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German Pages 142 [148] Year 1981
Band 188 (1980)
ISSN 0044-3409
Heft 2
ZEITSCHRIFT FÜR
PSYCHOLOGIE mit Zeitschrift für angewandte Psychologie
Schriftleitung Friedhart Klix, Berlin • Hans-Dieter Schmidt,
Berlin
• Hubert Syüow, Berlin
Redaktion: Jürgen Mehl, Berlin • Friedrich Kukla, Berlin
^OFFsy O.
X X I I n d International Congress of Psychology Leipzig G D R , J u l y 6 - 1 2 , 1 9 8 0 4"' «PZIÖ
9
jP
Z. Psychol.
EVP 12,50 M je Heft
JOHANN AMBROSIUS BARTH
LEIPZIG
INHALT W O L F G A N G METZGEB 1 8 9 9 - 1 9 7 9
113
Grußwort zum X X I I . Internationalen Kongreß für Psychologie
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K u x , F. (Berlin). Die Allgemeine Psychologie und die Erforschung kognitiver Prozesse. Mit 7 Abbildungen
117
KÜKTIA, F. (Berlin). Untersuchungen zur Erkennung bedeutungsmäßiger Beziehungen zwischen Begriffen bei der Lösung sprachlich-begrifflicher Analogieaufgaben. Mit 9 Abbildungen
140
SYDOW, H. (Berlin). Mathematische Modellierung der Strukturrepräsentation und der Strukturerzeugung in Denkprozessen. Mit 14 Abbildungen
166
HELM, J., EDITH
KASIELKE,
J . MEHL, BRIGITTE B E H Z A D I u n d W . GUTJAHR ( B e r l i n ) .
Klinisch-psychologische Forschungen zur Diagnostik Fehlentwicklungen
und Therapie psychischer
AHNERT, LIESELOTTE, F. KLIX u n d H . - D . SCHMIDT ( B e r l i n ) . T h e
prepositions in early childhood. With 5 figures
198 a c q u i s i t i o n of
local
226
Buchbesprechungen
235
Hinweise für Autoren
254
Manuskripte für Originalabhandlungen und Buchbesprechungen werden an Dr. J. Mehl, Sektion Psychologie der Humboldt-Universität, DDR -1020 Berlin, Oranienburger Str. 18 erbeten. Für diese Zeitschrift werden grundsätzlich nur Arbeiten angenommen, die vorher weder i m Inland noch i m Ausland veröffentlicht worden sind. Mit der Annahme des Manuskriptes und seiner Veröffentlichung geht das alleinige Recht der Vervielfältigung, Verbreitung und Übersetzung auf den Verlag über. Von Originalarbeiten liefert der Verlag an Stelle eines Honorars 50 Sonderdrucke. Buchbesprechungen werdeil nicht vergütet, dafür wird das Besprechungsexemplar Eigentum des Referenten. Beachten Sie bitte die Hinweise für die Manuskriptgestaltung! Der Bezugspreis beträgt für den Band mit 4 Heften 50,—M zuzüglich Postgebühren. Auslandspreise sind den Zeitschriftenkatalogen des Außenhandelsbetriebes Buchexport zu entnehmen. Bestellungen nehmen entgegen: In der DDR der Postzeitungsvertrieb und der Verlag Johann Ambrosius Barth. In den sozialistischen Ländern der zuständige Postzeitungsvertrieb, in der BRD/Berlin (West) die Firma Zeitungsvertrieb Gebr. Petermann, Kurfürstenstr. 111 D - 1000 Berlin (West) 30 und der örtliche Buch- und Zeitschriftenhandel. In allen anderen Staaten der örtliche Buch- und Zeitschriftenhandel. Bestellungen des B u c h - u n d Zeitschriftenhandels sind zu richten an Buchexport Volkseigener Außenhandelsbetrieb der DDR, D D R - 7010 Leipzig, Leninstr. 16, Postfach 160. Die Lieferung erfolgt regelmäßig bis zur Abbestellung, die für das Ende des Quartals erfolgen muß, so daß sie zu dem gewünschten Termin noch berücksichtigt werden kann. Adresse des Verlages: Johann Ambrosius Barth, DDR - 7010 Leipzig, Salomonstr. 18b, Postfach 109, Ruf 29 52 45. Anzeigen werden erbeten für Inland an: DEWAG LEIPZIG, D D R - 7 0 5 0 Leipzig, Oststr. 105, Ruf 797 4303; für Ausland an: Interwerbung GmbH —Gesellschaft für Werbung und Auslaadsmessen der DDR, D D R - 1157 Berlin-Karlshorst, Ilermann-Duncker-Str. 89, Ruf 5 09 09 81. Für die Anzeigenpreise gelten die Festlegungen gemäß Preiskatalog Nr. 286/1 vom 1. 7. 1975.
WOLFGANG M E T Z G E R 1899-1979
A m 2 0 . 1 2 . 1 9 7 9 ist WOLFGANG METZGER i m 8 1 . L e b e n s j a h r v e r s t o r -
ben. Einer Einführung in das Wirken und Schaffen seines wissenschaftlichen Lebens bedarf es in einer psychologischen Zeitschrift nicht. WOLFGANG METZGER gehörte zu den letzten Vertretern einer großen Generation deutscher Psychologen, die den Ruf und das Ansehen ihrer Wissenschaft weithin zu Geltung und Anerkennung geführt haben. Und dies nicht nur durch bedeutende Forschungsleistungen, sondern nicht weniger durch Lauterkeit des Charakters und der Gesinnung. A u c h hierin w a r e n WOLFGANG KÖHLER, MAX WERTHEIMER u n d KURT
LEWIN seine Lehrer. Die Theorie der Wahrnehmung bildete das Herzstück seines wissenschaftlichen Denkens. Als Gestaltpsychologe von Geblüt hat er Struktur und Funktionsweise der menschlichen Wahrnehmung in „Gesetze des Sehens" aufs feinste nuanciert und veranschaulicht. Als Experimentator waren ihm methodische Strenge und phänomenologische Sauberkeit höchstes Gebot. Die von ihm nachgewiesenen Effekte der Raumwahrnehmung und des monokularen Tiefensehens sind Rasisphänomene für jede umfassende Theorie des menschlichen Wahrnehmungsraumes geworden. So tiefgründig, wie er als Theoretiker die logischen Fundamente der Psychologie erörterte, suchte er in ihren Anwendungen den Ubergang zur psychologischen Rehandlung von Problemen der Erziehung zu bestimmen. Dabei hat ihn eine ernste humanistische Haltung immer wieder zu psychologischen Gründen für Antworten auf ethische Fragen geführt. WOLFGANG METZGERS Andenken lebt fort in seinen wissenschaftlichen Arbeiten. In ihnen ist Stoff zum Nachdenken noch für Generationen enthalten. FRIEDHART K L I X
(Rerlin)
ZEITSCHRIFT FÜR P S Y C H O L O G I E Band 188,1980
Heft 2 Band 94
mit Zeitschrift f ü r angewandte Psychologie
Grußwort zum XXII. Internationalen Kongreß für Psychologie Herausgeber und Redaktion der Zeitschrift für "Psychologie entbieten ihren Willkommensgruß den Teilnehmern und Gästen des Weltkongresses für Psychologie im Jahre 1980. Der X X I I . Internationale Kongreß für Psychologie findet in der Deutschen Demokratischen Republik und an einem Orte statt, von dem vor 100 Jahren die Entwicklung der Psychologie als eigenständige Wissenschaft ihren Ausgang nahm. Mit den Experimenten von E. H . W E B E R und vor allem von G. TH. FECHNER waren die strengen Zusammenhänge von Reiz- und Empfindungsänderungen bestimmt und in einem allgemeingültigen Gesetz formuliert worden. Alsbald begannen auch die Ideen HELMHOLTZ' das psychologische Problemdenken zu befruchten. Seinem Einfluß hat die vor nunmehr 90 Jahren gegründete „Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane" ihre Existenz zu verdanken. In einer S y n t h e s e von Vorstellungen
FECHNERS und der HELMHOLTZschen
Methodik des psychophysikalischen Experimentierens gelang es H. EBBINGHAUS, dem ersten Herausgeber dieser Zeitschrift, die experimentelle Vorgehensweise der klassischen Psychophysik auf „höhere" geistige Prozesse zu übertragen. Mit seinen Gedächtnisexperimenten im Selbstversuch wurde die exakte Analyse kognitiver Leistungen eröffnet. G. E. MÜLLER hat wenig später diese Tradition fortgesetzt. Von ihm entdeckte Effekte und Phänomene spielen in gegenwärtigen Erklärungsmodellen der biochemischen Gedächtnisforschung eine bedeutende Rolle. Die große Leistung WILHELM WUNDTS bestand darin, daß er über die vom Experiment erschlossenen Gebiete der Psychologie hinaus das Zuständigkcitsfeld der neuen Wissenschaft als Ganzes erkannte und erschloß: Physiologische und Sozialpsychologie, Sprache und ethnische Phänomene der Völker als Ausdruck psychischer Gesetzmäßigkeiten, Emotionen und Phänomene des Willens, allgemeine und individuelle Erscheinungen, menschliche und tierische Verhaltensformen im Vergleich — dies alles umspannte sein enzyklopädischer Geist und verband es zu einem Wissenskörper neuer und eigener Art, eben der Psychologie. Nach WUNDT begann die Periode der Schulenbildung. Neue Erklärungsansätze wurden entwickelt. Zeitbedingt die einen, fundamental und nachwirkend andere. MAX WERTHEIMER, der ingeniöse Ideenformer der Gestaltpsychologie und WOLFGANG KÖHLER als genialer Experimentator fanden Grundgesetze der menschlichen Wahrnehmung und des Denkens. KURT LEWIN eröffnete der psychologischen Methodik eine neue Dimension: die Einbeziehung sozialer Kräfte und Konstella-
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Gruß wort
tionen in den Handlungs- und Entscheidungsraum des Experiments. Viele weitere glanzvolle Namen ließen sich anführen aus den Reihen deutscher Psychologen, deren Erkenntnisse unserer Wissenschaft zur Ehre gereichen. Die „Zeitschrift für Psychologie" war neben der „Psychologischen Forschung" ein Begleiter dieses bedeutenden wissenschaftshistorischen Entwicklungsprozesses, und sie ist heute dessen Zeuge. Aber sie gibt aus gleichem Grunde auch Zeugnis vom Niedergang der Psychologie zur Zeit des Faschismus. Er bekundet sich im Verfall der Moral als auch in der Wissenschaftsarbeit. In dieser Zeit hat der deutsche Faschismus, wie alles Menschenwürdige, so auch die Werke dieser großen Männer und Frauen unserer Wissenschaft mit Füßen getreten. Viele mußten aus ihrer Heimat fliehen, wie WOLFGANG KÖHLER, K U R T L E W I N , M A X W E R T H E I M E R , DAVID u n d R O S A KATZ, CHARLOTTE u n d
K A R L BÜHLER, SIEGMUND F R E U D , W I L L I A M STERN,
WILHELM
und andere. Auch deutsche Psychologen befinden sich unter den unzähligen Opfern: OTTO SELZ, der Gesetze des Denkens erforschte und entdeckte, starb im Konzentrationslager. KURT HUBER, Systematiker der Psychologie und LeibnizForscher, fiel als Mann des Widerstandes durch den Henker. PETERS
Die Psychologen der DDR bekennen sich mit ihrer Gesellschaft zu dieser großen geistigen und ideellen Tradition. Die Herausgeber und Redaktion der Zeitschrift für Psychologie entbietet so auch ihren Willkommensgruß den Fachkollegen aus aller Welt. F . KLIX
A u s der Sektion Psychologie der H u m b o l d t - U n i v e r s i t ä t zu Berlin
Die Allgemeine Psychologie und die Erforschung kognitiver Prozesse Von F. KLIX Mit 7 A b b i l d u n g e n
1. Vorbemerkung Der Begriff der Allgemeinen Psychologie ist verhältnismäßig jungen Datums, und es ist noch nicht entschieden, oh er sich als Benennung eines abhebbaren Wissenschaftsgebietes durchsetzen wird. Das hat wohl vor allem auch methodisch-didaktische Gründe, die den Umfang und die \ ielgliedrigkeit einer Allgemeinen Psychologie betreffen, so daß sich das Festhalten an historisch gängigen Gliederungsaspekten wie Wahrnehmen, Denken, Gedächtnis, Emotionen usw. aus Ubersichtsgründen empfiehlt. Gleichwohl gibt es inhaltliche Gründe, die es rechtfertigen, von der Allgemeinen Psychologie als einer leicht definierbaren Disziplin im Gesamtrahmen psychologischer Forschungsgebiete zu sprechen. Durch einen kurzen Blick in die Psychologiegeschichte läßt sich zeigen, daß es die experimentelle Verfolgung bestimmter Leitgedanken war, durch die eine Konvergenz verschiedener Teilgebiete der Psychologie entstanden ist. Dieser Prozeß h a t sich in den letzten 20 bis 25 Jahren vollzogen, und die an der Sektion Psychologie der Humboldt-Universität durchgeführten Forschungen möchten beanspruchen, einen gewissen Anteil an der Erkenntnisgewinnung für diese Entwicklung der Psychologie zu haben. Größter Wert wird dabei auf die Feststellung gelegt, daß dies nicht nur durch Grundlagenforschungen zur Allgemeinen Psychologie erzielt wurde, vielmehr haben gerade die Wechselwirkungen mit der Arbeits- und Ingenieurpsychologie sowie der Klinischen Psychologie nicht etwa nur den Zusammenhang zu praktischen Problemen hergestellt, sondern auch Fragestellungen aufgeworfen, deren weiterer Verfolg in Themengebiete der Grundlagenforschung führte. Auch aus diesem Grunde ist die Gestaltung des vorliegenden Hefts dem Ausdruck dieses Zusammenhangs von Grundlagen- und angewandter Forschung gewidmet worden. Um diesen Vereinheitlichungsprozeß innerhalb der Allgemeinen Psychologie in den Blick zu bekommen, bedarf es sowohl einer Betrachtung von Forschungen an kognitiven als auch an motivationalen Prozessen.
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Z. Psychol. Bd. 188 (1980) H. 2
1.1. Der Paradigmawechsel in der Erforschung kognitiver Prozesse und die Herausbildung der Kognitiven Psychologie Schon der Begriff des kognitiven Prozesses ist ein Resultat jener konvergierenden Forschungstendenzen, von denen eingangs die Rede war. Noch zu Beginn der fünfziger J a h r e spielte dieser Terminus k a u m eine .Rolle. Die Wahrnehmungslehre schien mit ihren verschiedenen Teilgebieten innerhalb der optischen W a h r n e h m u n g einigermaßen geschlossen, obwohl es nie ganz gelang, den inneren Zusammenhang und die Koordination einzelner Rezeptorsysteme bei der Widerspiegelung der Realität als Gesamtleistung in den Griff der Theoriebildung zu bekommen. (In der T a t b r a c h t e erst die inhaltliche Durchdringung des Begriffs der Information eine Annäherung an die Lösung dieser Problematik.) Groß war von der Wahrnehmungstheorie aus seit je die K l u f t zu anderen Forschungen kognitiven Inhalts. Nach dem klassischen P a r a d i g m a h a t die Bildung von Begriffen nichts mit Denkprozessen zu tun. Lernen und Problemlösen waren strikt geschieden, W a h r n e h m u n g und Gedächtnis getrennte Gebiete mit je eigenen Problemstellungen, und auch Denken und Lernen h a t t e n — der Literatur dieser Zeit nach zu urteilen — k a u m etwas miteinander gemein. Das h a t gar nichts mit einer kritischen Würdigung der Konzeptionen WERTHEIMERS,
K A S A N I N S , S E L Z ' , D U N C K E R S u . V. a . z u
tun. Vielmehr
waren
ihre
bahnbrechenden Untersuchungen gerade Voraussetzung f ü r jenen Prozeß, durch den in späterer Zeit die Verwandtschaft ihrer Erkenntnisse kenntlich geworden ist. Es ist in diesem R a h m e n natürlich nicht möglich nachzuzeichnen, wie die Konvergenz der Forschungsprobleme schrittweise erarbeitet wurde. Einzelne Gedankenlinien und Ergebnisse reichen sogar ziemlich weit zurück. Gleichwohl, f ü r sich gen o m m e n h a t t e n sie nicht jene synthetisierende K r a f t , die für einen ParadigmenWechsel in der Allgemeinen Psychologie notwendig gewesen wäre. Zu solchen Beispielen gehört die im R a h m e n der Gestaltpsychologie gewonnene E r k e n n t n i s von der S t r u k t u r i e r t h e i t des Wahrnehmungsgeschehens. Durch die W a h r n e h m u n g — und das war ein methodologischer Fehler in der Gestaltheorie — seien auch die anderen psychischen Prozesse wie Denken, Gedächtnis u. a. analog s t r u k t u r i e r t . (Statt die W a h r n e h m u n g als Spezialfall allgemeinerer Strukturbildungsprozesse auszuweisen.) Ahnlich ist das mit der E n t d e c k u n g des Prinzips der B e k r ä f t i g u n g durch Rückmeldung bei elementaren Lernvorgängen (PAWLOW, THORNDIKE). J e d o c h : Nicht die zeitweilige Verbindung ist die universelle I n v a r i a n t e allen organismischen Lernens, sondern die Registrierung und Bewertung der R ü c k m e l d u n g einer Aktivität. Die W ü r d i g u n g dieser Erkenntnis h a t sich mit der Rolle der Kybernetik für die Entwicklung einiger Wissenschaften in der Mitte der sechziger J a h r e durchgesetzt. Für die Psychologie h a t t e die Kybernetik den bedeutsamen Nebeneffekt, daß in der Allgemeinheit des kybernetischen Systemkonzepts der Z u s a m m e n h a n g psychologischer Probleme m i t denen in anderen Wissenschaftsdisziplinen wie der Physiologie, der Allgemeinen Biologie, der Mathematik und verschiedener technischer Gebiete kenntlich wurde. Dies bedarf einer etwas genaueren Begründung.
F . KLIX, Die Allg. Psychol. u. d. Erforsch, kognit. Proz.
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1.2. Über Einflüsse der Kybernetik Wenn man die fruchtbaren und bleibenden Einflüsse kybernetischer Forschungen rückblickend werten und beurteilen will, so sind es vor allem 2: das Systemkonzept und in Verbindung damit die inhaltliche Durchdringung des Begriffs Information. Die kybernetische Fassung des Begriffs System steht in engem Zusammenhang mit Steuerungs- und Kontrollprozessen. Die wesentliche, aus der Technik herrührende Problematik besteht darin, wie sich das Verhalten eines Systems gegenüber einer sich ändernden Umgebung, deren Einflüsse auch von Zufällen abhängen können, stabil halten läßt. Die für eine Lösungsfindung wesentliche Grundbeschreibung jedes Systems besteht in der Trennung von Eingangsgröße, innerem Zustand und Ausgangsgröße. Damit kann Systemverhalten beschrieben werden: Die Wirkung der Eingangsgröße (x{) auf den inneren Zustand markiert den ersten Zusammenhang; die Wirkung des inneren Zustands auf die Ausgangsgröße den zweiten und die
Abb. 1. Allgemeine Beschreibung eines Systemverhaltens unter kybernetischem Aspekt. X — Menge der Eingangsgrößen X(, die von der Verhaltensaktivität y des Systems zum Zeitpunkt t = k— 1 abhängen. Z = innerer Zustand des Systems zum Zeitpunkt t, auf den die Eingangsbedin gunga;; trifft. Dieses Zusammentreffen führt zu einem Systemzustand Zt, mit dem Verhaltensalternativen { y / t } assoziiert sind. Sie bestimmen die Aktionsauswahl im folgenden Zeitintervall t + At. Die Verhaltenseinheiten Y erzeugen aus Xi die Umgebungsgröße (#i-|-i/{2/fc})> die als neue „sensorische" Eingangsgröße wirksam wird
Wirkung der Ausgangs- auf die Eingangsgröße den dritten. Abbildung 1 gibt diesen Zusammenhang im Schema wieder. Für die Steuerung des Systemverhaltens ist bedeutungsvoll, daß die Wirkung der Ausgangsgröße auf die Umgebung zum Signal werden kann. Es enthält Information darüber, inwieweit das Systemverhalten (im Sinne einer Bewertungsfunktion) angemessen, zielentsprechend, optimal ist oder in welchem Grade es von einem vorgegebenen Gütekriterium abweicht. Dies ist das Prinzip des Regelkreises, das sich als nahezu universell realisiertes Funktionsprinzip bei der organismischen Verhaltenssteuerung erwies. P. K. ANOCHIN, E . V. HOLST und H. MITTELSTAEDT hatten unabhängig voneinander dieses Prinzip bei inhaltlich sehr verschiedenen organismischen Steuerungs- oder Kontrollprozessen
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entdeckt. Nachdem im Rahmen der Regelungstheorie die zahlreichen Formen und Prinzipien der Regelung beschrieben waren (Folgeregelung, Regelung mit Vorhalt, Regelung bei stochastischen Einflüssen) und dazu Systemeigenschaften bestimmt waren, die diese Leistungen hervorbringen (Integrierglieder, Differenzierglieder, Soll- und Ist-Vergleich, Erwartungswertbildung, Systemeigenschaften höherer Ordnung usw.), nachdem dies im Rahmen der Kybernetik systematisch erforscht worden war, wurde klar, daß alle diese Eigenschaften auch bei der organismischen Verhaltenssteuerung und -kontrolle wiederzufinden sind. Die Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen eines Organismus wie Blutdruck, Blutzucker, Körpertemperatur, Wasserhaushalt u. v. a. gehorchen dem Regelungsprinzip ebenso wie beispielsweise die Stabilisierung und Orientierung im Räume. So wirkte das Systemkonzept der Kybernetik durch seine formalisierte Charakteristik vor allem als Mittel der Modellbildung. Und dies in einem heuristisch sehr fruchtbaren Sinne: Der allgemeine Rahmen einer kybernetischen Systemcharakteristik war bezüglich seiner konkreten Ausfüllung thematisch zu spezifizieren und inhaltlich anzupassen. Dadurch gewann das kybernetische Modelldenken fachspezifische und (durch die Verallgemeinerungsebene) zugleich interdisziplinäre Züge. Die inhaltliche Ausfüllung des kybernetischen Systemkonzepts war mit einer wissenschaftlichen Entwicklung eigener Art und Herkunft verbunden, die sich aber mit dem kybernetischen Systemkonzept auf fruchtbare Weise kombinieren ließ: die der Informationstheorie und der theoretischen Durchdringung des Informationsbegriffs. 1.3. Systemkonzept und Informationskonzept: die inhaltliche Ausfüllung der neu entdeckten Strukturen
Der erste tiefgehende Einfluß des Informationskonzepts in der Psychologie betraf das Verständnis der Rezeptorfunktion in der Wahrnehmung im Zusammenhang mit dem Endresultat der Perzeption. Es gab hier die alte, immer wieder diskutierte und mit agnostizistischen Antworten belegte Frage, wieso denn das Ergebnis der Wahrnehmung den meßbaren Eigenschaften der Umgebung so viel ähnlicher sein könne als die Reiztopografie z. B. auf den Netzhäuten der Augen. Hier brachte die inhaltliche Durchdringung des Informationsbegriffs die Erkenntnis, daß es nicht die Energie der Reizeinwirkung ist, die als Stimulans rezeptorisches und nervales Geschehen spezifisch beeinflußt, sondern daß in der Struktur der energetischen Eigenschaften des Reizes der spezifische Anreger rezeptorischen und sensorisch-nervalen Geschehens liegt. Und eben darin findet die in einem Reiz enthaltene Information über Eigenschaften seines Herkunfts- oder Ursprungsortes ihren Ausdruck, ihre Dekodierung. Die im Reiz enthaltene Information über Umgebungseigenschaften: das war die Eingangsgröße, die für korrekte, d. h. umgebungsgemäße Verhaltenssteuerung infrage kam. Die Rezeptoren wurden in ihrer Funktion als Informationsmittler neu untersucht (vgl. z. B. KEIDEL, 1971), die Wahrnehmung wurde als Resultat der Auswertung aller Informationen erkannt, die den Rezeptorsystemen über die gegebenen Situationsbedingungen zugänglich sind. Die Orientierungsfunktion der
F. K l i x , Die Allg. Psychol. u. d. Erforsch, kognit. Proz.
Wahrnehmung für Verhaltensentscheidungen theoretisch erfaßbar.
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wurde durch den Informationsbegriff
Das h a t t e auch in erkenntnistheoretischer Sicht erhebliche Bedeutung. Schon das Kanalmodell der Informationstheorie enthüllt einen Zusammenhang, der dem Grundanliegcn der marxistischen Erkenntnistheorie voll entspricht und den Abbildung 2 erläutert: Die Informationsauswertung wird als eine Art Rückschluß vom inneren Systemzustand aus betrachtet, der, von einem Signal angeregt, auf jenen
Abb. 2. Allgemeines Schema der Informationsübertragung zwischen 2 Systemen. Der Ursprung der Informationsbildung ist im allgemeinen nicht wahrnehmbar (Entstehung des Sonnenlichts, Formung eines Gedankens). Dies wäre die Tiefenstruktur einer Informationsquelle (TQ). Ein physikalischer Trägerprozeß kann diese Information kodieren (K) und übertragen (U). Rezeptoren (R) dekodieren (D) diesen Informationsgehalt. Die Wahrnehmung der Umwelt kann als eine solche Dekodierungsleistung angesehen werden. Die Wahrnehmung führt zur Abbildung von Oberflächeneigenschaften der Realität. Diese dekodierte Information kann auf ein (aktives, s. u.) Gedächtnis treffen (AG), indem z. B. Inferenzen realisiert werden. Ergebnisse inferentieller Prozesse können Eigenschaften der Tiefenstruktur einer Informationsquelle bestimmen (z. Ii. Gesetzmäßigkeiten ermitteln)
Quellenzustand zielt, von dem die Signalbildung ausgegangen ist. Im allgemeinen, statistischen Falle ist diese Beziehung durch eine bedingte Wahrscheinlichkeit der Verknüpfung zwischen Signal- und Systemzustand geregelt. Im spezifisch deterministischen Falle einer organismischen Informationsaufnahme geschieht das mit der Erkennung eines Signals durch eine komplementäre Gedächtniseinheit. Bei der instinktiven Verhaltensregulation z. B . ist der Erkennungsvorgang mit einer Verhaltensentscheidung gekoppelt. Sie muß in die Umgebung passen. Fehlorientierungen sind der Selektion zum Opfer gefallen. Bei höheren kognitiven Prozessen ist die Wechselwirkung zwischen Erkennung und Verhaltensentscheidung komplizierter. Die perzeptiv vermittelte Widerspiegelung der Realität wird durch die kognitiven Prozesse tiefer ausgearbeitet, sie wird konsequenzen- und alternativenreicher durchgespielt, und sie wird weiträumiger vor allem im Zeithorizont der Entscheidungsbildung. Die Lösung des Widerspruchs zwischen der „Umgebungsfremdheit" der Reizeigenschaften und der Umgebungstreue der Wahrnehmungsresultate stand in enger Verbindung mit der Erkenntnis der inhaltlichen Grundeigenschaften der Information. E s sind dies (1) die Übertragbarkeit (vor allem vermittels physikalischer Trägerprozesse), (2) die Kodierbarkeit (oder Umkodierbarkeit) bei Invarianz des Informationsgehalts und (3) die Speicherbarkeit. (Dabei spielt in diesem Zusammenhang
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Z. Psychol. Bd. 188 (1980) II. 2
die Frage der Meßbarkeit von Information eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle.) Diese 3 Eigenschaften der Information lenkten die Aufmerksamkeit auf tiefliegende Zusammenhänge zwischen Umgebungseigenschaften, Wahrnehmungsleistungen, Erkennungs- und vor allem Wiedererkennungsprozessen. Wiedererkennung setzt Gedächtnis voraus. Gespeicherte Information kann äquivalent der eintreffenden sein. Es müssen Vergleichsprozesse zwischen sensorisch vermittelter und gespeicherter Information stattfinden, wenn Wiedererkennung entstehen soll. Schließlich ist aber auch die Identifizierung von Bedeutung eine Wiedererkennung. Semantische Information wäre danach keine Besonderheit der Information, sondern eine Charakteristik zweier äquivalenter, informationstragender Strukturen, von denen eine eine Gedächtniseinheit darstellt, die in ihrer Vernetzung mit anderen Gedächtniseinheiten den Bedeutungsgehalt der zu erkennenden Information auszuschöpfen gestattet. Bedeutungserkennung ist also ihrem Wesen nach Feststellung der Äquivalenz von Information. Das lenkt natürlich den Blick auf die Sprachfunktion. Die seit SATJSSURE als notwendig erkannte Trennung zwischen Sprechen und Sprache beruht in ihrer psychischen Realisierung auf'der Umkodierbarkeit der Information: der physikalische Trägerprozeß für die Lautbildung auf der einen, Proteinstrukturen als biochemische Basis oder Vermittler langzeitiger neuronaler Informationsspeicherungen auf der anderen Seite. Vor dem Hintergrund dieser oder ähnlicher Überlegungen brach sich die Erkenntnis Bahn, daß es tiefliegende Zusammenhänge zwischen ursprünglich als völlig heterogen betrachteten psychologischen Problemstellungen — und mithin auch Problemgebieten geben mußte: zwischen Wahrnehmung und Gedächtnis, Erkennen und Wiedererkennen sowie Sprachfunktion, Bedeutungserkennung und Problemlösen. Die metrische Charakteristik der Information erwies sich, wie gesagt, von geringerer Bedeutung für die thematische Durchdringung psychologischer Sachverhalte. Das mag wohl mit der Bindung der Informationstheorie an die Statistik der Informationsquelle zusammenhängen. Gleichwohl konnte in einschlägigen Experimenten (z. B . H i c k , 1952) gezeigt werden, daß ein Zusammenhang zwischen dem (statistischen ) Informationsgehalt und der Erkennungszeit für einen Signalzustand besteht. Sie ist danach proportional dem Entscheidungsaufwand, der bis zur eindeutigen Bestimmung objektiv notwendig ist. Als Norm kann man hier die Menge der Binärentscheidungen (in bit) angeben (vgl. dazu TIMPE, 1969). Das war von HLCK für gleichwahrscheinliche Signale gezeigt worden. In einer weiterführenden Untersuchung stellte H. SCHARBERT (1964) fest, daß dieses Ergebnis verallgemeinerbar ist. E r variierte bei fester Zeichenmenge die Auftrittswahrscheinlichkeit der Signale und variierte damit den Redundanzgrad der Quelle. Wenn nun die (im informationstheoretischen Sinne bestimmte) Entropie der Quelle die für den Erkennungsvorgang relevante Größe darstellt, dann muß die Erkennungszeit mit der Zunahme des Redunanzgrades sinken. Und in der T a t : Eben dies kann SCHARBERT nachweisen: Offensichtlich im Verlaufe eines Lernprozesses sinkt die Erkennungszeit ab und pendelt sich auf ein Minimum ein, das dem Redundanzgrade entspricht. Fragt man nach den ursprünglichen Gründen dieser Abhängigkeiten, so wird es schwer, den
F. KLIX, Die Allg. Psychol. u. d. Erforsch, kognit. Proz.
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Zusammenhang zwischen dem informationell definierten Entscheidungsgehalt zur Bestimmung eines Signalzustandes und dem psychophysisch realisierten Erkennungsvorgang anzugeben. Aussagen darüber sind von dem reinen Eingangs-AusgangsVergleich kaum zu erwarten. Dazu bedarf es einer gut begründeten Hypothesenprüfung über Abhängigkeiten interner Entscheidungsmechanismen. Gleichwohl hat der Hinweis auf den Entscheidungsgehalt einer Informationsquelle als erkennungsrelevante Größe eine gewisse Lösung von den rein statistischen Bindungen des Informationsbegriffs ermöglicht. Der Gedanke konnte auf Abschätzungen des Erkennungsaufwandes bei strukturierten informationellen Gebilden übertragen werden (BÖHM, 1 9 7 0 ; GEISSLER, K L I X und SCHEIDEREITER, 1 9 7 8 ) . Während von der Wahrnehmung her der Ansatz der Informationsübertragung, von der Handlungsregulation aus die Steuerungsfunktion der Information bedeutsam wurden ( H A C K E R , 1 9 7 3 ) , forderten die zentralen Prozesse der kognitiven Informationsverarbeitung Darstellungsmittel, die den Zusammenhang von Struktur und Funktion, von Zustand und Prozeß zum Ausdruck bringen konnten. Anforderungen dieser Art erfüllten mathematische Strukturen, die im Rahmen der Automatentheorie entwickelt worden waren und die zur großen Klasse der algorithmischen Prozeduren gehörten (vgl. THIELE, 1 9 6 6 ; GLTTSCHKOW, 1 9 6 3 ) . Bedeutungsvoll für die Erkenntnis möglicher Zusammenhänge zwischen kognitiven und algorithmischen Strukturen
tionsauf nähme mit Merkmalsbildung und Syntheseprozessen im Kurzzeitgedächtnis. Wechselw i r k u n g mit dem Langzeitgedächtnis und Erkennungsprozesse. Interne Verarbeitung im Langzeitgedächtnis und Ableitung v o n Verhaltensentscheidungcn. Rechte Seite: A u f b a u v o n Handlungsa k t i v i l ä t e n durch Gedächtnissteuerung. Unten: Wechselwirkung zwischen kognitiven und m o t i v a tionalen Komponenten der Informationsverarbeitung und der Verhaltcnssteuerung
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Abb. 4. Differenzierte Darstellung der Informationszirkulation. Die Anordnung entspricht dem Schema von Abbildung 3. Herausgehoben sind Ultrakurzzeitgedächtnis, das Kurzzeitgedächtnis und die Informationsfilterung vom Gedächtnis her. B e i der Wissensrepräsentation ist zwischen stationärer und operativer Speicherung unterschieden. Ferner sind die Einflüsse der Motivation auf kognitive Prozeduren und Leistungen differenzierter gehalten
waren die Untersuchungen an einem künstlichen problemlösenden System, genannt G P S , durch NEWELL, SHAW und SIMON (1963) sowie die über algorithmische S t r u k -
turen bei der Abarbeitung von Hypothesen im Sinne einer systematischen Folge von Elementarentscheidungen. Solche Entscheidungssequenzen wurden als Strategie identifiziert. Ihre wesentliche Funktion besteht in der systematischen, nach kognitiven Regeln ablaufenden Informationsbeschaffung und Entscheidungsbildung. Zusammenhänge zwischen dem Erlernen von Begriffen und dem Lösen v o n P r o b l e m e n wurden e r k a n n t (SYDOW, 1 9 7 5 ; W . KRAUSE, 1 9 7 0 ; K . GOEDE, 1969).
Dabei gewann auch die Frage der Optimalität des kognitiven Aufwandes Interesse: Bei gleicher Problemlage einen geringeren kognitiven Aufwand brauchen, das wies auf Zusammenhänge zwischen der Effektivität informationsverarbeitender Prozeduren und damit auf Erscheinungsformen der menschlichen Intelligenz hin (GOEDE und KLIX, 1968). Alles in allem wurde auf diesem Wege die Bedeutung nicht nur der Wechselwirkung zwischen sensorischem Informationsangebot und Gedächtnisstrukturen, sondern auch der zwischen Gedächtnisstrukturen und internen kognitiven Operationen erkannt (vgl. Abb. 4). In einem noch einigermaßen groben Bilde lassen sich die neu entdeckten Zusammenhänge zwischen perzeptiven und handlungspsychologischen, zwischen sensorischen und kognitiven Prozessen, zwischen Gedächtnisfunktion und Denkprozeß etwa im Sinne der Abbildung 3 darstellen.
F. KLIX, Die Allg. Psychol. u. d. Erforsch, kognit. Proz.
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Dabei ist auch der Zusammenhang zwischen Kognition und Motivation als den beiden in Wechselwirkung stehenden Teilsystemen der Verhaltensregulation kenntlich gemacht. Ehe wir uns einigen neu entdeckten Details kognitiver Gesetzlichkeiten zuwenden, seien einige Forschungsergebnisse genannt, die die Bedeutung der Wechselwirkung beider Teilsysteme für das Verständnis der menschlichen Verhaltensorganisation unterstreichen. 2. Kognition und Motivation: Adaptive Aspekte in der menschlichen Yerhaltensorganisation Wir haben in anderem Zusammenhange dargelegt, daß die Selbstvervollkommnung kognitiver Leistungen in der Evolutions- wie in der gesellschaftlichen Geschichte vor allem auf die motivationale Wirkung und Bewertung kognitiv gesteuerter Aktivitäten zurückgeht. Die innere Aktivierung vom Bedürfnis her und die stärkere vital-entspannende Wirkung bei höheren kognitiven Anteilen trägt zu deren bevorzugter Speicherung und Aktivierung bei. Die Vervollkommnung kognitiver Leistungen wird allemal durch die Wirkung ihres Einsatzes auf den Organismus via Verhalten hervorgerufen. Diese historisch begründeten Zusammenhänge bleiben auch in aktuellen Leistungen nachweisbar, sofern man nur diesen genetischen Aspekt im Wechselspiel beider Systeme bedenkt. Das beginnt schon bei der Informationsaufnahme. B R O A D B E N T (1971) zeigte im Zusammenhang mit der Filterfunktion der Wahrnehmung, wie die aktuelle Motivation die Aufnahme bestimmter Reize bevorzugt, andere unterdrückt. Schwellensenkungen für die Erkennung stark begehrter Dinge (z. B. Eßbares bei Hunger) wurden wiederholt festgestellt. Einigermaßen systematisch untersuchte A. T R E I S MAN (1969) die selektive Informationsaufnahme bei akustischem Reizangebot. Ihren Vpn wurden vermittels Kopfhörer beidseitig verschiedene Informationen angeboten, etwa derart, daß einmal ein normaler Text, ein andermal ein sinnloses Kauderwelsch übertragen wird. Die Vpn folgen dann dem sinnvollen Text. Taucht aber im Kauderwelsch einmal der Eigenname des Hörers auf, wird sofort umgeschaltet. Die Richtungswahl für die Informationsaufnahme folgt dem bedeutsameren Thema. Das gilt auch dann, wenn statt des Eigennamens andere wichtige Kennworte für den Betrachter angeboten werden. Der bei der E r k e n n u n g vernachlässigte Rezeptorzufluß ist auch nicht vollständig unterdrückt. Einige Kriterien wie männliche oder weibliche Stimmen, sinnvoller oder sinnloser Text usw. können kurzfristig erinnert werden. Aber sie gelangen nicht, wie es scheint, ins Langzeitgedächtnis.
Dies als Beispiele für die Beeinflussung der Informationsaufnahme vom motivationalen Zustand her. Aber auch die interne Informationsverarbeitung verbraucht sozusagen motivationale Energie. K R A S S A ( 1 9 7 6 ) konnte mit Hilfe der Infrarotpupillografie 1 nachweisen, daß das Erkennen komplizierterer Strukturen bzw. daß 1 E s handelt sich u m eine Methode, bei der beide Augen mit (pupillomotorisch unwirksamen) infrarotem Licht bestrahlt werden. Auf einem Auge wird Testmaterial im Sinne kognitiver Anforderungen angeboten, v o m anderen wird der Pupillendurchmesser gemessen. Erweitert er sich, zeigt das dominierenden Sympathicotonus an, verringert er sich, weist das auf Vagotonus hin. Der Ort auf diesem Kontinuum ist ein Kennzeichen des Aktivierungszustandes und — vor allem — seiner Veränderung.
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die Funktionsweise komplexerer kognitiver Operationen einen höheren Aktivicrungss t a t u s m i t sich b r i n g t als einfachere S t r u k t u r e n oder Operationen. E s gibt n a c h diesen E x p e r i m e n t e n Belege d a f ü r , d a ß jeder kognitive Schwierigkeitsgrad das zu seiner Bewältigung erforderliche Aktivierungsniveau mobilisiert. Dabei scheint es intraindividuell relativ k o n s t a n t e O p t i m a zu g e b e n : Ein günstiges Aktivierungsniveau f ü r Person A l ä ß t die Person B noch jenseits allen emotionalen E n g a g e m e n t s , aber C wiederum ist schon so erregt, d a ß kognitive Operationen sich überlagern u n d zu Konfusion f ü h r e n . An diesem P u n k t e liegt eine der Schneisen, die (im G e s t r ü p p undurchsichtiger Z u s a m m e n h ä n g e ) von den P r o b l e m e n der Allgemeinen zu denen der Persönlichkeitspsychologie h i n f ü h r e n . Das psychophysiologisch wie experimentalpsychologisch f a ß b a r e P h ä n o m e n jedenfalls b e s t e h t darin, d a ß das O p t i m u m zwischen Schwierigkeitsgrad und A k t i v i e r u n g s z u s t a n d interindividuell sehr verschieden, intraindividuell aber relativ k o n s t a n t zu sein scheint. Der zweite Aspekt dieser E x p e r i m e n t e (ZEISE, 1970) b e s t e h t darin, d a ß schon die Erwartung eines b e s t i m m t e n Schwierigkeitsgrades den gleichen E f f e k t h e r v o r r u f t , allerdings nicht in der gleichen A u s p r ä g u n g . Die Signalisierung eines höheren Schwierigkeitsgrades f ü h r t zu einer E r w e i t e r u n g der Pupille (falls diese nicht durch Außenlichteinflüsse g e b r e m s t wird), u n d zwar u n a b h ä n g i g d a v o n , ob die signalisierte Tätigkeit schließlich a u s g e f ü h r t wird oder nicht. Dies besagt, d a ß m i t der A k z e p t i e r u n g einer Zielstellung eine A r t B e r e i t s c h a f t s a k t i v i e r u n g erfolgt, die als m o t i v a t i o n a l e K o m p o n e n t e v o n der kognitiven Seite aus in G a n g g e b r a c h t sein m u ß , d e n n die E r k e n n u n g eines Schwierigkeitsgrades ist p r i m ä r ein kognitives Geschehen. So zeigen sich in den F u n k t i o n s a n a l y s e n kognitiver Leistungen im Wechselspiel m i t den m o t i v a t i o n a l e n (fast m ö c h t e m a n sagen:) Trägerprozessen die K o n t u r e n des Gebäudes einer Allgemeinen Psychologie, wie sie sich als Grundlagendisziplin f ü r die Psychologie insgesamt im letzten Drittel des 20. J a h r h u n d e r t s h e r a u s gebildet h a t . Es soll n u n v e r s u c h t werden, diese Umrisse noch ein wenig zu differenzieren u n d dabei einige P r o b l e m e zu kennzeichnen, die von dieser Seite aus der psychologischen Grundlagenforschung in den nächsten J a h r f ü n f t e n zuwachsen. Die B e a r b e i t u n g der als ungelöst zu b e s t i m m e n d e n P r o b l e m e wird m i t Sicherheit zu Ergebnissen f ü h r e n , die einen fortschreitend e x a k t e n A u s b a u zahlreicher psychologischer Disziplinen ermöglichen. Wir meinen, daß dies auch der einzige Weg ist, auf dem d a u e r h a f t e r E r k e n n t n i s f o r t s c h r i t t erzielbar ist; ein F o r t s c h r i t t , der auf dem Umweg über theoretische Vertiefungen zu einer systematischen E r h ö h u n g praktischer Relevanz der Psychologie f ü r zahlreiche Gebiete des gesellschaftlichen Lebens beitragen k a n n . Mit der Auswahl einiger offener, klärungsbedürftiger u n d prinzipiell lösbarer Probleme bestimmen wir zugleich den absehbaren Horizont von Beiträgen der Zeitschrift f ü r Psychologie auf dem Gebiet der Allgemeinen Psychologie.
F. KLIX, Die Allg. Psychol. u. d. Erforsch, kognit. Proz.
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3. Die informationelle Analyse kognitiver Zustände und Prozesse - klärungsbedürftige und lösbare Problemstellungen bei der Erforschung kognitiver Leistungen Wir h a t t e n als wesentliches Ergebnis der letzten J a h r z e h n t e kognitiv-psychologischer Forschungen die E i n b e t t u n g geistiger F u n k t i o n e n in den Informationsa u s t a u s c h zwischen Organismus u n d U m g e b u n g gewertet. Die F r a g e ist, wie sich dieses methodologische P a r a d i g m a f ü r die W e i t e r f ü h r u n g der g e f u n d e n e n Ansätze in den folgenden J a h r z e h n t e n bewähren k a n n . Es erscheint f r u c h t b a r e r , dieses WTie d u r c h ein WTo zu ersetzen; d. h. Problemlagen aufzudecken, deren K l ä r u n g notwendig, wesentlich u n d möglich erscheint. Wir meinen, daß sich dies überzeugender darlegen läßt, wenn auch Problemsituationen aufgezeigt werden, f ü r die die Klärungsmöglichkeit ausgeschlossen oder als sehr unwahrscheinlich b e s t i m m t werden k a n n .
3.1. Die Präzisierung analysierbarer kognitiver Anteile in der Informationszirkulation zwischen Organismus und Umgebung Das Schema der A b b i l d u n g 4 ist z u n ä c h s t eine Verfeinerung der Abbildung 3. Aber nicht n u r . Umfangreiche, vor allem in den letzten J a h r e n erarbeitete B e f u n d e lassen sich einzelnen K o m p o n e n t e n des S t r u k t u r b i l d e s zuordnen. An i h m lassen sich auch Problemstellungen aufzeigen, deren B e a r b e i t u n g teils interdisziplinäre Verflechtungen zwischen der Psychologie u n d angrenzenden Wissenschaften beg r ü n d e n oder w e i t e r f ü h r e n , teils jedoch (und vor allem) neue Ergebnisse im ureigenen R a h m e n der Allgemeinen Psychologie ermöglichen können. Die zentralen kognitiven Prozesse sind, wie es das eingangs e r w ä h n t e P a r a d i g m a v e r l a n g t , als K o m ponenten der organismischen Informationszirkulation eingebettet. E i n e K a s k a d e i n f o r m a t i o n s v e r a r b e i t e n d e r Prozesse f ü h r t zu den kognitiven G r u n d s t r u k t u r e n (linke Seite) hin, operative u n d t r a n s f o r m a t i v e P r o z e d u r e n der I n f o r m a t i o n s e r zeugung generieren A n t w o r t e n oder Eingriffe in die Außenwelt (zu der n a t ü r l i c h ' auch die P a r t n e r der sozialen K o n t a k t e gehören) (vgl. die rechte Seite). A n h a n d dieser A b b i l d u n g b e t r a c h t e n wir eine Reihe von Problemen, deren B e a r b e i t u n g — so ist unsere A n n a h m e — zu Ergebnissen f ü h r t , die das Gesicht der Psychologie im ausgehenden 20. J a h r h u n d e r t in gewissem U m f a n g e m i t prägen werden. Wir beginnen m i t Funktionsprinzipien an den Ubergangsstellen zwischen Organismus u n d U m g e b u n g , zunächst denen der sensorisch-perzeptiven u n d dan a c h denen der motorisch-exekutiven Seite. 3.1.1. D i e E r f o r s c h u n g d e r s e n s o r i s c h e n I n f o r m a t i o n s a u f n ä h m e der B e d e u t u n g s e r k e n n u n g von O b j e k t e n oder S y m b o l e n
und
Die peripheren Mechanismen der Verarbeitung a u f g e n o m m e n e r u n d die physikalisch-physiologischen der Umsetzung erzeugter I n f o r m a t i o n werden m i t großer Wahrscheinlichkeit nicht das Feld herausragender neuer Ergebnisse auf dem Gebiet
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der Allgemeinen Psychologie darstellen. Gleichwohl dürfte hier die Bearbeitung der nachfolgend aufgezählten Teilprobleme interdisziplinäre Bedeutung gewinnen und dabei auch die Grundlagen der Psychologie berühren. 1. Die weitere Erforschung der Zusammenhänge zwischen energetischer und zeitlicher Reizcharakteristik auf der einen sowie die damit verbundenen Rezeptormechanismen und Rezeptorfunktionen auf der anderen Seite wird weitgehend im Rahmen der Physiologie und speziell der Physiologie der Sinnesorgane behandelt. Gleichwohl wird mit diesen Forschungen die Basis gelegt für die Zusammenführung von physiologisch bestimmten, neuronalen Funktionsprinzipien (also synaptischen Verschaltungen, biochemischen Wechselwirkungen von erregten und gehemmten Arealen, selektivem Ansprechen aufgrund neuronaler Filterwirkungen) und anschaulich gegebenen Wahrnehmungsleistungen. Als Beispiel aus dem vergangenen Jahrzehnt kann die Entdeckung der lateralen Inhibition als Grundlage des Simultankontrasts der Wahrnehmung angesehen werden ( K u f f l e r , 1952; R e i c h a r d t , 1962). Unaufgeklärt ist das Phänomen des Sukzessivkontrasts; nicht so sehr die zeitlichen Verlaufseigenschaften der Nachbilder selbst (die eng mit den Zeitcharakteristika von Erregungs- und Hemmungsprozessen zusammenhängen), als vielmehr ihre Verbindung mit den Farbempfindungen, insbesondere deren Wechsel in den Komplementär- oder Gegenfarben H e r i n g s . Eine präzisierte Aufklärung peripherer und zentraler Anteile der Farbwahrnehmung ist mit diesen Untersuchungen zu erwarten. Belege für eine unterschiedliche neuronale Verankerung HELMHOLTZscher und HERiNGscher Erklärungsansätze sind zu erwarten. Dies sind zugleich bedeutsame Schritte auf dem Wege zu einer geschlossenen psychophysiologischen Theorie der Farbwahrnehmung. Freilich bleiben die Erkenntnisgrenzen auch hier durch den Rahmen des methodisch noch auflösbaren bestimmt. Ähnliche Zusammenführungen zwischen der Erkenntnis sinnesphysiologischer Funktionsprinzipien und wahrnehmungspsychologischer Phänomene sind beim binokularen Tiefensehen sowie bei der Erforschung einiger Invarianzleistungen der AVahrnehmung zu erwarten. 'An Größen- und Formenkonstanz (mit gemeinsamer Funktionsgrundlage) wäre hier zuerst zu denken. Und wenn sich die mathematische Analyse perzeptiver Invarianzleistungen, wie sie von H o f m a n n (1978) entwickelt wurde, für Modellu n d Hypothesenbildung spezifizieren läßt, können die ersten Ansätze für eine Struktur- und Funktionsanalyse topologischer Eigenschaften des menschlichen Wahrnehmungsraumes erwartet werden. E s ist die Dynamik der Wahrnehmung, die Zelt- und Vorgeschichtsabhängigkeit von Leistungen und Leistungsänderungen in der perzeptiven Widerspiegelung der Realität, für die bislang keine zusammenhängenden Erklärungsansätze gefunden werden konnten. Die wesentlichen Impulse für die Zusammenführungen psychologischer und physiologischer E r k e n n t nisse werden aber wohl in jedem Falle von der Physiologie und der Neurochemie ausgehen. Ein wenig anders dürfte das mit dem nächsten Abschnitt in der Kaskade informationsverarbeitender Prozesse aussehen (vgl. Abb. 4). 2. Die Aufnahme perzeptiv elementarer Merkmale von Kontureigenschaften, wie
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z. B. den Krümmungs-, Richtungs- oder Kontrasteigenschaften von Konturelementen, vollzieht sich in sehr kurzen Zeiträumen (zwischen 50 und 250 ms). Die Augenbewegung ist diskret. Die Blickwechsel liegen ebenfalls in dieser Zeitspanne. Die Informationsaufnahme durch das optische System ist sequentiell. Der Akzentuierung eines Details im Reizeinstrom folgt die kurzzeitige, selektive Fixierung. Das gilt für visuelle, taktile und akustische Informationen. (Für die chemischen Sinne (Geruch, Geschmack) gelten andere Regeln). Bei der diskreten Informationsaufnahme wirft der situationsgebundene Aufbau einer Repräsentation von Objektmengen spezifische Probleme auf. Es ist dies vor allem der zeitweilige A u f b a u perzeptiver Strukturen, die als Eingangsgrößen für Erkennungsvorgänge dienen. Natürlich gibt es Erkennung auch bei ganz einfachen Signalzuständen. Die Regel jedoch ist, daß perzeptiv aufgenommene Figuren identifiziert und als Strukturen in ihrer Bedeutung erkannt werden. Erkennen setzt die Existenz zweier informationeller Strukturen voraus. Im allgemeinen einer Eingangsgröße, vermittelt durch die Rezeptoren, und einer internen, gespeicherten Struktur. (Erkennungsvorgänge sind im übrigen natürlich auch zwischen internen, gedächtniseigenen Strukturen möglich.) Wiedererkennen beruht in jedem Falle auf einem Vergleichsprozeß zwischen (wenigstens 2) informationellen Strukturen. Die Identifikation ihrer Äquivalenz ist Wiedererkennung, ganz gleich, ob es sich um einfache Signalgrößen, um Eigenschaften (Merkmale) von Objekten oder um Eigenschaften (Merkmale) von Zeichen handelt. N a c h allem, was m a n über mikrobiologische „ E r k e n n u n g s m e c h a n i s m e n " z. B . bei der Antigenmobilisierung durch d a s I m m u n s y s t e m weiß, k ö n n t e n solchen V o r g ä n g e n K o m p l e m e n t a r i t a t s e i g e n s c h a f t e n von Makromolekülen (Proteinen) z u g r u n d e liegen. E s g i b t G r ü n d e a n z u nehmen, daß auch E r k e n n u n g s v o r g ä n g e auf neuronaler E b e n e von solchen S t r u k t u r e n geleistet werden.
Die Besonderheit organismischer gegenüber technisch perfekten Erkennungsprozeduren besteht darin, daß nicht vollständige Übereinstimmung (bzw. Komplementarität) notwendig ist, sondern daß schon ungefähre Entsprechung (also hinreichende Ähnlichkeit mit der gespeicherten Struktur) für die Akzeptierung einer sensorisch vermittelten Information als „bekannt" genügt. S P E R L I N G (1969) und S T E R N B E R G (1969) haben methodische Möglichkeiten für die Erforschung der Wirkung des Aufbaus sensorisch vermittelter Strukturen auf die Geschwindigkeit oder Sicherheit von Erkennungsprozeduren entwickelt. G E I S S L E R (1976) sowie S C H E I D E R E I T E R (1973) haben dazu weiterführende Ergebnisse und Modellüberlegungen vorgelegt. Insgesamt ergeben sich aus diesen Untersuchungen für die Funktion der Erkennungsvorgänge 3 Konsequenzen: 1. Werden im Kurzzeitgedächtnis Merkmalsverknüpfungen gebildet, die eine Zeitlang (bis zu 25 Sekunden) verfügbar bleiben und durch die das zeitliche Nacheinander im Eintreffen der Informationen in eine simultan präsente Strukturbildung umgesetzt wird. Diese Umsetzung ist für die Bedeutungserkennung von Zeichenfolgen (gleichviel ob lautlichen oder optischen Mustern) von großer Bedeutung. Nicht nur, daß Zeit (und damit Sicherheit) gewonnen wird für die 9
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Vergleichsprozesse, insbesondere wird dadurch die kontextabhängige Erkennung von Bedeutungsträgern möglich. 2. Die zeitliche Fixierung von Merkmalskollektionen im Kurzzeitgedächtnis ermöglicht eine variable Bedeutungserkennung. Das besagt, daß verschiedene Merkmalsauswahlen aus ein und demselben Merkmalssatz verschiedenen Bedeutungen zugeordnet werden können. Abbildung 5 zeigt einen Merkmalssatz für einen Begriff. Aus Zusammenfassungen verschiedener Merkmale einer Klasse Phonet.-Graphem. Merkmale
Vog - {(WM) ;
Komplexe
Obligatorische
Merkmale
Merkmale
{a}
i\
CbJ...CcJ,
,
Gelegentliche
Charakteristische
Merkmale
Cd]
Relationen
/ w Ce]
Cf] ;
(oc) ; Loc
Hund (Pfoten,Schwanz,Haar)(Pfoten,bellen)
(zahm^achen.DrahthaarHHütte
Iß) Fin
Jagd
(y)>
t
Obj
Zucht):
Tier Terrier
Hund Zuchttier
Jagdhund Merkmalsensemble für Tier x Abb. 5. Hypothetische Vorstellung über die Merkmalsrepräsentation eines natürlichen Begriffes. Es gibt danach kognitive Wirkungen, durch die einmal diese, ein andermal jene Merkmale aktiviert werden. J e nachdem, ob für solche Teilgruppen von Merkmalen Klassen eingelernt und in der Regel auch benannt sind, kann ein Objekt als Merkmalsträger zahlreichen Kategorien zugeordnet werden
lassen sich verschiedene Bedeutungszuordnungen ableiten. Das ist besonders dann erkennbar, wenn für verschiedene Gruppierungen von Merkmalen aus der gleichen Merkmalsmenge im Gedächtnis gesonderte Bezeichnungen gespeichert sind. Die multiple Bedeutungserfassung eines Objekts ist ein Vorgang, der vom Gedächtnis aus gesteuert wird. Man kann das metaphorisch mit der Frage umschreiben: Liegt ein x vor? x kann ersetzt werden durch Dackel, Hund, Haustier u. ä. J e nach der Frage werden andere Merkmale geprüft, die einer gleichartigen Grundgesamtheit entstammen können (vgl. dazu auch K U K L A 1 in diesem Heft). 3. Mit den letzten Bemerkungen ist schon auf das Phänomen der Wechselwirkung von Kurzzeitspeicherung und Langzeitgedächtnis hingewiesen. J e nach dem bestehenden Bedürfniszustand oder der Motivationslage (vgl. Abb. 4) kann vom Gedächtnis aus Informationssuche in Gang gebracht oder in Gang gehalten werden 2. Es' ist damit schon kenntlich, daß wir uns dem Alternativvorschlag von CERMAK, CRAIK oder LOCKHART u. a. nicht anschließen wollen (vgl. CERMAK und CRAIK, 1979). Diese Autoren gehen von 2
F. KLIX, Die Allg. Psychol. u. d. Erforsch, kogait. Proz.
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Fassen wir den Grundgedanken zusammen: Die Analyse der Vergleichsoperationen bei der Objekt- bzw. bei der Bedeutungserkennung gehört zu jenen wesentlichen Forschungsaspekten in der Allgemeinen Psychologie, mit denen die Wechselwirkung zwischen sensorisch vermitteltem Merkmalsangebot und Gedächtnisstruktur erforscht wird. Die STERNBERG-Methodik, die Methode des Satz-BildVcrgleichs oder normierte Satzverstehensanforderungen (vgl. KLIX und IIoiTMANN, 1978; ENGELKAMP, 1978) sind als Wege für den analytischen Zugang verfügbar. Gesicherte Ergebnisse auf diesem Gebiet haben grundsätzliche Bedeutung auch für die Erfassung des internen Wechselspiels zwischen den fixierten begrifflichen Einheiten des Gedächtnisses und den (ebenso gespeicherten) kognitiven Operationen. Darauf wird noch zurückzukommen sein. 3.1.2. D i e H a n d l u n g s k o m p o n e n t e in d e r k o m m u n i k a t i v e n V e r f l e c h t u n g von O r g a n i s m u s und U m g e b u n g Was nun die Ausgangsseite, das aktive organismische Verhalten gegenüber der Umwelt anlangt, so sind vor allem die Funktionsprinzipien der motorischen Bewegungssteuerung und -kontrolle überwiegend im Zugriffsgebiet der physiologischen Forschung. Die Mechanismen der sensomotorischen Verhaltensabstimmung (vgl. Abb. 4) haben ihre neuronale Basis in den Aktivitätsverflechtungen und Wechselwirkungen neuronaler Muster. Dies schließt auch relativ autonome periphere Koordinationen aufgrund von Erregungen und Hemmungsantagonismen mit ein. Aber auch die peripheren neuronalen Muster einer Tätigkeit sind eine in Raum-ZeitKoordinaten umgesetzte Gedächtnisstruktur. Hunderte von Betätigungen wie Radfahren, Schwimmen, Werfen usw. werden im Laufe eines Lebens erlernt und mithin als Gedächtnisstrukturen für \ erhaltensprogramme gespeichert. Periphere Anteile der Speicherung und zentrale der Struktur und Kontrolle von Handlung und Verhalten verweisen auch hier auf die hierarchische Organisation der organismischen Informationsspeicherung. Die situationsspezifische Aktualisierbarkeit der Verhaltensprogramme verweist auf die motivationale Basis bei der Anregung von Gedächtnisbcsitz: Nicht selten clor anforderungsabhängigen Ausarbeitung der Gedächtnisspuren aus. Sie meinen z. B., daß sensorische Ähnlichkeiten, lexikalische Verknüpfungen oder konotative Bedeutungsverzweigungen auf einer unterschiedlichen Tiefe der Beanspruchung vorhandener Gedächtnisstrukturen beruhen. J e nach der bestehenden Anforderung wird eine ihrer Erfüllung gemäße Tiefe der Gedächtniseintragung beansprucht. Ohne im Detail auf diese Konzeption eingehen zu wollen, läßt sich sagen, daß die Einflüsse von Anforderungen ganz gewiß die „Reproduktionstiefe" beeinflussen bzw. unterschiedliche Eigenschaften fixierter Spuren aktivieren oder unterdrücken können, wie das ganz allgemein für Kontexteigenschaften schon nachgewiesen ist. Doch die Eigenschaften unterschiedlicher Zeitkonstanten bei verschiedenen Formen der Informationsspeicherung oder -reproduktion können damit nicht erklärt werden. Das ist einer der Gründe, weshalb wir im vorliegenden Rahmen a m Kaskadcnmodell der sensorischen Informationsaufnahme und-Verarbeitung festhalten. E s ist dabei freilich zweckmäßig, sich einiger unzulänglich gesicherter Annahmen stets bewußt zu bleiben.
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ist eben die Bewertung von Situationsbedingungen wesentlich, durch die die Entscheidung über die Auswahl einer Verhaltensantwort beeinflußt wird. Die Entscheidungsbedingung hat, was den Bewertungsaspekt anlangt, phylogenetische Wurzeln. Wir haben das an anderer Stelle genauer aufgezeigt (vgl. dazu K L I X , 1980). Wenn wir uns hier auf die kognitive Seite beschränken, so bleibt festzuhalten, daß mit der Aktivierung von Handlungen vom Gedächtnis aus die Abfolge und die Abstimmung von Verhaltenseinheiten dirigiert wird, und zwar sowohl der zentral als auch der peripher verankerten. Bei der Steuerung und Kontrolle der motorischen Realisierung von Gedächtnisstrukturen gewinnt künftig die Behandlung und Aufklärung zweier Fragestellungen zunehmende Bedeutung. Das ist (1) die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der (ja statisch) gespeicherten Handlungsstruktur auf der einen sowie ihrer schrittweisen und konstruktiven Realisierung in der raum-zeitlichen Umgebungscharakteristik auf der anderen Seite. „Handlungsstruktur" bezieht sich dabei sowohl auf Tätigkeiten im allgemeinen Sinne als auch auf die gesprochene Rede im besonderen. Es lassen sich Gründe dafür angeben, daß der konstruktive Aufbau einer Handlung tiefgehende Gemeinsamkeiten hat mit der Realisierung mündlicher Rede. Das betrifft einmal die Umsetzung einer hierarchischen Struktur in eine zeitliche Abfolge von Ereignissen, sodann aber ebenso die Art der Beziehungen zwischen gespeicherten Elementen und den Regeln ihrer möglichen Verknüpfungen für den Aufbau einer motivationsgerecht verketteten Abfolge von Verhaltenseinheiten. Der Aufbau der sprachlichen xiußerung als produktiver Prozeß und die Sequenz sprachlicher Einheiten in der Rede als Resultat kognitiver Prozeduren liefert die adäquate Problemsicht und nicht der Aspekt des menschlichen Gedächtnisses als reproduktives Organ. Die Abtrennung von der Motivation ist kaum möglich, denn vom Bedürfnis aus wird die Auswahl der bedeutungstragenden begrifflichen Einheiten, der semantischen Kerne, gesteuert. Die Auswahl der Worte und die Wahl der Verknüpfungsformen sind ohne Kenntnis der (motivational bestimmten) Mitteilungsabsicht nicht voll verständlich. Gleichwohl müssen zuerst die kogitiven Bedingungen und Abhängigkeiten bei der Auswahl semantischer Einheiten, bei den Zuordnungen zu Worten und den Regeln der Wortverknüpfungen untersucht werden. Es ist dann die Abfolge sprachlicher Einheiten, die alle kognitiv erzeugte und sprechmotorisch realisierte Information enthält (vgl. dazu LINDNER, 1977). Erkennung dieser Information kann stattfinden, wenn bei einem Hörer eine dazu komplementäre Gcdächtnisstruktur angeregt wird. Hier schürzt sich der Knoten zwischen Informationserzeugung, Bedeutungsformung und Umsetzung in sensomotorische Sprechakte. Dann wieder Aufnahme dieser (akustischen oder graphemischen) Information durch das Rezeptorsystem des Kommunikationspartners, Ausfilterung der phonemischen Merkmale der Rede, Bindung der Merkmale im Kurzzeitgedächtnis und von hier aus dann die Aktivierung der langzeitig gespeicherten Begriffsstrukturen als Wechselwirkung mit den komplementären Inhalten des semantischen Gedächtnisses. Die Anregung des Gedächtnisbesitzes leitet den Prozeß des Bedeutungsverstehens ein. Erste Ansätze zur Erforschung der Wechselwirkung zwischen begrifflich gespeichertem Wissen und den Regeln für
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den Aufbau einer Wortverknüpfung sind entwickelt (vgl. K E M P E N , 1980), weitere grundlegende Ideen werden folgen müssen, um die Zusammenhänge zwischen der Informationserzeugung und dem Bedeutungserkennen wenigstens an einigen repräsentativen Beispielen exakt erfassen zu können. Bei der Analyse des Prozesses der Bedeutungserkennung wird die funktionelle Einheit des Kurzzeitgedächtnisses in neuer Sicht analysiert werden müssen. Es geht hierbei um die Funktion einer Zwischenspeicherung für den Erkennungsprozeß, namentlich bei der Bedeutungserkennung von Sprache. Die grundlegende Hypothese für die Analyse der Funktion einer Kurzzeitspeicherung läßt sich aus den Eigenschaften der Repräsentation von Information in der Rede begründen. Die lokale semantische Information in der (lautlichen oder schriftlichen) Rede ist kontextbezogen. Die auszudrückende Menge von Dingen oder der Zeitbezug einer Mitteilung setzen Vorausgriffe für spätere Eigenschaften der Rede, lautliche schon ( B I E R W I S C H , 1980), aber auch grammatische, wie etwa die W a h l des Plurals bei Pronomina, des Futurs oder Perfekts bei Worten, die sich noch auf das zeitgebundene Ereignis beziehen usw. Für diese und ähnliche Nach- oder Ausgriffe der Rede ist eine zwischenzeitliche Speicherung unerläßlich. Und zwar ebenso auf der erzeugenden wie auf der verstehenden Seite in der sprachlichen Kommunikation. Sowohl bei der Erkennung als auch bei der Generierung von Information, das wurde in diesem Abschnitt deutlich, spielen die Gedächtnisstrukturen und -funktionen eine höchst bedeutsame Rolle. W i e schon einleitend bemerkt wurde, ist die Betrachtung der Gedächtnisfunktion einem Paradigmawechsel unterworfen. Eingebettet in die Informationszirkulation zwischen Organismus und Umgebung, ist das Gedächtnis als Resultat von Erfahrung zugleich Quelle von Entscheidungen. In dieser Sicht ist es vielmehr aktives Organ als passiver Speicher, vielmehr Information suchend, erkennend, verarbeitend, umwandelnd, neu erzeugend als nur aufbewahrend. Das tiefere Eindringen in die damit anvisierten Grundlagen geistiger Leistungsfähigkeit hängt davon ab, wie weitgehend es gelingt, diese großen begrifflichen Klammern aufzulösen, die Details kenntlich zu machen und über eine Mikroanalyse kognitiver Prozesse Funktionsprinzipien geistiger Leistungsfähigkeit bloßzulegen. Einige Anknüpfungspunkte in dieser Richtung sollen im weiteren gekennzeichnet werden. 4. Kognitive Komponenten des Gedächtnisses und die Mikroanalyse kognitiver Leistungen In Abbildung 4 ist die Funktionsweise des Gedächtnisses aufgespalten in 2 Teilfunktionen, in die eines Wissensspeichers und in die operativer Strukturen. Unter beiden Problemaspekten verbergen sich zahlreiche Fragen, wobei schon jede gesicherte Teilantwort eine Bereicherung unseres derzeitigen Wissens darstellen kann. W a s die stationäre Wissensspeicherung anlangt, so geht es um die Varianten der Repräsentation, um die Kodierungsform. Ist die anchaulich-bildliche (oder auch
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ikonische) Informationsspeicherung von der logisch-begrifflichen essentiell verschieden oder nicht? Die Alternative ist echt. Allzu rasch sind m a n c h e Autoren (z. B . POSNER, 1 9 6 8 ; PAIVIO, 1975) v o n der prinzipiellen Verschiedenheit beider, zunächst j a nur phänomenologisch verschiedener R e p r ä s e n t a t i o n s f o r m e n ausgegangen. METZLER (1978) u. a. h a b e n gezeigt, daß jede anschauliche R e p r ä s e n t a t i o n einer E r f a h r u n g bis hin zur bildlich-spezifischen durch eine begrifflich-logische M e r k m a l s r e p r ä s e n t a t i o n dargestellt werden kann. Im Falle einer prädikatenlogischen Darstellung dieses Wortmarke Obl
HT
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Relationen als Eintragungen: Handlungsträger
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Objekt
Obj
Location
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\ Wortmarke
—zwischenbegriffliche
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|
J
Relationen
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X^uo/. (*
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Relationen aus Vergleichen Oberbegriff Unterbegriff (*)/?/(* Kontrast (contr.) (#*XWM)
> Begriff
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F. KUKLA,
Unters, z. Erkenn, bedeutungsmäß. Bezieh, zw. Begriffen
165
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Anschrift des Verfassers: FBIEDBICH
KUKLA,
DDR - 1130 Berlin, Frankfurter Allee 272
Aus dem Lehrbereich Grundlagen der Psychologie der Sektion Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin
Mathematische
Modellierung der Strukturrepräsentation Strukturerzeugung in Denkprozessen
und
der
V o n H . SYDOW Mit 14 Abbildungen
1. Methodologische Aspekte der Erforschung von Denkprozessen Die Analyse von Denkprozessen untersucht die Gesetzmäßigkeiten derjenigen psychischen Prozesse, in denen der Mensch neues Wissen erwirbt, um neue kognitive Anforderungen bewältigen zu können. Dieses neue Wissen entsteht in der aktiven Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt, in der Wechselwirkung zwischen vorhandenem Wissen, der Tätigkeit des Menschen und den Bedingungen in der Umwelt, unter denen diese Tätigkeit verläuft. Neues Wissen ist die Widerspiegelung dieser Bedingungen, der Möglichkeiten ihrer Veränderung und der Tätigkeitsformen, die dazu eingesetzt werden können. Denkprozesse sind durch ihren sozialen K o n t e x t und durch bestimmte biologische Voraussetzungen determiniert. Sie sind sozial bedingt, da sie durch das gesellschaftlich vermittelte Wissen über unsere Umwelt b e s t i m m t sind, durch die historisch entstandenen Tätigkeitsformen und darüber hinaus durch die Motive und Ziele, die neue Denkprozesse auslösen. Sie sind in ihrer S t r u k t u r und in ihrem Verlauf dadurch bestimmt, daß sie sich in der sozialen Interaktion vollziehen oder zum Teil Ergebnisse der sozialen Interaktion sind. Denkprozesse werden erst durch die biologischen Voraussetzungen möglich, die die Grundlage der Aufnahme, Verarbeitung und Erzeugung von neuer Information darstellen ( K L I X , 1971). Diese zweifache Determination wird besonders deutlich, wenn man die Analyse der Tätigkeit in Denkprozessen auf die S t r u k t u r der Tätigkeit im Sinne A. N. LEONTJEWS (1975) bezieht. Danach kann die menschliche Tätigkeit auf 3 E b e n e n analysiert werden. Das sind die E b e n e n der Operation, der Handlung und der Tätigkeit. Die eigentliche Einheit der psychologischen Analyse ist die an b e s t i m m t e Motive und Ziele gebundene und im konkreten sozialen K o n t e x t stattfindende Tätigkeit. Als relative Einheiten (A. A. LEONTJEW, 1978) sind Handlungen und Operationen anzusehen. Handlungen sind Bestandteile von Tätigkeiten, die an den konkreten Gegenstand der Tätigkeit gebunden sind und durch Teilziele b e s t i m m t werden. Operationen sind Teile von Handlungen, die relativ unabhängig vom Gegen-
H. SYDOW, Math. Modellierung d. Strukturrepräsentation
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stand der Tätigkeit, aber gebunden an die konkreten Bedingungen ihrer Ausführung realisiert werden. Ihre Grundlage kann in den funktionalen Blöcken (W. P. SiNTSCHENKO, 1 9 7 7 ) gesehen werden, die die zentralnervöse Basis der Tätigkeit darstellen. Denkprozesse können nicht isoliert von anderen psychischen Prozessen analysiert werden. Sie schließen Lernprozesse, Prozesse der Wahrnehmung und Begriffsbildung und Gedächtnisprozesse ein und stellen somit ein besonderes Beispiel für die interfunktionale Abhängigkeit kognitiver Prozesse dar (KOVAC, 1 9 7 8 ) . Denkprozesse sind nur auf der Grundlage der Leistungen des Gedächtnisses mit seinen Funktionsblöcken möglich ( K L I X , 1 9 7 7 ) . Die wechselseitige Abhängigkeit zwischen Denken und Gedächtnis wird unter entwicklungspsychologischem Gesichtspunkt besonders deutlich. Denn Denken ist in frühen Phasen der kognitiven Entwicklung vorrangig eine Reproduktionsleistung des Gedächtnisses, während umgekehrt die entwickelte menschliche Gedächtnistätigkeit mit der ihr eigenen Organisation, Strukturierung und Rekonstruktion von Information zunehmend komplexere Denkleistungen einschließt (LEONTJEW, 1 9 6 4 ) . Die pointierte Abgrenzung zwischen Lernen und Denken, die vor allem von der Gestaltpsychologie vorgenommen wurde, um die qualitative Eigenständigkeit der Denkleistungen gegenüber einfacheren Lernprozessen hervorzuheben, kann heute bei der Analyse von Denkprozessen nicht beibehalten werden. So ist auch das einsichtige Lernen als höchste Lernform in die Klassifizierung von Lernprozessen aufgenommen worden ( K L I X , 1 9 7 1 ) . SCHMIDT ( 1 9 7 0 ) begründet bei der genetischen Analyse des einsichtigen Lernens, welche Lernleistungen vorauszusetzen sind, damit Einsichtsleistungen möglich werden. Er geht bei der Definition des einsichtigen Lernens noch einen Schritt weiter, indem er es als Gewinnung allgemeiner, übertragbarer Handlungsprinzipien definiert, die unabhängig von einer konkreten phänomenalen Gegebenheit, in der sie entstanden, verfügbar sind. K L I X (vgl. z. B. K L I X und GOEDE, 1 9 6 7 ) vollzieht bei der Betrachtung des Wechselverhältnisses zwischen Lernen und Problemlösen einen weiteren Schritt. Lernen im Denken wird hier als Einsatz allgemeiner Vorgehensweisen, heuristischer Techniken oder Strategien, die mit der konkreten Lösung gar nichts zu tun haben, die aber die Voraussetzung der abstraktiven Regelgewinnung und der zielgerichteten Regelanwendung darstellen, aufgefaßt. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch die mitunter in der Literatur zu findende Abgrenzung zwischen Denkproblem und Aufgabe problematisch. Denn im Fortschreiten des Denkprozesses werden zunehmend Teilaufgaben auf der Grundlage bereits erworbenen Wissens (also lernabhängig) bewältigt. Dies wird freilich nicht so deutlich, wenn ein Problem durch plötzliche Umstrukturierung seine Lösung findet. Die Analyse von Denkprozessen kann auf 3 Ebenen erfolgen. Diese werden durch die Art der Denkanforderung und durch das bei der Lösung eingesetzte Wissen unterschieden. In die erste Ebene sind solche Denkprozesse einzuordnen, die unter Ausnutzung umfangreicher Wissensstrukturen des Langzeitgedächtnisses bewältigt werden. Ihre Analyse erfordert die Beschreibung von Wissensstrukturen, die Er-
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klärung der Gesetzmäßigkeiten der Wissensaktualisierung und die Bestimmung der Prozesse, in denen aktualisiertes Wissen auf neue Weise verknüpft werden muß, damit eine neue Lösung entstehen kann. Dies ist ein ganz aktuelles Gebiet der Analyse kognitiver Prozesse. Es hat zunehmende Beziehungen zur Erforschung pädagogisch gelenkter Lernprozesse gewonnen ( G r e e n o , 1976; K l a h r , 1976; L o m p s c h e r , 1972).
In der zweiten Ebene wollen wir solche Denkprozesse betrachten, in deren Verlauf ein Lösungsprinzip für eine Klasse von Problemen gewonnen wird. Hier ist vor allem nach dem Einsatz heuristischer Techniken und Strategien zu fragen, also nach allgemeineren Methoden der Formulierung von Problemen und der Anwerbung voll Methoden zur Lösungsfindung. Denn in solchen Prozessen ist ein ständiger Wechsel des Zieles der Denktätigkeit vorzufinden. Das Ziel kann die Lösung eines einzelnen Problems, eines Teilproblems, aber auch die Entwicklung eines allgemeineren Lösungsverfahrens bis hin zur Gewinnung neuer Methoden der Lösungsfindung sein. Dabei ist der Denkprozeß mit der Lösung eines einzelnen Problems nicht abgeschlossen. Es kann sich ein Prozeß der Optimierung von Lösungsprinzipien unter Berücksichtigung der Auftrittshäufigkeit einzelner Probleme der Problemklasse anschließen. Die Widerspiegelung (die interne Repräsentation) der Problemklasse und ihrer Bedingungen kann in unterschiedlich komplexen Ebenen und in Form sehr verschiedener Problemtypen erfolgen ( S y d o w , 1976). Die dritte Ebene umfaßt Denkprozesse, die auf die Lösung einzelner, isolierter Probleme gerichtet sind. In diesem Bereich finden wir den Schwerpunkt der Untersuchungen in der klassischen Denkpsychologie. Das Ergebnis des Denkprozesses ist eine Lösung, die eng an die Bedingungen des Problems gebunden ist, von der nur sehr allgemeine Eigenschaften auf andere Denkanforderungen übertragbar sind. Mehr noch, was übertragbar ist, sind weniger die Eigenschaften der Lösung selbst, als vielmehr Methoden, die zu ihrer Generierung eingesetzt wurden. In dem Maße wie dies möglich ist, wird auch die Grenze zur zweiten Ebene relativ zu sehen sein, ebenso, wie der Umfang des bei der Lösungsfindung eingesetzten Wissens mehr oder weniger umfangreich sein kann, so daß auch engere Beziehungen zu den Gesetzmäßigkeiten auftreten können, nach denen in der ersten Ebene gefragt wurde. Der Schwerpunkt der Untersuchungen, über die in dieser Arbeit berichtet wird, liegt vorrangig in der zweiten und dritten Ebene. In Denkprozessen wird neues Wissen gewonnen und zur Lösung kognitiver Anforderungen eingesetzt. Dieses Wissen betrifft sowohl dasjenige um die Bedingungen der Denkanforderung und von den Etappen der Zielerreichung, wie auch das Wissen um Handlungsschritte, Denkoperationen und ganze Folgen solcher Handlungen und Operationen. Im ersten Fall wollen wir von Fakten, im zweiten Fall von Prozeduren sprechen. Prozeduren sind Handlungspläne. Sie beschreiben eine bedingungsabhängige Aufeinanderfolge von einzelnen Schritten, die die Erreichung eines Ziels oder eines untergeordneten Teilzieles gewährleistet. In diesem Sinne können sie auch als Strategien ( K l i x , 1971) verstanden werden. Indem sie gedanklich ein Ziel oder
H . SYDOW, M a t h . Modellierung d. S t r u k t u r r e p r ä s e n t a t i o n
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ein Teilziel vorwegnehmen, können sie mit G R O N E R auch als Hypothesen bezeichnet werden ( G R O N E R , 1978). Fakten sind Kenntnisse, die bei der Anwendung von Prozeduren zu berücksichtigen sind. Sie können aber auch feste Folgen von Operationen darstellen, die bedingungsunabhängig ausgeführt werden können, sobald gewisse Startbedingungen erfüllt sind. Diese Möglichkeit verdeutlicht den engen Zusammenhang von Fakten und Prozeduren. Prozeduren sind nur im engen Wechselverhältnis mit Fakten ausführbar. Sie sind, als Menge von Operationsfolgen interpretiert, verdichtete Fakten. Diese abstraktive Verdichtung ist unter Hinzunahme der Bedingungsabhängigkeit der Ausführung von Operationsfolgen möglich. Andererseits können aus Prozeduren im Interesse der Optimierung der Lösungszeit für besonders häufig auftretende Probleme auch wieder einzelne starr anzuwendende Operationsfolgen herausgelöst werden, die damit den Charakter von Fakten annehmen. Eine trennende Gegenüberstellung von Fakten und Prozeduren ist also nicht angemessen. Beide sind eng verbundene Bestandteile des in Denkprozessen neu entstehenden Wissens. Fakten betreffen stärker den gnostischen Aspekt in Denkprozessen, Prozeduren mehr den operationalen Anteil. Mitunter ist in denkpsychologischen Untersuchungen mehr dieser oder jener Aspekt besonders hervorgehoben worden. Ihre Trennung erfolgte jedoch dann aus methodischen. Gründen: Wenn nämlich aus dem Handeln während eines Denkprozesses auf vorhandene Kenntnisse geschlossen werden sollte oder für den Fall vorliegender Kenntnisse Handlungsverläufe zu prädiktieren waren. Daß die Gegenüberstellung von Fakten und Prozeduren nicht mit der Gegenüberstellung von interiorisiert verlaufenden Denkoperationen und extern beobachtbaren Handlungsschritten zu verwechseln ist, folgt aus der angegebenen Definition. Die Unterscheidung zwischen Fakten und Prozeduren ist nicht nur für die Analyse von Denkprozessen wichtig. Sie wird ebenso getroffen, wenn z. B. in Gedächtnisanforderungen zwischen der Reproduktion und der Rekonstruktion von Ereignisfolgen ( S I M O N , 1972) oder bei der Analyse analoger Schlußprozesse zwischen den im Gedächtnis gespeicherten Begriffen und den über ihnen ablaufenden Vergleichsprozessen ( K L I X , 1976) unterschieden wird. Sie sind auch in diesen Fällen eng mit der Frage nach der optimalen Speicherung von Information im menschlichen Gedächtnis und nach den über der Gedächtnisstruktur arbeitenden Algorithmen verbunden. Umgekehrt kann erst aus ihrer engen Wechselwirkung eine Antwort auf die Frage abgeleitet werden, wie aus relativ statischem Wissen zielgerichtete Handlungsfolgen entstehen können. Die experimentellen Ergebnisse, über die in dieser Arbeit berichtet wird, sollen gerade belegen, daß die Aktualgenese von Denkprozessen durch einen ständigen Wechsel zwischen Fakten und Prozeduren im menschlichen Gedächtnis charakterisiert ist, wie Kenntnisse organisiert, als Fakten und Prozeduren, im Denkprozeß gewonnen werden. In diesem Sinne ist auch die Gegenüberstellung von Strukturrepräsentation und Strukturerzeugung im Titel dieser Arbeit zu verstehen. Angesichts der getroffenen Einteilung denkpsychologischer Analysen in 3 Ebenen
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und der Gegenüberstellung von Fakten und Prozeduren ist zu definieren, was in dieser Arbeit unter dem Begriff „Struktur" verstanden werden soll. Das Ergebnis von Denkprozessen sind Lösungen und Lösungsprinzipien, die relativ unabhängig vom konkreten Kontext, in dem sie gewonnen wurden, zur Bewältigung neuer kognitiver Anforderungen eingesetzt werden können. Neue Kenntnisse, Fakten und Prozeduren, müssen also relativ invariant bezüglich der konkreten Bedingungen im Gedächtnis repräsentiert sein. Der Begriff Struktur darf hier nicht in konträrer Gegenüberstellung zum Begriff Semantik verstanden werden. Indem Kenntnisse als Ergebnis von Abstraktionsprozessen entstehen, erhalten sie eine gewisse Unabhängigkeit von konkreten Gegebenheiten, spiegeln sie strukturelle, wesentliche Zusammenhänge wider. Indem sie auf konkrete Gegebenheiten anwendbar sind, realisieren sie ihre Bedeutung, ihren semantischen Gehalt. Der Grad der Verallgemeinerung kann freilich unterschiedlich groß sein. So kann ein Denkprozeß als Prozeß der Informationsreduktion, der Beseitigung von Ungewißheit aufgefaßt werden (KLIX und GOEDE, 1967). Das heißt, wenn es um die Gewinnung einer Lösungsprozedur in einem Denkprozeß geht, daß in jedem Entscheidungsschritt zu Beginn des Lösungsprozesses vollständige Unsicherheit über die unter mehreren verfügbaren Möglichkeiten richtige Handlungsalternative vorliegt. Die gesamte Unsicherheit ist die Summe der Entropiegrößen an den einzelnen Entscheidungspunkten. Im Verlauf des Lösungsprozesses entstehen Prozeduren, die unter Ausnutzung bekannter Fakten (Wissen um Teilziele, um lösungsrelevante Handlungsschritte) diese Unsicherheit zunehmend einschränken. Die informationsoder graphentheoretische Beschreibung dieses Prozesses verdeutlicht also die Wirkung neuer Kenntnisse auf den Fortschritt des Lösungsprozesses. Ähnlich allgemeine strukturelle Gesetzmäßigkeiten wurden in der Denkpsychologie gewonnen, indem die Verlaufsstruktur der Lösungsgenese als Folge von Haupt-, Nebenund inadäquaten Handlungen oder als Wechsel zwischen verschiedenen Funktionalwerten dargestellt wurde (SCHMIDT, 1970, Kap. 5.4). In beiden Fällen wurde unter sehr verschiedenen Blickrichtungen (einmal wird die zunehmend bessere interne Repräsentation der Anforderungsstruktur, zum zweiten die sich in aufeinanderfolgenden Lösungsversuchen verbessernde Struktur des Lösungsprozesses betrachtet) versucht, Wesentliches über den Denkprozeß mit hohem Verallgemeinerungsgrad darzustellen. Dies gelingt durch den Einsatz geeigneter formalisierter Darstellungsmittel, die wesentliche, übertragbare und in diesem Sinne strukturelle Zusammenhänge abbilden. Für diesen Zweck stehen in der Mathematik verschiedene Modellierungsmittel zur Verfügung. Darzustellen, wie Graphen (insbesondere hierarchische Graphen), Entscheidungsstrukturen, generative Grammatiken und stochastische Metriken eingesetzt wurden, um allgemeine Gesetzmäßigkeiten von Denkprozessen abzubilden, ist ein wichtiges Anliegen dieser Arbeit (Abschnitt 2). Neue Modellierungsmittel haben, solange sie keinen engen Bezug zu experimentellen Fakten gewinnen, einen vorrangig heuristischen Wert. Die Ableitung von Hypothesen im Rahmen dieser Modellierungsmittel und die Möglichkeit ihrer Über-
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prüfung im Experiment machen sie erst zu Methoden der Forschung. So entsteht mit der Verwendung der genannten mathematischen Strukturbeschreibungen gleichzeitig die Frage nach neuen experimentellen Methoden. Im Abschnitt 3 sollen die wichtigsten methodischen Vorgehensweisen beschrieben werden, die in den durchgeführten denkpsychologischen Untersuchungen zum Einsatz gelangten. Der Überblick über den Inhalt dieser Arbeit wird mit einem Gedanken zum Ergebnisteil abgeschlossen. Er besteht aus 2 Teilen. Der erste enthält Ergebnisse, die in die Ebene drei einzuordnen sind, der zweite solche, die mehr den Lösungsprozessen bei Klassen von Problemen, also der Ebene zwei zuzuordnen wären. Eine strenge Trennung ist damit jedoch nicht gemeint. Dies gilt schon deshalb nicht, weil in der Aufeinanderfolge der Darstellung der Ergebnisse die chronologische Reihenfolge der experimentellen Untersuchungen weitgehend erhalten blieb und jede Untersuchung die folgenden nicht unerheblich mitbestimmte. 2. Mathematische Modelle Die in den Untersuchungen verwendeten Modelle dienen dazu, ausgewählte Aspekte des Denkprozesses in einer formalen Darstellung besonders hervorzuheben. Die gleichzeitig differenzierte Darstellung aller wesentlichen Aspekte leistet keines der verwendeten mathematischen Mittel. Die Ursachen dieser Tatsache werden am besten bei der folgenden Darstellung der Modelle und im konkreten Untersuchungskontext verdeutlicht. Das Spektrum der möglichen Modelle hat 2 Bezugsp u n k t e : den tatsächlich ablaufenden Denprozeß und die durch die Instruktion vorgegebene objektive Problemstruktur. Die letzte ist die Grundlage für die Definition der Grundbegriffe der verschiedenen Modelle. Die Begründung der Auswahl von Modellen ist durch theoretische Vorstellungen über den Denkprozeß und durch verfügbare Methoden bestimmt. 2.1. Die objektive Problemstruktur Wir betrachten solche Denkanforderungen, bei denen ein konkret oder abstrakt (d. h. in symbolischer Repräsentation) vorgegebenes Material so umzuformen ist, daß definierte Bedingungen für ein Ziel erfüllt sind. Die wichtigsten formal zu beschreibenden Bestimmungsstücke sind dabei das Material und die Operationen, die in der Anforderung zugelassen sind. Das Material kann sich in verschiedenen Zuständen zi befinden, die die Zustandsmenge Z bilden. Die Operationen werden mit rt und die Menge der zulässigen Operationen wird mit R bezeichnet. Das geordnete Paar (Z, R) bildet den Problemraum, in dem Transformationen zur Zielerreichung auszuführen sind. Zustände und Operationen sind bezogen auf Merkmales^ des Materials definiert. Jedem Zustand entspricht eine Kodierung (xu . . .,xn). Jede Operation ist zweifach auf die Merkmale zu beziehen. Erstens ist jede Operation nur in einer bestimmten Teilmenge von Z anwendbar. Jede dieser Teilungen kann durch ein Prädikat
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Z. Psycho!. Bd. 188 (1980) H. 2
Pl \ 1' * * *J TL ) beschrieben werden. Die P r ä d i k a t e pt gebön an, welche Merkmale Xj ein Zustand besitzen muß, d a m i t r£ darauf angewendet werden k a n n . Zweitens ist für jede Operation ri festzulegen, welche Merkmale Xj durch ihre Anwendung verändert werden. Die Abbildung, die durch ri aus Z in Z realisiert wird, ist merkmalsbezogen zu beschreiben. Der Problemraum (Z, R) bildet a b s t r a k t gesehen einen Graphen. Dieser Graph ist interpretiert. J e d e m Knoten zt entspricht eine Merkmalskodierung (x^, . . . , x n ) und jeder Kante entspricht eine Operation r-. Die Interpretation muß kompatibel sein. Das heißt, wenn z± und s 2 Knoten sind, die eine K a n t e von z1 nach z2, interpretiert durch r i t verbindet, so muß für die Merkmalskodierung (x l r . . . , x n ) von Sj das entsprechende P r ä d i k a t p^ w a h r sein und r± muß als R e s u l t a t der Anwendung auf zj auch tatsächlich z2 ergeben. Der interpretierte Graph (Z, R) heißt objektive Problemstruktur. Bei seiner Festlegung müssen zwei Forderungen erfüllt sein. Die Merkmalskodierung der Zustände muß vollständig sein, d. h. alle Merkmale, die im Denkprozeß eine Rolle spielen können, müssen in der Kodierung berücksichtigt werden. Zweitens müssen alle objektiv möglichen Operationen r£ in R erfaßt werden. Die objektive Problemstruktur k a n n während des Denkprozesses auf verschiedene Arten intern repräsentiert sein. Dabei können die Art der Repräsentation und der Teil, der tatsächlich intern repräsentiert ist, variieren. 2.2. Repräsentation der objektiven Problemstruktur durch hierarchische Graphen In einem konkreten Zeitpunkt des Denkprozesses müssen nicht alle Merkmale, Zustände und Operationen der objektiven Problemstruktur intern repräsentiert sein. Werden nur die Merkmale xt, . . .,xm (m - L ( Y , X ) ] and asymmetric if this does not hold [ L ( X , Y ) ->- ~ L ( Y , X ) ] . The prepositions neben, am, bei in German could be used as symmetric; iiber/unter and auf/unter as asymmetric. We used a combined recognition-inference method. The acquisition task was a 'story', read out to each child, and consisting of three sentences: an irrelevant one introducing the scene; a premise containing the location to be checked; and a filler sentence describing the reference object more closely. Let us give an example: (i) Irrelevant sentence: The boy already sleeps. Premise: The doll lies beside the boy. (ii) (iii) Filler sentence: The boy is a heavy sleeper. In the recognition phase four sentences were presented: the true premise of the acquisition task (the doll lies beside the boy), a true local inference from this premise (the boy lies beside the doll), and two control sentences derived from those just mentioned (a false premise, and a false inference, e. g., the doll lies on the boy; the boy lies on the doll). The children had to decide on the correctness of statements thus defined.
1
symmetric prepositions
' asymmetric
prepositions
Fig. 4. Relationships between age and mean correct responses to true inferences, correctly generated by symmetry and asymmetry rules age
Figure 4 illustrates the results. It is evident t h a t the equivalent meaning of symmetric prepositions is recognized by all age groups. For asymmetric prepositions this does not hold. We assume that the youngest children do not respond to asymmetrically generated sentences because they lack the necessary conceptual features. The vertical, and the dimension 'away from earth/close to earth' would be necessary for comprehending asymmetric prepositions. Thus, if these features are not represented internally the symmetry rule for asymmetrically generated sentences
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Z. Psychol. B d . 188 (1980) H. 2
should be accepted as well as for symmetrically generated statements. This hypothesis seems to be correct if one considers the results of a control experiment in which the symmetry rule was also applied to asymmetric relations (to give an example: From X below Y follows Y below X ) . In this case, indeed, the youngest children accept sentences generated by the application of the symmetry rule to asymmetric relations (see Fig. 5).
ASYM (V) ASYM. (H)
V ASYM/SYM. (H) ASYM/SYM ¡V) age
Fig. 5. Relationships between age and mean correct responses generated by s y m m e t r y and a s y m m e t r y rules applied to a s y m m e t r i c vertically oriented prepositions [ A S Y M / S Y M (V), and A S Y M (V)], and a s y m m e t r i c horizontally oriented prepositions [ A S Y M / S Y M ( H ) and A S Y M ( H ) ]
Furthermore, analogous experiments, additionally testing the specification of the horizontal coordinate and the relative position on it (see Fig. 5), show: The youngest age group are not able to apply dimensions either in the vertical or in the horizontal plane, in children of the age of four usage of the vertical begins and only the oldest group differentiates between dimensional left-right relations, and thus generally disposes of rules of symmetric and asymmetric prepositions used in the experiment. Discussion Our results have to be seen especially in connection with data and interpret a t i o n of PARISI a n d ANTINUCCI (1970), SLOBIN (1971), E . CLARK (1973), WILCOX
and PALERMO (1974), and BERMAN (1976) — and within the context of the knowledge on the development of spatial orientation mentioned in the introduction. This enables us to assume an acquisition order of local relations expressed by prepositions and of their comprehension and application in preschool childhood: — After a pre-verbal cognitive developmental phase during which the first classifications arise the first verbal denominations m a y be acquired. Due to the motivation for expressing wishes or commands they are non-isolated label-concatenations. At first there are noun-noun and noun-verb-combinations in the phase of two-word utterances; few prepositions, but prolocatives and demonstratives (like there) are mostly to be found in these utterances; — then we find the application and comprehension of prepositions referring to properties of spatially neighbouring objects within a sensory-motor, actional, and functional frame of reference derived from using objects in practice;
L i e s e l o t t e A h n e r t u. a., The acquisition of local prepositions
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— finally, we identify the application and comprehension of prepositions referring to spatial coordinates, at first the vertical, then the horizontal one, and each of them being processed due to additional feature dimensions specifying a location statement; — this cognitive separation enables the child to discriminate symmetric and asymmetric prepositions, and draw conclusions based on them; — also in this last phase the child's application of local prepositions is determined by the use of egocentric, body-related frames of references. These developmental trends of course correspond with data on the acquisition of space concepts, i. e., those concepts which reflect objectively defined space properties or relations between them. Thus we seem to have proved (in our limited sample of prepositions) the mental acquisition of space concepts along with developing ability of verbally expressing these concepts. Two quite different ways seem to exist at the beginning and during the early course of development: The cognitive pervasion of the environment with increasing distinction of properties on the one hand, and on the other hand the acquisition of verbal structures with associated conceptual features being cognitively available. We do not conceal that there remain questions not to be answered as yet. We do not know the way and the mechanisms of comprehending the metaphoric use of local prepositions describing temporal, modal, conditional, and causal relations. We do not know either, whether there are specific developmental orders of prepositionverb-associations (e. g., expressed by prefixes). And we do not know the rules of preposition acquisition for conditions where the child's own body is a part of local relation systems. Last not least, our results are linked with specific methodical conditions, e. g., copying spatial relations in two-dimensional drawings, and selecting only some prepositions neglecting others such as dynamic ones (e. g., upwards, out, down). Further experiments in this line are necessary.
Summary Starting from a hypothetical description of cognitive sLruclures underlying children's comprehension and application of local prepositions, the object-related and spatial frames of reference and their realisation within the age span from 3 to 5 years were investigated experimentally. Moreover, the ability of generating preposition-related inferences was t e s t e d systematically. Our results can be integrated into the knowledge on developmental trends of acquiring cognitive suppositions a b o u t t h e availability of local prepositions as well as about a differentiated space concept.
Zusammenfassung Ausgehend von einer hypothetischen Beschreibung kognitiver Strukturen, die dem Verständnis und der Anwendung lokaler Präpositionen zugrunde liegen, wurden die objekt- und raumbezogenen Bezugssysteme und ihre Wirkung bei 3- bis 5jährigen experimentell untersucht. Außerdem wurde systematisch geprüft, ob Kinder dieser Altersstufen in der Lage sind, präpositionsbezogene
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Inferenzen zu erzeugen. Unsere Ergebnisse können in das Wissen über Entwicklungstrends der Verfügbarkeit über lokale Präpositionen eingefügt werden, ebenso aber in die Vorstellungen über die Entwicklung des Raumkonzepts.
Pe3ioMe HCXORH OT rimoTeTHHecKoro oimcaHHH KOFHHTHBHUX CTpyrcryp newamnx Ha 0CH0Be noHHMaHHH H IipHMGHCHHH JIOKajIbHblX npeflJIOrOB HCCJieflOBaJIH CHCT6MH OTHOCHTGJIbHO OÖHeKTOB H IipOCTpaHCTBa H HX BJIHHHHC Y HETEFI C 3 HO 5 JieT.floiIOJILHHTejIbHOCHCTeMaTHTOCKO npOBepHJIH Bonpoc, HBJIHIOTCH JIH SeTM OTOrO B03paCTa B COCCTOHHHH 0ßpa30BaTb 3aKJII0ieHHH (inferences) OTHOCHTeiibHO npesJioroB? Harnn pe3yjibTaTbi BKJiioiaioTCH KaK H B 3HaHHe o HanpaBJieHHHX Hexcitoro pa3BHTHH B CMbicne BO3MO>KHOCTH pacnoJiaraTt jioKanbHbiMH npefljioraMH Tau H B npeflCTaBJieHHH 0 PA3BHTHH KOHI^GÜTa ÜPOCTPAHCTBA.
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SCHMIDT,
Buchbesprechungen HERBER, F . : Alkohol. Prozente — Promille — Probleme. 2. Aufl. 223 S. mit 16 Abb. und 10 Tab., 1 9 x 1 2 cm. Berlin: Y E B Verlag Volk und Gesundheit 1978. Thesaurus-Reihe. Kartoniert 6,80 M. Die die Entwicklung der 70er J a h r e berücksichtigende Überarbeitung der 1. Auflage von 1971 heinhallet die grundlegenden Kenntnisse zum Thema Alkohol in übersichtlicher, unterhaltsamer und lebendiger Form. Die sich aus der Sache ergebenden gesellschaftlichen Bezüge, einschließlich der Beziehungen zu Kunst und Literatur, Gesetzgebung und Praxis, bedingen die breite Palette der angesprochenen Gebiete. Für eine tiefergehende Darstellung blieb von der Anlage her kein Raum. Wir erfahren etwas zur Geschichte und Problematik des Alkoholgenusses in Abhängigkeit von den gesellschaftlichen Bedingungen, lernen den Alkohol von der Herstellung bis zur Wirkung kennen sowie einige Definitionen zum Alkohol-, Medikamenten- und Drogenmißbrauch und zur Abhängigkeit (Sucht). Die Themen Alkohol und Verkehr, Arbeit, Kriminalität, Rechtsprechung werden relativ ausführlich erläutert. Der Verfasser ruft zum Kampf gegen den Alkoholmißbrauch und zur Aufklärung der Bevölkerung über den Alkoholismus als Aufgabe aller gesellschaftlichen Kräfte auf. Das Buch ist von allgemeinbildendem Wert und sollte das grundlegende Wissen von Ärzten, Psychologen und allen an Alkoholproblemen Interessierten sowie davon Betroffenen ergänzen. Etliche Details sind trotz der Überarbeitung schon überholt, und die angeführte Literatur reicht zur genauen Information nicht aus. Aber auch der Spezialist kann das Taschenbuch zur gelegentlichen breiteren Orientierung noch gut benutzen. Es ist bedauerlich, daß die Auflage dieses Buches nicht groß genug war, um den Bedarf an dieser in der D D R wenig behandelten Thematik zu befriedigen. ILONA
Treatment
and rehabililation
KISSIN,
B.,
und
of the chronic
BEGLEITER,
II. X X V ,
alcoholic. 631
S.
Vol. 5 : mit
Abb.
The
biology
und
Tab.
STOIBER
of alcoholism. New
(Berlin)
Hrsg.
York-London:
Plenum Press 1977. Gebunden ÜS-$ 47.40. In dem letzten der Bände über die Biologie des Alkoholismus (Bd. 1: Biochemie; Bd. 2 : Physiologie und Verhalten; Bd. 3 : Klinische Pathologie; Bd. 4 : Soziale Aspekte des Alkoholismus) kommen 17 Autoren aus den USA zu Wort, die in 14 Beiträgen Einzelfragen der Behandlung und Rehabilitation von Alkoholkranken unter den speziellen amerikanischen Verhältnissen darstellen. — Dabei beschreibt B. KISSIN in zwei Kapiteln die Theorie und Praxis der Behandlung von Alkoholkranken sowie ihre medizinische Seite und II. T. BLANE psychotherapeutische Möglichkeiten hierbei. Ein für uns interessantes Kapitel stammt von F. BAEKELAND und L. K. LUNDWALL: über das Engagement des Kranken an der eigenen Behandlung, wobei neben der Erkennung des Kranken auch seine aktive und stabile Einbeziehung in Betreuung und Behandlung dargestellt werden. — A. BEIGEL und S. GHERTNER bemühen sich um eine Darstellung von sozialen Faktoren, die auf das Problemtrinken und seine Beeinflussung einwirken. D. R . DOROFF beschreibt
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Z. Psychol. Bd. 188 (1980) H. 2
in einem Abschnitt über die Gruppentherapie besonders die Arbeit der Anonymen Alkoholiker (A. A.), einer Selbsthilfeorganisation, die in den USA ihren Ausgang genommen hat. Interesse wird bei uns der Abschnitt von P. STEINGLASS zur Familientherapie bei Alkoholkranken finden können. Von P. E. NATHAN und D. W. B R I D D E L L werden verhaltenstherapeutische Möglichkeiten für die Behandlung dargestellt. Über halbstationäre Einrichtungen in der Rehabilitation berichtet E. RUBINGTON, wobei er auch Gedanken zu einer Theorie der Rehabilitation äußert. — F. BAEKELAND bewertet unterschiedliche Faktoren und Methoden der Behandlung (u. a. Behandlungsziel und -länge, stationäre und ambulante Behandlung, Selbsthilfegruppen (A. A.), verhaltenstherapeutisch orientierte Psychotherapie und medikamentöse Behandlung). In einem recht umfangreichen Kapitel stellen B. L E A C H und J . L . N O R R I S die Entwicklung der A. A. dar. Sh. B. B L U M E äußert sich positiv über die Rolle abstinenter Alkoholkranker in der Behandlung in verschiedenen Programmen sowie als Mitglieder von Behandluugsteams. Auch hier finden sich fruchtbare Hinweise für ähnliche Ansätze bei uns. — Nach einem Kapitel von E. B L A C K E R über die Ausbildung professioneller^ und nichtprofessioneller Mitarbeiter für die Behandlung, in dem auch kurze Richtlinien für den Entwurf eines Trainingsprogramms vorgelegt werden, beschließt das Buch eine Übersicht von M. E. CHAFETZ und R. Y O E R G über Behandlungsprogramme des öffentlichen Gesundheitsdienstes. — Im Rahmen des Gesamtwerkes werden in dem Band wichtige Aspekte der Behandlung und Rehabilitation des „chronischen Alkoholikers" in den USA dargestellt. Diese Situation weicht recht erheblich von den gesellschaftlichen, gesundheitspolilischen und sozial-ökonomischen Verhältnissen ab, die die Behandlung von Alkoholkranken in der DDR mitbestimmen. Dennoch findet der am Problem interessierte Leser aus der DDR eine Reihe von wichtigen Gedanken und Hinweisen, die er in seine Arbeit einbeziehen kann. Dabei sollte aber nicht übersehen werden, daß die ersten drei Bände für ihn sicher wichtiger und aussagefähiger sein können. K. W I N T E R (Berlin)
MEHLHORN, G., und MEHLHORN, H.-G.: Zur Kritik der bürgerlichen Kreativitälsforschung. Berlin: VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1977. Gebunden.
196 S.
Die sich gegenwärtig vollziehende wissenschaftlich-technische Revolution führt zu einer Änderung des Charakters und der Rolle der Wissenschaft. In diesem Zusammenhang erlangt die syslematische Erforschung des mit den Begriffen Schöpfertum, Kreativität, schöpferisches Denken usw. bezeichneten Sachverhaltes sowohl in den sozialistischen als auch in den kapitalistischen Ländern zunehmend an Bedeutung; hängt doch die Bewältigung der wissenschaftlich-technischen Revolution in nicht unwesentlichem Maße davon ab, wie die schöpferischen Aktivitäten der Menschen freigesetzt und optimal genutzt werden können. Das wurde auch von den herrschenden Kreisen in den hochindustrialisierten kapitalistischen Ländern erkannt und ließ sie nach Mitteln und Wegen suchen, um in der Auseinandersetzung mit dem sozialistischen Weltsystem nicht zu unterliegen. Das war eine der wesentlichen gesellschaftlichen Ursachen für die Entstehung der Kreativilätsforschung. Seit dem Beginn der systematischen Erforschung der Kreativität (datiert mit dem Vortrag G U I L F O R D S über Crealivity" vor der APA im Jahre 1950) ist in den USA und neuerdings auch in Westeuropa eine Flut von Publikationen erschienen. Eine Unmenge statistischen Materials und biographischer Analysen von Lebensläufen berühmter Gelehrter liegen vor, diagnostische Verfahren zur Erfassung des „kreativen" Denkens in allen Altersstufen, Methoden zur Förderung und Stimulierung der Kreativität sind erarbeitet worden und werden ständig überprüft und weiterentwickelt. Die Autoren der Schrift stellen sich die Aufgabe, Klassencharakter und gesellschaftliche Funktion der Kreativitätsforschung in den entwickelten kapitalistischen Ländern aufzudecken und auf dieser Grundlage die bisher vorliegenden Forschungen detailliert zu bewerten.
Buchbesprechungen
237
Bewertung setzt Maßstab und eigenen Standpunkt voraus. Er wird im ersten Kapitel entwickelt, wo die Autoren das gesellschaftliche Schöpfertum aus marxistisch-leninistischer Sicht in seiner Bedeutung und Funktion für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft charakterisieren. Im Kapitel 2 werden Klassencharakter und Zielstellung der bürgerlichen Kreativitätsforschung behandelt. Aus der Analyse der gesellschaftlichen Entstehungsbedingungen, der Formen der Verwertung der gewonnenen Erkenntnisse, sowie der Vorstellungen und Intentionen der Auftraggeber dieser Forschungen ergibt sich ein Bild der Kreativitätsforschung in der imperialistischen Gesellschaft. Das dritte Kapitel befaßt sich mit den Inhalten der bürgerlichen Kreativitätsforschung unter den in der einschlägigen Literatur gängigen inhaltlichen Schwerpunkten. Hier haben es die Autoren nicht nur verstanden, ein überschaubares und repräsentatives Bild der bürgerlichen Kreativitätsforschung zu zeichnen, sondern auch die entscheidenden Mängel und Irrtümer herauszuarbeiten. Natürlich übersehen die Autoren nicht, daß die bürgerliche Kreativitätsforschung nicht bloß Ideologie und nicht alle ihre Ergebnisse klassengebunden sind, und so weisen sie auf die Wichtigkeit der kritischen Verwertung dieser Ergebnisse hin. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß diese Schrift für alle, die sich gründlich mit der Kreativitätsforschung befassen, eine wertvolle Hilfe zur Einschätzung und Bewertung der bürgerlichen Kreativitätsforschung und ihrer Resultate ist. B A R B A R A HAENSCHKE (Berlin)
S.: Kreativitätsforschung. V I I I , 1 3 4 S. mit Abi), und Tab. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1976. Beiträge der Forschung. Band 61. Kartoniert 31,50 DM.
PREISER,
Diese kleine Schrift stellt sich die Aufgabe, die Bedeutung der bürgerlichen Kreativitätsforschung auf der Grundlage einer kritisch-sachlichen Bestandsaufnahme einzuschätzen. Sie unternimmt dies im Bewußtsein der Ernüchterung, die in den letzten Jahren auf diesem Gebiet an die Stelle überspannter Erwartungen und eines euphorischen Aktivismus getreten ist. In insgesamt 11 Kapiteln gibt der Autor einen orientierenden Uberblick über alle wichtigen Aspekte der Kreativitätsforschung: Definition, Zielsetzung und Bewertung des Kreativen; Ansätze und Methoden der Kreativitätsforschung; das kreative Produkt, der kreative Prozeß; fördernde und hemmende Bedingungen für Kreativität; Methoden zur Diagnostik der Kreativit ä t ; Kreativitätstechniken und Methoden zur Erziehung der Kreativität. Die auf der Grundlage souveräner Kenntnis des Sachgebietes vorgenommene, auf das Wesentliche beschränkte Zusammenstellung von Fragestellungen, Konzepten, Fakten und Problemen bietet die Möglichkeit, sich rasch zu orientieren und überblickshaft zu informieren. Dieser rasche Überblick wird durch die im Text enthaltenen Tabellen und Abbildungen, die Abläufe und Bedingungen kreativer Prozesse graphisch veranschaulichen, ganz wesentlich erleichtert. Dem Eingeweihten bietet diese kleine Schrift jedoch kaum Neues, sie geht nicht über bereits bekannte Interpretationen hinaus. Eine Kritik der philosophisch-theoretischen und ideologischen Implikationen der Kreativitätsforschung wird nicht vorgenommen, überhaupt wird mit Wertungen sparsam umgegangen. Die Schrift eignet sich auf Grund ihres Überblickscharakters und ihrer Verständlichkeit für Studenten und Wissenschaftler, die sich für das Gebiet der Kreativitätsforschung interessieren und sich orientieren wollen. B A R B A R A IIAENSCHKE (Berlin)
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Z. Psycho!. Bd. 188 (1980) H. 2
STEINBUCH, K . : Kommunikationslechnik. 273 S. mit 117 Abb. einschl. Tab. Berlin-HeidelbergNew Y o r k : Springer-Verlag 1977. Communication and Cybernetics. Band 16. Leinen 58,— DM; US- $ 25,60. Der vorliegende Band 16 der interdisziplinär angelegten Reihe ^Communication and Cybernetics" soll gemäß dem erklärten Anliegen des Verfassers ein Orientierungsbuch sein. In 11 Kapiteln wird ein Überblick über Grundlagen und Entwicklungstendenzen der Kommunikationstechnik gegeben. In den Kapiteln 1 bis 3 werden Grundbegriffe erläutert sowie Ausführungen über die menschliche Informationsaufnahme und -Verarbeitung gemacht. Dieser Teil des Buches enthält z. T. Aussagen, die auch schon in dem bekannten Werk des Autors „Automat und Mensch" angesprochen sind. Hier werden sie jedoch zugespitzt als Voraussetzungen oder Realisierungsbedingungen für die technisch vermittelte zwischenmenschliche Kommunikation behandelt. In den folgenden Kapiteln 4 bis 10 wird über Speichermöglichkeiten und -formen sowie über spezielle Kommunikationsmittel und -methoden berichtet, z. B. Informationsbanken, exklusive (für definierte Empfänger bestimmte) elektrische Informationstechniken und die 'Kommunikationsmittel Papier, Rundfunk, Funk über Satelliten, Kabelfernsehen. Die einzelnen Kapitel enthalten im allgemeinen technische Grundlagen, begleitet von einem kurzen historischen Abriß, wobei neuere technische Entwicklungen (z. B. Kabelfernsehen) besonders informativ erläutert werden. Möglichkeiten und Grenzen für den Einsatz der betrachteten Kommunikationsmittel und -methoden werden abgeleitet. Dabei stehen neben den technischen Bedingungen auch ökonomische, organisatorische und juristische zur Diskussion, in der Regel bezogen auf die Verhältnisse in der B R D . In sehr viel geringerem Umfang wird auf soziale Probleme in Zusammenhang mit der Entwicklung der verschiedenen Kommunikationsformen eingegangen. Selbst in dem abschließenden Kapitel, das sich mit den Wirkungen der Kommunikation beschäftigt, werden diese überwiegend technisch-organisatorisch begründet; Erwähnung finden allerdings auch ethische Probleme, z. B . im Zusammenhang mit Datenmißbrauch und bidirektionalen Kommunikationsmöglichkeiten. Insgesamt handelt es sich um ein Buch, das dem Leser eine gute Basis für die Auseinandersetzung mit Möglichkeiten und Konsequenzen der Kommunikationstechnik liefert und ihn zu intensiverer Beschäftigung mit einschlägigen Problemen anregt, was mittels der vielen (248) Literaturangaben leicht möglich sein wird. R O S E M A B I E S E I F E R T (Berlin)
HAAGEN, K., und SEIFERT, H.-G .-.Methoden der Statistik für Psychologen. Bandll. 254 S. mit Abb. und Tab. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer GmbH 1979. Kohlhammer Standards Psychologie. Broschiert 39,80 DM. Wegen des damit verbundenen mathematischen Aufwandes vernachlässigen Statistikbücher für Psychologen meist die Darstellung der logischen Grundlagen der Statistik und begnügen sich mit einer Beschreibung ihrer Methoden. Die Folgen, häufige Fehler bei der Anwendung statistischer Verfahren und falsche Interpretation ihrer Resultate, sind nicht zu übersehen. Das vorliegende zweibändige Statistiklehrbuch wendet sich gegen diese Entwicklung. Es ist eine Einführung in die statistische Denkweise. Bei vertretbarem mathematischen Aufwand werden die logischen Grundlagen inferenzstatistischer Methoden im Hinblick auf ihre Anwendung beispielhaft und gut verständlich dargestellt. Das dazu nötige mathematische Rüstzeug erhält der Leser im Band I, in dem die Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung vermittelt werden. Der zweite Band beginnt mit einer ausführlichen Diskussion des Begriffs der Stichprobe und der Probleme, die mit der Stichprobenerhebung im Zusammenhang stehen. Es schließen sich Uberle-
239
Buchbesprechungen
gungen zur Versuchsplanung und ein Abschnitt über die Spezifikation statistischer Hypothesen an. Danach werden die drei Hauptaufgaben der Statistik, die Punktschätzung, die Bereichsschätzung und der statistische Test, abgehandelt. In diesen Abschnitten, die den Hauptteil des Buches einnehmen, wird der Leser mit der inneren Logik dieser Methoden vertraut gemacht. Dem Charakter des Buches entsprechend ist die Stoffauswahl einzig und allein auf das Verständnis der Grundlagen ausgerichtet; häufig verwendete Verfahren, insbesondere die multivariaten Methoden, wurden weggelassen. Nach dem Studium dieses Buches wird es dem Leser aber sehr viel leichter fallen, sich die benötigten Verfahren anzueignen. Dem Buch ist ein großer Leserkreis zu wünschen. Damit würde die Anzahl von Kunstfehlern, die die Statistik in größeren Mißkredit bringen als ihre wirklichen Schwächen, geringer werden. P.
METZLER
(Berlin)
GLASER, W. R . : Varianzanalyse. XIV, 340 S. mit 38 Abb. und 95 Tab. Stuttgart: Gustav Fischer Verlag 1978. Uni-Taschenbücher Nr. 584. Broschiert 19,80 DM. Die Varianzanalyse ist eines der allgemeinsten und meistverwendeten statistischen Prüf- und Analyseverfahren. Obgleich sie in jedem Statistikbuch enthalten ist, fehlt es doch an einer umfassenden anwenderorientierten Gesamtdarstellung. Die vorliegende Monographie, die für die Belange der Verhaltenswissenschaften konzipiert ist, wendet sich in erster Linie an Studenten und experimentell arbeitende Wissenschaftler, weniger an den Methodenfachmann. Aus diesem Grunde beginnt das Buch mit umfangreichen Vorbemerkungen über die Logik inferenzstatistischer Methoden und führt statistische Grundbegriffe ein. Danach erläutert der Verfasser das Prinzip der Varianzzerlegung und macht den Leser in didaktisch wohldurchdachter Weise mit dem Modell der Varianzanalyse bekannt. Ein ausführliches Kapitel über die Problematik der Anwendungsvoraussetzungen schließt sich an. Während dieser erste Teil des Buches vorwiegend Lehrbuchcharakter trägt, ist der zweite Teil, in dem verschiedene varianzanalytische Versuchspläne (mehrfaktorielle Pläne, Blockpläne, hierarchische Pläne) abgehandelt werden, auch als Nachschlagewerk nützlich. In einem zusätzlichen Kapitel werden die varianzanalytischen Modelle durch die Trendanalyse und die Kovarianzanalyse ergänzt, zwei Modelle, die verwandte Fragestellungen zum Inhalt haben. Sie werden vom Verfasser aber nur beispielhaft eingeführt. Dem Lehrbuchcharakter entsprechend schließt das Buch mit einer guten Auswahl von Übungsbeispielen, deren Lösungen in ausführlicher Weise angegeben sind. Die Monographie hätte noch an Wert gewonnen, wenn der Verfasser auf die der Varianzanalyse analogen nichtparametrischen Verfahren eingegangen wäre, die einen möglichen Ausweg bei nicht erfüllten Anwendungsvoraussetzungen der Varianzanalyse bieten. Dessen ungeachtet ist das Buch eine wertvolle Ergänzung der üblichen Statistiklehrbücher, ihm wird sicher eine starke Nachfrage beschieden sein. P. METZLER (Berlin)
G.: The psychology US $ 15,65]
COHEN,
of Cognition. X 241 S. mit Abb. London: Academic Press 1977. Leinen
Der Autor des vorliegenden Buches will eine Einführung in die kognitive Psychologie geben, wie sie sich als Resultat experimenteller Befunde und theoretischer Ansätze in den letzten 10 bis 15 Jahren entwickelt hat. Das Buch beginnt mit einem Kapitel über die Kodierung semantischer Information und die Strukturbildung des Wissens, im Langzeitgedächtnis, in dem nach der Schilderung einer kleinen Auswahl experimenteller Ergebnisse die wichtigsten Modellansätze (Merk-
240
Z. Psychol. Bd. 188 (1980) H. 2
malsmodelle, Netzwerkmodelle, mengeivtheoretische Modelle usw.) beschrieben und gegenübergestellt werden. Ein Kapitel über die Rolle der Bildvorstellung schließt sich an. Den Schwerpunkt des Buches bilden die Abschnitte über Begriffsrepräsentation, Sprache und Denken. Theorien über Begriffserwerb und Begriffsrepräsentation, Kriterien einer Sprache, vergleichende Untersuchungen verschiedener Sprachen, Spraeherwerbsexperimente bei Schimpansen und der Zusammenhang von Sprache und Denken bilden die Hauptthemen dieser Kapitel, die stets — und das ist ein Positivum des ganzen Buches — als Einheit von experimentellen Befunden und theoretischen Überlegungen abgehandelt werden. Im Vergleich zu den Kapiteln über Gedächtnis, Sprache und Denken ist das Kapitel über Problemlösen (23 Seiten) etwas unterrepräsentiert. Dem interdisziplinärem Charakter des Forschungsgebietes tragen die beiden letzten Kapitel über Computersimulation kognitiver Prozesse und psychophysiologische Resultate von Hemisphärendifferenzen Rechnung, die in direkter Beziehung zum Schwerpunkt des Buches, der Sprachrepräsentation im menschlichen Gedächtnis, stehen. Das Buch, als Einführung in die moderne kognitive Psychologie konzipiert, ist vor allem durch die gemeinsame Darstellung und kritische Diskussion verschiedener theoretischer Ansätze auch eine wertvolle Lektüre für jene, die auf einschlägigem Gebiet arbeiten. Es zeichnet sich durch Klarheit und Kürze der Darstellung aus. P. Metzler (Berlin)
Btjcheg, R.: Depression und Melancholie. Huber 1977. Kartoniert 24,— sfrs.
205 S. mit 25 Tab. Bern-Stuttgart-Wien: Verlag Hans
Der Autor verfolgt die Zielstellung, auf der Grundlage der Trieblehre Szondis eine Unterscheidung von reaktiver Depression und endogener Melancholie nach Szondi-Protokollen zu erreichen. Ausgangspunkt ist eine umfangreiche und kritische Literaturübersicht zur Problematik der depressiven Zustandsbilder unter dem Aspekt der Häufigkeit, der Wandlung der Bilder unter dem Einfluß des Zeitgeistes, der Diskussion Reaktivität oder Endogenität, des endo-reaktiven Grenzbereiches und der nosologischen Klassifikation. Diese interessante Analyse endet mit der Feststellung, daß seit Reiss und Lange Fortschritte im klinischen Wissen erreicht seien mit der Auflockerung der „endogenen Selbstherrlichkeit" unter dem Aufprall persönlichkeitspsychologischen, phänomenologischen und psychodynamischen Gedankengutes. In einem 2. Teil werden die Ergebnisse von 100 Szondiprotokollen von depressiven, nicht-psychotischen Patienten dargestellt und im Vergleich mit ähnlichen Untersuchungen interpretiert. Der Autor weist auf Grund seiner Testbefunde auf die depressive Somatisierung der Depression und ihre „triebpsychologische" Verwandtschaft mit den Psychosomatikern hin. Der Autor schlußfolgert weiter,daß der Szondi-Test wertvolle Angaben liefern könne zur Abgrenzung zwischen Depression und Melancholie. Für die (reaktive) Depression wird die Zugehörigkeit zu den Neurosen oder Psychopathien diskutiert. Der Autor bevorzugt die Zuordnung zu den Psychopathien und begründet das mit dem Vorkommen massiver Akzeptationsbedürfnisse und depressiver Haltlosigkeit in den Szondi-Protokollen. Diese Frage bleibt letzten Endes offen. Besonders in diesem letzten Teil muten einige Schlußfolgerungen erheblich spekulativ an; nicht zuletzt sei auf die prinzipiell sehr widersprüchliche Trieblehre SzONDIS hingewiesen. J. O t t (Berlin) Dunn, J . : Lust und Unbehagen bei Kleinkindern. seine Entwicklung. 10,— DM.
13G S. Stuttgart: Klett-Cotta 1978. Das Kind und
Die Autorin zeigt in 10 Kapiteln die unterschiedlichen Reaktionen von Eltern auf Reaktionen von Kleinkindern und deren Wirkung auf. Kapitel 1 geht auf die Entwicklung der Ursachen für Unbehagen ein und versucht darzulegen, wie das Kleinkind seine Umwelt zu verstehen anfängt,
241
Buchbesprechungen
wie es auf sie reagiert und seine zwischenmenschlichen Beziehungen entwickelt. Auf das Schreien geht Kapitel 2 genauer ein, während in Kapitel 3 geklärt wird, warum das Kind schreit. Es wird festgestellt, daß man kaum Kausalzusammenhänge herstellen kann (z. B. Schreien — Hunger). Neben der Beschreibung von Ursachen des Unbehagens werden auch entsprechende Trostquellen aufgeführt (z. B . Schnuller, Wiegen). Kapitel 4 zeigt anschließend verschiedene Veränderungen im Laufe der frühen Monate auf: Veränderungen in den Ursachen von Schreien und Trostwirkungen, Veränderungen, in den Reaktionen auf Menschen und speziell auf Fremde. Gerade an dieser Stelle bleiben aber viele Aussagen hypothetisch, weil sie ungenügend mit stichhaltigen Untersuchungsergebnissen belegt wurden. Die Reaktionen des Kindes werden als äußerst vielschichtig dargestellt, d. h. es ist mehr als ein System von Emotionen (z. B . Furcht) zu beachten. Kapitel 5 geht auf verschiedene theoretische Ansichten zur Mutter-Kind-Beziehung ein und schlußfolgert, daß neuere Untersuchungen ipeist Elemente der Theoretiker des sozialen Lernens und der Zuwendungstheoretiker einschließen. Die Kapitel 6 bis 9 betrachten die Wichtigkeit des Trosterlebnisses bei Kummer, Reaktionen des Kleinkindes auf längere Trennung von der Mutter, verschiedene Reaktionen auf das kindliche Schreien in anderen Kulturen und schließlich Beziehungen zwischen der intellektuellen Entwicklung des Kindes und der Art, in der es seine Mutter erfährt. Das Fazit des Kapitels 10 hebt 3 Interessenschwerpunkte hervor: die veränderte Einstellung zur mütterlichen Betreuung, die über das bloße Befriedigen von Bedürfnissen (z. B. Hunger) hinausgeht; Kind und Eltern sind als interagierendes Paar aufzufassen, wobei der Beitrag des Kindes innerhalb dieser Interaktion wächst; die potentielle Bedeutung des frühesten Austauschs zwischen Mutter und B a b y für die Entwicklung der Verstandes- und Erkenntniskräfte beim Kind. Das Buch schließt mit praktischen Ratschlägen für spezielle Verhaltensmuster von Müttern ihren Babys gegenüber (z. B . Stillverhalten, Beschwichtigungsmethoden). Die Autorin leitet aus Kenntnissen über die Bedeutung von Lust und Unbehagen in der E n t wicklung des Kindes Konsequenzen für das elterliche Verhalten ab und gibt damit insbesondere Eltern und Erziehern gute und durchdenkenswerte Hinweise für das eigene Verhalten. Kabin Stern
E l k i n d , D., und W e i n e r , I. B . : Development Inc. 1978. Gebunden.
(Berlin)
of Ihe child: 728 S. New Y o r k : J o h n Wiley & Sons,
Entwicklungspsychologische Fragen haben in den letzten J a h r e n zunehmend an Interesse gewonnen. Dies läßt sich besonders am Anstieg der Veröffentlichungen ablesen. Das vorliegende Buch ist in Verbindung mit einem Studienführer für Lehrende und Lernende als Einführung in die Entwicklungspsychologie gedacht. In einer leicht lesbaren Form werden theoretische, methodologische und praktische Fragen auf der Grundlage von Ergebnissen entwicklungspsychologischer Forschung diskutiert. An ausgewählten Untersuchungen wird die Methodik in den verschiedenen Teilgebieten der Entwicklungspsychologie veranschaulicht. Die Breite der angesprochenen Fragen bringt notwendigerweise auch Probleme mit sich, abgesehen von der Vernachlässigung theoretischer Konzeptionen und Ergebnisse (z. B. der sowjetischen Psychologie). Diese Probleme liegen einerseits darin begründet, daß zwar auf theoretische Fragen verwiesen, aber bis auf die Anlehnung an P i a g e t bei der kognitiven Entwicklung kaum eine theoretische Position bezogen wird. Andererseits besteht in einer solchen Darstellung die Gefahr einer summarischen Behandlung von Teilgebieten. Beispiele für solche Darstellungen sind die knappe Diskussion kultureller Einflüsse auf die Entwicklung des Säuglings (170 ff.), die Diskussion der Erziehung von Kindern in Vorschuleinrichtungen verschiedener Länder (318ff.) oder der Abschnitt über Sprache und Gedächtnis bei Jugendlichen (541 ff.). Nach einem Kapitel über die Geschichte entwicklungspsychologischer und pädagogischer Forschung sowie über die Methodologie 16
Z. Psychologie 188-2
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Z. Psychol. Bd. 188 (1980) H. 2
wird im zweiten Kapitel die pränatale Phase behandelt. Die folgenden vier Teile des Buches über das Kleinkind, das Kind im Vorschulalter, das Schulkind und den Jugendlichen sind einheitlich gegliedert. Jeder Teil enthält Kapitel über die physische und geistige Entwicklung, über die Persönlichkeitsentwicklung sowie über individuelle Unterschiede und über abnorme Entwicklungen. Diese strenge Gliederung ermöglicht verschiedene Lesearten des Buches. Vergleichende Betrachtungen werden dadurch begünstigt. Besonders hervorzuheben ist, daß zu jedem Kapitel ein Abschnitt aufgenommen wurde, der an ausgewählten praktischen Fragestellungen zeigt, wie Forschungsergebnisse in Lösungen solcher Probleme umgesetzt werden können. Mit Interesse wird der Leser die das Buch auflockernden Kurzbiographien von 8 Wissenschaftlern lesen. Eine ansprechende Buchgestaltung erleichtert die Arbeit in diesem Lehrtext. Recht umfassende Literaturverzeichnisse zu einzelnen Kapiteln bieten die Möglichkeit, sich vertieft mit den entsprechenden Fragen auseinanderzusetzen. Mit den formulierten Vorbehalten stellt das Buch eine elementare Einführung in die Entwicklungspsychologie dar, die besonders durch die Problemvielfalt besticht. H. HAGENDOBI
(Berlin)
0VERTON, W. F., und GALLGHER, J . M.: Knowledge and development. Vol. I. Advances in research andtheory. XVIII, 258 S. New York-London: Plenum Press 1977. Gebunden $22,75. Die Piaget-Gesellschaft beginnt mit diesem Sammelband eine Serie über die Entwicklung des Wissens. Die Reihe soll mit Beiträgen aus verschiedenen Disziplinen mit dem Stand der Bearbeitung von Problemen bekannt machen, die mit der Theorie von J . PIAGET in Beziehung stehen. Diese theoretische Position findet ihren Ausdruck in der Auffassung, daß Wissen die Konstruktion eines Subjekts ist, welche sich in der Auseinandersetzung mit seiner Umwelt ausbildet. Aus der Sicht dieser Auffassung sind in dem vorliegenden Band neben zwei theoretischeil Beiträgen von J . PIAGET noch fünf Überblicksarbeiten zu verschiedenen entwicklungspsychologischen Fragen enthalten. PIAGET setzt sich in einem ersten Artikel mit der Konzeption von MONOD zu Selektionsmechanismen (insbesondere mit der Rolle des Zufalls) auseinander. Der zweite Beitrag beschäftigt sich mit der Rolle der Aktionen des Kindes für die Entwicklung des Denkens. In einem Überblicksartikel faßt B. INHELDER eine Reihe von Untersuchungen zusammen, welche die Entwicklung des Verständnisses von Zufall und Wahrscheinlichkeit aufzuklären versuchen. Im Ergebnis kommt sie zu einer Reihe von Entwicklungsetappen, welche die Herausbildung dieser Begriffe im Kontext mathematisch-logischer Operationen zeigen. G. GRATCH referiert Experimente zur Herausbildung des Objektbegriffs, die in der Konsequenz zu einer Aussage führen, welche die Unterschätzung des Grades der Umgebungserfassung durch den Säugling in Piagets Theorie belegt. M . J . CHANDLER gibt einen Überblick zur sozialen Kognition, der mit den Schwerpunktset zungen interpersonelle Wahrnehmung, Rollenübernahme und Empathieverständnis erfolgt. L. S. L I B E N setzt sich mit der Gedächtniskonzeption von PLAGET und INHELDER (1973) auseinander. Nach dieser Auffassung ist das Gedächtnis in enger Beziehung zu den Stufen der Entwicklung von Operationen zu sehen. Experimente, die eine kritische Überprüfung zum Ziel haben, werden referiert. Der Autor stellt auch Vergleiche mit anderen Gedächtnismodellen her. Den Abschluß bildet ein Beitrag von F. 11. H O O P E S und N. W. SHEEHAN über die kognitive Entwicklung älterer Menschen. Die Autoren bewegen sich in der Tradition der Kompetenz-Performanz-Unterscheidung bei der Interpretation der Ergebnisse. Der Prozeß der Entwicklung bei älteren Menschen wird danach charakterisiert durch eine Erhaltung und Stabilisierung der Kompetenz, die aber bei konkreten Aufgaben infolge verschiedener Einflüsse nur modifiziert wirksam werden kann. Die einzelnen Beiträge sind hinsichtlich des Grades der theoretischen Einordnung als auch der Breite des Inhaltes sehr verschieden. Aus der Sicht des Rezensenten sind besonders die von CHANDL E R und L I B E N hervorzuheben. H . HAGENDORF (Berlin)
243
Buchbesprechungen
Kognitive Theorien der Sozialpsychologie. Hrsg. FREY, D. 297 S. mit 11 Abb. und 6 Tab., 21 X 14 cm. Bern-Stuttgart-Wien: Verlag Hans Huber 1978. Kartoniert 38,— sfrs.; 46,— DM. Der vorliegende Studientext bietet einen Überblick über 9 der wichtigsten kognitiven Theorien der Sozialpsychologie und hebt sich insofern von der großen Anzahl sozialpsychologischer Einführungstexte und Lehrbücher ab. Der Leser erhält einen Überblick, welche sozialpsychologischen Theorien existieren, welche Anwendungsbereiche und welche Aussagekraft zur Erklärung und Voraussage menschlichen Verhaltens diese haben, und wird damit in die Lage versetzt, empirische Arbeiten besser in ein theoretisches Bezugssystem einordnen und bewerten zu können. Die Auswahl der Theorien weist auf eine kognitiv orientierte Wissenschaftsperspektive des Herausgebers hin. E s wird dabei deutlich, daß es sich um jene Theorien handelt, von welchen in der Vergangenheit bedeutsame Forschungsimpulse ausgingen und welchen auch in der Perspektive in der Sozialpsychologie und deren Anwendungsgebieten großes Gewicht zukommen wird. Es handelt sich um folgende Theorien: 1. Hypothesentheorie der sozialen Wahrnehmung, 2. Theorie der psychologischen Reaktanz, 3. Theorie sozialer Vergleichsprozesse, 4. Attributionstheorie, 5. Theorie der Selbstwahrnehmung von Bern, 6. Kognitiv-physiologische Theorie der Emotion von Schachter, 7. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit, 8. Equity-Theorie, 9. Theorie der kognitiven Dissonanz. Dissonanz- und Attributionstheorie werden sehr ausführlich dargestellt. Jeder Theorie ist durch den Herausgeber eine kurze Einführung vorangestellt worden, welche Grundaussagen und übergreifende Gedanken zur Integration in das Theoriesystem der Sozialpsychologie auch unter entwicklungsgeschichtlichem Aspekt enthält. Da es sich um Originalbeiträge handelt, konnte der Aufbau der einzelnen Beiträge vereinheitlicht werden' wodurch das Buch sehr gewinnt. Nach Grundgedanken und Prämissen der Theorie werden empirische Prüfungen in verschiedenen Bereichen dargestellt und schließlich die Theorie bewertet und ihre Probleme aufgezeigt. Das Buch ist nicht nur für den Sozialpsychologen von großem Wert. Auch für Psychologen anderer Richtungen und Sozialwissenschaftler kann es in Studium, Forschung und Lehre sehr nützlich werden. Das Buch könnte durchaus zu einer Stimulierung und Ausweitung experimenteller Forschung beitragen. K. RESCHKE
P I A G E T , J . , G R I Z E , J . B . , S Z E M I N S K A , A . , u n d B A N G , V . : Epistemologie 212 S. Stuttgart:
Klett-Cotta
und
Psychologie
der
(Leipzig)
Funktion.
1977. PIAGET, J . , GRIZE, J . B . , SZEMINSKA, A . , u n d BANG, V . :
Epistemology and psychology of funetions. these Library. Volume 83.
Dordrecht: Reidel Publishing Company 1977. Syn-
Der Band der „Studien in genetischer Epistemologie", 1968 das erste Mal veröffentlicht, liegt nun in zwei Übersetzungen vor. Der Hinweis auf diese Reihe ist notwendig, weil das isolierte Studium eines der Bücher aus dieser Serie für den Leser wegen der in anderen Bänden eingeführten Begriffsbildungen nicht problemlos sein dürfte. Der vorliegende Band beschäftigt sich mit Entwicklung, Stufen und Rolle von Operationen im Denkprozeß. Ausgehend von der Stufentheorie der kognitiven Entwicklung wird nach Vorläufern der operationalen Stufe gefragt, die im „Denken in Funktionen", im „Denken in Abhängigkeiten" gesehen werden. Auf der Grundlage eines mathematischen Modells werden empirische Belege dafür gesucht, daß sich aus den Aktionsschemata eine Logik der Funktionen als Vorläufer für eine Logik der Operationen entwickelt. Dieses Forschungsziel spiegelt sich in der Anordnung der Beiträge in diesem Band wider. Im ersten Teil werden Untersuchungen zu den konstituierenden Funktionen als Abhängigkeiten in Aktionsschemata dargestellt. Mit der Interviewtechnik werden Resultate erhalten, welche als Beleg gewertet werden, daß sich Funktionen in Form von Zuordnungen als auch die Komposition von Funktionen ausbilden. Die konstituierten Funktionen beruhen auf dem Übergang von quali10»
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taliven Gleichartigkeiten zu quantifizierten Kovariationen. Im zweiten Teil werden Untersuchungen zu solchen quantifizierten Abhängigkeiten dargestellt, die eng mit dem Proportionalitätsbegriff in Beziehung stehen. Das mathematische Modell, das den Untersuchungen zugrunde liegt, wird im dritten Teil nach einer historischen Betrachtung zum Funktionsbegriff formuliert. Den Abschluß bildet eine zusammenfassende Darstellung der wichtigsten Ergebnisse zu diesen präoperativen Funktionen. II. HAGENDOBF ( B e r l i n )
BOCK, M.: Wort-, Satz- und Textverständnis. 111 S. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer GmbH. 1978. Kohlhammer-Standards Psychologie: Studientext. Kartoniert 18,— DM. Im Mittelpunkt der Forschungen zur kognitiven Psychologie steht das Gedächtnis. Die Fülle der vorliegenden experimentellen Ergebnisse, welche die Gedäclitnispsychologie, aber auch die Psycholinguistik angesammelt hat, ist überwältigend. Dem Anliegen der Buchserie entsprechend stellt sich der Autor das Ziel, den aktuellen Stand der Verarbeitung und des Behaltens sprachlich vermittelter Informationen, wie er sich in den experimentellen Ergebnissen der genannten Forschungsrichtungen repräsentiert, in diesem Studientext darzustellen. Der Autor verzichtet bei seiner Darstellung auf eine Einordnung der Ergebnisse in mehr oder weniger klar formulierte Theorien des Gedächtnisses. Dies hat zweifellos den Vorteil, daß nach einem anderen Systematisierungskonzept eine Verallgemeinerung der Resultate versucht werden kann. Das Prinzip der Bildung von Gedächtniseinheiten nach M I L L E E (1956) wird zur Grundlage der Systematik der Untersuchungsergebnisse genommen. Parallelen in verschiedenen Bereihen, wie sie Wort- Salz- und Textmaterial repräsentieren, werden somit erkennbar. Der Prozeß dieser Einheitenbildung wird damit aber nicht verständlich, da dies die Einbeziehung des Langzeitgedächtnisses als Datenbasis erfordern würde. Der Autor diskutiert diese Frage am Schluß des Buches auf zwei Seiten. Trotz der Bedenken wegen des gewählten Vorgehens stellt das Buch in strenger, aus dem Rekodierungsprinzip abgeleiteter Systematik eine Fundgrube an experimentellen Ergebnissen dar. Dem Autor ist es gelungen, den Leser zu einer produktiven Auseinandersetzung mit dem angebotenen Material anzuregen. Zunächst wird das Grundprinzip der Rekodicrung diskutiert, verallgemeinert und begründet. Die folgenden 3 Kapitel beinhalten dann Rekodierungsprozesse beim Behalten von Worten, Sätzzen und Texten. Rekodierungen beim Behalten von Worten werden anhand von Ergebnissen zum Behalten kategorial ähnlicher Worte sowie subjektiven Organisation unstruktuierter Wortlisten dargestellt. Vordem Hintergrund aktueller Gedächtnismodelle dürften jedoch noch andere als die angegebenen Organisa tionskerne wirksam sein. Auch das Behalten von Sätzen wird aus der Sicht der Bildung von Einheiten betrachtet. Der Autor versucht, die zentrale Rolle des Subjekts für die Bildung von Einheiten zu belegen. Deutlich wird in diesem Teil, wie stark die Ergebnisse von nichtlinguistischen Faktoren der Worte und Sätze als auch der Anforderung abhängig sind. Rekodierprozesse bei Texten zeigen, daß die Textverarbeitung die Satzgrenze überschreitet. Neben der Rolle der Syntax in diesem Prozeß werden Textgrammatiken als idealisierte Strukturen zur Erfassung von Beziehungen zwischen Textteilen dargestellt. In allen 3 Kapiteln wird die Variable Abstraktheit als wesentliche Einflußgröße herausgestellt. Im letzten Kapitel wird der Rekodierprozeß als ein Problemlösungsprozeß interpretiert und der Zusammenhang zwischen Behaltens- und Verstehensleistung begründet. Dem Autor gehört das Verdienst, paradigmatische Untersuchungen klar dargestellt zu haben und den Leser an der Interpretation experimenteller Ergebnisse im Rahmen des von ihm gewählten Ordnungskriteriums teilnehmen zu lassen. Die Erarbeitung der Aussagen des Textes wird unterstützt durch Kontrollfragen zu jedem Kapitel. Die gew ählte Betrachtungsweise legt praktische Anwendungen der erarbeiteten Speicherprinzipien nahe, obwohl darauf vom Autor in diesem Text nicht eingegangen wird. H . H A G E N D O R F (Berlin)
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Buchbesprechungen Actes du XXIe congres international de psychologie. versitäres de Franke 1978. Gebunden.
462 S. mit Abb. und Tab. Paris: Presses Uni-
Der vorliegende Kongreßband über den 21. Internationalen Kongreß für Psychologie, der 1976 in Paris stattfand, macht deutlich, mit welcher Intensität die psychologische Forschung betrieben •wird. In über 700 Beiträgen wurden auf diesem Kongreß weit mehr neue Ergebnisse vorgestellt als auf dem 20. Kongreß. Angesichts dieser Fülle wurde eine besondere Form gewählt, die auf den Abdruck von Kurzfassungen verzichtet und im wesentlichen über die Breite der Forschung informieren sowie den Zugang zu den Ergebnissen erleichtern soll. Ein Teil des Bandes enthält das Programm der 40 Symposien und 36 thematischen Sitzungen sowie einer Reihe von Veranstaltungen mit wissenschaftlichen Filmen. Das Verzeichnis aller Teilnehmer des Kongresses einschließlich ihrer Adressen bildet einen weiteren Teil. Dies macht schon über die Hälfte dieses Kongreßbandes aus. Eröffnet wird das Material mit dem Abdruck der Begrüßungsreden und Grußadressen. Hier ist der Beilrag des Präsidenten des Kongresses, P. F R A I S S E , hervorzuheben, in dem aktuelle Probleme psychologischer Forschung diskutiert werden. Veröffentlicht im Wortlaut sind auch die Einzelreferate, die auf Plenarveranstaltungen von T . G . R . B O W E R u n d B . INHELDER, v o n H . L . TETTBER, D . A . NORMAN, G . NOIZET u n d R . ZAZZO
gehalten wurden. Probleme der kognitiven Entwicklung einschließlich des theoretischen Verständnisses von Entwicklung sowie Fragen aktueller Forschungsgebiete wie Gcdächtnispsychologie und Psycholinguistik als auch Ergebnisse neuropsychologischer Forschung werden aus der Sicht der Referenten behandelt. Während des Kongresses fand eine Veranstaltung zu Ehren von J . PIAGET statt. Die Beilräge von F . B R E S S O N , P . G A L P E R I N , W . METZGER und S . W A P N E R sind ebenso in dem Band enthalten wie der Vortrag von J . PIAGET über Realität, Möglichkeit und Notwendigkeit. I I . HAGENDORF
(Berlin)
SCHANK, R., und ABELSON, R.: Scripts, plans, goals, and understanding. X X 248 S. mit Abb. und Tab. Ilillsdale, New J e r s e y : Lawrence Erlbaum Associates, Publishers 1977. Leinen 11,20 dt. Mit der Entwicklung der modernen Computertechnik ist es in immer größerem Umfang möglich geworden, kognitive Leistungen des menschlichen ZNS technisch zu realisieren. Diese Möglichkeit hat zu einer starken wechselseitigen Befruchtung von „künstlicher Intelligenz" als Forschungsrichlung und psychologischer Analyse menschlicher kognitiver Leistungen geführt. So wie die Psychologie von der Möglichkeit der exakten Überprüfung ihrer Annahmen in der technischen Simulation kognitiver Leistungen, von mathematisch begründeten Darstellungsmitteln oder von theoretischen Überlegungen zur Optimierung kognitiver Funktionen profitiert, so gewinnt die künstliche Intelligenz aus der psychologischen Analyse der hocheffektiven und adaptiven menschlichen Informationsverarbeitungsleistungen weitreichende Impulse für die Modellierung solcher Leistungen auf Computern. Gegenwärtig hat sich in beiden Bereichen die Forschung auf Probleme der Spraehverarbeitung konzentriert. Das vorliegende Buch geht von der Feststellung aus, daß Sprachverarbeitung nur verstanden und damit technisch realisierbar gemacht werden kann, wenn es zu zeigen gelingt, wie individuelles Wissen über die Umwelt im Gedächtnis organisiert ist und wie dieses Wissen für die Aufnahme sprachlicher Informationen genutzt wird. Der hier vorgestellte Vorsuch der Lösung dieses Problems ist durch die charakterisierte Wechselwirkung zwischen künstlicher Intelligenz und kognitiver Psychologie bestimmt. Die beiden Autoren, R. SCHANK als Fachmann für Probleme der künstlichen Intelligenz und R. A B E L S O N als Psychologe (mit sozialpsychologischem „Hintergrund") kommen in dieser Synthese zu einer ungewöhnlichen, aber äußerst anregenden Behandlung des Themas. Es wird kein einziges psychologisches Experiment geschildert. Die
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Darstellung der P r o g r a m m i e r u n g der angeführten Informationsverarbeitungsmeehanismen bleibt kursorisch. Dennoch wird überzeugend an wenigeil und suggestiven Textbeispielen gezeigt, d a ß natürliches S p r a c h v e r s l e h e n ohne organisiertes Wissen über die S t r u k t u r h ä u f i g v o r k o m m e n d e r Ereignisse, ohne die Implikation planvollen Handelns, ohne die Einordnung von singulären Informationen in umfangreiche Themenkomplexe nicht erklärt werden kann. Die Autoren zeigen, durch welche Mechanismen Wissensstrukturen in Prozesse des Sprachvcrstehens einbezogen werden können. Damit wird der R a h m e n der Themenbehandlung wesentlich weiter gesteckt als in den meisten einschlägigen Untersuchungen zum Sprachverstehen und zur Sprachrepräsentation. Sprachverste hen wird hier als Teil einer umfassenden Widerspiegelungsfunktion behandelt und nicht als isolierte Leistung unseres ZNS. J . IIoFFMANN (Berlin)
Die gesellschaftliche Organisierung psychischen Leidens. Zum Arbeitsfeld klinischer Psychologen. Hrsg. KEUPP, H., und ZAUMSEIL, M. 626 S. F r a n k f u r t a m M a i n : S u l i r k a m p Verlag 1978. Flexible Taschenbücher Wissenschaft. B a n d 246. P a p e r b a c k 18,— DM. Im vorliegenden S a m m e l b a n d werden Probleme der institutionell v e r m i t t e l t e n P r a x i s des Umgangs mit dem psychisch Kranken, insbesondere die die berufliche Sozialisation der klinischen Psychologen prägenden S t r u k t u r e n , t h e m a t i s i e r t . Der Ansatz resultiert aus der Alltagserfahrung, d a ß sich die im S t u d i u m erworbenen therapierelevanten theoretischen Kenntnisse keineswegs i m m e r mit den im beruflichen A l l t a g eingeschliffenen routinehaften Handlungsmustern decken. Üblicherweise wird das Wissen u m einzelne Theoriesysteme eklektisch v o m psychologisch/psychiatrisch Tätigen zu einem Behandlungskonzept v e r k n ü p f t . Die Bedingungen dieses Eklektizismus als der Grundlage t h e r a p e u t i s c h e n Handelns sucht R . BROMME metatheoretisch zu reflektierenNeben dem Charakter einer H a n d l u n g s a n w e i s u n g haben therapeutische Modellvorstellungen vielschichtige Interdependenzen zu den S t r u k t u r e n und Institutionen der psychiatrisch/psychotherapeutischen Versorgung. Tendenziell spricht einiges für die von F. v . KARDORFF vertretene Hypothese von einer institutionsbedingten Vereinheitlichung auch noch so differenzierter Modellen twicklungen durch die S a c h z w ä n g e der institutionell/administrativen Praxis. Vereinfacht g e s a g t : nicht der P s y c h i a t e r bestimmt die A n s t a l t , sondern die Anstalten bestimmen die Psychiatrie. Aus der Kritik an der ausgesprochenen uneinheitlichen und a m einseitig naturwissenschaftlichen Krankheilsmodell orientierten klinisch-psychologischen Praxis resultiert in der Ii HD eine intensive Suche nach Alternativkonzepten. Als mögliche Perspektiven werden Ansätze zur gemeindepsychologischen Betreuung (11. KEUPP), die Mitarbeit in sozialpsychatrisch orientierten Krankenhäusern (S. WOLFF), Frauen-Selbsthilfegruppen eines Münchner Psychologinuenteams und mullidisziplinär besetzte psychosoziale Kontaktstellen in H a m b u r g (M. ZAUNSEIL) vorgestellt. Die Suche nach neuen Wiegen im institutionellen und legislativen Bereich ist in der kapitalistischen B R D eng verflochten m i t dem Ringen um l u k r a t i v e Positionen auf dem „ P s y c h o m a r k t " . Das durch die Berufsüberschneidungen von Ärzten und klinischen Psychologen bedingte Gegeneinander wird nur p u n k t u e l l durchbrochen, so in der Deutschen Gesellschaft für soziale Psychiatrie. Daraus resultiert wohl auch die ablehnende Position M. CRAMERS gegenüber d e m „Fachpsychologen für klinische Psychologie". Er zweifelt an Modus und W e r t der erforderlichen Zertifikate z u m gegenwärtigen Zeitpunkt. Insgesamt isi das B u c h ein gelungener Versuch, Probleme der V e r m i t t l u n g wissenschaftlicher Theorie und tatsächlich geübter P r a x i s der klinischen Psychologie darzustellen. Es ist zudem eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich über Tendenzen der S t r u k l u r e n l w i c k l u n g psychosozialer \ ersorgung in der B R D zu informieren. U . TRENCKMANN ( L e i p z i g )
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Der Mensch-Test auf der Grundlage des Mensch-Zeichentests Karen Machovers. 188 S. mit 23 Abb. München-Basel: Ernst Reinhardt Verlag 1978. Beiträge zur Psychodiagnostik des Kindes. Band 3. Gebunden 39,— DM.
ABRAHAM, A . :
Die Autorin macht den Leser mit dem „Mensch-Test"— einem Zeichentest von K A R E N MACHOVER — bekannt, indem sie vielfältige Untersuchungen an 5 bis 17jährigen Kindern und Jugendlichen darstellt. Der 1. Teil des Buches stellt mit seinen 9 Kapiteln eine Synthese der vorliegenden Erfahrungen mit diesem Test dar und versucht, anhand der Überprüfung theoretischer Hypothesen über die Mensch-Zeichnung, den gegenwärtigen Stand des Tests zu präzisieren. Der 2. Teil beschäftigt sich mit der praktischen Anwendung des Tests bei Untersuchungen des Einflusses sozio-kultureller Faktoren für die Persönlichkeitsentwicklung von Jungen und Mädchen. A B R A H A M schätzt ein, daß der Mensch-Test eine globale Einschätzung des Intelligenzniveaus und seiner Wechselwirkung mit anderen Verhaltensebenen des Kindes ermöglicht. In gesonderten Abschnitten werden die mit Hilfe dieses Tests beobachtbaren Prozesse aufgeführt. Vornehmlich bei den Ausführungen zum Ausdrucksaspekt des Mensch-Tests wird der Leser mit Uberinterpretatiouen und hypothetischen Aussagen konfrontiert. Ebenso können die als zufriedenstellend charakterisierten Resultate bzgl. der Reliabilitäts- und Validitätsüberprüfung nicht überzeugen, da kaum präzise Kennwerte angegeben wurden bzw. ein Vergleich mit anderen projektiven Verfahren zur Gültigkeitsbestimmung keineswegs befriedigen kann. Insbesondere die Hervorhebung des überaus starken Einflusses des Untersuchers bei der Anwendung des Tests stellt die Objektivität sehr in Frage. In diesem 2. Teil des Buches wird der starke Einfluß der psychoanalytischen Forschungsrichtung besonders deutlich. Die Autorin beschäftigt sich hier ausführlich mit dem gegebenen kulturelleu Kontext und seinem Zusammenhang mit variierenden Aspekten der Zeichnungen entsprechend dem Alter und dem Geschlecht des Kindes. Ebenso wird der Wahl des Geschlechts der ersten gezeichneten Person eine große Bedeutung beigemessen. Insgesamt gesehen ist die Tatsache, daß die Untersuchungen mit dem Mensch-Test auf die Beachtung des „Hintergrundes" des Kindes verweisen, positiv hervorzuheben. Aufgrund der theoretischen Ausgangspositionen und der unbefriedigenden Erfüllung der Anforderungen hinsichtlich der Hauptgütekriterien kann der Test jedoch nicht als sichere und aufschlußreiche Hilfe für den Psychologen empfohlen werden, sondern sollte vornehmlich als Explorationshilfe zum Einsatz kommen. K A R I N S T E R N (Berlin)
B.: Psychopathologie, 256 S. mit 18 Abb. bzw. Tab., München: Juventa-Verlag 1976. Grundfragen der Psychologie. Kartoniert 16, —DM.
MARTIN,
Unter dem Begriff „Psychopathologie" versteht man in der klassischen Psychiatrie vorwiegend eine Phänomenologie psychopathologischer Erscheinungen. In neuerer Zeit findet man unter dem gleichen Titel auch methodische bzw. theoretische Auseinandersetzungen. Insofern täuscht der deutsche Titel des Buches, dessen englischer Titel „Abnormal Psychology" viel mehr dem Inhalt nahekommt. Durch diesen Fehler in der Übersetzung entstehen nicht nur Schwierigkeiten beim Verstehen, sondern Fehler in der Darstellung, die nicht der ursprünglichen Auffassung von Marlin entsprechen. In einer ähnlichen Form werden der englische Begriff Delinquency, der ein weites Gebiet sozialstörenden Verhaltens betrifft, mit „Aggression, Verbrechen, Delinquenz" bezeichnet, der Psychopathologie untergeordnet und dann 3 Typen (und zwar der neurotische Typ, der psychopathische Typ und der subkulturelle Typ) geschildert. Aus den Fallschilderungen ersieht man aber, daß es sich um sozial abweichende, nicht aber um schon kriminell Gewordene mit fixiertem antisozialem Verhalten handelt. Durch die Obersetzung wix'd immer wieder Psychopathologie und „Abnormität" gleichgesetzt. Darum erscheint auch keine Definition über Psychopathologie, sondern über abnormes Verhalten.
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Dies ließe sich am besten ganz allgemein als eine Behinderung im psychischen Funktionsbereich verstehen, die im emotionalen und interpersonalen Verhalten zum Ausdruck komme. Untersuchungen hätten gezeigt, daß 2 3 % der amerikanischen Bevölkerung abnorm seien, also eine ausgeprägte psychische Schädigung aufwiesen, indem sie im psychischen Bereich deutlich beeinträchtigt bis unfähig zur Anpassung seien. Der Verfasser ist zwar deutlich von der dynamischen Psychiatrie beeinflußt, die in Amerika eine wesentliche Grundlage des Faches bildet, steht aber der Psychoanalyse FREUDS und seiner Nachfolger, der klientzentrierten Therapie, der Verhaltenstherapie und anderen Therapieforinen kritisch gegenüber. Auf eine Phänomenologie psychischer Störungen verzichtet er völlig. So bespricht er bei den Emotionen zwar kurz die Furcht, Angst, Trauer, Scham, Zorn und die Affekte, wendet sich aber viel intensiver einer psychodynamischen Betrachtungsweise des Konfliktes, des Vermeidungsverhaltens, z. B. der kognitiven Bewältigung, der Verleugnung und der Intellektualisierung zu. In einer Form, wie sie auch bei uns beschrieben werden könnte, bespricht er die neurotischen Störungen und die verschiedenen Formen ihrer Therapie, psychosomatische Störungen, Aggression, Verbrechen, Delinquenz, das süchtige Verhalten und schließlich die Psychosen, besonders die Schizophrenie und die affektiven Störungen. E r betont, daß er aus Gründen der Kürze die geistigen Retardierungen — also den Schwachsinn — und die hirnorganischeu Störungen weitgehend ausklammert. Hinsichtlich der Bedingungen und Ursachen des abnoren Verhaltens geht er auf physiologische und erbbedingte Faktoren ein und diskutiert psychodymanisclic und lerntheoretische Ansätze. Das Buch ist leicht lesbar. Eine Reihe von Fallschilderungen sind sehr anschaulich. Man hat aber den Eindruck, daß es mehr für den sogenannten „gebildeten Laien" als für den Psychologiestudenten gedacht ist. II. SZEWCZYK
(Berlin)
WIEST, U.: Sehulpsychologie — Eine Einführung. 211 S. mit 17 Abb. und 2 Tab., S t u t t g a r t : Verlag W. Kohlhammer GmbH 1978. Urban-Taschenbücher. Band 283. Kartoniert 1 2 , - D M . Der Vielseitigkeit schulpsychologischer Beratung gerecht zu werden, ist erklärtes Anliegen des Autors. Im Ergebnis eines knappen Überblicks über wissenschaftliche Entwicklungen auf einigen für die Schulpsychologie wichtigen Gebieten (z. B. Tests, Lerntheorien, Entwicklungspsychologie, Psychotherapie) wird die Schlußfolgerung nahegelegt, daß sich damit Stellenwert und Arbeitsmöglichkeiten schulpsychologischer Beratung wesentlich erhöhen. Es wird aufgezeigt, daß die Tendenz immer mehr zu relativ kurzen Therapieformen geht. Gegenstand eines der 6 Kapitel des Buches ist die kritische Erörterung von Problemen der Anwendung von Tests in der schulischen Beratung. Es wird darin eine Auswahl von Testverfahren für schulische Fragestellungen vorgestellt. Breiten Raum nimmt das Kapitel über die Einzelfallberatung ein. Dem „klassischen" Modell der Fallarbeit wird die flexible Fallarbeit gegenübergestellt. Während erslere sorgfältig trennt zwischen den diagnostischen Maßnahmen, die mit einem Gutachten abschließen, und den therapeutischen Hilfen, geht es bei der flexiblen Fallarbeit um Regelkreise. Und nicht in jedem Fallist es möglich, zwischen diagnostischen und therapeutischen Schritten zu unterscheiden. Recht anregend erscheinen die Darstellung ausgewählter Methoden der Beratung und Therapie und die Ausführungen über die spezifischen Aspekte bei der Eltern- bzw. der Schüler- oder Lehrerberatung. Die dabei verwendeten Inhalte aus Fallbeispielen tragen wesentlich zur \ eranscliaulichung bei. Die 3 übrigen Kapitel sind den Problemen der den Einzelfall übergreifenden Beratung von Lehrern und Erziehern, den Arbeitsmöglichkeiten in der Weiterbildung und der Zusammenarbeit mit Erziehungsberatungs- und Berufsberatungsstcllen, Schulärzten und anderen Institutionen gewidmet. Dem kritischen Leser stellt sich jedoch di£ Frage, warum in dem so aspektreich angelegten Buch die Erziehungs- und Bildungsziclproblematik und ihre Bedeutsamkeit in der pädagogisch-
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psychologischen Therapie und Beratung unangesprochen bleibt. Daß der Autor eine Unabhängigkeit der Inhalte und Methoden der Beratungstätigkeit von Erziehungszielvorstellungen annimmt, wäre eine Unterstellung. Implizit lassen zwar die Ausführungen (insbesondere zur Einzelfallberatung und zur Unterstützung von Lehrern) auf zugrunde liegende Erziehungszielvorstellungen schließen. Eine direkte Auseinandersetzung mit dieser Problematik wäre aber sicher dem Anliegen dienlich. Positiv hervorzuheben sind das differenzierte Inhaltsverzeichnis, die Kapitelzusammenfassungen und Literaturverzeichnisse. I . L A N D E B - B E B N D T (Leipzig)
Origins of intelligence. Infancy and early childhood. LEWIS, M. Hrsg. VIII, 413 S. mit 7 Abb. und 22 Tab. 15,5 X 23,5 cm. New York-London: Plenum Press 1976. Kunstleder US $ 21.00. In diesem Buch geht es nicht nur um den Ursprung der Intelligenz in der menschlichen Ontogenese, sondern zugleich um die Problematisierung eines mittlerweile recht alten Konstrukts der diffcrentiell- oder persönlichkeitspsychologischen Eigenschaftsforschung. Das In-Frage-stellen stützt sich auf unterschiedliche Aspekte, vollzieht sich mit unterschiedlichem Tiefgang, ist mehr oder minder originell und eigenwillig. Der Herausgeber mischt sich da nicht ein; er überläßt es dem Autor zu argumentieren und dem Leser, sich zu entscheiden, so oder so zu werten, wenn er die 13 Kapitel (von 18 Autoren, unter ihnen M. P. IIONZIK, S. S A N D R A - S A L A P A T E K , L. J . Y A R R O W ) studiert hat. Viele Fragen werden aufgeworfen: die nach dem „soziopolitischen" Hintergrund von Testentwicklungen und Test-Scores (eine aufschlußreiche Nativismus-Kritik des Herausgebers!), nach den historischen Wurzeln und Stadien des Intelligenztestens, nach den Vorzügen und Grenzen von Kleinkindtests, nach dem Zusammenhang von Lernen und Intelligenz, nach dem Einfluß frühkindlicher biologischer/sozialer Risiken auf die Intelligenzentwicklung, nach kulturellen Einflußgrüßen (interkulturelle Vergleiche), nach Beziehungen zwischen Motivation und Intelligenz. So weit ein Ausschnitt aus dem breiten Problemspektrum. Etwas zu kurz kommen Fragen der kognitiven Repräsentation; nur ein Beitrag (VON BLANK/ALLEN: ^Underslanding ^Vhy', Its Signifiennce in Early Intelligence") widmet sich explizit diesem Aspekt intelligenten Verhaltens. Dennoch: Das Buch ist wichtig, es ist geeignet, den Leser zu Problemfindungen zu führen, es mahnt zur Vorsicht bei Entwicklungsdiagnosen. Kein Kinderpsychologe — ob theoretisch oder praktisch arbeitend — sollte an diesem Werk vorbeigehen. II.-D. SCHMIDT (Berlin)
EYSENCK, II. J., und FRITH, C. D.: Reminiscence, molivation, and personality. A case study in experimental psychology. X X I , 430 S. mit 179 Abb. und 7 Tab., 17 X 15,5 cm. New YorkLondon: Plenum Press 1977. Leinen U S $ 33.00. Der Titel des vorliegenden Werkes ist in seiner Allgemeinheit irreführend. Es handelt sich um die kritische Analyse experimenteller Untersuchungen zum Tracking-Lernverhalten. 'Reminiscence' bedeutet hier etwa ,lernrelevante (konsolidierende) Ruhepausen im Training'; personality' meint den Einfluß individueller Eigenarten (z. B. der Motivation), ist also differentiell-psychologisch akzentuiert. Der erste Teil des Buches ist historisch orientiert. Er beschreibt die Herausbildung des hier akzentuierten experimentellen Paradigmas — unter besonderer Berücksichtigung KRAEPELINscher Vorarbeiten — einschließlich der aus den früheren Forschungen (vor allem HTJLLS) abgeleiteten vorschnellen Verallgemeinerungen. Im zweiten Teil werden diese Mängel und Fehler gründlich und umfassend analysiert. Der dritte Teil des Werkes ist dem New Look' gewidmet. Er betrifft
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vor allem die Ablösung der Hemmungs- durch die Konsolidierungstheorie des Gedächtnisses und die Untersuchung von Lernstrategien, wiederum insbesondere bezogen auf den Typ motorischen Lernens. Der Untertitel des Buches trifft den Nagel auf den Kopf: Es handelt sich um eine Fallstudie im Gebiet der experimentellen Psychologie. Der Leser kann sich faszinieren lassen durch diesen Modelltvp des Lernexperiments, weil das, was wir Variablenkontrolle, Replikation, Reliabilität, explikative Theoriebildung (mit Prädiklionsintentionen) usw. nennen, exzellent studiert werden kann. Der ,alte' (d. h. strenge, kritische, exakte, rationale) EYSENCK ist hier am Werke gewesen. (Um so unverständlicher wird uns der ,neue', der biologistischen Ideologemen anhängt und astrologische Hypothesen testet.) II.-D. SCHMIDT (Berlin)
RACKER, H.: Übertragung und Gegenübertragung. Studien zur psychoanalytischen Technik, 227 S., 13 X 21 cm. München-Basel: Ernst Reinhardt Verlag 1978. Psychologie und Person. Band 20. Paperback 26,80 DM. HEINEICH RACKER (1910—1961), 1939 von Wien nach Buenos Aires emigriert, hat in Argentinien als Psychoanalytiker beträchtliche Bedeutung erlangt. Er hinterließ zwei Aufsatzsammlungen, seine Beiträge zur Psychologie der Kultur (zusammengefaßt in „Psychoanalyse des Geistes") und seine Auseinandersetzungen mit den emotionalen Prozessen zwischen Psychoanalytiker und Patient, die nun mit dem obengenannten Buch ins Deutsche übersetzt vorliegen. RACKER geht in jeder dieser Studien von FREUDS Formulierungen über Verdrängung, Widerstand, Übertragung und Gegenübertragung aus. Er bleibt, auch in seinen Weiterentwicklungen, trotz einiger kritischer Einwände in diesem Rahmen. Dies gilt nicht nur hinsichtlich seiner neurosen- oder psychotherapietheoretischen Voraussetzungen, sondern auch erkenntnismethodisch: Es handelt sich um die Verarbeitung von Therapieerfahrungen durch Nachdenken sowie durch Vergleich und Auseinandersetzung mit den Meinungen anderer Psychoanalytiker (also um solche Darlegungen zum Thema, wie sie im psychoanalytischen Schrifttum zum selben Problem vor allem von RIEMANN und von LOCH bekannt sind), nicht um experimentelle Untersuchungen der Urteilsfehler durch Übertragung und Gegenübertragung, wie sie von BECKMANN (1974) vorgelegt wurden. Bemerken wert scheint aber, daß die Weiterentwicklung — sie betrifft vor allem die Gegenübertragung, also in der Praxissituation das Nachdenken des Analytikers über den Patienten anhand der eigenen Gefühle, die sich während des Dialogs einstellen — etwa in die selbe Richtung geht wie bei RIEMANN und LOCH, obgleich (soweit ich sehe) kein direkter Austausch stattfand. Anziehend an diesem Buch ist, daß nach der Wechselwirkung der mehr kognitiven Therapietechnik und der mehr persönlichen Interaktion gefragt wird. Befremdlich bleibt, wie frei mit „Persönlichkeitsteilen" und deren Verschiebungen operiert wird und wie fest der den Deutungen zugrunde liegende Glaube ist, alle Hemmnisse letztlich auf Kindheit, intrafamiliale Prozesse, Phantasiekonflikte und Körpersymbolisches zurückführen zu können. I I . R . BÖTTCHER ( J e n a )
FOULKES, S. I L : Praxis der gruppenanalytischen Psychotherapie. 159 S. mit 9 Abb. 13 X 21 cm. München-Basel: Ernst Reinhardt Verlag 1978. Psychologie und Person. Kartoniert 23,80 DM. S. II. FOULKES (1898—1976) war einer der großen Pioniere der Gruppenpsychotherapie. E r begann die Gruppenarbeit 1941 und wurde zum Begründer einer originären analytischen Theorie der Kleingruppe, der „Gruppenanalyse". Einige seiner Begriffe, Grundsätze und Vorstellungen
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wurden inzwischen von anderen Richtungen aufgegriffen und übernommen, während eine systematische Darstellung seines Ansatzes jedoch von ihm nicht mehr verfaßt wurde. Das vorliegende Buch, eine Übersetzung von „Group-Analytic Psychotherapy" (1975), stellt eine Sammlung praktisch-technischer Hinweise zu Fragen der Auswahl der Patienten, der Gestaltung der gruppenanaly tischen Situation, der Aufgaben, Funktionen und Interventionstechniken des Gruppenleiters bis hin zu Ausbildung und Lehre dar. Auszüge aus Gruppenprotokollen und Kurzberichte vermitteln dem Leser einen Eindruck von dem konkreten Ablauf dieser gruppenanalytischeu Sitzungen, insbesondere dem Interaktionsstil und der Interventionstechnik des Gruppenleiters, wobei sowohl das psychoanalytische Bezugssystem als auch der persönlichkeitsspezifische Ansatz und Stil des Autors als charakteristische Merkmale deutlich werden. Der Wert dieses Buches ist daher vor allem in seiner Bedeutung als Dokument einer „klassischen" Arbcilsrichtung der Gruppenpsychotherapie zu sehen. K. H Ö C K (Berlin)
RADL, W., SCHMIDT, H., und WOLLSCHLÄGER, F . : Üver die Wirkung zweier Pharmaka auf die Paychometrik. 160 S. mit 39 Abb. und 25 T a b . K ö l n : T Ü V Rei Rheinland G m b H 1975. lfu-Bericht 1/75. Kartoniert 4 8 , - D M . Die in der vorliegenden Monographie dargestellten Ergebnisse wurden aus einem umfangreichen Experiment gewonnen, das mit dem Ziel durchgeführt wurde, die Wirkung jeweils eines Stimulans und eines Tranquilizers auf eine simulierte Regelleistung zu erproben. Ausgehend von einer Begriffsklärung, die sich insbesondere für die Definition der psychischen Belastung und der Beanspruchung wegen des uneinheitlichen Gebrauchs in der Literatur als notwendig erweist, werden Meßmöglichkeiten der Wirkung von Psychopharmaka erläutert. Die Erfassung der Ausgangsgrößen erfolgt auf der Leistungs-Befiudens- und der psychophysiologischen Ebene. Letztere bezieht sich auf die Auswertung der Herzfrequenz und der HerzfrequenzVariabilität, die als Indikatoren der zentralen Aktiviertheit verwendet werden. Als ein interessantes Ergebnis können die statistisch abgesicherten Aktivitätsänderungen in Abhängigkeit der angewandten Psychopharmaka betrachtet werden, wobei die Befindensdaten keine erlebte Aktivierungsänderung ausweisen. Die manuelle Regelaufgabe eignet sich nach Meinung der Autoren sehr gut als Indikator von Wirkungen geringer Psychopharmaka Dosen. Die Methodik des Experiments wird sehr detailliert und nachvollziehbar dem Leser unterbreitet. Besonders zu begrüßen sind die im Anhang veröffentlichten Digitalrechnerprogramme und die Bilder der Ilybridrechenschaltungen. Damit wird das Kapitel „Datenerfassung und -vorverarbeitung" für Leser, die über wenig Erfahrung hinsichtlich der rechentechnischen Erfassung elektrophysiologischer Parameter verfügen, wertvoll. Das Erläutern der statistischen Auswertung der Daten ist dagegen etwas zu knapp abgehandelt. Ollen bleibt auch die Frage nach dem Nutzen weiterer psychophysiologischer Meßgrößen im Rahmen von Psychopharmakaexperimenten. Insgesamt gesehen kann das Buch, dank einer übersichtlichen Gliederung und einem gründlichen Darstellen der Probleme und Ergebnisse, vor allem Psychophysiologen, aber auch Psychologen und Physiologen, die arbeilsmedizinische Themen bearbeiten, empfohlen werden. R . SCHMITT ( B e r l i n )
SCHIPKOWEXSKY, N.: Iatrogenie oder befreiende Psychotherapie? S l u t l g a r t : Schwabe & Co. 1977. Leinen 7 8 , - DM.
2. neubearb. Aufl. 258 S., Basel-
Die erste Auflage dieses Buches ist 1965 erschienen. Kurz vor seinem Tode wurde von dem international bekannten bulgarischen Psychiater die vorliegende Neubearbeitung fertiggestellt. Anhand seiner fünfzigjährigen Erfahrung als Helfer, Heiler und Lehrer sowie der breiten Kenntnis
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dos schöngeistigen und wissenschaftlichen Schrifttums vermittelt der Autor eine gründliche und umfassende Übersicht über Ätiopathogenese, Klinik, Therapie und Prophylaxe der latropsychogenese. Unter Iatrogenie werden von Ärzten und heilenden Laien ausgelöste psychopathologische Reaktionen der Persönlichkeit (Neurosen und psychogene Psychosen) sowie psychotraumatiseh verschlimmerte Krankheitsprozesse zusammengefaßt. 80 eigene Beobachtungen sowie zahlreiche Fallbeispiele des Schrifttums erläutern die Darstellung. Die Alternative zur Vermeidung der latrogenese wird in der Überwindung des organo-lokalistischen Denkens durch eine Ganzheitsbetrachtung, konkret in Form der „befreienden Psychotherapie" als Grundelement jeder adäquaten ArzL-Palient.-Beziehung gesehen. Hierbei handelt es sich um eine rationale Psychotherapie im Sinne der bewußten Lenkung und direkten Anleitung des Patienten zur Befreiung von der „krankmachenden Situation", der „psychopathologischen Dominanz", von hypochondrischer Selbstbeobachtung und vom „laienhaften Besprechen eigener und fremder Leideu". Charakte4 und Stil des Buches wurden entscheidend durch die eigenwillige Persönlichkeit des Autors geprägt. Daher werden nicht nur Fragen aufgeworfen, wird nicht nur zum Nachdenken angeregt, sondern Antworten gegeben, polemisiert, ermahnt und belehrt. II. IIÖCK
(Berlin)
G.: Physikalische und psychoakustische Grundlagen der Musik. (Übersetzung aus dem Englischen), X I V , 218 S. mit 79 Abb. und Tab. Berlin-Ileidelberg-New York: SpringerVerlag 1977. Broschiert 2 8 , - DM.
ROEDERER, J .
Das vorliegende Buch bietet eine willkommene Zusammenfassung physikalischer und psychoakustischer Gesetzmäßigkeiten der Musik, die im deutschen Schrifttum bisher nur verstreut und damit unsystematisch vorlagen. Der Autor erweist sich als fundierter Kenner der Materie. Dem Aufbau des Buches kommt entgegen, daß es auf Vorlesungsslcripten des Verfassers beruht. Nicht nur der interessierte Musiker findet auf die Fragen: Was ist physikalisch Musik? Wie ist die Wahrnehmung von Tönen und Tonhöhen zu erklären? Wie entsteht Lautstärke? Wie entsteht Klangfarbe? Wie kann lieurophysiologisch die Wahrnehmung von Musik erklärt werden?" eine befriedigende Antwort. Für den Musikpsychologen bietet das Buch eine wichtige Ergänzung seines Fachgebiets hinsichtlich der neurophysiologischen und physikalischen Sachverhalte des Phänomens „Musik". C. SCHWABE (Leipzig)
KOLERS, P. A.: Aspects of motion pereeplion, 1972. Gebunden £ 4,00.
X I I , 220 S. mit 41 Abb. Oxford: Pergamon Press
Anhand des viel (aber bis dahin nicht sehr systematisch) untersuchten Phi-Phänomens werden allgemeine Probleme der Organisation kognitiver Prozesse auf neue Art gestellt und zum Teil beantwortet. Es wird gezeigt, daß auf einer sehr elementaren Ebene konstruktive Prozesse als hochkomplexe Transformationen mit parallel organisierten Teilvorgängen ablaufen können. Die hohe Plastizität dieser Vorgänge — bei gleicher Zeitdauer — bringt den Autor zu der Auffassung, daß die merkmalsanalytische, durch „Bildsprachen" beschreibbare Repräsentation ein relativ spätes Studium der Erkennung von Bildern ist. Ihm geht eine andere Art der Repräsentation voraus, auf die weder die figúrale noch die semantische Identität eines visuellen Objektes nennenswerten Einfluß haben, wohl aber die räumliche und zeitliche Lage. Beeindruckend ist die Herangehensweise an die experimentelle Analyse: Die Bedingungen werden so variiert, daß anhand eines einzigen Paradigmas (1. Reiz, Interstimulusintcrvall, 2. Reiz)
Buchbesprechungen
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Zusammenhänge zwischen so „verschiedenen" Gebieten (wie figuralcr Wahrnehmung, Transformationserkennung und Tiefensehen) betrachtet werden können. Die theoretische Analyse der Datenmenge — z. B. der Zeitverhältnisse — hätte ergiebiger im Detail sein können. Aber dieser Eindruck mag durchaus auch darin begründet sein, daß der experimental-psychologisch orientierte Leser auch verfrühte Modellbildungen gewöhnt ist. M. BEBG ( B e r l i n )
Hinweise für Autoren Aus redaktionellen Gründen ist es erforderlich, die Manuskripte in einem sauberen, druckreifen Zustand zu liefern (Originalschreibmaschinenmanuskripte auf A4-Seiten, l ^ z e i l i g , einseitig beschrieben. Größere handschriftliche Korrekturen sind nicht zulässig. Am linken wie am unteren Rand sind 5 cm freizuhalten. Autorennamen sind in Großbuchstaben zu schreiben. Die Beiträge sollen prägnant, übersichtlich und verständlich sein und in der Regel 20 Schreibmaschinenseiten nicht überschreiten. Das Manuskript ist zweifach einzureichen. Petit und Absätze werden ebenfalls l ^ ^ ' W g geschrieben und am Rand durch einen entsprechenden Vermerk gekennzeichnet. Hervorhebungen im Text: gesperrt gedruckt = unterstreichen ( ) kursiv gedruckt = gewellte Linie Am Rand bitte vermerken, welche Form gewünscht wird. Gliederung 1. Name bzw. Bezeichnung der Abteilung, der Klinik sowie der Universität, Akademie, Poliklinik usw., aus der die Arbeit kommt 2. Titel der Arbeit 3. Name des Autors bzw. der Autoren. Der Vorname wird bei männlichen Autoren abgekürzt und bei weiblichen ausgeschrieben. Um die Möglichkeit einer Verwechslung des Namens zu vermeiden, ist es von Fall zu Fall erforderlich, auch bei männlichen Autoren den Vornamen auszuschreiben. 4. Die Anzahl der Abbildungen ist zu nennen. 5. Dem Manuskript schließt sich das Literaturverzeichnis, das auf ein gesondertes Blatt zu schreiben ist, an. Die Autorennamen sind alphabetisch zu ordnen. Bei Nennung des Autors im Text ist die Jahreszahl der Veröffentlichung unmittelbar nach dem Autorennamen anzuführen (NEUMANN, 1979). Bei mehreren Veröffentlichungen eines Autors im selben J a h r wird hinter die Jahreszahl in kleinen Buchstaben a, b, c usw. gesetzt. Bei Veröffentlichungen mit mehr als zwei Autorennamen wird im Text nur der Erstverfasser und Mitarb. zitiert. a) bei Zeitschriften: Bei Zitaten sind die Anfangsbuchstaben des Vornamens stets nachzustellen. Bei Zitaten aus Sprachen mit kyrillischer Schrift ist die bibliothekarische Transkription zu verwenden. Der Titel einer zitierten Arbeit (oder eines Buches) ist vollständig zu nennen. Bei Zeitschriftenzitaten folgende Reihenfolge beachten: Bandzahl, Jahreszahl in Klammern, Seitenzahl von — bis (z. B. LEHMANN, P.: Untersuchungen zur Struktur der Wahrnehmung. Z. Psychol. 186 (1978) 12-30.) b) bei Büchern: Vollständiger Buchtitel, Auflage, Verlagsort, Verlag, J a h r des Erscheinens. (z. B. WEBER, R . : Grundlagen der biologischen Statistik. 2. Aufl. J e n a : G.Fischer 1957. S. 150.)
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Hinweise für Autoren
6. T a b e l l e n : Die Tabellen müssen klar und übersichtlich abgefaßt werden und sind auf einem besonderen Ulatt der Arbeit beizufügen. Die Legende zur Tabelle, die den wesentlichen Inhalt derselben wiedergeben soll, ist über die Tabelle zu setzen. Weitere Erklärungen über in der Tabelle enthaltene Versuchsdaten, methodische Hinweise usw. sind unter die Tabelle zu schreiben. Dimensionen und Definitionen von Zahlenwerten müssen in den Kolumnen enthalten sein, so daß sie nicht hinter jeder Zahl in einer entsprechenden Zahlenreihe stehen. Die Tabellen sind fortlaufend römisch zu numerieren. Am Rande des Manuskriptes ist zu vermerken, an welcher Stelle im T e x t die Tabellen eingefügt werden sollen. 7. A b b i l d u n g e n : Von den Abbildungen ist ein Satz reproduktionsreifer Originalvorlagen beizufügen. Die Abbildungen sind nicht im Text einzukleben, sondern der Arbeit separat beizulegen. Auf der Rückseite der Abbildungen sind die fortlaufende Numerierung und der Name des Autors zu vermerken. Abkürzungen sind einzuzeichnen. Die Legenden zu den Abbildungen sind auf einem separaten B l a t t der Arbeit beizufügen und arabisch zu numerieren. Die Legenden sollen sich auf den wesentlichen Inhalt der in den Abbildungen dargelegten Befunde erstrecken. 8. Z u s a m m e n f a s s u n g : Die Zusammenfassung wird dreifach (für Übersetzung ins Englische und Russische) benötigt und sollte 20 Zeilen betragen. Falls der Verfasser die Übersetzung nicht selbst vornehmen kann, übernimmt diese Arbeit die Redaktion. 9. Am Schluß des Manuskriptes ist die Anschrift des Verfassers zu nennen.
Hinweise für Rezensenten (Maschinenschrift, zweizeilig; ohne Kopie; Rückseite bitte nicht beschreiben; T e x t 2 Schreibmaschinenseiten) ZEITSCHRIFT FÜR PSYCHOLOGIE Verfasser-Name(n) (Vorname nur Anfangsbuchstabe, jeweils nachgestellt) Buchtitel Herausgeber Wievielte Auflage Seitenzahl Verlagsort Verlagsname Schriftenreihe Einband Besprechungstext
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Verantwortlich f ü r die Redaktion: Prof. Dr. F. Klix, Sektion Psychologie, D D R — 1020 Berlin, Oranienburger Str. 18, f ü r den Anzeigenteil: DEWAG-Werbung Leipzig, D D R - 7050 Leipzig, Oststr. 105, Ruf 7 97 43 04 Verlag Johann Ambrosius Barth, 7010 Leipzig, Salomonstr. 18 B ; Ruf 29 52 45 Gesamtherstellung: IV/2/14 VEB Druckerei -Gottfried Wilhelm Leibniz«, 4450 Gräfenhainichen • 920 Printed in the German Democratic Republic Veröffentlicht unter der Lizenz-Nr. 1394 des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der D D R AN (EDV) 75015
Antibiotikaschäden des Ohres dargestellt a m Beispiel des Gentamycins Von Prof. Dr. med P I E R R E F E D E R S P I L , H o m b u r g / S a a r (Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde. B a n d 28) 1979. 126 Seiten, 24 Abbildungen, 45 Tabellen Leinen 4 2 , - M • Bestell-Nr. 793 6025 In diesem B u c h wird die klinische Ototoxizität des als Basisantibiotikum geltenden Gentamyzins nach 10jährigen E r f a h r u n g e n a n über 450 P a t i e n t e n beurteilt. In experimentellen, p h a r m a k o k i n e t i s c h e n und histologischen Untersuchungen an etwa 750 Meerschweinchen werden die F r a g e n der Organspezifizität der Aminoglykosid-Antibiotika-Ototoxizität u n d des Haarzellenschädigungsmusters a b g e k l ä r t ebenso wie die klinisch wichtigen F r a g e n der Ototoxizität der Aminoglykosid-Antibiotika bei Kindern, Niereninsuffizienz, Otitis media, Langzeitbehandlung, modernen Verabreichungsformen und das Problem der Progredienz der Ototoxizität bzw. der Spätototoxizität sowie die W i r k s a m k e i t einer Prophylaxe bzw. die Behandlung der Ototoxizität. Die Monographie gibt eine Übersicht ü b e r den derzeitigen S t a n d der Kenntnisse der Aminoglykosid-Antibiotika-Ototoxizität und d i e n t nicht n u r d e m Arzt a m K r a n k e n b e t t , sondern auch in der Lehre, Forschung u n d gutachterlichen Tätigkeit.
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Chirurgie des lateralen Halses Von O M R P r o f . D r . s e . med. Dr. m e d . dent. KLAUS P A P E , Cottbus Unter Mitarbeit zahlreicher F a c h w i s s e n s c h a f t l e r (Acta Chirurgiae Maxillo-Facialis. B a n d 3) 1977. 291 Seiten, 244 Abbildungen, 9 Tabellen Leinen 1 2 8 , - M • Bestell-Nr. 793 524 1
Nach 2 Kongreßbänden stellt sich die ACTA e r s t m a l i g mit einem z u s a m m e n h ä n g e n d e n Thema vor. Der laterale Hals ist ein B e r ü h r u n g s p u n k t vieler Fachdisziplinen der Medizin. Neben einer sehr ausführlichen Darstellung der topographischen Anatomie des Halses werden u. a. die radikale Neck Dissection, die Therapie der zervikalen L y m p h o g r a n u l o m a t o s e , die Mediustinoskopie und die Skalenusbiopsie, der Schiefhals, p r i m ä r e u n d sekundäre Tumoren des Halses u n d z. B. auch die branchiogenen Zysten u n d Fisteln b e h a n d e l t . Von besonderer B e d e u t u n g f ü r die tägliche klinische Arbeit ist auch die Darstellung der Angiologie, der Gefäßchirurgie u n d der operativen A u f g a b e n der Neurochirurgie des Halses.
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Nova Acta Leopoldina Gegründet 1670 Abhandlungen der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina Neue Folge Im Auftrage des Präsidiums herausgegeben von Joachim-Hermann Scharf, Halle/S.
Die „Nova Acta Leopoldina" veröffentlichen Einzelarbeiten prominenter Gelehrter aus allen Wissensgebieten der Naturwissenschaften von der reinen Mathematik bis zur Angewandten Biologie. Die „Nova Acta Leopoldina" publizieren die Abhandlungen anläßlich der Jahresversammlung der Leopoldina über ein geschlossenes aktuelles Gebiet. Die „Nova Acta Leopoldina" enthalten Symposionsberichte mit Übersichten über ein größeres monothematisches Gebiet und ausgewählte Habilitationsschriften von Schülern der Akademiemitglieder in Supplementbänden. Die „Nova Acta Leopoldina" dienen in zunehmendem Maße prominenten Naturphilosophen als Publikationsorgan. Die „Nova Acta Leopoldina" erscheinen in unregelmäßiger Folge zu unterschiedlichen Preisen. Ein Verzeichnis der lieferbaren Hefte ist vom Verlag zu beziehen.
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