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German Pages 96 Year 1962
DEUTSCHE AKADEMIE DER LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN ZU B E R L I N
ARCHIV FÜR
GARTENBAU
IX. BAND • HEFT 6 19 6 1
A K A D E M I E - V E R L A G
B E R L I N
DEUTSCHE DER
AKADEMIE
LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN
ZU
BERLIN
ARCHIV FÜR GARTENBAU
IX. B A N D • H E F T 6 19 6 1
A K A D E M I E - V E R L A G
B E R L I N
INHALTSVERZEICHNIS Seite
H. Fröhlich und A. Henkel Die Zusatzberegnung bei der Pflückerbse
405
W. Heinde Versuche mit Wachstumsregulatoren bei Melone (II)
429
K. Hieke Morphologische Variabilität und Merkmalskorrelationen bei einigen Primula malacoides-Sorten
443
G, Feyerabend Anwendung von Herbiziden im Gartenbau
480
REDAKTIONSKOLLEGIUM: G. Becker, G. Friedrich, J. Reinhold, H. Rupprecht Herausgeber: Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. Chefredakteur: Prof. Dr. J. Reinhold, Institut für Gartenbau, Großbeeren bei Berlin. Verlag: Akademie-Verlag GmbH., Berlin W 8, Leipziger Str. 3—4, Fernruf 22 04 41, TelexNr. 011773, Postscheckkonto: Berlin 35021. Bestellnummer dieses Heftes: 1039/IX/6. Veröffentlicht unter der Lizenz-Nummer ZLN 5005 des Ministeriums für Kultur. Herstellung: Druckhaus „Maxim Gorki", Altenburg. Das Archiv für Gartenbau erscheint in einzelnen Heften mit einem Umfang von je 5 Druckbogen. Die Hefte, die innerhalb eines Jahres herauskommen (8 Hefte), bilden einen Band. Das letzte Heft des Bandes enthält Inhalts-, Autoren- und Sachverzeichnis. Es werden nur Manuskripte angenommen, die bisher noch in keiner anderen Form im In- oder Ausland veröffentlicht worden sind Der Umfang soll nach Möglichkeit l 1 / 2 Druckbogen (etwa 35 Schreibmaschinenseiten) nicht überschreiten. Die Autoren erhalten Fahnen- und Umbruchab2üge mit befristeter Terminstellung, bei deren Überschreitung durch den Autor von der Redaktion Imprimatur erteilt wird. In den Fällen, in denen die Lesung durch den Autor (Ausländer) auf sehr große Schwierigkeiten stößt oder sehr zeitraubend wäre, wird die Prüfung durch die Schriftleitung vorgenommen. Das Verfügungsrecht über die im Archiv abgedruckten Arbeiten geht ausschließlich an die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin über. Ein Nachdruck in anderen Zeitschriften oder eine Ubersetzung in andere Sprachen darf nur mit Genehmigung der Akademie erfolgen. Kein Teil dieser Zeitschrift darf in irgendeiner Form — durch Fotokopie, Mikrofilm oder irgendein anderes Verfahren — ohne schriftliche Genehmigung der Akademie reproduziert werden. Jeder Autor erhält von der Akademie unentgeltlich 100 Sonderdrucke und ein Honorar von 40DM für den Druckbogen. Das Honorar schließt auch die Urheberrechte für das Bildmaterial ein. Dissertationen, auch gekürzte bzw. geänderte, werden nicht honoriert. Jeder Arbeit muß vom Autor eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse beigegeben werden. Sofern er in der Lage ist, soll er diese gleich übersetzt in russisch und englisch bzw. in einer dieser Sprachen liefern. Gegebenenfalls wird die Ubersetzung in der Akademie vorgenommen. Bezugspreis je Heft (etwa 80 Seiten) 5,— DM. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Ubersetzung. — All rights reserved (including those oftranslations intoforeign languages). No part of this issue may be reproduced in any form, by photoprint, microfilm or any other means, without written permissioo from the publishers. Printed in Germany.
405 Aus dem Institut für Gartenbau Großbecren der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin D i r e k t o r : Prof. D r . J . R E I N H O L D
H. F R Ö H L I C H und A. H E N K E L
Die Zusatzberegnung bei der Pflückerbse (Eingegangen am 15. Dezember 1960)
Einleitung Über die Reaktion der Erbse zur Grünpflücke auf eine zusätzliche Bewässerung schienen seit der Bekanntgabe der umfangreichen Untersuchungen von B R O U W E R (2) bereits begründete Vorstellungen zu bestehen, dergestalt, daß es zweckmäßig sei, die zusätzlichen Wassergaben erst mit Beginn der Blühperiode einzusetzen. Zeitigere Bewässerungen zwischen dem Auflaufen und dem Blühbeginn blieben oft wirkungslos oder brachten Ertragsdepressionen. Zu ähnlichen Auffassungen kamen auf Grund ihrer Versuche auch B A U M A N N (4), S C H E N D E L (13) sowie F R E E S E und C Z E R A T Z K I (5). Die gewonnenen Ergebnisse zeigten einmal, daß ein starker Witterungseinfluß auf die Erbsenerträge besteht und das Feuchtigkeitsoptimum in verhältnismäßig engen Grenzen liegen dürfte. Ferner wurde darauf hingewiesen, daß durchaus ein Unterschied darin besteht, ob während der Blüte der Erbsen Feuchtigkeit in Form längerer Schlechtwetterperioden oder von kurzfristigen Zusatzberegnungen zugeführt wird. Im ersten Fall ist mit Ertragsdepressionen, im zweiten — zumindest bei Wassermangel — mit Ertragssteigerungen zu rechnen. Schließlich wurde nachgewiesen, daß bei einer Beregnung schon vor der Blüte eine Erhöhung der Grünmasse erzielt werden kann, dies ist bei Leguminosen im Futterbau bedeutsam. Für die Praxis werden 2 bis 3 Regengaben ab Blühbeginn der Erbse empfohlen, wobei hinsichtlich der Termine bis zur Ernte entsprechend des Witterungsablaufes Variationsmöglichkeiten bestehen. Wenige, aber hohe Beregnungsgaben erscheinen wirkungsvoller als häufige niedrigere (3, 11). Dennoch bleibt bei der Deutung der Ursachen der erzielbaren Bewässerungserfolge die Frage offen, warum ein Bewässerungserfolg nicht zu einem früheren Bewässerungstermin als nach Einsetzen der Blüte erzielt werden konnte, bzw. warum bei Bewässerungen kurz nach Blühbeginn verschiedentlich Mißerfolge auftraten. Der Hinweis, daß bis Blühbeginn erst etwa 30 Prozent der Gesamtmasse an Pflanzensubstanz vorhanden sind, aber bis Blühende weitere 50 Prozent der Gesamtmasse gebildet werden (3), kann nicht völlig befriedigen, da bei anderen Kulturen (9, 10), vorausgesetzt, es ist ein Wassermangel vorhanden, ebenfalls Bewässerungserfolge möglich sind. F R E E S E und C Z E R A T Z K I kamen auf Grund ihrer Versuche zu der Feststellung, daß die Regengaben auf den vorhandenen Bodenwasservorrat abzustimmen seien, aber „auf diesem Gebiet wohl noch einige Fragen geklärt werden müssen, ehe sichere Empfehlungen für die erfolgreiche Beregnung der Erbsen gegeben werden können". (5).
27*
406
FRÖHLICH u. H E N K E L , D i e Zusatzberegnung bei der Pflttckerbse
I. P r o b l e m s t e l l u n g Die beiden Hauptprobleme, die sich bei der Beantwortung der Bestimmung des zweckmäßigen Einsatzes der Beregnung ergeben, scheinen erstens in der Frage nach der richtigen Gestaltung der Bodenfeuchtigkeit und zweitens in der Aufrechterhaltung der Annahme einer sogenannten „kritischen Zeit", einer Zeit, in der die Pflanze auf Grund physiologischer Eigenheiten besonders gut auf die Bewässerung reagiere (1), zu liegen. Die optimale Gestaltung der Bodenfeuchtigkeit der Erbse, war bereits Gegenstand einer Untersuchung von REPP-NOWOSAD (12). Obwohl es sich hierbei um Gefäßversuche handelt, lassen sich aus den gewonnenen Ergebnissen einige grundlegende Hinweise für die Versuchsarbeit im Feldversuch ableiten. Es wurde gezeigt, daß bei einer gestaffelten Feuchtigkeitsabstufung von 30 bis 100 Prozent der WK die Gesamtsubstanz von dem niedrigsten bis zum höchsten Wassergehalt entsprechend der Ertragsformel von MITSCHERLICH ansteigt, jedoch ab 70 Prozent der WK der Ertrag an Hülsen wieder absinkt. Deutlich sichtbare physiologische Schäden traten bei den Pflanzen im Bereich zwischen 40 und 50% der WK und darunter auf. Außerdem erfolgte bei der Bodenfeuchtigkeit im Bereich zwischen 50 und 80% eine deutliche Verfrühung und Verkürzung der Blütezeit der Erbsen gegenüber dem Bereich zwischen 80 und 100% der WK. Die bisher zitierten Untersuchungen gingen mehr oder weniger betont von der Annahme eines gleichen Feuchtigkeitsoptimums während der gesamten Vegetationsperiode aus, so wie das bei den Blattgemüsearten als richtig bestätigt wurde (9, 10). Legt man jedoch auf Grund der Versuche von REPP-NOWOSAD (12) u. a. die Annahme verschieden hoher Feuchtigkeitsoptima für Blatt- und Fruchtbildung bei der Erbse zugrunde, so ergibt sich zwangsläufig die Frage nach einem Kompromiß zwischen der Bodenfeuchtigkeitsgestaltung für die vegetative Phase einerseits und für die generative Entwicklungsphase andererseits. Dieser Kompromiß kann einmal dadurch zustande kommen, daß eine gleichmäßig hohe Bodenfeuchtigkeit als optimal anerkannt wird, die sowohl eine gute vegetative und generative Entwicklung gestattet. Ein anderer Weg führt dahin, daß zunächst durch eine hohe Bodenfeuchte die vegetative Entwicklung gefördert wird. Ist diese so weit vorangeschritten, daß die generative Phase erfolgreich in den Vordergrund treten kann, wird die Bodenfeuchtigkeit bis zum Beginn der Fruchtbildung auf die optimale Höhe dieser Phase herabgesetzt. Ist diese Entwicklung vollzogen, wird die Bodenfeuchte wieder auf die höhere, die Massenbildung begünstigende Bodenfeuchte umgestellt. Das bedeutet die Annahme einer während der Vegetationsperiode ungleichmäßig hohen Optimalkurve, die auf die Erzielung in einem kurzen Zeitraum zu erntender Hülsen abgestimmt ist. Auch aus einer Analyse, die STANHILL aus zahlreichen Bewässerungsversuchen zog, ist zu entnehmen, daß bei fruchttragenden Kulturpflanzen sich ein Wechsel der Höhe der Bodenfeuchtigkeit günstig auszuwirken scheint (14). Bei einer gleichmäßigen Gestaltung der Bodenfeuchtigkeit während der gesamten Kulturzeit werden sich, das geht aus einer Reihe von Beobachtungen und Versuchsergebnissen hervor (8), der Blühverlauf und der Eintritt in die Pflückreife über
Archiv f ü r Gartenbau, IX. Band, Heft 6, 1961
407
einen längeren Zeitraum erstrecken, so daß eine mehrmalige Ernte oft nicht zu umgehen ist. Bei einer niedrigeren Bodenfeuchtigkeit kurz vor und zu Beginn der Blühperiode besteht dagegen die Wahrscheinlichkeit der Verkürzung der Blühzeit und der gleichmäßigeren Reife. Dieser Umstand erscheint für die Mechanisierung der Ernte, besonders beim Gründrusch, bedeutungsvoll. Gegen die Annahme einer feststehenden sogenannten „kritischen Zeit", bei der Erbse mit der Blüte beginnend, sprechen eine Reihe von Versuchsergebnissen: besonders die von F R E E S E und C Z E R A T Z K I (5) und F R Ö H L I C H (6, 7). Hierbei zeigte es sich, daß auch Bewässerungen während des Blühbeginns gesicherte Mindererträge erbringen können, besonders dann, wenn bis zur Ernte die Wasserversorgung durch natürliche Niederschläge günstig gestaltet werden konnte. Um nun tiefer in diesen Komplex ungeklärter Fragen einzudringen, erschien es ratsam, eine Reihe von Freilandbewässerungsversuchen durchzuführen, in denen systematisch die Bodenfeuchtigkeit kontrolliert wurde. II. V e r s u c h s z i e l e Auf Grund der dargelegten Problematik war zunächst zu klären, inwieweit eine verhältnismäßig konstante Bodenfeuchigkeit auf das Wachstum und besonders den Ertrag der Erbse einwirkt. Dabei galt es zu überprüfen, ob die Schlußfolgerungen aus dem Gefäßversuch von R E P P - N O W O S A D , daß es unterschiedliche Feuchtigkeitsoptima für die gesamte zu bildende Masse einerseits und den Fruchtbehang andererseits gibt, für das Freiland übertragbar sind. Ferner sollte überprüft werden, ob und inwieweit die Aneinanderreihung von verschieden hohen Feuchtigkeitsbereichen während der Kulturperiode einer gleichmäßigen Feuchtigkeitsgestaltung überlegen ist. Aus diesen Ergebnissen sollten dann weitere Schlußfolgerungen für den termingerechten Einsatz der Bewässerung abgeleitet werden. III. V e r s u c h s b e s c h r e i b u n g Zur Lösung der gestellten Aufgaben wurden zusätzlich zu der 1959 bereits veröffentlichten Arbeit (7) in den Jahren 1958 bis 1960 folgende Versuche durchgeführt. A. V e r s u c h s v a r i a n t e n Jahr 1958 a) Unberegnet (Bodenfeuchtigkeit sank bis unter 30% der F K während der Blühperiode ab) b) Beregnet bei Unterschreiten von 70% der F K auch während der Blütezeit c) Beregnet bei Unterschreiten von 60% der F K in der Blütezeit, danach bei 70% der FK d) Beregnet bei Unterschreiten von 40% der F K in der Blütezeit, danach bei 70% der FK. Jahr 1959 a) Unberegnet (Bodenfeuchtigkeit sank bis unter 30% der F K während der Blühperiode ab) b) Beregnet bei Unterschreiten von 55% der FK in der Blütezeit, danach bei 70% der FK
408
FRÖHLICH u. HENKEL, Die Zusatzberegnung bei der PflUckerbse
c) Beregnet bei Unterschreiten von 45% der FK in der Blütezeit, danach bei 70% der FK d) Beregnet bei Unterschreiten von 35% der FK in der Blütezeit, danach bei 70% der FK. Jahr 1960 a) Unberegnet, (Bodenfeuchtigkeit sank bis unter 27% der FK während der Blühperiode ab) b) Beregnet bei Unterschreiten von 60% der FK c) Beregnet bei Unterschreiten von 55% der FK vor Blühbeginn; bei Blühbeginn konnte die Feuchtigkeit bis 45% der FK absinken; danach bei Unterschreiten von 60 bis 65% beregnet d) Beregnet bei Unterschreiten von 50 bis 55% der FK vor Blühbeginn; bei Blühbeginn konnte die Feuchtigkeit bis 45% derFK absinken, danach bei Unterschreiten von 60 bis 65% der FK beregnet e) Beregnet bei Unterschreiten von 40% der FK vor Blühbeginn; bei Blühbeginn konnte die Feuchtigkeit bis 55% der FK absinken, danach bei Unterschreiten von 60 bis 65% der FK beregnet. B. B e s c h r e i b u n g d e s S t a n d o r t e s u n d d e r V e r s u c h s a n l a g e Die Versuchsanlage sowie die Standortbedingungen waren die gleichen wie sie in einer früheren Arbeit beschrieben wurden (9), so daß sich hier ihre Beschreibung erübrigt. Tabelle 1 Angaben zur Kultur der Erbsen Jahr
Sorte
Aussaat
Blühbeginn
Hauptblüte (unberegnet)
Ernte
1958 1959 1960
„Maiperle HZ" „Vorbote" „Vorbote"
2. 4. 21. 3. 23. 3.
27. 5. 13. 5. 17. 5.
4 . 6 . bis 26. 6. 20.5. „ 8.6. 21. 5. „ 7. 6.
23. 6. bis 4. 7. 18. 6. „ 25. 6. 13. 6. „ 15. 6.
Tabelle 2 a Dekadenweise Verteilung der Niederschläge während der Vegetationsperiode Jahr
1958 1959 1960 50jähr. Monatsmittel v. Potsdam (1901-1950)
April
März I
II
III
5,9 4,4 8,9
2,3 0,0 6,1
1,3 7,5 0,0
34
I
II
Juni
Mai III
I
II
III
I
II
III
2,7 5,6 28,3 16,4 24,8 48,4 17,9 4.2 41,3 33,6 8,3 21,5 32,1 17,5 0,3 24,8 2.3 3,7 13,4 10,9 10,5 3,5 8,6 11,6 7,0 33,7 3,3 42
49
58
409
Archiv f ü r Gartenbau, I X . Band, H e f t 6, 1961
Tabelle 2 b Dekadenweise gegliederte Tagesmittel in 0 C während der Vegetationsperiode
Jahr 1958 1959 1960
März I
II
0,6 -1,1 6.3 3,3 2.4 2,7
50jähr. Monatsmittel v. Potsdam (1901-1950)
3,6
April III
I
1,0 8,4 6,1
3,1 7,6 5,3
II
Juni
Mai III
I
II
III
I
II
III
5,9 7,4 12,8 13,4 17,2 14,2 15.3 16,5 10,8 10,5 12,7 14,6 14,7 17,1 16.4 18,5 9,8 6,3 11,3 16,1 14,7 18,1 16,3 17,2 8,0
13,4
16,3
C. A n g a b e n z u r K u l t u r u n d z u m W i t t e r u n g s v e r l a u f In den Tabellen 1 und 2 sind die wichtigsten Angaben zur Kultur und den Witterungsbedingungen zusammengestellt. D. D i e D u r c h f ü h r u n g d e r B e w ä s s e r u n g Die in den einzelnen Jahren bei den verschiedenen Varianten verabreichten Wassergaben sind in der Tabelle 3 zusammengestellt. Die Bewässerung erfolgte wie in den früher beschriebenen Versuchen entsprechend des in 11,5 bis 15,5 cm Tiefe des Bodens ermittelten Feuchtigkeitsgehaltes, ferner wurde der Bodenwassergehalt in 35,5 bis 39,5 cm Tiefe festgestellt. E. V e r s u c h s e r g e b n i s s e Im Jahre 1958 galt es besonders zu überprüfen, ob grundsätzlich eine Bewässerung während der Blüte ertragssteigernd wirkt, wenn zu dieser Zeit die Bodenfeuchtigkeit abgesunken ist. Der zu dieser Frage bereits 1956 durchgeführte Versuch (7) ließ erkennen, daß in dieser Hinsicht, wie es scheint, keine Übereinstimmung mit der einleitend . dargelegten Meinung zu erzielen ist, da nach Blühbeginn einsetzende Bewässerungen gesicherte Mindererträge gegenüber „unberegnet" nach sich zogen. Weiterhin galt es zu untersuchen, wie sich eine ständig annähernd auf gleicher H ö h e (70% der FK) gehaltene Bodenfeuchtigkeit auf den Ertrag auswirkt. Das Jahr 1958 war, wie in der Tabelle 2 und der Abbildung 1 ausführlich dargestellt ist, in den Monaten Mai (90 mm) und Juni (63 mm) überdurchschnittlich niederschlagsreich und etwas zu kühl. Zu beachten ist ferner, daß nach der Blühperiode bis zur Ernte fast täglich Niederschläge fielen. Die Folge der hohen Niederschläge war ein allgemein gutes vegetatives Wachstum und eine sehr ausgedehnte Blütezeit, die durch eine kurze Trockenperiode vom 11.6. bis 18. 6. zumindest bei den Erbsen der Variante „unbewässert" zum Abschluß gelangte (vgl. Abb. 1 a, 1 b), während bei den bewässerten Varianten die Erbsenblüte noch eine weitere Woche anhielt. Um die Reaktion der Erbsen auf die unterschiedliche Bodenfeuchtigkeit genauer kennenzulernen, wurde in diesem Versuch, obwohl das in der Praxis kaum üblich ist, die Pflücke an drei Terminen durchgeführt. Die Ernteergebnisse sind graphisch in der Abbildung 2 aufgezeichnet sowie in der Tabelle 4 zusammengestellt.
410
FRÖHLICH u. HENKEL, Die Zusatzberegnung bei der Pflückerbse
Tabelle 3 Termine und Mengen zusätzlicher Wassergaben in m m
Versuchsvariante
b) beregnet bei Unterschreiten von 70 % der F K
Bewässerungs-
4.6.
20
c) beregnet bei Unterschreiten von 60% der F K in der Blütezeit, danach bei 70% der F K
12.6. 20
16.6.
20
20
d) beregnet bei Unterschreiten v o n 4 0 % der F K in der Blütezeit, danach bei 70% der F K
b) beregnet bei Unterschreiten von 55% der F K in der Blütezeit, danach bei 70% der F K
20
20 12.5.
21.5.
25.5.
20
10
20
c) beregnet bei Unterschreiten v o n 45% der F K in der Blütezeit, danach bei 70% der F K
26.5.
20
20
d) beregnet bei Unterschreiten von 35% der F K in der Blütezeit, danach bei 70% der F K b) beregnet bei Unterschreiten von 60% der F K c) beregnet bei Unterschreiten v o n 55% der F K vor Blühbeginn, bei Blühbeginn konnte die Feuchtigkeit bis 45% d e r F K absinken, danach bei Unterschreiten von 65% der F K beregnet d) beregnet bei Unterschreiten von 50 bis 55% der F K vor Blühbeginn, bei Blühbeginn konnte die Feuchtigkeit bis 45% der F K absinken, danach bei Unterschreiten von 60 bis 65% der F K beregnet e) beregnet bei Unterschreiten von 4 0 % der F K vor Blühbeginn; bei Blühbeginn konnte die Feuchtigkeit bis 35% der F K absinken; danach bei Unterschreiten von 60 bis 65% der F K beregnet
29.5.
20 8. 4. 10
20.4. 20
21.4.
23.4.
20
20
26.4.
20
411
Archiv für Gartenbau, IX. Band, Heft 6, 1961
en und jeweilige Gabenhöhe
5.
5.
6. 5.
2.6.
5. 6.
15.6.
19.6.
10
10
10
15
115
10
10
10
15
85
10
10
10
15
65
10.5. 20
12.5. 13.5. 20
14.5.
18.5. 20.5. 15
15
20
20
20
20
24.5. 28.5. 10 10
3. 6. 20
9. 6. 20
175
15
5
20
20
115
10
10
20
20
120
20
20
15
20
95
412
FRÖHLICH u. HENKEL, Die Zusatzberegnung bei der Pflückerbse
Tabelle 4 Zusammenstellung der Hülsen- und Laubgewichte in dt/ha (Versuch 1958)
Versuchsvariante
Hülsenertrag der 1. Ernte am 23. 6. in dt/ha
mittlerer Fehler
relativ
34,9 27,5
±1,2 ±1,2
100,0 78,8
28,2
± U
80,8
31,6
±3,2
90,5
Gesamthülsenertrag in dt/ha
mittlerer Fehler
relativ
a) Unberegnet b) Bsregnet bei 70% der FK c) Beregnet bei 60% der FK in der Blütezeit, danach bei 70% der FK d) Berechnet bei 40% der FK in der Blütezeit, danach bei 70% der FK
Versuchsvariante
a) Unberegnet b) Beregnet bei 70% der FK c) Beregnet bei 60% der FK in der Blütezeit, danach bei 70% der FK d) Beregnet bei 40% der FK in der Blütezeit, danach bei 70% der FK
82,6 76,1
±1,7 ±1,8
100,0 92,1
75,3
±4,5
91,2
78,0
±4,7
94,4
Sicherungswerte in p% a a b c d
erste Erbsenernte b c
0,18 0,22 34,1
d
—
70,6 27,7
—
35,5
-
Versuchsvariante
a) Unberegnet b) Beregnet bei 70% der FK c) Beregnet bei 60%der FK in der Blütezeit, danach bei 70% der FK •d) Beregnet bei 40% der FK in der Blütezeit, danach bei 70% der FK
a
Gesamternte b
c
d
_
a b c d
2,7 16,3 39,0
-
84,7 70,6
—
70,6
—
Erbsenstroh (frisch) in dt/ha
mittlerer Fehler
relativ
73,4 73,4
±2,2 ±3,6
100,0 100,0
77,8
±2,6
106,0
71,0
±7,5
96,7
Zwischen den Laubgewichten bestehen keine fehlerstatistisch gesicherten Differenzen.
413
Archiv f ü r Gartenbau, IX. Band, Heft 6, 1961
End» der Blüte a
Variante a Variante b,c und d
Abb. l a : Bodenfeuchtigkeitsverlauf bei Pflückerbse (Versuch 1958) in der Tiefe von 11,5 bis 15,5 cm Vol.'/.
Ende der Blüte
V'd.FK
Abb. l b : Bodenfeuchtigkeitsverlauf bei Pflückerbse (Versuch 1958) in der Tiefe von 35,5 bis 39,5 cm
Aus diesen Ernteergebnissen des Jahres 1958 lassen sich zunächst folgende Schlußfolgerungen ableiten. 1. Infolge der zeitlich gut verteilten Niederschläge war die Feuchtigkeitsversorgung des Bodens für das vegetative Wachstum der Erbse annähernd optimal; auch die kurzfristige Absenkung der Bodenfeuchtigkeit in der Zeit vom 11. bis 18. 6. konnte keinen deutlichen Einfluß auf das vegetative Wachstum ausüben. Die in der kurzen Trockenperiode durchgeführten Bewässerungen brachten keinen gesicherten Zuwachs an Grünmasse. 2. Eine zeitweilige Absenkung der Bodenfeuchtigkeit während der Blühperiode erscheint für die Verkürzung der Blütezeit und die Ausbildung der Hülsen
414
FRÖHLICH u. HENKEL, Die Zusatzberegnung bei der Pflückerbse
23 6
306
¿7
Abb. 2: Ernteverlauf der Erbsen in Form einer Summenkurve bei unterschiedlicher Wasserversorgung a = Unberegnet; b = Beregnet bei 7 0 % der F K ; c = Beregnet bei 6 0 % der F K in der Blütezeit, dann bei 7 0 % der F K ; d = Beregnet bei 4 0 % der F K in der Blütezeit, dann bei 7 0 % der F K
günstig. Wird diese Absenkung der Bodenfeuchtigkeit durch zusätzliche Bewässerung verhindert, treten gesicherte Mindererträge an Hülsen auf. 3. Dieses Ergebnis zeigt, daß Bewässerungen während der Blühperiode keineswegs stets günstig wirken müssen, ferner spricht dieses Ergebnis zugunsten einer differenzierten Höhe der Bodenfeuchtigkeit während der Kulturperiode. Das Jahr 1959 brachte im April mit 63 mm und in der ersten Maidekade mit 32 mm eine gute Wasserversorgung der Erbsen, so daß zunächst ein ungehindertes vegetatives Wachstum möglich war, zumal die Temperaturen in diesem Abschnitt ebenfalls hoch lagen. Der Blühbeginn lag in diesem Jahr bereits anfangs der 2. Maidekade. Die Bewässerung der Variante b) „Bewässert bei Unterschreiten von 55% der FK, während der Blütezeit, danach bei 70% der FK" setzte eben mit Blühbeginn ein, so daß bei dieser Variante der Bodenfeuchtigkeitsverlauf die geringsten Schwankungen aufwies. Die Bodenfeuchtigkeit sank während der gesamten Blühperiode ziemlich gleichmäßig bis zum 8. 6. ab. Bei der unbewässerten Variante war der Wassergehalt am Ende der Blüte unter 30% der FK gefallen, die Bewässerung setzte bei den Varianten c und d bei 40 bzw. 35% der FK ein. Die Blühperiode wurde durch natürliche Niederschläge am 9. und 10. 6. in Höhe von 24 mm abgeschlossen. Am 15. 6., etwa 3 Tage vor der Haupternte erhielten die Varianten b), c) und d) nochmals eine Wassergabe von 10 mm. Die Pflücke wurde mit dem Ziel des Studiums des Einflusses der Bewässerung auf den Verlauf der Pflückreife an zwei Terminen, am 18. 6. und am 25. 6. durchgeführt. Praktische Bedeutung hat jedoch nur die Ernte vom 18. 6., da bei einem weiteren Hinausschieben des Pflücktermines bei einer mechanisierten Ernte die Qualität der Erbsen ungünstig beeinflußt worden wäre. Die Ernteergebnisse sind aus der Abbildung 5 und der Tabelle 5 zu ersehen.
415
Archiv für Gartenbau, IX. Band, Heft 6, 1961
X d F K
A b b . 3: Bodenfeuchtigkeitsverlauf bei Pflückerbse (Versuch 1959) in der Tiefe von 11,5 bis 15,5 cm
Beginn
der Blüte
Ende der
Blüte
A b b . 4: Bodenfeuchtigkeitsverlauf bei Pflückerbse (Versuch 1959) in der Tiefe von 35,5 bis 39,5 cm
416
F R Ö H L I C H u. H E N K E L , Die Zusatzberegnung bei der Pflückerbsc
Tabelle 5 Zusammenstellung der Hülsen- und Laubgewichte in dt/ha (Versuch 1959)
Versuchsvariante
a) Unberegnet (Bodenfeuchtigkeit sank bis unter 30% der F K während der Blühperiode) b) Beregnet bei Unterschreiten v o n 5 5 % der F K in der Blütezeit, danach bei 7 0 % der F K c) Beregnet bei Unterschreiten von 45% der F K in der Blütezeit, danach bei 70% der F K d) Beregnet bei Unterschreiten von 35% der F K in der Blütezeit, danach bei 70% der F K
Versuchsvariante
a) Unberegnet (Bodenfeuchtigkeit sank bis unter 30% der F K während der Blühperiode) b) Beregnet bei Unterschreiten von 55% der F K in der Blütezeit, danach bei 70% der F K c) Beregnet bei Unterschreiten von 45% der F K in der Blütezeit, danach bei 70% der F K d) Beregnet bei Unterschreiten von 35% der F K in der Blütezeit, danach bei 70% der F K
Hülsenertrag der 1. E r n t e am 18. 6. in dt/ha
mittlerer Fehler
relativ
62,3
±1,46
100,0
78,5
±1,15
126,0
79,2
±2,31
127,1
81,5
±2,62
130,8
Hülsenertrag der 2. E r n t e am 25. 6. in dt/ha
mittlerer Fehler
relativ
10,8 (B Ware)
±0,77
100,0
23,8
±0,85
220,4
17,7
±1,00
163,9
14,6
±1,15
135,2
Die Ernteergebnisse des Versuches im Jahre 1959 sind wie folgt einzuschätzen: 1. In der zweiten Hälfte der Blühperiode trat bei den unbewässerten Erbsen eine Absenkung der Bodenfeuchtigkeit ein, die sich in einer Depression der Erträge auswirkte. Das bedeutet, daß sowohl das Optimum für die vegetative als auch f ü r die generative Phase unterschritten wurde. Die untere Grenze der Bodenfeuchtigkeit während der generativen Phase dürfte somit zeitweilig bei etwa 35 bis 40% der F K liegen. Dieses Ergebnis stimmt sowohl mit dem bereits früher beschriebenen Versuch des Jahres 1956 (7) als auch dem Versuch des Jahres 1958 überein. Je zeitiger die Bewässerung einsetzt, desto niedriger werden die Mehrerträge gegenüber den Pflückerbsen der unberegneten Variante.
417
Archiv f ü r Gartenbau, I X . Band, H e f t 6, 1961
F o r t s e t z u n g der Tabelle 5 Sicherungswerte in p % 2. E r n t e
1. E r n t e a a b c d
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Summary With reference to a former communication this paper is the final report concerning experiments with 2,3,5-triiodobenzoic acid (TJBS, TIBA) on Cucumis melo L. A m o n g s t others it is stated, that by treatment with higher TIBA-concentrations the improvement of the vessels in the stalks is very strongly inhibited. This probably is the cause of the withering and drying-effects, appearing on young sprouts after TIBA-application. By application of TIBA, furthermore by application of the corresponding tribromo- resp. trichlorobenzoic acid, parthenocarpic fruits can be obtained. Because of the small average weight of the parthenocarpic fruits, no practical importance may be attached to this fact. The influence of T I B A on flower sex expression (promotion of the improvement of hermaphroditic flowers) is fluctuating. Sometimes the proportion of male to hermaphroditic flowers can be unbalanced unfavourably for the hermaphroditic flowers. In yield trials there was always a smaller yield of plants, treated with T I B A to be found. Literaturverzeichnis 1. B E C K E R - D I L L I N G E N , J.: Handbuch des gesamten Gemüsebaues, 5. Auflage, 1950, 856 S., Berlin, Verlag Parey (spez. S. 573) 2. H E I N Z E , W . : Versuche mit Wachstumsregulatore'n bei Melonen. Arch. Gartenbau 1956, 4, 3 1 2 - 3 1 9 3. M A N N , L. K., und J. R O B I N S O N : Fertilization, seed development, and fruit growth as related to fruit set in the cantaloupe (Cucumis Melo L.) Amer. J. Bot. 1950, 37, 685-697 4. N Y L U N D , R. E . : The relation of defoliation and nitrogen supply to yield and quality of the muskmelon. Techn. Bull. Minn. Agric. Exp. Stat. 1954, 210, 24. ref.: Hort. Abstr. 1955, 25, 248 5. R E H M , S.: Male sterile plants by chemical treatment. Nature, London 1952, 1 7 0 , 3 8 — 3 9 6. R E I N H O L D , J.: Vorlesung, Spezieller Gemüsebau 1953. 7. S Ö D I N G , H . : Die Wuchsstoff lehre. 1952, 304 S., Stuttgart, G. Thieme-Verlag 8. W E B E R , E.: Grundriß der Biologischen Statistik. 2. Aufl. 1956, 454 S., Jena, Fischer-Verl. 9. W E N C K , U . : Die Wirkung v o n Wuchs- und Hemmstoffen auf die Blattform. Z. Bot. 1952, 40, 3 3 - 5 1 10. W O N G , C. Y . : Chemically induced parthenocarpy in certain horticultural plants, with special reference to the watermelon. Bot. Gaz., Chicago, 1941/42, 103, 64 — 86
443 Institut f ü r Zierpflanzenbau der Tschechoslowakischen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften in Pruhonitz (Direktor: Dr. B. Kavka)
K. H I E K E
Über die morphologische Variabilität und Merkmalskorrelationen bei einigen Primula malacoides-Sorten. (Eingegangen am 9. Januar 1961)
Einleitung Gleich bei ihrer Einführung in die Kultur, fast noch in ihrer ursprünglichen, wilden Form, erkannten die meisten Gärtner in der anspruchslosen, reich blühenden Primula malacoides eine bedeutende Topfpflanze. Von den Zufallszüchtungen ging man bald, etwa um 1910, zu einer planmäßigen und bewußten Züchtung über. Die große Plastizität und Vitalität erleichterte und erleichtert noch heute sehr die Neuzüchtung. Die ersten Bestrebungen waren selbstverständlich auf das Verbessern der Blüte, auf ihre Vergrößerung und das Steigern und Vermehren der Farbstufen gerichtet. Zuerst überwog die Tendenz, diese üppigwachsende Pflanzenart hauptsächlich als Schnittblume auszunützen (RESSEL 1923), darum wurde der höhere Typus mit festem Blütenstengel und längerem lockeren Blütenstand am meisten geschätzt. Die Tendenz der züchterischen Arbeit auf niedrige kompakte Typen ist noch nicht sehr alt (KARRER 1930, B R E H M 1930, K A C H E 1933). Ein wichtiger Grenzstein in der Züchtung der Primula malacoides war die Entdeckung und Verwendung polyploider, hauptsächlich tetraploider Individuen, welche den neuen, heutigen Zeitabschnitt der großblumigen Sorten (Gigassorten) begannen. Ein anderer Weg zur Verbesserung, welcher schon im Jahre 1917 angetreten wurde, ist die Züchtung auf gefüllte Blüten. Trotz des schlechten Samenansatzes, der einen bedeutenden Mangel der gefülltblühenden Sorten darstellt, sind diese wegen ihres hohen ästhetischen Wertes noch heute wenigstens in engerer Auswahl erhalten geblieben. Bedeutungsvoll ist auch das Züchten von mehlfreien Typen. Die Beblätterung, welche bei der ursprünglichen Art eine einfache und lockere Rosette bildet, hat sich ebenfalls sehr verbessert. Aus diesem kurzen Überblick über die züchterischen Bestrebungen geht der große qualitative Sprung von dem wildwachsenden Unkraut bis zur heutigen, erstklassigen Kulturblume, der sich binnen einer kurzen Zeit von fünfzig Jahren ergeben hat, hervor. Heute können wir KISELEVs (1949) Behauptung, daß die Primula malacoides unter den Primeln eine zweitklassige Stelle einnimmt, nicht mehr zustimmen. Es ist offenbar, daß solche durchdringenden Züchtungserfolge nur mit einem genetisch unstabilen und gegen den Einfluß der äußeren Umwelt (der Kultivierung) sehr plastischen Material, zu erreichen waren. Über das häufige Vorkommen von Abweichungen berichteten schon zahlreiche Gärtner — Züchter (RESSEL 1923, K A C H E 1922, G A U T E A U 1928, H E R B 1930, K A C H E 1933, K O B E L 1952 u. a.). Den Züchter wie auch den Konsumenten interessiert in erster Reihe das Aussehen der Pflanze, also ihre morphologischen Merkmale. Physiologische Eigenschaften, bis vielleicht auf die Resistenz gegen manche Krankheiten (Botrytis,
444
H I E K E , Morphologische Variabilität und Merkmalskorrelationen bei einigen Primula malacoldes
Bakterienkrankheit) spielen wegen der Anspruchslosigkeit der gesamten Art keine bedeutende Rolle. Die Phänologie ist wegen der kurzen Kultivationszeit auch bedeutungslos. Bei einer passend gewählten Anbautechnik (Zeit der Aussaat und des Umtopfens, die Temperatur und Ernährung) ist es möglich, die Pflanzen vom Herbst bis in den Frühling zur Blüte zu bekommen. Also sind die morphologischen Merkmale züchterisch am bedeutendsten. Ihre erhöhte Variabilität, durch die junge Kulturgeschichte der Art verursacht, hat, wie wir schon früher gezeigt haben ( H I E K E 1959), ihre positiven und negativen Seiten. Die positiven beruhen in der oben schon angedeuteten Möglichkeit der leichten Sortenneuzüchtung, die negativen in der schwierigen Sortenerhaltungszüchtung. Das Erhalten einer Sorte in den Grenzen notwendiger Ausgeglichenheit ist, ähnlich wie das Verhindern eines markanten Abweichens von dem ursprünglichen Stamm, nicht einfach ( B Ö H N E R T u. HUTH 1950). In erster Linie erfordert das eine sorgfältige Auslese und eine gut geführte Stammerhaltungszüchtung. Das Variabilitätsmaß der einzelnen Hauptmerkmale ist in diesem Fall eine wichtige Hilfe. Ihr gegenseitiger Zusammenhang (Korrelation) kann uns auch nützlich sein. Selbstverständlich ist das genauere Erkennen der morphologischen Variabilität und Korrelation vorteilhaft auch für die Sortenzüchtung und nicht in letzter Reihe auch für den Anbauer, da manche bedeutsamen morphologischen Merkmale, z. B. die Durchmesser der Blüte, Höhe des Blütenstandes, Reichtum der Blüten, Größe der Blattspreite usw., welche im Rahmen einer Sorte in gegenseitiger Korrelation stehen, von der Anbautechnik wesentlich beeinflußt werden können. M a t e r i a l und M e t h o d i k Für die Versuche wurden fünf Sorten verwendet. Bei ihrer Auswahl waren wir bestrebt, alle Haupttypen der einfach blühenden Sorten zu erfassen. Es wurden folgende Sorten ausgewählt: „Schneeflocke" — (Erhaltungszüchtung aus Melnik) (Abb. 1). Alte, heute nur wenig kultivierte, üppig wachsende, hohe Sorte, deren zytologisch-genetische Verhältnisse noch nicht ganz geklärt sind. Blattspreite breit eiförmig bis breit herzförmig, fein aber genügend tief gelappt, die Rückseite schwach bemehlt, die Oberseite zerstreut blasig und behaart; das Nervaturnetz und der Blattstiel dicht und lang behaart, die Blattspreite groß (das durchschnittliche Produkt von Länge mal Breite 44,98 cm 2 ), Farbe H. C. C. 271/3. Der Habitus der Belaubung niedrig und luftig locker. Die Blüte einfach gebaut, groß (Durchmesser 2,58 cm), reinweiß, Kronblätter breit herzförmig, Auge ein wenig auslaufend bis strahlenförmig gestaltet; der Hauptblütenstengel hoch (durchschnittlich 24 cm), Blütenstand oft fasziiert, 3—4 Blütenquirle, im untersten Quirl des Hauptblütenstandes durchschnittlich 16,7 Blüten, durchschnittlich 7 Seitenblütenstände, welche bis oder über die Hälfte des Hauptblütenstandes reichen. Der Hauptblütenstand mitteldicht, hoch über dem Laub. Von der Aussaat bis zum Anfang der Blüte vergehen 200—208 Tage. Diesem Typ stehen, ohne Rücksicht auf die Farbe der Blüte, die alten Sorten ,,Erikson" und ,,Eclipse" am nächsten. „Gratulation" — (Erhaltungszüchtung aus Melnik) (Abb. 2). Eine alte, bewährte, diploide Sorte. Die Blattspreite breit eiförmig, fein aber genügend tief gelappt, die
A r c h i v f ü r G a r t e n b a u , I X . H a n d , H e f t 6, 1961
Abb. 1: „.Schneeflocke"
445
Abb. 2. ,,Gratulation"
Rückseite stark bemehlt, die Oberseite zerstreut blasig und behaart; das Nervaturnetz und der Blattstiel meistens dicht und kurz behaart, Blattspreite mittelgroß (das durchschnittliche Vielfache der Länge und Breite 23,67 cm 2 ), Farbe H. C. C. 271/3. Habitus der Belaubung niedrig und kompakt. Blüte einfach gebaut, groß (Durchmesser 2,52 cm), Farbe Fuchsine Pink (H. C. C. 627), Kronblätter einfach gebaut, gegenseitig sich überdeckend, Auge ein wenig auslaufend bis ganzrandig, der Hauptblütenstengel niedrig (durchschnittlich 12,36 cm), Blütenstand sehr oft stark fasziiert, 4—5 Blütenquirle, im untersten Quirl des Hauptblütenstandes durchschnittlich 9,92 Blüten, durchschnittlich 8 Seitenblütenstände, welche bis zur Hälfte, selten über die Hälfte des Hauptblütenstandes reichen. Der Hauptblütenstand dicht zusammengedrängt, knapp über dem Laub. V o n der Aussaat bis zum Anfang der Blüte vergehen 188—195 Tage. Diesem Typ stehen, ohne Rücksicht auf die Farbe und G r ö ß e der Blüten, die Sorten ,,Dondo^wergkarminriesen" und „Aemtler Perle'' am nächsten. „Melnickä perla" — (Erhaltungszüchtung aus Melnik) (Abb. 3). Bewährte, in der CSSR häufig gezüchtete, üppig wachsende Sorte, deren zytologisch — genetischen Verhältnisse noch nicht ganz geklärt sind. Blattspreite eiförmig bis breit herzförmig, fein aber tief gelappt, die Rückseite schwach bemehlt, die Oberseite mehr oder weniger glatt, nur sehr vereinzelt blasig und behaart; das Nervaturnetz u n d der Blattstiel dicht und lang behaart, die Blattspreite mittelgroß (das durchschnittliche Vielfache der Länge und der Breite 34,38 cm 2 ), Farbe H. C. C. 271/3. Habitus der Belaubung niedrig und locker.
446
n i F - K R , M o r p h o l o g i s c h e V a r i a b i l i t ä t u n d M e r k m a l s k o r r e l a t i o n e n bei e i n i g e n P r i m u l a m a l a c o i d e s
Abb. 3. „Mèlnickàperla"
Abb. 4. „ZIepseny kosicek"
Blüte einfach gebaut, groß (Durchmesser 2,97 cm), Farbe Fuchsine Pink (H. C. C. 627/1), Kronblätter überdecken sich gegenseitig und nur selten zeigt sich ein einfacher, lockerer Blütenbau, Kronblätter breit herzförmig, oft gefranst, Auge meistens ein wenig auslaufend, selten strahlenförmig, der Hauptblütenstengel hoch (durchschnittlich 23,44 cm), 4—6 Blütenquirle, im untersten Quirl des Hauptblütenstandes durchschnittlich 11 Blüten, durchschnittlich 5—6 Seitenblütenstände, welche bis zur Hälfte des Hauptblütenstandes reichen. Hauptblütenstand mitteldicht, bis dicht zusammengdrängt, selten lockerer, meistens hoch über den Blättern. Von der Aussaat bis zum Anfang der Blüte vergehen ca. 184—190 Tage. Diesem Typ stehen, ohne Rücksicht auf Farbe und Größe der Blüten, die Sorten „Erfurter Riesen Amethyst", „Gerlinde" und „Primavera" am nächsten. „ZIepseny kosicek" — (Erhaltungszüchtung aus Hranice) (Abb. 4). Diese, in der CSSR verhältnismäßig häufig angebaute Sorte ist eine in Wuchs und Blütenfarbe fixierte Abweichung der alten, diploiden, bewährten Sorte „Schöner Korb". Die Blattspreite ist eiförmig, fein und tief gelappt, die Rückseite schwach bemehlt, die Oberseite zerstreut blasig und behaart; das Nervaturnetz und der Blattstiel dicht und lang behaart, Blattspreite mittelgroß (das durchschnittliche Vielfache der Länge und Breite 35,85 cm 2 ), Farbe H. C. C. 279/2. Habitus der Belaubung niedrig und locker. Blüte einfach gebaut, groß (Durchmesser. 2,62 cm), Farbe Solferino Purple (H. C. C. 26/1), welche in Tyrian Purple (H. C. C. 727/1) übergeht, Kronblätter, überdecken sich gegenseitig, ihre Form ist einfach, nur selten ungleich zerschlitzt, Auge meistens ganzrandig, Hauptblüten Stengel hoch (durchschnittlich 17,76 cm), vorwiegend 4—5 Blütenquirle, im untersten Quirl des Hauptblütenstandes durchschnittlich 8,9 Blüten, durchschnittlich 6 Seitenblütenstände, welche bis zur Hälfte
Archiv für Gartenbau, I X . Band, Heft 6, 1961
447
des Hauptblütenstandes reichen. Der Hauptblüten stand mitteldicht, knapp über dem Laub. Von der Aussaat bis zum Anfang der Blüte vergehen ca. 185 — 190 Tage. Diesem Typ stehen, ohne Rücksicht auf Blütenfarbe, am nächsten die Sorten ,Purpurball" und „Charme". „Hranicky triumph" — (Erhaltungszüchtung aus Hranice) (Abb. 5). In der CSSR häufig angebaute, diploide Sorte, welche der wilden Ursprungsart, von K O B E L , C A M E N Z I N D und SCHÜTZ (1937) teilweise beschrieben, am nächsten steht. Von allen geprüften Sorten entspricht sie auch am meisten den ersten, von Züchterarbeit am wenigsten berührten Sorten, wie sie z. B. J Ä C K (1915), H E R B (1917), V A R Ä C E K (1919), K A C H E (1922), RIECHERS (1922), R E S S E L (1923) u.a. abgebildet haben. Blattspreite meistens eiförmig bis länglich eiförmig, fein und tief gelappt, die Rückseite stark bemehlt, die Oberseite dicht und auffallend blasig und zerstreut behaart; das Nervaturnetz und der Blattstiel dicht und kurz behaart, Blattspreite mittelgroß (das durchschnittliche Vielfache der Länge und Breite 27,11 cm 2 ), Farbe H. C. C. 279/2. Habitus der Belaubung locker bis dicht-kompakt. Blüte einfach gebaut, mittelgroß (Durchmesser 2,06 cm), Farbe weiß mit einem schwachrosa Auge, einfache Kronblätter überdecken sich nicht, Auge ein wenig auslaufend, der Hauptblütenstengel hoch (durchschnittlich 20,50 cm), 5—8 Blütenquirle, im untersten Quirl des Hauptblütenstandes durchschnittlich 8,72 Blüten, durchschnittlich 13 Seitenblütenstände, welche die Hälfte des Hauptblütenstandes überragen. Der Hauptblütenstand locker bis mitteldicht, hoch über dem Laub. Von der Aussaat bis zum Anfang der Blüte vergehen ca. 189—206 Tage. Diesem Typ am nächsten steht, ohne Rücksicht auf Blütenfarbe, die Sorte „Salmonea" (Wäderswiller Rasse). Alle oben angeführten und beschriebenen Sorten wurden im Rahmen umfangreicherer Sorten vergleichsversuche drei Jahre lang (1957/58, 1958/59, 1959/60) kultiviert und analysiert. Die Aussaat wurde jedes Jahr im Monat Juli durchgeführt; nach dem Keimen der Samen wurden die jungen Pflanzen rechtzeitig pikiert und in den Kasten gestellt; genügend erwachsene Pflanzen wurden dann eingetopft und in ein kaltes Gewächshaus (8—10°C) gebracht. Je nach Entwicklung wurden sie während der Monate Dezember-Januar endgültig in 9 cm-Töpfe umgetopft und unter gleichen Kulturbedingungen belassen. Die Aussaat erfolgte in Lauberde, während der weiteren Kultur wurde ein Gemisch aus Komposterde, Torf und Sand verwendet. Mitte Dezember bis
448
H1RKH, Morphologische Variabilität und Merk mais kor relationen bei einigen Primula malacoides
//
///
I
Blütenbau
H
III
IV
Kronblätterforrn
f
* *
w
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»
ifr '" Blütenstandtyp
Stellung der Nebenblütenstände
Btütenauge
Abb. 6. Einteilungsschema der Blüte und des Blütenstandes E n d e F e b r u a r w u r d e w ö c h e n t l i c h eine flüssige D ü n g u n g m i t 1 % H o r t u s g e g e b e n . W ä h r e n d aller V e r s u c h s j a h r e w u r d e n alle P f l a n z e n auf diese A r t in d e n gleichen Kulturräumen angebaut. J ä h r l i c h w u r d e n in die E n d b e w e r t u n g 50 P f l a n z e n jeder S o r t e a u f g e n o m m e n . D i e W e r t u n g f ü h r t e i m m e r ein u n d dieselbe P e r s o n n a c h f o l g e n d e m E i n t e i l u n g s schema durch: Blüte und Blütenstand (Abb. 6) Blütenbau
Kronblätterforrn
Kelch
Blütenauge
Blütenstandtyp
I II III I II III IV V I II III IV I II III I II III
— einfach, Kronblätter überdecken sich nicht — einfach, Kronblätter überdecken sich - gefüllt — einfach, normal zerklüftet — breit herzförmig, normal zerklüftet — gelappt, normal zerklüftet — breit, gefranst — breit zusammengewachsen, gefranst — gleichmäßig stumpf zipfelig — gleichmäßig spitz zipfelig — ungleichmäßig — klein gezähnt — ganzrandig — ein wenig auslaufend — sternförmig auslaufend — locker aufgeschlossen — mitteldicht — dicht zusammengedrängt
449
A r c h i v f ü r G a r t e n b a u , I X . B a n d , H e f t 6, 1961
A n o r d n u n g der Seitenblütenstände
I II III
Bemehlung des Blütenstengels 11 III IV Nebenblätter des Blütenquirles II Stellung der Blütenstände über dem Laub I 11 III Blütendurchmesser in cm Zahl der Kelchzipfel Blütenquirlzahl des Hauptblütenstandes Länge des Hauptblütenstandes in cm Blütenzahl im untersten Blütenquirl Zahl der Nebenblütenstände Blatt und Belaubung (Abb. 7) Blattsprcitenform
Blattspreitenbasis
über die Hälfte des Hauptblütenstandes reichend bis zur Hälfte des Hauptblütenstandes reichend unter dem Hauptblütenstand der ganze Stengel bemehlt der obere Teil des Stengels bemehlt der untere Teil des Stengels bemehlt unbemehlt ganzrandig gefranst hoch über der Belaubung knapp über der Belaubung in der Belaubung
I II III IV V VI
breit eiförmig eiförmig breit halbherzförmig spatenförmig verlängert eiförmig schmal
I II III
verengt waagrecht leicht gelappt
•«Mil III
Blaffspreitenform
V —ir—
, II
s \
in IV '
Blattspreitenbasis
/ //
I Nervaturdichte
II
III
IV
Gelapptheit
Abb. 7. Einteilungsschema des Blattes
in
X Zähnung
450
H I E K E , M o r p h o l o g i s c h e Variabilität und M e r k m a l s k o r r e l a t i o n e n bei einigen Primula malacoidcs
Zähnung des Blattrandes
Nervaturnetz
Gelapptheit
Bemehlung der Blattunterseite
Behaarung der Blattoberfläche Behaarung des Blattstieles
Blasigkeit der Blattspreite
Habitus der Belaubung
IV — geschlossen V — übergedeckt I — einfach II — zweifach III — zweifach, behaart IV — stumpf I — dicht II — mitteldicht III — schütter I — grob, tief II — grob, untief III — fein, tief IV — fein, untief V — ungleich I — stark bemehlt II — schwach bemehlt III — unbemehlt I — vereinzelt II — fast unbehaart I — dicht, lang II — zerstreut, lang III — dicht, kurz IV — zerstreut, kurz I — dicht über die ganze Fläche II — zerstreut über die ganze Fläche III — Blattspreite mehr oder weniger glatt I — dicht, kompakt II — locker, niedrig III — luftig — locker
Blattspreitenlänge in cm Blattspreitenbreite in cm Blattspreitengröße (Breite X Länge der Blattspreite) in cm 2 Blattstiellänge
Die Farbe der Blüten wurde zweimal gewertet: nach dem Aufblühen und vor dem Abblühen; die Farbe der Blätter nur einmal. Benutzt wurden englische Farbtafeln (Horticultural Colour Chart I, II — H. C. C.). Die Wertung des Blattes und der Belaubung wurde jedes Jahr vorgenommen, wenn 80% Pflanzen der betreffenden Sorte zu blühen begannen; als Anfang der Blüte wurde das Aufblühen dreier Blüten im untersten Quirl des Hauptblütenstandes festgelegt. Gewertet wurde immer das größte, erwachsene Blatt. Die Wertung der Blüte und des Blütenstandes erfolgte, wenn bei 80% der Pflanzen der betreffenden Sorte alle Blüten des untersten Quirls (Hauptblütenstand) aufgeblüht waren. Gewertet wurde immer die größte Blüte des erwähnten Quirls. Beim Feststellen der Zahl von Seitenblütenständen wurden nur die Blütenstände gezählt, bei welchen mindestens eine Blüte aufgeblüht war. Wir gingen nämlich von der Voraussetzung aus, daß Seitenblütenstände, welche später, das heißt, wenn der Hauptblütenstand schon stark abblüht, aufblühen, keinen (von dem Samenansatz abgesehen) praktischen Wert haben. Bei der statistischen Auswertung wurden die nötigen mathematischen Größen nach HRUBY (1950) und HRUBY, KONVICKA (1954) bezeichnet. Bei der Be-
451
Archiv f ü r Gartenbau, IX. Band, Heft 6, 1961
/S(x)\ arbeitung der quantitativen Merkmale wurde der Mittelwert ^x = j bestimmt, wobei wir als ,,S(x)" die Summe der analysierten Fälle und ,,n" die Zahl der Fälle bezeichneten; weiter wurde der mittlere Fehler des Mittelwertes (s~ = -7=) be\ w stimmt, wobei „ s " die Standardabweichung = ] / v ) darstellt, bei welcher „ V " die / S (x — x) 2 \ Variation I V = — J ist und wo „ N " nach der Formel N = n — 1 ausV . ' . / 100 s\ gerechnet wird. Aus diesen Werten wurde dann der Variationskoeffizient I v = —_— ) nach J O H A N N S E N (1926), SAULESCU, MUDRA (1937), H R U B i , K O N V I C K A (1954), R O D , V Ä G N E R O V Ä (1958) welcher uns die relative und vergleichbare Variationsbreite angibt, errechnet. Der jährliche Verlauf der Variabilität einzelner Merkmale wurde graphisch mit den Frequenzkurven dargestellt, wobei zum Vergleich eine Frequenzkurve der dreijährigen Mittelwerte durchgezogen wurde. Die Variabilität qualitativer Merkmale wurde prozentual ausgedrückt und graphisch dargestellt. Korrelationen wurden zwischen den einzelnen Merkmalen, sowie zwischen den geprüften Sorten als auch im Rahmen der Population jeder einzelnen Sorte bestimmt. In beiden Fällen wurde der Korrelationskoeffizient nach BRAV AIS (YULE 1897, K A P T E Y N 1912, J O H A N N S E N 1926) von H R U B t , K O N V I C K A (1954) mit S [(x — x) • (y — y)] folgender Formel ausgedrückt: r = , _ = („x" und „ y " be|/S (x — x) 2 • S(y — y) 2 zeichnen die Werte beider verglichenen Merkmale), errechnet. Zu jedem Korrer 2 und seine zugehölationskoeffizienten (r) wurde sein mittlerer Fehler sr = 1 /h V n ~ 2 S [ ( x - x ) • (y-y)] rigen Koeffizienten der Regression b x und b v nach den Formeln b x = — — — S [(x — x) • (y — y)] S(y-y)2 und b y = _ festgestellt. Die Sicherheit (Zuverlässigkeit) des o (x — x) Korrelationskoeffizienten und seiner Regressionskoeffizienten wurde nach Formel t (n _
2)
= bx •
- A und t (n _ 2) = b y •
der
ausgerechnet.
Ergebnisse und Diskussion Die Variabilität der Blüte Zu den wichtigsten quantitativen Merkmalen der Blüte gehört ihre Größe, ausgedrückt durch den Blütendurchmesser u n d der Blütenreichtum, welcher die Zahl der Blüten im untersten Blütenquirl des Hauptblütenstandes angibt. Von den qualitativen Merkmalen ist es hauptsächlich die Form der Kronblätter, die Form des Auges und der gesamte Bau der Blüte (siehe Einteilungsschema). Aus der Abb. 8 ist die auffällige Ausgeglichenheit des Blütendurchmessers bei der Sorte ersichtlich, während die anderen vier Sorten mit ihrer wesentlich größeren Variationsbreite (vergleiche die dreijährigen Frequenzmittelkurven der einzelnen Sorten) eine Tendenz zur Vergrößerung ihrer Blüten aufweisen
„Hranicky triumph"
30
Archiv f ü r Gartenbau, I X . Band, H e f t 6, 1961
452
HIEKE, Morphologische Variabilität und Merkmalskorrelationen bei einigen Primula malacoides
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