Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde: Band 97, Heft 1 Festschrift Walther Wolf zum 70. Geburtstag [Reprint 2021 ed.] 9783112487808, 9783112487792


143 105 78MB

German Pages 184 [203] Year 1972

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Recommend Papers

Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde: Band 97, Heft 1 Festschrift Walther Wolf zum 70. Geburtstag [Reprint 2021 ed.]
 9783112487808, 9783112487792

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

ZEITSCHRIFT FÜR

ÄGYPTISCHE SPRACHE UND

ALTERTUMSKUNDE HERAUSGEGEBEN FRITZ

HINTZEUND

VON

SIEGFRIED

MORENZf

97. BAND Mit 11 Tafeln und 72 Abbildungen im Text

FESTSCHRIFT WALTHER WOLF ZUM 70. GEBURTSTAG

1971 AKADEMIE-VERLAG • BERLIN IN A R B E I T S G E M E I N S C H A F T

M I T J.C. H I N R I C H S

VERLAG

LEIPZIG

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Prof. Dr. F. Hintze, Humboldt-Universität Berlin, Ägyptologie und Sudanarchäologie, 104 Berlin, Reinhardtstr. 7 und Prof. D. Dr. S. Morenz t , Karl-Marx-Universität Leipzig, Ägyptologie, 701 Leipzig, Schillerstraße 6. Verlag: Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, Leipziger Str. 3—4, Fernsprecher: 22 04 41 (in Gemeinschaft mit dem J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig). Postscheckkonto: Berlin 35 021. Bestellnummer dieses Heftes: 1028/Ö7/1-2. Die Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde erscheint zwanglos in Bänden zu je 2 Heften. Bezugspreis je Band: 64.— M. Satz und Druck: IV/2/14 VEB "Werkdruck, 445 Gräfenhainichen/DDR. Veröffentlicht unter der Lizenz-Nummer 1296 des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik.

INHALT

Grußwort an den Jubilar

V—VI

B a r t a , W.: Bemerkungen zur Darstellung der Jahreszeiten im Grabe des Mrr-wj-k^. j

1— 7

B e c k e r a t h , J . v.: Ein Denkmal zur Genealogie der X X . Dynastie

7—12

B r u n n n e r , H . : Eine Inschrift aus der Früh zeit Amenophis' IV

12—18

B r u n n e r - T r a u t , E . : Ein Königskopf der Spätzeit mit dem „Blauen Helm" in Tübingen

18-30

C a s t i g l i o n e , L . : Zur Frage der Sarapis-Füße

30— 43

C e r n y f , J . : Coalescence of Verbs with Prepositions in Coptic

44— 46

D e r c h a i n , P h . : KXIMIC

4 6 - 49

D o n a d o n i , S.: Appunti sul Ritratto Egiziano

49— 52

E d e l , E . : Zwei neue Felsinschriften aus Tumäs mit nubischen Ländernamen

53— 63

H a b a c h i , L.: The Jubilees of Eamesses I I and Amenophis I I I with Reference to Certain Aspects of their Celebration

64— 72

H e e r m a v a n V o s s , M.: Toetanchamon's schrijn met Anoebis

72— 74

H o r n u n g , E . : Gedanken zur Kunst der Amarnazeit

74— 78

K a i s e r , M.: Das exotische Ägypten

78— 94

K ä k o s y , L.: Selige und Verdammte in der spätägyptischen Religion

95—106

K r a u s e , M.: Zur Lokalisierung und Datierung koptischer Denkmäler

106—111

M o r e n z f , S.: Traditionen um Cheops

111—118

S c h m i d t , M.: Ein ägyptischer Dämon in Etrurien

118—125

V a n d i e r , J . : Un bronze de la deesse Ouadjet k Bologne

126—129

W a l l e , B. v. d . : La statue-bloc du „Directeur des Travaux" Hör (MMA, NY, 23.8) . 130-140 W e s s e t z k y , V . : Königsname und Titel Ramses' II. in doppelter rundplastischer Darstellung W e s t e n d o r f , W . : Maat, die Führerin des Sonnenlichtes, in der Architektur

140-142 . . . .143—146

W i n t e r , E . : Eine ägyptische Bronze aus Ephesos

146—155

Z a n d e e , J . : Sargtexte, Spruch 75

155-162

G R U S S W O R T AN DEN J U B I L A R Freunde, Kollegen und Schüler, und die Herausgeber der „Zeitschrift" bringen Ihnen, lieber Herr Wolf, diesen Band der alten ÄZ zur Vollendung Ihres siebenten Jahrzehnts mit herzlichen Wünschen dar. Sie gedenken dabei nicht zuletzt des Herausgebers der „Zeitschrift" in den Jahren 1935—1943. Wir Ägyptologen sind noch immer in der glücklichen Lage, eine überschaubare Familie zu bilden. So können wir unseren Jubilaren Gaben darbringen, die zugleich persönlichen und sachlichen Anjiegen dienen. Wir wissen, was der Einzelne kraft seiner Eigenheit zum ganzen Bau beigetragen hat. Daher werden Sie hier vieles finden, das — ausdrücklich oder nicht — auf Ihre Arbeiten Bezug nimmt und somit auf dem Wege über das „Individuum" zur ägyptologischen „Gemeinschaft" führt. Sie werden Arbeiten zur ägyptischen Kunst antreffen, die mehr und mehr zu Ihrem wissenschaftlichen Zentrum geworden ist. Darüber hinaus haben die hier versammelten Autoren von Ihrem Erstling „Amenophis IV." bis zu Ihrer beizeiten formulierten Sorge, daß „die Ägyptologie als historische Wissenschaft" verstanden werden möge, Begegnungen vollzogen, auf die der diensthabende Hrw hbt Sie unter allen Lesern am wenigsten aufmerksam zu machen braucht. Als gebürtiger Hildesheimer, der in dieser traditionsmächtigen Stadt das humanistische Gymnasium absolvierte, stand Ihnen der Zugang zur Ägyptologie frühzeitig offen. E r führte über die Denkmäler, die das 1911 eröffnete Pelizaeus-Museum bereithielt. Ja, man möchte die Vermutung wagen, daß die beispielhaften und bis zum Glanz des Hemon hinaufreichenden Schätze aus dem Alten Reich Ihnen noch vor dem bewußten Studium der Dinge den Schlüssel zum Wesen der ägyptischen Kunst eingehändigt haben, das Sie mit so entschiedenem Vorrang von den Werken dieser frühen Phase her aufzuschließen suchen. Ihr erster akademischer Lehrer in Aegyptiacis wurde H. Ranke, nachdem Sie sich 1919 in Heidelberg als Student der Ägyptologie, der Semitischen Sprachen und Klassischen Archäologie einschreiben ließen. 1921 gingen Sie zu Sethe nach Göttingen, um ägyptische Philologie strengster Observanz kennenzulernen. Das J a h r d a r a u f f ü h r t e Ihr Weg nach Berlin, wo Sie bald auch als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Museum tätig geworden sind. Ihr Respekt vor Erman und Sethe war dauerhaft. Dazu haben Sie sich eine besondere Neigung für H. Schäfer bewahrt, die ihren letzten Ausdruck in dem warmherzigen Nachruf auf den Altmeister ägyptischer Kunstforschung in unserer Zeitschrift fand. Im Sommer 1923 promovierten Sie in Heidelberg bei Ranke mit einer Arbeit über Amenophis IV. Eine fruchtbare Dienstzeit als Referent am Kairener Institut (1926/27) begründete Ihre ausgezeichnete Landeskunde Ägyptens. Nach erneuter Mitarbeit am Berliner Museum (1927/28) habilitierten Sie sich in Leipzig bei Steindorlf mit einer wertbeständigen Untersuchung über das Schöne Fest von Opet. Hier wurden Sie 1934 planmäßiger ao., 1939 o. Professor und schickten sich an, diese reizvolle Stätte ägyptologischer Forschung mit guter Bibliothek und profilierter Sammlung zu einem neuen Zentrum auszubauen. Durch Kriegsdienst und Gefangenschaft wurden Sie aber von 1939 bis 1946 aus der Arbeit gerissen, doch war es Ihnen noch möglich, die Bibliothek und die Bestände des Museums in Leipzig rechtzeitig bergen zu lassen und vor der Zerstörung zu bewahren, der die alten Räume vollständig anheimfielen. Nach dem Kriege bauten Sie der Ägyptologie in Münster eine Stätte auf, wo Sie seit 1949 als Gastprofessor und von 1959 bis zu Ihrer Emeritierung als o. Professor insgesamt etwa zwanzig Jahre gewirkt haben. Vieles von dem, was Sie gewollt und zu einem guten Teil auch erreicht haben, trägt dazu bei, die Ägyptologie aus einer Isolierung zu lösen. Die von Ihnen vollzogene Integration ägyptologischer Archäologie in die allgemeine Kunstwissenschaft liegt auf der Linie von Forschungen, in dem die

VI

Grußwort an den Jubilar

[97. Band

Universitas litterarum ihre Lebenskraft zeigen wird. Die geistige und nicht selten auch physische Energie, die Sie in eine rechtverstandene Popularisierung unserer Wissenschaft gesteckt haben, hat im persönlichen Bereich der Ägyptologie viele Freunde gewonnen. Dauerhaft und sachlich aber hat sie dank Ihrer fundierten Darstellungen ägyptischer Geschichte und Kultur in guter und klarer Sprache Wege zur Verständigung zwischen den Fächern geöffnet, für die die herkömmliche Isolierung auf die Länge der Zeit einer Selbstverstümmelung gleichgekommen wäre. Schließlich war Ihre offen ausgesprochene Warnung vor einem Anhäufen von Materialien um seiner selbst willen nur zu berechtigt. Jedenfalls hat die jüngere Generation längst zu lernen begonnen, daß das Nachdenken über die Dinge genau so wichtig ist wie ihre Sammlung und daß auch mit neuen Methoden neue Erkenntnisse zu gewinnen sind, vor allem, wenn neuer Stoff nicht zu erwarten steht. Wer bei Ihnen studiert hat, konnte nicht mißverstehen, wie Sie es meinten: Sammeln ist selbstverständlich, aber es ist nicht Selbstzweck. Denn der Ägyptologe soll in unseren Jahrzehnten nicht zum Antiquar, sondern zum Historiker erzogen werden. Doch Ihre Modernität schließt auch praktische Dinge ein. Wer Sie seit langem als leidenschaftlichen und meisterhaften Autofahrer kennt, wird sich kaum wundern zu hören, daß Sie als kaum Achtzehnjähriger auf dem Wege gewesen waren, Marineoffizier zu werden. Dahinter stand freilich etwas anderes und Tieferes als die Technik. Es ist die Liebe zum Meer und zur Weite, die Sie nach dgr Emeritierung schließlich bestimmt hat, Ihren Wohnsitz in Hamburg zu nehmen. Möge Ihnen dort noch viel gelehrte und humane Einsicht beschieden sein durch den Blick auf die Ferne der See und in die Tiefen der Geschichte jener alten Hochkultur, in deren Dienst wir alle mit Ihnen verbunden sind. Siegfried Morenz f

1971]

1

W. B a r t a: Bemerkungen zur Darstellung der Jahreszeiten

WINFRIED BAETA

Bemerkungen zur Darstellung der Jahreszeiten im Grabe des

Mrr-wj-ki.j

In seiner nun schon über ein Jahrzehnt als Standardwerk geltenden Kunstgeschichte Altägyptens ging Walther Wolf, dem dieser Beitrag zu seinem 70. Geburtstag in aufrichtiger Verehrung gewidmet sei, auch auf jene berühmt gewordene Darstellung im Grabe des Mrr-wj-k3.j ein, die einen Schreiber oder Maler vor einer Staffelei mit den Darstellungen der drei Jahreszeiten sitzend zeigt (vgl. die beigegebene Zeichnung) i . Mit Recht wird von Walther Wolf dabei das Rätselhafte des Motivs betont und vermutungsweise angenommen, daß der Grabherr bei der Auswahl des Wandschmuckes f ü r sein Grab dargestellt sein könnte, einer Aufgabe, der er sich ohne Zweifel selbst unterzogen haben wird. Die folgenden Bemerkungen wollen versuchen, diese Vermutung zu bestätigen und durch neue Gesichtspunkte zu begründen.

Relief aus dem Grabe des Mrr-wj-k3 -j in Saqqara Zeichnung von F. Gehrke nach P. D u e l l , The Mastaba o£ Mereruka I, The Sakkarah Expedition, Chicago 1938, t. 6 1 W. W o l f , Die Kunst Ägyptens — Gestalt und Geschichte, Stuttgart 1957, p. 240f. und Abb. 206; vgl. auch W. W o l f , Das Problem des Künstlers in der ägyptischen Kunst, Hildesheim 1951, p. 45.

2

W. B a r t a : Bemerkungen zur Darstellung der Jahreszeiten

[97. Band

Das fragliche Relief befindet sich auf der Ostwand des kurzen Korridors zum ersten Raum der oberirdischen Kultkammer und ist damit direkt am Eingang des Grabes angebracht worden 2 . Das Grab selbst liegt in Saqqara nördlich der Teti-Pyramide an der Nordwestecke der Pyramidenumfassungsmauer. Die EingangsöfFnung wurde dabei nach Süden zur Pyramide hin ausgerichtet. Die Darstellung zeigt lebensgroß den auf einem Sessel sitzenden Grabherrn mit der Binde des Vorlesepriesters und einer über die Schulter gelegten Schreiberpalette wie er nach rechts, also aus dem Grabe, hinausblickt und vor sich eine Art Staffelei mit einem beschriebenen Papyrus stehen hat. Eine zweite Staffelei hinter ihm ist leer geblieben 3 . Der Papyrus wurde von rechts nach links und nur zum Teil entrollt, wie sich aus dem Wulst am linken Rande der Staffelei schließen läßt. Mrr-wj-kS.j scheint diesen Papyrus eben beschrieben zu haben, denn er f ü h r t mit seiner rechten Hand den Pinsel und hält in seiner Linken eine Muschelschale mit der angerührten Farbe. Außerdem steht vor ihm auf einem hohen Untersatz der dafür nötige Wassernapf. Auf dem Papyrus selbst sind die Personifikationen der drei Jahreszeiten iht, prt und smw dargestellt. Sie blicken wie der Grabherr nach rechts und sitzen auf Stühlen mit kurzen Lehnen. Dem grammatischen Genus ihrer Bezeichnungen entsprechend werden die beiden ersten Personifikationen weiblich, die letzte männlich wiedergegeben. Auf ihren Händen bringen sie innerhalb eines Ovals — als Ausdruck der Zeitdauer, die jede Jahreszeit symbolisiert - vier Monats-Hieroglyphen dar. Jeder Figur ist außerdem vor den Knien eine weitere Hieroglyphe beigegeben worden: nfr vor iht, htp vor prt und 'nh vor smw. I n erheblich kleinerem Maßstab wird vor dem Grabherrn mit der Schärpe des Vorlesepriesters über der Brust sein Sohn ffnw dargestellt. Er scheint sich ebenfalls an der im Bild wiedergegebenen Arbeit beteiligt zu haben, denn er bringt eine Muschelschale mit Farbe und sein Schreibzeug, also Palette, Binsenhülse und Farbsäckchen, herbei. Über ihm stehen seine Titel und sein Name: Œ D Î j l j l j l A k m î J L V ^ Î f f l J H W— ^w-ntr m-s^-Ttj hntj-s z:;.f hrj-h3bt zh md3t-ntr lInw „Untervorsteher der Priester an der Pyramide des Teti ( = die Stätten des Teti dauern), Palastangestellter 4 , sein Sohn, der Vorlesepriester und Schreiber des Gottesbuches, ffnw". Das bis dahin einmalige, von Mrr-wj-kü.j verwendete Motiv wurde wenig später von Hntj-ki.j kopiert 5 , dessen Grab in unmittelbarer Nachbarschaft an der Nordostecke der Pyramidenumfassungsmauer des Teti liegt. Auch hier befindet sich das Relief in der Nähe des Eingangs auf der Südwand des ersten Raumes, der wie ein erweiterter Eingangskorridor wirkt und sich nach Osten hin öffnet 6 . Die Figur des schreibenden Grabherrn, der eindeutig durch Titel und Name: wt Jnpw Jhhj „Balsamierer des Anubis, Jhhj"7, bezeichnet ist und ebenfalls die Binde des Vorlesepriesters trägt, blickt nach links - also wie Mrr-wj-kS.j auch - zum Eingang hin. Die Konzeption des Motivs unterscheidet sich nur durch wenige Einzelheiten von der bei Mrr-wj-kS.j ; so fehlen z. B. die Hieroglyphen nfr, htp und 'nh, als Beischriften der Jahreszeiten, die im übrigen nicht mehr auf Stühlen sitzen, sondern knien, und man hat auf die Wiedergabe einer zweiten Staffelei ver2 P o r t e r - M o s s , Bibliography I I I , Oxford 1931, p. 140 (Nr. 6) und p. 136 (Grabgrundriß); P . D u e l l , The Mastaba of Mereruka I, The Sakkarah Expedition, Chicago 1938, t. 6.und 7; vgl. auch G. D a r e s s y , Le mastaba de Mera, Mémoires de l'Institut égyptien, Kairo 1898, p. 524f. und H. S c h ä f e r , in W. W r e s z i n s k i , Atlas zur altägyptischen Kulturgeschichte III, Leipzig 1936, p. 1 ff. 3 H. S c h ä f e r , op. cit., sieht den freien Kaum zwischen den Bildtafeln der beiden Staffeleien als ein Versehen des Bildhauers an und meint, daß nur eine einzige große Staffelei mit einer durchgehenden Tafel geplant war. Dagegen spricht jedoch u. a. die Paralleldarstellung des Hntj-k3.j (siehe unten), die deutlich zeigt, daß die Bildtafel kleiner war und vor dem Gesicht des Grabherm endete. 4 Zur Bedeutung des Titels vgl. W. H e l c k , Untersuchungen zu den Beamtentiteln des ägyptischen Alten Reiches, Ä g F o 18, Glückstadt 1954, p. 107f.; siehe auch H. K e e s , in Kulturgeschichte des Alten Orients — Ägypten, München 1933, p. 30 Anm. 1. 5 Mrr-wj-ki.j lebte zur Zeit des Königs Teti, Hntj-ki.j wenig später zur Zeit von König Teti und Pepi I. 6 T. G. H. J a m e s , The Mastaba of Khentika called Ikhekhi, London 1953, t. 10 und t. 3 (Grabgrundriß). 7

Jbbj ist der Kosename von

Hntj-ki.j.

1971]

W. B a r t a : Bemerkungen zur Darstellung der Jahreszeiten

3

ziehtet. Außerdem werden anstelle des einen Gehilfen bei Mrr-wj-k3.j drei Personen abgebildet, die sich in viel kleinerem Maßstab auf den Grabherrn zu bewegen. Zwei von ihnen bringen Schreibergeräte und Papyrusrollen herbei und sind durch Inschriften namentlich genannt: z3.f hrj-hSbt smsw Ddj-Ttj8 „sein Sohn, der Vorlesepriester, der Älteste, Ddj-Ttj" und zh pr mdit-ntr pr-3 Msj „Schreiber der Gottesbücherbibliothek des Palastes, Msj". I n späterer Zeit scheint das hier behandelte Motiv der drei Jahreszeiten nicht mehr verwendet worden zu sein, mit Ausnahme vielleicht eines leider sehr zerstörten Reliefs im Grabe eines Wh-htpw in Meir, das noch einmal auf eine der Darstellung des Mrr-wj-k3.j vergleichbare Wiedergabe zurückgegriffen haben könnte 9 . Da im Mrr-wj-k3.j-Grab Name und Titel des Schreibenden nicht erhalten sind, nahmen N. deG. Davies und A. Erman an, daß sich dort der mit der Ausschmückung des Grabes beauftragte Künstler dargestellt habe 1 0 . Sie wandten sich damit gegen die von G. Daressy vertretene Auffassung, der in der Darstellung den Grabherrn Mrr-wj-k3.j selbst wiedergegeben sah 1 1 . Nach Bekanntwerden der Paralleldarstellung im Grabe des flrUj-kS.j glaubte W. Fr. v. Bissing, daß ffntj-kü.j der anonyme Künstler des Mrr-wj-k3. j-Gr&bes sei und sich sowohl in seinem eigenen Grabe als auch in dem seines Auftraggebers in der Attitude eines Schreibers und Malers habe abbilden lassen 12 . Während dann H. Schäfer bei der Deutung des Schreibenden noch zwischen anonymem Künstler und Grabherrn schwankt 1 3 , entscheiden sich A. Hermann, W. St. Smith und W. Wolf f ü r die ohne Zweifel richtige Ansicht G. Daressys |/| , und H. Junker erwähnt mit Recht, daß eine lebensgroße Figur am Eingangsgewände einer Mastaba nur den Grabbesitzer selbst wiedergeben kann 1 5 . Der Sohn des Mrr-wj-k3.j Hnw wird in der Mastaba seines Vaters nur in unserer Szene und sonst an keiner anderen Stelle abgebildet oder genannt J 6 . Er ist aber sehr wahrscheinlich innerhalb des Mastaba-Bezirks seines Vaters mit begraben worden ; denn wir kennen den Opferplatz eines flnw, der sich an die Außenseite der Umfassungsmauer lehnte und aus einer kleinen Kapelle mit Opfertafel und Serdab bestand. Außerdem hat sich ganz in der Nähe auch die Scheintür eines JJnw gefunden 1 7 . Die Darstellung, die uns hier beschäftigt, wird mit wenigen Ausnahmen als eine Szene gedeutet, die den Grabherrn zeigen soll, wie er den Reliefschmuck seines Grabes auswählt und entwirft 1 8 . Die drei Jahreszeiten werden dabei als Sigel und symbolisch-verkürzte Motivwiedergabe verstanden und mit den Reliefs in der Jahreszeitenkammer des Sonnenheiligtums Königs Niuserre bei Abu Gurab verglichen, d. h. die verschiedenen Reliefs im Grabe des Mrr-wj-k3.j bzw. des flntj-ki.j müßten als Illustrationen der drei Jahreszeiten 1 9 oder, allgemeiner ausgedrückt, als Geschehnisse aufgefaßt werden, die sich, ohne mit einer bestimmten Jahreszeit verbunden zu sein, im Laufe eines Jahres ereignen können 2 0 . Unbeantwortet blieb dabei allerdings bisher die Frage, welche 8 Ddj-Ttj nannte sich nach dem Tode von König Teti Ddj-Ppj. D a die Titelfolge noch mehrmals in dieser Reihenfolge im Grabe begegnet, kann sie nicht zu zi.f smsw hrj-hibt umgestellt werden. ~ 9 B l a c k m a n - A p t e d , The Rock Tombs of Meir VI, London 1953, p. 31 und t. 13. 10 A. E r m a n , ZÄS 38, 1900, p. 107. 11 G. D a r e s s y , Le mastaba de Mera, Mémoires de l'Institut égyptien, Kairo 1898, p. 524f. « W. Fr. v. B i s s i n g , ZÄS 64, 1929, p. 137f. 13 H. S c h ä f e r , in W. W r e s z i n s k i , Atlas zur altägyptischen Kulturgeschichte III, Leipzig 1936, p. 1. 14 A. H e r m a n n , M D I K 6, 1936, p. 151 ff.; W. S t . S m i t h , A History of Egyptian Sculpture and Painting in the Old Kingdom, London 1946, p. 355; W. W o l f , Die Kunst Ägyptens, Stuttgart 1957, p. 240. 15 H. J u n k e r , Die gesellschaftliche Stellung der ägyptischen Künstler im Alten Reich, SÖAW, Phil.-bist. Klasse Wien 1959, p. 84f. 16

Auch andere Söhne des Mrr-wj-ki.j

finden

sich nur einmal erwähnt. Einer von ihnen hat dabei einen

sehr ähnlich lautenden Namen, nämlich AA/WVA ® o Q1 Hntj, getragen. 17 F i r t h - G u n n , Teti Pyramid Cemeteries I, Excavations at Saqqara, Kairo 1926, p. 42; vgl. P o r t e r M o s s , Bibliography III, Oxford 1931, p. 143. =, %6pO=, 'kindle', (781b)lr< was no more transparent for the Demotic writer of the Dem. mag. pap. than for the Copt, since he writes this verb ^ I f ^ ^ 8 ^exNNA-, 6'àunà« included by Crum is, as T i l l has pointed out, a different word meaning 'compile, establish (a list)', see his Die kopt. Rechtsurkunden der Papyrussammlung der Osterr. Nationalbibl., p. 2. 0 Adding ' s xeNfi and XXHA from K a s s e r , Compléments au dictionnaire copte de Crum, 107. 10 Also s x n x o y listed by K a s s e r , Compléments etc., 108. 11 Diet., p. 410; accepted by L e P a g e R e n o u f ( P S B A 11, 76) and S p i e g e l b e r g (Kopt. Handwb., 273), 12 S t e i n d o r f f , Kopt. Gr., 2nd éd., p. 16. who follows D é v a u d , but not by Wb. V, 131. ,3 The Bohairic form OHAyz (instead of en Ay) is the influence of the PI. SNvyz, 'forearms' (Crum 777a, 14 Rec. trav. 34, 1912, 156—6. 15 For further forms sec K a s s e r , Compléments, 109. s. v. XNA2).

4*

46

Ph. D e r c h a i n : KAIMI2

tiy-r, as if it meant 'take mouth' and employs its Qualitative written

[97. Band

)

(16,11, and

vo. 31,3-4), ty-ryti, or>i ^ Y> ^¿^.(14,21),ii/-rfi,toexpress^XepXlT( B 6 , epHOyT). And yet there can be hardly any doubt that X6fO= originates in * ^—D ® , dit ht r, 'give, put fire to' which is a common expression of Late Egyptian (Wb. I l l , 217, 12). I t is, therefore, only the pronominal state X6fO= that is etymologically correct, the other three forms being formed mechanically on the pronominal form. 8. HAfO, 'see' (contributed recently by Pap. Bodmer VI) is, of course, MAY + 6 P ° 16j but both this absolute infinitive and the construct NAfG- are secondary, and only the pronominal state HXpO= has right to the pronominal form 6 f O of the preposition 6-. 9. BCMXp(DOYT, Qualitative of CMOy, 'bless' (Crum 335b) "does not stand somehow for *CMA J j pCDOYT from || ^ ^ , smi'-hrw, 'justify the voice' (of the dead) as thought B r ugsch, Wb., 578, but is a secondary Qualitative of *CMApO < CMOY GpO=. The 'correct' Bohairic Qualitative of CMOY i s CMAY-^T or CMAMAT, on which see S e t h e , Verbum, passages collected in vol. I l l (Indices), p. 73. It has probably been noticed that in the list of verbs coalescing with the preposition N- the wellknown verb 2NG-, 2NA= (Crum 690a) 'be willing, desire', had been omitted. The reason is that while it seems certain that the element -HA= is the pronominal form of the preposition N- as Sethe 18 was the first to see, the Egyptian verb underlying the first part 2- is still obscure. It cannot be ^ ® , 3h, 'be useful', for one would then expect j j in the Bohairic and 3 in the Akhmimic forms, which is, however, not the case, all Coptic dialects showing concordantly 2, a fact which Sethe seems to have overlooked, though he had himself stated the correspondence of Egyptian h, with Coptic sounds quite categorically19. The Egyptian prototype clearly contained an f[], h, or j^, h. This requirement would be satisfied by Demotic this seems to have

meanings21

hn, adduced by Griffith and Thompson20 but

incompatible with the meaning of 2NAs. I t may be, as suggested by

Polotsky 22, that

2NA= represents *2N + NAs, and that the verb in question is J ^ i* D., hnn or hn (Wb. II, 494, lOff.) adopting an old idea of Brugsch23. The difference of meaning between this verb ('incline, bend,.. . approve') and 2NA= is considerable, but the details cannot be discussed here.

PHILIPPE DERCHAIN

KAIMIS J e weiter die Ägyptologie fortschreitet, desto zuverlässiger erscheinen die Berichte der klassischen Autoren über Ägypten, die als wertvolle Quelle benutzt werden können, wenn wir sie richtig verstehen. Nach beinahe anderthalb Jahrhunderten unmittelbarer Erforschung des alten Ägyptens sind wir oft in der Lage, die antiken Aussagen und Beschreibungen mit echtem zeitgenössischen Material zu vergleichen, woraus sich meistens ergibt, daß Diodor, Plutarch, Jamblichos u. a. m. sich um authentische Kenntnisse bemüht haben, die sie wohl aus Büchern schöpften, die helleni« See K a s s e r in ZÀS 92, 114. 17 Adding further forms /; cmxpcuoY, BCMJ»pOT listed by K a s s e r , Compléments 54. « ZÄS 47, 136. !" S e t h e , Verbum I, § 2 5 4 . 20 The Demotic Hag. Papyrus I I I , no. 580 and 581. 21 L . cit., no. 579, 'move towards, approach (?)'. 22 OLZ 1957, col. 232. 23 B r u g s c h , Wb. 902, and Supplement, 755.

46

Ph. D e r c h a i n : KAIMI2

tiy-r, as if it meant 'take mouth' and employs its Qualitative written

[97. Band

)

(16,11, and

vo. 31,3-4), ty-ryti, or>i ^ Y> ^¿^.(14,21),ii/-rfi,toexpress^XepXlT( B 6 , epHOyT). And yet there can be hardly any doubt that X6fO= originates in * ^—D ® , dit ht r, 'give, put fire to' which is a common expression of Late Egyptian (Wb. I l l , 217, 12). I t is, therefore, only the pronominal state X6fO= that is etymologically correct, the other three forms being formed mechanically on the pronominal form. 8. HAfO, 'see' (contributed recently by Pap. Bodmer VI) is, of course, MAY + 6 P ° 16j but both this absolute infinitive and the construct NAfG- are secondary, and only the pronominal state HXpO= has right to the pronominal form 6 f O of the preposition 6-. 9. BCMXp(DOYT, Qualitative of CMOy, 'bless' (Crum 335b) "does not stand somehow for *CMA J j pCDOYT from || ^ ^ , smi'-hrw, 'justify the voice' (of the dead) as thought B r ugsch, Wb., 578, but is a secondary Qualitative of *CMApO < CMOY GpO=. The 'correct' Bohairic Qualitative of CMOY i s CMAY-^T or CMAMAT, on which see S e t h e , Verbum, passages collected in vol. I l l (Indices), p. 73. It has probably been noticed that in the list of verbs coalescing with the preposition N- the wellknown verb 2NG-, 2NA= (Crum 690a) 'be willing, desire', had been omitted. The reason is that while it seems certain that the element -HA= is the pronominal form of the preposition N- as Sethe 18 was the first to see, the Egyptian verb underlying the first part 2- is still obscure. It cannot be ^ ® , 3h, 'be useful', for one would then expect j j in the Bohairic and 3 in the Akhmimic forms, which is, however, not the case, all Coptic dialects showing concordantly 2, a fact which Sethe seems to have overlooked, though he had himself stated the correspondence of Egyptian h, with Coptic sounds quite categorically19. The Egyptian prototype clearly contained an f[], h, or j^, h. This requirement would be satisfied by Demotic this seems to have

meanings21

hn, adduced by Griffith and Thompson20 but

incompatible with the meaning of 2NAs. I t may be, as suggested by

Polotsky 22, that

2NA= represents *2N + NAs, and that the verb in question is J ^ i* D., hnn or hn (Wb. II, 494, lOff.) adopting an old idea of Brugsch23. The difference of meaning between this verb ('incline, bend,.. . approve') and 2NA= is considerable, but the details cannot be discussed here.

PHILIPPE DERCHAIN

KAIMIS J e weiter die Ägyptologie fortschreitet, desto zuverlässiger erscheinen die Berichte der klassischen Autoren über Ägypten, die als wertvolle Quelle benutzt werden können, wenn wir sie richtig verstehen. Nach beinahe anderthalb Jahrhunderten unmittelbarer Erforschung des alten Ägyptens sind wir oft in der Lage, die antiken Aussagen und Beschreibungen mit echtem zeitgenössischen Material zu vergleichen, woraus sich meistens ergibt, daß Diodor, Plutarch, Jamblichos u. a. m. sich um authentische Kenntnisse bemüht haben, die sie wohl aus Büchern schöpften, die helleni« See K a s s e r in ZÀS 92, 114. 17 Adding further forms /; cmxpcuoY, BCMJ»pOT listed by K a s s e r , Compléments 54. « ZÄS 47, 136. !" S e t h e , Verbum I, § 2 5 4 . 20 The Demotic Hag. Papyrus I I I , no. 580 and 581. 21 L . cit., no. 579, 'move towards, approach (?)'. 22 OLZ 1957, col. 232. 23 B r u g s c h , Wb. 902, and Supplement, 755.

1971]

Ph. D e r c h a i n : KAIMIS

47

sierte Ägypter zur ehrlichen Aufklärung der Griechen geschrieben h a t t e n E i n solches Werk kann wohl auch Clemens Alexandrinus gelesen haben 2 . Gleichwertige standen sicher Plutarch zur Verfügung, wie es sein ausgedehntes Wissen andeutet und wie ich es noch einmal beweisen werde. Was sie aber aus diesem objektiven Wissen gemacht haben, wie sie es im Lichte ihrer eigenen Geisteshaltung zum Träger der damals herrschenden symbolischen Philosophie umwandelten, bleibe dahingestellt und den Philosophie- und Religionshistorikern überlassen. Dem Ägyptologen aber fällt es zu, die Ägyptenerfahrung der alten Autoren zu prüfen und die Grenze zwischen ägyptischer Wirklichkeit und alexandrinischer Phantasie so scharf wie möglich zu zeichnen. Auf diesem besonders schwierigen Forschungsgebiet ist schon sehr viel geleistet worden. Es ist aber immer ein Glücksfall, gerade auf die Vorlagen zu stoßen, die von den Alten benutzt wurden. Darum werden hier gewöhnlich kurze Notizen bevorzugt, wo Einzelheiten trefflich gedeutet werden können, selten dagegen Kommentare von ganzen Werken 3 . Es ist ein großes Verdienst Th. Hopfner's gewesen, die Abhandlung Plutarchs über Isis und Osiris mit einem Kommentar zu versehen, der unentbehrlich geworden ist und der mit großer — auch ägyptologischer - Gelehrsamkeit das Ägyptische vom Griechisch-Philosophischen zu trennen versuchte 4. Seit er vor beinahe dreißig Jahren diese Arbeit veröffentlichte, sind natürlich ab und zu neue Details hinzugekommen, ohne daß der eigene Wert seiner Ausführungen beeinträchtigt wird. Im Folgenden möchte ich noch einmal die letzten Zeilen von Kap. 56 besprechen und die Grenze, die Hopfner zwischen Ägyptischem und Unägyptischem gezogen hat, etwas verschieben. Zunächst der Text: Tov fiev ovv 7üoov elto&aoi Kaifiiv nQocfayoQeveiv, OTIEO ecfxlv ÖQcbfievov. alcr&rjTov yäo xal ögaxdv 6 xöctfwa. r\ ö' rIaia eoxiv oxe xal Moi}& xal näfav "A&voi xal Me&veo Tioodayogevezai. arjfiaivovai de rq> fisv Ttqdnco rwv ovofidrcüv firjXEQa. xä> de devreQw olxov "QQOV xödfitov, äyu&oj xal xa&aQ. An anderer Stelle der gleichen Teilnehmerliste begegnet jedoch nochmals ein „Königsedler, Vorsteher der Fremdsprachigen Hwjn-hrw", so daß unter Umständen zwei gleichnamige Personen mit dem gleichen Titel bei dieser Expedition bezeugt sein könnten. An eine versehentliche Doppelsetzung 1/f

G o y o n , Nim volles Inscriptions rnpestros du W a d i H a m m a m a t N r . 2 t.

1971]

61

E. E d o l : Felsinschriften aus Tumàs

ist wohl nicht zu denken. Die Expedition fand im 37. Jahre Phiops' I. statt, wie aus Urk. I 93 hervorgeht, wo der gleiche Expeditionsleiter genannt wird wie bei G o y o n Nr. 21. So ist der Hwjn-hrw bei Tumäs auch in diese Zeit zu setzen oder besser eine Generation später, falls wir den tf.wjn-h/rw von Tumäs mit Sndm-jb's Sohn ffwjn-hrw aus dem Wadi Hammamat gleichsetzen: Tumäs -

W. Hammamat Sndm-jb I

Hwjn-hrw " I Gbj

.

flwjn-hrw

Im Wadi Hammamat war der Vater Sndm-jb mit anwesend, in Tumäs dagegen schon der Enkel Gbj mit dem jEfwjn-hrw zusammen. So könnte die Inschrift bei Tumäs aus der Zeit des Merenre oder Phiops' II. stammen. Der Name Hwjn-hrw dürfte Abkürzung sein für Mrjj-r'w hwjn-hrw „(König) Mrjj-r'w ist einer, den Horus geschützt hat". Wenigstens werden durch die Listen von Expeditionsteilnehmern Hamm. Nr. 10315 = Urk. I 95, 4 - 8 (Liste A), Hamm. Nr. 107 ^ = Urk. I 93, 12-15 (Liste B) und Hamm. Nr. 101 (Liste C) folgende Entsprechungen nahegelegt, wenn nicht gesichert: H a m m . N r . 103 1 0 jmj-ht hmwwtjw pr-'i Mrjj-r'w nfr Mrjj-r'w hwjn-pth Mrjj-r'w hwjn-hrw,B S'nh pth Mrjj-r'w19

H a m m . N r . 107

= Urk. I 95,4 95,4 ^ 95,5 95,6 95,8

= Urk. I

jmj-ht hmwwtjw Nfrj Jiwjn-pth Hwjn-hrw

H a m m . N r . 101 jmj-ht

hmwwtjw j j 17 Hwjn-pth

93,11 93,15 93,12 93,13

-

(pr-'i)

[ N f r ]

-

S'nh-pthu

-

Der Name des Sohnes, Gbj, war bisher nur aus dem Mittleren Reich bekannt unter der Schreibung ^

J(j(|

P N I S. 350.

15 Die b e i d e n I n s c h r i f t e n beziehen sich auf die gleiche E x p e d i t i o n wie G o y o n N r . 21. — D e r jmj-ht hmwwtjw (Mrjj-r'w-)hwjn-hrw ist wegen des a b w e i c h e n d e n Titels k a u m i d e n t i s c h m i t d e m ebenfalls in G o y o n N r . 21 g e n a n n t e n „ V o r s t e h e r d e r F r e m d s p r a c h i g e n " Hwjn-hrw 1 10 R a n k e , P N I I S. 26 A n m . 3 b e h a u p t e t zwar, d a ß das Mrjj-r'w in d e n P e r s o n e n n a m e n dieser L i s t e „nicht zu d e n N a m e n " g e h ö r e ; er w i d e r s p r i c h t sieh a b e r selbst, d a er auf d e n f o l g e n d e n Seiten das Mrjj-r'w z u m N a m e n z i e h t : S. 69 u m s c h r e i b t u n d liest er einen dieser N a m e n s o : hwj .w.n-pth-mrjr' „(König) mrjr' ist einer, d e n P t a h g e s c h ü t z t h a t " . W e i t e r e N a m e n dieser Liste gibt er in P N I I S. 43: s'nh-pth-mrjr' „ P t a h erhält d e n (König) mrjr' a m L e b e n " ; 309, 28: hwj(.w).n-pth-mrjjr'; 310, 1; hwj(.w).n-hr(.w)-mrjjr'. Die beiden letzten N a m e n ü b e r s e t z t er e n t s p r e c h e n d der auf S. 69 gegebenen u n d oben z i t i e r t e n Ü b e r s e t z u n g . I n B d . I w i r d bei allen diesen N a m e n d e r K ö n i g s n a m e Mrjj-r'w weggelassen. E i n völlig klares Beispiel d a f ü r , d a ß der K ö n i g s n a m e mitgelesen w e r d e n m u ß , ist a u c h G o y o n , . W a d i H a m m a m a t N r . 32, wo h i n t e r d e n Titeln als N a m e folgt: 17

C • H I) J ^ f ® ^

^

"der'

d e n P t a h

geschützt

hat

>

ist

Phiops".

M o n t e t gibt d e n N a m e n s o : Mff (] (], o h n e E r g ä n z u n g . E i n e F o t o g r a f i e wird v o n dieser I n s c h r i f t (Nr. 101)

n i c h t gegeben, u n d a u c h bei L D I I 115b f e h l t a u s g e r e c h n e t dieser eine N a m e , der „ u n p e u a u d e s s o u s d e l ' i n s c r i p t i o n " ( = d e r H a u p t i n s c h r i f t ) s t e h t . D i e E r g ä n z u n g zu | ^ N r . 107 wird der N a m e n u r m i t e i n e m j g e s c h r i e b e n ; J ^ 18

13

I

a

^ s o g ° w a g t werden. — In

^ (j.

D e r gleiche M a n n (gleicher N a m e , gleicher Titel) b e g e g n e t a u c h in H a m m . N r . 34!

n Q

W a s wir hier d u r c h s'nh u m s c h r e i b e n , sieht hieroglyphisch so a u s : W . H a m m . N r . 103 11 ^

WMA

^

; N r . 101

ijl ® Alle diese S c h r e i b u n g e n k ö n n e n s'nh, gelesen w e r d e n (sdmf-Form); sie k ö n n t e n a b e r a u c h s'nhn ( R e l a t i v f o r m ) gelesen w e r d e n ; in d e m einen F a l l h ä t t e N r . 103, i m a n d e r e n F a l l N r . 101 die k o r r e k t e Schreib u n g o h n e g r a p h i s c h e M e t a t h e s i s . — Zu b e a c h t e n ist, d a ß d a s E l e m e n t (.w), d a s R a n k e bei d e r m a s k . Singularf o r m d e r R e l a t i v f o r m s t e t s schreibt, eine rein t h e o r e t i s c h e K o n s t r u k t i o n ist. E i n w wird in der R e l a t i v f o r m n u r bei P l u r a l f o r m e n ausgeschrieben, vgl. m e i n e A l t ä g . G r a m m . § 665.

62

E . E d e l : Felsinschriften a u s T u m â s

[97. B a n d

b) D i e T i t e l a) D e r T i t e l spsj

nswt

Die Titel von Vater und Sohn lauten gleich, sind also nicht ranglich abgestuft wie in der Inschrift des Mhw und SSbnj. Der Titel „Königsedler" (spsj nswt = SN) scheint zunächst ranglich niedriger als die Rangtitel des Mhw und Sibnj zu sein. Das ließe sich illustrieren durch ein Graffito, das de M o r g a n , Cat. Mon. I 205, unten, nach einer Mitteilung von Sayce in hieroglyphischer Umschrift fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt wiedergegeben hat 20 . Der Vater HnbSbij trägt dort die Titel SB .SW .HH, der Sohn dagegen die Titel SN.M'21! Sehr wahrscheinlich wird auch der Sohn einmal die Titel des Vaters geerbt haben, während bei unserer Felsinschrift Vater und Sohn die gleichen Titel tragen und darum vielleicht auch der Vater nicht mehr sehr viel weiter ranglich erhöht wurde 22 ? So hält auch H e l c k , Unters, zu den Beamtentiteln S. 119 den Titel S N für einen „Jugendrang" der „Söhne hoher Beamter". Es ist auch höchst charakteristisch, daß die Titelkombination SN .M' — worauf Helck nicht eingeht - ganz überwiegend in Felsinschriften begegnet, also von aktiven und relativ jungen Männern getragen worden sein dürfte 23 , während die Kombination von M' mit den Titeln SB oder SW in Felsinschriften schon auffallend viel seltener ist (unsere Tumäsinschrift des Mhw und SSbnj gehört zu diesen seltenen Belegen !)2/i. Damit geht Hand in Hand, daß sich in den Gräbern der Qubbet el Hawa, wo der Titel des M' doch recht häufig vorkommt 25 , der Titel 20 W ä h r e n d des Heidelberger Orientalistenkongresses 1965 h a b e ich die v o n m i r wiederaufgefundene I n s c h r i f t i m Lichtbild v o r g e f ü h r t . E i n e Veröffentlichung wird z u s a m m e n m i t weiteren Felsinschriften der Assuaner Gegend vorbereitet. 21 E i n weiterer Fall dieser A r t ist G o y o n , W . H a m m . N r . 21, wo der V a t e r ein SW.jmj-r kit ist, der „älteste S o h n " dagegen ein SN.M'\ Die N a m e n sind: V a t e r Mrj-pth-'nh-Mrjj-r'w, Sohn Enpt-nfrt. 22 I c h setze das Fragezeichen, weil ich a u c h einen gegenteiligen F a l l m i t einiger Sicherheit belegen zu k ö n n e n glaube : I n einem Graffito nördlich Assuan, das ich wiedergefunden h a b e u n d veröffentlichen werde (es ist bei de M o r g a n , Cat. Mon. I 205 v e r k ü r z t u n d bis zur U n k e n n t l i c h k e i t entstellt), begegnet ein &N.M' Ki-m-snw u n d sein Sohn M" (sie ohne SN) Jdw. I n diesem F r ü h j a h r (1969) f a n d ich das Grab eines SW.M'.jmjjrtj wjiwj Ki-m-snw, der höchstwahrscheinlich auch identisch ist m i t d e m Topfstifter SW.HH Ki-m-snw in m e i n e m A s s u a n b a n d Taf. 112, wenn ich auch f ü r die weiteren Gründe f ü r letztere Gleichung auf die k o m m e n d e P u b l i k a t i o n verweisen m u ß . I c h h a l t e den &N.M' Ki-m-snw wegen der r ä u m l i c h e n N ä h e zu Assuan u n d wegen des f ü r die Qubbet el H a w a bisher isoliert dastehenden N a m e n s f ü r identisch m i t den beiden anderen gleichnamigen Personen. Ki-m-snw h ä t t e also s p ä t e r doch noch höhere Titel erhalten. 23 Diese Felsinschriften liegen in Gegenden, die normalerweise n u r zu einem b e s t i m m t e n A u f t r a g aufgesucht werden, z. B. z u m Steinebrechen, oder wie in T u m â s im Zuge einer Auslandsexpedition. 2/1 G u n d l a c h b e m e r k t in seiner Dissertation „Die D a t i e r u n g der hieroglyphischen u n d hieratischen I n s c h r i f t e n aus d e m W a d i H a m m a m a t " , Heidelberg, 1959, S. 30, d a ß die Titelkombination SB.SW „in den m i r b e k a n n t e n Expeditionsinschriften des A R n i e " v o r k ä m e (ausgenommen Beispiele aus der E r s t e n Zwischenzeit). N u n , die I n s c h r i f t des Mhw in T u m â s , die wir soeben publiziert h a b e n , ist schon eine A u s n a h m e v o n dieser B e o b a c h t u n g , aber sie ist in der T a t selten u n d unterstreicht d a m i t Gundlachs Feststellung. 25 So häufig, d a ß m a n vielfach b e h a u p t e t , aus diesen L e u t e n seien G a u f ü r s t e n geworden. Diese Ansicht g e h t zurück auf P i r e n n e , H i s t o i r e des I n s t i t u t i o n s et d u droit privée de l'ancienne E g y p t e I I I , 1935, 84; „Le roi ne disposera plus dès lors que de son armée mercenaire c o m m a n d é e p a r les imira a, si puissante sous P e p i I I qu'ils deviendront princes d ' E l e p h a n t i n e et c o m p t e r o n t p a r m i les plus influents des f é o d a u x d u S u d " . Vgl. d o r t a u c h S. 260. Ebenso H e l c k , V e r w a l t u n g des Mittleren u n d N e u e n Reiches, 1958,200: „Eine Sonderstellung n i m m t endlich E l e p h a n t i n e ein, wo die d o r t stationierten K a r a w a n e n f ü h r e r die M a c h t i m Gau e r h a l t e n u n d somit zu ' G a u f ü r s t e n ' werden". — W e n n die vielen M' in Assuan, zu denen ja j e t z t neue d u r c h die A u s g r a b u n g e n h i n z u g e k o m m e n sind, z. T. auch m i t so bescheidenen R a n g t i t e l n wie SW.M', alle Gauf ü r s t e n geworden wären, s t ü n d e n wir vor einer Inflation von G a u f ü r s t e n . Die Theorie Pirennes ist p h a n t a s i e voll, aber nicht d u r c h F a k t e n u n t e r m a u e r t . Z u g r u n d e liegt ihr das bisherige Fehlen des Titels hrj-tp 'i nj spit i m Gau v o n Assuan, f ü r den j e t z t aber Belege nachweisbar sind, vgl. E d e l , Die Felsengräber der Q u b b e t el H a w a bei Assuan I I , 1. Bd. Taf. 39, sowie den im D r u c k befindlichen T e x t b a n d , K a p . IV, E . I n den T r ä g e r n des Titels M' g l a u b t e Pirenne u m so eher die tatsächlichen G a u f ü r s t e n sehen zu können, d a er den Titel d u r c h die irrige Ü b e r s e t z u n g „directeur de c a r a v a n e s " ( H e l c k , B e a m t e n t i t e l , S. 115: „Vorsteher der K a r a w a n e n f ü h r e r " ) zu sehr aufwertete. E s h a n d e l t sich bei diesen L e u t e n aber p r i m ä r u m F ü h r e r ( j m j - r ) v o n angeworb e n e n Söldnern (eig. „Fremdsprachige", wie G a r d i n e r , P S B A 37, 1915, 117ff. gezeigt h a t ) . I h r e r a n g m ä ß i g e

1971]

E. E d e l : Felsinschriften aus Tumäs

63

SN bei Grabinhabern nur ganz selten findet. Am Ende ihrer Laufbahn haben anseheinend doch die meisten die Rangstufen eines SW, SB oder gar eines H' erreicht, so daß $N (in SN .31') als Titel erscheinen könnte, der ranglich unter dem des SW steht 26 . Auf der anderen Seite aber ist es - trotz der in Anm. 26 aufgeführten (wenigen) Beispiele doch so, daß man im Normalfall entweder Titel wie H', SB, SW .HH oder den Titel SN nennt. Das Material — die verschiedenen Titulaturen von jeweils ein und derselben Person in den Gräbern der Qubbet el Hawa und auf Felsinschriften - muß ein andermal ausgebreitet werden, aber man scheint dabei zu dem Schluß zu kommen, wie ihn F i s c h e r , ZÄS 86, 1961, 28 aus anderen Gründen gezogen hat, wonach SN ein „general term for 'courtier'" sei. So hilft uns unser bescheidenes Wissen über die Titel 27 nicht allzu viel bei der Beurteilung unseres $wjn-l),rw und seines Sohnes. ß) Der Titel jmj-r 'iw „Vorsteher der Fremdsprachigen (= Söldner)" Sehr interessant ist auf jeden Fall die hier vorliegende, sehr seltene Verbindung des Titels M' mit einem Ländernamen. Sie kommt noch vor in ^ ^ f l — ( j Q ^ ^ fv/vQ-.. (] ^ q Kairo 1638, das F i s c h e r , Inscriptions from the Coptite Nome S. 28 übersetzt „Overseer of Interpreters of Yam" . . . (namens Jwt) und im Dahschurdekret [1 ^ ^ ¡ ^ p Tj ö ^ ^ | J ^ (j ^ l ^ v f q ' f^^o „The Companions, Overseers of Interpreters of Medja, Yam and Irtjet" F i s c h e r , ebenda = Urk. I 111, 10. Somit sind durch diese Belege einschließlich des neuen Belegs aus Tumäs nun die Namen von vier größeren nubischen Ländern hinter dem Titel M' belegt: Jrtt, ZStw, Jim, Mdi. Sicherlich handelt es sich bei dem Wort '3 in dem Titel jmj-r 'iw; nicht um „Dragomane" der betreffenden Länder, sondern - dem eigentlichen Wortsinn gemäß - um „Fremdsprachige" aus diesen Ländern, für die ein „Aufseher" angemessener ist als für Dolmetscher. Diese „Fremdsprachigen" wurden als Söldner ins Land geholt, wie die Inschrift des Wnj28 zeigt, und wurden anscheinend im allgemeinen nach Landmannschaften getrennt gehalten, wie unsere ausführlichen Titel zeigen. Die vielen sonstigen Belege für M' werden daher im Grunde als Verkürzungen für ,,M' njw (Land) X" anzusehen sein; die Herkunft dieser fremdsprachigen Söldner konnte dem Leser einer Felsinschrift oder eines Grabsteines ja gleichgültig sein. Ein M' mag auch öfters wechselnden Söldnertrupps zugeteilt worden sein. Daß die Frauen und die Kinder dieser Söldner auch in Ägypten siedelten, ist mehr als wahrscheinlich. Ob die M' auch eine zivile Aufsicht über solche ausländische Gemeinwesen ausübten, oder nur über deren waffenfähige Kontingente, ist nicht klar 29 . B e r i c h t i g u n g : In Abb. 3, Z. 7 sollto im Namen Sibnj statt des Zeichens für ib vielmehr das Zeichen

sib — ^ stehen. Stellung konnte sehr verschiedener Natur sein und ergibt sich aus den sonstigen Titeln, die sie führen. Die Übersetzung von ' durch „Karawane" findet sich schon bei E r m a n , Glossar, 1904, 19 und ist durch Gardiners zitierten Artikel überholt. Eine neue Behandlung des Wortes ' ('j') habe ich zur Zeit in Vorbereitung. 26 W o er zugleich mit dem Titel SW vorkommt — was sehr selten ist — steht er nach SW.HH; z. B. SW.HH.&N.smr-pr.M'

Jnjj

B M 1 4 8 0 ; HH.¡SN.jmj-r

st-hntjw-s.

M' Wdiw de M o r g a n , F o u i l l e s ä D a h c h o u r

II S. 15, Fig. 34; SW.HH. jmj-r hntjwspr-'i. i§N . . . Ggj B o r c h a r d t , Statuen und Statuetten von Königen und Privatleuten (Cat. Gen.), 1911, Nr. 72. 73. 2? Vgl. ausführlich zum Titel S N auch de W i t , CdE 61, 1956, 9 2 - 9 3 . 28 Urk. I 101, 1 3 - 1 5 . 2" Vgl. zu dem Titel M' auch Anm. 25.

64

L. H a b a c h i : Jubilees of Harnesses I I and Amenophis I I I

[07. B a n d

LABIB HABACHI

The Jubilees o! Harnesses II and Amenophis III with Reference to Certain Aspects of their Celebration Hierzu Tafel V - V I I

During the long reign of Ramesses I I , extending over 67 years, this sovereign celebrated fourteen jubilees, more than any other Pharaoh. I t seems that in all these festivals great personalities were charged with proclaiming their approach and perhaps taking all the steps necessary for their celebration. But in only nine of these cases do we know the persons charged with this work. Khaemweset, the favourite son of the king, and Kha, his vizier, were entrusted with the announcement of the first five jubilees, while the latter was also concerned with the sixth. Khaemweset, however, left more inscriptions commemorating his achievements in these festivals than those inscribed by Kha. I n the Speos of Haremhab at Gebel El-Silsila he left three records, in the area of Aswan two and in El-Kab one. Thus in a niche in the facade of Haremhab Speos, he engraved his figure, accompanied by an inscription referring to a king's order given to him to proclaim in year 30 the first jubilee On the sides of the door leading from the Gallery to the Sanctuary of the same Speos, he carved two almost identical rock-stelae giving the date of the first four jubilees as years 30, 34, 37 and 40 2 . I n the area of Aswan, the same prince has left a rock-stela on the east side of Biga Island with a mention of the first three in years 30, 34 and 37 3. At the foot of the Public Garden lying to the north of Cataract Hotel in Aswan, we discovered a lightly incised inscription speaking of the announcement of the 5th jubilee in year 42 4 . On the facade of the Temple of Amenophis I I I at El-Kab, the prince shows himself in front of his father with an inscription below stating that he came to this place in year 41 to make known the 5th jubilee 5. Mariette published a reproduction of an almost identical inscription, which he claimed to have seen on Siheil Island 6 . No trace of it is to be found in this Island, and undoubtedly Mariette was mistaken in attributing the inscription to Siheil, instead of El-Kab. Kha, the vizier, left in the Gallery of Haremhab Speos two rock-stelae and an inscription of one horizontal line commemorating the first six jubilees. On a rock-stela to the north of the door leading to the Sanctuary, the first four jubilees are stated to have taken place in years 30, 34,37 and 40 7. Above a statue of the vizier to the south of the same door, he carved a long line of inscription in which it is stated that on the first day of the first month of winter, year 42, orders were given to him to make known the fifth jubilee 8 . On the second stela carved to the north of the first one, orders were agair 1

P o r t e r - M o s s , Bibliography V, p. 209, N o . 4. Ibid p. 212, N o s . 42, 43. Here years of actual celebration of the feasts are recorded; no e x a c t dato is 3 given t o point orders given for the proclamation of these festivals. Ibid p. 256, N o . 5 B . 4 There the prince is shown almost life-size, looking towards Elephantine and lifting his hands in adoration. This inscription w e hope to publish w i t h other inscriptions of K h a e m w e s e t . 5 The year of this proclamation of the jubilee is sometimes t a k e n as year 40, 41 or 42, but year 4 is certain; there is a hole in the place where a part of t h e numeral is engraved; for this inscription, see ibid p. 188, N o . 1. 6 Published in Mon. divers, pi. 71, N o . 33, reproduced in D e M o r g a n and others, Cat. des mon. et inscr. I, p. 103 and referred to in P o r t e r - M o s s , op. cit. p. 251, No. 137. Only Mariette states that this inscription existed on Siheil Island. 7 Ibid p. 212, N o . 47. These are t h e years w h e n the jubilees are celebrated. 8 L e g r a i n , Rec. de trav. X X V I , p. 219 footnote 3. I n P o r t e r - M o s s , op. cit. p. 212, N o . 48, this line of inscription is referred t o as a stela and placed to the north of t h e stela of the vizier mentioning the first four jubilees, see plan p. 209, but actually it lies t o the south of the door leading to the Sanctuary. The celebration of this feast m a y have taken place in year 43, s e e B o r c h a r d t , Jahre u n d T a g e derKronungsjubilaen, in: Z A S 72, pp. 52ff., cf. p. 54. 2

1971]

L. H a b a c h i : Jubiloos of Ramesses I I a n d Amonophis I I I

65

given to the vizier on the same day and month, but in year 45, for the announcement of the approach of the 6th jubilee 9 . Nothing is known about the 7th and 8th jubilees except for a scarab in Berlin mentioning the latter one 10 . Most probably they were celebrated in years 49 and 52 with an interval of three years between them as in the case of most of the feasts. But of the remaining ones, we are better informed, thanks to an inscription found at the entrance of the Pylon in Armant Temple n . According to this inscription, the king gave orders on the first day of the first month of winter, years 54, to the chief steward of Ramesseum, Iupa, to announce the nineth jubilee 12 , and to the vizier Noferronpet in the 17th day of the first month of winter in years 57 and 60 to proclaim the 10th and 11th jubilees respectively 13 . For the 12th, 13th and 14th jubilees, orders were given on the first day, first month of winter in years 61, 63 and 65 to announce their approach 14, but the persons charged with this work are unknown to us; their names are missing on the block with the mention of the jubilees. But did the people made responsible for announcing the approach of festivals carry out all the formalities by themselves or were they aided by some officials? We can find an answer to this question in inscriptions in some places, and especially in Haremhab's Speos. To the north of the entrance to the Gallery, under the inscription of the lieutenant-commander Yuy and above of that of Huy, son of Khaemweset, is an inscription of two horizontal lines. These read: "The servant Iya, of the sim-priest, Khaemweset, he went to make known the 4th jubilee with Sena'-ibpayi after he went with the siw-priest and king's son, Khaemweset, in the jubilees" 15 (fig. 1, pi. Va). Here

Fig. 1. Inscription of J y a a m i Sona'ibpayi of tho 4 t h jubiloo

we have two people, one described as a servant of the prince and tho other, given no title, who are said to have come to the Speos after celebrating the fourth jubilee. Three more inscriptions are engraved in the Speos by people who are engaged with the prince in announcing either this or other jubilees. Two of these are almost identical and are concerned with the same person. One of them is inscribed under a statue of the prince carved in a niche 16 . This reads: "The servant 0 This d a t e was t a k e n t o b e 44, 45 or 46 ( P o r t e r - M o s s , op. cit. p. 212, No. 49, b u t 45 seems t o be certain, a stroke is sure t o h a v e been in t h o hole in t h e place where t h e n u m e r a l is engraved. T h e celebration of t h i s feast t o o k place in t h e following year, B o r c h a r d t , op. cit. p. 54. 10 R o e d e r , Aeg. I n s c h r . aus den S t a a t l . Museen zu Berlin, I I , p . 518, No. 5081. 11 M o n d - M y e r s , Temples of A r m a n t , p. 163f., pis. L X X X V I I u p p e r , X C I I I , 1, 3. 12 F o r t h i s m a n , see H e l c k , Zur V e r w a l t u n g des M. u n d N. Reiches, p. 376f. a n d 491f. This feast is m e n tioned on a s c a r a b in t h o Cairo M u s e u m , G a u t h i e r , Livre des rois I I I , p. 46 f o o t n o t e 3. B r e a s t e d in A n c i e n t R e c o r d s I I I , P a r . 550—60 spoke of t h e first nine jubilees, b u t t h e y e a r s h e h a s assigned t o t h e m are 13 n o t all correct. F o r t h i s m a n , see H e l c k , op. cit. p p . 322 a n d 451ff. 14 T h e m e n t i o n of these years were f o u n d on a loose stone beside t h e P y l o n , b u t t h e y could only be thoso of jubilees. T h e 12th jubilee is recorded to b e t h e year 51, b u t t h i s is u n d o u b t e d l y a m i s t a k e for 61, a n d t h e d a t e of t h e 14th is n o t complete on t h e stone a n d was proposed t o b e either 65 or 66, t h e f o r m e r is m o r e proWable since it was celebrated in t h e following year a n d t h e k i n g died in his 67 year. ls A fascimile of t h i s inscription was published in Bull. I n s t . E g . 3 Ser. X , 1899, p. 133, b u t no w o r d a b o u t it. F o r its position, see P o r t e r - M o s s , op. cit. p. 211, No. 30. According t o m y last collation of t h i s inscription, the sign for f o r t y a t t h e end m u s t be corrected t o those of t h e hb-sd followed b y throe strokes. 16 I b i d . p. 212, No. 40; it is said t o represent R a m e s s e s I I , b u t h a v i n g a side-lock w i t h t h e inscription referring t o t h e invocation of t h e king's ka, it c a n n o t be t h a t of t h e king. T h o u g h t h e n a m e a n d titles of t h e owner are n o t q u i t e clear, m o s t probably it represents K h a e m w e s e t .

L. H a b a c h i : Jubilees of Ramesses I I and Amenophis I I I

66

[97. Band

of the .siw,-priest and king's son Khaemweset (called) Ramose, he came with his master to announce the jubilee" (fig. 2, pi. Vb). The second inscription17 is identical except that the name of the owner is found after that of the prince. The third inscription is engraved at the northernmost

Fig. 2. Inscription of Ramose

end of the west wall of the Gallery. It reads : "Made under the charge of the sim-priest and king's son Khaemweset by the secretary Sunero (sul) after he returned in following his master to make known the festival in the whole land" (fig. 3, pi. Vc). Here we have a fourth person who bears a rather important title and who came after he had followed the prince in announcing the jubilees, which are here not specified. Below this inscription is a second one concerned with men who were serving Panehsi, the vizier of Merneptah. This reads: "The singer of the vizier, (called) Nakhtuamen and Amenkha of the vizier Panehsi and the follower of the vizier Panehsi (called) Huy, after he went to the House of Ptah, South-of-his-Wall, lord of Ankhtaui". But what concerns us more in this is the representation of three men below, all engraved behind the stela of Kha commemorating the 6th jubilee. These persons are shown standing with uplifted arms looking in the same direction as the vizier in this stela ; a fact which shows that they were connected with him in the proclamation of the 6th jubilee. The first is described as: "The scribe Hatiya, the blessed, son of the judge, Y t a " , the second as: "His brother the real scribe of the lord of the Two Lands, Neferhotep, the blessed", while the third is referred to as: "The scribe, Thay, the blessed" 18 . Another inscription, in a way similar to it, is found behind the second rock-stela of Kha speaking of the first four jubilees. This has two men also standing with uplifted arms and looking at the same direction as Kha. These have incomplete inscriptions; before the first man is the inscription: "The scribe . . . Akhbakenamen?, the blessed" 19 , and before the second is . . .y. These persons seem to have helped Kha in the proclamation of one or more of the first four jubilees. Above is another inscription of people serving the vizier Panehsi and telling about their coming to this place. That Silsila was chosen to record the jubilees and other events seems to point to the fact that this place had a religious and strategical importance. Silsila has shrines for Hapi related with the Nile and its inundation. Again Silsila seems to mark the frontiers of Egypt and Nubia20. In addition to Silsila, there is a rock inscription on Siheil Island dealing with one of the jubilees. This shows a man with uplifted arms before the two cartouches of Ramesses I I , below which is the following inscription: "Year 33, the repetition of hb-sd of the lord of the Two Lands 'Usermare setpenre'. The governor of Elephantine, Khnememwesekhet, the blessed"21. This governor of Elephantine must have been involved in the preparation for the proclamation of the second jubilee, This is carved under the statue of the prince cut on the other side of the door of the Sanctuary, ibid. No. 45. This whole group of inscriptions and persons is described as: „five lines of text of prince Khaemweset, and three scribes below", ibid, No. 50. As we have seen above, only the upper two lines belong to the prince, the other three lines to the vizier Paneshi and the scribes belong to the vizier Kha. I t is to be noted that among these persons, Sunero may be identified with a certain one who was „the overseer of the cattle" and who sent a letter to the prince Khaemweset (Leiden I, 368) saying „1 am executing every commission in perfectly good order", J . J a n s s e n , OMRO X L I , 1960, p. 45f. and in another letter (Leiden I, 350 vs) where he is given the title of „scribe" (ibid. Supplement of X L I I , 1961, p. 33). Though he is given different titles to the one which he bears in our inscription, the relation of these letters to Khaemweset and his father males it possible that the same person is meant. 19 The name of Akhbakenamen is not attested in R a n k e , Personennamen, but it can be approached with such names as Shnyimnhtp, vol. 1 p. 3: Iff. 20 See P. B a r g u e t , Les stèles du Nil au Gebel Silseleh, in BIFAO L, p. 49f. 21 P o r t e r - M o s s , op. cit. p. 251, No. 137. References to publications and manuscripts are there mentioned, but in the publications the name of the man responsible for the graffito was never correctly recorded. 17

18

TAFEL V

T A F E L VI

a, b. Big block with 1

TAFEL VII

¡ppmimmmm^m 1

:k with the dyads

i 971]

L. H a b a o h i: Jubilees of Ramesses I I and Amenophis I I I

67

as other governors of towns and provinces might have been also involved. As we have seen above, this jubilee took place in year 34, but the people engaged in proclaiming this one, as well as the others, must have started announcing its future occurence several months before its actual celebration. Thus some of these festivals were celebrated in the year following t h a t in which they were proclaimed. I t may be said t h a t the fourteen jubilees of Ramesses I I were celebrated in years 30, 34, 37, 40, 43, 46, 49, 52, 55, 58, 61, 62, 64, 66 22. I t is unknown where these jubilees were celebrated, but we know of two moulds mentioning the third and sixth jubilees coming from Qantir. This must have been the place where they were celebrated 23 . 22 For the first six jubilees, see B o r c h a r d t , op. cit. p. 54. For the 7th and 8th, the dates are not sure and for the rest we assume that the celebration took place a year after their proclamation, except when it is spoken of more than one feast together, then the years of the actual celebrations are mentioned. 2 3 H a m z a in A S A E X X X , p. 59, Nos. 5, 6 and fig. 15.

68

L. H a b a c h i : Jubiloes of Ramosses I I and Amenophis III

[97. B a n d

Turning now to the jubilees of Amenophis I I I , we find t h a t this king celebrated only three jubilees in years 30, .34 and 37 of his reign. All three took place in his Palace in Molgata, as can be concluded from the discovery there of hundreds of labels of jars for provisions presented on years of their celebration. The first jubilee is mentioned in the tomb of Khaemhet, overseer of the granaries of Upper and Lower Egypt (no. 57 of the Theban Necropolis 24 ), and in the Mortuary Temple of Amenhotep, son of Hapu 25, but more details about the ceremonies performed on t h a t occasion are to be found on blocks of the Funerary Temple of the king 20, in Sulb Temple 27 and in the tomb of Kheruef, the chief steward of Queen Tiye (No. 192 of the Theban Necropolis 28 ). Of jar-labels noted to year 30, 229 were found in Molgata. Even more were inscribed in year 34 for the second jubilee, but no mention has ever been found of this festival. Few of jar-labels were marked with year 37 of the third jubilee 20 , but of ceremonies carried out during this celebration we know much, thanks to scenes in the tomb of Kheruef 3 0 . But were these great personalities helped by minor officials charged with the proclamation of these festivals, as was the case with those of Ramesses I I ? I t is true t h a t , from the time of Amenophis I I I and even from the reign of any other pharaoh, we do not possess inscriptions similar to those of Khaemweset and K h a spoken of above. But it is improbable t h a t Ramesses I I acted without precedent. I t is quite likely t h a t he would have copied Amenophis I I I , of whom he was a great admirer; he copied him in giving the same names to certain of his colossi 31 , and it is likely t h a t he also copied him in the procedure of celebrating jubilees. We have seen above how Kheruef was keen in his tomb to show details of the first and third jubilees. Such an interest taken by this official in these two jubilees clearly indicates t h a t he played a prominent part in their celebration. There may be some clue to this in some inscriptions elsewhere. Kheruef left two rock inscriptions in the district of Aswan 32 , where more than one inscription commemorating the jubilees of Ramesses I I were engraved. One of these 33 lies on a boulder on the Island of Hassawanarti opposite Aswan Museum. This may be considered the most beautiful graffito in the whole area of Aswan, where there are almost nine hundred of them. There the figure of Kheruef is carved life-size in exquisite detail, wearing a wms-cloth on his head and dressed in a long garment with short sleeves above a short skirt (pi. Via). He is looking towards Elephantine Island, lifting his two hands in adoration in front of the prenomen of the king placed above a nwbsign and under the two feathers with the sun-disk between them. The inscription above gives just his name and two main titles as: "The royal scribe and the steward, Kheruef". Below is an inscription of three lines reading: "Giving adoration to the lord of the Two Lands, and doing obeisance to the good god, I give homage to the beautiful ruler, t h a t his ka may be pleased everyday, (namely) by the royal scribe and steward, Kheruef". What is quite interesting is the representation of the two figures carved on a much smaller scale, behind him, b u t shown, like Kheruef, standing and lifting their hands in adoration. Each is described by a column of inscription in front of him, the first as: "The servant Minerhatef", and the second as: "The servant of the king's wife Tiye P o r t e r - M o s s , Bibliography I 2 , p. 116f., No. 15. 25 Y a r i l l e et R o b i c h o n , in CdE No. X , 1935, pp. 237ff, cf. 241. 28 Hero Ricke and Haeny worked during the years 1967—8 and found blocks with fragmentary scenes of a jubilee, which t h e y believed to represent the first one. The latter scholar is studying these blocks and others at Karnak that came from the same site. 27 P o r t e r - M o s s , Bibliography VII, p. 170, Nos. 5, 6. For Mermose involved in the celebration of this jubilee, see CI. V a n d e r s l e y e n in CdE X L I I I , 1968, pp. 25ff. 28 P o r t e r - M o s s , Bibliography I( 2 ), p. 298f., Nos. 5, 6. 29 For the jar-labels presented to the king on his three festivals, seo H a y o s in J N E S X , pp. 35ff and 82ff. M P o r t e r - M o s s , op. cit. p. 299, Nos. 7, 8. 31 See L a b i b H a b a c h i , Features of the Deification of Ramesses II, p. 48. 32 There is also a third inscription quite likely to belong to the same man. This is published only by P o t r i e , A Season in Egypt, No. 347. There it is described as appertaining to a certain Kheruef adoring Khnum. N o title is mentioned, but since the name is not a common one, it m a y also belong to the same man who was interested in Aswan and loft two graffiti there. 33 Only roughly reproduced in D e M o r g a n and others, Cat. des mon. et inscr. I, p. 44, No. 4.

1971]

L. H a b a c h i : Jubilees of Ramosses I I and Amenophis I I I

69

(called) H u y " 3 ' ' . Here we have two servants, one attached to the service of Tiye, b o t h accompanying Kheruef in his mission to Aswan. This reminds us of the inscriptions at Silsila with the mention of people with t h e same title of servants who were accompanying Khaemweset in his errand of making known his father's jubilees. Kheruef was the king's herald, as was t h e vizier K h a , who, like Khaemweset, was charged with the proclamation of jubilees. As such, he came to the region of Aswan with Minerhatef and H u y to proclaim one of his sovereign's jubilees. The second Kheruef inscription is also one of the most finely carved graffiti at Aswan. I t depicts him ' kneeling in front of Horakhti, shown hawk-headed and sitting on throne (pi. VIb). Opposite is a similar scene, b u t with another official, who w a s : ' 'the real kiug's scribe his beloved, the treasurer, overseer of works, the great friend of the lord of the Two Lands, Nebsemunu, son of the treasurer, Sebkmose". The inscription accompanying the figure of Kheruef reads: "Giving adoration to K h n u m , doing obeisance to Satis and Anukis, m a y t h e y give a beautiful duration accompanied with life, (namely) b y the royal scribe and steward, K h e r u e f " . I n between these two inscriptions Mermose, t h e famous viceroy of Amenophis I I I , seems to have added a third inscription before which he showed himself with the usual fan adoring t h e prenomen of the king. His inscription reads: "Giving adoration to the lord of the Two Lands by the viceroy of Kush, Mermose" 3 5 . I t is unknown on w h a t occasion these three important persons engraved their inscriptions here, just opposite Elephantine; most probably t h e y were concerned with the king's temple on the Island, perhaps erected on t h e occasion of one of his jubilees. A niche with a squatting figure is carved between t h e inscriptions of Kheruef and Nebsumunu and under t h a t of Mermose. B u t a t Bubastis, Kheruef seems again to have been concerned with one of the king's jubilees. There a chapel of the king was erected, as can be seen from a fragment coming from its door, while a sphinx in the najjie of the king and statues or parts of statues of important officials were found nearby 3 6 . Among these is a d y a d showing a certain Khaemweset and his wife Khebuinunes, who was: "a chantress of Bastet". Khaemweset is given t h e titles: "The chief of the archers, the overseer of the northern foreign lands and the petitioner in the first jubilee" 3 7 . According to inscription on both his statue and t h a t of his wife, Khaemweset must have lived in Bubastis. B u t his last title shows t h a t he was concerned with the first jubilee. Taking into consideration the fact t h a t Amenemhet I I I and Osorkon I I , both erected buildings for a M-sd-festival in Bubastis, we m a y be entitled to accept the idea t h a t a similar one for Amenophis I I I was built there 3 8 . If this is true, most likely Kheruef, who left a statue there, played a role in one of the jubilees, quite likely the first one, in which Khaemweset was concerned. I n this case, t h e scene with Kheruef, Minerhatef and H u y in Aswan m a y have been related to the third jubilee in which Kheruef also played a large role. On t h e occasion of jubilees, especially in the first one, the land must have been k e p t busy for several months and great festivities must have taken place. Before the various ceremonies to be celebrated, the king must have erected buildings, obelisks or statues in honour of t h e divinities, especially those concerned with jubilees. Between the First and Second Pylons in his Temple in Abydos, Ramesses I I erected a chapel in commemoration of his first jubilee. There, in more t h a n one place, is seen the following inscription: "The first occurence of the fyb-sd, very numerous like 34 These two persons with their accompanying inscriptions have never been pointed out. The name of the former person is not attested in R a n k e , Personennamen, but it can be approached with similar names formed of that of a divinity, followed b y r hit.f, see vol. II, p. 56f. The name would mean „Min is in front of him". It is quite possible that the latter person was the same Huya, who later became the steward of Queen Tiye after Kheruef, P o r t e r - M o s s , Bibliography IV, pp. 211 f. 35 Again here, as in the other graffito of Kheruef, only a sketch of the scene is found in the various publications and manuscripts. Almost nothing is left of that of Nebsumunu, who undoubtedly accompanied Kheruef in his mission to Aswan (Ibid V, 249). This person was not previously known, but there is no doubt that he was. one of the numerous sons of the overseer of the magazine, "Sebkmose" of Rezeikat. For this man and his family see H e l c k , op. cit. p. 511. The name of this man was read as Mermose, ibid. p. 403 and 512. 3C 37 L a b i b H a b a c h i , Tell Basta, pp.' 102ff. Ibid., pp. 94 and pis. 28, 29 (Urk IV, 1931 f.). 38 Cl. V a n d e r s l e y e n , op. cit. p. 253 footnote 1.

70

L. H a b a c h i : Jubilees of Ramesses I I and Amenophis I I I

[97. Band

Re" 39. The same inscription is found on the Osiride pillars on the western side of the Second Court of the Ramesseum. Before the first jubilee of Ramesses III, his vizier To was delegated to bring the gods' statues from Upper Egypt to Piramesse to be present during the celebration of the festival 40 . That king was a great admirer of Ramesses II, and it is not improbable that the latter did the same in celebrating some of his numerous jubilees. But in one of these that great king seems to have ordered dyads to be carved, each showing himself as deified with one of the great divinities of Egypt. We learn this fact from the presence of the representation of several of these dyads on blocks which were unearthed during the clearance in 1947, of the area to the south of the Unas Causeway. These blocks at one time undoubtedly formed part of the tomb of a man who lived under Ramesses II. The tomb being destroyed, its blocks were reused in building some parts of the Appa Jeremías Monastery to the south of the Causeway. Of these we have one big block, broken into two pieces, but which well fit together (Block 1), and two small ones (Blocks 2, 3). On these is the representation of more or less complete dyads, where the divinities are shown with their peculiar heads and headdresses, and to their left the king is shown with a sun-disk on the head, most probably personnifying the sun-god. Five inscriptions accompany each dyad. The first is on the back, the second on the king's throne, the third on that of the divinity, the fourth faces the king and the fifth the divinity. The first of these has the Horus-name, the prenomen and the name of the king, who is described as beloved of the divinity depicted. The second has either the vulture or the cobra represented alternately opposite the cartouches of the king, described as beloved of the goddess represented. The third has either the nomen or the prenomen of the king described as beloved

by the divinity shown with him. In the fourth, there are the two cartouches of the king, and in the last the name of divinity with some of the usual epithets. Here we give the name of these divinities and their titles: Block I, (pi. V l l a a n d b ) upper register: (1)" Sobk, the Fayumite, Horus, residing in (the Fayum) 4 1 ; (2) Geb, father of the gods; (3) Harendotes, the great god; (4) Neith the Great, the god's mother and mistress of heaven". Lower register: (5) "Ma'et, daughter of Re, mistress of heaven and consort of the gods; (6) Nephthys, the god's sister and consort (of the gods); (7) Isis the Great, the god's mother . . .; (8) Hathor? . . . " . Block 2, upper register (fig. 4): (9) "Amenre, king of the gods and foremost of the Great Ennead". Lower register: (10) "Shepsi, who is in Ash40 39 L e f e b v r e in A S A E VII, pp. 213ff. G a r d i n e r in J E A V, p. 192f. 41 For Horus and Sobk treated as one god, see B o n n e t , Reallexikon der Ag. Religionsgeschichte p. 756.

1971]

L. H a b a c h i : Jubilees^ of Ramesses I I and Amenophis I I I

71

munein . . .". On t h e block 3 (fig. 5), there were two dyads (11, 12) b u t unluckily t h e names of t h e divinities are missing on the surviving part of the block. I n t h e Brooklyn Museum, there is a limestone block on which Ramesses I I is shown with the goddess Anta-of-Ramesses-meramen followed by another figure of the king. Here, as on t h e other blocks coming from Saqqara, we have t h e representation of two dyads, one complete and the other has the figure of the king on the surviving p a r t of t h e block. The divinity in this latter dyad must have been one related t o t h e king; the genitical adjective n connecting t h e two, as in the case of Anta, is clear. The style is somewhat different from ours, t h e d y a d is shown standing and t h e king is represented with his war helmet, b u t t h e technique in both cases is t h e same. The figures are shown in high relief on a surface lower t h a n the remaining parts. This feature was t a k e n as showing the block in t h e Brooklyn Museum to have been unfinished 4 2 , b u t it is undoubtedly a special technique to emphasise t h e importance of t h e figures. Most probably this block came also from Saqqara, whence the other blocks came. Whether this m a y be t r u e or not, we m a y ask ourselves from what building t h e Saqqara blocks came and why we consider the d y a d s depicted on t h e m to have been carved on the occasion of one of t h e jubilees. I n the incomplete inscription on the big block we r e a d : " . . . I made clean the soil t h a t your majesty m a y tread on i t . . . (2) . . . his beauty, mayest thou allow me to behold thee in t h y innumerable j u b i l e e s . . . " . Here jubilees are spoken of, and it is n a t u r a l to expect t h a t such a large number of dyads to have been erected on a great occasion, such as t h e celebration of one of the jubilees. Most probably these dyads were depicted in a t o m b of a person who was involved in the celebration of such feasts. If indeed the t o m b of the prince Khaemweset stood in Saqqara, as m y friend F a r u q Gomaa, working on the monuments of the prince, believes, it is not unlikely t h a t the blocks stood in his t o m b and t h a t t h e d y a d s depicted on t h e m were erected for one of t h e first jubilees, those in which the prince was quite active 4 3 . Did Amenophis I I I erect statues or dyads on t h e occasion of one of his three jubilees 1 I n treating the statues carved b y this king, Yandier enumerated several s t a t u e s of divinities of the same material, form and workmanship with t h e mention of the hb-sd. These are carved in grey granite, nearly life-size, with the graceful features peculiar t o the period and showing the divinity standing and usually holding in the right hand t h e '«A-sign and in the left the wi.s-scepter. On the pedestal of the complete ones, the king is described as beloved of t h e god, styled, a p a r t from the usual epithets, as "chief of t h e fyb-sd", and sometimes as "residing in the Hall of Records". These were statues of: 1, 2) P t a h and Mut, both in Turin Museum; 3, 4) H a t h o r and H a p y , both in MMA; 5) N e p h t h y s in t h e Louvre (changed to mistress of Heracleopolis Magna (pi. V i c ) ; 6)Isis in Marseilles 7, 8) Satis and Anukis?, still on Elephantine and 9) unknown god in Chicago. Vandier mentiones also a pedestal in Avignon, and asks if these statues came f r o m one of t h e places in Thebes 4 4 . We m a y add to his pedestal one seen b y Wilbour in Luxor Hotel and marked b y t h e name of Seshat a second of K h n u m and a third of Osiris, both seen b y ourselves in t h e Mortuary Temple of R a messes I I I in Medinet H a b u . I n this same temple a big statue made b y Amenophes I I I of " P t a h , chief of t r u t h and lord of t h e hb-sd" is found in one of the rooms 46 . This s t a t u e and all t h e others 42

C o o n e y , Five Years of Collecting Egyptian Art, p. 27 (No. 54. 67), pis. 51, 52. From there came most of his monuments, apart from the fact that his main title was the sim-prièst of Ptah, the chief god of the place. Manuel d'archeologie égyptienne III, pp. 384ff. and pis. C X X I I I , 1 - 6 and C X X I V , 2. 45 W i l b o u r , who travelled in E g y p t during 1880—1891, published his diary in: Travels in E g y p t , but he also left a manuscript, now in Brooklyn Museum. Under the letter 2 D , 4 (middle), he gave the inscription of Seshat. This pedestal may be the one seen b y Golenischeff in Medinet Habu, see P o r t e r - M o s s , Bibliography I 2 , p. 774. 46 This statue is placed in a room to the north of the First Hypostyle of that temple. This is a bigger statue than the others of that king, in alabaster, while the others are in grey granite, J e q u i e r , L'architecture et la decoration de l'Egypte ancienne II, pl. 61, 2. Again the temenos wall of the same temple, there are big blocks of this temple, see H ö l s c h e r , Post Ramesside Remains (Medinet Habu VII), p. 36f. We shall speak of all these statues and blocks when dealing with the discoveries of the Mortuary Temple of Amenophis III.

72

M. H e e r m a v a n V o s s : Toetanchamon's schrijn

[97. Band

already mentioned must have come from the neighbouring temple of the king, where, as we have shown above, scenes of the first jubilee of the king were shown in one of the halls. I t is natural to have statues of divinities depicted on the occasion of jubilees. In the Festival Hall of Osorkon I I at Bubastis, numerous divinities are shown each in a shrine, described in most cases as chieves of the hb-sd. Divinities were present on such occasion to grant blessings to the king /,? . This also occurs in Sulb Temple in scenes showing the ceremonies taking place in the first jubilee of Amenophis I I I . In my last visit to Paris in May 1970, I was shown by my friends Robichon and Leclant the excellent facsimiles made by them of these scenes. There, in several registers, various divinities, represented there in great detail, are shown, each in a shrine, to give blessings to the king on the occasion of his first jubilee. Kings undoubtedly did not spare any effort to make their jubilees great occasions to be enjoyed by their subjects. Usually great personalities are then decorated, while others may offer gifts to their sovereigns. Apart from religious ceremonies, monuments, such as chapels, statues and obelisks were erected /,s . But these achievements differ according to the power and resources of the reigning king. Undoubtedly Amenophis I I I and Ramesses I I were amongst the most powerful kings of Egypt. They contributed much to the prosperity of their country, and on such occasions as their jubilees, we cannot doubt that they made exceptional efforts.

MATTHIEU HEERMA VAN VOSS

Toetanchamon's schrijn met Anocbis In een recente monografie 1 besprak ik de 'fd.t - ¿13 .t. De «mysteriekist», die als regel gekarakteriseerd wordt door een statuette van Anoebis, liggende op het deksel. Langs voornamelijk filologische weg werd de conclusie bereikt, dat het de kist betreft waarin de inwendige Organen van Osiris bijgezet zijn. Niet-taalkundig materiaal bleek van de Negentiende Dynastie af deze gevolgtrekking te bevestigen. En wel afbeeldingen van ingewanden — of kanopenkisten bestemd voor particulieren. Bij de identificatie daarvan had in het bijzonder Dr Werbrouck reed sbaanbrekend werk verricht. In het betoog werd eveneens aandacht geschonken aan variaties in de vormgeving bij dergelijke kisten (met behoud van het Anoebis-beeld op het deksel). Details van de 'fd .1 kunnen verschillen; soms wordt ook het 'fd.i-type vervangen, met name door een soort naos. Als voorbeeld van deze laatste mogelijkheid noemde ik onder andere de kanopenkist van Koningin Nedzjemt, die de vier kruiken nog bleek te bevatten (Mysteriekist, p. 8). Zo'n naos met jakhals kan aanzienlijke afmetingen aannemen. Een meer dan manshoog exemplaar wordt bij voorbeeld in de begrafenisstoet van Neferrenpet 2 en in die van Pakerer 3 voortgetrokken. In het laatste geval heeft de kunstenaar abusievelijk de lijkkist erin getekend : zözeer benaderen uitvoering en transportmiddelen die van de naos waarin de dode rust'*. Beide schilderingen van de processie laten het grote belang dat men aan de interne Organen en hun conservering hecht duidelijk uitkomen. 47 Ed. N a v i l l e , The Festival-Hall of Osorkon I I in the Great Tomplo of Bubastis, pp. 20ff. and pis. VII, V I I I and X I I . is The "New Year" Gift of the Pharaoh in J E A 55, pp. 73ff., cf. pp. 80ff., whore A l d r e d speaks in detail about some preparations for celebrating that feast and those of tho jubilees. 1 E e n mysteriekist ontsluierd, Leiden 1969. Hier aangehaald als: Mysteriekist. 2 Thebe, graf 178, 19e D y n . Zie W e r b r o u c k , Les pleureuses dans l'Égypte ancienne, Bruxelles 1938, pl. X X X I en p. 5 2 - 5 3 . 3 Papyrus Leiden T 4, bl. 2 (Dodenboek 1), 19e—20e D y n . De hele stoet: W e r b r o u c k , t. a. p. pl. X X I X . Details in kleur: H e e r m a v a n V o s s , Kunst voor de eeuwighoid, Leiden I960, omslag. 4 Vgl. in verband met dezerelatie B o n n e t , Reallexikon der ägyptischenReligionsgeschichte, Berlin 1952,365.

72

M. H e e r m a v a n V o s s : Toetanchamon's schrijn

[97. Band

already mentioned must have come from the neighbouring temple of the king, where, as we have shown above, scenes of the first jubilee of the king were shown in one of the halls. I t is natural to have statues of divinities depicted on the occasion of jubilees. In the Festival Hall of Osorkon I I at Bubastis, numerous divinities are shown each in a shrine, described in most cases as chieves of the hb-sd. Divinities were present on such occasion to grant blessings to the king /,? . This also occurs in Sulb Temple in scenes showing the ceremonies taking place in the first jubilee of Amenophis I I I . In my last visit to Paris in May 1970, I was shown by my friends Robichon and Leclant the excellent facsimiles made by them of these scenes. There, in several registers, various divinities, represented there in great detail, are shown, each in a shrine, to give blessings to the king on the occasion of his first jubilee. Kings undoubtedly did not spare any effort to make their jubilees great occasions to be enjoyed by their subjects. Usually great personalities are then decorated, while others may offer gifts to their sovereigns. Apart from religious ceremonies, monuments, such as chapels, statues and obelisks were erected /,s . But these achievements differ according to the power and resources of the reigning king. Undoubtedly Amenophis I I I and Ramesses I I were amongst the most powerful kings of Egypt. They contributed much to the prosperity of their country, and on such occasions as their jubilees, we cannot doubt that they made exceptional efforts.

MATTHIEU HEERMA VAN VOSS

Toetanchamon's schrijn met Anocbis In een recente monografie 1 besprak ik de 'fd.t - ¿13 .t. De «mysteriekist», die als regel gekarakteriseerd wordt door een statuette van Anoebis, liggende op het deksel. Langs voornamelijk filologische weg werd de conclusie bereikt, dat het de kist betreft waarin de inwendige Organen van Osiris bijgezet zijn. Niet-taalkundig materiaal bleek van de Negentiende Dynastie af deze gevolgtrekking te bevestigen. En wel afbeeldingen van ingewanden — of kanopenkisten bestemd voor particulieren. Bij de identificatie daarvan had in het bijzonder Dr Werbrouck reed sbaanbrekend werk verricht. In het betoog werd eveneens aandacht geschonken aan variaties in de vormgeving bij dergelijke kisten (met behoud van het Anoebis-beeld op het deksel). Details van de 'fd .1 kunnen verschillen; soms wordt ook het 'fd.i-type vervangen, met name door een soort naos. Als voorbeeld van deze laatste mogelijkheid noemde ik onder andere de kanopenkist van Koningin Nedzjemt, die de vier kruiken nog bleek te bevatten (Mysteriekist, p. 8). Zo'n naos met jakhals kan aanzienlijke afmetingen aannemen. Een meer dan manshoog exemplaar wordt bij voorbeeld in de begrafenisstoet van Neferrenpet 2 en in die van Pakerer 3 voortgetrokken. In het laatste geval heeft de kunstenaar abusievelijk de lijkkist erin getekend : zözeer benaderen uitvoering en transportmiddelen die van de naos waarin de dode rust'*. Beide schilderingen van de processie laten het grote belang dat men aan de interne Organen en hun conservering hecht duidelijk uitkomen. 47 Ed. N a v i l l e , The Festival-Hall of Osorkon I I in the Great Tomplo of Bubastis, pp. 20ff. and pis. VII, V I I I and X I I . is The "New Year" Gift of the Pharaoh in J E A 55, pp. 73ff., cf. pp. 80ff., whore A l d r e d speaks in detail about some preparations for celebrating that feast and those of tho jubilees. 1 E e n mysteriekist ontsluierd, Leiden 1969. Hier aangehaald als: Mysteriekist. 2 Thebe, graf 178, 19e D y n . Zie W e r b r o u c k , Les pleureuses dans l'Égypte ancienne, Bruxelles 1938, pl. X X X I en p. 5 2 - 5 3 . 3 Papyrus Leiden T 4, bl. 2 (Dodenboek 1), 19e—20e D y n . De hele stoet: W e r b r o u c k , t. a. p. pl. X X I X . Details in kleur: H e e r m a v a n V o s s , Kunst voor de eeuwighoid, Leiden I960, omslag. 4 Vgl. in verband met dezerelatie B o n n e t , Reallexikon der ägyptischenReligionsgeschichte, Berlin 1952,365.

1971]

M. H e e r m a v a n V o s s : Toetanchamon's sohrijn

73

Dat belang demonstreert het graf van Toetanchamon op zijn wijze. Ik heb het vertrek op het oog dat in open verbinding staat met de sarcofaagkamer en dat sinds de ontdekking meestal de «Treasury (of the Innermost)» 5 genoemd wordt. Het wordt gedomineerd door de tabernakel met de kanopen en wanneer men daarin de bestemming van deze ruimte zoekt denkt men geheel in Egyptische t r a n t e . «Kanopenkammer» («Canopic room») zoti als aanduiding bepaald duidelijker zijn 7 . Aan de ingang van dit vertrek vond men een imposant object 8 . Een kist, waaronder een draagbaar, met op het deksel een voortreffelijk stuk houtsnij — en inlegarbeid in de vorm van een liggende jakhals. De commentaren in de Egyptologische literatuur concentreren zieh als regel op het dier en zien daar meestal Anoebis als bewaker der beide kamers 0 in. Slechts af en toe bespreekt men hetgeen in de kist aangetroffen werd: een hoeveelheid heterogene voorwerpen 10 , variërend van fragmenten van diverse materialen, zoals metaal en linnen, tot pectoralen. Met het geheel van deze inhoud valt kennelijk niets aan te vangen ; bij gebrek aan een alternatief brengt men hem onder bij de cultus 1 1 van Anoebis of denkt aan reliquieen 12 , echter zonder precedent of argumentatie. De vraag, waarom het inwendige in vier compartimenten en één groter verdeeld is, krijgt daarbij geen aandacht. Evenmin releveert men, dat de kist met jakhals sterk doet denken aan bij voorbeeld die van Pakerer, al zijn de maten bescheidener en van een andere verhouding; opk de wanddecoratie vertoont een opvallende gelijkenis. Tegenover de tot nu toe gegeven, onbevredigende interpretaties zou ik thans een nieuwe willen poneren. Ik meen, dat wij in het prominente stuk de kist mögen zien waarin de inwendige Organen van de farao naar het graf vervoerd werden. Daartoe zijn vier vakken aangebracht, net als in het besproken exemplaar van Nedzjemt. Omdat de omvang van de kist moest corresponderen met de status van de dode en met diens katafalk 1 3 , terwijl de vier compartimenten aan bepaalde maten gebonden bleven, hield men ruimte over, het reeds genoemde grotere vak. De kist is vervaardigd uit verguld hout, conform het voorschrift betreffende de mysteriekist, zoals dat te Dendera bewaard is (Mysteriekist, 5). De jakhals is zwart overeenkomstig bij voorbeeld die van Nedzjemt. Dragers — zo stel ik mij voor — transporteerden het object naar de tombe, gelijk onder meer bij Roj het geval is (Mysteriekist, 7). Aldaar aangekomen werden de Organen overgebracht naar hun definitieve rustplaats, de in de tabernakel opgenomen albasten schrijn. Bij Toetanchamon zal zieh voltrokken hebben wat Mejuffrouw Werbrouck reeds ten aanzien van een particulière bijzetting veronderstelde: «De même que le cercueil, transporté sous un baldaquin, est déposé dans le sarcophage placé d'avance dans la tombe, ainsi les vases canopes transportés dans ce coffre gardé par Anubis seraient ensuite déposés dans le coffre d'albâtre . . .» (t. a. p., 58-59). Anoebis kon daarna zijn post aan de entree van de kanopenkamer betrekken. D a t paste geheel bij zijn roi van beschermer der betrokken organen en ingewijde in het geheim dat zij representeren (Mysteriekist, 7). E n van die plaats af kon hij tevens zijn hoedend oog laten gaan over het complex van schrijnen en kisten dat de mummie zelf omgaf. De kist onder de jakhals fungeerde nu als de van deze god welbekende sokkel. Aan de vakken binnenin werd een nieuwe bestemming gegeven : opslagplaats voor de reeds vermelde veelsoortige inhoud. Een secondaire benutting, waarbij geen enkele relatie tussen de voorwerpen onderling of tussen deze en Anoebis behoefde te bestaan. Aan wie dit laatste te danken is laat zieh niet meer 5 Met een term uit de Turijnse papyrus 1885, waarover laatstelijk T h o m a s , The Royal Necropolis of 0 Thebes, Princeton 1966, 282. Zie het artikel van Mej. R o g o u l i n e , BIFAO 63, 1965, 237-254. 7 Vgl. T a u p i n , in C a p a r t c. s., Tout-Ankh-Amon, Bruxelles 1943, 108 (herdruk in 1950). 8 C a r t e r ' s No. 261 = Musée du Caire. Description sommaire des principaux monuments, Le Caire 1968, 225, No. 447. Een afbeelding bijv. : C a r t e r , The Tomb of Tut-ankh-Amen III, London 1933, pl. VI (herdruk New York 1963). 9 Een onwaarschijnlijke uitleg in D e s r o c h e s - N o b l e c o u r t , Tutankhamen, London 1963, 221, 253 on 256 (transformatie in Anoebis). 10 Carter's Nos. 261e— r; M u r r a y - N u t t a l l , A Handlist to Howard Carter's Catalogue of Objects in Tut c ankhamün's Tomb, Oxford 1963, 10. 11 12 Bijv. T a u p i n , t. a. p. 175. K e o s , in B o n n e t , t. a. p. 43. 13 Als weergegovon in hot unieko fresco; zio bijv. S t e i n d o r f f , A S A E 38, 1938, pl. CXV.

74

E . H o r n u n g : K u n s t der Amarnazoit

[97. B a n d

nagaan. Mogelijk aan de grafrovers. In elk geval zijn de voorwerpen volgens Carter alle door hen «disturbed» (t. a. p., 42). De situatie herinnert aan die welke Maspero aantrof bij de opening van de hier al meermalen genoemde kist van Nedzjemt uit de eerste cache van Deir el-Bahri (Mysteriekist, noot 29). Hij schrijft: «Au moment de la découverte, les quatres compartiments renfermaient outre les canopes une quarantaine de figurines bleues de Pinot'mou et de Nsikhonsou, qui y avaient été déposées soit par un des ouvriers, soit par Abderrassoul ou par un des membres de sa famille.»

ERIK HORNUNO

Gedanken zur Kunst der Amarnazeit Die stilistischen Besonderheiten der Amarnakunst sind oft herausgearbeitet worden. Diese Epoche der ägyptischen Kunstgeschichte ist jedoch in gleichem Maße durch ihre ikonographischen Besonderheiten geprägt, durch eine Fülle neuer Bildmotive oder neuartiger Gestaltungen vertrauter Motive. Welches Licht von hier aus auch auf die stilistische Eigenart der Amarna-Künstler und ihres königlichen Auftraggebers fallen kann, hat bereits der Aufsatz von W. Westendorf über „Amenophis IV. in Urgotfcgestalt" gezeigt i . Damit dieser fruchtbare Neuansatz nicht durch sinnlose, weil zu eng gefaßte, Kritik erstickt wird, scheinen mir die folgenden Bemerkungen und Beobachtungen nicht überflüssig zu sein. Wenn ich mich damit auf das eigenste Gebiet des Jubilars wage, den wir alle als meisterlichen Interpreten ägyptischer Kunstgeschichte verehren, verdanke ich den Zugang den gemeinsamen Jahren in Münster und der verständnisvollen Förderung durch den Jubilar; zugleich darf ich damit an seinen frühesten Aufsatz in dieser Zeitschrift (Band 59, 1924) anknüpfen, denn auch hier geht es um „Vorläufer der Reformation Echnatons" 2 . Als Musterbeispiel einer neuen, kühnen, ikonographischen Lösung gilt seit jeher der S t r a h l e n a t o n Echnatons. Nach einer vereinzelt belegten Frühform, welche die Sonnenscheibe mit Lebenszeichen behängt zeigt 3 , bringt der Umbruch des 4./5. Regierungsjahres die fortan (wohl bis zum Namenswechsel Tutanchatons) gültige Gestalt: eine Sonnenscheibe mit weitausgreifenden Strahlen, die in Hände endigen. Auf einer frühen Sedfest-Darstellung Echnatons 4 halten diese Hände das, was ägyptische Götterhände seit jeher für den Menschen bereithalten und ihm gewähren: alternierend „Leben" und j „Erfolg" 5 ; in den übrigen Darstellungen halten nur einzelne Sonnenhände ein •^•j die anderen bleiben leer. Sicher ist es kein Zufall, daß die Strahlen das sichtbare „Leben" nicht nur an die Nase des Königs, sondern vereinzelt auch an seinen Unterleib halten 0 . 1 P a n t h e o n 21, 1963, 2 6 9 - 2 7 7 . E i n ähnlicher Gedanke schon vorher bei M. P i l l e t , Mélanges Mariette, 1961, S. 91. 2 E i n e erste Formulierung dieser Gedanken gab ich im R a h m e n einer Basler Wintervorlesung 1968/69 über „Ägyptische Reliefkunst". D a mir eine wirklich konsequente Wiedergabe ägyptischer Eigennamen noch n i c h t möglich scheint, halte ich mich hier an die traditionellen F o r m e n „Aton", „Echnaton", usw. 3 Berlin 2072, abgebildet bei H . S c h ä f e r , Amarna in Religion und K u n s t , 1931, Tai. 4 und öfter. 4 Abgebildet bei C. A l d r e d , Akhenaten, 1968, pl. 49. D i e alternierenden Zeichen k o m m e n auch in der Belohnungsszene des Ramose-Grabes, auf einem Münchner F r a g m e n t (Ägypt. Staatssammlung 61/4231), e i n e m Relief im Louvre ( S c h ä f e r a. a. O. Taf. 5; A l d r e d a. a. O. pl. 46) und auf weiteren Sedfest-Fragm e n t e n aus Karnak vor, v o n denen sich unveröffentlichte A u f n a h m e n U . Schweitzers im Basler Seminar befinden. Ob wir hier ein echtes Datierungskriterium vor uns haben (so W . B a r t a , P a n t h e o n 24, 1966, 5f.), wird sich nach Auswertung aller Karnak-Blöcke besser sagen lassen. EinjUbergangsstadium würde dann das Kairoer „Altarbild" bilden, das bei W. W o l f , D i e K u n s t Ä g y p t e n s , Abb. 488 und farbig bei D e s r o c h e s N o b l e c o u r t , Toutankhamon et son t e m p s (Pariser Ausstellungs-Katalog 1967) S. 24 abgebildet ist. Oder „Macht" (vgl. zuletzt E. W i n t e r , Ä g y p t . Tempelreliefs S. 84f.), doch liegen die dynamische Ausübung der Macht und der sichtbare Erfolg in der B e d e u t u n g v o n wia m i t beschlossen. 6 A l d r e d , A k h e n a t e n pl. 5 (Relief aus dem königl. Grab in Amarna). I n D a v i e s , R o c k Tombs of El Amarna, habe ich keinen Beleg dafür finden können.

74

E . H o r n u n g : K u n s t der Amarnazoit

[97. B a n d

nagaan. Mogelijk aan de grafrovers. In elk geval zijn de voorwerpen volgens Carter alle door hen «disturbed» (t. a. p., 42). De situatie herinnert aan die welke Maspero aantrof bij de opening van de hier al meermalen genoemde kist van Nedzjemt uit de eerste cache van Deir el-Bahri (Mysteriekist, noot 29). Hij schrijft: «Au moment de la découverte, les quatres compartiments renfermaient outre les canopes une quarantaine de figurines bleues de Pinot'mou et de Nsikhonsou, qui y avaient été déposées soit par un des ouvriers, soit par Abderrassoul ou par un des membres de sa famille.»

ERIK HORNUNO

Gedanken zur Kunst der Amarnazeit Die stilistischen Besonderheiten der Amarnakunst sind oft herausgearbeitet worden. Diese Epoche der ägyptischen Kunstgeschichte ist jedoch in gleichem Maße durch ihre ikonographischen Besonderheiten geprägt, durch eine Fülle neuer Bildmotive oder neuartiger Gestaltungen vertrauter Motive. Welches Licht von hier aus auch auf die stilistische Eigenart der Amarna-Künstler und ihres königlichen Auftraggebers fallen kann, hat bereits der Aufsatz von W. Westendorf über „Amenophis IV. in Urgotfcgestalt" gezeigt i . Damit dieser fruchtbare Neuansatz nicht durch sinnlose, weil zu eng gefaßte, Kritik erstickt wird, scheinen mir die folgenden Bemerkungen und Beobachtungen nicht überflüssig zu sein. Wenn ich mich damit auf das eigenste Gebiet des Jubilars wage, den wir alle als meisterlichen Interpreten ägyptischer Kunstgeschichte verehren, verdanke ich den Zugang den gemeinsamen Jahren in Münster und der verständnisvollen Förderung durch den Jubilar; zugleich darf ich damit an seinen frühesten Aufsatz in dieser Zeitschrift (Band 59, 1924) anknüpfen, denn auch hier geht es um „Vorläufer der Reformation Echnatons" 2 . Als Musterbeispiel einer neuen, kühnen, ikonographischen Lösung gilt seit jeher der S t r a h l e n a t o n Echnatons. Nach einer vereinzelt belegten Frühform, welche die Sonnenscheibe mit Lebenszeichen behängt zeigt 3 , bringt der Umbruch des 4./5. Regierungsjahres die fortan (wohl bis zum Namenswechsel Tutanchatons) gültige Gestalt: eine Sonnenscheibe mit weitausgreifenden Strahlen, die in Hände endigen. Auf einer frühen Sedfest-Darstellung Echnatons 4 halten diese Hände das, was ägyptische Götterhände seit jeher für den Menschen bereithalten und ihm gewähren: alternierend „Leben" und j „Erfolg" 5 ; in den übrigen Darstellungen halten nur einzelne Sonnenhände ein •^•j die anderen bleiben leer. Sicher ist es kein Zufall, daß die Strahlen das sichtbare „Leben" nicht nur an die Nase des Königs, sondern vereinzelt auch an seinen Unterleib halten 0 . 1 P a n t h e o n 21, 1963, 2 6 9 - 2 7 7 . E i n ähnlicher Gedanke schon vorher bei M. P i l l e t , Mélanges Mariette, 1961, S. 91. 2 E i n e erste Formulierung dieser Gedanken gab ich im R a h m e n einer Basler Wintervorlesung 1968/69 über „Ägyptische Reliefkunst". D a mir eine wirklich konsequente Wiedergabe ägyptischer Eigennamen noch n i c h t möglich scheint, halte ich mich hier an die traditionellen F o r m e n „Aton", „Echnaton", usw. 3 Berlin 2072, abgebildet bei H . S c h ä f e r , Amarna in Religion und K u n s t , 1931, Tai. 4 und öfter. 4 Abgebildet bei C. A l d r e d , Akhenaten, 1968, pl. 49. D i e alternierenden Zeichen k o m m e n auch in der Belohnungsszene des Ramose-Grabes, auf einem Münchner F r a g m e n t (Ägypt. Staatssammlung 61/4231), e i n e m Relief im Louvre ( S c h ä f e r a. a. O. Taf. 5; A l d r e d a. a. O. pl. 46) und auf weiteren Sedfest-Fragm e n t e n aus Karnak vor, v o n denen sich unveröffentlichte A u f n a h m e n U . Schweitzers im Basler Seminar befinden. Ob wir hier ein echtes Datierungskriterium vor uns haben (so W . B a r t a , P a n t h e o n 24, 1966, 5f.), wird sich nach Auswertung aller Karnak-Blöcke besser sagen lassen. EinjUbergangsstadium würde dann das Kairoer „Altarbild" bilden, das bei W. W o l f , D i e K u n s t Ä g y p t e n s , Abb. 488 und farbig bei D e s r o c h e s N o b l e c o u r t , Toutankhamon et son t e m p s (Pariser Ausstellungs-Katalog 1967) S. 24 abgebildet ist. Oder „Macht" (vgl. zuletzt E. W i n t e r , Ä g y p t . Tempelreliefs S. 84f.), doch liegen die dynamische Ausübung der Macht und der sichtbare Erfolg in der B e d e u t u n g v o n wia m i t beschlossen. 6 A l d r e d , A k h e n a t e n pl. 5 (Relief aus dem königl. Grab in Amarna). I n D a v i e s , R o c k Tombs of El Amarna, habe ich keinen Beleg dafür finden können.

1971]

E. H o r n u n g : Kunst der Amarnazeit

75

Das Motiv des Strahlenatons bringt, was schon bekannt ist, ältere Gedanken in eine neue F o r m . Auf der „kleinen" Sphinxstele Amenophis' I I . ist die übliche geflügelte Sonnenscheibe im Stelengiebel mit zwei Armen versehen, welche eine Kartusche mit ausgehacktem Namen - offenbar dem Thutmosis' IV. — halten 7 . Hier wird zunächst eine neuartige Anwendung des alten, seit der Frühzeit belegten Prinzips sichtbar, wonach auch f ü r uns unbelebte Gegenstände Arme erhalten können, sobald sie handelnd a u f t r e t e n ; bekannt sind vor allem die mit Armen versehenen Standarten (Schlachtfeldpalette, „Zierinschrift" Amenemhâts I I I . ) oder Anch-Zeichen (Wagenkasten Thutmosis' IV. u n d oft). Aber auch Texte sprechen vor der Amarnazeit betont von den „Armen" oder „ H ä n d e n " des Sonnengottes, der im A m u n h y m n u s Bulaq 6, 7 (ed. Grébaut S. 18) „Einzigartigster mit vielen H ä n d e n " heißt u n d bereits in den Sargtexten ( I I I 361a b) durch seine „Arme" (rmnwj) dem Verstorbenen „gebündelt" (dmd) Leben spendet 8 . Alles in allem: den Strahlenaton scheint es als literarisches Bild schon seit dem Mittleren Reich zu geben, u n d selbst f ü r die bildnerische Gestaltung gibt es eine vereinzelte Vorstufe zwei Generationen vor A m a r n a ; was aber den Strahlenaton Echnatons prägt, ist die eindrucksvolle, niemals vorher erreichte Konsequenz, mit der dieses Bild ausgestaltet wird. Nicht anders steht es um das Motiv des E r d e k ü s s e n s , der devoten Verehrung des Königs u n d seines Gottes. I n der Realität haben sich die Rücken der U n t e r t a n e n vor Snofru, Sesostris I. oder Hatschepsut so tief gekrümmt wie vor Echnaton. Die Texte spielen o f t genug darauf an : m a n „küßt die E r d e " (sn-tB) vor Gottheiten oder vor dem König m a n liegt „auf dem B a u c h " vor ihnen, aber m a n stellt diese flüchtige Geste der Verehrung nicht dar — sie ist nicht die Grundhaltung, in der Götter u n d Menschen einander gegenüberstehen. Erst zu Beginn der 18. Dynastie, im Grab des Reneni in El K a b , werden Diener beim „Erdeküssen" vor dem Grabherrn dargestellt 1 0 . Diese vereinzelte frühe Verbildlichung des Motivs hält wiederum keinen Vergleich mit der Konsequenz und Verbindlichkeit aus, die dem Motiv in der Amarnakunst zukommen. Dort reicht die Skala des „Erdeküssens" von den Dienern, die es vor hohen Beamten t u n 1 1 , über den Wesir (Ramose vor dem König) bis zum König u n d seiner Familie, die vor Aton langausgestreckt auf dem Bauch liegen 12 . E s geht also nicht darum, eine größere K l u f t zwischen König u n d Untert a n e n aufzureißen, sondern darum, dem flüchtigen Augenblick der größten Ehrerbietung bildliche Dauer zu verleihen. I m memphitischen Grab des H a r e m h a b wird ja sogar die Formel der Amarnabriefe „Zu den F ü ß e n des Königs falle ich nieder, siebenmal, auf Bauch u n d R ü c k e n " in bildliche Darstellung übersetzt 1 3 . Hier zeigt sich die Fähigkeit der Amarna-Künstler im Extrem, bildliche Ausdrücke der Sprache in bildnerische Gestaltung umzusetzen ; dabei ist es, wie der Strahlenaton lehrt, nicht unbedingt nötig, daß ein reales, sichtbares Geschehen als Vor-Bild dient. Sowenig das Motiv des „Erdeküssens" die K l u f t zwischen König u n d Mensch vertiefen soll, sowenig soll die Darstellung der liebevollen Zärtlichkeit innerhalb der Königsfamilie diese K l u f t beseitigen u n d den König vermenschlichen oder aus der Hofetikette herauslösen. Beide Male wird Längstvorhandenes dargestellt, was zur Realität gehört oder gehören soll. F ü r die Zärtlichkeit h a t Alfred H e r m a n n den geistigen Hintergrund bereits vorzüglich umrissen, indem er die gegen7

S e l i m H a s s a n , A S A E 38, 1938, 53ff. mit pl. I X ; in der Edition von H e l c k , Urk. I V 1283ff. zusammen mit der Beischrift fortgelassen. 8 G. T h a u s i n g , Amarna-Gedanken in einem Sargtext, in: Vorderasiatische Studien, Festschr. für V. Christian, 1956, S. 108—110. Die Versionen bieten unterschiedliche Lesarten, doch dürfte der Sinn im wesentlichen feststehen. 9 Belege zu W b I V 154, 8ff., seit den Pyramidentexten. 10 T y l o r , Tomb of Renni, 1900, pl. 14. Ich danke E. Staehelin für den Hinweis auf diese Szene und B. Altrock wie R. Grieshammer für die Nachprüfung in dem mir nicht zugänglichen Werk. " D a v i e s , Rock Tombs of El Amarna II, pl. X I und X X X V I ; I V pl. I X ; V I pl. X X und X X X f . I n einigen dieser Fälle scheint es sich um das Küssen der Füße zu handeln (literarische Belege dafür bei H. O. L a n g e , Amenemope S. 115 (6) und H. G o e d i c k e , Stellung des Königs im Alten Reich S. 54). 12 Stele Kairo CG 34175: P. L a c a u , Stèles du Nouvel Empire pl. LXV. Daß diese Form der Darstellung gerade beim König eine ältere Tradition (seit dem MR) hat, hat H. G. F i s c h e r nachgewiesen: Prostrate Figures of Egyptian Kings, Bull. University Museum Philadelphia 20, 1, 1956, S. 27—42 und Ergänzungen ibid. 21, 2, 1957, S. 3 5 - 4 0 . « W. W o l f , Die Kunst Ägyptens, 1957, S. 522 mit Abb. 499. 6 Zeitachr. für Ägypt. Sprache 97. Band

76

E. H o r n u n g : Kunst der Amarnazeit

[97. Band

seitige Liebe als Bestandteil der „Lehre" erwies 14 . Wenn der Schöpfergott, wie es die Sonnenhymnen des Neuen Reiches detailreich schildern, die ganze Schöpfung liebend durchdringt, wie sollte dann sein irdischer Repräsentant, der König, nicht auch darin als getreuer Sohn und Abbild seines himmlischen Vaters handeln? Noch heute kann der ärgste Tyrann nicht darauf verzichten, in seiner Rolle als „Landesvater" kleine Kinder zu herzen und zu küssen. Neu sind wieder die Konsequenz und die Verbindlichkeit, mit der das Motiv in den verschiedensten Variationen gestaltet wird: vom Zuwenden, fast Berühren der Nasen bis zum deutlichen K u ß 1 5 und zur Darstellung von Nofretete auf dem Schoß Echnatons 1 0 . Auf diesem Hintergrund müssen die „unschönen" Darstellungen des Königs und seiner Familie gesehen werden — unabhängig davon, ob sie ein pathologisches Vorbild haben oder nicht. Die ägyptische Kunst hat mit der Darstellung von Zwergen, Buckligen, Hungernden und krankhaften Veränderungen vom Typ der „Fürstin von P u n t " schon vor Amarna bewiesen, daß sie pathologische Vorbilder treffend charakterisieren konnte. Aber in seiner lehrhaften Art hätte sich Echnaton niemals mit einem bloßen Abbild der Wirklichkeit begnügt, ohne ihm Sinn und Funktion im Gesamtgebäude seiner Lehre über den Aton und seinen Propheten zu verleihen. Die pathologische Deutung der Königsdarstellung macht daher (selbst wenn wir von ihrer Fragwürdigkeit absehen!) die ideologische Deutung nicht überflüssig. Bisher hat nur W. Westendorf ernsthaft versucht, den ideologischen Hintergrund und damit auch die ikonographische Bedeutung der eigentümlichen Darstellung von König und Königin in Amarna aufzuhellen; ich setze seine Deutung hier als bekannt voraus 1 7 und möchte nur auf die bisher geäußerte Kritik eingehen. Wenn C. Aldred in seinem jüngsten Echnaton-Buch gegen Westendorf einwendet 18 , daß auch Thutmosis I I I . „is called the ,father and mother of mankind', b u t . . . never represented as anything eise t h a n a virile conquering king", dann verkennt er gerade die ikonographische Besonderheit von Echnatons Kunstwollen. Thutmosis I I I . hätte ja auch niemals seine Untertanen in Proskynese oder seine Töchter auf seinem Schoß abbilden lassen! Mit solchen Einwänden kann die Überzeugungskraft von Westendorfs Deutung nicht geschmälert werden auch nicht durch den mündlich gehörten Einwand, daß „man" den Schöpfergott in Ägypten nicht so darstelle; vor Amarna wird vieles anders und vieles überhaupt nicht dargestellt, werden vor allem Bilder der Sprache, wie das Beiwort „Mutter und Vater der Menschen", nicht so konsequent ernst und wörtlich genommen. Die extreme, „geschlechtslose" Darstellung des Karnak-Pfeilers Kairo J . 55 938 hat eine bisher unbeachtete Parallele, die noch viel klarer nicht als medizinische Illustration zum „Fröhlich-Syndrom", sondern als Träger einer ideologischen Aussage zu verstehen ist, auch wenn der Sinn dort, Jahrhunderte nach Echnaton, ein anderer ist. I n den Königsgräbern der mittleren und späten 20. Dynastie (nachgeprüft in den Gräbern Ramses' IV., Ramses' VI. und Ramses' IX.) werden die „Feinde", die im Totengericht verdammten Sünder, nackt dargestellt, aber ohne Andeutung von Genitalien; damit wird ihnen im Jenseits sichtbar die Potenz geraubt — wie die übrigen Jenseitsstrafen ein deutliches Gegenbild zum erwünschten Schicksal der Seligen 19 . Natürlich will sich Echnaton nicht als potenzloser „Feind" darstellen lassen, sondern als geschlechtsloser Urgott und damit gerade als die große, im Anbeginn undifferenzierte Potenz, aus der die Welt kommt. " Altägypt. Liebesdichtung, 1959, S. 6 0 - 6 2 . 15 Relief Berlin 14145 ( S c h ä f e r , Amarna Taf. 28), Gruppe des „Küssendon Königs" in Kairo. Besonders schön die jetzt bei C o o n e y , Amarna Reliefs from Hermopolis, 1965, Nr. 12 veröffentlichte Szene (Nofretete mit Tochter). Wegen der schlechten Erhaltung bleibt es fraglich, ob schon die bei A b u B a k r , Excavations at Giza 1949—1950, Fig. 77 mit pl. 53 abgebildete Szene einen Lippenkuß meint (Hinweis E. Stachelin), während der Nasenkuß ja seit frühester Zeit häufig dargestellt wird (A. H e r m a n n , Liebesdichtung S. 95 Anm. 19). 16 D r i o t o n - d u B o u r g u e t , Les pharaons ä la conquet.o de l'art, 1965, S. 286 (Relief im Louvre); vgl. auch schon W o l f , Kunst S. 458. 17 18 Vgl. die erste Anmerkung dieses Artikels. Akhenaten, 1968, S. 134. 19 Vgl. meine „Altägypt. Höllenvorstellungen", 1968, wo dieser Sachverhalt nachzutragen ist. I n den entsprechenden Szenen der älteren Gräber sind auch die „Feinde" mit Schurzen bekleidet.

1971]

E . H o r n u n g : Kunst der Amarnazeit

77

Aber im Lichte dieser Parallele wird es noch schwieriger, den Karnak-Kolossen und ihren Brüdern im Relief die ideologische Aussagekraft abzusprechen. Auch sonst scheinen mir die Darstellungen Echnatons und seiner Umwelt noch viel zu wenig auf diese Aussagekraft hin geprüft zu sein, zu rasch begnügen wir uns mit der Feststellung eines besonderen Stilmittels. Gewiß, Echnaton bevorzugt einen „saloppen" Stil der Darstellung Pharaos, im Gegensatz zum „eleganten" und doch kraftvollen der 18. Dynastie. Aber ist man sich klar, wie „salopp" er dabei mit uralt-heiligen Königssymbolen umgeht, wie dem Symbol des „Vereinigens der Beiden Länder" ? Früher durfte dieses Symbol an keinem Königsthron fehlen. Echnaton scheut ohnehin den alten kubischen Thronsitz (vielleicht, weil er auch als Götterthron diente) und lagert sich lieber auf Armsessel oder Hocker. Bei der großen Staatsaktion des „Fremdländertributs" zeigt der Lehnstuhl des Königs das bekannte Motiv, aber zur Hälfte überdeckt von Bändern, die vom Ornat des Königs herabhängen 2 0 . Noch „salopper" geht es auf dem bekannten Relief Berlin 14145 zu 2 1 : Das Königspaar sitzt einander gegenüber .auf kissenbelegten Hockern, aber nur der Hocker der Königin (!) zeigt das Symbol der „Vereinigung", und wieder werden wichtige Teile von einem Band ihres Ornates überdeckt. Hier waltet doch eine deutliche, ideologische Absicht! Das früher so aussagekräftige Symbol wird durch die Überschneidung in den Hintergrund gedrängt, wird zum bloßen entbehrlichen Zierat am Stuhl des Königs und der Königin 2 2 . Das bedeutet zumindest eine „Entmythologisierung" des königlichen Sitzes, auf dem sich früher im Symbol der „Vereinigung" die Weltschöpfung ständig wiederholte. Und vielleicht darf man sogar an einen bewußten Versuch denken, die komplementäre Zweiheit der „Beiden Länder" aufzulösen, da sie in die Einheits-Lehre Echnatons schlecht passen will. Den einzigen, bewußt kraß gestalteten Dualismus, den Echnaton vertritt, scheint die Darstellung des Königs zu zeigen. Das schroffe Nebeneinander von asketischem, gedankenschwerem Kopf, dürrem Hals und üppigem Leib geht f ü r unser ästhetisches Empfinden zu weit. Doch wozu in die Ferne medizinischer Erklärung schweifen ? Dem Ägypter sind ungewöhnliche Kombinationen von Kopf und Leib seit alters vertraut, an extremen Fällen fehlt es gerade im Neuen Reich nicht: Gottheiten mit einem Kuh- oder Vogelkopf auf menschlichem Leib, mit Schlangen oder Stricken an Stelle des Kopfes, usw. Echnaton selbst verehrt in seinen ersten Jahren noch den „Falkenaton". Dann wird zwar die Tiergestalt verpönt, aber die Möglichkeit bleibt bestehen, verschiedenartige Elemente zu e i n e r Gestalt zu verbinden. Wieder treffen wir als eigentlich neues Phänomen eine unerbittliche Konsequenz, wie sie Echnatons ganze Lehre durchzieht. Hier fehlt jeder harmonische Übergang, wie er die Götterbilder ästhetisch tragbar macht. Nie trägt Echnaton eine Perücke, die den Übergang abstufen und glätten würde, während die Künstler bei Nofretete mit etwas gemilderter Konsequenz vorgehen. Schafft Echnaton die „Mischgestalt" der Götter ab, um sie durch seine eigene und die seiner Gemahlin zu ersetzen? Dann brauchten wir nicht länger nach einer stilistischen Kennzeichnung des Unvereinbaren zu suchen, und von einem „Expressionismus" könnte nur sehr bedingt die Rede sein. Kopf- und Halspartie wären das individuelle Attribut, das sich mit dem zeitlosen Gottesleib des Herrschers verbindet. Der König, wie seit Anbeginn, als Spender von Leben und Fruchtbarkeit, Nil seines Landes, Schöpfer seiner Untertanen, und in Echnaton zugleich Prophet seines Gottes, gezeichnet von der Erkenntnisschwere des Einzigen, der Last täglichen Mittlertums zwischen Gott und Mensch — dies könnten die Umrisse einer Deutung der g a n z e n Mischgestalt sein. Denn wir müssen uns darüber klar sein, daß die Urgott-Deutung Kopf- und Halspartie des Königspaares unerklärt läßt. Hier scheint es bisher auch an ikonographischen Vorläufern zu fehlen. 20 I m Grab des Merire: D a v i e s , El Amarna I I pl. X X X V I I f . I m Grab des Huja fehlt eine entsprechende Thronszene. Ähnliche Überschneidungen zeigen D a v i e s a. a. O. V I pl. X V I I (Tutu) und das Anm. 4 erwähnte Kairoer „Altarbild". Der leere Thron unter dem Strahlenaton ( C o o n e y , Amarna Reliefs Nr. 47 a) zeigt kein Symbol! 21 Oft abgebildet, z. B. S c h ä f e r , Amarna Taf. 28 und A l d r e d , Akhenaten pl. 54. 22 So noch auf der Rückenlehne von Tutanchamuns Thronsessel! Dagegen bleiben die „zusammengeknoteten" Feindvölker am Erscheinungsfenster des Königs ohne Überschneidung.



78

M. K a i s e r : D a s e x o t i s c h e Ä g y p t e n

[97. B a n d

Auch bei der Gestaltung des Königspaares blieben die Künstler von Amarna im Bereich einer ikonographischen Pointierung, die wir schon in den Motiven des Strahlenaton, des „Erdeküssens" und der Zärtlichkeit durchgebildet sahen. Ähnlich wie die frühen Schrifterfinder muß diese Künstler das Gefühl beseelt haben, daß eigentlich alles darstellbar ist, selbst die abstraktesten religiösen Gedanken. Neben dem Strahlenaton, und ungleich tiefer in die Geschichte wirkend, steht ein zweites, pointiert-vollendetes Symbol der Amarnazeit: die Gestalt des Uroboros, der in sich zurückgekrümmten Schlange, in der die Begrenzung und Begrenztheit der Welt anschaulich wird 23 . Wie beim „Erdküssen", gehört auch beim Uroboros ein vereinzelter Vorläufer des Motivs in den Anfang des Neuen Reiches2'*, das gegenüber dem Mittleren ganz allgemein eine größere Bildfreudigkeit bringt und immer wieder in Ansätzen Amarna-Motive vorwegnimmt 25 . Aber welch ein Unterschied zur sicheren, ausgereiften Pointierung der Amarna-Kunst, die mit Leichtigkeit zwischen den Medien der Sprache und der bildenden Gestaltung wechselt 26 ! Dieses Offenstehen für ständig neue ikonographische Möglichkeiten, dieses, Gefühl, daß der künstlerischen Aussage weder im Wort noch im Bild Grenzen gesetzt sind, gibt die Kunst der Amarnazeit als kostbares und vielleicht bleibendstes Erbe der folgenden Ramessidenzeit weiter. Denn diese neue Epoche ist nicht so restaurativ, wie sie auf den ersten Blick scheint; in der Neugestaltung ihrer Bildprogramme (vor allem auf Tempelwänden und Stelen) löst sie sich von den engen Konventionen der 18. Dynastie und bleibt noch lange vom Schöpferatem der Amarnazeit durchweht.

MARTIN KAISER

Das exotische Ägypten (Ferdinand Freiligrath, Victor Hugo, Gottfried Keller) I.

Im Sommer 1838 erschien bei Cotta ein Band Gedichte, der vom Publikum und von der Kritik begeistert begrüßt wurde. Der alte Chamisso sagte über den jungen Autor: „Seitdem dieser angefangen zu singen, sind wir andern alle Spatzen!" 1 Clemens Brentano verglich den Dichter mit 23 Ä l t e s t e D a r s t e l l u n g auf d e m z w e i t e n S c h r e i n T u t a n c h a m u n s ; A. P i a n k o f f , J E A 35, 1949, 113 m i t F i g . 1 u n d ders., T h e S h r i n e s of T u t - A n k h - A m o n p l . 48. A m d u a t N r . 458 — d o r t ist es eine v i e l k ö p f i g e Schlange, die d e n L e i c h n a m des C h e p r i u m r i n g e l t . 25 D a s A m d u a t v e r b i n d e t in d e r 5. N a c h t s t u n d e die R e g i s t e r zu e i n e r E i n h e i t u n d d u r c h b r i c h t d a m i t die s t r e n g e S t r e i f e n g l i e d e r u n g ; z u ä h n l i c h e n A n s ä t z e n in der A m a r n a - K u n s t vgl. C o o n e y , J E A 30, 1944, 3 u n d W o l f , K u n s t , S. 511 f. 26 E c h n a t o n s Beiname „Der den N a m e n des Aton erhebt" wird m e h r f a c h plastisch gestaltet: W. K a i s e r , Ä g y p t . M u s e u m B e r l i n , N r . 745 ( = S c h ä f e r , A m a r n a , T i t e l b l a t t ) ; D a v i e s , E l A m a r n a I V pl. X X X I u n d X L I V . — Die Seelenvögel, die in G ä r t e n l u s t w a n d e l n (literarische Zeugnisse der 18. D y n a s t i e bei I . W a l l e r t , P a l m e n S. 86f.) w e r d e n m . W . e r s t m a l s in d e n G r ä b e r n d e s R o i ( T h e b e n 255, Zeit H a r e m h a b s ) u n d d e s A m e n e m i n e t ( M e m p h i s ; H . W . M ü l l e r , Ä g y p t . S a m m l u n g d e s B a y e r i s c h e n S t a a t e s , N r . 51) a b g e b i l d e t u n d b l e i b e n d a n n f e s t e r B e s t a n d t e i l d e s B i l d p r o g r a m m s . — E i n e F ü l l e v o n Beispielen ließe sich n o c h a u s d e n jüngeren Unterweltsbüchern beibringen, etwa das dargestellte „Gesicht" des Sonnengottes im P f o r t e n b u c h . 1 W i l h e l m B u c h n e r , F e r d i n a n d F r e i l i g r a t h , E i n D i c h t e r l e b e n in B r i e f e n , 2 B d e . , L a h r 1882 ( = B u c h n e r I u . I I ) , I 191 f . : „Als i m S o m m e r 1838 F r e i l i g r a t h s g e s a m m e l t e G e d i c h t e e r s c h i e n e n w a r e n , u n d ein j u n g e r H a l l e n s e r D i c h t e r , H e i n r i c h B e t a , bei Chamisso e r s c h e i n t , u m d e m s e l b e n e i n e n B a n d „ W e r d e l u s t d e s H a l l e ' s c h e n D i c h t e r b u n d e s " zu ü b e r r e i c h e n , w i r f t d e r a l t e H e r r d e n B a n d unwillig h i n , r e i c h t B e t a Freiligr a t h s G e d i c h t e u n d s a g t : S e i t d e m dieser a n g e f a n g e n z u singen, sind w i r a n d e r n alle S p a t z e n : L e s e n Sie, u n d Sie w e r d e n wie ich auf i m m e r v o n w e i t e r e r V e r s e m a c h e r e i geheilt s e i n ! " B u c h n e r s B i o g r a p h i e sollte „ n u r d a s e r s t e a b g e r u n d e t e zuverlässige L e b e n s b i l d d e s D i c h t e r s g e b e n " (Vorw o r t , I S. V). D a s W e r k ist v e r a l t e t , eine g r ü n d l i c h e B i o g r a p h i e u n d l i t e r a r i s c h e W ü r d i g u n g F r e i l i g r a t h s i m m e r n o c h ein D e s i d e r a t u m . E i n b e s o n d e r s w i c h t i g e s K a p i t e l k ü n f t i g e r F o r s c h u n g ist die G e s c h i c h t e v o n F r e i l i g r a t h s R u h m . G u t e E i n f ü h r u n g e n in F r e i l i g r a t h s L e b e n u n d W e r k e n t h a l t e n die A u s g a b e n v o n J u l i u s S c h w e r i n g , Goldene K l a s s i k e r - B i b l i o t h e k des Verlags B o n g ( = Schwering) u n d v o n W e r n e r I l b e r g , B e r l i n / W e i m a r 1967.

78

M. K a i s e r : D a s e x o t i s c h e Ä g y p t e n

[97. B a n d

Auch bei der Gestaltung des Königspaares blieben die Künstler von Amarna im Bereich einer ikonographischen Pointierung, die wir schon in den Motiven des Strahlenaton, des „Erdeküssens" und der Zärtlichkeit durchgebildet sahen. Ähnlich wie die frühen Schrifterfinder muß diese Künstler das Gefühl beseelt haben, daß eigentlich alles darstellbar ist, selbst die abstraktesten religiösen Gedanken. Neben dem Strahlenaton, und ungleich tiefer in die Geschichte wirkend, steht ein zweites, pointiert-vollendetes Symbol der Amarnazeit: die Gestalt des Uroboros, der in sich zurückgekrümmten Schlange, in der die Begrenzung und Begrenztheit der Welt anschaulich wird 23 . Wie beim „Erdküssen", gehört auch beim Uroboros ein vereinzelter Vorläufer des Motivs in den Anfang des Neuen Reiches2'*, das gegenüber dem Mittleren ganz allgemein eine größere Bildfreudigkeit bringt und immer wieder in Ansätzen Amarna-Motive vorwegnimmt 25 . Aber welch ein Unterschied zur sicheren, ausgereiften Pointierung der Amarna-Kunst, die mit Leichtigkeit zwischen den Medien der Sprache und der bildenden Gestaltung wechselt 26 ! Dieses Offenstehen für ständig neue ikonographische Möglichkeiten, dieses, Gefühl, daß der künstlerischen Aussage weder im Wort noch im Bild Grenzen gesetzt sind, gibt die Kunst der Amarnazeit als kostbares und vielleicht bleibendstes Erbe der folgenden Ramessidenzeit weiter. Denn diese neue Epoche ist nicht so restaurativ, wie sie auf den ersten Blick scheint; in der Neugestaltung ihrer Bildprogramme (vor allem auf Tempelwänden und Stelen) löst sie sich von den engen Konventionen der 18. Dynastie und bleibt noch lange vom Schöpferatem der Amarnazeit durchweht.

MARTIN KAISER

Das exotische Ägypten (Ferdinand Freiligrath, Victor Hugo, Gottfried Keller) I.

Im Sommer 1838 erschien bei Cotta ein Band Gedichte, der vom Publikum und von der Kritik begeistert begrüßt wurde. Der alte Chamisso sagte über den jungen Autor: „Seitdem dieser angefangen zu singen, sind wir andern alle Spatzen!" 1 Clemens Brentano verglich den Dichter mit 23 Ä l t e s t e D a r s t e l l u n g auf d e m z w e i t e n S c h r e i n T u t a n c h a m u n s ; A. P i a n k o f f , J E A 35, 1949, 113 m i t F i g . 1 u n d ders., T h e S h r i n e s of T u t - A n k h - A m o n p l . 48. A m d u a t N r . 458 — d o r t ist es eine v i e l k ö p f i g e Schlange, die d e n L e i c h n a m des C h e p r i u m r i n g e l t . 25 D a s A m d u a t v e r b i n d e t in d e r 5. N a c h t s t u n d e die R e g i s t e r zu e i n e r E i n h e i t u n d d u r c h b r i c h t d a m i t die s t r e n g e S t r e i f e n g l i e d e r u n g ; z u ä h n l i c h e n A n s ä t z e n in der A m a r n a - K u n s t vgl. C o o n e y , J E A 30, 1944, 3 u n d W o l f , K u n s t , S. 511 f. 26 E c h n a t o n s Beiname „Der den N a m e n des Aton erhebt" wird m e h r f a c h plastisch gestaltet: W. K a i s e r , Ä g y p t . M u s e u m B e r l i n , N r . 745 ( = S c h ä f e r , A m a r n a , T i t e l b l a t t ) ; D a v i e s , E l A m a r n a I V pl. X X X I u n d X L I V . — Die Seelenvögel, die in G ä r t e n l u s t w a n d e l n (literarische Zeugnisse der 18. D y n a s t i e bei I . W a l l e r t , P a l m e n S. 86f.) w e r d e n m . W . e r s t m a l s in d e n G r ä b e r n d e s R o i ( T h e b e n 255, Zeit H a r e m h a b s ) u n d d e s A m e n e m i n e t ( M e m p h i s ; H . W . M ü l l e r , Ä g y p t . S a m m l u n g d e s B a y e r i s c h e n S t a a t e s , N r . 51) a b g e b i l d e t u n d b l e i b e n d a n n f e s t e r B e s t a n d t e i l d e s B i l d p r o g r a m m s . — E i n e F ü l l e v o n Beispielen ließe sich n o c h a u s d e n jüngeren Unterweltsbüchern beibringen, etwa das dargestellte „Gesicht" des Sonnengottes im P f o r t e n b u c h . 1 W i l h e l m B u c h n e r , F e r d i n a n d F r e i l i g r a t h , E i n D i c h t e r l e b e n in B r i e f e n , 2 B d e . , L a h r 1882 ( = B u c h n e r I u . I I ) , I 191 f . : „Als i m S o m m e r 1838 F r e i l i g r a t h s g e s a m m e l t e G e d i c h t e e r s c h i e n e n w a r e n , u n d ein j u n g e r H a l l e n s e r D i c h t e r , H e i n r i c h B e t a , bei Chamisso e r s c h e i n t , u m d e m s e l b e n e i n e n B a n d „ W e r d e l u s t d e s H a l l e ' s c h e n D i c h t e r b u n d e s " zu ü b e r r e i c h e n , w i r f t d e r a l t e H e r r d e n B a n d unwillig h i n , r e i c h t B e t a Freiligr a t h s G e d i c h t e u n d s a g t : S e i t d e m dieser a n g e f a n g e n z u singen, sind w i r a n d e r n alle S p a t z e n : L e s e n Sie, u n d Sie w e r d e n wie ich auf i m m e r v o n w e i t e r e r V e r s e m a c h e r e i geheilt s e i n ! " B u c h n e r s B i o g r a p h i e sollte „ n u r d a s e r s t e a b g e r u n d e t e zuverlässige L e b e n s b i l d d e s D i c h t e r s g e b e n " (Vorw o r t , I S. V). D a s W e r k ist v e r a l t e t , eine g r ü n d l i c h e B i o g r a p h i e u n d l i t e r a r i s c h e W ü r d i g u n g F r e i l i g r a t h s i m m e r n o c h ein D e s i d e r a t u m . E i n b e s o n d e r s w i c h t i g e s K a p i t e l k ü n f t i g e r F o r s c h u n g ist die G e s c h i c h t e v o n F r e i l i g r a t h s R u h m . G u t e E i n f ü h r u n g e n in F r e i l i g r a t h s L e b e n u n d W e r k e n t h a l t e n die A u s g a b e n v o n J u l i u s S c h w e r i n g , Goldene K l a s s i k e r - B i b l i o t h e k des Verlags B o n g ( = Schwering) u n d v o n W e r n e r I l b e r g , B e r l i n / W e i m a r 1967.

1971]

M. K a i s e r : Das exotische Ägypten

79

Schiller, Goethe und Byron; er schrieb ihm: „Ich wollte, so man bei voller Gesundheit so dichten kann, lieber so dichten können als wie Göthe, von Schiller ist gar keine Rede. Diese Poesie ist weit tiefer und reitzender als was Byron je vorgebracht h a t . . ." 2 . Immermann stellte ihn über Lenau und Chamisso 3 , Heine, der den Erfolg seiner „Produktionen" mit der Eifersucht einer verdrängten Primadonna zur Kenntnis nahm, zählte ihn dennoch „zu den bedeutendsten Dichtern, die seit der Juliusrevolution in Deutschland aufgetreten sind" 4 . Der junge Autor, der so gefeiert wurde, war Ferdinand Freiligrath. Die Begeisterung der Kritik f ü r seine erste Gedichtsammlung wurde vom Publikum geteilt: Der glänzende Erfolg seiner „Gedichte" (Titel der Sammlung von 1838) erlaubte es Freiligrath, seine kaufmännische Tätigkeit als Angestellter eines Handelshauses in Barmen aufzugeben. Auch die breite Wirkimg seiner politischen Lyrik in den vierziger J a h r e n hat die Beliebtheit des ersten Werks nicht beeinträchtigt; die Sammlung von 1838 ist fast J a h r f ü r J a h r in einer neuen Auflage erschienen. Die Begeisterung des Publikums galt dem neuen Ton dieser Gedichte, die in der Zeit der Spätromantik eine „moderne" Richtung 5 ankündigten. Es fehlt ihnen die romantische Liedhaftigkeit 6 und Ironie. Sie sind ernsthaft, pathetisch, rhetorisch, „sentimentalisch", Lyrik im Geiste und in der Nachfolge Schillers und Victor Hugos, dessen Oden in Freiligraths Übersetzung bereits 1836 erschienen waren. Bettina von Arnim spürte im wuchtigen Rhythmus der Gedichte Freiligraths „das Wesen der Räder an den Dampfschiffen" 7 . Vor allem war es der Stoff der Gedichte, der die Leser in der muffigen Zeit des Vormärz eine neue Welt erleben ließ: der Dichter entführte sie an den Niger und Senegal, nach Goa und Guinea, zum Missouri und zum Nil. Dieser Exotismus war „die allerentschiedenste Opposition gegen die zahme Dichtung wie gegen die zahme Sozietät" 8 . I m exotischen Bereich findet Freiligrath ungezähmte Menschen, eine ungebändigte Tierwelt, ursprüngliche Landschaft; er verherrlicht die „Wilden"—Mohren, Beduinen und Indianer, aber auch den unbeschränkten Despoten —, er preist die freie Landschaft der Wüste und ihren „König". „Wüstenund Löwenpoesie": So hat er selbst 9 die Gedichte seiner „ersten Phase" bezeichnet. Sie wurden das berühmteste und folgenreichste 10 Werk des Exotismus in der deutschen Dichtung des 19. Jahrhunderts. Wie sehr das Erbe Rousseaus in diesem Exotismus weiterwirkt, zeigt das berühmteste exotische Gedicht Freiligraths („Der Mohrenfürst"), das Heine in der Vorrede zum „Atta Troll" nacherzählt h a t : „Der Mohrenkönig, der zu Anfang des Gedichtes aus seinem weißen Zelte, wie eine Mondfinsternis hervortritt, besitzt auch eine schwarze Geliebte, über deren dunkles Antlitz die weißen Straußenfedern nicken. Aber kriegsmutig verläßt er sie, er zieht in die Negerschlacht, wo da rasselt die Trommel, mit Schädeln behangen - ach er findet dort sein schwarzes Waterloo und 3 2 B u c h n e r , I, 385 ( = B r e n t a n o , Briefe, ed. S e e b a ß , I I 379). Vgl. B u c h n e r , I, 213. Zitat aus dem Vorwort zum „Atta Troll" (geschrieben im Dezember 1846). 5 Besonders entschieden hat Immermann die Poesie Freiligraths als modern charakterisiert und den Exotismus seiner Gedichte in diesem Sinn interpretiert (Brief v o m 25. Juni 1838, B u c h n e r , I, 212ff.). 6 Das gilt auch für die von Carl Loewe vertonten Gedichte. 7 Mitteilung ihres Bruders im Brief an Freiligrath ( B u c h n e r , I, 362). Dazu Clemens Brentano: „Allerdings fühlte ich bei näherer Erwägung auch, daß nicht das Schiffen auf einfachem Kahne darin ist, aber doch ungemeine Lust und Kraft, es ist die Bewegung der Zeit darin." ( B u c h n e r , a. a. O.). Freiligrath war wie Gottfried Keller von der Dampftechnik fasziniert. Es wäre eine lohnende Aufgabe, die Bedeutung des Welthandels und der Industrialisierung für Freiligraths Werk zu untersuchen. 8 Freiligrath im Brief an Brockhaus (9. Juli 1852), B u c h n e r , I, 264. 9 B u c h n e r , I, 264. Eine Art Bekenntnis zum Orient und zur Wüste enthält das Gedicht „Meine Stoffe" (in der Sammlung von 1838). Auf dieses Gedicht bezieht sich Gottfried K e l l e r in seinem Huldigungsgedicht „An Freiligrath" (Sämtliche Werke X I V , ed. J. F r ä n k e l , 258ff.), in welchem er im Sinne Freiligraths den exotischen Dichter mit dem politischen Zeitdichter zu verbinden sucht. 10 Mit (dem exotischen) Freiligrath haben z. B . Friedrich Engels und Theodor Fontane angefangen. Das erste politische Gedicht von Engels („Die Beduinen" MEGA I, 2, 489f.) zeigt den Einfluß von Freiligraths (kurz vorher erschienenen) „Gedichten". Der alte Fontane schreibt in seinen Erinnerungen („Von Zwanzig bis Dreißig"): „Vor allem ist es ganz unnatürlich, mit Goethe zu beginnen. Ich bin glücklich, mit Freiligrath begonnen zu haben." (Über die Bedeutung der exotischen Poesie Freiligraths für Fontane vgl. H . - H - . R e u t e r , Fontane, München 1968, I, 157f.). 4

80

M. K a i s e r : Das exotische Ägypten

[97. Band

wird von den Siegern an die Weißen verkauft. Diese schleppen den edlen Afrikaner nach Europa, und hier finden wir ihn wieder im Dienste einer herumziehenden Reitergesellschaft, die ihm bei ihren Kunstvorstellungen die türkische Trommel anvertraut hat. Da steht er nun, finster und ernsthaft, am Eingange der Reitbahn und trommelt, doch während des Trommeins denkt er an seine ehemalige Größe, er denkt daran, daß er einst ein absoluter Monarch war am fernen fernen Niger, und daß er gejagt den Löwen, den Tiger — 'Sein Auge ward naß; mit dumpfem Klang Schlug er das Fell, daß es rasselnd zersprang'". Das Hauptmotiv dieses Gedichts — das visionäre Aufflackern einer fernen glanzvollen Vergangenheit und sein plötzliches („schlagartiges") Erlöschen, dargestellt als Erlebnis eines Fürsten, der „an seine ehemalige Größe denkt", daran, daß er (wie Heine ironisch bemerkt) „einst ein absoluter Monarch war" - hat eine Entsprechung in einem Gedicht der gleichen Sammlung, das Größe und Vergänglichkeit des Pharaonenreiches zum Gegenstand hat. Das in die Gruppe der „Balladen und Romanzen" eingeordnete Gedicht trägt den Titel „Der Wecker in der Wüste". Der „Wecker" 1 1 ist ein brüllender Löwe, der „Wüstenkönig", dessen wilde K r a f t Freiligrath in seiner frühen Poesie oft verherrlicht hat. Zeit des Gedichtes ist — wie im „Mohrenfürst" - die Gegenwart, Ort der Handlung ein exotisches Ägypten, das durch seine enge Verbindung mit der Wüste als Land des Orients gekennzeichnet wird: Am Nilstrom in der Wüstenei, da steht ein königlicher Leu, gelb wie der Sand auf dem er steht, gelb wie der Smum, der ihn umweht. Ein Königsmantel, dicht und schön, umwallt des Löwen Brust die Mähn; eine Königskrone, wunderbar, sträubt sich der Stirne straffes Haar.

E r hebt das Haupt empor und brüllt, sein Brüllen tönt so hohl, so wild; die Wüstenei durchrollt es dumpf, die Flut vernimmt's in Möris Sumpf. Dem Panther starrt das Rosenfell, erzitternd flüchtet die Gazell, es lauscht Kamel und Krokodil z. i« des Königs zürnendem Gebrüll.

Die „Wüstenei", Sand und Samum werden dem „Nilstrom" und „Möris' Sumpf" zugeordnet, das Krokodil wird mit dem Panther, der Gazelle und dem Kamel zusammengestellt, das Ganze - Landschaft und Tierwelt — ist beherrscht von dem Gebrüll, das der „gelbe" Löwe, Symbol der Wüste („gelb wie der Sand", „gelb wie der Smum"), ertönen läßt: Ägypten und die Wüste sind als landschaftliche Einheit gesehen, wie es schon in der ersten Zeile ausgedrückt ist („am Nilstrom in der Wüstenei"). Vor diesem Hintergrund kann der König Ägyptens mit dem „König der Wüste" 1 2 in Beziehung gesetzt werden: Das „zürnende Gebrüll des Königs" weckt die „Königsmumie" in der Pyramide. z. 17 Es hallt zurück vom Nilesstrand und von der Pyramiden Wand; die Königsmumie, braun und müde, erweckt's im Schoß der Pyramide. "

Sie richtet sich im engen Schrein: „Dank, Löwe, f ü r dein zornig Dräun! Manch lang Jahrtausend schlief ich schon, da weckt mich deiner Stimme Ton! . . .

Wie in der Zauberflöte 13 ist das Innere der Pyramide als Gewölbe gedacht, akustische Kulisse f ü r den Priesterchor dort, f ü r den Löwenruf hier. Diese Vorstellung liegt der spätantiken Deutung 11

Über Freiligraths Vorliebe für nomina actoris auf -er vgl. S c h w e r i n g , CXIV s. Über die Bedeutungsgeschichte des Wortes, das heute auf die Verwendung als terminus technicus reduziert ist, orientiert G r i m m s Wörterbuch, s. v. Wecker. 12 Die königliche Natur des Tieres wird auch durch das Vokabular betont: „königlicher Leu", „Königsmantel", „Königskrone", „des Königs zürnendes Gebrüll". Vgl. den Anfang des „Löwenritts": „Wüstenkönig ist der Löwe". K e l l e r parodiert die berühmte Gleichung (Wüstenkönig = Löwe) im „Sinngedicht" („Don Correa"); dort wird der mit einem „Nimbus von Macht und Schrecken" umgebene König von Angola „Wüstenlöwe" genannt (Sämtliche Werke X I , ed. J. F r a n k e l , Bern 1934, 277). 13 „Das Theater verwandelt sich in das Gewölbe v o n Pyramiden": Anweisung zum Bühnenbild II, 20. Auftritt. Über die Vorstellung von den Pyramiden in der Zauberflöte vgl. Siegfried M o r e n z , Die Zauberflöte, Münster 1952 (Münstersche Forschungen H. 5), 50ff.

M. K a i s e r : D a s e x o t i s c h e Ä g y p t e n

1971]

81

der Pyramiden als der Kornspeicher Josephs zugrunde Vl, kann aber noch weiter zurück verfolgt werden: Die antike Überlieferung, die von einer vier- bis fünffachen Echowirkung im Innern der Pyramiden spricht 15 , setzt die Vorstellung von Gewölben voraus. Das Echo, das in Freiligraths Gedicht von „der Pyramiden Wand" widerhallt, könnte also selbst ein Nachhall antiker Überlieferung sein. Merkwürdig ist, daß Freiligrath mit der Totenerweckung — genauer gesagt: mit der Erweckung einer Mumie — im Dienst einer Aussage ein Motiv der ägyptischen erzählenden Literatur wiederaufgenommen hat, ohne seine Herkunft zu kennen 16 . Mit der Aussage ist das Ziel der Totenerweckung erfüllt, so daß der aufgeweckte und aufgerichtete Tote, wie in den alten Berichten, nach Beendigung der Aussage wieder in den „Schlummer" 1 7 zurücksinken darf 1 8 : z.5o

Da wird der Löwe plötzlich stumm, und trüb wird auch des Toten Blick; er lehnt zum Schlummer sich zurück l u .

Die Aussage des Toten ist das Zentrum des Gedichts; die Rückschau des Königs auf seine eigene Regierungszeit ist identisch mit der Vision des Dichters von der Glanzzeit der Pharaonen: z.25

„0, lange Zeit hab ich verträumt!" Wo seid ihr, Jahre, glanzumsäumt, als Siegesbanner mich umflogen, als deine Ahnen, Leu mich zogen?

Und diese Hand bezwang die Welt, die jetzt der starre Byssus hält, Was jene Hieroglyphen sagen, hat diese Brust gezeugt, getragen.

Da saß ich hoch auf güldnem Wagen; die Deichsel war mit Gold beschlagen; von Perlen glänzte Speich und R a d ; mein war die Hundertpfortenstadt.

Das Grabmal, so mich jetzt beschirmt, hab ich mit eigner Hand getürmt; ich saß auf speerbewachtem Thron: Die Ziegelbrenner trieb der Fron.

und trat trat und

Mich schaukelte auf schnellem Kiel mein Untertan, der breite Nil. Der Nil, der fließt noch immer zu: Ich liege längst in tiefer Ruh.

diese Sohle, schlaff und dürr, auf des Mohren Haargewirr, auf die gelbe Stirn der Inder auf den Nacken der Wüstenkinder. z.49

Und dunkel ist's um mich herum!"

Das Ägyptenbild, das in dieser Rede dargestellt wird, ist von der a n t i k e n Tradition bestimmt. Griechisches Erbe verrät sich schon im Vokabular: Die Oasenlandschaft des F a y u m wird „Möris' Sumpf" genannt; damit folgt Freiligrath antiker Überlieferung, welche die Anlage des angeblich künstlichen Sees als Zentrum einer fruchtbaren Landschaft dem König „Moiris" - der Name geht zurück auf „mr-wr" „großer See" - zuschreibt 20 . Die auffallende Bezeichnung „Flut" ist wohl 14 Für die literarischen Quellen vgl. Th. H o p f n e r , F o n t e s historiae religionis A e g y p t i a c a e , B o n n 1922ff. (— Hopfner), I n d e x s. v. pyramides, 895s. D i e entsprechenden Szenen des Mosaiks zu San Marco sind abgebildet bei E . I v e r s e n , T h e M y t h of E g y p t and its Hieroglyphs, Copenhagen 1961, PI. I X la—b. 15 Plutarch, de plac. phil. I V 20 (903 A): ev Talg xax' Atyvnxov nvgapioiv evöov fiia (pcavfj Qrjyvv/ievr] rerragag ij xal nevre ¡'¡ypvQ äneqyaQtxai. D i e Vervielfachung des Widerhalls soll wohl auf den „labyrinthischen" Charakter des Pyramiden-Innern hinweisen. 16 Über das literarische M o t i v der Totenaussagen vgl. S. M o r e n z , Totenaussagen im D i e n s t e des R e c h t s , Würzburger Jahrbücher 3, 1948, 290ff., ders. Ä g y p t i s c h e r Totenglaube i m R a h m e n der Struktur ägyptischer Religion, Eranos-Jahrbuch 1965, Zürich 1966, 431 ff., M. K a i s e r , Literarische Traditionen in d e n A p o p h t h e g m a t a P a t r u m , P r o b l e m e der k o p t i s c h e n Literatur, ed. P . N a g e l , Halle 1968, 132f. 17 Schon in d e n Erweckungsberichten der A p o p h t h e g m a t a P a t r u m wird der „tote" Zeuge n a c h B e e n d i g u n g seiner Aussage aufgefordert, „weiterzuschlafen"; Patr. Gr. (Migne) 65, 265 B und 297 B . 18 Vgl. M o r e n z , T o t e n a u s s a g e n 290; „Er wird in's Leben zurückgerufen, u m eine Aussage zu machen. Aber die E r w e c k u n g geschieht nur zu diesem Zweck u n d ist daher befristet; n a c h seiner Aussage entschläft der Tote sofort wieder." 19 E s entspricht der S t i m m u n g des Schlusses, daß königliche Attribute u n d N a m e n (auch für den Löwen, alias Leu) ganz fehlen: Mit d e m B i l d des a n o n y m e n „Toten" e n d e t das Gedicht. 20 Herodot bezeichnet die MOIQIOS xaXeonerq Mfivrj als XEIQONOIRJTOQ xal davurtj (II 149, 2). D i e antiken Zeugnisse dafür, daß der See als künstlich ga.lt bei A . W i e d e m a n n , Herodots zweites Buch, Leipzig 1890, 535. A u s

82

M. K a i s e r : D a s e x o t i s c h e Ä g y p t e n

[97. B a n d

angeregt durch die beliebte antike Deutung des sog. Moiris-Sees als Regulationsbassin für die Nilüberschwemmung 21 . Außer dem griechischen Königsnamen und zwei griechischen Fremdwörtern („Hieroglyphen" und — gesuchter - „Byssus") enthält das Gedicht als Übersetzungslehnwort die Bezeichnung „Hundertpfortenstadt" für Theben, das Freiligrath selbst an anderm Ort (Lied Memnons) als „Hekatompylos" bezeichnet. Das hunderttorige Theben ist bei ihm - wie an der berühmten Homerstelle 22 - Sinnbild des ägyptischen Reichtums: Der Zeile „mein war die Hundertpfortenstadt" geht die Schilderung des von Gold und Perlen glänzenden Pharaonenwagens voraus. Dieser ist von Löwen gezogen; das exotische Prunkstück des Löwenwagens verdankt Freiligrath ebenfalls antiker Überlieferung. In seiner Schilderung der Bauten des „Osymandyas" 23 erwähnt Diodor 24 ( = Hekataios von Abdera 25) ein Relief, das einen Löwen im gemeinsamen Kampf mit dem Pharao gegen die Verteidiger einer durch einen Fluß geschützten Festung darstellt. Die Szene — eher Symbol als Episodenbild 20 — läßt sich auf die Schlacht bei Kadesch am Orontes beziehen, da die Anwesenheit eines Kampflöwen im Lager Ramses' II. bezeugt ist durch die Darstellung des Löwen neben einem Streitwagen auf dem Relief des Ramesseums 27. Bei Freiligrath ist diese Angabe durch eine antike Überlieferung, die von Löwengespannen berichtet, angereichert. M. Antonius soll das erste Gespann dieser Art durch die Straßen Roms gelenkt haben 28 , ein anderer Exponent des Orientalismus in Rom, der Kaiser Elagabal, fuhr auf einem Löwenwagen als Kybele durch seine Hauptstadt 2!) . Diese Tradition hat den Anstoß dazu gegeben, die zahmen Löwen, die den Pharao „begleiteten", mit dem — unägyptischen — Löwengespann gleichzusetzen. In diesem Einzelzug verrät sich eine Tendenz, die das Geschichtsbild von Ägypten und dem Alten Orient noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestimmt hat: Nach dem Bild der o r i e n t a l i s i e r e n d e n Despoten des Hellenismus und der Kaiserzeit 30 werden die „orientalischen" Herrschergestalten gezeichnet. Die eindrücklichste Steigerung der Glorie Ägyptens ergibt sich aus der Vereinigung von zwei antiken Überlieferungsströmen : Freiligraths Pharao ist Welteroberer und Pyramidenbauer in einer Person. Die Konzentration der beiden Komplexe setzt eine Tendenz zu Verdichtung fort, die schon R e s p e k t v o r d e n b a u t e c h n i s c h e n L e i s t u n g e n d e r Ä g y p t e r h a t H e r o d o t sogar die ä g y p t i s c h e F a b e l v o m u n t e r i r d i s c h e n K a n a l , der d e n , ,Moirissee' ' m i t d e m M i t t e l m e e r v e r b i n d e n sollte, g e g l a u b t u n d weitergegeben, vgl. M . K a i s e r , H e r o d o t s B e g e g n u n g m i t Ä g y p t e n , i n : S. M o r e n z , Die B e g e g n u n g E u r o p a s m i t Ä g y p t e n , Zürich 1969, 272. 21 „superfluentis Nili r e c e p t a c u l a " : T a c i t u s , A n n . I I 61. D i o d o r I 52, 1 : eis vnoSoxrjv rov nXeovaCovrog ßöarog &QVfe rrjv M[ivr)v. N a c h H e r o d o t s B e r i c h t ( I I 149, 4) steigt d a s W a s s e r w ä h r e n d eines h a l b e n J a h r e s k o n t i n u i e r lich a n u n d fließt in der zweiten J a h r e s h ä l f t e wieder in d e n Nil z u r ü c k (vgl. d a z u W i e d e m a n n , 537); die m e i s t e n a n t i k e n B e r i c h t e b e t o n e n — wie F r e i l i g r a t h — d e n i n t e r e s s a n t e r e n A s p e k t der R e g u l a t i o n . 22 U i a s I X 381 f f . ; vgl. n o c h O d y s s e e I V , 126ff., X V I , 2 8 5 f . A n allen drei Stellen ist v o n G e s c h e n k e n die R e d e : Ü b e r Ä g y p t e n als L a n d des R e i c h t u m s in d e n A u g e n d e r G r i e c h e n vgl. S. M o r e n z , P r e s t i g e - W i r t s c h a f t i m a l t e n Ä g y p t e n , S B A W P h i l . - H i s t . K l . , 1969, H . 4, 2 5 f . 23 Ü b e r „ O s y m a n d y a s " vgl. J . G w y n G r i f f i t h s , S h e l l e y ' s „ O z y m a n d i a s " a n d D i o d o r u s Siculus, M o d e r n L a n g u a g e R e v . 43, 1948, 82—84 u n d R E s. v. O s y m a n d y a s (M. P i e p e r ) . 24 I , 48, 1. F G r H 264, F 25. 26 B e i d e I n t e r p r e t a t i o n e n w e r d e n s c h o n v o n H e k a t a i o s in E r w ä g u n g gezogen (Diodor I , 48, 1). 27 Vgl. W r e s z i n s k i , A t l a s I I , 92f. ( R a m e s s e u m ) , f e r n e r 81 f. ( L u x o r ) u n d 169f., 177 ( A b u Simbel). I d e n t i f i z i e r u n g des v o n H e k a t a i o s e r w ä h n t e n L ö w e n m i t d e m W a p p e n l ö w e n eines K ö c h e r s a m W a g e n s t u h l ( W r e s z i n s k i , I I , 103; vgl. d i e Z e i c h n u n g I I , 101); G. G o o s s e n s , L e t o m b e a u d ' O s y m a n d y a s , C d ' E 34, 1942, 181. 28 p i i n i u s , H . N . V I I I , 55. 29 H i s t . A u g . H e i . 2 8 ; I u n x i t sibi e t l e o n e s M a t r e m M a g n a m se a p p e l l a n s . M i t T i g e r n a m W a g e n z e i g t e sich d e r K a i s e r i m K o s t ü m des D i o n y s o s . 30 D e r A l t e O r i e n t ist d e m s p ä t e n R o m d e s h a l b so ä h n l i c h , weil seine G e s c h i c h t e u n t e r d e m G e s i c h t s p u n k t d e r D e k a d e n z b e t r a c h t e t w i r d . I n R o t t e c k s W e l t g e s c h i c h t e , d e m e r f o l g r e i c h s t e n W e r k dieser A r t i n d e r e r s t e n H ä l f t e des 19. J a h r h u n d e r t s , w i r d s c h o n die E n t s t e h u n g d e r m e s o p o t a m i s c h e n R e i c h e in d i e s e m S i n n v e r s t a n d e n ; „ . . . sei es, d a ß d i e g e d r ä n g t e r e B e v ö l k e r u n g d o r t eine f e s t e r e b ü r g e r l i c h e O r d n u n g e r h e i s c h t e , o d e r d a ß ein d u r c h G e n u ß e r s c h l a f f t e s Volk sich l e i c h t e r v o n e i n h e i m i s c h e n N i m r o d e n b ä n d i g e n , o d e r v o n f r e m d e n K r i e g s h o r d e n u n t e r j o c h e n l i e ß . " ( B d . I , 7. Aufl. S t u t t g a r t 1860, 118f.). R o t t e c k s R é s u m é d e r G e s c h i c h t e „ A l t - A s s y r i e n s " : „ D i e Ü p p i g k e i t des N i n i a s u n d seiner N a c h f o l g e r , die i m Serail e i n s c h l u m m e r t e n u n d d a s R e i c h d u r c h Veziere u n d S a t r a p e n r e g i e r t e n , ist w e n i g s t e n s als C h a r a k t e r i s t i k asiatischer R e g i e r u n g e n i m A l l g e m e i n e n w a h r , so wie S a r d a n a p a l v o n d e n Vielen E i n e r ist, d i e f ü r die F e h l e r i h r e r V o r f a h r e n b ü ß t e n . "

1971]

M. K a i s e r : Das exotische Ägypten

83

die antike Überlieferung kennzeichnet: Ihre Pyramidenbauer (besonders Mykerinos 31 ) und Welteroberer (Sesostris/Sesoosis 32 ; Rhamses/Osymandyas 3 3 ) sind synthetische Gestalten, auf welche die historischen Besonderheiten verschiedener Herrscher und verschiedener Zeiten gehäuft sind. Freiligraths W e l t e r o b e r e r („diese Hand bezwang die Welt") hat „Mohren" und „Wüstenkinder", d. h. die Äthiopen und Araber der antiken Tradition besiegt 31 . Diese Aussage bleibt im Rahmen der historischen Wirklichkeit und der pharaonischen Berichte, besonders wenn die beiden Bezeichnungen auch auf Nubier, Libyer und Syrer bezogen werden. Auch die bildhafte Charakterisierung der Eroberung als Treten auf die Unterworfenen entspricht der Phraseologie der Pharaonenzeit. Erst der antiken Ueberlieferung verdankt der Pharao den Ruhm, die „gelben Inder besiegt zu haben. Im geistigen Widerstand gegen die fremden Eroberer hatte die Imagination der Ägypter die Grenzen ihres historischen Großreiches sukzessiv erweitert und über die Grenzen des achaemenidischen und makedonischen Imperiums hinausverlegt 35 . Die Griechen übernahmen die ägyptischen Angaben, die durch fingierte monumentale Dokumentation gestützt wurden und betrachteten das Weltreich eines „Sesostris" oder „Rhamses" trotz gelegentlicher Kritik 3 6 als historische Wirklichkeit. Von der Eroberung Indiens spricht z. B. Diodor, der ausdrücklich hervorhebt, daß Sesoosis ( = Sesostris) ganz Indien bis zur Kontinentalgrenze (ëa>ç 'Qxeavov) erobert und so Alexander übertroffen habe 37. Dem Schema der Sesostris-Legende entspricht die Anordnung der res gestae in der Selbstaussage des Gedichts : Auf die Aufzählung der kriegerischen Leistungen folgt die Darstellung der monumentalen Wirksamkeit 38 . Im Hinblick auf die Situation des Sprechers („das Grabmal, so mich jetzt beschirmt") und die Bedeutung der funerären Bauten unter den ägyptischen Monumenten reschränkt sich Freiligrath auf die Erwähnung der Pyramide. Im Anschluß an gute antike Trabition betrachtet er sie als Grab des Herrschers, das er zu Lebzeiten erbauen läßt 3 ' J . Antiken Bedichten 4 0 folgt Freiligrath auch darin, daß er die monumentale Dokumentation der ägyptischen historischen Überlieferung hervorhebt („was jene" - d. h. die am Monument angebrachten „Hieroglyphen sagen"). (I, 119f.). D a s Gemälde des jungen D e l a c r o i x v o m Ende des Sardanapal (ausgestellt im Salon von 1827) ist eine romantische Apotheose der altorientalischen Dekadenz. Diese Auffassung geht im wesentlichen auf das antike Orientbild zurück. In die griechische Deutung der ä g y p t i s c h e n Geschichte ist dieser Gesichtspunkt von Hekataios von Abdera eingeführt worden (vgl. z. B. Plutarch de Is. et Os., c. 8, 354 A / B ; Diodor I 45: Einführung der rgiMp»} durch Menes). 31 I n Herodots Bericht (II, 129-135) ist das Bild des Pyramidenbauers aus der 4. Dynastie durch Überlieferungen angereichert, die Herrscher der Spätzeit (Bokchoris? Psammetich?) betreffen. 32 Ägyptologischer Kommentar zu den antiken Testimonien in dem vortrefflichen RE-Artikel „Sesostris" von H. K e e s . Vgl. ferner M. B r a u n , History and Romance in Graeco-Oriental Literature, Oxford 1938, 13ff. ; M. M a l a i s e , Sesostris, pharaon de légende et d'historie, CdE 41, 1966, 244ff. Über Herodots Sesostrislegende vgl. K. v. F r i t z , Die Griechische Geschichtsschreibung I, Berlin 1967, Textbd. 159ff. 33 „Rhamses" soll (Tac. Ann. II, 60) mit einem Heer von 700000 Mann Libyer, Äthiopen, Meder, Perser, Baktrer, Skythen, Syrer, Armenier, Käppadoker und andere Völker Kleinasiens unterworfen haben. Über diese Liste vgl. P. M o n t e t , Germanicus et le vieillard de Thèbes, Publ. Fac. d. Lettres Un. de Strasbourg, 106, 1945, 47 ff. 34 Nach Diodor (I, 53ff.) hat Sesostris noch als Prinz ganz Arabien und den größten Teil von Libyen unterworfen. Der erste Feldzug des Königs richtet sich gegen „die Äthiopen im Süden". 35 Über die Bedeutung des Achaemeniden-Reichs für die Ausbildung der Gesta Sesostridis vgl. den grundlegenden Aufsatz von G. P o s e n e r , A propos de la stèle de Bentresh, B I F A O 34, 1934, 75ff. Dort sind auch die Parallelen zwischen der Geschichte des Darius und der Sesostrislegende angeführt: 80f. 36 Megasthenes berichtet ohne zu widersprechen v o n den europäischen Eroberungen des Sesostris, bestreitet aber die Geschichtlichkeit des Indienfeldzuges. Strabo und Arrian übernehmen die Kritik. Vgl. FGrH 715 F 11. 37 I 55, 3s. ov ¡IOVOV yàç> rrjv varegov vn' 'AÀe(dvôgov rov Maxeôovoç xaraxrrj&elaav yoiQav ênrjX&ev dAAà xat riva TÔ>v èêv&v &v exelvoç ov nageßa^ev elç rr\v xagav. xai yàg rov rdyyrjv nora/iov öießtj xai rrjv 'Ivôixrjv ênrjfâe nàaav 38 ëuiç 'Qxeavov. Herodot II, 108 und 110, Diodor I, 56s. 30 Über die Deutungen der Pyramiden vgl. W. W o l f , Funde in Ägypten, Göttingen 1966, 50ff. S. M o r e n z , Die Zauberflöte, 50ff. « Vgl. K a i s e r , Herodots Begegnung, 244f.; 295.

84

M. K a i s e r : D a s exotische Ä g y p t e n

[97. B a n d

Der Herrscher schildert, wie er, umgeben von seinen Trabanten („Ich saß auf speerbewachtem Thron"), die Fronarbeit seiner Untertanen überwachte. Die Erwähnung der Leibwache soll die Art der Herrschaft charakterisieren, denn der Pyramidenbau gilt als Werk des Despotismus'' 1 , eine Ansicht, die bereits Herodot vorgetragen hat. Angesichts der starken Abhängigkeit Freiligraths vom antiken Ägyptenbild ist es merkwürdig, daß er die Fronarbeiter „Ziegelbrenner" nennt. Diese Bezeichnung widerspricht den berühmten antiken Berichten, die hervorheben, daß die Pyramiden aus massivem Stein gebaut sind. Da Freiligrath die Pyramide des Welteroberers als typisches Werk seiner Art versteht (als Gruppe erscheinen die Pyramiden am Anfang des Gedichts: das Echo des Löwenrufs hallt zurück von „der Pyramiden Wand"), ist es wenig wahrscheinlich, daß er an ein exzeptionelles Bauwerk (z. B. die von Herodot'' 2 erwähnte Ziegelpyramide des Asychis) denkt. Zur Lösung des Problems verhilft der Blick auf eine literarische Quelle, durch die Freiligraths exotische Imagination stark angeregt worden ist, wie er selbst berichtet: I n dem Gedicht „Die Bilderbibel" (in den „Gedichten" von 1838) spricht Freiligrath einen „braunen Folianten" an, den „Freund aus alten Kindertagen"; dieses Buch hat ihn zum ersten Mal Patriarchenluft kosten lassen: „Dir Dank! durch dich begrüßte mein Aug eine fremde Welt, sah Palmen, Kamel und Wüste, und Hirt und Hirtenzelt." In der B i b e l fand er auch die Fronarbeiter in Ägypten, denen mit „schwerer Arbeit in Ton und Ziegeln" das Leben sauer gemacht wurde (Exodus 114 nach Luther). Schon bei Josephus 4 3 wird die Arbeit der jüdischen Zwangsarbeiter mit dem Bau der Pyramiden in Verbindung gebracht, den Freiligrath im Sinn der biblischen Überlieferung von ägyptischer Fronarbeit dargestellt hat. Die Aussage des Welteroberers und Pyramidenbauers endet mit einem Hinweis auf die Vergänglichkeit aller Herrschaft; der Nil, „Untertan" des Königs, fließt noch immer zu: „Ich liege längst in tiefer Ruh". Dieser Vergleich zwischen Geschichte und Natur, zwischen Vergänglichem und Beständigem, entspricht dem Geist, in welchem Shelley sein Sonett über die verfallene Kolossalstatue des „Ozymandias" beschließt: „Nothing beside remains. Round the decay of t h a t colossal wreck, boundless and bare the lone and level sands Stretch far away." II. Mit der Veröffentlichung der „Gedichte" von 1838 war die exotische Epoche Freiligraths im wesentlichen abgeschlossen. I n der Sammlung „Zwischen den Garben", die 1849 erschien, brachte er seine Abwendung von der Exotik drastisch zum Ausdruck. „Zum Teufel die Kamele, zum Teufel auch die Leun! Es rauscht durch meine Seele der alte deutsche Rhein!" 4 4 41 Vgl. die Würdigung der P y r a m i d e n bei K . v . R o t t e c k : „Was m a n auch v o n geheimnisvollem Sinne, v o n religiösen, astronomischen u n d anderen Zwecken sage — immer bleibt dabei das Mißverständnis zwischen Mittel und E n d z w e c k , die R o h h e i t der K u n s t u n d die Sklaverei eines Volkes unverkennbar, das geduldig wie Lastthiere, auf seines D e s p o t e n W i n k so ungeheure Werke m i t d e m Schweiße v o n ganzen Geschlechtern aufführte." (Weltgeschichte I, 115). Kritik solcher Urteile bei E . L ü d d e c k e n s , Gottesdienstliche Gemeinschaften i m Pharaonischen, Hellenistischen u n d Christlichen Ä g y p t e n , Zs. f. Religions- u. Geistesgesch. 20, 42 ' 1968, 193f., W . W o l f , F u n d e , 62. n , J36. 43 Antiqu. 9, 1 nvQa/j,idag ävoixodoftovvreg e'fergvxovv oi Aiyvnnoi rmv 'IagatjhT&V TO yevog. 44 Aus der ersten Strophe des Karl Simrock g e w i d m e t e n Gedichts: „Auch eine Rheinsage".

1971]

M. K a i s e r : D a s exotische Ä g y p t e n

85

Die Hinwendung zur Heimat hatte ihren bedeutendsten Ausdruck im Zeitgedicht gefunden: Freiligrath war der gefeierte Sänger der Revolution geworden. Die unpolitische Sammlung älterer Gedichte, die er im Sommer 1849 nach dem Untergang der „Neuen Rheinischen Zeitung" 4 5 herausgab, war Ausdruck der — wie er meinte, vorübergehenden — Resignation und sollte ihm helfen, „den Kummer zu ertragen um das zertretne Vaterland" 4 6 . Zu den wenigen Gedichten, in denen Freiligrath noch einmal die „Ostgestade" aufsucht, gehören die „Klänge des Memnon". Freiligrath hatte ursprünglich einen Zyklus geplant, als dessen zentrale Gestalt die thebanische Kolossalstatue Amenophis' I I I . gedacht war, die seit der Antike 4 7 als Memnon bezeichnet wurde. Der Zyklus blieb Fragment, weil Freiligrath seiner Vorliebe für das Gewaltige, die ihn zu diesem Thema geführt hatte, mit zunehmender Kritik gegenüberstand 48 . So konnte er nur zwei Gedichte, die bereits 1838 in einer Anthologie 49 publiziert worden waren, in die neue Sammlung aufnehmen. Im ersten Gedicht („Zur Einleitung") berichtet „der Dichter" vom Verstummen des Kolosses und spricht von seiner Absicht, die Klänge des Memnon, die „durch die Zeit nachhallen", als „später Interpret" zu deuten : Es sagen, die sein Haupt vom Frührot sahn umflossen, daß den granitnen Mund auf ewig er geschlossen, daß seine Lippe stumm den Brand des Ostens schlürft ; daß, wenn die Sonne nun, allmählich höher steigend, ins hohle Aug ihm blitzt, er seinen Schatten schweigend durch die Thebais wirft. Und gleiches sagen aus, die schimmern sahn den Alten, wenn Soi, anstatt ins Meer, sich taucht in die geballten Sandwirbel, deren Zorn mit Karawanen ficht; So, wenn ihm Wasser fehlt in seinem dürren Lande, vollzieht der Araber mit glühndem Wüstensande der Abendwaschung Pflicht. — Ja, Memnon ist verstummt ! Sein Lied hat ausgeklungen ! Doch nachhallt durch die Zeit, was seinen Flammenzungen, als Herodot ihn sah, melodisch ist entweht. Durch die Jahrtausende erbebt es bis auf heute ; ich aber nahe mich, daß ich die Klänge deute, ein später Interpret. Auch dieses Gedicht ist Wüstenpoesie: Karawanen, Araber, der glühende Wüstensand und die vom Frührot bis zum Untergang allgegenwärtige Sonne bilden die Umwelt der verfallenen Statue. Die Vergegenwärtigung der Sonnenbahn 5 0 ist dem Dichter so wichtig, daß er die Zeugen für das 45 I n der letzten — m i t r o t e n L e t t e r n g e d r u c k t e n — N u m m e r v o m 19. Mai 1849 erschien F r e i l i g r a t h s „Abschiedswort dor Neuen Rheinischen Zeitung". 46 Vgl. das (poetische) „ V o r w o r t " der S a m m l u n g „Zwischen den G a r b e n " ( S c h w e r i n g , 155f.). 47 S t r a b o beschreibt die S t a t u e , bezeichnet sie aber (noch?) n i c h t als „ M e m n o n " . F r ü h s t e (datierte) E r w ä h n u n g des N a m e n s in einer latoinischen B e s u c h e r i n s c h r i f t aus d e m J a h r 20 n. C h r . : Les inscriptions grecques et latines d u colosso de Memnon, p a r A. e t É . B e r n a n d , I F A O Bibl. d ' é t u d e , t . 31, 1960 ( = B e r n a n d ) N r . 1. E r s t e (bekannte) E r w ä h n u n g in der L i t e r a t u r beim ä l t e r e n Plinius, H . N. 36, 58. Ü b e r die sprachlichen G r u n d l a g e n der Identifizierung vgl. R E „ M e m n o n 2 " (H. K e e s ) , K l . P a u l y „ M e m n o n 2 " (W. H e l c k ) , A. G a r d i n e r , T h e E g y p t i a n Memnon, J E A 47, 1961, 91 ff., G. H a e n y , L'origine des t r a d i t i o n s thébaines c o n c e r n a n t Memnon, B I F A O 64, 1966, 203 ff. 48 Ü b e r Freiligraths B e d e n k e n gegenüber seinem M e m n o n s p r o j e k t vgl. B u c h n e r 239. 49 I m zweiten B a n d der S a m m l u n g „Rheinisches Odeon". Vgl. B u c h n e r , 175. 50 I n drei P h a s e n : D a s „ F r ü h r o t " ( „ B r a n d des Ostens"). Aufstieg der Sonne a m H o r i z o n t (sie „blitzt", „allmählich höher steigend", der S t a t u e ins Auge). U n t e r g a n g („Sol t a u c h t in die geballten S a n d w i r b e l " die S t a t u e „ s c h i m m e r t " im Abendlicht).

86

M. K a i s e r : D a s e x o t i s c h e Ä g y p t e n

[97. B a n d

Schweigen des Kolosses nicht nur am Morgen51 anwesend sein läßt sondern auch bei Sonnenuntergang. Die Berufung auf Augenzeugen („die . . . sahn") ist vielleicht durch Shelleys Sonett angeregt, in welchem ein „traveller from an antique land" von den Ruinen des „Ozymandias"-Kolosses berichtet. Jedenfalls handelt es sich um ein literarisches Motiv, da Freiligraths Angaben mit einem echten Augenzeugenbericht unvereinbar sind: Er beschreibt in Anlehnung an eine aus der Antike stammende literarische Tradition eine Statue mit „hohlem Aug" 52 und „granitnem Mund" 53 und erwähnt den südlichen Koloss5'1 mit keinem Wort. Wie bei Shelley steht die Geschichte der Statue im Zeichen von Glanz und Verfall und kennt daher nur zwei Epochen: Die Zeit der Unversehrtheit, als die Statue noch tönte 55 , und die Zeit des Schweigens im Verfall. Das Schema, das dieser Deutung zugrunde liegt, beruht auf einem Irrtum; daß das Tönen der Statue einer Beschädigung zu verdanken ist, die das gewaltige Erdbeben des Jahres 27 v. Chr.5(i verursacht hatte 57 , weiß Freiligrath nicht. Er wählt daher den berühmtesten unter den antiken Autoren, die Ägypten bereist und beschrieben haben, zum Zeugen für „das Lied" 58 der Statue, ohne zu ahnen, daß Herodot das Tönen gar nicht vernehmen konnte. Auch seine Vorstellung vom Material der Statue entspricht nicht der Wirklichkeit: Die „Memnonkolosse" sind nicht aus dem - idealen - Stoff Granit 59 sondern aus einem Sandstein 60 hergestellt. 51 N a c h d e r a n t i k e n Ü b e r l i e f e r u n g ist d e r M o r g e n die Zeit d e r t ö n e n d e n S o n n e n b e g r ü ß u n g d u r c h d e n n a c h (Nord-)Osten gerichteten Koloß. Die erste S t u n d e wird a m häufigsten g e n a n n t . Ü b e r die Zeitangaben vgl. B e r n a n d , I n d e x X I s. v . wQa, X I I s. v. h o r a . I n d e n 'Extpadaeit; des K a l l i s t r a t o s wird allerdings ein schmerzliches S t ö h n e n des Steins bei S o n n e n u n t e r g a n g e r w ä h n t ( H o p f n e r , F o n t e s I I I 448); d e r p h a n t a s i e volle R h e t o r h a t seine E k p h r a s i s noch m i t einer a n d e r e n E r f i n d u n g , der a n g e b l i c h e n F ä h i g k e i t d e r S t a t u e T r ä n e n n a c h W u n s c h h e r v o r z u b r i n g e n , „bereichert". 52 V o m G l a n z d e r A u g e n des M e m n o n bei S o n n e n a u f g a n g s p r i c h t P h i l o s t r a t ( V i t a A p o l l . V I , 4 = H o p f n e r , F o n t e s 445), d e s s e n I d e a l b i l d d i e s p ä t e r e M e m n o n s - T r a d i t i o n s t a r k b e e i n f l u ß t h a t . D a s A u f t r e f f e n d e r S o n n e n s t r a h l e n auf d i e A u g e n ist d a r g e s t e l l t auf d e m P h a n t a s i e b i l d d e s M e m n o n v o n B e r n a r d P i c a r t ( A b b i l d u n g b e i C. W . C e r a m , G ö t t e r , G r ä b e r u n d G e l e h r t e i m B i l d , H a m b u r g 1964, 99), d a s a u c h in a n d e r n Z ü g e n d e n E i n f l u ß d e r B e s c h r e i b u n g P h i l o s t r a t s zeigt. 53 A u c h v o m M u n d r e d e t P h i l o s t r a t , dessen B e s c h r e i b u n g e n (V. A. V I 4, I m a g . 17) als i d e a l e R e k o n s t r u k t i o n e n des K o l o s s e s i m Geist des A r c h a i s m u s u n d K l a s s i z i s m u s v e r s t a n d e n w e r d e n k ö n n e n . P h i l o s t r a t s P a t r o n i n w a r I u l i a D o m n a , d i e F r a u des S e p t i m i u s Severus, u n t e r d e m d e r K o l o ß d u r c h d i e f a t a l e R e s t a u r a t i o n „ v e r s c h ö n e r t " w u r d e — s e i t d e m s c h w e i g t der u n d a n k b a r e „ S t e i n " . G e r a d e als B e s c h r e i b u n g e n einer r e k o n s t r u i e r t e n , d . h . u n v e r s e h r t e n S t a t u e h a b e n P h i l o s t r a t s A n g a b e n l a n g n a c h g e w i r k t . D i e S t a t u e soll z u t ö n e n b e g i n n e n , s o b a l d „der S t r a h l " auf i h r e n M u n d g e l a n g t (V. A. V I , 4 ) : „ W i e ein P l e k t r o n " soll die S o n n e i h r e n M u n d a n r ü h r e n u n d eino S t i m m e h e r v o r l o c k e n ( I m a g . I 7). Auf G r u n d dieser T r a d i t i o n s p r i c h t F r e i l i g r a t h v o n „ F l a m m e n z u n g e n " . E i n W i t z L u k i a n s ist die E r w ä h n u n g des M u n d e s d u r c h d e n A n g e b e r E u k r a t e s ( d e n „ Z a u b e r l e h r l i n g " ) i m „ P h i l o p s e u d e s " (33). Die S t a t u e h a b e s p o n t a n d e n M u n d g e ö f f n e t (avrog ävoigag ro arofia) u n d i h m einen XQrjU/iög v o n s i e b e n V e r s e n v o r g e t r a g e n : D e r S c h w i n d l e r v e r z e r r t d a s &eoni£eiv d e r S t a t u e (vgl. a u c h d a z u B e r n a n d , I n d e x X I ) z u r W e i s s a g u n g n a c h d e l p h i s c h e r A r t ; er ü b o r t r ä g t d i e s p o n t a n e B e g r ü ß u n g b e r ü h m t e r K o n s u l e n t e n d u r c h die P y t h i a (vgl. z. B . H d t . I 65, V 92) auf M e m n o n u n d s i c h ; er s p r i c h t v o m M u n d einer S t a t u e , d e r e n O b e r t e i l zerfallen w a r (vgl. S t r a b o 816)! 54 S t r a b o (17. B u c h , 816) e r w ä h n t — als A u g e n z e u g e — b e i d e Kolosse. P h i l o s t r a t g i b t z w a r eine B e s c h r e i b u n g des R u i n e n f e l d e s (sein „ M u s t e r " i s t die A g o r a e i n e r R u i n e n s t a d t ) , „ v e r g i ß t " a b e r d i e E r w ä h n u n g d e s z w e i t e n K o l o s s e s (V. A. V I ,4). 85 I m E p i g r a m m d e r Caecilia T r e b u l l a ( B e r n a n d N r . 94) ist d a s u n a r t i k u l i e r t e T ö n e n d e r k l ä g l i c h e R e s t d e r S t i m m e , w e l c h e die k l a g e n d e S t a t u e v o r d e r Z e r s t ö r u n g d u r c h K a m b y s e s besessen h a t t e . 5li Vgl. E u s e b , C h r o n i k ( H i e r o n y m u s ) , 188. O l y m p i a d e , 17. R e g i e r u n g s j a h r d e s A u g u s t u s (p. 164 H e l m ) ; Thebae Aegypti usque ad solum erutae. 57 D e r n ö r d l i c h e K o l o ß ( „ M e m n o n " ) ist d u r c h ein E r d b e b e n bis z u r M i t t e z e r s t ö r t w o r d e n : S t r a b o 816. D a s E r d b e b e n d e s J a h r e s 27 w a r d i e U r s a c h e d e r Z e r s t ö r u n g ; L e t r o n n e , L a s t a t u e v o c a l e d e M e m n o n , CEvres Choisies, 1. S., T . I I , P a r i s 1881, 2 3 f f . G e g e n d i e D a t i e r u n g v o n L e t r o n n e : G a r d i n e r a . a . O. 9 8 f . 68 Ü b e r die C h a r a k t e r i s i e r u n g e n des T o n s vgl. L e t r o n n e , a . a . O. 87f., A. B a t a i l l e , L e s M e m n o n i a , I F A O , R e c h e r c h e s T . 23, K a i r o 1952, 158f., B e r n a n d , I n d e x X I I I s. v. M e m n o n . 5/i0 u n d in Koptos eine ehrenvolle Erinnerung bewahrt. Dabei k a n n f ü r den erstgenannten Bereich bekanntlich angenommen werden, daß es sich u m die Heimat des Königs handelt. Wenn im zweiten Falle die Moskauer Statuette, die ihn in der Opferformel erscheinen läßt, tatsächlich aus Koptos s t a m m t , h ä t t e Cheops sich an diesem Orte sogar im Mittleren Reich einen Platz behauptet 3 8 . Sofern diese Überlieferungen den E r b a u e r der größten Pyramide als Tempelgründer oder wenigstens als Organisator von Tempelordnungen zu installieren vermögen 3 9 , setzen sie Herodot ins Unrecht, der ja (II 124) behauptet, Cheops habe (sc.: zugunsten seines Grabmals) die Tempel geschlossen u n d den Opferdienst lahmgelegt. Daraus geht zugleich hervor, daß Herodot — wie auch immer es sich verhalten habe - n u r an einem Teil jenes Überlieferungsganzen partizipiert, das er f o r t a n mit so großer Fernwirkung selbst bilden zu helfen berufen war. Wie weit er „ausgewählt" h a t oder unvollkommen unterrichtet gewesen ist, bleibt naturgemäß eine offene Frage, die ich nicht einmal aus E t h o s oder Methode des Vaters der Geschichtsschreibung zu beantworten wage. Natürlich will der Historiker wissen, „wie es eigentlich gewesen ist". Die überlieferungsgeschichtliche Methode soll ihm, das darf nie vergessen werden, im Ziel gerade dazu befähigen. Jedenfalls erscheint sie als e n t a r t e t , wo sie zum Selbstzweck wird und gar den Eindruck erweckt, als habe es F a k t e n entweder überhaupt nicht gegeben oder sie seien beliebig manipulierbar 4 0 . Was unser Verfahren gewinnen kann, ist — wie versprochen — ein Urteil über das geschichtliche Ganze aus F a k t e n u n d Überlieferung. Man kommt dabei nicht so billig, d a f ü r aber methodisch umso zuverlässiger zu den Tatsachen. Denn die Einzelheiten der Quellenkritik werden wie in einem großen Verbundsystem zusammengeschlossen, das seinerseits als dominierender u n d kennzeichnender Befund anzusprechen ist, aber auch große heuristische Energien freisetzt. I m vorliegenden Fall sehe ich das tatsächliche Geschehen etwa so: Cheops war zu seiner Zeit u n d bis gegen E n d e des Alten Reiches ein hochangesehener Herrscher 4 1 . Irgendwann im Zuge des Zusammenbruchs der alten Ordnung müssen Ablehnung, H a ß oder doch gänzliche Respektlosigkeit die Erbauer der großen Pyramiden von Giza dauerhaft getroffen haben. Das d ü r f t e bilderstürmerische, wo nicht gar revolutionäre Formen angenommen haben. I n den Klagen über die Fragwürdigkeit der massivsten Bauten f ü r den Totendienst mag m a n es abgespiegelt sehen 42 . Die neue Ordnung der zwölften Dynastie k n ü p f t e an Snofru, aber offenbar absichtlich nicht an Cheops an. Das schloß indes ein freundliches Andenken an einzelnen Orten nicht aus. Vor allem f ü h r t e es auf die Dauer nicht zu einer offiziellen damnatio memoriae, wie die großen Königslisten der Ramessidenzeit zeigen. Die Erinnerung an Cheops wurde im Königshause wachgehalten, auch sein Grabmal wohl in die zeitgenössische Denkmalspflege einbezogen 43 . I m „Volk" aber, zu dem natürlich 36

W i l d u n g , a. a. O. S. 168f., der auch auf das Fehlen des Cheops in kleinen „privaten Königslisten" 37 hinweist. Sachverhalt bei W i l d u n g , S. 170f., erörtert. 38 Diskussion u m das ganze fragliche Material bei W i l d u n g , a. a. O. S. 163f. und 172ff. 39 D a s Letztere gilt überlieferungsgeschichtlich auch für Dendera: W i l d u n g , a. a. O. S. 189f. 40 Mir scheint, die ursprünglich progressiven Bibelwissenschaften haben Grund, sich das gesagt sein zu lassen. H e r r m a n n , Mose, S. 301 f., hat es seinerseits deutlich genug gemacht und v o n „intellektueller Paralyse" gesprochen. 41 Solange besteht sein Kult. Seine Stiftungen scheinen schon mit dem E n d e der 5. Dynastie zu verschwinden: W i l d u n g , a. a. O. S. 152ff. Die von Wildung für die folgende Entwicklung allein verantwortlich gemachten Ellenbogen der Snofru-Priester können nur als Akzidens in Betracht kommen. Zu ihrer Er42 klärung reichen sie keinesfalls aus, s. o. S. 114 A. 21. So schon P o s e n e r , a. a. O. S. 10. 43 Was natürlich Schlüsse auf das Geschichtsverständnis der Ramessiden zuläßt.

118

M. S c h m i d t : E i n ägyptischer D ä m o n in Etrurien

[97. B a n d

Priesterschaften gehören können, haben sich neben gänzlicher Beziehungslosigkeit auch unfreundliche Überlieferungen gehalten. Die letzteren ziehen Herodot und Hekataios von Abdera f ü r ihre Darstellungen heran. Es steht außer Frage, daß die negativen Gehalte dieser ägyptischen Kanäle den griechischen Tendenzen gegenüber tatsächlichen oder vermeintlichen Gewaltherrschern entgegenkamen. Der weitere Gang der Dinge bis über die Schwelle der modernen Ägyptologie hinaus muß f ü r diesmal auf sich beruhen 4 '', obwohl er von höchster Warte aus gesehen natürlich dazugehört. Mit alledem hält sich die Wirkung der Überlieferungsgeschichte in Grenzen. Sie tastet weder die Existenz noch die offizielle Legitimität des Cheops an. Im Falle des Menes reicht ihr Aktionsradius viel weiter. Sie baut aus sich heraus einen König auf und erhöht ihn zum Gründerheros, dessen sie bedarf.

MAEGOT SCHMIDT

Ein ägyptischer Dämon in Etrurien Das bekannteste Zeugnis f ü r die Begegnung der Griechen mit der ägyptischen Totenliteratur schon in archaischer Zeit ist die lakonische Schale mit der Wägeszene vor dem König Arkesilaos, in der man eine Abwandlung der ägyptischen Totengerichtsdarstellungen erkannt hat 1 . Die beiden neuen Hinweise auf eine mögliche Weiterwirkung jener Totenliteratur, von denen hier die Rede sein soll, stammen aus Etrurien. Sie sind den Darstellungen zweier schwarzfiguriger Amphoren zu entnehmen, die etwa eine Generation später als die Arkesilaosschale, also in der Zeit um 530 v. Chr., von etruskischen Vasenmalern geschaffen wurden. Das eine der Leiden Gefäße, eine Halsamphora im Schweizer Kunsthandel, darf hier ausführlicher bekannt gemacht werden 2 (Abb. 1—3), während die Darstellung des zweiten, im wesentlichen eine „Replik" der Szene auf der Schweizer Vase, nur soweit wie notwendig zum Vergleich herangezogen werden kann 3 . Diese zweite Amphora, die früher zur Sammlung Astarita in Neapel gehörte, ist vor einiger Zeit in den Vatikan gelangt. Auf beiden Vasen ist ein in der schwarzfigurigen Malerei des 6. Jahrhunderts sehr beliebtes Thema dargestellt, der Auszug des trojanischen Königssohnes Troilos zum Brunnen, hinter dem Achill ihm auflauert, um ihn zu überfallen und zu töten, also eine Episode aus den Anfängen des Kampfes um Troja, die in dem verlorenen Epos der Kyprien gestaltet war 4 . Ungewöhnlich an den 44

Vgl. B e g e g n u n g Europas m i t Ägypten 2 , S. 163 zuzüglich S. 237 A. 19. Z u m ganzen Problemkreis S. M o r e n z , Die Begegnung Europas m i t Ägypten 2 , Zürich 1969; ders. in: Aus Antike und Orient, Festschrift W . Schubart, Leipzig 1950: Ä g y p t e n und die altorphische Kosmogonie, bes. 65ff. — Zur Arkesilaosschale M o r e r i z , Begegnung a. O. 63; A r i a s - H i r m e r - S h e f t o n , A H i s t o r y of Greek Vase Painting, London 1962, 308 z u Taf. 74 u. X X I V (ohne Diskussion der Vorbildfrage). 2 Für die großzügige Erlaubnis, die Amphora der Ars Antiqua A. G. in Luzern zu veröffentlichen, bin ich d e m leider vor kurzem verstorbenen H e r m a n n Rosenberg sowie R . Maly z u D a n k verpflichtet; K. Schauenburg, der die Vase selbst im R a h m e n einer größeren Untersuchung z u m Troilosmythos im antiken Italien zu behandeln beabsichtigt, hat mir in kollegialer Weise den Vortritt gelassen. I c h werde mich daher i m Folgenden vor allem auf den für die Ägyptologie interessanten Aspekt, die Einfügung der „ägyptisierenden" Dämonendarstellung, konzentrieren. I m übrigen verweise ich auf die angekündigte Arbeit v o n Schauenburg im J d l 85. — Für Hinweise zu den ägyptischen Vorbildern danke ich E . Hornung und E . Staehelin, für andere Auskünfte T. D o h m . Die Vorlage für Abb. 1 zeichnete M. Cahn. — H ö h e der Schweizer Amphora 34 c m . 3 Diese Amphora wird K. Schauenburg in der genannten Arbeit veröffentlichen. I c h danke d e m Verfasser für ausführliche Auskünfte zu der uns hier interessierenden zweiten Dämonengestalt. 4 Leider gibt der knappe Auszug des E p o s in der Chrestomathie des Proklos nur das F a k t u m der T ö t u n g durch Achill ohne nähere U m s t ä n d e , doch darf nach der einmütigen Überlieferung der zahlreichen griechischen und außergriechischen Vasenbilder (zu diesen unten A n m . 7) schon spätestens für das 6. Jahrhundert die Version des Ausreitens, Wasserholens und des Hinterhaltes als bekannt festgestellt werden. Diese wird aus dem E p o s und höchstwahrscheinlich eben aus den Kyprien stammen. Zur Überlieferung A. L e s k y , R E s. v. Troilos V I I A. 1, 602ff. i m Anschluß an E . Bethe. 1

118

M. S c h m i d t : E i n ägyptischer D ä m o n in Etrurien

[97. B a n d

Priesterschaften gehören können, haben sich neben gänzlicher Beziehungslosigkeit auch unfreundliche Überlieferungen gehalten. Die letzteren ziehen Herodot und Hekataios von Abdera f ü r ihre Darstellungen heran. Es steht außer Frage, daß die negativen Gehalte dieser ägyptischen Kanäle den griechischen Tendenzen gegenüber tatsächlichen oder vermeintlichen Gewaltherrschern entgegenkamen. Der weitere Gang der Dinge bis über die Schwelle der modernen Ägyptologie hinaus muß f ü r diesmal auf sich beruhen 4 '', obwohl er von höchster Warte aus gesehen natürlich dazugehört. Mit alledem hält sich die Wirkung der Überlieferungsgeschichte in Grenzen. Sie tastet weder die Existenz noch die offizielle Legitimität des Cheops an. Im Falle des Menes reicht ihr Aktionsradius viel weiter. Sie baut aus sich heraus einen König auf und erhöht ihn zum Gründerheros, dessen sie bedarf.

MAEGOT SCHMIDT

Ein ägyptischer Dämon in Etrurien Das bekannteste Zeugnis f ü r die Begegnung der Griechen mit der ägyptischen Totenliteratur schon in archaischer Zeit ist die lakonische Schale mit der Wägeszene vor dem König Arkesilaos, in der man eine Abwandlung der ägyptischen Totengerichtsdarstellungen erkannt hat 1 . Die beiden neuen Hinweise auf eine mögliche Weiterwirkung jener Totenliteratur, von denen hier die Rede sein soll, stammen aus Etrurien. Sie sind den Darstellungen zweier schwarzfiguriger Amphoren zu entnehmen, die etwa eine Generation später als die Arkesilaosschale, also in der Zeit um 530 v. Chr., von etruskischen Vasenmalern geschaffen wurden. Das eine der Leiden Gefäße, eine Halsamphora im Schweizer Kunsthandel, darf hier ausführlicher bekannt gemacht werden 2 (Abb. 1—3), während die Darstellung des zweiten, im wesentlichen eine „Replik" der Szene auf der Schweizer Vase, nur soweit wie notwendig zum Vergleich herangezogen werden kann 3 . Diese zweite Amphora, die früher zur Sammlung Astarita in Neapel gehörte, ist vor einiger Zeit in den Vatikan gelangt. Auf beiden Vasen ist ein in der schwarzfigurigen Malerei des 6. Jahrhunderts sehr beliebtes Thema dargestellt, der Auszug des trojanischen Königssohnes Troilos zum Brunnen, hinter dem Achill ihm auflauert, um ihn zu überfallen und zu töten, also eine Episode aus den Anfängen des Kampfes um Troja, die in dem verlorenen Epos der Kyprien gestaltet war 4 . Ungewöhnlich an den 44

Vgl. B e g e g n u n g Europas m i t Ägypten 2 , S. 163 zuzüglich S. 237 A. 19. Z u m ganzen Problemkreis S. M o r e n z , Die Begegnung Europas m i t Ägypten 2 , Zürich 1969; ders. in: Aus Antike und Orient, Festschrift W . Schubart, Leipzig 1950: Ä g y p t e n und die altorphische Kosmogonie, bes. 65ff. — Zur Arkesilaosschale M o r e r i z , Begegnung a. O. 63; A r i a s - H i r m e r - S h e f t o n , A H i s t o r y of Greek Vase Painting, London 1962, 308 z u Taf. 74 u. X X I V (ohne Diskussion der Vorbildfrage). 2 Für die großzügige Erlaubnis, die Amphora der Ars Antiqua A. G. in Luzern zu veröffentlichen, bin ich d e m leider vor kurzem verstorbenen H e r m a n n Rosenberg sowie R . Maly z u D a n k verpflichtet; K. Schauenburg, der die Vase selbst im R a h m e n einer größeren Untersuchung z u m Troilosmythos im antiken Italien zu behandeln beabsichtigt, hat mir in kollegialer Weise den Vortritt gelassen. I c h werde mich daher i m Folgenden vor allem auf den für die Ägyptologie interessanten Aspekt, die Einfügung der „ägyptisierenden" Dämonendarstellung, konzentrieren. I m übrigen verweise ich auf die angekündigte Arbeit v o n Schauenburg im J d l 85. — Für Hinweise zu den ägyptischen Vorbildern danke ich E . Hornung und E . Staehelin, für andere Auskünfte T. D o h m . Die Vorlage für Abb. 1 zeichnete M. Cahn. — H ö h e der Schweizer Amphora 34 c m . 3 Diese Amphora wird K. Schauenburg in der genannten Arbeit veröffentlichen. I c h danke d e m Verfasser für ausführliche Auskünfte zu der uns hier interessierenden zweiten Dämonengestalt. 4 Leider gibt der knappe Auszug des E p o s in der Chrestomathie des Proklos nur das F a k t u m der T ö t u n g durch Achill ohne nähere U m s t ä n d e , doch darf nach der einmütigen Überlieferung der zahlreichen griechischen und außergriechischen Vasenbilder (zu diesen unten A n m . 7) schon spätestens für das 6. Jahrhundert die Version des Ausreitens, Wasserholens und des Hinterhaltes als bekannt festgestellt werden. Diese wird aus dem E p o s und höchstwahrscheinlich eben aus den Kyprien stammen. Zur Überlieferung A. L e s k y , R E s. v. Troilos V I I A. 1, 602ff. i m Anschluß an E . Bethe. 1

1971]

M. S c h m i d t : E i n ägyptischer D ä m o n in E t r u r i e n

119

beiden neuen Vasenbildern ist nun die Einfügung einer weiteren Gestalt, mit der ein fremdartiges Wesen aus der Welt der ägyptischen Dämonen in den altbekannten griechischen Mythos eingedrungen zu sein scheint. Auf der neuen Halsamphora im Schweizer Kunsthandel, die wohl der sogenannten La Tolfa Gruppe zuzuweisen ist oder dieser wenigstens nahesteht 5 , ist die Darstellung aus dem Troilosmythos auf zwei metopenartige Bildfelder am Gefäßbauch verteilt. I n der Henkelpartie werden diese Metopen durch dunklere Abschnitte voneinander getrennt. Wie alle etruskischen Vasen weist auch diese nicht den glänzenden schwarzgebrannten Malton attischer Gefäße auf. Sie ist in verschiedenen Schattierungen von R o t recht unbefriedigend gebrannt, so daß sich die Bildfelder nur undeutlich von den unverzierten Partien abheben. Die durch tiefeingeritzte Umrißlinien wie eine Gravierung wirkende Zeichnung ist der im allgemeinen allerdings höherstehenden Kunst der etruskischen Spiegel verwandt". Der niedrige Hals des Gefäßes trägt ein verhältnismäßig sorgfältig gezeichnetes Ornamentband aufrecht stehender Palmetten und „Lotos"-Blüten.

Abb. 1. E t r u s k i s c h schwarzfigurige A m p h o r a im Schweizer K u n s t h a n d e l . Troilus u n d seine Begleiter

Die Verteilung der Bilder auf beiden Seiten der Amphora steigert die durch den Erzählungsinhalt gegebene Spannung: Auf der einen Seite (Abb. 2) kauert Achill hinter dem Brunnen versteckt, schon mit angehobener Lanze, um Troilos zu vernichten. Dieser reitet auf der anderen Vasenseite (Abb. 1) ahnungslos der Gefahr entgegen, die er, wie der Betrachter des Gefäßes, noch nicht überblicken kann. Dieses Bildschema ist das in den zahlreichen griechischen und etruskischen Illustrationen des Troilosmythos übliche 7 ; variiert werden gelegentlich die Darstellungsrichtung, die Brunnenform oder die Begleitung des Troilos. Hier seien nur die bemerkenswerten Züge der neuen Amphora 6 Zur L a Tolfa G r u p p e zuerst T . D o h m , Die schwarzfigurigen etruskischen Vasen aus der 2. H ä l f t e des 6. J a h r h u n d e r t s , K ö l n 1937, 23ff., 144f. - J . D. B e a z l e y , E t r u s c a n Vase-Painting, Oxford 1947, 11. E A A 4, 501 f. (P. B o c c i ) . 6 Zu vergleichen ist z. B. der Spiegel London, B r i t . Mus. N r . 546; R . H e r b i g , G ö t t e r u n d D ä m o n e n der E t r u s k e r , Mainz 1965, Taf. 1; I. M a y e r - P r o k o p , Die gravierten etruskischen Griffspiegel archaischen Stils, 13. E r g . H e f t R M 1967, 33 S 41 T a f . 37, 1 - 2 . 7 Z u s a m m e n s t e l l u n g bei F . B r o m m e r , Vasenlisten zur griechischen Heldensage 2 , M a r b u r g 1960, 264ff.; K . S c h a u e n b u r g , Achilleus in der unteritalischen Vasenmalerei, i n : B J b 161, 1961, 219 A n m . 23; zu den italischen D e n k m ä l e r n zum Troilosmythos S c h a u e n b u r g , a. O. A n m . 20; zuletzt zu den Troilosdarstellungen H . v. S t e u b e n , F r ü h e Sagendarstellungen in K o r i n t h u n d A t h e n , Berlin 1968, 58ff.

120

M. S c h m i d t : E i n ägyptischer D ä m o n in E t r u r i e n

[97. B a n d

hervorgehoben: Der trojanische Königssohn ist merkwürdigerweise schon bärtig, also nicht mehr als Knabe oder Jüngling aufgefaßt 8 . Wie die drei übrigen Hauptfiguren trägt er zusammengefaßtes Haar, das in langen gelockten Einzelpartien über den Rücken herabfällt - üppiger noch ist die Haarpracht des Achill. Neben seinem weißen Reitpferd f ü h r t Troilos ein weiteres am kurzgefaßten Zügel; eine Peitsche steckt unbenutzt im Geschirr. Ein bärtiger Mann mit umgehängtem Schwert und Lanze, wie Troilos mit kurzem Chiton und Stiefeln bekleidet, folgt ihm zu Fuß 9 . Er hat die Rechte wie zum Gruß erhoben. Den beiden voran schreitet ein kleinerer nackter

Abb. 2. Achill h i n t e r d e m B r u n n e n

Ephebe i 0 , der beide Arme feierlich wie bei einer kultischen Prozession in Kopfhöhe erhebt. Nur am Original erkennt man noch, daß er in der linken Hand eine hohe rotgemalte Pflanzenstaude mit gegenständigen, herabgebogenen Blättern trägt. Vielleicht hielt seine Rechte ursprünglich eine entsprechende Pflanze, die in leichtvergänglichem Weiß aufgemalt war. Die Armhaltung könnte darauf schließen lassen, wenn auch keine Farbspuren erhalten blieben. Das Ziel der drei Trojaner ist der Brunnen auf der anderen Vasenseite. Nach der Überlieferung zog Troilos vor die Stadt, um die Rosse zu tummeln 1 1 . I m Heiligtum des thymbräischen Apollon 12 erwartete ihn sein Geschick in der Gestalt des Achill. Vielleicht hat die Vorstellung vom Apollonheiligtum als Schauplatz dazu beigetragen, daß der Brunnen in den Troilosdarstellungen manchmal Ähnlichkeit mit einem Altar erhielt. Auf der neuen Vase ist der Brunnencharakter durch den 8

Troilos w i r d sonst in d e r Regel j u g e n d l i c h - u n b ä r t i g gezeigt, so a u c h auf d e m e t r u s k i s c h e n G r a b g e m ä l d e aus der T o m b a dei Tori in T a r q u i n i a , G. Q. G i g l i o l i , L ' A r t e E t r u s c a , Milano 1935, T a f . 107; M. P a l l o t t i n o , L a P e i n t u r e E t r u s q u e , Genf 1952, Taf. auf S. 31; f e r n e r auf der etruskisch schwarzfigurigen A m p h o r a der „ p o n t i s c h e n " G a t t u n g in R e a d i n g , CVA R e a d i n g 1, Tafel 36 f. (mit a n d e r e r P h a s e der E r z ä h l u n g ) . — B e k a n n t lich ist in der Ilias n u r von d e m erwachsenen — u n d bereits gefallenen — Troilos die R e d e : 24,257 b e k l a g t P r i a m o s u n t e r seinen g e t ö t e t e n Söhnen den „ W a g e n k ä m p f e r " Troilos. Zur Überlieferung i m übrigen A n m . 4; 11 f. 9 Auch der b ä r t i g e Begleiter ist von griechischen Darstellungen b e k a n n t . M a n darf sich bei dieser Gestalt vielleicht a n die i m F r a g m e n t 634 der verlorenen Troilostragödie des Sophokles e r w ä h n t e n L e i b w ä c h t e r e r i n n e r n (öpoo-ctyyai). 10 Zu dieser F i g u r vgl. e t w a d e n n a c k t e n J ü n g l i n g m i t Gefäß a m B r u n n e n in der Troilosszene auf d e m etruskischen Bronzerelief in der Villa Giulia: U . F e r r a g u t i , I Bronzi di Vulci, i n : S t u d E t r 11, 1937, 117, Abb. 10. 11 Zur Ü b e r l i e f e r u n g vgl. oben A n m . 4. D a s D e t a i l des R o s s e t u m m e l n s ist erst b e i E u s t a t h i u s , Schol. zu II. 24, 257, schriftlich überliefert. 12 D a s H e i l i g t u m ist g e n a n n t i m Iliassc.holion (oben A n m . 11) u n d bei Apollodor, E p i t . 3, 32, a n e r k a n n t e r m a ß e n n a c h g u t e r älterer Überlieferung.

1971]

M. S c h m i d t : Ein ägyptischer Dämon in Etrurien

121

Löwenkopfwasserspeier an der rechten Seite des Quaderbauwerkes deutlich gewahrt geblieben 13 , aber die drei Zweige auf der Oberseite sollen vielleicht auch hier den Hain andeuten, der zum Heiligtum gehört. Auf dem horizontalen Abschluß des Quellhauses erscheint nun in den beiden neuen etruskischen Darstellungen ein merkwürdiger Fremdling, die kleine nackte Figur eines teilweise tiergestaltigen „Fabelwesens", das den Ankommenden in aufrechter Haltung entgegenblickt (Abb. 3). Die aufgerichteten, spitzen Ohren sind offenbar diejenigen eines Hundes oder hundeähnlichen Wesens, doch erinnert der leicht rundliche Kopf mit dem geöffneten, schnabelartigen Maul zugleich an einen Yogeldämon, wie ihn die etruskische Kunst, allerdings in deutlicherer Vogelgestalt und geflügelt, später dargestellt h a t D i e nicht eben geschickte Zeichnung erschwert aber eine zoologische Bestimmung, und der Eindruck eines hundeähnlichen Mischwesens überwiegt. Die Tiernatur ist auf Kopf und tierische Hinterpfoten beschränkt; der Körper, auch die Hände, sind menschlich gebildet. In der angehobenen Linken hält die rätselhafte Gestalt auf der Schweizer Amphora ein großes, spitzzulaufendes Messer; die gleichfalls nach vorn gerichtete, leicht gesenkte Rechte ist leer. Man wird geneigt sein, sich unabhängig von einer Deutung die Abb. 3. Detail der Amphora Vorfrage zu stellen, welcher „Wirklichkeitsgrad" denn dieser in die (Umzeichnung von M. Cahn) Troilosdarstellung eingedrungenen Figur zukommen mag - ist hier eine Erscheinung eines dämonischen Wesens gemeint oder eine Statue, eben eine „Brunnenfigur" ? Abgesehen davon, daß sich eine solche „Plastik" im sonst bekannten wenig abwechslungsreichen Repertoire der Löwenkopf-Wasserspeier oder ganzfigurigen Löwen 1 5 in den BrunnenDarstellungen seltsam genug ausnehmen würde, ist festzuhalten, daß zum mindesten noch in der archaischen Zeit die Unterscheidung von Statue und lebendigem Urbild kaum relevant war, weil auch das Bild als belebt und wirkkräftig verstanden werden konnte. Die Mischgestalt, die seltsam feierlieh-„steife" Haltung und das Attribut des Messers - diese drei Züge zusammen in ihrer jeweils besonderen Ausprägung lassen die Figur in der etruskischen Umgebung als Fremdkörper erscheinen. Zugleich wird eine verblüffende Ähnlichkeit mit den messertragenden Dämonen des ägyptischen Pfortenbuches deutlich l ß . Auch an die zahlreichen Messerdämonen in den mythologischen Papyri fühlt man sich erinnert 1 7 . Jedenfalls findet das in der etruskischen Troilosdarstellung isolierte Fabelwesen im ägyptischen Bereich eine große Schar von Gefährten. Wahrscheinlich hat hier eine jener weitverbreiteten Illustrationen der spätzeitlichen ägyptischen Totenliteratur die Anregung gegeben, durch die etruskische Vasenmaler das altbekannte Bildschema dieses griechischen Mythos bereichern konnten. Die „ägyptischere" Version überliefert wohl, wenigstens hinsichtlich des Attributes, die Amphora im Schweizer Kunsthandel, denn der Dämon auf der Amphora Astarita trägt statt des Messers einen Gegenstand, der — vielleicht auf Grund einer etruskischen Interpretation — Ähnlichkeit mit einem Blitzbündel hat. 1:i

Zu solchen plastischen Zutaten vgl. unten Anm. 15. Vogelköpfige geflügelte Dämonin mit gefesselten (?) Händen auf einer Kanno aus dem späten 4. Jh. v. Chr. im Vatikan: A. D. T r e n d a l l , Vasi Antichi Dipinti del Vaticano, Vasi Italioti ed Etruschi 2, R o m 1955, Taf. 67e, Z 74; B e a z l e y , E V P (oben Anm. 5) 218, 1. — Aus dem 5. Jh. stammt das Fragment einer Amphora der etruskiseh schwarzfigurigen „Orvieto-Gruppc" mit Vogeldämon in Gottingen, P. J a c o b s t h a l , Göttinger Vasen, Berlin 1912, 8, Taf. 2, 9. 15 Vgl. die einander den Rücken zukehrenden liegenden Löwen auf der Oberseite des Brunnens im Troilosgemälde der Tomba dei Tori in Tarquinia (oben Anm. 8) und den einzelnen liegenden Löwen auf dem Bronzerelief in der Villa Giulia (oben Anm. 10). — Zur Brunnenform und den ganzfigurigen Wasserspeiern auch L. B a n t i , StudEtr 24, 1955/6, 148 Anm. 14. Die Wasserspeier-Funktion hat sich durchweg erhalten. Bloße „Zierfiguren" sind mir in diesem Zusammenhang nicht bekannt. 16 P i a n k o f f , Tomb of Rhamses VI., 11. Abschnitt, Abb. 68 und 70. 17 P i a n k o f f - R a m b o v a , Mythological Papyri passim. 14

122

M. S c h m i d t : Ein ägyptischer Dämon in Etrurien

[97. Band

Ist die Einfügung des ägyptischen oder „ägyptisierenden" Dämons an dieser Stelle nun einer seltsamen Eintagslaune eines etruskischen Vasenmalers zu verdanken, der seine Darstellung des Troilosabenteuers durch einen neuen exotischen Zug auffrischen wollte? Das Vorhandensein der „Replik" auf der zweiten Amphora braucht zunächst nicht gegen eine solche Unterstellung zu sprechen, da die Parallelfassung wahrscheinlich in derselben Werkstatt entstand 1 8 . Der Versuch einer Beurteilung des Sachverhaltes f ü h r t sogleich in den Bereich einer archäologischen Kontroverse, die sich — da ja Hinweise auf Berührungspunkte mit dem ägyptischen Mythos bisher fehlten — auf das Verhältnis der Etrusker zur griechischen Sagenwelt beschränkte. Während einige moderne Archäologen den etruskischen Vasenmalern des 6. Jahrhunderts eine subtile Kenntnis nicht nur der griechischen Mythenstoffe, sondern auch ihrer literarischen Passungen in den Epen zutrauen zu dürfen glauben 19 , sind andere der Ansicht, daß die Etrusker jener Zeit nicht oder nur höchst ungenügend mit dem griechischen Mythos vertraut waren und daß sie mehr oder weniger unverstandene Anregungen durch die nach Etrurien exportierten griechischen Vasen und ihre Darstellungen empfingen 20 . Neben der Theorie einer gewissermaßen kongenialen geistigen Anverwandlung steht also diejenige einer lediglich visuellen Erfassung gegebener Vorbilder. Wie verhält es sich in dieser Hinsicht mit der „ägyptisierenden" Dämonengestalt auf den beiden neuen etruskischen Amphoren ? Angesichts der Fülle von Unsicherheitsfaktoren kann als glücklicher Umstand betrachtet werden, daß wenigstens die Frage nach einem verlorenen - und vielleicht nur verunklärt wiedergegebenen — Vorbild aus der sogenannten „großen" Malerei hier ausgeklammert werden darf, handelt es sich doch bei diesem neuen Darstellungselement eindeutig um eine sekundäre Zutat zu einer Bildkomposition, die längst alltägliches Allgemeingut der Vasenmaler geworden war. Man darf sich also bei der Beurteilung auf die Alternativfrage konzentrieren, ob die Einfügung der „ägyptischen" Dämonengestalt als ein reines Nonsens-Element abgetan werden kann, als eine jener Ungereimtheiten, die den etruskischen Malern so gerne und nicht immer zu Unrecht zur Last gelegt werden 21 , oder ob der Dämon auch im Rahmen der Troilos-Darstellung eine einigermaßen sinnvolle Erklärung findet. Dabei stößt man allerdings auf eine Reihe von Schwierigkeiten. Denn selbst wenn die ägyptische Gestalt jenes Dämons und im besonderen seine Herkunft aus der ägyptischen Totenliteratur als Gegebenheit angenommen werden, bleibt doch ungewiß, wie die etruskischen Vasenmaler des 6. Jahrhunderts dieses fremdartige Mischwesen auffaßten und welchen Namen sie ihm gegeben hätten. Es ist möglich, daß sie mit dem hundeköpfigen (?) Wesen nicht einen beliebigen Dämon, sondern den auch im Ausland populären Anubis bezeichnen wollten Gewiß dürfen wir für die Zeitgenossen des Königs Amasis im fernen Etrurien nicht eine gründliehe Kenntnis des ägyptischen Pantheon und der Funktionen der einzelnen Götter voraussetzen. Soviel aber mochte weltoffenen Etruskern beim Kontakt mit dem ägyptischen Bereich und seinen Ausstrahlungsgebieten bekannt geworden sein, daß sich ihnen der so häufig dargestellte Anubis als spezieller Totengott einprägen konnte, im besonderen durch seine Rolle bei der Einbalsamierung der Toten, eines Brauches, der bekanntlich die Nachbarn der Ägypter durch seine Fremdartigkeit fasziniert hat. So wäre auch daran zu denken, daß der etruskische Betrachter das Messer in der Hand des ägyptischen Dämonenwesens, das er gewiß nicht mit der Zerstückelung des 18

So nach einer brieflich mitgeteilten Vermutung von K. Schauenburg. Diese These vertreten R. H a m p e und E. S i m o n , Griechische Sagen in der frühen etruskischen Kunst, Mainz 1964. Vgl. auch den unten Anm. 20 zitierten Aufsatz der beiden Autoren. 20 Skeptisch gegenüber der Annahme literarischer Kenntnisse der archaischen etruskischen Vasenmalor zeigen sich einige der bei T. D o h m , Die Etrusker und die griech. Sage, in: RM 73/4, 1966/7, 15 Anm. 2 zitierten Rezensenten sowie D o h m selbst in dem genannten Aufsatz. Dieser stellt drei Phasen der Rezeption griechischen Sagengutes heraus. Erst in der zweiten, etwa im 2. Viertel des 5. Jahrhunderts beginnenden, lasse sich eine wirkliche Kenntnis der Mythenstoffe nachweisen. Dazu Entgegnung von R. H a m p e und E. S i m o n , Gefälschte etruskische Vasenbilder? in: Jahrb. d. Rom.-Germ. Zentralmuseums Mainz 14, 1967, bes. 79ff. 21 Zum Problem besonders G. C a m p o r e a l e , Banalizzazioni Etrusche di Miti Greci, in: Studi in onore di L. Banti, R o m 1965, 111 ff. 19

1971]

M. S c h m i d t : E i n ägyptischer D ä m o n in Etrurien

123

Apophis oder der Überwältigung mythischer Feinde assoziieren konnte, sehr konkret als das zum Öffnen der Leichen bestimmte Gerät bei der Einbalsamierung verstehen mochte, entsprechend dem altertümlichen Xidoq AWicmixog des Leichenöffners, des jiaQaayiarrjQ, von dem Herodot 2 2 und noch Diodor 2 3 ausführlich berichten. Wie dem auch sei — ob benannter Gott 2 4 , Einbalsamierungsgehilfe 25 oder Messerdämon des Pfortenbuches - immer hat dieses fremdartige Wesen mit der Totenwelt zu tun, und es ergibt sich daraus die Frage, ob der junge trojanische Held eben deshalb von der eigenartigen Mischgestalt empfangen wird, weil er dem Tode geweiht ist, ja ihm im wörtlichen Sinne entgegengeht 2ß . Einem neuzeitlichen Betrachter kann die Troilosgeschichte geradezu wie ein Gleichnis des menschlichen Todesloses erscheinen, enthält sie doch eine Reihe von Elementen, die sich zu sinnbildlicher Bedeutung verallgemeinern lassen, so die Ahnungslosigkeit, mit der Troilos seinem Geschick entgegenzieht, die Unausweichlichkeit, mit der dieses ihn in Gestalt des Achill erwartet. Der Kenner antiker Gleichnisse und ihrer historischen Differenzierung wird solche Vorstellungen nicht ohne weiteres bei der Deutung archaischer Bildzeugnisse anwenden und sich vergegenwärtigen, daß der archaische Erzähler den noch lebendigen Mythos nicht in so abstrakter Weise auf allgemeine Gehalte zu reduzieren pflegte. Dennoch ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert, daß eine der eindrucksvollsten Troilosdarstellungen gerade die beherrschende Stelle eines etruskischen Grabraumes einnimmt - das berühmte Hauptgemälde in der Tomba dei Tori in Tarquinia 2 7 — und mehr noch, daß wir es dabei mit dem einzigen bis jetzt bekannten Bild aus dem griechischen Mythos zu t u n haben, das in ein archaisches etruskisches Grab aufgenommen wurde. Diese Bildwahl wurde gewiß nicht absichtslos getroffen. Eine Parallele zwischen dem Geschick, vielleicht auch der heroischen Tüchtigkeit des jungen Troilos, und dem Los und den Qualitäten des Grabherren wird hier gemeint gewesen sein, ohne daß man Mythos und Wirklichkeit zu rational und ins einzelne gehend zueinander in Beziehung setzen dürfte. Es ist offensichtlich, daß es dem „Auftraggeber" des Grabgemäldes auf die Hauptgestalt Troilos ankam, so daß dieses Zeugnis nicht f ü r einen postulierten Achilleuskult in Etrurien herangezogen werden kann 28. Das Los des Troilos — eines Heros, von dem man kaum mehr als eben sein trauriges Geschick des frühen Todes kennt — mag also die Gegenüberstellung mit dem der Totenwelt zugeordneten Dämon auf den beiden Vasenbildern bewirkt haben. Vielleicht mußten die etruskischen Maler 22

Herodot 2, 86, 4: }.ido> Ai&iomxäi ¿¡Et naoaaxiaavrtQ . . . Diodor 1, 91, 4: Xi&ov excuv Alfhomxöv xai diarefiww cu£ o vojiog xeÄevet . . . 24 Auf die seltene (spätzeitliche) Darstellung eines A n u b i s m i t Messer m a c h t m i c h E. Staehelin aufmerks a m : P i a n k o f f - R a m b o v a , Mythological Papyri Nr. 8. 25 I n d i e s e m Z u s a m m e n h a n g scheint mir auch der T e x t aus den „Sprüchen für das K e n n e n der Seelen der heiligen Orte" erwägenswert, der den m i t der H i e r o g l y p h e des Messers determinierten Scheider oder Öffner wpjw n e n n t u n d weiter o b e n i m Z u s a m m e n h a n g m i t d e n Verletzungen des Osirisleibes A n u b i s a u f f ü h r t : K . S e t h e , ÄZ 57, 1922, 27ff., bes. 33 zu Z. 31. Vgl. auch S e t h e i m P y r a m i d e n t e x t e - K o m m e n t a r zu 727c. 20 W e n i g s t e n s a m R a n d e sei an eine Mythenversion erinnert, welche die Beziehung des Troilos zu e i n e m messerbewehrten D ä m o n bis zu einem gewissen Grade konkretisieren k ö n n t e : E s gibt nämlich einige wenige Hinweise auf eine Zerstückelung des Troilos. Auf Vasenbildern wird im 6. Jahrhundert das abgetrennte H a u p t des Troilos dargestellt: A t t i s c h schwarzfigurige sog. „tyrrhenische" Amphora München 1426, B e a z l e y , A B V 95, 4; E . B u s c h o r , Griechische V a s e n 2 , München 1969, 113, Abb. 123f. (Kopf des Troilos in der L u f t zwischen Achill und Trojanern); Amphora derselben Gattung Florenz, B e a z l e y , A B V 95, 6; M. H e i d e n r e i c h , Zu den frühen Troilosdarstellungen, in: M d l 4, 1951, 103ff., Nr. 95, Taf. 24, 1 (Achill hält das abgeschlagene H a u p t a m langen Haarschopf); A t t i s c h schwarzfigurige H y d r i a der Leagrosgruppe, London Brit. Mus. B 326, B e a z l e y , A B V 362, 2 8 ; E A A 7, 1008 s. v. Troilo Abb. 1138 (Achill h e b t das abgeschlagene H a u p t des Troilos z u m Wurf bereit den Trojanern entgegen). — Zu diesen Darstellungen zuletzt H . v. S t e u b e n , Frühe Sagendarstellungen in Korinth und A t h e n , Berlin 1968, 62 f. — D i e g e n a n n t e n V a s e n wurden übrigens in Vulci g e f u n d e n ; die Version des abgetrennten H a u p t e s war den Etruskern des 6. Jahrhunderts also wenigstens durch griechische Vasenbilder bekannt. — Dieselbe Vorstellung ist n o c h in d e n Reliefs spätetruskischer Aschenurnen überliefert, die Achill auf e i n e m Altar k n i e n d u n d das Troiloshaupt e m p o r h e b e n d zeigen: H . B r u n n , I Rilievi delle U r n e Etrusche 1, R o m 1870, Taf. 48ff. — I n der verlorenen Troiloatragödie des Sophokles scheint v o n einer Zerstückelung des Troilos die R e d e gewesen zu sein, da Fr. 623 abgetrennte Glieder — fiaoxaMa/iara — nennt. Vgl. dazu die kommentierenden Bemerkungen v o n A. C. P e a r s o n , The 27 Fragments of Sophocles 2, Cambridge 1917, 258 zu 623. Oben A n m . 8. 23

28

So als vorsichtige V e r m u t u n g ausgesprochen bei H a m p e - S i m o n , a. O. (oben A n m . 19) 66/7.

9 Zeltschr. für Agypt. Sprache 97. Baad

124

M. S c h m i d t : E i n ä g y p t i s c h e r D ä m o n in E t r u r i e n

[97. B a n d

hier geradezu auf diese ägyptische Gestalt zurückgreifen, um jenen Gedanken sinnfällig darzustellen, weil die etruskische Bildkunst in der Archaik noch nicht die wilde Schar von Unterweltsdämonen hervorgebracht hatte, die erst Generationen später den etruskischen Orcus, Vorläufer von Dantes Inferno, bevölkerte 29 . Vielleicht ließe sich ahnen, welcher Art die Vorstellung der Etrusker von der ägyptischen „Totenherrschaft" war, wenn ihnen in der Tat die Darstellung eines ägyptischen Dämons genügt hätte, um den Gedanken an Tod und Jenseits heraufzubeschwören. Von dieser gleichsam den gemeinten Jenseitsbereich bezeichnenden Dämonengestalt mochte auch die Darstellung des so feierlich geleiteten Reiters Troilos eine allgemeinere Bedeutung erhalten, die schon im Bildmotiv des reitenden Helden angelegt war, pflegten doch verstorbene Heroen ihre Reise in die Unterwelt zu Pferd oder zu Wagen anzutreten 30 . Im Jenseits war dann eine ihrer vornehmsten Beschäftigungen, wie ein Pindarfragment 31 festhält, gerade diejenige, die für den jungen Troilos überliefert wird: das Tummeln der Rosse. Seit den bedeutenden Ausgrabungen von Pyrgi, der antiken Hafenstadt von Caere, lassen sich die Vermittler orientalischer Formen im spätarchaischen Etrurien mit größerer Wahrscheinlichkeit namhaft machen. Aufschlußreich sind die phönikisch-etruskischen Inschriften der berühmten Goldplättchen von Pyrgi, die den um rund S00 v. Chr. gebauten etruskischen Tempel mit der phönikischen Astarte verbinden 32. Bezeichnend für die „Unterwanderung" dieses Gebietes ist auch der Fund einer bronzenen OsirisStatuette im Tempelbereich33. Auch andere etruskische Städte werden im ausgehenden 6. Jahrhundert, der Zeit der ersten Karthagerverträge, nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in kultureller Austauschbeziehung zu Karthago gestanden haben3'1. Wenn wir die ägyptisierende Dämonengestalt im etruskischen Bereich als einen Beleg dafür werten dürfen, daß schon im Etrurien des 6. Jahrhunderts ägyptische Totenliteratur zum mindesten nicht gänzlich unbekannt war, ergibt sich die Frage, ob die zahlreichen Darstellungen von Schriftträgern — Buchrollen oder Schreibtafeln - im sepulkralen Zusammenhang in der späteren etruskischen Kunst 35 eben durch die Kenntnis, wenn auch nicht des Inhalts, so doch der Er29

E s sei aber e i n s c h r ä n k e n d darauf hingewiesen, d a ß schon auf der archaischen „ p o n t i s c h e n " (etruskischen) A m p h o r a in R e a d i n g (oben A n m . 8) in den N e b e n d a r s t e l l u n g e n der Troilosszene d ä m o n i s c h e Gestalten eingef ü h r t w e r d e n : H a l b f i g u r e n zweier riesiger Gorgonen auf beiden Seiten des Gefäßhalses; geflügelter D ä m o n im N e b e n f r i e s u n t e r der Brunnenszene. — Zu d e n e t r u s k i s c h e n U n t e r w e l t s d ä m o n e n in der n a c h a r c h a i s c h e n Zeit v o r allem R . H e r b i g , Götter u n d D ä m o n e n der E t r u s k e r , herausg. u. b e a r b . v. E . S i m o n , M a i n z 1965, 19 ff. H i e r wird m i t R e c h t b e t o n t , d a ß „es keinerlei Zeugnisse d a f ü r gibt, d a ß in der etruskischen U n t e r w e l t körperliche M a r t e r n oder H ö l l e n s t r a f e n zur A n w e n d u n g k o m m e n " (21). D i e n u r d r o h e n d e n , n i c h t p e i n i g e n d e n C h a r u n e seien „vielmehr als Sinnbilder zu fassen, des Todesschreckens sowohl als a u c h der U n e r b i t t l i c h k e i t des l e t z t e n menschlichen Schicksals". Vgl. d a z u a u c h hier A n m . 39. — M a n c h e e t r u s k i s c h e n D a r s t e l l u n g e n w e r d e n im ü b r i g e n wohl zu U n r e c h t auf die U n t e r w e l t bezogen, so z. B . der leider a n entlegener Stelle publizierte h o c h i n t e r e s s a n t e faliskische G l o c k e n k r a t e r a u s Aleria auf K o r s i k a , L. J . J e h a s s e , U n cratère é t r u s q u e d ' A l é r i a : P e i r i t h o u s a u x enfers, i n : Corse H i s t o r i q u e 11, 1963, 3 ff. (erscheint in Ajaccio). Der a n einen B a u m gefesselte u n d von einer Schlange b e d r o h t e ( ? ) oder b e w a c h t e J ü n g l i n g w i r d n a c h d e n ü b r i g e n D a r s t e l l u n g e n des M y t h o s v o n Peirithoos in der U n t e r w e l t k a u m dieser H e l d sein. E h e r wäre a n eine P h a s e des n u r bildlich ü b e r l i e f e r t e n M y t h o s v o m D r a c h e n zu d e n k e n , der J a s o n verschlingt u n d wieder ausspeit, wie er auf der Durisschale im V a t i k a n dargestellt i s t : Nachweise bei B c a z l e y , A R V 2 437, 116. Allerdings w i r k t der Draclio auf d e m A l e r i a - K r a t e r e t w a s k ü m m e r l i c h . 30 Z u dieser Vorstellung in E t r u r i e n L . B a n t i , Die W e l t der E t r u s k e r 3 , S t u t t g a r t 1965, 119. 31 F r . 130 Snell. 32 G. C o l o n n a , G . G a r b i n i , M. P a l l o t t i n o , Scavi nel s a n t u a r i o etrusco di P y r g i : relazione prelim i n a r e . . . e scoperta di t r e lamine d ' o r o inscritte in etrusco e in punico, i n : Archaeologia Classica 16, 1964, 4 9 f f . ; G. C o l o n n a , I l s a n t u a r i o di P y r g i alla luce delle recenti scoperte, i n : S t u d E t r 33, 1965, 191 ff. 33 C o l o n n a , S t u d E t r a. O. 213 T a f . 61, a—b. — Z u weiteren ä g y p t i s c h e n F u n d e n in E t r u r i e n vor allem F . W . v. B i s s i n g , Materiali archeologici orientali ed egiziani scoperti nelle necropoli dell'antico t e r r i t o r i o E t r u s c o , i n : S t u d E t r 3, 1929 bis 14, 1940. — C o l o n n a , a . O. weist i m besonderen auf eine F a y e n c e - S t a t u e t t e a u s d e m u n s hier interessierenden Z e i t r a u m hin, die in R o m g e f u n d e n w u r d e : E . G j e r s t a d , E a r l y R o m e 3, 3/ L u n d 1960, 448 u n d 461, Abb. 279, 10. - D a z u vorsichtig P a l l o t t i n o , a. O. (oben A n m . 32) 114f. 35 G r u n d l e g e n d dazu F . M e s s e r s c h m i d t , Die schreibenden G o t t h e i t e n in d e r e t r u s k i s c h e n Religion, i n : A R W 29, 1931, 60ff. Vgl. a u c h H e r b i g - S i m o n , a. O. (oben A n m . 29) 44 zu T a i . 31, 1 - 2 ; 48 zu T a f . 44, 2. D e r e t w a s k o m p r i m i e r t e T e x t a. O. 23, c h a r a k t e r i s i e r t diese A u f z e i c h n u n g e n ein wenig m i ß v e r s t ä n d l i c h

1971]

M. S c h m i d t : Ein ägyptischer Dämon in Etrurien

125

scheinungsform ägyptischer Toten-Papyri angeregt wurden. Die gänzlich andersartige Funktion, die diese Buch- oder Schreibtafel-Darstellungen in den etruskischen Bildzeugnissen ausüben, scheint gegen eine solche Annahme zu sprechen. F. Messerschmidt36 hat mit Hilfe der zum Teil lesbaren Inschriften auf den dargestellten Buchrollen festgestellt, daß zwei verschiedene Typen zu scheiden sind: Im einen Falle handelt es sich um mythisch überhöhte Darstellungen, in denen Todesdämonen auf Rollen oder Tafeln nur die Namen der Menschen festhalten, denen das Todeslos bestimmt ist 37 ; im anderen um längere oder kürzere Grabinschriften38. Einen Sonderfall stellt aber vielleicht die berühmteste und umfangreichste Inschrift dieser Art dar, die auf dem spätetruskischen Nenfro-Sarkophag des Laris Pulena in Tarquina aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. erhalten ist 39 . Hier hält der gelagerte Tote auf dem Sarkophagdeckel eine ausgebreitete Buchrolle, die nicht nur die Genealogie der Pulena-Familie, sondern auch Ämter und besondere Verdienste des Grabherrn ausführlich verzeichnet40. Die Tatsache, daß Laris Pulena die Rolle dem Betrachter zukehrt, so daß die Schrift gegen diesen gerichtet ist, scheint mir nur vordergründig durch die Funktion der Grabinschrift erklärt zu werden 41 . Denn zugleich wird damit bekundet, daß der Verstorbene sich durch seinen Rang und seine Taten ausweisen und rechtfertigen kann. Hängt es damit zusammen, daß die hammerschwingenden Dämonen in der Mittelgruppe des Reliefs auf dem Sarkophagkasten - unmittelbar unter der zur Schau gestellten biographischen Inschrift dem gelassen zwischen ihnen verharrenden Verstorbenen nichts anhaben? Die Beobachtung, daß in keiner etruskischen Darstellung wirkliche Tätlichkeiten solcher Hammer-Dämonen bezeugt sind42, ließe sich vielleicht auch dadurch erklären, daß sie durch menschliches Wohlverhalten gleichsam entwaffnet oder gar durch magische Abwehr unschädlich gemacht werden konnten. Doch hat dieser Gesichtspunkt gewiß nicht die gleiche beherrschende Rolle wie in Ägypten gespielt. Vielleicht ist es gerade zutiefst bezeichnend für die Todesauffassung der Etrusker, daß sie die Grundgedanken ägyptischer Totenliteratur nicht aufzugreifen brauchten, weil ihr Jenseits, trotz der Dämonenscharen, die es bevölkerten, keine wirklichen Schrecken bereithielt. als „ Schicksalsbücher". Bei der Beurteilung ist wichtig, sich klarzumachen, daß uns solche „Schriften" nur durch das Medium der bildenden Kunst erhalten sind. Es braucht sich also auch bei den Inschriften biographischen In36 a. O. (oben Anm. 32). haltsnichtumeineWiederspiegelungeinertatsächlichenLiteraturgattungzu handeln. 37 Zum Beispiel auf dem gravierten Bronzespiegel in London, Brit. Mus., Herbig- Simon, a. O. Abb. 10; M e s s e r s c h m i d t , a. O. 62 Abb. 2, auf dem eine Lasa als Schicksalverkünderin eine Schriftrolle mit ihrem eigenen sowie den Namen der offenbar dem Tode verfallenen Helden Aias und Amphiaraos trägt. Die Rolle ist hier nicht einfacher Träger der Namensbeischriften, da wenigstens die beiden Helden nochmals inschriftlich benannt sind (Ende des 4. Jahrhunderts). 38 Zum Beispiel auf dem Wandgemälde in der Tomba degli Scudi in Tarquinia, H e r b i g - S i m o n , a. O. Abb. 8; M e s s e r s c h m i d t , a. O. 64 Abb. 6, auf dem ein junger Flügeldämon ein Diptychon mit der Weihinschrift eines Hinterbliebenen hält, wobei unklar ist, ob der Dämon die Tafel wirklich selbst beschreibt, wie Messerschmidt angibt. Die Bezeichnung „Totenbuch" bei H e r b i g - S i m o n , a. O. 37, ist in anbetracht der Inschrift irreführend. (Datierung ungewiß, wohl gegen 300; dazu A. R u m p f , Malerei und Zeichnung, Handb. d. Archäologie 4, 146.) 39 H e r b i g - S i m o n , a. O. 44, mit Lit.; Taf. 30,2. '•o Veröffentlicht CIE II 1, 3 Nr. 5430. Zum Inhalt M. P a l l o t t i n o , Etruscologiar>, Milano 1963, 396f. 41 So M e s s e r s c h m i d t , a. O. (oben Anm. 32) 64. 42 Das Problem wurde vielfach behandelt (vgl. auch oben Anm. 29). Nachweise bei H e r b i g - S i m o n , a. O. 44, zu Taf. 30,2. J . Thimme, StudEtr 23, 1954, 143f. Anm. 76 bemerkt dazu: „Die geschwungenen Hämmer zielen nicht auf eine Handlung, sondern charakterisieren die Todesdämonen. Die völlig unbekümmerte aufrechte Haltung der Mittelfigur zeigt, daß ein Zusammenhang nicht gemeint sein kann . . .". Da auch Herbig seine Meinung über die hier ausnahmsweise scheinbar tätlichen Hammerdämonen offenbar nachträglich korrigiert hat, hat die Bearbeiterin den entsprechenden Text a. O. 20 geändert; vgl. 44. — Der Zusammenhang mit dem bekannten Hammer der etruskischen Schicksalsgöttin, mit dem diese den Nagel des Geschickes bzw. des Zeitablaufs einschlägt, scheint mir ohne weitere gedankliche Verbindungsglieder nicht unmittelbar einleuchtend (vgl. Simon, a. O. 44). — Neben den Hammerschwingern tritt unter den dämonischen Gestalten auf dem Sarkophag des Laris Pulena ein junger Mann mit einem großen dreikantigen Messer auf. Er wird wohl zu Recht allgemein als der Vollzieher des Totenopfers gedeutet. Es darf aber vielleicht gefragt werden, ob diese anscheinend einzige „menschliche" Gestalt neben dem Grabherren in dem Verein übernatürlicher Wesen historisch gesehen doch von dämonischer Abkunft ist. Das wäre im Zusammenhang mit dem viel älteren Messerdämon auf der hier behandelten Vase von Interesse, läßt sich aber nicht beweisen. 9«

126

J. V a n d i e r : Bronze de la déesse Ouadjet

[97. B a n d

JACQUES VANDIER

Un bronze de la déesse Ouadjet à Bologne Hierzu Tafel V I I I - I X

Nous avons consacré, il y a quelques années un article à plusieurs statuettes en bronze représentant, les unes, Ouadjet, déesse de Bouto, et, les autres, un Horus léontocéphale qui, à Bouto, était considéré comme le fils de Ouadjet. La déesse est régulièrement léontocéphale, alors que son fils est quelquefois représenté, surtout en bas-relief, avec une tête de faucon. Or, nous avons appris récemment, grâce à l'obligeance de notre collègue et ami, Bernard V. Bothmer, qu'il y avait, au Musée de Bologne, un bronze qui appartenait à la série que nous avions étudiée. Le Dr. Rosanna Pincelli, directrice du Musée, nous a autorité, avec une grande courtoisie, à publier ce bronze. Nous lui en sommes très reconnaissant, et nous lui exprimons, ainsi qu'à B. V. Bothmer tous nos remerciements 2 . A vrai dire, la statuette de Bologne 3 n'était pas inédite. Dès 1895, elle avait été signalée par Kminek Szedlo 4 , et, plus récemment, elle a été reproduite dans le catalogue de l'exposition organisée à Bologne en 1961r>. La reproduction, malheureusement, était loin d être parfaite, et on ne pouvait voir aucun des détails de la décoration du trône. C'est probablement la raison pour laquelle cette statue, que nous aurions dû remarquer, a échappé à notre attention. Nous le regrettons d'autant plus qu'elle mérite davantage d'être connue, et nous sommes heureux de réparer, dans le présent article, notre oubli. Dans notre description comme dans notre commentaire, nous n'insisterons que sur les points où la statue apporte des renseignements nouveaux; pour le reste, nous nous contenterons de renvoyer à notre article des Monuments Piot. Nous espérons que W. Wolf, à qui est dédié ce volume de Mélanges, voudra bien prendre un certain intérêt au bronze de Bologne; par ses qualités, en effet, il mérite d'attirer l'attention d'un savant qui a montré, au cours de sa carrière tout entière, combien il était sensible à tout ce qui touchait à l'art égyptien. A. — L a s t a t u e . — La déesse est assise sur un siège cubique et observe une de ses attitudes classiques 0 . Elle est vêtue d'une tunique qui ne descend pas tout à fait jusqu'aux chevilles et dont la limite supérieure n'est pas indiquée; on ne voit pas davantage les bretelles qui devaient retenir, sur les épaules, le vêtement. Ouadjet est coiffée de la perruque tripartite, surmontée d'un serpent lové 7 ; sur sa poitrine s'étale un collier ousekh, visible entre les deux masses de cheveux qui tombent sur la poitrine. La statue elle-même ne compte pas parmi les tout premiers chefsd'œuvre de la série 8 . Elle est manifestement lourde et manque surtout de vigueur et de nervosité, ce qu'on remarque, en particulier, dans la poitrine, dans les hanches et dans les jambes. En dépit de ces faiblesses, à vrai dire vénielles, notre bronze, par ses dimensions, par la majesté de l'attitude, par le traitement très honorable de la tête de lionne, attire l'attention et mérite l'intérêt qu'on est enclin à lui porter. B. - L a d é c o r a t i o n d u t r ô n e . - Cependant, l'œuvre vaut surtout par la décoration du trône; celle-ci, très bien conservée, est une des plus intéressantes que nous ayons trouvée dans notre documentation. C'est ce que nous allons essayer de montrer. 1

Monuments P i o t 55, 1967, p. 7 - 7 5 . Les photographies publiées ici ont été prises à Bologne. N o u s en avons reçu deux jeux, l'un, de B . V. :l Bothmer, et, l'autre du Dr. Rosanna Pincelli. Bologne, Museo Civico 294. H a u t e u r : 0, 45 m. 4 Catalogo di Antichitâ Egizie, p. 32, n° 294. 5 S. C u r t o , L ' E g i t t o antico nelle collezioni dell'Italia settentrionale, pl. 66 — p. 146, s. n. 351. 6 M o n . P i o t , 5 5 , p . 11—2et 50. ^ IbicJ.p.50B. s Cf., par exemple, Mon. P i o t 55, p. 33, fig. 16. 2

1971]

J. V a n d i e r : Bronze de la déesse Ouadjet

127

a) D é c o r a t i o n d u d o s . — Comme d'habitude, le siège, en arrière, présente deux niveaux. La partie la plus saillante évoque probablement le coussin 9 qui recouvrait, en partie, le siège et qui passait sur le dossier, toujours très bas 1 0 du fauteuil. Cette partie en saillie est entourée par une double baguette, limitant, sur les quatre côtés, un rectangle dans lequel s'inscrit le tableau. Celui-ci nous est déjà connu 1 1 : au centre, dressé sur un sérekh, et tourné vers la droite, se trouve le faucon Horus, coiffé du pschent. Le dieu est encadré des déesses Nekhbet (à gauche) et Ouadjet, dressées sur une corbeille neb et tenant, chacune, le sceptre ouas, dans lequel passe un chen. Nekhbet -» est coiffée de l'atef, et, Ouadjet de la couronne rouge. E n outre, la corbeille neb, à droite, est posée sur une ombelle de papyrus, et, à gauche, sur une plante héraldique difficile à identifier 12 . Le tableau rappelle beaucoup celui du bronze de Chaalis 13 . Les textes sont peu nombreux : on relève le nom de Nekhbet, appelée Hedjet-Nékhen 1 4 , c'està-dire la Blanche d'Hiérakonpolis, et le nom de Ouadjet. Les deux déesses reçoivent l'épithète « celle qui donne la vie 15 », et la même épithète, disposée différemment de chaque côté du sérekh, s'applique au dieu Horus. Dans la partie inférieure, le cadre est légèrement différent et se compose, en haut, du signe du ciel et, sur les côtés, à peine séparées des extrémités du précédent signe, de deux baguettes verticales très rapprochées, qui forment u n étroit rectangle; en bas, le tableau, semble-t-il, n ' a jamais été limité. Ce tableau représente u n génie -» assis sur sa jambe droite repliée, la jambe gauche, pliée, étant relevée verticalement. Le personnage est coiffé de la perruque tripartite, surmontée du disque solaire, et il est vêtu d'une tunique (ou d'un corselet), maintenue sur les épaules par des bretelles, et d'un pagne plissé ; un collier ousekh orne la poitrine. Ce génie écarte les bras et tient, dans chaque main, une branche de plamier qui semble émerger d'une grenouille, et à laquelle est suspendu le symbole de la fête-sed; on sait que c'est un procédé classique pour évoquer des millions de jubilés. A droite du personnage, on lit dit 'nh16. et, à gauche, di17 wiè, c'est-à-dire «celui qui donne la vie» et «celui qui donne la puissance». Il est difficile de savoir si le génie est u n homme ou une femme. Si on se fonde sur les autres exemples 18 , ce doit être un homme, mais, en se fondant sur les légendes 19 , d'une part, et, d'autre part, sur l'apparence vaguement féminine qu'il présente, on a tendance à le considérer plutôt comme une femme. b) C ô t é d r o i t d u s i è g e . - La surface est encadrée par deux baguettes parallèles formant u n étroit rectangle, mais celui-ci, dans ce tableau, est, sauf en bas, strié par des groupes de quatre traits verticaux (en haut) ou horizontaux (sur les côtés) ; ils sont à peu près régulièrement espacés. Cette surface est elle-même séparée en deux parties inégales par une bande analogue, ornée de groupes de quatre traits verticaux. Enfin, la partie supérieure, la plus haute, est dominée par u n ciel. A l'intérieur de ce cadre, on voit u n roi consacrant des offrandes destinées à la déesse léontocéphale Ouadjet. Celle-ci —• est assise à gauche, sur u n trône cubique à dossier bas, qui n'est pas décoré; on remarque simplement, en bas et à gauche, le rectangle préparé pour recevoir le zmi-tiwj20. La tenue et l'attitude de la déesse sont classiques: perruque tripartite, surmontée 9

10 Ou l'étoffe. Ces détails sont bien visibles lorsqu'on regarde le bronze de profil. Mon. Piot 55, p. 10, 15, 53. 12 Cette plante ressemble à une ombelle de papyrus, mais on pourrait penser aussi à des branches de palmiers ou à un lis. De toute façon, il doit s'agir d'un symbole de la Haute Égypte. Cf. Mon. Piot 55, p. 10 et 15. M Op. cit. pl. I l e et p. 10. « Wb. III, p. 210, 21. 15 Lorsque cette épithète suit le nom d'un roi ou d'une reine, il a une autre signification „celui (ou : celle) à qui est donnée la vie" (cf. G a r d i n e r , Eg. Gram., § 378, et L e f e b v r e , Gram., § 455, 2°). Lorsqu'il s'agit d'une divinité, c'est évidemment elle qui donne la vie, comme le prouvent les plus anciens exemples, où on trouve, à la place du participe, di.f ou di.é ( B o r c h a r d t , S'ai-hu-re' II, pl. 19, 29, 30; C a l v e r l e y , Abydos I, pl. 3, 17, 22 etc. (nombreux exemples) et, à l'époque ptolémaïque, E d g a r et R o e d e r , Rec. Trav. 35, 1913, p. 111, 101. Dans les textes de notre bronze, le t du féminin est placé après le signe 'nh, (par exemple, ici, pour Ouadjet), mais il arrive aussi qu'il manque (par exemple, ici, pour Nekhbet). 16 Cf. la note précédente. Le t suit toujours le signe 'nh. 17 Le t manque. S'il a existé, il est, aujourd'hui, en lacune. 18 19 Mon. Piot 55, p. 52, b, a. D u moins sur l'une des légendes. Cf. les notes précédentes. 2« Mon. Piot 55, p. 51, C. a. 11

128

J . V a n ( l i e r : Bronze de la déesse Ouadjet

[97. Band

du disque solaire, tunique sans bretelles apparentes, sceptre papyriforme dans la main gauche et symbole de la vie dans la main droite. Devant Ouadjet se trouve une table d'offrandes: deux pains, deux oies plumées et, au centre, une sellette surmontée d'un vase sphérique à bord plat. Ce sont les offrandes que le roi . Les listes de divinités qui occupent la première zone méritent qu'on s'y arrête plus longuement, car il ressort d'un examen, même superficiel, que les divinités qui y figurent n'ont pas été choisies au hasard, ni groupées d'une manière arbitraire. On constate en effet que la série de droite 1 5 u

Cf. H . G r r a p o w , Sprachliche u n d schriftliche Formving ägyptischer Texte, G l ü c k s t a d t (Leipziger Ägyptologische Studien, H e f t 7), pp. 4 3 - 5 1 . 15 D a n s l'exposé qui v a suivre, nous n o u s orienterons en f o n c t i o n d u p e r s o n n a g e figuré p a r la s t a t u e .

1971]

B. v a n d o W a l l e : L a statue-bloc do H o r

133

commence par rémunération des grands dieux de Thèbes l c , tandis que celle de gauche est introduite par la mention des anciens dieux d'Héliopolis et de Memphis. Mais, avant de pousser plus loin les investigations à propos de ce groupement, il convient de passer préalablement en revue les divinités des deux séries parallèles. Groupe de droite: 1. A m o n - R é , «maître des trônes des deux-pays». Pour Amon et les membres de la triade thébaine, il suffira de renvoyer au mémoire de K. S e t h e , Amûn und die Acht Urgötter von Hermopolis, Berlin 1929. 2. M o u t , «maîtresse d'Isherou». Sur 'Isrw, voir également le groupe de gauche, n° 2. 3. K h o n s o u , Nfr-htp. Sur l'cpithète Nfr-htp, souvent accolée au nom de Khonsou deKarnak, voir S e t h e , Amûn, p. 30. Posener, dans ses cours au Collège de France, n'a pas encore abordé cette désignation de Khonsou. Cf. L. A. C h r i s t o p h e , Les divinités des colonnes de la grande salle hypostyle et leurs épithètes, Le Caire 1955 (BIFAO t. XXI), p. 56. 4. A m e n i t , «qui réside à 'Ip.t-s.wU. Voir S e t h e , Amûn, pp. 31-34. Cf. L. A. C h r i s t o p h e , op. cit: p. 41. 5. T h o u e r i s , «maîtresse du ciel». T3-wr.t, «la Grande» est la désignation d'une déesse populaire qui avait son siège dans la nécropole thébaine; voir B o n n e t , Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin 1952, pp. 531-532 (s. v. «Nilpferdgöttinen»), L'épithète nb.t-p.t peut s'appliquer à toutes les déesses importantes, voir C h r i s t o p h e , op. cit. p. 78. 6. K h n o u m , «maître d'Eléphantine». A partir d'ici, la liste cite des divinités qui, sans être spécifiquement thébaines, ont la plupart, leur siège au sud de Thèbes. 7. M a a t , «maîtresse du ciel, dame des deux-pays». Maat jouissait d'un culte particulier à Karnak, où elle avait un temple près de celui de Montou, et dans la nécropole thébaine ( B o n n e t , Reallexikon, p. 433). Pour les épithètes, voir C h r i s t o p h e , op. cit. p. 53. 8. A n u b i s , «qui préside au sanctuaire divin». Voir B o n n e t , Reallexikon, p. 41. Une autre forme d'Anubis ÇInpw-imj-wt), figure dans la 2 me liste. La même alternance s'observe dans la décoration des sarcophages (W. C. H a y es, Royal Sarcophagi of the X V I I I t h Dynasty, Princeton, 1935, pp. 87-88 et passim). Comme ce dieu est purement funéraire, il n'apparaît pas dans les nomenclatures de la salle hypostyle de Karnak. 9. N e k h e b e t , «la blanche de Nekhen, la dame des deux-pays». La déesse d'El-Kab porte ses épithètes habituelles; voir C h r i s t o p h e , op. cit. p. 55. 10. T h o t 1 7 , «qui réside dans 1 8 la Nécropole, maître de Justice». Le dieu Thot apparaît ici dans un rôle insolite et avec une première épithète qui ne lui est pas coutumière: elle ne figure pas dans les listes la que nous avons pu consulter, comme, par exemple, litanie du papyrus Chester Beatty N° I X v° B4—5 ( G a r d i n e r , Hieratic Papyri in the BM, III 11 Sériés, P. 59, trad. pp. 107-108) et celle que donne R. 0 . F a u l k n e r , An 16

C'est sans d o u t e l'effet d u h a s a r d si le n o m b r e des dieux se r a t t a c h a n t au Sud correspond a u n o m b r e (15) des dieux qui constituent l ' E n n é a d e t h é b a i n e (P. B a r g u e t , Le t e m p l e d ' A m o n - R ê , Le Caire 1962, p p . 66 e t 73). 17 Le signe de l'ibis présente u n e f o r m e u n pen anormale que nous avons essayé de cendre d ' a p r è s le croquis que nous en a fourni H . G. Fischer. 18 L a copie Y o u n g donne ici ß\ O - Si telle est la lecture de l'original, il doit s'agir d ' u n e erreur pour ^

134

B. v a n d e W a l l e : La statue-bloc do Hor

[97. Band

Ancient Book of Hours, Oxford 1958, pp. 33-35 (traduction pp. 14—15). Thot jone cependant un rôle funéraire, comme le soulignent certaines de ses qualifications, voir B o y l a n , Thot, the Hermes of the Egyptians, Londres 1922, pp. 136-141; p. 203 (n. 3), Boylan cite l'épithète hrj-ib imnt.t (qui apparaît au tombeau de Iyemseba, C h a m p o l l i o n , Notices I, 860). Le papyrus funéraire Rhind mentionne Thot comme «maître de Justice, taureau de l'Occident (nb mi' .t, Ici, n imnt.t)», voir G. M ô l l e r , Die beiden Totenpapyrus Rhind des Museums zu Edinburg, Leipzig 1913, p. 46 (I 10 h 9). Sur le rôle de Thot comme justicier, voir J . Z a n d e e , Death as an Enemy, Leiden 1960, p. 216. 11. L a G r a n d e e n s o r t i l è g e s (Wr.t hkSw) «maîtresse du palais». La déesse désignée ainsi est généralement assimilée aux couronnes royales (voir E r m a n , Hymnen an den Diademen, Berlin, 1911, p. 24; cf. B o n n e t , Reallexikon, p. 848 et C l è r e , J E A , LIV, 1968, p. 147). L'épithète nb.t 'h lui est souvent appliquée ( C h r i s t o p h e , op. cit. p. 77 n. 3). Voir en dernier lieu L. H a b a c h i , CdE X L I I , 1967, p. 35, qui réunit plusieurs exemples. 12. M o n t o u - R ê , «roi des dieux». Sur les appellations du dieu d Hermonthis et du nome thébain, on verra G. L e g r a i n , Notes sur le dieu Montou, dans BIFAO X I I , 1915, pp. 75-124 (e. a. p. 83); M. F. B i s s o n d e l a R o q u e , Notes sur le dieu Montou, dans BIFAO XL, 1941, pp. 1—49. L appellation la plus fréquente de Montou est nb Wis.t, qui rappelle son ancien rôle de patron du nome thébain (cf. B o n n e t , Reallexikon, pp. 475-479; S e t h e , Amûn, pp. 9-11). 1

=s=

2

3

iL

u

4

5

6

7

IL 1L IL K& Âl

u

h

ih

1

m O

t

Aeas "H »/w» P crz Ci a ODD

ir %

•s*

9

10

U

u

M D

P i

Ü

11

¡tir D© t ;

S

D 9 H % A

KJo. a © s>

12

13

m

m

A —rr-

1 sse

*

\

& 4

1 1

i l

ÜOB i î

> 11

± É.

â - B S

/Wvy\ Ü 1V» M / WV

- S 1

h***

SSS

m

vTâ m

WWW • e• • A

&

IM & M

f i ^ 1

esn OOS

Eà A

s »

S v

1 II O o m O 1 o IM O Nwvs /vwv\ WWWS JWVVVN /VWVA hem neta Acs» Vf AMK SI^NWt *Y «w» O 1

14

n iL

O »



Q I V ^ r r r fAWN ^ J V i n ! r \ « m

u

a

•Ctts»

s e • 9 0

8

A^VVVS /WW\ "Twww

S

ssa £

s :

S».

4

J

C A ~ m Ata vi fcvws

f i â

1971]

B. v a n d e W a l l e : La statue-bloc de Hör

135

13. H a t h o r , «maîtresse des deux vallées». Sur 'In.tj, Gebelein, voir G a r d i n e r , Onomastica I I , p. 18. Pour H a t h o r , «maîtresse de 'In.tj», voir Schafik A l l a m , Beiträge zum H a t h o r k u l t bis zum E n d e des Mittleren Reiches, Berlin, 1963 (Münchener Ägyptologische Studien 4), p. 97. 14. O u p - o u a o u t «du Sud, qui commande aux deux pays». Sur ces titres du dieu de Lycopolis, voir E . O t t o , Analecta Orientalia X V I I , 1938, p. 11 sq., P . M u n r o , ZÄS L X X X V I I I , 1962, p. 4 8 - 5 8 ; cf. B o n n e t , Reallexikon, p. 843; K e e s , Götterglaube, 1941, pp. 177 et 192; C h r i s t o p h e , Les divinités du papü Harris I et leurs épithètes, ASA LIV, 1956-57, p. 366. 15. B a s t e t , «maîtresse de Ankh-taouy». Le caractère memphite del a déesse-lionne est souligné ici par son épithète de «maîtresse de Ankh-taouy», ce toponyme servant à désigner une partie de la nécropole de Memphis ( C l e r e , J E A LIV, 1968, p. 146; Y o y o t t e , Rev. d'égyptologie X I V , 1962, p. 109). Dietrich W i l d u n g , Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt I, Berlin, 1969 (Münchener Ägyptologische Studien 17), p. 79 n. 10. Groupe de gauche: 1. R ê - H a r a k h t i , «qui réside dans 1 Horizon». L épithète hrj-ib Hh.t, qui ne fait qu'expliciter le nom de est assez rarement accolé au nom du dieu solaire. On peut se demander si elle contient une allusion particulière, ou si elle est simplement ajoutée ici par souci de symétrie avec les autres désignations divines. 2. S e k h m e t «la grande, qui réside dans Isherou». La déesse Sekhmet, qui se r a t t a c h e proprement au panthéon memphite est introduite ici dans le groupe des dieux héliopolitains. On a peut-être voulu faire alterner dans cette liste les noms de divinités masculines et féminines (sans appliquer ce principe jusqu'à la fin). Y o y o t t e a réuni, dans ses Etudes géographiques (Revue d'égyptologie X I V , 1962, pp. 105-107) une série d'exemples où Sekhmet est mise en rapport avec u n Isherou memphite. 3. A t o u m , «maître des deux-pays (d')Héliopolis». Il est à noter qu'Atoum, le dieu primordial d'Héliopolis, n'est mentionné qu'en troisième • place après R ê - H a r a k h t i et Sekhmet. Le dieu héliopolitain porte l'appellation qui devient courante sous le Nouvel Empire ( K e e s , Götterglaube, p. 217). 4. H a t h o r , «maîtresse de Hetepet». Pour cette forme de la H a t h o r memphite, on se référera à l'étude approfondie que J . V a n d i e r (parue dans la Revue d'égyptologie, X V I et X V I I et publiée sous forme de volume) a consacrée à la déesse Iousas et à ses dérivés; il y est fréquemment question de Hetepet. 5. O s i r i s , «qui préside à l'Occident». Le groupe des dieux memphito-héliopolitains est suivi de la triade osirienne. Comme l'observe le W B (1,87,13), cette forme du titre d'Osiris remplace souvent à partir de la X V I I I e dynastie celle, plus ancienne, hntj imntjw. On pourrait donc aussi bien traduire «qui préside aux Occidentaux». 6. I s i s «la grande, 1 épouse divine». Dans les inscriptions de la salle hypostyle Isis est souvent nommée «Isis la grande, mère du dieu» ( C h r i s t o p h e , op. cit. p. 57). 7. H o r u s , «fils d'Isis». P a r cette épithète, Horus est rattaché à la triade osirienne et distingué de H a r a k h t y . 8. H a t h o r , «maîtresse de Dendérah». A première vue, on est surpris de rencontrer ici la mention de la déesse t e n t y r i t e ; mais, comme l'a montré Schafik A l l a m (op. cit. p. 92) H a t h o r porte également ce titre à Atfih. Rappelons en passant que la statue-bloc de Hor est censée provenir de la région de Dendérah. 9. A n u b i s , «qui est dans Wt». Cette forme d'Anubis fait p e n d a n t à celle qui figure dans la liste de droite.

136

[97. Band

B. v a n d e W a l l e : La statue-bloc de Hor

10. S e b e k 1 9 - R ê , «maître de (Sou)menou» 2 0 . Le culte de Sebek à Soumenou est abondamment attesté (voir e. a. G a r d i n e r , Onomastica I I , p. 20; H a y e s , The Burial Chamber of the Treasurer Sobkmose a t Rizeikat, New York 1939, p. 5 et n . 4; cf. H a y e s , Scepter of E g y p t I I , p. 124). S a u n e r o n a démontré (Kêmi X V I I I , 1968, 58) que cette localité était située non pas à Rizeikat, comme on l ' a d m e t t a i t généralement, mais bien à Dahamcha, à l'ouest de Mahamid. On ne voit pas pour quelle raison cette forme méridionale du dieu intervient ici. 11. N e p h t h y s , «maîtresse du ciel, souveraine des dieux». La déesse Nephthys porte deux épithètes qui peuvent convenir à la plupart des déesses assimilées à Mout ou à H a t h o r (voir C h r i s t o p h e , op. cit. pp. 78 et 79). 12. P t a h , «maître de Vérité, roi des deux-pays». La place plutôt secondaire que l'on donne ici au chef d u panthéon memphite tend à prouver que, dans l'esprit des rédacteurs, la liste de gauche était conçue dans u n esprit héliopolitain. Les deux épithètes sont souvent attribuées au dieu P t a h , voir M. S a n d m a n - H o l m b e r g , The God P t a h , Lund 1946, pp. 7 4 - 7 9 et 8 0 - 8 6 ; cf. C h r i s t o p h e , op. cit. p. 41. Sur le culte de P t a h à Thèbes, voir S a n d m a n , op. cit. pp. 224-231; cf. J . S p i e g e l , ASA X L , 1940, p. 260 (Z. 4.) 13. O u a d j i t , «maîtresse des deux-pays, souveraine des dieux». Sur la lecture du nom (:? ou comme «maître de Shetyt» ( S a n d m a n , op. cit. pp. 133—134; 1 4 2 144). Ces toponymes se r a p p o r t e n t l'un et l'autre à la nécropole memphite (WB IV, 559, 5 - 1 0 ) ; cf. G. A. G a b a l l a K . A . K i t c h e n , The Festival of Sokar, Orientalia X X X V I I I , 1969, pp. 1 - 7 6 , en particulier p. 4 (résidences de Sokaris) et p. 28 (culte de Sokaris à Thèbes sous Aménophis I I I ) . 15. C e l u i q u i s ' é v e i l l e e n b o n n e s a n t é , «habitant au Grand Château». Nous étudierons ailleurs l'expression Rs-wdi, qui semble représenter ici l'entité Ptah-Sokar Osiris. Les inscriptions de la partie antérieure de la statue ont, comme pendant, les quatre colonnes de t e x t e qui en couvrent le panneau dorsal. Celles-ci contiennent deux proscynèmes, l'un à Amon-Rê (adroite), l'autre à Osiris (àgauche) qui, p a r t a n t de l'axe central, se conforment également à la conception symétrique de l'ensemble des inscriptions. Proscynème de droite: 1 «Offrande que donne le roi (à) Amon-Rê, maître des Trônes des deux terres, pour qu'il accorde une «sortie à la voix» (consistant en) pains, bière, bœufs, volaille, étoffes, albâtre, encens, huile, eau fraîche, vin 2 , lait, toute sorte d'oblations et de plantes annuelles, toute chose bonne et pure, au Ici d u Directeur des t r a v a u x d'Amon, Hor, juste de voix».

tri n i A**

«

4 a

• M

-

4

'

p

»

¿m 5 ni

Tir

ÍÍ

i

a a

a

i zu sehen, was auf sjj ib, den Horusnamen Necho I I . als ursprünglichen Text schließen läßt. Es folgt dann ^ [c> J 0>J| fl ^ (j'AAA/UV» - O lö ^ „Der König von Ober- und Unterägypten 'Vollendet ist das Herz des Re'; Abb. 10 Sohn des Re Psammetich (II.), geliebt von Amon-Re, dem Herrn der Throne :l(i der beiden Länder, mit Leben beschenkt". Von der Schulter über den Rücken hin heißt es ^ J ("o^ p ] ^ ^ ( • [] ^ ; = z f j [jAAAAAA O" " D e r g U t e G o t t ' H e r r d e r b e i d e n L ä n d e r 'Vollendet ist das Herz des Re', Sohn desRe, Herr der Kronen Psammetich (II.), geliebt von Amon-Re, dem König der Götter, mit Leben beschenkt gleich Re ewiglich". I n den Kartuschen des Thronnamens zeigt jeweils die mittlere Hieroglyphe eine Überarbeitung. Eine ursprüngliche Nennung von Psammetich I. scheidet aber aus, da auch die Geburtsnamen verändert wurden. Somit spricht alles f ü r Necho II. als jenen Herrscher, der bei der Herstellung der Bronze genannt war und unter dem sie wohl auch geschaffen wurde. Das Vorkommen von Schärpen über dem Pantherfell hat v. Beckerath 3 7 bis zur Statue des Nachtefmut zurückverfolgt 3 8 . Für die Zeit davor wäre noch die Doppelstatue von Meri und Wennefer (Kairo J E 35257) zu nennen 3 9 . Einen Vorläufer solcher Aufschriften kann man in

•Af •

1 Q 111Uf?2

35 Brief v o m 12. Sept. 1970. M Die Schreibung im Singular ist bes. in der Spätzeit sehr häufig, z. B. S e t h e , Amun § 12; L e c l a n t , Montouemhat, p. 17; 77; 96; 215. S e t h e , A m u n § 9—13 sieht in diesem Ausdruck eine Bezeichnung für den Amon von Theben und nicht für Karnak, dem B a r g u e t , Le Tempie d'Amon-Re, p. 2 n. 7 folgt. Vgl. dagegen L e c l a n t , Mèi. Masp. 1/4, p. 83 Note b. " ZÄS 87, 1962, p. 6. 38 Kairo CG 42.208 = L e g r a i n , Statues III, pl. 15. Ergänzend sei auf die drei, ursprünglich vier Priester im Pantherfell der Vignette des Orakelpapyrus von Brooklyn hingewiesen; P a r k e r , A Saite Oracle Papyrus from Thebes, pi. 1. 33 Beide waren Hohepriester des Osiris in Abydos während der 19. Dynastie. Von den Aufschriften ihrer Schulterbänder über dem Pantherfell ist auf den veröffentlichten Abbildungen ( R a n d a l l - M a c l v e r and M a c e , El Amrah and Abydos, pl. 37 Mitte; H o r n e m a n n , Types IV, Nr. 1120) wenig zu sehen. Glücklicherweise sind sie von L e g r a i n , Ree. de trav. 31, 1909, p. 206f. publiziert. Danach steht bei Meri: „Der gute Gott, Herr der beiden Länder, Sethos I., geliebt von Osiris". Bei seinem Sohn und Nachfolger Wennefer; „Der gute Gott, Herr der beiden Länder, Ramses II., geliebt von .Osiris". Beide Aufschriften gleichen also der Art nach schon der Ephesos-Bronze.

1971]

E. W i n t e r : Eine ägyptische Bronze

153

Priesterdarstellungen seit der 18. Dynastie erkennen, die auf dem Pantherfell — noch ohne Inschriftenband — lediglich die Kartusche mit dem Namen des betreffenden Herrschers tragen/,n. Nur bei Montuemhet und seinen Zeitgenossen''1 stehen auf dem Schriftband über der Schulter Titel und Name des Dargestellten. In allen anderen Fällen'' 2 ist hier der Name des Königs eingraviert, bezeichnenderweise aber in Verbindung mit der Gottheit des betreffenden Tempels. Denn der Grund für diese Aufschriften liegt wohl in dem Versuch, die vermittelnde Kraft seines Königs auf sich zu ziehen und durch diese Mittlerschaft Zugang zu den Göttern zu finden™. Ähnliches liegt sicher den seit der 18. Dynastie so beliebten Eingravierungen des Herrschernamens auf dem Oberarm von Privatstatuen zugrunde Auch unsere Bronze trägt am rechten Oberarm die Inschrift ^ J ("o i ^ - ^ ^ . N a c h Bothmer sieht man unter dem w/V-Zeichen Spuren des ehemaligen wÄiw-Rinderbeines. Der Guß und die Form des S o c k e l s Abb. 11 Der Guß ist technisch hervorragend gelungen und der Rest einer Goldtauschierung ist trotz der Patina beim Inschriftenband auf der Brust zu sehen gewesen. Eine Feinheit des Gusses betrifft die linke Vordertatze des Pantherfelles. Sie hängt zwischen dem linken Arm und der Taille herab, berührt letztere nur mit einem schwachen Steg und ist dadurch sehr naturalistisch wiedergegeben. Auch die Schnur, an der das Hathor-Symbol um den Hals gehängt ist, bezeugt die Meisterschaft des Gusses, denn sie ist sehr regelmäßig und stark erhaben gearbeitet. Ebenso detailiert sind die Nägel an den Fingern und Zehen wiedergegeben. Besonders an der Linienführung der Inschriften ist deutlich zu erkennen, daß alle Einzelheiten in das Wachsmodell eingeritzt wurden. Bei einem nach dem Guß erfolgten Punzen in Metall würden die Konturen der Hieroglyphen ganz anders aussehen, wie sich an den nachträglich veränderten Kartuschen deutlich erkennen läßt. Dabei sind die Inschriften eingraviert, mit Ausnahme der Symbole und Hieroglyphen der Platte unter dem Gürtel, die als erhabenes Relief sehr fein ausgeführt sind. D r i o t o n , Mon. Piot 25, 1921-22, p. 128 n. 3; Y a n d i e r , Manuel d'Archéologie III, pl. 158, 2. Am dichtesten vertreten in der Vignette des Pap. Brooklyn 47.218.3 ( P a r k e r , A Saite Oracle Papyrus fpom Thebes, p. 4f. und pl. 1), sonst bei Montuemhet und seinem Sohn Nesptah ( L e g r a i n , Statues III, pl. 48) und auf der Statue des Montuemhet bei B o t h m e r , Eg. Sculpture of the Late Period, Nr. 13. ',2 Bei Montuemhet selbst übrigens auch auf seinem Münchner Torso, ZÄS 87, 1962, pl. 2. Parallel damit geht in der Spätzeit die Gewohnheit, nicht mehr das eigene Abbild in den Tempel zu stiften, sondern sich selbst nur klein als Stifter neben einem Götterbild darstellen zu lassen, oder einfach eine Götterfigur, meist aus Bronze, an heiliger Stätte aufzustellen. Vl Etwas anders ist der Fall der Statue Kairo CG 1 gelagert, die auf der rechten Schulter die Namen der drei ersten Könige der 2. Dynastie trägt. Die Statue wird heute in das Ende der 2. Dynastie oder in den Anfang der 3. Dynastie datiert. Der Dargestellte war vermutlich Totenpriester dieser Herrscher und stellte sich mit diesen Aufschriften unter den auch aus dem Jenseits erhofften Schutz dieser Könige. Auch die von W i l d u n g , MÄS 17, p. 51 angeführte Stiftung einer Königsstatuette des Peribsen in der 26. Dynastie gehört sicher in diesen Gedankenkreis. 41

154

E . W i n t e r : Eine ägyptische Bronze

[97. Band

Die vom Körper stark gelösten Arme sind voll gegossen und offensichtlich zusammen mit dem Körper. Selbst bei sehr guten Bronzen, wie etwa der des Chonsmeh in Berlin'*5 wurden die Arme separat gegossen und erst nachträglich mit einem Stift am Körper befestigt. Aber nach einer Mitteilung von H. Vetters ist selbst jetzt, nach der völligen Entfernung der Patina, an unserer Bronze von einer Zusammensetzung nichts zu sehen. Ob der Körper als Vollguß hergestellt wurde oder als Hohlguß, konnte mir die Restauratorin der Grabung, Frau Dr. Maria Dawid, leider nicht sagen. I n letzterem Falle müßte man den einstigen Kern noch im Inneren vermuten, da im Körper keine Öffnung zu bemerken ist. Ein Bohrloch existierte jedoch an der Sohle eines Fußes, woraus aber auch zu erkennen war, daß die Beine voll gegossen sind. Auf dem separat gefundenen Sockel zeigten sich wohl deutliche Standspuren, die eine Zusammengehörigkeit von Statuette und Postament sichern und die die Restauratoren zur neuerlichen Vereinigung autorisierten. Aber es gibt eben nur Standspuren und keine Öffnungsschlitze f ü r Befestigungszapfen an der Oberfläche des Sockels. Die Bronze war also am Sockel angelötet gewesen. Das könnte an sich schon in der Saitenzeit der Fall gewesen sein, denn das Hartlötverfahren kennen wir seit dem Alten Reich 40 . Aber der Ägypter liebte das Löten nicht sonderlich, sondern ließ bei Bronzen normalerweise an der Fußsohle einen Dorn stehen, der in eine entsprechende Öffnung des Sockels gesteckt werden konnte. Die Anlötung der Figur auf dem separat gegossenen Postament ist also schon auffällig. Nun kommt aber dazu die eigenartige Form des Sockels, dessen größte Ausdehnung 8,8 x 18,2 cm und dessen Höhe 2,5 cm betragen. Im Inneren ist er hohl, hat also unten keine Fläche. Er ist umlaufend profiliert mit Deckplatte oben, unten ein nach oben eingezogener Fuß. Eine solche Sockelform ist mir aus Ägypten nicht bekannt, denn die ägyptischen Sockel haben glatte rechtwinklige Flächen' 1 '. Das bedeutet aber, daß der Sockel sekundär und später, wohl bereits außerhalb Ägyptens dazuverfertigt wurde. Es wäre also denkbar, daß an den Füßen der "Statuette von der altägyptischen Sockelung her Dornen existiert haben, die man aber später abgefeilt hat, um die Statuette auf den neuen Sockel löten zu können. Ein gewisser Hinweis auf das unterschiedliche Material beider Teile ist die Beobachtung der Restauratorin, Frau Dr. Dawid, daß die Sockel-Patina um eine Spur grünlicher als die der Statuette war und mehr hellgrüne Krusten aufgewiesen hat. Breite und niedrige Postamente kommen sowohl griechisch, und zwar seit der archaischen Zeit, als auch kaiserzeitlich vor, auch wenn die Kaiserzeit eher schmälere und höhere Postamente bevorzugt hat™. Die Normalform der Antike ist aber Torus, Trochilus, Torus, darunter eventuell ein Fuß, darüber oft eine Deckplatte. Aber die Suche nach Parallelen zu unserem Sockel muß eigentlich als ergebnislos bezeichnet werden. Die Profilierung unseres Postamentes scheint singulär zu sein. Wenn man unbedingt einen Vergleich ziehen möchte, so müßte man diesen in Richtung auf die griechisch-archaische Kunst tun /|!) . Dieser mangelhafte Befund ist um so bedauerlicher, als uns sehr daran gelegen wäre zu wissen, seit wann sich die Bronze in Ephesos befunden hat. Denkbar ist f ü r den Zeitpunkt des Importes fast 'jeder Moment vom 6. vorchr. Jahrhundert bis weit in die römische Kaiserzeit. Seit hellenistischer Zeit haben wir in Ephesos ein Serapeion, in dessen Schutt auch ein Bruchstück einer Statue aus ägyptischem Granit gefunden wurde 5 0 . Beziehungen zu 45

R o e d e r , Bronzefiguren, pl. 45. Vgl. H. K a y s e r , Ägypt. Kunsthandwerk, p. 168; G. M ö l l e r , Metallkunst, p. 17f. 47 Ausnahmen bilden nur die hohen und als Schreine geformten Sockel mancher Tierbronzen, z. B. R o c d c r , Bronzefiguren, pl. 53i; 56b; 85b. 48 Auf der Suche nach vergleichbaren antiken Postamenten durfte ich mich der fachliehen Beratung von Herrn Dr. R. F l e i s c h e r v o m Österr. Arch. Institut erfreuen und danke ihm für seine Mühe. 49 "Vgl. z. B . ; K. A. N e u g e b a u e r , Staatliehe Museen zu Berlin, Katalog der statuarischen Bronzen im Antiquarium, Bd. 1 (Berlin-Leipzig 1931), pl. 40, Jtfr. 216. 50 J. K e i l , D a s Serapeion von Ephesos, Gedäehtnissehrift für Halil Edheln (Ankara 1947), p. 181—192. Keil nennt p. 187 auch eine Weihung aus Ephesos in hellenistischer Zeit an Serapis, Isis und Anubis. 46

1971]

J. Z a n d e e : Sargtexte, Spruch 75

155

Ägypten sind also gegeben und theoretisch könnte unsere Statuette natürlich in diesem Serapeion gestanden sein, das nur 250 m vom Fundort der Bronze entfernt liegt 61 . Mit aller Zurückhaltung und ohne einen Beweis führen zu können, seien abschließend noch einige Gedanken angeführt, die für einen Import bereits im 6. vorchr. Jahrhundert sprechen könnten51®. Abgesehen von dem erwähnten vagen Vergleich mit einem griechisch-archaischen Postament erinnert man sich natürlich der Tatsache, daß gerade zur Zeit Psammetich II. im Jahre 592 v. Chr. griechische Söldner durch Ägypten bis weit nach Nubien gekommen sind. Auf einem der Ramseskolosse von Abu Simbel haben sich manche von ihnen verewigt, aber nur einige davon nennen auch ihren Herkunftsort 52 . Daraus wissen wir, daß es sich um Rhodier, aber auch um Leute aus Kolophon, also ganz aus der Nähe von Ephesos, und aus Teos gehandelt hat. Ebensogut könnten Epheser unter ihnen gewesen sein, denn Ephesos war damals schon ein bedeutender Ort. So wäre es denkbar, daß unsere Bronze bereits von heimkehrenden Söldnern im 6. Jahrhundert mitgebracht wurde. Gerade die griechische Archaik hatte ja Interesse an der stehenden menschlichen Statue und es fällt auf, daß von den doch eher seltenen Privatbronzen der Torso einer solchen kürzlich in Samos gefunden wurde. Auch er zeigt einen Mann mit Schurz und Pantherfell und soll frühsaitische Arbeit 53 sein. Im Heraion des benachbarten Samos tauchen ja immer wieder in Schichten des 7. und 6. Jahrhunderts ägyptische Funde auf5'*. Alle diese Beobachtungen können nur zu dem Schluß berechtigen, daß unsere Bronze schon bald nach ihrer Herstellung bzw. Überarbeitung nach Ephesos gelangt sein k ö n n t e , aber ebensoleicht auch erst in weit späterer Zeit.

JAN ZANDEE

Sargtexte, Spruch 75 (Coffin Texts I 314-348 a)

Übersetzung 314a. b. 316 a. b. c. 318 a. b.

Spruch von der Seele des Schu; sich zu verwandeln in Schu. Ich bin die Seele des Schu, der Gott, der von selbst entstand. Ich bin entstanden aus dem Leibe des Gottes, der von selbst entstand. Ich bin die Seele des Gottes, der verborgen von Gestalt ist. (Ich bin die Seele des Schu.) Ich bin entstanden aus dem Leibe des Gottes, der verborgen von Gestalt ist. Ich habe (mich selbst) zusammengeknotet. (Ich bin entstanden) aus dem Leibe des Gottes, der von selbst entstand. c. Ich bin im Bereich des Gottes(, der von selbst entstand),

51 Im Museum von Sel9uk sah ich auch ein unpubliziertes Fragment einer kleinen Ptahstatuette, die vor etwa 4 Jahren in Ephesos gefunden wurde und nach den Resten der hieroglyphischen Inschrift am Rückenpfeiler wohl eine saitische Arbeit ist (Inv.-Nr. 1378). 5)a Die Veränderung der Kartusche auf Psammetich II. kann nur in Ägypten erfolgt sein und daher muß die Statuette bis mindestens zur Zeit dieses Herrschers in Ägypten geblieben sein. 52 A. B e r n a n d — O. M a s s o n , Les inscriptions grecques d'Abou-Simbel, Revue des Etudes Grecques 70, 1957, p. 1-46. 53 E. H o m a n n - W e d e k i n g , Archäolog. Anzeiger 1964, Sp. 82, Abb. 5 und 6, sowie Sp. 229f., Abb. 12, mit einer ursprünglichen Größe von ca. 50 cm. Für eine saitische Bronze wäre diese Größe allerdings ganz singulär. Den Hinweis auf diesen Fund verdanke ich G. Grimm. 54 Vgl. K. P a r l a s c a , Zwei ägypt. Bronzen aus dem Heraion von Samoa, Mitt. d. Dt. Arch. Inst., Athen. Abt. 68, 1953, p. 127—136. Über die bevorstehende Veröffentlichung der zahlreichen Bronzen aus dem Heraion von Samos siehe M u n r o , ZÄS 95, 1969, p. 92 n. 1. Zur Verschleppung von Bronzen aus Theben vgl. ibd. p. 108f.

11 Zeitsehr. für Agypt. Sprache 97. Band

1971]

J. Z a n d e e : Sargtexte, Spruch 75

155

Ägypten sind also gegeben und theoretisch könnte unsere Statuette natürlich in diesem Serapeion gestanden sein, das nur 250 m vom Fundort der Bronze entfernt liegt 61 . Mit aller Zurückhaltung und ohne einen Beweis führen zu können, seien abschließend noch einige Gedanken angeführt, die für einen Import bereits im 6. vorchr. Jahrhundert sprechen könnten51®. Abgesehen von dem erwähnten vagen Vergleich mit einem griechisch-archaischen Postament erinnert man sich natürlich der Tatsache, daß gerade zur Zeit Psammetich II. im Jahre 592 v. Chr. griechische Söldner durch Ägypten bis weit nach Nubien gekommen sind. Auf einem der Ramseskolosse von Abu Simbel haben sich manche von ihnen verewigt, aber nur einige davon nennen auch ihren Herkunftsort 52 . Daraus wissen wir, daß es sich um Rhodier, aber auch um Leute aus Kolophon, also ganz aus der Nähe von Ephesos, und aus Teos gehandelt hat. Ebensogut könnten Epheser unter ihnen gewesen sein, denn Ephesos war damals schon ein bedeutender Ort. So wäre es denkbar, daß unsere Bronze bereits von heimkehrenden Söldnern im 6. Jahrhundert mitgebracht wurde. Gerade die griechische Archaik hatte ja Interesse an der stehenden menschlichen Statue und es fällt auf, daß von den doch eher seltenen Privatbronzen der Torso einer solchen kürzlich in Samos gefunden wurde. Auch er zeigt einen Mann mit Schurz und Pantherfell und soll frühsaitische Arbeit 53 sein. Im Heraion des benachbarten Samos tauchen ja immer wieder in Schichten des 7. und 6. Jahrhunderts ägyptische Funde auf5'*. Alle diese Beobachtungen können nur zu dem Schluß berechtigen, daß unsere Bronze schon bald nach ihrer Herstellung bzw. Überarbeitung nach Ephesos gelangt sein k ö n n t e , aber ebensoleicht auch erst in weit späterer Zeit.

JAN ZANDEE

Sargtexte, Spruch 75 (Coffin Texts I 314-348 a)

Übersetzung 314a. b. 316 a. b. c. 318 a. b.

Spruch von der Seele des Schu; sich zu verwandeln in Schu. Ich bin die Seele des Schu, der Gott, der von selbst entstand. Ich bin entstanden aus dem Leibe des Gottes, der von selbst entstand. Ich bin die Seele des Gottes, der verborgen von Gestalt ist. (Ich bin die Seele des Schu.) Ich bin entstanden aus dem Leibe des Gottes, der verborgen von Gestalt ist. Ich habe (mich selbst) zusammengeknotet. (Ich bin entstanden) aus dem Leibe des Gottes, der von selbst entstand. c. Ich bin im Bereich des Gottes(, der von selbst entstand),

51 Im Museum von Sel9uk sah ich auch ein unpubliziertes Fragment einer kleinen Ptahstatuette, die vor etwa 4 Jahren in Ephesos gefunden wurde und nach den Resten der hieroglyphischen Inschrift am Rückenpfeiler wohl eine saitische Arbeit ist (Inv.-Nr. 1378). 5)a Die Veränderung der Kartusche auf Psammetich II. kann nur in Ägypten erfolgt sein und daher muß die Statuette bis mindestens zur Zeit dieses Herrschers in Ägypten geblieben sein. 52 A. B e r n a n d — O. M a s s o n , Les inscriptions grecques d'Abou-Simbel, Revue des Etudes Grecques 70, 1957, p. 1-46. 53 E. H o m a n n - W e d e k i n g , Archäolog. Anzeiger 1964, Sp. 82, Abb. 5 und 6, sowie Sp. 229f., Abb. 12, mit einer ursprünglichen Größe von ca. 50 cm. Für eine saitische Bronze wäre diese Größe allerdings ganz singulär. Den Hinweis auf diesen Fund verdanke ich G. Grimm. 54 Vgl. K. P a r l a s c a , Zwei ägypt. Bronzen aus dem Heraion von Samoa, Mitt. d. Dt. Arch. Inst., Athen. Abt. 68, 1953, p. 127—136. Über die bevorstehende Veröffentlichung der zahlreichen Bronzen aus dem Heraion von Samos siehe M u n r o , ZÄS 95, 1969, p. 92 n. 1. Zur Verschleppung von Bronzen aus Theben vgl. ibd. p. 108f.

11 Zeitsehr. für Agypt. Sprache 97. Band

156 320 a. b. d. 322 a. b. c. 324a. b. c. 326 a. b. C. 328a. b. 330a. b. C. 332 a. b. c. 334a. b. c. 336 a. C. 338 a. b. c. d. 340 a. b. d. 342 a. b. c. 344 a. b. c. d. 346 a. b. c. 348 a.

J. Z a n d e e : Sargtexte, Spruch 75

[97. Band

aus dem ich entstanden bin. Ich bin es, der den Himmel f ü r ihn zum Schweigen bringt, ich bin es, der die Erde für ihn zur Ruhe bringt, Ich bin es, der ihn ankündigt, wenn er hervorkommt aus dem Horizont. Ich rufe die Furcht vor ihm hervor bei denjenigen, die seinen Namen erforschen. Ich bin unter Millionen, ich höre die Worte von Millionen. Ich trage die Worte des von selbst Entstandenen zu seinen Mengen. Ich habe die Führung über seine Schiffsmannschaft. Ich bin stärker, ich bin wütender als alle Neunheiten. Die Worte der Götter, die vorher (d. h. in der Urzeit) waren und die nach mir entstanden, wurden f ü r mich wiederholt. Sie erfragen mein Entstehen von Nun. Sie sehen meine K r a f t (oder: wie stark ich bin und wie wütend ich bin) im Schiff, das den von selbst Entstandenen hinüberfährt. Ich sitze und ich stehe unter ihnen. Ich zeige meine Macht meiner Gestalt gemäß. Ich sage: „Schweiget, ihr Neunheiten, seid ruhig, ihr Götter. Ich werde euch mein Entstehen selbst erzählen. Fraget nicht mein Entstehen von Nun, denn Nun sah mich erst, nachdem ich schon entstanden war, aber er wußte nicht den Ort, an dem ich entstanden war, und er sah mein Entstehen nicht mit seinen Augen." Ich entstand aus dem Leibe des großen Gottes, der von selbst entstand. Er schuf mich in seinem Herzen, er machte mich durch seine zauberkräftigen Sprüche, er hauchte mich aus seiner Nase heraus. Ich bin derjenige, dessen Gestalt herausgehaucht worden ist, den der herrliche Gott, der von selbst entstand, geschaffen hat, der den Himmel erleuchtet mit seiner Schönheit, dessen Namen die Götter, die ihn rudern, nicht kennen, dem die Menschheit folgt. Ich bin aus seinen Beinen herausgewachsen, ich bin aus seinen Armen entstanden, ich habe mich erhoben aus seinen Gliedern. Er schuf mich in seinem Herzen, er machte mich durch seine zauberkräftigen Sprüche. Ich wurde nicht in normaler Weise geboren. Es wird f ü r mich Gemüse angebaut auf dem Gefilde von Sehel. Ich bin es, der f ü r euch Kuchenopfer stiftet (Kuchen opfert), ihr Götter. Ich bin derjenige, der in seinem Kreis ist, der Herr des grünen Feldes in der Unterwelt. Kommentar

314a. „Die Seele des Schu". Das Wort bi kann man oft mit „Inkarnation", „sichtbare Erscheinung" übersetzen. Die Sonnenscheibe ist der bi des Re. „Amun-Re, der den Himmel gemacht

1971]

J. Z a n d e e : Sargtexte, Spruch 75

157

h a t f ü r seinen b3, u m die beiden Länder zu erleuchten", heißt es in einem Sonnenhymnus 1 . Der Tote betrachtet sich selbst als Inkarnation des Schu. Der öi-BegrifF ist ein Mittel zur Identifizierung. Man k a n n sagen, daß der eine Gott der b3 eines anderen Gottes ist, z. B. „Dein herrlicher bB war in Aphroditopolis, ruhend auf zehntausenden von Göttern, die aus dir hervorgekommen sind" 2 . Eine ganze Menge von Ortsgöttern wird in den H y m n e n der großen Oase in dieser Weise mit Amun identifiziert. „Seele des Schu" ist auch ein Name des Windes 3 . Schu u n d „die Seele des Schu" sind eng verbunden mit dem Wind, der das Sonnenschiff segeln läßt 4 . I m Mythus der Himmelskuh heißt die Nacht der b3 der Finsternis u n d die L u f t der b3 des Schu 5 . I m Buch vom Atmen, in dem es sich um den Lebensatem handelt, heißt es: „Der b-J des Schu vereinigt sich mit deinen Nasenlöchern" 6 . Schu ist die L u f t , die sich zwischen Himmel und Erde befindet, vorgestellt als ein Mann, der die Himmelsgöttin N u t unterstützt. Es gibt k a u m einen Unterschied zwischen Schu und dem bi des Schu: beide sind die L u f t . Wenn m a n von der L u f t als b3 des Schu spricht, k a n n m a n sich die L u f t als wahrnehmbare Erscheinung des Gottes gedacht haben, in der der Gott als verborgene Macht im Hintergrunde sich manifestiert. jffprw ist nomen actionis 7 . Buchstäbliche Übersetzung: „Das Werden als Schu", „Änderung in Schu". Der Titel erinnert an die Kapitel 76—88 des Totenbuches, die sich auf die „Verwandlungen" beziehen, u n d die anfangen: r n irt hprw m. Dort betrifft es Verwandlungen in irgendwelche göttliche Wesen, z. B. Kapitel 80, „Sich zu verwandeln in einen Gott". Der Tote erhofft sich dadurch eine günstige Stelle im Jenseits. B e r ü h m t ist Totenbuch 42, in dem der Tote seine Glieder Stück f ü r Stück mit einem Gott identifiziert u n d endlich erklärt „Es ist kein Glied von mir ohne einen Gott" 8 . So gibt es auch eine ganze Reihe Sprüche mit dem Titel mkt m + N a m e eines Gottes, z. B. C. T. Spell 647 mkt m Pth, „Geschützt zu werden als P t a h " . Der I n h a l t dieser Sprüche weist auf eine Identifikation mit dem Gotte. Wenn der Tote identisch mit dem Gott ist, die K r a f t des Gottes besitzt, ist er imstande, die Gefahren des Todes zu überwinden, dämonischen Wesen Widerstand zu leisten usw. Spruch 554 der Sargtexte t r ä g t den Titel: „Geschützt zu werden als Schu" 0 und wie in Spruch 75 wird der Tote dem Gott gleichgestellt. E r sagt: „Meine K r a f t ist die K r a f t des Schu, mein Wohlergehen ist das Wohlergehen des Schu. Ich bin unter dieser N u t " 1 0 . Die F o r m des Titels ist die gleiche wie in Spruch 86 hprw m Nhb-kiw „Sich zu verwandeln in N e h e b k a u " S p r u c h 75 ist die Kombination eines Totentextes und eines Stückes heliopolitanischer Theologie. D a r u m muß man d a m i t rechnen, daß, wie es bei solchen Kapiteln üblich ist, nicht alle Zeilen von Schu handeln, sondern daß gewisse Teile auch die Verhältnisse des Toten bötreffen. 314b. Aus dieser Zeile ergibt sich, daß es k a u m einen Unterschied zwischen Schu u n d der Seele des Schu gibt. Es ist merkwürdig, daß Schu „der von selbst E n t s t a n d e n e " heißt, ein P r ä d i k a t , das sonst dem Sonnengott selber zukommt, der in der Gestalt des A t u m in Spruch 75 als der Vater des Schu betrachtet wird. Der Ursprung des Schu aus den Nasenlöchern des A t u m gilt offensichtlich als ein spontanes Entstehen. Wenigstens wird Schu ebenso wie Atum, als U r g o t t betrachtet. Es k a n n Schwierigkeiten machen, zu sagen, ob Schu oder A t u m in unserem Text mit dem $pr ds.f gemeint sei 12 . 1 Papyrus Berlin, P 3049, IV. 1. H. B r u g s c h , Reise nach der großen Oase el Khargeh, Leipzig 1878, Tafel X X V I . 25. 3 Wörterbuch 1, 411, 14; Sp., mit Belegstellen. 4 K. S e t h e , Amun und die acht Urgötter von Hermopolis, Abh. Preuß. Ak. der Wiss., Phil. Hist. Kl., Jahrgang 1929, Nr. 4, § 97. A. de B u c k , Plaats en betekenis van Sjoe in de Egyptische theologie, Med. Kon. Ned. Ak. v. Wet., Aid. Letterkunde, N. R., Deel 10, Nr. 9, Amsterdam 1947, S. lOf. (224f.). 5 Destruction des H o m m e s 85. 6 E. A. W a l l i s B u d g e , The Book of the Dead, London 1898, S. 511.14. ' E. E d e l , Altägyptische Grammatik, R o m 1955/1964, § 234ff. Vgl. A. H. G a r d i n e r , Egyptian Grammar, 3. ed., London 1957, §§ 290, 298, 306, Infinitiv in Titeln. 8 Totenbuch, Kapitel 42, Pap. N u 10; B u d g e , 113.4. 9 C. T. = Coffin Texts VI 153 g. "> C. T. V I 1 5 4 i - k . " C. T. I I 52 a. 12 R. O. F a u l k n e r , Some Notes on the God Shu, J E O L 18, 1964, S. 266, spricht von „an ancient copyist's blun-der". 2

u*

158

J . Z a n d e e: Sargtexte, Spruch 75

[97. Band

316 a. Hier ist Atum der $pr ds.f. Es wird schon an dieser Spelle vorläufig auf das Entstehen des Schu aus Atum hingewiesen. Wenn sie beide ffpr ds.f heißen, kann man an eine Diskussion wie in Totenbuch 17 denken, in dem Nun und Re beide als ältester Gott betrachtet werden. Einerseits ist Re jünger: er ist aus Nun hervorgekommen. Er war aber auch präexistent im Urwasser und kann als solcher der älteste Gott sein. Jedenfalls sind nicht nur in der christlichen Dogmatik, sondern auch in der ägyptischen Theologie Vater und Sohn wesensgleich, weshalb sie die gleiche Prädikation tragen können. Vgl. C. T. I I 3e: Atum hat Schu geschaffen am Tage, da er selbst entstand. 316 b. Sfg steht in Parallelismus iftit StS in Pyr. § 665 a, soll also die gleiche Bedeutung haben 13 . In Pyr. § 1061 d = Pyr. Neith 705 könnte „der mit geheimer Gestalt, der wohnt im Lichtglanz" der Sonnengott sein. Im Amduat 14 bezieht sfg irw sich auf den Sonnengott, der in die Unterwelt eintritt. Siehe weiter C. T. I I 58a; I I I 74c ( = Pyr. § 1061d); I I I 337b, c (hrj ib iihw). Wo der „Lichtglanz" genannt ist, kann vom Sonnengott die Rede sein. 318 b. Ts ist ein Äquivalent für „schaffen" 15 . Man vermißt das Relativpronomen wi, weil die sdm.n.f-FoTm keine passive Bedeutung hat. Auf Grund der Variante hpr.n.i ist eine andere Übersetzung als „ich habe (mich selbst) geschaffen" kaum möglich. Das stimmt mit 314b, wo Schu der von selbst entstandene Gott ist, überein. 318 c. Wb. 5. 586.9 mdr = im Bereich von. Für diese Bedeutung, vgl. Totenbuch 85, Pap. Nu 11, B u d g e 1 8 5 . 3 , 4 , „Ich bin es, der die Finsternis schafft, der Wohnung macht im Bereich des Himmels", d. h. „in der unmittelbaren Nähe des Himmels", buchstäblich „auf, innerhalb der Grenze des Himmels". In C. T. I I 2d gibt Schu seinem Vater Atum die Nut „in seinem Bereich". Schu ist „im Bereich des Atum" 1 6 . Schu und Tefnet „sind nicht weit von Atum" 1 7 . Schu legt sich „an den Hals" des Atum 18 . 'Imj dr soll also bedeuten, daß Schu ganz nahe bei Atum ist. Überall, wo Atum ist, die ganze Himmelsbahn entlang, ist das der Fall, denn Atum kann ohne Schu, den Atem des Lebens, nicht leben. Gewissermaßen ist Atum von Schu abhängig. Schu ist also ein ganz wichtiger Gott. 320b.

Sidd ist Kausativ zu id(j?). Gardiner

Imperf. akt. Part, ^jj ^ ^ (j Jj

Kaus. I I I . inf., leitet

also von idj ab. Kaus. 2. rad. wiederholen den letzten Radikal nicht. Imperf. akt. Part. Kaus. I I . gem. haben diese Wiederholung sgnn2i. Wb. 1.152.4 id = „gewalttätig sein"; sid „demütigen, zur Ruhe und Ordnung bringen", Wb. 4.41.8. R . 0 . F a u l k n e r , A Concise Dictionary of Middle Egyptian, Oxford 1964, S. 35 ( j « ' ^ { d = „assault" (?); idt = „wrath" (?). Bei der Wiederholung des letzten Radikals scheint Kaus. I I I . inf. am wahrscheinlichsten: sidj. An unserer Stelle steht sidj in Parallelismus mit sgr, Kaus. von gr — schweigen. Auch id kommt in Parallelismus mit sgr oder gr vor. C. T. V 217 b, itrw m sgr n nb f3w, c id nt Wtnw, „Die Flüsse sind im Schweigen vor dem Herrn der Macht ( = Seth als Sturmgott), das Gewässer des W. ist ruhig". C. T. I 330c-332a, gr psdt idj ntrw „Sei ruhig, Neunheit, schweigt, ihr Götter". Vgl. ih'j = „jubelt", Pyr. § 977 b 2 2 . Die Endung (j (j Imperat. Plur. weist auf einen Stamm idj, I I I . inf.; rmj „weinet", - (j |j23. (j c ^ s (j (j 111 ^ idj n.i = „macht ruhig für mich", vielleicht trans. Bedeutung 24 . Die Stelle bezieht sich auf das Beruhigen des Apophis für den Sonnengott. C. T. V 246e, iw sid.n.i '3pp „Ich habe den Apophis zur Ruhe gebracht". Vgl. C. T. V 390b, Obj. die Länder R . O. F a u l k n e r , Some Notes on the God Shu, J E O L 18, 1964, S. 266, übersetzt „invisible of shape". E . H o r n u n g , Das Amduat, Ägyptologische Abhandlungen, Band 7, Wiesbaden 1963, Teil I : Text, 15 Wb. 5.398.1, 2. Schlußtext, I. Stunde, S. 19.1. !6 C. T. I I 25b. " C. T. I I 35e. « C. T. I I 36b. 2 0 E . E d e l , Altäg. Gramm. § 630gg, S. 308. m A. H. G a r d i n e r , Eg. Grammar, S. 274.39. 2 1 A. H. G a r d i n e r , Eg. Grammar, S. 274.31. 2 2 E . E d e l , Altäg. Gramm. § 602. 2 3 A. H. G a r d i n e r , Eg. Grammar, § 335, S. 257.3. 24 Pfortenbuch III, mittleres Register, M a y s t r e - P i a n k o f f , Teil I, S. 160. 13 14

1971]

J. Z a n d e e : Sargtexte, Spruch 76

159

der Phönikier. C. T. VI 125e, Obj. Feind ( = Seth). C. T. VI 136 j, die zwei Kämpfer (Horus und Seth). C. T. VI 268r, sidd, Obj., wahrscheinlich, rebellierende Mächte. C. T. V I I 167b, idj, in Parallelismus mit snd und dir. Diese Zitate machen eine Übersetzung von sidj „zur Ruhe bringen", in der Bedeutung von „bezwingen", „unterwerfen" sicher. Schu, der den Himmel stützt und auf der Erde steht, hat Macht über sie, er bezwingt sie, so daß sie sich dem Atum nicht widersetzen und dieser Gott mühelos seine Reise den Himmel entlang unternehmen kann. 320d-322a. Es gibt eine enge Beziehung zwischen Schu und dem Licht 2 5 . C. T. I V 7 5 a - h ( = Totenbuch 78, B u d g e 167.12), „Ich bin einer dieser Götter und dieser Geister, die im Lichtglanz sind, die Atum aus seinem Körper geschaffen hat, die aus der „Würzel" seines Auges entstanden, die Atum hat entstehen lassen, die er herrlich gemacht hat, die ihre Gesichter zu ihm aufheben, damit sie mit ihm seien, wenn er allein im Urgewässer ist, die ihn ankündigen, wenn er hervorkommt aus dem Horizont, die die Furcht vor ihm verursachen bei den Göttern, den Geistern, den Mächten, die aus ihm hervorgekommen sind." Die Stelle hat mehrere Parallelen. Wie Schu sind die Götter und die Geister, die ihn ankündigen, aus Atum hervorgekommen. Sie sind seine Hypostasen. Das „Ankündigen" hat einen bestimmten Erfolg. Das Wort des Herolds ist magisch, schafft Leben und beseitigt jeden Widerstand. Es flößt Schrecken ein. I n dieser Weise hilft Schu dem Sonnengott bei seinem Aufgang. Bestimmte Vögel wie der Bnw und der Pelikan kündigen das Kommen des Lichts an 2 6 . Der Tote t u t es, „ N N kündigt Re an bei den Pforten des Horizonts" 27 . „Er kündigt das Licht in der Finsternis an" 2 8 . Wenn der Tote dem Sonnengott bei seinem Aufgang hilft, ist er ihm wohlgefällig und ist eines guten Schicksals im Jenseits sicher. Atum verdankt Schu als Luftgott das Leben. Auch das Machtwort des Herolds Schu läßt Atum den Sieg über Tod und Finsternis erringen. 322b. Vgl. 'Im.k ndnd ssmw.f „Stelle keine Untersuchung nach seinem Wesen an" 2 9 . „Erkundige dich nicht nach dem Gotte" (ndnd ntr)30. Isis „plante in ihrem Herzen, den Namen des ehrwürdigen Gottes in Erfahrung zu bringen" 31 . Wenn sie seinen Namen kennt, hat sie Macht über ihn u n d kann ihn bezaubern. I n der Weisheitsliteratur ist es eine große Sünde, als Mensch das Wesen des Gottes begreifen zu wollen. Schu, als Helfer des Sonnengottes, schüchtert Feinde und untergeordnete Götter ein, damit sie nicht den Namen des Atum untersuchen und in dieser Weise Macht über ihn bekommen, weil sie sein geheimes Wesen kennen. 322c. Sdrn mdw = „Verhör abhalten" 3 2 . Der gestorbene König tut es nach seiner Himmelfahrt 3 3 . Schu benimmt sich als der Vezier des Atum, d. h. daß alle anderen Himmelswesen ihm untergeordnet sind. 324a. Vgl.: „Ich bin es . . ., der die Worte der Götter zu Re trägt (sbj), ich melde eine Botschaft ihrem Herrn" 3 4 . Der Tote steht zwischen Re und seinen Untergebenen. Man kann in unserem Fall auch an die Rolle des Veziers denken. Er hält Verhör ab 35. Er sendet auch Botschaften vom Hof an die Beamten 3 6 . Schu handelt als der Bevollmächtigte des Atum. 324b. Srr, imperf. akt. Part, srj, durative Bedeutung. Srj + Obj. = „die Führung haben über", z. B. (Horus) srr pwt mi Jcd.sn nirw.s im.s „der die Führung über alle Himmel und über ihre Götter in ihr h a t " 3 ' . 25

A. de B u c k , Plaats en betekenis van Sjoe, S. 33 (247f.); Vgl. C. T. II 30b; 5c; 3 7 e - g . C. T. VI 231 f; 236i. 27 Totenbuch 144, B u d g e , 331.8; vgl. 136A, B u d g e 299.5, 6. 28 Totenbuch 172, B u d g e , 448.1. 23 Weisheit des Ani VII.13. 30 Chester Beatty IV, Verso 5.1. 31 Mythus von Re und Isis, P l e y t e - R o s s i , Les papyrus de Turin, 132.1/2. 32 Wb. 4.386.11. 33 Pyr. § 1168c. 34 Totenbuch 36, B u d g e , 102.5; Totenbuch 136A, B u d g e , 299.11. 3 5 Urk. IV 1104.13 ff. 3 « Urk. IV 1107.11; 1112.5. 37 C. T. VI 390h. 26

160

J. Z a n d e e : Sargtoxte, Spruch 75

[97. Band

324d-326a. Schu nimmt im Vergleich mit den anderen Göttern eine Machtstellung ein. 326 b. 'Imjw-b3h „die zuvor waren", d. h. die Urgötter. Es steht in Parallelismus zu pjwtjiv : „Er hat denjenigen, der stärker ist als er, denen angekündigt, die zuvor waren, er hat die Furcht vor ihm bei den Urgöttern hervorgerufen" a8. „ 0 ihr, die ihr zuvor wart, reicht mir eure Hände" 3'J. Schu unterstreicht seine führende Stellung, indem er sagt, daß die Urgötter nach ihm entstanden sind. Alle anderen Götter entstanden ja aus dem ersten Paar, Schu und Tefnet. Spruch 261 der Sargtexte handelt von dem Gott Heka (Zauberkraft) als einem Urgott. Dieser Spruch hat große Ähnlichkeit mit dem unsrigen. Heka sagt 4 0 : „Mir gehört das All, bevor ihr entstanden wart, o Götter." Auch Heka beansprucht, älter als die anderen Götter zu sein. Der ältere Gott ist immer den jüngeren Göttern übergeordnet. 326c-328a. Der Bericht der Urgötter enthielt die Frage nach Schus Entstehen. Sie erkundigen sich bei Nun, der als Urgewässer und ältester Gott davon wissen kann. 328b. Vgl. 324b. Die Urgötter sehen die führende Stellung des Schu im Sonnenschiff. Die Schiffsmannschaft im Sonnenboot wechselt. Meistens besteht sie aus den 'Ihmw sk und den ' I h m w wrd. Im Pfortenbuch sind es immer Heka und Sia 41 . Im Amduat ist Schu an der Sonnenfahrt beteiligt in der zwölften Stunde beim Sonnenaufgang 42 . Auch Isis, Selkis und Seth helfen Re im Sonnenschiff gegen Apophis. Es nimmt nicht wunder, daß in unserem Text Schu der Schutz des Sonnengottes zuteil wird. Vgl. C. T. I I 36f, „Ich (Schu) erhalte meinen Vater am Leben, dessen Bootes die Unermüdlichen die Schiffsmannschaft sind, (ich) das Leben des lebendigen Leibes." 330a. „Stehen und Sitzen" ist einer der Ausdrücke, bei denen eine Aktivität in ihre zwei entgegengesetzten Teile auseinandergelegt wird, wie z. B. „alles was auffliegt und niederschwebt" 43 . „Mögest du den N. sitzen lassen wegen seiner Gerechtigkeit und aufrecht stehen lassen wegen seiner Ehrwürdigkeit" 4 4 . „Stehe und sitze ( = benimm dich) deiner Reihe nach" 4 5 . Man könnte unsere Stelle auch übersetzen: „Ich verkehre unter ihnen." Vgl. Psalm 139:2: „Du kennst mein Sitzen und mein Stehen." Nach ägyptischer Auffassung besteht eine Ganzheit aus der Synthese von Gegensätzen. 330 c. G 1 T, prosthetisches i beim Imperativ 2. rad. 4 6 . 332 a. Vgl. I 320 b, sidj. 334c. Schu selber gibt die Antwort auf die Frage der Götter, 326c-328a, denn eben Nun war nicht Zeuge bei Schus Entstehen, obgleich er der älteste Urgott ist. Schu ist also ganz unabhängig von Nun und seine Geburt ist ein Geheimnis. Hr = Gesicht, d. h. Sehvermögen, die Augen. Die Fähigkeiten des Menschen werden nach dem Tode wiederhergestellt und da heißt es : „Dein Gesicht (hr) sieht die Sonne, wenn sie strahlt" 4 7 . Auch in diesem Fall sind mit „Gesicht" die Augen gemeint. Die Formen n sdm.n.f (T 3 C, B 3 C) können sich auf die Vergangenheit beziehen 48 . Die Übersetzung „er konnte nicht sehen" wäre ebensogut möglich. 336 a = 316 a. Die Frage der Götter war Anlaß, die Entstehungsgeschichte des Schu zu erzählen. Der Text knüpft wieder bei einem früheren Passus an. Es gab viele Diskussionen, wer „der große Gott" in den Mastabas wäre, vor dem der Tote im Gericht erscheinen sollte : Re, Osiris oder der tote König. Hier ist es unzweideutig Atum. 38 C. T. VI 254 a, b ; vgl. C. T. I 322 b. 39 C. T. I V 226b. Siehe M. S. H. G. H e e r m a v a n V o s s , De oudste versie van Dodenboek 17a, Leiden, 1963, S. 68. Vgl. weiter C. T. I 220c ; K . S e t h e , Ägyptische Lesestücke, Leipzig, 1928, 66.16, von den Vorfahren. 4 ° C. T. I I I 389b, c. 41 Heka ist in diesem Fall ein Äquivalent des Hu. 42 Amduat, H o r n u n g I, 197.9, 11; 205.4. Vgl. C. T. I 3 2 0 d - 3 2 2 a . « Wb. 3.288.6 = die Vögel. « Pyr. § 1219a, b. 45 Ptahhotep, D é v a u d , 221, Max. 13; Prisse 8.2, 3; 2 ä b a : S. 33, 80; 'h' hmsj r nmtt.k. Z â b a : „comportetoi toujours d'après t o n rang." «> E . E d e l , Altäg. Gramm. § 600; A. H. G a r d i n e r , Eg. Grammar § 272. « Urk. I V 520.3. « A. H . G a r d i n e r , Eg. Grammar § 418.2.

1971]

J. Z a n d e e : Sargtexte, Spruch 75

161

336c-338a. Diese Stelle ist der heliopolitanischen Lehre von Hu und Sia sehr ähnlich. Atum erdenkt in seinem Herzen, was der Mund spricht. Das Denkmal memphitischer Theologie erinnert an die Schöpfung durch Atum und spricht von seinem „Munde, der den Namen aller Dinge nannte und aus dem Schu und Tefnet hervorgekommen sind" 49 . Herz und Zunge sind parallel zu Sia und Hu. Shw sind die magischen Worte, mit denen Horus das Gift tötet 5 0 , Vgl. A. K l a s e n s , A Magical Statue Base, Leiden 1952, Kommentar zu M 59, S. 77. 3hw ist oft synonym mit Afci51. Das Apophisbuch beschreibt die Schöpfung durch Atum. Es ist auch vom Ausspeien des Schu und der Tefnet die Rede. „Ich, d. h. mein eigener Mund, brachte herbei. Mein Name war ,Zauber'... Zahlreich waren die Gestalten, sie, die durch meinen Mund entstanden waren (oder: durch meinen Ausspruch). Magisches Vermögen gehörte mir in meinem Herzen (3hw ni. m ib.i). Ich schuf vor meinem Antlitz . . . Ich schuf in meinem Herzen . . . Der Samen geriet in meinen Mund. Ich spie (so etwas) wie Schu aus, ich erbrach (so etwas) wie Tefnet" 5 2 . Sowohl die Schöpfung durch das magische Wort als die Schöpfung durch Onanieren sind heliopolitanische Lehre. Für die Schöpfung des Schu durch den 3hw des Atum, siehe C. T. I I 39 c. 338b, c. Eine Lehre von der Schöpfung des Schu, die charakteristisch ist f ü r unseren Spruch: Schu ist entstanden als der Atem, den Atum herausgeschnoben hat aus seiner Nase5-1. Wahrscheinlich enthält ein Text, der gleichfalls heliopolitanischer Herkunft ist, eine Reminiszenz an dieser Lehre: „,Der, der dem Leben zugeteilt worden ist', ist mein Name ewiglich. Er (das soll Atum sein) hat mich ausgebrochen aus seinem Munde, er hat mich ausgeschnoben aus seiner Nase. Ich werde diesen beiden sehr großen Göttern (Schu und Tefnet?) zugewiesen, die Nahrung essen auf den Ufern des Himmels" 5 ' 1 . Das Ausspeien aus dem Munde könnte sich auf die Lehre der Schöpfung durch Onanieren beziehen. Das geboren werden als Atem aus der Nase des Atum findet sich auch weiter in den Schu-Texten: C. T. I 354b, 356a, 360a, I I 35, 36a „Er (Atum) hat mich erzeugt mit seiner Nase, ich bin aus seinen Nasenlöchern hervorgekommen", 39i, 40a. Es war heliopolitanische Lehre, daß Atum Schu durch spontane Generation, ohne weibliche Beteiligung, erzeugt hatte. Da Schu Luftgott war, liegt es auf der Hand, daß man sich sein Entstehen als ein Ausschnauben aus der Nase des Atum vorstellte. 340b. Vgl. C. T. VI 382 j „Ich habe den Wirbel geknotet f ü r Re, f ü r den, der den Himmel erleuchtet durch deine (fem.!) Schönheit". Der Titel des Spruches ist: „Abzusteigen in das Schiff des Re". Wie in 340d ist im Kontext von Rudern des Sonnenschiffes die Rede 5 5 . 340(1. Vgl. den verborgenen Namen des Re im Mythus von Re und Isis. Verschiedene Götter und besonders Amun haben das Prädikat imn m.f „der seinen Namen verbirgt" 5