199 6 20MB
German Pages 82 [81] Year 1962
DEUTSCHE DER
AKADEMIE
LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN
ZU
BERLIN
A R C H I V FÜR GARTENBAU
IX. B A N D • H E F T 4 19 6 1
A K A D E M I E - V E R L A G
B E R L I N
INHALTSVERZEICHNIS Seite
W.
Heinde
Versuche mit 2,3,5-Tnjodbenzoesäure bei der Tomate H.
243
Ackermann Zur Frage der Anwendung systemischer Insektizide im Gurkenanbau unter Glas
R. Busch u. G.
271
Winkler
Über Holzanatomische Untersuchungen zur Frühselektion von Obstunterlagen . . 278
REDAKTIONSKOLLEGIUM: G. Becker,
G. Friedrich,
J. Reinhold,
H.
Rupprecht
Herausgeber Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. Chefredakteur Prof. Dr. J. Reinhold, Institut für Gartenbau, Großbeeren bei Berlin. Verlag Akademie-Verlag GmbH., Berlin W 8, Leipziger Str 3—4, Fernruf 22 04 41, TelexNr. 011773, Postscheckkonto Berlin 35021. Bestellnummer dieses Heftes: 1039/IX/4, Kartengenehmigung M d J der DDR Nr. 5813/K 11. Veröffentlicht unter der Lizenz-Nummer ZLN 5005 des Ministeriums für Kultur. Herstellung. Druckhaus „Maxim Gorki", Altenburg. Das Archiv für Gartenbau erscheint in einzelnen Heften mit einem Umfang von je 5 Druckbogen. Die Hefte, die innerhalb eines Jahres herauskommen (8 Hefte)» bilden einen Band. Das letzte Heft des Bandes enthält Inhalts-, Autoren- und Sachverzeichnis. Es werden nur Manuskripte angenommen, die bisher noch in keiner anderen Form im In- oder Ausland veröffentlicht worden sind. Der Umfang soll nach Möglichkeit l , / 2 Druckbogen (etwa 35 Schreibmaschinenseiten) nicht überschreiten. Die Autoren erhalten Fahnen- und Umbruchabzüge mit befristeter Terminstellung, bei deren Überschreitung durch den Autor von der Redaktion Imprimatur erteilt wird. In den Fällen, in denen die Lesung durch den Autor (Ausländer) auf sehr große Schwierigkeiten stößt oder sehr zeitraubend wäre, wird die Prüfung durch die Schriftleitung vorgenommen. Das Verfügungsrecht über die im Archiv abgedruckten Arbeiten geht ausschließlich an die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin über Ein Nachdruck in anderen Zeitschriften oder eine Ubersetzung in andere Sprachen darf nur mit Genehmigung der Akademie erfolgen. Kein Teil dieser Zeitschrift darf in irgendeiner Form — durch Fotokopie, Mikrofilm oder irgendein anderes Verfahren — ohne schriftliche Genehmigung der Akademie reproduziert werden. Jeder Autor erhält von der Akademie unentgeltlich 100 Sonderdrucke und ein Honorar von 40 DM für den Druckbogen. Das Honorar schließt auch die Urheberrechte für das Bildmaterial ein. Dissertationen, auch gekürzte bzw geänderte, werden nicht honoriert. Jeder Arbeit muß vom Autor eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse beigegeben werden. Sofern er in der Lage ist, soll er diese gleich übersetzt in russisch und englisch bzw in einer dieser Sprachen liefern. Gegebenenfalls wird die Ubersetzung in der Akademie vorgenommen. Bezugspreis je Heft (etwa 80 Seiten) 5,— DM Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Ubersetzung. — All rights reserved (including those of translations into foreign languages). No part of this issue may be reproduced in any form, by photoprint, microfilm or any other means, witbout written permissioo from the publishers. Printed in Germany.
INHALTSVERZEICHNIS Seite
W.
Heinde
Versuche mit 2,3,5-Tnjodbenzoesäure bei der Tomate H.
243
Ackermann Zur Frage der Anwendung systemischer Insektizide im Gurkenanbau unter Glas
R. Busch u. G.
271
Winkler
Über Holzanatomische Untersuchungen zur Frühselektion von Obstunterlagen . . 278
REDAKTIONSKOLLEGIUM: G. Becker,
G. Friedrich,
J. Reinhold,
H.
Rupprecht
Herausgeber Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. Chefredakteur Prof. Dr. J. Reinhold, Institut für Gartenbau, Großbeeren bei Berlin. Verlag Akademie-Verlag GmbH., Berlin W 8, Leipziger Str 3—4, Fernruf 22 04 41, TelexNr. 011773, Postscheckkonto Berlin 35021. Bestellnummer dieses Heftes: 1039/IX/4, Kartengenehmigung M d J der DDR Nr. 5813/K 11. Veröffentlicht unter der Lizenz-Nummer ZLN 5005 des Ministeriums für Kultur. Herstellung. Druckhaus „Maxim Gorki", Altenburg. Das Archiv für Gartenbau erscheint in einzelnen Heften mit einem Umfang von je 5 Druckbogen. Die Hefte, die innerhalb eines Jahres herauskommen (8 Hefte)» bilden einen Band. Das letzte Heft des Bandes enthält Inhalts-, Autoren- und Sachverzeichnis. Es werden nur Manuskripte angenommen, die bisher noch in keiner anderen Form im In- oder Ausland veröffentlicht worden sind. Der Umfang soll nach Möglichkeit l , / 2 Druckbogen (etwa 35 Schreibmaschinenseiten) nicht überschreiten. Die Autoren erhalten Fahnen- und Umbruchabzüge mit befristeter Terminstellung, bei deren Überschreitung durch den Autor von der Redaktion Imprimatur erteilt wird. In den Fällen, in denen die Lesung durch den Autor (Ausländer) auf sehr große Schwierigkeiten stößt oder sehr zeitraubend wäre, wird die Prüfung durch die Schriftleitung vorgenommen. Das Verfügungsrecht über die im Archiv abgedruckten Arbeiten geht ausschließlich an die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin über Ein Nachdruck in anderen Zeitschriften oder eine Ubersetzung in andere Sprachen darf nur mit Genehmigung der Akademie erfolgen. Kein Teil dieser Zeitschrift darf in irgendeiner Form — durch Fotokopie, Mikrofilm oder irgendein anderes Verfahren — ohne schriftliche Genehmigung der Akademie reproduziert werden. Jeder Autor erhält von der Akademie unentgeltlich 100 Sonderdrucke und ein Honorar von 40 DM für den Druckbogen. Das Honorar schließt auch die Urheberrechte für das Bildmaterial ein. Dissertationen, auch gekürzte bzw geänderte, werden nicht honoriert. Jeder Arbeit muß vom Autor eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse beigegeben werden. Sofern er in der Lage ist, soll er diese gleich übersetzt in russisch und englisch bzw in einer dieser Sprachen liefern. Gegebenenfalls wird die Ubersetzung in der Akademie vorgenommen. Bezugspreis je Heft (etwa 80 Seiten) 5,— DM Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Ubersetzung. — All rights reserved (including those of translations into foreign languages). No part of this issue may be reproduced in any form, by photoprint, microfilm or any other means, witbout written permissioo from the publishers. Printed in Germany.
243 A u s dem Institut f ü r Botanik der Landwirtschaftl.-Gärtn. Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin ( D i r e k t o r : Prof. Dr. K. V O D E R B E R G )
W. HEINZE
Versuche mit 2,3,5 -Trijodbenzoesäure bei der Tomate E i n g e g a n g e n am 13. August 1960
Einleitung Die erstmalig von WHEELER u. JONES (35) 1910 synthetisierte 2,3,5-Trijodbenzoesäure (TJBS) wurde 1940/1941 von medizinischer Seite in biologische Versuche einbezogen (3, 25, 26). Wenig später berichteten Z I M M E R M A N und HITCHCOCK (40) auch über Versuche mit höheren Pflanzen. Sie gaben an, daß diese Substanz im Konzentrationsbereich 0,1—2% (Lanolinpaste) Modifikationen von Organen induziere, jedoch in bezug auf Zellstreckung inaktiv sei. In einer weiteren Arbeit (41) stellten sie ausführlich die Wirkung dieser Substanz bei der Tomate dar. Sie berichteten, daß die Korrelationen der Organe insbesondere in bezug auf die Stellung der Blüten und das Wachstum der Seitentriebe durch diese Substanz gestört werden. Die Achseltriebe waren z. T. in Blütenstände verwandelt, und die Spitzen der Pflanzen endeten mit Blütenständen. DE W A A R D u. ROODENBURG (33) konnten durch Spritzung einer TJBS-Lösung der Konzentration 200 mg/1 auf Tomatensämlinge, die eben ihre Kotyledonen ausgebreitet hatten, Pflanzen erzielen, die nach zwei bis drei stark gehemmten Blättchen mit einem kleinen blattlosen Stengelchen endeten, auf dem sich Blütenanlagen entwickelten. Sie betrachteten dies als eine Veränderung der korrelativen Beziehungen zwischen vegetativem Sproß und Blütenstand. Da nach ROODENBURG (24) bei der Tomate vor dem Blütenansatz erst etwa 8 Blätter ausgebildet werden, bewiesen DE WAARD und ROODENBURG, daß es möglich ist, dieses vegetative Jugendstadium abzukürzen. Von insgesamt 64 Arten konnte v. DENFFER (6) dieses Ergebnis aber nur für die Tomate bestätigen. GORTER (8) fand, daß der Vegetationspunkt nach TJBS-Behandlung eine eigentümliche konische Gestalt annimmt. Ein solches konisches Stielchen trägt nur an seinen basalen Teilen eine normale Epidermis mit Haaren und Drüsen, an der Spitze ist es kahl und blaßgrün. Es besteht hier aus einer unregelmäßigen Anhäufung dickwandiger Zellen. Die Vegetationspunkte der Achseltriebe können dieselbe Form annehmen. GORTER (9) zeigte weiter, daß nach TJBS-Behandlung sehr häufig Ringfasziationen entstehen, deren künstliche Erzeugung bisher nicht gelang und die auch in der Natur selten vorkommen (s. hierzu auch W A R D L A W 34). Ringfasziierte Vegetationspunkte bilden ringsum Blüten aus, so daß reichblütige Infloreszenzen entstehen. Bisweilen wird auch ein mehr oder weniger geschlossener Ring fasziierter Narben angelegt, an dem sich innen und außen Blüten- und Kelchblätter befinden. Nachstehend werden verschiedene eigene Versuche über den Einfluß der T J B S auf Wachstum und Entwicklung der Tomate geschildert. Weiterhin werden Versuche besprochen, in denen geprüft wurde, ob T J B S für eine praktische Anwendung bei der Tomate in Frage kommt. In diesem Zusammenhang soll dann auch auf die diesbezüglichen Arbeiten anderer Autoren eingegangen werden. 16*
244
Wachstum und Entwicklung 1. Oberirdische Teile Spritzt man Tomaten einige Zeit nach dem Pikieren mit einer TJBS-Lösung der Konzentration 100 mg/1, so beobachtet man nach 1 bis 2 Tagen epinastische Krümmungen der Primärblättchen, und mit fortschreitender Entwicklung kommt es vor allem zu Krümmungen der Blattstiele und Verdrehungen von Stengeln. Die nyktinastische Aufrichtung der Blätter der Tomatenjungpflanzen unterbleibt nach TJBSBehandlung. Es scheint vielmehr, als seien nachts die Verdrehungen der Stengel verstärkt. Nach einiger Zeit werden die Verdrehungen und Krümmungen an den Pflanzen ausgeglichen. Größe und Gestalt der nach der TJBS-Applikation entstehenden Blätter sind jedoch stark beeinflußt, worüber an anderer Stelle (HEINZE 13) Näheres ausgeführt wurde. Wie Tab. 1 zeigt, sind auch Länge und Gewicht der TJBSPflanzen gegenüber der Kontrolle vermindert. (Die Pflanzen wurden bei den Kotyledonen abgeschnitten.) Tabelle 1 Durchschnittliche Länge und durchschnittliches Gewicht der Pflanzen sowie durchschnittliches Gewicht des 1. Blütenstandes nach TJBS-Behandlung bei ,Frühe Liebe' (Aussaat: 23. 8., pikiert: 3. 9., gespritzt (100 mg/1): 8. 9., „Ernte": 2. 10. und 22. 10. 1958)
Behandlung
Unbehandelt TJBS 100 mg/1
2. 10. 58
22. 10. 58
2. 10. 58
22. 10. 58
Gewicht des 1. Wickels (mg) am 22. 10. 58
13,00 ± 0 , 5 8 7,25 ± 0 , 2 8
39,6 ± 0 , 6 1 13,6 ± 0 , 4 9
7,63 ± 0,41 1,78 ± 0 , 1 0
38,94 ± 1 , 1 3 7,21 ± 0 , 3 5
89,8 ± 7 5 , 6 20,5 ± 7,4
p < 0,02% (FG = 18)
p < 0,02% (FG = 18)
p < 0,02% (FG = 18)
p < 0,02% (FG = 18)
p < 0,02% (FG = 18)
Länge (cm)
Gewic ht (g)
Zur Zeit der ersten Ernte (2. 10. 58) waren bei den TJBS-Pflanzen in den Blattachseln die kleinen konischen, von GORTER (8) beschriebenen Stielchen sichtbar. Dies sind die formativ veränderten Seitentriebe, die infolge des Verlustes der Apikaidominanz vorzeitig, entstehen. Die Spitzen der Pflanzen endeten ebenfalls mit einem solchen Stielchen. Bei den Kontrollpflanzen war der 1. Blütenstand schon gut erkennbar. Das 1. Internodium war bei den TJBS-behandelten Pflanzen länger als bei der Kontrolle, während die nachfolgenden Internodien der TJBS-Pflanzen vom 3. Internodium an bedeutend gehemmt waren. In Kieskultur wurde auch eine Förderung der Streckung des Hypokotyls beobachtet. Diese Erscheinung wurde auch bei anderen Versuchen mit Tomaten beobachtet und meßreihenstatistisch sehr gut gesichert (s. hierzu auch VANICEK 31). Da nun das Wachstum der Internodien gefördert oder gehemmt sein kann, könnte man in Anlehnung an ÄBERG (1) vielleicht zunächst eine zum Auxin synergistische Wirkung der TJBS und dann einen Auxin-Antagonismus ableiten. LINSER und KIERMAYER (17) führen die starke Längenzunahme der Internodien von Solanum nigrum nach TJBS-Besprühung darauf zurück, daß möglicherweise „eine auf das Internodienwachstum hemmende Wuchsstoffkonzentration durch das Zuführen von
Archiv für Gartenbau, IX. Band, Heft 4,1961
245
Hemmstoff kompensiert wird und somit die Hemmwirkung auf das Internodienwachstum wegfällt." Da nach AUDUS und THRESH (2) sowie LIBBERT (16) die Auxinsynthese durch T J B S gehemmt wird, könnte man im Sinne der Auffassung von LINSER und KIERMAYER (17) auch annehmen, daß eine normalerweise die Streckung der betreffenden Internodien hemmende hohe Auxinkonzentration mehr oder weniger durch Hemmung der Auxinsynthese abgeschwächt wird. Bis zum 22. 10. 1958 hatten sich bei den TJBS-Pflanzen in den Blattachseln aus den konischen Stielchen kleine Blütenstände entwickelt. Diese sind bei ,Frühe Liebe' meist blattlos, können aber, ehe der Seitentrieb mit dem Blütenstand endet, auch ein oder zwei Blätter ausbilden. Bisweilen geht aus einer der Blattachseln auch ein kräftiger beblätterter Trieb hervor. An der Spitze der Pflanze entstanden ebenfalls kleine Blütenstände, jedoch sind diese Blütenstände meist äußerst stark gehemmt. Dies geht aus dem gleichfalls in Tab. 1 im Vergleich zur Kontrolle angegebenen durchschnittlichen Gewicht des 1. Blütenstandes hervor. Bei der Kontrolle waren einzelne Blüten schon aufgeblüht. Bei Entwicklung etwa des 1. Primärblattes mit T J B S 100 mg/1 gespritzte Pflanzen beenden also ihren normalerweise sympodialen Aufbau nach dem 6. oder 7., manchmal auch nach dem 8. Blatt mit einem gehemmten Blütenstand. D. h. also, daß nur ein Sympodialglied ausgebildet wird und die Anlage weiterer Sympodialglieder unterbleibt. In manchen Fällen aber wird nach der Ausbildung des 1. Sympodialgliedes noch ein 2., jedoch nur einblättriges Sympodialglied angelegt, das ebenfalls mit einem Blütenstand endet. Bisweilen entsteht in der Achsel neben dem endständigen 1. Blütenstand ein Trieb, der später eine Art Verlängerung der Hauptachse übernimmt. Abb. 1 zeigt mit T J B S gespritzte Pflanzen in einem späteren Entwicklungsstadium. Man erkennt die verschieden starke Ausbildung beblätterter Seitentriebe und ganz
A b b . 1. Pflanzen der Sorte .Frühe Liebe' nach Behandlung mit T J B S 100 mg/1. ( A u s s a a t : 10. 2., A u f n . : 8. 5. 1958.) V o n links nach rechts: Pflanze mit kräftigen beblätterten Seitentrieben, Pflanze mit kleinen beblätterten Trieben, Pflanze nur mit achselständigen Blütenständen und eine sehr stark gehemmte Pflanze. A n der Pflanze ganz links ist der völlig gehemmte 1. Blütenstand markiert.
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Abb. 2. V e r g r ö ß e r u n g der rechten Pflanze aus Abb. 1
rechts eine äußerst stark gehemmte Pflanze mit leicht verbänderten Blütenständen, die stark entwickelte Gynaeceen und stark reduzierte Androeceen tragen. (In Abb. 2 ist diese Pflanze vergrößert.) Die Blätter der Triebe aus den Blattachseln der T J B S Pflanzen haben fast immer eine normale Form. Sie sind jedoch häufig auffällig hellgrün und rufen so den Eindruck von Stickstoffmangel hervor. Es erscheint auch durchaus möglich, daß den z. T. recht kräftigen Trieben, die aus stark gehemmten, nur mit einem gering ausgebildeten Wurzelsystem versehenen Pflanzen hervorgehen, nicht genügend N zur Verfügung steht. Die Pflanze der Abb. 2 brachte später keine beblätterten Achseltriebe hervor. Auch andere, nicht so stark gehemmte Pflanzen vermögen bisweilen nicht, Seitentriebe mit Blättern auszubilden. Pflanzen ohne achselständige Blütenstände, also nur mit beblätterten Seitentrieben, sind bei,Frühe Liebe' sehr selten. Bei anderen Sorten ist diese Erscheinung häufiger. Bei ,Frühe Liebe', der frühesten Sorte unseres derzeitigen Sortimentes, führt die Behandlung mit TJBS, wie ein Vergleich mit 11 anderen Sorten zeigte, zu einer besonders auffälligen Reduktion des Wachstums und einer besonders starken Förderung der generativen Tendenz. Bei ,Frühe Liebe' gingen auch fast nie beblätterte Seitentriebe aus den Achseln der Kotyledonen hervor, was bei anderen Sorten nicht selten der Fall war. TJBS-behandelte Pflanzen können auch mit einem großen Blütenstand enden. Abb. 3 zeigt solche Pflanzen bei ,Frühe Liebe'. Ob nun der endständige Blütenstand gehemmt oder vergrößert ist, hängt von mancherlei Bedingungen ab und ist sehr schwankend. Schon ZIMMERMAN und HITCHCOCK (42) wiesen auf das Schwanken der TJBS-Wirkung in Abhängigkeit von den Außenfaktoren hin. Die Konzentration der verwendeten TJBS-Lösung spielt dabei jedoch eine große Rolle. Als Beispiel sei zunächst ein Versuch mit TJBS-Spritzlösungen dekadisch abgestufter Konzentrationen angeführt. [Technische Daten: Aussaat am 2. 7., pikiert am 13. 7., gespritzt (TJBS 0,1; 1; 10 und 100 mg/1) am 16. 7., getopft am 25. 7., „Ernte" am 28. 8. 1958.] Der Habitus der Pflanzen der Behandlungen 0,1 und 1 mg/1
Archiv f ü r Gartenbau, I X . Band, Heft 4, 1961
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Abb. 3. Zwei mit einem großen Blütenstand endende Pflanzen von .Frühe Liebe'. (Auss.: 3 0 . 6 . 1 9 5 6 pik.: 9 . 7 . , behandelt: 14. u. 21.7., in beiden Fällen T J B S 25 mg/1, A u f n . : 23. 9. 1956)
unterschied sich von dem der Kontrollen nicht. Bei der Behandlung 10 mg/1 endeten 12 Pflanzen mit dem 1. Blütenstand. Solche Pflanzen hatten alle mehr oder weniger kräftige in Blütenstände umgewandete Seitentriebe, zwei Pflanzen endeten mit dem 2. Blütenstand. Die übrigen 6 Pflanzen reagierten also nur wenig auf die Spritzung. Die Pflanzen der Behandlung 100 mg/1 endeten alle mit dem 1. Blütenstand und hatten alle Seitentriebe mit Blüten. Die Konzentration 10 mg/1 war also die schwächste in formativer Hinsicht wirksame Konzentration und erbrachte gegenüber der Kontrolle im ersten Blütenstand eine erhöhte Anzahl von Blüten (Kontrolle: 11,6 ± 1,3; T J B S 10 mg/1: 29 ± 2,1; p < 0,02%; FG = 38). Bei T J B S 10 mg/1 war der 1. Blütenstand auch vergrößert (durchschnittliche Länge und Breite bei Kontrolle: 7,5 und 7,5 cm; bei T J B S 10 mg/1: 9,3 und 9,9 cm. p = 2% bzw. 1,6%, FG = 38). T J B S 100 mg/1 rief zwar ebenfalls eine signifikante Erhöhung der Blütenanzahl hervor (durchschnittliche Anzahl der Blüten 31,5 ± 4,6), führte jedoch zu einer starken Hemmung des Blütenstandes (Länge 3,8 und Breite 2,6 cm). Die starke Hemmung des Blütenstandes durch T J B S 100 mg/1 geht auch aus einem Vergleich der prozentualen Anteile von Knospen, blühenden und abgeblühten Blüten bzw. angesetzten kleinen Früchten an der Gesamtblütenanzahl hervor (Tab. 2). Es sei noch bemerkt, daß bei T J B S 100 mg/1 ein großer Teil der Knospen eben gerade als Anlage makroskopisch sichtbar war. Dabei ist die Entwicklung des 1. Blütenstandes bei dieser Behandlung im vorliegenden Falle noch als ungewöhnlich gut zu bezeichnen, da meist — wie schon besprochen — der 1. Blütenstand bei gleicher Behandlungsweise (Konzentration und Entwicklungsstadium der Pflanze zum Zeitpunkt der Behandlung) völlig gehemmt bleibt (s. z. B. auch Abb. 1, Pflanze ganz links). Aus Tab. 2 geht weiterhin hervor, daß auch bei der Behandlung T J B S 10 mg/1 eine Verzögerung der Entwicklung des 1. Blütenstandes eintrat.
248
H E I N Z E , Versuche mit 2,3,5-Trijodbenzoesäure bei der T o m a t e
Tabelle 2 Prozentuale Anteile von Knospen, blühenden und abgeblühten Blüten bzw. kleinen Früchten im 1. Blütenstand nach Spritzung mit verschiedenen TBJS-Lösungen. (Ausgedrückt in % der Gesamtblütenanzahl/Behandlung) Behandlung Unbehandelt TJBS 0,1 mg/1 T J B S 1 mg/1 TJBS 10 mg/1 T J B S 100 mg/1
Blüten abgeblüht blühend 15,5 19,4 17,1 9,6 0
Angesetzte kl. Früchte
Knospen
7,8 7,2 9,6 1,2 0
49,6 49,3 48,4 86 100
27,2 24,0 25,0 2,8 0
Auch mit verschieden konzentrierten TJBS-Pasten (TJBS in Wollfett, Adeps lanae anhydr. DAB 6, sorgfältig verrührt) wurden Versuche über Hemmung bzw. Förderung des 1. Blütenstandes angestellt. Die TJBS-Pasten wurden dabei auf die Oberseiten der Kotyledonen sehr junger Pflanzen appliziert. In Tab. 3 ist ein solcher Versuch dargestellt. Tabelle 3 Entwicklung des 1. Blütenstandes von ,Frühe Liebe' unter dem Einfluß von TJBS-Pasten verschiedener Konzentration. Aussaat: 9. 6., getopft: 21. 6., gepastet: 27. 6., „Ernte" (Wägung des Blütenstandes, Zählung der Blüten): 29. 7. 1958 Behandlung (Pasten in % )
n
Unbehandelt TJBS 0,001 T J B S 0,005 T J B S 0,01 T J B S 0,05 T J B S 0,1
20 20 19 19 20 20
durchschnittliche Anzahl der Blüten 9,7 ± 1,1 9,2 ± 0,82 17,5 ± 1,55 18,5 ± 2,21 2,45 ± 1,11*) ~2,45
P (%)
e. P.