menschen und wir Kinder müssen an die Geschichten glauben, sonst bleibt es dummes Zeug, und so ist es dem armen Großpapa gegangen . Weil keiner ihm geglaubt hat, ist er auch arm gewesen und hat mit der Großmama und der Mama, als sie so klein war, wie wir , in der weiten Welt herumziehen müssen ; denn alle seine Tapferkeit in den Schlachten, und seine Klugheit und seine Weisheit hat ihm nichts | geholfen ; denn es hat keiner von dem Krieg , in

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Wilhelm Raabe.

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welchem er gewesen ist , nachher was wissen wollen. | Herr Uhusen geheißen und hat in einem gerade so Und die Großmama zuletzt auch nicht , obgleich sie kleinen Hause und Garten nebenan gewohnt, und es ihn zuerst darum so lieb gehabt hat wie die Mama ist nur die grüne Hecke zwischen ihnen gewesen. " uns, dich und mich und den seligen Papa, von dem „, ja ! voll Käfer , goldene , grüne , rote und du nichts mehr weißt, Paula." bunte Schmetterlinge „ Er war böse mit mir und hat mich geschüttelt, ,,Und mit einem Loch in ihr , wo man hat wenn ich des Nachts geweint habe ; und Mama hat durchkriechen können, wenn man nicht herüberspringen. mir nichts singen dürfen." wollte, wie der Mama bester Freund , des Groß„ Er ist krank gewesen, so schlimm krank, Paula, papas bester Freund , ein Junge ſo einer wie daß er seine Geige nicht mehr spielen und nicht mehr ich, wenn ich es mir fest vornehme und nicht lüge anhören konnte ; und in ihrer Krankheit wußte auch und nicht stehle und nicht bettle und - mich Mama manchmal nichts mehr von mir und dir. Ich nicht fürchte . . ." habe mir nichts daraus gemacht, wenn er krank nach An dieser Stelle ist doch des Kindes Stimme Hause gekommen ist und mich geschlagen hat ; denn, in ein frampfhaft niedergeschlucktes Schluchzen überwenn er nachher eingeschlafen ist, hat mich die Mama gegangen , und es ist ein Segen gewesen , daß das am liebsten auf den Schoß genommen und mir die Schwesterchen gesagt hat : schönsten Geschichten erzählt. Die Mama hat so sehr Mama hat auch Schwarzer Peter mit uns geviel in ihrem Leben erlebt , denn sie ist ja schon spielt, und wenn sie dir einen schwarzen Schnurrbart vier Jahre vor dem Kriege geboren, in welchem der gemalt hat , hat sie gesagt , du solltest ein rechter Großpapa die größten Heldenthaten verrichtet hat und schwarzer Peter werden und so groß wie ihr schwarzer Offizier und Lieutenant geworden ist , und ich will Peter, der in ihrem schönen Garten mit ihr gespielt auch viel erleben. Und ihre Mama , unsere Groß hat. " mama ist eine so sehr vornehme Frau gewesen, und „ Sieh 'mal, Paula , das behalt nur, weil du ſie ſind alle ſo weit in der Welt herumgezogen, und es noch weißt ! Ich will's auch in meinem Geweil sie soviel Not gelitten haben und feiner dem dächtnis behalten, weil ich es der Mama versprochen Großpapa geglaubt , ist die Großmama wieder mit habe und ich noch mehr davon weiß als wie du . ihnen nach Hause gezogen, wo ihre Eltern einst un- Sie haben ihn auch den langen Peter genannt und menschlich reich gewesen sind und so viele andere reiche noch viel andere Namen gegeben. Er hat sich aber und vornehme Leute zu Freunden gehabt haben. Wir nichts daraus gemacht ; er ist immer vergnügt ge= haben die Stadt in der Schule schon in der Geo- wesen und hat sich nicht hinter den warmen Ofen graphie gehabt , sie heißt Lübeck und liegt an dem gesezt , auch wenn er im Winter immer einen gehabt Fluß Trave, und der geht in die Ostsee, und auf die hat. Aber er ist nicht der einzige Spielkamerad der wir fennen sie nicht alle ; aber See gehe ich auch, wenn es mir nicht auf dem Lande | Mama geweſen glücken will ; aber dir baue ich vorher ein hübsches noch einer ist dabei gewesen , der ist wieder dem Haus in cinem Ort , der heißt Travemünde , dicht Peter sein guter Freund gewesen und ein vornehmer am Wasser, wo man alle Schiffe, die ein und aus reicher Junge, und er ist immer zu dem Peter gefahren, sehen kann, und wo du auch mich ein- und kommen , weil er ohne ihn nichts hat anfangen ausfahren sehen kannst . Es gibt auch Seeoffiziere können , und der lange schwarze Peter hat den anDie deren immer unter seinen Schutz genommen . Er auf Schiffen mit vielen hundert Kanonen. Großmama mit dem Großpapa und Mama hat aber hätte die ganze Welt unter seinen Schutz genommen, den Namen des anderen nicht dicht am Meer in Travemünde gewohnt, sondern | hat die Mama geſagt ; bei der Stadt Lübeck in einem wunderhübschen kleinen weiß ich nicht, den hat sie uns nicht miterzählt ; er Hauſe mit einem wunderschönen kleinen Garten, ist gewiß nicht so gut gegen sie gewesen wie der so wie wir zwei es uns gar nicht denken könnten, lange Peter und nicht so vergnügt und hat nicht so die ganze Welt und Nachbarschaft, alle Jungen zu wenn Mama nicht davon immer erzählt hätte. " Ja , und sie hat selber einen kleinen Garten sammen , bezwingen können. Der Mama ihr guter gehabt, und die ganze Welt hat ihr gehört, und Stachel- | Freund ist nach dem Großpapa der tapferste Mensch beeren und Blumen hat sie selber pflücken dürfen. in der Welt gewesen, und wenn er dabei gewesen ist, Und alle Geschichten hat sie da ſelber erlebt , von Hans und Grete und dem Däumerling und dem Hühnchen, das sich an einem Nußkern verschluckt hat und alles andere. ” Das hat ihr der Großpapa erzählt, sonst hätte sie es auch nur aus Büchern gewußt , wie hier in der Stadt alle anderen Kinder. Ohne den Großpapa und dem seine Freunde wäre es doch nicht so schön gewesen , als sie so jung wie wir gewesen ist. Ich habe auch ein paar gute Freunde in der Schule, | und das ist gut und ohne das wäre es schlimm. Wir helfen einander ; und dem Großpapa sein bester guter Freund hat ihm auch geholfen , und er hat

hat Mama auf dem Lande und auf dem Wasser denke nur , Paula , dort geht ja schon das große hat Mama thun und Wasser , das Meer an! lassen können, was sie wollte." ,,Erzähle nochmal die Geschichte von dem bösen Hund, " sagte das Kind . Die Geschichte von dem tollen Hund , der in den Garten gekommen ist, Paulchen ? Ja, das war eine von der Mama ihren letzten Geschichten , und dieser hier ist auch dabei gewesen ! " Hierbei ist der Erbe des Lieutenants Hegewisch aufgesprungen und hat neben dem Schwesterchen und der Leiche der Mutter gestanden und sein einziges,

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sein letztes Erbstück, den guten Degen erhoben, und | so schrecklich wie ein toller Hund ! Ohne den langen ihn geschüttelt , als sei nichts Böses , Grimmiges , Peter lebte die Mama nicht mehr und der Großpapa Tolles auf der Erde und in seinem Schicksal , was auch nicht — (ja, so sagte, so rief der arme Junge, er nicht gleichfalls damit siegreich zu Boden strecken fortgerissen von der Erinnerung an die Geschichte der fönne. toten Mutter !) fie hätten elend umkommen „ Es ist nur die Mama und der Großpapa, der müssen ohne den tapferen Peter. Der aber hat tapfere, schwarze, lange Peter und der andere, deffen dem Großpapa seinen Degen diesen hier, der nun Namen die Mama nicht miterzählt , zu Hause ge- mir gehört aus der Hand gerissen , und es iſt wesen. Aber der Großpapa hat mit kranken Füßen nachher in die Zeitung gekommen , wie er ihn ge= in einem Lehnstuhl in der Laube gesessen und hat gebraucht hat und wie er mit dem Giftvich gestritten sich nicht rühren können , als der Hund in den hat, wie der Ritter Siegfried mit dem feuerfpeienden Drachen . " Garten gekommen ist. “ So einer, wie auch bei uns hier in der Straße Hätte die tote Mutter aufwachen können , sie totgeschlagen ist , wo alle Leute so schrieen und in würde erwacht sein von dem bitteren , grimmigen die Häuser liefen ?“ oder siegessicheren Ernst, mit dem ihr Sohn die gute Grade so einer ! Man sieht es ihnen gleich alte Klinge ihres Vaters , des Lieutenants Wolf an, das Gift läuft ihnen aus dem Maule, und sie Hegewisch in den Boden stieß und schluchzend rief : laſſen die Zunge heraushängen und torkeln herum " So will ich auch sein , Paula. Fürchte dich Weg in den ihnen , der jedem nach schnappen und nur nicht ; es thut dir keiner was , so lange ich so kommt und wen sie beißen , der ist auf ewig ver: Schildwacht vor dir stehe ! Schlafe du ganz ruhig loren und muß eines schrecklichen Todes sterben . bei unserer lieben, lieben Mama, bis wir in die Sie haben das alle gewußt , nur die Mama nicht , weite Welt gehen und in den blutigen Krieg , wie die ist dem Vieh mit Lachen entgegen gelaufen, und der Großpapa mit der lieben Mama und der Großes ist nur das einzige Glück gewesen, daß der lange | mama. " Peter da war, und daß der Großpapa eben wieder von seinen Kriegen erzählt hat, denn dazu hat ihm Elftes Kapitel. der lange Peter jedesmal seinen Offiziersdegen aus seiner Kammer über dem Bett weg herunter geholt Es ist ein fraglich Ding um das Schildwacht und ihm übers Knie gelegt, daß er die Geographie: stehen vor der Sicherheit , dem Behagen, dem Glück namen von den Schlachten nicht verwechsele , denn eines andern von uns in unserer Welt. Der stärkste zuleht hat er sich gar nicht mehr recht genau darauf Mann weiß nicht , wie und wann ihm die Waffe besinnen können, der arme Großpapa . “ aus der Hand, die Kraft aus den Knochen, der Mut Nun ist der Junge in die leere Kammer hin- aus der Seele abhanden kommen wird , und dem eingelaufen und hat mit lebendigster Phantasie ge- unmündigen Knaben neben der toten Mutter und deutet : dem verlassenen Schwesterchen ist nun bereits die // Da hat der Hund gestanden da hat der Wehr aus der kindischen Fauſt gerissen und unter Großpapa gesessen — hier ist die Hecke gewesen, wo das alte Eisen der Mutter Cruse geworfen worden. der andere , dessen Namen Mama uns nicht gesagt Der tapfere , lange , schwarze Peter , Herr Schmied hat, in seiner Angst herbeigesprungen ist und sich in aus Jüterbogk , der Peter Uhusen aus der Fremde, Sicherheit gebracht hat und — hier hat der tapfere befindet sich aber auch schon mit ihr in seiner ge= kluge Peter die Mama aufgehoben und sie den an- sunden Fauft auf dem Wege zu seinem und Erdwine deren auch über die Hecke zu ihrer Sicherheit nach: Hegewischs Jugendfreunde Albin Brokenkorb : wir geworfen. So große Besinnung hat er gehabt, und wissen eben auch nic, aus welchen Winkeln, auf welchen so große Besinnung muß jeder haben , der sich gut | Wegen und Umwegen uns die Waffen , die Kräfte durch die Welt helfen will , hat die Mama gesagt, und der Mut zurückgegeben werden können. Der kleine Belagerungszustand war längst erund solche Besinnung will und muß ich auch haben, denn ich will dir und mir auch durch die Welt helfen, klärt. Man durfte cigentlich nicht und noch dazu Paula. Und die Mama hat gesagt , die ist noch am hellen Mittage mit solch' einer nackten Klinge unterm Arm , vorausgesetzt , daß man nicht zu den ſchlimmer als ein toller Hund . “ "/ Aber Mama hat geschrieen und aus der Nase berechtigten Waffenträgern im Staat gehörte , durch geblutet , weil sie so hoch aus der Luft herunterge die Straßen laufen. Der Schmied von Jüterbogk aber fam natürlich unangchalten durch, zog sich fallen ist, hat die Mama gesagt. “ „ Das ist ganz einerlei. Da laß ich dich auch höchstens die Anmerkung eines jüngern oder ältern schreien, wenn ich nur den tollen Hund vor dir tot Gaffenjungen zu: steche , ehe er dich beißt. Das ist die Besinnung, „ Na , oller Landſturm , wohin denn mit die die einer haben muß , der dem anderen helfen will , Plempe?" Der lange Peter auf dem Marsche zu hat die Mama auch gesagt. Der Großpapa hat nicht dem „ Andern “ , von dem die Mama ihren Kindern einmal schreien und um Hilfe rufen können ; er hat keine schönen Geschichten" erzählt hatte , war nicht stillsigen müſſen in seinem Schrecken , weil er sich mit in der Lage und Stimmung auf irgend welche Befeinen Beinen nicht rühren konnte. Die Drachen merkungen und Anmerkungen der Begegnenden etwas aus der Mama ihren Märchengeschichten sind nicht zu geben. An und für sich schon ein Mensch der

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Wilhelm Raabe."

Selbstgespräche hatte er im gegebenen Fall viel zu viel mit sich selber zu verhandeln , um sehr auf das zu achten, was andere zu sagen hatten. Und nicht ohne Grund befand er sich im Anfang seines Weges viel mehr in Untermeidling am recht stillen Ort als in dem Lärm und Getöse der menschenwimmelnden Straßen, durch die er sich eben, einem Traumwandler gleich, zurecht fand. Und er sprach viel wienerisch auf diesem Wege mit sich selbst. Er hatte sich mit allerhand Dialekten unter allerhand Völkern vertraut gemacht und das Talent dazu auch mitbekommen ; wir aber, wir können es leider nicht nachmachen, wie wienerisch er jest an mehr als vier Straßenecken von Berlin zu sich selber redete. Wir wissen höchstens, wie ihm zu Mute war. „ Mein arm' Mädchen," sagte er , da liegt sie nun, und hier laufe ich herum. Das Herz ! wie wär' es nun, wenn ich es jetzt am Arm hängen hätt' und müßte ihm von meiner ersten Liebschaft erzählen, um es nur annähernd aufs Laufende zu bringen ? Mein lieb' Kind da nun in seinem stillen Winkel in seiner Ruhe und Sicherheit, und -- sich von neuem als ein unzurechnungsfähiger , von jeglichem Phantasiewind umgetriebener Narr und Land- und Seehanswurst im Tummel und in unnötigster Aufregung ! ..." Er hielt an im eiligen Gange und stand zum Verdruß ciliger Mitläufer im Tumult des Lebens an einem der lebendigsten Durchgänge still und brummte: // Und ich meine doch , ich höre sie grade eben unter ihrer Gras- und Epheudecke hervorkichern : Ga: loppier ' nur, Peterle ! hast mich doch lieb, behältst mich lieb und kommst zu mir nach Haus und bringst mich den ganzen Abend durch deine neuerlebten Geschichten zum Lachen ! . . . " Nun ging er ruhiger weiter mit sich als ein Mensch, der wissenschaftlich gebildet worden war auf Lateinschulen und dergleichen , und welcher Komödie gespielt hatte unter der Direktion der klugen, tapfern, weisen Frau Wendeline Cruſe und unter der Präsidentschaft des klugen , tapfern , weiſen Mr. Abraham Lincoln Feldgeschütze zum besten seiner Mitbürger und Brüder auf der Erde befehligt hatte in einem der edelsten Kriege der Welt. Ueber das Selbsſtgespräch, was er so führte , ist freilich kaum etwas zu sagen. "1He Droschke ! " rief er , und in dem Wagen weiter rasselnd meinte er: Ach mein armes Hecken: röschen Erdwine Hegewisch , was haben sie aus dir gemacht ! und was werden wir heute noch über dich erfahren ! Nun, da wäre es ja wahrhaftig ein Glück zu nennen, daß ich im Grunde mit bestem Gewissen die ganze Sache auf die celebre feinfühlige Seele des edeln Albin abladen kann ! und der Emerenz zu Hause in Untermeidling ist das letztere vielleicht doch auch das Liebste. Ein Frauenzimmer war sie denn doch einmal, und , bei Gott, ihre Rechte sollen ihr gelassen werden bis hinunter in die Erde." Ja, wenn es mit dem Abladen so leicht ginge, wie sich das hinspricht ! der Schmied von Jüterbogk nahm die Gedanken darüber, wie sich sein arm lieb '

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Weibchen wohl zu diesem seinem neuesten Lebensabenteuer verhalten haben würde, mit in den Wagen. Sie begleiteten ihn bis vor die Thür von Runne & Plate, der großen Handlung in neuem und altem Eisen, und er wurde sie auch nicht los die Treppen hinauf zu dem zierlichen Porzellanfchild mit der In schrift : Hofrat Dr. Brokenkorb . Da erst kam er ins klare , sowohl in seinem | Verhältnis zu sich selber wie zu seinem guten, lieben , fröhlichen, lachenden Weibchen - auf dem Kirchhofe zu Untermeidling. Da kam ihm wieder das Ver: ständnis für diese Welt, in der sein großer Namensahnherr den Teufel in den Sack und den Tod in den Birnbaum bannte. „ Den alten saubern Jungen hätte das Herze so genau wie ich in seiner Jugend kennen sollen ! " seufzte Peter Uhusen kopfschüttelnd in Betrachtung der Porzellanadresse seines Jugendfreundes. "1 Da würde es wahrhaftig gesagt haben : Lauf rasch zu, | Peterle ; kümmere dich um mich gar nicht bring erst die Kinder vor dem Unwetter ins Trockene. Sorge dich gar nicht um uns ausgewachsenes Volk! hui , der Plazregen ! ja wohl, mein armer Papa sagte auch oft : Kind, wenn ich dich nur erst in Sicherheit hätte , das andere wäre mir ganz einerlei. Lauf, lauf Peterle, hol die Kinder von der Gassen herein, wenn es zum Verdruß für dich dabei kommt, ist's wenigstens in deiner jeßigen melancholischen Laune ein Zeitvertreib für dich gewesen, mein armes liebes Männle. Bildest dir doch wohl nicht ein, daß ich jcht eifersüchtig werden könnte ? Zieh mur die Glocke und reich dein altes Eisen hinein und bestell einen schönen Gruß an deinen Herrn Hofrat von unserer Himmelsbank unter dem alten Birnbaum in unserm Garten in Untermeidling, und wenn es ihm im geringsten unangenehm wäre , möchte er sich ja nicht weiter bemühen. Der Schmied von Jüterbogk zog dessenungeachtet die Glocke und brummte : ,,Wenigstens wenn ich gestern nur undeutlich wußte , was mich in drei Teufels Namen hierher| führte, so weiß ich es, alles in allem gezählt, heute zweifelsohne sicherlich annähernd . " Die Glocke gab auf den diese Worte begleitenden Ruck freilich einen Widerhall, der nicht im mindesten der Rücksicht gemäß war , die man sonst auf die Nerven eines Mannes zu nehmen pflegte , der seiner feinsten Empfindungsfähigkeiten wegen nicht nur bekannt , sondern auch geliebt war. Aber der Lärm hatte wenigstens sofort die gewünschte Wirkung. Rupfer stürzte herbei und zwar mit dem innig: sten Bedürfnis, so grob als möglich zu werden. Was auf seinen Lippen schwebte, verbiß er jedoch gänzlich und zwar mit einem immer sonniger werdenden | Grinsen, als sein Blick auf den Herrn mit dem | Stocke, der gestern schon einmal da war“ fiel. Ein , du mein Je ! " entrang sich diesen selbigen Lippen unwillkürlich, als sein Auge die diesmalige Waffe in der Faust des verdächtigen Fremden | traf. Regungslos mit stumpfsinniger Vorahnung,

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Im alten Eisen .

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Der Diener des Hofrats blieb ihm selbstverdaß etwas ganz besonders Kurioses im Gange sei , ſtand er in der geöffneten Pforte, den Thürgriff in der ständlich grade darum auf den Fersen , in VerblüfftHand, und ließ sich zweimal die Frage wiederholen : heit und Ratlosigkeit immerfort den Aermel um das rechte Faustgelenk auf und ab krempelnd. „ Der Herr jetzt zu Hause ? " „ Dies geht nicht gut aus , " sagte der getreue „ Hui, i, i, i, uhuii," summte der Schmied von Knecht , aber nur still bei sich. "/ Gestern mit dem | Jüterbogk. „ Ganz die selige Mama , nur natürlich Knüppel und heute mit der Plempe ! Det nennt ein wenig mehr ins Geschmackvolle und ganz be: man jedenfalls eine jeſteigerte Anfrage vonwegen deutend ins Wiſſenſchaftliche übertragen. " 'mal runterkommen. “ Damit öffnete er die Thür , die in das nächste Laut äußerte er sich , zwischen Besorgnis und | Gemach führte, als ob er den Weg ſeit Jahren kenne. Auch nicht übel ," sagte er. „ Der Mensch verGrobheit schwankend und dazu die äußere Erscheinung dieſes dringenden Besuches nicht ohne großstädtische steht es wahrhaftig, und es ist eigentlich schade, ihn Menschenkenntnis in Betracht ziehend : im Ausleben seiner Lebensbegabungen und Fähig „Will nachfragen. " keiten nur auf den kürzesten Moment zu stören ; aber Aber da kannte er Peter Uhusen nicht. Mit wer kann da helfen ? " Bei den ersten Worten hatte er vertraulich seinen. der Gemütsruhe eines Oberſten von zwanzig Niggerbataillons drehte der Herr Schmied aus Jüterbogk Begleiter auf die Schulter geflopft , bei den leßten ihn zur Seite und schritt an ihm vorbei oder besser schlug er bereits frech den Vorhang vor der nächsten gesagt über ihn hinweg mit dem einfachen Worte : | Thür zurück. „ Schön !" „Aha," nickte er, hier gelangen wir denn wohl „Aber der Herr Hofrat befinden sich unwohl in das innerste Heiligtum. Es weht ein Schauer "1 und noch im Bett. vom Gewölb herab hier ist Charakter und Geiſt // Desto besser ," sprach der Schmied von Jüter- und edelster Menschheit Bild — richtig ! hier entwicken bogk und öffnete sich bereits die nächste , zu den sich die Götterkinder. Sieh , sieh , und mein braver inneren Gemächern führende Thür selber und brummte, ungebildeter Schwartauer Knüppel da auf dem Schreibauf der Schwelle einen Augenblick innehaltend, jedoch tisch quer über allem, was die edelste Menschheit zu letteres nicht aus Scheu oder Blödigkeit : ihrem Apparat feinster Kulturentwickelung rechnet . „Donnerwetter, wie gemütlich !" Nicht wahr, junger Mensch, hier pflegen der Hofrat Wir wissen schon, wie vollkommen er mit diesem ihren geheimsten Studien obzuliegen ? " Ausrufe recht hatte. Man mußte nicht bloß eine „Ja , dieses ist des Herrn Studierſtube , und junge Dame aus den besten Ständen oder ihre gnädige daneben liegt er im Schlafzimmer und war vorhin Frau Mutter sein, um durchaus empfinden zu können, noch sehr der Ruhe bedürftig. " wie hier geistiges und körperliches Raffinement zur Es hat sich wohl nur selten auf eine derartige Herſtellung des Behaglichſten zusammengewirkt hatten. Benachrichtigung hin ein guter Freund so rücksichtslos Auch aus Untermeidling konnte man kommen und geräuspert und so kräftig ausgeschnoben, wie das in aus dem heutigen Tage , dem heutigen Wetter und diesem Augenblick Peter Uhusen aus Lübeck und aus dem Lumpen , Knochen und alten Eisen- Untermeidling that . Es war da unbedingt für jekeller der Frau Wendeline Cruse und mit dem Degen mand ein " gesunder Schnupfen " im Anzuge, und aus des armen Lieutenants Hegewisch unterm Arm , um dem Gemach nebenan , dessen Pforte gleichfalls gehier den Frieden, die Stille, die Wärme, das Licht , | öffnet stand , drang klagend gedämpft wie ein Echo die Dämmerung und den Hausrat zu würdigen. Das auf den katarrhalischen Losbruch des allzufrühen und Wetter vor allem mußte man aus den Fenstern und sehr gesunden Besuchers eine matte Stimme , die da aus der Umgebung des Herrn der Hausgelegenheit, | seufzte : von seinen Teppichen , Seffeln , Tischen, Stühlen und „Rupfer! " „Herr Hofrat ?" Schränken her betrachten , um zu merken , wie be haglich es das Wetter nämlich unter Umfind Sic "Sind Sie verrückt, oder nicht allein darinnen ? ” ſtänden sein könne. Mit gedämpfter Melodie verkündete die , eben„Hm. “ Kommen Sie her , Rupfer ! Was fällt Ihnen falls auf die Nerven ihres Besitzers gestimmte wundervolle Boule-Uhr , was es an der Zeit war, und — ein ? Ist da jemand bei Ihnen ?“ seltsamerweise aus der Erinnerung an einen kleinen „Jawohl, Alter, “ ſagte Uhuſen mit volltönigſtem verwaiſten Nähtisch aus Eschenholz in Untermeidling | Nachdruck , gänzlich ohne alle eigenen katarrhalischen erwachend, ging Peter Uhusen weiter. Und noch Affektionen, und troh einiger mangelnden Gliedmaßen sonderbarererweise schritt er pfeifend , leise pfeifend sehr gefund an Leib und Seele und nur behaglich) vor und rundum im Gemach entlang den Bildern, kühl angefeuchtet durch den naßkalten Vorwintertag Raritäten und Bücherschränken an den Wänden, und draußen, und den Degen des Lieutenants Hegewisch immer mit dem Degen unter dem Arm, wie der unterm Arm etwas mehr als sonst angeregt, in das Bettler beim alten Vater Gellert : dumpfwarme Schlafgemach des Jugendgenossen hinein„ Sie sehn, ich fordere nichts mit Unbescheidenheit ; schreitend und durchaus nicht auf der Schwelle nein , ich verlasse mich (hier wies er auf den Degen) zögernd . allein auf Ihre Gütigkeit." „ Es war da jemand, Brokenkorb," sprach er, an

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Wilhelm Raabe.

das Lager des Hofrats tretend , mit dem ganzen Pathos der Frau Wendeline Crufe. „Und zwar ich Einmal bin ich es noch , wenn Du nichts dagegen hast, mein Sohn und Zeitgenosse. Peter Uhufen ist mein Name. Unter den Glocken von Sankt Marien in Lübeck bin ich mit dir jung geworden und gewesen. Den Schmied von Jüterbogt habt ihr mir seiner Zeit aufgehängt . Nun komme ich aus dem alten Eisen , und freilich ich habe dich lange nicht aus den Federn geholt !" Mit einem Ruck saß Albin Brokenkorb im Bette aufrecht und starrte hohläugig auf den im Kampf ums Dasein so arg mitgenommenen und doch so geſund gebliebenen Jugendfreund , selber ein ganz anderer Mann sowohl in his night gowne als wie in complete steel, d . h . im Gesellschaftsanzuge. Er starrte, starrte, starrte und ſank zurück auf die Kiſſen mit dem Winſellaut : „ Du би Uhusen ?!" „Ich der Sohn meines Vaters ! " grinste der schwarze Peter und stieß zur Verstärkung des dra matiſchen Effekts das Schlachtschwert der Niederlagen von Bau, Friedericia, Jdstedt und so weiter vor dem Lager des Freundes so fest durch den türkischen Teppich in den Boden , daß sicherlich drunten bei Kommerzienrats einer der Kronleuchter im Salon in ein langeres Schwanken geriet. Beter ?" lieber mein ,, Du „Ja , ich , dein geliebtester Peter ! Sie können abtreten , Rupfer ; vorausgefeßt , daß du bereits ge: frühſtückt haſt, Albin. Andernfalls würde ich anraten , dir eine Taſſe Tasse Bouillon , ein Beefsteak oder ein faltes Huhn und ein Glas Madeira ans Bett bringen zu lassen , ehe wir weiter gehen. Ich habe nämlich dir etwas Unverdauliches mitzuteilen und die Absicht , dich , wenn es irgend möglich ist, vor dem Mittagessen mit mir zu nehmen. Wann pflegit du zu speisen , Brokenkorb ?" der Alte ! " stammelte der Mann in „ Ganz Kiſſen . // Zwischen vier den Kissen. und fünf Uhr." „Wo ?" „ Im Hotel de Rome. "

„ Ganz der Alte . Immer klassisch. Na , so esse ich diesmal mit dir im Hotel de Rome. Also jezt rasch etwas Stärkendes , Nahrhaftes für den Herrn Hofrat, Rupfer. " Der Herr Hofrat richtete sich von neuem und jezt mit flehend, beschwörend erhobenen Händen auf. //Aber , mein Gott, was soll ? . . . ich brauche nichts Nahrhaftes nichts Stärkendes . Uhusen — wenn du es wirklich bist , was ich immer noch bezweifle ich bitte dich ich fühle mich in der That nicht recht wohl fühle mich wirklich ein wenig angegriffen. " „ Und leider , leider komme ich , dich noch ein wenig fefter anzugreifen. Na , ich war immer ein braver Naturarzt, lieber Junge, wie du noch wissen mußt , ob du an meine Methode glaubst oder nicht. Und recht häufig habe ich ziemlich genau gewußt , was dir am besten war , wie du dich er innern wirst. Aber um jedes Mißverständnis weg

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| zuräumen , so werde ich diesmal geschickt ! Alt -Lübeck, dein seliger Vater und deine selige Mutter , mein feliger Vater , die Tante Gottliebe , der Lieutenant Erdwine Hegewisch schickten mich Hegewisch und mit der Zange, Albin ; und Sie, lieber Rupfer, sorgen. Sie für eine Herz- und Magenstärkung, nebenan im Arbeitszimmer , oder im Salon , unter den mittelalterlichen , den chinesischen oder sonstigen Raritäten, Rupfer. Verstören Sie die Papiere nicht , aber be eilen Sie sich. Bei der Toilette werde ich heute dem Herrn Hofrat behilflich sein. " Der Herr warf einen verzweiflungsvoll - hilflosen Blick auf den Diener ; aber dieser stand schon allzusehr unter dem Bann und Zauber des gewaltthätigen Fremden, als daß er seinem Herrn anders als durch ein außergewöhnlich stupides Lächeln hätte zu Hilfe kommen können. ,,Du machst mir eine unendliche Freude, Uhusen," stotterte der Hofrat. Wir frühstücken natürlich zusammen sorgen Sie dafür , Rupfer- und ich bin ganz für den Tag zu deiner Verfügung, Peter ! Mir meine Taſſe Kakao , Rupfer. In meinem Bibliothekzimmer findest du die neueste Zeitung ; wenn du mir nur fünf Minuten Zeit lassen willst, liebster bester Freund , so bin ich sofort bei dir und selbst= verständlich ganz dein mit Leib und Seele. Und ich hoffe , du hast deinen Aufenthalt bei uns nicht zu kurz abgemessen.“ Rupfer grinste noch einmal von der Thür aus zurück, dann hörte man ihn im Studierzimmer sein Vergnügen an dem Dinge in seinem Aermel verbeißen und dann ein Gemach weiter mit Tellern, Tassen Taſſen , Gläsern und sonstigem Tischgerät klappern. Herr Schmied aus Jüterbogk aber machte noch keine Miene, dem Wunsche seines Freundes nachzukommen und sich für die nächsten „ fünf Minuten" zu der neuesten Tageszeitung zurückzuziehen. Im Gegen= teil, er nahm Platz in dem Sessel am Fußende des Bettes seines Freundes. Er setzte sich fest hin, stellte den Degen des Lieutenants Hegewisch zwischen die Knie und stüßte beide Hände und das Kinn auf den Griff und besah unheimlich lange Zeit hindurch den Freund noch genauer und zwar stumm. Der Hofrat lächelte , wie man so unter Umständen, oder unter solchen Umständen zu lächeln pflegt ; im Wartezimmer der Zahnärzte pflegt so ge= lächelt zu werden . „ Du gefällſt mir nicht, Brokenkorb !" seufzte der lange Peter. // Offen gestanden , Albin , du gefällst mir ganz und gar nicht ; oder vielmehr , du ent sprichst meinen Erwartungen nur zu sehr. Ich lese von dir, ich höre von dir und ich schüttle das Haupt und frage mich : wie muß ein Mensch, der das alles zusammen und den Leuten vorträgt , zuletzt aus: sehen?" Halb geschmeichelt und halb erzürnt und jeden: falls in einer noch steigenden Aufregung erhob sich der Hofrat auf den Ellbogen. „Aber auch du, Peter, bist nicht mehr der Näm, als ich zum letztenmal das Verliche wie vor gnügen hatte , mit dir zusammen zu sein. Gütiger

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Himmel , was haſt denn du mit dir angefangen, außerdem, daß auch du nicht jünger im Laufe der Jahre geworden bist?" „ Gefreit habe ich und dabei das halbe Gesicht, ein Stück von der Nase und eine halbe Faust verloren. Meine Frau habe ich begraben ; aber beruhige dich , oder besser, beunruhige dich deshalb nicht im geringsten. Das geht dich durchaus nichts an. Davon hätten wir vielleicht geplaudert, wenn dich gestern abend meine Visitenkarte zu Hause getroffen haben würde. Nicht wahr, du haft auch schon einen Vortrag über Zwischen Lipp ' und Kelchesrand' gehalten, Brokenkorb ? Uns , uns , Albin , alter Freund , ist etwas dazwischen gekommen ! Ein Stück altes Eisen aus dem Kehricht des Lebens ! Und da die Zeit drängt , wollen wir über alles übrige unterwegs reden. Da ! ... wie ich beim Durchgehen durch deine Zimmer bemerkt habe , sammelst du auch Da ! Und vielleicht ist das furiose Waffenſtücke. Ding käuflich. Das wäre etwas für dich ganz im beſonderen ! In den Handel ist es wenigstens be: reits geraten."

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Zwölftes Kapitel. Der tapfere Mann und Lebensveteran, der gute | Peter Uhusen, dem sie so manchen Spottnamen aufgehängt hatten auf seinen Kriegszügen durch das Menschenschicksal von der ersten Schulbank an, saß in dem bequemen Seſſel an dem Schreibtische des Freundes und hatte anfangs schwer beide Hände auf beide Kniee fallen lassen. Er hatte gestern abend, als er den Stock aus der Erbschaft der Tante Gottliebe und den Händen der Möllner Tante als Wahrzeichen hineinſchickte und zurückließ , ſich das Wiederzuſammentreffen wahrlich ein wenig spaßiger vorgestellt, als es nun ausfiel. Wie häufig geschieht das , und wie sonderbar , daß selbst Menschen wie dieser dumme Peter sich immer doch von neuem darüber wundern, wenn die lustigen klaren Wellen, die von Phantasieland herüberrollen, vor ihren Füßen als trübstes Spülwasser des Erdendaſeins anlangen ! Der Schmied von Jüterbogf, als Verfasser der Seeräuber von Blankenese “ , schlug mit den flachen Händen einen Marsch auf seinen Knieen, aber es war

Er hatte dem wehrlosen armen Aesthetiker die ein melancholisch-trauerhaft Tempo , mit dem er seine gute Klinge des Lieutenants Hegewisch auf die Bett- Gedanken so begleitete. Er nichte vor sich hin, blindecke gelegt und ging und zog die stilgerechten Fenster- zelte mit dem gesunden Auge um sich her, schüttelte vorhänge zurück, um das volle Tageslicht, so gut es den äußerlich so zerfetzten und innerlich so heilen der gegenwärtige Herbsttag zu geben hatte, auf den | und ganzen Kopf und murmelte : "/ Was soll das nun ? Was können wir voneinJugendfreund und die Jugenderinnerung fallen zu ander haben ? Wär's gestern auf einen närrischen laſſen. „Ich verstehe dich wirklich nicht ," seufzte der Abend bei einer Cigarre und einem Glase Wein hinEin bißchen ausgelaufen, so hätte es wenigstens das sein können. beliebte Gelehrte in das Kissen . weniger rätselhaft wäre freundschaftlicher , liebster was der Deutsche gemütlich nennt ein sauberes Wort für mancherlei oft recht unsaubere Dinge. Uhusen. Was soll das ? Ein Offiziersdegen mo dernster Zeit ! Was soll mir das sagen ? Was willst Da hätt' ich ihm lachend den Knüppel zwischen die du im besonderen mir damit sagen, bester Freund ?" Beine geworfen und mein Vergnügen an seiner EselNun hatte er sich mit der Waffe gegen das haftigkeit gehabt. Jawohl , Peter Uhufen , ob die heller in das Gemach strömende Tageslicht gewendet, Kleine da in Untermeidling unter ihrem grünen und das scharfe Auge des sachverständigen Liebhabers Hügel wohl nicht ein wenig an dem alten Stück Eisen beteiligt ist , das dir selber jetzt zwischen die fiel auf die eingegrabenen Schriftzeichen. //Wie ? ... Mein Gott , woher hast du das ? Beine geraten ist und worüber du hierhin, in des Lebens Behaglichkeit gestolpert bist ? ... Was hilft Wie kommt das in deine Hände ?"Der schwarze Peter zuckte nur die Achseln . er mir in seinen Hosen hier an seinem FrühstücksKolding , Hegewisch ! " tisch und in seinem Pelz draußen im schlechten Bau „Friedericia murmelte Hofrat Dr. Brokenkorb . „ Der Lieutenant | Lebenswetter ? Und doch er ist nun so gut wie ich darin von allem Sonnenschein und MondenErdwine Hegewisch !" Hegewisch ! ... Erdwine Wie das eigentlich in meine Hände kommt ; licht über den Türmen von Lübeck und den Wellen was es uns heute will und bedeutet, weiß ich augen der läbischen Bucht her- und mit muß er jeßt : blicklich auch noch nicht recht anzugeben, " sagte Schmied allein fress' ich diesen sauergewordenen süßen Kinderaus Jüterbogk ruhig. „Jedenfalls halte ich es für brei nicht ! Beim Satan, er nimmt auch seinen Löffel, cinen Wink des Schicksals an dich, wenigstens noch mag er wollen oder nicht. “ einmal aus der Welt deiner Jdeale in die Hosen zu Der schwarze Peter selber nahm aber tros dieses fahren. Und jezt mache ich von deinem freundlichen grimmigen Stoßseufzers zuerst doch, wenn auch ganz Anerbieten Gebrauch und lese nebenan die Zeitung, mechanisch , die Zeitung. Anfangs hielt er sie verwährend du Toilette machst. Ich schicke deinen | kehrt , dann auch mechanisch , als gebildeter Mann, Rupfer und deinen Kakao. Ich selber habe bereits leserecht. Anfangs las er nicht , sondern sah nur gefrühstückt und bin zu allem , was der Tag bringen Buchstaben ; aber wieder ganz mechanisch sehten sich mag, mit dem, was das Leben von mir übriggelaſſen | in ihm diese Buchstaben zu Wörtern , Namen und hat, aufgelegt und bereit. Beiläufig, von einer Frau | Begriffen zusammen . Nun packte er mit beiden Wendeline Cruse, ihrem Aufenthalt und ihrem Pro: Händen, sowohl der gesunden wie der verstümmelduktenkeller in hiesiger Stadt ist dir wohl nichts in ten, das Blatt und rückte sich zurecht im Stuhl. Er vertiefte sich in ein Referat" über den die Erfahrung geraten ?“ 20

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Johannes Scherr.

Freund, in eine ausführliche Besprechung der letzten öffentlichen Leiſtung desselben . . . Und wie er vorhin beim Ueberschreiten der Schwelle: Donnerwetter ; wie gemütlich !" gerufen hatte, so murmelte er jetzt von Zeit zu Zeit, und dann und wann einen Blick nach dem Schlafzimmer nebenan werfend, wo der betäubte, verstörte Albin noch immer mit seiner Toilette beschäftigt war : „Mag er wollen oder nicht ; mit muß er ! er weiß alles ja ganz genau ! -er redet zu gut ! Und sein Thema ?! Das Kind, das Weib und der Mann auf der Erde ! ... Du liebster Himmel, wie wird der Mensch als Mann auf der Erde meistens im Blindefuhspiel herum geführt ! Da versize ich vorgestern den ganzen Abend und die halbe Nacht im königlichen Schauspiel Das Leben ein Traum' ; und nachher einsam mit dem müden Kopf auf beiden Fäusten in den Kaiserhallen , und drei Schritt abseits redet dieser Mensch und Charakter so zur Sache ! Den armen Kerl triffſt du immer noch früh genug zu Hause, Uhusen, denke ich gestern abend noch und lasse ihm meinen Knüppel des Spaßes wegen als Wahrzeichen zurück , und nun size ich so und sage nichts weiter als : , Gott ist groß und Mohammed ist sein Prophet! Aber beim Zeus , dem bewölkten und unbewölkten, diesen Mr. Propheten des alten Allah kaufe ich mir jest wieder ' mal mehr denn je und nehme ihn erbarmungslos mit zur Richtigstellung des Verhält= nisses von Mann , Weib und Kind zu dieser Erde . Beſtellen Sie dreist eine Droschke , Rupfer ; ich bin gleich mit dem Artikel fertig und der Herr Hofrat hoffentlich bald mit seinem Kakao . " (Fortsetzung folgt .)

Die

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Jefuiten.

Don Johannes Scherr. (Fortschung.)

ie geschichtliche Wahrheit ist, daß dieser Sah nicht allein in der Praxis , sondern auch in der Theorie eriſtierte , bevor es Jesuiten gab. Er findet sich ja andeutungsweise schon in der Schrift des Aristoteles „Vom Staat“ und ist später durch Machiavelli mit breiteſter Deutlichkeit in ſeinem „ als wie mit Teufels: fingern “ geschriebenen Büchlein „ Vom Fürsten " abgehandelt worden. Noch denkwürdiger ist eine bezüg: liche Stelle beim Martin Luther, auf welche Huber mit | Recht nachdrucksam hingewiesen hat (a. a. D. S. 112) . Im Jahre 1520 , also zu einer Zeit, wo der spanische Offizier Loyola noch nicht die entfernteste Ahnung von der Stiftung des Jesuitenordens hatte , schrieb Luther an Johann Lange : „ Wir hier (in Witten berg) sind überzeugt, das Papsttum sei der Sitz des wahren und wirklichen Antichrists, wider dessen Trug und Tücke wir , um des Heils der Seelen willen, alles für erlaubt halten (nos hic persuasi sumus , papatum esse veri et germani Antichristi sedem,

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in cujus deceptionem et nequitiam ob salutem animarum nobis omnia licere arbitramur). " Das hieß doch mit aller Entschiedenheit bekennen , daß der Zweck die Mittel heilige. Philosophen des Mittelalters und der Neuzeit haben über das Geltenlassen oder die Verwerfung des Sahes hin und her ge= stritten. Die größte scholastische Autorität der römischen Kirche , Thomas von Aquino , hat ausdrücklich erklärt , daß übel beraten sei , wer einen guten Zwed mittels schlechter Mittel zu erreichen trachte. Spinoza dagegen fand es naturrechtlich begründet, daß der Zweck die Mittel heilige , und allerdings beweist die Natur alltäglich und allstündlich; daß sie bei der Erreichung ihrer Zwecke durchaus nur nach der Zweckmäßigkeit und nicht etwa nach der Moralität ihrer Mittel fragt. Hegel hat sich bemüht, den vielberufenen Sah als philosophisch unrichtig zu erweisen, und die neuzeitlichen Philosophen und Theologen sind ihm zahlreich beigetreten. Der große Kant freilich hatte achselzuckend gemeint , es sei noch keinem Philosophen geglückt , die Praxis der Politik mit der Theorie der Moral in Uebereinstimung zu bringen, und wenn die Jesuiten der Maxime „ Der Zweck heiligt die Mittel" gemäß handelten und handeln, so konnten und können sie mit Fug sagen, daß sie es nur machten und machen wie die Politiker aller Zeiten und Parteien. Der unbefangene und gerechte Urteiler wird also in betreff dieses Punktes der Compagnie Jefu nicht mehr Schuld zuwälzen als der Natur und der Menschheit. Angesichts des brutalen Cynismus , womit die Materialiſten und Anarchisten unserer Tage die ge= meinſte Selbſtſucht als höchſtes Gesetz ausschreien, wäre es vollends lächerlich , den Jesuiten ein Verbrechen daraus machen zu wollen, daß sie thun, was alle Welt thut , d. h . daß sie in einer Zeit , allwo der Leiter eines großen Geldinstituts offen aussprechen durfte , mit dem Katechismus in der Hand vermöge man keine Geschäfte zu machen, die Mittel zur Erreichung ihrer Zwecke nicht auf die Goldwage der Moral legen. Dagegen ist es nur gerecht, scharf zu betonen, daß die Art und Weise , wie der Jesuitismus mit der Sittenlehre im allgemeinen und im besonderen umsprang, ein Verwerfungsurteil herausfordern mußte. Die Kasuisten" des Ordens , unter welchen ein Escobar oder ein Busenbauer als typische Figuren daſtehen, waren Rabuliſten, welche aus Weiß Schwarz oder aus Schwarz Weiß zu machen verstanden, Taschenspieler , die mit Begriffen und Worten ein frivoles Ball- und Becherſpiel trieben, Tausendkünstler, welche mit der Moral hantierten als mit einem bequemen Vexierding , das man je nach den Umständen dieſe oder jene Form annehmen lassen , nach Belieben prunkend zeigen oder aber achtlos in die Tasche stecken konnte so oder so , überall und allezeit „ ad majorem dei gloriam “ , d . h. zur Förderung der Ordenszwecke. Als ganz abscheulich kam die seelsorgerliche Theorie der Jesuiten zum Vorschein, wenn ihre Kasuisten von geschlechtlichen Sachen handelten. Da wurde ihre Pastoraltheologie schlankweg zur Zoto-

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logie. Es gibt von Jesuiten herrührende Anleitungen | legen die drei Gelübde des Gehorsams , der Armut zum Beichthören, die in der Schamlosigkeit das Un- und der Keuschheit ab , obzwar nicht öffentlich , und glaublichste leisten. Daß diese Lehrbücher lateinisch verpflichten sich dadurch der Gesellschaft Jesu dergegeschrieben wurden , ist gar keine Entschuldigung. stalt , daß sie nur mit ausdrücklicher Genehmigung Latein war ja die Unterrichtssprache in den Jesuiten des Generals dieselbe wieder verlassen können. kollegien. Vom Pater Moja im 17. bis zum Pater Den weltlichen Koadjutoren liegt noch eine zehnGury im 19. Jahrhundert zieht sich ein pestilenzischer jährige Probezeit ob , und sie müssen das dreißigste Strom von Schmuh herab. Wir wollen denselben, Jahr zurückgelegt haben , bevor sie zur öffentlichen für welchen in einem anständigen Buche kein Raum und feierlichen Leiſtung der drei Gelübde zugelassen ist , schweigend zur Seite leiten , in den riesigen und demzufolge als wirkliche Mitglieder der ComSchweinekober hinein, wohin er gehört . . pagnie betrachtet werden. Die genehmigten ScholaDas Ziel, welches. der Stifter seiner Gründung stiker werden nach absolviertem Studium der Rhegesteckt hatte und das bis zum heutigen Tage von torik und Litteratur , der Philosophie , Mathematik der Gesellschaft Jesu thatkräftig angestrebt wurde, und Physik zumeist etliche Jahre lang als Hilfslehrer war die Ausbreitung und beziehungsweise Wieder in einem der Erziehungshäuser des Ordens verwendet, herstellung des mittelalterlichen Katholizismus. Hier dann zum Studium der Theologie herangezogen und auf ist wie die Doktrin und der Kult der Jesuiten nach Beendigung desselben binnen vier bis sechs Jahren mit ſeinem Mariä- und Reliquiendienst, mit seinem zu Priestern geweiht . Damit und sodann mittels theatralischen Ceremoniell und seinen augenfälligen öffentlicher und feierlicher Ablegung der drei einfachen Bußübungen , wie weiterhin ihre Moraltheorie | Gelübde werden sie geistliche Koadjutoren ( ,, coadund seelsorgerliche Praxis, so auch und vor allem ihre jutores spirituales ") , auch „ Professen der drei GeOrdensverfaſſung berechnet gewesen und geblieben. lübde" geheißen , und treten in den dritten Kreis Derselben zufolge gliedert sich die Compagnie der Gesellschaft Jesu ein als eigentliche Angehörige Jesu in vier Klassen oder Kreise. Der äußerste und derselben. Ihre Thätigkeit ist eine seelsorgerliche , weiteste Kreis umschließt alle, welche unter dem Ge- missionärische und pädagogische , zuweilen auch eine horsam des Generals leben , also auch die Novizen. diplomatische und häufig eine litterarische. Aus diesem Nur geistig und körperlich Gesunde , sowie nur gut Kreise pflegen die gewandtesten und mutigsten SendBeleumdete sollen zum Noviziat zugelassen werden, linge und Agenten, wie die geschicktesten Publizisten keine Verehelichten , keine Sklaven , auch keine Ab- des Jesuitismus hervorzugehen . Zu den Rechten kömmlinge von Mohammedanern oder Juden. (Die der geistlichen Koadjutoren gehört auch , daß sie zu Juden wurden jedoch später zu Gnaden angenommen, den Generalversammlungen der Compagnie abgeordnet und der Orden zählte und zählt nicht wenige getaufte werden können und in denselben ſizen und stimmen Jsraeliten.) Gefeßlich soll die Zulassung zum No : dürfen, nur nicht bei der Wahl des Generals. viziat nicht vor erreichtem 14. Lebensjahr erfolgen, Um aus dem dritten Kreis in den vierten und aber der General kann Ausnahmen gestatten. Die | innersten vor- und einzurücken, bedarf es neben einem Novizen scheiden sich in drei Arten : die einen wollen Alter von mindestens 45 Jahren ausgezeichneter Gegeistliche, die anderen weltliche Mitglieder der Com - lehrsamkeit und Tüchtigkeit, bereits notorisch um den pagnie werden , die dritten sind sogenannte „ In Orden erworbener Verdienste und überdies noch einer differente" , d . h. bereit , sich einer von den Oberen besonderen zweijährigen Prüfungszeit , welche damit beliebten Verwendung zu unterziehen. Das bis in beschlossen wird , daß der zu Promovierende seine alle Wichtigkeiten und Kleinigkeiten hinaus geregelte wissenschaftliche Befähigung nachweisen und drei Noviziat die Schriften von Bode und Köhler Tage lang betteln gehen muß . Nach Erfüllung dieser (f. o .) geben darüber authentische und belehrende Bedingungen fügen die Kandidaten zu den drei geAufschlüsse soll zwei Jahre währen und ist eine wöhnlichen Gelübden nach Vorschrift des Ordensſtrenge Prüfungszeit , insbesondere auch darauf an= | statuts noch das an den Papst , als „ an den zcitgelegt, den Novizen von der Welt", d . h . von allen weiligen Statthalter Chrifti" , gerichtete vierte hinzu : Familienbanden , von allen Verbindungen mit „ da „Ohne Einredc, ohne Reisegeld zu begehren, überall : draußen" loszumachen und ihn so zu drillen und zu hin in der Welt zu gehen , allwohin zu gehen der dreſſieren, daß er ſchließlich „ perinde ac si cadaver " Papst befehlen mag , sei es unter Gläubige oder Unim Sinne der Ordensobedienz sei. gläubige , für Dinge , welche auf den Dienst Gottes Nach wohlbestandenem zweijährigen Noviziat und und auf den Vorteil der chriſtlichen Religion abzielen. “ nach abgelegten Prüfungen werden die Novizen in So wird man ein Profeß der vier Gelübde" und den zweiten sich_nach innen zu verengenden Kreis Mitglied derjenigen Klaſſe von Jesuiten, welche den aufgenommen. Entweder als weltliche Koadjutoren | Kern der Compagnie bilden. Diese ,, professi nostri " (,coadjutores temporales " ) , Ordensmitglieder, welche so geheißen im Gegensatz zu den Professen der für die zeitlichen Bedürfnisse der Compagnie zu sorgen drei Gelübde, professi externi find an Zahl verhaben als Sakristane , Hausdiener, Gärtner , Hand- hältnismäßig gering : auf hundert Mitglieder des werker, Köche, Güterverwalter, oder als genehmigte | Ordens mögen vielleicht ihrer zwei kommen . Sie Scholaftiker (,,scholastici approbati ") , welche im | formieren den Generalstab der Heerſchar Jesu . Sie Lehr- und Erziehungsfach oder in priesterlichen Aemtern wählen den General und führen in den Generalverdes Ordens verwendet werden sollen. Beide Klassen | sammlungen das leitende Wort. Aus ihrem Kreiſe

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werden die höchsten Würdenträger bestellt, die „ Assi | Fischart - oder einen schwarzen Hut mit flachem ſtenten“, d . h . die Geheimräte (,, consultores") und Boden und breiter Krempe , welche an den Seiten Beaufsichtiger ( „ admonitores " ) des Generals , die mit einer Schnur aufwärts gebogen war , den soProvinzale “ , d . h. die gebietenden Oberen einer der genannten Schaufelhut. Uebrigens ging der Jesuit Provinzen des Ordens , die Superioren" der Pro- mit Erlaubnis oder auf Befehl der Oberen auch in feßhäuser, die „ Rektoren" der vornehmsten Erziehungs- der Tracht der Weltleute , wenn die Verhältnisse dies anstalten , die Beichtväter von Königen und Köni angezeigt erscheinen ließen . Aus alledem erhellt, daß ginnen, Prinzen, Prinzeſſinnen und sonstigen großen es Mitglieder der Compagnie Jesu geben konnte und Herren und Damen, die „ Prokuratoren " , welche die kann , Affiliierte" , welche im weltlichen Stande Finanzen , die beweglichen und unbeweglichen Güter und sogar in der Ehe lebten . Derartige Jesuiten der Compagnie zu verwalten haben. Denn, wohl sollen gewesen sein die Kaiser Ferdinand II . und verſtanden, das Gelübde der „ Armut “ ist im Jesuiten | Ferdinand III . , die Könige Jao III . von Portugal , orden „ cum grano salis “ , ja mit einem ungeheuer Siegmund III. von Polen und Ludwig XIV . von großen Brocken Salz zu verstehen . Der einzelne Frankreich , sowie der Kurfürst Maximilian I. von Jesuit, insonderheit der hochstehende, der Profeß der Bayern. Auch fürstliche und prinzeßliche Jesuitinnen vier Gelübde , muß arm ſein und darf sich auch für werden genannt . Aktenmäßige Sicherheit über die ſeine geistlichen und pädagogiſchen Verrichtungen nicht Jesuiten von der kurzen Robe ", wie man die Affibezahlen lassen. Aber die Compagnie, die darf Alliierten zu bezeichnen pflegt, ist freilich bis zur Stunde mosen" , d . h. Geschenke und Vergabungen aller Art noch nicht zu erlangen gewesen . Das Regiment der Compagnie war im ganzen. annehmen. Nur soll es nicht so aussehen , als wären dieſe „ Almosen“ die Vergütung für von der Ge- wie im einzelnen streng und straff , das Leben in sellschaft geleistete Dienste , sondern so , als flössen den Profeßhäusern und Kollegien auf dem Fuß der die Spenden ganz aus freier Hand und rein nur Wohlanständigkeit und Schicklichkeit eingerichtet und geregelt. Wohllebigkeit , aber auch Ueberspannung zur größeren Ehre Gottes". Auf diese sinnreiche Weise, sowie durch kühne Han- der Askese waren daraus verbannt. Der General delsspekulationen ist der Bettelorden" der Jesuiten herrschte mittels der Provinziale , diese regierten zum Besiß von unermeßlichem Gut und Geld gelangt. mittels der Superioren, Rektoren und Prokuratoren . Neben den offiziellen Jesuiten der vier gekenn : Der Geſchäftsgang war muſterhaft genau und raſch. zeichneten Kreise oder Klassen Scholastiker, Koad- Nie ist eine Verwaltungsmaschine zweckdienlicher gejutoren , Profeffen von drei und Professen von vier baut , besser geölt und geschickter gehandhabt worden Gelübden gab und gibt es aber auch noch offi: als die der Gesellschaft Jesu . Das demokratische und parlamentarische Eleziöse, die sogenannten „ Affiliierten “, die Zugewandten oder Angereihten , deren Vorhandensein durch die ment in der Verfaſſung derselben kommt zur Geltung Publizisten des Ordens freilich gelegentlich bestritten in den gesetzmäßigen Versammlungen der Mitglieder, und abgeleugnet worden ist. Trotzdem kann die in den Prokuratoren , Provinzial- und Generalkon= Existenz von „ affiliierten “ Jesuiten einer ernsten An- gregationen. Die Verhandlungen der beiden erst zweifelung kaum unterſtellt werden. Der Vorteil, in genannten finden regelmäßig von drei zu drei Jahder Weltgeistlichkeit, sowie in der Laienwelt , besonders ren statt, außerdem auch bei ungewöhnlichen Veranin der vornehmen oder reichen, zuverlässige Verbün | lassungen. Die Generalkongregationen werden nicht dete zu haben, lag zu handgreiflich nahe , als daß er periodisch, sondern nur unter außerordentlichen Umvon der jesuitischen Politik hätte übersehen werden ständen durch den General oder dessen Stellvertreter können. Auf der anderen Seite verbürgte ja die Ver- berufen , sollen nur in Rom zusammentreten und bindung mit dem Orden und die Förderung der gewähren die volle Stimmfähigkeit bloß den ProZwecke desselben köhlergläubigen Menschen ihr Seelen: feffen der vier Gelübde, den Provinzialen und solchen heil , wie nebenbei nicht minder allerhand zeitliche | Superioren , Rektoren und Prokuratoren , welche in den Provinzialkongregationen Sitz und Stimme haben. Vorteile. Despotischen Fürsten und herrsch- und hab gierigen Ministern mußte ganz besonders naheliegen , Dieser ganze parlamentarische Apparat ist selbstver durch verschwiegenen Anschluß an die mächtige Com ständlich, wie eben alles und jedes in der Compagnie pagnie die Unterstützung derselben zu erlangen. Weiter: Jesu , so konstruiert , daß er ein weiteres wirksames hin hatte es ja der General in der Hand , mittels Mittel zur Handhabung straffer Disziplin und scharfer Modifizierung der Ordensgelübde, mittels Dispensen Ueberwachung abgibt. Man kann überhaupt sagen, u. f. w. den Affiliierten alle möglichen Erleichterungen das ganze Dasein der Mitglieder des Ordens sei zu gewähren . Eine Ordenstracht brauchten sie um nur eine unausgesetzte gegenseitige Beobachtung und so weniger anzulegen , da auch die Jesuiten selber Ueberwachung. Die Kette derselben ist vom Novifeine hatten. Sie gingen in schwarzer Tuchkleidung ziat hinaufgespannt bis zum Generalat. Denn wenn vom Schnitt, wie er bei Gelehrten üblich. Sie trugen alle Fäden des ewigen Visitierens und Kontrollierens in der Hand des Generals zusammenlaufen , so ist ein talarartiges , bis an den Hals geschlossenes Unter kleid , darüber ein langes , schwarzes , vorn offenes dieser doch auch seinerseits , wie schon erwähnt worden, Uebergewand und als Kopfbedeckung entweder ein der Gegenstand einer beständigen Beaufsichtigung und schwarzes Barett mit vier Ecken das viereckechte Kontrolle. Der General ist der oberste Spion und oder vierhörnige Jesuwiderhütlein " nennt es der alte dann zugleich der oberste Bespionierte. Die in seinem

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Inneren bis zur äußersten Raffiniertheit ausgebildete Polizeikunst des Ordens war und ist eines seiner erfolgreichsten Machtmittel nach außen. Mit seinem wirklichen Eintritt in die Gesell: ſchaft Jeſu ſtirbt der Jesuit wie der Familie, so auch dem Vaterland ab , um nur noch in der Compagnie und für dieselbe zu leben. Er hat keine Privat: interessen , kein Eigentum und keinen Willen mehr. Er ist nicht mehr eine Persönlichkeit , sondern bloß noch je nach dem Gutfinden der Oberen ein so oder so geformtes Werkzeug in den Händen derselben „ perinde ac si cadaver sit " . Heimatlos , ver: wandtenlos, freundlos, muß er zu jeder Stunde be reit sein , von einem Ort zum anderen , aus diesem Land in jenes zu wandern , jezt in irgend ein Cen trum der Kultur , dann wieder in ferne Wüsteneien versett , heute zur Mitwirkung an den feinsten Geweben europäischer Diplomatie , morgen zur Heidenmiſſion unter kannibalische Barbaren kommandiert zu werden. Um es kurz zu sagen , die Jesuiten , vom

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| wurde aus einem Angreifer zu einem Angegriffenen, aus einem Eroberer zu einem Verteidiger , welcher aus gar vielen der von ihm zuvor gewonnenen Stellungen vor dem Ansturm des Jesuitismus mit gesenkten oder gar verlorenen Fahnen zurückweichen mußte. Nicht allein physisch, sondern auch moralisch, auf welche Art von Rückzug im Verlaufe unserer | Betrachtung schon früher hingewieſen wurde. Die Gesellschaft Jesu war beim Tode ihres Gründers und ersten Generals 17 Jahre alt und schon zählte sie 1000 Mitglieder, worunter 35 Professen der vier Gelübde , und 100 Niederlassungen in 12 //Provinzen". Loyolas Nachfolger im Generalat war einer seiner ersten Schüler , der Spanier Jayma Lainez , welcher von 1556 bis 1565 befehligte und dem der Orden hoch verpflichtet ist. Er hatte zum Nachfolger abermals einen Spanier , und zwar einen spanischen Granden , den Duque Francisco de | Borja ( ital. Borgia) , einen Urenkel Alexanders VI .; denn er war ein Enkel jenes Duca Juan di Gardia , niedrigsten bis zum höchsten, waren nur Treibriemen, welcher der älteste Sohn des genannten Papstes Räder , Walzen , Stifte und Kurbeln in einer bei | (Rodrigo Borja) gewesen und auf Anstiften ſeines spiellos kunstvoll gebauten, mit der Dampfkraft des Bruders Cesare Borgia in der Nacht vom 14. auf Glaubens in Betrieb gesezten Kolossalmaschine . den 15. Juni 1497 ermordet und in den Tiber Und so wie er war , konnte der Orden schon geworfen worden war. Dieſem dritten General bald nach seinem Aufkommen nicht verfehlen , bei ( 1565 bis 1572) folgte als vierter Ewerard Merdenkenden Menschen, also bei einer Minderheit, sehr curian (1572 bis 1581) , von Herkunft gleichfalls im Hinblick auf ein Spanier, wie es scheint. Der fünfte General , gemischte Gefühle hervorzurufen ſeine meiſterliche Organiſation , seine Energie , Auf- Claudio Aquaviva ( 1581 bis 1615) , ein Neapoliopferungsfähigkeit und Wirkungskraft : gewaltigen Re- taner aus dem herzoglichen Hauſe Atri , war einer spekt, im Hinblick auf seine fanatische Unduldsamkeit, der bedeutendsten von allen, welche das Generalatsseine zweideutige Moraltheorie und seine skrupellose register der Compagnie aufzuweisen hat. Verfolgt Politik: scheue Furcht. Streng sittliche und wahrhaft man dasselbe weiter und bis zum Jahre 1730 herab, fromme , aber hellsichtige und duldsame Menschen so begegnet man diesen Namen : Muzio Vitelleschi haben darum schon frühzeitig gedacht , was später (1616 bis 1645) , Vincenti Caraffa ( 1646 bis 1649) , ein lateinischer Reim aussagte : Francesco Piccolomini ( 1649 bis 1652) , Alessandro Gottofridi (1652 bis 1662) , Goswin Nickel ( 1662 „" O vos, qui cum Jesu itis , Non ite cum Jesuitis !" bis 1664, ein weißer Rabe , so zu sagen , d . h . der einzige Deutsche unter allen diesen Spaniern und 6. Italienern), Giovanni Paolo Oliva ( 1664 bis 1682 ) , Karl van Noyelle ( 1682 bis 1697 , ein Belgier), Die Compagnie marschiert. Thyrfis Gonzalez ( 1697 bis 1706) und Angelo Aber was auch eine Minderheit von Menschen Tamburini ( 1706 bis 1730) . Die Mehrzahl dieser Generale zählte keineswegs denken mochte, die Leute gingen scharenweise mit den Jeſuiten, zu Hunderttausenden, zu Millionen. zu den Nummer- Eins-Männern ; verschiedene darunter Seit den Triumphen , welche das Christentum waren sogar notorische Nullen . Allein der Organisin seiner ersten Jugendfrische gewonnen , seit den mus des Ordens war schon so kräftig und innerlich Siegen , welche der Islam im ersten wilden Auf wie nach außen so gefestigt , daß auch unbedeutende lodern seines Fanatismus davongetragen, waren Er- Oberhäupter seinen Fortschritt nicht hemmen konnten , folge, wie sie dem Jesuitismus zu teil wurden, nicht sondern fördern mußten. Der Ausbau der Verfassung ging stetig und gedeihlich weiter , und der mehr geschaut worden . Das Vorschreiten und Um sichgreifen dieſes Brandes war viel rascher und drasti: Marsch der Compagnie gestaltete sich mehr und mehr scher als das des Lichtschimmers der Reformation. zu einem Siegesmarsch. Unmittelbar nach seiner Gründung hatte der Wo diese , so zu sagen , die Flöte der Ueberzeugung geblasen , marschierte die Compagnie Jesu mit den Orden sein Bekehrungsgeschäft im großen Stil er: Trompeten und Pauken der Ueberredung, der Ueber öffnet und seine Missionsthätigkeit nach zwei Richschreiung auf. Die Menge aber hat bekanntlich zu tungen hin begonnen. Außerhalb Europas wider allen Zeiten die Blechmusik geliebt und Trompeter | die „ Heiden “, innerhalb unseres Erdteils wider die und Pauker den Flötisten und Geigern vorgezogen. ,,Kcher ". Der neben Loyola hervorragendste Mann Noch das 16. Jahrhundert sah den großen kul der Gesellschaft , Francisco Xaverio , welchem auch turgeschichtlichen Umschwung. Der Protestantismus | aus proteſtantiſchem Munde das Lob eines „ unaus-

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sprechlichen und heiligen Eifers " zu teil geworden, | machte sich schon im Jahre 1542 nach Ostasien auf, um in den portugiesischen Kolonien von Indien und dann in Japan das Christentum zu predigen mit da und dort glänzendem, aber nirgends dauerhaftem Erfolg. Denn dieſer Miſſionär war zu hoch gesinnt, um sich zu diplomatischen Anbequemungskünsten herabzulassen , wie sie jesuitische Nachfolger auf seinen Pfaden dem Brahminismus , dem Buddhismus und dem Konfucismus gegenüber ohne Skrupel geübt haben, mit freilich auch nur dauerlosem Glück. So der Pater Ricci in China und der Pater Nobili in Indien. Rechnet man alles zusammen, was die Jefuiten in ihrer cuf die Bekenner des Brahminismus , Buddhismus und Mohammedanismus abzielenden Bekehrungsarbeit gewonnen haben, so ist das Ergebnis eigentlich ein recht unbedeutendes, wie man ja von der christlichen Mission unter den Gläubigen der genannten Religionen überhaupt und bis zum heutigen Tage herab sagen kann : ,,Viel Geſchrei und wenig Wolle. " Eanz andere, nicht nur unverhältnismäßig weit | größere , sondern auch wirklich dauerhafte Triumphe erfocht die Compagnie Jesu in Europa mittels ihrer | Feldzüge wider die Keßerei". Zunächst in Italien , wo alle über die Alpen herübergeflogenen Funken reformatorischen Geistes durch die unerbittlich aufstampfenden Füße der Jesuiten und Jesuitengenossen ausgetreten wurden , und unter dem Oberkommando des Generals Lainez na mentlich im Jahre 1561 der brennende Rechtgläubig keitseifer gegen die Sekte der Waldenser im Norden und im Süden der Halbinsel mörderisch sich ausließ . | Etliche Tausende von „Ketern" und Keherinnen" sind bei Gelegenheit dieser Rettung der Religion" in Kalabrien und in den Alpenthälern von Piemont

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Rebellen gegen das Königtum sein und wie die kirchliche , so auch alle und jede staatliche Autorität verwerfen. Das predigten die Jesuiten , und damit fanden sie Glauben zur selbigen Zeit, wo das Luthertum im Servilismus schon sich selber zu überbieten und zu übertreffen suchte und mußte , und wo der Calvinismus in Genf ein bis zum Aberwit despotisches Regiment führte! Spanisch von Herkunft und superlativisch spanisch seiner ganzen Natur nach , mußte der Jesuitismus den Weg in sein Heimatland für einen gewiesenen und geebneten halten. Aber er fand denselben wider Erwarten sehr holperig und vielfach versperrt. Die lieben Mitbrüder in Christo thaten alles mögliche, um die gefürchteten loyolaitischen Konkurrenten vom spanischen Boden fern zu halten. Der erste Hierarch des Landes, der Kardinal- Erzbischof von Toledo , wollte nicht nur nichts von den Jesuiten wissen , sondern untersagte auch seinem Klerus jede Verbindung mit denselben . Es ging ein Geschrei um in den spani schen Klöstern : „Was , dieser Jñigo de Recalde will sich als Ordensstifter aufthun? Er , von dem kein Mensch zu sagen weiß, daß er auch nur das kleinste Wunder verrichtet hätte, während unsere Ordensstifter, der heilige Franziskus und der heilige Dominifus , die allergrößten nur so aus den Aermeln schüttelten . (Die Jesuiten Weg mit ihm ! Anathema sit. "

merkten sich das und sorgten dafür, daß ihr Stifter das , was er bei Lebzeiten versäumt hatte , nach seinem Tode als // heiliger Leib " ausgiebig nachholte.) Schlimm war fernerweit, daß auch König Carlos I. (Kaiser Karl V.) seiner Rechtgläubigkeit ungeachtet die Compagnie Jesu scheel und mißtrauisch ansah, weil ihre unbedingte Abhängigkeit vom Papste , mit welchem er ja nicht selten in politische Händel und alleinseligmachenden " Glaubens Fehden geriet, ihm höchſt bedenklich vorkam . Sogar dem Moloch des geopfert worden. An allen italienischen Höfen, nur sein Sohn und Nachfolger Philipp II. , der Erzden von Florenz ausgenommen, hatten die Jesuiten fanatiker, hegte anfänglich starke Bedenken gegen die bald einen großen und einen herrschenden Einfluß , Jesuiten. Aber diese verstanden es , mittels Klugund wenn mitunter ein italiſcher Staat, wie z . B. die | heit, List , Geduld und Beharrlichkeit allen diesen Republik Venedig , gegen die loyolaitische Umstrickung Hindernissen obzusiegen . Der Anfang ihrer Erobemehr oder minder heftig ſich ſträubte , so wußte die | rung Spaniens datiert vom Eintritt des Vizekönigs Politik vom ** Al Gesù " dieſes Sträuben doch immer von Katalonien , Francisco Borja , Duque de Gardia , in den Orden ( 1548) , welcher , wie schon ge = zu einem bald wieder aufgegebenen zu machen. Die Jesuiten bedienten sich schon dazumal des meldet , diesen Urenkel des verrufensten aller Päpste Kunſtgriffes, deſſen ſie ſich später,so häufig bedienten aus Dankbarkeit später zu seinem dritten General Das Beiſpiel dieses spanischen Granden erhob. und noch heute bedienen : sie machten den Macht habern bange. Dazumal mit der Reformation , wie wirkte zu gunsten der Jesuiten mächtig auf seine Landsleute aller Klaſſen , insbesondere der unterſten nachmals mit der Revolution. Sie wußten die Jn Die mönchesüchtigen Spanier haber von Thronen und Thrönlein, wie von Minister , und der oberſten. Bürgermeister und Rätefesseln zu überreden , daß konnten ihrer Lieblinge gar nicht genug haben und für Möbel dieſer und jener Art nur die Altäre der nahmen also den neuen Orden mit Begeisterung auf. alleinſeligmachenden Kirche und ganz vorzugsweise | Die Kirchen erwiesen sich bald als zu klein, um die die von ihnen, den Mitgliedern der Compagnie Jesu , Echaren der Hörer und Hörerinnen zu fassen, welche bedienten Altäre zuverlässige Stügen und Rückhalte sich um die Kanzeln der loyolaitischen Prediger drängabgäben. Sie wußten es den herrschenden Klassen ten. Schon im Jahre 1548 vermochten die Jesuiten in Salamanca, der ersten Universität Spaniens , cin einleuchtend zu machen, daß der höllische Wechselbalg, zu erbauen. Zur gleichen Zeit faßten sie Kollegium welchen der Teufel mit der Apoftafic gezeugt , die sogenannte Reformation, notwendig die politische Re- auch in Alcala Fuß, und von den beiden Hochschulvolution gebären würde . Weil Rebellen gegen das städten aus verschlängelten sie sich rasch über das Papsttum , müßten die Kezer schlechterdings auch ganze Land. Und wie hier, so wußten sie sich auch in

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den spanischen Niederlanden aus dem Verhältnis des wenden , ohne doch infolge der ungünſtigen , die Ueberoffiziösen Geduldetseins binnen wenigen Jahren in sicht erschwerenden Witterungsverhältnisse damit beson : das des offiziellen Anerkanntseins emporzuarbeiten. dere Erfolge zu erzielen. Dann richtete der GeneralpostIhr Sturmbock und Breschestoßer war hier jener direktor Rampont eine völlige Ballonpostverbindung ein, und wenn es dem fühnen Luftschiffer Gaston Tissandier Lefèvre , welchen wir als den ersten Schüler des trok mehrfach wiederholter Versuche auch nicht gelang, "I Gründers" kennen lernten. Auf Zureden des Duque mit Hilfe günstiger Luftströmungen von Chartres , Le Mans de Feria , der einen Bruder im Orden hatte , be- und Rouen aus nach Paris hereinzukommen , so haben willigte Philipp II. den Jesuiten die Ansiedelung doch während der Einschließung nicht weniger als 64 große in den niederländischen Provinzen ( 1556) , und die Ballons insgesamt mit 155 Personen, 363 Brieftauben und Gunst der Statthalterin Margareta von Parma, fast 10 000 kg an Briefen und Depeschen die belagerte. welche einen von der Compagnie zum Beichtvater Stadt verlassen ; 6 dieſer Vallons mit 15 Perſonen ſind genommen , ermöglichte ihnen die Gründung von gefangen genommen und 2 verschollen, aber diese Verluſte konnten französischerseits verſchmerzt werden. War doch Kollegien in Löwen und Antwerpen (1562). Gambetta glücklich in die Provinz gelangt, Gambetta, der (Schluß folgt.) die Seele bildete des ganzen weiteren Widerstandes ! Von den Tauben fanden nur 57 den Weg zurück in den Schlag, wo ihrer mit Sehnsucht geharrt wurde, aber sie bargen wenigstens unter ihren Flügeln den reichen Schat von über hunderttausend Depeschen , die nach der von Dom Kriegsballon. Dragon erfundenen Methode in Mitrophotographie auf den denkbar engsten Raum zusammengedrängt erst lesbar Don wurden , wenn ein Vergrößerungsglas ihren Inhalt mit zoulangen Lettern an die Wand zauberte. X X Auch das deutsche Heer hat im Kriege 1870/71 die Luftschiffahrt auszunußen verſucht. Während aber die französischen Aeronautiker auf den Ruf des Vaterlandes von allen Seiten herbeieilten , war die deutsche HeeresEnde September 1870 hatte ich füdlich von Paris für mehrere Wochen einen Beobachtungsposten bezogen. leitung gezwungen, den Engländer Corwell in Dienst zu Während dieser Zeit gelang es meinen Husaren , von nehmen. Warum ? Es gab keinen deutschen Luftschiffer, einem Patrouillenritte als Siegesbeute einen jener kleinen wie denn überhaupt ſeit der Erfindung der Montgolfieren Luftballons heimzubringen, die man in größeren Städten vor mehr als 100 Jahren stets und bis in die allerwohl an Sonn- und Feiertagen zu Vergnügungszwecken neueste Zeit die Franzosen allen übrigen Völkern auf dem aufsteigen läßt. Ein gut gezielter Schuß mit dem Kara- | Gebiete der Luftschiffahrt vorausgecilt ſind . Man wollte biner hatte die Seidenhülle des zierlichen Luftschiffchens deutscherseits zunächſt bei der Belagerung von Straßburg getroffen , und im raſchen Niederfallen war der Ballon | einige Ballons captifs zu Beobachtungszwecken verwenden. in den Aesten einer Eiche hängen geblieben . Von dort Als aber endlich die zahlreichen Schwierigkeiten überhatte ein gewandter Kletterer die Feßen zerriffenen Stoffes wunden waren und man ausgiebigen Gebrauch von der heruntergeholt und damit eigentlich wider Erwarten einen Anwesenheit des Ballons machen zu können hoffte , kapiguten Fang gethan. Denn an Stelle der Gondel war tulierte die alte deutsche Reichsstadt. Das Luftschifferunter dem Ballon ein dickes , durch den umhüllenden detachement wurde nach Paris herangezogen , aber schon Wachstaffet gegen zerstörende Witterungseinflüſſe geſchüßtes | im Oktober 1870 ganz aufgelöſt, da ſeine Thätigkeit nicht Paket befestigt gewesen , Briefe über Briefe enthaltend, | mehr notwendig schien. welche aus der eingeschlossenen französischen Hauptſtadt Uebrigens reicht die Verwendung des Luftballons heraus über die Köpfe der „ maudits prussiens " hinweg oder des Aerostaten, wie der jezt gebräuchliche techniſche in die Provinzen befördert werden sollten. Abends saßen Ausdruck lautet, zu kriegerischen Zwecken bis in die Redie Offiziere beim Schein einer einſam glimmenden Talg | volutionskriege zurück. Der Kommandant der vom Herzog kerze in dem mit dunkelpoliertem Mahagoniholz biz unter von Koburg belagerten Festung Condé , der General die Decke getäfelten prächtigen Speiſeſaal des Schloffes | Chanzel, versuchte im Jahre 1793, mittels eines kleinen Piquepus, um den Inhalt dieser Schriftstücke zu entziffern . Ballons dem General Dampierre Nachricht über seine Das war bei der kleinen Schrift und dem feinen Papier, bedrängte Lage zu geben. Die Luftsendung fiel zwar den Feinden in die Hände , aber der franzöfifche Wohlwelches aus naheliegenden Gründen bei den meiſten be nußt war , keine ganz leichte Aufgabe. Aber wir ent- | fahrtsausschuß ordnete doch Versuche in größerem Maßdeckten doch einige an die Delegation in Tours gerichtete | stabe mit Luftballons an und übertrug dieſe dem später militäriſche Dienſtſchreiben , die für unſere höheren kom- zum Kommandanten der beiden 17 compagnies des aëromandierenden Behörden nicht ohne Wichtigkeit waren und statiers " ernannten Phyſiker Coutelle . Während in dem zu Meudon angelegten Etablisse: in zahlreichen privaten, meistens recht kläglichen Herzensergießungen Schilderungen von dem Leben und Treiben ment die Ballons hergestellt und immer neue Fortschritte in der belagerten Stadt enthielten, die cine einigermaßen angestrebt wurden, leiſtete Coutelle von dem hohen Beobachtungsposten in der Gondel seines Ballons aus wiederzutreffende Vorstellung von den dort herrschenden Zu holt den kommandierenden Generalen wichtige Dienste ; so ständen ermöglichten. Diese kleine Episode lenkte meine Aufmerksamkeit | in Maubeuge , wo er die Bewegungen der Desterreicher zuerst auf die Energic, mit welcher die Belagerten selbst beobachtete und darüber mittels eines einfachen Signaldurch die Luft mit der Außenwelt in Verbindung zu | apparates oder durch Depeschen in Sandsäcken nach unten bleiben trachteten, nachdem die wachſamen deutschen Vor: | berichtete ; so vor Charleroi, in der Schlacht bei Fleurus, poſten ihnen alle übrigen Mittel dazu abgeschnitten hatten . | später vor Mainz und bei anderen Gelegenheiten . Aber Man hatte zuerst den Versuch gemacht, die vier in Paris obgleich die Generale Jourdan und Moreau des Lobes vorhandenen Ballons captifs als Observatorien zu ver- voll waren über die Leistungen der Aeroftaten, konnte bei-

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spielsweise Hoche sich nicht von deren Nüglichkeit über : | Nek, Gondel und sonstiges Zubehör, die sehr geheim gc= zeugen , und Napoleon wollte überhaupt nichts davon haltenen Maschinen zur Herstellung von Schwefelwasserwissen. Er schloß nach seiner Rückkehr aus Aegypten | stoffgas für die Füllung des Ballons, die Materialien zur die Aeronautenschule zu Meudon und löfte die Luftschiffer- | Gaserzeugung, endlich aber der Anker, der den Ballon compagnie auf. am Boden festhält, das starke, 500 m messende Hanftau, Später treffen wir auf die vereinzelte Anwendung an dem der Aerostat schwebt , und eine kleine Dampfvon Ballons im italieniſchen Kriege 1859 und im nord : | maſchine mitgeführt werden ; leßtere treibt die mechaniſche amerikanischen Sezessionskriege. In die Reihe der wirk: Windevorrichtung, mittels derer der Aufstieg des Ballon lichen Kriegsmittel ist das Luftschiff jedoch erst seit dem | captif sich vollzieht (S. 321 ) . letten gewaltigen Ringen zwischen Deutschen und FranDie Meudoner kugelförmigen Ballons bestehen aus zosen getreten. chinesischer, durch einen besonderen Lacküberzug undurchVor allen Dingen schenkte man der Vervollkommnung dringlich gemachter Ponghee- Seide und sind mit einem der militärischen Luftschiffahrt während der leßten sech | Neß überzogen, deſſen untere Maschen nicht verknotet sind, zehn Jahre in der französischen Republik die größte um leicht beweglich zu bleiben und beim Pendeln des Aufmerksamkeit. Schon Thiers hat an der früheren Stelle | Ballons den ausgeübten Druck stets gleichmäßig zu verteilen. in Meudon ein militärisches Luftschifferetabliſſement er: Die Gondel ist auf sinnreiche Weise derartig unterhalb richtet, das sich nicht allein die gründliche Ausbildung des Ballons befestigt , daß sie stets senkrecht hängt, mag von Luftschiffern, sondern auch Verbesserungen aller Art auch der Aerostat durch äußere Einwirkungen Lagen anmit Bezug auf Konstruktion und Material des Ballons | nehmen , welche er wolle , und steht telephoniſch durch angelegen ſein läßt und die in das Gebiet der Aeronautik | den im Haltetau eingelaſſenen Draht mit dem Erdboden schlagenden wissenschaftlichen Fragen eingehend studiert. in Verbindung. In dem weitläufigen, den Luftschiffertruppen eingeräumten Die Gondel (S. 415) des Ballon captif gewährt bei Park von Chalais zu Meudon liegen die größten und günstigem Himmel einen weiten Ueberblick. Man kann mit beſteingerichtetsten Werkstätten der Welt. Ihnen schließen | Hilfe guter Gläser von dort aus nicht nur auf große Entfer = sich große Schuppen und Remisen an, in denen die ge- nungen die Bewegungen feindlicher Truppen verfolgen, füllten Aerostaten bequem Play haben, und zahlreiche sondern ist imstande , durch photographische Aufnahmen Arbeiterwohnungen vervollständigen das Bild reger Ge- sich die Kenntnis der beobachteten Gegend zu verſchaffen. werbthätigkeit , in deren Geheimnisse jedoch kein unbe: Selbstverständlich geht mit allen Versuchen, der Verwendrufenes Auge einzudringen vermag. barkeit des Ballons ein immer weiteres Feld zu eröffnen, Seit die Gebrüder Montgolfier im Jahre 1783 zum das Bestreben Hand in Hand , ihn auch als Waffe auserstenmal mit ihrer Erfindung an die Deffentlichkeit ge- zunuzen, um aus unerreichbarer Höhe Bomben und Gratreten sind, haben Theoretiker und Praktiker in großer naten auf den Gegner herabzuschleudern. Namentlich Zahl sich eigentlich unablässig damit beschäftigt , den sollten nach französischen Berichten die Deutschen mit VerAeroſtaten lenkbar zu machen, derart, daß der Luftschiffer suchen in dieser Richtung thätig sein. Ist das der Fall, in den Stand geſeht würde, sein Fahrzeug gegen Wind | ſo find wir einmal wieder von unseren westlichen Nachund Wetter in der von ihm gewollten Richtung durch barn überholt, welche vor wenig Wochen mit lautem Jubel die Luft zu treiben, gleichwie das Schiff auch bei Sturm die Erfindung der verderbenschwangeren „dynamiteuse und Wellenschlag dem Ruder gehorcht. Heute ist noch des airs" der erschreckten Welt verkündet haben. nicht einmal die Möglichkeit der Lenkbarkeit allgemein Auch die Kriegsverwaltungen vieler anderer Staaten anerkannt ; denn erst kürzlich hat ein praktischer deutscher haben sich während der leßten Dezennien mit dem miliYuftschiffer seine Ansicht öffentlich ausgesprochen und tärischen Ballonwesen beschäftigt. Rußland, Italien und begründet, nach welcher er ein lenkbares Luftschiff für ein selbst das ferne China bezogen ihre Ballons aus den Ding der Unmöglichkeit hält. Dennoch stimmen die die neben der Staatsanſtalt bestehenden großartigen Werkmeiſten Autoritäten darin überein, daß es dem menschstätten von Gabriel Yon in Paris ; die britischen Inlichen Scharfsinne gelingen wird, Vorrichtungen zu er- genieure haben die Angelegenheit selbst in die Hand gedenken, mittels derer der Aerostat, unabhängig von der nommen, und vor zwei Jahren iſt ein umfangreiches aeroſtaBewegung der Luft, nach jeder beliebigen Richtung fort: tisches Material nach Aegypten übergeführt ; das Deutsche bewegt werden kann. Die in Deutschland bis in die lehten Reich endlich hat , ganz unabhängig von den Versuchen Jahre hinein auf diesem Gebiete von Privatleuten unternom- und Fortschritten anderer Länder , sein dem Eiſenbahnmenen Versuche sind als gänzlich mißlungen zu betrachten. | regiment zugehöriges Ballondetachement gegründet und Dagegen haben die franzöſiſchen Militäraeronauten ein Luft- unter die Befehle eines erfahrenen Ingenieuroffiziers fahrzeug konstruiert, das bei seinen öffentlichen Probefahrten gestellt. wenigstens einigermaßen befriedigende Erfolge aufzuweisen Wohl sieht man im Südwesten der neuen Weltstadt hatte. Zweimal iſt es den Kapitänen Renard und Krebs ge- an ſchönen Sommerabenden den großen Militäraeroſtaten lungen, mit dem „ Dirigeable“, so haben sie ihren Aeroſtaten bewegungslos in den Lüften stehen , und zuweilen treibt genannt, verschiedene Bewegungen auszuführen und dann ein solcher auch in freier Fahrt vor dem Winde dahin ; genau auf dem Punkte wieder zu landen, von wo sie viel mehr ist aber über die Arbeiten des Ballondetachements aufgeſtiegen waren. Ein drittes Mal versagte die Maschine, faum zu erfahren. Nach den gemachten Erfahrungen iſt mittels derer die treibende Kraft erzeugt ward . Die man in Deutschland besonders vorsichtig geworden in der Löſung der Aufgabe ist damit um einen beträchtlichen Geheimhaltung von Dingen, die nicht an die OeffentlichSchritt weiter gerückt, aber keineswegs vollständig ge- keit dringen sollen. Man darf sich dessen freuen , und lungen, und es ist noch nicht vorauszusehen , binnen ein alter Soldat nimmt daher eine Abfertigung ruhig hin, welcher Frist freibewegliche, lenkbare Aeroſtaten in den wie ich sie neulich erfuhr , da mir ein Einjähriger des Dienst der Heere gestellt werden können . Eisenbahnregiments auf meine bescheidene Frage, ob das Dagegen sind bei der franzöſiſchen Armee seit einigen Ballondetachement auch im Winter seine Uebungen fortJahren zu Rekognoszierungszwecken Ballons captifs ein: | seße, im dienſtlichen Uebereifer die kurze und auch dem geführt, und jedes Armeekorps verfügt über eine eigene Ton nach keineswegs besonders höfliche Antwort gab : Ballonequipage, in deren fünf Fahrzeugen die Ballonhülle,,,Ueber solche Sachen wird nicht gesprochen !"

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Dom Kriegsballon.

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Französischer Ballon captif au Retognossierungszweden ( S. 320).

Der oben erwähnte Gaston Tissandier deutet in einer | Damit ist den Deutschen im Reiche ein Fingerzeig ge= fürzlich erfolgten Veröffentlichung an , daß der deutsche geben, in welcher Richtung sie die Thätigkeit des BallonGeneralstab" sich weniger mit der Herstellung von Aero- detachements zu suchen haben. Wir freuen uns der dastaten , sondern vielmehr vorzugsweise mit den Mitteln mit errungenen Wissenschaft, doch wir vertrauen zugleich der deutschen Heeresleitung , daß sie wie überall , so auch zu ihrer Zerstörung beschäftige. Der französische Bericht erstatter will sichere Kenntnis davon haben, daß in Berlin auf dem Gesamtgebiete des militärischen Ballonwesens , besondere Geschüße und Geschosse konstruiert sind, um den den Grundsaß nicht außer Augen läßt , immer an der unglücklichen Ballon selbst noch in großer Höhe zu treffen . Spitze des Fortschritts zu stehen. 21

Eustachius einen Staches macht, aus der Christine ein Stinchen u. s. w.

Bur Natur- und Weltgeschichte des Bieres. Von Karl Braun- Wiesbaden.

Bei der ersten Fahrt fragte ich den Wastl : Wieviel Bier trinkt der Mann denn hier täglich ?" Er machte eine Pause der Ueberlegung, fragte sich dann hinter dem rechten Ohr und sagte endlich: „Ja , schau'ns Gnaden, wenn einer bereits gar nichts trinkt, dann trinkt er doch jeden Tag seine zwölf Halbi. " Eine Halbi" war eine halbe Maß, die damalige alte Maß hielt aber, glaube ich, nur anderthalb Liter. Ich aß dann in einem hübschen Restaurant unter den Arkaden zu Mittag. Natürlich unter anderem auch Knödel, deren Größe und Wohlgeschmack mir imponierten. Während ich damit beschäftigt war, fam ein bayerischer Major und ließ sich an demselben Tisch nieder. Er war sehr dick , hatte ein sehr rotes Gesicht und schneeweiße Haare. Die let teren waren à la brebis geschoren. In den Ohren trug er goldene Ringe. Man sagte, dies sei in der „ großen Armee" Napoleons Sitte gewesen und habe sich hier von den Rheinbundszeiten her noch erhalten. Der Major wartete eine Zeitlang darauf, daß man ihn bediene. Aber es kam niemand. Dann rief er mit laut erhobener Stimme dreimal „Kathi ". Hierauf erscholl aus dem benachbarten Zimmer eine weibliche Stimme : Jo, jo, Herr Major, es fummt schon. " Der Major aber entgegnete , und zwar abermals mit laut erhobener Stimme, in welcher nunmehr so etwas von

s sind jetzt mehr als vierzig Jahre, E daß ich zum erstenmal in München war und das bayerische Bier an der Quelle sittlicher Entrüstung durchklang: Dummes Mensch! studierte. Damals trant man in Nord- Wie kann's dann kummen ? Ich hab' jo noch) nir deutschland lieber Wein als Bier, und g'schafft, " d. i . noch nichts bestellt. zwar französischen Rotwein. Der Der Gebrauch des Ausdruckes ,, Schaffen " in diesem vaterländische Gerstensaft Sinne ist gutes altes Deutsch. Ich habe mich darüber wurde ein wenig despektier- in einem Aufsatz über die Schaffer Mahlzeit im Hause lich behandelt. Er war noch Seefahrt in Bremen" ausführlich ausgesprochen. (Siehe nicht salonfähig geworden. meine Landschafts- und Städtebilder" S. 225 u. ff.) Im Norden hat ihm erst Er ist im Süden noch allgemein gebräuchlich. Freilich derFürst Bismarck im übrigen hat sich in München in bürgerlicher und dazu verholfen. militärischer Beziehung vieles geändert und bedeutend Vielleicht war aber gebessert. Die bayerische Armee hat sich im Jahre 1870 auch früher das mit Lorbeeren bedeckt ; und wenn in ihr, was ich nicht Hopfenzweig. Getränk selber schuld weiß und fern bin zu behaupten , noch Reminiscenzen daran. Es war , wenn und Traditionen aus den Rheinbundszeiten vorhanden mich das gewesen sein sollten, so sind sie seitdem gänzlich verschlecht in diesen Gedächt schwunden. ,,guten alten Zeinis nicht Was sich aber in München wenig oder gar nicht ten " , wenigstens geändert hat, das ist das Hofbräu " , das ich damals trügt, in Göttingen , wo ich damals studierte. Doch davon später. herzlich zum erstenmal kennen lernte. Es war Anno 1842. Die erste Person , mit der ich damals in München Zwei norddeutsche Freunde, die ich mitgenommen. in genaueren persönlichen Verkehr kam, war der Fiafer, hatte , waren außer sich darüber , wie man hier en mit dem ich jeden Tag fuhr, weil mir der steinige Kies, canaille behandelt werde ; daß man sich selber für ein womit damals die Trottoirs ", jetzt Bürgersteig ge- Maßtrügl sorgen, ja, im Fall starken Andrangs dessen Benutzung einem anderen Gast abkaufen mußte , wie nannt, bestreut waren, nicht behagte. Der Kutscher war von Herkunft ein Tiroler und man vormals in Desterreich ein Lieutenantspatent faufte ; nannte sich Wastl , was eine Verkleinerung von Se- daß man sich das steinerne Gefäß selber am Brunnen. zu waschen hatte ; es dann, unter Einzahlung des Geldes bastian bedeutet. Dort schneidet man nämlich die aus ländischen Vornamen vorn ab, indem man aus dem für das in solches Gefäß zu füllende Bier, hinreichen,

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Karl Braun-Wiesbaden.

Sur Natur- und Weltgeschichte des Bieres.

zugleich aber die Nummer desselben genau seinem Gedächtnis einprägen ; dann aufpassen mußte, bis solche ausgerufen wurde; und endlich sich zu melden und sein Bier in Empfang zu nehmen hatte - unter Androhung

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des Rechtsnachteils, daß, wenn man die Nummer vergessen oder sonst nicht gehörig aufgepaßt hatte, man seines Geldes und des zu erwartenden Bieres , das wahrscheinlich in die unrechte Gurgel" eines dritten

The KrugerString

Profit!

,,von Rechts wegen ! " Ich floß, verlustig ging fann nicht leugnen , daß mir diese einfachen Sitten gefielen , welche eine Zeit sparende Kooperation der Interessenten darstellten. „ Seht ihr, " sagte ich meinen norddeutschen Freun den, hier gilt doch noch die von euch sonst so sehr

gepriesene Weltanschauung, wonach die Götter den Schweiß vor die Tugend , die Anstrengung vor den Lohn gesetzt haben. Das Geld allein thut's nicht. Nur der verdient die Halbi und das Krügel, Der stündlich sie erobern muß!" Allein auf die klassischen Reminiscenzen vermochte

Karl Braun -Wiesbaden.

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328 gewohnheiten besser entspricht; und da der Dichter recht hat, wenn ersingt: ,,Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht, Und die Gewohnheit nennt er seine Amme,"

so mögensich immerhin die anderen zum „ Orlando di Lasso " verfügen. Ich gehe zum „Hofbräu“. Ach, war das eine Wohlthat : vor zweiundvierzig Jahren , da das reine, flare , wohlschmekkende, herzerwärmende und doch nicht gerade allzu schnell berauschende Bier zu schlürfen ! Und dazu noch gar für einen Göttinger Studenten, der an schlechte Behand lung gewöhnt war. Denn damals herrschte in Göttingen noch der schauderhafteste Monopol , Privileg- und Zunft - 3opf. Es gab in ganz Göttingen nur zwei Bierbrauereien . Die Braugerechtigkeit

C

E

haftete an dem betreffenden städtischen Grundstücke. Jedem anderen war die Fabrikation von Bier auf das strengste untersagt . Da nun zwischen den beiden Monopolisten ein herzliches Einverständnis herrschte, so war das Publikum, und namentlich die studierende Jugend verdammt, ein Bier zu konsumieren, das nur durch dazwischen geschobene Schnäpse genießbar gemacht werden konnte. Auch durch Import fremden Bieres war nicht zu helfen.

Malzbredmaschine (S. 341).

ich sie nicht umzustimmen ; und als ich mir gar von einer alten Frau einen „ Radi", gewöhnlich sonst Rettich genannt , faufte , die gute Baucis mir dazu ein Stück Brot gab, auch ein häuflein Salz auf den blank gescheuerten Tisch schüttete und mir dann den nötigen Unterricht erteilte , wie ich den „Radi " kunstgerecht zu schälen und zu schneiden , dann in dem Salzhäuflein auf dem Tische herumzuwischen und so , benebst Brot, Der Zollverein hatte seine Wohlthaten noch nicht bis brockenweise zu genießen habe, und als ich dann genau hierher erstreckt . Es schloß sich noch Stadt gegen Stadt dieser Instruktion gemäß verfuhr und mir den „Radi" auf das strengste ab. Der Ausschank ausländischen " nebst Brot, Salz und Bier außerordentlich gut schmecken Bieres , d. h. eines solchen, das nicht in der guten ließ , da nannten sie mich eine Rothaut". Ich ließ mir es gefallen. Im Grunde genommen war mir dieser Geschäftsgang nichts Neues. Ich hatte schon vorher in Holland auf ähnliche Weise die kleinen Krabben verspeist , die ich mir bei dem "„ GarnaalMeisje" , d . i. der Garnalenhändlerin, faufte. Ländlich, sittlich! Kurz, es gefiel mir im Hofbräu" ganz ausnehmend, und auch jetzt noch habe ich, so oft ich nach München komme, niemals versäumt , es zu besuchen. Indessen für solche, welche dieser edlen, einfachen Naturwüchsigfeit feinen rechten Geschmack abzugewinnen. vermögen oder sonstwie ein gewisses „ Vornehmigkeitsbedürfnis " empfinden , ist inzwischen auch gesorgt worden. Sie finden in einem andern Hause, welches nach Orlando di Lasso benannt wird, dasselbe Bier wie im Hofbräu, Gerstenweiche (S. 341 ). aber eine Art der Bedienung , welche ihren Lebens-

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Jur Natur- und Weltgeschichte des Bieres.

Stadt Göttingen gebraut worden , war ebenfalls eine Realgerechtsame, und es eristierten ebenfalls nur zwei Häuser , welchen dieselbe zustand. Natürlich verteuerte auch dieses Monopol das Produkt, wenn es auch den akademischen Konsum nicht beeinträchtigte , weil der Student in erster Linie auf Kosten seiner Gesundheit trinkt, und in zweiter auf Kosten seiner Eltern oder Gläubiger. Mit dem realen Charakter der Gewerbeberechtigung wurde es so ernsthaft genommen, daß der eine der beiden Schankwirte in Gefahr geriet, daß ihm das Gericht sein Realrecht aberfannte, weil er in dem Schanklo fal eine Wand

herausgenommen hatte. Diese Erschwerungen des Bierfonfums führten viele Studenten in die Kon=

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Weines herabzusetzen. Die alten Griechen tranfen Wein, die alten Aegypter aber Bier, wie Herodot uns versichert. Auch der große griechische Tragödiendichter Aeschylos unterläßt nicht , in seinem Drama „ Die Schutzflehenden " die Aegypter als Biertrinker zu verspotten. Der Inhalt dieser Dichtung ist kurz folgender : Die Töchter des Danaos flüchten vor ihrem heim Aegyptus und suchen in Argos Schutz bei dem König, der ihnen denn auch schließlich gewährt wird. Sie werden jedoch verfolgt durch einen ägyptischen Herold, der ihre Ausliefe rung ver langt, und da der König von Argossolcheverweigert, mit Krieg droht. Der König erwidert da=

rauf : Als Männer soll'n sich meines Reichs Bewohner euch bewähren, nicht als Trinfer schlechten Gerstensafts. " Man sieht, der

ditorei, zum ge= fälschten Bordeaur oder zum König von Schnaps , der auf Argos feiner glaubt, nurWeinHochschule trinfer so sehr in jeien Flor war. Männer. Heutzu Die Biertage würtrinfer de man Braupfannen (S. 341 ). werden eine deutsche Hochschule ohne Freiheit der Konsumtion und Pro- von ihm verächtlich behandelt; und in der That hat duftion des nationalen " Getränkes für ein Ding der dieser König niemals Bier getrunken. Bei ihm deckten sich die Theorie und die Praxis. Unmöglichkeit erklären . Die Griechen schmähten das Bier zu gunsten des Diese Parallele zwischen Göttingen und München, Rebensaftes " oder des „ Rebenblutes " . zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist mir un Von edlem Kartoffelblut " wird sich, aus nahewillkürlich wieder in den Sinn gekommen, als vor einigen Jahren der Fürst Bismarck im deutschen Reichs- liegenden Gründen, bei keinem Klassiker etwas finden. tag eine Philippika gegen das Bier hielt (von dem er Vielmehr glaube ich , Fürst Bismarck ist der erste, der behauptete, es mache dumm) und den Branntwein als diesen Ausdruck gebraucht hat. So manche seiner zahl= das edle „Kartoffelblut " pries. Seine Abneigung reichen und glücklichen Improvisationen hat sich bekanntgegen das Bier stammt vielleicht noch aus jener Zeit, lich unter die Sternbilder der geflügelten Worte" da er vor beinahe einem halben Jahrhundert in Göt- aufgeschwungen. Diesem Ausdruck aber wird es schwertingen studierte. Vielleicht ist es auch nur eine klassische lich gelingen. Vielmehr wird das Bier triumphieren, und zwar aus einem einfachen Grunde : Reminiscenz aus der Schulzeit. Denn die althelleni Die Abneigung des Fürsten Bismarck gegen das schen Schriftsteller pflegen das Bier zu gunsten des

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Bier ist mehr theoretisch. Er hat über diesen Stoff mit Joseph Völk, dem Vertreter des bayerischen Allgäu , die eingehendsten Unterhaltungen gepflogen mit Joseph Völf, über welchen folgender Parlamentswith existierte : Welches ist der Unterschied zwischen dem Präsidenten Simson und dem Abgeordneten Völk ? " „ Simson kann

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HORS

nicht einschlafen , ohne zwölf Seiten Goethe gelesen, Völk kann es nicht, ohne zwölf Seidel Bier getrunken zu haben. " Und dann, der Fürst ist es, der, wie ich bereits erwähnte, das Bier salonfähig gemacht hat. Es spielt jetzt bei dem Diner, bei dem Frühstück, auf dem Gartenfest, auf dem „ Rout", ja sogar auf dem Ball seine Rolle - selbst in der besten Gesellschaft. Der Fürst hat es eingeführt, und obgleich anfangs der Berliner verwundert sagte : „ Det war doch früher nich, " folg= ten doch die anderen seinem Beispiel ; und der Abgeordnete Völk war in Berlin in den auch von Damen besuchten parlamentarischen Soiréen ebensosehr in seinem esse, wie in dem Hofbräu zu München. Und ich glaube, wenn wir uns die Sache vom deutschnationalen Standpunkt ansehen , müßten wir uns gegen die bierfeindliche Theorie und für die bier freundliche Praris des großen Reichskanzlers entscheiden. Wie der hochverdiente Professor der Volkswirt schaft und der Staatswissenschaften , Bruno Hildebrand in Jena, eine Geschichte der deutschen Wollenindustrie" geschrieben (siehe dessen Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Jahrg. 1866, Band VI und VII), so lohnte es sich, eine

Berg 13

Frits Im Hofe des Spatenbräu (S. 340).

Aus dem Eismaschinenhaus (S. 312). Geschichte des deutschen Bieres " zu schreiben. Sie wäre ebenso lehrreich. Diese Geschichte zeigt uns, wie die deutsche Bierbrauerei und deren Erzeugnis untrennbar mit den Geschicken des Vaterlandes verknüpft ist, wie sie floriert, wenn Deutschland floriert, und wie sie daniederliegt, wenn Deutschland trauert. Leider muß ich mich hier , unter Berücksichtigung der räumlich gezogenen Schranken, damit begnügen , das historische Bild mit ein paar großen und groben farbigen Strichen an die Wand zu malen . Schon Karl der Große erließ Vorschriften über die Zubereitung des Bieres ; und da zu jener Zeit die Kaiser ihr hohes Gewerbe im Umherziehen betrie ben (ohne durch Gewerbenovellen darin beschränkt oder molestiert zu werden), so hatte er eine ausdrückliche Vorschrift erlassen, daß stets an den jeweiligen Ort seiner Hofhaltung oder seiner kaiserlichen Pfalz tüchtige und gelernte Brau-, meister geschickt werden müßten. Nicht nur in den kaiserlichen Pfalzen, sondern auch in den Klöstern, diedamals noch vielfach die Haupt-

りりり ᎧᎧᎧ

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Jur Natur- und Weltgeschichte des Bieres.

,,Dem König von Flandern und Brabant, Der das Brauen des Bieres erfand." Dann folgt die Blüte der Brauerei in England, wo heute noch die schweren obergärigen Biere gebraut werden , das Ale und der Porter. Den Ursprung des dortigen Porterbieres und seines Namens erzählt man so : Die Hauptstadt von Ostflandern, Gent, war berühmt durch die Güte ihres Bieres, das die Vollbürger brauten. Diese Vollbürger hießen Porter oder Portenses, weil sie innerhalb der Stadtmauer und ihrer Pforten wohnten. Die andern hießen ,, Buyten- Poorter", d. i. die vor den Thoren. Den Ausdruck Porta (Thor) leiteten sie ab von Romulus und Remus . Diese markierten den Graben, der die von ihnen zu gründende Stadt einschließen sollte, mit dem Pfluge. Die mit dem Pfluge gezogene Furche bildete vorläufig den Graben. Da, wo ein Thor hinfomErell,D. men sollte , zogen sie aber keine Malzbrechmaschine (S. 341), Furche , sondern hoben den Pflug auf und trugen ihn. Von diesem pflegestätten wirtschaftlicher Kultur waren und es unter | Tragen, lateinisch: Portare" , fam das Wort anderem auch verstanden hatten, sich für ihre Produkte, .,Porta ", die Pforte, das Thor, und demnächst auch namentlich auch für Wein und Bier , von den immer das Wort Portensis, d. i . städtischer Vollbürger. Als mehr überhand nehmenden Passagezöllen zu befreien, nun in Gent, das bis dahin eine freie Stadt unter burwurde überall Bier gebraut schweres Bier für die gundischer Herrschaft gewesen, der spanische AbsoluPatres und leichtes für den Konvent , weshalb man tismus und Fanatismus zu wüten begann , da wanselbst heute noch in verschiedenen Gegenden Deutsch derten die Genter Vollbürger oder „ Poorter" aus nach lands das (hauptsächlich für Dienstboten und landwirtschaftliche Arbeiter bestimmte) Dünn bier Rofent" nennt. Berühmt waren vormals die Biere von Regensburg, Ulm , Einbeck, Braunschweig, Merseburg und Bamberg. Mit dem Uebermaß der territorialen Zersplitterung aber beginnt auch der Verfall der Brauerei. Durch den Dreißigjährigen Krieg wird der wirtschaftliche Untergang Deutschlands vollendet. Das deutsche Bier hört auf, eine Rolle im Handel, und namentlich im ausländischen Handel, zu spielen . Die Städte in Flandern und Brabant beginnen nun, die Führung in Sachen des Bieres zu übernehmen. Von da an datiert auch der Mythus vom Gambrinus (rectius : Jan primus).

Mafabrechmaschine (G. 311)

4.7.43.

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Karl Brann-Wiesbaden.

336 verstand man alles, was nichteingeschlossen wurde von den heimi schen Mauern. Bei einem solchen System der Aus- und Ab= schließung fonnten Handel und Gewerbefleiß nicht gedeihen. Die Arbeitsteilung hörte auf. Man erlitt einen Rückfall in den längst überwun denen primitiven Zustand , wo jeder alles, was er nötig hatte, selbst machen mußte. Meine Großmutter goß selbst ihre Lichter und brauteselber Bier für die Familie und das Gesinde. Erst der Zollverein, dieser erste Schritt zur nationalen CiniDeutschgung lands durch Herstellung eines einheitlichen und freien Wirt-

Im Subhaus (S. 341). England; und das vortreffliche schwere Bier , das sie dort zu brauen begannen , fand großen Beifall, und man nannte es ,, Porter" zu Ehren der eingewanderten Vollbürger aus Flandern.. Diese "1 Bier- Suite" von Rom nach Deutschland und dann über Flandern nach England bietet Anlaß zu mancherlei interessanten und lehrreichen Betrach= tungen , welche ich mir für ein andermal verspare. Hier handelt es sich für mich in erster Linie nicht um englisches und flandrisches Bier, sondern um deutsches. Von dem politischen und wirtschaftlichen Elend, das mit und seit dem Dreißigjährigen Krieg über Deutschland hereinbrach, wurde die Brauerei schwerer als irgend ein anderer Zweig des Gewerbfleißes getroffen . Die großen und berühmten Brauereien verschwanden. Es fehlte an Kapital zu dergleichen Geschäften. Auch war der Absatz auf einem größeren Gebiete nunmehr unmöglich geworden. Denn je mehr das Elend zunahm und die Verarmung, desto dümmer und boshafter wurden die Menschen. Jeder suchte sein Wohl nicht durch eigenes Schaffen , sondern durch Ausschließung und Verkümmerung der wirtschaftlichen Thätigkeit seiner Nachbarn zu fördern. Jede Stadt führte Zölle auf ,,ausländisches" Bier ein und unter Ausland"

schaftsgebietes , erlöste auch das deutsche Bier aus seiner Aschenbrödelstellung . Seitdem drang das bayerische

Gerstenfeller.

Bier siegreich vor nach dem deutschen Norden und ermunterte dort die Leute zur Nachahmung ; die erste

Mariy

Angeborener Trieb.

Von 5. Hirschfelder.

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Jur Natur- und Weltgeschichte des Bieres.

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große Brauerei im Norden, welche nach bayerischer Art braute, war meines Wissens das „ Waldschlößchen" bei Dresden. Die Bierlokale verwandelten sich aus engen , räucherigen und schmutzigen Löchern in hohe, weite, freundliche, luftige und reinliche Hallen; und über den Felsenfellern erhoben sich schöne Terrassen mit Rasen und Baumschmuck, mit Statuen , Pavillons und GaIerien. Auch die Frauen , welche jene Löcher mit Recht gemieden hatten , bekehrten sich nun und gingen mit zum Bier. So hat das bayerische Bier zunächst den Zollverein und dann EX Deutschland erobert. Aber , wie XO nun einmal der Appetit im Essen kommt , war es damit nicht zufrieden. Es dehnte seinen EroberungsAus dem Eismaschinenhaus zug aus auf Europa und dann (5.342) auch auf die übrigen Weltteile, selbst Australien mit inbegriffen. In Amerika z . B. hat das deutsche Bier geradezu Schnaps nach dem anderen, um möglichst rasch das Ziel eine Kulturmission übernommen. Der Anglo- und der zu erreichen. Das Ziel ist der Rausch , der gemeine, Fro - Amerikaner fannte nur die Ertreme. Entweder niederträchtige Schnapsrausch . Der Deutsche, und namentlich auch der Deutsche in war er ein Temperänzler oder ein Säufer. Der Säufer setzt sich dort nicht . Er steht stumm an dem Barren und Amerika , ist weder Trunkenbold noch Temperänzler. trinkt mit gierigen Zügen und fieberhafter Eile ein Glas Er trinkt nicht Schnaps sondern Bier, und zwar sitzend und in Gesellschaft. Er betrachtet das Bier nicht als den fürzesten Weg zum Rausch, sondern als ein Mittel, die Geselligkeit zu beleben, die er mit seiner Familie teilt. Die Anwesenheit der Frauen und eine heitere Konversation prägen diesen Zusammenfünften, welche alles andere eher sind als Saufgelage, ihren Stempel auf. Von dem deutschen Wort „Lagerbier" hat das Wort „Lager" bei den Amerikanern eine Bedeutung erhalten , welche es synonym macht mit gutem Bier. Als dort ein deutsches Theater aus Anlaß der Schillerfeier „ Wallensteins Lager" gab, sagten die Amerikaner : Immer müssen sie dochtrinken, diese Deutschen, und selbst bei der Säkularfeier ihres großen Dichters geht es nicht ab ohne " Lager". Später über ihr sprachliches Mißverständnis belehrt, begannen die Yankees der verБелде gnüglichen und edlen Geselligfeit der Deutschen Geschmack abzugewinnen , und vielleicht fönnen sie auch noch den höheren Sinn der poetischen Strophen des berühmten Fäfferpichen (S. 342). EXTel, l schwäbischen Barden Schartenmayer be22

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Karl Braun-Wiesbaden.

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greifen, welcher singt: ,,Dochdem Guten ist zu gonnen, WennamAbend sinkt die Son nen, Daß er in sich geht und denkt, Wo man einen Guten schenkt."

4

5

Auf mei nen Reisen im Orientfandich überall deut sches Bier, einerlei ob es in Wien, in Schwechat, in Pilsen oder in München gebraut war. Auch der biedere Türke trinft es und behauptet, das sei „ Gerstensaft" oder „ Malzertraft" , und der sei im Koran nicht verboten. Wohl bekomm's ihm ! Auf unserer



Gärfeller (S. 312).

hansischen Flanderfahrt " fanden wir

Kühlschiffe (S. 312), überall in Belgien und Holland deutsches Bier.

In

Antwerpen florierte eine Zweigniederlassung des Münchener Hofbräu; und in Brügge wehte uns von dem „ Deutschen Bierhaus" die schwarzweißrote Fahne entgegen. Wir haben dies Ent-

gegenkommen zu würdigen. verstanden. In Paris fand ich immer noch viel Deutschenfresser ", aber sie konnten sich nicht enthalten, zu diesem Essen deutsches Bier, d. i . ,,un chop" (Schoppen) oder un boc" (Bockbier) zu trinken. Doch fehren wir wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt : zu den Brauereien und den Bierhäusern in München , und zwar zu denen von Anno 87, nicht von Anno 42. Die gegenwärtigem Auffate beigegebenen Zeichnungen geben eine Reihe von Bildern aus den großen Münchener Brauereien. Man sieht da auch das Wahrzeichen von München, nämlich die eigentümlichen Türme der Liebfrauenkirche (S. 331), welche an ein Paar

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Zur Natur- und Weltgeschichte des Bieres.

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Spargel erinnern. Zu einer erschöpfenden Erläu- | die Auslaugung des dabei zugesetzten Hopfens , die terung der Bilder bedürfte es einer technologischen Ab- Gerinnung der eiweißartigen Substanzen und die handlung, etwa unter Zugrundelegung der // Malzbe- | Ausfällung derselben nebst dem noch unveränderten reitung und Bierfabrikation " von Thauring ; doch mag Stärkemehl durch die im Hopfen enthaltene Gerbaus einem für diese Zeitschrift verfaßten Aufſaß übersäure, also die Klärung der Würze. Ist das Eiweiß die Bierbereitung zu ihrer Erklärung folgendes ent- geronnen , und sehen sich die Flocken desselben in nommen werden : einer genommenen Probe schnell ab , so sagt man : die Das Bier ist eine kohlensäurehaltige , geistige Würze ist gebrochen, und man siedet so lange weiter, Flüssigkeit , die aus gekeimten Cerealien und ähn : bis dieselbe die nötige Konzentration erreicht hat, die lichen stärkemehlhaltigen Substanzen, meist aus Gerste, man wieder mit dem Saccharometer beſtimmt , und seltener aus Weizen, Hafer, Mais, Reis, in der Regel pumpt sie nun auf das Kühlschiff, ein flaches, meiſt auch mit Stärkezucker und Melasse versehen , sowie aus Eisen konstruiertes, 20-25 cm tiefes , luftig aufunter Zusah von Hopfen, durch geistige Gärung, je : gestelltes Gefäß , welches die Bestimmung hat , die doch mit Ausschluß der Destillation, gewonnen wird. Würze schnell auf die zur Einleitung der Gärung Der gesamte Brauprozeß zerfällt in vier Hauptteile : passende Temperatur, 7-10 ° , herabzubringen (E.340 ) . Durch vervollkommnete Kühlvorrichtungen ist man 1. Das Malzen ; 2. das Maischen oder die Bereitung der Bierwürze ; 3. die Gärung der Würze, und 4. die dahin gekommen , selbst mitten im Sommer brauen Aufbewahrung und Pflege des Bieres . Das Malzen zu können. Zu diesem Zweck haben große Brauereien der Gerste ist ein unterbrochener Keimungsprozeß und Eismaschinen , um auch in cisarmen Jahren stets bezweckt zunächst , aus den stickstoffhaltigen Bestand dies wichtige Mittel bei der Bierbereitung frisch zur Hand zu haben. Die Abbildungen auf E. 332 u . 338 teilen des Getreideforns die Diastase- das erste Pro dukt der Umwandlung zu erzeugen, die ihrerseits führen dem Leser dergleichen Maschinenräume vor. wieder das Stärkemehl desselben in Traubenzucker umAus dem Kühlschiffe wird die Würze in die wandelt. Hierzu wird die Gerste in großen Bottichen Gärbottiche ( S. 339) abgelassen und meist durch (den Quellbottichen) eingeweicht oder eingequellt Hefenzufak die Gärung eingeleitet . (S. 328) . Das Keimen der Gerste wird dadurch Die inländische Versendung der Bierc geschicht eingeleitet, daß man sie auf der Malztenne in 12 bis in eichenen , im Innern gut ausgepichten Fäſſern 15 cm hohe Haufen aufschaufelt und alle 6-8 Stunden (S. 337), neuerdings auch in besonders konstruierten, umsticht, bis die Oberfläche getrocknet erscheint. Nach im Sommer Eis enthaltenden Eisenbahnwagen. dem das Malz getrocknet ist , fallen die Würzelchen In München, um auf dieses wieder zurückzukomab, und die noch haftenden werden durch Durchtreten men, hat sich auf dem Felde des Bieres Produktion mit Holzschuhen entfernt und durch eine Wurfmaschine und Konsumtion zu großen Massen zusammengeballt . abgesondert. Für die meisten Bicre wird das Malz Wir finden da nicht nur die großen Bierbrauereien, aber gedarrt. Die Darre besteht im wesentlichen sondern auch die großen Bierschenken ; und die letteren aus der Darrplatte und der Heizvorrichtung. Die finden jenen raschen Konsum , welcher der EigentümKonstruktionen derselben sind sehr mannigfach , und lichkeit des Bieres am besten entspricht. Denn das wird bei denselben oft auch mechanische Kraft an Bier schmeckt am besten , wenn es allezeit rasch und gewandt, um ein öfteres gleichmäßiges Wenden des frisch von dem Fasse abgezapft wird, während auf den Malzes bewirken zu können. Nach dem Darren wer- Wein der Goethesche Vers Anwendung findet : „Ein stiller Geist ist jahrelang geschäftig ; den dann ebenfalls mechanisch auf einer Malzbrech Die Zeit nur macht die feine Gärung kräftig.“ maſchine (S. 327, 333 u . 334) die Keime rein entfernt . Zum Schluß habe ich noch eine Bemerkung über Es folgt nun das eigentliche Brauen des Bieres, das aus der Gewinnung der Würze aus dem Berlin auf dem Herzen : Vor zwanzig Jahren wurde im Berliner „ KaffeeMalze, dem Kochen und Hopfen desselben und dem Abkühlen und der Gärung besteht. Die Stärke ist haus " nur Bier getrunken, und zwar kein gutes. Heute haben sich in Berlin Kaffee- und Bierhaus keineswegs durch das Keimen gänzlich in Zucker verwandelt , cs erfolgt die vollständige Auflösung erst von einander getrennt, und infolgedessen hat sich ein beim darauf folgenden Maischen, das den Zweck hat, jedes vervollkommnet. Das rührige Berlin, welches das Gute nimmt, wo alles in Wasser Lösliche aus dem Malze auszuziehen. Das Maischen geschieht in großen, gewöhnlich es sich findet, hat sich von Wien nicht nur den reitenden runden Bottichen mit doppelten Böden, deren oberer Schuhmann angeeignet, sondern auch das Wiener Café . durchlöchert ist und meist aus Kupfer besteht. In Von München hat es das gute Bier und die schönen großen Brauereien befindet sich im Bottich eine mecha: großzen Bierhallen bezogen. Früher war das „Lakal “ (so sagt man dort benische Rührvorrichtung , um die Maische zweckentsprechend durchzuarbeiten, was früher nur durch Hand- kanntlich statt Lokal) zwar " gemütlich " , aber zuweilen arbeit geschah (S. 329) . Die gesammelten Würzen auch schmußig und schlecht gelüftet. Jcht ist es groß, werden mittelst des Saccharometers auf ihren Zucker: hoch , hell und gut ventiliert. Wir finden da Hof-, gehalt geprüft und, um immer mit gleicher Würze zu Spaten-, Pschorr-Bräu u. f. w. Jcht kann man Bier trinken ohne Gefahr, im arbeiten , durch Verdünnen auf gleichen Gehalt ge= bracht und dann im Sudhaus (S. 335) versotten. Uebelkeitsdampf zu ersticken . Ein ungeheurer Fortschritt. Das Kochen der Würze bezweckt deren Konzentration,

Das

Geheimnis

des Hulks .

Eine Erzählung aus den erster Jahren nach der Entdeckung der kalifornischen Goldfelder von

Balduin Möllhausen. (Fortsetzung.)

eiter wandelten Filbert und Lehn- | hätte ; fein Ton drang, durch die Entfernung gedämpft, hard in sorglosem Gespräch lang zu seinen Ohren , aus welchem er nicht sein eigenes ſam und gemächlich, und gleichen | Todesurteil und das des jungen Mannes, der ihn vor Schritt mit ihnen hielt Liu. den wilden Angriffen eines gefühllosen Pöbels zu beDunkler wurden die Straßen, wahren suchte, herauszuhören meinte. Troßdem harrte lichter die Häuserreihen und häu- er mit der ſeiner Raſſe eigentümlichen Geduld aus . figer unterbrochen durch unbebaute Zwischenräume. Eein Haß war zu tief. In Gift hatte sich sein Blut Die Häuser selbst bestanden aus Baracken mit spärlich verwandelt . Nachdem die beiden Gefährten die Hausthür hinter dazwischen gestreuten regelmäßigeren Holzgebäuden. Laternen gab es in diesem Stadtteil noch nicht ; auch | sich geschlossen hätten, kamen sie an einer offenen Thür vorüber, auf deren anderer Seite ein umfangreiches, die Menschen schienen ihn zu meiden ; denn nur ver cinzelt tauchten Lichter auf, entsprechend der geringen mit äßendem Tabaksqualm gefülltes Gemach sich ausAnzahl von Fußgängern , welche auf dem fandigen dehnte. Wege Bedacht darauf nahmen , nicht zu nahe an„ Ist meine Frau heimgekehrt ? " fragte Filbert, einander vorbeizustreifen. auf die Schwelle tretend , hinein ; zugleich benutte er Endlich , als Lehnhard bereits Ungeduld verriet, die Gelegenheit, mit den in dem Zimmer Anwesenden blicb Filbert vor einem abgesondert liegenden , aus sich durch einen bezeichnenden Blick zu verſtändigen. "/ Vor einer halben Stunde entfernte sich Mrs. Balken und Brettern errichteten , zweistöckigen Hauſe stehen. Vier Fenster hielt es in der Breite. Die drei Filbert zum zweitenmal, " antwortete ein rauhes Organ 3 gleichmütig, ihre Dienerin begleitete sie. Im Vorbeinebeneinander liegenden des Erdgeschosſses waren er leuchtet, wogegen der Raum des vierten von einer Thür gehen lugte sie herein und bat , im Falle Sie vorher eingenommen wurde . Das obere Stockwerk lag dunkel. kommen sollten , Sie zu benachrichtigen , daß sie bald zurück fein würde. " Filbert jandte einen Blick hinauf und bemerkte unzu Eagte sie, wohin sie gehe ? " frieden : „ Nicht ' ne Silbe. Zu fragen widerstrebte mir. „ Meine Frau ist entweder noch nicht zurück oder sie weilt in den Hinterzimmern. Schlimmsten Falls Das arme fleine Ding schaute gar so ängstlich drein . “ Das ist unangenehm , “ kehrte Filbert sich Lehnwarten wir unten ein wenig. “ Lehnhards Vorschlag, ſeinen Besuch bis zum folgen: hard gedämpft zu ; // sie geht nämlich nie aus, ohne den den Abend zu verschieben, beantwortete Filbert dadurch, Schlüſſel zur Wohnung in der Tasche zu fühlen . Im daß er die Thür öffnete und jenen aufforderte, ihm zu Grunde überflüssige Vorsicht, denn die Männer, welche folgen. Die Thür fiel hinter ihnen zu . Fast gleich- | sich hier notdürftig cingerichtet haben, sind hart arzeitig traf Liu dem Hause gegenüber ein. Moderndes beitende ehrliche Leute ; zwar etwas rauh von Manieren, Gebälf und Schutt , von einem Brand herrührend, sonst aber von großer Gefälligkeit für uns und, bei den boten ihm daselbst ein Versteck, in welchem das schärfste nicht am besten geordneten Landesverhältnissen, sogar Auge ihn nicht von seiner schwarzen Umgebung zu eine zuverlässige Sicherheitswache. " Lehnhard war neben Filbert hingetreten und hatte unterscheiden vermocht hätte. Er selbst befand sich dagegen in einer Lage, daß er, begünstigt durch die den einen Blick in das Zimmer geworfen. Was er dort geschlossenen Fenstern entströmende Helligkeit, die vor entdeckte , war wenig geeignet , ihn mit seiner augendem Hause sich abſpinnenden Ereignisse notdürftig über- blicklichen Lage zu befreunden. Er war indessen eine wachen konnte. Und so starrte er hinüber mit der Re- | zu unerschrockene Natur , außerdem zu wenig mit den gungslosigkeit einer Pagode seines Heimatlandes ; nichts kalifornischen Verhältnissen vertraut, um auch nur dem leisesten Gedanken an eine Gefahr Raum zu geben. entging feinen Augen, deren Sehkraft durch unauslösch lichen Haß verschärft wurde. Kein Schatten glitt im Die vorhandene Möbeleinrichtung bestand aus sieben Inneren des Hauses vor den erhellten Fenstern vorüber, oder acht invaliden Stühlen und Schemeln der allerwelchen er nicht entdeckt und in irgend eine Beziehung einfachsten Art , einem breiten , über zwei Bänke gezu ihm vorschwebenden bedrohlichen Bildern gebracht legten Brett als Tisch, und einer mit unsauberen, zum

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Balduin Möllhausen. 1

Das Geheimnis des Hulks.

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Teil schadhaften Gläsern und mehreren weitbauchigen Dann seine Lippen Lehnhards Ohr nähernd : „ Neben Flaschen besetzten umgestürzten Tonne. Eine Anzahl Sie Nachsicht, wenn der eine oder der andere vielleicht übereinander geschichteter Seegrasmatrahen und zu zu vertraulich werden sollte. Von jemand , der ſein sammengerollterwollenerDecken, offenbar dazu bestimmt, Brot im Schweiße seines Angesichtes ißt , darf man zur Nacht in Lagerstätten umgewandelt zu werden, ver- keine Feinheiten erwarten . “ Mißmutig folgte Lehnhard dem Gefährten , der traten die Stelle eines Sofas , während leere und noch halbvolle Biskuitkisten, geöffnete und noch unbe- ihn nach den Matraken hinüberführte , wo sie sich) rührte Blechdosen dafür zeugten , daß man sich hier | niederließen . „Hallo , Jim ! " redete dieser den verschlafenen vorzugsweise mit kalter Küche begnügte. Bot die ganze Einrichtung wenig Einladendes, so Burschen an , der sich schwerfällig erhob , „ wie steht's galt ähnliches von den Männern, welche den staubi- mit ' nem guten Brandy heute ? Kein vernünftiger gen Raum geräuschvoll belebten. Vor einer umge | Mensch wird von uns verlangen, hier trocken zu ſizen , stürzten Kiste saßen zunächst drei verwilderte Gestalten, wie ' n Temperänzler am Sonntagnachmittag. “ „ Nur noch Whiskey vorhanden und Angosturawie solche zur Tageszeit auf den Werften zu finden, und handhabten ein Spiel abgenutter Karten mit | bitterer, " rief der Rothemdige, ohne seine Stellung zu einem Eifer, daß ihnen keine Zeit blieb, nach den Ein- | verändern , herüber ; „ iſt Euch damit gedient, beſorge tretenden sich umzuschauen . Seitwärts von ihnen, auf ich selber die Mischung , und hängen will ich , wenn einem in halber Schwebe gehaltenen Stuhl an die jemals ein kostbarerer Schluck über Eure Zähne glitt. Wand gelehnt und die Füße über einen anderen, gleich- Bei der ewigen Versöhnung ! Zu kostbar , um die falls auf zwei Beinen schwankenden Stuhl geschlagen, Flasche jemand auf 'ne Minute anzuvertrauen, der Gehing derselbe rothemdige Desparado , der schon bei schmack an ' nem guten Tropfen findet ; der gleitet wie früherer Gelegenheit eine gewisse Teilnahme für Lehn- Milch über die Zunge. " „Her mit dem Angostura ! " antwortete Filbert hard verriet. Sein verwittertes, von mehreren Narben entſtelltes Geſicht mit dem wirren schwarzen Vollbart förmlich begeistert ; „ bei Gott , blutige Angel , Sie und den stechenden dunklen Augen , die eigentümlich sind der feinste Gentleman, der sich je für ' nen andern ruinierte. Aber merken Sie auf: das Beste ist nicht dick aus ihren Höhlen hervorquollen und die wunder bare Gabe besaßen , ohne jegliche Kopfbewegung nach gut genug für meinen Gaſt hier, und erweiſt der Stoff allen Seiten zu spähen , crinnerte nicht wenig an das sich als echt , soll's mich nicht gereuen , wenn meine einer Bulldogge, die zu jeder Zeit gerüstet, sich in einen kleine Lady etwas über die Zeit bleibt!" Der Rothemdige oder vielmehr Bloody Hook, wie er Kampf auf Leben und Tod einzulassen. Jetzt schaute er harmlos darein , wie von dem einzigen Gedanken unter Freunden hieß, wälzte sich von seinen bedenklich beseelt , der zwischen seinen Zähnen hängenden Ton- | knarrenden Stühlen und trat vor die als Schenktiſch pfeife recht qualmige Rauchwolken zu entlocken. Er dienende Tonne hin , wo er alsbald mit Flaſchen und war es auch, der Filberts Frage beantwortete und da Gläsern zu klirren begann. Ich sah noch nie jemand, der ihm gleichgekommen durch einen knochigen, noch bartlosen, krankhaft bleichen Burschen ermunterte , der solange auf den Matraßen wäre, wenn's galt, ' ne herzhafte Miſchung herzustellen, “ in einer unnatürlichen , beinahe unmöglichen Stellung kehrte Filbert sich wohlgemut Lchnhard zu ; „ leider kostete die Vorliebe für gute Getränke ihn schon so viel , fest geschlafen hatte. Lehnhards Blicke flogen von emem zum anderen daß er heute von den Zinsen des verjubelten Kapitals und blieben endlich fragend auf dem unschuldig grin- leben könnte wie ein Senator. Doch was kümmert das senden Antlik Filberts haften. Zum erstenmal stieg uns ? Jeder ruiniert sich auf seine Art und so qut, wie der Verdacht an eine hinterlistige Täuschung in ihm es in seinen Kräften steht. “ Lehnhard antwortete nicht. Verdrossen beobachtete auf. Er beruhigte sich indessen alsbald wieder mit dem Bewußtsein , zu wenig Begehrenswertes bei sich zu er Bloody Hook, welcher, ihm den Rücken zukehrend, führen , um die Raublust irgend jemandes zu reizen. | mit seinem Miſchen gar nicht fertig werden wollte. Und so beschränkte sein Argwohn sich schließlich darauf, Schnte er sich fort , so geschah es weniger aus einem unter falschen Vorspiegelungen zu irgend einer tollen Gefühl der Besorgnis, als um sich einer Geſellſchaft Bacchanalie verlockt worden zu sein , an welcher mit zu entziehen , welche ihn aniderte. Er verwünschte offenen Augen zu beteiligen er sich schwerlich entschlossen seine Gutmütigkeit, die ihn, zumal in seiner verzweifelhätte. ten Stimmung, bewog, Filbert sich anzuschließen ; und „Wer weiß , wann Ihre Frau heimkehrt, " redete doch sah er ein, daß es ihm schwer werden würde, sich er Filbert zweifelnd an, " und dann möchte es doch zu entfernen, ohne das Mißvergnügen der verwilderten wohl zu spät für sie sein, sich noch den Pflichten einer | Gefellen herauszufordern, was nur zu leicht zu einem ernsten Zerwürfnis . führen konnte. Filbert überwachte freundlichen Wirtin zu unterziehen. " Unsinn , Mann , “ versette Filbert leichtfertig, ihn aufmerksam. Er mochte seine Gedanken erraten, vozu verheiratet man sich, wenn nicht, um hin und und um das schwankende Vertrauen wieder zu befeſtiwieder einmal Freunde zu bewirten ? Hol der Teufel gen, rief er dem bartlosen bleichen Burschen zu : „Jim, Ihre Bedenken. Sie werden schon zufrieden mit mir ich will des Henkers sein, wenn ich mich übermäßig sein. Doch treten wir näher . Viel Bequemlichkeit komfortabel hier fühle , während oben Sofa und finden wir zwar nicht, immerhin aber einen guten Wiegenstuhl vor Langweile in Stücke auseinander Trunk ; für das Weitere entschädigen wir uns oben. " | poltern möchten. Geh meiner Frau eine Strecke ent-

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Balduin Möllhausen .

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gegen und bitte sie , sich ein wenig zu beeilen. Be | Kopf steht , " kehrte Filbert sich, in sein gewöhnliches gleite sie lieber, damit das arme kleine Ding sich nicht frampfhaftes Lachen ausbrechend, Lehnhard zu. Was ängſtigt. “ er weiter hinzufügen wollte, erstarb in dem Gebrülle, Lehnhard warf einen forschenden Blick auf Filbert. mit welchem Bloody Hook einfiel : „ Und jetzt ein Es befremdete ihn offenbar, daß jemand seiner Frau Lied , Jungens ! eins von der feinsten Sorte! Ein fester eine derartige Begleitung zumutete. Dann sah er, wie Gesang dörrt die Kehlen wie der Wind den Staub im geheimen Vergleiche anstellend, auf Jim . Derselbe auf der Straße , und das gibt neuen Durst ! Lustige öffnete eben den Mund zu einer Erwiderung , als Menschen will ich um mich sehen , und kostete es mich Bloody Hooks befehlshaberische Stimme durch das den lezten verdammten Cent ! " Gemach dröhnte . Mit klobig theatralischem Anstande verschränkte er In der Hölle Namen ! " rief er aus, bin ich die Arme auf der Brust, dann hob er an: einmal beim Mischen, will ich gleich ' ne ganze Runde „ He, Landlord, füll' die Bowle auf anfertigen , und der Satan über jeden , der meinem Und mach' dir keine Sorgen ; Gebräu nicht die richtige Ehre erweist ! Hier, Jim, Heute woll'n wir lustig, lustig sein, Heute woll'n wir lustig, lustig sein das erste Glas trage meinem Freunde Filbert zu. Der Und nüchtern werden morgen !" ist ein Gentleman vom Kopf bis zu den Zehen und geht uns allen ' n halb Dußend Pferdelängen voraus . " Und während Jim sich beeilte, den an ihn ergangenen Befehl auszuführen , sprach Filbert mit vor Lachen halb erstickter Stimme zu Lehnhard : „ Dem steigt der Branntwein ohne Beihilfe der Kehle ins Gehirn . Und ich sag's, fommt der erst in Geschmack, gibt's fein Halten mehr. Bei Gott, Mann, Sie werden noch Wunder an ihm erleben . Eine gutherzige Seele ist er, aber beim Trunk geht ihm der Verstand durch. Kein tigliches Maultier kommt ihm dann an Tollheiten gleich, und mit Revolver und Messer hantiert er so eindringlich, daß jeder ihm gern zu Willen ist. “ Er ergriff das ihm von Jim überreichte, mit bräun lichem Stoff gefüllte Glas, und es Lehnhard darbietend , fuhr er in sichtbar wachsender guter Laune fort: „ Da will ich lieber dursten, drei Tage und drei Nächte, eh' ich meinem Gast die Vorhand raube. Vorwärts, vorwärts Mann — da ist Jim mit einer anderen Ladung . Ehre, dem Ehre gebührt. Warten wir aber noch, bis alle befriedigt sind. Bloody Hook ist nämlich ein verrücktes altes Pferd . Er liebt einen herzhaften Toaſt und sucht in alles ' ne Art System hineinzubringen. | Ich wiederhol's, Sie erleben noch Ihr Wunder," und weiter redete er ohne Aufhören auf Lehnhard ein, daß diesem die Gedanken förmlich durcheinander schwirrten, und nicht eher ließ er eine Pause eintreten, als bis alle Anwesenden mit vollen Gläsern versehen waren und Bloody Hook, das ſeinige erhebend , sich zu einem Trinkspruch anschickte. "/ Gentlemen ! " brüllte er, und injeder Falte seines verwitterten Gesichtes verriet sich ein für den Galgen reif machender Schurkenstreich , es sind schon Leute billiger zu ' nem halben Lot Blei in den Leib gekommen , als wegen des Verschmähens eines feinen Trunkes, oder ich will verdammt sein . Gut Glück zu und er schlug euch allen! Zur Hölle mit jedem" herausfordernd auf seine Pistole -,,, der's nicht ehrlich meint und ' nen Tropfen übrig läßt. “ Alle hoben die Gläser und tranken. Lehnhard neste zuvor die Lippen. Die Bitterkeit der Mischung mißfiel ihm, doch gewahrend, daß der Rothemdige ihn mit einem eigentümlichen Ausdruck des Argwohns über- | wachte, leerte auch er sein Glas . Der macht mit seinen Vernunftgründen die Vorsteherin eines Ladiesinstituts trinken , bis sie auf dem

Er schwang die Arme im Kreise, und pünktlich wiederholte der Chor:

,,Heute woll'n wir lustig, lustig sein, Heute woll'n wir luftig, luſtig ſein Und nüchtern werden morgen !“ Filbert lachte, daß ihm die Thränen in die Augen drangen. „ Ein verfluchter Kerl ! " schrie er Lehnhard zu, indem er ihn auf die Schulter schlug , und gewahrend, daß Jim aus der Thür schlich, suchte er dessen Bewegung dadurch zu verdecken , daß er mit Händen und Füßen Beifall klatschte und stampfte und sein durch„ Ein dringendes Bravo dazwischen erschallen ließ . | verfluchter Kerl , dieser Bloody Hook , bei allen sieben Todsünden ! " wiederholte er jubelnd . // Einen Anstand spielt er auf troß des lahmsten Postgauls, der je, in eine wackelige Landkarrete gespannt , über die eigenen Beine das Genick brach; um seinen verhimmelten Blick könnte ihn die heilige Cäcilie beneiden, wenn sie vor ihrer Orgel fitt!" Und es war, wie er sagte. Im Gegensatz zu seiner räuberähnlichen Erscheinung entwickelte der Desparado eine derartige barocke Grazie , daß sogar Lehnhard, in dessen Adern das Blut wie lebendiges Feuer zu kreisen begann, sich eines Lächelns nicht zu erwehren vermochte. Und weiter sang Bloody Hook Vers auf Vers, und lauter brüllten die anderen im Chor ; selbst Filbert konnte sich nicht enthalten , mit in das Höllenkonzert einzustimmen, darauf berechnet , die Nerven zu überreizen und Lehnhards Gehirn in Flammen zu sehen. Eine Gruppe der Hölle entſprungener Dämonen hätte nicht zügelloser gellen und toben können . Sobald aber die legte Strophe verhallt war, folgte ein neuer Trunk für alle, welchen Bloody Hook abermals unter Anrufen allen Schwefels, welcher jemals zum Heizen der Hölle verwendet wurde, mit einem entsprechenden Toast begleitete und, die Pistole schwingend, beschwor, jeden über den Haufen zu schießen, der beim Hinunterstürzen des Gebräues auch nur mit den Augen zwinkere. „ Jetzt wird er gut, " erklärte Filbert seinem Gast, von welchem er richtig vorausgesetzt hatte, daß die gewöhnlichen Mittel nicht ausreichen würden , ihn die Grenzen der Mäßigkeit überschreiten zu machen , ein verrücktes altes Pferd bleibt er ; aber es kommt noch besser. Wer sah je solch Schauspiel ? Ich für meine

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! Das Geheimnis des Hulks.

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Person möchte nicht wagen , seiner Laune entgegen zu ſein; eine Piſtolenkugel sigt schnell genug zwischen den Rippen, dann kommen alle guten Worte zu spät. Gut Glück zu uns beiden ! Ewige Dauer unserer Freund schaft! " Er hob sein Glas an die Lippen und leerte es in einem Zuge, wogegen Lehnhard, unter dem Einfluß einer seltsamen , seine Willenskraft lähmenden traumhaften Müdigkeit , seinem Beispiel langsamer, gleichsam mechaniſch folgte. Zu derselben Zeit hatten Bloody Hook und die drei Spieler Brett , Böcke und Stühle zur Seite geschoben, und abermals in wilden Gesang ausbrechend, ordneten sie sich zu einem jener Tänze, wie sie in den Minen gäng und gäbe. Ein fortgesettes Stampfen, Drehen, Tinhaken der gekrümmten Arme und schwingendes Kreisen war es , in Begleitung des Höllenlärms geeignet, ein nüchternes Auge, geschweige denn ein durch betäubende Mittel getrübtes zu beirren und ſeine Sehfraft zu beeinträchtigen. Ohnmächtig um seine Besinnung kämpfend, sah Lehnhard mit stumpfer Teilnahme auf die durcheinander wirbelnden Männer hin , bis endlich das ganze Gemach sich für ihn drehte. Sein Blut wallte fieberisch. Vergeblich suchte er sich an den Gedanken anzuklammern, daß er nicht mehr getrunken habe als Filbert und die tollen Tänzer, sein Uebel befinden, durch andere Ursachen bedingt , daher nur ein vorübergehendes sein könne. Nach frischer Luft sehnte er sich, und doch fehlte ihm die Kraft , sich zu erheben oder einen dahin zielenden Wunsch vor Filbert zu offenbaren. Seine Zunge war wie gelähmt ; feine Augen blickten, als wären sie bereits gebrochen gewesen. Nur einmal noch durchströmte ihn jenes eigentümliche Gefühl, welches den nachdenklich einherschreitenden Wanderer überwältigt, wenn er plöhlich in einen sich vor ihm öffnenden Abgrund hinabſtarrt und jählings von demselben zurückprallt, dann übermannte ihn wieder eine unwiderstehliche behagliche Müdigkeit. Es geschah, als zwei weibliche Geſtalten hereinstürmten und sich sofort an dem Tanz beteiligten, unbekümmert darum, daß Filbert die eine als seine Frau anrief und ihr mit lächerlichen Beteurungen Mäßigung anempfahl. Er hörte noch, daß Filbert ihm ins Ohr schrie : „ Meine Frau ist des Teufels, wenn die Tanzwut sie packt" ; er sah noch, wie durch einen Schleier hindurch, daß eines der beiden Weiber vor ihn hintrat, ihm ein volles Glas in die Hand drückte und das ihrige mit einem in seinen Ohren unverstanden verklingenden Gruß an ihre Lippen hob, dann war es um ihn geschehen. Bewußt los führte er das Glas zum Munde. Einige Züge trank er, dann fiel er auf die Seite, den Rest des Inhaltes über die Matraße verſchüttend .

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| Schweißtropfen von seiner Stirn entfernend, boshaft grinsend herantrat, während die Genossen, als habe es sich um cin alltägliches Ereignis gehandelt, mit den Weibern um die Schenktonne sich zusammendrängten. Lange genug, bei der ewigen Versöhnung. Hoffentlich bist du mit dem Opium nicht zu verschwenderisch #1 umgegangen. „ Nicht verschwenderiſcher als notwendig , um ihm ' nen vierundzwanzigſtündigen geſunden Schlaf zu verschaffen, " antwortete Bloody Hook selbstzufrieden. Er stieß Lehnhard unsanft mit dem Fuße an und rief ihm zu : „Hallo, Mann, ermuntere dich, wenn dein Schädel überhaupt noch so viel wert ist wie der einer geschlachteten Bruthenne !" Lehnhard rührte sich nicht. Mit fieberisch gerötetem Antlig lag er da , als wäre das Leben im Begriff gewesen, von ihm zu weichen . All right. " versehte Filbert gleichmütig , indem er sich erhob ; „ ist Blane nicht zufrieden mit unserem Dienst , mag ihn der Teufel holen ; ich dächte , wir hätten unser Geld redlich verdient. " So zahlte er bereits ? "

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..Lehnhard, das unglückselige Opfer einer Verbrüderung der nichtswürdigsten Schurken , die je dem Schiedsspruch des kaliforniſchen Richters Lynch ent- | gegenreiften, war kaum zusammengebrochen, als der ihn umringende Lärm plötzlich verstummte und wildes Hohnlachen an dessen Stelle trat. „ Der hat sich lange genug gehalten , " meinte Filbert spöttisch zu dem Desparado , welcher, die

„ Die Hälfte; also zweihundertundfünfzig Dollar zur Teilung. Die andere Hälfte fällt auf uns beide, nachdem er an Bord geschafft worden . " Wieviel ist auf der Korvette fällig ? " Sechzig Dollar. Sie legten zehn Dollar zu, weil's im Grunde ein verdammt feiner Bursche, " er= klärte Filbert , und höhnisch lachte er auf ; „ Blane möchte sein Geld in der Tasche behalten haben, hätt's ihm jemand gestochen , daß er ohnehin an Uncle Sam verkauft worden wäre. Der Haß machte ihn blind . Ich vermute , dieser dickköpfige Dutchman iſt ihm bei der ‚ Schwarzen Margarita' ins Gehege gegangen. " Wie steht's mit den Papieren ? " „ Alles in Ordnung bis aufs Datum und die Unterschrift. Ein Tropfen Tinte wird wohl noch in # der Flasche sein. Während Bloody Hook sich nach einem Winkel des Gemaches hinüberbegab , wo er unter einer Anhäufung der verschiedenartigsten Gegenstände zu kramen begann, trat Filbert an das Tischbrett, und einen Stuhl vor dasselbe hinziehend , ließ er sich nieder. Um die übrigen Anwesenden , die sich nach Herzenslust mit Trinken vergnügten und eine von Roheiten übersprudelnde Unterhaltung führten , kümmerte er sich ebensowenig wie diese sich um ihn. Ein gedrucktes Formular hatte er aus seinem Notizbuch genommen, einen Meffinghalter mit verschiebbarer Feder und einen Brief Lehnhards , in welchem derselbe ihm eine mit schlauer Berechnung dringend gestellte Frage beantwortet hatte. Aufmerksam betrachtete er die Unterschrift. „ Es wird sich machen, " bemerkte er, als der Desparado einen kleinen irdenen Krug vor ihn hinſtellte und den Pfropfen von demselben entfernte ; „ſchreibt der Halunke doch eine Hand , daß ein Professor von ihm lernen könnte. Frih Lehnhard , ein verdammter Name, so kann nur ein Dutchman heißen. “ „Ich sah noch nie 'nen Dutchman , der mit Leſen und Schreiben nicht umzuspringen gewußt hätte, " ver

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Balduin Möllhauſen.

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1 Der Eatan mag's wissen, | Atem nicht traute. Von dem, was in dem unheimsezte der Desparado . lichen Hauſe vorging , als der anfänglich mäßige Lärm woher die Brut es hat. " Filbert hatte das Formular vor sich ausgebreitet zu wildem Toben, Singen, Jauchzen und Poltern sich und füllte unter Bloody Hooks neugierig spähenden verstärkte , vermochte er sich kein Bild zu entwerfen. Blicken Ort und Datum aus. Dann Lehnhards Brief Wohl aber gelangte er zu der Ueberzeugung , daß dicht vor sich hinziehend , zeichnete er dessen Namen Lehnhard das Opfer einer Teufelei geworden. Die selbe befestigte sich , sobald er Jims und der beiden mit erträglicher Genauigkeit ab. „ So , “ sprach er darauf, ſein Werk selbstgefällig Weiber schattenähnliche Gestalten entdeckte und endlich prüfend, "}ich will hängen, wenn er selber nicht drauf Filbert , den er deutlich erkannte, sich entfernte. Und schwört, eigenhändig unterschrieben zu haben. Ist ' ne auch jetzt noch verhielt er sich ruhig. Instinktartig fühlte fleine Unregelmäßigkeit drinnen, kommt's auf Rechnung er heraus , daß das bisher Beobachtete nur eine Art seines Rausches . Andere zweifeln noch weniger an der Vorspiel und die eigentliche Ausführung des rätselhaf: ten Unternehmens erst folge. Aengstlicher nochspähte er Echtheit. " nach den erhellten Fenstern hinüber und argwöhnischer Und nun ?" fragte Bloody Hook. Zunächst trage ich den Zettel denen von der Kor- lauschte er auf die im Inneren des Hauses sich vollvette zu ," hieß es geschäftsmäßig zurück , " die warten ziehenden Bewegungen , und er erwog bereits , ob es nämlich in der Stadt auf mich. Ist das Papier erst nicht ratsam, davonzuschleichen , als plößlich die Hausin ihren Händen , kann ihnen kein Teufel mehr das thür geöffnet wurde und eine von dem Desparado geAnrecht an den Burschen bestreiten. " Er sah nach der tragene Lampe ihren Schein ins Freie sandte. Dadurch Uhr und fuhr fort: "} Eine gute halbe Stunde Zeit begünstigt, entdeckte er, daß die beiden Weiber , offenhabt ihr noch, bevor ihr aufzubrechen braucht . Eine bar um über die Sicherheit zu wachen und rechtzeitig Stunde dauert's , bis ihr ihn hinuntergetragen habt ; zu warnen, sich nach entgegengesezten Richtungen ent= bis dahin ist alles geordnet, ich meine, daß die von der fernten. Zugleich hatten zwei Männer sich nach der Rückseite des Hauses herum begeben , kehrten indessen Korvette unterwegs sind , um euch an Bord zu er nach kurzer Abwesenheit zurück , zwischen sich eine Art warten. Vergiß nicht : sechzig Dollar und keinen ver Bahre tragend. Nachdem Bloody Hook ihnen in das dammten Cent weniger. " „ Das klingt , als wolltest du nicht mit hinüber?" Haus hinein geleuchtet hatte, schloß er die Thür wieder, Die vom Vigilanz- und innerhalb desselben herrschte nunmehr dieselbe Die Vorsicht verbietet's . komitee besitzen scharfe Augen und stecken ihre Nasen Stille wie in dessen näherer und weiterer Umgebung. Gleichsam atemlos starrte Liu auf die erleuchteten in jede Kleinigkeit. Die Hölle über sie alle mitein= ander. Ich muß mich auf anderen Stellen zeigen. Fenster. Der Anblick der Tragbahre hatte ihn mit Auch die da , " und er wies auf die Gruppe bei der Grauen erfüllt. Er bezweifelte kaum noch, daß es sich Echenktonne , " müssen zurückbleiben , nachdem sie den darum handle, einen Ermordeten zu beseitigen , die Burschen hinunterschafften. Echon allein wegen des Leiche desselben jungen Seemanns, welchem er für die Ueberschusses für uns ist's ratsam. Wirst das Boot versuchte Vermittelung zwischen ihm und dem erbarwohl allein rudern können ; begegnet dir jemand, achtet mungslosen Feinde sich verpflichtet fühlte . Nach weiteren fünf Minuten verdunkelten sich die Fenster. Fast man nicht auf ' nen einzelnen Mann. " Er sprach noch, als Jim eintrat , auf der Schulter gleichzeitig öffnete sich die Hausthür und abermals er einen straff gefüllten Eack von geteertem Segeltuch, schien der Desperado in derselben. Flüchtig leuchtete wie solche von Seeleuten zur Aufnahme ihrer Aus- er auf die Straße hinaus ; dann trat er zur Seite, und rüstung benutzt werden. Mit einem lästerlichen Fluch an ihm vorbei schritten vier Männer mit der Bahre, jetzt aber augenscheinlich schwer an derselben tragend . warf er ihn zur Erde. „Zum zweitenmal trag ' ich ihn nicht wieder, " er- Indem sie mit ihrer Last sich ins Freie hinaus bewegten, flärte er feuchend ; hab' mich mit dem Wirt beinah' unterschied Liu eine auf der Bahre ruhende, verhüllte drum schlagen müſſen . Zum Glück war da jemand, menschliche Gestalt. Im nächsten Augenblick erlosch die Lampe; gleichzeitig drang das Geräusch zu ihm der mich fannte. " Macht keinen Unterschied," beruhigte ihn Bloody herüber , mit welchem Bloody Hook die Hausthür abHook , „ ob aus seinem Quartier oder aus dem Fege : schloß. Die vier Träger hatten die Richtung eingefeuer geholt : wenn nur die Sachen zur Hand sind . schlagen , welche sie zwischen Een letzten Baracken hinGeh und trinke eins , damit dir's Fieber nicht auf die durch ganz aus der Stadt hiņausführte. Mit schnellen Schritten folgte Bloody Hook, und in der nächsten MiKnochen schlägt . " nute waren alle dem Wahrnehmungsvermögen Lius Filbert sah wieder nach der Uhr . Ich muß fort," bemerkte er dringlich , und von entrückt. In dem unheimlichen Gebäude keine Zeugen mehr dem Desparado begleitet , trat er auf die Straße hinaus . Dort wechselten, sie noch einige leise Worte, vermutend, säumte Liu nicht länger. Vorsichtig verließ worauf Filbert die Richtung nach der Stadt einschlug er sein Versteck , und argwöhnisch um sich lauschend, schlich er den Männern so weit nach , bis er sich überund Bloody Hook ins Haus zurückkehrte. Bis dahin hatte Liu sich in seinem Versteck nicht zeugte, daß sie auf Umwegen die Werftstraße zu er= gerührt. Er wußte, daß es gleichbedeutend mit seinem reichen trachteten . Todesschrecken aber bemächtigte sich Ende, wenn man ihn entdeckte ; das aber steigerte seine seiner , als plötzlich Schritte hinter ihm laut wurden, Furcht in einem Maße , daß er sogar dem eigenen / und zwar so nahe, daß ihm keine Zeit blieb, unentdeckt

Frühlingsidylle.

Don E. Rau.

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Das Geheimnis des Hulks.

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ich sah einen Mann abends hier aus- und einin offener Flucht zu entkommen oder den Schuß des Schattens einer Hütte zu gewinnen. Doch das Ent " gehen „ Lehnhard ! " fiel Strapp bestürzt ein. Im nächsten sehen machte ihn erfinderisch. Das leiseste Geräuſch behutsam vermeidend , legte er sich nieder , und einige Augenblick öffnete er die Thür, und in ſeiner Erregung ► Male sich herumwälzend , gelangte er so weit abwärts den zaghaften Burschen mit beiden Fäusten an den von der Straße, daß er hoffen durfte, auf dem schwar- Schultern packend, zog er ihn zu sich herein . „Kann's zen Erdboden von den Vorübergehenden nicht entdeckt mir denken ," fuhr er fort , " daß es kein guter Wind, " ein zu werden. Ihm selbst war es dagegen in seiner Lage | welcher dich zu solcher Stunde hierher wehte ermöglicht , eine weibliche Gestalt und einen Mann zu Schwefelholz flammte zwischen seinen Fingern auf, als unterscheiden , die in gemächlichem Schritt und lebhaft Liu ihn beschwor, kein Licht zu erzeugen . „ Sehen sie das Fenster erleuchtet , ist's um so ge= zu einander sprechend, sich einher bewegten . „ Hinter ihnen ist's sicher genug , " hörte Liu das fährlicher , " erklärte er bebend , sie mögen vorbeiFrauenzimmer sagen, wenn sie nur keinem begegnen, kommen und hereinlugen der sich viel um ihre Last kümmert. " „Wer, in des Teufels Namen , " polterte Strapp „ So schwören sie drauf, daß sie ' nen Kranken ungeduldig. Die Schurken mit dem jungen Seemann , “ antzum Doktor tragen, " antwortete eine Männerstimme, „ glaubt man's nicht , mag man ihn betaſten und sichwortete Liu beinahe atemlos, „ ein großes Unglück hat überzeugen, daß er kein Toter. " sich ereigneter ist wie tot , aber lebt noch. Sie „ Der Weg bis zum Boot hinunter ist weit , der tragen ihn fort sie bringen ihn aufs Waſſer " bis zur Korvette noch weiter," versette das Frauen„ Zum Henker mit deinem Durcheinander , “ ſuchte zimmer wieder nachdenklich, kommt's dem Konsul zu Strapp den geängstigten Burschen zu beruhigen . »3u= „ ZuOhrenvor besinne dich; dann fange dein Garn am richtigen Mehr verstand Liu nicht. Er hatte indessen genug Ende an und gib aus , als schlippte ' ne Lotleine durch Der Teufel werde klug draus , wenn gehört, um von seinen ärgsten Befürchtungen befreit zu deine Hände. werden und damit zu einem bestimmten Entschluß zu alles fieloberst geht , wie Pflaumen und Grüße im gelangen. Kurze Zeit zögerte er noch , nur so lange, Kessel. Also vorwärts , Mann, und je mehr Worte du bis die beiden Mitglieder jenes Preßganges sich außer sparst, um so früher wirst du fertig. Ich bekleide mich halb der Hörweite befanden ; dann streifte er die schwe- derweilen ' ne Kleinigkeit. “ ren ungelenken Schuhe von den Füßen und auf fürUnd gehorsam erzählte Liu feine jüngsten Erlebzestem Wege eilte er zur Werftstraße hinab. niſſe, da beginnend , wo er mit Filbert und Lehnhard Peter Strapp, der unverzagte Dutch Devil, schlief zusammentraf, und mit den Worten schließend , welche um diese Zeit den sanften Schlaf der Gerechten , und er auf der Straße erlauschte. Dann erst fuhr Strapp mit ihm rastete die Nähmaschine , getreulich überwacht grimmig auf : von Musketon , Entermesser , Harpune und sonstigen Also gepreßt hat man ihn. Verdammt ! Hab's gefürchtet alle diese Tage. Denn vertrauensvoll ist er auf die Verteidigung von Leben und Eigentum berech neten Werkzeugen. Wie gewöhnlich, hatte auch an bis zur Dummheit , und Burschen von seiner Sorte diesem Abend Margarita einige Stunden bei ihm ge- findet man nicht duhendweise auf der Straße. Jezt weilt . Auf Lehnhards Besuch hatte er dagegen ver- aber kläre deinen Verstand ordentlich auf und sage, geblich gewartet. Als er sein Befremden darüber wohin du glaubst, daß sie ihn tragen. " äußerte , machte Margarita , um ihr Antlitz seinen „ Auf die Werftſtraße , aufs Waſſer ; mehr hörte Blicken zu entziehen , sich mit der Lampe zu schaffen ; ich nicht. " dann erwiderte sie eintönig: # Das Waſſer ist groß und die Werftstraße lang. „ Er wird seinen Abend auch einmal auf einer an- Zum Henker damit ; was geschehen kann , das wollen deren Stelle verleben wollen. Wie lange kann er sich wir indessen thun, und zwar so schnell, wie nur irgend überhaupt noch hier aufhalten ? Die Menschen kommen möglich. Und merke dir's : Ist der Lehnhard erſt an und gehen , ohne warm zu werden. Es sollte mich Bord der Korvette, so geben sie ihn nicht heraus , und kaum wundern, erschiene er in den nächsten Tagen, um würde 'ne Tonne Tinte drum verschrieben. Du weißt, sich von dir auf ewig zu verabschieden . " wo mein Boot liegt. Da springe hinüber und löse die Strapp erriet scharfsinnig , daß es abends zuvor | Kette. Hier ist der Schlüffel. Ich folge mit den Niezu irgend welchen Erörterungen zwischen ihr und Lehn- | men nach. In zwei Minuten und ' ner halben bin ich hard gekommen, vermied aber bedachtsam, in der Fort bei dir . Sch dich nur immer hincin, daß wir gleich setzung des Gespräches abermals an diesem Umstand losmachen können - " " Es sind ihrer viele und wir unſerer zwei, “ wagte zu rühren . Mit einem lezten Gedanken daran mochte er indessen eingeschlafen sein, denn als es nach Mitter: Liu schüchtern einzuwenden. nacht an die Thür klopfte, schnellte er förmlich in seiner „Unsinn, Mann, höchstens einen und ' nen halben Hängematte empor ; zugleich rief er hinüber: betragen wir du zählst nicht voll aber das ge„ Bist's selber, Maat? Hab's mir vorgestellt, daß nügt , solange kein anderer Ausweg in Sicht . Bevor ich dich vor Tage noch sehen würde! “ wir uns nach 'nem handfesten Beistand umgethan „Ich bin es ," hieß es mit ängstlich gedämpfter haben , lachen die an Bord der Korvette sich in die Stimme zurück, an welcher Strapp sofort den Chinesen Faust und wir mögen dem Lehnhard nachpfeifen ver: erkannte, Liu selber. Schreckliche Nachricht bring ich jetzt fort mit dir und halte die Augen offen 23

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dammt, hier im Dunkeln hantieren, ist keine Lust ; aber weil du's meinst, soll's geschehen. "

sein Gehör angewiesen, stellte er das Rudern ein. Aus langjähriger Erfahrung wußte er, daß gerade zur nächtDer Chinese verschwand und schlich vorsichtig nach lichen Stunde die Schallwellen eine doppelt so weite der Bai hinüber. Fünf Minuten später folgte Strapp Entfernung über glatte Wasserspiegel hin zurücklegten. ihm so schnell nach, wie sein lahmes Knie es ihm er Doch was sein Ohr begünstigte, mußte auch anderen laubte. Mit der rechten Hand stüßte er sich auf seinen zu statten kommen , und so beschloß er , seine ferneren Krückstock ; auf der linken Schulter trug er zwei leichte Bewegungen von den etwa kommenden Ereignissen Riemen und das Musketon , in dessen unförmlichen abhängig zu machen. Wohl unterschied er abseits lang= Lauf er eine Handvoll Flintenkugeln geschoben hatte. samen Ruderschlag , derselbe drang indessen aus einer Außerdem hing an seinem Gurt ein Entermeſſer , von Richtung herüber, welche sich seiner Beachtung entzog. welchem der alte Dutch Devil wähnte, daß es ihn unAufden Schiffen ertönten die Glockenschläge , welche besiegbar mache. Als er bei dem Boot eintraf, hatte den Beginn der zweiten Morgenstunde verkündeten, Liu dasselbe zur Abfahrt hergerichtet . Schweigend und noch immer hielt Strapp , die Riemen inden Fäusten, und jedes auffällige Geräusch sorgfältig vermeidend, auf derselben Stelle. Nur einmal hatte er mit dem stieg Strapp ein. Gleich darauf saß er auf der Ruder- hinter ihm fauernden Chinesen flüsternd einige Worte bank , neben sich das Gewehr , in den Fäusten die gewechselt , um sich zu vergewissern , daß derselbe bei zwischen den Pflöcken ruhenden Riemen, und leise, als seinen Beobachtungen keiner Täuschung unterworfen ob ein Schatten über die stille Wasserfläche hingeschwebt gewesen , dann lauschte er wieder unter Anspannung wäre, trennte das kleine Fahrzeug sich von dem Werft- seiner ganzen geistigen Kräfte nach vorn. Die auf der gerüst. anderen Seite sich sehr langsam nähernden RuderDer Himmel war noch immer schwarz bewölkt, schläge , in welchen zuweilen eine Pause eintrat , als ebenso schwarz dehnte die Bai ſich aus. Wo sie von | ob dort Fischer ſich mit dem Auslegen von Nehen behügeligen Ufern begrenzt wurde , wie weit die Höhen | schäftigten , verloren allmählich ihren lezten Wert für in die verfinsterte Atmosphäre hinaufragten, hätte das ihn , bis er sie schließlich gar nicht mehr hörte. Die schärfste Auge nicht zu unterscheiden vermocht. Alles Zeit verrann . In der gespannten Erwartung erschienen fiel in eine einzige dunkle Maſſe zusammen . Nur im den beiden Gefährten die Minuten wie Stunden , und Often , wo hinter der Wolkenschicht die aufsteigende eine Regung der Ungeduld machte sich bereits bei Strapp Mondjichel der Linie des Horizontes sich näherte, ent- geltend, als vom Quai her das gedämpfte Geräusch zu deckte man bei längerem aufmerksamem Hinüberspähen seinen Ohren drang , mit welchem ein der Faust enteinen matten lichteren Hauch. Die Stadt lag still, still gleitender Riemen zwischen die Pflöcke fiel. Abermals entschwanden Minuten in Todesschweiwie die Fluten des mächtigen Hafenbeckens. Hier und da verriet eine Laterne oder ein erleuchtetes Fenster gen ; dann unterschied Strapp regelmäßigen Ruderderen Umfang. Der auf den Planken der Back dumpfschlag, hin und wieder unterbrochen durch kurzes dumpfes dröhnende träge Schritt wachhaltender Matrosen zeugte noch allein von dem Leben auf den vor den Blicken durch nichts sich auszeichnenden Kauffahrtei schiffen. Bald aus dieser , bald aus jener Richtung tönte, durch die Entfernung mehr oder minder gedämpft, der träumerische Ruf eines nächtigenden Seevogels herüber. Strapp handhabte die Riemen so geräuſchlos, als wäre der zwischen den Pflöcken spielende Teil mit Zeugstreifen umwunden gewesen. Unhörbar tauchten sie unter ſeinen geübten Händen ins Wasser hinab, beinah unhörbar verließen sie dasselbe wieder. Unhörbar teilte der Bug des scharf gebauten , kleinen Fahrzeugs in langsamem Einhergleiten die Fluten. Um seine Augen immer noch vertrauter mit der Dunkelheit zu machen , ſpähte Strapp nach allen Richtungen. Was | über hundert Ellen weit hinauslag , verschwand voll ſtändig. Nur ein einziges Mitttel blieb ihm , dem Boot, welches Lehnhard entführte, zu begegnen, und das beſtand darin , daß er die Richtung nach der Korvette, welche sich durch zwei Laternen auszeichnete, zu seinem Fahrwasser wählte. In der Nachbarschaft des bekannten Hulls vorübertreibend , war er allmählich so weit gelangt , daß er bei Tage den Quai hätte überblicken können, daher nicht das kleinste zwischen den dort ankernden Schiffen hervorschleichende Fahrzeug seiner Aufmerkſamkeit entgangen wäre. Jezt dagegen hing es vor seinen Blicken wie ein schwarzer Vorhang nieder. Vorzugsweise auf

Klappern, mit welchem ein kleineres Fahrzeug von dieser oder jener Schiffswand abgestoßen oder an derselben hingeschoben wurde. „ Nur einer ," sprach er im Uebermaß seiner Erregung vor sich hin, nachdem er der Bewegung mit geübtem Ohr ein Weilchen gelauscht hatte, und den einen Riemen ins Waſſer tauchend, schwang er den Bug des Bootes so weit herum, daß es zu der Linie des Quaiufers eine schräge Lage gewann . Nach abermaligem Lauschen, durch welches er sich über den von dem überwachten Fahrzeug innegehaltenen Kurs unterrichtete , trieb er sein Boot an. Es geschah mit beinahe unhörbaren Bewegungen und dem leiſeſten , auf die Riemen ausgeübten Druck. Auf die Korvette zu glitt es langſam, infolgedessen es , wie Strapp scharfsinnig berechnete, mit dem schneller folgenden Boot schließlich in einem spizen Winkel zusammentreffen mußte. Der geheimnisvolle Ruderschlag des vermeintlichen Fischerbootes war unterdessen verstummt. Es rief fast den Eindruck hervor, als hätte deſſen Führer, um einer Schädigung der Neze vorzubeugen , die Störung zuvor in einiger Entfernung vorüberziehen lassen wollen. Doch was auch immer dessen Bewegungen bestimmte : für Strapp war es überhaupt nicht mehr auf der Welt. Nach wie vor drängte er sein eigenes Boot langsam nach vorn, die Blicke unausgeseht dahin gerichtet, wo offenbar mit vollen Armeskräften gearbeitet wurde. Endlich trennte sich vor seinen Augen von der schwarzen Fläche ein

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noch schwärzerer Schatten , der , wenn keine Störung erfolgte, in der Entfernung von etwa achtzig Ellen an ihm vorbeigleiten mußte. Er selbst war offenbar noch nicht entdeckt worden , oder es möchte sich vielleicht in dem scharfen Ruderschlage verraten haben; er säumte daher , bis das Boot beinahe in gleiche Höhe mit ihm getreten war ; dann aber warf er das seinige fast auf | derselben Stelle herum, und die Blicke über die Schulter auf den mutmaßlichen Gegner geheftet, ruderte er aus Leibeskräften, seinen Kurs mit schlauem Bedacht lenkend . Einige Dußend Ellen hatte Strapp mit wachsender Schnelligkeit zurückgelegt , bevor er von dem schwer | arbeitenden Führer des anderen Bootes entdeckt wurde. Denn erst dann verstummte dessen Ruderschlag, wahr scheinlich in der Absicht, das Zusammentreffen mit einem fremden Fahrzeug zu vermeiden. Sobald Bloody Hook | aber, und kein anderer war es, inne wurde, daß jenes, wie um ihn in den Grund zu bohren , gerade auf ihn zuglitt, rief er drohend aus : Mach die Augen auf in der Hölle Namen ! " Dann, als Strapp die Richtung seiner Fahrt immer noch nicht änderte: willst du ' ne Kugel in deinen verfluchten Schädel haben, so thu noch ' nen einzigen Schlag ! " Strapp, im Rudern seinem Gegner weit überlegen | und nicht mehr im Zweifel über denjenigen , welchen er vor sich hatte, gab seinem Boot eine Wendung, daß es parallel mit dem andern zu liegen kam, dagegen dem zuvor auf ihn ausgeübten Druck noch immer nach- | gab . Bloody Hook , eine unmittelbare Gefahr nicht mehr fürchtend, jedoch von Argwohn erfüllt, fragte nun mehr scheinbar gelaſſen : „ Möcht' ich doch wissen, wen der Teufel reitet, daß er in aller Nacht eines ehrlichen Mannes Fahrwasser zu dem seinigen macht ? " " Von der Korvette komme ich, " antwortete Strapp , das dem andern Boot zugekehrte Ruder mit einem geschickten Schwunge einziehend, dagegen mit dem andern durch heftiges Auf- und Niederdrücken dessen entschlummernde Bewegung wieder beschleunigend . „ Also von der Korvette , " bemerkte Bloody Hook gedehnt, um seine wahren Empfindungen zu verheim- | lichen. „Von dort her , Mann, " bestätigte Strapp , den schattenähnlichen Gegner fest im Auge , „ ich soll 'nen Mann in Empfang nehmen , über den ein regulärer Handel abgeschlossen wurde, " und neues Wuchten des Außenruders brachte sein Boot bis auf zwölf Fuß an | das des Desparados heran. So ? " versette dieser höhnisch , und ich müßte | die Stimme des Dutch Devil nie gehört haben, um sie jezt nicht herauszuerkennen. Da möcht' ich doch raten, dir 'nen andern Weg zu suchen, wenn du nicht ein halbes Lot Blei mit deinem Schädel in Empfang nehmen willst. " Und ich rate dir, " erwiderte Strapp nicht minder

wie der Desparado , mit Rücksicht auf die Waffen sich im Nachteil wissend, nach einer Gelegenheit spähte, des gefährlichen Feindes Heir zu werden. // So ist's also gemeint, " wiederholte er bedächtiger , und er trachtete, sich der Niemen zu entledigen . Das noch immer näher treibende Boot befand sich indessen schon oberhalb des zu ihm hinüberreichenden Ruderblattes , wodurch er in seiner freien Bewegung gehindert wurde . Indem Strapp aber einen neuen Druck auf sein Boot ausübte und es dicht an das gegnerische herandrängte , preßte er den ihm zugekehrten Riemen so tief hinab, daß deſſen Handgriff Bloody Hooks Faust entglitt und , hoch . emporschnellend, ihn schmerzhaft ans Kinn traf und ihm . auf einen Augenblick die Besinnung raubte. Doch eben nur auf einen Augenblick ; denn schon im nächsten stand er aufrecht da , mit der linken Hand Strapp an der Kehle packend und mit der rechten in seinem Gurt suchend. Strapp hatte sich ebenfalls erhoben . Jedem Blutvergießen feind , so lange noch eine Möglichkeit vorhanden , einen weniger verhängnisvollen Ausgleich herbeizuführen , wohl auch in dem Bewußtsein der in ihm wohnenden Riesenkraft , hatte er das Musketon neben sich niedergleiten lassen , so daß dessen unförmlicher Lauf an der Bootwand lehnte, sich also in seinem Bereich befand . Um nach dem Entermesser zu greifen war es zu spät , denn kaum fühlte er des Desparados Faust an seiner Kehle, als er auch dessen andere Hand über seinem Haupte schweben sah , und zwar in ciner Weise , welche keinen Zweifel gestattete , daß dieselbe mit einem Messer bewaffnet. Doch sein Auge war noch immer sicher , es hatte seine Gewandtheit hinter der Nähmaschine erſt wenig Abbruch erlitten ; und so gelang es ihm , als die Faust mit dem Meſſer ſich zum tödlichen Stoß auf ihn senkte, deren Gelenk aufzufangen und mit der cifernen Gewalt eines Schraubſtocks zu umspannen, während er mit der anderen, da der zurückgebogene Hals des Gegners ihm nicht erreichbar , ſich auf dessen Brust festkrallte. Indem aber die beiden Männer ihre ganze Schwere auf die seitlängs von einander liegenden Bootsränder übertrugen, neigten diese sich bedenklich dem Wasser zu, infolgedeſſen Liu, cinem dumpfen Selbſterhaltungstrieb nachgebend, seine äußersten Kräfte aufbot , das Gleichgewicht wenigstens des eigenen Bootes wiederherzustellen . Weit überlehnte er sich über den Außenbord. Doch was zur eigenen Sicherheit diente, kam auch dem feindlichen Boote zu statten. Denn wie verankert lagen die beiden Fahrzeuge nebeneinander, wie mit den sie tragenden Planken verwachsen standen die beiden Gegner zum tödlichen Ringen einander gegenüber. Sie schienen aus einem Guß zu bestehen , harrten mit derselben Verbissenheit einer auf die erste Bewegung des andern, um da, wo der Dienst . der Augen ein beschränkter, mit scharf unterscheidendem Gefühl einen plöhlichen Angriff zum eigenen Vorteil auszunußen.

grimmig , „ den Mann, der in deinem Boot liegt , auf der Stelle herauszugeben , oder du erlebst, daß ich mit 'nem Dußend Kugeln zugleich deinen Hulk in ein Sieb verwandle, " und es knackte der Hahn seines Musketons . So ist's gemeint ? " hieß es gehässig zurück, und Strapp fühlte gleichsam durch die Dunkelheit hindurch, |

Eine Minute verstrich in Unheil verkündendem Schweigen , kaum daß die sich aneinander reibenden Bootsränder leise knirschten . Für die beiden Gegner, wie für den bebenden Liu verhallte ungehört der sich nunmehr etwas schneller nähernde geheimnisvolle Ruderschlag .

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„Mann , “ hob Strapp endlich mit der ihm eigen: | tümlichen Kaltblütigkeit an , die in demselben Grade wuchs, in welchem eine ihm drohende Gefahr sich vergrößerte, und ſeine Stimme verriet, daß Bloody Hooks wütender Griff ihm das Atmen erschwerte , Mann, wir mögen auch ohne Havarie voneinander abdriften ; schaff den Burschen aus deinem Boot in das meinige, und ich lohn's dir mit ' nem Handgeld , größer als die auf der Korvette es dir zahlen. “ „Eher sollst du selber zehnmal zur Hölle fahren, “ versette Bloody Hook zähneknirschend , als bei einem Versuch, die bewaffnete Faust Strapps eisernem Griff zu entwinden, dieser ihm dieselbe beinah aus dem Gelenk drehte , und wiederum standen sie wie Mauern, während der Atem sich feuchend ihren Lungen entwand. So gilt's denn einem von uns beiden, und daß ich's nicht bin, dafür sage ich gut ," erwiderte Strapp, und schmerzhafter noch krallten seine Finger sich in das Bruftfleisch des Desparados ein, zugleich versuchte er, diesen emporzuheben, wie er es in jungen Jahren so oft in lustigem Scheinkampf übte. Doch seiner überwiegenden Kraft ſtand die hinterliſtige Berechnung eines verschlagenen Feindes gegenüber , welche dadurch um so gefährlicher wurde , weil er ſelbſt, anstatt mit beiden Füßen sich festzustellen, gezwungen war, mit dem verkrümmten Knie ſich auf den Bootsrand zu ſtüßen. Außerdem übte das Zusammenpressen seiner Kehle eine Wirkung auf ihn aus, als hätte das nach dem Kopfe drängende Blut ihm die Schläfen sprengen wollen. Einmal hob er wie zur Probe an ; Bloody Hook, die Füße zwischen die Spanten | des Bootes klemmend, stand wie festgeschmiedet . Beim zweiten Versuch dagegen gab er insoweit nach, daß er sich Strapp zuneigte , dann aber mit einem Stoß sich rückwärts bog und dadurch Strapp , dessen Knie von dem Bord glitt , so zu Fall brachte , daß er mit dem Halse quer über die beiden Bootsränder zu liegen kam. Trotzdem hielt er noch immer die bewaffnete Faust, wogegen er die Bruſt ſeines Gegners frei geben mußte. Mit einer Art Triumphgeheul warf sich dieser alsbald | auf ihn , die um Strapps Kehle liegende Faust blitz- | ſchnell nach deſſen Nacken herumschiebend und ihn mit einer Gewalt vor sich niederdrückend , daß diesem nach kurzem Ringen die Sinne zu ſchwinden begannen . „ Liu ! “ feuchte und röchelte Strapp in plöglich er- | wachender Todesangst, „ nimm das Musketon — halt | // ihm die Mündung vor den Kopf und drücke ab „ Auch Liu kommt an die Reihe , “ hohnlachte Bloody | Hook , in der Ueberzeugung , nunmehr leichtes Spiel mit dem Dutch Devil zu haben , seinen Arm der wie im Starrkrampf geschlossenen Faust widerstandslos überlaſſend. „Ich kann nicht fort, " ächzte der Chineſe auf dem Gipfel der Verzweiflung , „ das Boot schlägt um „ Lehnhard " röchelte Strapp kaum noch ver- | ständlich, Maat ermuntere dich ich endige wie | ein Hund Maat hart neben dir Hilfe

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deffen Boot hinüber , sprang aber , da er sich plößlich frei fühlte, in fein Boot zurück, und den Revolver aus dem Gurt reißend , kehrte er sich dem neuen und gefährlicheren Gegner zu . Weder er noch Liu , und am wenigsten Strapp hatten bei dem tödlichen Ringen darauf geachtet , daß seit einer Minute die bisherigen geheimnisvollen Ruderschläge lauter und näher ertönten, und eine Jolle, von deren Ruderbank aus zwei Niemen mit äußerster Gewalt das Waſſer peitschten , während vorn im Bug eine zusammengekauerte Gestalt ein kurzes Schaufelruder eilfertig handhabte , herbeischoß und zunächst , unbekümmert um die etwaigen Folgen , jenen heftigen Zusammenstoß verursachte. Strapp , obwohl dem Ersticken nahe , hatte, sobald die Fauft sich von seinem Nacken löste, ebenfalls die Besonnenheit zurückgewonnen und zu seiner furchtbaren Mordwaffe ge= griffen. Um aber an den nunmehr sich überstürzenden Ereignissen sich zu beteiligen , kam er zu spät. Denn in demselben Augenblick, in welchem Bloody Hook mit einem wilden Fluch dem rätselhaften Angreifer sich zu= wendete, tauchte vor ihm in dem fremden Boot eine lange Gestalt auf. Wie ein Schatten flog es um deren Haupt, und bevor es ihm gelang , sich schußfertig zu machen, traf die scharfe Kante eines mit unwiderstehlicher Gewalt geschwungenen Schaufelruders ihn quer über das Gesicht, ihn sofort blendend und betäubend. Der Revolver entfiel seiner Faust. Bis in das Hinterteil des Bootes taumelte er zurück. Mechanisch suchte der Körper das Gleichgewicht zu bewahren, stolperte indessen abermals und stürzte lautlos über Bord . Strapp , das Musketon in beiden Fäusten, stand wie gelähmt. Bestürzt suchten seine Augen den Desparado, über welchen die Fluten sich brausend geschlossen hatten. Wie ein wüster Traum erschien ihm, nachdem er sich selbst schon aufgegeben hatte, die wunderbareRettung. Er konnte nicht an die Wirklichkeit glauben , so schnell hatten die letzten Vorgänge sich abgesponnen . Seine Blicke streiften den Schatten des rätselhaften Bootes . Wenige Ruderschläge hatten es eine kurze Strecke abwärts getrieben, wo es zum Stillstand gelangte. Nur eine über die Riemen geneigte Gestalt erkannte er undeutlich. Es war ihm entgangen , daß die andere auf einige ihr zugeraunten Worte gehorsam zurücktrat und auf dem Boden des kleinen Fahrzeugs , wo sie vollständig verschwand, sich niederlegte und eng zusammenkrümmte. Da weckte Liu ihn aus dem einer Erstarrung ähnlichen Zustande , indem er jammervoll flehte , ihn aus seiner gefährlichen Lage zu befreien. Schnell trat er vor ihn hin, und die beiden Hände ergreifend , mit welchen er sich an den Bootsrand feſtklammerte, zog er ihn zu sich herein.

„ Beruhige dich , Mann , " tröstete er ihn in seiner rauhen Weise, schon früher ist jemand naß geworden, ohne viel Schaden davonzutragen. Magst deinem heidnischen Schöpfer danken, daß es uns beiden überhaupt nicht erging , wie dem Schurken , und der verschwand, Ein heftiger Stoß , begleitet von unheimlichem als hätte ein Teifun ihn vom Deck gefegt. " Er kehrte Knirschen und Krachen , erschütterte beide Böte, so daß sich dem notdürftig zu unterscheidenden fremden Boot Bei Gott ! " rief er aus, und wie Aufatmen nach der Chineſe über Bord fiel , jedoch ohne seinen Halt zu . schweren Todesnöten erschallte seine Stimme , „ das aufzugeben. Aber auch Bloody Hook hatte das Gleich gewicht verloren und stürzte über Strapp hinweg nach nenne ich Hülfe vor Thoresschluß ; aber wissen möcht'

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ich, wem ich's danke, daß ich zur Zeit nicht mit gebroche | an , mit Branntwein allein hätte sie's nicht geschafft, denn über das Maß ging der Lehnhard mit dem Trunf nem Genick unten liege. " „ Vater Strapp , “ hieß es mit vor Entsehen beben- nie. Ich dachte es mir , als er nicht einmal auf den den Lippen zurück, und des alten Dutch Devil Glaube Hilferuf eines befreundeten Maats achtete. Ich kenne an übernatürliche Dinge erwachte beim ersten Wort, dergleichen vom Hörensagen, und ward's in meine Hand welches sein Ohr erreichte , ich hörte deinen Ruf, der gelegt , ihn vor dem Dienst auf der Korvette zu beklang, als hättest du dich in Aengsten befunden, und ich wahren, kommt's auf Lius Rechnung . Der überwachte eilte herbei ihn nämlich auf Schritt und Tritt. " //Wird er Schaden an seiner Gesundheit erlitten „ Ja, in Aengſten, " fiel Strapp aus vollem Herzen ein, sogar in Todesängsten , ich sowohl wie der Liu, haben ? " „ Vermutlich nicht. So viel, daß er ' 3 Aufwachen und wenn je ein Frauenzimmer einen herzhaften Schlag nach einem verruchten Kehlabschneider führte, so bist du vergißt , trichterten sie ihm schwerlich ein. Wär's doch // es, und das mag dir gesegnet sein dein Lebenlang — " ihr eigener Schade geweſen. ,,Du wirst ihn pflegen, Vater Strapp ? " Um der heiligen Jungfrau willen, Vater Strapp, „Ich möchte wohl , allein das hat seinen Haken . ich war es nicht ," versette Margarita schaudernd, // meine Hände trennten sich seit einer Stunde nicht von | Nehm' ich ihn zu mir in mein Logis , ſo iſt er keine den Riemen doch frage jezt nicht . Morgen komme Stunde sicher , mit Gewalt abgeholt zu werden ; und ich zu dir — ich hörte dich einen Namen aussprechen . etwas Schriftliches haben sie ihm auf alle Fälle abgeUm Hilfe riefſt du jemand –– ich glaube deinem Freund | drängt , wohl gar Handgeld in ſeine Taſche geschoben, was ist es mit ihm ? Ich unterscheide außer dir das macht ihn nämlich zu Onkel Sams Eigentum. Nein, nur Liu. " Margarita , unter solchen Umständen darf ich ihn nicht „Ja , Margarita , " erklärte Strapp , wieder im beherbergen ; die Gefahr ist zu groß und der Lehnhard Besitz seiner vollen Kaltblütigkeit , den Lehnhard rief zu gut, um in einen Crew ¹) gesteckt zu werden, wo jede ich dritte Hand ein angeworbener Galgenſchwengel. Und Er war's nicht, der über Bord stürzte ? " unter nochmals, nein, Mädchen, der Lehnhard muß an ' nen brach Margarita ihn heftig. Ort verstaut werden , wo keiner nach ihm sucht ; denn „ Nein , der nicht , Mädchen , " beruhigte Strapp, auch der Preßring würd's ihm gedenken, käme er einem „ aber ich rief ihn , weil er auf Armeslänge neben mir, davon in Sicht. Man würde es ihm auslegen , als und ich glaubte, das Wort eines Maats , der mit dem hätte er dem Schurken, der mit ihm abfuhr, den Schädel Tode ringt, wäre genug, um 'nen Toten zu ermuntern. eingeschlagen, und das muß vermieden werden. Auf der Verdammt , Margarita , um deine Geheimnisse befrage Aurora befände er sich am sichersten. " Unmöglich," fiel Margarita bestürzt ein , „ nein, ich dich nicht; wenn aber der Lehnhard zur Zeit nicht wie ' ne Kiste Stückgut an Bord der Korvette gehißt wir können ihn nicht aufnehmen. Alles , alles andere wird, um seine vier Jahre Onkel Sams Abzeichen zu will ich über mich ergehen lassen, nur das nicht — nein, tragen , so ist's dein Verdienst. Auf eigenen Füßen Vater Strapp , es ist unmöglich. “ wäre er nimmermehr über die Schanzen eines KriegsWenn du eine Chriſtin biſt, ſo bekehrſt du deinen ſchiffes geklettert. Es gehörte dazu, daß sie 'nen Halb- Widerwillen gegen die Mannsleute um einer rechttoten aus ihm machten schaffenen Handlung willen dermaßen , daß du ihm „ Santa Maria ! " stieß Margarita förmlich hervor, einen Winkel auf dem Hulk gönnst ," erklärte Strapp „ Vater Strapp du redest Schreckliches - was ist's mit einer gewissen ernsten Entschiedenheit. „Was kann mit ihm, wo blieb er ?" er dich und deine Mutter viel hindern ? Er ist eine höfHier vor mir liegt er in dem Boot des nieder- liche und bescheidene Natur, die jedem gern zu Gefallen trächtigsten Landpiraten , der je verdiente , mit ' nem lebt. Weigerst du dich troßdem, und den Lehnhard Strick um den Hals an ' ner Raanocke zu schwingen ; der trifft's, daß er wohl gar seine Heimat nicht wiedersieht, Schlag , der ihn über Bord sandte , war viel zu viel so fällt die Schuld auf deine Seele. Und wie lange Ehre für ihn." fann's nur dauern , bis ich eine Fahrgelegenheit aus"/ Rede nicht davon" — unterbrach Margarita ihn mache und er unbemerkt mit ' ner firen Brise durchs angſtvoll, „ nein, Vater Strapp , kein Wort mehr davon, | Goldene Thor schlüpft ? Auch hörte ich davon, daß die wenn du nicht willst , daß Entsehen mich um den Ver- Korvette noch in dieser Woche losmache und südlich gche. Sei also nicht widerhaarig , Mädchen . Erwirb stand bringt. " „ Gut, Mädchen. Hast im Grunde recht : Was du dir ' nen Gotteslohn und gedenke daran, daß der Lehnnicht mit Karen Augen ausmachtest , braucht nicht mit | hard , könnte er dir einen Dienſt damit erweiſen , nicht deutlicher Rede vor dir übergeholt zu werden. Warte | lange fragte, wie tief das Waſſer, wie heiß das Feuer, ' ne Minute ; hernach sage ich dir , ob Ursache zur Be- durch welches er für dich ginge. “ „Quäle mich nicht, Vater Strapp , " flehte Margasorgnis vorhanden . " Er trat in das andere Boot hinüber . Nachdem er rita offenbar in Verzweiflung , „ wüßtest du alles sich eine Weile mit Lehnhard eifrig beschäftigt, ihn er- du selber rietest mir davon ab . " „Ich brauche nicht mehr zu erfahren, als ich weiß , " folglos gerüttelt und eindringlich zu ihm gesprochen hieß es ungeduldig zurück, „ des Lehnhard Freiheit und hatte, kehrte er sich Margarita wieder zu . "} Die Brut hat ihm Medizin eingegeben , daß er schläft zwei Tage und zwei Nächte, “ hob er ingrimmig 1) Schiffsbesatzung.

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Gustav Karpeles .

vielleicht sein Leben stehen auf dem Spiel; das sage | deiner Mutter , wenn's dir selber an gutem Willen fehlt, und die wird dir's beschwören , daß der Peter Strapp in den vielen langen Jahren nie Ungebührliches von ihr verlangte. " Margarita antwortete nicht. Wäre es Tag gewesen, so würde Strapp gesehen haben, daß ihr Oberkörper, wie vor einem Gefühl der Schwäche, sich tiefer über die beiden Riemen hinneigte und ihre Augen starr an der notdürftig zu unterscheidenden Geſtalt ihres unglücklichen Vaters hingen. Derselbe rührte nur die Hände in der bekannten unheimlichen Weise. Er hatte offenbar vergessen , daß er vor wenigen Minuten erst, cinem rätselhaften Instinkt folgend, jemand, in welchem er einen Feind seiner Tochter zu entdecken glaubte , in den Tod sandte. Thu , was Dutch Devil rät - ich habe keine Zeit mehr ich will nach Hause, " sprach er, und wie Strafe fürchtend, dämpfte er seine Stimme bis zum Flüsterton. „Keine Silbe mehr, " hauchte Margarita bebenden Herzens, „ verrätſt du dich, ſo versinkt alles vor deinen Augen und du biſt allein auf der Welt , mußt verhungern. " Ich schweige , schweige , schweige , " lispelte der Unglückliche ängstlich. „ Thu, was Dutch Devil sagt. Warte nicht länger ich will schlafen. " „Margarita ! " schallte Strapps rauhes Organ wieder zu ihr herüber , was besinnst du dich ? Soll die Sonne hier über uns aufgehen ? In anderthalb Stunden ist's heller Tag. Komm her , Mädchen , betaste den armen Jungen , damit du's glaubst. Horche auf seinen Atem, lege die Hand auf sein Herz und fühle, ob's nicht matter schlägt nach der niederträchtigen Mißhandlung. " nein , ich gewinne es nicht über mich, " „ Nein unterbrach Margarita ihn wehklagend, ich erlebte des Schrecklichen genug hier , muß nach dem Hulk zurück. Wenn du meinst, daß es durchaus notwendig, so bringe deinen Freund. Bis dahin habe ich die Mutter befragt. Ist sie ſie damit einverstanden , so ergebe ich mich in das Iſt Unabänderliche. Du weißt, sie hat Erbarmen mit Menschen, die vom Unglück heimgesucht wurden. “

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mit Leichtigkeit in heftiges Schwanken. Schon bei der vierten Schwingung schöpfte es in der vollen Länge Wasser, um bei der fünften und sechsten sich ganz zu füllen und mit hohlem Plätschern und Gurgeln zu verfinken. „ So , “ lobte Strapp selbstgefällig sein Werk, findet man die driftenden Riemen , wundert's keinen, daß der Kehlabſchneider samt Boot und hinterlistig gekapertem Burschen verschwand . Auf alle Fälle spürt man ihnen nicht viel nach. Du aber bist gescheit ge= nug, " sprach er dringlich auf den Chinesen ein , „ nicht über Dinge zu reden , welche dir selber den Teufel auf den Hals rufen könnten. " Er legte die Riemen zwischen die Pflöcke, und weit ausholend, trieb er das Boot auf den Hulk zu. Als er nach zehn Minuten bedachtsamen Ruderns neben der Treppe anlegte , erwartete Frau Lorenzo ihn bereits oben. Ich erfuhr alles ," sprach sie leise zu ihm nieder. „ Der Unglückliche soll mir schon allein Ihretwegen willkommen sein . Margarita befindet sich drinnen . Der Schrecken benahm ihr} den Kopf ; ſie bedarf der | Ruhe. " "/ Stören Sie das Kind nicht, " antwortete Strapp eigentümlich milde. „ Es hat genug erlebt heute , um mit den Gedanken ein wenig aus dem Kurs zu weichen ; hoffentlich vergißt sie das Aergste bis morgen. Schwebt's mir selber doch wie ein Wunder vor, daß ich's nicht begreife . Zum Henker mit den überflüssigen Reden . | Werfen Sie mir ein Tauende zu , hernach wollen wir weiter sehen. " Gleich darauf fiel eine , offenbar bereit gehaltene Leine in das Boot hinab . Sorgfältig verschnürte | Strapp dieselbe unterhalb Lehnhards Armen, und nachdem er Liu angewiesen hatte, wie er, die Treppe hinter dem Bewußtlosen ersteigend , diesen zu unterſtüßen habe, begab er sich mit dem losen Ende des Strides zu Frau Lorenzo hinauf. Weniger Minuten angeſtrengter Arbeit bedurfte es nur noch , und Lehnhard lag neben der Kajütenthür auf einer Matraße. Auf den Rat der alten Freundin stand Strapp davon ab, ihn in die Kajüte zu schaffen. Er begriff, daß die freie kühle Nachtluft ihm zuträglicher , als der Aufenthalt in einem ab-

Auch von dir weiß ich's , " erklärte Strapp nun- geschlossenen Raume. Einige Worte, die nächste Zukunft mehr wieder sanft; was er weiter hinzufügen wollte, betreffend , wechselte er noch mit ihr , dann stieg er mit schnitt Margarita dadurch ab , daß sie die Itiemen ins Liu insein Boot hinab, wo er hastig zu den Riemen griff. (Schluß folgt ) Wasser senkte. In der nächsten Minute hatte · dic Dunkelheit die flink einhergleitende Jolle gänzlich in sich aufgenommen. Ohne Säumen begaben Strapp und Liu sich nun1. mehr ans Werk , Lehnhard , welcher nicht die leiſeſte Neue Mitteilungen über Empfindung verriet , zu sich herüberzuschaffen . Nachdem auch der Zeugſack geborgen, wies Strapp den GeHeinrich Heine. fährten an, ſeinem Beiſpiel folgend, den einen Riemen Von quer über Bloody Hooks Boot zu legen und mit dem Gustav Karpeles . widerſtandsfähigen Griffende unterhalb des Bordrandes zu schieben, wodurch in einfachster Weise ein stark wirkender Hebel hergestellt wurde. Dann das eigene Boot ſo weit Ruderblätter abwärts ſchiebend, daßSpielraum die in ihren Händen drei Jahrzehnte dahingegangen, Heinrich Heine vonsind seiner Matraßenbefindlichen freien fanden , mehr denn aber versetzten sie das dem Untergange geweihte Fahrzeug gruft zur ewigen Ruhe gebettet worden ist

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Neue Mitteilungen über Heinrich Heine.

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welche Wandlung hat sich inzwischen in der öffent- | In der Gesamtausgabe sowie in den Nachträgen zu lichen Meinung zu Gunsten des Dichters vollzogen ! seinem Briefwechsel sind sie nicht enthalten ; sollte Während unmittelbar nach seinem Tode 1856 -- wider Erwarten der eine oder andere auszugsweise kaum noch eine einzige Stimme als die seines besten in früheren Jahren einmal publiziert sein , was ich Freundes , Alfred Meißner, über den Hingang des jedoch nicht glaube , da ich seit mehr als zwanzig großen Dichters sich vernehmen ließ , kam später eine Jahren diese Litteratur über Heine aufmerkſam verfolge, so ist diese Publikation jedenfalls so verheimlicht Art so allseitig ungünstiger und vornehmer Aburtei lung im wesentlichen durch Julian Schmidt in Mode, worden , daß der betreffende Brief troßdem so gut daß es wirklich fast den Anschein hatte, der Dichter wie unbekannt geblieben ist. Der Brief Heines an sei vergessen und das Reich seiner poetischen Herr seinen Freund Karl Immermann lautet : schaft für immer gestürzt . Berlin, den 11. April 1824 . Dem war nun aber nicht so . Man kann sagen, Immermann ! Lieber daß das Jahr 1870, das ja im allgemeinen auch eine Ich bin noch nicht aus dem ersten Lachen gekommen, große Wandlung auf allen Gebieten unseres Geisteslebens hervorgerufen, das so viele Götter und Gögen seit ich hier bin; alle Mitteilungen muß ich bis zu meiner Zurückkunft nach Magdeburg aufsparen. Varnhagens und gestürzt hat , daß dieses Jahr auch eine gerechte den größten Teil meiner Freunde habe ich in vollem Würdigung Heines , seiner bleibenden dichterischen Wohlsein angetroffen. Andere sind abwesend. So iſt Bedeutung , seiner menschlichen Vorzüge angcbahnt 3. B. die Hohenhausen nach Dresden gereift, begleitet vom hat. Er ist nun fein Toter mehr, und heute , wo Baron v. Uechtrit ! Dieser hat also jest Gelegenheit, Charaktere zu studieren. Wenn Blomberg zu das Privilegium auf seine Werke aufgehoben , und weibliche Ihnen kommt, so bitten Sie ihn, daß er hier in Berlin diese klassisches Gemeingut aller werden dürften, kann im Comptoir von M. Friedländer u. Comp ., Neue Friedrichsman wohl sagen , daß er mehr als je lebt in der straße 47, ſeine Adreſſe für mich abgebe. Ich werde ihn Anerkennung des deutschen Volkes . Alfred Meißner alsdann schon auffinden; mich würde er schwerlich zu Hauſe Leben Vicle haben sich nach Ihnen erkundigt. treffen. hatte eine stereotype Redensart für jede einzelne Sie wohl . Ich sehe Sie bald. Ihr Freund Phase in dieser Wandelung des öffentlichen Urteils : H. Heine. Wenn Heine das erlebt hätte ! " Dieser Wunsch In Eil. ging hervor aus der innigen Teilnahme an dem Ich befinde mich sehr wohl. Dichter, aus der Kenntnis seines Lebensganges , aus Zur Erläuterung dieses Briefchens iſt nur wenig einem warmen Freundesherzen. Und Alfred Meißner hat auch den redlichsten zu bemerken . Wir erfahren daraus, daß Heine schon Anteil an diesem Umschwung gehabt. Sein wesent: 1824 mit Immermann so befreundet war , daß er liches Verdienst liegt nicht sowohl in der dichterischen ihn wiederholt in Magdeburg , wo dieser zur Zeit Würdigung Heines als in der Verbreitung eines als Kriminalrichter lebte , besucht hat. Es ist dies unbefangenen Urteils über den moralischen Charakter | bisher ebensowenig bekannt gewesen , wie die Thatdes Dichters . Gerade dieser Charakter wurde ja von | sache , daß Heine eigentlich zuerst den Dichterruhm den Atta Trolls am meisten angefeindet ! Und doch Immermanns proklamiert hat und daß er gerade heute wissen wir es alle , daß Heine ein guter damals von Berliner Kritikern wegen dieser PropaMensch, ein treuer Sohn und Gatte, ein edler, hilfs ganda für einen „ obskuren Magdeburger Dichterling " bereiter Genosse und aufrichtiger Freund war , daß hämisch angefeindet wurde. - Friedrich von Uechtriß seine allerdings großen Fehler und Schwächen im ist der bekannte romantiſche Dichter, der damals eifriges wesentlichen auf die verwirrten Zeitverhältnisse, auf Mitglied der poetischen Tafelrunde bei Lutter & Wegedie Ungunst des Geschickes , das auf ihm seit früherner war, an der Heine und Grabbe das große Wort Jugend lastete , und nicht zum wenigsten auf jene | führten. Elise von Hohenhausen war gleichfalls Verleumdungen der Atta Troll- Gemeinde zurückzu eine bekannte Schriftstellerin , die erste Uebersekerin führen sind. Byrons in Deutschland . Es ist wohl nun ein Stück Auch die nachfolgenden Mitteilungen sollen einen Berliner Medisance , wie es im Salon Varnhagen Beitrag zur Biographie des Dichters und Menschen damals ausgeheckt zu werden pflegte, was Heine von nach dieser Richtung hin geben. Sie dürften in viel | beiden berichtet. -- Wilhelm v . Blomberg endlich war facher Beziehung neuc Lichter auf sein Lebensbild ein preußischer Offizier, der unter anderem auch ein werfen und manches Verhältnis in seiner wahren Trauerspiel ,,Thomas Anicllo " geschrieben hat, welches Bedeutung zeigen. Ich eröffne sie mit einem Briefe, die Grundlage des Textbuches der Oper ,,Die Stumune der uns zunächst in die Frühlings- und Jugendzeit von Portici" bildet. Seine Gedichte erschienen bei also war er ein Dichter ! Er starb Cotta 1836 des Dichters geleitet. Es ist bekannt , wie wenig aus dieser Lebens- als Major a. D. in Herford 1846 . Es folgt nun ein zweiter Brief Heines , gleichperiode Heines uns eigentlich bekannt ist. Und darum wird jeder Beitrag von Interesse sein. Der nach falls aus seiner Studentenzeit an einen bisher nicht folgende Brief ist einer der ältesten , die wir über: bekannten Jugendfreund. Leider ist nur dieses eine haupt beſißen ; in der Reihe der Bricfe an Karl Schreiben aus dem ganzen Briefwechsel erhalten. Ich Immermann , an den er gerichtet ist , der fünfte. | verdanke dasselbe der Güte des Sohnes des Adreſſaten, Von vornherein sei bemerkt , daß alle nachfolgen der mir auch die nachfolgenden Erläuterungen und den Briefe und Mitteilungen ungedruckt sind . | Anekdoten mitgeteilt hat.

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Gustav Karpeles.

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An das Gegenteil fand und zum Beweise ein Lied an Herrn Ferdinand Oesterley, den Mond komponierte , welches Heine für diesen Dr. Jur. Zweck dichtete. Heine behielt diese Kompoſition ; wie Assessor an der juristischen Fakultät Göttingen. ich vermute, ist es das herrliche, allgemein bekannte Insel Norderney , 14. August 1825 . Gedicht, welches in Göttingen entstanden , und das Lieber Defterley ! jener Komposition zu Grunde gelegen : Am 5. Abends um 9 Uhr war ich in Deinem Hauſe, um Abschied von Dir zu nehmen und die Wärterin wollte Mir träumte : traurig schaute der Mond, Und traurig schienen die Sterne ; mir feinen Zulaß zu Dir gestatten , weil Du in Gesellschaft wärst. Ueber Hals und über Kopf reiſte ich ab, Es trug mich zur Stadt, wo Licbchen wohnt, Viel' hundert Meilen ferne . um hierher zeitig ins Seebad zu gelangen. Ich bitte Dich, sieh zu , ob in Göttingen etwa ein Brief für mich angeEs hat mich zu ihrem Hause geführt, kommen, und in diesem Falle schicke ihn an den Dr. Heine Ich füßte die Steine der Treppe, in Lüneburg . Die oft ihr kleiner Fuß berührt Ende September werde ich nämlich in Lüneburg sein ; Und ihres Kleides Schleppe. vier Wochen bleib' ich hier und mache unterdessen oder nachher einen Abstecher nach Holland . In Embden habe ich Die Nacht war lang, die Nacht war kalt, schon den Vorgeſchmack des holländischen Wesens genoſſen ; Es waren so kalt die Steine ; ich wollte mich todlachen, als ich die erste hübsche Holländerin Es lugt' aus dem Fenster die blasse Gestalt küßte und sie phlegmatiſch ſtill hielt und nichts ſagte als Beleuchtet vom Mondenſcheine. ein immerwährendes nyn heer ! Grütern lasse ich herzlich grüßen. Bücher , die ich in Auf dem Wege nach Italien kam Heine 1828 der Eile nicht verpacken konnte, habe ich Raumern beauftragt, dem Grüter zu geben, damit er sie mir nach Lüne: noch einmal durch Göttingen, um , wie er sagte, nicht burg befördere. Ob ich meinen Plan ausführe und zur nach Italien zu gehen , ohne noch einmal das ſchönſte Bibliothekbenuhung nach Göttingen zurückkehre, das wiſſen | Mädchen gesehen zu haben — Oesterleys Braut ! Aus die Götter. Ich soll ja hier an gar nichts denken und bloß des Morgens den Kopf in die schäumenden Mogen einer Gesellschaft, die er einmal in Sehlens Garten der Nordsee sorglos hineinstecken. Hab' schon zehnmal ge: seinen Kommilitonen gab , war Heine selbst plötzlich badet und befinde mich wohl . Lebe wohl und behalte verschwunden ; seine Gäste suchten ihn und fanden mich lieb. Empfiehl mich auch Deiner Familie. Ich hoffe ihn schließlich in seiner Wohnung im Bette. Die auch, daß die Gesundheit Deiner Schwester hergestellt Gesellschaft war ihm zu langweilig geworden . Solche werde. Ich sehe, Geduld hilft und wenn ich meinen zu : ſtand vom vorigen Winter bedenke, so bin ich zufrieden. und ähnliche Geschichten wußte Desterlen und auch Laß oft von Dir hören. Ich werde einige Zeit in die anderen Freunde aus Heines Jugendjahren viele Lüneburg einſam leben und schreiben ; alsdann gehe ich nach und komische zu erzählen . Von diesen Freunden Berlin. Und ich bitte dich, ich bitte dich sehr, inständigst, schien ihm der in obigem Briefe wiederholt geschicke mir doch die Komposition meines Mondscheinliedes. Ich will es mir oft vorspielen lassen und Deiner in Liebe grüßte Fernow besonders wert zu sein. Es war ein gedenken. Ruſſe und riesengroß , weshalb ihn Heine bei der Dein Freund Nordsee erwähnte. Grüter hieß eigentlich Adam H. Heine. Auguſt Kaspar Louis von Diepenbroick- Grüter ; er Fernom zu grüßen. Als ich das große Weltmeer sah, war der älteste Sohn eines hannöverischen Gutsbe Geppert, Limpricht, Siemens, wenn gedachte ich seiner. Du ſie ſiehſt, grüß mir herzlich. Aber den Fernow grüß sizers, ein junger Mann von hervorragenden Geistesmir nochmals. gaben , aber allzu schwärmerischer Sentimentalität, Der Empfänger dieses interessanten Briefes war welcher seinen lustigen Kameraden oft wie ein Ferdinand Desterley , geboren 1802 zu Göttingen, trümmerhaftes Ueberbleibsel aus der Wertherperiode" Sohn des dortigen Univerſitätsrats und Bruder des erschien. Ueber Limpricht habe ich nirgends etwas bekannten Hofmalers Professor Carl Desterley in erfahren, ja ich weiß nicht einmal, ob ich den Namen, Hannover. Nachdem er selbst eine Zeit lang Privat der etwas unleserlich geschrieben war , richtig entdocent in Göttingen gewesen, wurde er zum Stadt: | ziffert habe. Sollte jemand aus dem großen Lesersyndikus erwählt. Er starb 1858 als Oberbürger- kreise dieser geschäßten Zeitschrift mir vielleicht nähe : meister von Göttingen . Defterley ist als Autor mehrerer ren Aufschluß geben können, so wäre ich dafür sehr Siemens war bis vor wenigen Jahren juristischer Werke in Fachkreisen bekannt. Unter den dankbar. Studenten der Georgia Augusta war er als Ama: Oberamtsrichter in Hannover, wo er auch gestorben ist, teur ein ausgezeichneter Klavierspieler , ja ſogar als | und Göppert war später, wenn es derselbe iſt, Profeſſor ein begabter Komponist gefeiert. Später war er der Botanik an der Breslauer Universität. Bleibt noch jahrelang mit Spohr und Hauptmann , unter dem Otto von Raumer , der in Göttingen ein liebenser Theorie studierte, befreundet und in regem Brief: würdiger, flotter Bruder Studio , ein intimer Freund Später wechsel. Die freundschaftlichen Beziehungen zu Heine Heines und Verchrer seiner Muse war. datieren aus der Studentenzeit von 1824. Desterley freilich änderte sich das. Raumer wurde preußischer erzählte in späteren Jahren oft von dem inzwischen Kultusminister, als welcher er die berüchtigten Schulberühmt gewordenen Dichter allerlei Schnurren , so regulative eingeführt und im Jahre 1851 den „Noz. B. von einer sehr heiteren Fahrt ins Bürgerthal, mancero" seines Jugendfreundes verboten hat , ja welche bei Gelegenheit von Heines Taufe stattfand. | sogar die konfiszierten Exemplare zerstampfen ließ , weshalb ihn Heine seinen lieben Zerstampfer" Heine behauptete Defterley gegenüber merkwürdiger weiſe ſtets , ſeine Gedichte seien unmusikalisch und nannte. Der dritte und vierte Brief find an Giacomo eigneten sich nicht zur Komposition , während dieſer

@ANGERER&GESCHL

Heinrich Heine. Nach dem im Verlage von E. H. Schröder in Berlin erschienenen, von Friedr. Pecht 1840 nach dem Leben gezeichneten und von Pet. Rohrbach 1868 lithographierten Bildnis. Mit Bewilligung des Verlegers."

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Neue Mitteilungen über Heinrich Heine.

Meyerbeer und an Ferdinand Lassalle gerichtet. Beide Briefe führen uns in die lehte Periode dieses Dichterlebens , als Heine durch die Perfidie feiner Familie , durch die Verfolgungswut seiner Feinde unsäglich viel zu leiden hatte. Man kann da weiter nichts sagen als : Wer sich frei weiß von Schuld , der werfe den ersten Stein auf ihn ! Der erste an sich ganz uninteressante Brief ist eigentlich nur eine Folie für den zweiten. Er zeigt uns zu gleich , daß Heine damals mit Meyerbeer innig befreundet war. Nebenbei bemerkt : es iſt eine alberne Lüge, daß Heine in späteren Jahren Meyerbeer des: halb mit seinen Spottgedichten verfolgte , weil dieser ihm einmal irrtümlich für seine Frau statt Logen: pläße Galeriebillets in die große Oper geschickt habe ! Der Grund dieser Abneigung lag tiefer und hing vielfach auch mit materiellen Interessen zusammen. Der Brief an Meyerbeer lautet :

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| zu sprechen scheinen. Schließlich ist auch dieser Brief ein beredtes Zeugnis dafür, daß der als leichtsinnig verschrieene Heine durchaus nicht leichtsinnig geweſen , ja daß er vielmehr in praktischen Lebensfragen mit einer peinlichen Genauigkeit und dem größten Ernſt vorgegangen ist.

Paris, den 27. Februar 1846 . [Mein teurer Freund! Ich hoffe , daß Sie die drei Briefe , die ich Ihnen unter Ihrer eigenen Adresse geschrieben , erhalten und andere drei Ergänzungsbriefe, die ich an Herrn v . Varnhagen schrieb , von demselben mitgeteilt bekommen haben. Unterdessen erhielt ich auch Ihren zweiten Brief, worauf wenig zu beantworten war. Ich glaubte alles im besten Bug, da erhalte ich soeben einen Brief von Varnhagen, woraus ich ersah , daß er mir einen Strich durch die Rechnung macht. Er scheint die Sache , worauf es antommt, gar nicht zu verstehen, und ich sehe wohl , daß er | in seinem Moderantismus mit Ihnen nicht zusammen wirken kann. Den Artikel für die „ Aug. 3tg. ", wo der Püclerische Brief interkaliert werden sollte, wird er alſo Paris, den 29. März 1834 . nicht schreiben , ja er bemerkte mir sogar , „ daß es unschicklich gegen den Fürsten gehandelt wäre , wenn man Wertester Freund ! Herr Rosenstein aus Berlin hat die Ehre Jhnen diese dessen Schreiben veröffentlichte , und dieser es nicht er: Zeilen zu überreichen. Ich empfehle Ihnen dieſen jungen lauben dürfe". Diese Bemerkung beſtimmt mich, aus´leic;t Mann, der mir aufs vorteilhafteste bekannt ist, aufs aller: begreiflichen Gründen, auf jenen Brief zu verzichten] , um beste. Kenntnisse in neueren Sprachen, guten Willen, mo- so mehr , da seine Hauptwirkung schon geschehen, nämlich ralischen Lebenswandel finden Sie bei ihm in ungewöhn- die Beschämung meines Vetters ob seiner Knickerei, licher Weiſe , und ich denke , dieſe Eigenſchaften erwerben und jezt der Hauptzweck sein muß , die Anerkennung ihm Ihr gütiges Wohlwollen und Ihre einflußreiche Ver- der Pension für immer zu erlangen . Dies geschieht vielmehr , indem diese chifanierende Nichtanerkennung recht wendung, wo Sie ihm nüßlich sein können . Empfangen Sie die Versicherung meiner höchsten Ver- prägnant als eine kleinliche Rache dargestellt und flattiert wird. Dieſes war die Arrière pensee , die meinem ehrung und meiner unbedingten Ergebenheit. Schmähartikel gegen Heinrich Heine zu Grunde lag ; die H. Heine. Thatsache des Auszahlens der Pension wird hier als sich Diese höchste Verehrung und unbedingte Er- von selbst verstehend hingestellt, und ſoweit wird sie notogebenheit sollte aber im Laufe der Jahre einen risch konstatiert. Es ist daher nur der Streit ob der Form vorhanden , ob der Anerkennung der Pension . empfindlichen Stoß erhalten. Schon der folgende Wenn Sie daher , sobald der Schmähartikel gedruckt erBrief an Lassalle ist um eine Nüance kühler gegen scheint, denselben ausbeuten wollten , müſſen Sie diesen Meyerbeer als die früheren Schreiben. Zum Ver- Zweck im Auge behalten und Karl Heine nicht als Cynifer ſtändnis dieſes Briefes muß man nur bedenken, daß beschämen , sondern wegen seines Mangels an Versöhnlichkeit und Schonung tadeln und nur auf dem Terrain derselbe während des Krieges mit Karl Heine ent des Allgemeinen, dem Kampf des Genius mit dem Geldstanden ist. Die Situation wird dann sofort klar : sack, verharren. So wird der besondere Familienskandal Es stirbt ein reicher Dheim, der etwa vier Millionen nicht diskutiert, und wir haben keine Entgegnung zu Mark Banko allein zu wohlthätigen Zwecken und befürchten in dem Sinne, wie Varnhagen warnt. Einen solchen Artikel nun müssen Sie , liebster Lassalle , gleich vielleicht das Fünffache dieser Summe seinen Univer: schreiben , sobald der Kölner Schmähartikel erscheint, und salerben hinterläßt , der aber in dem sorgsam aus ich traue Ihnen Takt und Umsicht genug zu , um nicht gearbeiteten Testament seines armen und schwer- unwiderbringlich Karl Heine gegen mich zu erbittern und franken Neffen , der nebenbei gesagt ein berühmter ſomit meine schon errungenen Vorteile zu kompromittieren . Ich selbst bleibe in der milden Rolle, die ich streng zu deutscher Dichter ist , absolut vergessen hat. Und behaupten immer entschlossen war. Wo Sie Ihren Ardarauf kommt der Universalerbe und verweigert tifel drucken lassen können , weiß ich nicht : am besten dieſem kranken Vetter die Auszahlung der für seine wäre Berlin , Rellstab thut es mir vielleicht zu Gefallen, Verhältnisse jämmerlichen Pension von 4800 Franken wo nicht, muß die Breslauer Zeitung benugt werden . Ich vertraue Zhrer Klugheit . jährlich! Das muß man bedenken , um den Schmerz, Ich habe Ihnen zu Paris in betreff Meyerbeers die den Zorn und die Aufregung zu verstehen , die sich ganze Wahrheit gesagt, und der Zottelbär scheint jest die damals Heincs bemächtigten , und die ihn zum er- Sache selbst nicht mehr zu wissen. Erst als ich gar nichts anderes von ihm zu erlangen wußte , begnügte ich mich bitterten Kampfe mit allen erlaubten und unerlaubten mit der Form jenes Briefes, nur auf bestimmtes Hervor Mitteln führten. stellen seines Zeugnisses in betreff der LebenslänglichIch bemerke nur noch , daß die eingeklammerte keit der Pension dringend. Dies erreichte ich indirekt somit ist der Brief mein wichtigstes Aftenstück , das Stelle dieses Briefes , etwa die ersten achtzehn Zeilen, und Sie nicht aus Händen geben dürfen. Will Meyerbereits in der Gesamtausgabe der Briefe enthalten beer dringender an Karl Heine direkt schreiben und alles ist. Der Leser wird erstaunen zu sehen , daß die aufbieten, ihn zur Wiederherstellung des Friedens zu be Veröffentlichung dort mitten im Saße abgebrochen stimmen, so ist dies gewiß nur höchst wünschenswert und diesem Augenblick ließe sich wohl davon ein Resulist. Zu einer solchen Behandlung von Dichterbriefen in tat hoffen. Meyerbeer hat mehr wie jeder andere das haben wir aber kein Recht , auch selbst dann nicht, Recht und die Verpflichtung , in dieser Sache energisch wenn diese unterdrückten Stellen gegen den Dichter | aufzutreten, er kann sich darauf stügen, daß er selber darin 24

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Gustav Karpeles.

verwickelt durch ihre Anfänge, und nachdem er Karl Heine sein Zeugnis des gegebenen Wortes meines Oheims aufs beſtimmteſte wiederholt , kann er , der Millionär , von ſeinem Konfrater wohl erbitten, ihm selbst zu Gefallen den Skandal durch Nachgiebigkeit zu entfernen auf immer. Karl Heine will ja nur eine Brücke , um sich mit Ehren aus der Affaire zu ziehen. Dies muß aber gleich und bestimmt geschehen. Legen Sie dem Baren die Daum = schrauben an. Schonen Sie daher kein Mittel, den Bär zum Tanzen nach unserer Pfeife zu bringen. Er muß an K. einen Brief en confidence schreiben, nicht durch mich ihn ſchicken. Will Joseph Mendelssohn etwas Aehnliches thun, so ist das gewiß in diesem Augenblick von höchstem Wert. Die Preffe dient nicht zur Entscheidung der Schlacht, sondern zur Beunruhigung des Feindes ; kommt dieser zur Vesinnung zu früh , che die Vermittelung ihr Werk begonnen, so ist für uns der ganze Feldzug verloren und ich bleibe in demselben unerquicklichen Dilemma. Ich selbst habe noch nicht an K. H. geschrieben, thue es aber dieſer Tage, damit mein versöhnlicher Brief in dem Moment eintrifft, wo Preffe und Vermittler ihn aus der Fassung gerüttelt. Ich weiß ganz genau was ich will. Den Brief von K. H., den Campe hat, habe ich von dem selben zurücverlangt , denn ich darf durch diesen Ihnen nichts derart direkt zukommen lassen. Mein körperlicher Zustand ist entseßlich. Ich küffe, fühle aber nichts dabei , so starr gelähmt sind meine Lippen . Auch der Gaumen und ein Teil der Zunge find afficiert und alles, was ich essc, schmeckt wie Erde. Dieser Tage habe ich kaiserlich russische Bäder versucht, nach der strengsten Observanz. An Mut fehlt es mir nicht. Ihr Freund Heinrich Heine.

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| aber zur Sache selbst unerheblich ist und nur Perſonalnachrichten enthält, welche am besten dort nachzulesen sind . Den Brief selbst verdanke ich der Güte des Buchhändlers Herrn A. Cohn in Berlin , in deſſen reichhaltigem Autographenlager sich derselbe befindet.

Wir gelangen nun zu einer Reihe von Briefen, die sämtlich an einen Adressaten gerichtet sind, und zwar an Gustav Kolb , den ehemaligen Chefredakteur der „ Augsburger Allgemeinen Zeitung“. Gustav Kolb war eine interessante und doch weiteren Kreisen nur sehr wenig bekannte Persönlichkeit. Er wurde am 6. März 1798 zu Stuttgart geboren und starb am 16. März 1865 zu Augsburg. In seiner Jugend nahm er an einem politischen Geheimbund zur Befreiung Deutſchlands teil, wurde dann in einen Hochverratsprozeß verwickelt , bei dem er „ alles eingestanden , alles auf sich genommen , keinen verraten hat" und wanderte schließlich auf den Hohenasperg, zu vierjährigem Gefängnis verurteilt. Nach zwei Jahren wurde er jedoch entlassen und der württem bergische Juſtizminiſter empfahl ihn selbst dem Herrn v. Cotta als eine tüchtige journalistische Kraft. Als

Korrektor und Uebersezer trat Kolb bei der „ Augsburger Allgemeinen Zeitung" 1825 ein, und zwölf Jahre später war er ihr trefflicher , verdienstvoller, allmächtiger Redakteur , dem die Leitung des WeltArmer Hcine ! So werden gewiß alle Leser nach blattes übertragen wurde. In dieser Thätigkeit entder Lektüre dieses Briefes ausrufen. Welche Mittel wickelte Kolb eine wahrhaft rührende Geduld , Fürsorge und Wege mußte er einschlagen und um welches und Liebe für alle dichterische Produktion , für das Zieles willen ! Um 2400 Franken Pension für seine Wohl und Wehe seiner Mitarbeiter. Auch die nachFrau als Witwe von seinem Millionencousin zu erfolgenden Briefe Heines an ihn, mit dem der Dichter langen! Zu diesem Zwecke mußte er einen Schmäh seit 1827 innig befreundet war, legen davon ein be artikel gegen sich selbst anfertigen lassen, in dem aber redtes Zeugnis ab. Dieselben befinden sich gegenauch wohl zugleich Karl Heine sein Teil abbekommen wärtig im Besitz des Herrn Karl Meinert in Dessau, hat, zu diesem Zwecke mußte Fürst Bückler an Karl dessen Güte ich die Erlaubnis zur Publikation vers Brief und Antwort sind inzwischen | danke. Heine schreiben Paris, 28. April 1836. mußte veröffentlicht worden Afsing von Ludmilla Soeben, lieber Kolb, ist es mir gelungen, ohne die Meyerbeer mit dem Zeugnis öffentlich auftreten, daß geringste Bitterfeit und ganz im Ton , den ich für die Salomon Heine dem Dichterneffen Gehalt und Pen ,,Allg. 3tg. " geeignet halte, meine Erörterungen über das ſion beſtimmt zugesagt habe , mußte endlich Lassalle Bundestagsdekret und seine Wirkungen zu schreiben. Ich mit dem Kleingewehr der Presse aus allen Zeitungs- schicke sie Ihnen, ohne auch nur eine Abschrift davon zurück winkeln Deutschlands den Hamburger Millionär an- zu behalten, ich schicke Ihnen diese kleine Schrift, die gefallen. Und dies alles zu einer Zeit , wo er nach wiß nicht als eine persönliche Rache betrachtet werden seiner eigenen Ueberzeugung „ vielleicht noch eine kann, die von der äußersten allgemeinen Wichtigkeit , sowohl vom politischen wie litterarischen Standpunkte , ich Weile, ein oder höchſtens zwei Jahre in einer trüb- schicke sie nur Ihnen , niemand anders , Sie erhalten und ich erwarte, daß Sie es umgehend feligen Agonie" zu leben hatte ! In der That, man das einzige Er. glaubt dem Dichter, wenn er in seinem nächsten, dem drucken. Es ist nämlich von höchstem Interesse, daß so= bald als möglich diese Erörterungen gedruckt werden , daGott mit der an Laſſalle folgenden Brief an Campe sagt: Bundestag, der sich jetzt mit der Sache beschäftigen verzeihe meiner Familie die Versündigung, die sie an will, davon Notiz nehmen kann. Ich hoffe, daß in meinem mir verschuldet. Wahrlich nicht die Geldsache, sondern Manuskript auch kein Wort ist, das Ihnen Anstoß geben. Ich hoffe, daß die moralische Entrüstung, daß mein intimster Jugend könnte; ich hab es dreymal filtriert. freund und Blutsverwandter das Wort seines Vaters diese kleine Publikazion ihre Wirkung ausüben wird . Mit Cotta habe ich, in der freundschaftlichsten Weise, auch nicht in Ehren gehalten hat, das hat mir die Knochen für seine übrigen Institute eine Verbindung wieder anim Herzen gebrochen, und ich ſterbe an diesem Bruch. " geknüpft. Für die "/ Allg. " kann ich doch in diesem AugenZur Erläuterung des obigen Briefes ist nur noch blick nichts liefern, da wenig Wichtiges vorfällt . . . ich aber immer Schildwacht und sobald es nötig wird, zu bemerken, daß ein Schluß, oder vielmehr eine Nach- stehe wird auch meine Feder nicht feyern. Ich umarme Sie. schrift , in der Gesamtausgabe der Briefe ( Bd. IV, Ihr Freund S. 98) fich befindet , die dort unmittelbar an jenen Heinrich Heine. Lebret grüßt herzlich . oben eingeklammerten Anhang sich anschließt , die

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Neue Mitteilungen über Heinrich Heine.

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Diesen Brief schrieb Heine , als durch das be- | einen vertrauten Freund und Genossen von Heine und gleichzeitig hier anwesenden Grafen Auersperg rühmte Bundestagsdekret seine und des gesamten dem ( Anaftafius Grün) gehalten zu werden , welch letterer „jungen Deutschland “ Schriften für alle Zukunft ver- diese wie jede andere ähnliche Genossenschaft gleichmäßig boten wurden. Dieser drakonische Beschluß wurde von sich weisen wird . Es iſt nichts ärger als von der in der Situng vom 10. Dezember 1835 gefaßt. Spekulierenden Eitelkeit jener Leute zu leiden zu haben, Heine richtete darauf das bekannte Schreiben an die die unfähig , durch eigene Vorzüge etwas zu gelten , sich gern in Deutschland auf ihre in intimen Stunden gehohe Bundesversammlung" unterm 28. Januar 1836 machten Bekanntschaften berufen und zu ihrer Beglaubigung und schrieb auch jenen obenerwähnten Artikel für die allerlei Histörchen ersinnen , die aus einem vertrauten Allgemeine Zeitung, deſſen Abdruck jedoch auf Censur: Umgang geschöpft sein sollen. Auch Förne hatte ein Lied davon zu singen. Ueberhaupt gibt das Treiben hindernisse stieß. „Ich vertrete in diesem Augenblick eines Teits der jungen Deutschen hier überflüssig Stoff den letzten Feßen deutscher Geistesfreiheit " schrieb der zu kläglichen Betrachtungen, was um so mehr zu bedauern Dichter damals an Campe. ist, als der öffentliche Sinn in Frankreich sich mehr und Kaum aber war das Bundestagsdekret vergessen mehr zu Deutschland und zu deutschem Wissen und deutscher oder vielmehr in seiner drakonischen Strenge gemildert, Kunst hinneigt . Heine hat sich, Frankreich gegenüber, häufig an dem Wissen und der Kunst Deutschlands verda brachen neue Leiden, neue Sorgen und Befümmer fündigt und es hat sich sein unbewachter Spott an ihm nisse über den schwergeplagten Dichter herein. War selbst gerächt , aber doch haben auch seine Schriften viel es zuerst die Familie, dann die Feinde, so waren es dazu beigetragen , die Blicke der Franzosen dahin zu richten." jezt die falschen Freunde , die Heine Unannehmlich Der ganze Jammer unserer kleinen und kleinkeiten in Hülle und Fülle durch unwahre Zeitungslichen litterarischen Verhältnisse in der Zeit vor 1848 nachrichten und alberne Klatschereien bereiteten. Davon faßt uns an , wenn wir diese Korrespondenz und legt der folgende Brief ein Zeugnis ab. jenen Brief leſen. In solch elendem Zeitungsgeklatsch Granville, den 18. Auguſt 1838. es ist ging damals das litterarische Leben unter Liebster Kolb ! In großer Not muß ich wieder meine Zuflucht zu Ihnen nehmen. Ich bitte, helfen Sie mir in notwendig , sich dies oft zu vergegenwärtigen jenen einer widerwärtigen Verlegenheit . Am Tage meiner Ab- Lobrednern halbvergangener Tage gegenüber, die das reise von Paris kamen mir einige Blätter des Gußkow litterarische Leben und den Zeitungston der Gegenschen Telegraphen zu Gesicht, wo ich den Anfang eines wart zu Gunsten jener Zeit herabzusehen belicben. Artikels über mich von einem gewissen Wihl las. Dieſer Was nun den Missethäter in specie anbelangt , so Mensch, welcher im Grunde nur ein eitler Ejel, gibt nur war derselbe eigentlich ein recht harmloſer, nur etwas die Eselsmiene her , die von Füchsen benußt wird , um allerlei fatales Gerede über mich desto sicherer zu accre ungeschickter, und vor allem ein unglücklicher Mensch. ditieren. Zugleich ist es auf Erwiderungen von mir ab- Es war Ludwig Wihl , ein Schwabe von Geburt, gesehen, die ich nicht geben kann , ohne in peinliche VerLegenheit zu geraten. Da muß ich vorsichtig zu Werke der in seinen „ Westöstlichen Schwalben “ dem altersgehen und ich habe einliegende Zeilen für die Allg. 3tg." grauen Judenschmerz manch innige Liederthräne nachgeschrieben , welche Sie gefälligst in irgend einem Briefe weinte , und der deshalb von Heine im Scherz „ der aus Paris , aber sobald als möglich , einfügen wollen. westöstliche Schwalbenvater " genannt wurde. Er starb Sie würden mich noch mehr verbinden , wenn Sie durch im Jahre 1882 zu Brüſſel . Zufügung von einigen Bemerkungen über mich, die ich Auch der folgende Brief ist ein sicheres Zeugnis ganz Ihrem Gutdünken überlasse, die eingeschickten Zeilen so wohlberechnet umwickeln wollten, daß niemand auf den für die Misere des damaligen Litteratenlebens und Gedanken gerät, sie meiner Feder zuzuschreiben. Es liegt im besonderen für die Widerwärtigkeiten, mit denen mir unendlich viel daran, daß niemand mich als den Ver: Heine, seit er in Paris lebte, zu kämpfen gehabt hat. faffer dieser Zeilen erkennen möge. Bitte , bitte , helfen Paris, den 27. Januar 1841 . Sie mir, und bald. In 6 Wochen bin ich in Paris, von Liebster Kolb! dort aus mehr Leben Sie wohl . Sie wissen, wie sehr ich Sie liebe; ich brauche es Ihnen nicht erst zu sagen. Sie werden kaum begreifen , daß der kleine Dienſt, Mit meinen Augen geht es besser. Ihr den ich heute von Ihnen verlange , für mich von der größten Wichtigkeit ist. Aber Sie kennen die Mifere der H. Heine. hiesigen Deutschen nicht, kennen nicht die Intriguen , die Um nun dem geneigten Leser einen Begriff von hier gegen mich gesponnen werden , sowohl von seiten dem zu geben , was Heine damals zu ertragen und der sogenannten Patrioten als von seiten jener subzu bekämpfen hatte , habe ich die betreffende Korre: alternen Agenten, durch deren Vermittelung gewisse Chargés d'affaires auf die Presse zu wirken suchen. Oft spondenz aus der „ Allg . Ztg. " , wo sie zehn Tage wird mein Name gebraucht andere zu mystifizieren. Defter nach dem obigen Brief, also am 28. August , abge- werde ich selbst durch mitleiderregende hilflosigkeit druckt worden , herausgesucht , und lasse sie hier in mystifiziert. Genug davon, heute erbitte ich von Ihrer Freundschaft folgenden Dienst: dem gewiß interessanten Wortlaut folgen : Schreiben Sie doch unumwunden dem Herrn HerzParis, 25. Auguſt 1838. Heine ist vor einigenfeld , warum Sie die Artikel , die er Ihnen eingeschickt Wochen nach Boulogne ins Seebad gereist. Wir dürfen | hat, nicht gedruckt haben, und geben Sie ihm Jhr Ehrenversichern , daß die litterarischen und persönlichen Nach : | wort , daß ich Ihnen weder direkt noch indirekt jemals richten, welche ein Hamburger Blatt seit einiger Zeit über ein Wort über ihn gesagt habe , ſowie auch , daß Sie nie diesen Schriftsteller mitteilt , aus keiner authentischen Auskunft über ihn bey mir verlangt haben. Quelle flicßen, sondern lediglich einen obskuren Dichterling Das ist alles was ich wünsche. Dieser Mann bildet zum Urheber haben , der sich vor einiger Zeit in Paris sich ein, ich hätte Ihnen Auskunft über ihn gegeben, woaufhielt , die hiesigen Deutschen mit seiner Eitelkeit be durch Sie abgeſchreckt worden, und jezt möchte er seinen ständig belästigte, insbesondere für Heinc eine zudringliche | Kommittenten mich als die einzige Ursache ſeincs MißKlette war und schon hier durch ſelbſtfabrizierte Zeitungs- | lingens denunzieren. Sie würden mich sehr verbinden, artikel den Versuch machte , in der deutschen Heimat für | wenn Sie dieſer dreiſten Perſon gleich ſchreiben

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Gustav Karpeles.

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Ich leide noch immer an meinem Kopfübel, wodurch Man erſieht aus diesem Schreiben , wie diplomir alles Arbeiten verleidet wird. Ich hoffe aber bald matisch auch ein Heine mit seinen Redakteuren umwieder in Thätigkeit zu kommen , und jedenfalls können Sie auf mich rechnen für wichtige Vorfälle. Es herrscht gehen mußte und wie viele Artikel ihm zurückgeschickt ein Troft für das junge Geschlecht lebenhier eine düstere verbissene Stimmung und man ist noch | wurden nicht sicher vor den schrecklichsten Ausbrüchen. Ich habe der Dichter und Schriftstellerinnen ! Der Artikel über große Furcht vor dem Greuel einer Proletarierherrschaft die Fürstin Belgiojoso , Heines Freundin , ist wohl und ich gestehe Ihnen, aus Furcht bin ich ein Konser vativer geworden . Sie werden in diesem Jahr an nie geschrieben resp. veröffentlicht worden. Der obenmeinen Artikeln wenig zu streichen haben und vielleicht erwähnte Haller war gleichfalls Korrespondent deutüber meine Mäßigung und Aengstlichkeit lächeln müssen scher Zeitungen , der für den spanischen General Ich habe in die Tiefe der Dinge geschaut und es ergreift Espartero Partei nahm. Der folgende Brief führt mich ein sonderbarer Schwindel ich fürchte , ich falle rüdwärts. Leben Sie wohl und behalten Sie mich uns wieder zu den Guerillakriegen des Dichters gegen seine Feinde in der Presse. Er lautet : lieb in jedem Falle. Ihr Freund 25 rue Bleue. H. Heine. Paris, den 27. Dezember 1844.

Ueber den beſagten Herrn Herzfeld , der jeden falls ein Korrespondent deutscher Zeitungen war, habe ich näheres nicht in Erfahrung bringen können. Wer weiß auch, ob es der Mühe wert wäre ! War es nicht Wihl , so war es Herzfeld . Und wenn dieser aufhörte , so fingen die anderen an , wie das zweit : nächste Schreiben beweist. Zunächst kommt nun der Zeit nach ein litterarischer Brief nachfolgenden Inhalts :• Paris, den 10. Juli 1843 . Liebster Kolb! Ich hatte Sie ersucht, mir meine zwei lezten Artikel | hierher zurückzuschicken, im Fall Sie keinen Gebrauch davon machen könnten. Da Sie mit der Rücksendung bis heute gezögert und ich bereits an Laube geschrieben , daß diese Artikel für ihn bestimmt seyen , bitte ich Sie , sie ihm direkt zu schicken. Sie haben also nur die Mühe, fie in ein Couvert zu stecken und dieses mit der Aufschrift zu versehen : An Herrn Dr. Heinrich Laube, per Adreſſe des Herrn 2. Voß, Buchhändler in Leipzig . Ich bitte Sie, Liebster, lassen Sie mich nicht in Verlegenheit und schicken Sie an Laube unverzüglich die zwei Artikel über den Jesuitenstreit ; sie sollen die Fortseßung des Artikels über Leroux und Couſin bilden, den ich ihm dieser Tage schickte. Es wäre mir nun gewiß sehr lieb, wenn Sie aus der „ Eleganten Welt" einen guten Teil dieſer Arbeiten in der „ Allg . 3tg. " reproduzieren könnten . Haben Sie die Sachen gedruckt vor Augen , so schwindet vielleicht manches Bedenken. Es ist mir höchst schmerzlich, daß ich über die wichtigsten Angelegenheiten mich nicht in der Allg . " aussprechen kann und ganz neutrale Sujets wählen müßte, um wenigstens den Posten zu behaupten ; jedenfalls seien Sie versichert , daß ich nie an Ihrem Sie guten Willen zweifle und der meinige groß iſt . würden mich verbinden , wenn Sie gelegentlich an Herrn v. Cotta wissen ließen , wie wenig es meine Schuld , daß die „ Allg. 3tg. " so lang nichts von mir brachte und vielleicht noch eine Weile lang nichts von mir bringen wird. Ich dürfte vielleicht , wenn ich meine Reisepläne In etwa ausführe , Herrn v. Cotta nötig haben. 8 Tagen gehe ich ins Lad, wo ich mehrere Monate ver : weile. Ist es mir möglich , so schicke ich Ihnen etwas von dort ; ein großer Artikel über die Angriffe der 777 Revue des deux Mondes " gegen das Buch der Belgiojoso, welche hier so viel Lärm machten, liegt angefangen und ich hatte keinen Mut weiterzuschreiben . Diese Entmutigung ist ein größerer Schaden . Mit Espartero muß es sehr , sehr schlecht stehen ; Haller sieht nämlich sehr blaß aus. Meine Adresse ist immer : 46 faubourg Poissonnière . Leben Sie wohl und bleiben Sie freundschaftlichst zugethan Ihrem vertrauensvoll ergebenen H. Heine. Aber Liebſter ! Liebſter ! vergessen Sie nicht die Ar: tifel gleich an Laube zu schicken. Den kleinen ältern (über Ludwig Philipp u . s. w.) schicken Sie mir gelegentlich hierher nach Paris.

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Liebster Kolb ! Obgleich ich in dieſcm Augenblick ſehr blind and fopffrant bin, schreibe ich Ihnen dennoch . Meine persönlichen Feinde benutzen diesen Moment meiner Krankheit. Sie werden den National " vom 25. Dezember und von heute, so wie auch den „ Charivari “ vom 25. Dezember gelesen haben. Bey allen anderen Journalen der Opposizion wird mit mehr oder minder Glück dasselbe Mannöver versucht. Die „ Allg. Ztg. " dient hier als Das hiesige Belag zu den imfamsten Insinuazionen. Publikum ist dumm und kann weder die Absurdität noch die ganze Misère dieſer Denunziationen einsehen . Sie geht nur von der alten Clique der hiesigen Frankfurter Juden aus , die einige verunglückte ehemalige Vaterlandsretter füttern und mißbrauchen , wie schon vor 3 Jahren geschehen ; der Moßieu Strauß , der miserable Banquier Königswarter an der Spize. Sie wissen wohl , teurer Freund , wie , wenn ich über die Tendenz aller meiner Korrespondenzen und die Beschränkung derselben die ganze Wahrheit spräche, das Werk der Lüge leicht zu Schanden würde. Ich überlasse Ihnen dies zu thun, da Sie dabey am besten wissen , wie viel gesagt werden kann, ohne die Interessen der Allg. Ztg. " bloß zu stellen. Man will mich durchaus in broullierende Kolliſionen ſeßen . Sie mögen nun, teuerster Freund, die Absicht hegen, oder abzuschaffen mich für die „ Allg . Ztg.“ zu behalten oder nur momentan in Ruhestand zu sehen : jedenfalls haben Sie als Redakteur en chef die Pflicht, jeden Ihrer Korrespondenten , der so wie ich angegriffen wird, für das Vergangenheitliche zu vertreten und durch die bezeugende Wahrheitserklärung seine persönliche Sicherheit außer Gefahr zu sehen. Lettere ist eminent . Sie werden mich verstehen . Sonderbar ! während ich hier für die Alg. Ztg. " so viel leiden muß , hat diese , bey allem guten Willen ( von dem ich überzeugt bin) nicht einmal den Mut , den Artikel von Seuffert zu drucken, worin mein armes Buch gegen eine ungerechte Kritik der Allg. Ztg. " verteidigt wird und zwar mit der gewöhnlichen Seuffertschen arabestenreichen Mäßigung und Zierlichkeit des Ausdruckes ! kann sie ihn nicht selbst geben? Im „Univers haben die Hinterfassen unserer alten Münchener Feinde einen Kreuzzug gegen mich eröffnet. Die sind in ihrem Recht. Leben Sie wohl und leiſten Sie mir bald Hilfe und Entsay. Liebevoll Ihr Freund H. Heine. Adresse : Faubourg Poissonnière 46 . Zu dem vorstehenden Brief ist wenig zu bemerken . Hilfe und Entsah brachte die „ Augsburger Allgemeine" nicht, aber hie und da ein Pflaster auf die Wunde, damit diese rascher vernarbe. Im übri gen war Kolb gerade gegen Heine der liebenswürdigste und gefälligste Redakteur, wie der nun folgende Brief beweisen wird : Paris, den 7. Februar 1847 . Liebster guter Kolb ! Die benfolgende Einsendung wünsche ich unverzüglich

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Neue Mitteilungen über Heinrich Heine.

in der Allg. 3tg." abgedruckt zu sehen. Daß sie unverzüglich gedruckt werde, ist für mich und meine Freunde, die mich so dringend zur Vertretung aufgefordert , eine Hauptfache. Können Sie diesen Aufsak nebst den zwey Aftenstücken nicht im Corps du Journal aufnehmen , so bitte ich Sie dringendst dafür Sorge zu tragen , daß er als Inserat gedruckt wird und gleich unter den geschlossenen Hauptkolonnen, damit er specieller und so konvenabel als möglich in die Augen falle. " Wird er als Inserat gedruckt, so bitte ich mir wissen zu lassen, was ich dafür zu zahlen habe, da meine Freunde mir einen Teil der Kosten zu erstatten sich erboten. Drucken Sie ihn jedoch als Nicht-Inserat (wo ich fraglich auch Geld spare und was mir also auch in dieser Beziehung angenehm wäre) , so können Sie zwey Aktenstücke , wenn es Ihnen passender dünkt, in deutscher Ueberseßung geben. Interessanter sind freylich die Originale , besonders das fehlerhafte fran : zösische. Das Ganze ist nur für das große Publikum von Interesse und ich glaube, was ich geschrieben, ist ge= mäßigt genug. Damit der Stempel des deutschen Protestierens gegen John Bull nicht verloren gehe und noch anderer Gründe wegen darf der Ort , woher der Artikel eingesandt (Paris) nicht genannt werden und ich mache Sie besonders aufmerksam für den Fall , daß Sie den Aufsatz im Corps du Journal' abdrucken . Die „ Allg . " habe ich seit mehreren Tagen nicht ge= lesen und weiß nicht, ob mein letter Artikel schon gedruckt. Hätte Ihnen heute manch Interessantes zu melden , aber meine Augen sehr, da Augen leiden Auffag über meine leiden zu über die da ich den Aufsatz zu sehr, ich den die Lind selbst abgeschrieben ins Reine. Es geht mir noch immer schlecht, gehe selten und nur wenig aus, wenngleich) deutsche Blätter melden, ich sey schon um 8 Uhr auf den Beinen; ich wollte, es wäre wahr. Daben werde ich, oder vielmehr meine Thätigkeit, von allen Seiten in Anspruch genommen, wie Sie z . B. heute sehen . Der Himmel erhalte Sie, teuerster Freund . H. Heine, 41 faub. Poissonnaire.

Ich bitte, bitte, laffen Sie in einer oder der andern Weise den Aufsatz nur schleunigst abdrucken, cs liegt mir sehr viel dran und ich habe sonst keine Ruhe. Die Beziehungen Heinrich Heines zu der schwedischen Nachtigall , Jenny Lind , sind bis jezt nicht bekannt gewesen. Erst durch den vorliegenden Brief, der auf eine rege Parteinahme schließen läßt, erfahren wir von solchen freundschaftlichen Beziehungen. Der kleine Artikel über Jenny Lind in der Lutetia (Bd . XI, S. 431) hätte auf das Gegenteil schließen lassen . Auch die Erklärung , auf die Heine in diesem Brief hinweiſt, iſt ohne einen Kommentar zu dieser Erklärung absolut unverständlich. Ich habe mich deshalb an die gefeierte Künstlerin selbst um Auskunft ge= wandt ; sobald dieſe mir zu teil geworden , werde ich nicht verfehlen , in einem Nachtrag zu diesen Mitteilungen näheres über Heines Beziehungen zu Jenny Lind mitzuteilen. Der folgende Brief ist wieder eine Klage ! Die „ Algemeine" hatte einen Artikel oder eine Notiz gegen Heine aufgenommen. Darauf schreibt dieser :

Paris, den 15. Mai 1848. Liebster Kolb! Wenn Sie mit eignen Augen die Revue retrospective " geschen hätten (ich lege die bezüge lichen Blätter hierbey) , so würden Sie den schändlichen Artikel nicht aufgenommen haben, wo gewiß der Name des Dr. Weil Sic ergößend bestach. Ich weiß nicht , ob die Note von Ihnen ; jedenfalls ist sie kränkend . Ich hatte davon gehört, aber erst vor wenig Tagen kam mir das Blatt zu Gesicht. Obgleich schauerlich krank (auch die Kinnlade gelähnit, kann nur wenig sprechen und gar nicht kauen), ſo ſchrieb ich dennoch beyfolgende „ Erklärung " ,

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die ich in der „ Allg . Ztg. " unverzüglich abzudrucken bitte. Ich hoffe Ihnen in einigen Tagen noch_mit= teilen zu können , was in Bezug auf mich die Revue retrospective" sagen wird , denn ihr Schweigen wäre Teilnahme an den schändlichsten Verleumdungen. Ich bitte Sie die dreŋ leßten Artikel , die Sie nicht von mir gedruckt und die, überflügelt von den Ereigniſſen, nichts mehr wert_sind , mir zurückzuſchicken ; Adreſſe : H. Heine, rue de Berlin, Nr. 9, à Paris. Ich bitte Sie mir gleichfalls wiſſen zu laſſen, direkt oder durch die Cottasche Buchhandlung , über welche Summen ich bey letterer zu verfügen habe für etwelche Beyträge, die in der „ Allg . Ztg. “ abgedruckt ſtanden, ſeit ich die letzte Rechnung empfangen ; die Summe mag klein genug seyn, obgleich meine Feinde behaupten, Desterreich) hätte mich indirekt durch die # Allg. Ztg. " bezahlt für das, was ich nicht gegen Desterreich schrieb. O deutsche Pfiffigkeit ! Ein Lebewohl, vielleicht auf lange, ſagt Ihnen Ihr Freund Heinrich Heine. P. S. Schicken Sie mir auch sous bande einige Nummern von meiner abgedruckten Erklärung . Die Erklärung , von der hier die Rede , iſt befannt. Sie steht auch in den Gesammelten Werken" (Bd . X, S. 150) abgedruckt und bezieht sich auf die leidige Pensionsangelegenheit. Ich bin nicht der Mann, der einem deutschen Dichter, welcher im Erile lebt, ein Stück Brot verweigern könnte, " hatte Guizot im Jahre 1840 gesagt und Heine aus dem allgemeinen Dispositionsfonds eine Unterstützung von 5000 Franken angewiesen, ohne daß dieser hierfür irgend welche offene oder stillschweigende Verpflichtung übernommen hätte. Nichtsdestoweniger wurde " dieses große Almosen" eine Quelle unablässiger Kränkungen und Verlcumdungen gegen den Dichter. Auch der nachfolgende Brief bringt wieder eine derartige Berichtigung: Paris, den 17. April 1849 . Liebster Kolb! Ich bitte Sie , den beikommenden Aufsaß , welcher Berichtigung " betitelt ist , in der Allg . Ztg:" abzu: örucken und zwar so bald als möglich, da er bereits sehr spät kommt, was sehr begreiflich ist bei den Schwierigkeiten , womit jede schriftliche Manifestazion von meiner Seite verbunden ist; ich liege nämlich seit einem Jahre 3 Bette und bin zu schwach , die Feder in der Hand zu halten. Ich denke oft an Sie und hege die Absicht, Ihnen bald einen großen Brief mit Herzensergießungen zukommen zu lassen. Ich hätte Ihnen noch so vieles zu sagen, ehe mir der schwarze Tanathos auf immer den Mund verHier ist alles still, denn wir haben, was wir schließt wollen und sogar ein alter Bonapartist, wie ich bin, mag allenfalls zufrieden gestellt sein, wenn er vive Napoléon rufen hört ! Dem Kommunismus geht es auch gut , obgleich er über schlechte Zeiten jammert ! Wir haben kein Geld mehr und somit existiert de facto die kommuniſtiſche Gleichheit. Auch haben wir Weibergemeinschaft ; nur die Chemänner wissen es noch nicht. Am besten floriert Meyerbeer, dessen neue Oper gestern abend gegeben ward, nachdem alles, was die beharrlichste Intrigue und ungeheurer Geldreichtum vermag, ins Spiel geseßt wurde, das klägliche Opus als ein Meerwunder der Kunst auspoſaunt zu sehen. An lobhudelnden Berichterstattungen wird es Ihnen nicht fehlen , und ich glaube , es mag Ihnen ge= nehm sein, gleichzeitig die Spottverse zu erhalten , die hier im Manuskript coursieren . Wollen Sie dieselben irgend einem Lobartikel hinzugesellen , so würden Sie den Freunden der Wahrheit einen Spaß bereiten. Das Gedicht | ist schon vor 3 Monaten geschrieben , während der wenigen | Stunden, wo der Verfasser, den Sie gewiß erraten, etwas | minder als gewöhnlich leidend war.

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Leben Sie wohl, teuerster Freund, ſorgen Sie dafür, | und Herr Gottschall beauftragt mich für dieſen Fall Ihnen daß meine Berichtigung nur schnell abgedruckt wird ; daß zu sagen , daß Sie allen überwuchernden Enthusiasmus ich erbötig bin , den Abdruck als Inserat zu bezahlen, nach Belieben ausscheiden mögen. Ich zweifle nicht, daß versteht sich von selbst. Schicken Sie mir auch einige mein Buch wegen seiner Sensation , die es macht , wenn Exemplare des Abdruckes an meine Adreſſe : rue d'Amster- auch nicht wegen seines Wertes, ſolchermaßen einen zweiten dam, Nr. 50 , à Paris. Artikel in der „ Allgemeinen " verdiente ; mir, wie gesagt, Treu und liebend Ihr Freund geschieht dadurch ein großer Dienst , vielleicht leider der lehte, da es seit einigen Tagen sehr abschüssig mit mir geht . Heinrich Heine. Doch ich bin über alles Klagen hinaus und nur bei Die in Nede stehende Erklärung ist sicher allen den liebsten Freunden lasse ich zuweilen einen Seufzer aus Lesern bekannt. Sie befindet sich auch in den „ Ge- dem Herzen hervordringen . Tag und Nächte noch immer ſammelten Schriften “ (Bd . XXI , S. 161 ff. ) abge- die unleidlichsten Schmerzen und eben nur die Erinnerung druckt und schließt mit dem trübseligen Eingeständnis : an die Freunde beruhigt mich manchmal und läßt mich „Ich bin kein göttlicher Bipede mehr ; ich bin nicht manchmal den Augenblick vergessen. Grüßen Sie mir recht freundlich den Herrn Peschel, mehr der freieste Deutsche nach Goethe' , wie mich dem ich, sobald ich eine heitere Stunde habe, selber schreiben Ruge in gesünderen Tagen genannt hat . . . . ich werde. Auch dem großen Heilbronner meine Grüße. Ihr H. Heine bin jezt nur ein armer, todkranker Jude , ein abgezehrtes Bild des Jammers , ein unglücklicher Mensch ! “ Der in diesem Schreiben erwähnte Peschel ist Troß dieses Jammers konnte Heine aber doch noch der berühmte Geograph Oskar Peschel , der damals recht boshafte Spottverse , wie die auf Meyerbeer, Mitredakteur der // Augsburger Allg. Zeitung" war. machen. Jeder Leser kennt sie ; sie sind im ,,Roman Der Schriftsteller Gottschall ist natürlich kein anderer zero " (Bd. II meiner kritischen Ausgabe , S. 344) , als unser Rudolf v . Gottschall, der damals — 1851 Festgedicht “ , wieder abgedruckt . viel mit Heine in Paris verkehrte. Wer der // große Der nun folgende Brief enthält endlich einmal Heilbronner" ist , weiß ich leider nicht. Der nächste keine Berichtigung. Aber eine oder mehrere Bitten Brief bringt abermals unter anderem eine Berichti bringt auch dieses Schreiben : gung. Er lautet folgendermaßen : Paris, den 14. November 1851 . Paris, den 3. Auguſt 1852. Liebster Kolb ! Liebster Kolb! Wenn Du mir , Liebſte , Deine Briefe nicht schickſt, Indem ich Ihnen beiliegende Zeilen zusende, zweifle Diese Worte schrieb einst ich nicht , daß Sie sie unverzüglich in der Allg. 3tg, so erhalte ich sie nicht." Adalbert v . Chamisso an seine damalige Geliebte, Frau abdrucken werden ; würden Sie damit zögern, so hätte ich v. Chezy , welche die Gewohnheit hatte , die Briefe , die nicht die Freude , daß dieser Artikel , den Pietät und sie schrieb, niemals auf die Poſt zu geben. Wahrheitsliebe diktiert , meinem geliebten Bruder noch Ich möchte Ihnen dasselbe sagen , in Bezug der während seiner Reise durch Deutschland zu Gesicht käme. Nummern der „ Allg. Ztg. " , wovon Sie mir sagen , daß Er hat mich in einer trostlosen Lage zurückgelassen , da sie für mich herausgelegt sind , nämlich die Nummern meine Krankheit täglich zuninimt. Mein Kopf ist ermüdet meiner alten Artikel ; ich habe sie bis auf dieſen Augen- von Schmerzen. Ich habe in dem kleinen Artikel meinen blick noch nicht erhalten , obgleich sie mir sehr notwendig Styl zu verstellen gesucht, aber die Mühe war wohl übersind. Diejen Morgen erhielt ich den Artikel der „ Allg . flüssig , da ich gewiß jezt ebenso schlecht schreibe , wie 3tg.", worin über meinen „Romancero " geurteilt wird . meine berühmten Kollegen. Die Nachricht , daß ich viel Ich sehe voraus , daß er von Peschel ist , und ich lasse arbeite , ist ziemlich unrichtig , und noch weniger denke dieſem guten, redlichen Herzen meinen tiefgefühlten Dank ich , ein Werk auf Subſkription herauszugeben , obgleich jagen. Er schreibt so schön , daß ich mit dieser Sauce mir zu diesem Behufe von allen Seiten die liebreichsten ſelbſt etwas hartes hätte ertragen fönnen. Ich habe Anerbietungen zukommen. Der Gedanke schon einer solchen überall in dieſem Artikel die wohlwollendste Gesinnung Publikationsweise widerstrebt meinem vornehmen Gefühle. herausgefühlt, die das Beste immer für mich sagen möchte Uebrigens geht es mir gottlob in jeder Beziehung sehr ohne den Schein des Enthuſiasmus sich zu geben. Bei schlecht. An den Tagesneuigkeiten habe ich wenig Freude anderen ist das Gegenteil der Fall , und die Art und und ich werde froh sein, wenn die Natur am Ende sein Weise , wie mein Buchhändler die Sache betreibt , muß wird mit ihrem Zerstörungswerke, und ich alsdann einen eine Reaktion gegen mich hervorbringen , selbst wenn ich ruhigen Schlaf genießen kann. Ich habe zur neuen Aufein Homer oder Shakespeare wäre. Diesen Morgen zeigt lage des Salons II . Band eine Vorrede geschrieben , die er mir an , daß er schon die dritte Auflage drucken lasse Sie vielleicht interessiert ; Campe soll sie Ihnen zuschicken. und davon 2000 Exemplare in Pracht- und Goldſchnitt Leben Sie wohl und grüßen Sie mir herzlich alle, binden laſſe. Die buchhändlerische Succeß des Buches die dort mir noch mit Liebe zugethan sind . kann mir viel schaden , da er Animositäten hervorruft, Mit Treue Ihr Freund die ich hätte entbehren können. Heinrich Heine. Ich erhalte in diesem Augenblick mein kleines FaustP. S. Könnten Sie gelegentlich ein Wort sagen über büchlein und aus Furcht, daß Sie es nicht von Hamburg zugeschickt bekommen, lasse ich dieses kleine Opus morgen meine oben ausgesprochene Aversion gegen das Projekt unter Streuzband an Sie abgehen. Ich habe es mit der Herausgabe eines Buches auf Subskription , so wäre mir das nicht unlieb, und mein Verleger würde vielleicht großer Liebe geschrieben. die Motive , warum ich ihn behalte , besser zu würdigen Tage dieser mich der , Gottschall Schriftsteller Der hier besuchte , sagte mir , daß er einen Auffah über den wiſſen. Romancero" geschrieben habe für die Prugischen JahrEine blutige Reklame - so lautet wohl ja jener bücher, und da diese bereits mit einem andern Artikel war es, was Heine diesmal Kolb verschen , wünsche er ihn irgendwo anders abzudrucken. Kunstausdruck Da Herr Gottschall außerordentlich schön schreibt, und es eingeschickt hatte und was dieser troy alledem und auch aus anderen Gründen gut wäre , wenn Sie einmal alledem zum Abdruck brachte. Ich entnehme dem eine Probe seiner Arbeit sähen , so habe ersucht, kleinen Artikel die beiden interessantesten , auf Heine ihn ersucht, ich ihn habe ich Ihnen Ihnen den Artikel zukommen zu lassen und er wird können selbst bezüglichen Mitteilungen, die ja wohl authentisch wahrscheinlich von Herrn Brut zugesandt werden; sind, da er sie selbst gemacht hat: | sein, nütlich gewiß dieses mir so wird Sie ihn brauchen,

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„ Paris, 3. August 1852. Der Hofrat Maximilian | Poesie in dem Menschen glimmen wird : Gott erlindere Heine aus St. Petersburg ist dorthin zurückgereiſt, nach- nur Deine Schmerzen. dem er drei Wochen in Paris verweilte. Er wollte sich Ein Freund von mir , Herr Joseph Rusjak , Gutshier durch eigene Anschauung von der Krankheit seines besiker im Posenschen , wird Dir dieſe Zeilen übergeben. Bruders Heinrich Heine unterrichten. Er genoß jedoch nur Er ist mir in späteren Jahren ebenso gut, wie Du es die Beruhigung , daß dem teuren Dichter die sorgsamste | in unserer Jugend warſt Nehme ihn freundlich auf. Er verdient es , denn Pflege zu teil wird , und ein ebenso einsichtsvoller wie edler und teilnehmender ist wohl selten einer. gewissenhafter Arzt, der Dr. Gruby , ihn behandelt. . Als wir hier das Vergnügen hatten , den verehrten NeiGönne ihm das Glück sagen zu können : „ Auch ich senden am Krankenbette seines Bruders zu sehen , suchte habe den größten Dichter Deutschlands gekannt. " er eben denselben dadurch zu erheitern , daß er ihm die Danke Deiner Frau in meinem Namen für die liebeTitulatur aller seiner Aemter, Orden und Würden vorlas, volle Güte, mit welcher sie Dich pflegt. Mit meiner Schwester sprechen wir oft von Dir, die fast eine ganze Seite füllten. Der Dichter lachte herzlich , als Dr. Heine auch erwähnte , daß er durch die | leſen mit Entzücken jede Zeile von Dir, auch weinen wir Huld und Gnade Sr. Majestät des Kaisers in den erb- über das Los unseres lieben Heinrichs. Dein lichen Adelstand erhoben worden sei. Lieber May, rief jener, das kann dir ja doch nichts nußen, da du ja doch Eugen von Breza . keine Kinder hast ; es wäre besser gewesen , wenn er dir statt dessen einen guten Kaviar gegeben hätte, den wir Ich verdanke diesen Brief der Güte des Herrn miteinander verschmausen könnten ! " Doch die Emolu: Joseph Russak selbst, der leider mit dieser wirksamen mente , die mit den Aemtern verbunden, der bedeutende Gehalt und die große Pension , die man nach Ablauf Empfehlung zu spät nach Paris kam und Heine nicht einer beſtimmten Dienstzeit in Rußland genießt, stimmten mehr am Leben traf, und der mir auch die folgenden, höchſt intereſſanten Mitteilungen gemacht hat. Eugen den Dichter etwas ernsthafter, und er mußte die welt lichen Vorteile anerkennen , die eine absolute Monarchie v . Breza war der Sohn des polnisch-ſächſiſchen Staatsdem Talent gewährt, während dasselbe in Republiken be= ſtändig der Scheelſucht der Mittelmäßigkeit, der plebejischen ministers v . Breza. Er studierte mit Heine zusammen Verleumdung, wo nicht gar dem Ostracismus bloßgestellt in Berlin. Und während der Ferien besuchte Heine wird. Heinrich Heine sagte : Seit dreißig Jahren diene seinen „ köstlichsten Freund " auf dem Gute seines ich der Freiheitsgöttin treu und redlich und alles, was Schwagers , Graf Walwich , in Dzialin bei Gnesen. ich in ihrem Dienste gewonnen, ist die Rückenmarksdarre . Von dort aus machte er Ausflüge in die Umgegend , Damit schloß die Reklamenotiz. Aber nein, das und diesem Aufenthalt haben wir das Memoire war dem gewissenhaften Kolb doch ein bißchen zu viel über Polen " zu verdanken . Aber auch noch eines und er gestattete sich den Zusah : ( „ Daran ist die der schönsten Gedichte Heines , wie eine in der Göttin der Freiheit doch wohl unschuldig ! ") . Familie Breza lebendige Tradition zu erzählen weiß . Auch unsere Briefsammlung schließt damit ab. In Gnesen lernte er nämlich ein schwarzäugiges JudenSie hat uns einen Einblick in dies vielfach verworrene | mädchen , eine Rebekka am Brunnen, die Tochter des Dichterleben gewährt und uns mit all seinen Schatten | Rabbi kennen und — lieben. Beim Abschiede widbekannt gemacht. Dennoch aber , so hoffe ich , hat mete er ihr das schöne Gedicht : auch sie uns wieder gelehrt, den Dichter anders und Du bist wie eine Blume, milder zu beurteilen, als dies bisher bei hochmütigen So hold und schön und rein; Ich schau' dich an, und Wehmut Litteraturpharifäern üblich war. Schleicht mir ins Herz hinein. Mit einer freundlichen Erinnerung, die uns noch einmal in das Jugendleben des Dichters zurückführt, Mir ist's, als ob ich die Hände mögen auch unsere Mitteilungen ihren Abschluß finAuf's Haupt dir legen sollt', Betend, daß Gott dich erhalte den. Nämlich mit einem Briefe von dem besten So rein und schön und hold. Jugenfreunde Heines , von jenem Eugen v. Breza, den dieſer in dem bekannten „ Traumgesicht“ verDie schöne Rebekka heiratete später einen gewöhn herrlicht und von dem er gesagt hat : „ Das war der lichen Kaufmann , mit dem sie aber nicht glücklich einzigste Mensch, in dessen Gesellschaft ich mich nicht lebte. Sie konnte Heine nicht vergessen . Breza langweilte , dessen originelle Wige mich zur Lebens unterstüßte später die arme Frau .. lustigkeit aufzuheitern vermochten und in deſſen ſüßen, Beim Abschied von der gräflichen Familie schrich edlen Gesichtszügen ich deutlich sehen konnte , wie Heine mit einem Demantring ein kleines Gedicht an einst meine Seele aussah , als ich noch ein schönes, die Dame des Hauses, die Gräfin Walwich, in eine reines Blumenleben führte und ich mich noch nicht Fensterscheibe. Im Jahre 1855 wurde das Gut ver befleckt hatte mit dem Haß und der Lüge. " Der kauft und kam in die Hände eines fremden Befißers. Brief dieses polnischen Edelmannes an Heine dürfte Die Gräfin Walwich wollte das Gedicht ihrem Vorum so interessanter sein , als es der einzige ist , den mund , eben dem liebenswürdigen Herrn Russak, Nuſſak, wir bisher besigen. Er lautet folgendermaßen: schenken ; beim Herausnehmen des Glases jedoch zerbrach dieses und die Demantsplitter seiner Poesie Gnesen, am 29. Auguſt 1855. Mein sehr lieber Heine , sollte es Dir in Deinem zerstäubten in alle Winde — ein Bild dieſes armen schrecklichen Leiden ein Trost sein , daß ich immer mit Dichterlebens selbst , das auf demantenem Grunde inniger Liebe an Dir hänge, daß Dein großer Geist immer Empfindens und tiefer Poesie ruhte und dennoch in mir dieselbe Verehrung erweckt, so empfange ihn reinen noch endlich, als es gebrochen wurde, so flüchtig wie von Deinem ältesten Freund . Sterben wirst Du doch nie, so lange noch ein Funke ein Windhauch dahingegangen ist!

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J. v. Falke.

Das

Bett.

Von

gewohnheit und Liebe zu jeglicher Kunst zusammen, dem Lager eine erhöhte Bedeutung zu verleihen. Bereit und wohlgeübt, jegliche Strapaze zu ertragen, allen Beschwerden

J. v. Falke.

Ach, auf dem weichen Pfühle Schlafe, was willst du mehr -

ww Der Mensch hat aber immer noch mehr von seinem Bette verlangt, seitdem die Kulturbewegung ihn ergriffen hatte. Selbst dort, wo man vielleicht am weichſten ruht, in den gänsereichen ungarischen Dörfern , begnügt sich der Bauer nicht damit , sein Bett mit feder: gestopften Polstern bis unter die Decken aufzubauen , so hoch, daß er es , wie die Sage geht , mit der Leiter er: steigen muß, um alsdann meerestief in die Daunen hinabzusinken. Er begnügt sich nicht mit dieser Ausstattung, sondern streicht das Bettgestell farbig an und bemalt es mit schönen Blumen , und für den Schmuck der Kissen und Decken sorgt die Frau mit reicher, farbiger Stickerei. Von jeher bildete das Bett einen Schmuck der Wohnung, das Hauptstück des Mobiliars, das eigentliche Pracht stück, solange das Schlafgemach auch als Wohngemach diente Seitdem ist es zwar der Deffentlichkeit entzogen - und das ist nicht gar so lange her - aber es hat damit kaum an künstlerischer Ausstattung verloren . Begünstigt durch seine Größe und die doppelte Art seiner Bestandteile, indem es ja ein konstruktives Element aus hartem Material besißt, sowie ein weiches, tertiles, welches der Flächendekoration die schönste Gelegenheit bietet, begünstigt durch diese Umstände ist das Bett immerdar ein Gegenstand ganz bevorzugten Schmuckes in der Wohnung geblieben. Und hierin macht das verschiedene Klima kaum einen Unterschied, nur daß der Norden seine künstlerische

Deutsches Bett bes XVI. Jahrhunderts von Peter Flötner (S. 398).

des Krieges und der langen Märsche , der hiße und der Kälte zu trogen, gönnten sie wiederum dem Körper mehr Ruhe , als es heute unsere Lebenssitte mit sich bringt. Sie lagen beim Essen auf weichen Polstern , gestüßt auf den linken Arm, der unter sich ein Kiffen hatte. Liegend unterhielten sie sich, liegend lasen und schrieben sie, liegend verbrachten sie die Erholungszeit ; wenigstens machten es die vornehmen Römer so. Man erhält aus der römischen Kaiserzeit fast den Eindruck, als ob das halbe Leben liegend verbracht werde. Als eine Folge dieser Sitte erscheint, daß Bett und Lager vor dem einfachen Sitzmöbel bevor: zugt sind ; der Sessel gehört den Frauen und ihren Gemächern , das Lager den Männern. Wir möchten heute fast das Umgekehrte erwarten. Solcher Sitte gemäß gab es Lagerstätten in allen Gemächern und nicht bloß in denen, welche der nächtlichen Ruhe bestimmt waren , und ihrer Bedeutung im Mobiliar des Hauses entsprechend wurden sie mit all der Meisterfertigkeit der alten klassischen Welt ausgestattet. Man machte sie nicht bloß aus kostbarem , edlem Holz, das mit anderem Material, wie Elfenbein und Perlmutter, infruſtiert wurde , sondern vorzugsweise auch aus Erz, deffen Anwendung auch für das größere Hausgeräte bei den Alten bekanntlich eine viel ausgedehntere war, als bei uns. Ursprünglich in älteren Zeiten scheinen die Holzgestelle mit Metallblech überschlagen gewesen zu sein, dann wurden die Gestelle selbst auch in ihrem Kern aus Bronze gegossen, bei kostbareren Gegenständen in Silber mit zierlichen Ornamenten tauschiert oder mit hoch erhabenem Schmud in Bronze versehen. Was von Gegenständen dieser Art erhalten ist , zeigt die schöne grüne Patina, welche die antiken Bronzen auszeichnet. Auf diesen Lagerstätten , welche teine Seitenwände hatten, also nicht nach unserer Art Bettkasten bildeten, gab es zunächst eine weiche Matraße und alsdann Polster Staatsbett aus der Zeit Lubwig XIII. 1630-1640 ( .980). und Deden verschiedener Art. Auch sie alle hatte die Sorge mehr dem Gestell zuwendet, der Süden mehr den Kunst zu verzieren. Matraße und Polster waren mit farbiger und goldener Stickerei geschmückt, und zu den Deden und Polstern. Bei den Römern war so ziemlich beides gleicherweise Decken holte man sich schon damals die farbigen Gewebe des Drients und fand in ihrer Kostbarkeit, Schönheit und der Fall. Bei den Griechen und Römern traten Lebens

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Das Bett.

Seltenheit die Befriedigung seines Stolzes. So wird von einem Römer erzählt, der eine Sendung solcher Decken aus Alexandrien erhalten hatte, daß er sich krank stellte

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bildend, in welchem auch der vornehme Gast seine Ruhestätte für die Nacht erhielt. In der hohen normannischen Turmburg nahmen Mann und Frau und Kinder als Familiengemach das oberste Geschoß in Anspruch, wäh rend das Gefolge in der unteren Halle schlief, diejenigen Krieger aber, denen zunächst die Bewachung oblag, ihre Betten in den Nischen und Vertiefungen hatten, welche Kämmerchen gleich in die Dicke der Mauern eingeschleift waren. In dem leichten Burgstall der kleinen Ritter schlief wiederum alles in demselben Raume, nur daß wohl Teppiche, die als Zwischenwände aufgehängt waren, die Frau oder die Familie vom Gesinde trennten. Es war lange ein kümmerliches Wohnen, das sich bei Nacht noch armseliger und unbequemer anließ als bei Tage. Erst in der höfischen Zeit, mit der Verfeinerung der Sitte, mit der Ausbildung des Rittertums und der herrschenden oder bevorzugten Stellung der Frau im ritterlich geselligen Leben sonderten sich einAPari dira Marine Torque separa zelne Schlafgemächer ab, welche gegen das Ende Nuelle mit Bett. Franzöfifch XVII. Jahrhundert. 2. Hälfte. (S. 392.) des fünfzehnten Jahrhunderts in den Schlössern zu großer Zahl anwuchsen. Da erhielt auch die und ins Bett legte, um den Besuch seiner Freunde zu Frau des Hauses ihr eigenes Gemach , das ihr ebensoempfangen und sie bei dieser Gelegenheit seine neuen wohl zum Schlafen wie zum Empfang bevorzugter Gäste Kostbarkeiten bewundern zu lassen. diente. Es war nun ihr Boudoir, the lady's bower. Hinter diesem Lurus der Römer stand das weichliche Zu dieser Zeit , also in der Epoche des romanischen Byzanz , das Griechentum im neuen oströmischen Kaiser- Baustils , erhielt das Bett wiederum eine reiche fünstreiche, nicht zurück. In allem, was fostbare Gewebe be- lerische Ausstattung, die sich im gotischen Stile noch steitrifft, in Purpurstoffen , goldverzierten Seidengeweben, gerte. Von den Römern her, so scheint es, hatte sich lag es ja der orientalischen Quelle um so viel näher und lange noch auf dem Boden der von ihnen fultivierten vermittelte diese Gewebe, sei es in Originalen, sei es in Provinzen das metallene Bett erhalten. Die Miniaturen, Nachahmungen dem Abendlande, wie es ja vor allem sich auf denen es sich abgebildet findet , lassen schließe daß n, selber damit versorgte. Man erkennt dies aus zahlreichen es aus eisernen Rundstäben zusammengefügt war ; am Bildern der byzantinischen Manuskripte, in denen Thron Kopfende ging es höher hinauf und hier war der Zwischensessel oder Lagerstätten mit abgebildet sind. raum zwischen den Stüßen mit einem Neßgeflecht ausZu derselben Zeit hatte es das barbarische oder gefüllt ; ein gleiches diente unten zur Aufnahme der Mahalbbarbarische Abendland nordwärts der Alpen nicht so traße. An der einen Längenseite, wo man einstieg, war gut. Die nach der Völkerwanderung wieder seßhaft ge- das Bett offen, an der Gegenseite wie am Fußende gab wordenen germanischen Völkerschaften hatten zwar die be- es eine Brüstung oder ein Geländer. Die offene Seite rühmte Bärenhaut, die über Schilf oder Laub ausgebreitet weist auch darauf hin, daß das Bett zum Sißen wie zum gewesen, wieder aufgegeben ; sie hatten mancherlei von den Liegen gebraucht wurde. Nach dem zwölften Jahrhundert Römern und in den eroberten romanisierten Provinzen gibt es keine Abbildung eines Bettes mehr, die auf Eisen gelernt und angenommen , und so auch wohl in ordent- oder Bronze als Material schließen läßt. Holz bildet nun lichen Betten sich zurechtgefunden. Doch mancher Not: einzig das Gestelle. Selbstverständlich hatte Holz schon behelf war übrig geblieben , so z . B. wo der neu ent fort und fort neben dem standene oder werdende Lehnsverband die Mannen, das Metall als Material des Gefolge, an Haus und hof des Fürsten band, der, wenn Bettgestelles gedient , und es nicht Krieg und Jagd gab, mit ihnen in der ,, gehörnten zwar als das gewöhnlichere. Halle" schmausete und zechte. So bei den Angelsachsen. Die Natur der Sache wie Die Helden saßen beim Mahle an den Wänden entlang, und wenn die Schlafenszeit fam, wurden die Tische entfernt, Matraßen herbeigeschafft, Polster aufgelegt und Decken ausgebreitet ; die Helden hingen ihre Waffen über sich an die Wand und sanken nieder zum Schlummer an derselben Stelle , wo sie eben gegessen und getrunken hatten. Nicht anders war es noch in viel späterer Zeit, wenn der Landesfürst zu Turnieren und hochgeziten" zahlreichen ritterlichen Besuch hatte. Es blieb auch dann nichts übrig, als in der Halle die Lager aufzuschlagen, da Burg und Palast nur für wenige und bevorzugte Gäste Französisches Bett aus dem XVI. Jahrhundert. 2 Hälfte. (6 304.) Einzelgelaffe darzubieten hatten. Anfangs in den früheren Zeiten des Mittelalters vor dem Beginn des eigentlichen Burgenbaus hatte der die Miniaturen bezeugen das in gleicher Weise. Wie die fürstliche oder herrschaftliche Hof neben der Halle ein selb- leßteren schließen lassen , bestand das Gestelle aus vier ständiges Gebäude als Aufenthalt der Frauen und ehe: Pfosten , welche entweder durch Querbalfen oder durch liches Schlafgemach gehabt , nur einen einzigen Raum Bretter verbunden waren. Im ersteren Fall entsprach 25

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J. v. Falke.

das Bett einer niederen , mit einer Matraße belegten Bank, im zweiten bildeten die Bretter , wie heute , einen Kasten, in welchen die weiche Ausstattung von Matraße und Polster hineingelegt wurde. Die Pfosten am Kopfende mit ihrer Rückwand waren bedeutend höher , und dies war um so notwendiger, als der Schläfer regelmäßig mit dem Oberkörper so hoch sich erhebt, daß er fast sißend erscheint. Es muß eine solche Lage in dieser Zeit durch aus die Regel gewesen sein. Das ist ganz gegen unsere heutige Gewohnheit. Es kommt selbst vor , und zwar häufig genug, um nicht als Fehler der Zeichnung zu er scheinen, daß das Bett selber vom Kopfende zum Fußende abwärts steigt , der Schlafende also in seiner schrägen Lage mit den Füßen eine Stüße suchen mußte. Die Kunst hat nicht allzu viel zu thun mit dieser Art von hölzernen Bettgestellen. Das Zimmerwerk ist einfach, vierkantig oder ge= dreht, Pfosten, Tra= versen, Bretter sind aber stets mit bunten Farben ange: strichen, und darauf nach der Länge der Bretter wie mit halbrunden Fen stern bemalt, wie das auch bei den Bänken und sonsti= gen Sitzmöbeln dieser Zeit vorkommt. Von feinerer Dr= namentation ist wenig zu erblicken . Farbig bunt erscheint auchdie Ausstattung an Kissen und Decken. In der Regel bildet eine dickgestopfte Ma traße die Unterlage ; sie ist so lang, daß Bett ber Jeanne d'Albret. XVI. sie am Kopfende sich emporbiegt und so für Rücken und Kopf das Unterlager bildet ; doch findet sich daneben noch ein besonderes Kopfkissen. Womit die Matrake gestopft ist, erscheint zweifelhaft ; Federn oder Roßhaare scheinen oder sollen noch nicht im Gebrauch gewesen zu sein. In Bezug auf Federn ist das wenig wahr scheinlich. Eine breite Dede , die über das Bett herab fiel, mehr oder minder kostbar , diente dem Ruhenden zum zudecken. In ein Leintuch, das darunter lag, wickelte er sich ein. Wir erkennen in solchem Falle , daß der Schläfer nackt, ohne Hemd , im Bette liegt. Ob diese Sitte , die somit schon im frühen Mittelalter auftritt , bereits aus dem Altertume stammt , ist schwer zu sagen , zumal fie mit den folgenden Jahrhunderten eher zu als abnimmt. Männer wie Frauen gänzlich unbekleidet im Bette liegen zu sehen, ist keine seltene Erscheinung auf den Miniaturen. Die Sitte ist auch schriftlich bestätigt. So heißt es in dem französischen Roman der sieben Weisen aus dem dreizehnten Jahrhundert:

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,,Das Mädchen freundlich, liebenswert, Der Knappe jung und schön und nett, Sie gingen splitternact zu Bett. " Diese Sitte aber, so oft man auch von ihr Beweise findet, war doch keineswegs die ausschließliche und herrschende im Mittelalter. Es fehlte dem Kostüm ja nicht an leinener Unterkleidung, an einem Hemde, wenn auch dieses keineswegs immer oder allgemein getragen wurde. Wo aber solche Unterkleidung vorhanden war, diente sie auch für das Nachtlager. So sieht man denn auf den Bildern Frauen wie Männer mindestens ebenso häufig bekleidet im Bette liegen , Frauen auch wohl mit umbundenem oder umwickeltem Kopfe. Ja, wollten wir den Bildern unbedingten Glau ben schenken, so wären im früheren Mittelalter alle Standespersonen, die Könige, Päpste, Bischöfe u. s. w., mit ihren Abzeichen zu Bette gegangen, die Könige mit Krone und gold: gesticktem Kleide, die Bischöfe mit ihrer Mitra. Allein wir dürfen wohl an= nehmen, daß der Künstler fein anderes Mittel besaß, seine hohen Personen, wenn er fie im Bette liegens darzustellen hatte, nach Stand und Rang zu bezeich= nen, und so ließ er denn getrost den König mit derKrone auf dem Haupte sich niederlegen. Ueber dem Bette hing ein Vorhang, der überzwei eiserne Wandarme lose ge= hängt war. So die ältere Sitte. Dieses Jahrhundert. 1. Hälfte. (S. 398.) sett voraus, daß das Bett längs der Wand gestellt war, was später nicht die Regel Regel bildete. Ueber dem Kopfe hing von denselben Armen eine Ampel herab, welche einen schwachen Lichtschein gab. Man fürchtete sich ein wenig vor den bösen Geistern und glaubte, die Helligkeit werde die Gespenster verscheuchen , welche die Finsternis herbeiziehe. Vor dem Bette stand ein hölzerner Fußschemel oder ein Fußtissen, das farbig und bunt ausgestattet war. Sie dienten zum Einsteigen, ebensowohl aber auch zur Bequemlichkeit des jenigen , der auf dem Bette faß. Sie finden sich durch das ganze Mittelalter als regelmäßige Begleitung des Bettes. Wie gesagt, erfreute sich das Bett in dieser früheren Epoche nicht einer besonders künstlerischen Ausstattung und Verzierung. Erst in der Zeit des romanischen Baustiles , da alle Künste, die des Handwerks zumal, eine Art Auferstehung feierten , wurde auch dem Bett erhöhte fünstlerische Sorgfalt zu teil. Die verfeinerte höfische Sitte hatte das Bett zum Paradebett gemacht; es stand

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Das Bett.

im Empfangzimmer und fiel jedem Gaste als vorzüglichstes Stück des Mobiliars in die Augen und wurde demnach ausgestattet. In seiner konstruktiven Bildung änderte sich zunächst wenig. Von den vier Pfosten blieben die am Kopfende höher und die Matraße bog sich zu ihnen hinauf. Ebenso fommen beide Formen vor, mit und ohne Bretter zwischen den Pfosten, so daß das Bettzeug einfach auflag oder vertieft in der Lade sich befand. Der Raum unterhalb war von überhängenden Decken oder einem Behang gefüllt; man konnte gewöhnlich nicht unter das Bett sehen. Es kommt auch vor, daß die weiten Decken, die rings bis zum Boden herabfielen, das ganze Holzgerüste verdeckten, so daß die Schläfer, ohne Stützpunkt für die Füße, nur wie auf einem Diwan lagen. Solcher Varianten gab es mancherlei ; Landessitte, Standesunterschiede, Reichtum und Ar mut, auch Geschmack und Wille waren die Ursachen. Wo die Möglichkeit vorhanden war, erhielten aber die Betten. reiche Verzierung. Die Pfosten wurden in mannigfachem Profil gedreht, mit Einlagen von Elfenbein und farbigen Hölzern verziert oder auch mit geschnittem Ornament versehen ; letteres nahm besonders in der Epoche des gotischen Stiles an Reichtum und Zierlichkeit zu. Die meiste Veränderung ging aber mit dem Himmel" vor sich. Die ältere Zeit hängte, wie schon angegeben, über zwei oder vier weit vortretende Wandarme eine Decke, welche nur das Kopfund Fußende schloß, aber nicht die Langseite des Bettes. In dieser neuen Epoche, die immer mehr lernte, das Möbel kon: struktiv zu behandeln , freilich dadurch auch ea versteifte, verwandelte sich der Himmel in einen Baldachin. Es war ein Rechtec von Balken , das mit eisernen Stangen oder Ketten am Plafond befestigt war und über dem Bette schwebte. Dieses Viereck, das, wenn schön ausgestattet, geschnitt und mit fransenbeseßten Lambrequins umgeben war, hatte an den drei freistehenden Seiten Vorhänge , welche mit der Wand zusammen das ganze Bett einschließen konnten. Um zu lüften , wurden die Vorhänge zur Wand zurückgeschlagen oder aufgebunden oder auch oben über die Balken geworfen (vgl. S.383). Der weitere Schritt in der konstruktiven Ausbildung war nun der, daß der Himmel oder der Baldachin von Pfeilern gestützt wurde, welche eine Verlängerung der vier Edpfosten bildeten und das Bett somit vom Plafond unabhängig und von seinem Plate mobil machten. Andererseits aber führte diese Neuerung gerade, ich möchte sagen zu einer Entmobilisierung des Bettes. Wie die Tischlerei der gotischen Stilepoche überall gern mit dem Holzwert zimmerte, den hölzernen Plafond des Gemachs ausgestaltete, die Wände täfelte und die Bänke an der Vertäfelung festigte, so machte sie in gleicher Geistes- und Geschmacksrichtung aus dem Bette einen geschlossenen Kasten, ja ein kleines Zimmer. Als der Baldachin durch die vier verlängerten Pfosten mit dem Bette in eins verbunden war , wurde er oben mit Brettern geschloffen und dadurch selbst in einen Plafond verwandelt. Dann

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Belt der Königin Marie Antoinette. (S. 395.) folgte die gleiche Schließung erst der Schmalseiten, dann auch der vorderen Längsseite, zum größeren Teil wenigstens , indem nur eine Deffnung zum Einsteigen übrig blieb. Die vierte Seite zu schließen, war gewöhnlich unnötig, indem in diesem Falle die Vertäfelung der Wand, mit welcher das Bett konstruktiv und architektonisch verbunden war, den Abschluß bildete. Das Bett war in dieser Gestalt, die sich etwa im fünfzehnten Jahrhundert vollendete, ein integrierender, unbeweglicher und unlöslicher Teil des Zimmers . Da es sich schwer lüften ließ, war es der Gesundheit keineswegs zuträglich. Es war eben die konsequente Vollendung der konstruktiven Entwickelung und es wurde nun auch künst lerisch mit all der Ornamentik verziert und ausgestattet, wie sie die gotische Tischlerei jener Zeit liebte und übte. Geschnittes Maßwerk und Laubwerk, Wappen und figürliche Reliefs bedeckten die Füllstücke, reiche durchbrochene, zadige Befrönung umzog das Gesims des Baldachins, oder vielmehr , wie man jest sagen muß , des Daches, dessen untere Seite mit Wappen und anderem Schmuck farbig oder in Relief verziert wurde. Auf diese Art des Bettes paßt es, wenn von Frankreich aus jener Zeit berichtet wird, daß die gesamte Familie , Eltern wie Kinder , und die Gäste noch dazu, in einem einzigen Bette die gemeinsame Nachtruhe ge= funden hätten. Selbstverständlich konnte diese Sitte, so

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J. v. Falke.

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oft sie vorgekommen sein mag, zumal auf dem Lande, quins, die mit grünen Franjen besetzt waren, die ringsum nicht die einzige und kaum die Regel gewesen sein , und laufenden Vorhänge aus grünem Halbatlas. Die Decken ebenso war es mit diesem zimmerartigen, geschlossenen waren aus Hermelin mit den Schwänzchen, darunter ein Bette. Das offene Bett mit dem am Plafond befestigten feines violettes Tuch. Pelz und Tuch deckten das Bett Baldachin und den vorgezogenen oder zurückgeschlagenen bis zum Kopfende völlig zu und fielen rings anderthalb Vorhängen blieb, namentlich in der höheren Gesellschaft, Ellen auf den Boden. Für den Kopf gab es ein kostbares immer daneben. Wenn die mehr bürgerliche Welt am Kissen. geschnitten Holzgezimmer ihre Freude hatte, so die vor: Die Sitte des früheren Mittelalters, die Matraße nehme Welt an den prangenden und glänzenden Geweben unter Rücken und Kopf des Schlafenden emporzubiegen, von Atlas, Sammet, Gold- und Silberbrokat. Mit diesen hatte sich bereits verloren. Man sieht gewöhnlich auf wurden die Betten rings umhängt und auch bedeckt. Zu den Betten ein rundes Polster in der ganzen Breite des solchen kostbaren Decken gesellte sich aber auch Rauchwerk, Bettes und dagegen ein kleines vierediges Kopfkissen feines Beh, welches das Unterfutter bildete. Von dieser (Ohrkissen) gelegt, gerade wie es heute noch bei dem engArt vorzugsweise sind die Prachtbetten des späteren lischen Bett der Fall ist. Damals dienten auch Federn Mittelalters in fürstlichen Gemächern, und so werden sie schon zur Polsterung, wie man zu größerer Bequemlichkeit auch wohl beschrieben. Wir haben Ausführliches darüber mehrere Matraßen übereinander legte. Das Bett war nun: vom burgundischen Hofe Philipps des Guten und Karls mehr auch in dieser Beziehung, was die Weichheit und des Kühnen. die BehaglichEs war feit der Ruhe Sitte geworden betrif ft, so vollin den höfi= kommen ausschen und vor= gestattet , daß nehmen Kreieine Verbessesen, das Bett rung faum nicht längs der möglich er: Wand, sondern Das scheint. Kopfmit dem Bett der fol: ende gegen diegenden Jahrselbe zu stellen hunderte bietet und zwar in in seiner tersolcher Entfer tilen Ausstat= nung von der tung nur lokale Seitenwand und nationale des Zimmers, Varianten dar, daß sich mit die zum Teil derselben , also selbst nur als zwischen Wand Entartungen und Bett noch) zu betrachten ein schmaler sind. Raum ergab, Dagegen die breit genug, Kunstruhtnicht um im Hinteran dem Teile, Geschnitztes Bett aus bem Stift zu St. Florian . 1700. (S. 394.) grund einen der ihr gebührt. Sessel (neben Trotzdem das dem Kopfende des Bettes) aufzunehmen. Dieser schmale, Schlafzimmer mit der fortschreitenden Kultur immer gangartige Raum hieß daher in Burgund und Frankreich mehr den intimen , von aller fremden Welt abgeson= Ruelle, das Gäßchen. Vorn mit einem Vorhang geschlos: derten Charakter annimmt , behält das Bett nicht bloß sen, diente er der Frau , sich zurückzuziehen, aber auch als Möbel , als Gegenstand des Hausrats , sondern die intimsten Freunde zu empfangen. auch als Schau- und Paradestück fortwährend eine Im ehelichen Gemache Karls des Kühnen, damals große Bedeutung. Das eheliche Schlafgemach des bur: als er noch Graf von Charolais hieß, war die Sache gundischen Herzogs, das wir beschrieben haben, stand etwas anders, wie die Dame Alianor von Poitiers in zwar nur dem Empfange der Intimen des Hofes offen, ihren Memoiren vom burgundischen Hofe berichtet. In die aber vor diesem gab es ein zweites Gemach, das ebenfalls sem Gemache gab es zwei Betten, parallel mit dem Kopfende mit einem Paradebett ausgestattet war, und in diesem gegen die Wand gestellt, aber so weit voneinander ent zweiten Gemache wurde das Lever" abgehalten und fernt, daß die Ruelle sich zwischen ihnen befand, in einer wurden die Audienzen gegeben . Die Sitte blieb an dem Breite von vier bis fünf Schuh. Die Vorhänge, unter französischen Hofe in ähnlicher Weise durch die folgenden Lambrequins herabfallend, waren nun so geordnet, daß Jahrhunderte. Der Morgenempfang bei der Toilette, fie, wenn völlig zusammengezogen, beide Betten mitsamt das kleine Lever im eigentlichen Schlafgemach, das große der Ruelle einschlossen und so zu einem separaten Gemache beim Paradebette, sie finden ihren Ursprung in jener gestalteten, von dessen Innerem man nichts ersah. Deffnen Zeit, da das Schlafgemach das einzige separierte Zimmer konnte man von allen Seiten, und bei Tage ließ man im königlichen oder fürstlichen Palaste war, da die Bitt auch die Ruelle offen. Es war aber auch die Möglichkeit steller keinen andern Plat hatten, wo sie ihre Bittgesuche vorhanden, durch einen Zwischenvorhang wieder beide niederlegen konnten, als auf dem königlichen Chebette. Betten voneinander zu trennen. Am Ende der Ruelle Und so blieb auch in den späteren Jahrhunderten befand sich, wie es überall Sitte war, der bereits erwähnte der Empfang der Dame des Hauses auf dem Bette oder Seffel. Der gemeinsame Himmel für beide Betten und in der Ruelle, wenn auch bei veränderter Dertlichkeit. die Ruelle bestanden aus grünem Damast mit Lambre: Von Spanien waren im sechzehnten Jahrhundert, da

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Das Bett.

ſpaniſche Moden und ſpaniſche Höfſitten die herrschenden wurden , die Alkoven gekommen , die geschlossenen , zur Aufnahme des Bettes bestimmten Nebenräume, ein Seitenſtück zur Ruelle, aber schlechter und ungeſunder als diese, da ſie ſchwer zu lüften waren und des Lichtes entbehrten. Obwohl man ſie heute noch in alten deutschen Häusern findet, wurden ſie doch weder in Frankreich noch bei uns zur Regel. Frankreich behielt seine Ruelle, nur änderte es die Form. Statt des schmalen Ganges oder Gäßchens, das zwiſchen Wand und Bett oder wie am burgundischen Hofe zwischen den zwei Betten übrig gelaffen war, bildete nun, wenigstens seit dem Anfange des siebzehnten Jahrhunderts, die Ruelle einen ganzen Abschnitt des Zimmers, indem eine Brüstung oder eine offene Säulenarchitektur mit einer Brüstung quer durch das Zimmer gezogen war. Hinter dieſer Brüstung in der Mitte, mit dem Kopfende gegen die Wand, rechts und links freien Raum für die Gäſte laffend , stand das reich geschmückte Paradebett. Hier ruhte die Dame des Hauses, hingestreckt auf weichen Pfühlen, weiche Kissen unter dem Kopfe, unter den Armen, unter den Händen. So empfing und unterhielt sie die Besucher und Freunde, welche zum Niedersißen ihre Mäntel auf dem Boden ausbreiteten , indem sie die wenigen Sessel oder Tabourets den Damen überließen. Im achtzehnten Jahrhundert ist an Stelle dieser Ruelle das Boudoir getreten, das mit Diwans, Kanapees und den geſchweiften Armſeffeln behaglicher und wohliger ausgestattet wurde, und heute ist die alte Sitte, den Gaſt am Bette zu empfangen, vielmehr in das Gegenteil umgeschlagen, keinen Besuch in das Schlafzimmer einzulassen. Bis zu dieser Zeit hatte, wie schon angedeutet, das Bett, d . i . das Bettgestell, nichts von seiner Kunst verloren, nur hatte es allerdings den Wechsel im Geschmack, im Architekturſtil, im Ornament mitzumachen gehabt, den die Kunſt in den lezten Jahrhunderten erlebt hat. Des großen, von allen Seiten geschlossenen Bettkastens , wie ihn das Gezimmer des gotischen Stils geschaffen hatte, bemächtigte sich die Renaiſſance und wandelte ihn in ihre Formen um . Es gibt noch ein Bett der Jeanne d'Albret (S.387) aus der erſten Hälfte des 16. Jahrhunderts, das in interessanter Weise den Uebergang bezeichnet. Ein bretterner Kasten, reichgeschnigt mit Renaiſſanceornamenten an allen Außenseiten, sowie am Gesims und der untern Seite des Plafonds, hat es an der einen Langseite einen förmlichen Eingang in der Gestalt eines breiten Spißbogens , dem auf der anderen Seite eine Oeffnung gleich einem Fenster entspricht, eine Deffnung , die durch einen Vorhang zu schließen war. Statt dieſe Art des Bettes wieder leichter , mobiler zu machen denn es gehörte ja doch zum beweglichen Hausrat gestaltete die Renaissance sie im Anfang nur noch architektonischer, als es die Gotik gethan hatte. Es kommt vor, z. B. in einer Komposition von Peter Flötner (S. 384), daß daß von Säulen getragene Bett in eine zweite Säulenarchitektur gestellt war , so daß es gleichſam in einer Säulenhalle stand. Noch am Ende dieses 16. Jahrhunderts sind besonders die holländischen Betten , von denen es zahlreiche Zeichnungen und Abbildungen , auch wohl Originale gibt , schwer und plump , eine wahre Architektur, mit sockelartigem Untergestell, das mit einer oder mehreren Stufen vortritt, und mit einem Gesims, ſo breit oder hoch, daß es mit Thüren zu Läden für das Leinzeug eingerichtet wurde. Ebenso findet sich das Unter: gestell kasten oder kommodenartig verwendet. Indessen in der Mehrzahl wurden doch diese Betten leichter behandelt und im Holzwerk zierlicher gestaltet ; das Bett wurde wieder offen, verwarf die bretternen Wände und flüßte seinen Himmel wieder auf die vier Eckpfosten,

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die zu dünnen , mit Ornament umkleideten kannelierten | oder sonst geschmückten schlanken Säulen ausgebildet wurden. Die Füllstücke der Lade erhielten geschnigtes Ornament im Stil der Renaissance oder Einlagen in Marqueterie oder Elfenbein. Betten dieser Art gibt es heute noch vielfach in den Sammlungen und Muſeen . Aber auch die Phantastik, die ja der Renaiſſance nicht fern lag , stellte sich ein. Die Säulen wurden gedreht oder als Karyatiden behandelt , die Linien des Gerüstcs | schweiften sich, die Reliefschnigerei nahm die Fülle des barocken Ornaments mit den Mascarons, Satyrn, Fraßen u. dergl. auf und der ganze Kasten wurde sogar in der | Weise in Tiergestalt verwandelt, daß der Schläfer wie im Bauche eines Löwen, eines Adlers, eines Widders ruhte ; das Fußende lief in den Kopf des Tieres aus, die Seiten| teile bildeten z . B. die Flügel des Adlers , die Krallen oder Taken die Füße , auf denen das Bettgeſtell ruhte (S. 386) . Solche Kompoſitionen gibt es zahlreich von den | französischen Ornamentisten Ducerceau . Noch ausschweifender, wenn auch nicht in der Architektur , doch in der Ornamentit des Bettes verfuhr die spätere Barockzeit . Sie verwandelte bei den Pracht- oder | Paradebetten alles , was nur umgeſtaltet werden konnte, in großgeschwungenes Ornament , das mit Putten und sonstigen Figuren , mit Allegorien und Emblemen reichlich durchsezt wurde . Von dieser Art sind einige wunderbare Betten in den Prunkzimmern des Stiftes St. Florian in Desterreich erhalten, Arbeiten etwa aus der Zeit von 1700, da das Stift neu gebaut wurde. Das Hauptstück (S.391), ein offenes Bett ohne Himmel, hat an Stelle der vier Pfoſten Figuren, von denen die zwei am Fußende, wie es scheint, gefangene Türken vorstellen, während die beiden am Kopfende Lanzen führende Krieger in antikem Koſtüm ſind . Zwischen den beiden Türken am Fußende erhebt sich ein Zelt, frei geſchnißt, und vor demselben steht Amor mit der Fackel in der Hand und einer Binde um die Augen ; Seitenteile und das hoch sich erhebende Kopfende find überaus reich geschnitt ; die Seitenteile sind Waffentrophäen, am Kopfende treiben sich im Laubwerk und unter allerlei Emblemen Amoretten herunt , musizieren, schlagen die Trommel, überhaupt, es ist ein ziemlich tolles Spiel. Vermutlich war es die Erinnerung an die ſieg| reiche Befreiung Wiens von den Türken, welche die Jdec zur Dekoration gab, und mit dieser Idee mischte sich der Gedanke von der Bestimmung des Bettes, allerdings sehr bizarr und sehr sonderbar für die Räume eines Klosters . Dieses Bett steht in seiner Art nicht vereinzelt ; seinesgleichen wurde in Venedig, wo die barocke Schnißerei in | vollſter Blüte ſtand, in Frankreich wie in Deutſchland an den geistlichen wie weltlichen Fürſtenſißen vielfach ausgeführt, wenn auch der Ornamentation nicht leicht wieder ein so bizarrer Gedanke zu Grunde gelegt wurde. Auch die Form des offenen Vettes wurde wieder die Regel, allerdings in Verbindung mit einem frei schwebenden, von oben getragenen Baldachin, der, an der Wand oder am Plafond befeſtigt, rings mit Vorhängen versehen war, die zu beiden Seiten bis zur Wand zurückgezogen und hier befestigt werden konnten, ſo daß das Bett völlig ein offenes war. Von dieser Art waren die Prachtbetten des | französischen Hofes im achzehnten Jahrhundert . Alle Seiten des Geſtelles, insbesondere aber am Fußende und Kopfende, waren reich mit Figuren und Laub und Emblemen geschnigt, ſpäter auch mit Marqueterie gefüllt. Besonders das Kopfende erhob sich mit reich und kräftig geschnitter | Krönung. Auch der Baldachin hatte gleichen Schmuck, soweit er aus Holz beſtand . Insbesondere aber war es | die Kostbarkeit der ganzen Ausstattung , an Sammet , | Seide und Brokatſtoffen , an Etickerei und den feinſten

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Martha Asmus.

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Spißen , welche das Bett zu schmücken und zu einem „ Originalstück, eine Waldlandschaft, iſt in dieser AusPrachtstück des Hauses zu machen hatte. Aber es warstellung gut aufgehängt und lebhaft anerkannt wor den. Es ist mir lieb, daß ich den fliegenden Vogel dadurch aus einen Werke der Architektur mehr eine Leistung der tertilen Künste geworden . im Vordergrunde fortnahm. Als das Bild im EntEines der lehten großartigen Beiſpiele aus dem acht zehnten Jahrhundert war das überaus reich ausgestattete " stehen war, lobte man ihn mir. Er breite mit solcher Kraft die Schwingen, sagte man. Aber mich machte Bett der Königin Marie Antoinette (S.390). Es zeigt noch all die freien Formen der Rokokozeit und ihren reizenden und // gerade dieser mutige Flügelschlag unzufrieden. Das heiteren Schmuck, welcher alsbald in dem steifen Stil des „Bild verlor dadurch an Wirklichkeit. Warum kam Empire untergehen sollte. Die schnäbelnden Tauben flogen der Vogel nicht vorwärts ? Man sah ihm das Del davon. Die Liebesgötter machten den Genien des Schlafes | „ und die Farben an, und das soll man nicht. Nun und des Todes Play, die Pfosten des Bettes verwandelten // fliegt hinten am Horizont , den uns eine Lichtung ſich in Rutenbündel mit den Beilen , oder endeten in zeigt, ein Schwarm von Vögeln. Das Auge kann Lanzen, welche die phrygischen Müßen trugen . „darauf ruhen , ohne eine wesentliche Veränderung Es war eine ziemlich traurige Epiſode in der wenn zu vermissen. Im Vordergrunde steht ein Mädchen man so sagen darf - Kunstgeschichte des Bettes. Es und sieht durch die herbstlichen Bäume den Dahinwurde aber nicht beffer, als das Empire verschwand und der ziehenden nach. Man wollte eine Unterschrift. Ich Geschmack des neunzehnten Jahrhunderts seine Herrschaft that ihnen den Willen und schrieb , Herbstgedanken begann. Es kam der sanitäre Standpunkt und verlangte Licht und Luft für das Bett , und das ja mit vollem darunter. Als wenn das nötig wäre ! Muß sich Recht. So wurde das architektonische Himmelbett ganz ein Bild nicht selbst erklären, um den Kunstansprüchen verworfen und zumeist auch der ganze oder halbe Baldachin zu genügen ? Selbst bei der Jllustration einer Thatmit seinen Umhängen, den sich als Regel nur noch das „sache befriedigt die Unterschrift nur das Intereſſe breite zweischläfrige Bett in England bewahrt hat , und das Kunstgefühl. Alz auch dort ist er ins Wanken gekommen. Es ist also vor: ,,an der Geschichte , nicht Unterschrift entbehren die Bild das muß Kunstwerk zugsweise nur Fußende und Kopfende zur Verzierung ,,können. Doch verzeih, ich vergaß mich, Du willst übrig geblieben, und hier wetteifern jest italieniſche und das Schicksal Deines Kindes bestimmen , und ich deutsche Renaissance, und ein bißchen Rokoko hat sich auch schon wieder eingefunden. Es ist nur ein schwaches Bespreche Dir von meinem Bilde. Sonderbare Idee mühen, wenn man dieſe Leiſtungen mit denen der lehton „von Dir, ihn mir in Pflege geben zu wollen . Für Jahrhunderte vergleicht. Und ähnlich ist es mit der „ Dich ist es ja auch gleich, ob er bei mir oder sonst textilen Ausstattung. Die Noßhaarmatraße und die ge- ,,wo ist. Wie Du Dich wohl gegen die Notwendigkeit steppte Couvertdecke haben den Sieg über die Weiche und // gewehrt hast, ihn fortzugeben ! Doch es ist wirklich Fülle der Federkissen davongetragen zum wahren Heile die höchste Zeit, daß der kleine Bursche etwas leistet. der Menschheit, aber die textilen Künste, Stickerei, Weberei, „ Er muß bald zehn Jahre alt sein. Da Dein WitwenSpizenarbeit haben noch viel an ihnen zu thun, um den Arbeiten unserer Vorfahren gleichzukommen. Selbst die // gehalt nicht hinreicht , mit vier Kindern in eine Gymnasialstadt zu ziehen und die Vorteile , die N. Bäuerinnen in den Donauländern , die Ungarinnen, Walachinnen, Rumäninnen, sind uns weit voraus in der „ Dir gewährt, aufzugeben, so ist die Trennung notwendig, und , verzeihe mir, dem Kinde gewiß dienreizenden und ſtilvollen Art, wie sie die Betttücher und Bettkiſſen mit Rot , Blau oder Echwarz umsticken undlich, denn Du verzogst ihn immer gehörig. Um noch mit Epißen umziehen . Unsere Damen könnten von ihnen „ einmal auf mein Bild zu kommen : es ist verkauft . lernen, und in Desterreich folgen sie auch schon dem Bei- „So sehr mich dies auch freut, so werde ich es doch spicle. So wird unser Bett , wenn es an Größe und vermissen. Aber ich habe schon ein anderes angeimponierender Pracht eingebüßt hat, dafür an Gesundheit " fangen. Für Deinen Jungen fällt mir eine gute und stilvoller Verzierung gewonnen haben . „Penſion ein. Die Dame, welche derselben vorsteht, ist mir als sehr tüchtig und auf strenge Ordnung haltend genannt worden . Ihre Zöglinge kommen „ auf dem Gymnaſium gut vorwärts . Die Adreſſe „ iſt Ein alter Brief. Die Schreiberin sann einen Augenblick nach, dann legte sie die Feder hin und stand auf. Sic Von war nicht mehr jung , und auf ihrem interessanten, Martha Asmus. dunkeln Gesicht lag ein strenger Ausdruck. Ein enganliegendes Kleid zeigte schöne Formen , und ihre Haltung war leicht und edel , als sie jetzt vor der u mußt einsehen , liebe Schwägerin, " fuhr Ma: Staffelei stillstand , die sie auf ihrem Wege zurückD₁ thilde zu schreiben fort, „ daß Dein Kleiner bei | hielt. Sie machte nur einige leichte Striche und „ mir nicht unterzubringen ist. Ich bin an Einsamkeit | legte schnell den Pinsel wieder hin , um sich nicht zu gewöhnt , er würde mich in meinem Schaffen stören . vertiefen. Sie wollte die Adresse holen und das „ Andererseits könnte ich ihm nichts bieten , da meine Schreiben schließen. Der Brief ihrer Schwägerin „ Gemälde mein ganzes Interesse und den größten war auf den Teppich gefallen. Sie nahm ihn auf „ Teil meiner Zeit in Anspruch nehmen . Ich kann und las ihn noch einmal. Den einen Satz sprach) „zufrieden sein mit meinem Erfolge . Meine Kopieen sie laut aus : "I Er wird Dir Deine Einsamkeit erheitern , werden gesucht und gut bezahlt , und mein erstes | Mathilde , und Du wirst das zarte Kind hüten und

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Ein alter Brief.

pflegen." Kopfschüttelnd blickte sie auf. Ihr Spiegelbild zeigte ihr die Bewegung. Sie wandte sich ungeduldig , als sei sie dieses einzigen beweglichen Gefährten müde, dabei brachte sie aber doch mit kundiger Hand einige leichte Störungen der Toilette in Ordnung , und nun war ihr das Bild nicht länger der indiskrete Ausplauderer ihrer Gefühle , sondern ihr Modell , das sie sorgfältig musterte. Dir verdanke ich manchen gelungenen Strich auf meinem Bilde, du zudringlicher Gesellschafter, " dachte sie. Wie hätte ich wohl ohne dich meine Mädchengestalt malen sollen, die mir im Vordergrunde den Vogel ersetzte ? So bist du mir doch zu etwas nühe. Wozu sonst ? " fuhr sie halb verächtlich fort und wandte sich wieder ab von der anziehenden Erscheinung . Sie schte sich und lehnte ihren Kopf ermüdet an den hohen Stuhl rücken, ihre Hand zerknitterte den Brief der Schwägerin. Sie will ihr liebes Söhnchen bei der guten Tante wissen, und mein verzogener Neffe foll hier in meinen Renaiſſancemöbeln seinen Spielplag aufschlagen. Wann sah ich den Kleinen doch zulegt? Drei Jahre müssen cs sein. Es war ein liebliches , anschmiegendes Bürschchen." Sie dachte an ihren Aufenthalt in der kleinen Stadt im Hause ihres Bruders , bevor sie sich entschloß, allein nach Berlin zu ziehen. Das Bild des Familienlebens stand lebendig vor ihr , traulich und gemütlich , aber mit allen üblichen Zöpfen und Perücken. "1Es iſt ſonderbar,“ dachte sie, wie uns das Ideal entrückt wird, wenn wir im Kreise von Menschen leben, an die uns Zuneigung bindet. Wir sind zuleht zufrieden mit dem , was wir sehen , und das Kleinliche fällt uns nicht mehr auf. Fern von ihnen erscheinen uns die Schwächen ihres täglichen Lebens unerträglich. Besser lebt man allein. Unter den Menschen herrscht der Egoismus und die Lüge. Die Eltern, die den lieben Gott täglich um Weisheit für die Erziehung ihrer Kinder bitten , nehmen sich nie ernstlich die Mühe , über dieselben nachzudenken . Sic machen es, wie sie es bei den Nachbarn sehen. Liebende versprechen sich Liebe fürs Leben , ohne zu wissen, wem sie dies Gelübde machen . Sie würden es nicht merken, wenn sich die Natur den Spaß machte, eine andere Persönlichkeit in die Hülle der geliebten zu schieben. Wie müde bin ich des Sprechens von Liebe ! Wer hat mich je geliebt ? Meinen Ruf liebten sie, oder was er einbrachte, oder" — und Mathilde schlug die Arme übereinander und faßte sich mit festem Griff, der fast etwas Feindliches hatte „ oder diese Frauenformen werden geliebt , als ob ich das wäre ! Wie mich diese Schwäger ermüden ! Und man macht mich auf das drohende Schreckgespenst eines einsamen Alters aufmerksam, und Dichter singen von bestraften Jungfrauen , die sich der Liebe entzogen haben. Als ob dic Licbe eine zu erfüllende Pflicht wäre, wie die Arbeit, als ob der Mensch sie nach Gefallen, aus Gutherzigkeit , sich anempfinden könnte und es nicht ganz der heiligen Natur überlaſſen müßte, sie zu er: wecken ! Wo ist Natur und Wahrheit ? Habe ich sie allein ? Was ich sehe, macht mich irre an mir selbst. Hätte ich nicht das Unglück gehabt, meine Eltern früh zu verlieren, vielleicht hätte ich einmal wahre Liebe er-

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| fahren, und all dieſe Jahre, die ich hier einſam gelebt habe, wären in fröhlichem Zusammensein vollbracht worden. Wieder ein Phantaſiebild ” — unterbrach ſie sich „ Vielleicht ! Werde ich dann nie aufhören, in Jllusionen zu leben ? Wo es möglich ist, werden sie mir zerstört, nun greife ich feige zu solchen, die vor der Zerstörung sicher sind , wenn ich sie nicht selbst vernichte. Wer sagt mir, ob sie mich geliebt hätten? Ob der Vater nicht, nach dem Beispiele anderer Väter, mein Talent verspottet , die Ausbildung desselben verboten hätte, damit ich ihm seine Suppe fochte und seine Strümpfe stricte ? " Der Schatten auf dem schönen Gesicht wurde noch finsterer, als Mathilde sich ihren Träumereien entriß und an ein Wandschränkchen ging, das ſie aufschloß . Hefte und Papiere lagen , in Rubriken ge| ordnet, darin : Adreſſen, Quittungen, Notizen , Briefe. Vor einiger Zeit hatte ihre Schwägerin aus dem Nachlasse ihres Mannes eine Rolle alter Briefe geschickt , an die Mathilde das größte Anrecht haben sollte. Sie war damals gerade eifrig in der Vollendung ihres Bildes begriffen , hatte das Uebersandte in dies Schränkchen geschlossen und seitdem nicht wieder daran gedacht. Die vergilbten Blätter sahen sie jezt vorwurfsvoll an. Sie löste das Band von der Rolle. Eine alte begrabene Zeit wehte sie an.

Es

waren Briefe ihres Vaters an ihre Mutter aus der Brautzeit. Sie las einige Worte, deren Innigkeit sie erschreckte. Als fürchtete sie sich, cinen Diebstahl zu begehen, legte sie den Brief schnell beiseite, auch den nächsten und die folgenden. Aber hier, auf dem legten Blatt , fielen ihr die Worte : „ Unsere kleine Mathilde“ ins Auge. Das durfte sie lesen.

„Mein geliebtes Frauchen, so gut wie möglich muß ich die grauſam unter„brochene Verbindung wiederherstellen , obwohl dieſe " cinseitige Unterhaltung nur ein jämmerlicher Notbehelf ist. Ich kenne nun einmal das Glück des | „ täglichen Beiſammenſeins mit Dir, nun will es nicht „ mehr anders gehen. Wenn ich Dir wenigstens mit diesen Worten einen Begriff geben könnte von dem | „ Zuſtand , in den mich Deine Abreiſe verſcht hat ! „ Aber das würde Deine eigene Bangigkeit , die, hoffe , ich, doch ein wenig vorhanden ist, zu sehr vergrößern, als daß Dir das Bad bekommen könnte. Das Un// logische des lezten Saßes entschuldige mit meinem | halbierten Zustande. Wenn es nicht um unseren „ Jungen wäre , dies Opfer der Trennung wäre ein „nicht zu rechtfertigendes . Hoffentlich kommt es dem kleinen zu gute. Ich will auch nun die selbstischen „Klagen lassen und Dir lieblichere Bilder Deines | „ verlaſſenen Heims geben . Unſere kleine Mathilde ist mein Trost, und mit ihr zu spielen, meine liebste Beschäftigung. Wenn mich meine Kranken in Ruhe „laſſen, ſo bin ich bei ihr. Ich weiß oft nicht , iſt „ cs das Band der Natur und das Bewußtsein, daß ,, es unser Kind ist , das mich an dies kleine holde „ Wesen fesselt, oder wirkt die dreijährige Persönlich" keit ſchon ſo anzichend . Ich sehe und höre immer

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Klaus Groth.

De Nachdigal.

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,,mit Entzücken. Sie hatte es gleich heraus , daß „können. Wer sollte auch die füße Kleine nicht lieben ? ich gestern an Schnsucht krankte. Sie war viel Da werde ich zu einem Kranken gerufen! „zärtlicher als sonst , glättete mir mit den runden Tausend Küsse, ich will den Brief mitnehmen . "} Händchen die Stirn, wie sie es wohl von Dir gemeine Geliebte, von " sehen, und umfaßte mich ohne zu sprechen. Mama Deinem Mann. " ,,und Brüderchen fehlen ihr auch , fic fragt oft , ob Ihr nun kämt, aber es ist doch nur die augenblick Mathilde faltete langsam den Brief zusammen. „ liche Entbehrung, die so kleine Wesen fühlen. Uns Große Thränen rollten über ihre Wangen, aber auf // Großen dehnt sich die Leere vor den Blicken. ihren Lippen lag ein entzücktes , kindliches Lächeln. „Mathilde sezte sich heute bei Tisch auf Deinen Platz Sie nahm die Liebesbriefe ihres Vaters und ver „ und sagte : „Nun ist Mama wieder da , Mathilde brannte sie an der Flamme im Kamin. Einen nach „ist weg , die kommt auch bald wieder mit Brüder: dem anderen ließ sie hineingleiten , als gäben ihn ,,chen. Am liebsten durchblättert sie die Bilder in die Finger nur widerstrebend her. Jenen letzten „der großen Mappe mit mir. Sie kennt sie alle Brief aber preßte sie an die Lippen , dann barg sie „ genau und hat ihre Lieblinge. Und sie verlangt das vergilbte Blatt auf ihrer Brust. Sie sah auf„ nie Geschichten dazu , das bloße Ansehen genügt ihr. atmend im Zimmer umher . All die kostbaren Möbel „Heute bat sie um Papier und Bleistift und fing und Geräte machten es ihr nicht wohnlich, und das begrabene Leben in den Schriftzügen, die sie auf der „wirklich an, die Umriſſe eines Baumes und ein Häus „ chen zu zeichnen. Bald willfahrte ihr die kleine Hand Bruſt trug, schien ihr mehr gegenwärtig als ihre öde „ nicht, wie sie wollte, und sie vertraute mir den Stift, tote Umgebung. Ihre eigene Gestalt war ihr un„ diktierte aber genau , wie ich es machen sollte. Meine | heimlich, als sie sich durch den Raum bewegte. Sie „Leiſtungen befriedigten sie sehr, und wir verbrachten trat zu dem Schränkchen zurück. Was hatte sie „so wohl zwei Stunden , gleich intereſſant für Vater doch dort gewollt? Ach so , die Adreſſe der strengen „ und Tochter. Ich glaube wirklich , aus unserer Pensionsmutter. Ein plößlicher Ausruf entquoll ihren „Kleinen wird noch einmal etwas , und keine Opfer Lippen. Sie schloß das Schränkchen und ging zum „ſollen uns zu schwer sein, unser Töchterchen zu be | Schreibtisch , auf dem der unvollendete Brief an die Schwägerin lag. „ ihr Menschen“ sprach sie laut, „friedigen. Aber vorläufig intereſſiert Dich die Gegen wart gewiß noch mehr. Fürchte nichts, sie ist gut , wenn ich euch entfliehe , lasse ich Liebe und Wahr„ aufgehoben. Ich habe mich davon überzeugt, denn heit hinter mir. Mögen sie sich verbergen , nur in „auch ich dachte mit Bangen an meine langen Fahrten eurer Mitte sind sie zu finden. " Noch einmal ging „ über Land . Ihre Kinderfrau glaubte mich fort. sie zum Kamin , um den Brief vom Schreibtisch in „ Ich aber schlich leise ans Fenster und beobachtete die Flamme zu werfen. Dann schrieb sie : Du hast recht, liebe Schwester, wo wäre unser sie mit Mathilde draußen im Garten. Sie spielte „ganz allerliebst mit ihr, machte Puppen aus Blumen, Kleiner wohl besser aufgehoben als hier ? Seine Tante hat das erste Anrecht. Schicke ihn so bald haschte sich mit ihr , spielte Versteckt und so fort. „ Dabei war sie immer freundlich und ganz so wie wie möglich, wir können uns gegenseitig gebrauchen. Mathilde." „ es unſere anspruchsvollen Herzen nur wünschen

Nachdigal .

De

(Nach Richard Leander.) Don

Klaus Groth.

So hev denn mal de Flinken 2) op Un fleeg bet in de Linn'³), Un sing ins ) dar na't finster rops ) Un na de Kamer binn .

, iu ! Zin ! Gott gröt di, min fru! Ach, wat sünd wi doch hüt för glückselige Lüd !" Lat doch dat Singen, Nachdigal, Dat makt mi man bedröv ') . Wat nützt mi denn din Snacken all Dun Lev un jümmer Lev ?

Wa söt se is, dat kann ik got, Dat brukst mi nich to singn, Harr ik, as du , den frischen Mot Vel heller schull dat klingn . 1) bedröv betrübt. 2) Flünten Flügel. 5) rop hinauf. 4) in einmal.

3) Linn ' Linde.

Dar sing du man vun luter Lev, As sungst du dat för mi, Un dat de Welt nig Schöners gev Dat sing dar min Marie. ,Ciut ! Zin ! Gott gröt di, min fru! Ach, wat sünd wi doch hit för glückselige Lüd! Sirküsch !"

1

Der Sammler

Unser Hausgarten . Don Hütt D. ig. Blattpflanzen. Unter der mächtig großen Anzahl unserer Blumenpflanzen findet sich eine Gruppe, welche sich durch leichte Kultur und herrliche Blüten in meist lebhaften Farben ganz besonders auszeichnet. Es sind dies einjährige Pflanzen (Annuellen), welche irgend einmal im Jahre aus. gefäet werden , schnell emporwachsen, blühen, ihren Samen reifen und dann absterben. Man fäet sie irgend einmal im Jahre aus, so sagten wir eben, denn die Zeit der Aussaat ist sehr verschieden. Viele lägt man in den ersten Wintermonaten teimen, damit sie im nächsten Winter blühen, z. B. Cineraria hybrida , Primula chinensis u. a.; andere fäct man im April oder Mai und noch später aus und sie blühen zeitig im nächsten Frühjahr , einzelne auch schon vom Spätherbst während des ganzen Winters, z. B. für den ersten Fall der Goldlac, die Schlikblume (Schizanthus) u. a., im letzteren Falle die Winterlevkoje u. s. 10. Alle diese Pflanzen , die bei uns den Winter hindurch im Gewächshause oder am Fenster des Wohnzimmers gezogen werden müssen , bereiten dem Lieb-

Fig . 1. Nemophila maculata.

haber immerhin einige Schwie rigkeiten , weil fie vor allzu schnellem Wachstum , also vor hohen Wärme. graden behütet werden müssen. Leichter gelingt die Anzucht der jenigen Pflanzen, deren Samen man im Früh jahr auf der Etelle ausfäct, auf der sie zur vollen Entwid.

lung fommen sollen ; man streut entweder die nung , daß die Blumen ihren Beifall finden Samen breitwürfig" aus oder legt sie, mehrere werden. zusammen , auf eine 30-35 cm große Scheibe, Eine der beliebtesten Pflanzen ist das Verwo sie mit Erde bededt werden; die Pflanzen gigmeinnicht , besonders das in Deutschlands nassen Wiesen wildwachsende Sumpf- Vergiß. meinnicht (Myosotis palustris L.), als Sinnbild der Treue und Liebe, das häufig zu Kränzen verwendet wird , die auf einem Teller mit Wasser lange fortblühen. Auch das mit strahlend blauen Blumen versehene Vergißmeinnicht von den azorischen Inseln (Myosotis azorica Wats.) ist schön, muß aber im Juni ausgefäet und im Kalthaus überwintert werden. Für den deutschen, loderen und eleganten Blumenstrauß besonders geeignet, weil nicht so gedrängt blühend wie die anderen Arten, ist das in feuchten Wäldern und Gebüschen wildwachsende Wald - Vergißmeinnicht, von dem Herr Hoflieferant Chr. Lorenz in Erfurt eine Spielart mit dicht. sikenden gelben Blättern und blauen Blumen unter dem Namen Myosotis silvatica Ehrh. compacta aurea abgibt. Im Mai an Ort und Stelle ausgefäet, blüht dies Vergigmcinnicht noch im Sommer desselben Jahres ; bei späterer Aussaat wird man die Pflänzchen auf einem halbschattigen Beet weiter auseinandersehen, wodurch man kräftige Pflanzen erhält, die, im September auf das Blumenbeet gebracht, zeitig im Früh. jahr blühen werden. Eine der schönsten Gartenblumen ist die Gefielte oder dreifarbige Wucherblume (Chrysanthemum tricolor Andr. oder carinatum

Fig. 2. Chrysanthemum carinatum. Golden Feather.

bilden später eine fleine Gruppe für sich. Die breitwürfig ausgefäeten Samen bringt man ge wöhnlich durch Einbaden mit der Harfe unter die Erde; wenn sie zu dicht aufgehen, müssen sie durch Verziehung verdünnt werden, damit jede Pflanze zur Geltung fomme. Einige Arten solcher einjähri ger Pflanzen, besonders solche mit großen Samen förnern , stedt man einzeln da, wo sie auf wachsen sollen. - In den folgenden Zeilen geben wir der verehrten Leserin Abbildung und Beschreibung solcher einjähriger Pflanzen in der Hoff-

Schousb.) aus der Berberei. DieStrah lenblim chen sind weig (die Pflanze gehört zur Familie der Korbblüter oder Kom pofiten), am Grunde gelb und die Scheibenblütchen schwarzrot. Man hat von dieser herr Fig. 3. Nemophila discoidalis. 26

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O. Hüttig.

Unser Hausgarten.

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Samen fäct man an Ort und Stelle, also da aus, lichen Art, die im April imMistbeet angezogen oder Spiralis (Milés Spiral) entwideln weiße Blu. wo die 15-20 cm hohen Pflanzen aufwachsen Die Samen sind bei Chr. Lorenz in imMai an Ort und Stelle ausgefäet werden kann, men . und blühen sollen. vorrätig. mehrere sehr hübsche Spielarten, deren Blüten die Erfurt wohlriechende Unsere Reseda hat einige in Die Wohlriechende Wide" (Lathyder Grundform an Echönheit noch übertreffen, so Donettis Wucherblume (Chrysanthemum ca- terefjante Verwandte, von denen wir nur Re- rus odoratus L.) oder Platterbse ist eine zur rinatum Dunetti album plenum) mit dicht. seda luteola gefüllten, schneeweißen Blumen . Dunetti au- L., der Färreum plenum mit gelben , gefüllten Blumen, ber- Wau, und Eclipse mit goldgelben Blumen und purpur Reseda lutea scharlachrotem Ring, Purpureum mit purpur- L., der gelbe violetten Blumen und Golden Feather (Fig. 2), Wau, erwäh die Goldfeder mit goldgelber Belaubung; die nen wollen. Die Pflanze wird 30 cm hoch und entwickelt weiße beiden Arten sind Blumen mit dunkler Scheibe , von einem gelben geruchlos. Der und einem farmesinroten Ring umschlossen. Färber-Wau, Samen von dieser höchst beachtenswerten neuen auch Goldkraut Züchtung sind bei Herrn Hoflieferant Chr. Lo- genannt, enthält nach Leunis' renz in Erfurt vorrätig. Keine Pflanze, das Veilchen ausgenommen, Synopsis der ist in Europa so allgemein beliebt, als die wohl Pflanzenfunde in riedbende Reseda (Reseda odorataL.) von Nord- allen Teilen ei afrifa. nicht so sehr wegen der Schönheit der nen dauerhaft Blume, als wegen des Wohlgeruchs , der ihr gelbfärbenden entitrömt, und wegen der leichten Kultur, die Hauptstoff , das darin besteht, daß man die Samenförner da Waugelb" (Luausstreut, wo man die Pflanze oder ihren teolin), weshalb Wohlgeruch wünscht , sei es im freien Lande diese Pflanze, die des Gartens oder im Blumentopf des Wohn- bei uns auf zimmers. Im Blumentopf kann man die Pflan. Acdern, an Wezen, mit Ausnahme der mitteliten , nach und gen u . f. w. wild nach entfernen, jener einen aber die Seitentriebe wächst, mit Zu achmen, bis sie 35 cm hoch geworden ist; man satz von Alaun entspitzt sie dann, und es entwickeln sich einige von den LondSeitentriebe, aus denen man mit dem sonst leuten häufig fahlen Stamm ein hübsches Kronenbäumchen zum Gelbfärben bildet , das viele Jahre alt werden kann und benügtwird, und fortwährend blüht , wenn es im Winter am in England und Licht und nicht zu warm steht. - Andere For. Holland wird sie men der wohlriechenden Reseda sind Grandiflora deshalb fultiameliorata , die verbesserte großblumige mit viert. Die SaFig. 4. Phacelia Parryi. rötlichen Blumen, Ameliorata aurea Golden men beider ArQueen, prächtig goldgelb , und Aurea com- ten enthalten ein Del und in pacta , die Goldgarbe von zusammengedrängter fettes aden Wurzeln hat man Senföl gefunden. Der Familie der Schmetterlingsblüter (Papilion Form, die sich noch deutlicher in der Evielart gelbe ceae) gehörende, bis 2 m hoch werdende Kletternd Schutt auf Deutschla in wächst Wau dunkelgrün, saftig Blätter deren Machet zeigt, pflanze, deren ziemlich große Samen man im die Blütenrispen rot und von ansehnlicher haufen, an Ader und Wegrändern wild , aber April oder Mai auf der einzelnen Stelle ein= häufig. Größe sind; sie ist immer im Topf zu ziehen nichtHübsche Sommerblumen sind auch einige drüdt , wo sie an einem allmählich größer und und wird der Stamm dann holzig, die Bilanze höher werdenden Gerüst eine table Stelle ver aber mehrjährig. Nana compacta multiflora Arten der Gattung Phacelia Juss. , in Nord- deden oder in anderer Weise zur Zierde dienen ist die reichblühende Zwerg-Reseda , Victoria amerifa einheimische Ziergewächse aus der Fa- soll. Man heftet jie an ihrer Stütze so an, daß milie Hydrophyllaceen. der Sie besitzen einen blüht rot, Diamant , Parsons eximia und wie fünfteiligen Kelch, eine kleine , fast ein 3wang nicht bemerkbar wird: , esalsmuß ob sie alodenformige, fünfspaltige Blumen bei allen Lianen immer scheinen frone , die im Grunde mit 5 bis 10 nur ihrem natürlichen Triebe folgten. Die fleinen Schuppen besetzt ist ; die Staub. Blütentrauben werden im Juni sichtbar und gefäße , die in ährenförmigen Wickeln halten sich bis September. Wegen des oft mehr geordnet sind, ragen weit aus den Blu- als wünschen: wert starfen Wohlgeruchs sollte men heraus. Die Frucht ist eine trodene man die Pflanze nicht in der Nähe von RuheEine der schönsten zweiflappige, selten beerige Kapsel. In pläken o. dal . aufziehen. (Fig. 5) des Herrn den Gärten finden sich einige ältere Spielarten ist der Besuv"Sein oberes BlumenArten , wie Congesta Hook. , mit Chr. Lorenz in Erfurt. weißer Knosve und blauer Blume, und blatt, die Fahne", ist feurig farminrosa , nach Tanacetifolia Benth. mit hellblauer innen eine tiefere Färbung annehmend , im oder grauartig lilafarbener Blume. Neu Schlunde glühend purpurrot cndigend. Die untefind Campanularia A. Gray mit ren Flügel sind von samtig violetter Farbe, nad), d. Eine herrzahlreichen trichterförmigen Blumen, die dem Rande zu in Lila verlaufen Farbenzusammenstellung ! ju 12 bis 20 in einer Rispe erscheinen liche Es hier auch einer hübschen, um nicht und ebenso leuchtend dunkelblau sind, zu sagenmuß hervorragenden Neuheit der rühmlichst wie die der Gentiana acaubekannten Firma Chr. Lorenz in Erfurt gedacht lis, und Parryi Torr. (Fig. 4) werden, einer Verbesserung der allgemein belieb aus der Sierra Nevada Na ten gefüllten Zinnia elegans Jacq., welche die liforniens; sie ist von buscbi- Firma mit dem wohl langen Namen Robusta gem Wuchs und 30 bis 40 cm grandiflora hoch. Die radförmig runden großblumige plenissima (Fig . 6), „ die starke sehr elegante Zinnia " bezeichnet Blumen erscheinen an langen hat. Die Pflanze bildet einen kräftigen Busch mit einseitigen Blütenrijpen und großen grünen Blättern, wird bis 1 m hoch und find schön purpurviolett mit 5 reinweißen Punkten an der über ihr erheben sich auf schlanken Stengeln die Basis. Die Pflanze blüht ununterbrochen erscheinenden Blumen von 12 außerordentlich reich. Den Sa. bis 14 cm Durchmesser , die selbst bei großer fich 3 bis 4 Wochen in voller Schönheit men sämtlicher Arten (bei Chr. Hitze Lorenz in Erfurt vorrätig) erhalten ; fie erscheinen vom Juli ab während streut man da aus, wo die mehrerer Monate in 8 verschiedenen leuchtenden, beinahe blendenden Farben. Pflanzen wachsen sollen. Man pflegt allerdings die Zinnia nicht wie bie Ganz nahe Verwandte der Phacelien, weil derselben bisher genannten Pflanzen an Ort und Stelle" sondern man zieht sie im halbwarmen auszufäen, lie angehörig, Pflanzenfami auf, aus dem man sie, am besten nad) sind die der Gattung Nemo- Mistbeet em Verstopfen (Bifieren), auf Blumeneinmalig phila Benth. , derain und zu drei blume", aus Nordamerifa, beete, Rabatten, wohl auch einzeln fünf zusammen auf den Rasen pflanzt, wo angehörigen Arten wie die be- oder ganz vor mit Sorte neue ganz diese besonders is fannte Insign Benth. mit Erfolge anzuwenden ist. blauen, in der Mitte weißen züglichem g, h alle diese daß die Bemerkun noch Schließlic Blumen, dann Maculata Sommerblumen bald nach dem Verblühen entBenth. grandiflora (Fig. 1), fernt mehr nicht müssen , weil sie dann grogblumig , weiß und blau ichön werden sind; will man Samen ernten, muß man gefledt , Discoidalis Hort. die daju nötigen Pflanzen im Anzucht , Reserve(Fig. 3) mit schwarzbraunen , weigrandigen schönen Blumen. oder Gemüsegarten aufziehen. erant Chr Die bei Hoflief Lorenz in Erfurt vorrät gen Sig. 5. Lathyrus odoratus Vesuv.

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L. v. Pröpper.

Aus Küche und Haus. Von T. v. Pröpper.

Mai. Kräutersuppe. Man nehme zwei Handvoll Sauerampfer, zwei Handvoll Stopffalat, eine halbe Handvoll Kerbel , eine halbe Handvoll Petersilie und eine viertel Handvoll fette Henne, alles wohl gewaschen und gut ausgeschnellt (nicht ausgebrüdt), schneide es fein und übergieße es mit zwei Eglöffeln reinem Suppenfett, dede es zu und lasse es eine Stunde recht langsam dämpfen ; gieße nun 12 Liter tochende Fleischbrühe daran, würze mit Salz und Muskatnuß und richte, wenn es noch eine Weile gekocht hat, über in Butter geröstete Weißbrotschnittchen an. Später, wenn es Spargel gibt, werden die Kräuter nicht mehrneschnitten, sondern nur sein gezupft, und man fügt nochzwei Handvoll Spargelerbsen (dünne Spargeln in erbiengroße Stüd chen geschnitten) und in vier Teile gespaltene junge Möhrchen hinzu. Noch später erjeht man den Spargel durch eine gleiche Menge grü ner Erbsen und im Herbst nimmt man Möhren (ohne das Innere, welches nicht fein schmedt). eine halbe Petersilien wurzel, ebenjovicl Sellerie, alles fein würfelig geschnitten und cine Handvoll haselnußgroße Zwiebelchen. Rührei mit Schinken. Man schneide aus feinem , einen Zag alten Weißbrot ganz gleichmägige, etwa 3 cm große Dreiede , die man in beißer Butter schön gelb und härtlich röstet ; vermische nun ein zu Schaum geschlagenes Eiweiß mit etwas Mehl, befeuchte die Dreiece an der unteren Seite damit und stelle sie am Rande einer kleinen, länglichen , lauwarm gemachten Schüssel, eins dicht neben dem anderen auf, daß sie eine Gas lerie bilden , und dann noch eine solche Art Galerie quer durch die Schüssel selbst; schneide jest rohen oder gekochten Schinken in Quer Streifen wie Nudeln und gebe ihn in eine der Abteilungen und in die andere ein feines Rührei. Statt Schinten kann man auch geräucherten Lachs nehmen. Gotsch- Potich. Man schneide geschälte, mehrmals gewaschene und in kochendem Wasser abgebrühte Mairüben in unregelmäßige, nicht gar zu fleine Stüde und füge, wenn man einen gehäuften Suppenteller voll davon hat , halbsoviel ebenso vorgerichtete Kartoffeln hinzu, mische es gut untereinander, indem man etwas Zucker und ganz wenig Salz dazwischen streut, und teile es in vier Teile; schneide dann mit Salz und Pfeffer eingeriebenes Hammelfleisch wie die Rüben und teile es, ebenfalls einen gehäuften Suppenteller voll, in drei Teile. Nun bestreiche man eine Puddingform mit Butter, lege einen Teil der Rüben und Kartoffeln hinein und kleine Butterstüdchen darauf, dann einen Teil von dem Fleisch), auch etwas Butterſtückchen, und so abwechselnd, bis alles eingelegt und mit einer Rübenlage beschlossen ist, worauf man einen halben Theelöffel Kartoffelmehl mit / Liter faltem Wasser verklopft und über das Eingelegte gießt, die Form schlicht und im bain marie, welches

Aus Küche und Haus.

für unsere Hausfrauen .

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mit einem hohen Dedel geschlossen sein muß, focht, dann aus 14 Kilo feinem Mehl, ebensoviel Zuder, Beim Anrichten wird die sehr fräitige Speise aufs Kilo Butter in Stückchen , der an Zuder ab. eine tiefe, erwärmte Schüssel gestürzt und so heiß geriebenen Schale einer Citrone , etwas Zimmet wie möglich serviert. und zwei Eiern einen Teig , rolle ihn zu einer Heißer Kalbstopf mit talter Sauce. runden Platte aus und fneife einen Rand , beMan bringe einen Kalbstopf mit der Haut in lege fie so dicht wie möglich) mit den Mirabellen faltem Wasser zu Feuer und lege ihn , wenn er und bade die Torte schön gelb. einmal aufgefocht hat , wieder in faltes Wasser, Marinierte Maifische (Alsen) , die wonach man ihn mit Bouillon, 12Liter weißem sich ein ganzes Jahr halten. Man schneide Wein, 3/4 Liter Weinessig. Lorbeerblättern, zwei Kopf und Schwanz, die nicht benutzt werden. ab Citronenscheiben, zwei Zwiebeln, einigen weißen und die Fische dann in zweifingerbreite Stüde, Pfefferkörnern und Salz langsam gar focht, jedoch wasche sie mehrmals in frischem Wasser und nicht zu weich. Dann nehme man ihn vorsichtig entferne mit einem kleinen töckchen das Mart heraus, lege ihn auf eine erwärmte Schüffel, öffne und sonstige Unreinigkeit des Rückgrats, wodurch das Maul so weit, um die dide Haut der Zunge sie sich besser halten ; spice jedes Stück mit zwei abziehen zu fönnen, und drüde es wieder zu, gar- Gewürznelfen, bestreue es mit Salz und geniere ihn mit Petersilie und serviere ihn gleich stoßenem Gewürz und schichte die Stüde in einen neuen, glasierten Topf; begieße sie mit zwei Teilen feinem Baumöl und einem Teil weißem Wein, daß es zweifingerbreit darüber steht, lege den Dedel auf, verklebe den Rand und lasse sie nun so lange fochen, bis die Brühe verzehrt ist , welches man daran erkennt, wenn es beim Kochen im Topfe nicht mehrstrudelt, sehe es ab und bewahre es erfaltet an einem füh Len, trockenen, frostfreien Ort. Beim Gebrauche muß man den Fisch mit einer silbernen oder Salatgabel herausnehmen, nicht mit Eisen , und mit ein we nig Effig begießen ; die Gräten werdenvoll. ständig zergangen sein. Ebense fönnen andere Fische mariniert werden. Für unfere Hausfrauen. Elektrischer Gasanzünder. Die Elektricität macht sich in nicht unwesentlicher Bedeutung auch auf industriellem Gebiete geltend und veranlaßt unsere Fabrifation, soweit es ihr möglich, ben und dieselbe überall da nutzbar zu machen , wo wir mit einer falten, pie jede Echei sie ohne besondere Schwierigkeit , ohne weitere fanten be wieder Gefahr und ohne jedes Bedenken betreffs der in vier Solidität anwenden können. Hierbei spielt naSauce, Teile, ver- türlich der besondere Zweig der Reibungselektribesonders mische fie cität eine erhebliche Rolle , da diese ohne jede der folgen. den: mit Ealz, Erneuerung, d. h. ohne Abnutzung, wie dies doch Man grob ge= bei Batterien der Fall ist , angewandt werden schäle drei stoßenem fann. Die untenstehende Abbildung zeigt einen Citronen weißen neuen elektrischen Gasanzünder, dessen Thätigkeit Pfeffer, eben durch Reibung zweier innen befindlicher scharf ab, etwas Ga Hartgummiplatten erfolgt. Es ist nur erforderso daß nichts yennepfef lich, an dem auf der Stizze sichtbaren Knopf in Weißes dafer, einer der Richtung von links nach rechts zu und zeigen sich dann sofort oben ran bleibt, Fig. 6. Zinnia elegans Handvoll drehen, schneide sie robusta grandiflora plenis achadter am Ausgang des messingenen Rohres dann in sima. Petersilie, die Ileinen elektrischen Funken, welche vollauf ausreichen, um chwas feine chei Estragon, ein wenig Knoblauch, Essig und Del. eine Gasflamine von belieMaccaroni - Auflauf. Man toche 180 biger Form oder Größe un GrammMaccaroni mit Milch. Zuder undVanille, anzuzünden. terschä gieße sie zum Ablaufen auf ein Sieb, und wenn Die wesentli zu hendenVor. sie ertaltet sind, so verklopfe man fünf Eier mit chen nicht züge find fol. fünf Eklöffeln saurem Rahm, vermische dies mit gende : die den Maccaroni, thue fie in die Form und backe Dienstboten,oder fie eine Stunde. Dieser sehr gute, kräftige und wer sonst mit dabei seine Auflauf gerät immer und verträgt dem Anzünden fogar einiges Stehen ; die Maccaroni tönnen schon der Gasflam men den Abend vorher abgekocht werden. Mirabellentorte. Man foche 12 Kilo beschäftigt ist, müssen das nicht ungefähr ohne Kernen getrocknete Mirabellen mit Liter liche Handhaben mit weißem Wein, einem Stückchen Zucker und etwas Schwefelhölzchen un fein geichnittener Citronenschale zu einemKompott, Elektrischer Gas tortasjen, ebenso fällt anjünder. das aber durchaus keine Brühe haben dari; menge

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Neues aus dem Reiche der Wiſſenſchaften.

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die Wachslerze, die in vielen Fällen gebraucht | Messerbalken steckt , herausgezogen wird , voll- | herumſtanden, sich beim Scheine der Koteletten wird und die infolge des Abtropfens häufig ständig um ihre eigene Achse bewegen, damit sie erkennen konnten und an der Taschenuhr die Zeit. Flecke herbeiführt, fort, und endlich ist ein An einzeln abgewischt oder auch zeitweise geschärft richtig abzulesen war. Die Untersuchung der blaken der Cylinder oder Gloden ausgeschlossen. | werden können , sihen aber trotzdem am Messer leuchtenden Masse ergab die Anwesenheit zahl Der Apparat wird in verschiedener Länge , hin- balken fest, um ein eventuelles Verlorengehen zu loser kugeliger bis länglicher , beweglicher Baks verhindern. Endlich hat die Oeffnung, aus der terien. Das Fleisch selbst erschien frisch und sichtlich des mesdas Fleisch herauskömmt , einen verstellbaren gesund, ohue irgend welchen Fäulnisgeruch oder ſingenen Rohres, von 30 cm bis Schieber, es fann die Seffnung dadurch kleiner sonst irgend eine Spur von Fäulnis. Die Ans und größer gemacht werden und kömmt dement. stedung war , wie die weitere Nachforschung er100 cm auf sprechend das Fleiſch verschieden fein oder grob gab, im Laden des Schlächters erfolgt. Troßdem Wunsch auch derselbe äußerst reinlich gehalten wurde, infizierte aus der Oeffnung heraus. noch länger) zum 21 30 Mit 14 18 12 36 Messern sich alles dort hineingebrachte Fleisch in kürzester Preise von bis 16 Mart ge9. 10, 12, 14.50 , 17.50 Mark. Zeit. Das Leuchten währte stets nur bis zum Die obigen Neuigkeiten sind durch Karl Eintreten der Fäulnis. Es verschwand in der gen mehrjährige Hirsch & Tic. in Berlin W, Leipzigerstraße 2, zu Regel mit dem 6. bis 7. Tage, während die AnGarantie gelie ſtedung bereits nach 6–8 Stunden in die Er . fert. bezichen. Die neue scheinung trat. Die gründlichste Desinfektion des Lokals beseitigte sie nicht. Ebenso wurde durch vernicelie vermehrten Luftzug die Ansteckung nur schneller Sturzlaffee = Neues aus dem Reiche der herbeigeführt. Sie unterblich erst, als ein morscher majchine zählt Balken an der Dede beseitigt und die Stelle nach in primitiver Wissenschaften . Erneuerung desselben durch einen Gipsbelag abForm zu den älDie direkte Umwandlung der Wärme geschlossen worden war. Das Leuchten dauerte tesicu Kaffeemain dem Laden von Ostern bis Pfingsten, während in Elektricität , um dadurch eine billigere schinen, wird Stromquelle als bicher zu erhalten , beschäftigt | welcher Zeit die mittlere Temperatur 100 nicht jekt aber , wie gegenwärtig unausgeseßt die „ Erfinder" auf dem überschritt. die Abbildung Das Schwinden der Wüste in Nordamerika Gebiete der Elektrotechnik, an ihrer Spize auch zeigt, in wesentlich veränderter Edison. Ein praktisches Ergebnis ist noch nicht ist eine der merkwürdigsten Erscheinungen. Man erzielt worden, doch verlautet neuerdings von einem kann sie auf der ganzen Linie von Kanada im Ausstattung ge= Fig. 1. Sturzlaffeemaschine. durch W. E. Caſe in Auburn (New York) aus- Norden bis zum füdlichen Texas beobachten, am arbeitet, und hat geführten neuen Elemente, bei dem die Umwand- | deutlichſten in Kanſas. Noch vor 10 Jahren war nunmehr , gleich den Wiener Kaffeemaschinen , die Berechtigung, lung der Wärme in Elektricität mit Hilfe chemi- die ganze westliche Hälfte von Kansas höchstens auf dem besseren Kaffeetische ihren Plah zu finden. scher Wirkung ohue Materialverbrauch stattfinden Stellenweise als Weideland zu verwenden , heute Das Princip ist einfach das des Filtrierens, joll. Das Element besteht aus einem luftdicht ist gerade sie das beste Kulturland des Staates. indem das Wasser langsam über oder durch das verschlossenen Gefäß , dessen Deckel zwei isolieric Kaffeepulver läuft. Die Handhabung ist folgende : Drähte als Polende trägt . Eine auf dem Boden Man fülle das Wasser (kochendes oder faltes ist des Gefäßes liegende Kohlenplatte , welche mit gleichgültig) in das Unterteil A (Fig . 2). sehe das Zinnpulver bedeckt wird, steht mit dem einen kleine Blechsieb 1 in den am Unterteil befindlichen Pol in Verbindung. Die andere Elektrode des Rumpf a und dece erst das kleine Sieb 2, sowie Elementes wird von einer zweiten Kohlenplatte dann Sieb 3 darauf. Es wird nun das Obers gebildet, welche im oberen Teile des Gefäßes in einer porösen poröjen Umhüllung sich befindet. Das teil Baufgeſtülpt, die beiden Teile A und B ver- ciner TENTA mittelst des Griffes 4 zusammengeschraubt und Gefäß wird mit einer chromsauren Chlorverbindung gefüllt und verschlossen in ein mit Wasser auf das Rechaud, welches mit einem vorzüglichen Schnellbrenner versehen ist , gesetzt ; sobald aus acfülltes zweites Gefäß gestellt. Sobald man das der Tülle Dampf herauskommt es dauert dies Wasser erwärmt, zersetztsich die Chromverbindung ; bei kaltem Waſſer ca. zehn Minuten, bei warmem es bildet sich Zinnchlorid und Chromchlorür. InWaffer ca vier Minuten-dreht man die Maschine folge der Zersetzung entsteht ein Strom . Kühlt um und kann nun den fertigen Kaffee aus sich das Wasser wieder ab, so bildet sich die chrom= gießen. Das Rechaud tann im übrigen auch | saure Chlorverbindung wieder , und das Zinn für andere Zwecke benutzt werden. Es existieren letzt sich auf der unteren Kohlenplatte wieder ab. Ob und wie weit dieser Versuch des Herrn Caſe von dem Apparat folgende Größen: für die Gewinnung elektrischer Ströme von prafAnhalt ca. 1 9 3 4 6 8 Tassen D. 9, 10, 12, 13.50, 15 Mark.tischer Bedeutung werden kann , läßt sich nach PreisFleischhadmaschine mit heraus- den vorliegenden Mitteilungen schwerlich ermeſſen. Aeußerst merkwürdige Beobachtungen über nehmbaren Messern. von DieWurst Zerkleinerung des die Aufnahme Fleisches zur Herstellung , deutschem des Stickstoffs durch die Beefsteak 2c. erfordert eine Maschine, auf der es flanzen haben Frank, Hellriegel und Wolff möglich ist, das Fleisch ganz nach Wunsch oder angestellt, Beobachtungen, die. saus sie sich, wie Bedarf, fein oder grob zu schneiden , und sind wohl zu erwarten ist, bestätigen, von sehr weit. wir in der Lage, aus eigener Erfahrung den neben tragender Bedeutung sind. Es war bis jetzt eine Fleischhadmaschine mit herausnehmbaren Messern. stehend abgebildeten Apparat hinsichtlich seiner viel diskutierte Frage, ob und in welchem Mage der Eticstoff der Luft an der Ernährung der Leiſtung bezeichnen Pflanzen teilnimmt. Diese Frage ist von den Der Boden war immer sehr dankbar , aber es als durchaus zu Die hierzwedentsprechend slizzierte Maschine allenkönnen. bisher gefertigten gegenüber wesentlichebesitzt Vor, genannten Forschern in folgender Weise beauts fehlte ihm der befruchtende Stegen . In der Gegend wortet worden . Getreidearten ernähren ſich aus. von Dodge City fielen früher nur 10 Zoll Regen teile , versuchen die wir in nachstehendem zu schließlich durch den Stickstoff des Bodens; den | jährlich , jetzt sind es bereits 30 Zoll. Dringt setzen wollen . Zunächstauseinander ist sie innen, sowohl Walze als auch Messerbalken , ganz verjenigen der Luft vermögen sie nicht aufzunehmen. der Regen in dem bisherigen Verhältnis weiter nidelt, also vor Rostanjak durchaus geschützt, Ganz anders die Papilionaccen. Erbsen lassen nach Westen , so ist in 15 Jahren die bisherige während die älteren Apparate sehr häufig rostig sich in einem absolut stickstofffreien Nährboden Bewässerung in Kolorado überflüssig . Im vorigen an der Luft zichen, und sie wachsen und gedeihen Sommer hat denn auch die Besiedelung des westin demselben auf das üppigste. Dies geschichtlichen Kansas reißende Fortschritte gemacht. Genicht etwa auf Kosten desjenigen Stickstoffe, der genden, die seither ödes Prairieland gewesen, bein der Luft in Form von Spuren Ammoniak, decken sich mit Farmhäusern , und allein in den ſalpetriger Säure , organischer Materie 2c. vor lehten 2 Monaten ist die Grenze des Wüstenhanden ist ; denn Luft, welche von all dieſen Veis | landes um 20 Meilen zurückgewichen , resp . das mengungen absolut befreit war, zeigte genau die Ackerland in diesem Verhältnis vorgedrungen. selbe Wirkung : die Erbsen entwickelten sich in Dutzende anderer Zeugnisse bestätigen diese Wahrihr auf das kräftigste Somit darf es nunmehr nehmungen. Ein officieller Bericht über die wohl endlich als festgestellt betrachtet werden, daß Nindviehzucht im Westen sagt: # Ge ist nach. die alle Lehre , der Stidstoff der Luft sei von gewiesen , daß in den Staaten Kansas und Nekeinerlei Nutzen für die belebten Reiche, beseitigt brasta die Grenze des durch natürliche Bewäf. ist. In den Papilionaceen und vielleicht noch jerung für Acerbauzwecke brauchbar gemachten vielen anderen Organismen wirkt er , indem er Landes heute 150-200 Meilen weiter nach Weſtcn affimiliert wird, mächtig an der Entwicklung des liegt als vor 20 Jahren . " Ebenso in Nebrasta. Pflanzenlebens mit. - Eine Nolle scheinen bei Ländereien in der Mitte des Staates , die vor 3 dieser Assimilation die Knöllchen zu spielen, welche 12 Jahren noch eine vollständige Wüste gewesen, sich an den Wurzeln der Pflanzen finden und liefern jetzt reiche Ernten ; Hügel , die früher im 2 welche Bakterien enthalten. Diese Knollen scheinen Eand begraben lagen , haben jetzt den schönsten Stoffe aus dem Boden aufzunehmen, welche, wenn Graswuchs und ernähren viele Tausend Stic selbst nur in Spuren vorhanden, die Aufnahme Vich. Bis zum Jahre 1878 war zwischen Beaver. Creek und Cedar Creek nirgends Waſſer zu finden, ncs Stickitoffs aus der Luft erleichtern. Leuchtendes Fleisch findet man nicht selten, und heute ist dort eine Menge tleiner Teiche ent Big. 2. Starzlaffeemaschine. und besonders im Mittelalter hat diese Gr. | standen, in deren Umgebung der üppigste Gras. scheinung zu den merkwürdigsten abergläubischen wuchs gedeiht. Auch aus den Hochländern im I. Nüesch fernen Nordwesten wird Aehnliches berichtet. Ohne wurden und dadurch dem zerschnittenen Fleische Deutungen geführt. Neuerdings hat J. in Basel die Sache genauer studiert, da sich zu Zweifel sind alle diese Veränderungen der Zu. eine unanfchnliche Farbe gaben. Ferner können fällig in seinem Hause das Phänomen zeigte. Esnahme des Regens zuzuschreiben, und diese wie. die Messer , wie die Skizze darthut, im ganzen | nämlich eine Anzahl in einer Schüssel derum scheint in unmittelbarem Zusammenhang herausgenommen und besser und bequemier als leuchtete liegender Schweinskoteletten mit grünem Lichte fo mit der Kultivierung des Vodens zu stehen. früher gereinigt werden ; die Messer lassen sich nun , wenn der Stist a, welcher seitwärts im starf, daß die Personen , welche um den Tijch

Zum

e

Kopf - Zerbredh e n.

zs 44

Buchstabenrätsel. Sechs Zeichen zum Namen geb ' ich dir, Des Dichters, der deutschen Lande Zier, Eeit seine ersten Weisen erklungen, Vis er Vom Fels zum Meere " gesungen . Und wirfst du das erste Zeichen nun fort, Verstellst die andern, so hast du das Wort Für das, was in herzgewinnenden Tönen Er preist als das Echönste von allem Schönen.

8

7

в

6 5

4 3



Rätsel . Ich kenn' ein Wort, 's ist ziemlich klein, Sein Gegenteil Schließt's in sich ein ; Markierend Commer, Winter, Nun tominst du wohl dahinter.

Schachaufgabe Nr. 33. Von Paul Haſſe in Berlin. Echwarz A B C D E F G H

48

Rebus.

3

Sternarithmogryph . XII

II

2

3

XI

2

10

13

4

5

1

6 7

A

c)

Ergänzungsrätsel . da ga ty ter wer har le Aus diesen Silben sollen mit Ergänzung von noch 6 Silben 6 Worte gebildet werden , welche bedeuten : ein Mujilinstrument, eine mythologische Schönheit, einen weiblichen Vornamen, eine Deli Tatesse, einen deutschen Dichter, einen preußischen General, Sind die Worte in die richtige Reihenfolge gestellt, so ergeben die ergänzten Silben von oben nach unten gelesen ein jetzt vielgelesenes Buch.

1 Skalaufgabe Nr. 20. B (Mittelhand) hat die folgenden Karten : A B C D E F G H Bique-Bube, Coeur-Bube, Carreau- Lube, TreffDame, Treff-8, Treff- 7, Pique-Aß, Coeur-Dame, Weij. Carreau-10, Carreau-König. B reizt. A und C paſſen . В tourniert : Weiß zicht an und setzt in drei Zügen matt. Coeur-König, nimmt als zweite Karte den TreffBuben auf, drüdt Carreau- 10 , Carreau-König Schachaufgabe in Typen XXVII. und wird Schneider . We saßen und wie fielen die Karten ? Von J. H. Klaar in Innsbruck. A hatte in seinen zehn Karten 7 Points Weiß: Kg8. Ld2. Sd5, g3 . Bft. mehr als C. Schwarz : Kh6, Bf5, f6 . Weiß zicht an und ſcht in drei Zügen matt. Lösung der Skataufgabe Ar. 19 . Lösung von Nr. 34 . 1. Lft b2 Lal A hat : Carreau-10, Carreau-König, Carreau-9, g5 f4 2. Te Carreau-8 , Carreau-7 , Coeur- Dame und beliebig — fl . 3. Tf4 eine nicht zählende Narte in Coeur, z. B. Cocur-7, außerdem zweimal Pique, z . B. 1. C3 C2 Pique I 8 , Pique - 7 und einen Kd1 Ld3e2 +. e 2 2. Buben , J. B. den Carreaud3 . Sc5 3. Buben. Chat: Treff-König ,Treff-Dame,Treff- 9, Lösung von Aufgabe XXVI. Treff 8, Treff-7, Pique-8, Cocur- 10, Kd4 ' e 3 Coeur-9, Coeur-8 und den Cocur b8 1. Db7 Buben. 2. Se5 C ++. TarreauCarreau-König, Erster : Etich Kd4 c3 : IV Aß, Coeur-Bube. 2. Se5f3 ‡ . Zweiter Etich: Treff-König , Carreau, Kd C5 Bube, Treff.10. d7 ¥. 2. Se5 Dritter Stich : Carreau-10 , Carreau . Dame, Treff Dame. Sb3 - C5 Vierter Stich : Pique- 7, Pique-AB, Pi2. Se5 f3 . V que-9. 1. S anders Die Gegner erhalten nun noch einen a7 . 2. Dbs Etich: Cocur-König, Coeur-10, Coeur- Dame und haben dann 66 Points. Eingelaufene Lösungen. Nr. 27 wurde gelöst von Hermann Beyer Bern, in 2. Ruben in Jhehoe, S. Loibl in MünDominoaufgabe Nr. 6. chen, N. Miltiz in Erfurt. A und B spielen Domino. Im Talon liegen Nr. XIX wurde gelöst von Hermann Beyer die sieben Doppelsteine und ein anderer Stein. in Bern, Felix Caspary in Berlin, S. Loibl in München, Rud. Drda in Prag , E. Spik in A seht aus und gewinnt die Partie Freiburg i. Br., Joseph Schmitz in Köln á. Rh., 2. Ruben in Ißehoe, N. Miltiz in Erfurt. dadurch, daß er zuerst seine Steine los wird. Auflösungen zu Heft 7, S. 197 . B behält einen Stein übrig. A hat zuleht Nebus : Eine gefchloffene Geſellſchaft. an 2 gescht. B könnte den Etein, Rätsel : Somali(land) (jo jo, Mama Lili). Diagonalrätsel : Silbenrätsel : Aleko , Allegro, Ableger, welchen er übrig behält , an 1 setzen und dann b t h Bilcam,Orleans,Selene, würde die Summe der sämtlichen Augen auf den a r I 10 11 Perleberg, Tolleben. zwanzig angeschten Steinen 116 betragen . Welcher Stein liegt außer den sieben Doppel- d Ľ e ૐ Ì C 11 Stilleben, Eisleben , D દી 111 Telebes,Cholera,College, steinen im Talon und weichen Stein behält B p t Delegat,Toledo, Elefant, übrig ? 6 Τ ୯ & 1 શૈ " Galenus, Galerie, Tele ut a dt graph, Helene, Hellene, d Lösung der Dominvaufgabr dir I da u Harlekin, Polemik, Spo. Dr. 5. leto, Telephon, Vorleser, (Breslau - Dresden .) Weinlese. B hatte: Geographisches Zahlenrätsel: L S D a I d a L. Cm ü D. V I i C 11. a 11 રી 11. S a in b 9. Ma n D C b 11. L' 0. Im Talon lagen : D ii ↑ Li 1 11 i b. (Nürnberg.) Buchstabenrätsel : Narcisse. Charade : Spiegelfechter. Nätselhafte Inschrift : Na so ne Gans , die Kaffeekanne iſt kalt. O wie dumm! Hai ci mici Hoi

1310

X

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7

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1

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4.

2

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VI VII

-

Metamorphose. Juſt zu der rechten 1 Gewedt von meinem 2 Nahm rajch ich in die 8 Den Stutzen von der 4 Und ging hinaus zum 5 Gar bald sah ich auch 6 Doch war gar schlecht der 7 Da tam ein schönes 8 Hertreibend wohl das 9 Zur Weide in dem 10 Ins Herz mir drang ihr 11 War es doch einst mein 12. NB. Es darf von Wort zu Wort immer nur ein Buchſlabe geändert werden,

C

Wenn man die Zahlen der obigen Figur burch die entsprechenden Buchstaben erscht, so erhält man 12 Worte von je Buchstaben mit einem gemeinsamen Endlaut. Die Anfangsbuchstaben der 12 Wörter ergeben den Namen einer gefeierten Sängerin. Die 12 Wörter nennen : 1. Eine beliebte Oper. 2. Titel eines Byrschen, in „ Vom Fels zum Meer" veröffentlichten Romans. 3. Eine der Personen in Lohengrin ". 4. Einen weiblichen Vornamen. 5. Einen der kleinen Propheten. 6. Einen der sieben römischen Könige. 7. Einen Fluß in Italien. 8. Eine der Personen in 77 Don Carlos ". 9. Einen Saal. 10. Ein Blasinstrument. 11. Eine Bezeichnung für Emballage. 12. Ein Gebirge in Europa .

2

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Münzabgüsse .

Moderne Sprachen.

Unsere Kunstbeilagen .

Su Kaiſers Geburtstag.

Salonmagie .

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abgenommen und gefettet wird, ist die Form zur | Kundiger zu den besten des Dichters gehören soll. Herftellung einer Sammlung Aufnahm e des letzten Stückes vorbereitet. Die Eine neue Illustration zu dem alten Thema : Münza bgüllen . von noch freie Thalerfläche wird noch einmal_leicht Was ein Haken werden will , krümmt sich bei geölt und der lekte Guß in derselben Weise wie Zeiten", bietet Hirschfeld in seinem anspre Je mehr wir uns von dem Zeitpunkte der aufgetragen. chenden Bild „ Angeborner Tricb " . Der kleine Neuerschaffung des Deutschen Reiches entfernen, die früheren Zum Echluß wird der Rand noch einmal dem die Mutter den gewohnten Milchdesto mehr sehen wir die alten Münzen, welche beschnitten, weil bei jedem neuen Aufguß der Bursche, brei geben will , wendet sich entrüstet von dem bis zum Jahre 1870/71 geprägt wurden, schwinden. | Gips überquillt, die Form wird auseinanderge Kindersüppchen ab und beweist seine Angehörig . Die stattliche Reihe der verschiedenen Thaler hat nommen, das Modell entfernt, wiederum sorg zum starken Geschlecht, indem er verlangend ſich bedeutend gelichtet, und es wird nicht mehr sam zusammengelegt, mit Bindfaden festumwickelt teit Händchen dicken nach dem Bierkrug ausstreckt.-die gar zu lange dauern , daß das eine oder das und an einem mäßig warmen Ort getrocknet. Milde Luft, das Kommen des Lenzes kündend, andere Exemplar Nach sechs bis acht Tagen nehme man etwas weht uns entgegen von E. Raus stimmungsganz und gar dem Leinölfirnig, mit einigen Tropfen Sikkativ ge- voller , Frühlings idylle". Die sonnige Klar, Verkehre entzogen | mischt , bestreiche sämtliche Formenstücke innen heit, die auf der Landschaft liegt, teilt sich auch wird. und außen so lange, bis tein Fett mehr einzicht, jungen Menschenkind mit, das sinnend cine Ein Teil der vermeide aber auch gleichzeitig, daß die Oberfläche dem Kuoipe betrachtet , die sie als Boten des Früh alten Silberſtücke | blank und glänzend wird , lasse die Form aus, | lings Liebe dem fernen Freunde senden wandert schon jezt | einandergenommen, wie sie ist , vor Staub ge- wird undJ.ihrer G. Bibert führt ein Bild aus dem in die Münze, um schüßt trocknen, und sie ist zum Gebrauch fertig. spanischen Leben vor: einen jungen Hispanier, umgeprägt zu wer. Die gesamten Etücke werden mit Rüböl ge- der seiner glutäugigen eine Serenade Fig. 1. den, ein anderer fettet und zusammengelegt ; der Deckel bleibt einst darbringt. Der Diener Geliebten des Verlichten hat es Teil, und nicht der weilen noch fort, wird aber auch geölt ; es wird inzwischen bequem gemacht, und es läßt sich kleinste, wird von der Industrie als edles Metall | Gips angerührt, wenn möglich mit etwas weniger sich darüber streiten, ob auf seinem Gesicht mehr die Be mit Beschlag belegt, um so seiner Umwandlung Wasser als zu den Formstüden, aber doch so, wunderung über das Können seines jungen Herrn, entgegenzugeben, und der letzte und kleinste Teil daß die Mischung eine recht gleichmäßige Masse oder ein leichter Spott über die , wie er meint, fällt schließlich dem Sammler und den Münzkabi- | gibt. Hiervon fülle man so viel in die Form, daß vergebliche zum Ausdruck kommt. Anstrengung netten zu . Eine derartige Sammlung kostet viel dieselbe leicht gefüllt ist (der zum Formen ſchon Geld; lest man aber nicht das Hauptgewicht auf einmal benutte Gipspinsel tann auch hierbei Criginalstüce, so kann man sich durch Abformen wieder verwendet werden) , betupfe dann den Bu Kailers Geburtstag . von Thalern eine schöne Sammlung billig herstellen. Deckel auch mit dem Gips, natürlich nur so weit, Jedenfalls erscheinen zum 90. Geburtstag Als Material gehört hierzu : ein feiner Form als derselbe Form ist , lege ihn schnell in die Wilhelms eine Menge Schriften, Bilder zc. , Kaiser gips, cin Fläschchen mit Rüb- oder Olivenöl, ein passende Lage auf die Form und beschwere da Zweipfundstück. Nach zehn die auf sein Leben und seine Familie Bezug weicher Boritpinsel in der Stärke von 4-5 mm, Ganze mit einem Zweipfundſtück. drei gewöhnliche Tuschpinsel, ein kleiner eiserner | Minuten nehme man die Formstücke ab, reinige haben. Das Beste darunter wird aber immer die Svatel, der in jeder Werkzeug. oder Eisenhands | sie zugleich durch Abpinseln mittelst des Borsts Photographische Nachbildung (Berlin, H. I Meiund sollen sie gleich wieder für einen oder Tischmesser, pinsels, TaschenPorzellannäpfchen ist. cin und zu haben Wasser lungKanne der herrlichen Marmorgruppe der Prin. weiteren Auguß verwendet werden , öle man dinger) ein cine mit en uiseSchadow und Friederike Mecklenbu rg Erinneru 1795 zurvon ng an , die Das zu formende Objelt legt man am besten fie frisch ein. Die Form hält 50-80 scharfe bleiben Doppelhoch zeit Beider ausgeführt hat und die auf ein kleines Brettchen , bestreicht Münze und Ausgüsse aus. Hülder. die jüngst auf der Jubiläumsausstellung gerechte BeBrett mittelst eines wunderung fand. Unendliche Anmut liegt in den Tuschpinsels mit beiden Figuren, die bei aller Wahrheit und Treue, Cel , den Untermit der sie dem Leben abgelauscht sind, doch die grund stärker , die idealistische Auffassung in wohlthuender Weise Münze schwächer. zum Ausdruck bringen. Das Blatt hat allen Scht nehme man Anſpruch, in jedem Haus eine Etätte zu finden . das Porzellanmävjchen und mijche Jig. 4. einen Eßlöffel Dig. 2. Wasser mit drei Salonmagie . abgestrichenen LöfVon Moderne Sprachen . jeln Gips recht gleichmäßig zusammen , der Alexander . Spatel wird zum Durcharbeiten der Lösung ge= Das Veſireben , sich moderne Sprachen an. 11ommen. Mit dem zweiten Haarpinjel tauche zucignen, nimmt alljährlich in allen Kreiſen ganz man jetzt ein und betupie schnell den präparierten außergewöhnlich zu. Die Hilfsmittel , die zu Der schwebende Spazierſtock. Thaler, ohne denselben jedoch zu berühren. Nach- diciem Zwecke dem Lernenden geboten werden, Auz mehreren ihm zu Gebote stehenden Spadem die erste Schicht so aufgetragen ist, gieße man sind überaus reich ; namentlich sind es die vor den Rest der Masse auf. Nach etwa zehn Minuten ziglichen französischen und englischen Unterrichts, sierstöden sucht der Künstler den geeigneten her. ist der Gips hart. Nun hebe man das gebundene bücher Toussaint-Langenscheidts , die immer und aus. Diesen legt er zunächst so auf die Tischkante, Etüd auf, es wird sich leicht von der Tischplatte immer wieder ihre segensreiche Mission auf dem daß er auf derselben balanciert. Alsdann nimmt oder dem Brettchen lösen, beschneide den Außen. Gebiete der Evracherlernung erfüllen . Neben der er eine Stange Siegellack, reibt dieselbe einigemal auf seinem Rockärmel hin und her und bringt rand ein wenig (Fig. 1), und nehme nun außer Methode Toussaint-Langenscheidt erfreut sich auch sie die Nähe des oberen oder unteren Endes dem mit dem Messer auch von der früheren unteren die Methode Gaspey Gaz pey - Otto - Sauer (Heidel (Heidel- des in Stabes, wodurch er bewirkt, daß derselbe in Seite so viel ringsum fort, wie Fig 2 zeigt. berg, Jul. Groos) verdienter Anerkennung und Sollte der Thaler dabei abspringen, nehme man Verbreitung, um so mehr, als sie sich nicht nur Bewegung gerät, ohne daß er ihn berührt . Er ihn vorsichtig herunter, schneide alles, wie in der auf die französische und englische Sprache bes beweist dadurch den in der That vorhandenen Kunststücke über. Zeichnung angegeben, glatt und lege ihn dann schränkt, sondern auch Italienisch , Spanisch, elektrischen Einfluß. Den erwähnten Portugiesisch, Holländisch, Russisch in ihre Kreise Alsdann geht er zu genau wieder in derselben Lage in die Form. Stab nimmt ct eigentlichen dem Die von der Münze nicht bededte Fläche zicht. Eine Reihe neuer Auflagen dieser Sprach. wird jeht mittelst Blauſtiftes oder eines weichen bücher , welche uns vorliegen , führt uns von Graphite in vier Teile geteilt , in deren Felder neuem nachdrudsam vor Augen , wie sehr die man a b c d (Fig. 3) mit dem Spatel einfragt. Bücher allen denen warm empfohlen werden Es wird gewöhnlicher Seifenschaum , am können, die in erster Linie die Konversation erbesten von weißer Wachseife geschlagen und die lernen wollen. Das Fortschreiten des Leruſtoffs Um dies KunstPlatte a b c d mittelst des dritten Haarpinsels ist gleichmäßig und erfolgt nach verständigen stehend zwischen die Stück zu ermög damit betupft. Der Gips wird den fettigen Brinzipien , überall ist dem pratischen Zweck beiden Hände, hält lichen , ist zunächit Schaum bald auf Rechnung getragen und nach Krästen gesorgt, ihn kurze Zeit zwi . eine leine Klamsaugen , und der daß durch Bewegung dem Lernenden Ermüdung schen den Fingern mer, aus einer al. zurückbleibendeNest erspart bleibe. Wie zahlreichen Bedürfnissen Rechs und Daumen, "öfften Uhrfeder herwird nach einigen nung getragen wird, beweisen die neu zur Aus net dieselben alla gestellt, notwendig, Minuten mit dem gabe gelangten Bände aufs klarste. Sie dienen mählich und zeigt welche vermöge schon benutzten Del nicht nur den Deutschen, sondern auch Ausländer schließlich, daß der ihrer Elasticität an pinsel , in welchem zur Erlernung sowohl der deutschen als anderen Stab zwischen den oberen Teil den etwas sich noch Sprachen. Die Ausstattung ist einfach aber gut Händen frei in der Fig. 1 . Fig. 3. des Stabes all# Fett befindet, auf- und zwedentsprechend , der Preis billig. Die Luftschwebt(Fg.1). genommen. Ebenso ganze Serie dürfte ca. 70 Bände umfassen, über gellammert wird und denselben etwas über die liefert. wie das erste Mal rühre man jekt neuen Gips die Kataloge wohl jede Buchhandlung Hälfte umschließt (Fig. 2) . An dem hinteren W-n an , wische schnell mit dem Oelpiniel noch Teile derselben befindet sich ein kleines Hätchen cinmal über die Münze und deren Umgebung ( lehe Fig. 2 in natürlicher Größe) . Ferner a b c d und trage nun mittelst Spatel a und e träftiger trägt man Unsere Kunfbeilagen. an dem schwarzsei. wagerecht mit dem Oberrand derselben so zu, daß dener Fa. MittelUnter den fünf Kunſtbeilagen, welche dieſem der Gips etwas über die Einfassungslinien geht. den angeNach Erhärten beschneide man die Außenkanten | Hefte beigegeben sind , befinden sich zwei Vor- | oder GoldInüpft ist, (Fig. 1) etwas , hebe mit dem Mesier, das flach träts, von denen das erste den erhabenen Herr. finger eider wiede. zwischen neuen und alten Guß geschoben wird, scher des Deutschen Reiches , Kaiser Wilhelm nen Ring, ชม ง mit ab, pinsele beide Stüde von ollen Seiten wieder darstellt , der am 22. März seinen 90. Geburts. an welchem einem in um mit Schaum und Del ein , beschneide die tag feiert. Das Blatt ist in der Geschichte dieser im Innern dem rechten Seitenkanten tonisch (Fig. 4), trage noch einmal Zeitung technisch insofern nicht uninteressant, als der Hand dün bei ihm zum erstenmal die Lithographie in ihren ein Nođärmel Fig. 2. Schaum auf und lege die Stüde ac wieder ein. befestigten Zum drittenmal wird Gips angerührt und das Dienst gestellt wurde. Das andere Porträt ist ner , aber mit die noch freien Flächen b d zugetragen. die gelungene Wiedergabe eines wenig bekannten Gummibande in Verbindung steht. Man bringt Nach diesem Aufguß , der nach Erhärten auch Heinebildnisses , welches nach den Aussagen nun, unter einem Vortrage über Elektricität und

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Der gestirnte Himmel.

Magnetismus, die beiden Hände einen Augenblick flach zusammen, welchen Umstand man benutzt, den Mittelfinger der linten Hand unter den an dem Ringe befestigten seidenen Faden zu schieben. Es ist nun ein Leichtes, denselben, da er mit dem Gummis bande in Verbindung steht, 5 bis 6 3oll von der rechten Hand zu entfernen , so daß er also zwischen beiden Händen eine Verbindung herstellt.

Neue Erfindungen.

a

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fest verbunden, während im Innern die Eeite ges Schnecke c in ein auf der Achse a festjehen. sitzendes Schneckenrad eingreift. Wird nun Kl. 87. Nr. der Kreisel in Bewegung gesekt, so wird 37581. Karl die Umdrehungszahl der Achse 1 durch den Meier in Luftwiderstand, welchen die Flügel v fins Braunden . bedeutend geringer ausfallen als die schweig . des Gehäuses x, infolgedessen wird sich x um die RettungsAchse drehen und dadurch vermittelst der Schnede leine und des Schneckenrades die Stiftentrommel in (Fig 5). Umdrehung versehen und das Stück abspielen . — In großen Kl. 77. Nr. 35681. Max Dannkorn in NürnStädten , wo berg. die Häuser Schlittschuhe (Fig. 3 u. 4). Der Wettstreit turmhoch) möglichst bequeme Handhabung der Schlittschuhe in den zu erreichen wird wohl sobald nicht ausgekämpft Fig. 5. Himmel jein. Die Figuren geben ein weiteres hineinwachsen , kommt den Bez Rettungsleine. Leis: iel , welches die Handgriffe bis wohnern der oberen Etagen wohl auf inen sowohl beim An- als auch zuweilen der Gedanke, wie sie sich bei einem beim Abschnallen reduzieren, indem zu plöglich entstandenen Feuer nach unten retten gleicher Zeit sowohl die Sohlenklamkönnen. Als Trost wird berechtigterweise die Vormern als auch der Absakhalter bewegt trefflichkeit der heutigen Feuerwehren eben an den werden. Die beiden Sohlenklammern Stätten der Menschenüberfüllung gelten können . a werden vermittelst der zwei Gelenk Trotzdem wird sich der kleine Apparat, welcher be= stüde b durch vorschieben der Stange c, quem in einem Etui aufbewahrt und nicht minder welche hinten im Zapfenk frei geführt bequem bei eintretender Gefahr benützt werden. wird, zusammen bewegt; dieses VerFig. 1. Musillreisel. kann , manche Freunde erwerben . Daz dünne schieben geschicht durchDrehen der Kurs und geschmeidige Drahticil a, dessen Schlinge al f an demder Griff h. DaFeder aber kräftigen durch die Wirkung Der gleichzeitig zwischen den Händen befindliche venscheibe im Innern an einem festen Gegenstand befestigt Stod wird mit dem Härchen der daran befinde, welche sich auf den Bund i der wird , wird schlangenartig um die einzelnen ablichen Klammer auf den Faden gehängt und so, Stange c stüßt, der Abjakhalter d ſtets gerundeten Stege b gewidelt , welche lettere in unter vorsichtigem Hin- und Herbewegen, zwischen an die Kurvenscheibe f angepreßt wird, Augen in den Stangen cel geführt seitlichen den Händen balanciert. Der Abend und die so wird auch zu gleicher Zeit dieser nach werden. Je nachdem das Gewicht des herunterdunkle Weste verhindern das Sichtbarwerden des hinten verschoben und mit seinen Haken n Gegenstandes ist, werden diese Stege zulassende Fadens und der leinen Klammer. Jede Sache, in den Aosah eingedrüdt . Die Scheibe durch die Mutter eel entweder näher oder weiter wenn auch noch so einfach, muß eingeübt werden, f ist mit dem vorderen Teil der geschraubt, so daß die Bremsung des Sciles, auf wobei man leicht den richtigen Weg finden wird, Stange e durch die Stange g verwelchem Prinzip der ganze Apparat beruht, den Faden wieder von dem Finger schlüpfen zu bunden. Durch Drehen des Hebels h größer oder geringer ausfält. An den unteren laſſen und die Klammer zu entfernen. Halen dd wird der Sikgurt angehangen , so daß um 900 wird der Schlittschuh durch sich eine Person , die sich herablaſſen gleichzeitiges Bewegen von a und d ivil , selbst nach eigenem Bedarf durch frei , indem die Feder e zusammenDrehen an der Mutter die Geschwingedrüdt wird. Die Nase n begrenzt Der geftirnte Himmel im digkeit seiner Fahrt in die Tiefe reMonat Mai. AL. 61. Nr. 37360. geln kann. Julius Diß in Düsseldorf. In diesem Monate kulminieren um Mitter. aufgehängte Schaukel Elastisch nacht im Süden der östliche Teil der Jungfrau, der (Fig. 6). Um den lieben Kleinen auch Storpion und der westliche Teil des Ophiuchus, Schaufelns Zimmer die Freude des im beim Zenith der nördliche Teil des Bootes , die bieten zu können , eignet sich diese eleKrone und der westliche Teil des Herkules , und gante und praktische Einrichtung aus unter dem Pole ein Teil der Kassiopeia, des verschiedenen Gründen . Der Sik c ist Perseus, dann die Giraffe und der westliche Teil mit einer hoch oder niedrig stellbaren des Fuhrmanns. Von den Planeten bleibt Merfur Lehne b versehen und wird durch den unsichtbar, da er sich der Sonne immer mehr Federbügel a sicher umfaßt .Das Renähert und am 27..in obere Konjunktion mit ihr gulierstück d ist zwischen die Spiralfeder tritt, d. h . er steht für den Anblick von der Erde e eingeschaltet, um bei verschiedenen aus gerade hinter der Sonne, Venus ist AbendFig. 3 u. 1. Schlittschuhe. Zimmerhöhen den Sitz in die paſſ-nde ſtern und kulminiert immer später nach der Sonne, Lage zum Fußboden verſtellen zu kön man kann sie daher und wegen ihres hohen offene Stellung. KL. 77. nen . Die unangenehmen Stöße und nördlichen Standes sehr schön und lange in der diese Nr. 37043. B. Neumann in das infolgedeſſen häufig eintretende ZerAbendstunde beobachten . Mars ist unsichtbar. Karlsruhe B. i. reißen des zum Aufhängen der Echau. Jupiter kann noch immer gut gesehen werden, Apparat zum Deffnen Eeln verwendeten Materials wird durch er kommt kurz nach 10 Uhr in den Meridian. von Blechdosen (Fig. 2). Im die vorliegende Konstruktion vermieden Saturn steht in den Zwillingen , kulminiert um häuslichen Gebrauch tommen und dabei die schaukelnde Bewegung 31½ Uhr nachmittags und geht schon gegen Mitters immer häufiger luftdicht verschlof. Fig. 6. Elaſtiſche Schautel. viel sanfter und zuträglicher gemacht. nacht unter. Den 7. tritt der Vollmond ein, sene Blechdosen vor und jeder, am 14. das lehte Viertel, am 22 der Neumond, der sich mit dem Oeffnen derselben schon be in Berlin.K1, 77. Nr. 35225. Franz Prezel & Co. am 30. das erste Viertel. schäftigt hat, wird zugeben, daß das eine recht Vorrichtung zur Bezeichnung des Gebers mühevolle Arbeit ist. Die kleine Vorridtung beim Kartenspiel (Fig. 7 u . 8). Durch die stereodieie Arbeit erleichlern und außerdem joll soll Neue Erfindungen. dem ausgeschnittenen Hande cin gleichmäßigeres Musikkreisel (Fig. 1) . Ein hübsches Spiel. rundes Aussehen geben. Dieselbe besteht aus seug zeigt diese neue Art musikalischer Freifel. den beidenzusammengeschraubt.n Ringen e und a, In dem Kreiselgehäuse x ist auf dem festen Boden welche zwischen sich eine Nut zur Aufnahme der m die Stiftentrommel a mit den Stimmen b drehbaren Scheibe c bilden. An zwei Ansätzen Ringes & sind die beiden Kleminschrauben S ähnlich der Spieldoſen befestigt, die Kreiselachse 1 des zur gezeinung des webens zum Befestigen der Vorrichtung an der Blech- Fig. 7. Vorrigung beim Kartenspiel (gcfolossen). dose B. Die Echeibe & trägt nähe an der Peripherie zwei Anfäße d, in welchen dasHebelmesser m gelagert ist. Auf der äußeren Seite der type Frage „ Wer gibt ?" und deren Beantwor 2 Achse desselben sist ein Klinkhebel o, welcher in tung wird so viel der kostbaren Zeit der Karteneine Verzah nung des Ninges a eingreift, sobald der B Hebel h des Messers m herauf und das Messer selbst in den Deckel hin. eingedrückt wird. Du. durch wird Fig. 8. Vorrichtung zur Bezeichnung des Gebens beim Kartenspiel (geoffnet). Gig. 2. Apparat zum Deffnen von Blechbofen. die Scheibe c um einen ist leicht beweglich im Gehäuse angeordnet und | Zahn herumgedreht und beim immer erneuten spieler unbenüßt vorübergelaſſen. Wir empfehlen oben mit einem Griff, der Vorrichtung zum Auf- | Herumdrücken schneidet m im Kreise herum den eine sinnreiche Vorrichtung , als einen automa ziehen und mit beliebig geſtalteten Windflügeln v | Deckel durch. ing he zeigt das Messer von der tischen Unparteiischen zur Vermeidung jeder Streit-

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Neue Erfindungen.

frage. Figur 7 zeigt dieselbe fertig zum Ges brauch im Durchschnitt, Figur 8 aufgeklappt, um Die inneren Teile sichtbar zu machen. Von außen einer Schreibunterlage ähnlich ist der Apparat zur Aufnahme des Zettels, auf welchem die gemachten Spiele notiert werden sollen, geeignet. Diese Unterlage a ist aber drehbar in einem Scharnier beweglich und wird durch die Federf für gewöhnlich nach oben gedrüdt. Beim Anschreiben wird dieselbe jedoch durch den Druc der Hand niederbewegt, dabei wird der Hebel d durch die abgeschrägte Fläche d ' an dem darunter befindlichen Röllchen g um den Drehpunkt x etwas zur Seite gedrängt und verschiebt durch die Sperrtlinke e an dem anderen Ende des Sperrrad e un einen Zahn. Dieses Sperrrad ist auf der der Klappe a zugekehrten Seite mit Zahlen versehen , die durch die kleine Glasscheibe h sichtbar ist. Nach) jedem Notieren eines Spieles wird also automatisch der nächste Kartengeber bezeichnet . Kl. 17. Nr. 35 233. Albert Gips in Hamburg. Löschflasche mit zerbrech licher Scheidewand (Fig. 9). Gegen den zerstörenden Feind unseres Hab und Gutes , gegen das Feuer, hat man in der letzten Zeit mit Erfolg neue Waffen angewendet; dies sind die soge nannten Löschbomben. Diese Erfindung bildet gewissermaßen eine Bereinigung dieser und der be fannten Ertinkteure. Sie besteht aus flaschenähnlichen Gefäßen , welche durch eine leicht zer brechliche Scheidewand in zwei getrennten Abteilungen ein mal die Säure, das andre Mal das in Wasser gelöste Karbonat enthält, welche zurBildung von Kohlensäure durch selbstthä tige oder medha. nische Zerstö rungder Scheidewand zusam Fig. 9. Löschflasche. mengebracht werden. Das Karbonat ist hier schon gelöst verwendet, um möglichst schnell die Kohlen. jäureentwicklung herbeizuführen. 3u diesem Zwed ist zwischen den beiden Abteilungen der Flasche eine Sprengpatrone eingelegt, welche entweder durch das entstehende Feuer oder durch Ein. schalten in eine elektrische Leitung durch Schließen des Stromes entzündet wird. Sofort füllt die sich bildende Rohlensäure den Raum und eritidt Kl . 61. Nr. 36153. Die Flamme. Abel French Spawn in San Francisco (Rali fornien). Sparfeuerzeug (Fig. 10 u. 11). Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Thalers nicht wert. Wer

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ot.

ДЩ Fig. 10 u. 11. Sparfeuerzeug.

zu sparen versteht, wird dies auch in Kleinigkeiten gern thun und dem wird dieser einfache und sinn reiche Apparat, durch welchen an Streichhölzern gespart werden soll, sehr interessant erscheinen. In

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| oben geklappt und die beiden Schatullenhälften mit ihren Flächen e, welche dabei die Brettteile h einschließen , zusammengeschoben und vermittelst der Desen e ebenfalls aneinander befestigt. Zum Gebrauch werden nach entgegen gesetzter Manipulation die Schatullenteile abgehoben und das Epiel steht fertig aufgestellt aur sofortigen Benutzung da. sel . 77. Nr. 35 239. Moritz Reschofsky in Temesvár. Ofenrohrhalter (Fig. 13). Bei eisernen Defen ist der An schluß des Rohres an die Mauer des Schornsteins stets eine mig. liche Sache, da zur Reinigung die Rohre entfernt werden müssen und dabei die Mauer beschädigt wird. Um dies zu verhindern, wird der Rohrhalter a so einge= mauert, daß die Klappe e durch) den Schnurhebel f und die kleine Welle d an der inneren Echorn steinwand frei bewegt werden fann. Die Vorderkante von a schneidet mit der Zimmerwand ab. Durch den Ventilations. schlußring h wird das Ofenrohr eingeführt und läßt noc) Ventilationszüge zur Abführung der schlechten Zimmerluft frei. Beim Reinigen des Kamins wird die klappe e zur Verhinderung des Eintretens von Ruß in das Zimmer geschloffen. Kl. 36. Nr. 37339. With. Dreesen in Stoppenberg bei Essen. Rechherd mit Zimmerheizung (Fig. 14) . Beim KoDie Gonbel des Retognossierungs-Ballons ( 320). chen wird nur ein geringer Teil der entwidelten Wärme ausges das Gehäuse A läßt sich der obere Teil B, der mitt, es wird deshalb bedeutend an Brenneigentliche Zündholzbehälter, durch Zusammen- material gespart, wenn man einen Teil der pressen der Feder C hineindrüden , dabei wird Wärme zum Heizen der eine der im fonischen Teil e befindlichen Hölzer Wohnräume verwendet. auf der oben ausgehöhlten feststehenden Scheide- Der Heizkessel E besteht wand a liegen bleiben. Beim weiteren Herunter aus taschenförmigen, drüden wird dasselbe, da alle Hölzer mit der einzelnen Elementen, Kopfseite nach dieser Richtung liegen , an dem welche oben und unten hindernis f anstoßen und um die Rante a2 ge- durch Stüken ee , mit 70 dreht werden. Dabei springt es in die Höhe und den beiden Sammel. ragt durch einen über der Scheidewand a befind- rohren rry in Verbin lichen Schlitz i und zwischen zwei neben diefem dung stehen, SS, sind Schlitz angeordneten federnden Walzen 1. Dort die Stüßen für die Heizleitung nach den Räumen. Der Winterrost R, der direkt unter dem Kessel angeord Fig. 13. Ofenrohr. net ist, dient zum Hei halter. zen , die Stich. flamme des darauf brennenden Feuers wird also hierfür direkt benüßt, ebenso schlägt an die Herdplatte P noch ein Teil der direkten Flamme zum Rochen. Der Zug der Heizgase geht wie die Pfeile andeuten . R1 ist der Sommerrost und wird benügt , wenn nicht geheizt oder wenn im Winter Fig. 12. Schachbrett. das Kochen unterstützt werden soll. Der Teil fghi' des Herdes ist an wird es von letteren festgehalten und zwar so, den eigentlichen Kochherd, der von beliebiger daß es von außen mit den Fingern erfaßt werden Art und schon vorhanden sein kann, angekl. 36. Nr. 37523. Ludwig Crutann. Nun sind diese Walzen aber mit Zünd baut. mafje überzogen , es wird sich darum jedes fius in Kaiserslautern (Rheinpfalz ) . Zündholz zugleich beim Herausziehen daran ent zünden und es ist sofort zum Gebrauch bereit. Ein Vergeuben der Hölzer ist somit ausge Kl. 44. Nr. 37380. Mar Herz. schlossen. berg in Berlin. Schachbrett (Fig. 12). Zur Schonung der Figuren und um dem Schachbrett einen möglichst fieinen Raum zu geben, ist die Schatulle zur R I Aufbewahrung der Figuren auf eigentümliche Weise mit dem eigentlichen Brett verbunden. Das letztere ist in vier Teilen scharnierartig auf flappbar und die Schatulle besteht aus zwei hälften, von welchen jede mit passenden Vertiefungen a für die einzelnen Figuren versehen ist. Nach dein Gebrauch des Spiels werden diese nach der rich. tigen Reihenfolge mit dem Fuß nach außen in ihre Vertiefungen a eingestedt , die Teile b mit ihren Seiten d auf die Bretterabteilungen g gelegt und mit den Desen 1 m darauf befestigt, Fig. 14. Rochherb mit Zimmerheizung. dann wird das Brett in der Mittellinie nad)

Verantwortlicher Herausgeber : W. Spemann in Stuttgart. Redakteur : Joseph Kürschner ebenda. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Nachdrud, auch im Einzelnen, wird strafrechtlich verfolgt. Drud von Gebrüder Kröner in Stuttgart.

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3 Weltpost.
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Rheinische Schiffsvolksgeschichten.

mit ihrem ewig heiteren Winzervolk, find lange, lange schon hinter der Betty zurückgeblieben. Weit, weit kann nun der Christoph vom Bord seines Fahrzeuges aus ins Flachland hineinsehen, das sich in der Ferne mit einem lichten Nebelschleier abgrenzt. Ein Geruch von Kaffee, Thee, Stockfischen und echte Zoorten Pfriemtabak kommt von weit drunten Das ist holmit dem leichten Wind zu Berg. neederläänder Duft. - Noch eine ländische Luft Tagreise , und dann riecht man schon die Tulpenzwiebeln und den Kaffeesaz. Breiter und breiter wird der Rhein. Die tief blaue Flut ist gelb geworden und wälzt sich übelgelaunt zwischen den Uferdämmen hin. Hunderte von Schiffen kommen zu Berg und Hunderte gehen zu Thal. Befehlshaberisch und selbstbewußt steht Chriſtoph am Steuer und ruft den großen Dampfern zu : „ Stoppt, Kapitän, stoppt ! " Die kleinen Schiffe müſſen der Betty aus dem Fahrwasser gehen , denn die Betty bringt Wein ins Kaffeeland , und einem Weinfahrer muß ein Vlämländer Dammstreicher immer aus, dem Wege gehen, das ist Thalgängerrecht. Aber ob er's leugnet oder nicht, auf seiner Stirne, in seinem Gesichte steht's geschrieben , daß er nicht mehr der Alte ist. Seit jener Nacht verging keine Stunde des Tages , an dem er nicht wie immer, den Gips zwischen die Zähne geschoben, breitſpurig, umherging , aber er rauchte kalt. Schwere Flüche rollten über Bord, tobte wild auf, wenn ein Bergfahrer störrisch der Betty zu nahe kam , aber sein Fluchen und Toben war nicht mehr so saft und kraftvoll wie früher. Der Kapitän mit samt der Frau Kapitänin müßten blind sein, wenn sie es dem Christoph nicht ansehen sollten, daß ein heimlicher Kummer an seinem Herzen nagt. Wenn es der Dienst erlaubte , dann schlich er sich unter Deck hinab , hockte sich in einen Winkel nieder und stritt mit sich , ob er es ausrichten soll, was ihm der Geist des Franz aufgetragen , oder nicht? Des Nachts, wenn er einsam am Steuer steht, klappern ihm die Zähne vor Furcht , denn jeden Augenblick kann der Geiſt des Franz aus den Wellen aufsteigen und ihm zurufen , daß er es ausrichten soll an Robert ! Und doch muß Christoph hoch auf sein , wenn er die Betty würdig präsentieren soll da drunten im Vlämland. Lieber ginge er auf der Stelle über Bord , um sich tief unten auf dem Grunde für alle Zeiten festzulegen, als die Schande ertragen zu müssen, daß auch nur ein einziger Berg- oder Thalgänger es ihm anschen würde, wie trostlos es in seinem Herzen, in seiner Bruſt aussche. Und um die ganze Welt anzulügen , daß er noch der Alte sei und es längst vergessen wäre von jener Nacht, brüllt er den Rhein hinab sein Lieblingslied : „ Jan von zu Berg ....“ So verging wieder eine Nacht. Um sich das Graufen selber wegzuleugnen, hat

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| er so viel gesungen und gepfiffen, daß ihm die Lippen trocken und die Gurgel heiser wurde. Nun sendet der junge Morgen die erſten Lichtstrahlen am Horizont hinauf. Christoph stellt das Singen ein. Der junge Tag wälzt ihm einen Alp vom Herzen , denn die Furcht, Franz könnte wiederkommen, liegt nun über Bord ; am Tage steigen keine Toten auf. Er bewundert sich selbst , daß er abermals so stark war und es wieder nicht gesagt hat . Der | Kapitän kann ruhig schlafen, er richtet es nicht aus ! Mit dem lachenden Frührotschein steigt aber auch der Nebel in den Niederungen empor , gleitet still über die Saatfelder und seht sich auf dem Rhein fest. Mit Unmut sieht Christoph, wie der Nebel der Betty das Fahrwasser absperren will. Still schleicht | der Nebel zu Berg. Weiß wie Leichentücher, von un| sichtbarer Hand getragen, streift er über die Betty hin. Nun kommt ein schwüler Wind von unten herauf. Er ist so warm , als komme er direkt aus Indien. | Der Nebel wirbelt nun über die Flut hin, als führe er einen Herentanz auf. Jest hebt er sich empor und schiebt sich über der Mastspiße der Betty zu dichten Wolken zusammen. Die Morgensonne geht | wieder unter. Die Flut nimmt die grauſchwarze Färbung des Himmels an, der Wind legt sich fest auf das Wasser und treibt die Wellen zu Berg. Und der Wind wird zum Sturm . Die Betty beginnt unruhig auf den erregten Wellen zu tanzen. Die Wolkenmassen am Himmel mit ihren lichtweißen Rändern blicken finsterer und finsterer auf die Flut herab. Da zuckt ein Blih aus den Wolken nieder und überflutet einen Moment lang Himmel und Wasser mit seinem grellen, bläulichen Lichte , dann geht ein erschütterndes Dröhnen , ein dumpfes Rollen einher, | bei dem Himmel und Erde erbebt und das sich fortpflanzt mit unheimlicher Gewalt bis in die Ferne | hinein . Einsam steht Christoph am Steuer und blickt zum Himmel auf. Das Grausen kommt wieder mit unheimlicher Gewalt über ihn. Feſt ſchläft noch der Kapitän in seiner Koje. Recht wäre es dem Christoph , er iſt ſo allein | wenn er zu ihm kommen würde ; | er fürchtet sich. Das Wetter kam nur deshalb über ihn , weil er es nicht sagt ! Und doch sagt er es nicht, und wenn er mitsamt der Betty auf den Grund gehen müßte ! Die kleinen, weißen Möwen - Bäckervögel nennt | fie der Schiffmann , welche bis jetzt friedlich drüben im Schilfe der Sümpfe gewohnt, erheben sich in die Luft und taumeln schreiend vor dem Sturm her. Der Fischreiher wird aus seiner Bahn geworfen und | flüchtet sich in seinen Horſt. Die Wogenkämme sträuben sich gegen den Sturm und haben weißen Schaum. Der Sturm peitscht die | Flut, so daß sie wütet und die Ufer zerreißen will. Dämone wälzen sich in der Flut und heulen durch die Luft.

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I

Konrad Fischer-Sallstein.

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Voll Entsetzen lauscht Christoph auf dieses Heulen | Haar. Mit beiden Armen will sie ihren Mann um: und Toben , Sturm und Wellen ? rufen ihm zu, fangen, aber er stößt sie zurück. daß er es ausrichten soll an den Kapitän , was der „Franz ist tot ! " rief er ihr zu, und der Wind Geist des Franz ihm aufgetragen . Er hört den Ruf trägt jedes Wort zu Christoph auf die Ruderbank des erzürnten Rheingottes , er sieht seinen Dreizack hin , "1 wie können wir glücklich sein ? Unser Glück drohend am Himmel leuchten er schaudert und durfte ihn das Leben nicht kosten !" bebt und doch richtet er's nicht aus. Der Christoph sieht, wie der Kapitän zusammenJeht wird die Betty irr im Fahrwaſſer. Wie | bricht. Mit einem Aufschrei umklammert ihn die Schlangenleiber drängen sich die empörten Wogen junge Frau mit beiden Armen und drängt ihn in hinüber nach den Ufern. Und sie haben's der Betty | die Kajüte hinein. Dann wird es dort stille. Der angethan. Sie wollen sie aus dem Fahrwasser heraus Auch die Elemente hatten ausgezürnt . ans Ufer reißen , damit ihr schlanker Leib sich auf Sturm legte sich. Aus weiter Ferne rollte der dem Steingeröll zerschellt oder ſie ſich in den Sand Donner herüber. Der finstere Wolkenschleier am vergräbt . Himmel löste sich auf , die lachende Morgensonne Christoph sieht die Gefahr. Aber das Steuer strahlte hernicder und beschien dem Christoph sein ist machtlos geworden in seiner bebenden Hand. abgehärmtes Gesicht, sein nasses Haar. Blize krachen über seinem Haupte. Der Sturm Die Betty gewann wieder das Fahrwaſſer und fegt ihm ins Gesicht und reißt ihm das Brusthemd ging still zu Thal. auf , um sich ihm ins Herz hinein zu wühlen, und In seiner Kajüte lag Robert auf seinem Bette das alles nur, weil er's nicht sagt. in Fieberträumen. Schwarzblau und finster liegt's auf dem Strom. VI. Man kann jezt die Ufer nicht mehr sehen. Der Sturm treibt jetzt die Betty stromaufwärts zu Berg. Das waren traurige Tage drunten im Hafen Dann dreht sie sich um sich selbst , als habe sie ein zu Rotterdam ! Der Kapitän geht an Bord der Betty Strudel erfaßt und würde sie in die Tiefe ziehen. umher wie eine wandelnde Leiche. Er glaubt an Dazu praſselt ein wolkenbruchgleicher Regen vom keine Freude mehr auf dieser Welt, man sieht's ihm Himmel hernieder , so daß der Christoph meint, | an. Und das kommt alles von jener fürchterlichen die Betty sinke und die Flut dringe schon aufs | Nacht , in der Christoph es gesagt und ausgerichtet Verdeck. hatte von Franz . Zitternd und bebend bricht jetzt Christoph in Das Glück der Frau Kapitänin ist auf den die Knie. Mit beiden Händen flammert er sich an Grund gegangen. Sie hat das Lachen verlernt, und der Ruderbank feſt. dafür sind ihre Augen rotgeweint. „Kapitän ," schreit er jegt in das Unwetter Immer ist sie hinter dem Kapitän her. Immer hinein, Kapitän , ich will es sagen ich will's aus | schlingt sie die Arme um seinen Leib und hält ihn richten vom Franz ! " fest, sobald er heimlich über Bord fallen will. Schon Robert , durch das plöglich hereinbrechende Un- | zweimal wäre es schier passiert, aber die Frau Kapiwetter vom Lager aufgeschreckt , erschien bei dem tänin ist ein guter Anker, sie hält ihn fest, das Tau ersten Ruf des Schiffsknechtes auf dem Verdeck. Mit in ihrem Herzen reißt nie. raschem Blick die Gefahr übersehend , in der sein. Ein Dampffran Die Betty ist abgedeckt. Schiff schwebte, rief er sofort dem Christoph zu , den streckt seinen langen Kettenrüssel in den Frachtraum Anker auszuwerfen . der Betty hernieder und holt die Weinfässer hervor ich und bringt sie ans Land. „ Hilft nichts hilft nichts , Kapitän muß es erst sagen !" Christoph siht auf den nackten Planken und sicht Jeht stand der Kapitän vor Christoph. den Vlämländern zu , wie diese im Laderaum die „Wirf den Anker hinaus , " rief er diesem Weinfässer an den Rüssel des Krans wälzen und drohend zu . die Krampen in die Fässer einhaken. Sobald das Faß in der Luft schwebt, schreien Ich will's zuerst ausrichten, sonst ist die Betty verloren ! Franz war da sein Geist . Ich foll's die Vlämländer hä, hä ! " Christoph kümmert sich heute dir ſagen, er wäre zu Berg in den Himmel gegangen | nichts darum. Sein Auge ist hinüber nach dem Land und sei nun auch glücklich. Tief unten auf dem gerichtet , just direkt auf die schmutzigen Fensterscheiben Grund liegt er begraben !" der Walfischtaverne , hinter der sicherlich ein VlämDie Hand des Kapitäns legte sich schwer auf länder Bob zu finden ist , mit dem er noch abzudie Schulter des Schiffsknechtes und schien sich dort rechnen hat von der lezten Hollandfahrt. eingraben zu wollen. Dann zuckte diese Hand und Wie gerne möchte er hinüber, um dem Bob nur mit einmal war sie von der Stelle verschwunden, | einmal die Fauſt auf die Stirne zu sehen. Aber er als habe sie der Sturm hinweggefegt. gewinnt keine fünf Minuten Zeit , um da hinüber Jetzt sieht er den Kapitän über Deck nach der zu eilen. Jinmer ist die Frau Kapitänin hinter ihm Die Blige beleuchten sein und ruft ihm zu : „ Christoph , halte alles klar !" Kajüte zurücktaumeln . leichenblasses Gesicht. Es ist hart für den Schiffsknecht, sich mit dem Unter der Kajütenthür erschien nun die Frau Gedanken befreunden zu müssen, von Rotterdam abKapitänin im Nachtgewande mit losem flatterndem zureisen , ohne es dem Bob drüben ausgerichtet zu

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Rheiniſche Schiffsvolksgeſchichten .

haben, hart iſt's, ins Weinland zurückzukommen und dort jedem sagen zu müssen, daß er diesmal umsonst in Holland war. Und dabei ist das die lezte Reise gewesen! Wenn der Kapitän stirbt, stirbt auch er, er weiß es , er fühlt es. Nie wieder kommt er nach Holland und wo ist der Oberrheiner Jong , der es dem Bob in Vlämland ausrichtet für den Christoph ? Ja , die Betty hat schlimme, traurige Tage diesmal im Hafen zu Rotterdam !

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Vornüber gebeugt schleicht Christoph auf dem Deck umher. Seine Gestalt wird frumm, die Backenknochen treten weiter und weiter hervor. Mit Kummer und Sorgen sieht die Frau Kapitänin auch ihn hinwelken. Wenn sie ihn fragt, was ihm sei, dann schwört der struppige Kerl Stein und Bein zuſammen , daß ihm nichts fehle, und um ihr das auf der Stelle zu beweisen, singt er mit hohler Stimme ſein Lied : „Jan von zu Berg . . . . “ Heimlich focht die Frau Kapitänin auch ihm Endlich ist die Ladung gelöscht . Am Schlepp : Kraftsuppe, und heimlich schüttet er sie immer wieder kahn „ Großer Friedrich" legt die Betty an und über Bord und freut sich , wenn die Fische danach läßt sich von diesem zu Berg bringen. Ein paar schnappen. Mannheimer Tabakfahrer , die die Pfälzer Sorten In Köln bleibt der Große Friedrich liegen und zu Thal fahren, drei Wochen im Hafen von Rotter alle Schiffe werden abgeworfen. Nummer 21 “, dam festliegen und dann wieder ihre Pfälzer Sorten ein alter Schleppkahnkasten , will die abgeworfenen als „ echten Maryland “ und „ neederländische Zoorten“ Schiffe ans Tau nehmen und bis Mannheim zu zu Berg bringen legen ebenfalls am Großen Berg bringen . Friedrich an. Auch die Betty legt sich an den Klapperkasten Zulegt kommen noch die Floßknechte vom Oberfest und morgen um Vier geht die Reise weiter. Es war Abend geworden. Träge liegt das Tau , rhein mit zwanzig aneinander gekoppelten Nachen und machen sich hinter der Betty fest. Sie haben mit dem die Betty an den Klapperkasten Nr. 21 ihre Müßen und die Fettstiefel in Holland verseßt, | gekoppelt ist , im Waſſer. Müde und krank sizt um das Schleppgeld aufzutreiben, und ſizen nun bar Christoph auf der Ruderbank und denkt an das, was fuß und barhäuptig in ihrem Nachen. er dem Kapitän gesagt hat in jener Nacht ; — den Endlich lichtet der Schleppkahn die Anker. Los !" Franz hat er vergessen. Er rollt wild die tief in ruft der Kapitän von der Kommandobrücke, und die | ihren Höhlen liegenden Augen, wenn er darüber nachNiesenräder greifen in die Flut. denkt , welch ein glücklicher, gesunder Schiffsknecht er heute sein könnte, wenn er nicht damals Kopf oder Jezt geht's zu Berg. Warum kamen die Zwei In seiner Kajüte liegt der Kapitän, mit wollenen | Münz'" gemacht hätte ! Decken zugedeckt und sieht aus , bleich und elend , wie aber auch zu ihm wegen des Streites um die Dore? ein Mann, der zu Berg gehen will in den Himmel. Der Schatten eines riesigen Schiffes , das langChristoph schleicht sich an die Kajütentreppe und sieht | sam zu Thal streicht, fällt jezt auf das Verdeck der heimlich hinab. Aber lange kann er dem bleichen Betty. Christoph ist so in Gedanken versunken, daß Kapitän nicht ins Gesicht sehen, sondern schleicht sich er das Schiff crst bemerkt, als dieses jezt die Anker alsbald wieder hinweg und geht wie ein Schatten in die Tiefe rollen läßt. an der Wand stumm und still auf dem Verdeck „Der Matthias Stinnes !" ruft Christoph und einher. springt auf. Sofort nimmt er seinen Gipsstummel aus der Der Gipsstummel ist vergessen. Der Kautabak vertrocknet in seiner Westentasche. Von Stunde zu | Tasche, holt all seinen Pfriemtabak hervor und nimmt Stunde senkt er den Kopf tiefer in die Brust , er diesen in den Mund , damit ihm die Backen dicker wird hohläugig und sein Gesicht hellgelb wie Hand- werden, dann schiebt er den Gips zwischen die Zähne, schuhleder. Was ihm fehlt ? Ho hüo , das sagt er geht breitſpurig einher und ist wieder der Alte wie früher. sich selber nicht, viel weniger einem anderen. " Ho , Barfüßer-Jong ," rufen ihm die SchiffsAuf einmal stößt drüben vom Matthias Stinnes knechte von den Nachbarschiffen zu ; er hört es nicht ein Nachen ab und kommt direkt auf die Betty zuund sieht es nicht, wie sie über ihn das Gesicht ver: gesteuert. Ein einzelner Matrose siht in dem Fahrziehen. Die Hunde bellen ihn von drüben an ; was zeug. Dieser legt jezt bei der Betty an und klettert kümmert's ihn? an Bord empor und geht auf Chriſtoph zu. Immer wieder schleicht er an die Kajüte, um's „Ho , alter Jong , ist der Kapitän an Bord ?" gleich heraus zu haben , wenn der Kapitän bei dem Chriſtoph darf's nicht sagen , daß der Kapitän Tod vor Anker gegangen ist ; damit er gleich eben: krank ist, denn das ist eine Schande ! Ich bin der Kapitän, Jong!" falls sich bei dem Tod festlegen kann ; über Bord iſt er gleich gesprungen. „Ho, Herr Kapitän, ich bin der Pitt vom Matthias So treibt cr's ein paar Tage und Nächte fort. Stinnes. Geht wohl zu Berg, Kapitän ?“ Köln kommt wieder in Sicht. „Zu Berg ," sagte Christoph großthuerisch und Das Angesicht des kranken Kapitäns hat nach schob beide Hände in die Hosentaschen. und nach die Farbe der weißen Bettdecke angenommen. Herr Kapitän ," begann nun wieder der Pitt, Er fragt nicht mehr den Chriſtoph, ob alles klar sei „wir haben einen kranken Matrosen an Bord des an Bord. Ihm ist's cinerlei geworden, ob die Betty großen Matthias. Er liegt neben mir in der Koje, und ich will verdammt sein, wenn er mir nicht leid zu Berg oder zu Thal geht.

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Konrad Fischer-Sallstein.

Rheinische Schiffsvolksgeſchichten.

thut. Nehmt ihn mit zu Berg, Herr Kapitän, er ist am Oberrhein zu Hause. Er fürchtet sich vor dem Spital in Köln. Ihr braucht Euch nicht viel um ihn zu bekümmern , die blonde Fränz' von Nym wegen kocht ihm schon seine Suppe , wenn er eine braucht ; aber er braucht keine mehr. Steht's schlimm mit ihm, Bob ?" „ Jo , Herr Kapitän . Er ist abgerefft und liegt auf dem Sand. Die blonde Fränz' , die er sich von Nymwegen mitgebracht hat er liegt bei ihr fest vor Anker meint , wenn er nach dem Oberrhein käme , wäre er bald wieder hoch. Nun war er im Oberland, aber getraute sich nicht hinüber ans Land zu gehen, weil er mit seinem Bruder im Streit liegt. Er schämt sich, daß er nicht ins Papageienland nach Indien ging, und er hätte es gethan, wenn er bei der Fränz' von Nymwegen nicht vor Anker gegangen wäre. Und sie will ihm treu bleiben bis in den Tod ; was kümmert's mich?" Christoph fühlte das Bedürfnis als Kapitän der Betty etwas Großes zu thun. Er knirschte mit den Zähnen, weil es ihm unbegreiflich erschien, wie ein Matrose krank werden konnte troßdem ihm ſelber die Knie ſchlotterten und er drein sah , als ob ihn der Tod schon am Kragen habe, — dann sagte er: Bringe ihn herüber, Jong, ich nehme ihn mit zu Berg!" Dank Euch, Kapitän ," rief Pitt und war in einer Minute schon vom Bord verschwunden . Alz sich Christoph nach ihm umsah , hockte der Burſche schon in seinem Nachen und steuerte hinüber nach dem großen Matthias . Dort hatten die Matrosen schon die Falltreppen. an der Schiffswand herabgelassen. „ Nun, Pitt," riefen sie diesem von oben herab zu, „ wie steht es mit dem Oberländer ?” Alles gut ! Der Kapitän nimmt ihn mit zu Berg. " Bald darauf trugen zwei kräftige Teerjacken einen kranken Kameraden die Falltreppe herab . Hinter dieſen folgte ein hübsches blondes Mädchen, das cinen roten Teppich und einige Kleidungsstücke auf dem Arme trug, das blaue Auge voll Angst und Besorgnis auf den Kranken richtend , die Falltreppe hinunter nach. Pitt nahm den kranken Kameraden in den Nachen auf. Die Fränz' von Nymwegen setzte sich neben diesen auf die Bank , schlang den rechten Arm um seinen Nacken und hielt ihn fest. Pitt sette die Riemen ein und fort ging's, hinüber zur Betty. Dort stand Christoph und blickte verwundert vom Deck oben in den Nachen hinab. „Ho, Jong, zu Zwei ? " fragte er den Pitt. „Zu Zwei , Kapitän , sie thut's nicht anders ! " Pitt deutete hier auf die Fränz' und zuckte mit der Schulter, womit er sagen wollte , daß dagegen nichts zu machen sei. Nun legte er an der Betty an. Geschickt klettert die Fränz ' von Nymwegen aufs Deck hinauf. Dann reicht Pitt ihr vom Nachen aus den kranken Kameraden empor und sie beugt

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sich, auf den Knien liegend, mit ausgebreiteten Armen . über die Schiffswand heraus , umfängt ihn , den schwerkranken Freund, hält ihn fest und hebt ihn an Bord hinauf. Der steife , lahme, halbkranke Christoph stand dabei, die Hände faul in die Hosentaschen geschoben, den Gipsstummel zwischen den Zähnen und rührt kein Glied, um der blonden Fränz' beizuspringen. Sie braucht ihn auch nicht, sie ist stark genug, ihn allein zu tragen. Jeht erst sieht sich Christoph großthuerisch den | kranken Matroſen an . Wenn der Mastbaum der Betty plötzlich umgestürzt und dem Christoph auf die harte Stirne gefallen wäre , unmöglich hätte er wilder aufschreien und in die Knie brechen können als bei dem Anblicke des in den Armen der Fränz' ruhenden Kranken . Franz !" schrie er auf, //Franz, Franz ! " Der Kranke schlug matt die Augen auf. Ein welkes Rot lag für einen Augenblick auf seinem fahlen Gesichte. Voll Unruhe und Erstaunen blickte er sich alsdann um. „ Ich hab's nicht gewußt, daß man mich an Bord der Betty brachte . Werde gleich wieder gehen. Sage meinem Bruder und seiner Dore nichts , daß ich da war. “ „Franz, Franz , und du bist nicht zu Berg in den. Himmel gegangen ?“ Verschämt schüttelte der Kranke den Kopf und schlug vor dem struppigen Schiffsknecht die Augen nieder. „Verzeih mir's , Chriſtoph. Ich wollte es so halten, wie es ausgemacht war damals beim Kopf oder Münz' , aber in Nymwegen fand ich meine und dann war alles vergessen. Fränz* Ich trat auf dem großen Matthias als Matrose ein, die Fränz ' wollte es so haben . In Weinwinkel war ich des Nachts bei dir an Bord ! Hast du es ausgerichtet an Robert ? “ Aber der Schiffsknecht konnte nicht antworten ,

weil er heulte - so laut, daß sie es drüben auf dem Matthias Stinnes hören konnten. Christoph hält es jezt nicht mehr aus . Ertaumelt auf den Franz zu, nimmt diesen mit beiden Armen vom Schoße der Fränz ' hoch, ob diese will oder nicht und trägt ihn wie ein Kind übers Verdeck nach der Kajüte des Kapitäns hin. Wo der abgemagerte Kerl nur die Kraft herEr taumelt nicht und strauchelt nicht. | nimmt? Kaum kann er durch die Thränen hindurchsehen , die ihm aus den Augen rollen und doch findet er den Weg ! Jählings fährt der Kapitän von seinem Lager auf, als er den Christoph mit seiner Ladung kommen ſieht. Mit einem Freudenschrei sinkt er dann wieder in die Kiſſen zurück. Christoph legt den Franz neben den Kapitän ins Bett und deckt sie dann mit einer Decke zu. So lagen denn die Zwillingsbrüder nebenein-

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Wanted

F. MERULLE

In den Diamantminen von Kimberley.

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R. Marloth.

Die südafrikaniſchen Diamantenfelder .

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ander in einem Bette, gerade wie damals, als sie auf einem Riesengeschlechte zusammen getragen worden . die Welt gekommen waren. Diese Blöcke sind aber nur durch Oberflächenverwitte Und gerade so steht Christoph vor ihnen. Er sieht rung aus dem amygdaloidischen Dolerit entstanden, ſie an und denkt daran, aber er schüttelt nicht mehr welcher die Grundlage der ganzen Gegend bildet , mit sorgenschwer den Kopf, um damit dem alten Kapitän diesen Kuppen und Hügeln aber die ihm aufgelagerten der Betty zu sagen, mit Zwillingsbrüdern thut's nie Gesteine durchbricht. Kahl und wüſt blieb das Land gut! Die schlimme Zeit der Freierei ist jetzt auf beiden Seiten des Weges. Die Hiße, der Staub, vorbei — und wer es nicht glauben will , der sehe die Troftlosigkeit der Landschaft machten die Reise zur sich's mit an, wie jetzt die Fränz' von Nymwegen Pein. Doch man mußte aushalten , eingeklemmt von bei Franz, und die Dore bei Robert vor Anker geht. allen Seiten, während der Wagen von den zehn MaulDas Küssen und Herzen in der Kapitänskajüte eseln über Fels und Stein gezogen wurde. will Christoph , nicht sehen. Was kümmert's ihn ? Endlich erschien am Horizonte eine weißgraue, Er steigt aufs Verdeck hinauf , nimmt dort seinen | flimmernde Fläche. Als wir naher kamen, sah ich, daß Kupfernen Kreuzer hervor und wirft ihn über Bord ; es die Eisendächer der Stadt seien , über welchen die mögen sie da drunten auf dem Grund des Rheines heiße Luft zitterte. Wir durchfuhren Beaconsfield, und Kopf oder Münz' machen, er hat's nun nicht mehr eine halbe Stunde später war ich in Kimberley , der Stadt der Diamanten , aber auch des Bleches , denn nötig. aus Eisenwellblech corrugated iron - find die Wände, sind die Dächer der Häuser zusammengesetzt. Im Hause des alten Hollandfahrers Stollmann Ich hatte kaum hundert Schritte nach dem Gasthause geht es heute hoch her. zu gehen, aber ich empfand die von den Häusern auf Franz wird mit der Fränz ' von Nymwegen beiden Seiten der Straße ausgestrahlte Glut ſchon zur Genüge, um froh zu sein, daß mein Weg nicht länger getraut. Wieder wird der Schifferreigen aufgeführt, war. Die Stadt erschien ruhig und still , wie ausgewieder winden die Dirnen Rosenkränze und knal- storben . Es war ja Sonntag. len die Burschen mit ihren Pistolen, aber Chriſtoph Ich machte am Abend einen Spaziergang durch siht diesmal nicht draußen auf dem Deck der Betty einige Straßen, deren eine mich an der Kimberleygrube wie ein Haufen Unglück, gepeinigt von seiner Schuld , vorbeiführte. Noch in einigen Schritten Entfernung war nur ein weit gähnender , schwarzer Abgrund zu sondern er nimmt an der Hochzeitstafel einen Ehren unterscheiden , als ich aber dicht am Rande der Grube plaß ein. Er sitzt zwischen den beiden jungen Frauen, von denen eine jede ihren Ankergrund in seinem Herzen gefunden hat. Die Hochzeitsgäste wollen den Christoph singen hören. Um so was läßt er sich nicht zweimal bitten. Rasch nimmt er seinen Gips hervor, steckt ihn zwi schen die Zähne und brüllt über die Hochzeitstafel hin sein Lieblingslied : „ Jan von zu Berg .

Die füdafrikaniſchen Diamantenfelder. Don R. Marloth.

ie Diamantenfelder Südafrikas ſind einige neunzig Kilometer nördlich vom Orangeflusse in dem Winkel gelegen, welchen der Vaal- und der Rietfluß bilden. Als ich mich dahin begab im . November 1885 reichte die Eisenbahn von der Küste aus nur bis zum Orangeflusse, und die Fahrt in der Postkutsche dauerte von dort noch vierzehn Stunden. Wir fuhren über eine öde, weite Ebene, die hin und wieder unterbrochen war von ſteinigen Hügeln, welche aussahen , als wären die mächtigen , gerundeten Blöcke derselben von irgend

stand, sah ich tief unten zahlreiche Fackeln leuchten und hörte an dem Sauſen der Drahtseile , daß hier nicht gefeiert wurde. Später verlernte ich es , mich über diese , gerade in einem englischen Lande so auffallende Thatsache zu wundern. Das Wühlen nach Diamanten läßt den Menschen keine Ruhe und duldet keine Unterbrechung . Vom ersten Tage eines neuen Jahres, welches andere Menschen feiernd begrüßen , geht es fort bis zum leßten verklingenden Hauche der Sylveſterglocken, Tag und Nacht, Werktag wie Feiertag. Ich habe die Grube dann im Lichte des Tages gesehen. Sic bildet ein ungeheures Loch , das mehrere der größten Pyramiden nicht ausfüllen würden , denn die obere Deffnung ist wohl 600 m weit und die Tiefe beträgt 130 m . Da unten waren mehrere hundert schwarze Kerle beschäftigt , die Wagen mit dem Diamanten führenden Grunde zu füllen. An Drahtseilen eilten die vollen Wagen hinauf, die leeren hinunter, die Luft umher mit Sausen und Pfeifen erfüllend . Auf einem hohen Walle am Rande der Grube stehend, blickte ich hinunter in den Abgrund und konnte mich | eines leichten Grauſens nicht erwehren, eines Grauſens voll Neiz , wie es das Bewußtsein der Gefahr in dem Menschen erzeugt. Es war nicht allein die physische Gefahr, da hinunterzustürzen , sondern noch mehr der Gedanke an den geheimnisvollen Zauber dieser Stelle, welchem schon so viele Tausende verfallen waren . Doch bevor ich weiter gehe in der Schilderung des fremdartigen Lebens, welches den Ankömmling betäubt und verwirrt , muß ich den Leser um zwei Jahrzehnte | in die Vergangenheit zurückführen , damit wir uns 64

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R. Marloth.

nachher desto beſſer in dem Wirrwarr der Gegenwart zurechtfinden. Vor zwanzig Jahren noch war an der Stelle, wo sich heute die Kimberleygrube befindet, ein kleiner Hügel. Auf einem anderen Hügel in der Nähe der jetzigen De Beers - Grube standen einzelne Kameldornbäume, deren schirmförmige Kronen nicht nur die Landschaft verschönten , sondern auch dem müden Reijenden einigen Schatten gewährten. Ringsumher aber , von den 30 km östlich gelegenen Bergen bei Boshof bis weit hin nach Westen über den Vaal hinaus war das Land gleich öde wie das , welches ich vom Orangeflusse aus durchzogen. Im Jahre 1867 brachte ein Händler ein glänzendes Steinchen nach Colesberg, da ihm aufgefallen war, daß man mit demselben Glas rigen konnte. Man

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| 1870 auf der Farm Dutoitspan ein Diamant gefunden . Man suchte weiter und fand mehr. Die Nachricht verursachte gewaltiges Aufsehen unter den Suchern am Flusse. Sie verließen in Scharen ihre undankbaren Plähe. In wenigen Tagen waren mehrere tausend Menschen auf der Farm , überall den Boden durchwühlend. Der Besitzer wurde weiter nicht gefragt. Bisher hatte man geglaubt , daß Diamanten nur in dem Alluvium der Flüsse vorkämen, hier fand man fie mitten in einer Ebene, 40 km von dem Vaal entfernt. Das ermutigte andere. Man begann überall umher den Boden zu durchsuchen , und schon im März 1871 wurde Bultfontein, faſt zu gleicher Zeit de Beers | entdeckt. Im Juli desselben Jahres folgte die noch viel wichtigere Entdeckung der Kimberleygrube. Man nannte sie erst ,,the new rush “ von to rush = drauf-

schickte es an Dr. Atherstone in Grahamstown, welcher | losstürzen , dann nach dem englischen Grafen antwortete , daß der Stein ein Diamant ſei im Werte | Kimberley . von 10000 Mark. Nachdem diese Angabe von London Viele Leser werden sich noch der Aufregung erinaus bestätigt worden war und der damalige Gouvernern , welche die Gemüter beherrschte , als die Kunde neur der Kapkolonie , Sir Philipp Woodhouse, den von diesen Funden nach Europa drang. Wie viel Stein gekauft hatte, begann der Händler mit zahlreichen größer muß sie hier in der Nähe des Schauplatzes geLeuten die Ufer des Orangefluſſes unterhalb Hopetown wesen sein. Bald waren Tausende , ja Zehntausende abzusuchen, denn dort hatte er die Kinder eines Bauern aus allen Erdteilen herbeigeströmt, um sich einen Anteil mit den Steinchen spielen sehen. Aber die Mühe war an den in dem Boden verborgenen Schäßen Afrikas vergeblich. Unter den Taufenden glänzender Kiesel, zu sichern . welche man ihm brachte , war kein Diamant. Einige Die vier Fundorte bildeten ein unregelmäßiges Zeit später fand man einen zweiten Stein unterhalb Viereck von ungefähr 4qkm Fläche. Man nannte sie der Einmündung des Vaal in den Gariep. Die infolge- Trockengräbereien (dry diggings) im Gegensatz zu deffen wieder aufgenommenen Nachforschungen brachten den Flußgräbereien (river diggings) . Gar bald jedoch nur einzelne kleinere Steine von den Ufern des hatten zahlreiche Grabungen den Umfang jeder einVaal zu Tage. Der Eifer begann schon wieder einzu- | zelnen Fundstätte festgestellt. Durch Uebereinkommen schlafen, als im Jahre 1869 ein Eingeborener dem der Grabenden teilte man jede Fläche in Anteile oben erwähnten Bauern einen 83 Karat schweren Stein (claims) von gleicher Größe, je 31 Fuß im Quadrat, vom reinsten Wasser brachte. Er hatte ihn am Ufer mit der Bestimmung , daß jeder nur einen Anteil bedes Vaal gefunden und verkaufte ihn gern , als ihm sihen könne und das auch nur so lange , als er ihn 8000 Mark geboten wurden. Der schlaue Käufer hatte selbst bearbeitete. Ließ der Eigentümer die Arbeit eine ein gutes Geschäft gemacht , denn in Hopetown gab Woche ruhen, so verlor er seinen Anspruch darauf und man ihm 200000 Mark dafür, was auch noch nicht zu jeder andere hatte das Recht, Besitz davon zu ergreifen. viel war , denn später wurde der Stein für eine halbe Die Zahl der Anteile reichte jedoch bei weitem nicht Million weiter verkauft. Es ist das derjenige Diamant, aus für die vielen Tausende, und es gab genug der Unzufriedenen. Dazu kamen täglich neue Scharen. welcher als „ Stern von Südafrika “ die Aufmerksam Man hatte Diamanten führenden Grund bisher keit der Welt erregte und Tausende von Abenteurern nur an den vier genannten Stellen gefunden . Das nach dem fernen Afrika führte. Nicht länger rollte der Vaal seine gelben Fluten konnten doch nicht die einzigen sein ; es waren ganz ungestört durch das steinige Bett im Griqualande, nicht sicher noch mehr in dem Lande ; es handelte sich nur länger herrschte Ruhe und Frieden im Schatten der darum , die verborgenen Reichtümer aufzudecken . So mächtigen Weiden, welche seine Ufer schmückten. Von trösteten sich die leer Ausgegangenen, die zu spät Ge = ſeiner Mündung in den Gariep bis hin zur Grenze des kommenen . Nach allen Richtungen der Windrose zogen Orange-Freistaates waren überall einzelne oder Grup- die Abteilungen aus, um die übrigen Diamantenlager pen von Menschen thätig , das angeschwemmte Geröll aufzufinden . Die ganze Gegend, auf viele Meilen im Flusse zu waschen und rastlos nach den blinkenden um Kimberley herum , legt noch heute, nach fünfzehn Steinen zu durchsuchen. An die 10000 Menschen Jahren, Zeugnis ab von dem Eifer und der Ausdauer hatten sich in kurzer Zeit eingefunden , alle geblendet dieser Leute, denn überall trifft man Löcher und Gruben, und hierher gelockt von dem Glanze jenes Sternes. oft nur wenige Fuß, manchmal aber auch 10 oder 15 m Gar viele waren erfolglos und verkamen in dem öden tief. Sie plagten sich aber alle umsonst, denn mit AusLande, nachdem ihre Mittel zu Ende gegangen waren. nahme zwei kleinerer Gruben im Freistaate fand man So mancher gab das mühselige, wenig Lohn bringende nichts. An diesen beiden Plähen aber, welche also die Handwerk auf und kehrte enttäuscht den Ufern des dritte Gruppe von Fundstellen bilden , erwies sich der Vaal den Rücken. Grund so arm an den edlen Steinen , daß der Ertrag Da wurde durch Zufall gegen Ende des Jahres nicht die Kosten der Bearbeitung deckte.

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Die füdafrikanischen Diamantenfelder.

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Auf den vier genannten Pläßen der zweiten Gruppe finden. Enthält doch in der reichsten Grube , der von entwickelte sich inzwischen ein immer größerer Verkehr. | Kimberley , eine Karrenladung (ungefähr 700 kg) im Der Diamanten führende Grund , wegen seiner Durchschnitt nur ein und ein Viertel Karat. Jn BultFarbe "Iblauer Grund " genannt , liegt in großen, fontein gehören aber schon vier Ladungen zu einem trichterförmigen Deffnungen des Bodens, welche augen- Karat, und da hier verhältnismäßig mehr große Steine scheinlich durch vulkanische Ursachen entstanden sind . | gefunden werden , so konnte es leicht vorkommen , daß Die Oeffnung des Trichters der Kimberleygrube z . B. | einer 100 Centner Masse zu durchsuchen hatte , bevor ist eine Ellipse , deren Durchmesser bei der Entdeckung er einen Stein fand . Das war aber nicht so leicht. Anfangs wurde der Grund in Karren herausge300 und 190 m waren , jest aber infolge der zahlreichen Nachstürze von den Seiten viel größer sind . Die Wände beſtehen bis zu einer Tiefe von 90 m aus ziem lich horizontal streichenden Schiefern , darunter aus hartem Fels. Man ist bis zu 60 m tief in dieses Gestein hinabgegangen, was darunter sein mag, hat man noch nicht erforscht. Die Verengerung desfelsigen Schlundes erfolgt in der größeren Tiefe zwar weniger schnell als früher, aber doch immer noch in einem merklichen Grade, so daß alljährlich die Oberfläche des wertvollen Grundes kleiner wird. Wie tief sich derselbe überhaupt erstrecken , wo alſo der Boden der Grube sein mag, weiß man nicht , denn der tiefste Schacht reicht erſt bis zu 200 m. Der blaue Grund steckt alſo in dieſem Felsentrichter wie ein Pudding in seiner Form. Ja , der Vergleich läßt sich noch weiter führen, denn die Diamanten kann man als die Rosinen dieses Puddings betrachten. Nur schade, daß sie nicht so häufig sind wie diese , und meistens auch nicht so groß , dazu noch gemischt mit allerlei anderen Steinen und Felsblöcken , so daß das Auffinden derfelben Mühe und Arbeit genug verursacht . Die oberste Schicht des Minerals hatte sich bis zu

schafft, zu welchem Zwecke jeder Besizer einen schmalen | Streifen seines Anteiles als Weg für die anderen stehen | lassen mußte. Bald aber ging das nicht mehr , denn die Aushöhlungen wurden zu tief. Einige Weiterblickende hatten sich Drahtseile kommen lassen , welche sie von ihrem Anteile aus nach dem Rande der Grube führten. Dort brachten sie zwischen zwei in die Erde getriebenen Pfählen eine Walze an, wozu meist irgend ein Faß dienen mußte, und zogen nun an einer Leine, | welche sich bei dem Drehen der Walze aufwickelte, den auf dem Seile entlang gleitenden Eimer mit viel ge= | ringerer Mühe herauf. Das Beiſpiel fand allgemeine Nachahmung, und gar bald war jede Grube mit einem | großartigen Spinngewebe überzogen , denn nicht Hunderte, nein Tausende solcher Seile und Leinen waren | darüber ausgespannt . Die ganze Fläche der Gruben und ihre Umgebung wimmelte von Menschen , deren zeitweise mindestens zehntausend darin beſchäftigt waren. | Wie ein Ameiſenhaufen ſah das Ganze aus , so unermüdlich wurde gearbeitet. Und man bedenke , was es | hieß , dort zu arbeiten ! Zwar konnten diejenigen, welche einen guten Griff

einer Tiefe von 10 oder 12 m zersetzt und seine Farbe gethan hatten und einen guten Anteil besaßen , gar in gelb verändert. Man nannte diesen Teil deshalb bald Arbeiter mieten , denn von allen Seiten strömten den gelben Grund . Ueber das Ganze breitete sich die die Eingeborenen herbei , um den guten Lohn , welcher das Land weithin bedeckende Bank von Kalktuff und gezahlt wurde, zu verdienen ; aber dennoch mußte jeder darüber eine geringe Lage roten Sandbodens . ſelbſt vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang Bei der Entdeckung der Gruben fand man schon aushalten im Brande ihrer Strahlen. Zu der harten in dem Sande , sowie in dem Kalkfonglomerate einige Arbeit gesellten sich die Entbehrungen , viele wurden Diamanten, als man aber den gelben Grund erreichte, krank und starben bei dem Mangel jeglicher Pflege. mehrten sich die Funde in überraschendem Maße. Jeder Inzwischen wühlte man sich immer tiefer in den Gräber brachte allein oder mit Hilfe von Genossen den Boden und vervollkommnete die Ausbeutungsmethoden. Grund aus der Grube herauf und durchsuchte ihn | Man gab das Aussuchen des Grundes , wie er aus draußen auf Tischen. Man glaubte natürlich allgemein, der Grube kam, notgedrungen auf, denn er ward immer daß man es auch hier mit alluvialem Geröll zu thun härter , je tiefer man gelangte. Man breitete ihn erst habe, wie in der Nähe des Flusses , und daß daher die längere Zeit zum Verwittern aus und wusch ihn dann Fundstätten in geringer Tiefe erschöpft sein würden. in Fässern. Hierbei wurde der Schlamm fortgeführt Keiner ahnte , wie tief sich der wertvolle Grund er- und nur die Kiesel blieben zurück , zwischen denen die strecken könne. So fahen die Ersten , welche beim | Diamanten viel leichter gefunden werden konnten. Dabei entſtand jedoch eine neue Schwierigkeit. Es Tiefergraben auf den blauen Grund stießen , dies als den Boden der Grube an und kehrten ihr den Rücken . fehlte an Waffer. Zwar grub man Brunnen, aber der Erst einige mehr Beharrliche erkannten den wahren | Ertrag derselben reichte wohl für die Bedürfnisse der Wert desselben. Noch im Jahre 1872, also 18 Monate Menschen, nicht aber für die Schlämmungsarbeiten aus . nach der Entdeckung der Grube , konnte man z . B. in Zahlte man doch für eine Tonne voll Wasser zu Zeiten Bultfontein einen Anteil für 600 oder 300 , ja schon fünf bis zehn Mark, und heute noch, wo großartige für 100 Mark kaufen , während die amtliche Ein- Pumpwerke das Wasser des 40 km entfernten Vaal-= ſchäßung von 1879, welche wegen der Heranziehung flusses nach den Diamantenfeldern schaffen , kostet ein zu den Steuern jezt alljährlich erfolgt , dieselben auf Faß voll anderthalb Mark. Die Ansiedelung wurde indessen mehr und mehr je 2000 bis 8000 Mark veranschlagt. Es ist aber auch erklärlich , daß vielen der Mut eine dauerhafte. Man schaffte Eisenwellblech herbei bei diesem Suchen sank, denn so mancher mag selbst und baute größere Häuſer. Es bildeten sich regelmäßige hier wochenlang gearbeitet haben , ohne etwas zu | Straßen. Doch es gab noch keine Obrigkeit.

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R. Marloth.

Als die Entdeckung der Diamanten plöglich die Aufmerksamkeit auf jene Gegend gezogen hatte, melde ten sich drei Eigentümer des Landes . Der Griquahäuptling Waterboer , der Orange-Freistaat und die englische Regierung, von welcher die Kapkolonie damals noch unmittelbar verwaltet wurde. Der erstere , dem das Land wohl einmal gehört haben mochte, kam natür lich gar nicht in Betracht ; der Freistaat aber, welcher scheinbar der am meisten berechtigte Teil war , da sich die Beſißer der betreffenden Farmen als zu ihm gehörig betrachteten, hatte nicht die Macht besessen, diese Beſizer gegen die ihnen von den Diamantengräbern auf gedrungenen Bedingungen zu schützen, und so blieb denn nur die englische Regierung als ernstlicher Bewerber übrig. Sie annektierte das Land und fand auch heraus , daß die Grenze des Freistaates ungefähr 2 km östlich von Dutoitspan verlaufe; Waterboer aber mußte sich mit einer jährlichen Pension begnügen . Das Verfahren der englischen Regierung gründete sich zwar nur auf das Recht des Stärkeren , für das Land selbst war je doch das Beste, daß eine Hand , welche nicht nur den Willen, sondern auch die Macht dazu besaß , die Verwaltung desselben übernahm. So entstand die neue Provinz Griqualand-West. Allerdings empörten sich nachher mehrere tausend Griquas, obgleich sie wußten, daß sie nichts gegen England ausrichten könnten. Die Verzweiflung trieb sie dazu . Sie erklärten , daß sie lieber durch die Kugeln der Engländer sterben als verhungern wollten, und da man ihnen das Land genom men , so könne man auch noch ihr Leben haben. Der Feldzug nahm denn auch das unvermeidliche Ende, welches die Leute vorausgesehen hatten. Von den englischen Truppen beständig verfolgt , seßten sie sich endlich in den Trümmern der alten Betschuanenstadt Litakun feſt . Die Aufforderung , sich zu ergeben , beantworteten ſie aus einigen alten Flinten, und die Engländer zögerten dann auch nicht länger, fie bis auf den letzten Mann niederzuschießen. Auf diese Weise hatte man auf der einen Seite Ruhe geschafft, und um auch auf der anderen das Gleiche zu erreichen, fand man die stets wiederholten Forderun gen des Freistaates mit einer einmaligen Zahlung von 180 000 Mark ab . So befestigten sich die Verhältnisse auf den Diamantenfeldern immer mehr und mehr. Von der ursprünglichen Ansicht, daß es sich hier nur um alluviale Massen handele, war man im Laufe der Jahre zurückgekommen. Mit der zunehmenden Tiefe der Grube mehrten sich zwar die Schwierigkeiten beim Heraufholen des blauen Grundes, doch überwand man dieselben an fangs noch durch verbesserte Einrichtungen und die Einführung von Dampfmaschinen. Schließlich aber er-

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wertvollen Erdreiches erschlagen wurden , oder mit ihrem eigenen Grund und Boden in einen solchen Abgrund stürzten . Auch brach öfter ein Seil und der herabstürzende Eimer ward den darunter Arbeitenden verderblich. Im Jahre 1879 war man in der Kimberleygrube, welche wegen des reicheren Ertrages am eifrigsten be= arbeitet wurde, bis zu 90 m hinuntergegangen. Die Abstürze der Wände mehrten sich da jedoch in solchem Maße, daß viele Anteile in der Nähe der Grubenwand verlassen wurden , und man einſah , daß es so nicht weiter gehen könne. Bisher hatten sich nur hier und dort einzelne Nachbarn zusammengethan, um ihren Grund gemeinschaftlich zu bearbeiten. Jezt begann die Bildung von Aktiengesellschaften, welche die vorhandenen Anteile aufkauften. Kaum war von einigen Seiten dieses Beispiel gegeben , ſo ſchoſſen die Geſellſchaften wie Pilze aus der Erde. Allein in den vier erwähnten Gruben der zweiten Gruppe entstanden um das Jahr 1880 57 Diamanten- Aktiengesellschaften (diamond - mining - compagnies). Es wurden zahlreiche Verbesserungen eingeführt, welche dem Betriebe nach und nach die Gestalt gaben, die er heute noch hat. Am Rande der Gruben stellte man große Dampfmaschinen auf , welche die gefüllten Karren oder Eiſenkäſten auf Drahtseilen heraufziehen . Auf Schienen wird der Schutt dann an die Abladungsstellen , der blaue Grund aber auf die ausgedehnten | Lagerflächen (depositing floors) gebracht, wo er zer| kleinert vier bis sechs Monate liegen bleibt. Nach dieser Zeit ist er genügend verwittert , um gewaschen werden zu können . Das Waschen in Fässern gab man auf. Der mürbe und locker gewordene Grund , den man durch einen Rost fallen läßt, um Steine von mehr als 4 cm Durchmesser zurückzuhalten, da so gewaltige Diamanten nicht vorkommen, gelangt in eine durch Dampf getriebene, um ihre Achse rotierende Trommel , deren | Wand ein feines Drahtnek bildet. Das zugeführte Wasser schwemmt alle feineren Teile fort , nur die Steine und Kiesel in der Trommel lassend. Durch das Einschalten mehrere Siebe verschiedener Größe werden dieſe Steine in drei oder vier Nummern geteilt. Jede | Nummer wird dann auf Tischen ausgebreitet und die darin vorhandenen Diamanten werden von Vertrauenspersonen ausgesucht. Die Vereinfachung des Verfahrens, die viel höhere Leistungsfähigkeit der Maschinen schwellte die Hoffnungen der Beteiligten ins Unendliche. Die Aussichten der Aktionäre waren die großartigsten. Man zahlte den Besitzern ungeheure Preise, nämlich von 2000 bis zu 300000 Mark für den Anteil von 31 Fuß im Quadrat. Die Zahl der Anteile , welche zu einer Gestanden ungeahnte Hindernisse. Infolge ungleichmäßiger Ausbeutung der verschie sellschaft zusammentraten, schwankte von 4 bis zu 130 ; denen Anteile entstanden die größten Unebenheiten des das Anlagekapital von 600 000 bis zu 10 Millionen Bodens. Hier arbeitete einer umgeben von 10 oder 20 m Mark. Die kleineren Gesellschaften gaben ihre Aktien tiefen Abgründen, dort stand ein anderer in seinem Loch, meist zu 100 oder 200 Mark, die größeren bis zu stetig bedroht von hohen Wänden . Der blaue Grund 2000 Mark aus. Ein wahrer Taumel ergriff die Leute. Hunderte, ist ziemlich bröcklig, besonders nachdem er der Luft für einige Zeit ausgesetzt gewesen. Eo geschah es denn ja Tausende, hier und in Europa, glaubten im Handgar bald, daß einzelne von herabstürzenden Massen desumdrehen Millionäre werden zu können und legten ihr

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Die südafrikanischen Diamantenfelder .

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oft mühsam erworbenes Geld in Diamantenaktien an. durch die häufigen Abstürze der Schuttmassen gezwungen Es konnte ja kein gewinnreicheres Geschäft geben. Die worden ist , das System der Oberflächenbearbeitung Aktien der De Beers mining company , welche des blauen Grundes aufzugeben . Man hat senkrechte zu 200 Mark ausgegeben worden waren, gingen in Schachte durch das umgebende Gestein oder auch durch kurzer Zeit auf 540 , die der Compagnie française den überliegenden Schutt gegraben und dann Quervon 400 auf 1100 , ja die der Central company stollen in den blauen Grund getrieben . Nicht mehr von 2000 auf 9000 Mark hinauf. Es ist leicht erklär- mit Hacke und Spaten allein , sondern mit Dynamit lich, daß Kimberley, daß die Diamantenfelder blühten . geht man demselben zu Leibe und sprengt die Massen Zwar befand man sich mehr als 1000 km weit mitten los. Die Gänge werden jedoch nicht verschalt, wie das in einem öden Lande, in das die Eisenbahn erst für in Europa als notwendig erachtet wird , so lange man eine kurze Strecke hineinführte , zwar lebte man in in bröckligem Grunde arbeitet. Es ist daher nicht überBlechhäusern und hatte gar viel Hiße und Staub zu raschend , daß sich fast täglich Unglücksfälle ereignen, ertragen, aber man entschädigte sich und lebte flott . daß monatlich so und so viel Arbeiter erschlagen werden . Ich habe mich bemüht , etwas Genaueres darüber Man hatte ja Geld, Geld wie Heu, und für Geld läßt zu erfahren, aber eine Statistik der Unglücksfälle gibt sich alles haben, selbst mitten in Afrika. Aller Lurus Europas, die verfeinerten Genüsse der es wohlweislich nicht. Während der vier Monate meines Aufenthaltes auf den Diamantenfeldern wurden Großstädte wurden importiert. Es entstanden groß artige Kaufläden , Gold- und Juweliergeschäfte mit in den Berichten der Zeitungen 19 Tote und 40 Schwerprächtigen Schaufenstern. Theater und Cirkus wurden verwundete aufgeführt ; wie viele aber während dergebaut, Pferderennen veranstaltet und Bälle abgehal- | selben Zeit einfach mit Stillschweigen übergangen worden ten , wobei die Pracht der Toiletten auch das ver- sind , kann man nur ahnen. Kurze Zeit , nachdem ich Kimberley verlassen hatte, fam die Nachricht , daß eine wöhnteste Auge befriedigen konnte . Das Leben war schön , war von einem eigenen herabstürzende Wand der Dutoitspangrube 20 Mann erschlagen habe , acht Weiße und zwölf Schwarze. Reiz , denn neben der Pracht und Großartigkeit des selben herrschte eine Ungebundenheit und Freiheit des Leichtere Verlegungen, wie das Abquetschen von Zehen Umganges , wie man dies in Europas alten Kultur- oder Fingern sind so an der Tagesordnung , daß kein Mensch davon spricht. Das schreckt natürlich die andern. plätzen nicht kannte. nicht ab, auch ihr Heil auf den Feldern zu versuchen. Wirkung seine äußerte Aufschwung Dieser riesige Zwar ist die Zahl der dahin Strömenden nicht auf die ganze Kapkolonie, auf ganz Südafrika . Selbst die Eingebornen , selbst die unabhängigen Kaffern mehr so groß wie früher. Im Jahre 1885 sind nur hatten teil an dem Gewinne. Nicht weniger als 60000 schwarze Ankömmlinge in die Liſten eingetragen 104 645 Eingeborne wurden allein im Jahre 1882 worden, dennoch aber sind beständig 20 000 Eingeborene dort. Außer den verschiedenenartigen Eingeborenen in die Meldungslisten eingetragen . Die Zeiten waren glänzend , aber es konnte nicht | Südafrikas stellt die Westküste sowohl wie Zanzibar einen immer so bleiben. Mit der reichlicheren Versorgung geringen Anteil derfarbigen Bevölkerung . Etwas größere des europäischen Marktes ging der Wert dieser Edel- Scharen kommen von Asien. So arbeiten ziemlich viele steine ganz naturgemäß immer weiter zurück ; handelte Chinesen in den Gruben . Zahlreicher noch als die Söhne des himmlischen es sich doch nur um einen Schmuckgegenstand, nicht um einen Verbrauchsartikel . Die Unkosten der Gewinnung Reiches treten die Inder auf, der vereinzelten Afghanen, gingen aber nicht zurück, sondern stiegen immer weiter, Perser und Araber nicht zu gedenken. je tiefer man kam. Alle diese Völkerschaften sind am leichtesten auf dem Die Folgen zeigten sich gar bald. Die Dividenden Marktplage in Kimberley zu beobachten, wo sich in den wurden immer geringer , bald hörten sie bei einigen frühen Morgenstunden ein buntes Treiben entfaltet, Gesellschaften ganz auf. Die Ernüchterung kam und welches den Neuling ganz verwirrt. Zwischen den zahlzwar gewaltig schnell. Das Jahr 1883 brachte die ver- reichen schweren Ochsenwagen der Bauern , welche hängnisvolle Wendung. Die Aftien fielen ; sie erreichten meistens Holz oder Getreide bringen , drängt sich die pari. Der Schrecken riß ein. Die Aktien fielen immer geschäftige Menge, denn die Bedürfnisse einer Bevölkeweiter. Die Aktien, welche bezüglich zu 200, 400 und rung von ungefähr 30 000 Menschen sind gar groß. Man sieht fast nur Männer, denn die europäischen 2000 Mark ausgegeben worden waren , und bald da= rauf 540, 1100 und 9000 gestanden hatten , gingen Frauen lassen sich hier selten blicken , und von den hcrunter bis auf 60, 160 und 400 , den Besitzern natür- | Schwarzen haben wohl nur die Eingeborenen des Griqualandes ihre Familien bei sich, während die der Zahl lich ungeheure Verluste bringend. Viele andere Gesell ſchaften wurden bankrott , und heute beſtehen von den nach weit überwiegenden Kaffern als Junggesellen oder Strohwitwer auf die Felder kommen. Nur die Weiber 57 Gesellschaften des Jahres 1881 nur noch 21 . Freilich mit den Spekulanten litten auch die red- der Inder bringen eine erfreuliche Abwechslung in das lichen Geschäftsleute. Nur allmählich haben sich die Gewimmel . Eine solche Mischung der verschiedenartigsten Leute von dem Schlage erholt und versuchen nun, durch größeren Fleiß und durch Sparſamkeit wieder vorwärts zu kommen. Die Gewinnungsweise der Diamanten ist noch die gleiche, wie ich sie oben beschrieben habe, nur daß man

Stämme und Rassen ist zwar für den Ethnographen äußerst interessant, für die Ruhe und Ordnung der Felder wird sie aber gar oft bedenklich. Besonders des Sonnabends , wenn der Wochenlohn ausgezahlt und

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ein beträchtlicher Teil desselben in Branntwein umgeseht worden ist, geraten eifersüchtige Stämme, z . B. Zulus und Baſutos , gar leicht in Streit. Mit ihren Kerris, kurzen Stöcken mit schwerem Knopfe, bewaffnet, gehen sie zu Hunderten gegeneinander los, einen fürchter lichen Lärm erregend und oft stundenlang kämpfend, bevor es der Polizei gelingt, die Wütenden zu trennen . Natürlich sind gebrochene Glieder oder auch zerschlagene Schädel die Folgen dieser Aufstände . Erst kürzlich hat sich die Regierung entschlossen , ähnliche schwere Auftritte dadurch unmöglich zu machen, daß sie den Kaffern dieſe unscheinbare aber höchſt gefährliche Waffe abnahm. Wie ich oben erwähnte, ſind faſt alle Häuser und selbst die Kirchen aus Eisenwellblech errichtet. Nur wenige Gebäude, z . B. die Banken, der Gerichtshof die Post, sowie einige Privatwohnungen find aus Stein, eine andere Zahl aus getrockneten Lehmblöcken gebaut. Die Eisenwohnungen sind am billigsten , aber gesund kann man sie nicht nennen , wenn sich auch die innere Einrichtung so geschmackvoll und behaglich gestalten läßt, wie nur irgendwo zu Haus. Die südafrikaniſche Sonne erhitzt Wände und Dächer manchmal so weit, daß man sie nicht berühren kann , ohne sich die Finger zu verbrennen. War ich doch eines Abends nicht wenig erstaunt, als ich beim Betreten meines Zimmers in dem Gaſthause die Kerze geſchmolzen fand . Gar oft zeigte das Thermometer im Zimmer schon morgens um zehn Uhr 26 oder 28 ° R., während die Lufttemperatur mittags auf 30 bis 32 ° R. stieg , um erst gegen fünf Uhr schnell abzunehmen. Die kühlen Nächte, welche dem Körper erquickende Ruhe gewähren, sind ein großer Vorzug des Landes , sonst wäre aber wohl auch kein europäischer Körper stark genug, das entnervende Klima für längere Zeit zu ertragen. Zu der Hiße des Sommers gesellt sich unermeßlicher Staub . Wie London berüchtigt ist seines Nebels wegen , so ist es Kimberley durch den Staub . Turm hohe Massen gelbroten Staubes jagt der Sturmwind über Stadt und Land , manchmal so dick, daß man glauben möchte, es wollte Abend werden. Wenn dann der Regen schließlich losbricht, welcher leider nicht immer diesen Gewitterſtürmen folgt, so überschwemmen die plötlich niedergehenden Wassermassen weite Strecken , verschwinden aber auch ebenso schnell , und am nächsten Morgen ist es so heiß und trocken wie zuvor. Daß unter solchen Verhältnissen der Gesundheitszuſtand auf den Feldern nicht der beste sein kann , ist leicht erklärlich, besonders wenn man bedenkt, daß auch die Menschen noch vielfach zur Verschlechterung der Luft , welche sie atmen , beigetragen haben. In den ersten Jahren des wilden Lebens blieben die Abfallund Auswurfsſtoffe der Bevölkerung selbstverständlich in der Nähe der Wohnungen liegen. Später verscharrte man sie dort , und heute stehen zahlreiche Häuser auf dem so verpesteten Boden. Unverantwortlich ist es, daß auch heute noch ein großer Teil dieser gesundheitsschädlichen Stoffe im Inneren der Stadt verbleibt. Als vor zwei Jahren die Pockenpest das Lager überzogen hatte, ging man ihr zwar unter Aufwendung bedeutender Mittel mit Chlorkalk und Karbolsäure zu Leibe , zu gleicher Zeit die Impfung aller Eingeborenen begin

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nend ; daß es aber ebenso notwendig ist, durch hygienische Maßregeln der Wiederkehr so kostspieliger Besuche vorzubeugen , vergessen selbst die Herren vom Gesundheitsrate. Neben der allgemeinen Tropenkrankheit, der Dysenterie, und einer sehr gefährlichen Lungenentzündung ist es eine besondere Art Fieber, welche alljährlich zahl= reiche Opfer fordert. Es heißt ,, the camp -fever" und ist augenscheinlich auch eine Folge der durch menschliche Trägheit und Nachlässigkeit verpesteten Luft. Einen großen Fortschritt auch nach dieser Richtung | bedeutet die im November 1885 erfolgte Eröffnung der | Eisenbahn, welche es dem nur einigermaßen Bemittelten gestattet , der Fieberluft zu entfliehen und nach einer 34stündigen Fahrt die etwa schon aufgenommenen Krankheitskeime an dem Strande des atlantischen oder indischen Oceans zu bekämpfen . Gleichzeitig trägt auch die reichliche Versorgung der Diamantenfelder mit frischem Gemüse und Früchten zur Hebung des allge= meinen Wohlbefindens bei. Vor zwei Jahren noch wurde selbst in der besten Jahreszeit ein Kohlkopf mit 3 Mark , eine Gurke mit 1/2 , ein Pfund Trauben mit 1 bis 2, ein Pfund Fisch mit 3 Mark bezahlt, während jezt alle diese Dinge oft zu denselben Preisen wie in Kapstadt zu haben sind . Man kann es daher auch leicht verstehen , daß die Kimberleyleute bei Gelegenheit der Eröffnung dieses Verkehrsmittels eine ganze Woche lang Festlichkeiten aller Art veranstalteten . Die Schilderung der Diamantenfelder würde nicht vollständig sein , ohne die Erwähnung einer nur hier anzutreffenden, oder wenigstens von hier ausgehenden Menschenklasse. Das sind die J. D. B.'s . ¹) Der Umstand , daß ein so kleines Ding wie ein Diamant so wertvoll ist, daß z. B. schon ein Steinchen von der Größe einer Erbse mehrere tausend Mark vorstellt , reizt zum Diebstahl und erleichtert ihn , da sich das zu stehlende Gut ja leicht verbergen läßt. Die | Schwarzen, welche es außerdem noch sozusagen als ihr Recht betrachten, dem weißen Manne zu nehmen, was ihnen erreichbar ist , stahlen daher von Anfang an die Diamanten , wo und wann sich eine Gelegenheit dazu bot. Die Verwertung des gestohlenen Gutes wurde ihnen sehr leicht gemacht , denn gar bald war auf den Feldern eine Schar von Hehlern versammelt , welche den Dieben die Steine abkauften , natürlich nur einen geringen Preis dafür zahlend und einen reichen Gewinn aus ihrem Anlagekapital ziehend. Durch ununterbrochene Wachsamkeit allein konnten die rechtmäßigen Eigentümer das Ausrauben ihres Grundes verhindern, und durch eine Lynchjustiz suchten sie die ungetreuen Arbeiter abzuschrecken. Wurde ein solcher Spizbube gefaßt, so zerschlug ihn der Bestohlene entweder so jämmerlich , daß der Gelynchte kaum seine Glieder vom Plaze schleppen konnte, oder man teerte und federte ihn , ein auch jezt noch ziemlich beliebtes Mittel der Volksjuſtiz . Im ersteren Falle kam es nicht

1) Sprich „ eidibis " , eine nach englischer Sitte abgekürzte Bezeich. nung für illicit diamond buyers, d . h . ungeseßliche Diamantenläufer, im Gegensatz zu licensed diamond buyers , d . h. tonjefflonierten Diamantenhändlern.

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selten vor , daß der Geschlagene seinen Geist aufgab, | bar oder mittelbar dabei beteiligt sind , auf ein Viertel im lezteren Falle soll es sogar geschehen sein, daß der der Bevölkerung schätzt. Die Versuchung und der Dieb, nachdem er also mit Teer bestrichen und mit lockende Gewinn ist für Leute mit weitem Gewissen Federn bestreut worden war, angezündet und so einem gar zu groß , und die Zahl solcher ist auf den Diaqualvollen Tode überliefert wurde. mantenfeldern bedeutender als irgendwo anders. Wo Dieſe von dem Grimm und der Wut der Geplün- ein Aas ist, da ſammeln sich die Geier. Es iſt ſtatiſtiſch derten eingegebenen Strafwege mußten natürlich ver- festgestellt, daß in London mehr große Diamanten vom lassen werden, als nach und nach eine geordnete Ver- Kap zum Verkauf kommen, als in den Liſten auf den waltung Plak griff , und schließlich wurde im Jahre Feldern verzeichnet wurden , denn gerade die größeren 1882 ein Gesetz erlassen , the diamond trade act, Steine sind es, welche für die große Gefahr auch einen welches den Handel mit Diamanten so regelt, daß Dieb großen Gewinn gewähren. So ein Kaffer, welcher den und Hehler mit harten Strafen belegt werden , sobald Stein glücklich durch das Untersuchungsamt (searman sie überführen kann. ching office) geschmuggelt hat, erhält für einen Stein, Nach den Bestimmungen dieses Gesezes muß ein der etwa 10000 Mark wert ist , kaum 100 Mark , der jeder, welcher mit ungeschliffenen Diamanten handeln erste Käufer aber , welcher selten über größere Mittel will, von der Regierung konzessioniert werden , gerade verfügt und meist nur als Zwischenperson wirkt , bewie in Deutschland z . B. die Pfandleiher . Für diese kommt vielleicht 1000 Mark dafür , den Löwenanteil Erlaubnis (license) zahlt er eine jährliche Abgabe von des Gewinnes zieht der große Unternehmer , welcher 1000 Mark und übernimmt die Verpflichtung , regel dann, sobald ein genügendes Päckchen davon zusammen recht Buch zu führen über den Ankauf und Verkauf ist, einen seiner Leute damit nach England schickt. jedes Diamanten im Gewichte von mehr als einem Es geschieht auch öfter, daß mehrere Kleine, deren Karat, wobei Farbe, Geſtalt und Wert, sowie natürlich Mittel einzeln nicht ausreichen, zum Kaufe eines größern Herkommen oder Bestimmung einzutragen sind. Will Steines eine Art Aktiengesellschaft bilden, auf gemeinſonſt jemand , z. B. ein Fremder , einen Diamanten schaftliche Kosten einen davon nach England schicken faufen, so hat er vor dem Polizeichef zu erklären , daß und dann , wenn dieser ein ehrlicher Spitzbube bleibt, er den Stein nicht zum Zwecke des Wiederverkaufs er- den Gewinn teilen. Bis vor Jahresfrist galt das Diamantengefeß nur werben will, worauf ihm der Erlaubnisſchein (permit) in der Provinz Griqualand-West, und hatte ein solcher zum Ankaufe des darin beschriebenen Diamanten aus gefertigt wird. Erst beim Vorzeigen dieses Scheines Läufer ( unner) oder Träger (carrier) die Grenze ist der betreffende Besiher desselben , also ein Händler | der Provinz im Rücken , so war er mit ſeinem Stoffe oder eine der Gesellschaften , berechtigt , den Stein zu (stuff ist der beliebte Ausdruck für Diamanten) in verkaufen , während der Käufer den Schein aufzube- Sicherheit. Es ist öfter vorgekommen , daß man bei wahren hat , um sich jederzeit über den Erwerb des J. D. B.'s , welche infolge telegraphischer Weisung in Kapstadt verhaftet wurden, Diamanten im Werte von Diamanten ausweiſen zu können. Die Comptoirs der meisten Gesellschaften und fämt mehreren hunderttausend Mark fand, die Herren aber, licher Diamantenhändler, deren Zahl wohl über hun troßdem die Steine augenscheinlich gestohlen waren, wieder auf freien Fuß seßen und ihnen die Diamanten dert betragen mag , befinden sich dicht bei der Kimber leygrube in dem Teile der Stadt , welcher der Dia- | zurückgeben mußte. Ja ein solcher Spitzbube klagte mantenmarkt heißt. Thür neben Thür sieht man die sogar nachher gegen die hiesige Polizeiverwaltung auf Aufschrift licensed diamond buyer , und es ist ge- | Zahlung einer bedeutenden Entschädigungssumme für rade für den deutschen Besucher auffallend , daß mehr den Abbruch, welchen man seinem guten Rufe durch) als drei Viertel aller Namen ihm wohl bekannt sind, die ungesehliche Verhaftung gethan hatte. Damals wurde in den Hafenstädten der Handel denn Goldstein , Wolf , Levy , Weil , Rosenthal , Herz mit dem Stoffe ziemlich offen betrieben. Ist es mir u. s. w . treten ihm auf allen Seiten entgegen. Die Strafbestimmungen des Diamantengeseßes doch selbst begegnet, daß mich ein solcher Läufer auf der sind äußerst streng. Wird einer beim Stehlen eines Straße fragte, ob ich nicht „ krystallisierten Kohlenstoff " , Diamanten , oder beim unerlaubten Kaufen erwischt, wie er sich ausdrückte , kaufen wolle , und die großen oder auch nur im Besize eines so erworbenen Diaman Barone , welche regelmäßig ihre Sendungen von den ten gefunden, um dessen Vorhandensein er wußte, so Feldern erhielten und dann verschifften, waren in Kapsind ihm drei bis sieben Jahre Zwangsarbeit gewiß, in stadt und Port Elisabeth wohl bekannt. schweren Fällen sogar fünfzehn . Und Zwangsarbeit iſt Jezt iſt das Diamantengeſeß in der ganzen Kolonic hier in Südafrika für den Europäer noch viel schreck- | in Kraft und ſo iſt dem öffentlichen J. D. B. -Geſchäfte licher als zu Hause. Die schwarzen Genossen des Ver- so ziemlich ein Ende gemacht. Unter der Oberfläche brechers finden eine teuflische Freude , eine Art Ent- geht es jedoch flott weiter , und auf den Diamantenschädigung für ihre eigene Strafe darin , den sie sonst feldern weiß jedes Kind, daß selbst Personen in hohen beherrschenden Weißen zu plagen und zu quälen und | Vertrauensstellungen dieſe Sekte unterſtüßen. Es iſt ihm mit allerlei tückischen Streichen oder ckelhaften auch nußlos für die Polizei zu wissen , daß dieser oder Dingen das Kerkerdasein noch unerträglicher zu machen. jener ein J. D. B. ist, er kann nur bestraft werden, Troß dieser drakonischen Strafen blüht das J.D.B.- wenn er auf der That ertappt wird. Das ist jedoch Wesen lustig fort. Es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn nicht leicht , besonders nicht mit den eigentlichen Anman die Zahl derer auf den Feldern, welche unmittel- stiftern , welche sich wohlweislich zurückhalten , auch

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außerdem vermöge ihrer reichlichen Mittel über alle | lich , mit welcher Leichtigkeit der Gesinnung die Leute Vorgänge, ſelbſt innerhalb der Polizeiverwaltung, wohl | auf den Feldern von dieſem Geſchäfte reden . Es wird unterrichtet sind. fast allgemein milder beurteilt, als in Deutschland z . B. Das Verfahren , welches die Polizeiverwaltung der Schmuggel , trotzdem es doch weiter nichts ist als anwendet , um einen J. D. B. überführen zu können, | ein ganz gewöhnliches Stehlen und Hehlen. Ich habe iſt nichts weiter als ein Fallenlegen. Ein gemieteter mich öfter über die Unvorsichtigkeit gewundert , mit Bursche wird mit einem Diamanten zu dem verdächtigen welcher man die Bezeichnung J. D. B. gebraucht, denn J. D.B. geschickt, um ihm den Stein etwa zum halben Leute, welche ich nur ganz oberflächlich kannte, nannten Werte anzubieten. Manchmal wird das erkorene Opfer diesen oder jenen so , dessen Namen gerade erwähnt mißtrauiſch und verſchmäht den Köder, gewöhnlich aber wurde , oder welcher an uns vorüberging . Und doch sucht der Käufer den Preis herunterzudrücken und nimmt ist Verleumdung mit Bezug auf ein Verbrechen , das schließlich den Stein. Sobald der gedungene Verkäufer 15 Jahre Zuchthaus eintragen kann, keine leichte Sache. das Geld dafür erhalten hat , gibt er den in der Nähe Es weht eben auf den Diamantenfeldern eine ganz irgendwo den Vorgang überwachenden Kriminalbe- andere Luft, nicht nur phyſiſch, sondern auch moraliſch, amten das verabredete Zeichen, und diese verhaften den eine Luft , welche dem Ankömmling aus Europa das Ueberlisteten , natürlich sofort seine Person und Woh- Atmen gar sehr erschwert , aber dem Beobachter der Menschen ebenso reiches Material bietet, wie das Land nung durchsuchend. Eine andere Methode war gerade während meines | und seine mineralischen Schäße. Zum Schluß will ich einige Zahlen anführen, um Aufenthaltes auf den Feldern mit großem Erfolge angewendet worden. Die Polizei hatte in einer unver- dem Leser einen Ueberblick zu geben über die Summen , dächtigen Gegend ein Häuschen gemietet und zwei unter welche auf diesem kleinen Raum schon gewonnen worden den J. D. B.'s wohl bekannte Leute bestochen. Der sind . Da es eine genauere Statistik der Diamanteneine davon bezog das Haus und wohnte einige Zeit | Produktion erſt ſeit 1883 gibt , ſo läßt sich die vorher darin, der andere spielte dann den Schlepper und brachte gewonnene Menge nur abschäßen. Sie wird von Sachim Laufe einiger Tage ein Dutzend J. D. B.'s , auf verständigen auf mindestens 15 Millionen Pfund Sterwelche es gerade abgesehen war , zu seinem Freunde, ling angegeben. Im Jahre 1883 wurden 2413954 wo dann in der üblichen Weise der Kauf abgeschlossen | Karat im Werte von 2742521 £ ausgeführt , 1884 und wurde. Zwei unter dem Dache verborgene Kriminal- | dann 2263 686 Karat im Werte von 2807 288 beamte beobachteten durch Löcher in der Decke, die 1885 noch 2440788 Karat im Werte von 2 492 755 ₤. Decke wird hier , wie schon oben angegeben , meist nur Wir haben also eine Gesamtsumme von nicht weniger von Leinwand oder dünnen Brettern gebildet - und als 23 Millionen Pfund Sterling, oder 460 Millionen nahmen, sobald ihre Opfer das Zimmer verlassen hatten, Mark. Hierzu kommen noch die heimlich ausgeführten das für die Diamanten gezahlte Geld in Empfang. Diamanten, deren Wert mindeſtens ein Viertel obiger Wesentlich notwendig bei dem Verfahren , um nachher Summe beträgt. Angesichts dieser halben Milliarde von dem Gerichtshofe (special court) eine Verur- ist es wirklich erstaunlich , daß die Diamanten immer teilung zu erwirken, iſt nämlich, daß die Aussagen dcs | noch einen solchen Wert haben, wie es in der That der Mietlings (trap) und der Kriminalbeamten in Bezug Fall ist, wenn derselbe auch nur die Hälfte von dem auf die Identität der Person übereinstimmen, und daß der beträgt, was vor der Entdeckung der südafrikanischen Kauf wirklich abgeschlossen worden ist, was immer nur Gruben dafür gezahlt wurde. Was nun die Zukunft dieses interessanten Erdendurch das Zahlen des Geldes als erwiesen erachtet wird. Vom moralischen Standpunkte aus muß man dieses fleckchens anbetrifft, so sind wohl für die nächsten Verfahren verurteilen, aber in der Praxis ist noch kein zehn oder zwanzig Jahre noch keine Befürchtungen be anderes Mittel gefunden worden , um wenigstens die gründet , denn vorläufig ist noch blauer Grund genug ärgsten Spitzbuben unschädlich machen zu können. Zu- | vorhanden, besonders in den Gruben von Dutoitspan dem muß man bedenken , daß nur auf gewohnheits- und Bultfontein, welche man erst etwa 60 m tief ausmäßige J. D. B.'s in dieser Weiſe Jagd gemacht wird, gehöhlt hat. Einmal aber , darüber kann kein Zweifel daß der Chef der Polizeiverwaltung in jedem einzelnen möglich sein , wird der Boden der Gruben eine solche Falle die Anweisung zum Abfaffen eines solchen zu Tiefe erreicht haben , daß der Betrieb nicht mehr unterzeichnen hat, und daß die Verhaftung in der Regel zahlt, und was dann ? Ja, dann zerstreut sich die Benicht bei dem ersten Kaufe , sondern nur nachdem das völkerung wieder in alle Winde, nur diejenigen zurückOpfer einen zweiten und dritten Bissen angenommen lassend, welche mit dem Handel im Innern Südafrikas hat, erfolgt. Die Fälle, wo ein bisher ehrlicher Mensch zu thun haben . Lange Reihen verfallener Blechhäuser, durch die Hüter des Geseges selbst vom Pfade der meilenweite Schuttfelder und vier gähnende Abgründe Tugend abgeloft und der Hand des Rächers überant- würden verbleiben , bis im Laufe der Jahrhunderte, wortet wird , sind daher selten , ich möchte sagen , fast der Jahrtausende Wind und Regen diese Zeugnisse unwahrscheinlich, obgleich es freilich viele gibt , welche menschlicher Thatkraft, menschlicher Ausdauer vernichtet haben werden . ihr Unglück einer solchen Versuchung zuschreiben. Und warum schaffte der Mensch so Gewaltiges ? Ja Auf den Diamantenfeldern verdammt natürlich eine große Partei dieses Vorgehen, denn darin liegt ja warum ? Doch nur damit einige wenige seines Gedie größte Gefahr für alle , welche an dem heimlichen schlechtes konnten ihre Eitelkeit in erhöhtem Glanze Diamantenhandel ein Interesse haben. Es ist erstaun= | strahlen lassen.

Der Sammler

Don Bacheligen Schönen. fie abernur anstatt uns die Arten beschreiben, flagen gradeamerikanischen in den warmen und gemäßigten Hindernisse, überzudie die | des im allgemeinen Kontinents, vom 49.0Ländern 11. Br. diese Gewächse ihren Forschungen bereiten, über (Lake of the Woods, der Waldsee) bis ungeVon die Unfruchtbarkeit und Dede der Gegenden , in fähr 45.0 südl. Br. am Archipelagus de los denen sie vorkommen, und viele, sonst die eifrigs Chinos y Huaytecas, wo nach Popping noch D. Hüttig. sten Sammler, gestehen ganz offen , daß sie die große Flächen mit Cactus equimbanus Mob , Die Familie der Katteen hat als Gegen selben recht eigentlich zu ihren Feinden zählen . nach Salm. Dyd Cereus oburneus , nad stand der Pflege und Zierde unserer Gärten eine Wir wollen mit diesen Reisenden nicht streis Bertano Cereus peruvianus bestanden sind; Geschichte, und in derselben gleich vielen anderen ten ; hatten wir selbst doch oft genug Gelegenheit, in der Nähe des Aequators sind sie bis zur Höhe Gewächsen, die der Mensch in Pflege gevon 4680 m vom Meeresspiegel gerun. nommen, wie Th. Rümpler ungefähr den worden. Die Verbreitung der Kaf fagt in seinem (Föriters) ,Handbuch der teen im angebauten , verwilderten oder Katteenfunde", Leipzig 1885, eine Periode nochzweifelhaft wilden Zustande umfaßt des Aufganges, des höchsten Glanzes und außerdem einen großen Teil der wär des Niederganges. Die Zeit, in welcher Gegenden in Europa, Afrika und meren ihr wunderbarer Bau am eifrigsten stu Asien. Eine der größten Sammlungen diert, die eigentümliche Schönheit ihrer Kalteen von in Arten und Spielarten Formen am höchsten geschätzt und ihre steht in der rühmlichst bekannten Firma Verbreitung mit fast leidenschaftlichem Hoflieferanten Herrn Chr. Lorenz des Eifer gefördert wurde, fällt in das dritte in Erfurt zur Verfügung der Liebhaber und vierte Jahrzehnt unseres Jahrhun und Sachkundigen. derts und teilweise noch in das fünfte, Was die wirtschaftliche Be in die Zeit, in welcher Dr. Pfeiffer die deutung der Katteen betrifft, so ist Beschreibung und Synomit der in deutihrer Heimat wie im angebauten fie in schen Gärten lebend vorkommenden KatZustande nicht gering. Die Indianer teen ( 1837) u. a. m. veröffentlichte, die Meritos 3. B. bedienen sich zur HerstelZeit, in welcher Männer wie Haworth, lung von Verschanzungen und FeldDe Landolle, Turpin, Lint, Otto, Marzäunen der Gereen, in Südamerika meist tius, Zuccarini , Scheidweiler , Joseph Cereus Swartzii , welche mit ihren aufFürst von Salm Dyck u. a. Monogra strebende n Westen 3-4 m hoch werden phieen der Familie der Kakteen schrieben. und bis in ihr hohes Alter wehrhaft Obgleich seit dem Jahre 1799, wo bleiben Es gibt indianische Dörfer, in . Willdenow in den,,Species plantarum " denen alle Wohnstätten mit der ihnen 29 Arten von Kattus aufführte, oder seit angrenzen den, oft ganz bedeutenden Land1:07, wo Profap deren 32 angab, die fläche von solchen Schutzhecken umgeben Zahl der Arten mit so reichlicher Gevielen holzarmen Gegenden , find. In schwindigkeit zugenommen hat, daß fowie auch auf der Hochebene Meritos De Landolle bereits im Jahre 1828 an werden die weichlichen unverweslichen sicheren Arten 162 fannte , 1837, to Stämme zu Rädern und Thürschwellen Zuccarini die damals bekannten Arten und zur Feuerung benutzt. Einige Arten beschrieb , und daß in den großen von Cereus in Bolivien, welche bisweiSammlungen jener Zeit zusammen Ien eine Stärfe von 50 cm erreichen , wohl mehr als 500 Arten, 1816 , wo sind in manchen Teilen dieses Landes Försters Handbuch der Kakteenfunde" Brennholz. das einzige erschien, mehr als 800 Arten in den GeVon den riesigen Kugeln des Echinowächshäusern vorhanden waren, und es cactus ingens und seiner Verwandten auch in unserer Zeit an neuen Entdec Fig. 1. Cereus grandiflorus (Rönigin ber Nacht). machen die Schmuggler in Merito einen ungen und Beobachtungen nicht gefehlt eigentümlichen Gebrauch , indem sie diehat, so find wir doch heute noch weit da selben aushöhlen, dann ihre einzupaschen von entfernt, in der Kenntnis dieser Pflanzen die Gefährlichkeit der den Kakteen zuerteilten den Waren, besonders Branntwein, in der Höh. familie zum Abschluß gekommen zu sein. Die Waffen fennen zu lernen , trotz doppelter Leder lung verbergen und diese durch das abgeschnit große Verbreitungsfläche von ungefähr 95 Breite- handschuhe, mit denen wir sie anzufassen suchten. tene Stüd sorgfältig verschließen. Ebenso eigengraden, welche ihr jufommt, behauptet Rümpler, Wohl aber dürfen wir mit goldenen Lettern in tümlich ist in St. Domingo die Verwendung ist nur an den wenigsten Orten in Beziehung die Annalen der Botanit eintragen , was Fürst der großen Rafteen Kugel zur Herstellung von auf die Kakteen einigermaßen durchforscht , was Salm.Dyd, Martius , Link, Otto , Engelmann Müßen, indem man sie in Wasser und um so schwerer ins Gewicht fällt , als man an u. a. oben schon genannte Botanifer für die das leichte Zellgewebe abfaulen einweicht läßt, worauf nehmen darf, daß die meisten Arten, mit Aus- Kenntnisnahme, d. h. Untersuchung und Beschrei man freigewor Pflanzenf die nun denen asern ordnahme der zu verschiedenen Zweden regelmäßig bung einer Pflanzenfamilie gethan, welche in zusammenbindet. angebauten Opuntien, in ihrem Vorkommen ihren Formen so verschieden und für eine nähere/ net und der Voltsmedizin der Indianer und immer nur auf kleine Bezirke beschränkt sind. Betrachtung in den meisten Fällen so gefährlich ist. NegerInfindet die Kaktusfrucht, eine Beere, als erwei Alle Reisende, welche das tropische und gemäßigte Es ist anzunehmen, daß die Zahl der Kaf- chendes Mittel bei Geschwüren vielfache Anwen Amerika besuchten, sprachen von der ungeheuren teen-Arten die Zahl 1000 weiter übersteige ; fie dung, ebenso der Saft. wasserarmen GeMenge von Kafteen , die ihnen vorgekommen, verbreiten sich, wie bereits gesagt, über 95 Breite- genden sind die sastreiche- In n Stämme Wanderern 65

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Schiller und die

schwed. Madame de Staël.

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wie Tieren eine nie versiegende Quelle der ErAlter sichverzweigend. Die Blüten entsprossen den frischung, die von Pferden und Maultieren durch seitlichen Polstern des Stammes, find 14-15 cm lang und 11-12 cm im Durchmesser. Die ihre Huse, vom Menschen durch das nie fehlende Messer geöffnet wird. Der Mensch weiß auch Kelchblätter sind lanzettförmig , grün , an der Spike bräunlich, die oberen bräunlichgrün, die das saftige Fleisch zu würdigen. Die sogen. Flachssprossen der Opuntien werden getrodnet, Kronblätter in zwei Reihen rosenrot mit duntleren Mittellinien . Es ist dies eine der schönsten im Winter mit Fleisch gekocht und gegessen. Echinocactus Wislicenus, von den Spaniern Visnaga Arten dieser Gattung. genannt , hat einen fast tugeligen bis 60 cm starken Eine dritte Gruppe des Säulen-Rattus ist der SecStamm , dessen eine Hälfte als Küchengeschirr benukt Igel-Rattus (Echinopsis Zucc., Fig.6), undvon diesem eine der schönsten Arten Eyriesii Zucc., nach dem Kat wird; die kleinen schwarzen Samen werden geröstet , zerstampft und geben eine wohlschmeckende Grüße ; das teensammler A. Eris von Havre so genannt. Er stammt von den Laplatastaaten, Buenos- Ayres u. a. Der Stamm Fleisch, etwas sauer, dient dem Wanderer zur Stillung seines Durstes. ift anfangs plattfugelig, dann fugelrund, endlich läng Die wichtigste Rolle spielen die Katteen als lich , matt dunkelgrün, auf dem Scheitel eingedridt; er Fruchtpflanzen. NachDr. Edw. Palmer in ,,Report wird 30 cm hoch und höher, bei 20-30 cm Durchmesser, hie und da sprossend. Die Blätter sind 22-25 cm of the Commissioners of Agriculture for the year 1870" stebt Cereus giganteus in dieser Beziehung lang, ausgebreitet 7-8 cm im Durchmesser, die Kelchobenan. Die Frucht ist von birnförmiger Gestalt und blätter bräunlichgrün und zurüidgebogen , die Blumen grünlich-gelber, im Inneren von schön roter Farbe , sehr blätter zweireihig und schneeweiß. schmadhaft und voll fleiner schwarzer Samen, die geAls Beispiel der so nühlichen Opuntien (Feigenfaut mitgegessen werden , weil sie sonst unverdaulich faftus) geben wir die Art Tuna (Fig. 4) aus Brasilien, find. Auch wird aus der Frucht ein klarer heller Sirup dem tropischen Amerika, auch aus Westindien , Kuba bereitet, auch Wein, der von den Merikanern Tiswein u. s. w. Sie blüht im Herbst 8 cm groß auf einem genannt wird. 4 cm langen und 2 cm diden birnförmigen FruchtNeben den Früchten des Cereus haben die der fnoten. Die Relchblätter sind purpurrot, amRande gelbOpuntien eine große Bedeutung. Diese sogen. indialich, die Kronblätter außen purpurrot , innen citronaelb. nischen Feigen werden unter dem Namen Tunas in Schließlich geben wir in Fig. 7 noch das Bild einer ABLANC frischem Zustande von den Indianern in Neu-Merito, Gruppe von Katteen, wie sie jedem Wintergarten zur Arizona, Kalifornien u. a. viel gegessen, für den Winter. Zierde gereichen würde, wenn er nicht zu feucht ist. Die gebrauch auch getrocknet. Man fammelt sie von Opuntia hier zusammengestellten Katteen sind folgende: 1. Cereus Engelmanni , comanchica Rafinesquii u . a., die in Fig. 3. Der fammartige Igel grandiflorus Haw. ; 2. Cereus Spachiensis ; 3. Pilodürren, aller andern Pflanzen baren Landstrichen in un- Kerzen Raftus (Echinocereus cereus senilis ; 4. Echinocactus Cachetianus Lem. pectinatus). geheurer Menge wachsen. Die Samen find groß, werden aus Teras ; 5. Opuntia robusta Wldld. aus Merito ; aber nicht gegessen. Die Früchte der Opuntien find 5a. Cereus macrogonus Hort. berol.; 6. Opuntia auch dort, wo die Pflanzen eingebürgert sind (Fig. 1) nicht nach, welche Pflanze in Barbados |Dilleni Haw. aus Südamerika, in Ostindien und angebaut werden, in Griechenland , Unter- wegen der Früchte viel angepflanzt wird, indem eingebürgert; 7. Echinopsis Eyriesii ; 8. MaItalien, Spanien, Portugal, eine beliebte Speise. man dieHäuser mit ihr überzieht. Die Blumen millaria elegans DC. aus Mexiko , Provinz Opuntia reticulata wird von den Negern dieser unsererKönigin der Nacht entwidelnsich Daraca ; 9. Echinocereus Salm - Dyckianus in Westindien als Purgiermittel geschätzt , und nur in der Nacht und find 25 cm lang und im Scheer ; 10. Echinocactus spec.; 11. Echiwo die Indianerjeige (Opuntia vulgaris) weite Durchmesser 20 cm groß ; die Blumentrone ift nopsis Zuccariniana Pfr.; 12. EchinoStreden wüsten oder halb- schneeweiß und mit goldgelben Kelchblättern um cactus horizontalis Lem. aus Merito ; wüsten Landes bebedt, geben ; sie duften start nach Vanille. 13. Stafüttert man auf den soEin anderer schöner Säulen-Rattus (Cereus pelia genannten Straußenfar Mill .) ift Cereus Spachianus Haw. (Fig. 2), spec. men die Strauße mit der mit seinem holzigen und unbiegsamen tammi, und 14. dieser Art der Opuntia. wie oben gesagt wurde, zu undurchdringlichen EchinoDie Früchte vieler und langdauernden heden benutzt wird. Die cactus Arten enthalten einen sehr Blumen sind reizend, wie Kelchgläjer geformt. elecschönen roten Farbstoff, Eine schon mehr bekannte Art ist der trodem aber die Dauer Greisen Haupthaar Säulen Rattus canth.. Gine (Pilocereus senilis Lem. (Fig. 5) aus Merito, Lem. haftigkeit fehlt. dauerhafte rote Farbe Guatemala und von den Kordilleren des südlichen aus findet sich dagegen in der Peru, wo ernochineiner Höhe vonmehr als 2700 m Merito, Scharlachlaus oder über dem Meere gefunden wird. Der Stamm sämtlich) bei Rochenille (Cocus ist einfach, cylindrisch , hellgrün , sehr dicht mit cacti). die schmarokend zarten, weißen, unter der Oberhaut befindlichen Herrn auf mehreren Opuntien, Fleden bestreut und bedeckt sich bei herannahen Chr. Lo. vorzugsweise auf O. coc- der Fähigkeit zum Blühen auf dem Scheitel mit renz in cifera, jich vorfindet. Die einem dichtwolligen Schopfe. Die Blätter find Erfurt Früchte der Peireskia zahlreich, 25-35 mm lang und violettrot. Die vorrätig. aculeata (Groseilles Frucht (Beere) ist groß , eiförmig und violett. Mit den des Andes, Barbadoes Abgezweigte Verwandte des Säulen-Rattus Bor Gooseberry-bush) wer- bilden die Gruppe 3gel - Kerzen-Rattus schlägen den in Westindien , ihrer (Echinocereus Lem.), 3. B. Echinocereus zur Be Heimat, viel gegeffen. Die caespitosus , der rafenbildende (Fig. 8) handHolländer in Surinam und E. pectinatus Engelm. , der fammlung der nennen sieBlattfirnen, artige gel - Kerzen Rattus (Fig. 3). Katteen weil die unteren Kelch Ersterer fommt in den Ebenen von Arkansas im Gar Fig. 5. Greifen Haupthaar Säulen. blätter unter der Frucht bis Pultillo vor , der Hauptstadt des früheren ten und faftus (Pilocereus senilis Lem. ) fizen bleiben. merikanischen Staates Cohahuila , der östlichste 3im mern Der uns zur Verfil- Punft aller Cereus. Seine Blüten find 5-8 cm gung gestellte Raum ge- lang und breit , von Farbe purpurrot. Der glauben wir uns heute nicht beschäftigen zu sollen. itattet uns nicht, auf die Stamm ist eiförmig und rajenartig. Pectina- ba wir im Dezemberheft 1884 ausführlich darüber Mühlichkeit der Rafteen tus stammt aus Merito von Kaltbergen, tommt gesprochen ; der geneigte Leser wolle deshalb ge weiter einzugehen , da es aber auch in den Prairien von Teras vor. Der fälligst dort nachschlagen. nur noch gestattet ist, Stamm ist in der Jugend einfach , im höheren einige der schönsten Arten diejer eigentümlichen Fa milie dem Leser in Wort und Bild vorzuführen ; Schiller und die aber wir können nicht unterlassen , schließlich noch schwedische Madame auf die wohlschmeckendste aller Früchte von Cereus de Staël. aufmerksam zu machen. Es ist dies Cereus triEine Zeitgenoffin der französischen angularis Haw., Madame de Staël war Frau Marianne der dreifantige schwedische Madie die man Ehrenström, Rattus aus dame de Staël " zu nennen pflegt. Fran Westindien. Die Ehrenström war die Tochter eines schwedi Frucht hat die schen Offiziers , des Generals Pollet , der Größe und Form Zeit der Geburt seiner Tochter in den zur Gänse-Eies. eines Diensten des Herzogs von Zweibrüden ift stachellos und Marianne war in noch jugendlichem stand. augen wie innen Alter, als der Vater Deutschland verließ scharlachrot; die in schwedische Dienste trat. wieder und Blume diefes Nachdem sie mehrere Jahre am schwedischen Kerzen-Raftus" Hofe wurde sie mit einem gelebt hatte, fteht der des Fig. 4. Der Einstachel Feigentaltus (Opuntia Tuna). schwedischen Obersten Namens Ehrenström Grandiflorus Fig. 2. Cereus Spachlanus Lem,

1029 Kehlkopf und Stimmbildung. Eine Riesen-Dynamomaschine. Der gestirnte Himmel im Monat August.

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verheiratet. Frau Ehrenström stand in lebhaftem Am nächsten Tage machte Schiller der Frau des mittleren Drittels soll nach demselben selten brieflichem Verkehr mit mehreren Größen der Ehrenström seine Aufwartung in ihrer Wohnung sein. Die Annahme , daß beim Falsett die deutschen Litteratur und machte im Jahre 1798 im Hotel de Russie" unter den Linden, und Stimmbänder blog mit ihren freien Rändern inBegleitung ihres Bruders eineReise nachDeutsch wiederholte hier nochmals, wie sehr ihn der Vor- schwingen, bestreitet Madenzie , wenigstens hält land zum Besuche ihrer hier lebenden litterarischen trag seiner Gedichte erfreut habe. Frau Ehren er es für unmöglid) , bei der üblichen Entfer Freunde. Es war im Mai des genannten Jahres, ftröm stellte ihm ihren Bruder vor und sagte ihm, nung des Untersuchenden vom Kehlkopf irgend als sie die Reise antrat. 3hr nächstes Ziel war daß derselbe in den Jahren 1789/90 als Adju. welche Vibration an den Stimmbändern sehen Berlin, wo sie eine besonders freundliche Auf- tant Gustav III. am Feldzuge in Finnland teil zu können. — Die Bruststimme wird im allge nahme bei der Schriftstellerin Fräulein Levi genommen habe , und daß er auf dem Masken meinen angewandt beim Sopran , andererseits Robert fand, die sich später mit einem Gelehrten, balle am 16. März 1792 seinem geliebten König gehören die hohen Töne des Mezzosoprang und Herrn von Hagen, verchelichte. Im Hause dieser so nahe gestanden, daß er den Luftdrud des Antar Rontraalts der Kopfstimme an. Tenore ge= Dame hatte Frau Ehrenström auch das langer strömschen Pistolenschusses empfunden habe. brauchen beide Register, Baß und gewöhnlich sehnte Glüd, Friedrich Schiller kennen zu lernen. Schiller folgte mit gespannter Aufmerksamkeit auch Baryton die Bruststimme. Im Faljett Eines Tages, als gerade der Schaunähern sich die oberhalb der wahren spieler Unzelmann dem Fräulein Robert Stimmbänder gelegenen ligamentösen faleinen Besuch abstattete und viel von Schiller schen Stimmbänder beträchtlich. gesprochen wurde , den mehrere anwesende Die Qualität der Singstimme hängt ab Damen täglich in Berlin erwarteten, trat von der Eraktheit , mit der die Stimm plößlich Fräulein Robert, Friedrich Schiller bänder sich bewegen, von ihrer Spannung, an der Hand führend , mit den Worten der Regulierung des Atems, der Stellung vor Marianne Ehrenström hin: „ Da und Konfiguration von Gaumen und haben Sie Ihren Schiller ! " - Schiller ! " Rachen, sowie der Lippenbewegung. Demrief diese von ihrem Sie aufspringend, nach kann eine Art Gymnastik der Stimm= Schiller! Wird mir dies Glück gewährt ?" bildung schon in jungen Jahren , freilich Schiller lächelte freundlich , erfaßte Mamit Mag, recht wohl geübt werden. riannes Hand und setzte sich neben die Dame. Er begann nun eine interessante Unterhaltung, welche die liebenswürdige Wirtin, der die Vorliebe des Verfassers der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges" Eine Riesen- Dynamofür die Rönige Schwedens und die friegemaschine. rische schwedische Nation bekannt war, mit Eine Dynamomaschine von riesigen geistreichen Einfällen würzte. „Wie gerne begleitete ich Sie nach Dimensionen und entsprechender Kraft ist Schweden," wandte Schiller sich an Frau unlängit auf den Cowles Schmelzwerken Ehrenström - wenn nur meine Geschäfte in der Nähe von New York in Betrieb ge= und meine Gesundheit es erlaubten. " fekt worden. Dieselbe erfordert, um in Ihre Geschäfte, lieber Professor, " -entThätigkeit zu kommen , 380 Pferdekräfte. müssen der gegnete Frau Ehrenström Ihre Wirkung beim Metallschmelzen ist Gesundheit nachstehen , und letztere wird ungeheuer, wie folgende Versuche zeigen. an unseren schönen Gewässern , an den Ein Schmelzofen war mit 30 k Stupfer, rauschenden Wasserfällen des Trollhättan, 30 k korund (tieselsaurer Thonerde) und in den grünen Thälern , auf den Bergen 15 k grob gepulverter Holzfohle gefüllt : des Kinnekulle und unter den tapferen und der weitere Raum in demselben war mit gastfreien Bewohnern Dalarnes , die einst gepulverter, überfalfter Holzkohle vollgeihren König und sein Land von dem Joch vadt. Die Mischung enthielt über 16 k 2 1 Christian des Tyrannen befreiten , wieder Aluminium, indem der Korund etwa 50 % 13 8 5a 14 hergestellt werden. " Ach , wie gerne, davon abgab. Der von der elektrischen 7 11 12 ja wie gerne folgte ich Ihnen, fönnte Riesenmaschine erzeugte Strom ging durch 10 Fig. 7. ich nur Jena verlassen, wo mein Amt mich den Ofen und schmolz den mit gewöhn 1. Cereus grandiflorus , 2. Cereus Spachiensis, 3. Pilocereus lichem Feuer fast unschmelzbaren Korund fejjelt!" senilis, 4. Echinocactus Cachetianus, 5. Opuntia robusta (Con- wie Und auch Ihren Verehrer, meinen solea), Wachs, wobei derselbe sich in seine 5a. Cereus macrogonus , 6, Opuntia Dilleni , 7. Echi Freund Leopold, sollen Sie fennen lernen, nopsis Eryesii, 8. Mamillaria elegans, 9. Echinocereus Salm- Bestandteile, Aluminium und Kieselerde, auf dessen Schreibtisch Ihre schönen Ar- Dyckianus, 10. Echinocactus spec., 11. Echinopsis Zuccari- zerlegte. Aus den Dampflöchern des Diens horizontalis , 13. Stapelia spec. , entwichen mannshohe, weißglühende, Alu. beiten aufgeschlagen liegen, von denen er nianus , 12. Echinocactus electrocanthus. 14. Echinocactus awei Gedichte: Resignation' und ,An die miniumdampf enthaltende Flammen. Der Umwandlungsprozeß dauerte zwei Stunden. Freude vorzüglich übersetzt hat. "- Wie ?" hat 3hr würdiger fragte Schiller Die im Kohlenbett geschmolzene weiße, Freund sich mit mir beschäftigt ? Ach ! wie gerne jedem Worte und jedem Umstande, der sich auf , spröde Metallmasse bestand aus Kupfer und etwa möchte ich diese Uebersetzungen lesen ! " 3ch diese Schauernacht bezog ; er begehrte auch Auf- 40 % Aluminium. Zuweilen kommen darin fann beide auswendig und mache mir als flärungen über die Familie Wrangel , weil er kleine geschmolzene Rubine und Saphire vor, Deutsche und Schwedin eine Ehre daraus, die gerade an seinem Wallenstein " arbeitete, in die aus dem korund stammen. In dem Kohlenberühmtesten Dichter Deutschlands und Schwe welchem er Wrangel einen so waderen Charakter bett fanden sich lange Fasern von silberweißem Aluminium vor. dens zu vereinen ! " verleiht. Die Gesellschaft stimmte zu. Frau Ehrenström Frau Ehrenström schied von Schiller mit den trug die beiden Gedichte so vorzüglich vor, daß innigsten Wünschen für seine Gesundheit und die milden Gesichtszüge Schillers sich belebten, sein Wohl, aber nicht ohne die Besorgnis , daß die bleiche Farbe seiner Wangen schwand und er er seinem Ende rasch entgegeneile. Schiller selbst Der gellirnte Himmel im die Vortragende mit Worten des Lobes überhäufte, gab sich in dieser Beziehung feinen 3aufionen Monat August. indem er sie bat, Leopold gegenüber seinem Dant hin, denn seine letzten Worte waren: Meine und seiner Bewunderung Ausdruck geben zu Lampe wird bald erlöschen ! Mögen Sie aber, Monate fulminieren um Mitterdiesem In wollen. Die Gesellschaft blieb bis Mitternacht herrliches Geschwisterpaar, noch recht recht nacht im Süden der Steinbod und der Wasserin frohester Stimmung beisammen. lange Leben. " Heinrich Martens. mann, beim Zenith der Schwan und die Eidechse, und unter dem Pol der große Bär. Von den Kehlkopf und Stimmbildung. Ueber das Verhalten des Kehlkopfes 11. s. w. bei der Stimmbildung hat Morell Madenzie jüngst interessante Untersuchungen angestellt, über die der Naturforscher folgendes berichtet : Man hat zwei Register zu unterscheiden, nämlich Brusttöne, bei denen die Erhöhung des Tones durch zunehmende Spannung und Verlängerung der Stimmbänder erzielt wird, Kopftöne, wobei eine ähnliche Wirkung unter allmählicher Verkürzung der Stimmbänder sich vollzicht, welche gespannt find, aber weniger als beim Brustregister. Das Falsett entspricht dem Kopfregister der Frauenstimme, dessen Nachbildung es ist. Der hintere fnorpelige Teil der Stimmriße ist im allgemeinen offen bei den tiefen und leichtgeschlossen bei den höheren Tönen des Brustregisters; bei der Kopfstimme dagegen ist die Bänderstimmrite, wenig stens ein Teil derselben , fest geschlossen. Die Stärke des anblasenden Luftstroms ist viel geringer bei der Kopf- als bei der Bruststimme. Bei der weiblichen Kopfftimme und im Falsett schwingt nach Mackenzie bloß das vordere Drittel der Stimmbänder, die beiden anderen sind fest geFig. 8. Der rafenbildende Igel-Rattus schlossen; das sonst für häufig gehaltene Schwingen (Echinocereus caespitosus). Fig. 6. See Igel Rattus (Echinopsis Eyriesii)

1031

H. Amselmann.

Charakter und Handschrift.

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Planeten ist Merkur in der zweiten Hälfte des gesprochene Biegung ; Fig . 40 zeigt sie in erheb. 1 nicht eine fremdeHand irgend etwas hineinschreiben Monats als Morgenstern kurze Zeit am Östhimmel lich stärkerem Grade, und in Fig. 41 und 42 könne. zu sehen ; er kommt dann ungefähr 1 Stunde | schreitet ſie ſo weit vor, daß beinahe ein Freiß Wenn bei h oder g oder f oder p der bor der Sonne in den Meridian. Schlußstrich sich zu einem Venus nähert sich noch mehr der Schnörkel zurück und ab. Sonne, zulekt kulminiert ſie weni- Labe wärts biegt , so ist das Amy длen übergang ger als 2 Stunden später als dieſe ein Zeichen starter Ei und da sie sich gleichzeitig nach telkeit. Wir sehen es Fig. 38. Fig. 37. Süden wendet , so ist ihre Sichtbei Fig. 49. barkeit am Abendhimmel auf die Nimmt dieses Zeichen Besuch Dämmerung beschränkt. Trogdem eine hägliche, gröbliche han n wird man sie sehen können , denn Gestalt an, so kann man Reserve Fig. 49. am 14 bis 16. erreicht sie ihren auf eine an magende Fig. 40. Fig. 39. Eitelkeit schließen, die sich größten Glanz. Scharfsichtige Aus zu machen geltend anderen die auf ohne Rücksicht gen haben den Planeten in solcher und vorzudrängen sucht. Fig. 50 und 51 zeigen Lage schon am hellen Tage sehen fönnen. Mars, der in den Zwil dieses Zeichen in ausgespro» 280 Günheter chenem Maße. lingen steht , geht in der zweiten Fig. 42. Fig. 41. Hälfte der Nacht auf, steht aber der Sonne noch nahe und kann nicht ſehr gut beobachtet werden . Jupiter tommt nun schon nachmittags 4 Uhr in den Meridian , cr iſt Gedanke habend L also abends im Begriff unterzuFig. 45. Fig. 43. Fig. 44. gehen und höchstens tief am WestFig. 51 . Fig. 50. himmel zu sehen. Saturn ist unsichtbar. Am 3. tritt der Vollmond ein , am | entsteht. Ein weiteres Beispiel ist nicht nötig, 12. das lekte Viertel , am 19. der Neumond, der Leser wird genug Gelegenheit finden, in dieser Zur Beurteilung eingegangener am 25. das erste Viertel. Am 3. August tritt Richtung Studien zu machen. Handschriften. Nicht nur am Ende eines Wortes indeſſen, eine particle Mondfinsternis ein , die auch in Trio in Bayern . Alle drei Schriften unserer Gegend beobachtet werden kann. Man wie wir oben sagten, kann sich dieses Zeichen wird sie sehen in Australien , Westajien , in finden, sondern bei einzelnen Buchstaben selbst, zeigen eine solche Verwandtschaft freilich sind daß man beinahe auf Europa und Afrika sowie auf dem Atlantischen also auch in der Mitte eines Wortes. Wir wählen die Proben sehr klein die Vermutung kommen könnte, es liege nur Ocean. In Berlin beginnt die Finsternis am Schreiber ein Wir vor. nehmen Familien3. August abends 8 Uhr 29 Minuten mitte verwandtschaft an, die sich oft in großer Aehnlichlerer Berliner Zeit , die Mitte ist um 9 Uhr keit der Schrift dokumentiert. Wir wären sehr 42 Minuten, das Ende um 10 Uhr 56 Minuten. dankbar für nähere Mitteilung über den interHO Es wird jedoch nicht ganz die Hälfte des MondMe durchmessers vom Schatten bedeckt. Mm 19. essanten Fall. 1) Von den drei Schriften die intelligentejte, klar, energisch), scharf, doch ohne August ereignet sich eine totale Sonnenfinsternis, Fig. 16. jeden kleinlichen Zug, vornehm und selbstbewußt. die hauptsächlich in Afen und Osteuropa ſichtDuldet keine Götter neben sich. Einfach, ohne bar ist. In Deutschland beginnt sie schon che Beispiele aus der nämlichen Schrift : Fig. 43 zeigt | Affettatio n, aber nicht ohne Eitelkeit. Neigung die Sonne aufgegangen ist. Auf einer Linie von das Zeichen und zu Reserve und Mißtrauen . Wir halten die Fig. 44 44 und Buchstaben D, D, Fig. dem Buchstaben Zeichen in in dem Wilhelmshafen über Nordhausen und Bassau das von zurückgebogenen Schluß 45 zeigen es in dem Schrift troß des ansche nend männlichen Duktus geht die Sonne zur Zeit der Mitte der Finsters und B. In der französischen Schrift find es eine Damenschrift. Speciell von dieser Schrift nis gerade auf. Um die Zeit vom 6. bis 12. besonders die großen Buchstaben M, H und J, für würden wir gern eine größere Probe erhalten. August finden aus dem Sternbilde des Perseus bei denen sich das Zeichen des Egoismus ausprägt. 2) Von den dreien der gutmütigste, den Freuden Sternschnuppenfälle statt. Gerade übrigens angesichts dieser zurüd der Welt nicht unzugängl ich. Dem Gebrauch gebogenen Finalen muß man sich der doppelten der Feder nicht zugeneigt. ohne viel litterarische Vorsicht befleißen, wenn man es mit der Hands Interessen . Weiß das Geld zu schätzen. Borschrift von Kaufleuten und Kanzlisten zu thun urteile, kann unter Umständen massiv werden. hat ; denn hier findet man sehr oft dieſes Zeichen als 3) Rasch und schneidig, doch von ſchnellwechselnder Charakter und HandBierde oder wenigstens als vermeintliche Zierde Stimmung, zu Jähzorn geneigt. eigensinnig. angebracht. Hier entscheidet eben der allgemeine gern. ſchrift. Charakter der Handschrift, und man kann sich Befiehlt Dresden - Altstadt , Abonnent. Mit darauf verlassen, daß der zurüdgebogene Haten Ihnen ist nicht gut Kirschen essen ! Lebhaft bia Don bei Schriften, die nicht sog. falligraphische Schriften zur Aufgeregtheit, scharf, schlau, weiß sich rüdsind, durchaus Egoismus bedeutet und nicht etwa nichtslos geltend zu machen, nicht offen. H. Amfelmann. ala bloß harmlose Zierde auftritt. Ergebenster Abonnent , "München. In einem früheren Artikel sprachen wir Nr. 1 absolut kalligraphisch und daher graphos VII. davon, daß neben anderem das graphologische logisch unbrauchbar. Nr. 2 steht in dieser Be Wir haben in dem vorhergehenden Abschnitt | Merkmal des Geizes auch darin bestehe, daß am ziehung an der Grenze: gut, tlar, eitet und Wunsch den Unterschied zwischen einfachen und komplizierten zu repräsentieren, kein sehr ausgeprägter Charakter. Handschriften klar zu machen gejucht, einen Inters Zwei Abonnenten , Berlin. L.. A. schied, für den viele Menschen, die sich nie mit ‫ھی‬ Sie schreiben: R Auch charakterlose Menschen haben empfindlich sehr haben, beschäftigt Graphologie e l i Handschrift ; charakterlos sind Sie nicht, eine c i off find und durch den sie oft einen angenehmen oder wohl aber haben Sie noch keinen festen, durch. Fig. 47. unangenehmen Eindruck von einer Handschrift gebildeten Charakter. Sie sind verschlossen und empfangen, ohne sich über den Grund dieses Eineitel; Mischung von Schärfe und Güte. 3. M. , druds Rechenschaft ablegen zu können. Von den Ende des Wortes oder auch einzelner Teile des Felix. Eitel und gespreizt, flüchtig, doch nicht ohne Zeichen, die man als überflüssige bezeichnen möchte Wortes den Buchstaben der Haarstrich fehlt ; das Gutmütigkeit, wenig Männliches und Bestimmtes. und deren Anwesenheit der Handschrift leicht den Gegenteil wäre ein langer Haarstrich, der Ber Berlin , D. 16. Wenig charakteristische Charakter des Einfachen ninimt, sind nun einige deutung nach das Zeichen der Freigebigkeit. und zum Zweck der Beurteilung mit besonderem speziell für den Graphologen noch sehr interessant, Fig. 47 zeigt einen solchen langen Haarstrich. geschriebene Schrift. Wir bemerken gleich hier , daß , da dieses Aufwand weil sie zur Enthüllung gewisser charakteristischer П Pipifar" : Intelligent, lebhaft, gut, eitel, Zeichen für Freigebigkeit nicht das einzige ist, Züge dienen. nobel.urz und gut : flein, zierlich , un Ein charakteristisches Zeichen für den Egots. dasselbe fehlen und die Schrift doch Freigebigkeit bedeutend, gesucht. Mutter: Zu falligraphisch. Fälle verwandte und diese Auf kann. anzeigen mus ist das am Ende eines Wortes zurückgebogene Berlin , Elly in Nr. 7. Sollten Sie Hätchen. Es ist sehr begreiflich, daß der Egoist, werden wir principiell noch zu sprechen kommen. nicht noch die höhere Töchterschule besuchen? n . in Umstände Die Finalen können unter der alles sich zuzuwenden geneigt sein muß, am citet, Streben nach seinem Auftreten, Ende eines Wortes so zu sagen auf sich selbst zurüd einer Schrift eintreten, wo sie eine eigentümliche Gutmütig, wenig Energie, kolett. tommt. Wir führen hier aus der Schrift eines Bedeutung erlangen: es ist eine graphologisch offen,Junsbrud , Mehrjähriger Abonnent. Die ige, vorsicht te sehr daß , Thatsache notorischen Egoisten dem Leser eine Reihe von konstatier Schrift ist, wenn wirklich unverstellt, in erster Wörtern vor, deren Ausgang in verschieden starkem mißtrauische Menschen am rechten Rande Linie sehr gesucht : Streben, etwas Besonderes Verdurch Blattes eines oder Briefes eines Grade das besprochene Zeichen aufweist. In vorzustellen. Gutmütigkeit und Schwäche, die Fig. 37 sieht man kaum den zu einem Pünktchen längerung der Finale oder des Endstriche den fidh entweder aus Nervosität oder mangelhafter ! Gesundheit erklärt. Keine besondere Intelligenz . Keine gesunde Schrift. Sie sind jedenfalls ein eigentümlicher Herr. E. P .... r , Leipzig . Sie ſtudieren auf Nachmittagstunden der Hochschule oder beabsichtigen es erst noch zu thun , und zwar Germanistik oder klassische > Philologie. Sie sind gut, offen, ziemlich gleich . mäßig, etwas eitel . fallen aus Fig. 48. Merseburg, F. T. und C. T. Probe zu flein. N. N. W. , Glauchau. Offenbar Kaufsich verdichtenden Ansatz zu einer Verbiegung ; noch übrigen Naum auszufüllen streben, wie dies in Fig. 38 ist zwar diese Biegung selbst noch aus Fig . 48 deutlich wird. Michon machte die mannshand. Sehr wenig Phantaste , rührig, nicht stärter geworden , wohl aber ist der Zug treffende Bemerkung , der Schreiber fülle in strebsam, ehrgeizig. Etwas reizbar und launisch, # länger und dider; Fig. 39 zeigt bereits die aus. stinktiv den noch leeren Naum aus , damit ja cigensinnig.

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Spruch-Rätsel. Aūs je einem Wort der nachfolgenden 6 Tis tate ist ein (deutsches) Sprichwort zusammenzustellen : 1. Es geht ein stiller Engel Durch dieses Erdenland 2. Es fällt ein Stern herunter Aus seiner funkelnden Höh' 3. Wein Hauch von Flur und Wald, Vom Fluß ein Schimmer nur 4. Wohl den Meister will ich loben, So lang noch mein' Stimm' erſchalt 5. Noch ist die Nacht nicht eingeläutet, Noch kehrt vom Feld der Schnitter nicht 6. Der Himmel ist sein Vaterland, Vom lieben Gott ist er gesandt Wie heißt das Sprichwort?

Kopf - Zerbrechen. Rätfel. Emer der edelſten Dichter bin ich aller Nationen. | Nimmst du die Krone mir , bin ich ein füiddeutscher Fluß. Skat- Aufgabe Nr. 22. B (Mittelhand) reizt. A (Vorhand) paßt. Creizt weiter , biz Coeur-Solo . B behält das Spiel und erklärt Treff-Solo B hat: Pique- Bube , Coeur-Bube , TreffDame, Treff-9, Pique-Ağ, Pique-7, Coeur-Aß, Carreau-Aß, Carreau-10, Carreau-9. Die Karten ſizen für B so ungünstig , daß er Schneider wird , obgleich 20 Points im Stat Liegen. A hat in seinen zehn Karten 2 Augen mehr als C. Wie saßen und wie fielen die Karten?

Dreifilbige Charadr. Das Erste ist sehr unbestimmt. Wenn man allein für sich es nimmt, Um so entschiedner treten auf Die Zweiten, sei's im ehrnen Lauf, Sei'ß vor Gericht im Zwangsverfahren, Sei es, wo Ballen, Fäſſer, Waaren Für Bahn und Schiff verfrachtet werden. Das Ganze war gewiß auf Erden Für Viele schon ein Paradies, Das nichts als Spiel und Luft verhieß ; Doch kommt es zu uns alle Tage, Dann wird's gewiß zur Laſt und Plage !

Togogryph . Du willst mich erlangen ? Mit Spießen und Stangen Mich trotig abfangen !? Drum will ich dich nocken, Mich kriechend verstecken. In Dornen und Hecken. Den Kopf duc' ich leise Und werde zur Speise In weitestem Mercise. Nahst du zu durchspüren Mir Herzen und Nieren, Hals Hopf sich verlieren ! Dann werd ich inzwischen Ein Ei noch auftischen Und schwinden mit - Zischen!

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Schachhaufgabe Nr. 37. Von J. H. Klaar in Innsbruck. Schwarz. A B C D E F G H

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8

7

7

6

6 5

4

4

3 2

3 2

1

1 A B

D E F G H Weiß. Weiß zicht an und sekt in zwei Zügen matt.

Lösung der Skat-Aufgabe Nr. 21 . Am Stat liegen Treff-Ak. Treff-10 . A (Vorhand) hat: Treff Dame , Treff-9, Treff-8, Cocur-9, Coeur-7, Carreau-König, Carreau-Dame, Carreau-9 , Carreau-8, Carreau- 7. B hat : Pique- Bube, Coeur- Bube, Treff-7, Bique 10, Pique - Dame , Pique -9 , Pique 8, Pique-7, Cocur-10, Carreau 10 . Welche Karte A auch anzicht , C erhält immer den ersten Stich) . Eriter Stich: Carreau-9 , Carreau-10, Carreau-Aß. Zweiter Stich : Treff-Bube, Treff S, CoeurBube. DritterStich: Coeur-Aß, Coeur-7, Coeur-10. Vierter Etich : Treff König, Treff-9, Treff-7. Fünfter Stich: Carreau - Bube, Carréay. König, Pique Bube. B muß nun Pique bringen. Chat Rest und die Gegner haben nur 8 Points. Auflöſungen zu Heft 10 , S. 825. Rösselsprung-Charade : Winterfreuden . Nebus: Champagnerpfropfen. Homonym : Trieb. Buchstabenrätsel : Dudelsack , Rundschau , Ehrenmann , Hasenfuss , Operutext , Rübenmus, Giesserei , Eisenwein, Leiermann. Drehorgel - Kunstsinn . Zweifilbige Charade : Zugluft. Arithmetische Aufgabe : 77 und 11. Rätsel : Schonzeit, schon Zeit. Doppelkreis-Nätſel:

S

Biffer-Rätsel. Versuch's, aus 11 Zeichen zu stellen mir her Ein Tänzchen von Strauß, recht populär : 6. 10. 11. 4 ein Name Für Rußlands Mägdlein ; 8. 10. 3. 4. 5 kennst du Aus Deutschlands Dichterhain. Ein Wasser in Italien Nennt dir 4. 11. 3. 2, Und drauf ein Schweizerstädtchen 8. 5. 9. 10. 11. 3. 8. 10. 5 sahst gefangen Gewiß du schon einmal ; 6. 4. 8. 1 beschikt dich Vor heißem Sonnenstrahl! 1. 11. 7. 5 cilt munter Der blauen Donau zu, und 5. 11. 7. 8 findest Im fernen Rußland du!

Homonym . Schäumend peitscht mich Well' und Sturm Da, wo aus und ein ihr fahrt ; Golden gleiß' ich in dem Turm, Der des Reiches Schähe wahri ; Auf mir stählt in froher Luſt Unfre Jugend Arm und Bruſt.

5

Rebus.

Kreuz-Rätsel. AAA ADD CCC E E E E E EHHI III LLL 000 PPR R R R S SS SSS TTT TUU Die Buchstaben in den Feldern der Figur find so zu ordnen, daß die drei wagrechten Reihen gleich den entsprechenden senkrechten lauten und bekannte Namen ergeben . Die drei Namen sind : 1. Ein athenischer Nedner. 2. Einer der griechischen Helden vor Troja. 3. Ein Nachkomme eines berühmten griechischen Heroen.

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Schachaufgabe in Typen XXIX. Von Sophie Schett in Unterwaltersdorf. Weiß: Khs. Dc2. Tgs . Lb7. Sh2. Schwarz: Khs. Tbi, c6. Bc7, d6, eɔ̃, fi, f6, g3. Weiß zieht an und setzt in zwei Zügen matt.

Lösung von Nr. 36 . Sbs d7 1. Sfs ( g 117 2. c2 C1 Кеб, Ке 3. Sh7 g5 . Kd5 1. 1 e6 Ke6 S d7 2. Lfl c4 + f6 . 3. Sh7 €5 1. • 2. Sh7 Kc6, Ke6 £6 + 3. b4 C1 . b5, Lfl 04 Kd5 1. . Ket d5 2. Sh7 - g5 + 3. c2c1 . 1. b4: a5 2. Sh7 - 16 + Kes, Ke6 3. de M dt. Lfl " cd . Lösung von Aufgabe XXVIII . f6 1. Kg6 beliebig f2 2. Sds beliebig 13 . 3. Te3 Lösung von Nr. 32 , Heſt 4. (Lösungspreisaufgabe.) Dhe - d2 f3 (02) Sg1 Sc1 Kb5 C6 e 2 () di #. Sez Sf3 d2 : Se2c3 . d3 e2 : Dd2 S a7 . M Kb5 n1 b4b5 beliebig . b Dd2

1. 2. 3. 2. 3. 2. 3. 1. 2. 8.

Briefwechsel. J. F. in Graz. Die Kohh und KockelYorulde Aufgabenjammlung betitelt „ 101 ausgewählte Schachaufgaben dem: " ; zu ſich gen Preise von 2 Mark zu bezichen von Benno Goerit , vorm. Goeritz & zu Putlit in Braunschweig. 6. S. in U. Ihre diesmalige Einsendung ist nicht verwendbar; die Erzeugnisse find gar zu unbedeutend. G. K. in Wien. Wenden Sie sich an Abolf Rocgners Centralstelle für Schachbedarf, Leipzig, Zeizerstraße 18, wo Sie alles nur Gr dentliche auf Schach Bezügliche erhalten können ,

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= Neue

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Erfindungen

Arue Erfindungen. Feststellvorrichtung von Fenſterflügeln (Fig. 1 u. 2). So manches Fenster fällt der Willkür des Sturmes deshalb zum Opfer, weil es vergessen worden ist, den Fensterflügel festzustellen oder zu sichern. Dies zu verhindern ist die Einrichtung getroffen , beim Oeffnen eines Fensters diese FestFig. 7. Kochherdeinrichtung. stellung zu lassen. Fig.1stellt selbstthätig Die Vores in schlangenförmigen Mündungen über den Bo geschehen den des Plätteiſens regelmäßig verteilt wird, die Ausströmungsöffnungen sind dabei auf die Bodenplattes gerichtet. Die zur Verbrennung nötige Luft trittam hinteren Teil durch ein Zuleitungsrohr ein und wird durch neben dem Gaszuführungsrohre liegende, ebenfalls durchlochte Rohre mit dem નો aus diesen austretenden Gase innig vermiſcht und verbrannt. Die weitere Gasentwidelung geschicht nun durch die entstandene Hite selbst= Fig. 1. Feststellvorrichtung thätig. Der Luft- und Gaszutritt wird durch von Fensterflügeln. Hähne geregelt oder zum Auslöschen ganz abges sperrt. bei der Vor- und Rückwärtsbewerichtung vor und Fig. 2 nach der automa- gung desUm Plätteisens das Eintreten der Flüssig, tischen Führung dar, der Pfeil zeigt die Rich feit in das Rohr G zu verhindern , ist Gents G enttung, in welcher der Fensterflügel sich be wegen will. Der Hafen A wird in das Mauer- weder mit Asbest gefüllt oder die Schutzunge z werk der Fensteröffnung eingeschlagen , so daß der untere Zeil E des Flügelrahmens sich nur um ein geringes darüber befindet. Der Arretierwinkel w , welcher in dem Haken drehbar iſt,

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Kleiderhalter hergestellt worden , we'cher selbst jede Attaque zu schanden macht und das ihm anvertraute Gut nur dem rechtmäßigen Beſißer wieder zurüdgibt. Fig. 5 zeigt denselben in offener und Fig. 6 in geschlossener Stellung Wie man sieht, ist der in einem Kreisbogen ge krümmte Haken S für den Ueberzieher in einer Hülse k geführt und wird durch eine Feder d in die Schlußstellung ge= drängt, während auf den Arm H der Hut ge hängt , und dieser wiederum durch die Feder b nach oben

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Feststellvorrichtung Fig.von 2. Fensterflügeln. gedrängt wird. Den Federn entgegen wirkt die Nase e und der Schnepper c. Durch einen Schlik derArretierung e gehtder Draht Shindurch) . Hängt man ein Kleidungsstück auf den Hafen , so drückt dasselbe auf den Draht f, dieser schiebt die Nase e nach unten und hebt den Schnep. per e aus und sofort wirken die Federn, schließen dadurch den Kreis durch Fund drücken den Hut an das Dach D über dem Arm H. Nun wird der Schieber g an der Seit : hinter S angeschoben und durch ein kleines

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a Fig. 3. Bügeleisen mit Heizvorrichtung. trägt eine Arretierfläche n an seinem Absatz a in Gestalt eines Zahnes, gegen welchen sich der mittels Gegengewicht g stets nach oben gedrückte Sperrlegel s, der ebenfalls in dem Schlitz des Eisens A gelagert ist, anlegen kann. Sobald das sich öffnende Fenster in Fig. 1 an den Wintel w stößt, dreht sich derselbe um 900 , in der Stellung Fig. 2 und die Führung ist durch s n geschehen , welche erst durch besonderes Anheber D

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des Gegengewichts g gelöst werden tann. Al. 37. Nr. 38117. 2. Stolb & E. Freund in Merscheid bei Ohligs (Solingen). Bügeleisen mit Heizvorrichtung (Fig . 3). Die mühevolle und zeitraubende Arbeit des Plättens wird durch das häufige Heißmachen des Eisens noch langwieriger. Es ist des. halb ein Bügeleisen ton. struiert worden, welches sich selbstthätig auf einen regels baren Grad heizt und keinen H Eisenbolzen besikt. In seinem Inneren ist ein luft. dichter Behälter B angeord net , welcher teilweise mit leicht zu vergasenden Stoffen gefüllt ist. Durch eine kleine Spirituslampe wird zuerst

Fig. 5. Kleiderhalen. der Behälter erwärmt , bis die Gasentwidelung beginnt. Diese Gafe perden durd) daz Nohr G nach unten in die Brenne tammer Kunter die durch)lochte Plattep' geführt, 100

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Fig. 9. Stiefelknecht.

Fig. 4. Bügelverschluß für Gefäße. angebracht. - Kl. 34. Nr. 38601. Gottwald Martin in Meißen. Bügelverschluß für Gefäße (Fig. 4). Für Gefäße, welche zur Aufbewahrung von festen oder flüssigen Substanzen verwendet werden jollen, ist oft eine absolute Abdichtung gegen äußere Einflüsse, gegen Luft oder Feuchtigkeit, oder Verdunsten und vollkommen sicheres Verschließen gegen unbefugtes Oeffnen notwendig. So werden diese Bedingungen für Einmachgläser sehr wünschenswert erscheinen . Es wird hier ein Verschluß beschrieben, welcher dadurch möglichst sicher wirken soll, daß nicht nur eine Ab. dichtungsfläche, sondern zwei auch drei derartige angewendet werden, Der Pfropfen p sowohl, als der Blechdedel d schließen durch die Dichtungen a ab, sobald durch Drehung der Schraube s em zwischen Druck auf den Deckel ausgeübt wird, da werden Dedel statt der und einen Fe. Pfropfen der zwei eine Spiüber. ralfeder f cinander cingea schaltet liegende ijt. Um angewen cet und noch eine dritte zwischen beiden Abdichnoch eine tungsfläche zu Fig. 8. Bortschneidemaschine. Gummis scheibe erhalten, eingelegt , welche sich an dem Halsinneren des Gefäßes anlegt. Um nun noch ein unbefugtes Deffnen zu verhindern, ist die Schraube s vertieft in dem Bügel b angeordnet und der Zugang zu derselben durch einen abschließbaren Dedel k verhindert. Al. 61. Nr. 38738. Felix Brott in Berlin . Sicherheits-Kleiderhalter (Fig. 5 u. 6). Wer einen guten Ueberzieher oder Hut trägt, und in der Lage wird man doch meistens sein, mag wohl auf der Wacht liegen , um sein Eigentum vor einem schlechten Tausch oder vor den Ger lüsten der Paletotmarder zu sichern. Mancher wird aber aus trüber Erfahrung wissen, daß die sorgsamste Vorsicht der Kunſtfertigkeit dieser Induſtrieritter nicht gewachsen ist. Darum ist ein

Schüsselchen gesichert und jedes Zurücdrücken Sr. 34. on H und S ist unmöglich . Nr. 38602. Emil Dittrich in Berlin. Kochherdeinrichtung (Fig. 7) . Durch eine leine Aenderung an den sonst gleichbleibenden Kochherden soll durch bessere Ausnuhung der Heizgase schnelleres Kochen und Brennmaterial, ersparnis erreicht werden. Es wird einfach statt der gewöhnlichen Ringe ein Gußförper A einge. jetzt, welcher durch seine beiden Böden a und b D ein Hitrejervoir s bildet, welches das auf b ge. setzte Gefäß G rascher erwärmt. Außerdem werden Die Heizgase durch die bis nahe auf den Rost reichenden Anjäße m länger unter dem Gefäß gehalten und durch Leitung der Wärme nach dem Hißreservoir der Effekt er. höht. Kl.36. Nr. 38 688. Friedrich Steffens in Lübeck. Brotschneidemaschine (Fig. 8) . Das ordnungs. liebende Auge der Haus.

H

Fig. o. Aleiberhaken. Frau wird durch einen gut vor. bereiteten Tisch stets erfreut wer den : dazu gehören auch die möglichſt ſchön und gleichmäßig abgeschnittenen Brotscheiben. Die schon viel, S fach hierzu in Haushaltungen angewendeten Brotschneidema. über. schinen nehmen diese Arbeit. Es ist an einer solchen von sonst belie.

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Unsere Beilagen.

Dulkanische Eruptionen auf Neuseeland.

für unsere Hausfrauen .

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bigerKonstruktion eineNeuerung vorgesehen,welche | Beschauers ist der auf der westlichen Stadtseite Für unsere Hausfrauen. die Arbeit mit derselben bedeutend erleichtern soll. befindliche Aussichtspunkt, der Gütsch, gewählt, 3uderstreuer. Hübsche , besonders für Die Drehachse des Messers w ist zu diesem Zwede der mittelst der Drahtseilbahn zu erreichen , eine nicht festgelagert, sondern ist in dem Kasten b prachtvolle Rundsicht ermöglicht. Am meisten die Obstiaison empfehlenswerte Neuheit. Der am Gestell a in Schlißen geführt und zwar so, fesselt natürlich das Auge der Vierwaldstätterjee, elegante tleine Apparat ist so eingerichtet , daß dag dieselbe durch eine Spiralfeder oder durch über dessen blauem Spiegel fich die Masse des er als Zuderdose dient, und den Streujuder erst Gummischeiben, welche in dem Kasten einge- Rigi erhebt, von dem rechts der Gotthard, Titlis, schlossen sind, elastisch verschiebbar ist. Beim das Stanzer Horn, der Pilatus 2c. sichtbar wer Gebrauch, also beim Niederbrüden des Meffers, den und links der Blid weit über gesegnetes weicht dasselbe dadurch etwas von der anfäng Land schweift. Den Vordergrund beherrscht die lichen Bewegung beim Schneiden ab und übt Stadt, deren bemerkenswerteste Punkte fast sämt lichauf dem Bilde wiederzufinden sind. Denen, die einen furvenartigen , leichten Schnitt aus. GelegenAl. 31. Nr. 38461. Wagner & Streckenbach sich der Echönheiten Luzerns zu erfreuenfreundliche heit hatten, wird das Panorama eine in Ottensen-Hamburg. Stiefeltnecht (Fig. 9). Bei einiger Wohl. Erinnerung sein, andere mag es loden, die Ferien beleibtheit ist es mit großen Mühen verknüpft, zu einem Ausflug in die Heimat Tells zu verwen Auf den Seiten 1037, 39 u. 40 findet ohne Hilfsmittel sich seines Schuhwertes zu ent- ben. ledigen. Die gewöhnlichen der Leser hübsche Bildchen aus dem SalzkammerStiefelfnechte haben gut, die als willkommeneErgänzung der aber den UebelRuthnerschen Artifel in den Bänstand, daß sie den 6 u. 8 unserer Zeitschrift beim Ge gelten können. Sie bieten braud) charakteristische Einzelheiten die der an landschaftlichen Rappe Schönheiten so reichen und Gegend.

Baderstreuer. Dulkanischhe Erupherauslägt, sobald man die fleinen auf der Skizze sichtbaren Füßchen dreht. Dadurchwerden tionen am Boden mehrere kleine Löcher geöffnet, aus auf Neu- denen der Zuder herauskommt. Eine zweite, praktische Neuheit ist der vernidelte feeland. sehr Flaschenunterfaß mit Federn und FilzeinDie vullani. lage, der die Eigenschaft besikt, an der Flasche schen Eruptionen festzusiken, und dadurchdie Tischtücher vor leden auf Neuseeland, durch Abtropfen zu schützen. (Preis welche im Juni per Dutzend 12 M.) Eine dritte Neu1886 stattfan heit wird gerade jetzt , wo die Reiseden, sind durch saison bevorsteht , Interesse weden. ist ein Univer B Die Tagespresse Es nach ihren Wir- faltochapparat, fungen eingehend der allereinfachste Zugeschildert wor. sammensetzung mit den. Nun erst praktischer Einrichhaben sie durch tung und solider Ausim Salzkammergut. Der Priet den Geologen 3. führung verbindet. Hector aucheine Er besteht (wie die wissenschaftliche Stizze zeigt) aus folauch den Fuß selbst stark zusammenbrüden. | Untersuchung erfahren, welche höchst interessante genden Teilen: A Flaschen. unterfas. Die Einrichtung des neuen Stiefeltnechtes ist Resultate lieferte, insofern sie zeigte, daß die ge- Dreifuß mit Spirisehr einfach. Auf der Platte b ist etwa in waltigeKatastrophe lediglich ein lokales Phänomen tussicherheitslampe, der Mitte derselben der Gegenhalt a, welcher gewesen ist, das durch die Gewalt hervordrängender große Kasserolle von oben mit einer geraden Wulst versehen ist, Dampfwasser verursacht wurde. Aus der Be- ca. 11 Inhalt, C eine zweite fleinere Pfanne von angeordnet, während vorn die schiefe Fläche e schreibung der Eruption und aus den bei der ca. 2 1 3nhalt (zur Bereitung von Beefsteals, sich befindet. An beiden Seiten ist der Apparat Untersuchung der Gegend in den zugänglichen Koteletten 2c.), D Einsatz für Eier, E Kaffeesteb. offen. Beim Ausziehen wird der Fuß von der Entfernungen fonstatierten Befunden schließt Herr in welches das Kaffeepulver gethan und dadurch Seite angeschoben, mit dem hinteren Teil des Hector, daß es sich ausschließlich um ein hydro- ein Kaffeetrichter erspart wird , F Theesieb , G Stiefels an den Gegenhalt a und mit der Spite thermisches Phänomen gehandelt habe, das frei- Spiritusflasche von ca. 1 1 3nhalt. Sämtliche an die schiefe Fläche e angelegt, wobei es gleichlich im gigantischen Maßstabe aufgetreten ; ebenjo Teile lassen sich so zusammenlegen, wie es in B gültig ist , wie lang oder breit der Stiefel ist. zweifellos aber ist sein lokaler und oberflächlicher gezeigt ist. Der KochBeim Emporheben des Beines wird durch die Charakter. Die größere Lebhaftigkeit der Geijer apparat ist in WeißBerührung nun an den beiden Punkten eine und heißen Quellen, welche man vor der Eruption blech (6 M. 50 Pf.) Pressung des Fußes und eine Beschädigung des beobachtet und welcher in dieser Gegend seltsame oder sein vernideltem Stiefelleders vermieden. Der zweite Fuß hält Erderschütterungen vorangegangen waren, wird Metall (12 M. ) zu den Stiefeltnecht durch Auftreten auf den hinteren auf das plötzliche Hereinbrechen starten Regens haben. Als weitere Kl. 34. nach langer Trockenheit zurückgeführt, der um so Neuigkeit erwähnen Teil der Platte b am Boden fest. wirksamer werden fonnte, da durch die Erd- wirdie Garten- oder Nr. 38463. Dr. H. Boot in Gundersheim. erschütterungen die Zugänge des Drainwassers Balkon - Lampe zu den warmen Herden erleichtert waren. Jeden- mit patentierter falls spricht ganz unwiderleglich für den lokalen Windschutz Vor Unsere Beilagen. Charakter des Phänomens der Umstand, daß zu richtung , die ebenso Diesem Hefte sind mit Ausnahme der Ab- Rotorua und an anderen nicht viel weiter gelegenen wie die obigen Neubildung der Kimberleyschen Diamantminen feine Plätzen feine Störung beobachtet worden, wodurch heiten durch Karl separaten Vollbilder beigegeben, dagegen finden die heißen Quellen dieser Gegenden sich als von Hirsch & Co. in Ber in W. Leipziger. die Leser als besondere Beilage ein gelungenes denen der betreffenden Gegend ganz unabhängig straße 2, bezogen wer Panorama von Luzern. Als Stand des erwiesen. den kann. Endlich hat man es dahin gebracht, uns für den G Garten oder Balkon eineLampe zu liefern, E die denen behag= licher Wohnräume nichts nachgibt. Die bisher üblichen LeuchD ter für Kerzen gaben. ein viel zu mangel haftes Licht, andererseits fonnte die gewöhnliche Tischlampe im Garten nicht be nuht werden, weil sie bein geringstenWinde C fladerte, blakte oder gar erlosch. Die hier B abgebildete Lampe ist Reisekochapparat. nun mit einer solchen Garten und Balton-Lampe.

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£. v. Pröpper.

Aus Küche und Haus.

ACTONA

Ochsenwieshöhe bei Jicht ( 1087).

1040 Eingelegte Pilze. Man nehme daju Champignons oder Steinpilze, die sehr frisch sein müssen, putze sie gut und schneide die größeren in Stüde; fann man aber lauter kleine , noch) geschlossene Pilze bekommen, so sind solche weit vorzuziehen. Man bringt nun, um sie in Büchsen einzulegen, für jede Büchse besonders, so viel frisches, nur wenig gesalzenes Wasser, als man reichlich für die Büchse zu brauchen gedenkt, zu Feuer, thut, wenn es wallend focht, die für die Büchse bestimmte Portion Pilze hinein, läßt sie einen Wall thun und nimmt sie dann gleich mit einem Schaumlöffel heraus, legt sie in die Büchie und gießt von dem Wasser, worin sie gekocht worden, fochend darüber, daß noch ein strohhalmbreiter, leerer Raum bleibt , läßt verlöten und eine starke Stunde kochen. Vorzüglich , die beste Art unter vielen mir bekannten. Recht gut sind sie aber auch , um sie als Pickles zu geben , auf englische Art, in Essig eingemacht ; doch darf man dazu nur die ganz fleinen, geschlossenen Champignons nehmen, schneidet die äußere Stielspike ab und reibt sie dann mit einer Handvoll Salz und ganz wenig Wasser mit den Händen sehr behutsam , damit sie nicht zerbrechen, ab, spült mit Wajjer nach und trodnet sie in einem weißen Tuche. Auf 11 Champignons rechnet man nun 1 1 beiten Weinessig, 28 g Ingwer, 14 g weiße Pfeffer törner, 3 Blatt Mußtatblüte und eine Prise Cayennepfeffer, bringt dies zu Feuer, gibt, wenn es tocht, die Champignons hinein, läßt sie fast weich fochen und füllt sie, nebst Gewürz und Essig, in Gläser. Champignons Extrakt. Die Cham pignons werden rein verlesen, aber sonst nicht gepust, mit Salz in einen irdenen Topf gethan (eine Handvoll Salz auf drei Handvoll Cham pignons) und zerdrüdt, welches sich leicht thun läßt, sowie das Salz darunter ist; sind sie nun recht zerdrüdt, so fommen einige klein geschnittene Zwiebeln und Schalotten, ein Stüddhen knoblauch, Gewürznelfen, Muskatblüte und ziemlich viel Pfefferkörner dazu und man läßt es, wohl zugedect, vier bis fünf Tage stehen , focht es dann bei gelindem Feuer einige Stunden lang. seiht es durch und stellt es bededt bis zum anderen Tage hin, wo man es langsam, damit der Satz zurückbleibt, abgießt, in fleine Flaschen füllt und auf jede einen halben Theelöffel Rum gibt, vor. fichtig zupfropft und versiegelt. Dieses einfache Ertratt hält sich jahrelang und gibt Saucen und Ragouts den feinsten Wohlgeschmack.

patentierten Windschutz-Vorrichtung versehen. | linder Hike 15 bis 20 Minuten baden läßt und Bei der Konstruktion mußte in erster Linie be- die Schüssel mit gebadener Petersilie garniert. rücksichtigt werden, daß die zum Brennen nötige Herren- oder Steinpilze auf Jäger atmosphärische Luft nur in erforderlicher Menge, art. Man reinige sie sorgfältig und ziehe nament und diese nicht der Flamme direkt zugeführt lich die braune haut ab, schneide sie dann so Beim Anzünden der Lampe ist zu fein wie möglich und dämpfe sie in frischer werde. nächst die Flamme sehr niedrig zu stellen, un- Butter mit etwas sehr fein gehackter Zwiebel gefähr so , daß die Spike der Flamme nur und Citronensaft. Wird meistens als hors d'oeuvre wenig über der Einschnürung des Cylinders sicht gegeben. bar wird; der Raum innerhalb der den Brenner Gebratene Champignons. Man reinige umgebenden Glaskugel wird sich nun bald er schöne, möglichst gleiche Champignons und breche wärmen, was einen Einfluß auf das Steigen der die Stiele aus, fülle die Lüden mit einem Stüd Flamme ausübt, so daß, wenn nach einer Brennchen frischer Butter und ganz wenig weißem zeit von 10 bis 15 Minuten sich die konstante Pfeffer und brate fie in ein wenig Butter etwa Wärme entwidelt hat , nur erforderlich bleibt, 10 Minuten lang. die Flamme zur normalen Höhe , falls dieselbe Besonders gut zu Hammelskoteletten und noch nicht von selbst erreicht ist, zu regulieren. gebratenen jungen Hühnern, Feldhühnern und Die Lampe brennt dann hell leuchtend und gleich. Tauben ; erstere werden um die gehäuft an mäßig weiter. Die Ausstattung der Lampe ist gerichteten Champignons gelegt, die anderen damit äußerst elegant, der Fuß im Genre von Cuivre garniert. poli galvanisiert, der Windfang oder Schornstein Champignons . Gemüse. Man gebe von fein poliertem Messing, die Kugel oder die gereinigten Champignons in mit Effig ge Glode zur Hälfte matt geschliffen , so daß die säuertes Wasser, damit sie weiß bleiben, wasche Lampe auch auf dem besten Tische ihren Plak fie dann heraus und lasse fie ablaufen; thue sie finden kann. Preis 15 Mark. mit etwas Salz und einer Zwiebel in der Mitte in eine Kasserolle und dämpfe sie ohne weitere Buthat, bis der reichlich austretende Saft bei nahe wieder eingedämpft ist und die Champignons Aus Küche und Haus. auch weich sein wer den. Zu einem Von Suppenteller voll daT. v. Pröpper. von füge man nun 90 g frische Butter, sowie eine starte August. Messerspitze weigen. Champignons Suppe. Man röste in Pfeffer und dann 125 g Butter drei Eglöffel feines Mehl lang einen Eglöffelfein jam dunkelbraun, gieße unter beständigem Rühren gewiegte Petersilie und nach und nach 2 1 tochendes Wasser daran, und dämpfe sie ganz füge Salz und Muskatnuß hinzu und lasse es langsam und öfters eine Stunde ganz langsam tochen. Unterdesjen schwingend eineBier. hat man 11 gepukte und gewaschene Cham telstunde lang, gieße vignons feinblätterig geschnitten, dämpft fie mit furz vor dem An 90 g Butter, Petersilie, Salz und weißem Pfeffer richten so viel Bouil. über gutem Feuer, bie ihre Brühe wieder ver- lon daran, daß sie dampft ist und vermischt sie dann mit der Suppe, saftig sind , lasse sie Steinpilz-Pastetchen. Man rechne für aufkochen und ser jedes Pastetchen einen bis anderthalb große, in viere fie als selb gewöhnlicher Weise gereinigte Steinpilze, ichreide ständige Schüssel mit die Röpfe in 2 cm große Stüdchen und hade Croutons und Spiedie Abfälle und das übrige Pilzfleisch mit etwas geleiern garniert oder mit Koteletten, Petersilie, Estragon und Pimpinelle fein ; dämpfe dann eine sehr fein geschnittene Schalotte in etwas Schinken, geräucher Butter, füge das Gehadte, etwas ganz fein ge- tem Lachs oder der hacten Luftsped, etwas in Wasser geweichte und gleichen dabei. Die wieder ausgebrüdte Weißbrotfrume, abgeriebene Zwiebel wird her. Citronenschale, Salz, Pfeffer, Musfatnuß, drei ausgenommen. Eslöffel Bratenjüs, einen Eklöffel guten Rot. Champignons. Salat. Man wein und vier Eier dazu und mische dann die Pilzstückchen darunter. Nun reibe man von dämpfe die geputzten feinen Milchbrötchen die äußerste Kruste ab, Champignons in fei halbiere sie und nehme die Krume heraus, tauche nem Del , bis die die Brothälften in etwas, mit einem Ei ver- Feuchtigkeit ver quirlte Milch , bestreiche die äußere Seite mit dampft ist, und lasse verklopftem Ei und bride sie in die abgeriebene fie erfalten, menge Rinde; fülle sie mit dem Pilzragout, lege fie fie mit Citronens auf ein mit Butter bestrichenes Badbled) und faft und weißem gebe auf jedes Pajtetchen etwas geriebenes Weiß. Pfeffer an und streue brot, etwas Butter und einige Tropfen Citronen nach dem Anrichten Ulm See im Salzkammergut (S. 1037). saft, worauf man sie im Ofen (Röhre) bei ge- Kapern darüber.

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Verantwortlicher Herausgeber: W. Spemann in Stuttgart. Redakteur : Joseph Kürschner ebenda. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Nachdrud, auch im Einzelnen, wird strafrechtlich verfolgt. Drud von Gebrüder Kröner in Stuttgart.

Rigi Kulm. Ütli.

Albis Hochwacht.

Rigi Staffel.

Niederbauen.

Rigi First.

Sitlis.

Bürgenstock.

Triebschen Die Nasen .

St. Gotthardt.

Engelberger Thal.

Pilatus.

Stanzer Horn. Berner Oberland.

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Die Reuß . Der Gütfch.

Badeanstalt.

Alte Stadtmauer. Hof- und Stiftskirche.

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Kaserne.

Kapellbrücke.

Klosterkirche.

Der Gütfch. Bahnhof. Rathaus. Vierwaldstättersee.

Panorama

Extrabeilage zum Sommerfrische-Heft 1887 von „ Dom Fels zum Meer".

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Luzern

vom

Gütsch

aus .

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2

Schwarz - Gelbes.

Von 3. v. Hellwald.

Meeresbucht der Adria oder über waldige Gehänge zum völkerumschlingenden Silberbande des gewaltigen Donaustroms . Dort , in den gesegneten Fluren der altehrwürdigen Ostmark , strebt an seinem Ufer der mächtige Fels empor, auf dem die Wiege des fünftigen Donaureiches stand ; an seinen Ufern auch erheben sich in der Gegenwart die glänzenden Metropolen , das schöne Wien, die Kaiserstadt", die das Volkslied preist, und das majestätische Budapest. Von da an liegt aufgerollt der einstige Meeresgrund , die große magyarische Tiefebene, Steppenland, das nur hie und da, wie aus leichter Brust aufatmend, sich in schwachen Erdwogenzügen hebt. Von der Granitfrone Ungarns, den Centralkarpathen , breiten sich die Gebirgsarme schützend, Dielleicht der merkwürdigste, jedenfalls aber einer der merkwürdigsten Staaten unseres Crdteiles ist die österreichisch- ungarische Monarchie , welche das südöstliche Gebiet Mitteleuropas einnimmt. Dem benachbarten Deutschen Reiche an Flächenraum um etwa 84000 qkm , fowie an natürlichen Hilfsmitteln aller Art, nicht aber an Bevölkerungszahl überlegen , ist Desterreich - Ungarn wie kein anderer Staat reich an Gegenfäßen seiner Bodengestaltung , naturhistorisch, landschaftlich und klimatisch die herrlichsten Mannig= faltigkeiten in seinen Grenzen vereinigend, in der ethnographischen Zusammensetzung verschiedener Völker: gruppen die anziehendsten Bilder gewährend. Stolz schwillt mit Recht des Desterreichers Brust, blickt er nach der Länder und Reiche herrlichem Kranze, dessen Völker sich scharen um Desterreich- Ungarns Banner ! Von den Zinnen der Alpen mit ihrer zauberhaften Pracht, dem Firnenglanze ihrer Berge, der in dunklen Seen sich spiegelt, schweift das entzückte Auge zur blauen

segnend und festhaltend um das ganze Land ; herab rollt der Segen der Berge , der Wälder , der Auen in die Fluten der zahlreichen Flüsse , in die grünlichen Wogen der raschen Donau, bis wo diese den Fuß des Landes säumend und neßend, das Bild eines der herrlichsten Länder der Erde abschließt. Und endlich oben im Norden funkelt als kostbarster Juwel das bergumgürtete Becken der Moldau , Böhmen und die benachbarten Provinzen, das liebliche Mähren und Schlesien , wohlbebaute , gewerbreiche Ebenen und Städte, inmitten aller das alte goldene Prag mit dem hochragenden Hradschin. Der Segen der Natur ist da auf den Bergen, in den Thälern und unter der Erde. So bietet denn wie kein anderer Staat Desterreich- Ungarn in allen seinen Gauen ein wunderbares Bild reichster Mannigfaltigkeit , im vollsten Maße wert der Liebe seiner Söhne! Aber auch dem Fremden, insbesondere dem Deutschen , ist Desterreich- Ungarn ein interessantes Land, 66

f. v. Hellwald.

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interessant in mehr denn einer Beziehung. Findet er großartigen Naturschönheiten, an spannenden Scenen dort doch Gelegenheit , gewissermaßen dicht vor der fremden Volfslebens , fesselndem Menschenthun und eigenen Thüre , die merkwürdigsten Gegensäße zu betreiben, welche der ganze weite unbesuchte Rest des obachten und zu studieren , sich mit fremden Sitten, Staates in sich birgt. Von Bojken , Huzulen oder Anschauungen und Verhältnissen vertraut zu machen. Bunjevazen weiß die Außenwelt vollends nicht einmal Auffallenderweise herrscht gerade über österreichische die Cristenz, und nur wen etwa Berufsgeschäfte in die Heimstätten dieser Stämme geführt, kennt ihre Namen Dinge, im allgemeinen gesprochen, eine tiefe Unkennt nis in dem sonst so erdkundigen Deutschland, und mehr und die Vorzüge ihres Landes. Schuld an dieser bedauerlichen Unkenntnis Desterdenn einmal war ich überrascht, aus deutschem Munde über Land und Leute im Donaustaate die schiefsten reich- Ungarns mag unter anderem zu nicht geringem Urteile zu verneh- Teile der Umstand tragen, daß es bislang an einer ermen, welche lediglich schöpfenden , auf streng wissenschaftlicher Grundlage in einer gründlichen ruhenden und in ihrer Fassung doch auf das große geUnvertrautheit mit bildete Laienpublikum berechneten Schilderung des alten den ethnographischen Kaiserstaates gebrach. Was selbst in den ausführlichsten und geographischen Handbüchern der Erdkunde darüber zu lesen ist, reicht bei weitem nicht aus , um von der Fülle des Eigenartigen Verhältnissen des Nachbarreiches wur- auch nur einen annähernden Begriff zu haben. Deshalb zeln konnten. In der kann auch außerhalb der schwarzgelben Grenzpfähle That werden auch des bin ich überzeugt - nur mit Freuden ein Werk bloß wenige Teile der begrüßt werden, welches in großartigster Weise dem ausgedehnten Mon- bisherigen Mangel abzuhelfen unternimmt. Ich sage: in großartigster Weise" mit gutem Vorbedacht, denn archie von dem deut schen Touristenstrome meines Wissens besitzt kein anderer Staat Europas eine aufgesucht : einige be- nach jeder Richtung hin so planvolle, umständliche Dargünstigte Striche in stellung , als es nach seiner Vollendung das seit 1886 den Tirolerund Salz im Erscheinen begriffene Prachtwerk , Die österreichischburger Alpen , wo ungarische Monarchie in Wort und Bild" (Wien, Alfred heilkräftige Quellen Hölder, dem wir die Möglichkeit, eine Reihe zum Teil oder klimatische Kur- noch nicht veröffentlichter Jllustrationen unsern Lesern orte winken , dann vorzuführen, verdanken) sein wird. Der Gedanke, solch etwa das glänzende ein großes , gemeinschaftliches , auf dem dermaligen Wien und, wenn es Stande der Forschung beruhendes Werk ins Leben zu hochkommt , Buda- rufen, worin ein Gesamtbild der österreichisch-ungaripest , wo man einen schen Monarchie und der dieselbe bewohnenden Völker Einblick in die unga- geboten wird, ging von keinem geringeren als von dem rische Welt gewinnen Thronerben Desterreich- Ungarns, Kronprinz Erzherzog zu können vermeint. Rudolf aus, und der federgewandte Prinz begnügt sich Die Wenigsten ahnen nicht, dem Unternehmen seinen besonderen Schutz anauch nur die Fülle gedeihen zu lassen, sondern verschmäht es nicht, dasselbe ihnen völlig unbe- mit eigenen Beiträgen zu schmücken , welche zu dem fannter Schäße an Besten und Gediegensten gehören, was man lesen kann. Gleich die aus der prinzlichen Feder herrührende Einleitung ist ein kleines Meisterstück. So werden denn in etwa 14-15 Bänden Land und Leute

Baumkrageln (S. 1057).

geschildert werden , die geschichtliche Entwickelung jedes Volksstammes, seine Sprache, seine Lebensäußerungen in Kunst und Wissenschaft, in Arbeit, Handel und Gewerbe, seine Eigentümlichkeiten in Sitten und Bräuchen mit aller Treue dargestellt und das in Worten Gezeichnete durch eine große Anzahl wahrhaft künstlerisch ausgeführter Illustrationen veranschaulicht. Es kann nicht in meiner Absicht liegen, den bisher erschienenen und prächtig ausgestatteten Lieferungen in ihrem Inhalte auf Schritt und Tritt zu folgen; ich muß mich begnügen, einiges nur daraus hervorzuheben, um in knappem Rahmen auf die Reichhaltigkeit des Werkes hinzuweisen. Ich will nicht verweilen bei der grauen Vorzeit , als Menschen der Steinperiode , bronze-

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Schwarz-Gelbes.

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Das Hirtenfingen (S. 1057). fundige Kelten und endlich die welterobernden Römer des Landes bei , welches unter allen Provinzen der auf dem Boden der heutigen Monarchie sich bewegten, westlichen Reichshälfte am dichtesten bevölkert ist. Der dort in Geräten aller Art die Spuren ihrer Anwesen vorwiegend katholische , österreichische Volksstamm ist heit zurücklassend. Viele dieser Fundstücke werden uns sprach und stammverwandt mit den benachbarten in Abbildung vorgeführt (S. 1069) . Ich wende mich Bayern , doch ist das Land südlich vom Donaulaufe vielmehr gleich nach dem Herzen des Reiches, dem von lange von Slaven bewohnt gewesen, und es haben hier der Donau durchflossenen Erzherzogtume Niederöster sehr ausgiebige Blutmischungen stattgefunden ; fein reich mit seinem blühenden Acker- und Weinbau. Dort Wunder also , daß auch die deutsche Sprache des Desterliegen im Thale des Stromes eine Reihe industriereicher reichers nicht wenige Slavismen aufgenommen hat. Städte und zahlreiche Fabriken tragen zum Wohlstande In gewissem Sinne ein Mischling mit deutscher Hülle,

‫القافية العقاك‬

Der Taufgang (S. 1057)

1047

f. v. Hellwald.

1048 umjauchzen, Wit, schlagender Volkshumorund Lebensgenuß be= gegnen, als fönnte hier niemand sterben und niemand elend sein. Und nicht satt sieht sich der Fremde an dem bunt=

bewegten Treiben des Volfes , wenn er es in seinen verschiedenen Aeuße Blick auf die Donau Nuen (S. 1047). rungen, sei es bei den unter | Belustigungen im ,, Prater ", sei es etwa in den Morgenscheidet stunden auf einem Marktplate, wie z . B. „ Am Hof" fich der (S. 1065) belauschen will. Erbaut zwischen niederen Ausläufern der östlichen Desterreicher Alpen und der vielarmigen Donau , liegt Wien am vom Rande einer Ebene, welche den wesentlichsten Teil des reinen sogenannten Wiener Bedens ausmacht. Es ist dies das gesegnete , fruchtbare Marchfeld , das sich ostwärts bis Ger manen an die ungarischen Grenzgebirge erstreckt, zugleich eines immer der großen Schlachtfelder Deutschlands und Europas . hin in In ein schrecklich schönes Bild verwandelt sich aber die Denk lachende Flur, wenn über sie einer jener Gewitterſtürme art und hinwegbraust , wie sie diesen und auch den ungarischen Natu Niederungen eigen find (S. 1059) . Völlig anderer rell, in Art ist das niederösterreichische Hügelland , namentlich das Gebiet der Voralpen. Dort breitet sich am rechten welch Ufer der Pütten eine Gegend aus , welche der Volkslette rem mund die „ Budlige Welt" getauft hat , und dieser große Heiter feit und Gutmütigkeit , gepaart mit leichtem Hange zu materiellen Freuden und Lebenslust, vorwalten. Alle Charakterzüge des Desterreichers sind aber am schärfsten ausgeprägt bei dem Bewohner Wiens, der glanz vollen Haupt- und Residenzstadt an der Donau, deren zahlreiche Arme und Inseln grüne , wildreiche Auen in der nächsten Nähe der Metropole bilden (S. 1048). Wien , unter der Regierung des Kaisers Franz Joseph in architektonischer Hinsicht wohl zur schönsten Großstadt Europas herangeblüht , ist nun die Stadt des heiß blütigsten Lebens , die Freudenstadt , in welcher den Fremden auf jeden Schritt und Tritt Glanz und Pracht

Name rechtfertigt sich, wenn man die vielen , mannig fach gewundenen Thalfurchen in Anschlag bringt , von denen dieser Landesteil durchzogen ist. Uralte Kirchdörfer beleben den nördlichen Abschnitt dieses Gebiets, alle durch ihre Namen noch die einfache Denkart der einstigen deutschen Ansiedler verratend . Wir bilden aus jener Gegend die Fernsicht von Schlag bei Lichtenegg ab (S. 1050), so genannt von dem der freien Umsicht offenen Raume, den der Ort einnimmt . Romantischer erscheinen die Thalgründe im Laufe der oberen Ybbs, und das lieblichste Bild in dieser Flucht von Erscheinungen , vielleicht mit feinem anderen vergleichbar, bietet das Dorf Groß - Hollenstein mit seinen schimmernd grünen Matten, den idyllisch gruppierten Häusern und

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Schwarz- Gelbes.

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der harmonisch zu dem Ganzen auf einen Hügel gestellten Kirche(S. 1057). Wer einmal bis hierher gelangt, widersteht nur schwer der Versuchung, tiefer einzudrin H.Dame gen indie GeheimFernsicht von Schlag bei Lichtenegg aus ( S. 1048). nisse der eigent lichen Alpenwelt , welcher ein großer Teil der westlichen und lieblichen Landschaftsbildern, wo Natur und österreichischen Provinzen angehört. Und er braucht Kunst einander den Rang streitig zu machen suchen. nicht weit zu gehen , denn schon in dem Grenz- Da schaut man hinab in die furchtbaren Risse und gebirge zwischen Niederösterreich und Steiermark er- Schlünde, welche sich die rasenden Gebirgsbäche in das hebt sich ein gewaltiger Bergrieje , der Schneeberg, Gestein gewühlt haben, da sieht man weit ihre Silberdessen drei Kalfspitzen wie die Zacken einer Krone bäche in seltsamen Windungen den Ausgang aus den schimmern. Die Aussicht von diesem Gipfel ist eine der Bergen ins Thal suchen , da sieht man aber auch zugroßartigsten in der östlichen Alpenwelt, denn man über gleich den geschäftigen Menschen von der Ebene herein sieht einen Raum von 80 Stunden Durchmesser, einen in die Einsamkeit und in die Geheimnisse des Berggroßen Teil von Ungarn, Mähren und des Hochalpen- waldes dringen. Hier säet er Getreide, dort weidet er landes. Steigt man aber tiefer hinab , um die Welt Herden auf grüner Alm, an jener Stelle legt er seinen der Alpenwunder zu durchstreifen , so entrollt sich eine Obstgarten an und hier am Bache seine Schneidemühle, wahre Fülle von großartigen und idyllischen , schauer deren schnarrender Ton Tag und Nacht vernommen. wird. Weiter hinein in den Wald wagt sich der Köhler, dessen Meiler hier und dort seine schwarze , duftende Rauchsäule aus dem grünen Walddickicht steigen läßt ; ihm nach ziehen die langen Züge der geschwärzten Kohlenbauern mit ihren hochgetürmten Flechtenwagen , um die schwarzen Güter in die Eisenhämmer zu bringen.

Tmhütte auf der (S. 1052).

Ueber den Dörfern der Waldbauern und noch über den Köhlerhütten hinauf hausen die echten Waldeinsiedler, die Hinterwäldler der Alpen, die sogenannten Holzknechte , welche sich in allen Waldgebirgen Desterreichs finden; sie sind gewissermaßen die Vorposten der Industrie , durch welche allein die Wälder der

Hasch

schwer zugänglichen Gebirge ausgebeutet werden. Jahraus jahrein liegen sie ihrem müh=

f. v. Hellwald.

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samen und nicht selten gefahrvollen Berufe ob. Auf dem Wege zu ihren Blockhäusern stößt man wohl auch hin und wieder auf eine vereinzelte Almhütte, die nicht

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immer ein so wohlgefälliges Aeußere zur Schau trägt, wie jene auf der Ray (S. 1049), einem mächtigen Gebirgsstocke in der Nähe des oben genannten Schnee-

Ide

a

C.L Wald im füblichen Ungarn (S. 1058).

bergs. Die Almhütte ist der Aufenthalt der „ Almerin ", welche über das in den Alpen frei weidende Vieh die Aufsicht führt. Seltener führt sie den anderwärts üb -

lichen Namen ,, Sennerin ", und fast nirgends in Desterreich trifft es sich , daß die Almerin etwa durch einen Senn" vertreten wird. Es ist vielmehr dieser Teil

1053

Schwarz-Gelbes.

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der Alpenwirtschaft ein Geschäft der Weiber , welches |spruch nimmt. Denn während des Winters herrscht auch in den Alpen ebensogut Stallwirtschaft als wie sie indes bloß während des Spätfrühlings , im Som mer und bis in die ersten Herbstmonate hinein in An- überall bei jedem Bauern.

Ein Regensturm im Hochgebirge (S. 1057).

Das Leben in den Alpendörfern ist allenthalben, wie begreiflich, ein ziemlich einförmiges . Ist doch der Alpenbauer fast stets ein ungemein derber, höchst prosaischer Mensch, dem allerdings ein ferniges Naturell

und eine gewisse urwüchsige Originalität nicht abzusprechen sind. Unbekannt mit den im Sturme sich häufenden, täglich neuen Bedürfnissen der großen Welt, ist der Aelpler genügsam in seinen Lebensansprüchen, ver-

1055

f. v. Hellwald.

1056 Nachbarn. Sie müssen sich mit der Gesellschaft des Alpenmurmeltiers begnü gen, welches , Ura = mentl " oder " Parament[" genannt, in Tirol

harrt er auch in einer Altherkömmlichkeit der Sitten und Gebräuche, welche einen starken Gegensatz zu den Lebensformen im Flachlande bilden. In seinen Bedürfnissen hängt er sehr wenig von fremder Hilfe , von fremden Erzeugnissen ab. Fleisch, Milch, Käse und Butter liefert. ihm der Stall , rauhes schwarzes Brot geben ihm die selbstgebauten Körnerfrüchte, und seine Körperbekleidung webt er selbst. häufig Prag. Es gibt Familien in den Bergdörfern, die noch bei monatelang nicht das kleinste Geldstück für 2000 m ihren Lebensunterhalt in die Hand | Seehöhe auftritt. Die Lüfte belebt aber im ganzen Alpenzu nehmen brauchen. Wirtshäu- gebiete das durch seinen dreimaligen Saisonkleiderser gibt's in sehr vielen Alpen- wechsel ganz besonders ausgezeichnete Alpenschneehuhn , thälern nicht, und dort ist oft der stellenweise in großer Individuenzahl . Genügsam mit Mann der Seelenpflege zugleich der spärlichen Vegetation der Schneegrenze , stets anauch Pfleger der Hunger- und gepaßt dem wechselnden Kolorit seines Aufenthaltsortes , Durstbedürfnisse fremder Wande- verhältnismäßig unbehelligt von der Schar der gerer , ist der Weinzapfen und der flügelten Räuber, lebt das Alpenschneehuhn als typischer Käselaib ein Nebenerwerb der Charaktervogel der luftigen Höhen von über 2000 m färglich besoldeten Geistlichen . über dem Meere, und nur selten kommt es tiefer herab Endlich gibt es eine große Menge in die Region des Krüppelholzes oder der oberen von Alpendörfern , in denen die Waldgrenze . Auf diesen Höhen herrscht die längste äußerste Einsamkeit und das ab- Zeit des Winters hindurch heftiger Wind , und mit soluteste Stillleben sich niedergelassen haben ; wohl diesem kommt stets die Kälte ; Wärme tritt nur bei aber wenige werden vom Rofnerhof am Deßthaler Windstille ein. Die empfindlichste Kälte kommt für Ferner in Tirol übertroffen , wo einst Friedrich mit der die Höhen aber erst gegen Ausgang des Winters und leeren Tasche, Herzog von Desterreich und vom Konzil zu Anfang des Frühlings, wenn unten in den Thälern zu Konstanz geächtet , ein verborgenes Unterkommen die Vegetation schon wieder erwacht. Der durchschnittfand. Die dort miteinander wirtschaftenden Brüder lich heitere Winterhimmel macht dem unruhigen , fast üben alle Handwerke gemeinsam aus, die sie für ihren beständig trüben und schneereichen Wetter Platz. Das Lebensbedarf beanspruchen müs- Frühjahr ist die schlimmste Seite des Höhenklimas mit sen ; wie eine robinsonische Ko- seinen oft über Nacht hereinbrechenden stürmischen lonie sind sie von allem Verkehr Regen- oder Schneetagen . Solche breiten über alles ziemlich abgeschlossen , und der ihr finsteres , feuchtes Nebel- und Wolkentuch. Der Winter in dieser Höhenlage von Gesichtskreis ist auf wenige Schritte eingeschränkt , der mehr als 2000 m über dem vom Sturm gepeitschte feine Regen oder Schnee dringt Meeresspiegel trennt sie für fast durch jedes Kleidungsstück und macht den Wanderer vor halbjährige Frist von den nächsten Frost erstarren . Aufschauernd fühlt er seine Ohnmacht, die Hilflosigkeit eines ein-

SENULFYR

Rumpler

zigen MenschenLebens hier im freien Reiche der Wolfen und der Stürme

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Schwarz- Gelbes. 1058

fannt , ihr Schönes, ihr Großartiges ! Da ist zuerst das weite Ungarn selbst, das köstliche Beden der mittleren Donau, in welchem die herrliche Landesmetropole Budapest wie eine Perle auf dem Grunde einer geöffneten Muschel schimmert. Die waldreichen Züge der karpathischen Alpen, welche die Zipser Hochebene südwärts in weitem Bogen um= spannen , bilden das Quellengebiet der zahlreichen Flüsse , die sich gegenOst und West, nach links und rechts in Bündeln abzweigen, der DoTiss nau oder der Theiß zustreben, welche die ungarische Tiefebene , die weite Mittelfläche des Landes , mit ihrem GeHollenstein an der Ybbs (S. 1049). äder umspannen. Waldreichtum überall, gekenn = beze ichnet durch (S. 1053) . Aber selbst noch tiefer unten im Thale, die poetische Laubflora , sonders wo Seebecken sich ausbreiten, rast nicht selten welche sich bis an den Rand der Karder Sturm und gefährdet Mensch und Vieh , die in pathen und Alpen , und bis nahe an schwankem Kahne dem aufgewühlten Elemente sich an den Küstensaum des Adriatischen Meeres vertraut haben (S. 1063 ). erstreckt (S.1052) . Die Schätze Bei der Abgeschlossenheit seines Thales, bei seiner der Berge, sie rollen und sausen OESTER Unbekanntschaft mit der Außenwelt , ist es nicht zu von der Höhe zum Thale, verwundern, daß der Aelpler in der Großartigkeit seiner vom Thale zum Flusse , sie REICH UNGARN Naturumgebungen einfach in seinen Sitten und zäh in schwimmen auf dem Flusse in seinen Gebräuchen ist. Vielfach wendet sich sein Sinn den Strom, dem Welthandel religiösen Dingen zu , und aus tiefster Ueberzeugung zu. Dort, wo die Alpen und sucht er oft stundenweit das einsame Bergkirchlein auf. das Mittelgebirge der KarDie wichtigen Ereignisse im Menschenleben , Geburt, pathen von vulkanischen ErHochzeit und Tod umgibt er mit religiöser Weihe, wenn hebungsmassen durchbrochen auch nicht immer ein Priester zur Hand ist. Rührend ist sind , welche phantastisch und das Abschiednehmen von dem Toten (f. die Beilage), einpittoresk aus dem Waldgebiet fachund schmucklos der Taufgang (S. 1045 ). Auch in die mit ihren kahlen Kuppen, Ausübung gewisser Gebräuche, wie z . B. in das ,, Hirten Regeln und Spitzen emporfingen" (S. 1045) spielen religiöse Motive mit hinüber. ragen , ruht im Schoße der Sonst geht es freilich nebenbei auch ganz fröhlich und Berge das funkelnde Erz, vergnüglich, wenn gleich nach unseren Begriffen nicht gleißt die Goldblüte , schimimmer ganz sittlich her. Die Kirchweihfeste geben Anlaß mert der Silberblick , leuchtet zu allerlei Scherz und Kurzweil, worunter das „ Baum rötlich das Eisen und braunfrayeln" (S. 1043), das Erflettern von Maibäumen, rot das Kupfer. Zahlreich ein unschuldiges Vergnügen ist. Weniger kann dies von weidet das Vieh auf den grüden Raufhändeln gelten, welche gerne mit dem blanken nen Waldwiesen der Alpen, Messer ausgefochten werden , und von der Sitte des immer höher mit der Jahres„ Fensterln ", d . h. der Erlaubnis , welche ein lediges zeit emporschreitend , bis zu Mädchen mit Wissen ihrer Eltern ihrem Liebhaber den kahlen Kuppen der Berge, gibt , sie abends besuchen zu dürfen , eine Sitte , die von denen der schon unendlich viel Unheil gestiftet hat , die sich aber Blick über das schwerlich bannen läßt. -Aber auch die östliche Län- unendliche Meer derhälfte der hat , wenngleich weniger gepriesen und weniger geösterreichischungarischen Monarchie umplen 67

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f. v. Hellwald .

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der Hochwellen des Gebirges streift. Die Stelle ringsum sind (S. 1071). Dörfer und Städte , lettere von wird da nur von dem Schreien der Falken, der Schal- alten gotischen Domen und Festen bedeutungsvoll vermei und den melancholischen Liedern der slavischen Hir- herrlicht, Werke deutscher Baumeister, bilden die Mittelten und den Schlägen der Art unterbrochen , welche punkte für die Gaue und Landschaften , in denen die die dunkle Tanne, die grüne zerflatternde Fichte fällen. Erzeugnisse der Arbeit und des Fleißes, der Industrie Auf den einzelnen Felsen dort , wo die Flüsse ziehen und der Kultur zusammenströmen . Einzelne Edelsize und die Straßen leiten , ragen Ruinen alter Burgen, zaubern durch ihren Reichtum und ihre schöne Zier erheben sich massige Kastelle, die in der Landesgeschichte die Segnungen der Gesittung in diese Landschaften. ihre Rolle gespielt und mitunter noch wohl erhalten Das Gebirge läuft, wo es an die ungarische Tiefebene

Gin Gewittersturm in ber Gbene (S. 1048).

stößt , in einen grünen Hügelfranz aus , auf welchem der Wein Ungarns wächst , blüht und reift. Das ist der Weinberg des Herrn. Von da an im Tieflande , zwischen Donau und Theiß , wächst , wo die Egge den schwarzen Boden aufgerissen , in der frucht baren Pußta ", der Steppe , über mannshoch der Mais , dessen braune und gelbe Kolben aus den schilfartig wogenden Blättern glänzen. Dort umfäumen Akazien, in milden Frühlingsnächten berauschend duftend , die Weiler, die Dörfer und Dorfstädte; dort weiden die Rinder in unzählbaren Scharen auf braungebrannten Flächen des Steppenlandes , auf welchen die hohen Stangen der Ziehbrunnen wegweisend wie Kirchtürme ragen und ein einzelner Baum zum Ereignisse wird.

Wie ganz anders der Charakter dieses Bildes von jenem, welches weiter im Westen die seltsame Karstlandschaft bildet ! Im geologischen Sinne erstreckt sich das vorwiegend aus Kalf bestehende Karstgebiet über Strecken von Krain , den größten Teil von Istrien, Kroatien und weit hinab in die Balkanhalbinsel, deren westlichen Saum das Küstenland Dalmatien herstellt. Im allgemeinen versteht man aber in jenen Strichen unter Karst jede unfruchtbare , felsige Gegend. Der Name ist trefflich gewählt. Man stelle sich ein stürmendes Meer vor, das ein Zauberschlag in Fels verwandelte! Das umherschweifende Auge sieht nichts als wellenförmige Hügel , die aus losen größeren und kleineren Kaltblöcken zusammengesetzt sind ; große schroffe Kalffelfen , oft wunderbar durchlöchert , als hätten sie vor

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Schwarz-Gelbes.

der großen Erdrevolution riesenhaften Bohrmuscheln zum Wohnsitze gedient, steigen zuweilen jählings gleich Klippen aus diesem Steinmeer empor ; alle Vegetation erstirbt , nur fümmerliches Buschwerk, und selbst dieses

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durch die gewaltige Bora (j. u.) darniedergebeugt, wächst aus den Spalten der Felstrümmer, und der Wanderer fühlt sich beengt und unheimlich in dieser Dede ! Die Bora ist aber der reißende Nordost , welcher über die

Gine dalmatische Landschaft während der Bora.

Karstländer dahinfegt. Schon die Alten fürchteten die Bora als Boreas , die besonders verheerend im November über den ganzen Karst wütet. Windstöße erschüttern erdbebenartig die Gebäude , schwerbeladene Güterwagen werden von ihr umgestürzt , die Schiffe

in den Häfen beschädigt , Obstpflanzungen und Gartenanlagen zerstört und nicht selten die Dächer abgehoben. Die vorstehenden Andeutungen werden genügen, um von der Mannigfaltigkeit der Bilder , welche der

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Hermann J. Klein.

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Die Heimkehr im Sturme. Don Gauermann. (S. 1057.)

weite Rahmen der schwarzgelben Grenzpfähle um spannt , einen schwachen Begriff zu geben. Ein schwacher Begriff " ist aber nicht genug. Die öster reichisch- ungarische Monarchie verdient es vollauf, in all den Eigentümlichkeiten ihrer natürlichen Verhält nisse wie ihrer Bewohner studiert und gekannt zu werden. Möge das glänzende Werk, auf welches durch diese Zeilen hingewiesen wurde, das Seinige beitragen, die Kenntnis des schönen Vaterlandes den weitesten Kreisen zu erschließen !

Die totale Sonnenfinfternis am 19. August 1887.

Von

Hermann J. Klein.

Jenn auch die Zeiten längst vorüber sind, in welchen wSonnenfinsternisse vom Volte als schreckensvolle Er: scheinungen betrachtet und gefürchtet wurden, so ist die zeitweise Verdunkelung des leuchtenden Tagesgestirns doch

stets ein Ereignis, das den tiefsten Eindruck auf den Menschen hervorbringt. Wer je einmal eine totale Sonnenverfinsterung gesehen, wird das Bild, welches die schwarze, von leuchtendem Ringe umgebene Scheibe am Himmel und die magische Beleuchtung rings auf der Erde erzeugte, niemals gänzlich aus seiner Erinnerung verlieren. Dazu kommt, daß totale Sonnenfinsternisse für einen und denselben Ort der Erdoberfläche außerordentlich seltene Erscheinungen sind. Die Sonnenfinsternis am 28. Juli 1851 war die lette, welche in einem Teil von Deutschland total wurde, und nach derjenigen vom kommenden 19. August wird Deutschland im gegenwärtigen Jahrhundert feine totale Sonnenfinsternis mehr sehen. Um den Eindruck zu erkennen, welchen eine Naturerscheinung dieser Art auf den Menschen hervorruft, möge hier die Schilderung mitgeteilt werden, welche Arago von der totalen. Finsternis am 8. Juli 1842 entwarf, die er in Perpignan am Nordfuße der Pyrenäen beobachtete. Nur die schwerfranken Personen ," sagt er, waren in den Stuben zurückgeblieben. Die ganze Bevölkerung bedeckte vom frühesten Morgen an die Terrassen und Wälle der Stadt und die außerhalb gelegenen Anhöhen , von denen man hoffen durfte, die Sonne aufgehen zu sehen. Auf der Citadelle hatten wir außer den zahlreichen Gruppen von Bürgern, die auf den Brustwehren standen, auch die Soldaten vor Augen, über die in einem weiten Hofe Musterung gehalten werden sollte. Die Stunde des Anfangs der

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Die totale Sonnenfinsternis am 19. August 1887.

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Ein Wiener Marktbild Am Hof" (S. 1048). Finsternis nahte. Gegen zwanzigtausend Menschen betrachteten durch angerußte, in der Hand gehaltene Gläser das strahlende Gestirn , das auf azurblauem Grunde er schien. Kaum hatten wir mit unseren starken Fernröhren begonnen, den kleinen Ausschnitt am westlichen Rande der Sonne wahrzunehmen, als ein ungeheueres Geschrei, ein Gemisch aus zwanzigtausend verschiedenen Rufen uns fund gab, daß wir nur um wenige Sekunden den Beobachtungen vorausgewesen waren, welche zwanzigtausend improvisierte Astronomen, deren erster Versuch dies war, mit bloßen Augen angestellt hatten. Starke Neugierde, Wetteifer und der lebhafte Wunsch, sich von anderen nicht zuvorkommen zu lassen, schienen das Vorrecht gehabt zu haben, dem natürlichen Sehen eine ungewöhliche Schärfe und durchdringende Kraft zu geben. - Von diesem Augenblicke bis zu demjenigen, welcher dem völligen Verschwinden ganz kurz vorherging, bemerkten wir in der Haltung so vieler Zuschauer nichts , was eine Er2020 0020 wähnung verdiente. WARA Als aber die Sonne, auf einen schmalen Streifen reduziert, auf unseren Horizont ein sehr geschwächtes Licht zu werfen begann, be= mächtigte sich jedermann eine gewisse Unruhe; ein jeder em= pfand das Bedürfnis, seine Empfindungen den Umstehenden mitzuteilen, was ein dum: pfes Brausen, ähnlich dem des fernen Meeres

nach einem Sturme, erzeugte. Das dumpfe Geräusch wurde immer stärfer und stärker, je schmäler die Son: nenſichel erschien. Endlich ver: schwand sie ; Dunkelheit folgte der Helle , und

ein gänzliches Schweigen bezeichnete diese Phase der Finsternis ebenso scharf, wie es das Pendel unserer astronomischen Uhr gethan hatte. Die Erscheinung hatte durch ihre Großartigkeit den Mutwillen der Jugend, die Leichtfertigkeit, welche gewisse Leute für ein Zeichen von Ueberlegenheit halten, und jene lärmende Gleichgültigkeit, welche die Soldaten gewöhnlich äußern, überwunden. Auch in derLuft herrschte eine tiefe Stille ; die Vögel hörten auf zu singen." Nach einer feierlichen Erwartung von ungefähr zwei Minuten begrüßten einstimmige und unwillkürliche Ausbrüche der Freude und tosendes Beifallklatschen das Wiedererscheinen der ersten Sonnenstrahlen. Der melancholischen, durchunbestimmbare Gefühle hervorgerufenen Stimmung folgte eine

se

Marktbrunnen in Salzburg.

1067

Hermann J. Klein .

lebhafte aufrichtige Freude , deren Ausbrüche zurückzuhalten oder zu mäßigen, niemand in den Einn fam. Für die Mehrzahl des Publikums war jetzt die Erscheinung zu Ende ; die übrigen Phasen der Finsternis hatten außer den eigentlichen Astronomen fast keine aufmerksamen Zuschauer mehr. Sogar diejenigen, welche im Augenblicke des plötzlichen Verschwin dens der Sonne am lebhaftesten erregt waren, ergößten sich am folgenden Tage an der Erzählung des Schreckens , welcher viele Land: Leute, die übrigens daraus gar keinen Hehl machten, ergriffen hatte. Ich meinesteils fand es ganz natür: lich , daß ungebildete Leute, die niemand benachrichtigt hatte, daß am Morgen des 8. Juli eine Sonnenfinsternis eintreten würde , eine große Unruhe gezeigt hatten, als sie plößlich Finsternis auf Tageshelle Sicherlich war es folgen sahen. nicht die Vorstellung von einer Konvulsion der Natur oder der Gedanke, daß der Augenblick des Untergangs der Welt gekommen sei, was diese unfultivierten und schlichten Men schen bestürzt hatte. Als ich sie nach der wahren Ursache der Bestürzung, die sich ihrer am 8. Juli bemächtigt hatte, fragte, antworteten sie so: gleich: Der Himmel war heiter und doch verminderte sich die Helligkeit des Tages , die Gegenstände ver düsterten sich, und plötzlich befanden wir uns im Dunkeln ; wir glaubten erblindet zu sein." Ist der Menge der Anblick einer totalen Sonnenfinsternis wegen des äußeren Eindruces , den dieselbe erzeugt, von größtem Interesse , so sieht der Astronom dem Vorgange mit Spannung entgegen , weil der selbe die einzige und seltene Gelegen heit darbietet, gewisse Erscheinungen zu studieren, welche mit der Natur und Beschaffenheit der Sonne in engster Beziehung stehen. Zwar sind totale Sonnenfinsternisse auch für das Studium der Mondbewegung von großer Wichtigkeit, allein dieser Umstand tritt doch sehr zurück neben

Rumpler

1068

Salsburg. den astrophysikalischen Problemen , die in den wenigen Minuten , während deren der Mond die Sonnenscheibe für den Beobachter verdeckt , ihrer Lösung entgegenzuführen sind. Es ist merkwürdig , daß die hellste Lichtquelle, welche uns die Natur bietet , jenes Gestirn, von dem in Gestalt von Wärme fast alle mechanische Kraft hienieden sich herschreibt , bezüglich seiner physischen Beschaffenheit auch heute noch für uns in ein sehr großes Dunkel gehüllt ist. Fernrohr und Spektroskop haben den Blick des Menschen wunderbar erweitert, aber für jedes Problem, das sie uns lösten , tauchten sogleich zehn neue Fragen auf, die der Lösung harren. Wenn die alten griechischen Philosophen , entsprechend dem Standpunkte ihrer Unwissenheit und geistigen Naivetät , der Sonne bald die Größe von einem Fuß, bald eine solche von wenigen Meilen zuschrieben, so hat die moderne Naturwissenschaft nachgewiesen, daß der Sonnenball unsere Erde weit mehr als 14 millionenmal an Volumen übertrifft, daß die von ihr während eines Jahres ausgestrahlte Wärme groß genug. ist, um eine den ganzen Erdball bedeckende Eisschicht von 100 Fuß Höhe zu schmelzen, daß aber die Erde doch nur den dreiundzwanzigtausendsten Teil vom tausendsten Teile eines Prozentes der von der Sonne überhaupt ausgestrahlten Wärme empfängt. Fragt man aber, woher stammt diese ungeheuere Wärmemenge, die in der Sonne aufgespeichert ist , aus welchen Quellen wird seit Millionen Jahren der Wärmeverlust der Sonne erseßt, so kann die Wissenschaft solche Frage nur durch Vermutungen beantworten. Und ebenso ist es bezüglich der Frage nach dem dermaligen Zustande der Sonnenoberfläche selbst. Unzweifelhaft befindet sich der Sonnenball in einem Zustande sehr hoher Glut, allein wir wissen gegenwärtig nicht mit Bestimmtheit, ob derselbe glühendflüssig oder glühendgasförmig ist, ja selbst über die Natur der dunkeln Sonnenflecke haben sich die Forscher noch nicht zu einigen vermocht. Nochweniger klar ist man über die äußerste Umhüllung der Sonne, und gerade sie ist es, welche, weil sie nur bei totalen Sonnenfinsternissen gesehen werden kann, diese Erschei nungen für den Forscher so überaus wichtig macht. Der helle Kranz nämlich, oder die Corona , die während der totalen Verdeckung der Sonne durch die Mondscheibe lettere umgibt , ist nicht , wie man noch zu Ende des vorigen. Jahrhun derts glaubte, der At: mosphäre des Mon: des zuzu schreiben, sondern gehört derSonne an und bildet den äußer ſten Teil

Die totale Sonnenfinfternis am 19. August 1887.

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einer diese lettere umgebenden Atmosphäre. Allein in welchem Zustande sich dieser äußerste Teil der Sonnen atmosphäre befinde , ist schwer zu sagen. Er ist gewiß zum Teil selbstleuchtend , weil glühend , aber ander seits wirft er auch das Licht des Sonnenförpers zurück, und dazu muß seine Dichtigkeit so überaus gering sein, daß unsere irdische Luft dagegen als ein sehr dichter Körper erscheint. Bedeutende Forscher haben überhaupt Zweifel ausgedrückt, ob die Sonnencorona gasförmig ist, und neigen zu der Ansicht , sie könne möglicherweise aus staubförmigen Teilchen bestehen. Vielleicht haben sich solche Stäubchen in größerer Menge rings in der Sonnenumgebung angesammelt und werden nur bei totalen Verdeckungen der Sonnenscheibe für uns wahrnehmbar. Vielleicht sind es auch Myriaden von kleinen Meteoren, welche um die Sonne cirkulieren und deren Gesamtheit uns als Corona erscheint. Kurz , die Untersuchung dieses ge= heimnisvollen Lichtkörpers ist wissenschaftlich vom höchsten Interesse und sie kann leider nur während der kurzen

MORELLI O Aus der Bronzezeit (S. 1045).

Zeitdauer der Totalität der Sonnenver: finsterung ausgeführt werden. Auch die Beobach tungen der roten, flam: menförmigen Hervorra gungen, der sogenannten Brotuberanzen der Sonne, ist noch immer zur Zeit der totalen Ver: finsterung von Wichtig: feit, obgleich diese Gebilde mittelst des Spektroskops ja stets am Sonnen: randegesehen

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werden können. Daneben giebt es noch andere Phänomene von allerdings geringerer Wichtigkeit, die bei totalen Son: nenfinsternissen wahrgenommen werden und auf welche besonders Laien ihre Aufmerksamkeit richten sollten. So sah man 1842 , als die Finsternis eben total wurde, auf einer weißen Fläche zu Perpignan die letzten Strahlen der Sonne heftig undulieren. Die Beobachter vergleichen den Vorgang mit dem An= blick , den die Sonnenstrahlen darbieten, wenn sie von einer bewegten Wasserfläche zu rückstrahlen und auf die Decke oder eine Wand fallen. An einem an deren Orte sah man dunkle Schatten und helle Flecken, die sich einander zu jagen schienen, ähnlich den Schatten, welche kleine, an der Sonne vorbei ziehende Wolken erzeugen. Dabei erschienen die hellen Flecken zum Teil farbig, rot, gelb und blau, auch weiß. In Alvis sah man abwechselnd helle und schattige Streifen von großer Länge , parallel und von Westen nach Often gerichtet. Sie glichen den Falten eines ungeheueren Vorhanges, rollten gewissermaßen wellenartig fort und | wurden um so auffallender, je schmäler der sichtbare Teil der Sonne war. Bei der totalen Sonnenfinsternis des Jahres 1851 sah man in Rastenburg, kurz vor dem Verschwinden des letzten Sonnenstrahles , auf einer weißen Wand eine schnelle, von Süden nach Norden gerichtete Bewegung von farblosen, hellen und trüben Streifen . Sie schienen sich wie die Speichen eines Rades um ein auf dem Boden befindliches Centrum zu drehen. Andere Personen bemerkten eine große Anzahl von langen , geraden, hellen und dunkeln Streifen, welche sich schnell über Kornfelder und Landstraße hinbewegten und zwar von Nordwest nach Südost derart, daß sie in der Richtung nach der Sonne hin auf dem Boden ein Centrum zu haben schienen. In Ortelsburg sahen zwei Personen den Schatten einer zolldicken Stange kurz vor der Totalität von farbigen Rändern umgeben. Bei der Finsternis vom 18. August 1868 sah Pierre von der Höhe eines Berges in der Nähe von Whatonne vor der Totalität elfmal in der Richtung von Nordost zu Ost und einander parallel sieben getrennte Streifen, die sich senkrecht zum Horizont über Meer und Himmel ausbreiteten und nach und nach aus Rot in Purpurviolett übergingen. Die Beobachter zu Manila sahen über ein weißes, auf ebenen Boden gelegtes Papier eine große Zahl von Linien von Ost nach West vorüberziehen . Wenden wir uns jest zu den Sichtbarkeitsverhältnissen der Sonnenfinsternis vom 19. August dieses Jahres , so finden wir, daß dieselbe als teilweise Verdeckung der Sonne

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Hermann J. Klein.

Die totale Sonnenfinsternis am 19. August 1887.

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Keres Das Kastell der ),1(S 060

durch den Mond fast in ganz Asien und dem größten Teil | pyrenäische Halbinsel, das westliche Frankreich sowie Irland von Europa gesehen werden kann. Nur die großen Sunda: sehen nichts von der Erscheinung. Die Finsternis beginnt inseln sowie die Halbinseln Südasiens , in Europa die da, wo der Mondschatten zuerst den Erdboden berührt, bei

Aufgang der Sonne, am 19. August 3 Uhr55,5 Min. früh nach wahrer Berliner Zeit, an einem Orte in Kleinasien, im Taurusgebirge 33,5 ° öftl. 2. von Greenwich und

37,5 ° n . Br. Sie endigt auf der Erde überhaupt am 19. August um 8 Uhr 49 Min. in 154 ° öftl. 2. von Greenwich und 9,8 ° n. Br. Die totale Finsternis beginnt auf

Abschiednehmen dem Das von Don .Toten Greil H.

Otto Ernst.

· 1073

Sinnsprüche.

1074

ang terg etnun n n o r S\bnedig niss e ster Fine Di untergang So i en benn iss ns Fi r etern dett Mu Sonnenu bei nterga ng Fddieunrlsatenrg nisa

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der Erde überhaupt um 5 Uhr 3 Min. wahrer Berliner | und in Posen , wo die Sonne am 19. August vor Zeit nahe bei Wernigerode im Harz und endigt auf der 5 Uhr morgens aufgeht, wird man alsdann die SonnenErde überhaupt um 7 Uhr 42 Min. wahrer Berliner Zeit scheibe rechts oben wie ausgeschnitten über den Horizont an einem Punkte im Großen Ocean in 174 ° öftl. 2. von kommen sehen, die Verdeckung nimmt dort mit ſteigender Greenwich und 24,7 ° n. Br . Die Zone, innerhalb welcher Sonne mehr und mehr zu , bis endlich die Sonne volldie Sonne total verfinstert gesehen wird , ist nur etwa kommen unsichtbar ist. Die Dauer dieser totalen Ver24 Meilen finsterung breit und erwird 2 Mistreckt sich nuten 20 Se= vom Harz kunden nicht über Berlin erreichen , in nach Wilna, Dirschau durchschnei wird die To= det dann das talität faumt n europäische 1 Minute rie i b Si Rußland und dauern . WähLin d Cen das füdliche rend dieser ie er tr Sibirien, um kurzen Moan dem oben Pe mente wird lon rfinst Å genannten man nur S N Punkte im dort, bei heiE I Großen terem HimChin Ocean zu ena mel, die CoSüdl iche digen. In rona er: Sich Gren Deutschland tbar blicken. Die ze der keit beginnt die Aſtronomen Finsternis rüsten sich schon , wenn bereits , den die Sonne Vorgang noch unter wissenschaftDie totale Sonnenfinsternis am 19 Auguſt 1887. dem Horizont lich zu beo= ist. Auf der bachten, wozu Linie von Wilhelmshaven nach Passau und Agram geht | besonders Stationen im Inneren des europäischen Rußdie Sonne zur Zeit der Mitte der Finsternis gerade auf. | lands sich eignen. Aber auch bei uns wird man intereſſante Alle Orte westlich von dieser Linie, also ganz Nordwest , Ergebnisse erhalten können , wenn die zahlreichen PhotoWest- und Süddeutschland , sehen die Finsternis erst, graphen und Amateure Aufnahmen der verschiedenen wenn die Verdeckung der Sonne durch den Mond schon Phasen der Finsternis machen , besonders auf der Linie in Abnahme begriffen ist . Für alle Orte östlich von der Totalität. dieſer Linie nimmt dagegen die Verfinsterung nach An Versuchen hierzu wird es sicherlich nicht fehlen ; Sonnenaufgang noch zu und dann erst wieder ab . Die daß dieſelben und überhaupt die Beobachtung der FinsterZunahme dauert um so länger , je mehr die betreffenden nis durch heiteres Wetter begünstigt sein möge, ist der Orte nach Osten hin liegen . In der Provinz Preußen Wunsch, mit dem wir schließen .



S i n n ſ p rü ch e.

«o

Don

Otto Ernst.

I. Niemals durchdringst du einen großen Geist, 1 Wenn du an seinem kleinen Irrtum dich

Mit überleg'nem Stolze hämisch weidest ; Niemals erschließt sich dir ein edles Herz, Wenn du von seinen schönen Zügen all' Jedweden leisen fehltritt ängstlich scheideft. Dem Großen öffne gern und ganz den Sinn, Denn eine reine Stätte will das Reine ; Dann fällt ein Strahl von jenem Geist auf dich, Und jenes Herzens flamme wärmt das deine.

1

II. Benn enn sich ein Herz vor deinem Blick verſchließt, Um dir sein wahres fühlen zu verhüllen, Dann sollst du's mit der Wahrheit feſtem Mut, Mit ehrlichem Vertrauen ganz erfüllen . Was dir im eignen Innerften sich regt, Bekenne frei im Reden und im Handeln, Und sich ! ein Drang erwacht in jener Brust, Dir nach der Wahrheit stolzen Pfad zu wandeln. Bald öffnet sich die Knospe Blatt um Blatt Und labt sich an der Wahrheit Sonnenſcheine, Und wenn ein ganzer Frühling ihm erblüht, Schmiegt es sich dankend, liebend an das deine. 68

Der

arme

Marcel.

Preisgekrönte Dovelle von T. Combe. (Schluß) .

ine Viertelstunde haben wir noch, " rief | Felix Prenel den Arbeitern zu. „ Das | Hewitter zieht auf unserer Seite an ɔen Bergen hin, und täuſcht mich nicht | alles , so wird's ein schweres Wetter ! Alwine, warum hast du nicht auf heute deine große wasche angestellt ? Dann hätt' es bis zum Abend keinen Tropfen Regen gegeben ! " " Es wäre für verschiedenes auf der Welt gut, alles vorher zu wiſſen ; dann kriegte der Fuchs auch nicht halb so viele Hühner zum Zerreißen ! " Und nach dieser myſteriöſen Erwiderung, die nicht einmal eine Antwort zu sein schien , wandte Alwine ohne weiteres ihrem Meister den Rücken zu . Wie Felix Prenel ganz richtig vorausgesehen, zog das Gewitter auf der Nordſeite des Thales hin . Die | Höhe des Himmelsgewölbes fing plöglich an , sich aufzuhellen und war von Wolken wie reingefegt, | während in dem kleinen Thale ein gelbes , unheimliches Licht herrschte . Die Wolken schienen sich immer schwerer herabzusenken , bis sie die Wipfel der Tannen einhüllten. Im Westen zuckten die Blige unaufhörlich, und das Grollen des Donners wurde ebenfalls anhaltend. Nichts ist majestätischer als ein Gewitter in Ge-

birgsgegenden , mit seiner plöglich wechselnden Beleuchtung , den jähen Tiefen , die sich oft wie zerrissene Abgründe im Wolkenschoße aufthun, den Bergesgipfeln und Feldern, die sich in dem häufig veränderten Lichte zu beleben und zu beben scheinen. Unsere fleißigen Heumacher , die über die große Wiese zerstreut waren , hielten sich begreiflicherweise aber nicht damit auf, das Gewitter zu betrachten. Für sie war es ja der Feind, den es zu bekämpfen galt ! Ganz am Ende der Wiese hatte die Notwendigkeit, noch ein Fuder fertig zu bringen , Léon , Marcel und Therese zusammengeführt. Der erstere „ lud " , während Marcel // langte" wie es mit dem herkömmlichen techniſchen Ausdruck heißt, und Therese rechte zusammen . Alle drei arbeiteten stillschweigend nach Kräften, fanden die Situation aber recht peinlich. " So, das wär' gethan," sagte Léon, indem er das Seil um den Heubaum fester anzog . Dann sprang er zur Erde und ergriff das Pferd am Zügel , um ungesäumt die schwierige Niederfahrt zum Hofe anzutreten .

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So schritt er neben Therese her , und als Marcel , der kaum zwei Schritte entfernt war, einmal den Kopf erhob , sah er , daß Léons schwarze Augen mit einem Ausdrucke des Mißtrauens und der Rache auf ihn gerichtet waren . Ein blendender , zackiger Feuerstrahl schien sich in diesem Augenblick ganz in ihrer Nähe in die Erde bohren zu wollen , und ein furchtbarer , betäubender Schlag folgte ihm sofort nach. Marcel !" schrie Therese auf und flüchtete sich mit einem Sprung an seine Scite, instinktiv bei ihm Schuß suchend , worüber sie in der nächsten Minute errötete . „ Haben Sie nur keine Angst, " antwortete Marcel, indem er sich Gewalt anthat, um Therese nicht in seine Arme zu nehmen und schüßend an sich zu ziehen. „ Sehen Sie dorthin ! “ Kaum zwanzig Schritte davon hatte der Blitz in eine alte, einſame Tanne geschlagen , die vielleicht den Stürmen zweier Jahrhunderte schon standgehalten hatte. Die großen Aeste hingen zersplittert am Stamme herab , an welchem eine breite Furche den Weg des schrecklichen Stromes bezeichnete. Wie angewurzelt waren alle Arbeiter entsetzt stehen geblieben , einige von ihnen befreuzten sich. „Ich hoffe , es ist niemand etwas zugestoßen ? " fragte Therese , die anfing , ſich von ihrem Schrecken zu erholen . Ohne daß sie gewagt hätte , Marcel anzusehen, entfernte sie sich von ihm und fühlte sich beschäint, ihm was ? verraten zu haben. Sie wußte selbst nicht genau , was das war. Hätte sie Marcel noch einmal angesehen, so würde sie bemerkt haben , daß er noch mehr zitterte als sie. Wie durch ein Wunder war es ihm gelungen , dem plötzlichen Impuls zu widerstehen , der ihn hieß , sic an sein Herz zu drücken und ihr zu sagen , was ihm auf den Lippen brannte. Er glaubte die Berührung noch zu fühlen , die ihn einen Moment nicht mehr als gestreift hatte , und der Ausdruck , mit dem sie seinen Namen gerufen, schien ihm noch in der Luft zu vibrieren. Er fühlte sich wie vom Schwindel ergriffen und floh an das andere Ende der Wieſe. Große Regentropfen und dicke Hagelkörner begannen zu fallen. „So bringt doch in Sicherheit, was sich noch retten

; T. Combe.

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Der arme Narcel.

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läßt!" rief Felix Prenel. "} Léon, auf was wartest du so wär's kein Schaden. Den muß ich vorarbeiten zum Heimfahren? Es regnet , und du stehst da wie lassen ! " Wie es scheint, mußte Léon Erfolg gehabt haben, vom Donner gerührt ! " In gewissem Sinn war Léon allerdings wie von als er versuchte, Alfons zum Pionier der guten Sache dem vernichtenden Strahle getroffen ! Das Vorkommnis zu werben ; denn als dieser nach einer halben Stunde der lezten Minuten war ihm zu einer plöglichen Offen- mit einem leeren Leiterwagen wieder auf der Wiese anbarung geworden , die jäh und blendend über ihn ge- kam , zeigte es sich , daß er der Größe seiner Miſſion kommen war. Was er gesehen und begriffen hatte | völlig gewachsen war. Aus dem Regen war ein wolkenbruchartiger Guß oder sich vielmehr einbildete zu begreifen, lag so völlig außer aller Voraussicht, daß er sprachlos dastand, aus geworden, der kein Ende nehmen wollte. Während Léon ruhig unter dem Vordach der Scheune ſaß , ſeine der Fassung gebracht und doch wütend zugleich. Da will es also hinaus ? " murmelte er und faßte Pfeife rauchte und dem Strömen der Dachrinnen verdas Pferd am Kopfe, um es den steinigen, steilen Fahr- | gnüglich zusah, suchten die armen Leute droben auf der weg hinabzuführen. Sie muß wohl toll sein ! Unter Wiese sich vor dem Unwetter zu schüßen , so gut sie den schönsten Burschen im Land hat sie die Auswahl, konnten. Rechen und Heugabeln hatten sie bei den von den reichſten nicht einmal zu reden ! “ halb fertig geladenen Wagen zurückgelaſſen ; Thereſe Hier stieg Marcels Bild vor seinen Augen auf, und Alwine hatten unter einer halbzerfallenen Steinwie er ihn vorhin sich hatte einen Augenblick überbrecherhütte Schuß gesucht , einige Männer und die Therese neigen sehen , so viel Stolz und innige Zärt= | zwei Mägde lehnten an den Bäumen in der Nähe lichkeit im Blicke , so völlig verändert in seinem ganzen es hatte keinen Zweck , daß man sich bis auf die Haut Wesen, daß selbst die vorurteilsvollen Augen Léons durchweichen ließ , wenn man doch einmal nicht versich dieser Erkenntnis nicht verschließen konnten. hindern konnte, daß das Heu naß wurde ! Der Donner Ein großes Kind war er , wie er auf den Aliſier- | hatte jezt ganz aufgehört. Unter einer Buche, deren Zweige einen sehr unhof kam , jezt ist er ein Mann , " nahm Léon ſeinen Monolog wieder auf. „ Um so mehr Grund für mich, | genügenden Regenschirm bildeten , stand Felix Prencl daß ich ihn in den Schatten dränge. Das wird auch und blickte zornmütig in den Regen hinein , der ihm gar nicht sehr schwer sein. Der Vater scheint nichts sein schönes Heu verdarb . Von der anderen Seite des davon zu ahnen ich bin begierig zu sehen , wie er Stammes , wo er bisher gestanden , kam plößlich sein diese Liebschaft aufnimmt ! Nur darf ich mir den Boden Oberknecht neben ihn und sagte, wie um das Wechseln nicht unter den Füßen wegziehen. Erfährt Therese, feines Standortes zu erklären : „ Ich glaub', an dieser daß ich es bin , der den Alten gegen sie aufheßt, dann Seite sind dichtere Zweige. " entschlüpft mir die reiche Erbin auf ewig. Sie würde „ Ist das ein zimperliches Volk , die Bursche von mir im ganzen Leben nicht verzeihen, denn sie ist ebenso | heutzutage ! Meint Ihr, daß Ihr von ſo einem Rcgen eigenſinnig ... als ich, " fügte er in Ermangelung aufweicht und fortfließen werdet ? " antwortete der eines noch treffenderen Vergleichs hinzu. Und was Meister in höchst übler Laune. Alfons entgegnete nichts, nach einer kleinen Weile ist dies für ein Prachtgut ! " fuhr er fort und ließ seine Augen über die frischgemähten Wiesenflächen , die fuhr er aber aus seiner geduckten Stellung auf und reifenden Getreidefelder, die ausgedehnten Weiden und machte einen so langen Hals , als gälte cs , etwas ſehr Waldungen schweifen. „ Es ist wahr , ich hab' nicht | Wichtiges so besser zu sehen. „ Nun, was gibt's da zu gucken ? “ ſchrie ihn Felix einen Sous im Vermögen , aber ich bin jung und der erste Schmuggler landauf und landab . Was wollte Prenel an. „Willst wohl ausfinden , ob es diesmal Felix Prenel ohne mich anfangen ? Ich wart' geduldig | nicht Frösche regnet ? " „ Das wär' schon der Mühe wert zu sehen ! Ich bis zum Herbst ; wenn aber die große Lieferzeit kommt, und die Käsehändler ihm die Hölle heiß machen, daß er guckte aber nach etwas , das man bei uns auch noch die Frist auf den Tag einhält dann sehe ich ihm die nicht erlebt hat. Wenn ich recht sehe , ist Marcel AuPistole auf die Brust : ; Entweder die Tochter oder vernet da drüben, und da dacht' ich, Fräulein Therese Ihr mögt mit Euren Waren nur lieber gleich vors könnt' auch nicht weit sein. " Zollhaus fahren. Dann will ich einmal sehen , ob Das hieß seine Schiffe kühn hinter sich verbrennen ; er mir nicht nachläuft und mich um Gottes willen bittet, | nach solchem Anfang blieb nichts übrig, als fortzufahren . sein Schwiegersohn zu werden , damit er sich meine Und das that Alfons auch nach einem Augenblick, Dienste sichert! Die anderen sind die reinen Mario- während welchem er vergeblich gewartet hatte, daß sein netten : zieh ' ich nicht das Schnürchen, rührt sich keiner, Herr sprechen werde. „Ich denk mir , daß er sie wohl sehr gern haben und Papa Prenel fiht im Leim bis an den Hals. Er dürfte sich vor Spott nirgends mehr sehen lassen, wenn | muß, denn er läuft ihr ja auf Schritt und Tritt nach. er in seinen alten Tagen noch anfangen müßte , für Fräulein Therese ist ja auch so gut gegen den armen jedes einzelne Stück Zoll zu bezahlen ! Aber bis | Schlucker , nach dem noch vor einem Vierteljahr kein dahin darf Marcel nimmer ſein Brot auf dem Aliſier= | Hahn gekräht hat ! Er darf auch wohl dankbar sein, hof essen! - Bin ich nicht so schnell gefahren, als man und wär's nur für die Blumen , die sie alle Wochen nur kann , ohne das Umwerfen zu riskieren , und da auf der armen Anaſtaſia ihr Grab trägt. " fährt Alfons doch schon um die Scheunenecke ! Könnt' Trotz der erkünftelten Gleichgültigkeit, mit welcher ich den einholen und ihm ein Wort ins Ohr flüstern, Felix Prenel dies alles angehört hatte, passierte es ihm

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