Zeitschrift für Psychologie: Band 188, Heft 3 1980 [Reprint 2021 ed.]
 9783112468944, 9783112468937

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Band 188 (1980)

ISSN 0 0 4 1 - 3 4 0 9

Heft 3

ZEITSCHRIFT FÜR

PSYCHOLOGIE mit Zeitschrift für angewandte Psychologie

Schriftleitung Friedhart Klix, Berlin • Hans-Dieter Schmidt, Berlin • Hubert Sydow, Berlin Redaktion:

Jürgen Mehl, Berlin • Friedrich Kukla, Berlin

M

XXIInd International Congress of Psychology Leipzig GDR, J u l y 6 - 1 2 , 1 9 8 0

Z. P i y c h o l .

EVP 12,50 M je lieft

JOHANN A M B R O S I U S BARTH LEIPZIG

Zugangswege in der Traumatologie V o n Prof. D r . sc. med. H e l m u t B R Ü C K N E R , R o s t o c k , und Dr. m e d . Manfred H I N Z E , Schwerin 1980. 227 S e i t e n , 383 zum Teil farbige Abbildungen L e i n e n 1 4 0 , - M • Bestell-Nr. 793 582 3 Über den Beliandlungserfolg t r a u m a t o l o g i s c h e r E i n g r i f f e e n t s c h e i d e t oftmals schon die W a h l des Zugangsweges. Einschlagige W e r k e der topographischen Anatomie bieten dem Operateur hierfür keine zuverlässige S t ü t z e . Auch in den Operationslehren finden die operativen Zugänge zu den einzelnen K n o c h e n - und Gelenkabschnitten n u r a n g e d e u t e t E r örterung. D e r Atlas der Zugangswege füllt eine spürbare L ü c k e i m chirurgischen, orthopädischen und speziell i m t r a u m a t o l o g i s c h e n S c h r i f t t u m . B e s o n d e r s b e g r ü ß e n s w e r t ist es, d a ß die Autoren den T e x t auf das Notwendigste reduziert h a b e n , dafür m i t sehr detaillierten Abbildungen nicht sparen. S t a n d a r d i s i e r t e Zugangswege werden im Detail v o m H a u t s c h n i t t bis zur F r e i l e g u n g geschädigter Gewebsabsclinitte als Bildserien in a n a t o m i s c h e r Folge aufgeführt.

Grundlagen der Sportmedizin für Studenten, Sportlehrer und T r a i n e r Herausgegeben von OMR Prof. Dr. med. liabil. D. G. R . F I N D E I S E N , Prof. Dr. sc. m e d . P . G. L I N K E und M R Prof. Dr. med. habil. L. P I C K E N I I A I N 2., durchgesehene Aufl. 1980. Mit Anhang. 4 9 1 S e i t e n , 169 Abbildungen, 40 Tabellen L e d e r i n 3 6 , - M • Bestell-Nr. 793 619 9 D e r 1. Teil v e r m i t t e l t Kenntnisse zur S t r u k t u r und F u n k t i o n des Bewegungsapparates und zur Physiologie der wichtigsten Organsysteme. Insbesondere werden die Physiologie des N e r v - M u s k e l - S y s t e m s , die S t r u k t u r und F u n k t i o n des Nervensystems, Sinnesphysiologie, Herz- und Kreislaufsystem, Blut, Atmungssystem, Stoffwechsel und E r n ä h r u n g , W ä r m e h a u s halt und endokrines S y s t e m abgehandelt. Der 2. Teil b e f a ß t sich m i t Anpassungsvorgängen bei Belastung, E r m ü d u n g , Erholung mit Erziehung zu sportgerechter L e b e n s w e i s e , Gesundheitstraining, Sporthygiene, t h e r a p e u t i s c h e n M a ß n a h m e n , V e r h ü t u n g von Unfällen und Schäden im Sport einschließlich E r s t e Hilfe, Methoden der F u n k t i o n s - und Leistungsprüfung, B e z i e h u n g zwischen Sport, L e b e n s a l t e r und G e s c h l e c h t sowie den gesetzlichen Grundlagen von Körperkultur und Sport. D e m Buch ist eine t e i l p r o g r a m m i e r t e L e r n a n l e i t u n g zum e f f e k t i v e n Selbststudium beigefügt.

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B A R T H

L E I P Z I G

ZEITSCHRIFT FÜR PSYCHOLOGIE Band 188, 1980

Heft 3

mit Zeitschrift für angewandte Psychologie

Band 94

Aus der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften, Berlin

Untersuchungen zur Analyse und Ausbildung von Regulationskomponenten der kindlichen Tätigkeit V o n J . LOMPSCHER u n d G E R D A

STANNIEDER

Mit 7 Abbildungen

Für pädagogisch-psychologische Untersuchungen, deren Gegenstand die Herausbildung und Veränderung psychischer Inhalte, Prozesse und Zustände sowie habituell verfestigter Eigenschaften der Persönlichkeit unter den Bedingungen speziell organisierter Bildung und Erziehung ist (vgl. LOMPSCHER, 1974), stellt die Tätigkeit einen zentralen Bezugspunkt dar. Die Aneignung gesellschaftlichen Wissens und Könnens, der Werte und Normen durch das Individuum — der Grundmechanismus der Persönlichkeitsentwicklung — erfolgt in der aktiven praktischen und geistigen Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen und natürlichen Umwelt, d. h. im Prozeß der Tätigkeit, der zielbezogenen verändernden Einwirkung auf die Umwelt unter den Bedingungen sozialer Kommunikation und Kooperation (vgl. LEONTJEW, 1975, 1979). Veränderungen im Subjekt werden in erster Linie dadurch bewirkt, daß das Subjekt durch seine Handlungen Veränderungen am Objekt herbeiführt. Für pädagogisch-psychologische Anliegen bedeutet das unter anderem, die zur Aneignung gesellschaftlich geforderter Verhaltensweisen, Handlungsverfahren, Kenntnissysteme, Einstellungen usw. jeweils notwendige Tätigkeit zu bestimmen (was Analyse der Aneignungsgegenstände und der Aneignungsbedingungen, bezogen auf die personalen Leistungs- und Verhaltensdispositionen, voraussetzt) und die psychischen Regulationsstrukturen und -komponenten aufzudecken und auszubilden, die Verlauf und Ergebnis der Tätigkeit determinieren (LOMPSCHER, 1977, 1979, K O S S A K O W S K I , K Ü H N , LOMPSCHER u n d R O S E N F E L D , 1 9 7 7 ) .

Einige der hiermit angedeuteten Aspekte der Analyse und Ausbildung von Regulationskomponenten der kindlichen Tätigkeit sollen an Untersuchungen der Lerntätigkeit und der gesellschaftlich-politischen Tätigkeit, die für die Prsönlichkeitsentwicklung im Kindes- und Jugendalter sehr bedeutsam sind, exemplarisch dargestellt werden. 1. Analyse und Ausbildung von Lerneinstellungen und Lernhandlungen Intensive und effektive Lerntätigkeit setzt positive Lerneinstellungen voraus. SCHRÄDER (1978) stellte fest, daß die Lerneinstellungen leistungsschwacher Schüler 7. Klassen — im Vergleich zu denen gleichaltriger leistungsstarker Schüler — nicht 17

Z. Psychologie 188-3

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Z. Psychol. Bd. 188 (1980) H. 3

nur hinsichtlich der Richtung negativer, sondern auch hinsichtlich der Intensität weniger ausgeprägt waren (weder bei positiven noch bei negativen AntwortwaHlen in verschiedenen Fragebögen wurden extreme Aussagen bevorzugt). Diese relative Labilität, die einerseits vor allem durch z. T. langandauernde Mißerfolge und daraus resultierendes niedriges Selbstvertrauen bedingt sein dürfte, andererseits aber durch eine höhere Selbstbewertung der eigenen Bemühung um Lernerfolg im Vergleich zur Bewertung durch andere, wurde als günstige Ausgangsbedingung für die Beeinflussung der Lerneinstellungen angesehen. In Kleingruppenexperimenten mit jeweils 4 Schülern wurde die Aneignung einer Stoffeinheit aus dem Mathematiklehrplan des 7. Schuljahres (Rechenstab) außerhalb des Unterrichts in 8 Stunden — als Zirkelarbeit deklariert und motiviert — organisiert. In den 10 leistungs- und einstellungsmäßig homogenen Kleingruppen wurden folgende Lernbedingungen gesetzt: — durch differenziert ausgearbeitete programmierte Lehrmaterialien und die Gewährleistung der Aktivität jedes Schülers wurde der Lernerfolg gesichert und durch Übertragung auf den Klassenunterricht verstärkt; — durch Beauftragung jeweils eines Schülers mit der Anleitung und Kontrolle der Gruppe in einer Stunde (jeder Schüler erhielt also zweimal diese Funktion), wofür durch vorherige Anleitung ebenfalls der Erfolg gesichert wurde, sollte der aktuelle soziale Status dieser in der Regel — zumindest in der Lerntätigkeit — randständigen Probanden verändert werden; — durch die Unterrichtssituation in der Kleingruppe ergab sich ein engerer sozialer Kontakt und vielfältigere Kommunikation sowohl zum „Lehrer" (Versuchsleiter) als auch zu den Mitschülern im Vergleich zur normalen Klassensituation. Im Hinblick auf eine Variable wurden die Kleingruppen unterschieden: Während in der einen Hälfte zu Beginn jeder Sitzung eine den konkreten Lerngegenstand betreffende sachliche Zielinformation gegeben wurde (Z-Variante), wurde diese in den anderen Gruppen durch geeignete Hinweise auf den persönlichen Sinn hinsichtlich der Lern- und Lebensperspektiven (ZS-Variante) ergänzt. In beiden Varianten stiegten die Lernleistungen in gleichem Maße bedeutend an. Die differenzierte Verhaltensbeobachtung erbrachte eine im Verlauf des Experiments ansteigende Überlegenheit der ZS-Variante hinsichtlich der Quantität und Qualität der Aktivitätsformen Fordern, Helfen, Kontrollieren und Bewerten, erfaßt jeweils in 3 Qualitätsstufen. Die mit Fragebögen erfaßten Lerneinstellungen wiesen in der ZS-Variante eindeutige Unterschiede in allen 3 untersuchten Einstellungsbereichen (zum schulischen Lernen allgemein, zum Unterrichtsfach, zum konkreten Stoffgebiet) auf, während sich in der Z-Variante nur die Einstellungsänderung gegenüber dein Fach als signifikant erwies (Abb. 1). Durch die Gestaltung der Lerntätigkeit und ihrer Bedingungen wurden in beiden Versuchsvarianten Lernergebnisse erzielt, die über das Erfolgserleben zu Veränderungen des Selbstvertrauens und der Lerneinstellungen führten bzw. führen können. Auch die Schüler der Z-Variante waren stolz auf ihre verbesserten Lernleistungen,

LOMPSCHER

U. G. S T A N N I E D E R , Analyse und A u s b i l d u n g v o n R e g u l a t i o n s k o m p o n e n t e n

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was u. a. darin zum Ausdruck kam, daß sie den Gebrauch des Rechenstabs für schwierig hielten, ihn aber zu beherrschen glaubten. Sie bewerteten den durch die Zirkelarbeit erzielten persönlichen Nutzen hoch, waren jedoch stärker als in der ZS-Variante auf den Versuchsleiter fixiert und zeigten eine geringere gesellschaftliche Bewußtheit hinsichtlich ihrer Lerneinstellungen. Das zusätzliche Bewußtmachen der persönlichen und gesellschaftlichen Bedeutsamkeit der Lerntätigkeit in der ZS-Variante (das natürlich in einer den altersmäßigen und individuellen Voraussetzungen der Schüler entsprechenden Form erfolgen muß) führte u. a. zu höherer Engagiertheit in der Lerntätigkeit und zu größerer Bereitschaft, weitergehende und verantwortungsvolle Aufgaben (z. B. Patenschaften) zu übernehmen, und zu weiterreichenden Veränderungen in den Lerneinstellungen. Selbstverständlich handelt es sich bei diesen Ergebnissen nach 8 Sitzungen eher um Veränderungstendenzen, aber sie machen die Potenzen deutlich, die auch hinsichtlich der Einstellungsänderung durch veränderte Gestaltung der Lerntätigkeit entsprechend den oben skizzierten Bedingungen bei den Schülern vorhanden sind. Lerneinstellungen stehen in Wechselwirkung mit Lernhandlungen. Die Ausbildung und Beherrschung der zur Aneignung erforderlichen Lernhandlungen bewirkt unter anderem Einstellungsentwicklung bzw. -änderung, die ihrerseits eine grundlegende Bedingung intensiver Ausbildung und Ausübung von Lernhandlungen darstellt. B R A U N E ( 1 9 7 8 ) und I R R L I T Z ( 1 9 7 8 ) untersuchten Bedingungen der Ausbildung von Lernhandlungen — ebenfall bei leistungsschwachen Schülern 7. Klassen, die jedoch relativ positive Lerneinstellungen (gemessen mit den von S C H R Ä D E R entwickelten Verfahren) aufwiesen. Neben und in Wechselwirkung mit ungenügend entwickelten Lerneinstellungen ist die Nichtbeherrschung effektiver Lernhandlungen ein wesentlicher Ursachenkomplex schulischen Leistungsversagens und die Suche nach Bedingungen ihrer Ausbildung deshalb von großer pädagogischer Relevanz. Während B R A U N E eine relativ komplexe Lernhandlung — Kenntniserwerb aus IT

260

Z, Psychol. Bd. 188 (1980) H. 3

Lehrtexten — untersuchte und ausbildete, ging es in der Untersuchung von IRRLITZ um speziellere Gedächtnisprozesse. Einer nach Intelligenztest-, Einstellungs- und Aufmerksamkeitswerten sowie Schulerfolg und Lehrerurteilen homogenisierten Stichprobe von 48 leistungsschwachen und einer Vergleichsgruppe von 30 leistungsstarken Schülern wurden Aufgaben des serialen Lernens (sinnlose Silben), des Paarassoziationslernens (Wörter mit Bildern bzw. Symbolen) sowie des mittels logischer Operationen vermittelten Einprägens (Klassifizieren bzw. Abstrahieren von Bild-, Zahl- und Wortmaterial in mehreren Darbietungsmodi) vorgelegt und das Behalten in mehreren Zeitabständen geprüft. Bei allen Aufgaben wurden Reihen mit je 12 Items verwendet. Abbildung 2 zeigt die Behaltenseffekte bei kurzzeitigem Behal-

leistungsstark Leistungsschwach

Bilder

Symbole

Klassifizieren

Abstrahieren

mechanisches Emprögen

Abb. 2. Kurzfristiges Behalten bei Paarassoziationslernen, logisch vermitteltem sowie mechanischem Einprägen

ten. Während sich die Leistungsgruppen hinsichtlich des serialen (mechanischen) Einprägens und bei den Paarassoziationen Wort-Bild nicht signifikant voneinander unterscheiden, sind die anderen Unterschiede auf dem 1%-Niveau signifikant, wobei das mechanische Einprägen bei den leistungsschwachen Schülern zu höheren Behaltenseffekten führt als das logisch vermittelte! Man kann vermuten, daß die Leistungsschwachen aufgrund langandauernden Unvermögens, den Lernstoff sinnvoll zu verarbeiten — bedingt durch immer größer werdende Kenntnislücken, durch unrationelle und uneffektive Lernverfahren, Intelligenzschwächen u. a. sich so an mechanisches Einprägen gewöhnt haben, daß sie damit größeren Erfolg haben als bei Versuchen sinnvollen Einprägens bzw. bei Stoffen, die dies ermöglichen. In Einzelversuchen wurden bei 15 leistungsschwachen Probanden — motiviert durch Schwierigkeiten in der Lerntätigkeit, durch die Vergleiche mit den Behaltenseffekten der leistungsstarken Schüler und durch die Perspektiven der Überwindung

J . LOMPSCHERU. G. STANNIEDER, Analyse und Ausbildung von Regulationskomponenten

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dieser Situation — Methoden und Techniken rationellen, sinnvollen Einprägens ausgebildet. Ausgehend von der Theorie G A L P E E I N S (Autorenkollektiv 1967, 1972) über die Rolle vollständiger und verallgemeinerter Orientierungsgrundlagen und ihre etappenweise Ausbildung, wurde mit den Probanden ein Schema mit heuristischen Hinweisen zur Orientierung und Handlungsausführung, bezogen auf die untersuchten Gedächtnisanforderungen (Abb. 3), erarbeitet, erläutert und in Übungen auf unterschiedliche Inhalte angewandt. Dieses Gedächtnistraining erfolgte in 5 Sitzungen ä 20 Minuten. Im Posttest erreichten die trainierten Leistungsschwachen die gleiche Qualität der Behaltenseffekte wie die Leistungsstarken im Prätest. Die Unterschiede zwischen Prä- und Posttest sind bei den Leistungsschwachen auf dem 1%-Niveau gesichert. Die Veränderung der Lernhandlung erwies sich auch nach 8 Wochen und später noch als stabil. Demgegenüber zeigte eine andere Teilstichprobe, die im schlußfolgernden Denken mit Hilfe des L T S 1 ( J Ä G E R , 1. Prüfe, ob alle Aussagen wesentlich sind und eingeprägt werden müssen! ja nein

I

2. Überprüfe, ob man die Angaben in Klassen ordnen kann! ja nein

I

3. Unterstreiche diejenigen Elemente, die in dieselbe Klasse zu ordnen sind, auf die gleiche Art und Weise! 4. Überprüfe die Klasseneinteilung ! 5. Schreibe die Vertreter der Klassen in Gruppen heraus! 6. Präge sie dir in Gruppen ein! 7. Schreibe alle Elemente, die du dir gemerkt hast, in entsprechenden Gruppen auf!

I

3. Überlege, ob die Reihe nach einem bestimmten Prinzip aufgebaut ist!

ja-

2. Suche die wesentlichen Angaben heraus und unterstreiche sie! 3. Überprüfe nochmals, ob sie für das Wesen der Sache unerläßlich sind!

-nein | 4. Schreibe die wesentlichen Präge dir die Angaben heraus! Reihe mechanisch ein! 5. Präge dir die wesentlichen Angaben ein!

4. Überlege, in welcher Beziehung das 1., 2. und 3. Glied der Reihe zueinander stehen!

6. Schreibe die wesentlichen Angaben, die du dir gemelkt hast, in entsprechenden Sätzen auf!

5. Welche Merkmale verändern sich — welche bleiben unverändert? 6. Schreibe (zeichne) die unveränderlichen Merkmale auf! 7. Präge sie dir ein! 8. Schreibe (zeichne) alle Elemente, die du dir gemerkt hast, auf!

Abb. 3. Orientierungsgrundlage (Handlungsanweisung) für das Einprägen und Reproduzieren

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1972) trainiert worden war, zwar Fortschritte beim Lösen von Zahlenfolgen, nicht aber beim Einprägen von Zahlenfolgen. Offensichtlich müssen die entsprechenden geistigen Operationen den Schülern auch als Mittel rationellen Einprägens bewußt gemacht, als spezifische Lernhandlungen direkt zum Gegenstand der Lerntätigkeit gemacht und systematisch ausgebildet werden. Das hier skizzierte, auf WYGOTSKI zurückgehende und insbesondere in der sowjetischen Pädagogischen und Entwicklungspsychologie ausgebaute forschungsstrategische Vorgehen („kausal-genetische Methode") ist nicht nur für die Lösung unmittelbar praxisrelevanter Aufgaben — hier die Analyse und Überwindung psychischer Besonderheiten leistungsschwacher Schüler — bedeutsam, sondern es eröffnet den Zugang auch zur Lösung allgemeinerer Aufgabenstellungen. Das gilt sowohl für die Aufdeckung von Bedingungen und Gesetzmäßigkeiten ontogenetischer Entwicklungsprozesse und Erscheinungen, z. B. von Entwicklungspotenzen einzelner Altersstufen und deren Bedipgungsabhängigkeit, als auch für die Aufdeckung von Wesen und Struktur psychischer Inhalte, Prozesse, Zustände und Eigenschaften, die nur in Einheit von Sein und Werden voll erschlossen werden können. Damit werden Voraussetzungen geschaffen, durch psychologische Zustands-, Bedingungs- und Prozeßanalysen Beiträge zur Effektivitätssteigerung pädagogischer Prozesse, zur Optimierung der pädagogischen Steuerung der Tätigkeit bei Kindern und Jugendlichen (sowie Erwachsenen) zu leisten. Das ist besonders bedeutungsvoll im Hinblick auf die Entwicklung solcher grundlegenden Eigenschaften der Tätigkeit und Persönlichkeit wie Aktivität, Bewußtheit, Selbständigkeit und Schöpfertum, deren verstärkte und systematische Ausbildung bei allen Kindern und Jugendlichen vom VIII. Pädagogischen Kongreß der DDR nachdrücklich gefordert wurde (M. HONECKER, 1978).

Ein Teilaspekt dieser vielschichtigen Problematik ist die Entwicklung rationeller Fragestrategien als Mittel selbständigen Informationsgewinns unter Bedingungen der Ungewißheit. KÖSTER und PRADEL (1979) stellten in Einzelversuchen je 12 Schülern aus 3., 5. und 7. Klassen die Aufgabe, in fünf aufeinanderfolgenden Versuchsdurchgängen aus einer Menge von 20 Abbildungen bekannter biologischer Objekte jeweils ein vom Versuchsleiter gedachtes Objekt mittels Fragen zu bestimmen, auf die eindeutig mit J a oder Nein geantwortet werden konnte (vgl. SCHMIDT und STRÜMPER, 1971 u. a.). Es wurden zwei gleiche Teilgruppen gebildet, von denen Gruppe B vor den 5 Versuchsdurchgängen einen zusätzlichen Durchgang „mit umgekehrter Rollenverteilung" absolvierte. Der Versuchsleiter stellte Fragen, und der Proband antwortete mit „ J a " oder „Nein" im Hinblick auf das von ihm gedachte Objekt. Dabei wurde der anschließende Rollentausch bereits angekündigt. Natürlich demonstrierte der Versuchsleiter eine rationelle Fragestrategie, die den Unsicherheitsgrad über der Objektmenge durch hierarchisches, an den Objektklassen orientiertes Vorgehen mit jedem Schritt maximal einschränkte (Strategie I). Demgegenüber neigen die Kinder, insbesondere die jüngeren, zum sukzessiven Abfragen einzelner Objekte (Strategie II — auf Teilklassen dieser Strategien wird hier nicht eingegangen). Die Einführung der Variation zwischen A und B (ohne bzw. mit

J . LOMPSCHER U. G. STANNIEDER, Analyse und Ausbildung von Regulationskomponenten

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Demonstration einer rationellen Strategie, ohne diese jedoch speziell zu kommentieren oder anderweitig bewußtzumachen) bewirkte eine last völlige Umkehrung des Verhältnisses zwischen beiden Strategien: In Gruppe A I : 11 = 25 : 65, in Gruppe B = 57 : 33 (die Zahlen bezeichnen die absoluten Häufigkeiten von je 18 Probanden bei 5 Wahlen). Die Verteilung auf die Klassenstufen geht aus Abbildung 4 hervor.

Abb. 4. Häufigkeit der Strategiearten in den Klassenstufen, getrennt nach Versuchsreihe A (oben) und B (unten)

Während bei Gruppe A eine eindeutige, erwartungsgemäße Altersabhängigkeit hervortritt, ist dies bei Gruppe B nicht der Fall. Die Demonstration rationellen Fragens regte die Schüler 4. und 5. Klassen zu planmäßiger Suche an und bewirkte eine erhebliche Effektivitätssteigerung ihrer kognitiven Leistung unter den konkreten Versuchsbedingungen. Dabei ist das einfache Vormachen (und Nachahmen) einer effektiven Problemlösungsstrategie weder die einzige noch die günstigste Bedingung für ihre Ausbildung. Die gezielte Vermittlung und systematische Ausbildung entsprechender Regelsysteme und Handlungsverfahren (nicht im Sinne verbaler Reproduktion, sondern als Mittel der Orientierung und Regulation des kognitiven Verhaltens) enthält offensichtlich noch weitergehende Potenzen des Aufbaus lei-

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stungsfähiger kognitiver Strukturen und Strategien bei den Schülern (vgl. z. B. PTPPIG, 1 9 7 1 , LOMPSCHER u n d M i t a r b . , 1 9 7 5 , KÖSTER, 1 9 7 9 ) . G e g e n w ä r t i g

wird

untersucht, wie sich bei Schülern heuristische Strategien durch Aneignung entsprechender Regeln und Verfahren unter den Bedingungen einer Dialogsituation (vgl. MATJUSCHKIN, 1979) ausbilden, indem z. B. Funktionen des Kontrolleurs und Opponenten eingeführt und im Prozeß des Problemlösens allmählich mit der des Problemlösers vereinigt werden (vgl. GALPERIN und DANILOWA, 1978). In einer Pilotstudie konnte beispielsweise u. a. festgestellt werden, daß Schülern 9. Klassen kooperatives Lösen von Licht-Schalter-Aufgaben in Zweier-Gruppen eindeutig besser gelang, wenn bei ihnen vorher eine „Methode der gemeinsamen Arbeit" ausg e b i l d e t w o r d e n w a r (RIEMSCHÜSSEL u n d ULBRICH, 1 9 7 9 ) .

Der pädagogische Prozeß, in dem die Lerntätigkeit abläuft und sich weiterentwickelt, ist seinem Wesen nach von sehr komplexer Natur. Aspektuntersuchungen der dargestellten Art sind eine Möglichkeit, die vielschichtige Determiniertheit pädagogisch geführter Lerntätigkeit mehr und mehr „in den Griff" zu bekommen, indem bestimmte Abhängigkeiten zwischen möglichst eindeutig definierten Anforderungen und Lernbedingungen sowie Effekt- und Prozeßvariablen aufgedeckt werden, und zwar in relativ überschaubaren Situationen und Zeiträumen. Die Komplexität kann aber nicht in eine S u m m e relativ isolierter Aspekte aufgelöst werden. Es muß deshalb auch von anderen Ausgangspunkten her an die psychologische Analyse der Lerntätigkeit herangegangen werden. Ein solcher Ausgangspunkt ist die Konstruktion und Realisierung komplexer Lehrstrategien über größere Zeiträume und Inhalte und die möglichst differenzierte Analyse der dadurch bewirkten psychischen Veränderungen (im Sinne sowohl der Effekt- als auch insbesondere der Prozeßanalyse). Aspektuntersuchungen der vorher referierten Art gehen als Voraussetzung und Bestandteil in diese Vorgehensweise ein, wobei sie unterschiedlich akzentuiert sein können, z. B. allgemein- oder differential- oder entwicklungspsychologisch. Als besonders produktiv hat sich in den letzten J a h r e n die von DAWYDOW (1977) auf der Grundlage der dialektischen Logik entwickelte Lehrstrategie des „Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten" erwiesen, die auf die Ausbildung theoretischer Verallgemeinerungen bei den Schülern und damit einer gegenüber dem bisher Bekannten wesentlich veränderten Qualität von Begriffs-, Regel- und Verfahrenssystemen, kognitiven Interessen u. a. abzielt (vgl. auch MARKOWA, 1 9 7 7 , LOMPSCHER, 1 9 7 8 ) . U n t e r s u c h u n g e n , d i e v o n u n s i n u n t e r s c h i e d -

lichen Unterrichtsfächern, vor allem der Mittelstufe, durchgeführt wurden (OHL, 1973, SCHULZE, 1977, LE und DUONG, 1978 u. a.), machten deutlich, daß hier nicht nur große Potenzen f ü r die .Effektivitätssteigerung der Lerntätigkeit entsprechend den gesellschaftlichen Anforderungen und Bedingungen liegen, sondern sich auch neue Möglichkeiten der psychologischen Analyse der Lerntätigkeit, ihrer Regulationsmechanismen und Entwicklungsprozesse eröffnen. Als Beispiel sei eine Untersuchung angeführt, in der vier leistungshomogene Versuchsgruppen aus insgesamt 60 Schülern 5. Klassen in die Physik eingeführt wurden, und zwar je zwei nach der Strategie des Aufsteigens vom Abstrakten zum Kon-

J . LompSCHBR u. G. S t a n n i e d e b , Analyse und Ausbildung von Regulationskomponenten

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kreten (V t ) bzw. nach einer Adaption des gültigen Lehrplans der 6. Klasse (V2). Zwei Forschungslehrer unterrichteten je eine Gruppe beider Varianten. Weitere 55 Schüler 5. Klassen dienten als Kontrollgruppe (K). Im Unterschied zum gültigen Lehrplan (nach dem Physik in der 6. Klasse beginnt) wurde in Y t konsequent das Teilchenmodell als Erklärungsprinzip für die Aneignung physikalischer Sachverhalte realisiert. Auf der Grundlage praktisch-experimenteller Tätigkeit der Kinder und vielfältiger Veranschaulichung wurde der Teilchenbegriff eingeführt und relativ differenziert analysiert. Unterschiedliche konkrete Erscheinungen wurden damit erklärt und in eine schrittweise entstehende begriffliche Makrostruktur eingeordnet. Konkretes wurde mit Hilfe des Abstrakten analysiert, und das Abstrakte dabei inhaltlich angereichert, konkretisiert. Dabei wurde das Problemlösen systematisch als Lernhandlung eingesetzt und ausgebildet. Die Lernergebnisse zeigten nun nicht nur eine Überlegenheit von Vi hinsichtlich der Aneignung physikalischer Grundkenntnisse (bei deutlichen Unterschieden zwischen den von verschiedenen Lehrern geführten Gruppen), sondern auch bemerkenswerte Transferwirkungen. Trotz geringen Zeitvolumens (insgesamt 28 Unterrichtsstunden) und bei z. T. ungünstigeren Bedingungen im Vergleich zum normalen Klassenunterricht (geringe Erfahrung der Lehrer mit der Lehrstrategie, Mangel an adäquaten Lern- und Arbeitsmitteln, Realisierung außerhalb des obligatorischen Unterrichts u. a.) zeigten sich bei V4 höhere Verallgemeinerungs- und Abstraktionsleistungen. So wurde das Lösungsprinzip beim „Turm von Hanoi" (als 4-Scheiben-Problem) schneller und sicherer gefunden. E s zeigten sich auch bereits gewisse, allerdings noch nicht stark ausgeprägte Unterschiede hinsichtlich der Entwicklung kognitiver Interessen. So wurden in Vj bei der Möglichkeit, zwischen 5 unterschiedlich anspruchsvollen Aufgabenarten zu wählen, häufiger schwierige Anforderungen bevorzugt als in V 2 und K . Ohne hier auf Einzelheiten eingehen zu können, läßt sich feststellen, daß die bisherigen Versuche zur Realisierung der Lehrstrategie des Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten, die notwendigerweise mit umfangreichen Vorarbeiten zur Analyse und Konstruktion des Lerngegenstands und der Lernbedingungen verbunden sind, Möglichkeiten erheblicher kognitiver und motivationaler Veränderungen bei den Schülern kenntlich machen. Zur genaueren Analyse der damit zusammenhängenden Probleme ist es einerseits erforderlich, die Lerntätigkeit über größere Zeiträume und gleichzeitig an unterschiedlichen Lerngegenständen systematisch auszubilden (gegenwärtig wird ein Unterrichtsexperiment vorbereitet, das mehrere Fächer vom 4. bis zum 6. Schuljahr umfassen wird). Andererseits müssen die dabei ablaufenden kognitiven und motivationalen Veränderungen sowie die ihnen zugrundeliegenden Regulations- und Verarbeitungsmechanismen so differenziert und gründlich wie möglich analysiert werden.

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Z. Psychol. B d . 188 (1980) H. 3

2. Analyse und Ausbildung van Handlungen und psychischen Regulationskomponenten im Bereich der gesellschaltlich-politischen Tätigkeit Auch im Bereich der gesellschaftlich-politischen Tätigkeit konzentrierten sich psychologische Untersuchungen auf Probleme der effektiven Organisation der Tätigkeit zwecks Herausbildung spezifischer Handlungen und anforderungsbezogener Regulationskomponenten sowie deren- Analyse. Eine in der gesellschaftlich-politischen Tätigkeit in unterschiedlichen Zusammenhängen wiederkehrende Aufgabe ist die Leitung von Diskussionen in größeren oder kleineren Gruppen. W E N D T (1977) untersuchte, wie dafür erforderliche Handlungen auf effektivem Wege auszubilden sind. Über eine Anforderungsanalyse wurden in einem ersten Schritt wesentliche Teilanforderungen, die bei der Lösung der Gesamtaufgabe zu bewältigen sind, ermittelt. Ebenso wurden die dafür erforderlichen psychischen Regulationskomponenten theoretisch und empirisch bestimmt. In Anlehnung an die Theorie G A L P E R I N S (Autorenkollektiv 1 9 6 7 , 1 9 7 2 ) über die Rolle der Orientierungsgrundlage und K O S S A K O W S K I S über die Entwicklung der eigenständigen Handlungsregulation ( K O S S A K O W S K I und E T T R I C H , 1 9 7 3 ) wurde zum Zweck der Ausbildung von Fähigkeiten zur selbständigen Diskussionsleitung im Rahmen von Kleingruppenexperimenten eine vollständige Orientierungsgrundlage in verallgemeinerter Form vermittelt. Diese wurde dabei gleichzeitig im Verlauf der Experimente sukzessiv reduziert. In der Orientierungsgrundlage wurde jede Handlungsforderung zugleich sachlich, zum Teil auch durch Hinweis auf ihre Bedeutung für die persönliche Bewährung als Diskussionsleiter begründet. Diese Maßnahme sollte die Identifizierung mit den Handlungsforderungen stimulieren. W E N D T realisierte die Befähigungsmaßnahmen in zwei Varianten. In Variante 1 erhielten die Probanden eine Orientierungsgrundlage und leiteten anschließend in 4 Trainingsexperimenten (Exp. B bis Fl) je 10 Minuten die Diskussion der Kleingruppe, die aus 5 Schülern einer Klasse bestand. In weiteren 20 Minuten nahmen sie in der Kleingruppe an der Diskussion teil. Dabei konnten sie gleichzeitig die Tätigkeit von zwei weiteren Diskussionsleitern beobachten und anhand der Orientierungsgrundlage einer kritische Analyse unterziehen. In der Variante 2 erhielten die Probanden die gleiche Orientierungsgrundlage. Sie wurden aber selbst nicht unmittelbar als Diskussionsleiter tätig, sondern nahmen lediglich an der Diskussion in den Kleingruppen teil, konnten dabei aber die Tätigkeit von drei Diskussionsleitern (insgesamt 30 Minuten pro Experiment) beobachten und analysieren. Auf die Analyse und Bewertung der Tätigkeit der Diskussionsleiter, die nach jedem Experiment vorzunehmen war, waren die Probanden beider Varianten ausdrücklich hingewiesen worden. Die Ergebnisse zeigen, daß die Probanden in beiden Varianten einen Lerngewinn erzielten. Sie leiteten die Diskussion im Endexperiment F selbständiger als im Ausgangsexperiment A. Sie erfüllten dabei alle jene Anforderungen auf einem höheren Niveau, auf die sie zuvor ausdrücklich orientiert wurden, das heißt, sie bestimmten in zunehmendem Maße selbst, wer diskutiert,

J . LOMPSCHEB u. G. STANNIEDER, Analyse und Ausbildung von Regulationskomponenten

267

brachten selbst interessante Probleme in die Diskussion, achteten immer mehr darauf, daß jeder seine Meinung sagt, also aktiv an der Diskussion beteiligt ist und anderes mehr. Aus Abbildung 5 ist ersichtlich, daß in Variante 1 von den Probanden ein höherer Lerngewinn erzielt wurde. Bemerkenswert ist aber daneben die signifikante Verbesserung der Aufgabenbewältigung auch in Variante 2. Hier zeigt sich eine relativ hohe Effektivität des Beobachtungslernens, das sich auf der Grundlage einer vollständigen Orientierungsgrundlage und der Orientierung auf die Analyse der an anderen beobachteten Tätigkeit vollzieht. Dieses Ergebnis ist sicher von Relevanz für die Lenkung pädagogischer Prozesse. Zumindest regt es dazu an, noch gezielter nach Situationen und Bedingungen im pädagogischen Prozeß zu suchen, in bzw. unter denen das Lernen durch Beobachtung (auf Grundlage einer voraus erarbeiteten Orientierungsgrundlage für die betreffenden Handlungen) im Sinne der Effektivitätssteigerung pädagogischen Geschehens gezielter organisiert werden kann. Variante 1 [

Exp. A

| Variante

Exp. F

2

Abb. 5. Entwicklung der Fähigkeit zur selbständigen Diskussionsleitung laut Schätzurteil der Beobachter (Mediane)

Die so gelenkte Beobachtung der Tätigkeit anderer kann für die Ausbildung von Handlungen unter bestimmten Bedingungen sogar effektiver sein als die unmittelbare Handlungsausführung. So geht aus den von WENDT gleichzeitig vorgenommer nen differentialpsychologischen Analysen hervor, daß Schüler mit einem sehr niedrigen Ausgangsniveau (schwach ausgeprägte Fähigkeit zur Diskussionsleitung) entgegen der allgemeinen Tendenz den höchsten Lerngewinn in Variante 2 zu verzeichnen haben. Sie lernen also zumindest zunächst besser, wenn sie die Tätigkeit anderer beobachten und durch Vergleich mit der Orientierungsgrundlage analysieren und bewerten können. Möglicherweise stellt die unmittelbare Handlungsausführung für diese Schüler zunächst eine überhöhte Anforderung dar. In

verschiedenen

Untersuchungen

(STANNIEDER,

1975,

1978,

WENDT,

1977,

MYLXÜS, 1978) haben sich Komponenten des Selbstbewußtseins, unter anderen Besonderheiten des Selbstvertrauens der Persönlichkeit als wesentliche habituelle Regulationskomponenten erwiesen. Neben spezifischen Sach- und Verfahrenskenntnissen, sozial-kooperativen Einstellungen und anderen Eigenschaften beeinflussen Merkmale des Selbstvertrauens den Handlungsverlauf und das Handlungsergebnis bei der Bewältigung kollektiver Anforderungen in entscheidendem Maße. Dieses Ergebnis verschiedener konstatierender Untersuchungen war Anlaß für. experimentelle Untersuchungen zur Ermittlung effektiver Formen der Tätigkeitsgestaltung zwecks gezielter Herausbildung spezifischer Merkmale des Selbstvertrauens.

268

Z. Psychol. Bd. 188 (1980) H. 3

NOWOTNY (1979) stellte sich das Ziel, das Selbstvertrauen von Schülern im Prozeß ihrer Befähigung zur Leitung kollektiver Tätigkeiten sowohl zu erhöhen als auch zu adäquatisieren. Entsprechend dieser Zielstellung wurden Probanden mit einem etwa mittelhohen Selbstvertrauen gegenüber Leistungsanforderungen, das zugleich inadäquat war, ausgewählt. Die eine Hälfte der Probanden zeigte ein überhöhtes, die andere Hälfte ein zu niedriges Selbstvertrauen. Probanden waren Schüler aus siebenten Klassen. E s wurden insgesamt 16 Kleingruppen mit je 4 Schülern aus einer Klasse gebildet. Als Gruppenleiter (Probanden) wurde je ein Schüler mit den gekennzeichneten Merkmalen des Selbstvertrauens eingesetzt. Zwecks Herausbildung der angezielten Merkmale des Selbstvertrauens wurde ein komplexes Maßnahmesystem angewandt:

a) Die Probanden wurden differenziert mit den Anforderungen an einen Leiter vertraut gemacht. Sie erhielten eine umfassende Orientierungsgrundlage in verallgemeinerter Form und wurden natürlich auch für die Aufgabe motiviert. Hierdurch sollte zum ersten eine erfolgreiche Handlungsausführung gewährleistet, den Probanden aber auch ein System von Kriterien für die Einschätzung der eigenen Tätigkeit vermittelt werden. b) Die Probanden wurden nach jedem Experiment aufgefordert, ihre Tätigkeit anhand von 12 Kriterien — sie beinhalten wesentliche Anforderungen an einen Leiter — einzuschätzen. Vor und nach jedem Experiment äußerten sie ferner anhand dergleichen Items ihr Zutrauen zur Bewältigung von Leitungsanforderungen im Hinblick auf die jeweils nachfolgende Aufgabe. Durch diese Maßnahmen sollte der Prozeß der Reflexion über die eigene Tätigkeit als eine wesentliche Voraussetzung für die Korrektur der Selbstbeurteilung und Selbstbewertung stimuliert werden. c) Als eine weitere Maßnahme, speziell zur Adäquatisierung des Selbstvertrauens, wurden Stellungnahmen zu den Zutrauensäußerungen organisiert, die Probanden also mit Fremdeinschätzungen konfrontiert. Dabei wurden einige ausgewählte Einschätzungen bestätigt, einige als überhöht, einige als zu niedrig gekennzeichnet. Lagen keine Uberschätzungen bzw. Unterschätzungen vor, so entfielen natürlich die entsprechenden Stellungnahmen. In der Regel waren aber in den Fremdeinschätzungen die genannten drei qualitativen Kennzeichnungen enthalten. Diese Stellungnahmen wurden ferner unter Bezugnahme auf die Leitungstätigkeit im vorausgegangenen Experiment begründet. Beabsichtigt wurde durch die beschriebene Maßnahme vor allem eine Korrektur der Maßstäbe für die Selbstbewertung. Durch die Konfrontation mit den Fremdeinschätzungen werden die Probanden mit den Bewertungsmaßstäben anderer bekannt und können sie zu den eigenen in Beziehung setzen. Die beschriebenen Stellungnahmen zu den Zutrauensäußerungen wurden in zwei Varianten realisiert. In Variante A äußerte sich der Versuchsleiter, in Variante B äußerten sich die Kleingruppenmitglieder, also jene Schüler, die in den Exprimenten von den Probanden bei der Lösung von Gruppenaufgaben geleitet wurden. Das beschriebene komplexe Maßnahmesystem erwies sich insgesamt als hoch effektiv

J . L O M P S C H E R U. G . S T A N N I E D E R ,

1

i AA1

1 A

Analyse und Ausbildung von Regulationskomponenten

1 B

—~—1

1

1

C

D

Experimente

E

Í

TT

F

Eh

= Variante

B

Variante

A

269

Abb. 6. Entwicklung der Höhe des Selbstvertrauens von der Ausgangsanalyse 1 (AA 1) bis zur Endanalyse (EA) in den Varianten A und B

sowohl für die Herausbildung des Leitenkönnens als auch für die Erhöhung und Adäquatisierung des Selbstvertrauens. In allen drei Parametern wurden signifikante Veränderungen in angezielter Richtung erreicht, und zwar sowohl in Variante A als auch in Variante B. Ein Vergleich der Entwicklung in beiden Varianten weist dabei jedoch eine höhere Wirksamkeit der Variante B für die aktuelle Beeinflussung desSelbstvertrauens auf. Aus Abbildung 6 ist ersichtlich, daß die Probanden in Variante B ihr Selbstvertrauen schneller erhöhen — sie haben vor allem einen höheren Anfangsanstieg — und im Endexperiment (F) auch das höhere Endniveau erreichen. Der Abfall des Selbstvertrauens nach Beendigung der Experimente bis zur Endanalyse (etwa 14 Tage nach Exp. F) weist zwar darauf hin, daß die neue Qualität noch nicht hinreichend stabilisiert werden konnte. Während der Experimente zeigten die Probanden unter den gekennzeichneten Tätigkeitsbedingungen jedoch ein höheres Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Das kommt auch unmittelbar in Besonderheiten ihrer Leitungs-

270

Z. Psychol. Bd. 188 (1980) H. 3

tätigkeit zum Ausdruck, die unter anderem durch die Registrierung des gesamten Interaktionsgeschehens in der Kleingruppe anhand von 11 Beobachtungskategorien erfaßt wurde. So weisen die Probanden in Variante B durchschnittlich eine höhere Anzahl an Interaktionsausstrahlungen und eine höhere Differenz zwischen Ausstrahlungen und Empfängen auf. Die Probanden der Variante B' treten also im Gruppengeschehen dominanter auf; sie bestimmen das Gruppengeschehen in stärkerem Maße. Gerade diese genannten Merkmale hatten sich in vorangegangenen Untersuchungen (vgl. S T A N N I E D E R , 1978) als kennzeichnend für Schüler mit hohem Selbstvertrauen (gegenüber Schülern mit niedrigem Selbstvertrauen) bei der Leitung kollektiver Tätigkeiten erwiesen. Auch die Anzahl adäquater Zutrauensäußerungen steigt in Variante B schneller an (vgl. Abb. 7). In Variante A bleibt sie zunächst über drei Experimente unverändert. (Der Abfall der Exp. D ist mit Besonderheiten dieser Aufgabe zu erklären. In diesem Zusammenhang soll darauf nicht näher eingegangen werden). Die Ergebnisse machen deutlich, daß das in Variante B höhere Selbstvertrauen der Probanden zugleich adäquater ist. Die Urteile der Kleingruppenmitglieder (sie waren zugleich Klassenkameraden) sind also für die Schüler offensichtlich bedeutsamer als die des Versuchsleiters. Die Probanden passen sich in ihren Äußerungen über sich selbst der Meinung der Gruppenmitglieder in stärkerem Maße an. Es muß jedoch weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben, zu klären, ob sich die Gruppenmeinung auch für die Stabilisierung neuer Einstellungen als effektiver erweisen wird und unter welchen Bedingungen sich überhaupt auf dem effektivsten Wege stabile Veränderungen von Einstellungen zu sich selbst erreichen lassen. ^

Variante

A

Experimente Abb. 7. Anzahl adäquater Zutrauensäußerungen in den Varianten A und B und in den Experimenten A bis F

J. Lompscheru. G. Stannieder, Analyse und Ausbildung von Regulationskomponenten

271

Die Integration eines jeden Schülers in das Kollektiv, seine Einbeziehung in die kollektive Tätigkeit ist zweifellos eine notwendige Bedingung für seine harmonische und allseitige Persönlichkeitsentwicklung. In verschiedenen konstatierenden Untersuchungen zeigte sich, daß enge Wechsélbeziehungen bestehen zwischen dem Grad der Integration eines Schülers in das Klassenkollektiv einerseits und seiner Fähigkeit, sich kooperativ zu verhalten, kollektive Tätigkeiten zu leiten sowie verschiedenen sozial-kooperativen Einstellungen andererseits. R E T Z (1979) nahm dieses Ergebnis zum Anlaß, um den Einfluß kollektiver Tätigkeiten auf die Entwickung sozialer Gruppenbeziehungen zu untersuchen. Die gemeinsame erfolgreiche Lösung von Aufgaben, bei denen der Erfolg der Gruppe von jedem einzelnen abhängt, und die Motivierung der Schüler für eine gute Zusammenarbeit werden als wesentliche Bedingungen für die Herausbildung von Beziehungen der gegenseitigen Achtung und Anerkennung sowie kooperativer Haltungen angesehen und daher bewußt organisiert. E s wurden 16 Kleingruppen mit je 4 Schülern (aus siebenten Klassen) nach den Ergebnissen des Gruppenbewertungsverfahrens (GBY) zusammengestellt. Dabei lehnten sich die Schüler in 8 Gruppen gegenseitig als Kooperationspartner ab (Minusgruppen), in 8 Gruppen wählten sie sich als Kooperationspartner (Plusgruppen). Aus jeder Gruppe wurde ein Schüler, und zwar der sozial arti schwächsten integrierte, als Gruppenleiter ausgewählt. Er wurde durch Handlungsorientierungen ip die Lage versetzt, die Gruppenarbeit zu leiten, so daß eine erfolgreiche Tätigkeit der Gruppe auch von dieser Seite her gesichert wurde. Die Gruppen kamen insgesamt an 5 Tagen je 30 Minuten zusammen und fertigten ein gefordertes Produkt an (z. B. Wandschmuck, Spielzeug). Die Ergebnisse zeigen, daß die Plus- und Minusgruppen sich nur noch in der ersten Zusammenkunft hinsichtlich ihrer Zusammenarbeit signifikant unterschieden, wobei die Plusgruppen naturgemäß besser zusammenarbeiteten. Schon in der zweiten Zusammenkunft sind diese Unterschiede nicht mehr vorhanden und treten auch bis zur fünften Zusammenkunft nicht mehr auf. Wurden Gruppenleiter der Minusgruppen hinsichtlich verschiedener für die Leitungstätigkeit relevanter Verhaltensweisen (Einteilen der Arbeit, Beachten von Meinungen und Vorschlägen der Gruppenmitglieder) von den Gruppenmitgliedern in der ersten Zusammenkunft eindeutig negativer als die der Plusgruppe eingeschätzt, so sind auch diese Unterschiede in der fünften Zusammenkunft so gut wie aufgehoben. Dieses Ergebnis zeigt, daß die selbständige Bewältigung von Aufgaben in der Kooperation, wobei der einzelne für die kooperative Tätigkeit motiviert und die selbständige kooperative Lösung der Aufgabe gesichert ist, wirksame Bedingungen für die Herausbildung kollektiver Beziehungen sind. In dem vorgestellten Experiment wurde bereits nach einmaliger gemeinsamer Tätigkeit eine merkliche Verbesserung der Zusammenarbeit beobachtet, nach fünf Zusammenkünften in den Minusgruppen eine stärkere Akzeptierung und Anerkennung des einzelnen als Kooperationspartner. In einer Nachuntersuchung, die nach einem J a h r — wieder mit dem G B V — durchgeführt wurde, waren die in den Experimenten erzielten positiven Effekte, wenn auch bereits in abgeschwächter Form, noch nachzuweisen.

272

Z. Psychol. Bd. 188 (1980) H. 3

Zusammenfassung Unter Bezugnahme auf die zentrale Bedeutung der Tätigkeit für die Persönlichkeitsentwicklung wird davon ausgegangen, daß die Aneignung gesellschaftlich geforderter Eigenschaften der zielgerichteten Organisation der Tätigkeit bedarf. Diese wiederum erfordert es, die zur Ausbildung bestimmter Handlungsverfahren, Verhaltensweisen, Einstellungen usw. notwendigen Tätigkeiten und die sie determinierenden Regulationskomponenten zu bestimmen. Exemplarisch wird über Untersuchungen zur Analyse und Ausbildung von Regulationskomponenten der kindlichen Tätigkeit im Bereich der Lerntätigkeit und gesellschaftlich-politischen Tätigkeit berichtet, wobei Fragen der effektiven Organisation der Tätigkeit, auch unter Beachtung psychischer Besonderheiten der Persönlichkeit, besondere Beachtung finden.

Summary The central role of activity in personality develbpment makes it necessary to organize goal directed activities for the acquisition of traits which are considered useful by society. This in turn makes it necessary to determine activities and components of their regulations in order to develop specific behavior, attitudes etc. Empirical investigations and results on the analysis and the development of components of regulation in the activity of children especially in the field of learning and political activity are dealt with.

Pe3ioMe yrHTHBaH peuiaiomee aHanemieFLEHTEJIBHOCTHFLJINpa3BHTHH JIHHHOCTH, aBTopn HCXORHT H3 Toro, (JiopMiipoBaHMe TpeSyeiaux OßMECTBOM KaiecTB JIHHHOCTH HyutflaeTCH B i^eneHanpaBJieHHOÄ

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Analyse und Ausbildung von Regulationskomponenten

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18

Z. Psychologie 188-3

274

Z. Psychol. Bd. 188 (1980) H. 3

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Aus dem Wissenschaftsbereich Psychologie der Sektion Arbeitswissenschaften der Technischen Universität Dresden und dem Zentralinstitut für Kybernetik und Informationsprozesse der Akademie der Wissenschaften der D D R

Psychophysiologische Aufwandsbestimmung als Grundlage der Effektivitätsbeurteilung von Arbeitstätigkeiten 1 V o n P . RICHTER, P . G . RICHTER, Ch. SCHMIDT u n d B . STRAUBE Mit 4 Abbildungen

1. Einleitung Die Bewertung der Gestaltung von Arbeitstätigkeiten schließt die Beurteilung der Beeinträchtigungslosigkeit (Zumutbarkeit) ein. Die Vermeidung psychischer und physischer Fehlbeanspruchung ist eine unerläßliche Voraussetzung für die Gewährleistung der Persönlichkeitsförderlichkeit von Arbeitstätigkeiten (HACKER, 1978). Die Analyse der Ursachen und Folgen psychischer Fehlbeanspruchungen erfordert die Entwicklung praktikabler handlungsorientierter Methoden der Beanspruchungsanalyse. Seit über 2 Jahrzehnten werden hierzu im Dresdener Arbeitskreis Labor- und Felduntersuchungen durchgeführt. Die Arbeiten konzentrierten sich auf die Nutzung — akustischer und visueller Analysatorleistungen (HACKER, 1 9 5 8 , REIBETANZ, 1 9 6 8 , PLATH, 1 9 7 6 ) sowie — perzeptiver Klassifikations- und Urteilsleistungen (KRATZER und ZIMMER, 1 9 7 4 , RICHTER, 1976) als Ermüdungsindikatoren und auf — die Entwicklung von Verfahren zur Skalierung erlebter Beanspruchungsursachen und -folgen (ZIMMER und KRATZER, 1 9 7 6 , PLATH und RICHTER, 1 9 7 8 ) . Die-konzeptionellen Bemühungen waren auf eine handlungspsychologische Integration getrennt entwickelter Konzepte des Stabilitätszustandes von Handlungsstrukturen und der Aktivierungstheorie gerichtet (STRAUB, 1968, PLATH, 1 9 7 3 , HACKER, 1 9 7 4 ) .

Die Analyse und Bewertung der Stabilität der Handlungsvollzüge und des dafür erforderlichen organismischen Aufwands erfordert über diskret messende Verfahren hinaus Indikatoren des Aktivitätszustandes des ZNS, die eine kontinuierliche Erfassung von Aktivitätsveränderungen gestatten. Die folgenden Ausführungen beschäftigen sich mit der Aussagekraft der Herzfrequenz als Indikator des psychophysischen Aufwands und ihrer Verwendbarkeit unter Feldbedingungen. Die diesem Artikel zugrunde liegenden Untersuchungen wurden im Rahmen der Vertragsforschung mit dem Forschungsverband Arbeitsmedizin durchgeführt. 1

18*

276

Z. Psychol. B d . 188 (1980) H. 3

2. Psychophysischer Aufwand und Handlungsregulation Der Ermittlung des psychophysischen Aufwands kommt entscheidende Bedeutung bei der Bewertung der Effektivität von Lern- und Trainingsprozessen, der Analyse der menschlichen Zuverlässigkeit in Mensch-Maschine-Systemen ( G E H R I N G und T I M P E , 1976, T I M P E , 1976) sowie bei der Identifizierung und Bewertung von Fehlbeanspruchungen zu. Psychophysiologische Aufwandsparameter sind im Rahmen von Beanspruchungsfragestellungen unerläßlich, da sich in Leistungsmerkmalen, speziell in der Zeitdauer der Aufgabenbewältigung kompensatorische und antizipatorische Strukturveränderungen der Handlung nur resultativ abbilden und keine eindeutigen Aussagen über den erforderlichen Aufwand gestatten. Aufwand wird als bedingungs- und zeitabhängige Intensität des Einsatzes psychophysischer Leistungsvoraussetzungen bei der Bewältigung von Arbeitsanforderungen gefaßt. Diese Einsatzintensität ist operational meßbar in Kenngrößen der zentralnervösen Aktiviertheit sowie deren Erlebensäquivalent, der erlebten Anspannung bzw. Anstrengung ( B A R T E N W E K F E R , 1969, D A H L und S P E N G E , 1971). Die Vielzahl kovariierender und moderierender Variablen, deren Kontrolle besonders unter kasuistisch angelegten Feldstudien erschwert ist, erfordern ein mehrdimensionales Analyse- und Bewertungskonzept. Ein innerhalb von Toleranzgrenzen stabiler zeitlicher Verlauf von Aktivierungsprozessen ist Voraussetzung für eine zielgerichtete Handlungsausführung. Die für beeinträchtigende Beanspruchungsfolgen charakteristischen Destabilisierungsvorgänge psychischer Regulationen gehen einher mit kurz- oder längerfristigen Desaktivierungen und verzögerten Restabilisierungsvorgängen des handlungsspezifischen Aktivitätsnivaus. Erwerb wie ermüdungsbedingter Verlust der Handlungseffizienz sind verbunden mit Labilisierungen und Niveauverstellungen aktivationaler Prozesse. Das Entstehen arbeitbedingter psychischer Ermüdung ist gekennzeichnet durch eine Folge von Destabilisierungs- und Kompensationsvorgängen, deren relativ einheitliche zeitliche Sukzession eine Operationalisierung von Ermüdungsgraden gestattet (SCHMIDTKE, 1965, R O H M E R T und L U C Z A K , 1973). Kennzeichnend für die zielgerichtete, antizipatorische Regulation des beanspruchten Organismus sind eine Reihe von Verhaltensstrategien, die es gestatten, durch kompensatorische Maßnahmen eine — zumindest vorübergehende — Handlungsstabilität wiederherzustellen. Bei diesen wiederholt beschriebenen Maßnahmen handelt es sich um Methoden (Strategien)-Variationen der Tätigkeitsausführung, um Zielhierarchieänderungen verbunden mit AnspruchsniveauVerstellungen und motivationalen Veränderungen bis hin zum systemstabilisierenden Tätigkeitsabbruch ( N I T S C H , 1973, H A C K E R und Mitarb. 1978, S P E R A N D I O , 1978, K Ü N S T L E R , 1980). Alle diese reaktiven oder proaktiven Maßnahmen der Sicherung optimaler anforderungs- und individualspezifischer Selbstbeanspruchung sind verbunden mit Änderungen des organismischen Aufwands. In diesem spiegeln sich gleichsam die organismischen „Kosten" der Anforderungsbewältigung wieder. Gegenwärtig ist unter Feldbedingungen die Herzfrequenz (HF) der am häufigsten

P. RlCHTEE U. a., Psychophysiologische Aufwandsbestimmung — Effektivitätsbeurteilung

277

verwendete Aktivierungsindikator. Im folgenden wird zwischen tonischen und phasischen Parametern der HF unterschieden. Unter tonischen Parametern werden zeitbezogene Verteilungskenngrößen (Mittelwert, Streuung), bestimmt über Zeitintervalle von mindestens 30 bis 60 Sekunden, verstanden. Phasische HF-Merkmale werden als ereignisbezogene, relativ kurzdauernde Reaktionen (maximal 20 bis 30 Sekunden) definiert, die mit dem arousal-Mechanismus nach PRIBRAM und MCGTIINNESS (1975) in Verbindung gebracht werden. Sie kennzeichnen den momentanen kognitiven Aufwand. Tonische HF-Parameter finden vor allem im Rahmen der korrigierenden Arbeitsgestaltung zur Kennzeichnung der Handlungseffizienz und Identifizierung von Ermüdungsgraden Verwendung. Phasischen Parametern kommt zunehmend Bedeutung bei der Aufwandsanalyse elementarer kognitiver Operationen unter Labor-und Feldbedingungen zu (projektierende Arbeitsgestaltung). Die Verwendung der H F als Aufwandsparameter im Rahmen arbeitspsychologischer Aufgabenstellungen soll im folgenden demonstriert werden.

3. Verwendung tonischer Herzfrequenzparameter zur Effizienzbeurteilung von Arbeitstätigkeiten 3.1. Fragestellung Die Verwendung der Herzfrequenz und ihrer Variabilität, die gewissermaßen einen Integralwert der organismischen Gesamtbeanspruchung darstellt, für die Bewertung geistiger Arbeit, erfordert die Kontrolle motorischer, thermischer und respiratorischer Einflüsse. Insbesondere die Interpretation von Arhythmiemaßen ist an die Analyse der zeitlichen und inhaltlichen Aufgabenstruktur gebunden. Die Identifizierung ermüdungsbedingter Aktivitätsänderungen erfordert eine simultane Verlaufsanalyse der Herzfrequenz und der motorischen und kognitiven Operationen im Schichtverlauf (ROHMERT u n d LÜCZAJT, 1973, STRASSER u n d Mitarb. 1978). B e -

sondere Bedeutung kommt der Analyse regulativ bedeutsamer Teiltätigkeiten zu. Deren Veränderungen während der beanspruchenden Tätigkeitsausführung läßt Schlüsse auf das Eintreten von Regulationsdestabilisierungen und/oder Kompensationswirkungen zu. Diese Kennzeichnung des psychophysischen Regulationsniveaus ist unerläßlich, um Herzfrequenzänderungen.interpretieren zu können. Innerhalb der informationsumsetzenden Tätigkeiten ist es besonders die Lochertätigkeit, die durch ausgeprägte beeinträchtigende Beanspruchungsfolgen gekennzeichnet ist (NEUBERT, 1977, SINZ, 1978). Erhöhter Krankenstand und Fluktuation

waren Anlaß, um die der Lochertätigkeit vergleichbare Arbeit an Endlosperforatoren in der polygrafischen Industrie zu untersuchen. Screeninganalysen machten die Symptomatik einer quantitativen Überforderung bei gleichzeitiger qualitativer Unterforderung deutlich. Eine psychophysiologische Untersuchung zur Identifizierung des Grades der arbeitsbedingten psychischen Ermüdung und zur Ableitung arbeitsgestalterischer Maßnahmen schloß sich an. Es war zu prüfen, ob vorhandene

278

Z. Psychol. Bd. 188 (1980) H. 3

Leistungsunterschiede auf einen unterschiedlichen psychophysischen Aufwand zurückgeführt werden können und ob eine integrative Verrechnung von Tätigkeits- und Aufwandsparametern eine Effiziensbewertung der Arbeitstätigkeit erlaubt. 3.2. Untersuchungsmethodik

Bei homogenen Anforderungen (Übertragen eines Prosatextes auf Lochstreifen) wurden an zwei aufeinander folgenden Tagen Schichtauf nahmen durchgeführt ( R I C H T E R und Mitarb., 1978). 8 weibliche Werktätige (auf Grund der Normerfüllung eines Halbjahres in zwei Leistungsgruppen geteilt) wurden einbezogen. Eine differenzierte Tätigkeits- und Verhaltensanalyse erfolgte pro Schichtstunde jeweils 15 min lang. Parallel zur Tätigkeitsstudie wurde die Herzaktivität telemetrisch erfaßt (NAUMANN und Mitarb., 1977). Eine Befindensskalierung erfolgte in Stundenabständen mit Hilfe der Rating-Skalen nach P L A T H (1973). Die Ergebnisdarstellung ist auf die 2. Schichtaufnahme beschränkt, in der keine Anpassimp^reaktionen der physiologischen Parameter mehr nachweisbar waren. 3.3. Leistung»- und Auf wandsstabilität im Schichtverlauf

Eine generelle varianzanalytische Trennung der Leistungsgruppen auf der Basis der Schichtverlaufsdaten gelingt nicht. Ebenso läßt sich bei einer Reihe der erfaßten Parameter keine signifikante Änderung im Schicht verlauf nachweisen (Tab. I). Jedoch sind die Wechselwirkungsvarianzen beider Faktoren bei einer Reihe der Parameter signifikant. Bei Werktätigen mit niedriger Leistung ist mit zunehmender Tätigkeitsdauer eine Instabilität der Handlungsregulation zu beobachten: die Häufigkeit der Kürzestpausen nimmt zu, die Zeit bis zur Fehlererkennung und -korrektur verlängert sich. Auch bei den Leistungskennwerten Zeit/Anschlag und Fehlerhäufigkeit sind am Schichtende gegenüber Werktätigen mit hoher Leistung ungünstigere Werte nachweisbar. Bei Betrachtung der Veränderungen physiologischer und tätigkeitsspezifischer Aufwandsparamter (Abb. 1) wird deutlich, daß die relative Leistungsstabilität der Werktätigen mit hohem Leistungsniveau gebunden ist an eine kompensatorische Aufwandserhöhung im Schichtverlauf: die Häufigkeit von Kontrolloperationen nimmt zu, die mittlere HPD und deren Streuung nehmen ab. Diese kompensatorische Funktion der biologischen Aufwandssteigerung findet einen Niederschlag in den signifikanten Korrelationen zwischen HF-Anstieg im Schichtverlauf und der Verlängerung der Anschlagzeit (r=.76), der Zunahme von Handlungsfehlern (r= .71) und der Häufung von Manuskriptzuwendungen (r = .95) Die Anschlaggeschwindigkeit korreliert mit der mittleren HPD (r = .54, p < .10) und der Varianz der HPD (r = .85). Arbeitskräfte mit großer Schreibgeschwindigkeit haben auch einen größeren Aufwand bei dieser restriktiven Informationsumsetzungstätigkeit. Fehlende Freiheitsgrade in der Abarbeitung der Aufträge lassen offensichtlich keine anderen Kompensationsstrategien zu. Die Skalierung der erlebten Beanspruchung läßt keine Unterschiede zwischen den Leistungsgruppen erkennen.

P. RICHTER U. a., Psychophysiologische Aufwandsbestimmung — Effektivitätsbeurteilung

279

Tabelle I. Signifikanz der Wechselwirkungsvarianzen und Reliabilitätskoeffizienten von Leistungsund Aufwandsparametern Parameterbereich

Leistung/ Verhalten

Aufwand

Signifikanzniveau der F-Tests der Varianzanalyse LeiZeitstungsverlauf niveau (L)X(Z) (Z) (L)

Parameter

x/Zeile Fehler Korrekt Urzeit Kürzestpausen/Sozialkontakte HPD - x HPD - s Kontrollblicke/Tastatur Kontrollblicke/ Manuskript

Reliabilität int. Konsistenz

ReTest













.95 .96

.95 .85

.10

.10

.01

.78

.83



.05

.93

.85





.001 .05

.78 .61

.46 .62





.05

.46

.42

-



.87

.85



_

-

HPD [Vb%]

HPD [msek] 750

10 9

700

8 650

7.90 P< .01 112.

S/U.

7

5J6.

7.18 Std.

F = 4.44 P< .05 7/2.

3./4

5.16.

7/6.

Std.

Abb. 1. Psychologische und physiologische Aufwandsparameter bei leistungsstarken und leistungsschwachen Arbeitskräften im Schichtverlauf (2. Untersuchungstag) F = F-Test der Wechselwirkungsvarianz zwischen Schichtverlauf und Leistungsniveau • 1 leistungsstarke Arbeitskräfte O o leistungsschwache Arbeitskräfte

280

Z. Psycho!. Bd. 188 (1980) H. 3

n,

1 8

60

7

50

6 5

40

4 3 7/2. J./4. 5.16. 7/5. 5td. Blicke zur Tastatur

112. 3./4. 5J6. 7/8' Std. Blicke zum Manuskript

Abb. l

3.4. Bewertung der Handlungsstabilität Der von uns verwendete mehrdimensionale Ansatz erfordert die Einbeziehung unterschiedlicher, verschieden skalierter und z. T. wenig reliabler Verlaufswerte. Eine allen Parametern gemeinsame Beschreibung ist auf dem Niveau relationaler Beziehungen möglich. Folgendes Vorgehen wurde gewählt: 1. Veränderungen von Parametern im Verlaufe der Tätigkeit können beschrieben werden als gegenüber dem Ausgangszustand auftretender Stabilitätsgewinn bzw. -konstanz (Übung, Gewöhnung) oder -Verlust (Ermüdung, Monotonie). 2. Für einzelne Parameter bzw. Parameterkombinationen sind damit Operationalisierungen von Stabilitätszuständen auf verschiedenem Niveau ableitbar. 3. Mit Hilfe eines Algorithmus lassen sich über alle Parameter Konfigurationsmuster als Klassen von Stabilitätszuständen pro untersuchtem Subjekt finden. Dabei ist es möglich, Wechselwirkungen der Parameter im Sinne von „wenn — dann"-Beziehungen zu berücksichtigen. Die Einordnung in die Klassen von Stabilitätszuständen erfolgt auf der Grundlage der zeitlichen Veränderungsbeträge aufeinander folgender Meßzeitpunkte mit Hilfe der Theorie unscharfer Mengen ( S t r a u b e und Mitarb., 1978). Der Ansatz berücksichtigt zunächst noch keine hierarchischen Parameterverkettungen, wie z. B. bei R o H M E R T und Luczak (1973), ermöglicht aber eine kasuistische Bewertung des Stabilitätsverlaufes. In die Stabilitätsbewertung beim Endlosperforatorschreiben gingen die sukzessiven Differenzen von 13 Parametern im Schichtverlauf ein (Abb. 2). Die Veränderungen an den beiden Untersuchungstagen weisen eine für orientierende Feldstudien befriedigende Retest-Reliabilität auf (r t t =.59). Der Stabilitätsverlust ab der 6. Stunde wird am 2. Untersuchungstag signifikant. Die Konse-

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quenzen hinsichtlich der vorwiegend zeitlichen Arbeitsgestaltungsmaßnahmen resultieren aus der integrativen Verlaufskurve. instabil

3.5-

3.0-

2,5 • 7

7 h

Abb. 2. Integrativer Stabilitätsverlauf von 13 analysierten Parametern am 1. und 2. Untersuchungstag (• • 1. Tag, o o 2. T a g )

4. Phasisches Herzfrequenzverhalten und kognitber Aufwand 4.1. Schwierigkeit kognitiver Anforderungen und phasische HF-Reaktion 4.1.1. F r a g e s t e l l u n g

Die in den letzten 10 Jahren durchgeführten allgemein- und klinisch-psychologischen Untersuchungen haben die Existenz phasischer Reaktionsmuster innerhalb der ersten 6 Sekunden nach einer Reizexposition deutlich gemacht. HF-Dezelerationen unmittelbar nach einer Reizexposition begleiten Orientierungsreaktionen, Erwartungsprozesse und visuelle Informationssuche. HF-Akzelerationen sind kennzeichnend für Speicher-, rehearsal- und Entscheidungsprozesse. Diese Reaktionsmuster brachten LACEY und LACEY (1970) im Rahmen einer cardiovasculären Feedbacktheorie ursächlich mit Informationsaufnahme- und -Verarbeitungsprozessen in Verbindung. Zentralnervöse Integrationsmechanismen werden in der cardio-somatomotorischen Hemmungstheorie von OBRIST und Mitarb. (1970) stärker betont. Unbenommen der noch nicht hinreichend geklärten biologischen Bedeutung dieses Phänomens ist es wahrscheinlich, daß diese phasischen HF-Reak-

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Z. Psvchol. B d . 188 (1980) H. 3

tionen, die sich durch hohe zeitliche Stabilität, Reproduzierbarkeit und Differenziertheit auszeichnen, spezifische physiologische Erregungsmuster (arousal) widerspiegeln und als solche Bestandteil kognitiver Repräsentationen sind. Die phasischen HF-Reaktionen unterscheiden sich nicht nur in Abhängigkeit von der Schwierigkeit der Handlungsausführung ( W A L T E R und P O R G E S , 1 9 7 6 ) , sondern bereits in der Phase der Verhaltenspräparation auf unterschiedlich schwierige Anforderungen ( C O L E S und D T J N C A N - J O H N S O N , 1 9 7 7 ) . Voruntersuchungen ergaben gesicherte korrelative Beziehungen zwischen der Stärke der phasischen Reaktion und der Genauigkeit bzw. Geschwindigkeit der Lösung von Rechenaufgaben ( S C H M I D T und RICHTER, 1978).

Vor einem Einsatz in Felduntersuchungen war in der folgenden experimentellen Arbeit zu fragen: a) Kennzeichnen die phasischen HF-Reaktionen nur den Zeitpunkt des Beginns kognitiver Verarbeitungsleistungen oder ist es darüber hinaus möglich, Schwierigkeitsgrade bei der Bewältigung von Anforderungen zu differenzieren? b) Bildet sich die Antizipation unterschiedlich schwieriger Handlungsprogramme in einem-unterschiedlichen Dezelerationsverhalten der H F vor Handlungsbeginn ab oder ist diese präparatorische Reaktion anforderungsunspezifisch? 4.1.2. U n t e r s u c h u n g s m e t h o d i k Zwei kriteriumsparallelisierte Versuchsgruppen (VG) zu je 10 Vpn hatten Rechenaufgaben variierender Schwierigkeit zu lösen (FIRKER, 1978). Parallelisierungskriterien waren: Mittlere H F , d 2 nach B R I C K E N K A M P , I N R nach B Ö T T C H E R . Leistungsmotivationsfragebogen nach TENT. Die Schwierigkeit wurde variiert durch die Verwendung unterschiedlicher Stufen von Rechenoperationen nach D Ü K E R (Stufe 0 : Betrachten von Dias ohne Handlungserfordernis; Stufe A : Zeilensumme von 3 einstelligen Zahlen bilden; Stufe F : Summen dreier Zeilen bilden und Verrechnung nach Regeln). Die Aufgaben unterschieden sich hinsichtlich Kompliziertheit, Komplexität und Kurzzeitspeichererfordernissen. Sie wurden einzeln tachistoskopisch in permutierter Abfolge exponiert. J e d e Schwierigkeitsstufe trat zwanzigmal auf. Die Aufgaben waren ikonisch kodiert. Jeder Ziffer entsprach eine entsprechende Strichanzahl, die zufällig in einem Q u a d r a t angeordnet war. Die Aufgabenlösungszeit war nicht begrenzt. Die VG unterschieden sich durch die Antizipierbarkeit der folgenden Aufgabe. Diese wurde in der VG mit Antizipationsmöglichkeit (mA) 6 bis 8 Sekunden vor Aufgabenexposition auf einem Vordia kodiert angekündigt. Für die VG ohne Antizipationsmöglichkeit (oA) zeigte dieses gleiche Vordia lediglich den Zeitpunkt der nächsten Aufgabenexposition an. Darüber hinaus hatte es keinen Informationswert, da es in Zufallsanordnung zu den Aufgabendias stand. Die Vpn waren hierüber instruiert. Das Intervall zwischen den Aufgabenblöcken variierte zwischen 6 bis 10 Sekunden. Abhängige Variablen waren die Herzperiodendauer (HPD), Atemfrequenz, Lösungszeit und -genauigkeit, skalierte Schwierigkeit. In Abbildung 3 sind die statistischen Parameter, auf die in dieser Arbeit eingegangen wird, dargestellt.

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HF \rnln~1]

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Psychiatrische Klinik der Karl-Marx-Universität, DDR-7039 Leipzig, Karl-Marx-Städter Str. 50 22'

Buchbesprechungen Psychologie in der DDR. Entwicklung — Aufgaben — Perspektiven. Verlag der Wissenschaften 1978. Broschiert 9,80 M.

147 S. Berlin! V E B Deutscher

Der vorliegende Sammelband enthält in der Darstellung durch ausgewiesene Wissenschaftler einen Überblick über die Entwicklung der verschiedensten Fachgebiete der Psychologie in der D D R . Eingeleitet durch eine Standortbestimmung der Psychologie im Rahmen der Aufgaben u n d Ziele der sozialistischen Entwicklung in der D D R (KLIX) wird der breite Rahmen dieses Fachgebietes und seiner Anwendungsbezüge in der gesellschaftlichen Praxis umrissen. Dies wird in dem nachfolgenden Beitrag (MADER und SIEBENBRODT) nochmals verdeutlicht, weil hier die E n t wicklungsgeschichte der Psychologie in der D D R gekennzeichnet wird, wobei besonders deutlich die Ausgangssituation für diese Entwicklung demonstriert wird. Ausgehend von den Traditionen der deutschen Psychologie im Anfang unseres J a h r h u n d e r t s wird begründet, warum und wie sich diese Ansätze dann nach 1945 vor allem in Zusammenarbeit und durch Unterstützung der sowjetischen Psychologie neu formierten und zu ihrem Stand herausbildeten. Deutlich wird dabei die Verbindung der Entwicklung des Fachgebietes Psychologie mit der gesamtgesellschaftlichen E n t wicklung in der D D R sichtbar, so daß die Phasen der Entwicklung der D D R , gekennzeichnet durch Ergebnisse von Parteitagen der S E D und Hochschulkonferenzen, ihren Niederschlag im Fachgebiet Psychologie finden und sich auf den nationalen Kongressen der Gesellschaft für Psychologie in der D D R ausweisen. Die nachfolgenden Einzelbeiträge differenzieren und ergänzen diese allgemeine Charakteristik der Entwicklung für spezielle Teilgebiete der Psychologie. Dabei werden der bisherige Entwicklungsstand, die Entwicklungstrends und Perspektiven der folgenden Disziplinen behandelt. — Allgemeine Psychologie (SPRUNG) — Arbeits- und Ingenieurpsychologie (HACKER) — Pädagogische Psychologie ( KOSSAKOWSKI) — S o z i a l p s y c h o l o g i e ( M . VORWERG)

— Psychologie des Erwachsenenalters (LÖWE) — Pychologie bei der Berufsberatung und -bildung ( KULKA) — Klinische Psychologie (RÖSLER) — Forensische Psychologie (WERNER) — S p o r t p s y c h o l o g i e ( KUNATH)

— Psychodiagnostik (WITZLACK). Obwohl dies nur eine Auswahl der Spezialgebiete der Psychologie in der D D R ist, die durch weitere Gebiete, wie z. B. Entwicklungspsychologie, Psychologische Methodik, Differentielle Psychologie u. ä. h ä t t e erweitert werden können, ist sie doch hinreichend repräsentativ und aussagekräftig, um die Entwicklung der Psychologie in der D D R einschl. ihrer Probleme u n d Schwierikeiten zu kennzeichnen. Daher d ü r f t e sie für eine Vielzahl von Psychologen und an der Psychologie Interessierten, vor allem aber für die gegenwärtigen und künftigen Studenten dieses Fachgebietes, eine empfindliche Lücke im Literaturangebot schließen und dazu befähigen, ein besseres und sachadäquates Urteil über die Psychologie in der D D R zu finden. Die Broschüre kann also f ü r einen breiten Leser- und Interessentenkreis zum Studium empfohlen werden. Mit der Zielstellung einer Entwicklungsdarstellung der Psychologie der D D R in dem begrenzten Umfang dieser Broschüre

Buchbesprechungen

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sind natürlich gewisse Einschränkungen in der inhaltlichen Darstellung zum Zwecke eines hohen Verständlichkeitsgrades verbunden. Dem Rezensenten erscheinen insgesamt drei Probleme zu wenig berücksichtigt, die den Aussagewert des Sammelbandes erhöht hätten: a) der noch explizitere Ausweis der Verflechtung der Themengebiete, die meist mehr pauschal, fast plakativ eingestreut sind, und dabei die stärkere Betonung des interdisziplinären Charakters der psychologischen Forschung, b) die exemplarische Verdeutlichung der Hauptaussagen und -ergebnisse durch ausgewählte psychologische Ergebnisdarstellungen und c) eine exemplarische Darstellung von ausgewählten Überführungsprojekten in die gesellschaftliche Praxis. Diese ergänzenden Wünsche des Rezensenten sollen jedoch nicht die obigen allgemeinen Einschätzungen abschwächen, wären jedbch durch inhaltliche Abstimmungen der Einzelbeiträge und zu den Einleitungsbeiträgen wenigstens teilweise realisierbar gewesen. B . KRAUSE (Berlin)

Früherziehung geschädigter Kinder. Hrsg. BECKER K.-P., und VOIGT, P. 313 S. mit 30 Abb., 17 Tab. und 6 Taf., 1 8 x 2 4 cm. Berlin: V E B Verlag Volk und Gesundheit 1978. Beiträge zum Sonderschulwesen, Bd. 28. Leinen 35,— M. Das vorliegende Buch gibt einen Überblick über Wege und Methoden bei der Früherziehung geschädigter Kinder. Seine Autoren, die in den verschiedendsten Bereichen der Rehabilitationspädagogik tätig sind, wenden sich damit an alle, die mit der Erziehung geschädigter Kleinkinder betraut sind. Es werden vor allem auch den Eltern in sehr verständlicher Form Ratschläge für die Förderung ihrer Kinder zu Hause gegeben. Die Arbeit basiert im wesentlichen auf Untersuchungsergebnissen, die unter Leitung von RTTTH BECKER von der Forschungsgruppe „Früherziehung Geschädigter" der Sektion Rehabilitationspädagogik und Kommunikationswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin erzielt wurden. Beiträge aus der Literatur zur behandelten Problematik werden dabei berücksichtigt. Das Buch umfaßt 8 Kapitel. Es werden zunächst einige Probleme der Früherkennung und Früherziehung Geschädigter dargestellt, wobei auf die besondere Wichtigkeit des Säuglings- und Kleinkindalters für die spätere Entwicklung des Kindes hingewiesen wird. An diesen ersten Abschnitt schließt sich ein kurzer Exkurs über Stand und Entwicklungstendenzen der Organisationsformen der Früherziehung in einigen Ländern Europas und in der DDR an. Weiter wird dem Leser ein kurzer Überblick über die normale Entwicklung des Kindes im Alter von 0—3 Jahren gegeben. Das erleichtert das Verständnis für die Entwicklungsbesonderheiten geschädigter Kleinkinder sehr und hilft, bestimmte Schädigungen frühzeitig zu erkennen. Gleichzeitig werden aber auch Möglichkeiten für das Beobachten und Erkennen dieser Entwicklungsbesonderheiten aufgezeigt. Nach diesen allgemeineren Einführungen in die Thematik folgen umfangreiche Hinweise zur Gestaltung des pädagogischen Prozesses für geschädigte Kleinkinder. Ausgangspunkt dafür sind 10 Regeln, die bei der Bildung und Erziehung dieser Kinder unbedingt beachtet werden sollten. Ziele, Inhalte und Organisationsformen der rehabilitativen Bewegungserziehung, Sinnes- und Denkerziehung, der Spracherziehung und der Erziehung im Verhaltensbereich werden erläutert. Anhand konkreter Beispiele für Stufenfolgen der inhaltlichen Anforderungen und des methodischen Aufbaus erklären die Autoren wichtige Gestaltungsprinzipien des rehabilitativen Erziehungs- und Bildungsprozesses. Außerdem ist an dieser Stelle eine Aufzählung allgemeiner und spezifischer Mittel zur Unterstützung des Lernprozesses zu finden. In einem folgenden, sehr umfangreichen Kapitel werden Beispiele für die schädigungsspezifische Gestaltung der Früherziehung geschädigter Kinder gegeben. Hier handelt es sich um die Problematik schwer hirngeschädigter, zerebral bewegungsgestörtcr, hörgeschädigter Kleinkinder

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Z. P s y c h o l . B d . 188 (1908) H. 3

u n d K l e i n k i n d e r m i t L i p p e n - K i e f e r n - G a u m e n s p a l t e n . D i e A u t o r e n stellen einige spezielle F r ü h e r z i e h u n g s p r o g r a m m e d a r , f ü h r e n a b e r a u c h k o n k r e t e E r g e b n i s s e , die die W i r k s a m k e i t dieser P r o g r a m m e belegen, a u f . I m letzten K a p i t e l d e s B u c h e s s t e h t die A u f g a b e der A n l e i t u n g v o n E l t e r n u n d K r i p p e n e r z i e h e r n , denen die E r z i e h u n g g e s c h ä d i g t e r K l e i n k i n d e r obliegt. B e s o n d e r s h e r v o r z u h e b e n ist j e d o c h die B e d e u t u n g der E r z i e h u n g in der F a m i l i e v o r a l l e m f ü r diese K i n d e r . D e n E l t e r n w e r d e n Möglichkeiten a u f g e z e i g t , wie sie die E n t w i c k l u n g ihres g e s c h ä d i g t e n Kleinkindes p o s i t i v beeinflussen u n d v o r a n t r e i b e n können. I m A n h a n g findet m a n die O r d n u n g zur F ö r d e r u n g g e s c h ä d i g t e r S ä u g l i n g e u n d K l e i n k i n d e r in Krippen und Heimen. Der P r o b l e m k r e i s der frühzeitigen E r k e n n u n g u n d E r z i e h u n g g e s c h ä d i g t e r S ä u g l i n g e u n d Kleinkinder wird in der v o r l i e g e n d e n A r b e i t sehr u m f a s s e n d u n d v e r s t ä n d l i c h b e h a n d e l t . A n v i e l f ä l t i g e n Beispielen a u s der eigenen P r a x i s der A u t o r e n w e r d e n Möglichkeiten zur F ö r d e r u n g der K i n d e r dargestellt und erläutert. D a s L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s v e r w e i s t a u f wichtige G r u n d l a g e n - u n d w e i t e r f ü h r e n d e A r b e i t e n . D a s B u c h wird d e s h a l b all d e n e n bei ihrer A r b e i t helfen, die i m B e r e i c h der R e h a b i l i t a t i o n s p ä d a g o g i k u n d v o r allem m i t der F r ü h e r z i e h u n g G e s c h ä d i g t e r zu t u n h a b e n . SONJA FÜSSEL (Berlin)

Sozialpsychiatrische Forschung und Praxis. H r s g . BACH, O., FELDES, D., THOM, A., u n d WEISE, K . 289 S . m i t 4 A b b . u n d 34 T a b . L e i p z i g : V E B G e o r g T h i e m e . L e i n e n 36,— M. D a s v o r l i e g e n d e B u c h , geschrieben v o n 19 A u t o r e n , v e r s t e h t sich als F o r t s e t z u n g des 1971 erschienenen W e r k e s „ S o z i a l p s y c h i a t r i e in der sozialistischen G e s e l l s c h a f t " . D i e neueren E r g e b n i s s e der S o z i a l p s y c h i a t r i e w e r d e n d a r g e s t e l l t . Die A u s f ü h r u n g e n sind in drei A b s c h n i t t e gegliedert, wobei f ü r die einzelnen K a p i t e l eigene Z u s a m m e n f a s s u n g e n a m S c h l u ß stehen u n d den A k z e n t verdeutlichen sollen. I m ersten K a p i t e l werden B e i t r ä g e zur E n t w i c k l u n g s g e s c h i c h t e u n d zur S i t u a tion der S o z i a l p s y c h i a t r i e v o r g e s t e l l t . D e r zweite A b s c h n i t t ist den p r a k t i s c h e n E r f a h r u n g e n u n d den M e t h o d e n der s o z i a l p s y c h i a t r i s c h e n A r b e i t g e w i d m e t , b e s o n d e r s i n t e r e s s a n t s i n d d a b e i die Möglichkeiten der F r ü h r e h a b i l i t a t i o n v o n schizophrenen P a t i e n t e n , die v o n VOLOVIK a u f g e z e i g t werden. D r i t t e n s w e r d e n E r g e b n i s s e u n d M e t h o d e n empirischer U n t e r s u c h u n g e n in der S o z i a l psychiatrie dargelegt. Die A u t o r e n , die in unterschiedlicher Weise in den F o r s c h u n g s p r o z e ß e i n b e z o g e n sind, stellen die s o z i a l p s y c h o l o g i s c h e n P r o b l e m e , die bei der B e t r e u u n g p s y c h i s c h k r a n k e r Menschen a u f t r e t e n , in der g a n z e n V e r s c h i e d e n h e i t d a r . D e u t l i c h k o m m t d a b e i die m a r x i s t i s c h - l e n i n i s t i s c h e P o s i t i o n z u m T r a g e n , die die P s y c h i a t r i e v o m einseitigen s o m a t i s c h e n K r a n k h e i t s m o d e l l hin zu d e n H u m a n wissenschaften führt. D a s B u c h ist w i c h t i g , d a E n t w i c k l u n g s t e n d e n z e n der P s y c h i a t r i e d a r g e s t e l l t w e r d e n , die in der B e t r e u u n g p s y c h i s c h g e s t ö r t e r P a t i e n t e n z u m T r a g e n k o m m e n . D i e alleinige s o m a t i s c h e B e t r e u u n g ist ohne u m f a s s e n d e differenzierte R e h a b i l i t a t i o n , die ohne B e r ü c k s i c h t i g u n g der sozialen B e z ü g e nicht g e w ä h r l e i s t e t ist, schlechterdings nicht m e h r d e n k b a r , d a Z u s a m m e n h ä n g e zwischen der L e b e n s w e i s e u n d der T ä t i g k e i t der I n d i v i d u e n i m sozialen K o n t e x t einerseits u n d der A r t u n d W e i s e ihrer p s y c h i s c h e n W i d e r s p i e g e l u n g n i c h t m e h r z u l a s s e n , d a ß v o n den g e s e l l s c h a f t l i c h e n B e d i n g u n g e n a b s t r a h i e r t wird. S o z i a l p s y c h i a t r i e v e r s t e h t sich e i n m a l als d e r j e n i g e Teil der p s y c h i a t r i s c h e n G r u n d l a g e n f o r s c h u n g , der sich m i t den B e d e u t u n g e n der S o z i a l f a k t o r e n f ü r die seelische K r a n k h e i t b e f a ß t , u n d a l s t h e r a p e u t i s c h e S t r a t e g i e sich der g r u p p e n d y n a m i s c h e n W i r k u n g v o n U m w e l t f a k t o r e n b e d i e n t . S o z i a l p s y c h i a t r i e s t e h t d e m z u f o l g e nicht in O p p o s i t i o n zur k l a s s i s c h e n P s y c h i a t r i e u n d die e n d o genen P s y c h o s e n s i n d n a c h wie v o r keine „ S o z i o s e n " . D a s B u c h e n t h ä l t eine F ü l l e v o n A n r e g u n g e n u n d I n f o r m a t i o n e n , b e s o n d e r s die F a m i l i e n t h e r a pie wird in h e r v o r r a g e n d e r Weise g e w ü r d i g t . D u r c h die z u s a m m e n f a s s e n d e n P r o b l e m d i s k u s s i o n e n

Buchbesprechungen

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werden die einzelnen Kapitel abgerundet und der aktuelle Stand wird nochmals scharf herausgearbeitet. Für jeden in der Psychiatrie tätigen Therapeuten schließt das Buch eine Lücke im Literaturangebot. H . SCHLEGEL (Berlin)

GTJILFORD, J . P., und HOEPFNER, R . : Analyse der Intelligenz. Verlag 1976. Beltz-Monographien. Gebunden 36,— DM.

460 S. mit Tab. Weinheim: Beltz

In deutscher Ubersetzung liegt mit diesem Band die 1971 veröffentlichte Neuanalyse von Daten im Rahmen der von GuiLFORD (1967) entwickelten Strukturtheorie der Intelligenz vor. Diese Theorie stellt den Versuch dar, über die Systematisierung und Verallgemeinerung vorliegender Ergebnisse sowie unter Nutzung langjähriger Erfahrungen im Umgang mit Intelligenztests eine hypothetische Faktorstruktur der Intelligenz zu erhalten. Operationen, Inhalte und Produkte des Denkens führen danach in ihrer Kombination auf 120 Faktoren, von denen nach dem gegenwärtigen Stand 98 nachgewiesen sind. Der Vorteil der Strukturtheorie von GTJILFORD besteht (bezogen auf vergleichbare Konzeptionen) darin, daß in stärkerem Maße die Aufmerksamkeit auf kreative Leistungen gelenkt wird. Diesem Verdienst steht gegenüber, daß nach wie vor eine statische Betrachtungsweise gewählt wird, welche nicht auf die Diagnostizierung von Entwicklungsmöglichkeiten der Intelligenz gerichtet ist. Angesichts der von den Autoren selbst gesehenen Beziehungen zu psychologischen Theoriebildungen stellt sich die Frage, wie diese Strukturtheorie zu Theorien der kognitiven Psychologie in Beziehung steht. Die Klärung dessen, was den eigentlichen psychologischen Inhalt verwendeter Tests ausmacht, erscheint notwendig. Neuere Ansätze, die Struktur der Intelligenz auf der Basis von Ergebnissen experimenteller Untersuchungen kognitiver Prozesse zu begründen, verdeutlichen diesen Weg (vgl. dazu RESNICK, L. B. The nature of intelligence, Hillsdale 1976). Individuelle Differenzen zu einer Theorie kognitiver Prozesse in Beziehung zu bringen und Ergebnisse experimenteller Forschung zu nutzen, dürfte eine erfolgversprechende Strategie sein. Vor diesem Hintergrund ist das Buch von GTJILFORD und HOEPFNER ZU sehen und zu werten. Das Buch enthält eine Vielzahl von Ergebnissen bei der Anwendung verschiedener Tests. Das Grundprinzip des Nachweises der postulierten Faktoren ist eine an dieser hypothetischen Struktur orientierte Rotationtechnik, die aber auch kritische Einwände gegen die Aussagekraft der erhaltenen Resultate ermöglicht. In den ersten vier Kapiteln des Buches werden eine rekapitulierende Übersicht der Strukturtheorie der Intelligenz und die Methodiken dargestellt, die bei der empirischen Überprüfung benutzt wurden. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Problem der Invarianz der Faktorenstrukturen. In weiteren fünf Kapiteln werden Tests, Untersuchungsergebnisse und Faktoren zu Fähigkeiten des Denkens und Problemlösens, des kreativen Denkens und Planens, zu Evaluations- und Gedächtnisfähigkeiten sowie zu Fähigkeiten des Verhaltens dargestellt. Ein Kapitel enthält Validierungsuntersuchungen für die Vorhersage von Leistungen in Ausbildungseinrichtungen sowie Untersuchungen zu Beziehungen zwischen den genannten Fähigkeiten und anderen Persönlichkeitsmerkmalen. Diese bilanzierende Darstellung von GTJILFORD und HOEPFNER wird von jedem zur Kenntnis zu nehmen sein, der an Fragen der Intelligenzdiagnostik interessiert ist bzw. sich mit ihr beschäftigt. H . HAGENDORF ( B e r l i n )

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Z. Psychol. Bd. 188 (1980) H. 3

SCHNEIDBB, R.: Hirnfunktionsstörungen im Kindesalter. VIII, 78 S. mit 40 Abb. und 7 Tab., 13,5x20,5 cm. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag 1978. Klinische Psychologie und Psychopathologie Bd. 4. Kartoniert. 28.— DM. Bericht über Nachuntersuchungen von hirngeschädigten Kindern mit prä- und perinataler Schädigung, wobei die Hypoxie überwog, Kindern die mit 3—5 Jahren an einer entzündlichen Erkrankung des ZNS litten und einer Vergleichgruppe. Durchgesehen wurden 3000 Krankenblätter. Von mehr als 60 angeschriebenen Eltern erschienen 40 mit ihrem Kind zur Untersuchung. Die Einbestellungen wurden so lange fortgesetzt, bis 20 den strengen Parallelisierungskriterien genügende Kinder gefunden wurden. Für die normale Vergleichsgruppe wurden Kinder aus einer Gesamtschule herangezogen, die bereits zuvor für die Standardisierung eines Tests ausgewählt waren. Untersucht wurden mit psychodiagnostischen Methoden die Leistungen der Visuomotorik, der Kognition, der sozialen Entwicklung. Es ergab sich, daß hirngeschädigte Kinder im Durchschnitt etwa 10% mehr von der Gesamtinformation zum Gestaltschluß benötigen als gleichalte und gleichintelligente Kinder ohne Hirnschädigung. Bei der kognitiven Entwicklung fand sich eine Disharmonie, eine verringerte Umstellfähigkeit bei Kindern mit Folgen nach einer hirnorganischen Schädigung. Die Anpassungsfähigkeit an eine bestimmte soziale Situation erwies sich bei den hirngeschädigten Kindern als gestört. Die Frage des Zeitpunktes der Hirnschädigung ergab keine neuen Gesichtspunkte. Die Hirnschädigung ist um so schwerwiegender, je früher in der Ontogenese des Kindes sie erfolgte. Zum Abschluß wird eine möglichst frühe Erfassung der geschädigten Kinder und eine systematisch aufgebaute, gezielte Therapie empfohlen. G. GÖLLNITZ

(Rostock)

B., und MOBGAN, H . G . : Epidemiologische Psychiatrie. 1 9 4 S. mit 1 5 Abb. MünchenBerlin-Wien: Urban & Schwarzenberg 1977. Fortschritte der Sozialpsychiatrie. Bd. 3. Kartoniert 28,— DM.

COOPER,

Ziel dieser Schrift ist es, so wird es jedenfalls im Vorwort postuliert, psychiatrische Epidemiologie als Grundlage des Handelns und als eigenes Forschungsanliegen denjenigen nahezubringen, die für die Behandlung psychisch Kranker verantwortlich sind. Ausgehend von der Tatsache, daß sich die wichtigsten Gesundheitsprobleme in den westlichen Industrieländern ändern, d. h. an Stelle der großen Seuchenzüge vergangener Zeiten treten chro nisch verlaufende, nichtinfektiöse Erkrankungen auf, fordern die Autoren, daß die Untersuchungen von Populationen und die Korrelationen von Erkrankungshäufigkeiten zur Grundlage des Handelns werden müssen. Sie sehen die Epidemiologie als Grundwissenschaft der öffentlichen Gesundheit an. In einem historischen Überblick wird dargestellt, wie ausgehend von den epidemiologischen Methoden im Bereich der akuten Infektionskrankheiten ( J O H N SNOW über die Cholera) sich die Aufmerksamkeit der Epidemiologen auf die Interaktion zwischen Umwelt und Patient konzentrierte (DTJBKHEIM über den Suizid). In dem Kapitel über methodische Grundsätze der Epidemiologie wird davon ausgegangen, daß psychische Störungen zu den endemischen Krankheiten zählen und die Erforschung demzufolge statistische Techniken verlangt. Es wird beschrieben, wie eine Forschungsstrategie entwickelt werden muß, wann z. B. Siebverfahren und wann eine klinische Einschätzung und Diagnose sinnvoll werden. Der Anwendungsbereich der Epidemiologie wird durch den Bedarf an psychiatrischer Versorgung, die sich ändernden Morbiditätsmuster und die evaluative Untersuchung bestehender Einrichtungen umrissen. Es wird ein Weg gesucht, um eine rationale Basis für präventive Maßnahmen zu beschaffen, damit die Idee der Prävention nicht mehr eine Idealvorstellung bleibt. H.

SCHLEGEL

(Berlin)

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Buchbesprechungen

Katathymes Bilderleben mit Kindern und Jugendlichen. Hrsg. LEUNER, H., HORN, G . , und KLESSMANN, E . 146 S. mit 13 A b b . München-Basel: E r n s t R e i n h a r d t Verlag 1977. B e i t r ä g e zur Kinderpsychotherapie. B d . 25. P a p e r b a c k 23,50 DM. Die psychotherapeutische Methode des k a t a t h y m e n Bilderlebens ist seit 1955 bekannt. E s handelt sich um eine T a g t r a u m t e c h n i k , die seinerzeit von dem Mitherausgeber dieses B u c h e s H. LEUNER entwickelt wurde und das „ u n m i t t e l b a r e Erleben in der interaktionellen Auseinandersetzung mit sich selbst und seiner U m g e b u n g zum therapeutischen P r i n z i p " h a t (S. 9). B e r ü h r u n g s p u n k t e zur Verhaltenstherapie und zur Gesprächstherapie werden t r a n s p a r e n t gem a c h t , d. h. in einem affektiv-emotionalen E n t s p a n n u n g s z u s t a n d wird imaginiertes Probehandeln möglich, welches durch d a s verbale Basisverhalten der Gesprächstherapie u n t e r s t ü t z t wird. E s wird das Ergebnis der Therapie wesentlich v o m Verhalten des Therapeuten determiniert. In der Kinder- und J u g e n d p s y c h o t h e r a p i e eigne sich das k a t a t h y m e Bilderleben nach Meinung der Autoren besonders gut, da Spieltechniken vielfältige Informationen über unbewußte Konflikte liefern. Technisch k n ü p f t diese Methode an das „ B i l d s t r e i f e n d e n k e n " an und wird zu den projektiven Verfahren gerechnet, also eine psychoanalytisch orientierte Kurzpsychotherapie. Besonders günstige Ergebnisse erzielten die Autoren bei phobischen Neurosen und sekundären Verhaltensstörungen. E i n e empirische Effektivitätskontrolle wird nicht beschrieben, dadurch werden die E r g e b n i s s e als nicht verallgemeinerungsfähig v o m Rezensenten eingeschätzt. Die Methode scheint p r a k t i k a b e l , w a s aber zu beweisen ist. H. SCHLEGEL (Berlin) LEVY, I. Play behavior. 232 S. mit 17 A b b . und 13 T a b . , 1 5 X 2 4 cm. New Y o r k : J o h n Wiley & S o n s 1978. Kartoniert £ 9.95. D a s B u c h ist als Lehrbuch gedacht und in 12 K a p i t e l eingeteilt. I m ersten K a p i t e l wird der Versuch einer Definition für das Spielverhalten unternommen. Nachdem verschiedene Ansätze anderer Autoren diskutiert worden sind, k o m m t der Autor zu einer A u s w a h l von drei Kriterien, die d a s Spiel v o m sogenannten Nicht-Spiel unterscheiden sollen. E s sind dies die innere Motivation, der Annäherungsgrad an die Realität und ein internaler Kontrottmechanismus. D a s zweite K a p i t e l stellt einige wichtige wissenschaftliche U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e n des Spielverhaltens vor. I m dritten K a p i t e l wird die F r a g e nach dem W a r u m der intensiven B e s c h ä f t i g u n g m i t dem Spiel gestellt. I m vierten Kapitel bietet der Autor ein eigenes theoretisches F o r s c h u n g s k o n z e p t zur Untersuchung des Spielverhaltens an. Dabei wird das Spielverhalten als Ursache und K o n s e q u e n z des menschlichen Sozialisations- und Evolutionsprozesses v e r s t a n d e n , es ist determiniert durch die Interaktion v o n „ P e r s o n " und ihrer Umwelt. Die nun folgenden K a p i t e l behandeln verschiedene klassische und moderne Theorien z u m Spiel u n d S p i e l v e r h a l t e n . H i e r s e i e n v o r a l l e m N a m e n wie F R E U D , DARWIN, H A L L , GROOS,

SPENCER

u n d PLAGET g e n a n n t , a b e r a u c h PAWLOW, WATSON u n d M A C D O U G A L L .

I m vorletzten, elften K a p i t e l gibt der Autor einen Ausblick auf die Zukunft des Spiels. LEVY v e r m e r k t kritisch, d a ß die B e d e u t u n g des Spiels sowohl für die j u n g e Generation, als auch für die Erwachsenen noch nicht voll erkannt würde, auch der S t a n d der Forschungsarbeit auf diesem Gebiet sei noch wenig befriedigend. Ich möchte an dieser Stelle auf Untersuchungsergebnisse sowjetischer Psychologen unter Leit u n g von ELKOSIN zur F r a g e des kindlichen Spiels verweisen.

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Z. Psychol. Bd. 188 (1980) H. 3

Kapitel 12 macht den Leser mit einer empirischen Studie über das kindliche Spiel bekannt, welche vom Autor selbst erstellt wurde. Die Untersuchungen basieren auf dem im Kapitel 4 dargelegten theoretischem Konzept. Im Literaturverzeichnis kann der interessierte Leser weitere Arbeiten zum Themenkomplex Spielverhalten finden. Zusammenfassend sei gesagt, daß es der Autor verstanden hat, beim Leser Interesse für die behandelte Thematik zu wecken. Es werden interessante Fakten und Untersuchungsergebnisse dargestellt und verständlich erläutert, Zusammenhänge aufgezeigt und vielfältige, noch ungeklärte Fragen zur Diskussion gestellt. SONJA FUSSEL

BERGER, M.: Working wiih people caüed patients. Raven Press 1977. Kartoniert $ 9.50.

(Berlin)

154 S. mit 14 Abb., 21,5x28,0 cm. New York:

Der Titel des Buches drückt das Anliegen aus. Es will zu der Einstellung erziehen, daß Kranke vor allem Menschen sind, nicht nur Träger von Krankheiten. Es vermittelt ein Grundwissen über die psychologisch-soziale Problematik der Medizin: des Arztes bzw. anderer therapeutischer Mitarbeiter, des Patienten, von Diagnostik und Behandlung. Die Thematik erstreckt sich von der klinischen Klassifikation über Probleme einer allgemeinen Psychotherapie im Sinne der Erziehung zu einem angemessenen Umgang mit dem Kranken, über Fragen der Psychotherapie im engeren Sinne bis hin zu den Problemen der Person des Therapeuten, wir würden sagen, zu Problemen der Selbsterfahrung. Im Vordergrund stehen dabei die Fragen der Psychiatrie im Umgang mit dem psychisch Kranken. Jedoch ist das Buch so angelegt, daß Verallgemeinerungen für den Umgang mit dem Kranken in der Medizin allgemein und für andere psychisch gestörte Personengruppen möglich sind. Dabei werden — und das ist auch nicht das Ziel des Buches — weniger neue Kenntnisse oder Forschungsergebnisse vermittelt. Dem Autor geht es vor allem um Fragen der Aus- und Weiterbildung von Ärzten, Psychologen, Sozialarbeitern und Schwestern. Dieses Ziel wird auch in ausgezeichneter Weise erreicht. In didaktisch sehr geschickter Art werden in kurzen, meist nur ein- bis zweiseitigen Abschnitten in ausgesprochen praxisnaher Form auch schwierige und diffizile Probleme vermittelt, so z. B. Fragen des Krankheitsverständnisses in der Psychiatrie, Definition von psychischer Gesundheit, Fragen der psychiatrischen Diagnose, Grundprobleme der Psychodynamik und Abwehrmechanismen usw. Das Buch stützt sich im wesentlichen auf die Grundannahmen der Gesprächstherapie. Es werden — soweit ein Buch überhaupt kann — einstellungs- und handlungsrelevante Informationen vermittelt. Der Stil und die Terminologie sind dabei so klar und einfach — ohne dabei flach zu werden — daß es gleichermaßen für Hochschulkader wie für mittleres medizinisches Fachpersonal und auch für nichtprofessionelle Mitarbeiter auf dem Gebiet der Betreuung psychisch Kranker verständlich ist. Es erinnert in vieler Hinsicht, sowohl was die Form als auch den Inhalt angeht, an das DÖRNERsche Lehrbuch „Irren ist menschlich", ohne allerdings dessen Vollständigkeit im Hinblick auf psychiatrische Systematik und Therapie anzustreben. Es beschränkt sich auf Fragen des Umgangs mit dem Kranken in seinen sozialen Beziehungen. K.

WEISE

Psychopathology arid child development. Research and treatment. Hrsg. SCHOPLER, E., und R. J. XVI, 395 S. mit New York-London: Plenum Press 1976. Kartoniert $ 27.

(Leipzig)

REICHLER,

Der vorliegende Sammelband basiert auf den überarbeiteten Beiträgen, die auf dem 1. Internationalen Leo-Kanner-Colloquium an der Universität von North Carolina 1975 gehalten wurden.

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Buchbesprechungen

Nach den Intentionen der Veranstalter sollte die schmerzlich bewußte Kluft zwischen angewandter klinischer und experimenteller Forschung durch ein Diskussionsforum abgebaut werden, das die interdisziplinäre Kommunikation fördert und gemeinsam interessierende Probleme identifiziert. Die Teilnehmer waren sich generell einig, daß die Verständigung zwischen den Fachdisziplinen, die Integration biomedizinischer und psychosozialer Erkenntnisse und die Praxisrelevanz von Forschungsergebnissen von zukunftsbestimmender Bedeutung für dringend notwendige Fortschritte auf dem Gebiet der Psychopathologie des Kindesalters sind. Die thematische Gliederung umfaßt (1) biologische Beiträge, die Resultate aus Tierexperimenten und neuropsychologisch orientierten Untersuchungen über Elementarfunktionen vorstellen, (2) entwicklungspsychologische Beiträge, die auf Variablen des Sozialisierungsprozesses zentrieren, und (3) Interventionsmodelle und -Strategien bei kindlichen Fehlentwicklungen. Die Publikation ist LEO KÄSTNER gewidmet, dessen Pionierarbeiten seit 5 0 Jahren Einfluß auf die Entwicklung der Kinderpsychiatrie in den USA nehmen. Folglich wundert es nicht, daß 6 der insgesamt 19 Beiträge sich speziell mit Bedingungsanalysen und Behandlungsmethoden des Autismus als eines (angeblich) unzweideutigen Modells kindlicher Fehlentwicklungen befassen. Hohen Informationswert besitzen die von MANDELL und ROSENZWEIG im Komplex ( 1 ) vorgelegten tierexperimentellen Arbeiten über biochemische und neuroanatomische Grundlagen der Gehirn- und Verhaltensentwicklung im Kontext umweltabhängiger Stimulation. In einem Teil (2) werden wesentliche Sozialisierungskonzepte referiert und ausgewählte Komponenten, wie z. BSpracherwerb und kognitive Entwicklung an verschiedenen defektiven Bezugsgruppen empirisch überprüft. Der mit Interventionsmodellen befaßte Komplex (3) schließt verschiedene Therapieformen und Indikationen ein und illustriert im besonderen die Auffassungsunterschiede im Hinblick auf klassifikatorische, ätiologische und theoretische Fragen. Die Herausgeber ergänzen jeden Abschnitt durch eine instruktive zusammenfassende Diskussion, die, indem sie die Quellen der gestörten Verständigung zwischen Anwendungs- und Grundlagenforschung aufdeckt, beachtenswerte Akzente setzt. Das zwangsläufig sehr heterogen angelegte Buch ist geeignet, bei einem breit gestreuten Leserkreis ein hoch aktuelles Problembewußtsein wachzurufen, und weniger geeignet, Antworten zu geben. B . MEYER-PROBST

(Rostock)

The power of human Imagination. New methods in psychotherapy. Hrsg. SINGER, J. L., und POPE, K. S. XX, 405 S. mit Tab., 2 3 x 1 6 cm. New York-London: Plenum Press 1978. Leinen $ 30,-. Die Herausgeber gehen davon aus, daß die Fähigkeit, Vorstellungen, Phantasien usw. zu produzieren, von der Psychologie vernachlässigt bzw. nicht beachtet wurde, da die Probleme der Meßbarkeit schwierig waren. Psychoanalytiker und andere, die diese Phänomene ernst nahmen, haben vor allem die maladaptiven Seiten betont. Im vorliegenden Band wird auf Untersuchungen SINGERS zurückgegriffen, aus denen hervorgeht, daß Vorstellungssequenzen ein System zur Verschlüsselung und Transformation von Informationen sind und folglich eine menschliche Grundfähigkeit bilden, die eine wesentliche Komponente des Speicherprozesses im Gehirn ist und Anpassungsfunktionen besitzt. Die meisten der hier relevanten Methoden wurden als systematische Behandlungsverfahren im Laufe der letzten 15 bis 20 Jahre entwickelt. Es ist eins der besonderen Ziele des Buches, die Vorstellungstätigkeit oder die Bildfolgen, die wir Tagtraum nennen, in ihren außerordentlichen adaptiven Möglichkeiten für die Behandlung emotioneller Störungen oder für persönliche Selbstentwicklung hervorzuheben. Der erste Abschnitt des Buches enthält ein Kapitel der Herausgeber, in dem die gesamte Breite der klinischen Anwendungen der Vorstellungen übersichtlich geschildert wird und Vorstellungen und Phantasien als psychologische Grundprozesse dargestellt werden. Mögliches Konvergieren

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Z. P s y c h o l . B d . 188 (1980) H . 3

u n t e r s c h i e d l i c h e r A n s ä t z e s c h e i n t sich a b z u z e i c h n e n . I m z w e i t e n A n s c h n i t t w e r d e n i n d r e i K a p i t e l n A n w e n d u n g e n der V o r s t e l l u n g s t ä t i g k e i t i m R a h m e n der p s y c h o a n a l y t i s c h e n R i c h t u n g e n u n d der p s y c h o d y n a m i s c h o r i e n t i e r t e n P s y c h o t h e r a p i e n a b g e h a n d e l t . D e r d r i t t e A b s c h n i t t b e f a ß t sich m i t B e h a n d l u n g s b e i s p i e l e n , bei d e n e n V o r s t e l l u n g e n d e n K e r n d e r t h e r a p e u t i s c h e n S t r a t e g i e bilden. D e r v i e r t e A b s c h n i t t w i d m e t sich d e m G e b r a u c h der V o r s t e l l u n g s t ä t i g k e i t i n d e r V e r h a l t e n s t h e r a p i e . D e r f ü n f t e A b s c h n i t t b r i n g t b r e i t e r e A n w e n d u n g e n des V o r s t e l l u n g s g e b r a u c h s f ü r K r a n k e n h a u s b e h a n d l u n g u n d P r o p h y l a x e sowie f ü r A n s ä t z e einer h u m a n i s t i s c h e n o d e r k ö r p e r o r i e n t i e r t e n S e l b s t e n t w i c k l u n g . D e r s e c h s t e A b s c h n i t t g i b t A n t w o r t e n auf die F r a g e : „ W a r u m f ü h r t der G e b r a u c h v o n V o r s t e l l u n g e n in der P s y c h o t h e r a p i e z u r V e r ä n d e r u n g ? " . E s g e h t u . a. u m die N o t w e n d i g k e i t einer i n t e g r a t i v e n O r i e n t i e r u n g , u m die k o g n i t i v e T h e o r i e d e r V e r h a l t e n s ä n d e r u n g i n i h r e n T e i l s c h r i t t e n u n d u m p s y c h i s c h e Prozesse in d e n auf V o r s t e l l u n g e n b a s i e r e n d e n Therapien. L i t e r a t u r ü b e r s i c h t e n a m E n d e j e d e n K a p i t e l s e r m ö g l i c h e n ein n o c h t i e f e r e s E i n d r i n g e n i n die T h e m a t i k . A u t o r e n - u n d S t i c h w o r t v e r z e i c h n i s r u n d e n d e n B a n d a b , der in a n e r k e n n e n s w e r t e r Weise e i n e n Ü b e r b l i c k ü b e r n e u e r e W e g e der P s y c h o t h e r a p i e u n t e r V e r w e n d u n g d e r V o r s t e l l u n g b r i n g t . I n der G e s a m t h e i t b i l d e t der B a n d eine b e m e r k e n s w e r t e A u s g a n g s b a s i s f ü r e x p e r i m e n t e l l e p s y c h o l o g i s c h e u n d klinische A r b e i t e n . ELLEN SITTE (Berlin)

The stream of consciousness. Scientific incestigations into the flow of human experience. H r s g . POPE, K . S., u n d SINGEK, J . S. X V I , 3 7 5 S., 2 3 , 0 x 1 5 , 0 c m . N e w Y o r k - L o n d o n : P l e n u m P r e s s 1978. G e b u n d e n $ 29.40. D e r P r o b l e m k r e i s des B u c h e s , zu d e m 13 W i s s e n s c h a f t l e r B e i t r ä g e l i e f e r n , l ä ß t sich d u r c h die F r a g e n „ W a s ist B e w u ß t s e i n ? " u n d „W T ie l ä ß t es sich e x p e r i m e n t e l l e r f o r s c h e n ? " a b s t e c k e n . I m e r s t e n d e r v i e r Teile des B u c h e s f i n d e t sich n e b e n e i n e m h i s t o r i s c h - p h i l o s o p h i s c h e n Ü b e r b l i c k ü b e r die W u r z e l n v e r s c h i e d e n e r B e w u ß t s e i n s k o n z e p t e (JAMES, TITCHENEB, B e h a v i o r i s m u s , P s y c h o a n a l y s e , p h ä n o m e n o l o g i s c h e P s y c h o l o g i e u. a.) ein sehr i n f o r m a t i v e s K a p i t e l ü b e r a s i a t i s c h e D e u t u n g e n des B e w u ß t s e i n s ( T a o i s m u s , Z e n - B u d d h i s m u s , Y o g a , i n d i s c h e r B u d d h i s m u s ) . A b geschlossen w i r d der e r s t e Teil m i t e i n e m K a p i t e l ü b e r die „ W i s s e n s c h a f t v o m B e w u ß t s e i n " , i n d e m a u ß e r einigen m e t h o d o l o g i s c h e n Ü b e r l e g u n g e n 13 K r i t e r i e n f ü r eine „ a l l g e m e i n e w i s s e n s c h a f t liche T h e o r i e des B e w u ß t s e i n s " a u f g e s t e l l t w e r d e n . E s f o l g t der N a c h w e i s , d a ß der „ i n f o r m a t i o n a l H o l i s m " — eine T h e o r i e , die B e w u ß t s e i n als I n f o r m a t i o n d e f i n i e r t u n d g e m ä ß d e r a u c h C o m p u t e r u n d n i e d e r e L e b e w e s e n B e w u ß t s e i n b e s i t z e n — diese 13 K r i t e r i e n e r f ü l l t . A l l e r d i n g s k a n n m a n sich des V e r d a c h t s n i c h t e r w e h r e n , d a ß die K r i t e r i e n e r s t i m A n s c h l u ß a n die b e r e i t s a u f g e s t e l l t e T h e o rie f o r m u l i e r t w o r d e n sind. D e r z w e i t e Teil b e h a n d e l t P r o b l e m e der T h e o r i e k o n s t r u k t i o n u n d i h i e V e r b i n d u n g m i t der G r u n d l a g e n f o r s c h u n g , a l l e r d i n g s o h n e die w i c h t i g e n V e r ö f f e n t l i c h u n g e n der l e t z t e n 10 J a h r e z u m T h e o r i e n b e g r i f f (SNEED, STEGMÜLLER U. a.) zu b e r ü c k s i c h t i g e n . Zwei B e i t r ä g e — e i n e r , d e r sich mit einem informationstheoretischen Zugang z u m Bewußtseinsproblem beschäftigt u n d einer, der v o n d e n u n t e r s c h i e d l i c h e n F u n k t i o n e n b e i d e r G r o ß h i r n h e m i s p h ä r e n a u s g e h t — s c h l i e ß e n diesen Teil a b . I m M i t t e l p u n k t des d r i t t e n Teils s t e h e n e x p e r i m e n t e l l e U n t e r s u c h u n g e n d e s „ B e w u ß t s e i n s s t r o m s " : S t u d i e n ü b e r T a g t r ä u m e , ü b e r A r t e n des „ n o r m a l e n B e w u ß t s e i n s f l u s s e s " , ü b e r d e n E i n f l u ß v o n G e s c h l e c h t u n d K ö r p e i h a l t u n g auf d e n „ B e w u ß t s e i n s s t r o m " , ü b e r T r ä u m e u n d W a c h phantasien und über Biorhythmus und Wachphantasien. D e r l e t z t e Teil des B u c h e s b e s c h ä f t i g t sich m i t der A u f m e r k s a m k e i t als S c h l ü s s e l k a t e g o r i e d e s V e r h a l t e n s . D a b e i w i r d u n t e r A u f m e r k s a m k e i t eine K o n t r o l l i n s t a n z v e r s t a n d e n , die e n t s c h e i d e t welche Inhalte ins Bewußtsein gelangen dürfen u n d welche nicht.

Buchbesprechungeil

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Trotz der Tatsache, daß jeder Beitrag von einem anderen Autor geschrieben wurde, ist das Buch ein geschlossenes Ganzes. Überschneidungen gibt es nur in einem Fall: Das Leib-SeeleProblem wird sowohl im ersten als auch im dritten Kapitel behandelt, wobei der Autor des dritten Kapitels mehr philosophische Sachkenntnis beweist, als der des ersten. Für denjenigen, der sich mit Problemen des Bewußtseins beschäftigt — sei es als Philosoph oder als Naturwissenschaftler — bietet dieses Buch viele originelle Hypothesen und Überlegungen. Ungeachtet der etwas einseitig auf Träume und Wachphantasien ausgerichteten Experimente — von 150 Seiten des „Experimentalteils" fallen 110 in diese Richtung — bleibt es das Verdienst der Herausgeber und Mitautoren POPE und SINGER, ein Grundlagenwerk vorgelegt zu haben, das mehr als nur referierenden Charakter hat. CH. TÖGEL ( S o f i a )

HUBER, G., und GROSS, G.: Wahn. XII, 184 S. mit 9 Tab., Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag 1977. Forum der Psychiatrie. Neue Folge, Bd. 2. Paperback 3 9 , - DM. Das Buch gibt einen Überblick über Stand und Entwicklungstendenzen, Methoden und Betrachtungsweisen der Wahnforschung. Es werden die Ergebnisse einer kasuistisch-phänomenologischen Studie an 519 Wahnkranken vorgelegt. Z. T. werden Explorationen aus der vorpsychopharmakologischen Ära wiedergegeben, die für den angehenden Facharzt von besonderem Interesse sind. Dargestellt werden in einer interessanten Übersicht Stand und Entwicklungstendenzen in der Wahnforschung, von der Daseinsanalyse über die gestalt- und strukturanalytischen Methoden. Begriffe, Definitionen und Kriterien werden dargestellt, dazu eine Typologie der Wahnformen mit ihren Häufigkeiten, Wahninhalten und Symptomwandel gegeben. Grenzziehungen werden versucht in der Beziehung von Wahn bei körperlich begründbaren Psychosen, bei definierten Hirnerkrankungen sowie bei Grundkrankheiten — virusbedingte Encephalitiden nach Hirntraumen, Intoxikationen mit Weckmitteln, Antiasthmatikamißbrauch usw.) zum Wahn des endogenen Kranken, wahnähnlichen Erlebnisreaktionen und Entwicklungen in bezug auch zum Verlauf. Wahnkrankheiten bedienen sich vorgegebener Seins- und Verhaltensmöglichkeiten des Menschen. Sie verändern sich und werden krankheitswertig abgewandelt. KLEIST hat besonders auf Grund seiner Beobachtungen auf die Rolle gestörter Funktionen des Hirnstammes und Zwischenhirns hingewiesen. COITRAD spricht vom hirnbedingten pathologischen Funktionswandel, wie er uns bei vielen hirnbeteiligten Erkrankungen, direkt oder indirekt, begegnet. Die alte These, wo Wahn ist, ist Schizophrenie, gilt als überholt. Es gibt aber keine schizophrenen Erkrankungen, bei der nicht im Verlaufe Wahn und Beziehungserlebnisse auftreten. Den Autoren ist zu dieser gelungenen „Wahnmonographie" zu gratulieren, zumal Beschreibungen und Zusammenfassungen zu dieser Thematik einige Jahre zurückliegend gebracht wurden. Dem erfahrenen und angehenden Facharzt ist die Monographie sehr zu empfehlen. G. SCHOTT ( B e r l i n )

TRIEBE, J . K.: Das Interview im Kontext der Eignungsdiagnostik. 101 S. mit 9 Abb. und 15 Tab. Bern-Stuttgart-Wien: Verlag Hans Huber 1976. Schriften zur Arbeitspsychologie, Nr. 18. Kartoniert 19,— DM. Das Buch entstand aus dem Bedürfnis, die Kluft zwischen der sehr häufigen Anwendung von Interviews einerseits und deren unzureichender wissenschaftlicher Absicherung andererseits aufzu zeigen. Der empirische und experimentelle Wissensstand wird aufbereitet und eine Problemanalyse

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mit Hinweisen auf notwendige Untersuchungen wird vorgenommen. Es handelt sich um eine Bearbeitung angloamerikanischen Schrifttums der Jahre zwischen 1960 und 1975, die sehr vielseitig Vor- und Nachteile des Interviews bei eignungsdiagnostischen Fragestellungen analysiert und viele Anregungen bringt. Fazit des Buches sind Empfehlungen. Sie betreffen eine gründliche Anforderungsanalyse und ständige Schulung der Interviewer als Voraussetzung. Strukturierte Interviewformen mit Rating-Einstufungen von Sachverhalten werden aus methodischer Sicht empfohlen. Interviews sind vorteilhaft als ergänzende Information in sequentiellen diagnostischen Vorgehensweisen einzusetzen. A.

SEEBER

(Berlin)

Motorik im. Vorschulalter. Hrsg. MÜLLER, H.-J., DECKER, R., und SCHILLING, F. 380 S. mit 40 Abb und 29 Tab., 1 7 x 2 6 cm. Schorndorf: Hofmann-Verlag 1975. Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft. Bd. 1. Broschiert 44,80 DM. Der vorliegende Band enthält die Beiträge des 3. Motorik-Symposiums in Luxemburg und gliedert sich in die Abschnitte: Theorien und Modelle motorischer Entwicklung, Aspekte der Integration motorischer, sensorischer, kognitiver, emotionaler und sozialer Entwicklung und Probleme der Erfassung motorischer Verhaltensweisen. Im ersten Abschnitt stellt SCHILLING die motorische Entwicklung als umweltbezogenen Adaptationsprozeß dar, der durch Lernleistungen erbracht wird. VAN DER SCHOOT diskutiert die Bedeutung der Zusammenhänge zwischen Aktivierung und Motorik. Spezifische motorische Leistungen sind unterschiedlichen „motorischen Aktivierungsniveaus" zuzuordnen, z. B. höhere im Bereich grobmotorischer Anforderungen, niedrigere im feinmotorischen Bereich. WIEGERSMA diskutiert kritisch einige theoretische Ansätze der psychomotorischen Entwicklung, wobei dem Vergleich der Konzeptionen von PIAGET und der sowjetischen Entwicklungspsychologie Raum gegeben wird. Im zweiten Abschnitt können EGGERT und SCHUCK auf Grund eigener Untersuchungen zu Zusammenhängen zwischen Intelligenz, Motorik und Sozialstatus im Vorschulalter konkrete Aussagen machen. Auf Grund von 2 Untersuchungsreihen an Kindern im Alter von 4 bis 6Y2 Jahren konnte zwischen Motorik- und Intelligenztestwerten eine Korrelation von 0,35 ermittelt werden, während die Korrelation zum Sozialstatus (Beruf des Vaters) in erster Linie zur geistigen Entwicklung, weniger hingegen zur Motorik besteht. JETTER kann auf Grund der Untersuchungen an körperbehinderten Kindern deutlich machen, daß zumindest in den späteren kindlichen Entwicklungsabschnitten die normale motorische Entwicklung keine notwendige Bedingung für eine normale kognitive Entwicklung ist. Andere Autoren (LAPIERRE, AZEMAR) betonen die funktionelle Einheit motorischer und psychischer Funktionen und weisen auf die Problematik der analytischen Betrachtungsweise hin. Im diagnostischen Abschnitt sind neben einem Überblick von SCHILLING und der durch reiche Erfahrungen in der Bewegungstherapie getragenen Darstellung von „sensomotorischen Entwicklungsgittern" für verschiedene Formen der Behinderung (von KIPHARD u. a.) die Ausführung von DICKES über Zusammenhänge zwischen motorischen und kognitiven Variablen im Vorschulalter zu erwähnen. Dieser stellte auf Grund einer repräsentativen Stichprobe an Kindergartenkindern im Alter von 5 bis 6 Jahren mit Hilfe von Faktorenanalysen fest, daß die Grobmotorik sich als unabhängig von den kognitiven Funktionen erwies, während feinmotorische Aufgaben teilweise mit den kognitiven Anforderungen kovariieren. Die Referate und ihre Diskussion geben einen instruktiven Überblick über den Stand der psychomotorischen Forschung in einigen westeuropäischen Ländern, wobei allerdings das große Gebiet der psychomotorischen Therapie hier thematisch im wesentlichen ausgespart bleibt. Die dargestellten Theorien und Modelle können zur Zeit noch nicht befriedigen; so fehlen zum Beispiel

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Längsschnittuntersuchungen, um die Bedeutung der Bewegungsentwicklung für die Persönlichkeitsentwicklung besser zu erfassen. Unterstreichen möchte ich besonders die Forderung nach einer Einheit von Diagnose und Therapie. Das Buch verdient Beachtung seitens aller an der psychomotorischen Entwicklung im Vorschulalter interessierten Fachgebiete. E . KURTH (Rostock)

KENDELL, R. E.: Die Diagnose in der Psychiatrie. X I I , 174 S. mit 2 Abb., 15,5X23 cm. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag 1978. Klinische Psychologie und Psychopathologie. Bd. 2. Kartoniert 29,80 DM.

Der Autor sieht in einer Zeit, in der die Notwendigkeit psychiatrischer Diagnosestellung häufig angezweifelt wird, in der „Entwicklung einer zuverlässigen und gültigen Klassifikation der Phänomene geistiger Störungen sowie der für diese Aufgabe unerläßlichen eindeutigen diagnostischen Kriterien die zwei wichtigsten Probleme, mit denen die zeitgenössische Psychiatrie konfrontiert ist". Er grenzt sich klar von spekulativen Ansätzen ab und sieht eine gültige Klassifikation mit Hilfe zuverlässiger diagnostischer Kriterien zu Recht als Fundament psychopathologischer Theorienbildung und psychotherapeutischer Effektivitätsmessungen an. In bemerkenswerter Klarheit und Kürze diskutiert er kritisch und konstruktiv Mängel gegenwärtiger Klassifikationssysteme sowie Voraussetzungen für die Entwicklung geeigneter diagnostischer Kriterien. Ausgehend von der Problematik des Krankheitsbegriffes wird die Notwendigkeit der Bindung der jeweiligen Diagnose an eindeutige reliable und valide Indikatoren herausgearbeitet sowie die Möglichkeiten, die die Diagnose als Entscheidungsproze/i mit entsprechenden Rückmeldungen bietet. Interessant sind v. a. auch die Ausführungen über die Problematik der Kontinuität bzw. Diskontinuität normalen und auffälligen Erlebens und Verhaltens und die Vor- und Nachteile dimensionaler bzw. kategorialer Ansätze und deren methodische Voraussetzungen. Anhand zahlreicher Untersuchungsergebnisse erscheint dem Autor gegenwärtig gesichert, daß bei der Klassifikation neurotischer Störungen wegen der eindeutigen Kontinuität ein dimensionaler Ansatz vorzuziehen sei, bei Psychosen zumindest gegenwärtig das sehr viel einfachere kategoriale System, wobei in Zukunft hier möglicherweise ein kombiniert dimensional-kategoriales Vorgehen weiterführen könnte. In einem letzten Kapitel werden Vorteile, aber auch Grenzen von computer-gestützten Diagnosen erörtert, die bei reliablen und validen Eingangsdaten durchaus vorteilhaft sein können und über die Verbesserung der Einzeldiagnose hinaus auch dazu beitragen könnten, die diagnostischen Klassifikationssysteme in der Psychiatrie zu vereinheitlichen. Der Autor bietet zwar keine neue Klassifikation an, er gibt aber eine Fülle konstruktiv-kritischer Anregungen allen, die sich dieser Problematik annehmen. EDITH KASIELKE ( B e r l i n )

Perspectives in interactional psychology. Hrsg. PERVIN, L. A., und LEWIS, M. XVI, 335 S. mit mehreren Abb. und Tab., 15X23 cm. New York-London: Plenum Press 1978. Leinen $ 24,—. Das Buch besteht aus 12 Beiträgen von Autoren aus unterschiedlichen Spezialgebieten, die sich mit der Wechselwirkung innerer (z. B. physiologischer, genetischer) und äußerer (insbesondere gesellschaftlicher) Faktoren beim Verhalten beschäftigen. Es geht also um die Interaktion zwischen biologischen und sozialen Faktoren. Die einzelnen Beiträge sind durch zwei Fragen miteinander verbunden: 1. Welche Wechselwirkungen zwischen inneren organismischen und äußeren Faktoren sind in den verschiedenen Gegenstandsgebieten psychologischer Disziplinen festzustellen? 2. Welchen Inhalt hat der Terminus „Wechselwirkung" (Interaktion)?

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Bei der ersten Frage geht es u. a. um Probleme der Untersuchung von Reiz- und Situationsvariablen in der Psychologie, der Taxonomie von Situationen in ihrer Anwendung auf die Erforschung von Mutter-Kind-Beziehungen, des Zusammenwirkens von Persönlichkeits- und Situationsmerkmalen bei prosozialem Verhalten, der Abhängigkeit altruistischen Verhaltens insbesondere von emotionalen und normativen Bedingungen, der Wechselwirkungen zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Situationen bei den Variablen Angst, Steuerungsursache (locus of control) und Konformität, der Abhängigkeit von Fähigkeiten und Leistungen von Instruktionen und experimentell geschaffenen sowie Schulsituationen, der stresserzeugenden Beziehungen zwischen Person und sozialer Umgebung (LAZARUS und LATTNIER). Besonderes Interesse rufen auch zwei eher am Rande der Disziplin Psychologie liegende Beiträge hervor, die das Problem der Wechselwirkung organismischer und äußerer Faktoren aus der Sicht der Ethologie bzw. der Verhaltensgenetik untersuchen. Bei der zweiten Frage nach Bedeutungen des Terminus „Interaktion" werden verschiedene Konzeptionen untersucht, so Interaktion im varianzanalytischen Sinne, als interdependente Abhängigkeit von Variablen, als rückwirkende Aktionen oder Transaktionen (sog. transaktionales Modell) und als reziproke Verursachung. Dabei werden nicht nur Wechselwirkungen zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Umwelt- bzw. Situationscharakteristika untersucht, sondern auch zwischen Person- bzw. Situationsmerkmalen und Reaktionsweisen. Hinsichtlich der theoretischen Konzeption von Interaktion sind die Beiträge von ENDLER und EDWARDS, PERVIN und LEWIS sowie RIEGEL und MEACHAM besonders aufschlußreich. Von den stärker an experimentellem Material orientierten Abhandlungen erscheinen die mit der Wechselwirkung innerer und äußerer Faktoren bei prosozialem und hilfreichem Verhalten befaßten sowie der Beitrag von SNOW über die Abhängigkeit von Fähigkeiten und Leistungen von Situationscharakteristika am besten gelungen. Grundsätzlich neue theoretische Erkenntnisse werden im gesamten Buch nicht gewonnen, aber in verschiedenen Artikeln kommt das Bemühen um dialektisches Vorgehen und um stärkere Beachtung gesellschaftlicher Bedingungen insbesondere in der Persönlichkeitspsychologie deutlich zum Ausdruck. Termini wie Selbstregulation des menschlichen Verhaltens, aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt, gesellschaftlich-historischer Kontext werden insbesondere von RLEGEL und MEACHAM sowie von ENDLEB und EDWARDS für die Persönlichkeits-, Sozial- und Entwicklungspsychologie als bedeutungsvoll angesehen. In diesem Zusammenhang werden Forderungen nach langfristig orientierten Untersuchungen von psychischen Prozessen und nach dynamischer Betrachtungsweise von Interaktionen erhoben. Diese Auffassungen erwachsen allerdings in der Regel nicht aus materialistischen Positionen. Die meisten Beiträge gehen aber von theoretisch und/oder praktisch wichtigen Problemstellungen aus und suchen nach Lösungsmöglichkeiten, d. h. sie dürften für Wissenschaftler, die sich mit Wechselwirkungen zwischen inneren und äußeren Faktoren beim menschlichen Verhalten beschäftigen, informativ und anregend sein. LYDIA LANGE ( B e r l i n )

Ein verhaltenstherapeutisches

Stufenprogramm,

zur stationären Behandlung

von

Drogenabhängigen.

H r s g . DE JONG, R . , u n d BÜHRINGER, G . X I I , 3 5 9 S. m i t 1 0 A b b . u n d 1 0 6 T a b . , 2 1 x 1 5 c m .

München: Gerhard Röttger Verlag 1978. IFT-Texte. Kartoniert 18,80 DM. Das vorgestellte Behandlungsprogramm wurde von einer Projektgruppe Rauschmittelabhängigkeit am Max-Planck-Institut für Psychiatrie 1972 bis 1975 entwickelt. In Zusammenarbeit mit einer Vereinigung, die mehrere Einrichtungen zur Beratung und Behandlung drogengefährdeter und drogenabhängiger Jugendlicher führt, gelang ein gut strukturiertes Programm, in welchem theoretische Kenntnisse und praktische Erfahrungen vorbildlich miteinander verbunden sind. Die Verfasser knüpften an lerntheoretische Grundlagen an und heben die Erweiterung des Lernmodells im Sinne von KANFER und BANDTJRA durch Selbstkontrollkonzepte und die Beachtung

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interner P r o z e s s e hervor. Vorteile v e r h a l t e n s t h e r a p e u t i s c h e r O r i e n t i e r u n g spiegeln sich in d e m e x a k t e n m e t h o d i s c h e n V o r g e h e n einschließlich der E r f o l g s k o n t r o l l e u n d der w e i t g e h e n d e n s c h r i f t lichen A u s a r b e i t u n g aller E l e m e n t e wider. Ziele, V e r l a u f u n d E r g e b n i s s e s i n d k l a r formuliert. A u f Möglichkeiten der V e r ä n d e r u n g , E r w e i t e r u n g bzw. a u f v o r h a n d e n e L ü c k e n w i r d hingewiesen. E s klingt d a r ü b e r h i n a u s a n , d a ß die V e r b i n d u n g der a u f d a s I n d i v i d u u m u n d seine U m w e l t orient i e r t e n V e r h a l t e n s t h e r a p i e u n d des sozialen T r a i n i n g s m i t der G e s p r ä c h s - u n d G r u p p e n t h e r a p i e a l s n o t w e n d i g e r a c h t e t u n d bereits b e a c h t e t wird. D a s B u c h beinhaltet vier B e i t r ä g e m i t vielen Ü b e r s i c h t s b l ä t t e r n . I m e r s t e n B e i t r a g (BÜHRINGEB, DE JONG, KALINER, K E A E M B B FERSTL, FELDHEGE) w e r d e n ein E n t g i f t u n g s p r o g r a m m ( D a u e r 2 bis 3 Wochen), ein R e h a b i l i t a t i o n s p r o g r a m m ( D a u e r 2 bis 10 M o n a t e ) u n d ein N a c h s o r g e p r o g r a m m beschrieben. V e r h a l t e n s a n a y l s e , Therapieziele u n d - m a ß n a h m e n gliedern sich in D r o g e n v e r h a l t e n (einschl. T a b l e t t e n u n d Alkohol), A r b e i t s v e r h a l t e n , F r e i z e i t v e r h a l t e n , S o z i a l v e r h a l t e n , S e l b s t - u n d U m Weltorganisation, P r o b l e m l ö s e n u n d E n t s c h e i d e n . D e r zweite B e i t r a g (DE JONG, BÜHRINGER, KALINER, KRAEMER, HENRICH) e n t h ä l t die B e s c h r e i b u n g der K l i e n t e n , den V e r l a u f der B e h a n d l u n g u n d erste E r g e b n i s s e einschließlich der E r f o l g s k o n t r o l l e n n a c h 6 M o n a t e n . V o r a n g e s t e l l t s i n d U n t e r s u c h u n g s - u n d A u s w e r t u n g s p l a n . Der dritte B e i t r a g (DE JONG, HENRICH) u m f a ß t die E r g e b nisse n a c h e i n e m bzw. zwei J a h r e n . E t w a ein D r i t t e l der K l i e n t e n w a r zwei J a h r e n a c h B e e n d i g u n g der B e h a n d l u n g frei v o n h a r t e n Drogen. B e z o g e n a u f die p l a n m ä ß i g e n t l a s s e n e n P a t i e n t e n ents p r a c h d a s 8 0 % . D i e kritischste Zeit scheint die n a c h der E n t l a s s u n g zu sein, denn die E r g e b n i s s e nach 6 M o n a t e n s t i m m e n m i t denen n a c h zwei J a h r e n h o c h überein. I m v i e r t e n B e i t r a g w i r d die F o r t s e t z u n g der A r b e i t n a c h A b s c h l u ß des F o r s c h u n g s p r o j e k t s , 1975 bis 1977 b e s c h r i e b e n (KALINER). E s wird der Z u s a m m e n h a n g zwischen a n h a l t e n d e r D r o g e n f r e i h e i t u n d T h e r a p i e d a u e r sowie E n t l a s s u n g s g r u n d b e s o n d e r s deutlich. Die gesellschaftlichen H i n t e r g r ü n d e d e s D r o g e n p r o b l e m s in W e s t d e u t s c h l a n d w e r d e n unzulänglich diskutiert. O b w o h l d a s P r o g r a m m ausschließlich f ü r die B e h a n d l u n g der in k a p i t a l i s t i s c h e n L ä n d e r n a n w a c h s e n d e n A b h ä n g i g k e i t v o n h a r t e n D r o g e n ( O p i a t e , A m p h e t a m i n e ) , v o n „ F i x e r n " zwischen 16 u n d 26 J a h r e n g e d a c h t w a r , ist sein K o n z e p t bedingt übertragbar. Organisation, Verfahren, Methoden, Hinweise zum Mitarbeiterverhalten k ö n n e n v o r a l l e m f ü r die T h e r a p i e jugendlicher A l k o h o l a b h ä n g i g e r u n d die B e t r e u u n g sozial G e f ä h r d e t e r ü b e r n o m m e n werden. L e d i g l i c h unter d i e s e m A s p e k t w i r d der I n h a l t a u c h f ü r die gesellschaftlichen V e r h ä l t n i s s e der D D R r e l e v a n t . F ü r die E r a r b e i t u n g v o n B e h a n d l u n g s - u n d B e t r e u u n g s p r o g r a m m e n k ö n n e n wir viele wertvolle A n r e g u n g e n u n d H i n w e i s e e n t n e h m e n , w o b e i d a s k o n k r e t e M a t e r i a l in j e d e m F a l l e kritisch a n die jeweiligen B e d i n g u n g e n a n g e p a ß t w e r d e n m u ß . ILONA STOIBER ( B e r l i n )

Text zur Verbesserung der interpersonellen WahrBULLMBB, K . : Empathie — Ein programmierter 158 S . M ü n c h e n - B a s e l : E r n s t R e i n h a r d t V e r l a g 1978. P s y c h o l o g i e u n d nehmungsfähigkeit. Person. B d . 21. P a p e r b a c k 16,80 D M . Anliegen des hier v o r g e s t e l l t e n B u c h e s ist die V e r b e s s e r u n g der F ä h i g k e i t zur interpersonellen W a h r n e h m u n g — die V e r b e s s e r u n g des g e n a u e n W a h r n e h m e n s v o n G e f ü h l e n a n d e r e r P e r s o n e n u n d der B e d e u t u n g , die diese G e f ü h l e f ü r a n d e r e Menschen h a b e n . D a m i t v e r w e n d e t der A u t o r „ g e n a u e interpersonelle W a h r n e h m u n g " u n d „ E m p a t h i e " oder „ v e r s t e h e n d e s Z u h ö r e n " s y n o n y m . Der hier v o r l i e g e n d e p r o g r a m m i e r t e L e h r t e x t will n u r die F ä h i g k e i t e n des „ e m p a t h i s c h e n W a h r n e h m e r s " , nicht a b e r die des „ e m p a t h i s c h e n A n t w o r t e r s " trainieren u n d v e r b e s s e r n . Dies w i r d als ein wesentliches Ziel i n n e r h a l b der A u s b i l d u n g e n u n d Q u a l i f i k a t i o n e n v o n in Sozialb e r u f e n A r b e i t e n d e n a n g e s e h e n . D a b e i g e h t der A u t o r d a v o n a u s , d a ß diese F ä h i g k e i t erlernbar u n d V e r ä n d e r b a r ist. W o h l a u c h a u s d i e s e m G r u n d e w ä h l t e er den p r o g r a m m i e r t e n L e h r t e x t als F o r m der W i s s e n s v e r m i t t l u n g . Die sechs K a p i t e l dieses' B u c h e s bestehen a u s e i n e m Wissensteil u n d s o g e n a n n t e n F e r t i g k e i t s t e s t s , die der W i e d e r h o l u n g u n d Ü b e r p r ü f u n g des G e l e r n t e n dienen. 23

Z. Psychologie 188-3

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Z. Psychol. Bd. 188 (1980) H. 3

In den ersten beiden Kapiteln geht es um den Begriff der „interpersonellen Wahrnehmung", um Bedingungen, die die interpersonelle Wahrnehmung stören und um die Eigenschaften, die eine gute Person-Beobachtung ermöglichen. Das dritte und vierte Kapitel beschäftigt sich mit Voraussetzungen für die Anwendung expliziter Theorien und Vorstellungen, die sich auf das Erkennen eines anderen Menschen beziehen, mit der Beschreibung spezifischer Emotionen (Angst, Stolz, Scham usw.), um diese erkennen zu können, und mit der Interpretation von Abwehrmechanismen. Das Schwergewicht der Übungen liegt dabei auf dem Erkennen verborgener Angst und deren Interpretation aus gewissen symptomatischen Verbalisationen einer anderen Person. Um dieses Lernziel zu erreichen, wird ausführlich über Abwehrmechanismen informiert. Das fünfte Kapitel besteht aus zwei Teilen, von denen im ersten vermittelt wird, was beim verstehenden Zuhören an persönlichen Voraussetzungen notwendig ist. Im zweiten Teil sollen Aussagen von Personen so umformuliert werden, daß die implizit enthaltenen Emotionen expliziert werden. Dies soll unter dem Aspekt der vorher gelernten und geübten Abwehrmechanismen geschehen. Das letzte Kapitel dient der Wiederholung des schon Gelernten. Dieses didaktisch gut aufgebaute Buch wird dem Lernenden keine großen Schwierigkeiten bereiten, da der Lehrstoff übersichtlich und verständlich dargestellt ist. Allerdings wiegt dies nicht die m. E. schwerwiegenden Mängel dieses Buches auf. Besonders problematisch ist, daß die Wissensvermittlung absolut „theorienblind" geschieht, so daß der nicht vorgebildete Leser und Lernende den Eindruck gewinnen muß, daß es nur eine Meinung (und zwar die des Autors) über interpersonelle Wahrnehmung und nur den Weg des Erkennens von Abwehrmechanismen im Verhalten eines anderen gibt, um verstehend zuzuhören. So, wie der Lernstoff aufbereitet und vermittelt wird, ist eine kritische Sicht des Besprochenen für den mit diesem Metier unerfahrenen Leser nicht möglich. Für die Ausbildung von Psychologen, Medizinern, Lehrern usw. ist die hier vorliegende Form m. E. nicht geeignet, weil gar nicht auf theoretische Hintergründe, auf philosophisch-erkenntnistheoretische Probleme, die mit dem Begriff „Empathie" verbunden sind, eingegangen wird und weil auch keine Literaturangaben existieren, um sich im Gebiet der interpersonellen Wahrnehmung zu belesen. Auch für die Ausbildung von Psychotherapeuten im allgemeinen und Gesprächspsychotherapeuten im besonderen halten wir dieses Buch nicht für geeignet. B e a t e J ü l i s c h (Berlin) MacfARLANE, A.: Die Geburt. 135 S. Stuttgart: Klett-Cotta 1978. Das Kind und seine Entwicklung. Kartoniert 10,— DM. Dieses Buch beschäftigt sich in populärwissenschaftlicher Art und Weise mit den emotionalen Vorgängen während der Geburt und deren Bedeutung für die Beteiligten. Es richtet sich von seinem Anliegen her an alle, die unmittelbar mit Kindern zu tun haben, sei es beruflich oder als Eltern. Bei der Darstellung seiner psychologischen Forschungsergebnisse hebt der Autor die außerordentlich komplizierte Methodologie hervor, die mit der Thematik verbunden ist sowie die Tatsache, daß alle Informationen nicht der Weisheit letzter Schluß sind. Das Buch ist chronologisch angelegt. Es beginnt mit der Darstellung von Kenntnissen über das Leben des Fötus im Mutterleib (Kap. 1) und beschäftigt sich hier mit der nachteiligen Einwirkung von bestimmten Substanzen (mehr als 1500) auf den Fötus und seine Entwicklung, der wechselseitigen Beeinflussung von Fetus und Mutter und der Schilderung vorhandener Fähigkeiten des Babys im Mutterleib (Sehen, Bewegungen, Reaktion auf Geräusche). Kapitel 2 geht näher auf die Psychologie der Mutter während der Schwangerschaft ein und hebt soziale und psychologische Faktoren hervor, die Einflüsse auf den Ausgang von Schwangerschaft und Entbindung haben können (z. B. soziale Schichtzugehörigkeit). Das folgende Kapitel betrachtet das Für und Wider des Entbindungsortes (Klinik vs. Zuhause) und die Frage der Geburtseinleitung. Aufgrund des Mangels an stichhaltigem

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w i s s e n s c h a f t l i c h e n M a t e r i a l ü b e r z e u g t dieses K a p i t e l den L e s e r n u r schwerlich. K a p i t e l 4 u n d 5 b e s c h ä f t i g e n sich m i t d e m eigentlichen G e b u r t s v o r g a n g — i n s b e s o n d e r e m i t s c h m e r z l i n d e r n d e n M e t h o d e n w ä h r e n d der G e b u r t — u n d e r s t e n R e a k t i o n e n v o n M u t t e r u n d V a t e r a u f d a s N e u g e b o r e n e . A n dieser S t e l l e stellt der A u t o r fest, d a ß sich die F o r s c h u n g z w a r a u s g i e b i g m i t den E f f e k t e n d e s K i n d e r g e b ä r e n s a u f die frühe M u t t e r - K i n d - B e z i e h u n g b e s c h ä f t i g t h a t , d a ß a b e r k a u m K e n n t n i s s e ü b e r die f r ü h e V a t e r - K i n d - B e z i e h u n g b e s t e h e n . Die f o l g e n d e n K a p i t e l ( 6 . - 8 . ) u n t e r s u c h e n die T a t s a c h e , wie d a s K i n d seine Außenwelt w a h r z u n e h m e n beginnt u n d wie sich K i n d u n d A u ß e n w e l t wechselseitig beeinflussen. Der S ä u g l i n g w i r d a u s f ü h r l i c h hinsichtlich seiner S i n n e s f ä h i g k e i t e n beschrieben. Weiter w e r d e n die A u s w i r k u n g e n einer T r e n n u n g der M u t t e r v o m B a b y n a c h der G e b u r t a u f die B e z i e h u n g zwischen M u t t e r u n d K i n d u n t e r s u c h t , wenn diese wieder z u s a m m e n k o m m e n . E s wird festgestellt, d a ß es eine P e r i o d e v o n unspezifischer D a u e r n a c h der G e b u r t z u g e b e n scheint, in der eine T r e n n u n g zwischen V a t e r , M u t t e r u n d K i n d n a c h t e i l i g sein k a n n (z. B . A u s w i r k u n g e n a u f d a s Z ä r t l i c h k e i t s v e r h a l t e n ) . I m 8. K a p i t e l w e r d e n schließlich M e r k m a l e des B a b y s u n t e r die L u p e g e n o m m e n , die gleichermaßen a u f alle M ü t t e r a n z i e h e n d w i r k e n (z. B . Hilflosigkeit, Schreien) sowie der F r a g e n a c h der E n t f a l t u n g der Mutterliebe n a c h gegangen. A u f g r u n d der detaillierten B e t r a c h t u n g komplizierter V o r g ä n g e v o r , w ä h r e n d u n d n a c h der G e b u r t u n d der gelungenen u n k o m p l i z i e r t e n D a r s t e l l u n g dieser S a c h v e r h a l t e k a n n d a s B u c h eine w e r t v o l l e I n f o r m a t i o n s q u e l l e für diejenigen darstellen, die sich m i t der B e t r e u u n g u n d E r z i e h u n g von Kindern befassen. KARIN STERN (Berlin)

SCHAFFER, R . : Mütterliche Fürsorge in den ersten Lebensjahren. D a s K i n d u n d seine E n t w i c k l u n g . K a r t o n i e r t 10,— D M .

140 S . S t u t t g a r t : K l e t t - C o t t a 1978.

D a s e i n f ü h r e n d e K a p i t e l des B u c h e s w i r f t eine g a n z e R e i h e v o n F r a g e n zur m ü t t e r l i c h e n F ü r s o r g e a u f . E s w e r d e n 4 H a u p t a n s ä t z e bzgl. der m ü t t e r l i c h e n F ü r s o r g e g e n a n n t , a u f die der A u t o r n ä h e r eingehen will: Mütterliche F ü r s o r g e a l s p h y s i s c h e B e t r e u u n g , M ü t t e r l i c h e F ü r s o r g e a l s eine R e i h e v o n E i n s t e l l u n g e n , Mütterliche F ü r s o r g e als S t i m u l a t i o n , Mütterliche F ü r s o r g e a l s G e spräch. D a s 2. K a p i t e l b e t r a c h t e t eine g a n z e R e i h e v o n P r o b l e m e n u n t e r der T h e m a t i k ' K i n d e r e r z i e h u n g u n d F r ü h e r f a h r u n g ' . E s wird hier die wichtige R o l l e v o n E r e i g n i s s e n i m f r ü h e n L e b e n f ü r die F o r m u n g der E r w a c h s e n e n p e r s ö n l i c h k e i t h e r v o r g e h o b e n u n d n a c h P e r s ö n l i c h k e i t s d e t e r m i n a n t e n g e s u c h t . In d i e s e m Z u s a m m e n h a n g werden A u f f a s s u n g e n der P s y c h o a n a l y s e d a r g e s t e l l t , k r i t i s c h b e t r a c h t e t u n d m i t G e g e n a r g u m e n t e n belegt. E l t e r l i c h e E i n s t e l l u n g e n zu E r z i e h u n g s f r a g e n w e r d e n in B e z i e h u n g zu M e r k m a l e n des K i n d v e r h a l t e n s g e s e t z t , w o b e i sich die S c h w i e r i g k e i t o f f e n b a r t , K i n d e r p e r s ö n l i c h k e i t e n allein a u f g r u n d v o n E i n s t e l l u n g s m a ß e n v o r a u s z u s a g e n . Der A u t o r gel a n g t zur wichtigen S c h l u ß f o l g e r u n g , d a ß F r ü h e r f a h r u n g e n des K i n d e s n i c h t ü b e r s c h ä t z t w e r d e n d ü r f e n u n d alte Vorstellungen v o n der S o z i a l i s a t i o n d e r a r t zu revidieren sind, d a ß d a s B a b y v o n A n b e g i n n a k t i v , sein V e r h a l t e n organisiert ist. I m K a p i t e l 4 wird der enge Z u s a m m e n h a n g zwischen K o o r d i n i e r u n g der S t i m u l a t i o n u n d der p s y c h i s c h e n O r g a n i s a t i o n des K i n d e s b e t o n t . A u f g r u n d der zeitlichen A b s t i m m u n g v o n R e i z e n l e r n t d a s B a b y die V e r k e t t u n g zwischen seinem T u n u n d der A u ß e n w e l t kennen. I m 5. K a p i t e l wird die m ü t t e r l i c h e F ü r s o r g e als G e s p r ä c h b e t r a c h t e t , w o b e i es u m die zeitliche S y n c h r o n i s i e r u n g der R e a k t i o n e n beider I n d i v i d u e n geht. Die H e r s t e l l u n g der i n t e r p e r s o n a l e n S y n c h r o n i s a t i o n wird als H a u p t a u f g a b e der f r ü h e n E n t w i c k l u n g b e t r a c h t e t . Schließlich k o m m t SCHAFFER zu d e m b e d e u t u n g s v o l l e n Schluß, d a ß sich V e r ä n d e r u n g e n d e s kindlichen V e r h a l t e n s nicht v o n außen a u f z w i n g e n lassen, s o n d e r n n u r a u s einem wechselseitigen S i c h a n p a s s e n v o n E l t e r n u n d K i n d e r w a c h s e n können. I m 6. K a p . werden Liebe, H a ß u n d I n d i f f e r e n z a l s B e s t a n d t e i l der m ü t t e r 23-

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liehen Fürsorge diskutiert. Studien an Kindern ohne Mütter sollen abschließend die Frage beantworten, ob Babys überhaupt Mütter brauchen. Sie erbringen folgende Schlußfolgerungen: Kinder brauchen Gelegenheit zu einer Liebesbeziehung; die Mutter muß nicht die leibliche Mutter sein und ist ersetzbar; Kinder müssen von einem überschaubaren Kreis vertrauter Menschen regelmäßig und stetig betreut werden. Auf den ersten Blick leicht beantwortbare Fragen nach Inhalt und Form der mütterlichen Fürsorge stellen sich bei näherem Hinschauen als komplexé Sachverhalte dar, da in die beschriebenen Interaktionen stets zwei Personen einbezogen sind. SCHAFFER beantwortet diese Fragen in detaillierter, verständlicher Form. KARIN STERN

(Berlin)

W.: Experimentelles Praktikum — objektivierende Funktionsmethoden. 7. Aufl. XX, 428 S. mit 156 Abb. Stuttgart: Gustav Fischer Verlag 1972. Balacron 49,- DM.

ARNOLD,

Der vorliegende Band ist als 7., völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage, Teil des „Psychologischen Praktikums" (Hrsg. ARNOLD, W.). In seiner pragmatisch-apparativen Ausrichtung mit bewußt einfach, z. T. im Telegrammstil gehaltenem Text kann es dem Studierenden, vor allem aber dem Experimentator ein brauchbares Nachschlagewerk sein, wenn er nach einfachen technischen Möglichkeiten der Anlage von Experimenten sucht. Hauptgebiet ist dabei die Wahrnehmungspsychologie. Nicht geeignet ist das Praktikum als Ratgeber für die Anlage von Experimenten (Versuchsplanung) im Sinne der systematischen Bedingungsvariation. M. BERG (Berlin)

P., LANGFELDT, H.-P., und NETTMANN, G.: Pädagogisch-psychologische Diagnostik am Beispiel von Lernschwierigkeiten. 176 S. mit 11 Abb. und 4 Tab. Bern-Stuttgart-Wien: Verlag Hans Huber 1976. Arbeiten zur Theorie und Praxis der Rehabilitation in Medizin, Psychologie und Sonderpädagogik. Nu. 5. Kartoniert Fr. 22.—.

BARKEY,

Die Autoren des vorliegenden Buches beschäftigen sich mit der Diagnostik innerhalb des Umschulungsverfahrens zur Sonderschule für Lernbehinderte und diskutieren die traditionelle und gegenwärtige pädagogisch-psychologische Diagnostik in der BRD. Ausgangspunkt der Erörterungen von LANGFELDT in einer Übersicht der Umschulungsverfahren ist die bestehende Schwierigkeit, 'Lernbehinderung' eindeutig zu beschreiben. Er stellt Definitionsprobleme, den formalen Ablauf der Diagnosefindung und die verwendeten Testverfahren vor. Nach Angaben in der Literatur besuchen etwa 4—6% der Schüler eines Jahrgangs die Sonderschule für Lernbehinderte, wodurch die Relevanz der diagnostischen Entscheidungsfindung betont wird. BABKEY gibt einen äußerst informativen Überblick über „Modelle in der pädagogischen Diagnostik". Verschiedene Erklärungsmodelle von Lernschwierigkeiten werden erörtert und bewertet. Die Ausführungein über gegenwärtige Entwicklungstendenzen psychologischer Diagnostik erfolgen aus der Sicht der humanistischen Psychologie, der Verhaltensmodifikation und der kognitiven sozialen Lerntheorie der Persönlichkeit. Die Diskussion zu Fragen pädagogischer Diagnostik betont die Notwendigkeit der Prozeß- gegenüber der Statusdiagnostik. Die Mängel psychiatrischer, psychologischer und pädagogischer Diagnostik werden in der Darstellung verschiedener Modelle klinischer Diagnostik aufgezeigt. Am Beispiel der Umschulungsdiagnostik zur Sonderschule für Lernbehinderte analysiert dann LANGFELDT die „Sonderpädagogische Diagnostik unter testtheoretischem Aspekt". Er beschreibt die diagnostische Kategorie 'Lernbehinderung' und die verwendete Zuordnungsstrategie der Schülerselektion. Hierbei kritisiert er insbesondere, daß die Zuordnung punktuell erfolgt und nicht

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das Ergebnis eines sukzessiven Entscheidungsprozesses ist. Lernbehinderung aufgrund von Intelligenztestwerten zu diagnostizieren wird unter anderem wegen des Fehlens eindeutig valider intelligenzdiagnostischer Verfahren und mangelnder Interpretations- und Übereinstimmungsobjektivität der Testwerte als problematisch erachtet. Noch fraglicher ist die Verwendung des Kriteriums 'Schulversagen'. Hinsichtlich der Ermittlung kritischer Werte für Schulleistung und Intelligenz, die Sonderbeschulung indizieren sollen, wird die statistische Definition abgelehnt und eine Festlegung dieser Werte aus pädagogischer Erfahrung, bei Orientierung an normunabhängigen Kriterien, gefordert. Gerda Neumann beschreibt „Probleme pädagogisch-psychologischer Diagnostik beim Aufnahmeverfahren zur Sonderschule für Lernbehinderte". Darin werden die gegenwärtig in der BRD noch existierenden unterschiedlichen Rechtsvorschriften sowie Vorschriften und Funktionen der pädagogisch-psychologischen Untersuchung aufgezeigt. Innerhalb des Aufnahmeverfaherns zur Sonderschule kommt dem HAWI K-Testergebnis eine nicht unwesentliche Bedeutung zu, obwohl, wie.die Autorin zitiert, dieser Test ein „höchst unbefriedigendes Verfahren zur Lernbehindertenerfassung" sei. Abschließend versuchen alle drei Autoren gemeinsam „Hinweise auf Änderungsmöglichkeiten pädagogischer Diagnostik" zu geben. Sie fordern eine auf das pädagogische Handeln als Intervention gegenüber Auffälligkeiten gerichtete pädagogische Diagnostik. Insgesamt sind jedoch die Möglichkeiten praktisch realisierbarer Alternativen wenig ausgeführt; der Leser hat eher den Eindruck, als würde sich auch hier die kritische Auseinandersetzung fortsetzen. So können die vorgeschlagenen Alternativen eher als Denkanstöße denn als praktikable Vorgaben verstanden werden, da sie noch einer eingehenden Operationalisierung bedürfen. Die Autoren setzen sich differenziert und kritisch unter Einbeziehung einer Vielzahl einschlägiger Literatur mit der gegenwärtig praktizierten Form pädagogischer Diagnostik im Bereich der Lernbehinderung auseinander, wobei die Vielzahl aufgezeigter Mängel und Zweifel den Praktiker vor dem ihm zur Verfügung stehenden diagnostischen Inventarium schier verzweifeln lassen müssen. Dennoch — das Anliegen der Verfasser, die Theoriediskussion auf diesem Gebiet weiter zu forcieren, die kritische Anwendung von Testverfahren und deren Dateninterpretation zu betonen, ist zu begrüßen und dürfte als gelungen betrachtet werden.

B. Stepanides (Berlin) Il'yttchenok, R. Yu. Pharmacology of behavior and memory. (Übersetzung aus dem Russischen) VIII, 222 mit 15 Abb. Washington: John Wiley & Sons Ltd 1976. Gebunden $ 27.70. Die Untersuchung von Aktivitätsänderungen bzw. Verhaltensmerkmalen unter dem Einfluß von Pharmaka dient als Indikator ihrer Wirkung und ist eine Voraussetzung ihrer praktischen Anwendung. Andererseits können diese Substanzen bei hinreichend bekannter Wirkungsweise zum Studium neuro- und verhaltensphysiologischer Mechanismen einschließlich der neurochemischen Prozesse des Gedächtnisses genutzt werden. Das vorliegende Werk von R. Yu. Il'yttohenok, 1972 bereits unter dem Titel „Farmakologiya Povedeniya i Pamyati" in russischer Sprache erschienen, gibt im ersten Teil einen Überblick über die Beeinflussung von Verhaltensweisen und Gedächtnisprozessen durch verschiedene Gruppen von Pharmaka: — Substanzen, die Cholinrezeptoren des Gehirns beeinflussen, — Substanzen, die den Stoffwechsel, die Speicherung und Rezeption von Katecholaminen und Serotonin verändern, — Substanzen, die auf adrenerge Synapsen wirken, — verschiedene neurotrope Substanzen wie Strychnin, Coffein, Sedativa, Antidepressiva usw. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf die Beeinflussung etablierten Verhaltens bzw. bedingter Reaktionen gerichtet, wobei es oft schwierig ist festzustellen, ob die Verhaltenseffekte auf Änderungen der Informationsabberufung oder der Manifestation des Verhaltens beruhen.

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Im zweiten Teil des Buches wird die Pharmakologie der Informationsspeicherung analysiert. Das Phänomen Gedächtnis schließt den Vorgang der Informationsaufnahme durch den rezeptorischen Apparat, die Selektion, Speicherung und Wiedergewinnung der Information sowie die Verhaltensäußerung ein. Eine Beeinflussung des Gedächtnisses durch ein Pharmakon kann theoretisch auf jeder Prozeßebene erfolgen, praktisch ist leider die Wirkung in den seltensten Fällen spezifisch genug, um die Modifikation eines Prozeßschrittes abgrenzen zu können. Prüft man die Ausbildung einer bedingten Reaktion unter Einfluß eines Agenz, läßt sich nur schwer unterscheiden, ob eine Modifikation auf einer Veränderung der „Registrierung" bzw. „Konsolidierung" der Information beruht oder durch eine motivationale und entsprechende Verhaltensänderung verursacht ist, ganz abgesehen von der begrifflich unscharfen Klassifikation der Kodierungsvorgänge. Hinzu kommt, daß sich die Wirkungsanalyse pharmakologischer Substanzen auf Verhalten und Gedächtnis als äußerst komplex erweist. Die einzelnen Substanzeffekte sind nicht nur von der Dosis der geprüften Spezies und typologischen Charakteristik des Versuchstieres abhängig, sondern auch vom Zeitpunkt der Applikation. Die eindeutige Aussage über den Effekt ist in hohem Maße von hinreichenden Kontrollversuchen abhängig, die im erforderlichen Umfang nur selten erbracht wurden. Dem Autor ist es gelungen, trotz aller Schwierigkeiten, die sich aus der Komplexität des Gegenstandes ergeben, eine gut klassifizierte Übersicht über zahlreiche Detaildaten zu geben und diese entscheidend durch eigene Ergebnisse über die Rolle zentral-cholinerger Strukturen im limbischen und aszendierenden retikulären Aktivierungssystem für emotionale und Gedächtnisprozesse anzureichern. Zahlreiche Literaturhinweise, ein Sach- und Autorenregister ergänzen den Band, der Mediziner, Biologen, Psychologen und allen pharmakologisch Interessierten empfohlen werden kann. R . SINZ ( B e r l i n )

MECHANIC, D.: Psychiatrische Versorgung und Sozialpolitik. X V I , 198 S. München-Berlin-Wien: Urban & Schwarzenberg 1975. Medizin und Sozialwissenschaften. Bd. 2. Kartoniert 28,— DM. Mit diesem 1969 in der Originalsprache erschienenen Buch, die deutsche Übersetzung liegt seit 1975 vor, unternimmt der Autor den Versuch, Ergebnisse der staatlich geförderten Programme zur Reform des psychiatrischen Anstaltswesens in den USA darzustellen. Dies geschieht in einer medizinsoziologischen Analyse vor allem jener gesundheitspolitischen Programme und ihrer Initiativen, die unter dem Begriff „Mental-Health" zusammengefaßt werden. Die Arbeit gliedert sich in 9 Kapitel. Im ersten Kapitel werden neben allgemeinen Anmerkungen zu I^rauchbarkeit des medizinischen Krankheitsbegriffes für die Charakterisierung des Terminus „Psychische Krankheit" die wesentlichsten Berufsgruppen des Mental-Health-Bereiches: Psychiater, Klinische Psychologen und psychiatrische Sozialarbeiter vorgestellt. Die Beziehungen zwischen den Gruppenwären nicht selten durch Konkurrenz und Resentiment geprägt. Kapitel zwei und drei widmen sich Definitionsversuchen des Terminus psychische Krankheit. Dabei besticht vor allem der Abschnitt über den Einfluß der Umwelt auf psychische Krankheit durch seine klare Gliederung und fundierte Begründung. Nach einer Übersicht über die Entwicklung der Mental-Health-Politik in den Vereinigten Staaten stellen die Kapitel fünf bis sieben einen wesentlichen Abschnitt des Buches dar, indem zentrale Strategien einer präventiven und gemeindenahen Psychiatrie dar'gestelt und hinsieht ich ihrer eingangs erwähnten Effizienz analysiert werden. Dabei zeigt sich, daß nach mehrjähriger Laufzeit der Reformprogramme noch nicht der erwartete Erfolg zu verzeichnen war. Die Ursachen dafür sind vor allem in den gesellschaftlichen Bedingungen kapitalistischer Staaten zu suchen: von 14000 Psychiatern (ungefähr 8 5 % der Gesamtzahl der Psychiater in den USA) arbeiteten 1966 nur 3 5 % mehrmals in der Woche in einem psychiatrischen Krankenhaus. Dies drückt den Trend zur Privatpraxis und Selektion der Patienten, vor allem nach diagnostischen und pekuniären Gesichtspunkten, deutlich aus. Für die gesamtgesellschaftliche psychiatrischeVersorgung fehlen

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somit die qualifiziertesten Kräfte. Dies dokumentiert dann auch Kapitel acht, wo im Zusammenhang mit der Thematik „Psychische Krankheit" und Recht sehr hohe Inzidenzraten von Zwangseinweisungen angeführt werden, die immer als Beleg für die fehlende kontinuierliche Nachsorge zu werten sind. Das Kapitel vermittelt daneben ein berücksicht:gendes Bild der Willkür und Rechtlosigkeit, mit der psychisch Kranke innerhalb juristischer, administrativer und psychiatrischer Institutionen der Vereinigten Staaten leben müssen. Das Kapitel neun ist zukünftigen Problemen der psychiatrischen Versorgung gewidmet. Das Buch von David Mechanic ist heute von historischem Interesse. Aktuell sind auch gegenwärtig noch die konzeptionellen Vorstellungen des Autors von der Schaffung neuer Übergangseinrichtungen wie Wohnheime, Tages- und Nachtkliniken, Patientenklubs u. a. bis hin zum Postulat eines „Pädagogischen Modells" der Rehabilitation, das die Übung Komplexer Handlungsabläufe, unterteilt in Prozesse der Informationsaufnahme, — Verarbeitung und produktiver Verhaltensweisen, beinhaltet und das nicht nur in der Vergangenheit zu oft an Kompetenzstreitigkeiten innerhalb des psychiatrischen Versorgungssystems scheiterte. H. Petermann (Leipzig) Stumme, W.: Psychische Erkrankungen im Urteil der Bevölkerung. Eine Kritik der Vorurteilsforschung. XVIII, 246 S. München-Berlin-Wien: Urban & Schwarzenberg 1975. Fortschritte der Sozialpsychiatrie 1. Kartoniert 36,— DM. Die Arbeit erscheint als erster Band einer geplanten sozialpsychiatrischen Reihe, an deren Gesamtkonzeption u. a. Dörner (Hamburg), IIäfner (Mannheim), K i s k e r (Hannover), Kttlenkampff (Köln) und S t r o t z k a (Wien) mitwirken. Der Verfasser nimmt zur Lage der Psychiatrie in der BRD Stellung. Er beweist dabei, daß bisherige, meist negative, schematisierte Auffassungen vom „Typ des Geisteskranken" das Ergebnis einer nicht qualifiziert genug durchgeführten Vorurteilsforschung sind. Er selbst kommt zu der Feststellung, daß die Laien weniger Vorurteile haben, als allgemein angenommen wird. Das, was die Öffentlichkeit von den in der BRD stationär untergebrachten 100000 psychisch Kranken wirklich denke und annehme, spiegele die heutigen Verhältnisse in den meisten psychiatrischen Großkrankenhäusern ziemlich real wider. Denn eine große Zahl der in diesen Häusern tätigen psychiatrischen Experten (wie auch des übrigen Personals) habe selbst noch enorme Vorurteile und könne sich deshalb so schlecht zu durchgreifenden Erneuerungen in der Therapie entschließen. Die Ansprüche der Laien an die Beschaffenheit psychiatrischer Institutionen enthalten im übrigen genau das, was unter allgemeinen humanen Zielsetzungen auch von fortschrittlichen Fachleuten gefordert wird. In Anmerkungen erfährt der Leser, daß sich 1970 in der BRD noch 25 bis 75°/0 der stationär behandelten psychisch Kranken in geschlossenen Abteilungen befanden, während es z. B. in Großbritannien zum gleichen Zeitpunkt nur 3% waren. Gefordert werden demzufolge weiterführende rehabilitative Aktivitäten und die Institutionalisierung funktionsgerechter „therapeutischer Ketten" (ohne daß die uns geläufigen Begriffe „teilstationäre Betreuung" und „therapeutische Gemeinschaft" gebraucht werden, Ref.). Das Hauptgewicht der Studie, die in der empirischen Sozialforschung angesiedelt ist und auf 409 (sehr ausführlichen und durch vielfältige Voruntersuchungen optimierten) Interviews im Düsseldorfer Raum basiert, liegt in ihren methodologischen und problematisierenden Teilen. Es werden semantische Erörterungen zum mißzuverstehenden Begriff der „Geisteskrankheit" angestellt und Antwortnuancierungen der Laien-Bevölkerung zu den Bezeichnungen „nervenkrank", „gemütskrank", „geisteskrank", „mit den Nerven fertig" und „geistesgestört" beleuchtet; ebenso zu den notwendigen Ratschlägen „zum Psychiater", „ins Krankenhaus", „in die Nervenklinik", „in die Heilanstalt gehen". Ferner gibt es allgemeine Reflexionen über unterschiedliche Antwortstile und demzufolge Gültigkeitsüberlegungen, die beim Aufbau solcher Fragelisten

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berücksichtigt werden müssen, z. B. die Tendenz, sozial unerwünschte Merkmale zu verdrängen oder positiv formulierten Items einfach zuzustimmen. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß unterschiedliche Antworten erzielt werden, wenn der Interviewer gleiche Symptome und Verhaltensweisen von Personen unterschiedlicher Schichtzugehörigkeit berichtet. Insgesamt: Eine Behandlung sozialstruktureller Bedingungen und Faktoren im Rajimen der Behandlung psychisch Kranker. W . DUMMER

(Berlin)

ESSEB, M . : Individuelles Konfliktverhalten in Organisationen. 156 S. S t u t t g a r t : Verlag M. Kohlhammer 1976. Urbantaschenbüch, Sozioökonomie. B a n d 511. Kartoniert 12,— DM. Das vorliegende Buch gibt eine Bestandsaufnahme der zahlreichen empirischen Untersuchungen bürgerlicher Sichtweise zum individuellen lvonfliktverhalten in sozialen Organisationen. ESSER will mit seiner theoretischen Arbeit einen Schritt zur Entwicklung einer allgemeinen Theorie des Konfliktverhaltens beitragen und stellt darüber hinaus den Anspruch, daß seine im wesentlichen mikroskopische Betrachtung interindividuellen Konfliktverhaltens auch geeignet scheint, das Konfliktverhalten sozialer Systeme auf der Makro-Ebene zu einem guten Teil zu erklären. Die Untersuchungen BOTJLDINGS und DAHRENDORFS zur Konflikt-Thematik dienen dem Autor als Grundlage seiner Recherchen, doch betont er weniger den Aspekt der Theoriebildung als die Einzelheiten bestimmter Konflikte: insbesondere allgemeine Merkmale interindividueller Konflikte und die verschiedenen Stadien eines Konflikts mit der sog. Konfliktepisode im Zentrum des Geschehens. Hier unterscheidet ESSER das Konfliktpotential (die Ursachen der individuellen Konfliktbereitschaft), die Konflikttransformation (der Randschwellenbereich zwischen Potential und offenem Verhalten) und das Konfliktverhalten. Im Mittelpunkt seiner Betrachtung des Konflikts steht das Individuum und dessen kognitive Elemente. So ist nach ESSER die Beschränkung und Bedrohung der individuellen Wertorientierungen als wesentliche Konfliktursache zu bezeichnen. Mit dieser Reduktion auf das Individuum will ESSER eine Alternative zu den Untersuchungen bürgerlicher Soziologen setzen, die Konflikte in sozialen Organisationen, j a aus funktional-strukturellen Beziehungen ihrer Mitglieder zu erklären versuchen. Es fällt auf, daß der Autor viele Begriffe der psychoanalytischen Schule FREUDS verwendet, vor allem in jenen Passagen, die sich mit der Lösung von Konflikten befassen. Generell beschränkt sich ESSER im Kapitel zur Praxis organisationaler Konflikte und ihrer Handhabung auf die Regelung der Formen — die Beseitigung der Ursachen kommt nicht zur Sprache. Damit zielt die Konflikthandhabung darauf, die Stabilität der sozialen Organisationen nicht zu beeinträchtigen, die bestehende Ordnung der gesellschaftlichen Verhältnisse zu perfektionieren. Zusammenfassend und wertend müssen wir sagen: 1. ESSER legt eine sorgfältige Bestandsaufnahme (er hat die neuere Literatur bis 1975 verfolgt) jener bürgerlichen Konfliktforschung vor, die als entscheidende Ursache das Individuum sieht. Möglicherweise bietet der Autor dem Kenner der Szene wenig Originäres, doch erscheint das Buch als Überblick informativ. 2. Vom S t a n d p u n k t des marxistischleninistisch orientierten Lesers m u ß bemängelt werden, daß ESSER Untersuchungen zur Widerspruchs* und Konfliktproblematik aus der Feder dialektischer Materialisten total ausklammert, daß er einzelne Begriffe (etwa die verwendete Definition der Persönlichkeit) nicht in ihrer konkrethistorischen Dimension sieht. Letztlich nimmt er das Individuum und seine interindividuellen Beziehungen als Grundelement des sozialen Prozesses. J e d e Analyse des gesellschaftlichen Lebens ist, solange es Klassen gibt, eine klassengebundene Analyse. Wenn ESSER den Konfliktbegriff seines Klasseninhaltes entleert, löst er ihn von der konkreten sozialen Wirklichkeit. J . KÜHLMEY (Berlin)

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Einführung in die multidimensionale Skalierung. 186 S. mit 21 Abb. München, Basel: Ernst Reinhardt Verlag 1976. Uni-Taschenbücher. Band 604. Kartoniert 21,80 DM.

KÜHN, W.:

Mit seiner Einführung in die multidimensionale Skalierung (MDS) wendet sich der Autor an Studierende und Lehrende aller sozial- und verhaltenswissenschaftlichen Disziplinen. Als Methode der multivariaten Datenstrukturanalyse hat die MDS bisher kaum Eingang in Lehrbücher für Statistik und Methodik gefunden, was nach nunmehr über 15jähriger Entwicklung und Anwendung verwundern könnte. Der Grund hierfür dürfte neben mathematischen und rechentechnischen Besonderheiten darin zu sehen sein, daß bei ihr Probleme der Beziehung zwischen mathematischer Methode und psychologischer Theoriebildung besonders deutlich hervortreten, die ihre auch historisch begründete separate Darstellung verständlich machen. Sie ergeben sich aus dem (wünschenswerten) Anspruch MDS-Verfahren, nicht nur Verfahren der Datenreduktion zu sein, sondern zur Modell- und Theorienbildung für kognitive Urteilsprozesse beizutragen. Diesem Problem hat der Autor breiten Raum eingeräumt. Einleitend stehen grundsätzliche Ausführungen zur Bedeutung formalisierter Modelle für die Theoriebildung. In Modellen der MDS wird postuliert, daß man aus Ähnlichkeitsdaten über Reize wichtige Informationen darüber gewinnen kann, wie die Reizwirkungen wahrgenommen und kognitiv verarbeitet werden. Das Verfahren soll mit einer metrischen und dimensionalen Repräsentation hierfür eine Beschreibung liefern. Meß- und wissenschaftstheoretische Fragen der multidimensionalen Ahnlichkeitsskalierung ziehen sich so durch viele der Einzelproblemen gewidmeten Abschnitte. Solche sind: Techniken der Datengewinnung für die MDS (orientiert an COOMBS' Systematik), psychologische Interpretationen der MLNKOWSKI-Metriken und Darstellung einzelner Methoden der MDS: der klassische metrische Ansatz nach TORGERSON, die ordinale MDS, Skalierung intra- und interindividueller Differenzen, die multidimensionale Verallgemeinerung des „unfolding" und die multidimensionale Verhältnisskalierung nach EKMANN. Die Darstellung all dieser Verfahren erfolgt auf knapp 60 Seiten; verzichtet wurde auf mathematische Ableitungen und rechentechnische Einzelheiten und nur die für das Verständnis der einzelnen Methodengruppen notwendige Grundstruktur wurde herausgearbeitet. Das erscheint bei der Fortentwicklung der Verfahren und Algorithmen angemessen, zumal diese in anderen Monographien eingehender dargestellt sind. Das Eingehen auf die axiomatische Begründung der nichtmetrischen MDS und ein Uberblick über Anwendungen in den Sozialwissenschaften schließen den inhaltlichen Teil des Buches ab. Die vorliegende Monographie beruht auf einer umfassenden Literatursichtung und bietet einen Überblick über die gegenwärtigen Hauptrichtungen und -probleme der MDS. Der an Einzelproblemen tiefer interessierte Leser wird — dem Einführungscharakter und Umfang des Buches entsprechend — von den zahlreichen Literaturverweisen im Text Gebrauch machen müssen. F. KTJKLA (Berlin)

Hinweise für Autoren Aus redaktionellen Gründen ist es erforderlich, die Manuskripte in einem sauberen, druckreifen Zustand zu liefern (Originalschreibmaschinenmanuskripte auf A4-Seiten, 1 1 / 2 ze iUg> einseitig 1 beschrieben. Größere handschriftliche Korrekturen sind nicht zulässig. Am linken wie am unteren Rand sind 5 cm freizuhalten. Autorennamen sind in Großbuchstaben zu schreiben. Die Beiträge sollen prägnant, übersichtlich und verständlich sein und in der Regel 20 Schreibmaschinenseiten nicht überschreiten. Das Manuskript ist zweifach einzureichen. Petit und Absätze werden ebenfalls li/ 2 zeilig geschrieben und am Rand durch einen entsprechenden Vermerk gekennzeichnet. Hervorhebungen im T e x t : gesperrt gedruckt = unterstreichen( ) kursiv gedruckt = gewellte Linie Am Rand bitte vermerken, welche Form gewünscht wird. Gliederung 1. Name bzw. Bezeichnung der Abteilung, der Klinik sowie der Universität, Akademie, Poliklinik usw., aus der die Arbeit kommt. 2. Titel der Arbeit. 3. Name des Autors bzw. der Autoren. Der Vorname wird bei männlichen Autoren abgekürzt und bei weiblichen ausgeschrieben. Um die Möglichkeit einer Verwechslung des Namens zu vermeiden, ist es von Fall zu Fall erforderlich, auch bei männlichen Autoren den Vornamen auszuschreiben. 4. Die Anzahl der Abbildungen ist zu nennen. 5. Dem Manuskript schließt sich das Literaturverzeichnis, das auf ein gesondertes Blatt' zu schreiben ist, an. Die Autorennamen sind alphabetisch zu ordnen. Bei Nennung des Autors im T e x t ist die Jahreszahl der Veröffentlichung unmittelbar nach dem Autorennamen anzuführen (NEUMANN, 1979). Bei mehreren Veröffentlichungen eines Autors im selben J a h r wird hinter die Jahreszahl in kleinen Buchstaben a, b, c usw. gesetzt. Bei Veröffentlichungen mit mehr als zwei Autorennamen wird im Text nur der Erstverfasser und Mitarb. zitiert. a) bei Zeitschriften: Bei Zitaten sind die Anfangsbuchstaben des Vornamens stets nachzustellen. Bei Zitaten aus Sprachen mit kyrillischer Schrift ist die bibliothekarische Transkription zu verwenden. Der Titel einer zitierten Arbeit (oder eines Buches) ist vollständig zu nennen. Bei Zeitschriftenzitaten folgende Reihenfolge beachten: Bandzahl, Jahreszahl in Klammern, Seitenzahl von — bis (z. B. LEHMANN, P . : Untersuchungen zur Struktur der Wahrnehmung Z. Psychol. 186 (1978) 1 2 - 3 0 ) . b) bei Büchern: Vollständiger Buchtitel, Auflage, Verlagsort, Verlag, J a h r des Erscheinens. (z. B . WEBEB, R . : Grundlagen der biologischen Statistik. 2. Aufl. J e n a : G. Fischer 1957. S. 150)

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Hinweise für Autoren

6. T a b e l l e n : Die Tabellen müssen klar und übersichtlich abgefaßt werden und sind auf einem besonderen B l a t t der Arbeit beizufügen. Die Legende zur Tabelle, die den wesentlichen Inhalt derselben wiedergeben soll, ist über die Tabelle zu setzen. Weitere Erklärungen über in der Tabelle enthaltene Versuchsdaten, methodische Hinweise usw. sind unter die Tabelle zu schreiben. Dimensionen und Definitionen von Zahlenwerten müssen in den Kolumnen enthalten sein, so daß sie nicht hinter jeder Zahl in einer entsprechenden Zahlenreihe stehen. Die Tabellen sind fortlaufend römisch zu numerieren. Am Rande des Manuskriptes ist zu vermerken, an welcher Stelle im T e x t die Tabellen eingefügt werden sollen. 7. A b b i l d u n g e n : Von den Abbildungen ist ein Satz reproduktionsreifer Originalvorlagen beizufügen. Die Abbildungen sind nicht im Text einzukleben, sondern der Arbeit separat beizulegen. Auf der Rückseite der Abbildungen sind die fortlaufende Numerierung und der Name des Autors zu vermerken. Abkürzungen sind einzuzeichnen. Die Legenden zu den Abbildungen sind auf einem separaten B l a t t der Arbeit beizufügen und arabisch zu numerieren. Die Legenden sollen sich auf den wesentlichen Inhalt der in den Abbildungen dargelegten Befunde erstrecken. 8. Z u s a m m e n f a s s u n g : Die Zusammenfassung wird dreifach (für Übersetzung ins Englische und Russische) benötigt und sollte 20 Zeilen betragen. Falls der Verfasser die Übersetzung nicht selbst vornehmen kann, übernimmt diese Arbeit die Redaktion. 9. Am Schluß des Manuskriptes ist die vollständige Anschrift des Verfassers zu nennen.

Hinweise für R e z e n s e n t e n (Maschinenschrift, zweizeilig; ohne Kopie; Rückseite bitte nicht beschreiben; T e x t 2 Schreibmaschinenseiten) ZEITSCHRIFT FÜR PSYCHOLOGIE Verfasser-Name(n) (Vorname nur Anfangsbuchstabe, jeweils nachgestellt) Buchtitel Herausgeber Wievielte Auflage Seitenzahl S. mit Abb. und Tab., Format Verla gsort Verlagsname Schriftenreihe Einband Preis Besprechungstext

maximal

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Verantwortlich für die Redaktion: Prof. Dr. F . Klix, Sektion Psychologie, D D R — 1020 Berlin, Oranienburger S t r . 18, für den Anzeigenteil: DEWAG-Werbung Leipzig, D D R - 7050 Leipzig, Oststr. 105, R u f 7 97 43 03 Verlag Johann Ambrosius B a r t h , 7010 Leipzig, Salomonstr. IS B ; Ruf 29 52 45 Gesamtherstellung: I V / 2 / 1 4 V E B Druckerei -Gottfried Wilhelm Leibniz«, 4450 Gräfenhainichen • 920 Printed in the German Democratic Republic Veröffentlicht unter der Lizenz-Nr. 1394 des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der D D R A N ( E D V ) 75015

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INHALT LOMPSCIIER, J . , u n d GERDA STANNIEDER (Berlin). U n t e r s u c h u n g e n

zur Analyse u n d Aus-

b i l d u n g v o n R e g u l a t i o n s k o m p o n e n t e n d e r k i n d l i c h e n Tiiligkoit. Mit 7 A b b i l d u n g e n

.

257

RICHTER, P . , P. G. RICHTER, CH. SCHMIDT u n d B. STRAUBE ( D r e s d e n ) . P s y c h o p h y s i o l o g i s c h e A u f w a n d s b e s l i m m u n g als G r u n d l a g e der E f f e k t i v s t ä l s h e u r L e i h i n g v o n A r b o i t s t ä t i g k e i t e n . Mit 4 A b b i l d u n g e n

275

IIAGEXDORF, 11., u n d II. SYDOW (Berlin). Z u r eiiLwicklungspsycliologischcn A n a l y s e der Ued e m u n g v o n V e r b s t r u k t u r e n . Mit 3 A b b i l d u n g e n

292

GÜNTHER, R . , DOROTHEA ROETHER u n d CHRISTINE GÜNTHER ( R o s t o c k ) . S u b j e k t i v e r G e -

s u n d h e i t s z u s t a n d u n d l l i r n s c h ä d i g u n g . Mit 1 A b b i l d u n g

3.IC

TRENCKJIANN, 1'., (Leipzig) u n d F. ORTMANN ( J e n a ) . D a s p s y c h o d y n a m i s c h e K r a n k h e i t s k o n z e p t d e r R o m a n t i k — T e s t l a l l f ü r die A n w e n d u n g des K u h n s e h e n F n r a d i g m a b c g r i l f s in einer llumanwissenschalt

329

Buchbesprechungen

340

H i n w e i s e für A u t o r e n

362

Manuskripte für Originalabhandlungen und Buchbesprechungen werden an Dr. J. Mehl, Sektion Psychologie der Humboldt- Universitüt, DDR -1020 Berlin, Oranienburger Str. IS erbeten. F ü r d i e s e Z e i t s c h r i f t w e r d e n g r u n d s ä t z l i c h n u r A r b e i t e n a n g e n o m m e n , die v o r h e r w e d e r i m Inland noch i m A u s l a n d v e r ö f f e n t l i c h t w o r d e n s i n d . Mit d e r A n n a h m e d e s M a n u s k r i p t e s u n d s e i n e r V e r ö f f e n t l i c h u n g g e h t das alleinige R e c h t der Vervielfältigung, V e r b r e i t u n g u n d Ü b e r s e t z u n g a u f d e n V e r l a g ü b e r . Von O r i g i n a l a r b e i t e n l i e f e r t d e r V e r l a g a n S t e l l e e i n e s H o n o r a r s 50 S o n d e r d r u c k e . B u c h b e s p r e c h u n g e n w e r d e n n i c h t v e r g ü t e t , d a f ü r wird d a s B e s p r e c h u n g s e x e m p l a r E i g e n t u m des Referenten. Beachten Sie bitte die Hinweise für die Manuskriptgestaltung! D e r Bezugspreis beträgt für den Band m i t 4 H e f t e n 50,—M z u z ü g l i c h P o s t g e b ü h r e n . Auslandspreise sind den Zeitschriftenkatanehmen entgegen: l o g e n d e s A u ß e n h a n d e l s b e t r i e b e s B u c h e x p o r t z u e n t n e h m e n . Bestellungen In der D D R der P o s t z e i t u n g s v e r t r i e b u n d der Verlag J o h a n n A m b r o s i u s B a r t h . In den sozial i s t i s c h e n L ä n d e r n d e r z u s t ä n d i g e P o s t z e i t u n g s v e r t r i e b , in d e r B R D / B e r l i n ( W e s t ) d i e F i r m a Z e i t u n g s v e r t r i e b G e b r . P e t e r m a n n , K u r f ü r s t e n s t r . I I I D - 1000 B e r l i n ( W e s t ) 3 0 u n d d e r ö r t l i c h e B u c h - u n d Z e i t s c h r i f t e n h a n d e l . I n allen a n d e r e n S t a a t e n d e r ö r t l i c h e B u c h - u n d Z e i t s c h r i f t e n h a n d e l . Bestellungen des B u c h - und Z e i t s c h r i f t e n h a n d e l s sind zu r i c h t e n an B u c h e x p o r t V o l k s e i g e n e r A u ß e n h a n d e l s b e t r i e b d e r D D R , D D R - 7010 L e i p z i g , L e n i n s t r . 16, P o s t f a c h 160. D i e L i e f e r u n g e r f o l g t r e g e l m ä ß i g bis z u r A b b e s t e l l u n g , d i e f ü r d a s E n d e d e s Q u a r t a l s e r f o l g e n m u ß , so d a ß sie z u d e m g e w ü n s c h t e n T e r m i n n o c h b e r ü c k s i c h t i g t w e r d e n k a n n . D i e v e r g r i f f e n e n B ä n d e 1 (1890) bis 176 (1969) d e r Z e i t s c h r i f t s i n d n a c h g e d r u c k t w o r d e n u n d l i e f e r b a r b e i : S w e t s & Z e i t l i n g e r B. V. B a c k s e i s D e p a r t m e n t H e e r e w e g 347—b, P . O . B o x 810, 2160 SZ L i s s e - l l o l l a n d Adresse des Verlages: J o h a n n A m b r o s i u s B a r t h , D D R - 7010 L e i p z i g , S a l o m o n s t r . 18b, P o s t f a c h 109, R u f 29 52 45. Anzeigen werden erbeten für Inland a n : DEWAG L E I P Z I G , D D R - 7 0 5 0 Leipzig, Oststr. Ruf 7 9 7 4 3 0 3 ; für Ausland an: Interwerbung G m b H —Gesellschaft für Werbung und l a n d s m e s s e n d e r D D R , D D R - 1157 B e r l i n - K a r l s h o r s t , H e r m a n n - D u n c k e r - S t r . 89, 5 09 09 81. F ü r d i e A n z e i g e n p r e i s e g e l t e n d i e F e s t l e g u n g e n g e m ä ß P r e i s k a t a l o g N r . 2 8 6 / 1 1. 7. 1975.

105, AusRuf vom

200 Jahre Johann Ambrosius Barth 1780 bis 1980 11)80. 187 S e i l e n , 90 A b b i l d u n g e n L e i n e n 4 8 , - M a r k • B e s t e l l - X r . 793 0 1 8 0

Aus Anlaß seines 200jährigen B e s t e h e n s legi der Verlag diese Schrill vor, die a u s drei v o n e i n a n d e r u n a b h ä n g i g e n Beiträgen b e s i e h t . Im ersten Beilrag, der in großen Umrissen die 2 0 0 j ä h r i g e Verlagsgeschichte beschreibt, wird der Ablauf der E n t w i c k l u n g n o c h zusätzlich d u r c h im Archiv des Verlages g e f u n d e n e handschriftliche Briefe h e r v o r r a g e n d e r W i s s e n s c h a f t l e r wie J . C. P o g g e n d o r f f , O. Linné E r d m a n n u n d W . Stoeckel b e l e u c h t e t . D a b e i w e r d e n a u c h die B e z i e h u n g e n des VorInges zur allgemeinen G e s c h i c h t e des d e u t s c h e n B u c h - u n d Verlagswesens h e r v o r g e h o b e n . Der

zweite

Beilrag

v o n Prof. Dr. K . L. S C H O B E R , Halle, „Die Chirurgie

bei

J o h a n n Ambrosius B a r t h " stellt eine wissenschaftlich i n t e r e s s a n t e S t u d i e d a r , die a n H a n d v o n B u c h z i t a t e n a u s zahlreichen im Verlag seit 1790 h e r a u s g e g e b e n e n W e r k e n eine Übersicht der E n t w i c k l u n g der Chirurgie gibt. Die drille Arbeit a u s d e r F e d e r v o n Prof. Dr. M. Ii. P I L Z , D r e s d e n , b e s c h ä f t i g t sich u n t e r d e m T h e m a „ D a s W i r k e n des Verlages J o h a n n Ambrosius B a r t h f ü r die E n t wicklung der wissenschaftlichen Z a h n - , M u n d - u n d K i e f e r h e i l k u n d e " mit dem W e g des Verlages zu seiner f ü h r e n d e n Position in der H e r a u s g a b e

zahnmedizinischer

B ü c h e r u n d Zeitschriften. Dabei wird gleichzeitig die geschichtliche E n t w i c k l u n g der Z a h n h e i l k u n d e in D e u t s c h l a n d seit e t w a 1900 e r ö r t e r t .

lieslellttngen

J O H A N N

(in den Buchhandel

erbeten

AMBROSIUS

BARTH

LEIPZIG