Zeitschrift für Sozialpsychologie: Band 9, Heft 4 1978 [Reprint 2021 ed.] 9783112469484, 9783112469477


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German Pages 85 [92] Year 1979

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Table of contents :
INHALT
Zu diesem Heft
Theorie und Methoden
Zur Beziehung von Sprachpsychologie und Sozialpsychologie
Eine Prädikationsanalyse des Aggressionsbegriffs
Ist funktionales Messen ein eigenständiger Ansatz der Informationsintegration?
Empirie
Die Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit und ihre Messung (Teil 1)
Diskussion
Ein ost-westliches Theoriegefälle in der Sozialpsychologie? Eine empirische Notiz
Rezensionen
Auf dem Weg zu einer realistischen Wissenschaftsrekonstruktion
Auf dem Weg zu einer realistischen Wissenschaftsrekonstruktion
Beyond words. The story of sensitivity training and the encounter movement
Wenig Neues jenseits der Wörter
Literatur
Neuerscheinungen
Titel und Abstracta
Autoren
Mitteilung: Kurt-Lewin-Archiv
Gesamtinhaltsverzeichnis
Namensregister
Sachregister
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Zeitschrift für Sozialpsychologie: Band 9, Heft 4 1978 [Reprint 2021 ed.]
 9783112469484, 9783112469477

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HERAUSGEBER HUBERT FEGER C. F. G R A U M A N N KLAUS HOLZKAMP MARTIN IRLE

BAND 9

1978

H E FT 4

VERLAG HANS HUBER BERN STUTTGART WIEN

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, Band 9, Heft 4 INHALT

Zu diesem Heft

287

Theorie und Methoden ENGELKAMP, J.: Zur Beziehung von Sprachpsychologie und Sozialpsychologie JÜTTEMANN, G . : Eine Prädikationsanalyse des Aggressionsbegriffs LUUTZ, R . & MATTENKLOTT, A.: Ist funktionales Messen ein eigenständiger Ansatz der Informationsintegration?

288 299

313

Empirie SOREMBE, V. & WESTHOFF, K.: Die E i n s t e l l u n g zu i n t e r n a t i o n a l e r Z u s a m m e n -

arbeit und ihre Messung (Teil 1)

322

Diskussion Ein ost-westliches Theoriegefälle in der Sozialpsychologie? Eine empirische Notiz

ELLGRING, H . & ASENDORPF, J . :

334

Rezensionen HERRMANN, TH.: GROEBEN, N . :

Die Psychologie und ihre Forschungsprogramme Auf dem Weg zu einer realistischen Wissenschaftsrekon-

struktion Beyond words. The story of sensitivity training and encounter movement LIEBHART, E.: Wenig Neues jenseits der Wörter

338

BACK, K . W . :

346

Literatur Neuerscheinungen Titel und Abstracta

350 353

Autoren

356

Mitteilung:

Kurt-Lewin-Archiv

358

Gesamtinhaltsverzeichnis Band 9 (1978) Namens- und Sachregister Band 9(19 78)

359 361

Copyright 1 9 7 8 Verlag Hans Huber Bern Stuttgart Wien Druck: Lang Druck AG, Liebefeld-Bern Printed in Switzerland Library of Congress Catalog Card N u m b e r 7 8 - 1 2 6 6 2 6 Die Zeitschrift für Sozialpsychologie wird in Social Sciences Citation Current Contents/Social and Behavioral Sciences erfaßt.

Index

(SSCI)

und

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1 9 7 8

287

Zu diesem Heft „In der Realität psychologischen Tuns finden sich so gut wie keine Interaktionen zwischen Sprachpsychologie und Sozialpsychologie". Mit dieser Tatsachenfeststellung resümiert JOHANNES ENGELKAMP eine Sachlage, die angesichts der unbestrittenen engen Zusammengehörigkeit von menschlicher Sprache und sozialer Interaktion verwundert — oder vielmehr verwundern .sollte. Bei der Analyse der Gründe für diese Diskrepanz bietet der Autor eine These an, die nicht nur den sich als „Kognitivisten" verstehenden Sozialpsychologen zum Nachdenken anregen sollte: Die Grundorientierung der Sozialpsychologie sei eher „affektiv-emotional", die der Sprachpsychologie ganz überwiegend „kognitiv". Engelkamp belegt diese Doppelthese durch den Hinweis auf die unterschiedliche „Realität psychologischen Tuns". Das Selbstverständnis wie auch die übliche Gegenstandsbestimmung der Sozialpsychologie gäben wohl diese Artikulation nicht ohne weiteres her. Daß man den Gegenstand eines Forschungsfeldes begriffsanalytisch bestimmen und damit theoriehemmende Ambiguitäten überwinden kann, zeigt für die Aggressionsforschung GERD JÜTTEMANN mit Hilfe des von ihm entwickelten Verfahrens der „Prädikationsanalyse". Erweisen muß sich, ob ihr eindeutig präskriptives Fazit angenommen wird: „Hauptgegenstand der Aggressionsforschung kann lediglich diejenige Kategorie aggressiven Verhaltens sein, die ein normwidriges Handeln bezeichnet". Die Klarheit und Eindeutigkeit des Begriffs und der Aussage erhoffen wir uns immer wieder mindestens von der Mathematischen Psychologie. Daß es auch hier sich um ein Postulat handelt, zeigt die theoretisch-empirische Kritik, d i e LUUTZ & MATTENKLOTT a n ANDERSONS u m -

strittenen Integrationsfunktionen üben. Was ANDERSON mit dem überschwenglichen Reizwort der „kognitiven Algebra" 1974 in Gang gebracht hat, impliziert nicht nur die mathematische Abbildbarkeit von regelhaften Kognitionen; die kognitive Algebra fordert sekundär auch die mathematische Überprüfung ihrer Modellierung. Zur Beantwortung einer wichtigen politischen Frage, nämlich nach dem Erfolg der

heute so beliebten internationalen Austauschbegegnung, entwickeln SOREMBE und WESTHOFF fünf Einstellungsskalen, die, zusammengenommen, den auch allgemeiner interessierenden Versuch einer komplexen Konstruktvalidierung darstellen. Über die Ergebnisse der mit diesem neuen Instrument angestellten Untersuchung berichten die Autoren in Heft 1/1979. Reflexion der Wissenschaft auf sich selbst, im letzten Heft durch eine Themenanalyse dieser Zeitschrift vertreten, leisten dieses Mal ELLGRING & ASENDORF im Vergleich deutscher, (nichtdeutschsprachiger) europäischer und US-amerikanischer Fachjournale der Sozialpsychologie. Diesmal interessiert das Verhältnis von Theorie zu Empirie, von Grundlagenforschung zur Anwendung. Was den Kenner nicht überrascht, ist der Befund eines „ost-westlichen Theoriegefälles"; was überraschen sollte, ist das bisher nicht bestrittene „Theoriedefizit", das, wie die letztjährigen Beiträge von HOLLING (8, 2 6 5 - 2 7 2 ) und GUSKI (8, 2 7 3 - 2 7 5 ) nahelegen, weniger ein Mangel an expliziten Theorie-Beiträgen als ein Mangel an „Theorie-Empirie-Verzahnung" ist. Das aber hieße — und der Verdacht wird durch die jüngste Analyse bestärkt: Die empirischen Beiträge sind zu wenig theoriegeleitet, die theoretischen weisen zu wenig Empiriebezug auf. Dann aber sind sie weder verzahnt, noch „beißen" sie sich, wie ELLGRING & ASENDORF mutmaßen; sie koexistieren lediglich. Die Gefahr einer solchen Koexistenz ist unverkennbar: Gleichgültigkeit. Beißen wäre da stimulierender. Mit den beiden Rezensionen über Bücher von Theo Herrmann und Kurt Back weicht die Zeitschrift von der bisherigen Gepflogenheit der Doppelrezension ab, nicht grundsätzlich, nur notgedrungen. Wir wollen, schon um der für Kritik und Rezension erforderlichen Perspektivität willen, zur kritischen Rezension aus verschiedenen Blickpunkten zurückkehren. Weil dies aufwendig ist und nicht allzu häufig möglich ist, wollen wir mit diesem Heft die Literaturinformation für unsere Leser etwas reichhaltiger gestalten durch die Aufnahme ^Bj nicht-evaluativer Buchabstrakta. C. F. Graumann I J

288

Engelkamp: Zur Beziehung von Sprachpsychologie und Sozialpsychologie

Theorie und Methoden Zur Beziehung von Sprachpsychologie und Sozialpsychologie JOHANNES ENGELKAMP Psychologisches Institut der Universität des Saarlandes, Saarbrücken

Es wurde gezeigt, daß einige Argumente dafür sprechen, die Sprachpsychologie in der Nähe der Sozialpsychologie anzusiedeln und einen Austausch zwischen beiden Gebieten zu vermuten. Eine Analyse der einschlägigen sprach- und sozialpsychologischen Literatur zeigt, daß ein solcher Austausch bisher nicht stattfindet. Einige Ursachen hierfür wurden analysiert. Abschließend wurden einige Argumente dafür angeführt, daß sich dieser Zustand ändern kann, und für die Zukunft ein Austausch zwischen beiden Gebieten wahrscheinlich ist.

It was shown that some arguments speak in favour of a close relationship between the psychology of language and social psychology and that an active exchange of experience between both parts of psychology might be expected. An analysis of some of the literature of both disciplines revealed that such an exchange has not in the past taken place. Some of the reasons for this were analysed. In closing some arguments were proposed maintaining that things may well change in the future and that an interchange between the psychology of language and social psychology is to be expected.

Der nachfolgende Beitrag untersucht die Beziehung zwischen Sprachpsychologie und Sozialpsychologie. Er geht aus von der Annahme, dass aufgrund allgemeiner Überlegungen eine enge Beziehung zwischen beiden Gebieten zu erwarten ist. Sodann wird untersucht, ob eine solche Beziehung zwischen beiden Gebieten existiert. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist negativ. Deshalb werden die Ursachen hierfür analysiert. Schliesslich wird diskutiert, ob eine solche Beziehung in der Zukunft zu erwarten ist.

stens in zweifacher Hinsicht von sozialpsychologischem Interesse. Einmal ist es ein Unterscheidungsmerkmal zwischen Gruppen, und es kann zu anderen Gruppenmerkmalen in Beziehung gesetzt werden, zum anderen ist es ein Faktor, der den Einzelnen und die Gruppe in ihrem Funktionieren beeinflußt. So wie sich Gruppen durch andere Merkmale - z.B. durch eine bestimmte Einstellung oder Erziehungspraxis — kennzeichnen lassen, so lassen sie sich durch die Art ihrer Sprache kennzeichnen. Als ein solches Merkmal kann die Sprache einer Gruppe analysiert und zu anderen Phänomenen in Beziehung gesetzt werden. Eine Besonderheit des Gruppenmerkmals Sprache besteht darin, daß es äußerst komplex ist. Das Phänomen Sprache ist so komplex, daß eine eigene.Wissenschaft, die Linguistik, sich die Beschreibung dieses Phänomens zur Aufgabe gesetzt hat. Innerhalb der Psychologie hat sich die Teildisziplin Sprachpsychologie der Erforschung der spezifischen psychologischen Aspekte von Sprache zugewandt. Insofern ist zu erwarten, daß bei der Analyse gruppenspezifischer Sprachmerkmale die Sozialpsychologie mit der Sprachpsychologie kooperiert. Die Sprachpsychologie kann

1. Sind zwischen Sprach- und Sozialpsychologie enge Beziehungen zu erwarten? Im wesentlichen lassen sich zwei Argumente anführen, die eine enge Verwandtschaft zwischen diesen beiden Teilgebieten der Psychologie erwarten lassen. Das erste Argument lautet, Sprache ist ein Kulturphänomen, das zweite, soziales Verhalten ist häufig sprachliches Verhalten. Sprache ist, wie andere kulturelle Phänomene auch, ein Produkt sozialer Gruppen, und es wirkt wie andere Kulturprodukte auf den Einzelnen und die Gruppe zurück. Als solches ist es wenig-

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 2 8 8 - 2 9 8

der Sozialpsychologie im günstigen Fall Begriffe und Methoden zur Verfügung stellen, um das Sprachverhalten von Gruppen zu analysieren. Eine ähnliche Interaktion zwischen beiden Gebieten bietet sich an, wo der Sozialpsychologe herauszufinden versucht, ob bzw. wie die Sprache einer Gruppe deren Wahrnehmungs- und Denkprozesse beeinflußt. In diesem Fall setzt die Untersuchung der Abhängigkeit bestimmter psychologischer Funktionen von der Sprache die Analyse der Sprache voraus. Auch insofern ist eine enge Bindung zwischen Sprach- und Sozialpsychologie zu erwarten. Definiert man Sozialpsychologie als jene Teildisziplin der Psychologie, die Interaktionen zwischen Individuen und/oder Gruppen sowie die Ursachen und Wirkungen dieser Interaktionen beschreibt und erklärt (HERKNER, 1975, p.12), so ist augenfällig, daß Sprachpsychologie für die Sozialpsychologie von eminenter Bedeutung ist. Bei der Analyse von Interaktionen geht es um die Analyse konkreten Verhaltens, dieses aber ist zu einem erheblichen Teil sprachliches Verhalten. Die zentrale Rolle sprachlichen Verhaltens für die Analyse von Interaktionen wird deutlich, wenn man sich vor Augen hält, daß eine Reihe von Verhaltensweisen überhaupt nur sprachlich möglich sind. So kann ich z. B. ein Versprechen nur abgeben, indem ich sage, daß ich etwas verspreche. Solche Handlungen werden als Sprechakte bezeichnet (AUSTIN, 1962; SEARLE, 1969). Ebensowenig kann ich mich aber in drei Wochen in einem bestimmten Restaurant zum Essen verabreden, wenn ich nicht über Sprache verfüge. Solche Handlungen setzen eine das Hier und Jetzt übergreifende Symbolbildung voraus. Diese wird durch die menschliche Sprache geleistet. Ich kann aber auch ohne Rückgriff auf Sprache einem anderen nicht erklären, warum ich eine Verabredung nicht eingehalten habe oder was mir an ihm so gut gefällt. So betrachtet ist Sprache ein zentrales Thema der Sozialpsychologie und läßt eine enge Interaktion zwischen Sprachpsychologie und Sozialpsychologie erwarten. Diese und andere Überlegungen mögen dazu beigetragen haben, daß in den Psychological Abstracts Sprache als Stichwort unter Sozialpsychologie aufgeführt wurde bzw. ab 1974 im Kontext

289 sozialpsychologischer Stichwörter aufgeführt wird. Bis 1973 erscheint Language bzw. Psycholinguistics als Stichwort unter Social Psychology. Ab 1974 wird das Stichwort Sozialpsychologie durch drei nebengeordnete Begriffe ersetzt. Dies sind: Cultural influences and social issues — social behavior and interpersonal processes — communication and language. Diese Terminologie wird 1976 noch einmal modifiziert. Jetzt ist die Rede von communication systems — social processes and social issues — und experimental social psychology. Language and speech erscheint als Stichwort unter communication systems. Zu keiner Zeit scheint m.a.W. die Nähe sprachlicher Phänomene zu sozialpsychologischen Fragestellungen von den Herausgebern der Psychological Abstracts in Frage gestellt worden zu sein. Ganz in diesem Sinne führen auch BORNEWASSER et al. (1976, p. 18) in ihrer Einführung in die Sozialpsychologie das Stichwort Kommunikation mit dem Teilbereich sozialpsychologische Aspekte der Sprache unter den gegenwärtigen Forschungsgegenständen der Sozialpsychologie auf. In einem auffälligen Gegensatz zu dieser programmatischen Erklärung steht jedoch, daß die Autoren im Text praktisch nicht auf Sprache eingehen. Hiermit ist das Thema des nächsten Abschnitts genannt. In der Realität psychologischen Tuns finden sich so gut wie keine Interaktionen zwischen Sprachpsychologie und Sozialpsychologie.

2. Bestehen enge Beziehungen zwischen Sprachund Sozialpsychologie? Wirft man einen Blick in die Fachliteratur, so erkennt man sehr bald, daß weder im Rahmen der sozialpsychologischen Literatur sprachpsychologische Themen noch im Rahmen der sprachpsychologischen Literatur sozialpsychologische Themen behandelt werden. Zum Zwecke einer empirischen Absicherung dieses subjektiven Eindrucks habe ich je 16 sprach- und sozialpsychologische Lehrbücher daraufhin durchgesehen, wieweit sie im Inhaltsverzeichnis bzw. im Sachregister Begriffe aufweisen, die eine Behandlung des je anderen Gebietes erkennen lassen. Die Stichprobe der Bücher ist so zustandegekommen, daß ich den Bestand der

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Engelkamp: Zur Beziehung von Sprachpsychologie und Sozialpsychologie

entsprechenden Lehrbücher in der Fachrichtungsbibliothek Psychologie der Universität des Saarlandes zugrundegelegt habe, die ab 1967 erschienen sind. Daß sich in beiden Fällen 16 Bücher fanden, beruht auf Zufall. Das Jahr 1967 habe ich als Stichjahr gewählt, weil in diesem Jahr das erste sprachpsychologische Lehrbuch (HÖRMANN 1967) erschienen ist. Die folgenden sozialpsychologischen Bücher habe ich daraufhin durchgesehen, ob das Wort Sprache im Inhaltsverzeichnis bzw. im Sachregister auftaucht: BARON, BYRNE & GRIFFITT

Themen behandelt werden. Ich habe mich schließlich für die Wörter (Sozial-)Verhalten, Interaktion und sozial entschieden. Folgende 16 Bücher habe ich daraufhin durchgesehen, ob sie diese Wörter im Inhaltsverzeichnis oder im Sachregister verwenden: CAIRNS & CAIRNS ( 1 9 7 6 ) ;

( 1 9 7 4 ) ; BERKOWITZ ( 1 9 7 6 ) ; BORNEWASSER, HESSE,

( 1 9 7 6 ) ; SLOBIN ( 1 9 7 1 ) - T A Y L O R ( 1 9 7 6 ) .

CLARK & CLARK ( 1 9 7 7 ) ; DEESE ( 1 9 7 1 ) ; ENGELKAMP ( 1 9 7 4 ) ; FODOR, BEVER & G A R R E I T ( 1 9 7 4 ) ; GLUCKSBERG & DANKS ( 1 9 7 5 ) ; GREENE ( 1 9 7 2 ) ; HERRIOT ( 1 9 7 0 ) ; HERRMANN ( 1 9 7 2 ) ; HÖRMANN ( 1 9 6 7 , 1 9 7 6 ) ; LEUNINGER, MILLER & MÜLLER ( 1 9 7 2 ) ; LIST ( 1 9 7 2 ) ; MILLER & JOHNSON-LAIRD

Nur in 3 dieser 16 Titel finden sich Formulierungen im Inhaltsverzeichnis, die einem der LANDER ( 1 9 7 6 ) ; IRLE ( 1 9 7 5 ) ; JONES & GERARD genannten Stichwörter zugeordnet werden kön( 1 9 6 7 ) ; LINDESMITH & STRAUSS ( 1 9 6 8 ) ; LINDnen. HERRIOT ( 1 9 7 0 ) betitelt ein Unterkapitel GREN ( 1 9 7 3 ) ; MANN ( 1 9 7 2 ) ; MCDAVID & HARARI „Sprache als zwischenmenschliches Verhalten", ( 1 9 6 8 ) ; MUELLER & THOMAS ( 1 9 7 4 ) ; NEMETH LEUNINGER et al. ( 1 9 7 2 ) führen unter dem Ka( 1 9 7 4 ) ; SECORD & BACKMAN ( 1 9 7 6 ) ; WRENCH pitel „Spracherwerb" einen Abschnitt „Soziale Interaktion" auf und bei LIST ( 1 9 7 2 ) findet man (1969). ein Schlußkapitel „Sprachliche Interaktion". Von diesen 16 Titeln weisen die folgenden Prüft man, was sich hinter diesen Ankündigunvier das Stichwort Sprache im Inhaltsverzeichgen verbirgt, so zeigt sich, daß dahinter vorwienis aus: HERKNER (1975); HOLLANDER (1967); gend programmatische Ausführungen stehen. LINDGREN (1973, engl. 1969); MCDAVID & Dies kommt auch darin zum Ausdruck, daß dieHARARI (1968). Aufgrund der Analyse des Sachse Begriffe in den Anfangs- und Schlußkapiteln registers ergibt sich ein vergleichbares Bild: Nur erscheinen und im Sachregister nicht eingelöst die vier eben genannten Titel führen das Stichwerden. wort Sprache auch im Sachregister auf. Die anderen Titel führen Sprache gar nicht, einmal bzw. Im Sachregister finden sich die Stichwörter ein Buch jeweils 2, 4 und 7 mal auf. Interaktion und (Sozial-)Verhalten in keinem Sieht man die 4 Titel, die Sprache behandeln, der 16 Bücher. Das Stichwort „sozial" taucht näher an, so fällt auf, daß 3 dieser Titel aus den insgesamt 10 mal auf, davon 2 mal in VerbinJahren 1967 und 1968 sind, d.h. zu einer Zeit dung mit dem Gebrauch des Personalpronomens, erschienen sind, als die Sprachpsychologie noch 5 mal im Zusammenhang mit gruppenspezifisehr jung und dem Geist der Zeit entsprechend schem Sprachverhalten bzw. im Kontext von Soüberwiegend behavioristisch orientiert war. Der ziolinguistik, 2 mal in Verbindung mit dem SpreEinfluß der Linguistik war noch kaum spürbar. cher-Hörer-Wechsel und 1 mal als soziale WahrDer eigentliche Aufschwung der Sprachpsycholo- nehmung. Auch hier kann zusammenfassend gegie, der in den 60er Jahren stattgefunden hat, sagt werden, daß sozialpsychologische Themen hat seinen Niederschlag in Lehrbüchern erst in in sprachpsychologischen Büchern nicht behanden 70er Jahren gefunden. Um so überraschendelt werden. der ist, daß sich in den 70er Jahren nur ein Buch Nun ist Sprachpsychologie im Gegensatz zur findet, in dem Probleme der Sprache behandelt Sozialpsychologie keine traditionelle Teildisziwerden. Man kann deshalb festhalten: Die plin der Psychologie, die etwa als selbständiges Sprachpsychologie, die sich seit Mitte der 60er Prüfungsfach im Rahmen der Diplom-Ausbildung explosiv entwickelt hat, findet in der sozialpsyin Erscheinung tritt. Es stellt sich deshalb die chologischen Literatur keinen Niederschlag. Frage, wo die Sprachpsychologie im Rahmen der Psychologie denn abgehandelt wird, wenn Bei den sprachpsychologischen Büchern fiel nicht in der Sozialpsychologie. Wirft man zu diees mir schwerer, geeignete Indikatorwörter zu sem Zweck einen Blick in die Lehrbücher zur finden, die anzeigen, ob sozialpsychologische MIELKE & SCHMIDT ( 1 9 7 6 ) ; FREEDMAN, CARL-

SMITH & SEARS ( 1 9 7 4 ) ; HERKNER ( 1 9 7 5 ) ; HOL-

291

Zeitschrift für S o z i a l p s y c h o l o g i e 1 9 7 8 , 9, 2 8 8 - 2 9 8

Psychologie, so ist deutlich, daß Sprache vor allem als Teilgebiet der allgemeinen Psychologie und teilweise der Entwicklungspsychologie behandelt wird (z. B. HILGARD, ATKINSON & ATKINSON, 1 9 7 1 ; KRECH & CRUTCHFIELD, 1 9 7 4 ; LINDSAY & NORMAN, 1 9 7 7 ; RUCH & ZIMBARDO, 1 9 7 5 ;

Die Beziehung zu den Gebieten Denken und Gedächtnis steht dabei im Vordergrund. Daß Sprache im Rahmen der Entwicklungspsychologie thematisiert wird, ist ebenso traditionsreich wie sinnvoll. Eine der bedeutsamsten Fähigkeiten, die das Kind im Verlaufe seiner Entwicklung erwirbt, ist die Sprache. Mit Hilfe der Sprache organisiert und erwirbt es sein Wissen von der Welt, und mit Hilfe der Sprache regelt es sein Zusammenleben mit anderen Menschen. Auffällig ist, daß die Behandlung des Spracherwerbs sich auf die ersten Lebensjahre (bis zum 4. Lebensjahr) konzentriert und hier vornehmlich auf 2 Themen beschränkt bleibt, auf den Begriffserwerb und den Erwerb der Grammatik. Beide Themen sind eher zur kognitiven als zur sozialen Entwicklung zu zählen. Im Rahmen der allgemeinen Psychologie wird Sprache vor allem als eine komplexe Reizkategorie analysiert, deren Verarbeitung unter den Aspekten der Wahrnehmung, des Gedächtnisses und des Denkens untersucht wird. Besonders breit wird in diesem Kontext das semantische Gedächtnis behandelt als der Teil unseres Gedächtnisses, in dem wir unser Wissen über die Außenwelt speichern und dessen Einsatz die Art unserer Wahrnehmung und unseres Denkens determiniert. Man kann deshalb ohne Übertreibung sagen, daß Sprache zu den zentralen Themen der modernen Kognitionspsychologie zu zählen ist (ANWHEELER, GOODALE & DEESE, 1 9 7 4 ) .

DERSON, 1 9 7 6 ; NORMAN & RUMELHART, 1 9 7 5 ) .

Eine Konsequenz, die man hieraus ziehen kann, lautet, daß Sprache ebenso gut als Teilgebiet der allgemeinen Psychologie wie als solches des Sozialpsychologie angesehen werden kann und auch als solches angesehen wird. Dennoch läßt sich auch nicht leugnen, daß manches dafür spricht, Sprachpsychologie als Teilgebiet der Sozialpsychologie anzusehen. Im folgenden soll deshalb analysiert werden, warum zwischen Sprachpsychologie und Sozialpsychologie so wenig Verbindung besteht.

3. Warum ist die Bedeutung der Sprachpsychologie für die Sozialpsychologie so gering? Nach den letzten Ausführungen ist deutlich, daß der wahrscheinlich wesentlichste Hemmungsfaktor für eine intensivere Interaktion zwischen den beiden Teilgebieten der Psychologie darin besteht, daß die Sprachpsychologie vornehmlich kognitiv und die Sozialpsychologie — auch dort, wo sie sich kognitiv gibt wie z.B. in der kognitiven Dissonanztheorie (FESTINGER, 1 9 5 7 ) — eher affektiv-motivational orientiert ist. Die eher affektiv-motivationale Orientierung der Sozialpsychologie wird z. B. an folgenden Punkten deutlich: — An der zentralen Stellung, die das Einstellungskonzept in der Sozialpsychologie einnimmt. Hierüber kann auch die Unterteilung des Einstellungskonzeptes in die drei Komponenten „Verhalten", „Kognition" und „Affekt" nicht hinwegtäuschen (z.B. KLAPPROTT, 1 9 7 4 ) . — An der Bedeutung, die dem Sozialisationsprozeß zukommt. Als Produkte der Sozialisation werden in erster Linie Normen und Werthaltungen angesehen. Der Prozeß der Sozialisation wird vornehmlich durch sog. motivationale Lerntheorien beschrieben (z. B. HERKNER, 1 9 7 5 , SECORD & BACKMANN, 1 9 7 6 ) .

— An dem zentralen Stellenwert, der der Personwahrnehmung beigemessen wird, wobei Bewertungsprozesse eindeutig dominieren. Dies kommt einmal in der Literatur zur „interpersonal attraction"-Forschung zum Ausdruck (z.B. BYRNE, 1 9 7 1 ; HUSTON, 1 9 7 4 ) , das wird aber auch an den Vorstellungen zum Selbstbild und Selbst wert deutlich (BEM, 1972; SCHACHTNER, 1 9 6 4 ) .

— An der Bedeutung, die folgende motivationale Konzepte im Rahmen der Sozialpsychologie spielen: Affiliation, Aggression, Angst, Frustration, Gefühl, Konflikt, Leistung, Macht, Verstärkung (z.B. HERKNER, 1 9 7 5 ; IRLE, 1975).

Die Sprachpsychologie dagegen ist kognitiv orientiert. Im Mittelpunkt ihrer Überlegungen steht der Erwerb und der Austausch von Wissen. Die Sprachpsychologie interessiert sich dafür, wie Umweltsachverhalte und -ereignisse kognitiv repräsentiert, nicht wie sie bewertet werden. Gerade in den letzten Jahren wurden zunehmend

292

E n g e l k a m p : Zur B e z i e h u n g v o n S p r a c h p s y c h o l o g i e u n d S o z i a l p s y c h o l o g i e

Modelle darüber entwickelt, wie wir das Wissen von der Welt in unserem Gedächtnis speichern (BOBROW & COLLINS, 1 9 7 5 ; KINTSCH, 1 9 7 4 ; SCHANK, 1 9 7 2 ) und sprachlich darstellen ( C H A F E , 1 9 7 0 ; ENGELKAMP, 1 9 7 6 ; SCHLESINGER, 1 9 7 7 ) .

Affekte und Wertungen sowie deren Repräsentationen werden dabei weitgehend vernachläßigt. Ein anderer Hemmungsfaktor resultiert aus der unterschiedlichen Bedeutung, die dem Verhalten in beiden Teildisziplinen der Psychologie beigemessen wird. In der Sozialpsychologie spielt das Verhalten eine zentrale Rolle. Der Sozialpsychologe interessiert sich naheliegenderweise dafür, wie sich Normen und Wertungen auf das Verhalten auswirken. Dies wird besonders deutlich an dem immer wieder diskutierten und untersuchten Problem der Beziehung zwischen Einstellung und Verhalten (z.B. FISHBEIN & AJZEN, 1 9 7 4 ; S i x , 1 9 7 5 ; WEIGEL, V E R N O N &

aber auch an dem Interesse, das beispielsweise der Aggression ( z . B . BERKOWITZ, 1 9 6 2 ; SELG, 1 9 7 4 ) , der sozialen Macht (z. TOGNACCI, 1 9 7 4 ) ,

B . FRENCH & R A V E N , 1 9 5 9 ; SCHOPLER, 1 9 6 5 ) ,

dem Leistungsverhalten (z.B. ATKINSON, 1 9 6 4 ; WEINER, 1 9 7 2 ) und in jüngerer Zeit dem prosozialen Verhalten (z. B. MACAULY & BERKOWITZ, 1970) entgegengebracht wird. In der Sprachpsychologie nahm das Verhalten dagegen bis in die allerjüngste Zeit hinein einen peripheren Platz ein. Was vornehmlich interessierte, war die Frage, wie sprachliche Informationen wahrgenommen, im Gedächtnis repräsentiert und verstanden werden, bzw. wie Wissen erworben und damit umgegangen wird (z.B. BoBROW & COLLINS, 1 9 7 5 ; CLARK & C L A R K , 1 9 7 7 ; H Ö R M A N N , 1 9 7 6 ) . Erst in den letzten Jahren beginnt man, sich ausser für das Verstehen von Sprache auch für die Produktion von sprachlichem Verhalten zu interessieren (ROSENBERG, 1 9 7 7 ; SCHLESINGER, 1 9 7 7 ) . Allerdings ist das Interesse am Verhalten hier noch eingeschränkt. Zentral ist die Frage, welche linguistischen und psychologischen Faktoren die Produktion einer Äußerung steuern. Daß diese Äußerung auch Sozialverhalten sein kann, ist ein bisher kaum beachteter Aspekt sprachlichen Verhaltens. Ein weiterer Hemmungsfaktor liegt in der Art der Reize, für die sich die beiden Teilgebiete interessieren. Während sich die Sozialpsychologie für „soziale Reize" interessiert ( G R A U M A N N , 1969), untersucht die Sprachpsychologie die

Wahrnehmung, Verarbeitung und Reaktion auf Reize, die von Sozialpsychologen eher als ,^-sozial" gekennzeichnet werden — wie vom Sprecher und von der sozialen Situation losgelöste Silben, Wörter, Sätze oder Texte (z.B. GLUCKSBERG & D A N K S , 1 9 7 5 ) . Was den Sprachpsychologen am sprachlichen Verhalten interessiert, ist in erster Linie die Struktur dieses Verhaltens und nicht so sehr seine Funktion in der sozialen Interaktion. Den Sprachpsychologen interessiert, was sprachliche Einheiten sind, nach welchen Regeln sie kombiniert, wie sie erworben werden, was sie repräsentieren, wie häufig sie verwendet werden usw. Das sind alles Fragen, die wenig sozialpsychologische Relevanz haben. Ein letzter eher hemmender Faktor sei noch erwähnt. Sowohl die Sozialpsychologie als auch die Sprachpsychologie haben die Kluft zwischen sich dadurch vergrößert, daß beide - wenn auch auf unterschiedliche Weise — sich von der Beschäftigung mit dem konkreten Verhalten einzelner Menschen entfernt haben. Die Sprachpsychologie hat sich von der Untersuchung individuellen Verhaltens dadurch entfernt, daß sie sprachliches Verhalten von seinem Sender losgelöst und nur noch das Verhaltensprodukt untersucht hat, die Sozialpsychologie hat das Augenmerk von der Erforschung des Individualverhaltens abgelenkt, indem sie sich der Erforschung überindividueller Phänomene zugewandt hat. Beide Entwicklungen haben eine Interaktion zwischen Sprachpsychologie und Sozialpsychologie behindert. Damit will ich die Aufzählung von Argumenten, die einer Interaktion beider Teilgebiete der Psychologie entgegenstehen, beenden und mich der Frage zuwenden, welche Ansatzpunkte zur Überwindung dieser Dissoziation bestehen.

4. Wo finden sich Ansatzpunkte für eine Interaktion von Sprachpsychologie und Sozialpsychologie? Der wesentlichste Hemmungsfaktor für eine Interaktion zwischen Sozial- und Sprachpsychologie liegt m.E. in der affektiv-motivationalen Grundorientierung der Sozialpsychologie und in der ganz überwiegend kognitiven Orientierung der Sprachpsychologie. Beide Orientierungen sind ganz ohne Zweifel einseitig. Menschliche

293

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1 9 7 8 , 9, 2 8 8 - 2 9 8

Informationsverarbeitung ist immer kognitiv und affektiv-motivational zugleich. Wir registrieren unsere Welt nicht neutral, sondern erleben sie wertend. Ebenso ist Erleben immer an Kognitionen gebunden. Affekte beeinflussen Kognitionen und umgekehrt. In dieser Interaktion von Affekt und Kognition sowie in der einseitigen Behandlung beider Teilaspekte in der Sprachund Sozialpsychologie liegt der Keim für eine Motivation zur Interaktion zwischen beiden Teilgebieten. Eine Schlüsselrolle könnte hierbei das semantische Differential (SD) von OSGOOD ( 1 9 5 2 ) ; OSGOOD, SUCI & TANNENBAUM ( 1 9 5 7 ) a l s e i n i n

beiden Gebieten anerkanntes Forschungsinstrument spielen. Diese Behauptung soll durch eine knappe Analyse der Rolle dieses Instrumentes in beiden Gebieten begründet werden. Auf der Suche nach Vorstellungen darüber, wie Bedeutung zu konzipieren und zu messen sei, entwickelte OSGOOD in den 50er Jahren ganz unter dem Einfluß des Behaviorismus und im Rahmen der Theorie der klassischen Konditionierung eine Vorstellung über die Entstehung von Wortbedeutung. Danach führt das gleichzeitige Auftreten und Erleben eines Objekts, z.B. eines Apfels, und seiner Bezeichnung durch das Wort „Apfel" dazu, daß sich jene Teile der Reaktion auf Äpfel, die besonders leicht konditionierbar sind, auf das Wort „Apfel" übertragen. Diese Reaktionsteile sind vor allem die emotionalen Anteile der Reaktion, d.h. die bewertenden Reaktionen. Um diese zu messen, wurde das semantische Differential entwickelt. Die damit erfaßte Bedeutung wird als konnotative oder affektive Bedeutung bezeichnet. Es wurde jedoch bald klar, daß damit ein Teilaspekt von Bedeutung erfaßt und meßbar gemacht worden war, der die Sprachpsychologen wenig befriedigte. Was jemand, der weiß, was ein Apfel ist, für Informationen in seinem Gedächtnis repräsentiert hat, wußte man noch immer nicht. Diese Frage aber motivierte viele Sprachpsychologen. Auf der Suche nach alternativen und umfassenderen Bedeutungskonzepten verlor man das SD mehr und mehr aus den Augen. Diese Entwicklung wurde dadurch unterstützt, daß man zunehmend zu der Uberzeugung kam, daß das Modell der Konditionierung für die Analyse kognitiver Prozesse unangemessen sei. Gleichzeitig erkannte man, daß man bei der

Frage nach der Bedeutung einzelner Wörter über diese hinausgehen mußte. Man fragte nicht nur nach der Bedeutung von Wörtern, sondern auch nach derjenigen von Sätzen. Im Hinblick auf die Frage nach der Bedeutung von Wörtern lassen sich im wesentlichen drei Konzeptionen unterscheiden: eine imagínale, eine neoassoziationistische und eine komponentenanalytische . Die imagínale Konzeption geht davon aus, daß akustische und optische Vorstellungen die Grundlage von Bedeutung bilden. Was wir zu einem Wort als Bedeutung speichern, ist vor allem das Vorstellungsbild jenes Objekts oder Ereignisses, das durch das Wort bezeichnet wird (z.B. PAIVIO 1 9 7 1 ) . Diese Konzeption beschränkt sich zwangsläufig auf die Repräsentation konkret-anschaulicher Sachverhalte. Die neoassoziationistische Konzeption versucht, die Bedeutung auf die Grundlage der sich zwischen den lexikalischen Einheiten etablierenden Beziehungen zu definieren. Hierher gehören neben den älteren assoziationstheoretischen Konzeptionen von Bedeutung (z.B. DEESE, 1 9 6 2 ) auch die Theorien semantischer Netzwerke (z.B. COLLINS & QUILLIAN, 1 9 6 9 ; MEYER, 1 9 7 0 ) .

Die komponentenanalytische Konzeption zerlegt lexikalische Einheiten in Komponenten oder Merkmale, die kleiner sind als das Wort. Die Bedeutung eines Wortes besteht aus einer spezifischen Konstellation solcher Merkmale (z. B. CLARK, 1 9 7 0 ) .

Auf der Satzebene dominiert eine prädikatenlogische Konzeption der Bedeutung. Als Grundlage der Analyse von Satzbedeutungen wird das von Logikern entwickelte Schema der Zerlegung eines Satzes in Prädikate und Argumente verwendet. Besondere Aufmerksamkeit erfährt hierbei die Analyse der verschiedenen Prädikat-Argument-Beziehungen (z. B. RUMELHART, LINDSAY & NORMAN, 1 9 7 2 ; ENGELKAMP, 1 9 7 6 ) .

Verbindungen zwischen diesen Konzeptionen bestehen vor allem zwischen der prädikatenlogischen Analyse von Sätzen und der assoziationistischen bzw. kompenentenanalytischen Analyse der Wortbedeutung. Die einzelnen Komponenten der Komponentenanalyse lassen sich als Prädikationen auffassen. Eine Menge von Prädikationen konstituiert eine Wortbedeutung. Ähnlich lassen sich die Beziehungen zu anderen lexikalischen Einheiten, die nach der assozia-

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Engelkamp: Zur Beziehung von Sprachpsychologie und Sozialpsychologie

tionistischen Auffassung die Bedeutung eines Wortes ausmachen, als Prädikat-Argument-Beziehungen bzw. semantische Relationen deuten. Es ist klar, daß im Rahmen solcher Überlegungen die affektive Bedeutung wenig Aufmerksamkeit zu erregen vermochte. Stellt man sich andererseits nicht nur die Frage, wie Wissen im Gedächtnis repräsentiert wird, sondern auch, wie es aktiviert wird, wie es kommt, daß wir über bestimmte Dinge nachdenken und über andere nicht, wieso wir uns für manche Informationen interessieren und für andere nicht, dann kann das Konzept der affektiven Bedeutung innerhalb der Sprachpsychologie neu an Aktualität gewinnen. Solche Überlegungen können aber auch für die Analyse von Prozessen der Einstellungsänderung von Nutzen sein. Dies soll im folgenden dargestellt werden. Wendet man sich der Sozialpsychologie zu, so zeigt sich ein anderes Bild. Schon früh — nämlich von den Autoren des SD selbst (OSGOOD & TANNENBAUM, 1 9 5 5 ) - wurde festgestellt, daß das SD das zu erfassen erlaubt, was in der Sozialpsychologie als Einstellung bezeichnet wird. Die Verwendung des SD als Einstellungsskala im Rahmen der Sozialpsychologie und besonders der angewandten Sozialpsychologie (z. B. BERGLER, 1 9 7 6 ) hat sich bis heute erhalten. In der Sozialpsychologie ist es nicht das SD als Meßinstrument für Einstellung, das an Aktualität verloren hat, sondern die ihm zugrundeliegende Theorie der Entstehung und Änderung von Einstellungen. Im Rahmen der Untersuchung von Einstellungsänderungen zeigte sich bald, daß das Konzept der klassischen Konditionierung zu eng ist. Einstellungsänderungen lassen sich nicht allein auf der Grundlage des Kontiguitätsprinzips herstellen und erklären. An die Stelle des Kontiguitätsprinzips wurde das der kognitiven Einheit gestellt. Dieses Prinzip besagt, daß sich solche kognitiven Elemente im Hinblick auf ihre affektiven Einstellungen beeinflussen, die zusammen eine „kognitive Einheit" bilden (FESTINGER, 1 9 5 7 ; HEIDER, 1 9 5 8 ;

Eine entscheidende Frage lautet jetzt: Unter welchen Umständen bilden kognitive Elemente eine Einheit? Die Frage wird m.E. jedoch in der Sozialpsychologie nicht deutlich genug gestellt. Stattdessen fragt man — der affektiv-motivationalen Grundorientierung entsprechend — eher, was geschieht, wenn eine Person bestimmte kognitive Elemente als Einheit, d.h. als zusammengehörig erlebt. Es wird allgemein angenommen, daß nicht zusammenpassende Elemente als spannungsvoll und harmonisierende als ausgewogen erlebt werden. Dabei wird das Zusammenpassen der einzelnen Elemente über deren Bewertung definiert. Die Frage der Einheitenbildung ist hiervon zunächst unabhängig. Komplizierter wird die Situation, wenn wie z.B. bei FESTINGER ( 1 9 5 7 ) das Zusammenpassen von Elementen nicht mehr eindeutig über die Bewertung der Elemente definiert wird. Nach FESTINGER stehen zwei Elemente dann in einer dissonanten Beziehung zueinander, wenn sie gleichzeitig Meinungen einer Person sind, und wenn das eine Element das Gegenteil (die Negation) des anderen impliziert. Dabei bleibt allerdings unklar, was es bedeutet, daß eine Meinung das Gegenteil einer anderen impliziert. Was Unvereinbarkeit bedeutet, würde klarer, wenn deutlich zwischen der Einheitenbildung kognitiver Elemente und ihrer Bewertung durch eine Person unterschieden würde. Bei der Behandlung der Frage, welche Relationen zwischen kognitiven Elementen bestehen können und welche im Sinne einer Einheitenbildung interpretiert werden können, könnte die Sprachpsychologie mit ihren Überlegungen zur Wort- und Satzbedeutung für die Sozialpsychologie von Nutzen sein. An der Einstellungsforschung zeigt sich, daß die Sozialpsychologie zwar erkennt, daß neben affektiv-motivationalen Aspekten auch kognitivinformativen Gesichtspunkten Rechnung getragen werden muß, gleichzeitig wird an den sog. Konsistenztheorien auch klar, daß die Analyse der kognitiven Prozesse durch die affektiv-motivationale Grundorientierung erschwert wird. Mir NEWCOMB, 1 9 6 1 ; ROSENBERG & ABELSON, 1 9 6 0 ) . scheint, daß auf diesem Gebiet SprachpsycholoEs wurde erkannt, daß sich affektive Reaktiogen und Sozialpsychologen sich in fruchtbarer nen auf kognitive Einheiten beziehen und die Weise ergänzen könnten. Einstellungsänderung von der Veränderung der An je einem Beispiel sei illustriert, wo m.E. kognitiven Einheiten abhängt. Damit hat sich beide Gebiete voneinander profitieren könnten. die Problemlage geändert. Kognitive und affekNach einer Untersuchung, die ich zusammen mit tive Prozesse treten in eine enge Wechselwirkung. MERDIAN ( 1 9 7 3 ) durchgeführt habe, wird die af-

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 2 8 8 - 2 9 8

fektive Bedeutung des Subjekts in einfachen Sätzen wie „Der aufgeweckte Junge ist lästig" stärker durch das prädikative als durch das attributive Adjektiv beeinflußt. Im Sinne der Einstellungsänderung bedeutet dies, daß die Relation zwischen dem Subjekt und dem Prädikat ein größeres Gewicht erhält als die zwischen dem Subjekt und dem Attribut. Dieser Sachverhalt kann sprachpsychologisch durch die Unterscheidung von konzeptindentifizierenden und konzeptmodifizierenden Prädikaten erklärt werden. Umgekehrt sei an einem Beispiel die Bedeutung der Einstellungsforschung für die Sprachpsychologie deutlich gemacht. Daß Menschen ausgehend von gegebenen Informationen generalisieren und Schlüsse ziehen, ist ein sprachpsychologisch bedeutsamer Sachverhalt. Wie die Einstellungsforschung lehrt, sind solche Prozesse von affektiven Faktoren nicht unabhängig. ABELSON & KANOUSE ( 1 9 6 6 ) konnten z . B . zeigen, daß die Generalisierung von der affektiven Bedeutung der Verben abhängt. Ob ich sage: „Künstler lieben Brettspiele" oder „Künstler meiden Brettspiele", wirkt sich unterschiedlich auf die Glaubwürdigkeit der Verallgemeinerungen „Künstler lieben bzw. meiden Spiele" aus. Dieser Befund ist offensichtlich nur durch die Berücksichtigung affektiver und kognitiver Aspekte verständlich zu machen.

Interaktion

Ein zweiter wichtiger Konvergenzpunkt von Sprach- und Sozialpsychologie ist die Interaktionsforschung. Interaktion war auch für die Sozialpsychologie lange Zeit ein programmatisches Stichwort, das in der konkreten Forschung nicht eingelöst wurde. Man begnügte sich mit reduzierten Reiz- und Reaktionsaspekten. Erst in jüngerer Zeit schenkt man der Analyse von aktuellen Interaktionsprozessen mehr Aufmerksamkeit ( z . B . ARGYLE, 1 9 7 2 ; PIONTKOWSKI, 1 9 7 6 ) . M i t

der Analyse aktueller Interaktionen gewinnt auch sprachliches Verhalten an Relevanz. Die Möglichkeiten der Sprachpsychologie liegen hier in einer Ergänzung der Sozialpsychologie. Prüft man, in welcher Art die Sozialpsychologie an das Phänomen der Interaktion herangeht, so lassen sich drei Zugangsformen unterscheiden. Auf der einen Seite versucht man, den Vorgang

295

der Interaktion zu modellieren, indem man Rahmenkonzepte für den Interaktionsprozeß vorstellt (z.B. ARGYLE, 1 9 7 2 ; VON CRANACH, 1 9 7 5 ; SCHERER, 1 9 7 7 ) , wobei der Begriff der Interaktion weitgehend synonym mit dem der Kommunikation verwendet wird. Im Rahmen dieser Modelle versucht man u.a., die Informationen zu bestimmen, die in Kommunikationsprozessen ausgetauscht werden, sowie die Verhaltensweisen zu spezifizieren, durch die die Informationen vermittelt werden. Im Hinblick auf die kommunikationsrelevanten Verhaltensweisen konzentriert man sich dabei fast ausschließlich auf nonverbales Verhalten (z.B. ARGYLE, 1 9 7 5 ; HINDE, 1 9 7 2 ; WEITZ, 1 9 7 4 ) . Auf die empirische Erforschung einzelner nonverbaler Verhaltenskategorien im Rahmen der Interaktion zielt eine zweite Gruppe von Forschungsaktivitäten. Im Mittelpunkt steht hierbei die Untersuchung der Kommunikation durch mimische Signale (z. B. EKMAN, FRIESEN & ELLSWORTH, 1 9 7 2 ) , aber auch Gestik, Körperhaltung und Raumverhalten werden rege untersucht (ARGYLE, 1 9 7 5 ; ScHEFLENund SCHEFLEN, 1 9 7 2 ; WEITZ, 1 9 7 4 ) . Sprachliches Verhalten wird, soweit es untersucht wird, nur unter paralinguistischen Aspekten analysiert (z. B. DUNCAN & ROSENTHAL, 1 9 6 8 ; SCHERER, 1 9 7 4 ) . Dies hängt u. a. damit zusammen, daß im Hinblick auf die übermittelten Informationen den Emotionen besondere Beachtung geschenkt wird (z. B. DAVITZ, 1 9 6 4 ; DITTMANN, 1 9 7 2 ) . Neben der Kommunikation von Emotionen interessiert besonders die Kommunikation von Einstellungen (z. B. MEHRABIAN, 1 9 7 2 ; WEITZ, 1 9 7 2 ) . Die Kommunikation interpersonaler Einstellungen bildet den Schwerpunkt des dritten Zugangs, der vornehmlich von humanistischen Psychologen beschritten wird ( z . B . GIFFIN & PATTON, 1 9 7 4 ; STEWART, 1 9 7 3 ; SWENSON, 1 9 7 3 ) . Obwohl hier sprachliches Verhalten eine ganz eminente Rolle spielt, spielt die Sprachpsychologie so gut wie gar keine Rolle. Es liegt auf der Hand, daß die Sprachpsychologie die Interaktionsforschung dadurch bereichern könnte, daß sie etwas zu den Fragen beiträgt, welche Rolle dem Sprachverhalten in der Interaktion zufällt und welche Informationen durch sprachliches Verhalten vermittelt werden. Prüft man, was die Sprachpsychologie zu diesen Fragen beitragen kann, so erkennt man bald, warum die Kontakte zur Interaktionsforschung bisher dürftig waren. Hinsichtlich der Informa-

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Engelkamp: Zur Beziehung von Sprachpsychologie und Sozialpsychologie

tionen, die durch Sprache kommuniziert werden, hat sich die Sprachpsychologie bis in die 70er Jahre fast ausschließlich mit der Darstellungsfunktion im Sinne B Ü H L E R S (1933) beschäftigt. Sprache dient dazu, Außenwelt abzubilden und mitteilbar zu machen. Es ist offensichtlich, daß eine affektiv-motivational orientierte Interaktionsforschung damit nicht viel anfangen konnte. Seit dem Auftauchen des Sprechakt-Konzeptes (SEARLE, 1969) und seiner Übernahme in die Sprachpsychologie Anfang der 70er Jahre wird in der Sprachpsychologie nicht mehr nur beachtet, was ein Sprecher mitteilt, sondern auch wozu er etwas mitteilt und was er beim Hörer erreichen will (z. B. H E R R M A N , 1978). Hierbei treten zwangsläufig Informationskategorien in das Blickfeld, die eine erhebliche Relevanz für die Interaktionsforschung besitzen. Es zeigt sich, daß der Sprecher nicht nur über die Außenwelt, sondern auch über seine eigene Befindlichkeit und seine Zielsetzungen berichtet (vgl. ENGELKAMP, 1974, pp. 173-210). Mit dem Aufgreifen solcher affektiven und motivationalen Kommunikationsinhalte gewinnt die Sprachpsychologie zunehmend an sozialpsychologischer Relevanz. Die Beachtung von affektiv-motivationalen Kommunikationsinhalten im Rahmen der Sprachpsychologie steht in enger Beziehung zu dem, was innerhalb der sozialpsychologischen Interaktionsforschung mit dem schillernden Begriff der „Beziehung" zwischen Sender und Empfänger bezeichnet wird. Ein anderes für die Analyse sprachlicher Interaktionen wichtiges Phänomen sind die sog. stilistischen Varianten von Äußerungen. Bei relativ unverändertem Inhalt kann eine Äußerung in verschiedenen Formulierungen auftreten. Welche Formulierung gewählt wird, ist u. a. eine Funktion der Sprech- bzw. Kommunikationssituation. Während stilistische Phänomene anfangs (bis 1967) als syntaktische Erscheinungen im Rahmen der generativen Syntaxtheorie analysiert und interpretiert und in einer zweiten Phase der Psycholinguistik als bedeutungslos ignoriert (bis etwa 1974) wurden, werden sie in den letzten Jahren unter einer veränderten Perspektive wiederentdeckt. Sie werden jetzt als situationsdeterminierte Variablen angesehen und erhalten von dort für die Analyse sprachlicher Interaktionen eine wichtige Bedeutung. Ein Teil dieser stilistischen Phänomene wird

eher auf spezifische, nicht notwendig interaktive Bedingungen beim Sprecher zurückgeführt ( z . B . ERTEL, 1 9 7 7 ; CLARK & CLARK, 1 9 7 7 ) ,

ein

anderer Teil wird eher als genuin interaktiv bedingt angesehen (z.B. H E R R M A N N & D E U T S C H , 1 9 7 6 ) . Diese eher interaktiv determinierten Sprachstilvariationen stellen die Beziehung zu älteren Forschungen zum „address-system" ( B R O W N & G I L M A N , 1 9 6 0 ) und zu Forschungsschwerpunkten der Soziolinguistik her. Das gemeinsame Interesse von Sprachpsychologen und Sozialpsychologen an dem Phänomen der Interaktion könnte dazu beitragen, daß die Kluft zwischen den beiden Teilgebieten verringert wird und in eine fruchtbare Zusammenarbeit umschlägt.

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Eine Prädikationsanalyse des Aggressionsbegriffs Die Auflösung einer Definitionsproblematik durch die Untersuchung des Wortgebrauchs GERD JÜTTEMANN Fachbereich Gesellschafts- und Planungswissenschaften der Technischen Universität Berlin, Institut für Psychologie

Ausgehend von einer Erörterung der Frage nach dem Gegenstand der Aggressionsforschung wird das Ergebnis einer grundlegenden Untersuchung über die verschiedenen Bedeutungsgehalte des Terminus „Aggression" als Handlungsbegriff dargestellt. Es wird gezeigt, daß die Bedeutungen des Aggressionsbegriffs aufgrund einer sorgfältigen Analyse des Sprachgebrauchs exakt gegeneinander abgegrenzt werden können und insgesamt ein geschlossenes und eindeutig strukturiertes Begriffssystem bilden. Für das erstmalig zur Anwendung gelangende theoretisch- empirische Untersuchungsverfahren wird die Bezeichnung „Prädikationsanalyse" eingeführt. Das Verfahren ermöglicht zugleich eine begriffsanalytische Gegenstandsbestimmung.

Starts with a detailed discussion of the question of what the subject matter of research on aggression actually consists of. Thoroughly examines the various meanings of „aggression" and presents a behavioral conceptualization of the term. Although the meanings of the notion of aggression can be precisely differentiated by a careful analysis of language usage, they nevertheless constitute an unequivocal and structured system of conceptually related terms. The term, „predication analysis" is used to designate the theoretico-empirical research procedure which has been used for the first time. This procedure simultaneously permits a conceptual analysis and definition of the subject matter.

Einleitung

längeren Forschungsgeschichte präzisieren lass e n (HERRMANN, 1 9 6 9 ) .

„Sämtliche bisher vorgelegten Ansätze zur Aggressionstheorie kranken daran, daß nicht festgelegt wird, was .Aggression' bedeutet" (WERBIK, 1 9 7 4 ) . Diese Feststellung knüpft an die von WERBIK vertretene Auffassung an, daß auch in der Psychologie das „Postulat der Eindeutigkeit der Terminologie" zu gelten habe. Folgt man dieser Auffassung, so ist die Aussage, Gegenstand der Aggressionsforschung sei das aggressive Verhalten oder die Aggression, bisher nicht möglich. Die Forderung nach einem eindeutigen wissenschaftlichen Sprachgebrauch ist jedoch keinesfalls unumstritten. Die in der Psychologie vorherrschende Begriffskategorie der „hypothetischen Konstrukte" (MCCORQUODALE & MEEHL, 1948) ist sogar als ein Beweis dafür anzusehen, daß das Postulat terminologischer Eindeutigkeit innerhalb der Psychologie einstweilen noch keine besondere Rolle spielt (JÜTTEMANN, 1 9 7 2 ) . Die Verwendung hypothetischer Konstrukte befreit die Psychologie von jeglichen Definitionszwängen, da sich die zu dieser Wortgattung gehörenden Termini bestenfalls im Laufe einer

In den Versuchsanordnungen innerhalb der experimentellen Psychologie wird der Forschungsgegenstand in der Regel ausschließlich operational bestimmt, so daß von einem Forschungsoperationalismus gesprochen werden kann. Eine operational abgeleitete Definition des gesamten Gegenstands der Aggressionsforschung ergibt sich dann einfach aus der Summe dessen, was einschlägig tätige Experimentatoren als aggressives Verhalten ansehen. Das Malträtieren einer Plastikpuppe (BANDURA, ROSS & Ross, 1 9 6 3 ) , das Schießen auf eine gesichtsförmige Pappscheibe (MALLICK & MCCANDLESS, 1 9 6 6 ) oder die Verabreichung vermeintlicher Elektroschocks (MILGRAM, 1 9 6 3 ) sind Beispiele hierfür. Will man sich mit einer so formulierten operationalen Umschreibung des Gegenstands der Aggressionsforschung nicht zufriedengeben, muß man notwendigerweise zu einer übereinstimmenden inhaltlichen Abgrenzung des Aggressionsbegriffs gelangen, und zwar unabhängig von der Art der Formulierungen. Hier tritt jedoch eine Grundsatzproblematik zu Tage, auf die kürzlich INNERHOFER & GOTTWALD ( 1 9 7 7 ) hingewiesen haben.

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Jüttemann: Eine Prädikationsanalyse des Aggressionsbegriffs

INNERHOFER & GOTTWALD diskutieren die Definitionsproblematik psychologischer Begriffe im Kontext allgemeiner wissenschaftstheoretischer Überlegungen und orientieren sich 1 beispielhaft an den Schwierigkeiten, die im Zusammenhang mit den bisherigen Versuchen zur Präzisierung des Aggressionsbegriffs sichtbar geworden sind. Die Autoren artikulieren die Vermutung, die vorliegenden Definitionen seien möglicherweise deshalb unbefriedigend ausgefallen, weil man dabei von falschen Zielsetzungen ausgegangen sei, nämlich von der Vorstellung, „es gäbe so etwas wie einen Gegenstand ,Aggression' und mit der Definition soll dieser Gegenstand unverwechselbar beschrieben werden. Aggression sei etwas Fertiges und Vorgegebenes, wir müßten es nur suchen" (a. a. O . , p. 4 7 2 ) . INNERHOFER & GOTTWALD beklagen „das Scheitern" der bisherigen Definitionsbemühungen, das sie als „das Eingeständnis der Unbrauchbarkeit des begriffsrealistischen 2 Modells vom Funktionieren von Begriffsdefinitionen" interpretieren und empfehlen stattdessen einen „Operationalismus, so wie ihn der späte WITTGENSTEIN entwickelt hat,... der Begriff .Aggression' ist hier als eine Art ,Werkzeug' zu verstehen und Werkzeuge .finden' wir nicht, sondern wir konstruieren sie zu einem bestimmten Zweck". Sofern Forscher oder Praktiker als „Werkzeugkonstrukteure" dieser Art tätig werden, läßt sich von einem Begriffsoperationalismus sprechen, der mit dem oben beschriebenen Forschungsoperationalismus vergleichbar ist.

1 Unter Hinweis auf LEMKE (1970). Diese Arbeit wird im Literaturverzeichnis des zitierten Beitrags nicht erwähnt. Es handelt sich um eine unveröffentlichte Diplom-Arbeit, München 1970. 2 In der Philosophie bezeichnet der Terminus „Begriff srealismus" seit Beginn dieses Jahrhunderts die „philosophische Theorie, nach der den Allgemeinbegriffen reales Sein zugeschrieben wird ..." (RITTER, 1971, p. 813). Es handelt sich allerdings kaum um einen Begriffsrealismus dieser Art, wenn INNERHOFER & GOTTWALD die Vorstellung vom Vorhandensein eines Gegenstands „Aggression" mit diesem Wort apostrophieren. Eher könnte HUSSERL ( 1 9 2 8 4 , p. 107 ff.) gemeint sein, der zwischen der „Realität" und der „Gegenständlichkeit" der Allgemeinbegriffe unterscheidet. Während die Annahme der Realität als ein unzulässiger Begriffsrealismus entschieden zurückzuweisen ist, muß — nach HUSSERL - jedoch an der Gegenständlichkeit der Allgemeinbegriffe festgehalten werden.

Die von INNERHOFER & GOTTWALD markierte begriffsoperationalistische Position soll hier nicht näher untersucht werden. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es vielmehr, eine Alternative zu dieser Auffassung zu entwickeln und eine Diskussion über beide Standpunkte anzuregen. Im Rahmen dieses Vorhabens werden ebenfalls der Aggressionsbegriff und die Problematik seiner Definition als Beispiel verwendet, und es wird — konsequent alternativ — ein Weg aufgezeigt, wie das Dilemma der Definitionsproblematik dieses Begriffs beseitigt werden kann. Damit ist zugleich der Anspruch verbunden, für die Aggressionsforschung neue Akzente zu setzen und die Stagnation des Erkenntnisfortschritts in diesem Forschungsbereich zu überwinden. Der von INNERHOFER & GOTTWALD hervorgehobenen Wittgenstein'schen Auffassung (vgl. WITTGENSTEIN, 1 9 6 3 2 , p. 2 9 4 ) vom Werkzeugcharakter der Begriffe soll prinzipiell nicht widersprochen werden. Konsequenterweise ist jedoch davon auszugehen, daß Begriffe ihrer Werkzeugfunktion nur dann gerecht werden können, wenn eine eindeutige Vorstellung darüber existiert, um was für eine Art von Werkzeug es sich jeweils handelt. Am Beispiel des Aggressionsbegriffs soll der Versuch unternommen werden, die Frage nach der Gegenständlichkeit dieses Begriffs auf dem Wege einer Untersuchung der gegebenen Verwendungszusammenhänge zufriedenstellend zu beantworten. Für das gesamte Verfahren wird die Bezeichnung „begriffsanalytische Gegenstandsbestimmung' ' vorgeschlagen.

Analyse und Kritik der herkömmlichen Definitionen des Aggressionsbegriffs Die Definitionen der Triebtheoretiker (sowohl Psychoanalytiker als auch Ethologen) erschöpfen sich weitgehend in der Behauptung, es existiere eine nach hydraulischen Prinzipien funktionierende somatische Quelle, die ein prinzipiell nicht aufhebbares Triebgeschehen fundiere. Die Annahme einer spezifischen Energiequelle dieser Art garantiert zugleich die Einheitlichkeit des zugehörigen Verhaltensbereichs: die monokausale Bedingtheit aggressiven Verhaltens definiert die Klasse. Möglicherweise ist diese Vereinfachungsperspektive einer der Gründe dafür,

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daß sich die Lehre vom Aggressionstrieb nach wie vor einer größeren Anhängerschaft erfreut. Eine ausführliche Erörterung der Problematik des Triebmodells der Aggression ist u. a. von NOLTE ( 1 9 7 1 ) vorgelegt worden. NOLTE vergleicht dabei eingehend verschiedene Definitionen, die im psychoanalytischen Bereich entwickelt worden sind. Ein wesentlicher Aspekt der Verwendung des Aggressionsbegriffs in der Psychoanalyse ist die bereits bei ADLER überwundene „Gleichsetzung destruktiv gerichteter Aggressionsformen mit Aggression schlechthin", womit die Beschränkung auf den „Zusammenhang von Destruktivität und triebhafter Irrationalit ä t " aufgehoben wird (a.a.O., p. 118). Ausgehend von ADLER ( 1 9 6 5 ) untersucht NOLIE in diesem Zusammenhang u. a. die Positionen von SCHULTZ-HENCKE ( 1 9 3 1 ) , STORR ( 1 9 7 0 ) u n d MIT-

Unter den von behandelten Aspekten könnten auch die Arbeiten von BACH & GOLDBERG ( 1 9 7 5 ) und FROMM ( 1 9 7 4 , 1 9 7 5 ) einer kritischen Betrachtung unterzogen werden. FROMM thematisiert zugleich die Definitionsproblematik: „Das Hauptproblem liegt darin, daß das Wort Aggression' in einer wahllosen und indiskriminierenden Weise gebraucht wird" ( 1 9 7 5 ) . Insbesondere unter Hinweis auf STORR und auf MITSCHERUCH beklagt NOLTE zu Recht den verwirrenden Sprachgebrauch, der innerhalb der Psychoanalyse in der gleichzeitigen Verwendung des Aggressionsbegriffs in zwei grundverschiedenen Bedeutungsgehalten zum Ausdruck kommt; es stehen nahezu gleichwertig nebeneinander 3 :

SCHERLICH ( 1 9 5 9 , 1 9 6 5 , 1 9 6 9 ) . NOLTE

a) der massiv negativ bewertete Gehalt, den das Syndrom „Destruktivität" verdeutlicht, und b) der ebenso massiv positiv bewertete Gehalt, den das Synonym „Selbstbehauptung" adäquat hervorhebt. Die zunächst widersprüchlich erscheinende Vermengung derart verschiedener Aggressionsbegriffe ist in dem Maße möglich, in dem gleichzeitig das Triebmodell in Richtung eines zunächst wertungsunspezifischen Kampftriebs 3

NOLTE spricht von einer „Vermengung" verschiedener Aggressionsbegriffe, die „ebenso die Verteidigung der Annahme einer spontan-endogenen Destruktivitätserzeugung wie die Begründung ihrer arterhaltenden Funktion" ermöglicht (a.a.O., p. 125).

oder — noch darüber hinausgehend — in Richtung eines sehr generellen Aktivitätstriebs modifiziert wird (vgl. hierzu MITSCHERLICH, 1959, p. 50ff.). Der Aggressionsbegriff erfährt auf diese Weise eine ungewöhnlich starke Ausweitung, mit der nicht das geringste gewonnen ist, da sie mit dem wissenschaftlichen Anspruch, Erkenntnisfortschritte zu erzielen, unvereinbar erscheint. Nicht die Verwässerung der Wissenschaftssprache mit dem Ergebnis einer breiten umgangssprachlichen Verwendung der Begriffe, sondern lediglich die Klärung und Weiterentwicklung der Begriffe durch eine fortschreitende Explikation ist ein sinnvolles Ziel wissenschaftlichen Bemühens. Eine Fachsprache, die mit Begriffen operiert, die einen noch breiteren, vielgestaltigeren Bedeutungsgehalt besitzen als die gleichlautenden Begriffe der Umgangssprache, hat somit dieses Ziel bereits verfehlt. Von daher erscheint eine weitere Auseinandersetzung mit den Definitionen des Aggressionsbegriffs der psychoanalytischen Literatur entbehrlich. Im Bereich der experimentellen Aggressionsforschung ist dagegen der Fehler einer unfruchtbaren inhaltlichen Ausweitung des Aggressionsbegriffs im wesentlichen vermieden worden. Die hier entwickelten Definitionen orientieren sich an der umgangssprachlichen Bedeutung dieses Begriffs. WERBIK (1971) hat im Hinblick auf das Gebiet der experimentell orientierten Aggressionsforschung eine „Kritik der gebräuchlichen Definitionen" (a.a.O., p.233) vorgelegt und gezeigt, daß sich die verwendeten Umschreibungen in zwei Kategorien einteilen lassen. Diese Kategorien können — in vereinfachender Darstellung — wie folgt gekennzeichnet werden: 1. „Aggressiv" ist ein Verhalten, das von einer Absicht zur Schädigung, z. B. eines Menschen, getragen wird (vgl. DOLLARD & MILLER, 1939; MERZ, 1 9 6 5 ) .

2. „Aggressiv" ist ein Verhalten, das eine tatsächliche Schädigung, z.B. eines Menschen, bewirkt (vgl. Buss, 196 1 ; B A N D U R A & WALTERS, 1963). (1968 2 , p. 14ff.) führt einen Vergleich mehrerer Definitionen durch und kommt zu dem Ergebnis, daß sich die Kategorie 2 bei näherer Betrachtung insofern nicht als eigenständig erweist, als die ihr zuzuordnenden DefiniSELG

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J ü t t e m a n n : Eine Prädikationsanalyse des Aggressionsbegriffs

tionen den intentionalen Aspekt nur scheinbar ausklammern. Danach wären Aggressionen durch das Bestimmungsmerkmal absichtlich schädigend adäquat gekennzeichnet. Bevor wir untersuchen, ob dieses Bestimmungsmerkmal ausreicht, sei auf eine wichtige Konsequenz dieser weitverbreiteten und vor allem der gesamten experimentellen Aggressionsforschung zugrundeliegenden Charakterisierung aggressiven Verhaltens hingewiesen: So definierte Aggressionen sind Aktionen oder Reaktionen, denen notwendigerweise das Attribut der Feindseligkeit anhaftet. BERKOWITZ ( 1 9 6 2 ) verwendet deshalb die Begriffe „Aggression" und „hostilit y " durchgängig als Synonyme. Ebenso konsequent verhält sich BONDY ( 1 9 5 8 ) , wenn er Aggression als ein „feindseliges Verhalten" definiert. MERZ hebt den sozial-pathologischen Charakter aggressiven Verhaltens unter dem Gesichtspunkt des Störungseffekts hervor: „Unser soziales Leben wird immer wieder durch aggressives Verhalten ... gestört" ( 1 9 6 5 ) . Für andere Autoren, die nicht dem engeren Bereich der experimentellen Aggressionsforschung zuzurechnen sind, stellen Aggressionen — und zwar die spezifisch menschlichen — häufig sogar die eigentliche Repräsentation des Bös e n d a r ( v g l . LORENZ, 1 9 6 3 ) .

Diese Tendenz zur Gleichsetzung der Begriffe „aggressiv" und „böse", „Aggression" und „Destruktion" ist kritisch bei EYFERTH ( 1 9 7 2 ) unter dem Gesichtspunkt einer „Verteufelung der Aggression" thematisiert und in ihren negativen Konsequenzen von GEKELER ( 1 9 7 4 ) eingehender untersucht worden. Im Rahmen der oben - nach WERBIK ( 1 9 7 1 ) — dargestellten Definitionskategorien zum Aggressionsbegriff sind Beispiele für eine positive Bewertung aggressiven Verhaltens nicht ableitbar, da unvermeidliche Widersprüche auftreten, wenn man versucht, das Kriterium „absichtlich schädigend" mit dem Aspekt einer funktional konstruktiven oder auf soziale Anerkennung hinauslaufenden Betrachtung aggressiven Verhaltens zu verbinden. So ist die Bedeutung des Begriffs „Aggression" mit dem negativen Bewertungsakzent unlösbar verknüpft. Die Kritik an den hier diskutierten Definitionen des Aggressionsbegriffs hat nun dort anzusetzen, wo seine Verwendung zu unauflösbaren Widersprüchen führt, die aus der Unvereinbar-

keit des Kriteriums „absichtlich schädigend" einerseits mit dem gleichzeitig gegebenen negativen Bewertungsakzent andererseits resultieren. Hierzu ein Beispiel: Ein Mann erschlägt in Notwehr einen anderen, der ihn tätlich angegriffen hat. Es ist evident, daß auch die in Notwehr handelnde Person ein absichtlich schädigendes oder feindseliges Verhalten zeigt. Ein Notwehrverhalten ist jedoch kein verwerfliches Tun, sondern eine notwendige Handlung zur Erhaltung des in diesem Fall als vorrangig anzusehenden Lebens des Angegriffenen. Auf gar keinen Fall ist das Verhalten bösartig: davon geht auch unsere Rechtsprechung aus, in der Notwehr nicht bestraft wird. Der hier sichtbar werdende Widerspruch ist eklatant und offenbart eine prinzipielle Unzulänglichkeit der zugrundeliegenden Begriffsdefinition. Allerdings könnte man an dieser Stelle einwenden, es ergäben sich andere Gesichtspunkte, wenn man konsequent zwischen einem Angriffsverhalten und einem Verteidigungsverhalten unterscheiden würde. Es läßt sich jedoch leicht zeigen, daß sich im Hinblick auf das Verhalten des Angreifers die gleichen Prädikationsschwierigkeiten ergeben, wenn man etwa das o. g. Beispiel so variiert, daß sich die Auseinandersetzung an der Front eines Krieges zwischen zwei Soldaten der einander befehdenden Mächte abspielen soll: Während eines Sturmangriffs kommt es zu einer — der o.a. Situation entsprechenden — Nahkampfszene zwischen zwei Soldaten. Der Soldat, der zu der Partei gehört, die den Sturmangriff — im Rahmen eines Eroberungskrieges — gestartet hat, tötet den anderen. Hier ist die Handlungsweise des Überlebenden im Hinblick auf den Getöteten in extremer Weise „absichtlich schädigend" oder „feindselig". Ein großer Teil der Vpn 4 , nämlich diejenigen, die „Aggression" und „böse Handlung" gleichsetzen, lehnt es dennoch ab, das Verhalten als Aggression zu bezeichnen, so daß in diesen Fällen ebenfalls Unvereinbarkeit des Kriteriums „absichtlich schädigend" oder „feindselig" mit dem negativen Bewertungsakzent des Aggressionsbegriffs vorliegt. Weitere Beispiele für Unvereinbarkeiten die4 Aus einer F r a g e b o g e n u n t e r s u c h u n g zur Definitionsp r o b l e m a t i k . Über die Ergebnisse dieser U n t e r s u c h u n g soll ausführlich an anderer Stelle berichtet w e r d e n .

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ser Art und daraus resultierende Zuordnungsschwierigkeiten lassen sich überall dort finden, wo ein absichtlich schädigendes oder feindseliges Verhalten entweder gesetzlich bzw. gesellschaftlich legitimiert oder sogar vorgeschrieben ist 5 oder in einen Bereich hineingehört, der sich einer bewertenden Betrachtung eigentlich prinzipiell entzieht (z.B. „Aggressionen" im Tierreich). Es ist offensichtlich, daß das eigentliche Spezifikum des Aggressionsbegriffs für die meisten Menschen in einem negativen moralischen Vorzeichen besteht. Damit wird die Anwendung des Aggressionsbegriffs vom moralischen Niveau des jeweils erkennbaren Motivs abhängt. Das wird besonders deutlich, wenn die Frage gestellt wird, ob z. B. die — häufig sogar mit unvermeidbarer Selbstaufopferung einhergehende — Tat eines Tyrannenmörders eine Aggression sein kann. Diese Frage wird umso häufiger verneint, je gerechtfertigter das Motiv erscheint. Im Falle der Verneinung wird somit der Umstand, daß das Handlungsergebnis für das Opfer extrem schädigend ausfällt und möglicherweise sogar auf eine sehr brutale Weise zustande kommt, als völlig irrelevant angesehen. Insgesamt zeigt sich eine erhebliche Widersprüchlichkeit der herkömmlichen Definitionen des Aggressionsbegriffs, die sich als eine Folge der UnVollständigkeit dieser Definitionen herausstellt. Als ein weiterer Kritikpunkt resultiert daraus die Unangemessenheit eines derartig unzulänglich definierten Begriffs im Hinblick auf die Funktion der Gegenstandsbezeichnung für ein ganzes Forschungsgebiet.

Das System der Prädikationen des Aggressionsbegriffs Analyse und Kritik der bisherigen Definitionsversuche des Aggressionsbegriffs haben das Vorhandensein einer kaum noch lösbar erscheinenden Definitionsproblematik offenbart und den Eindruck entstehen lassen, daß Bemühungen um eine Neudefinition des Aggressionsbegriffs je5 Kriegshandlungen, insbesondere in Verteidigungskriegen; Maßnahmen des Strafvollzugs, insbesondere auch im Hinblick auf die Anwendung der Todesstrafe; das Töten von Tieren, selbst dann, wenn es zu Nahrungszwecken geschieht.

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denfalls nicht weiterhelfen würden. Eher könnten sich die Suche nach den Ursachen der Problematik und die Diskussion der Frage als erfolgversprechend erweisen, ob möglicherweise ein komplexes System mehrerer aufeinander bezogener und gleichermaßen gültiger Aggressionsbegriffe existiert. Die Erörterung dieser Frage wurde u. a. von sprachphilosophischen Vorstellungen aus vorgenommen, die KAMLAH & Lo RENZEN (1967) - anknüpfend an CARNAP (1956, 1961) — entwickelt haben. Innerhalb des theoretischen Ansatzes dieser Autoren, der hier nicht näher behandelt werden kann, sind die Begriffe „Prädikator" und „Prädikation" von grundlegender Bedeutung 6 . Dieser Konzeption wurde der Begriff „Prädikation" (hier i. S. von Prädikationsregel, Prädikationskriterium) entnommen. Abweichend von KAMLAH & LORENZEN ist jedoch nicht versucht worden, ein System von Prädikationen synthetisch aufzubauen, sondern es wurde von der Annahme ausgegangen, daß ein derartiges System gleichsam phänomenal vorliegt und den tatsächlichen Sprachgebrauch regelt. Aus diesem Grunde wurde das Verfahren einer Prädikationsanalyse 7 entwickelt. Die Methode gestattet es, das System der „immer schon" vorhandenen Prädikationen eines Begriffs transparent und beschreibbar zu machen. Die Analyse wird im wesentlichen auf empirisch-interpretativem Wege vollzogen: die mit der Alltagserfahrung gegebenen Aussagemöglichkeiten, z. B. des Aggressionsbegriffs, werden systematisch miteinander verglichen und die verschiedenen Regeln des Sprachgebrauchs auf diese Weise allmählich interpretierend herausgearbeitet. Eine Reihe von Fragebogenuntersuchungen dient u. a. dazu, die gefundenen Prädikationen zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren und zu differenzieren. Es hat sich gezeigt, daß das Verfahren der Prä6 Ein „Prädikator" wird — als Kategorienbezeichnung — anhand von Beispielen und Gegenbeispielen „exemplarisch" gelernt. „Prädikationen" sind die „sprachlichen Handlungen", mit denen Prädikatoren eingeführt werden (KAMLAH & LORENZEN, 1967, p . 2 9 ) . 7 Das Verfahren der Prädikationsanalyse ist dem Vorgang der „Explikation" eines Begriffs vergleichbar, geht aber darüber hinaus (vgl. CARNAP & STEGMÜLLER, 1959, p. 1 2 f f . ; siehe auch HANNA, 1 9 6 8 ; GROEBEN & WESTMEYER, 1 9 7 5 , p. 58).

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Jüttemann: Eine Prädikationsanalyse des Aggressionsbegriffs

dikationsanalyse nicht nur die eindeutige Beschreibung der verschiedenen Inhalte des Aggressionsbegriffs 8 leistet, sondern darüber hinaus zur Auffindung eines vollständigen, geschlossenen und widerspruchsfreien Systems voneinander unterscheidbarer Aggressionsbegriffe geführt hat. Ein weiteres wesentliches Ergebnis der durchgeführten Prädikationsanalyse vorwegnehmend wird behauptet, die Definitionsproblematik des Aggressionsbegriffs sei dadurch entstanden, daß einzelne aus dem Zusammenhang des vorliegenden Gesamtsystems herausgelöste Prädikationen als Definitionen angeboten worden sind und deshalb notwendigerweise unvollständig bleiben und untereinander zu Widersprüchen führen mußten. Die Darstellung des Begriffssystems erfolgt nachstehend in Form von 7 z.T. hierarchisch miteinander verbundenen Prädikationen: Prädikation 1: Aggressives Verhalten ist immer ein auf Schädigung gerichtetes oder feindseliges Verhalten. Eine „freundliche Aggression" ist ein Widerspruch in sich. Natürlich können Aggressionen, z.B. im Gespräch, mit einem freundlichen Gesicht angebracht werden. Entscheidend bleibt jedoch die tatsächlich ausgesprochene Unfreundlichkeit, deren boshafter Effekt durch die gelassen-freundliche Miene des „Aggressors" eher noch gesteigert wird. Mit einem Anflug von schwarzem Humor ist sogar die Aussage möglich, man habe jemandem „eine freundliche Aggression" erwiesen. Dann ist sich aber der Redner des Widerspruchs, der allein die „schwarzhumorige" Wirkung der Aussage erzeugt, voll bewußt. Prädikation 2: Feindseligkeit läßt sich ohne das Vorhandensein eines Betroffenen oder Opfers nicht sinnvoll konstatieren, da feindseliges Verhalten an die Vorstellung eines subjektiv erlebten oder über Einfühlungs- bzw. Identifizierungsprozesse „miterlebten" Erleidens gebunden ist. Deshalb kommen als Opfer ei8 Die Prädikationsanalyse wird ausschließlich für die als Synonyme aufgefaßten Termini „Aggression" (= Aggressionshandlung) und „aggressives Verhalten" durchgeführt. Eine analysierende Betrachtung der rein vergleichenden Charakterisierungsbegriffe „aggressiv" und „Aggressivität" wird im Rahmen dieser Arbeit nicht vorgenommen.

ner Aggression oder Feindseligkeit in erster Linie Lebewesen in Betracht, darüber hinaus aber auch Institutionen, Ideologien, Ideale usw., mit denen sich Individuen identifizieren können. Gegenstände, so z.B. Kunstwerke, sind als „Opfer" kaum vorstellbar, es sei denn, man billigt ihnen eine Art einfühlbares „Eigenleben" zu oder sieht sie als eine symbolische Verkörperung eines real existierenden Opfers an; dann aber ist nicht das Symbol das Opfer, sondern der Mensch oder die Institution, die durch das Symbol vertreten wird. Dagegen ist die Zerstörung von Sachwerten immer nur eine Aggression gegen den Besitzer; eine Zerstörung von ästhetischen Werten eine Aggression gegen die Bewunderer usw. Das mutwillige Zertreten einer schönen Blume könnte nur in einer anthropomorphisierenden Betrachtungsweise, durch die auch die Welt der Pflanzen „beseelt" wird, als eine Aggression unmittelbar gegen diese Blume aufgefaßt werden, in jedem Falle aber als eine Aggression gegen die Ideale der Schönheit und Naturverehrung. Prädikation 3: das Erleiden einer Aggression oder Feindseligkeit kann von einem Betroffenen oder Außenstehenden sowohl als eine Überschreitung subjektiver Toleranzgrenzen (z. B. Schmerz) als auch objektiver Tolerierbarkeitsgrenzen (z.B.soziale Normen; vgl. die Prädikationen 5 und 6) betrachtet werden. Insofern kann prinzipiell auch dann zwischen subjektiv begründeten und objektiv begründeten Aggressionen unterschieden werden, wenn die Grenzen subjektiver Toleranz und objektiver Tolerierbarkeit zusammenfallen. Die Differenzierung darf nicht unbeachtet bleiben, weil viele widersprüchliche Urteile über das Vorliegen oder Nicht-Vorliegen einer Aggression ausschließlich auf die Existenz dieser unterschiedlichen Zuordnungskriterien zurückzuführen sind. Bei den auftretenden Diskrepanzen handelt es sich häufig um Fälle, in denen sich der Betroffene, z.B. aus Mangel an Erfahrung oder Intelligenz, nicht als Opfer einer Aggression zu erkennen vermag, obwohl ein neutraler Beurteiler eine normativ begründbare Aggression als gegeben ansieht und u. U. auch mit Hilfe einer Erläuterung seines Urteils gegenüber dem Opfer erreichen kann, daß dieses nachträglich die Aggression auch subjektiv nachvollzieht.

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Die umgekehrte Situation ist für den Erziehungsfall charakteristisch: häufig sind die subjektiven Toleranzgrenzen des Bestraften überschritten, während die objektiven Tolerierbarkeitsgrenzen — z. B. nach dem Urteil des Strafenden oder eines Außenstehenden - nicht berührt sind. Prädikation 4: Das Urteil darüber, ob im Einzelfall eine Aggression vorliegt oder nicht, hängt von der Existenz eines Urhebers im Sinne eines handelnden Subjekts (Tier, Mensch, Institution usw.) ab. Naturereignisse (Blitzschlag, Erdbeben, Krankheiten u.ä.) scheiden als „Urheber" von Aggressionen prinzipiell aus. Schädigungen, die ein Subjekt zufällig, versehentlich oder unvermeidbar als Nebeneffekt einer anderen Handlung verursacht („reine" Unglücksfälle oder Unfälle) begründen keine Urheberschaft. Naturereignisse werden als Aggressionen erlebt, wenn sie geheimnisvollen feindlichen Mächten oder dem göttlichen Zorn zugeschrieben werden. In diesen Fällen liegt subjektiv eine Urheberschaft im Sinne der Prädikation 4 vor. Urheberschaft ist gleichbedeutend mit „Intentionalitätsbezogenheit", wobei im Hinblick auf den menschlichen Verhaltensbereich auch eine fehlende Intentionalität 9 gemeint sein kann. Damit ist die Frage, ob für die Identifizierung eines Verhaltens als „aggressiv" die Gegebenheit eines intentionalen Moments eine entscheidende Voraussetzung darstellt (vgl. Abschnitt 2 der vorliegenden Arbeit und SELG, 1968 2 , p. 14ff.), eindeutig beantwortet. Es existieren jedoch zwei verschiedene Ebenen der Intentionalität, die zur Unterscheidung der beiden nachstehend beschriebenen, stark divergierenden Aggressionsbegriffe fuhren: Prädikation 5: Zusätzlich zu der Frage nach der Urheberschaft stellt sich für den abgegrenzten Bereich des (menschlichen) aggressiven Verhaltens die Frage nach der Verantwortlichkeit. Hieraus folgt die Notwendigkeit, zwei grundlegend verschiedene Kategorien von Aggressionen gegenüberzustellen: 9 Fehlende Intentionalität bedeutet hier die Vernachlässigung von gesellschaftlich geforderten ständigen Int e n t i o n e n (wie z . B . Vorsicht oder Rücksicht; vgl. Prädikation 6).

305 a) Normenfreie oder instinkthaft-affektive bzw. biologisch bedingte Aggressionen können nicht sinnvoll unter dem Gesichtspunkt der Verantwortlichkeit des „Aggressors" betrachtet werden, weil keinerlei Entscheidungsfreiheit vorliegt. Hierher gehört der gesamte Bereich des tierischen Verhaltens, soweit von der Annahme einer vollständigen Instinktsteuerung ausgegangen wird. Im Bereich des menschlichen Verhaltens handelt es sich vor allem um Reaktionen außerhalb der üblichen Bewußtseins- und Willenskontrolle (z. B. extreme Affektreaktionen, insbesondere in Verbindung mit pathologischen Zustandsbildern). Der strafrechtlich-psychiatrische Begriff mangelnder Zurechnungsfähigkeit geht parallel. b) Normenrelevante oder gesellschaftlich bedingte Aggressionen, die an die Existenz spezifischer Normen gebunden sind und deshalb ausschließlich für den menschlichen Bereich Bedeutung besitzen. Der hier entscheidende Gesichtspunkt der Verantwortlichkeit setzt die Freiheit voraus, sich für oder gegen die Erfüllung bzw. Verletzung der zugrundeliegenden Normen zu entscheiden. Wie grundlegend sich der Unterschied zwischen biologisch bedingten und gesellschaftlich bedingten Kategorien von Aggressionen darstellt, zeigen die folgenden Beispiele: a) ein Löwe reißt eine Antilope, b) eine Schlange beißt einen Menschen, c) ein Gartenbesitzer hetzt seinen Hund auf einen Jungen, der über den Gartenzaun geklettert ist, um Äpfel zu stehlen. Der Junge wird gebissen. Die o.g. Fragebogenuntersuchung hat ergeben, daß die meisten der befragten Vpn bereit sind, alle drei Vorgänge als Aggressionen zu bezeichnen. Nahezu ebenso häufig wird jedoch erkannt, daß zwischen den Beispielen a) und b) auf der einen Seite und dem Beispiel c) auf der anderen Seite eine scharfe Trennungslinie gezogen werden muß: Es besteht kein Zweifel darüber, daß hier zwei Ebenen einer Verwendung des Begriffs „Aggression" sichtbar werden, zwischen denen ein geradezu substantieller Unterschied besteht.

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Prädikation 6: Die normenrelevanten, gesellschaftlich bedingten Aggressionen zerfallen (wiederum) in zwei Kategorien, je nachdem, ob die Frage nach der Verantwortlichkeit ausschließlich „opferzentriert", d.h. auf der Grundlage einer Verletzung allgemeiner Normen zum Schutz des Individuums (Beispiele: Verbot einer Anwendung von Gewalt; Gebot aktiver Hilfsbereitschaft; Verbot der Fremdbestimmung; Gebot ständiger Rücksichtnahme; Verbot der Selbstzerstörung; Gebot der Selbstbeherrschung in Affektzuständen usw.) oder zusätzlich „aggressorzentriert", d.h. auf der Grundlage einer moralischen Bewertung der Motive der — möglicherweise aggressiv — handelnden Person beantwortet wird. Situative Bedingungen, interaktionale Beziehungen, gruppenspezifische Normen und dgl. können bei der moralischen Urteilsfindung berücksichtigt werden. Auf diesem Hintergrund sind ein opferzentrierter und ein moralischer Aggressionsbegriff voneinander zu unterscheiden. Die Unterscheidung ergibt sich zwangsläufig, da es immer möglich ist, entweder das Faktum einer am Betroffenen beobachtbaren Normenverletzung 10 als Prädikationskriterium zu verwenden („Mord bleibt Mord") oder dieses Faktum unter Gesichtspunkten einer Bewertung der Motive des Handelnden differenziert zu betrachten und gegebenenfalls zu relativieren. 10

Danach lassen sich Kataloglisten aggressiver Verhaltensweisen aufstellen. Ein Beispiel hierfür sind die von MANDEL ( 1 9 5 9 , zitiert n a c h WERBIK, 1 9 7 4 ) a u f -

grund von Beobachtungen an männlichen schweizerischen Internatsschülern zusammengestellten Kategorien aggressiver Verhaltensweisen: „Direkte Aggressionen: Boxen, schlagen, Schläge en passant, Kopfnüsse, Ohrfeigen, kratzen, werfen, stechen, stupfen, zwicken, quälen, kitzeln, ohrenspicken, würgen, schießen, schnellen, Handtuchschnellen, treten, Beinstellen, stoßen, festhalten, in-den-Schwitzkasten-nehmen, anfallen, umlegen, u m w e r f e n , hinauswerfen, balgen, ringen, raufen, k ä m p f e n , Kissenschlacht, Drohhaltung, nachgehen, spritzen, stören, beißen; beschimpfen, drohen, necken, lächerlichmachen, Schadenfreude, verwünschen, Vorwürfe, Angstmachen; Wut, T r o t z , Beleidigtsein, Haß, Hässigsein. Indirekte Aggressionen: andere zu direkten Aggressionen (s.o.) a u f f o r d e r n , verpetzen, fluchen, schimpfen, entwerten. Selbstaggressionen. Zerstörungen."

Wenn eine größere Gruppe befragter Vpn — wie die durchgeführte Untersuchung gezeigt hat — daran festhält, die Ermordung selbst eines unzweifelhaft als böse einzustufenden Tyrannen sei „auf jeden Fall eine Aggression", dann verwendet diese Gruppe einen moralischen Aggressionsbegriff, der sehr eng an dem opferzentrierten Aggressionsbegriff orientiert bleibt. Werden die Vpn zusätzlich gefragt, ob sie die Tat persönlich verurteilen oder nicht, so neigen sie entweder a) zu einem - wenngleich eingeschränkten - Ja (Begründung: Mord ist ein letztlich abzulehnendes Mittel) oder b)zu einer zögernden Verneinung (Begründung: Die Tat ist moralisch ausnahmsweise anerkennbar, obwohl es sich um eine Aggression handelt). — diese Antwort entspricht der Antwort der folgenden Gruppe — Eine zweite Gruppe zieht es vor, im Falle des hier diskutierten Beispiels direkt von einer berechtigten Aggression zu sprechen. Die moralische Bewertung erscheint somit in Form eines Attributs. Eine dritte Gruppe verneint kategorisch bei diesem Fallbeispiel die Frage nach dem Vorliegen einer Aggression oder spricht davon, daß es sich um eine besondere Gattung von Aggressionen handelt, die nicht böse sondern gutartig sind, und verweist auf das hohe Motiv des Täters und die Mitverschuldung der Tat durch das Opfer. Die Befragungsergebnisse offenbaren, daß der moralische Aggressionsbegriff keine einheitliche und allgemeingültige Begriffskategorie darstellt. Es existieren drei einander widersprechende und sich gegenseitig ausschließende Prädikationen (7a, 7b und 7c): Prädikation 7a: Der moralische Standpunkt einer „prinzipiellen Verurteilung" jedes aggressiven Verhaltens (der von extremen Verfechtern dieses Standpunktes sogar auf den Bereich des tierischen Verhaltens ausgedehnt wird) begründet den prinzipiell-verurteilenden Aggressionsbegriff 11 .

11 Ein charakteristisches Beispiel für eine konsequente Anwendung des prinzipiell-verurteilenden moralischen Aggressionsbegriffs sind die Menschenrechte.

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1

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Die Zahlen in Klammern weisen auf die einzelnen Prädikationen hin (vgl. Text). Die Anwendung des moralischen Aggressionsbegriffs schließt in j e d e m Fall die Anwendung des opferzentrierten Aggressionsbegriffs ein.

1

3

Die moralischen Aggressionsbegriffe A, B und C schließen sich gegenseitig aus.

Abb. 1: Das Prädikationssystem des Aggressionsbegriffs in schematischer Darstellung.

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Aggressionen i. S. des opferzentrierten Aggressionsbegriffs lassen den Aggressor in jedem Fall schuldig werden. Eine verstehbare Motivation kann allenfalls als mildernder Umstand Berücksichtigung finden. Es ist nach dieser Auffassung jedoch kein „Zweck" vorstellbar, der ein aggressives Verhalten als „Mittel" rechtfertigen oder gar „heiligen" könnte. Prädikation 7b: Der moralische Standpunkt einer „abgestuften Bewertung" aggressiven Verhaltens, je nach den Motiven des Aggressors und der gegebenen Situation, begründet den abgestuft-bewertenden Aggressionsbegriff. Dabei entsteht insofern ein besonderer Sprachgebrauch, als z. T. von berechtigten Aggressionen die Rede ist. Es wird jeweils eine Abwägung zwischen der moralisch stets negativ zu bewertenden Schädigung des Opfers (Tat und Opfer werden bedauert) und der unter dem Gesichtspunkt der Entschuldbarkeit entweder negativ oder positiv einzuschätzenden Motivation des Aggressors vorgenommen, wobei eine abgestufte Beurteilung möglich ist. Prädikation 7c: Der moralische Standpunkt einer „übereinstimmenden Bewertung" von Handlungsmotiven und Handlungsfolgen begründet den bewertungsidentischen moralischen Aggressionsbegriff. Ist eine Handlung, die i. S. des opferzentrierten Aggressionsbegriffs eine Aggression darstellt, von der Motivation des Aggressors und der gegebenen Situation aus betrachtet, als moralisch gerechtfertigt anzusehen, dann sind auch die Folgen gutzuheißen. Die Tat wird nicht bedauert, trägt keinen Makel und kann im Extrem sogar verherrlicht werden. Daraus folgt für den Sprachgebrauch, daß in diesen Fällen entweder die Anwendung des Begriffs „Aggression" kraß abgelehnt wird, weil dieser Terminus prinzipiell als Ausdruck einer moralischen Negativbewertung aufgefaßt wird, oder daß dem Begriff eine moralische Positivwertung unterlegt wird, weil die betreffenden Aggressionen als „heilige" Handlungen und/oder lustvolle Erlebnisse einschränkungslos bejaht werden: Das aggressive Verhalten ist nicht nur berechtigt, sondern sogar sinnerfüllend und erhebend.

Folgerungen Angesichts der Unvereinbarkeit der Prädikationen auf der Ebene des moralischen Aggressionsbegriffs und angesichts des dadurch bedingten uneinheitlichen Sprachgebrauchs liegt der Gedanke nahe, dieses Problem durch die Bildung einer Konvention — etwa im Sinne der Verbindlicherklärung einer der drei moralischen Aggressionsbegriffe (7a, 7b, 7c) — zu lösen und hierzu aufgrund der Ergebnisse der durchgeführten Prädikationsanalyse einen sinnvollen Vorschlag zu entwickeln. Dieser Weg ist jedoch aus zwei Gründen nicht beschreitbar: 1. Es ist die ausschließliche F u n k t i o n der Prädikationsanalyse, eine adäquate und differenzierte Beschreibung „werkzeugartiger" sprachphänomenaler G e g e b e n h e i t e n zu leisten. Die synthetisch-konstruktive Erarbeitung von Sprachregeln mit Empfehlungscharakter liegt außerhalb des Anwendungsbereichs der Prädikationsanalyse, die insofern die rein deskriptive Darstellung des Ist-Zustands eines bereits vorliegenden Sprachgebrauchs vornimmt. Normative Vorschläge zur Weiterentwicklung des tatsächlichen Sprachgebrauchs sind — so n o t w e n d i g eine derartige Weiterentwicklung z. B. aus wissenschaftssprachlicher Sicht auch erscheinen mag — nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Durchführung einer Prädikationsanalyse zu gewinnen. 2. Das Problem der Unvereinbarkeit der Prädikationen des moralischen Aggressionsbegriffs resultiert aus der Unvereinbarkeit der zugrundeliegenden moralischen Standpunkte, die in vergleichender Betrachtung die dimensionale K o m p o n e n t e einer „quantitativ" unterschiedlich ausgeprägten Bereitschaft zur prinzipiellen Anerkennung eines aggressiven Verhaltens sichtbar machen: S t u f e 1 (Prädikation 7a) repräsentiert die totale Ablehnung der Aggression und damit einen radikalen Pazifismus, Stufe 2 (Prädikation 7 b ) eine bedingte Anerkennung der Aggression als letzte Einsatzmöglichkeit in einer anders nicht zu bewältigenden Situation und S t u f e 3 (Prädikation 7c) die Auffassung, daß Aggressionen unter b e s t i m m t e n Bedingungen ein hervorragend anwendbares und absolut zu bejahendes Verhalten darstellen. Die Skala bewegt sich z w i s c h e n z w e i Endpositionen. Der eine Pol wird durch die Idealvorstellung v o n einer friedlichen Welt und einer totalen Entbehrlichkeit und Verurteilungswürdigkeit jedes feindseligen Verhaltens markiert, der andere Pol durch die Überzeugung, daß viele entscheidende Ziele den k o n s e q u e n t e n Einsatz eines feindseligen Verhalten verlangen 1 2 . Dabei stellt sich 12 S e i es zur territorialen Ausbreitung eines V o l k e s oder zur Verbreitung einer Weltanschauung, zu Verteidigungszwecken oder zur Durchführung des Strafvollzuges („Gegengewalt"), zur Durchsetzung gesellschaftlicher Veränderungen, so z . B . z u m Abbau v o n Herrschaft,

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 2 9 9 - 3 1 2 die Frage, ob feindseliges Verhalten im Sinne des „gesellschaftlich bedingten Aggressionsbegriffs" (Prädikation 5) ebenso gesellschaftlich notwendig ist wie feindseliges Verhalten im Sinne des „biologisch bedingten Aggressionsbegriffs" als naturnotwendig angesehen werden muß oder ob sich das Feind-Verhältnis zwischen Menschen zumindest in einer zukünftigen Gesellschaft als völlig aufhebbar erweisen könnte. Es kann nicht Aufgabe der Psychologie sein, diese grundsätzliche Frage zu beantworten bzw. die Unterschiedlichkeit der moralischen Standpunkte, die sich dahinter verbergen, zu überwinden. Mit Hilfe einer konventionell veränderten Sprachregelung wäre dieses Ziel außerdem am wenigsten erreichbar.

Demgegenüber kann es jedoch sehr wohl Aufgabe der Psychologie sein, sich an der Diskussion des — unter Punkt 2 dargestellten — Problems zu beteiligen und Forschungsergebnisse zu erarbeiten, die auch in der Betrachtung dieser Frage ein Stück weiterführen. Insofern müssen Konventionsvorschläge, die auf eine Ausklammerung oder gar Aufhebung des moralischen Aggressionsbegriffs zielen, als unangemessen beurteilt werden. Auf diesem Hintergrund vermag der von SELG (1968 2 , p. 22) erhobenen Forderung, „grundsätzlich den wissenschaftlichen Terminus .Aggression' vom Beigeschmack des Bösen und Illegalen und Negativen zu befreien", nicht zugestimmt zu werden. Der Aggressionsbegriff ist seiner Kernbedeutung nach zu normativ, als daß man ihn zu einem reinen Beschreibungsbegriff verkürzen könnte. Die Prädikationsanalyse des Aggressionsbegriffs kann über den in dieser Arbeit erreichten Stand hinaus grundsätzlich nicht fortgesetzt werden. Das bedeutet jedoch nicht, eine Weiterentwicklung des Aggressionsbegriffs wäre nicht möglich. Im Gegenteil: Sie kann sinnvollerweise an dieser Stelle erst einsetzen. Entwürfe für neue Sprachregeln und zusätzliche Begriffe, die eine Erweiterung und Präzisierung des Sprachgebrauchs konstruktiv bewirken sollen, gehen aber jedenfalls über die Zielsetzung einer Prädikationsanalyse hinaus. Dem hier erzielten Resultat der durchgeführten Prädikationsanalyse wird der Wert einer entscheidend wichtigen Vorklärung beigemessen, und es wird behauptet, daß die Ergebnisse die Komplexität des Sprachgebrauchs zum Aggressionsbegriff (als Handlungsbegriff) vollständig oder zur Wahrung der persönlichen Rechte des einzelnen im täglichen Leben usw.

309 überschaubar gemacht haben. Das beschriebene System von Prädikationsregeln bedeutet damit die Lösung des oben erörterten Definitionsproblems. Ferner wird behauptet, daß die Frage nach dem Gegenstand der Aggressionsforschung auf dem Wege der hier demonstrierten „begriffsanalytischen Gegenstandsbestimmung" sinnvoll beantwortet werden kann. Als Gegenstand der Aggressionsforschung kann nur ein Verhalten in Betracht kommen, das bereits begrifflich erfaßbar ist. So ist es jetzt möglich zu sagen, Gegenstand der Aggressionsforschung seien grundsätzlich alle Kategorien, die das Prädikationssystem insgesamt beschreibt. Experimentelle Operationalisierungen aggressiver Verhaltensweisen sind, wie die empirische Aggressionsforschung beweist, vielfältig möglich, ersetzen jedoch nicht die definitorische Bestimmung des Untersuchungsgegenstands. Vielmehr besteht das Erfordernis, für jede Operationalisierung gleichzeitig darzulegen, auf welche Begriffskategorie Bezug genommen wird, da ausschließlich auf diese Weise der Anspruch belegt werden kann, daß es sich auch tatsächlich um das gemeinte Verhalten handelt. Eine rein operationale, d.h. begriffsfreie Darstellung einer Aggression ist im wissenschaftlichen Kontext somit nicht vertretbar. Gegen diese Grundregel ist bisher in der experimentellen Aggressionsforschung immer wieder verstoßen worden. Die Existenz eines in sich geschlossenen Prädikationssystems und die Behauptung, dieses System lege zugleich den Gegenstand der Aggressionsforschung fest, könnten als Argumente zur Stützung der Annahme angesehen werden, es gebe — abweichend von der einleitend hervorgehobenen Auffassung der Autoren INNERHOFER und GOTTWALD — möglicherweise doch so etwas wie einen a priori vorhandenen Gegenstand der Aggressionsforschung. Dieser Annahme soll nicht widersprochen werden, zumal feindseliges Verhalten als Erfahrungsbereich eine so eigenständige Charakteristik aufweist, daß die Vorstellung vom Vorhandensein einer einheitlichen und abgrenzbaren Kategorie spezifischer Verhaltensweisen zumindest nicht abwegig erscheint. Diese Vorstellung von Gegenständlichkeit würde weitgehend der zitierten Auffassung von HUSSERL (vgl. Einleitung) entsprechen. Entschieden widersprochen werden soll je-

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doch der häufig anzutreffenden Ansicht, Forschungsgegenstände seien grundsätzlich nicht deskriptiv, sondern ausschließlich normativ bestimmbar. Hier wird die Notwendigkeit gesehen, zwischen Forschungsgegenständen und Forschungszielsetzungen streng zu unterscheiden. In der Aggressionsforschung ist dieser Unterschied insofern bisher zu wenig beachtet worden, als einseitig auf die Untersuchung der Entstehungsbedingungen aggressiver Verhaltensweisen Wert gelegt wurde, ohne daß Einigkeit darüber bestand, was unter „Aggression" denn eigentlich genau zu verstehen sei. Die im Rahmen der Prädikationsanalyse des Aggressionsbegriffs gewonnenen Ergebnisse könnten dazu beitragen, die Basis für eine gleichermaßen deskriptive und explikative Vorgehensweise zu errichten. Über die Klärung des Forschungsgegenstands hinaus werden folgende Konsequenzen hinsichtlich aktueller Forschungszielsetzungen auf dem Hintergrund der Ergebnisse der hier vorgenommenen begriffsanalytischen Gegenstandsbestimmung im Bereich der Aggressionsforschung für möglich und wünschenswert gehalten: 1. Die I n t e n s i t ä t ethologischer F o r s c h u n g s b e m ü h u n gen z u m T h e m a Aggression k ö n n t e verringert u n d die Versuche einer Übertragung von E r k e n n t n i s s e n über tierische Aggressionen auf den menschlichen Verhaltensbereich sollten endgültig aufgegeben werden, n a c h d e m deutlich geworden ist, daß die Kategorien des biologisch bedingten Aggressionsbegriffs einerseits u n d des gesellschaftlich bedingten Aggressionsbegriffs andererseits unvereinbar n e b e n e i n a n d e r s t e h e n . 2. Intensiviert werden sollten dagegen sozialpsychologische Untersuchungen über die E n t s t e h u n g aggressionsspezifischer N o r m e n v e r l e t z u n g e n u n d über die Prozesse der E n t s t e h u n g u n d V e r ä n d e r u n g der z u g r u n d e liegenden N o r m e n . IRLE ( 1 9 7 5 , p . 4 4 5 ) stellt b e d a u e r n d fest, d a ß allgemein z u m P r o b l e m der sozialen N o r m e n „ b e r i c h t e n s w e r t e empirische F o r s c h u n g f e h l t " . 3. In deskriptiver Hinsicht fehlt u.a. ein Klassifikationssystem der allgemeinen N o r m e n z u m S c h u t z des I n d i v i d u u m s (vgl. P r ä d i k a t i o n 6). Erst von einem derartigen Klassifikationssystem aus k ö n n t e sinnvoll u n t e r sucht werden, wie sich die aggressionsrelevanten Normen, u m die es hier geht, je nach der Position der beteiligten Personen (Aggressor, O p f e r , n e u t r a l e r Beobachter bzw. nicht-neutraler, g r u p p e n z u g e h ö r i g e r Beobachter usw.) u n d je nach der Spezifik der S i t u a t i o n u n t e r schiedlich darstellen. Besondere Forschungsgegenstände sind in dem Zus a m m e n h a n g z. B. die Frage n a c h einer psychologisch f u n d i e r t e n Definition u n d Klassifikation d e l i n q u e n t e n Verhaltens oder die Frage nach der E n t s t e h u n g u n d Abgrenzung der Menschenrechte.

4. Zu einer vollständigen deskriptiven Gegenstandsb e s t i m m u n g würde darüber hinaus auch die Darstellung eines Klassifikationssystems der v o r h a n d e n e n Aggress i o n s f o r m e n — die zugleich als Teilgegenstände der Aggressionsforschung a u f g e f a ß t w e r d e n k ö n n e n — gehören. Erst der j e t z t g e f u n d e n e begriffliche Orientierungsrahmen ermöglicht sinnvolle klassifikatorische Beschreibungen dieser Art, die auch für die klinisch-psychologische Praxis B e d e u t u n g gewinnen k ö n n e n . T r o t z der Ablehnung des „medizinischen Modells" innerhalb der Psychodiagnostik bleibt das E r f o r d e r n i s einer möglichst präzisen Verständigung über therapierelevante Verhalt e n s t a t b e s t ä n d e existent.

In dem Maße, in dem sich aggressives Verhalten als ein gesellschaftlich begründeter Forschungsgegenstand einer strengen naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise entzieht, wird der Ausschließlichkeitsanspruch einer am behavioristischen Methodenideal orientierten experimentellen Aggressionsforschung unhaltbar. Die kritische Reflexion der gesellschaftlichen Bedingungen aggressiven Verhaltens ist nicht zuletzt zur Vorbereitung einer sinnvollen empirischen Forschung notwendig, um brauchbare theoretische Ansätze und experimentell prüfbare Hypothesen zu gewinnen. Die Ableitung und Diskussion von Konzepten, insbesondere zur Frage der Entstehung gesellschaftlich bedingter Aggressionen, ist jedoch fruchtbringend erst dann möglich, wenn sich ein eindeutiger wissenschaftlicher Sprachgebrauch abzeichnet. Ob die vorliegende Darstellung des Prädikationssystems zum Aggressionsbegriff dazu führen wird, die „Begriffsverwirrung"13 in der Aggressionspsychologie zu überwinden, dürfte vor allem davon abhängen, inwieweit das Postulat terminologischer Eindeutigkeit in Zukunft innerhalb der Psychologie Beachtung findet. Die Voraussetzungen für eine äußerste Präzisierung des wissenschaftlichen Sprachgebrauchs innerhalb der Aggressionsforschung sind jedenfalls jetzt gegeben. Aber auch diejenigen Autoren, die sich einstweilen noch nicht bereit finden, auf das beschriebene Prädikationssystem explizit Bezug zu neh2

Vgl. WITTGENSTEIN (1963 ): „Es b e s t e h e n nämlich in der Psychologie experimentelle M e t h o d e n und Begriffsverwirrung. Das Bestehen der e x p e r i m e n t e l l e n M e t h o d e läßt uns glauben, wir h ä t t e n das Mittel, die Probleme, die u n s b e u n r u h i g e n , l o s z u w e r d e n ; obgleich P r o b l e m e u n d M e t h o d e n windschief a n e i n a n d e r vorbeilaufen". 13

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men, werden sich nicht der Erkenntnis verschließen können, daß es wenig Sinn hat, über Aggressionen zu sprechen, ohne gleichzeitig an gesellschaftliche Normen zu denken. Sie werden außerdem die Notwendigkeit anerkennen müssen, im Hinblick auf konkrete Untersuchungszusammenhänge jeweils exakt zu benennen, welche Toleranzgrenzen bzw. Tolerierbarkeitsgrenzen bei dem Opfer einer Aggression überschritten worden sind und worin die individuelle Verantwortlichkeit des Urhebers besteht. Andernfalls wäre der Gegenstand Aggression unzureichend bestimmt. Hauptgegenstand der Aggressionsforschung kann lediglich diejenige Kategorie aggressiven Verhaltens sein, die ein normwidriges Handeln bezeichnet. Auf die Bedingungsanalyse dieser spezifischen sozialen Konflikte sollte sich die Forschung konzentrieren.

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B

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 1 3 - 3 2 1

313

Ist funktionales Messen ein eigenständiger Ansatz der Informationsintegration? RAINER LUUTZ & AXEL MATTENKLOTT J o h a n n e s Gutenberg-Universität Mainz

Funktionales Messen ist einer der Ansätze, die sich mit dem Problem der Informationsintegration befassen. Es wird argumentiert, d a ß dieser Ansatz erhebliche Schwächen aufweist. Dies zeigt sich besonders bei der Überprüfung des Ansatzes: es werden deterministische und statistische Vorgehensweisen willkürlich kombiniert. Es wird vorgeschlagen, entweder deterministisch oder statistisch vorzugehen. Geht man den letzten Weg, so erscheint es angebracht, I n t e g r a t i o n s f u n k t i o n e n zu formulieren, die auf die Postulierung von G e w i c h t e n verzichten. Deshalb wird ein varianzanalytischer Ansatz vorgeschlagen. An einer Untersuchung mit 4 8 Urteilern, die Sympathieurteile aufgrund zwei verschiedener Personenbeschreibungen fällen, werden die Vorgehensweisen des Ansatzes des F u n k t i o n a l e n Messens u n d des Varianzanalyse-Ansatzes gegenübergestellt u n d diskutiert.

One of t h e approaches which claims to represent the i n f o r m a t i o n integration is f u n c t i o n a l m e a s u r e m e n t . This study is intended t o d e m o n s t r a t e its theoretical weakness, especially t h e m a n n e r of its validation. In this t y p e of validation deterministic and statistical m e t h o d s are combined arbitrarily. Those m e t h o d s should be either deterministic or statistical, however. If t h e statistical m e t h o d of validation is chosen weights of the c o m p o n e n t s of i n f o r m a t i o n should not be included. In this study the a p p r o a c h of analysis of variance is proposed. An experiment of s y m p a t h y j u d g m e n t s is used t o c o m p a r e and discuss the conclusions d r a w n f r o m the analysis of variance a p p r o a c h and f r o m the f u n c t i o n a l m e a s u r e m e n t a p p r o a c h .

Einführung

Obwohl hierzu eine enorme Fülle von Untersuchungen vorliegt (siehe etwa ANDERSON, 1 9 7 4 , 1976, 1977), ist eine eindeutige Bewertung dieser Untersuchungen schwierig. Nicht zuletzt ANDERSON selbst ist das zu verdanken. Wir wollen darauf verzichten, den Eindruck wiederzugeben, den man gewinnt, wenn man einige Arbeiten von N. H . ANDERSON liest - dieses haben bereits MATTHÄUS et al. ( 1 9 7 6 , 1 9 7 7 ) getan. Stattdessen begnügen wir uns damit, die Punkte aufzuzählen, die uns ein Verstehen des sog. Funktionalen Messens besonders erschweren. a) Gerade der Leser, der sich in diesen Ansatz einarbeiten will, wird es zumindest verwirrend finden, wenn, je nachdem welche Untersuchung er sich vornimmt, er verschiedene Integrationsfunktionen findet. Einige Beispiele: N

Sieht man von probabilistischen Ansätzen, wie etwa bei SCHAEFER ( 1 9 7 6 ) dargestellt, ab, so lassen sich hauptsächlich drei Ansätze ausmachen, die sich mit dem Problem der Informationsintegration befassen. Erstens haben wir den regressionsanalytischen Ansatz, der z. B. in den Arbeit e n v o n HOFFMAN ( 1 9 6 0 ) , HAMMOND e t al. ( 1 9 6 4 ) , GOLDBERG ( 1 9 6 8 , 1 9 7 0 , 1 9 7 1 , 1 9 7 6 )

und LIBBY ( 1 9 7 6 ) dargestellt wird. Zweitens ist der conjoint-measurement-Ansatz zu nennen (COOMBS & HUANG, 1 9 7 0 ; ULLRICH & PAINTER, 1 9 7 4 ; TERPENING, 1 9 7 3 ; LUUTZ & MATTENKLOTT, 1 9 7 8 u n d MATTENKLOTT & LUUTZ, 1 9 7 8 ) . D e r

letzte Ansatz (functional measurement theory) kommt überwiegend in den Arbeiten von N. H. ANDERSON zum Ausdruck (z. B. ANDERSON, 1 9 6 2 , 1970, 1971, 1974, 1976, 1977). Diese Arbeit befaßt sich mit dem zuletzt genannten Ansatz. Diese Arbeit wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt ( P r o j e k t n u m m e r Fr 132).

(1) R

=C+

Y.

WS.

ANDERSON 1 9 7 1 , p . 1 7 2

( 2 ) R J = C Q + AJ + CJ

ANDERSON 1 9 7 6 , p . 6 7 8

i=0

314

Luutz & Mattenklott: Ist funktionales Messen ein eigenständiger Ansatz der Informationsintegration?

N (3) R

=

Z

WJSJ

ANDERSON 1 9 7 3 , p . 2

i=0 ( 4 ) R y = WJSJ + W2TJ

(5) R

ANDERSON 1 9 7 0 , p . 1 5 5

N N = C + I w S j/ I w. + e i =0 i=0 ANDERSON 1 9 7 4 , p . 2 3 9 .

b) In ANDERSONS Ansatz soll es möglich sein, die kognitive Algebra der Urteiler darzustellen. Dadurch daß er immer wieder von Integrationsregeln spricht („... basic integration rules", „multiplying rule", „adding rule", „averaging rule" ANDERSON 1 9 7 1 , p. 1 7 5 ) , erzeugt er im Leser die Vorstellung, daß der Urteiler nun wirklich gemäß diesen „Regeln" urteile. Vom Vorhandensein von Additions- und Multiplikationszeichen in Integrationsfunktionen zu schlußfolgern, daß die Urteiler addieren, multiplizieren usw. würden, ist ein Kunststück an Schlußfolgerung. HOFFMAN ( 1 9 6 0 ) ist da bereits bescheiden und spricht nur von „paramorph". c) Obwohl der Autor immer wieder betont, daß interindividuelle Unterschiede zu berücksichtigen seien, wird fast ausschließlich im Sinne des durchschnittlichen Urteilers ausgewertet. Damit ist nicht ausgeschlossen, daß der überwiegende Teil der Untersuchungen Gruppenartefakte darstellt. d) ANDERSONS Überprüfung der Geltung der Integrationsfunktionen ist eine Mischung aus Überprüfungsstrategien bei deterministischen (siehe sein Parallelitätstest) und probabilistischen Theorien (siehe sein Test: signifikante vs. nicht signifikante Interaktion). Seine laxe Formulierung der Integrationsfunktionen (siehe die Beispiele unter a)) erweckt den Eindruck, daß es unerheblich ist, ob die Funktionen mit oder ohne Fehlerterm (e bzw. e^) angesetzt werden. Seine Praxis, Parallelitätstest und Interaktionstest als äquivalente Tests derselben Funktion durchzuführen, tut ein Übriges. Ganz so einfach ist es nicht. Wenn ohne Fehlerterm formuliert wird, dann kann bei den Funktionen (1) bis (4) der Parallelitätstest durchgeführt werden. Dies ist aber unvollständig, da z. B. Kürzungstest oder Thomsentest (bei zwei Informationskomponenten) auch notwendige Bedingungen sind. Wenn andererseits mit Fehler-

term formuliert wird, dann ist der Parallelitätstest bei den Funktionen (1) bis (4) gar nicht durchführbar. Hier bleibt dann der Interaktionstest. e) Obwohl ANDERSON permanent die Bedeutung der Gewichte bei seinen Integrationsfunktionen betont, werden zwar unterschiedliche Verfahren im Vorbeigehen angesprochen (ANDERSON, 1976, p.687), eine Schätzung der Gewichte jedoch findet nur in Ausnahmefällen statt. f) Sein sog. differentieller Test zwischen „additive" und „averaging model" (z. B. ANDERSON, 1974, p.251; L A N E & ANDERSON, 1976, p. 3) ist im Rahmen seines funktionalen Messens überhaupt nicht möglich. Vielmehr braucht er aus anderen Quellen (oft z. B. durch prerating der Komponenten) Informationen über die Rangordnung der Skalenwerte der Komponenten bzw. über die Vorzeichen der Skalenwerte oder Gewichte der Komponenten. Einige dieser Schwächen haben TERPENING (1973) und MATTHÄUS et al. (1970, 1977) dazu veranlaßt, bei der empirischen Überprüfung der Integrationsfunktionen anders vorzugehen. TERPENING (1973) geht sowohl varianzanalytisch als auch nach dem conjoint-measurement-Ansatz vor. Er überprüft einerseits Vorzeichen-Abhängigkeitsaxiome und das Kürzungsaxiom getrennt für jeden Urteiler. Andererseits macht er statt (a) (siehe oben) den varianzanalytischen Ansatz v (6) ' R... ijk = n^ + A.I + V.J + O.k + AV..IJ + AO lk. +

Dann wird für jeden Urteiler der Beitrag jeder Varianzkomponente zur erklärten Varianz (magnitude of effect) geschätzt. Bei beiden Auswertungsarten zeigen sich erhebliche interindividuelle Unterschiede. MATTHÄUS et al. (1976, 1977) schlagen eine Überprüfungsstrategie vor, die eine Kombination von regressionsanalytischem und conjointmeasurement-Ansatz ist. Auch sie berücksichtigen interindividuelle Unterschiede, weisen den Anspruch der sog. kognitiven Algebra (siehe Punkt b) zurück und sind durch ihre regressionsanalytische Vorgehensweise in der Lage, Gewichte zu schätzen. Obwohl beide Arbeiten eine erhebliche Verbesserung gegenüber der ANDERSONschen Vor-

315

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 1 3 - 3 2 1

gehensweise darstellen, wollen wir ihnen nur zum Teil folgen. Die Kombination von conjoint-measurement-Ansatz und Regressionsanalyse bzw. Varianzanalyse halten wir für unzweckmässig. Sie verführt dazu, den conjointmeasurement-Ansatz unvollständig zu testen — in beiden Arbeiten fehlt eine Uberprüfung des Transitivitätsaxioms. Damit ist auf sie dieselbe Kritik anzuwenden (Punkt d) wie auf ANDERSON. Außerdem sollte man in diesem Forschungsbereich den varianzanalytischen Ansatz dem regressionsanalytischen vorziehen. Letzterer ermöglicht zwar die Schätzung von Gewichten, jedoch nur dann, wenn bereits „Einzelurteile" (MATTHÄUS et al., 1976, p.268) vorliegen. Dadurch aber werden zwei Urteilssituationen nötig, die eine, um die Komponenten zu beurteilen, die andere, um die Kombinationen der Komponenten zu beurteilen. In welcher Beziehung aber stehen die Skalenwerte der Komponenten von Situation 1 und Situation 2? Nicht nur dieses erst zu lösende Problem, sondern auch die bisherige Forschung legen nahe, eine Integrationsfunktion anzusetzen, die auf Gewichte verzichtet; denn in keiner Weise — außer in spekulativer (HIMMELFARB, 1975) - ist es den Autoren um ANDERSON gelungen, die Unentbehrlichkeit der Gewichte zu zeigen. Ihre am häufigsten durchgeführten Modelltests (wie Parallelitätstest, Test aufgrund des „linear fan theorems", Interaktionstest usw.) sind auch bei Integrationsfunktionen, die keine Gewichte postulieren, durchzuführen. Wie willkürlich besonders die deterministischen Tests durchgeführt werden, wird deutlich, wenn man sich einige Schaubilder in ANDERSONS Arbeiten ansieht. Statt z. B. in einem Abweichungsmaß anzugeben, wie groß etwa die Abweichung der Daten von der Parallelität ist, werden Schaubilder als parallel gedeutet. So werden die Kurven der Abbildung 1 (ANDERSON, 1976, p.681) als parallel angesehen. Dies ist aber falsch, da bei diesen Kurven noch nicht einmal die Unabhängigkeit gilt, und diese ist logisch schwächer als die Parallelitätsaussage. Aus den genannten Gründen ziehen wir es vor, statt des sog. funktionalen Messens einen Ansatz zu wählen, dessen Integrationsfunktionen ohne Gewichte formuliert sind. Wir schlagen den üblichen varianzanalytischen Ansatz

—i

1

HH

1

M+M+ M~M~ Context traits

1 LL

A b b . l : Test eines Durchschnittsmodells. Aus: ANDERSON, 1976. Mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

vor. Dabei genügt es allerdings nicht, eine signifikante oder nicht signifikante Interaktion allein bei der Entscheidung zwischen verschiedenen Funktionen heranzuziehen. Setzen wir für zwei Informationskomponenten, die vollständig faktoriell kombiniert werden (Kreuzklassifikation), die Funktion (7) an (7) y i j k = M+ oder y

ijk ~

7

ij+

+ e

ijk

so kann man deutlicher zeigen, wie ANDERSON bei signifikanter bzw. nicht signifikanter Interaktion vorgeht. Wenn er bei Vorliegen einer nicht signifikanten Interaktion behauptet, daß dann eine additive Funktion gelte, so ist diese Schlußfolgerung falsch. Es kann z. B. auch (8a) y y k = /i + «i + e U k , ( 8 b ) y . j k = M + /Jj + ey k oder (9) y i j k = M + e j j k oder keine dieser Funktionen gelten. Wenn ANDERSON andererseits bei Vorliegen einer signifikanten Interaktion schließt, daß dann (7) gelte oder eine multiplikative Funktion (genauer: die bilineare Komponente der Interaktion soll signifikant sein, während die residuale Komponente nicht signifikant sein

316

Luutz & Mattenklott: Ist funktionales Messen ein eigenständiger Ansatz der Informationsintegration?

soll), so ist auch diese Schlußfolgerung falsch. Der Determinationskoeffizient kann sehr niedrig sein, so daß man wohl kaum behaupten möchte, (7) gelte. Oder es kann auch (10) gelten (10)y i j k = ^ + a i + /Jj +

aus Adjektiven und Adverbien im Sinne von CLIFF (1959) und ein anderes Mal einfache Sätze im Sinne von GOLLOB (1968). 17 Upn beurteilten die Adverb-Adjektiv-Kombinationen und 31 die einfachen Sätze.

eijk,

nämlich dann, wenn der Determinationskoeffizient für (10) sehr hoch ist und nur wenig niedriger als der von (7). Wäre z. B. im ersten Fall R 2 = 0,9 und im zweiten Fall R 2 = 0,93, so wird man doch wohl eher einen Ansatz wählen, der z. B. mit 14 Parametern auskommt, als einen, der 56 braucht. Deshalb werden wir im folgenden bei der Entscheidung der Geltungsfrage der verschiedenen Funktionen (7 bis 10) deren Determinationskoeffizienten berücksichtigen und auch den Anteil an Varianz, den jede Komponente (a, ß oder 7) aufklärt. Als Informationen, aufgrund deren Urteile über Personen gefällt werden sollten, nahmen wir solche Personenbeschreibungen, bei denen die bisherige Forschung verschiedene Integrationsfunktionen behauptet. Von Adverb-Adjektiv-Kombinationen wird seit CLIFF ( 1 9 5 9 ) (siehe auch KRISTOF, 1 9 6 6 ; MCCLELLAND, 1 9 7 4 ; SIDDIQI, 1 9 7 4 ;

behauptet, daß eine multiplikative Kombination stattfindet. Von Subjekt-Prädikat-Kombinationen wird seit OSGOOD ( 1 9 6 3 ) (siehe auch GOLLOB, 1 9 6 8 ; HEISE, 1 9 6 9 ) eine additive Kombination behauptet. FUCHS, 1 9 7 5 )

Methoden 1. Untersuchungspersonen Insgesamt nahmen 48 Personen an der Untersuchung teil, alle Hauptwachtmeisteranwärter, die einen Lehrgang in der Polizeischule Wiesbaden absolvierten. Die Untersuchung fand während der Unterrichtsstunden im Fach Psychologie statt.

2. Versuchsplan Die zu beurteilende Information wurde variiert. Zwei Arten von verbalem Material wurden zur Beurteilung vorgegeben, einmal Kombinationen

3. Material Sieben Adjektive und 6 Adverbien wurden zu 42 Paaren kombiniert, z. B. „etwas unmoralisch" (siehe Tab. 1). Tab. 1: Adjektive und Adverbien des Urteilsmaterials; sämtliche Kombinationen wurden vorgegeben Adjektive: böse unmoralisch ekelhaft nett lieb freundlich Adverbien: ein bißchen etwas ziemlich ausgesprochen äußerst

unauffällig sehr

Tab. 2: Die zur Herstellung der einfachen Sätze verwendeten Komponenten und ihre Klassen Berufe:

Tätigkeiten: Parteien:

Lehrer Zahnarzt Taxifahrer Hausmeister Metzgermeister Student Staatsanwalt unterstützt wählt lehnt ab CSU SPD

Die 42 einfachen Sätze entstanden aus Kombibinationen von 7 Berufen, 3 Tätigkeiten und 2 Parteien (siehe Tab. 2). Einer der verwendeten Sätze lautete: „Er ist Hausmeister und unterstützt die CSU." Die Adverb-Adjektiv-Kombinationen und die einfachen Sätze wurden auf DIN A5-Bögen gedruckt. Unter jeder Kombination bzw. jedem Satz befand sich ein 12 cm langer durchgezogener Strich, der die Ratingskala sein sollte. Er wurde an seinen Enden von etwa 4 mm langen senkrechten Strichen begrenzt und in der Mitte von einem solchen Strich geteilt. Unter den Begrenzungsstrichen wurden die Enden der Skala mit „sehr unsympathisch" auf der linken Seite und mit „sehr sympathisch" auf der rechten Seite gekennzeichnet. Unter dem Strich, der die Skala teilte, kennzeichnete ein „weder noch" die Skalenmitte.

317

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 1 3 - 3 2 1

4.

Instruktion

Die schriftliche Instruktion begann mit einer Beschreibung, daß ein Eindruck über andere Personen entsteht, auch dann, wenn man sie persönlich nicht kennt. Hieran schloß sich die Beschreibung der Aufgabe, Sympathieurteile über männliche Personen wiederzugeben, die durch kurze Beschreibungen charakterisiert werden sollten. Der abschließende technische Teil erklärte, wie die Sympathieeindrücke auf der Skala wiedergegeben werden sollten.

5.

Versuchsdurchführung

Jede Up erhielt eine Mappe, die Deckblatt, Instruktionsblatt und Antwortblätter enthielt. Nachdem jeder Teilnehmer die Instruktion gelesen hatte, bestand Gelegenheit, Fragen zu dem technischen Teil der Instruktion beantworten zu lassen. Daß es sich nicht um psychologische Tests handeln würde, wurde vom VI hervorgehoben. Da die Upn die Befürchtung äußerten, ihre Ergebnisse könnten von der Schulleitung eingesehen werden, brauchten sie statt ihres Namens lediglich ein Kennzeichen anzugeben. Das Material wurde zweimal beurteilt. Das Tempo der Urteile konnte jede Up selbst bestimmen. Die Dauer jedes Durchgangs betrug etwa 10 Minuten.

Ergebnisse Unter Punkt (d) der Einführung wurde behauptet, daß ANDERSONS Überprüfung seiner Integrationsfunktionen eine Kombination aus deterministischen und statistischen Elementen ist. Stattdessen wurde vorgeschlagen, entweder rein deterministisch (z. B. conjoint-measurement-Ansatz) oder rein statistisch (z. B. varianzanalytisch) vorzugehen. Da ANDERSONS Arbeiten wohl eher in die zweite Richtung gehen, hielten wir es für angebracht, unsere Kritik hierauf zu beschränken. So argumentierten wir etwa, daß bei der Entscheidung der Geltungsfrage bestimmter Funktionen ein Interaktionstest allein nicht ausreicht. Deshalb sind in Tabelle 3 neben den F-Werten für Interaktion, A-Komponente und B-Kom-

Tab. 3: Determinationskoeffizienten für die Funktionen 7, 8 und 10; F-Werte für die Funktion 7; Adverb-Adjektiv-Kombinationen Urteiler 1

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17

R*

RIO

92 94 80 90 08 93 92 97 86 91 67 82 73 87 87 77 87

76 91 74 83 04 73 77 77 81 82 47 77 62 70 80 59 79

R

!

FA

70 90 72 83 04 73 77 77 79 64 39 70 41 56 79 56 73

6 0.8



60.3 99.6 1 25.1 0.01 59.9 00.31 0.01 0.6 70 0.4 68.1 2.4 172.4 1.6 38.9 16.7 49.5 2.1 8.2 3 26.5 6.6 10.8 30.3 8.6 0.4 43.8 1 16.8 3.5 39.6

F

AXB

2.8** 0.7 0.4 1 0.06 3,8*** 2.6** 8.6*** 0.5 1.5 0.9 0.4 0.6 1.9* 0.8 1.1 0.9

R^, Rj 0 und Rg sind die entsprechenden Determinationskoeffizienten für die Funktionen 7, 10 und 8. Die Punkte vor den zweistelligen Koeffizienten sind weggelassen. In der Spalte F A X B sind signifikante Werte durch * bezeichnet: ein * für Signifikanz auf dem 5%-Niveau, zwei ** für Signifikanz auf dem 1%-Niveau und drei *** für Signifikanz auf dem 0,1%-Niveau. Die kursiv gedruckten Koeffizienten kennzeichnen jeweils die am ehesten angemessenen Funktionen.

ponente auch die Determinationskoeffizienten für verschiedene varianzanalytische Funktionen angegeben. Die Tabelle zeigt nun deutlich, wie unzulässig verschiedene Vorgehensweisen von ANDERSON sind. 1. Bei Vorliegen einer nichtsignifikanten Interaktion die Geltung einer additiven Funktion zu behaupten, ist nicht überzeugend. Vergleicht man beispielsweise bei den Urteilern 2—4 in Tab. 3 die Determinationskoeffizienten für die additive Funktion (R? 0 ) mit den Determinationskoeffizienten für eine Funktion, die nur eine Komponente fordert (Rg), so sprechen diese wohl eher für die Geltung der letzten Funktion. — Unterscheiden sich die Koeffizienten zweier Funktionen (a) und (b) nur unbeträchtlich (hier: R^-Rg < 0,1), so entscheiden wir uns für die Funktion, die weniger Parameter benötigt. Die Koeffizienten dieser Funktion sind in den Tab. 3 und 4 unterstrichen. - Gleiches gilt für die Urteiler 9 und 15. Noch deutli-

318

Luutz & Mattenklott: Ist funktionales Messen ein eigenständiger Ansatz der Informationsintegration?

Tab. 4: Determinationskoeffizienten für die Funktionen 7, 8 und 10; F-Werte für die Funktion 7; SubjektPrädikat-Kombinationen Urteiler 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31

R2 95 57 91 94 82 57 86 91 84 91 64 75 93 59 97 100 76 92 50 66 90 93 48 98 00 88 68 79 81 63 83

R

10

14 21 85 85 58 27 30 82 72 83 25 06 57 25 90 100 62 85 14 47 85 90 12 96 00 67 39 64 41 23 63

H 13 18 84 82 57 18 12 80 66 81 22 04 49 20 89 100 57 80 07 45 84 89 04 96 00 64 31 61 11 16 60

FA 21.8 3.5 77.2 124.8 26.5 3.4 7.5 70.9 34.9 79.1 5 1.5 56.2 4.1 236.8 1.9 20.2 86 1.2 11.1 67.7 111 0.66 337. 0.0 46 8.4 25 4.8 3.5 30.4

Fß 0.3 0.5 0.9 2.9 0.7 1.3 9.2 1.2 2.5 1.6 0.7 0.4 8.1 0.8 3.3 0.0 1.5 4.2 1 0.5 0.9 0.8 1.1 1 0.0 1.6 1.7 1 11.3 1.4 0.9

F

AXB

22.2*** 1.2 0.9 2.5** 1.8* 0.9 5 1*** 1.3 1 1.3 1.5 4 *** 6.9*** 1.2 2.9** 0.0 0.9 1.3 1 0.8 0.6 0.07 0.9 1 0.0 2.5** 1.3 1 3 *** 1.5 1.7

Die kursiv gedruckten Koeffizienten kennzeichnen jeweils die am ehesten angemessenen Funktionen.

eher zeigt sich das in Tab. 4 bei den Urteilern 3, 10, 15, 16, 21, 22 und 24. Andererseits tritt auch der Fall ein, daß keine der formulierten Funktionen gilt. In Tab. 3 ist das der Fall bei den Urteilern 5, 11 und 13, in Tab. 4 bei den Urteilern 2, 6, 11, 14, 19, 20, 23, 25, 27 und 30, wenn man fordert, daß R 2 mindestens so und so groß sein soll (z. B. soll R 2 größer oder gleich 0,75 sein). 2. Auch die Gleichsetzung von signifikanter Interaktion und der Geltung von Funktion (7) ist unangebracht. Urteiler 16 von Tab. 3 zeigt, daß ein hoher Determinationskoeffizient für Funktion (7), niedrige Koeffizienten für die beiden anderen Funktionen und gleichzeitig eine nicht signifikante Interaktion auftreten kön-

nen. Das Gleiche gilt in Tab. 4 für die Urteiler 9, 17, 28 und 31. Andererseits zeigen die Urteiler 4 und 15 von Tab. 4, daß trotz hoch signifikanter Interaktion Funktionen mit beträchtlich weniger Parametern es fast ebenso gut tun wie Funktionen mit einer Menge von Interaktionsparametern. 3. Die Tabellen 3 und 4 zeigen ganz deutlich, daß interindividuelle Unterschiede berücksichtigt werden müssen. 4. Die vielen sehr hohen Determinationskoeffizienten besonders bei den Funktionen, die mit wenigen Parametern auskommen, zeigen, daß die von uns angesetzten Funktionen brauchbar sind. Funktionen, die Gewichte fordernwie beim funktionalen Meßansatz geschehen — müssen erst einmal einen besseren Dienst leisten. 5. Als Informationsmaterial, das den Urteilern bei der Abgabe ihrer Sympathieurteile zur Verfügung stand, hatten wir ausdrücklich Informationen gewählt, bei denen unterschiedliche Integrationsfunktionen postuliert werden. So wird von den Subjekt-Prädikat-Kombinationen der Tabelle 4 eine additive Funktion (also unsere Funktion 10) gefordert. Tatsächlich aber ist die Funktion (10) nur bei den Urteilern 4, 8 und 18 angemessen. Für 11 Personen gilt Funktion (7), für 7 Personen die Funktion (8) und für 10 Personen keine der überprüften Funktionen. In Tab. 5 ist die Verteilung der Urteiler auf die verschiedenen Funktionen angegeben. Von den Adverb-Adjektiv-Kombinationen wird eine multiplikative Funktion behauptet. Für die Überprüfung dieser Funktion werden allerdings sehr unterschiedliche Vorgehensweisen vorgeschlagen ( z . B . KRISTOF, 1 9 6 6 ; CORSTEN & EIJNSBERGEN, 1 9 7 2 ; MCCLELLAND, 1 9 7 4 ;

Tab. 5: Anzahl der Urteiler, bei denen die Funktion (7), (8), ( 1 0 ) oder keine gilt Funktionen (7)

(10)

(8)

keine

Subjekt-Prädikat-Kombinationen (n = 31)

11

3

7

10

Adverb-Adjektiv-Kombinationen (n = 17)

6

3

5

3

319

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 1 3 - 3 2 1 SIDDIQI, 1 9 7 4 ) . Bei varianzanalytischer Vorgehensweise fordert ANDERSON, daß die bilineare Komponente der Interaktion signifikant sein soll, während die residuale Komponente nicht signifikant sein soll. Eine signifikante Interaktion ist damit eine notwendige Bedingung für den oben genannten Sachverhalt. Eine signifikante Interaktion liegt aber nur bei 5 von 17 Urteilern vor. Das heißt zusammenfassend, daß weder die additive noch die multiplikative Integrationsfunktion durch unsere Daten bestätigt wird.

Diskussion Während die Ergebnisse, die im Ergebnisteil unter Punkt 1 bis 4 besprochen wurden, unsere Vermutungen bestätigen, liegen die Ergebnisse zu Punkt 5 nicht in der erwarteten Richtung. Bevor wir näher darauf eingehen, sei noch etwas zu neueren Arbeiten, die sich ebenfalls mit der Überprüfung von Integrationsfunktionen befassen, gesagt. Die Arbeit von ERNST et al. (1976) beispielsweise weist z.T. die gleichen Schwächen auf wie ANDERSONS Arbeiten. Sie vernachlässigt interindividuelle Unterschiede, sie vermengt deterministische und statistische Theorieüberprüfung, sie übernimmt ANDERSONS sog. differentiellen Test zwischen Additionsund Durchschnittsmodell und sie kommt zu falschen Schlußfolgerungen: „Die Daten in Tab. 2 stützen die Annahme, daß ein Durchschnittsbildungsmodell vorliegt" (ERNST et al., 1976, p. 392). Tab. 6: Mittelwerte der Einzel- und Paareinschätzung „Anstrengung" ungepaart (Mittel aus Vor- und Hauptversuch) „Anstrengung" gepaart mit „mittlerer" Begabung

2,0

3,0

12,9

16,5

5,9

5,7

12,0

13,7

Aus: ERNST et al., 1 9 7 6 , p . 3 9 2 . Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.

Dazu ist zu sagen, daß einerseits dieser différentielle Test nur unter zusätzlichen Annahmen, die über den Ansatz des funktionalen Messens hinausgehen (siehe Punkt f), ein differen-

tieller Test ist. Die sich schneidenden Kurven andererseits, die man aus Tabelle 6 erhält, wenn man die Werte in ein Koordinatenkreuz einträgt, demonstrieren nichts anderes als proper sign dependence (eigentliche oder echte Vorzeichenabhängigkeit) . Eigentliche Vorzeichenabhängigkeit ist eine notwendige Bedingung des multiplikativen Polynoms, so daß die Daten der Tabelle 6 auch die Annahme stützen, daß ein multiplikatives Modell vorliegt. Geht man noch weiter und führt an den Daten der Tabelle 1 von ERNST et al. einen Quotiententest durch, so schneidet dieser mindestens ebenso gut ab, wie der von den Autoren durchgeführte Parallelitätstest (Tab. 7). Tab. 7: Mittel der Schwierigkeitsurteile Anstrengung 1 Begabung

1 2 3

3,8 5,9 6,7 R si 5,4

2

3

4

5

R

3,4 5,7 6,8 5,3

7,9 8,7 11,5 9,3

9,9 12,0 12,8 11,5

11,2 13,7 15,4 13,4

7,2 9,2 10,6

spj

Aus: ERNST et al., 1 9 7 6 , p . 3 9 1 . Mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

(Während der Parallelitätstest die Gleichheit von Differenzen bestimmter Zellenwerte fordert, so fordert der Quotiententest die Gleichheit von Verhältnissen derselben Zellen werte.) Diese Gleichheit von Quotienten ist eine notwendige Bedingung des multiplikativen Polynoms. D.h. zusammenfassend, daß die Daten von ERNST et al. (1976) mit einer multiplikativen Integrationsfunktion mindestens genauso verträglich sind wie mit einer Durchschnittsfunktion. Kommen wir nun auf Punkt 5 des Ergebnisteils zurück. Nur bei 5 von 17 Urteilern fanden sich Hinweise dafür, daß bei den Adverb-Adjektiv-Kombinationen eine multiplikative Funktion angemessen ist. Zu ähnlich vorsichtigen Aussagen kommen auch neuere Arbeiten zum CuFFschen Gesetz. Sowohl SIDDIQI et al. (1974) als auch MCCLELLAND (1974) stellen die Allgemeingültigkeit dieses „Gesetzes" in Frage. Es soll nur noch am Rande darauf verwiesen werden, daß die meisten Arbeiten zum „CLiFFschen

320

L u u t z & M a t t e n k l o t t : Ist f u n k t i o n a l e s Messen ein eigenständiger Ansatz der I n f o r m a t i o n s i n t e g r a t i o n ?

Gesetz" ( C U F F , 1 9 5 9 ; KRISTOF, 1 9 6 6 ; SIDDIQI &

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VON KNOBLAUCH ZU HATZBACH, 1 9 7 4 ; FUCHS,

1975) interindividuelle Unterschiede nicht berücksichtigen und zusätzlich auf mindestens diskussionswürdige Skalierverfahren vertrauen. Daß sich Subjekt- und Prädikat-Komponenten additiv kombinieren, wird besonders von GOLLOB (1968) in Anlehung an OSGOOD (1963) behauptet. GOLLOB findet, daß durch die additive Funktion etwa 98% — bzw. 92%, wenn über die einzelnen Urteiler gemittelt wird (GOLLOB, 1968, p. 346) — der Gesamtvarianz erklärt wird (GOLLOB, 1968, p. 345). Diese Ergebnisse schließen allerdings nicht aus, daß einfachere Funktionen (etwa unsere Funktion 8) fast genauso hohe Prozentsätze erreichen. Wir errechneten ebenfalls für jede Komponente von Funktion 7 den Anteil an erklärter Varianz (nach DODD & SCHULTZ, 1973, p.392, Tab. 1). Da dieser Anteil für einige Komponenten negativ war, war es sinnlos, den Anteil der Gesamtvarianz, der durch die additive Funktion erklärt wird, zu bestimmen. Stattdessen verglichen wir die Höhe der Determinationskoeffizienten der Funktionen 7, 8 und 10. Unterschieden sich die Koeffizienten verschiedener Funktionen nur unbeträchtlich, so akzeptierten wir die Funktion, die weniger Parameter benötigt. Tabelle 4 (Spalte „Rio") zeigt, daß nach diesem Kriterium die additive Funktion nur bei den Urteilern 4, 8, und 18 in Frage kommt. Diese Diskrepanz zwischen GOLLOBS und unseren Ergebnissen läßt sich vielleicht durch die verschiedenen Kriterien erklären, nach denen Urteile abzugeben waren. Während wir Sympathieurteile verlangten, sollten GOLLOBS Urteiler „bad-good-Urteile" abgeben. Eine weitere Alternativerklärung ist darin zu sehen, daß unsere Urteiler starke Vorbehalte gegen die Personenbeschreibungen hatten. Die meisten Urteiler waren der Überzeugung, daß durch die Sätze ihre Einstellung zu bestimmten Parteien erfaßt werden sollte. Daß daraus stereotype Antwortstile wie z. B. Fehler der Zentraltendenz oder Kontrastfehler resultieren können, ist leicht möglich.

321

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322

Sorembe & Westhoff: Die Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit und ihre Messung

Empirie Die Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit und ihre Messung (Teil 1) VOLKER SOREMBE & K A R L WESTHOFF

Institut für Psychologie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen

In diesem ersten Teil des Artikels wird eine mögliche Grundlage für die Erfolgsdefinition internationaler Austauschbegegnungen in Form einer positiven Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit vorgeschlagen. Zu ihrer Messung wurden fünf unterschiedliche Einstellungsskalen entwickelt, die jeweils einen Bereich dieses Konstrukts erfassen. Die Itemanalysen zeigten ebenso gute Ergebnisse für die interne Konsistenz wie die Interkorrelationen zwischen den Skalenwerten und ihre Korrelation mit verschiedenen Kriterien für den Prozeß der Konstruktvalidierung. Im zweiten Teil des Artikels werden die Ergebnisse eines Experiments beschrieben, in dem diese Skalen eingesetzt wurden.

In this first part of the article a basis is developed for defining success of international exchange in terms of a positive attitude toward international cooperation. Five different attitude scales are presented to measure several aspects of the respective constructs. Internal consistency proved to be good for all scales. The results for the interrelations among the scales and for the correlations with several criteria confirmed our validation claims. In the second part of the article the results of an experiment will be described in which these scales were used.

Diese Arbeit geht von einer Fragestellung aus, wie sie der in der Praxis Tätige an den Sozialwissenschaftler stellt, wenn er sich mit dem Problem konfrontiert sieht: Wie läßt sich ein „Erfolg" internationaler, z. B. deutsch-französischer Austauschprogramme nachweisen? Eine solche Fragestellung scheint zumindest unausgesprochen folgende Annahmen des Fragestellers zu implizieren: Durch die Teilnahme an einem institutionalisierten zwischenstaatlichen Austausch müßte sich beim Teilnehmer „irgend etwas zum Positiven" verändern. Eine weitere Nachfrage dürfte in der Regel eine inhaltliche Präzisierung in der Richtung bringen, daß dabei offensichtlich Vorurteile bzw. Stereotype beachtet werden müßten. Die Betrachtung der Begriffe des ethnischen Stereotyps bzw. Vorurteils sowie der nationalen und internationalen Images und die Auseinandersetzung mit den dazu vorliegenden empirischen Arbeiten ließ' die Problematik erkennen, in diesem Bereich zu einer generalisierbaren Erfolgs-

konzeption internationaler Austauschbegegnungen zu kommen (vgl. SOREMBE & WESTHOFF, 1977). Wir haben daher als Grundlage der Erfolgskonzeption eine Einstellung im sozialpsychologischen Sinne gewählt, die durch ihre Zusammensetzung aus unterschiedlichen inhaltlichen Bereichen einerseits gestatten soll, beliebige internationale Austauschbegegnungen zu untersuchen, an denen deutschsprachige Personen teilnehmen, andererseits auf deren spezifische Stichprobeneigenschaften einzugehen.

Entwurf eines Konzepts von „Erfolg" Im folgenden soll versucht werden, eine Konzeption dessen zu erarbeiten, was man sich unter dem Begriff „Erfolg von Austauschbegegnungen" vorstellen könnte. Dies geschieht in der Absicht, die im deutsch-französischen Vertrag und den entsprechenden Zusatztexten enthaltenen Begriffe, die Auftrag und Ziel des Deutsch-Franzö-

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 2 2 - 3 3 3

sischen Jugendwerks umschreiben, derart zu konkretisieren, daß es möglich wird, aus diesen Vorstellungen operationalisierbare Begriffe abzuleiten, die einer Überprüfung zugeführt werden können. Es dürfte Einigkeit darüber bestehen, daß eine vordringliche Aufgabe der Menschheit darin gesehen werden kann, eine bestimmte „Qualität des Lebens" für jeden einzelnen Menschen zu erhalten bzw. zu erreichen (sinngemäß dazu als Beispiel: Charta der Vereinten Nationen, herausgegeben von W. SCHÄTZEL, 1 9 4 8 , p. 3 4 , Absatz 4 und 8). Ausgehend von einer globalen Charakterisierung von „Lebensqualität" (vgl. SOREMBE & WESTHOFF, 1 9 7 7 , p. 9 4 ) läßt sich die Aufgabe in etwa so darstellen: Vorrangig ist die Notwendigkeit, offene, existenzbedrohende Konflikte zu vermeiden bzw. zu verhindern. Als weitere Stufen in der Verwirklichung der Lebensqualität wird der Abbau bzw. die Verminderung konfliktträchtiger Spannungen erforderlich, bis zu ihrer (möglicherweise) vollständigen Aufhebung. Damit hätte der Aufbau eines bestimmten Lebensstandards einherzugehen, und zwar sowohl innerhalb der einzelnen Nationen — erkennbar dadurch, daß ein maximaler Prozentsatz der Bevölkerung den optimalen Wert des Lebensstandards erreicht — als auch zwischen den Nationen — ablesbar an einem Verteilungswert der betreffenden nationalen Lebensstandardwerte, nämlich der Streuung (im mathematischen Sinne), für die ein möglichst geringer Wert erreicht werden müßte (gedacht ist hier vor allem an die Diskrepanz zwischen den hoch technologisierten Ländern und den sog. Entwicklungsländern, die es zu verringern gilt). Bezüglich der Verwirklichung dieses Gesamtzieles hat sich inzwischen allgemein die Erkenntnis durchgesetzt, daß eine solche Aufgabe nicht von einer einzelnen Nation allein geleistet werden kann. Zur Lösung dieses Problems läßt sich nur eine einzige Möglichkeit aufzeigen, die langfristig die Wahrscheinlichkeit einer erfolgversprechenden Realisierung besitzt, nämlich: die Zusammenarbeit

aller Nationen

im Sinne dieser

Aufgabe. Konkret bedeutet diese Zusammenarbeit aller Nationen zur auch nur näherungsweisen Erreichung des übergreifenden Gesamtziels die Bewältigung einer kaum überschaubaren Fülle wirtschaftlicher, völkerrechtlicher, organisatorischer

323 und weitere Probleme, deren Aufzählung bzw. Analyse nicht Gegenstand dieser Arbeit sein kann. Global kann hier nur festgestellt werden, daß das Konzept der internationalen Zusammenarbeit als grundlegend angesehen wird aus bloßer sachlicher Notwendigkeit für die erforderliche Erhaltung bzw. Verbesserung der Lebensqualität im intrawie im internationalen Bezugsrahmen (und damit auch auf individueller Ebene). Akzeptiert man diese Überlegungen, so lassen sich innerhalb einer psychologischen Analyse eine Reihe von Begriffen und Implikationen betrachten, die für die Grundlegung einer sachlich notwendigen Zusammenarbeit eine wesentliche Rolle spielen. Spricht man von internationaler Zusammenarbeit zweier oder mehrerer Staaten, so geht man von einer Verhaltensqualität aus: das betrachtete Objekt ist also ein bestimmtes, von anderen beobachtbares Verhalten. Als Erklärung für das Zustandekommen dieses Verhaltens bedienen wir uns des bekannten Modells von LEWIN (1936): V = f (P, U) das Verhalten (V) wird aufgefaßt als Funktion (f) von überdauernden Persönlichkeitsdispositionen (P) und den Eigenschaften der Umwelt (U). Es ist offensichtlich, daß das Verhalten, das als internationale Zusammenarbeit bezeichnet werden kann, nicht zum Erfolgskriterium erhoben werden kann, da zu seinem Auftreten verschiedene Situationscharakteristika gegeben sein müssen. Ihre Realisierung würde für eine praktikable sozialwissenschaftliche Überprüfung zu große Schwierigkeiten bereiten. Wir haben daher die andere notwendige, aber nicht hinreichende Varianzquelle für (hier: internationales) Verhalten gewählt: bestimmte Einstellungen gegenüber sozialpsychologischen Objekten. Sie sind anerkanntermaßen Gegenstand der sozialpsychologischen Analyse und bieten gegenüber der Erfassung komplexer Verhaltensweisen mehrere Vorteile: — z.B. können Einstellungen prinzipiell zu einem beliebigen Zeitpunkt erhoben werden, — die Erhebung von Einstellungen kann insgesamt unter streng experimental-psychologischen Bedingungen erfolgen, — hauptsächlich aufgrund ihrer Komplexität werden Nachteile vermieden, die die Erfassung von Stereotypen und Images problematisch erscheinen lassen, — die Erhebung von Einstellungen kann sehr

324

Sorembe & Westhoff: Die Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit und ihre Messung

ökonomisch erfolgen (etwa bei einer Gruppe von Personen gleichzeitig), — die Befunde dürften einen relativ hohen Generalisierungsgrad beanspruchen. Uber die genannten Aspekte hinaus lassen sich wahrscheinlich weitere finden. Sie haben uns veranlaßt, eine bestimmte Einstellung zum Erfolgskriterium von internationalen Austauschbegegnungen zu erheben, und zwar: die positive Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit ( v g l . SOREMBE & WESTHOFF, 1 9 7 6 , p . 2 f f . ) .

Operationalisierung des Erfolgskonzepts Die Zusammenarbeit mehrerer oder vieler Nationen bringt eine Vielzahl von Veränderungen mit sich, die sich für den einzelnen Menschen auf vielen Lebensgebieten bemerkbar machen. Ihnen gegenüber kann der einzelne eine ablehnende, neutrale oder befürwortende Haltung oder Meinung besitzen. Diese Meinungen gegenüber einer Menge von Aspekten im täglichen Leben als Konsequenzen der internationalen Zusammenarbeit oder ihres Fehlens möchten wir durch einen Fragebogen erheben und zusammengefaßt als die genannte Einstellung wiedergeben. Entsprechend sind die Items gewählt worden, die diesen Einstellungsbereich abdecken sollen. Wir haben sie als „Fragebogen zur Erfassung der Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit" bezeichnet, abgekürzt FIZ. Unter dem Gesichtspunkt der Validität kann man sich fragen, ob diese vorgeschlagene Erfassung der Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit — selbst wenn sie sich facettenartig auf viele Lebensgebiete erstreckt — ausreicht zu einer zufriedenstellenden Definition des Erfolges von Austauschbegegnungen. Bei diesen Überlegungen sollte insbesondere berücksichtigt werden, daß auch und vielleicht gerade für Jugendliche die entwickelte Erfolgskonzeption und damit auch das Meßinstrument angemessen sein sollten. Aus diesen eher entwicklungspsychologisch orientierten Betrachtungen, aber auch aus Überlegungen hinsichtlich einer möglichen Konstruktvalidierung, sind wir von der Vorstellung ausgegangen, daß ganz bestimmte Beziehungen zwischen dem diskutierten Einstellungsbereich und anderen Einstellungsbereichen einer Person

vorhanden und auch auffindbar sein müßten. Dabei ergibt sich die Problematik, solche Bereiche aufzuzeigen, die nicht nur bestimmbare Beziehungen zu unserem Konstrukt „Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit" besitzen, sondern denen auch allgemeine Bedeutung für die Kennzeichnung einer Persönlichkeit zugesprochen werden kann, weil sie ausreichende Relevanz für andere Fragestellungen als die hier vorliegende aufweisen. Aufgrund ihrer Erfahrungen aus der Durchsicht der hierzu erschienenen Literatur sind die Verfasser zu der Ansicht gekommen, die folgenden Bereiche in eine Erfolgskonzeption von internationalen Austauschbegegnungen einzubeziehen: — die Fähigkeit, sich selbst und andere als Person zu akzeptieren (nach einem bereits vorliegenden Fragebogen als BERGER-Skala bezeichnet); — die Orientierung gegenüber den Verhaltensweisen der Mitmenschen im allgemeinen (Fragebogen zur Erfassung der allgemeinen Einstellung gegenüber den Mitmenschen, abgekürzt FAM); — die Ausrichtung gegenüber sozialen Werten (Fragebogen zur Erfassung der Einstellung gegenüber sozialen Werten, abgekürzt FSW) und — die Einstellung in nationaler/nationalistischer Hinsicht (Übernahme der Skala von SCHMIDT). Diese fünf inhaltlich in verschiedenen Punkten sich wahrscheinlich überlappenden Einstellungsbereiche gestalten durch ihre Zusammensetzung das Konstrukt der „Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit". Innerhalb der Strukturierungsmöglichkeiten durch diese Bereiche werden wir versuchen, zu einer Erfolgskonzeption von Austauschbegegnungen zu gelangen. Bevor wir auf weitere Einzelheiten eingehen, sollen die Fragebogen kurz in formaler Hinsicht gekennzeichnet werden. Jeder Fragebogen unseres Einstellungsmeßinstruments besteht aus einer Anzahl von Items, zu denen der untersuchten Person fünf Antwortmöglichkeiten geboten werden, um ihren Grad der Zustimmung auszudrücken: ich stimme sehr zu; ich stimme ein wenig zu; ich stimme weder zu noch lehne ich ab; ich lehne ein wenig ab; ich lehne ganz entschieden ab. Weiter gehen wir von der Annahme aus, daß innerhalb eines jeden der fünf inhaltlich abge-

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Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 2 2 - 3 3 3

grenzten Einstellungsbereiche die Reaktionen auf die Items gleichwertig sind, und der Gesamtwert für diesen betreffenden Fragebogen als lineare additive Kombination gebildet werden darf. Irgendeine Zusammenfassung dieser fünf einzelnen Skalenwerte pro Person sehen wir nicht als sinnvoll an, da wir nicht wissen, in welchem Verhältnis diese fünf als heterogen eingeschätzten Bereiche und damit auch die sie vertretenden Summenwerte stehen. Anhand des hier vorgestellten Meßinstruments ist nun eine relativ variable Konzeption dessen möglich, was man unter dem Erfolg von Austauschbegegnungen verstehen will. Da man dabei immer eine Bewertung auf dem Hintergrund eines normativen Bezugssystem vornimmt, halten wir eine solche variable Konzeption für vorteilhaft, denn sie gestattet es, auf situative Besonderheiten oder auf Eigenschaften der untersuchten Stichprobe von Personen flexibel einzugehen. Spricht man von der Untersuchung des oder eines Erfolges von Austauschbegegnungen, so impliziert dies beinahe zwangsläufig eine Veränderung psychologischer Gegebenheiten, hier als Einstellungen festgelegt, und ihre Erfassung durch eine „Vorher — nachher" — Messung. Unser mehrskaliges Meßinstrument gestattet grundsätzlich, den „Erfolg" als Veränderung in einem Bereich, in zwei oder mehreren Bereichen, oder auch in allen erfaßten Bereichen im Sinne einer positiven Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit aufzufassen. Der erste Fall wäre z.B. denkbar, wenn wir uns aufgrund einschlägiger Überlegungen, daß etwa der FIZ zu komplex sei für junge Schüler, dazu entschließen, vom Erfolg einer Austauschbegegnung bei dieser Stichprobe auch dann zu sprechen, wenn ihre Fähigkeit zugenommen hat, sich und andere Menschen als Personen zu akzeptieren. Bei anderen Stichproben wären andere Kombinationen denkbar bis hin zu dem Fall, daß man erst bei gleichzeitigen Veränderungen in allen fünf Bereichen von einem Erfolg sprechen möchte. Dabei soll das Problem der Betrachtung der absoluten Höhe der Einstellungswerte nicht diskutiert werden (Eine ausführliche Besprechung dieses Punktes ist enthalten in SOREMBE & WESTHOFF, 1 9 7 6 , p. 1 2 ff.). Insgesamt erwarten wir jedoch aufgrund der vorweg getroffenen inhaltlichen Auswahl der in das Instrument aufgenommenen Einstellungsberei-

che bestimmte positive Beziehungen zwischen ihnen. Die empirischen Untersuchungen sollen uns zeigen, wie diese beschaffen sind.

Überlegungen zur Konstruktvalidierung Die Festsetzung einer Erfolgskonzeption läßt sich nach unseren Ausführungen durch einen zweistufigen Prozeß veranschaulichen: der erste Schritt besteht in der inhaltlichen Wahl der zugrunde gelegten Einstellungsbereiche, der zweite in der Bewertung dessen, was man unter „Erfolg" — hier von internationalen Austauschbegegnungen — verstehen will. Dementsprechend kann man Gedanken zu Validierungsversuchen anstellen, die sich schwerpunktmäßig den beiden Bereichen zuordnen lassen. Wie bereits dargelegt wurde, gehen wir von der Vorstellung aus, daß die Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit (wie sie hier durch den FIZ gemessen werden kann) nicht isoliert im Einstellungsgefüge einer Persönlichkeit bestehen dürfte, sondern Beziehungen zu anderen Einstellungsbereichen aufweisen müßte. Beziehungen dieser Art lassen sich durch Interkorrelationsstudien nachweisen. Eine mittelstarke Beziehung drückt aus, daß es wesentliche Gemeinsamkeiten, aber auch wesentliche Unterschiede gibt. Diesen Fall erwarten wir für unsere Einstellungsbereiche aufgrund unserer theoretischen Überlegungen. Eine hohe oder sehr hohe Korrelation wäre nicht wünschenswert, da sie dahingehend interpretiert werden müßte, daß die als unterschiedlich eingeschätzten Einstellungsbereiche zu nahezu identischen Relationen führen und somit fast beliebig gegeneinander austauschbar sein dürften. Unserer Ansicht nach sind wir nicht in der glücklichen Lage, für die als Erfolg ausgewählte Einstellungshöhe oder -struktur ein einfaches Außenkriterium angeben zu können. Wäre dies der Fall, brauchten wir nur den Zusammenhang zwischen der Ausprägungshöhe der Einstellung und dem Kriterium festzustellen. Angesichts des Mangels eines eindeutigen Außenkriteriums für die Erfolgskonzeption haben wir versucht, eine „mosaikartige" Validierung der Erfolgskonzeption durch eine Reihe von Kriterien vorzunehmen, von denen wir annehmen, daß sie hinsichtlich der Erfolgskonzep-

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S o r e m b e & W e s t h o f f : D i e E i n s t e l l u n g z u i n t e r n a t i o n a l e r Z u s a m m e n a r b e i t u n d ihre M e s s u n g

tion Gültigkeit besitzen. Falls sich ein zufriedenstellender Zusammenhang zwischen der Einstellungshöhe und den Kriterien nicht ergeben sollte (somit also keine Validierung in dem dargestellten Sinne möglich wäre), könnte dies daran liegen, daß die Kriterien für die Erfolgskonzeption keine Gültigkeit besitzen, obwohl die Einstellung selbst diese Gültigkeit besitzt. Diese Kriterien wurden in Form von Fragen im Anschluß an das Ausfüllen der sechs Skalen (einschließlich des EPI) ebenfalls in schriftlicher Form erhoben. Die Fragen beziehen sich auf folgende Sachverhalte: — die eigene Einordnung hinsichtlich des politischen Standortes („links-rechts"), — die Wahl der Partei, der man am nächsten steht, — die Zugehörigkeit zu einer politischen Gruppierung, — die Anzahl und Dauer von Auslandsaufenthalten, — die Form des Reisens, — die Angehörigen anderer Nationen, zu denen Kontakte bestanden oder bestehen, — die Art der Kontakte zu Ausländern und — die Zugehörigkeit zu Vereinen oder Organisationen. Lassen sich zwischen diesen Kriterien und der Ausprägungshöhe der Einstellungen überzufällig starke Zusammenhänge aufzeigen, werden wir dies im Sinne einer Konstruktvalidierung unserer Erfolgskonzeption interpretieren.

Erstellung des Meßinstruments Itempool und Bildung der Skalen Zur Sammlung von Feststellungen, die als Items für den Fragebogen verwendet werden können, wurden neben einigen ähnlichen Arbeiten in der Hauptsache die beiden Zusammenstellungen von Fragebögen zur Messung sozialpsychologischer und politischer Einstellungen von ROBINSON & SHAVER ( 1 9 7 1 ) u n d v o n R O B I N S O N , R U S K & H E A D

(1969) zugrundegelegt. Unsere Skalen gehen zu großen Teilen auf Adaptionen bereits vorhandener Meßinstrumente der unten einzeln aufgeführten Autoren zurück, deren Arbeiten sich in einem der beiden Sammelwerke finden. Wesentliche

Teile einiger Skalen, insbesondere des Fragebogens zur Erfassung der Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit (FIZ), wurden von den Verfassern selbst entwickelt. Der FIZ geht — abgesehen von den neu konstruierten Items — auf folgende Skalen zurück: Internationalism ( L U T Z K E R , 1 9 6 0 ) , Worldmindedness Scale (SAMPSON & SMITH, 1 9 5 7 ) , Prejudice and Rationality (SCHUMAN & H A R D I N G , 1 9 6 4 ) , Social Attitudes Scale ( K E R L I N G E R , 1 9 6 3 ) , Hostility in International Relations ( H E L F A N T , 1952), Local-cosmopolitan Scale (DYE, 1966) und Political participation Scale (MATTHEWS & PROTHRO, 1 9 6 6 ) . Entsprechend lassen sich die Items global in etwa vier Dimensionen einordnen: Vorurteil-Rationalität, Internationalismus/ Weltbürgertum, freundschaftliche-feindliche internationale Beziehungen, sachliche Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit. In der ersten Form des Fragebogens, der sog. Urform, enthielt der FIZ 105 Items, die zur Hälfte positiv und zur Hälfte negativ (hinsichtlich des Einstellungsobjekts) formuliert waren. Der Fragebogen zur Erfassung der Einstellung gegenüber sozialen Werten (FSW) baut nahezu vollständig auf der Grundlage des Social Values Questionnaire (PERLOE, 1 9 6 7 ) auf. Er bestand in der Urform aus 63 Items, die sich folgenden Dimensionen zuordnen lassen: Soziales Wohlergehen, Kooperation in Richtung auf Gruppenziele, Identifikation mit Gruppen und Zwang der moralischen Verpflichtung. Der Fragebogen zur Erfassung der allgemeinen Einstellung gegenüber den Mitmenschen (FAM) beruht auf dem Instrument von WRIGHTSMAN (1964): „Philosophy of Human Nature". Darunter versteht der Autor die Erwartungen, die Menschen über die Art und Weise besitzen, in der sich andere Leute im allgemeinen verhalten. Die Items lassen sich nach folgenden Dimensionen gruppieren: Vertrauenswürdigkeit, Altruismus, Unabhängigkeit, Rationalität und Willensstärke, Komplexität der menschlichen Natur, Unterschiedlichkeit des menschlichen Wesens. In der Urform besaß der FAM 66 Items. Gemäß der Konzeption der Self-Acceptance Scale von BERGER ( 1 9 5 2 ) „ist die sich selbst akzeptierende Person durch ein Verhalten charakterisiert, das durch internalisierte Werte (und nicht durch äußeren Druck) geleitet wird, durch einen Glauben an die eigene Fähigkeit, sich mit

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Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 2 2 - 3 3 3

dem Leben erfolgreich auseinanderzusetzen, durch Verantwortlichkeit, durch objektive Annahme von Kritik, ein Gefühl für den SelbstWert und ein Fehlen von Scheu oder übertriebener Selbstbeobachtung" (ROBINSON & SHAVER, 1971, p. 115). Alle 64 Items der Originalform wurden in die Urform unseres Fragebogens übernommen; 36 Items messen die Akzeptierung der eigenen Person, die restlichen die Akzeptierung anderer Personen. Die Skala von SCHMIDT (1970) erfaßt nationale/nationalistische Einstellungen. Verwendet wurde die auf 30 Items erweiterte Kurzform für die studentische Stichprobe (vgl. SCHMIDT, 1970, p. 24). Damit bestand unser Meßinstrument in der Urform aus den 328 Items der fünf Skalen und den zusätzlichen 57 Items des EYSENCK-Personality-Inventory, Form A (EPI-A; EGGERT, 1974), mit dem zu Kontrollzwecken die Persönlichkeitseigenschaften „Extraversion - Introversion" und „emotionale Stabilität - emotionale Labilität" erfaßt werden sollten.

Itemanalysen Die Urform der Einstellungsskalen wurde insgesamt mehr als 200 Personen zur Beantwortung vorgelegt, die im Sommer 1974 freiwillig im Institut für Psychologie der R W T H Aachen an dieser Untersuchung teilnahmen. Testheft und Antwortbogen wurden den Teilnehmern zusammen mit dem EYSENCK-Persönlichkeits-Inventar (EPI-A; EGGERT, 1974) vorgelegt. 184 Personen, 75 Frauen, 109 Männer, beantworteten alle Fragen, so daß bei der Auswertung von 184 vollständig beantworteten Fragebögen ausgegangen werden konnte. Die Teilnehmer an dieser Untersuchung waren überwiegend TH-Studenten und Schüler. Man kann also mit einer gewissen Berechtigung davon ausgehen, daß diese Gruppe den später zu untersuchenden Schülergruppen hinsichtlich relevanter Merkmale vergleichbar ist. Die von 184 Personen beantworteten Fragebögen wurden nach der Methode von HOYT & STUNKARD (1956) itemanalysiert. Die ausführlichen Ergebnisse dieser Analysen finden sich in SOREMBE & WESTHOFF (1976, 1977). Alle Items mit einem rit < 0,3 wurden als nicht hinreichend

Tab. 1: Übersicht über die Anzahl der Items FIZ

Urform 105 revidierte Form 61

FAM FSW BERGER

SCHMIDT

2

66

63

64

30

328

17

37

35

24

174

gut aus dem Test ausgeschlossen (vgl. LIENERT, 1969, p. 295). Korrelierte ein Item bei zweiseitiger Fragestellung mindestens auf dem 5%-Niveau signifikant mit dem Geschlecht der Vpn, so galt es als geschlechtsabhängig und wurde aus dem Fragebogen eliminiert. Da alle Tests einen großen Teil ihrer Items verloren hatten, wurde die Reliabilität der Skalen erneut bestimmt nach dem Verfahren von HOYT & STUNKARD ( 1 9 5 6 ) ; denn es hätten sich theoretisch Reliabilitätsmaße ergeben können, die deutlich unter denen der Urform der Skalen liegen, da die Reliabilität eines Tests stark von der Anzahl der Items abhängig ist. Eine Übersicht über die Anzahl der Items in der Urform und der Anzahl der Items in der revidierten Form der Skalen sieht wie folgt aus (Tab. 1). Die Konsistenzkoeffizienten bei der wiederholten Itemanalyse mit der revidierten Form der Skalen sind als befriedigend bis gut zu bezeichnen (vgl. LIENERT 1969, p. 309). Für jede der 184 Personen wurde nun pro Skala ein Summenwert (SJ) gebildet. Auch für die Unterskalen des EPI wurden pro Person die Summenwerte berechnet. Diese Summen werte wurden für die folgenden Analysen verwendet.

Interkorrelationen

der Skalen

Neben den Einstellungsskalen wurde, wie bereits erwähnt, das EYSENCK-Persönlichkeits-Inventar (EPI-A; EGGERT, 1974) den Personen vorgelegt. Da es hier das Ziel war, Skalen zu konstruieren, die Aspekte der Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit erfassen und nicht solche, die Persönlichkeitsmerkmale wie Extraversion und emotionale Stabilität erfassen, soll im folgenden geprüft werden, ob dieses Ziel erreicht wurde. Da unsere Skalen auch nicht die Angabe von sozial erwünschten Antworten prüfen sollten, erwarten wir auch einen sehr geringen Zusammenhang mit der Kontrollskala L des EPI.

328

S o r e m b e & W e s t h o f f : Die Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit und ihre Messung

Alle fünf Einstellungsskalen sollten mit den drei Subskalen des EPI also nicht überzufällig korrelieren. Da unsere fünf Einstellungsskalen bereits für die Auswertung so gepolt worden waren, daß hohe Werte jeweils eine hohe Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit anzeigen, erwarten wir, daß die Einstellungsskalen positiv miteinander korrelieren. Dabei sollten die Korrelationen von mittlerer Höhe sein. Bei niedrigen Korrelationen ist zu vermuten, daß es sich um unabhängige Aspekte unseres Konzeptes handelt. Hohe bis sehr hohe Korrelationen hingegen könnten dafür sprechen, daß alle Skalen etwas sehr Ähnliches erfassen und es z. B. erlaubt sein könnte, pro Person nur einen Einstellungswert anzugeben. Wie aus der Formulierung hervorgeht, liegt es nahe, als Maß des linearen Zusammenhanges den Produkt-Moment-Korrelationskoeffizienten (r) Tab. 2: Interkorrelationen z w i s c h e n d e n Unterskalen über die S u m m e n w e r t e der 1 8 4 Untersuchungsteilnehmer

E m o t i o n a l e Stabilität E m o t i o n a l e Stabilität E m o t i o n a l e Stabilität E m o t i o n a l e Stabilität E m o t i o n a l e Stabilität E m o t i o n a l e Stabilität E m o t i o n a l e Stabilität Extraversion - L Extraversion - FIZ Extraversion — FAM Extraversion - FSW Extraversion -

— Extraversion —L - FIZ - FAM - FSW - BERGER - SCHMIDT

BERGER

Extraversion - SCHMIDT L -

FIZ

-.173 —.123 -.061 -.102 -.109 -.633** -.035 —.309** —.017 038 045 299**

-.096 026

L - FAM L -

....

-.030

FSW

010

L-BERGER

214**

L -

036

SCHMIDT

FIZ - FAM FIZ - FSW

-.051 381**

FIZ -

BERGER

FIZ -

SCHMIDT

FAM - FSW FAM -

BERGER

FAM -

SCHMIDT

202** 639**

023 102 -.096

FSW -

BERGER

123

FSW -

SCHMIDT

080

BERGER -

SCHMIDT

079

zu verwenden. Bei der Signifikanzprüfung des korrelativen Zusammenhangs zwischen den Subskalen des EPI und unseren Einstellungsskalen liegt eine zweiseitige Fragestellung vor, bei der Signifikanzprüfung der Korrelationen zwischen den Einstellungsskalen jedoch eine einseitige Fragestellung. Da bei so großen Stichproben wie der vorliegenden Korrelationskoeffizienten, auch wenn sie relativ niedrig sind, signifikant werden, legten wir die Irrtumswahrscheinlichkeit für den Fehler 1. Art auf 0,01 fest. Eine Übersicht über Mittelwerte und Standardabweichungen der fünf Einstellungsskalen in der revidierten Form finden sich in Tabelle 2. Die Verteilungen der Summenwerte der fünf Einstellungsskalen sind unimodal und meist leicht linksschief, d. h. der Schwerpunkt der Verteilungen liegt bei den höheren Werten. Zur Vereinfachung der Darstellung wurde die „0" vor dem Dezimalpunkt weggelassen. Ein „ * * " zeigt eine auf dem 1%-Niveau signifikante Korrelation an. Bis zur Korrelation zwischen L und SCHMIDT wurde, wie weiter oben begründet wurde, zweiseitig getestet. Die Interkorrelationen zwischen den Einstellungsskalen waren einseitig zu testen. Die Zusammenhänge zwischen den Skalen zur Erfassung der Persönlichkeitsmerkmale Extraversion und emotionale Stabilität sind meist relativ gering. Eine Ausnahme hiervon machten die Zusammenhänge zwischen der Neurotizism u s - u n d d e r BERGER-Skala u n d d e r E x t r a v e r -

sions- und der BERGER-Skala. Die signifikante negative Korrelation zwischen Neurotizismusu n d BERGER-Skala ist so z u v e r s t e h e n , d a ß e m o -

tional weniger stabile Personen auch weniger zur Akzeptierung ihrer selbst und anderer neigen. Dieses Ergebnis überrascht bei Betrachtung der theoretischen Konzepte nicht, die hinter den Skalen stehen, doch konnte man aufgrund der wenigen und nicht eindeutigen Daten, die BERGER (1952) anführt, keine gerichtete Hypothese formulieren. Ein r 2 = 0,40 (= 40% gemeinsame Varianz) spricht im vorliegenden Fall für einen mittelstarken, linearen Zusammenhang zwischen dem Grad der emotionalen Labilität und der Akzeptierung seiner selbst und anderer. Doch ist der Zusammenhang nicht so deutlich, daß man behaupten könnte, die beiden Verfahren würden das gleiche erfassen, vielmehr ist es so, daß

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1 9 7 8 , 9, 3 2 2 - 3 3 3

der größte Teil der Varianz des einen Tests nicht durch die des anderen erklärt werden kann. Insofern ergeben sich aus der Anwendung beider Verfahren weitere Informationen, die sich ergänzen. In der Literatur finden sich eine Reihe von Arbeiten mit anderen Skalen zur Selbstakzeptierung und anderen Maßen für emotionale Labilität, die vergleichbare Ergebnisse berichten; Beispiele hierfür sind SUINN & HILL ( 1 9 6 4 ) , VINGOE ( 1 9 6 8 ) u n d ZILLER, HAGEY, SMITH & LONG ( 1 9 6 9 ) .

Die signifikante Korrelation zwischen der Extraversions- und der BERGER-Skala ist von relativ geringer Bedeutung, denn ein r 2 = 0,09 zeigt 9% gemeinsame Varianz unter Verwendung einer linearen Regel zwischen beiden an. Man kann dies inhaltlich so verstehen, daß Menschen, die höhere Extraversionswerte haben, also z.B. u.a. gern mit anderen Kontakt aufnehmen, auch mehr zur Akzeptierung ihrer selbst und anderer neigen. Zwischen Extraversions- und L-Skala besteht auch eine statistisch überzufällige Beziehung, doch ist die Stärke des linearen Zusammenhanges mit 10% gemeinsamer Varianz bei den hier zur Untersuchung anstehenden Fragen unbedeutend. In der gleichen Weise ist auch die statistisch als überzufällig gesicherte Beziehung zwischen L- und BERGER-Skala von geringer Bedeutung, da 4,6% gemeinsame Varianz nur für einen schwachen linearen Zusammenhang sprechen. Mit unseren fünf Einstellungsskalen sollen unterschiedliche Aspekte des Konstrukts „Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit" gemessen werden. Aufgrund der Skalenpolung haben wir nur positive Korrelationen zwischen den Skalen erwartet. Die Ergebnisse bestätigen unsere Erwartungen, denn die beiden Korrelationen mit einem negativen Vorzeichen sind Nullkorrelationen, bei denen das Vorzeichen durch Zufallseinflüsse erklärt werden kann. Drei Korrelationen sind auf dem 1%-Niveau signifikant und entsprechen in der Richtung des jeweiligen Zusammenhanges unseren Hypothesen. Zwischen FIZ und FSW besteht ein schwacher linearer Zusammenhang von etwa 14,5% gemeinsamer Varianz. FIZ und BERGER-Skala korrelieren zwar signifikant, doch ist der Anteil der gemeinsamen Varianz mit 4% als gering zu bezeichnen. Ein recht deutlicher mittelstarker linearer Zusammenhang besteht mit 41% gemein-

329 samer Varianz zwischen FIZ und der Skala von SCHMIDT. Die Gemeinsamkeit zwischen diesen beiden Skalen ist jedoch nicht so groß, daß man sie als Tests ansehen dürfte, die das Gleiche erfassen. Zusammenfassend kann hier festgehalten werden, daß die Ergebnisse die theoretisch begründeten Erwartungen bestätigen: Die Richtungen der Zusammenhänge zwischen den fünf Einstellungsskalen konnten durchweg richtig vorhergesagt werden, die Stärke der Zusammenhänge spricht weiter dafür, daß es angemessen ist, die Ansicht zu vertreten, daß die fünf Einstellungsskalen relativ unabhängige Aspekte des Konstrukts „Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit" messen. Mit Ausnahme der Skala von BERGER fanden sich zwischen den Subskalen des EYSENCK-Persönlichkeits-Inventars (EPI) keine überzufälligen Zusammenhänge. Die nachgewiesenen Beziehungen zwischen den Subskalen des EPI und der BERGER-Skala sind jedoch nicht so hoch, als daß man eine als Ersatz für diese Einstellungsskala ansehen könnte.

Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit und Zugehörigkeit zu einer politischen Gruppierung Wie weiter oben bereits erwähnt, stellten wir unseren Untersuchungsteilnehmern die Frage, ob sie einer politischen Gruppierung angehören. Dies geschah aufgrund der Vermutung, daß politisch engagierte Personen mehr Informationen über internationale Beziehungen haben und deshalb auch eine höhere Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit erkennen lassen. Mit Hilfe einer einfachen Varianzanalyse wurde der Mittelwert der Personen, die einer politischen Gruppierung angehören, verglichen mit dem der Personen, die keiner politischen Gruppierung angehören. Wir legten das Signifikanzniveau auf 0,05 fest. Bei keiner unserer fünf Einstellungsskalen ergab sich ein überzufälliger Zusammenhang zwischen der Zugehörigkeit zu einer politischen Gruppierung und der Beantwortung unserer Skalen. Unsere Vermutung, daß allein schon die Zugehörigkeit zu einer politischen Gruppierung zumindest einen der von unseren Skalen gemessenen Aspekte des Konstrukts „Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit"

330

Sorembe & Westhoff: Die Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit und ihre Messung

beeinflußt, konnte durch die Daten nicht gestützt werden.

Bereitschaft zu internationaler und Parteipräferenz

Zusammenarbeit

Wie sowohl aus programmatisch als auch tagespolitischen Äußerungen der Parteien in der Bundesrepublik Deutschland entnommen werden kann, bestehen zwischen den Parteien unterschiedlich akzentuierte Einstellungen zu Fragen der internationalen Zusammenarbeit. Daher kann man vermuten, daß sich Personen in ihren Summenwerten pro Einstellungsskala je nach ihrer Parteipräferenz unterscheiden. Eine neuere Arbeit von SCHÄFER ( 1 9 7 5 ) stützt diese Vermutung, denn er konnte nachweisen, daß die Konfliktbereitschaft gegenüber Polen je nach Parteipräferenz unterschiedlich ist. Die Untersuchungsteilnehmer sollten angeben, welcher Partei sie am nächsten standen. Zur Wahl standen die folgenden Parteien: DKP, SPD, FDP, CDU/CSU, NPD. 19 der 184 Teilnehmer gaben keine Parteipräferenz an, die restlichen 165 verteilten sich folgendermaßen: DKP (8mal angegeben), SPD (91mal angegeben), FDP (33 mal angegeben), CDU/CSU (32mal angegeben), NPD (keinmal angegeben). Ob diese Aufteilung repräsentativ ist für Schüler und Studenten, ist hierbei nicht von Bedeutung, da nur die Frage beantwortet werden soll, ob überhaupt ein Zusammenhang zwischen diesen Sachverhalten in der Stichprobe besteht. Die Unterschiede zwischen den Mittelwerten der FSW- u n d der BERGER-Summenwerte wur-

den nicht signifikant, deshalb soll auf die Darstellung hier verzichtet werden. Die Schätzung der Effektstärke erfolgte nach HAYS (1969, p. 382). Betrachtet man die Mittelwerte und Standardabweichungen der FIZ-Werte, geordnet nach Parteipräferenz, so kann man ein Abfallen der Mittelwerte von DKP bis CDU/CSU feststellen, doch sind die Standardabweichungen so groß, daß sich die Verteilungen der FIZ-Werte von Personen verschiedener Parteipräferenz weit überlappen. Mit 18% erklärter Varianz besteht ein schwacher Zusammenhang zwischen dem Aspekt der Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit, den der FIZ mißt, und der Parteipräferenz.

Die Mittelwerte der FAM-Werte, geordnet nach Parteipräferenz, liegen relativ nahe beieinander. Der Unterschied zwischen ihnen ist zwar hochsignifikant, doch ist die Stärke des Zusammenhanges mit 8% erklärter Varianz als gering zu bezeichnen. Die großen Unterschiede zwischen den Mittelwerten der Werte der SCHMIDT-Skala finden auch ihren Niederschlag in dem Ausdruck der geschätzten Effektstärke. Mit 31% erklärter Varianz liegt hier ein mittlerer Zusammenhang zwischen Parteipräferenz und den Werten einer von uns verwendeten Einstellungsskala vor. Die ScHMiDT-Skala ist nach der Intention ihres Konstrukteurs „ein Fragebogen nationaler/nationalistischer Einstellung" (SCHMIDT, 1970). - Es soll an dieser Stelle noch einmal daraufhingewiesen werden, daß auch die ScHMiDT-Skala vor der Auswertung so gepolt worden ist, daß hohe Werte eine hohe Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit und niedrige Werte dementsprechend eine niedrige Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit anzeigen. Bei einer Stichprobe von 158 Schülerinnen einer Sozialpädagogikfachschule in Aachen bzw. Studenten Aachener Hochschulen fand sich ebenfalls ein signifikanter Mittelwertsunterschied in den Werten des FIZ zwischen Personen mit verschiedener Parteipräferenz. Die Höhe nahm mit der Präferenz für SPD über FDP zur CDU/ CSU hin ab. Zusammenfassend kann man festhalten, daß bei drei von fünf Skalen zur Erfassung unterschiedlicher Aspekte des Konstrukts „Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit" ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen Parteipräferenz und Beantwortung der Skalen besteht. Die Stärke des Zusammenhanges ist als gering in Bezug auf die FAM-Werte, schwach bezüglich der FIZ-Werte und als mittel im Hinblick auf die ScHMiDT-Werte zu bezeichnen. Die Ergebnisse stützen damit unsere Vermutung und bestätigen die bereits vorliegenden Ergebnisse wie die von SCHÄFER (1975).

Bereitschaft zu internationaler und politische Einstellung

Zusammenarbeit

Aufgrund der Ergebnisse von SCHMIDT (1970) ist zu vermuten, daß die Selbsteinstufung der poli-

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 322-333

331

tischen Einstellung durch die Untersuchungs-

Beantwortung der Frage, ob durch die Teilnah-

teilnehmer in Beziehung steht zur Bereitschaft

me an Austauschprogrammen eine Einstellungs-

zu internationaler Zusammenarbeit. In der vor-

änderung stattfindet und mittels des v o n uns

liegenden Untersuchung konnten die Personen

konstruierten Meßinstruments nachweisbar ist.

ihre Einstellung auf einer elfstufigen Schätz-

Wenn man einen solchen Nachweis erbringen

skala angeben. Bei der Auswertung erhielt die äu-

will, ist es wichtig, durch die Anlage des Unter-

ßerste linke Stufe eine „ 1 " , die äußerste rechte

suchungsplanes sicherzustellen, daß die aufge-

eine „ 1 1 " : Die beiden äußeren rechten Skalen-

zeigte Veränderung ohne die kritische Bedin-

punkte (10 und 11) wurden von keinem der

gung (hier: Teilnahme am Austausch), deren

170 Teilnehmer, die diese Frage beantworteten,

Einfluß man nachweisen will, nicht (auch) hät-

gewählt. Die Unterschiede zwischen den FAM-,

te auftreten können. Eine Versuchsanordnung,

FSW- und BERGER-Summenmittelwerten wurden

die nahezu vollständig ausschließt, eine festge-

nicht signifikant. Die Selbsteinstufung der Un-

stellte Wirkung irrtümlicherweise auf die als Ver-

tersuchungsteilnehmer hinsichtlich ihrer politi-

ursachung angesehene Bedingung zurückzufüh-

schen Einstellung erklärt 25% der Varianz der

ren, ist der sog. V i e r g r u p p e n p l a n v o n SOLOMON

FIZ- und 36% der Varianz der ScHMiDT-Werte.

( s i e h e CAMPBELL & STANLEY, 1 9 7 0 u n d BREDEN-

Diesen Zusammenhang kann man als von mitt-

KAMP, 1 9 6 9 ) .

lerer Höhe bezeichnen. Unsere Untersuchungs-

Da die für Gruppe 3 vorgesehene Schule sich

ergebnisse stimmen insofern mit denen von

weigerte, an unserer Untersuchung teilzuneh-

SCHMIDT ( 1 9 7 0 ) überein, als er einen signifikan-

men, ist unsere Versuchsanordnung auf die Kon-

ten Zusammenhang zwischen politischer Einstel-

trollgruppenanordnung mit Vor- und Nachun-

lung und der Beantwortung seiner Skala fand.

tersuchung ( v g l . CAMPBELL & STANLEY, 1970, p .

Die Teilnehmer unserer Untersuchung konn-

4 8 0 f f . ) zusammengeschrumpft. Damit entfällt

ten offensichtlich zum größten Teil sinnvoll mit

für die Auswertung die Untersuchung von Inter-

der „links-rechts"-Einstufung umgehen; doch

aktionseffekten zwischen der ersten Messung

bleibt zu fragen, welche inhaltliche Interpreta-

und der experimentellen Bedingung (der Aus-

tion angemessen ist. Rein formal läßt sich fest-

tauschteilnahme).

halten, daß Personen, die sich als „ l i n k s " eingestuft haben, in den Skalen F I Z und SCHMIDT mehr Bereitschaft zu internationaler Zusam-

Untersuchung der Schülerstichproben

menarbeit zum Ausdruck bringen als Personen, die sich als „ r e c h t s " eingeschätzt haben. Bei der

Gemäß unserem oben dargestellten Versuchsplan

weiter oben bereits erwähnten Stichprobe von

baten wir das Deutsch-Französische Jugendwerk

158 Schülerinnen einer Sozialpädagogikfach-

um die Angabe von Schulklassen des Landes

schule in Aachen bzw. Studenten Aachener

Nordrhein-Westfalen, die etwa Mitte des Jahres

Hochschulen fanden sich ebenfalls signifikante

1975 an Austauschprogrammen teilnahmen. Wie

Mittelwertsunterschiede in den Skalen F I Z und

geplant traten wir nicht als Beauftragte des

SCHMIDT in Abhängigkeit von der Einstufung der

DFJW an die Schulleitungen heran mit der Bit-

eigenen politischen Einstellung auf einer „links-

te um die Erlaubnis der Untersuchung der ent-

rechts"-Skala in der geschilderten Weise. Ein Ein-

sprechenden Klassen, sondern gaben als Ziel die

fluß der Einstufung der politischen Einstellung

Entwicklung eines Einstellungs- und Persönlich-

auf die anderen Aspekte der „Bereitschaft zu

keitsfragebogens für männliche und weibliche

internationaler Zusammenarbeit", die mit FAM,

Oberschüler an.

FSW und BERGER erfaßt werden, konnte hingegen nicht nachgewiesen werden.

V o r der Durchführung der Untersuchung erklärten wir den Schülerinnen und Schülern noch einmal das Ziel der Untersuchung, obwohl, wie wir feststellen konnten, die Lehrer bzw. die

Versuchsplan und Überprüfung des Meßinstruments

Schulleitung dies meist schon gemäß unserem Schreiben mit der Bitte um Teilnahme getan hatten. Wir erläuterten zu Beginn jeder Untersu-

Die Hauptuntersuchung wurde durchgeführt zur

chung im Durchschnitt etwa 20 Minuten lang un-

332

Sorembe & Westhoff: Die Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit und ihre Messung

ser Ziel, die Beziehung zwischen Persönlichkeitsmerkmalen wie Extraversion und emotionaler Stabilität und bestimmten Einstellungen wie z. B. Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit, allgemeine Einstellung zu anderen Menschen oder die Akzeptierung seiner selbst und Anderer zu untersuchen. Wenn dies so weit verstanden war, daß keine Fragen oder Bedenken z. B. zur Anonymhaltung der Daten mehr bestanden, begann die eigentliche Untersuchung. Für die gesamte Durchführung (Erklärungen und Testbeantwortung) waren jeweils zwei Schulstunden ausreichend. In Ausnahmefällen brauchten einzelne Schüler bis zu zehn Minuten mehr Zeit. Zwei Untersekunden eines Gymnasiums und neun Schüler einer Untersekunda eines anderen Gymnasiums nahmen nach dieser ersten Untersuchung an einem Austauschprogramm teil, das auch den Besuch des Unterrichts der Partnerschule einschloß. Untergebracht waren die Austauschteilnehmer bei französischen Familien. Der Besuch des Unterrichts der Partnerschule und das Kennenlernen der Gastgeberfamilie spielte sich innerhalb des üblichen Rahmenprogramms solcher Austausch Veranstaltungen ab.

Überprüfung der internen Konsistenz der Fragebogen Zur Überprüfung der Frage, ob unsere Fragebogen auch bei reinen Schülerstichproben vergleichbare Kennwerte für die interne Konsistenz erzielen, haben wir erneut die entsprechenden Itemanalysen berechnet. Sieht man sich die Kennwerte r t t und s e der Itemanalysen an, so stellt man fest, daß bei den Schülern vergleichbare Ergebnisse zu finden sind wie bei unserer Studentenstichprobe. Leicht abweichend sind die Ergebnisse nur für Tests mit wenigen Items wie FAM und SCHMIDT. In allen Fällen kann die interne Konsistenz als zumindest ausreichend bezeichnet werden, oft ist sie sogar befriedigend bis gut. Nach einer graphischen Prüfung der Verteilungen der Summenwerte sahen wir es als berechtigt an, Mittelwerte und Standardabweichungen als Kennwerte der Verteilungen zu verwenden. Die Werte liegen jeweils alle in der gleichen Größenordnung. Zwischen den Schulklassen gab es keine bemerkenswerten Unterschiede hinsichtlich der Verteilung der Summenwerte der jeweiligen Fragebogen. Die teilweise bestehenden Unterschiede der Schulklassen zu den untersuchten Studenten auf Überzufälligkeit zu prüfen, ist u. E. erst dann interessant, wenn sich damit eine inhaltliche Fragestellung verbinden läßt. Bevor man solche weitergehenden Fragen

Tab. 3: Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) (N = Anzahl der untersuchten Personen) Gymnasium 1 1. Messung N = 76

Gymnasium 1 2. Messung N = 55

Gymnasium 2 1. Messung N = 93

Gymnasium 2 2. Messung N = 79

Gymnasium 3 1. Messung N = 79

GymGymnasium 3 nasium 4 2. Messung N = 67 N = 40

Studentenstichprobe N = 184

FIZ

M SD

225.92 29.37

227.64 28.73

224.15 42.25

224.11 34.38

213.81 38.47

208.18 40.11

224.95 23.74

250.52 29.56

FAM

M SD

46.04 6.96

46.24 8.46

44.25 9.55

45.16 8.89

47.27 8.36

46.39 7.71

44.00 8.07

44.39 9.80

FSW

M SD

132.91 14.59

138.25 13.72

135.34 18.16

138.27 15.77

131.10 17.74

125.97 20.38

141.47 13.28

140.52 20.39

BERGER

M SD

123.04 16.79

128.71 16.36

130.26 16.20

132.35 17.61

125.56 18.46

128.30 22.19

129.70 17.22

132.65 22.01

SCHMIDT

M SD

77.91 10.90

79.31 11.57

77.41 10.78

79.43 13.23

75.47 12.33

76.52 12.53

80.37 9.80

90.20 17.15

333

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 322—333

stellt, müssen die hier gestellten beantwortet sein. Ihre Ergebnisse weisen dann die Richtung für das weitere Vorgehen (Tab. 3).

Interkorrelationen zwischen den Einstellungsskalen Zur Beantwortung der Frage, ob sich die weiter oben schon an der Studentenstichprobe gefundenen Beziehungen zwischen unseren Einstel-

lungsskalen in ähnlicher Form auch bei den untersuchten Schülerstichproben wiederfinden, berechneten wir die Interkorrelationen. Ein Überblick über die Korrelationskoeffizienten legt die Annahme nahe, daß die aus den Schülerstichproben gewonnenen Daten den Ergebnissen der Studentenstichprobe im wesentlichen nicht widersprechen (Tab. 4). (2. Teil des Artikels und Literaturverzeichnis im nächsten Heft.)

I

J

Tab. 4: Interkorrelationen zwischen den Einstellungsskalen (N = Anzahl der untersuchten Personen) Gymnasium 1 1. Messung N = 76 FIZ - F A M FIZ - FSW FIZ -

BERGER

FIZ -

SCHMIDT

FAM - FSW FAM -

BERGER

FAM -

SCHMIDT

FSW -

BERGER

FSW - SCHMIDT BERGER -

-.017 .441 .247 .448 .070 .306 -.094 .116 .093

SCHMIDT.253

Gymnasium 1 2. Messung N = 55 .056 .343 .133 .433 -.145 -.061 -.178 .110 .324 .320

Gymnasium 2 1. Messung N = 93 .199 .510 .295 .318 -.014 -.087 -.266 .144 .112 .409

Gymnasium 2 2. Messung N = 79 -.091 .516 .188 .559 -.111 .068 -.163 .257 .164 .067

Gymnasium 3 1. Messung N = 79 .023 .354 .359 .192 .290 .043 -.074 .440 -.145 .024

GymGymnasium4 nasium 3 2. Messung N = 6.7 N = 40 -.044 .364 .180 .292 .544 .428 .284 .520 .491 .559

.207 .186 .177 .408 .097 .349 .013 -.053 -.198 .192

Studentenstichprobe N = 184 -.032 .381 .196 .639 .021 .171 -.081 .123 .080 .079

334

Ellgring & Asendorpf: Ein ost-westliches Theoriegefälle in der Sozialpsychologie? Eine empirische Notiz

Diskussion Ein ost-westliches Theoriegefälle in der Sozialpsychologie? Eine empirische Notiz* HEINER ELLGRING 1 & JENS ASENDORPF 2 1 2

Max-Planck-Institut für Psychiatrie — Sozialpsychologie — München Justus-Liebig-Universität FB 06-Psychologie, Lahn-Gießen

Fünf Jahre nach der programmatischen Aufforderung von ISRAEL & TAJFEL ( 1 9 7 2 ) , mit dem Datensammeln aufzuhören und die theoretische Konfrontation zu suchen, stellt sich die Frage, ob der „Wind der Veränderung" (GRAUMANN, 1975) in der „Europäischen Sozialpsychologie" inzwischen kräftig geblasen hat. Uns interessierte speziell, wie sich heute das Verhältnis von Theorie zu Empirie und von Grundlagen zu Anwendungen einem wohl an Sozialpsychologie interessierten, nicht aber auf Sozialpsychologie spezialisierten deutschen Psychologen darstellt: Ändert sich dieses Verhältnis von „Ost nach West", d.h. von deutschsprachigen über nicht deutschsprachige „europäische" zu „amerikanischen" Veröffentlichungen? Ausserdem fragten wir, ob sich unterschiedliche thematische Schwerpunkte ausfindig machen lassen.

Methode Ausgewertet wurden alle Artikel in folgenden Zeitschriften der Jahrgänge 1975/1976, die sich auf sozialpsychologische Themen beziehen: — Zeitschrift für Sozialpsychologie, — Zeitschrift für experimentelle und angewandte Psychologie als Repräsentanten deutscher Arbeiten (D), — European Journal of Social Psychology, — British Journal of Social and Clinical Psychology als Repräsentanten der Europäischen * Dieser Beitrag entstand während der zeitweiligen Tätigkeit des Erstautors am Fachbereich 06-Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Sozialpsychologie (E), — Journal of Social Psychology, — Journal of Personality and Social Psychology als Repräsentanten der US-amerikanischen Sozialpsychologie (U). Unsere Auswahl beabsichtigte, jeweils die beiden in Deutschland vermutlich meist gelesenen und verbreitetsten Zeitschriften aus den drei oben genannten Regionen zu berücksichtigen. Nicht ausgewertet wurden kurze „notes". Die Artikel wurden nach den Kategorien „Theorie-Empirie-Anwendung", sowie nach sechs inhaltlichen Schwerpunkten eingeteilt. Als empirisch wurden Arbeiten bezeichnet, die eigene empirische Daten präsentieren und grundlagen-orientiert sind. Als anwendungsorientiert wurden Arbeiten eingeordnet, die natürliche Situationen oder natürliche Gruppen zum Gegenstand der Untersuchung hatten. Grundsätzlich können auch theoretische Artikel anwendungsorientiert sein. Bemerkenswert ist allerdings, daß kein einziger theoretischer Artikel nach unserem Verständnis als anwendungsorientiert bezeichnet werden konnte. Thematisch wurden abgegrenzt: — Soziale Kognition, — Soziale Interaktion, — Einstellungen, — Gruppenprozesse, — Sozialisation, — Sonstige. Zur Erläuterung: Die Zuordnung „Soziale Kognition" wurde getroffen, wenn kognitive Prozesse einer Person untersucht wurden. „So-

335

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 3 4 - 3 3 7

gruppenspezifische Phänomene hin untersucht wurden. Insgesamt wurden 829 Arbeiten in dieser Weise klassifiziert.

ziale Interaktion" bezog sich auf Dyaden und Triaden, „Gruppenprozesse" wurden dann als Thema rubriziert, wenn natürliche oder artifizielle Gruppen mit mehr als drei Personen auf

Tab. 1: Sozialpsychologische T h e m e n und Art ihrer Behandlung in verschiedenen Zeitschriften der Jahrgänge 1975/1976 E

D

Soziale Kognition Soziale Interaktion Einstellungen . . . Gruppen-Prozesse Sozialisation . . . . Sonstige 2

U

T

Em

A

2

T

Em

A

2

T

Em

A

2

22

5 6 8 3 1 6

8 10 1 0 4 2

0 1 4 1 1 2

13 17 13 4 6 10

1 0 2 0 1 5

22 24 11 14 11 5

1 4 7 3 3 1

24 28 20 17 15 11

1 0 3 1 0 3

196 138 74 61 26 33

14 25 28 11 14 23

211 163 105 73 40 59

248 208 138 94 61 80

29

25

9

63

9

87

19

115

8

528 115

651

829

D = Zeitschrift für Sozialpsychologie Zeitschrift für experimentelle und angewandte Psychologie E = European Journal of Social Psychology British Journal of Social and Clinical Psychologie U = Journal of Social Psychology Journal of Personality and Social Psychology T = Theorie, Em = Empirie, Grundlagen, A = Anwendung

% 40.

30 _

20.

10 _

T D E U Soziale Kognition

T D E U Soziale Interaktion

T D E U Einstellungen

T D E U GruppenProzesse

T D E U Sozialisation

T Sonstige

Abb. 1: Anteile (in Prozent) der behandelten Themen in den Arbeiten verschiedener Zeitschriften. (D, E, U: siehe Tabelle 1.)

336

Ellgring & Asendorpf: Ein ost-westliches Theoriegefälle in der Sozialpsychologie? Eine empirische Notiz Bewertete Artikel 40%

'¿/////y. U

1%

76%

§|l4%|!

63

¡III

j

651

81%

Theorie

| Empirie

£:•:•:•:£] Anwendung

Abb. 2: Anteile (in Prozent) von theoretischen, empirischen und anwendungsorientierten Arbeiten. (D, E, U: siehe Tabelle 1.)

% _50

Ergebnisse Die thematischen Schwerpunkte sind in den drei untersuchten Regionen mit ähnlichen Anteilen vertreten. Der Anteil theoretischer Beiträge hingegen ist bei den deutschen Arbeiten erheblich größer verglichen mit den beiden anderen Regionen. Die Tabelle 1 enthält die Häufigkeiten verschiedener Themen und die Art ihrer Behandlung. Die relativen Häufigkeiten der verschiedenen Themen (siehe Abbildung 1) lassen keine deutlich unterschiedlichen Präferenzen in den untersuchten Zeitschriften erkennen. Die Mehrzahl der Arbeiten befaßt sich mit der Untersuchung sozialer Kognition oder sozialer Interaktion. Gruppenprozesse und Sozialisation hingegen treten als Themen vergleichsweise selten auf. Allerdings zeigen sich erhebliche Unterschiede hinsichtlich des Anteils theoretischer Beiträge (siehe Abbildung 2). Sind es in den deutschen Zeitschriften 46%, so enthalten die europäischen Zeitschriften 8% und die US-amerikanischen Zeitschriften lediglich 1% theoretische Beiträge.

Diskussion Offensichtlich besteht ein beträchtliches Theorie-Gefälle in ost-westlicher Richtung. Läßt die räumliche Entfernung, die geographische Lage Aussagen über die Theoriepräferenz zu? Veranschaulicht ergibt sich ein Trend, der in Abbildung 3 dargestellt ist. Bisher wurden drei geographische Punkte und ihre Relation zur sozialpsychologischen Theo-

(km) 7000

650 0

Abb. 3: Ost-westliches Theorie-Gefälle. Anteil (in Prozent) von theoretischen Arbeiten zur Sozialpsychologie. (D, E, U: siehe Tabelle 1.)

riepräferenz bestimmt. Es läßt sich lediglich eine Seite des Theorie-Empirie-Gefälles nachweisen. Vollkommen offen und mögliches Thema weiterer Untersuchungen (oder auch nur psychologisch angereicherter Post-Colloquien) ist der Trend in Abhängigkeit anderer geographischer Richtungen. Wir nehmen vorab an, daß die deutschen Zeitschriften das Maximum theoretischer Orientierung repräsentieren. Zu fragen wäre also nach einem West-Ost-Gefälle oder einem Nord-Süd-Ungleichgewicht. Wie steht es nun mit dem im Beispiel von HOLLING (1977) beklagten Theoriedefizit und der von G U S K I (1977) bemängelten lückenhaften Verzahnung von Theorie und Empirie? Mangel an der Zahl theoretischer Beiträge kann es zumindest im deutschen Sprachraum nicht sein. Auch die Zahl theoretisch zu integrierender empirischer Arbeiten ist erheblich, so daß dem Theoretiker ebenfalls genügend empirisches Material zur Verfügung stehen dürfte. Worin liegt also die mangelnde Verzahnung begründet? Ist

337

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1 9 7 8 , 9 , 3 3 4 - 3 3 7

es nur die ungenügende Berücksichtigung theoretischer Überlegungen bei empirischen Untersuchungen oder sind vielleicht auch die theoretischen Beiträge einfach nicht attraktiv genug, so daß sich Theorie und Empirie lediglich beißen. Beginn oder Ende einer Verzahnung?

Literatur GRAUMANN, C . F . 1 9 7 5 . I m Wind der Veränderung. Zeitschrift für Sozialpsychologie 6, 8 8 — 9 5 .

GUSKI, R . 1 9 7 7 . Ein K o m m e n t a r zu Holling's K r i t i k am T h e o r i e m a n g e l in empirischen Zeitschriftenartikeln. Zeitschrift für Sozialpsychologie 8, 2 7 3 — 275. HOLLING, H. 1 9 7 7 . Zum t h e o r e t i s c h e n „ F u n d a m e n t " empirischer Studien in Zeitschriften. Zeitschrift für Sozialpsychologie 8, 2 6 5 - 2 7 2 . ISRAEL, I. & TAJFEL, H. ( E d s . ) 1 9 7 2 . T h e c o n t e x t o f social Psychology — A critical assessment. L o n d o n / N e w Y o r k : A c a d e m i c Press.

J 1

A

338

Rezensionen TH.HERRMANN, 1 9 7 6 : Die Psychologie und ihre Forschungsprogramme, Göttingen: Verlag für Psychologie Dr. C. J.Hogrefe, 168 S.

Auf dem Weg zu einer realistischen Wissenschaftsrekonstruktion NORBERT GROEBEN Psychologisches Institut der Universität Heidelberg

Die Wissenschaftstheorie leidet als Disziplin seit jeher darunter, daß ihre Theoretiker vor allem aus der Grundlagenwissenschaft,Philosophie' kommen und daher nicht über genügend Kenntnis der einzelnen Objektwissenschaften verfügen; so war die Wissenschaftstheorie lange Zeit — auch dort, wo sie das Konzept einer einheitlichen Struktur für Natur- und Sozial-/Kulturwissenschaften vertrat - eine Theorie, die anhand von Belegen aus den Naturwissenschaften, teilweise sogar nur der Physik, teilweise sogar nur der klassischen Physik ausgearbeitet wurde. Diesem defizitären Zustand ist bisher auch von Wissenschaftstheoretikern, die sich von einer einzelnen Objektwissenschaft aus zur übergreifenden Theorie der Wissenschaften hin bewegt haben, nicht grundlegend abgeholfen worden; sei es, daß sie sich als,Hobby'-Theoretiker, die sie im Bereich der Wissenschaftswissenschaft notwendig bleiben müssen, keine eigenen Rekonstruktionsversuche zutrauen, sei es, daß sie ihre Aufgabe nur in einer Anwendung von Ergebnissen der Wissenschaftstheorie zur Konzipierung der Wissenschaftsstruktur in ihrer Disziplin ansehen — jedenfalls haben sie bisher kaum zu einer Schließung der Distanz zwischen wissenschaftstheoretischen Rekonstruktionen und den konkreten Strukturen besonders der Sozialwissenschaften beigetragen. So fehlt denn in der Regel wissenschaftstheoretischen Arbeiten entweder das (meta)theoretische Reformpotential oder aber die fundierte — (und damit allein fundierende) — Kenntnis einer einzelnen (oder mehrerer) Einzelwissenschaft(en). HERRMANNS Arbeit über ,Die Psychologie und ihre For-

schungsprogramme' verdient schon deshalb außergewöhnliche Beachtung, weil mit ihr einer der ganz seltenen Fälle vorliegt, in denen sich der wissenschaftstheoretische Erkenntnisfortschritt auf die umfassende Kenntnis einer Sozialwissenschaft, hier der Psychologie, gründet, von ihr getragen wird; die Differenziertheit, Ergiebigkeit und Intensität des dabei erzielten metatheoretischen Fortschritts erweist m. E. die Integration von einzelwissenschaftlicher Informiertheit und darauf basierendem Mut zur eigenständigen metatheoretischen Rekonstruktion als optimale Ausgangssituation für wissenschaftstheoretische Analysen. HERRMANN schafft die Grundlage für diesen metatheoretischen Fortschritt durch die konstruktive Adaptation von zwei in der neueren Wissenschaftstheorie entwickelten Ansätzen: als Rahmen, der allen weiteren Differenzierungen zugrundeliegt, überträgt er das Konzept des non-statement views von Theorien, das STEGMÜLLER im Anschluß an SNEED und KUHN für voll formalisierte, mathematisierte Theorien entwickelt hat (STEGMÜLLER, 1973), in .untechnischer' Weise auf die Sozialwissenschaft Psychologie (41 ff.). Theorien oder Forschungsprogramme sind dann als Problemlösungsprozesse aufzufassen, wobei jedes Problem — analog zum Strukturkern von Theorien unter dem nonstatement view sensu STEGMÜLLER — mit einem Annahmenkern gekoppelt ist. Diese Kernannahmen stehen bei der Erforschung bzw. Lösung von Problemen nicht zur Disposition; eine Revision dieser Annahmen würde das Problem selbst zum Verschwinden bringen. Daraus er-

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 3 8 - 3 4 5

gibt sich als Verfahren zur Explikation von Kernannahmen die .versuchsweise Annahmenelimination'; Annahmen, deren Ausschließung das Problem auflöst, sind als Kernannahmen akzeptierbar. Bei der Anwendung von Kernannahmen werden über Zusatzannahmen sogenannte Sekundärannahmen abgeleitet, die empirische Hypothesen, Erwartungen, Prognosen usw. implizieren können. Widersprechende empirische Evidenzen können zur Revision z. B. von Sekundärannahmen führen, zwingen aber nicht zur Aufgabe der Kernannahmen (des Problems); daran zeigt sich (wieder parallel zum non-statement view sensu STEGMÜLLER) die .begriffliche Natur' des Annahmenkerns. Mit dieser Rekonstruktion von Forschungsprogrammen als Problemlösungsprozesse unter einem non-statement view von Theorien sind nun nicht alle klassischen wissenschaftstheoretischen Prinzipien (wie Falsifizierbarkeit usw.) außer Kraft gesetzt; lediglich ihr Geltungsbereich ist eingeschränkt: sie beziehen sich höchstens auf Anwendungen von Kernannahmen, nicht auf Problemstellungen qua Annahmenkerne begrifflicher Art'. Der zweite Ausgangspunkt HERRMANNS ergibt sich aus der Kombination dieses non-statement views mit dem ,domain'-Konzept nach SHAPERE (1974); die konstruktive Adaptation besteht darin, daß er von diesem Ansatz aus einen bestimmten Typ von Forschungsprogrammen (Typ a) konzipiert, und diesem einen komplementär-polaren Typ b gegenüberstellt (p.29ff.). Typ a-Forschungsprogramme gehen von einem invarianten, problematisierten Tatbestandsbereich (,domain', z. B. optische Täuschungen) aus und suchen dafür erklärende Antworten, zumeist durch das sequentielle Heranziehen von Theorien. Typ b-Forschungsprogramme gehen von einer quasiparadigmatischen Theoriekonzeption aus und werden zur Verdeutlichung ihres Erklärungspotentials sequentiell auf empirische Tatbestände bzw. Probleme angewandt. In einem wiederum nicht-technischen Sinn (von Erklärung) handelt es sich beim Typ a-Programm also um ein invariantes Explanandum, für das unterschiedliche Explanantien erprobt werden. Beim Typ b-Programm dagegen um ein weitgehend invariantes Explanans, für das eine Fülle von Explananda gesucht wird (pp. 31; 51). Der Annahmenkern eines Typ a-Forschungspro-

339 gramms rekonstruiert eine ,Domain' als invariant zu Erklärendes, die Kernannahmen eines Typ b-Programms stellen eine gedankliche Konzeption als invariantes, quasi-paradigmatisches Erklärungsmittel dar (z. B. dissonanz- oder attributionstheoretische Erklärungsmuster). Für beide Typen von Forschungsprogrammen gelten die Konzeptionen des non-statement views, also die Struktur von Kernannahmen (,begrifflicher Art'), Anwendung von Annahmenkernen durch Entwicklung von Sekundärannahmen mit Hilfe von Zusatzannahmen usw. (p. 51 ff.); obwohl der non-statement view der Unterscheidung von Forschungsprogramm-Typen also logisch vorgeordnet ist, erfolgt seine Darstellung innerhalb des Buches erst nach dieser Unterscheidung — ein didaktisch sehr überzeugender Kunstgriff, der Interesse und Einsicht durch eine Approximation von Entdeckungslernen evoziert. Didaktisch — und sicherlich auch für die Durchsetzung der propagierten Unterscheidung von Forschungsprogrammen — weniger optimal ist deren sehr formale Benennung als Typ a- und b-Programme; eine inhaltlich genau spezifizierende Benennung würde sicherlich zur Klarheit und Stabilität der beiden Begriffskonzepte beim Rezipienten und damit auch zur leichteren Identifizierung der beiden Forschungsprogrammarten von seiten der Psychologen (wie Wissenschaftstheoretiker) beitragen. Allerdings gründet diese suboptimale, formale Redeweise natürlich in objektiven Schwierigkeiten: für die Typ a-Programme ist die Benennung relativ unproblematisch; da von SHAPERE her schon das (nur etwas modifizierend zu präzisierende) Kunstwort ,domain' vorliegt, liegt der Name Domain-Forschungsprogramme nahe (vgl. auch p. 29ff.). Probleme macht dagegen die Benennung der Typ b-Programme, da diese mit keinem der entsprechenden, eingeführten Konzepte völlig deckungsgleich sind und daher die entsprechenden Begriffe als schon (andersartig) belegt erscheinen: in bezug auf die Erklärung wurde die nicht-technische Verwendung schon erwähnt — dieser Begriff ist normalerweise vom Bedeutungskontext d e r HEMPEL-OPPENHEIM-Konzeption b z w . d e r e n

Weiterentwicklungen geprägt, was schon mit der begrifflichen Art' der Annahmenkerne konfligiert; der K u H N s c h e Begriff des Paradigmas bezeichnet umfassendere, voluminösere For-

340 schungsprogramme als die mit dem Typ b gemeinten — z. B. nicht Skinners Lerntheorie (als typisches Beispiel für ein Typ b-Programm, p. 30), sondern z. B. den Behaviorismus insgesamt: daher spricht HERRMANN auch höchstens von quasi-paradigmatischer Typ b-Forschung; aber auch der Begriff der Theorie ist nicht deckungsgleich zu dem mit dem Typ b gemeinten: abgesehen davon, daß .Theorie' bisher vor allem mit der Implikation einer Aussagenkonzeption verwandt wird, spricht man natürlich auch bei Domain-Forschungsprogrammen von Theorien (z. B. Theorie der Angst, Leistungsmotivation usw.); darüber hinaus aber stellen die klassischen eingeführten Theorien auch häufig Programmtyp-Interaktionen dar (p. 55). Da all dies mit dem Typ b-Programm ja gerade nicht konzipiert ist, kommt man schon in erhebliche Schwierigkeiten beim Versuch einer inhaltlichen Benennung: gesucht ist ein Begriff, der unterhalb der Paradigmakonzeption die theoretische Erklärungsdynamik und dabei gleichzeitig deren Problemsetzungs-Charakter und Nicht-Falsizierbarkeit benennt. Vom ursprünglichen Wortsinn her entspricht diesem Konzept unterhalb des Paradigmas, z.T. überhalb der Theorie, auf jeden Fall mit Problemsetzungs-Charakter der lateinische Begriff der ,doctrina\ Der Nachteil dieses Begriffs ist zweifellos, daß sich in der umgangssprachlichen Bedeutungskonstitution des entsprechenden Fremdworts der Aspekt der Nicht-Falsifizierbarkeit zu einer eindeutig negativen Bewertung quasi verselbständigt hat. Eine Adaptation dieses Begriffs zur Kennzeichnung der Typ b-Forschungsprogramme müßte daher die positiven Aspekte der Problemsetzung und der Geschlossenheit von Annahmenkernen für die Verwendung als wissenschaftlichen Konstruktbegriff wieder stärker akzentuieren; da allerdings Typ b-Forschungsprogramme nach der Explikation unter dem non-statement view als theoretisch-konzipierendes quasi-paradigmatisches ErklärungsraYfe/ (p. 51) anzusehen sind, das sowieso nicht empirisch falsifiziert, sondern höchstens quasi durch Erschöpfung erfolgreicher (Kern)Anwendungen überholt werden kann, halte ich die Assoziierung mit Doktrin nicht für illegitim. Wenn ich also damit für Typ b-Programme die Benennung als Doktrin-Forschungsprogramme vorschlage, so empfinde ich dies aus den oben genannten Gründen keines-

wegs als optimale Lösung (und bin mir auch nicht sicher, ob es eine Verbesserung im Vergleich zur rein formalen Benennung ist); aber wenn dieser Vorschlag einen Anreiz und sanften Druck für den Autor der Unterscheidung von Typ a-(Domain-) und Typ b-(Doktrin-) Forschungsprogrammen darstellte, eine adäquatere inhaltliche Benennung zu entwickeln, hätte er seine Funktion schon voll erfüllt. Zu wie differenzierten Analyseaspekten diese Konzeption der beiden Forschungsprogrammtypen unterhalb der Paradigmaebene führt, läßt sich in diesem Zusammenhang nicht im einzelnen nachweisen und belegen; ich möchte aber zumindest drei kleine Beispiele anführen: die Ausarbeitung des Typs Domain-Forschungsprogramm am Beispiel der Müller-Lyerschen Täuschung ergibt hinsichtlich der Relation zur Erklärung durch die Gestalttheoretiker z. B., daß diese Täuschung (wie auch andere) für die Gestalttheorie selbst nur die Funktion einer Illustration des Funktionierens dieses Quasi-Paradigmas hatte (p. 19f.) — ganz im Gegensatz zu den üblichen wissenschaftstheoretischen Annahmen in bezug auf die (potentiell falsifizierende) Funktion empirischer Evidenzen. Die präzise Explikation des Konzepts der DoktrinForschungsprogramme führt u. a. zur Abgrenzung von Zweck-Mittel-Verkehrungen: diese liegen z. B. vor, wenn für bestimmte mathematische Strukturen, Versuchspläne, Erhebungsmethoden oder (statistische) Auswertungsmodelle .Fragestellungen' gesucht werden, Hypothesen, die sich solchen Strukturen, welche gerade kein Problemsetzungs-Potential besitzen, fügen (p.30); eine solche Zweck-Mittel-Verkehrung liegt u. U. auch beim Phänomen der Empirieabstoßung, der Nicht-Berücksichtigung empirischer Information, bei der Anwendung von mathematischen Modellen in der Psychologie vor (wenn die Information nicht den Modellanforderungen kompatibel ist; Beispiel Anwendung des Testmodells von RASCH, p. 110f.). Eine diachronische Rekonstruktion der Entwicklung von Forschungsprogrammen unter Ausnutzung der von HERRMANN herausgearbeiteten Programmtyp-Unterschiede kann dann im jeweiligen Querschnitt u. U. auch programmäßig ungebundene Erkenntnisbestände nachweisen und den Prozeß des Eingefangen-Werdens' durch Domain-Programme näher analysieren ( H E R R M A N N

Zeitschrift für S o z i a l p s y c h o l o g i e 1 9 7 8 , 9, 3 3 8 - 3 4 5

nennt als Beispiele ,Zweiter JosTscher Satz', .determinierende Tendenz', p. 56). Dies sind Beispiele von sehr spezifischen Rekonstruktionsaspekten (in der Darstellung von HERRMANN nicht länger als höchstens 20 Druckzeilen), die einen Eindruck geben von der durch die Unterscheidung der ForschungsprogrammTypen erreichbaren Differenziertheit der metatheoretischen Analyse. Die Ergiebigkeit und die Intensität des wissenschaftstheoretischen Reformpotentials werden natürlich insbesondere durch die generelleren (auch über die Psychologie als Einzeldisziplin hinaus gültigen) neuen Rekonstruktionen deutlich; hier sehe ich zumindest drei wichtige Rekonstruktionsergebnisse: hinsichtlich der Problemlösungen (unter dem non-statement view), dem Flechtwerk von Domain- und Doktrin-Forschungsprogrammen sowie dem Theorie-Empirie-Verhältnis (einschließlich der Aussagenteilbereiche von Theorieentwicklungen). Die Problemlösung innerhalb eines Forschungsprogramms wird dabei, wie oben bereits kurz skizziert, als Kernanwendung durch die Hinzufügung von Zusatzannahmen und damit Ableitung von Sekundärannahmen konzipiert; dies aber nicht nur für die quasi-paradigmatischen Doktrin-Forschungsprogramme (für die sich die Ausführungen STEGMÜLLERS analog übertragen lassen), sondern auch für die Domain-Programme: hier besteht die Anwendung dann in der Präjudizierung des Rahmens von Erklärungsmöglichkeiten (p. 52), wobei sich die Erklärungsversuche z. B. nicht auf das ,daß', sondern das ,wie' der Genese von Phänomenen usw. bezieht (Beispiel Furcht, p. 51); die durch die Anwendung abgeleiteten Sekundärannahmen rekonstruieren dann das thematische Problem neu, so daß es zwar als zu-Erklärendes invariant und trotzdem nicht .dasselbe' bleibt (p.53f.). Mindestens genauso wichtig aber dürfte die Problembewältigung durch Problemersetzung sein, für die HERRMANN drei Varianten herausarbeitet: — Rezeption außerwissenschaftlich vorgegebener Probleme, — Konsequenz langfristig erfolgloser Kernanwendungen, — Übernahme von Problemen aus anderen Forschungsprogrammen (p. 59 ff.). Der letzte Aspekt thematisiert die grundsätzliche Möglichkeit der Interaktion von Forschungsprogrammen, auch der Programmtypen,

341 die für den jeweiligen konkreten Entwicklungsstand von Einzel Wissenschaften sogar der Regelfall sein wird. Der Wissens- bzw. Theorienstand einer Einzeldisziplin wird daher zumeist als Flechtwerk zwischen Forschungsprogrammen (und Programmtypen) zu rekonstruieren sein (pp.28; 39ff.; 55f.); in dieser Flechtwerk-Perspektive liegt m. E. ein großes unmittelbar verwendbares heuristisches Potential der Unterscheidung von Programmtypen. HERRMANN nennt selbst schon einige Aspekte zur Ausdifferenzierung einer solchen Flechtwerkkonzeption: z. B. daß die einfachste Vorstellung, Domain-Programme bezögen ihre Erklärungsentwürfe aus einem Pool von Doktrin-Programmen und umgekehrt Doktrin-Programme ihre Anwendungsfälle aus dem Pool der Domain-Programme, nicht immer zutreffen muß; vielmehr können auch ad hoc-Erklärungen entwickelt und ad hoc-Anwendungen entdeckt werden (p. 37); die Entwicklung eines Quasi-Paradigmas läßt sich u. U. als eine Abfolge rekonstruieren, in der ein Domain-Programm als Anstoß zur Ausarbeitung eines Doktrin-Programms dient, welches später seinerseits wieder Domain-Programme generiert (Beispiel Gestalttheorie, p.39f.); Theorien können sowohl Anwendungen eines Doktrin-Forschungsprogramms als auch Rekonstruktion innerhalb eines DomainProgramms sein, ohne daß die beiden ProgrammAnnahmenkerne .gemeinsame Elemente haben müssen' (p. 55). Hier bieten sich sicherlich noch eine Fülle weiterer Präzisierungen/Explikationen an (s.auch u.), die aber in der Unterscheidung von Programmtypen erst einmal die Voraussetzung eines produktiven Rekonstruktionsinstruments gewonnen haben. Die direktesten Konsequenzen für die Revision überkommener metatheoretischer Vorstellungen aber resultieren in bezug auf das Theorie-Empirie-Verhältnis; im Gegensatz zum mittlerweile vom wissenschaftlichen Forum assimilierten Bewährungs- und Falsifikationskonzept des Kritischen Rationalismus arbeitet HERRMANN auf der Grundlage der Forschungsprogramm-Konzeption auch für die Aussagenteilmengen stark abweichende Modellvorstellungen heraus: nach ihm richtet sich die positive Einschätzung der Tauglichkeit von theoretischen Annahmen in der realen Praxis psychologischer Wissenschaft nur zu einem sehr geringen

342 Teil nach der empirischen Bewährtheit (anhand empirischer Evidenzen); daneben bzw. sogar davor (vgl. p. 117) werden berücksichtigt: der Rekonstruktionswert, die empirische Überprüfbarkeit, der theoretische, methodische, und anwendungspraktische Anregungsgehalt, der Überraschungswert, die Vereinbarkeit mit weltanschaulichen Globalkonzeptionen ( ^ - K r i t e rium', p. 132ff.). Widersprechende empirische Informationen führen keinesfalls durchwegs zur Verwerfung der theoretischen Annahmen, sondern z. B. auch zu Anwendbarkeits- bzw. Geltungsreduktion, Annahmenkomplizierung oder Empirieabstoßung. Die Beispiele, an denen H E R R M A N N diese deskriptive metatheoretische Rekonstruktion veranschaulicht (dispositionszentrierte Forschungsprogramme, Leistungsmotivation, Marxismus-Paradigma) sprechen in der Tat stark dafür, daß damit realistischere Modelle und Perspektiven vom TheorieEmpirie-Verhältnis und also auch der Entwicklung von Theorien erreicht sind bzw. werden können. Die Unterscheidung von Forschungsprogrammtypen unterhalb der Ebene von Paradigmen und auf der Grundlage spezifischer einzelwissenschaftlicher Kenntnisse ist daher m. E. auf jeden Fall dazu geeignet, die metatheoretische Analyse und Konzeptionalisierung aus der Umklammerung einer relativ abstrakt ansetzenden bzw. bestenfalls vom ,Paradigma' Naturwissenschaft ausgehenden Wissenschaftstheorie zu lösen; erst wenn man berücksichtigt, daß wegen der normativen Komponenten wissenschaftstheoretischer Rekonstruktionen von dieser Wissenschaftstheorie unmenschliche' (da unerfüllbare) Rationalitätsanforderungen ( S T E G M Ü L LER, 1973, p. 299) ausgehen können und wohl auch jahrzehntelang ausgegangen sind, wird das umfassende Reformpotential dieser im permanenten Rückgriff auf konkrete Wissenschaftsinhalte und -strukturen ausgearbeiteten Konzeption deutlich. Eine Verwertung der deskriptiv rekonstruierten Tauglichkeitsaspekte im Rahmen präskriptiver Methodologieperspektiven würde z. B. eine fast revolutionär zu nennende Höhergewichtung der Kreativitätsdimension bei der Entwicklung und Ausarbeitung von Forschungsprogrammen bedeuten (vgl. Anregungsgehalt und Überraschungswert) — ein Aspekt, der in der bisherigen Wissenschaftstheo-

rie durch die Leerformel, daß Theorien/Erklärungen möglichst ,neu' sein sollten, abgetan und dadurch für konkrete metatheoretische Rekonstruktionen oder aber Methodologien praktisch irrelevant blieb. Unter solchem normativen Aspekt ist besonders überzeugend, daß die Arbeit von H E R R M A N N diese Anforderungen (z. B. des Anregungsgehalts oder Überraschungswerts) auf metatheoretischer Ebene in außergewöhnlicher Weise selbst erfüllt. Zweifellos bleiben viele Fragen kontrovers, wirft das Buch mehr Probleme auf, als es löst; aber wie innerhalb der psychologischen Kreativitätsforschung ausgearbeitet, ist darin eher ein Indikator für die Ergiebigkeit seiner Problemlösungskapazität als ein Ungenügen zu sehen. Die Dimensionen der möglichen Auslösung wissenschaftlicher (metatheoretischer) Diskussionen/Anregungen ist am ehesten durch die Skizzierung offener Fragen zu belegen, die ich aus dem Bereich der drei oben genannten wichtigsten Rekonstruktionsergebnisse nehmen will: Die Übertragung des nonstatement views macht besonders für das Konzept der Domain-Forschungsprogramme einige Schwierigkeiten; auf den ersten Blick z. B. erscheint es kaum sinnvoll, von der (Kern)Anwendung von Explananda zu sprechen. Inwiefern kann man ein zu Erklärendes ,anwenden'? HERRMANN präzisiert sein Konzept durch die Angabe, daß durch die Anwendung bei Domain-Forschungsprogrammen über Zusatzannahmen Sekundärannahmen abgeleitet werden, die eine bestimmte Erklärungskategorie präjudizieren (z. B. bei der Domain .Ontogenese von Furcht' lernpsychologische, psychoanalytische oder kognitionspsychologische, aber kaum ethologische — .angeborener Auslösemechanismus', p. 52). Im Vergleich dazu scheint mir aber der Anwendungsbegriff bei Doktrin-Programmen weitergehend zu sein: hier werden mit Hilfe der Sekundärannahmen ja empirische Phänomene, Ereignisse usw. angezielt und erreicht, die dann konstruktiv (aufsuchend oder sogar experimentell-manipulierend) dem Doktrin-Programm einverleibt, assimiliert werden; im Beispiel HERRMANNS: die Kernannahmen des SKINNER-Programms führen zu den Sekundärannahmen der Verstärkung von aggressiven Verhaltensweisen von Kindern durch z. B. belohnende Beachtung von seiten der Eltern — und folglich doch der Beobachtung, Erhebung, Kon-

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trolle usw. entsprechender Variablen als realisierender Auswahl bestimmter Merkmale oder Dimensionen des Gegenstandsbereichs. Aus dieser Assimilations- oder Rekonstruktionsdynamik von Doktrin-Forschungsprogrammen in bezug auf die empirischen Phänomene (oder Domains) resultiert das Problem der Theorie-/Beobachtungssprachen-Relation: die Kontroverse darum, ob beobachtungssprachliche Ausdrücke in verschiedenen Theorien Unterschiedliches bedeuten, ob sie dies nur intensional oder auch extensional tun (GROEBEN & WESTMEYER, 1975, 190ff.; GIEDYMIN, 1970; SCHEFFLER, 1967). Im Vergleich zu diesem Anwendungskonzept erscheint das für die Domain-Programme explizierte doch als etwas eingeschränkt. Hier läßt sich fragen, ob durch die stärkere Berücksichtigung der Relation von Domain- und DoktrinProgrammen der Anwendungsbegriff nicht auch für Domain-Forschung erweitert werden kann: es ist m. E. durchaus denkbar, daß bei der Anwendung von Domain-Forschungsprogrammen z. B. eine Dynamik in Richtung auf Assimilierung von Doktrin-Programmen entsteht: konkret etwa die Entwicklung von Zusatz- oder sogar Kernannahmen, die einen Doktrin-spezifischen Annahmenkern modifizieren können. Beispiel: W e n n m a n W a h r n e h m u n g s p s y c h o l o g i e als D o m a i n - F o r s c h u n g s p r o g r a m m n i m m t ( N e b e n f r a g e : wie u m f a s s e n d dürfen D o m a i n - P r o g r a m m e a n g e s e t z t werd e n ? ) u n d als K e r n a n n a h m e u . a . die A b h ä n g i g k e i t der Reizverarbeitung v o n der R e i z v o r l a g e ( i n n e r h a l b natürlich n o c h anderer A b h ä n g i g k e i t s m ö g l i c h k e i t e n ) herausarbeitet, d a n n gibt es S c h w i e r i g k e i t e n bei der Erklärung mit Hilfe k o g n i t i v - k o n s t r u k t i v i s t i s c h e r T h e o r i e ansätze. Für das E r k l ä r u n g s k o n z e p t der . A n a l y s e d u r c h S y n t h e s e ' (NEISSER, 1 9 7 4 ) b e d e u t e t die w a h r n e h m u n g s p s y c h o l o g i s c h e D o m a i n z . B . d e n Z w a n g , über die Realit ä t s a d ä q u a n z d e s . s y n t h e t i s c h ' K o n s t r u i e r t e n zur Unt e r s c h e i d u n g v o n V o r s t e l l u n g e n , H a l l u z i n a t i o n e n usw. A n n a h m e n z u e n t w i c k e l n . Da s o l c h e A n n a h m e n zunächst e i n m a l für ein k o g n i t i v - k o n s t r u k t i v i s t i s c h e s D o k t r i n - P r o g r a m m qua P r o b l e m d e f i n i t i o n / - s e t z u n g gar nicht relevant sind, m ö g e n sie z u n ä c h s t recht vage sein wie e t w a der R e k u r s auf , K o h ä r e n z u n d V e r n ü n f t i g keit' (NEISSER, 1 9 7 4 , p. 1 9 4 ) , d o c h k ö n n e n sie im Verlauf der A s s i m i l a t i o n innerhalb e i n e s D o m a i n - P r o g r a m m s sicherlich präzisiert w e r d e n ; w e n n a u f g r u n d einer s o l c h e n A s s i m i l a t i o n d a n n e v e n t u e l l sogar der Annahmenkern des Doktrin-Forschungsprogramms m o d i f i z i e r t ist, wäre dies sicherlich als e i n e A n w e n d u n g der D o m a i n - K e r n a n n a h m e n in e i n e m u m f a s s e n d e n Sinn zu b e z e i c h n e n .

Unter der Flechtwerk-Perspektive gibt es als

343 offene Fragen mit Sicherheit noch die Relation der Forschungsprogramm-Konzeptionen zu Begriffen der bisherigen Wissenschaftstheorie wie den Methoden und ihre implizierten Beobachtungstheorien. HERRMANN selbst weist auf die operativen Implikationen von Methoden innerhalb von Doktrin-Forschungsprogrammen hin; er nennt dabei das Beispiel der .methodischen Umweltrestriktion' für die SKiNNERSche Lerntheorie. Das Ausschlaggebende ist dabei, daß diese operativen Implikationen bereits im Annahmenkern zumindest indirekt angelegt, aufgenommen ist. Folgt daraus z. B., daß eine solche Implikation operativer Festlegungen/Restriktionen für alle Doktrin-Programme gilt, ist sie für diese etwa konstitutiv? Heißt das in traditioneller Nomenklatur, daß bei Doktrin-Forschungsprogrammen eine (zirkuläre?) unauflösbare Verbindung von Erklärungsansatz/-theorie und Beobachtungstheorie vorliegt? Wenn eine solche Integration anzusetzen wäre, ergäbe sich u.a. auch für Doktrin-Forschungsprogramme eine Inkommensurabilitäts-Behauptung entsprechend der für KuHNsche Paradigmata. Eine Inspektion psychologischer Forschungsprogramme zeigt aber m.E., daß eine solche Integration nicht in allen Fällen vorliegen kann, daß operative Implikationen nicht in jedem Fall z. B. unvermeidbar auch bestimmte Kernannahmen signalisieren. Das wahrscheinlichkeitstheoretische Erklärungsmodell für Sprache (Sprache als Markov-Struktur) hat sich z. B. im Bereich der Sprachproduktion kaum bewährt ( H Ö R M A N N , 1977, p. 55ff.); man kann es im Rahmen einer Geltungsreduktion (s.o.) bestenfalls auf die Sprachrezeption beschränken. Praktisch relevant aber ist es m. E. derzeit vor allem als Beobachtungstheorie für Rateverfahren als Erhebungsinstrumente, z. B. der subjektiven Informationsmessung, der cloze procedure. Diese Verfahren aber sind durchaus einsetzbar innerhalb kognitiv-strukturalistischer Erklärungsmodelle, z. B. der Verständlichkeitsforschung in bezug auf Texte innerhalb der kognitiven Subsumptionstheorie von AUSUBEL ( G R O E B E N , 1978). Das aber bedeutet: es gibt Methoden und Beobachtungstheorien, die mit andersartigen Kernannahmen verträglich sind, nicht von ihren operativen Implikationen her bestimmte Annahmenkerne (und damit Doktrin-Forschungsprogramme als Erklärungsmittel) aus-

344 schließen, und andere Methoden, Versuchspläne usw., die genau dies tun. Das zeigt die Möglichkeit, aber auch die Notwendigkeit auf, dem methodologisch-metatheoretischen Problem der Inkommensurabilität von Forschungsprogrammen auf der Grundlage der Unterscheidung von Programmtypen und unter Einbeziehung traditioneller Wissenschaftstheorie-Konzepte konkret und differenziert nachzugehen. Gleichzeitig ist damit aber auch ein möglicher Ansatz gewonnen, das Paradigma-Konzept weiterhin ohne unzulässige Vermischung mit den Domain- und Doktrinprogrammen auf höherer Ebene aufrechtzuerhalten: für die voluminöseren Ansätze, die aus einer MethodologieGegenstandsverzahnung heraus eine Rahmendetermination von Annahmenkernen durch die präformierend-operativen Komponenten der paradigmaspezifischen Methodologie aufweisen. Ein Paradigma gibt dann in F o r m einer Integration von methodisch begrenzten Domain-Rekonstruktionen und von der Problemkategorie (in der Psychologie dem Menschenbild, Subjektmodell) her zulässigen Annahmenkerne einen Rahmen für potentielle Explanantien (gleich Doktrin-Forschungsprogramme). Insofern ist z. B. der Behaviorismus ein Paradigma, als er nur bestimmte Domain-Rekonstruktionen, etwa das Verhalten des Menschen betreffend (nicht aber seine ,Welt- und Selbstsicht') zuläßt (vgl. WESTMEYER, 1973), gleichzeitig aber durchaus eine Mehrzahl von DoktrinProgrammen wie dasjenige von Hull, Tolmann und Skinner usw. ermöglicht (vgl. GROEBEN & SCHEELE, 1 9 7 7 , p . 3 4 f f . ) .

Die realistischeren Perspektiven hinsichtlich des Theorie-Empirie-Verhältnisses schließlich erlauben es, die Gräben, die sich in letzter Zeit zwischen Wissenschaftswissenschaft (im Sinne von Wissenschaftshistorie, -psychologie und -Soziologie) auf der einen und Wissenschaftstheorie auf der anderen Seite aufgetan haben, zu schließen. Je realistischer und konkreter die wissenschaftstheoretische Rekonstruktion wird, desto mehr nähert sie sich dem Wissenschaftler als personalem und der Wissenschaft als sozialem System an, desto kommensurabler werden ihre Ergebnisse den wissenschaftspsychologischen und -soziologischen Perspektiven. Ein Indikator dafür ist m. E. die oben schon benannte Berücksichtigung und Explikation von Kreativitätsdi-

mensionen. Wie jedes kreative Handeln verlangt auch das wissenschaftliche die gleichzeitige Maximierung von gewöhnlich gegenläufigen Anforderungen/Dispositionen: die Maximierung von Flexibilität und Beharrlichkeit. Und hier bietet die Unterscheidung von Forschungsprogrammtypen unterhalb der Paradigmaebene sowohl Präzisierungsmöglichkeiten als auch normative Rechtfertigungspunkte. Denn im Gegensatz zum Paradigmabegriff wird auf dieser mittleren Abstraktionsebene deutlich, daß die beiden Forschungsprogrammtypen z.T. komplementär zueinander je unterschiedlich Flexibilität und Beharrlichkeit implizieren: die DomainForschung Flexibilität in den Erklärungsansätzen und Beharrlichkeit im Gegenstandsbereich, die Doktrin-Forschung umgekehrt. In beiden Forschungsprogrammen kann nun die Verletzung der jeweiligen Flexibilitätsanforderung nur zu einer degenerativen Programmentwicklung (sensu LAKATOS, 1970 — präzisiert - ) führen. Zur Vermeidung solcher degenerativer Entwicklung sind an den einzelnen, konkreten Wissenschaftler Anforderungen zu stellen, die auf den ersten Blick quasi paradox wirken, bei näherem Hinsehen aber genau jene von der Kreativitätsforschung her bekannte Verbindung polarer Gegenläufigkeiten (vgl. ULMANN 1968, p. 4 2 f f . ; PREISER 1976, p . 6 6 f f . ) bedeutet und daher umso adäquater erscheinen: der DomainForscher m u ß dann besonders viel Kenntnisse im Bereich der flexibel-sequentiell heranzuziehenden Erklärungsansätze (u. a. eben DoktrinForschungsprogramme) besitzen, der DoktrinForscher besonders umfassende Kenntnisse/Interessen im Bereich der sequentiell abzuschreitenden empirischen Anwendungsmöglichkeiten. Überhaupt scheint mir auf diesem Hintergrund sowohl für das wissenschaftliche Aussagensystem als auch für das personale System Wissenschaftler im Gegensatz zu HERRMANN (der ein Übergewicht der Domain-Forschung propagiert, p. 33 ff.) ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Domain- und Doktrin-Forschungsprogrammen als optimal. Ein Übergewicht der Domain-Forschung birgt m. E. die Gefahr einer theoretischen Austrocknung oder des übermäßigen Kohärenzverlusts durch zu viele, nicht-integrierbare ad hoc-Annahmen in sich, während ein Übergewicht an Doktrin-Forschung sicherlich leicht zu Dogmatisierung und Scholastisierung einer

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Wissenschaft führen kann. Von daher gesehen stellt ein Übergewicht von Doktrin-Forschungsprogrammen mit großer Wahrscheinlichkeit das größere Übel für die Entwicklung des Wissenschaftlers als auch der Disziplin dar; doch das müßte durch wissenschaftshistorische, -psychologische und -soziologische Analysen mit Hilfe des Rekonstruktionsinstruments der Programmtypen-Unterscheidung überprüft werden. Gleiches gilt für die Frage, ob man beim optimal kreativen Wissenschaftler davon ausgehen kann, daß er sowohl Domain- als auch Doktrin-Programmatiker ist (und über die notwendige Erklärungs-Flexibilität als Domain-Forscher auch als Doktrin-Forscher nie doktrinär wird). Viele Fragen könnten noch gestellt werden; die skizzierten Frageperspektiven sollten nur Beispiel sein für den Anregungsgehalt der Konzeption und Rekonstruktion von H E R R M A N N . Wenn das wissenschaftliche Forum das in diesem Buch enthaltene Diskussionspotential aufnimmt und erwidert, sollte es die Eröffnung einer integrierten Wissenschaftswissenschaft werden können, die wissenschaftstheoretische Rekonstruktion mit wissenschaftshistorischer, -psychologischer und -soziologischer Analyse verbindet.

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K. W. BACK. 1 9 7 3 . B e y o n d w o r d s . T h e s t o r y of sensitivity t r a i n i n g a n d t h e e n c o u n t e r m o v e m e n t . B a l t i m o r e : P e n g u i n Books.

Wenig Neues jenseits der Wörter E R N S T H . LIEBHART Universität M a r b u r g

wissen? Leider wird nur angedeutet, was an der story interessant wäre: die Verschiebung der Zielsetzung (vom sozialen Wandel zur Veränderung von Individuen) und der Aufmerksamkeit WINS w i e FESTINGER, SCHACHTER, KELLEY, T H I (von Inter- zu Intra-Gruppenprozessen und BAUT — über Determinanten der Kohäsion und -strukturen und weiter zu individuellem Erleüber Gerüchtverbreitung, daneben durch seine ben); die Abwendung von spezifischen ProbleForschungen zu physiologischen Reaktionen auf men außerhalb der Gruppe zugunsten generell soziale Stimuli (zusammen mit BOGDONOFF) soanwendbarer Methoden und die zunehmende Bewie zur Zeitperspektive als Korrelat politischer vorzugung heterogener Gruppen, die sich mit Einstellungen (zusammen mit G E R G E N ) . Wenidem Ende des Trainings auflösen; die Flucht in ger geläufig ist, daß von ihm eine der ersten Studie Prozeßbeschreibung bei abnehmendem Andien über die Beeinflussung von Interaktionsspruch auf nachweisbare Verhaltensänderungen mustern durch das damals soeben von LEWIN (ähnlich wie bei den Interviewtherapien); die „erfundene" Sensitivitätstraining (ST) sowie Verdrängung rationaler Reflexion durch verordspäter besser kontrollierte Feldexperimente nete, teilweise nichtverbale und rituelle „Übunüber dessen Wirkungen auf kontrazeptives Vergen" und der Wandel der Rolle des Gruppenleihalten stammen (BACK, 1 9 4 8 ; H I L L , STYCOS & ters (vom Forscher zum Guru). Daß die UrsaBACK, 1 9 5 9 ) . In seinem neuen Buch, das in Euchen dieses Wandels im Dunkeln bleiben, mag ropa mit vierjähriger Verspätung verfügbar wird, befaßt sich BACK — auf der Basis von teilnehmen- an dem geringen Interesse des Autors für die Struktur der Trainingsorganisationen, ihre finander Beobachtung, einschlägigen Schriften und Interviews mit prominenten Trainern — mit dem ziellen Verhältnisse und die Rekrutierung der Klientel liegen. Ähnlich unbestimmt bleibt die ST in einer Weise, die mit seinen früheren DenkDiskussion der „Vorfahren" und angeblichen ansätzen wenig gemeinsam hat. Anreger: Mag der Sachverhalt hinsichtlich RODa ist zunächst, wie der Untertitel verspricht, GERS, SCHUTZ und PERLS klar sein, so ist doch auf weiten Strecken die story des ST von den bei F R E U D (Urhorde), M O R E N O (Spontaneität, Anfängen bis in die siebziger Jahre. Der Leser Rekonstruktion der Gesellschaft vom Individuwird informiert über intellektuellen Hintergrund um aus), REICH (Sensualismus, halbwegs psychound res gestae der Protagonisten, vor allem aber tische Verdinglichung von Symbolen), ja selbst — stark personen- und ereignisorientiert erzähLEWIN (Isomorphismus von Gruppe und Indivilend — über die Entwicklung divergierender duum) fraglich, ob es sich bloß um Parallelen Gruppierungen und Organisationen, über Krihandelt oder durch welche Kanäle ggf. eine Besen und Abspaltungen: National Training Laboeinflussung erfolgte. Vergleichweise instruktiv ratory (NTL), Bethel, Western Behavioral Scienist demgegenüber die Analyse von Büchertischen ce Institute, Esalen, Center for the Study of the in Trainingszentren (Siddharta; Ich hab Dir nie Person, für Europa vor allem Tavistock. Einige einen Rosengarten versprochen; Einer flog über machen dies, andere jenes: warum m u ß man das ist Sozialpsychologen bekannt durch seine Untersuchungen — zusammen mit anderen Schülern und Mitarbeitern K U R T LEK U R T W . BACK

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das Kuckucksnest). Man erhält eine Vorstellung von der Art des propagierten „Menschenbilds". Ein Großteil des Buches ist dem ST als sozialer Bewegung gewidmet (hierzu teilweise ausführlicher BACK, 1973). Diese Betrachtungen beginnen zwar, sozusagen lege artis, mit SMELSERS Modell sozialer Bewegungen, aber es wird rasch deutlich, daß die verfügbaren Fakten keine Entscheidung ermöglichen, ob die Postulate des Modells erfüllt sind. (Lediglich die Modellkomponente des Glaubenssystems — Konsens über Ursachen sozialer Probleme, validiert nicht durch Überprüfung sondern durch Verheißung von Bedürfnisbefriedigung - wird eingehender diskutiert.) Drei relativ globale Merkmale der Mittelschicht westlicher Gesellschaften erscheinen als soziale Determinanten der Trainingsbewegung: Materieller Überfluß (hier wird mit MASLOW argumentiert, dessen Theorie freilich unbestätigt ist; vgl. W A H B A & BRIDWELL, 1974), horizontale Mobilität (in Kalifornien lägen sowohl die bevorzugten Zielorte der Bevölkerungsbewegung als auch viele Trainingszentren) und Säkularisierung (während die Wissenschaft die kognitiven Funktionen der Religion übernommen habe, müßten die affektiven anderswo „untergebracht" werden). Einige dieser Hypothesen wären durchaus — z.T. auf einfache Weise, wenn auch nicht ohne Mühe — prüfbar; ärgerlich ist der apodiktische Ton ihrer Darstellung. Die Lehnstuhlsoziologie erreicht einen ihrer Höhepunkte, wenn BACK Unterschiede zwischen amerikanischen und englischen Trainingszentren durch the whole national ethos erklärt oder behauptet, die Bewegung haben ihren Gipfel überschritten, da die Krise der amerikanischen Gesellschaft (wohlgemerkt 1971) abklinge. Abgesehen von solchen Auswüchsen handelt es sich um einen funktionalistischen Ansatz: relativ variables organisiertes Sozialverhalten wird durch überdauernde Bedürfnisse erklärt, welche es befriedigt. BACK arbeitet mit Analogien aus der Biologie wie vielfach die Funktionalisten, läßt freilich deren begriffliche Systematik vermissen. Bei den Bedürfnissen geraten die Analyseebenen — Erfordernisse der Stabilisierung des sozialen Systems und individuelle Motive — durcheinander; überwiegend handelt es sich um ad hoc erfundene psychologische Konstrukte — e t w a need for the Singular experience a pilgrimage can give o d e r emotional needs that reli-

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gion has served - die nicht als der Validierung bedürftig angesehen werden. Mittels PARSONS' pattern-variables ließen sich die nach BACKS Auffassung der ST-Bewegung zugrunde liegenden Wertvorstellungen als überwiegend — und zunehmend — affektiv (vs. instrumentell) und diffus (vs.spezifisch), daneben als partikularistisch (vs. universalistisch) und merkmals- (vs. leistungs-) orientiert beschreiben, d.h. sie akzentuieren unmittelbare Bedürfnisbefriedigung, umfassende gegenseitige Inanspruchnahme, Orientierung an Erfordernissen einzelner Beziehungen (statt an allgemeinen Normen) sowie an zugeschriebenen Dispositionen (statt an beobachtetem Verhalten). B A C K , der die jahrzehntealte Kritik an der strukturell-funktionalen Theorie ignoriert, scheint derartigen — durchaus instruktiven - Beschreibungen Erklärungskraft zuzumessen; vermutlich stellt aber die Hypostasierung beliebiger Bedürfnissekonstrukte „hinter" wandelbaren Verhaltensmustern einfach ein Konstanzphänomen dar, das mehr über die kognitive Organisation des Urteilenden als über die Realität aussagt. Daß ST stattfindet, kann viele Ursachen außer religiösen u.a. Bedürfnissen haben; nur weiß man darüber nichts. Der Rest - knapp die Hälfte — des Buches läßt sich nicht auf einen Nenner bringen; er besteht aus — vielfach scharfsinnigen und treffenden — Überlegungen bzw. Beobachtungen zu ganz unterschiedlichen Aspekten und Problemen der ST-Bewegung. Ein wiederkehrendes Thema ist der Hinweis auf Inkonsistenzen und Paradoxa: Die Bewegung gibt vor, die Entfremdung des Menschen in der modernen Gesellschaft zu überwinden — aber die Gurus lehnen (z.T. mit bemerkenswerter Kaltschnäuzigkeit wie PERLS oder SCHUTZ) jede Verantwortung für das Wohlergehen der Teilnehmer ab. Essentiell für die Gruppenerfahrung ist der Eindruck intensiver persönlicher Beziehungen zwischen den Teilnehmern — aber die Interaktionspartner sind austauschbar und jeder benutzt jeden als Mittel zur Erlangung affektiver Erlebnisse. Veränderung (wenngleich ohne explizites Ziel) erscheint als höchster Wert — aber das Interesse an ihrem Nachweis ist gering und der einzige gesicherte Effekt des Trainings besteht darin, daß die Mehrheit der Teilnehmer dieses für eine großartige Sache hält und alljährlich (oder öfter) wiederkommt. Unmittelbarkeit des Ausdrucks, Erpro-

348 bung von Verhaltensalternativen und Aufhebung restriktiver Normen sind zentrale Postulate des Trainings — aber dessen Verlauf wird praktisch bestimmt durch Konformität, Riten und Lektüre von Theorien über eben diesen Verlauf. Das National Training Laboratory verspricht Hilfe bei Konflikten in Organisationen — aber zur Lösung eigener Probleme (Diskriminierung von Frauen und Negern) werden nicht gruppendynamische Methoden sondern konventionelle Verhandlungsstrategien und Machtmittel eingesetzt. Die sparsamste Erklärung solcher und ähnlicher ST-Phänomene würde wohl auf den harten, durch keinerlei professionelle Normen geregelten Kampf um Marktanteile zwischen den und innerhalb der ST-Dienstleistungsunternehmen und auf die Erfordernisse der Verkaufsförderung in einer freien Marktwirtschaft verweisen. So unvornehm ist BACK indes nicht; er nimmt — trotz fast permanenter Ironie — die Bewegung einschließlich ihrer Glaubensinhalte auf irgendeine, wenn auch schwer faßbare Weise ernst. Obgleich er z. B. durchaus den subtilen Druck erkennt, durch den nach geschickter Gewinnung der Unternehmensführer — mittels Presidents' Labs, nach deren Einführung sich das ATZ-Budget verzehnfachte - Angestellte in der Wirtschaft zur Teilnahme am ST genötigt werden, schreibt er der Bewegung die Funktion der Befriedigung präexistenter, unabänderlicher — mystisch-religiöser aber auch evasorisch-hedonistischer — „Bedürfnisse" zu. Da diese unverhüllt nicht akzeptabel sind, wird nach seiner Auffassung zusätzlich wissenschaftliches Vokabular zur Rechtfertigung bemüht. BACK zeigt einerseits — etwa im Zusammenhang mit der Rhetorik des Wandels oder des Personalismus — eindrucksvoll den mythischen Charakter dieser Verwendung wissenschaftlicher Sprache und ihre Funktion, Meinungen gegen Nachprüfung zu immunisieren (nicht jedoch ihre Funktion, Trainern Professuren zu verschaffen), mag ihr aber andererseits nicht jeden Erkenntniswert absprechen. (Allerdings hält er auch psychoanalytische Therapie für wissenschaftlich fundiert.) Ähnlich beschreibt der Autor treffend, auf welch simple Weise sich produzieren läßt, was dann als Gruppenerfahrung geschätzt wird, aber er meint — ohne Spezifikation und Begründung — einige Übungen des ST seien vermutlich doch nützlich.

Die Darstellung des Effektivitätsproblems kann — gemessen etwa an Diskussionen der Wirkungen der Psychotherapie von MELTZOFF & KORNREICH (1970) und BRODY (1972) - nur als fahrlässig gelten, ähnlich wie das neue Sammelreferat von SMITH (1975): Es werden einfach Studien mit „positiven" und solche mit „negativen" Resultaten gezählt. Tatsächlich sind die einschlägigen Untersuchungen durchwegs nicht beweiskräftig, da — abgesehen von reaktiven Meßverfahren, inadäquaten Kontrollgruppentechniken und der Praxis, pro Untersuchung für eine Vielzahl abhängiger Variabler je einen univariaten Test durchzuführen — nicht darauf geachtet wird, ob die Beobachter oder Urteiler wissen, wer am ST teilgenommen hat. Daß ST keine verlässlichen Dauerwirkungen zeitigt, wäre eigentlich schon auf Grund von LEWINS Theorie (Einbettung individueller Verhaltensänderungen in den Gruppenprozeß) vorauszusagen. Einzelne Aspekte der Prozedur verstärken diese Erwartungen: Fehlende Spezifikation des Lernziels und der erforderlichen Lernschritte; undifferenzierte Verwendung von „Rückmeldung" als Allheilmittel ohne Beachtung elementarer Grundregeln (vgl. LIEBHART, 1977); Auslieferung der Teilnehmer an eine entfesselte Laienpsychologie mit all ihren pathogenen biases (STORMS & MCCAUL, 1976); Förderung stark emotionalen Verhaltens, das Lernen behindert und selbst schon als die erforderliche Leistung erscheint. Übrigens ist auch der zeitweilige Enthusiasmus einiger Verhaltenstherapeuten für ST-Methoden (vgl. den Sammelband von HOUTS & SERBER, 1972) bisher ohne theoretischen oder praktischen Ertrag geblieben. Instruktiv sind BACKS mehr anekdotische Beobachtungen zum Effektivitätsproblem: Fehlschläge der Anwendung von ST-Methoden auf internationale Konflikte; die Begeisterung der Teilnehmer am ST in Betrieben, obgleich das Training immer ausgerechnet die Probleme der je betreffenden Organisation „zufällig" nicht lösen konnte; Versuche, gewerkschaftliche Aktivität und Arbeitskämpfe mittels ST durch emotionale Eintracht zu ersetzen: ST als Zeichen für die Bereitschaft von Unternehmern, den Beschäftigten alles Erdenkliche zu geben, nur eben nicht mehr Geld. Derzeit ist das neue Opium nicht hinreichend wirksam; BACK meint freilich, es könne durch faith and enthusiasm it inspires

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Arbeitszufriedenheit und Produktivität steigern. Angemessen ist auch die Diskussion der Nebenwirkungen: Therapiebedürftige Schädigungen bei etwa 10% der Teilnehmer. In Anbetracht der Erschwerung eingeschliffener Bewältigungs- und Vermeidungstechniken, der systematischen Verletzung der Persönlichkeitssphäre, des Vorherrschens dispositionaler Verhaltenserklärung in der Laienpsychologie und der mangelnden Gelegenheit zur rationalen Verarbeitung der Erfahrungen im ST würde man schwerlich einen niedrigeren Wert erwarten. Von Interesse ist der Hinweis, daß der Persönlichkeit des Trainers große Bedeutung im Hinblick auf die Trainingseffekte zukommen; die Erklärungskraft dieser Varianzquelle steht ja generell in umgekehrter Beziehung zur Wirksamkeit von Beeinflussungs- und Therapieverfahren. Zusammenfassend: Beyond Words zeigt zunächst mit aller Deutlichkeit, daß Kompetenz in Sozialpsychologie - die man ja K.W. BACK nicht wird absprechen können — nicht zur soziologischen Analyse befähigt. Wenn aber der Autor aus rätselhaften Gründen sämtliche Ansätze und Befunde der modernen Sozialpsychologie souverän ignoriert 1 und zudem die Fans der Bewegung durch (halbwegs) rationale Kritik vergrault, ist es schwierig, sich präzise Vorstellungen von der Leserschaft zu machen; es bleibt der sogenannte gebildete Laie, etwa der Konsument von Psychologie heute oder Gruppendynamik. Für Forschung und Praxis gibt B A C K S Darstellung nicht viel her. Was soll man nun sozialpsychologisch mit dem ST machen? Eine kohärente, für die involvierten Prozesse spezifische Theorie existiert 1

Einige d a v o n w ä r e n v e r m u t l i c h für die A n a l y s e v o n Prozessen i m S T sehr relevant; vgl. z. B. SCHACHTERS E m o t i o n s t h e o r i e ( u n d ZILLMANNS e x c i t a t i o n - t r a n s f e r T h e o r i e ) , das K o n z e p t der D e i n d i v i d u a t i o n , P h ä n o m e ne i m Bereich der Selbst- u n d i n t e r p e r s o n a l e n Wahrn e h m u n g , e t w a F r e i h e i t s i l l u s i o n (KELLEY), K o n s e n s u s illusion ( R o s s ) , B a r n u m - E f f e k t , actor-observer-Diskrepanz u n d P e r s o n a l i s m u s (JONES), K o n t r o l l i l l u s i o n (LANGER), TVERSKY & KAHNEMANS H e u r i s t i k e n u n d das h i n d s i g h t - P h ä n o m e n (FISCHHOFF) u. a. m.

derzeit nicht. Als Experimentierfeld ist ST aus ethischen und technischen Gründen kaum geeignet. Es scheint aber gegenwärtig — jedenfalls hierzulande — auch kein ernstes soziales Problem darzustellen. Zwar unterziehen sich erstaunlich viele Studenten geisteswissenschaftlicher Fächer irgendwelchen therapieähnlichen Verfahren, darunter auch Gruppenprozeduren, die teilweise gefährlich sind, jedenfalls aber Zeit, Aufmerksamkeit und Hoffnungen absorbieren und von wissenschaftlicher sowie politischer Arbeit ablenken. Das dürfte aber das Problem einer eng begrenzten Subkultur und der Beeinflussung kaum zugänglich sein. Perhaps, meint B A C K , ultimately sensitivity training will be remembered as an example of middle class at play.

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DUCK,

„ B e k a n n t s c h a f t " war für S i m m e l 1 9 0 8 n o c h ein Neologismus, d e n m a n teils n o c h belächeln d u r f t e , teils s c h o n „soziologisch" e r n s t z u n e h m e n h a t t e . Newc o m b s „ T h e a c q u a i n t a n c e p r o c e s s " von 1961, die erste sozialpsychologische S t u d i e des E i n a n d e r k e n nenlernens ist h e u t e — n a c h psychologie-historischen Begriffen - bereits ein „Klassiker". 16 J a h r e d a n a c h erscheint, in England, die erste s y s t e m a t i s c h e Monographie über diesen P r o z e ß des E i n a n d e r k e n n e n l e r nens, die, v o n N e w c o m b n u r beiläufig N o t i z nehm e n d , sich vor allem d e m m o d e r n e n T r e n d der ,,Att r a k t i o n s " - F o r s c h u n g v e r p f l i c h t e t sieht. I n s o f e r n ist diese M o n o g r a p h i e ein Zwilling der ebenfalls 1977 von Duck h e r a u s g e g e b e n e n A n t h o l o g i e „ T h e o r y and practice in i n t e r p e r s o n a l a t t r a c t i o n " . Wie i m m e r die t e r m i n o l o g i s c h e A b g r e n z u n g ausfällt — T h e m a des Buches ist der P r o z e ß d u r c h den kurzfristiges Mögen in langfristiges ü b e r f ü h r t wird.

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reren K o m p o n e n t e n der intellektuellen F ä h i g k e i t e n bei K n a b e n u n d M ä d c h e n g e f u n d e n . Die Beziehung zwischen Skala SK I u n d N e u r o t i z i s m u s erwies sich bei b e i d e n G e s c h l e c h t e r n als positiv. Skala SK II u n d L e i s t u n g s m o t i v a t i o n korrelierten b e s o n d e r s bei den K n a b e n positiv. Eine F a k t o r e n a n a l y s e über alle Variablen ergab vier D i m e n s i o n e n , u n d zwar sowohl bei den K n a b e n als auch bei den M ä d c h e n . Die R e s u l t a t e w e r d e n im Zus a m m e n h a n g der Persönlichkeitspsychologie diskutiert."

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M. (Hrsg.) 1978. Kursus der Sozialpsychologie in zwei Ausgaben: a) Soziologische Texte/Band 106. 624 S., DM 8 8 . - . b) Studienausgabe in 3 Bänden: Bd. 106/1, Soziale Urteilsbildung und soziale Motivation. 220 S., DM 26.—. Bd. 106/11, Sozialisation, soziale Attitüden, soziale Interaktionen. 260 S., DM 26.—. Bd. 106/III, Angewandte sozialpsychologische Forschung und ethische Probleme der Anwendung sozialpsychologischer Theorien. 168 S., DM 2 2 . - . Neuwied: Luchterhand.

IRLE,

„Dieser Kursus der Sozialpsychologie begleitet, unterstützt u n d vertieft die E i n f ü h r u n g in d e n G e s a m t bereich der Sozialpsychologie. Ausgewählte F o r s c h u n g s b e r i c h t e geben exemplarisch einen u m f a s s e n den Ü b e r b l i c k über Problemstellungen, Forschungsansätze u n d M e t h o d i k dieser Wissenschaft. Die Begleitmaterialien des Herausgebers stellen die i n n e r e n Z u s a m m e n h ä n g e her u n d erleichtern die V e r w e n d u n g dieses Werkes als studienbegleitendes A r b e i t s b u c h und als wissenschaftliches L e s e b u c h : N e b e n d e n Einzelbeiträgen u n d Beispielen aus der e x p e r i m e n t e l l e n S o z i a l f o r s c h u n g zeichnet sich der Kursus der Sozialpsychologie aus d u r c h die ausführlichen d i d a k t i s c h e n Einführungen, Kommentare und Überleitungen, durch ein k o m m e n t i e r t e s Literaturverzeichnis für das weitere S t u d i u m u n d ein ausführliches Register."

K R A N Z H O F F , U . E . & SCHMITZ-SCHERZER, R .

(un-

ter Mitarbeit von D . K Ü H N und K . P L A G E M A N N ) 1978. Jugendliche in ihrer Freizeit — Eine sozialpsychologische Analyse. (Psychologische Praxis, hrsg.v.R.Schmitz-Scherzer, Bd. 52).

354 Basel: S. Karger. 4 + 58 S., 14 Tabellen, Brosch. DM 1 9 . - . Gestützt auf D a t e n m a t e r i a l aus insgesamt zwölf Bef r a g u n g e n der letzten z e h n J a h r e d i s k u t i e r e n die Verfasser B e f u n d e über J u g e n d u n d Freizeit. Die Freizeit der J u g e n d l i c h e n wird dabei t h e m a t i s i e r t n a c h U m f a n g , Interessen, T ä t i g k e i t e n , P r ä f e r e n z e n , O r t e n u n d Sozialbeziehungen w ä h r e n d der Freizeit.

H. 1978. Lewin und Moreno. Bemerkungen anläßlich des Erscheinens der LewinBiographie von Alfred Marrow auf deutsch. Gruppendynamik 9, 208—211.

PETZOLD,

1977. Komplexes Handeln. Elemente zur Handlungstheorie der Sprache. Stuttgart: Metzler. 399 S., DM 4 9 . - .

REHBEIN, J .

„Diese U n t e r s u c h u n g ist insgesamt v o n der Absicht getragen, einige Detailanalysen von Bereichen menschlichen H a n d e l n s zu geben; die in der H a n d lungstheorie a u s g e a r b e i t e t e n K o n z e p t i o n e n des Handelns u n t e r die A u f f a s s u n g von H a n d e l n in Mustern zu s u b s u m i e r e n ; auf diese Weise die Ergebnisse der H a n d l u n g s t h e o r i e ansatzweise für gesellschaftliche Analysen zu ö f f n e n u n d ein begriffliches I n s t r u m e n t a r i u m für weitere empirische U n t e r s u c h u n g e n des sprachlichen u n d n i c h t s p r a c h l i c h e n H a n d e l n s zu erarbeiten."

Die Beziehungen zwischen Obis 3jährigen Kindern. Ein vernachlässigter Gegenstandsbereich bei der Erforschung primärer Sozialisationsprozesse. Psychologie in Erziehung und Unterricht 25, 1 6 8 — 1 8 1 .

REYER, J. 1 9 7 8 .

„Die sozialen Beziehungen zwischen 0 bis 3jährigen Kindern g e h ö r e n zu d e n a m meisten vernachlässigten G e g e n s t a n d s b e r e i c h e n primärer Sozialisation in der Sozialisationsforschung. Erst in den l e t z t e n Jahren ist im Z u s a m m e n h a n g mit Fragen zur familienerg ä n z e n d e n B e t r e u u n g v o n K l e i n s t k i n d e r n in Pflegefamilien u n d E i n r i c h t u n g e n ein w a c h s e n d e s Interesse an den Interaktionen zwischen Kleinstkindern festzustellen. Die bislang v o r h e r r s c h e n d e A u f f a s s u n g in der e n t w i c k l u n g s p s y c h o l o g i s c h e n L i t e r a t u r charakterisiert die Beziehungen zwischen K l e i n s t k i n d e r n einseitig negativ; e n t w e d e r ignorieren sich die Kinder o d e r ihre I n t e r a k t i o n e n sind d u r c h B e s i t z k o n f l i k t e g e k e n n z e i c h n e t . Eine Ü b e r p r ü f u n g der v o r h e r r s c h e n den A u f f a s s u n g an H a n d älterer u n d n e u e r e r Forschungsarbeiten ergibt ein anderes Bild der Beziehungen zwischen K l e i n s t k i n d e r n . "

J. A. 1978. Masters of social psychology: Freud, Mead, Lewin, and Skinner. New York: Oxford University Press. 10 + 141 S., DM 8.90.

SCHELLENBERG,

Die „ M e i s t e r " , d e r e n L e b e n u n d T h e o r i e n hier skizziert werden, u m ihren Beitrag zur h e u t i g e n Sozialpsychologie zu v e r d e u t l i c h e n , sind F r e u d , Mead, Lewin u n d Skinner. Der Verfasser, Soziologe an der I n d i a n a State University, Terre H a u t e , sieht eine Art K o n t i n u i t ä t zwischen den L e b e n s e r f a h r u n g e n der „ M e i s t e r " u n d ihren T h e o r i e n .

K. & POSSE, N . 1978. Subjektive Unsicherheit, Kausalattribuierungen und Aufgabenwahl I. Zeitschrift für experimentelle und angewandte Psychologie 25, 3 0 2 - 3 2 0 .

SCHNEIDER,

„ E s wird über ein E x p e r i m e n t b e r i c h t e t , in d e m der Wert des E r k l ä r u n g s k o n z e p t e s „ s u b j e k t i v e Unsicherh e i t " für die Wahl u n t e r s c h i e d l i c h e r Schwierigkeitss t u f e n einer A u f g a b e hinsichtlich Zuverlässigkeit ( K o n s i s t e n z ) u n d Vorhersagegüte ü b e r p r ü f t u n d mit zwei alternativen E r k l ä r u n g s k o n z e p t e n , d e m erwart e t e n Erfolgsanreiz n a c h A t k i n s o n u n d d e n Kausale r k l ä r u n g e n für Erfolg u n d Mißerfolg verglichen wird. Als A u f g a b e v e r w a n d t e n wir ein m o t o r i s c h e s Geschicklichkeitsspiel. V e r s u c h s p e r s o n e n w a r e n Psychol o g i e - S t u d e n t e n u n d S t u d e n t i n n e n . Die Urteilsgewißheit ( K o n f i d e n z ) u n d die indirekt aus den Wahrscheinlichkeitsurteilen der V e r s u c h s p e r s o n e n n a c h d e m i n f o r m a t i o n s t h e o r e t i s c h e n Kalkül e r m i t t e l t e n Werte der subjektiven Unsicherheit u n d des erwart e t e n Erfolgsanreizes n a c h A t k i n s o n sind valide Kennwerte. Mit ihnen lassen sich fast die H ä l f t e der individuellen P r ä f e r e n z f o l g e n der Schwierigkeitsstufen überzufällig voraussagen. In gleicher H ö h e lassen sich die P r ä f e r e n z f o l g e n a u c h mit dem a m zuverlässigsten b e u r t e i l t e n K a u s a l f a k t o r des Erfolgs „ A u f g a b e n l e i c h t i g k e i t " vorhersagen; die internalen K a u s a l f a k t o r e n , b e s o n d e r s die B e g a b u n g s a t t r i b u i e r u n g , eignen sich nicht für eine Vorhersage der A u f g a b e n w a h l . "

H. 1978. Familienterrorismus und öffentlicher Terrorismus. Familiendynamik 3, 170-198.

STIERLIN,

„Stierlin erhellt E l e m e n t e des T e r r o r i s m u s in der B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d im L i c h t e des Heidelberger f a m i l i e n d y n a m i s c h e n K o n z e p t e s u n t e r den H a u p t g e s i c h t s p u n k t e n der b e z o g e n e n I n d i v i d u a t i o n , der T r a n s a k t i o n s w e i s e n von B i n d u n g u n d A u s s t o ß u n g , der Delegation sowie der M e h r g e n e r a t i o n s p e r s p e k t i v e v o n V e r m ä c h t n i s u n d Verdienst. Die d u r c h dieses K o n z e p t e r f a ß t e n B e z i e h u n g s k r ä f t e k o m m e n in vier u n t e r s c h i e d l i c h e n , j e d o c h i n t e r d e p e n d e n t e n System e n z u m Zuge — d e m I n d i v i d u u m , der Familie, der „ P e e r - G r o u p " u n d der Gesellschaft. Je n a c h d e m Sys t e m , auf das wir unser A u g e n m e r k richten, s t e h e n a n d e r e P h ä n o m e n e u n d K o n s t e l l a t i o n e n im Vorderg r u n d . Der Werdegang u n d die F a m i l i e n s i t u a t i o n von Ulrike Meinhof, G u d r u n Ensslin u n d A n d r e a s Baader (soweit b e k a n n t ) w e r d e n zur I l l u s t r a t i o n der theoretischen Überlegungen herangezogen. Die l e t z t e n Abs c h n i t t e gehen auf G r u p p e n - u n d geschichtliche Pro-

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 5 3 - 3 5 5 zesse ein, die den Terrorismus gerade in der Bundesrepublik Deutschland verständlicher zu m a c h e n versprechen." STRUCK, E. 1 9 7 8 . P e r s ö n l i c h k e i t s e n t w i c k l u n g

und partnerschaftliches Lernen in Gruppen. Theoretische Überlegungen zu Ergebnissen einer Langzeitstudie. Gruppendynamik 9, 84 -100. „ D e r vorliegende Artikel h a t . . . das Ziel, u n t e r dem L e i t t h e m a p a r t n e r s c h a f t s b e z o g e n e r Persönlichkeitse n t f a l t u n g in G r u p p e n einige Ergebnisse gruppendynamischer F o r s c h u n g ansatzweise mit Theoriestücken einer sich insbesondere im Bereich der Familiendynamik entwickelnden T h e o r i e individuellen wie transaktionalen p a r t n e r s c h a f t l i c h e n Lernens in Verbindung zu b r i n g e n . " SULS, J . M . & MILLER, R . L . ( E d s . ) 1 9 7 7 . S o c i a l

comparison processes — Theoretical and empirical perspectives. New York: Wiley/Halsted. 12 + 371 S., Dollar 23.50. Seit der ersten Darstellung der Theorie der sozialen Vergleichsprozesse d u r c h Festinger im J a h r e 1954 ist dies die erste Monographie, die sich der Entwicklung u n d empirischen Realisation dieser Theorie und verwandter Ansätze in Sozialpsychologie u n d Soziologie a n n i m m t . In insgesamt 14 Kapiteln werden Beziehungen hergestellt zwischen sozialem Vergleich u n d P h ä n o m e n e n wie Affiliation, A t t r a k t i o n , Attribution, Gruppenentscheidung und -konformität und sozialer Gerechtigkeit (equity). THIEL, G . , STEINBACH, J. & TAUSCH, A . - M . 1 9 7 8 .

Schüler führen hilfreiche Gespräche mit Schülern. Psychologie in Erziehung und Unterricht 25, 7 5 - 8 1 .

355 „ A u s allen 5./6. Klassen einer G e s a m t s c h u l e (N = 3 5 8 ) w u r d e n die 63 Schüler mit d e n h ö c h s t e n Testwerten in Neurotizismus u n d Angst ausgewählt u n d zufallsmäßig einer Gesprächsgruppe, einer Sportgruppe u n d einer K o n t r o l l g r u p p e zugeteilt. Acht Wochen lang erhielt die Gesprächsgruppe einmal w ö c h e n t l i c h ein p e r s o n e n z e n t r i e r t e s Einzelgespräch, die Sportg r u p p e 2 S p o r t s t u n d e n ( T u r n e n , Spiele) d u r c h jeweils dafür vorbereitete ältere Schüler, sog. Schülerhelfer. Hauptergebnisse: Fast V3 (31%) der Gesprächsschüler zeigte eine multiple V e r m i n d e r u n g ihrer persönlichen Schwierigkeiten (Verbesserungen in mindestens 4 von 5 e r f a ß t e n Persönlichkeitsvariablen, z. B. Neurotizismus, Aggressivität) im Vergleich zu n u r wenigen Sportschülern bzw. Kontrollschülern (6% bzw. 10%). Kein Gesprächsschüler u n d kein Sportschüler zeigte eine multiple Verschlechterung, j e d o c h jeder 10. Kontrollschüler. G e m ä ß Lehrerurteil waren die Gesprächsschüler f r ö h l i c h e r geworden. Selbstexploration der Gesprächsschüler hing mit e i n f ü h l e n d e m n i c h t w e r t e n d e m Verstehen ihrer Schülerhelfer zusammen. Dieser Z u s a m m e n h a n g ergab sich auch in einmaligen Kurzgesprächen mit f r e m d e n psychisch nicht-beeinträchtigten Schülern."

WERBIK, H. 1978. Handlungstheorien. Stuttgart: Kohlhammer. 118 S., DM 16.-. „ H a n d l u n g s t h e o r i e n sind integrative theoretische K o n z e p t i o n e n , die den Menschen als aktiv auf seine Umwelt einwirkend u n d sich selbst Ziele setzend auffassen. Zunächst w e r d e n m e t h o d i s c h e G r u n d f r a g e n erörtert, die sich auf den A u f b a u einer handlungst h e o r e t i s c h e n Terminologie, die Erklärung von Handlungen u n d die E i n f ü h r u n g von kognitiven Begriffen in die Wissenschaftssprache beziehen. Ein Schema zur Analyse von Handlungen wird vorgestellt. Anschließend w e r d e n als speziellere handlungstheoretische K o n z e p t i o n e n die E n t s c h e i d u n g s t h e o r i e u n d die Theorie der Leistungsmotivation b e s p r o c h e n . "

356

Autoren JENS ASENDORPF

Dipl. Inf. (Kiel, 1973) cand. psych. Fachbereich 06-Psychologie der Justus-LiebigUniversität Gießen HEINER ELLGRING

Dipl. Psych. 1968 (Marburg) Dr.rer.nat. 1975 (Marburg) Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-PlanckInstitut für Psychiatrie Wichtige Veröffentlichungen Beurteilung des Blickverhaltens ( 1 9 7 0 ) und dessen Beeinflussbarkeit durch Lernen (1972, z u s . m i t v . CRANACH)

Veränderung kommunikativer Verhaltensweisen in der Depression (1975) Abtastrate und systematische Verhaltensbeobachtung ( 1 9 7 7 , zus. mit C L A R K E ) . Derzeitige Forschungsarbeiten Sprachliche und nichtsprachliche Kommunikation und deren Veränderung im Verlauf der Depression. JOHANNES ENGELKAMP

Dipl.-Psych. 1969 (FU Berlin) Dr.phil. 1972 (Bochum) Habilitation 1974 (Bochum) Professor für Psychologie an der Universität des Saarlandes Wichtige Veröffentlichungen Psycholinguistik (1974) Satz und Bedeutung (1976) Derzeitige Forschungsarbeiten Kommunikative Funktion linguistischer Strukturmerkmale Sprachliche Kommunikation in zwischenmenschlichen Beziehungen N O R B E R T GROEBEN

Dipl.-Psych. 1967 (Mainz) Dr.phil. 1971 (Münster) Habilitation 1972 (Heidelberg) Professor am Psychologischen Institut der Universität Heidelberg

Letzte Buchveröffentlichung (Zus. mit BRIGITTE SCHEELE) Argumente für eine Psychologie des reflexiven Subjekts (1977) Derzeitige Forschungsarbeiten Leserpsychologie Theorie einer sozialwissenschaftlichen Psychologie und kognitive Psychologie G E R D JÜTTEMANN

Dipl.-Psych. 1958 (Bonn) Dr.phil. 1973 (Kiel) Professor für Klinische- und Persönlichkeitspsychologie am Institut für Psychologie (FB Planungs- und Gesellschaftswissenschaften) der Technischen Universität Berlin Wichtige Veröffentlichungen Aufsätze über spezielle Themen aus den Bereichen Psychodiagnostik, Rehabilitation und Berufsberatung Was nützen uns Eigenschaftskonstrukte? (1972) Derzeitige Forschungsarbeiten Umgangssprachliche Verwendungsweisen psychologischer Begriffe Die Funktion persönlichkeitspsychologischer Begriffe und Modelle Entstehungsbedingungen aggressiven und delinquenten Verhaltens E R N S T LIEBHART

Dr.phil. 1968 (München) Professor am Fachbereich Psychologie der Universität Marburg Veröffentlichungen u.a. Therapie als kognitiver Prozeß (1977) Effects of false heart rate feedback and task instructions on information search, attributions, and stimulus ratings (1977) Perspektive, Projektion und Konsensus als Determinanten intuitiver Verhaltenserklärung und -vorhersage (1978) Derzeitige Forschungsarbeiten Attributionsprozesse bei Paaren Vorhersage und Erklärung im intuitiven Psychologisieren

357

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1 9 7 8 , 9, 3 5 6 - 3 5 7

RAINER LUUTZ

VOLKER SOREMBE

Dipl.-Psych. 1973 (Mainz) Wichtige Veröffentlichungen The appropriateness of polynomial functions in impression formation and information integration: effects of type of information and experience (1978, mit A X E L MATTENKLOTT) The dependency of the validity of information integration polynomials on conditions of judge and judgment situation (1978, mit AXEL

Dipl.-Psych. 1970 (Bonn) Dr.phil. 1975 (Aachen) Wiss. Assistent am Psychologischen Institut der RWTH Aachen Wichtige Veröffentlichungen (Zus. mit HUBERT F E G E R ) Zusammenhänge von Reaktionsvariablen bei Entscheidungsprozessen (1972) (Zus. mit HUBERT F E G E R ) Vorhersage und Vorhersagbarkeit von Entscheidungen (1973) Informationsverarbeitung und subjektive Wahrscheinlichkeit im Entscheidungsprozeß (1975/1977) Derzeitige Forschungsvorhaben Subjektive Wahrscheinlichkeit im Entscheidungsprozeß Arbeiten zu einer Theorie der Motivation

MATTENKLOTT)

Derzeitige Forschungsvorhaben Funktionales Messen AXEL MATTENKLOTT

Dipl.-Psych. 1971 (Mainz) Dr.rer. nat. 1974 (Mainz) Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Psychologischen Institut der Universität Mainz Wichtige Veröffentlichungen Fundamentales und Funktionales Messen (1977) The appropriateness of polynomial functions in impression formation and information integration: effects of type of information and experience (1978, mit RAINER LUUTZ) The dependency of the validity of information integration polynomials on conditions of judge and judgment situation (1978, mit RAINER LUUTZ)

Derzeitige Forschungsvorhaben Urteilsbildung und Informationsintegration

K A R L WESTHOFF

Dipl.-Psych. 1971 (Bonn) Dr.phil. 1975 (Aachen) Wiss. Assistent am Psychologischen Institut der RWTH Aachen Veröff en tlichungen Additivitätseffekte von Konfliktalternativen ( Z u s . m i t HUBERT FEGER u n d MARIE-LUISE

KLUCK)(1973)

Beziehungen zwischen Neurotizismus und Merkmalen intraindividueller Konflikte (1975, 1977) Extraversion und Merkmale intraindividueller Konflikte (im Druck) Vorhersage von Entscheidungen aufgrund von Erwartungen (1977) Derzeitige Forschungsvorhaben Erwartungen und Verhalten Entwicklung eines Problemfragebogens für 11 — 14jährige Kinder

358

Kurt-Lewin-Archiv Im Zusammenhang mit der Herausgabe einer auf sieben Bände geplanten Kurt-Lewin-Werkausgabe wird am Psychologischen Institut der Universität Heidelberg ein Kurt-Lewin-Archiv eingerichtet. Aufgabe dieses Archivs ist es, (1) eine vollständige Dokumentation und Sammlung aller von Kurt Lewin verfaßten und mitverfaßten Veröffentlichungen und unveröffentlichten Arbeiten zu schaffen und (2) eine möglichst repräsentative Sammlung der Lewin, seine Lehre bzw. seine Arbeiten behandelnden Veröffentlichungen und unveröffentlichten Diskussionen anzulegen; beides zum Nutzen späterer Forschungsarbeiten. Alle Kollegen, die in der Lage sind, zu der Aufgabe des Archivs beizutragen, richten bitte eine entsprechende Nachricht an Prof. Dr. C. F. Graumann, Psychologisches Institut, Hauptstr.47-51, D-6900 Heidelberg (Stichwort: Lewin-Archiv).

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 5 9 - 3 6 0

359

Gesamtinhaltsverzeichnis Band 9, 1978

Theorie und Methoden ENGELKAMP, J.: Zur Beziehung von Sprachpsychologie und Sozialpsychologie FIEDLER, K.: Multiple Regression - Ein Modell der Urteilsbildung GIGERENZER, G.: Artefakte in der dimensionsanalytischen Erfassung von Urteilsstrukturen... GREIF, S.: Entwicklung einer systemtheoretischen Definition des Begriffs der O r g a n i s a t i o n . . . JÜTTEMANN, G.: Eine Prädikationsanalyse des Aggressionsbegriffs LÖSEL, F.: Über elementare Konzepte sozialer Devianz und ihre Beziehung - Ein Beitrag zur Explikation und ein empirischer Prüfversuch LUUTZ, R. & MATTENKLOTT, A.: Ist funktionales Messen ein eigenständiger Ansatz der Informationsintegration? ROHRMANN, B.: Empirische Studien zur Entwicklung von Antwortskalen für die sozialwissenschaftliche Forschung SCHAEFER, R.E.: Eine entscheidungstheoretische Analyse des Risky Shift Phänomens SCHULZE, G.: Ein Verfahren zur multivariaten Analyse der Bedingungen von Rangvariablen: Hierarchische Rangvarianzanalyse TREUHEIT, L.: Mathematische Systemtheorie für Sozialwissenschaftler

288 117 110 206 299 2 313 222 186 129 19

Empirie BORG, J.: Ein Vergleich verschiedener Studien zur Lebensqualität

152

DANIEL, H . - D . & FISCH, R.: Forschungstrends in der Sozialpsychologie - Themenanalyse der

«Zeitschrift für Sozialpsychologie» FIEDLER, K.: Kausale und generalisierende Schlüsse aufgrund einfacher Sätze

265 37

GUSKI, R . , WICHMANN, U . , ROHRMANN, B . & F I N K E , H . - O . : K o n s t r u k t i o n u n d A n w e n d u n g ei-

nes Fragebogens zur sozialwissenschaftlichen Untersuchung der Auswirkungen von Umweltlärm

50

KLUMP, H . & BANDILLA, W . : W e r t k o n n o t a t i o n e n der S k a l e n b e n e n n u n g u n d ihr E i n f l u ß auf Ex-

tremisierungseffekte bei der Beurteilung von Attitüden-Items LANTERMANN, E.-D. & LAVEAUX, P.: Generalisierung über Personen und Situationen bei der Beurteilung alter Menschen ROSCH, E. & MÜLLER, S.: Klassifikatorisches Urteil - Randbedingungen zur Erklärung von Stereotypen SOREMBE, V. & WESTHOFF, K.: Die Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit und ihre Messung (Teil I) VAGT, G. & KRASCHINSKI, W.: Dimensionen und Korrelate subjektiver Probleme mit der Freizeit bei Erwachsenen

142 165 246 322 257

360

Diskussion AMELANG, M. & WENDT, W.: Feststellungen zu den «Bemerkungen» von Berger und Schulte BERGER, M. & SCHULTE, W.: Des Kaisers neue Kleider

173 84

ELLGRING, G. & ASENDORPF, J . : Ein ost-westliches Theoriegefälle in der Sozialpsychologie?

Eine empirische Notiz GADENNE, V.: Ableitung und Prüfung psychologischer Theorien HOLZKAMP, K. Empirische Forschung in der Psychologie als historische Rekonstruktion und Reduktion

334 66 78

Rezensionen Back, K.W.: Beyond words. The story of sensivity training and encounter movement LIEBHART, E.: Wenig Neues jenseits der Wörter 346 Berkowitz, L. & Walster, E. (Eds.): Equity Theory: Towards a General Theory of Social Interaction BIERHOFF, H. W.: Equity und andere Formen der Gerechtigkeit 89 STROEBE, W.: Fortschritte auf dem Weg zu einer allgemeinen Theorie der zwischenmenschlichen Interaktion? 95 Herrmann, Th.: Die Psychologie und ihre Forschungsprogramme GROEBEN,N. : Auf dem Weg zu einer realistischen Wissenschaftsrekonstruktion 338

Literatur Neuerscheinungen . Titel und Abstracta

100, 178, 281, 350 102,180,283,353

Autoren

105,182,284,356

Namens- und Sachregister Band 9

359

361

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 6 1 - 3 6 5

Namensregister (Autoren, die 1978 in der Zeitschrift für Sozialpsychologie Arbeiten veröffentlichten, sind fett gesetzt. Kursiv gedruckte Seitenangaben verweisen auf Literaturangaben, fett gedruckte auf Informationen über den Autor.)

Aaronson, B.S. 168, 171 Abele, A. 5, 8 , 1 6 Abelson, R . P . 38, 40ff., 48, 49, 98, 99, 187, 202, 203, 244, 294f., 296, 298 Achieser, N . J . 22, 36 Adams, J.S. 89, 91 f., 94, 96,99 Austin, W. 89f., 97 Adler, A. 301, 311 Ahlborn, W. 5, 18 Ajzen, J. 292, 297 Albert, H. 67, 71, 72, 77 Albrecht, G. 3 Allen, A. 14, 16 Alyassini, N. 65 Amelang, M. 8, 16, 84, 85, 87, 88, 173, 182 Anderson, C . M . B . 52, 64 Anderson, J . R . 291, 296 Anderson, N . G . 6, 16, 90f. 93, 94, 122, 126, 127, 197,203, 313ff., 317, 319, 320f. Andrews, F . M . 130, 141, 152f., 162, 163 Arabie, P. 116 Argyle, M. 295, 296 Armelius, B.-A. 118, 127 Armelius, K. 118, 127 Aronson, E. 223, 245 Asch, S.E. 2, 16 Aschenbrenner, M. 198, 203 Asendorpf, J. 334, 356 Atherley, G . R . C . 52, 64 Atkins, S. 255 Atkinson, J . W . 292, 296 Atkinson, R.L. 291, 297 Atteslander, P. 223, 243 Aubree, D. 50, 64 Austin, G . A . 127 Austin, J . L . 289, 296 Ausubel, 343 Auzou, S. 64 Avrunin, G . S . 199, 203 Axelrod, S. 167f., 171 Bach, G. 301, 311 Back, K.W. 346-349 Backman, C . W . 290f., 298 Baetge, J. 20, 22, 36

Baker, E.L. 130, 141 Bandilla, W. 142, 150, 182 Bandura, A. 220, 221, 299, 301, 311 Baron, R.A. 290, 296 Baron, R.S. 186, 204 Bass, B.M, 208, 221 Bayley, D . E . 128 Becker, H . S . 2, 3, 16 Belitz, H . J . 68, 77 Belovicz, M.W. 187, 293, 202, 203 Bern, D. J. 14, 16, 202, 203, 291, 296 Ben-David, J. 267, 279 Beranek, 50, 64 Berger, E . M . 326, 328ff., 331, 333 Berger, M. 84, 105,173-177 Bergmaier, R. 153ff., 158f. 160, 163 Bergius, R. 166, 171 Bergler, R. 166, 171, 294, 296 Berkowitz, L. 89, 95, 290, 292, 296f, 302, 311 Bemal, J . D . 267, 279 Berscheid, E. 89-93, 94,96, 99 Bevan, W. 255 Bever. T.G. 290,297 Bierhoff, H.W. 89, 93, 94, 105 Bieri, J. 248, 250, 254, 255 Birnbaum, M . H . 200, 203 Blalock, H . M . 6, 7, 16 Blankenburg, E. 3, 5, 15, 16 Blöschl, L. 211,279 Bobrow, D . G . 296f Böhm, K. 22, 36 Böhme, G. 265, 278, 279 Bösel, R. 36 Bolt, 50, 64 Bondy, C. 302, 311 Bonstedt, D. 3, 16 Bormann, S.A. 116 Borg, J . 152, 154, 157 ff. 163f., 182 Bornewasser, M. 289f., 296 Borsky, P . N . 50, 64

Boudon, R. 7, 10, 12, 16 Boyd, J . P . 116 Boyle, R . P . 14, 16 Bowen, J.. 198,205 Braly, K.W. 166, 171 Braun, K.-H. 78, 82, 83 Bredenkamp, J. 77, 331 Briar, S. 255 Bridwell, L.G. 347, 349 Brody, N. 348, 349 Brown, R. 186, 203,296 Bruner, J.S. 118, 177 Brunswik, R.E. 117f., 122, 127 Brüsten, M. 4, 5, 11, 15, 16 Bryan, 52 Buchta, E. 50, 64, 232, 243 Bühler, K. 225,296 Bunge, M. 6,16 Burnstein, E. 191 f., 195, 200ff., 203, 205 Buss, A . H . , 301, 311 Butzin, 91, 94 Byrne, D. 290f, 296f. Cairns, C h . E . 290, 297 Cairns, H . S . 290, 297 Campbell, A. 152f„ 160, 163 Campbell, D.T. 268, 279, 331 Carlsmith, M . M . 290, 297 Carnap, R. 303, 311 Carroll, F.T. 65 Cartwright, D. 187f., 205 Cederloef, R. 52, 64 Chafe, W . L . 292, 297 Champney, H. 232, 243 Chapman, J . P . 39, 49, 122, 127 Chapman, L . J . 39, 49, 122, 127 Chave, E. J . 2 4 5 Christie, R. 268, 279 Clark, E. 290, 292, 296, 297 Clark, R . D . 186, 203 Clark, H . H . 290, 292f., 296, 297 Clauss, G. 222, 232, 237, 243 Cliff, N. 231, 237, 244, 316, 319f „320

Cohen, R. 223, 235, 237, 244 Coleman, J.S. 191,205 Collins, A. 292f., 296f. Collins, B.E. 202, 203 Collins, R. 279 Conover, W . J . 271, 279 Converse, P.E. 86, 88, 152, 163 Cook, S.W. 142, 150f, 245 Cooley, W.W. 14, 16 Coombs, C . H . 163, 194, 196f., 198f., 201,203, 227, 244, 313, 320 Corsten, D . H . 318,520 Cortes, J.B. 14, 16 Costner, H . L . 13, 16 Coyne, L. 245 Craik, F . J . M . 122, 127 Cranach, M.v. 223, 244, 295, 297 Crockett. W . H . 248, 250, 254, 255 Cronbach, L . J . 169f., 171, 187, 203, 230, 244 Crowley, J. 203 Crowne, D . P . 49 Crutch field, R.S. 291, 297 Daniel, H.-D. 265, 284 Danks, J . H . 290, 292,297 Davidson, D. 203 Davis, J . H . 187, 202, 203f. Davis, K.E. 42, 49 Dawes, R.M. 163, 223,244 Dawitz, J . R . 295, 297 Dechene. H . C . 15, 16 Deese, J. 290f. 293, 297 Deets, M.K. 202, 204 Degen, U. 29f., 32, 36 DeSolla, 280 Deutsch, M. 92, 94, 245 Deutsch, W. 296, 297 Dewey, R. 277, 279 Dick, F. 71, 77 Dillig, P. 7f., 14, 16, 17 Dion, 186, 204 Dittmann, A . T . 295, 297 Dobb, L. 311 Doby, J.T. 277, 279

362 Dodd, D . H . 320 Dollard, J. 301, 311 Driver, M. 255 Dumas, F.M. 1 0 , 1 6 Duncan, S.D. 295, 297 Dye, T , R . 326 Edrich, H. 150 Edwards, A. 223, 244 Edwards, W. 196, 204 Eger, H . J . 5, 18 Eggert, D. 258, 264, 327 Eichner, K. 232, 244 Eijnsbergen, A . C . van, 318, 320 Eisdorfer, C. 167f., 171 Eiser, J . R . 142ff„ 149, 150 Ekman, P. 295, 297 Elkana, Y. 268, 279 Ellgring, H. 334, 356 Ellsworth, P. 295, 297 Engelkamp, J. 288, 290, 292f., 296, 297, 356 Erikson, K.T. 3, 16 Ernst, G. 319, 320f. Ertel, S. 296, 297 Esser, U. 237, 244 Etzel, G. 247, 249, 255 Etzioni, A. 208, 221 Eyferth, K. 302, 311 Fagen, R . E . 207, 217, 221 Fahrenberg, J. 11, 16 Farkas, 90, 93, 94 Farrington, D.B. 8, 15, 16 Feest, J. 3, 15, 16 Feger, H . 268f., 280 Festinger, L. 67, 77, 291, 294, 297, 346 Feyerabend, P . K . 71, 77, 266, 279 Fiedler, K. 37, 105, 117, 122, 127, 182 Finch, F.E. 186, 193, 202, 203 Finke, H.-O. 50, 55, 64f„ 105, 224, 233, 244 Finn, R . H . 242, 244 Fisch, R. 265, 284 Fischhoff, B. 118, 120, 127, 198, 204 Fishbein, M. 198, 204, 292, 297 Fishburn, P.C. 202, 204 Fodor, J. A. 290, 297 Franken, P . A . 52, 64 Frederiksen, N. 244 Freedman, J . L . 290, 297 Freedman, S. 89, 91 f., 96 French, J . R . 292, 297 Frenz, H . G . 223,244

Friedman. M. 197, 204 Friedrich, J. 29, 36, 223, 244 Friedrich, W. 244 Frieling, E. 215, 221 Friesen, W.V. 295, 297 Frogner, E. 232, 244 Fromm, E. 301, 311 Fruchter, B. 56, 64 Fuchs, A. 316, 320 Furby, L. 187, 203 Gadenne, V. 66, 77, 78-Ä3, 105 Gage, N . L . 244 Galloway, W . J . 50, 64 Galtung, J. 223, 244 Gardner, R . C . 256 Garfield, E. 269, 279 Garrett, M . F . 290, 297 Gath, D. 5, 16 Gatti, F.M. 14, 16 Gekeler, G. 302, 311 Gerard, H . B . 277, 280, 290, 297 Gergen, K . J . 95, 99 Gibbons, S.L. 64 Giedymin, J. 343, 345 Giffin, K. 295, 297 Gigerenzer, G. 110, 113, 115, 116, 182 Gilman, A. 296 Glasmann, J . M . 22, 36 Glass, D . C . 52, 64 Gleser, G . C . 171 Glucksberg, S. 290, 292, 297 Glueck, E. 8, 14, 17 Glueck, S. 8, 14, 17 Gniech, G. 73, 77 Göppinger, H. 7, 14, 17 G o f f m a n n , E. 2 , 1 7 Gold, M. 6, 17 Goldberg, H . 301, 311 Goldberg, L . R . 118, 119, 128, 313, 320 Golding, St.G. 170, 171 Gollob, H . F . 316, 320 Goodale, R. 291, 298 Goodmann, B.C. 200f., 202, 204 G o o d m a n , L . A . 9 , 1 0 , 17 Goodnow, J . S . 127 Gottwald, P. 299f., 309, 311 Gould, R. 263, 264 Grabitz, H.-J. 5, 17 Graeven, D.B. 52, 65 Graf, P. 50, 63, 65 Gratch, H. 155, 163 Graumann, C.F. 15, 17, 244, 292, 297, 334, 337

Grebe, P. 244 Green, P . E . 241, 244 Greene, J. 290, 297 Gregson, R . A . M . 116 Greif, S. 206f., 220, 221, 284 Griffin, C. 245 Griffiths, J . D . 50, 65 Griffitt, W. 290, 296 Groeben, N. 207, 221, 303, 311, 338, 343f., 345, 356 Gruzen, J. 91, 94 Guetzkow, H . 202, 203 Guilford, P. 222, 226, 230, 232, 236, 244 Gulliksen, H. 244 Gummlich, H . 65 Guski, R. 5 0 f f „ 53, 55, 60, 62, 64, 65, 105, 224, 232, 244, 334, 337 Gutjahr, W. 9, 17, 222, 244 Guttentag, M. 200, 204 Guttman, L. 153, 155ff., 163f. Habermas, J. 20. 265, 279 Hacker, W. 220, 221 Häcker, H. 11, 17 Haferkamp, H. 3 , 1 7 Haidekker, A. 28, 36 Haisch, J. 5, 17 Hall, A . D . 207, 217, 221 H a m m o n d , K.R. 117ff., 120, 124, 128, 313, 320 Hampel, R. 11, 16 Hanna, J.F. 303,311 Harari, H. 290, 298 Harding, J. 326 Harre, R. 95, 99 Harris, R. J. 8 9 f „ 96, 99 Hartmann, K. 8, 17 Harvey, O . J . 248, 255, 329 Harwood, P . L . 153, 163 Hays, W.L. 76, 77, 147, 150, 255, 271, 279, 330 Hegel, G . W . F . 19 Heider, F. 11, 17, 97, 99, 166, 171, 294, 297 Heise, D . R . 316,520 Helfant, K. 326 Heller, St. 65 Hennig, W. 222, 243, 244 Herkner, W. 289f., 291, 297 Herriot, P. 290, 297 Herrmann, T h . 3, 14, 17, 263f., 290, 296, 297, 299, 311, 338-345 Hesse, F.W. 290, 296 Higbee, K.L. 268,27? Hilgard, E . R . 291, 2P7

Hill, M. 329 Hill, R. 346, 349 Himmelfarb, S. 315, 321 Hinde, R.A. 295, 297 Höhner, G. 6 , 1 8 H ö r m a n n , H. 65, 225, 244, 290, 292, 297, 343, 345 H o f f m a n n , F. 206, 221 H o f f m a n n , P . J . 124, 128, 313f., 321 Hofstätter, P . R . 29, 36, 236, 244 Hohmeier, J. 3f., 16, 17 Hollander, E . P . 211,279, 290, 297 Holling, H . 334, 337 Holm, K. 223, 240, 244 Holmes, J . G . 89, 9 1 , 9 3 , 9 7 Holton, G. 268, 278, 280 Holzkamp, K. 14, 17, 6677, 78, 81-55, 106, 142 ff., 149, 150 Homans, G . C . 29, 36, 89, 92, 97 f. Hoover, E. 152 Hope, K. 129, 141 Horn, H. 154, 163 Horn, W. 11, 17 Houts, P . S . 348, 349 Hovland, C . J . 142, 150, 244 Hoyt, C . J . 327 Hoyt, G . C . 202, 204 Huang, L . C . 194, 198ff., 201, 203f., 313, 320 Hümmelink, W. 143, 150 Huesmann, L.R. 89, 93, 98 Humber, W . J . 211,279 Hummell, H.-J. 6, 17 Hunt, D . E . 255 Hunt, E . A . 50, 65 Hurrelmann, K. 15, 16 Hursch, C. 119, 128, 320 Hursch, J. 128 Husserl, E . 300, 309, 311 Huston, T.L. 291,297 Innerhofer, P. 299f., 309, 311 Ingenkamp, K.-H. 244 Irle, M. 2, 17, 64, 65, 67, 70, 165f., 171, 187, 202, 204, 224, 226, 232, 242, 244, 246f., 255, 290f., 297, 310, 311 Israel, J. 334, 337 Jacoby, J. 245 Jahoda, M. 245 Jany, U, 5, 18

363

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 6 1 - 3 6 5

Jenkins, A. 50, 65 Johnson, C . D . 202, 204 Johnson-Laird, P . N . 290, 298 Jones, E . E . 11, 17, 42, 48, 49, 165f., 171, 277, 280, 290, 297 Jones, G. 50, 52, 64 Jones, L.V. 237,244 Jonsson, E. 64 Jordan, J . E . 154, 163 Jiittemann, G. 299, 311, 356 Jungermann, H. 220, 221 Kahn, R . L . 208, 221 Kahnemann, D. 120, 128 Kaiser, G. 3, 5f., 8, 11, 13, 17 Kalla, E. 154f„ 158, 160, 163 Kaminski, G. 244 Kamiah, W. 303, 311 Kanouse, D . E . 38ff., 41 f., 48, 49, 295, 296 Kaplan, K . J . 243, 244 Kastka, J. 50, 64, 232, 243 Katschnig, H. 3 , 1 7 Katz, B. 255 Katz, D. 166, 171, 208, 221 Keeney, R. 189, 192, 197, 202,204 Keiler, P. 150 Kelley, H . H . 5, 8, 17, 3 7 f „ 40f., 49, 126, 128, 235, 244, 346, 349 Kelly, G . A . 127, 128, 220, 248 Kelvin, P. 13, 17 Kendall, M. 46, 49 Keppel, G. 149, 150 Kerlinger, F. N. 11, 17, 326 Kessler, M . M . 269, 280 Keupp, H. 3f., 17 Kieser, A. 206f., 2 1 6 f „ 219, 221 Kim, J.-O. 242, 244 Kintsch, W. 292, 297 Klapprott, J. 251, 254, 255, 291, 297 Klaus, G. 207, 218, 221 Kleinbeck, U. 321 Kleinbeck, Z. 320 Klump, H. 142, 150, 182 Knight, J . H . 196, 204 Knoblauch zu Hatzbach, L.v. 320, 321 Knoke, D. 10, 17 König, R. 223, 244 Körner, S. 221 Kogan, N. 167f., 172, 186f., 200, 202, 203/.

Komorita, S.S. 187, 197, 203, 277, 279, 280 Korneich, M. 348, 349 Kraschinski, W. 257, 284 Krech, D. 291, 297 Kristof, W. 237, 244, 316, 318, 320, 321 Krohn, W. 278, 279 Krolage, J. 247f., 255 Kruskal, J.B. 160, 163, 234, 243, 244 Kruskal, W . H . 9, 17, 131f„ 138, 141 Kubicek, H. 206f., 216f., 219, 221 Kuhn, T. 2, 17, 266ff., 269, 278, 280, 338 f. Kunow, J. 15, 18

Lienert, G . A . 132, 141, 327 Likert, R. 223, 245 Lilli, W. 165f., 172, 246ff., 249, 252, 254, 255 Lindesmith, A. R. 290, 297 Lindgren, H . C . 290, 297 Lindsay, P . H . 291, 293, 297 Lindzey, G. 223, 245 Lindvale, T. 51, 65 Ling, M. 258, 264 Lingoes, J . C . 156f., 164 Lipp, W. 15, 17 Lipton, D. 203, 204 Lissitz, R.W. 268, 280 List, G. 290, 297 Liverant, S. 49 Livson, N. 297 Lockhart, R.S. 122, 127 Lösel, F. 2, 4, 6, 8f., 11, 15,

Labowitz, S. 242, 244 Lakatos, J. 268, 280, 344, 345 Lambert, R. 187, 204 Lamm, H. 187, 200, 202, 204 Lane, J . M . 89, 314,321 Laue, R. 212f., 219, 221 Langdorn, F.J. 50, 52, 65 Lange, O. 20f., 23, 26, 28, 30f., 33, 35, 36, 207, 218 Langer, J. 223, 244, 349 Lantermann, E.-D. 165, 168, 172, 182 Larsen, K.S. 246, 248, 254, 255 Laughlin, P . R . 187, 203 Lautmann, R. 3, 17 Laveaux, P. 165, 167, 172, 183 Lazarus, R.S. 52, 64, 65 Lazarus-Mainka, G. 52, 65 Leaf, W.A. 48, 49 Leaman, R. 255 Lee, J . C . 118, 128 Lehner, F. 165, 172, 247, 249, 255 Lehr, U. 168, 172 Lemert, E . M . 3, 13, 17 Lemke, C. 300, 311 Lerner, M . J . 89, 91 ff., 94, 97, 99 Leuninger, H. 290, 297 Leventhal, G.S. 89, 92, 96, 97 Levinger, G. 89, 93, 98 Levy, S. 153f„ 163}. Lewin,K. 323, 346 Libby, R. 313, 321 Lichtenstein, S. 117, 119, 128, 194, 196f., 204f. Liebhart, E . H . 5, 17, 49 346, 348, 349, 356

17f., 106 Lohnes, P.R. 14, 16 L o o f t , W . R . 268, 280 Lorenz, K. 302, 311 Lorenzen, P. 303, 311 Lorge, J. 167, 172 Lubek, J. 268, 280 Luce, R . D . 193,204 Luckmann, T. 3, 18 Luhmann, N. 20 Lutzkern, D. R. 326 Luutz, R. 313, 321, 357 Lykken, D.T. 211,280 Mackenzie, K. D. 192, 204 MacLeod, R. 265, 280 MacNaughton-Smith, P. 2, 4, 5, 7, 8, 11, 15, 18 Mademann, P. 87, 88 Malewski, A. 76, 77 Malinowski, P. 5, 11, 16 Mallick, S.K. 299,311 Mandel, R. 306, 311 Mann, L. 290, 298 Mantell, M.S. 241,245 Manz, W. 166, 172 Marcuse, H . 267, 280 Margolis, M. 86, 88 Markowitz, H . 196, 204 Marshall, H. 232, 243 Marquis, D . G . 202,204 Marx, K. 30 Maslow, A. 347 Mattenklott, A. 313, 321, 357 Matthäus, W. 313ff., 321 Matthews, D . R . 326 Mayntz, R. 208, 221 McArthur, L. 37, 38, 39, 41, 42, 45, 47, 48, 49 McCandless, B.R. 299, 311 McCaul, K.D. 348, 349

McCauley, C. 187, 202, 204, 292, 297 McClelland, G . H . 316, 318f., 321 McCorquodale, K. 299, 311 McDavid 290, 298 McGrath, J . E . 52, 65 McKennell, A . C . 50, 63, 65 McNevin, T. 168, 172 Meehl, P . E . 119, 128, 299, 311 Mehrabian, A.. 295, 298 Meier, M . P . 65 Meltzoff, J. 348, 349 Meitzer, H . 268, 280 Merdian, F. 294, 297 Merton, R.K. 267, 280 Merz, F. 3 0 1 f . , 3 1 1 Merschmann, W. 6, 18 Messé, L . A . 89 Messenger, R . C . 130, 141 Métraux, A. 15,17 Meyer, D . E . 293,298 Mielke, R. 290, 296 Mikula, G. 92, 94 Milgram, S. 299, 311 Miller, D.T. 89, 91, 92, 93, 94, 97 Miller, G . A . 230, 245, 249, 255, 290, 298 Miller, H . 186, 192, 203f„ 250, 255 Miller, M. 290, 297 Miller, N. 301, 311 Miller, P . M c C . 121, 128 Mills, J . S . 73 Mischel, W. 10, 15, 18 Mitscherlich, A. 301, 311 Mittelstrass, J. 278, 280 Molt, W. 30, 36 Morgan, J . N . 130, 141, 163 Morgenstern, O. 191, 193, 205 Moser, T. 14, 15, 18 Mowrer, O. 311 Mower White, C . J . 144, 150 Müller, F. 290, 297 Müller, R. 65 Müller, S. 246, 251, 255, 284 Müller, W. 245 Mulkay, M . J . 265, 267, 280 Myers, D . G . 187,202, 204 Naatz, T. 143,149, 150 Nanda, H . 171 Neisser, U. 343, 345 Nemeth, C. 290, 298 Nelson, C. 114, 116 Neumann, J. 191, 193, 205

364 Neulinger, J. 257, 263, 264 Newcomb, T.M. 294, 298 Newman, 50, 64 Nisbett, R . E . 11, 17, 165 f., 171 Noelle, E. 223, 245 Nolte, H. 301, 311 Nordsiek, G. 154f„ 158, 160 f., 164 Norman, D.A. 291, 293, 297 Norusis, M. 196, 204 Nowack, W. 5, 8, 16 Nunnally, J . L . 230, 245 Nussbaum, A. 268 f., 280 Nygren, G.T. 18 Ochsmann, R. 202, 204 Olshan, K. 112, 116 Opp, H . D . 3, 4, 8, 15, 18 Osgood, C . E . I l l , 116, 225,245, 293 f., 298, 316, 320,321 Osselmann, J. 93, 94 Otway, H . J . 198,204 Pahl, J. 65 Painter, J.R. 313, 321 Paivio, A. 293, 298 Parsons, 347 Patton, B. 295, 297 Payne, J.W. 197, 204 Peabody, D. UOff., 116 Pedhazur, E . J . 11, 17 Perloe, S.J. 326 Perlwitz, E. 150 Peters, D. 18 Peterson, C . R . 120, 128 Pfáfflin, M. 220, 221 Piduck, R. 5, 16 Piontkowski, U. 295, 298 Polany, M. 265, 268, 280 Pollatsek, A. 196, 198, 204 Popper, K.R. 72, 77, 280 Powell, J . A . 64 Pratt, J . W . 193, 197, 204 Preiser, S. 9, 18, 344, 345 Price, D. 269f., 280 Prethro, J.W. 326 Pruitt, D . G . 186f., 194, 196, 202, 203ff. Ptacek, M. 245 Pudel, V. 5, 18 Quensch, E. 8, 9, 18 Quensch, S. 3, 8, 9, 15, 18 Quillian, M . R . 293,297 Quine, W.v. 209, 221 Raatz, U. 132, 141 Radford, E . P . 51, 65

Raiffa, H . 189, 192f„ 197, 202, 204 Rajaratnam, N. 171 Rao, V.R. 241, 244 Rapin, J . M . 64 Rapoport, A. 193, 205 Rasch, G. 340 Raven, B . H . 292, 297 Redlich, F. 196, 205 Reich, W. 255, 346 Reis, H . T . 91, 94 Reits, H . J . 202, 204 Relster, E. 50, 65 Remmers, R. 223, 245 Remschmidt, H. 6, 18 Rey, E.-R. 244 Ring, K. 95, 99 Ritter, J. 300, 311 Rivera, A . N . 93, 94 Robinson, J . P . 326f. Rodel, G. 8, 16 Rodgers, W . L . 163 Rogers, C. 346 Rohrmann, B. 50ff., 53, 55, 62, 64f., 106, 222, 224, 226, 2 3 1 f „ 241, 244f., 284 Romer, D. 90, 94 Rommetveit, R. 127, 128 Rosch, E. 248f., 254, 255, 284 Rosch, M. 246, 255 Rosenberg, M . J . 294, 298 Rosenberg, S. 110, 112ff. 115, 116, 292, 298 Rosencranz, H. 168, 172 Rosenstiel, L.v. 30, 36 Rosenthal, R. 295, 297 Ross, D. 299, 311 Ross, S.A. 299, 311 Rotter, J.B. 40, 49 Ruch, F . L . 291, 298 Rucker, A. 50, 65 Rüther, W . 3, 18 Rüttinger, B. 30, 36 Rumelhart, D . E . 291,293, 298 S a c k , F . 3, 8, 18 Saffir, M. 236, 245 Sampson, D . L . 326 Sarbin, T . R . 121, 128 Sargent, S. 277, 280 Sauer, C. 187, 205 Savage, L . J . 197, 204 Scott, W. A. 250, 255 Schachter 291, 298, 346, 349 Schaefer, R . E . 186, 193, 197f., 205, 2 8 5 , 3 1 3 , 5 2 / Schätzel, W. 323

Schank, R.C. 292, 298 Schervish, P . G . 3, 18 Scheele, B. 344, 345 Scheff, T . J . 3, 18 Scheffler, J. 343. 345 Scheflen, A . E . 295, 298 Scherer, K.R. 295, 298 Scheuch, E.K. 223, 242, 245 Schindhelm, M. 5, 18 Schlaifer, R. 193, 204 Schlesinger, J . M . 292, 298 Schlosser, O. 243, 245 Schmidt, H . D . 290, 296, 327, 330-333 Schmidt-Scherzer, R. 257, 263, 264 Schneider, D . J . 110, 116 Schneidt, L. 320 Schoenberg, P. 13, 16 Schopler, J. 292, 298 Schroder, H . M . 248,255 Schulte, D. 215, 221 Schulte, W. 84, 106, 173177 Schultz, R.F. Jr. 320 Schulz, v.Thun, F. 223,244 Schulze, G. 129, 141, 183 Schultz-Hencke, H . 301, 311 Schuman, H. 326 Schümer, R. 232, 245 Schümer-Kohrs, A. 50, 65, 232, 245 Schwarz, M. 244 Schwenkmezger, P. 11, 17 Schwind, H . D . 5, 8, 18 Searle, J . R . 289, 296, 298 Sears, D.O. 290, 297 Sears, R. 311 Seaver, D . A . 200, 205 Secord, P . F . 95, 99, 247, 255, 290f., 298 Sedlak, A. 110, 112ff., 116 Seibel, H . D . 18 Seiler, B. 250, 255 Selg, H. 11, 16, 292, 298, 301, 309, 312 Seiltitz, G. 142, 150, 223, 245 Semmer, N. 220, 221 Sens, E. 29, 36 Seiber, M. 348, 349 Shanteau, J . G . 197, 203 Shapere, D. 339, 345 Shaver, 326 f. Sheikh, A . A . 256 Shelton, F.C. 168, 172 Shepard, R . N . 112, 116 Sherif, M. 142, 150 Shulman, A . D . 268, 277, 279, 280

Siddiqi, J . A . 316, 319f„ 321 Siegel, S. 197, 203, 255 Silverman, J. 268, 277, 279, 280 Simmons, C . H . 97, 99 Simon, H . A . 6, 7, 15, 18, 29, 31 f., 36 Six, B. 292, 298 Sixtl, F. 222f., 235, 237, 244/. Skinner, B.F. 342 Slobin, D . S . 290, 298 Slovic, P. 117, 119, 128, 194, 197, 205 Smith, H . P . 326, 329 Smith, P . B . 348, 349 Suedfeld, P . 248, 255 Sommer, D. 22, 36 Sonquist, J . A . 129f., 141, 163 Sörensen, S. 52, 64, 65 Sorembe, V. 322ff., 325, 327, 357 Spiegel-Rösing, J. 265, 280 Stahelsky 40 Stallberg, F . 15, 18 Stanley 331 Starzermann, R. 23, 36 Stegmüller, W. 69, 77, 120, 128, 303, 311, 338f., 341 f., 345 Steinen, H . 3, 18 Stephan, E . 4, 18 Stevens, S.S. 222, 245 Stewart, J. 295, 298 Stitt, C . L . 187, 202, 204 Stoffer, T. 321 Stoner, J . A . F . 186, 201, 205 Storms, M . D . 348, 349 Storr, A. 301, 312 Strauss. A . L . 290, 297 Streuffert, S. 255 Stroebe, W. 95, 106, 142ff., 149, 150 Strobel, R. 124f., 128 Strube, G. 113, 116 Stunkard, 327 Stycos, J. 346, 349 Suci, G. J. 245, 293, 298 Suinn, R . M . 329 Summers, D . A . 119f., 124, 128 Suppes, P. 115, 116, 197, 203 Swensen, C . H . 295,298 Szasz, T. 3 , 1 8 Tack, W. 223, 245 Taft, R. 128

365

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 6 1 - 3 6 5 Tajfel, H . 143f., 150, 165 ff., 172, 246f., 249, 252f., 254, 255f., 334, 337 Tannenbaum, B . H . I l l , 116, 245, 293 f., 298 Taylor, J.B. 30, 97, 99, 223, 245, 290, 298 Tedeschi, J . T . 93, 94 Teger, A . J . 202, 204f. Tennent, G. 5 , 1 6 Tent, L. 223, 245 Terpening, W . D . 313 f „ 3 2 1 Tetens, J . N . 205 Thibaut, 93, 220, 346 Thio, A. 3, 18 Thoma, M. 23, 36 Thomae, H. 168, 172 Thomas, A. 290, 298 Thurstone, L . L . 223, 234, 236 f., 244f. Todd, F.J. 320 Tognacci, L . N . 292, 298 Toman, W. 9 , 1 0 , 18 Torgerson, W.S. 127, 128, 2 2 2 f „ 245 Treuheit, L.J. 19, 22, 30, 36, 107 Tripodi, T. 255 Trommodorff, G. 204, 243, 245 Trope, Y. 192, 205 Tucker, L . R . 243,245 Tucker, R.B. 118, 128

Tuckmann, L. 167,172 Tversky, A. 120, 128, 163, 196, 198, 204, 244, 249, 253f., 256, 349 Ullrich, J . R . 313, 321 Ulmann, G. 344, 345 Upshaw, H . S . 142,150, 247, 249, 256 Utner, M.K. 89 Utz, H. 11, 17 Vagt, G. 257, 264, 285 Vanden Daele, W. 278, 279 Veldman, D . J . 236, 245 Vernon, D . T . A . 292, 298 Villmov-Feldkamp, H. 14, 18 Vingoe, F.J. 329 Vinokur, A. 186ff., 191f„ 195, 200ff., 203, 205 Vivekanananthan, P.S. 114, 16 Volkert, M. 150 Volpert, W. 215, 220, 221 Vroom, V.H. 220, 221 Wagner, V. 19, 36 Wagner, W. 29, 36 Wahba, M . A . 347, 349 Wallach, M . A . 186f„ 202, 203ff. Wallis, W. A. 131f„ 138, 141

Wallsten, T . S . 193, 205 Walster, E. 89, 90, 92f., 94, 95f., 99 Walster, G . W . 8 9 f „ 92f., 94, 96, 99 Walter, R. 6, 18 Walters, R . H . 3 0 1 , 5 / 7 Watson, G. 277, 280 Weber, M. 216, 221 Wegener, B. 235, 237, 243, 245 Weigel, R . H . 292, 298 Weiner, B. 292, 298 Weis, K. 4, 5, 18 Weitz, S. 295, 298 Wells, M . G . 268, 279 Wendt, D. 236, 244 Wendt, W. 84f., 87, 88, 173, 183 Werbik, H . 171, 299, 301f„ 306, 312 West, D. 8, 15, 18 Westhoff, K. 322ff., 325, 328, 357 Westmeyer, H . 207, 209, 221, 303,311, 343f., 345 Wheeler, G. 200, 204 Wheeler, L. 291, 298 Wichmann, U. 50, 52, 65 107, 244 Wicklund, R . A . 95, 99 Wickler, W. 69, 77 Wiener, N. 26, 36 Wieser, G. 9

Wilkes, A . L . 143, 150, 241, 249, 252 f „ 256 Williamson, R . C . 277, 280 Wilson, T. 242, 245 Winer, B.J. 147, 150 Winter, G. 171 Wiswede, G. 15, 18 Withey, S.B. 152, 162, 163 Wittgenstein, L. 300, 310, 312 Wittmers, H . 28, 36 Woods, K. 203, 204 Wottawa, H. 176 Wrench, D. 290,. 298 Wrightsman, L. 326 Wiistendorfer, W. 7ff., 11, 18 Yntema, D.B. 127, 128 Zaleska, M. 202, 205 Zander, A. 188, 203 Zavalloni, M. 142, 151 Zehnpfennig, H. 223, 242, 245 Ziegler, R. 6, 17, 223, 245 Zieske, M. 22, 36 Ziller, R.C. 329 Zimbardo, P . G . 291, 298 Zimring, F . M . 248, 256 Zinnes, J . L . 115,116 Zuckerman, M. 96, 99

366

Sachregister Abweichung, soziale (s.a.Devianz) 2-16

- erster und zweiter Code 4 f f . - Kriminalität 3 ff. - Labeling-Perspektive 3 - Sozialisationsmerkmale 14 Ähnlichkeit(s) - Messung 46, 114, 116, 122 - Operationalisierung 112 - -beziehungen 48, 126 — d i m e n s i o n 254 —koeffizient 234 —Skalierung 237 Aggression - Definitionsproblematik 299-312 - als Handlungsbegriff 299 - System der Prädikationen 303-308 - Triebmodell 300ff. Aggressionsforschung - begriffsanalytische Gegenstandsbestimmung 309 - Interesse an 292 - Zielsetzungen 310 AJD-Prozedur 130 Aktivität - der Gruppe (external activity) 29 - und Sympathie 31 ff. Akzentuierungstheorie 142ff., 150, 246 - Differenzakzentuierung 247 - klassifikatorischer Ansatz 246 - und Mehrdimensionalitätskonzept 149 - Skalierung 271 Akzeptanzwahrscheinlichkeit 188192 - individuelle 192 - minimale 188ff. Alltags- bzw. Kostenbelastung (Umweltlärm) 64 Annahmeelimination, versuchsweise 339 Anpassungsvorgänge (Linsenmodell) 117 Antwortalternative, qualitative 53 Antwortprofile, ideale 167 Antwortskalen 185, 222-245 - Äquidistanzfrage 235, 243 - Bewertung durch Befragte 241 - Einsatz in Felduntersuchungen 53ff., 232 - empirische Erfahrungen 240ff., 249 - Entwicklung von 222-245

- generelle Beurteilungsdimensionen 223 - grafische Gestaltung 231 f. - numerische Abstufung 230 - psychometrische Kriterien 222 f. - verbale Bezeichnung 230 - Vergleich von Skalentypen 237 f. Artefakt - in der dimensionsanalytischen Forschung 109, HOff. - -Hypothese (Risikoschub) 187 Assimilations-Kontrast-Modell 142 Attribution(s) (s.auch Kausalattribution) 126 — t h e o r i e u. Reizklassifikationstheorie 109 Attitüden, soziale (s.a.Einstellung) - Items, Beurteilung von 109,142151 - -Objekt 149 Basissätze (Wissenschaftsentwicklung) 265 Bedeutung, sprachliche - affektive 295 - semantisches Merkmalssystem 122 f. - theoretische Konzeptionen 293 Bedrängnis (distress) 92 Begriff(s) - Explikation 303 - Konsistenz der Beurteilungen 238f. - Prädikationsanalyse 303 f. - Skalenposition 229 - Verwendungszusammenhänge 300 - -beurteilungen 238ff. - -operationalismus 30 —realismus 300 Behaviorismus 344 B-Koeffizienten-Verfahren 56 Belastungskapazität 64 Beliebigkeitsproblem psychologischer Theorien 67f., 79, 80 Berger-Skala (seif acceptance scale) 324, 326 Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit - und Parteipräferenz 330 - und politische Einstellung 330f. - und Zugehörigkeit zu einer politischen Gruppierung 329 Beschreibungsbegriff (b. Personenbeurteilung) - Differenzierung nach Häufigkeiten 115

Bestätigung(s) - -grad 80f. —freundlichkeit (der Exp. praxis) 80 Beurteilungsdimensionen (s. a.Urteil) 223 Bewährungsgrad von Theorien 70f. Bewältigungsvermögen, subjektives 50 Bewertung von Aussagen 223, 235, 239f. Beziehung zwischen Sender und Empfänger 296 cautious shift (conservatism shift) 188 (s.a. choice dilemma) choice dilemma Paradigma (s.a. risky shift) 185, 186-205 - Erwartungswert-Modell 188,191 f. Cliffsches Gesetz 231, 319f. Clusteranalyse 46f., 56ff., 86 Codierung, verbale 220 Computersimulation 98, 119 Darstellungsfunktion der Sprache 296 Destruktion - und Aggression 302 Devianten-Position 6 (s.a. Abweichung) Devianz, soziale 1, 2-16, 273 - Attribuierung 5 - Delikt - Schweregrade 5 - distributive Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit 2 - elementare Konzepte 2-7 - verhaltenszentrierte vs. positionszentrierte Betrachtung 2-7 Diagnostik 120, 223 Differenziertheit (kognitiver Strukturen) 248, 250 Differenzierung(s) - -bedarf 223 - -vermögen 223 Dimensionalität 233 f. dimensionsanalytische Methode HOff. - Implikationsthese H O f f . - Versuchspläne 116 Diskurs, wissenschaftlicher 268 Dissonanz, Theorie der kognitiven 67 Distanzmaß 234 Divergenz-Artefakt 110-116 - Paradigma 112 Doktrin-Forschungsprogramm 340f.

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1 9 7 8 , 9, 3 6 6 - 3 7 1

Eigenschaftsskalen 111 f f . Einstellung(s), soziale (s.a. Attitüden) 87, 155, 271, 322-333 - Dimensionalität 84f. - Faktorenanalyse 86f. - zu Freizeit 257 - erstes Gesetz der E . n 155 - inhaltliche Kohärenz (constraint) 84 - zu internationaler Z u s a m m e n a r b e i t 322-333 - politische 84 - und Relation zwischen Subjekt und P r ä d i k a t 295 - gegenüber sozialpsychologischen O b j e k t e n 323 f. - Stabilität und Veränderung 1, 84 ff. 109, 173 - als Themenbereich in wissenschaftlichen Zeitschriften 335 - und Verhalten 292 - - ä n d e r u n g e n , Analyse 87 - -änderungen und Persönlichkeitsmerkmale 85 — f o r s c h u n g 273 - -Objekte 155 Einstellungsmessung 223 - Dimensionen 223 - Skalen 3 2 6 f f . encountcr movement 346-349 Entscheidung(s) - -prozesse 186ff. - -Situation in der G r u p p e 189 Equity - Aufteilungsregeln 92 - Bedrängnis (distress) 92 - Belohnungsstrategie 97 - Forschung und Theorie 89-99 - Funktionsgleichung 90 - Gleichheitsnorm 91 - kognitive Repräsentanz 90 - Kompensation und Rechtfertigung 90 - marxistische F o r m der Gerechtigkeit 91 - N o r m 93 f. - Regel 90 - -Theorie und Austauschtheorie 93 — T h e o r i e u n d Dissonanztheorie 96 - -Theorie u n d soziale Vergleichstheorie 96 - Urteilsbildung 90 Erfolg von Austauschbegegnungen (internat.Zusammenarbeit) 324f. Erlebnisdimension 242 Erkenntnisfortschritt 338 Erklärung(s) — h i e r a r c h i e , rangvarianzanalytische 137 - -mittel 340

Etikettierungsansatz 3 f f . , 13f. (s.a. Devianz, soziale) E U-Modell 190 Evolutionstheorie 66, 6 8 f f . , 79, 82 Experiment - Kontrolle, Kontrollfaktoren 73 f. - Vortest-Nachtest-Versuchsplan 74 - -eile Realität 80 Explikation 338 Extremisierungseffekt 142-151 - Inkongruenz der V e r k n ü p f u n g e n 149 Facettentheorie 109, 153 Faktorenanalyse - als Allheilmittel 86 - und deskriptive Zwecke 86 - Einfluß von Umweltlärm 57-60 - Einsatz der 175 f. - P r o d u k t - M o m e n t Korrelation 111 Faktorenstruktur, Stabilität oder Veränderung 85 Feldforschung 222-245 - Befragungen 223 Felduntersuchung 5 3 f f . , 224, 232 Fitting-Verfahren 159 Fluglärmstudie (s.a. L ä r m ) 241 formale Organisationsstruktur 206 Forschung(s) - empirische in der Psychologie 7 8 83 - -gegenständ vs. Zielsetzung 310 - -operationalismus 299 Forschungsprogramm(e) 71, 77, 268f., 338-345 - Domain- und D o k t r i n k o n z e p t 339f. - humanethologisches 71 - Inkommensurabilität von 344 - als Problemlösungsprozeß 338 - Typ a und Typ b 339 - Typenunterschiede und -Interaktionen 340 f. Forschungstrends - Ermittlung von 265-280 Fragebogen (s.a. Antwortskalen) - AntWortarten 53 f. - Konstruktion und A n w e n d u n g 50-64, 2 5 8 , 3 2 6 - 3 2 9 - Strukturanalyse 55 f. Fragebogen, zur Erfassung - der allgemeinen Einstellung gegenüber Mitmenschen 326f. - der emotionalen Stabilität 328 - von Extraversion 328 - der Einstellung zu internationaler Zusammenarbeit 326f. - der Einstellung gegenüber sozialen Werten 326 Freizeit - Einstellungs-Dimensionen 257

367 - u n d Persönlichkeitsvariablen 261 - u n d sozioökonomische Variablen 261 - subjektive P r o b l e m e mit 185, 257-264 - -erleben 257 - -forschung 257 funktional-historische Vorgehensweise 78 funktionales Messen 313-332 Gedächtnis 292 Generalisation - Beziehung zur Kausalattribution 40-43 - eines Satzes u n d Verb 38 f. - über Subjekte bzw. O b j e k t e 3 8 f f . Generalisierung(s) - bei der Beurteilung 165 f f . - u n d Kategorisierungstendenzen 166 - -neigung, Objektspezifität 171 Generalisierbarkeit(s) 169 - -koeffizient 169, 171 Gerechtigkeit 91 - K o n t i n u u m Kooperation-Wettbewerb 91 Gerüchtverbreitung 346 Gesellschaftstheorie 82 - marxistische 67 Gewinnaufteilung (s.a. Equity) 97 Gleichheitsnorm 91 Graduierung(s) - -begriffe 224-245 - -effekt 231 Graphentheorie 211 f. - Begriff der Kette 213 - Begriff des Weges 212 - Verbindung u n d Z u s a m m e n h a n g von Merkmalsmengen 213 f. Gruppen - entscheidungen 186ff. - prozesse als Themenbereich in Zeitschriften 185, 335 Häufigkeitsbegriff (s.a. A n t w o r t s k a len) 234, 239 Handlungstheorie 215, 273 Hempel-Oppenheim-Konzeption 339 hierarchische Rangvarianzanalyse 109, 129-141 - und A J D - P r o z e d u r 1 3 0 , 1 3 2 - Kennzeichen 129 - Prinzip 130 - Schema der 131 Homogenisierungseffekt 129 f. hostility (s.a. Aggression) 302 Hypothesen - bildung 69 - experimenteller Bewährungsgrad 82 - p r ü f u n g , empirische 81, 124

368 hypothetisches Konstrukt - und terminologische Eindeutigkeit 299 implizite Persönlichkeitstheorie 109 Informationsintegration - funktionales Messen 313-321 - theoretische Ansätze 313f. Informationsverarbeitung 117-128, 166, 292 - Codieren und Integrieren 109, 122 ff., 125 - deskriptive Aussagen 122, 125 - und Regressionsgewichte 120 - im Sinne des Linsenmodells 121 - Strategien der 124 f. Instantiation 121 Integrationsfunktionen (Urteile) 313f., 316 - bei Adverb-Adjektiv-Kombinationen 316 - ohne Gewichte 315 ff. - multiplikative und additive Kombination 316 - bei Subjekt-Prädikat-Kombinationen 316 Integriertheit kognitiver Strukturen 248, 250 Interaktion(s) - Perzeption sozialer Objekte und situative Umstände 166 - soziale 334 - sprachliche 289 ff. - und Sprachverhalten 295 - zwischen Sprach- und Sozialpsychologie 289, 292ff. — e f f e k t e bei der hierarchischen Rangvarianzanalyse 133 — f o r s c h u n g 295 f. —Prozesse, Analyse von 295 Interaktionismus, symbolischer 2 Interklassendifferenz 246f., 248f., 252 (s.a. Stereotyp) Interview 223 Intraklassen - -differenz 246f., 248f., 252 - -effekt, Reduktion 185, 246ff. (s.a. Stereotyp) Investitionen, negative (Devianz) 2f. Isomorphismus (von Gruppe und Individuum) 346 Item-Skalierung (s.a. Antwortskalen) 233 ff. Kausalattribution 37-49 - Antezedenzen kausaler Schlüsse 37 - und Generalisation 40f. - kognitive Varianzanalyse 37 ff. - und psycholinguistische Merkmale 38 Kausalgesetze 73 f.

Kernannahmen - begrifflicher Natur 338f. kognitive Algebra (der Urteiler) 314 kognitive Strukturiertheit 248-254 - als Determinante beim Urteilsverhalten 254 - Meßverfahren 248, 251 f. - und Neigung zu stereotypen Urteilen 248 Kohäsion 346 Kommunikation 218, 295f. - von Einstellungen 295 - komm.Absicht 49 - nonverbale 295 — s f u n k t i o n e n , Störungen 50ff. Kompetenz, linguistische 225 Konfigurationalität (eines Urteilsproblems) 123 Konflikte in Organisationen 348 Konsistenztheorie 273 Konstruktvalidierung 325 f. Kontroll(e) - möglichkeit (in bedrohlichen Situationen) 64 - techniken (in Experimenten) 77 kritischer Rationalismus 341 Labeling-Ansatz 3 ff., 13 f. (s. Etikettierungsansatz) Lärmforschung, empirische 50-65 - Labor 52 - Felduntersuchung 224 Lebensqualität 109, 152-163, 323 - Sozialindikatoren 152 f. Lebenszufriedenheit 153 Lernen durch Beobachtung 273 Linsenmodell 109, 117 ff., 121 Literaturanalyse - ost-westliches Theoriegefälle 334337 - Sprach- und Sozialpsyéhologie 288-298 - Zeitschrift für Sozialpsychologie 265-280 Marxsche Wertgleichung 30 McCall-Transformation 55 Mathematische Systemtheorie 19-36 - Dynamik und Stabilität des Regelungsprozesses 34f. - Elementaroperatoren 23 ff. - Homogenitätsprinzip 23 - Input und Output 20ff. - Kopplungsarten 26 ff. - lineare/nichtlineare Operatoren 23 - Operatorenkalkül 22-26 - Regelungsprozeß 33 f f . - Superpositionsprinzip 23 - System: Element, Struktur, Funktion 35 f. Medienforschung 273

Mehrdimensionalitätskonzept 149 Meinungsfragen, dimensionale Stabilität/Instabilität 173 Mensch-Umwelt-Zusammenhang 68 Merkmalsmengen von Objekten - Verbindungen 213 - Zusammenhang 211 f. Meßtechnik, akustische 51 Methode der ausschaltenden Induktion 73 f. Methodologie, kritisch-psychologische 66ff. Modell, mathematisch strukturiertes psychologisches 110 Monotonität(s) - -bedingung 114f. —koeffizient 155 M R P (multiple regression paradigm) 109, 117ff., 129 - und Attributionstheorie 120 - Einschränkung auf sequentielle Beurteilungen 121 - externe Gültigkeit 119f. - als Modell der Urteilsbildung 109, 117-128 Müller-Lyersche Täuschung 340 multiple-cue-probability-learning 118 nonstatement view, von Theorien 339, 342 Normen - und Aggressionen 311 - Geltung, selektive 3 - Nicht-Konformität 2 —Verletzungen, aggressionsspezifische 310 Nutzen 188 Nutzenfunktion 197 - generelle Form 197 - und Risiko 197 Objektwissenschaft 338 Operator 23 f f . - absoluter Betrag (Norm) 25 f. - Arten von 24f. - Übertragungsfaktor 25 f. Optionen (choice dilemma-Fragebogen) 187 Organisation(s) - formalisierter Begriff 208-216 - Individuenkonstanten 209 - Individuenvariablen 208 - Klassifikation 216f. - Merkmalsmengen 209 - Qualifikation der Mitglieder 220 - Strukturmatrix 215 f. - Systemgrenzen 217 f. - systemtheoretische Definition 206221 - Verstärkungsbedingungen 220 - -analyse, praxisbezogene 21 —Psychologie 206-221

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 366—371

Paradigma - und A k k u m u l a t i o n von Anomalien 226 - -begriff 339 - -Wechsel 3, 273 Parteipräferenz 175 Partitionierungsstruktur 157 Persönlichkeit — e n b e s c h r e i b u n g e n 113ff., 316-321 — e n b e u r t e i l u n g mithilfe des traitinference-Ansatzes 111 — W a h r n e h m u n g 291 P f a d m o d e l l 6 f f . , 10-13 - pfadanalytisches G r u n d t h e o r e m 7 Pluralismus, theoretischer 71, 81 Polarisierungseffekt 142 - Assimilations-Kontrast-Modell 142 - variable series Modell 142 - Überschätzung von Aussagen 149 Polarisierungsforschung (s.a. risky shift) 202 Portfolio-Theorie (der Risikopräferenz) 198 f. Prädikation 293 f. - und W o r t b e d e u t u n g 293 — e n , Begriffssystem Aggression 304-308 - -sanalyse 299-312 P r ä d i k t o r 303 - bei Urieilsbildung 120 Prinzip der kritischen P r ü f u n g von Theorien 72, 75 Probabilistischer Funktionalismus 117 Problemlösen 118 P r o d u k t - M o m e n t - K o r r e l a t i o n 111 - als mathematisches System 111 prosoziales Verhalten 292 Prozeß- und Bedingungsanalyse 215 Prüfkriterien in der psychologischen Forschung 78 Prüfversuch, von Theorien 73 Psycholinguistik 273, 275 Psychologie - Diskussion um traditionelle/kritische 66-83 - Stand und Entwicklung der Forschung 268 f. Psychometrie 222, 245 Psychotherapie 348 Publikationstrends 277 Quantoren - explizite verbale 38 ff. - implizite 3 8 f f . - temporale 43 - unabhängige 41 Radex 157 ff. - Interpretation 159, 163

Rang - -devianz 131 f. - -homogenität 130 Rangvarianz 130f., 138 f. - -analyse (s.a. Varianzanalyse) 129-141 Ratingverfahren 223 Rationalitätsanforderungen (Wissenschaftstheorie) 342 Regelerkennen 119 Regression(s) - Monotonitätskoeffizient 155 — a n a l y s e 129 - -modell, lineares 127 Reizklassifikation(s) 165-172, 2 4 6 256 - -theorie 165 f f . Rekonstruktion - historische 78-83 - und konkrete Strukturen der Sozialwissenschaften 338, 344 Relate-Modell 93 Relation - angestrebte oder erwartete 219 - deterministische 218 - Strukturmatrix 215 - systemtheoretische 210 - zweistellige 115 - -ensystem, empirisches und formales 115 — s s t r u k t u r 221 Relevanz, von Theorien 81 Repräsentation - von Umweltsachverhalten und -ereignissen 219 Risiko 194-202 - gruppeninduzierte Verschiebungen 199ff. - Riskanz 195 - Verlauf der N u t z e n f u n k t i o n 197 — e i n s c h ä t z u n g 199f. - - m a p 195 - -Präferenz 194, 201 f. — s c h u b (s.risky shift) - -theorien 198 risk as a value-Theorie 192f. risky shift P h ä n o m e n - cautious/conservatism shift 188 - choice dilemma Fragebogen (CDQ) 186 - choice dilemma P a r a d i g m a 187 f. - entscheidungstheoretische Analyse 186-205 - minimale Akzeptanzwahrscheinlichkeit 188, 191 f. Rollentheorie 219 Satz - Kausalzuschreibung 48 - kognitive Verarbeitung 37-49

369 - prädikatenlogische Konzeption der Bedeutung 293 - Subjektattribution 48 Schallbelastung 50 semantische(s) - Differential 293 - M e r k m a l 121 - Relationen 294 Sensitivitätstraining 346-349 Simon-Blalock-Verfahren 7 - 1 1 Simonsche T h e o r e m e (Gleichungen) 31 ff. Skalen - bipolare 111 - equal appearing interval-Verfahren 235, 239 - -bildung (s.a. Fragebogen) 326ff. Skalenbenennung - Einfluß auf Extremisierungseffekte 142-150 Skalenniveau 129 Skalentypen - Bewertung durch Interviewer 241 - P r ä f e r e n z 238 - Vergleich durch Urteiler 237 f. Skalenvorlagen 223 - Bedeutungsgehalt 223 - Graduierungsbegriffe 225 Skalierung(s) - Fragebogen 53f., 326f. - von Graduierungsbegriffen 225 - multidimensionale 152, 156, 162 - nonmetrische multidimensionale 112 - W e r t i g k e i t / P r ä g n a n z der Begriffe 229 - -ansätze 226, 230ff. - -konzept 226 - -Prozeduren 225 ff. Skinners Lerntheorie 340 social-choice Theorie 202 soziale Interaktion 273, 275 soziale Kognition 334 Sozialindikatoren 152ff. - perzeptive 153 - und Zufriedenheit 152 Sozialisation(s) 291, 334 - als Themenbereich in Zeitschriften 335 - und Vorstellungen über Gerechtigkeit 91 —forschung 2-16 - -merkmale, ungünstige 14 Sozialpsychologie 265-280 - affektiv-motivationale Orientierung 291 - Beziehung zur Sprachpsychologie 288-298 - des Experiments 273 - ost-westliches Theoriegefälle 334337

370 sozialpsychologische - M e t h o d e n 273, 275 - Theorienbildung 273 Spontaneität 346 Sprach — p e r f o r m a n z 225 - -Psychologie 288-298 - -Stilvariationen 296 Sprache - Sprechakte 49, 289, 296 - in sozialpsychologischen Lehrbüchern 290 - als T h e m a der Kognitionspsychologie 291 - als T h e m a der Sozialpsychologie 289 - als Unterscheidungsmerkmal zwischen G r u p p e n 288 - V e r s t e h e n / P r o d u k t i o n 292 - Wahrscheinlichkeitstheoretisches Erklärungsmodell 343 Stereotyp(en) 246-256 - ethnische 323 - Klassifikationskonzept 247 - Klassifikationsmerkmal 247 - in der sozialen W a h r n e h m u n g 165 - Reduzierung der Intraklassendifferenz 254f. - -isierung 246, 273, 279 Steuerung 19-36 Stimulus - -dimension (periphere vs. fokale) 143,150 — S i t u a t i o n e n 166 Strategie(n) - hypothesentestende 125 - kognitive 124 Strukturanalyse - Fragebogendaten 55 - Organisationen 206 Subsumptionstheorie, kognitive 343 successive categories-Verfahren 236 Sympathieurteile 313ff., 317 Synonymie 114 System 207 - mathematisches, A n w e n d u n g auf psychologischen Gegenstandsbereich 110-116 - o f f e n e s 207f. - -grenzen 217f. - -theorie (s.a. Mathematische S.) Technologie 265 Themenanalyse - Klassifikationssystem 272 - Zeitschrift f ü r Sozialpsychologie 265-280 Theorie(n), psychologische 66-77, 78-83 - Ableitbarkeitsbedingung 67 f f . - Ableitung 66, 71, 79

- Beliebigkeitsproblem 67, 77, 79 - -Beobachtungssprachen-Relation 343 - -Empirie-Verhältnis 344 - Erklärungsskizzen 69 - funktional-historische Vorgehensweise 7 8 f f . - Gegenstandsbereich 71 - der Ideentwicklung 266 - Prinzip der kritischen P r ü f u n g 72 - Prüfkriterien 78 - S t ö r f a k t o r e n 72 f. - der Wissenschaften 338 — e n t s t e h u n g 79 - -gefälle, ost-westliches 334-337 — r e l e v a n z 81 Trendanalyse 75 Überlebensfähigkeit 69 Umwelt - -bedingungen 69 - -bewußtsein 52-58 - -restriktion, methodische 343 Umweltlärm 50-64 - Belästigung 50 - Bewältigungsvermögen 50 - F a k t o r e n der 58 - und K o m m u n i k a t i o n s f u n k t i o n e n 50 Uni versalsätze 265 Ursprungs- und Differenzierungsanalyse 82 Urteil(s) - absolutes/vergleichendes 249 f. - Bereichsspezifität 250 - klassifikatorisches 246ff. - -effekte 253 - -modell 112 - - p a r a d i g m a 248 f. - -räum 115 - -Skalen (s.a. Skalen) 231 - -Situation 249 - -Strategie 119f. - -theorie 112 —Verschiebung 149 Urteilsbildung 117 f. - additive Modelle 122 - B e o b a c h t e r / A k t e u r - T h e o r i e der Kausalattribuierung 166 - E n t s t e h u n g 125 f. - klinische vs. aktuarische 119 - und Kompositionsregel 123 - rationale 120f. - Reizklassifikationstheorie 165 f. Urteilsstrukturen - A b b i l d u n g von 110 - dimensionsanalytische E r f a s s u n g (Kritik) 110-116 - Modelle 113 - trait-inference-Ansatz 111

Urteilsverhalten, soziales 246-256 - und evaluative Varianz 111 - Operationalisierung 255 - und Situationsvariablen 248 f. - stereotypisierendes (s. Stereotyp) - Theorie der kognitiven Komplexität 246 - Theorie der kognitiven Strukturiertheit 248 - in der trait-inference-Versuchsano r d n u n g 111 Valenz-Dimension-Verknüpfung 143 Validität, ökologische 119 variable series-Modell 142 Varianzanalyse - Darstellung von qualitativen Merkmalen 126 - hierarchische Rang v. 129-141 - Interaktionseffekte 133 f. - Signifikanzprüfer 135 Varianzbindung - und intraindividuelle Unterschiede 85 Verb - Bedeutungsdispersion 42 - Klassen 45 - Klassen und Kausalattribution 38 - -bedeutung 38 — q u a n t o r e n 47 — v a l e n z 48 Verfahren - der Prädikationsanalyse 303 f. Vergleichstheorie, soziale 96 Verhalten(s) - abweichendes 2-16 - aggressives 301 - kriminelles 2 f f . - politisches 84 - risikoaversives/risikofreudiges 197 - einer sozialen G r u p p e 29 — d i m e n s i o n e n 67 f. — t h e o r i e und Systemtheorie 206 Verständlichkeitsforschung (in bezug auf Texte) 343 Vorurteil (s.a. Stereotyp) 165 - emotionale Implikation des Objektes 165 Wahltheorie 163 Wahrheitskriterium 267 Wahrnehmung(s), soziale 109 - und Beurteilung 142-151 - Stereotypisierungsprozesse 165-177 — a k z e n t u i e r u n g 109, 152-164 Wahrscheinlichkeits - begriff (Antwortskala) 235 - urteil 165 Wissen, Erwerb und Austausch 291 Wissenschaft(s) - Basissätze, Universalsätze 265

Zeitschrift für Sozialpsychologie 1978, 9, 3 6 6 - 3 7 1 - und externe Einflüsse 266ff. - -analyse 266 —entwicklung, Modelle der 265ff., 277 f. - -forschung 265-280 - -prognosen 276 - -rekonstruktion 338-345 - -theorie 338-345 —Wissenschaft 338

Zirkel 77 - Verhältnis 81 Zirkularität(s) 71 - -argument(ation) 79, 80ff. - -these 76 Zitation(s) - -analyse 277 - -häufigkeit 268

371 Zufriedenheit 152 (s.a. Lebensqualität) Zusammenarbeit, internationale 322333 - Bereitschaften 330 Zusammenhangskognition 113

Psychologie Allemann-Tschopp Annemarie

Dr.phil., Bern

Geschlechts rollen Versuch einer interdisziplinären Synthese. 1979, 218 Seiten, kartoniert Fr. 28. —

Ausgehend von einer Übersicht über die wichtigste engagierte feministische Literatur bietet das Buch einen guten Überblick über die Ergebnisse der wissenschaftlichen Disziplinen, die sich mit dem Thema befassen: Biologie, Verhaltensforschung, Ethnologie, Soziologie und Psychologie. Es wird versucht, aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse aus der feministischen und der wissenschaftlichen Literatur Schlüsse zu unterbreiten. Die bestehenden und gegenwärtig meistdiskutierten Modelle zur Änderung der Geschlechtsrollen werden in einer Diskussion der sozialpolitischen Probleme daraufhin untersucht, ob sie bestimmte sozialpolitische Postulate erfüllen, deren Verwirklichung für die Änderung der Situation wünschenswert und unabdingbar erscheint.

Psychologie Hoffmann, Nicolas Dipl.-Psych., Berlin (Herausgeber)

Grundlagen kognitiver Therapie Theoretische Modelle und praktische Anwendung. 1979, 271 Seiten, kartoniert Fr.38.—

Die Grundlagen kognitiver Therapie werden systematisch dargestellt und in Beziehung zu unmittelbaren Anwendungsmöglichkeiten gebracht. Daraus werden theoretische Ansätze für zukünftige Entwicklungen kognitiver Therapieverfahren diskutiert.

Verlag Hans Huber

SOCIAL NETWORKS An international journal of structural analysis Quarterly, First issue August, 1978

Editor: Linton C. Freeman Department of Social Relations, Lehigh University, Price Hall, Building #40, Bethlehem, PA 18015, U.S.A. This new interdisciplinary journal provides a common forum for representatives of anthropology, sociology, history, social psychology, political science, human geography, biology, economics, communications science and other disciplines who share an interest in the study of the structure of human relations and associations that may be expressed in network form. The journal publishes both theoretical and substantive papers. Critical reviews of major theoretical or methodological approaches using the notion of networks in the analysis of human behavior are also welcome, as are reviews of recent books dealing with social networks and social structure.

Contents of the first two issues

O V E F R A N K (University of Lund. Sweden) Sampling and estimation in large social networks R O N A L D S. B U R T (University of California, Berkeley) Stratification and prestige among elite experts in methodological and mathematical sociology circa 1975

I T H I E L DE S O L A POOL (Massachusetts Institute of Technology) and M A N F R E D K O C H E N (University of Michigan) Contacts and influence A L V I N W. W O L F E (University of South Florida) The rise of network thinking in anthropology S T E P H E N B. S E I D M A N (George Mason University) and B R I A N L. F O S T E R (State University of New York at Binghamton) A note on the potential for genuine cross-fertilization between anthropology and mathematics. L E E D O U G L A S S A I L E R (University of California, Irvine) Structural equivalence: Meaning and definition, computation and application

P E T E R D. K I L L W O R T H (University of Cambridge) and H. R U S S E L L B E R N A R D (West Virginia University) The reverse small-world experiment M A U R E E N T. H A L L I N A N (University of Wisconsin) The process of friendship formation

1978/79 Subscription - Volume 1 (4 issues) SFrs. 95.00 (approx. US $ 52.00) including postage

S O C I A L N E T W O R K S is associated with the International Network for Social Network Analysis (INSNA). Special reduced rate subscriptions are available to members of INSNA.

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Beginning with the third issue New section containing abstracts of computer programs pertaining to social networks

and free specimen copies may be obtained

from the

Publishers:

ELSEVIER SEQUOIA S. A. P.O. Box 851, CH-1001 Lausanne 1, Switzerland

Zeitschrift für Sozialpsychologie Geschäftsführender Herausgeher: Prof. Dr. C. F. Graumann Redaktion: Dr.Margret Wintermantel Psychologisches Institut der Universität Heidelberg, Hauptstraße 47 — 51, D—6900 Heidelberg L

Die Zeitschrift für Sozialpsychologie ist für den deutschen Sprachraum das erste Organ, welches Forschungsarbeiten aus den Gebieten der Sozialpsychologie sowie der Sprachpsychologie und der politischen Psychologie an einem Ort vereinigt, und das der wissenschaftlichen Kontroverse zwischen verschiedenen theoretischen Standpunkten das ihr gemäße Forum schafft. Eine weitere Aufgabe sehen die Herausgeber in der Dokumentation von Neuerscheinungen, von Artikeln aus anderen deutschsprachigen Zeitschriften und von Dissertationen und Diplomarbeiten. Die Autoren werden gebeten, ihre. Manuskripte in Sfacher Ausfertigung beim geschäftsführenden Herausgeber einzureichen. Für die Manuskriptgestaltung sind die im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Psychologie von Prof. Dr. Günther Reinert verfaßten Richtlinien maßgebend, die der geschäftsführende Herausgeber den Autoren auf Anfrage zusendet. Der Umfang der eingesandten Arbeiten sollte 25 Schreibmaschinenseiten ( l ' / 2 Zeilenabstand, 32 Zeilen ä 60 Anschläge) nicht übersteigen. — Den Arbeiten sind Abstracta in deutscher und englischer Sprache von je 10 Zeilen voranzustellen. — Beizufügen ist der Hinweis, daß der Beitrag nicht bereits an anderer Stelle publiziert wurde. — Die Autoren werden um maximal 5 Stichwörter zur Kennzeichnung ihrer Arbeit und schließlich um biographische Daten gebeten: Jahr und Ort akademischer Prüfungen, das jetzige Arbeitsverhältnis, die wichtigsten Veröffentlichungen (Titel, Jahr) sowie derzeitige Forschungsarbeiten. Über die Annahme von Manuskripten entscheidet das Kollegium der Herausgeber. Bezüglich der Anforderungen, die an empirische Arbeiten gestellt werden, informiert der Artikel von Bredenkamp/Feger „Kriterien zur Entscheidung über die Aufnahme empirischer Arbeiten in die Zeitschrift für Sozialpsychologie" in Bd. 1, H. 1, 43—47 dieser Zeitschrift. Die Autoren erhalten von ihrem Beitrag 20 Sonderdrucke kostenlos, weitere zum Selbstkostenpreis. Die Zusendung von Besprechungsexemplaren verpflichtet die Herausgeber lediglich zur Dokumentation, nicht aber zur Rezension. Autorkorrekturen, die 10% der Satzkosten überschreiten, werden den Urhebern in Rechnung gestellt. Anzeigenannahme:

Verlag Hans Huber, Länggaßstraße 76, C H - 3 0 0 0 Bern 9

Erscheinungsweise: 4 Hefte jährlich Abonnementspreise pro Band: SFr./DM 7 9 . - ; für Studenten SFr./DM 39.50 Porto und Versandgebühren: Schweiz/Deutschland SFr./DM 3 . - ; übrige Länder SFr. 8. Einzelheft: SFr./DM 2 3 . - ; für Studenten SFr./DM 11.50 Einbanddecke: SFr./DM 1 2 . -

Psychologie Ein Klassiker der Sozialpsychologie

Festinger, Leon Prof., Ph.D., New York

Theorie der kognitiven Dissonanz Herausgegeben von Martin Irle und Volker Möntmann. 1978, 423 Seiten, 5 Abbildungen, 28 Tabellen, kartoniert Fr.48.— Innerhalb der Psychologie und besonders innerhalb der Sozialpsychologie hat kaum eine Theorie derart umfangreiche Forschungen angeregt und Kontroversen ausgelöst wie die Theorie der kognitiven Dissonanz, die 1957 von Leon Festinger vorgestellt wurde. (Deutsche Übersetzung des Buches «A theory of cognitive dissonance» von L. Festinger)

Frey, Dieter Dr.phil., Mannheim (Herausgeber)

Kognitive Theorien der Sozialpsychologie 1978, 297 Seiten, Tabellen, kartoniert Fr.38.— Ziel dieses Readers ist es, einen Überblick über die einflu ßreichsten und wichtigsten kognitiven Theorien der Sozialpsychologie zu geben. Der Leser kann sich anhand des Buches relativ schnell in die wichtigsten Theorien und in die damit verbundene experimentelle Forschung der Sozialpsychologie einarbeiten und sich wichtige Grundlagen für Prüfungen, Diplomarbeiten, Dissertationen, Forschung und Lehre aneignen.

Verlag Hans Huber