Allgemeine Volkswirtschaftslehre: Band 1 Grundlegung, Wirtschaftskreislauf [9. Aufl. Reprint 2019] 9783111615622, 9783111239712


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Inhaltsverzeichnis
Kap. I. Grundlegung
Kap. II. Ordnungsformen der Gesellschaltswirtschaft
Kap. III. Sozialprodukt und Volkseinkommen
Kap. IV. Wirtschaftskreislauf und Volkseinkommen
Kap. V. Kreislauf und Preisbildung
Kap. VI. Bedürfnisse, Güter, Nutzen
Literaturhinweise
Sachregister
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Allgemeine Volkswirtschaftslehre: Band 1 Grundlegung, Wirtschaftskreislauf [9. Aufl. Reprint 2019]
 9783111615622, 9783111239712

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Allgemeine Volkswirtschaftslehre i

Grundlegung, Wirtschaftskreislauf von

Dr. Andreas Paulsen

Professor (em.) an der Freien Universität Berlin

9. Auflage

Sammlung Göschen Band 1169

Walter de Gruyter & Co. • Berlin 1970 vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung - J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimer - Karl J . Trübner - Veit & Comp.

Die Gesamtdarstellung umfaßt folgende Bände: Band

I:

Band

II:

Grundlegung, Wirtschaftskreislauf (Slg. Göschen Bd. 1169) Haushalte, Unternehmungen, Marktformen (Slg. Göschen Bd. 1170/1170a)

Band I I I : Band IV:

Produktionsfaktoren (Slg. Göschen Bd. 1171/1171a) Gesamtbeschäftigung, Konjunkturen, Wachstum (Slg. Göschen Bd. 1172)

Copyright 1970 by Walter de Gruyter St Co., vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30. — Alle Redite, einsdiließlidi der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, von der Verlagshandlung vorbehalten. — Archiv-Nr. 7520690 — Satz und Druck: Paul Funk, Berlin 30. — Printed in Germany.

Inhaltsverzeichnis Kap. I. Grundlegung

Seite

§

1.

Wirtschaft 1. Begriff — 2. A u f w a n d und Ertrag — 3. A u t o n o m e s und gesellschaftliches W i r t s c h a f t e n — 4. Einzelwirtschaft — V o l k s w i r t s c h a f t — W e i t w i r t s c h a f t — 5. W i r t s c h a f t s s t r u k t u r — 6. G r u n d p r o b l e m e der G e s e l l s c h a f t s w i r t s d i a f t

7

§

2.

Bevölkerung und Boden 1. B e v ö l k e r u n g und W i r t s c h a f t — 2. G r ö ß e , Entwicklung und Zusammensetzung der B e v ö l k e r u n g — 3. T r a g f ä h i g k e i t des B o d e n s , B e v ö l k e r u n g s g e s e t z von M a l t h u s

14

§

3.

Technik 1 Technische Entwicklung — 2. T e c h n i k und W i r t s c h a f t

25

§

4.

Arbeitsteilung 1. S p e z i a l i s i e r u n g und I n t e g r i e r u n g — 2. A r b e i t s t e i l u n g und Tauschwirtschaft — 3. F o r m e n der A r b e l t s t e i l u n g und -Vereinigung — 4. Produktion

29

Kap. II. Ordnungsformen der Gesellsdiaftswlrtsdiaft §

1.

Wirtschaftsordnungen 1. Historische T y p e n — 2. W i r t s c h a f t s n o r m e n — 3. Grundtypen d e r W i r t s c h a f t s o r d n u n g e n — 4. R e a l e W i r t s c h a f t s o r d nungen

34

§

2.

Die verkehrswirtschaftlidie Ordnung 1. D i e N o r m e n d e r V e r k e h r s w i r t s c h a f t — V e r t r a g — 3. W e t t b e w e r b

42

§

3.

2. Eigentum

und

Gelenkte Marktwirtschaft und Zwangswirtschaft . . . . 1. P l a n u n g und Z w a n g — 2. G e l e n k t e M a r k t w i r t s c h a f t — 3. Z w a n g s w i r t s c h a f t

46

Kap. III. Sozialprodukt und Volkseinkommen §

§

1.

2.

Begriffe 1. Sozialprodukt kommen

50 —

2.

Netto-Sozlalprodukt

E n t w i c k l u n g des S o z i a l p r o d u k t s 1. S o z i a l p r o d u k t und V o l k s w o h l s t a n d Entwicklung

und

Volksein55



2.

Geschichtliche

Inhaltsverzeichnis Seite 3.

Einkommensarten und Einkommensverteilung 1. Einkommens arten — 2. Einkommensverteilung — 3. Einkommensausgleich

58

4.

Volksvermögen 1. Begriff — 2. Reales Vermögen und Forderungsrechte

64

Kap. IV. Wirtschaftskreislauf und Volkseinkommen § 1.

D e r Wirtschaftskreislauf 1. Einfaches Kreislaufschema — 2. Die Geschlossenheit des Kreislaufs — 3. Produktive Leistungen und Einkommensbildung — 4. Die Verwendung der produktiven Leistungen

66

§ 2.

E r w e i t e r u n g des K r e i s l a u f s d i e m a s 1. Investieren und Sparen im Wirtschaftskreislauf — 2. Staatliche Aktivität — 3. Außenhandel und Sozialprodukt

74

§ 3.

Gleichungen der Einkommensbildung und -Verwendung 1. Grundgleichungen — 2. Die Gleichheit von I und S — 3. Staatliche Aktivität und Außenhandel in den Einkommensgleichungen

78

§ 4.

Nationale Buchführung 1. Begriff und Bedeutung — 2. Durchführung der Rechnungslegung

85

§ 5.

Input-Output-Analyse 1. Begriff — 2. Tabellarische und formale Darstellung — 3. Spezielle Annahmen der Input-Output-Analyse — 4. Wirtschaftspolitische Bedeutung der Analyse

93

Kap. V . Kreislauf und Preisbildung § 1.

D i e Bestimmung der Kreislaufgrößen 1. Beziehungen zwischen Wirtschaftsgrößen — 2. Der Gleidigewichtsbegriff — 3. Gleichgewichtszustand und Tendenz zum Gleichgewicht — 4. Die Probleme der Steuerung des Kreislaufs

97

§ 2.

Verkehrswirtschaft und M ä r k t e 105 1. Die Verkehrs wirtschaftliche Steuerung — 2. Geldverwendung und Marktwirtschaft — 3. Produktion und Verbrauch — 4. Preisbildung und Einkommensbestimmung

§ 3.

Prinzipien der Preisbildung 110 1. Preis und Preisbildung — 2. Nachfragefunktion und Angebotsfunktion — 3. Die Bestimmung des Gleichgewiditspreises — 4. Geometrische Darstellung — 5. Bedingungen für das Vorliegen eines Gleichgewichtspreises — 6. Betsimmtheit des Preises

Inhaltsverzeichnis

5 Seite

§ 4.

D a s Gleichgewicht des K r e i s l a u f s 121 1. Preisrelationen und Preisniveau — 2. Das Gleichgewicht der Preisrelationen — 3. Stärke des Kreislaufstromes — 4. Die Gleidigewicfatsbedingungen — 5. Das Gleichgewicht zwischen realem und monetärem Kreislauf

Kap. VI. Bedürfnisse, Güter, Nutzen § 1.

Bedürfnisse und G ü t e r 1. Bedflrfnisse — 2. Güter — 3. Einteilungen der Güter

§ 2.

Wirtschaftliches Verhalten 134 1. Die wirtschaftlichen Entscheidungseinheiten — 2. Wirtsdiaftspiäne — 3. Rationalität und wirtschaftliches Prinzip — 4. Die wirtschaftlichen Wahlhandlungen

§ 3.

Wert 1. Wertbegriff — 2. Objektivistische und (Nutzwert-) Theorie

§ 4.

Nutzen 1. Nutzen und wirtschaftliches Prinzip — 2. Erstes Gossen'sches Gesetz (Sättigungsgesetz) — 3. Das Theorem des abnehmenden Grenznutzens

§ 5.

D e r Grenznutzenausgleich 150 1. Zweites Gossen'sches Gesetz (Genußausgleichsgesetz) — 2. Grenznutzen und Bildung der Tauschrate — 3. Gflterpreise und Grenznutzenausgleich — 4. Grenznutzen substitutiver und komplementärer Güter

subjektivistlsche

130

142

146

Literaturhinweise

156

Sachregister

162

Kap. I. Grundlegung § 1. Wirtschaft 1. B e g r i f f „Wirtschaft" ist die Gesamtheit der Einrichtungen und Verfahren, mit denen Menschen Mittel („Güter") für erstrebte Zwecke („Befriedigung von Bedürfnissen") beschaffen und verwenden. Das „Wirtschaften" der Menschen bezieht sich also nicht auf einen Bereich „materieller" im Gegensatz zu „höheren" („idealen") Zielen. Welche Ziele auch erstrebt werden: ist ihr Erreichen von der Verfügung über „knappe" Mittel abhängig, so wird gewirtschaftet. Im Unterschied zu ähnlichen Erscheinungen in der Tierwelt ist das Wirtschaften der Menschen: 1. nidit triebhaft, sondern bewußt, d . h . zwischen verschiedenen möglichen Verhaltensweisen wird mit dem Ziel der E r reichung des höchstmöglichen Erfolges gewählt; 2. in Mitteln und Zwecken nicht durch unveränderliche natürliche Gegebenheiten begrenzt, sondern auf ständige Ausweitung bedacht, d. h., mit besserer Ausnutzung vorhandener und Gewinnung neuer Mittel wird die bessere Befriedigung gegebener und zusätzlicher Bedürfnisse erstrebt; 3. in planender Vor-Sorge in die Zukunft hinein gerichtet; 4. Dauereinriditungen (Produktionsanlagen etc.) schaffend, um erkannte Wirkungszusammenhänge den gesetzten Zwecken nutzbar zu machen.

2. A u f w a n d

und

Ertrag

Gewirtschaftet wird mit Mitteln, die im Verhältnis zu den von ihnen abhängigen Zwecken „knapp" sind, so daß ihr Einsatz für bestimmte Zwecke den Verzicht auf ihre Verwendung für andere Zwecke bedingt. Die „Kosten" eines durch bestimmte Mittelverwendung erreichten

g

Grundlegung

Nutzens sind daher „entgangener Nutzen" der unterbliebenen Verwendung der Mittel für andere Zwecke. Grundprinzip alles Wirtschaftens ist der ständige Vergleich zwischen Nutzen- (Erfolgs-) Größen bei verschiedenen möglichen Arten der Mittelverwendung; Ziel dieser Wahlhandlungen ist die Maximierung der positiven Differenz zwischen Erfolg (erreichtem Nutzen, Ertrag) und Opfer (entgangenem Nutzen, Aufwand). Grundlegende Axiome, aus denen die Wirtschaftstheorie entwickelt wird, sind demnach: 1. Die Mittel zur Befriedigung der Bedürfnisse sind knapp. 2. Die vom Einsatz der Mittel abhängigen Zwecke sind nach ihrer unterschiedlichen Dringlichkeit bewertet, bzw. gewichtet. 3. Der Wirtschaftserfolg ist abhängig von der Verteilung der knappen Mittel auf die bewerteten Zwecke so, daß durch ihre Verwendung die ,Wohlfahrt' als Ausdruck der befriedigten Bedürfnisse maximiert wird. 4. Kosten und Ertrag sind korrespondierende Begriffe. Kosten besagt, daß verschiedene Zwecke u m den gleichen Mittelbestand konkurrieren, also ein Zweck „auf Kosten" anderer erreicht werden muß. Ertrag besagt, daß ein gegebener Zweck mit verschieden hohem Mitteleinsatz erreicht werden kann, daher ein Vergleich zwischen Kostenaufwand und Ertrag möglich ist. Das Optimum des Wirtschaftens fordert nicht nur, daß ungedeckt bleibende Bedürfnisse geringer bewertet werden als die, für welche die Mittel eingesetzt wurden, sondern weiterhin auch, daß der erreichte Grad der Bedürfnisdeckung nicht durch geringeren Kostenaufwand zu erlangen war. a) D i e w ä h l e n d e Entscheidung über die Mittelverwendung setzt v o r a u s , d a ß die Mittel transferabel sind, d . h. f ü r unterschiedliche Zwecke tauglich. D a s ist durchweg der F a l l , denn die f ü r bestimmte Zwecke geeigneten Mittel („spezifische G ü t e r " ) sind Erzeugnisse ( „ P r o d u k t e " ) v o n Mitteln ( „ P r o d u k t i o n s m i t t e l n " ) , welche ihrerseits transferabel sind, letzten E n d e s

Wirtschaft

9

von Arbeit und Bodenleistungen. Die Knappheit der Produkte ist zurückzuführen auf die Knappheit der Produktionsmittel; daher bezieht sich das Wirtschaften primär auf Verwendung der Produktionsmittel für die verschiedenen möglichen Zwecke. b) Vom Grad der Teilbarkeit der Mittel hängt ab, wie ihr Einsatz für einen bestimmten Zweck quantitativ (mengenmäßig) verändert werden kann. Bei ausreichender Teilbarkeit wird der Gesamterfolg erhöht, wenn der Nutzenentgang durch verringerte Einsatzmenge in einer Verwendung mehr als ausgeglichen wird durch den Nutzenzuwachs bei Einsatz dieser Menge in anderer Verwendung. c) Hieraus folgt das Prinzip des Ausgleichs der „Grenzerträge": quantitative Veränderungen des Mitteleinsatzes in den verschiedenen Verwendungsweisen erhöhen den Gesamterfolg, solange der „entgangene Nutzen" (Nutzeneinbuße an einer Stelle durch Entzug einer Einheit eines Mittels) kleiner ist als der Nutzenzuwachs (Grenzertrag), den diese Einheit in anderer Verwendungsweise herbeiführt. Optimaler Mitteleinsatz ist daher erreicht, wenn der Grenzertrag jedes Produktionsmittels in jeder Verwendungsweise gleich ist, so daß keine den Erfolg erhöhenden Umsetzungen mehr möglich sind. d) Zu diesen Entscheidungen gehört auch der Zeitpunkt der Verwendung soldier Güter, die „dauerhaft" (zeitlich Transferabel) sind. Bestandsminderungen und Abnutzungen durch gegenwärtige Verwendung geschehen „auf Kosten" späterer Verwendung. Daher sind solche Abnutzungen etc. zu den Kosten der gegenwärtigen Produktion zu redinen. e) Alle Veränderungen der Zwecke (Bedürfnisse) nach Art und relativer Dringlichkeit und alle Veränderungen der Mittel nach Art, Menge und Technik ihrer Erzeugung und Verwendung verändern die Bedingungen für die durch „Wirtschaften 0 erstrebte Maximierung des Verwendungsnutzens. W i e alle Lebewesen b r a u c h t der Mensch z u r bloßen L e b e n s h a l t u n g ein M i n d e s t m a ß an N a h r u n g , Bekleidung, Behausung. K a n n er durch sein W i r t s c h a f t e n n u r gerade diesen unabweisbaren B e d a r f v e r s o r g e n , so fehlt i h m die eigentliche F r e i h e i t der wirtschaftlichen E n t s c h e i d u n g zwischen verschiedenen Möglichkeiten. E r s t ein U b e r schuß setzt A k t i v i t ä t e n frei u n d e r m ö g l i c h t die E n t f a l t u n g aller W e r t e der Zivilisation. So k ö n n t e m a n f o r m u lieren, daß sich das W i r t s c h a f t e n auf die Beschaffung und

10

Grundlegung

Verwendung eines Uberschusses über das hinaus bezieht, was der Mensch als bloßes Naturwesen notwendig braucht. D a das Wirtschaften ein Verfahren mit Mitteln zu Zwecken ist, kann es keine „autonomen" Zwecke des Wirtschaftens geben: es gibt keine „Postulate" des Wirtschaftens, die im Range von „Selbstzwecken" stehen. Die Bedeutung der Wirtschaft liegt in ihrem Beitrag zu den letzten Werten des menschlichen Daseins, die durch Weltanschauung, Religion, kulturelle Überzeugung usw. bestimmt sind. Der Erfolg des Wirtschaftens ist nicht durch Wirtschaftsgrößen allein auszudrücken, sondern in den Gestaltungen des Daseins der Menschen und ihrer Gesellschaften, im Beitrag der Wirtschaft zu sinnhafter Fülle und Schönheit des Lebens, sozialer Gerechtigkeit und sozialem Frieden. 3. A u t o n o m e s u n d g e s e l l s c h a f t l i c h e s Wirtschaften Ein autonom wirtschaftender Mensch („Robinson-Wirtschaft") ist abhängig von der Kargheit der Natur, den Grenzen seiner Arbeitsfähigkeit und seinem technischen Können. Sein wählendes Entscheiden zwischen Aufwand und Erfolg betrifft Menge und Art des Arbeitsaufwandes, damit der produzierten Güter, und Art und Zeit der Verwendung der Produkte (z. B. Vorratsbildung). E i n e Robinson-Wirtschaft ist eine Fiktion, weil der Mensch von N a t u r aus in gesellschaftlichen V e r b ä n d e n lebt und audi bei nachträglicher Isolierung über geistige und sachliche Ausstattungen v e r f ü g t , die in der gesellschaftlichen Lebensweise erworben sind.

Im gesellschaftlichen Wirtschaften vollzieht sich das Wirtschaften im Verhältnis Mensch zu Natur und Mensch zu Mensch, letzteres in Formen wie Kooperation, Tausch, Wettbewerb etc. Hieraus bildet sich ein Gefüge von Erscheinungen und Beziehungen, die dem einzelnen gegenübertreten, die er durch sein Wirtschaften mit gestaltet, an denen er aber auch sein Wirtschaften ausrichten kann

Wirtschaft

11

und m u ß . „Wirtschaft" in diesem Sinne sind die Ausf o r m u n g e n des S a c h v e r h a l t s , d e r d i e M e n s c h e n z u m W i r t schaften z w i n g t , i m gesellschaftlich-sozialen R a u m . Zu den v o n der N a t u r gesetzten k o m m e n die v o n Menschen geschaffenen . B e g r e n z u n g e n ' (engl, constraints) des W i r t schaftens hinzu. a) Als gesellschaftliche Erscheinung ist W i r t s c h a f t eine Bildung des „objektiven Geistes", der „in das Reich des Gegenständlichen h i n e i n g e b a u t (ist) als ein T r a n s s u b j e k t i v e s , das nur aus d e r historischen Wechselwirkung u n d S u m m i e r u n g des Verhaltens zahlloser S u b j e k t e begriffen w e r d e n k a n n . . . E r steht n u n a b e r d e m I n d i v i d u u m gegenüber u n d ist mindestens in diesem Sinne e t w a s O b j e k t i v e s , d a ß er v o m I d i in h o h e m G r a d e unabhängig, d a ß er ein auf d a s Einzelsubjekt zurückwirkendes N i d i t - I d i ist." (E. S p r a n g e r , Lebensformen. 8. A u f l Tübingen 1950, S. 16.) b) D i e Bildungen des gesellschaftlichen W i r t s c h a f t e n s (Formen der Arbeitsteilung u n d -Vereinigung, Tausch, Preis, Geld etc.) sind d e r eigentliche G e g e n s t a n d d e r Wirtschaftswissenschaften. I h r besonderes E r k e n n t n i s z i e l ist die D a r s t e l l u n g und E r k l ä r u n g dieser Erscheinungen als Bedingung f ü r u n d Bedingtsein durch das wirtschaftliche V e r h a l t e n der Wirtschaftssubjekte. c) D i e wirtschaftliche G r u n d b e z i e h u n g des A u f w a n d - E r f o l g Vergleichs ist d a h e r an gesellschaftlichen G r ö ß e n (Tauschwerten, Preisen etc.) orientiert, an denen das W i r t s c h a f t s s u b j e k t seine eigenen B e w e r t u n g e n ausrichtet (Bildung eines Bezugssystems f ü r die individuellen wirtschaftlichen Entscheidungen).



4. E i n z e l w i r t s c h a f t V o l k s w i r t s c h a f t — W e l t w i r t s c h a f t

I m g e s e l l s c h a f t l i c h e n R a u m ist e i n e E i n z e l w i r t schaft nicht a u t o n o m , s o n d e r n G l i e d der Gesells c h a f t s w i r t s c h a f t , d a ihr w i r t s c h a f t l i c h e s V e r h a l t e n durch die Beziehungen zur Gesellschaft und z u anderen Einzelwirtschaften bestimmt wird. D a s Wirtschaften einer „Wirtschaftsgesellschaft" (wie F a m i l i e , S t a m m , V o l k , N a t i o n etc.) w i r d durch U m w e l t bedingungen (Landschaft, Klima, Verhältnis zu anderen G e s e l l s c h a f t e n etc.), S t a n d der T e c h n i k , N o r m e n u n d I n -

12

Grundlegung

stitutionen des Wirtschaftens zu einer G e s e l l s c h a f t s w i r t s c h a f t bestimmter Prägung und Dauerhaftigkeit. 1. Normen sind Regulative für das wirtschaftliche Verhalten, deren Geltung durch Recht, Religion, Sitte etc. gesichert wird. Die Zusammenfassung der Normen stellt die Wirtschaftsordnung dar. (Vgl. unten). 2. Institutionen sind regulierte Dauereinrichtungen wie das Geldwesen, Organe der Wirtschaftsverwaltung, Korporationen etc.

V o l k s w i r t s c h a f t ist die Gesellschaftswirtschaft eines Staatsvolkes, die in ihrer Bildung und Fortentwicklung durch die Einheitlichkeit der Rechtsordnung, durch Volkstum, geschichtliches Erbe, Tradition und gemeinsame Werte und Ziele geprägt wird. Volkswirtschaft als Gegenstand der Volkswirtschaftslehre besteht aus den einer größeren oder kleineren Gruppe einzelner „Volkswirtschaften" gemeinsamen Zügen. Diese können allen Formen der Wirtschaft, nur heutigen Volkswirtschaften oder — noch weiter eingeengt — nur Verkehrs wirtschaftlich geordneten Volkswirtschaften etc. gemeinsam sein.

Die die Grenzen eines Staates übergreifenden wirtschaftlichen Beziehungen weisen durch ungleiches Recht, unterschiedliche Institutionen und Normen, sowie durch staatlich gesetzte gesamtwirtschaftliche und politische Ziele besondere Züge auf, so daß ihr Gesamtkomplex als W e l t w i r t s c h a f t den Volkswirtschaften gegenübergestellt werden kann. Das theoretische Modell einer Volkswirtschaft ohne weltwirtschaftliche Beziehungen wird als „geschlossene Wirtschaft" bezeichnet, der Gegensatz als eine „offene Wirtschaft".

5. W i r t s c h a f t s s t r u k t u r Soll der Begriff „Wirtschaftsstruktur" im Unterschied zu „Wirtschaftsordnung" Verwendung finden, so handelt es sich um die Bedingtheit des volkswirtschaftlichen Zusammenhanges durch die „strukturbestimmenden Faktoren", das sind jene Bauelemente des Systems, die als Gegebenheiten den eigentlich ökonomischen Regulierungen und

Wirtschaft

13

Entscheidungen vorgegeben sind, ihnen Möglichkeiten eröffnen, aber auch Grenzen setzen. Als strukturbestimmende Faktoren können bezeichnet werden: 1. „Volk", nämlich Zahl, Dichte und Verteilung der Bevölkerung, Bevölkerungsbewegung in Raum und Zeit; 2. „Raum" als Begriff, der alle Naturgegebenheiten umfaßt, welche ökonomisch belangvoll sind, wie geographische Lage, natürliche Verkehrswege, Klima, Qualität des Bodens, Vorkommen von Bodenschätzen etc.; 3. „Wirtschaftsgesinnung", d. h. alle geistigen Elemente wie Wertungen, Zwecksetzungen, ethische Tendenzen, religiöse Einflüsse, die bei den wirtschaftenden Menschen Geltung haben; 4. „Wissenschaft und Technik" als Ausmaß des menschlichen Wissens und Könnens in bezug auf die Beherrschung und nutzbare Anwendung von Naturkräften, aber auch der Gestaltungen des Gesellschaftslebens; 5. „Staat" als Inbegriff aller Formen der rechtlichen, sozialen und politischen Gestaltung des Volkes. Die Struktur unterliegt dem Prozeß der geschichtlichen Veränderung und ist (in Grenzen) auch der planmäßigen Gestaltung zugänglich. 6. G r u n d p r o b l e m e d e r G e s e l l s c h a f t s wirtschaft Die Wirtschaftswissenschaft will die Erscheinungen des gesellschaftlichen Wirtschaftens feststellen, geordnet beschreiben und erklären; sie will damit auch Möglichkeiten der Einflußnahme auf Art und Erfolg des Wirtschaftens aufweisen. Grundprobleme sind: 1. D i e H ö h e des Sozialprodukts als Maßgröße für das Ergebnis der wirtschaftlichen Tätigkeit einer Volkswirtschaft, das in seiner Verwendung für Verbrauch und Vermögensbildung die •wirtschaftliche Wohlfahrt gegenwärtig und künftig entscheidend bestimmt. 2. D i e Art der Erstellung des Sozialprodukts durch den Vollzug des Wirtschaftens, dabei in Beurteilung des Erfolges im

14

Grundlegung

Verhältnis zum Mitteleinsatz (Ergiebigkeit der Mittelverwendung). 3. Die Zusammensetzung des Sozialprodukts nadi Güterarten, erklärt durch die Verteilung der Produktionsmittel auf die verschiedenen Zwecke unter Berücksichtigung der Dringlichkeit des Bedarfs an den verschiedenen Gütern und Diensten. 4. Die Verteilung der Produkte an die Glieder der Gesellschaft als Einkommen, ihre Erklärung und ihre Beurteilung nach wirtschaftlichen Bedingungen und Folgen, sowie nach sozialen und ethischen („normativen") Gesichtspunkten („soziale Gerechtigkeit"). 5. Die wirtschaftliche Entwicklung als Veränderung des Produktionspotentials und des Sozialprodukts nach Richtung (Expansion oder Kontraktion), Stärke und Gleichmäßigkeit (Stabilität).

§ 2. Bevölkerung und Boden 1. B e v ö l k e r u n g u n d W i r t s c h a f t Ist B die Bevölkerung eines Landes, Y das Gesamteinkommen als Ergebnis der wirtschaftlichen Tätigkeit in einem Jahr, werden die Veränderungsgrößen mit zfB und z(Y ausgedrückt, so sind die Veränderungsraten AB • 100 bzw. B Wächst etwa die Bevölkerung von 50 Mill. um 1 Mill. auf 51 Mill., das Einkommen von 200 Mrd. um 20 auf 220 Mrd., so sind die Wachstumsraten 2 °/o bzw. 10 %>. Je nachdem, ob die Wachstumsrate des Gesamteinkommens größer, gleich oder kleiner als die der Bevölkerung ist

, ist das Durchschnittseinkommen pro

Kopf der Bevölkerung — eine der wichtigsten Meßziffern für die wirtschaftliche Entwicklung — gestiegen, gleichgeblieben bzw. gesunken. Die Erklärung für die H ö h e und Veränderung des Gesamteinkommens ist Aufgabe der Wirtschaftswissenschaft. Die Beziehung zur Bevölkerung ist zweiseitig: jedes Glied

Bevölkerung und Boden

15

der Bevölkerung ist als ,Verbraucher' an der Verwendung des Gesamteinkommens beteiligt, ein Teil der Bevölkerung als ,Arbeiter' (,Produzent') an der Erstellung des Sozialprodukts. Daher muß jeder Produzent über seinen eigenen Verbrauchsbedarf hinaus noch einen Beitrag zum Verbrauch der Nicht-Produzenten erstellen. Die H ö h e des Durchschnittseinkommens pro Kopf der Bevölkerung hängt also ab von der Menge und Ergiebigkeit der geleisteten Arbeit. Es sei A die Zahl der Arbeiter, H die Gesamtzahl der im Jahr geleisteten Arbeitsstunden. Dann gilt: X = X. M A B ~ H ' A ' B Der Ausdruck der linken Seite ist das durchschnittliche Einkommen pro Kopf; die Quotienten der rediten Seite zeigen, daß diese Größe umso höher ist, je größer die ,Ergiebigkeit' der geleisteten Arbeitsstunde, je größer die Zahl der im Durchschnitt von jedem Arbeiter geleisteten Stundenzahl und je größer der Anteil der arbeitenden an der Gesamtbevölkerung. Während man die .arbeitsfähige Bevölkerung* etwa als die Altersgruppe vom 15.—65. Lebensjahr annehmen kann, ist die Zahl der tatsächlich am Produktionsprozeß Beteiligten und die im Durchschnitt erbrachte Arbeitsmenge, gemessen an der Arbeitszeit, von vielen gesellschaftlichen und individuellen Bestimmungsgründen abhängig. In dieser Gleichung ist der wichtigste Quotient unerklärt, nämlich die P r o d u k t i v i t ä t ' der durchschnittlich geY leisteten Arbeitsstunde • Ersichtlich kann eine Abnahme des Anteils der arbeitenden an der Gesamtbevölkerung (durch Ausdehnung der Schulung, Herabsetzung des Pensionsalters, Freistellung v o n H a u s f r a u e n von der Berufsarbeit) wie eine Verkürzung der Arbeitszeit (Obergang zur Sechsunddreißig-Stunden-Woche etc.) durch entsprechend erhöhte P r o d u k t i v i t ä t ' der Arbeitsleistung ausgeglichen und überboten werden. Diese Produktivität aber und ihr Zuwachs wird wesentlich von der Ausstattung der Arbeit mit sachlichen Produktionsmitteln abhängen, nämlich von ,Boden' und ,Kapital'.

16

Grundlegung

Auch das kann formalisiert werden. Es sei K eine Meßziffer für den gesamten Bestand an sachlichen Produktionsmitteln aller A r t . D a n n gilt:

Y _

K . Y

A

A ' K



D e r Ausdruck der linken Seite, die Durchschnittsproduktivität je Arbeiter, ist abhängig von der durchschnittlichen Ausstattung des Arbeiters mit sachlichen Produktionsmitteln einerseits, der .Ergiebigkeit' (.Produktivität') der sachlichen Produktionsmittel etwa der Fruchtbarkeit des Bodens, der technischen Leistungsähigkeit der Maschinen etc.) andererseits.

Audi wenn die erbrachte ,Arbeitsmenge' in gleidier Rate wächst wie die Gesamtbevölkerung, wird die Ergiebigkeit der Arbeit abnehmen, wenn die zusätzliche Arbeit nidit audi mit zusätzlichen sachlichen Produktionsmitteln ausgestattet wird. Daher ist die Erhöhung des Durchschnittseinkommens wesentlich davon abhängig, daß durch immer größere und namentlich qualitativ verbesserte Ausstattung der Arbeit eine Erhöhung der Produktivität erfolgt. Hieraus wurde eine besondere Problematik für die Beziehung zwischen Boden und Bevölkerung abgeleitet. Denn während die als ,Kapital' bezeichneten sachlichen Produktionsmittel selbst produziert sind, und daher auch durch Produktion vermehrt und verbessert werden können, versteht man unter Boden die Ausstattung der Gesellschaft mit dem, was die Natur selbst in gegebener Menge und Art zur Verfügung stellt, also nicht nur die Bodenfläche, sondern auch Bodenfruchtbarkeit, Klima, Vorkommen an Bodenschätzen etc. D a nun insbesondere die lebenswichtigen Versorgungsgüter, namentlich der Ernährung, ,Bodenprodukte' sind, könnte theoretisch der Zuwachs an. Produktion und damit an zu versorgender Menschenzahl an der nicht zu beseitigenden absoluten Bodenknappheit seine Grenze finden. Das ist mit dem Begriff der .Tragfähigkeit des Boden' bzw. einem optimalen Verhältnis der Menschenzahl zur verfügbaren Bodenfläche gemeint. Nach den Erfahrungen der hoch entwickelten Wirtschaften besonders des .Westens' hat sidi gezeigt, daß die

Bevölkerung und Boden

17

Grenze der .Bodenknappheit' ständig hinausgeschoben werden konnte, und zwar durch vermehrten und verbesserten Einsatz der produzierten sachlichen Produktionsmittel, des .Kapitals'. In den sog. Entwicklungsländern' dagegen, in denen die Agrarwirtschaft vorherrscht und diese in ihrer Ergiebigkeit durch Mangel an Kapital stark von der Art und Menge des Bodens abhängt, in denen zugleich vielfach eine hohe Wachstumsrate der Bevölkerung vorliegt, ist es sehr schwer, das Durchschnittseinkommen pro Kopf nachhaltig und wesentlich zu erhöhen. Die Ergiebigkeit der Wirtschaft reicht nur knapp aus, den lebenswichtigen laufenden Versorgungsbedarf zu decken. Eine Wirtschaft, die mangels Kapitals und Bodens unergiebig arbeitet, hat es umso schwerer, einen Teil der Produktionskapazität zur Kapitalbildung, also zur Erhöhung der Kapazität zu verwenden. Denn für die Kapitalbildung steht nur der Teil des Gesamteinkommens zur Verfügung, der nicht für die Abdeckung des laufenden Versorgungsbedarfs der Bevölkerung benötigt wird. Angenommen, es sei der Verbrauch pro K o p f (nicht: Einkommen pro K o p f ) V , so daß der Gesamtverbrauch V - B = C ist, so bedeutet Y = C , daß vom Sozialprodukt nichts für die Bildung von Kapital verwendet worden ist. In den später zu behandelnden Einkommensgleidiungen wird formalisiert werden, wie sich das Einkommen auf Verbrauch C und Investieren als Kapital bildung verteilt, also nach einer Gleichung Y = C + I, bzw. Y = V - B + I. D a nun Y nach der vorherigen Beziehung von der Produktivität der Arbeit abhängt und keineswegs nur von der Menge der Arbeit, die Produktivität wieder von der Kapitalausstattung, kann eine bereits reichlich mit Kapital ausgestattete Volkswirtschaft umso leichter zusätzliches Kapital durch Investierung produzieren. Y Wenn die oben behandelte Beziehung

^

als die durchschnitt-

liche Produktivität eines .Arbeiters' mit P bezeichnet wird, gilt: Y = P - A . Das eingesetzt: P - A = V - B + I. Das ist die sog. ökonomisch-demographische Grundgleichung, der Ausdruck der Abhängigkeit des Verbrauchs pro K o p f , der Bevölkerungszahl und der Kapitalbildung von Menge und Produktivität der Arbeit. 2

Paulsen, Allg. Volkswirtschaftslehre I

18 2.

Grundlegung Größe,

E n t w i c k l u n g

setzung

der

und

Zusammen-

B e v ö l k e r u n g

D i e Entwicklung in den letzten J a h r h u n d e r t e n zeigt einen historisch einmaligen Z u s a m m e n h a n g a u ß e r o r d e n t lichen Wachstums der Bevölkerung mit außerordentlicher E r h ö h u n g der wirtschaftlichen P r o d u k t i v i t ä t . Bei verringerter Arbeitslast k o m m t auf die Einheit der zu versorgenden Z a h l der Menschen ein q u a n t i t a t i v vergrößertes und qualitativ verbessertes Gütervolumen. Die gegenwärtige Weltbevölkerung wird auf ca. 3,3 Mrd. Menschen geschätzt. Die Wachstumsrate mit 2 °/o im J a h r (gleich 65 Mill.) ist die weitaus höchste der Menschheitsgeschichte, ihr Anhalten mit 2 %> würde eine Verdoppelung der Menschenzahl je in ca. 35 Jahren bedeuten. Die Wachstumsrate schwankt zwischen 4»/« in Ländern Lateinamerikas und Asiens und 0,7 °/o im Durchschnitt der europäischen Länder, — das würde eine Abnahme des Anteils Europas an der Weltbevölkerung von etwa 14,2 °/o im Jahre 1960 auf etwa 8,8 °/o im Jahre 2000 bedeuten. „Wäre der Ursprung des Menschengeschlechts ein im Jahre 10 000 v. Chr. erschienenes Menschenpaar und hätte sich die Menschenzahl stetig um 1 °/o im J a h r erhöht, so gäbe es heute eine Kugel lebendigen Fleisches mit einem Durchmesser von vielen Tausend Lichtjahren, deren Oberfläche sich vielmal schneller als mit Lichtgeschwindigkeit in den Raum ausdehnen würde." (Putman, zit. n. H . Beishaw, Population Growth and Levels of Consumption. London 1956. S. xvi f.) „Es dauerte 200 000 Jahre, bis die Weltbevölkerung 2,5 Mrd. erreicht hatte, jetzt braucht es nur 30 Jahre, weitere 2 Mrd. hinzuzufügen. Bei der gegenwärtigen Wachstumsrate wird rechnungsmäßig in 600 Jahren die Zahl der Menschen so groß sein, daß auf jeden Menschen nur 1 qm Boden entfällt. Es versteht sich von selbst, daß dies sich nie ereignen wird, es wird etwas geschehen, was es verhindert." (The Past and Future Growth of World Population. I n : Population Bulletin of the United Nations. 1. Dez. 1951). D e r natürliche Zuwachs ergibt sich aus der Differenz zwischen Z a h l der G e b u r t e n u n d Z a h l der Sterbefälle. Sinkende Z a h l der Sterbefälle (bzw. V e r l ä n g e r u n g der durchschnittlichen L e b e n s e r w a r t u n g ) bei zunächst gleichbleibender, dann sinkender Geburtenziffer charakterisierte

Bevölkerung und Boden

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die bisherige Entwicklung in Europa: auf steilen Anstieg der Bevölkerung folgte Abflachen der Anstiegskurve und Tendenz zu stagnierender Bevölkerung. Ein Schluß auf die künftige Entwicklung ist daraus nur mit Vorsicht zu ziehen. a) Bevölkerungsbewegung in Deutschland (Bis 1941 Reichsgebiet, jeweiliger Gebietsstand, ab 1951 Bundesgebiet einschl. Saarland) Auf 1000 Einwohner kamen GeburtenGestorbene Jahr Geborene überschuß ohne Totgeborene 4,9 29,6 34,5 1871 25,5 11,6 37,0 1881 13,6 23,4 1891 37,0 15,1 20,7 1901 35,7 11,6 28,6 17,3 1911 11,4 1921 25,3 13,9 11,2 4,8 1931 16,0 1941 18,6 6,6 12,0 1951 15,7 10,8 5,0 1961 18,0 11,2 6,9 1967 17,0 11,5 5,5 Quelle: Statistisches Jahrbuch f ü r die Bundesrepublik Deutschland. 1958, S. 47, und 1968, S. 45.

Die Verteilung der Bevölkerung nach Altersklassen verändert sich mit der Geburtenzahl und durchschnittlichen Lebensdauer. Sie kommt zur Darstellung in den sog. Alterspyramiden, in denen die Zahl der an einem gegebenen Zeitpunkt zu jeder Altersgruppe gehörenden Lebenden in der Länge je eines Rechtecks dargestellt wird, getrennt nach männlidien und weiblichen Personen. Die jüngsten Jahrgänge bilden die Basis, die ältesten die Spitze der Pyramide, die durdi Aufeinanderlegen dieser Rechtecke entsteht, (s. Abb. 1) a) „Nach der Gestalt der Alterspyramide lassen sich die einzelnen Länder am besten in drei Gruppen einteilen: aa) Länder mit hoher Fruditbarkeits- und Sterberate, die also eine flache Bevölkerungspyramide aufzuweisen haben. — 2*

Grundlegung

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Zu ihnen gehören die Länder Afrikas und Asiens, sowie einige Länder Mittel- und Südamerikas, bb) Länder mit hoher Fruditbarkeits- und mäßiger bzw. niedriger Sterberate, deren Bevölkerungspyramide bei breiter Basis höher aufstrebt als im Falle aa). — Diese Bedingungen treffen bei vielen Ländern Mittel- und Südamerikas und bei einigen Völkern Asiens und Afrikas zu. Altersaufbau

der Bevölkerung

des Bundesgebietes

am 3!. Dezember

1S59.

Altersjahre M\ Männer

Frauen

Frauenüberschuß

Mönnermortge/

rtenausfall -inded.zmkriegs

500

400

300

m

A b b . 1.

100 0 0 100 200 Tausend Personen (Sundesgebiet ohne Berlin)

300

400 500

Altersaufbau der Bevölkerung

Q u e l l e : W i r t s c h a f t u n d S t a t i s t i k , 1961, S. 2 2 5

Bevölkerung und Boden

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cc) Länder mit niedriger Fruchtbarkeits- und Sterberate: Europa und Nordamerika, ferner Australien, Japan und Argentinien. — In diesen Ländern ist der Anteil der Kinder an der Gesamtbevölkerung relativ klein, derjenigen der alten Leute dagegen relativ groß. Die Bevölkerungspyramide ist deswegen ziemlich steil und bringt die bestehende Überalterung zum Ausdruck." (R. Wagenführ, Die Welt in Zahlen (Ullstein-Bücher) 1959, S. 21.1 b) Hinsichtlich der Geschlechter besteht ein Überschuß an Knabengeburten von etwa 106 zu 100, der aber durch geringere Sterblichkeit der Mädchen rasch ausgeglichen wird, so daß in den höheren Altersklassen das weibliche Geschlecht stärker vertreten ist und sich als Gesamtzahl ein Frauenüberschuß ergibt. c) Für das Sinken der Sterbeziffer gilt als Begründung 1. der Einfluß höheren Prokopf-Einkommens und der dadurch ermöglichten verbesserten Lebensbedingungen, 2. der Einfluß medizinischer Fortschritte, namentlich in der Bekämpfung von Seuchen. Dagegen kann eine sinkende Geburtenziffer nicht auf höheres Einkommen als solches zurückgeführt werden, sondern bedürfte zusätzlicher Erklärung aus strukturellen und institutionellen Veränderungen, die mit höherem Einkommen verbunden sind. Da solche Veränderungen langsamer erfolgen als eine Erhöhung des Einkommens, wird das Sinken der Geburtenziffer erst verzögert hinter dem Sinken der Sterbeziffer zu erwarten sein und ist auch weniger gewiß als das Sinken der Sterbeziffer bei höherem Einkommen. 3. T r a g f ä h i g k e i t d e s B o d e n s , Bevölkerungsgesetz von Malthus Ist eine Menschengruppe in ihrem Wirtschaften auf eine begrenzte Bodenfläche angewiesen, so ergibt sich das Problem der T r a g f ä h i g k e i t des Bodens durch die R e l a tion veränderter Menschenzahl zur Ergiebigkeit der gegebenen Fläche bei v e r ä n d e r t e m G r a d der Bearbeitung der Fläche. — „ E r n ä h r u n g s k a p a z i t ä t eines R a u m e s ist die Fähigkeit eines bestimmten R a u m e s , bei A n w e n d u n g einer bestimmten Technik der N a h r u n g s p r o d u k t i o n eine bestimmte Menschenmenge zu e r n ä h r e n " ( F r i t z B a a d e ) . a) Zwischen Unterbevölkerung, bei der die Produktionskraft des Bodens nicht voll erschlossen werden kann, und Über-

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Grundlegung

bevölkerung, bei der der Bodenertrag durch Mehrarbeit nicht mehr proportional zum größeren Bedarf erhöht werden kann, liegt bei gegebenem Stand der Technik eine Zone des Optimums mit höchstem Bodenertrag je Einheit der vom Boden abhängigen Mensdienzahl (bzw. der dem Boden zugeführten Arbeitsmenge). b) Historisch ist die Tragfähigkeit des Bodens ständig, in den letzten J a h r h u n d e r t e n stürmisch, erhöht worden durch 1. technische und agrikulturchemisdie Fortschritte im Landbau, der Schädlingsbekämpfung, Saatgutzucht u.a., 2. Freistellung von Bodenleistung durch Substitution industrieller P r o d u k t e (Verwendung von Kohle, Stahl, Beton etc. statt H o l z als Brennstoff und Baumaterial, von T r a k t o r e n statt tierischer Z u g k r a f t , von künstlichen statt natürlichen Düngemitteln etc.), 3. wirtschaftliche und technische Erschließung landwirtschaftlicher Überschußgebiete zur Versorgung der Industriegebiete, Kultivierung von Ö d l a n d . Schrumpfung des landwirtschaflichen Sektors im Verhältnis zum industriellen Sektor, Verwaltungssektor etc. ist also ein Symptom f ü r Ausweitung der Tragfähigkeit des Bodens. In den U S A entfallen r u n d 26 Menschen auf einen in der Landwirschaft Beschäftigten, in Frankreich nur 9 und in der Bundesrepublik Deutschland etwa 15. Für N o r d a m e r i k a wie f ü r Europa gilt, d a ß die Nahrungsproduktion ohne Erweiterung der landwirtschaftlichen Nutzfläche und bei abnehmender Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten schneller wächst als die Bevölkerung. Im Weltmaßstab dagegen scheint gegenwärtig die Bevölkerung k a u m weniger zu wachsen als die Produktion an Nahrungsmitteln. c) Jägervölker brauchen mehr Bodenfläche als H i r t e n , diese mehr als Ackerbauern, diese mehr als Gewerbe und H a n d e l treibende Völker etc. Entsprechend veränderten sich geschichtlich die Auffassungen über die „erwünschte" Bevölkerungszahl: von durch Religion und Recht gebilligten rigorosen Anpassungen (Kindesaussetzung, organisierte Auswanderungen wie „ H e i liger Frühling", Kolonien und Pflanzstädte) bis zur Prämierung möglichst hoher Kinderzahl und organisierter Gewinnung von Einwanderern. d) Die Schätzungen der Tragfähigkeit der Erde liegen zwischen etwa 8 und etwa 13 Mrd. Menschen. (Bei angenommenem mittleren Bedarf von 2 500 Kalorien pro Mensch und Tag.)

Bevölkerung und Boden

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e) Im Blick auf die Höhe des gesamten Sozialprodukts (nicht nur von inländischen Agrarprodukten) kann als Bevölkerungsoptimum die Bevölkerungsgröße verstanden werden, die das Maximum des Sozialprodukts pro Kopf verwirklicht, so daß bei Zu- wie bei Abnahme der Bevölkerungszahl das Sozialprodukt pro Kopf kleiner wäre. Das Konzept ist statisch und setzt namentlich voraus, daß die Produktionstechnik unverändert bleibt. Der Engländer T h o m a s R . M a l t h u s ( 1 7 6 6 bis 1834; Essay on the Principle o f Population, zuerst 1798) vertrat mit ungewöhnlich starker Wirkung die nadi ihm genannte Lehre („Malthusianismus"), daß der den Menschen wie allen Lebewesen innewohnende T r i e b zur Vermehrung durch bewußte Zügelung, im besonderen Aufschub der Eheschließung („moral restraint") m i t den durch den Boden gegebenen Ernährungsmöglichkeiten in Einklang gebracht werden müsse, da sonst die N a t u r durch H u n g e r , Seuchen etc. den Uberschuß ausmerzen werde. D i e Politik müsse daher alles vermeiden, was dazu tendiert, die Bevölkerung zu erhöhen und dadurch die Versorgung pro K o p f zu vermindern, wie A r m e n u n t e r stützung. D i e absolut begrenzte Bodenmenge und das Bodenertragsgesetz, nach dem der Bodenertrag nicht proportional zu einer zunehmenden Menge an m i t dem B o den verbundener A r b e i t steigt, verhindern, daß eine f o r t gesetzt wachsende Bevölkerung m i t gleicher Menge an Bodenerzeugnissen pro K o p f versorgt werden kann. a) Malthus (in der 1. Aufl. seines Buches): „Wer in einer bereits in Besitz genommenen Welt geboren wird, hat, wenn er die Mittel zu seiner Existenz weder von seinen Verwandten noch durch seine Arbeit finden kann, durchaus kein Recht auf Ernährung. An der großen Tafel der Natur ist kein Gededc für ihn aufgelegt. Die Natur befiehlt ihm zu gehen und säumt auch nicht, ihren Befehl zu vollziehen." b) Unter Berufung auf Malthus entwickelte Darwin das Prinzip des Kampfes der Arten und des Uberlebens der „Tüchtigsten" als allgemeines Gesetz der Evolution („Darwinismus"). c) I n der v o l l s t ä n d i g v e r ä n d e r t e n 2. Auflage seines W e r k e s ( 1 8 0 3 ) hat M a l t h u s seine T h e o r i e praktisch a u f g e h o b e n , da er

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Grundlegung

eine mögliche Zügelung des natürlichen Vermehrungstriebes durch „moral restraint" anerkannte. Dann sind aber keine Erfahrungen mehr denkbar, durch welche die ,Theorie' widerlegt (falsifiziert) werden kann und es ist keine Prognose mehr möglich. (Sogenanntes .Popper-Kriterium' als Bedingung für den wissenschaftlichen Charakter von Aussagen). Die triviale Aussage, daß bei jeder Wachstumsrate der Bevölkerung auf lange Sicht die Erde vollständig mit Menschen bedeckt sein würde, hat keinen Erklärungswert, wenn anerkannt würde, daß der unterstellte Trieb zur ungezügelten Vermehrung nicht wirksam ist. Als Aussage f ü r die Zukunftsentwicklung ist also die Theorie v o n Malthus unbrauchbar, weil 1. das biologische Wachstum der Bevölkerung nicht notwendig größer sein muß als das technisch-wirtschaftliche Wachstum des Sozialprodukts und damit der V e r sorgung p r o Kopf, 2. die medizinischen Fortschritte mit Senkung der Sterbeziffer eine Erhöhung der Wachstrumsrate der Bevölkerung ohne sie begleitende Erhöhung der Versorgung möglich machen. Für die Völker des Abendlandes wurde das Theorem von Malthus durch die historische Tatsache widerlegt, daß in den letzten anderthalb Jahrhunderten eine sehr stark gestiegene Bevölkerung bei verringerter Arbeitszeit mit sehr stark gestiegener Versorgung pro Kopf ausgestattet werden konnte, dank der Fortschritte der Technik und der Erschließung überseeischer Gebiete. a) Es wird eine Gesetzmäßigkeit des „Bevölkerungszyklus" angenommen: „Ein Volk, das wohlhabender und dessen hygienischer Standard verbessert wird, erlebt nach jahrhundertelangem, sehr langsamem Aufstieg seiner Bevölkerungszahl für einige Jahrzehnte, vielleicht sogar für ein ganzes Jahrhundert, einen beschleunigten Aufstieg durch einen Rückgang der Sterblichkeit, dem der Rückgang der Geburten nur mit zeitlichem Abstand folgt. Irgendwann einmal kommt diese Periode der raschen Bevölkerungszunahme zu einem Ende, die Zunahme verlangsamt sich, und es wird schließlich ein Zustand erreicht, in dem man bezweifeln muß, ob auf längere Sicht betrachtet, überhaupt noch eine nennenswerte Zunahme zu erwarten ist."

Technik

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(Fritz Baade, Welternährungswirtschaft. Rowohlts Deutsche Enzyklopädie. Hamburg 1956, S. 30.) b) Nach einer optimistischen Auffassung wird — entgegen dem Theorem von Malthus — der Bevölkerungsdruck als Stachel („diallenge") zur Entwicklung der sozialen und ökonomischen Verhältnisse gewürdigt. „Von Anfang an ist der Bevölkerungsdrude die Ursache des Fortschritts gewesen. Er führte zu der ursprünglichen Ausbreitung der Rasse. Er zwang die Menschen, ihre Beutegewohnheiten aufzugeben und sich der Landwirtschaft zu widmen. Er führte zur Kultivierung der Erdoberfläche. Er zwang die Menschen zum sozialen Leben und entwickelte soziale Gefühle. Er stachelte zu produktiven Fortschritten und zu vermehrter Geschicklichkeit und zu Intelligenz an" (Herbert Spencer, ähnlich Friedrich List).

Die Erfahrungstatsache, daß steigender Wohlstand nicht notwendig zu steigender, sondern eher zu fallender Geburtenzahl f ü h r t („Prosperitätstheorie", P. Mombert) u n d daß die Fortschritte in der Technik der landwirtschaftlichen P r o d u k t i o n die Ergiebigkeit der Landwirtschaft fortgesetzt erhöht haben, hat dazu beigetragen, daß die Menschenzahl in den industriell entwickelten Gebieten bisher nicht an eine Grenze der Versorgungsmöglichkeiten gestoßen ist.

§ 3. Technik 1. T e c h n i s c h e E n t w i c k l u n g Technik als Gestaltung von Abläufen zum Erreichen bestimmter Zwecke wurde zur „rationalen" Technik durch die bewußte, namentlich wissenschaftlich fundierte Gestaltung und Durchdringung des Ablaufs mit dem Ziel, durch exakten (quantitativen) Vergleich von Einsatz und Ergebnis den höchstmöglichen E f f e k t zu erreichen. Rationale Technik bildet sicli durch wissenschaftliche Formulierung von Prinzipien, durch Anwendung dieser Prinzipien auf bestimmte technische Probleme und durch darauf aufgebaute Entwicklung technischer Erfindungen und Verfahren. Der rationalen gehen die Stufen der magischen (Beeinflussung des Geschehens durch Zauber, Ritus etc.) und namentlich der empirischen (traditionalen) Technik voraus. Es werden

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Grundlegung

nach Erfahrung bewährte Regeln durdi Lehre, zuweilen als Geheimnis, weitergegeben, oft werden sie durdi Sitte oder Recht ausdrücklich gegen Veränderungen geschützt. D i e rationale Technik ist durch ihre wissenschaftliche Grundlegung entpersönlicht, da die wissenschaftlichen E r kenntnisse allgemein zugänglich sind. Sie tendiert dazu, mit den Fortschritten der Wissenschaft selbst fortzuschreiten, wobei neue Entdeckungen nicht mehr bloßer Zufall sind, sondern teilweise selbst mit einer rationalen Technik (Versuchsreihen in L a b o r a t o r i e n etc.) systematisch gewonnen w e r d e n . D a m i t w e r d e n auch der Technik K r ä f t e dienstbar gemacht, die der Mensch aus seiner u n m i t t e l baren u n d d i r e k t e n E r f a h r u n g m i t der N a t u r nicht k e n n t : Elektrotechnik, Atomtechnik. S t a t t der E r f a h r u n g gewinnt in dieser Abfolge die theoretische A b s t r a k t i o n wachsend an Bedeutung, die sogar die ,Anschaulichkeit' hinter sich zu lassen beginnt. Neben dem zunehmenden Umfang der technischen Durchgestaltung der menschlichen Daseinsverhältnisse ist daher das Neue das sich ständig steigernde Tempo der technischen Entwicklung, zugleich mit Verkürzung des Zeitraums, der zwischen der wissenschaftlichen Entdeckung und ihrer praktischen Anwendung liegt. Zwischen den sporadischen Erfindungen der Vorgeschichte (Bearbeitung des Flintsteins, Nutzung des Feuers, Zähmung der Tiere, Metallbearbeitung) lagen jeweils Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende. Die Technik um das Jahr 1400 war von der der Römer noch nicht wesentlich verschieden. Nach langsamem Ansatz (Erfindung des Buchdrucks, des Pulvers, der Navigation) steigerte sich das Tempo (1780—1830: Einführung der Dampfmaschine) und zwar kumulativ, so daß der heutige Mensch zu seinen Lebzeiten umwälzenden Veränderungen seiner Umwelt unterliegt. —Eine „Entdeckung" ist die Feststellung und Isolierung von Relationen, die in der Natur vorliegen, eine „Erfindung" bedeutet die Durchführung neuer Kombinationen von Relationen, mit der mensdilidien Zwecken gedient werden kann. Mit der Menge der Entdeckungen von „Naturgesetzen" steigt die Möglidikeit ihrer Kombinationen zu neuen Erfindungen J e d e einzelne Erfindung ist z w a r „ r a t i o n a l " , d. h. v o m Verstand her auf einen Zweck gerichtet. Dagegen ist die Entwicklung der Technik als Ganzes „zufällig", sie „treibt

Technik

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die Menschheit v o r a n u n a b h ä n g i g v o n jeglicher menschlicher A u f f a s s u n g eines Zieles, das v e r s t a n d e s m ä ß i g ausgedrückt w i r d " ( W h i t e h e a d ) . „ W e r k z e u g e " sind i m R a h m e n einer Verfahrenstechnik geschaffene sachliche M i t t e l zur D u r c h f ü h r u n g oder Erleichterung des V e r f a h r e n s . Innerhalb der W e r k z e u g e im a l l g e m e i n e n Sinne k a n n m a n „M a s c h i n e n" als K o m b i n a t i o n e n v o n W e r k z e u g e n bestimmen. 2. T e c h n i k

und

W i r t s c h a f t

D i e historische V e r b i n d u n g m o d e r n e r Technik mit m o derner W i r t s c h a f t hat die G e g e n w a r t entscheidend gestaltet. Ihr Gemeinsames ist die r a t i o n a l e W a h l u n d V e r w e n d u n g v o n M i t t e l n z u m Erreichen v o n Z w e c k e n , beides m i t d e m A k z e n t auf s t ä n d i g e r V e r b e s s e r u n g u n d A u s w e i t u n g der H e r r s c h a f t über die Mittel. a) Der Unterschied zwischen Wirtschaft und Technik liegt in der A r t der im Einsatz-Erfolg-Vergleich verwendeten Größen. Die der Technik sind natürliche, d. h. unveränderliche Größen (wie Energieeinheiten, Meterkilogramm etc.), das Ergebnis eines technischen Prozesses ist also grundsätzlich mit Gewißheit vorherzusagen. Der wirtschaftliche Vergleich dagegen verwendet Wertgrößen, nämlich Preise, die selbst veränderlich sind; daher ist der wirtschaftliche Erfolg eines Produktionsvorganges selbst dann nicht gewiß, wenn sein tedinisdies Ergebnis feststeht. Die Daten des natürlichen Geschehens sind unabhängig davon, was Menschen über sie aussagen oder wie sie sie ausnutzen, die „Realität" des ökonomischen Geschehens ist aber zugleich psychisch und sozial bestimmt. b) D a die Technik es mit natürlichen Größen und Beziehungen zu tun hat, gibt es f ü r sie kein autonomes „Wertgefälle"; z. B. läßt sich technisch nicht entscheiden, ob D a m p f aus Wasser oder Wasser aus D a m p f gewonnen werden soll. In der wirtschaftlichen Anwendung der Technik setzt daher die Wirtschaft die Daten als Werte, d. h. sie bestimmt die innerhalb der technischen Möglichkeiten zur Anwendung kommenden Verfahren bzw. die Nutzbarmachung neuer Erfindungen. „Die H e r stellung von Dingen ist an sich noch nichts Wirtschaftliches, nur im Zusammenhang mit einem Wirtschaftsplan wird sie es." (v. Zwiedineck-Südenhorst.)

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Grundlegung

c) Die Stadien der Gewinnung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und ihrer Anwendung auf ein bestimmtes technisches Problem laufen der „Erfindung" als Form ihrer möglichen wirtschaftlichen Verwertbarkeit und ihrer eigentlichen Einführung in der Wirtschaft als „Neuerung" durchweg voraus. Erfindung ist ein wissenschaftlich-technischer Vorgang, N e u e r u n g ein ökonomischer Vorgang („invention" — „innovation"). H a u p t f o r m der Einführung von Neuerungen ist der Einsatz ergiebigerer Produktionsmittel, also qualitative Veränderung des Realkapitals verbunden mit qualitativer Veränderung der Arbeit. d) Neben der logisdien Beziehung der mittelwählenden K r a f t der Zwecke wächst die Bedeutung der zwecksetzenden K r a f t der Mittel, d. h., aus neuen technischen Möglichkeiten schafft die Wirtschaft neue Güter und weckt das Bedürfnis nach ihnen. Veränderungen in der Geschmacksrichtung der Verbraucher sind selten spontan, sondern regelmäßig durch Aktionen der Produzenten ausgelöst. Z u r Produktionstechnik kommt mit wachsender Bedeutung hinzu die Technik der Absatzbeschaffung und -Sicherung.

Die Bezeichnung der modernen Wirtschaft als „Kapitalismus" verweist auf bestimmte rechtliche und ökonomische Beziehungen („Privateigentum an Produktionsmitteln") und auf die Bedeutung des realen Kapitals (Anlagen, Maschinen etc.) im Produktions- und Verteilungsprozeß. a) Die höhere technische Leistungsfähigkeit der Maschinenarbeit beruht u. a. auf 1. der Ausnutzung nicht-menschlicher Energie, 2. der f ü r menschliche Arbeit unerreichbaren Geschwindigkeit in der Durchführung der Prozesse, 3. der Genauigkeit in der Wiederholung der Prozesse, 4. der exakt bestimmbaren H ö h e des Energieeinsatzes an einem P u n k t , 5. dem Fehlen des Faktors Ermüdung. b) D a s wirtschaftliche Ausnutzen der Maschinenarbeit setzt in der Regel Massenproduktion voraus, die die individuelle Fertigung des einzelnen Stücks verdrängt. Jede Arbeitsverrichtung, die auf sich gleichmäßig wiederholende Vorgänge zu reduzieren ist, wird f r ü h e r oder später durch Maschinenarbeit übernommen. — Massenproduktion ist die Methode, mit der neue

Arbeitsteilung

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Güter verbilligt und so dem Versorgungsbedarf weiter Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht werden. c) „Automation" ist technisch gesehen der Vorgang, „daß an Stelle getrennter mechanisierter Erzeugungs- und Transportprozesse eine Integration aller Arbeitsvorgänge in einen fließenden Gesamtprozeß tritt, der von elektronischen Geräten gesteuert und überwacht wird. . . . Bei vollständiger Durchführung der Automation bleibt die Rolle des arbeitenden Menschen in der Produktion auf die Wahrnehmung der Kontrolle und die Behebung von Störungen der Aggregate beschränkt." (Th. Wessels)

Kennzeichen wachsender „kapitalistischer" Produktion ist, daß im Zusammenwirken von Arbeit und „Kapital" in der Produktion die Arbeit relativ teurer, die Kapitalleistung relativ billiger wird. Das ist zugleich ein Ausdruck f ü r die erhöhte reale Versorgung der Menschen durch die Produktion: das „Realeinkommen" je Arbeiter als Ergebnis der Leistung einer Arbeitseinheit (z. B. Arbeitsstunde) steigt.

§ 4. Arbeitsteilung 1. S p e z i a l i s i e r u n g u n d I n t e g r i e r u n g Solange die Einzelwirtschaften vorwiegend Produktion für Eigenverbrauch betreiben, ist die Gesellschaftswirtschaft ein nur lockerer Verband selbstversorgender (autonomer) Einheiten. Je stärker dagegen die Wirtschaftspläne auf den Absatz spezialisierter Leistungen an andere und auf den Bezug des Eigenbedarfs an Gütern und Leistungen von anderen ausgerichtet sind, um so mehr werden die Einzelwirtschaften Glieder eines integrierten Ganzen. Die Spezialisierung erhöht das Leistungsvermögen der Teile, aber um den Preis stärkerer Abhängigkeit vom Ganzen: die ökonomische Wohlfahrt jedes einzelnen wird abhängig von der allgemeinen Wirtschaftslage. a) Die Beziehung zwischen dem G r a d der Spezialisierung der Teile und der Integrierung des Ganzen gilt als allgemeines Gesetz der Entwicklung von Organismen und gesellschaftlichen Gebilden: je spezialisierter (differenzierter) die Teilleistungen, umso höher der G r a d der Integration. b) Die Leistungssteigerung spezialisierter Teile wird bewirkt

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Grundlegung

durch Ausnutzen und Entwicklung besonderer Fertigkeiten, Vermeidung kraft- und zeitbeanspruchender Umstellungen, dazu namentlich durch Schaffen und Verwenden v o n spezialisierten Einrichtungen und Verfahrensweisen. c) Soweit die Spezialisierung der Leistungen mit einem Verlust an „Ganzheit" dieser Leistungen verbunden sind, darf das keineswegs mit einer Einbuße an wirtschaftlicher Freiheit durch wachsende Abhängigkeit gleichgestellt werden. Im A u s m a ß der Spezialisierung und Integrierung wächst der Bereich der wirtschaftlich möglichen Wahlhandlungen sowohl auf dem Produktions- wie auf dem Verbrauchssektor, und gerade das M a ß der freien Wahlhandlungen ist mitbestimmend für den Begriff des Grades an wirtschaftlicher Freiheit.

2. A r b e i t s t e i l u n g u n d T a u s c h w i r t s c h a f t Im Bereich des gesellschaftlichen Wirtschaftens heißt die Spezialisierung der Leistungen „Arbeitsteilung". Sie kann um so weiter geführt werden, je größer die integrierte Ganzheit ist; das heißt in der Tauschwirtschaft: je größer der „Markt" ist. Hierauf beruht namentlich der ökonomische Vorteil des offenen Weltmarktes; es wiederholt sich das Verhältnis zwischen dem Grad der Autonomie (Selbstversorgung) der Teile, hier der einzelnen Volkswirtschaften, und der Integrierung des Ganzen. „Weite" des Marktes ist nicht nur im Sinne der räumlichen Ausdehnung zu verstehen, so daß durch verbesserte Transportleistungen (verminderte Transportkosten einschließlich Senkung der Zölle) der M a r k t ausgeweitet wird. Auch die Vergrößerung der K a u f k r a f t durch erh ö h t e Produktivität innerhalb eines gegebenen Raumes vergrößert den M a r k t f ü r die einzelnen P r o d u k t e u n d ermöglicht stärkere Arbeitsteilung in deren P r o d u k t i o n u n d Absatz. Die Verbindung der Teilleistungen innerhalb einer Wirtschaftseinheit (Produktionsunternehmung, Haushalt) erfolgt durch eine organisierende Instanz (Unternehmer, Leiter des Haushalts). Die Verbindung der Einheit nach außen dagegen geschieht in der verkehrswirtschaftlichen Ordnung durch Austausch („Tauschwirtschaft", „Marktwirtschaft").

Arbeitsteilung

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In einer Planwirtschaft wird auch für die Volkswirtschaft als Ganzes die Verbindung der Teilleistungen „organisiert"; bei totaler Zwangswirtschaft stellt die Volkswirtschaft eine unter einheitlichem Willen stehende- Wirtschaftseinheit dar. In der arbeitsteiligen Volkswirtschaft tendiert jede Wirtschaftseinheit zur Spezialisierung auf eine Leistung, in deren Erstellung sie die r e l a t i v größte Überlegenheit hat. a) Darstellung des Prinzips: Zwei Wirtsdiaftssubjekte A und B mögen bei gleichem absoluten Aufwand an Kosten (z. B. Arbeit) alternativ Einheiten zweier Güter I und II durch Produktion in folgendem Verhältnis beschaffen können: Einheiten von I oder II A 10 5 B 8 2 A ist demnach in beiden Fertigungen absolut überlegen. Gleichwohl können A und B sich mit Vorteil auf die Fertigung ihrer relativ günstigsten Leistung spezialisieren und austauschen. Da die Produktionsrelation zwischen I und II für A 2 Einheiten I : 1 Einheit II, f ü r B 4 Einheiten I : 1 Einheit II beträgt, ist A in der Fertigung von II, B in der Fertigung von I relativ überlegen. Bei einer angenommenen Tauschrate von 3 Einheiten I zu 1 Einheit II erhält A für 5 Einheiten II im Austausch 15 (statt 10) Einheiten I, B . 15 , I „ „ 5 ( ,, 3,75) „ II. b) Dieses Prinzip erklärt vor allem, daß die Tauschwirtschaft „unterlegene" Leistungsmöglichkeiten nicht ausgliedert und ungenutzt läßt, sondern sie eingliedert und am Tauschverkehr beteiligt. c) Unter der Bezeichnung „Gesetz der komparativen Kosten" wurde das Prinzip zuerst für den Außenhandel entwickelt (Torrens, Ricardo). Es gilt aber allgemein für Arbeitsteilung und Leistungstausch. 3. F o r m e n d e r A r b e i t s t e i l u n g und - Vereinigung Der umfassende Vorgang der Aufteilung einer bisher in einer Person vereinigten Leistung so, daß mehrere

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Grundlegung

Personen je einen Teil übernehmen, läßt sich in mehrfachen Formen aufgliedern. Als Übersicht (nach K. Bücher, Die Entstehung der Volkswirtschaft. Erste Sammlung. 14. u. 15. Aufl. Tübingen 1920): 1. „Berufsbildung", namentlich durch die Verselbständigung von Teilleistungen der früher in der selbstversorgenden bäuerlichen Wirtschaft vereinten Leistungen, z. B. Schmied, Wagner, Maurer etc. 2. „Spezialisation", als Aufspaltung der Berufe, z. B. Wagenschmied, Waffenschmied, Hufschmied etc. — Die Systematik der deutschen Berufszählung 1950 unterschied 441 Berufe. 3. „Produktionsteilung", bei der ein Gut in seiner Fertigung verschiedene selbständige wirtschaftliche Abschnitte durchläuft, 7.. B. Rohstoffgewinnung, Halbfabrikat, Fertigfabrikat. 4. „Arbeitszerlegung", bei der innerhalb eines Produktionsabschnittes Teilabschnitte verselbständigt werden, z. B. Dreherei, Schlosserei etc. 5. „Arbeitsverschiebung", als Veränderung des bisherigen Produktionsablaufs durch neue Verteilung der Leistungen, z. B. Verlagern der Zugkraftversorgung der Landwirtschaft auf die Industrie durdi Einführung des Treckers. Neben das Zusammenfassen der geteilten Arbeit durdi Arbeitsvereinigung, z. B. innerhalb eines Produktionsprozesses, treten Formen der Kooperation, denen keine Arbeitsteilung zugrunde liegt. „Gesellige Arbeit" (z. B. Spinnstube), „Arbeitshäufung" gleichartiger Arbeit (z. B. mehrere Maurer auf einem Bau), „Arbeitsverbindung" als Vereinigung selbständiger, aber sachlich verschiedener Arbeiten (z. B. Musiker eines Orchesters), können als solche Formen unterschieden werden. Leistungssteigerung durch Arbeitsteilung gehört zu den am frühesten erkannten ökonomisch-technischen Erscheinungen (Piaton, Xenophon) und wurde durdi Adam Smith (vorher Sir William Petty) in das System der Wirtschaftswissenschaft eingebaut. 4. P r o d u k t i o n Wichtigstes Ergebnis der gesellschaftlichen Arbeitsteilung ist die Trennung der Produktionseinheiten, „Unter-

Arbeitsteilung

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nehmungen" genannt, von den „ H a u s h a l t e n " als V e r brauchseinheiten. Diese Einheiten sind die wichtigsten Pole des Tauschverkehrs, indem die H a u s h a l t e durdi L e i stungen in Unternehmungen' E i n k o m m e n erzielen und es durch Güterbezug v o n Unternehmungen verwenden. (Vgl. Kap. IV.) a) Die technischen Einheiten zur Durchführung der Produktion werden oft als „Betriebe" von den wirtschaftlichen Einheiten, den „Unternehmungen" („Firmen", engl, „firms"), die auch mehrere Betriebe umfassen können, unterschieden. Der Begriff „Betrieb" kann aber auch als „Unternehmungen" und „Haushalte" umfassender Oberbegriff verwendet werden. b) Ein Betrieb ist charakterisiert durch die einem bestimmten Produktionszweck dienenden Dauereinrichtungen und -anlagen, die Unternehmung durdi die Einheit der wirtschaftlichen Entscheidung und Führung gemäß den Prinzipien der Kostenund Ertragsgestaltung. c) ökonomisch wie technisch ist Produktion die Kombination spezialisierter Leistungen (von „Produktionsfaktoren"). „Stets aber handelt es sich darum, etwas vom Standpunkte unserer Bedürfnisbefriedigung anderes zu erzielen, als was wir vorfinden. Und stets handelt es sich darum, die gegenseitigen Beziehungen der Dinge und K r ä f t e zu verändern, Dinge und Kräfte zu vereinigen, die wir getrennt vorfinden, und Dinge und K r ä f t e aus ihrem bisherigen Zusammenhange herauszulösen" ( J . Schumpeter, Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung. 5. Aufl. Berlin 1952, S. 16/17). Dieses Eifigreifen erfordert stets menschliche Arbeit, die in die Produktionskombination eingeht. d) ökonomisches Ziel der Produktion ist Einsatz bewerteter („kostender") Leistungen (Aufwendungen) so, daß ein den Werteinsatz übersteigender Wertertrag (Produktpreis) realisiert werden kann. Mit dem Ausdruck „Umwegsproduktion" ( B ö h m - B a w e r k ) w i r d im besonderen der U m s t a n d bezeichnet, d a ß der E i n s a t z der Produktionsmittel durchweg nicht direkt a u f die z u m Verbrauch bestimmten Güter zielt, sondern p r i m ä r auf eine A p p a r a t u r , die die Erstellung der G ü t e r erleichtert und fördert. J e d e Anlage, M a schine etc. ist so gesehen ein „ U m w e g " , da alle diese „Ka3

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Ordnungsformen der Gesellsdiaftswirtschaft

pitalgüter" letzten Endes auf Verbrauchsgüter b z w . Leistungen v o n zu verbrauchenden Diensten abgestellt sind. (Vgl. Bd. III, Kap. I V , § 1.) Zwischen die „ursprünglichen" Produktionsmittel Arbeit und Naturleistungen („Boden") und den Verbrauch als letztem Zweck alles Wirtschaften werden so in steigendem Ausmaß die „produzierten _ Produktionsmittel" („Zwischenprodukte") eingeschoben, »Kapitalgüter" genannt. Die modernen Produktionsmethoden sind daher gekennzeichnet durch 1. umfangreiche Ausstattung mit Anlagen, Maschinen, Werkzeugen, Beständen an Rohstoffen etc., 2. Inanspruchnahme mechanisdier Antriebskraft, 3. Produktionstechnik auf wissenschaftlicher Grundlage, 4. Massenfertigung,

Kap. II. Ordnungsformen der Gesellschaltswirtschaft § 1. Wirtschaftsordnungen 1. H i s t o r i s c h e T y p e n D i e historisch gerichtete Wirtschaftsforschung hat die Aufstellung von „Wirtschaftsstufen" als regelmäßige Entwicklungsfolge in der Wirtschaft aller Völker versucht. Im Prinzip zeigen die Stufen die Stadien einer ständig weiter und intensiver werdenden gesellschaftlichen Arbeitsteilung. a) Bekannte Stufentheorien sind die von Friedrich List (Das nationale System der Politischen Ökonomie, 1841): wilder Zustand, Hirtenstand, Agrikulturstand, Agrikultur-Manufakturstand, Agrikultur-Manufaktur-Handelsstand; von Bruno Hildebrand (Die Nationalökonomie der Gegenwart und Zukunft, 1848): Naturalwirtschaft, Geldwirtschaft, Kreditwirtschaft; von Karl Bücher (Die Entstehung der Volkswirtschaft, 1893): geschlossene Hauswirtschaft (tauschlose Wirtschaft, Eigenproduktion, Hausgewerbe), Stadtwirtschaft (direkter Tausch, Kundenproduktion, Handwerk), Volkswirtschaft (Marktverkehr, Warenproduktion, Fabriksystem). b) Die Geschichtswissenschaft hat der Aufstellung solcher Stufen überwiegend widersprochen: weder läßt sich für alle

Wirtschaftsordnungen

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Gesellschaften die gemeinte Folge nachweisen, noch ist gar von einem Gesetz einer solchen Folge zu sprechen. c) Der amerikanische Wirtschaftshistoriker W. W. Rostow (The Process of Economic Growth. 2nd ed. Oxford 1960; Stadien wirtschaftlichen Wachstums, Göttingen 1960) unternahm eine Einteilung der bestehenden Gesellschaften in fünf Kategorien, die einen geschichtlichen Stellenwert haben, insofern sie zugleich Stadien der Entwicklung bezeichnen. Es sind: traditionelle Gesellschaften, verharrend in überwiegend landwirtschaftlicher Produktion selbstversorgender Einzelwirtschaften, — Ubergangsgesellschaften mit Stärkung der Staatstätigkeit und Bildung sozialen Kapitals, dazu stärkere Erwerbsgesinnung und Zuwendung zu technischen Verbesserungen, — Startgesellschaften, in denen durch verstärkte Kapitalbildung und industrielle Erschließung die Basis für durch eigene Impulse fortgesetzt wachsende Wirtschaftstätigkeiten gelegt wird, — reife Gesellschaften mit umfassender Industrialisierung und fortgesetzter Kapitalbildung, — Massenkonsumgesellschaften mit Ausbreitung der wirtschaftlichen Ergiebigkeit auf breite Bevölkerungsschichten und entsprechender Änderung der wirtschaftlich-sozialen Institutionen oder zwangswirtschaftlich orientierte Volkswirtschaften. U n t e r Verzicht auf die B e h a u p t u n g einer chronologischen A b f o l g e gleicher S t u f e n k ö n n e n historische W i r t schaftsverhältnisse durch B i l d u n g v o n „ I d e a l t y p e n " an einem rein herausgearbeiteten G e d a n k e n b i l d bemessen und verglichen werden. Der Idealtypus »wird gewonnen durch einseitige Steigerung eines oder einiger Gesichtspunkte und durch Zusammenschluß einer Fülle von diffus und diskret, hier mehr, dort weniger, stellenweise gar nicht, vorhandenen Einzelerscheinungen, die sich jenen einseitig herausgehobenen Gesichtspunkten fügen, zu einem in sich einheitlichen Gedankenbilde. In seiner begrifflichen Reinheit ist dieses Gedankenbild nirgends in der Wirklichkeit empirisch vorfindbar . . . . und für die historische Arbeit erwächst die Aufgabe, in jedem einzelnen Falle festzustellen, wie nahe oder wie fern die Wirklichkeit jenem Idealbilde steht . . . " (Max Weber, Die „Objektivität" sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis. 1904. Abgedr. in: Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre. Tübingen 1922, S. 191.) Die Methode der Bildung von Idealtypen ist selbstverständlich nicht auf geschichtliche Erscheinungen beschränkt, 3*

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Ordnungsformen der Gesellschaftswirtschatt

sondern ist überall anwendbar, wo die als typisdi angesehenen Grundzüge individuell unterschiedliche»" Erscheinungen in ihrer Reinheit herausgestellt werden sollen. Der Begriff „Idealtyp" bezieht sich also nicht auf ein Ideal im Sinne der Verwirklichung bestimmter Werte des Sein-Sollens (wie Platon's idealer Staat des Wertes der Gerechtigkeit). — Dagegen kann unterschieden werden zwischen einem Idealtyp, der durdh Setzung bestimmter Axiome ohne Bezugnahme auf irgendeine Realität gebildet wird (z. B. der „isolierte Staat" von Thünen) und einem „Realtyp", der gemäß der Definition von Weber bestimmte Züge realer Erscheinungen akzentuierend hervorhebt (etwa: Realtyp der Stadtwirtschaft im deutschen Mittelalter). Von „Wirtschaftsstilen" spricht man, um die Bedeutung des Wirtschaftsgeistes und der Wirtschaftsgesinnung zu erfassen, die sich in der Organisation wie in der Art des Wirtschaftens ausprägen; dabei soll namentlich audi das Entsprechensverhältnis der wirtschaftlichen Gestaltungen zu den gleichzeitigen sonstigen Bildungen der Kultur und des gesellschaftlichen Daseins aufgewiesen, die innere und formgestaltende Einheitlichkeit der menschlichen Schöpfungen auf allen gleichzeitigen Gebieten des Daseins gezeigt werden. 2.

Wirtschaftsnormen

Die „Ordnung" einer Gesellschaftswirtschaft ist bestimmt durch die in ihr geltenden Normen als Regulative des wirtschaftlichen Handelns. a) Die naturgegebene Notwendigkeit zum Wirtschaften führt nicht zu einem „natürlichen" System der Gesellschaftswirtschaft. Im besonderen gibt es keine natürliche Harmonie zwischen Eigennutz und Gemeinwohl; beide sind vereinbar, wenn durch Normen und Institutionen die Auswirkungen des Eigennutzes nur in Richtungen zugelassen werden, die dem Gesamtinteresse nicht zuwiderlaufen. b) Im besonderen regeln die Normen, welche Mittel der Güterbeschaffung als zulässig gelten. (Ausschluß von Gewalt, Betrug, arglistiger Täuschung; Zulassung von Nutzung des Privateigentums durch Gebrauch und Tausch, freier Verwendung eigener Arbeitsfähigkeit etc.)

Wirtschaftsordnungen

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c) Die geltenden Normen und daher die Ordnungen der Gesellschaftswirtsdiaften sind stark unterschiedlich. Z. B. galt früher Seeraub als zulässiges, Zinsnahme als unzulässiges Mittel der Güterbeschaffung. Die Zulässigkeit der Bildung und Ausnutzung ökonomischer Machtstellungen zur Durchsetzung eigener Interessen (Monopole) war und ist umstritten. Geltung der Normen setzt ihre Erzwingbarkeit voraus, die in modernen Gesellschaften nur für vom Staat gesetzte rechtliche N o r m e n gesichert ist. a) Die unmittelbare Setzung von wirtschaftlichen Normen durch die Kirche ist beseitigt (Zinsverbot, kirchliches Verbot der Sonntagsarbeit). — Normen, die sich in den beteiligten Wirtschaftskreisen bilden und allgemein Anerkennung finden, können durch den Staat anerkannt werden („Konventionalregeln", Handelsbräuche). b) Rechtlich gesetzte Normen sind erzwingbar, inhaltlich bestimmt (d. h., die rechtlichen Voraussetzungen und Folgen wirtschaftlicher Entscheidungen sind gewiß und daher kalkulierbar) und gelten durchweg allgemein (Beseitigung wirtschaftlicher Sonderrechte für bestimmte Stände wie der feudalen Rechte des adligen Grundbesitzes). Normen können sein: 1. formal, sofern sie nur Vorschriften für die Geltung wirtschaftlicher Vereinbarungen aufstellen (z. B. Wechselrecht, Redit der Kaufverträge etc.), 2. materiell, sofern sie wirtschaftliche Vorgänge inhaltlich regeln (z. B. Beschränkung der Arbeitszeit, Lieferpflicht). 3. G r u n d t y p e n d e r W i r t s c h a f t s ordnungen Zu „reinen" Ordnungsformen der Gesellschaftswirtschaft als gedanklichen Modellen („Idealtypen") kommt man, wenn man sich gewisse, miteinander konforme N o r men voll verwirklicht vorstellt. D a die Normen stets die Eingliederung der einzelnen in den gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang regeln, ist für die Ordnungsform konstituierend die Entscheidung zwischen Individual- und Sozialprinzip und damit zwischen dem Umfang, in dem Elemente der Freiheit und Elemente der Herrschaft in dieser Ordnung verwirklicht werden. Zu regeln ist die Zuweisung

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Ordnungsformen der Gesellschaftswirtschaft

der wirtschaftlichen Entscheidungen an die einzelnen einerseits, an den Staat und seine Organe als Vertreter des gesellschaftlichen Ganzen andererseits. Einheiten, die Dispositionen zur Erreichung selbstgesteckter ökonomischer Ziele treffen (einen „Wirtschaftsplan" aufstellen) können, heißen „Wirtschaftssubjekte". „Wirtschaftsobjekte" sind Personen, soweit sie ohne eigene wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit in den Wirtschaftsplan eines anderen eingegliedert sind. Der Grad der Verwirklichung des Individualprinzips ist daher bestimmt durch die Festlegung, wieweit die Glieder der Gesellschaft als Wirtschaftssubjekte anerkannt sind.

Im einzelnen lassen sich die Prinzipien aufgliedern in Regulierungen 1. der privaten Eigentumsredlte, 2. der ökonomischen Beziehungen zwischen den einzelnen, einschließlich der Gestaltung der Einzelwirtschaften, die durch Vereinigung von Menschen zu gemeinsamem Werk soziale Gebilde sind, 3. der ökonomischen Beziehungen zwischen den einzelnen und dem Staat. Der (gedankliche) Grenzfall weitestgehender Anerkennung des Individualprinzips heißt „freie Verkehrswirtschaft", der entgegengesetzte der weitestgehenden Verwirklichung des Sozialprinzips „total zentralgeleitete Wirtschaft" („totale Zwangswirtschaft"). Im ersten Fall werden die wirtschaftlichen Entscheidungen völlig in die Sphäre der Individuen verlagert; der Staat nimmt auf das wirtschaftliche Geschehen inhaltlich keinen Einfluß, sondern beschränkt sich auf die Setzung formaler Normen als Ordnungsprinzipien („Spielregeln"). Für den Liberalismus ist individuelle Freiheit im Bereich des Wirtschaftens sowohl unentbehrlicher Teil der Verwirklichung der Freiheit überhaupt, wie unentbehrliche Voraussetzung für die Sicherung persönlicher Freiheit im politischen Bereich. Reguliert der Staat das wirtschaftliche Verhalten seiner Bürger, so gewinnt er dadurch auch politische Macht über sie. — Im zweiten Fall zieht der Staat alle wirtschaftlichen Entscheidungen an sich, die einzelnen

Wirtschaftsordnungen

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sind nur Glieder des Wirtschaftsplanes des Staates, der einziges „Wirtschaftssubjekt" ist; die N o r m e n des Staates bestimmen das wirtschaftliche Geschehen inhaltlich ("totaler Dirigismus"). Daraus ergibt sich für die genannten regulativen Prinzipien: 1. In der freien Verkehrswirtschaft ist privates Eigentum in weitestem Umfang anerkannt, namentlich auch f ü r sachliche Produktionsmittel (Grund und Boden, Kapital). — In der totalen Zwangswirtschaft gibt es kein privates Eigentum und zwar im extremen Falle auch nicht an Verbrauchsgütern und sogar an der eigenen Person, mindestens doch nicht an sachlichen Produktionsmitteln. 2. Die ökonomischen Beziehungen zwischen den einzelnen sind in der freien Verkehrswirtschaft freies Zusammentreten von Wirtschaftssubjekten, soweit sie das als im Interesse ihrer ökonomischen Ziele liegend anerkennen; die Beziehungen haben die Form frei abgeschlossener Verträge. — In der totalen Zwangswirtschaft erfolgt die Verbindung durch Befehle wie Einweisung in bestimmte Arbeitsplätze, Leistungszwang, Zuteilung von Verbrauchsgütern etc. Die einzelnen sind Teile eines technischen Produktions- und Verbrauchsplanes. 3. In der freien Verkehrswirtschaft beansprucht zwar der Staat für sich das Recht der Weisung und des Zwangs, namentlich zur Beschaffung der Mittel zur Durchführung seiner staatlichen Aufgaben, d. h.: die Leistungen des Staates werden nicht auf Märkten angeboten und gekauft. Aber dieses Verhältnis ist rechtlich geregelt, Staatswillkür („Ermessensmißbrauch") ist ausgeschlossen. — In der totalen Zwangswirschaft ist das ökonomische Subordinationsverhältnis der Glieder der Gesellschaft unter den Staat völlig durchgeführt („Exekutivstaat"). In der totalen Zwangswirtschaft fehlen alle Bildungen des eigentlich „gesellschaftlichen" Wirtschaftens wie Markt, Preis, Geld, Handel etc., da diese stets frei sich entscheidende Wirtschaftseinheiten als „Kontrahenten" voraussetzen. Objektive Bildungen der Gesellschaftswirtschaft entstehen nur, wenn „Wirtschaftssubjekte" in ökonomische Beziehungen zueinander treten.

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O r d n u n g s f o r m e n der Gesellschaftswirtschaft

4. R e a l e W i r t s c h a f t s o r d n u n g e n Es kann versucht werden, zwischen diesen beiden „Grenzfällen" der Wirtschaftsordnungen eine Reihe von Typen zu entwickeln, die jeweils Individual- und Sozialprinzip in bestimmten Verbindungsformen darstellen. Die konkreten Wirtschaftsordnungen weisen aber eine solche Vielgestaltigkeit der Verhältnisse auf, daß eine geordnete Folge von Typen kaum aufzustellen ist. Das gilt aus mehreren Gründen. Zunächst ist in der Realität sehr selten eine einzige Ordnungsform konsequent verwirklicht, vielmehr sind durchweg Teilbereiche der Gesamtwirtschaft unterschiedlichen Prinzipien unterworfen. In einer im allgemeinen Verkehrs wirtschaftlichen Regelung sind etwa die Landwirtschaft, der Außenhandel, der Wohnungsbau „planwirtschaftlidi" reguliert, umgekehrt in einer plan- bzw. zwangswirtschaftlichen Ordnung der Sektor des Verbrauchs freien Entscheidungen der Verbraucher vorbehalten. Aus der fehlenden „Systembezogenheit" von Teilordnungen ergeben sich regelmäßig gewisse typische Erscheinungen als Folgen des Umstandes, d a ß eine völlige Isolierung von Teilbereichen, d. h. ihr Herausheben aus dem gesamtwirtschaftlichen Zusammenhang, nicht möglich ist. D e r Erfolg der auf Teilbereichen durchgeführten P l a n u n g hängt z. B, von den Verhältnissen der benachbarten Bereiche ab, so d a ß tendenziell ein Ausdehnen der P l a n u n g auf diese erstrebt w i r d : Devisenbewirtschaftung tendiert zur Regulierung des gesamten Außenhandels, der Erfolg der Bauplanung hängt ab von den Verhältnissen auf dem K a p i t a l m a r k t , das Freilassen des Verbrauchs bei geplanter P r o duktion muß durch Kartensystem, K a u f k r a f t a b s c h ö p f u n g und ähnliches mit den Plangrößen der P r o d u k t i o n abgestimmt werden. D a h e r schwillt die spezielle Wirtschaftsgesetzgebung an, schon um das Ausweichen der Wirtschaftstätigkeit auf „unregulierte" Bereiche zu verhindern. Langfristige wirtschaftliche E n t scheidungen sind dadurch einem erheblichen Risiko sich ändernder Gesetzgebung ausgesetzt.

Bei mangelnder Systemeinheitlichkeit der staatlichen Wirtschaftsnormen wird das Eigeninteresse von Teilgruppen der Wirtschaft auf das Mittel der Beeinflussung

Wirtschaftsordnungen

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der Gesetzgebung verwiesen, um vorteilhafte normative Regelungen des eigenen Bereichs zu erwirken (Auftreten von „pressure groups"). Im besonderen wird durch Ausnutzung der verkehrswirtschaftlichen Vertragsfreiheit vielfach eine private „Marktordnung" im Sinne von Bindungen des Marktverhaltens und für diese staatliche Sanktionierung und Rechtsgeltung im Interesse der derzeitigen Produzenten erstrebt. („Geordneter Wettbewerb"). — Im theoretischen Ausdruck: unter dem Einfluß sowohl veränderter institutioneller Bedingungen (z. B. zu Großbetrieben führender Technik) wie veränderter wirtschaftlicher Haltung wird der „freie" Wettbewerb durch den „monopolistischen" Wettbewerb verdrängt. (Vgl. Bd. II, Kap. VII.) Außer durch Setzung von Normen nimmt der Staat auf das Wirtschaftsgeschehen Einfluß durdi eigene wirtschaftliche Betätigung und durdi seine fiskalische und seine monetäre Politik. Er kann damit seine Ordnungsprinzipien bestätigen und ihnen Nachdruck verleihen, kann ihnen aber audi zuwiderhandeln. „Kalte Sozialisierung" ist die Ausdehnung der eigenen wirtschaftlichen Tätigkeit des Staates auf Bereiche, die nach der geltenden Ordnung privater Betätigung vorbehalten sein sollen. Durch steuerliche oder kreditäre Diskriminierung und Vergünstigung kann Einfluß auf die Wettbewerbslage genommen werden etc. Alle konkreten Wirtschaftsordnungen unterliegen aus solchen Gründen einem rasdien Wandel, ohne daß erkennbar wäre, daß die Entwicklung sich konsequent zum Individual- oder zum Sozialprinzip hin vollzieht. Im ganzen scheint aber eine Ausdehnung der mehr oder weniger „geplanten" oder doch „dirigierten" Bereiche der Wirtschaftstätigkeit vorzuliegen. Statt nach den gedanklich rein herausgearbeiteten P r i n zipien der „Systemriditigkeit" sind daher die tatsächlichen Wirtschaftsordnungen nach einer Fülle unterschiedlichster, rasch sich ä n d e r n d e r rechtlicher, institutioneller und von der Wirtschaft selbst ausgehender Einflüsse gestaltet.

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Ordnungsformen der Gesellsdiaftswirtsdiaft

§ 2. Die verkehrswirtschaitliche Ordnung 1. D i e N o r m e n d e r V e r k e h r s w i r t s c h a f t Verkehrswirtschaftlich (marktwirtschaftlich) geordnet sind Gesellschaftswirtschaften, soweit das wirtschaftliche Geschehen nicht durch autoritative Lenkung oder Weisung auf inhaltlich bestimmte Ziele ausgerichtet ist, sondern den einzelnen Wirtschaftssubjekten die Aufstellung und Verfolgung ihrer ökonomischen Ziele überlassen bleibt (System dezentralisierter Wirtschaftsentscheidungen). Die Abstimmung dieser privaten Wirtschaftspläne aufeinander, damit die Bildung der gesamtwirtschaftlichen (makroökonomischen) Größen geschieht durch das Preissystem, in welchem das Verhältnis der von den Wirtschaftssubjekten angebotenen und nachgefragten Mengen an Gütern und Leistungen zum Ausdruck kommt, und das für die Wirtschaftssubjekte das objektive Bezugssystem für ihre wirtschaftlichen Entscheidungen darstellt (Preisorientierung des wirtschaftlichen Verhaltens). Wegen der zentralen Bedeutung des Tausches und der Preisbildungen für das Wirtschaftsgeschehen wurde von dem englischen Nationalökonomen Richard Whately (1831) der Name „Katallaktik" oder Wissenschaft vom Tausch als geeignetster N a m e für die Wirtschaftswissenschaft vorgeschlagen; er wird gelegentlich noch für die Lehre von der Preisbildung verwendet.

Damit ist für die Verkehrswirtschaft die Frage nach dem Was, Wie und Wofür der wirtschaftlichen Tätigkeit grundsätzlich entschieden: nicht durch obrigkeitliche Setzung, sondern nach dem freien Ermessen aller einzelnen, die aber ihre eigenen Wirtschaftsziele über den Markt, d. h. unter Berücksichtigung des Verhaltens anderer, verwirklichen.

D i e besondere Aufgabe der Wirtschaftswissenschaft ist aufzuweisen, wie es durch das ökonomische Verhalten zahlreicher Einzelner zur Bildung der Preise kommt, und wie durch die Orientierung des Verhaltens an Preisen das wirtschaftliche Geschehen bestimmt wird.

Die staatliche Bestimmung des Wirtschaftens geschieht demgemäß im Prinzip nur durch die Setzung formaler

Die verkehrswirtschaftliche Ordnung

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Normen: der Staat gestaltet die Ordnungsform, bestimmt aber nicht inhaltlich das wirtschaftliche Geschehen. Z. B. bestimmt er, was „Geld" ist (Geld als „Geschöpf der Rechtsordnung", Knapp), aber die Bildung des Geldwertes, d. h. der „Kaufkraft" des Geldes im Ausdruck der einzelnen Güterpreise, überläßt er dem Marktgesdiehen. Die die ökonomische Freiheit der einzelnen setzenden und begrenzenden Normen sind namentlich die Anerkennung des Privateigentums und die Bestimmung seiner Grenzen sowie die Vertragsform für die Bildung interpersonaler ökonomischer Beziehungen. „Es war das Hauptbestreben der großen individualistischen Schriftsteller, Institutionen zu finden, durch die die Menschen dazu geführt werden konnten, durch eigene Wahl und aus den Beweggründen, die ihr gewöhnliches Verhalten bestimmen, so viel wie möglich zur Bedürfnisbefriedigung aller anderen beizutragen, und sie entdeckten, daß das System des Privateigentums die Menschen in weit höherem Maß in diesem Sinn führte, als bisher erfaßt worden war. Sie behaupteten jedoch nicht, daß dieses System nicht der Verbesserung fähig war, und noch weniger, wie eine andere oft zu hörende Verzerrung ihrer Argumentation es haben will, daß es eine .natürliche Harmonie der Interessen' gäbe, losgelöst von den positiven Institutionen. Sie waren sich des Widerstreites der individuellen Interessen sehr wohl bewußt und betonten die Notwendigkeit .wohlgebauter Institutionen', in deaen .Regeln und Grundsätze der widerstreitenden Interessen und der abgewogenen Vorteile' (Edmund Burke) die gegeneinander stehenden Interessen versöhnen würde, ohne irgend einer Gruppe die Macht zu geben, die eigenen Ansichten und Interessen stets über die der anderen vorherrschen zu lassen." (F. A. Hayek, Individualismus und wirtschaftliche Ordnung. Deutsch, Erlenbach-Zürich 1952, S. 23/24.) 2. E i g e n t u m u n d

Vertrag

Mit der Anerkennung des Privateigentums als andere Personen ausschließende Verfügung über Sachen ist zugleich anerkannt, daß das Überlassen von Eigentum zu Gebrauch und Nutzung durch andere dem freien Er-

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Ordnungsformen der Gesellschafts Wirtschaft

messen des Eigentümers vorbehalten ist. Neben die Verwendung von Eigentum, zu eigenem Gebrauch u n d Verbrauch tritt daher als wichtige ökonomische Verwendung sein vertragliches Verfügbarmachen f ü r andere gegen Entgelt, d. h. zum Erzielen von Einkommen. Hauptformen der wirtschaftlichen Verträge sind der Tauschvertrag (einsdil. Kaufvertrag, Arbeitsvertrag etc.), der Gesellschaftsvertrag und der Versicherungsvertrag.

Zum Eigentum im ökonomischen Sinne ist namentlich das an der eigenen Person zu rechnen; es ist Basis der Erzielung von Arbeitseinkommen durch Leistungen f ü r andere. Am Unterschied zwischen Arbeits-(Leistungs-)einkommen und Besitzeinkommen haben sich stets soziale Gegensätze entzündet. Neben den Grund und Boden als früher hauptsädilicher Quelle des ökonomisch bedeutsamen Besitzeinkommens und Grundlage des Feudalsystems trat mit der Entwicklung der modernen („kapitalistischen") Wirtschaft das Eigentum an Produktionskapital, in dem der Sozialismus den Angelpunkt der sozialen Gegensätze sieht.

Das Arbeitseinkommen gilt als gegenüber dem Besitzeinkommen schütz- und förderungsbedürftig, zumal wenn es die einzige Basis zur Einkommenserzielung f ü r den größten Teil der Bevölkerung darstellt. Daneben knüpfen sich an das Besitzeinkommen die besonderen ökonomischen Probleme der Bildung wirtschaftlicher Machtstellungen, d. h. die Ungleichheit der Chancen der Vertragspartner und dadurch die Beeinflussung der Ergebnisse ihres Zusammentreffens auf Märkten. (Vgl. Bd. I I I , Kap. I, § 4.) In dieser Beziehung fand und findet das Instrument der Eigentumsvererbung stärkste ökonomische Beachtung als Möglichkeit der Verfestigung ökonomischer Macht durch die Generationen hindurch, daher des Erstarrens der Klassenschichtung und der Vererbung wirtschaftlicher Führungsstellungen.

3. W e t t b e w e r b Die Funktionsfähigkeit der marktwirtschaftlich geordneten Gesellschaftswirtschaft ist abhängig von dem Vorliegen von Wettbewerbsverhältnissen auf den Märkten:

Die verkehrswirtsdiaftliche Ordnung

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das Geltendmachen des ökonomischen Eigeninteresses muß unter der Kontrolle gleichgerichteter Interessen vieler anderer stehen, wenn die Bildung ökonomischer Machtpositionen und ihr Mißbrauch für individuelle Zwecke verhindert werden soll. Grundlage der gesamtwirtschaftlich vorteilhaften Ausnutzung des Strebens aller Einzelnen nach höchstmöglichem Wirtschaftserfolg ist, daß nur durch beste und billigste Leistung der private Wirtschaftserfolg zu sichern sei, nicht durch Leistungsverweigerung bzw. Leistungsminderung. Die letztgenannte Möglichkeit liegt bei Monopolen vor: bei monopolistischem Angebot kann die Angebotsmenge knapp genalten werden, um den Preis für die Einheit höher zu halten, bei vollem Wettbewerb dagegen kann kein einzelner durch Leistungsverminderung den Marktpreis der Leistung fühlbar beeinflussen und dadurch seinen Wirtschaftserfolg verbessern. „Der Wettbewerb ist in erster Linie ein Entmachtungsinstrument. In einer Wettbewerbswirtschaft ist jeder von allen, aber keiner von einem bestimmten anderen abhängig. D a ß jeder von allen abhängig ist, ist eine Folge der Arbeitsteilung und des Tausches. Daß sich aber diese Abhängigkeit eines jeden von den Wirtschaftsplänen und Wirtsdiaftsreaktionen aller nicht verschärft zu einer Abhängigkeit eines jeden oder wenigstens eines großen Teiles der Individuen von der Willkür und dem Gutdünken bestimmter einzelner Individuen, das ist eine Folge des Wettbewerbs. Der Wettbewerb kann uns nicht frei machen von der Furcht vor Sdiidtsalsschlägen, vor Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger, aber er macht uns, indem er uns die Möglichkeit gibt, von einem bestimmten Lieferanten, Kunden, Arbeitgeber, Kreditgeber usw. auf viele andere auszuweichen, zwischen ihnen auszuwählen, frei von der Furcht vor der Macht der Menschen." (Franz Böhm, Das Kartellproblem. In: Schweiz. Zeitschrift für Volksw. und Statistik 1951, S. 199.)

Nach der Wettbewerbstheorie ist der Vorteil der einzelnen mit dem des Ganzen vereinbart, weil 1. jeder nur tauscht, wenn er dabei seinen Vorteil besser gewahrt sieht als bei Nichttausch, 2. jeder zu den besterreichbaren Bedingungen tauscht,

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Ordnungsformen der Gesellschaftswirtschaft

3. dabei jeder dem gleichgerichteten Streben anderer gegenübersteht und daher nur durch Güte und Billigkeit seiner Leistung zum Zuge kommt, 4. Fortschritte, die der einzelne macht und die ihm einen besonderen Vorteil erbringen, von allen anderen aufgeholt werden können. Der Wettbewerb ist um so reiner, je unpersönlicher die Beziehungen wirtschaftlicher Art zwischen den Menschen sind, so daß Kontrahent des einzelnen nicht ein benennbarer anderer ist, sondern der „Markt", d. h. ein objektiver Regulator der Tausch- und Kaufbedingungen. Als soziologische Kategorie ist Wettbewerb ein Verfahren der Auslese von Bewerbern um „knappe" Güter, Stellungen, Positionen etc., das anderen Verfahren wie obrigkeitlicher Zuteilung, Vererbung, Bedarfs- oder Eignungsprüfung, Tradition etc. gegenübersteht. Der Wettbewerb ist erst seit dem 18. Jahrhundert zu seiner heutigen Bedeutung als soziologisches und speziell als ökonomisches Prinzip gelangt.

§ 3. Gelenkte Marktwirtschaft und Zwangswirtschaft 1. P l a n u n g u n d Z w a n g Setzung formaler Normen innerhalb des verkehrswirtschaftlichen Systems bedeutet, daß der Staat die „Spielregeln" bestimmt und ihr Einhalten überwacht, aber keinen Einfluß auf den Ausgang des Spieles, _ d. h. auf das Ergebnis des wirtschaftlichen Geschehens, nimmt. Eine solche „Neutralität" des Staates ist heute nicht mehr denkbar; auch in den verkehrswirtschaftlich geordneten Systemen nimmt er mehr oder weniger Einfluß auf das Geschehen. a) Die im älteren Liberalismus vertretene Auffassung möglichster Einschränkung der staatlichen Tätigkeit auf das unabwendbar Notwendige („Naditwächterstaat") steht in Widerspruch zu der historischen Tatsache, daß sich die dem Staat zugewiesenen Aufgaben und Verantwortungen ständig ausgeweitet haben (»Gesetz der wachsenden Staatsaufgaben"). Der Anteil der öffentlichen Haushalte einschl. Sozialversicherungen am Bruttosozialprodukt stieg in der Bundesrepublik Deutschland von 1950 bis 1961 von 31 auf 38 Prozent.

Gelenkte Marktwirtschaft und Zwangswirtschaft

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b) Diese staatlichen Aufgaben beziehen sich zu einem erheblichen Teil direkt oder indirekt auf das wirtschaftliche und soziale Geschehen. Sowejt sie es nicht tun, bedingen sie doch Verfügung des Staates über Geldmittel in einem solchen Umfang, daß allein das Gewicht der „fiskalischen* Maßnahmen des Staates unvermeidbar das wirtschaftliche Geschehen beeinflußt. c) Die Ergebnisse der freien Marktpreisbildung sind gegen materielle Postulate indifferent, denn die Preisbildung bemißt nicht die Bedürfnisse nach ihrer sachlichen oder sozialen Dringlichkeit, sondern sie bemißt die Größe der „kaufkräftigen" Nachfrage, also nur das formale Moment, mit welcher Stärke sich die verschiedenen Ansprüche — in Geldgrößen gemessen — auf den Märkten begegnen. Vom Staat wird erwartet und gefordert, daß er diese Ergebnisse teils beeinflußt (z. B. Schutz des Mittelstandes gegen überlegene Konkurrenz, der Landwirtschaft, der Arbeiter), teils nachträglich korrigiert (z. B. soziale Unterstützung, progressive Einkommensteuer etc.). Den Idealen der Selbstverantwortung, des Eröffnens freier Chancen mit der notwendigen Ergänzung des privaten Risikos werden die der sozialen Gerechtigkeit, der sozialen Sicherheit und andere entgegengestellt („Wohlfahrtsstaat"). d) Audi in dem Umfang, in dem den freien Kräften des Marktes Spielraum gelassen wird, bestehen Zweifel, ob diese in der Tat zu einem Ausgleich und Optimum führen; namentlich wird auf die wiederkehrende Erscheinung der Krisen und der Arbeitslosigkeit hingewiesen. Die Selbststeuerungsfähigkeit der freien Wirtschaft wird um so mehr bezweifelt, als die Lenkungskräfte der Preisbildung in steigendem Maße durch Preisbindungen und -Starrheiten ausgeschaltet worden sind. e) Der Wirtschaftsliberalismus reiner Form bestreitet eine der Marktwirtschaft innewohnende Tendenz, sich durch Monopolbildungen und Regulative aller Art selbst aufzuheben. „Das große Monopolproblem, dem die Menschheit heute gegenübersteht, ist nicht eine Auswirkung der Marktwirtschaft. Es ist das Ergebnis vorsätzlicher Handlungen der Regierungen." (L. v. Mises, Human Action. New Häven 1949, S. 363.) Der staatlichen Wirtschaftsbeeinflussung kann hiernach zum Ziel gesetzt werden: Sicherung des systemgerechten Ablaufs der freien Verkehrswirtschaft (z. B. durch Monopolverhinderung oder -kontrolle), Beeinflussung der Er-

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Ordnungsformen der Gesellschaftswirtschaft

gebnisse der freien Verkehrswirtsdiaft, Korrektur der Ergebnisse, Beseitigung verkehrswirtschaftlicher Ordnungsformen. Der Vielgestaltigkeit der Ziele entspricht die der Mittel. Eine allgemeine Übersicht läßt sich nur in Umrissen andeuten. Dazu kann unterschieden werden zwischen: 1. Lenkungsmaßnahmen, durch die die verkehrswirtschaftliche Ordnung nicht grundsätzlich beseitigt wird („marktkonforme Wirtschaftspolitik"), 2. Zwangsmaßnahmen, bei denen sich der Staat seinei Weisungs- und Befehlsgewalt bedient, um das wirtschaftliche Verhalten seiner Bürger direkt zu bestimmen („Dirigismus", „Zwangswirtschaft"). Von der Wirtschaftspolitik wird unterschieden die „Sozialpolitik", deren »Ziel die Überwindung der Gefährdung der Ausgeglichenheit und Funktionsfähigkeit der Gesamtgesellschaft durch die unvermeidliche Gruppendifferenzierung der Wirtschaftsgesellsdiaft ist." (Gerhard Albrecht). 2. G e l e n k t e

Marktwirtschaft

Staatliche Lenkung der Marktwirtschaft steht nicht im Widerspruch zu der Feststellung, daß die Wirtschaft „eigenen" Gesetzen folgt, diese sind vielmehr Voraussetzung für die Möglichkeit, in Anwendung dieser Gesetze die Wirtschaftsergebnisse zu beeinflussen. Das Verhältnis ist nicht anders als das der Technik zu den Naturgesetzen: weil es Gesetze des Naturgeschehens gibt, kann in Kenntnis dieser Gesetze eine Ursache herbeigeführt werden, um die gewünschte Wirkung zu erreichen. D a in der Verkehrswirtsdiaft das wirtschaftliche Geschehen durch die Entscheidungen der wirtschaftenden Menschen bestimmt wird, kann der Staat die Ergebnisse beeinflussen, indem er die „Daten" verändert, an denen sich die wirtschaftlichen Entscheidungen der Menschen orientieren. Der Staat kann sich selbst am Markt beteiligen (Aufkauf von „Überschüssen" und bei Angebotsmangel Lieferung aus eigenen Beständen), er kann die Angebots- und Nachfragemengen der Privaten beeinflussen (z. B. Verteuerung ausländi-

Gelenkte Marktwirtschaft und Zwangswirtschaft

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scher Waren durch Zölle), er kann den Zutritt Privater zum Markt regeln (Konzessionszwang) etc.

Beeinflussung des Marktes erfolgt außerdem durch die staatliche Geldpolitik, deren „Neutralität", gemeint als fehlender Einfluß auf das „reale" Wirtschaftsgeschehen, nicht in vollem Umfang gewahrt werden kann. Die als „soziale Marktwirtschaft" bezeidinete Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik bezeichnet ein wirtschaftspolitisches System, das auf Grundlage einer Wettbewerbswirtschaft die freie Initiative mit sozialem Fortschritt verbinden will. Wirtschaftsfreiheit und Privateigentum sind durch das Grundgesetz gesichert, unterliegen aber sozialen Bindungen. Der Staat setzt die Bedingungen, unter denen sich die Marktvorgänge abspielen sollen. Er soll lenkend eingreifen, wenn in einzelnen Bereichen dem Wettbewerb nicht freies Spiel gelassen werden kann oder die Ergebnisse sozial nicht tragbar sind. Auch bei diesem Eingreifen soll er sich möglichst „marktkonformer" Mittel bedienen. Im Prinzip nicht „marktkonform" sind punktuale Eingriffe in die Tätigkeit einzelner Unternehmungen, wie Kontingentierung und Bewirtschaftung von Rohstoffen durch Zuteilungen auf Grund von Bedarfsprüfungen, von Devisen und Importen durch besondere Genehmigungen, Investitionslenkung durch Bewilligung der einzelnen Vorhaben etc. Dagegen wird bei globaler Lenkung durdi behördliche Maßnahmen einheitlich für alle beteiligten Unternehmungen eine Veränderung der Marktdaten herbeigeführt, an denen sie sich nach freiem Ermessen orientieren. Beispiele sind Importzölle, Beiträge zur sozialen Versicherung, Diskontpolitik etc. 3. Z w a n g s w i r t s c h a f t Von zwangswirtschaftlichen Regulierungen kann gesprochen werden, wenn die freie Betätigung der Wirtschaftssubjekte, namentlich der freie Abschluß von Tausch-, Arbeits-, Leih- und anderen Verträgen aufgehoben ist, damit im ganzen oder für die betroffenen Sektoren das 4

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Sozialprodukt und Volkseinkommen

Steuerungsinstrument der Preise außer K r a f t gesetzt worden ist. a) Schroffste Form der Zwangswirtschaft ist das direkte Gebot zu einem bestimmten wirtschaftlichen Tun, z. B. die Dienstverpflichtung von Menschen zu bestimmten Tätigkelten nach festgesetztem Entgelt (z. B. allgemeine Wehrpflicht), der Anbau- und Lieferungszwang für bestimmte agrarische Erzeugnisse. In diesen Bereichen wird den Betroffenen die Eigenschaft, „Wirtschaftssubjekt" zu sein, entzogen. b) Eine lockere F o r m der Zwangswirtschaft liegt vor, wenn für eine festgelegte ökonomische Situation ein bestimmtes Verhalten vorgeschrieben wird. Z. B. Ablieferungszwang für Devisen zu einem festen Kurs, Haftpflichtversicherung für K r a f t fahrzeughalter etc. Entscheidend ist hierbei, daß der einzelne sich nicht frei entscheiden darf, ob er dieses Verhalten als in seinem ökonomischen Vorteil liegend betrachtet.

Auch hier sind die einzelnen Formen so mannigfach, daß eine Typisierung schwer denkbar ist. Man wird die Erwägung zugrunde legen können, wieweit die freie wirtschaftliche Entscheidung aufgehoben ist. Von der Grundlage der abendländischen Kultur und ihren Werten aus gesehen ist es zwischen Liberalisten und freiheitlichen Sozialisten nicht strittig, daß „die Vermutung für Dispositionsfreiheit der Teilnehmer der Wirtschaftsgesellschaft spricht und der Politiker, der Eingriffe für geboten hält, beweispflichtig für Art und Maß der für erforderlich gehaltenen Eingriffe ist. Die Beweiskraft trägt nicht der Befürworter der Freiheit, sondern der Befürworter des Zwanges." (G. Weisser, Die Überwindung des Ökonomismus in der Wirtschaftswissenschaft. I n : Grundsatzfragen der Wirtschaftsordnung. Berlin 1954, S. 38).

Kap. III. Sozialprodukt und Volkseinkommen § 1. Begriffe 1.

Sozialprodukt

Das Gesamtergebnis der volkswirtschaftlichen Tätigkeit einer Periode (eines Jahres), das in Geldgrößen bewertet

Begriffe

51

•werden kann, wird als „Brutto-Sozialprodukt" bezeichnet. Im einzelnen umfaßt es den Wert 1. der Güter und Leistungen, die den Verbraudierhaushalten und dem Staat zugeflossen sind (privater und staatlicher Verbrauch), soweit nicht ein Teil der Staatskäufe als Investitionen behandelt und zu 2. gerechnet wird, 2. der Güter, die den Beständen in Unternehmungen zugeführt worden sind (Wert der Zugänge zu Anlagen, Gebäuden, Maschinen, sowie Änderung der Lagerbestände), Brutto-Investierung, 3. des Zuwachses an Forderungen gegen das Ausland bei Oberschuß des Exports über den Import (umgekehrt: Minderung).

Erfaßt werden sollen alle „ökonomischen" Leistungen i.i ihrem „Endwert", d. h. unter Vermeidung von Doppelzählungen. a) Nicht erfaßt werden Leistungen, denen kein Marktwert beigelegt wird. Namentlich werden alle Leistungen innerhalb der Verbraucherhaushalte nur gezählt, soweit sie durch bezahlte Angestellte getätigt werden, dagegen nicht die der Hausfrauen. b) D a der Produktionswert der Güter erfaßt wird, können die Leistungen der an der Güterproduktion mitwirkenden Faktoren nicht noch einmal gezählt werden. Ebenso können nicht die Umsätze der Unternehmungen untereinander gezählt werden, da nur die „Wertschöpfungen" („value added") in den einzelnen Produktionsstufen zu erfassen find, die sich zum Endwert der Produkte summieren. c) Wert der Güter bzw. Dienste ist ihr Preis. Zum Vergleich realer Größen müssen bloße Preisveränderungen ausgeschaltet werden; man bezieht dazu die Menge in den verschiedenen Jahren auf die Preise eines Basisjahres (Bezugsjahr; ein „normales J a h r " ) . d) Alle Gewinne oder Verluste von Personen oder Gruppen, die nicht mit der Erzeugung von Gütern oder der Leistung von Diensten in der betrachteten Periode zusammenhängen, bleiben unberücksichtigt, wie z. B. Preisänderungen von Gütern auf Lager, Kursänderungen von Wertpapieren etc. e) Die Gesamtziffer kann in vielfacher Weise mit anderen Größen in Verbindung gebracht werden. Z. B. ergibt sich bei Beziehung auf die Bevölkerungszahl die Versorgung pro K o p f , 4*

52

Sozialprodukt und Volkseinkommen

auf die Zahl der Beschäftigten die Ergiebigkeit der Arbeit je Beschäftigten (bzw. Beschäftigungsstunde) etc. f) Das Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen erfaßt die Produktionswerte der inländischen Fertigungen und Leistungen. Das Inland bezieht außerdem Erwerbs- und Vermögenseinkommen aus dem Ausland und zahlt seinerseits Erwerbs- und Vermögenseinkommen an das Ausland. Die Ergänzung des Bruttoinlandsprodukts durdi den Saldo dieser Auslandsleistungen ergibt das Bruttosozialprodukt zu Marktpreisen.

2. N e t t o - S o z i a l p r o d u k t einkommen

und

Volks-

Im Brutto-Sozialprodukt einer Periode ist der Wert der Leistungen eingeschlossen, die die Abnutzungen und den Verbrauch von Anlagegütern und Beständen in der Periode ausgleichen. W i r d dieser der „Vermögenserhaltung" dienende Teil im Wert der normalen Abschreibungen ausgeschaltet, so bleibt das Netto-Sozialprodukt. Die Brutto-Investition als gesamte Zuführungen an die Bestände setzt sich zusammen aus Ersatz-Investition und Nettoinvestition. Nur letztere gehört zum Netto-Sozialprodukt. Sie kann negativ sein, wenn die Ersatz-Investition die Abnutzung nicht ausgleidit. Die Ersatzinvestierung braucht die abgenutzten Kapitalgüter nicht in physisch gleichartiger Form zu ersetzen.

Das „Netto-Sozialprodukt zu Marktpreisen" enthält neben den Werten der „produktiven Leistungen" (Faktorkosten) auch den Wert der im Zuge der Produktion entstandenen Steuern (Kostensteuern), die zum Teil ausgeglichen werden durch „Subventionen" des Staates. Die Steuern heben den Marktpreis der Güter über das bei ihrer Produktion entstandene Einkommen, die Subventionen lassen umgekehrt mehr Einkommen entstehen, als das auf der Grundlage gezahlter Marktpreise ermittelte Einkommen ausmacht. Nach Abzug des Saldos dieser Werte gelangt man zum „Netto-Sozialprodukt zu Faktorkosten", auch als „Volkseinkommen" bezeichnet; dieser Wert bemißt die Höhe der durch die Produktion entstandenen Einkommen.

Begriffe

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53

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Der Wirtschaftskreislauf

71

Produktion Arbeitskosten sind, so sind die Erbringer der Arbeitsleistungen mit 65 %> am Gesamteinkommen (ohne Gewinne und Verluste) beteiligt. a) „Der Grundprozeß des Wirtschaftslebens ist offenbar ein kontinuierlicher Kreislauf von produktiven Aufwendungen und konsumtiven Verwendungen innerhalb jeder Wirtschaftsperiode: .Kreislauf' insofern, als jede konsumtive Verwendung eines Genußgutes direkt oder indirekt Aufwendungen von Produktivgütern, in letzter Linie von Arbeit und .Naturleistungen', zu dessen Produktion voraussetzt und ihrerseits wieder das Motiv zu neuer Produktion ist . . . Was daran spezifisch ökonomisch ist, tritt bei verkehrswirtschaftlicher Organisation der Volkswirtschaft in der Form zahlreicher einzelner Tauschakte auf, durch die die produktiven Leistungen in die Hände der Unternehmer und die produzierten Güter aus diesen in die Hände der Konsumenten gelangen — rein ökonomisch betrachtet erscheint der ganze Prozeß als ein stetes Austauschen von produktiven Leistungen sachlicher und persönlicher Natur gegen Genußgüter, wodurch sich sowohl Produktion wie Verteilung — uno actu — realisieren." (Sdiumpeter, Das Sozialprodukt und die Rechenpfennige. Abgedr. in: Sdiumpeter, Aufsätze zur ökonomischen Theorie. Tübingen 1952, S. 33.) b) Vom „Kostenwert" der Produkte ist ihr „Marktwert" zu unterscheiden; letzterer bestimmt das Gesamteinkommen aller an der Produktion Beteiligten einschl. der Unternehmer, deren Gewinn oder Verlust den einkommensmäßigen Ausgleich zwischen Produktionskosten (Einkommen der Produktionsfaktoren) und Absatzpreis der Produkte (Marktwert) darstellen. 4. D i e

V e r w e n d u n g der p r o d u k t i v e n Leistungen Leistungen werden zu einem Teil direkt in Haushalten „verbraucht", zum größeren Teil aber in „Unternehmungen" zur Produktion von Gütern verwendet. Die Güter fließen entweder den Haushalten zu (Verbraudisgüter) oder sie werden den Beständen der Unternehmungen zugeführt (Investitionen). (Vgl. Abb. 4.) Das Entgelt für unmittelbar, also nicht durch „Unternehmungen" an Haushalte erbrachte und somit verbrauchte Leistungen (z. B. ärztliche Dienste, Hauspersonal) stellt

72

Wirtschaftskreislauf und Volkseinkommen

Der Wirtschaftskreislauf

73

Einkommen der Leistungserbringer dar und erhöht in diesem Betrage das Volkseinkommen. Das Volksvermögen dagegen wird nicht verändert. Leistungen, die in Unternehmungen zur Produktion von Gütern verwendet werden, sind physisch zwar verzehrt, aber nicht ökonomisch „verbraucht", da ihr Wert dem Produkt zugerechnet wird. Dem Einkommen der Leistungserbringer steht so der Produktwert gegenüber; solange die Einkommensempfänger nicht Güter zum Verbrauch bezogen haben, ist das Volksvermögen im Werte der Produkte gestiegen („Investierung"). Durchläuft ein Produkt im Zuge seiner Fertigung mehrere selbständige Unternehmungen, so ändert das an der Grundbeziehung nichts: nur die in jeder Stufe dem übernommenen Produkt hinzugefügten produktiven Leistungen („Wertschöpfung", „value added") sind einkommenbildend. (Vgl. Abb. 5.) ElnlcommM: Faktor« 15 Untarnahnwr 5

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Durdilauf der Produkte und Einkommensblldunq

a) Dem Schema liegt die Annahme zugrunde, daß das Produkt von der Rohstoffgewinnung bis zum Absatz an den Verbrauch vier Produktionsstufen I bis IV durchläuft, wobei in

74

Wirtschaftskreislauf und Volkseinkommen

der Stufe I keine Bezüge von Vorlieferanten erfolgen. Von der Tatsache, daß Produkte späterer Stufen sehr häufig an vorhergehende zurückgeleitet werden (z. B. Maschinen an die Produzenten von Rohstoffen) wird zur Vereinfachung abgesehen. In Stufe I soll ein Kostenaufwand von 15 gleidi dem Einkommen der Faktoren erfolgt sein; das Produkt wird zum Wert von 20 an die Stufe II verkauft, so daß die Differenz von 5 das Einkommen des Unternehmers der Stufe I darstellt. „Wertschöpfung" und Bildung von Faktor- und Unternehmereinkommen in den folgenden Stufen ergeben sich aus den Annahmen des Schemas. Der Endwert des Produkts entspricht der Summe der in der Produktion entstandenen Einkommen. — Steuern und Abschreibungen sind nidit berücksichtigt. b) Der Gesamtwert der Umsätze ist wesentlich höher als der Endwert des Produkts und der Einkommen, da in ersterem die Umsätze zwischen den einzelnen Stufen miterfaßt sind. c) Die in den ersten Stufen der Produktion Beschäftigten brauchen bei der Verwendung ihrer Einkommen zum Kauf von Produkten nicht auf die Fertigstellung des Produkts zu »warten". Nimmt man an, daß in jeder Periode das Erzeugnis um eine Stufe weitergegeben wird, so beginnt in jeder Periode eine neue Produktion in der Stufe I und wird in der Stufe IV ein Produkt verbrauchsreif, welches dem Wert des Gesamteinkommens, das in dieser Periode in allen Stufen gebildet wird, entspricht. Das gilt in voller Reinheit nur bei vollständiger Synchronisierung der Produktion im „stationären Kreislauf", also unveränderter Größe der Produktion.

§ 2. Erweiterung des Kreislaufschemas i. I n v e s t i e r e n u n d S p a r e n "Wirtschaftskreislauf

im

I m Schema des einfachen Kreislaufs w u r d e , anders als in A b b . 4, fingiert, d a ß d a s G e s a m t e i n k o m m e n der H a u s h a l t e die g e s a m t e P r o d u k t i o n d e r U n t e r n e h m u n g e n k a u f t . D i e erste E r w e i t e r u n g geschieht d u r c h Berücksichtigen des S p a r e n s als n i c h t z u r N a c h f r a g e nach V e r b r a u c h s g ü t e r n v e r w e n d e t e r Teil des E i n k o m m e n s d e r H a u s h a l t e u n d des I n v e s t i e r e n s als n i c h t d e n H a u s h a l t e n zugeleitet e r Teil d e r P r o d u k t i o n d e r U n t e r n e h m u n g e n .

Erweiterung des Kreislaufsdiemas

75

D a definitionsgemäß „Haushalte" ihr Vermögen nicht in realer Form halten (denn v o n Haushalten gekaufte Güter gelten mit Ausnahme von Eigenheimen als „Verbrauchsgüter"), hat das zusätzliche Vermögen der Haushalte die Form von zusätzlichen „Forderungsrechten" (wie Bankguthaben, Wertpapiere, Hypotheken, auch „Bargeld"). Im Grundschema der Kreislaufbetrachtung kann daher in H ö h e des Sparens der Haushalte von einer Nachfrage (statt nach Gütern) nach Forderungsrediten gesprochen werden, die von den Unternehmungen neu geschaffen werden, durchweg vermittelt durch Banken. a) Zusätzlichen Forderungsrediten entsprechen notwendig gleichwertige zusätzliche Verpflichtungen (Gläubiger-Schuldner). Eine Erhöhung des volkswirtschaftlichen Gesamtvermögens würde demnach nicht vorliegen, wenn den zusätzlichen Verpflichtungen der Unternehmungen (Passivseite der Bilanz) nicht Zugänge an realen Beständen (Aktivseite der Bilanz) ausgleichend gegenüberstünden; dann wäre vielmehr das „Sparen" (Vermögenszuwadis) der Haushalte der Faktoren volkswirtschaftlich ausgeglichen durch „Entsparen" (Vermögensminderung) der Haushalte der Unternehmer als Eigentümer der Unternehmungen. b) Erwerben die Haushalte für ihr erspartes Einkommen zusätzliche Forderungen gegen Banken (z. B. Sparguthaben), so entspricht dem notwendig eine zusätzliche Verpflichtung der Banken. Reale Zuwächse zum Volksvermögen durch Güterproduktion können die Banken nicht durchführen; in diesem (stark vereinfachenden) Sinne kann davon gesprochen werden, daß die Banken die Beziehungen zwischen Haushalten und Unternehmungen nur „vermitteln". c) Zu den zusätzlichen „Forderungsrediten" sind auch die Eigentümerrechte der Unternehmerhaushalte an den Unternehmungen zu redinen. Im Kreislaufschema wird also der „reale" Kreislauf ergänzt durch die im Werte der Investitionen den Haushalten zugeführten neuen Forderungs- bzw. Eigentumsrechte, der „monetäre" durch den Rückfluß des Geldes an Unternehmungen (vermittelt durch Banken) im Wert der verkauften Forderungsrechte. Zu den Märkten der Ver-

76

Wirtschaftskreislauf und Volkseinkommen

braudisgüter und der Faktorleistungen kommt so der Markt des „Kapitalverkehrs" hinzu. 2. S t a a t l i c h e A k t i v i t ä t Die Leistungen des Staates (immer einschl. Länder, Gemeinden etc.) auf den Gebieten der Verwaltung, des Rechtsschutzes, Unterrichts etc. lassen sich nicht in „realen" Größen in der Kreislaufbetrachtung berücksichtigen, da sie nicht auf Märkten von den Verbrauchern bezogen werden. Der Beitrag des Staates zum Sozialprodukt wird daher gleichgesetzt den Ausgaben, die der Staat zur Erbringung dieser Leistungen tätigt, und zwar für Löhne und Gehälter der Staatsbediensteten und für Käufe von Gütern bei Unternehmungen. Ausnahmen sind: 1. Die Leistungen öffentlicher Unternehmungen, die ihre Erzeugnisse verkaufen (Kraftwerke, Eisenbahn etc.), werden dem Sektor der privaten Unternehmungen zugerechnet. 2. Transferzahlungen des Staates wie Kriegsopferrenten, soziale Fürsorge etc. stellen für die Empfänger Personaleinkommen dar, aber da diese keine Leistungen erbringen, sind solche Zahlungen nicht dem Sozialprodukt zuzuredinen. 3. Zinsen für Staatsschulden werden als Transferzahlungen behandelt, weil nicht angenommen wird, daß die Staatsschulden „werbendes Kapital" darstellen, welches zum Sozialprodukt beiträgt.

Die zur Erbringung seiner Leistungen benötigten Güter und Dienste beschafft sich der Staat weit überwiegend durch Erwerb bzw. Kauf. Die Mittel hierzu erhält er (nicht durch Verkauf seiner Leistungen, sondern) durch Steuern, d. h. Zwangsabgaben, dazu durch Anleihen und evtl. durch Ausnutzung seiner Währungshoheit. Die einzelnen tragen demnach nicht in der Höhe zu der Aufbringung der Kosten für die Staatsleistungen bei, wie sie in den Genuß der Staatsleistungen gelangen. (Ausnahme: „Gebühren".) Im Unterschied zu den „individuellen" befriedigen die Staatsleistungen „kollektive" Bedürfnisse (Gemeinbedürfnisse), d. h.

Erweiterung des Kreislaufschemas

77

solche, über deren Dringlichkeit nicht die einzelnen Wirtsdiaftssubjekte im Rahmen ihres privaten Wirtschaftsplanes befinden. Die durch Einkommenbesteuerung erhobenen und durch den Staat verausgabten Beträge rechnen daher zum „persönlichen" Einkommen, aber nicht zum „verfügbaren", da der Staat die Verwendung dieses Teiles bestimmt.

In der Schematik der Kreislaufbetrachtung wird nach dieser Betrachtungsweise durch Erheben der Steuern ein Teil des Geldstromes von den Unternehmungen und Haushalten an den Staat geleitet, und durch Staatsausgaben für Güter und Dienste fließt Geld in den Kreislauf zurück. Bei einer Differenz zwischen der Höhe der Staatseinnahmen und -ausgaben verbreitert bzw. schmälert sich entsprechend die Stärke des monetären Stromes. Wie das die „realen" Stromgrößen ändert, hängt u. a. davon ab, ob ungenutzte Produktionsmittel vorhanden sind oder nicht. Sind solche vorhanden, so bedarf es — prinzipiell gesprochen — insoweit keiner Erhebung der Mittel für staatliche Ausgaben durdi Steuern, d. h. Verringerung der Ausgaben der Unternehmungen und Haushalte. Der „monetäre" Vorgang der Sdimälerung privater Ausgaben durch Besteuerung soll die „reale" Wirkung haben, Produktionsmittel für staatliche Verwendung verfügbar zu machen; sind aber ungenutzte Produktionsmittel (Arbeitslose) vorhanden, so kann der Staat sie ohne Einschränkung der privaten Nachfrage durch zusätzliche Steuererhebung in Anspruch nehmen.

3. A u ß e n h a n d e l u n d S o z i a l p r o d u k t Im Außenhandel erfolgen Lieferungen von Gütern und Diensten an das Ausland und Bezüge vom Ausland. Soweit sich Exporte und Importe ausgleichen, verändert sich zwar die Zusammensetzung des Stromes der Güter und Dienste, nicht aber ihr Gesamtwert. Ein Überschuß im Export bedeutet, daß ein Teil der Leistungen an das Ausland (noch) nicht durch reale Gegenleistungen des Auslandes ausgeglichen worden ist, so daß Forderungen an das Ausland erlangt wurden. Dieser Zuwachs an Forderungen gegen das Ausland bedeutet Zuwachs zum Inlandsvermögen. Umgekehrt bei Importüberschuß. Der Saldo der Handelsbilanz kommt demnach in seinem (posi-

78

Wirtschaftskreislauf und

Volkseinkommen

tiven o d e r n e g a t i v e n ) W e r t z u m S o z i a l p r o d u k t hinzu. D a Gold als internationales Zahlungsmittel gilt, bedeutet Einfuhr von monetärem (nicht für industrielle Verwendung etc. bestimmten) Gold eine Erhöhung der Forderungsrechte an das Ausland, wird also nicht wie Warenimport behandelt, sondern einem Zuwachs an Devisen gleichgestellt.

§ 3. Gleichungen der Einkommensbildung und -Verwendung 1.

G r u n d g l e i c h u n g e n

D e r K r e i s l a u f jeder P e r i o d e k a n n durch, Gleichungen dargestellt w e r d e n , welche die Ergebnisse des w i r t s c h a f t lichen A b l a u f s in G e s a m t g r ö ß e n ( „ A g g r e g a t e n " ) z u s a m menfassen. F ü r eine geschlossene W i r t s c h a f t o h n e s t a a t l i d i e A k t i v i t ä t ergeben sich zunächst drei Gleichungen für die E n t stehung u n d V e r w e n d u n g des G e s a m t e i n k o m m e n s in einer Periode: Y = C + I (1) Y = C + S (2) I - S (3) Bedeutung der Symbole: Y = Volkseinkommen, C = Wert der den Haushalten zugeführten Verbrauchsgüter, I = W e r t der Bestandsänderungen in Unternehmungen (Investitionen), S = Sparen der Haushalte als nidit verbrauchter Teil des Einkommens (bzw. als Differenz zwischen Verbrauchsausgaben und Einkommen der Periode). a) D i e Gleichung (1) bringt zum Ausdruck, daß das Gesamteinkommen als Gesamtwert der in der Periode erfolgten Produktion durch Lieferungen an Haushalte und durch Lieferungen an Unternehmungen erzielt worden ist, denn die nicht den Haushalten zugeführte Produktion muß notwendig den Beständen der Unternehmungen zugeflossen sein (Staat und Ausland als Abnehmer sind durch die Annahme geschlossene Wirtschaft ohne staatlidie Aktivität noch unberücksichtigt). — Nach der Gleichung (2) ist das gesamte Geldeinkommen gleich dem Wert der Ausgaben für Verbrauchsgüter und dem Sparen bzw. E n t -

Gleichungen der Einkommensbildung und -Verwendung

79

sparen als der (positiven oder negativen) Vermögensveränderung der Periode. — Da in beiden Gleichungen Einkommen (Y) und Wert des Absatzes bzw. Haushaltsausgaben für Verbrauch (C) gleich sind, ergibt sich die in Gleichung (3) ausgedrückte Wertgleichheit von Investieren und Sparen. — Die Gleichungen sind „tautologisch", d. h. sie gelten zwangsläufig auf Grund der Definition der Begriffe. b) Die Gleichungen gelten zunächst für Nettowerte. Sie können aber auch auf Bruttowerte bezogen werden, indem Ersatzinvestitionen den Investitionen, Abschreibungsbeträge dem Sparen (als „Sparen" von Unternehmungen) zugeschlagen werden. c) Die Gleichungen gelten für Perioden jeder beliebigen Länge, also auch für jeden Augenblick. 2. D i e G l e i c h h e i t

von I und S

Die Gleichung I = S besagt, daß makroökonomisdi Vermögen nur in realer Form, d. h. durch Produktion von Gütern, die nicht dem Verbrauch zugeführt werden, gebildet werden kann. Wenn der Nettowert der gesamten Produktion der Periode gleich dem Geldeinkommen der Periode ist und wenn der Wert der Verbrauchsgüterproduktion bestimmt wird als Summe der Ausgaben für Verbrauchsgüter, so muß auch der Wert der Investitionsgüter gleich dem nicht-verbrauchten Teil des Einkommens sein. Der Zuwachs der Haushalte an Forderungsrechten (Sparen) muß wertgleich sein dem Zuwachs der Unternehmungen an realen Beständen (Investitionen). Die (vielfach mißverstandenen) Beziehungen seien durch schematische Darstellungen mit willkürlich angenommenen Ziffern als Wertgrößen erläutert (Abb. 6a—6c). 3. S t a a t l i c h e h a n d e l in den

A k t i v i t ä t und AußenEinkommensgleichungen

Nach der früher erläuterten Behandlung der Staatsausgaben und -einnahmen sind Regierungsausgaben für Käufe von Gütern und Dienstleistungen einkommenbildend, da-

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Wirtsdiaftskreislauf und

Volkseinkommen

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Paulsen, Allg. Volkswirtschaftslehre I

Wirtschaftskreislauf und Volkseinkommen

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Gleichungen der Einkommensbildung und -Verwendung

83

gegen ist die Erhebung von Staatseinnahmen durdi Steuern kostenerhöhend bzw. einkommenbeanspruchend. Die Gleichungen (1) und (2) erweitern sich zu Y = C + I + G — Tiad + Z (la) Y = C + S + Tdir — T r (2a) Dabei bedeuten die Symbole: G : einkommenschaffende Staatsausgaben, T : erhobene Steuern, gegliedert in Tind : indirekte Steuern (Kostensteuern), Tdir : direkte (persönliche) Steuern, Tr: Transferzahlungen, Z : staatliche Zuschüsse (Subventionen). Das Nettosozialprodukt zu Marktpreisen setzt sich zusammen aus C + I + G; in Höhe der darin enthaltenen indirekten Steuern entstehen Staatseinnahmen, aber kein Volkseinkommen. Umgekehrt übersteigt das in der Produktion entstandene Volkseinkommen den durch Subventionen gesenkten Marktpreis der Produkte um den Betrag der Subventionen. Die Gleichung (3) erhält die Form:

I+ G+Z+Tr=S+T

(3a)

Aus der Gleichung (3a) folgt, daß ein Saldo von Regierungseinnahmen und Regierungsausgaben den Saldo von privatem Investieren und Sparen ausgleicht. Das bedeutet z. B., daß privates Sparen höher sein kann als privates Investieren, wenn der Staat den Sparern die zusätzlichen Forderungsrechte, die deren Vermögenszuwachs darstellen, durdi zusätzliche Staatsverschuldung zur Verfügung stellt.

Bei Berücksichtigung des Außenhandels bezeichnen wir die Exporte (Wert der Verkäufe an ausländische Wirtschaftseinheiten) mit X, die Importe (Wert der Käufe von ausländischen Wirtschaftseinheiten) mit M. Die Gleichung erweitert sich dann (unter Vernachlässigung der Staatsausgaben und -einnahmen) zu: Y = C + I + (X — M ) , (lb) während die Gleichung (2) unverändert Y = C + S (2b) lautet. 6*

84

Wirtsdiaftskreislauf und

Volkseinkommen

Entsprechend ergibt sich: I + (X — M ) = S (3b) oder I + X = S + M. (3b) Der Saldo des Außenhandels X — M = B wirkt ähnlich wie ein Saldo der Regierungsausgaben G + Z + T r — T = D. Bei Berücksichtigung des Umstandes, daß B und D positive und negative Werte haben können, gilt: I + D + B — S = 0. Das Inlandseinkomen zu Marktpreisen (Y) ist gleich den Inlandausgaben für Inlandsprodukte (ohne deren Importanteil, Ei n i) plus dem Wert des Inlandsexports: Y = Eini + X Die Gesamtausgaben des Inlands (E) sind gleich den Ausgaben für Inlandsprodukte plus dem Wert des Imports: E ='E;nl + M Daher auch: Y — E — X — M, das heißt: der positiven oder negativen Differenz zwischen Inlandseinkommen und Inlandsausgaben entspricht der Saldo der Handelsbilanz. D a Eini das M a ß der „Absorption" des Inlandseinkommens durch Inlandsausgaben bezeichnet, werden Darstellungen dieser F o r m als „Absorptionsansatz" („absorption-approach") bezeichnet und besonders in der Außenwirtschaftstheorie verwendet.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß das Volkseinkommen definitionsgemäß gleich ist der Summe von Löhnen, Zinsen, Mieten, Gewinnen usw., welche in Unternehmungen oder durch Leistungen für Haushalte oder den Staat verdient worden sind; es wird erfaßt durch den Wert der Ausgaben für Verbrauchsgüter, den Wert der Nettoinvestierungen, den Wert der vom Staat gekauften Güter und Dienste und den Wert der Differenz zwischen Verkäufen an und Käufen von ausländischen Wirtschaftseinheiten, bereinigt um den Anteil der indirekten Steuern bzw. der Subventionen: Y = C + I + G + B — Tind +

Z.

Nationale Buchführung

85

Zum disponiblen Einkommen gelangt man durch Berücksichtigen der Transferzahlungen einerseits, der persönlichen Steuern (einschl. der Arbeitnehmerbeiträge zur Sozialversicherung) und der nicht ausgeschütteten Gewinne von K ö r p e r schaftsunternehmungen (einschl. der Körperschaftssteuern und der Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung) andererseits. Bezeichnet man das disponible Einkommen mit Yd, die Transferzahlungen mit T r und die unverteilten Gewinne mit U, so ergibt sich f ü r das disponible Einkommen: Yd =

Y -

Tdir +

Tr -

U.

§ 4. Nationale Buchführung 1.

Begriff

und

Bedeutung

I n der n a t i o n a l e n B u c h f ü h r u n g w e r d e n die W i r t s c h a f t s v o r g ä n g e einer P e r i o d e z i f f e r n m ä ß i g festgehalten, über die Statistik h i n a u s g e h e n d aber in e i n e m K o n t e n s y s t e m so verbucht, d a ß die K r e i s l a u f - u n d Ausgleichsbeziehungen z u m Ausdruck k o m m e n . D a d u r c h w i r d das wichtigste Tatsachenmaterial f ü r die Wirtschaftsbeobachtung u n d - p o l i t i k g e o r d n e t erfaßt. a) „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung" („social accounting") ist die konstatierende Rechnungslegung f ü r eine abgelaufene Periode, „Nationalbudget* die Vorwegnahme der Ziffern f ü r eine kommende Periode. b) Veröffentlichungen solcher Zahlenwerke erfolgen seit den vierziger J a h r e n des J a h r h u n d e r t s alljährlich z. B. durch Regierungsstellen der U S A , der skandinavischen Länder, von Großbritannien, K a n a d a , Australien, Südafrika, H o l l a n d . In Deutschland pflegen Stellen wie die Deutsche Bundesbank und Konjunkturforschungsinstitute (z. B. „Deutsches Institut f ü r Wirtschaftsforschung", Berlin) diesen Zweig der Forschung und Statistik. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht seit 1960 volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen f ü r die Bundesrepublik f ü r die J a h r e 1950 ff. D i e W i r t s c h a f t s a b l ä u f e v o l l z i e h e n sich als T r a n s a k tionen zwischen z a h l l o s e n Wirtschaftseinheiten. Diese T r a n s a k t i o n e n w e r d e n e r f a ß t als F i n a n z v o r g ä n g e , w o b e i

86

Wirtschaftskreislauf und

Volkseinkommen

unterstellt wird, daß die den Finanzströmen entgegenlaufenden Leistungsströme durch diese gemessen werden können, z. B. die geleistete Arbeitsmenge durch die ausgezahlten Löhne, während reine Transf ^-Zahlungen an den Staat oder von ihm (z. B. Steuern, Subventionen) nur die Geldströme betreffen. D a Ausgänge (Auszahlungen) bei einer Einheit Eingänge (Einzahlungen) bei anderen sind, müssen sich bei der Zusammenfassung aller einzelnen Konten die Ein- und Ausgänge ausgleichen. Eine Einzelerfassung der Millionen von Haushalten, Unternehmungen etc. ist nicht möglidi; daher werden die Einheiten zu Gruppen (Sektoren) zusammengefaßt und nur die Vorgänge zwischen diesen Gruppen aufgezeichnet. Die Bildung solcher Gruppen sowie die Gliederung der Konten geschieht nach Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten und kann vielfach variiert werden. Mindestmaß der Kontenbildung ist: Privater Verbrauch, öffentlicher Verbrauch, öffentliche Investitionen, Anlageinvestitionen der Wirtschaft, Lagerbildung, S a l d o der Handelsbilanz. D i e Kreislauf großen können im Prinzip an drei Stellen des Kreislaufs erfaßt werden: 1. Entstehungsrechnung als Erfassung des Wertes des Gesamtprodukts einer Periode, 2. Verteilungsrechnung als Einkommensbildung der an der Produktion Beteiligten, 3. Verwendungsrechnung als Nachweis der Verwendung des Sozialprodukts. Der Zusammenhang wird in der Ubersicht S. 83 dargestellt. Die nationale Buchführung ermöglicht folgende Analysen: 1. Sie erschließt die Wirtschaftsstruktur und zeigt die Produktivkraft des betreffenden Landes, dies auch im zeitlichen und interregionalen Vergleich:

87

Nationale Buchführung ' M

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88

Wirtschaftskreislauf und Volkseinkommen

2. sie läßt als Ausweis über die H ö h e und Zusammensetzung des Sozialprodukts Schlüsse über den Stand und die Entwicklung der sozialen „Wohlfahrt" (gemessen an Gütermengen) zu; 3. sie eröffnet der theoretischen Arbeit zur Erklärung der Abläufe des gesamtwirtschaftlichen Prozesses, im besonderen der Bestimmungsgründe für die Entwicklung des Sozialprodukts, tatsächliche Einsichten und erleichtert die Verifizierung der theoretisch gewonnenen Ergebnisse; 4. sie bietet der Volkswirtschaftspolitik Ansätze für die Erreichung bestimmter Ziele durch geeignete Maßnahmen, im besonderen auch durch das Aufzeigen bestehender Grenzen in der Zielsetzung und von Entwicklungstendenzen, die gefördert oder gedrosselt werden können. 2. D u r c h f ü h r u n g

der

Rechnungslegung

Einige Prinzipien der nationalen Buchführung sollen an fünf Sektoren: Haushalte, Unternehmungen, Staat, Ausland und Kapitalbildung aufgezeigt werden. a) Mit diesen Sektoren sollen alle Verausgaber und Empfänger von Zahlungen erfaßt sein; in der alle Sektoren vereinigenden Gesamtrechnung müssen sich daher Aus- und Einzahlungen ausgleichen, da der Uberschuß an Auszahlungen eines Sektors einem Überschuß der Einzahlungen bei anderen Sektoren entsprechen muß. b) Die Aufteilung in Sektoren kann beliebig weit gehen. Innerhalb der Unternehmungen kann z. B. nach Zugehörigkeit zur Landwirtschaft, Industrie, Handel etc. aufgeteilt werden, die Haushalte können in Einkommensgruppen unterteilt werden, der Staat gemäß fachlicher oder regionaler Bereiche. Maßgeblich ist der Zweck der Analyse; Grenzen setzt das verfügbare statistische Material. c) Im Sektor „Kapitalbildung" ist keine Gruppe von Wirtschaftssubjekten zusammengefaßt, vielmehr werden auf diesem Sammelkonto die Größen erfaßt, die eine Änderung des Volksvermögens darstellen.

N a t i o n a l e Buchführung

89

1. D i e z u s a m m e n g e f a ß t e R e c h n u n g f ü r H a u s h a l t e ( „ P e r s o n e n " , „ V e r b r a u c h e r h a u s h a l t e " ) stellt d a s durch p r o d u k t i v e Leistungen u n d durch T r a n s f e r z a h l u n g e n bezogene E i n k o m m e n der Einkommensverwendung gegenüber: Haushalte Eingänge

Verwendung

Löhne und Gehälter Einkommen aus Vermögen Unternehmergewinne Einkommen aus T r a n s f e r Zahlungen

Verbrauchsausgaben (einschl. Zinszahlungen etc.) Personalsteuern und S o z i a l b « trage Sparen

a) Zu Einkommen aus Vermögen wird der Mietwert selbstbewohnter Eigenheime gerechnet. — Zinseinnahmen aus Staatsanleihen werden unter Transferzahlungen verbucht. — Nidbt verteilte Gewinne von Körperschaftsunternehmungen erscheinen hier nicht als Unternehmerhaushalten zugeflossene Gewinne. b) Sparen ist residualer Posten, d. h. es ergibt sich alt S a l d o nach A b z u g der sonstigen Ausgaben gegenüber dem G e s a m t einkommen, stellt also Vermögensveränderung, im Falle eines Uberschusses der Ausgaben über die Eingänge „ E n t s p a r e n " (Vermögensminderung), d a r . H i e r wie im folgenden muß jedem Posten als Ein- oder A u s g a n g a u f i r g e n d e i n e m a n d e r e n K o n t o ein G e g e n p o s t e n e n t s p r e c h e n , z. B . d e n e m p f a n g e n e n L ö n n e n A u s z a h l u n g e n a u f K o n t e n d e r U n t e r n e h m u n g e n u n d des S t a a t e s . Von Haushalten selbst ausgezahlte Löhne (z. B . Hausangestellte) erscheinen unter „Verbrauchsausgaben". 2. D e r S e k t o r „ U n t e r n e h m u n g e n " u m f a ß t a l l e zum E r w e r b betriebenen Veranstaltungen zur P r o d u k t i o n v o n G ü t e r n oder zur Leistung v o n Diensten (z. B . T r a n s p o r t u n t e r n e h m u n g e n ) , einschl. d e r ö f f e n t l i d i e n B e t r i e b e . In der Zusammenfassung fallen alle Transaktionen zwischen den einzelnen U n t e r n e h m u n g e n w e g . D e r G e s a m t w e r t d e r P r o d u k t i o n erscheint a l s W e r t d e r V e r k ä u f e an H a u s h a l t e , S t a a t und A u s l a n d sowie der Bestandsä n d e r u n g e n in U n t e r n e h m u n g e n . D i e E r l ö s e w e r d e n gem ä ß den aufgezeigten Posten v e r w e n d e t .

90

Wirtsdiaftskreislauf und

Volkseinkommen

Unternehmungen Eingänge Verkäufe an: Haushalte Staat Ausland Veränderung der Bestände

Verwendung Zahlungen an Faktoren eins AI. Zinsen Produktionssteuern und soziale Beiträge Abschreibungen für Wertverzehr Gewinne, einschl. unverteilter

3. Der Sektor S t a a t in der festgelegten Begriffsfassung erhält Eingänge aus Steuern und Beiträgen zur Sozialversicherung, die er zum Kauf von Gütern und Diensten sowie zu Transferzahlungen verwendet. Übertragungen zwischen verschiedenen Organen des Staates sind in der Zusammenfassung ausgeglichen. Da die Regierung ihre gesamten Ausgaben über laufende Rechnung verbucht, auch solche, die bei Unternehmungen in der Kapitalrechnung verbucht würden (z. B. Erstellen von Regierungsbauten), fallen Abschreibungen fort. Staat Eingänge Personalsteuern Körperschaftssteuern Indirekte Steuern Beiträge zur Sozialversicherung (Haushaltsdefizit)

Verwendung Käufe von Gütern Dienstleistungen (z. B. Beamtengehälter) Transferzahlungen einschl. Zinsen (Haushaltsüberschuß)

4. In der Abrechnung des Güterverkehrs mit dem A u s l a n d wird der Saldo der Leistungen an und vom Ausland verbucht; ihm entspricht eine Zu- oder Abnahme des Bestandes an Forderungen an das Ausland. Im einzelnen werden die Salden der verschiedenen Arten des Wirtschaftsverkehrs mit dem Ausland positiv oder negativ sein können; je nachdem werden sie als Ein- oder Ausgänge in der entwickelten Abrechnung erscheinen.

N a t i o n a l e Buchführung

91

Ausland Leistungen Saldo des Waren- und Dienstleistungsverkehrs (wenn positiv)

Verwendung Veränderung der Goldbestände (wenn positiv) Veränderung der Forderungsredite (wenn positiv)

5. Die gesamtwirtschaftliche Abrechnung über die K a p i t a l b i l d u n g stellt das „Sparen" der Haushalte, der Unternehmungen und des Staates der Vermögensbildung in realen Werten als der Verwendung jener Posten gegenüber. KapJtalblldung Eingänge Sparen der Haushalte Unverteilte Gewinne der Unternehmungen Haushaltsüberschuß der Regierung

Verwendung Zuwadis an Anlagekapital in Unternehmungen Lagerzuwadis in Unternehmungen Saldo (positiv) des Verkehrs mit dem Ausland.

Die Konten können positiv oder negativ sein, z. B. können die Haushalte „entsparen", die Lagerbestände abnehmen, der Staatshaushalt ein Defizit aufweisen etc. Der Posten Kapitalbildung nimmt die Salden der anderen Sektoren auf, und zwar je nachdem als positive oder negative Größe. D i e folgende Zusammenfassung (mit vereinfachendem Weglassen des Außenhandels, der als ausgeglichen fingiert sei) zeigt das an willkürlich gesetzten Ziffern: Haushalte Eingänge Löhne etc. von Unternehmungen Dasselbe vom Staat Transferzahlungen

100 30 10 140

Verwendung Güterkäufe von Unternehmungen Personalsteuern Saldo: Sparen

90 20 30 140

92

Wirtschaftskreislauf und Volkseinkommen

Unternehmungen Eingänge Verkäufe an Haushalte Staat Saldo: Netto-Investierung

90 30

Verwendung Löhne etc. an Haushalte Steuern

10 130

Eingänge Steuern von Haushalten Unternehmungen Saldo: Haushaltsdefizit

100 30

20 30 20

13C

Verwendung Löhne und Gehälter an Haushalte Transferzahlungen Käufe von Unternehmungen

70

30 10 30 70

Kapitalredinung Eingänge Sparen Haushalte

30 30

Verwendung Netto-Investierung Haushaltsdefizit

10 20 ~30

Zusammengefaßt ergeben die Rechnungen f ü r die einzelnen Sektoren so eine vollständige Rechnung für die Gesamtwirtschaft. Als verdeutlichendes Beispiel sei — mit fingierten Ziffern — der Zusammenhang dargestellt, und z w a r für das Brutto-Sozialprodukt einer Periode. Die sich entsprechenden Positionen sind durch vorgesetzte gleiche Buchstaben bezeichnet.

Input-Output-Analyse

93

Bildnng und Verwendung des Sozialprodukts (Angenommene Ziffern für ein Jahr in Mrd. DM) Einkommensentstehung Brutto-Sozialprodukt

200

Davon: a) Regierungskäufe von Gütern und Diensten 30 b) Private Bruttoinvestitionen 30 b) Exportüberschuß 5 c) Verbrauchskäufe durch Haushalte 135

Einkommensverwendung Brutto-Sozialprodukt

200

Davon: b) Abschreibungen a) indirekte Steuern

10 5

Volkseinkommen a) Persönl. Steuern a) Körperschaftssteuern Disponibles Einkommen Davon: b) Sparen c) Verbrauch

15 10

15 185 25 160

25 135

160

§ 5. Input-Output-Analyse 1. B e g r i f f Die v o n W. W. Leontief (The Structure of American E c o n o m y 1919-1939, N e w Y o r k 1951) erstmalig f ü r die Volkswirtschaft der U S A entwickelte quantitative Erfassung der G ü t e r s t r ö m e einer Periode muß sehr genau unterteilt werden in: 1. Die Aufstellung einer Input-Output-Tabelle. In ihr findet man in übersichtlicher F o r m die in der betrachteten Volkswirtschaft getätigten wirtschaftlidien Transaktionen aufgezeichnet. Ihrer Aussagekraft nach ist diese Tabelle mit den verschiedenen Arten der N a t i o nalen Buchführung und der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung vergleichbar. 2. Die auf der Input-Output-Tabelle aufbauende Output-Analyse.

Input-

94

Wirtschaftskreislauf und Volkseinkommen

Unter dem Input einer „industry" (Wirtschaftssektor, Branche usw.) versteht man den gesamten fremdbezogenen oder eigenerzeugten Einsatz eines Sektors in einer Periode, der zur Erstellung seiner Produktionsleistung (Output) während dieser Periode nötig ist. Mit Output einer „industry" bezeichnet man entsprechend die Gütermengen und/oder Dienstleistungen eines Sektors, die er in einer Periode für Fremdabsatz oder Eigenverwertung erzeugt. Nach der Art der Untersuchungen kann die Input-OutputAnalyse im Lehrgebäude der Theorie zwischen dem System funktionaler Gleichungen Walras' (Systemgleichgewicht auf mikroökonomischer Grundlage) und dem System aggregierter Wirtschaftsgrößen Keynes'scher Prägung (Gleichgewicht auf makroökonomischer Grundlage) eingeordnet werden.

2. T a b e l l a r i s c h e u n d f o r m a l e D a r stellung Die Verwendung der Matrizenrechnung gestattet, eine Vielzahl von Gleichungen in übersichtlicher Form darzustellen. Um der rein formalen Bedeutung der Variablen und Parameter einen ökonomischen Gehalt zu geben, sollen im folgenden mit I der Sektor Bergbau gekennzeichnet sein, mit II der Sektor der Stahlindustrie, mit III der Sektor der Automobilindustrie, mit x die jeweils erzeugten und an denselben oder an einen anderen Sektor abgegebenen Mengen, mit X der gesamte Output einer „industry". Man erhält dann folgende Tabelle: an v o n

II

I

^

III

I

X

11

X

12

X

18

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II

X

21

X

22

X

23

X

III

X

31

X

32

X

33

X ,

X

2

X

2

3

Die Indizes bedeuten: die erste tiefgestellte Ziffer, aus welchem Sektor die Güter bzw. Dienstleistungen stam-

Input-Output-Analyse

95

men; die zweite tiefgestellte Ziffer, an welchen Sektor die Güter bzw. Dienstleistungen abgegeben worden sind. Daraus ergibt sich, daß in den Zeilen der gesamte Output einer „industry" einmal als Summe erscheint und zugleich in seiner Aufgliederung auf die gesamten in der Tabelle aufgeführten Sektoren. „ x „ " kennzeichnet den Eigenverbrauch des Sektors Bergbau, „x 12 " die Menge, die an die Stahlindustrie abgegeben wurde, usw. Die Spalten geben dagegen zu erkennen, von welchem Sektor der Volkswirtschaft die einzelnen Sektoren Güter und Dienstleistungen zur Erstellung ihres Outputs bezogen haben und zugleich den gesamten Input einer „industry" als Summe. In einem so gestalteten System von Größen ergibt sich zwangsläufig die Bilanzgleichung Input = Output, ein Kennzeichen für sogenannte geschlossene Systeme. Die Tabelle kann aufgelöst folgendermaßen geschrieben werden: vA _ _ _ 4. _ 1 — 11 1 12 1 18 Xg =• Xjj X22 X23 X 8 = x 31 -f~ x 32 x 38 oder 3 X; = z X (i = 1, 2, 3). k=l

ik

Bei einer weitergehenden Aufgliederung der Volkswirtschaft gelangt man so zu umfassenderen Ausdrücken in der Form: n X; = I x ik (i = 1, 2, 3 n). k= 1 3. S p e z i e l l e A n n a h m e n der I n p u t - O u t p u t - A n a l y s e Bei seiner Analyse der Wirtschaftsstruktur ging es W. W. Leontief um eine hinreichend genaue Erfassung der wirtschaftlichen Transaktionen und um die Möglichkeit ihrer Verifizierung. So traf er die Annahme konstanter technischer Koeffizienten, d. h. es soll eine feste

96

Wirtschaftskreislauf und Volkseinkommen

Beziehung zwischen dem Input und dem Output einer „industry" bestehen: x ik

Damit unterstellte er in den einzelnen Wirtschaftsbereichen linar-homogene Produktionsfunktionen (vgl. Bd. III, Kap. I, § 2). Daß diese Annahmen f ü r die Wirklichkeit zutreffend seien, wurde zunächst heftig bestritten, erwies sich aber später bei weitergehenden Untersuchungen insbesondere f ü r den Produktionsbereich einer Volkswirtschaft als hinreidiend genau. Da aber einige Sektoren diese Annahmen nicht zulassen („households", „government", „foreign countries", usw.), gliedert man sie unter Außerachtlassung der Interdependenz aller Wirtschaftsbeziehungen aus dem Kreislaufgeschehen aus und bezeichnet ihren Input als „final demand", als Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, die keinen quantitativen Bezug zum wie immer definierten Output dieser Sektoren hat (die Größe des Arbeitseinsatzes ist nicht abhängig von der Größe des Verbrauchs der Haushalte). Systeme dieser zuletzt beschriebenen Art bezeichnet man als offene Systeme im Gegensatz zu sog. geschlossenen Systemen, bei denen die Interdependenz aller Wirtschaftsbeziehungen quantifiziert ist. In der bisher geschilderten Form als System simultaner Gleichungen und unter den getroffenen Annahmen kann in der Analyse ein Maximierungsproblem formuliert werden. Die Betrachtungsweise ist statisch. Die Input-OutputGrößen bleiben unverändert. Berücksichtigt man dagegen die Nettoinvestierungen einer Wirtschaft, so gelangt man zunächst zu sog. statisch-evolutorischen Systemen, auf deren Behandlung hier verzichtet werden soll. Sodann finden Aspekte der dynamischen Betrachtungsweise in zunehmendem Maße Beachtung.

Bestimmung der Kreislaufgrößen 4. W i r t s c h a f t s p o l i t i s c h e der

97

B e d e u t u n g

A n a l y s e

Die Bedeutung der Input-Output-Analyse für wirtschaftspolitische M a ß n a h m e n des S t a a t e s ist g r o ß . G e s t a t t e t sie doch in ihrer entwickelteren F o r m , nicht nur die d i r e k t e n A u s w i r k u n g e n d e r W i r t s c h a f t s p o l i t i k e i n e r Regierung hinreichend genau anzugeben, sondern zugleich a u d i i h r e i n d i r e k t e n A u s w i r k u n g e n , so d a ß w i r t schaftspolitische F e h l e n t s c h e i d u n g e n in e i n e r W i r t s c h a f t s krise w i e z u B e g i n n d e r 3 0 e r J a h r e v e r m e i d b a r e r scheinen. Hebt man die Bedeutung der Input-Output-Analyse für die Praxis hervor, so sollte auch ein Hinweis auf die vielschichtige Kritik an ihr nicht unterbleiben, deren wichtigste Ansatzpunkte u. a. die Konstanz der technischen Koeffizienten und damit zusammenhängend die Erfassung der Investition, sowie die P r o blematik der unterstellten Produktionsfunktionen sind.

Kap. V. Kreislau! und Preisbildung § 1. Die Bestimmung der Kreislaufgröfien 1.

B e z i e h u n g e n

z w i s c h e n größen

W i r t s c h a f t s -

D e r W i r t s c h a f t s k r e i s l a u f ist kein mechanisch a b l a u f e n des Geschehen. E r ist das E r g e b n i s des z w e c k b e s t i m m t e n H a n d e l n s der einzelnen W i r t s c h a f t s e i n h e i t e n . a) D a s Wirtschaften der einzelnen Unternehmungen und Haushalte kann als Verfügung über Mittel zur Erreichung eines bestimmten Zweckes (Ertrag, Nutzen) erklärt werden. Wird von solcher „mikroökonomischen" Betrachtung auf die „makroökonomische" der wirtschaftlidien Gesamtgrößen übergegangen (z. B. H ö h e der Gesamtnachfrage nach den einzelnen Gütern), so können diese in der verkehrswirtschaftlichen Ordnung nicht als bewußte Disposition zum Erreichen eines gesamtwirtschaftlichen Zweckes erklärt werden; ein Gesamtwirtschaftsplan besteht nicht. b) Makroökonomische Größen wirken nicht direkt aufeinander ein. Werden sie in der Wirtschaftstheorie als vonein7

Paulsen, Allg. Volkswirtschaftslehre I

98

Kreislauf und Preisbildung

ander abhängig behandelt (z. B. das Preisniveau als abhängig von der Geldmenge), so ist stets gemeint, daß diese Beziehung durch ein bestimmtes wirtschaftliches Verhalten der Menschen besteht (z. B. bei Verfügung über mehr Geld werden die Menschen höhere Preise zu zahlen bereit sein). D i e Aufstellung von Beziehungen zwischen Wirtschaftsgrößen ist Hauptaufgabe der ökonomischen Analyse. In der „qualitativen" Analyse wird festgestellt, welche Größen miteinander z u verbinden sind (z. B. Geldmenge und Preisniveau). In „quantitativer" Analyse werden größenmäßige Aussagen über die Beziehungen unternommen, die in „numerischer" Analyse bis zum zahlenmäßigen Ausdruck fortgeführt werden. (Näheres zur Methodik: Bd. IV, Kap. I, § 1). „Ökonometrie" (der Name ist von Ragnar Frisch geprägt) ist der „Wissenszweig, in dem mathematisch-ökonomische und mathematisch-statistische Forschung kombiniert angewendet werden." (J. Tinbergen, Einführung in die Ökonometrie. WienStuttgart 1952, S. 9.) — Statistik ist die Lehre von den Methoden zur quantitativen Beobachtung und Analyse von Massenerscheinungen. Im Zusammenwirken von Wirtschaftstheorie und statistisch-mathematischer Größenbestimmung empirischer Erscheinungen soll die Theorie in ihren Konzepten Hinweise auf zu messende Größen und Größenzusammenhänge geben, die Statistik sucht sie in der Empirie zu bestätigen bzw. zu widerlegen und damit auf die weiteren theoretischen Formulierungen Einfluß zu nehmen. Zum Ausdruck solcher Beziehungen verwendet man die mathematische „Funktion": eine Wirtschaftsgröße ist als „abhängige Variable" mit anderen als „unabhängigen Variablen" durch eine Funktion verbunden, wenn sie sich in bestimmbarer Weise verändert, sofern die unabhängigen Variablen ihre Größe ändern. a) So kann z. B. die allgemeine Aussage, daß die Produktionskosten K eines Gutes von der Produktionsmenge x dieses Gutes abhängig sind, durch die Funktion K = f (x) ausgedrückt werden. Die „Form" dieser Funktion besagt genauer, in welcher Weise sich die Kosten verändern, z. B. die Kosten sind eine „zunehmende" Funktion der Menge. Noch genauer wird die Aussage, wenn man die Beziehung in die Form einer

Bestimmung der Kreislaufgrößen

99

Gleichung kleiden kann (z. B. K = ax 3 + bx 2 + cx + d) und den „Parametern" dieser Gleichung bestimmte numerische Werte beilegt (z.B. K = V i o x 3 — 21 x 2 + 1 4 7 0 x + 41 700). (Numerische Werte nadi Mellerowicz, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre II, Sammlung Göschen Band 1153/1153a, 11. Aufl., Berlin 1962, S. 77.) b) „Das wirklich anzustrebende Ziel ist nicht quantitative Theorie — jede ökonomische Theorie ist ihrer Natur nach immer quantitativ —, sondern numerische Theorie" (Schumpeter). Das heißt: der Weg der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung geht von der hypothetischen Aufstellung von Beziehungen über ständige Prüfung und Korrektur dieser Annahmen an den Erscheinungen der Realität zu einem höchstmöglichen Grad der „Exaktheit" der Aussagen über bestehende und zu erwartende Beziehungen.

2. D e r

Gleichgewichtsbegriff

Gleichgewicht zwischen Wirtschaftsgrößen besteht, wenn sie voll aneinander angepaßt sind, so daß sich ihre Größenrelationen nicht m e h r ändern. In mikroökonomischer Betrachtung spricht man vom Gleichgewicht einer Wirtschaftseinheit, wenn angesichts der bestehenden „Daten" des Marktes, namentlich der Preise, der Wirtschaftserfolg nicht mehr durch eine Änderung des Verhaltens verbessert werden kann. Gilt das f ü r alle am M a r k t eines Gutes beteiligten Anbieter und Nachfrager, so ist dieser M a r k t im Gleichgewicht („partielles Gleichgewicht"). Gilt das f ü r alle Märkte, so ist das System im Gleichgewicht („totales Gleichgewicht"): alles wirtschaftliche Geschehen würde sich dann mit gleichen Arten, Mengen und Preisen aller Güter und Dienste unverändert wiederholen („stationärer Kreislauf"). D a das Verhältnis der auf einem M a r k t angebotenen zu den nachgefragten Mengen sich in der Preisbildung des betreffenden Gutes auswirkt, kann (bei sonst gegebenen Umständen) angenommen werden, d a ß das Gleichgewicht des Marktes sich im „Gleichgewichtspreis" darstellt: wenn sich die am Preis orientierten Mengen des 7*

100

Kreislauf und Preisbildung

Angebots und der Nachfrage nicht mehr ändern, ändert sich auch der Preis nicht. Zu diesem Preis liegt kein Uberschuß an angebotenen oder nachgefragten Mengen vor, denn ein solcher würde zu einer Preisänderung führen. Hierbei ist die Länge des betrachteten Zeitraums wichtig. Ein „Augenblicksmarkt" ist im Gleichgewicht, wenn er zu dem gegebenen Preis „geräumt" wird, also keine Überschüsse bleiben. In längerfristiger Betrachtung kommt es darauf an, ob auf Grund dieses Preises die Marktteilnehmer ihr künftiges Marktverhalten ändern, z. B. als Anbieter den Markt stärker beschicken. Das würde zu einer Veränderung des künftigen Preises führen.

Kann hiernach das Gleichgewicht eines Marktes mit dem Begriff des Gleichgewiditspreises erfaßt werden, so die Beziehung zwischen den Märkten der einzelnen Güter und Dienste durch die Beziehung zwischen den Preisen, durch die „Preisrelationen" (etwa: Preis der Butter im Verhältnis zu dem der Margarine, Preis der Rohstoffe im Verhältnis zu dem der Fertigprodukte etc.). Daher kann das „totale Gleichgewicht" als System von Gleichgewichtspreisen dargestellt werden, wenn von der Preisbildung auf den einzelnen Märkten keine Veränderungsimpulse auf die Preise auf anderen Märkten ausgehen. D i e angenommene allseitige Abhängigkeit aller einzelnen Preise voneinander heißt „Interdependenz" der Preise; sie konstituiert die Gesamtwirtschaft als „System".

3. G l e i c h g e w i c h t s z u s t a n d u n d T e n d e n z zum Gleichgewicht Die Bedingungen für den Gleichgewichtszustand ergeben sich aus der Logik dieses Begriffs. Sie können für ein partielles Gleichgewicht durch eine Gleichung, für totale Gleichgewichte durch die Lösungswerte eines Systems simultaner Gleichungen ausgedrückt werden. D i e Verwendung eines Systems simultaner Gleichungen zum Aufweis der Bedingungen für ein totales Gleichgewicht geschah zuerst durch Walras („Eléments d'économie politique pure". 1. Aufl. 1874/77).

Bestimmung der Kreislaufgrößen

101

V o n den Bedingungen für den Gleichgewichtszustand ist durchaus zu unterscheiden die Frage nach dem Bestehen einer Tendenz zum Erreichen dieses Zustandes: ob nämlich das an Preisen orientierte wirtschaftliche Verhalten bei Ungleichgewich tslagen eine Bewegung auslöst, die auf ein Gleichgewicht hinführt. a) Das Erreichen des Zustandes wird nidit behauptet. Die Frage geht nach der Bewegungsrichtung und ihrer Erklärbarkeit durch den Endzustand des Gleichgewichts, in dem die Bewegung zur Ruhe kommen würde, wenn sie „ungestört" auslaufen könnte. b) Bei dieser Gleichgewichtstendenz sind nur die „endogenen" Größen des Systems zu berücksichtigen, d. h. jene, die sich in grundsätzlich berechenbarer Weise gegenseitig bedingen. Störungen dagegen sind „exogen", d. h. außerwirtschaftlicher Art (z. B. politische oder rechtliche Änderungen, Änderungen der Technik, der Bevölkerungszahl und -Zusammensetzung, der Bedarfsstruktur etc.), soweit sie nicht „rein wirtschaftlich", d. h. aus der gegenseitigen Abhängigkeit wirtschaftlicher Größen, erklärt werden können. Das Bestehen einer Gleichgewichtstendenz ist bedeutsam für die „automatische Selbststeuerung" einer nur durch die Preisbildung regulierten verkehrswirtschaftlichen Ordnung. Ihre Funktionsfähigkeit ist bestimmt durch die Art, wie „endogene" Größen aufeinander wirken und wie „exogene" Anstöße verarbeitet werden. In diesem Sinne ist das System ein „apparatus of response" (Schumpeter). a) Die Erfahrung zeigt mannigfachste Formen der „Reaktion auf Anstöße" durch Bewegungsabläufe, darunter namentlich das Phänomen der „Schwingungen", d. h. des Umschlages aus einer Bewegungsrichtung in die entgegengesetzte mit unterschiedlichen Amplituden und zeitlichen Längen der Ausschläge und der Abfolge der statistisch festgestellten Zeitreihen der einzelnen Teile des Gesamtgeschehens (z. B. Veränderung der Löhne, Gewinne etc. im Zeitverlauf). b) Zeigt auch die Empirie, daß jede beobachtete Bewegung nach Anstoß, wirkenden Faktoren und Ablauf eine einmalige, individuelle Erscheinung ist, so bleibt gleichwohl Aufgabe der Theorie, Ablaufstypen (z. B. den Typ einer „Welle der Konjunktur") herauszuarbeiten, um mit den so gewonnenen Einsichten die beobachteten Erscheinungen zu erklären.

102

Kreislauf und Preisbildung

D i e "Wirtschaftstheorie geht bis heute primär v o n einem S p e z i a l f a l l der A b l a u f s v o r g ä n g e aus. Ihre G r u n d l a g e ist d i e Ausschaltung der eigentlichen „Entwicklung" u n d die A u f s t e l l u n g jener B e d i n g u n g e n , unter denen ein durch „äußere A n s t ö ß e " nicht abgelenktes, durch freie Preisb i l d u n g gesteuertes S y s t e m auf. den Z u s t a n d des Gleichgewichts (stationären Kreislaufs) tendiert. A u s diesem M o dell des „Beharrens" w e r d e n d a n n fortschreitend durch E i n s e t z u n g veränderter B e d i n g u n g e n und A n n a h m e n die V o r g ä n g e der E n t w i c k l u n g ( E x p a n s i o n und K o n t r a k t i o n ) abgeleitet. a) Die sich auf den stationären Gleichgewichtszustand beziehenden Theoreme w u r d e n als „statisch", die Theoreme der Entwicklung als „dynamisch" bezeichnet. Neuerdings spricht man exakter von „statischen Funktionen", wenn sich die Variablen der Funktion auf den gleichen Z e i t p u n k t bzw. die gleiche Periode beziehen, von „dynamischen Funktionen", wenn die Variablen „ d a t i e r t " sind. Wird z. B. die „heutige" Nachfrage als Funktion der H ö h e des „gestern" bezogenen Einkommens behandelt, so ist die Funktion dynamisch. b) O b das sidi selbst überlassene System zum stationären Gleichgewicht tendiert, ob Bewegungsanstöße grundsätzlich „exogen" sind und ob die Fragen der Entwicklung von der Grundlage des stationären Zustands aus behandelt werden können, ist im einzelnen strittig. c) Auch bei Behandlung der eigentlichen Entwicklung kommt der Gleichgewichtsbegriff in seiner doppelten Bedeutung zur A n w e n d u n g : durch Aufstellen der Bedingungen f ü r eine „gleichmäßige" Entwicklung mit sich entsprechenden Veränderungsgrößen der K o m p o n e n t e n des Systems und durch Untersuchungen einer Tendenz zur Realisierung dieser Bedingungen. Dem „statischen" System „simultaner Gleichungen" muß das „ d y n a mische" System „sukzessiver Gleichungen" hinzugefügt werden. d) In der historischen Entwicklung w a r der Gleichgewichtsbegriff vielfach mit der normativen Forderung verbunden, die „natürlichen" Gesetze des gesellschaftlichen Wirtschaftens ungehindert wirken zu lassen, damit sich so die „harmonische O r d n u n g " des Ganzen herstellt. J e t z t ist (überwiegend) anerkannt, d a ß mit solchen Urteilen der Bereich der wissenschaftlichen Erkenntnis überschritten wird.

Bestimmung der Kreislaufgrößen

103

Die Erklärung der Bewegungsabläufe geht von der Maxime aus, daß die Wirtsdiaftssubjekte ihr Verhalten am Ziel des Erreichens eines wirtschaftlichen Höchsterfolges ausrichten. Sie können den Erfolg verbessern, wenn sie durch verändertes Verhalten Gewinne erhöhen oder Verluste verringern können; in diesem Falle sind sie also mit ihrem individuellen Wirtschaftsplan nicht im (längerfristigen) Gleichgewichtszustand. Daher verändern sie ihr Marktverhalten und damit die Marktlage. Aus der Logik der Gleichgewichtsbetrachtung folgt, daß Ungleichgewichtssituationen durch das Auftreten von Gewinnen und Verlusten gekennzeichnet sind, und daß das dadurch ausgelöste Verhalten die Marktlagen so lange verändert, bis der durch Gewinn- und Verlustlosigkeit gekennzeichnete Zustand des Gleichgewichts erreicht ist. Namentlich werden die Unternehmungen bei Gewinnen ihre Produktion (langfristig) ausdehnen, bei Verlusten einschränken. Diese später zu behandelnde Tendenz zum Systemgleichgewicht ohne Gewinne und Verluste setzt bestimmte Markt- und Wettbewerbsverhältnisse voraus, etwa: bei Gewinnen erfolgt eine Ausweitung des Angebots, die den Gewinn zum Verschwinden bringt. In weiterer Fassung spricht man von einer ungleidigewichtigen Lage, wenn die „Erwartungen", auf Grund deren die Wirtsdiaftssubjekte ihre Wirtsdiaftspläne aufbauten, sich nicht bestätigen, so daß sie „Überraschungen" erleben und auf Grund der von ihren Erwartungen abweichenden Daten des Marktes ihre Wirtschaftspläne und damit ihr Marktverhalten ändern.

4. D i e P r o b l e m e d e r S t e u e r u n g des K r e i s l a u f s Die Auffassung der Verkehrswirtschaft als eines durch Preisbildung gesteuerten Kreislaufs von Produktion und Verbrauch ermöglicht die vorläufige Benennung einiger Problemzusammenhänge. Sie betreffen: die Gesamtgröße des Kreislaufs bzw. des Sozialprodukts; die Zusammensetzung nach Arten, Mengen und Preisen der einzelnen Güter und Dienste; die Bildung der Beziehungen zwi-

104

Kreislauf und Preisbildung

sehen den realen Größen (Mengen) und deren Geldausdruck (Preise). Die Gesamtgröße des Kreislaufs ist die Summe seiner Komponenten. Die Erfahrung zeigt, daß die Gesamtgröße bemerkenswerten Veränderungen unterworfen ist, und zwar handelt es sich namentlich um Schwankungen dieser Größe (konjunkturelle Wellen), welche den allgemeinen „ T r e n d " der Entwicklung überlagern. Diese Erscheinungen sind zu erklären. a) Die Kreislaufbetrachtung verbietet es, solche Veränderungsvorgänge zu isolieren. Wenn z. B. zweifellos die Produktionsmenge von der Stärke der Nachfrage abhängig ist, so diese wieder von der Höhe des Einkommens, das heißt aber von der Höhe der Produktion. Die Veränderungen an einer Stelle setzen sich also mit größerer oder geringerer Stärke und Schnelligkeit im gesamten Kreislauf durch. b) Diese Weiterwirkung von Änderungen an einer Stelle des Kreislaufs können dazu führen, daß der Impuls ausgeglichen wird und das System zur Ausgangslage zurückstrebt; sie können sich aber auch verstärken („kumulative Prozesse") und zu einem veränderten Zustand tendieren. c) Zentrales Problem ist das der „Vollbeschäftigung", verstanden als Zustand, bei dem keine Überschüsse im Angebot und in der Nachfrage nach Produktionsfaktoren vorliegen (Unterbeschäftigung, z. B. Arbeitslosigkeit, oder Oberbeschäftigung). Sofern das Ungleichgewichtszustände sind, ist zu zeigen, wie die freie Preisbildung zu ihrer Beseitigung führt. Einen „Preis", der das gesamte Angebot mit der gesamten Nachfrage zum Ausgleich bringt, gibt es nidit; realer S t r o m und monetärer Strom des Kreislaufs treffen nicht auf einem Gesamtmarkt zusammen und bilden einen Gesamtpreis. Alle Preise beziehen sich auf bestimmte Güter und Dienste. Daher muß die Preissteuerung des Gesamtsystems bewirkt werden durch die Bildung der Relationen zwischen den einzelnen Preisen, welche die Zusammensetzung des Kreislaufs nach Mengen und Arten der einzelnen Güter bestimmen. Auf diese Vorgänge beziehen sich die wichtigsten Erkenntnisse der Preistheorie. Der Einfluß des Geldes (des „monetären Faktors") auf

Verkehrswirtsdiaft und Märkte

105

das reale Geschehen wird im besonderen behandelt durch die Frage, unter welchen Bedingungen die realen Beziehungen zwischen Mengen durch die Preise als Geldgrößen nur wiedergegeben werden, wann dagegen vom Geld ein „aktiver" Einfluß auf die Bildung dieser Beziehungen ausgeht. Hieraus ergibt sich auch die Frage nach den Wirkungen einer Veränderung der umlaufenden Geldmenge auf die Mengen der produzierten Güter einerseits, auf deren Preise andererseits; zusammengefaßt durch die Analyse der Bildung des „Preisniveaus" im Unterschied zur Bildung der „Preisrelationen". § 2. Verkehrswirtsdiaft und Märkte 1. D i e

v e r k e h r s w i r t s c h a f 11 i c h e Steuerung Die Frage, wie sich aus zahllosen privaten wirtsdiaftlichen Entscheidungen ein Systemzusammenhang ergibt, wird durch die Feststellung beantwortet, daß die einzelnen das Erreichen ihrer wirtschaftlichen Zwecke in „Marktberührung" erstreben: sie produzieren nidit für ihren eigenen Bedarf, sondern tauschen eigene Leistungen und Güter gegen fremde aus. Hierbei orientieren sie sich an den Marktpreisen, die sie aber mit ihren Entscheidungen gleichzeitig beeinflussen. In der Verkehrswirtschaft haben daher die Preise eine doppelte Funktion. Sie bemessen die Ergebnisse der privaten Verhaltensweisen (z. B. das Verhältnis zwischen angebotenen und nachgefragten Mengen), aber sie beeinflussen zugleich dieses Verhalten (z. B. wird bei steigendem Preis meistens die nachgefragte Menge fallen, die angebotene Menge steigen). Wiederholt ist hervorzuheben, daß es eine besondere Frage ist, ob dies zu einem „Gleichgewicht" führt, nämlich einem Preis, bei dem angebotene und nachgefragte Mengen gleich sind. Das wirtschaftliche Handeln der Einheiten (Haushalte, Unternehmungen) beruht auf einem „Wirtschaftsplan": die Entscheidungen bezüglich der einzelnen Güter erfolgen

106

Kreislauf und Preisbildung

nidit isoliert voneinander, namentlich, weil die Güter sidi art- und mengenmäßig in unterschiedlichem Ausmaß gegenseitig vertreten („substituieren") können, andererseits auch zum Erreichen der erstrebten Zwecke zusammenwirken müssen („komplementär" sind). Daher greifen auch in den gesamtwirtschaftlichen Beziehungen die Märkte aufeinander über, und es besteht das schon genannte Verhältnis der „Interdependenz", die Abhängigkeit des Geschehens auf einem Markt vom Geschehen auf anderen Märkten. Die Steuerung des verkehrswirtschaftlichen Systems erfolgt durch das System aller Preise und ihrer gegenseitigen Abhängigkeiten. 2. G e l d v e r w e n d u n g u n d wirtschaft

Markt-

Die Bildung eines Preissystems als umfassendes „objektives Bezugssystem" für die wirtschaftlichen Entscheidungen setzt Geldverwendung voraus. Die art- und qualitätsmäßig vollständig unterschiedlichen und „unvergleichlichen'" Güter werden dadurch allseitig vergleichbar gemacht, daß ihnen durch den gemeinsamen Ausdruck in Geldmengen, d. h. Preisen ein objektiver "Wert im gemeinsamen Nenner des Geldes beigelegt wird. Das ist die erste Funktion des Geldes in der Marktwirtschaft: es fungiert als „Wertausdrucksmittel" für die „gesellschaftlichen" Werte der Güter und Dienste, nämlich die Tauschwerte. Hinzu kommt die Funktion des Geldes als „Tauschmittel". Geld ist das Gut, das stets einer allgemeinen Nachfrage begegnet, mit dem also „Kaufkraft" ausgedrückt ist. Statt einen Tauschpartner zur Durchführung eines „realen" Tausches zwischen Gütern mit Gebrauchswerten suchen zu müssen, fragt der Anbieter eines Gebrauchsgutes das allgemeine Tauschmittel „Geld" nach und bietet der Nachfrager nach einem Gebrauchsgut Geld an. Aus dem realen Tausch „Ware gegen Ware" werden so die beiden Akte „Verkauf einer Ware gegen Geld" und „Kauf einer Ware für Geld".

Verkehrswirtschaft und Märkte

107

In der entfalteten Verkehrswirtschaft wird cndlich das einzelne Wirtschaftssubjekt auch des Suchens nach einem hältnis der „Interdependenz". Die Steuerung des verkehrswirtschaftlichen Systems erfolgt durch das System aller individuellen Partner für einen Kauf oder Verkauf enthoben. Sein „Kontrahent" ist der Markt. Dieser entwickelt sich, wenn viele Nachfrager und Anbieter für das gleiche Gut vorhanden sind, so daß von keiner Seite die Bedingungen des Kaufs diktiert werden können. Je „vollkommener" der Markt ist, um so stärker ist die Objektivität dieser Beziehung ausgedrückt: kein einzelner kann auf die Bildung des Preises fühlbaren Einfluß nehmen, weil die Menge seines möglichen Angebots und seiner möglichen Nachfrage in der Gesamtmenge nicht ins Gewicht fällt. Für jeden ist daher der sich bildende Preis eine gegebene Größe, ein „Datum", obwohl er die Resultante des Verhaltens aller ist. Die Form des „vollkommenen" oder „atomistischen" Marktes ist in der Wirklichkeit eher die Ausnahme als die Regel, wird aber in der Theorie zur Ausgangsbasis für die weitergehende Analyse der übrigen Marktformen (monopolistische Märkte) und der Preisbildung auf ihnen. (Vgl. Bd. II, Kap. VII.)

3. P r o d u k t i o n u n d V e r b r a u c h Fehlt auch in der verkehrswirtschaftlichen Ordnung ein dem ganzen Wirtschaftsgeschehen gesetzter, inhaltlich bestimmter Zweck, so zielt doch alles Geschehen in allen Wirtschaftsordnungen auf den Verbrauch als den alleinigen Sinn und Zweck alles Wirtschaftens. Verbrauchseinheiten sind die „Haushalte"; durch den Übergang der Güter an sie kommt der Wirtschaftsprozeß insoweit zum Abschluß, und die Nutzwerte der Güter in der Befriedigung der Verbrauchsbedürfnisse sind die letzten Orientierungsmaßstäbe für die Erzeugung und Beschaffung der Güter. Die Höhe der Nachfrage spiegelt aber nicht direkt die Dringlichkeit des Bedarfs des Haushalts an den einzelnen Gütern. Sie hängt nämlich primär ab von der Kaufkraft, über die der Haushalt verfügt, und die f ü r eine bestimmte

108

Kreislauf und Preisbildung

Geldmenge abhängig ist v o n den geltenden Güterpreisen. Erst in der Verteilung dieser Kaufkraft auf die einzelnen Verbrauchsgüter wird die relative Dringlichkeit des Haushaltsbedarf wirksam. Quelle der Kaufkraft ist das Eink o m m e n der Haushalte als Erlös für die v o n den Haushalten gelieferten produktiven Leistungen. So sind die Haushalte zugleich auch die letzten „Leistungseinheiten", nämlich als Faktoren der Produktion: durch ihre eigenen Leistungen ermöglichen sie ihren Verbrauch und bestimmen auch dessen Höhe. Aber die Leistungsangebote gehen an die „Unternehmungen" und werden erst durch deren, durch eigene Wirtschaftspläne bestimmte, Produktion in Güterangebote umgewandelt. Obwohl demnach die Produktion auf Verbrauch ausgerichtet ist, ist sie nicht passiv durch den Verbrauch bestimmt, denn dieser ist wieder bedingt durch die Einkommensbildung in der Produktion, d. h. durch die Wirtschaftspläne der Unternehmungen. D i e ökonomische Knappheit der produzierten Güter ist zurückzuführen auf die Knappheit der Produktionsmittel. Führt eine Veränderung der Nachfrage im Verhältnis zum Angebot zu einer Veränderung der Güterpreise, so wirkt das wie ein Signal zur Veränderung der Produktmenge, damit zugleich des Einsatzes der Produktionsmittel. a) Die Preisbildung für die Produktionsmittel bewirkt, daß deren Leistungen nicht für die Erzeugung von Gütern verwendet werden, deren Markterlös diesen „Kostenaufwand" nicht wieder ersetzt. Wird umgekehrt ein Produktpreis erwartet, der über dem „Kostenpreis" des Produkts liegt, so kann für die Produktionsmittel ein höherer Preis geboten werden, um sie für diese Verwendung zu beschaffen; die produktiven Leistungen steigen also im Wert. b) Die Nachfrage der Haushalte beeinflußt so über den Preis der Güter hinweg die Preise der Produktionsmittel, d. h. der produktiven Leistungen, die von den Haushalten selbst erbracht werden. c) Im interdependenten Zusammenhang erfolgt so eine fortgesetzte Bewertung aller Güter und aller Produktionsfaktoren, welche den Grad der Knappheit des Angebots im Verhältnis zum Grad der Begehrtheit bemißt. Dabei werden die indi-

Verkehrswirtschaft und Märkte

109

viduellen Entscheidungen durch ihre Orientierung an den Preisen so beeinflußt, daß die Nachfrage von den besonders knappen und daher teuren Angeboten abgelenkt und auf die reichlichen und daher billigen Angebote hingelenkt wird. 4.

Preisbildung und Einkommensbestimmung Aus der Abhängigkeit der Preisbildung für die Produkcionsfaktoren von derjenigen der Produkte ergibt sich der für die Verkehrswirtschaft sehr wichtige Sachverhalt, daß die Preisbildung in einem einheitlichen Zuge die Bildung des Sozialprodukts und seine Verteilung als Einkommen bestimmt. Denn in den „Kosten" der Produktion, d. h. den Preisen der Produktionsfaktoren, vollzieht sich die Wertbildung für die produktiven Leistungen der „Haushalte", d. h. deren Einkommen. „Produktion im ökonomischen Sinne des Wortes ist nichts anderes als eine durch Kauf vollzogene Kombination benötigter und knapper Leistungen. In diesem Prozeß erhält jede der benötigten und knappen Leistungen einen Preis, und in der Bildung dieser Preise besteht im Grunde die Verteilung und Bildung des Einkommens. So bewirkt der Prozeß in ein und derselben Reihe von Schritten Produktion im ökonomischen Sinne und durch die Bewertung der produktiven Dienste, die mit der Produktion zu tun haben, auch die Verteilung oder die Bildung von Einkommen. In diesem Schema hört also die kapitalistische Produktion auf, aus zwei verschiedenen Prozessen zu bestehen, wie das in einer sozialistischen Gesellschaft der Fall sein würde. Wir erblicken nur einen Prozeß der Wahlhandlungen und Wertbildungen, für den Produktion und Verteilung nur zwei verschiedene Aspekte sind. Und alle Typen von Einkommen sind bei diesem Schema durch ein und dasselbe Prinzip erklärt, das Prinzip der Preisbildung für die mitwirkenden Faktoren." (Schumpeter, History of Economic Analysis. New York 1954, S. 567/68.) Alle privaten Wirtschaftssubjekte, Unternehmungen wie Haushalte, erstreben ihre ökonomischen Vorteile durch bestmögliches Ausnutzen der durch die Preisverhältnisse bestimmten Marktchancen. Die Preise der Produktionsfaktoren sind für die Unternehmungen Kosten, für die

110

Kreislauf und Preisbildung

Haushalte bestimmen sie deren Einkommen. D a nun die Preise der Leistungen den Produkten als deren Kostenwert angerechnet werden, ist (mit einigen Einschränkungen) der Kostenwert der Produktion das Einkommen der Haushalte der Nicht-Unternehmer. In der Bildung des (vom Kostenwert evtl. abweichenden) Marktpreises der Produkte vollzieht sich die Vollendung des Ausgleichs von Produktwert und Einkommensbildung: die Differenz ist das Einkommen der Unternehmer-Haushalte (Gewinn oder Verlust).

§ 3. Prinzipien der Preisbildung 1. P r e i s

und

Preisbildung

Der Preis eines Gutes ist die Zahl der Geldeinheiten (Mark, Pfennig etc.), gegen die eine Einheit des Gutes (Stück, kg etc.) ausgetauscht werden kann. Werden zwei Güter, n und i, getauscht, wobei q Menge und p Preis je Einheit ist, so ist das Tauschverhältnis wertmäßig: q n p n : q; p ; . Nun sei das Gut n „Geld" als allgemeiner „Wertmesser", d. h. der „Preis" für die Einheit des Geldes ist als 1 gesetzt (1 — D M = 1 — D M ) . Dann erqn gibt sich der Geldpreis des Gutes i als: pi = . Etwa: 100 Einheiten Geld (100 D M ) geteilt durch 20 Einheiten des Gutes i ergeben einen Preis von 5 D M je Einheit von i. 1 _ qi Der Kehrwert des Ausdrucks ^ — ^ ergibt die „Kaufk r a f t " der Geldeinheit gemessen an Einheiten des Gutes i. Die „allgemeine Kaufkraft" des Geldes wäre entsprechend an einem bestimmt zusammengesetzten Güterbündel zu bemessen, im reziproken Wert also an einem „Preisniveau". (Vgl. unten § 4,1). I m Unterschied zu durch den Staat gesetzten Preisen erfolgt die Bildung des Marktpreises durch das Verhältnis von angebotener und nachgefragter Menge des be-

Prinzipien der Preisbildung

111

treffenden Gutes. In der Theorie wird unterstellt, daß sich die Marktteilnehmer „frei" über die von ihnen angebotene bzw. nachgefragte Menge entscheiden, und zwar gemäß ihrer (unten zu betrachtenden) Angebots- und Nachfragefunktionen, deren Zusammenfassung das Gesamtangebot bzw. die Gesamtnachfrage auf dem betreffenden Markt darstellt. Diese Mengen werden als Funktionen des Preises behandelt. Gefragt wird vor allem nach dem Gleichgewichtspreis des betreffenden Gutes auf seinem lokal und zeitlich bestimmten Markt. Das ist jener Preis, bei dem Gleidiheit der zu diesem Preis angebotenen und nachgefragten Menge besteht. Selbstverständlich ist bei jedem Preis der „Umsatz" als Wert der verkauften Menge gleich dem Wert der gekauften. Der Begriff Gleichgewichtspreis fordert, daß kein zu diesem Preis vorliegendes Angebot ohne Nachfrage, ebenso keine Nachfrage ohne Angebot bleibt, daß also der Markt zu diesem Preis „geräumt" wird. Sind die Angebots- und Nachfragefunktion bekannt, so kann mathematisch abgeleitet werden, ob es einen Preis gibt, der die Gleichgewichtsbedingung erfüllt. Davon ist durchaus zu unterscheiden die Frage, ob es eine Tendenz zu diesem Gleichgewichtspreis, also eine Bewegung der Preisbildung zu dieser Größe hin gibt. Eine Tendenz zur Bildung des Gleichgewichtspreises wird abgeleitet aus dem Streben jedes Marktteilnehmers nach höchstmöglichem Tauschvorteil: Nachfrageüberschüsse ermöglichen den Anbietern ein Hinaufsetzen des geforderten, Angebotsüberschüsse den Nachfragenden ein Herabsetzen des gebotenen Preises. Jeder kauft so billig und verkauft so teuer wie möglich. Da für ein gleiches („homogenes") Gut kein Nachfrager einen höheren, kein Anbieter einen tieferen Preis gewähren wird als bei irgendeinem Kontrahenten auf dem Markt zu erzielen ist, kann es auf dem „vollkommenen" Markt für ein „homogenes" Gut nur einen Preis geben (W. St. Jevons: „law of indifference", „Prinzip der Unterscniedslosigkeit").

112

Kreislauf und Preisbildung

Werden für das „gleiche" Gut auf demselben Markt verschiedene Preise gezahlt, so bestehen entweder bei Marktteilnehmern Irrtümer über die Marktlage (mangelnde „Transparenz" des Marktes), oder die Preisbildung ist nicht »frei", oder das Gut ist nicht „homogen", weil bestimmte Anbieter oder Nachfrager bevorzugt werden (z. B. „Freundschaftspreise", besonderer „Kundendienst" etc.). Preisunterschiede, die auf einem einheitlichen Markt auftreten, werden durch „Arbitrage" beseitigt: Kauf zum niedrigeren und Verkauf zum höheren Preis, dadurch Preishebung und -Senkung, bis der Preis einheitlich ist. „Spekulation" kann als „Arbitrage in der Zeit" angesehen werden: Kauf eines Gutes zum heutigen Preis, wenn erwartet wird, daß das Gut künftig zu einem höheren Preis wiederverkauft werden kann. Im Unterschied zur Arbitrage, bei der zwei tatsächlich gegebene Preise vorliegen, ist aber bei der Spekulation der erwartete Preis ungewiß und die Aufbewahrung der Ware (Lagerung) durchweg mit Kosten verbunden. D a s Ergebnis des Preisbildungsprozesses ist stets v o n der jeweiligen Marktform beeinflußt („monopolistische", „oligopolistisdie" M ä r k t e etc.), weil durch diese bestimmt w i r d , wieweit die M a r k t t e i l n e h m e r in ihrem Streben nach höchstmöglichem Tauschvorteil nicht n u r v o n K o n t r a h e n ten, s o n d e r n auch v o n W e t t b e w e r b e r n a b h ä n g i g sind. (Vgl. B d . I I , K a p . V I I . ) 2. N a c h f r a g e f u n k t i o n und Angebotsfunktion _ M i t „ N a c h f r a g e " u n d „ A n g e b o t " als M a r k t g r ö ß e n sind nicht feste G ü t e r m e n g e n gemeint, s o n d e r n eine T a b e l l e (engl, „schedule"), in der die bei verschiedenen Preisen (je Einheit) n a c h g e f r a g t e n b z w . angebotenen M e n g e n verzeichnet sind. D i e n a c h g e f r a g t e n b z w . angebotenen M e n gen sind demnach durch eine „ N a c h f r a g e f u n k t i o n " b z w . „ A n g e b o t s f u n k t i o n " m i t d e m Preis v e r b u n d e n . (Vgl. Bd. I I , Kap. III und VI.) a) Die Nachfrage eines Wirtschaftssubjektes nach Mengen eines Gutes a (q D a) wird nicht nur vom Preis dieses Gutes (pa)

Prinzipien der Preisbildung

113

abhängen, sondern bei gegebener Bedarfsstruktur auch von den Preisen der Güter b, c . . . (pb, Pc . . . ) . der verfügbaren Ausgabensumme (e), seinen Erwartungen über die künftige Preisentwicklung (X). Im Ausdruck einer Funktion: q D a = f (Pa, Pb, Pc • • • ; e; X)Zur einfachen Nadifragefunktion d» = f (p a ) gelangt man durdi die Fiktion, daß alle Variablen außer p a gegeben und unveränderlich (konstant) sind (Klausel: „ceteris paribus", „other things being equal"). — Entsprechendes gilt für die Entwicklung der Angebotsfunktion s a = g (p a ). b) Die unter die ceteris paribus Klausel eingesetzten Größen sina keineswegs ,unwirksam', sondern in einer bestimmten angenommenen Höhe wirksam, haben daher auch durchaus Einfluß auf die isolierte Funktion. Würde z. B. für einen Verbraucherhaushalt angenommen, daß seine gesamte Ausgabensumme konstant ist, ebenso die Preise und die zu diesen Preisen bezogenen Mengen aller anderen Güter außer a, so wäre damit auch die Ausgabensumme für das Gut a gegeben und konstant. Bei einem Preisfall des Gutes a würde sich also zwar die bezogene Menge erhöhen können, aber nicht die Ausgabensumme. (Im später [Bd. II. Kap. I I I § 2] zu behandelnden Elastizitätsausdruck: die Elastizität der Nachfrage nach a in Bezug auf den Preis a hat den Wert — 1 . Die Funktion d a = f(p a ) ist also durch die ceteris paribus Annahmen eindeutig ihrer Form nach bestimmt als Hyperbel). c) Umgekehrt kann auch der Preis als Funktion der nachgefragten bzw. der angebotenen Mengen behandelt werden, indem man die Funktionen p a = f (q D a ) bzw. p a = g ( q s J bildet. d) Ist nichts anderes bestimmt, so sind die Funktionen »statisch": sie beziehen sich auf einen Zeitpunkt bzw. eine Periode; nidit auf Veränderungen der Preise und Mengen im Zeitverlauf. Solche Funktionen können für die Nachfrage bzw. das Angebot eines einzelnen Wirtschaftssubjektes („mikroökonomisch'') aufgestellt werden, aber auch für die Gesamtnachfrage bzw. das Gesamtangebot aller Teilnehmer an einem bestimmten Markt („makroökonomisch"). Wenn ein Einzelner durch seine Nachfrage den Marktpreis nicht beeinflussen kann, wird der Preis als unabhängige Variable zu behandeln sein; in bezug auf den 8

Paulsen, Allg. Volkswirtschaftslehre I

114

Kreislauf und Preisbildung

Gesamtmarkt sind aber Preis und nachgefragte Menge so durch einander bestimmt, daß sowohl die eine wie die andere Größe als unabhängige, die andere dann als abhängige Variable behandelt werden kann. 3. D i e B e s t i m m u n g des G1e i c h g e w i c h t s p r e i s e s Die Funktionen besagen, daß eine Beziehung zwischen Mengen und Preisen besteht. Quantitative Ausdrücke dieser Beziehungen müssen auf der Grundlage der Theorie der Verbrauchernachfrage, der Produktionskosten etc. entwickelt werden. Im jetzigen Zusammenhang der Steuerung des Kreislaufgesdiehens ist das Prinzip des Ausgleichs nachgefragter und angebotener Mengen durdi die Bestimmimg des Gleichgewichtspreises zu behandeln. Dazu werden gewisse Formen der Nachfrage- und der Angebotsfunktion als „normal" oder „typisch" angenommen, die sich mit der unmittelbaren Erfahrung weitgehend decken. In zahlreichen Fällen ist die Nachfragemenge eine abnehmende, die Angebotsmenge eine zunehmende Funktion des Preises des betreffenden Gutes, d. h., die Nachfragemenge ist bei höherem Preis kleiner, die Angebotsmenge größer. In der folgenden Tabelle sind für einen gegebenen Markt eines bestimmten Gutes entsprechende Ziffernwerte angenommen: Preis je Einheit des Gutes 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Menge von Einheiten nachgefragt angeboten 60 110 180 270 370 500 650 800 1000

950 900 820 730 620 500 370 220 50

Defizit bzw. Ubersdiuß der nachgefragten Menge —890 —790 —640 —460 —250 —

+280 +580 +950

Prinzipien der Preisbildung

115

„Gleichgewichtspreis" ist hiernach der Preis v o n 4 je Einheit, denn nur zu diesem Preis sind die nachgefragten und angebotenen Mengen gleich. D a ß die „ f r e i e " Preisbildung auf einem „ v o l l k o m m e n e n " M a r k t zum Erreichen dieses Gleichgewichtspreises f ü h r t , w i r d aus den bereits behandelten A n n a h m e n a b geleitet: 1. der M a r k t ist „ t r a n s p a r e n t " , d . h . , alle M a r k t teilnehmer durchschauen die M a r k t l a g e und handeln „irrtumsfrei", 2. jeder Marktteilnehmer erstrebt den höchstmöglichen Tauschvorteil, 3. kein Anbieter g e w ä h r t einen tieferen, kein N a c h f r a g e r einen höheren Preis, als er v o n einem anderen N a c h f r a g e r b z w . Anbieter erreichen k a n n , 4. d i e Anbieter v e r k a u f e n , die N a c h f r a g e r k a u f e n , solange ihnen der V e r k a u f b z w . K a u f v o r t e i l h a f t e r erscheint als der NichtVerkauf b z w . N i c h t k a u f . a) Bei Ubergang vom Preis 5 auf den Preis 4 verringert sich beispielsweise die Angebotsmenge um 120 Einheiten, d. h., in diesem Umfang wird von den Anbietern der Nichtverkauf für vorteilhafter angesehen als der Verkauf zum tieferen Preis. Umgekehrt bei den Nachfragern. b) Zum Preis von 5 können zwar 370 Einheiten verkauft werden, da zum tieferen Preis von 4 aber 500 Einheiten angeboten werden, gewähren die Nachfrager den höheren Preis nidit. c) Grenzkäufer bzw. Grenzverkäufer sind die Marktteilnehmer, die zum gegebenen Preis gerade noch kauf- bzw. verkaufswillig sind, aber nicht mehr bei einem etwas höheren bzw. etwas tieferen Preis. Sie sind es, die zusammen den Preis bestimmen, da auf dem Markt nur ein Preis möglidi ist (Böhm-Bawerk: Gesetz der Grenzpaare). Die „intramarginalen" Käufer und Verkäufer, die auch noch bei einem höheren bzw. tieferen Preis kauf- bzw. verkaufswillig wären, erzielen also ebenfalls diesen für sie günstigeren Preis und damit einen besonderen Vorteil („Rente"). 8*

116

Kreislauf und Preisbildung 4.

Geometrische

Darstellung

D i e Zahlenwerte der vorstehenden Tabelle können in der Darstellungsweise der Koordinatengeometrie zur Anschauung gebracht werden (Abb. 7). a) Die horizontale Achse des positiven Quadranten eines Koordinatensystems (Abszissenachse) ist mit einer Skala der Mengen, die vertikale (Ordinatenachse) mit einer solchen der Preise versehen. Die Schnittpunkte der Lote ergeben für die Wertpaare der Tabelle je einen Punkt, z. B. für den Preis 4 und die dazu gehörige Menge der Nachfrage 500 (Koordinaten des Punktes: 500, 4). Durch Verbindung der Punkte für die Tabellenwerte der Nachfrage gewinnt man die Nachfragekurve DD, entsprechend ergeben die Werte der Angebote die Angebotskurve SS. Im Regelfall ist die Neigung der Angebotskurve SS positiv

: die Angebotsmenge verändert sich

gleichsinnig mit der Veränderung des Preises; umgekehrt die Neigung der Nachfragekurve b) Der Punkt P stellt den Gleichgewichtspreis dar, da er der einzige ist, der auf beiden Kurven liegt, für den demnach angebotene und nachgefragte Mengen gleich sind. c) Der Gesamtumsatz (Preis mal Menge) ist 2000, dargestellt durch das Rechteck mit den Loten von P auf die Koordinaten als Seitenlängen. Beide Kurven sind „statisch": eine „Bewegung auf der Kurve" ist nidit als Veränderung von Preisen und Mengen in der Zeit aufzufassen, sondern jeder Punkt auf der Kurve stellt eine für den gleichen Zeitpunkt bzw. die gleiche Zeitperiode geltende Beziehung dar. („Wenn der Preis nicht 5, sondern 6 wäre, so wäre die Nachfrage nicht 370, sondern 270.") — Steigt die Nachfrage, so wäre die nachgefragte Menge zu jedem Preis größer als vorher, die Kurve würde sich daher nach redits verlagern, etwa nach D'D'. Entsprechend würde beispielsweise „fallendes" Angebot zu einer Verlagerung der Kurve SS nach S'S' führen. Durch solche Kurvenverlagerungen er-

Prinzipien der Preisbildung

10

0 I

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117

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Abb. 7.

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Bildung des Gleidigewiditspreises

geben sich neue Schnittpunkte der Kuryen (P* bzw. P") als neue Gleichgewichtspreise. a) Bei einer Verlagerung wird sich regelmäßig auch die Form der Kurven ändern (keine Parallelverschiebung). Sie erfolgt, wenn sich die in der Nachfragefunktion als konstant angenommenen und daher nicht berücksichtigten Werte verändern, z. B. die oben mit e bezeichnete Ausgabensumme, oder bezüglich der Angebotsfunktion die Produktionskosten, die Produktionstechnik etc. Eine gegebene Kurve kann nur Beziehungen zwischen zwei Variablen veranschaulichen, unterstellt also alle übrigen als in ihren Werten konstant (Klausel „ceteris paribus"). b) Sind die Verlagerungen der Kurven ungleichsinnig (z.B. größere Kaufneigung und geringere Verkaufsneigung), so wird sich die umgesetzte Menge wenig, der Gleichgewichtspreis stark ändern. Sind sie gleichsinnig (z. B. erhöhte Kauf- und Verkaufsneigung), so wird sich der Preis wenig, die umgesetzte Menge stark ändern. (Man vgl. die Beziehungen zwischen P und P] einerseits, die zwischen P ' und P " andererseits, wobei im ersten Falle P, im zweiten P' das Ausgangsgleichgewicht bildet.) 5.

B e d i n g u n g e n für das V o r l i e g e n eines Gleich g ew ichtspreises Ob es einen Gleichgewichtspreis gibt, im geometrischen Ausdruck: einen Schnittpunkt der Nachfrage- mit der An-

118

Kreislauf und Preisbildung

gebotskurve im positiven Q u a d r a n t e n des Koordinatensystems, also mit positiven Werten f ü r Menge und Preis, hängt ersichtlich von der Lage und der Form der beiden Kurven ab. Die Bedingungen werden im folgenden algebraisch abgeleitet und an einem Beispiel verdeutlicht. Angenommen seien zwei lineare Gleichungen f ü r nachgef r a g t e Mengen (q D ) u n d angebotene Mengen (q s ), als Summe aus einer preisunabhängigen Konstanten (a bzw. y) u n d einer Proportionalitätskonstanten des Preises p (ß bzw. ß f ü r den positiven W e r t des Nenners im Ausdruck f ü r den Preis ist erfüllt. 8 = ß würde gleidie Neigung beider Kurven zur Mengenadise, also ihre Parallelität bedeuten, bei der es keinen Schnittpunkt gibt. 2. D a ß das Angebot bei einem Preis von 0 positiv sei, ist sehr unwahrscheinlich, daher ist der W e r t von y

Prinzipien der Preisbildung

119

als n e g a t i v anzunehmen, das A n g e b o t beginnt erst bei einem bestimmten positiven Preis. D a g e g e n ist a als H ö h e der N a c h f r a g e bei einem Preis v o n 0 zweifellos positiv. Somit ist auch der W e r t im Z ä h l e r des Ausdrucks f ü r den Preis positiv, d a m i t der gesamte Preisausdruck positiv. Aus a > y folgt, daß der Schnittpunkt der Nachfragekurve mit der (horizontalen) Mengenachse weiter rechts liegt als der Schnittpunkt der Angebotskurve. Das ist gleichbedeutend mit dem oft verwendeten Ausdruck, daß zum Bestehen eines Gleichgewichtspreises die Angebotskurve die Nachfragekurve »von unten" schneiden muß. 3. A u s 1 u n d 2 e r g i b t sich, daß da > ßt, d. h., daß auch der Mengenausdruck positiv ist, w e n n die P a r a m e t e r die entwickelten Bedingungen erfüllen. Beispiel: qD = 15 — 0,2 p qS = — 3 + 1 p Gleichgewichtspreis p 0 = 15. Die nachgefragte und die angebotene Menge sind bei diesem Preis q D 0 = q s o = 12. Die folgende Abbildung 8 stellt diese Gleichungen in geometrischer Form dar. 6.

Bestimmtheit

des

Preises

D a ß — wie in der obigen Darstellung — angebotene und nachgefragte Mengen nur bei einem bestimmten Preis gleich sind, setzt voraus, d a ß das gehandelte G u t u n b e g r e n z t teilbar ist o d e r daß — "bei m a k r o ö k o n o m i scher A n a l y s e — die Z a h l der N a c h f r a g e r nach einem nicht in kleinste Mengen teilbaren Gut sehr groß ist.' a) Selbst bei materiell teilbaren Gütern (z. B. Zucker) reagiert der einzelne Nachfrager nicht durch Mengenveränderung seiner Nachfrage in Gramm auf Preisveränderungen in Bruchteilen eines Pfennigs, — viel weniger bei in Einzelstücken gehandelten Gütern, wie Kleidung, Hausrat etc. Die individuelle Nachfragekurve (ähnlich die individuelle Angebotskurve) wird daher Sprünge aufweisen und stufenförmig verlaufen. b) Ist aber die Zahl der Marktteilnehmer ausreichend groß, so werden die makroökonomischen Kurven sich einem glatten Verlauf nähern. Denn auch bei unteilbaren Stücken wird es

120

Kreislauf und Preisbildung Preis

Abb. 8.

Gleidhgewlchtspreis

einzelne Käufer geben, die sich z. B. bei einer sehr geringen Preissenkung zum Kauf eines Stückes entschließen. Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, so wird die Preisbildung innerhalb eines gewissen Bereichs „unbestimmt" sein; die Festlegung des Preises geschieht durch „Feilschen". Je größer der M a r k t ist, um so bestimmter wird (bei freier Preisbildung) der Gleichgewichtspreis. Die Abbildung 9 zeigt, wie durch Hinzutritt weiterer Marktteilnehmer der Bereich der Unbestimmtheit der Preisbildung eingeschränkt wird. Bei A wird angenommen, daß ein Stück eines Gutes von einem Verkäufer angeboten, der zum Verkauf zu jedem Preis über 10 bereit ist (Kurve SS), und von einem Käufer nachgefragt wird, der jeden Preis unter 20 gewähren will (Kurve DD). Die Preisbildung ist im Bereich zwischen 10 und 20 unbestimmt, — zu anderen Preisen kann überhaupt kein

121

Das Gleichgewicht des Kreislaufs

S D

20 B e r e i c h der Bereich der

^

Preisbildung

Preisbildung

Bereich

der

Preisbildung 10

S

D

1

- Stück

0

Abb. 9.

1

2

—0

1 2

Bereiche der Preisbildung

Verkauf zustande kommen. — Bei B wird gezeigt, wie durch Hinzutritt eines Anbieters eines weiteren Stücks, der zu einem Mindestpreis von 15 verkaufsbereit ist, der Bereich der Preisbildung auf 10—15 eingeschränkt wird; der Preis kann nicht über 15 liegen, weil dann der Nachfrage von einem Stück das Angebot von zwei Stücken gegenübersteht. — C zeigt das Hinzutreten eines zweiten Nachfragers, der einen Höchstpreis von 18 zu zahlen bereit ist. Beide angebotenen und nachgefragten Stücke können zu einem Preis zwischen 15 und 18 umgesetzt werden. — Würden weitere Anbieter und Nachfrager mit Wertschätzungen zwischen 15 und 18 für das. Stück hinzutreten, so würde sich der Bereich der Preisbildung weiter einschränken, schließlich die Preisbildung vollständig bestimmt sein.

§ 4. Das Gleichgewicht des Kreislaufs 1. P r e i s r e 1 a t i o n e n

und

Preisniveau

Bei der E r w e i t e r u n g der Gleichgewiditsbetraditung auf den gesamten Kreislauf k o m m e n zu der entwickelten Bild u n g des Gleidigewichtspreises auf einem E i n z e l m a r k t hinzu die Beziehungen 1. zwischen den Preisen d e r E i n z e l m ä r k t e als Bildung der Preisrelationen o d e r der P r e i s s t r u k t u r ,

122

Kreislauf und Preisbildung

2. zwischen der Stärke des monetären und realen Kreislaufstromes insgesamt als Bildung des Preisniveaus. Wenn 1 Einheit eines Gutes A, 2 Einheiten eines Gutes B, 4 eines Gutes C und 10 eines Gutes D je 1 DM kosten, so sind diese Mengen auf dem Markt gleichwertig und können real gegeneinander ausgetauscht werden. Diese Tauschrelation der Mengen kommt demnach zum Ausdruck in der Preisrelation, nach der eine Einheit der Güter A, B, C und D je 1 DM, 0,50 DM, 0,25 DM und 0,10 DM kostet. Die erste Frage ist, wie sich diese Relation der Preise bildet und welche Relation Gleichgewicht darstellt. Die den Preisrelationen zugrunde liegenden Tauschrelationen würden unverändert bleiben, wenn sich ihr Geldausdruck, d. h. ihre Preise, in gleicher Proportion verändert, also z. B. die genannten Mengen nicht 1 DM kosten, sondern 10 DM. Diese Veränderung beträfe vielmehr nur das Preisniveau, nämlich die Kaufkraft der Geldeinheit oder den „Geldwert". Das Preisniveau ist also der reziproke Wert der Kaufkraft des Geldes. Ist P das Preisniveau, B die Kaufkraft des Geldes, so gilt

An diese Unterscheidung knüpft eine Hypothese an, die für die Preistheorie grundlegend ist: Bei Veränderungen der Preisrelationen ohne eine soldie des Preisniveaus spricht eine Vermutung dafür, daß sie durch Verschiebungen in den relativen Angebots- und Nachfrageverhältnissen der einzelnen Güter verursacht sind. — Verändert sich dagegen das Preisniveau, so ist eine Veränderung zwischen der Gesamtgröße des realen Kreislaufstromes (Umsatzmenge) und der des monetären Kreislaufstromes (Geldumlauf) zu vermuten.

123

Das Gleichgewicht des Kreislaufs

2. D a s G l e i c h g e w i c h t relationen

der

Preis-

Grundsätzlich ist eine Interdependenz aller Preise anzunehmen, auch wenn ein bemerkbarer Einfluß der Änderung eines Preises nur für die Preise irgendwie „benachbarter" Güter direkt festzustellen ist. Bei der Untersuchung dieser gegenseitigen Einflußnahme werden drei Arten oder Richtungen der Preisrelationen zu unterscheiden sein: 1. „Horizontale" Preisrelationen sind solche zwischen Gütern und Diensten gleicher „Stufe" (oder „Ordnung"), etwa zwischen Verbrauchsgütern wie Butter, Margarine, Schmalz etc., oder zwischen Rohstoffen wie Eisen, Stahl, Kupfer, Aluminium etc. 2. „Vertikale" Preisrelationen sind solche zwischen Produktionsmitteln und mit ihrer Verwendung hergestellten Produkten. 3. „Intertemporal" (im Unterschied zu „intratemporal") sind Preisrelationen, wenn sich die in Beziehung gebrachten Preise auf verschiedene Zeitpunkte oder -perioden beziehen. Bei der Lagerbildung wird z. B. der „heutige" Preis des Gutes im Verhältnis zum „künftigen" („erwarteten") eine Rolle spielen. Bei allen zeitbeanspruchenden Produktionsvorgängen ist das Verhältnis zwischen den „heute" aufzuwendenden Produktionskosten und dem „künftigen" Preis des Produkts entscheidend. Eine besonders wichtige intertemporale Preisrelation wird durdi den Zins dargestellt. In seiner Geldform (Kreditzins) drückt er eine Größenbeziehung zwischen einer gegenwärtigen und einer künftigen Geldsumme aus; er tritt aber grundsätzlich bei allen intertemporalen Wirtschaftsvorgängen in Erscheinung.

Diesen Unterscheidungen entsprechen die zwischen horizontalem, vertikalem und intertemporalem Gleichgewicht der Preisrelationen. Das totale Systemgleichgewicht bedingt, daß in allen Richtungen die Preisrelationen im Gleichgewicht sind.

124

Kreislauf und Preisbildung

2 . B. kann ein Marktpreis auf dem „vollkommenen" Markt nur Gleidigewiditspreis sein, wenn (in vertikaler Richtung der Preisinterdependenz) er in später zu zeigender Weise den „Grenzkosten" der Produktion des betreffenden Gutes gleidi ist.

Zur Bestimmung des Gleichgewichtszustandes wurde bereits auf das Verhalten der Marktteilnehmer zurückgegriffen: sie orientieren ihre Entscheidungen an den Preisen als „objektivem Bezugssystem" und verändern ihr Marktverhalten, solange sie dadurch ihre Wirtschaftszwecke besser und vollständiger erreichen können. Mit diesen Ausführungen ist der Ansatz für die Behandlung des ersten der genannten Problemzusammenhänge des Kreislaufgeschehens gefunden: die Zusammensetzung des Kreislaufstromes nach den einzelnen Arten und Mengen der tausendfachen Güter und Dienste wird gesteuert durch die Bildung der Preise auf den einzelnen Märkten und der Preisrelationen zwischen den Märkten. Noch bleiben die Fragen offen, wie sich die Stärke des gesamten Kreislaufstromes bildet und welche Zusammenhänge zwischen Geldkreislauf und realem Kreislauf bestehen. 3. S t ä r k e d e s Kreislaufstromes Die Erfahrung zeigt Schwankungen in der Stärke des Kreislaufs und einen höheren oder geringeren Grad der Ausnutzung der vorhandenen Produktionsmittel (Arbeitslosigkeit). Frage ist, ob auch diese Erscheinung durch die Preisbildung erklärt und ob eine Tendenz zur Vollausnutzung aller Angebote an Produktionsmitteln angenommen werden kann. Die ältere und ein großer Teil der neueren Theorie verneinen die Möglichkeit eines Systemgleichgewichts mit Unter- oder Überbesdiäftigung. Denn da kein Gleichgewicht auf einem Einzelmarkt möglich ist, sofern Überschüsse vorliegen, muß dasselbe für alle Märkte in ihrer Zusammenfassung gelten. Bei freier Preisbildung wird daher das Sozialprodukt bzw. der Kreislauf stets nach der

Das Gleichgewicht des Kreislaufs

125

Größe hin tendieren, die der gegebenen Ausstattung der Volkswirtschaft mit Produktionsmitteln, der angewendeten Technik usw. entspricht. a) Bei der tatsächlich festzustellenden Arbeitslosigkeit handelt es sich hiernach um „Reibungserscheinungen", die aus ungenügender Beweglichkeit der Preise und Löhne, Verzögerungen in der Umsetzung der Arbeitskräfte, saisonalen Schwankungen in der Beschäftigung und ähnlichem erklärt werden können, die aber nicht auf eigentliches Versagen der automatischen Selbststeuerung des Systems hinweisen. b) Die allgemeine Interdependenz der Preise ist hierbei entscheidend. Verlagert sich etwa die Nachfrage von Gut A nach Gut B, so wird selten eine direkte Umsetzung der Produktionsmittel von A nach B möglich sein. Aber wo immer im Ausgleichsvorgang Überschüsse und Defizite auftreten, werden dadurch die Preise als Steuerungssignale sich ändern und die Ausgleichstendenzen wirksam werden. Diese These wird in der Theorie bezeichnet als das Say'sche Theorem (Jean Baptiste Say, 1767—1832). Es kann in zwei gleichsinnigen Ausdrucksweisen dem Inhalt nach bestimmt werden: 1. Jedes Marktangebot bedeutet eine ihm entsprechende wertgleiche Nachfrage, weil ja notwendig jeder Anbieter auch Nachfrager ist. Z. B. Ricardo (Principles of Political Economy. 3. Auflage 1821): „Niemand produziert ohne die Absicht ein anderes Gut zu erwerben, das ihm von Nutzen ist oder zur künftigen Produktion beiträgt. So wird er durch die Produktion entweder der Verbraucher seiner eigenen Erzeugnisse oder Käufer und Verbraucher der Güter irgendeiner anderen Person . . . Produkte werden stets durch Produkte oder durch Dienste gekauft; Geld ist nur das Medium, durch das der Tausch bewerkstelligt wird." Hieraus wäre abzuleiten, daß zwar einzelne Güter im Uberschuß angeboten werden können, aber nicht das Gesamtangebot bei freier Preisbildung höher sein könne als die Gesamtnachfrage. Ebenso wäre eine absolute Ubernachfrage unmöglich, weil man nur durch Angebot anderer Güter Nachfrage ausüben kann.

126

K r e i s l a u f und Preisbildung

2. In der Kreislaufbetrachtung läßt sich dasselbe dahin ausdrücken, daß der Produktion jeder Größe notwendig ein wertgleiches Einkommen entspricht, daß demnach mit jeder Produktion auch die ausreichende „ K a u f k r a f t " entsteht, um die gesamte Produktion nachzufragen. Zwar wird nicht jedes Gut zu seinem Kostenwert nachgefragt, aber ein Defizit in der Nachfrage nach einem Gut muß sich notwendig als Uberschuß in der Nachfrage nach anderen Gütern äußern, da ja insgesamt der NachfrageWert dem Produktionswert entsprechen muß („Kompensationstheorie"). Dieses Theorem — für die Selbststeuerung der Verkehrswirtschaft von zentraler Bedeutung — ist (abgesehen von einzelnen Kritikern) erst in neuerer Zeit ausdrücklich bestritten worden, namentlich durch J . M. Keynes (The General Theory of Employment, Interest, and Money. 1936). (Vgl. Bd. IV.) 4. D i e

Gleichgewichtsbedingungen

Gleichgewicht auf den einzelnen Märkten besteht, wenn sich in der Einkommensverwendung die Nachfrage im gleichen Verhältnis auf die einzelnen Produkte verteilt, in dem diese an der Einkommensentstehung beteiligt sind, denn dann werden die Produkte zu ihren Kostenpreisen (einschl. normaler Unternehmerentschädigung) abgesetzt. — Gewinne und Verluste beim Absatz der einzelnen Verbrauchsgüter werden sich im Saldo ausgleichen, wenn die Gesamtnachfrage nach Verbrauchsgütern gleich dem gesamten Kostenwert der Verbrauchsgüter ist. Das wird der Fall sein, wenn die Einkommensempfänger den gleichen Anteil des Gesamteinkommens nicht für Verbrauchsgüter verausgaben, d. h. sparen, wie Produkte nicht zum Verbrauchsabsatz angeboten, d. h. investiert werden. Die folgende Abbildung verdeutlicht diese Beziehung. I m K o s t e n w e r t der G e s a r a t p r o d u k t i o n v o n 100 sind den H a u s h a l t e n der F a k t o r e n 100 E i n k o m m e n ausgezahlt worden.

Das Gleichgewicht des Kreislaufs

127

Die von den Unternehmungen auf den Verbrauchsgütermärkten insgesamt angebotenen Güter haben einen Kostenwert von 75. Haben die Haushalte sich entschlossen, 25 ihres empfangenen Einkommens zu sparen, so ist deren Gesamtnadifrage nadi Verbrauchsgütern 75. Die Verbrauchsgüter werden also insgesamt zu ihrem Kostenwert abgesetzt, auch wenn bei dem Absatz der einzelnen Verbrauchsgüter Gewinne und Verluste entstehen. — Hätten sich aber die Haushalte entschlossen, 30 zu sparen, so wäre entweder bei den Unternehmungen bei dem Absatz der Verbrauchsgüter ein Verlust von 5 entstanden, oder sie hätten für den Verkauf beabsichtigte Verbraudisgüter in diesem Wert auf Lager nehmen, d. h. zusätzlich investieren, müssen. — Hätten umgekehrt die Haushalte nur 20 gespart, so wären entweder entsprechende Gewinne entstanden, oder aber die Investierungen würden um 5 vermindert werden. An diese Erwägungen über die Relationen zwischen Einkommensbildung durch Verbraudis- und Investitionsgüterproduktion und Einkommensverwendung durch Verbraudisgüternadifrage und Sparen der Haushalte knüpft die Kritik am klassischen Ausgleichstheorem an. Die

A b b 10.

E n t w i c k e l t e s Kreislaufschema

128

Kreislauf und Preisbildung

Frage nach der Bestimmung der Stärke des Kreislaufstromes wird auf das Verhältnis zwischen den von den Unternehmungen geplanten Investitionen und der von den Haushalten geplanten Höhe des Sparens konzentriert. Eine Ausweitung der Produktion insgesamt wird stattfinden, wenn die gewinnbringende Produktion größer ist als die verlustbringende. Das wird der Fall sein, wenn die Nachfrage nach Verbrauchsgütern seitens der Niditunternehmer-Haushalte größer ist als der Anteil der Verbrauchsgüterproduktion an der Einkommensbildung der Nichtunternehmer-Haushalte. Im entgegengesetzten Fall wird eine Einschränkung der Produktion zu erwarten sein. Zwar sind realisiertes Investieren und realisiertes Sparen nach der früher durchgeführten Ableitung immer gleich. Aber diese Gleidiheit wird durch das Auftreten von Gewinnen oder Verlusten bzw. durch ungeplantes Investieren und Sparen herbeigeführt. Ist dagegen das geplante Investieren größer als das geplante Sparen, so werden sich nach dem jetzt entwickelten Schema Gewinne im Absatz der Verbrauchsgüter ergeben, die eine Ausdehnung der Produktion verursachen. Im umgekehrten Fall wird die Tendenz zur Produktionseinsdhränkung gehen.

Die Entwicklung der hier vorliegenden, schwierigen und umstrittenen Theoreme, namentlich auch im Hinblick auf die Bedeutung der Zinsbildung, die nadi der klassischen Theorie zum Ausgleich von Investieren und Sparen führen soll, kann erst an späteren Stellen dieser Darstellung unternommen werden. (Vgl. Bd. IV.) A u f den Unterschied in der Erklärungsrichtung sei aber schon jetzt aufmerksam gemacht: Nach dem klassischen Ausgleichstheorem wird die Höhe der Gesamtproduktion, damit die Stärke des Kreislaufs, durch veränderte Größen des Anteils des Investierens und Sparens an der Einkommensbildung und -Verwendung nicht beeinflußt; die durch Nachfrage nach Verbrauchsgütern nicht beanspruchten Produktionsmittel werden durch die Zinsbildung der Nachfrage f ü r Investitionsgüterproduktion zugeführt. — Die neuere Kritik an diesem Ausgleichstheorem dagegen nimmt an, daß diese Umsteuerung bei gleichbleibender Gesamthöhe der Produktion nicht gewährleistet

Das Gleichgewicht des Kreislaufs

129

ist, sondern daß sich in der angedeuteten Weise Veränderungen in der Gesamthöhe der Produktion bzw. der Stärke des Kreislaufstromes vollziehen. 5. D a s

Gleichgewicht zwischen realem und monetärem Kreislauf

Der letztgenannte Problemkreis bezieht sich auf das Verhältnis zwischen dem monetären und realen Kreislauf. W ä r e bei unveränderter Stärke des Geldstromes der gesamte reale Strom stärker oder schwächer geworden, so müßte der „Geldwert" steigen bzw. fallen (das Preisniveau sinken bzw. steigen). Ebenso, wenn bei unveränderter Stärke des realen Stromes die umlaufende Geldmenge steigt (Erhöhung des Preisniveaus, sinkender Geldwert) oder fällt (Sinken des Preisniveaus, steigender Geldwert). Solche Vorgänge stellen Ungleichgewicht dar; die Gleichgewichtstendenz besteht demnach, wenn sich entweder Geldmenge und realer Strom aneinander angleichen, oder Geldwert und realer Strom. Auf solche Vorgänge beziehen sich die Begriffe „Inflation" und „Deflation". Inflation tritt ein, wenn ein vergrößerter Geldumlauf, daher eine gestiegene monetäre Nachfrage nicht zu einer Erhöhung des realen Angebots führt, sondern zu einer Erhöhung des Preisniveaus. Deflation liegt vor, wenn umgekehrt ein allgemeiner Preisfall, legelmäßig verbunden mit einer Verminderung des realen Güterumlaufs, auftritt. Die hieran anknüpfenden Theoreme beziehen sich auf die Frage, unter welchen Bedingungen sich der Geldumlauf „automatisch" dem „Bedarf" anpaßt (bzw. welche Geldverfassung und Geldpolitik dazu erforderlich ist), wieweit umgekehrt vom Geld selbständige Einflüsse auf das Wirtschaftsgeschehen ausgehen, die dann unter U m ständen auch von der Geldpolitik zum Erreichen gewisser Ziele ausgenutzt werden können. — Auch diese umfassenden Probleme werden hier nur genannt und späterer Behandlung vorbehalten. (Vgl. Bd. IV.) 9

Paulsen, Allg. Volkswirtschaftslehre I

130

Bedürfnisse, Güter, Nutzen

Kap. VI. Bedürfnisse, Güter, Nutzen § 1. Bedürfnisse und Güter 1. B e d ü r f n i s s e Bedürfnisse der Menschen, verstanden als Erstreben bestimmter Zustände, sind die „letzten den Wirtschaftssubjekten noch bewußten Bestimmungsgründe des wirtschaftlichen Handelns" (H. Mayer). Sie setzen die „Zwecke", welche durch Beschaffung u n d Verwendung geeigneter „Mittel" erreicht werden sollen. Solche Mittel gewähren „ N u t z e n " ; sind sie „knapp", so werden sie bewirtschaftet und bewertet. Alles Wirtschaften zielt auf Befriedigung von Bedürfnissen. Die damit unterstellte „Zweck-Mittel-Beziehung" als Basis eines rationalen Verhaltens mit Mitteln bei gegebenen Zwecken kann nur als vorläufiger methodischer Ansatz gelten. In Wahrheit existieren die Bedürfnisse nicht isolierbar und unabhängig von den Gütern, die zu ihrer Deckung geeignet sind. Daß mit der Schaffung neuer Güter zunehmend auch die Bedürfnisse geweckt bzw. bewußt gemacht werden müssen, für deren Deckung bzw. zur Vermittlung eines befriedigenden Erlebnisses die Güter geeignet sind, gilt namentlich für die hoch entwickelten und dynamischen Industrieländer.

Die meisten Bedürfnisse sind wiederkehrend, und der Bedürfnisstand ist praktisch unbegrenzter quantitativer und qualitativer Erweiterung fähig. Daher ist auch die zum Wirtschaften zwingende Spannung zwischen knappen Mitteln und unbegrenzten Bedürfnissen nicht aufhebbar. Der erreichbare Stand der Befriedigung gegebener Bedürfnisse hängt einerseits von der Menge der Mittel ab, andererseits von der „Wirtschaftlichkeit" ihrer Beschaffung und Verwendung. Diese Wirtschaftlichkeit setzt eine „Rangordnung der Bedürfnisse" voraus, denn sie bedingt, d a ß nicht für weniger dringliche Bedürfnisse Mittel verwendet werden, die dadurch für die Deckung dringlicherer fehlen. Wirtschaften ist daher die Zuweisung knapper Mittel an Zwecke gemäß einer Rangordnung dieser Zwecke mit dem Ziel optimaler Erreichung der Zwecke.

Bedürfnisse und Güter

131

Diese Ordnung ist subjektiv: jeder Mensch hat seine eigene Skala der Bedürfnisse. Diese ist nicht unmittelbarer Beobachtung zugänglich, sondern festgestellt werden kann nur die Art der Mittelverwendung. Es wird unterstellt, daß sich in dieser die Rangordnung der Bedürfnisse ausdrückt. — Art und Dringlichkeit der Bedürfnisse des einzelnen sind aber stark durch seine soziale Umwelt determiniert, namentlich durch den „Standard" der Lebenshaltung und Verbrauchsgewohnheiten jener sozialen Gruppe, zu der sich der einzelne rechnet bzw. in die er strebt. Die Bedürfnisstruktur gilt so als Merkmal des sozialen „Status". D a s W i r t s c h a f t e n wird nicht erst durch aktuelle B e dürfnisse ausgelöst, sondern geschieht „ v o r s o r g e n d " . D i e einzelnen Wirtschaftssubjekte können durch Sicherung v o n Geldeinkommen und - v e r m ö g e n Zukunftsfürsorge betreiben, d. h. durch Bereitstellen „allgemeiner K a u f k r a f t " . Die Gesamtheit dagegen kann das (abgesehen v o m E r w e r b von Ansprüchen gegen das Ausland, d. h. v o n Gold und Devisen) nur durch Bereitstellung v o n Gütern, n a m e n t lich Aufstocken des Bestandes an Produktionsmitteln („Kapital"). „Kollektive" Bedürfnisse im Unterschied zu „individuellen" sind solche, die nicht durch einen individuellen Verbrauchsakt befriedigt werden, sondern deren Befriedigung durch kollektive Instanzen (Staat, Gemeinden, Verbände etc.) betrieben wird. Durchweg erfolgt die Bereitstellung der Mittel durch „generelles Entgelt" (Steuern, Zwangsabgaben), d. h. nicht am Maßstab eines Vorteils gemessen, den der einzelne von den Einrichtungen hat („spezielles Entgelt"). Die Bestimmung der Dringlichkeit dieser Bedürfnisse ist so den privaten Wirtschaftssubjekten entzogen (z. B. Zwangsversicherung, Schulpflicht etc.). — Ferner werden unterschieden „Gemeinschaftsbedürfnisse" als solche, die sich aus der Existenz des Gemeinwesens ergeben (z. B. Rechtspflege) von „Gemeinbedürfnissen", die zweckmäßig durch Gemeinwirtschaft befriedigt werden, obwohl sie ihrer Natur nach einzelne Personen betreffen (z. B. öffentliche Verkehrsmittel). 2.

Güter

Ein G u t im ökonomischen Sinne ist, was indirekt oder direkt in der Bedürfnisbefriedigung „ N u t z e n " stiftet, d a 9»

132

Bedürfnisse, Güter, Nutzen

her einer N a c h f r a g e begegnet, und „knapp" ist, daher einen Preis erzielen k a n n („Wirtschaftsmittel v o n Wert"). Z u den Gütern rechnen: 1. „Dienste", das sind Leistungen rechtlich freier. Menschen, durch deren Erbringen ein E i n k o m m e n erzielt werden k a n n („Lohn", „Gehalt", „ H o n o r a r " etc.). 2. „Sachgüter", das sind materielle D i n g e , die im Geoder Verbrauch N u t z l e i s t u n g e n abgeben und daher als „Bündel v o n N u t z l e i s t u n g e n " bewirtschaftet werden. 3. Rechte u n d Verhältnisse, soweit sie gegen Entgelt übertragbar sind (z. B. Forderungen, Patente etc.). 4. Geld, soweit es nicht unter die Forderungen zu rechnen ist. a) Dienste können als solche nicht aufbewahrt oder gespeichert werden; nicht-erbrachte Dienste sind f ü r die Versorgung endgültig verloren (Arbeitslosigkeit). Sie werden bei Erbringen an Haushalte unmittelbar, in Unternehmungen „produktiv" verbraucht (zu Produkten transformiert'), d. h. in ihrem Wert dem eines erstellten Produkts angerechnet. b) „Verbrauch" (im physischen Sinn) ist der Verzehr der „Nutzleistungen" der Güter, entweder in einem einmaligen oder in fortlaufenden Akten. Unabhängig von seiner physischen Beschaffenheit ist ein Gut verbraucht, wenn es keine bewerteten Nutzleistungen mehr abzugeben vermag (z. B. Kalender vom Vorjahr, technisch überholte Maschinen). Der Wert eines Gutes entspricht also dem der in ihm enthaltenen N u t z leistungen. c) .öffentliche Güter' können solche heißen, deren Nutzung durch ein Individuum nicht ,auf Kosten' der Nutzung durch andere Individuen geschieht, sich somit die verfügbare Nutzenmenge nicht durch Addition der einzelnen Nutzungen ergibt (Beispiel. Straßenbeleuchtung). 3. E i n t e i l u n g e n d e r G ü t e r V o n den nach unterschiedlichen Gesichtspunkten m ö g lichen Einteilungen der Güter sind z u nennen: 1. nach dem Grad der Knappheit bzw. der Vermeidbarkeit durch Produktion (absolut unvermeidbare, mit steigenden, gleichen oder fallenden Kosten vermehrbare); 2. nach ihrer Verwendung zum Erwerb oder Verbrauch;

Bedürfnisse und Güter

133

3. nadi dem Grad der „Dauerhaftigkeit".

Von besonderer Bedeutung sind die Beziehungen der Güter zueinander. Der „Interdependenz" der Preise müssen Relationen der Güter entsprechen insofern, als bei wirtschaftlichen Entscheidungen Gruppen von Gütern gleichzeitig beachtet werden. Entsprechend den „vertikalen" und „horizontalen" Preisrelationen lassen sich diese Beziehungen der Güter zueinander gliedern: 1. In vertikaler Beziehung nach Güterordnungen (Carl Menger), gemessen an dem Grad ihrer Entfernung von verbrauchsreifen Produkten. Die in die Verfügung der Verbraucherhaushalte übergehenden Güter heißen Güter erster Ordnung, die diesen im Ablauf Her Produktion unmittelbar vorgelagerten Güter zweiter Ordnung, die diesen vorgelagerten Güter dritter O r d n u n g etc. Bei diesem Zurückgehen vermindert sich die Zahl der zu jeder Ordnung gehörigen Güter; schließlich gelangt man zu den „ursprünglichen Produktionsmitteln" Arbeit u n d N a t u r leistungen („Boden") als den Gütern höchster Ordnung, die nicht mehr auf andere Produktionsmittel zurückführbar sind (abgesehen von Aufwendungen zur Bodenverbesserung, zur Ausbildung und Schulung der Arbeitskräfte u. dergl.). Diese Betrachtung erhellt a) die Anpassung der Produktion und Nachfrage aneinander: verändert sich die Nachfrage nach Gütern einer tieferen Ordnung, so wirkt das zurück auf den produktiven Einsatz der ihnen vorgelagerten Güter der höheren Ordnungen; b) die Wertbildung der Güter: nach der Nutzwerttheorie (vgl. § 3) setzt die Wertbildung bei den Gütern erster Ordnung ein, die Güter höherer Ordnungen erhalten ihren „abgeleiteten" Wert durch den jener Güter, zu deren Erzeugung sie dienen; c) die Preisinterdependenz: „Wenn zwei Güter auch nur ein einziges Produktionsmittel gemein haben, und andere Produktionsmittel nicht, so stehen ihre Werte doch in einem Zusammenhang; denn die Verteilung dieses einen Produktionsmittels stellt die Beziehung her. Von der Mitwirkung dieses einen Produktionsmittels hängt die Menge der beiden Güter

134

Bedürfnisse. Güter, Nutzen

mit ab, . . ( S d i u m p e t e r , Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung. 5. Auflage. Berlin 1952, S. 49 f.)

2. In horizontaler Beziehung (zwischen Gütern gleicher Ordnung) durch die Stärke der Verbindung im Angebot und in der Nachfrage. „Komplementär'' heißen Güter, die

a) in der Nachfrage verbunden sind, weil sie zum Erreichen eines bestimmten Zweckes zusammenwirken (z. B. Treibstoff und Schmieröl. Messer und G a b e l l ; b) im Angebot verbunden sind, weil sie in einem einheitlichen Produktionsprozeß anfallen (z. B. Baumwolle und Baumwollsaat, Koks und Gas).

„Substitutiv" („konkurrierend") heißen Güter, die zueinander im Verhältnis gegenseitiger Ersetzbarkeit stehen, daher

a) in der Nachfrage sich gegenseitig verdrängen können (z. B. Bauholz und Eisenträger, Streichhölzer und Feuerzeug, Strom und Gas), b) im Angebot (Produktion) sich in der Verwendung von Produktionsmitteln gegenseitig ausschließen (alle „knappen" Produktionsmitel mit wähl weiser Verwendung).

„Unverbunden" sind Güter, für die weder im Angebot noch in der Nachfrage eine dieser Verbundenheiten besteht.

(Z. B. Dynamomaschinen und Herrenhüte). Zwar besteht grundsätzlich die durchgreifende Interdependenz dadurch, daß alle Güter um die „ursprünglichen" Produktionsmittel („Güter höchster Ordnung") Arbeit und Boden miteinander konkurrieren, indessen ist diese Beziehung bei unverbundenen Gütern so entfernt, daß sie praktisch nicht spürbar ist.

Diese Beziehungsformen werden in der Preis- und Kostenanalyse, sowie in der Theorie der Nachfrage und der Marktformen zur Anwendung gebracht. § 2. Wirtschaftliches Verhalten 1. D i e

w i r t s c h a f t l i c h e n E n t s c h e i d u n g seinheiten Das Wirtschaften als Verfügung über knappe Mittel zum Erreichen geordneter Zwecke geschieht durch »Wirt-

Wirtschaftliches Verhalten

135

schaftssubjekte"; Ausdruck für die einheitliche zweckbestimmte Ausrichtung ihres Verhaltens ist ihr individueller „Wirtschaftsplan". (Vgl. Bd. II, Kap. I und IV.) Wirtschaftssubjekte sind 1. die Haushalte, deren den Wirtschaftsplan bestimmende Zielgebung als Maximierung des Verbrauchernutzens (Versorgungsstandes) angesprochen wird; 2. die Unternehmungen, deren Wirtschaftsplan auf Maximierung des Reinertrages (evtl. audi auf andere Ziele) abgestellt ist; 3. der Staat bzw. die einzelnen Instanzen staatlidi bestimmter Tätigkeit mit je besonderen Zwecksetzungen.

Wer keine selbständigen wirtschaftlichen Entscheidungen treffen kann, ist nicht „Wirtschaftssubjekt", sondern unselbständiges Glied im Wirtschaftsplan einer anderen Einheit (unmündige Familienmitglieder, Sklaven, alle Personen innerhalb einer totalen Zwangswirtschaft). Beziehungen zwischen Wirtschaftssubjekten müssen notwendig solche des freien Vertrages sein, d . h . ökonomisch des Tausches (Kauf und Verkauf)- Der Tausch beruht auf freier Entscheidung beider Kontrahenten, die also gleichrangig sind, während eine Zwangsleistung das Verhältnis der Über- und Unterordnung bedingt. Aus der Kreislaufbetrachtung ergaben sidi als wichtigste Beziehungen zwischen Wirtschaftssubjekten: 1. der Verkauf von Leistungen der Haushalte in ihrer Eigenschaft als „Faktoren" an Unternehmungen, 2. der Verkauf von Verbraudisgütern durch Unternehmungen an Haushalte als Verbraucher, 3. Käufe und Verkäufe von Leistungen der Haushalte aneinander, 4. Käufe und Verkäufe zwischen Unternehmungen, 5. Beziehungen von Haushalten und Unternehmungen zum Staat.

2. W i r t s c h a f t s p l ä n e Der Wirtschaftsplan eines Wirtschaftssubjektes umfaßt alle Wirtschaftshandlungen, die die Verwendung vorhandener oder beschaffbarer Mittel zur Erreichung der ge-

136

Bedürfnisse, Güter, Nutzen

setzten Zwecke betreffen. Das Zweckerreichen ist abhängig von den Bedingungen, unter denen die Mittel beschafft und verwendet werden können, d. h., da die Mittel in einem „Preis" objektiv bewertet sind, müssen die Zwecke an den „Kosten" („Aufwendungen") der Mittelverwendung orientiert werden. Der Erfolg der Unternehmungen, nämlidi der Hödistertrag, kann an den Kostenpreisen und Erlösen quantitativ gemessen werden, während die Haushalte subjektive Befriedigungswerte mit den Preisen der Güter zu vergleichen haben.

Stehen die Zwecke und die Kosten der Mittel fest, so ist eine „optimale" Mittelverwendung eine solche, die durch anderweitige Verteilung der Mittel nicht verbessert werden kann. Auf diese ist der Wirtschaftsplan abgestellt; bleiben demnach die Bedingungen unverändert, so wird auch der Wirtschaftsplan nicht geändert werden. Verändern sich die Zwecke oder die verfügbaren Mittel bzw. deren Wert, so wird zur Maximierung des Wirtschaftserfolges eine Änderung des Wirtschaftsplans erfolgen. Da alle Wirtschaftspläne in die Zukunft gerichtet sind, müssen ihnen notwendig neben „heutigen" auch „erwartete" Daten zugrunde gelegt werden. Es wird daher zu einer Änderung der Wirtschaftspläne kommen, wenn die „realisierten" Daten nicht mit den „erwarteten" übereinstimmen. Solche „Planrevisionen" sind Anstöße für Änderungen des Wirtschaftsgeschehens überhaupt. Es handelt sich um die bereits behandelte Gleidigewichtsbetrachtung: stimmen realisierte und erwartete Größen überein, so fehlen Impulse für Änderungen des wirtschaftlichen Verhaltens, daher besteht Gleichgewicht.

Die Revision der Wirtschaftspläne wird nicht fortwährend erfolgen; dem steht schon der starke Einfluß des routinemäßigen Verhaltens gegenüber. Jeder Wirtschaftsplan bezieht sich auf eine bestimmte „Periode", deren Länge durch den „ökonomischen Horizont" des Wirtschaftssubjektes bestimmt ist. In der theoretischen Analyse werden die Entscheidungen über Planrevisionen auf den (gedachten) Zeitpunkt zwischen zwei Perioden lokalisiert.

Wirtschaftliches Verhalten

137

3. R a t i o n a l i t ä t

und w i r t s c h a f t l i c h e s Prinzip Der Begriff der Rationalität („Zweckrationalität") bezieht sich auf die Zuteilung der knappen Mittel zum optimalen Erreichen der gesetzten Zwecke und umfaßt: 1. die bewußte Klassifizierung der Zwecke und das systematische Bevorzugen der als erstrebenswerter angesehenen (Skala der Präferenzen); 2. das bewußte Abwägen der möglichen Mittelverwendungen im Hinblick auf ihren wirkungsvollsten Einsatz; 3. die Konsistenz als Widerspruchslosigkeit der einzelnen Maßnahmen im Gesamtzusammenhang. Diese Rationalität wird ausgedrückt durch das „wirtschaftliche Prinzip": mit gegebenen Mitteln ist der hödistmögliche Erfolg, ein gegebener Zweck ist mit dem geringstmöglichen Mitteleinsatz zu erstreben. Da aber eine Isolierung eines einzelnen Projektes in der Regel nicht möglich ist, geht die Weiterführung des Prinzips in die Richtung, Kosten und Erfolge unterschiedlicher Projekte miteinander zu vergleichen. Die inhaltliche Bestimmung der Zwecke ist nicht gemäß einer „Rationalität" durchzuführen; es ist keine Forderung der Rationalität, etwa für sich selbst statt f ü r andere zu sorgen oder einer „objektiven" Rangordnung der zu erstrebenden Zwecke zu folgen. Rationalität betrifft nur die Art, in der Zwecke bewußt gemacht und durdi Mittelverwendung erreicht werden. a) Der „homo oeconomicus" ist ein der Klassik (mit zweifelnaftem Recht) unterlegter „Idealtyp" eines „reinen Wirtschaftsmenschen", dessen Verhalten sich aus nüchtern-kalkulatorischem Erstreben rein „egoistischer" Zwecke ergeben soll. Die Konstruktion eines solchen Typs des „Wirtschaftsmenschen" steht im Zusammenhang mit der Lehre des Utilitarismus (Jeremy Bentham, 1748—1832), welche das Verhalten der Menschen als durch Vermeiden von Unlust und Erstreben von Lust bestimmt annahm und aus der konsequenten Verwirklichung dieses Prinzips das „größte Glück der größten Zahl" zur Maxime aller gesellschaftlichen Einrichtungen erhob. 10

P a u l s e n , Allg. V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e I

138

Bedürfnisse, Güter, Nutzen

b) Die Unterstellung eines bestimmten „rationalen" Verhaltens als „natürlich" wird von einigen Wissenschaftlern auch heute nodi vorgenommen. Zum Beispiel Ludwig von Mises (Theory and History. An Interpretation of Social and Economic Evolution. New Häven 1957. S. 45): „Da ist zunächst die Idee, daß eine naturgegebene Ordnung der Dinge besteht, der der Mensch seine Handlungen anpassen muß, wenn er Erfolg haben will. Zweitens: Das einzige Mittel zur Erkenntnis dieser Ordnung ist das Denken und die Vernunft, und keine bestehende soziale Einrichtung ist von dieser Prüfung und Bewertung durch diskursives Urteilen ausgenommen. Drittens: kein anderer Standard der Beurteilung irgendwelcher Handlungen von einzelnen oder Gruppen von Einzelnen ist verfügbar außer nach den Wirkungen, welche diese Handlungen hervorgerufen haben. Bis zur letzten logisdien Konsequenz vorangetrieben führte die Idee des natürlichen Gesetzes schließlich zum Rationalismus und Utilitarismus." c) „Für sie (die Psychologie, Anmerkung v. Verf.) ist die Konzeption des rationalen Verhaltens nur in einer Bedeutung sinnvoll, nämlidi in der Beschreibung des rationalen Verhaltens als eines Abwägens verschiedener alternativer Handlungsabläufe und der sich daran anschließenden, von bestimmten Prinzipien geleiteten freien Auswahl zwischen ihnen. . . . Dieses Verhalten kann dann dem medianischen, sich wiederholenden, dem Routineverhalten also, gegenübergestellt werden." (G. Katona, Das Verhalten der Verbraucher und Unternehme^, Tübingen 1960, S. 58.) d) Da audi das Planen und Abwägen unter das wirtschaftliche Verhalten gehört, muß auch dieses „rational" sein: es wäre „unrational", belanglose Handlungen durch übermäßigen Aufwand an geistiger Anspannung erschöpfend durdizukalkulieren. e) In der Methodik der theoretischen Durchdringung der Wirtschaftsvorgänge erscheint die Rationalität als die „Logik", die sich aus der Mittel-Zweck-Beziehung ergibt, d. h. als Ableitung eines Verhaltens, das sich bei gegebener Zweckordnung, gegebenen Mittelbeständen, gegebener Verwendbarkeit der Mittel und quantitativer Vergleichbarkeit von eingesetzten Mitteln und erreichten Zwecken rein rechnerisch ergeben würde. Dies grundlegende theoretische Prinzip der Ökonomie wird so als Maximum-Problem gefaßt. (Erst in jüngster Zeit eröffnet sich durch die „Spieltheorie" von J. v. Neumann und O.Morgenstern eine Ausweitung auf die Lösung von „Minimum-Maximum"-

Wirtschaftliches Verhalten

139

Problemen („Sattelpunkte"), also Verbindung von „geringstmöglichem" Mitteleinsatz mit „höchstmöglichem" Erfolg). Diese Betrachtungsweise ermöglicht die Aufstellung von „Gesetzen" des wirtschaftlichen Geschehens, gemeint als „Aussagen bezüglich Tendenzen menschlichen Verhaltens unter bestimmten Bedingungen" (A. Marshall). Von diesen „logischen" Gesetzen sind zu unterscheiden die „empirischen", welche auf der Beobachtung des w i r t schaftlichen Geschehens aufgebaut sind und daher stets nur statistischen Wahrscheinlichkeitscharakter haben. Das sog. „Engel'sche Gesetz" z. B., nach welchem die f ü r Nahrungsmittel ausgegebene Quote des Einkommens mit steigendem Einkommen fällt, ist ein empirisches Gesetz, welches jederzeit durch neue Feststellungen widerlegt werden k a n n ; die Aussage, d a ß (bei bestimmten Annahmen) der maximale Gewinn eines Unternehmens bei einer Absatzmenge erzielt wird, bei der Grenzkosten und Grenzertrag gleich sind, ist ein „logisches" Gesetz, welches gültig bleibt, auch wenn empirisch ein anderes Verhalten nachgewiesen wird. f) Sollen bestimmte wirtschaftliche Zusammenhange in einem theoretischen .Modell' dargestellt werden, so müssen .Verhaltensfunktionen' einbezogen werden als Aussagen darüber, an welchen ökonomischen Größen die Menschen sich in ihrem wirtschaftlichen Verhalten orientieren (z. B. Nachfrage nach einem Gut orientiert am Preis des Gutes) und wie sie auf eine Veränderung dieser Größen reagieren (z. B. bei Erhöhung des Preises um x°/o fällt die Nachfragemenge um y%>). D a m i t wird also das Verhalten berechenbar und der unbestimmbaren Willkür entzogen. Diese f ü r die Modellanalytik notwendige Setzung kann als nationales Verhalten' gemeint sein, besagt aber nichts mehr als eben die Annahme, die betreffende wirtschaftliche H a n d l u n g sei durch die angegebenen wirtschaftlichen Größen .bestimmt'.

Der Nachweis eines bestimmten Verhaltens als „rational" ermöglicht das „Verstehen" dieses Verhaltens und befriedigt insoweit die wissenschaftliche Erklärung. Irrtümer in der rational gemeinten Verhaltensweise zerstören nicht die Rationalität. a) „Die unmittelbar verständlichste A r t der sinnhaften Struktur eines H a n d e l n s ist ja das subjektiv streng rational orientierte H a n d e l n nach Mitteln, welche (subjektiv) f ü r eindeutig adäquat zur Erreichung von (.subjektiv) eindeutig und klar 10*

140

Bedürfnisse, Güter, Nutzen

erfaßten Zwecken gehalten, werden . . . . J e eindeutiger ein Handeln dem Typus der Richtigkeitsrationalität entsprechend orientiert ist, desto weniger wird sein Ablauf durch irgendwelche psychologischen Erwägungen überhaupt sinnhaft verständlicher. Umgekehrt bedarf jede Erklärung von irrationalen Vorgängen, d. h. solchen, bei welchen entweder die objektiv richtigen Bedingungen des zweckrationalen Handelns unbeachtet oder (was zweierlei ist) auch subjektiv die zweckrationalen Erwägungen des Handelnden weitgehend ausgeschaltet waren, . . . . vor allen Dingen der Feststellung: wie denn im rational idealtypischen Grenzfall absoluter Zweck- und Richtigkeitsrationalität gehandelt worden wäre." (Max Weber, Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie. I n : Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre. Tübingen 1922. S. 403 ff.) b) Als „Verstehen" ist gemeint der „ . . . . sehr komplexe theoretische Akt, in dem wir mit dem Anspruch auf Objektivität den inneren sinnvollen Zusammenhang im Sein und Tun, im Erleben und Verhalten eines Menschen (einer Menschengruppe) oder den Sinn einer Leistungsobjektivation auffassen". (Eduard Spranger, Lebensformen. Geisteswissenschaftliche Psychologie und Ethik der Persönlichkeit. 7. Aufl., Halle 1930. S. 410.) Als „ i r r a t i o n a l " Motive

haben

Handlungen

zu

gelten,

deren

1. auf subjektiv als zwingend und letztgültig angenommenen Leitsätzen beruhen, welche einer rationalen Handlungsweise übergeordnet sind, wie etwa religiöse Oberzeugungen, intuitive Anwendung ethischer Grundüberzeugungen etc., („wertrationales" Handeln, dem, unabhängig vom Erfolg, unbedingter Eigenwert beigelegt wird), 2. auf ungeprüfter und unbeweglicher Gewohnheit beruhen („Routine", Trägheit des Denkens etc.), 3. ungeprüfte Anpassung an Vorbilder sind, 4. affektuale bzw. emotionale Reaktionen sind. Gemeint ist stets, daß in der K e t t e : Anreiz zur Entscheidung, vernünftige Überlegung, Handlung, das mittlere Glied fehlt oder unvollständig ist, so daß statt der „Reflektion" ein „Reflex" vorliegt. „Für die Masse der Durchschnittsmenschen lautet das wirtschaftliche Prinzip, dem sie folgen, einfach dahin, ,sei so wirtschaftlich als deine Genossen es sind', d. h. erfülle das Gebot

Wirtschaftliches Verhalten

141

der geringsten Kosten und des höchsten Nutzens, soweit als man es in dem Kreise tut, dem du angehörst und in dem du dich behaupten willst." (v. Wieser, Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft Grundriß der Sozialökonomik, I. Abtig. Tübingen 1914. S. 240.)

4. D i e w i r t s c h a f t l i c h e n handlungen

Wahl-

Die Annahme rationalen Verhaltens ermöglicht die Erklärung der Wirtschaftsvorgänge als Beziehungen zwischen Dingen, indem man den wirtschaftenden Menschen als entscheidendes Objekt eliminiert: sein Verhalten wird als „rational" durch die Sachumstände bestimmt und daher berechenbar angenommen. Diesem berechenbar auf die gegebenen Daten reagierenden, ihre Gebote nur vollziehenden Menschen wird in der neueren Theorie der entscheidende und dadurch das Wirtschaftsgeschehen bestimmende Mensch gegenübergestellt, und es wird gezeigt, daß die Annahme eines nach Lage der gegebenen Daten berechenbar „richtigen" Verhaltens sehr begrenzt ist. Weder sind die Daten für alle Wirtschaftssubjekte identisch, noch reagieren alle Wirtschaftssubjekte auf identische Daten in gleicher Weise. a) Das wirtschaftliche Verhalten ist nicht nur durch gegebene und daher für alle gleiche Daten bestimmt, sondern durch künftige, d. h. erwartete, die nicht bestimmt sind, sondern ausgelegt werden müssen. b) Selbst wenn die künftigen Daten objektiv feststünden, würden sie nicht zum gleichen Verhalten führen, da u. a. der Grad der Risikofreudigkeit etc. das individuelle Verhalten mit bestimmt.

Die wirtschaftliche „Umwelt" des einzelnen Wirtschaftssubjektes sind nicht nur materielle Dinge und deren quantitative Größen, sondern andere Wirtschaftssubjekte, die selbst Entscheidungen fällen, von denen der erstrebte Erfolg mit abhängt. Der Bereich der möglichen rechnerischen „Kalkulation" in der Bestimmung des Verhaltens ist nicht umfassend genug, als daß er die Notwendigkeit einer

142

Bedürfnisse, Güter,

Nutzen

„Strategie" des wirtschaftlichen Verhaltens ausschließen könnte. Immer aber ist Wirtschaften ein wählendes Entscheiden zwischen verschiedenen Möglichkeiten, die sich gegenseitig ausschließen. Aus dem Ergebnis dieser Entschei düngen bilden sich die makroökonomischen Sachverhalte. Die Notwendigkeit der Entscheidung ergibt sich aus der Knappheit, die Möglichkeit aus der mehrfachen Verwendbarkeit der Mittel. Jeder gewählte Mitteleinsatz bedingt daher Verzicht auf andere und den in dieser Verwendung erreichbaren Erfolg, so daß die Kosten entgangener Nutzen sind. § 3. Wert 1. W e r t b e g r i f f „Der Wert ist die Rechenform des Nutzens" (v. Wieser). Wert im allgemeinen Sinne besteht in der Beilegung einer Bedeutung, welche Dinge oder Sachverhalte in bezug auf menschliche Strebungen haben. Für das Wirtschaften ist diese den „Gütern" beigelegte Bedeutung deren „Nutzen" zur Befriedigung von Bedürfnissen. D e m „ o b j e k t i v e n " N u t z e n einer Tauglichkeit z u m Erreichen bestimmter Zwecke steht ein „ s u b j e k t i v e r " gegenüber, der sich aus der individuell e m p f u n d e n e n Dringlichkeit der Zwecke ergibt, deren Erreichen von der V e r f ü g u n g über d a s betreffende G u t abhängig ist. D a s wird ausgedrückt durch den objektiven bzw. subjektiven „ G e b r a u c h s w e r t " .

Die Wertproblematik der Wirtschaft bezieht sich namentlich auf das Verhältnis zwischen „Gebrauchswert" und „Tauschwert", d. h. auf die Bildung des „Preises", den die Güter im wirtschaftlichen Verkehr erzielen. Der „ökonomische Wert" oder „Tauschwert" ist also eine Beziehung zwischen einem Objekt und einem „Standard", nämlich dem Geld, ausgedrückt in Einheiten dieses Standards, nämlich dem Preis. Unverkennbar ist, daß diese Größe nicht unmittelbar der Bedeutung entspricht, den die Güter nach ihrem „objektiven" Gebrauchswert haben, vielmehr hängt er weiterhin von der Knappheit ab: „Knappheit, Nutzen und Wert sind komplementäre Be-

Wert

143

griffe" (v. Zwiedineck-Südenhorst, Allg. Volkswirtschaftslehre, 2. Aufl. 1948, S. 38). Der Grad der Knappheit hängt wiederum einerseits von der Möglichkeit ab, die begehrten Güter durch Produktion zu beschaffen, d. h. den Kosten der Produktion, andererseits von der Dringlichkeit, mit der die Güter begehrt werden, also von ihrem Nutzen. Daher kreist die Problematik der wirtschaftlichen Wertbildung um den Einfluß der Kosten einerseits, der Begehrtheit der Güter andererseits auf die Bestimmung des objektiven Tauschwertes (Preises). Auf die Erklärung einer „Wertsubstanz" („absoluter Wert" etc.) wird verzichtet, seitdem erkannt ist, daß der Wert eine Beziehung zwischen Menschen und Dingen ist, nicht aber ein den Dingen — unabhängig von einer ihnen von den Menschen beigelegten Bedeutung — Innewohnendes.

2. O b j e k t i v i s t i s c h e u n d subjektivistische (Nutzwert-) Theorie Die ältere „klassische" Werttheorie hielt die Erklärung der Wertbildung aus dem Nutzen der Güter für unmöglich, da offensichtlich Güter höchsten Nutzens (z. B. Wasser) einen sehr geringen, umgekehrt Güter geringen Nutzens (z. B. Diamanten) einen sehr hohen Tauschwert haben können („Wertparadox"; Proudhon: „Contradiction économique"). Zwar sei Nutzen Bedingung für die Wertbildung, sofern aber die Güter durch Produktion vermehrbar sind, könne ihr Tauschwert nicht abweichen von den „Kosten", zu denen sie beschaffbar sind. Bei nicht beliebig vermehrbaren (Monopol-)Gütern (einmalige Kunstwerke, Weine bestimmten Jahrgangs und Wachstums etc.) wird sich nach der Klassik der Tauschwert aus dem Verhältnis ihrer Seltenheit zu der Dringlichkeit des Begehrens bilden.

Die „Kosten" der Produktion sind in ihrem Geldausdruck selbst „Preise"; deren Erklärung erfolgt durch Zurückgreifen auf Aufwendungen, die in ihrer quantitativen Größe direkt, also nicht nur im Preisausdruck, bemeßbar sind. Die weitaus vorwiegende Erklärung der Kostenwert-

144

Bedürfnisse, Güter, Nutzen

theorien geschah durch Rückgriff auf die an der Arbeitszeit bemessenen Aufwendungen an produktiver Arbeit: das den Tauschwertrelationen der einzelnen Güter zueinander zugrundeliegende objektive Verhältnisse der relativen Produktionskosten wird am Verhältnis der Arbeitsaufwendungen in der Produktion der Güter gefunden. Die „natürlichen" Preise, um welche die Marktpreise schwanken, sind hiernach durch die objektiven Beziehungen determiniert. So Smith: wenn sich (in primitiven Wirtschaftsverhältnissen) zwei Hirsche gegen einen Biber austauschen lassen, so deshalb, weil zur Erlangung eines Bibers durchschnittlich die doppelte Zeit gleicher (homogener) Arbeit nötig ist wie zur Erlangung eines Hirsches. — Warum es aber zum Tausch kommen sollte, wenn keinem der Partner der Tausch eine günstigere Beschaffungsmöglichkeit gewährt als die direkte Beschaffung, bleibt insoweit unerklärt.

Die „Arbeitswerttheorie" wurde nach den Ansätzen bei Smith und Ricardo und vorher der Eigentumstheorie von John Locke namentlich durch Marx zur Grundlage seines theoretischen Systems gemacht („Ausbeutungstheorie"). Bei diesen Erklärungen wurde in unterschiedlicher Weise der Nachweis versucht, daß die an der Produktion mitwirkenden Faktoren Boden und Kapital nicht an der Wertbildung beteiligt seien: das Kapital wurde in Arbeitsund Bodenleistung aufgelöst („produzierte Produktionsmittel"), durch die Rententheorie gezeigt, daß die Bodenrente nicht den Preis mitbestimmt, sondern durch ihn bestimmt werde. Regelmäßig wurde also die „Arbeit" als Wertmaß gleichgesetzt der „Arbeit" als Ursache des Wertes. Nach der subjektivistischen oder Nutzwert-Theorie dagegen besitzen die Güter nicht Wert, weil sie Kostenaufwand für ihre Beschaffung fordern, sondern Kosten können in dem Maße aufgewendet werden, wie die Güter wegen ihres Nutzens bewertet werden. Es wird dabei nicht der Wert aus dem Nutzen erklärt, sondern der Bewertungsvorgang, die gesellschaftlich-objektivierten

Wert

145

„Werte" (Preise) werden aus der psychologischen Erfahrung des Individuums abgeleitet. Das Beispiel von Smith müßte demnach gedeutet w e r d e n : wenn ein Biber so hoch geschätzt w i r d wie zwei Hirsche, k a n n zur Beschaffung eines Bibers der doppelte A u f w a n d durchgeführt werden wie zur Beschaffung eines Hirsches. Nach der Kostenwert-Theorie wären Güter als gleichwertig zu betrachten, wenn sie wahlweise mit dem Einsatz gleicher Mengen von Produktionsfaktoren produziert werden können, nach der N u t z wert-Theorie, wenn sie sich wechselseitig zur Erlangung eines gleichgroßen N u t z e n s substituieren können.

Dazu mußte das „ W e r t p a r a d o x " aufgelöst werden. Das geschah durch die Erkenntnis, d a ß wirtschaftlich nicht nach dem absoluten und objektiven Gebraudiswert eines Gutes schlechthin gefragt wird, sondern nach der Veränderung im Nutzen, die durch kleine Änderungen in der verfügbaren Menge des betreffenden Gutes bewirkt wird („Grenznutzen"). Diese Erkenntnisse wurden nach wenig beachteten früheren Ansätzen (J. Bentham: „Der Verlust eines Teils des Reichtums wird f ü r den einzelnen einen Verlust an Glück bedeuten, der mehr oder weniger groß ist, entsprechend der Proportion zwischen dem Teil, den er verliert und dem, der ihm bleibt.") fast gleichzeitig durch Jevons, Walras und Menger (1871, 1874) eingeführt und sind, abgesehen von der marxistischen Lehre, fast allgemein angenommen worden.

„Der Wert eines Gutes f ü r einen Wirtschaftler ist danach eine Funktion der Menge des Vorrats und des geringsten Nutzens, der entsprechend der Bedürfnisskala und der Menge des Gutes bei rationeller Verwendung des ganzen Vorrats noch erreichbar ist." (v. Zwiedineck-Südenhorst, Allg. Volkswirtschaftslehre, S. 41.) Setzt somit der Wertbildungsprozeß bei der direkten Schätzung des Güternutzens im menschlichen Verbrauch ein, so strahlt dieser Wert zurück auf die Produktionsmittel, soweit die betreffenden Güter durch solche vermehrbar sind. Die Werterklärung f ü r Verbrauchs- und Produktionsgüter, f ü r beliebig vermehrbare und f ü r Monopolgüter erfolgt so durch ein einheitliches Prinzip.

14b

Bedürfnisse, Güter, Nutzen

Die Einheit eines vielseitig verwendbaren Produktionsmittels wird geschätzt „nach der letzten unter jenen verschiedenartigen Verwendungen, zu der man sie mit Rücksicht auf den verfügbaren Gesamtvorrat noch heranziehen, das ist in diesem Falle, nadi dem Wert des geringwertigsten Produktes, das man aus einer Produktivmitteleinheit noch herstellen darf." (v. BöhmBawerk, Artikel: Wert. Handwörterbuch d. Staatswissensdiaften. 4. Aufl. S. 1003.)

§ 4. Nutzen 1. N u t z e n

und wirtschaftliches Prinzip

„Nutzen" im ökonomischen Sinne ist die Eigenschaft eines Gutes, u m derentwillen es begehrt wird. Es wird unterstellt, daß die Intensität, mit der ein Gut begehrt wird, dem (erwarteten) subjektiven Nutzen durch den Verbrauch oder Gebrauch des Gutes entspricht. Der N u t zen wird verwirklicht durch die Abgabe von „Nutzleistungen" im Verbrauch des Gutes. D e r Begriff „ N u t z e n " ist nicht inhaltlich eingeschränkt auf „objektiven" N u t z e n : es genügt das Begehrtwerden, so daß auch G i f t für den Selbstmörder, Werkzeuge für den Einbrecher „ N u t z e n " haben. .Nutzen' erklärt also nicht, warum Güter .Wert' haben und begehrt bzw. nachgefragt werden, sondern konstatiert lediglich den beobachteten Sachverhalt, daß sie nachgefragt werden.

Maximierung des Nutzens wird als Ziel des wirtschaftlichen Verhaltens angenommen und zwar so, daß 1. der Mensch seine Bedürfnisse als von unterschiedlicher Dringlichkeit erlebt, seine Bedürfnisstruktur also geordnet ist; 2. die meisten Bedürfnisse teilbar sind, ihre Befriedigung daher in einem Prozeß der „Sättigung" durch Verzehr einzelner Nutzleistungen erfolgen kann; 3. aus der grundsätzlichen Knappheit der Mittel die Notwendigkeit folgt, auf den unterschiedlichen Grad der Bedürfnisdringlichkeit nach Art und Teilbedürfnis innerhalb der Bedürfnisart Bedacht zu nehmen.

Nutzen

147

Gelten diese Voraussetzungen, so läßt sich deduktiv ableiten, wie der maximale Stand der Bedürfnisbefriedigung bzw. des erreichten Nutzens zu verwirklichen ist. 2. E r s t e s G o s s e n ' s c h e s Gesetz (Sättigungsgesetz) Sättigung ist das Erlöschen des aktuellen Begehrens nach weiteren Einheiten eines Befriedigungsmittels. Die psychologische Erfahrung beweist, daß in vielen Fällen das Bedürfnis in „Teilbedürfnissen" empfunden wird, die Sättigung sich demnach als fortschreitender Akt des Verzehrs von einzelnen Einheiten vollzieht und daß dabei der durch die letzte Einheit zusätzlich gewonnene Befriedigungsnutzen ständig geringer wird. „ D i e Größe eines und desselben Genusses nimmt, w e n n wir mit Bereitung des Genusses ununterbrochen fortfahren, fortwährend ab, bis zuletzt Sättigung eintritt." (Gossen, Entwicklung der Gesetze des menschlichen Verkehrs und der daraus fließenden Regeln für menschliches H a n d e l n . Braunschweig 1854; 3. A u f l . , Berlin 1927, S. 4 f.)

Aus diesem psychologischen Sachverhalt wird abgeleitet, daß auch das Begehren nach den Einheiten des Befriedigungsmittels mit der fortschreitenden Sättigung abnimmt. „Bei jedem teilbaren Bedürfnis wird innerhalb jedes Bedürfnisabsdinittes der mit der ersten Verwendungseinheit vorzunehmende Befriedigungsakt mit der höchsten Intensität begehrt, jede V e r w e n d u n g weiterer Einheiten derselben Art wird mit abnehmender Intensität begehrt, bis der Sättigungspunkt erreicht ist, darüber hinaus schlägt das Bedürfnis in Widerwillen um." (v. Wieser, Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft, Grundriß der Sozialökonomik, I. Abtig., Tübingen 1914, S. 148.)

Dem im Befriedigungsakt abnehmenden Nutzen der Teileinheiten entspricht demnach eine abnehmende Dringlichkeit der Nachfrage nach weiteren Teileinheiten des betreffenden Gutes, daher auch eine abnehmende Bereitwilligkeit zur Erbringung eines „Beschaffungsopfers" zum Erlangen weiterer Einheiten; namentlich eines Preises von

Bedürfnisse, Güter, Nutzen

148

bestimmter H ö h e . — Das „Sättigungsgesetz" („Erstes Gossen'sdies G e s e t z " ) w i r d so zur Grundlegung der T h e o r i e der N a c h f r a g e nach Verbrauchsgütern, n a m e n t lich z u r E r k l ä r u n g der „ N a c h f r a g e f u n k t i o n " , nach der bei höherem Preis für die Einheit eines Gutes die nachg e f r a g t e Menge kleiner ist als bei tieferem Preis. (Vgl. Behandlung der T h e o r i e der N a c h f r a g e in B d . I I , Kap. III.) Ein Nachfragender zeigt durch sein Verhalten, daß er das betreffende Gut begehrt. Angenommen wird, daß die Stärke des Begehrens und damit die Dringlichkeit der Nachfrage abhängig sei von dem Nutzen, der vom Verbrauch des Gutes erwartet wird. Ob der realisierte Nutzen dem erwarteten entsprechen wird, ist zweifelhaft: die Erwartung kann irren und kann durdi Werbung etc. beeinflußt sein. — Auch wird sich die Nutzenerwartung nicht unabhängig vom Preis bilden und diesen bestimmen, vielmehr wird in der Realität vielfach die „Qualität" des Gutes und damit dessen erwarteter Nutzen nach dem Preis des Gutes beurteilt. In diesem Falle wird eine Preisveränderung die Lage der Nachfragekurve verändern.

3.

Das

T h e o r e m

des

abnehmenden

Grenznutzens D e r Grenznutzen ist die V e r ä n d e r u n g des G e s a m t nutzens bezogen auf die V e r ä n d e r u n g der Stückmenge um eine sehr geringe (nach N u l l tendierende) Einheit. Der Ausdruck wurde geprägt durch v. Wieser. (Über den Ursprung und die Hauptgesetze des wirtschaftlichen Wertes. Wien 1884.) Zu beachten ist, daß der Grenznutzen (engl, „marginal Utility") wie alle sonstigen Grenzgrößen sich nicht auf das zeitlich „zuletzt" hinzugekommene Stück bezieht. Die einzelnen Stücke des Bestandes werden als völlig homogen angesehen, so daß jedes Stück denselben Nutzen erbringt und „Grenzeinheit" ist, — bei Verlust irgendeines der Stücke geht der „Grenznutzen" verloren. D e r Grenznutzen ist als H a u p t b e g r i f f der reinen T h e o r i e bezeichnet w o r d e n ( R o s e n s t e i n - R o d a n ) . E r ist die G r u n d lage für

Nutzen

149

1. die Erklärung der Wertbildung aus dem Sattigungsgesetz, 2. das Prinzip des gleichen Wertes f ü r alle (homogenen) Einheiten eines Vorrats, 3. das Prinzip des Grenznutzenausgleichs als Bestimmung des „rationalen" Verhaltens. D a s „Grenznutzengesetz" lautet (in der Fassung v o n B ö h m - B a w e r k ) : „ D i e Größe des Wertes eines Gutes bemißt sich nach der Wichtigkeit desjenigen konkreten Bedürfnisses, welches unter den durch den verfügbaren Gesamtvorrat v o n Gütern solcher Art bedeckten Bedürfnissen das mindest wichtige ist." — Kürzer: „Der W e r t eines Gutes bestimmt sich nach dem Grenznutzen." Analytisdi muß der Grenznutzen eines Gutes entsprechend der an vielen Stellen der Analytik verwendeten Beziehung zwischen Gesamt-, Durchschnitts- und Grenzgrößen (marginalen Größen) bestimmt werden. Er ist nicht schlechthin der Nutzen der letzten Einheit, die einem Bestand hinzugefügt wird. Da die Einheiten homogen, d. h. völlig austauschbar und daher nutzengleich sind, wäre dann der Gesamtnutzen gleich Stückzahl mal Grenznutzen, daher der Grenznutzen gleich dem Durchschnittsnutzen. Im Regelfall ist aber der Grenznutzen kleiner als der Durchschnittsnutzen. Er ist nämlich die Veränderung des Gesamtnutzens bei Veränderung der Stückzahl um eine (marginale) Einheit, und diese Veränderung des Gesamtnutzens ist die Summe aus Nutzen der marginalen Einheit und Nutzenveränderung aller anderen Einheiten bei dieser Veränderung der Menge der Einheiten. Bei abnehmendem Grenznutzen wird also der Durchschnittsnutzen der homogenen Einheiten geringer. D a s T h e o r e m des abnehmenden Grenznutzens wird abgeleitet aus Erfahrung und aus D e d u k t i o n : 1. Kein spezielles Bedürfnis ist unersättlich. Daher gibt es stets eine Menge an Befriedigungsmitteln, die so groß ist, daß eine weitere Mengenzunahme nicht mehr als Nutzenzuwachs empfunden würde. 2. Selbst wenn ein Gut in jeder beliebigen Menge kostenlos beschafft werden könnte, kann es nicht alle anderen begehrten Güter ersetzen. Daher kann auch der Verbraudiernutzen insgesamt nicht proportional zur Zunahme der Menge eines oder einiger Güter erhöht werden.

150

Bedürfnisse, Güter, N u t z e n

Im algebraischen Ausdruck: D e r N u t z e n (n) wird als f u n k t i o n a l verbunden m i t der z u r Verfügung stehenden Menge des betrachteten Gutes (q) angenommen, also: n = f(q) Der Nutzenzuwachs bei E r h ö h u n g von q um Aq ist: n(q + Aq) — n(q) Der Grenznutzen ist: I,(q

^

( l q • . 0)

Aq

Dieser Grenznutzen wird als positiv angenommen

Bei fortgesetzter V e r m e h r u n g von q n i m m t der Grenznutzen ab: ^ 2 dq

< 0 ^

§ 5. Der Grenznutzenausgleich 1. Z w e i t e s G o s s e n ' s c h e s Gesetz (Genußausgleichsgesetz) Aus der Annahme rationalen Verhaltens, der Wirksamkeit des Sättigungsgesetzes, der mehrfachen Verwendungsmöglichkeit von Mitteln zur Deckung verschiedener Bedürfnisse und der Teilbarkeit der Mittel in Einheiten wird das „Genußausgleichsgesetz" abgeleitet: der höchste Verwendungsnutzen einer bestimmten Gütermenge wird erzielt, wenn die letzte Einheit des Gutes in jeder Verwendungsweise den gleichen Befriedigungsnutzen stiftet. Dieses „Gesetz" wird „zweites Gossen'sches Gesetz" genannt (Lexis); es lautet in der Fassung Gossens: „ D e r Mensch, dem die Wahl zwischen mehren Genüssen freisteht, dessen Zeit aber nicht ausreicht, alle vollaus sich zu bereiten, muß, w i e verschieden auch die absolute Größe der einzelnen Genüsse sein mag, um die Summe seines Genusses zum Größten zu bringen, bevor

Der Grenznutzenausgleich

151

er auch nur den größten sich vollaus bereitet, sie alle theilweise bereiten, und zwar in einem solchen Verhältniß, daß die Größe eines jeden Genusses in dem Augenblick, in welchem, seine Bereitung abgebrochen wird, bei allen die gleiche bleibt." (Gossen a.a.O., S. 12.) — Der Erklärungswert dieses „Gesetzes" für das ökonomische Verhalten ist umstritten. W e n n es (nach einer Darstellung v o n Menger) verschiedene Bedürfnisarten I, II, III etc. gibt und in jeder Bedürfnisart die Dringlichkeit des Bedürfnisses und damit der Grenznutzen weiterer verwendeter Mittel fällt, fordert das Prinzip, daß jede Bedürfnisart bis z u m gleichen Grenznutzen abgedeckt wird, entsprechend demnadi die Zuweisung der Mittel auf die einzelnen Bedürfnisarten erfolgt. Im folgenden Schema: stehen 5 Gütereinheiten zur Verfügung, so wird die „wichtigste" Bedürfnisart I nicht bis zum „Grenznutzen" 6 abgedeckt, sondern die Bedürfnisse I, III, V je bis zum „Grenznutzen" 9 (die Bedürfnisart IV bis zum Teilnutzen 10), bei Verfügung über mehr Stücke entsprechend. Die die H ö h e des Grenznutzens ausdrückenden Ziffern sind als Ordinalzahlen, nicht als Kardinalzahlen aufzufassen: sie ermöglichen nur einen Vergleich nach: höher - niedriger - gleichwertig.

10 9 8 7 6 5 4

8 5

9 8 7 4

10 8 5

9 7 6 4

6 4

D a s gleiche Prinzip gilt für die Zuteilung der knappen Produktionsmittel auf die verschiedenen Verwendungsweisen: v ö l l i g unabhängig v o n der Frage, um wieviel bei zunehmendem Einsatz solcher Mittel in einer bestimmten V e r w e n d u n g s w e i s e der physische Mehrertrag gesteigert

152

Bedürfnisse, Güter, N u t z e n

wird, müssen die Produktionsmittel immer wichtigeren Verwendungsweisen entzogen werden, während der Nutzenzuwachs in der zunehmenden Produktion fällt. Mit anderen Worten: Selbst wenn eine Ausdehnung der Produktion mit gleichen Kosten gleichbleibende Produktzuwächse erbrächte, würden die zusätzlichen Produkteinheiten in der Verbrauchsverwendung einen abnehmenden Sättigungsnutzen gewähren. D a s Prinzip gilt mikroökonomisch, d. h. für das wirtschaftliche Verhalten eines einzelnen Wirtschaftssubjekts, w i e makroökonomisch, d. h. für die Verteilung der Güter insgesamt.

2. G r e n z n u t z e n u n d B i l d u n g d e r Tauschrate Getauscht wird, wenn und solange beide Tauschpartner ihren Vorteil durdi Tausch besser gewahrt sehen als durch Nichttausch (Eigenverwendung des Tauschgutes). Dazu muß zunächst f ü r jeden Tauschpartner der Grenznutzen der hingegebenen Gütermenge geringer sein als der der empfangenen. Wenn nach der Wertschätzung v o n A eine Einheit des Gutes X vier Einheiten des Gutes Y wert ist, nach der v o n B zwei Einheiten des Gutes Y, k o m m t es z u m Tausch, w e n n A über Y und B über X verfügt. Mit Vorteil für beide kann zu einer Tauschrate zwischen 1 X = 2 Y und 1 X = 4 Y getauscht werden.

Bei fortgesetztem Tausch der beiden Güter wird aber für jeden Tauschpartner der Grenznutzen des hingegebenen Gutes steigen, des empfangenen Gutes fallen. Daher wird sich die Tauschrate verändern, bis f ü r einen der Partner der Grenznutzen beider Güter in seinem Besitz ausgeglichen ist. Im obigen Beispiel w i r d sich die Grenznutzenrelation für A, der Y hingibt und X empfängt, v o n 4 X = 1 Y nach 3 X = 1 Y hin entwickeln, entsprechend für B. H a t sich diese Tauschrate gebildet, so bietet die Fortsetzung des Tausches für beide keinen Vorteil mehr. Für jeden Tauschpartner nimmt die „Grenzrate der Substitution" ab (vgl. Bd. II, „Indifferenzkurven-Analyse"), das heißt;

Der Grenznutzenausgleich

153

bei fortgesetztem Tausch kann jede Einheit des im Tausch empfangenen Gutes nur immer geringer werdende Mengen des hinzugebenden Gutes ausgleichen. Im Tausch erhält nicht jeder Partner das Gut, dessen N u t z e n er absolut höher schätzt als sein Tauschpartner, sondern das Gut bzw. die Menge des Gutes, deren N u t z e n er relativ höher schätzt als das von ihm hingegebene Gut. Anders ausgedrückt: nach Abschluß des Tausches gewähren die beiden Tauschgüter nicht beiden Tauschpartnern den gleichen Grenznutzen, sondern f ü r jeden (mindestens f ü r einen) Tauschpartner ist sein Grenznutzen f ü r beide Güter der gleiche. 3.

Güterpreise und G r e n z n u t z e n ausgleich

In einer G e l d w i r t s c h a f t ist G e l d allgemeines M i t t e l zur Beschaffung v o n G ü t e r n u n d D i e n s t e n , aber zur V e r w i r k lichung des Prinzips des Grenznutzenausgleichs m u ß der G r e n z n u t z e n der verschiedenen Gütereinheiten m i t d e m Besdiaffungspreis dieser Einheiten verglichen w e r d e n . Ist eine A u s g a b e n s u m m e gegeben, s o m u ß diese derart auf verschiedene Güter verteilt w e r d e n , d a ß der G r e n z n u t z e n der A u s g a b e n e i n h e i t in jeder V e r w e n d u n g derselbe ist. Ist q die Menge eines Gutes, die von einem Nachfrager gek a u f t wird, und ist n der Gesamtnutzen des Gutes als Funktion der Menge, d . h. n = f (q), ist ferner p der Preis des Gutes, daher p • q die Ausgabensumme (c), so wird der Verbraucher danach streben, die Differenz n(q) — c zu maximieren. D a z u muß die Menge gewählt werden, bei der der Grenznutzen von q gleich den Grenzkosten der Beschaffung von q, also gleich dem Preis ist. Durch Differenzierung ergibt sich f ü r diese Beziehung: = O. Das heißt: -4^- = p. dq

dq

dq

D a s b e d e u t e t , daß der G r e n z n u t z e n ( G N —

) überall

d e m Preis des G u t e s p r o p o r t i o n a l sein m u ß : Pa _ Pb _ P_c _ GNa GNb GNc Z. B. „soll" eine Einheit des Gutes A, welche 1 D M kostet, 11

Paulseii, Allq. V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e I

154

Bedürfnisse, Güter, Nutzen

nicht zusätzlich beschafft werden, wenn sie nicht den doppelten Grenznutzen einer Einheit des Gutes B stiftet, die 0,50 D M kostet. D a s P r i n z i p k a n n z w a r in der R e a l i t ä t nicht z u v e r lässig verwirklicht werden, da die Güter nicht in beliebige Mengen teilbar sind und da langlebige Güter in ihrem G r e n z n u t z e n nicht ohne weiteres mit dem einmaliger Verbrauchsgüter verglichen werden können. Es zeigt aber die „ L o g i k " des rationalen Verhaltens mit dem Ziel des höchsterreichbaren E r t r a g e s der M i t t e l v e r w e n dung. Steigt die Ausgabensumme bzw. das E i n k o m m e n , so wird durch Mehrbeschaffen von Gütereinheiten ein tieferer Grenznutzen, d. h. ein höherer Stand der B e d ü r f nisbefriedigung erreicht werden können. D a s k a n n dahin ausgedrückt werden, d a ß der G r e n z n u t z e n des E i n k o m mens f ä l l t ; eine A n n a h m e , die u. a. der progressiven Einkommensbesteuerung zugrunde liegt. Der Wert des obigen Quotienten bezeichnet so betrachtet den Grenznutzen des gegebenen Einkommens des Verbrauchers. Zur Bestimmung des Gleichgewichts seiner Eirikommensverwendung muß aber die Verwendung des Einkommens zum Kauf von Verbrauchsgütern ergänzt werden durch zwei weitere Gleichgewichte: a) Die Höhe des Sparens aus Einkommen muß diejenige sein, daß die marginal gesparte Einheit durch ihren (künftig anfallenden) Zinsertrag denselben Grenznutzen vermittelt als wenn sie gegenwärtig zum Verbrauch verausgabt worden wäre, d. h. der Grenznutzen des zum Zins auf den Gegenwartswert diskontierten Sparens muß dem des marginalen Verbrauchs gleich sein (intertemporales Gleichgewicht). b) D a der Einkommensempfänger einen Teil seines Einkommens als bare Kasse hält, muß der Grenznutzen der letzten gehaltenen Einheit gleich dem Grenznutzen der bei gegebenen Preisen verausgabten Einheit sein (Gleichgewicht der Kassenhaltung). Die entwickelten Prinzipien liegen der sog. IndifferenzkurvenAnalytik zugrunde, die in der Theorie der Nachfrage dargestsllt wird (Bd. II. Kap. I I I § 3).

Der Grenznutzenausgleich

4. G r e n z n u t z e n s u b s t i t u t i v e r komplementärer Güter

155

und

Aus der Begriffsbestimmung folgt, daß ein Gut Y ein Substitutionsgut für das Gut X ist, wenn bei einer konstanten Menge an Y eine Vermehrung von X den Grenznutzen von Y fallen läßt. Die Beziehung ist reversibel: wenn Y ein Substitut f ü r X ist, ist X ein Substitut f ü r Y.

Grenz-

A b b . 11,

Gr«nz-

Grenznutzenausgleich substitutiver Güter

Ausgehend von der bisherigen Menge O A an X und O C an Y steige die Menge X um AB, der Grenznutzen von X fällt gemäß dem angenommenen Kurvenverlauf. Die Menge O C an Y bleibt zwar unverändert, da aber X und Y im Substitutionsverhältnis stehen, ist durch die Zunahme der Menge an X der Grenznutzen jeder Einheit von Y geringer als vorher; die Grenznutzenkurve von Y verlagert sidi nach links und unten.

Entgegengesetzt ist Y komplementär im Verhältnis zu X (und umgekehrt), wenn bei konstanter Menge an Y eine Vermehrung der Menge von X den Grenznutzen jeder Einheit von Y steigen läßt (Verlagerung der Kurve nach rechts und oben).

11*

156 Literaturhinweise Deutschsprachige Gesamtdarstellungen: A m o n n , Alfred, Volkswirtschaftliche Grundbegriffe und Grundprobleme. 2. Aufl. Bern 1944 fl938) A m o n n , Alfred, Grundzüge der theoretischen Nationalökonomie. Bern 1948 A r n d t , Helmut, Mikroökonomische Theorie. Band 1: Marktgleich. gewicht. Tübingen 1966. Band 2: Marktprozesse. Tübingen 1966 B a r o n e , Enrico, Grundzüge der theoretischen Nationalökonomie. 2. Aufl. Berlin-Bonn 1935 (1908) B ö h l e r , Eugen, Nationalökonomie. Grundlagen und Grundlehren. 4. Aufl. Zürich 1960 (1944) C a r e 1 1 , Erich, Allgemeine Volkswirtschaftslehre. 13. Aufl. Heidelberg 1969 (1938) E h r l i c h e r , Werner u. a. (Hrsg.), Kompendium der Volkswirtschaftslehre. Band 1 und 2. Göttingen 1967 G u c k e n , Walter, Grundlagen der Nationalökonomie. 8. Aufl. BerlinGöttingen-Heidelberg 1965 (1940) H ä u s e r , Karl, Volkswirtschaftslehre. Frankfurt-Heidelberg 1967 K r u s e , Alfred, Geschichte der volkswirtschaftlichen Theorien. 4. Aufl. München 1959 (1948) M a h r , Alexander, Volkswirtschaftslehre. 2. Aufl. Wien 1959 (1948) M a r s h a l l , Alfred, Handbuch der Volkswirtschaftslehre. 1. (einziger) Bd. Deutsch. Stuttgart-Berlin 1905 (1890) S a m u e l s o n , Paul A., Volkswirtschaftslehre. Eine Einführung. Deutsch. Band 1 und 2, 3. Aufl. Köln 1965 (1948) S a u e r m a n n , Heinz, Einführung in die Volkswirtschaftslehre. Band 1 und 2, 2. Aufl., Wiesbaden 1965 (1960) S c h n e i d e r , Erich, Einführung in die Wirfcschaftstheorie. I. Teil: Theorie des Wirtschaftskreislaufs. 13. Aufl. Tübingen 1967 (1947) II. Teil: Wirtschaftspläne und wirtschaftliches Gleichgewicht in der Verkehrswirtschaft. 11. Aufl. Tübingen 1967 (1948) III. Teil: Geld, Kredit, Volkseinkommen und Beschäftigung. 10. Aufl. Tübingen 1967 (1952) IV. Teil: Ausgewählte Kapitel der Geschichte der Wirtschaftstheorie. Bd. 1, 1. Aufl. Tübingen 1962 S i e b e r t , Horst, Einführung in die Volkswirtschaftslehre. I. Teil: Preistheorie. Stuttgart-Berlin-Köln 1969 S t a c k e l b e r g , Heinrich v., Grundlagen de. theoretischen Volkswirtschaftslehre. 2. Aufl. Bern-Tübingen 1951 (1948) S t a v e n h a g e n , Gerhard, Geschichte der Wirtschaftstheorie (Grundriß der Sozialwissenschaft, Bd. 2). 3. Aufl. Göttingen 1964 (1951) W e b e r , Adolf, Allgemeine Volkswirtschaftslehre. 6. Aufl. Berlin 1953 (1929) Z i m m e r m a n , Louis J., Geschichte der theoretischen Volkswirtschaftslehre. Deutsch. 2. Aufl. Köln 1961 (1947) Zwiedineck-Südenhorst, Otto v., Allgemeine Volkswirtschaftslehre. 2. Aufl. Berlin-Göttingen-Heidelberg 1948 (1932)

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Zeitschriften

Finanzarchiv (Neue Folge), Tübingen Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik (Veröffentlichungen der Akademie für Gemeinwirtschaft Hamburg), Tübingen Jahrbuch für Sozialwissenschaft, Göttingen Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Stuttgart Konjunkturpolitik (Zeitschrift für angewandte Konjunkturforschung), Berlin Kyklos (Internationale Zeitschrift für Sozialwissenschaften), Basel

161

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für Socialpolitik

(Neue Folge),

Berlin

S c h w e i z e r i s c h e Z e i t s c h r i f t für V o l k s w i r t s c h a f t u n d S t a t i s t i k , V i e r t e l j a h r e s h e f t e zur Wirtschaftsforschung,

Berlin

W e l t w i r t s c h a f t l i c h e s A r c h i v (Zeitschrift d e s an d e r U n i v e r s i t ä t K i e l ) , H a m b u r g

Instituts

Wirtschaft und Statistik,

für

Basel Weltwirtschaft

Stuttgart

Zeitschrift für die gesamte

Staatswissenschaft,

Z e i t s c h r i f t für N a t i o n a l ö k o n o m i e ,

Tübingen

Wien

( Z u s a m m e n g e s t e l l t v o n Dr. W i l h e l m W e d i g )

162

Sachregister A b s o r p t i o n s a n s a t z 84 A l t e r s p y r a m i d e 19 ff. A n g e b o t 44, 112, 117 ff., 134 A n g e b o t s f u n k t i o n 112 ff. A r b e i t 15, 32, 58 ff., 70 ff., 133, 143 A r b e i t s e i n k o m m e n 43, 59 ff. A r b e i t s l o s i g k e i t 47, 58, 77, 104, 123 f., 131 A r b e i t s t e i l u n g 11, 29 A r b e i t s v e r e i n i g u n g 11, 31 ff. A r b e i t s v e r s c h i e b u n g 32 Arbeitswerttheorie 143 f. A r b e i t s z e r l e g u n g 32 A r b i t r a g e 110 A u f w a n d 7 f. A u s b e u t u n g s t h e o r i e 59, 144 A u ß e n h a n d e l 39, 77, 79 f., 91 f. A u t o m a t i o n 28 Autonomes Wirtschaft e n 9 f.

D i s t r i b u t i o n s t h e o r i e 59 G e n u ß a u s g l e i c h s g e s e t z , Durchschnittseinkoms. G o s s e n ' s c h e Gem e n 14 ff. setze D y n a m i k 102 Gesellschaftswirtschaft 11 ff., 29 ff., 37 ff. G e s e t z 47 f., 102 f., 138 E i g e n t u m 38 f., 42 ff., Gesetz der Grenzpaare 59, 65, 75 115 E i n k o m m e n 43, 58 ff. Gesetz der komparatiEinkommensausgleidl v e n K o s t e n 31 62 f. Gesetz der wachsenden EinkommensbesteueS t a a t s a u f g a b e n 46 r u n g 154 G e w i n n 52 f., 58, 101, Einkommensbildung 109, 126 f. 69 ff., 77 ff., 93, 108 f., Gleichgewicht 99 ff.. 125 ff. 110 ff.. 126 ff., 136 EinkommensgleichunGleichgewichtspreis g e n 77 ff. 99 ff., 110 ff., 117 ff., Einkommensschichtung 123 60 G o l d 77, 131 Einkommensverteilung Gossen'sche Gesetze 55 ff., 109 147 ff. EinkommensverwenGrenzertrag 8 d u n g 77 ff., 86 f., G r e n z n u t z e n 145 ff., 152 125 f. E i n z e l w i r t s c h a f t 11, 29 G r e n z r a t e d e r S u b s t i t u t i o n 153 E n g e l ' s d i e s G e s e t z 138 E n t w i c k l u n g 25 f., 102 f. G u t 7 ff., 50 ff., 105 ff., E n t w i c k l u n g s l ä n d e r 16 130 ff., 144 ff., 155 B e d ü r f n i s 9 f., 28 56, E r n ä h r u n g s k a p a z i t ä t 21 G ü t e r o r d n u n g 133 76, 107, 130 ff., 146 ff. E r t r a g 7 f. B e r u f s a u s b i l d u n g 32 E r t r a g s g e s e t z 24 B e s d i a f f u n g s o p f e r 147 E r w a r t u n g e n 103, 113, H a u s h a l t 33, 58, 66 ff., 71, 88 f., 107 ff., 127 f., B e s i t z e i n k o m m e n 43, 141 134 f. 59 f. E x p o r t 51, 54, 66, 77, H o m o o e c o n o m i c u s 137 B e t r i e b 33 83 ff. H o m o g e n e s G u t 110 B e v ö l k e r u n g 14 ff. B e v ö l k e r u n g s d r u c k 25 F e u d a l s y s t e m 43 I d e a l t y p 35, 37, 137 BevölkerungsentwickF i n a l d e m a n d 96 I m p o r t 51, 77, 83 l u n g 18 F i n a n z v e r m ö g e n 64 I n d i v i d u a l b e d ü r f n i s 76, Bevölkerungsgesetz F o r d e r u n g s r e c h t e 65 f., 131 22 f. 75 I n d i v i d u a l p r i n z i p 37 ff., Bevölkerungspyramide F o r t s c h r i t t 25 f., 57 41 19 f. I n f l a t i o n 69, 129 B e v ö l k e r u n g s z y k l u s 24 F r e i h e i t 37, 42, 48 I n l a n d s e i n k o m m e n 84 B o d e n 14 ff., 34, 43, 58, F u n k t i o n 98, 112 ff. Funktionelles Einkom- Input-Output-Analyse 133, 144 m e n 59 f. 93 ff Bruttoinlandsprodukt Input-Output-Tabelle 52 ff. G e b r a u c h s w e r t 141, 144 93 ff. G e l d 39 , 42, 65 , 67 f., I n t e g r a t i o n s g r a d 29 C e t e r i s p a r i b u s 113 104, 106, 125, 153 f. I n t e g r i e r u n g 29 f. I n t e r d e p e n d e n z 100, 106, G e l d w e r t 42, 69, 121, 129 D e f l a t i o n 69, 129 108, 123 ff., 133 f. Intertemporale PreisDisponibles Einkommen Gelenkte Marktwirtr e l a t i o n e n 123 54 f., 85 schaft 45 ff.

Sachregister N u t z e n 7 ff., 107, 130 ff., Investieren (Investie142 ff. r u n g , I n v e s t i t i o n ) 17, N u t z w e r t t h e o r i e 133, 51 ff., 58, 71, 78 ff., 143 ff. 96, 127 f. K a l d o r - K r i t e r i u m 56 f. K a p i t a l 15 f., 28, 33 f., 43, 58 f., 70, 131, 144 K a p i t a l b i l d u n g 17, 63, 91 K a p i t a l i s m u s 28, 103 Kaufkraft des Geldes 42, 69, 106, 123, 126 K l a s s i k 128, 136, 143 K o l l e k t i v b e d ü r f n i s 76, 131 Kompensationstheorie 126

Komplementäre Güter 133, 135 K o n j u n k t u r 58, 69, 97 K o n s u m s. V e r b r a u c h K o n t r a k t e i n k o m m e n 59 K o s t e n 7 ff., 59, 64, 71, 98, 109 f., 124, 126 K r e d i t g e l d 65 Kreislauf s. W i r t s c h a f t s kreislauf L a w of i n d i f f e r e n c e 110 L i b e r a l i s m u s 47 L o h n 58 f. L o r e n z k u r v e 60 f.

163 Reibungserscheinungen 125 R e n t e 58, 63, 115, 144 R e s i d u a l e i n k o m m e n 59 R i s i k o 46, 141 R o b i n s o n w i r t s c h a f t 10

Objektivistische Wertt h e o r i e 143 f. öffentliche UnternehS ä t t i g u n g 147 m u n g e n 76 Sättigungsgesetz öffentliches Vermögen s. G o s s e n ' s c h e Ge64 setze Ö k o n o m e t r i e 98 S a y ' s d i e s T h e o r e m 125 Okonomisch-demograS c i t o v s k y - K r i t e r i u m 57 phisdie GrundgleiS e l b s t f i n a n z i e r u n g 63 chung 17 S o z i a l e s O p t i m u m 56 f. S o z i a l i s m u s 43 , 50, 103 P a r e t o - O p t i m u m 56 S o z i a l p r i n z i p 37 ff., 41 P e r s ö n l i c h e s ( p e r s o n a - S o z i a l p r o d u k t 13, 17, les) E i n k o m m e n 54, 50 ff., 67, 70 f.. 75 ff., 58, 76 79, 87, 93, 109 P h y s i o k r a t e n 69 S p a r e n 54, 63, 66, 74 f., P l a n w i r t s c h a f t 30, 45 ff. 78 ff., 89 ff., 127 ff. P o p p e r - K r i t e r i u m 24 S p e k u l a t i o n 110 P r e i s 11, 39, 41 f., 49, S p e z i a l i s i e r u n g (Spezia51 f., 55, 99 f., 103 ff., lisation) 29, 32 109 ff., 118 ff., 135, S t a a t 13, 38 ff., 42, 45 ff., 142, 153 75 ff., 79 f., 89 ff., 131, P r e i s b i l d u n g 42, 46 ff., 135 f. 99 f., 103 ff., 109 ff., S t a a t a n l e i h e n 66, 76 120, 124 f., 142 S t a a t s a u s g a b e n 76, P r e i s n i v e a u 69, 105, 79 f., 90 ff. 121 f., 129 S t a r t g e s e l l s c h a f t 35 P r e i s r e l a t i o n e n 69, 100, S t a t i k 102, 113, 116 107, 121 ff., 132 Stationärer Kreislauf P r e i s s t e u e r u n g 58, 101, 74, 99, 102 105 f., 125 f. S t e u e r n 46, 52 f., 63, P ' r e i s s y s t e m 41 76 f., 79 ff., 87 ff. P r e i s t h e o r i e 69, 104, 122 S u b j e k t i v i s t i s c h e W e r t P r e s s u r e g r o u p s 40 t h e o r i e 143 Prinzip der UnterS u b s t i t u t i v e G ü t e r 133, s c h i e d s l o s i g k e i t 110 155 P r o d u k t i o n 32 ff.. 51 f., S u b v e n t i o n e n 52 f., 66 ff.. 70 ff., 107 f., 79 f. 128 ff., 133 ff.

M a l t h u s i a n i s m u s 22 M a r k t 30, 39 ff., 45 47 f., 68, 75, 99 f., 105 ff., 114 M a r k t k o n f o r m 47 ff. M a r k t w i r t s c h a f t 41, 45 ff., 106 f. M a s c h i n e n 27 f., 58, 65 M a s s e n p r o d u k t i o n 28 M o d e l l 37 f., 102 P r o d u k t i o n s k a p a z i t ä t 17 M o n o p o l 44, 47, 107 ff. P r o d u k t i o n s m i t t e l (Prod u k t i o n s f a k t o r e n ) 8, 15, 33, 39, 59, 70, 108. N a c h f r a g e 68, 107 f., 125, 133, 15.2 111 ff., 123 f., 126, P r o d u k t i o n s t e i l u n g 32 133 f., 147 f. P r o d u k t i v i t ä t 15 ff. Nachfragefunktion P r o s p e r i t ä t s t h e o r i e 25 112 f., 117 ff., 147 N a t i o n a l b u d g e t 85 N a t i o n a l e B u c h f ü h r u n g Q u a l i t ä t 148 85 ff. N o r m e n 11, 36 ff., 41 f., R a t i o n a l i t ä t 136 ff. 45 R e a l v e r m ö g e n 29, 65 f.

T a u s c h r a t e 152 ff. T a u s c h w i r t s c h a f t 30 ff., 135 T e c h n i k 13 f., 25 ff., 47 Technischer K o e f f i z i e n t 95 f. T r a g f ä h i g k e i t d e s Bod e n s 16 T r a n s f e r z a h l u n g e n 53, 66, 76, 89 f.,91 Transparenz des Markt e s 110, 115

164 Ubergangsgesellschaft 35 U m w e g s p r o d u k t i o n 33 U m s a t z 111 U n t e r n e h m e r 58 f., 68, 71 U n t e r n e h m u n g 32 f., 51, 65 f., 71, 76, 89 f., 107 ff., 135 f. Unverbundene Güter 134 U t i l i t a r i s m u s 137 f. V a l u e a d d e d 51, 73 V e r b r a u c h (Konsum) 14, 52 f., 66 ff., 78 ff. 107 f., 131 f. V e r b r a u c h s g u t 71, 74 V e r k e h r s w i r t s c h a f t 30, 38 f., 41 ff., 70 f., 101 105, 126 Verwaltungsvermögen 64 V o l k s e i n k o m m e n 50 ff. 52 ff., 59 f., 71, 78 f. 84 f. V o l k s v e r m ö g e n 63 ff., 71, 75 V o l k s w i r t s c h a f t 11

Sachregister Wirtschaftsgesinnung Volkswirtschaftliche G e s a m t r e c h n u n g 84 ff. 12 V o l l b e s c h ä f t i g u n g 104 W i r t s d i a f t s k r e i s l a u f 66 ff., 74 ff., 97 ff., Vollkommener Markt 114, 121 ff., 130 107, 110, 115, 124 Wirtsdiaftsnormen s. N o r m e n W a c h s t u m s r a t e 14 ff. W i r t s c h a f t s o b j e k t 37 W a h l h a n d l u n g e n 30, Wirtschaftsordnung 141 ff. 11 f., 34 ff., 48 W e i t e d e s M a r k t e s 30 W i r t s c h a f t s p l a n 37, 105, W e l f a r e e c o n o m i c s 56 134 ff. W e l t w i r t s c h a f t 12 W i r t s c h a f t s s t i l 36 W e r k z e u g e 27 Wirtschaftsstruktur W e r t 9, 133, 142 ff., 147 12 f., 88, 95 W e r t b i l d u n g 142 ff. W i r t s c h a f t s s t u f e n 34 f. W e r t p a r a d o x 143 Wirtschaftssubjekt W e r t s c h ö p f u n g 51, 55, 37 ff., 41 f., 49, 106 73 130, 134 ff.,141, 151 W i r t s c h a f t s t h e o r i e 8, W e t t b e w e r b 40, 44 f., 69, 97 49 Wirtschaftswissenschaft W i r t s c h a f t 7 ff., 27, 11, 13 f., 42, 56, 98 f. 47 f., 55, 139 W i r t s c h a f t e n 129 f., 133 W o h l f a h r t s s t a a t 47 Wirtschaftliches Prinzip Z e i c h e n g e l d 65 136 ff., 146 Zins 58 f., 66, 123. 128 Wirtschaftsfreiheit Z w a n g s w i r t s c h a f t 30, s. F r e i h e i t 39 f., 46 ff. Wirtschaftsgesellsdiaft Z w i s c h e n p r o d u k t e 34 11

Wirtschaft in der S A M M L U N G

GÖSCHEN

J e d e r B a n d D M 3,60 — D o p p e l b d . D M 5,80 — D r e i f a c h b d . D M 7,80 A N D R E A S

P A U L S E N

Allgemeine Volkswirtschaftslehre I I : H a u s h a l t e , U n t e r n e h m u n g e n , M a r k t f o r m e n . 8. A u f l . 203 S., 35 A b b . 1968. ( B d . 1170/1170a) — I I I : P r o d u k t i o n s f a k t o r e n . 6., e r g . A u f l . 228 S., 24 A b b . 1969. ( B d . 1171/1171a) Wachstum. — IV: Gesamtbeschäftigung, K o n j u n k t u r e n , 5. A u f l . 188 S. 1968. ( B d . 1172) W I L H E L M

W E D I G

Übungsaufgaben mit Lösungen zu A n d r e a s P a u l s e n , A l l g e m . V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e I / I I u . I I I / I V 2., e r g . A u f l . 199 S. 1969. — 240 S. M i t A b b i l d u n g e n . 1969 ( B d . 1227/1227a, 1240/1240a) S I E G F R I E D

W E N D T

Geschichte der Volkswirtschaftslehre 2., n e u b e a r b . A u f l . 184 S. 1968. ( B d . 1194/1194a) H A N S

OHM

Allgemeine Volkswirtschaftspolitik 2 B ä n d e . 2./3. A u f l . 1969. ( B d . 1195, 1196/1196a) H E I N Z

K O L M S

Finanzwissenschaft

4 B ä n d e . 1./3. A u f l . 1964/67. ( B d . 148, 391, 7767776a, 782/782a) K O N R A D

M E L L E R O W I C Z

Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

4 B ä n d e . 12./13. A u f l . 1966/69. ( B d . 1008/1008a, 1153/1153a, 1154/1154a, 1186/1186a)

WALTER

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E R W I N

G R O C H L A

Betriebsverbindungen 263 S. M. 12 A b b . 2 F a r b t a f . 1969. ( B d . 1235/1235a) E R I C H

K O S I O L

Kostenrechnung und Kalkulation 249 S. M i t 43 A b b . 1969. ( B d . 1214/1214a) E R I C H

K O S I O L

Buchhaltung und Bilanz 2., Ü b e r a r b . u . v e r ä n d . A u f l . 186 S. 1967. (Bd. 1213/1213a)

Weitere Literatur zur Wirtschaft Wirtschaftswachstum Beiträge zur ökonomischen Theorie und Politik. H e r a u s g e g e b e n v o n R u d o l f S c h i l c h e r . G r . - O k t . 204 S. 1964. G i n . D M 28,— K U R T

J U N C K E R S T O R F F

Internationaler Grundriß der wissenschaftlichen Unternehmensführung G r . - O k t . 283 S. 1964. G i n . D M 34,— K A R L - H E I N Z

B E R G E R

Unternehmensgröße und Leitungsaufbau G r . - O k t . M i t 15 A b b . u . 8 T a b . 188 S. 1968. G e b . D M 34,—

WALTER

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BERLIN

KONRAD

MELLEROWICZ

Kosten und Kostenrechnung 4., d u r c h g e s . u. u m g e a r b . Aufl. G r . - O k t . 2 B ä n d e . Gin. I : T h e o r i e d e r K o s t e n . XII, 533 S. 1963. DM 30,— II: Verfahren. l.Teil: Allgemeine Fragen der Kostenrechn u n g u n d B e t r i e b s a b r e c h n u n g . XVI, 534 S. 1966. DM 38,— I I : V e r f a h r e n . 2. T e i l : K a l k u l a t i o n u n d A u s w e r t u n g d e r K o s t e n r e c h n u n g u n d B e t r i e b s a b r e c h n u n g . VIII, 588 S. 1968. DM 48,— HERMAN

C.

HEISER

Budgetierung G r u n d s ä t z e u. P r a x i s d e r b e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h e n P l a n u n g G r . - O k t . 425 S. 1964. Gin. DM 68,— HEINRICH

H.

JONAS

Investitionsrechnung G r . - O k t . Mit z a h l r e i c h e n T a b e l l e n u n d A b b i l d u n g e n . 153 S. 1964. Gin. DM 28,— VIKTOR

Z. B R I N K

— JAMES

A. C A S H I N

Interne Revision G r . - O k t . 514 S. 1962. Gin. DM 48,— SEBASTIAN

DWORATSCHEK

Einführung in die Datenverarbeitung

2.. v e r b . Aufl. G r . - O k t . Mit 59 B i l d e r n , 189 Ü b u n g s a u f g a b e n u n d 1 A b b i l d u n g s a n h a n g . XVI, 351 S. 1969. Geb. DM 24,— (de G r u y t e r L e h r b u c h ) ANDREAS

DIEMER

Die automatisierte elektronische Datenverarbeitung und ihre B e d e u t u n g für die Unternehmensleitung 2., Ü b e r a r b . u. e r w . Aufl. G r . - O k t . M i t 37 A b b . u. z a h l r . Tab., A b l a u f d i a g r . u. Beisp. 249 S. 1968. Geb. DM 34,—

WALTER

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H E L M U T

H O T E S

Digitalrechner in technischen Prozessen G r . - O k t . I V , 313 S . M i t z a h l r . A b b . 1967. G e b . D M 48,— G E O R G

B A Y E R

Einführung in das Programmieren T e i l 1: P r o g r a m m i e r e n i n A l g o l . O k t . 172 S . 1969. D M 12,— T e i l 2: P r o g r a m m i e r e n

in e i n e r A s s e m b l e r - S p r a c h e .

134 S .

m . z a h l r . A b b . 1969. D M 12,— (de G r u y t e r L e h r b u c h ) W O L F G A N G F R I E D R I C H

E. S P I E S S — G E O R G R H E I N G A N S

Einführung in das Programmieren in Fortran O k t . E t w a 150 S . m i t 17 A b b . , 17 T a b . 1970. D M 14,— (de G r u y t e r L e h r b u c h ) W O L F G A N G W E T Z E L — H O R S T P E T E R N A E V E

S K A R A B I S

Mathematische Propädeutik für Wirtschaftswissenschaftler I . T e i l : L i n e a r e A l g e b r a . O k t . 99 S . 1968. D M 8,— I I . T e i l A n a l y s i s . O k t . E t w a 160 S . E t w a D M 10,— (de G r u y t e r L e h r b u c h ) K E M E N Y — S C H L E I F E R — S N E L L T H O M P S O N



Mathematik für die Wirtschaftspraxis G r . - O k t . X V I , 492 S . 1966. G i n . D M 38,— G E R H A R D

N I E M E Y E R

Einführung in die lineare Planungsrechnung mit A L G O L - und F O B T B A N - P r o g r a m m e n O k t . 239 S . 1968. D M 18,— (de G r u y t e r L e h r b u c h )

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