Zahlungszusagen im bargeldlosen Zahlungsverkehr: Bestandsaufnahme - Analyse - Kritik: Eine rechtsdogmatische Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der Einwendungsproblematik [1 ed.] 9783428522828, 9783428122820

Die Zahlungszusage soll dem Empfänger einer bargeldlosen Zahlung eine bargeldgleiche Sicherheit verschaffen. Der Autor u

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German Pages 356 Year 2006

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Zahlungszusagen im bargeldlosen Zahlungsverkehr: Bestandsaufnahme - Analyse - Kritik: Eine rechtsdogmatische Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der Einwendungsproblematik [1 ed.]
 9783428522828, 9783428122820

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Schriften zum Bürgerlichen Recht Band 352

Zahlungszusagen im bargeldlosen Zahlungsverkehr: Bestandsaufnahme – Analyse – Kritik Eine rechtsdogmatische Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der Einwendungsproblematik

Von Oliver Gras

asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin

OLIVER GRAS

Zahlungszusagen im bargeldlosen Zahlungsverkehr: Bestandsaufnahme – Analyse – Kritik

Schriften zum Bürgerlichen Recht Band 352

Zahlungszusagen im bargeldlosen Zahlungsverkehr: Bestandsaufnahme – Analyse – Kritik Eine rechtsdogmatische Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der Einwendungsproblematik

Von Oliver Gras

asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin

Die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität des Saarlandes hat diese Arbeit im Jahre 2006 als Dissertation angenommen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten # 2006 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme: Klaus-Dieter Voigt, Berlin Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0720-7387 ISBN 3-428-12282-8 978-3-428-12282-0 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier ∞ entsprechend ISO 9706 *

Internet: http://www.duncker-humblot.de

Für Gisa & Siegfried

Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 2005/2006 von der Rechtsund Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität des Saarlandes als Dissertation angenommen. Besonderer Dank gebührt an dieser Stelle meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Martinek. Er hat mir alle erdenklichen Freiheiten gelassen, so dass die Arbeit voll und ganz als eigene Arbeit entstehen konnte. Herrn Prof. Dr. Hönn möchte ich für die äußerst zügige Erstattung des Zweitgutachtens danken. Meine Eltern haben mich während des Studiums und bei der Anfertigung dieser Arbeit stets uneingeschränkt unterstützt. Für ihr Vertrauen und ihre Hilfe bin ich ihnen unendlich dankbar und widme ihnen daher diese Arbeit. Auch auf die Unterstützung meiner Großeltern konnte ich mich immer verlassen. Dafür bedanke ich mich bei meiner Oma, Frau Dr. Hetta Zagarus, die zudem das Korrekturlesen des Manuskripts übernommen hat, und bei meinem Opa, Herrn Arno Zagarus, der die Vollendung dieser Arbeit leider nicht mehr erlebt hat. Meiner Freundin Anja Heugel schulde ich ganz besonderen Dank. Ohne ihr Verständnis, ihre liebevolle Unterstützung und ihre stete Motivation, insbesondere in der Endphase, wäre diese Arbeit nicht in der vorliegenden Form vollendet worden. Berlin, im September 2006

Oliver Gras

Inhaltsübersicht Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

29

Erstes Kapitel Rechtstatsachen

34

A. Giroüberweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Handlungen des Kunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Handlungen des Kreditinstituts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

34 34 35

B. Kreditkartenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Nahabsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Fernabsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

37 38 39

C. Electronic-cash-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Der Autorisierungsvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Der Abrechnungsvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

40 40 41

D. GeldKarte-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Der Aufladevorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Der Zahlungsvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Der Abrechnungsvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

42 43 44 45

E. Dokumentenakkreditiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Der Akkreditivauftrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Die Akkreditiveröffnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Die Akkreditivabwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

46 47 48 48 50

Zweites Kapitel Vertragsstrukturen

51

A. Das Giroverhältnis zwischen dem Begünstigten und seiner Bank . . . . . . . . . . . I. Girovertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Allgemeine Geschäftsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

51 52 56

B. Der Akquisitionsvertrag beim Kreditkartengeschäft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Kartenakzeptanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

59 61

10

Inhaltsübersicht II. III.

Erteilung der Zahlungszusage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Disagio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

62 62

C. Die Vertragsstruktur des electronic-cash-Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die „Vereinbarung über ein institutsübergreifendes System zur bargeldlosen Zahlung an automatisierten Kassen (electronic-cash-System)“ . . . II. Das Verhältnis zwischen den Systembetreibern und den angeschlossenen Kreditinstituten (Anschlussvertrag) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Die Sonderbedingungen für Maestrokarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Der „Vertrag über die Zulassung als Netzbetreiber im electronic-cashSystem der deutschen Kreditwirtschaft (Netzbetreibervertrag)“ . . . . . . . . V. Der Vertrag zwischen Vertragsunternehmen und Netzbetreiber . . . . . . . . VI. Die „Bedingungen für die Teilnahme am electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft (Händlerbedingungen)“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

62 63 63 64 64 65 65 71

D. Die Vertragsstruktur des Systems „GeldKarte“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die „Vereinbarung über das institutsübergreifende System ,GeldKarte‘“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Der Anschlussvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Die „Bedingungen für die Teilnahme am System ,GeldKarte‘“ . . . . . . . . IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

72 72 72 73 74

E. Die Vertragsstruktur des Dokumentenakkreditivs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

75

Drittes Kapitel Dogmatische Grundlagen

76

A. Bereicherungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Der Leistungsbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Leistungsbeziehungen in Anweisungslagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Die Parteien des Bereicherungsausgleichs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

76 77 78 79 83

B. Abstraktion und Kausalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Abstrakte und kausale Rechtsgeschäfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

83 84 89

Inhaltsübersicht

11

Viertes Kapitel Die Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

90

A. Giroüberweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 I. Die Gutschrift als abstraktes Schuldversprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 II. Die Gutschrift als stereotypisierte Garantie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 III. Die Gutschrift als einseitig forderungsbegründender Akt . . . . . . . . . . . . . 92 IV. Die „als-ob-Betrachtung“ von Kupisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 V. Die deklaratorische Natur der Gutschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 VI. Kritische Analyse und eigene Einordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 VII. Die Zurückweisung der Gutschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 VIII. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 B. Kreditkartenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Der Forderungskauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Die Zahlungszusage als Garantie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Die Zahlungszusage als abstraktes Schuldversprechen . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Die Theorie der angenommenen Anweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Ergebnis: Die Zahlungszusage als kausaler Vertrag sui generis . . . . . . . . VI. Die Einwendungsproblematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

132 133 140 145 150 151 153 209

C. Electronic-cash-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Streitstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Stellungnahme und eigene Einordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Die Einwendungsproblematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

211 212 214 217 228

D. GeldKarte-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Garantie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Das abstrakte Schuldversprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Das kausale Schuldanerkenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Stellungnahme und eigene Einordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Die Einwendungsproblematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

230 230 231 232 233 236 245

E. Dokumentenakkreditiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Das abstrakte Schuldversprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Der abstrakte Vertrag sui generis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Die stereotypisierte Zahlungsgarantie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Die Einwendungsproblematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

247 247 249 249 250 252 263

12 F.

Inhaltsübersicht Gesamtbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 I. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 II. Die Besonderheit des kartengestützten Zahlungsverkehrs . . . . . . . . . . . . . 266

Fünftes Kapitel Das Zustandekommen der Zahlungszusage

268

A. Giroüberweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Gutschrift als aufschiebende Bedingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Die Lehre vom ausfüllenden Gestaltungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Vertragsschluss mittels antizipierter Willenserklärungen . . . . . . . . . . . . . . IV. Stillschweigende Annahme der Kontogutschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Vertragsschluss mittels Insichgeschäft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI. Stellungnahme und Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

268 268 269 270 270 271 271

B. Kreditkartenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Globalvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Stillschweigende Vertragsannahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Stellvertreterlösung der herrschenden Meinung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Stellungnahme und eigener Lösungsansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

271 272 272 273 273 283

C. Electronic-cash-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Globalvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Stellvertreterlösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Vertragsschluss mittels elektronischer Willenserklärung . . . . . . . . . . . . . . IV. Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

284 284 284 285 286

D. GeldKarte-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Globalvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Der Karteninhaber als Stellvertreter bzw. Bote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Chipdialog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

288 289 289 290 290

E. Dokumentenakkreditiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294 I. Angebot der Bank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294 II. Annahme durch den Akkreditierten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 F.

Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296

Zusammenfassung einiger Ergebnisse in Thesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298

Inhaltsübersicht Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. EUROCARD/MasterCard-/VISA-Akzeptanzvertrag (Postbank) (Auszug) . . . II. EUROCARD/MasterCard-/VISA-Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank) (Auszug) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Bedingungen der Diners Club GmbH für die Akzeptanz der Diners Club Karten (Auszug) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. EUROCARD/MasterCard-/VISA-Akzeptanzvertrag a. F. (Postbank) (Auszug) V. Allgemeine Geschäftsbedingungen der B+S Card Service GmbH zur Akzeptanz von Debit- und Kreditkarten (Auszug) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI. Vereinbarung über ein institutsübergreifendes System zur bargeldlosen Zahlung an automatisierten Kassen (electronic-cash-System) (Auszug) . . . . . . . . VII. Vertrag über die Zulassung als Netzbetreiber im electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft (Netzbetreibervertrag) (Auszug) . . . . . . . . . . . . . . VIII. Bedingungen für die Teilnahme am electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft (Händlerbedingungen) (Auszug) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX. Vereinbarung über das institutsübergreifende System „GeldKarte“ . . . . . . . . . X. Bedingungen für die Teilnahme am System „GeldKarte“ (Auszug) . . . . . . . . XI. eCash Dienstleistungsvertrag für Internet-Händler (Deutsche Bank) . . . . . . . XII. Bedingungen für Maestro-Karten (Auszug) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

13 303 303 307 314 314 314 321 322 323 324 325 326 327

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351

Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Erstes Kapitel Rechtstatsachen

34

A. Giroüberweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Handlungen des Kunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Handlungen des Kreditinstituts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Hausüberweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Mehrgliedriger Zahlungsverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

34 34 35 35 36

B. Kreditkartenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Nahabsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Fernabsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

37 38 39

C. Electronic-cash-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Der Autorisierungsvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Der Abrechnungsvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

40 40 41

D. GeldKarte-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Der Aufladevorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Der Zahlungsvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Der Abrechnungsvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

42 43 44 45

E. Dokumentenakkreditiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Der Akkreditivauftrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Die Akkreditiveröffnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Die Akkreditivabwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Vorlage der Dokumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Honorierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

46 47 48 48 49 50 50

16

Inhaltsverzeichnis Zweites Kapitel Vertragsstrukturen

51

A. Das Giroverhältnis zwischen dem Begünstigten und seiner Bank . . . . . . . . I. Girovertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Einrichtung und Führung eines Girokontos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) Anspruch auf Gutschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2) Recht zur Belastungsbuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (3) Informationspflichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Direktionsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Rechtsnatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Allgemeine Geschäftsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Einbeziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Rechnungsabschlüsse (Nr. 7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Storno- und Berichtigungsbuchungen (Ziff. 8) . . . . . . . . . . . . . . . .

51 52 52 53 53 54 54 54 55 56 56 57 57 58

Akquisitionsvertrag beim Kreditkartengeschäft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kartenakzeptanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erteilung der Zahlungszusage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Disagio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

59 61 62 62

C. Die Vertragsstruktur des electronic-cash-Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die „Vereinbarung über ein institutsübergreifendes System zur bargeldlosen Zahlung an automatisierten Kassen (electronic-cash-System)“ . . . II. Das Verhältnis zwischen den Systembetreibern und den angeschlossenen Kreditinstituten (Anschlussvertrag) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Die Sonderbedingungen für Maestrokarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Der „Vertrag über die Zulassung als Netzbetreiber im electronic-cashSystem der deutschen Kreditwirtschaft (Netzbetreibervertrag)“ . . . . . . . . V. Der Vertrag zwischen Vertragsunternehmen und Netzbetreiber . . . . . . . . VI. Die „Bedingungen für die Teilnahme am electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft (Händlerbedingungen)“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Vertrag zwischen Händler und jedem kartenausgebenden Kreditinstitut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Eigene Einordnung: Vertrag zwischen Vertragsunternehmen und Kreditwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Regelungsgehalt des Händlervertrages . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Ziff. 6 Händlerbedingungen als Vertrag zugunsten der Kartenausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Die deklaratorische Natur von Ziff. 5 Händlerbedingungen . . . . .

62

B. Der I. II. III.

63 63 64 64 65 65 66 66 67 68 69

Inhaltsverzeichnis

17

d) Keine Gefahr eines Einwendungsdurchgriffs . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Systemstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

70 70 71

D. Die Vertragsstruktur des Systems „GeldKarte“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die „Vereinbarung über das institutsübergreifende System ,GeldKarte‘“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Der Anschlussvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Die „Bedingungen für die Teilnahme am System ,GeldKarte‘“ . . . . . . . . IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

72 72 72 73 74

E. Die Vertragsstruktur des Dokumentenakkreditivs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

75

Drittes Kapitel Dogmatische Grundlagen

76

A. Bereicherungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Der Leistungsbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Leistungsbeziehungen in Anweisungslagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Die Parteien des Bereicherungsausgleichs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Bestimmung der Kondiktionsparteien durch die Leistungsbeziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Sicherung der Kondiktionsparteien durch das Subsidiaritätsprinzip . 3. Die Kondiktionsparteien in Fällen der fehlenden Weisung . . . . . . . . . IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

76 77 78 79 79 79 81 83

B. Abstraktion und Kausalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Abstrakte und kausale Rechtsgeschäfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Der Abstraktionswille als entscheidendes Abgrenzungskriterium . . . 2. Abgrenzungsschwierigkeiten beim abstrakten Schuldversprechen . . . a) Abgrenzung vom kausalen Schuldanerkenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . b) Abgrenzung vom Garantievertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

83 84 85 86 87 88 89

Viertes Kapitel Die Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik A. Giroüberweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Gutschrift als abstraktes Schuldversprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Die Gutschrift als stereotypisierte Garantie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

90 90 90 92

18

Inhaltsverzeichnis III. IV. V. VI.

Die Gutschrift als einseitig forderungsbegründender Akt . . . . . . . . . . . . . Die „als-ob-Betrachtung“ von Kupisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die deklaratorische Natur der Gutschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kritische Analyse und eigene Einordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Schwächen der „als-ob-Betrachtung“ von Kupisch . . . . . . . . . . . . 2. Allgemeine Kritik am konstitutiven Charakter der Gutschrift . . . . . . a) Die vermeintlichen Schwächen des Anspruchs auf Gutschrift . . . b) Die tatsächliche Schwäche des Anspruchs auf Gutschrift . . . . . . . (1) Die Endgültigkeit des Anspruchs auf Gutschrift nach neuem Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2) Die Einwendungsproblematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (a) Unbeachtlichkeit des Valutaverhältnisses . . . . . . . . . . . . . . (b) Anspruchserwerb bei bloßen Fehlern im Deckungsverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (aa) Buchmäßige Deckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (bb) Wertmäßige Deckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (cc) Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (c) Hinreichender Schutz des Begünstigten bei fehlerhaften Überweisungsverträgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (aa) Keine Entstehung des Anspruchs auf Gutschrift bei der Hausüberweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (bb) Regelmäßig fehlende Schutzwürdigkeit des Begünstigten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (a) Tilgungsbestimmung als entscheidendes Kriterium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (b) Keine Tilgungsbestimmung bei fehlerhaften Überweisungsverträgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (g) Ausnahmefälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (cc) Begründung eines Anspruchs bei Schutzwürdigkeit des Begünstigten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (dd) Entstehung des Anspruchs auf Gutschrift bei der Kettenüberweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (ee) Kondiktionsmöglichkeiten bei der Kettenüberweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Besondere Kritik an den rechtsgeschäftlichen Erklärungsansätzen . . a) Die konstruktiven Schwächen des abstrakten Schuldversprechens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) Der gesetzlich nicht angelegte Kondiktionsausschluss . . . . . . (2) Der Verstoß gegen das Subsidiaritätsprinzip bei fehlerhafter Kettenüberweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Kritik an der Garantielösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

92 93 94 94 94 95 96 97 97 98 98 99 101 102 103 105 105 106 107 108 110 112 113 113 116 117 118 118 119 120

Inhaltsverzeichnis

19

c) Bedenken gegen die Einordnung als einseitig forderungsbegründender Akt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Die Gutschrift als Information des Begünstigten nach § 666 BGB . . 5. Integration in das gesetzliche Regelungsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII. Die Zurückweisung der Gutschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Das Bedürfnis nach einer Zurückweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Reichweite des Zurückweisungsrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die dogmatischen Grundlagen des Zurückweisungsrechts . . . . . . . . . . VIII. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

121 121 122 123 123 125 129 131

B. Kreditkartenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Der Forderungskauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Argumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Theorie vom Forderungskauf im Lichte des KWG . . . . . . . . . b) Die Auswirkungen des Gesetzes zur Modernisierung des Schuldrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Die Änderung der Rechtsprechung des BGH und ihre Folgen . . . d) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Die Zahlungszusage als Garantie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Argumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Die Zahlungszusage als abstraktes Schuldversprechen . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Argumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Die Theorie der angenommenen Anweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Argumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Ergebnis: Die Zahlungszusage als kausaler Vertrag sui generis . . . . . . . . VI. Die Einwendungsproblematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Zahlungszusage bei fehlerhaftem Valutaverhältnis . . . . . . . . . . . . a) Rückforderungsklauseln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2) Wirksamkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (a) Kontrollfähigkeit und -umfang nach §§ 305 ff. BGB (ex-AGBG) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (b) Einbeziehung in den Akquisitionsvertrag . . . . . . . . . . . . . . (c) Inhaltskontrolle nach § 307 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (aa) Regelbeispiel nach § 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB . . . . . . (bb) Besondere Rechtfertigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

132 133 133 135 136 137 138 138 140 140 142 145 145 146 150 150 151 151 153 153 153 154 155 156 157 158 158 160

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Inhaltsverzeichnis (a) Die Neutralität des Kartenausgebers . . . . . . . . . . (b) Genereller Einwendungsdurchgriff im Emissionsverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (g) Weisungswiderruf des Karteninhabers . . . . . . . . . (3) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Einwendungsdurchgriff bei Rechtsmissbrauch (§ 242 BGB) . . . . c) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Die Rückabwicklung im Valutaverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) Kondiktionsgegenstand und Leistung des Karteninhabers . . . (2) Der Rechtsgrund der Zahlungszusage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (3) Herausgabemodalitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Das fehlerhafte Emissionsverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Der bloße Fehler im Emissionsverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die unwirksame Weisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) Der unwirksame Emissionsvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2) Die Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers . . . . . . . . . . . . . . (3) Missbräuchlicher Karteneinsatz durch unbefugte Dritte . . . . . (a) Präsenzgeschäft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (b) Fernabsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (aa) Risikoverteilung zu Lasten des Kartenausgebers . . . (bb) Risikoverteilung zu Lasten des Vertragsunternehmens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (cc) Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (a) Grundsätzliche Einstandspflicht des Kartenausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (b) Unzulässigkeit der formularmäßigen Risikoverlagerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (g) Zulässige Möglichkeiten einer Risikoverlagerung (4) Die widerrufene Weisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Das fehlerhafte Akquisitionsverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Inhalt der Abrechnungsvoraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Konsequenzen eines Verstoßes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) Überwiegend keine direkte Anwendung der Bedingungsregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2) Die Möglichkeit einer entsprechenden Anwendung . . . . . . . . (a) Missbrauchsbezogene Abrechnungsvoraussetzungen . . . . (b) Rationalisierungsbezogene Abrechnungsvoraussetzungen c) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

161 163 165 167 167 169 170 171 171 174 175 175 176 177 177 179 182 183 186 187 189 191 192 195 196 199 200 201 201 203 203 204 204 208 209 209

Inhaltsverzeichnis

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C. Electronic-cash-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Streitstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Zahlungszusage als Garantievertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Zahlungszusage als abstraktes Schuldversprechen . . . . . . . . . . . . . II. Stellungnahme und eigene Einordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Schwächen der Garantievertragslösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Schwächen des abstrakten Schuldversprechens . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Zahlungszusage als kausales Schuldanerkenntnis . . . . . . . . . . . . . 4. Ergebnis: Die Zahlungszusage als Vertrag sui generis . . . . . . . . . . . . . III. Die Einwendungsproblematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Zahlungszusage bei fehlerhaftem Valutaverhältnis . . . . . . . . . . . . a) Grundsätzliche Verpflichtung des Kartenausgebers . . . . . . . . . . . . b) Einwendungsdurchgriff nach Treu und Glauben . . . . . . . . . . . . . . . c) Der Bereicherungsausgleich im Valutaverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Zahlungszusage bei fehlerhaftem Deckungsverhältnis . . . . . . . . . a) Der bloße Fehler im Deckungsverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Unwirksamkeit der Weisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) Die Unwirksamkeit des Maestro-Kartenvertrages . . . . . . . . . . (2) Weisungswiderruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (3) Die Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers . . . . . . . . . . . . . . (4) Der missbräuchliche Karteneinsatz durch einen unberechtigten Karteninhaber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Zahlungszusage bei fehlerhaftem Vollzugsverhältnis . . . . . . . . . . a) Die Abrechnungsvoraussetzungen beim electronic-cash-System . . b) Die Konsequenzen eines Verstoßes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

224 225 226 226 226 228

D. GeldKarte-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Garantie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Das abstrakte Schuldversprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Das kausale Schuldanerkenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Stellungnahme und eigene Einordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Kritik an Garantievertrag und abstraktem Schuldversprechen . . . . . . 2. Kritik an der Einordnung als kausales Schuldversprechen . . . . . . . . . 3. Die Zahlungszusage als kausaler Vertrag sui generis . . . . . . . . . . . . . . V. Die Einwendungsproblematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Zahlungszusage bei fehlerhaftem Valutaverhältnis . . . . . . . . . . . . a) Grundsätzliche Einstandspflicht des Kartenausgebers . . . . . . . . . . b) Einwendungsdurchgriff bei Rechtsmissbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Bereicherungsausgleich im Valutaverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

230 230 231 232 233 233 234 235 236 236 236 237 238

211 212 212 213 214 214 215 215 217 217 218 218 219 219 220 220 221 222 222 223

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Inhaltsverzeichnis 2. Die Zahlungszusage bei fehlerhaftem Deckungsverhältnis . . . . . . . . . 238 a) Der bloße Fehler im Deckungsverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 b) Die unwirksame Weisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 (1) Unwirksamkeit der GeldKarte-Abrede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 (2) Weisungswiderruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 (3) Die Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers . . . . . . . . . . . . . . 240 (4) Der Kartenmissbrauch durch einen unbefugten Dritten . . . . . 241 (5) Der Einsatz manipulierter Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 c) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 3. Die Zahlungszusage bei fehlerhaftem Vollzugsverhältnis . . . . . . . . . . 243

VI.

a) Inhalt der Abrechnungsvoraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 b) Konsequenzen eines Verstoßes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245

E. Dokumentenakkreditiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 I. Das abstrakte Schuldversprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 II. Der abstrakte Vertrag sui generis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 III. IV. V.

Die stereotypisierte Zahlungsgarantie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 Die Einwendungsproblematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 1. Das fehlerhafte Valutaverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 a) Grundsätzliche Einstandspflicht der Bank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 b) Einwendungsdurchgriff bei Rechtsmissbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 c) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 2. Das fehlerhafte Deckungsverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 a) Der bloße Fehler des Deckungsverhältnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 b) Der fehlende Akkreditivauftrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 c) Der weggefallene Akkreditivauftrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 (1) Anfechtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 (2) Widerruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 d) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 3. Das fehlerhafte Zuwendungsverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260

VI.

a) Gültigkeitseinwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260 b) Inhaltseinwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260 c) Persönliche Einwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263

F. Gesamtbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 I. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 II. Die Besonderheit des kartengestützten Zahlungsverkehrs . . . . . . . . . . . . . 266

Inhaltsverzeichnis

23

Fünftes Kapitel Das Zustandekommen der Zahlungszusage

268

A. Giroüberweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Gutschrift als aufschiebende Bedingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Die Lehre vom ausfüllenden Gestaltungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Vertragsschluss mittels antizipierter Willenserklärungen . . . . . . . . . . . . . . IV. Stillschweigende Annahme der Kontogutschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Vertragsschluss mittels Insichgeschäft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI. Stellungnahme und Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

268 268 269 270 270 271 271

B. Kreditkartenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Globalvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Stillschweigende Vertragsannahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Stellvertreterlösung der herrschenden Meinung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Stellungnahme und eigener Lösungsansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Kritik an der Globalvertragskonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Kritik an der stillschweigenden Vertragsannahme . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Kritik an der Stellvertreterlösung der herrschenden Meinung . . . . . . . 4. Eigener Lösungsansatz für das manuelle Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . a) Insichgeschäft des Vertragsunternehmens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Rückfrageklauseln als Beschränkung der Vertretungsmacht . . . . . 5. Der Vertragsschluss beim elektronischen Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . V. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

271 272 272 273 273 274 275 276 279 279 280 281 283

C. Electronic-cash-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Globalvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Stellvertreterlösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Vertragsschluss mittels elektronischer Willenserklärung . . . . . . . . . . . . . . IV. Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Kritik an der Globalvertragskonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Kritik an der Stellvertreterlösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Direkter Vertragsschluss zwischen den Parteien der Zahlungszusage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

284 284 284 285 286 286 286 287

D. GeldKarte-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Globalvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Der Karteninhaber als Stellvertreter bzw. Bote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Chipdialog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Kritik an der Boten- bzw. Stellvertreterkonstruktion . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Vorzüge des Chipdialogs gegenüber dem Globalvertrag . . . . . . .

288 289 289 290 290 290 291

24

Inhaltsverzeichnis

E. Dokumentenakkreditiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294 I. Angebot der Bank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294 II. Annahme durch den Akkreditierten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 F. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 Zusammenfassung einiger Ergebnisse in Thesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. EUROCARD/MasterCard-/VISA-Akzeptanzvertrag (Postbank) (Auszug) . . . II. EUROCARD/MasterCard-/VISA-Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank) (Auszug) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Bedingungen der Diners Club GmbH für die Akzeptanz der Diners Club Karten (Auszug) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. EUROCARD/MasterCard-/VISA-Akzeptanzvertrag a. F. (Postbank) (Auszug) V. Allgemeine Geschäftsbedingungen der B+S Card Service GmbH zur Akzeptanz von Debit- und Kreditkarten (Auszug) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI. Vereinbarung über ein institutsübergreifendes System zur bargeldlosen Zahlung an automatisierten Kassen (electronic-cash-System) (Auszug) . . . . . . . . VII. Vertrag über die Zulassung als Netzbetreiber im electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft (Netzbetreibervertrag) (Auszug) . . . . . . . . . . . . . . VIII. Bedingungen für die Teilnahme am electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft (Händlerbedingungen) (Auszug) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX. Vereinbarung über das institutsübergreifende System „GeldKarte“ . . . . . . . . . X. Bedingungen für die Teilnahme am System „GeldKarte“ (Auszug) . . . . . . . . XI. eCashTM Dienstleistungsvertrag für Internet-Händler (Deutsche Bank) . . . . . XII. Bedingungen für Maestro-Karten (Auszug) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

303 303 307 314 314 314 321 322 323 324 325 326 327

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351

Abkürzungsverzeichnis a. A. a. E. a. F. Abs. AcP AG AGB AGBG Alt. Anh. Anm. Art. b. BB BBankG Begr. BGB BGB-InfoV BGBl. BGH BGHZ BKR bzw. ca. CpD CR d.h. DB ders. DFÜ dies. Diss. DM DNotZ

anderer Ansicht/Auffassung am Ende alte Fassung Absatz Archiv für die civilistische Praxis Aktiengesellschaft Allgemeine Geschäftsbedingungen Gesetz zur Regelung des Rechts der allgemeinen Geschäftsbedingungen Alternative Anhang Anmerkung Artikel bei Der Betriebsberater (Zeitschrift) Gesetz über die Deutsche Bundesbank Begründer Bürgerliches Gesetzbuch Verordnung über Informations- und Nachweispflichten nach bürgerlichem Recht Bundesgesetzblatt Bundesgerichtshof Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen Zeitschrift für Bank- und Kapitalmarktrecht beziehungsweise circa Conto pro Diverse Computer und Recht (Zeitschrift) das heißt Der Betrieb (Zeitschrift) derselbe Datenfernübertragung dieselbe/n Dissertation Deutsche Mark Deutsche Notar-Zeitschrift

26 DWiR e.V. ec EDV EGBGB EU EUR EuZW EWiR f. ff. FN GAA GmbH GZS h. M. Habil. HGB Hrsg. HS i. H. v. i. S. d. i.V. m. i. w. S. ICC insbes. JA JR Jura JuS JZ K&R Kap. KG KWG LG LM LMK m. w. N. MDR Mio. MMR

Abkürzungsverzeichnis Deutsche Zeitschrift für Wirtschaftsrecht eingetragener Verein eurocheque Elektronische Datenverarbeitung Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch Europäische Union Euro Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht Entscheidungen zum Wirtschaftrecht folgende fortfolgende Fußnote Geldausgabeautomat Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gesellschaft für Zahlungssysteme mbH herrschende Meinung Habilitationsschrift Handelsgesetzbuch Herausgeber Halbsatz in Höhe von im Sinne des in Verbindung mit im weitesten Sinne International Chamber of Commerce insbesondere Juristische Arbeitsblätter (Zeitschrift) Juristische Rundschau (Zeitschrift) Juristische Ausbildung (Zeitschrift) Juristische Schulung (Zeitschrift) Juristenzeitung Kommunikation und Recht (Zeitschrift) Kapitel Kammergericht, Kommanditgesellschaft Kreditwesengesetz Landgericht Lindenmaier-Möhring, Nachschlagewerk des Bundesgerichtshofs Lindenmaier-Möhring, Kommentierte BGH-Rechtsprechung mit weiteren Nachweisen Monatsschrift für Deutsches Recht Millionen MultiMedia und Recht (Zeitschrift)

Abkürzungsverzeichnis Mrd. MünzG MwSt. n. F. NJW NJW-RR Nr. ÖBA OLG PIN POS POZ RG RGZ RIW Rndnr. S. SB SJZ sog. str. TM UmstG v. vgl. Vorbem VuR WM WuB z. B. z. T. z. Zt. ZAP ZBB ZfgK ZfRV ZHR Ziff. ZIP zit. zzgl.

27

Milliarden Münzgesetz Mehrwertsteuer neue Fassung Neue Juristische Wochenschrift (Zeitschrift) NJW-Rechtsprechungs-Report Nummer Österreichisches Bankarchiv (Zeitschrift) Oberlandesgericht Persönliche Identifikations-Nummer Point of Sale Point of Sale ohne Zahlungszusage Reichsgericht Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen Recht der Internationalen Wirtschaft (Zeitschrift) Randnummer Seite Selbstbedienung Schweizerische Juristen-Zeitung sogenannte(s) strittig Trade mark Umstellungsgesetz von/vom vergleiche Vorbemerkung Verbraucher und Recht (Zeitschrift) Zeitschrift für Wirtschafts- und Bankrecht, Wertpapiermitteilungen Entscheidungssammlung zum Wirtschafts- und Bankrecht zum Beispiel zum Teil zur Zeit Zeitschrift für die Anwaltspraxis Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen Zeitschrift für Rechtsvergleichung Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht und Wirtschaftsrecht Ziffer Zeitschrift für Wirtschaftsrecht zitiert zuzüglich

Einleitung Die Bedeutung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ist immens und wird angesichts der zunehmenden Technisierung und Globalisierung in Zukunft noch weiter ansteigen. Der stetig wachsende E-Commerce wäre ohne bargeldlose Zahlungsverfahren schlicht nicht möglich und auch der grenzüberschreitende Handel ließe sich in seiner heutigen Intensität und Form nicht durch Barzahlungen bewältigen. Im Jahre 2003 wurden bei über 12 Mrd. bargeldlosen Transaktionen insgesamt 33 Billionen EUR umgesetzt.1 Deutsche Kreditinstitute erteilten 2003 beinahe 5,7 Mrd. Gutschriften.2 Im electronic-cash-System hat sich der Umsatz zwischen 1993 und 2003 von ca. 3 Mrd. EUR auf über 39 Mrd. EUR mehr als verzehnfacht.3 Noch beeindruckender sind die Zuwächse beim GeldKarte-System. Während im Jahre 1996 bei lediglich 275.000 Transaktionen knapp 4 Mio. EUR umgesetzt wurden, gab es 2003 bereits über 35 Mio. Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von mehr als 76 Mio. EUR.4 In Europa finden derzeit rund 100 verschiedene bargeldlose Zahlungsformen Anwendung5, von denen jedoch die wenigsten mit einer Zahlungszusage arbeiten. In Deutschland bestehen Zahlungszusagen derzeit bei der Giroüberweisung, dem Kreditkartenverfahren, dem electronic-cash-System, der GeldKarte-Zahlung sowie dem Dokumentenakkreditiv. Eine vergleichbare Sicherung gab es beim eurocheque-Verfahren, das zum 1. Januar 2002 eingestellte wurde.6 Auch die mittlerweile eingestellten Pilotprojekte zum zukunftsorientierten Netzgeld arbeiteten mit einer Zahlungszusage.7 Die vorliegende Arbeit beschränkt sich auf eine Untersuchung der momentan in Deutschland angebotenen Zahlungsverfahren, die mit einer Zahlungszusage 1 Bundesverband deutscher Banken; Statistik abrufbar unter www.bankenver band.de. 2 Bundesverband deutscher Banken; Statistik abrufbar unter www.bankenver band.de. 3 Vgl. Bundesverband deutscher Banken. Statistik abrufbar unter www.bankenver band.de. 4 Vgl. Bundesverband deutscher Banken. Statistik abrufbar unter www.bankenver band.de. 5 Neumann, Zahlungsverkehr, Rndnr. 28. 6 MK-Habersack, Vor § 765 Rndnr. 25. 7 Siehe Zahlungsverkehr-Gößmann, § 6 Rndnr. 10 ff.; Oberndörfer, S. 32; ausführlich zum eCash-Projekt der Deutschen Bank Neumann, Netzgeld, S. 21 ff.

30

Einleitung

arbeiten. In thematischer Hinsicht sollen die einzelnen Zahlungsverfahren nicht in ihrer Gesamtheit erfasst werden. Vielmehr konzentriert sich die Untersuchung auf einen kleinen Ausschnitt, der für das Funktionieren dieser Systeme jedoch ausschlaggebend ist: Die Zahlungszusage. Die Zahlungszusage ist für die Akzeptanz und das Vertrauen in den bargeldlosen Zahlungsverkehr von entscheidender Bedeutung. Allgemein wird im bargeldlosen Zahlungsverkehr die sachenrechtliche Übereignung von gesetzlichen Zahlungsmitteln durch die Begründung schuldrechtlicher Forderungen ersetzt. Mit der Durchführung des Zahlungsverkehrs wird ein spezialisierter Dritter betraut, regelmäßig eine Bank oder ein Kreditkartenunternehmen. Innerhalb des Valutaverhältnisses zwischen Schuldner und Gläubiger wird die Übereignung von Bargeld dadurch ersetzt, dass der Gläubiger eine schuldrechtliche Forderung gegen den spezialisierten Dritten erlangt. Dadurch erweitert sich ein ursprüngliches Zwei-Personenverhältnis zu einem Drei- oder Mehr-Personenverhältnis. Die bargeldlose Zahlung birgt für den Zahlungsempfänger in mehrfacher Hinsicht Gefahren. Zunächst ist seine Rechtsposition bereits dadurch geschwächt, dass er auf Eigentum an gesetzlichen Zahlungsmitteln verzichtet und statt dessen eine lediglich schuldrechtliche Forderung erhält. Erschwerend kommt hinzu, dass dieser Anspruch gegen einen Dritten gerichtet ist, der am bisherigen Leistungsaustausch nicht direkt beteiligt ist. Damit ist die grundsätzliche Gefahr der Konfrontation mit fremden Einreden und Einwendungen verbunden. Vor diesem Hintergrund ist ein Verzicht des Zahlungsempfängers auf Bargeld nur dann hinnehmbar, wenn er mit der Forderung gegen den Dritten eine Rechtsposition erlangt, die dem Empfang Bargeld entspricht. Genau dies soll durch die Zahlungszusage gewährleistet werden. Sie soll dem Empfänger einer bargeldlosen Zahlung eine bargeldgleiche Sicherheit verschaffen. Dieses Prinzip und die dahinter stehende Interessenlage ist bei sämtlichen Zahlungsverfahren, die mit einer Zahlungszusage arbeiten, identisch. Dennoch, soviel darf bereits an dieser Stelle vorweggenommen werden, lassen sich Rechtsnatur und Zustandekommen der einzelnen Zahlungszusage nicht für sämtliche Zahlungsverfahren einheitlich und systemübergreifend erklären. Zu unterschiedlich sind die rechtliche und tatsächliche Ausgestaltung der einzelnen Systeme. Ziel der Arbeit ist eine systemübergreifende Aufarbeitung und dogmatische Durchdringung der unterschiedlichen Zahlungsverfahren gerade im Hinblick auf die Zahlungszusage. Die Zahlungszusage der einzelnen Systeme soll erstmals in einer Monographie umfassend dargestellt, analysiert und verglichen werden, um nicht zuletzt eine Grundlage auch für künftige innovative Zahlungsverfahren zu schaffen. Die Arbeit versteht sich dabei insbesondere als Diskussionsbeitrag zu der nach wie vor höchst umstrittenen Frage nach der Rechtsnatur der Zahlungszusage. Diese Frage lässt sich jedoch nicht isoliert, sondern nur im Zusammen-

Einleitung

31

spiel mit der Einwendungsproblematik beantworten. Die damit zusammenhängenden Probleme werden ausführlich und umfassend erörtert. Denn nur so lässt sich zeigen, dass ein bestimmtes Verständnis der Zahlungszusage auch in der Lage ist, pathologische Fälle interessengerecht zu erklären. Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel. Das erste dient der Einführung in die Thematik und stellt den rechtstatsächlichen Hintergrund der einzelnen Systeme dar. Entsprechend ihrem zeitlichen Auftreten in der Bundesrepublik Deutschland werden Giroüberweisung, Kreditkartenverfahren, electronic-cash- und GeldKarte-System behandelt. Im Anschluss daran wird die Funktionsweise des Dokumentenakkreditivs erläutert. Diese Form der bargeldlose Zahlung nimmt gegenüber den anderen Systemen eine Sonderstellung ein, da sie vor allem im internationalen Handel gebräuchlich ist. Ein Normalverbraucher wird mit dem Akkreditivgeschäft in aller Regel nicht in Berührung kommen, so dass an dieser Stelle eine Ausnahme von der historischen Gliederung, die auch in den folgenden Kapiteln eingehalten wird, gerechtfertigt ist. Im zweiten Kapitel werden die Vertragsstrukturen erörtert. Durch die Vereinbarung einer bargeldlosen Zahlung wird ein ursprüngliches Zweipersonenverhältnis zu einem Drei- oder Mehrpersonenverhältnis, da der Gläubiger die ihm aufgrund des Valutaverhältnisses zustehende Zahlung nicht direkt von seinem Schuldner, sondern von einem „Zahlungsmittler“ erhält. Exemplarisch kann auf das Kreditkartenverfahren verwiesen werden. Dort werden die Kartenumsätze nicht vom Karteninhaber, sondern vom Kartenausgeber vergütet, der seinerseits erst nach Zahlung an den Händler den Karteninhaber in Anspruch nimmt. Die Parteien dieses für den gesamten bargeldlosen Zahlungsverkehr charakteristischen Dreiecksverhältnisses sind durch unterschiedliche Vertragswerke miteinander verbunden. Ziel des zweiten Kapitels ist es, die Vertragsstrukturen dogmatisch zu erfassen, wobei das Hauptaugenmerk auf die Analyse des Vollzugsverhältnisses zwischen dem Zahlungsempfänger und dem „Zahlungsmittler“ gerichtet ist, da die Zahlungszusage in dieses Rechtsverhältnis eingebettet ist. Insbesondere im Bereich des electronic-cash- und des GeldKarte-Systems bereite die Erfassung des Vollzugsverhältnisses Schwierigkeiten. Die Besonderheit dieser Systeme besteht darin, dass als Vertragspartner des Vertragsunternehmens sämtliche Kreditinstitute in Betracht kommen, die eine Maestro- bzw. GeldKarte emittieren. Anders als bei der Kreditkartenzahlung, bei der im Vollzugsverhältnis ein lediglich bipolares Vertragsverhältnis zwischen dem Vertragsunternehmen und dem von ihm ausgesuchten Kartenausgeber besteht, ist bei electronic-cash und GeldKarte somit ein Vertragsnetz zu erfassen. Das dritte Kapitel befasst sich mit allgemeinen dogmatischen Grundlagen, die für den weiteren Gang der Untersuchung von besonderer Bedeutung sind. Neben der Problematik des Bereicherungsausgleichs in Anweisungslagen werden die Unterschiede zwischen abstrakten und kausalen Schuldverträgen behandelt.

32

Einleitung

Das vierte Kapitel bildet den Schwerpunkt dieser Arbeit. Hier wird die nach wie vor heftig umstrittene Frage nach der Rechtsnatur der Zahlungszusage innerhalb der einzelnen Zahlungssysteme diskutiert. Gerade in dieser Hinsicht hat der bargeldlose Zahlungsverkehr in jüngster Zeit gravierende Änderungen erfahren. Das Überweisungsgesetz hat eine gesetzliche Regelung des Giroverkehrs geschaffen, die zumindest in Teilbereichen vom bisherigen Verständnis des Überweisungsverkehrs erheblich abweicht. Bemerkenswert ist insbesondere, dass die Rechtsposition des Begünstigten durch die Stärkung des Anspruchs auf Gutschrift außerordentlich verbessert wurde. Im Bereich des Kreditkartenverfahrens hat der Bundesgerichtshof unlängst seine bisher vertretene Theorie vom Forderungskauf aufgegeben. Mit der herrschenden Meinung im Schrifttum erklärt er das Kreditkartenverfahren nunmehr mit einem geschäftsbesorgungsvertraglichen Ansatz und sieht in der Zahlungszusage in abstraktes Schuldversprechen. Die mit dieser Rechtsprechungsänderung einhergehende Verlagerung der Missbrauchsrisikos auf die Kartenausgeber führte zu eine tiefgreifenden Reform der Akquisitionsverträge. All diese Neuerungen haben in der Diskussion um die Rechtsnatur der Zahlungszusage bislang nicht die notwendige Berücksichtigung gefunden. Gerade im Bereich der Giroüberweisung wurde es bislang versäumt, aus der nachhaltigen Stärkung des Anspruchs auf Gutschrift die erforderlichen Schlüsse zu ziehen und das bisherige zweistufige Verständnis der Gutschrift, also die Differenzierung zwischen Anspruch auf Gutschrift und Anspruch aus Gutschrift, kritisch zu überdenken. Zu groß scheint die Furcht vor einem Bruch mit den traditionell gewachsenen Strukturen. Bei der Kreditkartenzahlung führte die Änderung der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zu einer lebhaften Diskussion um die Verteilung des Missbrauchsrisikos im Fernabsatz. Die vor diesem Hintergrund geänderten Akquisitionsverträge lassen aber auch Rückschlüsse in Bezug auf die Rechtsnatur der Zahlungszusage zu. Unter maßgeblicher Berücksichtigung dieser Neuerungen werden die bisherigen Lösungsansätze einer kritischen Analyse unterzogen. Sodann werden alternative Erklärungsmodelle präsentiert, die den tatsächlichen und rechtlichen Besonderheiten der einzelnen Systeme besser gerecht werden. Im Anschluss daran erfolgt eine intensive und umfassende Auseinandersetzung mit der Einwendungsproblematik. Dies ist als eine Art „Feuerprobe“ zu begreifen, innerhalb derer die neu entwickelten Lösungsansätze ihre Fähigkeit unter Beweis stellen müssen, auch pathologische Fälle interessengerecht lösen zu können. Im fünften Kapitel wird das Zustandekommen der Zahlungszusage diskutiert. Hier kommt den zu Beginn der Untersuchung gemachten rechtstatsächlichen Ausführungen entscheidende Bedeutung zu. Es ist zu untersuchen, in welchem tatsächlichen Verhalten die rechtlich relevanten Erklärungen zu sehen sind, durch die die Zahlungszusage zustande kommt.

Einleitung

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Besondere Herausforderungen ergeben sich im Bereich des kartengestützten Zahlungsverkehrs. Das System des BGB zum Zustandekommen von Verträgen stammt aus einer Zeit, zu der die Dimensionen moderner Datenverarbeitung und Datenübermittlung noch nicht einmal im Ansatz absehbar waren. Die durch die ständige technische Weiterentwicklung gerade in jüngster Zeit hervorgebrachten tatsächlichen Veränderungen und Innovationen, wie etwa die Chiptechnologie, müssen auch beim Zustandekommen der Zahlungszusage berücksichtigt werden. Hier gilt es zu klären, inwieweit sich Vertragsschlüsse, an denen modernste Datenverarbeitungstechnologien maßgeblich beteiligt sind, mit der Vertragsschlussdogmatik des BGB erklären lassen. Dies ist nicht nur für den eng umgrenzten Themenbereich dieser Arbeit von außerordentlicher Bedeutung, sondern lässt auch allgemeine Rückschlüsse darauf zu, inwieweit der Allgemeine Teil des BGB in der Lage ist, zukunftsorientierte Praxisprobleme zu lösen.

Erstes Kapitel

Rechtstatsachen A. Giroüberweisung Die Wurzeln des Giroverkehrs liegen wie die des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in seiner heutigen Form allgemein in Italien, wo sich seit dem 12. Jahrhundert der Scheckverkehr entwickelte.1 Von den im Rahmen dieser Untersuchung zu behandelnden bargeldlosen Zahlungsinstrumenten trat die Giroüberweisung in der Bundesrepublik Deutschland zuerst auf. Die im Jahre 1619 gegründete Hamburger Girobank war das erste Institut, das Zahlungen durch einfache Kontoübertragungen vermittelte.2 Heute werden etwa 50% aller bargeldlosen Zahlungen mittels Giroüberweisung getätigt.3 Im Jahre 2003 belief sich der Umsatz auf über 28 Billionen EUR, was einem Anteil von 87% am Gesamtumsatz des bargeldlosen Zahlungsverkehrs entspricht.4 Durch das am 14. August 1999 in Kraft getretene Überweisungsgesetz5 haben sich die rechtlichen Strukturen innerhalb des Überweisungsverkehrs zum Teil grundlegend geändert, was sich auf die tatsächlichen Abläufe des Bezahlungsvorgangs allerdings nicht ausgewirkt hat. Mit der Giroüberweisung soll eine zwischen dem Überweisenden und dem Begünstigten bestehende Zahlungsverpflichtung bargeldlos erfüllt werden. Es wird also kein Bargeld, sondern Buchgeld bewegt, was durch Soll- und Habenbuchungen auf Girokonten geschieht. Der Transport von gesetzlichen Zahlungsmitteln wird durch die Begründung bzw. Änderung schuldrechtlicher Forderungen ersetzt.

I. Handlungen des Kunden Die Giroüberweisung wird durch den Überweisenden in Gang gesetzt. Er teilt seinem Kreditinstitut alle für die Durchführung der Überweisung notwendigen 1

S/B/L-Schimansky, § 46 Rndnr. 1 m. w. N. Kümpel, Rndnr. 4.3. 3 Claussen, § 7 Rndnr. 10; MK-Casper, Vor § 676 a Rndnr. 5 m. w. N. 4 Bundesverband deutscher Banken, Statistik abrufbar unter www.bankenver band.de. 5 BGBl. 1999 I S. 1642. 2

A. Giroüberweisung

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Informationen mit. Hierzu zählen Name, Kontonummer und kontoführende Stelle sowie Bankleitzahl des Überweisenden und des Begünstigten, Überweisungsbetrag, Verwendungszweck und Datum. Herkömmlich geschieht dies durch Ausfüllen eines standardisierten6 Überweisungsformulars. Grundsätzlich kann der Kunde seinem Kreditinstitut die notwendigen Informationen jedoch formfrei übermitteln und sich hierbei sämtlicher Kommunikationsmittel bedienen.7 Durch die zunehmende Akzeptanz des online-Banking wird die voll elektronische Informationsübermittlung in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen. Weitere Handlungen sind aus Sicht des Überweisenden nicht erforderlich. Für ihn spielt es insbesondere keine Rolle, bei welcher Bank das Konto des Begünstigten geführt wird. Er tritt allein mit seinem Kreditinstitut in Kontakt.

II. Handlungen des Kreditinstituts Nachdem das Kreditinstitut sämtliche Informationen erlangt hat, wird es mit der Bearbeitung der Überweisung beginnen. Das konkrete Vorgehen ist von der Art der Überweisung abhängig. 1. Hausüberweisung Die Hausüberweisung, auch Kontoübertrag genannt, stellt den einfachsten Grundfall einer Giroüberweisung dar. Hierbei wird die notwendige Verknüpfung zwischen dem Girokonto des Überweisenden und dem des Begünstigten dadurch hergestellt, dass beide Konten bei demselben Kreditinstitut geführt werden und die Buchung bei derselben Buchungsstelle stattfindet.8 Sofern die in Anspruch genommene Filiale selbst Buchungsstelle ist, wird auf dem Konto des Begünstigten ohne weitere Zwischenschritte eine Gutschrift in Höhe des Überweisungsbetrages verbucht und auf dem Konto des Überweisenden eine entsprechende Belastungsbuchung vorgenommen. Handelt es sich bei der kontoführenden Filiale nicht um eine Buchungsstelle, werden alle für die Ausführung der Überweisung relevanten Informationen an die zuständige Buchungsstelle weitergeleitet. Wie das im einzelnen geschieht, hängt vor allem von der technischen Ausstattung der erstbeauftragten Filiale ab. Während die Überweisungsträger früher körperlich weitergeleitet wurden, werden heute üblicherweise die auf ihnen enthaltenen Informationen mittels EDV-Medien oder DFÜ weitergeleitet. Hierbei wird entweder ein sogenanntes Image9 des Über6 Siehe die „Vereinbarung über die Richtlinien für einheitliche Zahlungsverkehrsvordrucke (2002)“, abgedruckt bei BuB-Hellner/Escher-Weingart, Rndnr. 6/40 ff. 7 Schön, AcP 198 (1998), 401 (422). 8 S/B/L-Schimansky, § 46 Rndnr. 5.

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1. Kap.: Rechtstatsachen

weisungsträgers oder ein für die Weiterverarbeitung geeigneter endgültiger Datensatz übermittelt. Die eingeschaltete Buchungsstelle nimmt sodann die Gutschriften im buchungstechnischen Sinne vor. Bei der heute nicht mehr gebräuchlichen manuellen Buchung wurde vor Erteilung der Gutschrift geprüft, ob die Voraussetzungen zur Gutschrifterteilung vorlagen (sog. Vordisposition). Überprüft wurde vor allem, ob das Girokonto des Überweisenden über ausreichende Deckung verfügte, Deckung durch eine ausreichende Kreditlinie gegeben war oder die eintretende Überziehung hingenommen werden sollte. Im heute praktizierten maschinellen Verfahren findet regelmäßig eine sogenannte Nachdisposition statt.10 Das bedeutet, dass die für die Giroüberweisung notwendigen Informationen direkt in die Datenverarbeitung gelangen. Dort werden automatisch die einzelnen Buchungen vorgenommen. Eine Disposition geschieht erst nach der Datenverarbeitung, mitunter erst dann, wenn die kontoführende Stelle die Tageskontobelege erhalten hat. Lediglich wenn der Überweisungsbetrag eine von den Kreditinstituten selbst gewählte Höchstgrenze übersteigt, wird auch im maschinellen Verfahren noch eine Vordisposition vorgenommen. Dem Kunden bleiben diese internen Vorgänge verschlossen. Er erfährt von den Gutschriftbuchungen erst durch die Kontoauszüge, die zumindest bei der Hausüberweisung zeitgleich mit den Buchungen erstellt werden. Während die Kontoauszüge früher per Post verschickt wurden, besteht für die Kunden heute die Möglichkeit, sich an Kontoauszugsdruckern bzw. beim online-Banking von zu Hause aus über den Stand des Girokontos zu erkundigen. 2. Mehrgliedriger Zahlungsverkehr Von einem mehrgliedrigen Zahlungsverkehr spricht man, wenn an einer Überweisung mehrere Buchungsstellen beteiligt sind. In tatsächlicher Hinsicht unterscheidet sich diese Überweisungsform kaum von der Hausüberweisung. Es erhöht sich lediglich die Anzahl der Buchungsstellen. Bei der Filialüberweisung werden die beteiligten Girokonten bei unterschiedlichen Buchungsstellen des selben Kreditinstituts geführt. Die erste Buchungsstelle nimmt die Belastungsbuchung auf dem Girokonto des Überweisende vor und leitet alle notwendigen Informationen entweder direkt oder über eine Kopfstelle an die für das Empfängerkonto zuständige Buchungsstelle weiter, die sodann auf dem Girokonto des Empfängers eine entsprechende Gutschrift verbucht. Für die Weiterleitung der Überweisung zwischen den Filialen und einzel9

Image ist ein durch einen Scanner hergestelltes Abbild des Überweisungsträgers. Siehe MK-HGB-Hadding/Häuser, ZahlungsV Rndnr. A 35; Hefermehl, FS Möhring, S. 381 (381). 10

B. Kreditkartenverfahren

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nen Buchungsstellen verfügen die großen privaten Geschäftsbanken über institutseigene Verrechnungsnetze. Ähnlich vollzieht sich eine institutsübergreifende Überweisung. Am einfachsten gestaltet sich die Überbrückung der Institutsgrenzen, wenn Überweisungsund Empfangsbank in direkter girovertraglicher Beziehung zueinander stehen. Dies ist bei den deutschen Geschäftsbanken und Sparkassen regelmäßig der Fall. Sofern die Überweisungsbank für die Empfangsbank ein Girokonto führt, wird sie auf diesem Konto eine Gutschrift verbuchen und alle überweisungsrelevanten Informationen weiterleiten, woraufhin die Empfangsbank für das Konto des Begünstigten eine entsprechende Gutschrift verbuchen wird. Handelt es sich bei der Empfangsbank um das kontoführende Kreditinstitut, so wird das Konto der Überweisungsbank belastet und der entsprechende Betrag dem Begünstigten gutgeschrieben. Vor allem bei internationalen Transaktionen kann es vorkommen, dass zwischen Überweisungs- und Empfangsbank keine direkten Vertragsbeziehungen existieren. Die notwendige Verknüpfung der Girokonten geschieht dann mit Hilfe von sogenannten Zwischenbanken. Im einfachsten Fall ist lediglich eine Zwischenbank beteiligt, bei der Überweisungs- und Empfangsbank jeweils ein Girokonto unterhalten. Andernfalls kommt es zur Einschaltung weiterer Zwischenbanken, bis zwischen den Beteiligten Kreditinstituten eine ununterbrochene Girokette besteht. Rechtlich bestehen im Interbankenverhältnis Zahlungsverträge nach § 676d BGB.

B. Kreditkartenverfahren Die Bundesrepublik Deutschland galt in Bezug auf die Verbreitung der Universalkreditkarte lange Zeit als „Entwicklungsland“.11 Das kann heute nicht mehr behauptet werden. Immerhin betrug die Gesamtzahl der in der Bundesrepublik ausgegebenen Kreditkarten Ende 2003 über 21 Mio.12 Die spürbar zunehmende Tendenz zur Zahlung mittels Universalkreditkarte hat sich in jüngster Zeit zwar verlangsamt und es wird sogar ein baldiger Sättigungseffekt prognostiziert.13 Durch den Wegfall der Einlösungsgarantie beim eurocheque ist jedoch ein weiterer Zuwachs des Kreditkartengeschäfts nicht ausgeschlossen.

11 12 13

Friedmann, ZfgK 1987, 737 (737). BuB-Haun, Rndnr. 6/1850. Siehe Oechsler, WM 2000, 1613 (1613).

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1. Kap.: Rechtstatsachen

I. Nahabsatz Klassisches Einsatzgebiet der Kreditkarte ist der Nahabsatz. Der Karteninhaber kauft Waren oder nimmt Leistungen in Anspruch, die das Vertragsunternehmen sofort erbringt. Er begleicht seine Schuld jedoch nicht mit Bargeld, sondern übergibt lediglich seine Kreditkarte. Die Parteien des Valutaverhältnisses befinden sich zur gleichen Zeit am gleichen Ort, so dass der Nahabsatz ein Geschäft unter (körperlich) Anwesenden ist.14 Beim manuellen Verfahren erstellt das Vertragsunternehmen mit Hilfe eines Handdruckers, dem sogenannten Imprinter, Belastungsbelege in dreifacher Ausführung. Sie bilden die Grundlage für die Abrechnung zwischen dem Vertragsunternehmen und dem Kartenausgeber. Auf ihnen sind sämtliche für den Abrechnungsvorgang relevanten Informationen enthalten. Neben allen auf der Kreditkarte enthaltenen Angaben finden sich dort Name, Anschrift und Vertragsnummer des Vertragsunternehmens, das Transaktionsdatum und der Rechnungsendbetrag. Sofern die geplante Transaktion einen im Akquisitionsvertrag vereinbarten genehmigungsfreien Höchstbetrag überschreitet, hat das Vertragsunternehmen vor der Ausstellung des Belastungsbelegs eine Genehmigung des Kartenausgebers einzuholen. Wenn dieser der Überschreitung des Kartenlimits zustimmt, teilt er dem Vertragsunternehmen eine Genehmigungsnummer mit, die auf dem Belastungsbeleg einzutragen ist. Der Originalbeleg, der vom Karteninhaber zu unterschreiben ist, verbleibt beim Vertragsunternehmen; Karteninhaber und Kartenausgeber erhalten jeweils eine Durchschrift. Die zunehmende Technisierung macht auch vor dem Kreditkartenverfahren nicht halt. Daher ist das manuelle Verfahren zumindest in der Bundesrepublik nicht mehr allzu häufig anzutreffen. Stattdessen erfolgt heutzutage in aller Regel eine elektronische Abrechnung. Bei diesem Verfahren erstellt ein Terminal mit angeschlossenem Drucker die Belastungsbelege in zweifacher Ausfertigung. Ein unterschriebenes Exemplar verbleibt beim Vertragsunternehmen, das andere erhält der Karteninhaber. Der Kartenausgeber hingegen erhält keinen körperlichen Belastungsbeleg; die zur Durchführung der Abrechnung notwendigen Informationen werden ihm auf elektronischem Wege übermittelt. Eine Besonderheit dieses Verfahrens besteht darin, dass unabhängig von der Höhe des Kartenumsatzes immer eine Genehmigung der Transaktion eingeholt werden muss (sog. Null-Limit). Die Belastungsbelege, bzw. bei der elektronischen Abrechnung die entsprechenden Datensätze, bilden die Grundlage für die periodische, in der Regel monatliche Abrechnung zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen. Sofern sie den im Akquisitionsvertrag vereinbarten Anforderungen genü-

14

Kienholz, S. 15.

B. Kreditkartenverfahren

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gen, werden sie vom Kartenausgeber vergütet. Das Vertragsunternehmen erhält die in den Belastungsbelegen ausgewiesenen Nominalbeträge abzüglich eines zuvor vereinbarten prozentualen Abschlags (sog. Disagio). Die Höhe des Disagios wird jährlich neu festgesetzt und ist insbesondere von Branche und Umsatz des Vertragsunternehmens abhängig.15 Im Durchschnitt liegt es in der Bundesrepublik zwischen 2 und 4 Prozent des Kartenumsatzes.16 Ebenfalls periodisch, regelmäßig monatlich, erfolgt die Abrechnung zwischen Kartenausgeber und Karteninhaber. Die mit der Kreditkarte getätigten Umsätze werden in voller Höhe und zumeist im Lastschriftverfahren von einem vereinbarten Girokonto oder einem Deckungskonto eingezogen.

II. Fernabsatz Die Vorlage der Kreditkarte und das Unterschreiben des Belastungsbelegs ist beim Fernabsatz nicht möglich, da sich die Parteien des Valutavertrages nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort befinden; es liegt ein Geschäft zwischen (körperlich) Abwesenden vor. Aber auch hier besteht wegen der zunehmenden Bedeutung des Internet- und Versandhandels das Bedürfnis nach Kreditkartenzahlung. Daher findet im Mailorder-Verfahren und E-Commerce eine andere Abrechnungsmöglichkeit Anwendung. Der Kunde teilt dem Vertragsunternehmen in einer Bestellung per Post, Fax, Telefon, E-Mail oder Internet den Namen des Karteninhabers, die Kartennummer und das Gültigkeitsdatum mit. Diese Daten leitet das Vertragsunternehmen online zusammen mit einigen konkreten Transaktionsdaten, insbesondere dem Transaktionsvolumen, an den Kartenausgeber weiter. Dort wird unter anderem überprüft, ob die Karte gesperrt oder der Verfügungsrahmen überschritten ist. Sofern dies nicht der Fall ist, teilt der Kartenausgeber dem Vertragsunternehmen einen Autorisierungscode mit. Sodann wird das Vertragsunternehmen seine Leistung an den Karteninhaber erbringen. Die Abrechnung der Kreditkartenumsätze wird durch die Übermittlung der Transaktionsdatensätze eingeleitet. Die derzeit aktuellen Akquisitionsverträge sehen für den Bereich des Fernabsatzes eine rein elektronische Geschäftsabwicklung vor. Soweit nichts anderes vereinbart ist, dürfen Autorisierungsanfragen und Transaktionseinreichungen nur elektronisch übermittelt werden.17 Sofern die übermittelten Daten den im Akquisitionsvertrag vereinbarten Anforderungen genügen, werden sie vom Kartenausgeber vergütet. Insoweit besteht 15

Kienholz, S. 7. Neumann, Zahlungsverkehr, Rndnr. 10. 17 Ziff. 7.1 EUROCARD/MasterCard/VISA Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank); Ziff. 7.1 Allgemeine Geschäftsbedingungen für Verträge mit Fernabsatzhändlern (B+S Card Service). 16

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1. Kap.: Rechtstatsachen

kein Unterschied zum Nahabsatz. Auch die Abrechnung der Kartenumsätze mit dem Karteninhaber weist beim Fernabsatz keine Besonderheiten auf.

C. Electronic-cash-System Das electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft ist ein auf die Bundesrepublik beschränktes POS-System. POS ist die Abkürzung für den aus dem Amerikanischen stammenden Begriff „Point of Sale“, wörtlich übersetzt „Ort des Verkaufs“. Die Kreditwirtschaft versteht unter POS üblicherweise die Möglichkeit, Waren und Dienstleistungen an automatisierten Kassen bargeldlos bezahlen zu können.18 Legt man diese Definition zugrunde, so ist electroniccash nicht das einzige in der Bundesrepublik verfügbare POS-System. Allerdings arbeiten die anderen Systeme, wie zum Beispiel das POZ-System, das Ende 2006 eingestellt werden soll19, nicht mit einer Zahlungszusage, so dass sie im Rahmen dieser Arbeit nicht berücksichtigt werden. Voraussetzung für die Teilnahme am electronic-cash-System ist auf Seiten des Händlers die Installation einer automatisierten Kasse (electronic-cash-Terminal). Der Kunde muss lediglich im Besitz einer electronic-cash-tauglichen Karte sein. Das sind zur Zeit die von den deutschen Kreditinstituten emittierten Maestrokarten sowie die jeweiligen Kundenkarten.

I. Der Autorisierungsvorgang Der Zahlungsvorgang wird durch die Autorisierungsanfrage eingeleitet. Hierzu führt der Kunde seine Karte in das electronic-cash-Terminal ein, wo ihm der zu zahlende Betrag angezeigt wird. Er legitimiert sich durch die Eingabe seiner PIN über eine separate, von keinem außer ihm einsehbare Tastatur. Darin ist zugleich die Bestätigung des Rechnungsbetrages zu sehen. Das Terminal liest die auf dem Magnetstreifen der Karte gespeicherten Daten, vor allem Kontonummer und Bankleitzahl, und übermittelt diese zusammen mit der PIN und den spezifischen Transaktionsdaten (Datum, Uhrzeit und Rechnungsbetrag) an den Rechner eines Netzbetreibers.20 Aufgabe des Netzbetreibers ist es in 18

Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 3. Zentraler Kreditausschuss, Pressemitteilung vom 15. 10. 2004. 20 Vom Zentralen Kreditausschuss waren zum Februar 2005 als Netzbetreiber zugelassen: ADT Jalex GmbH, Schwalbach; AGES International GmbH & Co. KG, Düsseldorf; B+S Card Service GmbH, Frankfurt/Main; Bank-Verlag GmbH, Köln; CardProcess GmbH, Karlsruhe; CardTech Card & POS Service GmbH, Köln; CCV-ALLCASH GmbH, Moers; Citicorp Kartenservice GmbH, Frankfurt/Main; DB Personenverkehr GmbH, Kassel; Deutsche BP Aktiengesellschaft, Bochum; Deutsche Postbank AG, Bonn; Douglas Informatik und Service GmbH, Hagen; DVB Processing GmbH, Eschborn; easycash GmbH, Ratingen; Esso Deutschland GmbH, Hamburg; 19

C. Electronic-cash-System

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dieser Phase des Zahlungsvorgangs, eine Verbindung zwischen dem Terminal des Unternehmens und dem Autorisierungsrechner des Kartenemittenten herzustellen (Routingfunktion). Anhand der Bankleitzahl stellt der Rechner des Netzbetreibers fest, zu welchem Institut die gerade benutzte Karte gehört. Die Transaktionsdaten werden dann zum Autorisierungssystem des betreffenden Instituts geschickt. Hier wird geprüft, ob die benutzte Karte gültig und die eingegebene PIN richtig ist, ob keine Kartensperre vorliegt und ob der für die Zahlung notwendige Verfügungsrahmen ausreicht. Die Antwort des Autorisierungssystems wird auf umgekehrtem Wege zum Terminal des Unternehmens geleitet. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, wird die gewünschte Transaktion durch die Meldung „Zahlung genehmigt“ auf dem Display des Terminals autorisiert. Dem Kunden wird im Anschluss daran vom Terminal eine Quittung erstellt, auf der neben den üblichen Angaben eines Kassenzettels (Waren bzw. in Anspruch genommene Dienstleistungen und dazugehörige Preise) auch die auf dem Magnetstreifen der verwendeten Karte enthaltenen Daten (u. a. Bankleitzahl und Kontonummer) enthalten sind. Eine Kopie dieses Belegs verbleibt beim Vertragsunternehmen. Für das Vertragsunternehmen erstellt das Terminal ein sogenanntes „Händlerjournal“, auf dem sämtliche electronic-cash-Kassenvorgänge protokolliert werden. Neben den auch in der Kundenquittung enthaltenen Angaben werden im Händlerjournal zusätzlich die Funktionsfähigkeit des Terminals sowie Autorisierungsanfrage und -antwort dokumentiert. Mit Hilfe dieses Händlerjournals kann nachgewiesen werden, ob tatsächlich mit einer bestimmten Karte gezahlt wurde. Um Beweisschwierigkeiten vorzubeugen sind die Vertragsunternehmen verpflichtet, das Händlerjournal für ein Jahr aufzubewahren.

II. Der Abrechnungsvorgang Mit der Autorisierung allein erfolgt noch keine Geldübertragung zugunsten des Vertragsunternehmens.21 Die Netzbetreiber sind verpflichtet, die Vertragsunternehmen bei der Einleitung des Zahlungsverkehrs zu unterstützen. In den Rechnern der Netzbetreiber werden daher die Dateien der positiv autorisierten electronic-cash-Umsätze mit dem bei der jeweiligen Autorisierung übermittelten Autorisierungskennzeichen gespeichert. Wenn das Vertragsunternehmen einen Kassenschnitt oder Tagesabschluss am Terminal durchführt, wird der Netzbetreiber veranlasst, aus diesen Dateien Lastschriftdateien nach den im Kreditge-

GZS Gesellschaft für Zahlungssysteme mbH, Bad Vilbel; InterCard AG, Taufkirchen b. München; LAVEGO AG, München; montrada GmbH, Bad Vilbel; Shell Deutschland Oil GmbH, Hamburg; TeleCash Kommunikations-Service GmbH, Stuttgart; WEAT Electronic Datenservice GmbH, Düsseldorf. 21 Reiser, WM 1989, Sonderbeilage Nr. 3, S. 5.

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1. Kap.: Rechtstatsachen

werbe üblichen Spezifikationen zu erstellen.22 Das Vertragsunternehmen kann diese Dateien dann bei dem Rechenzentrum der eigenen Hausbank zum Inkasso einreichen bzw. vom Netzbetreiber einreichen lassen. Darüber hinaus kann sich der Netzbetreiber die Forderungen des Vertragsunternehmens abtreten lassen und die Lastschriftdateien seinem kontoführenden Institut zur Einziehung übergeben. Die Forderungen aus den electronic-cash-Umsätzen werden per Lastschrift im Einzugsermächtigungsverfahren abwickelt. Eine Rückgabe dieser Lastschriften durch das kartenemittierende Kreditinstitut wegen Widerspruch, fehlender Deckung oder aus anderen Gründen im Sinne des Abkommens über den Lastschriftverkehr ist nicht möglich. Sofern die electronic-cash-Umsätze innerhalb bestimmter Fristen eingereicht wurden, werden dem Vertragsunternehmen die entsprechenden Beträge abzüglich des vereinbarten Disagios23 gutgeschrieben.

D. GeldKarte-System Die bundesweite Einführung des Systems GeldKarte ist auf die am 01. Oktober 1996 in Kraft getretene „Vereinbarung über das institutsübergreifende System ,GeldKarte‘“ zwischen den Spitzenverbänden der deutschen Kreditwirtschaft zurückzuführen. Die GeldKarte hat nicht nur Bargeldersatzfunktion, sondern vor allem Kleingeldersatzfunktion.24 Mit ihr sollen die sogenannten Bargeschäfte des täglichen Lebens bargeldlos abgewickelt werden. Kennzeichnend für das GeldKarte-System ist der offline-Betrieb, der eine einfache, rationelle und kostengünstige Zahlungsmöglichkeit bei Kleinbetragszahlungen gewährleisten soll.25 Dadurch soll die bislang bei Kleinbeträgen bestehende Lücke im System bargeldloser Zahlung geschlossen werden.26 Entsprechend ihrer Funktion als Ersatz für die mit Bargeld bestückte Geldbörse wird die GeldKarte auch elektronische Geldbörse genannt.27 Diese Bargeldersatzfunktion unterscheidet sie aber noch nicht von anderen Möglichkeiten bargeldloser Zahlung. Auch Kreditkarten und Maestro-Karten sollen letztendlich ein Bargeldsurrogat sein. Die Bezeichnung als elektronische Geldbörse erklärt sich vielmehr aus dem Umstand, dass die GeldKarte vor ihrem Einsatz mit elektronischen Einheiten zu Lasten des Karteninhabers aufgeladen werden muss. Wie beim Barge22

Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 5. Nach Ziff. 6 der Händlerbedingungen wird für electronic-cash-Umsätze bis 25,56 A jeweils ein Entgelt in Höhe von 0,08 A pro Umsatz und für electronic-cash-Umsätze über 25,56 A jeweils ein Entgelt in Höhe von 0,3% des Umsatzes berechnet. 24 Gößmann, Bankrechtstag 1998, S. 67 (71). 25 BuB-Werner, Rndnr. 6/1660; Kümpel, WM 1997, 1037 (1037). 26 Pfeiffer, NJW 1997, 1036 (1037). 27 Kümpel, Rndnr. 4.872; zum Begriff siehe auch Ziff. 1 der Vereinbarung über das institutsübergreifende System „GeldKarte“. 23

D. GeldKarte-System

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schäft, wo der Kunde bei seiner Bank Bargeld abhebt und es in seinem Portemonnaie transportiert, bevor er Geschäfte tätigt, wird auch bei der GeldKarte das Konto des Karteninhabers vor dem Einsatz der Karte belastet. Das ist der wesentliche Unterschied zu anderen Zahlungssystemen, bei denen eine Belastung des Karteninhabers erst nach Tätigung des einzelnen Geschäfts erfolgt.

I. Der Aufladevorgang Das System GeldKarte nutzt die Chiptechnologie für sich. Auf der Karte ist ein Mikroprozessor angebracht, der mit elektronischen Werteinheiten aufgeladen werden kann. Wie dieser Ladevorgang im einzelnen ausgestaltet ist, hängt von der Art der verwendeten Karte ab. Bei den kontogebundenen Karten sind insgesamt drei verschiedene Möglichkeiten zu unterscheiden. Zunächst kann der Karteninhaber seine GeldKarte an von den Kreditinstituten unterhaltenen SB-Ladeterminals zu Lasten des auf der Karte angegebenen Girokontos aufladen. Hierzu führt der Kunde die Karte in das Terminal ein, wählt den aufzuladenden Betrag28 und legitimiert sich durch Eingabe seiner PIN. Dieser Vorgang ähnelt der Benutzung eines GAA. Im Hintergrund wird der gewünschte Aufladevorgang an ein Autorisierungssystem weitergeleitet, das insbesondere die Richtigkeit der PIN und die Einhaltung des Verfügungsrahmens überprüft. Bei positiver Antwort wird das Girokonto des Kunden in Höhe des gewünschten Betrages belastet. Dieser Belastung korrespondiert anders als beim GAA jedoch keine Ausgabe von Bargeld. Die Ladezentrale sorgt vielmehr dafür, dass ein für die spätere Bezahlung eingerichtetes Börsenverrechnungskonto erkannt wird. Beim Börsenverrechnungskonto handelt es sich um ein bankinternes Sammelkonto, auf dem sämtliche Ladevorgänge von institutseigenen Karten verbucht werden. Die auf diesem Konto verbuchten Beträge können einem einzelnen Kunden nicht zugeordnet werden. Auf dem Kartenchip werden die elektronischen Werteinheiten, die Kundennummer und das für die jeweilige Karte zuständige Börsenverrechnungskonto gespeichert. Der gesamte Ladevorgang wird von der Ladezentrale an die sogenannte Kartenevidenzzentrale29 weitergeleitet. Bei ihr wird für jede Karte ein sogenanntes Schattenkonto geführt, auf dem die Höhe des aufgeladenen Betrages vermerkt 28

Nach Ziff. 4 der Vereinbarung wird der maximale Aufladebetrag in dem von den Vertragspartnern gebildeten Arbeitsstab festgelegt. Zur Zeit kann die GeldKarte mit Werteinheiten mit einem Gegenwert von maximal 200,– A aufgeladen werden. 29 Evidenzzentralen im Allgemeinen sind Einrichtungen, die in einer zentralen Datei Informationen aus verschiedenen Quellen sammeln, zusammenfassen und zurückmelden. Beim System GeldKarte fungieren Rechenzentren als Evidenzzentralen. Kartenevidenzzentrale werden sie genannt, wenn sie von einem Kartenemittenten beauftragt wurden. Als Händlerevidenzzentrale werden sie bezeichnet, wenn sie von der Bank eines Vertragsunternehmens beauftragt wurden, die GeldKarte-Umsätze der von dieser Händlerbank betreuten Vertragsunternehmen entgegenzunehmen.

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1. Kap.: Rechtstatsachen

wird. Dieser Schattensaldo ist der jeweiligen Karte anhand der Kartennummer zugeordnet. Die Kartenevidenzzentrale hat also nur Kenntnis davon, welcher Betrag sich auf welcher Karte befindet. Welcher Person eine bestimmte Karte zugeordnet ist, weiß sie nicht. Die GeldKarte kann darüber hinaus auch gegen Bargeld aufgeladen werden, indem der Kunde den gewünschten Betrag am Bankschalter einzahlt. Ein Mitarbeiter nimmt dann die Karte des Kunden entgegen und bedient ein nur den Mitarbeitern des Kreditinstituts zugängliches Bankensonderfunktionsterminal. Hier wird der Mikroprozessor mit den Werteinheiten in der gewünschten Höhe aufgeladen. Der bar eingezahlte Betrag wird letztendlich, gegebenenfalls über ein CpD, dem Börsenverrechnungskonto gutgeschrieben. Schließlich wird der Kunde in Zukunft die GeldKarte durch Umbuchung von einer anderen Karte aufladen können.30 Bei den kontoungebundenen Karten (sogenannte white-cards) scheidet die erste Aufladevariante naturgegeben aus.31 Den Inhabern solcher Karten stehen lediglich die beiden letztgenannten Möglichkeiten zur Verfügung. Der Ladevorgang kann beliebig oft wiederholt werden. Ein Entladen nicht benutzter Beträge ist ebenfalls möglich, wobei nur die Möglichkeit einer Vollentladung besteht; Teilbeträge können nicht entladen werden.

II. Der Zahlungsvorgang Mit Hilfe der aufgeladenen GeldKarte kann der Kunde beim Vertragsunternehmen in Anspruch genommene Dienstleistungen oder gekaufte Waren bezahlen. Dazu führt er die Karte in ein Terminal ein.32 Das Terminal zeigt den vom Kunden zu entrichtenden Betrag an, woraufhin der Kunde durch Drücken einer Bestätigungstaste den eigentlichen Zahlungsvorgang auslöst. In dem Terminal sind der Authentifikationsschlüssel der Kreditwirtschaft für die Kommunikation mit dem Chip der GeldKarte sowie eine Kennung33 gespeichert. Diese Händlerkarte genannten Informationen werden dem Vertragsunternehmen von seinem Kreditinstitut zur Verfügung gestellt. Sie werden entweder 30 Aus technischen Gründen steht dieses Verfahren zur Zeit noch nicht zur Verfügung. 31 White-cards eignen sich insbesondere für ausländische Touristen oder Geschäftsreisende, die in der Bundesrepublik über kein eigenes Girokonto verfügen. Darüber hinaus können sie auch Minderjährigen ausgestellt werden, die kein eigenes Konto unterhalten. 32 Oftmals handelt es sich hierbei um ein multifunktionales Zahlungsterminal, das auch im electronic-cash-Verfahren eingesetzt werden kann. Darüber hinaus gibt es jedoch auch reine GeldKarte-Terminals. 33 Die Kennung ist regelmäßig die Kontonummer des Vertragsunternehmens bei seinem Kreditinstitut, auf das die GeldKarte-Umsätze gutgeschrieben werden sollen.

D. GeldKarte-System

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auf einem Chip gespeichert, der mit dem Terminal verbunden ist oder mit Hilfe spezieller Software in das Terminal geladen. Die Aufgabe der Händlerkarte besteht darin, die Identifikation der in das Terminal eingeführten GeldKarte und den auf ihr gespeicherten Chipgeldbetrag zu erfassen. Durch einen „Dialog“ mit dem Kartenchip wird veranlasst, dass der zu entrichtende Betrag abgebucht wird. Der Kartenchip erstellt dazu einen Transaktionsdatensatz, der an die Händlerkarte übermittelt und dort gespeichert wird, und speichert das um den zu entrichtenden Betrag gekürzte Chipguthaben ab. Der Transaktionsdatensatz enthält die Höhe des abgebuchten Betrages, die Bankleitzahl des kartenemittierenden Kreditinstituts sowie die Nummer des Börsenverrechnungskontos, auf dem die Guthaben der jeweiligen Karte verbucht sind.34 Damit ist der Zahlungsvorgang für den Karteninhaber abgeschlossen, ohne dass es einer PIN-Eingabe oder Unterschrift bedarf.

III. Der Abrechnungsvorgang Die Verrechnung der GeldKarte-Umsätze zwischen den Händlerbanken und den kartenemittierenden Kreditinstituten erfolgt im Lastschriftverfahren mit Hilfe der Einschaltung von Verrechnungsbanken35. Der Abrechnungsvorgang wird durch den vom Vertragsunternehmen vorzunehmenden Kassenschluss in Gang gesetzt. Dabei werden sämtliche auf der Händlerkarte gespeicherten Einzeltransaktionen online an die Händlerbank oder direkt an die zuständige Händlerevidenzzentrale übermittelt. Die Händlerevidenzzentrale hat beim Abrechnungsvorgang drei Aufgaben zu erfüllen. Zunächst unterzieht sie die eingereichten GeldKarte-Transaktionen einer vielfältigen Prüfung, insbesondere auf kryptographische Art, auf Plausibilität und Echtheit. Im Vordergrund steht ein Abgleich mit der Kartenevidenzzentrale, um festzustellen, ob die der Händlerevidenzzentrale übermittelten Beträge durch Gutschriften auf den jeweiligen Börsenverrechnungskonten gedeckt sind. Nach erfolgreicher Prüfung korrigiert die Kartenevidenzzentrale die jeweiligen Schattensalden. Eine weitere wichtige Aufgabe der Händlerevidenzzentrale besteht in der Aggregierung der Einzeltransaktionen. Die Verrechnung der GeldKarte-Umsätze zeichnet sich dadurch aus, dass eine Vielzahl von Einzeltransaktionen über jeweils geringe Beträge abgewickelt werden muss. Um die zwischenbetrieblichen Zahlungsströme auf ein Minimum zu reduzieren, fassen die 34 Wenn Kümpel, Rndnr. 4.888, von Kontonummer des Karteninhabers spricht, ist damit wohl nicht die Nummer des Girokontos, sondern vielmehr die Nummer des zum Karteninhaber gehörenden Börsenverrechnungskontos gemeint. 35 Wie auch schon beim electronic-cash-System ist nach Ziff. 16 der GeldKarteVereinbarung eine Rückgabe der Lastschriften wegen Widerspruchs, fehlender Deckung oder aus anderen Gründen im Sinne des Abkommens über den Lastschriftverkehr nicht möglich.

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1. Kap.: Rechtstatsachen

Evidenzzentralen die Einzelumsätze zusammen, so dass auf der Grundlage von aggregierten Gesamtumsätzen verrechnet werden kann.36 Obwohl Einzelumsätze bei der GeldKarte-Abrechnung nicht vorkommen, werden zwischen den Evidenzzentralen die Einzeltransaktionen für Kontrollund Prüfzwecke weitergegeben. Darüber hinaus erstellt die Händlerevidenzzentrale für das ihr zugeordnete Kreditinstitut Gutschriftdateien, die an die Händlerbank übermittelt werden. Darin ist festgelegt, welcher Gesamtumsatz dem jeweiligen Händlerkonto gutzuschreiben ist. Die Gutschrift auf dem Händlerkonto erfolgt dann zu Lasten eines internen Umsatzverrechnungskontos durch die Händlerbank. Dieses Konto erlangt Deckung zu Lasten des Börsenverrechnungskontos der kartenemittierenden Bank.

E. Dokumentenakkreditiv Unter Akkreditiv im weitesten Sinne versteht man die Übernahme einer vom Grundgeschäft unabhängigen Verpflichtung durch einen Dritten, zumeist einer Bank, zur Abwicklung von Zahlungsvorgängen gegen Dokumente.37 Das Dokumentenakkreditiv ist dabei eines der wichtigsten Instrumente zur Außenhandelsfinanzierung.38 Allgemein lässt sich dessen Sinn und Zweck dahingehend beschreiben, dass bei grenzüberschreitenden Verträgen, insbesondere im überseeischen Abladegeschäft, die Erfüllung der beiderseitigen Verpflichtungen von Käufer und Verkäufer gesichert werden soll.39 Das Dokumentenakkreditiv erfüllt dabei im Wesentlichen drei Funktionen. Neben der Zahlungsfunktion, die eine bargeldlose Abwicklung des Zahlungsverkehrs zwischen Exporteur und Importeur sichert, kommt dem Akkreditiv eine doppelte Sicherungsfunktion zu. Zunächst erhält der Exporteur durch das Akkreditiv ein abstraktes und damit sicheres Zahlungsversprechen einer Bank. Darüber hinaus ist auch der Importeur gesichert, da die Auszahlung des Kaufpreises an den Exporteurs von der Vorlage ordnungsgemäßer Warendokumente abhängig ist. Schließlich ist dem Dokumentenakkreditiv eine gewisse Kreditfunktion immanent. Da Banken regelmäßig keine Bardeckung bei Erteilung eines Akkreditivauftrags verlangen, wird der Akkreditivauftraggeber bis zur Inanspruchnahme des Akkreditivs nicht belastet. An einem Akkreditivgeschäft sind mindestens drei Personen beteiligt: der Akkreditivsteller (Akkreditivauftraggeber), der Begünstigte (Akkreditierte) und

36 37 38 39

BuB-Werner, Rndnr. 6/1672. MK-HGB-Nielsen, ZahlungsV Rndnr. H 1. Schütze, Rndnr. 2. MK-HGB-Nielsen, ZahlungsV Rndnr. H 2.

E. Dokumentenakkreditiv

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die Eröffnungsbank.40 Regelmäßig wird wegen des Auslandsbezuges noch eine Zweitbank eingeschaltet. Seine eigentliche Bedeutung hat das Dokumentenakkreditiv erst mit der Entwicklung des Welthandels zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlangt. Da die meisten Kodifikationen des Zivil- und Handelsrechts aus früherer Zeit stammen, hat es in ihnen keine Behandlung gefunden. Eine ausführliche Regelung findet sich in den „Einheitlichen Richtlinien und Gebräuche für Dokumenten-Akkreditive“ (ERA). Die Rechtsnatur dieses unter Federführung der Internationalen Handelskammer (ICC) erstellten einheitlichen Regelwerks ist nach wie vor heftig umstritten. Einigkeit besteht lediglich darüber, dass wegen fehlender Rechtssetzungsbefugnis der ICC eine Qualifizierung als Gesetz ausscheidet. Die heute überwiegende Meinung geht davon aus, dass es sich bei den ERA um allgemeine Geschäftsbedingungen handelt.41 Dieses Regelungswerk stammt aus dem Jahre 1933, wurde mehrfach, zuletzt 1993, revidiert und gilt seit dem 1. Januar 1994 in der durch die ICC Publikation Nr. 500 veröffentlichten englischen Originalfassung.42 Nahezu das gesamte Akkreditivgeschäft erfolgt auf Grundlage der ERA 500.

I. Der Akkreditivauftrag In dem vom Akkreditiv streng zu trennenden Grundgeschäft vereinbaren die Vertragsparteien in der sogenannten Akkreditivklausel, dass der Importeur die Bezahlung des Kaufpreises durch Stellung eines Akkreditivs zugunsten des Exporteurs gewährleisten soll.43 Entsprechend dieser Verpflichtung beauftragt der Importeur eine von ihm gewählte Bank (Eröffnungsbank) mit der Stellung eines Akkreditivs zugunsten des Exporteurs. Für die Erteilung dieses Akkreditivauftrags werden heute fast ausschließlich von der ICC empfohlene Formulare verwendet. Grundsätzlich unterliegt der Vertrag zwischen Akkreditivauftraggeber und Eröffnungsbank keiner Form.44 Der schriftliche Abschluss ist jedoch verkehrsüblich, so dass unter Umständen von einem Schriftformerfordernis qua Handelsbrauch ausgegangen werden kann.45 Art. 5a ERA 500 legt fest, dass der Akkreditivauftrag „vollständig und genau“ sein muss und „zu weit gehende 40

Da dem Dokumentenakkreditiv in der Mehrzahl aller Fälle ein internationales Warengeschäft zugrunde liegt, werden Akkreditivsteller und Begünstigter im Folgenden auch Importeur und Exporteur genannt. 41 Fontane, S. 113; siehe ausführlich zum Streitstand Schütze, Rndnr. 10 ff.; Eberth, FS Neumeyer, S. 199 ff. 42 MK-HGB-Nielsen, ZahlungsV Rndnr. H6. 43 Lenz, EuZW 1991, 297 (297). 44 Schwintowski/Schäfer, § 10 Rndnr. 8; Avancini/Iro/Koziol, Rndnr. 4/54; Zahn/ Eberding/Ehrlich, S. 97; GK-HGB-Nuissl, nach § 406 Rndnr. 172.

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1. Kap.: Rechtstatsachen

Einzelheiten“ zu unterbleiben haben. Um einen reibungslosen Ablauf des Akkreditivgeschäfts zu gewährleisten, muss der Akkreditivauftrag unter anderem folgende Angaben enthalten46: die genaue Bezeichnung des Begünstigten, die Akkreditivsumme, die Abwicklungsform, Benutzbarkeit und Gültigkeit, die gegebenenfalls zu erfolgende Bestätigung durch eine andere Bank und die genaue Spezifikation der Dokumente.

II. Die Akkreditiveröffnung Durch die Eröffnung des Akkreditivs wird die Verpflichtung der Bank gegenüber dem Begünstigtem begründet. Diese Verpflichtung setzt einen Vertrag voraus.47 Die Bank gibt das Angebot gegenüber dem Begünstigten ab, indem sie den Akkreditivtext übermittelt. Auf den Zugang der Annahmeerklärung wird regelmäßig verzichtet.48 Da Sitz der Eröffnungsbank und des Begünstigten regelmäßig auseinanderfallen, werden in der Praxis Zweitbanken eingeschaltet, die als „technische Durchleitungsstellen“49 dem Begünstigten die Eröffnung eines Akkreditivs anzeigen. Zweitbanken, die eine solche Funktion erfüllen, werden Avisbanken genannt. Sie teilen dem Begünstigten lediglich die Eröffnung des Akkreditivs mit, ohne ihm gegenüber selbst eine Verbindlichkeit einzugehen.50 Häufig kommt es zu einer Ankündigung der Akkreditiveröffnung. In einem solchen Voravis sind dann lediglich die Eckdaten des beabsichtigten Akkreditivs festgehalten, ohne dass hierdurch schon eine Verpflichtung entsteht.51

III. Die Akkreditivabwicklung Die eigentliche Abwicklung des Akkreditivs wird durch den Begünstigten in Gang gesetzt, der die im Akkreditiv genau vorgeschriebenen Dokumente bei der zuständigen Bank einreicht. Nach beanstandungsloser Überprüfung der Dokumente ist die Bank zur Honorierung verpflichtet. Wie sich dieser „Leistungsaustausch“ zwischen Bank und Begünstigtem im Einzelnen vollzieht, ist von 45 Münchener Vertragshandbuch-Schütze, S. 445; MK-HGB-Nielsen, ZahlungsV Rndnr. H 46 m. w. N. 46 Siehe ausführlich S/B/L-Nielsen, § 120 Rndnr. 93 ff. 47 Ganz herrschende Meinung; a. A. Rückert, S. 39 f., der von einem einseitigen Rechtsgeschäft ausgeht. 48 Für die Form der Annahmeerklärung ist nach Art. 31 EGBGB das Recht des Aufenthaltsortes des Begünstigten maßgeblich. Zu den dem § 151 BGB entsprechenden ausländischen Regelungen und der international üblichen stillschweigenden Annahme siehe MK-HGB-Nielsen, ZahlungsV Rndnr. H 63 m. w. N. 49 Schärrer, S. 115. 50 Siehe Art. 7 ERA. 51 MK-HGB-Nielsen, ZahlungsV Rndnr. H 67.

E. Dokumentenakkreditiv

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der Ausgestaltung des Akkreditivs abhängig. Häufig erfolgt die Abwicklung unter Einschaltung einer Zweitbank. Welche Funktion die Zweitbank erfüllt, hängt von der Vereinbarung mit der Eröffnungsbank ab. Wird die Zweitbank als reine Avisbank tätig, hat sie mit der eigentlichen Abwicklung des Akkreditivs nichts mehr zu tun. Oftmals besteht die Funktion der Zweitbank jedoch aus einer Kombination von Avisbank und Zahlstelle.52 Die Aufgabe der Zahlstelle besteht darin, für Rechnung und im Auftrage der Eröffnungsbank die vom Begünstigten präsentierten Dokumente zu prüfen und nach Gutbefund zu honorieren.53 Eine eigene Verpflichtung gegenüber dem Begünstigten wird nicht übernommen.54 Wird die Zweitbank von der Eröffnungsbank zur Bestätigung des Akkreditivs ermächtigt bzw. beauftragt, so handelt die Zweitbank als Bestätigungsbank mit der Folge, dass sie für die Erfüllung des Akkreditivs zusätzlich zur Eröffnungsbank eine feststehende Verpflichtung übernimmt.55 1. Die Vorlage der Dokumente Die Abwicklung des Akkreditivgeschäfts wird durch Vorlage der im Akkreditiv genau spezifizierten Dokumente in Gang gesetzt. Wo der Begünstigte die Dokumente zu präsentieren hat, ergibt sich aus der im Akkreditiv getroffenen Vereinbarung. Art. 42 ERA bestimmt, dass jedes Akkreditiv56 einen Ort für die Vorlage der Dokumente vorschreiben muss. Sollte entgegen dieser Regelung jedoch eine entsprechende Angabe fehlen, ist dennoch von der Gültigkeit des Akkreditivs auszugehen, da die Dokumente auf jeden Fall bei der Eröffnungsbank bzw. bei der Stelle, bei der das Akkreditiv benutzbar gestellt ist, eingereicht werden können.57 Ist eine Zweitbank lediglich als Avisbank eingeschaltet, so ist bei Präsentation der Dokumente bei ihr nur dann von einer fristwahrenden Einreichung auszugehen, wenn die Dokumente bei normaler Weiterleitung innerhalb der Frist in den Besitz der Eröffnungsbank gelangen können.58

52 Siehe zur Kritik an diesem überscharfen, in der deutschsprachigen Literatur jedoch gängigen Begriff MK-HGB-Nielsen, ZahlungsV Rndnr. H 75; in der Terminologie der ERA wird die Zahlstelle „benannte Bank“ genannt. 53 Schütze, Rndnr. 303 m. w. N. 54 S/B/L-Nielsen, § 120 Rndnr. 114. 55 Siehe hierzu Art. 9b ERA 500. 56 Eine Ausnahme gilt naturgemäß nur für das frei negoziierbare Akkreditiv. 57 Nielsen, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 2, S. 20. 58 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 992 m. w. N.

50

1. Kap.: Rechtstatsachen

2. Die Honorierung „Gegenleistung“ für die fristgerechte Präsentation akkreditivgerechter Dokumente ist die Honorierung. Die genaue Ausgestaltung hängt dabei von der durch die Parteien gewählten Abwicklungsform und Benutzbarkeit des Akkreditivs ab. Grundsätzlich lassen sich Zahlungsakkreditive, Akzeptierungsakkreditive und Negoziierungsakkreditive unterscheiden. Nach Art. 10a ERA 500 müssen Akkreditive „eindeutig angeben, ob sie durch Sichtzahlung, durch hinausgeschobene Sichtzahlung, durch Akzeptleistung oder durch Negoziierung benutzbar sind“. Die Eröffnungsbank ist dem Begünstigten vertraglich verpflichtet, die durch die gewählte Abwicklungsform vorgeschriebene „Gegenleistung“ zu erbringen. Beim bestätigten Akkreditiv übernimmt die Bestätigungsbank zusätzlich zur Eröffnungsbank eine feststehende Verpflichtung, so dass beide dem Begünstigten als Gesamtschuldner haften.59 Obwohl der Begünstigte mit der Zahlstelle, bei der das Akkreditiv benutzbar gestellt ist, in keinerlei vertraglicher Beziehung steht60, hat er sich für die Erfüllung des Akkreditivs an die getroffene Zahlstellenvereinbarung zu halten. Das bedeutet, dass er zunächst bei der Zahlstelle Erfüllung zu suchen hat.61 Diese ist nämlich im Verhältnis zur Eröffnungsbank vertraglich verpflichtet, die präsentierten Dokumente zu prüfen und nach Gutbefund zu honorieren.

IV. Zusammenfassung Als Zusammenfassung sollen am Beispiel eines überseeischen Abladegeschäftes noch kurz die Wege der Dokumente und des Geldes dargestellt werden.62 Der Begünstigte erhält im Gegenzug zur Anlieferung der Ware am Abladehafen die Dokumente. Diese präsentiert er der Zahlstelle. Über die Eröffnungsbank gelangen sie an den Akkreditivauftraggeber, der sie am Bestimmungshafen vorzeigt und dann in den Besitz der Ware gelangt. Der Weg des Geldes verläuft genau umgekehrt. Der Begünstigte erlangt den Kaufpreis von der Zahlstelle, die ihrerseits Deckung von der Eröffnungsbank erlangt.

59 60 61 62

Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 987 m. w. N. Zahn/Eberding/Ehrlich, Rndnr. 2/86 f. S/B/L-Nielsen, § 120 Rndnr. 152. Eine grafische Darstellung findet sich bei Grill/Perczynski, S. 486.

Zweites Kapitel

Vertragsstrukturen Sämtliche Formen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs sind nicht an einem vom Gesetzgeber zur Verfügung gestellten Gerüst gewachsen. Sie sind vielmehr Entwicklungen aus der Praxis, mit denen der Zahlungsverkehr den veränderten Lebens- und Wirtschaftsumständen angepasst werden sollte.1 Lediglich der Überweisungsverkehr hat in jüngster Zeit eine gesetzliche Regelung erfahren. Die Parteien einer bargeldlosen Zahlung sind in aller Regel bereits vor Erteilung der einzelnen Zahlungszusage durch komplexe Vertragswerke miteinander verbunden. Dort werden unter anderem das Zustandekommen und die Reichweite der Zahlungszusage geregelt. Wegen dieser Relevanz für den Untersuchungsgegenstand werden im Folgenden Inhalt und Struktur dieser Vertragsbeziehungen dargestellt.

A. Das Giroverhältnis zwischen dem Begünstigten und seiner Bank Die Zahlungszusage beim Girogeschäft kommt zwischen dem Begünstigten und seinem Kreditinstitut zustande. Aber bereits vor dem Zustandekommen der Zahlungszusage bestehen zwischen den Parteien unterschiedliche Rechtsverhältnisse mit unterschiedlicher Intensität und Reichweite. Das umfassendste Rechtsverhältnis zwischen Kreditinstitut und Kontoinhaber ist die mit der Eröffnung des Girokontos entstehende Geschäftsverbindung.2 Allgemein lässt sich der Begriff der Geschäftsverbindung dahingehend definieren, dass er einen konkretisierten, nicht lediglich auf ein Einmalgeschäft intendierten rechtsgeschäftlichen Kontakt umschreibt, der ein nach Lage des Einzelfalles zu beurteilendes Vertrauensverhältnis begründet.3 Die Geschäftsverbindung bildet damit den Rahmen für weitere Einzelverträge, aus denen sich zusätzliche, einzelvertragsspezifische Rechte und Pflichten ergeben. Sie ist das die Einzelverträge umfassende, ihnen jedoch die Eigenständigkeit belassende Rechtsverhältnis zwischen Kredit1

Vgl. Schön, AcP 198 (1998), 401 (401). Siehe zur Entwicklung eines einheitlichen Begriffs und der Problematik der Rechtsnatur gerade im Bankrecht Ohlroggen, S. 46 ff. 3 Zur Entwicklung dieser Definition ausführlich Ohlroggen, S. 49 m. w. N. 2

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2. Kap.: Vertragsstrukturen

institut und Kontoinhaber. Unmittelbare Relevanz für die einzelne Gutschrift hat sie jedoch nicht.

I. Girovertrag Von besonderer Bedeutung ist im Rahmen dieser Arbeit der Girovertrag. Er bildet die Grundlage für die Teilnahme am bargeldlosen Zahlungsverkehr und ist der rechtsgeschäftliche Entstehungstatbestand des Giroverhältnisses. Ihm kommt seit jeher eine zentrale und entscheidende Bedeutung bei der Durchführung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs zu. Schon das Reichsgericht4 sah in ihm die entscheidende Norm für die Beurteilung der Rechtsverhältnisse, die aus dem Giroverkehr entstehen. Daher wurde er auch umschrieben als „eine Art Grundgesetz des Überweisungsverkehrs“, welches die maßgebliche Rechtsgrundlage für die bankmäßige Besorgung bargeldloser Zahlung enthalte.5 Nicht nur zwischen einem Kreditinstitut und seinen Kunden, sondern auch zwischen den Kreditinstituten untereinander werden die wesentlichen Rechte und Pflichten anlässlich einer Überweisung durch den Girovertrag begründet und bestimmt. 1. Inhalt Der Girovertrag ist „ein bankrechtliches Institut“ (. . .) „dem die Praxis und ihre Bedürfnisse ein eigenes Gepräge gegeben haben“.6 Durch das Überweisungsgesetz hat das Recht der Überweisung erstmals eine eigenständige gesetzliche Regelung erfahren. Als Ergebnis dieses Gesetzes finden sich nun Teile des Bankvertragsrechts im BGB kodifiziert, wobei teilweise eine vom zuvor geltenden Recht erheblich abweichende Konstruktion gewählt wurde. Das gilt namentlich für den Bereich der Giroüberweisung. Während Überweisungen früher aufgrund einer girovertraglichen Weisung des Kunden nach §§ 675 Abs. 1, 665 BGB durchgeführt wurden7, wird nunmehr ein eigenständiger Überweisungsvertrages nach § 676a BGB geschlossen.8 Darüber hinaus wurden durch das Überweisungsgesetz die girovertraglichen „Basispflichten“ gesetzlich geregelt.9

4

RGZ 54, 329 (331). MK-HGB-Hadding/Häuser, ZahlungsV Rndnr. 55 m. w. N. 6 BGH WM 1985, 1098 (1099). 7 Siehe hierzu nur Soergel-Häuser/Welter, § 675 Rndnr. 94 m. w. N. 8 Siehe zur Kritik an dieser Konstruktion Bydlinski, WM 1999, 1046 (1048); Ehmann/Hadding, WM 1999, Sonderbeilage Nr. 3, S. 10; Häuser, WM 1999, 1037 (1041 f.); Reifner, VuR 1999, 387 (388). 9 Gößmann/van Look, WM 2000, Sonderbeilage Nr. 1, S. 10. 5

A. Das Giroverhältnis zwischen dem Begünstigten und seiner Bank

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a) Einrichtung und Führung eines Girokontos Seit jeher gehört die Verpflichtung des Kreditinstituts zur Eröffnung und Führung eines Girokontos zum wesentlichen Inhalt eines Girovertrages. Diese Pflicht hat nun in § 676 f Satz 1 BGB eine gesetzliche Regelung erfahren. Beim regelmäßig als Kontokorrentkonto geführten Girokonto handelt es sich um ein Konto mit Sichteinlagen. Diese stellen als täglich fällige Gelder die jederzeitige Verfügbarkeit des Kontoinhabers über das Guthaben sicher und bilden damit eine elementare Voraussetzung für die Teilnahme am bargeldlosen Zahlungsverkehr. Dennoch ist nicht jedes Konto mit Sichteinlagen automatisch ein Girokonto. So gibt es Konten, bei denen der Kunde zwar jederzeit über sein Guthaben verfügen kann, jedoch nur durch Barauszahlung oder Überweisung zugunsten eines bestimmten Referenzkontos. Die uneingeschränkte Teilnahme am Giroverkehr ist mit einem solchen Konto nicht möglich. (1) Anspruch auf Gutschrift Eine essentielle Aufgabe der Bank beim Führen eines Girokontos ist das Gutschreiben eingehender Zahlungen. Der Anspruch des Kunden auf Gutschrift ergibt sich unmittelbar aus § 676 f Satz 1 BGB. Daneben kann der Kunde den inhaltsgleichen Herausgabeanspruch aus §§ 675 Abs. 1, 667 BGB geltend machen. § 676g BGB konkretisiert diesen Anspruch für einen aufgrund eines Überweisungsvertrages nach § 676a BGB eingegangenen Überweisungsbetrag.10 Der Anspruch auf Gutschrift wurde durch das Überweisungsgesetz an einer entscheidenden Stelle erheblich modifiziert. Nach alter Rechtslage stand er unter der auflösenden Bedingung des Widerrufs des Überweisungsauftrages durch den Überweisenden.11 Nach nunmehr geltender Rechtslage ist der Anspruch auf Gutschrift nicht mehr bedingt. Der Begünstigte erlangt nach § 676g Abs. 1 Satz 1 BGB einen endgültigen Anspruch ab dem Zeitpunkt, an dem ein Überweisungsbetrag auf dem Eingangskonto der Empfangsbank verbucht wurde.12 Diese Stärkung der Rechtsposition des Begünstigten wurde durch eine Vorverlegung des spät möglichsten Zeitpunktes der Kündigung eines Überweisungsvertrages ermöglicht. Während nach altem Recht ein Widerruf des Überweisungsauftrages bis zur Gutschrift des Überweisungsbetrages auf dem Konto des Empfängers möglich war, ist die Empfängerbank nach neuem Recht nur noch bis zum Zeitpunkt der Gutschrift auf dem Eingangskonto zur Rücksendung des Überweisungsbetrages verpflichtet (§ 676d Abs. 2 Satz 1 BGB). 10 11 12

Palandt-Sprau, § 676 f Rndnr. 11. Kindermann, WM 1982, 318 (318). Fischer/Klanten, Rndnr. 6.48; Lodde, S. 35.

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2. Kap.: Vertragsstrukturen

(2) Recht zur Belastungsbuchung Dem Anspruch des Kunden auf Gutschrift eingehender Beträge steht das Recht der Bank zur Belastung des Girokontos zum Zwecke der Abwicklung von Überweisungsverträgen gegenüber (§ 676 f Satz 1 BGB). Regelmäßig belastet die Bank das Konto des Überweisenden, bevor sie ihre Verpflichtung aus dem Überweisungsvertrag vollständig erfüllt hat. Dadurch macht sie von ihrem Recht auf Vorschuss gemäß §§ 675 Abs. 1, 669 BGB Gebrauch.13 Hat die Bank ihre Verpflichtung zur Gutschrift bzw. Weiterleitung des Gutschriftbetrages erfüllt, so wird aus dem Anspruch auf Vorschusszahlung ein Anspruch auf Aufwendungsersatz nach §§ 675 Abs. 1, 670 BGB; ein nur vorläufiger Anspruch wandelt sich zu einem endgültigen.14 Der Belastungsbuchung kommt als bloßer Realakt lediglich deklaratorische Bedeutung zu15. Sie spiegelt nur die Auffassung der Bank wieder, einen bestimmten Anspruch gegen den Kunden zu haben und begründet diesen nicht. (3) Informationspflichten Die Führung eines Girokontos verpflichtet das Kreditinstitut, dem Kunden die „erforderlichen Nachrichten“ zu verschaffen (§§ 675 Abs. 1, 666 BGB). Dieser Verpflichtung kommt es nach, indem es Kontoauszüge erteilt, die fortlaufend und vollständig sämtliche Änderungen und den aktuellen Kontostand wiedergeben.16 Darüber hinaus kann die Bank verpflichtet sein, auf Verlangen des Kunden abhanden gekommene Kontounterlagen zu ersetzen.17 Zudem ist das Kreditinstitut verpflichtet, dem Kunden „eine weitergeleitete Angabe zur Person des Überweisenden und zum Verwendungszweck mitzuteilen“ (§ 676 f S. 2 BGB). b) Direktionsrecht Der Girovertrag bestimmt den Inhalt der von der Bank zu erbringenden Leistung nur gattungsmäßig, so dass erst eine konkretisierende Weisung des Kunden eine Tätigkeit des Kreditinstituts auslösen kann. Grundsätzlich ist der Kunde

13 E/B/J-Grundmann, BankR I Rndnr. 214; Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 343, jeweils m. w. N.; Koller, FS Schimansky, S. 209 (213); Möschel, JuS 1972, 297 (297). 14 Statt vieler BGHZ 4, 244 (248); Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 343. 15 BGHZ 107, 192 (197). 16 Hadding/Häuser, ZHR 145 (1981), 138 (164). 17 Siehe zur dogmatischen Herleitung dieses Anspruchs Krüger, MDR 2000, 745 (746 f.).

A. Das Giroverhältnis zwischen dem Begünstigten und seiner Bank

55

daher innerhalb eines bestehenden Giroverhältnisses zur Weisungserteilung gegenüber dem Kreditinstitut berechtigt.18 Dieses Direktionsrecht hat durch das Überweisungsgesetz nachhaltige Einschnitte erfahren. Während nach altem Recht die Möglichkeit für den Kunden bestand, den Überweisungsvorgang einseitig durch eine einseitige Weisung in Gang zu setzen19, ist nach nunmehr geltendem Recht ein Konsens zwischen Kreditinstitut und Kunden notwendig. Das Gesetz sieht nämlich vor, dass über jede Überweisung ein separater Überweisungsvertrag nach § 676a BGB zu schließen ist.20 Eine dennoch einseitig erteilte Weisung hat das Kreditinstitut allerdings als Angebot zum Abschluss eines Überweisungsvertrages zu verstehen. Eine weitere Einschränkung erfuhr das Direktionsrecht im Bereich des Anspruchs auf Gutschrift. Nach altem Recht konnte dieser Anspruch erfüllt werden, indem die Bank auf Verlangen des Kunden die eingegangene Deckung direkt auf das Konto eines Dritten überwies oder einen entsprechenden Betrag in bar an einen Dritten auszahlte.21 Der Wortlaut des § 676g BGB sieht nun vor, dass der Anspruch auf Gutschrift allein durch Gutschrift auf dem Girokonto des Empfängers erfüllt werden kann. Wünscht der Kunde eine nach altem Recht zulässige Erfüllungsmodalität, bedarf es einer Vertragsänderung.22 2. Rechtsnatur An der rechtssystematischen Einordnung des Girovertrages hat das Überweisungsgesetz nichts geändert. Es handelt sich nach wie vor um einen dienstvertraglich geprägten Geschäftsbesorgungsvertrag, dessen Basispflichten jetzt allerdings gesetzlich geregelt sind.23 Er begründet ein Dauerschuldverhältnis und ist Rahmenvertrag für Einzelverträge, die zu Buchungen auf dem Girokonto führen.24 Werkvertragliche Elemente bedarf es für die rechtliche Qualifizierung nicht. Das von Canaris vorgebrachte Argument, die Bank müsse eingehende Überweisungen aufgrund des Girovertrags dem Kunden gutbringen und diese Pflicht sei erfolgsbezogen, überzeugt nicht, da es sich bei dieser Erfolgspflicht

18

BuB-Gößmann, Rndnr. 2/73a. Siehe nur Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 320 m. w. N. 20 Statt vieler Schulz, ZBB 1999, 287 (290); a. A.: Grundmann, WM 2000, 2269 (2275), wonach das Weisungsmodell auch weiterhin privatautonom vereinbart werden könne. 21 BGH WM 1976, 904 (906). 22 Gößmann/van Look, WM 2000, Sonderbeilage Nr. 1, S. 20. 23 Schulz, ZBB 1999, 287 (292). 24 Palandt-Sprau, § 676 f Rndnr. 1 m. w. N. 19

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2. Kap.: Vertragsstrukturen

lediglich um die Herausgabepflicht nach § 667 BGB handelt, welche über § 675 BGB gleichermaßen für Dienst- wie für Werkverträge Gültigkeit findet.25

II. Allgemeine Geschäftsbedingungen Die durch das Überweisungsgesetz geschaffene Regelung des Giroverhältnisses ist nur in Teilbereichen detailliert und daher keinesfalls abschließend. Traditionell greifen die Kreditinstitute bei der Ausgestaltung der mitunter komplexen rechtlichen Beziehungen zu ihren Kunden auf Allgemeine Geschäftsbedingungen zurück.26 Sie verwenden dabei Vertragsbestimmungen, die von den jeweiligen Spitzenverbänden ausgearbeitet und empfohlen werden. Seit 1937 gibt es einheitliche AGB, die im Laufe der Zeit mehrmals, zum Teil grundlegend geändert wurden. Zur Zeit gelten sie in der am 01.01.2000 in Kraft getretenen Fassung.27 Während die AGB der Privatbanken sowie der Volks- und Raiffeisenbanken nicht nur inhaltlich, sondern auch nach ihrem äußeren Erscheinungsbild weitestgehend übereinstimmen, haben die Sparkassen bei überwiegender inhaltlicher Übereinstimmung mit den AGB der Privatbanken einen anderen Aufbau gewählt. 1. Einbeziehung Da es sich bei den AGB-Banken um Allgemeine Geschäftsbedingungen im Sinne des § 305 Abs. 1 Satz 1 BGB handelt, gilt für ihre Einbeziehung grundsätzlich § 305 Abs. 2 BGB. Regelmäßig, jedoch keinesfalls zwingend, wird die Geltung der AGB für die „gesamte Geschäftsverbindung“ bei Abschluss des ersten Geschäfts vereinbart. Üblicherweise handelt es sich hierbei um die Eröffnung eines Girokontos. Der Kunde füllt dabei ein vom Kreditinstitut ausgegebenes Formular aus, in dem ein ausdrücklicher Hinweis auf die Geltung der AGB, die dem Kunden entweder ausgehändigt oder mit Möglichkeit der Einsichtnahme in den Geschäftsräumen der Bank ausgehängt werden, enthalten ist. Lediglich im Verkehr mit Unternehmern28 kann nach § 310 Abs. 1 Satz 1 BGB auf die besonderen Einbeziehungsvoraussetzungen des § 305 Abs. 2 BGB verzichtet werden; hier bleibt es bei den allgemeinen Regeln der §§ 145 ff. BGB.

25

Schönmann, S. 15. Vallenthin, S. 33. 27 Abgedruckt in WM 2000, 95 ff. Siehe zu den hierdurch eingetretenen Veränderungen Sonnenhol, WM 2000, 853 ff. 28 Ein Unternehmer ist nach der Legaldefinition des § 14 Abs. 1 BGB eine natürliche oder juristische Person oder eine rechtsfähige Personengesellschaft, die bei Abschluss eines Rechtsgeschäfts in Ausübung ihrer gewerblichen oder selbständigen beruflichen Tätigkeit handelt. 26

A. Das Giroverhältnis zwischen dem Begünstigten und seiner Bank

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2. Inhalt Entsprechend ihrer Geltung für die gesamte Geschäftsverbindung regeln die AGB-Banken in allgemeiner Art zahlreiche, unabhängig von einem Einzelgeschäft relevante Fragestellungen, wie zum Beispiel das Bankgeheimnis (Ziff. 2), allgemeine Haftungsfragen (Ziff. 3), Mitwirkungspflichten des Kunden (Ziff. 11), die Kosten der Bankdienstleistungen (Ziff. 12) und Kündigungsrechte (Ziff. 18 und 19). Für den Giroverkehr in besonderem Maße von Interesse sind die sich mit der Kontoführung beschäftigenden Ziff. 7 und 8 der AGB-Banken. a) Rechnungsabschlüsse (Nr. 7) Für die regelmäßig als Periodenkontokorrentkonto geführten Girokonten regelt Ziff. 7 Abs. 1 AGB-Banken die Rechnungsabschlüsse. Die dort vorausgesetzte Kontokorrentabrede wird regelmäßig in den Kontoeröffnungsformularen oder stillschweigend vereinbart. Ziff. 7 Abs. 1 AGB-Banken wiederholt die in § 355 Abs. 1 HGB enthaltene Definition des Kontokorrents und stellt abweichend von der dispositiven Regel des § 355 Abs. 2 HGB eine quartalsmäßige Verrechnung als bankgeschäftlichen Regelfall fest. Von erheblicher praktischer Bedeutung ist die in Ziff. 7 Abs. 2 AGB-Banken enthaltene Genehmigungsfiktion. Der Kunde hat demnach sechs Wochen Zeit, Rechnungsabschlüsse auf Fehler zu untersuchen und diese seinem Kreditinstitut mitzuteilen. 29 Andernfalls gilt der Rechnungsabschluss als genehmigt. Er führt zur Verrechnung der einzelnen in das Kontokorrent eingestellten Ansprüche und lässt, falls nicht alle Ansprüche durch Verrechnung erloschen sind, eine kausale Saldoforderung entstehen. Nach allgemeiner Meinung ist diese anschließend Gegenstand eines abstrakten Schuldvertrages (§§ 780, 781 BGB), der durch das Saldoanerkenntnis des Kunden mit der Bank zustande kommt. Der Rechtsprechung zufolge führt der abstrakte Schuldvertrag zum Untergang der einzelnen Kontokorrentforderungen; an ihre Stelle tritt im Wege der Novation der Anspruch aus dem abstrakten Schuldvertrag.30 Die Genehmigungsfiktion hat nach Ziff. 7 Abs. 2 S. 4 AGB-Banken keinen Einwendungsverlust des Kunden zur Folge, sondern führt lediglich zu einer Beweislastumkehr zu seinen Lasten. Dennoch ist die Klausel auch in AGB-rechtlicher Hinsicht voll wirksam.31 Eine Zugangsfiktion bezüglich der Rechnungsabschlüsse ist in der aktuellen Fassung der AGB-Banken nicht mehr vorhanden. Der Kunde hat jedoch sein Kreditinstitut bei Nichtzugang erwarteter Rechnungsabschlüsse entsprechend seiner Mitwirkungspflicht unverzüglich zu benachrichtigen (Ziff. 11 Abs. 5 AGB-Banken). 29 Bei dieser Klausel handelt es sich um einen auf Rechnungsabschlüsse zugeschnittenen Spezialfall der allgemeinen Prüfungspflicht aus Nr. 11 Abs. 4 AGB-Banken. 30 BGHZ 50, 277 (279); 72, 9 (11); 93, 307 (313). 31 Sonnenhol, WM 1993, 677 (681).

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2. Kap.: Vertragsstrukturen

b) Storno- und Berichtigungsbuchungen (Ziff. 8) Ziff. 8 AGB-Banken befasst sich mit dem Recht des Kreditinstituts zu Storno- und Berichtigungsbuchungen. Das Stornorecht ist ein allgemein anerkanntes Rechtsinstitut des Bankkontoverkehrs und seit 1937 Gegenstand der AGB-Banken. Daher wird es auch als „Kernstück“ der AGB-Banken bezeichnet.32 Es berechtigt die Bank zur Korrektur fehlerhafter Gutschriften durch eine einseitige Belastungsbuchung. Sein Regelungsgehalt erklärt sich aus dem herrschenden Verständnis der Gutschrift. Nach überwiegender Ansicht begründet die Gutschrift einen abstrakten vertraglichen Anspruch des Kunden gegen sein Kreditinstitut.33 Durch das Stornorecht wird den Kreditinstituten nun ein Instrumentarium an die Hand gegeben, mit dessen Hilfe sie die in einer versehentlich erteilten Gutschrift liegenden vertraglichen Zahlungsansprüche des Kunden losgelöst von den Unwägbarkeiten des Bereicherungsrechts (§ 818 Abs. 3 BGB) durch einfache Gegenbuchung beseitigen können. Die Reichweite und rechtliche Qualifikation der Stornierungsbefugnis ist nach wie vor umstritten, braucht an dieser Stelle jedoch nicht vertieft zu werden.34 In Ziff. 8 Abs. 1 AGB-Banken ist das Rückbuchungsrecht vor einem Rechnungsabschluss geregelt (sog. Stornobuchung). Nach dieser Klausel kann die Bank eine fehlerhafte Gutschrift durch eine Belastungsbuchung rückgängig machen, wenn ihr ein Rückzahlungsanspruch gegen den Kunden zusteht. Der entscheidende Vorteil dieser Rückforderungsmöglichkeit besteht darin, dass sich der Kunde nicht auf einen Wegfall der Bereicherung berufen kann. Seit der 1993er Fassung der AGB-Banken findet sich in Ziff. 8 Abs. 2 eine Regelung zur Durchführung von Berichtigungsbuchungen nach einem Rechnungsabschluss. Die Bank hat demnach die Möglichkeit, auch nach erfolgtem Saldoanerkenntnis eine Berichtigungsbuchung durchzuführen, sofern ihr ein Rückzahlungsanspruch gegen den Kunden zusteht. Der Kunde hat seinerseits die Möglichkeit, der Belastung zu widersprechen. In diesem Fall hat das Kreditinstitut die Belastungsbuchung rückgängig und den Rückzahlungsanspruch gesondert geltend zu machen. Die Bank ist auf die Berichtigungsbuchung verwiesen, wenn sich eine Fehlbuchung erst nach Rechnungsabschluss und Saldoanerkenntnis herausstellt, weil in diesem Fall eine einfache Stornierung aufgrund der Novation nicht mehr möglich ist.35 Die Berichtigungsbuchung unterscheidet sich aber nicht nur in ihren Tatbestandsvoraussetzungen, sondern auch in ihren Rechtsfolgen von der Stornobuchung. Während sich der Kunde im Falle einer 32 33 34 35

So Krings, ZBB 1992, 326 (328). Siehe ausführlich zur Rechtsnatur der Gutschrift: Viertes Kapitel: A. Siehe ausführlich zu dieser Problematik Lange, S. 9–59 (!). Krings, ZBB 1992, 326 (329).

B. Der Akquisitionsvertrag beim Kreditkartengeschäft

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einfachen Stornierung nicht darauf berufen kann, in Höhe der fehlerhaft erteilten Gutschrift bereits Verfügungen getroffen zu haben (Ziff. 8 Abs. 1 Halbsatz 2 AGB-Banken), ist ihm diese Möglichkeit bei der Berichtigungsbuchung nicht genommen; er kann sich auf eine Entreicherung zu berufen (§ 818 Abs. 3 BGB). Das ist darauf zurückzuführen, dass Rechtsgrundlage des Berichtigungsanspruchs ein Bereicherungsanspruch der Bank gegen den Kunden aus § 812 BGB ist.36 Durch das Saldoanerkenntnis entfällt also lediglich der Vorteil der Bank, eine Belastungsbuchung vornehmen zu können, ohne sich einen Entreicherungseinwand des Kunden entgegenhalten lassen zu müssen. Rechtlich soll es sich bei der Berichtigungsbuchung um ein Angebot der Bank zu einer Stornierungsvereinbarung handeln, durch die der fehlerhaft verbuchte Posten aus dem durch Novation gebildeten Saldo herausgenommen werden soll.37 Erhebt der Kunde Einwendungen gegen die Berichtigungsbuchung, lehnt er das Angebot der Bank ab und das Kreditinstitut ist gehalten, den Rückzahlungsanspruch gesondert geltend zu machen. Ziff. 8 Abs. 3 Satz 1 AGB-Banken legt den Kreditinstituten sowohl bei Storno- als auch bei Berichtigungsbuchungen die Pflicht auf, den Kunden unverzüglich über die Belastungsbuchungen zu unterrichten. Dabei ist zu beachten, dass die Kreditinstitute wegen der unterschiedlichen Rechtsfolgen klarstellen müssen, um welche Art der Rückbuchung es sich handelt.38 Ein Hinweis auf die einzelnen Reaktionsmöglichkeiten des Kunden kann hingegen unterbleiben, da sie in den AGB aufgeführt sind.39 Nach Ziff. 8 Abs. 3 Satz 2 AGBBanken nimmt die Bank Rückbuchungen fehlerhafter Gutschriften unabhängig davon, ob die Fehlerhaftigkeit vor oder nach Rechnungsabschluss festgestellt wurde, rückwirkend zu dem Tag vor, an dem die fehlerhafte Gutschrift durchgeführt wurde (sog. valutagerechte Buchung). Dadurch soll der Kunde zinsmäßig so gestellt werden, als sei die fehlerhafte Buchung nicht erfolgt.40

B. Der Akquisitionsvertrag beim Kreditkartengeschäft Die Gründe für die Akzeptanz einer oder mehrerer Kreditkarten sind vielfältig.41 Für gewöhnlich erhoffen sich die Vertragsunternehmen eine Erweiterung des Kundenkreises und damit letztendlich Umsatzsteigerungen. Aber auch das 36

S/B/L-Bunte, § 13 Rndnr. 17. Kümpel, Rndnr. 4.330. 38 Ohlroggen, S. 101 m. w. N. 39 Ohlroggen, S. 101. 40 Schebasta/Vortmann, Rndnr. 120. 41 Ausführlich zu den Vor- und Nachteilen der Kreditkartenakzeptanz für das Vertragsunternehmen Weller, S. 33 ff.; Kienholz, S. 21 f. 37

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2. Kap.: Vertragsstrukturen

Image darf nicht unberücksichtigt bleiben; stehen die nicht nur national, sondern weltweit einsetzbaren Kreditkarten doch immer noch für anspruchsvolle Kundschaft und Modernität. Erklären lässt sich dieses Ansehen der Kreditkarte aus dem Umstand, dass die ersten Kreditkarten ausschließlich an Kunden mit hoher Bonität vergeben wurden. Entschließt sich ein Unternehmen zur Akzeptanz einer Kreditkarte, so schließt es dem einen Akquisitionsvertrag mit einer Kreditkartenorganisation, wodurch ein Rahmenvertrag mit Dauerschuldcharakter begründet wird.42 An einer Zahlung mittels Universalkreditkarte sind in der einfachsten Konstellation der Karteninhaber, der Kartenausgeber und das Vertragsunternehmen beteiligt. Bei diesen Drei-Parteien-Systemen ist das Kreditkartenunternehmen sowohl für die Akquisition der Vertragsunternehmen als auch für die Emission der Kreditkarte an die Karteninhaber zuständig, so dass der Akquisitionsvertrag direkt zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen geschlossen wird. Diese Dreigliedrigkeit ist typisch für eine Vielzahl moderner Vertragstypen.43 Sozioökonomisch bedingte Differenzierungen und spezialisierende Arbeitsteilung führen dazu, dass sich ein „Spezialist“ in eine bisherige Zweipersonenbeziehung schiebt.44 Die Rolle des „Spezialisten“ übernimmt beim Kreditkartenverfahren der Kartenausgeber, der für die Zahlungsabwicklung sorgt. Eine konsequente Weiterentwicklung dieser Arbeitsteilung ist die mindestens viergliedrige Ausgestaltung eines Kreditkartensystems. Hierbei erfolgt die Akquisition von Vertragsunternehmen und die Emission von Kreditkarten durch unterschiedliche juristische Personen. Während das Akquisitionsunternehmen die Kartenumsätze vergütet und das Disagio kassiert, erfolgt die Abrechnung der Kartenumsätze gegenüber dem Karteninhaber durch den Emittenten. Die notwendigen Ausgleichszahlungen erfolgen durch interne Buchungen (sog. Interchange).45 In der Bundesrepublik werden heute Universalkreditkarten von vier nennenswerten Emittenten akzeptiert (VISA, EUROCARD/MasterCard, American Express und Diners Club).46 Bei den Marktführern VISA und EUROCARD/MasterCard, die zusammen mehr als 90% aller Kreditkarten in Deutschland ausgeben47, handelt es sich um Vier-Parteien-Systeme. Für das im Rahmen dieser Arbeit relevante Akquisitionsverhältnis spielt es jedoch keine Rolle, ob der Partner des Vertragsunternehmens nur als Akquisiteur oder darüber hinaus auch 42

Vgl. S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 58. Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 62. 44 Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 62. 45 MK-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 3; ausführlich hierzu Reinfeld, WM 1994, 1505 (1507 ff.); Kienholz, S. 9–14. 46 Häde, ZBB 1994, 33 (34). 47 Vgl. Bundesverband deutscher Banken; Statistik abrufbar unter www.banken verband.de. 43

B. Der Akquisitionsvertrag beim Kreditkartengeschäft

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als Emittent auftritt. Daher ist es aus Sicht des Vertragsunternehmens ohne Belang, ob es die Kreditkarte eines Drei- oder Mehr-Parteien-Systems akzeptiert. Von daher ist es der Einfachheit halber gerechtfertigt, die Begriffe Kartenausgeber und Akquisiteur im Folgenden synonym zu verwenden

I. Kartenakzeptanz Mit mehr oder weniger gleichem Wortlaut ist in sämtlichen Akquisitionsverträgen die Verpflichtung des Vertragsunternehmens festgelegt, die Kreditkarte als Zahlungsmittel zu akzeptieren, und zwar zu gleichen Konditionen wie Barzahlungen. Oftmals wird explizit darauf hingewiesen, dass keine zusätzlichen Kosten zu berechnen bzw. Sicherheiten zu verlangen sind (sog. Preisaufschlagsverbot). Nach der gesetzlichen Regelvorstellung hat ein Schuldner Geldschulden grundsätzlich in bar, also mit gesetzlichen Zahlungsmitteln zu erfüllen. Nach § 14 Abs. 1 Satz 2 BBankG sind auf Euro lautende Banknoten das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel. Nur bei ihnen und mit Einschränkungen bei auf Euro und Cent lautenden Scheidemünzen besteht Annahmezwang.48 Aus der Verpflichtung zur Kartenakzeptanz ergibt sich, dass dem Kunden ein unmittelbarer Anspruch gegen das Vertragsunternehmen auf Akzeptanz der Kreditkarte als Bargeldsurrogat gegeben werden soll. Der Kunde erwirbt mithin als ein nicht zu den Vertragschließenden gehörender Dritter ein unmittelbares Forderungsrecht. Er erwirbt einen Anspruch gegen das Vertragsunternehmen auf Abgabe einer Willenserklärung mit dem Inhalt, die Kartenzahlung anstatt der Barzahlung zu akzeptieren.49 Das macht aus dem Akquisitionsvertrag in dieser Beziehung einen berechtigenden Vertrag zugunsten Dritter.50 Die Verpflichtung zur Akzeptanz einer Kreditkarte begründet jedoch keinen Kontrahierungszwang des Vertragsunternehmens. Diesem ist es lediglich verwehrt, einen vom Karteninhaber gewünschten Vertragsschluss allein wegen der gewählten Zahlungsmodalität zu verweigern. Das kann unter Umständen zu erheblichen Beweisschwierigkeiten des Kunden führen. Jedenfalls bei Geschäften des täglichen Lebens ist eine Weigerung des Vertragsunternehmens derart ungewöhnlich, dass es diesem obliegt, andere Gründe für die Ablehnung des Vertragsschlusses anzuführen als die gewünschte Kartenzahlung.51

48

Siehe § 3 Abs. 1 MünzG. Hadding, FS Pleyer, S. 17 (22). 50 BuB-Haun, Rndnr. 6/1872; LG Düsseldorf, WM 1991, 1027 (1027), m. Anm. Etzkorn, WuB I D 5.–8. 91; Eckert, WM 1987, 161 (164, 167); Zahrnt, NJW 1972, 1077 (1080). 51 Hadding, FS Pleyer, S. 17 (23). 49

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2. Kap.: Vertragsstrukturen

II. Erteilung der Zahlungszusage Wesentlicher und für die Akzeptanz der Universalkreditkarte als Zahlungsmittel entscheidender Inhalt des Akquisitionsvertrages ist die Verpflichtung des Kartenherausgebers, unter genau definierten Voraussetzungen eine Zahlungszusage zu erteilen. Damit ist das wohl immer noch umstrittenste Problemfeld des Kreditkartenverkehrs angesprochen: die rechtliche Einordnung dieser Zahlungszusage. Die damit zusammenhängenden Fragestellungen bilden einen Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit und werden in einem eigenen Kapitel erörtert.52

III. Disagio Der Kreditkartenemittent vergütet dem Vertragsunternehmen die in den Belastungsbelegen oder entsprechenden Datensätzen ausgewiesenen Nominalbeträge abzüglich eines vereinbarten Disagios. Mit diesen „Provisionen“, in den einschlägigen AGB auch „Servicegebühren“ genannt, bestreiten die Kreditkartenherausgeber in der Hauptsache ihren Gewinn. Die Höhe des Disagios bewegt sich in der Regel zwischen 2 und 4 Prozent53 und ist von der Branche des Vertragsunternehmens abhängig.54 Obwohl die Vertragsunternehmen nicht die volle Gegenleistung erhalten, sondern nur einen um das Disagio gekürzten Betrag, erlischt die gesamte Forderung aus dem Valutaverhältnis durch die Zahlung des Kartenausgebers. Es versteht sich von selbst, dass es dem Vertragsunternehmen verwehrt sein muss, den Differenzbetrag zwischen Nominalbetrag und tatsächlich erhaltener Gutschrift beim Kunden geltend zumachen. Alles andere würde zwar nicht die Akzeptanz der Kreditkarte auf Händlerseite, jedoch die Bereitschaft zum Gebrauch auf Konsumentenseite empfindlich beeinträchtigen.

C. Die Vertragsstruktur des electronic-cash-Systems Das electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft ist das komplexeste der bisher behandelten Zahlungssysteme. Da es sich um ein institutsübergreifendes System handelt, kommen sämtliche Kreditinstitute in der Bundesrepublik Deutschland als Kartenausgeber in Betracht. Die Rechtsbeziehungen der Beteiligten sind durch mehrere Vertragswerke geregelt. Dabei sind im Rahmen dieser Arbeit vor allem die „Bedingungen für die Teilnahme am electroniccash-System der deutschen Kreditwirtschaft“ von besonderem Interesse. Zum 52 53 54

Siehe Viertes Kapitel: B. Neumann, Zahlungsverkehr, Rndnr. 10. Kienholz, S. 7.

C. Die Vertragsstruktur des electronic-cash-Systems

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besseren Verständnis des Systems soll an dieser Stelle zusätzlich ein kurzer Überblick über die sonstigen Rechtsbeziehungen gegeben werden.

I. Die „Vereinbarung über ein institutsübergreifendes System zur bargeldlosen Zahlung an automatisierten Kassen (electronic-cash-System)“ Grundlage des gesamten electronic-cash-Systems ist die „Vereinbarung über ein institutsübergreifendes System zur bargeldlosen Zahlung an automatisierten Kassen (electronic-cash-System)“. Durch Inkrafttreten dieser von den Spitzenverbänden der deutschen Kreditwirtschaft getroffenen Vereinbarung wurde das electronic-cash-System ins Leben gerufen. Die Spitzenverbände haben sich darin zum Aufbau und Betrieb eines Point-of-Sale-Systems verpflichtet, bei dem das Vertragsunternehmen durch eine Zahlungszusage des Kartenausgebers gesichert wird.55 Insofern sind die Vertragspartner als eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (§§ 705 ff. BGB) anzusehen.56

II. Das Verhältnis zwischen den Systembetreibern und den angeschlossenen Kreditinstituten (Anschlussvertrag) Den Spitzenverbänden als Systembetreiber kommen lediglich administrative Aufgaben zu.57 Der eigentliche Betrieb des Systems, also die Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, ist Aufgabe der Geschäftsbanken. Die angeschlossenen Kreditinstitute geben Maestrokarten an ihre Kunden aus und sorgen für die Vergütung der Händler. Die Berechtigung zur Emission von MaestroKarten erhalten die Kreditinstitute durch Anerkennung der electronic-cash-Vereinbarung, wodurch sie Teil des Systems werden.58 Dieser Anschlussvertrag verpflichtet die Emittenten rahmenartig, gegenüber den Händlern nach ordnungsgemäßem Zahlungsvorgang ein Zahlungsversprechen in Höhe des autorisierten Betrages abzugeben.59 Die Rechtsnatur des Anschlussvertrages ist noch nicht abschließend geklärt. Ein Vertragsbeitritt zur elecronic-cash-Vereinbarung (und damit zur Gesellschaft bürgerlichen Rechts) kann in ihm jedoch nicht gesehen werden, da die Rechte der angeschlossenen Kreditinstitute weit hinter denen der Systembetreiber zu55 56 57 58 59

Vgl. Ziff. 1 electronic-cash-Vereinbarung. Strohdeicher, S. 35; Brockmeier, S. 31 ff. Brockmeier, S. 30. Vgl. Ziff. 2 electronic-cash-Vereinbarung. Vgl. Ziff. 9 electronic-cash-Vereinbarung.

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2. Kap.: Vertragsstrukturen

rückbleiben.60 Er wird daher entweder als Auftragsverhältnis61 oder als Poolvertrag62 qualifiziert. Eine Entscheidung dieser Streitfrage ist im Rahmen dieser Arbeit jedoch entbehrlich.

III. Die Sonderbedingungen für Maestrokarten Das Verhältnis zwischen dem Karteninhaber und seinem kartenausgebenden Kreditinstitut wird durch mehrere Rechtsgrundlagen bestimmt. Allgemeine Regelungen finden sich in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Kreditinstituts und im allgemeinen Bankvertrag.63 Die aktive Teilnahme am bargeldlosen Zahlungsverkehr setzt den Abschluss eines Girovertrages voraus. Dieser berechtigt für sich genommen aber noch nicht zur Teilnahme am kartengestützten Zahlungsverkehr. Erst durch die Vereinbarung eines gesonderten „Kartenvertrages“ erwirbt der Kunde die Möglichkeit zur umfassenden Teilnahme an sämtlichen Erscheinungsformen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Die Sonderbedingungen für Maestro-Karten sind speziell auf den im Rahmen dieser Untersuchung besonders relevanten kartengestützten Zahlungsverkehr zugeschnitten. Hier finden sich detaillierte Regelungen zur Nutzung der Maestrokarte innerhalb der einzelnen Zahlungssysteme. Rechtlich sind diese Sonderbedingungen als unselbständige Einzelverträge zu beurteilen, die den Girovertrag ergänzen und modifizieren.64 Eine Verpflichtung der Bank zur Zulassung des Kunden zum electronic-cash-System besteht nicht.65 Durch die Kartenabrede wird ein Dauerschuldverhältnis Karteninhaber und seinem Kreditinstitut begründet, welches als Geschäftsbesorgungsvertrag mit werkvertraglichem Charakter (§§ 675 Abs. 1, 631 BGB) zu qualifizieren ist.66

IV. Der „Vertrag über die Zulassung als Netzbetreiber im electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft (Netzbetreibervertrag)“ Den Netzbetreibern kommen im Rahmen des electronic-cash-Systems verschiedene Aufgaben zu. Da es sich bei electronic-cash um ein online-Zahlungs60

Ausführlich Brockmeier, S. 37 ff. So Brockmeier, S. 40. 62 So Bernsau, S. 33. 63 Siehe hierzu Staudinger-Martinek, § 675 Rndnr. B 2 ff.; mittlerweile ablehnend BGHZ 152, 114. 64 Brockmeier, S. 97 m. w. N. 65 Schwintowski/Schäfer, § 5 Rndnr. 2; Reiser, WM 1989, Sonderbeilage Nr. 3, S. 10 f.; siehe allgemein zum Kontrahierungszwang im Bankrecht Busche, § 15 (S. 631 ff.). 66 Brockmeier, S. 101; Reiser, WM 1989, Sonderbeilage Nr. 3, S. 11. 61

C. Die Vertragsstruktur des electronic-cash-Systems

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system handelt, kann auf eine solche Institution nicht verzichtet werden. In der ursprünglich geplanten Konzeption war vorgesehen, dass lediglich die GZS die Funktion eines Netzbetreibers ausüben sollte. Dieses Konzept wurde jedoch nicht realisiert.67 Das letztlich eingeführte System sieht vor, dass grundsätzlich jeder als Netzbetreiber am electronic-cash-System teilnehmen darf, der bestimmte, in den Vertragswerken konkretisierte Sicherheitsstandards erfüllt. Die Berechtigung zum Aufbau und Betrieb eines Betreibernetzes im Rahmen von electronic-cash erhält das Unternehmen durch den Netzbetreibervertrag.

V. Der Vertrag zwischen Vertragsunternehmen und Netzbetreiber Erste Voraussetzung für ein Unternehmen zur Teilnahme am bargeldlosen Zahlungsverkehr ist der Abschluss eines Vertrages mit einem Netzbetreiber, durch den das Unternehmen an ein Betreibernetz angeschlossen wird. Auf diese Vertragsbeziehung wird nur der Vollständigkeit halber hingewiesen; ihr kommt im Rahmen dieser Untersuchung keine Bedeutung zu.

VI. Die „Bedingungen für die Teilnahme am electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft (Händlerbedingungen)“ Für den Händler bilden die „Bedingungen für die Teilnahme am electroniccash-System der deutschen Kreditwirtschaft (Händlerbedingungen)“ die Grundlage für die Teilnahme am electronic-cash-System. Sie sind im Rahmen dieser Untersuchung von elementarer Bedeutung und weisen einige Besonderheiten auf. Zunächst regeln einige Klauseln das Verhältnis des Vertragsunternehmens zu sämtlichen Kartenausgebern. Insofern sind sie in ihrer Reichweite nicht auf ein rein bipolares Verhältnis beschränkt, so dass in ihnen durchaus eine Art Netzvertrag gesehen werden kann.68 Eine eigenständige rechtsdogmatische Bedeutung kommt dieser Einschätzung allerdings nicht zu.69 Eine weitere Besonderheit der Händlerbedingungen besteht darin, dass sie im Gegensatz zu den übrigen electronic-cash-Vertragswerken nicht direkt erkennen lassen, zwischen 67 Siehe Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 4. Da die meisten Abhandlungen zum electronic-cash-System aus der Zeit vor dem offiziellen Start stammen, liegt ihnen fast ausschließlich die ursprüngliche Konzeption zugrunde. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Bestimmung der Person des Netzbetreibers, sondern auch (wie noch zu zeigen ist) auf die Vertragsstruktur der Händlerbedingungen. 68 Grundlegend zur Figur des Netzvertrages Möschel, AcP 186 (1986), 187 (211 ff.); siehe auch den umfassenden Ausbau dieser Idee in der Habilitationsschrift von Rohe. 69 Vgl. Schinkels, S. 160.

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2. Kap.: Vertragsstrukturen

welchen Parteien sie vereinbart werden.70 Es stellt sich daher die Frage, wer direkter Vertragspartner des Händlers ist. 1. Vertrag zwischen Händler und jedem kartenausgebenden Kreditinstitut Ganz überwiegend wird davon ausgegangen, dass die Händlerbedingungen zwischen dem Händler und jedem einzelnen Ausgeber von Maestrokarten in der Bundesrepublik Deutschland vereinbart werden. Der Händler soll demnach unabhängig von der einzelnen Zahlungszusage mit jedem einzelnen kartenausgebenden Kreditinstitut in unmittelbarer vertraglicher Beziehung stehen.71 Diese Argumentation stützt sich hauptsächlich auf zwei Klauseln. Nach Ziff. 6 Händlerbedingungen ist der Händler zur Entrichtung eines umsatzabhängigen Entgelts verpflichtet. Gläubiger dieses Anspruchs ist nach Ziff. 6 Satz 3 electronic-cash-Vereinbarung das kartenausgebende Kreditinstitut. Daraus wird gefolgert, dass jedes kartenausgebende Kreditinstitut Vertragspartner des Händlers sei.72 Dieses Ergebnis soll durch Ziff. 5 Händlerbedingungen untermauert werden. Dort heißt es, dass der Kartenemittent mit der Nachricht über die positive Autorisierung die Erklärung abgibt, dass er die Forderung des Händlers in Höhe des am Terminal autorisierten Betrages begleicht. Da diese Klausel eine Verpflichtung des Kartenausgebers gegenüber dem Händler begründe, sei dieser auch als Vertragspartner des Händlers anzusehen.73 2. Eigene Einordnung: Vertrag zwischen Vertragsunternehmen und Kreditwirtschaft Die Einordnung der Händlerbedingungen als Vertrag zwischen dem Händler und jedem einzelnen Kartenausgeber in der Bundesrepublik Deutschland ist eine, aber keine zwingende Möglichkeit zur Erklärung dieser komplexen Vertragsstrukturen. Nachteil dieser Konstruktion ist zunächst der komplizierte Vertragsschluss. Denn Händler und kartenausgebendes Kreditinstitut treten nicht direkt in rechtsgeschäftlichen Kontakt. Vielmehr überbringt der Netzbetreiber die Händlerbedingungen. Er müsste dann als Bote der angeschlossenen Kreditinstitute fungieren.74 Aber auch der Netzbetreiber steht mit den angeschlossenen 70 Anders noch die Händlerbedingungen in der ursprünglichen Konzeption (abgedruckt bei Brockmeier, S. 131 ff.). Hier wurde der Vertrag zwischen der GZS und dem einzelnen Händler geschlossen. 71 So Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 7; Ahrens, S. 119; Ikas, S. 38; Rossa, CR 1997, 138 (140); BuB-Werner, Rndnr. 6/1521; Weber, Zahlungsverkehr, S. 254. 72 Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 7. 73 Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 7.

C. Die Vertragsstruktur des electronic-cash-Systems

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Kreditinstituten nicht direkt in vertraglicher Beziehung. Er ist durch den Netzbetreibervertrag lediglich mit den Spitzenverbänden des deutschen Kreditgewerbes vertraglich verbunden. Um eine wirksame Verpflichtung jedes einzelnen Kreditinstituts gegenüber dem Händler zu begründen, wäre neben der Botenstellung des Netzbetreibers zusätzlich eine Vertretung der angeschlossenen Kreditinstitute durch ihre Spitzenverbände nötig.75 Denn nur dann kann der Netzbetreiber als Bote eine wirksame Verpflichtung eines jeden einzelnen Kreditinstituts begründen. Der Vertrag zwischen Händler und jedem einzelnen Kreditinstitut würde also „doppelt mittelbar“ zustande kommen.76 Dieses Verständnis des electronic-cash-Systems als Gesamtheit aller bilateralen Beziehungen zwischen Händler und jedem kartenausgebenden Kreditinstitut ist zunächst aus Sicht des Händlers nicht unproblematisch. Für ihn ist schwer vorstellbar, dass er durch einen Vertrag, den er mit einem Netzbetreiber schließt, unmittelbare vertragliche Beziehungen mit sämtlichen Emittenten von Maestro-Karten eingehen soll. Einfacher und aus Sicht des Vertragsunternehmens überzeugender ist es, in den Händlerbedingungen einen Vertrag zwischen dem Händler und den Systembetreibern zu sehen. Dann kann der Vertragsschluss mit Hilfe der Netzbetreiber problemlos und einfach konstruiert werden: Die Netzbetreiber treten als Boten der Spitzenverbände auf. Die entsprechende Botenmacht wird ihnen durch den Netzbetreibervertrag eingeräumt. Eine derartige Vertragsstruktur wird zudem der Stellung der Systembetreiber gerechter. Denn ihnen kommt im electronic-cash-System eine Kopfstellung zu, die sich durch direkte Vertragsbeziehungen zu allen Systembeteiligten am besten erklären lässt. a) Regelungsgehalt des Händlervertrages Aber nicht nur die Systemstruktur spricht dafür, die Händlerbedingungen als Vertrag zwischen Händler und den Systembetreibern anzusehen. Auch der Inhalt des Vertragswerks spricht gegen einen Vertrag zwischen dem Händler und jedem einzelnen Kreditinstitut und für einen direkten Vertrag zwischen dem Vertragsunternehmen und den Systembetreibern. Die Händlerbedingungen bestehen aus zwölf Klauseln, von denen zehn das Verhältnis des Händlers gegenüber dem System als solchem regeln. So ist unter anderem die Pflicht des Händlers zur Kartenakzeptanz77 und die Verpflichtung zum Anschluss an ein Betreibernetz78 74

Vgl. Ahrens, S. 119 m. w. N. So Rossa, CR 1997, 138 (140). 76 Siehe auch Rohe, S. 171, der sich allgemein mit dem Zustandekommen eines Netzvertrages befasst. 77 Vgl. Ziff. 2 Händlerbedingungen. 78 Vgl. Ziff. 3 Händlerbedingungen. 75

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2. Kap.: Vertragsstrukturen

geregelt. Der Händler hat darüber hinaus Beauftragten der Kreditwirtschaft (und nicht Beauftragten eines einzelnen Kartenausgebers) Zugang zu den Terminals zu gestatten79, sowie das electronic-cash-Logo anzubringen, ohne dabei eine Institutsgruppe werblich herauszustellen.80 All diese Regelungen betreffen das Verhältnis des Händlers zum electronic-cash-System als solchem. Sie haben keinerlei Bezug zu einem einzelnen Kreditinstitut. Lediglich in zwei der insgesamt zwölf Klauseln wird auf die Einzeltransaktion und damit in gewisser Weise auf den einzelne Kartenausgeber Bezug genommen. b) Ziff. 6 Händlerbedingungen als Vertrag zugunsten der Kartenausgeber Bei Ziff. 6 Händlerbedingungen handelt es sich um eine Klausel, die das Verhältnis des Vertragsunternehmens zu sämtlichen Kartenausgebern betrifft. Dort ist bestimmt, dass das Vertragsunternehmen für jede electronic-cash-Transaktion ein Entgelt zu entrichten hat, dessen Gläubiger der Emittent der konkret benutzten Karte ist. Dies lässt sich jedoch nicht als ausschlaggebendes Argument für einen direkten Vertrag zwischen einem Vertragsunternehmen und jedem einzelnen Kartenausgeber fruchtbar machen. Denn zunächst ergibt sich die Gläubigerstellung des Kartenausgebers nicht unmittelbar aus den Händlerbedingungen. Dort ist lediglich formuliert, dass ein Entgelt zu entrichten ist, ohne jedoch expressis verbis einen konkreten Gläubiger zu benennen. Erst aus der electronic-cash-Vereinbarung ergibt sich, dass Gläubiger dieses Anspruchs der jeweilige Kartenausgeber ist. Zudem muss ein Gläubiger nicht zwingend der unmittelbare Vertragspartner seines Schuldners sein. Ziff. 6 Händlerbedingungen kann daher ohne Weiteres als Vorvertrag zugunsten des einzelnen Kartenausgebers nach § 328 BGB ausgelegt werden. Dieser Einordnung steht nicht entgegen, dass zu dem Zeitpunkt, zu dem die Händlerbedingungen vereinbart werden, noch gar nicht feststeht, welchem Kartenausgeber einmal ein Entgeltanspruch zusteht. Denn Bedachter eines Vertrages zugunsten Dritter kann jeder Rechtsträger sein.81 Eine genaue Bestimmung des Dritten ist nicht notwendig82, sofern er zumindest anhand persönlicher oder sachlicher Kriterien bestimmbar ist.83 Beim electronic-cash-System soll jedem Kartenausgeber, dessen Karte bei einem ordnungsgemäßen Zahlungsvorgang eingesetzt wurde, ein Entgeltanspruch zustehen. Das kann mitunter eine unvorstellbar große Anzahl von Personen sein, was der Bestimmbarkeit jedoch nicht 79 80 81 82 83

Vgl. Ziff. 9 Händlerbedingungen. Vgl. Ziff. 12 Händlerbedingungen. Palandt-Heinrichs, § 328 Rndnr. 2. Erman-H. P. Westermann, § 328 Rndnr. 6. MK-Gottwald, § 328 Rndnr. 19 m. w. N.

C. Die Vertragsstruktur des electronic-cash-Systems

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im Wege steht. Auch gegen den Vertragsgegenstand bestehen keinerlei Bedenken. Denn jede Leistung, die überhaupt Gegenstand eines Schuldverhältnisses sein kann, kann auch Gegenstand eines Vertrages zugunsten Dritter sein.84 Die Auslegung von Ziff. 6 Händlerbedingungen als Vorvertrag zugunsten Dritter könnte jedoch die Gefahr bergen, dass der Kartenausgeber als Gläubiger des Entgeltanspruchs mit fremden Einreden konfrontiert wird. Die Unwirksamkeit des Vertrages zwischen dem Vertragsunternehmen und den Systembetreibern könnte grundsätzlich Auswirkungen auf seinen Entgeltanspruch haben. Das wäre aber nur der Fall, wenn man in Ziff. 6 Händlerbedingungen bereits einen durch den Karteneinsatz bedingten Anspruch des Kartenausgebers sieht. Eine derart verfestigte Bindung ist jedoch nicht gewollt. Es wird vielmehr rahmenartig und vorvertraglich die Verpflichtung der Vertragsunternehmen zur Entrichtung eines Entgelts festgelegt. Der eigentliche Entgeltanspruch wird, wie noch genauer zu erläutern ist, durch einen Individualvertrag anlässlich der einzelnen electronic-cash-Zahlung begründet. Ziff. 6 Händlerbedingungen betrifft das Verhältnis zwischen dem Vertragsunternehmen und den Emittenten von Maestrokarten. Daraus alleine kann aber nicht gefolgert werden, dass die Händlerbedingungen zwischen dem Vertragsunternehmen und jedem Kartenausgeber vereinbart werden. Es ist durchaus möglich, in den Händlerbedingungen einen Vertrag zwischen dem Vertragsunternehmen und den Systembetreibern zu sehen, der in Bezug auf die Verpflichtung zur Zahlung des Disagios zugunsten der Kartenausgeber wirkt (§ 328 BGB). Der Regelungsgehalt von Ziff. 6 Händlerbedingungen erfordert daher nicht zwingend einen Vertrag zwischen dem Händler und jedem kartenausgebenden Kreditinstitut. c) Die deklaratorische Natur von Ziff. 5 Händlerbedingungen Ziff. 5 Händlerbedingungen wird herkömmlich als Rahmenvereinbarung für die Abgabe der Zahlungszusage des Kartenausgebers gegenüber dem Vertragsunternehmen verstanden.85 Auf die hier vertretene Vertragsstruktur übertragen könnte man darin einen unzulässigen Vertrag zu Lasten Dritter sehen.86 Denn der einzelne Kartenausgeber wird durch die Händlerbedingungen verpflichtet, obwohl sie nicht zwischen ihm und dem Vertragsunternehmen, sondern zwischen den Systembetreibern und dem Vertragsunternehmen vereinbart wurden. Die Händlerbedingungen dürfen jedoch nicht isoliert betrachtet werden, da sie 84

Staudinger-Jagmann, § 328 Rndnr. 20. Vgl. zur entsprechenden Klausel des ursprünglichen Vertragswerks Brockmeier, S. 50. 86 Siehe zur Unzulässigkeit eines Vertrages zu Lasten Dritter statt aller Martens, AcP 177 (1977), 113 (139), Staudinger-Jagmann, Vorbem zu §§ 328 ff. Rndnr. 42; jeweils m. w. N. 85

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2. Kap.: Vertragsstrukturen

Teil des Gesamtsystems electronic-cash sind. Und bezieht man die übrigen Vertragswerke in die Betrachtung mit ein, so zeigt sich, dass die Verpflichtung zur Abgabe einer Zahlungszusage in den Händlerbedingungen nur deklaratorischer Natur ist. Eine entsprechende Verpflichtung der Kartenausgeber ergibt sich nämlich bereits aus dem im Interbankenverhältnis geschlossenen Anschlussvertrag. Durch die Anerkennung der electronic-cash-Vereinbarung haben sich die angeschlossenen Kreditinstitute die dort gemachten Aussagen zu eigen gemacht. Das betrifft auch Ziff. 9 electronic-cash-Vereinbarung, in der die Verpflichtung zur Erteilung der Zahlungszusage geregelt ist Die angeschlossenen Kreditinstitute sind somit bereits durch den Anschlussvertrag zur Abgabe einer Zahlungszusage verpflichtet, der insoweit einen Vertrag zugunsten der Vertragsunternehmen nach § 328 BGB darstellt. Damit erweist sich die in Ziff. 5 Händlerbedingungen genannte Verpflichtung nicht als ein Vertrag zu Lasten der Kartenausgeber. d) Keine Gefahr eines Einwendungsdurchgriffs Das Verständnis des Anschlussvertrages als Vertrag zugunsten des Vertragsunternehmens ist nicht deshalb angreifbar, weil damit die generelle Gefahr einer Konfrontation mit Einwendungen aus fremden Rechtsverhältnissen verbunden ist. Zwar ergibt sich die Verpflichtung des Kartenausgebers zur Erteilung der Zahlungszusage aus dem Interbankenverhältnis, also einem Rechtsverhältnis, an dem der Gläubiger der Zahlungszusage nicht direkt beteiligt ist. Allerdings ist die potentielle Gefahr eines Einwendungsdurchgriffs für das Vertragsunternehmen nicht mit greifbaren Nachteilen verbunden. Zunächst ist es aufgrund des Inhalts des Anschlussvertrages kaum vorstellbar, dass der Kartenausgeber gegenüber dem Anspruch des Vertragsunternehmens auf Erteilung der Zahlungszusage Gegenrechte im eigentlichen Sinne geltend macht. Im Übrigen wäre das Hineintragen von Streitigkeiten aus dem Interbankenverhältnis in die Zahlungsabwicklung mit den Händlern widersinnig, weil dies zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Akzeptanz des electronic-cash-Systems führen würde. Alle Systembeteiligten haben jedoch in gleichem Maße ein Interesse an der möglichst weiten Verbreitung dieser Zahlungsform. Daher wird man § 334 BGB im Hinblick auf die lediglich theoretisch möglichen Einwendungen als ausgeschlossen betrachten dürfen.87 e) Systemstruktur Beachtung verdient darüber hinaus die Struktur des electronic-cash-Systems. Die Sichtweise der herrschenden Meinung, die in den Händlerbedingungen ei87

Siehe Hofmann, S. 95 (für das GeldKarte-System).

C. Die Vertragsstruktur des electronic-cash-Systems

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nen Vertrag sieht, der zwischen dem Vertragsunternehmen und sämtlichen Kartenausgebern geschlossen wird, hat zur Folge, dass der Händler vom Zeitpunkt des Systembeitritts an mit sämtlichen Kartenausgebern in einem direkten rechtsgeschäftlichen Kontakt steht. In Bezug auf die großen Privatbanken ist dieses Ergebnis kaum störend. Denn höchstwahrscheinlich wird jedes Vertragsunternehmen zumindest einmal mit einem Kunden dieser Banken in Kontakt treten. Anders verhält es sich hingegen bei den Sparkassen und den kleineren Geschäftsbanken. Wegen der begrenzten Kundenzahl dieser kleinen selbständigen Institute ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass eine aufgrund des Händlervertrages bestehende Vertragsbindung niemals zum Tragen kommt. Nun ist es nicht mit greifbaren Nachteilen verbunden, wenn direkte Vertragsbeziehungen angenommen werden, denen in der Realität keine praktische Bedeutung zukommt. Allerdings erscheint ein Lösungsweg vorzugswürdig, der auf überflüssige Vertragskonstruktionen verzichten kann. Genau dies ist bei Annahme eines Vertrages zugunsten Dritter möglich. Die Abrufpräsenz vertraglicher Pflichten im Bedarfsfall lässt sich mit ihm wesentlich besser erklären als mit einer unüberschaubaren Anzahl isolierter bipolarer Beziehungen, denen oftmals keine praktische Bedeutung zukommt. Und auch dem Netzcharakter des electronic-cash-Systems werden Verträge zugunsten Dritter gerechter als lediglich die Gesamtbetrachtung einzelner bipolarer Beziehungen.

VII. Zusammenfassung Das electronic-cash-System zeichnet sich durch ein Zusammenspiel mehrerer Verträge aus, die zum Teil Rechtswirkungen zugunsten Dritter entfalten. Die Kartenausgeber sind gegenüber den Vertragsunternehmen verpflichtet, unter bestimmten Voraussetzungen eine Zahlungszusage zu erteilen. Diese Verpflichtung besteht jedoch nicht aufgrund eines direkten Vertrages zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen. Vielmehr folgt sie aus einem Vertragsverhältnis, an dem die Vertragsunternehmen nicht direkt beteiligt sind. So sind die Kartenausgeber aufgrund des mit den Systembetreibern geschlossenen Anschlussvertrages verpflichtet, gegenüber den Vertragsunternehmen eine Zahlungszusage zu erteilen. Dieser Vertrag wirkt zugunsten sämtlicher Vertragsunternehmen. Auch die für die Kartenausgeber besonders relevante Verpflichtung der Vertragsunternehmen zur Zahlung eines Disagios ergibt sich nicht aus einem direkten Vertrag zwischen den Parteien des Disagios. Vielmehr sind die Vertragsunternehmen aufgrund des mit den Systembetreibern geschlossenen Händlervertrages zur Zahlung des Disagios verpflichtet. Direkte vertragliche Beziehungen bestehen zwischen dem Vertragsunternehmen und den einzelnen kartenausgebenden Kreditinstituten zunächst nicht. Sie

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2. Kap.: Vertragsstrukturen

kommen erst durch die Zahlungszusage zustande und sind in den Anschlussund Händlerverträgen lediglich angelegt.

D. Die Vertragsstruktur des Systems „GeldKarte“ Das System GeldKarte weist eine ähnliche Vertragsstruktur auf wie das electronic-cash-System. Im Gegensatz zum electronic-cash-System handelt es sich bei der GeldKarte um ein offline arbeitendes Zahlungssystem, weshalb auf die Einschaltung eines Netzbetreibers verzichtet werden kann. Das führt jedoch nur zu geringfügigen Unterschieden in der Gesamtstruktur. Wegen der grundsätzlichen Vergleichbarkeit beider Systeme werden im Folgenden nur die Vertragsbeziehungen dargestellt, die in Bezug auf die Zahlungszusage von unmittelbarer Relevanz sind.

I. Die „Vereinbarung über das institutsübergreifende System ,GeldKarte‘“ Die „Vereinbarung über das institutsübergreifende System ,GeldKarte‘“ entspricht in ihrer Rechtsnatur und Zielsetzung der electronic-cash-Vereinbarung. Sie ist am 1. Oktober 1996 in Kraft getreten und bildet die Grundlage des gesamten Systems. In ihr haben sich die Spitzenverbände des deutschen Kreditgewerbes zum Aufbau und Betrieb eines offline arbeitenden Zahlungssystems verpflichtet, das vor allem bei Kleinbetragszahlungen eine bargeldlose Zahlung ermöglichen soll. Die GeldKarte-Vereinbarung ist als Gesellschaftsvertrag einzuordnen.88

II. Der Anschlussvertrag Die Berechtigung zur Emission von GeldKarten an ihre Kunden erhalten Kreditinstitute durch den Anschluss an das GeldKarte-System. Dies geschieht durch einen Vertrag mit den Systembetreibern, in welchem sich die teilnahmewilligen Kreditinstitute die in der GeldKarte-Vereinbarung getroffenen Regelungen zu eigen machen.89 Insoweit besteht kein Unterschied zum electronic-cashSystem. Von besonderer Bedeutung ist im Rahmen dieser Arbeit Ziff. 12 GeldKarte-Vereinbarung, woraus sich i.V. m. dem Anschlussvertrag die Verpflichtung des Kartenausgebers zur Erteilung der Zahlungszusage ergibt. Wie im Rahmen des electronic-cash-Systems ist der Anschlussvertrag insoweit als Vertrag zugunsten Dritter anzusehen. Die damit generell verbundene Einwendungs88 89

Hofmann, S. 24; Wand, Bankrechtstag 1998, S. 97 (110). Vgl. Ziff. 2 GeldKarte-Vereinbarung.

D. Die Vertragsstruktur des Systems „GeldKarte‘‘

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problematik hat auch beim GeldKarte-System keine praktische Bedeutung. Denn aufgrund des Vertragsinhalts ist nicht ersichtlich, welche Einwendungen aus dem Interbankenverhältnis gegenüber dem Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens geltend gemacht werden könnten. Und der lediglich theoretisch möglichen Gefährdung des Vertragsunternehmens kann man begegnen, indem man § 334 BGB aufgrund der Interessenlage als abbedungen betrachtet.90

III. Die „Bedingungen für die Teilnahme am System ,GeldKarte‘“ Die „Bedingungen für die Teilnahme am System ,GeldKarte‘“ (im Folgenden Händlerbedingungen genannt) bilden für das Vertragsunternehmen die Grundlage für die Teilnahme am momentan modernsten bargeldlosen Zahlungssystem. Wie schon beim electronic-cash-System lassen die Händlerbedingungen nicht direkt erkennen, wer ihr Verwender ist, so dass sich die Vertragsparteien nicht ohne weiteres bestimmen lassen. Aufschluss gibt jedoch eine Klausel in einem anderen Vertragswerk. In Ziff. 11 Abs. 2 GeldKarte-Vereinbarung ist expressis verbis bestimmt, dass die Händlerbedingungen zwischen dem Vertragsunternehmen und seinem Kreditinstitut vereinbart werden.91 Vertragspartner ist somit zumindest das Kreditinstitut des Händlers, die Händlerbank. Der Regelungsgehalt der Händlerbedingungen geht indes deutlich über die Gestaltung dieses bipolaren Rechtsverhältnisses hinaus. In den Händlerbedingungen finden sich vorwiegend Bestimmungen, die allgemeine Pflichten des Vertragsunternehmens im Hinblick auf das Gesamtsystem regeln. Zu nennen ist beispielsweise die Verpflichtung zum deutlichen Hinweis auf das GeldKarteSystem mit dem zur Verfügung gestellten Logo.92 Daneben sind Regelungen mit einem Bezug zu sämtlichen Kartenausgebern enthalten. So ist in Ziff. 5 die Höhe des vom Vertragsunternehmen zu entrichtenden Disagios festgehalten, und in Ziff. 4 werden Aussagen bezüglich der vom Kartenausgeber zu erteilenden Zahlungszusage getroffen. Entsprechend der Problematik beim electronic-cash-System stellt sich auch beim GeldKarte-System die Frage nach der rechtlichen Beurteilung dieser komplexen Beziehungen. Denkbar wäre es, in Analogie zu der zum electronic-cashSystem vertretenen Auffassung93, auch beim System GeldKarte eine unmittelbare, mittels Stellvertretung zustande gekommene Rechtsbeziehung zwischen dem einzelnen Vertragsunternehmen und sämtlichen GeldKarte-Emittenten anzunehmen.94 90 91 92 93

Hofmann, S. 95. Siehe auch Pfeiffer, NJW 1997, 1036 (1038). Ziff. 7 Händlerbedingungen. Vgl. Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 7.

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2. Kap.: Vertragsstrukturen

Ein Nachteil dieser Konstruktion besteht darin, dass sie zu einer unüberschaubaren Anzahl direkter Vertragsbeziehungen führt, denen zum Großteil keine praktische Bedeutung zukommt. Denn auch beim GeldKarte-System werden viele Vertragsbeziehungen zwischen dem Vertragsunternehmen und den eigenständigen Sparkassen sowie kleineren Privatbanken kaum zum Tragen kommen. Das Verständnis des GeldKarte-Systems als Summe aller bipolarer Beziehungen zwischen dem Händler und den Kartenausgebern ist zwar rechtskonstruktiv nicht angreifbar, schießt aber in aller Regel über das Ziel hinaus und wirkt daher gekünstelt. Daneben erscheint es im Hinblick auf den Wortlaut der GeldKarte-Vereinbarung fraglich. In Ziff. 11 Abs. 2 GeldKarte-Vereinbarung ist vereinbart, dass die GeldKarte-Händlerbedingungen nicht nur zwischen dem Händler und seinem Kreditinstitut, sondern auch „zugunsten der als Kartenemittenten am System GeldKarte beteiligten Kreditinstitute“ vereinbart werden. Dieser Wortlaut zwingt nicht dazu, in den GeldKarte-Händlerbedingungen einen Vertrag zwischen dem Händler und jedem Kartenemittenten zu sehen, der mittels Stellvertretung durch das Kreditinstitut des Händlers zustande gekommen ist. Er legt es vielmehr nahe, die Geltung der Händlerbedingungen in diesem komplexen Zahlungssystem mit Hilfe eines Vertrages zugunsten Dritter nach § 328 BGB zu erklären. Denn es heißt:„zugunsten der . . . beteiligten Kreditinstitute“ und nicht „in Vertretung auch für die beteiligten Kreditinstitute“. Die Händlerbedingungen werden daher ausschließlich zwischen dem Händler und der Händlerbank vereinbart, wobei Ziff. 5 Händlerbedingungen als Vorvertrag zugunsten sämtlicher Kartenausgeber in Bezug auf das vom Vertragsunternehmen zu entrichtende Disagio zu verstehen ist. Die beim Vertrag zugunsten Dritter zumindest abstrakt bestehende Gefahr der Konfrontation mit fremden Einwendungen ist an dieser Stelle – wie auch beim electronic-cash-System – nur scheinbar gegeben. Denn die Verpflichtung zur Zahlung eines umsatzabhängigen Entgelts wird individualvertraglich zwischen dem Händler und dem Kartenausgeber anlässlich der Einzeltransaktion vereinbart und nicht bereits rahmenartig und bedingt mit Abschluss des Händlervertrages. Im Übrigen wird man § 334 BGB aufgrund der Interessenlage als abbedungen betrachten dürfen.95

IV. Zusammenfassung Bei der GeldKarte bestehen zwischen den Parteien der Zahlungszusage bis zu ihrer Erteilung keine direkten vertraglichen Beziehungen. Die für das Funktionieren des Systems unverzichtbare Verpflichtung des Kartenausgebers zur Erteilung einer Zahlungszusage ergibt sich bereits aus dem Anschlussvertrag, der 94 95

Siehe Hofmann, S. 93 f. Vgl. Hofmann, S. 95.

E. Die Vertragsstruktur des Dokumentenakkreditivs

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zwischen dem Kartenausgeber und den Systembetreibern vereinbart wird. Insoweit handelt es sich um einen Vertrag zugunsten der Vertragsunternehmen nach § 328 BGB. In den Kreis der aus dem Anschlussvertrag Berechtigten werden die Vertragsunternehmen durch Abschluss des Händlervertrages einbezogen. In diesem Vertrag wird die Verpflichtung des Kartenausgebers zur Erteilung der Zahlungszusage deklaratorisch wiederholt. In Bezug auf das Disagio erweist sich der Händlervertrag als Vorvertrag, der die Vertragsunternehmen gegenüber sämtlichen Kartenausgebern bindet, mithin Wirkung zugunsten Dritter entfaltet (§ 328 BGB). Das GeldKarte-System ist wie das electronic-cash-System durch ein Zusammenspiel mehrer Verträge gekennzeichnet, die zum Teil Drittwirkung zugunsten sämtlicher Systemteilnehmer entfalten.

E. Die Vertragsstruktur des Dokumentenakkreditivs Die Gemeinsamkeiten der zuvor behandelten Zahlungssysteme sind nicht zu übersehen. Bei ihnen sind die Parteien der Zahlungszusage bereits vor dem Zustandekommen der einzelnen Zahlungszusage durch umfangreiche vertragliche Beziehungen miteinander verbunden. Im Vergleich dazu ist die Vertragsstruktur beim Dokumentenakkreditiv sehr simpel. Hier besteht im Valutaverhältnis ein beliebiger Schuldvertrag, in dem die Parteien die Stellung eines Akkreditivs vereinbaren. Entsprechend dieser Verpflichtung erteilt der Akkreditivauftraggeber der Bank einen „Akkreditivauftrag“. Rechtlich handelt es sich hierbei nicht um einen Auftrag im technischen Sinne nach § 662 BGB, sondern um eine Vertragsofferte. Wenn die Bank dieses Angebot annimmt, kommt im Deckungsverhältnis ein Geschäftsbesorgungsvertrag mit werkvertraglichem Charakter zustande.96 Eine direkte vertragliche Beziehung kommt zwischen den Parteien der Zahlungszusage erst durch die Eröffnung des Akkreditivs zustande. Bis zu diesem Zeitpunkt bestehen zwischen dem Akkreditierten und der Bank keinerlei vertraglichen Beziehungen, die mit der Zahlungszusage in Zusammenhang stehen. Der Akkreditivauftrag ist insbesondere kein Vertrag zugunsten des Akkreditierten nach § 328 BGB.97 Insoweit unterscheidet sich das Akkreditiv erheblich von der Giroüberweisung und den kartengestützten Zahlungssystemen.

96 97

Siehe nur S/B/L-Nielsen, § 120 Rndnr. 88 m. w. N. Statt vieler Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 197 m. w. N.

Drittes Kapitel

Dogmatische Grundlagen A. Bereicherungsrecht Nach wie vor gehört der Bereicherungsausgleich in Mehrpersonenverhältnissen „zu den umstrittensten und schwierigsten Problemfeldern des Schuld- ja des Privatrechts“.1 Die ungebrochene Aktualität dieser Einschätzung wurde 1999 von Flume mit einem Hinweis auf die „uferlose Literatur“ zu diesem Themenbereich bestätigt2 und gilt bis heute. Die bereicherungsrechtlichen Anweisungslagen lassen sich durchaus als klassisches Beispiel für die Bereicherungsproblematik im Mehrpersonenverhältnis begreifen.3 Der Begriff „Anweisungslage“ ist an dieser Stelle nicht im technischen Sinne der §§ 783 ff. BGB, sondern im weitesten Sinne zu verstehen.4 Er erfasst damit nicht nur die Fälle, in denen der Dritte abstrakt zur Vornahme eines Geschäfts ermächtigt wird, sondern auch solche Fälle, in denen eine bereits bestehende generelle Leistungspflicht durch eine Weisung konkretisiert wird. Die gängigsten Erscheinungsformen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs sind Anweisungslagen in diesem Sinne.5 Sie zeichnen sich dadurch aus, dass eine dritte Person in die Abwicklung eines Zweipersonenverhältnisses einbezogen wird. Wie bei der Barzahlung besteht zunächst ein Valutaverhältnis zwischen dem Gläubiger und dem Schuldner. Durch die bargeldlose Zahlung soll die dort bestehende Verbindlichkeit erfüllt werden. Hierzu bedient sich der Schuldner eines Dritten, den er zur Zahlung an den Gläubiger anweist, wodurch dieser in die Zahlungsabwicklung involviert wird und sich ein ursprüngliches Zwei-Personen-Verhältnis zu einem Mehr-Personen-Verhältnis erweitert. Das Rechtsverhältnis zwischen dem Dritten und dem Schuldner wird Deckungsverhältnis genannt. Die Einschaltung eines Dritten ermöglicht es dem Schuldner, seine Verpflichtungen gegenüber dem Gläubiger zu erfüllen, ohne mit diesem in unmittelbaren Kontakt zu treten. Die tatsächliche Zuwendung erfolgt nicht im 1

Larenz/Canaris, § 70 (S. 199). Flume, AcP 199 (1999), 1 (1). 3 Canaris, FS Larenz, S. 799 (800); Flume, AcP 199 (1999), 1 (2) spricht vom „Schulfall“. 4 Siehe hierzu Raab, S. 13 f.; Hammann, S. 237 f. 5 Bamberger-Wendehorst, § 812 Rndnr. 122. 2

A. Bereicherungsrecht

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Valuta-, sondern im Vollzugsverhältnis zwischen dem Dritten und dem Gläubiger. Im Folgenden werden zunächst die dogmatischen Grundlagen der Anweisungslagen in allgemeiner Form dargestellt, d.h. ohne konkreten Bezug zu den unterschiedlichen Instrumenten des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Die Übertragung und eventuelle Modifikation der dabei gefundenen Ergebnisse auf die unterschiedlichen Zahlungssysteme ist dem vierten Kapitel vorbehalten.

I. Der Leistungsbegriff Die für Anweisungslagen charakteristische Diskrepanz zwischen tatsächlicher und rechtlich relevanter Vermögensbewegung6 ist dafür verantwortlich, dass die Beantwortung der einfach anmutenden Frage, wer an wen geleistet hat und zwischen welchen Personen der Bereicherungsausgleich stattzufinden hat, nach wie vor erhebliche Schwierigkeiten bereitet.7 Vor diesem Hintergrund ist der finale Leistungsbegriff der herrschenden Meinung zu sehen. Ihm kommt unter anderem die Funktion zu, die Parteien eines Bereicherungsausgleichs in einem Mehrpersonenverhältnis zu bestimmen.8 Auszugehen ist von der heute herrschenden Trennungstheorie zu § 812 Abs. 1 Satz 1 BGB, die zwischen Leistungs- und Nichtleistungskondiktion unterscheidet.9 Aus dieser Differenzierung erklärt sich die zentrale Bedeutung des Leistungsbegriffs für das Bereicherungsrechts. Unter einer Leistung im bereicherungsrechtlichen Sinne ist mit der herrschenden Literatur10 und der Rechtsprechung11 die bewusste und zweckgerichtete Mehrung fremden Vermögens zu verstehen.12 Zentrales Element des finalen Leistungsbegriffs ist die Zweckgerichtetheit. Sie macht aus der neutralen Zuwendung eines Vermögenswertes eine Leistung im bereicherungsrechtlichen Sinne und bestimmt so die Person des Leistenden.13 Insgesamt sind drei unterschiedliche Leistungszwecke zu unterscheiden.14 Von einer Leistung solvendi causa spricht man, wenn der Leistende mit seiner Zuwendung eine bestehende oder vermeintliche gesetzliche oder vertragliche Verpflichtung erfüllen möchte. Sie bildet den wirtschaftlichen 6

Reuter/Martinek, § 11 I 1 (S. 407). Hammann, S. 231 f. 8 Vgl. Staudinger-Lorenz, § 812 Rndnr. 4; siehe ausführlich zur Funktion des Leistungsbegriffs Reuter/Martinek, § 11 II 5a (S. 111 ff.). 9 Grundlegend Wilburg, S. 25 ff. und v. Caemmerer, FS Rabel, S. 333 ff. 10 Siehe nur Reuter/Martinek, § 4 II 1 a (S. 81) m. w. N. 11 BGHZ 40, 272 (277); seit BGHZ 58, 184 (188) „gefestigte Rechtsprechung“. 12 Grundlegend Kötter, AcP 153 (1954), 193 (195 ff., 224). 13 Hammann, S. 228 m. w. N. 14 Ausführlich Reuter/Martinek, § 4 II 2 b (S. 90). 7

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3. Kap.: Dogmatische Grundlagen

Regelfall. Eine Leistung donandi causa zeichnet sich dadurch aus, dass der Leistende mit der Zuwendung ein kausales Schuldgeschäft unmittelbar begründen will, zu dessen Zustandekommen es gerade einer solchen Vermögensmehrung bedarf. Ein Beispiel hierfür ist die Handschenkung nach § 518 Abs. 1 BGB. Sofern der Leistende mit seiner Zuwendung den Empfänger zu einem bestimmten Verhalten bewegen möchte, auf das er keinen rechtlichen Anspruch hat, spricht man von einer Leistung ob rem. Eine Leistung liegt nur vor, wenn der Leistende einen dieser bereicherungsrechtlich relevanten Zwecke verfolgt; andere Motive sind hingegen unbeachtlich.15 Die Bestimmung eines konkreten Leistungszwecks erfolgt einseitig durch den Leistenden16 und ist rechtlich als Willenserklärung einzuordnen.17

II. Leistungsbeziehungen in Anweisungslagen Auf der soeben skizzierten Grundlage lassen sich nun die bereicherungsrechtlichen Leistungsbeziehungen in Anweisungslagen darstellen. In ungestörten Anweisungsfällen ist die tatsächliche Zuwendung des Angewiesenen (Dritter) an den Zuwendungsempfänger (Gläubiger) eine zweifache Simultanleistung.18 Im Deckungsverhältnis leistet der Angewiesene an den Anweisenden (Schuldner) und im Valutaverhältnis leistet der Anweisende an den Zuwendungsempfänger. Dieser Simultaneffekt wird durch zwei unterschiedliche Rechtshandlungen erreicht. Im Wege einer durch den Anweisenden erteilten Empfangsermächtigung des Zuwendungsempfängers nach §§ 362 Abs. 2, 185 BGB sowie durch eine Tilgungs- bzw. Zweckbestimmung des Angewiesenen gegenüber dem Anweisenden nach § 366 BGB analog wird die tatsächliche Zuwendung an den Zuwendungsempfänger zu einer Leistung an den Anweisenden im Deckungsverhältnis und durch eine Tilgungs- bzw. Zweckbestimmung des Anweisenden gegenüber dem Zuwendungsempfänger nach §§ 267, 366 BGB analog wird sie rechtlich zu einer Leistung des Anweisenden im Valutaverhältnis.19 Ohne besondere Vereinbarungen ist im Vollzugsverhältnis hingegen nicht von einer bereicherungsrechtlichen Leistungsbeziehung auszugehen.

15

Maurer, S. 33. So die herrschende Meinung, siehe Hammann, S. 229 m. w. N.; a. A. Weitnauer, FS v. Caemmerer, S. 255 (273); ders., NJW 1974, 1729 (1730); Pinger, AcP 179 (1979), 301 (315), die eine Zweckvereinbarung zwischen Leistendem und Empfänger fordern. 17 Str., wie hier Wieling, JZ 1977, 291 (291); ders., S. 19; Hammann, S. 230; Reuter/Martinek, § 4 II 3 d (S. 101); ausführlich zum Streitstand dies., § 4 II 3 (S. 92 ff.). 18 Raab, S. 17 f.; Hammann, S. 233, 238. 19 Reuter/Martinek, § 11 II 1 (S. 413). 16

A. Bereicherungsrecht

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III. Die Parteien des Bereicherungsausgleichs 1. Bestimmung der Kondiktionsparteien durch die Leistungsbeziehungen Durch die Leistungsbeziehungen werden die Parteien einer Leistungskondiktion bestimmt.20 Die Fehlerhaftigkeit eines Vertrages in einem Leistungsverhältnis führt grundsätzlich nur zu einem Bereicherungsausgleich in diesem Verhältnis.21 Daher sind Fehler des Valutaverhältnisses zwischen dem Anweisenden und dem Zuwendungsempfänger, und Fehler des Deckungsverhältnisses zwischen dem Anweisenden und dem Angewiesenen auszugleichen. Selbst bei einem sogenannten Doppelmangel, also einem gestörten Vertrag sowohl im Deckungs- als auch im Valutaverhältnis, ist an diesem Ergebnis festzuhalten; eine Leistungskondiktion findet zwischen dem Angewiesenen und dem Anweisenden sowie zwischen dem Anweisenden und dem Zuwendungsempfänger statt.22 Das Abstellen auf die Leistungsbeziehungen ermöglicht es, auf eine praktikable Art und Weise zu interessengerechten Ergebnissen zu gelangen. Dies zeigt sich anhand von drei anerkannten Wertungskriterien.23 Zunächst wird gewährleistet, dass jede Partei eines fehlerhaften Kausalverhältnisses ihre Einwendungen gegen den jeweiligen Vertragspartner behält. Daneben wird jede Partei vor Einwendungen aus fremden Rechtsverhältnissen geschützt. Schließlich ermöglicht das Abstellen auf die Leistungsbeziehungen eine angemessene Verteilung des Insolvenzrisikos, da jede Partei nur das Risiko der Zahlungsunfähigkeit des eigenen Vertragspartners zu tragen hat. 2. Sicherung der Kondiktionsparteien durch das Subsidiaritätsprinzip Mangels einer eigenen Zweckbestimmung des Angewiesenen gegenüber dem Zuwendungsempfänger findet im Vollzugsverhältnis regelmäßig keine Leistungskondiktion statt. Die tatsächliche Vermögensverschiebung erfolgte jedoch in diesem Verhältnis. Rein begrifflich hat der Zuwendungsempfänger daher den Vermögenswert „in sonstiger Weise auf Kosten“ des Angewiesenen erlangt24, denn der Vermögenszuwachs des Empfängers entspricht dem Vermögensverlust des Angewiesenen.25 20

Erman-H. P. Westermann, § 812 Rndnr. 16. Siehe nur Reuter/Martinek, § 11 II 1 (S. 412); MK-Lieb, § 812 Rndnr. 39. 22 Statt vieler Hammann, S. 235; MK-Lieb, § 812 Rndnr. 47, jeweils m. w. N. 23 Vgl. Larenz/Canaris, § 70 VI 1 b (S. 247); Koppensteiner/Kramer, S. 13; Bamberger-Wendehorst, § 812 Rndnr. 107; Erman-H. P. Westermann, § 812 Rndnr. 17; MK-Lieb, § 812 Rndnr. 40. 24 Wallmann, S. 30. 21

80

3. Kap.: Dogmatische Grundlagen

Damit ist das Verhältnis von Leistungserwerb und Bereicherung in sonstiger Weise angesprochen. So ist bei einem gestörten Valutaverhältnis zu klären, ob der Leistungskondiktion des Anweisenden oder einer Nichtleistungskondiktion des Angewiesenen Vorrang zu gewähren ist. Bei einem gestörten Deckungsverhältnis ist zu entscheiden, ob der Angewiesene auf die Leistungskondiktion gegen seinen Vertragspartner beschränkt ist, oder ob er selbst bei einem intakten Valutaverhältnis mit einer Nichtleistungskondiktion gegen den Empfänger vorgehen kann. Die Wertungsgesichtspunkte sprechen dafür, den Bereicherungsausgleich innerhalb der fehlerhaften Leistungsbeziehungen durchzuführen, also den Zuwendungsempfänger vor einer Nichtleistungskondiktion des Angewiesenen zu schützen. Denn einem direkten Bereicherungsanspruch des Angewiesenen könnte der Zuwendungsempfänger keine Einreden entgegenhalten, die ihm eventuell aufgrund des Valutaverhältnisses gegen den Anweisenden zustehen. Es ist daher zu klären, wie die theoretisch mögliche Nichtleistungskondiktion des Angewiesenen gegen den Zuwendungsempfänger verhindert werden kann. Hierzu bieten sich – im Gegensatz zur wohl herrschenden Lehre26 – die beiden Grundsätze des sogenannten Subsidiaritätsprinzips an.27 Nach der ersten Regel kann derjenige, der selbst geleistet hat, nicht mit einer Nichtleistungskondiktion gegen einen Dritten vorgehen, und zwar unabhängig davon, auf welche Weise der Dritte den Bereicherungsgegenstand erlangt hat.28 Die zweite Regel besagt, dass eine Nichtleistungskondiktion nur dann in Betracht kommt, „wenn der Bereicherungsgegenstand dem Empfänger überhaupt nicht, also von niemanden geleistet worden ist“.29 Mit Hilfe des Subsidiaritätsprinzips lässt sich der Bereicherungsausgleich in Mehrpersonenverhältnissen interessengerecht durchführen: Eine Nichtleistungskondiktion des Angewiesenen gegen den Zuwendungsempfänger verstößt sowohl bei einem fehlerhaften Valutaverhältnis als auch bei einem gestörten Deckungsverhältnis gegen das Subsidiaritätsprinzip und ist daher abzulehnen. Zunächst hat der Angewiesene durch die tatsächliche Zuwendung an den Empfänger im rechtlichen Sinne an den Anweisenden geleistet, so dass eine Nichtleistungskondiktion gegen die erste Regel des Subsidiaritätsgrundsatzes verstößt. Zudem verstößt eine Nichtleistungskondiktion auch gegen die zweite

25

Vgl. Reuter/Martinek, § 10 II 1 a (S. 399). Vgl. Staudinger-Lorenz, § 812 Rndnr. 64; MK-Lieb, § 812 Rndnr. 24; Esser/ Weyers, Schuldrecht II/2, § 50 IV (S. 90); Thielmann, AcP 187 (1987), 23 (24 ff.). 27 Ausführlich Wallmann, S. 32 ff. 28 Siehe aus der neueren Literatur Schnauder, S. 123 m. w. N.; Wallmann, S. 32. 29 So überwiegend die Rechtsprechung, erstmals BGHZ 40, 272 (278); ebenso Reuter/Martinek, § 10 II 3 (S. 406), die den Subsidiaritätsgrundsatz der Rechtsprechung für „uneingeschränkt richtig“ halten; siehe auch Wieling, S. 86. 26

A. Bereicherungsrecht

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Regel des Subsidiaritätsgrundsatzes, da die Zuwendung des Angewiesenen rechtlich eine Leistung des Anweisenden im Valutaverhältnis darstellt. Vom Subsidiaritätsprinzip ist lediglich eine Ausnahme zu machen, wenn im Valutaverhältnis eine unentgeltliche Leistung vorliegt. In diesem Fall ist dem Angewiesenen nach der gesetzlichen Wertung des entsprechend heranzuziehenden § 822 BGB ein Durchgriff gegen den Zuwendungsempfänger zu gestatten.30 3. Die Kondiktionsparteien in Fällen der fehlenden Weisung Von den bloßen Fehlern des Deckungsverhältnisses, die zu einem Bereicherungsausgleich allein zwischen dem Anweisenden und dem Angewiesenen führen, ist das Fehlen einer wirksamen Weisung zu unterscheiden. Die damit verbundenen Probleme werden unter dem Stichwort der „defekten Anweisung“ diskutiert. Obschon sich hierzu in Rechtsprechung und Literatur eine „geradezu verwirrende Vielzahl von Meinungen herausgebildet“ hat31, entspricht der direkte Bereicherungsdurchgriff des vermeintlich Angewiesenen gegen den Zuwendungsempfänger der ganz herrschenden Meinung.32 Praktische Bedeutung erlangt diese Fallgruppe vor allem im Bereich der Giroüberweisung. Dort gewährt die Rechtsprechung der Bank einen direkten Durchgriff gegen den Zahlungsempfänger in Fällen der Zuvielzahlung33, der Überweisung an einen unbeteiligten Dritten34, der gefälschten Anweisung35 sowie der Anweisung durch einen falsus procurator36 oder einen Geschäftsunfähigen.37 Die überwiegende Meinung begründet die Direktkondiktion des Angewiesenen mit dem Argument, dass eine Einbeziehung des vermeintlich Anweisenden in die Rückabwicklung nicht zu rechtfertigen sei, da ihm die Zuwendung des Angewiesenen an den Zuwendungsempfänger nicht zuzurechnen sei.38 Der Angewiesene habe die Zuwendung an den Zuwendungsempfänger nicht zurechenbar veranlasst, so dass er aus einem Bereicherungsausgleich herauszuhalten sei. Dogmatisch sauberer begründen lässt sich die im Ergebnis zutreffende Direkt30

Wieling, S. 88 f.; Medicus, BR, Rndnr. 675. Reuter/Martinek, § 11 III 3 (S. 422). 32 Siehe nur MK-Lieb, § 812 Rndnr. 55, Reuter/Martinek, § 11 III 4 b aa (S. 427), jeweils m. w. N.; BGH NJW 2001, 1855 (1855); a. A. Wieling, JuS 1978, 801 (807); ders., Bereicherungsrecht, S. 100 f. 33 BGH NJW 1987, 185 (186); LG Bielefeld WM 1970, 1072; KG NJW-RR 1992, 816; OLG Hamburg NJW 1983, 1499 (1499). 34 BGHZ 66, 372 (375). 35 BGH ZIP 1990, 1126 (1126). 36 OLG Düsseldorf WM 1993, 1327. 37 BGHZ 111, 382 (386); BGH ZIP 2000, 2028 (2028); a. A. Möschel, JuS 1972, 297 (301), der sich auch in diesem Fall für eine Abwicklung „über’s Eck“, d.h. entlang der vermeintlichen Leistungsbeziehungen ausspricht. 38 Siehe nur MK-Lieb, § 812 Rndnr. 55; Staudinger-Lorenz, § 812 Rndnr. 51. 31

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3. Kap.: Dogmatische Grundlagen

kondiktion allerdings mit einer genauen Analyse der für eine Anweisungslage typischen Leistungsbeziehungen. Diese wird zeigen, dass es beim Fehlen einer wirksamen Anweisung an einer Leistung sowohl im Deckungs- als auch im Valutaverhältnis fehlt, so dass der direkte Bereicherungsdurchgriff nicht gegen den Grundsatz der bereicherungsrechtlichen Rückabwicklung innerhalb des fehlerhaften Leistungsverhältnisses verstößt. Während es in ungestörten Anweisungsfällen durch die tatsächliche Zuwendung des Angewiesenen an den Zuwendungsempfänger zu einer Simultanleistung im Deckungs- und Valutaverhältnis kommt, bleibt dieser Effekt bei einer fehlenden Anweisung aus. Denn wenn eine Anweisung fehlt, liegt auch keine Empfangsermächtigung des Zuwendungsempfängers vor, so dass es im Deckungsverhältnis nicht zu einer Leistung kommt.39 Auch im Valutaverhältnis bleibt eine Leistung aus, da der Anweisende keine Tilgungsbestimmung abgibt, die vom Angewiesenen als Bote übermittelt werden könnte.40 Das gilt selbst dann, wenn der Zuwendungsempfänger bei bestehendem Valutaverhältnis die Zuwendung des Angewiesenen als Erfüllung seines Anspruch gegen den Anweisenden auffasst.41 Zwar bestimmt sich die Auslegung einer Tilgungsbestimmung nach dem objektiven Empfängerhorizont, und der Zuwendungsempfänger mag die Zuwendung auch bei objektiver Betrachtung als eine Leistung des Anweisenden ansehen. Allerdings kann der maßgebliche Empfängerhorizont keine Tilgungsbestimmung schaffen, die gar nicht vorhanden ist.42 Bei einer fehlenden Anweisung hat der Anweisenden zu keiner Zeit eine zurechenbare Tilgungsbestimmung abgegeben, so dass auch ein Abstellen auf den objektiven Empfängerhorizont keine Leistung im Valutaverhältnis begründen kann. Damit kommt es bei einer fehlenden Anweisung nicht zu einer Simultanleistung. Weder im Deckungs- noch im Valutaverhältnis ist in der tatsächlichen Zuwendung an den Zuwendungsempfänger eine Leistung im bereicherungsrechtlichen Sinne zu sehen. Der Bereicherungsausgleich hat daher mit einer Nichtleistungskondiktion zwischen dem vermeintlich Angewiesenen und dem Zuwendungsempfänger zu erfolgen.

39

Reuter/Martinek, § 11 III 4 b aa (S. 427). Reuter/Martinek, § 11 III 4 b aa (S. 427). 41 A. A. Wieling, S. 100 f.; Hartmann, S. 161, wonach es für eine Leistung im Valutaverhältnis alleine darauf ankommt, ob der Zuwendungsempfänger die Zuwendung objektiv als Leistung des Anweisenden ansehen darf. 42 Reuter/Martinek, § 11 III 4 a (S. 426); Weber, Zahlungsverkehr, S. 139 f. (speziell für die für die Giroüberweisung). 40

B. Abstraktion und Kausalität

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IV. Zusammenfassung Bei einer Anweisungsleistung i. w. S. kommt es durch eine tatsächliche Zuwendung zu einer zweifachen Simultanleistung. Obwohl die tatsächliche Zuwendung im Vollzugsverhältnis erbracht wird, kommt es ohne besondere Vereinbarungen ausschließlich im Deckungs- und im Valutaverhältnis zu einer Leistung im bereicherungsrechtlichen Sinne. Der Bereicherungsausgleich findet regelmäßig zwischen den Parteien des gestörten Leistungsverhältnisses statt, also entweder zwischen dem Anweisenden und dem Angewiesenen oder zwischen dem Anweisenden und dem Zuwendungsempfänger. Nur wenn es an einer wirksamen Anweisung fehlt, ist dem vermeintlich Angewiesenen ein direkter Bereicherungsanspruch gegen den Zuwendungsempfänger zu gewähren.

B. Abstraktion und Kausalität Eine bargeldlose Zahlung dient regelmäßig der Erfüllung einer Geldschuld. Im Rahmen der Barzahlung geschieht dies durch die Übereignung von gesetzlichen Zahlungsmitteln. Bei der Übereignung von Sachen ist allgemein zwischen der in aller Regel kausalen Verpflichtung und der Verfügung zu unterscheiden (Trennungsprinzip). Verpflichtungs- und Verfügungsgeschäft sind in dem Sinne abstrakt, dass die Unwirksamkeit des einen sich nicht auf die Wirksamkeit des anderen auswirkt (äußerliche Abstraktion).43 Kennzeichnend für die Barzahlung ist damit das Abstraktionsprinzip.44 Auch bei einer bargeldlosen Zahlung liegt zunächst ein kausales Verpflichtungsgeschäft im Valutaverhältnis vor. Es besteht allerdings die Besonderheit, dass die abstrakte Übereignung von Bargeld durch die Zuwendung einer Forderung aus einem Schuldvertrag substituiert wird.45 Allgemein formuliert wird bei einer bargeldlosen Zahlung ein Verfügungsgeschäft durch ein schuldvertragliches Verpflichtungsgeschäft ersetzt. Das ist deswegen bemerkenswert, weil Verfügungsgeschäfte in aller Regel abstrakt, und Verpflichtungsgeschäfte in aller Regel kausal ausgestaltet sind, so dass die bargeldlose Zahlung ein regelmäßig abstraktes Rechtsgeschäft durch ein regelmäßig kausales ersetzt. Die typologischen Unterschiede zwischen abstrakten und kausalen Rechtsgeschäften sollen im Folgenden kurz dargestellt werden.

43

Vgl. Grigoleit, AcP 199 (1999), 379 (380 f.); Bork, AT, Rndnr. 479. Siehe zur Entstehung des Abstraktionsprinzips Eisenhardt, FS Kroeschell, S. 215 (216 ff.). 45 Schön, AcP 198 (1998), 401 (405). 44

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3. Kap.: Dogmatische Grundlagen

I. Abstrakte und kausale Rechtsgeschäfte Das Gesetz kennt abstrakte und kausale Rechtsgeschäfte. Mit diesen Attributen wird das Verhältnis der fraglichen Zuwendung zu der sie tragenden causa umschrieben.46 Als causa wird dabei der rechtlich relevante Leistungszweck47 verstanden, dessentwegen das Zuwendungsgeschäft vorgenommen wird.48 Wird der verfolgte Zweck erreicht, so rechtfertigt dies den endgültigen Behalt der Zuwendung.49 Der Zweck eines Rechtsgeschäfts wird regelmäßig durch eine Vereinbarung der Parteien festgelegt. Nur in Ausnahmefällen, wie z. B. der Auslobung, erfolgt eine einseitige Zweckbestimmung.50 Wird die Zweckvereinbarung zum Inhalt und damit zur Wirksamkeitsvoraussetzung des Zuwendungsgeschäfts erhoben, trägt das Geschäft also seine causa in sich, so wird es als kausal bezeichnet; wird die Zweckvereinbarung hingegen nicht in den Inhalt des Zuwendungsgeschäfts aufgenommen, liegt ein abstraktes Rechtsgeschäft vor.51 Verpflichtungsgeschäfte sind in der überwiegenden Mehrzahl kausal ausgestaltet. Exemplarisch lässt sich dies anhand des Kaufvertrages erläutern. Die gegenseitigen Zuwendungen durch die Parteien, Anspruch auf Eigentumsübertragung einerseits und Anspruch auf Kaufpreiszahlung andererseits, bedürfen keiner außerhalb des Kaufvertrages liegenden Rechtfertigung.52 Indem sich die Parteien über den Vertragstypus „Kaufvertrag“ einigen, legen sie zugleich den Zweck ihrer Zuwendungen fest, nämlich durch die eigene Zuwendung den Anspruch auf die Gegenleistung zu erlangen.53 Allgemein lässt sich formulieren, dass bei kausalen Geschäften allein durch ihre Vornahme der mit ihnen verfolgte Zweck ersichtlich wird und sie daher aus sich heraus verständlich sind.54 Dieser innere Zuwendungszweck soll im Anschluss an Mazza55 als causa obligationis bezeichnet werden. Daneben existieren einige Verpflichtungsgeschäfte, die, wie es für Verfügungsgeschäfte die Regel ist56, abstrakt ausgestaltet sind. Zu diesen wichtigen 46

Staudinger-Marburger, Vorbem zu §§ 780 ff., Rndnr. 1. Siehe die Abgrenzung zum unbeachtlichen Motiv bei Bork, AT, Rndnr. 68; Medicus, AT, Rndnr. 213; Maurer, S. 33 f. 48 Siehe nur Staudinger-Marburger, Vorbem zu §§ 780 ff. Rndnr. 1; H. P. Westermann, S. 78. 49 Staudinger-Marburger, Vorbem zu §§ 780 ff. Rndnr. 1 m. w. N. 50 Bork, AT, Rndnr. 465. 51 Mazza, S. 80; Gernhuber, Das Schuldverhältnis, § 18 I 2 (S. 433); Bork, Der Vergleich, S. 57; Bamberger-Gehrlein, § 780 Rndnr. 2. 52 Flume, § 12 I 1 (S. 154); Larenz/Wolf, § 23 Rndnr. 66. 53 Medicus, AT, Rndnr. 212; Bork, AT, Rndnr. 464. 54 Vgl. Larenz/Wolf, § 23 Rndnr. 62. 55 Mazza, S. 159 ff. 47

B. Abstraktion und Kausalität

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Ausnahmen zählt das im Rahmen dieser Untersuchung bedeutsame abstrakte Schuldversprechen bzw. -anerkenntnis (§§ 780, 781 BGB).57 Allen abstrakten Rechtsgeschäften ist gemein, dass man ihnen den Zweck ihrer Vornahme nicht ansieht. Ihre causa ist nicht Bestandteil des Geschäfts, sondern von ihm losgelöst.58 Sie erhalten ihre Zweckbestimmung erst durch eine externe Erklärung, die nicht Bestandteil des Rechtsgeschäfts ist.59 1. Der Abstraktionswille als entscheidendes Abgrenzungskriterium Die in der Theorie eindeutige Abgrenzung zwischen abstrakten und kausalen Schuldverträgen bereitet in der Praxis mitunter Schwierigkeiten. Denn auch abstrakte Verträge werden nicht völlig unabhängig, sondern im Hinblick auf ein zugrunde liegendes Geschäft geschlossen. Es kommt entscheidend auf den Willen der Parteien an, die Verpflichtung von ihrem eigentlichen Entstehungsgrund zu lösen und eine in der Entstehung von jedweder causa unabhängige Verbindlichkeit zu schaffen.60 Da regelmäßig ausdrückliche Vereinbarungen im Hinblick auf den Abstraktionswillen fehlen, erweist sich die Entstehung einer abstrakten Verbindlichkeit primär als ein Auslegungsproblem.61 Entscheidendes Auslegungskriterium ist der mit dem Vertragsschluss bezweckte Erfolg. Der Abstraktionswille kann als Ergebnis der Auslegung nur dann angenommen werden, wenn die Abstraktion zwingend notwendig ist, um einen weiteren, von den Parteien gewollten Erfolg zu verwirklichen.62 Die juristisch komplizierte Vorstellung der Abstraktion darf niemals Selbstzweck sein, sondern ist stets als ein rechtstechnisches Mittel zur Erreichung des von den Parteien gewollten weiteren Erfolges anzusehen.63 Der äußeren Erscheinungsform kommt in diesem Zusammenhang keine entscheidende Bedeutung zu. So kann der Umstand, dass eine Vertragsurkunde den Schuldgrund verschweigt, allenfalls als widerlegbares Indiz bei der Bestimmung des Abstraktionswillens herangezogen werden.64 Um die für die Annahme des Abstraktionswillens entscheidende Frage nach der zwingenden Notwendigkeit der Abstraktion beant56

Maurer, S. 52; Lindemann, S. 7; Bork, AT, Rndnr. 472. Beide Varianten unterscheiden sich nicht in der Sache, sondern lediglich in der meist zufälligen Formulierung durch die Parteien (allgemeine Meinung, statt aller MK-Hüffer, § 780 Rndnr. 3). Siehe zur Entstehungsgeschichte des abstrakten Schuldversprechens Damas, S. 55–62. 58 Hübner, Rndnr. 642. 59 Bork, AT, Rndnr. 469. 60 Siehe nur MK-HGB-K. Schmidt, § 350 Rndnr. 13; E/B/J-Hakenberg, § 350 Rndnr. 7. 61 Staudinger-Marburger, Vorbem zu §§ 780 ff. Rndnr. 7; Damas, S. 60. 62 Lindemann, S. 36 m. w. N.; Staudinger-Marburger, Vorbem zu §§ 780 ff. Rndnr. 9; ders., S. 99. 63 Staudinger-Marburger, Vorbem zu §§ 780 ff. Rndnr. 8 m. w. N. 57

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3. Kap.: Dogmatische Grundlagen

worten zu können, ist es erforderlich, die rechtlichen Konsequenzen der Abstraktion aufzuzeigen. Das soll im Folgenden anhand des abstrakten Schuldversprechens geschehen. Durch ein abstraktes Schuldversprechen wird eine neue, selbständige, vom ursprünglichen Schuldgrund unabhängige Verpflichtung geschaffen. Dadurch verbessert sich die Position des Gläubigers vor allem in prozessualer Hinsicht. Er kann sein Leistungsverlangen im Prozess allein auf das abstrakte Schuldversprechen stützen und ist von jeder sonstigen Darlegungs- und Beweislast befreit.65 Regelmäßig kann er seinen Anspruch sogar im Urkundenprozess verfolgen.66 Der entscheidende Vorteil besteht darin, dass die Wirksamkeit des zugrundeliegenden Rechtsgeschäfts für den Anspruch aus dem abstrakten Schuldversprechen zunächst ohne Belang ist (Abstraktionsprinzip).67 Dort verankerte Mängel können nur auf dem Umweg über das Bereicherungsrechts geltend gemacht werden, was zwangsläufig zu einer Umkehrung der Darlegungsund Beweislast zu Lasten des Schuldners führt.68 Ihm obliegt es darzulegen und gegebenenfalls auch zu beweisen, dass er das Schuldversprechen ohne Rechtsgrund geleistet hat. Allgemein lässt sich sagen, dass ein abstraktes Schuldversprechen wegen des Klageerleichterungszwecks und der Beweislastumkehr gläubigerstärkende Wirkung hat. 2. Abgrenzungsschwierigkeiten beim abstrakten Schuldversprechen Abgrenzungsprobleme zum abstrakten Schuldversprechen ergeben sich vor allem bei Rechtsgeschäften, die einen identischen oder ähnlichen Zweck verfolgen. Anders als bei Verfügungen stellt sich die Abstraktion bei Verpflichtungsgeschäften nicht als gesetzgeberische Entscheidung dar. Die mit den §§ 780, 781 BGB geschaffene Regelung bezweckt lediglich, den Parteien den abstrakten Schuldvertrag als mögliche Geschäftsform zur Verfügung zu stellen, wobei die Entscheidung für oder gegen die abstrakte Ausgestaltung eines Verpflichtungsgeschäfts vom Willen der Parteien abhängt.69

64 Statt vieler Damas, S. 60; MK-Hüffer, § 780 Rndnr. 19; a. A. Crezelius, DB 1977, 1541 (1546), der ein abstraktes Schuldversprechen nur dann annehmen möchte, wenn in der Vertragsurkunde keinerlei Bezugnahme auf den Schuldgrund enthalten ist. 65 Michalski, ZBB 1995, 260 (264). 66 Staudinger-Marburger, Vorbem zu §§ 780 ff. Rndnr. 15. 67 Larenz/Canaris, § 61 I 2 b (S. 27). 68 Lindemann, S. 35; Larenz/Canaris, § 61 I 1 (S. 25). 69 Siehe MK-Hüffer, § 780 Rndnr. 6; E/B/J-Hakenberg, § 350 Rndnr. 7.

B. Abstraktion und Kausalität

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a) Abgrenzung vom kausalen Schuldanerkenntnis Beim gesetzlich nicht geregelten kausalen Schuldanerkenntnis, das auch deklaratorisches oder bestätigendes Schuldanerkenntnis genannt wird, gibt der Schuldner ein Leistungsversprechen ab. Dieses unterscheidet sich vom abstrakten Schuldversprechen dadurch, dass es auf ein bestehendes Schuldverhältnis Bezug nimmt. So wird keine Verpflichtung auf einer neuen, rechtlich selbständigen Anspruchsgrundlage geschaffen, sondern lediglich eine bestehende Verbindlichkeit des Anerkennenden unter Beibehaltung des bisherigen Anspruchsgrundes verstärkt.70 Daher richten sich Verzinslichkeit, Verjährung, Gerichtsstand usw. weiterhin nach dem ursprünglichen Schuldgrund.71 Die Parteien wollen durch das kausale Schuldanerkenntnis ein Schuldverhältnis insgesamt oder in einzelnen Teilbereichen dem Streit oder der Ungewissheit entziehen, um für die Zukunft auf eine verlässliche Basis zu kommen.72 Dieser „Pazifizierungszweck“73 ist kennzeichnend für das kausale Schuldanerkenntnis. Er wird von den Parteien durch einen Einwendungsausschluss erreicht, über dessen Reichweite der gegebenenfalls durch Auslegung zu ermittelnde Wille der Vertragsschließenden entscheidet. In aller Regel ist der Schuldner mit allen Einreden und Einwendungen ausgeschlossen, die er zur Zeit des Vertragsschlusses kannte oder mit denen er zumindest rechnete.74 Auch ein Verzicht auf unbekannte oder künftige Einwendungen ist grundsätzlich möglich. Er kann aber nur dann angenommen werden, wenn ein entsprechender Wille des Schuldners in seiner Erklärung unmissverständlich und klar zum Ausdruck kommt.75 Das kausale Schuldanerkenntnis kann aber auch konstitutiv wirken. Wenn das anerkannte Schuldverhältnis nicht der tatsächlichen Rechtslage entspricht, wird es durch das kausale Schuldanerkenntnis erst geschaffen.76 Deswegen sollte der vor allem von der Rechtsprechung77 verwendete Terminus „deklaratorisches Schuldanerkenntnis“ vermieden werden.78 Wegen der „potentiell konstitutiven“79 Wirkung sind die Grenzen zum abstrakten Schuldanerkenntnis fließend. Um eine Abgrenzung nicht vollends unmöglich werden zu lassen, ist es nach 70 Soergel-Häuser, §§ 780, 781 Rndnr. 165; Palandt-Sprau, § 781 Rndnr. 3; Larenz/ Canaris, § 61 II 1 c (S. 32); Crezelius, DB 1977, 1541 (1542). 71 Larenz/Canaris, § 61 II 1 c (S. 32). 72 Ritzmann, S. 45; Bussert, S. 27; Michalski, ZBB 1995, 260 (262); BGH NJW 1995, 960 (961). 73 Gernhuber, Das Schuldverhältnis, § 18 II 3 d (S. 441). 74 Statt aller BGHZ 66, 250 (254). 75 Staudinger-Marburger, § 781 Rndnr. 12. 76 Siehe Michalski, ZBB 1995, 260 (263). 77 BGHZ 66, 250 (253); 69, 328 (331); BGH NJW 1995, 3311. 78 Staudinger-Marburger, § 781 Rndnr. 8; Larenz/Canaris, § 61 II 1 c (S. 33). 79 Möschel, DB 1970, 913, (920).

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3. Kap.: Dogmatische Grundlagen

herrschender Meinung nötig, dass dem schuldbegründenden kausalen Schuldanerkenntnis ein Sachverhalt zugrunde liegt, wonach der bestätigte Anspruch überhaupt möglich oder zumindest nicht schlechthin ausgeschlossen ist.80 b) Abgrenzung vom Garantievertrag Die Garantie ist ein gesetzlich nicht geregelter, jedoch allgemein anerkannter einseitig verpflichtender Vertrag sui generis.81 Sie dient der Sicherung des Garantieempfängers und weist insoweit Parallelen zum abstrakten Schuldversprechen auf.82 Zum typischen Inhalt des Garantievertrages gehört die Verpflichtung des Garanten, gegenüber dem Begünstigten für den Eintritt eines bestimmten rechtlichen oder tatsächlichen Erfolges einzustehen oder die Gefahr eines künftigen, noch nicht entstandenen Schadens zu übernehmen.83 Entscheidendes Abgrenzungskriterium ist damit der Inhalt der vom Schuldner übernommenen Leistungspflicht. Während sich der Schuldner beim abstrakten Schuldversprechen selbst zur Erbringung der fraglichen Leistung verpflichtet, trifft den Garanten eine lediglich subsidiäre Ausfallhaftung.84 Eine besondere Form der Garantie ist die vor allem im Außenhandelsverkehr gebräuchliche Garantie „auf erstes Anfordern“. Anders als bei der einfachen Garantie hat der Begünstigte bei derartiger Ausgestaltung des Garantievertrages dem Garanten gegenüber den Eintritt des Garantiefalls nicht nachzuweisen.85 Hier wird die Einstandspflicht durch eine meist stark formalisierte Erklärung des Begünstigten ausgelöst, in welcher der Garantiefall nur zu behaupten ist.86 Grundsätzlich kann der Garant dem Begünstigten keine Einreden und Einwendungen aus dem Deckungs- und Valutaverhältnis entgegenhalten. In Verbindung mit den geringen Anforderungen, die an die Einstandspflicht des Garanten geknüpft sind, kommt die Garantie „auf erstes Anfordern“ einer eigenen, selbständigen Leistungspflicht sehr nahe.87 Konstruktiv könnte ein solcher Vertrag nämlich auch als durch Behauptung des Garantiefalls bedingtes abstraktes Schuldversprechen verstanden werden. Einzig durch die primär übernommene 80

Vgl. Michalski, ZBB 1995, 260 (263) m. w. N. MK-Habersack, Vor § 765 Rndnr. 16; Reinicke/Tiedke, Rndnr. 453; Pottschmitt/ Rohr, Rndnr. 79. 82 Staudinger-Marburger, Vorbem zu §§ 780 ff. Rndnr. 17. 83 S/B/L-Schmitz, § 92 Rndnr. 1; Scholz/Lwowski, Rndnr. 384; Bülow, Rndnr. 1543; Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1102; Staudinger-Horn, Vorbem zu §§ 765 ff. Rndnr. 194; Einsele, WM 1999, 1801 (1803); Hofmann, BKR 2003, 321 (323); BGH WM 1999, 779 (780); BGH NJW 1996, 2569 (2570). 84 Siehe nur Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1106, 1125. 85 MK-Habersack, Vor § 765 Rndnr. 27; Diwok, FS Frotz, S. 483 (483). 86 Canaris, ZIP 1998, 493 (493). 87 Staudinger-Marburger, Vorbem zu §§ 780 ff. Rndnr. 17. 81

B. Abstraktion und Kausalität

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Leistungspflicht ist die Garantie „auf erstes Anfordern“ daher vom abstrakten Schuldvertrag zu unterscheiden.

II. Ergebnis Es hat sich gezeigt, dass die Unterschiede zwischen abstrakten und kausalen Sicherungsgeschäften nur bis zu einem gewissen Punkt in abstrakter Weise herausgearbeitet werden können. Letztendlich hat die Abgrenzung jedoch aufgrund der Vertragsauslegung zu erfolgen. Von daher ist es unerlässlich, auf die Umstände des konkreten Einzelfalls Bezug zu nehmen. Die voranstehenden Ausführungen verstehen sich deshalb als eine Art Allgemeiner Teil. In dem nun folgenden Kapitel wird konkret für die einzelnen Varianten der bargeldlosen Zahlung eine Abgrenzung der Sicherungsgeschäfte vorgenommen.

Viertes Kapitel

Die Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik A. Giroüberweisung Durch das Überweisungsgesetz hat das Recht der Giroüberweisung in weiten Teilen eine gesetzliche Regelung erfahren. Der Gesetzgeber hat jedoch darauf verzichtet, die Rechtsnatur der Gutschrift zu bestimmen. Hierzu sah er sich wohl deshalb nicht veranlasst, weil die Gutschrift, insbesondere in neuerer Zeit, einhellig als abstraktes Schuldversprechen im Sinne des § 780 BGB qualifiziert wird.1 Lediglich vereinzelt finden sich in der älteren Literatur abweichende Auffassungen.2 Im Folgenden werden die unterschiedlichen Lösungsansätze dargestellt und einer kritischen Analyse unterzogen. Im Anschluss daran wird ein alternatives Lösungsmodell vorgeschlagen.

I. Die Gutschrift als abstraktes Schuldversprechen Die heute ganz herrschende Meinung in Literatur und Rechtsprechung sieht in der Gutschrift ein abstraktes Schuldversprechen im Sinne des § 780 BGB, das von der Bank nach § 350 BGB formlos abgegeben werden kann.3 Begründet wird diese Ansicht mit den Anforderungen, die an ein taugliches Bargeldsurrogat gestellt werden. So müsse durch die Gutschrift gewährleistet werden, dass die Rechtsstellung des Gutschriftempfängers mit der eines Bargeldempfän-

1 Siehe nur MK-HBG-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 216 mit etlichen Nachweisen aus Rechtsprechung und Literatur. 2 Siehe die Übersicht bei Jung, S. 135 ff. 3 S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 29; BuB-Hellner/Escher-Weingart, Rndnr. 6/203; Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 415; MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 216; E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 85; Baumbach-Hopt, BankGesch (7) Rndnr. C/ 14; Heymann-Horn, Anh § 372 III Rndnr. 22; Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 58; Staudinger-Martinek, § 675 Rndnr. B 29; Staudinger-Marburger, § 780 Rndnr. 42; MK-Hüffer, § 780 Rndnr. 42; Lodde, S. 36; Hadding/Häuser, ZHR 145 (1981), 138 (159); dies., WM 1988, 1149 (1551); Häuser/Welter, WM 1994, 775 (778); jeweils m. w. N.; BGHZ 6, 121 (124); 26, 167 (171); 87, 246 (252); 103, 143 (146); BGH NJW 1971, 380 (381); BGH JZ 1980, 59 (60); zuletzt BGH WM 2005, 1564 (1565).

A. Giroüberweisung

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gers vergleichbar sei.4 Dazu sei es erforderlich, dem Zahlungsempfänger einen eigenständigen und einredefreien Anspruch gegen seine Bank zu verschaffen.5 Dies sei nur auf Grundlage einer abstrakten Forderung möglich.6 Der Entstehungstatbestand der Gutschrift wird zweistufig erklärt. Es wird zwischen dem Anspruch auf Gutschrift und dem Anspruch aus Gutschrift unterschieden. Der Begünstigte erwerbe aufgrund des Girovertrages zunächst einen Anspruch auf Gutschrift, sobald die Bank Deckung erlangt habe.7 Dies ergebe sich aus § 676f BGB, einem Spezialfall des auftragsrechtlichen Herausgabeanspruchs gemäß § 667 BGB.8 In Erfüllung dieses Anspruchs gebe die Bank ein abstraktes Schuldversprechen ab, wodurch der Anspruch aus Gutschrift entstehe. Eine derartige Differenzierung war in der Zeit vor Inkrafttreten des Überweisungsgesetzes unumgänglich, weil der Anspruch auf Gutschrift dem Zahlungsempfänger keine sichere Rechtsposition verschaffte. Fehler des Deckungsverhältnisses wirkten sich unmittelbar auf den Anspruch auf Gutschrift aus. Er war mit allen Einwendungen und Einreden behaftet, die der Bank im Deckungsverhältnis entgegen gesetzt werden konnten. Der entscheidende Nachteil bestand darin, dass der Anspruch auf Gutschrift nachträglich entfallen konnte, wenn der Bank in zulässigerweise die Deckung wieder entzogen wurde.9 Das konnte beispielsweise durch einen Widerspruch des Schuldners im Lastschriftverfahren10 oder einen Widerruf des Überweisungsauftrags geschehen. Weil die Empfangsbank einen Widerruf bis zur Erteilung einer Gutschrift auf dem Girokonto des Zahlungsempfängers zu berücksichtigen hatte11, stand der Anspruch auf Gutschrift unter der auflösenden Bedingung, dass der Auftraggeber den Überweisungsauftrag widerruft.12 Durch das Inkrafttreten des Überweisungsgesetzes hat sich die Rechtsstellung des Begünstigten erheblich verbessert. Der Anspruch auf Gutschrift ist nicht mehr vorläufiger Natur, sondern endgültig und unbedingt. Das wurde durch eine Vorverlegung des spät möglichsten Zeitpunkts der Kündigung des Überweisungsvertrages erreicht. Sobald die Bank des Begünstigten Deckung erlangt hat, entsteht der Anspruch auf Gutschrift, und genau ab diesem Zeitpunkt kann 4

So beispielsweise Möschel, JuS 1972, 297 (298 f.); Putzo, S. 56 f. GK-HGB-Nuissl, nach § 406 Rndnr. 64; MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 216; Blaurock, NJW 1984, 1 (2). 6 BGHZ 6, 121 (124). 7 Statt vieler E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 83. 8 Vgl. BGH WM 1974, 274 (275); Meyer-Cording, S. 53; MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 197 m. w. N. 9 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 400. 10 Siehe hierzu van Gelder, FS Schimansky, S. 127 ff. 11 Hefermehl, FS Möhring, S. 389 (394). 12 Kindermann, WM 1982, 904 (906). 5

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4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

ein Überweisungsvertrag nicht mehr gekündigt werden. Der Anspruch auf Gutschrift steht also nicht mehr unter einer auflösenden Bedingung13, durch welche die Rechtsposition des Begünstigten interessenwidrig gefährdet werden könnte. Obwohl der Anspruch auf Gutschrift nach geltendem Recht endgültig und unbedingt ist, wird in Literatur und Rechtsprechung weiterhin zwischen dem Anspruch auf Gutschrift und dem Anspruch aus Gutschrift differenziert.

II. Die Gutschrift als stereotypisierte Garantie Einen in der Gesamtkonzeption mit der herrschenden Meinung durchaus vergleichbaren Weg wählt Kübler. Auch er erklärt die Entstehung der Gutschrift zweistufig und misst jeder Gutschrift konstitutiven Charakter bei.14 Er sieht in ihr jedoch kein abstraktes Schuldversprechen, sondern eine „stereotypisierte Garantie“. Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist das Erfordernis, dem Gutschriftempfänger einen einredefreien Anspruch gegen seine Bank zu verschaffen. Durch die Gutschrift befinde sich der Empfänger in der Lage dessen, dem die Bank vertraglich Zahlung zugesichert habe, so dass die Gutschrift Garantie bewirke.15 Das Garantieversprechen der Bank sei im Girovertrag enthalten. In seiner Reichweite beruhe es nicht auf dem realen Willen der Parteien, sondern sei kraft Handelsbrauchs stereotypisiert.16 Hinter dieser typologischen Einordnung steht die These Küblers, die Lehre der abstrakten Verbindlichkeiten sei als historische, auf dem Stand des 19. Jahrhunderts beruhende Durchgangserscheinung überholt und daher aufzugeben.17

III. Die Gutschrift als einseitig forderungsbegründender Akt Auch die Ansicht von Gernhuber weicht in einer Gesamtschau nur unerheblich von der herrschenden Meinung ab. Auch er misst jeder einzelnen Gutschrift konstitutiven Charakter bei.18 An der herrschenden Meinung kritisiert er lediglich, dass sie Missverständnisse provoziere, indem sie mit der Einordnung der Gutschrift als abstraktes Schuldversprechen lediglich die Unabhängigkeit von Einwendungen aus dem Deckungs- und dem Valutaverhältnis zum Ausdruck bringen wolle, nicht aber die für § 780 BGB charakteristische vollständige Abstraktion, also insbesondere die Abstraktion vom Girovertrag.19 In der Sache 13 14 15 16 17 18 19

Gößmann/van Look, WM 2000, Sonderbeilage Nr. 1, S. 20. Kübler, S. 200 f. Kübler, S. 204. Kübler, S. 204 f. Kübler, 120 ff., vgl. Jung, S. 136. Gernhuber, Erfüllung, § 11 I 4 b (S. 208 ff.). Gernhuber, Erfüllung, § 11 I 4 b (S. 209).

A. Giroüberweisung

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wendet er sich hauptsächlich gegen die Konstruktion des Vertragsschlusses der herrschenden Meinung. Er sieht in der Gutschrift keinen durch Angebot und Annahme zustande kommenden Vertrag, sondern einen einseitigen forderungsbegründenden Akt der gutschreibenden Bank.20

IV. Die „als-ob-Betrachtung“ von Kupisch Einen schon im Grundansatz von den bisher skizzierten Meinungen divergierenden Denkansatz wählt Kupisch.21 Er möchte die Giroüberweisung mit einer Analogie zur Übereignung von Bargeld erklären. Der Begünstigte sei so zu behandeln, als habe sich der Überweisende zunächst das Geld von der Bank auszahlen lassen und es sodann mit dem Auftrag zur Weiterleistung an den Begünstigten wieder eingezahlt, und als habe die Empfangsbank den Überweisungsbetrag zunächst an den Begünstigten ausgezahlt und ihn anschließend wieder (zum Zwecke der Verwahrung) zurückerhalten.22 So könne auf die Konstruktion eines selbständigen Anspruchs aus der Gutschrift verzichtet werden. Der Gutschrift komme keine rechtsgeschäftliche, sondern lediglich deklaratorische Bedeutung zu. Daher sei in materiellrechtlicher Hinsicht auch nicht die Gutschrift, sondern die Belastungsbuchung entscheidend. Bereits durch sie erlange der Begünstigte einen vom Deckungsverhältnis unabhängigen Anspruch und im Valutaverhältnis trete Erfüllung ein. Daraus ergebe sich, dass bereits ab dem Zeitpunkt der Belastungsbuchung das Risiko des Konkurses der Überweisungsbzw. Zwischenbank auf den Begünstigten übergehe.23 Aufgrund der Maßgeblichkeit der Belastungsbuchung für die Erfüllungswirkung im Valutaverhältnis scheidet nach Kupisch ein Widerruf der Überweisung bereits ab diesem Zeitpunkt aus.24 Nach herrschendem Verständnis der Giroüberweisung sowie im Falle der Überbringung von Bargeld ist ein Widerruf allerdings möglich, bis die Bank des Begünstigten den Überweisungsbetrag erlangt hat; im Falle der Überbringung von Bargeld ist ein Widerruf nach allgemeinen auftragsrechtlichen Regeln sogar bis zur Übereignung des Geldes an den Empfänger möglich. Um ein entsprechendes Ergebnis auch bei der Giroüberweisung zu ermöglichen, gewährt Kupisch, der einem Widerrufsrecht generell sehr kritisch gegenübersteht, dem Überweisenden anstelle des Widerrufsrechts „ein Anfechtungsrecht, (. . .) für das es eines besonderen Anfechtungsgrundes nicht bedarf“.25 20 21 22 23 24 25

Gernhuber, Erfüllung, § 11 I 4 b (S. 209 f.). Kupisch, WM 1979, Sonderbeilage Nr. 3, S. 13 ff. Kupisch, WM 1979, Sonderbeilage Nr. 3, S. 15. Kupisch, WM 1979, Sonderbeilage Nr. 3, S. 16. Vgl. Jung, S. 140, Canaris, WM 1980, 354 (371). Kupisch, WM 1979, Sonderbeilage Nr. 3, S. 18.

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4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

V. Die deklaratorische Natur der Gutschrift Erwähnenswert ist schließlich noch eine ältere Auffassung. Nach Schütz wird die Bedeutung einer abstrakten Gutschrift überschätzt.26 Auch ohne die Annahme eines abstrakten Schuldversprechens sei der Begünstigte hinreichend geschützt. Dies ergibt sich nach Schütz aus der Überlegung, dass eine Überweisung nicht mehr widerrufen werden könne, sobald der Überweisungsbetrag bei der Bank des Begünstigten eingegangen sei. Daher sei der Begünstigte bereits durch den Anspruch auf Gutschrift hinreichend geschützt. Schütz vertrat damit weit vor Inkrafttreten des Überweisungsgesetzes eine – zu seiner Zeit nur schwer begründbare – Auffassung, die im Hinblick auf die Widerrufsmöglichkeit der heutigen Rechtslage entspricht. Die Problematik des fehlerhaften Deckungsverhältnisses wird von ihm, abgesehen von der ausführlich diskutierten Widerrufsproblematik, jedoch kaum behandelt. Schütz beschränkt sich auf die Behauptung, dass eine Gutschrift ohne Eingang entsprechender Deckung „kaum vorkommen“ werde.27 Dennoch bestehende Problemfälle hält er anhand der von der Rechtsprechung zu den steckengebliebenen Ost-West-Überweisungen entwickelten Grundsätze für lösbar.

VI. Kritische Analyse und eigene Einordnung Nachdem die unterschiedlichen Begründungsansätze vorgestellt wurden, sollen sie nun einer kritischen Analyse unterzogen werden. Hierbei sollen Schwächen der einzelnen Lösungsmöglichkeiten sowohl in der Begründung als auch im Ergebnis herausgearbeitet werden. Ausgangspunkt ist dabei die Funktion der Gutschrift als Bargeldersatz. Die Gutschrift soll ihrem Empfänger eine dem Bargeldempfänger vergleichbare Rechtsposition einräumen.28 Der Verzicht auf die Übertragung gesetzlicher Zahlungsmittel darf den Empfänger nicht „wesentlich“ benachteiligen.29 An dieser Interessenlage müssen sich die unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten messen lassen. 1. Die Schwächen der „als-ob-Betrachtung“ von Kupisch Kupischs Ansatz ist aus mehreren Gründen angreifbar. Zunächst überzeugt es nicht, dass er der Belastungsbuchung maßgebliche Bedeutung beimessen möchte. In einer Analogie zum Transport von Sachgeld kommt der Belastungsbuchung die Bedeutung der Übergabe von Bargeld an die Transportperson zu. 26 27 28 29

Schütz, AcP 160 (1961), 17 (28). Schütz, AcP 160 (1961), 17 (28). Siehe nur MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 215. Putzo, S. 55.

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Aber nicht bereits durch die Übergabe von Bargeld an den Transporteur, sondern erst durch Aushändigung der Valuta an den Begünstigten erlangt dieser im Barzahlungsfall eine ausreichend sichere Rechtsposition. Daher überzeugt es wenig, wenn nach Kupischs Analogie der Belastungsbuchung die entscheidende Rolle zukommt.30 Schwerer als die soeben aufgezeigte Unstimmigkeit in tatsächlicher Hinsicht wiegt die von Kupisch vorgenommene Verteilung des Insolvenzrisikos. Indem er der Belastungsbuchung die entscheidende Bedeutung beimisst, weist er dem Begünstigten bereits ab dem Zeitpunkt der Belastungsbuchung das Insolvenzrisiko der Überweisungsbank bzw. aller Zwischenbanken zu.31 Dies widerspricht jedoch dem Rechtsgedanken des § 270 Abs. 1 BGB, der auf die Giroüberweisung analog anwendbar ist.32 Geld hat der Schuldner im Zweifel auf seine Gefahr dem Gläubiger zu übermitteln, so dass die „als-ob-Betrachtung“ von Kupisch zu interessenwidrigen Ergebnissen führt. Besonders deutlich treten die Schwächen der „als-ob-Betrachtung“ im Zusammenhang mit der Widerrufsproblematik zu Tage. Das von Kupisch in diesem Zusammenhang angeführte Anfechtungsrecht ohne Anfechtungsgrund lässt sich auf der Grundlage des geltenden Rechts nicht erklären.33 Nur am Rande sei erwähnt, dass Kupisch auch nicht erklärt, auf welcher Anspruchsgrundlage die Forderung des Begünstigten gegen seine Bank beruhen soll.34 Alles in Allem bietet die „als-ob-Betrachtung“ kein überzeugendes Lösungsmodell. Neben den Schwächen in der Begründung ist ihr insbesondere eine interessenwidrige Verteilung des Insolvenzrisikos vorzuwerfen. 2. Allgemeine Kritik am konstitutiven Charakter der Gutschrift Die heute ganz herrschende Meinung misst jeder Gutschrift konstitutiven Charakter bei. Sie geht davon aus, dass durch die Gutschrift ein neuer, eigenständiger Anspruch des Begünstigten gegen seine Bank begründet wird. In diesem Zusammenhang ist es zweitrangig, wie die Gutschrift im einzelnen qualifiziert wird, ob als abstraktes Schuldversprechen, Garantieleistung oder einseitig forderungsbegründender Akt. Die primär interessierende Frage lautet, weshalb die Gutschrift überhaupt einen neuen Anspruch begründen soll. Üblicherweise wird in diesem Zusammenhang auf die Einwendungsproblematik verwiesen. In 30

Jung, S. 140. Jung, S. 140. 32 Canaris, WM 1980, 354 (371); Jung, S. 140. 33 Canaris, WM 1980, 354 (371); Jung, S. 141. 34 Siehe zu den damit verbundenen generellen Problemen einer Analogie Canaris, WM 1980, 354 (371); Lange, S. 15. 31

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4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

der Gutschrift könne nur dann ein taugliches Bargeldsurrogat gesehen werden, wenn dem Begünstigten keine Einwände aus den der Überweisung zugrunde liegenden Kausalverhältnissen entgegengesetzt werden können.35 Dies sei nur auf Grundlage eines neuen und eigenständigen Anspruchs möglich. a) Die vermeintlichen Schwächen des Anspruchs auf Gutschrift Die Notwendigkeit der Begründung eines neuen und eigenständigen Anspruchs ergibt sich nach herrschender Meinung aus den Unzulänglichkeiten des Anspruchs auf Gutschrift. Dieser soll dem Zahlungsempfänger aus mehreren Gründen keine bargeldgleiche Sicherheit verschaffen.36 In der Zeit vor Inkrafttreten des Überweisungsgesetzes wurde in erster Linie auf die vorläufige Natur des Anspruchs auf Gutschrift abgestellt. Der Überweisende konnte einen Überweisungsauftrag zu dieser Zeit widerrufen, bis die Bank den entsprechenden Betrag auf dem Konto des Zahlungsempfängers gutgeschrieben hatte.37 Bei rechtzeitig erfolgtem Widerruf war die Bank zur Rückerstattung des Überweisungsbetrages verpflichtet, wodurch der Anspruch auf Gutschrift nachträglich wieder entfiel. Damals stand der Anspruch auf Gutschrift unter der auflösenden Bedingung des Widerrufs des Überweisungsauftrages. Insoweit war er lediglich vorläufiger Natur und konnte dem Begünstigten in der Tat keine bargeldgleiche Rechtsposition verschaffen.38 Neben der Vorläufigkeit des Anspruchs auf Gutschrift wurde weiterhin dessen Kausalität hervorgehoben. Diese Problematik ist nach wie vor von Aktualität. So wird ausgeführt, der Anspruch auf Gutschrift sei mit allen Einwendungen und Einreden behaftet, die der Bank im Deckungsverhältnis entgegengesetzt werden könnten.39 In dieser Abhängigkeit vom Deckungsverhältnis liege die „charakteristische“ Schwäche des Anspruchs auf Gutschrift und dessen wesentlicher Unterschied zum Anspruch aus Gutschrift.40 So könne die Bank gegen den Anspruch auf Gutschrift beispielsweise vortragen, sie habe keine Deckung erhalten, weil der Überweisende nicht über das erforderliche Guthaben verfügt habe.41 Allgemein formuliert wird angenommen, der Anspruch auf Gutschrift sei davon abhängig, dass die Bank des Begünstigten ihren eigenen Anspruch gegen den Überweisenden bzw. gegen die letzte Zwischenbank durchsetzen 35

Siehe nur Putzo, S. 55. Vgl. GK-HGB-Nuissl, nach § 406 Rndnr. 64. 37 Siehe hierzu MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 208. 38 Vgl. nur S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 7 m. w. N. 39 MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 208; E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 83; S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 7; Jung, S. 134; Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 55; Meyer-Cording, S. 75 f. 40 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 400. 41 Meyer-Cording, S. 48, 53. 36

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könne. Aus auftragsrechtlichen Wertungen, insbesondere § 667 BGB, ergebe sich, dass der Anspruch auf Erteilung der Gutschrift nur solange bestehe, wie die Bank auch etwas Herausgabefähiges erlangt habe.42 Daraus folge, dass der Anspruch auf Gutschrift durchaus wieder entfallen könne, beispielsweise durch einen Konkurs der Zwischenbank.43 b) Die tatsächliche Schwäche des Anspruchs auf Gutschrift Die folgenden Ausführungen werden zeigen, dass es durch eine entsprechende Interpretation des Girovertrages in aller Regel möglich ist, dem Begünstigen allein durch den Anspruch auf Gutschrift eine hinreichend sichere Rechtsposition einzuräumen. Sie begründen damit auf der Grundlage des geltenden Rechts die von Schütz44 aufgestellte These, dass es auch im Hinblick auf ein fehlerhaftes Deckungsverhältnis nicht notwendig ist, der Gutschrift konstitutiven Charakter beizumessen. (1) Die Endgültigkeit des Anspruchs auf Gutschrift nach neuem Recht Durch das Überweisungsgesetz wurde die Rechtsstellung des Begünstigten erheblich verbessert.45 Nach nunmehr geltendem Recht steht der Anspruch auf Gutschrift nicht mehr unter der auflösenden Bedingung des Widerrufs des Überweisungsauftrages; er ist endgültig.46 Ermöglicht wurde dies durch eine Verlagerung des spät möglichsten Zeitpunkts, zu dem der Überweisungsvertrag noch gekündigt werden kann. Nach altem Recht konnte ein Überweisungsvertrag bis zur Gutschrift des Überweisungsbetrages auf dem Konto des Empfängers widerrufen werden. Nach geltendem Recht kann der Überweisende den Überweisungsvertrag nur noch bis zum Eingang des Überweisungsbetrages auf (irgendeinem) Konto der Bank des Begünstigten kündigen, §§ 676a Abs. 4 Satz 1, 676d Abs. 2 Satz 1 BGB. Mit Deckungseingang entsteht der Anspruch auf Gutschrift und genau ab diesem Zeitpunkt kann der Überweisungsvertrag nicht mehr gekündigt werden. Damit ist der Anspruch auf Gutschrift nicht mehr bedingt.47 Vor diesem Hintergrund besteht keine Notwendigkeit mehr, der Gutschrift rechtsgeschäftlichen Charakter beizumessen, um die Rechtsposition des Begünstigten zu verstärken. Der Anspruch auf Gutschrift ist unbedingt und ver42 43 44 45 46 47

Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 402. GK-HGB-Nuissl, nach § 406 Rndnr. 63. Schütz, AcP 160 (1961), 17 (28). HeB-Meder, § 38 Rndnr. 10. Gößmann/van Look, WM 2000, Sonderbeilage Nr. 1, S. 20; Lodde, S. 35. S/B/L-Schimansky, § 49 Rndnr. 41b; HeB-Oechsler, § 37 Rndnr. 36.

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4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

schafft dem Begünstigten insoweit eine hinreichend sichere Rechtsposition, weil er „aus dem Grundverhältnis heraus nicht mehr zerstört werden kann“.48 (2) Die Einwendungsproblematik Es bleibt das Problem des kausalen Charakters des Anspruchs auf Gutschrift und die damit verbundene Einwendungsproblematik. In der Tat ist der Anspruch auf Gutschrift im Grundsatz mit allen Einreden und Einwendungen behaftet, die der Bank im Deckungsverhältnis entgegengesetzt werden können. Dennoch lassen sich interessengerechte Ergebnisse erzielen, wenn der Anspruch auf Gutschrift nicht nur als allgemein auftragsrechtlicher, sondern als spezifisch girovertraglicher Herausgabeanspruch interpretiert wird. (a) Unbeachtlichkeit des Valutaverhältnisses Das Valutaverhältnis zwischen dem Überweisenden und dem Zahlungsempfänger kann aus den unterschiedlichsten Gründen fehlerhaft sein. So besteht die Möglichkeit, dass der Überweisende aufgrund eines nichtigen Vertrages mit dem Begünstigten oder wegen irrtümlich falscher Empfängerangabe an eine andere Person als seinen Vertragspartner zahlt.49 In diesen Fällen fehlt es an einem die Übertragung von Buchgeld rechtfertigenden Grund im Valutaverhältnis. Aber auch bei intakter Vertragsstruktur im Valutaverhältnis kann die Giroüberweisung fehlerhaft sein. Erfüllung tritt durch sie nur ein, wenn die Möglichkeit einer bargeldlosen Erfüllung der Valutaschuld wirksam vereinbart wurde. Fehlt eine entsprechende Vereinbarung, ist die Giroüberweisung nicht vertragsgemäß, so dass auch keine Tilgungswirkung im Valutaverhältnis eintritt.50 In aller Regel beruht die Fehlerhaftigkeit des Valutaverhältnisses jedoch auf Leistungsstörungen. Als Paradebeispiel lässt sich die Mangelhaftigkeit der gekauften Ware anführen. All diese Fehler darf die Bank dem Anspruch des Begünstigten nicht entgegenhalten, da in der Gutschrift ansonsten kein tauglichen Bargeldsurrogat gesehen werden könnte. Es dürfte unstreitig sein, dass sich ein fehlerhaftes Valutaverhältnis nicht auf den Anspruch auf Gutschrift auswirkt. Der Anspruch auf Gutschrift beruht auf dem Girovertrag zwischen dem Begünstigten und seiner Bank, so dass Einwendungen aus dem Rechtsverhältnis des Begünstigten zu einem Dritten ohne besondere Vereinbarung bedeutungslos sind.51 Der Girover48

Gößmann/van Look, WM 2000, Sonderbeilage Nr. 1 S. 20. Vgl. hierzu BGH NJW 1987, 393 (400). 50 Ausführlich hierzu S/B/L-Schimansky, § 50 Rndnr. 10. 51 Schütz, AcP 160 (1961), 17 (28 f.); Möschel, JuS 1972, 297 (299); Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1004. 49

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trag enthält keine Abreden, aufgrund derer das Valutaverhältnis für den Anspruch auf Gutschrift von Belang ist. Somit bedarf es keines neuen, eigenständigen Anspruchs, um dem Begünstigten einen vom Valutaverhältnis unabhängigen Zahlungsanspruch gegen seine Bank zu verschaffen. Bereits der Anspruch auf Gutschrift genügt diesen Anforderungen. (b) Anspruchserwerb bei bloßen Fehlern im Deckungsverhältnis Die Kategorie der bloßen Fehler im Deckungsverhältnis zeichnet sich durch eine wirksame Vertragsstruktur zwischen den Beteiligten aus. Der Überweisende hat einen wirksamen Überweisungsvertrag mit seinem Kreditinstitut geschlossen, zwischen den eventuell beteiligten Zwischenbanken bestehen wirksame Zahlungsverträge und auch der Zahlungsempfänger ist mit seinem Kreditinstitut aufgrund eines wirksamen Girovertrages verbunden. Allerdings bestehen Leistungsstörungen, weshalb dem Kreditinstitut des Begünstigten die Realisierung der im Deckungsverhältnis gegenüber dem Überweisenden bzw. der Zwischenbank entstandenen Forderung Schwierigkeiten bereitet. Regelmäßig weist das Konto des Überweisenden nicht die erforderliche Deckung auf oder die Bank des Begünstigten hat von der Überweisungsbank bzw. letzten Zwischenbank keine Deckung erhalten.52 Ebenso kann es vorkommen, dass eine Kontopfändung beim Überweisenden übersehen wurde53 oder dass die Überweisungsbank oder die letzte Zwischenbank nach Erteilung der Gutschrift in Konkurs gefallen ist.54 Nach allgemeiner Meinung braucht sich der Begünstigte bloße Fehler des Deckungsverhältnisses nicht entgegenhalten zu lassen.55 Dies folgt bereits aus der Überlegung, dass der Anspruch des Begünstigten gegen seine Bank im Grundsatz frei von fremden Einwendungen und Einreden sein muss, wenn in ihm ein taugliches Bargeldsurrogat gesehen werden soll. Die soeben aufgezählten Fehler stehen in Zusammenhang mit einem Rechtsverhältnis, an dem der Begünstigte nicht beteiligt ist; regelmäßig ist ihm sogar jeder Einblick in dieses Rechtsverhältnis verschlossen.56 Bei Beachtlichkeit dieser fremden Rechtsverhältnisse stünde er wesentlich ungünstiger als beim Erhalt von Bargeld. Aus den Prinzipien des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ergibt sich daher, dass die Überweisungsbank das Risiko tragen muss, wenn sie trotz ihrer Kontrollmöglichkeiten über das Konto des Überweisenden übersieht, dass es an einem aus52 Schwark, WM 1970, 1134 (1335); v. Caemmerer, JZ 1962, 385 (387); Schlegelberger-Hefermehl, § 365 Anh. Rndnr. 76. 53 Siehe BGH WM 1955, 1473; Möschel, JuS 1972, 297 (301). 54 Vgl. mit weiteren Beispielen Schlegelberger-Hefermehl, § 365 Anh. Rndnr. 76. 55 Vgl. Seiler, S. 82; Koller, BB 1972, 690 ff.; Putzo, S. 133 ff.; E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 93; Bärmann-Brink, Rndnr. 256. 56 Lorenz, JZ 1968, 51 (53).

100 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

reichenden Guthaben fehlt oder dass eine Pfändung ausgebracht worden ist.57 Notfalls muss sie ihren Aufwendungsersatzanspruch aus § 670 BGB einklagen.58 Keinesfalls ist ihr in diesen Fällen ein Rückgriff auf den Zahlungsempfänger zu gestatten. Eine derartige Möglichkeit ließe sich mit den Prinzipien des bargeldlosen Zahlungsverkehrs nicht vereinbaren, da sie für den Empfänger der bargeldlosen Zahlung die Geltendmachung eines Rechts ex iure tertii bedeuten würde.59 In einem von Interna des Deckungsverhältnisses abhängigen Anspruch des Begünstigten gegen seine Bank kann kein taugliches Bargeldsurrogat gesehen werden. Die entscheidende Frage lautet daher, ob auch bei bloßen Fehlern des Deckungsverhältnisses ein Anspruch auf Gutschrift besteht. Auf den ersten Blick möchte man dies verneinen. Es scheint, als habe die Bank in all diesen Fällen nichts erlangt, was sie aufgrund des Girovertrages herauszugeben hätte, da sie ihren Anspruch gegen den Überweisenden bzw. die letzte Zwischenbank nicht realisieren kann. Eine genaue Analyse der girovertraglichen Pflichtenlage ergibt jedoch, dass der Anspruch auf Gutschrift auch bei Fehlern des Deckungsverhältnisses besteht. An dieser Stelle kommt einer alten Kontroverse erneut entscheidende Bedeutung zu. Es geht um die Frage, ob es für einen Anspruch auf Gutschrift auf den Eingang wertmäßiger Deckung ankommt, oder ob eine rein buchmäßige Deckung ausreichend ist. Ursprünglich wurde diese Problematik in den frühen Nachkriegsjahren anhand der sogenannten „steckengebliebenen Ost-West-Überweisungen“ diskutiert. Die Gerichte hatten darüber zu entscheiden, ob und unter welchen Voraussetzungen ein Überweisungsempfänger aus dem Gebiet der damaligen Westzonen einen Anspruch auf Gutschrift erworben hatte, wenn seine Bank ihren Anspruch gegen die Überweisungsbank bzw. letzte Zwischenbank aus der damaligen Ostzone wegen der zwischenzeitlich erfolgten Unterbrechung des Bankverkehrs zwischen den Westzonen und der Ostzone nicht mehr realisieren konnte. Erneute Aktualität erfuhr dieser Streitpunkt Mitte der siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts angesichts einiger Bankenzusammenbrüche.60 Aber auch im Rahmen dieser Arbeit stellt sich die Frage, ob ein Kreditinstitut die Erteilung einer Gutschrift verweigern kann, weil der Anspruch im Deckungsverhältnis gegen die Überweisungs- bzw. letzte Zwischenbank wegen deren Zahlungsunfähigkeit keinen realisierbaren Wert mehr hat.

57 58 59 60

Schwintowski/Schäfer, § 4 Rndnr. 150. Putzo, S. 134. Blaurock, NJW 1984, 1 (2). Riesenkampff, NJW 1976, 321 (321).

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(aa) Buchmäßige Deckung Die Rechtsprechung61 und die überwiegende Literatur62 haben sich in den Fällen der steckengebliebenen Ost-West-Überweisungen und des Bankenkonkurses stets für eine Verpflichtung der Kreditinstitute zur Gutschrift ausgesprochen. Durch Bareinzahlung, Gutschrift auf einem Nostrokonto bei einer anderen Bank, Belastung des bei irgendeiner Filiale geführten Kontos des Überweisenden oder des Lorokontos einer anderen Bank verschaffe sich das Kreditinstitut buchmäßige Deckung. Darin sei ein erlangtes „Etwas“ im Sinne des § 667 BGB zu sehen.63 Für die Herausgabeverpflichtung sei es ohne Belang, ob die Bank über das ihr zugeflossene Guthaben auch tatsächlich verfügen könne. Dies folgt nach Ansicht des Bundesgerichtshofs aus den Grundsätzen, welche die Rechtsprechung für die rechtliche Beurteilung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs entwickelt habe.64 Anknüpfungspunkt für eine Auszahlungs- oder Gutschriftverpflichtung der Empfängerbank sei allein die Tatsache, dass sie einen Vermögenswert für den Kunden erlangt habe. Im bargeldlosen Zahlungsverkehr geschehe dies durch eine Gutschrift auf einem Konto der Bank, da die Gutschrift auch ohne Anzeige und Kenntniserlangung zu einem Rechtserwerb der Bank führe. Ergänzend führt das LG Frankfurt/Main65 aus, dass es auch unter dem Gesichtspunkt der Risikoverteilung nicht auf eine wertmäßige Deckung ankomme. Zwar sei davon auszugehen, dass ein Beauftragter nur zur Herausgabe des Erlangten verpflichtet sein soll und dass der Auftraggeber das Risiko des zufälligen Untergangs zu tragen habe. Allerdings seien bei der Giroüberweisung die Besonderheiten des bargeldslosen Zahlungsverkehrs zu berücksichtigen. Die Banken hätten mit der Vereinbarung des Kontokorrentverkehrs untereinander einen Weg der Geldübermittlung gewählt, der aus Gründen der Einfachheit geboten sein möge. Die damit verbundenen Gefahren dürften aber nicht dem Risiko des Begünstigten zugerechnet werden, da dieser keinen Einfluss auf die Absprachen und deren Ausgestaltung im Interbankenverhältnis habe. Daher müsse die Bank des Zahlungsempfängers das Risiko tragen, über einen auf dem 61 BGH BB 1954, 515; WM 1990, 6; 1996, 2250; 1997, 1192 (1193), 1661 (1662); LG Frankfurt/Main, NJW 1976, 332; a. A. OLG Stuttgart NJW 1950, 645 (646). 62 S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 6; HeB-Meder, § 38 Rndnr. 8; MK-Seiler, § 667 Rndnr. 21 m. w. N.; MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 205; Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 54; Kümpel, Rndnr. 4.204; Schimansky, FS Heinsius, S. 705 (708); Riesenkampff, NJW 1976, 321 (321) m. w. N.; Hadding/Häuser, ZHR 145 (1981), 139 (158); Pleyer/Huber, ZIP 1987, 424 (430); Nobbe, WM 2001, Sonderbeilage Nr. 4, S. 13. 63 S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 6. 64 BGH BB 1954, 515. 65 LG Frankfurt/Main, NJW 1976, 332 (332 f.); zustimmend Riesenkampff, NJW 1976, 321 (321 f.).

102 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Nostrokonto bei einer anderen Bank gutgeschriebenen Betrag infolge einer Zahlungsunfähigkeit dieser Bank nicht mehr verfügen zu können. (bb) Wertmäßige Deckung Demgegenüber ist für Teile der Literatur der Eingang bloß buchmäßiger Deckung nicht ausreichend.66 Dabei argumentiert Canaris67 mit den Besonderheiten der steckengebliebenen Ost-West-Überweisungen, mit der Wertung des § 667 BGB sowie der Funktion der Bank innerhalb des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. In Fällen der steckengebliebenen Ost-West-Überweisung hätten den Westbanken wegen des Verlusts ihres Ostvermögens Ausgleichsforderungen gegen die öffentliche Hand gemäß §§ 10–12 UmstG zugestanden, wodurch ein Abstellen auf die buchmäßige Deckung gerechtfertigt gewesen sei. Auf andere Fallkonstellationen, insbesondere auf den Verlust der Deckung wegen Zahlungsunfähigkeit einer Zwischenbank, lasse sich diese Ansicht hingegen nicht übertragen. So sei im Hinblick auf § 667 BGB ein Anspruch auf Gutschrift nur dann anzunehmen, wenn die Bank auch tatsächlich etwas Herausgabefähiges erlangt habe. Darüber hinaus spiele die Bank im bargeldlosen Zahlungsverkehr lediglich die Rolle einer Mittlerin und könne daher vor Erteilung einer Gutschrift nicht mit dem Risiko der Zahlungsunfähigkeit der Überweisungs- bzw. letzten Zwischenbank belastet werden. Auch Schön68 führt allgemeine auftragsrechtliche Erwägungen an. Da im Auftragsrecht der Geschäftsherr das Risiko der Entwertung des Erlangten nach § 667 BGB trage, könne man die Bank nicht zwingen, eine Gutschrift zu erteilen, ohne einen wertmäßig identischen Aufwendungsersatz zu erhalten. Eingeschränkt wird diese Ansicht jedoch für Fälle, in denen die Bank eine Gutschrift erteilt, ohne den Aufwendungsersatzanspruch gegen die vorgeschaltete Bank zuvor erfüllen oder sichern zu lassen. Durch ein entsprechendes Verhalten stunde die Bank dem Überweisenden oder der vorgeschalteten Bank den Aufwendungsersatz auf eigenes Risiko, weshalb der Zahlungsempfänger den gutgeschriebenen Betrag auch dann behalten könne, wenn sich die Deckung nach Gutschrift als wertlos herausstelle.

66 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 402, 428; Baumbach-Hopt, BankGesch (7) Rndnr. C/13; BuB-Kindermann Rndnr. 6/110, Schön, AcP 198 (1998), 401 (416 f.); Einsele, WM 1999, 1801 (1806); wohl auch Hassold, S. 179 ff. Ähnlich Jung, S. 133, wonach der Anspruch auf Gutschrift durch den Eingang buchmäßiger Deckung entsteht, aber durch den Wegfall wertmäßiger Deckung wieder entfällt. 67 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 402. 68 Schön, AcP 198 (1998), 401 (416 f.).

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(cc) Stellungnahme Auszugehen ist vom Wortlaut des § 676g Abs. 1 Satz 1 BGB, wonach die Bank zur Gutschrift eingegangener Überweisungsbeträge verpflichtet ist. Die gewählte Formulierung legt die Vermutung nahe, dass tatsächlich etwas eingegangen sein muss, was einen wirtschaftlichen Wert besitzt. Diese Auslegungsmöglichkeit wird von § 667 BGB unterstützt. Die Herausgabepflicht des „Erlangten“ suggeriert die Notwendigkeit des Vorhandenseins eines wirtschaftlichen Wertes. Auch die zu § 667 BGB entwickelten allgemeinen auftragsrechtlichen Grundsätze, wonach der Auftraggeber das Risiko des zufälligen Untergangs oder einer zufälligen Verschlechterung des Erlangten auch dann zu tragen hat, wenn das Erlangte in Geld besteht, scheinen für die Notwendigkeit einer wertmäßigen Deckung zu sprechen.69 Allerdings darf der Wortlaut, vor allem der des § 667 BGB, nicht überbewertet werden. Ist er doch auf den schlichten Auftrag zugeschnitten und nicht auf den Giroverkehr, dessen Zweck der Transport von Buchgeld ist.70 Es kommt daher wesentlich auf die Interessenlage an, die dem Giroverkehr zugrunde liegt.71 Bezüglich des Inhalts der Herausgabeverpflichtung ist das seit jeher anerkannt. Grundsätzlich hat der Beauftragte das Erlangte in natura herauszugeben. Unabhängig von der Frage nach der Maßgeblichkeit einer buch- oder wertmäßigen Deckung hat die Bank im Giroverkehr eine Forderung gegen den Überweisenden bzw. die letzte Zwischenbank erlangt. Dennoch besteht Einigkeit, dass sie diese Forderung nicht an den Zahlungsempfänger abzutreten hat.72 § 667 BGB verpflichtet die Bank zur Herausgabe des Erlangten „in der durch den Girovertrag vereinbarten Form“, also zur Gutschrift auf dem Girokonto des Begünstigten.73 Die Herausgabepflicht ist bei der Giroüberweisung gerade nicht wörtlich zu nehmen, sondern zweck- und funktionsentsprechend zu modifizieren74 und dementsprechend in einem übertragenen Sinne zu verstehen.75 Entscheidend ist damit die Interessenlage, die den Eingang buchmäßiger Deckung für den Anspruch auf Gutschrift ausreichen lässt. Mit dem Eingang der buchmäßigen Deckung erlangt die Bank des Begünstigten einen grundsätzlich realisierbaren Anspruch gegen den Überweisenden bzw. die letzte Zwischenbank. Bei dem nachträglichen wirtschaftlichen Wegfall dieses Wertes handelt es sich um ein Risiko, das sich dem Einflussbereich des Begünstigten entzieht und 69 So vor allem Schön, AcP 198 (1998), 401 (416 f.) m. w. N.; vgl. BGHZ 28, 123 (128). 70 Vgl. S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 6. 71 So auch Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 402. 72 Statt aller Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 399. 73 BGH WM 1978, 58 (59). 74 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 399. 75 Schlegelberger-Hefermehl, § 365 Anh. Rndnr. 53.

104 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

folglich von der Bank zu tragen ist.76 Nur sie hat Einfluss auf die Ausgestaltung ihres Kontokorrentverkehrs mit anderen Banken und kann daher das Risiko der Zahlungsunfähigkeit ihres in der Girokette vorgeschalteten Vertragspartners abschätzen, so dass sie dieses Risiko nicht auf den Begünstigten abwälzen darf.77 Sie hat für die Erfüllung oder Sicherung ihres eigenen Anspruchs gegen den Überweisenden bzw. die letzte Zwischenbank Sorge zu tragen.78 Etwaige diesbezügliche Versäumnisse gehen zu ihren Lasten und lassen den Anspruch auf Gutschrift unberührt. Damit ist generell und nicht nur in Fällen, in denen Ausgleichsansprüche gegen die öffentliche Hand bestehen79, auf den Eingang buchmäßiger Deckung abzustellen. Auch in den Urteilen des Bundesgerichtshofs zu den steckengebliebenen Ost-West-Überweisungen80 lässt sich eine Abhängigkeit des Anspruchs auf Gutschrift von Ausgleichsansprüchen gegen die öffentliche Hand nicht entnehmen. Er hat ausdrücklich betont, dass die Frage nach Ausgleichsforderungen nach den Richtlinien zum UmstG strikt von der allein nach den Normen des bürgerlichen Rechts zu beurteilenden Frage nach der Verpflichtung zur Gutschrift zu trennen sei.81 In Fällen des bloßen Fehlers im Deckungsverhältnis hat die Bank einen Zahlungsanspruch gegen den Überweisenden bzw. die letzte Zwischenbank erlangt. Zwischen den Parteien bestehen wirksame Verträge, aufgrund derer die Bank Zahlung verlangen kann. Lediglich die Realisierung des Aufwendungsersatzanspruchs bereitet Schwierigkeiten. Der Bank ist somit buchmäßige Deckung zugeflossen, wodurch der Anspruch auf Gutschrift entsteht. Daher ist die Bank dem Begünstigten gegenüber aufgrund des Girovertrages zur Zahlung des Gutschriftbetrages verpflichtet.82 Die Zahlungspflicht gegenüber dem Begünstigten besteht unabhängig davon, ob die Bank ihre Ansprüche gegen den Überweisenden bzw. die letzte Zwischenbank realisieren kann. Der Anspruch auf Gutschrift bietet im Fall des bloßen Fehlers im Deckungsverhältnis also eine hinreichend sichere Grundlage für den Zahlungsanspruch des Begünstigten. Damit hat sich die These von Schütz83 bewahrheitet, dass es bei fehlerhaften Überweisungen, bei denen der Bank keine ausreichende wertmäßige Deckung zugeflossen ist, nicht notwendig ist, auf ein abstraktes Schuldversprechen zurückzugreifen. Auch ohne ein abstraktes 76 77 78 79 80 81 82 83

S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 6. LG Frankfurt/Main, NJW 1976, 332 (332 f.). Schön, AcP 198 (1998), 401 (417). So aber Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 402. BGHZ 2, 218; 4, 244; 9, 13; 10, 319; 26, 1, 5. BGHZ 4, 244 (253). Vgl. GK-Nuissl, nach § 406 Rndnr. 63. Schütz, AcP 160 (1961), 17 (28).

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Schuldversprechen lassen sich mit den Grundsätzen, welche die Rechtsprechung anhand der steckengebliebenen Ost-West-Überweisungen entwickelt hat, interessengerechte Ergebnisse erzielen. Bereits der Anspruch auf Gutschrift verschafft dem Begünstigten eine hinreichend sichere Rechtsposition. (c) Hinreichender Schutz des Begünstigten bei fehlerhaften Überweisungsverträgen Der Überweisungsvertrag kann aus den unterschiedlichsten Gründen fehlerhaft sein. Er kann wie im Falle der Zuvielüberweisung84, der Gutschrift auf einem falschen Konto85, der unbefugten Vertretung des Kontoinhabers86, der Geschäftsunfähigkeit des Überweisenden87 und des gefälschten Überweisungsvertrages88 von Anfang an fehlen oder durch Anfechtung89 oder rechtzeitige Kündigung90 nachträglich entfallen. In Bezug auf die rechtliche Behandlung dieser Fallgruppe hat sich in der Literatur eine „schwer überschaubare Meinungsvielfalt“ entwickelt, wobei sich die Ergebnisse nicht nur in der Begründung, sondern zum Teil auch im Ergebnis unterscheiden.91 Im Folgenden ist zu zeigen, dass sich dieser Problemkreis auch dann einer interessengerechten Lösung zuführen lässt, wenn man den Forderungserwerb des Begünstigten mit den Anspruch auf Gutschrift begründet und darauf verzichtet, in jeder Gutschrift ein abstraktes Schuldversprechen oder einen sonstigen eigenständigen Anspruch zu sehen. (aa) Keine Entstehung des Anspruchs auf Gutschrift bei der Hausüberweisung In sämtlichen Fällen des fehlerhaften Überweisungsvertrages ist die Bank nicht bzw. nicht mehr zur Durchführung der Überweisung berechtigt. Daraus folgt, dass der Bank keine girovertraglichen Vorschuss- oder Aufwendungser84

Vgl. MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 296 ff. Siehe MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 296 ff.; BGHZ 66, 372 (375). 86 MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 313 f. 87 MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 303 f; BGHZ 111, 382, dazu Reuter, EWiR 1990, 983; Flume, NJW 1991, 2521 (2521); Köndgen, FS Esser, S. 55 (69). 88 Hierzu MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 305 ff.; Soergel-Häuser/Welter, § 675 Rndnr. 115 ff.; BGH WM 1994, 2073, mit Anmerkung EWiR 1995, 37 (Steiner); BGH WM 1994, 1420, mit Anmerkung EWiR 1994, 863 (Canaris); BGH WM 1990, 1280, mit Anmerkung EWiR 1990, 887 (Martinek). 89 MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 302; Vollrath, S. 97. 90 Die Kündigung des Überweisungsvertrags hat den Widerruf des Überweisungsauftrags ersetzt, vgl. MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 315 ff.; Soergel-Häuser/ Welter, § 675 Rndnr. 122 ff. 91 Wallmann, S. 43. 85

106 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

satzansprüche gegen den Überweisenden zustehen.92 Folglich hat sie noch nicht einmal buchmäßige Deckung erlangt. Das gilt selbst dann, wenn sie das Konto des Überweisenden belastet haben sollte. Denn die Guthabenforderung des Kunden gegen seine Bank beruht auf einem Vertrag und kann nicht ohne Einverständnis des Kunden verändert werden.93 Fehlt im Zeitpunkt der Belastungsbuchung ein entsprechender Überweisungsvertrag, fehlt es auch an einem entsprechenden Änderungswillen des Kunden, so dass die dennoch ausgeführte Belastungsbuchung keinen Einfluss auf den tatsächlichen Bestand der Guthabenforderung hat. Dem belasteten Bankkunden steht in solchen Fällen ein Anspruch auf Wiedergutschrift in Form einer rein deklaratorischen Berichtigung des fehlerhaft ausgewiesenen Kontostandes zu.94 Die Bank hat in Fällen des fehlerhaften Überweisungsvertrages somit keine buchmäßige Deckung erlangt, so dass sie gegenüber dem Begünstigten auch nicht zur Herausgabe verpflichtet ist; der Anspruch auf Gutschrift besteht in diesen Fällen nicht. Daran ändert auch eine eventuell erfolgte Gutschrift des Überweisungsbetrages auf dem Konto des Begünstigten nichts. Denn der Gutschrift kommt nach hier vertretenem Verständnis keine rechtsgestaltende Bedeutung zu. Die trotz eines fehlerhaften Überweisungsvertrages vorgenommene Gutschrift führt lediglich dazu, dass der tatsächliche Kontostand des Begünstigten falsch wiedergegeben wird. Die Bank kann in diesem Fall eine einseitige Berichtigungsbuchung durchführen. Das Einverständnis des Begünstigten ist hierfür nicht erforderlich, da der tatsächliche Bestand des Guthabens nicht verändert wurde. (bb) Regelmäßig fehlende Schutzwürdigkeit des Begünstigten Der fehlende Anspruchserwerb des Begünstigten bei fehlerhaften Überweisungsverträgen lässt sich auf den ersten Blick nicht mit den Prinzipien des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in Einklang bringen. Wird doch stets gefordert, dass der Begünstigte einen von Einwendungen und Einreden aus dem Deckungsverhältnis freien Anspruch gegen seine Bank erhalten müsse.95 Der fehlende Anspruchserwerb bei einem fehlerhaften Überweisungsvertrag führt jedoch dazu, dass die Rechtsposition des Begünstigten letztlich von Interna des Deckungsverhältnisses abhängig ist. Verstärkt wird dieser Gedanke durch die zutreffende Aussage, dass der Begünstigte die Gutschrift bei bestehendem Valutaverhältnis und fehlender Kenntnis von der Fehlerhaftigkeit des Überweisungsvertrages als Leistung des Überweisenden versteht.96 92 Vgl. MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. 296, 302 f., 306, 315; Kümpel, Rndnr. 4.302; Möschel, JuS 1972, 297 (302, 303) m. w. N. 93 Vgl. Seiler, S. 118. 94 BGH WM 1994, 1420 (1422), Seiler, S. 103. 95 Siehe nur GK-Nuissl, nach § 406 Rndnr. 64.

A. Giroüberweisung

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(a) Tilgungsbestimmung als entscheidendes Kriterium Nachdem sich gezeigt hat, dass der Begünstigte bei einem fehlerhaften Überweisungsvertrag keinen Anspruch auf Gutschrift erlangt, stellt sich die Frage, weshalb der Begünstigte mit jeder Gutschrift einen unbedingten und einredefreien Anspruch gegen seine Bank erhalten sollte. Es leuchtet ein, dass der Begünstigte kein schützenswertes Interesse am Erwerb bzw. Bestand eines Anspruchs gegen seine Bank hat, sofern der Überweisungsvertrag fehlerhaft ist und im Valutaverhältnis kein wirksamer Vertrag besteht. Gleiches gilt, wenn dem Begünstigten die Fehlerhaftigkeit des Überweisungsvertrages bei intaktem Valutaverhältnis bekannt ist. In diesen Fällen stellt sich die Gutschrift auch aus Sicht des Begünstigten nicht als eine Leistung des Überweisenden im Valutaverhältnis dar. Daher gewährt die ganz herrschende Meinung der Bank einen direkten Bereicherungsanspruch gegen den Begünstigten, wenn es an einem wirksamen Valutaverhältnis fehlt, oder wenn dem Begünstigten die Fehlerhaftigkeit des Überweisungsvertrages bekannt ist.97 Der im Deckungsverhältnis angelegte Fehler hat damit nach zutreffender herrschender Meinung Einfluss auf den Bestand der Gutschrift. Ein schutzwürdiges Interesse des Begünstigten am Erwerb bzw. Bestand eines Anspruchs gegen seine Bank besteht nicht. Damit ist es auch nicht interessenwidrig, dass nach hier vertretenem Verständnis erst gar kein Anspruch auf Gutschrift entsteht. Nun sind Fälle denkbar, in denen dem Begünstigten die Fehlerhaftigkeit des Überweisungsvertrages nicht bekannt ist und er die Gutschrift deshalb als Leistung des Überweisenden im Valutaverhältnis versteht. Die entscheidende Frage lautet daher, ob allein hierdurch ein schützenswertes Interesse des Begünstigten am Erwerb eines bestandssicheren Anspruchs gegen seine Bank besteht. Ein schutzwürdiges Interesse des Begünstigten am Erwerb eines Anspruchs gegen die Bank ist nur zu bejahen, wenn der Anspruch einen objektiven Bezug zum Valutaverhältnis aufweist. Ansonsten stellt er sich als rein zufällig dar und am Bestand von zufällig Erworbenem besteht kein schutzwürdiges Interesse.98 Ein objektiver Bezug zum Valutaverhältnis setzt eine wirksame Tilgungsbestimmung des Überweisenden voraus.99 Erst hierdurch wird der Anspruch gegen die Bank zu einer Leistung des Überweisenden, im Valutaverhältnis kann Erfüllung eintreten, und der Begünstigte hat ein berechtigtes Interesse, vor Einwendungen aus fremden Rechtsverhältnissen geschützt zu werden.

96

Vgl. BGHZ 61, 289 (293); 87, 393 (397). Siehe nur Staudinger-Marburger, § 812 Rndnr. 50 ff.; Seiler, S. 82, 129, 186; siehe auch BGH NJW 1997, 2322 (2323). 98 Vgl. Möschel, JuS 1972, 297 (302). 99 Vgl. Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 454; Schnauder, ZIP 1994, 1069 (1073). 97

108 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

(b) Keine Tilgungsbestimmung bei fehlerhaften Überweisungsverträgen Bei der Fehlerhaftigkeit des Überweisungsvertrages kommt es regelmäßig nicht zu einer Erfüllung im Valutaverhältnis, da es an einer wirksamen Tilgungsbestimmung des Überweisenden fehlt. Dies leuchtet im Falle des von vornherein fehlenden Überweisungsvertrages ohne weiteres ein. Dort hat der Überweisende zu keiner Zeit eine wirksame Tilgungsbestimmung gegenüber dem Begünstigten abgegeben. Daher lässt die ganz herrschende Meinung in diesen Fällen eine Kondiktion der Gutschrift durch die „auftraglos“ handelnde Bank zu.100 Auch im Falle des gekündigten oder angefochtenen Überweisungsvertrages kommt es in der Regel nicht zu einer Erfüllung im Valutaverhältnis.101 Die Anfechtung erfasst auch die bei Erteilung des Überweisungsauftrages erteilte Tilgungsbestimmung, die von der Bank im ungestörten Geschäftsablauf als Botin überbracht wird.102 Die für die Annahme einer Leistung im Valutaverhältnis erforderliche Tilgungsbestimmung existiert damit nicht mehr. Gleiches gilt für die übersehene Kündigung eines Überweisungsvertrages. Im Falle der Kündigung ist die Botenmacht der Bank zur Überbringung der Tilgungsbestimmung erloschen, bevor die Tilgungsbestimmung dem Empfänger zuging. Die Bank ist nicht mehr berechtigt, eine Willenserklärung des Überweisenden zu überbringen, so dass eine dennoch zugegangene Tilgungsbestimmung nicht mehr nicht mehr für und gegen den Überweisenden wirkt.103 Eine wirksame Tilgungsbestimmung lässt sich in diesem Fall auch nicht mit dem insbesondere vom Bundesgerichtshof betonten objektiven Empfängerhorizont begründen.104 Zwar mag der Begünstigte die Gutschrift als Leistung des Überweisenden verstehen. Der Empfängerhorizont bestimmt jedoch nur die Auslegung 100 Siehe BuB-Hellner/Escher-Weingart, Rndnr. 6/209; Schwintowski/Schäfer, § 7 Rndnr. 176; MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 307; S/B/L-Schimansky, § 50 Rndnr. 3a; Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 431 m. w. N.; Baumbach-Hopt, BankGesch (7) Rndnr. C/18; Zahlungsverkehr-Langenbucher, § 1 Rndnr. 137; Kümpel, WM 2001, 2273 (2276); Nobbe, WM 2001, Sonderbeilage Nr. 4, S. 25; Blaurock NJW 1984, 1 (3); Canaris, JZ 1987, 201 (201); Lorenz, AcP 168 (1968), 286 (302); ders., JZ 1968, 51 (51); v. Caemmerer, JZ 1962, 385 (389); Häuser, EWiR 2003, 215 (216); Hellner, WuB I D 3.–5.01; Koller, LM Nr. 28 zu § 140 BGB; Löhning, JA 2001, 622 (624); BGHZ 111, 382 (382); BGH NJW 2003, 582 (582); BGH WM 2005, 1564 (1565). 101 S/B/L-Schimansky, § 50 Rndnr. 3b; MK-Lieb, § 812 Rndnr. 59, 71; Wilhelm, JuS 1973, 1 (4); Canaris, WM 1980, 354 (355); Kamionka, JuS 1992, 929 (932); Seiler, S. 204 m. w. N.; a. A. BGHZ 87, 246 (250); Schwintowski/Schäfer, § 4 Rndnr. 173; Loewenheim, S. 34; Kupisch, ZIP 1983, 1412 (1418). 102 Staudinger-Lorenz; § 812 Rndnr. 51, Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 438; Seiler, S. 233 m. w. N. 103 Vgl. allgemein zum Widerruf einer Anweisung Reuter/Martinek, § 11 III 4 b cc (S. 432).

A. Giroüberweisung

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existierender Willenserklärungen und kann keine Erklärungen schaffen, die gar nicht vorhanden sind.105 Die bloßen Vorstellungen des Empfängers reichen nicht aus, um ein Leistungsverhältnis zu begründen.106 Das Fehlen einer Tilgungsbestimmung ist in diesem Fall nur dann unbeachtlich, wenn sich die entfallene Botenmacht durch einen entsprechenden Rechtsschein ersetzen lässt.107 Das ist im Überweisungsverkehr jedoch regelmäßig nicht möglich. Die überwiegende Meinung hingegen möchte einen entsprechenden Rechtsschein annehmen und verweist zur Begründung auf den Überweisungsträger, der dem Begünstigten ausgehändigt werde.108 Diese Ansicht stimmt jedoch mit den tatsächlichen Begebenheiten des Überweisungsverkehrs nicht mehr überein. Die Kreditinstitute überführen selbst ursprünglich beleghaft erteilte Überweisungsverträge in das beleglose Abwicklungsverfahren, so dass dem Begünstigten keine Überweisungsträger mehr ausgehändigt werden.109 Daher lässt sich aus heutiger Sicht ein Rechtsschein durch den Überweisungsträger nicht begründen.110 Auch ein Kontoauszug, der die Gutschrift dem Überweisenden zuordnet, vermag einen die Botenmacht der Bank ersetzenden Rechtsschein nicht zu begründen.111 Der Kontoauszug soll als Beleg für Zahlungsvorgänge dienen, nicht aber eine Art Vollmachtsurkunde verkörpern.112 Hinzu kommt, dass der Kontoauszug allein von der Bank erstellt wird. Der Überweisende hat durch den Kontoauszug daher nicht den für die Begründung eines Rechtsscheins notwendigen Vertrauenstatbetsand geschaffen.113 Daher fehlt es in den Fällen des fehlerhaften Überweisungsvertrages in aller Regel an einem objektiven Bezug zwischen Gutschrift und Valutaverhältnis. Der Begünstigte hat daher regelmäßig kein schutzwürdiges Interesse am Erwerb eines bestandskräftigen Anspruchs gegen seine Bank. Der fehlende Anspruch 104 Siehe BGHZ 61, 289 (293 f.); 87, 393 (396 f.); Schwintowski/Schäfer, § 7 Rndnr. 188. Sehr kritisch zur Rechtssprechung des BGH zum Empfängerhorizont Schnauder, NJW 1999, 2841 (2843 ff.). 105 Reuter/Martinek, § 11 III 4 a (S. 426); nach Seiler, S. 211 „überdehnt“ die Ansicht des BGH an dieser Stelle die Lehre vom Empfängerhorizont. 106 Vgl. Meyer-Cording, FS Pleyer, S. 89 (94); Hadding, FS Kümpel, S. 167 (178); Schnauder, ZIP 1994, 1069 (1073). 107 Reuter/Martinek, § 11 III 4 b cc (S. 432 f.). 108 So beispielsweise Stierle, S. 118 ff.; Canaris, WM 1980, 354 (356); Schnauder, ZIP 1994, 1069 (1074). 109 Seiler, S. 212. 110 Wallach, S. 88; Seiler, S. 213; gegen die Annahme eines Rechtsscheins auch bei Übersendung des Überweisungsträgers Wilhelm, AcP 175 (1975), 304 (348 ff.); Reuter/Martinek, § 11 IV 2 b (S. 442 f.). 111 Ausführlich Seiler, S. 213 ff. 112 Lieb, JZ 1983, 960 (962). 113 Seiler, S. 215.

110 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

auf Gutschrift ist daher interessengerecht. Ein entsprechendes Ergebnis wird zu Recht von Teilen der Literatur vertreten, die in der Gutschrift ein abstraktes Schuldversprechen sehen. Entgegen der herrschenden Meinung gewähren sie der Bank einen direkten Bereicherungsanspruch gegen den Begünstigten in sämtlichen Fällen des fehlenden Überweisungsvertrages, d.h. auch nach einer Anfechtung und einem Widerruf.114 (g) Ausnahmefälle Es sind seltene Ausnahmekonstellationen denkbar, in denen der Begünstigte trotz fehlender Tilgungsbestimmung ein schützenswertes Interesse am Erweb einer Forderung gegen seine Bank hat. Hierzu kann es kommen, wenn die beim gekündigten Überweisungsvertrag entfallene Botenmacht der Bank durch einen entsprechenden Rechtsschein ersetzt wird. So verhält es sich im Falle des gekündigten oder geänderten Dauerauftrags. Hier erzeugt die weisungswidrige Ausführung des Dauerauftrags den Rechtsschein der fortdauernden Botenmacht der Bank.115 Aber auch, wenn der Überweisende dem Begünstigten ausdrücklich eine bestimmte Überweisung vorankündigt, ist in der darauf folgenden Gutschrift trotz Kündigung des Überweisungsvertrages von einer Tilgungsbestimmung im Valutaverhältnis auszugehen.116 So liegt es beispielsweise, wenn der Überweisende dem Begünstigten den Durchschlag der Überweisung weiterreicht oder wenn er den elektronisch übermittelten Auftrag an seine Bank als Kopie zur Kenntnisnahme an den Gläubiger verschickt.117 In der ausdrücklichen Vorankündigung der Überweisung ist eine vorweggenommene Tilgungsbestimmung zu sehen, deren Wirkungen nur entfallen, wenn der Überweisende den Begünstigten von der Kündigung des Überweisungsvertrages in Kenntnis setzt.118 Ein Rechtsschein, der die entfallene Botenmacht der Bank ersetzt, ist aber nur dann anzunehmen, wenn eine konkrete Überweisung ausdrücklich angekündigt wird. Die bloße Vereinbarung einer Giroüberweisung im Valutaverhältnis ist hingegen nicht ausreichend. Auch bei einem angefochtenen Überweisungsvertrag kann der Begünstigte in Ausnahmefällen ein schützenswertes Interesse am Erwerb eines Anspruchs ge114 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 438 f.; Schwintowski/Schäfer, § 7 Rndnr. 167; Staudinger-Lorenz, § 812 Rndnr. 51; Seiler, S. 234 m. w. N.; ausführlich Berninghaus, S. 80–84; für den Fall des Widerrufs ebenso Heimann-Trosien, JR 1974, 286 (287); a. A. die herrschende Meinung, siehe nur MK-Häuser, ZahlungsV Rndnr. 315 ff. 115 Canaris, WM 1980, 354 (356); Reuter/Martinek, § 11 IV 2 c (S. 443); Langenbucher, Risikozuordnung, S. 181; ähnlich Seiler, S. 225 f. m. w. N. 116 Vgl. Terpitz, NJW 1984, 1330 (1331); Langenbucher, Risikozuordnung, S. 180. 117 Langenbucher, Risikozuordnung, S. 180. 118 Seiler, S. 218.

A. Giroüberweisung

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gen seine Bank haben. Auf einen Rechtsschein kann bei der Begründung des schutzwürdigen Interesses jedoch nicht abgestellt werden, da tatsächlich eine voll wirksame Tilgungsbestimmung des Überweisenden vorlag, die lediglich nachträglich, wenn auch ex-tunc, entfallen ist. Bei der Anfechtung besteht nicht das für die Kündigung des Überweisungsvertrages typische Problem, dass der Begünstigte eine Erklärung dem Überweisenden zurechnet, obwohl der Zurechnungsgrund entfallen ist. Kennzeichnend für die Anfechtung eines Überweisungsvertrages ist der Problematik, dass der Begünstigte in den Fortbestand der zunächst wirksam erklärten Tilgungsbestimmung vertraut. Dieses Vertrauen ist dann schützenswert, wenn die Gefahr besteht, dass der Begünstigte Einreden und Gegenrechte verliert, die er aufgrund einer Geschäftsbeziehung zum den Überweisenden haben mag.119 Wenn der Begünstigte seine im Valutaverhältnis geschuldete Leistung bereits vor der Anfechtung des Überweisungsvertrages im Vertrauen auf die Bestandskraft der Gutschrift erbracht haben sollte und sich der Überweisende weigert, seiner Zahlungspflicht nachzukommen, kann sich der Begünstigte durch eine Rückforderung der eigenen Leistung und eventuell durch Schadensersatz nach § 122 BGB beim Überweisenden schadlos halten. Sofern der Überweisende die vom Begünstigten im Valutaverhältnis erbrachte Leistung anstandslos herausgibt bzw. Wert- oder Schadensersatz leistet, stellt sich der fehlende Anspruch auf Gutschrift nicht als Nachteil dar. Erst in pathologischen Fällen, wenn der Überweisende zur Herausgabe nicht willens oder nicht in der Lage ist, besteht ein schutzwürdiges Interesse des Begünstigten am Erwerb eines Anspruchs gegen die Bank. Dies ergibt sich aus einem Vergleich mit dem Barzahlungsfall. Bei vereinbarte Barzahlung wäre der Begünstigte trotz erklärter Anfechtung weiterhin im Besitz des übertragenen Bargeldes, so dass er eine Herausgabeverweigerung seitens des Überweisenden kompensieren könnte. Daher ist dem Begünstigten auch im Rahmen der Giroüberweisung bei der konkreten Gefahr eines Rechtsverlusts ein Anspruch gegen die Bank zu gewähren.120 In den soeben beschriebenen seltenen Ausnahmefällen lässt sich durch ein Abstellen auf den Anspruch auf Gutschrift keine bargeldgleiche Sicherung des Begünstigten gewährleisten. Die Bank hat noch nicht einmal buchmäßige Deckung erhalten, so dass sie auch nicht zu einer Herausgabe verpflichtet ist. Diese einzige Schwäche des Anspruchs auf Gutschrift macht es erforderlich, den erforderlichen Schutz des Begünstigten durch eine Ausnahmekonstruktion zu gewährleisten.

119 E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 95; Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 439; Berninghaus, S. 81. 120 Vgl. Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 441 m. w. N.

112 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

(cc) Begründung eines Anspruchs bei Schutzwürdigkeit des Begünstigten Im Interesse eines funktionsfähigen Überweisungsverkehrs darf sich die Bank einem Zahlungsverlangen des Begünstigten nicht verweigern. Da ein Anspruch auf Gutschrift wegen der Fehlerhaftigkeit des Überweisungsvertrages nicht besteht, muss in diesem speziellen Ausnahmefall ein neuer eigenständiger Anspruch gegen die Bank begründet werden. Im Ergebnis ist der Begünstigte in wirtschaftlicher Hinsicht so zu stellen, als hätte die Bank buchmäßige Deckung erhalten. Die entsprechende Verpflichtung der Bank lässt sich aus dem Girovertrag herleiten. Dem gemeinsamen Interesse der Parteien an der Funktionsfähigkeit des Überweisungsverkehrs wird man nur gerecht, wenn man eine selbständige Zahlungsverpflichtung der Bank im Falle der Schutzwürdigkeit des Begünstigten annimmt. Andernfalls stünde der Begünstigte wesentlich schlechter als beim Erhalt von Bargeld. Ein Gläubiger wäre unter diesen Voraussetzungen nicht bereit, sich auf eine bargeldlose Zahlung einzulassen, was zu einer Gefährdung des Überweisungsverkehrs führen würde.121 Daher ergibt die maßgeblich von der Interessenlage bestimmte Auslegung des Girovertrages, dass die Bank gegenüber dem Begünstigten zur Zahlung verpflichtet ist, obwohl ihr keine buchmäßige Deckung zugeflossen ist. Der Anspruch gegen die Bank verschafft dem Begünstigten eine neue Anspruchsgrundlage, aufgrund derer er Zahlung von seiner Bank verlangen kann. Weil das Versprechen der Bank, den Begünstigten wirtschaftlich wie einen Empfänger von Bargeld zu stellen, eine Verpflichtung der Bank selbständig begründet, ist die dadurch entstehende Zahlungsverpflichtung als abstraktes Schuldversprechen nach § 780 BGB einzuordnen. Der für die Bestandskraft des Schuldversprechens erforderliche Rechtsgrund (§ 812 Abs. 2 BGB) ergibt sich aus dem Girovertrag, der die Bank bei entsprechender Auslegung zur Zahlung an den Begünstigten verpflichtet. Ein scheinbarer Nachteil dieser Konstruktion besteht darin, dass der Begünstigte in diesem Ausnahmefall zur aktiven Durchsetzung seiner Rechte gezwungen ist. Sofern die Bank eine Zahlung mit dem Argument verweigert, der Anspruch auf Gutschrift bestehe nicht, da keine buchmäßige Deckung vorhanden sei, muss der Begünstigte in einem eventuellen Prozess seine Schutzwürdigkeit darlegen und beweisen. Die damit verbundene Zuweisung des Prozessrisikos an den Begünstigten entspricht jedoch der allgemeinen Regel, dass derjenige, der eine Rechtsfolge für sich in Anspruch nimmt, die rechtsbegründenden und rechtserhaltenden Tatsachen zu behaupten und gegebenenfalls zu beweisen hat.122 Die Zahlungsverpflichtung der Bank ist im Regelfall vom Eingang buchmäßiger Deckung abhängig. Nur dann, wenn für den Begünstigten die konkrete 121 122

Vgl. Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 410. Siehe nur Thomas/Putzo-Reichold, Vorbem § 284 Rndnr. 23.

A. Giroüberweisung

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Gefahr eines Rechtsverlusts besteht, ist die Bank unabhängig vom Eingang buchmäßiger Deckung zur Zahlung verpflichtet. Daher ist es gerechtfertigt, dass der Begünstigte seine nur ausnahmsweise bestehende Schutzwürdigkeit behaupten und gegebenenfalls beweisen muss. Im Übrigen deckt sich dieses Ergebnis mit der Stornierungsbefugnis der Kreditinstitute. Bis zu einem Rechnungsabschluss sind Banken berechtigt, fehlerhafte Gutschriften einseitig durch eine Belastungsbuchung rückgängig zu machen, so dass der Kunde mit dem Prozessrisiko belastet ist, wenn er gegen eine Stornierung vorgehen möchte.123 (dd) Entstehung des Anspruchs auf Gutschrift bei der Kettenüberweisung Bei der Kettenüberweisung lassen sich durch ein Abstellen auf den Anspruch auf Gutschrift durchweg interessengerechte Ergebnisse erzielen. Hier erwirbt der Begünstigte trotz eines fehlerhaften Überweisungsvertrages einen Anspruch auf Gutschrift. Denn trotz des fehlerhaften Überweisungsvertrages zwischen dem Überweisenden und dessen Bank bestehen im Interbankenverhältnis voll wirksame und ungestörte Zahlungsverträge.124 Daher erlangt die Bank des Begünstigten von der letzten Zwischenbank bzw. der Überweisungsbank auch bei einem fehlerhaften Überweisungsvertrag buchmäßige Deckung, wodurch der Anspruch auf Gutschrift entsteht. Insofern besteht ein wesentlicher Unterschied zur Hausüberweisung. (ee) Kondiktionsmöglichkeiten bei der Kettenüberweisung Bei der Kettenüberweisung erwirbt der Begünstigte trotz des fehlerhaften Überweisungsvertrages einen Anspruch auf Gutschrift gegen seine Bank. Aus den vorstehenden Ausführungen ergibt sich, dass der Begünstigte in diesen Fällen regelmäßig kein schutzwürdiges Interesse am Entstehen bzw. Bestand dieses Anspruchs hat. Das gilt selbst dann, wenn zwischen dem Überweisenden und dem Begünstigten ein intaktes Valutaverhältnis besteht und der Begünstigte die Zahlung des Überweisenden als Erfüllung ansieht. Folglich hat in aller Regel eine Rückabwicklung der fehlerhaften Zahlung zu erfolgen. Dabei stellt sich die Frage, zwischen welchen Personen der Bereicherungsausgleich stattzufinden hat. Insbesondere in Fällen, in denen sich die Zahlung aus Sicht des Begünstigten als Leistung des Überweisenden darstellt, ist an eine Leistungskondiktion im Valutaverhältnis zu denken. Allerdings wurde bereits festgestellt, dass es in aller Regel an einer Tilgungsbestimmung des Überweisenden fehlt. Damit ist in 123 124

Vgl. Ziff. 8 Abs. 1 AGB-Banken; Ziff. 8 Abs. 1 AGB-Sparkassen. Vgl. Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 80.

114 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

der Überweisung keine zweckgerichtete Mehrung fremden Vermögens zu sehen, so dass ein Anspruch aus § 812 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. BGB mangels Leistung des Überweisenden ausscheidet.125 Dem Überweisenden steht auch keine Nichtleistungskondiktion zu, weil der Begünstigte den Anspruch auf Gutschrift nicht auf Kosten dessen erlangt hat.126 Der Kontostand des Überweisenden wurde durch die fehlerhafte Überweisung nicht verändert.127 Das gilt selbst dann, wenn die Bank bereits eine Belastungsbuchung vorgenommen haben sollte. Denn die Guthabenforderung ergibt sich aus einem Vertrag, der ohne Zustimmung des Überweisenden nicht verändert werden kann. Ein fehlerhafter Überweisungsvertrag enthält aber keinen Willen des Überweisenden zur Änderung des Giroguthabens, so dass die Bank zu einer Belastung des Girokontos nicht berechtigt ist.128 Eine dennoch durchgeführte Belastungsbuchung vermindert nicht das tatsächliche Giroguthaben, sondern führt lediglich zu einer falschen Angabe des Kontostandes.129 Der Überweisende kann von seiner Bank eine deklaratorische Berichtigungsbuchung verlangen130; ein Vorgehen gegen den Begünstigten ist weder mit einer Leistungs- noch mit einer Nichtleistungskondiktion möglich. Die bei der Kettenüberweisung aufgrund eines fehlerhaften Überweisungsvertrages erteilte Gutschrift geht wirtschaftlich zu Lasten der Überweisungsbank.131 Sie ist gegenüber dem in der Girokette nachgeschalteten Kreditinstitut zur Zahlung verpflichtet, ohne einen vertraglichen Aufwendungsersatzanspruch gegen den Überweisenden zu haben. Im Ergebnis müssen ihr daher entsprechende Ausgleichsansprüche zustehen. Klärungsbedürftig ist zunächst die Person des Bereicherungsschuldners. Da die Bank durch die Überweisung einen vermeintlichen Vertrag mit dem Überweisenden erfüllen möchte, ist an einen Bereicherungsanspruch im Deckungsverhältnis zu denken. Sowohl Leistungsals auch Nichtleistungskondiktion setzten jedoch eine Bereicherung des Überweisenden voraus. Daran fehlt es im Falle des fehlerhaften Überweisungsvertrages. Mangels Tilgungsbestimmung ist eine eventuelle Schuld im Valutaverhältnis nicht erfüllt worden, so dass der Überweisende nicht von einer Verbindlichkeit befreit wurde.132 Aus den vorstehenden Ausführungen ergibt sich des Weiteren, dass dem vermeintlich Überweisenden auch kein Bereicherungsan125 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 433; MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. 295; Möschel, JuS 1972, 297 (302). 126 Kümpel, Rndnr. 4.305. 127 S/B/L-Schimansky, § 50 Rndnr. 3. 128 Vgl. Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 82. 129 Vgl. Seiler, S. 103, 118; Schnauder, ZIP 1994, 1069 (1075); MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. 306 m. w. N. 130 BGH WM 1994, 1420 (1422), Seiler, S. 103. 131 Vgl. Schwark, WM 1970, 1334 (1335). 132 S/B/L-Schimansky, § 50 Rndnr. 3.

A. Giroüberweisung

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spruch gegen den Begünstigten zusteht. Er hat somit nichts erlangt, so dass eine Kondiktion im Deckungsverhältnis mangels Bereicherung des Überweisenden ausscheidet.133 Damit bleibt ein Anspruch der Überweisungsbank gegen den Begünstigten. Eine Leistungskondiktion scheidet mangels Leistungsbeziehung in diesem Verhältnis aus. Der Begünstigte ist vielmehr auf Kosten der Bank „in sonstiger Weise“ bereichert.134 Denn die Überweisungsbank ist der in der Girokette nachgeschalteten Bank zur Zahlung verpflichtet, ohne beim vermeintlich Überweisenden Regress nehmen zu können.135 Folglich ist der Bank eine Nichtleistungskondiktion nach § 812 Abs. 1 Satz 1, 2. Alt. BGB gegen den Begünstigten zu gewähren.136 Diesem Anspruch steht ein eventuell intaktes Valutaverhältnis in aller Regel nicht im Wege. Die Nichtleistungskondiktion verstößt insbesondere nicht gegen das Subsidiaritätsprinzip. Aus den vorstehenden Ausführungen ergibt sich, dass es regelmäßig an einer wirksamen Tilgungsbestimmung des Überweisenden fehlt. Damit ist in dem Anspruch auf Gutschrift keine Leistung des Überweisenden an den Begünstigten zu sehen137, so dass es nicht zu einer Kollision von Leistungs- und Nichtleistungskondiktion kommt. Das gilt selbst dann, wenn der Begünstigte die Überweisung als Erfüllung ansieht. Entscheidend für die Annahme einer Leistungsbeziehung ist nicht allein der Glaube des Begünstigten an eine Leistung des Überweisenden, sondern das Vorliegen einer wirksamen Tilgungsbestimmung.138 Der hier vertretene Lösungsweg gelangt auch dann zu interessengerechten Ergebnissen, wenn der Begünstigte ausnahmsweise ein schutzwürdiges Interesse am Bestand eines Anspruchs gegen seine Bank hat. Das ist bei gekündigten Daueraufträgen oder einer ausdrücklichen Vorankündigung der Überweisung der Fall. Dort kommt es aufgrund einer wirksamen Tilgungsbestimmung zu einer Erfüllung im Valutaverhältnis139, so dass von einer Leistung des Überweisenden an den Begünstigten auszugehen ist. Durch diese Leistungsbeziehung ist der Begünstigte vor einem direkten Bereicherungsanspruch der Bank geschützt wird, da einer Nichtleistungskondiktion der Bank das Subsidiaritätsprinzip entgegenstünde.140 In diesem Ausnahmefall vollzieht sich der Bereicherungsausgleich nicht zwischen der Überweisungsbank und dem Begünstigten. Stattdes133

Langenbucher, Risikozuordnung, S. 177. Siehe nur GK-Nuissl, nach § 406 Rndnr. 69; Langenbucher, Risikozuordnung S. 176 f. 135 Vgl. Schwark, WM 1970, 1334 (1335). 136 Statt vieler Seiler, S. 114 m. w. N., 186; HeB-Oechsler, § 37 Rndnr. 40; Schnauder, ZIP 1994, 1069 (1071); aus dem älteren Schrifttum Meyer-Cording, FS Pleyer, S. 89 (91). 137 Vgl. Möschel, JuS 1972, 297 (302). 138 Siehe Viertes Kapitel: A. VI. 2. b) (2) (c) (bb) (a). 139 Siehe Viertes Kapitel: A. VI. 2. b) (2) (c) (bb) (b). 134

116 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

sen ist ein Ausgleich im Deckungsverhältnis vorzunehmen.141 Der Überweisungsbank steht eine „Abschöpfungskondiktion“ gegen ihren Kunden zu, da dieser auf ihre Kosten von der Verbindlichkeit im Valutaverhältnis befreit wurde.142 c) Zwischenergebnis Es hat sich gezeigt, dass der Anspruch auf Gutschrift in aller Regel den Anforderungen an ein taugliches Bargeldsurrogat gerecht wird. So wirken sich bloße Fehler des Deckungsverhältnisses nicht auf seine Entstehung oder seinen Bestand aus. Durch ein Abstellen auf den Eingang buchmäßiger Deckung lassen sich auch in pathologischen Fällen durchweg interessengerechte Ergebnisse erzielen. Auch die Fälle des fehlerhaften Überweisungsvertrages lassen sich in der überwiegenden Mehrzahl ohne Probleme lösen. Zwar gelangt der Anspruch auf Gutschrift im Rahmen der Hausüberweisung nicht zur Entstehung. Der Begünstigte hat in der Regel aber auch kein schützenswertes Interesse an der Entstehung eines Anspruchs gegen seine Bank, da es regelmäßig an einem objektiven Bezug zwischen der Überweisung und dem Valutaverhältnis fehlt. Der fehlende Anspruch auf Gutschrift stellt sich demnach nicht als Beeinträchtigung der Rechtsposition des Begünstigten dar. Im mehrgliedrigen Überweisungsverkehr erlangt der Begünstigte trotz des fehlerhaften Überweisungsvertrages einen Anspruch auf Gutschrift. Der regelmäßig fehlenden Schutzwürdigkeit des Begünstigten wird durch die Möglichkeit einer Kondiktion durch die Bank des Überweisenden Rechnung getragen. Und auch in den seltenen Fällen, in denen der Begünstigte ausnahmsweise ein schützenswertes Interesse am Bestand der Gutschrift hat, lassen sich interessengerechte Ergebnisse erzielen. Aufgrund einer dann ausnahmsweise im Valutaverhältnis bestehenden Leistungsbeziehung ist der Begünstigte nach den Grundsätzen des Subsidiaritätsprinzips vor einem Bereicherungsanspruch der Überweisungsbank geschützt. Damit bleibt ein einziger Ausnahmefall, der sich allein mit Hilfe des Anspruchs auf Gutschrift nicht befriedigend erklären lässt. Im Rahmen der Hausüberweisung entsteht kein Anspruch auf Gutschrift, sofern der Überweisungsvertrag fehlerhaft ist. Der Begünstigte hat bei einem gekündigten Überweisungsvertrag aber ein schutzwürdiges Interesse am Erwerb eines Anspruchs gegen seine Bank, wenn es in der Vergangenheit aufgrund eines Dauerauftrags 140 Vgl. MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 294; Möschel, JuS 1972, 297 (300); Langenbucher, Risikozuordnung, S. 181. 141 Kümpel, Rndnr. 4.301. 142 Vgl. Reuter/Martinek, § 11 III 4 b) cc (S. 433).

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zu gleichlautenden Zahlungen gekommen ist oder wenn der Überweisende die konkrete Überweisung ausdrücklich angekündigt hat. Bei einem angefochtenen Überweisungsvertrag bedeutet der fehlende Anspruch gegen die Bank einen Nachteil, wenn der Begünstigte seine im Valutaverhältnis geschuldete Leistung bereits erbracht haben sollte und eine Rückforderung nicht ohne Probleme möglich ist, so dass die konkrete Gefahr eines Rechtsverlusts besteht. Allein in diesen Fällen ist es erforderlich, dem Begünstigten einen vom Anspruch auf Gutschrift unabhängigen Zahlungsanspruch zu gewähren. Nochmals sei darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um äußerst seltene Ausnahmefälle handelt. Zunächst muss es sich um eine Hausüberweisung handeln. Den wirtschaftlichen Regelfall bildet jedoch die Kettenüberweisung. Daneben ist beim gekündigten Überweisungsvertrag ein nur selten in Betracht kommender Rechtsschein erforderlich, der die entfallene Botenmacht der Bank ersetzt. Im Fall der Anfechtung, die im Überweisungsrecht ohnehin keine praktische Bedeutung hat143, ist die konkrete Gefahr eines Rechtsverlustes erforderlich. Die voranstehenden Ausführungen haben ergeben, dass die herrschende Meinung in aller Regel über das Ziel hinausschießt. Es ist gerade nicht notwendig, in jeder Gutschrift einen neuen, eigenständigen Anspruch zu sehen. Bereits der Anspruch auf Gutschrift verschafft dem Begünstigten in der Mehrzahl der Fälle eine hinreichend sichere und damit bargeldgleiche Rechtsposition. Lediglich in einem seltenen Ausnahmefall muss mit einer Ausnahmenkonstruktion gearbeitet werden. Dies steht der Tragfähigkeit der hier vertretenen Konstruktion allerdings nicht entgegen. Denn „allenfalls seltene pathologische Fälle widerlegen nicht die Tauglichkeit eines Ansatzes, der den Regelfall interessengerecht bewältigt: mit derartigen Fällen lässt sich jegliche Rechtskonstruktion ad absurdum führen“.144 3. Besondere Kritik an den rechtsgeschäftlichen Erklärungsansätzen Aus den vorstehenden Ausführungen ergibt sich die Unnötigkeit, jeder Gutschrift konstitutiven Charakter beizumessen. Der Begünstigte ist durch den Anspruch auf Gutschrift hinreichend geschützt, so dass es nicht nötig ist, in jeder Gutschrift einen neuen, eigenständigen Anspruch gegen die Bank zu sehen. Die bisher vorgetragenen Argumente begründen damit eine generelle Kritik, die sich sowohl gegen die herrschende Meinung richtet, die in der Gutschrift ein abstraktes Schuldversprechen sieht, als auch gegen die abweichenden Auffassungen von Kübler und Gernhuber, wonach in der Gutschrift eine Garantieleistung bzw. ein einseitig forderungsbegründender Akt der Bank zu sehen ist. Im Fol143 144

BuB-Hellner/Weingart, Rndnr. 6/200. Rohe, S. 172.

118 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

genden werden die weiteren, auf den Besonderheiten der unterschiedlichen Lösungsansätze beruhenden Unzulänglichkeiten erörtert. a) Die konstruktiven Schwächen des abstrakten Schuldversprechens Der hier vertretene Lösungsansatz hat eine kleine Schwäche. Er kann den Forderungserwerb des Begünstigten nicht für sämtliche Fälle einheitlich erklären. Es gibt einen, in der Realität äußerst selten vorkommenden Fall, in dem mit einer durchaus tragfähigen Ausnahmekonstruktion gearbeitet werden muss. Diese Schwäche taugt indes nicht als Argument gegen die hier vertretene Ansicht und für die herrschende Meinung. Es erscheint vorzugswürdiger, einen seltenen Fall mit einer tragfähigen Ausnahmekonstruktion zu erklären, als für alle denkbaren Fälle ein in der Regel überflüssiges Konstrukt zu entwerfen, nur um auch einen absoluten Ausnahmefall ohne Ausnahme vom Normalkonstrukt erklären zu können. Eine solche Vorgehensweise ist der herrschenden Meinung vorzuwerfen; sie verkehrt das Regel-Ausnahme-Prinzip. Erschwerend kommt hinzu, dass sich der nach hier vertretenem Verständnis kritische Ausnahmefall auch bei Annahme eines abstrakten Schuldversprechens nicht ohne weiteres befriedigend erklären lässt. (1) Der gesetzlich nicht angelegte Kondiktionsausschluss Die herrschende Meinung hat Schwächen, sofern es bei der Hausüberweisung an einem wirksamen Überweisungsvertrag fehlt und der Begünstigte ein schützenswertes Interesse an einem Anspruchserwerb hat. Zwar erwirbt der Begünstigte bei Annahme eines abstrakten Schuldversprechens auch in diesem Fall zunächst einen Anspruch gegen seine Bank. Die für die Rechtsposition des Begünstigten entscheidende Kondiktionsfestigkeit der Gutschrift kann die herrschende Meinung jedoch nicht überzeugend erklären. Möchte man mit der herrschenden Meinung in der Gutschrift ein abstraktes Schuldversprechen sehen, so kommt man nicht umhin, es als Leistung solvendi causa der Bank im Verhältnis zum Zahlungsempfänger zu begreifen. Die Bank ist aufgrund des Girovertrages gegenüber dem Begünstigten zur Gutschrift eingehender Beträge verpflichtet, so dass sie durch die Gutschrift den Anspruch auf Gutschrift erfüllen und daher solvendi causa leisten möchte. Sie verfolgt mit der Erteilung des abstrakten Schuldversprechens einen eigenen Leistungszweck gegenüber dem Begünstigten und ist nicht lediglich als Leistungsmittlerin anzusehen.145 Anders lässt es sich auch nicht erklären, weshalb der An145 Einsele, WM 1999, 1801 (1805 f.); Bärmann-Brink, Rndnr. 256; Koppensteiner/ Kramer, S. 30; Hassold, S.178; MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 198; Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 77; Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 428;

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spruch auf Gutschrift durch Erteilung des abstrakten Schuldversprechens untergeht.146 Sofern der Anspruch auf Gutschrift jedoch nicht besteht, ist die Bank auch nicht zur Gutschrift verpflichtet. Mit einer dennoch erteilten Gutschrift leistet sie daher auf eine von ihr angenommene, in Wirklichkeit hingegen nicht bestehende Verbindlichkeit. Rein konstruktiv gesehen steht ihr damit die condictio indebiti gegen den Empfänger zu.147 Dadurch verbessert sich die Rechtsstellung im Vergleich zur hier vertretenen Ansicht jedoch nicht. Denn auch bei Annahme eines abstrakten Schuldversprechens ist der Bestand der Gutschrift vom Bestehen des Anspruchs auf Gutschrift abhängig. Nach hier vertretener Ansicht lässt sich im Falle der Schutzwürdigkeit des Begünstigten mit einer durchaus tragfähigen Konstruktion ein Anspruch gegen die Bank begründen. Demgegenüber ist man bei Annahme eines abstrakten Schuldversprechens gezwungen, einen Kondiktionsausschluss zu konstruieren, der im Gesetz keine Stütze findet.148 Damit lässt sich der nach hier vertretenem Verständnis kritische Fall auch bei Annahme eines abstrakten Schuldversprechens nicht ohne Ausnahmekonstruktion erklären. Dies ist jedoch nicht die einzige Schwäche der herrschenden Meinung. (2) Der Verstoß gegen das Subsidiaritätsprinzip bei fehlerhafter Kettenüberweisung Bei der Kettenüberweisung entspricht es regelmäßig der Interessenlage, der „auftraglos“ handelnden Bank einen direkten Bereicherungsanspruch gegen den Begünstigten zu gewähren. Da zwischen der anspruchsberechtigten Bank, in der Regel die Überweisungsbank, und dem Begünstigten kein bereicherungsrechtders., BB 1972, 774 (775); ders., WM 1980, 354 (367); Kümpel, WM 2001, 2273 (2279); Larenz/Canaris, § 70 IV 1 b (S. 224 f.); a. A. die wohl überwiegende Meinung, allerdings ohne (überzeugende) Begründung, siehe nur Seiler, S. 57 f. m. w. N. 146 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 428. 147 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 428; Einsele, WM 1999, 1801 (1806). 148 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 428, geht schlicht davon aus, dass der Einwendungsausschluss von der rechtsgeschäftlichen Ebene auf den Bereicherungsanspruch ausgedehnt werden müsse. Ihm folgend Bärmann-Brink, Rndnr. 256, wonach ein Einwendungsausschluß aus der Risiko- und Interessenlage folgt. Hassold, S. 179 ff., versucht mit einem Durchgangserwerb zu begründen, dass die Bank mit der Gutschrift eine Leistungspflicht gegenüber dem Zahlungsempfänger erfüllt, ohne jedoch an ihn eine kondizierbare Leistung zu erbringen. Demgegenüber sieht Einsele, WM 1999, 1801 (1807) den Rechtsgrund des in der Gutschrift zu sehenden abstrakten Schuldversprechens in einer vom Girovertrag zu trennenden Versprechensabrede, die hinsichtlich des Leistungszwecks auf das aus dem Girovertrag erlangte verweist, aber einen grundsätzlichen Ausschluss von Einwendungen aus dem Deckungsverhältnis enthält.

120 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

liches Leistungsverhältnis besteht, handelt es sich um eine Nichtleistungskondiktion nach § 812 Abs. 1 Satz 1, 2. Alt. BGB.149 Problematisch ist nun, dass man bei Annahme eines abstrakten Schuldversprechens genötigt ist, die Gutschrift als Leistung der Empfangsbank an den Begünstigten anzusehen.150 Auch bei einer fehlerhaften Kettenüberweisung handelt es sich bei der Gutschrift um eine Leistung cum causa. Die gutschreibende Bank hat von der Überweisungsbank bzw. der in der Girokette unmittelbar vorgeschalteten Zwischenbank aufgrund eines wirksamen Zahlungsvertrags nach § 676 d BGB die erforderliche buchmäßige Deckung erlangt. Der fehlende Überweisungsvertrag zwischen dem Überweisenden und seiner Bank hat keinen Einfluss auf die Wirksamkeit der nachgeschalteten Zahlungsverträge. Die Gutschrift ist daher – wie im fehlerfreien Überweisungsverkehr – eine Leistung cum causa der Bank an den Empfänger. Um ein interessengerechtes Ergebnis erzielen zu können, ist man folglich gezwungen, der „auftraglos“ handelnden Bank eine Nichtleistungskondiktion gegen den Begünstigen zu gewähren, obschon diesem der Kondiktionsgegenstand mit Rechtsgrund durch seine Bank geleistet wurde. Ein interessengerechtes Ergebnis verstößt damit gegen das Subsidiaritätsprinzip. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Annahme eines abstrakten Schuldversprechens in mehreren Fällen zu „Unsauberkeiten“ nötigt, wenn auch die Probleme des fehlerhaften Deckungsverhältnisses interessengerecht erklärt werden sollen. Mit zwingenden Vorteilen gegenüber der hier vertretenen Ansicht ist die Annahme eines abstrakten Schuldversprechens daher nicht verbunden. b) Kritik an der Garantielösung Gegen die von Kübler vertretene Garantielösung spricht die von einem Garanten übernommene Leistungspflicht. Ein Garant verpflichtet sich typischerweise nur für den Fall, dass ein Drittschuldner die versprochene Leistung nicht erbringt.151 Insoweit begründet der Garantievertrag eine lediglich subsidiäre Ausfallhaftung. Bei der Giroüberweisung hingegen verpflichtet sich die Bank dem Begünstigten gegenüber primär und nicht lediglich für den Fall, dass ein anderer nicht zahlt.152 Zwar kommt in der Regel der Überweisende für den Überweisungsbetrag auf, und für die Bank kommt es in wirtschaftlicher Hinsicht nur dann zu einer Einstandspflicht, wenn sie ihre Ansprüche gegen den Über149

Siehe nur Seiler, S. 114, 186 m. w. N. Siehe Viertes Kapitel: VI. 3. a) (1). 151 Staudinger-Marburger, Vorbem zu §§ 780 ff. Rndnr. 17 m. w. N.; MK-Hüffer, § 780 Rndnr. 10. 152 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 418; MK-HGB-Hüffer, ZahlungsV Rndnr. B 219; Lange, S. 13; Jung, S. 137; Einsele, WM 1999, 1801 (1810). 150

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weisenden bzw. die letzte Zwischenbank nicht realisieren kann. Allerdings kommt es für die Einordnung der Garantie nicht auf eine rein wirtschaftliche, sondern eine rechtliche Beurteilung der primären bzw. sekundären Einstandspflicht an. Und in rechtlicher Hinsicht haftet die Bank gegenüber dem Begünstigten primär. Der Girovertrag enthält allenfalls insofern eine garantieähnliche Verpflichtung, als dass die Bank in seltenen Ausnahmefällen auch dann zur Zahlung an den Begünstigten verpflichtet ist, wenn sie infolge eines fehlerhaften Überweisungsvertrages keine buchmäßige Deckung erhalten hat. Damit wird die Einordnung der Gutschrift als Garantieleistung den tatsächlichen und rechtlichen Abläufen bei der Giroüberweisung nicht gerecht.153 c) Bedenken gegen die Einordnung als einseitig forderungsbegründender Akt Gernhuber richtet sich mit seiner Kritik gegen die herrschende Meinung hauptsächlich gegen deren vermeintliche Unzulänglichkeiten in Bezug auf das Zustandekommen des abstrakten Schuldversprechens. Die damit zusammenhängenden Probleme werden in einem eigenem Kapitel behandelt. In vertragstypologischer Hinsicht ist angreifbar, dass er in der Gutschrift einen Vertrag sui generis sieht, obschon sich mit Hilfe der vom Gesetz zur Verfügung gestellten Möglichkeiten interessengerechte Ergebnisse erzielen lassen. Damit vermag auch die Einordnung der Gutschrift als einseitig forderungsbegründender Akt der Bank nicht zu überzeugen. 4. Die Gutschrift als Information des Begünstigten nach § 666 BGB Es hat sich gezeigt, dass der einzelnen Gutschrift in der Regel keine konstitutive Bedeutung zukommt. Bereits der Anspruch auf Gutschrift räumt dem Begünstigten eine hinreichend sichere Rechtsposition ein. Hierbei handelt es sich um einen aufgrund girovertraglicher Wertungen leicht modifizierten geschäftsbesorgungsvertraglichen Herausgabeanspruch. Der Anspruch auf Gutschrift ist damit nicht vollständig deckungsgleich mit dem Herausgabeanspruch aus §§ 675, 667 BGB. Lediglich in einem sehr seltenen Ausnahmefall muss ein von dem Anspruch auf Gutschrift unabhängiger Anspruch des Begünstigten gegen seine Bank begründet werden. Aber auch in diesem Fall ist es nicht notwendig, der Gutschrift selbst konstitutiven Charakter beizumessen. Es ist ausreichend, dem Begünstigten einen Anspruch auf Erteilung eines abstrakten Schuldversprechens unmittelbar aus dem Girovertrag zu gewähren, aufgrund dessen der Begünstigte so zu stellen ist, als hätte die Bank buchmäßige Deckung erhalten. 153

Einsele, WM 1999, 1801 (1810).

122 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Damit ist die Gutschrift als deklaratorische Erklärung der Bank zu werten, die den Begünstigten darüber informiert, dass ein bestimmter Überweisungsbetrag für ihn eingegangen ist und dem Begünstigten nunmehr zur Verfügung steht; konstitutive Wirkung kommt ihr nicht zu. Sie ist als Benachrichtigung des Begünstigten im Sinne des § 666 BGB zu qualifizieren. 5. Integration in das gesetzliche Regelungsmodell In den durch das Überweisungsgesetz eingeführten §§ 676f und 676g BGB findet sich eine gesetzliche Regelung der Gutschrift. So stellen §§ 676f Satz 1 und 676g Abs. 1 Satz 1 BGB fest, dass das Kreditinstitut durch den Girovertrag verpflichtet ist, eingehende Zahlungen auf dem Konto des Kunden innerhalb bestimmter Fristen gutzuschreiben. Damit stellt sich das Gesetz ein zweistufiges Vorgehen vor: Die Bank erhält den Überweisungsbetrag und hat ihn sodann dem Konto des Begünstigten gutzuschreiben.154 Was genau unter „gutschreiben“ zu verstehen ist, erklärt das Gesetz nicht. Daher lässt sich auch die hier vertretene Ansicht in das gesetzliche Regelungsmodell integrieren. Unter „gutschreiben“ ist entgegen der herrschenden Meinung nicht die Begründung eines neuen, eigenständigen Anspruchs, sondern die schlichte Information des Begünstigten zu verstehen. Dieses Verständnis lässt sich auch mit den gesetzlichen Gutschriftfristen in Einklang bringen, wenn sie als besondere Fälligkeitsregelungen verstanden werden. Der geschäftsbesorgungsvertragliche Herausgabeanspruch nach §§ 675, 667 BGB ist im Zweifel sofort fällig (§ 271 Abs. 1 BGB).155 Durch § 676g Abs. 1 Satz 1 BGB wird nun klargestellt, dass der Anspruch auf Gutschrift erst ab Erteilung der Gutschrift im buchungstechnischen Sinne fällig wird. Und auch der Zeitpunkt, an dem die Gutschrift und damit die Fälligstellung zu erfolgen hat, lässt sich aus dem Gesetz entnehmen. Nach der dispositiven Regel des § 676g Abs. 1 Satz 1 BGB hat die Bank einen Betrag innerhalb eines Bankgeschäftstages nach dem Tag, an dem er ihr selbst gutgeschrieben wurde, dem Begünstigen gutzuschreiben. Bei verspäteter Gutschrift steht dem Begünstigten ein Verzinsungsanspruch zu (§ 676g Abs. 1 Satz 2 BGB). Die Normierung dieses besonderen Verzinsungsanspruchs ist notwendig, weil der Herausgabeanspruch bei pflichtwidrig unterlassener Gutschrift im Grunde noch nicht fällig ist. Damit verlieren die Gutschriftfristen auch nach hier vertretenem Verständnis nicht ihre eigenständige Bedeutung.

154 Gößmann/van Look, WM 2000, Sonderbeilage Nr. 1, S. 20; HeB-Meder, § 38 Rndnr. 9. 155 Palandt-Sprau, § 667 Rndnr. 8.

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VII. Die Zurückweisung der Gutschrift 1. Das Bedürfnis nach einer Zurückweisung In Rechtsprechung und Literatur wird seit langem eine Berechtigung des Begünstigten zur Zurückweisung einer Gutschrift diskutiert.156 Hintergrund dieser Kontroverse ist der Umstand, dass eine Gutschrift für den Begünstigten in einigen Fällen mit Nachteilen verbunden sein kann. Durch eine Überweisung soll dem Begünstigten die Verfügungsmöglichkeit über einen bestimmten Geldbetrag verschafft werden. Diesem Ziel kann ein debitorischer Kontostand oder eine Saldopfändung entgegenstehen. In diesen Fällen führt die Gutschrift nicht zu einer freien Verfügungsmacht des Begünstigten, sondern lediglich zu einer Verringerung der Schuld gegenüber der Bank bzw. dem Pfändungsgläubiger.157 Allein dieser Nachteil berechtigt den Begünstigten nach überwiegender Meinung jedoch nicht, die Gutschrift zurückzuweisen und sie nicht als Erfüllung im Valutaverhältnis gelten zu lassen. Hat er sich gegenüber seinem Vertragspartner mit der Erfüllung durch Überweisung oder Bareinzahlung auf ein (mittlerweile) debitorische oder gepfändete Konto einverstanden erklärt, so muss er die Leistung auch dann als Erfüllung gegen sich gelten lassen, wenn er über den Betrag der Gutschrift nicht die freie Verfügungsmöglichkeit erlangt.158 Probleme ergeben sich, wenn ein Fehler im Valutaverhältnis hinzukommt und der Begünstigte dadurch einer Kondiktion des Überweisenden ausgesetzt ist. Das ist zunächst bei einer „aufgedrängten“ Gutschrift der Fall.159 Diese Konstellation zeichnet sich durch ein intaktes Valutaverhältnis zwischen dem Überweisenden und dem Begünstigten aus. Allerdings erfolgt die Überweisung zur Tilgung der Valutaschuld ohne entsprechende Überweisungsvereinbarung bzw. auf ein vom Begünstigten nicht angegebenes Girokonto. Eine solche Überweisung ist nicht vertragsgemäß, so dass sie keine Erfüllung der Geldschuld bewirkt.160 Der mit der Zahlung bezweckte Erfolg, die Befreiung von einer 156 Nach Schön, AcP 198 (1998), 401 (430), handelt es sich hierbei um eine der „am lebhaftesten diskutierten Fragen des Girovertragsrechts“. 157 Vgl. S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 9. 158 S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 9; MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 242; Weber, Zahlungsverkehr, S. 110; Seiler, S. 71; Jung, S. 87; OLG Oldenburg, WM 1991, 1333 = WuB I D 1.–6.91 (Christoffel); a. A. Schön, AcP 198 (1998), 401 (433), wonach der Begünstigte über den Erwerb von bargeldlosen Geldbeträgen wie beim Erwerb von Bargeld frei entscheiden soll können und die Bank Zurückweisungen des Kunden zu respektieren habe. 159 MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 255. 160 So die ganz herrschende Meinung, siehe Staudinger-Olzen, Vorbem zu §§ 362 ff. Rndnr. 38; MK-Wenzel, § 362 Rndnr. 21; Erman-H. P. Westermann, § 362 Rndnr. 8; Seiler, S. 64 f.; Putzo, S. 67 ff.; Claussen, § 7 Rndnr. 20; Gernhuber, Erfüllung, § 11 I 3 (S. 206); S/B/L-Schimansky, § 49 Rndnr. 45; Häuser, Festgabe Hellner, S. 10 (12); Schnauder, JZ 1987, 68 (69); Joost/Dikomey, JuS 1988, 104 (107);

124 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Verbindlichkeit, tritt nicht ein. Der Begünstigte wird aber in Höhe des Überweisungsbetrages von seiner eigenen Schuld gegenüber der Bank bzw. dem Pfändungsgläubiger befreit.161 Er hat somit etwas erlangt, so dass dem Überweisenden eine condictio indebiti in Höhe des Überweisungsbetrages gegen den Begünstigten zusteht.162 Diesen Bereicherungsanspruch könnte der Überweisende grundsätzlich für sich nutzen und gegenüber der nicht getilgten Valutaforderung die Aufrechnung erklären.163 Damit träte jedoch genau das ein, was am fehlenden Einverständnis des Begünstigten scheitern sollte: der vereinbarungswidrig Überweisende würde von seiner Schuld befreit, ohne dass der Begünstigte über den entsprechenden Betrag verfügen könnte.164 Im Ergebnis würde die vereinbarungswidrige Überweisung über den Umweg des Bereicherungsrechts mittelbar zu einer fehlerfreien Erfüllung führen.165 Ähnliche Probleme zeigen sich bei sogenannten Fehlüberweisungen. Im Gegensatz zu den aufgedrängten Überweisungen besteht zwischen dem Überweisenden und dem Begünstigten keine Geldforderung, so dass der Überweisung ein causa-Bezug fehlt.166 Hierzu zählen zunächst die Fälle der versehentlichen Zuvielüberweisung oder der Überweisung an einen falschen Empfänger.167 Zwischen dem Überweisenden und dem Begünstigten besteht für diese Zahlung kein Rechtsgrund, so dass ein Bereicherungsausgleich nach § 812 Abs. 1 Satz 1 BGB stattzufinden hat.168 Ebenso verhält es sich bei einem fehlerhaften Überweisungsvertrag im Rahmen einer institutsübergreifenden Überweisung. Auch hier findet ein Bereicherungsausgleich zu Lasten des Begünstigten statt. Kondiktionsgläubiger ist allerdings nicht der Überweisende, sondern dessen Bank.169 Im Normalfall ist dieser Bereicherungsanspruch für den Begünstigten Krause, JuS 1991, 103 (104); BGHZ 128, 135 = WM 1995, 149 = WuB I D 1.–3.95 (Escher-Weingart); vgl. auch Bydlinski, EWiR 1995, 243; BGHZ 98, 23 (24) = WM 1986, 875 = WuB I D 1.–4.86 (Schröter); OLG Hamm, NJW 1988, 2115 (2115); a. A. von Dücker, WM 1999, 1257 (1261 ff., insbesondere 1263). 161 Jung, S. 85. 162 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 473; S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 9; MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. 255; Seiler, S. 65; BGHZ 98, 23 (27); unzutreffend OLG Hamm, NJW 1988, 2115 (2115), wonach der Begünstigte nichts erlangt habe, da er im Valutaverhältnis mit der Überweisung einverstanden gewesen sei. Kritisch zu dieser Ansicht Krause, JuS 1991, 103 (104). 163 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 473; S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 9; Seiler, S. 65. 164 S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 9; Canaris, ZIP 1986, 1021 (1025). 165 Häuser, Festgabe Hellner, S. 10 (12); Jung, S. 89; Seiler, S. 66 m. w. N. 166 Seiler, S. 62. 167 Siehe hierzu BGH WM 1989, 1560 = WuB I D 1.–6.89 (Kasten); OLG Celle, WM 1994, 625 = WuB I D 1.–3.94 (Häuser); LG Augsburg, WM 1988, 1085 = WuB I D 1.–6.88 (Hadding/Häuser). 168 Häuser, Festgabe Hellner, S. 10 (10). 169 Siehe Viertes Kapitel: A. VI 2. b) (2) (c) (ee). Im Falle der Hausüberweisung wird man nach hier vertretener Ansicht mit diesem Problem nicht konfrontiert, da es

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nicht besonders nachteilig. Er kann ihn bei ausreichendem Kontostand durch schlichte Rücküberweisung erfüllen.170 Probleme ergeben sich bei einem debitorischen oder gepfändeten Girokonto, welches den Begünstigten an der freien Verfügung hindert und einer schlichten Rücküberweisung im Wege steht.171 Der Begünstigte wäre gezwungen, die für die Rückerstattung erforderlichen Mittel anderweitig aufzubringen.172 Die rechtsgrundlose Fehlüberweisung käme in erster Linie der Bank des Begünstigten bzw. dem Pfändungsgläubiger zugute, da sich die Schuld des Begünstigten verringern würde, obwohl diesem der Überweisungsbetrag nicht zusteht.173 Die Gutschrift ist für den Begünstigten somit nicht immer vorteilhaft. Bei einem debitorischen oder gepfändeten Girokonto ist der Begünstigte bei fehlerhaften Überweisungen einem Bereicherungsanspruch ausgesetzt, der für ihn mit besonderen Nachteilen verbunden ist. Aus diesem Grunde wird eine Berechtigung des Begünstigten zur Zurückweisung der Gutschrift diskutiert. Das Zurückweisungsrecht soll dem Begünstigten eine Möglichkeit geben, den Forderungserwerb gegen seine Bank zu verhindern. Ohne den Anspruch gegen die Bank käme es nicht zu einer Bereicherung des Begünstigten und der Kondiktion des Überweisenden bzw. der „auftraglos“ handelnden Bank wäre die Grundlage entzogen.174 2. Die Reichweite des Zurückweisungsrechts Zunächst ist die Reichweite des Zurückweisungsrechts zu bestimmen. Unstreitig steht es dem Begünstigten im Falle der rechtsgrundlosen Fehlüberweisung auf ein debitorisches oder gepfändetes Girokonto zu.175 Dies folgt aus der Schutzwürdigkeit des Begünstigten. Bei Verweigerung eines Zurückweisungsrechts hätte er keine Möglichkeit, seine Bank von der zu einem Bereicherungsanspruch führenden Verrechnung des Überweisungsbetrages mit einem Debet abzuhalten.176 Den Bereicherungsanspruch könnte der Begünstigte aber nicht erst gar nicht zu einem Forderungserwerb des Begünstigten kommt und somit auch kein Bereicherungsausgleich stattfindet. 170 Häuser, Festgabe Hellner, S. 10 (10); Seiler, S. 71. 171 Schlegelberger-Hefermehl, Anh § 365 Rndnr. 112. 172 MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 244. 173 Jung, S. 85; Häuser, Festgabe Hellner, S. 10 (10). 174 Bydlinski, EWiR 1995, 243 (244); Seiler, S. 66. 175 Siehe Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 473; ders., ZIP 1986, 1021 (1025 f.); S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 9 m. w. N.; MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 244 ff. m.w.N; Seiler, S. 69; Jung, S. 97; Schön, AcP 198 (1998), 401 (433); BGH WM 1985, 826 = WuB I D 1.–4.85 (Terpitz); BGH ZIP 1989, 1317 = WM 1989, 1560 = WuB I D 1.–6.89 (Kasten); BGHZ 128, 135 = WM 1995, 149 = WuB I D 1.– 3.95 (Escher-Weingart); OLG Oldenburg, WM 1991, 1333 = WuB I D 1.–6.91 (Christoffel); OLG Celle, WM 1994, 626 = WuB I D 1.–3.94 (Häuser).

126 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

aus dem Überweisungsbetrag erfüllen. Es erscheint unbillig, den Begünstigten zu nötigen, sich anderweitig die erforderlichen Mittel beschaffen, nur um die Rückabwicklung einer Überweisung zu ermöglichen, die er in keiner Weise veranlasst hat und an der ihm ersichtlich jedes Interesse fehlt.177 Umstritten ist, ob dem Begünstigten ein Zurückweisungsrecht auch im Falle der „aufgedrängten“ Gutschrift zusteht. Die herrschende Ansicht in der Literatur bejaht dies.178 Der Begünstigte sei in gleichem Maße schutzwürdig wie im Falle der rechtsgrundlosen Fehlüberweisung.179 In beiden Fällen fehle es an der freien Verfügungsmöglichkeit des Begünstigten über das Girokonto und er könne den Bereicherungsanspruch des Überweisenden nicht durch schlichte Rücküberweisung erfüllen.180 Es sei schwer zu begreifen, weshalb eine Geldschuld zwischen dem Überweisenden und dem Begünstigten Auswirkungen auf den Girovertrag (und damit das Zurückweisungsrecht) zwischen dem Begünstigten und seiner Bank haben sollte.181 Die Bank habe weder bei der rechtsgrundlosen Fehlüberweisung noch bei der „aufgedrängten“ Überweisung einen Einblick in das Valutaverhältnis und müsse bei jeder Überweisung damit rechnen, dass sie ohne Rechtsgrund erfolge.182 Für das Zurückweisungsrecht komme es allein auf das Giroverhältnis an, da das Zurückweisungsrecht diesem Rechtsverhältnis entspringe. Daher sei eine differenzierte Betrachtungsweise wenig sachgerecht.183 Diese Sichtweise vermag nicht zu überzeugen. Vielmehr ist mit dem Bundesgerichtshof184 und Teilen der Literatur185 davon auszugehen, dass ein Zurückweisungsrecht bei einer „aufgedrängten“ Gutschrift nicht besteht. Die von der herrschenden Meinung angeführte Interessenlage ist gerade nicht mit der im Falle einer rechtsgrundlosen Fehlüberweisung zu vergleichen, weil dem Begünstigten durch die Gutschrift nichts aufgedrängt wird.186 Anders als bei der Fehl176

MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 245 m. w. N. Seiler, S. 69. 178 Vgl. Jung, S. 92; Escher-Weingart, WuB I D 1.–3.95, jeweils m. w. N. 179 MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 260; ders., ZIP 1995, 89 (94); Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 473; ders., 100 Jahre KO, S. 73 (91 ff.); Köndgen, NJW 1992, 2263 (2269); ders., 1996, 558 (565); Seiler, S. 69; Jung, S. 93 f.; Terpitz, WuB I D 1.–6.85; Christoffel, WuB I D 3.–16.88; Kasten, WuB I D 1.–6.89; unklar Koller, LM Nr. 213 zu § 675 BGB, der von eventuellen Schadensersatzansprüchen bei vereinbarungswidrigen Überweisungen spricht. 180 Seiler, S. 69; Jung, S. 93. 181 Köndgen, NJW 1996, 558 (565); Jung, S. 94. 182 Häuser, ZIP 1995, 89 (95); Seiler, S. 71, Jung, S. 94. 183 So insbesondere Seiler, S. 69 m. w. N. 184 BGHZ 128, 135. 185 S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 12; Staudinger-K. Schmidt, Vorbem zu §§ 244 ff. Rndnr. C 46; Schlegelberger-Hefermehl, Anh § 365 Rndnr. 112; Putzo, S. 123 f.; Weber, Zahlungsverkehr, S. 110; Nobbe, WM 2001, Sonderbeilage Nr. 4, S. 17 f. 177

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überweisung ist der Überweisungsbetrag bei der „aufgedrängten“ Gutschrift für den Begünstigten bestimmt und steht diesem materiell zu.187 Es trifft zwar zu, dass der Begünstigte auch bei der „aufgedrängten“ Gutschrift ein Interesse an der Zurückweisung hat, da die fehlende Verfügungsmöglichkeit über den Gutschriftbetrag nur selten seinen Interessen entsprechen wird.188 Zu weit geht allerdings die Aussage, daher entspreche ein Zurückweisungsrecht auch bei „aufgedrängten“ Gutschriften dem mutmaßlichen Parteiwillen.189 Eine solche Ansicht lässt die berechtigten Interessen der Bank außen vor. Aufgrund des Girovertrages ist die Bank berechtigt und nicht lediglich verpflichtet, für ihren Kunden bestimmte Geldeingänge entgegenzunehmen.190 Sie macht bei der „aufgedrängten“ Gutschrift daher von dem ihr durch den Begünstigten eingeräumten eigenen Recht Gebrauch.191 Die Berechtigung der Bank zur Gutschrift eingehender Beträge ist Bestandteil des Girovertrages, so dass der Begünstigte durch Abschluss des Girovertrages insoweit eine Selbstbindung eingegangen ist192 und sich nicht einseitig von dieser Vereinbarung lösen kann, auch wenn sie im Einzelfall seinen Interessen zuwiderläuft.193 Damit kollidiert das Zurückweisungsinteresse des Begünstigten mit dem Interesse der Bank an der Entgegennahme und Verrechnung des Überweisungsbetrages. Aber anders als bei der rechtsgrundlosen Fehlüberweisung überwiegt hier das Interesse der Bank. Bei der rechtsgrundlosen Fehlüberweisung stellt sich der Zahlungseingang und damit die Verrechnungsmöglichkeit für die Bank als zufällig dar. Sie verrechnet ihre Ansprüche gegen den Begünstigten mit einem Geldbetrag, den dieser rein zufällig erlangt hat und der vor allem noch nicht einmal für ihn bestimmt war. Am Behalt von zufällig Erworbenem besteht jedoch kein schützenswertes Interesse. Anders sieht es bei der „aufgedrängten“ Gutschrift aus. Hier ist der Überweisungsbetrag für den Begünstigten bestimmt und steht ihm materiell zu. Daher braucht die Bank ihr Interesse an der Verrechnung eingehender Beträge mit einem Debetsaldo nicht den Belangen des Begünstigten zu opfern, der diese Verrechnung unterbinden möchte. Zwar kann die Bank nicht verhindern, dass der Begünstigte Zahlungen im Hinblick auf eine Kontoüberziehung an einem debitorischen Konto vorbeileitet. Es ist jedoch zuviel verlangt, sie durch die Einräumung eines Zurückweisungsrechts 186

BGHZ 128, 135 (139). BGHZ 128, 135 (139). 188 Siehe Einsele, AcP 199 (1999), 145 (145); Jung, S. 94 m. w. N. 189 So aber insbesondere Jung, S. 94. 190 S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 5; HeB-Meder, § 38 Rndnr. 28; MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. 210; BGHZ 128, 135 (139). 191 S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 12; so selbst Seiler, S. 75, der im Ergebnis dennoch von einem Zurückweisungsrecht des Begünstigten ausgeht. 192 Vgl. HeB-Oechsler, § 37 Rndnr. 36. 193 Ähnlich HeB-Meder, § 38 Rndnr. 40. 187

128 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

zu verpflichten, missglückten Versuchen dieser Art doch noch zum Erfolg zu verhelfen.194 Durch die Bejahung eines Zurückweisungsrechts würde den Beteiligten des Valutaverhältnisses auf Kosten der Bank „gewissermaßen eine Widereinsetzung in den vorigen Stand“ gewährt.195 Den Interessen des Begünstigten wird auch bei Ablehnung eines Zurückweisungsrechts hinreichend Rechnung getragen, da er auch bei fehlender Zurückweisungsmöglichkeit keinen Rechtsverlust erleidet. Ein Zurückweisungsrecht des Begünstigten innerhalb des Valutaverhältnisses steht nicht zur Diskussion.196 Dort braucht sich der Begünstigte mit der vereinbarungswidrigen Überweisung nicht zufrieden zu stellen. Sie erfüllt die Valutaschuld nicht; der Begünstigte behält seinen Anspruch gegen den Überweisenden. Aufgrund der vereinbarungswidrigen Überweisung ist zudem an Schadensersatzansprüche des Begünstigten zu denken.197 Im Ergebnis hat der Ausgleich einer ungewollten Überweisung wegen der nicht eingetretenen Erfüllungswirkung unmittelbar zwischen den Parteien des Valutaverhältnisses zu erfolgen.198 Hier stehen sich nun die Valutaforderung des Begünstigten und ein Bereicherungsanspruch des Überweisenden gegenüber. Um zu verhindern, dass im Endergebnis auch vereinbarungswidrige Überweisungen zur Erfüllung der Valutaforderung führen und dadurch berechtigte Interessen des Begünstigten unterlaufen werden, ist von einem Aufrechnungsverbot auszugehen.199 Eine Aufrechnung ist mit dem Zweck der vertraglichen Festlegung eines bestimmten Zahlungsweges und dem Sinn einer Versagung der Tilgungswirkung bei vereinbarungswidrigen Überweisungen unvereinbar. Der Schuldner hat die Forderung so zu erfüllen, wie er sie schuldet und sich wegen der Rückgewähr einer rechtsgrundlos erbrachten vertragswidrigen Leistung mit dem Gläubiger gesondert auseinander zu setzen.200 Als Zwischenergebnis lässt sich festhalten, dass dem Begünstigten allein bei rechtsgrundlosen Fehlüberweisungen auf ein debitorisches oder gepfändetes Girokonto ein Zurückweisungsrecht zusteht. Bei einer „aufgedrängten“ Gutschrift hat er sich direkt mit dem Überweisenden auseinander zu setzen.

194 195 196 197 198 199 200

S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 12. S/B/L-Schimansky, § 50 Rndnr. 10. S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 12. Vgl. Koller, LM Nr. 213 zu § 675 BGB; S/B/L-Schimansky, § 50 Rndnr. 10. BGHZ 128, 135 (139); S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 12. S/B/L-Schimansky, § 50 Rndnr. 10. S/B/L-Schimansky, § 50 Rndnr. 10.

A. Giroüberweisung

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3. Die dogmatischen Grundlagen des Zurückweisungsrechts Nachdem festgestellt wurde, dass dem Begünstigten im Falle einer rechtsgrundlosen Fehlüberweisung ein Zurückweisungsrecht zusteht, sind dessen dogmatische Grundlagen zu erörtern. Teile der Literatur erklären das Zurückweisungsrecht mit einer Analogie zu § 333 BGB.201 Diese Norm gibt dem Dritten bei einem berechtigenden Vertrag zugunsten Dritter das Recht, das aus dem Vertrag zu seinen Gunsten erworbene Recht zurückzuweisen, so dass es als nicht erworben gilt. Hinter dieser Regelung steht der Gedanke, dass niemand zu einem endgültigen Rechtserwerb gegen seinen Willen gezwungen werden soll.202 Die Analogie für den Überweisungsverkehr wird damit begründet, dass die Position des Begünstigten mit der des Dritten beim berechtigenden Vertrag zugunsten Dritter vergleichbar sei. Auch der Gutschriftempfänger erwerbe seinen Anspruch gegen die Bank aus einem Rechtsgeschäft, ohne dass es dazu eines besonderen Mitwirkungsaktes von seiner Seite bedürfe.203 Auch nach hier vertretenem Verständnis erfolgt der Forderungserwerb ohne eine direkte Mitwirkung des Begünstigten. Aufgrund des Girovertrages entsteht der Anspruch nicht durch ein separates Rechtsgeschäft, sondern allein durch den Eingang buchmäßiger Deckung. Obschon der konkrete Forderungserwerb von einer unmittelbaren Handlung des Begünstigten unabhängig ist, bestehen Bedenken gegen eine analoge Anwendung des § 333 BGB. Anders als beim berechtigenden Vertrag zugunsten Dritter hat sich der Begünstigte im Überweisungsverkehr sehr wohl mit einem Forderungserwerb einverstanden erklärt. Denn der Forderungserwerb beruht auf dem Girovertrag, den der Begünstigte mit seiner Bank geschlossen hat. Dieser Vertrag berechtigt die Bank zur Entgegennahme eingehender Zahlungen und zur daraus folgenden Forderungsbegründung. Damit vollzieht sich der Forderungserwerb aber gerade nicht ohne ein Zutun des Begünstigten.204 Zudem lässt sich mit einer analogen Anwendung des § 333 BGB nicht erklären, dass dem Begünstigten nur im Falle der rechtsgrundlosen Fehlüberweisung ein Zurückweisungsrecht zusteht und nicht auch bei einer „aufgedrängten“ Gutschrift. Allein aus § 333 BGB lässt sich diese Einschränkung nicht herleiten, so dass eine Analogie bei folgerichtiger Anwendung zu einem generellen Zurückweisungs201 So Canaris, 100 Jahre KO, S. 73 (91 f.); ders., ZIP 1986, 1021 (1025); ders., Bankvertragsrecht, Rndnr. 473; Larenz/Canaris, § 72 IV (S. 293); Staudinger-Jagmann, § 333 Rndnr. 3; Krause, JuS 1991, 103 (105). 202 MK-Gottwald, § 333 Rndnr. 1; siehe ausführlich zum Zurückweisungsrecht beim Vertrag zugunsten Dritter Raab, S. 462–470. 203 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 473. 204 MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 243; ders., Festgabe Hellner, S. 10 (15); Seiler, S. 74 f.; Jung, S. 99; S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 12; Weber, Zahlungsverkehr, S. 110; Schön, AcP 198 (1998), 401 (433); Nobbe, WM 2001, Sonderbeilage Nr. 4, S. 17; BGHZ 128, 135 (138 f.).

130 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

recht führen würde.205 Seine Grundlage hat das Zurückweisungsrecht des Begünstigten daher nicht in einer Analogie zu § 333 BGB, sondern in einer ergänzenden Auslegung des Girovertrages.206 Dahinter steht die Wertung, dass ein Geldbetrag, der dem Begünstigten im Valutaverhältnis nicht gebührt, gegenüber der Bank nicht so behandelt werden darf, als gebühre er ihm.207 Klärungsbedürftig ist schließlich noch die konkrete Rechtswirkung einer erfolgreichen Zurückweisung. Die überwiegend vertretene Ansicht, wonach eine zulässige Zurückweisung den Forderungserwerb des Begünstigten (und damit dessen Bereicherung) ex-tunc entfallen lässt208, ist nach hier vertretenem Verständnis kaum begründbar. Denn der Forderungserwerb des Begünstigten beruht nicht auf einem vom Girovertrag zu trennenden separaten Vertrag, sondern vollzieht sich unmittelbar aufgrund des Girovertrages, sobald die Bank buchmäßige Deckung erlangt hat. Diesen tatsächlichen Vorgang des Deckungseingangs kann aber auch eine Zurückweisung der Gutschrift nicht verhindern. Die Forderung des Begünstigten entsteht daher auch, wenn er eine Gutschrift zurückweist. Das ist jedoch unschädlich, da das eigentliche Problem nicht der Forderungserwerb, sondern die fehlende Verfügungsmöglichkeit des Begünstigten ist.209 Die Zurückweisung der Gutschrift braucht daher nicht den Forderungserwerb zu verhindern, sondern muss dem Begünstigten trotz bestehender Verrechnungsmöglichkeit die (eingeschränkte) Verfügungsmöglichkeit über den Überweisungsbetrag verschaffen. Die Zurückweisung verhindert daher nicht den Forderungserwerb, sondern verpflichtet die Bank, auf eine Verrechnung des Überweisungsbetrages mit einem Sollsaldo des Begünstigten zu verzichten und eine Rücküberweisung trotz debitorischen Kontostandes auszuführen.210 Es versteht sich von selbst, dass die Bank nur die konkrete Rücküberweisung des versehentlichen erhaltenen Betrages auszuführen hat und anderen Dispositionswünschen nicht nachzukommen braucht. Als rechtstechnisches Mittel zur Verschaffung dieser Verfügungsmöglichkeit bietet sich die Herausnahme der Forderung aus dem Kontokorrentverhältnis an.211

205 Seiler, S. 75, Jung, S. 99. Häuser, ZIP 1995, 89 (92) spricht zutreffend von der „überschießenden Tendenz“ der Analogie zu § 333 BGB. 206 Häuser, Festgabe Hellner, S. 10 (15 f.); ders., ZIP 1995, 89 (92 f.); Schön, AcP 198 (1998), 401 (433); Weber, Zahlungsverkehr, S. 110; Jung, S. 99 f.; Seiler, S. 75 ff.; Escher-Weingart, WuB I D 1.–3.95; BGHZ 128, 135 (139). 207 Vgl. Jung, S. 99 m. w. N. 208 Siehe nur Weber, Zahlungsverkehr, S. 111. 209 Vgl. Häuser, Festgabe Hellner, S. 10 (16). 210 Seiler, S. 76. 211 Seiler, S. 76.

A. Giroüberweisung

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VIII. Ergebnis Eine umfassende, maßgeblich von der Interessenlage beeinflusste Analyse des Giroverhältnisses zwischen dem Begünstigten und seiner Bank hat ergeben, dass es nicht notwendig ist, jeder Gutschrift konstitutiven Charakter beizumessen. Die durch das Überweisungsgesetz eingetretene Stärkung des Anspruchs auf Gutschrift hat zur Folge, dass auf die herkömmliche Differenzierung zwischen dem Anspruch auf Gutschrift und dem Anspruch aus Gutschrift verzichtet werden kann. Nach nunmehr geltendem Recht ist der Begünstigte bereits durch den Anspruch auf Gutschrift hinreichend geschützt. Das gilt insbesondere im Hinblick auf die Einwendungsproblematik. Die herrschende Meinung hat diese Neuerungen bislang nicht hinreichend berücksichtigt und schießt mit ihrem traditionellen Verständnis der Gutschrift als eigenständigem Anspruch über das Ziel hinaus. Bereits aus der Relativität des Schuldverhältnisses ergibt sich, dass sich die Bank gegenüber dem Begünstigten nicht auf ein gestörtes Valutaverhältnis berufen kann. Insofern ist es nicht erforderlich, jeder Gutschrift konstitutiven Charakter beizumessen. Auch bei einem gestörten Deckungsverhältnis ist der Begünstigte allein durch den Anspruch auf Gutschrift hinreichend gesichert. Bloße Fehler des Deckungsverhältnisses, insbesondere die Zahlungsunfähigkeit des Überweisenden, berühren den Anspruch auf Gutschrift nicht, weil er bereits mit dem Eingang buchmäßiger Deckung entsteht. Aber auch bei einem fehlenden Überweisungsvertrag ist der Begünstigte hinreichend geschützt. Zwar erlangt die Bank in diesen Fällen bei der Hausüberweisung noch nicht einmal buchmäßige Deckung, so dass der Anspruch auf Gutschrift nicht entsteht. Der Begünstigte hat in diesen Fällen aber regelmäßig auch kein schützenswertes Interesse an einem Forderungserwerb gegen seine Bank. Denn bei einem fehlenden Überweisungsvertrag fehlt auch eine wirksame Tilgungsbestimmung des Überweisenden. Damit besteht kein objektiver Bezug zwischen Gutschrift und Valutaverhältnis. Die Gutschrift stellt sich in diesen Fällen als rein zufällig dar. An einem Behalt von zufällig Erworbenem besteht kein schützenswertes Interesse. Allenfalls in den seltenen Ausnahmefällen, in denen die fehlende Tilgungsbestimmung durch einen entsprechenden Rechtsschein ersetzt werden kann, ist dem Begünstigten ein eigenständiger Anspruch zu gewähren. In allen anderen Fällen ist der Begünstigte bereits durch den Anspruch auf Gutschrift hinreichend geschützt. Dies gilt insbesondere beim wirtschaftlichen Regelfall der institutsübergreifenden Überweisung. Hier entsteht auch bei einem fehlenden Überweisungsvertrag der Anspruch auf Gutschrift. Denn aufgrund des Zahlungsvertrages mit der letzten Zwischenbank erlangt die Empfängerbank buchmäßige Deckung. Der Zahlungsvertrag ist in seinem Bestand vom Überweisungsvertrag unabhängig. Somit kann darauf verzichtet werden, in jeder Gutschrift einen neuen eigenständigen Anspruch zu sehen. Der Gutschrift im

132 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

buchungstechnischen Sinne kommt lediglich insofern eine eigenständige rechtsgeschäftliche Bedeutung zu, als dass der Anspruch auf Gutschrift erst ab Buchung der Gutschrift fällig wird. Die Anzeige einer Gutschrift ist damit neben der Benachrichtigung des Begünstigten nach § 666 BGB eine von der Auslegungsregel des § 271 Abs. 1 BGB abweichende Fälligkeitsregelung. Der hier vertretene Lösungsansatz verzichtet darauf, den Forderungserwerb des Begünstigten mit einem neuen eigenständigen Anspruch zu begründen, weil dieser Anspruch die Rechtsposition des Begünstigten gegenüber dem Anspruch auf Gutschrift nicht verbessert und daher überflüssig ist. Die dadurch eingetretene Vereinfachung der ohnehin komplizierten Rechtsverhältnisse innerhalb des Giroverkehrs zeigt sich besonders deutlich bei einer Betrachtung des Stornorechts. Nach hier vertretenem Verständnis erübrigt sich der Streit um die Rechtsnatur der Stornierungsbefugnis.212 Das Stornorecht erfasst die Fälle, in denen die Bank eine Gutschrift erteilt hat, ohne dass ihr eine entsprechende buchmäßige Deckung zugeflossen ist. Genau in diesen Fällen steht dem Begünstigten aber auch kein Anspruch auf Gutschrift zu, so dass sich sein Vermögensstatus durch die fehlerhaft erteilte Gutschrift nicht verändert hat. Es ist daher nach hier vertretenem Verständnis nicht nötig, eine rechtsgeschäftliche Stornierung der Gutschrift durchzuführen, da der Begünstigte durch die fehlerhafte Gutschrift keinen Vermögenszuwachs erfahren hat. Es ist ausreichend, dass die Bank den fehlerhaft angegebenen Kontostand korrigiert. Dazu bedarf es keiner rechtsgeschäftlichen Handlung, sondern lediglich einer rein deklaratorischen Buchberichtigung. Der Streit um die Rechtsnatur der Stornierungsbefugnis ist damit obsolet.

B. Kreditkartenverfahren Die Frage nach der Rechtsnatur der Zahlungszusage gehört seit jeher zu den umstrittensten Problemen des Kreditkartenverfahrens.213 Seit Aufkommen des Kreditkartengeschäfts in Deutschland wurden die unterschiedlichsten Lösungsansätze diskutiert. Viele Erklärungsansätze, wie Schuldbeitritt214, befreiende Schuldübernahme215, Bürgschaft216, Inkassozession217, Einziehungsermächtigung218, Kreditauftrag (§ 778 BGB) und Kreditbrief219 sowie Dokumentenak212

Ausführlich zu dieser Problematik Lange, S. 9–59 (!). Kienholz, S. 35; Freitag ZBB 2002, 322 (322) bezeichnet sie als „Kardinalfrage des Kreditkartenrechts“. 214 Pütthoff, S. 146; siehe auch Avancini, ZfRV 1969, 121 (129 f.). 215 Siehe hierzu Hadding, FS Pleyer, S. 17 (30); Hammann, S. 55 f. 216 So Avancini, ZfRV 1969, 121 (126 ff.) für das österreichische Recht. 217 Hierzu Hammann, S. 45 f. 218 Hierzu Hammann, S. 53 f. 213

B. Kreditkartenverfahren

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kreditiv220 konnten sich zu Recht nicht durchsetzen. Auf eine Erörterung dieser Ansätze wird im Rahmen dieser Arbeit verzichtet. Zum einen handelt es sich teilweise um rein theoretische Erwägungen, die niemals ernsthaft vertreten wurden, zum anderen werden diese Ansichten heute nicht mehr vertreten, da die Unzulänglichkeiten hinreichend deutlich ausdiskutiert sind.221 Die vorliegende Arbeit beschränkt sich daher auf eine Auseinandersetzung mit den aktuell vertretenen Lösungsmodellen. Heute stehen sich die Theorie vom Forderungskauf, das Anweisungsmodell und ein geschäftsbesorgungsvertraglicher Ansatz gegenüber.222 Bei Letzterem ist jedoch umstritten, ob die Zahlungszusage als Garantievertrag oder als abstraktes Schuldversprechen zu qualifizieren ist.223 Dass bislang keine einheitliche Linie gefunden werden konnte, ist nicht unwesentlich auf die im Wortlaut bis in die jüngste Zeit teilweise stark divergierenden Akquisitionsverträge der einzelnen Kreditkartensysteme zurückzuführen.224

I. Der Forderungskauf 1. Argumentation Teile der Literatur und die ältere Rechtsprechung erklären das Rechtsverhältnis zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen mit einem Forderungskauf nach § 433 Abs. 1 Satz 2 BGB a. F.225 Diese Ansicht ist im Wesentlichen auf den früher überwiegend gewählten Wortlaut der Akquisitionsverträge zurückzuführen. Nur exemplarisch sei auf den Akquisitionsvertrag der Postbank für EUROCARD/MasterCard/VISA in der Fassung vom 1. August 2000 hingewiesen. Dort war bestimmt, dass die Postbank alle fälligen Forderungen des Vertragsunternehmens gegen die Karteninhaber „kauft“.226 219

Siehe Zahrnt, NJW 1972, 1077 (1078). Vgl. Custodis, S. 96. 221 Siehe die ausführliche Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Konstruktionsmöglichkeiten bei Kienholz, S. 141 ff.; Hammann, S. 41 ff.; Weller, S. 61 ff. 222 S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 60. 223 E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 382. 224 Vgl. HedB-Blaurock, § 43 Rndnr. 40 m. w. N. 225 Eckert, WM 1987, 161 (162); Hönn, ZBB 1991, 6 (12); Köndgen, NJW 1992, 2263 (2271); Reinfeld, WM 1994, 1505 (1506); Häde, ZBB 1994, 33 (37); Heermann, JZ 2002, 1170 (1171 f.); E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 384; MK-Hüffer, § 783 Rndnr. 80e; Soergel-Huber, vor § 433 Rndnr. 304 a; U/B/H-Schmidt, AGBG Anhang §§ 9–11 Rndnr. 454a; Schwintowski/Schäfer, § 6 Rndnr. 25 ff.; Gernhuber, Erfüllung, S. 221 f.; Ahrens, S. 31 ff.; grundlegend BGH NJW 1990, 2880 = WM 1990, 1059 = ZIP 1990, 778 mit Anm. von Eckert, EWiR 1990, 1059; OLG Schleswig, WM 1991, 453, dazu Eckert, EWiR 1991, 445; OLG Köln, WM 1995, 1914 (1916); OLG Frankfurt/Main, ZIP 2001, 1583 (1586); bei entsprechendem Wortlaut des Akquisitionsvertrages ebenso Langenbucher, BKR 2002, 119 (119 ff.). 220

134 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Die Anhänger der Theorie vom Forderungskauf argumentieren, dass aufgrund des eindeutigen Wortlautes für eine anderweitige Auslegung kein Raum sei.227 Es fehle bereits an der Auslegungsbedürftigkeit des Akquisitionsvertrages.228 Das gelte um so mehr, weil die Vertragsurkunde von „erfahrenen Juristen“ abgefasst sei.229 Dementsprechend ging auch der unter anderem für kaufrechtliche Fragen zuständige VIII. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs230 in seiner Grundsatzentscheidung vom 2. Mai 1990 davon aus, dass der mehrfach verwendete Begriff „Kauf“ in seiner rechtlichen Bedeutung allgemein bekannt sei, weshalb davon ausgegangen werden müsse, dass „Vertragsparteien ,Kauf‘ meinen, wenn sie von ,Kauf‘ sprechen“.231 Bei Zugrundelegung eines Forderungskaufs nach §§ 433, 437 BGB a. F. tritt das Vertragsunternehmen mit Abschluss des Akquisitionsvertrages seine zukünftigen Forderungen gegen Karteninhaber an den Kartenausgeber mit Wirkung zum Zeitpunkt der Fälligkeit ab (§§ 398 ff. BGB) und erhält im Gegenzug den in den Belastungsbelegen genannten Betrag abzüglich des vereinbarten Disagios als Kaufpreis.232 Nach alter Rechtslage traf den Verkäufer einer Forderung eine Veritätshaftung (§ 437 Abs. 1 BGB a. F.), so dass der Forderungskäufer die Zahlung des Kaufpreises verweigern oder einen bereits geleisteten Kaufpreis zurückfordern konnte, wenn sich herausstellte, dass die gekaufte Forderung in Wahrheit nicht bestand233 oder mit einer Einrede behaftet war.234 Einige Autoren sahen in der Veritätshaftung gemäß § 437 Abs. 1 BGB a. F. eine unangemessene Benachteiligung des Vertragsunternehmens. Sie führt nämlich dazu, dass der Kartenausgeber die Zahlung an das Vertragsunternehmen verweigern kann, wenn es im Valutaverhältnis nicht zu einem wirksamen Vertragsschluss kommt. Insbesondere bei Einsatz einer gestohlenen Kreditkarte erlangt das Vertragsunternehmen keine Forderung gegen den Karteninhaber, die an den Kartenausgeber abgetreten werden könnte. Der Kartenausgeber könnte daher die Zahlung an das Vertragsunternehmen verweigern, so dass das Risiko eines Kreditkartenmissbrauchs zu Lasten des Vertragsunternehmens geht. Um dieses unbillige Ergebnis zu vermeiden, sind Teile der Literatur der Meinung, dass 226 Ziff. 2 Abs. 1 Akquisitionsvertrag für EUROCARD/MasterCard/VISA (Postbank) a. F. 227 Reinfeld, WM 1994, 1505 (1506); ausführlich Meder, WM 2002, 1993 (1994 f.). 228 Reinfeld, WM 1994, 1505 (1506). 229 Eckert, WM 1987, 161 (162); Hönn, ZBB 1991, 6 (12). 230 Hadding, WuB I D 5.–5.90, S. 1106 (1106); Martinek, FS Hadding, S. 967 (974). 231 BGH NJW 1990, 2880 = WM 1990, 1059 = WuB I D 5.5–90 (Hadding) = ZIP 1990, 778 mit Anm. von Eckert, EWiR 1990, 1059. 232 Vgl. Eckert, WM 1987, 161 (162); Beck, S. 5 f.; Ziff. 5 Abs. 1 Satz 1 Akquisitionsvertrag für EUROCARD/MasterCard/VISA (Postbank) a. F. 233 Vgl. Hammann, S. 42; Freitag, ZBB 2002, 322 (326). 234 Bitter, ZBB 1996, 104 (117).

B. Kreditkartenverfahren

135

von einem Ausschluss der Rechtsmängelhaftung im Akquisitionsvertrag kraft Parteiabrede auszugehen sei.235 Der VIII. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hingegen hat den Akquisitionsvertrag als einem Forderungskauf mit Rechtsmängelhaftung durch das Vertragsunternehmens ausgelegt.236 Dieses Ergebnis stützte er auf eine sogenannte Rückforderungsklausel, die in dem seiner Entscheidung zugrundeliegenden Akquisitionsvertrag enthaltenen war. Danach war das Vertragsunternehmen verpflichtet, vom Kartenausgeber gezahlte Beträge zurückzuerstatten, falls sich ein Karteninhaber weigerte, die im Valutaverhältnis entstandene und an den Kartenausgeber abgetretene Forderung zu begleichen. Nach Ansicht des VIII. Zivilsenats sei es unverständlich, dass das Vertragsunternehmen bereits gezahlte Beträge erstatten müsse, falls der Karteninhaber gegen eine Forderung Einwendungen aus Gewährleistungsrechten erhebt, obwohl deren Berechtigung ungeklärt ist, während es den vom Kartenausgeber gezahlten Betrag soll behalten dürfen, wenn eine wirksame Forderung im Valutaverhältnis nicht begründet worden sei. Daher könne dem Akquisitionsvertrag ein Ausschluss der Veritätshaftung nicht entnommen werden.237 2. Stellungnahme In jüngster Zeit sind weitreichende Veränderungen eingetreten, die unmittelbaren Einfluss auf die Theorie vom Forderungskauf haben. Hinzuweisen ist in erster Linie auf die „fundamentale Kehrtwende“ in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs238 und die daraus resultierende Reform der Akquisitionsverträge. Bemerkenswert ist aber auch die durch das Schuldrechtsmodernisierungsgesetz geänderte Rechtslage beim Forderungskauf sowie die bereits einige Zeit zurückliegende Novellierung des KWG. Insoweit bleibt der zukünftige Diskussionsverlauf abzuwarten. Es scheint jedoch, als sei die Sichtweise eines Forderungskaufs durch die Änderung der Rechtsprechung des BGH und vor allem durch die Umgestaltung der Akquisitionsverträge überwunden.239 Die Entwicklung ist jedoch noch nicht abgeschlossen, so dass sich eine kritische Stellungnahme – zumindest aus heutiger Sicht – noch nicht erledigt hat.

235 Eckert, WM 1987, 161 (163); Hönn, ZBB 191, 6 (12); Reinfeld, WM 1994, 1505 (1506); siehe auch LG Düsseldorf, WM 1984, 990 (992). 236 BGH NJW 1990, 2880 = WM 1990, 1059 = WuB I D 5.5–90 (Hadding) = ZIP 1990, 778 mit Anm. von Eckert, EWiR 1990, 1059. 237 BGH NJW 1990, 2880 = WM 1990, 1059 = WuB I D 5.5–90 (Hadding) = ZIP 1990, 778 mit Anm. von Eckert, EWiR 1990, 1059. 238 Freitag, ZBB 2002, 322 (322). 239 Vgl. Martinek, FS Hadding, S. 967 (968); Schnauder, OLGReport 2004, K19.

136 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

a) Die Theorie vom Forderungskauf im Lichte des KWG Die Vertreter der Theorie vom Forderungskauf stützen sich in erster Linie auf den früher überwiegenden Wortlaut der Akquisitionsverträge.240 Dieses Wortlautargument büßt allerdings erheblich an Überzeugungskraft ein, wenn man sich die hinter der getroffenen Wortwahl stehende Interessenlage vor Augen führt. Der Wortlaut ist vor dem Hintergrund der damaligen Fassung des KWG zu sehen.241 Bis zum Inkrafttreten der 4. KWG-Novelle am 01.01.1993 war das Kreditkartengeschäft nicht ausdrücklich im Katalog der erlaubnispflichtigen „Bankgeschäfte“ nach § 1 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1–9 KWG erwähnt. Die Übernahme von Bürgschaften, Garantien und sonstigen Gewährleistungen (Garantiegeschäft) hätte für die Kartenausgeber nach § 1 Satz 2 Nr. 8 KWG a. F. ein Bankgeschäft dargestellt. Die damit verbundenen aufsichtsrechtlichen Maßnahmen wollten sie aber in jedem Fall vermeiden.242 Daher wählte man bei der Ausgestaltung der Akquisitionsverträge eine Formulierung, mit der sichergestellt war, dass die Aufsichtsbehörde das Kreditkartengeschäft nicht als Bankgeschäft einordnet.243 Aus heutiger Sicht hat die Bedeutung der Konstruktion eines Forderungskaufs in aufsichtsrechtlicher Hinsicht keine Bedeutung mehr, da der eindeutige Wille des Gesetzgebers nunmehr dahin geht, die Emission von Kreditkarten nicht als Bankgeschäft anzusehen.244 Nach § 1 Abs. 3 Nr. 4 KWG n. F. begründet die Ausgabe und Verwaltung von Kreditkarten lediglich den Status eines Finanzinstituts. Das Abstellen auf den „in Umgehungsabsicht gewählten Wortlaut“245 büßt weiter an Überzeugungskraft ein, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Akquisitionsverträge damals nicht einheitlich formuliert waren. Neben der Ausgestaltung als Forderungskauf wurde beispielsweise bei Diners Club von der Übernahme einer Garantie gesprochen. Trotz dieser Unterschiede im Wortlaut war die praktische Ausgestaltung und Durchführung dieser Verträge aber im Wesentlichen identisch.246 Geschäftswille und Interessenlage von Kartenausge240 Siehe nur Reinfeld, WM 1994, 1505 (1506); Langenbucher, BKR 2002, 119 (120); besonders deutlich auch BGH WM 1990, 1059 (1060): „Auszugehen ist daher vom gewählten Wortlaut des Vertrages“. 241 Ausführlich hierzu S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 59; Martinek, FS Hadding, S. 967 (972 f.); sowie noch zur alten Rechtslage Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 95 f.; MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 24; HdeB-Blaurock, § 43 Rndnr. 40; siehe auch Custodis, S. 116 ff. 242 Hammann, S. 44; Schön, AcP 198 (1998), 401 (410). 243 BGH WM 2002, 1120 (1121); Hammann, S. 44; HdeB-Blaurock, § 43 Rndnr. 40. 244 Vgl. Freitag, ZBB 2002, 322 (323). 245 So S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 64; Schön, AcP 198 (1998), 401 (410) spricht in Bezug auf die Wortwahl des Forderungskaufs von einer „falsa demonstratio“. 246 BGH WM 2002, 1120 (1121).

B. Kreditkartenverfahren

137

ber und Vertragsunternehmen legen es daher nahe, die Akquisitionsverträge unabhängig von der im Einzelfall gewählten Formulierung einem einheitlichen Vertragstyp zuzuordnen.247 Das gilt in besonderem Maße, wenn ein Vertragsunternehmen, wie oftmals üblich, Kreditkarten unterschiedlicher Organisationen akzeptiert. Vor diesem Hintergrund sollte nicht dem ohnehin uneinheitlichen Wortlaut, sondern dem Vertragszweck die entscheidende Bedeutung zukommen.248 b) Die Auswirkungen des Gesetzes zur Modernisierung des Schuldrechts Das Gesetz zur Modernisierung des Schuldrechts vom 26. November 2001 (BGBl. I S. 3138) hat die rechtliche Ausgestaltung des Forderungskaufs erheblich verändert. Besondere Bedeutung kommt der ersatzlosen Streichung des § 437 BGB a. F. zu, der eine Veritätshaftung des Forderungsverkäufers vorsah. Nach nunmehr geltendem Recht unterliegt der Verkäufer einer nicht existenten Forderung lediglich einer Verschuldenshaftung nach §§ 453 Abs. 1, 311a, 280 ff. BGB.249 Damit ist ein wesentliches Argument gegen die Forderungskaufskonstruktion weggebrochen. Denn als starkes Argument gegen den Forderungskauf wurde stets die Veritätshaftung des Vertragsunternehmens gemäß §§ 437 a. F. angesehen250, die in der Tat der zahlungsverkehrstechnischen Zwecksetzung der Kreditkarte widerspricht.251 Das Vertragsunternehmen verzichtet im Falle der Akzeptanz einer Kreditkarte auf die Sicherheit eines ihm beim Präsenzgeschäft ansonsten gemäß § 320 BGB a. F. zustehenden Zurückbehaltungsrechts. Dazu ist es freilich nur gewillt, wenn es hinsichtlich der Erfüllung seiner Forderungen durch den Kartenausgeber in einer der Barzahlung vergleichbaren Weise abgesichert wird. Stellt sich beispielsweise heraus, dass der einer Zahlung zugrunde liegende Vertrag nichtig ist, wäre das vorleistende Vertragsunternehmen gegenüber dem Kartenausgeber rückzahlungspflichtig, ohne die Möglichkeit zu haben, nach der Saldotheorie (§ 818 Abs. 3 BGB) Einwendungen zu erheben.252 Dem Vertragsunternehmen würde damit interessenwidrig und entgegen der Lage beim Barkauf das Vorleistungsrisiko aufgebürdet.253 247

BGH WM 2002, 1120 (1121). Statt vieler Martinek, FS Hadding, S. 967 (973) m. w. N. 249 Martinek, FS Hadding, S. 967 (985); Möllers/Leisch, LM Nr. 10 zu § 437 BGB; siehe auch Freitag, ZBB 2002, 322 (328, FN 55); Barnert, WM 2003, 1153 (1153). 250 MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 24; Hammann, S. 42; Bitter, ZBB 1996, 104 (117); Einsele, WM 1999, 1801 (1809); Freitag, ZBB 2002, 322 (326); BGH WM 2002, 1120 (1121). 251 Ausführlich S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 65. 252 So nunmehr auch BGH WM 2002, 1120 (1121). 253 Bitter, ZBB 1996, 104 (117). 248

138 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

c) Die Änderung der Rechtsprechung des BGH und ihre Folgen Ursache für die in jüngster Zeit erneut aufgeflammte Diskussion der Theorie vom Forderungskauf ist eine Änderung der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs. Durch das Urteil des XI. Zivilsenats des Bundesgerichtshofs vom 16. April 2002254 wurde im Bereich des Kreditkartenverfahrens eine Kehrtwende eingeleitet. Der Bundesgerichtshof verwarf seine bis dahin vertretene Forderungskaufskonstruktion, ordnete die Zahlungszusage des Kartenausgebers gegen den Wortlaut des in der Entscheidung einschlägigen Akquisitionsvertrages als abstraktes Schuldversprechen nach § 780 BGB ein und folgte damit der herrschenden Ansicht in der Literatur. Auswirkungen hatte diese Änderung der Rechtsprechung vor allem auf die Verteilung des Missbrauchsrisikos zwischen Kartenausgeber und Vertragsunternehmen. Auf der Grundlage eines abstrakten Schuldversprechens war es dem BGH möglich, die sogenannten Rückforderungsklauseln, die das Missbrauchsrisiko einseitig und verschuldensunabhängig auf das Vertragsunternehmen verlagern, als unangemessene Benachteiligung des Vertragsunternehmens und damit als unwirksam zu betrachten. Seine Abkehr von der Konstruktion eines Forderungskaufs hat der Bundesgerichtshof in der Folgezeit mehrfach bestätigt.255 Im Anschluss an die Änderung der Rechtsprechung des BGH wurden die Akquisitionsverträge erst kürzlich nachhaltig überarbeitet und an entscheidenden Punkten erheblich verändert. Bemerkenswert ist vor allem, dass nunmehr auch in den Verträgen des Marktführers EUROCARD/MasterCard auf die ausdrückliche Vereinbarung eines Forderungskaufs verzichtet wird. Stattdessen wird wertneutral die „Zahlung“ aller Umsätze aus dem Karteneinsatz versprochen.256 d) Ergebnis Mit der auf die Kehrtwende in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zurückzuführenden Neufassung der Akquisitionsverträge ist das Hauptargument der Befürworter eines Forderungskaufs hinfällig. In den aktuellen Akquisitionsverträgen wird gerade kein Forderungskauf mehr vereinbart. Die einen Forderungskauf favorisierenden Teile der Literatur haben auf diese veränderten Um254 BGH WM 2002, 1120 = WuB I D 5a.–2.02 (Bitter) = ZIP 2002, 974, dazu Derleder, EWiR 2002, 1083 = BGHZ 150, 286 = NJW 2002, 2234 = BKR 2002, 140 = DB 2002, 1151 = MDR 2002, 958. 255 BGH WM 2004, 426 = WuB I D 5a.–1.04 (Bitter); = DB 2004, 593 = ZBB 2004, 395 = ZIP 2004, 402, dazu Duncker, EWiR 2004, 429; WM 2004, 1130 = WuB I D 5a.–2.04 (Jungmann) = ZBB 2004, 402 = BB 2004, 1296 = ZIP 2004, 988, dazu Bellut, EWiR 2004, 749; ZBB 2004, 400 = ZIP 2004, 1041; jüngst BGH WM 2005, 1601 (1602). 256 Ziff. 2.1 Akquisitionsvertrag für EUROCARD/MasterCard/VISA (Postbank).

B. Kreditkartenverfahren

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stände bislang nicht reagiert. Es scheint daher tatsächlich, als sei die Theorie des Forderungskaufs überwunden.257 Allerdings ist durch die Schuldrechtsreform auch ein wesentliches Argument gegen die Konstruktion eines Forderungskaufs entfallen. Die im Bereich des Kreditkartenverfahrens zu Recht als interessenwidrig angesehene verschuldensunabhängige Veritätshaftung ist durch die ersatzlose Streichung des § 437 BGB a. F. entfallen. Dennoch bestehen auch weiterhin erhebliche Bedenken gegen eine Interpretation der Akquisitionsverträge als Forderungskauf. Die Zahlungszusage des Kartenausgebers soll nach der Interessenlage unabhängig davon entstehen, ob im Valutaverhältnis ein wirksamer Anspruch des Vertragsunternehmens gegen den Karteninhaber existiert.258 Ein Forderungskauf setzt hingegen einen Anspruch des Vertragsunternehmens gegen den Karteninhaber als Bezugspunkt voraus.259 Zudem überzeugt die mit einem Forderungskauf verbundene Abtretungskonstruktion nicht. Es ist nicht ersichtlich, weshalb bei der Kreditkartenzahlung die Valutaforderung vom Vertragsunternehmen auf den Kartenausgeber übertragen werden sollte.260 Die Zession ist für das Vertragsunternehmen mit erheblichen Nachteilen verbunden. Das zeigt sich besonders deutlich im Falle eines Konkurses des Kartenausgebers.261 Das Vertragsunternehmen wäre bei der Geltendmachung der Valutaforderung auf ein Vorgehen gegen den Gemeinschuldner beschränkt und könnte daher allenfalls in Höhe der Konkursquote Befriedigung erlangen. Ein Vorgehen gegen den Karteninhaber wäre nicht möglich, da die Forderung abgetreten wurde. Dieser Nachteil findet keine Rechtfertigung in überwiegenden Interessen des Kartenausgebers, da dieser auf einen Erwerb der Forderung aus dem Valutaverhältnis gar nicht angewiesen ist. Er kann vom Karteninhaber bereits aufgrund des Emissionsvertrages Aufwendungsersatz nach §§ 675, 670 BGB verlangen.262 Die Konstruktion eines Forderungskaufs läuft darauf hinaus, dass das Vertragsunternehmen jegliche Handhabe verliert, aus eigenem Recht gegen den Karteninhaber vorzugehen oder Ansprüchen des Karteninhabers Einwendungen entgegenzuhalten263 und kann daher nicht überzeugen. Der Akquisitionsvertrag ist somit als Geschäftsbesorgungsvertrag und nicht als Forderungskaufvertrag auszulegen. Eine solche Sichtweise fügt sich im Übrigen in die Gesamtstruktur des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ein, da auch 257 258

Vgl. Martinek, FS Hadding, S. 967 (968); Schnauder, OLGReport 2004, K19. Siehe nur MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 22; Bitter, ZBB 1996, 104

(117). 259

Martinek, FS Hadding, S. 967 (986). S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 66; v. Usslar/v. Morgen, S. 47. 261 Ausführlich Hammann, S. 43 f.; Kienholz, S. 158. 262 Hadding, FS Pleyer, S. 17 (35 f.); Hammann, S. 44, 51; Pütthoff, S. 126; Bitter, ZBB 1996, 104 (116); ders., BB 1997, 480 (484); Schön, AcP 198 (1998), 401 (410). 263 Freitag, ZBB 2002, 322 (326). 260

140 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

andere bargeldlose Zahlungsverfahren maßgeblich durch das Recht der entgeltlichen Geschäftsbesorgung beeinflusst werden.264 Klärungsbedürftig ist aber weiterhin, welche Rechtsnatur die einzelne, innerhalb des Geschäftsbesorgungsvertrages abzugebende Zahlungszusage des Kartenausgebers hat. Der Wortlaut der Akquisitionsverträge hilft an dieser Stelle nicht weiter. Zum einen ist er uneinheitlich, zum anderen werden überwiegend neutrale Formulierungen verwendet. Im Folgenden wird untersucht, mit welcher rechtlichen Konstruktion sich die einzelne Zahlungszusage am überzeugendsten erklären lässt.

II. Die Zahlungszusage als Garantie 1. Argumentation Eine immer noch stark verbreitete, früher wohl herrschende Literaturmeinung, sieht in der Zahlungszusage einen gesetzlich nicht geregelten, aber nach § 305 BGB zulässigen Garantievertrag.265 Eine Stütze findet diese Ansicht vor allem in dem Wortlaut des Akquisitionsvertrages von Diners Club. Dort heißt es unter Ziff. 3: „Diners Club garantiert die Erfüllung aller sofort Fälligen Zahlungsforderungen des Vertragsunternehmens gegen Karteninhaber . . . Die Zahlungsgarantie des Diners Club gilt nur, wenn . . .“. Als Hauptargument dient der Vertragszweck. Im Verhältnis zum Vertragsunternehmen bleibe der Karteninhaber der primäre Schuldner.266 Eine endgültige Einstandspflicht des Kartenausgebers komme nur in den Ausnahmefällen in Betracht, in denen ein Rückgriff des Kartenausgebers beim Karteninhaber scheitere, also insbesondere in Missbrauchsfällen oder bei fehlender Bonität des Karteninhabers. Daher sei in der Zahlungszusage wegen ihres Sicherungscharakters ein Garantievertrag zu sehen.267 Zur Bekräftigung dieser Ansicht zieht Bitter268 eine Parallele zum garantierten eurocheque. Bei dieser bargeldlosen Zahlungsform nehme die ganz herrschende Meinung eine Garantie an, obwohl sich auch hier der Vertragspartner aufgrund der mit dem Scheckgeber bestehenden Abrede, die Scheckzahlung erfüllungshalber anzunehmen, nicht mehr direkt an diesen, sondern primär an die bezogene Bank halten müsse. Beim eurocheque werde die Ausführung der 264

Vgl. Barnert, WM 2003, 1153 (1154). Schönle, § 29 I 2 a; Stauder/Weisensee, S. 82 ff.; Pütthoff, S. 162 ff.; Kümpel, Rndnr. 4.950 ff.; Heymann-Horn, Anh § 372 III Rndnr. 144; Zahrnt, NJW 1972, 1077 (1079); Bichler, ÖBA 1986, 594 (599); Horn, ZBB 1995, 273 (277); Bitter, ZBB 1996, 104 (119); ders., BB 1997, 480 (485); ders., WuB I D 5a – 2.02. 266 Heymann-Horn, Anh § 372 III Rndnr. 144; Bitter, ZBB 1996, 104 (119). 267 Kümpel, Rndnr. 4.951. 268 Bitter, ZBB 1996, 104 (119). 265

B. Kreditkartenverfahren

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scheckrechtlichen Weisung garantiert. Der Begriff der primären Zahlung verdecke die Tatsache, dass der Karteninhaber in jedem Fall der primäre Schuldner bleibe. Er erfülle seine Verpflichtung dadurch, dass der Kartenausgeber aufgrund der im Leistungsbeleg enthaltenen Weisung des Karteninhabers an das Vertragsunternehmen zahle. Wie beim eurocheque werde daher die eigene (subsidiäre) Haftung der Kartenorganisation aufgrund der Garantie nur in den Fällen relevant, in denen die zur Ausführung der Weisung erforderliche Deckung beim Karteninhaber nicht vorhanden sei. Das Hauptargument von Kümpel269 besteht in der Annahme, dass es einer neuen eigenständigen Zahlungsverpflichtung durch den Kartenausgeber, die auf der gleichen Stufe wie die Zahlungspflicht des Karteninhabers steht, in aller Regel gar nicht bedürfe. Im Regelfall habe der Kartenausgeber schon aufgrund seiner Verpflichtung gegenüber dem Karteninhaber aus dem Emissionsverhältnis den offenen Rechnungsbetrag des Vertragsunternehmens zu bezahlen. Eine eigenständige Verpflichtung des Kartenausgebers habe nur in den Ausnahmefällen Relevanz, in denen der Zahlungsanspruch aus dem Emissionsverhältnis zweifelhaft sei. Hierzu zähle insbesondere die Kartenbenutzung durch einen unberechtigten Dritten. In einer solchen Konstellation sei der Dritte nicht in der Lage, den Kartenausgeber wirksam zur Zahlung an das Vertragsunternehmen anzuweisen. Daher sei von einer Ausfallhaftung des Kartenausgebers auszugehen. Zudem wird vor allem in älteren Darstellungen der kausale Charakter der Garantie betont. Die Garantie sei gegenüber dem abstrakten Schuldversprechen vorzugswürdig, da das Schuldversprechen nach § 780 BGB wegen der grundsätzlichen Kondizierbarkeit nicht die erforderliche Sicherheit biete.270 Die Zahlungsgarantie unterscheide sich vom abstrakten Schuldversprechen dadurch, dass Letzteres von einer früheren Verbindlichkeit abstrahiert und deswegen grundsätzlich kondizierbar sei. Die Kreditkartengarantie müsse hingegen kondiktionsfest und daher kausal sein, da der Systemträger die Zahlung überhaupt nur mit dem Argument verweigern könne, dass die Garantie mangels Beachtung der in den maßgeblichen Vertragsklauseln enthaltenen Kontrollmaßnahmen nicht entstanden sei. Die Zahlungszusage sei daher als Garantie zu verstehen, bei welcher der Garant „unter allen Umständen für die Zahlung einstehen will“.271

269 Kümpel, Rndnr. 4.951 ähnlich Ott, FS Musielak S. 383 (391); der im Ergebnis jedoch einen Vertrag sui generis annimmt. 270 Stauder/Weisensee, S. 85; Zahrnt, NJW 1972, 1077 (1079). 271 Zahrnt, NJW 1972, 1077 (1079).

142 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

2. Stellungnahme Von den Rechtsfolgen aus betrachtet lässt sich gegen die Annahme eines Garantievertrages wenig einwenden. Sie führt in der Tat zu dem gewünschten Ergebnis, dem Vertragsunternehmen einen eigenständigen Zahlungsanspruch gegen den Kartenausgeber zu verschaffen. Die gegen einen Forderungskauf sprechende Abhängigkeit von der Valutaschuld besteht gerade nicht272, da die Garantie einen von Entstehung, Fortbestand und Umfang der Hauptschuld unabhängigen Anspruch bewirkt.273 Gegen die Annahme eines Garantievertrages spricht jedoch, dass sich die tatsächlichen und rechtlichen Abläufe des Kreditkartenverfahrens nicht mit dessen Natur vereinbaren lassen. Nach dem typischen Inhalt eines Garantievertrages verpflichtet sich der Garant, für den Eintritt eines bestimmten Erfolges einzustehen.274 Charakteristisch für den Garantievertrag ist damit eine sekundäre Ausfallhaftung für den Fall, dass der garantierte Erfolg nicht eintritt.275 Bei der Kreditkartenzahlung ist die Reihenfolge der Inanspruchnahme genau umgekehrt: Das Vertragsunternehmen nimmt primär den Kartenausgeber in Anspruch und nur wenn dieser nicht zahlen will oder kann, darf es die Valutaforderung gegen den Karteninhaber durchsetzen.276 Zutreffend ist zwar, dass im Innenverhältnis zwischen dem Kartenausgeber und dem Karteninhaber letztlich allein der Karteninhaber zahlungspflichtig sein soll. Entscheidend ist jedoch die Betrachtung des Akquisitionsverhältnisses, da in diesem Verhältnis die Zahlungszusage erteilt wird. Und in diesem Außenverhältnis zum Vertragsunternehmen ist von einer primären Zahlungsverpflichtung des Emittenten auszugehen.277 Aus der maßgeblichen Sicht des Vertragsunternehmens ist der Kartenausgeber unter allen Umständen zur Zahlung verpflichtet. Seine Einstandspflicht besteht unabhängig von der Frage, ob er im Deckungsverhältnis Regress nehmen kann. Die Frage dieses Innenverhältnisses zwischen Kartenausgeber und Karteninhaber ist für das Außenverhältnis zwischen Kartenausgeber und Vertragsunternehmen irrelevant. Die primäre Einstandspflicht des Kartenausgebers wird den tatsächlichen Abläufen gerecht und entspricht dem erkennbaren Willen der Beteiligten.278 Der Händler verzichtet nur deshalb auf die Barzahlung, weil er durch 272

Kienholz, S. 146; Hammann, S. 46. Palandt-Sprau, Einf v § 765 Rndnr. 16. 274 Staudinger-Horn, Vorbem zu §§ 765 ff. Rndnr. 194; Staudinger-Marburger, Vorbem zu §§ 780 ff. Rndnr. 17; MK-Habersack, vor § 765 Rndnr. 13; Palandt-Sprau, Einf v § 765 Rndnr. 16; BGH WM 1968, 680 (682). 275 Hadding, FS Pleyer, S. 17 (31); Kienholz, S. 147. 276 Custodis, S. 106; Kienholz, S. 147; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 63, 66; Oechsler, S. 265; Canaris, Bankvertragsrecht 1981, Rndnr. 1626; MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. G 22; ders., FS Pleyer, S. 17 (31 ff.); HdeB-Blaurock, § 43 Rndnr. 40; Bröcker, WM 1995, 468 (475). 277 Statt vieler Einsele, WM 1999, 1801 (1803 f.). 273

B. Kreditkartenverfahren

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die Zahlungszusage des Kartenausgebers ein annehmbares Bargeldsurrogat, nämlich einen eigenständigen, unmittelbaren und nicht lediglich subsidiären Zahlungsanspruch erhält. Eine lediglich subsidiäre Ausfallhaftung wird diesen Erwartungen nicht gerecht. Auch die typische Rollenverteilung bei einer Forderungsgarantie findet sich im Bereich der Kreditkartenzahlung nicht wieder. Die Stellung des Garanten ist dadurch gekennzeichnet, dass er das Bonitätsrisiko des primären Schuldners übernimmt.279 Bei der Kreditkartenzahlung rückt diese Rolle für den Kartenausgeber aber in den Hintergrund. Seine Funktion besteht maßgeblich in der Ermöglichung der Kreditkartenzahlung. So soll in erster Linie ein funktionsfähiger und risikominimierter Zahlungsverkehr gewährleistet werden. Die Übernahme des Bonitätsrisikos ist nicht der primäre Zweck, sondern lediglich Mittel zum Zweck. Sie ist für das Kreditkartenverfahren gerade nicht in dem für die Annahme einer Garantie erforderlichem Maße prägend.280 Die von Bitter281 hervorgehobene Parallele zum heute nicht mehr angebotenen eurocheque-Verfahren vermag als Argument für die Annahme eines Garantievertrages im Kreditkartengeschäft nicht zu überzeugen. Zwar wurde dort die Zahlungsverpflichtung der bezogenen Bank von der ganz herrschenden Auffassung als Garantie eingestuft, obwohl sich der Schecknehmer primär an die bezogene Bank halten musste.282 Allerdings unterscheiden sich eurocheque-Verfahren und Kreditkartenzahlung bereits in der Ausgangslage. Das eurochequeVerfahren ist an ein Girokonto gebunden, das regelmäßig Deckung oder zumindest eine ausreichende Kreditlinie aufweist. Die Garantie der Bank kommt daher trotz primärer Inanspruchnahme nur ausnahmsweise zum Tragen, wenn sich der Scheck mangels Guthaben nicht einlösen lässt, so dass durchaus von einer Ausfallhaftung gesprochen werden kann.283 Beim Kreditkartenverfahren hingegen wird ein eigenes Kartenkonto eröffnet, das in aller Regel keine Deckung aufweist. Die Kartenausgeber greifen bei der Valutierung der Belastungsbelege nicht auf ein Guthaben des Karteninhabers zurück, sondern treten in Vorleistung. Damit haften sie nicht in einem Ausnahmefall, sondern leisten im Rahmen eines Regelfalls.284 Wegen dieses tatsächlichen Unterschieds lässt sich die Zahlungszusage beim Kreditkartenverfahren nicht mit einem Hinweis auf die Rechtslage beim eurocheque-Verfahren als Garantievertrag einordnen.

278

So zutreffend MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 22. Hammann, S. 48. 280 Hammann, S. 48. 281 Bitter, ZBB 1996, 104 (119). 282 Siehe aber die beachtenswerte Kritik an dieser Sichtweise bei Einsele, WM 1999, 1801 (1807 ff.) m. w. N. 283 Vgl. Böttger, S. 8. 284 Kienholz, S. 147. 279

144 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Die Argumentation Kümpels285 gleicht auf den ersten Augenblick der im Rahmen dieser Arbeit zur Gutschrift vertretenen Ansicht. Dort wurde darauf verzichtet, der Gutschrift konstitutiven Charakter beizumessen, da dem Begünstigten bereits ein hinreichend konkretisierter und sicherer Anspruch gegen seine Bank zusteht. Diese Sichtweise lässt sich allerdings nicht auf das Kreditkartenverfahren übertragen. Denn beim Kreditkartenverfahren besitzt das Vertragsunternehmen vor der Erteilung der Zahlungszusage noch keinen hinreichend konkretisierten Anspruch gegen den Kartenausgeber. Hier ist es also erforderlich, einen Anspruch des Vertragsunternehmens zu begründen. Soweit Kümpel auf die im Emissionsverhältnis bestehende Verpflichtung des Kartenausgebers zur Zahlung an das Vertragsunternehmen abstellt, ist nicht ersichtlich, weshalb sich das Vertragsunternehmen mit einer im Emissionsverhältnis begründeten Zahlungspflicht zufrieden geben sollte, wenn es doch mit dem Kartenausgeber aufgrund des Akquisitionsvertrages in unmittelbarer vertraglicher Beziehung steht und auch dort eine eigene Verpflichtung des Kartenausgebers vorgesehen ist.286 Ein Abstellen auf das Emissionsverhältnis trägt der Rolle des Akquisitionsverhältnisses nicht hinreichend Rechnung. Das sehr pauschal gehaltene Abstellen auf den vermeintlich vorzugswürdigen kausalen Charakter des Garantievertrages vermag aus zwei Gründen nicht zu überzeugen. Zunächst wird nicht vorgetragen, in welcher konkreten Situation die interessengefährdende oder gar interessenwidrige Möglichkeit einer Kondiktion der Zahlungszusage bestehen soll. Im Folgenden wird noch zu zeigen sein, dass eine Kondiktion der Zahlungszusage in einigen Fällen gerade notwendig ist, um interessengerechte Ergebnisse zu erzielen.287 Aber unabhängig davon bedeutet die kausale Ausgestaltung der Zahlungszusage nach hier vertretenem Verständnis nicht zwangsläufig auch ihre Kondiktionsfestigkeit.288 Über die Kondizierbarkeit der Zahlungszusage entscheidet nicht ihr kausaler oder abstrakter Charakter, sondern allein die Ausgestaltung des Akquisitionsvertrages. Als Zwischenergebnis lässt sich feststellen, dass die Zahlungszusage nicht überzeugend mit einem Garantievertrag erklärt werden kann. Die von den Parteien gewollte primäre Einstandspflicht des Kartenausgebers lässt sich mit dem Wesen des Garantievertrages nicht in Einklang bringen.

285 286 287 288

Kümpel, Rndnr. 4.951. Kienholz, S. 148. Siehe hierzu Viertes Kapitel: B. VI. 1. b), 2. b) (2). Siehe ausführlich zur Kondiktion kausaler Forderungen Mazza, S. 135 ff.

B. Kreditkartenverfahren

145

III. Die Zahlungszusage als abstraktes Schuldversprechen 1. Argumentation Die mittlerweile herrschende Meinung sieht in der Zahlungszusage des Kartenausgebers ein abstraktes Schuldversprechen im Sinne des § 780 BGB.289 Begründet wird dies mit der Bargeldersatzfunktion der Kreditkarte.290 Beim Kreditkartenverfahren erbringt das Vertragsunternehmen seine im Valutaverhältnis geschuldete Leistung an den Karteninhaber und verzichtet auf die sofortige Erfüllung seines Barzahlungsanspruchs. Dadurch tritt es in Vorleistung und begibt sich eines ihm nach § 320 BGB zustehenden Zurückbehaltungsrechts.291 Hierzu sei es nur bereit, wenn es durch einen eigenständigen Anspruch gegen den Kartenausgeber hinreichend abgesichert werde.292 An diesen Anspruch stellt die herrschende Meinung im Hinblick auf die vom Vertragsunternehmen eingegangenen Risiken hohe Anforderungen. Er müsse, um ein taugliches Bargeldsurrogat sein zu können, so einfach und sicher wie möglich durchsetzbar sein. Dies sei durch eine abstrakte Verbindlichkeit gewährleistet, weil eine solche in Entstehung und Durchsetzbarkeit weitestgehend unabhängig von Einreden aus anderen Rechtsverhältnissen sei.293 Aus den bereits erwähnten Gründen geht die herrschende Meinung jedoch nicht von einem Garantievertrag, sondern von einem abstrakten Schuldversprechen aus.

289 Staudinger-Köhler, Vorbem zu §§ 433 ff. Rndnr. 51; Staudinger-Martinek, § 675 Rndnr. B 98; MK-Hüffer, § 783 Rndnr. 80d; Soergel-Häuser, Vorbem § 783 Rndnr. 20; MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 22; Bamberger-Czub, § 675 Rndnr. 46; Baumbach-Hopt (7) BankGesch Rndnr. F/12; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 66; Weber, Zahlungsverkehr, S. 287; Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 98; Canaris, Bankvertragsrecht 1981, Rndnr. 1626; Hammann, S. 59; Böttger, S. 27; Custodis, S. 109; Hadding, FS Pleyer, S. 17 (31 ff.); ders., WM 1987, 1570 (1570); ders., WuB I D 5. – 5.90; ders., WuB I D 5a. – 1.02; Derleder, EwiR 2002, 1083 (1084); Hammann/Stoltenberg, ZfgK 1989, 664 (668); Bröcker, WM 1995, 468 (475); Pichler, NJW 1998, 3234 (3237); Einsele, WM 1999, 1801 (1809 f.); Oechsler, WM 2000, 1613 (1614 ff.); Freitag, ZBB 2002, 321 (327); Werner, BB 2002, 1382 (1383); Härting, MDR 2002, 913 (914); Barnert, WM 2003, 1153 (1154); Hofmann, BKR 2003, 321 (326); ders., ZBB 2004, 405 (407); BGH WM 2002, 1120 = WuB I D 5a.–2.02 (Bitter) = ZIP 2002, 974, dazu Derleder, EWiR 2002, 1083 = BGHZ 150, 286 = NJW 2002, 2234 = DB 2002, 1151 = MDR 2002, 958; BGH WM 2004, 426 = WuB I D 5a.–1.04 (Bitter); 1130 = WuB I D 5a.–2.04 (Jungmann); zuletzt BGH WM 2005, 1601 (1602). 290 Siehe nur S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 65 f. 291 S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 65. 292 Barnert, WM 2003, 1153 (1154). 293 Bröcker, WM 1995, 468 (468).

146 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

2. Stellungnahme Das abstrakte Schuldversprechen nach § 780 BGB wird den Anforderungen an ein taugliches Bargeldsurrogat ohne Weiteres gerecht. Der eigenständige Anspruch gegen den Kartenausgeber stellt eine hinreichende Sicherung dar, weil er das Vertragsunternehmen vor fremden Einwendungen schützt. Anders als bei der Giroüberweisung schießt die Annahme eines abstrakten Schuldversprechens auch nicht über das Ziel hinaus, da vor der einzelnen Zahlungszusage noch kein hinreichend konkretisierter Anspruch des Vertragsunternehmens gegen den Kartenausgeber besteht. Daher ist es notwendig, das Vertragsunternehmen durch die Begründung eines neuen Anspruchs zu sichern. Allerdings lässt sich eine durch die Rechtsnatur des abstrakten Schuldversprechens bedingte Besonderheit nicht mit den tatsächlichen Begebenheiten des Kreditkartenverfahrens vereinbaren. So handelt es sich beim abstrakten Schuldversprechen um einen einseitig verpflichtenden Vertrag.294 Zwar kann Gegenstand des Schuldversprechens auch eine ursprünglich aus einem gegenseitigen Vertrag geschuldete Leistung sein.295 Es ist jedoch nicht möglich, das Schuldversprechen nach § 780 BGB selbst synallagmatisch auszugestalten, da sich Abstraktion der Leistungspflicht und Abhängigkeit von einer Gegenleistung in einem Kausalverhältnis einander ausschließen.296 Eine synallagmatische Ausgestaltung ist mit dem Wesen des § 780 BGB unvereinbar.297 Auf dieser Grundlage ist von den Gegnern des abstrakten Schuldversprechens pauschal angeführt worden, dass die Zahlungszusage des Kartenausgebers zwar vom Grundgeschäft im Valutaverhältnis losgelöst sei, sich aber im Akquisitionsverhältnis als Teil eines umfassenden Vertrages darstelle.298 Die Zahlungszusage sei Teil des synallagmatisch ausgestalteten Akquisitionsvertrages und könne daher nicht als abstraktes Schuldversprechen nach § 780 BGB eingeordnet werden.299 Im Folgenden ist unter besonderer Berücksichtigung der neu gefassten Akquisitionsverträge zu zeigen, dass die Zahlungszusage tatsächlich selbst Teil eines Synallagmas ist. Der Akquisitionsvertrag bestimmt Leistungspflichten sowohl des Vertragsunternehmens als auch des Kartenausgebers. Im Vergleich zum Umfang des gesamten Akquisitionsvertrages ist die Anzahl der an dieser Stelle relevanten Leistungspflichten ziemlich überschaubar. Das Vertragsunternehmen ist verpflichtet, 294

Siehe nur Staudinger-Marburger, § 780 Rndnr. 1; Lindemann, S. 35. Grundlegend RGZ 108, 105 (107), 410 (412). 296 MK-Hüffer, § 780 Rndnr. 14; Bamberger-Gehrlein, § 780 Rndnr. 8; StaudingerMarburger, § 780 Rndnr. 3; RGZ 108, 105 (107); 108, 410 (412). 297 RGZ 108, 410 (412). 298 Bitter, ZBB 1996, 104 (118 f.); ders., WuB I D 5a – 2.02; Weller, S. 92. 299 Bitter, ZBB 1996, 104 (119). 295

B. Kreditkartenverfahren

147

die Kreditkarte zu Barzahlungspreisen zu akzeptieren300, den Kartenemittenten bei der Werbung zu unterstützen bzw. Werbemaßnahmen zu dulden301 und das als Servicegebühr bezeichnete Disagio zu entrichten.302 Der Kartenemittent ist gegenüber dem Vertragsunternehmen lediglich zur Abgabe der Zahlungszusage verpflichtet.303 Die entscheidende Frage lautet damit, wofür das Disagio entrichtet wird. Viele alte Akquisitionsverträge schwiegen sich zu dieser Thematik vollständig aus. Nach überwiegender Ansicht handelt es sich beim Disagio um ein Entgelt dafür, dass der Kartenausgeber dem Vertragsunternehmen die Akzeptanz der Kreditkarte ermöglicht und ihm so den Zugang zu einem solventen Kundenkreis eröffnet.304 Das Vertragsunternehmen verspreche sich durch seine Bereitschaft zur Kartenakzeptanz (unter anderem) höhere Umsätze, welche die Kosten des Disagios wieder hereinspielen, weshalb das Disagio nur eine Gegenleistung für die Beteiligung am Kreditkartenverfahren sein könne.305 Diese Betrachtungsweise trifft nur zum Teil zu. Es kann zwar nicht ernsthaft bezweifelt werden, dass sich die Vertragsunternehmen durch die Akzeptanz einer Kreditkarte einen Zuwachs von Kunden oder zumindest eine Kundenbindung erhoffen. Das allein macht das Disagio jedoch noch nicht zur Gegenleistung für den potentiellen Gewinn neuer Kunden. Die erhofften Umsatzsteigerungen sind lediglich ein Motiv für die Kartenakzeptanz. Ein Vergleich mit anderen Formen der bargeldlosen Zahlung ergibt, dass das Disagio primär als Entgelt für die Abgabe der Zahlungszusage entrichtet wird. Besonders deutlich wird dies durch einen Vergleich mit dem POZ-System. Das in der Bundesrepublik Deutschland anzutreffende POZ-System ähnelt in weiten Teilen dem noch genauer zu untersuchenden electronic-cash-System. In beiden Systemen dient die Maestrokarte der Durchführung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Beim POZ-System wird an automatisierten Kassen mittels der im Magnetstreifen der Maestrokarte gespeicherten Daten eine Einzugsermächtigungslastschrift erstellt. Zuvor wird noch eine Sperrdatei abgefragt, um zu verhindern, dass mit gesperrten Karten bezahlt wird. Die Lastschrift wird dann nach Einholung einer schriftlichen Einzugsermächtigung des Karteninhabers beim kartenausgebenden Kreditinstitut eingezogen. Die Kartenausgeber stellen lediglich die zur Zahlung notwendige Infrastruktur zur Verfügung; eine 300

Vgl. Ziff. 1.1 EUROCARD/MasterCard/VISA Akzeptanzvertrag (Postbank). Vgl. Ziff. 1.2 EUROCARD/MasterCard/VISA Akzeptanzvertrag (Postbank). 302 Vgl. Ziff. 6 EUROCARD/MasterCard/VISA Akzeptanzvertrag (Postbank) sowie Ziff. 9 EUROCARD/MasterCard/VISA Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank). 303 Vgl. Ziff. 2 EUROCARD/MasterCard/VISA Akzeptanzvertrag (Postbank). 304 S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 4; HdeB-Blaurock, § 43 Rndnr. 39; Schwintowski/Schäfer, § 13 Rndnr. 34; Hammann, S. 39; Damas, S. 34; Kienholz, S. 30; Eckert, WM 1987, 161 (164). 305 Stellvertretend Kienholz, S. 136. 301

148 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Zahlungszusage, wie sie für das Kreditkartenverfahren prägend ist, ist diesem System fremd. Da es sich um eine ganz normale Einzugsermächtigungslastschrift handelt, kann dieser auch widersprochen werden306, so dass das Vorleistungsrisiko beim POZ-System vom Händler zu tragen ist. Strukturell ähneln sich aber nicht nur das POZ- und das electronic-cash-System, sondern auch POZ- und Kreditkartenzahlung. Der Händler hat auch beim POZ-System ein Entgelt für Transaktionen zu entrichten, und sicherlich werden ihm durch den Anschluss an das System auch neue Kunden zugeführt. Das Entgelt entrichtet er aber gerade nicht für die Zuführung neuer Kunden, sondern für „den Betrieb des POZ-Systems und die Sperrabfrage in den Sperrdateien“.307 Diese Tätigkeiten leistet aber auch der Kartenausgeber im Kreditkartenverfahren. Von besonderer Bedeutung ist nun die unterschiedliche Höhe des Entgelts bei beiden Systemen. Während das Vertragsunternehmen ein umsatzabhängiges Disagio zu entrichten hat, muss der Händler beim POZ-System lediglich einen für jede Transaktion konstanten, vom Umsatz unabhängigen Betrag zahlen. Diese unterschiedlichen Bemessungsmaßstäbe lassen sich sicherlich nicht mit den vom Kreditkartenausgeber zu leistenden Pflichten in Bezug auf den Betrieb des Systems, die Abfrage einer Sperrdatei oder die Zuführung neuer Kunden rechtfertigen, da sich POZ-System und Kreditkarte insoweit nicht unterscheiden. Sie lassen sich nur erklären, wenn man im Disagio eine Gegenleistung für die Zahlungszusage sieht.308 Denn in diesem Punkt unterscheiden sich die Systeme. Die Bedeutung der Zahlungszusage ist für das Vertragsunternehmen umso größer, je höher das Volumen der Einzeltransaktion ist. Bedeutet die Zahlungszusage doch die Befreiung vom Vorleistungsrisiko, und dieses Risiko ist bei großen Umsätzen höher als bei kleinen. Und nur weil das Vertragsunternehmen durch die Zahlungszusage vom Vorleistungsrisiko befreit wird, ist es auch bereit, ein dynamisches Disagio zu entrichten. Dieses Ergebnis wird durch einen Vergleich mit dem electronic-cash-System unterstützt.309 Bei dieser Variante der bargeldlosen Zahlung gibt der Kartenausgeber wie im Kreditkartenverfahren eine Zahlungszusage ab. Ebenfalls wie beim Kreditkartenverfahren hat der Händler ein umsatzabhängiges Entgelt zu entrichten. Und Ziff. 6 electronic-cash-Händlerbedingungen bestimmt ausdrücklich, dass das Entgelt für den Betrieb des Systems und die Zahlungszusage entrichtet wird. 306

BuB-Werner, Rndnr. 6/1599. Ziff. 6 POZ-Händlerbedingungen; abgedruckt (mit Kommentierung) bei BuBWerner, Rndnr. 6/1633 ff. 308 Siehe auch MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 21, der im Ergebnis zwar von einem abstrakten Schuldversprechen ausgeht, aber das Disagio dennoch als Entgelt für die selbständige Zusage einer Zahlung auf die Verbindlichkeiten der Karteninhaber versteht. 309 Hierzu ausführlich Viertes Kapitel: C. 307

B. Kreditkartenverfahren

149

Die Zahlung des Disagios als Gegenleistung für die Erteilung der Zahlungszusage ergibt sich mittlerweile besonders deutlich aus einer Betrachtung der neu gefassten Akquisitionsverträge. Dort wird das Disagio als Vergütung für die vom Kartenausgeber erbrachten Dienstleistungen bezeichnet.310 Zu den vom Kartenausgeber zu erbringenden Dienstleistungen in diesem Sinne zählt auch die Erteilung der Zahlungszusage. Damit ist bereits nach dem Wortlaut der aktuellen Akquisitionsverträge das Disagio als Gegenleistung für die vom Kartenausgeber zu erteilende Zahlungszusage anzusehen. Noch deutlicher als bei dieser, zugegebenermaßen nicht zwingenden, Wortlautinterpretation wird das Synallagma durch die Analyse der zur Bestimmung der Höhe des Disagios getroffenen Vereinbarungen. In dem allgemeinen, das klassische Präsenzgeschäft betreffenden Akquisitionsvertrag, ist lediglich bestimmt, dass eine Servicegebühr für erbrachte Dienstleistungen zu entrichten ist. In der Präambel des Akquisitionsvertrages zum Fernabsatz ist festgehalten, dass der Kartenausgeber bereit ist, durch seine Zahlungszusage auch das Risiko der missbräuchlichen Kartenverwendung im Fernabsatz gegen eine entsprechend höhere Vergütung zu übernehmen.311 Sofern dieses Risiko vom Vertragsunternehmen selbst getragen werden soll, hat dieses lediglich die übliche Vergütung zu entrichten.312 Schließlich verringert sich die bei Übernahme des Missbrauchsrisikos durch den Kartenausgeber vom Vertragsunternehmen zu entrichtende, grundsätzlich erhöhte Vergütung auf das übliche Maß, wenn das Vertragsunternehmen ein besonderes Sicherheitsverfahren gegen Missbrauch einsetzt.313 Die Höhe des Disagios und der Wert der Zahlungszusage für das Vertragsunternehmen stehen somit in einem unmittelbaren Zusammenhang. Für eine relativ geringwertige Zahlungszusage, die das Missbrauchsrisiko im Fernabsatz nicht abdeckt und nur einen geringen Transaktionswert absichert, hat der Händler auch nur ein geringes Disagio zu entrichten. Mit zunehmendem Transaktionswert steigt auch die Höhe des Disagios. Soll ein zusätzliches Risiko vom Kartenausgeber übernommen werden, ist ein zusätzlich erhöhtes Disagio zu entrichten. Diese positive Korrelation zeigt, dass sich Disagio und Zahlungszusage in einem Gegenseitigkeitsverhältnis gegenüberstehen; sie bilden ein Synallagma. Das Vertragsunternehmen zahlt das Disagio, um durch die Zahlungszusage eine entsprechende Sicherung vom Kartenausgeber zu erhalten. Damit ist es jedoch

310 Vgl. Ziff. 6 EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag (Postbank) sowie Ziff. 9 EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank). 311 Vgl. Ziff. 1 Abs. 5 Satz 2 EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank). 312 Vgl. Ziff. 1 Abs. 5 Satz 3 EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank). 313 Vgl. Ziff. 1 Abs. 6 Satz 3, Ziff. 9.1 Satz 1, Ziff. 9.3 Satz 2 EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank).

150 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

unvereinbar, in der Zahlungszusage ein abstraktes Schuldversprechen zu sehen.314

IV. Die Theorie der angenommenen Anweisung 1. Argumentation In jüngster Zeit mehren sich Beiträge, in denen die Zahlungszusage als Anspruch aus einer angenommenen Anweisung im Sinne des § 784 BGB interpretiert wird.315 So soll der vom Karteninhaber unterzeichnete Belastungsbeleg als Anweisungsurkunde zu verstehen sein, welche die gemäß § 783 BGB vorausgesetzte Doppelermächtigung enthalte: Ermächtigt werde zunächst der Kartenausgeber als Angewiesener, für Rechnung des Karteninhabers und im eigenen Namen an das Vertragsunternehmen als Anweisungsempfänger zu leisten. Darüber hinaus werde das Vertragsunternehmen ermächtigt, die Leistung beim Herausgeber im eigenen Namen zu erheben.316 Um dem Vertragsunternehmen einen eigenständigen Anspruch zu verschaffen, ist die Annahme der Anweisung notwendig. Dies geschieht nach § 784 Abs. 2 Satz 1 BGB durch schriftlichen Vermerk auf der Anweisung. Übertragen auf das Kreditkartenverfahren bedeutet dies, dass der Kartenausgeber die Annahme auf dem Belastungsbeleg schriftlich erklären müsste. Dies geschieht in der Praxis jedoch nicht.317 Dennoch soll sich ein eigenständiger Anspruch des Vertragsunternehmens aus § 784 BGB ergeben. Aus der Entstehungsgeschichte ergebe sich, dass die Formvorschrift des § 784 Abs. 2 Satz 1 BGB einer mündlichen Annahme nicht entgegenstehe.318 Der Sinn und Zweck dieser Formvorschrift liege darin, geschäftsunerfahrene Kreise vor den mit dem hohen Abstraktionsgrad der angenommenen Anweisung verbundenen Gefahren zu schützen. Der Kartenausgeber sei jedoch nicht geschäftsunerfahren.319 Zudem soll die 314

So auch Weller, S. 93; Bitter, ZBB 1996, 104 (118); ders., WuB I D 5a. – 2.02. Meder, S. 225 ff., 243 f.; ders., NJW 1993, 3245 f.; ders., NJW 1994, 2597 f.; ders., JuS 1996, 94; ders., AcP 198 (1998), 72 (101, 103 f.).; ders., ZBB 2000, 89 (95 f.); Kienholz, S. 112 ff., insbesondere S. 118; Damas, S. 102 ff., insbesondere S. 112; neuerdings auch Staudinger-Marburger, § 783 Rndnr. 48; ähnlich Krügel, S. 127. 316 Meder, ZBB 2000, 89 (95), Kienholz, S. 114. 317 Freitag, ZBB 2002, 322 (327); Meder, AcP 198 (1998), 72 (98); a. A. Staudinger-Marburger, § 783 Rndnr. 48, der die Wahrung der Schriftform damit begründet, dass bei der Kartenzahlung sämtliche relevanten Daten auf den Belastungsbeleg übertragen werden. Sofern diese sich auf den Kartenausgeber bezögen, könnten sie nach dem Zweck des § 784 BGB als dessen Annahmeerklärung begriffen werden, ausgesprochen vom Karteninhaber als dessen Vertreter. 318 Grundlegend Meder, S. 234 ff., siehe auch Damas, S. 110 ff.; Kienholz, S. 115 ff. 319 Meder, ZBB 2000, 89 (96); Kienholz, S. 116. 315

B. Kreditkartenverfahren

151

Schriftform nach dem Vorbild des Wechselakzepts der Zirkulationsfähigkeit der Anweisung förderlich sein. Der Belastungsbeleg sei jedoch nicht zur Zirkulation bestimmt.320 Daher stehe die Formvorschrift des § 784 Abs. 2 Satz 1 BGB der Annahme der Anweisung durch den Kartenausgeber nicht entgegen. Dieser namentlich von Meder und seinen Schülern Kienholz und Damas verfolgte Ansatz stimmt in weiten Teilen mit der herrschenden Meinung überein. Denn bei der Annahme einer Anweisung im Sinne des § 784 BGB handelt es sich typologisch um ein abstraktes Schuldversprechen.321 So verstehen Meder und seine Schüler die Theorie der angenommenen Anweisung auch nicht als Gegensatz, sondern als Ergänzung der herrschenden Meinung. Im Deckungsverhältnis sei mit der herrschenden Meinung von einer Geschäftsbesorgung auszugehen. Dies sei schon deshalb notwendig, um den Aufwendungsersatzanspruch des Kartenausgebers gegenüber dem Karteninhaber zu erklären. Dieser sei im Anweisungsrecht nicht geregelt, sondern ergebe sich aus dem im Deckungsverhältnis geschlossenen Geschäftsbesorgungsvertrag.322 Die angenommene Anweisung trete nicht alternativ, sondern kumulativ zum Geschäftsbesorgungsvertrag hinzu.323 2. Stellungnahme Die Theorie der angenommenen Anweisung überzeugt aus mehreren Gründen nicht. Neben allgemeinen systematischen Erwägungen und berechtigter Kritik gegen die Möglichkeit einer formlosen Annahme der Anweisung324 sprechen insbesondere die vorangegangenen Überlegungen zur Rechtsnatur der Zahlungszusage gegen eine Anweisung im technischen Sinne. Bei dem Anspruch aus der angenommenen Anweisung handelt es sich typologisch um ein abstraktes Schuldversprechen.325 Beim Kreditkartenverfahren stehen sich Zahlungszusage und Disagio jedoch synallagmatisch gegenüber, was mit der abstrakten Natur der Anweisung nicht zu vereinbaren ist.

V. Ergebnis: Die Zahlungszusage als kausaler Vertrag sui generis Es hat sich gezeigt, dass es sich bei der Zahlungszusage um einen synallagmatischen Vertrag handelt, bei dem sich die Pflicht des Kartenausgebers zur 320 321 322 323 324 325

Meder, ZBB 2000, 89 (96); Kienholz, S. 116. Siehe nur Staudinger-Marburger, § 784 Rndnr. 9. Kienholz, S. 112. Meder, AcP 198 (1998), 72 (75); Kienholz, S. 112, 114. Ausführlich S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 34. Statt aller Staudinger-Marburger, § 784 Rndnr. 9.

152 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Begleichung der vom Karteninhaber mittels Kreditkarte getätigten Umsätze und die Pflicht des Vertragsunternehmens zur Entrichtung des Disagios gegenüberstehen. Damit liegt ein kausaler Vertrag vor. Insoweit bestehen Parallelen zu einem Rechtskauf nach § 453 BGB. Das Vertragsunternehmen „kauft“ eine Forderung in Höhe des Kartenumsatzes gegen den Kartenausgeber und bezahlt diese mit dem Disagio. Ein erster Unterschied zum klassischen Kauf einer Forderung besteht in dem ungewöhnlich geringem „Kaufpreis“. Das Disagio beträgt in der Regel lediglich 3 bis 5 Prozent des Transaktionswertes.326 Vor dem Hintergrund der Privatautonomie stellt dies für sich genommen allerdings noch kein Hindernis dar. Die in der Zahlungszusage liegende Vereinbarung zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen lässt sich jedoch nicht als Kaufvertrag verstehen, da es an einem Kaufgegenstand fehlt. Verpflichtungsgegenstand eines Forderungskaufs ist stets eine bestehende oder künftige Forderung. Wenn das Vertragsunternehmen mit der Zahlungszusage eine Forderung gegen den Kartenausgeber vom Kartenausgeber kaufen würde, müsste der Kartenausgeber einen ihm selbst zustehenden Anspruch auf Zahlung an sich selbst an das Vertragsunternehmen übertragen. Ein solcher Anspruch besteht jedoch weder aktuell, noch wird er künftig bestehen. Denn bei einem solchen Anspruch würden sich Forderung und Schuld in einer Person vereinigen, was zum erlöschen durch Konfusion führen würde.327 Da es somit an einem Kaufgegenstand fehlt, ist in der Zahlungszusage kein Kaufvertrag zu sehen. Die Zahlungszusage zeichnet sich dadurch aus, dass kein Anspruch übertragen wird, sondern dass die Verpflichtung des Kartenausgebers gerade erst durch den Vertragsschluss mit dem Vertragsunternehmen entstehen soll. In dieser Hinsicht weist die Zahlungszusage Ähnlichkeiten mit dem Darlehen auf. Der Darlehensgeber verpflichtet sich, einen bestimmten Geldbetrag zur Verfügung zu stellen und der Darlehensnehmer zahlt im Gegenzug die vereinbarten Zinsen (§ 488 Abs. 1 BGB). Auch der Kartenausgeber stellt zumindest mittelbar einen bestimmten Geldbetrag zur Verfügung und das Vertragsunternehmen zahlt ein prozentuales Disagio. Der wesentliche Unterschied zur Zahlungszusage besteht darin, dass beim Darlehen der empfangene Geldbetrag zurückzuzahlen ist. Die Hingabe der Darlehensvaluta zielt nicht auf eine dauerhafte Vermögensmehrung des Darlehensnehmers. Sie wird lediglich zur vorübergehenden Kapitalnutzung zugewendet. Typologisch ist der Darlehensvertrag daher als Gebrauchsüberlassungsvertrag einzuordnen.328 Hingegen soll die Zahlungszusage beim Kreditkartenverfahren im Vermögen des Vertragsunternehmens verbleiben und dieses dauerhaft mehren. 326 327 328

S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 4. Siehe hierzu Palandt-Heinrichs, Überbl. v. § 362 Rndnr. 4 m. w. N. MK-K. P. Berger, Vor § 488 Rndnr. 12.

B. Kreditkartenverfahren

153

Mit einem gesetzlich geregelten Vertragstyp lässt sich die Zahlungszusage somit nicht erklären, so dass sie als ein kausaler Vertrag sui generis anzusehen ist.329

VI. Die Einwendungsproblematik Das Kreditkartensystem ist wie die Giroüberweisung ein Mehrpersonenverhältnis. Daraus ergeben sich besondere Abwicklungsproblematiken im Fall der fehlerhaften Zahlung. Denn anders als bei der Barzahlung erfolgt die Valutierung des Vertragsunternehmens nicht unmittelbar durch den Karteninhaber, sondern unter Beteiligung des Kartenausgebers, der die Kartenumsätze vergütet. Die Einordnung der Zahlungszusage als ein synallagmatischer Vertrag sui generis kann nur dann überzeugen, wenn sich auch die Rückabwicklung wegen fehlerhafter Valuat-, Deckungs- und Akquisitionsverhältnisse interessengerecht erklären lässt. 1. Die Zahlungszusage bei fehlerhaftem Valutaverhältnis Der jeder Kreditkartenzahlung zugrunde liegende Valutavertrag kann aus den unterschiedlichsten Gründen fehlerhaft sein.330 So kann er – etwa wegen einer Anfechtung – nichtig sein oder es können Leistungsstörungen beim Austausch des Synallagmas auftreten. Die Gründe für derartige Leistungsstörungen sind Legion und hängen im einzelnen vom jeweiligen Typus des Valutavertrages ab. Als Paradebeispiel lässt sich die Fehlerhaftigkeit der mittels Kreditkarte gekauften Ware anführen. In all diesen Fällen hat eine vollständige oder zumindest teilweise Rückabwicklung des fehlerhaften Valutavertrages zu erfolgen. a) Rückforderungsklauseln Die Zahlungszusage kommt zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen zustande. Grundlage für das Entstehen und den Bestand dieses Vertrages ist der zwischen den Parteien geschlossene Akquisitionsvertrag.331 Bereits im Rahmen der Giroüberweisung wurde festgestellt, dass Einwendungen aus Rechtsverhältnissen zu Dritten ohne besondere Vereinbarung ohne Belang sind. Bei der Giroüberweisung bestehen keine entsprechenden Vereinbarungen, kraft derer sich ein fehlerhaftes Valutaverhältnis auf die Gutschrift auswirkt. Im Giroverhältnis zwischen dem Begünstigten und seinem Kreditinstitut ist der An329 Ebenso Weller, S. 103; Ott, FS Musielak, S. 383 (391), der die Annahme eines abstrakten Schuldversprechens für unnötig hält. 330 Siehe die ausführliche Darstellung möglicher Fehler bei Hammann, S. 84 ff. 331 Vgl. Hammann, S. 88.

154 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

spruch auf Gutschrift in Entstehung und Bestand allein vom Eingang buchmäßiger Deckung abhängig. Anders verhält es sich beim Kreditkartenverfahren. Hier sind in den Akquisitionsverträgen sogenannte Rückforderungsklauseln enthalten, welche die Zahlungszusage mit dem Deckungs- und Valutaverhältnis verknüpfen und so ein Abhängigkeitsverhältnis schaffen. An dieser Stelle ist zunächst auf die an das Valutaverhältnis anknüpfenden Rückforderungsklauseln einzugehen. (1) Inhalt Rückforderungsklauseln finden sich in sämtlichen Akquisitionsverträgen. Die Kartenausgeber behalten sich in ihnen das Recht vor, die Zahlung an das Vertragsunternehmen zu verweigern bzw. bereits gezahlte Beträge zurückzufordern, sofern der Karteninhaber bestimmte Mängel des Valutavertrages rügt und infolge dessen eine Zahlung an den Kartenausgeber verweigert. Die Rückforderungsklauseln berechtigen den Kartenausgeber damit nicht schlechthin zur Rückforderung im Falle eines fehlerhaften Valutaverhältnisses. Hinzukommen muss ein durch die Zahlungsweigerung des Kateninhabers gestörtes Deckungsverhältnis. Das erklärt sich daraus, dass es für den Kartenausgeber im Grunde keine Rolle spielt, ob im Valutaverhältnis ein fehlerfreier Vertrag vorliegt. Erst wenn der Karteninhaber wegen des Fehlers im Valutaverhältnis seiner Zahlungspflicht nicht nachkommt, hat der Karteausgeber ein Interesse an der Belastung des Vertragsunternehmens, um sich selbst schadlos zu halten.332 Den Anknüpfungspunkt bildet in diesen Fällen zwar das Deckungsverhältnis, der Schwerpunkt liegt jedoch im gestörten Vertragsverhältnis zwischen dem Karteninhaber und dem Vertragsunternehmen, weshalb es gerechtfertigt ist, die Problematik der Rückforderungsklauseln bereits im Rahmen des gestörten Valutaverhältnisses zu erörtern. Die Rückforderungsklauseln wurden im Laufe der Zeit wesentlich entschärft. Der Grundsatzentscheidung des VIII. Zivilsenats des Bundesgerichtshofs vom 2. Mai 1990, in der er sich für einen Forderungskauf aussprach, lag ein Akquisitionsvertrag (Eurocard) aus dem Jahre 1983 zugrunde. Nach dessen Ziff. 5 reichte jedwede Beschwerde des Karteninhabers aus, um die Rückforderung gegenüber dem Vertragsunternehmen zu begründen.333 Es wurde weder auf eine bestimmte Qualität des Mangels im Valutaverhältnis noch auf das tatsächliche Bestehen von Einwendungen abgestellt.334 332

Kienholz, S. 39. Siehe BGH WM 1990, 1059 (1059); Gößmann, Bankrecht 1998, S. 67 (108); Damas, S. 39. 334 Siehe allgemein zu den früher geltenden Akquisitionsverträgen Bitter, ZBB 1996, 104 (120); ders., BB 1997, 480 (483); HdeB-Blaurock, § 43 Rndnr. 43. 333

B. Kreditkartenverfahren

155

Die nunmehr geltenden Akquisitionsverträge stellen strengere Anforderungen an das Rückforderungsrecht. Allgemein lässt sich sagen, dass eine Rückforderung nur noch dann stattfindet, wenn der Karteninhaber seine Zahlungsverweigerung mit qualifizierten Einwendungen begründet.335 Die Einzelheiten unterscheiden sich je nach Kartenanbieter. Exemplarisch sei auf die einschlägigen Bestimmungen in den Akquisitionsverträgen für EUROCARD/MasterCard/ VISA CARD (Postbank) hingewiesen. Danach besteht ein Rückforderungsrecht, wenn der Karteninhaber bestreitet, – dass die Lieferung an die in der Bestellung genannte Lieferadresse erfolgt ist oder dass die Dienstleistung erbracht wurde, oder – erklärt, dass der Leistung schriftlich zugesicherte Eigenschaften fehlen oder sie nicht einer schriftlichen Produktbeschreibung entsprach, oder – behauptet, ein rechtsgültiges Grundgeschäft sei nicht zu Stande gekommen oder nachträglich weggefallen (z. B. durch Ausübung eines Widerrufsrechts), es sei denn, das Vertragsunternehmen weist innerhalb einer bestimmten Frist nach, dass der vom Karteninhaber vorgebrachte Einwand unbegründet ist.336 Ähnlich lauten die Bestimmungen in den Verträgen der B+S Card Service GmbH. Dort besteht ein weiteres Rückforderungsrecht für den Fall, dass der Karteninhaber erklärt, eine Lieferung sei in mangelhafter oder beschädigter Form eingetroffen.337 (2) Wirksamkeit Die Wirksamkeit der Rückforderungsklauseln ist umstritten. Die frühere Rechtsprechung hat selbst die umfassenden Rückforderungsmöglichkeiten der alten Akquisitionsverträge für wirksam erachtet.338 Auch Teile der Literatur sehen in den Rückforderungsklauseln eine vor dem Hintergrund der Privatautonomie nicht zu beanstandende Vertragsgestaltung.339 Ob diese Ansicht zutrifft, soll im Folgenden untersucht werden. 335

Vgl. Gößmann, Bankrecht 1998, S. 67 (108). Ziff. 8.4 EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag (Postbank). 337 Vgl. Ziff. 10.2 d) Allgemeine Geschäftsbedingungen für Verträge mit Fernabsatzhändlern (B+S Card Service). Siehe weitere Nachweise bei Bitter, ZBB 1996, 104 (120); Kienholz, S. 40. 338 LG Heidelberg, WM 1988, 773 = WuB I D 5.–3.88 (Welter); siehe auch BGH WM 1990, 1059. Der BGH hat sich in dieser Entscheidung nicht ausdrücklich mit der Wirksamkeit der Rückforderungsklauseln auseinandergesetzt; er legt sie seiner Entscheidung zugrunde, ohne ihre Wirksamkeit zu thematisieren. Siehe die berechtigte Kritik an diesem Vorgehen bei Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 98. 339 Heermann, Geld und Geldgeschäfte, § 14 Rndnr. 49; Weller, S. 162; Schwintowski/Schäfer, § 13 Rndnr. 66 ff.; U/B/H-H. Schmidt, Anh. §§ 9–11 Rndnr. 454; Metz, NJW 1991, 2804 (2808), der in der Entscheidung des LG Heidelberg einen positiven 336

156 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

(a) Kontrollfähigkeit und -umfang nach §§ 305 ff. BGB (ex-AGBG) Das Kreditkartenverfahren zählt zu den modernen Vertragssystemen340 und der Akquisitionsvertrag zu den modernen Vertragstypen. Allgemein zeichnen sich moderne Vertragstypen und -systeme durch einen spezifischen Normmangel aus.341 Sie sind nicht an einem vom Gesetzgeber zur Verfügung gestellten Gerüst gewachsen, sondern ein Kind der kaustelarjuristischen Praxis.342 Aufgrund ihres Massencharakters werden sie aus Gründen der Effizienz durch allgemeine Geschäftsbedingungen typisiert. „Klassische“ AGB zeichnen sich dadurch aus, dass der Verwender durch sie von solchen Vertragsdurchführungsvorschriften des dispositiven Rechts abweicht, die nach seiner Ansicht nicht zu dem zu regelnden Geschäft passen. Demgegenüber wird bei modernen Vertragstypen primär nicht von gesetzlichen Vorschriften abgewichen; vielmehr konstituieren die allgemeinen Geschäftsbedingungen selbst „den“ Vertrag.343 Aber obschon die modernen Vertragstypen eine von den „klassischen“ AGB grundlegend unterschiedliche Funktion ausüben, sind die §§ 305 ff. BGB auf sie grundsätzlich anwendbar.344 An dieser Stelle ist zunächst der Umfang der Kontrollmöglichkeit zu ermitteln. Der Akquisitionsvertrag wird zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen geschlossen, einem Unternehmer im Sinne des § 14 BGB. Damit kommt es für eine wirksame Einbeziehung der allgemeinen Geschäftsbedingungen auf die besonderen Einbeziehungsvoraussetzungen des § 305 Abs. 2 und 3 BGB nicht an (§ 310 Abs. 1 Satz 1 BGB). Entscheidend ist allein, ob eine vertragliche Einigung der Parteien vorliegt.345 Bedeutender ist freilich, dass insbesondere eine Kontrolle nach §§ 308 und 309 BGB ausgeschlossen ist. Für die Inhaltskontrolle ist allein § 307 BGB mit der Ergänzung in § 310 Abs. 1 Satz 2 BGB maßgeblich, wonach auf die im Handelsverkehr geltenden Gewohnheiten und Gebräuche angemessen Rücksicht zu nehmen ist. Den §§ 308 und 309 kommt lediglich eine Indizwirkung im Hinblick auf eine „unangemessene Benachteiligung“ nach § 307 BGB zu.346 Beitrag zum Verbraucherschutz sieht; ähnlich Reinfeld, WM 1994, 1505 (1513), der eine Parallele zum US-amerikanische Verbraucherschutzrecht zieht; Gößmann, Bankrecht 1998, S. 67 (110), Damas, S. 40 f.; Hammann, S. 188 ff., insbesondere S. 190, spricht sich auf Grundlage der früheren Fassungen für eine restriktive, der heutigen Rechtslage entsprechenden Auslegung aus. 340 Joost, ZIP 1996, 1685 (1685). 341 Stoffels, Schuldverträge, S. 6. 342 Freitag, ZBB 2002, 322 (323) siehe auch Schön, AcP 198 (1998), 401 (401). 343 Joost, ZIP 1996, 1685 (1685); Stoffels, Schuldverträge, S. 2 f. 344 Siehe nur Joost, ZIP 1996, 1685 (1685). 345 Palandt-Heinrichs, § 305 Rndnr. 50; ausführlich MK-Basedow, § 305 Rndnr. 89 ff. 346 MK-Basedow, § 310 Rndnr. 8; Erman-S. Roloff, § 310 Rndnr. 7.

B. Kreditkartenverfahren

157

(b) Einbeziehung in den Akquisitionsvertrag Zunächst stellt sich die Frage nach einer wirksamen Einbeziehung der Rückforderungsklauseln in den Akquisitionsvertrag. Dies könnte angesichts des § 305c Abs. 1 BGB zweifelhaft sein. Dort ist normiert, dass Klauseln, die so ungewöhnlich sind, dass der Vertragspartner des Verwenders nicht mit ihnen zu rechnen braucht, nicht Vertragsbestandteil werden. Erforderlich ist zunächst eine anhand der Gesamtumstände zu beurteilende objektive Ungewöhnlichkeit.347 Hinzutreten muss ein Überraschungsmoment, welches anzunehmen ist, wenn zwischen der zu beurteilenden Klausel und den begründeten Erwartungen des Verwendungsgegners eine deutliche Diskrepanz besteht.348 In der Tat wird in der Literatur die Ansicht vertreten, bei der Rückforderungsklausel handele es sich um eine überraschende Klausel im Sinne des § 305c Abs. 1 BGB, weshalb sie nicht Bestandteil des Akquisitionsvertrages werde.349 Hiergegen lässt sich jedoch vortragen, dass in sämtlichen Akquisitionsverträgen von Beginn an entsprechende Klauseln enthalten waren. Die für die Anwendbarkeit des § 305c Abs. 1 BGB erforderliche objektive Ungewöhnlichkeit lässt sich daher mit guten Gründen verneinen.350 Zwar wird vertreten, der tatsächliche Verbreitungsgrad einer Klausel habe für sich genommen noch keine Aussagekraft in Bezug auf ihre Üblichkeit.351 Aber auch, wenn man dieser fragwürdigen und angreifbaren Ansicht folgen möchte, ist zu beachten, dass die hier in Frage stehenden Klauseln gegenüber geschäftserfahrenen Unternehmern verwendet werden. Insofern ist die Ungewöhnlichkeit einer Klausel nach strengeren Maßstäben zu beurteilen.352 Daher lässt sich mit guten Gründen eine wirksame Einbeziehung der Rückforderungsklauseln in den Akquisitionsvertrag bejahen. Im Übrigen entbindet die Beurteilung der Rückforderungsklausel als überraschend nicht von der Pflicht zur Überprüfung ihrer inhaltlichen Angemessenheit. Denn das von § 305 Abs. 1 BGB neben der objektiven Ungewöhnlichkeit geforderte Überraschungsmoment lässt sich bereits durch einfachste Mittel ausschließen, wie etwa durch eine drucktechnische Hervorhebung der fraglichen Klausel.353

347

U/B/H-P. Ulmer, § 3 Rndnr. 12; Palandt-Heinrichs, § 305c Rndnr. 3. W/H/L-Lindacher, § 3 Rndnr. 18; Palandt-Heinrichs, § 305c Rndnr. 4. 349 Heymann-Horn, Anh § 372 III Rndnr. 157; ders., ZBB 1995, 273 (278); Bitter, ZBB 1996, 104 (122); ders., BB 1997, 480 (483); Hofmann, ZBB 2004, 405 (409); vorsichtig Welter, WuB I D 5.–3.88. 350 Vgl. Kienholz, S. 168. 351 So z. B. U/B/H-P. Ulmer, § 3 Rndnr. 14. 352 U/B/H-P. Ulmer, § 3 Rndnr. 6, 54 m. w. N. 353 Vgl. statt vieler U/B/H-P. Ulmer, § 3 Rndnr. 23 m. w. N. 348

158 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

(c) Inhaltskontrolle nach § 307 BGB Nachdem die wirksame Einbeziehung der Rückforderungsklauseln in den Akquisitionsvertrag festgestellt wurde, müssen sich die Rückforderungsklauseln an § 307 BGB messen lassen. § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB bestimmt, dass solche Klauseln unwirksam sind, die den Vertragspartner des Verwenders entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen benachteiligen. Hiervon ist auszugehen, wenn der Verwender durch einseitige Vertragsgestaltung missbräuchlich eigene Interessen auf Kosten seines Vertragspartners durchzusetzen versucht, ohne von vornherein auch dessen Belange hinreichend zu berücksichtigen und ihm einen angemessenen Ausgleich zuzugestehen.354 Zur Konkretisierung dieser Generalklausel sind in § 307 Abs. 2 Regelbeispiele als gesetzliche Orientierungskriterien normiert.355 (aa) Regelbeispiel nach § 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB In Bezug auf den Akquisitionsvertrag kommt § 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB besondere Bedeutung zu. So ist im Zweifel eine unangemessene Benachteiligung anzunehmen, wenn eine Klausel wesentliche Rechte und Pflichten, die sich aus der Natur des Vertrages ergeben, so einschränkt, dass die Erreichung des Vertragszwecks gefährdet ist. Diese gesetzliche Vorgabe macht es notwendig, zunächst die Natur des Akquisitionsvertrages zu bestimmen. Da eine ausdrückliche gesetzliche Regelung des Kreditkartengeschäfts bislang fehlt, ist das erforderliche vertragstypologische Leitbild aus der Zwecksetzung und einer ausgewogenen Synthese der Beteiligteninteressen zu entwickeln.356 Zentrale Bedeutung bei der Bestimmung eines Leitbildes kommt der Funktion der Kreditkarte als Bargeldersatz zu. Von elementarer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Zahlungsverpflichtung des Kartenausgebers, die dem Vertragsunternehmen eine bargeldgleiche Sicherheit verschaffen soll. Dieses Ziel wird nur dann erreicht, wenn das Vertragsunternehmen nicht mit typischen zahlungsverkehrstechnischen Risiken belastet wird. Allgemeine Geschäftsrisiken, mit denen das Vertragsunternehmen auch im Barzahlungsfall konfrontiert wird, hat es auch im Falle einer Kreditkartenzahlung zu tragen. Dagegen sind Risiken, die erst durch den Einsatz der Kreditkarte auftreten, als zahlungsverkehrstypische Risiken vom Kartenausgeber als Systembetreiber zu tragen.357 354

BGHZ 90, 280 (284); 120, 108 (118); BGH NJW 2000, 1110 (1112). Stoffels, Schuldverträge S. 433; Ring/Klingelhöfer, S. 116. 356 Martinek, FS Hadding, S. 967 (970); Kienholz, S. 69; siehe allgemein Heinrich, S. 433 ff.; Palandt-Heinrichs, § 307 Rndnr. 32; Staudinger-Coester, § 9 AGBG Rndnr. 203 f. 357 Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 100 f.; ders., FS Hadding, S. 967 (971); Oechsler, WM 2000, 1613 (1616 f.). 355

B. Kreditkartenverfahren

159

Diese Risiken begründen den materiellen Sicherungsfall und damit die Einstandspflicht des Vertragsunternehmens.358 Im Hinblick auf § 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB ist daher zu untersuchen, ob sich beim Eingreifen der Rückforderungsklausel ein zahlungsverkehrstypisches oder allgemeines Geschäftsrisiko verwirklicht. Dies ist anhand eines hypothetischen Vergleichs mit dem Barzahlungsfall zu beurteilen.359 Auf den ersten Blick hat es den Anschein, als beträfen die hier zur Diskussion stehenden Rückforderungstatbestände allgemeine Geschäftsrisiken. Denn den Einwand fehlender Erfüllung bzw. des unwirksamen Valutavertrages hätte der Karteninhaber auch im Barzahlungsfall gegenüber dem Vertragsunternehmen geltend machen können und das Vertragsunternehmen wäre infolge dessen zur Rückzahlung verpflichtet gewesen. Nicht ganz so „eindeutig“ verhält es sich mit dem Einwand, der gelieferten Sache fehle eine schriftlich zugesicherte Eigenschaft. Denn auch im Barzahlungsfall folgt aus der Lieferung einer fehlerhaften Sache nicht ohne weiteres eine Rückzahlungspflicht, da nach der Schuldrechtsreform im Falle eines Sachmangels zunächst Nacherfüllung verlangt werden muss.360 Bereits an dieser Stelle keimen Zweifel auf, ob es sich bei einer auf die Rückforderungsklauseln gestützten Rückforderung um ein allgemeines Geschäftsrisiko handelt. Die Zweifel werden verstärkt, wenn man sich vor Augen führt, dass das Vertragsunternehmen im Barzahlungsfall bei Vorliegen der Rückforderungstatbestände nicht automatisch seine vom Karteninhaber erlangte Leistung in Form von Eigentum an gesetzlichen Zahlungsmitteln verliert. Denn aufgrund des Abstraktionsprinzips bei der Barzahlung ist der Karteninhaber zur aktiven Rechtsdurchsetzung gezwungen. Die Rückforderungsklausel hingegen zwingen das Vertragsunternehmen zur aktiven Durchsetzung seiner Rechte.361 Beim kreditkartenverfahren trüge damit das Vertragsunternehmen die prozessuale Initiativlast, was tendenziell die Gefahr der Erhebung von unberechtigten Einwänden seitens des Karteninhabers erhöht.362 Durch das missbräuchliche Behaupten etwaiger Mängel verwirklicht sich gerade ein mit der Vorleistung des Vertragsunternehmens verbundenes spezifisches zahlungsverkehrstechnisches Risiko. Denn bei der Barzahlung kommt es für einen Erfolg des Karteninhabers darauf an, ob die geltend gemachten Einwendungen tatsächlich bestehen und vom Karteninhaber auch bewiesen werden können. Dadurch ist das Vertragsunternehmen vor unberechtigten Rügen und Einwendungen geschützt.363 Die Rückforderungsklauseln hingegen berechtigen den Kartenausgeber schon 358 359 360 361 362

S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 66. Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 101. Vgl. Palandt-Putzo, § 437 Rndnr. 4. Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 104; Kienholz, S. 73. Oechsler, WM 2000, 1613 (1616); Kienholz, S. 73.

160 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

dann zu einer Zahlungsverweigerung, wenn der Karteninhaber die Einwendungen lediglich behauptet. Beim Kreditkartenverfahren muss das Vertragsunternehmen nachweisen, dass die geltend gemachten Einwendungen unbegründet sind.364 Daran ändert auch die namentlich von Gößmann365 besonders hervorgehobene Verschärfung der Rückforderungsklauseln hinsichtlich der Darlegungslast des Karteninhabers nichts. Denn nach wie vor soll das Rückforderungsrecht nach dem eindeutigen Wortlaut der Akquisitionsverträge unabhängig davon bestehen, ob die vom Karteninhaber geltend gemachten Einwendungen begründet sind oder nicht.366 Im Barzahlungsfall verliert das Vertragsunternehmen bei Vorliegen der hier zur Diskussion stehenden Rückforderungstatbestände seine vom Karteninhaber erlangte Leistung nicht ohne weiteres, so dass kein allgemeines Geschäftsrisiko vorliegt. Die Rückforderungsklauseln bergen somit ein spezifisches zahlungsverkehrstechnisches Risiko, das grundsätzlich vom Kartenausgeber zu tragen ist. Da sich die Kartenausgeber durch die Rückforderungsklauseln von genau dieser „Kardinalpflicht“ freizeichnen, werden wesentliche Rechte und Pflichten, die sich aus der Natur des Vertrages ergeben, so eingeschränkt, dass die Erreichung des Vertragszwecks gefährdet ist.367 (bb) Besondere Rechtfertigung Die Verwirklichung des Regelbeispiels nach § 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB indiziert eine unangemessene Benachteiligung.368 Zur Unwirksamkeit der Rückforderungsklausel führt dies indes nur, wenn keine überwiegenden Interessen des Kartenausgebers die Benachteiligung des Vertragsunternehmens rechtfertigen. Dies ist im Folgenden zu untersuchen.

363 Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 104. Die Gefahr der Konfrontation mit unberechtigten Einwendungen besteht freilich nicht nur bei einem missbräuchlichen Verhalten des Karteninhabers. Sie besteht auch, wenn der Karteninhaber die Rechtslage schlicht falsch einschätzt und reinen Gewissens Einwendungen vorbringt, Oechsler, WM 2000, 1613 (1616 f.). 364 So ausdrücklich Ziff. 8.4 c EUROCARD/MasterCard-/VISA-Akzeptanzvertrag (Postbank). 365 Gößmann, Bankrecht 1998, S. 67 (109 f.). 366 Bitter, ZBB 1996, 104 (120). 367 Vgl. MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 30; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 74; Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 103 ff.; Taupitz, S. 71; Bitter, ZBB 1996, 104 (121); ders., BB 1997, 480 (483); Oechsler, WM 2000, 1613 (1618). 368 Stoffels, S. 434.

B. Kreditkartenverfahren

161

(a) Die Neutralität des Kartenausgebers Kennzeichnend für die Position des Kartenausgebers ist dessen Neutralitätspflicht, aufgrund derer er aus einem Streit zwischen dem Karteninhaber und dem Vertragsunternehmen weitestgehend herauszuhalten ist.369 Die Neutralitätspflicht folgt aus der Stellung des Kartenausgebers innerhalb des Systems. Zum einen steht er sowohl mit dem Karteninhaber als auch mit dem Vertragsunternehmen in direkter vertraglicher Beziehung und ist daher beiden gleichermaßen zur Wahrung von Treu und Glauben verpflichtet.370 Darüber hinaus ist er nicht Partei des fehlerhaften Valutaverhältnisses. Der Valutavertrag kommt allein zwischen dem Karteninhaber und dem Vertragsunternehmen zustande. Der Kartenausgeber ist daran nicht beteiligt und ihm fehlt regelmäßig der Einblick in dieses Vertragsverhältnis, weshalb er den Valutavertrag weder bewerten noch beeinflussen kann.371 Daher darf sich der Kartenausgeber nicht von vornherein auf die Seite des Karteninhabers oder die des Vertragsunternehmens stellen. Ihm ist es insbesondere verwehrt, sich die Einschätzung der einen Partei von der Fehlerhaftigkeit des Valutaverhältnisses ohne Weiteres zu eigen zu machen, da er sich dadurch zugleich treuwidrig gegenüber der anderen Partei verhalten würde.372 Er darf und muss sich daher aus einem Streit zwischen Karteninhaber und Vertragsunternehmen grundsätzlich heraushalten.373 Die Neutralität des Kartenausgebers führt aber auch dazu, dass er nicht mit dem Risiko eines fehlerhaften Valutavertrages belastet werden darf.374 Vor diesem Hintergrund ist eine Gestaltung des Akquisitionsvertrages verständlich und im Ausgangspunkt auch legitim und nicht zu beanstanden, die den Kartenausgeber von einer Haftung im Falle des fehlerhaften Valutaverhältnisses freizeichnet. Diesem Zweck dienen die Rückforderungsklauseln, denn sie berechtigen den Kartenausgeber zur Rückforderung, sofern der Karteninhaber die Zahlung im Emissionsverhältnis wegen eines fehlerhaften Valutaverhältnisses verweigert. Dadurch wird eine Haftung des Kartenausgebers ausgeschlossen, da er sich beim Vertragsunternehmen schadlos halten kann. Die Rückforderungsklauseln dürfen indes nicht isoliert betrachtet werden. Sie sind im Zusammenhang mit einer Bestimmung des Emissionsvertrages zu sehen, die es dem Karteninhaber verwehrt, die Zahlung an den Kartenausgeber mit einem Hinweis auf Fehler im Valutaverhältnis zu verweigern. Diese Klau369 Weller, S. 154; Taupitz, S. 75; Kienholz, S. 70; Bitter, ZBB 1996, 104 (109); siehe allgemein für den gesamten bargeldlosen Zahlungsverkehr Schön, AcP 198 (1998), 401 (434). 370 Taupitz, S. 75; Kienholz, S. 70. 371 Kienholz, S. 70. 372 Staudinger-Martinek, § 675 Rndnr. B 81; Kienholz, S. 70. 373 Taupitz, S. 75; Kienholz, S. 70. 374 Siehe nur Langenbucher, Risikozuordnung, S. 277; Kienholz, S. 70.

162 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

sel dient ersichtlich dem gleichen Zweck wie die Rückforderungsklausel. Sie soll die Neutralität des Kartenausgebers sichern und eine Haftung bei Fehlern des Valutaverhältnisses ausschließen. Beide Klauseltypen, Rückforderungsklausel im Akquisitionsvertrag und Verbot des Einwendungsdurchgriffs im Emissionsvertrag, sind geeignet, die Neutralität des Kartenausgebers zu gewährleisten. Der Kartenausgeber sichert sich durch eine derartige Vertragsgestaltung sowohl gegenüber dem Karteninhaber als auch gegenüber dem Vertragsunternehmen ab, obschon seine berechtigten Interessen eine solche „Doppellösung“ nicht erfordern. Der Kartenausgeber ist bereits dann hinreichend geschützt, wenn entweder der Einwendungsdurchgriff im Emissionsvertrag ausgeschlossen ist oder er zur Rückforderung gegenüber dem Vertragsunternehmen berechtigt ist.375 Die von den Kartenausgebern praktizierte zweifache Absicherung ist im Grunde nicht zu beanstanden. Sie stößt jedoch dort an die Grenzen des rechtlich Zulässigen, wo die Benachteiligung einer Partei nicht durch überwiegende Interessen der anderen gerechtfertigt ist.376 Die Gestaltung des Akquisitionsvertrages durch den Kartenausgeber ist daher zu beanstanden, wenn die aus den Rückforderungsklauseln resultierende Benachteiligung des Vertragsunternehmens nicht durch überwiegende Interessen des Kartenausgebers gerechtfertigt ist. Es ist zu untersuchen, ob bereits durch das Verbot des Einwendungsdurchgriffs im Emissionsvertrag eine ebenso effektive, aber weniger belastende Möglichkeit besteht, die Neutralität des Kartenausgebers zu sichern. Sollte sich herausstellen, dass das Verbot des Einwendungsdurchgriffs keine Benachteiligung des Karteninhabers enthält, ist der Kartenausgeber bereits durch diese schonende Möglichkeit hinreichend geschützt, so dass es einer Rückforderungsklausel nicht bedarf. Im Hinblick auf seine sowohl gegenüber dem Karteninhaber als auch gegenüber dem Vertragsunternehmen bestehende Neutralitätspflicht wäre der Kartenausgeber gezwungen, sich allein auf das Verbot des Einwendungsdurchgriffs im Emissionsverhältnis zu berufen, da er seine Neutralität auf diese Weise ohne Benachteiligung einer Partei sichern könnte. Es geht daher um die Frage, ob es die Interessenlage erfordert, dem Karteninhaber einen Einwendungsdurchgriff zu gestatten. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, ist der Kartenausgeber bereits durch den (dann interessengerechten) Einwendungsausschluss im Emissionsvertrag hinreichend geschützt, und die Rückforderungsklauseln sind nicht durch überwiegende Interessen der anderen Partei gerechtfertigt.

375 376

Bitter, ZBB 1996, 104 (109). Vgl. Langenbucher, Risikozuordnung, S. 278; Kienholz, S. 71.

B. Kreditkartenverfahren

163

(b) Genereller Einwendungsdurchgriff im Emissionsverhältnis Der Einwendungsdurchgriff ist ein aus Treu und Glauben (§ 242 BGB) abgeleitetes allgemeines Rechtsinstitut.377 Sein wohl wichtigster Anwendungsfall ist in § 359 BGB spezial-gesetzlich geregelt. Unabhängig von den engen Voraussetzungen des § 359 BGB, die bei der Kreditkartenzahlung regelmäßig nicht vorliegen378, setzt die Möglichkeit eines Einwendungsdurchgriffs Verträge voraus, die derart miteinander verbunden sind, dass sie eine wirtschaftliche Einheit bilden.379 Im Bereich des Kreditkartenverfahrens ist damit die Beziehung zwischen Valuta- und Emissionsvertrag zu untersuchen. Allgemein wird eine wirtschaftliche Einheit angenommen, wenn zwei Verträge derart innerlich miteinander verbunden sind, dass keiner ohne den anderen geschlossen worden wäre und jeder Vertrag seinen Sinn erst im Zusammenhang mit dem anderen erhält.380 Beim Kreditkartenverfahren kann davon nicht ausgegangen werden, da dessen Zweck gerade nicht die Durchführung und Abwicklung einzelner Verträge, sondern der Betrieb eines Zahlungssystems ist.381 Dementsprechend wird der Zahlungsaufschub, den der Kartenausgeber gewährt, nicht zur Finanzierung des konkreten Valutageschäfts, sondern allgemein zur Erhöhung der Liquidität des Karteninhabers bewilligt.382 Daher lehnt die herrschende Meinung im Bereich der Kreditkartenzahlung einen Einwendungsdurchgriff zu Recht ab.383 Die Zulässigkeit oder gar Notwendigkeit eines Einwendungsdurchgriffs lässt sich auch nicht mit dem namentlich von Heermann angenommenen „trilateralen Synallagma“ begründen.384 Nach Heermann handelt es sich beim Kreditkar377 Canaris, ZIP1993, 401 (412); siehe ausführlich zur Entwicklung in Rechtsprechung und Literatur Franz, S. 18 ff. 378 Siehe nur Langenbucher, Risikozuordnung, S. 280; Kienholz, S. 131. 379 Vgl. Staudinger-J. Schmidt, § 242 Rndnr. 1440; Kienholz, S. 138; BGHZ 83, 301 (304). 380 Goebbels, S. 10 m. w. N.; BGHZ 83, 301 (304). 381 Martinek, Moderne Vertragstypen III S. 80; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 36. 382 Langenbucher, Risikozuordnung, S. 281. 383 S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 36; HdeB-Blaurock, Rndnr. 24 f.; Schwintowski/Schäfer, § 13 Rndnr. 60, 75; ausführlich Langenbucher, Risikozuordnung, S. 280 ff.; Hammann, S. 126 ff., insbesondere S. 128; Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 80 f., Weller, S. 173; Kienholz, S. 137 f.; Gößmann, Bankrecht 1998, S. 67 (86); Weber, Zahlungsverkehr, S. 287 f.; Eckert, WM 1987, 161 (166); Seibert, DB 1991, 429 (431); Taupitz, NJW 1996, 217 (218); siehe ausführlich zum Streitstand Heermann, Drittfinanzierte Erwerbsgeschäfte, S. 225; ders., Geld und Geldgeschäfte, § 14 Rndnr. 38 ff. 384 Heermann, Drittfinanzierte Erwerbsgeschäfte S. 231 ff.; ders., Geld und Geldgeschäfte § 14 Rndnr. 40 ff.; siehe zu dieser Idee auch Füller, DWiR 2000, 409 (413 f.).

164 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

tengeschäft um ein „do ut des ut det-Rechtsgeschäft“. Der Kartenausgeber verpflichte sich im Akquisitionsverhältnis gegenüber dem Vertragsunternehmen zur Begleichung der Kartenumsätze (Leistung a). Mit dieser Leistung bezwecke der Kartenausgeber, dass das Vertragsunternehmen im Valutaverhältnis die vertraglichen Ansprüche des Karteninhabers (Leistung b) und dieser seine Verpflichtung ihm gegenüber im Emissionsverhältnis erfülle (Leistung c). Das Vertragsunternehmen erbringe seine Leistung an den Karteninhaber (Leistung b), weil sich der Kartenausgeber zur Begleichung der Kartenumsätze verpflichtet habe (Leistung a) und um zu erreichen, dass die Karteninhaber die Kartenumsätze dem Kartenausgeber vergüten (Leistung c). Die Zahlung des Karteninhabers (Leistung c) erfolge, weil zuvor die beiden anderen Leistungen erbracht wurden.385 Wegen dieser trilateral-synallagmatischen Verknüpfung der einzelnen Leistungspflichten könne die Einwendung der mangelhaften Erfüllung im Valutaverhältnis auch gegenüber dem Erstattungsanspruch im Emissionsverhältnis geltend gemacht werden, da diese Zahlungsverpflichtung synallagmatisch auch mit dem Valutavertrag verknüpft sei.386 Bei der Idee eines trilateralen Synallagmas handelt es sich um eine im Grunde zu begrüßende Weiterentwicklung zur Erfassung komplexer Vertragssysteme, die aus dem heutigen Wirtschaftsleben nicht mehr wegzudenken sind.387 Allerdings lässt sich – zumindest aus heutiger Sicht388 – einwenden, dass beim Kreditkartenverfahren gerade kein trilaterales Synallagma besteht. Die Vertragsbeziehungen sind in der Praxis (noch) nicht in der von Heermann vorgeschlagenen und zur Begründung eines do ut des ut det-Rechtsgeschäfts notwendigen Weise aufeinander abgestimmt. Der Kartenausgeber erfüllt seine Zahlungspflicht gegenüber dem Vertragsunternehmen nicht, um dieses zur ordnungsgemäßen Vertragerfüllung im Valutaverhältnis zu ermutigen, sondern allein, um seine Verpflichtung aus dem Akquisitionsvertrag zu erfüllen. Auch das Vertragsunternehmen leistet nur an den Karteninhaber, um die eigene Leistungspflicht im Valutaverhältnis zu erfüllen und nicht, um den Karteninhaber darüber hinaus zur Zahlung im Emissionsverhältnis zu motivieren.389 Von entscheidender Bedeutung ist letztlich, dass Kartenausgeber und Karteninhaber im Emissionsverhältnis eine rein zahlungsverkehrstechnische Zwecksetzung verfolgen, mit der sich ein Einwendungsdurchgriff nicht in Einklang bringen lässt.390 Das 385 Heermann, Drittfinanzierte Erwerbsgeschäfte, S. 125; ders., Geld und Geldgeschäfte, § 14 Rndnr. 21; ders., JZ 2002, 1170 (1172). 386 Heermann, Drittfinanzierte Erwerbsgeschäfte, S. 233; ders., Geld und Geldgeschäfte, § 14 Rndnr. 42. 387 Siehe auch Martinek, NJW 2000, 938. 388 Vgl. Martinek, FS Hadding, S. 967 (988, FN 73), wonach die Idee des trilateralen Synallagmas im Bereich des Kreditkartengeschäfts „einige Jahrzehnte weit in die Zukunft“ weist. 389 Langenbucher, Risikozuordnung, S. 280, FN 1271. 390 S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 36.

B. Kreditkartenverfahren

165

Hauptproblem liegt dabei nicht in einem eventuellen Durchgriff bei tatsächlich bestehenden Einwendungen, sondern in der kaum kontrollierbaren Gefahr, dass Einwendungen durch den Karteninhaber missbräuchlich vorgeschoben werden, um eine mittlerweile unerwünschte Zahlungsverpflichtungen abzuwenden.391 Dem Kartenausgeber ist in diesen Fällen keine Sachprüfung der erhobenen Einwendung zuzumuten. Denn unabhängig von der Tatsache, dass ihm regelmäßig der erforderliche Sachverstand fehlen wird, lässt sich eine Sachprüfung der vorgebrachten Einwendungen wegen des damit verbundenen (Zeit-)Aufwandes im massenhaft betriebenen Kreditkartengeschäft nicht durchführen.392 Damit gibt es keine vertretbare und interessengerechte Möglichkeiten, der Gefahr einer vorgetäuschten Einwendung wirksam zu begegnen, so dass im Bereich des Kreditkartenverfahrens für einen generellen Einwendungsdurchgriff kein Raum ist. Insoweit kommt dem Verbot des Einwendungsdurchgriffs in den Emissionsverträgen keine eigenständige Bedeutung zu. Es gibt lediglich die geltende Rechtslage wider, so dass es keine Benachteiligung des Karteninhabers enthält. (g) Weisungswiderruf des Karteninhabers Diskussionswürdig ist neben einem „echten“ Einwendungsdurchgriff auch die Möglichkeit eines Weisungswiderrufs. Durch die Unterzeichnung des Leistungsbelegs bzw. die Nennung der Kreditkartendaten beim Fernabsatz weist der Karteninhaber den Kartenausgeber zur Zahlung an das Vertragsunternehmen an. Diese Weisung ist die Grundlage des Erstattungsanspruchs des Kartenausgebers im Emissionsverhältnis. Einwendungen aus dem Valutaverhältnis könnte der Karteninhaber mittelbar gegenüber Kartenausgeber geltend machen, wenn ihm die Befugnis zum Widerruf der Weisung zustünde. Dem Karteninhaber wäre dadurch die Möglichkeit gegeben, dem Erstattungsanspruch des Kartenausgebers ex-post die Grundlage entziehen.393 Diese unmittelbar nur das Emissionsverhältnis betreffende Störung hätte auch Auswirkungen auf das Akquisitionsverhältnis, da eine Haftung des Kartenausgebers bei Fehlern im Valutaverhältnis nicht in Betracht kommt und somit ein Rückgriff beim Vertragsunternehmen gerechtfertigt wäre. Die Unterzeichnung des Belastungsbelegs bzw. die Nennung der Kreditkartendaten stellt nach zutreffender herrschender Meinung eine geschäftsbesorgungsvertragliche Weisung des Karteninhabers im Sinne der §§ 675, 665 BGB dar.394 Daher kann der Karteninhaber die ursprüngliche Weisung grundsätzlich 391

Oechsler, WM 2000, 1613 (1615, 1617). Oechsler, WM 2000, 1613 (1617). 393 Siehe nur S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 32. 394 S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 33; Ott, FS Musielak, S. 383 (386); Oechsler, WM 2000, 1613 (1618 f.); Kenntner, BB 1995, 2281 (2281), Paefgen, DWiR 1992, 123 (125); jeweils m. w. N. Nach a. A. soll es sich um eine Anweisung 392

166 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

frei widerrufen, indem er eine Gegenweisung mit dem Inhalt erteilt, die ursprüngliche Weisung nicht mehr auszuführen.395 Als Gegenweisung wirkt der Weisungswiderruf nur für die Zukunft, so dass er ausgeschlossen ist, soweit der Auftrag bereits ausgeführt ist.396 Aber auch schon vor der vollständigen Ausführung ist ein Weisungswiderruf ausgeschlossen, sobald der Angewiesene irreversible Dispositionen getroffen hat.397 Von einer irreversiblen Disposition ist unstreitig auszugehen, sobald der Kartenausgeber an das Vertragsunternehmen gezahlt und damit die Belastungsbelege vergütet hat.398 Die herrschende Meinung lässt einen Weisungswiderruf aber schon vor einer Zahlung an das Vertragsunternehmen scheitern. Bereits ab dem Zeitpunkt der Weisungserteilung sei von einer irreversiblen Disposition des Kartenausgebers auszugehen, da das Vertragsunternehmen mit Unterzeichnung des Belastungsbelegs einen Zahlungsanspruch erlange, der lediglich noch von der fristgerechten Einreichung der Belastungsbelege abhänge.399 Gegen diese Sichtweise ist eingewendet worden, dass die Weisungserteilung durch den Karteninhaber noch nicht zu einer irreversiblen Disposition des Kartenausgebers führe, da er sich in den Akquisitionsverträgen ein Rückbelastungsrecht vorbehalten habe. Der Widerruf sei daher erst ab Valutierung der Belastungsbelege ausgeschlossen.400 Eine solche Argumentation hilft an dieser Stelle jedoch nicht weiter, weil die Wirksamkeit der in dieser Argumentationskette notwendigen Rückforderungsklauseln gerade zur Diskussion steht. Daher ist die Frage nach der Möglichkeit eines Weisungswiderrufs aus der Interessenlage heraus zu beantworten. Hierbei kommt dem Vergleich mit der Barzahlung erneut entscheidende Bedeutung zu. Dort gehen Fehler im Valutavertrag vollständig zu Lasten des Karteninhabers. Er hat seine Leistung erbracht und dafür lediglich eine mangelhafte Gegenleistung erhalten. Die von ihm übereigneten im Sinne des § 783 BGB handeln, vgl. Canaris, Bankvertragsrecht 1981, Rndnr. 1624; Knauth, NJW 1983, 1287 (1289); Metz, NJW 1991, 2804 (2808); Meder, NJW 1994, 2597 (2597 f.); ders., JuS 1996, 89 (95); ders., AcP 198 (1998), 72 (90 ff.); ders., ZBB 2000, 89 (95 f.); Schnauder, NJW 2003, 849 (850 f.); ders., OLGReport 2004, K19 (K20); Staudinger-Marburger, § 783 Rndnr. 47; OLG Karlsruhe NJW-RR 1991, 237; OLG Frankfurt/Main WM 1994, 942; LG Berlin NJW 1986, 1939. 395 Statt aller Taupitz, S. 95 f. 396 Siehe nur Staudinger-Wittmann, § 665 Rndnr. 8. 397 Oechsler, WM 2000, 1613 (1618 f.); MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 40; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 35. 398 Siehe nur Kienholz, S. 125. 399 MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. 40 f.; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 35; Custodis, S. 52; Beck, S. 140 f.; Hammann, S. 172; Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 79; Kienholz, S. 126; Koblischek, ZAP 1996, Fach 8, 241 (251); Oechlser, WM 2000, 1613 (1618 f.), jeweils m. w. N. 400 Heermann, Drittfinanzierte Erwerbsgeschäfte, S. 226 f.; Kenntner, BB 1995, 2281 (2282); Köndgen, NJW 1996, 558 (568); Schön, AcP 198 (1998), 401 (440); LG Tübingen NJW-RR 1995, 746.

B. Kreditkartenverfahren

167

gesetzlichen Zahlungsmittel bleiben auch bei noch so gravierenden Fehlern des Valutaverhältnisses im Eigentum seines Vertragspartners. Es ist Sache des Karteninhabers, sich mit seinem Vertragspartner, notfalls gerichtlich, auseinander zu setzen; er trägt die prozessuale Initiativlast.401 Insoweit zwingt die Interessenlage nicht zur Zulassung eines Weisungswiderrufs, sonder spricht vielmehr dagegen.402 Ein Weisungswiderruf würde eine nicht zu rechtfertigende Besserstellung des Karteninhabers im Vergleich zur Barzahlung bedeuten und der Aushöhlung des Grundsatzes pacta sunt servanda Vorschub leisten. (3) Ergebnis Es hat sich gezeigt, dass es dem Karteninhaber verwehrt ist, sich gegenüber dem Erstattungsanspruch des Kartenausgebers auf Fehler des Valutaverhältnisses zu berufen. Weder gesetzliche Vorgaben noch die Interessenlage rechtfertigen einen Einwendungsdurchgriff oder einen Weisungswiderruf. Folglich ist das in den Emissionsverträgen enthaltene Verbot des Einwendungsdurchgriffs nicht zu beanstanden. Es enthält keine Benachteiligung des Karteninhabers, sondern gewährleistet eine der Barzahlung entsprechende Risikoverteilung. Dem Kartenausgeber steht damit ein wirksames Instrument zur Wahrung und Sicherung seiner Neutralität zur Verfügung. Die mit den Rückforderungsklauseln verbundene Benachteiligung des Vertragsunternehmens ist daher nicht durch überwiegende Interessen der anderen Parteien gerechtfertigt. Somit sind die Rückforderungsklauseln nach § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB unwirksam. Wegen der Unwirksamkeit der Rückforderungsklausel existieren im Akquisitionsverhältnis keine wirksamen Vereinbarungen, die die Zahlungszusage mit dem Valutaverhältnis verknüpfen. Fehler des Valutavertrages wirken sich daher nicht auf die Verpflichtung des Kartenausgebers gegenüber dem Vertragsunternehmen aus, sondern sind zwischen dem Karteninhaber und dem Vertragsunternehmen, also innerhalb des fehlerhaften Rechtsverhältnisses auszugleichen. b) Einwendungsdurchgriff bei Rechtsmissbrauch (§ 242 BGB) Ausgehend von dem Grundsatz, dass die Rückabwicklung eines fehlerhaften Valutavertrages zwischen dem Karteninhaber und dem Vertragsunternehmen zu erfolgen hat, wird vor allem in der neueren Literatur die Frage diskutiert, ob der Kartenausgeber nicht in besonders gelagerten Einzelfällen ausnahmsweise die Zahlung an das Vertragsunternehmen mit einem Hinweis auf ein gestörtes Valutaverhältnis soll verweigern können.

401 402

BGH WM 2002, 1120 (1121). Pense, S. 83 f.; Kienholz S. 127 m. w. N.

168 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Die mittlerweile herrschende Meinung403 bejaht dies. Dieser Ansicht ist zuzustimmen. Es sind durchaus Fallkonstellationen denkbar, in denen sich die Geltendmachung des Zahlungsanspruchs durch das Vertragsunternehmen als rechtsmissbräuchlich darstellt. Auf den ersten Blick bestehen nicht nur bei Qualifizierung der Zahlungszusage als abstraktes Schuldversprechen nach § 780 BGB dogmatische Bedenken gegen die Zulässigkeit einer auf das fehlerhafte Valutaverhältnis gestützten Zahlungsverweigerung durch den Kartenausgeber. Auch nach hier vertretenem Verständnis bedeutet eine solche Zahlungsverweigerung im Grunde die Beachtlichkeit einer Einwendung ex iure tertii.404 Denn der Kartenausgeber hält dem Zahlungsanspruch des Vertragsunternehmens eine Einwendung aus dem Valutaverhältnis entgegen, mithin aus einem Rechtsverhältnis, an dem dieser nicht direkt beteiligt ist. Allerdings ist zu beachten, dass die Einwendungen aus dem Valutaverhältnis durch den Rechtsmissbrauch des Vertragsunternehmens inhaltsgleich auch zu Einwendungen im Vollzugsverhältnis werden und damit diesem Verhältnis entspringen.405 Eine Einwendung im Valutaverhältnis ist damit lediglich Voraussetzung für eine originär dem Vollzugsverhältnis entspringende Einwendung. Anknüpfungspunkt des Rechtsmissbrauchs ist das Verhalten des Vertragsunternehmens gegenüber dem Kartenausgeber; das fehlerhafte Valutaverhältnis ist hierfür lediglich Voraussetzung. Missbilligenswert ist nämlich, dass das Vertragsunternehmen vom Kartenausgeber aufgrund der Zahlungszusage die Vergütung der Kreditkartenumsätze verlangt, obwohl es aufgrund der Fehlerhaftigkeit des Valutavertrages genau weiß, dass ihm im Grunde kein materiell-rechtlicher Zahlungsanspruch zusteht. Dennoch verlangt es vom Kartenausgeber Zahlung. Dies kann unter Umständen rechtsmissbräuchlich sein, da der Kartenausgeber in der Regel „blind“ aufgrund der Zahlungszusage leistet, ohne mit den Interna des Valutavertrages vertraut zu sein. In diesen Fällen ist dem Kartenausgeber eine Zahlung nicht zuzumuten, da das Vertragsunternehmen seine lediglich formal rechtmäßige Stellung ausnutzt406 und bereits feststeht, dass der vom Karteninhaber im Valutaverhältnis verfolgte Zweck nicht erreicht werden kann, so dass es zur Rückabwicklung kommt.407 403 E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 389; MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 29; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 37; HdeB-Blaurock, Rndnr. 23, 43; Kümpel, Rndnr. 4.942; BuB-Haun, Rndnr. 6/1953 f.; Langenbucher, Risikozuordnung, S. 279, 284 f.; Kienholz, S. 135 f.; Custodis, S. 111 f.; Ott, FS Musielak, S. 383 (391); Gößmann, Bankrecht 1998, S. 67 (87 f.); Taupitz, S. 77 ff.; ders., NJW 1996, 217 (218); Meder, NJW 1994, 2597 (2598); Horn, ZBB 1995, 273 (277); Oechsler, WM 2000, 1613 (1616); ausführlich Hammann, S. 105–116; BGH WM 2002, 1120 (1124); OLG Schleswig, WM 1991, 453 (454); LG Frankfurt/Main, WM 1994, 111 (113 f.). 404 Vgl. S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 37. 405 Hammann, S. 107. 406 HdeB-Blaurock, Rndnr. 23; Schwintowski/Schäfer, § 13 Rndnr. 72; Hammann, S. 106.

B. Kreditkartenverfahren

169

Allerdings kann nicht jede Störung des Valutavertrages den Einwand des Rechtsmissbrauchs im Zuwendungsverhältnis begründen. Hier sind hohe Anforderungen zu stellen. Die Kreditkarte als taugliches Bargeldsurrogat soll dem Vertragsunternehmen wie im Barzahlungsfall einen Prozessvorsprung bringen, so dass nicht jeder Mangel des Valutaverhältnisses, sei er auch noch so zweifelsfrei und liquide beweisbar, das Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens als rechtsmissbräuchlich erscheinen lässt.408 Erforderlich ist vielmehr ein besonders schwerwiegender409, den üblichen Geschäftsgang überschreitender Mangel.410 Zu denken ist etwa an einen nach §§ 134, 138 BGB nichtigen Valutavertrag.411 Aber auch, wenn das Vertragsunternehmen gegenüber dem Karteninhaber einen Betrug (§ 263 StGB) begangen hat, wenn rechtskräftig festgestellt ist, dass dem Unternehmen kein Anspruch gegen den Karteninhaber zusteht oder wenn ganz offenkundig eine völlig unzureichende Leistung an den Karteninhaber erbracht wurde, kann der Einwand des Rechtsmissbrauchs gerechtfertigt sein.412 Auch an den Nachweis des rechtsmissbräuchlichen Verhaltens sind hohe Anforderungen zu stellen.413 So muss der Mangel des Valutavertrages nach zutreffender herrschender Meinung offensichtlich oder liquide beweisbar sein.414 Nur unter diesen verschärften Voraussetzungen ist es vertretbar, dem Kartenausgeber den Einwand des Rechtsmissbrauchs gegenüber dem Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens zu gewähren. c) Zwischenergebnis Als Zwischenergebnis lässt sich festhalten, dass ein fehlerhafter Vertrag im Valutaverhältnis in aller Regel keinen Einfluss auf den Bestand und die Durchsetzbarkeit der Zahlungszusage hat. An diesem Befund ändern auch die in den Akquisitionsverträgen enthaltenen Rückforderungsklausen nichts, da sie sich bei näherer Betrachtung als unwirksam erweisen. Sie sind zwar nicht überraschend im Sinne des § 305c Abs. 1 BGB, so dass sie Bestandteil des Akquisitionsvertrages werden. Sie stellen aber eine unangemessene Benachteiligung des Vertragsunternehmens dar, so dass sie nach § 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB unwirksam 407

Hammann, S. 107. Hammann, S. 110 f.; a. A. Kienholz, S. 136, der allein auf die liquide Beweisbarkeit bzw. Evidenz eines Mangels im Valutaverhältnis abstellt. 409 Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 82; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 37; OLG Schleswig, WM 1991, 453 (454); LG Aachen, NJW-RR 1994, 1009 (1009 f.). 410 Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 82; siehe ausführlich zu den möglichen Mängeln, die einen Rechtsmissbrauch begründen können Hammann, S. 110 ff. 411 Bitter, ZBB 1996, 104 (113). 412 Pütthoff, S. 163. 413 E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 389. 414 Statt vieler MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 29. 408

170 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

sind. Lediglich in seltenen Ausnahmefällen ist der Kartenausgeber bei einem gestörten Valutaverhältnis zur Rückforderung der Zahlungszusage berechtigt. Ein besonders schwerwiegender Fehler des Valutaverhältnisses kann, sofern er liquide beweisbar oder evident ist, das Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens als rechtsmissbräuchlich erscheinen lassen. d) Die Rückabwicklung im Valutaverhältnis Es hat sich gezeigt, dass die Rückabwicklung infolge eines fehlerhaften Valutavertrags in aller Regel unmittelbar zwischen dem Karteninhaber und dem Vertragsunternehmen zu erfolgen hat. Im Folgenden ist zu untersuchen, ob die Einordnung der Zahlungszusage als kausaler Vertrag sui generis Auswirkungen auf den Ausgleich im Valutaverhältnis hat. In den Fällen des unwirksamen Valutavertrages erfolgt die Rückabwicklung zwischen dem Karteninhaber und dem Vertragsunternehmen nach den bereicherungsrechtlichen Regeln der §§ 812 ff. BGB. Von besonderer Bedeutung ist nun, dass es sich bei der Zahlungszusage nach hier vertretenem Verständnis um einen kausalen Vertrag handelt. Kausaler Vertrag auf der einen und Kondiktion auf der anderen Seite scheinen sich zunächst unvereinbar gegenüberzustehen. Setzt die Kondiktion doch gerade die Rechtsgrundlosigkeit voraus, während das Erreichen des Rechtsgrundes bei einem kausalen Vertrag zum Entstehungstatbestand gehört. Daraus folgt jedoch nicht, dass kausale Forderungen dem Regelungsbereich der §§ 812 ff. BGB grundsätzlich entzogen sind.415 Eine Kondiktion kausaler Forderungen findet im Allgemeinen deshalb nicht statt, weil die Tatbestandvoraussetzungen eines Bereicherungsanspruchs nicht erfüllt sind.416 Dies zeigt sich besonders deutlich, wenn eine kausale Forderung einen Verfügungsgegenstand bildet. Hier bereitet es keine Schwierigkeiten, die Tatbestandsvoraussetzungen eines Bereicherungsanspruchs zu prüfen. Daher überrascht es wenig, dass die ganz herrschende Meinung in diesen Fällen eine Kondiktion der kausalen Forderung für möglich hält, wenn sich die Unwirksamkeit des Verpflichtungsgeschäfts herausstellt.417 Bei einer Zession etwa ist in der zedierten kausalen Forderung eine Leistung solvendi causa des Zedenten an den Zessionar zu sehen418, die mit der condictio indebiti zurückgefordert werden kann, sofern das der Zession zugrunde liegende Verpflichtungsgeschäft unwirksam ist. Auch bei der Kreditkartenzahlung bildet der in der Zahlungszusage liegende kausale Vertrag den Verfügungsgegenstand, so dass ein Bereicherungsausgleich 415

Mazza, S. 136. Mazza, S. 136, 229. 417 Siehe Gursky, JR 2000, 45 (45), der jedoch im Ergebnis die Kondiktion kausaler Forderungen für systemwidrig hält. 418 Mazza, S. 141. 416

B. Kreditkartenverfahren

171

grundsätzlich möglich ist. Im Folgenden ist zu zeigen, dass sich die im Valutaverhältnis notwendige Kondiktion ohne besondere Probleme erklären lässt. (1) Kondiktionsgegenstand und Leistung des Karteninhabers Das Vertragsunternehmen erwirbt durch die Zahlungszusage eine Forderung gegen den Kartenausgeber und erlangt damit unstreitig ein kondizierbares Etwas.419 Ebenso unproblematisch ist in der Zahlungszusage eine Leistung des Karteninhabers im Valutaverhältnis zu sehen. Unter einer Leistung im bereicherungsrechtlichen Sinne ist die bewusste und zweckgerichtete Mehrung fremden Vermögens zu verstehen.420 Zwar begründet die Zahlungszusage einen Anspruch des Vertragsunternehmens gegen den Kartenausgeber, so dass die reale Zuwendung im Akquisitionsverhältnis erfolgt. Dieser Umstand steht einer Leistung des Karteninhabers im Valutaverhältnis aber nicht entgegen. Entscheidend ist, dass der Karteninhaber gegenüber dem Vertragsunternehmen einen eigenen Leistungszweck verfolgt. Er möchte seine Verbindlichkeit aus dem Valutavertrag gegenüber dem Vertragsunternehmen erfüllen, mithin solvendi causa leisten. Daher ist in der tatsächlichen Zuwendung des Kartenausgebers in rechtlicher Hinsicht eine Leistung des Karteninhabers zu sehen.421 Insoweit ist die Kreditkartenzahlung als Anweisungslage i. w. S. zu verstehen. Die Leistung im bereicherungsrechtlichen Sinne erfolgt nicht in dem Verhältnis, in dem die Zuwendung real erbracht wird, sondern in doppelter Hinsicht simultan. Durch die Zahlungszusage leistet der Karteninhaber an das Vertragsunternehmen im Valutaverhältnis, und der Kartenausgeber erbringt eine Leistung an den Karteninhaber im Emissionsverhältnis.422 (2) Der Rechtsgrund der Zahlungszusage Die Frage, wann vom kondiktionsauslösenden Fehlen eines Rechtsgrundes gesprochen werden kann, gehört nach wie vor zu den umstrittenen Fragen des Bereicherungsrechts. Nach dem auch hier vertretenen subjektiven Verständnis der herrschenden Meinung ist unter Rechtsgrund das Erreichen des mit der Leistung verfolgten Zwecks zu verstehen.423 Eine Leistung ist daher kondizierbar, wenn der mit ihr verfolgte Zweck nicht erreicht wird.

419 Vgl. nur Staudinger-Lorenz, § 812 Rndnr. 66; MK-Lieb, § 812 Rndnr. 348; Palandt-Sprau, § 812 Rndnr. 17; Jauernig-Schlechtriem, § 812 Rndnr. 8, wonach auch im Erwerb einer schuldrechtlichen Forderung ein tauglicher Kondiktionsgegenstand zu sehen ist. 420 Grundlegend Kötter, AcP 153 (1954), 193 (195, 198). 421 Statt vieler Hammann, S. 247; Freitag, WM 2000, 2185 (2185). 422 Siehe nur Hammann, S. 246.

172 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

An dieser Stelle ist ein wenig zu verharren. Die Frage, ob der mit der Erteilung der Zahlungszusage verfolgte Zweck erreicht wurde, lässt sich nicht ohne Weiteres beantworten, da mit der Zahlungszusage mehrere bereicherungsrechtlich relevante Zwecke verfolgt werden. Die Erteilung der Zahlungszusage stellt sich bei genauerer Betrachtung als eine multiple Leistung dar. Zunächst leistet der Karteninhaber an das Vertragsunternehmen im Valutaverhältnis. Darüber hinaus leistet der Kartenausgeber im Deckungsverhältnis an den Karteninhaber. Diese Simultanleistung ist typisch für Anweisungslagen i. w. S. und keine Besonderheit des Kreditkartenverfahrens.424 An einem entscheidenden Punkt weicht die Kreditkartenzahlung allerdings von einer Anweisungsleistung im klassischen Sinne ab. Dort fehlt es regelmäßig an einer bereicherungsrechtlichen Leistung in dem Verhältnis, in dem die Zuwendung tatsächlich erfolgt.425 Bei der Kreditkartenzahlung liegt im Akquisitionsverhältnis aber sehr wohl eine Leistung im bereicherungsrechtlichen Sinne vor. Der Kartenausgeber verfolgt mit der Zahlungszusage einen eigenen Leistungszweck gegenüber dem Vertragsunternehmen.426 Er ist aufgrund des Akquisitionsvertrages zur Erteilung der Zahlungszusage verpflichtet und möchte diese Verbindlichkeit durch die Erteilung der Zahlungszusage erfüllen.427 Damit verfolgt das Kreditkartenunternehmen im Verhältnis zum Vertragsunternehmen einen eigenständigen Leistungszweck. Darin liegt der entscheidende Unterschied zur Simultanleistung in Anweisungslagen. Dort werden durch eine tatsächliche Zuwendung mehrere Leistungen von unterschiedlichen Personen an unterschiedliche Empfänger erbracht. So erfolgt eine Leistung im Valutaverhältnis an den Anweisungsempfänger und eine Leistung im Deckungsverhältnis an den Anweisenden.428 Die Besonderheit des Kreditkartenverfahrens besteht darin, dass durch eine multiple Leistung von unterschiedlichen Personen an lediglich einen Leistungsempfänger geleistet wird. Sowohl der Kartenausgeber als auch der Karteninhaber erbringen durch die Zahlungszusage eine Leistung im bereicherungsrechtlichen Sinne an das Vertragsunternehmen. Diese Konstellation entspricht daher im Wesentlichen der angenommenen Anweisung im Sinne der §§ 783 f. BGB. Wegen dieser Vielzahl von bereicherungsrechtlich relevanten Zwecken bedarf die Feststellung der Rechtsgrundlosigkeit einer besonderen Begründung. Im Va423 Reuter/Martinek, § 4 II b (S. 107 ff.); Erman-H. P. Westermann, § 812 Rndnr. 1, 44; Wieling, S. 22; Koppensteiner/Kramer, S. 15. Demgegenüber wird auch heute noch die sog. objektive Auslegung des Rechtsgrundes vertreten, wonach der Rechtsgrund als das schuldrechtliche Kausalverhältnis begriffen wird, auf das geleistet wird; so z. B. Larenz/Canaris, § 67 III 1 a (S. 136 f.). 424 Hammann, S. 246. 425 Statt vieler Staudinger-Lorenz, § 812 Rndnr. 49 m. w. N. 426 Hammann, S. 248; Damas, S. 82; a. A. Stierle, S. 57; Ott, FS Musielak, S. 383 (390). 427 Hammann, S. 248. 428 Siehe nur MK-Lieb, § 812 Rndnr. 35 m. w. N.

B. Kreditkartenverfahren

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lutaverhältnis wird die Zahlungszusage erteilt, um die Verbindlichkeit aus dem Valutavertrag zu erfüllen; der Karteninhaber möchte solvendi causa an das Vertragsunternehmen leisten. Da es in der hier zu behandelnden Konstellation gerade an einem wirksamen Vertrag im Valutaverhältnis fehlt, kann der mit der Zuwendung verfolgte Zweck nicht erreicht werden. Der Karteninhaber erbringt mit der Zahlungszusage im Valutaverhältnis eine rechtsgrundlose Leistung, so dass ihm tatbestandlich eine condictio indebiti gegen das Vertragsunternehmen zusteht.429 Demgegenüber werden die anderen mit der Zahlungszusage verfolgten Leistungszwecke erreicht. Von besonderer Bedeutung ist, dass der Kartenausgeber solvendi causa auf die im Akquisitionsvertrag gegenüber dem Vertragsunternehmen übernommene Pflicht leistet und dieser Leistungszweck auch erreicht wird. Aus Sicht des Vertragsunternehmens ist die Zahlungszusage daher eine Leistung sine causa des Karteninhabers und zugleich eine Leistung cum causa des Kartenausgebers. An dieser Stelle treffen der im Akquisitionsverhältnis erreichte und der im Valutaverhältnis verfehlte Leistungszweck aufeinander, so dass von einer Rechtsgrundkollision gesprochen werden kann. Es stellt sich die Frage, ob der Kondiktion im Valutaverhältnis wegen des im Akquisitionsverhältnis erreichten Leistungszwecks dogmatische Bedenken entgegenstehen. Das Subsidiaritätsprinzip, wonach ein im Sinne des § 812 Abs. 1 Satz 1, 1. Alternative BGB geleisteter Gegenstand nicht im Wege der Nichtleistungskondiktion zurückgefordert werden kann, ist in diesem Fall nicht einschlägig, weil die Rückforderung im Valutaverhältnis nicht mit einer Nichtleistungskondiktion, sondern im Wege der condictio indebiti erfolgen soll. Das Vertragsunternehmen kann die Kondiktion des Karteninhabers auch nicht mit dem Argument verhindern, die Zahlungszusage sei eine Leistung cum causa des Karteninhabers und wegen des im Akquisitionsverhältnis erreichten Leistungszwecks kondiktionsfest. Bei dem im Akquisitionsverhältnis erreichten Leistungszweck handelt es sich in Bezug auf die Kondiktion im Valutaverhältnis um eine Einwendung ex iure tertii. Eine Einwendung aus einem fremden Rechtsverhältnis muss sich eine Partei aber nur dann entgegenhalten lassen, wenn ein entsprechender Bezug zu diesem fremden Rechtsverhältnis besonders vereinbart wurde. Ansonsten werden Einwendungen ex iure tertii schon wegen der Relativität des Schuldverhältnisses nicht berücksichtigt. Der im Akquisitionsverhältnis erreichte Leistungszweck hat keine Berührungspunkte mit dem Valutaverhältnis und ist daher eine unbeachtliche Einwendung ex iure tertii, die der condicitio indebiti des Karteninhabers nicht entgegengehalten werden kann.

429

MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 16.

174 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

(3) Herausgabemodalitäten Das Gesetz spricht sich bei der bereicherungsrechtlichen Rückabwicklung primär für eine Rückgewähr des Kondiktionsgegenstandes in natura aus.430 Erst subsidiär ist nach § 818 Abs. 2 BGB Wertersatz zu leisten. Die Tatsache, dass beim Kreditkartenverfahren mit Forderungen „gezahlt“ wird, zwingt zu der Frage, was das Vertragsunternehmen bei einer Rückabwicklung des Valutavertrages in concreto an den Karteninhaber herauszugeben hat.431 Wegen des Vorrangs der Rückgewähr der empfangenen Leistungen in natura ist zu klären, was der Karteninhaber im Valutaverhältnis an das Vertragsunternehmen geleistet hat. Rein tatsächlich hat er lediglich den Leistungsbeleg unterschrieben. Im rechtlichen Sinne hat er damit einen Anspruch gegen den Kartenausgeber an das Vertragsunternehmen geleistet. Dem gesetzlichen Grundmodell folgend, hätte das Vertragsunternehmen eigentlich den Anspruch aus der Zahlungszusage herauszugeben. Relativ unproblematisch ist die Rückabwicklung, wenn das Vertragsunternehmen die Leistungsbelege noch nicht beim Kartenausgeber eingereicht hat. Hier ist noch kein endgültiger Anspruch entstanden, da die aufschiebende Bedingung der fristgerechten Einreichung der Belastungsbelege432 noch nicht eingetreten ist. Die Rückabwicklung erfolgt durch einfache Stornierung dergestalt, dass der Karteninhaber die Herausgabe bzw. Vernichtung des Leistungsbelegs verlangt.433 Problematischer sind Fälle, in denen der Kartenausgeber bereits an das Vertragsunternehmen gezahlt hat. Hier ist die Rückgewähr des Anspruchs aus der Zahlungszusage unmöglich, da der Anspruch aufgrund der Erfüllung untergegangen ist.434 In diesen Konstellationen ist nach §§ 818 Abs. 2 Alt. 2 BGB Wertersatz zu leisten. Für den Karteninhaber stellt sich die Frage, ob er vom Vertragsunternehmen Barzahlung verlangen kann, oder ob er sich auf Ausgleichsansprüche gegen den Kartenausgeber verweisen lassen muss. Der Wertersatzanspruch nach § 818 Abs. 2 BGB ist grundsätzlich auf Zahlung von Geld gerichtet.435 Allerdings ist in den Akquisitionsverträgen oftmals geregelt, dass die Vertragsunternehmen ihren Kunden im Falle der Rückabwicklung keine Barzahlung leisten dürfen. Der Karteninhaber wird darin auf die Ausstellung eines Gutschriftbelegs (credit voucher) verwiesen.436 Diese, das 430

Statt aller Palandt-Sprau, § 818 Rndnr. 5. Die damit zusammenhängenden Fragen wurden in der Literatur bislang kaum erörtert. Lediglich Freitag, WM 2000, 2185 setzt sich mit dieser Problematik vertieft auseinander, wobei er den Schwerpunkt auf die Rückabwicklung nach §§ 346 ff. BGB legt. 432 Siehe nur Hammann, S. 177. 433 Freitag, WM 2000, 2185 (2187). 434 Freitag, WM 2000, 2185 (2186). 435 Siehe nur Palandt-Sprau, § 818 Rndnr. 19. 431

B. Kreditkartenverfahren

175

Akquisitionsverhältnis regelnden Klauseln beschneiden jedoch die Rechte des Karteninhabers, obwohl er an diesem Rechtsverhältnis nicht beteiligt ist, so dass sie als unzulässiger Vertrag zu Lasten Dritter anzusehen sind.437 Sie stehen damit einem Barzahlungsanspruch des Karteninhabers nicht entgegen. Der Karteninhaber kann daher bei einer Rückabwicklung des Valutavertrages grundsätzlich Barzahlung vom Vertragsunternehmen verlangen. e) Ergebnis Ein fehlerhaftes Valutaverhältnis hat in aller Regel keinen Einfluss auf den Bestand der Zahlungszusage. Bereits aus der Relativität des Schuldverhältnisses folgt, dass sich der Kartenausgeber gegenüber einem Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens nicht auf ein gestörtes Valutaverhältnis berufen darf. Zwar sind in sämtlichen Akquisitionsverträgen sogenannte Rückforderungsklauseln enthalten, durch die eine vertragliche Abhängigkeit zwischen Zahlungszusage und Valutaverhältnis geschaffen wird. Durch diese Klauseln schränken die Kartenausgeber ihre Verpflichtung, dem Vertragsunternehmen eine bargeldgleiche Sicherung zu verschaffen, derart ein, dass die Erreichung des Vertragszwecks gefährdet ist. Die Rückforderungsklauseln enthalten daher eine unangemessene Benachteiligung des Vertragsunternehmens, so dass sie nach § 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB unwirksam sind. Nur in seltenen Ausnahmefällen, wenn sich das Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens wegen einer besonders schwerwiegenden und liquide beweisbaren Störung des Valutaverhältnisses als rechtsmissbräuchlich darstellt, ist es dem Kartenausgeber gestattet, eine Zahlung mit einem Hinweis auf das fehlerhafte Valutaverhältnis zu verweigern. Damit ist es auf Grundlage eines kausalen Vertrages sui generis möglich, dem Vertragsunternehmen eine bargeldgleiche Sicherung zu verschaffen. 2. Das fehlerhafte Emissionsverhältnis Neben dem Valutaverhältnis kann auch das Emissionsverhältnis Ursache einer fehlerhaften Kreditkartenzahlung sein. Von besonderem Interesse sind im Rahmen dieser Arbeit Fälle, in denen die Realisierung des Aufwendungsersatzanspruchs gegen den Karteninhaber scheitert oder zumindest Schwierigkeiten bereitet. Hier stellt sich die Frage, ob es dem Kartenausgeber möglich ist, sich durch einen Rückgriff beim Vertragsunternehmen schadlos zu halten. Wegen der Vielzahl möglicher Fehler und den damit verbundenen Besonderheiten bei der Rückabwicklung ist zwischen den einzelnen Fehlerquellen zu differenzieren. 436 So beispielsweise Ziff. 7 EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag (Postbank). 437 Freitag, WM 2000, 2185 (2188).

176 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

a) Der bloße Fehler im Emissionsverhältnis Oftmals ist der Emissionsvertrag gestört, ohne gänzlich unwirksam zu sein. Hinter dieser Fehlerkategorie verbergen sich Fälle, in denen der Kartenausgeber seinen Aufwendungserstattungsanspruch gegenüber dem Karteninhaber trotz intakter Vertragsstruktur nicht realisieren kann. Dies beruht in aller Regel auf der fehlenden Zahlungsfähigkeit bzw. -willigkeit des Karteninhabers. Wegen der fehlenden Erstattungsmöglichkeit stellt sich die Frage, ob der Kartenausgeber zur Rückforderung der Zahlungszusage berechtigt ist, oder ob das Risiko eines gestörten Emissionsverhältnisses zu seinen Lasten geht. Die Kartenausgeber versuchen, das Risiko der Zahlungsunwilligkeit des Karteninhabers auf die Vertragsunternehmen abzuwälzen. Zu diesem Zweck sind in sämtlichen Akquisitionsverträgen Rückforderungsklauseln enthalten, die den Kartenausgeber zur Zahlungsverweigerung bzw. -rückforderung berechtigen, falls der Karteninhaber seine Erstattungspflicht (mit einem Hinweis auf ein gestörtes Valutaverhältnis) leugnet. Die Problematik der Rückforderungsklauseln wurde bereits im Rahmen des Valutaverhältnisses ausführlich erörtert, so dass auf die dort gefundenen Ergebnisse zurückgegriffen werden kann. Es hat sich gezeigt, dass die Rückforderungsklauseln eine unangemessene Benachteiligung des Vertragsunternehmens darstellen, so dass sie nach § 307 BGB unwirksam sind.438 Eine Rückforderung der Zahlungszusage kann daher nicht mit den Rückforderungsklauseln begründet werden. Zu untersuchen ist daher, ob bereicherungsrechtliche Rückgewähransprüche bestehen. Die Einordnung der Zahlungszusage als kausaler Vertrag steht der grundsätzlichen Möglichkeit einer Kondiktion nicht entgegen.439 Für eine Rückforderungsmöglichkeit des Kartenausgebers kommt es allein darauf an, ob bei bloßen Störungen des Emissionsverhältnisses die Tatbestandsvoraussetzungen eines Bereicherungsanspruchs erfüllt sind. In Betracht kommt ein Anspruch aus einer condictio indebiti. Die Zahlungszusage ist auch bei einem gestörten Emissionsverhältnis eine Leistung solvendi causa des Kartenausgebers an das Vertragsunternehmen. Entscheidend ist daher, ob die Störung des Emissionsverhältnisses Einfluss auf den Rechtsgrund der Zahlungszusage hat. Aufgrund des Akquisitionsvertrages ist der Kartenausgeber zur Erteilung der Zahlungszusage verpflichtet, sofern das Vertragsunternehmen die Kreditkarte zur Zahlung akzeptiert und die im Akquisitionsvertrag enthaltenen Abrechnungsvoraussetzungen eingehalten hat. Die Zahlungsfähigkeit des Karteninhabers ist hingegen ohne Belang. Die Kartenausgeber haben sich sogar explizit bereit erklärt, das Bonitätsrisiko des Karteninhabers zu übernehmen.440 438 439 440

Siehe Viertes Kapitel: B. VI. 1. a) (3). Ausführlich zur Kondiktion kausaler Forderungen Mazza, S. 135 ff. Langenbucher, S. 284.

B. Kreditkartenverfahren

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Ein wesentlicher Sinn des Kreditkartenverfahrens besteht gerade darin, das Vertragsunternehmen vom Bonitätsrisiko des Karteninhabers zu befreien.441 Auch die Zahlungsunwilligkeit des Karteninhabers lässt die Verpflichtung des Kartenausgebers zur Erteilung der Zahlungszusage nicht entfallen. Die Zahlungszusage ist daher auch bei fehlender Bonität bzw. fehlender Zahlungswilligkeit des Karteninhabers eine Leistung cum causa des Kartenausgebers an das Vertragsunternehmen. Damit kann die fehlende Zahlungsfähigkeit bzw. -bereitschaft des Karteninhabers dem Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens nicht entgegen gehalten werden bzw. eine Rückforderung rechtfertigen. Es ist vielmehr Sache des Kartenausgebers, seinen Erstattungsanspruch gegen den Karteninhaber notfalls mit gerichtlicher Hilfe durchzusetzen. b) Die unwirksame Weisung Die geschäftsbesorgungsvertragliche Weisung des Karteninhabers bildet die Grundlage für den Aufwendungsersatzanspruch des Kartenausgebers. Durch die Unterschrift des Belastungsbelegs weist der Karteninhaber den Kartenausgeber zur Zahlung an das Vertragsunternehmen an und der Kartenausgeber ist dadurch berechtigt, vom Karteninhaber Aufwendungsersatz zu verlangen. Bei einer unwirksamen Weisung steht dem Kartenausgeber kein geschäftsbesorgungsvertraglicher Aufwendungsersatzanspruch zu. Es stellt sich daher die Frage, ob er auf sonstige Ausgleichsansprüche gegen den Karteninhaber beschränkt ist, oder ob er sich durch eine Rückforderung der Zahlungszusage gegenüber dem Vertragsunternehmen schadlos halten kann. Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, da die Sachverhaltskonstellationen, die zu einer Unwirksamkeit der Weisung führen, zu unterschiedlich sind. Im Folgenden werden daher die unterschiedlichen Sachverhaltskonstellationen gesondert untersucht. Es ist jeweils die Frage zu beantworten, ob die Unwirksamkeit der geschäftsbesorgungsvertraglichen Weisung zu einer unmittelbaren Einwendung des Akquisitionsverhältnis wird und dadurch Einfluss auf den Bestand der Zahlungszusage hat. (1) Der unwirksame Emissionsvertrag Der Emissionsvertrag ist ein Geschäftsbesorgungsvertrag, aufgrund dessen der Karteninhaber zur Erteilung von Zahlungsweisungen anlässlich der Kreditkartenzahlung berechtigt ist (§§ 675, 665). Daher kann der Karteninhaber keine wirksame Weisung erteilen, wenn es an einem wirksamen Emissionsvertrag fehlt.442 Die Unwirksamkeit des Emissionsvertrages wegen Sittenwidrigkeit 441 Siehe nur E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 387; Oechsler, WM 2000, 1613 (1616). 442 Hammann, S. 177.

178 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

oder eines Verstoßes gegen ein gesetzliches Verbot dürfte nicht nur bei den in der Bundesrepublik auftretenden Kartenausgebern nahezu ausgeschlossen sein. Ebenso wird eine Anfechtung wegen arglistiger Täuschung kaum in Betracht kommen.443 Zu denken ist in diesem Zusammenhang daher insbesondere an die vorübergehende Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses.444 Die vertraglichen Beziehungen zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen einerseits sowie zwischen dem Kartenausgeber und dem Karteninhaber andererseits sind grundsätzlich unabhängig von einander.445 Daher ist es dem Kartenausgeber grundsätzlich verwehrt, sich gegenüber dem Zahlungsbegehren des Vertragsunternehmens unmittelbar auf die Unwirksamkeit des Emissionsvertrages zu berufen. Der Emissionsvertrag kann insbesondere nicht zur Geschäftsgrundlage der Zahlungszusage erhoben werden.446 Ein unwirksamer Emissionsvertrag hat daher keinen unmittelbaren Einfluss auf den Bestand der Zahlungszusage. Zu klären bleibt, ob die Unwirksamkeit des Emissionsvertrages wegen der damit einhergehenden Unwirksamkeit der Zahlungsweisung Auswirkungen auf die Zahlungszusage hat. In Rechtsprechung und Literatur zum Bereicherungsausgleich in Anweisungslagen besteht nahezu Einigkeit, dass dem Angewiesenen ein direkter Bereicherungsanspruch in Form einer Nichtleistungskondiktion gegen den Anweisungsempfänger zusteht, sofern es an einer wirksamen Anweisung fehlt.447 Würde man diese Ansicht unreflektiert auf das Kreditkartenverfahren übertragen, wäre dem Kartenausgeber ein direkter Bereicherungsanspruch gegen das Vertragsunternehmen zu gewähren. Das Kreditkartenverfahren weist jedoch im Vergleich zu den klassischen Anweisungslagen Besonderheiten auf, die bei der bereicherungsrechtlichen Rückabwicklung zu berücksichtigen sind. Zunächst gewährt die herrschende Meinung dem Angewiesenen nur dann einen direkten Bereicherungsanspruch gegen den Zuwendungsempfänger, wenn die erbrachte Zuwendung dem Anweisenden nicht zugerechnet werden kann.448 Genau in diesem Punkt unterscheidet sich die Kreditkartenzahlung von den klassischen Fällen der fehlenden Anweisung. Hier ist die Zahlung dem Karteninhaber trotz der unwirksamen geschäftsbesorgungsvertraglichen Weisung nicht nur zurechenbar, sondern sie entspricht vollständig seinem Willen. Die Weisung ist nur deshalb unwirksam, weil es an einem wirksamen Geschäftsbesorgungsvertrag im Emissionsverhältnis fehlt. Das hat allerdings lediglich zur Folge, dass die Weisung 443 444 445 446 447 448

Hammann, S. 160. Hammann, S. 160. Hammann, S. 177. Hammann, S. 180. Vgl. Larenz/Canaris, § 70 IV 2 a (S. 225), b (S. 228). Siehe nur Palandt-Sprau, § 812 Rndnr. 51 m. w. N.

B. Kreditkartenverfahren

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vom Kartenausgeber nicht hätte befolgt werden müssen. Auch bei einem unwirksamen Emissionsvertrag liegt in der (unwirksamen) geschäftsbesorgungsvertraglichen Weisung des Karteninhabers eine wirksame Tilgungsbestimmung, da der Mangel, der zur Unwirksamkeit der Weisung führt, zur Zeit der Weisungserteilung gerade nicht mehr besteht. Daher ist die Zahlungszusage im Valutaverhältnis trotz Unwirksamkeit des Emissionsvertrages eine Leistung des Karteninhabers an das Vertragsunternehmen. Eine Nichtleistungskodiktion des Kartenausgebers würde daher gegen das Subsidiaritätsprinzip verstoßen und ist daher abzulehnen. Eine Nichtleistungskondiktion würde darüber hinaus das Akquisitionsverhältnis nicht hinreichend berücksichtigen. Der Kartenausgeber ist aufgrund des Akquisitionsvertrages zur Erteilung der Zahlungszusage verpflichtet. Im Akquisitionsverhältnis ist die Zahlungszusage eine Leistung solvendi causa des Kartenausgebers, so dass eine Nichtleistungskondiktion bereits aus diesem Grunde ausscheidet. In Betracht kommt daher allenfalls eine auf die Unwirksamkeit der Weisung gestützte condictio indebiti.449 Der Akquisitionsvertrag enthält aber keine entsprechende Einschränkung der Leistungspflicht. Der Kartenausgeber ist auch bei einem unwirksamen Vertrag mit dem Karteninhaber im Emissionsverhältnis zur Erteilung der Zahlungszusage verpflichtet, so dass für einen Bereicherungsausgleich zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen kein Raum ist. Die Unwirksamkeit des Emissionsvertrags hat daher weder direkt, noch mittelbar Einfluss auf den Bestand der Zahlungszusage. Diesem Ergebnis entsprechend möchte die herrschende Meinung einen Bereicherungsausgleich innerhalb des fehlerhaften Rechtsverhältnisses vornehmen, also im Emissionsverhältnis zwischen dem Kartenausgeber und dem Karteninhaber.450 Im Grunde könnte man in diesen Fällen sogar vollständig auf einen Bereicherungsausgleich verzichten. Denn die unwirksame Weisung lässt sich nach § 140 BGB in ein Angebot des Karteninhabers umdeuten, das auf Abschluss eines separaten Vertrages zur Durchführung der einzelnen Kartenzahlung gerichtet ist. Im Vollzug der Abrechnung wäre eine konkludente Annahme des Kartenausgebers zu sehen. Im Ergebnis steht jedenfalls fest, dass die aus einem unwirksamen Emissionsvertrag folgende Unwirksamkeit der Weisung keinen Einfluss auf den Bestand der Zahlungszusage hat. (2) Die Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers Eine geschäftsbesorgungsvertragliche Weisung ist eine Willenserklärung, so dass ein Geschäftsunfähiger keine wirksame Weisung erteilen kann. Beim Kar449 450

Vgl. Hammann, S. 249, 259 f. Siehe ausführlich Hammann, S. 252, 253 m. w. N.

180 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

teneinsatz durch einen geschäftsunfähigen Karteninhaber fehlt es daher an einer wirksamen Weisung. Wegen des umfassenden Schutzes, den der Gesetzgeber einem Geschäftsunfähigen gewährt, stehen dem Kartenausgeber keine vertraglichen Ansprüche gegen den Karteninhaber zu. Es stellt sich daher die Frage, ob der Kartenausgeber die Zahlungszusage vom Vertragsunternehmen zurückfordern kann, um sich schadlos zu halten. Zu denken ist an einen Anspruch aus einer condictio indebiti. Der Kartenausgeber ist aufgrund des Akquisitionsvertrages zur Erteilung der Zahlungszusage verpflichtet, so dass in der Zahlungszusage eine Leistung solvendi causa zu sehen ist.451 Für eine Kondiktion ist es von ausschlaggebender Bedeutung, ob der im Akquisitionsverhältnis vereinbarte Rechtsgrund erreicht wurde.452 Der Kartenausgeber möchte durch die Erteilung der Zahlungszusage seine im Akquisitionsvertrag übernommene Verpflichtung erfüllen.453 Anhand der Vereinbarungen im Akquisitionsverhältnis ist daher zu untersuchen, ob der Kartenausgeber auch dann zur Erteilung der Zahlungszusage verpflichtet ist, wenn es zu einem Karteneinsatz durch einen Geschäftsunfähigen kommt. Soweit ersichtlich, ist nach dem Wortlaut der in der Bundesrepublik Deutschland gebräuchlichen Akquisitionsverträge nicht ausdrücklich bestimmt, dass die Einstandspflicht des Kartenausgebers von der Geschäftsfähigkeit des Karteninhabers zum Zeitpunkt des Karteneinsatzes abhängig sein soll. Überwiegend wird noch nicht einmal generell auf das Vorliegen einer wirksamen Weisung des Karteninhabers abgestellt. Lediglich im Akquisitionsvertrag der B+S Card Service GmbH ist geregelt, dass sich der Kartenausgeber zur Zahlung des Betrages verpflichtet, in dessen Höhe der Karteninhaber „Weisung“ zur Zahlung zu Lasten seines Kartenkontos erteilt hat.454 Bei den übrigen Kartenausgebern ist die Verpflichtung zur Erteilung der Zahlungszusage lediglich von der Einhaltung der genau bestimmten Verfahrensvorschriften abhängig. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob die Geschäftsfähigkeit des Karteninhabers nur dann Voraussetzung für die Verpflichtung des Kartenausgebers zur Erteilung der Zahlungszusage ist, wenn dies ausdrücklich im Akquisitionsvertrag vereinbart ist455, oder ob unabhängig vom im Einzelfall gewählten Wortlaut eine für das gesamte Kreditkartenverfahren einheitliche Betrachtungsweise geboten ist. Eine überzeugende Antwort lässt sich nur dann finden, wenn man sich Sinn und Zweck der Zahlungszusage vor Augen führt.

451

Vgl. Hammann, S. 249. Vgl. auch Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 98, wonach eine im Akquisitionsvertrag vereinbarte Sicherungsabrede causa der Zahlungszusage ist. 453 Ebenso Hammann, S. 248; Damas, S. 82. 454 Ziff. 4.1 Akquisitionsvertrag der B+S Card Service GmbH. 455 So Langenbucher, Risikozuordnung, S. 258. 452

B. Kreditkartenverfahren

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Durch die Zahlungszusage soll dem Vertragsunternehmen eine bargeldgleiche Sicherheit verschafft werden. Sämtliche Risiken, die speziell aus der Akzeptanz der Kreditkarte erwachsen, sollen vom Kartenausgeber übernommen werden und nicht zu Lasten des Vertragsunternehmens gehen. Hierzu zählt insbesondere das Vorleistungsrisiko. Beim Kreditkartenverfahren tritt das Vertragsunternehmen regelmäßig in Vorleistung, wodurch es auf die Sicherheit eines ihm bei der Barzahlung zustehenden Zurückbehaltungsrechts nach § 320 BGB verzichtet. Die Zahlungszusage soll das Vertragsunternehmen von den typischen, mit der Kreditkartenakzeptanz verbundenen zahlungsverkehrstechnischen Risiken befreien.456 Eine darüber hinausgehende Sicherung des Vertragsunternehmens ist hingegen nicht gewollt. Der Kartenausgeber möchte insbesondere keine allgemeinen Geschäftsrisiken übernehmen, mit denen das Vertragsunternehmen auch im Barzahlungsfall konfrontiert wäre.457 Nur sofern sich ein zahlungsverkehrstypisches Risiko verwirklicht, tritt der materielle Sicherungsfall ein und der Kartenausgeber ist zur Zahlung verpflichtet.458 Daraus folgt, dass der Kartenausgeber beim Eintritt eines allgemeinen Geschäftsrisikos gerade nicht zur Erteilung der Zahlungszusage verpflichtet ist. Eine dennoch an das Vertragsunternehmen erbrachte Leistung kann der Kartenausgeber daher nach Bereicherungsrecht zurückfordern, so dass er einem Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens die Einwendung der ungerechtfertigten Bereicherung entgegenhalten kann (§ 821 BGB).459 Diese Interessenlage ist kennzeichnend für das gesamte Kreditkartenverfahren und unabhängig vom jeweils gewählten Wortlaut des Akquisitionsvertrages. Entscheidend ist daher, ob sich durch eine auf die Geschäftsunfähigkeit des Kartenausgebers gestützte Rückforderung der Zahlungszusage ein speziell mit der Kartenzahlung verbundenes zahlungsverkehrstypisches, oder lediglich ein allgemeines Geschäftsrisiko verwirklicht. Dies ist anhand eines hypothetischen Vergleichs mit dem Barzahlungsfall zu bestimmen.460 Beim Vertragsschluss mit einem Geschäftsunfähigen ist das Vertragsunternehmen bei vereinbarter Barzahlung zur Herausgabe des empfangenen Bargeldes verpflichtet, da ein Valutavertrag nicht wirksam zustande kommt und eine Übereignung der gesetzlichen Zahlungsmittel an § 105 BGB scheitert.461 Gegen die Kondiktion des Bargeldes kann sich das Vertragsunternehmen nicht absichern. Die mit der Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers zusammenhängenden Risiken sind daher nicht zahlungsverkehrstechnischer Natur, so dass sich 456

Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 100 f. Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 101. 458 Siehe Oechsler, WM 2000, 1613 (1616), der vom „materiellen Garantiefall“ spricht. 459 Ausführlich Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 101 f. 460 Vgl. Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 101. 461 Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 102; Oechsler, WM 2000, 1613 (1616). 457

182 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

beim Karteneinsatz durch einen Geschäftsunfähigen ein allgemeines Geschäftsrisiko verwirklicht.462 Der Kartenausgeber ist nicht zur Erteilung der Zahlungszusage verpflichtet, da der materielle Sicherungsfall nicht eintritt. Beim Karteneinsatz durch einen Geschäftsunfähigen leistet der Kartenausgeber somit auf eine von ihm angenommene, in Wahrheit aber nicht bestehende Verpflichtung aus dem Akquisitionsvertrag, so dass er die Zahlungszusage mit der condictio indebiti zurückfordern kann (§ 812 Abs. 1 Satz1, 1. Alt. BGB).463 Die aus der Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers folgende Unwirksamkeit der Weisung hat somit Auswirkungen auf den Bestand der Zahlungszusage. Dies folgt allerdings nicht bereits aus dem Umstand, dass es an einer wirksamen Weisung fehlt. Entscheidend ist vielmehr, dass beim Karteneinsatz durch einen Geschäftsunfähigen der materielle Sicherungsfall nicht eintritt. Der Eintritt des materiellen Sicherungsfalles ist systemübergreifend Voraussetzung für die Einstandspflicht des Kartenausgebers, so dass der Kartenausgeber beim Karteneinsatz durch einen Geschäftsunfähigen auch dann zur Rückforderung der Zahlungszusage berechtigt ist, wenn dies in den Akquisitionsverträgen nicht ausdrücklich erwähnt ist. (3) Missbräuchlicher Karteneinsatz durch unbefugte Dritte Auch beim missbräuchlichen Karteneinsatz durch einen unbefugten Dritten fehlt es an einer wirksamen Weisung des berechtigten Karteninhabers. In ihrer Bedeutung überwiegt diese Fehlerkategorie die bisher behandelten erheblich. Zunächst ist der alljährlich durch den Kartenmissbrauch entstehende Schaden immens. Im Jahre 2000 beliefen sich die weltweiten Verluste allein der OnlineHändler auf insgesamt 1,6 Mrd. US$.464 Unter Zugrundelegung der bisherigen Entwicklung wird für das Jahr 2005 beinahe eine Verzehnfachung des Schadens auf weltweit 15,5 Mrd. US$ prognostiziert465, was nicht unerheblich auf den Einsatz neuer missbrauchsanfälliger Techniken insbesondere im Fernabsatz zurückzuführen sein dürfte. Aber auch in wissenschaftlicher Hinsicht zählt der Kreditkartenmissbrauch bis in die jüngste Zeit zu den meistdiskutierten Problemen des Kreditkartengeschäfts.466 Der Kartenausgeber kann beim missbräuchlichen Einsatz der Kreditkarte durch einen Dritten keinen Aufwendungsersatz vom Karteninhaber verlangen, da es an einer entsprechenden Weisung fehlt.467 Dies ergibt sich nunmehr unmittelbar aus § 676h BGB, wonach Aufwendungsersatz für die Verwendung 462 463 464 465 466

Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 102; Oechsler, WM 2000, 1613 (1616). Siehe auch Hammann, S. 249, 259 f. Körber, WM 2004, 563 (564). Körber, WM 2004, 563 (564) m. w. N. Vgl. Martinek, FS Hadding, S. 967 (967).

B. Kreditkartenverfahren

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von Zahlungskarten nur verlangt werden kann, wenn diese nicht von einem Dritten missbräuchlich verwendet wurden. Dieser Schutz des Karteninhabers ist unverzichtbar468, so dass die früher gängigen Klauseln in Emissionsverträgen, die den Karteninhaber bei verschuldetem wie unverschuldetem Missbrauch der Karte auf einen festen Betrag haften ließen, nach nunmehr geltendem Recht unwirksam sind.469 Dem Kartenausgeber kann allenfalls ein Schadensersatzanspruch nach § 280 BGB gegen den Karteninhaber zustehen, falls dieser seine Pflichten aus dem Deckungsverhältnis (insbesondere die Pflicht zum sorgsamen Umgang mit der Karte) verletzt und dadurch den Kartenmissbrach zumindest mitermöglicht hat.470 Wegen der regelmäßig fehlenden Regressmöglichkeit beim Karteninhaber stellt sich die Frage, ob der Kartenausgeber zur Rückforderung der Zahlungszusage berechtigt ist, so dass der Kartenmissbrauch zu Lasten des Vertragsunternehmens geht, oder ob seine Zahlungspflicht bestehen bleibt, so dass er für einen Kreditkartenmissbrauch haftet. Eine befriedigende Antwort lässt sich auch an dieser Stelle allein durch eine die Interessenlage maßgeblich berücksichtigende Analyse des Akquisitionsverhältnisses finden. Dabei ist die von den Akquisitionsverträgen vorgegebene Differenzierung zwischen Nah- und Fernabsatz auch im Rahmen dieser Untersuchung einzuhalten. (a) Präsenzgeschäft Das Präsenzgeschäft ist der klassische Anwendungsfall des Kreditkartenverfahrens. Karteninhaber und Vertragsunternehmen treten hier in einen direkten rechtsgeschäftlichen und tatsächlichen Kontakt miteinander. Der Karteneinsatz beim Präsenzgeschäft gleicht insoweit dem Barzahlungsfall. Lediglich die Übereignung von gesetzlichen Zahlungsmitteln zur Erfüllung der Valutaschuld wird durch die Zahlungszusage substituiert.471 Im Folgenden ist zu untersuchen, ob

467 MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 44; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 42; E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 423; Schwintowski/Schäfer, § 13 Rndnr. 40; Ott, FS Musielak, S. 383 (386 f.); Blaurock, Zahlungsverkehr, S. 155 (163); Taupitz, NJW 1996, 217 (219). 468 Vgl. Palandt-Sprau, § 676h Rndnr. 16; Weber, Zahlungsverkehr, S. 292; Ott, FS Musielak, S. 383 (392); Möllers/Leisch, LM Nr. 10 zu § 437 BGB; a. A. ohne Begründung Koller, FS Kümpel, S. 315 (316). 469 Ausführlich Oechsler, WM 2000, 1613 (1622). 470 HdeB-Blaurock, § 43 Rndnr. 26; Schwintowski/Schäfer, § 13 Rndnr. 42; PalandtSprau, § 676h Rndnr. 16; Weber, Zahlungsverkehr, S. 292; Ott, FS Musielak, S. 383 (387); a. A. Hoffmann/Petrick, ZBB 2003, 343 ff. (mit einem Hinweis auf eine richtlinienkonforme Auslegung des § 676h BGB, die auch einer Schadensersatzpflicht des Karteninhabers entgegenstehe). 471 Vgl. Bock, Zahlungsverkehr, Rndnr. 227 f.; Kienholz, S. 15 f.

184 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

der Kartenausgeber beim missbräuchlichen Karteneinsatz durch einen unbefugten Dritten zur Erteilung der Zahlungszusage verpflichtet ist. Nach dem Wortlaut der Akquisitionsverträge ist der Kartenausgeber zur Erteilung der Zahlungszusage verpflichtet, sofern das Vertragsunternehmen das vorgeschriebene Verfahren eingehalten hat. Es hat insbesondere die zeitliche Gültigkeit der Kreditkarte zu beachten und laienhaft zu überprüfen, ob die Unterschrift auf dem Leistungsbeleg mit der des Karteninhabers auf der Kreditkarte übereinstimmt. Eine weitergehende Identitätskontrolle, etwa durch Überprüfung von Ausweispapieren, ist nur dann erforderlich, wenn besondere Anhaltspunkte oder gar auffällige Hinweise für die fehlende Berechtigung des Karteninhabers vorliegen.472 Zudem ist der unterschriebene Leistungsbeleg innerhalb einer bestimmten Frist beim Kartenausgeber einzureichen. Dieses Verfahren wird regelmäßig auch beim Einsatz der Kreditkarte durch einen unberechtigten Dritten eingehalten, so dass die Zahlungszusage auch beim Kreditkartenmissbrauch zustande kommt.473 Zu klären bleibt, ob der Kartenausgeber endgültig zur Zahlung verpflichtet ist, oder ob er berechtigt ist, die Zahlungszusage zurückzufordern bzw. ein Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens zurückzuweisen. Die endgültige Verpflichtung des Kartenausgebers ist vom Eintritt des materiellen Sicherungsfalls abhängig. Entscheidend ist damit, ob sich durch eine auf den Kartenmissbrauch gestützte Zahlungsverweigerung des Kartenausgebers lediglich ein allgemeines Geschäftsrisiko oder ein mit der Kartenzahlung typischerweise verbundenes zahlungsverkehrstechnisches Risiko verwirklicht. Dies lässt sich durch einen hypothetischen Vergleich mit dem Barzahlungsfall bestimmen.474 Der missbräuchliche Karteneinsatz ähnelt zunächst der Bezahlung mit gestohlenem Bargeld, weil die zur Bezahlung vorgelegte Kreditkarte regelmäßig gestohlen oder auf andere Weise abhanden gekommen ist.475 Vor dem Risiko, das sich aus der Annahme von gestohlenem Bargeld ergibt, ist das Vertragsunternehmen beim Bargeschäft geschützt, da nach § 935 Abs. 2 BGB ein gutgläubiger Erwerb von abhanden gekommenem Bargeld möglich ist. Dies spricht für das Vorliegen eines besonderen mit der Kartenzahlung verbundenen Risikos und damit für das Vorliegen des materiellen Sicherungsfalls.476

472 Stauder/Weisensee, S. 88; Taupitz, NJW 1996, 217 (221); LG Hamburg, WM 1986, 353 (354). 473 Vgl. Langenbucher, Risikozuordnung, S. 266 f. 474 Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 101. 475 Siehe die Auflistung der unterschiedlichen Möglichkeiten, in den Besitz einer fremden Kreditkarte zu gelangen bei Taupitz, S. 21; Kalbe, S. 67 m. w. N. 476 So Schinkels, S. 177; vgl. auch Taupitz, S. 116, wonach es bei der Barzahlung auf irgendeine „Berechtigung“ des fraglichen Kunden nicht ankommt. Siehe auch

B. Kreditkartenverfahren

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Dieser Vergleich hinkt jedoch insoweit, als dass er das Bargeld mit der Kreditkarte als solcher gleichsetzt. Die Kreditkarte ist jedoch nicht das Zahlungsmittel, sondern lediglich ein Zugangsschlüssel zum Kreditkartenverfahren. Gezahlt wird nicht mit der Karte als solcher, sondern mit der Zahlungszusage, die durch den unterschriebenen Belastungsbeleg verkörpert wird.477 Beim missbräuchlichen Karteneinsatz wird aber kein vom berechtigten Karteninhaber ordnungsgemäß unterschriebener und diesem abhanden gekommener Belastungsbeleg vorgelegt, sondern ein Dritter fälscht eine Unterschrift des berechtigten Karteninhabers. Daher ist diese Missbrauchsvariante eher mit der Annahme von Falschgeld zu vergleichen. Das Falschgeldrisiko geht jedoch vollständig zu Lasten des Vertragsunternehmens, was für eine Qualifizierung des Missbrauchrisikos als allgemeines Geschäftsrisiko und damit gegen das Vorliegen des materiellen Sicherungsfalls sprechen würde.478 Allerdings setzt der Eintritt des materiellen Sicherungsfalls nicht zwingend ein durch den Karteneinsatz völlig neu entstandenes Risiko voraus. Von einem allgemeinen Geschäftsrisiko kann schon dann nicht mehr gesprochen werden, wenn sich ein im Grunde allgemeines Geschäftsrisiko durch den Karteneinsatz wesentlich erhöht. Entscheidend ist, ob sich das eingetretene Risiko mit „wirtschaftlich vergleichbaren Belastungen“ auch im Barzahlungsfall ausgewirkt hätte479, so dass nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität eines bestimmten Risikos den Eintritt des materiellen Sicherungsfalls begründen kann. Das soeben beschriebene Missbrauchsrisiko ist wesentlich höher als das Falschgeldrisiko beim Bargeschäft. So muss die Unterschrift des berechtigten Karteninhabers lediglich so gut nachgeahmt werden, dass sie einem laienhaften Vergleich standhält. Dies wird dem missbräuchlich handelnden Dritten kaum Schwierigkeiten bereiten, da sich auf der Kreditkarte die Originalunterschrift befindet.480 Beim Kreditkartengeschäft besteht lediglich ein Sicherheitsmerkmal, das zudem leicht umgangen werden kann. Mit der Intensität des Falschgeldrisikos lässt sich das Missbrauchsrisiko daher nicht vergleichen. Abgesehen davon, dass die Umlaufmenge von Falschgeld zumindest in der Bundesrepublik relativ gering ist, lässt sich Falschgeld wegen der Vielzahl von Sicherheitsmerkmalen erheblich einfacher erkennen als eine gefälschte Unterschrift. Wegen der gesteigerten Intensität des Risikos verwirklicht sich beim Kreditkartenmissbrauch im Präsenzgeschäft ein typisches zahlungsverkehrstechnisches Risiko, so dass vom Eintritt des materiellen Sicherungsfalles auszugehen ist. Daher darf der Kartenmissbrauch dem Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens nicht Martinek, FS Hadding, S. 967 (986), wonach die Identität des Kunden bei der Barzahlung unerheblich ist. 477 Vgl. Oechsler, WM 2000, 1613 (1620). 478 So Meder, ZBB 2000, 89 (98, FN 65) für den Bereich des Fernabsatzes. 479 Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 101. 480 Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 85.

186 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

entgegengehalten werden, sofern die formellen Prüfungspflichten eingehalten wurden.481 Dieses Ergebnis spiegelt sich nunmehr auch in den neugefassten Akquisitionsverträgen wieder. Während in den alten Fassungen bestimmt war, dass der Kartenausgeber die Zahlung verweigern bzw. bereits gezahlte Beträge vom Vertragsunternehmen zurückfordern konnte, falls der Karteninhaber die Echtheit seiner Unterschrift bestritt482, ist eine derart weitgehende Rückforderungsmöglichkeit in den aktuellen Verträgen nicht mehr enthalten.483 Somit ist das Missbrauchsrisiko beim Präsenzgeschäft vom Kartenausgeber zu tragen. Eine anderweitige Risikoverteilung in Akquisitionsverträgen wäre nach § 307 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 Nr. 2 BGB unwirksam.484 Der Kreditkartenmissbrauch begründet den materiellen Sicherungsfall, so dass sich der Kartenausgeber von diesem Risiko nicht freizeichnen kann. (b) Fernabsatz Beim Fernabsatz treten Karteninhaber und Vertragsunternehmen nicht in tatsächlichen Kontakt miteinander. Der Kunde unterschreibt keinen Belastungsbeleg, sondern übermittelt dem Vertragsunternehmen lediglich den Namen des Karteninhabers, die Kartennummer sowie die Gültigkeitsdauer der Kreditkarte. Hierbei kann er sich sämtlicher Kommunikationsmittel bedienen, insbesondere Telefon und Internet. Es leuchtet ein, dass diese Form der Kartenzahlung wesentlich anfälliger für einen Missbrauch ist als das beleggebundene Zahlungsverfahren, da die relevanten Daten verhältnismäßig einfach von einem Dritten zu erlangen sind. So können beispielsweise fremde Belastungsbelege gesammelt oder entsprechende Daten im Internet abgefangen werden.485

481 Freitag, ZBB 2002, 322 (328); vgl. auch Hadding, FS Pleyer, S. 17 (32); Martinek, FS Hadding, S. 967 (986); Hofmann, ZBB 2004, 405 (409); a. A. Werner, BB 2002, 1382 (1383), wonach es für das Zustandekommen der Zahlungszusage entscheidend darauf ankomme, dass der berechtigte Karteninhaber gehandelt habe. 482 Vgl. Ziff. 7 Abs. 2 EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag (Postbank) a. F.; sowie Taupitz, S. 120, mit Nachweis mehrerer Akquisitionsverträge. 483 Vgl. Ziff. 8.4 EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag (Postbank) n. F. 484 Vgl. MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 24; Weber, Zahlungsverkehr, S. 296 f.; Taupitz, S. 120; ders., NJW 1996, 217 (221); Hofmann, BKR 2003, 321 (327); Freitag, ZBB 2002, 322 (328 f.); Oechsler, WM 2000, 1613 (1619); Pichler, NJW 1998, 3234 (3237); Bröcker, WM 1995, 468 (476); a. A. Langenbucher, Risikozuordnung, S. 266, Schnauder, NJW 2003, 849 (852), wonach die Einstandspflicht des Kartenausgebers beim Kartenmissbrauch von der Ausgestaltung des Akquisitionsvertrags abhängen soll. Auch Barnert, WM 2003, 1153 (1156), hält eine formularmäßige Überwälzung des Missbrauchsrisikos auf das Vertragsunternehmen unter dem Gesichtspunkt der Beherrschbarkeit des Risikos für zulässig.

B. Kreditkartenverfahren

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Die Verteilung des Missbrauchsrisikos bei dieser Absatzform gehört momentan erneut zu den meist diskutierten Problemen des Kreditkartenverfahrens.486 Belebt wurde die Diskussion in jüngster Zeit durch eine Kehrtwende in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs. In der bereits angesprochenen Grundsatzentscheidung vom 16. 4. 2002 hat der XI. Zivilsenat die bislang von Bundesgerichtshof vertretene Forderungskaufskonstruktion verworfen, sich der herrschenden Meinung im Schrifttum angeschlossen und die Zahlungszusage als abstraktes Schuldversprechen eingeordnet.487 Zugleich hat er entschieden, dass das Missbrauchsrisiko auch im Bereich des Fernabsatzes grundsätzlich vom Kartenausgeber zu tragen sei. Eine vollständige Verlagerung dieses Risikos auf das Vertragsunternehmen sei unzulässig. Die Kehrtwende in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ist nicht nur in der Literatur auf Kritik gestoßen. Auch das OLG Naumburg hat sich ausdrücklich gegen die neue Rechtsprechung gestellt, die Zahlungszusage weiterhin als Forderungskauf eingeordnet und das Vertragsunternehmen mit dem Missbrauchsrisiko belastet.488 Dieses Urteil gab dem Bundesgerichtshof Anfang 2004 Gelegenheit, seine Abkehr vom Forderungskauf zu bekräftigen und sich mit der an der Grundsatzentscheidung aus dem Jahre 2002 geäußerten Kritik auseinander zu setzen.489 Im Folgenden ist zu untersuchen, ob sich die für das Präsenzgeschäft einschlägige Verteilung des Missbrauchsrisikos auch auf den Fernabsatz übertragen lässt, oder ob die tatsächlichen Besonderheiten dieser Vertriebsform eine differenzierte Betrachtungsweise gebieten. (aa) Risikoverteilung zu Lasten des Kartenausgebers Teile der Literatur und der Bundesgerichtshof halten eine Belastung des Vertragsunternehmens mit dem vollen Risiko eines Kartenmissbrauchs im Fernabsatz für unzulässig. In der Literatur ist bereits vor der Rechtsprechungsänderung des Bundesgerichtshofs darauf hingewiesen worden, dass es sich als unangemessene Benachteiligung des Vertragsunternehmens darstelle, wenn ihm das Risiko des Missbrauchs bei ausdrücklicher Gestattung der Kartenakzeptanz im

485

Meder, ZBB 2000, 89 (97); ders., NJW 2000, 2978 (2077); Freitag, ZBB 2002, 322 (328); Martinek, FS Hadding, S. 967 (983); Schinkels, S. 154. 486 Vgl. Martinek, FS Hadding, S. 967 (968). 487 BGH WM 2002, 1120 = BGHZ 150, 286 = NJW 2002, 2234 = ZIP 2002, 974 = BKR 2002, 140 = DB 2002, 1151 = MDR 2002, 958. 488 OLG Naumburg ZIP 2002, 1795 = NJW-RR 2002, 1622 = ZBB 2002, 410 = OLGR Naumburg 2003, 236. 489 BGH WM 2004, 426 = BGHZ 157, 256 = ZBB 2004, 395 = JZ 2004, 515 = NJW-RR 2004, 481 = ZIP 2004, 402.

188 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Fernabsatz selbst in den Fällen auferlegt werde, in denen es die vom Kartenausgeber aufgestellten Abrechnungsvoraussetzungen eingehalten habe.490 Dieser Betrachtungsweise ist der Bundesgerichtshof in seiner ersten Entscheidung zur Wirksamkeit der Rückforderungsklauseln im Bereich des Mail- und Telefonorder-Verfahrens gefolgt, hat sie mit weiteren Argumenten untermauert und seine Rechtsauffassung jüngst bekräftigt.491 Er hebt zunächst die Bargeldersatzfunktion des Kreditkartenverfahrens auch im Bereich des Fernabsatzes hervor492 und begründet im Anschluss daran die Unwirksamkeit einer vollständigen Verlagerung des Missbrauchsrisikos auf das Vertragsunternehmen in allgemeinen Geschäftsbedingungen. Der Kreditkartenmissbrauch sei ein verfahrensimmanentes Risiko, das grundsätzlich vom Systembetreiber, also dem Kartenausgeber, zu tragen sei. Dieser habe die Kartenakzeptanz im Fernabsatz ausdrücklich gestattet und lasse sich das damit verbundene Risiko durch eine erhöhte Servicegebühr vergüten. Eine vollständige Abwälzung des Missbrauchsrisikos sei daher insbesondere in den Fällen unzulässig, in denen das Vertragsunternehmen sämtliche Abrechnungsvoraussetzungen eingehalten habe und es den Missbrauch weder erkennen noch verhindern könne.493 Zudem könne der Kartenausgeber das Missbrauchsrisiko wesentlich besser auffangen als das einzelne Vertragsunternehmen. Er habe nämlich die Möglichkeit, in die Servicegebühr beim Telefon- und Mailorderverfahren eine Risikoprämie für Schäden aus missbräuchlichen Kreditkarteneinsätzen einzukalkulieren.494 Vor diesem Hintergrund hält der Bundesgerichtshof Rückbelastungsklauseln für unwirksam, die das Vertragsunternehmen verschuldensunabhängig mit dem vollen Risiko einer missbräuchlichen Verwendung der Kreditkarte belasten. Die vom Bundesgerichtshof vorgenommene Risikoverteilung hat – zum Teil mit einschränkender Argumentation – in der Literatur durchaus Zustimmung gefunden.495 Dies gilt zunächst für die vom Bundesgerichtshof betonte Bargeldersatzfunktion der Kreditkarte.496 Zudem wird die gängige Praxis der Kartenausgeber kritisiert, sich beim Karteneinsatz im Fernabsatz ein im Vergleich zum 490 Taupitz, S. 215 f.; ders., NJW 1996, 217 (223); MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 30 m. w. N. 491 BGH WM 2002, 1120; 2004, 426. 492 BGH WM 2002, 1120 (1121); 2195 (2196); 2004, 426 (428). 493 BGH WM 2002, 1120 (1123). 494 BGH WM 2002, 1120 (1123); 2004, 426 (428). 495 Heermann, Geld und Geldgeschäfte, § 14 Rndnr. 49; Martinek, FS Hadding, S. 967 (986 ff.); Härting, MDR 2002, 913 (914); Fiebig, K&R 2002, 447 (453 f.); Hofmann, BKR 2003, 321 (329 f.); ders., ZBB 2004, 405 (409 f.); Pfeiffer, LM Nr. 9a zu § 437 BGB; Hadding, WuB I D 5 a–1.02; Derleder, EWiR 2002, 1083 (1084); Möllers/Leisch, LM Nr. 10 zu § 437 BGB; aus dem schweizerischen Schrifttum Arter/ Jörg, SJZ 99 (2003), 25 (33). 496 Martinek, FS Hadding, S. 967 (986); Barnert, WM 2003, 1153 (1156); Hellner, WuB I D 5a.–2.03; allgemein zur Bargeldersatzfunktion des bargeldlosen Zahlungs-

B. Kreditkartenverfahren

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Präsenzgeschäft erhöhtes Disagio zahlen zu lassen. Im Hinblick auf die weitreichenden Rückforderungsmöglichkeiten in den Akquisitionsverträgen wird darin ein unzulässiges venire contra factum proprium gesehen.497 Des Weiteren wird darauf hingewiesen, dass es allein die Kartenausgeber in der Hand hätten, Sicherungsmechanismen zu schaffen, um der hohen Missbrauchsanfälligkeit der Kreditkartenbenutzung im Fernabsatz Einhalt zu gebieten.498 Dadurch wird betont, dass die Verteilung des Missbrauchsrisikos zu Lasten des Kartenausgebers dem Grundsatze entspreche, dass jeder das Risiko zu tragen habe, das von ihm selbst beherrscht werden könne. Auch die vom Bundesgerichtshof angeführte „Versicherungslösung“ wird positiv aufgenommen.499 Größere Unternehmen könnten einzelne Missbrauchsfälle selbst bei teils erheblichem Schaden mit Leichtigkeit verkraften, während dies für kleinere Unternehmen angesichts ihres insgesamt geringeren Umsatzes naturgemäß ungleich schwerer möglich sei. Der Wettbewerb zwinge jedoch gerade kleinere Unternehmen zur Annahme der Kreditkarte im Fernabsatz. Daher sei es vorzugswürdig, das Missbrauchsrisiko den Kartenausgebers zuzuweisen, da hierdurch die wirtschaftlichen Belastungen indirekt gleichmäßig auf alle Systemteilnehmer verteilt würden.500 (bb) Risikoverteilung zu Lasten des Vertragsunternehmens Die soeben dargestellte Verteilung des Missbrauchsrisikos zu Lasten des Kartenausgebers steht in Widerspruch zu einer starken Literaturmeinung und ist auch in der Rechtsprechung auf Kritik gestoßen.501 Dabei wird in besonderem Maße die vom Bundesgerichtshof und Teilen der Literatur auch im Bereich des Fernabsatzes hervorgehobene Bargeldersatzfunktion der Kreditkarte kritisiert. Eine Gleichbehandlung der Missbrauchsproblematik wird mit einem Hinweis auf strukturelle Unterschiede zwischen Nah- und Fernabsatz abgelehnt.502 So verkehrs Schön, AcP 198 (1998), 401 (403 ff., insbesondere S. 405); K. Schmidt, 100 Jahre BGB – 100 Jahre Staudinger, S. 76 (81 f.). 497 Barnert, WM 2003, 1153 (1156); Hofmann, ZBB 2004, 405 (409). 498 Härting, MDR 2002, 913 (914); Hofmann, ZBB 2004, 405 (410); Fiebig, K&R 2002, 447 (453) m. w. N.; Martinek, FS Hadding, S. 967 (989 f.). 499 Härting, MDR 2002, 913 (914); Martinek, FS Hadding, S. 967 (989); Hadding, WuB I D 5 a–1.02. 500 Martinek, FS Hadding, S. 967 (989). 501 Siehe HdeB-Blaurock, § 43 Rndnr. 47; Bock, Zahlungsverkehr, Rndnr. 283; Weber, Zahlungsverfahren, S. 138, 145; Langenbucher, Risikozuordnung, S. 268 ff.; dies., BKR 2002, 119 (121 f.); Meder, ZBB 2000, 89 (98 ff.); ders., NJW 2002, 2215 (2215 ff.); ders., ZIP 2002, 2113 (2115); ders., JZ 2004, 503 (503 ff.); Schnauder, NJW 2003, 849 (852); ders., OLGReport 2004, K 19; Felke, WuB I D 5a.–3.01; Bitter, WuB I D 5a – 2.02; ders., ZIP 2002, 1219 (1219); Freitag, ZBB 2002, 322 (329 f.); Haertlein/Marx, EWiR 2003, 197 (198); Körber, WM 2004, 563 (568 f.); Duncker, EWiR 2004, 429 (430); OLG Naumburg, ZIP 2002, 1795; für das schweizerische Recht Gloor, SJZ 99 (2003), 251 (251 ff.).

190 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

sei der für das Bargeschäft charakteristische Zug-um-Zug-Leistungsaustausch beim Fernabsatz von vornherein ausgeschlossen, da ein zeitgleicher Austausch von Leistung und Gegenleistung wegen der räumlichen Distanz der Vertragspartner nicht möglich sei.503 Der Kreditkarteneinsatz im Fernabsatz sei daher nicht mit einem Barzahlungs-, sondern einem Versendungskauf zu vergleichen, bei dem der Händler allein aufgrund einer Bestellung des Kunden eine Vorleistung gegen bloße Rechnungsstellung erbringe.504 Freitag vergleicht den Kartenmissbrauch im Fernabsatz mit dem Fall, dass ein Vertragsunternehmen seine Leistung allein aufgrund einer Bestellung erbringe, in welcher der Besteller seine Identität als solventer Kunde unüberprüfbar behauptet. Stelle sich dann heraus, dass der Kunde in Wirklichkeit nicht die Person sei, die er zu sein vorgegeben hatte und erleide das Vertragsunternehmen daraus einen Verlust, gehe dies letztlich zu Lasten des Vertragsunternehmens. Vor diesem tatsächlichen Hintergrund sei das Missbrauchsrisiko entgegen dem Bundesgerichtshof systemimmanent grundsätzlich dem Vertragsunternehmen aufzuerlegen.505 Eine von der Risikoverteilung beim Präsenzgeschäft abweichende Belastung des Vertragsunternehmens mit dem Missbrauchsrisiko wird auch im Hinblick auf die unterschiedliche Gestaltung der Akquisitionsverträge gefordert. Beim Fernabsatz besteht im Gegensatz zum Präsenzgeschäft keine Verpflichtung des Vertragsunternehmens zur Kartenakzeptanz. Das Vertragsunternehmen könne beim Fernabsatz die durch seine Vorleistung verbesserten Absatzchancen frei mit den damit verbundenen Abwicklungsrisiken abwägen. Daher sei es nicht notwendig, ihm eine bargeldgleiche Sicherheit zu gewähren.506 Sofern das Vertragsunternehmen die Kreditkarte nur aus Kulanz akzeptiere, habe es auch das Missbrauchsrisiko zu tragen.507 Schließlich wird eine aus der ökonomischen Analyse des Rechts stammende Argumentation angeführt. Die als „Versicherungslösung“ bezeichnete Ansicht des Bundesgerichtshofs, wonach der Kartenausgeber seine aufgrund der Belastung mit dem Missbrauchsrisiko zu erwartenden Schäden durch eine in die Servicegebühr einkalkulierte Risikoprämie ausgleichen könne, berücksichtige nicht hinreichend, dass der Risikovermeidung der Vorrang gegenüber der Risikoversi502 Vgl. Langenbucher, Risikozuordnung, S. 444 ff.; Körber, WM 2004, 563 (567); Meder, NJW 2002, 2115 (2115); ders., ZIP 2002, 2112 (2113); ders., WM 2002, 1993 (1995 f.); ders., LMK 2003, 84 (85); ders., JZ 2004, 503 (504); Freitag, ZBB 2002, 322 (329); Bitter, WuB I D 5a – 2.02; siehe auch den ausführlichen Vergleich zwischen dem Kreditkarteneinsatz im Nah- und Fernabsatz bei Kienholz, S. 59 ff., insbes. S. 82 ff. 503 Körber, WM 2004, 563 (567); Meder, WM 2002, 1993 (1995). 504 Freitag, ZBB 2002, 322 (329). 505 Freitag, ZBB 2002, 322 (329). 506 Meder, NJW 2000, 2076 (2077). 507 Rohe, S. 308.

B. Kreditkartenverfahren

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cherung zu geben sei. Wenn eine Person gezwungen würde, eine andere zu versichern, würde dem Versicherten jeder Anreiz zur Risikovermeidung genommen. So könne das Vertragsunternehmen auch bei höheren Beträgen sorglos allein aufgrund einer telefonischen Bestellung leisten, da die Ware letztlich vom Kartenausgeber zu bezahlen sei.508 Somit würden im Ergebnis die Mehrzahl der Vertragsunternehmen ebenso wie die Endverbraucher durch eine erhöhte Servicegebühr nicht entlastet, sondern belastet. Die Versicherungslösung komme lediglich einer „wenig schutzwürdigen Minderheit“ zugute, nämlich den Vertragsunternehmen, bei denen gehäuft Missbrauchsfälle auftreten.509 Auch unter dem Gesichtspunkt der Risikobeherrschung sei das Missbrauchsrisiko beim Fernabsatz vom Vertragsunternehmen zu tragen.510 Grundsätzlich habe das Risiko eines Missbrauchs derjenige zu tragen, der es beherrschen könne.511 Das sei beim Fernabsatz das Vertragsunternehmen, da nur dieses mit dem Kartenverwender in vertragliche Beziehung trete und folglich auch allein entscheiden könne, ob der Vertragspartner hinreichend vertrauenswürdig sei.512 Demgegenüber könne der Kartenausgeber lediglich entscheiden, an wen eine Karte ausgegeben werde. Damit habe er auf den Missbrauch keinerlei Einfluss, da der Missbrauch beim Fernabsatz kein sorgfaltswidriges Verhalten des Karteninhabers voraussetze.513 (cc) Stellungnahme Im Rahmen des Präsenzgeschäfts hat sich gezeigt, dass der Kreditkartenmissbrauch zum Eintritt des materiellen Sicherungsfalls und damit zu einer Einstandspflicht des Kartenausgebers führt. Im Folgenden ist zu zeigen, dass beim Fernabsatz trotz der tatsächlichen Unterschiede im Grundsatz keine andere Risikoverteilung geboten ist. Im Anschluss daran wird untersucht werden, inwieweit Abweichungen hiervon in allgemeinen Geschäftsbedingungen zulässig sind.

508 Bitter, WuB I D 5a – 2.02 m. w. N.; siehe hierzu auch dessen polemische Kolumne in ZIP 2002, 1219. 509 Duncker, EWiR 2004, 429 (430). 510 OLG Frankfurt/Main, NJW 2000, 2114 (2115); Bock, Zahlungsverkehr, Rndnr. 283; Körber, WM 2004, 563 (568); Gloor, SJZ 99 (2003), 251 (254); ausführlich Meder, JZ 2004, 503 (504 ff.). 511 Siehe allgemein Heinrich, S. 434. 512 OLG Frankfurt/Main, NJW 2000, 2114 (2115). 513 OLG Frankfurt/Main, NJW 2000, 2114 (2115); zustimmend Meder, NJW 2000, 2076 (2077); Haertlein/Marx, EWiR 2003, 197 (198).

192 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

(a) Grundsätzliche Einstandspflicht des Kartenausgebers Auch beim Fernabsatz ist die endgültige Einstandspflicht des Kartenausgebers vom Eintritt des materiellen Sicherungsfalles abhängig. Klärungsbedürftig ist zunächst, ob die für das Präsenzgeschäft gefundene Definition des materiellen Sicherungsfalles auf den Fernabsatz übertragen werden kann. Dort ist ein hypothetischer Vergleich mit dem Barzahlungsfall anzustellen, so dass an dieser Stelle das vieldiskutierte Problem der Bargeldersatzfunktion angesprochen ist. Gegen die auch vom Bundesgerichtshof zu Recht hervorgehobene Bargeldersatzfunktion der Kreditkartenzahlung wird hauptsächlich die fehlende tatsächliche Vergleichbarkeit von Bar- und Kartenzahlung im Fernabsatz eingewendet. Den Kritikern der Bargeldanalogie ist zuzugeben, dass ein struktureller Unterschied zwischen Fernabsatz und Bargeschäft besteht. In der Tat ist im Fernabsatz eine für den Barzahlungsfall typische Zug-um-Zug Leistung von vornherein ausgeschlossen. Wegen des sukzessiven Leistungsaustauschs, der für den Fernabsatz charakteristisch ist, muss eine Partei notwendigerweise in Vorleistung treten. Entweder zahlt der Käufer vor Erhalt der Ware, oder der Verkäufer versendet die Ware vor Erhalt des Kaufpreises.514 Die dem Präsenzgeschäft fremde Vorleistung einer Partei ist dem Fernabsatz immanent. Aber trotz dieser strukturellen Unterschiede kommt der Kreditkartenzahlung auch im Fernabsatz eine Bargeldersatzfunktion zu, weil die Parteien eine entsprechende Absicherung des Vertragsunternehmens gerade wollen. Hierfür spricht der Unterschied zwischen Kreditkartenzahlung und anderen bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten, bei denen eine bargeldgleiche Absicherung nicht gewünscht ist. Zu denken ist in diesem Zusammenhang beispielsweise an das Einziehungsermächtigungsverfahren. Das Vertragsunternehmen hat die freie Wahl, ob es sich für ein preiswertes System entscheidet, bei dem ihm keine bargeldgleiche Sicherung eingeräumt wird, oder ob es eine bargeldgleiche Absicherung wünscht, die mit höheren Kosten verbunden ist. Das Kreditkartenverfahren ist für das Vertragsunternehmen mit nicht unbeachtlichen Kosten verbunden, die zu zahlen es nur gewillt ist, wenn es auch eine entsprechende Gegenleistung erhält. Der Vorteil des Kreditkartenverfahrens, den das Vertragsunternehmen vergütet, liegt gerade in der Bargeldersatzfunktion.515 Durch die Kreditkartenzahlung soll in erster Linie der Austausch gesetzlicher Zahlungsmittel substituiert werden, und zwar im Präsenzgeschäft wie im Fernabsatz.516 Hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass die Bargeldanalogie nicht heißt, dem Vertragsunternehmen stets eine dem § 320 BGB entsprechende Sicherung einzuräumen.517 Sie bedeutet lediglich, dass das Vertragsunternehmen wie ein 514 515 516

Meder, ZIP 2002, 2112 (2113). Vgl. Martinek, FS Hadding, S. 967 (987). Siehe nur Barnert, WM 2003, 1153 (1154).

B. Kreditkartenverfahren

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Empfänger gesetzlicher Zahlungsmittel zu stellen ist. Daher folgt aus der Bargeldanalogie nur beim Präsenzgeschäft eine dem § 320 BGB entsprechende Sicherung des Vertragsunternehmens. Denn dort ist die aus dem Verzicht auf den Zug-um-Zug-Leistungsaustausch resultierende Vorleistungsgefahr für das Vertragsunternehmen der wesentliche Unterschied zwischen Bar- und Kartenzahlung. Die vom Kartenausgeber zur Kompensation der Vorleistungsgefahr übernommene Sicherung führt aber nur zu einer Freistellung des Vertragsunternehmens vom Bonitätsrisiko. An dieser Stelle ist deutlich darauf hinzuweisen, dass sich die Haftung des Kartenausgebers für den missbräuchlichen Einsatz der Kreditkarte im Nahabsatz nicht aus einer entsprechenden Anwendung des § 320 BGB, sondern aus einem schlichten Vergleich mit den beim Bargeldeinsatz möglichen Missbrauchsformen ergibt. Und genau dieser Vergleich ist auch beim Fernabsatz anzustellen. Für diesen Vergleich sind die strukturellen Unterschiede zwischen Fernabsatz und Bargeschäft allerdings unbeachtlich. Denn es ist nicht der Fernabsatz mit dem Bargeschäft, sondern innerhalb des Fernabsatzes die Karten- mit einer hypothetischen Bargeldzahlung zu vergleichen. Ob das Vertragsunternehmen oder der Karteninhaber in Vorleistung tritt, bestimmt sich nach den Vereinbarungen im Valutaverhältnis und ist für den Vergleich mit der Bargeldzahlung ohne Belang. Damit ist die für das Präsenzgeschäft gefundene Definition des materiellen Sicherungsfalls grundsätzlich auch auf den Fernabsatz zu übertragen. Der materielle Sicherungsfall lässt sich als Eintritt eines speziell mit dem Kreditkartenverfahren verbundenen zahlungsverkehrstechnischen Risikos definieren. Zur Bestimmung dieses Risikos kann auf die Ausführungen zum Bargeschäft Bezug genommen werden. Das spezifische zahlungsverkehrstechnische Risiko bildet das Gegenstück zum allgemeinen Geschäftsrisiko. Welches Risiko sich verwirklicht, ergibt beim Präsenzgeschäft ebenso wie im Bereich des Fernabsatzes ein Vergleich zwischen Kreditkarten- und Barzahlung. Zu untersuchen ist daher, ob sich ein dem Kreditkartenmissbrauch vergleichbares Risiko auch dann verwirklicht hätte, wenn das Vertragsunternehmen gesetzliche Zahlungsmittel angenommen hätte. Die Frage der Vorleistung ist hierfür irrelevant. Denn die mit einer Vorleistung verbundenen Gefahren sind streng vom Missbauchsrisiko zu unterscheiden. Die Vorleistung einer Partei führt nämlich nicht zwangsläufig dazu, dass diese auch das Betrugsrisiko zu tragen hat. Beide Risiken decken sich lediglich dann, wenn der Betrug in der Vorspiegelung ausreichender Bonität besteht. Bei der Barzahlung gibt es jedoch auch anders gelagerte Missbrauchsmöglichkeiten, die nicht zwangsläufig mit der Vorleistung einer Partei in Zusammenhang stehen, wozu insbesondere das Falschgeldrisiko zählt.518

517 So aber die Kritik insbesondere von Meder, besonders deutlich LMK 2003, 84 (85), wonach die Bargeldanalogie das Zug-um-Zug-Geschäft zum Maßstab für die Zweckbestimmung des Kreditkartenverfahrens erheben soll.

194 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Beim Präsenzgeschäft ergibt sich der materielle Sicherungsfall aus einem Vergleich mit dem Falschgeldrisiko, da dort der Dritte die Unterschrift des berechtigten Karteninhabers fälscht.519 Davon unterscheidet sich der Kreditkartenmissbrauch im Fernabsatz. Hier ist es wegen des Verzichts auf die Unterschrift des Kartenverwenders gar nicht notwendig, eine körperliche Fälschung herzustellen. Beim beleglosen Kreditkarteneinsatz täuscht der Dritte, ohne zu fälschen. Er benutzt lediglich unbefugt die tatsächlich vorhandenen und unverfälschten Daten einer existierenden Kreditkarte. Die Bezahlung mit ausgespähten Kartendaten gleicht daher der Bezahlung mit gestohlenem oder auf andere Weise abhanden gekommenem Bargeld. Auch dort verwendet ein Dritter unbefugt tatsächlich vorhandene und unverfälschte Zahlungsmittel.520 Der Kartenmissbrauch im Fernabsatz ist daher als ein den materiellen Sicherungsfall ausschließendes allgemeines Geschäftsrisiko zu qualifizieren, wenn auch die Bezahlung mit abhanden gekommenem Bargeld zu Lasten des Vertragsunternehmens geht. Das ist jedoch nicht der Fall, da der gutgläubige Zahlungsempfänger nach § 935 Abs. 2 BGB auch Eigentum an gestohlenem oder abhanden gekommenem Bargeld erlangen kann. Somit ist das Missbrauchsrisiko im Fernabsatz ein den materiellen Sicherungsfall begründendes, speziell mit der Kartenzahlung verbundenes zahlungsverkehrstechnisches Risiko. Es wird nicht verkannt, dass sich die Bezahlung mit gestohlenem Geld nicht vollständig mit der missbräuchlichen Kreditkartenverwendung vergleichen lässt. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass die Bezahlung mit abhanden gekommenem Bargeld zu Lasten des Bestohlenen geht. Eine solche Risikoverteilung ist beim Kreditkartenverfahren jedoch nicht zuletzt aufgrund von § 676h BGB ausgeschlossen. Aber auch in der Missbrauchsintensität bestehen Unterschiede. Während gestohlenes Bargeld nur einmal ausgegeben werden kann, lässt sich mit einer gestohlenen Kreditkarte bis zur ihrer Aufnahme in eine Sperrdatei beliebig oft bezahlen.521 Diese Unterschiede dürfen dem Kartenausgeber jedoch nicht auf Kosten der Vertragsunternehmen zum Vorteil gereichen. Denn es liegt allein in der Hand der Kartenausgeber andere, sicherere Systeme einzuführen.522 Damit ist die dogmatische Grundlage für eine Verteilung des Missbrauchsrisikos zu Lasten des Kartenausgebers gefunden, die sich entgegen einer verbreite518

Zu allgemein daher Körber, WM 2004, 563 (567) m. w. N., wonach das Vertragsunternehmen regelmäßig „das Vorleistungs- und damit auch Betrugsrisiko tragen muss“. 519 Siehe Viertes Kapitel: B. VI. 2. b) (3) (a). 520 Dies verkennt Meder, ZBB 2000, 89 (98, FN 65), der den Kreditkartenmissbrauch beim Fernabsatz mit dem Falschgeldrisiko vergleicht. 521 Vgl. Meder, ZBB 2000, 89 (98). 522 Martinek, FS Hadding, S. 967 (989); Hofmann, BKR 2004, 405 (410); Härting, MDR 2002, 913 (915) m. w. N.

B. Kreditkartenverfahren

195

ten Kritik auch als interessengerecht erweist. Die Kreditkarte als Bargeldsurrogat muss dem Vertragsunternehmen eine bargeldgleiche Sicherheit bieten. Insofern ist erneut zu betonen, dass es allein die Kartenausgeber in der Hand haben, Sicherungsmechanismen zu schaffen, um der hohen Missbrauchsanfälligkeit der Kreditkartenbenutzung im Fernabsatz Einhalt zu gebieten. Das Missbrauchsrisiko ist vom Vertragsunternehmen allein nicht zu beherrschen, weshalb es auch nicht von ihm zu tragen ist.523 (b) Unzulässigkeit der formularmäßigen Risikoverlagerung Nachdem die grundsätzliche Einstandspflicht des Kartenausgebers beim Kreditkartenmissbrauch im Fernabsatz festgestellt wurde, ist nun der Frage nachzugehen, inwieweit eine hiervon divergierende Risikozuweisung in allgemeinen Geschäftsbedingungen möglich ist. Der Bundesgerichtshof hat sich für die Unzulässigkeit von Klauseln ausgesprochen, die das Missbrauchsrisiko im Fernabsatz vollständig auf das Vertragsunternehmen abwälzen. In einem obiter dictum hat er den Kartenausgebern jedoch eine „Hintertür“ offengelassen524, indem er eine angemessene Schadensaufteilung für unbedenklich erklärt hat.525 Zur Konkretisierung führen Möllers/ Leisch aus, dass der überwiegende Teil des Missbrauchsrisikos beim Kartenausgeber zu belassen sei, da er das Risiko besser abfedern könne und allein in der Lage sei, technische Sicherungsmaßnahmen zu schaffen.526 Eine solche Sichtweise stößt nach hier vertretenem Verständnis auf Bedenken. Es hat sich gezeigt, dass der Kreditkartenmissbrauch im Fernabsatz zum Eintritt des materiellen Sicherungsfalls führt. Durch eine Schadensaufteilung würde sich der Kartenausgeber damit unabhängig von der Schadensquotelung im Einzelfall zumindest partiell von einer vertraglich übernommenen „Kardinalpflicht“ freizeichnen, weshalb auch einer schadensaufteilenden Klausel nach § 307 Abs. 1, 2 Nr. 2 BGB eine Absage zu erteilen ist. Plakativ lässt sich sagen, dass eine vom Bundesgerichtshof für zulässig gehaltene angemessene Schadensaufteilung nicht möglich ist, da jedwede Freizeichnung des Kartenausgebers vom Missbrauchsrisiko eine unangemessene Benachteiligung des Vertragsunternehmens darstellt.

523 Vgl. Härting, MDR 2002, 913 (914); Hofmann, ZBB 2004, 405 (410); Fiebig, K&R 2002, 447 (453) m. w. N.; Martinek, FS Hadding, S. 967 (989 f.). 524 Körber, WM 2004, 563 (569). 525 BGH ZIP 2002, 974 (978). 526 Möllers/Leisch, LM Nr. 10 zu § 437 BGB; siehe auch Heermann, Geld und Geldgeschäfte, § 14 Rndnr. 48, der sich für eine Schadensteilung ausspricht, ohne allerdings eine Quote zu nennen.

196 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

(g) Zulässige Möglichkeiten einer Risikoverlagerung Nun ist es durchaus vorstellbar, dass ein Vertragsunternehmen kein Interesse an der bargeldgleichen Sicherung durch den Kartenausgeber hat und stattdessen willens ist, das Missbrauchsrisiko im Fernabsatz gegen ein entsprechend niedrigeres Disagio selbst zu tragen. Nach dem bisher Gesagten ist eine diesen Wünschen entsprechende formularmäßige Freistellung des Kartenausgebers vom Missbrauchsrisiko nicht möglich. Unbedenklich erscheint vor dem Hintergrund der Privatautonomie jedenfalls eine individualvertragliche Verlagerung des Missbrauchsrisikos auf das Vertragsunternehmen. Aufgrund des Massencharakters des Kreditkartengeschäfts wird eine solche Möglichkeit wegen fehlender Praktikabilität allerdings kaum vorkommen. Gerade im Bereich des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, insbesondere in Verbindung mit modernster Telekommunikationstechnik, wäre es jedoch töricht, sich den Wünschen der Systembeteiligten zu verschließen. Insofern ist den Kritikern des Bundesgerichtshofs zuzugegeben, dass die nach dem ersten Anschein der Interessenanalyse unausweichliche Versicherungslösung nicht nur mit Vorteilen verbunden ist. In der Tat muss es den Kartenausgebern möglich sein, ein Zahlungssystem bereitzustellen, bei dem das Vertragsunternehmen das Missbrauchsrisiko selbst zu tragen hat. Dies darf allerdings nicht durch schlichte Beschneidung des bereits vorhandenen, auf Bargeldsurrogation gerichteten Kreditkartenverfahrens geschehen, da das Vertragsunternehmen dort auf eine bargeldgleiche Sicherung vertraut. Vielmehr ist ein alternatives Verfahren zu entwickeln, das entweder neben das „klassische“ Kreditkartenverfahren tritt oder dieses ersetzt. Gegenüber dem Vertragsunternehmen muss allerdings unmissverständlich zum Ausdruck kommen, dass in dem neuen Verfahren eine vollständige Bargeldsurrogation nicht mehr gewollt ist. Auf diese Weise wird auch den Interessen der Kartenausgeber nach einer freien Strukturwahl des angebotenen Zahlungssystems hinreichend Rechnung getragen, da sie in diesen Grenzen frei entscheiden können, ob sie ein Zahlungssystem mit Übernahme des Missbrauchsrisikos anbieten, oder nicht.527 Als Vorbild bieten sich die Zahlungsmöglichkeiten mit der Maestrokarte an. Dort ist es im Rahmen des noch ausführlich zu behandelnden electronic-cash-Systems für das Vertragsunternehmen möglich, eine bargeldgleiche Sicherung zu erlangen. Legt es darauf keinen Wert, besteht die Möglichkeit am POZ-System teilzunehmen, bei dem ebenfalls eine bargeldlose Zahlung möglich ist, allerdings ohne Übernahme des Bonitäts- und Veritätsrisikos durch den Kartenausgeber.528 Auf dieser Grundlage ist die Zulässigkeit der nunmehr geltenden Akquisitionsverträge zu beurteilen. Dort bieten die Kartenausgeber den Vertragsunter527 Siehe zum Grundsatz der freien Strukturwahl Langenbucher, Risikozuordnung, S. 444 ff. 528 Siehe zu dieser Parallele Bitter, WuB I D 5a.–1.04.

B. Kreditkartenverfahren

197

nehmen im Bereich des Fernabsatzes zwei unterschiedliche Vertragsmodelle an. Bei dem als „Fernabsatzvertrag mit Zahlungszusage auch bei Bestreiten der Weisungserteilung“529 bezeichnete Typ übernimmt der Kartenausgeber ausdrücklich und vollständig das Missbrauchsrisiko. Diese Vertragsgestaltung ist selbst nach hier vertretenem, im Vergleich zur Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs strengerem Verständnis nicht zu beanstanden. Bei der als „Vertrag mit Übernahme des Risikos bei strittiger Weisungserteilung durch das Vertragsunternehmen“ bezeichneten Alternative ist der Kartenausgeber hingegen auch weiterhin „berechtigt, eine Rückbelastung vorzunehmen, wenn der Karteninhaber eine Stornierung der Belastung auf seinem Kartenkonto verlangt oder die Zahlung verweigert“ (. . .) „und bestreitet, dass er oder eine von ihm bevollmächtigte Person die Weisung zur Bezahlung seines Kartenkontos erteilt hat“.530 Das Vertragsunternehmen trägt somit bei dieser Vertragsform das Risiko des missbräuchlichen Kreditkarteneinsatzes durch einen unbefugten Dritten. Insoweit gleicht dieses Rückbelastungsrecht der bereits in den alten Akquisitionsverträgen verwendeten Rückforderungsklausel, die vom Bundesgerichtshof für unwirksam erklärt wurde. Ein Unterschied besteht jedoch darin, dass das Vertragsunternehmen, anders als bei den alten Akquisitionsverträgen, ein niedrigeres Disagio entrichten muss.531 Bei separater Betrachtung hält diese Rückforderungsklausel einer Kontrolle nach § 307 BGB nicht stand, da sie zu einer einseitigen, vollständigen und verschuldensunabhängigen Verlagerung des Missbrauchsrisikos auf das Vertragsunternehmen führt. Daher ist sie auch nicht als eine vom Bundesgerichtshof für zulässig erachtete „angemessene Aufteilung“ des Missbrauchsrisikos zu verstehen.532 Allerdings ist die Rückforderungsklausel nicht isoliert, sondern im Zusammenspiel mit der neu angebotenen Vertragsvariante zu sehen, bei der sich der Kartenausgeber gegen ein erhöhtes Disagio zur Übernahme des Missbrauchsrisikos verpflichtet. Diese Wahlmöglichkeit des Vertragsunternehmens bildet den Kern der Neufassung der Akquisitionsverträge. Dem Vertragsunternehmen wird erstmals die Möglichkeit geboten, frei zu entscheiden, ob es die aus dem Fernabsatz resultierende erhöhte Missbrauchsgefahr selbst tragen möchte, oder ob es sich gegen ein erhöhtes Entgelt von diesem Risiko freistellen lässt. Der damit bestehende Entscheidungsspielraum des Vertragsunternehmens gibt Anlass zu der Frage, ob es sich bei der nunmehr geltenden, bei iso529 So die Terminologie der B+S Card Service GmbH. Die Postbank hat die Bezeichnung „Akzeptanzvertrag mit Übernahme des Risikos durch die Postbank bei strittiger Weisungserteilung“ gewählt. 530 Ziff. 10.1.2 a) EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank). 531 Ziff. 1 Abs. 5 Satz 3 EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank). 532 Körber, WM 2004, 563 (569).

198 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

lierter Betrachtung unzulässigen Rückforderungsklausel überhaupt noch um eine vorformulierte Vertragsbedingung im Sinne des § 305 Abs. 1 Satz 1 BGB handelt oder ob die Rückforderungsmöglichkeiten nicht vielmehr als „ausgehandelt“ im Sinne von § 305 Abs. 1 Satz 3 BGB anzusehen sind. Denn die AGBtypische Gefahr der einseitigen Ausnutzung der Vertragsfreiheit durch den Verwender wird an dieser Stelle stark reduziert.533 Die Eröffnung einer Wahlmöglichkeit zwischen mehreren vorformulierten Vertragsbedingungen führt für sich genommen noch nicht dazu, dass die letztlich gewählte Alternative einer Kontrolle nach §§ 305 ff. BGB entzogen ist.534 Anders sieht es jedoch aus, wenn der Verwender seinem Gegenüber hinsichtlich einer bestimmten Klausel eine Wahl- und Verhandlungsmöglichkeit einräumt.535 Sofern der Verwender den Kerngehalt der Klausel inhaltlich ernsthaft zur Disposition stellt, er dem Verhandlungspartner Gestaltungsfreiheit zur Wahrung eigener Interessen einräumt und dieser zumindest die reale Möglichkeit erhält, die inhaltliche Ausgestaltung der Vertragsbedingungen beeinflussen zu können, lässt sich eine derartige Klausel als ausgehandelt verstehen.536 Entscheidend ist dabei, dass die Wahlfreiheit nicht durch Einflussnahme des Verwenders, sei es durch die Gestaltung des Formulars, sei es in anderer Weise überlagert wird.537 Auf dieser Grundlage lässt sich die fragliche Rückforderungsklausel durchaus als ausgehandelte Vertragsbedingung verstehen. Der Kartenausgeber stellt die Haftungsverteilung zu Lasten des Vertragsunternehmens durch das Anbieten einer Vertragsalternative ernsthaft zur Disposition. Zudem ist nicht ersichtlich, dass die freie Wahlmöglichkeit des Vertragsunternehmens durch eine Einflussnahme des Kartenausgebers in irgendeiner Weise überlagert würde. Einem Aushandeln steht es insbesondere nicht entgegen, dass die Vertragsalternative mit Übernahme des Missbrauchsrisikos durch den Kartenausgeber mit einem erhöhten Disagio verbunden ist.538 Die vergleichbare Fallgestaltung, dass dem Kunden eine mit entsprechenden Preiszuschlägen verbundene Wahlmöglichkeit hinsichtlich der Höhe des vom Verwender zu übernehmenden Haftungsrisikos eingeräumt wird, wird gerade als Beispiel für das Aushandeln einer Klausel angeführt.539 533

Körber, WM 2004, 563 (570). Erman-Hefermehl/Werner, § 1 AGBG Rndnr. 22; W/H/L-Wolf, § 1 Rndnr. 38; U/B/H-P. Ulmer; § 1 Rndnr. 53 m. w. N. 535 F. v. Westphalen, WuB IV A. § 305 BGB (2002) 1.03; U/B/H-P. Ulmer, § 1 Rndnr. 53a m. w. N. 536 MK-Basedow, § 305 Rndnr. 35; Palandt-Heinrichs, § 305 Rndnr. 21; StaudingerSchlosser, § 1 AGBG Rndnr. 36; BGH NJW 2000, 1110; 1991, 1678 (1679); WM 1995, 1455 (1456). 537 BGH WM 2004, 445 (446) m. w. N. 538 Siehe statt vieler BGH WM 2004, 445 (446), wonach es allgemein einem Aushandeln nicht entgegensteht, dass die vom Verwender angebotenen Alternativen mit einem erhöhten Entgelt verbunden sind. 534

B. Kreditkartenverfahren

199

Die Rückforderungsmöglichkeit beim Kartenmissbrauch ist selbst dann nicht zu beanstanden, wenn man sie entgegen der hier vertretenen Ansicht nicht als „ausgehandelt“ im Sinne des § 305 Abs. 1 Satz 3 BGB verstehen möchte. Denn in jedem Fall führt sie aufgrund der nunmehr bestehenden Wahlmöglichkeit nicht mehr zu einer unangemessenen Benachteiligung des Vertragsunternehmens.540 Auch bei der im Rahmen der §§ 305 ff. BGB gebotenen überindividuell-generalisierenden, typisierenden, von konkreten Umständen des Einzelfalls absehenden Betrachtungsweise541 erscheint die Möglichkeit eines freiwilligen Verzichts auf die an sich gebotene bargeldgleiche Sicherung des Vertragsunternehmens nicht nur als unbedenklich, sondern sogar als begrüßenswert und notwendig, da sie dem erkennbaren Wunsch aller Beteiligten entspricht.542 Durch die nunmehr bestehende Wahlmöglichkeit schaffen die Kartenausgeber ein neues kreditkartengestütztes Zahlungssystem, das eindeutig und unmissverständlich nicht mehr auf eine vollständige Bargeldsurrogation gerichtet ist. Es ist insoweit mit dem bereits bekannten POZ-System vergleichbar. Innerhalb dieses neuen Kartensystems ist eine Verlagerung des Missbrauchsrisikos auf das Vertragsunternehmen nicht zu beanstanden. Auf dieser Grundlage kann sich das von Langenbucher zu Recht betonte Wettbewerbsverhältnis der unterschiedlichen Instrumente des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, das nunmehr auch innerhalb des Kreditkartenverfahrens besteht, frei entfalten.543 (4) Die widerrufene Weisung Der Vollständigkeit halber ist an dieser Stelle auch der Weisungswiderruf zu erörtern. Die damit zusammenhängende Problematik wurde bereits angesprochen und soll nun abschließend geklärt werden. Auf den ersten Blick hat es den Anschein, als lasse ein Weisungswiderruf die geschäftsbesorgungsvertragliche Weisung des Karteninhabers nachträglich entfallen. Denn als Geschäftsherr ist der Karteninhaber grundsätzlich auch zur Erteilung einer Gegenweisung berechtigt, so dass der Kartenausgeber als Geschäftsbesorger nicht mehr berechtigt ist, die ursprüngliche Weisung auszuführen. Die Befugnis zur Erteilung von Gegenweisungen endet aber sobald der Geschäftsbesorger eine irreversible Disposition getroffen hat.544 Beim Kreditkartenverfahren erlangt das Vertragsunternehmen mit Unterzeichnung des Belastungsbelegs einen Zahlungsanspruch gegen den 539

So U/B/H-P. Ulmer, § 1 Rndnr. 53a. In diesem Sinne Körber, WM 2004, 563 (570). 541 Hierzu U/B/H-P. Ulmer, § 9 Rndnr. 78 m. w. N. 542 Siehe allgemein zu den Problemen, Gefahren und nachteiligen Konsequenzen, die sich aus der Unverzichtbarkeit verbraucherschützender Normen ergeben Martinek, Systembildung und Systemlücken, S. 511 (530 ff., insbes. S. 535–541). 543 Vgl. Langenbucher, BKR 2002, 119 (122). 540

200 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Kartenausgeber, der lediglich noch von der fristgerechten Einreichung der Belastungsbelege abhängt.545 Damit hat der Kartenausgeber ab dem Zeitpunkt der Weisungserteilung eine irreversible Disposition getroffen, so dass ein dennoch erklärter Weisungswiderruf ins Leere geht und gegenstandslos ist. Der Weisungswiderruf hat somit keine rechtlich relevanten Auswirkungen auf das Emissionsverhältnis, er führt insbesondere nicht zur Unwirksamkeit der Weisung. Daher erübrigt sich die Frage, ob der Kartenausgeber bei einem Weisungswiderruf zur Rückforderung der Zahlungszusage berechtigt ist. c) Ergebnis Die Unwirksamkeit der geschäftsbesorgungsvertraglichen Weisung hat für sich genommen keinen Einfluss auf den Bestand der Zahlungszusage. Die zum Bereicherungsausgleich in Anweisungslagen zutreffende Ansicht, dem Angewiesenen bei Fehlen einer wirksamen Weisung einen direkten Bereicherungsanspruch gegen den Anweisungsempfänger zu gewähren, lässt sich nicht unreflektiert auf das Kreditkartenverfahren übertragen. Eine solche Vorgehensweise stünde in Widerspruch zu den umfassenden Vertragsbeziehungen, die innerhalb des Akquisitionsverhältnisses bestehen und ein bereicherungsrechtliches Leistungsverhältnis bilden. Allerdings sind die im Emissionsverhältnis angelegten Fehler, die zur Unwirksamkeit der Weisung führen, in ihren Konsequenzen nicht auf das Rechtsverhältnis zwischen dem Karteninhaber und dem Kartenausgeber beschränkt, sondern können Auswirkungen auf den Bestand der Zahlungszusage haben. So verhält es sich beim Karteneinsatz durch einen Geschäftsunfähigen sowie bei entsprechend gewähltem Vertragsmodell beim missbräuchlichen Karteneinsatz durch einen unbefugten Dritten. In diesen Fällen ist der Kartenausgeber zur Rückforderung der Zahlungszusage berechtigt, da diese Störungen des Emissionsverhältnisses über die Definition des materiellen Sicherungsfalles zu einer unmittelbaren Einwendung des Akquisitionsverhältnisses werden. Nochmals sei darauf hingewiesen, dass sich die Kondizierbarkeit der Zahlungszusage in diesen Fällen nicht bereits aus dem Fehlen einer wirksamen geschäftsbesorgungsvertraglichen Weisung folgt, sondern sich aus der Gestaltung des Akquisitionsverhältnisses ergibt. Lediglich die Ursache dieser Störung ist zu weiten Teilen im Emissionsverhältnis veranlagt, so dass es gerechtfertigt ist, die soeben behandelten Probleme im Rahmen des fehlerhaften Emissionsverhältnisses zu diskutieren.

544 Oechsler, WM 2000, 1613 (1618 f.); MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 40; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 35. 545 Siehe nur MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. 40 f.; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 35; Kienholz, S. 126, jeweils m. w. N.

B. Kreditkartenverfahren

201

3. Das fehlerhafte Akquisitionsverhältnis Die Zahlungszusage wird zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen vereinbart. Daher können grundsätzlich alle Einwendungen aus diesem Rechtsverhältnis geltend gemacht werden. Im Folgenden werden zunächst die Voraussetzungen erörtert, unter denen der Kartenausgeber zur Erteilung der Zahlungszusage verpflichtet ist. Im Anschluss daran wird untersucht, welche Auswirkungen ein gestörtes Akquisitionsverhältnis auf die Zahlungszusage hat. a) Inhalt der Abrechnungsvoraussetzungen Bei der Akzeptanz einer Kreditkarte hat das Vertragsunternehmen eine Vielzahl von Sorgfalts-, Form- und Genehmigungsvorschriften zu beachten. Beim Präsenzgeschäft hat es darauf zu achten, dass die vorgelegte Kreditkarte zeitlich gültig ist, die Unterschrift des Inhabers trägt, nicht in einer Sperrdatei für ungültig erklärt und nicht erkennbar verändert oder unleserlich ist. Zudem muss der vom Vertragsunternehmen erstellte Belastungsbeleg bestimmten Anforderungen genügen. Auf ihm müssen sämtliche Kartendaten, insbesondere Kartennummer und Gültigkeitszeitraum, der Bruttopreis der bezahlten Ware oder Dienstleistung sowie Name, Anschrift und Vertragsnummer des Vertragsunternehmens vollständig und lesbar enthalten sein. Er ist vom Karteninhaber im Beisein eines Vertreters des Vertragsunternehmens zu unterzeichnen und muss binnen einer bestimmten Frist (in der Regel sieben Tage) beim Kreditkartenunternehmen eingehen. Gegebenenfalls hat das Vertragsunternehmen die sogenannten Rückfrageklauseln zu beachten. In den Akquisitionsverträgen ist bestimmt, bis zu welcher Höchstgrenze ein Karteninhaber mit seiner Kreditkarte verfügen darf. Eine Zahlungsverpflichtung des Kartenausgebers besteht bei Überschreiten dieses Limits nur, wenn die Überschreitung auf Anfrage des Vertragsunternehmens genehmigt wird. In diesem Fall hat das Vertragsunternehmen den vom Kartenausgeber mitgeteilten Autorisierungscode auf dem Belastungsbeleg einzutragen. Sofern die Kreditkartenzahlung rein elektronisch über ein automatisiertes Kassenterminal abgewickelt wird, bedarf es unabhängig vom Transaktionsbetrag immer einer Genehmigung durch den Kartenausgeber.546 Auch im Bereich des Fernabsatzes besteht ein genehmigungsfreier Höchstbetrag nicht. Das Vertragsunternehmen hat wie beim Einsatz eines automatisierten Kassenterminals jede gewünschte Transaktion vom Kartenausgeber autorisieren zu lassen. Sofern dieser die Transaktion genehmigt, wird dem Vertragsunternehmen ein Autorisierungscode mitgeteilt. Wie beim Präsenzgeschäft muss die verwendete Karte zeitlich gültig sein und darf nicht in einer Sperrdatei aufgelistet 546

Ziff. 3.1 EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag (Postbank).

202 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

sein. Daneben muss das Vertragsunternehmen bestimmte Aufklärungspflichten gegenüber dem Karteninhaber erfüllen. Unter anderem hat es diesen über seinen vollen Namen und seine Adresse zu informieren sowie ihm seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen vorzulegen bzw. leicht zugänglich zu machen. Dies dient der möglichst einfachen Abwicklung des Valutavertrages in Fällen, in denen dem Verbraucher bei einem Fernabsatzvertrag ein Widerrufsrecht nach § 312d BGB zusteht. Für den Beginn der Widerrufsfrist kommt es auf eine den Anforderungen des §1 BGB-InfoV genügende Information des Verbrauchers an. Die Aufnahme der Informationspflicht in den Akquisitionsvertrag soll einen unmittelbaren Beginn der Widerrufsfrist gewährleisten und so die „Schwebezeit“ auf ein Minimum reduzieren. Anders als beim Präsenzgeschäft ist das Vertragsunternehmen im Bereich des Fernabsatzes nicht zur Akzeptanz der Kreditkarte verpflichtet. Seine Berechtigung zur Kartenannahme ist zur Minimierung des Missbrauchs in vielerlei Hinsicht eingeschränkt. Zunächst ist in den Akquisitionsverträgen generalklauselartig bestimmt, dass eine Berechtigung des Vertragsunternehmens zur Kartenannahme nicht besteht, wenn nach den Umständen der Verwendung Anlass zu der Vermutung besteht, dass ein Missbrauchsfall vorliegen kann. Zur Konkretisierung weisen die Akquisitionsverträge darauf hin, dass ein Auseinanderfallen von Bestelleradresse und Lieferadresse ein wichtiges Anzeichen für einen möglichen Missbrauch sei. Explizit wird darauf hingewiesen, dass das Missbrauchsrisiko bei derartigen Bestellungen auch dann zu Lasten des Vertragsunternehmens geht, wenn es das Vertragsmodell mit Übernahme des Missbrauchsrisikos durch den Kartenausgeber gewählt hat. Ausdrücklich untersagt ist dem Vertragsunternehmen die Kartenakzeptanz bei einer sogenannten „ungewöhnlichen Bestellung“. Um eine solche handelt es sich, wenn ein Besteller innerhalb von zwei aufeinanderfolgenden Tagen mehr als fünf identische Artikel oder Dienstleistungen bestellt, oder Bestellungen von mehr als 3.500 A tätigt (bei Lieferungen an Adressen außerhalb der EU genügt bereits ein Transaktionsvolumen von 1.500 A). Auch wenn der Besteller mehr als eine Kreditkartennummer verwendet, wenn an zwei Kalendertagen unter Angabe derselben E-Mail-Adresse Bestellungen unterschiedlicher Besteller vorgenommen wurden oder wenn die nationale Domain der E-Mail-Adresse des Bestellers von dem Land der Lieferadresse abweicht, ist von einer ungewöhnlichen Bestellung auszugehen.547 Diese Akzeptanzverbote dienen der Sicherheit der Kreditkartenzahlung im Fernabsatz, da besonders missbrauchsanfällige bzw. -verdächtige Geschäfte von vornherein ausgefiltert werden sollen.

547 Siehe exemplarisch Ziff. 3.6 EUROCARD/MasterCard-/VISA CARD Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank).

B. Kreditkartenverfahren

203

b) Die Konsequenzen eines Verstoßes Nach dem Wortlaut der Akquisitionsverträge schränken die Abrechnungsvoraussetzungen die Einstandspflicht des Kartenausgebers ein. Ihre Missachtung durch das Vertragsunternehmen berechtigt zur Rückforderung der Zahlungszusage.548 Daher sieht die überwiegende Meinung in ihnen (aufschiebende) Bedingungen nach § 158 Abs. 1 BGB.549 Eine derart pauschale Gleichbehandlung sämtlicher Abrechnungsvoraussetzungen stößt jedoch auf Bedenken. (1) Überwiegend keine direkte Anwendung der Bedingungsregeln Eine Bedingung im technischen Sinne ist als künftiges ungewisses Ereignis zu verstehen, von dessen Eintritt die Parteien eine Rechtsfolge abhängig machen wollen.550 Daher zeichnet sich ein bedingtes Rechtsgeschäft durch einen Zustand objektiver Ungewissheit aus.551 Daran fehlt es, wenn die Parteien die Gültigkeit des Geschäfts von einem bereits entschiedenen Umstand abhängig machen, unabhängig davon, ob sie Kenntnis von diesem Umstand haben oder nicht.552 Die Frage, ob die Abrechnungsvoraussetzungen eingehalten wurden oder nicht, lässt sich in den meisten Fällen bereits zum Zeitpunkt der Belegausfertigung eindeutig beantworten. So steht beispielweise fest, ob die Kreditkarte zeitlich gültig oder gesperrt ist, ob der Verfügungsrahmen eingehalten wurde, oder ob eine „ungewöhnliche Bestellung“ vorliegt. Es besteht keine objektive Ungewissheit, sondern es fehlt an einer entsprechenden Kenntnis des Kartenausgebers. Damit liegt lediglich eine subjektive Unkenntnis vor, die für die Annahme einer Bedingung im technischen Sinne gerade nicht ausreichend ist.553 Die meisten Abrechnungsvoraussetzungen sind damit nicht als Bedingungen im Sinne des § 158 BGB zu verstehen. Etwas anderes gilt lediglich für die fristgerechte Einreichung der Belastungsbelege. Zur Zeit der Kreditkartenzahlung ist unklar, ob das Vertragsunterneh-

548 Siehe nur Ziff. 8.2 EUROCARD/MasterCard-/VISA CARD Akzeptanzvertrag (Postbank); Ziff. 10.1.1 EUROCARD/MasterCard-/VISA CARD Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank). 549 So für die Rückfrageklausel Custodis, S. 78 ff., 85; ihm folgend für sämtliche Abrechnungsvoraussetzungen Weller, S. 144, 153; Taupitz, NJW 1996, 217 (221); Hadding, FS Pleyer, S. 32 f., 38); MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 22; Jungmann, WM 2005, 1351 (1356); ders., WuB I D 5a. – 2.04. 550 Statt aller Palandt-Heinrichs, Einf v § 158 Rndnr. 1. 551 MK-Westermann, § 158 Rndnr. 38. 552 Larenz/Wolf, § 50 Rndnr. 26. 553 So zutreffend Meder, ZBB 2000, 89 (93), allerdings pauschal für sämtliche Abrechnungsvoraussetzungen.

204 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

men diese Abrechnungsvoraussetzung erfüllen wird, so dass eine objektive Ungewissheit besteht. Daher ist es gerechtfertigt, diese Abrechnungsvoraussetzung als Bedingung im Sinne des § 158 BGB zu verstehen. Die Rechtsnatur der übrigen Abrechnungsvoraussetzungen ist damit allerdings noch nicht geklärt. Es steht bislang nur fest, dass es sich überwiegend nicht um Bedingungen im technischen Sinne handelt. (2) Die Möglichkeit einer entsprechenden Anwendung Die Abrechnungsvoraussetzungen zeichnen sich dadurch aus, dass über ihr Vorhandensein zum Zeitpunkt des Zustandekommens der Zahlungszusage eine subjektive Unkenntnis besteht. Allgemein werden solche Umstände als „uneigentliche Bedingungen“ bezeichnet.554 Eine direkte Anwendung des § 158 BGB ist nicht möglich, so dass sich die Frage nach einer analogen Anwendung stellt.555 Da mit den verschiedenen Abrechnungsvoraussetzungen unterschiedliche Zwecke verfolgt werden, ist eine differenzierte Betrachtungsweise geboten. (a) Missbrauchsbezogene Abrechnungsvoraussetzungen Ganz überwiegend dienen die Abrechnungsvoraussetzungen der Eindämmung des Kreditkartenmissbrauchs sowohl durch den berechtigten Karteninhaber als auch durch einen unbefugten Dritten. So soll durch die Überprüfung der zeitlichen Gültigkeit, der Unterschrift und eines eventuell vorhandenen Fotos, der Sperrlisten sowie der besonderen im Fernabsatz einzuhaltenden Abrechnungsvoraussetzungen dem Kartenmissbrauch durch einen nichtberechtigten Karteninhaber vorgebeugt werden, während die Rückfrageklauseln der Verhinderung eines Missbrauchs durch den berechtigten Karteninhaber dienen.556 Allgemein formuliert sollen die Abrechnungsvoraussetzungen den Kartenausgeber in einer zulässigen Weise vom Missbrauchsrisiko befreien. Es soll insbesondere verhindert werden, dass der Kartenausgeber gegenüber dem Vertragsunternehmen zur Zahlung verpflichtet ist, ohne entsprechenden Regress beim Karteninhaber nehmen zu können. Eine Voraussetzung für die analoge Anwendung einer gesetzlichen Regel ist eine vergleichbare Sachverhaltskonstellation.557 Eine Bedingung nach § 158 554

Vgl. Medicus, AT, Rndnr. 829. Siehe allgemein zur entsprechenden Anwendung der Bedingungsregeln auf „uneigentliche Bedingungen“ Brox, Rndnr. 481. 556 Vgl. Oechsler, WuB I D 5. – 5.92 m. w. N.; ders., WM 2000, 1613 (1619); Weller, S. 142 ff.; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 75; Taupitz, NJW 1996, 217 (222); OLG Frankfurt/Main, WM 1992, 1475 (1475). 557 Siehe nur Larenz/Wolf, § 4 Rndnr. 69 m. w. N. 555

B. Kreditkartenverfahren

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BGB zeichnet sich durch einen Automatismus aus. Die Rechtsfolgen des bedingten Rechtsgeschäfts sollen automatisch eintreten bzw. entfallen, wenn das ungewisse Ereignis eintritt. Würde man diesen Automatismus auch bei den missbrauchsbezogenen Abrechnungsvoraussetzungen anwenden, so würde ihre Nichtbeachtung dazu führen, dass zu keiner Zeit eine wirksame Zahlungszusage erteilt wurde. Eine bereits an das Vertragsunternehmen geleistete Zahlung könnte daher nach § 812 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. BGB mit der condictio indebiti kondiziert werden. Eine derart weitreichende und umfassende Rückforderungsmöglichkeit lässt sich jedoch nicht mit den durch die Abrechnungsvoraussetzungen ersichtlich verfolgten Zielen vereinbaren. Im Hinblick auf den erkennbar verfolgten Zweck der Missbrauchsminimierung lässt sich ein Rückforderungsrecht nur dann rechtfertigen, wenn sich das Risiko, das durch die Beachtung der Abrechnungsvoraussetzungen minimiert werden soll, auch tatsächlich verwirklicht.558 Bei den missbrauchsbezogenen Abrechnungsvoraussetzungen ist der für die Bedingung typische Automatismus gerade nicht gewollt. Der Kartenausgeber soll gerade nicht automatisch zu einer Rückforderung berechtigt sein, wenn das Vertragsunternehmen eine Abrechnungsvoraussetzung missachtet hat. Somit fehlt es an einer für die analoge Anwendung der Bedingungsregeln erforderlichen vergleichbaren Sachverhaltskonstellation. Die gesetzlichen Bedingungsregeln sind folglich nicht analog auf die missbrauchsbezogenen Abrechnungsvoraussetzungen anwendbar. Ein entsprechendes Verständnis wird von Teilen der Literatur insbesondere im Hinblick auf die Rückfrageklauseln vertreten. Es leuchtet ein, dass ein Kartenausgeber den trotz nicht eingeholter Zustimmung zur Überschreitung des genehmigungsfreien Höchstbetrages gezahlten Betrag nicht zurückfordern darf, wenn das Konto des Karteninhaber über entsprechende Deckung verfügt und die Karte nicht missbräuchlich verwendet wurde.559 In einem solchen Fall hat sich nämlich die Kontrollfunktion der Abrechnungsvoraussetzungen erledigt und es ist nicht ersichtlich, weshalb der Kartenausgeber berechtigt sein sollte, die Zahlung an das Vertragsunternehmen zu verweigern.560 Den Rückfrageklauseln kommt nach hier vertretenem Verständnis eine besondere Bedeutung zu, so dass auf ihre Rechtsnatur erst im Rahmen des Zustandekommens der Zahlungs558

Vgl. Oechsler, WuB I D 5. – 5.92. Vgl. ausführlich Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 110; S/B/L-Martinek/ Oechsler, § 67 Rndnr. 75 ff., jeweils m. w. N.; dieser Ansicht folgend Gößmann, Bankrecht 1998, S. 67 (114); anders hingegen Taupitz, NJW 1996, 217 (222), wonach das Vertragsunternehmen bei Missachtung der Rückfrageklausel grundsätzlich keine Zahlung vom Kartenausgeber verlangen kann, und zwar unabhängig davon, ob sich eine spezielle Sicherheitsgefahr realisiert hat, die durch das Genehmigungserfordernis verringert werden soll. 560 Martinek, Moderne Vertragstypen III S. 110; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 76; Gößmann, Bankrecht 1998, S. 67 (113); Oechsler, WM 2000, 1613 (1619), jeweils m. w. N. 559

206 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

zusage eingegangen wird.561 Allerdings kann die soeben dargestellte Argumentation ohne weiteres auf die anderen missbrauchsbezogenen Abrechnungsvoraussetzungen übertragen werden. Durch die Rückforderungsklauseln soll das Missbrauchsrisiko minimiert werden und das Kreditkartenunternehmen soll nur dann zur Zahlung an das Vertragsunternehmen verpflichtet sein, wenn es auch beim Karteninhaber Rückgriff nehmen kann. Vor diesem Hintergrund ist es aber schlicht unverständlich, weshalb eine im Einzelfall gewollte und nicht missbräuchliche Transaktion wegen der Verletzung bloßer Formalien unwirksam sein sollte, obwohl sich das Risiko, welches durch die Einhaltung der Formalien gemindert werden sollte, gerade nicht verwirklicht. Eine analoge Anwendung der Bedingungsregeln lässt sich an dieser Stelle auch nicht mit schützenswerten Interessen des Kartenausgebers begründen. Ihnen wird dadurch hinreichend Rechnung getragen, dass der Kartenausgeber von seiner Zahlungspflicht frei wird, wenn sich das Missbrauchsrisiko aufgrund der Missachtung der Abrechnungsvoraussetzungen tatsächlich verwirklicht. Auf der anderen Seite reicht die für das Vertragsunternehmen bestehende potentielle Gefahr einer Rückforderung aus, um es zur sorgsamen Beachtung der Abrechnungsvoraussetzungen zu veranlassen. Die missbrauchsbezogenen Abrechnungsvoraussetzungen sind daher nicht als (uneigentliche) Bedingungen, sondern als Teil der Sicherungsabrede im Akquisitionsverhältnis zu verstehen. Sie begrenzen die Verpflichtung des Kartenausgebers zur Abgabe der Zahlungszusage und bedingen sie nicht im technischen Sinne.562 Durch dieses Verständnis wird gewährleistet, dass für einen Rückgriff beim Vertragsunternehmen erst dann Raum ist, wenn sich das Risiko, welches durch die Einhaltung der Sorgfalts- und Genehmigungspflichten gemindert werden soll, auch tatsächlich verwirklicht. Eine Rückforderung der Zahlungszusage kommt daher erst dann in Betracht, wenn ein Einziehungsversuch beim Karteninhaber gescheitert ist. Der Kartenausgeber muss daher auch bei Missachtung der Abrechnungsvoraussetzungen einen Einziehungsversuch unternehmen, da sich andernfalls nicht feststellen ließe, ob sich das Missbrauchsrisiko tatsächlich verwirklicht hat.563 Die Pflicht des Kartenausgebers, einen Einziehungsversuch auch bei Missachtung der Abrechnungsvoraussetzungen zu unternehmen, ergab sich bezüglich der Rückfrageklauseln früher unmittelbar aus dem Akquisitionsvertrag. Dort war bestimmt, dass der Kartenausgeber die trotz der Verletzung der Rückfrage561

Siehe Fünftes Kapitel: B. IV. 5. So insbesondere für die Rückfrageklauseln Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 111; Oechsler, WuB I D 5–5.92; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 78; dieser Ansicht mit einer Modifikation im Bereich des Vertragsschlusses folgend Meder, ZBB 2000, 89 (93 f.). 563 S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 76 m. w. N. Im Ergebnis ebenso Taupitz, NJW 1996, 217 (211). 562

B. Kreditkartenverfahren

207

klausel gezahlten Beträge nur dann vom Vertragsunternehmen zurückfordern konnte, wenn die Zahlung vom Karteninhaber nicht ohne Einleitung gerichtlicher Maßnahmen zu erlangen war bzw. wenn er nicht anderweitig Erstattung erlangen konnte.564 Die aktuellen Akquisitionsverträge enthalten diese Einschränkung nicht mehr. Sie räumen dem Kartenausgeber zum Teil sogar ein „uneingeschränktes“ Rückforderungsrecht für den Fall der Missachtung der Abrechnungsvoraussetzungen ein.565 In einem derart weitreichenden Rückforderungsrecht ist jedoch eine unangemessene Benachteiligung des Vertragsunternehmens zu sehen, was zur Unwirksamkeit der entsprechenden Klausel nach § 307 BGB führt.566 Vor dem Hintergrund des Verbots der geltungserhaltenden Reduktion scheint es daher nicht möglich, ein Rückforderungsrecht zuzulassen, dass in der Reichweite den alten Akquisitionsverträgen entspricht. Vielmehr hat es den Anschein, als sei eine Rückforderung wegen Missachtung der Abrechnungsvoraussetzungen nicht mehr zulässig. Dennoch lässt sich eine in der Reichweite den alten Akquisitionsverträgen entsprechende Rückforderungsmöglichkeit auch auf Grundlage der nunmehr geltenden Akquisitionsverträge begründen. Bei genauerer Betrachtung ist es gar nicht notwenig, den Kartenausgebern durch die Rückforderungsklauseln ein vertragliches Rückforderungsrecht einzuräumen. Den Kartenausgebern steht bei Missachtung der Abrechnungsvoraussetzungen bereits ein gesetzlicher Rückzahlungsanspruch gegen das Vertragsunternehmen zu.567 Die Wirksamkeit der Abrechnungsvoraussetzungen steht außer Frage. Sie begrenzen als Teil der Sicherungsabrede die Einstandspflicht des Karteninhabers. Ihre Missachtung lässt die Einstandspflicht des Kartenausgebers entfallen, wenn sich das Risiko, welches durch die Abrechnungsvoraussetzungen minimiert werden soll, auch tatsächlich verwirklicht. Wenn wegen einer Missachtung der Abrechnungsvoraussetzungen die Einstandspflicht des Kartenausgebers zu verneinen ist, steht diesem ein gesetzlicher Rückgewähranspruch aus den §§ 812 ff. BGB zu. Denn in diesem Fall hat er die Zahlungszusage an das Vertragsunternehmen geleistet, obwohl er hierzu aufgrund der Sicherungsabrede nicht verpflichtet war. Damit steht ihm bei Missachtung der Rückforderungsklauseln ein Anspruch aus einer condictio indebiti nach § 812 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. BGB zu.

564 Vgl. Ziff. 4 Abs. 4 EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag (Postbank) a. F. 565 So ausdrücklich Ziff. 10 EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank); Ziff. 10.1 Allgemeine Geschäftsbedingungen für Verträge mit Fernabsatzhändlern (B+S Card Service). Nach Ziff. 4.4 EUROCARD/MasterCard/VISA CARD Akzeptanzvertrag (Postbank) ist der Kartenausgeber bei Missachtung der Rückfrageklausel im Präsenzgeschäft „jederzeit“ zur Rückforderung berechtigt. 566 Vgl. Taupitz, NJW 1996, 217 (211). 567 Vgl. OLG Frankfurt/Main WM 1992, 1475 (1475).

208 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Es hat sich gezeigt, dass eine Missachtung der missbrauchsbezogenen Abrechnungsvoraussetzungen nicht schlechthin Auswirkungen auf den Bestand der Zahlungszusage hat. Der Kartenausgeber ist zu einer Zahlungsverweigerung gegenüber dem Vertragsunternehmen nur in den Fällen berechtigt, in denen sich das Missbrauchsrisiko aufgrund der Missachtung der Abrechnungsvoraussetzung tatsächlich verwirklicht. Wegen dieser eingeschränkten Rückforderungsmöglichkeit sind die Abrechnungsvoraussetzungen als Teil der Sicherungsabrede zu verstehen, wodurch die Einstandspflicht des Kartenausgebers begrenzt, aber nicht im technischen Sinne bedingt wird. Klauseln in Akquisitionsverträgen, die den Kartenausgebern ein weiterreichendes Rückforderungsrecht einräumen, sind nach § 307 BGB unwirksam. Den Kartenausgebern steht in diesen Fällen aber ein bereicherungsrechtlicher Rückzahlungsanspruch zu. (b) Rationalisierungsbezogene Abrechnungsvoraussetzungen In den Akquisitionsverträgen sind des Weiteren Abrechnungsvoraussetzungen enthalten, die mit der Minimierung des Missbrauchsrisikos in keinem Zusammenhang stehen, sondern die der Beschleunigung und Rationalisierung der Zahlungsabwicklung dienen. Hierzu zählt beispielsweise das Erfordernis, auf dem Belastungsbeleg den Rechnungsendbetrag zu erfassen und nicht lediglich die Einzelposten aufzuführen, sowie die Verpflichtung zur fristgerechten Einreichung der Belastungsbelege. Allgemein formuliert verpflichten die rationalisierungsbezogenen Abrechnungsvoraussetzungen das Vertragsunternehmen zur zeitnahen Einreichung von Daten, mit denen unmittelbar ein Einziehungsversuch beim Karteninhaber unternommen werden kann. Der mit diesen Abrechnungsvoraussetzungen verfolgte Zweck wird bereits bei geringen Verstößen des Vertragsunternehmens, wie etwa der unterbliebenen Nennung des Rechnungsendbetrages, nicht mehr erreicht. Denn in einem solchen Fall sind zusätzliche Zwischenschritte des Kartenausgebers notwendig, um Daten zu erhalten, mit denen ein Einziehungsversuch möglich ist. Das gilt selbst dann, wenn sich aus den Umständen, beispielsweise den eingereichten Daten, ohne größere Probleme der Rechnungsendbetrag ermitteln lässt. Der Kartenausgeber hat ein berechtigtes Interesse daran, ausschließlich solche Daten zu erhalten, die einen unmittelbaren Einziehungsversuch ermöglichen. Alles andere würde einer angesichts der Vielzahl von Geschäftsvorgängen erforderlichen Rationalisierung des Abrechnungsverkehrs entgegenwirken. Daher ist es gerechtfertigt, die Bedingungsregeln bei einem Verstoß gegen Abrechnungsvoraussetzungen, die der Rationalisierung und Beschleunigung der Zahlungsabwicklung dienen, analog anzuwenden. Dem Kartenausgeber steht daher bei Nichtbeachtung dieser „uneigentlichen“ Bedingungen ein Bereicherungsanspruch gegen das Vertragsunternehmen zu.568

B. Kreditkartenverfahren

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c) Ergebnis Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass der Kartenausgeber bei einer Missachtung der Abrechnungsvoraussetzungen nicht zwangsläufig zu einer Rückforderung der Zahlungszusage berechtigt ist. Bei einer Verletzung der missbrauchsbezogenen Abrechnungsvoraussetzungen ist es erforderlich, dass der Kartenausgeber einen Einziehungsversuch beim Karteninhaber unternimmt. Nur wenn dieser erfolglos bleibt, ist Raum für eine Rückforderung der Zahlungszusage.

VII. Zusammenfassung Ebenso wie das Girogeschäft, das in jüngster Zeit durch das Überweisungsgesetz eine wesentliche Änderung erfahren hat, gab es auch im Bereich des Kreditkartenverfahrens umfangreiche und weitreichende Neuerungen. Die Änderung der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs führte zu einer Umgestaltung der Akquisitionsverträge. Die Kartenausgeber haben darauf verzichtet, sie als Forderungskauf auszugestalten, so dass sich die Theorie vom Forderungskauf nunmehr erledigt haben dürfte. Zutreffend wird das Kreditkartenverfahren mittlerweile auch von der Rechtsprechung im Einklang mit der herrschenden Lehre mit einem geschäftsbesorgungsvertraglichen Ansatz erklärt. Dieser grundsätzlichen Einordnung ist zuzustimmen. Zu widersprechen ist jedoch der bislang herrschenden Ansicht, wonach in der einzelnen Zahlungszusage ein abstraktes Schuldversprechen bzw. eine Garantie zu sehen ist. Es hat sich vielmehr gezeigt, dass die Zahlungszusage beim Kreditkartenverfahren mit bekannten Vertragstypen nicht überzeugend erklärt werden kann. Zwar lassen sich auf Grundlage von Garantievertrag und abstraktem Schuldversprechen durchaus interessengerechte Ergebnisse erzielen. Die Charakteristika dieser Vertragstypen lassen sich jedoch nicht mit den Besonderheiten des Kreditkartenverfahrens vereinbaren. Gegen die Einordnung der Zahlungszusage als Garantie spricht insbesondere die von den Systembeteiligten gewollte und tatsächlich praktizierte primäre Einstandspflicht des Kartenausgebers. Wegen der dynamischen Ausgestaltung des Disagios besteht zwischen der Zahlungszusage und dem Disagio ein Synallagma. Damit ist es jedoch unvereinbar, in der Zahlungszusage ein abstraktes Schuldversprechen zu

568 Insoweit zutreffend BGH ZBB 2004, 400 (401), der eine Parallele zum Akkreditiv zieht; a. A. Hofmann, ZBB 2004, 405 (410, 411), der eine Einstandspflicht des Kartenausgebers nur dann verneint, wenn das Vertragsunternehmen solche Abrechnungsvoraussetzungen missachtet hat, die mit den Prüfungspflichten des Kartenausgebers in Zusammenhang stehen. Für die Zahlungszusage sei die (fehlende) Nennung von bestimmten Daten ohne Belang, sofern die erforderliche Information für den Kartenausgeber aus den Umständen ohne weiteres erkennbar sei.

210 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

sehen. Die Zahlungszusage ist daher als kausaler Vertrag sui generis zu verstehen. Auf dieser Grundlage lassen sich durchweg interessengerechte und mit der herrschenden Meinung in weiten Teilen übereinstimmende Ergebnisse erzielen, insbesondere im Hinblick auf die Einwendungsproblematik. Auch bei Annahme eines kausalen Vertrages sui generis ist das Vertragsunternehmen hinreichend vor fremden Einwendungen geschützt. Bereits aus der Relativität des Schuldverhältnisses folgt, dass sich der Kartenausgeber gegenüber einem Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens nicht auf Fehler des Deckungs- oder Valutaverhältnisses berufen darf. Diese grundsätzliche Risikoverteilung versuchen die Kartenausgeber durch entsprechende Regelungen in den Akquisitionsverträgen zu ihren Gunsten zu verschieben. Durch sog. Rückforderungsklauseln soll der Bestand der Zahlungszusage vom Valutaverhältnis abhängig gemacht werden. Die Kartenausgeber behalten sich das Recht vor, die Zahlung zu verweigern bzw. geleistete Zahlungen zurückzufordern, wenn der Karteninhaber seine im Deckungsverhältnis bestehende Erstattungspflicht im Hinblick auf ein fehlerhaftes Valutaverhältnis leugnet. Diese Klauseln lassen sich jedoch mit der Bargeldersatzfunktion der Kreditkarte nicht vereinbaren, so dass sie nach § 307 BGB unwirksam sind. Nur in seltenen Ausnahmefällen berechtigt ein besonders schwerwiegender und liquide beweisbarer Fehler des Valutaverhältnisses den Kartenausgeber unter dem Gesichtspunkt des Rechtsmissbrauchs zu einer Rückforderung der Zahlungszusage. Auch im Deckungsverhältnis wurzelnde Fehler sind für den Bestand der Zahlungszusage in aller Regel unbeachtlich. So soll die Zahlungszusage das Vertragsunternehmen vor sämtlichen zahlungsverkehrstechnischen Risiken schützen, also vor solchen Risiken, die gerade dadurch entstehen, dass das Vertragsunternehmen auf Barzahlung verzichtet und stattdessen die Kreditkarten akzeptiert. Daher kann der Kartenausgeber insbesondere nicht die fehlende Zahlungsfähigkeit des Karteninhabers einwenden. Ein hypothetischer Vergleich mit der Barzahlung hat zudem ergeben, dass auch das Missbrauchsrisiko grundsätzlich vom Kartenausgeber zu tragen ist. Dies gilt im Fernabsatz ebenso wie im Nahabsatz. Aufgrund der neugefassten Akquisitionsverträge haben die Vertragsunternehmen nunmehr jedoch die Möglichkeit, das Missbrauchsrisiko im Fernabsatz gegen ein entsprechend niedrigeres Disagio selbst zu übernehmen. Ebenfalls aus einem Vergleich mit der Barzahlung folgt, dass das Risiko der Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers grundsätzlich vom Vertragsunternehmen zu tragen ist. Denn hierbei handelt es sich um ein allgemeines Geschäftsrisiko, von dem die Zahlungszusage gerade nicht befreien soll. Scheitert ein Erstattungsanspruch im Emissionsverhältnis an der Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers, so kann sich der Kartenausgeber beim Vertragsunternehmen schadlos halten.

C. Electronic-cash-System

211

Im Akquisitionsverhältnis machen die Kartenausgeber ihre Einstandspflicht von der Einhaltung sog. Abrechnungsvoraussetzungen abhängig. Diese Abrechnungsvoraussetzungen sind mit Ausnahme der fristgerechten Einreichung der Belastungsbelege keine Bedingungen im technischen Sinne. Ihre Missachtung führt daher nicht zwangsläufig zur Unwirksamkeit der Zahlungszusage. Eine Rückforderung kommt vielmehr nur dann in Betrecht, wenn sich das Risiko, das durch die konkret verletzte Abrechnungsvoraussetzung minimiert werden sollte, auch tatsächlich verwirklicht. Hierbei ist zwischen rationalisierungsbezogenen und missbrauchsbezogenen Abrechnungsvoraussetzungen zu unterscheiden. Bei einer Missachtung der rationalisierungsbezogenen Abrechnungsvoraussetzungen sind die Kartenausgeber stets zu einer Rückforderung berechtigt. Hier führen selbst geringe Versäumnisse des Vertragsunternehmens dazu, dass die gewollten Rationalisierungseffekte nicht mehr uneingeschränkt eintreten. Anders sieht es bei den missbrauchsbezogenen Abrechnungsvoraussetzungen aus. Eine Rückforderung kommt nur dann in Betracht, wenn sich das Missbrauchsrisiko tatsächlich verwirklicht. Um dies beurteilen zu können, haben die Kartenausgeber einen Einziehungsversuch beim Karteninhaber zu unternehmen. Erst wenn dieser scheitert, ist für eine Rückforderung gegenüber dem Vertragsunternehmen Raum. Weiterreichenden Rückforderungsmöglichkeiten in Akquisitionsverträgen ist im Hinblick auf § 307 BGB ein Absage zu erteilen.

C. Electronic-cash-System Beim electronic-cash-System erteilt der Emittent einer Maestrokarte unter bestimmten Voraussetzungen eine Zahlungszusage zugunsten des Vertragsunternehmens. Insoweit bestehen Parallelen zum soeben erörterten Kreditkartenverfahren. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass dem gesamten electronic-cash-System ein einheitliches Vertragswerk zugrunde liegt. Das ist insoweit von Vorteil, als dass die Bezeichnung der Zahlungszusage unabhängig vom jeweiligen Kartenausgeber stets identisch ist. Allerdings kann der einheitliche Wortlaut der Händlerbedingungen für die Diskussion der Rechtsnatur der Zahlungszusage kaum fruchtbar gemacht werden, weil dort die Terminologie der „Erklärung“, die Forderung in Höhe des autorisierten Betrages zu begleichen, verwendet wird.569 Auch die electronic-cash-Vereinbarung spricht neutral von einem „Zahlungsversprechen“.570 Die rechtssystematische Einordnung der Zahlungszusage hat sich daher primär an der mit ihr verfolgten Zwecksetzung und der zugrunde liegenden Interessenlage zu orientieren.571

569 570 571

Siehe Ziff. 5 Satz 1 electronic-cash-Händlerbedingungen. Siehe Ziff. 9 Satz 1 electronic-cash-Vereinbarung. Vgl. Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 8.

212 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

I. Streitstand Die rechtliche Qualifizierung der Zahlungszusage beim electronic-cash-System ist nach wie vor umstritten. Einigkeit besteht insoweit, dass die Bargeldersatzfunktion dieses Verfahrens einen selbständigen, von Valuta- und Deckungsverhältnis abstrakten Anspruch des Vertragsunternehmens gegen den Kartenausgeber erfordert.572 Vor diesem Hintergrund wird die im Prinzip mögliche Einordnung der Zahlungszusage als Schuldübernahme, Schuldbeitritt oder selbstschuldnerische Bürgschaft einhellig abgelehnt.573 Auch ein Forderungskauf wird nicht ernsthaft diskutiert.574 Anders als bei der Kreditkartenzahlung ist ein solcher in den Händlerbedingungen, die das Äquivalent zu den Akquisitionsverträgen des Kreditkartengeschäfts darstellen, auch nicht angelegt. Beim electronic-cash-System wird damit im Gegensatz zur Kreditkarte ausschließlich ein geschäftsbesorgungsvertraglicher Ansatz vertreten. Die Diskussion verläuft bislang ausschließlich zwischen einem abstraktem Schuldversprechen und einem Garantievertrag. 1. Die Zahlungszusage als Garantievertrag Teile der Literatur sehen in der Zahlungszusage einen Garantievertrag.575 Diese Ansicht wird vor allem mit dem erhöhten Abstraktionsgrad der Garantie begründet.576 Wegen ihrer kausalen Natur trage die Garantie ihren Verpflichtungsgrund in sich. Demgegenüber sei ein abstraktes Schuldversprechen nach § 780 BGB für den Fall kondizierbar, dass sein Rechtsgrund weggefallen sei oder gar nicht bestanden habe, § 812 Abs. 2 BGB.577 Damit sei der Bestand der Zahlungszusage letztlich von den Kausalbeziehungen der Parteien einer electronic-cash-Zahlung abhängig, wodurch das Vertragsunternehmen im Vergleich zur Barzahlung benachteiligt würde.578 Im Ergebnis müsse die Zahlungsverpflichtung des Kartenausgebers jedoch von dessen Rechtsbeziehung zum Karteninhaber unabhängig sein. Eine derart weitreichende Abstraktion beruhe auf einer Besonderheit, die mit dem Wesen des abstrakten Schuldversprechens 572

Statt aller E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 316; Bertrams, ZIP 1985, 963

(967). 573

Ausführlich Brockmeier, S. 59 ff.; Strohdeicher, S. 45 ff. Vgl. Schneider, S. 26 f. 575 So Strohdeicher, S. 54; Schneider, S. 29 ff.; BuB-Werner, Rndnr. 6/1570 i.V. m. 6/1536; Huber, Bankrecht, Rndnr. 1220; Baumbach-Hopt, Bankgeschäfte (7) Rndnr. F 8; Kümpel, Rndnr. 4.824; ders., WM 1997, 1037 (1038 ff.); Bertrams, ZIP 1985, 963 (967); Petring, S. 67 ff.; Ahlers, WM 1995, 601 (605); Häde, ZBB 1994, 33 (41). 576 Strohdeicher, S. 50; Schneider, S. 29 m. w. N. 577 Schneider, S. 29. 578 Strohdeicher, S. 50. 574

C. Electronic-cash-System

213

nicht mehr erklärt werden könne.579 Der bereits konstruktionsbedingt erhöhte Abstraktionsgrad der Garantie, die ihren Rechtsgrund in sich trage, lasse daher auf das Vorliegen einer solchen schließen.580 Einer rechtstypologischen Einordnung der Zahlungszusage als Garantie stehe lediglich der überkommene Garantiebegriff entgegen, von dem eine gewisse Subsidiarität gefordert werde. Dieses Merkmal sei jedoch entbehrlich, wie das Beispiel der im Außenhandel gebräuchlichen Zahlungsgarantie „auf erstes Anfordern“ zeige, bei welcher der Subsidiaritätsgedanke „bis zur Unkenntlichkeit verwischt“ sein könne, ohne dass dies der Annahme einer Garantie entgegen stünde.581 Aber auch ohne diesen Vergleich stelle der überkommene Garantiebegriff keine allzu große Hürde dar, da die Garantie als gesetzlich nicht geregelter Vertragstyp außerhalb der gesetzlichen Restriktionen des BGB stehe und entsprechend flexibel sei.582 Trotz einer primären Haftung des Garanten könne daher von einem nach § 305 BGB in zulässiger Weise abgeänderten Garantievertrag ausgegangen werden.583 2. Die Zahlungszusage als abstraktes Schuldversprechen Die mittlerweile herrschende Meinung sieht in der Zahlungszusage des kartenausgebenden Kreditinstituts ein abstraktes Schuldversprechen nach § 780 BGB.584 Begründet wird dies mit der vom Kartenausgeber übernommenen Leistungspflicht. Der Kartenausgeber wolle nicht nur eine subsidiäre Einstandspflicht übernehmen, sondern verpflichte sich die versprochene Leistung selbst zu erbringen.585 Dies ergebe sich aus den Vertragsbedingungen, in denen ausdrücklich geregelt sei, dass die Kartenausgeber gegenüber den Vertragsunternehmen zur Vergütung der Kartenumsätze verpflichtet seien.586 Der Karteninhaber hingegen solle erst mittelbar im Wege der Auslagenerstattung in Anspruch 579

Schneider, S. 28 f. Schneider, S. 29. 581 Schneider, S. 30. 582 Strohdeicher, S. 52 m. w. N.; Schneider, S. 30. 583 Strohdeicher, S. 52. 584 So Brockmeier, S. 72; Bernsau, S. 33; Klinger-Schmidt, S. 137 ff.; Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 137; E/B/J-Grundmann, Bank II Rndnr. 316; GK-HGBNuissl, nach § 406 Rndnr. 138; Claussen, § 7 Rndnr. 56c; Weber, Zahlungsverkehr, S. 271; Ikas, S. 69; S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 6 ff.; ders., WM 1998, 1264 (1267); Grundmann, Bankrechtstag 1998, S. 37 (67); Reiser, WM 1989, Sonderbeilage Nr. 3, S. 8 f.; Harbeke, WM 1990, Sonderbeilage Nr. 1, S. 9; Bröcker, WM 1995, 468 (477 ff.); Schröter, ZBB 1995, 395 (396); Köndgen, NJW 1996, 558 (568); Rossa, CR 1997, 138 (140); Einsele, WM 1999, 1801 (1809); Fabienke, JR 1999, 47 (53); Hofmann, WM 2005, 441 (441). 585 Brockmeier, S. 71; Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 9. 586 Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 9; vgl. nunmehr Ziff. A III 1.3 Bedingungen für Maestro-Karten. 580

214 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

genommen werden.587 Dieses Kettenverhältnis aufeinander aufbauender Ansprüche lasse sich mit der Garantie als lediglich subsidiär eintretendes Institut nicht befriedigend erklären.588

II. Stellungnahme und eigene Einordnung Den Interessen der Beteiligten wird die Annahme eines Garantievertrages ebenso gerecht wie die eines abstrakten Schuldversprechens.589 In beiden Fällen erhält das Vertragsunternehmen ein akzeptables Bargeldsurrogat. Beide Lösungsansätze haben jedoch Schwächen, auf die im Folgenden einzugehen ist. 1. Die Schwächen der Garantievertragslösung Die Subsidiarität ist ein entscheidendes Abgrenzungskriterium zwischen Garantie und abstraktem Schuldversprechen nach § 780 BGB. Der Garantievertragslösung ist daher in erster Linie vorzuwerfen, dass sie durch den Verzicht auf das Merkmal der Subsidiarität ohne zwingenden Grund zu einer Verwischung der Konturen führt. Aber auch der angeblich erhöhte Abstraktionsgrad einer Garantie vermag als Argument für die Annahme einer solchen nicht zu überzeugen. Zunächst bestehen nach hier vertretenem Verständnis im Hinblick auf die Möglichkeit einer Kondiktion keine wesentlichen Unterschiede zwischen einem kausalen Garantievertrag und einem abstrakten Schuldversprechen. Denn in einer Konstellation wie der vorliegenden, in der aufgrund einer vertraglichen Bindung bereits eine Verpflichtung zur Erteilung der Zahlungszusage besteht, ist diese grundsätzlich kondizierbar, sofern die Tatbestandsvoraussetzungen eines Bereicherungsanspruchs vorliegen. Die Einordnung als kausaler Vertrag steht der grundsätzlichen Möglichkeit einer Kondiktion nicht im Wege.590 Darüber hinaus schießt eine von den Befürwortern des Garantievertrages geforderte absolute Unabhängigkeit der Zahlungszusage von den zugrundeliegenden Rechtsverhältnisses über das Ziel hinaus. Wie bereits im Rahmen der Rückabwicklung fehlerhafter Kreditkartenzahlungen erläutert wurde, ist es in manchen Fehlerkonstellationen gerade notwendig, dem Kartenausgeber eine Kondiktionsmöglichkeit gegenüber dem Vertragsunternehmen zu gewähren, da die Zahlungszusage das Vertragsunternehmen nicht vor sämtlichen, sondern nur vor spezifischen zahlungsverkehrstechnischen Risiken schützen soll.591 587 588 589 590 591

Reiser, WM 1989, Sonderbeilage Nr. 3, S. 8. Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 9. Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 9. Ausführlich zur Kondiktion kausaler Forderungen Mazza, S. 135 ff. S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 6; ders., WM 1998, 1264 (1268).

C. Electronic-cash-System

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2. Die Schwächen des abstrakten Schuldversprechens Die Lösung über ein abstraktes Schuldversprechen berücksichtigt hinreichend, dass der Kartenausgeber eine primäre Einstandspflicht übernimmt. Allerdings besteht beim electronic-cash-System eine Besonderheit, die mit der Annahme eines abstrakten Schuldversprechens nicht in Einklang zu bringen ist. Wie auch beim Kreditkartenverfahren ist die Zahlungszusage beim electronic-cash-System Teil eines Synallagmas. Beim electronic-cash-System ist sogar ausdrücklich geregelt, dass das Disagio auch für „die Genehmigung der electronic-cash-Umsätze“ entrichtet wird.592 Durch die Genehmigung der Umsätze gibt der Kartenausgeber die Erklärung ab, dass er die Forderung in Höhe des autorisierten Betrages begleicht593, so dass das Disagio nach dem eindeutigen Wortlaut der Vertragsbedingungen als Gegenleistung für die Abgabe der Zahlungszusage anzusehen ist. Selbst die Systembetreiber verstehen Zahlungszusage und Disagio somit als Synallagma. Vor diesem Hintergrund ist es wenig überzeugend, wenn Schneider das Gegenseitigkeitsverhältnis ohne Begründung als „konstruiert“ und „nicht akzeptabel“ bezeichnet.594 Darüber hinaus ergibt sich das Synallagma bereits aus der dynamischen Ausgestaltung des Disagios. An dieser Stelle kann auf die im Rahmen des Kreditkartenverfahrens vorgetragenen Argumente zurückgegriffen werden.595 Die Bedeutung der Zahlungszusage ist für das Vertragsunternehmen umso größer, je höher das Volumen der Einzeltransaktion ist. Wert der Zahlungszusage und Höhe des Disagios stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang, so dass sich das Disagio als Preis und damit als Gegenleistung für die Zahlungszusage verstehen lässt. Da sich Abstraktion der Leistungspflicht und Abhängigkeit von einer Gegenleistung in einem Kausalverhältnis gegenseitig ausschließen596, kann in der Zahlungszusage somit kein abstraktes Schuldversprechen nach § 780 BGB gesehen werden. 3. Die Zahlungszusage als kausales Schuldanerkenntnis Bevor zur Erklärung der Zahlungszusage auf einen Vertrag sui generis zurückgegriffen wird, sind sämtliche in Betracht kommenden Konstruktionsmöglichkeiten zu untersuchen. Zu prüfen ist somit auch, ob beim electronic-cashSystem die Möglichkeit besteht, ein kausales Schuldanerkenntnis anzunehmen. Die Teilnahme am electronic-cash-System setzt im Deckungsverhältnis ein bestehendes Giroverhältnis voraus, über das die Kartenumsätze abgerechnet 592

Ziff. 6 Satz 1 electronic-cash-Händlerbedingungen. Ziff. 5 Abs. 1 Satz 1 electronic-cash-Händlerbedingungen. 594 Schneider, S. 28. 595 Siehe ausführlich Viertes Kapitel: B. III. 2. 596 MK-Hüffer, § 780 Rndnr. 14; Bamberger-Gehrlein, § 780 Rndnr. 8; StaudingerMarburger, § 780 Rndnr. 3; RGZ 108, 105 (107); 108, 410 (412). 593

216 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

werden. Somit steht dem Karteninhaber ein Auszahlungsanspruch in Höhe des Kontoguthabens bzw. einer zusätzlich vereinbarten Kreditlinie gegen den Kartenausgeber zu, den er anlässlich der Kartenzahlung in Höhe des Rechnungsbetrages an das Vertragsunternehmen abtreten könnte. Vor diesem Hintergrund ist die Erklärung der Zahlungszusage mit einem kausalen Schuldanerkenntnis durchaus möglich. So ist es denkbar, in dem Verlangen nach Kartenzahlung durch den Karteninhaber ein konkludentes Angebot auf Abtretung des girovertraglichen Auszahlungsanspruches in Höhe des Rechnungsbetrages zu sehen, welches das Vertragsunternehmen durch die Kartenakzeptanz ebenfalls konkludent annimmt. Dem Vertragsunternehmen stünde dann ein hinreichend konkretisierter Auszahlungsanspruch gegen den Kartenausgeber zu, der jedoch mit sämtlichen Einwendungen und Einreden aus dem Giroverhältnis belastet wäre. Um eine Befreiung von fremden Einwendungen und Einreden zu erreichen, wäre eine zusätzliche Sicherung des Vertragsunternehmens notwendig, und genau dazu könnte auf ein kausales Schuldanerkenntnis zurückgegriffen werden. Die soeben skizzierte Abtretungskonstruktion wird allerdings dem einer electronic-cash-Zahlung zugrunde liegenden Lebenssachverhalt nicht gerecht. Sie berücksichtigt nicht hinreichend, dass es sich bei der Zahlung im electroniccash-System letztlich um eine besondere Art der Verfügung über ein Girokonto handelt.597 Kontoverfügungen werden jedoch seit jeher durch geschäftsbesorgungsvertragliche Weisungen an die Bank bzw. seit Inkrafttreten des Überweisungsgesetzes zum Teil durch eigenständige Geschäftsbesorgungsverträge mit der Bank vorgenommen. Die Verfügung über ein Kontoguthaben durch theoretisch denkbare (Teil-)Zessionen des girovertraglichen Auszahlungsanspruchs fügt sich daher nicht in das historisch gewachsene Gesamtbild des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ein. Der Geschäftsbesorgungsvertrag und darauf beruhende Weisungen sind prägende und charakteristische Elemente für sämtliche Formen einer bargeldlosen Zahlung. Nun ist der Bruch mit historisch gewachsenen Strukturen für sich genommen kein durchschlagendes Argument gegen einen bestimmten Erklärungsansatz. Gerade bei einem Lebenssachverhalt, der wie der bargeldlose Zahlungsverkehr einem ständigen Wandel unterworfen ist, besteht sogar die Notwendigkeit, traditionelle Gestaltungsformen zu überdenken um einen eventuellen Reformbedarf zu erkennen. Auch im Rahmen dieser Arbeit wird für den Bereich der Giroüberweisung ein Ansatz vertreten, der erheblich vom historisch gewachsenen Verständnis der Gutschrift abweicht. Von daher ist es durchaus legitim, beim electronic-cash-System ein Alternativmodell, wie etwa die Abtretungskonstruktion, in Betracht zu ziehen. Das gilt umso mehr, als dass auch bei der Giroüberweisung eine Abtretungskonstruktion theoretisch möglich ist.

597

Vgl. Schwintowski/Schäfer, § 12 Rndnr. 28.

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217

Allerdings braucht der Frage, ob der gesamte bargeldlose Zahlungsverkehr statt mit einem geschäftsbesorgungsvertraglichen Ansatz mit einer Abtretungskonstruktion erklärt werden sollte, nicht nachgegangen zu werden. Auch wenn insoweit eine Gleichbehandlung von Giroüberweisung und electronic-cash-System theoretisch möglich erscheint, scheitert eine Vereinheitlichung des gesamten bargeldlosen Zahlungsverkehrs an den Besonderheiten des Kreditkartenverfahrens. Dort ist eine Abtretungskonstruktion nicht möglich, da dem Karteninhaber kein Auszahlungsanspruch gegen den Kartenausgeber zusteht, so dass es an einem Zessionsgegenstand fehlt. Der Karteninhaber kann den Kartenausgeber lediglich zur Zahlung an die unterschiedlichen Vertragsunternehmen anweisen, nicht jedoch zu einer direkten Zahlung an sich selbst. Bereits die bisherige Untersuchung zeigt, dass sich nicht der gesamte bargeldlose Zahlungsverkehr mit einer Abtretungskonstruktion erklären lässt. Im Interesse der Rechtsvereinheitlichung sollte jedoch ein Erklärungsansatz gewählt werden, der zumindest in seiner Grundstruktur auf sämtliche Zahlungsvarianten übertragen werden kann. Nach den bisherigen Erkenntnissen bietet sich hierzu der geschäftsbesorgungsvertragliche Ansatz an. Die Abtretungskonstruktion ist damit ein theoretisch möglicher, allerdings wenig überzeugender Versuch zur Erklärung des electronic-cash-Systems. Da es somit an einem hinreichend konkretisierten Auszahlungsanspruch des Vertragsunternehmens gegen den Kartenausgeber fehlt, lässt sich die Zahlungszusage nicht mit einem kausalen Schuldanerkenntnis erklären. 4. Ergebnis: Die Zahlungszusage als Vertrag sui generis Im Interesse einer weitgehenden dogmatischen Gleichbehandlung des gesamten bargeldlosen Zahlungsverkehrs sollte auch im Bereich des electronic-cashSystems auf einen geschäftsbesorgungsvertraglichen Ansatz zurückgegriffen werden. Das bedeutet zugleich, dass sich die einzelne Zahlungszusage nicht mit bekannten Vertragstypen erklären lässt. Weder gesetzlich geregelte Verträge wie das abstrakte Schuldversprechen, noch verkehrstypische Verträge wie die Garantie oder das kausale Schuldanerkenntnis sind in der Lage, den Besonderheiten der Zahlungszusage im electronic-cash-System hinreichend Rechnung zu tragen, so dass auch an dieser Stelle auf einen Vertrag sui generis zurückzugreifen ist. Im Folgenden ist zu zeigen, dass eine solche Einordnung zu interessengerechten Ergebnissen führt.

III. Die Einwendungsproblematik Die Einordnung der Zahlungszusage als kausaler Vertrag sui generis kann nur dann überzeugen, wenn sich die Einwendungsproblematik interessengerecht erklären lässt. Wie im Rahmen der zuvor behandelten Zahlungssysteme gilt es, dem Empfänger der Zahlungszusage einen eigenständigen Anspruch gegen den

218 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Kartenausgeber zu gewähren, so dass der Akzeptant der electronic-cash-Zahlung vor Einwendungen aus fremden Rechtsverhältnissen geschützt ist. 1. Die Zahlungszusage bei fehlerhaftem Valutaverhältnis a) Grundsätzliche Verpflichtung des Kartenausgebers Das Vertragsunternehmen hat ein berechtigtes Interesse daran, auch dann einen Anspruch gegen den Kartenausgeber zu erlangen, wenn allein das Valutaverhältnis gestört ist. Insoweit besteht kein Unterschied zu anderen bargeldlosen Zahlungssystemen. Daher ist eine grundsätzliche Einstandspflicht des Kartenausgebers bei einem Fehler, der ausschließlich Auswirkungen auf das Valutaverhältnis hat, zu Recht unstreitig.598 Die Einordnung der Zahlungszusage als kausaler Vertrag sui generis wird diesem Erfordernis durchaus gerecht. Die Zahlungszusage wird zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen vereinbart, so dass Fehler in anderen Rechtsverhältnissen ohne besondere Vereinbarung keinen Einfluss auf den Bestand und die Durchsetzbarkeit der Zahlungszusage haben. Beim Kreditkartenverfahren wird man mit dem Problem konfrontiert, dass in den Akquisitionsverträgen Rückforderungsklauseln enthalten sind, die zu einer Abhängigkeit der Zahlungszusage vom Valutaverhältnis führen. Vergleichbaren Problemen begegnet man im Rahmen des electronic-cash-Systems nicht. Hier fehlen Regelungen, die mit den Rückforderungsklauseln des Kreditkartenverfahrens vergleichbar sind. Sowohl in den Händlerbedingungen als auch den Bedingungen für Maestro-Karten ist ausdrücklich bestimmt, dass Einwendungen und sonstige das Valutaverhältnis betreffende Beanstandungen unmittelbar zwischen dem Karteninhaber und dem Vertragsunternehmen geltend zu machen sind.599 Das electronic-cash-System weist in dieser Hinsicht Parallelen zur Giroüberweisung auf. Auch dort ist in den Giroverträgen eine Abhängigkeit der Gutschrift von Interna des Valutaverhältnisses nicht vorgesehen. Damit wird die Einordnung der Zahlungszusage beim electronic-cash-System als kausaler Vertrag sui generis den Interessen der Parteien gerecht.

598 Siehe nur E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 316, 321; Langenbucher, Risikozuordnung, S. 297; Brockmeier, S. 77; Rossa, CR 1997, 138 (140); Gößmann, WM 1998, 1264 (1267). 599 Vgl. Ziff. 11 Satz 2 electronic-cash-Händlerbedingungen; Ziff. A III 1.3 Abs. 2 Bedingungen für Maestro-Karten.

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b) Einwendungsdurchgriff nach Treu und Glauben Die Einstandspflicht des Kartenausgebers ist nicht grenzenlos. Im Rahmen des Kreditkartenverfahrens hat sich ergeben, dass der Kartenausgeber in eng umgrenzten Ausnahmenfällen eine Zahlung an das Vertragsunternehmen aufgrund eines fehlerhaften Valutaverhältnisses verweigern bzw. eine bereits geleistete Zahlung zurückfordern kann. Ein besonders schwerwiegender Fehler des Valutaverhältnisses kann unter Umständen über die Einrede des Rechtsmissbrauchs (§ 242 BGB) zu einer unmittelbaren Einrede innerhalb des Akquisitionsverhältnisses werden und dadurch vom Kartenausgeber in zulässiger Weise erhoben werden.600 Die gleichen Überlegungen sind auch im Rahmen des electronic-cash-Systems anzustellen. Es ist kein Grund ersichtlich, weshalb die zum Kreditkartenverfahren entwickelten Grundsätze zur Zahlungsverweigerung des Kartenausgebers bei Rechtsmissbrauch durch das Vertragsunternehmen nicht auch auf das electronic-cash-System übertragen werden sollten. Zu Recht wird daher angenommen, dass der Kartenausgeber in eng umgrenzten Ausnahmenfällen die Zahlung an das Vertragsunternehmen aufgrund eines fehlerhaften Valutaverhältnisses verweigern bzw. eine bereits geleistete Zahlung zurückfordern darf.601 c) Der Bereicherungsausgleich im Valutaverhältnis Bei einem Fehler, der nur das Valutaverhältnis betrifft, hat der Bereicherungsausgleich ausschließlich zwischen dem Karteninhaber und dem Vertragsunternehmen stattzufinden.602 In der tatsächlichen Zuwendung des Kartenausgebers an das Vertragsunternehmen im Vollzugsverhältnis ist rechtlich eine Leistung des Karteninhabers an das Vertragsunternehmen zu sehen. Wegen des gestörten Valutaverhältnisses fehlt es in diesem Verhältnis an einem Rechtsgrund, so dass dem Karteninhaber ein Anspruch aus einer condictio indebiti nach § 812 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. BGB zusteht. Während die Zahlungszusage im Valutaverhältnis eine Leistung sine causa des Karteninhabers an das Vertragsunternehmen ist, wird sie dem Vertragsunternehmen im Vollzugsverhältnis cum causa vom Kartenausgeber geleistet.603 Dies steht einem Bereicherungsanspruch des Karteninhabers jedoch nicht im Wege, da der im Vollzugsverhältnis erreichte Rechtsgrund für die Kondiktion im Valutaverhältnis ohne Belang ist. Für die Beurteilung der Rechtsgrundlosigkeit 600

Siehe Viertes Kapitel: B. VI. 1. b). E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 32; S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 6; ders., WM 1998, 1264 (1268); Langenbucher, S. 297, jeweils m. w. N. 602 Statt aller E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 321. 603 Langenbucher, S. 299; Klingner-Schmidt, S. 140 f. 601

220 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

kommt es allein auf das Verhältnis zwischen Kondiktionsschuldner und -gläubiger an. Entscheidend ist daher, dass im Verhältnis zwischen Karteninhaber und Kartenausgeber ein Rechtsgrund für die Erteilung der Zahlungszusage fehlt. Damit lassen sich im Hinblick auf das fehlerhafte Valutaverhältnis auch bei Annahme eines kausalen Vertrages sui generis befriedigende Ergebnisse erzielen. 2. Die Zahlungszusage bei fehlerhaftem Deckungsverhältnis Die Fehlerhaftigkeit des Deckungsverhältnisses hat zunächst Auswirkungen auf den Aufwendungsersatzanspruch des Kartenausgebers. Hier bereitet die Realisierung dieses Anspruchs Schwierigkeiten und kann mitunter gänzlich scheitern. Es stellt sich daher die Frage, ob Fehler des Deckungsverhältnisses zu Lasten des Kartenausgebers gehen, oder ob er sich auf Kosten des Vertragsunternehmens schadlos halten kann. Dies ist im Folgenden für jede Fehlerursache gesondert zu untersuchen. Allgemein formuliert ist die Frage zu beantworten, ob Störungen des Deckungsverhältnisses zu unmittelbaren Einwendungen des Akquisitionsverhältnisses werden können. a) Der bloße Fehler im Deckungsverhältnis Unter der Konstellation des bloßen Fehlers im Deckungsverhältnis sind Fälle zu verstehen, in denen der Kartenausgeber seinen Erstattungsanspruch gegenüber dem Karteninhaber trotz intakter Vertragsstruktur nicht realisieren kann. Dies resultiert regelmäßig aus der fehlenden Bonität des Karteninhabers. Gemeint sind also Fälle, in denen das Konto des Karteninhabers nicht die erforderliche Deckung aufweist, um den Kartenumsatz zu begleichen. Sinn und Zweck der im Rahmen dieser Arbeit behandelten bargeldlosen Zahlungssysteme ist es gerade, das Vertragsunternehmen von diesem Bonitätsrisiko zu befreien.604 Daher besteht bei sämtlichen mit einer Zahlungszusage arbeitenden Systemen zu Recht Einigkeit, dass die fehlende Bonität des Karteninhabers dem Zahlungsanspruch des Vertragsunternehmens nicht entgegengehalten werden darf. Dies hat daher auch für das electronic-cash-System zu gelten. Die Begründung dieses Ergebnisses bereitet keine besonderen Schwierigkeiten. Anders als bei der Giroüberweisung ist die Zahlungsverpflichtung des Kartenausgebers nämlich keine besondere Ausprägung des geschäftsbesorgungsvertraglichen Herausgabeanspruchs nach §§ 675, 667 BGB. Beim Giroverkehr sieht man sich mit dem Problem konfrontiert, dass die Bank zur Herausgabe der ihr für den Zahlungsempfänger zugeflossenen Deckung verpflichtet ist. Im Falle der fehlenden Bonität des Überweisenden lässt sich bezweifeln, ob der 604 So ausdrücklich für das electronic-cash-System Reiser, WM 1989, Sonderbeilage Nr. 3, S. 8; Brockmeier, S. 78 m. w. N.

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Bank etwas Herausgabefähiges zugeflossen ist und ob die Bank daher zur Gutschrift verpflichtet ist. Das electronic-cash-System ist in struktureller Hinsicht anders aufgebaut. Während die Bank bei der Giroüberweisung zur Herausgabe der bereits erlangten Deckung verpflichtet ist, verpflichtet sich der Kartenausgeber vor einem Deckungseingang gegenüber dem Vertragsunternehmen und verlangt erst nach seiner Zahlung einen entsprechenden Aufwendungsersatz vom Karteninhaber. Anders als bei der Giroüberweisung tritt die Bank beim electronic-cash-System gegenüber dem Vertragsunternehmen als Zahlungsempfänger in Vorleistung. Daher hat die fehlende Bonität des Karteninhabers keinen Einfluss auf die Verpflichtung des Kartenausgebers zur Erteilung der Zahlungszusage. Die Verpflichtung zur Erteilung der Zahlungszusage ist auch nicht durch vertragliche Vereinbarungen von der Realisierbarkeit des Erstattungsanspruchs gegen den Karteninhaber abhängig. Dem electronic-cash-System sind Rückforderungsklauseln fremd, die den Bestand der Zahlungszusage von der Realisierbarkeit des Erstattungsanspruchs abhängig machen. Sowohl in den Händlerbedingungen als auch in den Bedingungen für Maestro-Karten ist bestimmt, dass Einwendungen und sonstige Beanstandungen des Karteninhabers aus dem Valutaverhältnis unmittelbar gegenüber dem Vertragsunternehmen geltend zu machen sind.605 Dem Karteninhaber ist es untersagt, sich gegenüber dem Erstattungsanspruch des Kartenausgebers auf einen im Valutaverhältnis wurzelnden Fehler zu berufen. Anders als im Kreditkartenverfahren wird diese Risikoverteilung nicht durch die Vereinbarung von Rückforderungsklauseln verwässert, die den Kartenausgeber zur Rückforderung der Zahlungszusage berechtigten, falls der Karteninhaber seine Verpflichtung aus dem Valutavertrag leugnet. In der electronic-cash-Vereinbarung findet sich vielmehr die Bestimmung, dass die Kartenausgeber Lastschriften, mit welchen die electronic-cash-Umsätze eingezogen werden, unverzüglich einlösen und dass eine Rückgabe durch die Kartenausgeber wegen Widerspruchs, fehlender Deckung oder aus anderen Gründen im Sinne des Abkommens über den Lastschriftverkehr nicht möglich ist.606 Bloße Fehler des Deckungsverhältnisses haben damit keinen Einfluss auf den Bestand der Zahlungszusage.607 b) Die Unwirksamkeit der Weisung Die Weisung des Karteninhabers ist für den Kartenausgeber von entscheidender Bedeutung, da sie die Grundlage für seinen Aufwendungsersatzanspruch bildet. Bei einer unwirksamen oder fehlenden Weisung ist der Kartenausgeber 605 Vgl. Ziff. 11 Satz 2 Händlerbedingungen, Ziff. A III 1.3 Abs. 2 Maestrobedingungen. 606 Ziff. 10 Abs. 2 electronic-cash-Vereinbarung. 607 Siehe nur Reiser, WM 1989, Sonderbeilage Nr. 3, S. 8 f.

222 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

nicht berechtigt, beim Karteninhaber Regress zu nehmen.608 Im Folgenden ist zu untersuchen, ob sich der Kartenausgeber in diesen Fällen zu Lasten des Vertragsunternehmens schadlos halten kann, indem er die Zahlungszusage zurückfordert, oder ob das Risiko einer unwirksamen Weisung zu seinen Lasten geht. Dies ist für die unterschiedlichen Gründe, die zur Unwirksamkeit der Weisung führen, gesondert zu prüfen. (1) Die Unwirksamkeit des Maestro-Kartenvertrages Das aus der Unwirksamkeit des Maestro-Kartenvertrages folgende Fehlen einer wirksamen Weisung berührt die Einstandspflicht des Kartenausgebers gegenüber dem Vertragsunternehmen nicht.609 Trotz der unwirksamen Weisung ist die Zahlung des Kartenausgebers dem Karteninhaber zuzurechnen, da er eine wirksame Tilgungsbestimmung gegenüber dem Vertragsunternehmen abgegeben hat. Die electronic-cash-Zahlung entspricht vollständig seinem Willen und ist nur deshalb fehlerhaft, weil der Vertrag, der ihn zur Nutzung des Systems berechtigt, unwirksam ist. Im Ergebnis handelt es sich jedoch auch bei einem unwirksamen Maestro-Kartenvertrages um eine von sämtlichen Beteiligten gewollte Transaktion. Es besteht daher kein Anlass von dem Grundsatz abzuweichen, dass der Bereicherungsausgleich innerhalb des fehlerhaften Rechtsverhältnisses zu erfolgen hat. Dem folgend hat sich der Kartenausgeber mit dem Karteninhaber auseinanderzusetzen, da allein dieses Rechtsverhältnis gestört ist. Für ein Rückforderungs- bzw. Zahlungsverweigerungsrecht des Kartenausgebers gegenüber dem Vertragsunternehmen ist hingegen kein Raum. (2) Weisungswiderruf Der Zahlungsvorgang wird beim electronic-cash-System durch eine Weisung des Karteninhabers eingeleitet. Durch die Benutzung seiner Karte und die Eingabe der PIN weist der Karteninhaber sein Kreditinstitut zur Vergütung des autorisierten Rechnungsbetrages an.610 Wie im Rahmen des Kreditkartenverfahrens handelt es sich hierbei um eine geschäftsbesorgungsvertragliche Weisung nach §§ 665, 675 BGB611, die grundsätzlich durch eine entsprechende Gegenweisung widerrufen werden kann.612 Die Widerrufsmöglichkeit endet jedoch in 608

Statt vieler Langenbucher, S. 290; Brockmeier, S. 109 f. Brockmeier, S. 77. 610 Weber, Zahlungsverkehr, S. 270. 611 S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 6; E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 315; Weber, Zahlungsverkehr, S. 270; Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 137; Brockmeier, S. 104; Kümpel, Rndnr. 4.827. Schneider, S. 15, sieht in der Weisung beim electronic-cash-System einen „echten“ Überweisungsauftrag, ebenso Strohdeicher, S. 82 ff. 609

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dem Moment, in dem der Geschäftsbesorger eine irreversible Disposition getroffen hat.613 Das ist beim electronic-cash-System der Fall, sobald die positive Autorisierung durch den Kartenausgeber angezeigt wird, da dem Vertragsunternehmen ab diesem Zeitpunkt ein Anspruch gegen den Kartenausgeber aus der Zahlungszusage zusteht.614 Die positive Autorisierung erfolgt in der Regel binnen weniger Sekunden nach Eingabe der PIN.615 Der Karteninhaber hat folglich nur wenige Sekunden Zeit, sein Widerrufsrecht auszuüben, so dass seine Weisung in praktischer Hinsicht als unwiderruflich anzusehen ist.616 Dem Kartenausgeber steht daher auch bei einer widerrufenen Weisung ein geschäftsbesorgungsvertraglicher Aufwendungsersatzanspruch gegen den Karteninhaber zu. Bereits aus diesem Grunde besteht kein Bedürfnis, ihm ein Rückforderungsrecht gegenüber dem Vertragsunternehmen einzuräumen. (3) Die Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers Wenn ein Geschäftsunfähiger mit einer nicht gesperrten Maestrokarte und zugehöriger PIN bezahlt, kommt durch die positive Autorisierungsantwort eine Zahlungszusage zwischen Kartenausgeber und Vertragsunternehmen zustande. Daraus allein folgt jedoch noch nicht eine endgültige Einstandspflicht des Kartenausgebers. Denn auch beim electronic-cash-System soll die Zahlungszusage den Händler nicht von sämtlichen Zahlungsrisiken freistellen, sondern nur vor systembedingten Risiken schützen.617 Die Untersuchung des Kreditkartenverfahrens hat ergeben, dass es sich bei der Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers um ein allgemeines Geschäftsrisiko handelt, das allein vom Vertragsunternehmen zu tragen ist. Dem Kartenausgeber ist daher beim Karteneinsatz durch einen Geschäftsunfähigen ein Zahlungsverweigerungs- bzw. Rückforderungsrecht zu gewähren.618 Dogmatisch überzeugend lässt sich dieses Ergebnis durch eine entsprechende Interpretation der Sicherungsabrede begründen. Wie bereits im Rahmen des 612

Statt aller Palandt-Sprau, § 665 Rndnr. 4. Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 137 m. w. N.; Gößmann, WM 1998, 1264 (1267). 614 Schneider, S. 23; Rossa, CR 1997, 138 (141 f.); Gößmann, WM 1998, 1264 (1267); Fabienke, JR 1999, 47 (53). 615 Brockmeier, S. 106. 616 Weber, Zahlungsverkehr, S. 272; Langenbucher, Risikozuordnung, S. 295; Strohdeicher, S. 90; Brockmeier, S. 106; Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 137; Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 10; Gößmann, WM 1998, 1264 (1267); Schneider, S. 23; E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 320. 617 S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 6; ders., WM 1998, 1264 (1268). 618 A. A. Schneider, S. 65 ff., der zwar erkennt, dass allgemeine Geschäftsrisiken vom Vertragsunternehmen zu tragen sind, aber keine dogmatisch überzeugende Grundlage für eine entsprechende Einschränkung der „Garantie“ des Kartenausgebers sieht. 613

224 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Kreditkartenverfahrens ausführlich erörtert wurde, kann der Kartenausgeber eine Zahlung verweigern bzw. die Zahlungszusage zurückfordern, wenn der materielle Sicherungsfall nicht eingetreten ist.619 Die Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers ist als ein allgemeines Geschäftsrisiko anzusehen, von dem das Vertragsunternehmen durch die Zahlungszusage gerade nicht befreit werden soll.620 Der in der Sicherungsabrede als Teil des Händlervertrages vereinbarte Sicherungszweck wird daher im Falle der Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers nicht erreicht, so dass eine Einstandspflicht des Kartenausgebers nicht besteht.621 Eine dennoch erteilte Zahlungszusage kann der Kartenausgeber mit der condictio indebiti nach § 812 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. BGB zurückfordern. (4) Der missbräuchliche Karteneinsatz durch einen unberechtigten Karteninhaber Der missbräuchliche Karteneinsatz geschieht in der Mehrzahl aller Fälle durch die Benutzung einer entwendeten Karte. Die zur Bezahlung erforderliche Kenntnis der zugehörigen PIN kann sich der Dritte beispielsweise durch das Beobachten einer vorherigen electronic-cash- oder GAA-Transaktion verschaffen.622 Eine Verpflichtung des Kartenausgebers gegenüber dem Vertragsunternehmen setzt zunächst eine wirksame Zahlungszusage voraus. Nach dem Händlervertrag kommt die Zahlungszusage durch die positive Autorisierung des Kartenumsatzes zustande, sofern die technischen Vorgaben für das Kassenterminal vom Vertragsunternehmen eingehalten wurden.623 Diese Voraussetzungen werden in aller Regel auch bei der missbräuchlichen Kartenverwendung eingehalten. Der Autorisierungsrechner erklärt die positive Autorisierung bereits dann, wenn die richtige PIN eingegeben und der vereinbarte Verfügungsrahmen eingehalten wurde; zu einer Überprüfung der Identität des Zahlenden ist er nicht in der Lage. Daher kommt eine wirksame Zahlungszusage auch beim Kartenmissbrauch zustande.624 Hinsichtlich der Durchsetzbarkeit dieses Anspruchs bestehen keine Bedenken. Zunächst hat sich im Rahmen des Kreditkartenverfahrens ergeben, dass ein Kre619

Siehe Viertes Kapitel: B. VI. 2. b) (2). S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 6. 621 E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 319 m. w. N.; S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 6; ders., WM 1998, 1264 (1268); a. A.: Schneider, S. 76; Langebucher, Risikozuordnung, S. 291. 622 Vgl. die unterschiedlichen (technischen) Möglichkeiten der Kenntniserlangung bei Pausch, CR 1997, 174 ff.; Koller, FS Kümpel, S. 315 (320); E/B/J-Grundmann, BankR II, Rndnr. 302. 623 Hofmann, BKR 2003, 321 (327). 624 Statt aller S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 6. 620

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ditkartenmissbrauch zum Eintritt des materiellen Sicherungsfalls führt. Darüber hinaus entspricht die Übernahme des Missbrauchsrisikos beim electronic-cashSystem dem erkennbaren Willen des Kartenausgebers. Angeführt werden kann zunächst Ziff. 5 electronic-cash-Händlerbedingungen, wonach für die Zahlungszusage lediglich eine positive Autorisierung sowie die Einhaltung der technischen Vorgaben für das Kassenterminal erforderlich ist. Die Benutzung der Karte durch den berechtigten Karteninhaber wird hingegen nicht gefordert. Besonders deutlich tritt der Wille zur Übernahme des Missbrauchsrisikos gegenüber dem Händler in Ziff. A III 1.4 Bedingungen für Maestro-Karten hervor. Dort ist zunächst erwähnt, dass der Kartenausgeber für die Erfüllung seiner Verpflichtung aus dem Händlervertrag haftet. Sodann ist die Reichweite der Einstandspflicht des Karteninhabers gegenüber dem Kartenausgeber im Falle des Kartenmissbrauchs geregelt. Zu einer solchen Einstandspflicht kann es allerdings nur kommen, wenn der Kartenausgeber im Verhältnis zum Vertragsunternehmen einstandspflichtig ist. Denn wenn der Kartenausgeber beim Kartenmissbrauch die Zahlung an das Vertragsunternehmen verweigern bzw. geleistete Zahlungen zurückfordern könnte, wäre für einen Regress beim Karteninhaber von vornherein kein Raum. Zwar gilt Ziff. A III 1.4 Bedingungen für MaestroKarten nicht unmittelbar zwischen den Parteien der Zahlungszusage. Diese Klausel ist jedoch Bestandteil des Gesamtsystems und daher bei der Auslegung mit zu berücksichtigen. Im Ergebnis ist daher von einem durchsetzbaren Anspruch des Vertragsunternehmens aus der Zahlungszusage auszugehen.625 Weder die Wirksamkeit, noch die Durchsetzbarkeit der Zahlungszusage wird durch eine missbräuchliche Verwendung der Karte beeinträchtigt. Gleiches gilt für den Fall, dass eine ge- oder verfälschte Karte benutzt wird.626 c) Ergebnis Die überwiegende Anzahl der im Deckungsverhältnis wurzelnden Fehler, die der Entstehung oder Durchsetzbarkeit eines Aufwendungsersatzanspruchs des Kartenausgebers im Wege stehen, sind in ihren Auswirkungen auf dieses Rechtsverhältnis begrenzt. So verhält es sich bei unzureichender Kontodeckung auf Seiten des Karteninhabers, bei Unwirksamkeit des Maestro-Kartenvertrages, einem eventuell erklärten Weisungswiderruf und beim Kartenmissbrauch. Lediglich die Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers hat Auswirkungen über das Deckungsverhältnis hinaus. Über eine entsprechende Interpretation der Sicherungsabrede wird die Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers zu einer unmit-

625 626

Siehe nur Rossa, CR 1997, 138 (144). Reiser, WM 1998, Sonderbeilage Nr. 3, S. 16.

226 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

telbaren Einwendung des Akquisitionsverhältnisses und kann einem Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens entgegengehalten werden. 3. Die Zahlungszusage bei fehlerhaftem Vollzugsverhältnis Die Zahlungszusage wird zwischen den Parteien des Vollzugsverhältnisses vereinbart, so dass Einwendungen aus diesem Rechtsverhältnis im Grundsatz uneingeschränkt geltend gemacht werden können. Im Folgenden ist zu untersuchen, welche Einwendungen in den electronic-cash-Händlerbedingungen angelegt sind und ob sie tatsächlich uneingeschränkt geltend gemacht werden können. a) Die Abrechnungsvoraussetzungen beim electronic-cash-System Das Vollzugsverhältnis im electronic-cash-System ist im Vergleich zum Akquisitionsverhältnis des Kreditkartenverfahrens weniger anfällig für Störungen. Dies resultiert aus dem Umstand, dass ein Vertragsunternehmen bei electroniccash-Zahlungen wesentlich weniger Sorgfalts- und sogar keine Genehmigungspflichten einzuhalten hat. Das wiederum folgt aus der Ausgestaltung dieses Systems als Online-Autorisierungssystem. Der Kartenausgeber selbst übernimmt die Überprüfung der Gültigkeit der Karte sowie der Einhaltung des vereinbarten Verfügungsrahmens. Demgegenüber hat das Vertragsunternehmen lediglich dafür Sorge zu tragen, dass sein Kassenterminal vom jeweiligen Netzbetreiber zugelassen ist und ordnungsgemäß betrieben wird und dass die Einreichung der electronic-cash-Umsätze fristgerecht erfolgt.627 b) Die Konsequenzen eines Verstoßes Um die Konsequenzen einer Verletzung der Abrechnungsvoraussetzungen bestimmen zu können, ist es notwendig, ihre Rechtsnatur zu bestimmen. Die herrschende Meinung sieht in ihnen pauschal eine aufschiebende Bedingung im Sinne des § 158 Abs. 1 BGB.628 Lediglich Rossa629 und Klingner-Schmidt630 differenzieren zwischen einer aufschiebenden und einer auflösenden Bedingung. Diesem Ansatz einer differenzierten Betrachtungsweise ist im Grundsatz zu fol627 Ziff. 5 Abs. 1 electronic-cash-Händlerbedingungen; Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 9. 628 Bertrams, ZIP 1985, 963 (967); Reiser, WM 1989, Sonderbeilage Nr. 3, S. 9; Harbeke, WM 1994, Sonderbeilage Nr. 1, S. 9; BuB-Werner, Rndnr. 6/1584; Langenbucher, Risikozuordnung, S. 291. 629 Rossa, CR 1997, 138 (140). 630 Klingner-Schmidt, S. 139.

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gen. So ist zwischen dem ordnungsgemäßen Betrieb eines zugelassenen Kassenterminals und der fristgerechten Umsatzeinreichung zu unterscheiden. Für die erste Abrechnungsvoraussetzung ist zweifelhaft, ob es sich um eine Bedingung im technischen Sinne handelt. Zum Wesen einer Bedingung im technischen Sinne gehört ein Zustand objektiver Ungewissheit.631 Genau daran fehlt es jedoch bei der Voraussetzung des ordnungsgemäßen Betriebs des Kassenterminals. Bereits zum Zeitpunkt der Transaktion steht objektiv fest, ob ein zugelassenes Kassenterminal ordnungsgemäß betrieben wurde oder nicht. Den Parteien der Zahlungszusage fehlt allenfalls die entsprechende subjektive Kenntnis. Es handelt sich daher bei dieser Abrechnungsvoraussetzung um eine „uneigentliche Bedingung“632, so dass sich die Frage nach einer analogen Anwendung der gesetzlichen Bedingungsregeln stellt. Eine Voraussetzung für die analoge Anwendung einer gesetzlichen Regel ist eine vergleichbare Sachverhaltskonstellation.633 Eine Bedingung nach § 158 BGB zeichnet sich durch einen Automatismus aus. Die Rechtsfolgen des bedingten Rechtsgeschäfts sollen automatisch eintreten bzw. entfallen, wenn das ungewisse Ereignis eintritt. Genau dieser Automatismus ist auch in Bezug auf den ordnungsgemäßen Betrieb eines zugelassenen Kassenterminals gewollt. Die Systembetreiber haben im Hinblick auf die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Einheitlichkeit des Zahlungs- und Abrechnungsverkehrs ein berechtigtes Interesse daran, dass nur solche Terminals eingesetzt werden, die sie autorisiert haben. Die Systembetreiber dürfen bestimmen, mit welcher Hard- und Software ihr electronic-cash-System betrieben werden soll. Daher ist es gerechtfertigt, die Kartenumsätze nur dann zu vergüten, wenn sich das Vertragsunternehmen an die Regeln des Systems hält und ein zugelassenen Kassenterminal ordnungsgemäß bedient wird. Eine unangemessene Benachteiligung des Vertragsunternehmens ist darin nicht zu sehen. Der ordnungsgemäße Betrieb eines zugelassenen Kassenterminals ist daher als aufschiebende „uneigentliche Bedingung“ zu verstehen, auf die § 158 Abs. 1 BGB analog anzuwenden ist. Demgegenüber ist in dem Erfordernis einer fristgerechten Einreichung der electronic-cash-Umsätze eine Bedingung im technischen Sinne zu sehen. Zur Zeit der Abgabe der Zahlungszusage ist objektiv ungewiss, ob die Umsätze fristgerecht eingereicht werden. Es handelt sich hierbei um eine aufschiebende Bedingung im Sinne des § 158 Abs. 1 BGB, so dass dem Vertragsunternehmen somit erst dann ein durchsetzbarere Anspruch aus der Zahlungszusage zusteht, wenn es die Kartenumsätze innerhalb des vereinbarten Zeitraums beim Kartenausgeber eingereicht hat.

631 632 633

MK-Westermann, § 158 Rndnr. 38. Vgl. Medicus, AT, Rndnr. 829. Siehe nur Larenz/Wolf, § 4 Rndnr. 69 m. w. N.

228 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass die gesetzlichen Bedingungsregeln auf die Abrechnungsvoraussetzungen beim electronic-cash-System anwendbar sind. Bei dem Erfordernis einer fristgerechten Einreichung der Belastungsbelege handelt es sich um eine aufschiebende Bedingung, so dass § 158 Abs. 1 BGB unmittelbar anwendbar ist. Der ordnungsgemäße Betrieb eines zugelassenen Kassenterminals ist eine „uneigentliche Bedingung“, auf die § 158 Abs. 1 BGB analog anzuwenden ist. Daraus folgt, dass bei einer Missachtung der Abrechnungsvoraussetzungen keine wirksame Zahlungszusage zustande kommt. Fehler des Vollzugsverhältnisses wirken sich somit unmittelbar auf den Bestand der Zahlungszusage aus. Sollte der Kartenausgeber die Kartenumsätze dennoch vergütet haben, steht ihm ein Bereicherungsanspruch gegen das Vertragsunternehmen zu. Der Kartenausgeber wollte mit der Zahlung an das Vertragsunternehmen seine Verpflichtung aus der Zahlungszusage erfüllen, also solvendi causa leisten. Wegen der missachteten Abrechnungsvoraussetzungen ist jedoch keine Zahlungszusage zustande gekommen. Der mit der Zahlung bezweckte Erfolg, die Befreiung von einer Verbindlichkeit, ist daher nicht eingetreten, so dass dem Kartenausgeber ein Anspruch aus einer condictio indebiti nach § 812 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. BGB zusteht.

IV. Zusammenfassung Das electronic-cash-System weist mit dem Kreditkartenverfahren kaum zu übersehende strukturelle Gemeinsamkeiten auf. Es überrascht daher kaum, dass sich die rechtliche Erfassung des electronic-cash-Systems insbesondere im Hinblick auf die Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik am Kreditkartenverfahren orientieren kann. Dem electronic-cash-System liegt ein einheitliches Vertragswerk zugrunde. Ein Forderungskauf ist hier nicht angelegt, so dass er auch niemals ernsthaft vertreten wurde. Vielmehr wird einhellig ein geschäftsbesorgungsvertraglicher Ansatz zur Erklärung dieses Systems vertreten. Dieser grundsätzlichen Einordnung ist wie beim Kreditkartenverfahren zuzustimmen. Allerdings kann auch hier die Bestimmung der Rechtsnatur der einzelnen Zahlungszusage durch die herrschende Meinung nicht überzeugen. Gegen die Einordnung als Garantievertrag spricht die von den Beteiligten gewollte und auch tatsächlich praktizierte primäre Einstandspflicht des Kartenausgebers. Mit einem abstrakten Schuldversprechen lässt sich die Zahlungszusage wegen ihrer synallagmatischen Ausgestaltung nicht erklären. Aufgrund der dynamischen Ausgestaltung des Disagios hat sich gezeigt, dass Zahlungszusage und Disagio in einem Gegenseitigkeitsverhältnis stehen, was sich mit der abstrakten Natur eines Schuldversprechens nach § 780 BGB nicht in Einklang bringen lässt. Daher ist die Zahlungszusage als kausaler Vertrag sui generis zu verstehen.

C. Electronic-cash-System

229

Insbesondere im Hinblick auf die Einwendungsproblematik ist es auch auf der Grundlage eines kausalen Vertrages sui generis möglich, in der Zahlungszusage ein taugliches Bargeldsurrogat zu sehen. Auch bei diesem Verständnis erhält das Vertragsunternehmen eine hinreichend sichere und damit bargeldgleiche Rechtsposition. Bereits aus der Relativität des Schuldverhältnisses folgt, dass sich der Kartenausgeber gegenüber einem Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens nicht auf Fehler des Deckungs- oder Valutaverhältnisses berufen darf. Diese, der Bargeldersatzfunktion entsprechende Risikoverteilung wird beim electronic-cashSystem nicht durch vertragliche Vereinbarungen aufgeweicht bzw. verwässert. Anders als beim Kreditkartenverfahren finden sich hier gerade keine Rückforderungsklauseln, die den Bestand der Zahlungszusage vom Valutaverhältnis abhängig machen. Nur bei einem besonders schwerwiegenden und liquide beweisbaren Fehler im Valutaverhältnis kann sich ein Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens ausnahmsweise als rechtsmissbräuchlich gegenüber dem Kartenausgeber darstellen. In diesem Ausnahmefall wird der Fehler des Valutaverhältnisses über Treu und Glauben (§ 242 BGB) zu einer unmittelbaren Einwendung des Vollzugsverhältnisses, so dass die Einstandspflicht des Kartenausgebers entfallen kann. Auch ein fehlerhaftes Deckungsverhältnis zwischen dem Kartenausgeber und dem Karteninhaber hat in aller Regel keine Auswirkungen auf den Bestand der Zahlungszusage. Aus der Bargeldersatzfunktion des electronic-cash-Systems folgt, dass durch die Zahlungszusage nur zahlungsverkehrstechnische Risiken abgedeckt werden sollen. Das sind Risken, die dem Vertragsunternehmen dadurch entstehen, dass es auf eine Barzahlung verzichtet und stattdessen die electronic-cash-Zahlung akzeptiert. Allgemeine Geschäftsrisiken hingegen, also solche, mit denen das Vertragsunternehmen auch bei der Barzahlung konfrontiert wäre, werden grundsätzlich nicht durch die Zahlungszusage abgedeckt. Ein hypothetischer Vergleich mit der Barzahlung hat ergeben, dass es sich beim Karteneinsatz durch einen Geschäftsunfähigen um ein allgemeines Geschäftsrisiko handelt. Sofern ein Erstattungsanspruch des Kartenausgebers gegenüber dem Karteninhaber an dessen Geschäftsunfähigkeit scheitert, kann der Kartenausgeber die Zahlungszusage zurückfordern und sich auf diese Weise gegenüber dem Vertragsunternehmen schadlos halten. Bei der Zahlungsunfähigkeit des Karteninhabers und auch beim Kartenmissbrauch handelt es sich hingegen um zahlungsverkehrstechnische Risiken. In diesen Fällen ist der Kartenausgeber nicht zur Rückforderung der Zahlungszusage berechtigt. Im Vollzugsverhältnis ist der Bestand der Zahlungszusage von der Einhaltung bestimmter Abrechnungsvoraussetzungen abhängig. Bei der Verpflichtung zur fristgerechten Einreichung der Kartenumsätze handelt es sich um eine Bedingung im technischen Sinne. Bei dem Erfordernis eines ordnungsgemäßen Zah-

230 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

lungsvorgangs an einem zugelassenen Terminal handelt es sich zwar nicht um eine Bedingung im technischen Sinne. Es fehlt hier an dem erforderlichen Zustand der objektiven Ungewissheit, da bereits bei Abschluss des Zahlungsvorgangs feststeht, ob diese Abrechnungsvoraussetzung eingehalten wurde. Allerdings sind die gesetzlichen Bedingungsregeln hier entsprechend anwendbar. Damit lässt jede Missachtung der Abrechnungsvoraussetzungen die Einstandspflicht des Kartenausgebers entfallen. Dieser Automatismus ist beim electroniccash-System gewollt und anders als bei der Kreditkartenzahlung auch interessengerecht.

D. GeldKarte-System Das GeldKarte-System zeichnet sich ebenso wie die zuvor behandelten Zahlungssysteme durch eine Vorleistung des Vertragsunternehmens aus. Der Händler erbringt seine im Valutaverhältnis geschuldete Leistung sofort, während er auf eine Barzahlung durch den Karteninhaber verzichtet. Auch hier wird die Übereignung gesetzlicher Zahlungsmittel durch einen schuldrechtlichen Anspruch gegen den Kartenausgeber substituiert. Die bisherige wissenschaftliche Diskussion zeichnet ein ähnliches Bild wie im Bereich der Kreditkartenzahlung und des electronic-cash-Systems. Die Zahlungszusage wird überwiegend als Garantie im technischen Sinne oder als abstraktes Schuldversprechen nach § 780 BGB angesehen. Kausale Zahlungsansprüche wie Schuldübernahme, Schuldbeitritt oder Bürgschaft werden hingegen nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, da bereits die frühe Diskussion zum Kreditkartenverfahren gezeigt hat, dass mit einem derartigen Verständnis der Zahlungszusage keine interessengerechten Ergebnisse erzielt werden können.634

I. Die Garantie Teile der Literatur sehen in der Zahlungszusage beim GeldKarte-System eine Garantie im technischen Sinne.635 Zur Begründung wird überwiegend angeführt, dass sich der Kartenausgeber lediglich subsidiär zu einer Zahlung verpflichte.636 Dies ergebe sich daraus, dass der weisungsberechtigte Karteninhaber von seinem girovertraglichen Weisungsrecht Gebrauch mache und den Kartenausgeber bei einer GeldKarte-Transaktion zu einer Zahlung an das Vertragsunternehmen 634

Vgl. Hofmann, S. 105 f. Tegebauer, S. 84 f.; Kümpel, Rndnr. 4.886; ders., WM 1997, 1037 (1040); Escher, WM 1997, 1173 (1180); S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 42; ders., Bankrecht 1998, 67 (116); E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 341; Schwintowski/Schäfer, § 12 Rndnr. 70. 636 E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 341; Kümpel, WM 1997, 1037 (1040); S/ B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 42. 635

D. GeldKarte-System

231

veranlassen wolle.637 Die Einstandspflicht gegenüber dem Vertragsunternehmen habe nur in den Fällen eine eigenständige praktische Bedeutung, in denen der Kartenausgeber aufgrund seines Innenverhältnisses zum Karteninhaber nicht verpflichtet sei, dessen Zahlungsweisung zu befolgen.638 So etwa, wenn der Kartenausgeber vom Karteninhaber keinen Vorschuss erlangt habe, was insbesondere bei einer Manipulation der GeldKarte der Fall sei.639 Wegen ihres Sicherungszwecks habe die Zahlungszusage nur eine subsidiäre Bedeutung.640 Die Interessenlage soll einer bloß subsidiären Einstandspflicht des Kartenausgebers nicht entgegenstehen. Denn das Vertragsunternehmen sei auf eine primäre Einstandspflicht des Kartenausgebers nicht angewiesen. Seinem schutzwürdigen Interesse am Erhalt einer bargeldgleichen Leistung könne hinreichend Rechnung getragen werden, indem der Zahlungsweisung des Karteninhabers an den Kartenausgeber Drittschutzwirkung zu seinen Gunsten (§ 328 BGB) beigemessen werde.641 Nicht zuletzt berufen sich die Befürworter eines Garantievertrages auf den Wortlaut der GeldKarte-Händlerbedingungen, der ausdrücklich von einer „Garantie“ des kartenausgebenden Kreditinstituts spricht.642

II. Das abstrakte Schuldversprechen Demgegenüber sehen große Teile des Schrifttums in der Zahlungszusage ein abstraktes Schuldversprechen im Sinne des § 780 BGB.643 Diese Autoren gehen von einer primären Einstandspflicht des Kartenausgebers aus. Einer solchen Auslegung stehe der eindeutig von einer Garantie sprechende Wortlaut der Händlerbedingungen nicht entgegen, da die Rechtsnatur eines Vertrages nicht durch AGB abänderbar sei.644 Entscheidend sei, dass der Begriff „Garantie“ nicht als juristischer terminus technicus, sondern im Sinne des allgemeinen Sprachgebrauchs als Synonym des Begriffs „Zahlungsverpflichtung“ verwendet werde. Daher sei unter einer „Garantie“ allgemein eine Art des unbedingten Einstehens zu verstehen.645 Dem Wortlaut komme keine ausschlaggebende Be637

Kümpel, WM 1997, 1037 (1040). Kümpel, WM 1997, 1037 (1040). 639 E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 341. 640 Kümpel, WM 1997, 1037 (1040); E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 341. 641 E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 341. 642 Siehe Ziff. 4 GeldKarte-Händlerbedingungen. 643 Claussen, § 7 Rndnr. 56j; Neumann, Zahlungsverkehr, Rndnr. 381; Pfeiffer, NJW 1997, 1036 (1038); Einsele, WM 1999, 1801 (1803, 1809 f.); Hofmann, S. 106 ff., insbesondere S. 110; ders., BKR 2003, 321 (324); Weber, Zahlungsverkehr, S. 279; dies., Zahlungsverfahren S, 233; Koblischek, S. 86; Schinkels, S. 229 f.; Palandt-Sprau, § 676h Rndnr. 10; Baumbach-Hopt, BankGesch (7) Rndnr. F/19. 644 Pfeiffer, NJW 1997, 1036 (1038). 638

232 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

deutung zu, so dass die Rechtsnatur der Zahlungszusage durch Auslegung zu ermitteln sei. Die Vertragsauslegung ergebe aber gerade keine für eine Garantie charakteristische subsidiäre, sondern eine primäre Zahlungspflicht des Kartenausgebers.646 Hierfür spreche, dass die Zahlungsabwicklung ohne eine Beteiligung des Karteninhabers allein aufgrund der Verpflichtung des Kartenausgebers erfolge.647 Auch aus der Struktur des GeldKarte-Systems lasse sich eine primäre Verpflichtung des Kartenausgebers ableiten. Der Kartenausgeber verfüge wegen der Voraufladung der GeldKarte bereits vor der einzelnen Kartentransaktion über das Kartenguthaben. Diese Besonderheit lasse den Schluss zu, dass er selbst durch sein Zahlungsversprechen unabhängig vom Eintritt einer weiteren Bedingung verpflichtet werde.648 Aufgrund der primären Einstandspflicht des Kartenausgebers sei für eine Garantie kein Raum, weshalb von einem abstrakten Schuldversprechen auszugehen sei.649

III. Das kausale Schuldanerkenntnis Die soeben dargestellten Lösungsansätze haben eine wesentliche Gemeinsamkeit. Unabhängig von der Frage, ob den Kartenausgeber eine primäre oder subsidiäre Zahlungspflicht trifft, erklären sie die Zahlungszusage mit einem neuen eigenständigen Anspruch gegen den Kartenausgeber. Einen konstruktiv anderen Weg wählt Groß.650 Er verzichtet auf die Schaffung eines neuen Anspruchs und hält eine bloße Anspruchsverstärkung mit Hilfe eines kausalen Schuldanerkenntnisses für ausreichend. Nach Groß ist eine Übertragung der zum electronic-cash-System vertretenen Auffassungen auf das System GeldKarte nicht tragbar, da zwischen beiden Systemen ein wesentlicher Unterschied bestehe. Während die Bank beim electronic-cash-System erst im Nachhinein für Deckung sorgen müsse, erlange sie bei der GeldKarte schon durch den Aufladevorgang eine Leistung des Karteninhabers in Höhe des aufgeladenen Betrages. Bei der GeldKarte habe der Karteninhaber ab dem Aufladezeitpunkt einen Auszahlungsanspruch gegen die Bank in Höhe des aufgeladenen Betrages. Dieser Anspruch stelle den im GeldKarte System „einzig in Betracht kommenden Verfügungsgegenstand“ dar, der durch die Zahlung mittels GeldKarte an den Händler übergeleitet werde.651 In dem „übergeleiteten“ Anspruch allein könne allerdings noch kein taugliches Bar645 646 647 648 649 650 651

Hofmann, BKR 2003, 321 (324); ders., S. 104. Pfeiffer, NJW 1997, 1036 (1038). Hofmann, BKR 2003, 321 (324). Hofmann, S. 109. Hofmann, S. 109. Groß, FS Schimansky, S. 165 (172 ff.). Groß, FS Schimansky, S. 165 (173).

D. GeldKarte-System

233

geldsurrogat gesehen werden, da dieser Anspruch mit allen Einwendungen und Einreden behaftet sei, die der Kartenausgeber gegenüber dem Karteninhaber geltend machen könne. Die „Garantie“ sei daher als deklaratorisches Schuldanerkenntnis auszulegen, wodurch der Auszahlungsanspruch von möglicherweise bestehenden Einwendungen und Einreden befreit und ein eventuell (wegen möglicher Manipulationen) nicht bestehender Anspruch begründet werde.652

IV. Stellungnahme und eigene Einordnung 1. Kritik an Garantievertrag und abstraktem Schuldversprechen Wie schon bei der Kreditkartenzahlung und dem electronic-cash-System vermag eine Einordnung der Zahlungszusage als Garantievertrag nicht zu überzeugen. Die Ansicht, den Kartenausgeber treffe lediglich eine subsidiäre Einstandspflicht, ist nur bei einer rein wirtschaftlichen Betrachtungsweise des Deckungsverhältnisses haltbar. Es trifft zwar zu, dass die Zahlung des Kartenausgebers nur dann tatsächlich zu seinen Lasten geht, wenn ein Regress beim Karteninhaber scheitert. Dieser wirtschaftlichen Betrachtungsweise kommt allerdings keine entscheidende Bedeutung zu. Das Augenmerk ist vielmehr auf das Vollzugsverhältnis zu richten, da allein in diesem Verhältnis die Zahlungszusage begründet wird. Und in diesem Verhältnis besteht eine primäre Zahlungspflicht des Kartenausgebers.653 Er ist gegenüber dem Vertragsunternehmen unabhängig von einem eventuellen Regress beim Karteninhaber zur Zahlung verpflichtet.654 Die primäre Einstandspflicht des Kartenausgebers führt allerdings nicht zwangsläufig zu einer Einordnung der Zahlungszusage als abstraktes Schuldversprechen. Genau an dieser Stelle weist die bisherige Diskussion argumentative Schwächen auf. So wird allein aufgrund der Ablehnung einer Garantie wegen der primären Einstandspflicht des Kartenausgebers auf das Vorliegen eines abstrakten Schuldversprechens geschlossen.655 Eine solche Argumentation lässt einen Vertrag nach § 780 BGB als eine Verlegenheits- oder Auffangkonstruktion erscheinen, wie es üblicherweise nur für einen Vertrag sui generis angenommen wird. Zu kritisieren ist in besonderem Maße, dass nicht erläutert wird, ob sich die Zahlungszusage, wie sie sich nach der Gesamtkonzeption des Systems darstellt, mit den Besonderheiten des abstrakten Schuldversprechens vereinbaren lässt. Im Ergebnis ist dies nämlich zu verneinen, da die Zahlungszusage wie bei den anderen kartengestützten Zahlungssystemen Teil eines Synallagmas ist. In Ziff. 5 GeldKarte-Händlerbedingungen ist ausdrücklich bestimmt, dass das vom 652 653 654 655

Groß, FS Schimansky, S. 165 (174). Weber, Zahlungsverkehr, S. 279. Vgl. Hofmann, S. 109. Besonders deutlich Hofmann, S. 109 (2. Abs. a. E.).

234 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Händler für jede GeldKarte-Transaktion zu entrichtende Entgelt „für die Garantie“ berechnet wird, so dass sich das Synallagma bereits unmittelbar aus dem Vertragswortlaut ergibt. Daneben ist das Disagio bei der GeldKarte dynamisch ausgestaltet. Wie beim Kreditkartenverfahren und dem electronic-cash-System stehen Wert der Zahlungszusage und Höhe des Disagios in einem unmittelbaren Zusammenhang, so dass sich das Disagio als Preis und damit als Gegenleistung für die Zahlungszusage verstehen lässt. Bedingt durch die abstrakte Natur des Schuldvertrages nach § 780 BGB kann ein abstraktes Schuldversprechen aber nicht von einer Gegenleistung abhängig sein.656 Die Zahlungszusage kann beim GeldKarte-System also nicht mit einem abstrakten Schuldversprechen begründet werden. 2. Kritik an der Einordnung als kausales Schuldversprechen Zu untersuchen bleibt der von Groß vorgeschlagene Ansatz, wonach in der Zahlungszusage ein kausales Schuldanerkenntnis zu sehen ist. Dieser konstruktive Weg setzt einen bereits vor der Zahlungszusage bestehenden, der Höhe nach konkretisierten Zahlungsanspruch des Vertragsunternehmens gegen den Kartenausgeber voraus. Nach Groß erlangt der Karteninhaber mit Aufladung der GeldKarte einen Zahlungsanspruch gegen den Kartenausgeber, der bei einer Zahlung in Höhe des Rechnungsbetrages auf das Vertragsunternehmen übergeleitet wird.657 Im Grunde handelt es sich damit um eine Abtretungskonstruktion.658 Die in der Vergangenheit gegen diese Konstruktionsmöglichkeit geäußerte Kritik überzeugt in weiten Teilen nicht. Die Abtretungskonstruktion versagt insbesondere nicht in den Fällen, in denen die GeldKarte unbefugt durch einen Dritten verwendet wird.659 Zwar trifft es zu, dass dem unberechtigten Karteninhaber keine Forderung gegen den Kartenausgeber zusteht und er deshalb auch zu einer entsprechenden Abtretung nicht in der Lage ist, so dass das Vertragsunternehmen von ihm keine Forderung erwirbt. Allerdings gibt der Kartenausgeber genau für diese Fälle das kausale Schuldanerkenntnis ab, dem insoweit forderungsbegründende Wirkung zukommt.660 Die Benutzung der GeldKarte durch einen unbefugten Dritten lässt sich daher auch bei Zugrundelegung eines kausalen Schuldanerkenntnisses interessengerecht erklären. Die Abtretungskonstruktion ist damit eine theoretisch denkbare Möglichkeit zur Erklärung der Zahlungszusage im GeldKarte-System. Letztlich überzeugen 656 657 658 659 660

Siehe nur Staudinger-Marburger § 780 Rndnr. 3 m. w. N. Groß, FS Schimansky, S. 165 (173). Vgl. zu einem solchen Ansatz auch Koblischek, S. 67 ff. So aber S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 24. Groß, FS Schimansky, S. 165 (174).

D. GeldKarte-System

235

kann sie allerdings nicht. Ihr ist vor allem vorzuwerfen, dass sie sich in struktureller Hinsicht nicht in das Gesamtsystem des bargeldlosen Zahlungsverkehrs einfügt.661 Denn dort wird eine Zahlung üblicherweise mit einem geschäftsbesorgungsvertraglichen Ansatz erklärt. Eine bargeldlose Zahlung erfolgt nicht durch die Zession eines Anspruchs des Karteninhabers gegen den Kartenausgeber, sondern auf Weisung des Karteninhabers an den Kartenausgeber. Es besteht beim GeldKarte-System auch keine zwingende Notwendigkeit, einen von den anderen Zahlungsvarianten abweichenden Sonderweg einzuschlagen. Die GeldKarte zeichnet sich zwar durch die Besonderheit aus, dass eine Belastung des Karteninhabers schon vor der einzelnen Transaktion durch den Aufladevorgang erfolgt so dass es in der Tat diskussionswürdig erscheint, den durch die Aufladung erworbenen Auszahlungsanspruch gegen den Kartenausgeber als Verfügungsgegenstand zu betrachten. Die Vorauszahlung bei der GeldKarte macht aus dem Aufladebetrag aber nicht zwingend einen Verfügungsgegenstand.662 Der Aufladebetrag lässt sich mit der herrschenden Meinung ebenso gut als Vorschuss gemäß §§ 675, 669 BGB erklären, der nach Abgabe der Zahlungszusage durch den Karteninhaber zu einem Aufwendungsersatzanspruch nach §§ 675, 670 BGB erstarkt.663 Damit vermag auch der von Groß erwogene Ansatz nicht zu überzeugen, da er für den Bereich der GeldKarte-Zahlung ohne zwingende Notwendigkeit zu einer vom übrigen bargeldlosen Zahlungsverkehr abweichenden Einordnung der Zahlungszusage führt. 3. Die Zahlungszusage als kausaler Vertrag sui generis Die bisherige Untersuchung hat ergeben, dass die besseren Argumente dafür sprechen, das GeldKarte-System mit einem geschäftsbesorgungsvertraglichen Ansatz zu erklären. Innerhalb dieses Ansatzes lässt sich die einzelne Zahlungszusage jedoch weder mit einer Garantie, noch mit einem abstrakten Schuldversprechen überzeugend begründen. Damit ist wie bei den zuvor untersuchten kartengestützten Zahlungssystemen auf einen Vertrag sui generis zurückzugreifen. Im Interesse einer dogmatischen Vereinheitlichung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ist diesem Erklärungsansatz der Vorzug gegenüber einer theoretisch denkbaren Abtretungskonstruktion zu gewähren. Nun ist die Annahme eines Vertrages sui generis mit einigem Unbehagen verbunden, da er oftmals als Verlegenheitslösung angegriffen wird. Um diesen Unmut zu lindern, sollte Folgendes bedacht werden: Zunächst wird nicht das gesamte GeldKarte-Vertragswerk als Vertrag sui generis angesehen, sondern nur 661

Vgl. Hofmann, S. 40. Ähnlich Schinkels, S. 229. 663 Siehe zum Streitstand bezüglich der Rechtsnatur des Aufladebetrages Hofmann, S. 32 ff.; Koblischek, S. 56 ff. 662

236 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

die einzelne Zahlungszusage, mithin ein kleiner, wenn auch bedeutender Teil dieses Systems. Entscheidend ist letztlich, dass es allein bei Annahme eines Vertrages sui generis möglich ist, das GeldKarte-System mit einem geschäftsbesorgungsvertraglichen Ansatz zu erklären, der sich nahtlos in die Dogmatik der übrigen bargeldlosen Zahlungssysteme einfügt. Vor diesem Hintergrund ist ein partieller Rückgriff auf eine „Verlegenheitskonstruktion“ durchaus verträglich, da der geschäftsbesorgungsvertragliche Ansatz mit anderen Konstruktionen, wie Garantie und abstraktem Schuldversprechen, nicht überzeugend aufrecht erhalten werden kann.

V. Die Einwendungsproblematik Auch beim GeldKarte-System besteht Einigkeit, dass dem Zahlungsverlangen des Kartenausgebers grundsätzlich keine Einwendungen und Einreden aus fremden Rechtsverhältnisses entgegengehalten werden dürfen und dass die Rückabwicklung fehlerhafter GeldKarte-Zahlungen zwischen den Parteien des fehlerhaften Rechtsverhältnisses zu erfolgen hat. Daher gilt es nun zu zeigen, dass der hier vertretene Ansatz diesen Anforderungen gerecht wird. Die als kausaler Vertrag sui generis verstandene Zahlungszusage verschafft dem Vertragsunternehmen einen neuen eigenständigen Zahlungsanspruch gegen den Kartenausgeber. Bereits aus der Relativität des Schuldverhältnisses folgt, dass dieser Anspruch grundsätzlich frei von Einwendungen und Einreden aus fremden Rechtsverhältnisses ist. Im Folgenden ist zu untersuchen, in welchem Umfang Einwendungen aus fremden Rechtsverhältnissen aufgrund der Vertragsgestaltung oder Interessenlage zu unmittelbaren Einwendungen des Akquisitionsverhältnisses werden können, so dass sie einem Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens in zulässiger Weise entgegengehalten werden können. 1. Die Zahlungszusage bei fehlerhaftem Valutaverhältnis Ein fehlerhafter Valutavertrag darf den Anspruch des Vertragsunternehmens gegen den Kartenausgeber nicht gefährden. Andernfalls könnte von einem tauglichen Bargeldsurrogat nicht gesprochen werden. Dieses Ergebnis lässt sich im Bereich der GeldKarte-Zahlungen durchaus mit einem kausalen Vertrag erreichen. Wegen der strukturellen Vergleichbarkeit kann dabei im Wesentlichen auf die für das Kreditkartenverfahren sowie das electronic-cash-System gefundenen Ergebnisse zurückgegriffen werden. a) Grundsätzliche Einstandspflicht des Kartenausgebers Nach den einschlägigen Vertragsbestimmungen ist das Entstehen der Zahlungszusage allein vom Abschluss eines technisch ordnungsgemäßen Bezahlvor-

D. GeldKarte-System

237

gangs abhängig.664 Eine vertraglich vereinbarte Abhängigkeit der Zahlungszusage vom Valutaverhältnis, wie sie im Bereich der Kreditkartenzahlung durch die sogenannten Rückforderungsklauseln enthalten ist, ist dem GeldKarte-System fremd. Daher behält das Vertragsunternehmen den einmal entstandenen Anspruch aus der Zahlungszusage auch bei einem fehlerhaften Valutaverhältnis.665 Insoweit gleicht die GeldKarte Zahlung der Giroüberweisung und dem electronic-cash-System. b) Einwendungsdurchgriff bei Rechtsmissbrauch Bei den zuvor behandelten Zahlungssystemen wird in eng umgrenzten Ausnahmefällen ein Einwendungsdurchgriff zugelassen. Das Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens kann sich bei besonders schwerwiegenden und liquide beweisbaren Mängeln des Valutaverhältnisses als rechtsmissbräuchlich gegenüber dem Kartenausgeber darstellen, weshalb der Kartenausgeber nach Treu und Glauben (§ 242 BGB) berechtigt ist, eine Zahlung an das Vertragsunternehmen zu verweigern. Allein in diesen Ausnahmefällen ist der Anspruch aus der Zahlungszusage vom Valutaverhältnis abhängig; die Fehlerhaftigkeit des Valutaverhältnisses wird über § 242 BGB zu einer unmittelbaren Einwendung des Vollzugsverhältnisses. Im Grunde lässt sich diese Sichtweise auf das GeldKarteSystem übertragen. Auch hier kann sich das Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens durchaus als rechtsmissbräuchlich darstellen, so dass zu untersuchen ist, ob der tatsächliche Abrechnungsmodus des GeldKarte-Verfahrens einer Zahlungsverweigerung des Kartenausgebers im Wege steht. Eine Besonderheit des GeldKarte-Systems besteht darin, dass nicht einzelne, sondern nur aggregierte Forderungen abgewickelt werden666, so dass eine Zuordnung der bei einer konkreten Kartenbenutzung übertragenen Guthabendaten zu einem individuellen Valutaverhältnis nicht ohne weiteres möglich ist.667 Der Kartenausgeber hat keine Möglichkeit, eine bestimmte Zahlung abzulehnen, da er keine Kenntnis davon hat, welche individuellen Zahlungen mit einem aggregierten Zahlungsvorgang abgewickelt werden. Dieser Abrechnungsmodus ist der Grund dafür, dass zum Teil ein Einwendungsdurchgriff abgelehnt wird. Angesichts der geringen Höhe der Kartenumsätze möchte namentlich Grundmann den Rationalisierungseffekten den Vorrang einräumen und den Kunden auf eine Rückforderung im Valutaverhältnis verweisen.668

664 665 666 667 668

Vgl. Ziff. 12 GeldKarte-Vereinbarung; Ziff. 4 GeldKarte-Händlerbedingungen. Siehe nur E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 342. E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 343. Langenbucher, Risikozuordnung, S. 331. E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 343.

238 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Zu bedenken ist aber, dass der Kartenausgeber durch eine entsprechende Information des Kunden die erforderlichen Daten erlangen kann, die eine Zuordnung des Kartenumsatzes zu einem bestimmten Valutaverhältnis ermöglichen. Der besondere Abrechnungsmodus des GeldKarte-Systems steht lediglich einer im Vorfeld erklärten Zahlungsverweigerung, nicht aber einer nachträglichen Zahlungsrückforderung entgegen.669 In eng umgrenzten Ausnahmefällen kann die Fehlerhaftigkeit des Valutaverhältnisses daher zu einer unmittelbaren Einwendung des Akquisitionsverhältnisses werden und eine Zahlungsrückforderung des Kartenausgebers rechtfertigen.670 c) Bereicherungsausgleich im Valutaverhältnis Die Einordnung der Zahlungszusage als kausaler Vertrag sui generis steht einem eventuell erforderlichen Bereicherungsausgleich im Valutaverhältnisses nicht entgegen. Zwar ist in der Zahlungszusage auch bei einem gestörten Valutaverhältnis eine Leistung cum causa des Kartenausgebers an das Vertragsunternehmen zu sehen. Für den Bereicherungsausgleich kommt es jedoch nur darauf an, ob zwischen dem Karteninhaber und dem Vertragsunternehmen ein Rechtsgrund für die GeldKarte-Zahlung existiert. Daher steht der im Vollzugsverhältnis erreichte Leistungszweck einer condictio indebiti innerhalb des Valutaverhältnisses nicht im Wege. 2. Die Zahlungszusage bei fehlerhaftem Deckungsverhältnis a) Der bloße Fehler im Deckungsverhältnis Die Abrechnungsstruktur der bisher behandelten Zahlungssysteme ist im Wesentlichen identisch. Das Vertragsunternehmen verzichtet auf eine Barzahlung durch den Karteninhaber und erhält statt dessen eine Zahlungszusage vom Kartenausgeber. Dieser verpflichtet sich bereits zum Zeitpunkt des Karteneinsatzes und nimmt anschließend beim Karteninhaber Regress. Damit ist für den Kartenausgeber die Gefahr verbunden, dass er seinen Aufwendungsersatzanspruch wegen fehlender Bonität des Karteninhabers nicht realisieren kann. In diesen Fällen ist an eine Rückforderungsmöglichkeit des Kartenausgebers zu denken, mit der er sich auf Kosten des Vertragsunternehmens schadlos halten könnte. Eine entsprechende Gefahrenlage wird beim GeldKarte-System kaum auftauchen. Der Kartenausgeber erlangt durch den Aufladevorgang bereits vor der eigenen Verpflichtung gegenüber dem Vertragsunternehmen Vorschuss vom Karteninhaber, so dass er nicht in Vorleistung tritt.671 Bei der GeldKarte folgt bereits aus 669 670

Langenbucher, Risikozuordnung, S. 331. Ebenso Hofmann, S. 51 f.; Langenbucher, Risikozuordnung, S. 331.

D. GeldKarte-System

239

der Systemstruktur, dass bloße Fehler des Deckungsverhältnisses nicht zu Lasten des Vertragsunternehmens gehen. Insoweit unterscheidet sich die GeldKarte von den zuvor behandelten kartengestützten Zahlungssystemen. b) Die unwirksame Weisung Die fehlende Weisung des Karteninhabers kann zu erheblichen Problemen innerhalb des Deckungsverhältnisses führen, insbesondere im Hinblick auf den Aufwendungsersatzanspruch des Kartenausgebers. Ohne eine entsprechende Weisung ist der Kartenausgeber grundsätzlich nicht berechtigt Aufwendungsersatz zu verlangen, so dass er zur Rückzahlung des bereits durch den Aufladevorgang erlangten Vorschusses verpflichtet ist. Man wird daher auch bei der GeldKarte mit der Frage konfrontiert, ob der Kartenausgeber dem Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens das Fehlen einer wirksamen Weisung entgegenhalten darf, oder ob dieses Risiko zu seinen Lasten geht. Dies ist im Folgenden für jede Sachverhaltskonstellation, die zur Unwirksamkeit der Weisung führt, gesondert zu untersuchen. (1) Unwirksamkeit der GeldKarte-Abrede Die Unwirksamkeit der GeldKarte-Abrede hat zwar Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Weisung des Karteninhabers, nicht aber auf die einmal erteilte Zahlungszusage des Kartenausgebers. Trotz des Fehlens einer wirksamen Weisung ist die Zahlung des Kartenausgebers dem Karteninhaber zuzurechnen, da er eine wirksame Tilgungsbestimmung gegenüber dem Vertragsunternehmen abgegeben hat. Die GeldKarte-Transaktion entspricht vollständig seinem Willen und ist nur deshalb fehlerhaft, weil der Vertrag, der den Karteninhaber zur Nutzung des Systems berechtigt, unwirksam ist. Im Ergebnis handelt es sich jedoch um eine von sämtlichen Beteiligten gewollte Transaktion. Insoweit besteht kein Unterschied zu den bisher behandelten kartengestützten Zahlungssystemen. Die Unwirksamkeit der GeldKarte-Abrede ist ein Fehler, der in seinen Auswirkungen auf das Deckungsverhältnis beschränkt bleibt. Daher besteht kein Anlass, von dem Grundsatz abzuweichen, dass der Bereicherungsausgleich innerhalb des fehlerhaften Rechtsverhältnisses zu erfolgen hat. Folglich hat sich der Kartenausgeber mit dem Karteninhaber auseinander zusetzen, da allein dieses Rechtsverhältnis gestört ist. Für ein Rückforderungs- bzw. Zahlungsverweigerungsrecht des Kartenausgebers gegenüber dem Vertragsunternehmen ist hingegen kein Raum.

671

Vgl. Langenbucher, Risikozuordnung, S. 331.

240 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

(2) Weisungswiderruf Ein vom Karteninhaber erklärter Widerruf beeinträchtigt die Wirksamkeit der zuvor erteilten Weisung nicht.672 Die Weisung kann nämlich auch beim GeldKarte-System nicht mehr wirksam widerrufen werden, sobald der Kartenausgeber die Zahlungszusage erteilt hat673, da der Kartenausgeber ab diesem Zeitpunkt eine irreversible Vermögensdisposition getroffen hat.674 Bei der GeldKarte erwirbt das Vertragsunternehmen mit Abschluss des Bezahlvorgangs den Anspruch aus der Zahlungszusage, so dass die Weisung bereits ab diesem Zeitpunkt nicht mehr widerrufen werden kann.675 Ein dennoch erklärte Weisungswiderruf geht daher ins Leere und hat keine rechtliche relevanten Auswirkungen. (3) Die Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers Die Zahlungszusage kommt beim GeldKarte-System zustande, sobald eine nach dem äußeren Erscheinungsbild echte und nicht manipulierte Karte verwendet wurde und ein technisch einwandfrei funktionierendes Händlerterminal bei der Kartenprüfung zu einem positiven Ergebnis gelangt.676 Umstände, die in der Person des Karteninhabers liegen, sind für das Zustandekommen der Zahlungszusage ohne Belang. Zu untersuchen bleibt, ob beim Karteneinsatz durch einen Geschäftsunfähigen ein Rückforderungsrecht des Kartenausgebers besteht. Die Reichweite der Einstandspflicht des Kartenausgebers ergibt sich auch beim GeldKarte-System aus einer im Vollzugsverhältnis vereinbarten Sicherungsabrede. Der Kartenausgeber möchte das Vertragsunternehmen nur von den Risiken befreien, die typischerweise aus der Verwendung der GeldKarte resultieren. Eine darüber hinausgehende Befreiung des Vertragsunternehmens von sämtlichen Zahlungsrisiken ist hingegen nicht gewollt, so dass allgemeine Geschäftsrisiken vom Vertragsunternehmen zu tragen sind.677 Die bisherige Untersuchung hat ergeben, dass es sich bei der Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers um ein allgemeines Geschäftsrisiko handelt, vor dem das Vertragsunternehmen gerade nicht geschützt werden soll.678 Beim Karten672

Ausführlich Hofmann, S. 45 ff. E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 340. 674 Gößmann, Bankrecht 1998, 67 (102). 675 Koblischek, S. 69 f.; Schwintowski/Schäfer, § 12 Rndnr. 70; Baumbach-Hopt, BankGesch (7) Rndnr. F/17; E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 340; S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 35; ders., Bankrecht 1998, S. 67 (102); Escher, WM 1997, 1173 (1180). 676 Vgl. Hofmann, S. 100, 101 f.; Groß, FS Schimansky, S. 165 (175). 677 S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 33; ders., Bankrecht 1998, 67 (100). 678 Siehe Viertes Kapitel: B. VI. 2. b) (2), C. III. 2. b) (3). 673

D. GeldKarte-System

241

einsatz durch einen Geschäftsunfähigen tritt der materielle Sicherungsfall nicht ein, so dass die Zahlungszusage zurückgefordert werden kann.679 (4) Der Kartenmissbrauch durch einen unbefugten Dritten Der Kartenmissbrauch durch einen unberechtigten Dritten ist beim GeldKarte-System wesentlich einfacher möglich als beim Kreditkarten- oder electronic-cash-System, da jeder Besitzer einer GeldKarte die aufgeladenen Werteinheiten verwenden kann, ohne sich durch eine Unterschrift oder PIN-Eingabe legitimieren zu müssen. Auch beim Karteneinsatz durch einen unbefugten Dritten ist von einem „ordnungsgemäßen Zahlungsvorgang“ auszugehen, da eine echte Karte verwendet wird und in der Person des Kartenverwenders liegende Umstände ohne Belang sind.680 Somit kommt auch beim missbräuchlichen Karteneinsatz eine Zahlungszusage zustande. Für die endgültige Einstandspflicht des Kartenausgebers kommt es entscheidend darauf an, ob auch beim Kartenmissbrauch der materielle Sicherungsfall eintritt. Dies ist durch einen hypothetischen Vergleich mit der Barzahlung zu bestimmen. Die unbefugte Benutzung einer echten GeldKarte ist mit dem Fall vergleichbar, dass mit abhanden gekommenem Bargeld bezahlt wird. Bei der Barzahlung wäre das Vertragsunternehmen hinreichend geschützt, da es an abhanden gekommenem Bargeld nach §§ 932, 935 BGB Eigentum erwerben kann; eine Rückforderung durch den ehemals berechtigten Eigentümer wäre nicht möglich. Bei einer Rückforderung der Zahlungszusage durch den Kartenausgeber würde sich somit kein allgemeines Geschäftsrisiko verwirklichen, so dass vom Eintritt des materiellen Sicherungsfalls auszugehen ist. Die Zahlungszusage hat beim Karteneinsatz durch einen unbefugten Dritten Bestand. Dies entspricht der Bargeldfunktion der GeldKarte.681 Im Übrigen wird der Kartenausgeber regelmäßig kein Interesse an einer Rückforderung haben, weil er durch den Aufladevorgang bereits entsprechende Deckung erhalten hat. Dieser Vorschuss verbleibt in seinem Vermögen, auch wenn die GeldKarte von einem unberechtigten Dritten verwendet wird. Der rechtmäßige Karteninhaber verliert in diesem Fall das Kartenguthaben und kann es nicht vom Kartenausgeber zurückfordern. Zwar steht dem Kartenausgeber im Falle des Kartenmissbrauchs mangels wirksamer Weisung des Karteninhabers kein Aufwendungsersatzanspruch zu.682 Aber die einschlägigen Bedingungen im Deckungsverhältnis weisen das Verlustrisiko der Werteinheiten dem Karteninhaber 679

Siehe S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 33; ders., Bankrecht 1998, 67 (100). Ausführlich Hofmann, S. 99 f.; Groß, FS Schimansky, S. 165 (175 f.). 681 S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 33. 682 Hofmann, S. 44 m. w. N.; S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 27; Pfeiffer, NJW 1997, 1036 (1039). 680

242 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

zu.683 So ist in Abschnitt A. III. Ziff. 2.5 der Bedingungen für Maestro-Karten ausdrücklich bestimmt, dass der Kartenausgeber bei Verlust der GeldKarte den auf ihr gespeicherten Betrag nicht erstattet. Diese Risikozuweisung, die sich nicht aus allgemeinen geschäftsbesorgungsvertraglichen Vorgaben herleiten lässt, rechtfertigt sich aus dem Gedanken des § 935 BGB.684 Da im Grunde kein Unterschied zwischen der Aufladung einer GeldKarte und einer Bargeldabhebung besteht, ist die Zuweisung des Verlustrisikos an den Karteninhaber auch im Hinblick auf § 676h BGB wirksam.685 (5) Der Einsatz manipulierter Karten Ein weiterer Fehler des Deckungsverhältnisses ergibt sich aus dem Einsatz manipulierter GeldKarten. Hierbei ist der auf dem Chip der GeldKarte gespeicherte Betrag nicht durch eine entsprechende Gutschrift auf dem Börsenverrechnungskonto gedeckt. Beim Einsatz einer derart manipulierten Karte liegt zwar eine wirksame Weisung des Karteninhabers vor. Der Kartenausgeber braucht diese aber nicht zu befolgen, da er aufgrund der Emissionsvertrages nur zur Zahlung an das Vertragsunternehmen verpflichtet ist, sofern er bereits einen entsprechenden Vorschuss erlangt hat. Die Zahlungszusage kommt regelmäßig auch beim Einsatz manipulierte Karten zustande, da üblicherweise eine nach dem äußeren Erscheinungsbild echte und nicht manipulierte Karte verwendet wird. Der materielle Sicherungsfall tritt auch bei dieser Missbrauchsvariante ein, so dass der Einsatz manipulierter Karten keinen Einfluss auf den Bestand der Zahlungszusage hat. Dies ergibt sich nicht aus einem Vergleich mit dem Barzahlungsfall, sondern unmittelbar aus den einschlägigen Vertragsbestimmungen des GeldKarte-Systems. In Ziff. 17 Abs. 2 GeldKarte-Vereinabrung haben die Systembetreiber festgelegt, dass bei der Verwendung gefälschter oder verfälschter GeldKarten das im Datensatz der Lastschrift als kartenausgebendes Kreditinstitut benannte Kreditinstitut die Forderung des Vertragsunternehmens bezahlt. Gleiches gilt, wenn auf andere Weise angebliche GeldKarte-Umsätze missbräuchlich generiert werden. Damit ist in 683

Ausführlich hierzu Hofmann, S. 52 ff. Schwintowski/Schäfer, § 12 Rndnr. 65, 69; S/B/L-Gößmann, § 68 Rndnr. 27; ders., Bankrecht 1998, S. 67 (100); E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 338; Claussen, § 7 Rndnr. 56i; BuB-Werner, Rndnr. 6/1751; ders., MMR 1998, 232 (234); Baumbach-Hopt, BankGesch (7) Rndnr. F/20; Wand, S. 123; Neumann, Zahlungsverkehr, Rndnr. 387; Pfeiffer, NJW 1997, 1036 (1039); Kümpel, WM 1997, 1037 (1042). 685 Mittlerweile überwiegende Meinung, siehe MK-Casper, § 676h Rndnr. 10; Bamberger-Schmalenbach, § 676h Rndnr. 27; Neumann, Zahlungsverkehr, Rndnr. 389; ausführlich Schinkels, S. 266–274; ders., WM 2005, 450 (452 ff., insbes. 455); im Ergebnis ebenso Koller, FS Schimansky, S. 315 (318); allgemein für eine Risikozuweisung an den Kunden bei wertspeichernden Zahlungsinstrumenten Langenbucher, Risikozuordnung, S. 311 ff. 684

D. GeldKarte-System

243

der GeldKarte-Vereinbarung eine Verpflichtung des Kartenausgebers auch im Fälschungsfall vereinbart.686 Durch den Teilnahmevertrag haben sich sämtliche Kartenausgeber diese Verpflichtung zu eigen gemacht, so dass sie sich gegenüber dem Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens nicht auf einen Kartenmissbrauch berufen können. c) Ergebnis Wie bei den zuvor behandelten Zahlungssystemen wirken sich die meisten Fehler des Deckungsverhältnisses, die der Entstehung oder Durchsetzbarkeit eines Aufwendungsersatzanspruchs des Kartenausgebers im Wege stehen, nicht auf die Zahlungszusage aus. Wegen der Struktur der GeldKarte als vorausbezahlte Geldbörse kommt der fehlenden Bonität des Karteninhabers ohnehin keine praktische Bedeutung zu. Lediglich die Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers hat Auswirkungen über das Deckungsverhältnis hinaus. Über eine entsprechende Interpretation der Sicherungsabrede wird die Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers zu einer unmittelbaren Einwendung des Vollzugsverhältnisses und berechtigt den Kartenausgeber zur Rückforderung der Zahlungszusage. 3. Die Zahlungszusage bei fehlerhaftem Vollzugsverhältnis Die Zahlungszusage kommt beim GeldKarte-System zwischen den Parteien des Vollzugsverhältnisses zustande. Aus diesem Grunde kann sich der Kartenausgeber gegenüber einem Zahlungsverlangen des Vertragsunternehmens grundsätzlich auf Fehler des Vollzugsverhältnisses berufen. Es handelt sich hierbei gerade nicht um Einwendungen aus einem fremden Rechtsverhältnis, vor denen das Vertragsunternehmen zu schützen ist. a) Inhalt der Abrechnungsvoraussetzungen Das Vertragsunternehmen hat bei der Akzeptanz der GeldKarte bestimmte Abrechnungsvoraussetzungen einzuhalten. Während es bei der Kreditkartenzahlung eine Vielzahl von Sorgfalts-, Form- und Genehmigungsvorschriften zu beachten hat, ist die Erteilung der Zahlungszusage beim GeldKarte-System lediglich vom Abschluss eines ordnungsgemäßen Bezahlvorgangs an einem zugelassenen GeldKarte-Terminal abhängig.687 Besondere karten- und umsatzbesogene Prüfungspflichten sind bei der GeldKarte nicht zu beachten, da entsprechende Prüfungen vom Händlerterminal durchgeführt werden. Aus dem GeldKarte-

686 687

Hofmann, S. 101. Ziff. 4 GeldKarte-Händlervertrag.

244 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Händlervertrag selbst ergibt sich noch nicht einmal eine bestimmte Frist, binnen derer die Kartenumsätze einzureichen sind. Nach Ziff. 6 GeldKarte-Händlervertrag besteht lediglich die Verpflichtung, sämtliche Kartenumsätze bei der Hausbank bzw. einem von dieser benannten Stelle einzureichen. Das Vertragsunternehmen hat somit nur darauf zu achten, dass ein ordnungsgemäßer Bezahlvorgang an einem zugelassenen Terminal stattfindet. b) Konsequenzen eines Verstoßes Nach dem Wortlaut des Händlervertrages ist der Kartenausgeber nur dann zu einer Zahlung verpflichtet, wenn es zu einem ordnungsgemäßen Bezahlvorgang an einem zugelassenen Terminal gekommen ist. Es liegt daher Nahe, die Abrechnungsvoraussetzungen als Bedingungen nach § 158 BGB zu verstehen.688 Eine Bedingung in diesem Sinne zeichnet sich durch einen Zustand der objektiven Ungewissheit aus.689 Daran fehlt es jedoch bei den Abrechnungsvoraussetzungen, da bei Erteilung der Zahlungszusage bereits objektiv feststeht, ob es zu einem ordnungsgemäßen Bezahlvorgang gekommen ist. Den Parteien fehlt allenfalls die subjektive Kenntnis, was für die Annahme einer Bedingung aber nicht ausreichend ist. Die Abrechnungsvoraussetzungen sind daher als „uneigentliche Bedingungen“690 zu verstehen, so dass sich die Frage nach einer analogen Anwendung der gesetzlichen Bedingungsregeln stellt. Für die analoge Anwendung der gesetzlichen Bedingungsregeln ist eine vergleichbare Sachverhaltskonstellation notwendig.691 Eine Bedingung nach § 158 BGB zeichnet sich durch einen Automatismus aus. Die Rechtsfolgen des bedingten Rechtsgeschäfts sollen automatisch eintreten bzw. entfallen, wenn das objektiv ungewisse Ereignis eintritt. Genau dieser Automatismus ist auch in Bezug auf die Abrechnungsvoraussetzungen gewollt. Die Systembetreiber haben im Hinblick auf die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Einheitlichkeit des Zahlungs- und Abrechnungsverkehrs ein berechtigtes Interesse daran, dass nur solche Terminals eingesetzt werden, die sie autorisiert haben. Die Systembetreiber dürfen bestimmen, mit welcher Hard- und Software ihr GeldKarte-System betrieben werden soll. Daher ist es gerechtfertigt, die Kartenumsätze nur dann zu vergüten, wenn sich das Vertragsunternehmen an die Regeln des Systems hält und es an einem zugelassenen Kassenterminal zu einem ordnungsgemäßen Bezahlvorgang kommt. Eine unangemessene Benachteiligung des Vertragsunternehmens ist darin nicht zu sehen. Der ordnungsgemäße Bezahlvorgang an ei688

So Koblischek, S. 86, 90 f. Larenz/Wolf, § 50 Rndnr. 25. 690 Vgl. Medicus, AT, Rndnr. 829. 691 Siehe allgemein zu den Voraussetzungen einer Analogie Larenz/Wolf, § 4 Rndnr. 69 m. w. N. 689

D. GeldKarte-System

245

nem zugelassenen Kassenterminal ist daher als „uneigentliche Bedingung“ zu verstehen, auf die § 158 Abs. 1 BGB analog anzuwenden ist. Ein Verstoß gegen die Abrechnungsvoraussetzungen verhindert somit, dass eine wirksame Zahlungszusage zustande kommt; Fehler des Vollzugsverhältnisses wirken sich unmittelbar auf den Bestand der Zahlungszusage aus. Eine dennoch geleistete Zahlung kann der Kartenausgeber mit der condictio indebiti kondizieren. Der Kartenausgeber wollte mit der Zahlung an das Vertragsunternehmen seine Verpflichtung aus der Zahlungszusage erfüllen, also solvendi causa leisten. Wegen der missachteten Abrechnungsvoraussetzungen ist jedoch keine Zahlungszusage zustande gekommen. Der mit der Zahlung bezweckte Erfolg, die Befreiung von einer Verbindlichkeit, ist daher nicht eingetreten, so dass dem Kartenausgeber ein Bereicherungsanspruch zusteht, § 812 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. BGB.

VI. Zusammenfassung Zur Erklärung der Rechtsnatur der Zahlungszusage stehen sich beim GeldKarte-System zwei Ansätze gegenüber, die sich schon in ihrer Grundstruktur unterscheiden. Neben dem geschäftsbesorgungsvertraglichen Ansatz wird hier eine Abtretungskonstruktion vertreten. Diese stützt sich im Wesentlichen auf die Besonderheit der Voraufladung der GeldKarte. Durch die Voraufladung entstehe ein Auszahlungsanspruch gegen den Kartenausgeber, der an das Vertragsunternehmen abgetreten werde. Die Voraufladung lässt sich jedoch auch mit dem geschäftsbesorgungsvertraglichen Ansatz überzeugend erklären. So kann die Voraufladung durchaus mit einem Vorschuss nach §§ 675, 669 BGB erklärt werden. Der Abtretungskonstruktion ist daher insbesondere vorzuwerfen, dass sie für das GeldKarte-System ohne zwingenden Grund einen Sonderweg einschlägt, der sich nicht in die Gesamtstruktur des bargeldlosen Zahlungsverkehrs einfügt. Denn insbesondere bei der Kreditkarte ist eine Abtretungskonstruktion wegen der tatsächlichen und rechtlichen Besonderheiten nicht begründbar. Der gesamte kartengestützte Zahlungsverkehr weist jedoch strukturelle Parallelen auf, die auch bei der Rechtsnaturbestimmung der einzelnen Zahlungszusage berücksichtigt werden sollten. Im Hinblick auf eine Vereinheitlichung zumindest des kartengestützten Zahlungsverkehrs ist der Abtretungskonstruktion daher eine Absage zu erteilen, so dass auch bei der GeldKarte von einem geschäftsbesorgungsvertraglichen Ansatz auszugehen ist. Allerdings kann auch hier die Rechtsnaturbestimmung der Zahlungszusage durch die herrschende Meinung nicht überzeugen. Wie bei den zuvor behandelten kartengestützten Zahlungssystemen ist bei der GeldKarte eine primäre Einstandspflicht des Kartenausgebers gewollt, so dass in der Zahlungszusage keine Garantie zu sehen ist. Die dynamische Ausgestaltung des Disagios zwingt auch

246 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

bei der GeldKarte dazu, ein Synallagma zwischen Disagio und Zahlungszusage anzunehmen. Damit ist es jedoch unvereinbar, in der Zahlungszusage ein abstraktes Schuldversprechen nach § 780 BGB zu sehen. Vielmehr ist auch bei dieser Zahlungsform von einem kausalen Vertrag sui generis auszugehen. Auch bei der GeldKarte folgt bereits aus der Relativität des Schuldverhältnisses, dass das Vertragsunternehmen auch bei Annahme eines kausalen Vertrages sui generis hinreichend vor fremden Einwendungen und Einreden geschützt ist. Fehler des Deckungs- oder Valutaverhältnisses wirken sich somit grundsätzlich nicht auf den Bestand der Zahlungszusage aus. Lediglich bei einem besonders schwerwiegenden und liquide beweisbaren Fehler des Valutaverhältnisses kann sich die Inanspruchnahme der Zahlungszusage als rechtsmissbräuchlich gegenüber dem Kartenausgeber darstellen. Der besondere Abrechnungsmodus des GeldKarte-Systems (es werden hier nur aggregierte Forderungen und keine Einzelumsätze abgerechnet) steht lediglich einer im Vorfeld erklärten Zahlungsverweigerung des Kartenausgebers entgegen; eine nachträgliche Zahlungsrückforderung ist jedoch auch bei der GeldKarte möglich. Aus der Bargeldersatzfunktion der GeldKarte ergibt sich, dass der Händler durch die Zahlungszusage nur von zahlungsverkehrstechnischen Risiken befreit werden soll. Hierzu zählen sämtliche Risiken, die dadurch entstehen, dass der Händler auf Bargeld verzichtet und stattdessen die GeldKarte akzeptiert. Allgemeine Geschäftsrisiken, also solche, die auch bei der Barzahlung auftreten können, sind hingegen weiterhin vom Vertragsunternehmen zu tragen. Wie auch bei den zuvor behandelten Zahlungssystemen ergibt ein hypothetischer Vergleich mit der Barzahlung, dass es sich beim Karteneinsatz durch einen Geschäftsunfähigen um ein allgemeines Geschäftsrisiko handelt, so dass die Zahlungszusage in diesen Fällen zurückgefordert werden kann. Sämtliche anderen Fehler des Deckungsverhältnisses wirken sich hingegen nicht auf den Bestand der Zahlungszusage aus. So berechtigt insbesondere der Kartenmissbrauch oder der Einsatz manipulierter Karten nicht zu einer Rückforderung. Anders als bei den zuvor behandelten Systemen wird sich das Bonitätsrisiko bei der GeldKarte kaum verwirklichen, da dem Kartenausgeber aufgrund der Voraufladung bereits vor dem Karteneinsatz ein entsprechender Geldbetrag zugeflossen ist. Im Vollzugsverhältnis ist die Erteilung der Zahlungszusage lediglich vom ordnungsgemäßen Abschluss eines Bezahlvorgangs an einem zugelassenen Kassenterminal abhängig. Diese Abrechnungsvoraussetzungen sind als „uneigentliche“ Bedingungen zu verstehen, auf die § 158 Abs. 1 BGB analog anzuwenden ist. Ein Verstoß gegen die Abrechnungsvoraussetzungen verhindert somit, dass eine wirksame Zahlungszusage zustande kommt. Fehler des Vollzugsverhältnisses wirken sich insofern unmittelbar auf den Bestand der Zahlungszusage aus. Eine trotz Verletzung der Abrechnungsvoraussetzungen geleistete Zahlung des Kartenausgebers kann daher kondiziert werden.

E. Dokumentenakkreditiv

247

E. Dokumentenakkreditiv Das Akkreditiv unterscheidet sich im Hinblick auf den Einsatzbereich von den bisher behandelten Formen einer bargeldlosen Zahlung und nimmt insofern eine Sonderstellung ein. Während Giroüberweisung, Kreditkarten-, electroniccash- und GeldKarte-Zahlungen überwiegend von Privatpersonen im nationalen Bereich vorgenommen werden, handelt es sich beim Akkreditiv um ein Zahlungsmittel des internationalen Handels. Daher ist an dieser Stelle eine Ausnahme von dem bisher gewählten historischen Aufbau gerechtfertigt. Nahezu sämtliche Akkreditive werden weltweit auf Grundlage der von der internationalen Handelskammer (ICC) empfohlenen „Einheitlichen Richtlinien und Gebräuche für Dokumenten-Akkreditive“ (ERA 500) erstellt und abgewickelt.692 Nach Art. 3 ERA 500 sind Akkreditive „ihrer Natur nach von den Kauf- oder anderen Verträgen, auf denen sie möglicherweise beruhen, getrennte Geschäfte“. Die ERA umschreiben die Verpflichtungen der Akkreditiv-Beteiligten nur allgemein. Die rechtliche Einordnung und Ausgestaltung des Akkreditivgeschäfts im einzelnen ist dem auf die Akkreditivverpflichtung im Einzelfall anwendbaren Recht überlassen.693 In Deutschland ist die rechtliche Einordnung der Zahlungszusage beim Akkreditivgeschäft umstritten. Einigkeit besteht insofern, dass dem Anspruch aus der Zahlungszusage keine Einwendungen und Einreden aus dem Deckungsoder Valutaverhältnis entgegengehalten werden dürfen. Damit sind die in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts vertretenen Ansätze, die im Akkreditiv eine Bürgschaft, einen Schuldbeitritt, einen Kreditauftrag oder einen Vertrag zugunsten Dritter sahen, widerlegt und mittlerweile aus der Diskussion verschwunden.694 Im Folgenden werden ausschließlich die aktuell vertretenen Lösungsansätze dargestellt, analysiert und bewertet.

I. Das abstrakte Schuldversprechen Aufgrund des grundsätzlichen Einwendungsausschlusses sehen die herrschende Meinung in der Literatur und die Rechtsprechung in der Zahlungszusage, dem Akkreditiv im engeren Sinne, ein abstraktes Schuldversprechen nach § 780 BGB.695 Durch das abstrakte Schuldversprechen entstehe ein vom De692

MK-HGB-Nielsen, ZahlungsV Rndnr. H 6. Schütze, S. 48. 694 Kübler, S. 182; siehe auch die Ablehnung älterer Lösungsansätze bei Hartmann, S. 29 ff. 695 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 984; Schütze, S. 48; Gacho, S. 23; Hartmann, S. 31 f.; Zahn/Eberding/Ehrlich, S. 122; Gernhuber, Das Schuldverhältnis, § 18 III 1 d (S. 443); Claussen, § 7 Rndnr. 74, 80; Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 198; Baumbach-Hopt, BankGesch (7) Rndnr. K/1; E/B/J-Hakenberg, 693

248 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

ckungs- und Valutaverhältnis unabhängiger Anspruch des Akkreditierten gegen die Bank. Zur Begründung des Einwendungsausschlusses stützt sich der überwiegende Teil der herrschenden Meinung (ergänzend) auf eine Analogie zu § 784 Abs. 1 Halbsatz 2 BGB.696 Für die Analogie spreche die Verwandtschaft zwischen Akkreditiv und Anweisung.697 Das Charakteristikum beider Konstruktionen sei eine Simultanleistung. Die Zahlung der Bank an den Akkreditierten stelle eine Leistung der Bank an den Akkreditivauftraggeber im Deckungs- und zugleich eine Leistung des Akkreditivauftraggebers an den Akkreditierten im Valutaverhältnis dar.698 Andere halten eine Analogie für überflüssig, da sich die gewünschten Rechtsfolgen bereits aus der Einordnung der Zahlungszusage als abstraktes Schuldversprechen ergäben.699 In der älteren Literatur wird zur Begründung des Einwendungsausschlusses schlicht auf die Funktion des Akkreditivs verwiesen.700 Einigkeit besteht hinsichtlich der sich aus dem Einwendungsausschluss ergebenden Rechtsfolgen. Die Bank kann dem Akkreditierten nur solche Einwendungen entgegenhalten, die entweder die Gültigkeit der Akkreditiveröffnung betreffen, die sich aus dem Inhalt der Akkreditiveröffnung ergeben, oder die der Bank unmittelbar gegen den Akkreditierten zustehen. Eine Besonderheit sei darin zu sehen, dass der Anspruch aus dem Akkreditiv ein Rechtsgrundverhältnis zwischen der Bank und dem Akkreditierten nicht voraussetze, weshalb eine Kondiktion wegen eines fehlenden Rechtsgrundes in diesem Verhältnis von vornherein ausscheide.701 Das Rechtsverhältnis zwischen Akkreditiertem und der Bank sei „nicht historisch, aber rechtlich kausalos“.702

BankR II Rndnr. 472; Staudinger-Marburger, § 780, Rndnr. 42, § 783 Rndnr. 60; Soergel-Häuser, §§ 780, 781 Rndnr. 90; MK-Hüffer, § 780 Rndnr. 37, § 783 Rndnr. 90; Erman-Heckelmann, Vor § 783 Rndnr. 7; Ulmer, AcP 126 (1926), 257 (286); v. Caemmerer, JZ 1959, 362 (364); Peters, WM 1978, 1030 (1035); Kremers, BB 1978, 63 (63 f.); Eschmann, RIW 1996, 913 (915); RGZ 106, 304 (307); 144, 133 (136); BGHZ 60, 262 (264); 108, 348 (349); BGH WM 1992, 927 (928); BGH WM 1996, 995 (995); OLG Nürnberg NJW 1966, 2272 (2273); OLG Hamburg NJW 1978, 338 (338 f.); OLG München WM 1996, 2335 (2336). 696 So insbesondere Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1005 f.; siehe auch Hampe, S. 40 f., jeweils m. w. N. 697 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1005. 698 So insbesondere Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 920 m. w. N. 699 Hartmann, S. 34 ff. 700 Siehe v. Caemmerer, JZ 1959, 362 (364); Liesecke, WM 1966, 458 (467). 701 Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 198. 702 Borggrefe, S. 19.

E. Dokumentenakkreditiv

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II. Der abstrakte Vertrag sui generis Demgegenüber sehen Teile der Literatur in der Zahlungszusage beim Dokumentenakkreditiv einen abstrakten Vertrag sui generis.703 Begründet wird dies überwiegend mit dem gesteigerten Abstraktionsgrad der Zahlungszusage. Ein abstraktes Schuldversprechen könne kondiziert werden, sofern der Rechtsgrund, der zum Eingehen der abstrakten Verbindlichkeit geführt habe, weggefallen sei.704 Im Gegensatz dazu könne sich die Bank ihrer Verpflichtung aus der Akkreditiveröffnung nicht durch eine Kondiktion erwehren, da das Verhältnis zwischen Bank und Akkreditiertem rechtlich kausalos sei.705 Die Einwendung, dass das ursprüngliche Schuldverhältnis, anlässlich dessen das abstrakte Schuldversprechen abgegeben wurde, gar nicht bestanden habe, könne dem Akkreditierten nicht bzw. nur in einem sehr beschränkten Maße entgegengehalten werden.706 Daher sprenge die Akkreditivverpflichtung den durch § 780 BGB gesetzten Rahmen, weshalb es sogar irreführend sei, die Zahlungszusage beim Akkreditiv als abstraktes Schuldversprechen einzuordnen.707 Zur Begründung des notwendigen Einwendungsausschlusses wird auf einen aus der Funktion des Akkreditivs heraus zu bestimmenden Handelsbrauch708 oder unmittelbar auf die ERA verwiesen, wodurch die Zahlungspflicht der Bank typisiert werde.709

III. Die stereotypisierte Zahlungsgarantie Nach Kübler erweist sich die Zahlungszusage beim Akkreditiv als eine „stereotypisierte Zahlungsgarantie“.710 Von einem klassischen Garantievertrag unterscheide sich die Verpflichtung der Bank bei Akkreditiv dadurch, dass der Umfang des Einwendungsausschlusses nicht durch Auslegung zu ermitteln sei.711 Der Einwendungsausschluss beruhe auf einem Handelsbrauch712 und werde durch die vom Eintritt eines bestimmten Tatbestandes ausgelöste Rechts-

703 Borggrefe, S. 18 ff.; ihm folgend Hampe, S. 39 ff., insbesondere S. 44; WitteWegmann, JuS 1975, 137 (139); wohl auch Kümpel, Rndnr. 7.122. 704 Borggrefe, S. 18. 705 Borggrefe, S. 18 f. 706 Borggrefe, S. 18, 33 ff. 707 Borggrefe, S. 19. 708 Hampe, S. 44. 709 Borggrefe, S. 21 f. 710 Kübler, S. 187 ff.; für eine Forderungsgarantie auch Heymann-Horn, Anh § 372 IV Rndnr. 50. 711 Kübler, S. 189. 712 Kübler, S. 199.

250 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

folge bewirkt.713 Er bestehe unabhängig vom Einzelfall bei jedem Akkreditiv in gleichem Umfang.714 Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Lösungsansätzen rechnet Kübler das Akkreditiv zu den kausalen Schuldverträgen. Damit unterscheidet sich sein Lösungsansatz wesentlich von den vorherigen. Zur Begründung des kausalen Charakters der Zahlungszusage stellt Kübler einen Vergleich mit einem Kaufvertrag an, bei dem eine Zahlung nicht durch Dokumentenakkreditiv, sondern „Kassa gegen Dokumente“ vereinbart wird. Daneben verweist er auf Gemeinsamkeiten mit der Bankgarantie „auf erstes Anfordern“.715 Bei einer vereinbarten Zahlung „Kassa gegen Dokumente“ sei die Zahlungspflicht allein von der Vorlage ordnungsgemäßer Dokumente abhängig. Mengenoder Qualitätsrügen könne der Käufer erst nach seiner Zahlung geltend machen. Insoweit deckten sich die Rechtswirkungen mit denen des Dokumentenakkreditivs. Dennoch gehe man bei der Zahlung „Kassa gegen Dokumente“ nicht von einer durch Vorlage der Dokumente bedingten abstrakten Zahlungspflicht, sondern einer kausalen Verbindlichkeit des Käufers aus, die lediglich kraft Handelsbrauchs typisiert und verschärft sei. Bei der Bankgarantie „auf erstes Anfordern“ treffe die Bank eine von den zugrunde liegenden Rechtsverhältnisses unabhängige Zahlungspflicht, was in einem eventuellen Prozess ebenso wie beim Akkreditiv und einer vereinbarten Zahlung „Kassa gegen Dokumente“ zu einer „Umkehrung der Parteirollen“ führe. Wegen dieser Entsprechung der Funktionen sei eine Dogmatik, die beim Akkreditiv einen abstrakten und in den vergleichsweise angeführten Fällen einen kausalen Schuldvertrag annehme, „nicht glaubwürdig“.716 Vielmehr sei auch das Akkreditiv zu den kausalen Garantiezusagen zu rechnen.

IV. Stellungnahme Wie schon bei den zuvor behandelten Zahlungssystemen vermag die Einordnung der Zahlungszusage als (stereotypisierte) Garantie nicht zu überzeugen. Während den Garanten eine lediglich subsidiäre Leistungspflicht trifft, schafft das Akkreditiv eine primäre Anspruchsgrundlage.717 Die Argumente Küblers lassen sich auch nicht zur Begründung eines kausalen Schuldvertrages sui generis fruchtbar machen. Wenig überzeugend ist der Vergleich mit einer Zahlung „Kassa gegen Dokumente“. Während bei dieser Form der Zahlungsabwicklung 713 714 715 716 717

Kübler, S. 190. Kübler, S. 189 f. Kübler, S. 187 ff. Kübler, S. 189. Peters, WM 1978, 1030 (1035); Hartmann, S. 31 m. w. N.

E. Dokumentenakkreditiv

251

ein typischer Kaufvertrag vorliegt, bei dem lediglich die Zahlungsmodalitäten abgewandelt werden, erweitert das Dokumentenakkreditiv eine ursprünglich bilaterale Beziehung um ein weiteres Rechtsverhältnis. Die primäre Zahlungspflicht wird vom Käufer auf die Bank übertragen, die zuvor mit dem Akkreditierten in keinerlei rechtsgeschäftlichem Kontakt steht. In diesem Verhältnis muss ein völlig neuer Schuldgrund begründet werden. Die durch das Akkreditiv geschaffene neue Verpflichtung der Bank weist keine Gemeinsamkeiten mit der ursprünglichen, kausalen Zahlungspflicht des Käufers auf. Der von Kübler angeführte Fall einer Zahlung „Kassa gegen Dokumente“ mag in Bezug auf die Rechtsfolgen mit einem Akkreditiv vergleichbar sein, nicht aber hinsichtlich der Konstruktion der Zahlung. Gegen die Annahme eines abstrakten Vertrages sui generis spricht, dass es eines Rückgriffs auf diese „Verlegenheitskonstruktion“ nicht bedarf. Im Folgenden ist zu zeigen, dass sich die Zahlungszusage beim Dokumentenakkreditiv überzeugend mit einem abstrakten Schuldversprechen nach § 780 BGB erklären lässt. Kritiker des abstrakten Schuldversprechens verweisen auf den erhöhten Abstraktionsgrad des Dokumentenakkreditivs. Sie behaupten, dass der beim abstrakten Schuldversprechen mögliche Einwand der ungerechtfertigten Bereicherung (§§ 812 Abs. 2, 821 BGB) beim Dokumentenakkreditiv nicht gewollt sei, so dass die Zahlungspflicht der Bank den durch § 780 BGB gesetzten Rahmen sprenge.718 Dem ist entgegenzuhalten, dass es in manchen Ausnahmefällen gerade notwendig ist, eine Kondiktion zuzulassen, um ein interessengerechtes Ergebnis zu erzielen.719 Daher ist die grundsätzliche Kondiktionsmöglichkeit kein Argument gegen, sondern vielmehr ein Argument für die Annahme eines abstrakten Schuldversprechens. Die Zahlungszusage beim Dokumentenakkreditiv entspricht in ihrem Wesen dem § 780 BGB. Durch sie soll eine einseitige, von fremden Rechtsverhältnissen unabhängige Zahlungsverpflichtung neu begründet werden. Die bei den vorherigen Zahlungssystemen gegen ein abstraktes Schuldversprechen geäußerten Bedenken greifen beim Dokumentenakkreditiv nicht durch. Anders als bei der Gutschrift im Giroverkehr kommt man beim Dokumentenakkreditiv um die Schaffung eines neuen Anspruchs nicht umhin. Die bloße Verstärkung eines bereits bestehenden, der Höhe nach konkretisierten Anspruchs ist nicht möglich, da vor Eröffnung des Akkreditivs keine Rechtsbeziehungen zwischen der Bank und dem Akkreditierten bestehen, aus denen sich eine entsprechende Zahlungspflicht ergeben könnte. Das Akkreditiv im engeren Sinne muss den Anspruch des Akkreditierten gegen die Bank daher völlig neu entstehen lassen. Anders

718 719

Vgl. Borggrefe, S. 19. Siehe Viertes Kapitel: E. V. 2. c).

252 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

als bei Kredit- und GeldKarte sowie dem electronic-cash-System ist die Zahlungsverpflichtung der Bank auch nicht von einer Gegenleistung des Akkreditierten abhängig.

V. Die Einwendungsproblematik Die Erklärung des Akkreditivs im engeren Sinne mit einem abstrakten Schuldversprechen kann nur dann überzeugen, wenn sich aus die Einwendungsproblematik zufriedenstellend lösen lässt. Gerade die grundsätzliche Möglichkeit einer Kondiktion wird als Argument gegen die Annahme eines abstrakten Schuldversprechens vorgebracht.720 Im Folgenden ist zu zeigen, dass auf der Grundlage von § 780 BGB gerade wegen der Kondiktionsmöglichkeit ein interessengerechtes Ergebnis erzielen lässt. 1. Das fehlerhafte Valutaverhältnis a) Grundsätzliche Einstandspflicht der Bank Ein fehlerhaftes Valutaverhältnis berührt die Akkreditivverpflichtung der Bank nicht.721 Das Kreditinstitut kann sich gegenüber dem Akkreditierten nicht auf die Unwirksamkeit des Kaufvertrages oder auf etwaige Leistungsstörungen des Valutaverhältnisses berufen.722 Das gilt selbst bei schwerwiegenden Mängeln der gekauften Ware.723 Im Hinblick auf die Funktionsfähigkeit des Dokumentenakkreditivs als Zahlungsmittel des internationalen Handels hat der Bundesgerichtshof zu Recht entschieden, dass die Bank dem Akkreditierten selbst dann keine Einwendungen aus dem Valutaverhältnis entgegensetzen kann, wenn ihr entsprechende Ansprüche vom Käufer abgetreten wurden.724 Die Begründung dieses unstreitigen Einwendungsausschlusses erfolgt auf unterschiedliche Weise. So werden weltweites Handelsgewohnheitsrecht725 und ein internationaler Handelsbrauch726 ebenso herangezogen wie die Funktion des Akkreditivs im Allgemeinen.727 Die überwiegende Ansicht stützt sich auf eine Analogie zu § 784 Abs. 1 HS 2 BGB.728 720 721 722 723 724 725 726 727 728

Siehe Borggrefe, S. 18 f. Statt aller Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 217 m. w. N. Zahn/Eberding/Ehrlich, Rndnr. 2/336. MK-HGB-Nielsen, ZahlungsV Rndnr. H 33. BGHZ 28, 129 (130 f.); 60, 262 (264). Liesecke, WM 1966, 458 (467). Borggrefe, S. 35 f. v. Caemmerer, JZ 1959, 362 (364). Siehe Hartmann, S. 34 m. w. N.

E. Dokumentenakkreditiv

253

Nach vorzugswürdiger Ansicht sind Einwendungen aus dem Valutaverhältnis jedoch bereits konstruktionsbedingt ausgeschlossen, da die Bank nicht Partei des Valutaverhältnisses ist.729 Die Zulassung einer fremden Einwendung ist im deutschen Recht die Ausnahme und bedarf stets eines besonderen Grundes, der beim Dokumentenakkreditiv fehlt.730 Vor diesem Hintergrund ist ein Rückgriff auf eine analoge Anwendung der Anweisungsregeln nicht nur überflüssig, sondern unzulässig, da es an der für eine Analogie notwendigen Regelungslücke fehlt.731 Das fehlerhafte Valutaverhältnis rechtfertigt auch keinen Bereicherungsanspruch der Bank gegen den Akkreditierten.732 Dies folgt bereits daraus, dass der Valutavertrag nicht als Rechtsgrund der Akkreditivverpflichtung anzusehen ist733, so dass die Tatbestandsvoraussetzungen für eine Kondiktion bei einem fehlerhaften Valutaverhältnis nicht gegeben sind. b) Einwendungsdurchgriff bei Rechtsmissbrauch Seine Grenzen findet der Einwendungsausschluss im Verbot des Rechtsmissbrauchs.734 In eng umgrenzten Ausnahmefällen kann ein Fehler des Valutaverhältnisses über Treu und Glauben (§ 242 BGB) zu einer unmittelbaren Einwendung im Zuwendungsverhältnis werden.735 Dabei gelten wie bei den zuvor behandelten Zahlungssystemen strenge Maßstäbe. Ein im Valutaverhältnis unberechtigtes Zahlungsverlangen bedeutet nicht zugleich einen Rechtsmissbrauch gegenüber der Bank.736 Inhaltlich wird man eine auf § 242 BGB gestützte Zahlungsverweigerung der Bank nur dann annehmen dürfen, wenn „die Inanspruchnahme des Akkreditivs als rechtsmissbräuchliche Ausnutzung einer formalen Rechtsstellung anzusehen wäre“.737 Daher reichen selbst schwere Mängel der gelieferten Ware für sich genommen nicht aus.738 Erforderlich ist vielmehr eine Einzelfallbetrachtung, da nur die Besonderheiten eines jeden Einzelfalls Rückschlüsse auf ein rechtsmissbräuchliches Verhalten des Akkreditier729

Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1004; Hartmann, S. 36. Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1004, der sich in Rndnr. 1005 jedoch zusätzlich auf eine Analogie zu § 784 Abs. 1 HS 2 BGB beruft. 731 Siehe Hartmann, S. 36. 732 Hampe, S. 68. 733 Hartmann, S. 159; Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1013 m. w. N. 734 Ausführlich und mit zahlreichen Beispielen S/B/L-Nielsen, § 120 Rndnr. 432 ff.; Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1015 ff.; Borggrefe, S. 36 ff.; Schütze, Rndnr. 427 ff.; Hartmann, S. 162 ff. 735 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1015. 736 Nielsen, Grundlagen S. 152; ders., MK-HGB, ZahlungsV Rndnr. H 222. 737 BGHZ 101, 84 (92). 738 BGHZ 101, 84 (92); zustimmend Hartmann, S. 169. 730

254 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

ten zulassen. Eine Zahlungsverweigerung kommt nur dann in Betracht, wenn „für jedermann klar ersichtlich oder zumindest liquide beweisbar ist“, dass dem Akkreditierten kein Zahlungsanspruch aus dem Grundgeschäft zusteht.739 In diesen Fällen wird der Fehler des Valutaverhältnisses über § 242 BGB zu einer unmittelbaren Einwendung des Vollzugsverhältnisses, so dass die Bank zur Zahlungsverweigerung bzw. Rückforderung berechtigt ist. In allen übrigen Fällen vollzieht sich die Rückabwicklung eines fehlerhaften Valutaverhältnisses allein zwischen dem Akkreditivauftraggeber und dem Akkreditierten. c) Ergebnis Die Einordnung der Zahlungszusage beim Dokumentenakkreditiv als abstraktes Schuldversprechen gewährleistet dem Akkreditierten einen vom Valutaverhältnis unabhängigen Zahlungsanspruch gegen die Bank. Lediglich im Falle des Rechtsmissbrauchs ist die Einstandspflicht der Bank vom Valutaverhältnis abhängig. Dadurch wird sie den Anforderungen an ein taugliches Bargeldsurrogat gerecht. 2. Das fehlerhafte Deckungsverhältnis a) Der bloße Fehler des Deckungsverhältnisses Die nun zu behandelnde Ursache für eine fehlerhafte Akkreditivzahlung zeichnet sich durch eine insgesamt intakte Vertragstruktur zwischen den Beteiligten aus. Im Deckungsverhältnis besteht ein wirksamer Geschäftsbesorgungsvertrag, aufgrund dessen die Bank zur Eröffnung des Akkreditivs verpflichtet ist. Im Gegenzug ist der Akkreditivauftraggeber zur Zahlung eines entsprechenden Aufwendungsersatzes verpflichtet. Allerdings bereitet die Realisierung dieses Anspruchs Schwierigkeiten. Die Bank kann vom Akkreditivauftraggeber nicht die erforderliche Deckung erlangen, da dieser beispielsweise insolvent ist oder sein Konto gepfändet wurde.740 Es herrscht Einigkeit, dass dem Akkreditivanspruch keine Einwendungen aus dem Deckungsverhältnis entgegengehalten werden können.741 Die Bank darf gegenüber dem Akkreditierten insbesondere nicht einwenden, sie habe vom Akkreditivauftraggeber keine Deckung erlangt.742 Die Beachtlichkeit von Einwendungen aus dem Deckungsverhältnis stünde in Widerspruch zu dem Zweck des 739

BGH NJW 1996, 1812 (1813) = ZIP 1996, 913 (914). Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 216. 741 Statt aller MK-HGB-Nielsen, ZahlungsV Rndnr. H 32 m. w. N. 742 Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 216; Zahn/Eberding/Ehrlich, Rndnr. 2/338. 740

E. Dokumentenakkreditiv

255

Akkreditivs, den Akkreditierten gegen alle Einflüsse außerhalb der Akkreditivbeziehung abzusichern.743 Zudem kann die Bank dem Risiko der fehlenden Deckung durch das Verlangen eines Vorschusses nach den §§ 675, 669 BGB begegnen744, so dass sie das Bonitätsrisiko des Akkreditivauftraggebers nicht auf den Akkreditierten abwälzen darf. Aus bereits erwähnten Gründen sollte zur Begründung dieses Einwendungsausschlusses auf eine (auch nur unterstützende) analoge Anwendung der Anweisungsregeln verzichtet werden.745 Unabhängig von der Frage, ob die Bank im Verhältnis zum Akkreditierten als Leistende oder Leistungsmittlerin auftritt, ist für einen Bereicherungsausgleich in dieser Fallgruppe kein Raum, da zwischen den Beteiligten voll wirksame Verträge bestehen746 und lediglich die Realisierbarkeit einer Forderung Schwierigkeiten bereitet. Allein der Umstand, dass eine Vertragspartei ihre Zahlungspflichten nicht erfüllen kann, rechtfertigt jedoch keine Anwendung der §§ 812 ff. BGB. Insbesondere stellt die ausreichende Deckung nicht die Geschäftsgrundlage für die Rechtsbeständigkeit der Akkreditivverpflichtung dar.747 Es liegt an der Bank, ihren gegenüber dem Akkreditivauftraggeber bestehenden Anspruch auf Aufwendungsersatz nach den §§ 675, 670 BGB geltend zu machen, notfalls mit gerichtlicher Hilfe. b) Der fehlende Akkreditivauftrag Die überwiegende Meinung gewährt der Bank einen direkten Bereicherungsanspruch gegen den Akkreditierten, wenn von vornherein ein wirksamer Akkreditivauftrag fehlt.748 Hierzu kann es kommen, wenn ein Dritter als falsus procurator auftritt, bei einer Fälschung des Akkreditivauftrags, bei der Erteilung eines Akkreditivauftrags durch einen Geschäftsunfähigen oder beim Abweichen von Akkreditivauftrag und -eröffnung.749 Dieses Ergebnis mag auf den ersten Blick überraschen. Scheint es doch von dem Grundsatz abzuweichen, dass die bereicherungsrechtliche Rückabwicklung stets innerhalb des fehlerhaften Leistungsverhältnisses stattzufinden hat. Zwischen der Bank und dem Akkreditierten, zwischen denen die Rückabwicklung 743

Hartmann, S. 157 m. w. N. Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 216. 745 Siehe Viertes Kapitel: E. V. 1. a). 746 Siehe auch Larenz/Canaris, § 70 IV 1 b (S. 225). 747 Seiler, S. 83 (für die Girogutschrift). 748 Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 219; Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1027; Baumbach-Hopt, BankGesch (7) Rndnr. K/20, K/22; MK-HGB-Nielsen, ZahlungV Rndnr. H 32 (FN 50); einschränkend Hartmann, S. 160 f., der einen Bereicherungsdurchgriff nur dann zulassen möchte, wenn der Begünstigte die Stellung eines Akkreditivs nicht erwarten durfte. 749 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1027. 744

256 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

erfolgen soll, besteht jedoch kein Leistungsverhältnis im bereicherungsrechtlichen Sinne. Gestört ist vielmehr das Leistungsverhältnis zwischen der Bank und dem Akkreditivauftraggeber. Daher verwundert es zunächst, dass der Bank in diesen Fällen keine Leistungskondiktion gegen den vermeintlichen Akkreditivauftraggeber gewährt wird.750 Die herrschende Meinung erweist sich bei genauerer Betrachtung als zutreffend. Entscheidend ist, dass es durch die Eröffnung des Akkreditivs wegen der fehlenden Weisung des Akkreditivauftraggebers nicht zu einer Simultanleistung im Deckungs- und Valutaverhältnis kommt. Die bereits dargestellten Grundsätze zum Bereicherungsausgleich in Anweisungslagen lassen sich ohne weiteres auf das Dokumentenakkreditiv übertragen.751 Eine Leistung im Deckungsverhältnis scheidet aus, da der Akkreditivauftraggeber dem Akkreditierten keine Empfangsermächtigung nach §§ 362 Abs. 2, 185 BGB erteilt hat, und im Valutaverhältnis kommt es nicht zu einer Leistung, weil der Akkreditivauftraggeber keine Tilgungsbestimmung abgegeben hat.752 Anders als bei den zuvor behandelten Zahlungssystemen besteht beim Akkreditiv kein bereicherungsrechtliches Leistungsverhältnis im Vollzugsverhältnis, das bei der Rückabwicklung zu berücksichtigen wäre. Zu Recht gewährt die herrschende Meinung der Bank selbst dann einen Direktanspruch gegen den Akkreditierten, wenn dieser die Stellung eines Akkreditivs aufgrund eines geschäftlichen Kontakts im Valutaverhältnis erwarten durfte. Denn allein der Glaube des Akkreditierten an eine Tilgungsbestimmung kann deren Vorliegen nicht fingieren. Sie kann in dieser Konstellation insbesondere nicht mit dem objektiven Empfängerhorizont begründet werden, weil der objektive Empfängerhorizont ausschließlich die Auslegung einer existierenden Willenserklärung bestimmt, aber keine Willenserklärung schaffen kann, die gar nicht existiert.753 Insofern ist es für einen Bereicherungsdurchgriff allein entscheidend, ob tatsächlich eine Tilgungsbestimmung vorliegt; die Vorstellungen des Akkreditierten sind demgegenüber irrelevant.754 Der direkte Bereicherungsanspruch der Bank ist mit der ganz herrschenden Meinung als Nichtleistungskondiktion zu qualifizieren755, da zwischen der Bank und dem Akkreditierten mangels Abgabe und Zugang einer wirksamen Tilgungs- bzw. Zweckbestimmung keine Leistung stattgefunden hat.756

750

So aber Wieling, S. 101; ders., JuS 1978, 801 (809). Siehe Drittes Kapitel: A. III. 752 Siehe allgemein Reuter/Martinek, § 11 III 4 b aa (S. 427). 753 Reuter/Martinek, § 11 III 4 a (S. 426). 754 A. A. Hartmann, S. 160 f. 755 A. A. Kupisch, S. 27; MK-Lieb, § 812 Rndnr. 60, der beim Leistungsbegriff auf das Merkmal der Zweckgerichtetheit verzichtet. 756 Vgl. ausführlich Reuter/Martinek, § 11 III 4 b aa (S. 428 f.) 751

E. Dokumentenakkreditiv

257

c) Der weggefallene Akkreditivauftrag Von den Fällen des (von vornherein) fehlenden sind solche des (nachträglich) weggefallenen Akkreditivauftrags zu unterscheiden. Hierbei ist an eine Anfechtung nach §§ 119 ff. BGB und einen Widerruf gemäß §§ 675, 649 Satz 1 BGB zu denken. Im Folgenden ist zu untersuchen, ob sich der nachträgliche Wegfall des Akkreditivauftrags auf die Akkreditivverpflichtung der Bank auswirkt. (1) Anfechtung Nach § 142 Abs. 1 BGB ist ein angefochtenes Rechtsgeschäft als von Anfang an nichtig anzusehen. Wegen dieser ex-tunc-Wirkung liegt es nahe, Fälle des angefochtenen und des von vornherein fehlenden Akkreditivauftrags gleich zu behandeln, und der Bank einen direkten Bereicherungsanspruch gegen den Akkreditierten zu gewähren. Von daher überrascht es, dass die Bank ganz überwiegend auf Ansprüche gegen den Akkreditivauftraggeber verwiesen und ein Bereicherungsdurchgriff abgelehnt wird.757 Begründet wird die Rückabwicklung innerhalb des Deckungsverhältnisses ganz überwiegend mit dem Argument, dass trotz der Rückwirkung der Anfechtung zunächst ein Zurechnungsgrund vorhanden gewesen sei.758 Die Parteien des Bereicherungsausgleichs sollten jedoch auch an dieser Stelle nicht mit dem Kriterium der Zurechenbarkeit, sondern mit einer genauen Analyse der Leistungsverhältnisse festgelegt werden. Daher sind die Rechtswirkungen einer Anfechtung auf die unterschiedlichen Leistungsverhältnisse zu untersuchen. Durch die Anfechtung des Akkreditivauftrags erlischt zunächst die Empfangsermächtigung (§§ 362, 185 BGB) der Bank nach § 142 Abs. 1 BGB, so dass in der Eröffnung des Akkreditivs keine Leistung der Bank an den Akkreditivauftraggeber im Deckungsverhältnis zu sehen ist.759 Von ausschlaggebender Bedeutung ist nun, ob im Valutaverhältnis trotz der Anfechtung von einer Leistung an den Akkreditierten ausgegangen werden kann. Regelmäßig erfasst die Anfechtung auch die bei Erteilung des Akkreditivauftrages erteilte Tilgungsbestimmung, die von der Bank im ungestörten Geschäftsablauf als Botin an den Akkreditierten überbracht wird.760 Damit existiert die für die Annahme einer Leistung im Valutaverhältnis erforderliche Tilgungsbestimmung nicht mehr. Mangels Leistung im Valutaverhältnis besteht keine zwingende Notwendigkeit, 757 Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 219; Borggrefe, S. 44; Hartmann, S. 157, 160 f.; a. A. Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1027 f. 758 Statt vieler MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 302 m. w. N. 759 Vgl. Reuter/Martinek, § 11 III 4 b dd (S. 434 f. i.V. m. 432). 760 So für die parallele Problematik bei der Giroüberweisung Staudinger-Lorenz, § 812 Rndnr. 51; Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 438; Seiler, S. 233 m. w. N.

258 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

den Akkreditierten vor einem Anspruch der Bank zu schützen und einen Bereicherungsausgleich „über’s Eck“ durchzuführen. Der Bank ist vielmehr ein direkter Bereicherungsanspruch gegen den Akkreditierten zu gewähren.761 Es wird nicht übersehen, dass der Bereicherungsdurchgriff der Bank ist mit einigen Gefahren verbunden ist. So kann der Akkreditierte Einreden und Gegenrechte, die er aufgrund seiner Vertragsbeziehung zum Akkreditivauftraggeber haben mag, gegenüber dem Bereicherungsanspruch der Bank nicht direkt geltend machen.762 Daher ist der Bank unter dem Gesichtspunkt des Vertrauensschutzes ein Bereicherungsdurchgriff verwehrt, wenn dieser zu einer konkreten Rechtsgefährdung beim Akkreditierten führen würde. Allein in diesen Ausnahmefällen ist es gerechtfertigt, die Bank auf eine Kondiktion im Deckungsverhältnis zu verweisen.763 (2) Widerruf Auch bei einem rechtzeitig widerrufenen Akkreditivauftrag hat der Bereicherungsausgleich direkt zwischen der Bank und dem Akkreditierten stattzufinden. Der Widerruf verhindert, dass es durch die Eröffnung des Akkreditivs zu einer Simultanleistung im Deckungs- und Valutaverhältnis kommt, so dass keine zwingende Notwendigkeit besteht, einen Bereicherungsausgleich „über’s Eck“ durchzuführen. Selbst wenn der Akkreditierte die Eröffnung des Akkreditivs als Leistung des Akkreditivauftraggebers verstehen sollte, hat er kein berechtigtes Interesse daran, vor einem direkten Anspruch der Bank geschützt zu werden. Begründen lässt sich dieses Ergebnis auch an dieser Stelle mit einer Analyse der Leistungsbeziehungen. Im ungestörten Geschäftsablauf übermittelt die Bank bei Eröffnung des Akkreditivs die Tilgungsbestimmung des Akkreditierten als Botin. Durch den Widerruf des Akkreditivauftrags erlischt die Botenmacht der Bank, so dass sie nicht mehr berechtigt ist, eine Tilgungsbestimmung für den Akkreditivauftraggeber zu übermitteln; eine dennoch dem Akkreditierten zugegangene Tilgungsbestimmung wirkt nicht mehr für und gegen den Akkreditivauftraggeber.764 Somit kommt es durch die Eröffnung des Akkreditivs nicht zu einer Leistung im Valutaverhältnis. An diesem Befund ändert auch an dieser Stelle ein guter Glaube des Akkreditierten an eine Leistung des Akkreditivauftraggebers nichts. Entscheidend ist, dass keine Tilgungsbestimmung vorliegt, so 761 So für die vergleichbare Problematik bei der Giroüberweisung Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 438 f.; Schwintowski/Schäfer, § 7 Rndnr. 167; Staudinger-Lorenz, § 812 Rndnr. 51; Seiler S. 234 m. w. N.; ausführlich Berninghaus, S. 80–84. 762 Vgl. zum Parallelproblem bei der Giroüberweisung E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 95; Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 439. 763 Siehe ausführlich zum Parallelproblem bei der Giroüberweisung S. 90 ff. 764 Vgl. allgemein zum Widerruf einer Anweisung Reuter/Martinek, § 11 III 4 b cc (S. 432).

E. Dokumentenakkreditiv

259

dass es im Valutaverhältnis nicht zu einer Leistung kommt. Auch ein Abstellen auf den objektiven Empfängerhorizont rechtfertigt keine andere Betrachtungsweise, da der objektive Empfängerhorizont allein die Auslegung existierender Willenserklärungen bestimmt und keine Willenserklärungen erschaffen kann, die nicht vorhanden sind.765 Aufgrund der fehlenden Tilgungsbestimmung fehlt ein objektiver Bezug zum Valutaverhältnis, so dass die Eröffnung des Akkreditivs eine Zufälligkeit ist, an deren Behalt der Akkreditierte kein schützenswertes Interesse hat. Nur in Ausnahmefällen ist es angebracht, den Akkreditierten vor einem direkten Zugriff der Bank zu schützen und einen Bereicherungsausgleich „über’s Eck“ durchzuführen. Der Akkreditierte darf auf den Bestand seiner durch die Akkreditiveröffnung gefestigten Rechtsposition vertrauen, wenn die fehlende Tilgungsbestimmung durch einen entsprechenden Rechtsschein ersetzt werden kann. Zur Begründung des Rechtsscheins ist die Akkreditivklausel alleine nicht ausreichend. Entsprechend der Rechtslage bei der Giroüberweisung ist vielmehr eine konkrete Vorankündigung des Akkreditivs notwendig. Zu denken ist etwa an eine Übersendung des konkreten Akkreditivauftrags an den Akkreditierten. Sofern ein ausreichender Rechtsschein zu bejahen ist, wird der Akkreditivauftraggeber durch die Akkreditiveröffnung entweder von seiner Valutaschuld befreit, oder er erlangt (bei Unwirksamkeit des Valutaverhältnisses) einen Bereicherungsanspruch gegen den Akkreditierten.766 Dieses unrechtmäßige Haben kann die Bank mit einer Nichtleistungskondiktion abschöpfen.767 Die Abschöpfung des Kondiktionsanspruchs ist indes nicht unproblematisch, da die Bank auf diese Weise mit dem Risiko von Gegenrechten und der Insolvenz des Akkreditierten belastet wird.768 Sollte die Bank dadurch Einbußen erleiden, kann sie sich jedoch nach § 122 Abs. 1 BGB beim Akkreditivauftraggeber schadlos halten.769 d) Ergebnis Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Akkreditivverpflichtung der Bank durch bloße Fehler des Deckungsverhältnisses nicht berührt wird. Lediglich im Falle des fehlenden Akkreditivauftrags steht der Bank in aller Regel ein direkter Bereicherungsanspruch bzw. die Bereicherungseinrede gegen den Akkreditierten zu. Nur unter dem Gesichtspunkt des Vertrauensschutzes ist es ausnahmsweise zulässig, die Bank bei einem fehlenden Akkreditivauftrag auf einen Bereiche765 766 767 768 769

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

Reuter/Martinek, Reuter/Martinek, Reuter/Martinek, Reuter/Martinek, Reuter/Martinek,

§ § § § §

11 11 11 11 11

III III III III III

4 4 4 4 4

a (S. 426). b cc (S. 433). b cc (S. 433). b cc (S. 433). b dd (S. 435).

260 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

rungsanspruch gegen den Akkreditivauftraggeber zu verweisen. In diesem seltenen Ausnahmefall steht der Bank eine Nichtleistungskondiktion gegen den Akkreditivauftraggeber zu, mit der sie dessen Bereicherungsanspruch gegen den Akkreditierten „abschöpfen“ kann, so dass ein Bereicherungsausgleich „über’s Eck“ stattfindet. 3. Das fehlerhafte Zuwendungsverhältnis Die Bank kann dem Akkreditivanspruch des Akkreditierten sämtliche Gültigkeits-, Inhalts- und persönliche Einwendungen entgegenhalten, die ihren Ursprung im Zuwendungsverhältnis haben.770 Hierbei handelt es sich gerade nicht um Einwendungen ex iure tertii, vor denen der Akkreditierte zu schützen ist. Die zulässigen Einwendungen können die Akkreditivverpflichtung entfallen lassen und die Bank zur Rückforderung berechtigen. Dies folgt bereits aus allgemeinen Rechtsgrundsätzen771, so dass es auch an dieser Stelle keines (unterstützenden) Rückgriffs auf § 784 Abs. 1 BGB analog bedarf. Weil sich die beim Akkreditiv zulässigen Einwendungen mit denen des § 784 BGB decken, kann in dieser anweisungsrechtlichen Norm jedoch eine Hilfe bei der Unterteilung in zulässige und unzulässige Einwendungen gesehen werden.772 a) Gültigkeitseinwendungen Zu den Gültigkeitseinwendungen gehören sämtliche Anfechtungs- und Nichtigkeitsgründe, die sich auf die Akkreditiveröffnung beziehen.773 Auch der bereits zuvor behandelte Einwand des Rechtsmissbrauchs zählt hierzu.774 Diese Einwendungen berechtigen die Bank zur Zahlungsverweigerung bzw. zur Rückforderung bereits geleisteter Zahlungen nach § 812 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. BGB. In rechtlicher Hinsicht bereiten sie keine Probleme. b) Inhaltseinwendungen Die Bank kann sich ferner auf Einwendungen berufen, die sich unmittelbar aus der Akkreditivurkunde ergeben (Inhaltseinwendungen).775 Neben dem Widerruf eines widerruflichen Akkreditivs zählt hierzu auch die verfristete Einrei770

Heymann-Horn, Anh. § 372 IV Rndnr. 72. Hartmann, S. 148. 772 Vgl. Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1006. 773 Siehe ausführlich zu den unterschiedlichen Anfechtungsmöglichkeiten Hartmann, S. 149 ff. 774 Vgl. Heymann-Horn, Anh. § 372 IV Rndnr. 73. 775 Baumbach-Hpot, BankGesch (7) Rndnr. K/20. 771

E. Dokumentenakkreditiv

261

chung der Dokumente.776 Probleme können darüber hinaus durch die Einreichung mangelhafter Dokumente entstehen. So kommt es mitunter vor, dass eine Bank trotz Prüfung der Dokumente deren Mangelhaftigkeit nicht erkennt. Stellt sich nach Aufnahme und Honorierung der Dokumente deren fehlende Akkreditivkonformität heraus, ist umstritten, ob der Bank unmittelbar ein Bereicherungsanspruch gegen den Akkreditierten zusteht, oder ob sie zuvor die Dokumentenaufnahme anfechten muss.777 Bei einem Akkreditiv mit hinausgeschobener Fälligkeit (Deferred Payment) stellt sich die im Grunde gleichlautende Frage nach einem unmittelbaren Zahlungsverweigerungsrecht, wenn der Dokumentenmangel in der Zeit zwischen Dokumentenaufnahme und endgültiger Fälligkeit erkannt wird.778 Teile der Literatur sprechen sich für einen unmittelbaren Bereicherungsanspruch der Bank aus.779 Die Dokumentenaufnahme stelle eine rein tatsächliche Handlung dar, weshalb eine Anfechtung nicht möglich sei.780 Die Bank sei nur bei Vorlage akkreditivgerechter Dokumente zur Zahlung verpflichtet, so dass eine Honorierung mangelhafter Dokumente mit der condictio indebiti nach § 812 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. BGB kondiziert werden könne.781 Demgegenüber mehren sich in neuerer Zeit Stimmen, die der Dokumentenaufnahme rechtsgeschäftlichen Charakter beimessen wollen.782 Die Einreichung der Dokumente, verbunden mit der Aufforderung zur Honorierung, enthalte die konkludente Erklärung des Akkreditierten über die Akkreditivkonformität.783 Durch Aufnahme und Honorierung der Dokumente erkläre die Bank, dass sie die eingereichten Dokumente als akkreditivkonform anerkenne.784 Dieser rechtsgeschäftliche Vorgang lasse sich nicht jederzeit und formlos, sondern nur nach rechtsgeschäftlichen Regeln, den §§ 119 ff. BGB, berichtigen.785 Die Dokumentenaufnahme gehe über ein rein tatsächliches Handeln hinaus und sei in gewisser Weise mit der Abnahme eines Werkes gemäß § 640 BGB zu vergleichen.786 776

E/B/J-Hakenberg, BankR II Rndnr. 483. Siehe ausführlich zu den Anforderungen an akkreditivkonforme Dokumente S/ B/L-Nielsen, § 120 Rndnr. 174 ff. 778 Nielsen, FS Werner, S. 573 (575). 779 Ulmer, AcP 126 (1926), 257 (290); Liesecke, WM 1966, 458 (469); Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 214; Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 996; Avancici/Iro/Koziol, Rndnr. 4/211; Hartmann, S. 124 ff. 780 So insbesondere Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 996. 781 Hartmann, S. 126 m. w. N. 782 Grundlegend Nielsen, FS Werner, S. 573 (576 ff.); ders., Grundlagen, S. 187 ff.; Schütze, S. 181; nunmehr auch Zahn/Eberding/Ehrlich, Rndnr. 2/345 unter ausdrücklicher Aufgabe der in der Vorauflage vertretenen Auffassung (FN 271). 783 Nielsen, FS Werner, S. 573 (576); ders., WM 1985, 149 (152); ihm folgend Zahn/Eberding/Ehrlich, Rndnr. 2/345. 784 Nielsen, FS Werner, S. 573 (576). 785 Zahn/Eberding/Ehrlich, Rndnr. 2/346. 777

262 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

Dieser Streit hat keine praktischen Auswirkungen. Nimmt man eine rein tatsächliche Handlung an, so kann die Bank ihre Zahlungen unmittelbar zurückfordern, wenn sich nachträglich die fehlende Akkreditivkonformität der Dokumente zeigt. Eine Kondiktion ist nach § 814 Alt. 1 BGB nur dann ausgeschlossen, wenn die Bank positive Kenntnis vom Nichtbestehen ihrer Verpflichtung hat. In Fällen, in denen eine Kondiktion stattfinden kann, ist aber auch eine Anfechtung der Dokumentenaufnahme zulässig, da sich die Bank über eine verkehrswesentliche Eigenschaft der Dokumente irrt.787 Die einschränkende Ansicht, wonach ein Anfechtungsrecht nur bestehen soll, wenn sich nachträglich ein Mangel herausstellt, der auch bei banküblicher Prüfung nicht erkennbar war, vermag nicht zu überzeugen.788 Für eine Anfechtung nach § 119 BGB ist ein Irrtum des Anfechtungsberechtigten entscheidend. Die Bank irrt sich aber auch dann, wenn sie bei Einhaltung der banküblichen Sorgfalt die Mangelhaftigkeit der Dokumente hätte erkennen können. Folglich steht ihr auch in diesem Fall ein Anfechtungsrecht zu.789 Im Geltungsbereich der ERA 500 ist allerdings zu beachten, dass auch mangelhafte Dokumente als akkreditivkonform gelten, wenn die Bank ihre Prüfungspflichten nicht einhält.790 Damit ist neben der direkten Kondiktion auch eine Anfechtung der Dokumentenaufnahme nach Ablauf der Prüfungsfrist ausgeschlossen. Vor diesem Hintergrund besteht kein Bedürfnis, der Dokumentenaufnahme rechtsgeschäftlichen Charakter beizumessen.791 Vielmehr ist im Akkreditivgeschäft für eine rechtsgeschäftliche Erklärung der Dokumentenaufnahme kein Raum.792 Im Interesse einer möglichst schnellen und einfachen Zahlungsabwicklung soll der Anspruch des Akkreditierten allein durch Vorlage akkreditivkonformer Dokumente entstehen, unabhängig davon, ob die Bank die Dokumente als akkreditivgerecht anerkennt oder nicht.793 Ansonsten könnte die Bank die Entstehung des Akkreditivanspruchs einseitig verhindern, was der gewollten Absicherung des Akkreditierten entgegensteht.794 Damit ist in der Dokumentenaufnahme eine rein tatsächliche Handlung zu sehen. Der Bank steht folglich ein direkter Bereicherungsanspruch gegen den Akkreditierten zu, wenn sie mangelhafte Dokumente honoriert hat. 786

Nielsen, FS Werner, S. 573 (577). Nielsen, FS Werner, S. 573 (580 f.). 788 So Zahn/Eberding/Ehrlich, Rndnr. 2/347. 789 Zutreffend Nielsen, FS Werner, S. 573 (580 f.). 790 Art. 13 lit. e) ERA 500; die Bank hat zu überprüfen, ob die Dokumente der äußeren Aufmachung nach den Akkreditivbedingungen entsprechen. Binnen sieben Tagen hat sie über die Aufnahme oder Zurückweisung zu entscheiden und den Einreicher der Dokumente entsprechend zu informieren. Siehe Hartmann, S. 126 f. 791 Vgl. Hartmann, S. 125. 792 Hartmann, S. 125. 793 Hartmann, S. 125. 794 Hartmann, S. 125. 787

E. Dokumentenakkreditiv

263

c) Persönliche Einwendungen Einwendungen, die der Bank aufgrund eigener Rechtsbeziehungen zum Akkreditierten zustehen, können dem Anspruch des Akkreditierten nach allgemeinen Regeln entgegengehalten werden. Dieser Grundsatz wird im Bereich des Dokumentenakkreditivs eingeschränkt. So herrscht in Rechtsprechung und Literatur im Ergebnis Einigkeit, dass die Bank nicht mit einer vom Akkreditivauftraggeber abgetretenen Forderung aufrechnen darf.795 Lediglich in der Begründung unterscheiden sich die Ansichten.796 Nach zutreffender Ansicht ist der Grund für das Aufrechnungsverbot im Vollzugsverhältnis anzusiedeln.797 Bank und Akkreditierter haben einen schnellen und vom Valutaverhältnis unabhängigen Zahlungsausgleich vereinbart. Dem würde es widersprechen, wenn das Valutaverhältnis über den Umweg der Abtretung Relevanz gewinnen würde.798 Umstritten ist demgegenüber, ob die Bank mit eigenen oder von Dritten abgetretenen Forderungen aufrechnen darf. Teile der Literatur bejahen dies799, zum Teil mit der Einschränkung, dass eine Aufrechnung die Finanzierungsfunktion des Akkreditivs nicht berühren darf und die zur Aufrechnung gestellte Forderung in enger wirtschaftlicher Beziehung zum Akkreditiv stehen muss.800 Nach zutreffender Ansicht ist jedoch von einem stillschweigenden Aufrechnungsausschluss zwischen der Bank und dem Akkreditierten auszugehen.801 Die gegenteilige Ansicht verkennt, dass der Akkreditierte durch die Stellung des Akkreditivs die Gewähr haben soll, den Kaufpreis effektiv, d.h. in der Regel bar802 und zur freien Verfügung zu erhalten.803

VI. Zusammenfassung Es hat sich gezeigt, dass sich die Zahlungszusage beim Dokumentenakkreditiv mit einem abstrakten Schuldversprechen erklären lässt. Die bei den zuvor behandelten Zahlungssystemen gegen das abstrakte Schuldversprechen vorge-

795

Siehe nur Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 1009, 1014 m. w. N. Siehe den Meinungsstand bei Hartmann, S. 154 ff. 797 Hartmann, S. 156. 798 Hartmann, S. 156. 799 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr 1009; Schütze, Rndnr. 426; ausführlich Hartmann, S. 135 ff. 800 Heymann-Horn, Anh. § 372 IV Rndnr. 71; E/B/J-Hakenberg, BankR II Rndnr. 483. 801 Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 223; Baumbach-Hopt, BankGesch (7) Rndnr. K/20; Zahn/Eberding/Ehrlich, Rndnr. 2/233; Angersbach, S. 150 f.; Schärrer, S. 112 f. 802 Baumbach-Hopt, BankGesch (7) Rndnr. K/20. 803 Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 223. 796

264 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

brachten Bedenken bestehen beim Dokumentenakkreditiv nicht. So steht dem Akkreditierten vor der Eröffnung des Akkreditivs kein der Höhe nach konkretisierter Zahlungsanspruch gegen die Bank zu, so dass durch die Eröffnung des Akkreditivs ein neuer Anspruch entstehen muss. Dies wird durch ein abstraktes Schuldversprechen gewährleistet. Insoweit unterscheidet sich das Dokumentenakkreditiv vom Überweisungsverkehr, bei dem schon vor Erteilung der Gutschrift ein hinreichend konkretisierter Zahlungsanspruch des Zahlungsempfängers besteht. Im Gegensatz zu den kartengestützten Zahlungssystemen ist die Zahlungszusage beim Dokumentenakkreditiv nicht von einer Gegenleistung abhängig. Sie ist ein einseitig verpflichtender Vertrag und lässt sich somit als abstraktes Schuldversprechen nach § 780 BGB verstehen. Das Dokumentenakkreditiv ist damit die einzige untersuchte Zahlungsform, bei der auf ein abstraktes Zahlungsversprechen nicht verzichtet werden kann. Auf dieser Grundlage ist der Akkreditierte hinreichend vor fremden Einwendungen und Einreden geschützt. Die Bank kann sich in aller Regel nicht auf ein gestörtes Valutaverhältnis berufen. Dieser Einwand ist bereits konstruktionsbedingt ausgeschlossen, da die Bank nicht Partei des Valutaverhältnisses ist. Die von der herrschenden Meinung zur Begründung dieses Einwendungsausschlusses herangezogene analoge Anwendung des § 784 Abs. 1 HS 2 BGB ist daher überflüssig. Lediglich bei einem besonders schwerwiegenden und liquide beweisbaren Fehler des Valutaverhältnisses ist die Bank nach § 242 BGB zu einer Zahlungsverweigerung bzw. -rückforderung berechtigt. Auch bloße Fehler des Deckungsverhältnisses sind für die Akkreditivverpflichtung der Bank ohne Belang. Sofern es jedoch an einem wirksamen Akkreditivauftrag fehlt, ist die Bank gegenüber dem Akkreditierten zu einer Kondiktion berechtigt. Dies gilt auch, wenn der Akkreditivauftrag erst nachträglich entfallen ist, beispielsweise infolge einer wirksamen Anfechtung. In diesem Fall ist der Bank eine Kondiktion nur dann verwehrt, wenn sich der Akkreditierte ausnahmsweise auf ein schützenswertes Interesse berufen kann. Gültigkeits- und Inhaltseinwendungen können im Zuwendungsverhältnis uneingeschränkt geltend gemacht werden. Auch bei der Aufnahme und Honorierung mangelhafter Dokumente steht der Bank ein unmittelbarer Bereicherungsanspruch zu, da die Dokumentenaufnahme eine rein tatsächliche Handlung ist, die einer vorherigen Anfechtung nicht zugänglich ist. Demgegenüber können persönliche Einwendungen der Bank nicht gegenüber dem Akkreditierten geltend gemacht werden. Diesbezüglich ist von einem stillschweigenden Einwendungsausschluss auszugehen. Denn der Akkreditierte soll durch die Stellung des Akkreditivs die Gewähr haben, den Kaufpreis effektiv, d.h. in der Regel bar zur Verfügung zu haben.

F. Gesamtbetrachtung

265

F. Gesamtbetrachtung I. Zusammenfassung Bei sämtlichen untersuchten Zahlungssystemen soll der Empfänger durch die Zahlungszusage eine bargeldgleiche Sicherung erhalten. Diese identische Interessenlage ist kennzeichnend für sämtliche Zahlungsverfahren. Dennoch lässt sich die Rechtsnatur der Zahlungszusage nicht systemübergreifend einheitlich bestimmen. Schon in ihrer rechtlichen und tatsächlichen Grundstruktur weisen die einzelnen Systeme teils gravierende Unterschiede auf, die hinreichend berücksichtigt werden müssen. Insofern überrascht es nicht, dass bei den fünf untersuchten Zahlungssystemen auf drei unterschiedliche Konstruktionen zurückgegriffen werden muss, um die Rechtsnatur der Zahlungszusage zu erklären. Bei der Giroüberweisung besteht keine Notwendigkeit, in jeder Gutschrift einen neuen und eigenständigen Anspruch zu sehen. Die Besonderheit dieser Zahlungsform besteht darin, dass bereits vor Erteilung der Gutschrift ein hinreichend konkretisierter und sicherer Zahlungsanspruch besteht. Bereits der Anspruch auf Gutschrift verschafft dem Begünstigten eine bargeldgleiche Rechtsposition. Anders sieht es bei den kartengestützten Zahlungssystemen aus. Hier besteht vor Erteilung der Zahlungszusage noch kein Anspruch, der dem Vertragsunternehmen eine bargeldgleiche Sicherung verschafft, so dass durch die einzelne Zahlungszusage ein neuer Anspruch begründet werden muss. Den Besonderheiten dieser Systeme, insbesondere der dynamischen Ausgestaltung des Disagios, wird allein ein kausaler Vertrag sui generis gerecht. Auch beim Dokumentenakkreditiv muss durch die Zahlungszusage ein neuer Anspruch entstehen. Da es sich hierbei jedoch um eine einseitige Verpflichtung der Bank handelt, kann auf ein abstraktes Schuldversprechen zurückgegriffen werden. Trotz der unterschiedlichen Einordnung in Bezug auf die Rechtnatur der Zahlungszusage ist eine systemübergreifende Gleichbehandlung hinsichtlich der Einwendungsproblematik möglich. Bei sämtlichen Systemen wirken sich Fehler in fremden Rechtsverhältnissen nur ausnahmsweise auf den Bestand der Zahlungszusage aus. So berechtigt nur ein besonders schwerwiegender und zudem liquide beweisbarer Fehler des Valutaverhältnisses unter dem Gesichtspunkt des Rechtsmissbrauchs zu einer Zahlungsverweigerung bzw. Rückforderung. Auch Fehler des Deckungsverhältnisses sind für den Bestand der Zahlungszusage in aller Regel ohne Belang. Insbesondere bei den kartengestützten Zahlungssystemen geht das Bonitäts- und das Missbrauchsrisiko grundsätzlich zu Lasten des Kartenausgebers.

266 4. Kap.: Rechtsnatur der Zahlungszusage und die Einwendungsproblematik

II. Die Besonderheit des kartengestützten Zahlungsverkehrs Auffällig ist die vergleichbare Struktur und die daraus resultierende rechtliche Gleichbehandlung der Zahlungszusage innerhalb der kartengestützten Zahlungssysteme. Sie bilden eine einheitliche Gruppe im Gesamtsystem des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, deren entscheidende Gemeinsamkeit darin besteht, dass sich die Zahlungszusage nicht mit einem bekannten Vertragstyp erklären lässt. Kennzeichnend ist für sie die synallagmatische Ausgestaltung der Zahlungszusage, weshalb es nicht möglich ist, die Zahlungszusage mit einem abstrakten Schuldversprechen zu erklären. Diese Erkenntnis lässt sich auch für innovative Zahlungsformen fruchtbar machen. Auch dort ist ein dynamisches Disagio zu erwarten, was auf eine synallagmatische Ausgestaltung der Zahlungszusage hindeutet. Diese Prognose stützt sich auf Erfahrungen aus dem NetzgeldPilotprojekt „eCash“ der Deutschen Bank. Dort war vereinbart, dass ein Vertragsunternehmen ein Abwicklungsentgelt i. H. v. 2,25% des Brutto-Transaktionsumsatzes zu entrichten hat.804 Charakteristisch für die modernen Zahlungssysteme ist damit ein Zahlungsversprechen, das sich mit bekannten Verträgen nicht befriedigend erklären lässt. Bei der Zahlungszusage handelt es sich um einen atypischen Vertrag im engeren Sinne, d.h. die Parteien vereinbaren einen im Gesetz auch bei Beachtung der Mischformen der geregelten Vertragstypen nicht vorkommenden Vertrag805, weshalb die Zahlungszusage als „Erfindung“ eines neuen und daher typenfremden Vertrages bewertet werden kann.806 Aufgrund ihrer systemübergreifenden fundamentalen Bedeutung im Massengeschäft des kartengestützten Zahlungsverkehrs ist es durchaus gerechtfertigt, die Zahlungszusage als eigenständigen, gesetzlich nicht geregelten verkehrstypischen Vertrag, mithin als Innominatvertrag zu begreifen.807 Daher sollte sie nicht mehr als Vertrag sui generis, sondern entsprechend ihrer Funktion als Bargeldersatzvertrag bezeichnet werden. Um auch die Rechtsnatur künftiger Zahlungszusagen überzeugend bestimmen zu können ist es erforderlich, den typischen Inhalt des Bargeldersatzvertrages festzulegen. Seine Typizität besteht darin, dass sich Leistung und Gegenleistung qualitativ gleichen und nur in der Quantität unterscheiden. Sowohl der Kartenausgeber als auch das Vertragsunternehmen verpflichten sich zur Zahlung eines Geldbetrages. In besonderem Maße auffällig und ungewöhnlich ist, dass die eCashTM Dienstleistungsvertrag für Internet-Händler (Deutsche Bank). Siehe zum Begriff des atypischen Vertrages Martinek, Moderne Vertragstypen I, S. 20; Staudinger-Löwisch, § 305 Rndnr. 25. 806 Vgl. Medicus, SR II, Rndnr. 585, 596; Larenz/Canaris, § 63 I 1 (S. 41). 807 Siehe zum Begriff des Innominatvertrages Martinek, Moderne Vertragstypen I, S. 4. 804 805

F. Gesamtbetrachtung

267

Leistung des Vertragsunternehmens lediglich in einem geringen prozentualen Anteil der Leistung des Kartenausgebers besteht. Ein solcher Vertrag ist nur innerhalb des bargeldlosen Zahlungsverkehrs vorstellbar, da er allein dort seinen Sinn entfaltet. Daher überrascht es nicht, dass es sich beim Bargeldersatzvertrag um einen atypischen Vertrag im engeren Sinne handelt.

Fünftes Kapitel

Das Zustandekommen der Zahlungszusage A. Giroüberweisung Die Gutschrift soll dem Begünstigten einen sicheren Anspruch gegen sein Kreditinstitut verschaffen. Es entspricht der Interessenlage der Beteiligten, den Anspruch ohne Mitwirkung des Begünstigten entstehen zu lassen.1 Der Begünstigte soll auch dann eine Forderung erwerben, wenn ihm die Gutschrift noch gar nicht mitgeteilt wurde und er somit keine Kenntnis von ihr hat.2 Aufgrund dieser Besonderheiten ist seit jeher umstritten, auf welche Weise der Anspruch des Begünstigten entsteht.

I. Die Gutschrift als aufschiebende Bedingung Im Anschluss an Schönle3 gehen ein Teil des Schrifttums4 und die Rechtsprechung5 davon aus, dass zwischen der Bank und dem Begünstigten mit Abschluss des Girovertrages zugleich ein globales und bedingtes abstraktes Schuldversprechen vereinbart werde. Die notwendige Konkretisierung erfolge durch die Gutschrift, die als aufschiebende Bedingung zu verstehen sei.6 Eine Annahme durch den Begünstigten oder weitere empfangsbedürftige Willenserklärungen seien nicht nötig.7 Nach dieser Auffassung ist in der Gutschrift im buchungstechnischen Sinne eine bloße Rechtshandlung zu sehen.8

1

Bröcker, WM 1995, 468 (470); Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 417. Gernhuber, Erfüllung, S. 208; MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 217, jeweils m. w. N. 3 Schönle, § 31 III 3 c (S. 328); ders., FS Werner, S. 817 (826). 4 Bärmann-Brink, Rndnr. 250; Schwintowski/Schäfer, § 4 Rndnr. 124. 5 BGHZ 103, 143 (146); OLG Celle DB 1977, 2137 (2138). 6 Schönle, FS Werner, S. 817 (826). 7 BGHZ 103, 143 (146). 8 Vgl. Jung, S. 144. 2

A. Giroüberweisung

269

II. Die Lehre vom ausfüllenden Gestaltungsrecht Demgegenüber misst die überwiegende Literatur der einzelnen Gutschrift rechtsgeschäftlichen Charakter bei.9 In Übereinstimmung mit der zuvor erwähnten Ansicht geht die herrschende Lehre davon aus, dass mit Abschluss des Girovertrages zugleich rahmenartig ein abstraktes Schuldversprechen vereinbart werde. Hinsichtlich der Konkretisierung wählt sie jedoch einen anderen Weg. Im Anschluss an Koller10 wird in der Gutschrift die einseitige Ausübung eines rechtsgeschäftlichen Gestaltungsrechts gesehen. Dieses Gestaltungsrecht zur Ausfüllung des globalen abstrakten Schuldversprechens habe der Kontoinhaber seinem Kreditinstitut bei Abschluss des Girovertrages eingeräumt.11 Um eine von der Kenntnis des Zahlungsempfängers unabhängige Wirksamkeit der Gutschrift zu gewährleisten, geht die herrschende Lehre davon aus, dass die Gestaltungserklärung der Bank dem Kontoinhaber entsprechend § 151 BGB nicht zuzugehen brauche.12 Diese Ansicht gewährt der Bank die einseitige Befugnis, das im Girovertrag rahmenartig und global vereinbarte Schuldversprechen im Einzelfall nach Höhe und Inhalt zu konkretisieren. Das ist vor dem Hintergrund des § 311 Abs.1 BGB nicht unproblematisch. Denn grundsätzlich ist ein einseitiges Rechtsgeschäft zur Begründung eines Schuldverhältnisses nicht ausreichend; erforderlich ist vielmehr ein Vertragsschluss.13 Dennoch soll die Lehre vom ausfüllenden Gestaltungsrecht nicht gegen das Vertragsdogma verstoßen, weil die Befugnis zur einseitigen Gestaltung der Zahlungszusage ihrerseits auf dem Girovertrag beruhe und das Vertragsdogma der vertraglichen Einräumung einseitiger Rechte zur Begründung von Schuldverhältnisses nicht entgegenstehe.14 Die Vertragsfreiheit soll es gestatten, einem Vertragspartner die Befugnis einzuräumen, durch ein einseitiges, im BGB nicht vorgesehenes Rechtsgeschäft, ein Forderungsrecht zu begründen.15 Nach dieser Ansicht derogiert die Vertragsfreiheit das Vertragsdogma.

9 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 416 f.; S/B/L-Schimansky, § 47 Rndnr. 30; Kümpel, Rndnr. 4.17 ff.; MK-HBG-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 217; SchlegelbergerHefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 59; ders., FS Möhring, S. 381 (389 f.); Gastroph, S. 44 f.; Blaurock, NJW 1984, 1 (2); Möschel, AcP 186 (1986), 187 (193); Hadding/ Häuser, WM 1988, 1149 (1151); Jung, S. 147. 10 Koller, BB 1972, 687 (691 f.). 11 Hadding/Häuser, WM 1988, 1149 (1151). 12 Koller, BB 1972, 687 (692); Jung, S. 144; MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. B 217. 13 Siehe nur Palandt-Heinrichs, Vor § 311 Rndnr. 3 f. 14 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 417. 15 Jung, S. 148.

270

5. Kap.: Das Zustandekommen der Zahlungszusage

III. Vertragsschluss mittels antizipierter Willenserklärungen Vor allem in älteren Abhandlungen und Entscheidungen findet sich eine Ansicht, wonach der in der Gutschrift liegende Schuldvertrag mittels antizipierter Vertragsofferten zustande kommt.16 Zum Teil wird angenommen, der Girokunde gebe mit Abschluss des Girovertrages eine Vielzahl von Offerten ab und verzichte zugleich auf den Zugang der Annahmeerklärung. In der Gutschrift sei die Vertragsannahme durch die Bank zu sehen, wodurch der Vertrag zustande komme.17 Nach anderer Ansicht soll in der Gutschrift eine Vertragsofferten der Bank zu sehen sein. Die Auslegung des Girovertrages ermögliche es, das Schuldversprechen auch ohne Kenntnis des Zahlungsempfängers zustande kommen zu lassen. Im Girovertrag sei eine Vereinbarung enthalten, wonach der Begünstigte auf den Zugang der Offerte verzichte und von vornherein alle derartigen Angebote der Bank annehme, wobei auf einen Zugang der Vertragsannahme nach § 151 BGB verzichtet werde.18

IV. Stillschweigende Annahme der Kontogutschrift Entgegen der ganz herrschenden Auffassung hält Meder einen Mitwirkungsakt des Begünstigten bei der Entstehung des Zahlungsanspruchs nicht für entbehrlich.19 Ihm zufolge müsse der Begünstigte ein entsprechendes Angebot der Bank annehmen. Zwar könne eine ausdrückliche Annahme angesichts der massenhaften Ausführung von Gutschriften im modernen Zahlungsverkehr nicht erwartet werden.20 Jedoch müsse der Zahlungsempfänger das Vertragsangebot der Bank zumindest stillschweigend annehmen. Dies sei nicht mit einer Annahme nach § 151 BGB zu verwechseln. Während die Annahme nach § 151 BGB nur vom Erfordernis des Zugangs, nicht jedoch schlechthin von ihrer Erklärung befreie, gestatte die stillschweigende Annahme einen Vertragsschluss ohne nach außen tretende Erklärung allein durch Schweigen.21 Das Schweigen auf die Gutschrift gelte als Annahmeerklärung. Diese Vertragsannahme stehe jedoch unter einem Verwahrungsvorbehalt. Falls der Zahlungsempfänger die Gutschrift

16 Siehe Jung, S. 143, Bärmann-Brink, Rndnr. 250, Staudinger-Marburger, § 783 Rndnr. 57, jeweils m. w. N. 17 OLG Kassel NJW 1949, 587 (589). 18 RGZ 134, 73 (76); OLG Hamm, MDR 1947, 65 (66); Barz, BB 1947, 94 f. 19 Meder, WM 1999, 2137 ff. 20 Meder, WM 1999, 2137 (2137). 21 Meder, WM 1999, 2137 (2138). Siehe allgemein zu den Anforderungen an die Annahmenhandlung nach § 151 BGB Schwarze, AcP 202 (2002), 607 ff.

B. Kreditkartenverfahren

271

nicht annehmen wolle, müsse er sich „gegen das Präjudiz der Annahme verwahren“, also protestieren.22

V. Vertragsschluss mittels Insichgeschäft Eine im Vordringen befindliche Meinung greift einen beinahe in Vergessenheit geratenen Ansatz erneut auf. Bereits im Jahre 1912 machte Lehmann den Vorschlag, den Forderungserwerb des Begünstigten mit Hilfe eines Insichgeschäfts zu erklären.23 Diesem Ansatz folgend, verstehen Teile des neueren Schrifttums die Gutschrift als Angebot der Bank auf Abschluss eines abstrakten Schuldversprechens, welches zeitgleich von ihr selbst als Vertreterin des Zahlungsempfängers angenommen werde.24 Der Girovertrag enthalte eine entsprechende Bevollmächtigung und zugleich eine Dispensierung der Bank vom Verbot der Selbstkontraktion (§ 181 BGB).25

VI. Stellungnahme und Ergebnis Entsprechend der ganz herrschenden Meinung ist davon auszugehen, dass die forderungsbegründende Gutschrift auch in den Fällen wirksam sein soll, in denen der Begünstigte keine Kenntnis von ihr erlangt. Nach hier vertretenem Verständnis zur Rechtsnatur der Gutschrift lässt sich dieses Ergebnis ohne besondere Probleme begründen. Der Begünstigte erwirbt eine gesicherte Rechtsposition bereits durch den Anspruch auf Gutschrift, so dass der Forderungserwerb allein vom Eingang buchmäßiger Deckung abhängig ist. Eine besondere vertragliche Vereinbarung ist hingegen nicht notwendig. Damit erübrigt sich eine Entscheidung des in der Literatur und der Rechtsprechung geführten Streits zum Entstehen des Anspruchs aus Gutschrift. Man ist insbesondere nicht gezwungen, einen von der Mitwirkung und sogar Kenntnis des Begünstigten unabhängigen Vertragsschluss zu konstruieren, was vor dem Hintergrund der §§ 145 ff. BGB nicht unproblematisch ist. Auch in dieser Vereinfachung zeigt sich eine Stärke des hier vertretenen Lösungsansatzes.

B. Kreditkartenverfahren Anders als im Bereich des Überweisungsverkehrs wurde das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages beim Kreditkartenverfahren in der Vergangen22

Meder, WM 1999, 2137 (2139). Lehmann, S. 817. 24 Ausführlich Brockmeier, WM 1995, 468 (472 ff.); Staudinger-Marburger, § 783 Rndnr. 57; Wiebe, S. 120; Claussen, § 7 Rndnr. 19a. 25 Brockmeier, WM 1995, 468 (472). 23

272

5. Kap.: Das Zustandekommen der Zahlungszusage

heit nur rudimentär erörtert. Eine vertiefte wissenschaftliche Diskussion hat bislang nicht stattgefunden. Erst in neuerer Zeit mehren sich ausführlichere Beiträge zu dieser Problematik. Unstreitig ist ein Vertragsschluss zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen notwendig, zu dessen Konstruktion jedoch unterschiedliche Lösungsansätze vertreten werden.

I. Globalvertrag Teile des kreditkartenrechtlichen Schrifttums sowie die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs sind der Ansicht, die einzelne Zahlungszusage komme mittels eines Globalvertrages zustande. Im Akquisitionsvertrag sei ein rahmenmäßig vereinbartes Schuldversprechen enthalten, das unter der aufschiebenden Bedingung der Einreichung ordnungsgemäß ausgefüllter Belastungsbelege bzw. entsprechender Datensätze stehe.26 Diese Auffassung entspricht konstruktiv der von Schönle27 zum Überweisungsverkehr entwickelten und von der Rechtsprechung28 und Teilen der Literatur29 übernommenen Ansicht.30 Demgegenüber geht Canaris von einem antizipierten globalen Schuldversprechen aus, ohne allerdings zu erläutern, auf welche Weise dieses Schuldversprechen im Einzelfall konkretisiert wird.31 Auch Derleder favorisiert die Annahme eines Globalvertrages. Die Konkretisierung erklärt er mit einer „Leistungsbestimmung“ durch das Vertragsunternehmen32, ohne jedoch zu erklären, was genau unter dieser „Leistungsbestimmung“ zu verstehen sei.

II. Stillschweigende Vertragsannahme Meder hat seinen zunächst für die Gutschrift im Überweisungsverkehr entwickelten Ansatznunmehr ausdrücklich auf das Kreditkartenverfahren übertragen. So wird neuerdings vertreten, die Ausfertigung des Belastungsbelegs sei ein Angebot des Vertragsunternehmens auf Abschluss eines abstrakten Schuldversprechens, das vom Kartenausgeber stillschweigend angenommen werde.33

26 MK-HGB-Hadding, ZahlungsV Rndnr. G 22; ders., FS Pleyer, S. 17 (32); Bock, Zahlungsverkehr, Rndnr. 243; BGH WM 2002, 1120 (1122). 27 Schönle, FS Werner, S. 817 (826). 28 BGHZ 103, 143 (146); OLG Celle DB 1977, 2137 (2138). 29 Bärmann-Brink, Rndnr. 250; Schwintowski/Schäfer, § 4 Rndnr. 124. 30 Bröcker, WM 1995, 468 (475). 31 Canaris, Bankvertragsrecht 1981; Rndnr. 1626. 32 Derleder, EWiR 2002, 1083 (1084). 33 Grundlegend Meder, ZBB 2000, 89 (91 f.); ihm folgend Damas, S. 67 ff., insbesondere S. 69.

B. Kreditkartenverfahren

273

Sofern der Kartenausgeber einen Belastungsbeleg nicht vergüten wolle, müsse er sich „gegen das Präjudiz der Annahme verwahren“.34

III. Stellvertreterlösung der herrschenden Meinung Die herrschende Meinung sieht in dem Karteninhaber einen Stellvertreter des Kartenausgebers.35 Vereinzelt wird angenommen, der Akquisitionsvertrag sei dahingehend zu interpretieren, dass der Kartenausgeber in ihm eine Außenvollmacht nach § 167 Abs. 1, 2. Alt BGB für jeden berechtigten Karteninhaber erteile.36 Die überwiegende Ansicht sieht in der Kreditkarte jedoch eine „Legitimationsurkunde mit Rechtsscheinswirkung“.37 Die Kreditkarte erfülle alle wesentlichen Voraussetzungen der Vollmachtsurkunde nach § 172 Abs. 1 BGB, weil sie den Karteninhaber als berechtigt ausweise, im Namen des Kartenausgebers Zahlungszusagen zugunsten des Vertragsunternehmens zu erteilen.38 Der Karteninhaber gebe bei der Kartenzahlung ein Vertragsangebot ab, welches vom Vertragsunternehmen als Stellvertreter des Kartenausgebers angenommen werde.

IV. Stellungnahme und eigener Lösungsansatz An der bisherigen Diskussion fällt auf, dass nicht hinreichend zwischen dem auslaufenden manuellen und dem in naher Zukunft nahezu ausschließlich anzutreffenden elektronischen Abrechnungsverfahren unterschieden wird. Zwischen diesen Verfahren besteht aber ein eklatanter Unterschied im Sachverhalt, der bei der rechtlichen Würdigung nicht unberücksichtigt bleiben darf. Beim elektronischen Verfahren bedarf es stets einer Transaktionsgenehmigung, die elektronisch über das Kassenterminal eingeholt wird. Die Parteien des Bargeldersatzvertrages treten somit bei jeder Kreditkartenzahlung in direkten Kontakt zueinander. Die Bedeutung der Autorisierung ist bislang nicht erörtert worden. Bereits aus diesem Grunde sind sämtliche bisher vertretenen Lösungsansätze angreifbar. Im Folgenden werden sie unabhängig von dieser Schwäche einer kritischen Analyse unterzogen. Im Anschluss daran ist auf die Bedeutung der Autorisierung einzugehen und zu untersuchen, ob wegen dieser Besonderheit beim elektronischen Verfahren eine differenzierte Betrachtungsweise geboten ist. 34

Meder, ZBB 2000, 89 (92). Heymann-Horn, Anh. 372 III Rndnr. 144; Kümpel, Rndnr. 4.954; Zahlungsverkehr-Gößmann, § 3 Rndnr. 71; Bröcker, WM 1995, 468 (476); Oechsler, WM 2000, 1613 (1619); Hellner, WuB I D 5a.–2.03. 36 Bröcker, WM 1995, 468 (476). 37 Kümpel, Rndnr. 4.954. 38 Oechsler, WM 2000, 1613 (1619). 35

274

5. Kap.: Das Zustandekommen der Zahlungszusage

1. Kritik an der Globalvertragskonstruktion Die vom Bundesgerichtshof im Anschluss an Hadding vertretene Bedingungslösung kann das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages beim Kreditkartengeschäft nicht überzeugend erklären. Denn obschon nur ein einzelnes globales Schuldversprechen behauptet wird, zeigt eine genauere Analyse, dass bei dieser Vertragskonstruktion tatsächlich mit einer unbegrenzten Vielzahl von Verträgen operiert werden muss.39 Ein Bedingungseintritt kann keinen Vertrag begründen, sondern nur einen bereits bestehenden in Kraft setzen.40 Die Ansicht, wonach durch die fristgerechte Einreichung der Belastungsbelege eine aufschiebende Bedingung eintrete, zwingt daher zu der Annahme, dass bereits mit Abschluss des Akquisitionsvertrages eine unbegrenzte Anzahl von bedingten Schuldversprechensverträgen vereinbart wird, von denen mit der Einreichung des Belastungsbelegs jeweils ein bestimmter endgültig in Kraft gesetzt wird.41 Bröcker spricht in diesem Zusammenhang anschaulich von einem „unversiegenden Füllhorn abstrakter Schuldversprechen in Gestalt leerer Vertragshülsen“.42 Die Konkretisierung eines globalen Schuldversprechens durch die Einreichung der Belastungsbelege kann nicht mit einer Bedingung erklärt werden, da verpflichtungskonkretisierende Akte und Bedingungen wesensfremd sind.43 Die Ansicht des Bundesgerichtshofs ist zwar rechtskonstruktiv nicht angreifbar, wirkt aber gekünstelt.44 Einen nur scheinbaren Ausweg bietet das von Canaris45 und Derleder46 vorgeschlagene antizipierte globale Schuldversprechen. Auch bei diesem Ansatz ist für jede Kreditkartenzahlung eine Konkretisierung des globalen Schuldversprechens notwenig. Insofern müsste auch bei der Kreditkartenzahlung zur Erklärung der erforderlichen „Leistungsbestimmung“ auf das bereits erwähnte „ausfüllende Gestaltungsrecht“ zurückgegriffen werden. Die damit zusammenhängenden Probleme sind speziell für den Bereich des Kreditkartenverfahrens bislang kaum erörtert worden, entsprechen aber denen bei der Giroüberweisung. Insoweit kann auf die dortige Argumentation zurückgegriffen werden. Ein wesentlicher Nachteil der Theorie vom ausfüllenden Gestaltungsrecht besteht darin, dass sie in Konflikt mit dem Vertragsdogma der §§ 145 ff. BGB gerät, weil sie das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages mit einen ein39

Wiebe, S. 119. Wiebe, S. 119; Palandt-Heinrichs, Einf. v. § 158 Rndnr. 8. 41 Bröcker, WM 1995, 468 (470) m. w. N. 42 Bröcker, WM 1995, 468 (470, 476). 43 Jung, S. 146. 44 So selbst Hofmann, S. 98, für das GeldKarte-System, der im Ergebnis aber dennoch diesen Weg wählt. 45 Canaris, Bankvertragsrecht 1981 Rndnr. 1626. 46 Derleder, EWiR 2002, 1083 (1084). 40

B. Kreditkartenverfahren

275

seitigen Akt des Kartenausgebers erklärt. Die Zulässigkeit dieser Gestaltungsform lässt sich nicht bereits mit einem Hinweis auf § 315 BGB begründen. Denn dort wird ein rechtsgeschäftlich vollständiger und lediglich hinsichtlich des Inhalts der bereits bestehenden Leistungspflicht konkretisierungsbedürftiger Vertrag vorausgesetzt. Durch das ausfüllende Gestaltungsrecht hingegen soll ein vertraglicher Anspruch erst entstehen.47 Die entscheidende Frage lautet daher, ob die Vertragsfreiheit das Vertragsdogma überwinden kann. Wie sich unmittelbar aus § 311 Abs. 1 BGB ergibt, kann zur rechtsgeschäftlichen Begründung eines Schuldverhältnisses auf einen Vertrag nur in den vom Gesetz genannten Ausnahmen verzichtet werden. Die „Aktstypen der einseitigen Rechtsgeschäfte“ sind normativ vorgegeben und bilden einen „für die vertragliche Vereinbarung prinzipiell nicht überwindbaren numerus clausus“.48 Daher ergibt sich unmittelbar aus dem Gesetz, dass die Vertragsfreiheit das Vertragsdogma nicht überwinden kann. Den Inhalt des Schuldverhältnisses können die Parteien autonom gestalten, nicht aber die Voraussetzungen der rechtsgeschäftlichen Begründung. Nur in den vom Gesetz genannten Fällen kann auf einen Vertrag verzichtet werden. Die für das Kreditkartenverfahren vorgeschlagene einseitige „Leistungsbestimmung“ findet im Gesetz keine Stütze und ist daher vor dem Hintergrund des Vertragsdogmas abzulehnen.49 Folglich lässt sich das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages nicht überzeugend mit einem Globalvertrag begründen. Vielmehr ist mit der herrschenden Meinung davon auszugehen, dass bei jeder einzelnen Kreditkartenzahlung ein eigenständiger Vertrag vereinbart wird. 2. Kritik an der stillschweigenden Vertragsannahme Das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages sollte nicht mit einer stillschweigenden Vertragsannahme erklärt werden. Diese Ansicht gerät in Konflikt mit dem Erfordernis, dass das Vertragsunternehmen beim Nahabsatz spätestens ab Unterzeichnung des Belastungsbelegs eine sichere Rechtsposition erhalten soll. Auch wenn bei der stillschweigenden Annahme ein Annahmewille nicht geäußert zu werden braucht, muss er dennoch gebildet werden. Die stillschweigende Vertragsannahme befreit nur von dem Erfordernis der Äußerung des Annahmewillens; auf den Annahmewillen selbst kann hingegen nicht verzichtet werden.50 Der Bargeldersatzvertrag könnte nach der Theorie der stillschweigenden Vertragsannahme frühestens in dem Moment zustande kommen, in dem das Ver47 48 49 50

Bröcker, WM 1995, 468 (472). Bröcker, WM 1995, 468 (472). Bröcker, WM 1995, 468 (476). Ähnlich Jung, S. 147.

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5. Kap.: Das Zustandekommen der Zahlungszusage

tragsunternehmen die Belastungsbelege beim Kartenausgeber einreicht. Vor diesem Zeitpunkt hat der Kartenausgeber noch keine Kenntnis von dem konkreten Karteneinsatz und kann folglich auch noch keinen konkreten Annahmewillen haben. Das Vertragsunternehmen hätte daher bei einer stillschweigenden Vertragsannahme zu dem Zeitpunkt, zu dem es seine im Valutaverhältnis geschuldete Leistung erbringt, noch keinerlei Ansprüche gegen den Kartenausgeber, so dass von einem tauglichen Bargeldsurrogat nicht gesprochen werden könnte. 3. Kritik an der Stellvertreterlösung der herrschenden Meinung Das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages beim Kreditkarteneinsatz im manuellen Verfahren lässt sich als klassisches Beispiel einer Stellvertretung begreifen. Der Karteninhaber und das Vertragsunternehmen treten in rechtsgeschäftlichen Kontakt und bewirken eine vertragliche Einstandspflicht des Kartenausgebers, ohne dass dieser direkt beteiligt wurde. Daher liegt es nahe, die Lösung mit der herrschendem Meinung im Recht der Stellvertretung zu suchen. Die Idee von Bröcker51, wonach der Kartenausgeber im Akquisitionsvertrag gegenüber dem Vertragsunternehmen eine Außenvollmacht nach § 167 Abs. 1, 2. Alt BGB für jeden berechtigten Karteninhaber erteilt, hat allerdings Schwächen, sofern es zum Karteneinsatz durch einen unbefugten Dritten kommt. Auch in diesen Fällen muss im Ergebnis eine wirksame Verpflichtung des Kartenausgebers bestehen, sofern das Vertragsunternehmen die fehlende Berechtigung des Karteninhabers schuldlos verkannt hat. Das Handeln des Nichtberechtigten ist jedoch nicht von der im Akquisitionsvertrag erteilten Außenvollmacht gedeckt, da diese nur gegenüber dem berechtigten Karteninhabers wirkt. Der unberechtigte Karteninhaber hat daher als Vertreter ohne Vertretungsmacht einen Vertrag geschlossen, der nach § 177 BGB schwebend unwirksam ist.52 Um dennoch einen Anspruch des Vertragsunternehmens zu begründen, hält Bröcker53 den Kartenausgeber aufgrund des Akquisitionsvertrages für verpflichtet, die schwebend unwirksame Zahlungszusage zu genehmigen, sofern dem Vertragsunternehmen hinsichtlich der Kartenannahme keine Fahrlässigkeit zur Last falle. Die Schwäche dieser Konstruktion besteht darin, dass das Vertragsunternehmen einen Anspruch gegen den Kartenausgeber erst dann erwirbt, wenn dieser den Kartenumsatz genehmigt. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Rechtsposition des Vertragsunternehmens ungesichert. Ähnliche Probleme bestehen, wenn man in der Kreditkarte eine „Legitimationsurkunde mit Rechtsscheinswirkung“ sehen möchte. Auch dann lässt sich 51 52 53

Bröcker, WM 1995, 468 (476). Vgl. Bröcker, WM 1995, 468 (476). Bröcker, WM 1995, 468 (477).

B. Kreditkartenverfahren

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das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages in Fällen des Drittmissbrauchs nicht anhand der Stellvertreterregeln lösen. Man wird kaum annehmen können, dass der Kartenausgeber einen Dieb oder Fälscher mit einer Vollmacht ausstattet.54 Damit handelt der unberechtigte Dritte ohne Vollmacht des Kartenausgebers und zur Zeit des Karteneinsatzes kann der Bargeldersatzvertrag nicht zustande kommen. Diese Problematik bestand auch beim heute nicht mehr angebotenen eurocheque-Verfahren. Auch dort nahm die herrschende Meinung an, der Aussteller überbringe als Stellvertreter der Bank ein Angebot auf Abschluss eines Garantievertrages, welches vom Schecknehmer konkludent angenommen werde.55 Diese Stellvertreterlösung stieß an ihre Grenzen, wenn ein unberechtigter Dritter den Scheck benutzte. Um dennoch einen Garantieanspruch des Händlers zu begründen, wurde überwiegend auf Rechtsscheinsgesichtspunkte zurückgegriffen.56 Der ec-Karte wurden die Wirkungen einer Vollmachtsurkunde nach § 172 BGB beigemessen, so dass die Vorlage der ec-Karte in Verbindung mit einem eurocheque als Vertrauensgrundlage dem kartenausgebenden Kreditinstitut zugerechnet wurde. Überwiegend wird diese Ansicht auf das Kreditkartenverfahren übertragen. Obwohl dies wegen der strukturellen Vergleichbarkeit prinzipiell möglich ist, überzeugt die Begründung des Bargeldersatzvertrages unter Rechtsscheinsgesichtspunkten nicht. Der bei einer Vollmachtsurkunde aus § 172 Abs. 2 BGB folgende Rechtsschein endet nämlich dort, wo eine Vollmachtsurkunde abhanden gekommen ist.57 Ausdrücklich ist dies bislang nur für den Fall erörtert worden, dass eine Vollmachtsurkunde dem Vollmachtgeber abhanden gekommen ist. Bei der hier zu behandelnden Problematik ist die Kreditkarte nicht dem Kartenausgeber, sondern dem Karteninhaber abhanden gekommen. Auf das Ergebnis hat diese Besonderheit jedoch keine Auswirkungen. Aus Sinn und Zweck des § 172 BGB ergibt sich, dass sich das Vertragsunternehmen bei der Begründung des Bargeldersatzvertrages nicht auf einen Rechtsschein berufen kann. Durch § 172 BGB soll der Dritten vor der Gefahr geschützt werden, dass eine Vollmacht aufgrund interner Beziehungen zwischen dem Vollmachtgeber und dem Bevollmächtigten erlischt, ohne dass der Dritte hiervon vom Vollmachtgeber in Kenntnis gesetzt wird.58 Solange eine Vollmachtsurkunde mit entsprechender Rechtsscheinwirkung vorliegt, braucht sich der Dritte keine Sor54 Ebenso Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 833 zum Parallelproblem bei der Verwendung eines gefälschten eurocheques. 55 Statt vieler Beck, S. 22; Hadding/Häuser, WM 1993, 1357 (1358 f.), jeweils m. w. N. 56 Vgl. MK-HGB-Häuser, ZahlungsV Rndnr. 40 m. w. N. 57 Vgl. Schinkels, S. 167 f.; MK-Schramm, § 172 Rndnr. 5; BGH NJW 1975, 2101 (2101). 58 Kindl, S. 21.

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5. Kap.: Das Zustandekommen der Zahlungszusage

gen darüber zu machen, dass sich die Rechtswirklichkeit verändert hat.59 Die Vollmachtsurkunde gibt dem in ihr Benannten Vertretungsmacht, macht aber nicht ihren Inhaber zum in ihr Benannten. Sie sagt, dass der in ihr Benannte Vertretungsmacht hat. Sie sagt aber nicht, dass der Inhaber auch tatsächlich der in ihr Benannte ist. Daher kann die Kreditkarte nur Rechtsschein entfalten, sofern sie von der Person vorgelegt wird, für die sie ausgestellt ist. Ihr Rechtsschein bezieht sich auf die Bevollmächtigung des berechtigten Inhabers, nicht aber auf die Identität des Verwenders. Die Kartenbenutzung durch einen unberechtigten Dritten geschieht regelmäßig mit einer abhanden gekommenen, wenn nicht sogar mit einer vollständig gefälschten Kreditkarte. Gerade in diesen problematischen Fällen kann die gewollte Verpflichtung des Kartenausgebers nicht über § 172 BGB erklärt werden. Wenig überzeugend ist es, nur in den Missbrauchsfällen auf einen Vertrag zugunsten Dritter zurückzugreifen.60 Neben den allgemeinen Bedenken gegen die Begründung des Bargeldersatzvertrages mit Hilfe eines Vertrages zugunsten Dritter61, stößt diese Sichtweise vor allem deswegen auf Unbehagen, weil sie das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages nicht einheitlich erklären kann.62 Die Schwächen der herrschenden Stellvertreterlösung treten besonders deutlich beim Kreditkartenmissbrauch im Fernabsatz zu Tage. Sofern das Vertragsunternehmen das entsprechende Vertragsmodell gewählt hat, steht ihm auch bei einem missbräuchlichem Karteneinsatz im Fernabsatz ein Anspruch gegen den Kartenausgeber zu. Das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages lässt sich in diesem Fall erst recht nicht unter Rechtsscheingesichtspunkten erklären, da eine Kreditkarte, die den Inhaber als berechtigt ausweist, gerade nicht vorgelegt wird. Die bloße Weitergabe von Daten, die von Jedermann ohne größere Schwierigkeiten zu erlangen sind, stellt keine ausreichende Grundlage für eine Rechtsscheinhaftung dar. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Abstellen auf Rechtsscheinsgesichtspunkte unberücksichtigt lässt, dass die Einstandspflicht in den Fällen des Drittmissbrauchs auf dem im Akquisitionsvertrag erklärten Willen des Kartenausgebers beruht. Die Verpflichtung aus einer Rechtsscheinhaftung ist aber „niemals eine Einstandspflicht ex voluntate, sondern immer eine solche ex lege“.63

59

Kindl, S. 21. So für das eurocheque-Verfahren Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 833; Zöllner, S. 171; Koller, ZHR 147 (1983), 585, 588 f. 61 Siehe hierzu Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 832. 62 BuB-Werner, Rndnr. 6/1340 hält diese differenzierte Betrachtungsweise beim eurocheque-Verfahren für „nicht nachvollziehbar“. 63 Canaris, Bankvertragsrecht, Rndnr. 833. 60

B. Kreditkartenverfahren

279

Mit den klassischen Instrumenten der Stellvertretung lassen sich daher nur im Falle der Kartenbenutzung durch den berechtigten Karteninhaber überzeugende Ergebnisse erzielen. Die problematischen Missbrauchsfälle lassen sich nicht überzeugend erklären, wenn man in dem Karteninhaber einen Stellvertreter des Kartenausgebers sieht. 4. Eigener Lösungsansatz für das manuelle Verfahren a) Insichgeschäft des Vertragsunternehmens Die entscheidende Schwäche der herrschenden Stellvertreterlösung besteht darin, dass sie das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages beim Karteneinsatz durch einen unbefugten Dritten nicht befriedigend erklären kann. Durch eine entsprechende Interpretation des Akquisitionsvertrages lässt sich dieses Problem mit einem Insichgeschäft des Vertragsunternehmens lösen. Hier können Argumente aus dem Bereich des Giroverkehrs fruchtbar gemacht werden. Auch dort kommt die Gutschrift nach einer im Vordringen befindlichen Ansicht durch ein Insichgeschäft der Bank zustande.64 Beim manuellen Verfahren gibt das Vertragsunternehmen mit Erstellung des Leistungsbelegs ein Angebot auf Abschluss des Bargeldersatzvertrages in Höhe des Kartenumsatzes ab, das es sogleich als Vertreter des Kartenausgebers annimmt. Die erforderliche Bevollmächtigung ergibt sich aus dem Akquisitionsvertrag. Diesem Lösungsansatz steht § 181 BGB nicht im Wege, da es sich um einen gesetzlich zulässigen Fall des Insichgeschäfts handelt. Zur Erfüllung einer Verbindlichkeit ist ein Selbstkontrahieren stets zulässig. Das gilt auch, wenn die Verbindlichkeit gegenüber dem Vertreter besteht.65 So liegt der Fall bei der Kreditkartenzahlung. Aufgrund des Akquisitionsvertrages ist der Kartenausgeber zur Erteilung der Zahlungszusage verpflichtet. Durch das Insichgeschäft entsteht der Bargeldersatzvertrag und die Verbindlichkeit des Kartenausgebers gegenüber dem Vertragsunternehmen, dem Vertreter, wird hierdurch erfüllt. Auf diese Weise lässt sich erreichen, dass das Vertragsunternehmen auch beim Karteneinsatz durch einen unberechtigten Dritten zeitnah und ohne Schwebezustand eine bargeldgleiche Sicherung erlangt. Dieser Lösungsansatz ist nicht wirklichkeitsferner als die von der herrschenden Meinung favorisierte Stellvertreterlösung. Zwar ist sich das Vertragsunternehmen in der Regel nicht bewusst, dass es mit sich selbst als Stellvertreter des Kartenausgebers einen Vertrag schließt. Aber auch der Karteninhaber wird sich kaum als Stellvertreter des Kartenausgebers verstehen. Mit seiner Unterschrift 64 Bröcker, WM 1995, 468 (472 ff.); Staudinger-Marburger, § 783 Rndnr. 57; Wiebe, S. 120; Claussen, § 7 Rndnr. 19a. 65 Staudinger-Schilken, § 181 Rndnr. 61; Palandt-Heinrichs, § 181 Rndnr. 22.

280

5. Kap.: Das Zustandekommen der Zahlungszusage

auf dem Belastungsbeleg möchte er primär erklären, dass er mit der Einziehung der Kartenumsätze zu seinen Lasten einverstanden ist. Aus seiner Sicht besteht kein Unterschied zwischen einer nicht garantierten POZ-Zahlung und dem Einsatz einer Kreditkarte. Dem Durchschnittskarteninhaber ist gar nicht bewusst, dass es im Akquisitionsverhältnis überhaupt zu einem Vertragsschluss zwischen Kartenausgeber und Vertragsunternehmen kommt. Vor allem bei so komplexen juristischen Vorgängen wie der bargeldlosen Zahlung ist nicht die Sichtweise der Beteiligten, sondern der von ihnen verfolgte Zweck entscheidend.66 Und diesem Zweck, der Absicherung des Vertragsunternehmens, wird ein Insichgeschäft gerechter als die Stellvertreterlösung der herrschenden Meinung. b) Rückfrageklauseln als Beschränkung der Vertretungsmacht In das soeben gefundene Modell des Vertragsschlusses fügen sich die Rückfrageklauseln nahtlos ein. Der Kartenausgeber bevollmächtigt das Vertragsunternehmen durch den Akquisitionsvertrag, so dass der Bargeldersatzvertrag durch ein Insichgeschäft zustande kommt. Die Reichweite der Vollmacht wird durch die Rückforderungsklauseln bestimmt. Der Händler ist beim manuellen Verfahren nur in Höhe des vereinbarten Kartenlimits zur Vertretung des Kartenausgebers berechtigt. Daher kommt ein wirksamer Vertrag nur zustande, wenn das Limit nicht überschritten wird. Eine Missachtung der Rückfrageklausel führt zur schwebenden Unwirksamkeit des Insichgeschäfts, d.h. die Wirksamkeit des Bargeldersatzvertrages ist von einer Genehmigung durch den Kartenausgeber abhängig, § 177 Abs. 1 BGB. Die schwebende Unwirksamkeit des Bargeldersatzvertrages bei einer ungenehmigten Limitüberschreitung ist für das Vertragsunternehmen durchaus hinnehmbar. Zwar erlangt es dadurch noch keine bargeldgleiche Sicherung zu dem Zeitpunkt, zu dem es die im Valutaverhältnis geschuldete Leistung erbringt. Allerdings ist die fehlende Sicherung auf ein eigenes Fehlverhalten des Händlers zurückzuführen, da er sich bewusst außerhalb der eingeräumten Vertretungsmacht bewegt. Schützenswerte Interessen des Vertragsunternehmens werden nicht beeinträchtigt, da die Genehmigung der Limitüberschreitung nicht im freien Ermessen des Kartenausgebers steht. Aufgrund der Interessenlage ist der Kartenausgeber zur Genehmigung verpflichtet, sofern er seinen Aufwendungsersatzanspruch gegenüber dem Karteninhaber ohne weiteres realisieren kann.67 Dann hat sich nämlich die Kontrollfunktion der Rückforderungsklausel erledigt, und es ist nicht ersichtlich, weshalb der Kartenausgeber zur Verweigerung der 66

So speziell für die Gutschrift Bröcker, WM 1995, 468 (473). Vgl. ausführlich Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 110; S/B/L-Martinek/ Oechsler, § 67 Rndnr. 75 ff., jeweils m. w. N.; dieser Ansicht folgend ZahlungsverkehrGößmann, § 3 Rndnr. 82; ders., Bankrecht 1998, S. 67 (114). 67

B. Kreditkartenverfahren

281

Genehmigung berechtigt sein sollte.68 Die Genehmigung darf daher nur dann verweigert werden, wenn ein Einziehungsversuch beim Karteninhaber gescheitert ist.69 Sofern der Kartenausgeber die Genehmigung verweigert, ist der Bargeldersatzvertrag unwirksam. Bereits geleistete Zahlungen kann der Kartenausgeber daher nach Bereicherungsrecht zurückfordern70, wobei der Kartenausgeber grundsätzlich zur Rückforderung des gesamten Kartenumsatzes berechtigt ist. Durch die Rückforderungsklauseln ist der Kartenausgeber nicht darauf beschränkt, nur den Teil zurückzufordern, der den genehmigungsfreien Höchstbetrag überschreitet. Vielmehr hat er einen Anspruch auf Rückerstattung der Gesamtsumme, weil die fehlende Genehmigung zur Unwirksamkeit des gesamten Bargeldersatzvertrages führt.71 5. Der Vertragsschluss beim elektronischen Verfahren Die für das manuelle Verfahren gefundene Möglichkeit des Vertragsschlusses lässt sich im Grunde auch auf das elektronische Verfahren übertragen. Bei der Annahme eines Insichgeschäfts spielt es keine Rolle, ob das Vertragsunternehmen und der Karteninhaber in direkten Kontakt zueinander treten und eine Kreditkarte körperlich vorgelegt wird oder ob lediglich deren Daten übermittelt werden. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Abrechnungsverfahren besteht in dem Erfordernis der Transaktionsgenehmigung. Beim elektronischen Verfahren muss jeder geplante Kreditkartenumsatz vom Kartenausgeber genehmigt werden. Es stellt sich daher die Frage, ob ein Insichgeschäft der Bedeutung dieser Autorisierung gerecht wird. Unter Autorisierung verstehen die Kartenausgeber die „Mitteilung, dass eine Transaktion mit einem bestimmten Betrag mit einer bestimmten Kreditkarte möglich ist“.72 Obschon diese Definition nur in den Akquisitionsverträgen für den Fernabsatz ausdrücklich enthalten ist, kann sie auch auf das Präsenzgeschäft übertragen werden. Die Transaktionsgenehmigung wird dem Vertragsun-

68 Vgl. Martinek, Moderne Vertragstypen III S. 110; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 76; Gößmann, Bankrecht 1998, S. 67 (113); Oechsler, WM 2000, 1613 (1619), jeweils m. w. N. 69 Vgl. S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 76. 70 Vgl. Oechsler, WuB I D 5. – 5.92; S/B/L-Martinek/Oechsler, § 67 Rndnr. 78; Gößmann, Bankrecht 1998, S. 67 (114). 71 Siehe auch Martinek, Moderne Vertragstypen III, S. 111 f., wonach die genehmigungsfreie Höchstgrenze nicht den Charakter eines Freibetrages, sondern den einer Freigrenze hat. 72 Ziff. 2 EUROCARD/MasterCard-/VISA Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank); Ziff. 2 Allgemeine Geschäftsbedingungen für Verträge mit Fernabsatzhändlern (B+S Card Service).

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5. Kap.: Das Zustandekommen der Zahlungszusage

ternehmen elektronisch mitgeteilt, nachdem es ebenfalls elektronisch eine entsprechende Anfrage an den Kartenausgeber gerichtet hat. Die Besonderheit gegenüber dem manuellen Verfahren besteht nun darin, dass es zwischen den Parteien der Zahlungszusage bereits vor dem Vertragsschluss zu einem direkten, wenn auch lediglich elektronischen, Kontakt kommt. Daher ist zu überlegen, ob durch Autorisierungsanfrage und -antwort ein Vertrag unmittelbar zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen zustande kommt.73 In der Autorisierungsanfrage des Vertragsunternehmens lässt sich ein Angebot auf Abschluss des Bargeldersatzvertrages in Höhe des jeweiligen Kartenumsatzes sehen. Es handelt sich um eine elektronisch übermittelte Willenserklärung. Obschon das Terminal des Händlers den übermittelten Datensatz anhand der Händler- und Kartendaten eigenständig generiert, handelt es sich um eine unmittelbare Erklärung des Vertragsunternehmens, da die Abgabe dieser vorformulierten Erklärung auf dem in jedem Einzelfall neu gebildeten Willen des Vertragsunternehmens basiert.74 Entscheidend für die Einstufung als elektronisch übermittelte Willenerklärung ist, dass es allein in der Hand des Vertragsunternehmens liegt, ob es zu einer Übertragung der Daten kommt. In der positiven Autorisierungsantwort des Kartenausgebers ist dessen Annahmeerklärung zu sehen, wodurch der Vertrag zustande kommt.75 Hierbei handelt es sich um eine automatisierte Willenserklärung. Der Unterschied zu einer elektronisch übermittelten Willenserklärung besteht darin, dass bei Herstellung und Abgabe der automatisierten Erklärung ein direkter menschlicher Wille nicht mehr ohne weiteres sichtbar ist.76 Diese Art der Erklärung wird von einer EDV-Anlage aufgrund ihrer Programmierung vollautomatisiert erstellt und übermittelt.77 Auf den ersten Blick liegt damit lediglich ein Maschinenprodukt vor, dem ein konkreter menschlicher Wille fehlt.78 Dennoch ist heute anerkannt, dass in der automatisierten Erklärung, auch „Computererklärung“ genannt79, eine Willenserklärung zu sehen ist.80 Die Datenverarbeitungsanlage führt lediglich das ihr vorgegebene Programm durch; einen Willen betätigen und autonome Entscheidungen treffen kann sie hingegen nicht.81 Durch das Bereitstellen 73 So die herrschende Meinung zum electronic-cash-System, das mit dem elektronischen Verfahren des Kreditkartengeschäfts durchaus vergleichbar ist. 74 Vgl. MK-Säcker, Einl. Rndnr. 164. 75 So für das electronic-cash-System Brockmeier, S. 59; Bröcker, WM 1995, 468 (478); E/B/J-Hakenberg, BankR II Rndnr. 315; Wiebe, S. 120. 76 Medicus, AT, Rndnr. 256. 77 Larenz/Wolf, § 30 Rndnr. 56. 78 MK-Säcker, Einl. Rndnr. 165. 79 Zahlungsverkehr-Gößmann, § 4 Rndnr. 29; Köhler, AcP 182 (1982), 126 (132); Heun, CR 1994, 595 (595); Fritzsche/Malzer, DNotZ 1995, 3 (9). 80 Siehe nur Larenz/Wolf, § 30 Rndnr. 56 ff.; MK-Säcker, Einl. Rndnr. 165; PalandtHeinrichs, Einf v § 116 Rndnr. 1, jeweils m. w. N.; BGH NJW 2002, 363 (364); ablehnend Clemens, NJW 1985, 1998 (2001); Möschel, AcP 186 (1986), 187 (195 f.).

B. Kreditkartenverfahren

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der Anlage und die Eingabe des Programms lassen sich die Äußerungen der EDV-Anlage auf den Willen des Anlagebetreibers zurückführen.82 Er möchte die maschinell erzeugte Erklärung gegen sich gelten lassen83, so dass es gerechtfertigt ist, in der Computererklärung eine Willenserklärung des Anlagenbetreibers zu sehen.

V. Zusammenfassung Das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages lässt sich nicht für das gesamte Kreditkartengeschäft einheitlich erklären. Vielmehr ist zwischen dem auslaufenden manuellen Verfahren und dem zukunftsorientierten elektronischen Verfahren zu differenzieren. Beide Verfahren weisen in tatsächlicher Hinsicht erhebliche Unterschiede auf, die auch bei der rechtlichen Bewertung zu berücksichtigen sind. Beim manuellen Verfahren besteht zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses kein direkter Kontakt zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen. Hier treten lediglich der Karteninhaber und das Vertragsunternehmen in direkten Kontakt. Es liegt damit eine typische Stellvertreterkonstellation vor. Die Stellvertreterlösung der herrschenden Meinung kann jedoch nicht überzeugen. Denn wenn man im Karteninhaber einen Vertreter des Vertragsunternehmens sehen möchte, lässt sich das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages beim Kreditkartenmissbrauch durch unbefugte Dritte nicht überzeugend erklären. Man wird insbesondere nicht annehmen können, dass auch für den unberechtigten Dritten eine Vollmacht erteilt wird. Und auch unter Rechtsscheinsgesichtspunkten lässt sich ein Vertragsschluss nicht begründen, weil der durch die Kreditkarte vermittelte Rechtsschein dort endet, wo die Kreditkarte gestohlen wurde. Daher ist von einem Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages durch ein Insichgeschäft des Vertragsunternehmens auszugehen. Der Akquisitionsvertrag enthält eine entsprechende Bevollmächtigung, deren Reichweite durch die sogenannten Rückfrageklauseln eingeschränkt wird. Auf diese Weise lässt sich der Vertragsschluss auch in Missbrauchsfällen schlüssig und überzeugend erklären. Die Besonderheit des elektronischen Verfahrens besteht darin, dass jede gewünschte Transaktion vom Kartenausgeber genehmigt werden muss. Die Parteien des Bargeldersatzvertrages treten damit in einen direkten, wenn auch lediglich elektronischen Kontakt. Bei der Autorisierungsanfrage des Vertragsunternehmens handelt es sich um ein Angebot auf Abschluss des Bargeldersatzvertrages in Form einer elektronisch übermittelten Willenserklärung. Die An-

81 82 83

MK-Säcker, Einl. Rndnr. 165. Medicus, AT, Rndnr. 256. Köhler, AcP 182 (1982), 126 (134).

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5. Kap.: Das Zustandekommen der Zahlungszusage

nahme erfolgt durch die positive Autorisierung. In ihr ist eine automatisierte Willenserklärung des Kartenausgebers zu sehen.

C. Electronic-cash-System Das electronic-cash-System ist ein online-Autorisierungssystem. Vor dem Abschluss eines geplanten Kartenumsatzes hat das Vertragsunternehmen online eine Genehmigung des Kartenausgebers einzuholen. Die Bedeutung dieser Autorisierung für das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages wird unterschiedlich gewichtet.

I. Globalvertrag Die Idee des Globalvertrages wurde zunächst für das Girogeschäft entwickelt und war dort aus einer Not heraus entstanden. Es galt, einen Vertrag zu konstruieren, der ohne Kenntnis des einen Teils zustande kommt. So ist wohl auch bei der Kreditkartenzahlung vereinzelt auf dieses Konstrukt zurückgegriffen worden, weil die Parteien zumindest beim manuellen Verfahren nicht direkt in rechtsgeschäftlichen Kontakt treten. Bei der electronic-cash-Zahlung besteht nun ein direkter, wenngleich lediglich elektronischer Kontakt. Dennoch wird auch hier die Idee des Globalvertrages vertreten. So sieht Ikas im Händlervertrag ein antizipiertes globales abstraktes Schuldversprechen, das unter der aufschiebenden Bedingung seiner Konkretisierung durch die Autorisierung stehe.84 Einen konstruktiv ähnlichen Weg wählt Schneider, der in dem Händlervertrag einen globalen Garantievertrag sieht.85 Die Konkretisierung erfolgt nach seiner Ansicht jedoch nicht durch den Eintritt einer aufschiebenden Bedingung, sondern durch eine automatisierte Garantieerklärung der kartenausgebenden Bank. Diese sei in der Autorisierungsantwort zu sehen und habe die Qualität einer Willenserklärung.

II. Stellvertreterlösung Gößmann lehnt einen direkten Vertragsschluss zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen ab.86 Ihm zufolge hat die Autorisierungsantwort des Kartenausgebers nicht die Qualität einer Willenserklärung, so dass ein Vertrag auf diesem Wege nicht geschlossen werden könne. Stattdessen überträgt der die herrschende Meinung zum mittlerweile nicht mehr angebotenen eurocheque84 85 86

Ikas, S. 56, 62 f. Schneider, S. 35 ff., siehe insbesondere S. 37, 47. Gößmann, FS Schimansky, S. 145 (153 f.).

C. Electronic-cash-System

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Verfahren auf das electronic-cash-System und sieht die Lösung des Problems im Recht der Stellvertretung.87 Demnach überbringt der Karteninhaber dem Händler ein Angebot auf Abschluss des Bargeldersatzvertrages, welches konkludent angenommen werde. Der Karteninhaber sei als Stellvertreter und nicht als Bote des Kartenausgebers anzusehen, da es ihm überlassen sei, ob, wann und wem gegenüber eine Offerte abgegeben werde. Auf den Zugang der Annahmeerklärung könne gemäß § 151 BGB verzichtet werden. Die entsprechende Bevollmächtigung des Karteninhabers lasse sich durch eine entsprechende Interpretation der Maestro-Sonderbedingungen gewinnen. Das Zustandekommen der Zahlungszusage beim Karteneinsatz durch einen unberechtigten und damit vollmachtlosen Dritten oder durch einen Geschäftsunfähigen möchte Gößmann mit Hilfe von § 172 BGB erklären.88 In der Aushändigung der Maestrokarte müsse die Kundgabe einer Vollmacht gesehen werde. Der Karteninhaber legitimiere sich durch Vorlage der Karte, so dass der gutgläubige Händler in seinem Vertrauen auf den Bestand der Vollmacht geschützt werde. Das Handeln des unberechtigten Dritten werde dem Kartenausgeber zugerechnet, so dass der Bargeldersatzvertrag auch in diesen Fällen zustande komme.

III. Vertragsschluss mittels elektronischer Willenserklärung Nach überwiegender Ansicht wird bei jeder einzelnen electronic-cash-Transaktion ein eigenständiger Vertrag geschlossen, der direkt zwischen dem Vertragsunternehmen und dem Kartenausgeber zustande kommt.89 In der Autorisierungsanfrage sei ein Angebot des Vertragsunternehmens auf Abschluss eines Bargeldersatzvertrages in Höhe des jeweiligen Kartenumsatzes zu sehen.90 Obschon auf Seiten des Kartenausgebers eine vollelektronische, rechnergesteuerte Bearbeitung der Autorisierungsanfrage ohne menschliches Zutun erfolgt91, sei in der Autorisierungsantwort eine Willenserklärung des Kartenausgebers zu sehen. Die positive Autorisierung sei als Annahmeerklärung des Kartenausgebers zu verstehen, so dass der Bargeldersatzvertrag direkt zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen zustande komme.92

87

Gößmann, FS Schimansky, S. 145 (160 ff.). Gößmann, FS Schimansky, S. 145 (163 f.). 89 Brockmeier, S. 51 ff., insbesondere 59; Bröcker, WM 1995, 468 (478); Rossa, CR 1997, 138 (140); E/B/J-Grundmann, BankR II Rndnr. 315; Wiebe, S. 120. 90 Brockmeier, S. 51; Bröcker, WM 1995, 468 (478). 91 Bröcker, WM 1995, 468 (478). 92 Vgl. Wiebe, S. 120. 88

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5. Kap.: Das Zustandekommen der Zahlungszusage

IV. Stellungnahme 1. Kritik an der Globalvertragskonstruktion Die Konstruktion eines aufschiebend bedingten globalen Schuldversprechens wurde bereits im Rahmen des Kreditkartengeschäfts abgelehnt. Auf die dort angeführten Argumente kann an dieser Stelle zurückgegriffen werden. Vorzuwerfen ist dieser Konstruktion insbesondere, dass sie ein einziges globales Schuldversprechen behauptet, aber tatsächlich mit einer unbegrenzten Anzahl von Einzelverträgen arbeiten muss. Es ist nämlich nicht möglich, die Konkretisierung des globalen Schuldversprechens mit einer Bedingung zu erklären, da verpflichtungskonkretisierende Akte und Bedingungen wesensfremd sind.93 Daher ist man gezwungen, auf eine unbegrenzte Vielzahl von bedingten Schuldversprechen zurückzugreifen, von denen jeweils eines durch die Autorisierungsantwort endgültig in Kraft gesetzt wird. Eine solche Sichtweise ist rechtskonstruktiv zwar nicht angreifbar, wirkt aber gekünstelt, so dass auf diese Ansicht nur zurückgegriffen werden sollte, wenn sich keine plausiblere Lösungsmöglichkeit ergibt. Wenig überzeugend ist die Ansicht von Schneider.94 Er erkennt, dass in der Autorisierungsantwort eine Willenserklärung des kartenausgebenden Kreditinstituts zu sehen ist, möchte aber dennoch auf den Abschluss eines individuellen Einzelvertrages verzichten und greift stattdessen auf einen Globalvertrag zurück, der im Gesetz keinerlei Stütze findet.95 2. Kritik an der Stellvertreterlösung Auch im Bereich des electronic-cash-Systems ist die Stellvertreterlösung angreifbar. Zunächst bestehen die bereits im Rahmen des Kreditkartenverfahrens geäußerten Bedenken. So lässt sich bei Annahme einer Stellvertretung nicht überzeugend erklären, weshalb der Bargeldersatzvertrag auch beim Karteneinsatz durch einen unbefugten Dritten zustande kommt. § 172 BGB hilft in diesem Zusammenhang nicht weiter, da der Rechtsschein bei abhanden gekommenen Vollmachtsurkunden nicht eingreift. Darüber hinaus wird eine Stellvertreterlösung der Bedeutung der positiven Autorisierungsantwort nicht gerecht. Wenn man in dem Karteninhaber einen Stellvertreter der Bank sehen möchte, der ein Vertragsangebot übermittelt, so stellt sich die Frage, welche Bedeutung die positive Autorisierung haben soll. 93 94 95

Jung, S. 146. Schneider, S. 35 ff., siehe insbesondere S. 37, 47. Siehe auch die ähnliche Kritik von Gößmann, FS Schimansky, S. 145 (154 ff.)

C. Electronic-cash-System

287

Dies erklärt auch Gößmann nicht.96 Er erkennt, dass die Parteien bei einer electronic-cash-Transaktion in einen direkten Kontakt treten, und fordert zutreffend, dass diese Besonderheit im Sachverhalt bei der rechtlichen Bewertung nicht außer Acht gelassen werden darf97, versäumt es aber selbst, die notwendigen Schlüsse zu ziehen. Letztlich ist die Einschaltung eines Stellvertreters beim electronic-cash-System gar nicht nötig, da sich ein Vertragsschluss direkt zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen begründen lässt. 3. Direkter Vertragsschluss zwischen den Parteien der Zahlungszusage Wie beim elektronischen Abrechnungsverfahren des Kreditkartengeschäfts ist in der Autorisierungsanfrage des Vertragsunternehmens ein elektronisch übermitteltes Angebot auf Abschluss des Bargeldersatzvertrages in Höhe des jeweiligen Kartenumsatzes zu sehen. Dem steht nicht entgegen, dass die entsprechenden Daten bei rein technischer Betrachtung vom Karteninhaber durch Eingabe seiner PIN und Bestätigung des Rechnungsbetrages „abgeschickt“ werden.98 Entscheidend ist, wer eine Erklärung gegen sich gelten lassen will und nicht, wer sie rein tatsächlich in Verkehr bringt. Damit ist die Autorisierungsanfrage eine Willenerklärung des Vertragsunternehmens. In der Autorisierungsantwort ist eine automatisierte Annahmeerklärung des Kartenausgebers zu sehen, wodurch der Vertrag zustande kommt.99 Die hiergegen von Gößmann100 geäußerte Kritik vermag nicht zu überzeugen. Er behauptet, von der Autorisierungsantwort könne nicht auf einen (wenigstens verkürzten) Willen des Kartenausgebers geschlossen werden, so dass sie keine Willenerklärung sei. Der Kartenausgeber sehe das Programm, das die Autorisierung durchführe und dessen Installierung „nicht im Zusammenhang mit einer möglicherweise abzugebenden Garantieerklärungt“.101 Dazu sei das System zu offen und die Autorisierung hänge von vielen Parametern ab, die erst bei der einzelnen Transaktion feststünden. Die sich auf diese These hin aufdrängende Frage, in welchem sonstigen Zusammenhang der Kartenausgeber die Bereitstellung des Programms sieht, beantwortet Gößmann jedoch nicht. Bereits dadurch büßt seine Ansicht an Überzeugungskraft ein. Ihm ist zwar zuzugeben, dass der Kartenausgeber bei der Installation des Programms noch keinen kon96

Gößmann, FS Schimansky, S. 145 (161). Gößmann, FS Schimansky, S. 145 (155). 98 Bröcker, WM 1995, 468 (478). 99 Brockmeier, S. 59; Bröcker, WM 1995, 468 (478); E/B/J-Hakenberg, BankR II Rndnr. 315. 100 Gößmann, FS Schimansky, S. 145 (153 f.) im Anschluss an Clemens, NJW 1985, 1998 (2001) und Möschel, AcP 186 (1986), 187 (193). 101 Gößmann, FS Schimansky, S. 145 (153). 97

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5. Kap.: Das Zustandekommen der Zahlungszusage

kreten Willen hinsichtlich jeder einzelnen künftigen Autorisierungsanfrage hat. Zur Bildung des konkreten Willens müssen in der Tat Parameter überprüft werden, die erst bei der einzelnen Transaktion feststehen, wie z. B. die Abfrage der Sperrdatei oder die Einhaltung des Verfügungsrahmens.102 Der Kartenausgeber hat jedoch einen generellen Willen. Transaktionswünsche, die den im Händlervertrag bezeichneten Kriterien entsprechen, möchte er genehmigen, die anderen hingegen ablehnen. Das Computerprogramm wurde installiert, um zu überprüfen, ob ein Transaktionswunsch genehmigungsfähig ist und steht daher in Zusammenhang mit einer abzugebenden Autorisierungsantwort. Die vom Rechner generierte positive Autorisierung geht damit auf den bereits vor Installierung des Programms vorhandenen generellen Willen des Kartenausgebers zurück. Gößmann ist ferner der Ansicht, in der Autorisierungsantwort könne keine Willenserklärung des Kartenausgebers gesehen werden, da die materielle Berechtigung des Karteninhabers vom Computerprogramm nicht überprüft werde.103 Auf die materielle Berechtigung des Karteninhabers kommt es beim Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages aber auch gar nicht an. Beim electronic-cash-System spielt es für die Einstandspflicht des Kartenausgebers gerade keine Rolle, ob der berechtigte Karteninhaber oder ein unberechtigter Dritter handelt. Der Bargeldersatzvertrag soll immer dann zustande kommen, wenn eine nicht gesperrte Karte mit der dazugehörigen PIN benutzt wird, so dass es auf die Identität und materielle Berechtigung des Karteninhabers nicht ankommt.104 Die Autorisierungsantwort hat somit die Qualität einer Willenserklärung, so dass der Bargeldersatzvertrag direkt zwischen dem Vertragsunternehmen und dem Kartenausgeber zustande kommt.

D. GeldKarte-System Bei der GeldKarte wird man mit dem gleichen Problem wie im Rahmen des manuellen Kreditkartenverfahrens konfrontiert. Auch hier besteht zum Zeitpunkt der Zahlung kein direkter Kontakt zwischen den Parteien des Bargeldersatzvertrages. Aber bereits zum Zeitpunkt des Karteneinsatzes soll das Vertragsunternehmen eine bargeldgleiche Sicherung erhalten. Im Gegensatz zum electroniccash-System handelt es sich bei der GeldKarte um ein offline operierendes Zahlungssystem, so dass noch nicht einmal ein elektronischer Kontakt zwischen den Parteien besteht. Das elektronisch gespeicherte Kartenguthaben wird ohne 102

Vgl. Gößmann, FS Schimansky, S. 145 (153). Gößmann, FS Schimansky, S. 145 (153). 104 Vgl. Ziff. 5 electronic-cash-Händlerbedingungen; Rossa, CR 1997, 138 (144); Hofmann, BKR 2003, 321 (327); ebenso selbst Gößmann, FS Schimansky, S. 145 (164). 103

D. GeldKarte-System

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direkte Mitwirkung des Kartenausgebers vom Kartenchip auf die Händlerkarte übertragen. Die genauen Umstände des Vertragsschlusses, insbesondere die Bedeutung der vollelektronischen Guthabenübertragung sind umstritten.

I. Globalvertrag Auch für das GeldKarte-System wird vertreten, die Zahlungszusage werde bereits mit Abschluss des Händlervertrages antizipiert und global vereinbart.105 Die notwendige Konkretisierung des unbestimmten Zahlungsversprechens erfolgt nach Hofmann durch eine rechtsgestaltende Erklärung bei Verwendung der GeldKarte, so dass die Höhe der Zahlungszusage vom Vertragsunternehmen gemäß §§ 315 bzw. 317 BGB bestimmt werde.106 Nach anderer Ansicht steht das globale Schuldversprechen unter der aufschiebenden Bedingung eines ordnungsgemäßen Bezahlvorgangs.107

II. Der Karteninhaber als Stellvertreter bzw. Bote Einem Teil der Literatur zufolge kommt der Bargeldersatzvertrag beim GeldKarte-System unter entscheidender Beteiligung des Karteninhabers zustande. Dieser überbringe ein entsprechendes Angebot des Kartenausgebers, das vom Vertragsunternehmen konkludent angenommen werde. Umstritten ist, ob der Karteninhaber als Stellvertreter oder Bote des Kartenausgebers anzusehen ist. Entsprechend der herrschenden Meinung zum nicht mehr angebotenen eurocheque-Verfahren wird der Karteninhaber zum Teil als Stellvertreter des Kartenausgebers angesehen.108 Es sei von einer Bevollmächtigung auszugehen, da dem Karteninhaber die selbst zu treffende Willensentscheidung überlassen bleibe, ob wann und wem gegenüber die Zahlungszusage erteilt werde.109 Nach anderer Ansicht überbringt der Karteninhaber ein Angebot des Kartenausgebers als Bote.110 Der Karteninhaber unterscheide sich von einem Stellvertreter, da ihm keine wirtschaftliche Entscheidungsbefugnis darüber zustehe, in welche Höhe er den Kartenausgeber verpflichte.111 Der Karteninhaber sei ledig105 Groß, FS Schimansky, S. 165 (176 f.); ausführlich Hofmann, S. 93–98; Tegebauer, S. 79 ff. 106 Hofmann, S. 97 f. 107 Groß, FS Schimansky, S. 165 (176 f.); Tegebauer, S. 79 ff. 108 Gößmann, FS Schimansky, S. 145 (160 ff.). 109 Gößmann, FS Schimansky, S. 145 (161). 110 So ebenfalls Gößmann, Bankrecht 1998, S. 67 (118); Wand, Bankrechtstag 1998, S. 97 (138); Schwintowski/Schäfer, § 12 Rndnr. 71; Zahlungsverkehr-Koch/Vogel, § 5 Rndnr. 87. 111 Wand, Bankrechtstag 1998, 97 (138).

290

5. Kap.: Das Zustandekommen der Zahlungszusage

lich berechtigt darüber zu entscheiden, auf welche Vertragsunternehmen die Zahlungszusage „verteilt“ werde.112 Das Handeln des Karteninhabers erfordere nicht den für die Annahme einer Stellvertretung erforderlichen Entscheidungsspielraum, weil die Bank bereits in den Geld-Karte-Systembedingungen eine generelle Erklärung zur Erteilung der Zahlungszusage abgegeben habe.113 Diese Verpflichtung bedürfe lediglich einer ausfüllenden Erklärung durch den Karteninhaber. Hierfür benötige er jedoch nicht den Entscheidungsspielraum eines Vertreters.

III. Chipdialog Auch Kümpel begründet die Zahlungszusage beim GeldKarte-System mit einem Individualvertrag.114 Er entwickelt den Ansatz der herrschenden Meinung zum Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages beim electronic-cash-System weiter und begründet den Vertragsschluss mit einem „elektronischen Dialog“ zwischen der Händlerkarte und dem Kartenchip. Bei einer GeldKarte-Zahlung lese die Händlerkarte die relevanten Daten der in das Terminal eingeführten GeldKarte und führe die erforderlichen Plausibilitätsprüfungen durch. Im Anschluss daran generiere sie einen Befehl an den GeldKarte-Chip zur „Abbuchung“ des geschuldeten Chipgeldbetrages. Nach entsprechender Reduzierung des Chipgeldbestandes generiere der GeldKarteChip einen Transaktionsdatensatz, der insbesondere den abzubuchenden Chipgeldbetrag, den Namen des Kartenausgebers sowie die Kontonummer des Karteninhabers beinhalte. In der Übermittlung dieser Daten sei das Angebot des Kartenausgebers auf Erteilung der Zahlungszusage zu sehen. Es werde vom Vertragsunternehmen angenommen, indem die Händlerkarte den Transaktionsbetrag zu dem auf ihr gespeicherten Saldo addiere. Mit dieser konkludenten Annahmeerklärung komme der Bargeldersatzvertrag zustande, wobei auf den Zugang der Annahmeerklärung nach § 151 BGB verzichtet werde.

IV. Stellungnahme 1. Kritik an der Boten- bzw. Stellvertreterkonstruktion Auch im Rahmen des GeldKarte-Systems überzeugt es nicht, das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages unter entscheidender Beteiligung des Karteninhabers zu erklären. Gegen eine Botenstellung des Karteninhabers spricht, 112

Wand, Bankrechtstag 1998, 97 (138). Gößmann, Bankrecht 1998, 67 (118). 114 Kümpel, WM 1997, 1037 (1041 f.); ders., Rndnr. 4.887 ff.; ihm folgend Wiebe, S. 123. 113

D. GeldKarte-System

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dass dieser nicht lediglich eine Willenserklärung des Kartenausgebers übermittelt. Seine Rolle ist vielmehr mit der eines Scheckgebers im eurocheque-Verfahren zu vergleichen. Dort nimmt die herrschende Meinung jedoch eine Stellvertretung an. Dem Karteninhaber obliegt die Entscheidungsbefugnis, den Gläubiger und die Höhe der Zahlungsverpflichtung zu bestimmen.115 Zwar ist seine Befugnis durch den Aufladebetrag der GeldKarte begrenzt. Innerhalb dieses Rahmens steht ihm jedoch die alleinige Entscheidungsbefugnis zu, so dass er nicht als Bote angesehen werden kann.116 Aufgrund des freien Entscheidungsspielraumes könnte er allenfalls als Stellvertreter des Kartenausgebers angesehen werden. Allerdings ist auch diese Ansicht abzulehnen. Die Schwächen dieser Konstruktionsmöglichkeit wurden bereist im Rahmen des Kreditkartenverfahrens ausführlich erörtert. Ihr ist insbesondere vorzuwerfen, dass sie das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages im Falle der Kartenbenutzung durch einen unberechtigten Dritten nicht befriedigend erklären kann. 2. Die Vorzüge des Chipdialogs gegenüber dem Globalvertrag Auf einen Globalvertrag sollte nur zurückgegriffen werden, wenn sich ein Vertragsschluss nicht direkt zwischen dem Kartenausgeber und dem Vertragsunternehmen begründen lässt. Ansonsten würde dem bewusst gewählten rechtsgeschäftlichen Kontakt der Parteien nicht in ausreichendem Maße Rechnung tragen. Im Folgenden ist zu zeigen, dass es auf Grundlage der Theorie vom Chipdialog durchaus möglich ist, einen individuellen Vertragsschluss anlässlich jeder Kartentransaktion zu begründen. Hierbei handelt es sich um eine konsequente Weiterführung der zum electronic-cash-System vertretenen Vertragsschlusskonstruktion. Bei einer GeldKarte-Zahlung gibt es mehrere relevante Vorgänge. Zunächst generiert die Händlerkarte nach Durchführung der erforderlichen Plausibilitätsprüfungen einen Befehl an den GeldKarte-Chip zur Reduzierung des gespeicherten Guthabens. Im Anschluss daran übermittelt der GeldKarte-Chip die erforderlichen Transaktionsdaten. Schließlich werden diese Daten auf der Händlerkarte gespeichert. Diese Vorgänge sind nun mit dem Vertragsschlusssystem des BGB in Einklang zu bringen. Dies ist bereits deshalb ungewöhnlich, da ein Vertrag durch lediglich zwei Willenserklärungen zustande kommt, während bei der GeldKarte drei relevante Schritte vorkommen. Fraglich ist, ob mit Kümpel117 in der Übermittlung der Transaktionsdaten ein Angebot der Bank zu sehen ist, das durch Speicherung dieser Daten auf der Händlerkarte konkludent angenommen wird. Diese Sichtweise berücksichtigt 115 116 117

Hofmann, S. 89. Hofmann, S. 89. Kümpel, Rndnr. 4.888.

292

5. Kap.: Das Zustandekommen der Zahlungszusage

nicht hinreichend, dass die Übermittlung der Transaktionsdaten erst aufgrund eines entsprechenden Befehls der Händlerkarte geschieht. Die theoretisch denkbare Einordnung dieses Befehls als invitatio ad offerendum wird dessen Bedeutung nicht gerecht. Er wird nämlich erst nach Durchführung einiger Prüfungen generiert und führt programmgemäß unmittelbar zur Übermittlung der Transaktionsdaten. Daher sollte bereits in diesem Befehl ein Angebot des Vertragsunternehmens an den Kartenausgeber gesehen werden. Die Händlerkarte führt eine ergebnisoffene und eigenständige Prüfung durch. Bei einem positiven Ergebnis generiert sie den Abbuchungsbefehl. Dennoch wird behauptet, dieser könne dem Vertragsunternehmen nicht als eigene Willenserklärung zugerechnet werden.118 Dies wird damit begründet, dass das Vertragsunternehmen die Händlerkarte von seiner Hausbank bekomme. Die Hausbank trage Sorge für die Einhaltung der technischen Bestimmungen und das ordnungsgemäße Funktionieren; das Vertragsunternehmen könne auf die Programmierung keinen Einfluss nehmen. Daher wolle das Vertragsunternehmen auch nicht für die Richtigkeit der geleisteten Prüfungen einstehen. Das Prüfungsergebnis lasse sich somit nicht auf einen entsprechenden Willen des Vertragsunternehmens zurückführen, so dass es auch nicht als dessen Willenserklärung angesehen werden könne.119 Es trifft zu, dass die Händlerbank das Terminal inklusive Händlerkarte zur Verfügung stellt, so dass das Vertragsunternehmen auf die Programmierung keinen direkten Einfluss nehmen kann. Daraus kann aber nicht gefolgert werden, dass das Prüfungsergebnis nicht auf den Willen des Vertragsunternehmens zurückgeführt werden könne. Eine solche Betrachtungsweise lässt unberücksichtigt, dass die Programmierung der Händlerkarte dem Vertragsunternehmen bekannt ist. Der Händler hat die freie Wahl, ob er ein Terminal installieren möchte oder nicht. Entschließt er sich dazu, möchte er die programmierungsentsprechenden Prüfungsergebnisse selbstverständlich gegen sich gelten lassen. Damit lässt sich das Prüfungsergebnis auf den Willen des Vertragsunternehmens zurückführen und in dem Abbuchungsbefehl ist ein Angebot an den Kartenausgeber auf Abschluss des Bargeldersatzvertrages zu sehen. Dieses Angebot nimmt der Kartenausgeber (konkludent) an, indem der GeldKarte-Chip die Transaktionsdaten an die Händlerkarte übermittelt. Die Datenübermittlung ist dem Kartenausgeber als Willenserklärung zuzurechnen. Die hiergegen vorgebrachte Kritik überzeugt ebenfalls nicht. So wird behauptet, der elektronische Dialog stelle keinen Austausch von Willenserklärungen dar, sondern erschöpfe sich in dem rein tatsächlichen Akt der Weitergabe von Daten. Während der Autorisierungsrechner beim electronic-cash-System ergebnisoffen

118 119

So Hofmann, S. 92 f. Hofmann, S. 92 f.

D. GeldKarte-System

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eine echte Prüfung durchführe, insbesondere hinsichtlich der Berechtigung des Karteninhabers anhand der PIN, der Kontodeckung und einer eventuellen Ausschöpfung des Verfügungsrahmens, erschöpfe sich die Leistung des GeldKarteChips in der Speicherung und Weitergabe der zur Abwicklung der GeldKarteZahlung notwendigen Daten.120 In der Tat ist der Prüfungsumfang beim electronic-cash-System wesentlich umfangreicher als bei der GeldKarte. Dies folgt jedoch aus dem Umstand, dass beim electronic-cash-System erheblich mehr Parameter zu überprüfen sind. Wegen der Vorausaufladung der GeldKarte kann hier auf die Überprüfung der Kontodeckung, der Einhaltung eines Verfügungsrahmens und der Identitätskontrolle mittels PIN verzichtet werden, so dass lediglich eine Datenweitergabe zu erfolgen hat. Diese geschieht aber nicht zwangsläufig und aufgrund der Natur der Sache, sondern ist das Resultat einer entsprechenden Programmierung des GeldKarte-Chips. Die programmierungsentsprechende Datenweitergabe entspricht dem Willen des Kartenausgebers und ist ihm daher zuzurechnen, weshalb eine Einordnung als (konkludente) Willenserklärung gerechtfertigt ist.121 Gegen die Theorie des Chipdialogs kann auch nicht eingewendet werden, sie berücksichtige den Beitrag des Karteninhabers nicht ausreichend. Zwar liegt es in seinem freien Willen, ob, zu welcher Zeit und in welcher Höhe er von den gespeicherten Werteinheiten Gebrauch machen möchte122 und er setzt auch den Chipdialog durch Betätigen der Bestätigungstaste in Gang. Auf die einzelnen Abläufe des Chipdialogs hat er jedoch keinen unmittelbaren Einfluss. Er gibt lediglich vor, in welcher Höhe und wem gegenüber der Bargeldersatzvertrag begründet werden soll. An den Einzelheiten, die letztlich zum Vertragsschluss führen, ist er hingegen nicht beteiligt. Seine Handlungen sind daher für das Zustandekommen des Vertrages nur begrenzt von Bedeutung. Sein Bestimmungsrecht hinsichtlich des Karteneinsatzes hat vorwiegend im Deckungsverhältnis zwischen ihm und dem Kartenausgeber Relevanz. Durch das Betätigen der Bestätigungstaste möchte er primär sein Einverständnis dazu erklären, dass der Rechnungsbetrag vom Kartenausgeber mit seinem vorausbezahlten Vorschuss beglichen wird, so dass es ihm in erster Linie um die Rechtfertigung des Aufwendungsersatzanspruchs im Verhältnis zum Kartenausgebers geht. Die Theorie vom Chipdialog verzichtet bei der Erklärung des Vertragsschlusses auf die Einbeziehung von Handlungen des Kartenausgebers, weil sie für das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages im Vollzugsverhältnis praktisch keine Bedeutung haben. Der Speicherung der Transaktionsdaten auf der Händlerkarte kommt keine rechtsgeschäftliche Bedeutung zu, sie dient lediglich abwicklungsspezifischen Zwecken. 120

Hofmann, S. 92. Ähnlich Kümpel, Rndnr. 4.888, der in der Datenweitergabe jedoch das Angebot des Kartenausgebers sieht. 122 Wand, Bankrechtstag 1998, S. 97 (137). 121

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5. Kap.: Das Zustandekommen der Zahlungszusage

E. Dokumentenakkreditiv Im Gegensatz zu den zuvor behandelten Zahlungssystemen ist das Zustandekommen der Zahlungszusage beim Dokumentenakkreditiv weitestgehend unstreitig. Erforderlich ist ein Vertrag zwischen der Eröffnungsbank und dem Akkreditierten. Vor Eröffnung des Akkreditivs steht der Akkreditierte in keinem relevanten Rechtsverhältnis zur Eröffnungsbank. Daher stehen ihm vor der Akkreditiveröffnung noch keine Ansprüche aus dem Akkreditiv zu. Das gilt selbst dann, wenn der Bank der Akkreditivbetrag bereits zur Verfügung gestellt wurde.123 Der Akkreditivauftrag ist insbesondere kein Vertrag zugunsten Dritter (§ 328 BGB), aufgrund dessen der Akkreditierte schon vor Akkreditiveröffnung Ansprüche gegen die Bank erlangen könnte.124

I. Angebot der Bank Das Akkreditiv wird durch die Bank eröffnet, indem sie dem Akkreditierten mitteilt, gegen bestimmte Dokumente Zahlung zu leisten. In dieser Mitteilung des Akkreditivtextes ist das Angebot der Bank auf Abschluss eines abstrakten Schuldversprechens nach § 780 BGB zu sehen.125 Während früher die Schriftform unter Verwendung bestimmter Formulare üblich war126, erfolgt die Eröffnung des Akkreditivs heute trotz schneller Postlaufzeiten weitestgehend durch Verwendung moderner Nachrichtentechnik (Telex, Telegramm, Swift).127 Dies ist nicht weiter bedenklich, da die Akkreditiveröffnung für die Bank ein Handelsgeschäft ist (§ 350 HGB), so dass das abstrakte Schuldversprechen von ihr formfrei erklärt werden kann.128 Zwischen der Eröffnungsbank und dem meist in einem anderen Land ansässigen Akkreditierten besteht in der Regel keinerlei Verbindung. Daher bedient sich die Eröffnungsbank üblicherweise einer im Land des Begünstigten ansässigen Zweitbank. Die bloße Mitteilung (Avis) der Eröffnung begründet für die avisierende Bank im Gegensatz zur Bestätigung des Akkreditivs keine eigene Verbindlichkeit.129 Die Avisbank vermittelt lediglich den Vertragsschluss zwischen Akkreditivbank und Begünstigtem130, so dass sie als Botin anzusehen ist.

123 124 125 126 127 128 129 130

Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 197. Baumbach-Hopt, BankGesch (7) Rndnr. K/10. Borggrefe, S. 24. So noch Schlegelberger-Hefermehl, Anh. § 365 Rndnr. 199. MK-HGB-Nielsen, ZahlungsV Rndnr. H 66. E/B/J-Hakenberg, BankR II Rndnr. 472. S/B/L-Nielsen, § 120 Rndnr. 114. Eisemann/Schütze, S. 126.

E. Dokumentenakkreditiv

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II. Annahme durch den Akkreditierten Die Form der Annahme richtet sich nach dem Aufenthaltsrecht des Akkreditierten (vgl. Art. 31 EGBGB).131 Nach deutschem Recht ist sie formfrei möglich. Insbesondere ist eine ausdrückliche Annahmeerklärung nicht nötig, was den Gepflogenheiten des Akkreditivgeschäfts entspricht.132 Üblich ist eine stillschweigende Annahme.133 Die bei der Giroüberweisung und dem Kreditkartenverfahren gegen diese Möglichkeit vorgebrachte Kritik greift beim Dokumentenakkreditiv nicht durch. Die Besonderheit dieser Zahlungssysteme bestand darin, dass die Zahlungszusage wirksam werden sollte, noch bevor der andere Teil Kenntnis von dem entsprechenden Angebot erlangt hatte. Diese Besonderheit ließ sich mit einer stillschweigenden Annahme nicht erklären. Beim Akkreditivgeschäft hingegen ist das Zustandekommen der Zahlungszusage vor Kenntnis des entsprechenden Angebots nicht erforderlich. Es reicht aus, dass der Begünstigte durch das Akkreditiv gesichert ist, sobald er die Waren aus der Hand gibt. Zu dieser Zeit ist ihm das Angebot der Eröffnungsbank jedoch schon zugegangen. Daher ist beim Akkreditiv die Erklärung des Vertragsschlusses mit einer stillschweigenden Annahme durchaus möglich. Das Akkreditiv kommt zustande, sofern der Akkreditierte nicht alsbald seinen Widerspruch erklärt.134 Im Interesse der Rechtssicherheit und einer zügigen Geschäftsabwicklung hat der Begünstigte so rasch wie möglich zu überprüfen, ob der Inhalt des übermittelten Akkreditivs den im Grundgeschäft getroffenen Vereinbarungen entspricht. Der genaue Zeitpunkt des Zustandekommens der Akkreditivverpflichtung lässt sich damit nicht fixieren. Trotz dieses Unsicherheitsfaktors bestehen bislang keine international verbindlichen Regeln, binnen welcher Frist der Akkreditivinhalt zu überprüfen und ein eventueller Widerspruch zu erklären ist.135 Im Allgemeinen ist dem Akkreditierten eine Frist von drei Tagen zu gewähren.136 Das Zustandekommen des abstrakten Schuldversprechens beim Dokumentenakkreditiv lässt sich problemlos mit den allgemeinen Regeln der §§ 145 ff. BGB erklären. Der Begünstigte nimmt das in der Mitteilung des Akkreditivtextes liegende Angebot der Eröffnungsbank stillschweigend an.

131 132 133 134 135 136

MK-HGB-Nielsen, ZahlungsV Rndnr. H 63. Zahn/Eberding/Ehrlich, Rndnr. 2/90. MK-HGB-Nielsen, ZahlungsV Rndnr. H 63. S/B/L-Nielsen, § 120 Rndnr. 12. MK-HGB-Nielsen, ZahlungsV Rndnr. H 63. Schütze, Rndnr. 255.

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5. Kap.: Das Zustandekommen der Zahlungszusage

F. Zusammenfassung Die bisherige Untersuchung hat ergeben, dass die rechtliche und tatsächliche Ausgestaltung der einzelnen Zahlungssysteme zum Teil gravierende Unterschiede aufweist. Aus diesem Grunde lässt sich insbesondere die Rechtsnatur der Zahlungszusage nicht systemübergreifend einheitlich erklären. Gleiches gilt für das Zustandekommen der Zahlungszusage. Strukturelle Unterschiede und die zunehmende Technisierung des Zahlungsverkehrs stehen einer einheitlichen Betrachtungsweise entgegen. Die Gutschrift bei der Giroüberweisung nimmt eine Sonderstellung ein. Es hat sich gezeigt, dass es gerade nicht notwendig ist, jeder Gutschrift konstitutiven Charakter beizumessen. Vielmehr ist der Begünstigte bereits durch den Anspruch auf Gutschrift hinreichend geschützt. Dieser Anspruch entsteht durch den Eingang buchmäßiger Deckung. Es kann daher darauf verzichtet werden, anlässlich jeder einzelnen Gutschrift einen separaten Vertrag zu konstruieren. Die Schwierigkeiten der herrschenden Meinung, die in der Gutschrift ein abstraktes Schuldversprechen sieht und daher gezwungen ist, einen Vertragsschluss zu konstruieren, der ohne Kenntnis des Begünstigten auskommt, erübrigen sich daher nach hier vertretenem Verständnis. Der Begünstigte erlangt allein durch den Eingang buchmäßiger Deckung einen hinreichend sicheren Anspruch; auf die Kenntnis des Begünstigten kommt es nicht an. Im Bereich des kartengestützten Zahlungsverkehrs lässt sich die Rechtsnatur der Zahlungszusage einheitlich erklären. Hier erlangt das Vertragsunternehmen durch einen Bargeldersatzvertrag eine bargeldgleiche Sicherung. Das Zustandekommen dieses Vertrages lässt sich jedoch nicht für den gesamten kartengestützten Zahlungsverkehr einheitlich erklären. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass die einzelnen Zahlungsvarianten zu unterschiedlichen Zeiten aufgekommen sind und jeweils die zu ihrer Zeit aktuellsten technischen Errungenschaften der Datenverarbeitung und Datenübermittlung für sich nutzten. Aus diesem Grunde ist nicht einmal innerhalb des Kreditkartenverfahrens eine einheitliche Betrachtungsweise möglich. Die aus technischen Innovationen resultierenden erweiterten Einsatzmöglichkeiten der Kreditkarte zwingen dazu, zwischen dem manuellen und dem elektronischen Abrechnungsverfahren zu unterscheiden. Beim manuellen Verfahren liegt eine klassische Stellvertreterkonstellation vor. Der Kartenausgeber wird aus dem Bargeldersatzvertrag verpflichtet, obschon ein direkter rechtsgeschäftlicher Kontakt allein zwischen dem Karteninhaber und dem Vertragsunternehmen besteht. Entgegen der herrschenden Meinung ist im Karteninhaber jedoch kein Stellvertreter des Kartenausgebers zu sehen. Vielmehr kommt der Bargeldersatzvertrag durch ein Insichgeschäft des Vertragsunternehmens zustande. Auf diese Weise lassen sich auch in Miss-

F. Zusammenfassung

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brauchsfällen interessengerechte und dogmatisch überzeugende Ergebnisse erzielen. Auch beim elektronischen Verfahren ist es theoretisch denkbar, das Zustandekommen des Bargeldersatzvertrages mit einem Insichgeschäft des Vertragsunternehmens zu erklären. Hier besteht allerdings die Besonderheit, dass es wegen der erforderlichen Autorisierung der Kartenumsätze zu einem direkten, wenn auch lediglich elektronischen Kontakt zwischen dem Vertragsunternehmen und dem Kartenausgeber kommt. Diese Besonderheit würde ein Insichgeschäft völlig außer Acht lassen. Daher sollte ein direkter Vertragsschluss zwischen Kartenausgeber und Vertragsunternehmen begründet werden. Dies ist ohne weiteres möglich. In der Autorisierungsanfrage des Vertragsunternehmens ist eine elektronisch übermittelte Vertragsofferte zu sehen, die durch eine automatisierte Willenserklärung des Kartenausgebers angenommen wird. In struktureller Hinsicht gleichen sich das elektronische Abrechnungsverfahren bei der Kreditkartenzahlung und das electronic-cash-System. Daher lässt sich die Konstruktion des direkten Vertragsschlusses auf das electronic-cashSystem übertragen. Auch hier muss jeder Kartenumsatz vom Kartenausgeber autorisiert werden. Durch Autorisierungsanfrage und entsprechende Antwort kommt der Bargeldersatzvertrag mittels elektronisch übermittelter und automatisierter Willenserklärungen zustande. Eine konsequente Weiterentwicklung lässt sich bei der GeldKarte feststellen. Dieses System nutzt die Chiptechnologie für sich. Hier werden die elektronisch gespeicherten Werteinheiten durch eine Interaktion zwischen Händlerkarte und Kartenchip übertragen. Der Bargeldersatzvertrag kommt durch einen „elektronischen Dialog“ zustande. Die Händlerkarte generiert einen Abbuchungsbefehl, der rechtlich als Vertragsofferte des Vertragsunternehmens zu verstehen ist. Dieses Angebot wird (konkludent) durch den Kartenausgeber angenommen, indem der GeldKarte-Chip die Transaktionsdaten an die Händlerkarte übermittelt. Aufgrund der innovativen Chiptechnologie ist es möglich, einen Vertragsschluss allein mit automatisierten Willenserklärungen zu erklären. Dem gegenüber lässt sich das Zustandekommen des abstrakten Schuldversprechens beim Dokumentenakkreditiv ohne Probleme direkt anhand der §§ 145 ff. BGB erklären. Hier treten die Vertragsparteien in einen direkten rechtsgeschäftlichen Kontakt. In der Mitteilung des Akkreditivtextes ist ein Angebot der Bank zu sehen, das vom Akkreditierten stillschweigend angenommen wird.

Zusammenfassung einiger Ergebnisse in Thesen 1. Die Rechtsnatur der einzelnen Zahlungszusage lässt sich nicht für den gesamten bargeldlosen Zahlungsverkehr systemübergreifend und einheitlich bestimmen. Die rechtliche und tatsächliche Ausgestaltung der einzelnen Systeme ist zu unterschiedlich. Bei den fünf untersuchten Zahlungssystemen muss auf drei unterschiedliche Konstruktionen zurückgegriffen werden, um die Zahlungszusage interessengerecht und den tatsächlichen und rechtlichen Besonderheiten der einzelnen Systeme entsprechend erklären zu können. Dennoch sind die untersuchten Zahlungssysteme in ihren Grundstrukturen vergleichbar, da die einzelne Zahlungszusage stets in ein Geschäftsbesorgungsverhältnis eingebettet ist. 2. Im Überweisungsverkehr ist es nicht notwendig, jeder Gutschrift konstitutiven Charakter beizumessen. Durch eine entsprechende Interpretation des Girovertrages ist der Begünstigte bereits durch den Anspruch auf Gutschrift hinreichend geschützt. Die herrschende Meinung, die in jeder Gutschrift ein abstraktes Schuldversprechen bzw. einen Garantievertrag sehen will, schießt über das Ziel hinaus und verkehrt das Regel-Ausnahme-Prinzip. Der Anspruch auf Gutschrift entsteht bereits durch den Eingang buchmäßiger Deckung; auf eine wertmäßige Deckung kommt es hingegen nicht an. So ist der Begünstigte auch im Falle der Zahlungsunfähigkeit des Überweisenden hinreichend geschützt. Bloße Fehler des Deckungsverhältnisses, insbesondere die Zahlungsunfähigkeit des Überweisenden, haben keinen Einfluss auf den Bestand des Anspruchs auf Gutschrift. Fehlt es hingegen bei der Hausüberweisung an einem wirksamen Überweisungsvertrag, erlangt die Bank noch nicht einmal buchmäßige Deckung, so dass auch der Anspruch auf Gutschrift nicht entsteht. Der fehlende Anspruch auf Gutschrift bei einem unwirksamen Überweisungsvertrag ist interessengerecht und für den Begünstigten daher hinnehmbar. Bei einem unwirksamen Überweisungsvertrag fehlt es in aller Regel auch an einer wirksamen Tilgungsbestimmung des Überweisenden. Damit fehlt ein objektiver Bezug zwischen Valutaverhältnis und Gutschrift, so dass sich ein Forderungserwerb gegen die Bank als reine Zufälligkeit dar-

Zusammenfassung einiger Ergebnisse in Thesen

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stellen würde. Am Erwerb von Zufälligkeiten besteht jedoch kein schützenswertes Interesse. Nur in Ausnahmefällen, wenn die fehlende Tilgungsbestimmung durch einen entsprechenden Rechtsschein ersetzt werden kann, hat der Begünstigte ein schützenswertes Interesse an einem Forderungserwerb. Nur in diesem Ausnahmefall ist dem Begünstigten ein eigenständiger Anspruch gegen seine Bank zu gewähren. Nur hier ist es gerechtfertigt, auf ein abstraktes Schuldversprechen zurückzugreifen. 3. Die herrschende Meinung erklärt jede einzelne Gutschrift mit einem abstrakten Schuldversprechen nach § 780 BGB. Dadurch konstruiert sie einen überflüssigen Vertrag und trägt so zu einer Verkomplizierung des ohnehin komplexen und schwer zu erfassenden Giroverkehrs bei. Die sich aus dem konstitutiven Charakter der Gutschrift ergebenden Folgeprobleme lassen sich auf Grundlage der herrschenden Meinung nicht überzeugend lösen. Bei der Erfassung pathologischer Fälle sind der herrschenden Meinung dogmatische Unsauberkeiten vorzuwerfen. Das gilt insbesondere in Fällen des unwirksamen Überweisungsvertrages. Bei der Hausüberweisung ist es bei einem schutzwürdigen Interesse des Begünstigten erforderlich, ihm trotz des fehlenden Überweisungsvertrages einen Anspruch gegen seine Bank zu gewähren. Die herrschende Meinung kann den Bestand der Gutschrift nicht überzeugend erklären. Der Anspruch auf Gutschrift besteht in diesen Fällen nicht. Die Bank möchte durch die Gutschrift eine von ihr angenommene, in Wirklichkeit jedoch nicht bestehende Verbindlichkeit erfüllen. Ihr steht daher rein konstruktiv die condictio indebiti zu. Dies gilt auch, wenn der Begünstigte ausnahmsweise ein schutzwürdiges Interesse an einem Forderungserwerb gegen die Bank hat. Die herrschende Meinung muss hier für ein interessengerechtes Ergebnis auf einen Kondiktionsausschluss zurückgreifen, der im Gesetz keinerlei Stütze findet. Bei einem gestörten Deckungsverhältnis im Rahmen der Kettenüberweisung ist der ersten „auftraglos“ handelnden Bank eine Nichtleistungskondiktion gegen den Begünstigten zu gewähren. Wenn man in der Gutschrift ein abstraktes Schuldversprechen sieht, muss man in ihr aber auch bei einem gestörten Deckungsverhältnis eine Leistung der Empfängerbank an den Begünstigten sehen. Die erforderliche Nichtleistungskonditktion der ersten ohne „Auftrag“ handelnden Bank verstößt daher gegen das Subsidiaritätsprinzip. 4. Die Strukturen des kartengestützten Zahlungsverkehrs sind in Bezug auf die Rechtsnatur der Zahlungszusage weitestgehend identisch, so dass eine

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Gleichbehandlung der einzelnen Systeme möglich ist. Hier lässt sich die Zahlungszusage mit bekannten Vertragstypen nicht befriedigend erklären. Die Zahlungszusage im kartengestützten Zahlungsverkehr ist insbesondere kein abstraktes Schuldversprechen, da sie selbst Teil eines Synallagmas ist. Dieses Synallagma zeigt sich durch die dynamische Ausgestaltung des Disagios. Zahlungszusage und Disagio stehen in einem Gegenseitigkeitsverhältnis. Die Zahlungszusage des kartengestützten Zahlungsverkehrs ist ein atypischer Vertrag im engeren Sinne. Aufgrund ihrer systemübergreifenden fundamentalen Bedeutung und ihrer immensen tatsächlichen Verbreitung ist es gerechtfertigt, sie als eigenständigen gesetzlich nicht geregelten verkehrstypischen Vertrag zu begreifen, der entsprechend seiner Funktion als Bargeldersatzvertrag bezeichnet werden sollte. 5. Aufgrund der bisherigen Entwicklung ist zu erwarten, dass künftige und innovative Zahlungsverfahren, wie etwa das Netzgeld, in ihrer Struktur dem kartengestützten Zahlungsverkehr gleichen werden. Auch dort wird sich die Zahlungszusage mit einem Bargeldersatzvertrag erklären lassen. 6. Die Besonderheit des Bargeldersatzvertrages besteht darin, dass sich Leistung und Gegenleistung qualitativ gleichen und nur in ihrer Quantität unterscheiden. Ein solcher Vertrag entfaltet nur innerhalb des bargeldlosen Zahlungsverkehrs seinen Sinn. 7. Bereits aus der Relativität des Schuldversprechens folgt, dass der Empfänger bei sämtlichen Konstruktionen zur Erklärung der Zahlungszusage eine hinreichend sichere Rechtsposition erlangt. 8. Im Bereich des Kreditkartenverfahrens sind die sogenannten Rückforderungsklauseln, die den bestand der Zahlungszusage von der Fehlerfreiheit des Valuta- und Deckungsverhältnisses abhängig machen, nach § 307 BGB unwirksam. Sie stehen der Bargeldersatzfunktion der Kreditkartenzahlung entgegen und gefährden daher den Vertragszweck. Nur in Ausnahmefällen kann ein besonders schwerwiegender und liquide beweisbarer Fehler des Valutaverhältnisses unter dem Gesichtspunkt des Rechtsmissbrauchs (§ 242 BGB) zu einer unmittelbaren Einwendung des Vollzugsverhältnisses werden und den Kartenausgeber zu einer Zahlungsverweigerung berechtigen. 9. Im Bereich des kartengestützten Zahlungsverkehrs wird die Reichweite der Zahlungszusage maßgeblich durch die Bargeldersatzfunktion dieser Systeme bestimmt. Der Empfänger soll nur vor den Risiken geschützt werden, die speziell aus der Akzeptanz der bargeldlosen Zahlung und dem Verzicht auf Bargeld entstehen. Diese Risiken werden zahlungsverkehrstechnische

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Risiken genannt. Allgemeine Geschäftsrisiken, also solche, mit denen der Empfänger auch im Barzahlungsfall konfrontiert wäre, sollen auch bei der bargeldlosen Zahlung weiterhin zu seinen Lasten gehen. 10. Die Abgrenzung zwischen zahlungsverkehrstechnischen Risiken und allgemeinen Geschäftsrisiken erfolgt durch einen hypothetischen Vergleich mit dem Barzahlungsfall. Bei der Geschäftsunfähigkeit des Karteninhabers scheitert der Regress des Kartenausgebers beim Karteninhaber. Es handelt sich hierbei jedoch um ein allgemeines Geschäftsrisiko, so dass sich der Kartenausgeber beim Vertragsunternehmen schadlos halten kann. Auch in Missbrauchfällen ist ein Regress des Kartenausgebers beim Karteninhaber nicht möglich. Hierbei handelt es sich jedoch um ein zahlungsverkehrstechnisches Risiko, so dass eine Rückforderung der Zahlungszusage nicht möglich ist. 11. Das Missbrauchsrisiko ist grundsätzlich vom Kartenausgeber zu tragen und kann nicht auf das Vertragsunternehmen abgewälzt werden. Alles andere ließe sich mit der Bargeldersatzfunktion nicht vereinbaren. Den Systembetreibern steht es jedoch frei, ein neues System zu schaffen, das nicht in gleichem Maße wie die bekannten System auf Bargeldersatz gerichtet ist. Innerhalb dieses neuen Systems ist es möglich, auch das Missbrauchsrisiko auf die Vertragsunternehmen zu verlagern. 12. Im Bereich des Fernabsatzes bei der Kreditkartenzahlung können die Vertragsunternehmen wählen, ob sie das Missbrauchsrisiko selbst tragen wollen, oder ob es gegen ein entsprechend höheres Disagio vom Kartenausgeber zu tragen ist. Dadurch haben die Kartenausgeber ein alternatives Zahlungssystem geschaffen, das nicht mehr im gleichen Maße wie das klassische Kreditkartenverfahren auf Bargeldersatz gerichtet ist. Aus diesem Grunde ist die Verlagerung des Missbrauchsrisikos auf die Vertragsunternehmen nicht zu beanstanden. 13. Das Zustandekommen der Zahlungszusage lässt sich wegen der teilweise gravierenden tatsächlichen und rechtlichen Unterschiede der einzelnen Systeme nicht einheitlich erklären. 14. Im Bereich des Giroverkehrs kann auf einen gesonderten Vertragsschluss verzichtet werden, da der Anspruch auf Gutschrift bereits mit dem Eingang buchmäßiger Deckung entsteht. Die Probleme der herrschenden Meinung, die einen Vertrag konstruieren muss, der ohne Kenntnis des Begünstigten zustande kommt, entfallen damit. Auch an dieser Stelle zeigt sich die Überlegenheit des hier vertretenen Ansatzes.

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15. Aufgrund von technischen Neuerungen ist beim Kreditkartenverfahren zwischen dem auslaufenden manuellen und dem zukunftsorientierten elektronischen Abrechnungsverkehr zu unterscheiden. Im manuellen Verfahren kommt der Bargeldersatzvertrag durch ein Insichgeschäft des Vertragsunternehmens zustande. Nur so ist es möglich, eine interessengerechte Risikoverteilung in Missbrauchsfällen überzeugend und dogmatisch sauber zu erklären. Die Folgen der zunehmenden Technisierung des Zahlungsverkehrs zeigen sich beim elektronischen Kreditkartenverfahren und beim electronic-cashSystem. Hier kann ein direkter Vertragsschluss zwischen den Parteien des Bargeldersatzvertrages konstruiert werden. Das Vertragsunternehmen gibt eine elektronisch übermittelte Vertragsofferte ab, die durch eine automatisierte Willenserklärung des Kartenausgebers angenommen wird. 16. Eine konsequente Weiterentwicklung zeigt sich beim GeldKarte-System. Dort kommt der Bargeldersatzvertrag ausschließlich mittels automatisierter Willenserklärungen zustande. 17. Der gesamte bargeldlose Zahlungsverkehr weist in seiner Grundstruktur entscheidende Gemeinsamkeiten auf. Prägend für ihn ist das Recht des Geschäftsbesorgungsvertrages. Die Zukunft wird durch eine weitergehende Technisierung geprägt sein. Der Bargeldersatzvertrag wird in absehbarer Zeit der maßgebliche Vertragstyp zur Erklärung der einzelnen Zahlungszusage sein. Der Vertragsschluss wird sich zunehmend rein elektronisch mittels automatisierter Willenserklärungen vollziehen.

Anhang I. EUROCARD/MasterCard-/VISA-Akzeptanzvertrag (Postbank) (Auszug) Stand: 2004 1. Kartenakzeptanz 1.1 Das Vertragsunternehmen (nachfolgend „VU“) verpflichtet sich, jedem, der eine auf seinen Namen lautende EUROCARD/MasterCard/VISA Karte bzw. eine VISA ELECTRON-Karte (nachfolgend „Karte oder Karten“) vorlegt, alle angebotenen Waren und Leistungen zu gleichen Preisen und Bedingungen zu erbringen wie bar zahlenden Kunden. Insbesondere wird das VU keine zusätzlichen Kosten berechnen oder Sicherheiten verlangen. 1.2 Das VU wird das ihm von der Deutschen Postbank AG (nachfolgend „Postbank“) zur Verfügung gestellte Werbematerial, insbesondere die Zeichen, die auf die Akzeptanz der Karten gemäß dieser Servicevereinbarung hinweisen, an deutlich sichtbarer Stelle des Geschäftslokals anbringen.

2. Zahlungszusagen an das VU 2.1 Die Postbank zahlt nach näherer Maßgabe von Nr. 5 und vorbehaltlich der in Nr. 8 genannten Rückbelastungsrechte alle Umsätze aus dem Einsatz von Karten, wenn a) die vorgelegte Karte im Zeitpunkt der Kartenvorlage gültig ist und die Unterschrift des Inhabers trägt; b) die vorgelegte Karte nicht auf einer Sperrliste oder Sperrdatei oder anderen Mitteilungen gegenüber dem Vertragsunternehmen für ungültig erklärt ist; c) der Kartenvorleger mit einem eventuellen Foto auf der Karte übereinstimmt; d) die vorgelegte Karte nicht erkennbar verändert wurde oder unleserlich ist; e) das Vertragsunternehmen einen Belastungsbeleg ausstellt, auf welchem die Daten der Karte, insbesondere die Kartennummer und der Gültigkeitszeitraum vollständig und lesbar übertragen werden und der Bruttopreis der Waren oder Leistungen sowie das Tagesdatum und die Namen/die Firma, die Anschrift und die Postbank Vertragsnummer des Vertragsunternehmens aufgeführt sind; f) der Karteninhaber den Belastungsbeleg in Gegenwart eines Vertreters des Vertragsunternehmens übereinstimmend mit dem Namenszug auf der Karte unterzeichnet und das Vertragsunternehmen ihm eine Kopie des unterzeichneten Belastungsbeleges ausgehändigt hat;

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g) der Gesamtbetrag nicht den von der Postbank mitgeteilten, genehmigungsfreien Höchstbetrag übersteigt und eine Genehmigung von der Postbank gemäß Nr. 4 erteilt wurde; h) binnen sieben Tagen nach der Transaktion der Belastungsbeleg mit einem Einreichungsbeleg bei der Postbank eingereicht wird oder verarbeitungsfähige Datensätze bei der Postbank eingehen. i) das Vertragsunternehmen Belastungsbelege entweder elektronisch mindestens zweifach mit einem von der Postbank zugelassenen Terminal oder POS-Kassensystem oder, soweit zulässig, manuell dreifach mittels Prägeapparat (Imprinter) erstellt. 2.2 Die Postbank ist berechtigt, aber nicht verpflichtet, die unter Nr. 2.1 genannten Voraussetzungen vor Auszahlung zu prüfen. (. . .)

3. Terminal/Kassensystem 3.1 Verfügt das VU über ein von der Postbank zugelassenes Terminal oder POSKassensystem, sind alle Transaktionen vollständig hierüber abzuwickeln. Es bedarf unabhängig vom Betrag immer einer Transaktions-Genehmigung, die elektronisch über das POS-Gerät eingeholt wird, es sei denn, dass bei der Einrichtung des POS-Gerätes schriftlich mit der Postbank andere Vereinbarungen getroffen wurden. Für sämtliche über Terminal oder POS-Kassensystem elektronisch übermittelten Transaktionen, sind die vom Kunden unterschriebenen Belege vom VU 18 Monate aufzubewahren. (. . .) 3.5 Die Postbank erhält die Daten der Genehmigungsanfrage und/oder der Transaktion in einem kompletten für die Postbank verarbeitbaren Datensatz kostenfrei angeliefert. Auf Anforderung erhält das VU von der Postbank eine detaillierte Beschreibung des jeweils gültigen Datensatzformates. Das VU wird die Postbank unterrichten, sobald es beabsichtigt, ein Terminal oder POSKassensystem aufzustellen, und der Postbank die Terminal-ID mitteilen, damit die Postbank das System auf sich initialisieren kann. (. . .)

4. Genehmigungsfreier Höchstbetrag 4.1 Der genehmigungsfreie Höchstbetrag („Limit“) für alle Karten ist im Postbank Servicevertrag genannt. Er kann von der Postbank jederzeit anders festgesetzt werden (siehe auch Nr. 2.1). 4.2 Die Postbank kann der Überschreitung des Limits zustimmen, indem sie auf Anfrage des VU vor Ausstellung eines Belastungsbeleges telefonisch, per Telefax, elektronisch oder in sonstiger Weise ihr Einverständnis erteilt. Das VU kann sich auf die Zustimmung nur berufen, wenn es die bei der Zustimmung mitgeteilte GenehmigungsNummer (Authorization Code) auf dem Belastungsbeleg eingetragen hat bzw. diese auf dem vom Drucker des Terminals bzw. POS-Kassensystems erstellten Beleg ausgedruckt ist. 4.3 Gesamtbetrag ist die Summe aller Transaktionen, die am selben Geschäftstag an derselben Kasse eines VU mit derselben Karte vorgenommen wurde. Undatierte Belege werden wie am selben Tag erstellte behandelt. Sind unterschiedliche Kassen nicht

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mittels des Abdruckes des Prägeapparates erkennbar, werden sie wie eine Kasse behandelt. 4.4 Übersteigt ein Gesamtbetrag das Limit ohne Zustimmung von der Postbank, entfällt für die Postbank jegliche Verpflichtung zur Zahlung dieses Gesamtbetrages. Gleiches gilt, wenn der Gesamtbetrag dadurch unter das Limit herabgemindert wird, dass über ein Geschäft, welches bei Barzahlung über eine Summe abgerechnet würde, mehrere Belastungsbelege ausgestellt werden. Soweit die Postbank in den vorgenannten Fällen dennoch Zahlungen leistet, ist sie berechtigt, jederzeit Rückerstattung der gezahlten Beträge zu verlangen oder diese mit anderen Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem VU zu verrechnen. 5. Bezahlung durch die Postbank 5.1 Der Anspruch des VU auf Zahlung gemäß Nr. 2.1 entsteht mit Eingang der Belastungsbelege bzw. der entsprechenden Datensätze bei der Postbank. Den Betrag überweist die Postbank abzüglich der Servicegebühr gemäß Nr. 6 auf ein von dem VU benanntes Konto. (. . .) 6. Servicegebühren 6.1 Die Postbank erhält vom VU Servicegebühren als Vergütung für die von ihr erbrachten Dienstleistungen (die von der Postbank zum Teil an die Kreditkartenorganisationen weitergeleitet werden). Diese Serviceentgelte werden im Servicevertrag zur Kartenakzeptanz festgelegt. Zur Berechnung der Servicegebühr ist der auf dem Belastungsbeleg ausgewiesene Endbetrag maßgeblich. 6.2 Die Servicegebühren und die darauf entfallende Mehrwertsteuer werden von dem Betrag, der nach Nr. 2.1 an das VU auszuzahlen ist, abgezogen. Diese Beträge können auch mit späteren an das VU zu leistenden Zahlungen verrechnet werden. Soweit eine Verrechnung nicht möglich ist, wird das VU die fälligen Servicegebühren auf Anforderung an die Postbank zahlen. (. . .) 7. Rückvergütungen/Gutschriften des VU an den Karteninhaber 7.1 Rückvergütungen aus Geschäften, über die ein Belastungsbeleg ausgestellt ist und vom Karteninhaber unterzeichnet worden sind, darf das VU nicht durch bare oder unbare Zahlungen, sondern nur durch Ausstellung eines Gutschriftbeleges (credit voucher) leisten, dessen Original dem Karteninhaber auszuhändigen ist. (. . .) 8. Rückbelastungsrechte 8.1 Das VU hat alles Zumutbare zu unternehmen, um Rückbelastungen zu unterbinden (z. B. durch Verkauf mangelfreier Ware oder Erbringung mangelfreier Dienstleistungen). 8.2 Hat das VU die Bestimmungen der Nr. 2.1; Nr. 3.1 bis 3.3, 3.5 oder Nr. 4.4 nicht beachtet, ist die Postbank berechtigt, binnen einer Frist von 18 Monaten ab Zahl-

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tag Rückerstattung der gezahlten Beträge zu verlangen. Die Rückerstattung erfolgt durch Belastung des Kontos des VU bzw. Aufrechnung gegen dessen Forderung. 8.3 Das VU ist verpflichtet, auf Anforderung das Vorliegen der Voraussetzungen für die Zahlungsverpflichtung, soweit sie in der Betriebssphäre des VU liegen, nachzuweisen. Der Rückbelastungsanspruch ist ein vertraglicher Anspruch; eine entsprechende Anwendung von Einwendungen des Verpflichteten aus gesetzlichem Bereicherungsrecht ist ausgeschlossen. 8.4 Die Postbank ist weiterhin berechtigt, eine Rückbelastung vorzunehmen, wenn der Karteninhaber eine Stornierung der Belastung auf seinem Kartenkonto verlangt oder die Zahlung verweigert und der Karteninhaber innerhalb von sechs Monaten nach Belastung schriftlich gegenüber der Postbank oder dem Kreditkartenunternehmen a) bestreitet, dass die Lieferung an die in der Bestellung angegebene Lieferadresse erfolgt oder die Dienstleistung erbracht wurde, b) erklärt, dass der Leistung schriftlich zugesicherte Eigenschaften fehlen oder sie nicht einer schriftlichen Produktbeschreibung entsprach, c) behauptet ein rechtsgültiges Grundgeschäft sei nicht zu Stande gekommen oder nachträglich weggefallen (z. B. durch Ausübung eines Widerrufsrechts) es sei denn, das VU weist binnen einer Frist von 10 Tagen nach Aufforderung durch die Postbank nach, dass der Einwand unbegründet ist. 8.5 Ist eine Rückbelastung zulässigerweise erfolgt, hat das VU den Zahlungsanspruch unmittelbar gegenüber dem Karteninhaber geltend zu machen. 8.6 Das Rückbelastungsrecht der Postbank wird nicht durch die Erteilung einer Genehmigungsnummer eingeschränkt. 8.7 Eine Rückbelastung erfolgt für den Rechnungsbetrag der betreffenden Forderung zuzüglich der für eine Rückbelastung anfallenden Gebühren. Der Rückbelastungsbetrag kann mit fälligen Forderungen des VU verrechnet werden. Besteht keine Verrechnungsmöglichkeit, ist das VU zur sofortigen Zahlung des rückbelasteten Betrages verpflichtet. Nach Ausgleich aller Verpflichtungen wird die Postbank eine etwaige der Rückbelastung zu Grunde liegende Forderung des VU gegenüber dem Karteninhaber an das VU zurückabtreten. Ein Anspruch des VU auf Rückerstattung der für die betreffende Transaktion angefallenen Servicegebühren besteht nicht, da die Postbank die damit vergütete Dienstleistung erbracht hat. 8.8 Bei Rückbelastungen ist die Postbank berechtigt, einen Aufwendungsersatz je Rückbelastung in Höhe von EUR 40,00 geltend zu machen. Postbank behält sich die Möglichkeit vor, einen höheren Aufwand geltend zu machen. Dem VU bleibt der Nachweis vorbehalten, ein Aufwand sei überhaupt nicht entstanden oder wesentlich geringer als die Pauschale. (. . .)

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II. EUROCARD/MasterCard-/VISA-Akzeptanzvertrag bei Fernabsatz (Postbank) (Auszug) Stand: 2004 1. Präambel Die Deutsche Postbank AG (nachfolgend „Postbank“ genannt) als zugelassener Acquirer verschiedener Kreditorganisationen übernimmt als Dienstleistung gegenüber Handels- und Dienstleistungsunternehmen die Verpflichtung, aus der ordnungsgemäßen Verwendung von Kreditkarten entstehende Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen und zieht die entsprechenden Zahlungen bei den Kreditunternehmen ein. Das Vertragsunternehmen (nachfolgend „VU“) möchte, um seine Umsatzmöglichkeiten zu erhöhen, im Fernabsatzbereich seinen Kunden Zahlung durch Verwendung von Kreditkarten ermöglichen. Die Parteien wissen, dass mit der Zulassung von Kreditkartenzahlungen im Fernabsatz besonders hohe Missbrauchsrisiken verbunden sind, weil nicht physisch geprüft werden kann, ob der Kunde tatsächlich Inhaber der betreffenden Kreditkarte ist und ob die Unterschrift und ggf. das Foto übereinstimmen. Die Zulassung solcher Zahlungen ist daher wirtschaftlich nur möglich, wenn alle Möglichkeiten einer Missbrauchsverhinderung wahrgenommen werden. Dabei kommt die größte Verantwortung dem VU zu, das in unmittelbaren Kontakt mit den Kunden tritt und jeweils entscheiden kann, ob nach den Umständen der Bestellung trotz des Missbrauchsrisikos Zahlung durch Kreditkarte zugelassen werden soll. Nach den weltweit gültigen Regularien der Kreditkartenorganisationen erfolgt eine Rückbelastung (Chargeback) von Kreditkartenzahlungen im Fernabsatz immer dann, wenn der Karteninhaber bestreitet, dass er die Weisung zur Belastung des Kartenkontos erteilt hat. Die Rückbelastung muss erfolgen, weil das Kreditkartenunternehmen mangels persönlich unterschriebener Anweisung (Zahlungsbeleg) die Weisung des Karteninhabers nicht urkundlich nachweisen kann. Die Postbank muss bei einem solchen Chargeback den eingezogenen Betrag an das Kreditkartenunternehmen zurückzahlen, selbst wenn das VU sonstige Hinweise für die Identität des Bestellers vorlegen kann. Das deswegen auch bei Maßnahmen gegen Missbrauch verbleibende Risiko führt zu erheblich höheren Zahlungsausfällen als bei klassischen Kreditkartenzahlungen. Die Postbank ist bereit, gegen eine entsprechend höhere Vergütung dieses Risiko zu übernehmen, soweit der Zahlungsausfall nicht vom VU verschuldet wurde (diese Vertragsgestaltung wird hierbei als „Akzeptanzvertrag mit Übernahme des Risikos durch die Postbank bei strittiger Weisungserteilung“ bezeichnet, d. h. Risikoübernahme durch die Postbank). Das VU hat jedoch die Wahl, dieses Risiko selbst zu übernehmen und die entsprechend niedrigere Vergütung zu bezahlen (diese Vertragsgestaltung wird hier als „Akzeptanzvertrag mit Übernahme des Risikos durch das VU bei strittiger Weisungserteilung“ bezeichnet, d. h. Risikoübernahme durch das VU). Für den vorliegenden Vertrag gilt die vom VU jeweils gewählte Vertragsgestaltung. Es ist vorgesehen, dass Kreditkartenorganisationen im E-Commerce besondere Verfahren zur Sicherung gegen Missbrauch, insbesondere durch Authentifizierung des Bestellers, anbieten. Ein solches Verfahren, wenn es von der Postbank zugelassen wurde,

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wird hier als „Besonderes Sicherheitsverfahren“ bezeichnet (die Übermittlung der Kartenprüfnummer ist jedoch kein „Besonderes Sicherheitsverfahren“ in diesem Sinne). Die Postbank bietet einen „Fernabsatzvertrag mit Zahlungszusage auch bei Bestreiten der Weisungserteilung“ nach näherer Maßgabe der nachstehenden Bedingungen zu einer niedrigeren Vergütung an, wenn das VU ein Besonderes Sicherheitsverfahren anwendet. Der Vertrag wird entweder für E-Commerce oder für Mailorder abgeschlossen. Werden Verträge sowohl für E-Commerce als auch für Mailorder abgeschlossen, erhält das VU für jeden Absatzweg eine eigene Vertragspartnernummer.

2. Weitere Begriffsbestimmungen In diesem Vertrag bedeuten: Autorisierung: im Fernabsatz die auf Anfrage des VU von Postbank erteilte Mitteilung, dass eine Transaktion mit einem bestimmten Betrag mit einer bestimmten Kreditkarte möglich ist; (. . .)

3. Kartenannahme durch das VU 3.1 Das VU ist im Fernabsatz nicht verpflichtet, die Bezahlung von Leistungen durch Kreditkarten generell oder im Einzelfall zuzulassen. Das VU wird die Zahlung durch Kreditkarte nicht zulassen, wenn nach den Umständen der Verwendung Anlass zu der Vermutung besteht, dass ein Missbrauchsfall vorliegen kann. 3.2 Das VU wird jedem, der mit Zustimmung des VU zur Zahlung eine Kreditkarte verwendet, die betreffende Leistung zu den gleichen Preisen und Bedingungen erbringen wie anders zahlenden Kunden. 3.3 Eine Inzahlungnahme der Kreditkarte und die damit verbundene Erfragung der Kreditkartendaten beim Besteller darf ausschließlich zum Zwecke der Bezahlung von erbrachten oder noch zu erbringenden Leistungen des VU erfolgen. 3.4 Wenn ein obligatorisches Besonderes Sicherheitsverfahren eingeführt wird, ist eine Inzahlungnahme der betreffenden Kreditkarte nur zulässig, wenn das VU das Verfahren einsetzt. 3.5 Das VU ist nicht berechtigt, Kreditkarten in Zahlung zu nehmen für Leistungen a) die nicht auf eigene Rechnung oder im Auftrag Dritter erbracht werden; b) die nicht im Rahmen des gewöhnlichen Geschäftsbetriebes des VU erfolgen. Ihnen dürfen insbesondere keine Kreditgewährungen oder andere Geldzahlungen zu Grunde liegen; c) die zum Gegenstand haben oder verbunden sind mit nach deutschem Recht dem Jugendschutz unterliegenden, obszönen, pornografischen, gesetzeswidrigen oder sittenwidrigen Inhalten oder Anleitungen zur Herstellung von Waffen oder Explosionskörpern. Ausnahmen hiervon bedürfen der vorherigen schriftlichen Zustimmung der Postbank, die nach Ermessen der Postbank und nur dann erteilt wird, wenn die betreffende Leistung nicht gesetzes- oder sittenwidrig ist.

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3.6 Das VU darf Kreditkarten nicht für eine Bestellung in Zahlung nehmen, wenn die Merkmale eines der nachfolgenden Buchstaben erfüllt sind (eine solche Bestellung wird in diesem Vertrag als „ungewöhnliche Bestellung“ bezeichnet): a) Derselbe Besteller hat während zwei aufeinander folgenden Kalendertagen einzeln oder in mehreren Bestellungen zusammen mit der betreffenden Bestellung (I) mehr als fünf (5) identische Artikel oder Dienstleistungen bestellt; oder (II) zur Lieferung an Adressen außerhalb der Europäischen Union Bestellungen über mehr als EUR 1.500,– getätigt; oder (III) Bestellungen über mehr als EUR 3.500,– getätigt; oder (IV) mehr als eine Kreditkartennummer verwendet. b) Während zwei Kalendertagen sind unter Angabe derselben E-Mail-Adresse Bestellungen unterschiedlicher Besteller vorgenommen worden. c) Bei Angabe einer E-Mail-Adresse eines Bestellers mit einer nationalen Domain (.de, .at, .ch usw.) weicht das Land der Lieferadresse von dem Land der betreffenden Domain ab. 3.7 Wenn die angegebene Adresse des Bestellers und die Lieferadresse nicht identisch sind, ist dies eines der wichtigsten Anzeichen für einen möglichen Missbrauch. Wenn das VU zur Vermeidung von Umsatzverlusten oder aus anderen Gründen entscheidet, bei einer solchen Bestellung dennoch Zahlung durch Kreditkarte zuzulassen, trägt das VU in jedem Fall das Risiko aus Rückbelastungen wegen Bestreitens der Weisungserteilung (Nr.10.1.2a). Dies gilt auch dann, wenn das VU die Vertragsgestaltung „Akzeptanzvertrag mit Übernahme des Risikos durch die Postbank bei strittiger Weisungserteilung“ gewählt hat. 3.8 Bei Bestellungen, die unter Verwendung einer Kreditkarte bezahlt wurden, darf das VU nach der Autorisierungsanfrage keine Änderung der Lieferadresse zulassen. 3.9 Die Postbank ist berechtigt, durch schriftliche Mitteilung an das VU mit einer Frist von mindestens einem Monat die unter Nr. 3.6 aufgeführten Merkmale zu ändern oder zu ergänzen oder die Liste der ungewöhnlichen Bestellungen zu erweitern, wenn die Postbank diese Änderungen wegen möglicher Missbrauchspraktiken angemessenerweise für notwendig erachtet. 4. Zahlungszusagen an das VU 4.1 Die Postbank verpflichtet sich nach näherer Maßgabe von Nr. 8 und vorbehaltlich der in Nr.10 genannten Rückbelastungsrechte zur Zahlung des Betrages, in dessen Höhe der Karteninhaber Weisung zur Zahlung zu Lasten seines Kartenkontos erteilt hat, wenn darüber hinaus alle nachfolgend genannten Voraussetzungen (und nicht nur einzelne davon) erfüllt sind: a) Die Inzahlungnahme war nach Nr. 3 zulässig, b) das VU verstößt nicht gegen die Verpflichtung in Nr. 3.7, c) die betreffende Leistung ist nicht in anderer Weise bezahlt worden, d) die Weisung des Karteninhabers zur Zahlung ist auf dem jeweils vom VU angegebenen Übermittlungsweg (entweder E-Commerce oder Mailorder) erteilt worden,

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e) die Kreditkarte war nach den Angaben des Bestellers gültig, das heißt, das Transaktionsdatum liegt innerhalb des Gültigkeitsdatums der Kreditkarte, f) die Kreditkarte ist nicht auf einer Sperrliste oder anderen Mitteilung gegenüber dem VU für ungültig erklärt worden, g) das VU hat den vollständigen Namen und die Adresse des angegebenen Karteninhabers erfasst, h) bei einer Übermittlung der Kreditkartendaten durch Post oder Telefax trägt die Weisung zur Belastung des Kreditkartenkontos die Unterschrift des angegebenen Karteninhabers, i) das VU hat von der Postbank eine Autorisierung für die betreffende Transaktion erhalten; bei regelmäßig wiederkehrenden Zahlungen wird jede Zahlung als Einzeltransaktion behandelt, die bei Fälligkeit jeweils einer Autorisierung bedarf; j) der Umsatz lautet auf Euro oder eine andere im Vertrag zugelassene Währung, k) das VU hat den Karteninhaber über den vollen Namen und die Adresse des VU, einschließlich Internetadresse sowie E-Mail-Adresse, informiert und sich gegenüber dem Karteninhaber eindeutig als verantwortlicher Vertragspartner bezeichnet, l) das VU hat dem Karteninhaber eine vollständige, korrekte und lesbare Beschreibung der angebotenen Leistungen bereitgestellt oder leicht zugänglich gemacht, m) das VU hat dem Karteninhaber seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen vorgelegt oder leicht zugänglich gemacht, und zwar so, dass der Karteninhaber alle wesentlichen Bedingungen, einschließlich eines Rechts auf Widerruf oder Rückgabe, von Export- oder Altersbeschränkungen, anderen Beschränkungen in Bezug auf die Nutzung oder den Bezug und alle sonstigen wichtigen Umstände bekannt werden können, die angemessenerweise nötig sind, um eine vernünftige Entscheidung über den Bezug der betreffenden Leistung zu treffen, n) das VU hat schriftlich oder durch E-Mail eine Auftragsbestätigung und/oder Rechnung für die Bezahlung der Leistungen mit dem Hinweis erstellt, dass der Karteninhaber auf seinem Kartenkonto belastet wird; die Kartennummer, die Kartenprüfnummer und der Gültigkeitszeitraum dürfen aus Sicherheitsgründen in dieser Bestätigung nicht erscheinen, o) spätestens binnen sieben (7) Tagen nach der Erbringung der Leistungen oder sieben (7) Tage nach Erhalt der Autorisierung durch die Postbank, was immer der frühere der beiden Termine ist, geht eine Zahlungsanforderung bei der Postbank ein; die Zahlungsanforderung kann nur durch eine Transaktionseinreichung in Übereinstimmung mit den Regelungen in Nr. 6 erfolgen. 4.2 Die Postbank ist berechtigt, aber nicht verpflichtet, die unter Nr. 4.1 genannten Voraussetzungen vor Auszahlung zu prüfen. (. . .)

5. Autorisierung 5.1 Bei der Autorisierungsanfrage des VU sind die jeweils von der Postbank angeforderten Daten zu übermitteln. Die Daten müssen in Inhalt, Format und Übermittlungsweg mit den jeweils von der Postbank gegenüber dem VU festgelegten Vorgaben

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übereinstimmen. Wenn die Autorisierung für die Transaktion erteilt wird, teilt die Postbank dem VU einen Autorisierungscode mit. (. . .) 6. Transaktionseinreichung 6.1 Die Zahlungsanforderung durch Transaktionseinreichung muss durch Übermittlung an die Postbank von Datensätzen über die betreffende Transaktion erfolgen, die in Inhalt, Format und Übermittlungsweg mit den jeweils von der Postbank gegenüber dem VU festgelegten Vorgaben übereinstimmen. 6.2 Eine Transaktionseinreichung ist nur für Transaktionen zulässig, für die vorher eine Autorisierung eingeholt wurde. 7. Elektronische Übermittlung 7.1 Soweit nicht anders vereinbart, darf für Autorisierung und Transaktionseinreichung nur die Elektronische Übermittlung verwendet werden. (. . .) 8. Bezahlung durch die Postbank 8.1 Die Postbank leistet eine nach Nr. 4.1 geschuldete Zahlung unter Abzug der Servicegebühren nach Nr. 9. Wenn nicht anders vereinbart, wird monatlich gezahlt. (. . .) 9. Servicegebühren 9.1 Die Postbank erhält vom VU Servicegebühren als Vergütung für die von ihr erbrachten Dienstleistungen (die von der Postbank zum Teil an die Kreditkartenorganisationen und die Kreditkartenunternehmen weitergeleitet werden). Diese Servicegebühren werden im Postbank Servicevertrag zur Kartenakzeptanz festgelegt. Alle Vergütungen an die Postbank sind zuzüglich Mehrwertsteuer zu entrichten. 9.2 Die Servicegebühren und die darauf entfallende Mehrwertsteuer werden von dem Betrag, der nach Nr. 4.1 an das VU auszuzahlen ist, abgezogen. Diese Beträge können auch mit späteren an das VU zu leistenden Zahlungen verrechnet werden. Soweit eine sofortige Verrechnung nicht möglich ist, wird das VU die fälligen Servicegebühren auf Anforderung an die Postbank zahlen. (. . .) 10. Rückbelastungsrechte Das VU hat alles Zumutbare zu unternehmen, um Rückbelastungen zu unterbinden (z. B. durch Verkauf mangelfreier Waren oder Erbringung mangelfreier Dienstleistungen). 10.1 Grundsätzliches Bestehen eines Rückbelastungsrechts 10.1.1 Die Postbank ist uneingeschränkt berechtigt, für geleistete Zahlungen, bei denen eine Zahlungsverpflichtung nach Nr. 4.1 nicht besteht oder bestand, eine Rück-

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belastung vorzunehmen. Das VU ist verpflichtet, auf Anforderung das Vorliegen der Voraussetzungen für die Zahlungsverpflichtung, soweit sie in der Betriebssphäre des VU liegen, nachzuweisen. Der Rückbelastungsanspruch ist ein vertraglicher Anspruch; eine entsprechende Anwendung von Einwendungen des Verpflichteten aus gesetzlichem Bereicherungsrecht ist ausgeschlossen. 10.1.2 Die Postbank ist weiterhin berechtigt, eine Rückbelastung vorzunehmen, wenn der Karteninhaber eine Stornierung der Belastung auf seinem Kartenkonto verlangt oder die Zahlung verweigert und der Karteninhaber innerhalb von sechs Monaten nach Belastung an ihn schriftlich gegenüber der Postbank oder dem Kreditkartenunternehmen a) bestreitet, dass er oder eine von ihm bevollmächtigte Person die Weisung zur Bezahlung seines Kartenkontos erteilt hat; oder b) bestreitet, dass die Lieferung an die in der Bestellung angegebene Lieferadresse erfolgt oder die Dienstleistung erbracht wurde; oder c) erklärt, dass der Leistung schriftlich zugesicherte Eigenschaften fehlen oder sie nicht einer schriftlichen Produktbeschreibung entsprach; oder d) erklärt, ein rechtsgültiges Grundgeschäft sei nicht zu Stande gekommen oder nachträglich weggefallen, es sei denn, dass ein Fall der Nr. 10.2 oder 10.3 vorliegt. 10.2 Genereller Ausschluss des Rückbelastungsrechts Das Rückbelastungsrecht nach Nr. 10.1.2 besteht nicht, a) im Fall eines Einwands nach Nr. 10.1.2 a), wenn die Weisung unter Anwendung eines von Postbank dafür zugelassenen Besonderen Sicherheitsverfahrens erteilt wurde und dieses Verfahren den Karteninhaber als Urheber der Weisung ausweist, b) im Fall eines Einwands nach Nr. 10.1.2 b), wenn das VU innerhalb 10 Tagen nach entsprechender Aufforderung durch Postbank die Lieferung der Waren an die in der Bestellung angegebene Lieferadresse oder die Erbringung der Dienstleistung nachweist, c) im Fall eines Einwands nach Nr. 10.1.2 c) oder Nr. 10.1.2 d), wenn das VU innerhalb 10 Tagen nachweist, dass der Einwand unbegründet ist. 10.3 Ausschluss des Rückbelastungsrechts nach Nr. 10.1.2 a) bei „Akzeptanzverträgen mit Übernahme des Risikos durch die Postbank bei strittiger Weisungserteilung“ Wenn das VU diese in der Überschrift genannte Vertragsgestaltung gewählt hat, besteht das Rückbelastungsrecht nach Nr. 10.1.2 a) nicht, wenn das VU die vollständige Dokumentation der Bestellung gemäß Nr. 14.1 vorlegt und sich daraus ergibt, dass der Besteller (auch wenn dessen Identität nicht mehr feststellbar ist) eine Weisung erteilt hat, das betreffende Kartenkonto zu belasten. Das Rückbelastungsrecht besteht dennoch, wenn das VU wusste oder bei Anwendung üblicher Sorgfalt wissen musste, dass die Weisung nicht vom Karteninhaber erteilt wurde. 10.4 Weitere Regelungen zum Rückbelastungsrecht 10.4.1 Ist eine Rückbelastung zulässigerweise erfolgt, hat das VU den Zahlungsanspruch unmittelbar gegenüber dem Karteninhaber geltend zu machen. Das VU wird insbesondere Einwände nach Nr. 10.1.2 c) unmittelbar mit dem Karteninhaber klären.

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10.4.2 Das Rückbelastungsrecht der Postbank wird nicht durch die Erteilung eines Autorisierungscodes eingeschränkt. 10.4.3 Eine Rückbelastung erfolgt für den Rechnungsbetrag der betreffenden Forderung zuzüglich der für eine Rückbelastung anfallenden Gebühren. Der Rückbelastungsbetrag kann mit fälligen Forderungen des VU verrechnet werden. Besteht keine Verrechnungsmöglichkeit, ist das VU zur sofortigen Zahlung des rückbelasteten Betrages verpflichtet. Nach Ausgleich aller Verpflichtungen des VU wird die Postbank eine etwaige der Rückbelastung zu Grunde liegende Forderung des VU gegenüber dem Karteninhaber und dem Besteller an das VU zurückabtreten. Ein Anspruch des VU auf Rückerstattung der für die betreffende Transaktion angefallenen Servicegebühren besteht nicht, da die Postbank die damit vergütete Dienstleistung erbracht hat. 10.4.4 Die Postbank ist berechtigt, im Falle einer Rückbelastung auf eine einzelne Transaktion, die Teil von wiederkehrenden Zahlungen ist, eine Rückbelastung für alle anderen Transaktionen des VU mit dem betreffenden Kunden vorzunehmen, solange das VU nicht nachgewiesen hat, dass die Vorraussetzungen für eine Rückbelastung bei diesen anderen Transaktionen nicht vorliegen. 10.4.5 Bei Rückbelastungen ist die Postbank berechtigt, einen Aufwendungsersatz je Rückbelastung in Höhe von EUR 40,00 geltend zu machen. Postbank behält sich die Möglichkeit vor, einen höheren Aufwand geltend zu machen. Dem VU bleibt der Nachweis vorbehalten, ein Aufwand sei überhaupt nicht entstanden oder wesentlich geringer als die Pauschale. 11. Rückvergütungen/Gutschriften des VU an den Karteninhaber 11.1 Rückvergütungen auf Leistungen, für die das VU von der Postbank nach diesem Vertrag Zahlung verlangt oder erhalten hat, darf das VU nur durch eine Gutschriftsbuchung vornehmen. In keinem Fall dürfen bare oder unbare Zahlungen an den Karteninhaber erbracht werden. Gutschriftsbuchungen für Transaktionen, die nicht vorher bei der Postbank eingereicht wurden, sind nicht zulässig. (. . .) 13. Hinweis auf Akzeptanz Das VU wird die Zeichen, die auf die Akzeptanz der Kreditkarten hinweisen, auf oder in seinen Internet-Seiten, Angeboten (z. B. Katalog) und Werbeprospekten deutlich sichtbar machen. (. . .)

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III. Bedingungen der Diners Club GmbH für die Akzeptanz der Diners Club Karten (Auszug) Stand: Oktober 2001 (. . .) 3. Zahlungsgarantie Diners Club garantiert die Erfüllung aller sofort fälligen Zahlungsforderungen des Vertragsunternehmens gegen Karteninhaber aus Lieferungen und Leistungen, die unter Verwendung einer DCKarte begründet wurden. Voraussetzung für die Zahlungsgarantie ist zunächst, dass die Zahlungsforderungen auf ordnungsgemäß erstellten Belastungsbelegen (Ziffer 2) ausgewiesen und vom Karteninhaber durch Unterschrift anerkannt worden sind. Darüber hinaus gilt die Zahlungsgarantie nur, wenn (. . .)

IV. EUROCARD/MasterCard-/VISA-Akzeptanzvertrag a. F. (Postbank) (Auszug) Stand: 1. August 2000 (. . .) 2. Abrechnungsvoraussetzungen Die Postbank kauft alle fälligen Forderungen des Vertragsunternehmens gegen EUROCARD/Mastercard-, VISA-/VISA ELECTRON-Karteninhaber, wenn (. . .)

V. Allgemeine Geschäftsbedingungen der B+S Card Service GmbH zur Akzeptanz von Debit- und Kreditkarten (Auszug) Stand: Januar 2005 1. Präambel Die B+S Card Service GmbH (nachfolgend „B+S“) als zugelassener Acquirer verschiedener Kreditorganisationen übernimmt als Dienstleistung gegenüber Handels- und Dienstleistungs-unternehmen die Verpflichtung, aus der ordnungsgemäßen Verwendung von Kreditkarten entstehende Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen und zieht die entsprechenden Zahlungen bei den Kreditunternehmen ein. Das Vertragsunternehmen (nachfolgend „VU“) möchte, um seine Umsatzmöglichkeiten zu erhöhen, im Fernabsatzbereich seinen Kunden Zahlung durch Verwendung von Kreditkarten ermöglichen. Die Parteien wissen, dass mit der Zulassung von Kreditkartenzahlungen im Fernabsatz besonders hohe Missbrauchsrisiken verbunden sind, weil nicht physisch geprüft werden kann, ob der Kunde tatsächlich Inhaber der betreffenden Kreditkarte ist und

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ob die Unterschrift und ggf. das Foto übereinstimmen. Die Zulassung solcher Zahlungen ist daher wirtschaftlich nur möglich, wenn alle Möglichkeiten einer Missbrauchsverhinderung wahrgenommen werden. Dabei kommt die größte Verantwortung dem VU zu, das in unmittelbaren Kontakt mit den Kunden tritt und jeweils entscheiden kann, ob nach den Umständen der Bestellung trotz des Missbrauchsrisikos Zahlung durch Kreditkarte zugelassen werden soll. Nach den weltweit gültigen Regularien der Kreditkartenorganisationen erfolgt eine Rückbelastung (Chargeback) von Kreditkartenzahlungen im Fernabsatz immer dann, wenn der Karteninhaber bestreitet, dass er die Weisung zur Belastung des Kartenkontos erteilt hat. Die Rückbelastung muss erfolgen, weil das Kreditkartenunternehmen mangels persönlich unterschriebener Anweisung (Zahlungsbeleg) die Weisung des Karteninhabers nicht urkundlich nachweisen kann. B+S muss bei einem solchen Chargeback den eingezogenen Betrag an das Kreditkartenunternehmen zurückzahlen, selbst wenn das VU sonstige Hinweise für die Identität des Bestellers vorlegen kann. Das deswegen auch bei Maßnahmen gegen Missbrauch verbleibende Risiko führt zu erheblich höheren Zahlungsausfällen als bei klassischen Kreditkartenzahlungen. B+S ist bereit, gegen eine entsprechend höhere Vergütung dieses Risiko zu übernehmen, soweit der Zahlungsausfall nicht vom VU verschuldet wurde (diese Vertragsgestaltung wird hierbei als „Fernabsatzvertrag mit Zahlungszusage auch bei Bestreiten der Weisungserteilung“ bezeichnet). Das VU hat jedoch die Wahl, dieses Risiko selbst zu übernehmen und die entsprechend niedrigere Vergütung zu bezahlen (diese Vertragsgestaltung wird hier als „Fernabsatzvertrag ohne Zahlungszusage bei Bestreiten der Weisungsersteilung“ bezeichnet). Für den vorliegenden Vertrag gilt die vom VU jeweils gewählte Vertragsgestaltung. Es ist vorgesehen, dass Kreditkartenorganisationen im E-Commerce besondere Verfahren zur Sicherung gegen Missbrauch, insbesondere durch Authentifizierung des Bestellers, anbieten. Ein solches Verfahren, wenn es von B+S zugelassen wurde, wird hier als „Besonderes Sicherheitsverfahren“ bezeichnet (die Übermittlung der Kartenprüfnummer ist jedoch kein „Besonderes Sicherheitsverfahren“ in diesem Sinne). B+S bietet einen „Fernabsatzvertrag mit Zahlungszusage auch bei Bestreiten der Weisungserteilung“ nach näherer Maßgabe der nachstehenden Bedingungen zu einer niedrigeren Vergütung an, wenn das VU ein Besonderes Sicherheitsverfahren anwendet. Der Vertrag wird entweder für E-Commerce oder für Mailorder abgeschlossen. Werden Verträge sowohl für E-Commerce als auch für Mailorder abgeschlossen, erhält das VU für jeden Absatzweg eine eigene Vertragspartnernummer. (. . .)

2. Weitere Begriffsbestimmungen In diesem Vertrag bedeuten: Autorisierung im Fernabsatz die auf Anfrage des VU von B+S erteilte Mitteilung, dass eine Transaktion mit einem bestimmten Betrag mit einer bestimmten Kreditkarte möglich ist; (. . .)

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3. Kartenannahme durch das VU 3.1 Das VU ist im Fernabsatz nicht verpflichtet, die Bezahlung von Leistungen durch Kreditkarten generell oder im Einzelfall zuzulassen. Das VU wird die Zahlung durch Kreditkarte nicht zulassen, wenn nach den Umständen der Verwendung Anlass zu der Vermutung besteht, dass ein Missbrauchsfall vorliegen kann. 3.2 Das VU wird jedem, der mit Zustimmung des VU zur Zahlung eine Kreditkarte verwendet, die betreffende Leistung zu den gleichen Preisen und Bedingungen erbringen wie anders zahlenden Kunden. 3.3 Eine Inzahlungnahme der Kreditkarte und die damit verbundene Erfragung der Kreditkartendaten beim Besteller darf ausschließlich zum Zwecke der Bezahlung von erbrachten oder noch zu erbringenden Leistungen des VU erfolgen. 3.4 Wenn ein obligatorisches Besonderes Sicherheitsverfahren eingeführt wird, ist eine Inzahlungnahme der betreffenden Kreditkarte nur zulässig, wenn das VU das Verfahren einsetzt. 3.5 Das VU ist nicht berechtigt, Kreditkarten in Zahlung zu nehmen für Leistungen a) die nicht auf eigene Rechnung oder im Auftrag Dritter erbracht werden; b) die nicht im Rahmen des gewöhnlichen Geschäftsbetriebes des VU erfolgen. Ihnen dürfen insbesondere keine Kreditgewährungen oder andere Geldzahlungen zu Grunde liegen; c) die zum Gegenstand haben oder verbunden sind mit nach deutschem Recht dem Jugendschutz unterliegenden, obszönen, pornografischen, gesetzeswidrigen oder sittenwidrigen Inhalten oder Anleitungen zur Herstellung von Waffen oder Explosionskörpern. Ausnahmen hiervon bedürfen der vorherigen schriftlichen Zustimmung der B+S, die nach Ermessen von B+S und nur dann erteilt wird, wenn die betreffende Leistung nicht gesetzes- oder sittenwidrig ist. (. . .) 3.7 Das VU darf Kreditkarten nicht für eine Bestellung in Zahlung nehmen, wenn die Merkmale eines der nachfolgenden Buchstaben erfüllt sind (eine solche Bestellung wird in diesem Vertrag als „ungewöhnliche Bestellung“ bezeichnet): a) Derselbe Besteller hat während zwei aufeinander folgenden Kalendertagen einzeln oder in mehreren Bestellungen zusammen mit der betreffenden Bestellung (i) mehr als fünf (5) identische Artikel oder Dienstleistungen bestellt; oder (ii) zur Lieferung an Adressen außerhalb der Europäischen Union Bestellungen über mehr als EUR 1.500,– getätigt; oder (iii) Bestellungen über mehr als EUR 3.500,– getätigt; oder (iv) mehr als eine Kreditkartennummer verwendet. b) Während zwei Kalendertagen sind unter Angabe derselben E-Mail-Adresse Bestellungen unterschiedlicher Besteller vorgenommen worden. c) Bei Angabe einer E-Mail-Adresse eines Bestellers mit einer nationalen Domain (.de, .at, .ch, .uk, .fr, .it usw.) weicht das Land der Lieferadresse von dem Land der betreffenden Domain ab.

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3.8 Wenn die angegebene Adresse des Bestellers und die Lieferadresse nicht identisch sind, ist dies eines der wichtigsten Anzeichen für einen möglichen Missbrauch. Wenn das VU zur Vermeidung von Umsatzverlusten oder aus anderen Gründen entscheidet, bei einer solchen Bestellung dennoch Zahlung durch Kreditkarte zuzulassen, trägt das VU in jedem Fall das Risiko aus Rückbelastungen wegen Bestreitens der Weisungserteilung (Ziff.10.1.2a)). Dies gilt auch dann, wenn das VU die Vertragsgestaltung „Fernabsatzvertrag mit Zahlungszusage auch bei Bestreiten der Weisungserteilung“ gewählt hat. 3.9 Bei Bestellungen, die unter Verwendung einer Kreditkarte bezahlt wurden, darf das VU nach der Autorisierungsanfrage keine Änderung der Lieferadresse zulassen. (. . .)

4. Zahlungszusagen an das VU 4.1 B+S verpflichtet sich nach näherer Maßgabe von Ziff. 8 und vorbehaltlich der in Ziff.10 genannten Rückbelastungsrechte zur Zahlung des Betrages, in dessen Höhe der Karteninhaber Weisung zur Zahlung zu Lasten seines Kartenkontos erteilt hat, wenn darüber hinaus alle nachfolgend genannten Voraussetzungen (und nicht nur einzelne davon) erfüllt sind: a) Die Inzahlungnahme war nach Ziff. 3 zulässig, b) die betreffende Leistung ist nicht in anderer Weise bezahlt worden, c) die Weisung des Karteninhabers zur Zahlung ist auf dem jeweils vom VU angegebenen Übermittlungsweg (entweder E-Commerce oder Mailorder) erteilt worden, d) die Kreditkarte war nach den Angaben des Bestellers gültig, das heißt, das Transaktionsdatum liegt innerhalb des Gültigkeitsdatums der Kreditkarte, e) das VU hat die Kartenprüfnummer beim Besteller abgefragt und erhalten sowie mit der Autorisierungsanfrage an B+S übermittelt, f) die Kreditkarte ist nicht auf einer Sperrliste oder anderen Mitteilung gegenüber dem VU für ungültig erklärt worden, g) das VU hat den vollständigen Namen und die Adresse des angegebenen Karteninhabers erfasst, h) bei einer Übermittlung der Kreditkartendaten durch Post oder Telefax trägt die Weisung zur Belastung des Kreditkartenkontos die Unterschrift des angegebenen Karteninhabers, i) das VU hat von B+S eine Autorisierung für die betreffende Transaktion erhalten; bei regelmäßig wiederkehrenden Zahlungen wird jede Zahlung als Einzeltransaktion behandelt, die bei Fälligkeit jeweils einer Autorisierung bedarf; j) der Umsatz lautet auf Euro oder eine andere im Vertrag zugelassene Währung, k) das VU hat den Karteninhaber über den vollen Namen und die Adresse des VU, einschließlich Internetadresse sowie E-Mail-Adresse, informiert und sich gegenüber dem Karteninhaber eindeutig als verantwortlicher Vertragspartner bezeichnet,

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l) das VU hat dem Karteninhaber eine vollständige, korrekte und lesbare Beschreibung der angebotenen Leistungen bereitgestellt oder leicht zugänglich gemacht, m) das VU hat dem Karteninhaber seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen vorgelegt oder leicht zugänglich gemacht, und zwar so, dass der Karteninhaber alle wesentlichen Bedingungen, einschließlich eines Rechts auf Widerruf oder Rückgabe, von Export- oder Altersbeschränkungen, anderen Beschränkungen in Bezug auf die Nutzung oder den Bezug und alle sonstigen wichtigen Umstände bekannt werden können, die angemessenerweise nötig sind, um eine vernünftige Entscheidung über den Bezug der betreffenden Leistung zu treffen, n) das VU hat schriftlich oder durch E-Mail eine Auftragsbestätigung und/oder Rechnung für die Bezahlung der Leistungen mit dem Hinweis erstellt, dass der Karteninhaber auf seinem Kartenkonto belastet wird; die Kartennummer, die Kartenprüfnummer und der Gültigkeitszeitraum dürfen aus Sicherheitsgründen in dieser Bestätigung nicht erscheinen, o) spätestens binnen 10 (zehn) Tagen nach der Erbringung der Leistungen oder 20 (zwanzig) Tage nach Erhalt der Autorisierung durch B+S, was immer der frühere von diesen beiden Termine ist, geht eine Zahlungsanforderung bei B+S ein; die Zahlungsanforderung kann nur durch eine Transaktionseinreichung in Übereinstimmung mit den Regelungen in Ziff. 6 erfolgen. 4.2 B+S ist berechtigt, aber nicht verpflichtet, die unter Ziff. 4.1 genannten Voraussetzungen vor Auszahlung zu prüfen. (. . .)

5. Autorisierung 5.1 Bei der Autorisierungsanfrage des VU sind die jeweils von B+S angeforderten Daten zu übermitteln. Die Daten müssen in Inhalt, Format und Übermittlungsweg mit den jeweils von B+S gegenüber dem VU festgelegten Vorgaben übereinstimmen. Wenn die Autorisierung für die Transaktion erteilt wird, teilt B+S dem VU einen Autorisierungscode mit. (. . .)

6. Transaktionseinreichung 6.1 Die Zahlungsanforderung durch Transaktionseinreichung muss durch Übermittlung an B+S von Datensätzen über die betreffende Transaktion erfolgen, die in Inhalt, Format und Übermittlungsweg mit den jeweils von B+S gegenüber dem VU festgelegten Vorgaben übereinstimmen. 6.2 Eine Transaktionseinreichung ist nur für Transaktionen zulässig, für die vorher eine Autorisierung eingeholt wurde. (. . .)

7. Elektronische Übermittlung 7.1 Soweit nicht anders vereinbart, darf für Autorisierung und Transaktionseinreichung nur die Elektronische Übermittlung verwendet werden. (. . .)

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8. Bezahlung durch B+S 8.1 B+S leistet eine nach Ziff. 4.1 geschuldete Zahlung unter Abzug der Servicegebühren nach Ziff. 9. Wenn nicht anders vereinbart, wird monatlich gezahlt. (. . .) 9. Servicegebühren 9.1 B+S erhält vom VU Servicegebühren als Vergütung für die von ihr erbrachten Dienstleistungen (die von B+S zum Teil an die Kreditkartenorganisationen und die Kreditkartenunternehmen weitergeleitet werden). Diese im Vertrag festgelegten Servicegebühren bestehen aus einem Disagiosatz (Prozentsatz) und/oder einer Transaktionsgebühr, der oder die auf jede einzelne Transaktion erhoben wird, sowie aus zusätzlichen Servicegebühren, z. B. für Gutschriften, Transaktionsstornierungen, Chargebacks etc. Alle Vergütungen an B+S sind zuzüglich Mehrwertsteuer zu entrichten. 9.2 Der sich aus der Anwendung des Disagiosatzes auf die Transaktionssumme ergebende Betrag, sonstige fällige Servicegebühren und die darauf entfallende Mehrwertsteuer werden von dem Betrag, der nach Ziff. 4.1 an das VU auszuzahlen ist, abgezogen. (. . .) 10. Rückbelastungsrechte 10.1 B+S ist uneingeschränkt berechtigt, für geleistete Zahlungen eine Rückbelastung vorzunehmen, wenn (a) eine Zahlungsverpflichtung nach Ziff. 4.1 nicht besteht oder nicht bestand, oder (b) eine Zahlungsverpflichtung des Karteninhabers oder Bestellers gegenüber dem VU nicht besteht, oder (c) aus einem im Verhältnis zwischen VU und Karteninhaber bzw. Besteller liegenden sonstigen Grund kein Zahlungsanspruch von B+S gegenüber dem Kartenunternehmen oder des Kartenunternehmens gegenüber dem Karteninhaber besteht. Dasselbe gilt, wenn diese Zahlungsverpflichtung bzw. dieser Zahlungsanspruch weggefallen ist. Das VU ist verpflichtet, auf Anforderung das Vorliegen der Voraussetzungen für die Zahlungsverpflichtung nach Ziff. 4.1, soweit sie in der Betriebssphäre des VU liegen, nachzuweisen. 10.2 B+S ist weiterhin berechtigt, eine Rückbelastung vorzunehmen, wenn der Karteninhaber eine Stornierung der Belastung auf seinem Kartenkonto verlangt oder die Zahlung verweigert und der Karteninhaber innerhalb von sechs Monaten nach Belastung an ihn oder nach dem Zeitpunkt, zu dem die Leistung gegenüber dem Karteninhaber erbracht wurde oder werden sollte, schriftlich erklärt: a) dass weder er oder eine von ihm bevollmächtigte Person die Weisung zur Bezahlung seines Kartenkontos erteilt hat; oder b) dass die Leistung überhaupt nicht oder nicht an die vereinbarte Lieferadresse oder nicht zur vereinbarten Zeit erbracht wurde, bei einer Dienstleistung deswegen, weil das VU die Leistung nicht erbringen wollte oder konnte; oder c) dass die Leistung nicht einer zum Zeitpunkt des Erwerbs vorliegenden schriftlichen Beschreibung entsprach und der Karteninhaber die Ware an das VU zurückgesandt oder die Dienstleistung gekündigt hat; oder

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d) dass eine Lieferung in mangelhafter oder beschädigter Form eingetroffen ist, es sei denn, dass bei a) ein Fall von Ziff. 10.3 vorliegt oder dass bei b) bis d) das VU innerhalb 30 Tagen nach entsprechender Aufforderung durch B+S die ordnungsgemäße Leistungserbringung nachweist. 10.3 Das Rückbelastungsrecht nach Ziff. 10.2a) besteht nicht, a) wenn die Weisung unter Anwendung eines von B+S dafür zugelassenen Besonderen Sicherheitsverfahrens erteilt wurde und dieses Verfahren den Karteninhaber als Urheber der Weisung ausweist, b) wenn das VU die Vertragsgestaltung „Fernabsatzvertrag mit Zahlungszusage auch bei Bestreiten der Weisungserteilung gewählt hat, das VU die vollständige Dokumentation der Bestellung gemäß Ziff. 14.1 vorlegt und sich daraus ergibt, dass der Besteller (auch wenn dessen Identität nicht mehr feststellbar ist) eine Weisung erteilt hat, das betreffende Kartenkonto zu belasten. Das Rückbelastungsrecht besteht dennoch, wenn das VU wusste oder bei Anwendung der üblichen Sorgfalt wissen musste, dass die Weisung nicht vom Karteninhaber erteilt wurde. 10.4 Ist eine Rückbelastung zulässigerweise erfolgt, hat das VU den Zahlungsanspruch unmittelbar gegenüber dem Karteninhaber geltend zu machen bzw. die Einwendungen unmittelbar mit dem Karteninhaber zu klären. 10.5 Das Rückbelastungsrecht von B+S wird nicht durch die Erteilung eines Autorisierungscodes eingeschränkt. Der Rückbelastung können Einwendungen es VU aus gesetzlichem Bereicherungsrecht (insbesondere aus §§ 814, 818 Abs. 3 BGB) nicht entgegengehalten werden. 10.6 Eine Rückbelastung erfolgt für den Rechnungsbetrag der betreffenden Forderung zuzüglich der für eine Rückbelastung anfallenden Gebühren. Der Rückbelastungsbetrag kann mit fälligen Forderungen des VU verrechnet werden. Besteht keine Verrechnungsmöglichkeit, ist das VU zur sofortigen Zahlung des rückbelasteten Betrages verpflichtet. Nach Ausgleich aller Verpflichtungen des VU wird B+S eine etwaige der Rückbelastung zu Grunde liegende Forderung des VU gegenüber dem Karteninhaber und dem Besteller an das VU zurückabtreten. Ein Anspruch des VU auf Rückerstattung der für die betreffende Transaktion angefallenen Servicegebühren besteht nicht, da B+S die damit vergütete Dienstleistung erbracht hat. 10.7 B+S ist berechtigt, im Falle einer Rückbelastung auf eine einzelne Transaktion, die Teil von wiederkehrenden Zahlungen ist, eine Rückbelastung für alle anderen Transaktionen des VU mit dem betreffenden Kunden vorzunehmen, solange das VU nicht nachgewiesen hat, dass die Vorraussetzungen für eine Rückbelastung bei diesen anderen Transaktionen nicht vorliegen.

11. Rückvergütungen/Gutschriften des VU an den Karteninhaber 11.1 Rückvergütungen auf Leistungen, für die das VU von B+S nach diesem Vertrag Zahlung verlangt oder erhalten hat, darf das VU nur durch eine Gutschriftsbuchung vornehmen. In keinem Fall dürfen bare oder unbare Zahlungen an den Karteninhaber erbracht werden. Gutschriftsbuchungen für Transaktionen, die nicht vorher bei B+S eingereicht wurden, sind nicht zulässig. (. . .)

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12. Hinweis auf Akzeptanz Das VU wird die Zeichen, die auf die Akzeptanz der Kreditkarten hinweisen, auf oder in seinen Internet-Seiten, Angeboten (z. B. Katalog) und Werbeprospekten deutlich sichtbar machen. (. . .)

VI. Vereinbarung über ein institutsübergreifendes System zur bargeldlosen Zahlung an automatisierten Kassen (electronic-cash-System) (Auszug) Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V., Bonn, Bundesverband deutscher Banken e.V., Köln, Deutsche Sparkassen- und Giroverband e.V., Bonn und der Verband öffentlicher Banken e. V., Bonn – nachstehend Kreditwirtschaft genannt – schließen folgende Vereinbarung: 1. Die Kreditwirtschaft vereinbart den Aufbau und den Betrieb eines institutsübergreifenden Systems zur bargeldlosen Zahlung an automatisierten Kassen (electroniccash-System), das den Kunden der Kreditinstitute, die diese Vereinbarung anerkannt haben (angeschlossene Kreditinstitute), bargeldlose Zahlungen mittels der ec-Karte und der sonstigen in der Anlage 1 aufgelisteten Karten zulasten ihres Kontos an automatisierten Kassen – electronic-cash-Terminals – ermöglicht. (. . .) 2. Die Kreditwirtschaft stellt sicher, dass jedes Kreditinstitut, das seinen Kunden die Teilnahme am electronic-cash-System ermöglichen will, diese Vereinbarung nebst Anlagen anerkennt. (. . .) 5. Die angeschlossenen Kreditinstitute verpflichten sich, mit ihren Kunden sie „Sonderbedingungen für den ec-Service“ (Anlage 3) bzw. für die sonstigen Karten nach Anlage 1 entsprechende Bedingungen zu vereinbaren. 6. Die Bereitstellung des electronic-cash-Terminalnetzes ist Aufgabe der Netzbetreiber. Als Netzbetreiber kann zugelassen werden, wer die notwendige Zuverlässigkeit besitzt und die Voraussetzungen aus dem aus Anlage 5 beigefügten „Vertrag über die Zulassung als Netzbetreiber im electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft“ erfüllt. (. . .) 7. Der Anschluss der Handels- und Dienstleistungsunternehmen („Unternehmen“), die electronic-cash-Terminals zur bargeldlosen Zahlung einsetzen wollen, erfolgt, auch soweit Unternehmen mit dem edc/Maestro-Logo versehene ausländische Karten akzeptieren wollen, auf der Grundlage der beigefügten „Bedingungen der deutschen Kreditwirtschaft für die Teilnahme am electronic-cash-System“ (Anlage ). (. . .) 8. Das von den Unternehmen erhobene electronic-cash-Entgelt wird durch die Netzbetreiber nach den Vorgaben der Vertragspartner bankleitzahlenspezif isch ermittelt und

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periodisch an die kartenausgebenden Kreditinstitute oder eine von diesen bestimmte zentrale Stelle überwiesen. (. . .) 9. Die kartenausgebenden Kreditinstitute werden gegenüber Unternehmen, die die „Bedingungen der Deutschen Kreditwirtschaft für die Teilnahme am electronic-cashSystem“ anerkannt haben, ein Zahlungsversprechen in Höhe des am electronic-cashTerminal autorisierten Betrages abgeben. (. . .) Voraussetzung hierfür ist, daß das electronic-cash-Terminal zugelassen und nach den mit dem Netzbetreiber vereinbarten Verfahren betrieben wurde, die vom Unternehmen zu beachtenden Anforderungen eingehalten wurden der Umsatz Umsätze dem Inkassoinstitut innerhalb von 8 Tagen eingereicht wurde. (. . .) Durch eine vom Unternehmen veranlasste Stornierung eines autorisierten Betrages entfällt das Zahlungsversprechen. (. . .) 10. Das Inkassoinstitut wickelt für den Inhaber der Forderung aus dem electroniccash-Umsatz den Einzug der Forderung per Lastschrift im Einzugsermächtigungsverfahren ab.(. . .) Die Institute bzw. die von der Kreditwirttschaft beauftragte Stelle lösen Lastschriften, mit denen die electronic-cash- bzw. edc/Maestro-Umsätze eingezogen werden, unverzüglich ein. Eine Rückgabe dieser Lastschriften durch das kartenausgebende Kreditinstitut wegen Widerspruchs, fehlender Deckung oder aus anderen Gründen im Sinne des Abkommens über den Lastschriftverkehr ist nicht möglich. (. . .) 12. Wurden Fälschungen oder Verfälschungen von ec-Karten oder anderer in Anlage 1 aufgeführten Karten verwendet, so bezahlt das im Datensatz der Lastschrift benannte Kreditinstitut die Forderung des Unternehmens. Schäden, die im Interesse des electronic-cash-Systems abgedeckt werden müssen und deren Übernahme dem einzelnen angeschlossenen Kreditinstitut nicht zugemutet werden kann, insbesondere Schäden aus dem Einsatz von gefälschten ec-Karten, werden zwischen den Vertragspartnern ausgeglichen. (. . .) 14. Diese Vereinbarung tritt am 1. September 1994 in Kraft. Gleichzeitig tritt die Vereinbarung vom 1. Mai 1990 außer Kraft. (. . .)

VII. Vertrag über die Zulassung als Netzbetreiber im electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft (Netzbetreibervertrag) (Auszug) (. . .) 9. Der Netzbetreiber unterstützt die Kreditwirtschaft bei der Akquisition von Unternehmen, die am electronic-cash-System teilnehmen wollen dadurch, dass er diesen die „Bedingungen der deutschen Kreditwirtschaft für die Teilnahme am electronic-cashSystem“ übergibt. (. . .)

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VIII. Bedingungen für die Teilnahme am electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft (Händlerbedingungen) (Auszug) Stand: September 2004 1. Das Unternehmen ist berechtigt, am electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft nach Maßgabe dieser Bedingungen teilzunehmen. Das electronic-cash-System ermöglicht die bargeldlose Zahlung an automatisierten Kassen – electronic-cashTerminals. 2. An den electronic-cash-Terminals des Unternehmens sind die von Kreditinstituten (kartenausgebende Institute) emittierten Debitkarten, die mit einem electronic cashZeichen gemäß Kap. 2.5 des Technische Anhangs versehen sind, zu Barzahlungspreisen und -bedingungen zu akzeptieren. Die Akzeptanz von Karten weiterer Systeme ist hiervon nicht berührt, soweit sie die ordnungsgemäße Verarbeitung der in Satz 1 genannten Karten nicht beeinträchtigt. 3. Die Teilnahme des Unternehmens am electronic-cash-System setzt, sofern das Unternehmen nicht selbst die Aufgabe des Netzbetreibers übernimmt, den Anschluss an ein Betreibernetz auf der Grundlage einer gesonderten Vereinbarung zwischen dem Unternehmen und einem Netzbetreiber voraus. Aufgabe des Betreibernetzes ist, die electronic-cash-Terminals mit dem Autorisierungssystem der Kreditwirtschaft, in dem die electronic-cash-Umsätze genehmigt werden, zu verbinden. Der Netzbetreiber ist für die Aufstellung der electronic-cash-Terminals, deren Anschluss an den Betreiberrechner sowie deren technische Betreuung einschließlich der Durchleitung von kryptographischen Schlüssel im Rahmen des Verfahrens zur Online-Personalisierung von Terminal-Hardwaresicherheitsmodulen (OPT-Verfahren) verantwortlich. Der Netzbetreiber hat sicherzustellen, dass das electronic-cash-Terminal-Netz bestimmte Sicherheitsanforderungen erfüllt. (. . .) 5. Das kartenausgebende Institut gibt mit der Nachricht über die positive Autorisierung die Erklärung ab, dass es die Forderung in Höhe des am electronic-cash-Terminal autorisierten Betrages (electronic-cash-Umsatz) begleicht. Voraussetzung hierfür ist, dass das electroniccash-Terminal gegenüber dem Netzbetreiber zugelassen und nach den mit dem Netzbetreiber vereinbarten Verfahren betrieben wurde. Weiterhin ist Voraussetzung, dass der electronic-cash-Umsatz einem Inkassoinstitut im Inland innerhalb von 8 Tagen eingereicht wurde. Durch eine Stornierung des electronic-cash-Umsatzes entfällt die Zahlungsverpflichtung des kartenausgebenden Instituts. (. . .) 6. Für den Betrieb des electronic-cash-Systems und die Genehmigung der electronic-cash-Umsätze in den Autorisierungssystemen der Kreditwirtschaft wird dem Unternehmen – für electronic-cash-Umsätze bis 25,56 A jeweils ein Entgelt in Höhe von 0,08 A pro Umsatz – für electronic-cash-Umsätze über 25,56 A jeweils ein Entgelt in Höhe von 0,3% des electronic-cash-Umsatzes

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berechnet. Für stornierte Umsätze wird kein Entgelt erhoben. das Entgelt wird für das Unternehmen von dem Netzbetreiber ermittelt und über diesen an die kartenausgebenden Institute abgeführt. (. . .) 9. Das Unternehmen gewährleistet, dass Beauftragte der Kreditwirtschaft auf Wunsch Zutritt zu den electronic-cash-Terminals erhalten und diese überprüfen können. 10. Der Einzug der electronic-cash-Umsätze erfolgt aufgrund gesonderter Vereinbarungen zwischen dem Unternehmen und dem gewählten Kreditinstitut und ist nicht Gegenstand dieser Bedingungen. (. . .) 11. Das Unternehmen wird die Journale von electronic-cash-Terminals, ungeachtet der gesetzlichen Aufbewahrungsfristen, für ein Jahr aufbewahren und auf Verlangen dem Inkassoinstitut, über das der electronic-cash-Umsatz eingezogen wurde, im Original zur Verfügung stellen. Einwendungen und sonstige Beanstandungen von Karteninhabern nach Nr. 2 Satz 1, die das Vertragsverhältnis mit dem Unternehmen betreffen, werden unmittelbar gegenüber dem Unternehmen geltend gemacht. 12. Das Unternehmen hat auf das electronic-cash-System mit einem zur Verfügung gestellten Logo gemäß Kap. 2.5 des Technischen Anhangs deutlich hinzuweisen. Dabei darf das Unternehmen ein Kreditinstitut oder eine Kreditinstitutsgruppe werblich nicht herausstellen. (. . .)

IX. Vereinbarung über das institutsübergreifende System „GeldKarte“ Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V., Bonn, Bundesverband deutscher Banken e.V., Köln, Deutsche Sparkassen- und Giroverband e.V., Bonn und der Verband öffentlicher Banken e. V., Bonn – nachstehend Vertragspartner genannt – schließen folgende Vereinbarung: 1. Die Vertragspartner vereinbaren den Aufbau eines institutsübergreifenden Systems zur bargeldlosen Bezahlung von Waren und Dienstleistungen an hierfür eingerichteten Terminals (GeldKarte-Terminals) bei den angeschlossenen Handels- und Dienstleistungsunternehmen (im Folgenden Unternehmen) mittels elektronischer Geldbörse (GeldKarte). Die ec-Karte sowie die sonstigen in Anlage 1 aufgelisteten, von Kreditinstituten ausgegebenen Karten können mit der GeldKarte-Funktion ausgestatten werden. (. . .) 2. Die Vertragspartner stellen sicher, dass jedes Kreditinstitut, das seinen Kunden die Teilnahme an dem System GeldKarte ermöglichen will, diese Vereinbarung nebst „Technischem Anhang“ anerkennt. (. . .)

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4. Wurde die GeldKarte für ein Konto ausgestellt, so kann der Karteninhaber seine GeldKarte an den mit dem GeldKarte-Logo gekennzeichneten Ladeterminals innerhalb des ihm eingeräumten Verfügungsrahmens zulasten des auf der Karte angegebenen Kontos aufladen. Vor dem Aufladevorgang muss der Karteninhaber seine persönliche Geheimzahl (PN) eingeben. Der Karteninhaber kann die Karte darüber hinaus auch gegen Bargeld sowie im Zusammenwirken mit einer anderen Karte zulasten des auf dieser Karte angegebenen Kontos aufladen. (. . .) 6. Die angeschlossenen Institute sind verpflichtet, mit ihren Kunden die als Anlage 3 beigefügten „Bedingungen für die Verwendung der ec-Karte“ bzw. für die sonstigen Karten gem. Anlage 1 entsprechende Bedingungen zu vereinbaren. (. . .) 11. Für die Teilnahme am System GeldKarte erhält das Unternehmen von seinem Kreditinstitut eine Händlerkarte, die die erforderlichen Authentifikationsschlüssel der Kreditwirtschaft und eine entsprechende Kennung bei seinem Kreditinstitut (in der Regel die Kontonummer) enthält, so dass die GeldKarten-Umsätze dem Unternehmen gutgeschrieben werden können. (. . .) Das Kreditinstitut vereinbart – auch zugunsten der als Kartenemittenten an dem System GeldKarte beteiligten Kreditinstitute – mit dem Unternehmen Bedingungen, die mindestens die in Anlage 4 aufgeführten Regelungen enthalten. 12. Mit Abschluss eines ordnungsgemäßen Bezahlvorgangs mittels GeldKarte an zugelassenen GeldKarte-Terminals erwirbt das Unternehmen eine Garantie gegen das kartenausgebende Kreditinstitut in Höhe des getätigten Umsatzes. (. . .)

X. Bedingungen für die Teilnahme am System „GeldKarte“ (Auszug) Stand: September 2004 1. Das Unternehmen nimmt am System GeldKarte der deutschen Kreditwirtschaft nach Maßgabe dieser Bedingungen teil. Hierzu erhält es von seinem Kreditinstitut eine Händlerkarte oder eine entsprechende Software, die die erforderlichen Authentifikationsschlüssel der Kreditwirtschaft und eine entsprechende Kennung (in der Regel die Kontonummer) bei seinem Kreditinstitut enthält, so dass die GeldKarten-Umsätze dem Unternehmen gutgeschrieben werden können. (. . .) 2. Das Unternehmen ist verpflichtet, nur solche GeldKarten-Terminals einzusetzen, die von der Kreditwirtschaft zugelassen sind. Das Unternehmen hat sich die Zulassung vom Hersteller des Terminals nachweisen zu lassen. 3. An seinen GeldKarten-Terminals akzeptiert das Unternehmen die von den deutschen Kreditinstituten emittierten ec-Karten sowie die sonstigen in der Anlage aufgelisteten Karten zu Barzahlungspreisen und -bedingungen. Die Verwendung von Karten anderer Systeme an den GeldKarten-Terminals des Unternehmens ist hiervon unberührt, soweit die ordnungsgemäße Verarbeitung der in Satz 1 genannten Karten nicht beeinträchtigt ist.

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4. Mit Abschluss eines ordnungsgemäßen Bezahlvorganges mittels GeldKarte an zugelassenen GeldKarten-Terminals erwirbt das Unternehmen eine Garantie gegen das kartenausgebende Kreditinstitut in Höhe des getätigten Umsatzes. 5. Für den Betrieb des GeldKarte-Systems und die Garantie wird dem Unternehmen ein Entgelt in Höhe von derzeit 0,3% des getätigten Umsatzes, mindestens 0,01 Euro pro Verfügung berechnet. 6. Der Händler ist verpflichtet, alle GeldKarte-Umsätze bei seinem Kreditinstitut oder einer von diesem benannten Stelle einzureichen. Um die Sicherheit des Systems zu gewährleisten und um zu verhindern, dass z. B. gefälschte oder verfälschte Umsätze bzw. Umsätze mehrfach eingereicht werden, prüft das Kreditinstitut oder die beauftragte Stelle die Ordnungsmäßigkeit der eingereichten Umsätze. Stellt es dabei keine Fehler fest, werden die Umsätze zum Einzug freigegeben. 7. Das Unternehmen hat auf das GeldKarte-System mit dem zur Verfügung gestellten Logo deutlich hinzuweisen. Dabei darf das Unternehmen ein Kreditinstitut oder eine Kreditinstitutsgruppe werblich nicht herausstellen. Sobald ein Unternehmen an dem System GeldKarte der deutschen Kreditwirtschaft nicht mehr teilnimmt, ist es verpflichtet, sämtliche Akzeptanzzeichen, die auf das System GeldKarte hinweisen, zu entfernen. (. . .)

XI. eCashTM Dienstleistungsvertrag für Internet-Händler (Deutsche Bank) (. . .) Abwicklungsentgelte Für die elektronische Verarbeitung von eCashTM-Zahlungen durch die Bank wird ein Entgelt in Höhe von z. Zt. 2,25% des Brutto-Transaktionsumsatzes, mindestens jedoch DM 0,10 pro Transaktion (zzgl. der gesetzlich gültigen MwSt.) berechnet. Änderungen werden dem Händler mitgeteilt. (. . .)

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XII. Bedingungen für Maestro-Karten (Auszug) Stand: September 2003 A. Garantierte Zahlungsformen (. . .) III. Besondere Regeln für einzelne Nutzungsarten 1. Geldautomaten-Service und bargeldlose Bezahlung an automatisierten Kassen 1.1 Verfügungsrahmen Für Verfügungen an Geldautomaten und automatisierten Kassen einschließlich der Aufladung der GeldKarte teilt die Bank dem Kontoinhaber einen jeweils für einen bestimmten Zeitraum geltenden Verfügungsrahmen für jedes Konto mit, auf das mit der Karte zugegriffen werden kann. Bei der Nutzung der Karte an Geldautomaten und automatisierten Kassen des electronic-cash- sowie des Maestro-Systems wird geprüft, ob der Verfügungsrahmen des Kontos, von dem der Betrag mittels der Karte abgebucht werden soll, durch vorangegangene Verfügungen bereits ausgeschöpft ist. Verfügungen, mit denen der jeweilige Verfügungsrahmen überschritten würde, werden unabhängig vom aktuellen Kontostand und einem vorher zum Konto eingeräumten Kredit von der Bank abgewiesen. Der Karteninhaber darf den jeweiligen Verfügungsrahmen nur im Rahmen des Kontoguthabens oder eines vorher für das Konto eingeräumten Kredites in Anspruch nehmen. Der Kontoinhaber kann mit der kontoführenden Stelle eine Änderung des Verfügungsrahmens für alle zu seinem Konto ausgegebenen Karten vereinbaren. Ein Bevollmächtigter, der eine Karte erhalten hat, kann nur eine Herabsetzung für diese Karte vereinbaren. (. . .) 1.3 Zahlungsverpflichtung der Bank; Reklamationen Die Bank ist gegenüber den Betreibern von Geldautomaten und automatisierten Kassen vertraglich verpflichtet, die Beträge, über die unter Verwendung der an den Karteninhaber ausgegebenen Karte verfügt wurde, an die Betreiber zu vergüten. Einwendungen und sonstige Beanstandungen des Karteninhabers aus dem Vertragsverhältnis zu dem Unternehmen, bei dem bargeldlos an einer automatisierten Kasse bezahlt worden ist, sind unmittelbar gegenüber diesem Unternehmen geltend zu machen.

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1.4 Haftung für Schäden durch missbräuchliche Verwendung der Karte an Geldautomaten und automatisierten Kassen Die Bank haftet für die Erfüllung ihrer Verpflichtungen aus dem Kartenvertrag. Sobald der Bank oder dem Zentralen Sperrannahmedienst der Verlust der Karte angezeigt wurde, übernimmt die Bank alle danach durch Verfügungen an Geldautomaten und automatisierten Kassen entstehenden Schäden. Sie übernimmt auch die bis zum Eingang der Verlustanzeige entstehenden Schäden, wenn der Karteninhaber die ihm nach diesen Bedingungen obliegenden Pflichten erfüllt hat. Hat der Karteninhaber durch ein schuldhaftes Verhalten zur Entstehung des Schadens beigetragen, bestimmt sich nach den Grundsätzen des Mitverschuldens, in welchem Umfang Bank und Kontoinhaber den Schaden zu tragen haben. Hat der Karteninhaber seine Pflichten lediglich leicht fahrlässig verletzt, so stellt die Bank den Kontoinhaber von seiner Verpflichtung, einen Teil des Schadens zu übernehmen, in jedem Fall in Höhe von 90% des Gesamtschadens frei. Hat die Bank ihre Verpflichtungen erfüllt und der Karteninhaber seine Pflichten grob fahrlässig verletzt, trägt der Kontoinhaber den entstandenen Schaden in vollem Umfang. Grobe Fahrlässigkeit des Karteninhabers kann insbesondere dann vorliegen, wenn – er den Kartenverlust der Bank oder dem Zentralen Sperrannahmedienst schuldhaft nicht unverzüglich mitgeteilt hat, – die persönliche Geheimzahl auf der Karte vermerkt oder zusammen mit der Karte verwahrt war (zum Beispiel im Originalbrief, in dem sie dem Karteninhaber mitgeteilt wurde), – die persönliche Geheimzahl einer anderen Person mitgeteilt und der Missbrauch dadurch verursacht wurde. Die Haftung für Schäden, die innerhalb des Zeitraums, für den Verfügungsrahmen gilt, verursacht werden, beschränkt sich jeweils auf den mitgeteilten Verfügungsrahmen. 2. GeldKarte 2.1 Servicebeschreibung Die mit einem Chip ausgestattete Karte kann auch als GeldKarte eingesetzt werden. Der Karteninhaber kann an GeldKarte-Terminals des Handels- und Dienstleistungsbereichs bargeldlos bezahlen. 2.2 Aufladen und Entladen der GeldKarte Der Karteninhaber kann seine GeldKarte an den mit dem GeldKarte-Logo gekennzeichneten Ladeterminals innerhalb des ihm von der Bank eingeräumten Verfügungs-

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rahmens (vgl. Abschnitt III, 1.1) zulasten des auf der Karte angegebenen Kontos aufladen. Vor dem Aufladevorgang muss er seine persönliche Geheimzahl (PIN) eingeben. Der Karteninhaber kann seine GeldKarte darüber hinaus auch gegen Bargeld sowie im Zusammenwirken mit einer anderen Karte zulasten des Kontos, über das die Umsätze mit dieser Karte abgerechnet werden, aufladen. Die Bank unterrichtet den Karteninhaber über die Höhe des Betrages, den die GeldKarte maximal aufnehmen kann. Aufgeladene Beträge, über die der Karteninhaber nicht mehr mittels GeldKarte verfügen möchte, können bei der kartenausgebenden Bank entladen werden. Die Entladung von Teilbeträgen ist nicht möglich. Bei einer Funktionsuntüchtigkeit der GeldKarte erstattet die Bank dem Karteninhaber den nicht verbrauchten Betrag. Benutzt der Karteninhaber seine Karte, um seine GeldKarte oder die GeldKarte eines anderen aufzuladen, so ist die persönliche Geheimzahl (PIN) am Ladeterminal einzugeben. Die Auflademöglichkeit besteht nicht mehr, wenn die PIN dreimal hintereinander falsch eingegeben wurde. Der Karteninhaber sollte sich in diesem Fall mit seiner Bank, möglichst mit der kontoführenden Stelle, in Verbindung setzen.

2.3 Sofortige Kontobelastung Benutzt der Karteninhaber seine Karte, um seine GeldKarte oder die GeldKarte eines anderen aufzuladen, so wird der Ladebetrag sofort nach dem Aufladen der GeldKarte dem Konto, das auf der Karte angegeben ist, belastet.

2.4 Zahlungsvorgang mittels GeldKarte Beim Bezahlen mit der GeldKarte ist die PIN nicht einzugeben. Bei jedem BezahlVorgang vermindert sich der in der GeldKarte gespeicherte Betrag um den verfügten Betrag.

2.5 Haftung bei Verlust der aufgeladenen Geldkarte Bei Verlust der Karte erstattet die Bank den in der GeldKarte vorhandenen Betrag nicht, denn jeder, der im Besitz der Karte ist, kann den in der GeldKarte gespeicherten Betrag ohne Einsatz der PIN verbrauchen.

2.6 Haftung für Schäden durch missbräuchliche Aufladevorgänge Die Bank haftet für die Erfüllung ihrer Verpflichtungen aus dem Kartenvertrag. Sobald der Bank oder dem Zentralen Sperrannahmedienst der Verlust der Karte angezeigt wurde, übernimmt die Bank alle danach durch Verfügungen an Geldautomaten und automatisierten Kassen entstehenden Schäden.

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Sie übernimmt auch die bis zum Eingang der Verlustanzeige entstehenden Schäden, wenn der Karteninhaber die ihm nach diesen Bedingungen obliegenden Pflichten erfüllt hat. Hat der Karteninhaber durch ein schuldhaftes Verhalten zur Entstehung des Schadens beigetragen, bestimmt sich nach den Grundsätzen des Mitverschuldens, in welchem Umfang Bank und Kontoinhaber den Schaden zu tragen haben. Hat der Karteninhaber seine Pflichten lediglich leicht fahrlässig verletzt, so stellt die Bank den Kontoinhaber von seiner Verpflichtung, einen Teil des Schadens zu übernehmen, in jedem Fall in Höhe von 90% des Gesamtschadens frei. Hat die Bank ihre Verpflichtungen erfüllt und der Karteninhaber seine Pflichten grob fahrlässig verletzt, trägt der Kontoinhaber den entstandenen Schaden in vollem Umfang. Grobe Fahrlässigkeit des Karteninhabers kann insbesondere dann vorliegen, wenn – er den Kartenverlust der Bank oder dem Zentralen Sperrannahmedienst schuldhaft nicht unverzüglich mitgeteilt hat, – die persönliche Geheimzahl auf der Karte vermerkt oder zusammen mit der Karte verwahrt war (zum Beispiel im Originalbrief, in dem sie dem Karteninhaber mitgeteilt wurde), – die persönliche Geheimzahl einer anderen Person mitgeteilt und der Missbrauch dadurch verursacht wurde. Die Haftung für Schäden, die innerhalb des Zeitraums, für den Verfügungsrahmen gilt, verursacht werden, beschränkt sich jeweils auf den mitgeteilten Verfügungsrahmen. (. . .)

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Sachwortverzeichnis Abhandenkommen – der GeldKarte 241 – der Kreditkarte 184, 278 – der Maestrokarte 224 – einer Vollmachtsurkunde 277, 286 – von Bargeld 184, 194 Abrechnungsvoraussetzungen – bei der GeldKarte 243 – bei der Kreditkarte 201 – beim electronic-cash-System 226 Abstraktes Schuldversprechen 85 f. – bei der GeldKarte 231 f. – bei der Giroüberweisung 90 f., 112 – bei der Kreditkarte 145 – beim Dokumentenakkreditiv 247 – beim electronic-cash-System 213 Abstraktionsprinzip 83, 86 Akkreditiv siehe Dokumentenakkreditiv Akkreditivauftrag siehe Deckungsverhältnis Akquisitionsverhältnis, Fehler bei der Kreditkarte 201 Akquisitionsvertrag 60 f. Allgemeines Geschäftsrisiko 159 Anspruch auf Gutschrift siehe Gutschrift Anspruch aus Gutschrift siehe Gutschrift Antizipierte Willenserklärungen 270, 272, 274, 284, 289 Anweisung – angenommene ~ bei der Kreditkarte 150 f. – defekte ~ siehe Bereicherungsausgleich Aufladung der GeldKarte 43 Aufwendungsersatz – bei der GeldKarte 235 – bei der Giroüberweisung 54 – bei der Kreditkarte 139

Automatisierte Willenserklärung 282, 284, 287, 297 Autorisierung – bei der GeldKarte 43 – bei der Kreditkarte 39, 281 – beim electronic-cash-System 40 f., 287 Bargeldersatzfunktion – der GeldKarte 42, 246 – der Gutschrift 94, 116 – der Kreditkarte 145, 188, 192 – des electronic-cash-Systems 212, 229 Bargeldersatzvertrag 266 f. Belastungsbuchung 35 f., 54 Bereicherungsausgleich – bei defekter Anweisung 81 f. – bei der GeldKarte 236, 238 f., 245 – bei der Giroüberweisung 113, 115, 124 – bei der Kreditkartenzahlung 167, 170, 175, 179, 200, 203 – beim Dokumentenakkreditiv 253 ff., 259 f. – beim electronic-cash-System 219 f., 228 – im Mehrpersonenverhältnis 79 f., 83 Chipdialog 290 f. Computererklärung 282 f. Deckung – buchmäßige 100 f. – wertmäßige 100, 102 Deckungsverhältnis – Fehler bei der GeldKarte 238 f.

352

Sachwortverzeichnis

– Fehler bei der Giroüberweisung 99 f., 116 – Fehler bei der Kreditkarte siehe Emissionsverhältnis – Fehler beim Dokumentenakkreditiv 254 f. – Fehler beim electronic-cash-System 220 f. – unwirksame Weisung 182 – unwirksame Weisung bei der GeldKarte 239 – unwirksame Weisung beim electroniccash-System 221 f. – unwirksamer Akkreditivauftrag 255, 257 – unwirksamer Überweisungsvertrag 105 ff., 113, 116 Disagio 39, 62 Dokumentenakkreditiv – Funktionsweise 46 – Vertragsstrukturen 75 Einwendungsdurchgriff 163 – bei der GeldKarte 237 – beim Dokumentenakkreditiv 253 – beim electronic-cash-System 219 – beim Kreditkartenverfahren 167 Electronic-cash-System – Funktionsweise 40 – Rechtsgrundlagen 62 – Vertragsstruktur 62 Elektronisch übermittelte Willenerklärung 282 Elektronische Willenserklärung 285 Emissionsverhältnis – Fehler bei der Kreditkarte 175 f. – unwirksame Weisung 177 ff., 199 Empfängerhorizont 82, 108, 256, 259 Falschgeld 185, 194 Fehlerhafter Überweisungsvertrag 105 Fernabsatz 39, 149, 182, 186 f., 278

Forderungskauf – Änderung der BGH-Rechtsprechung 138, 187 – Änderung durch Schuldrechtsreform 137 – bei der Kreditkarte 133 ff. Garantie – Abgrenzung vom abstrakten Schuldversprechen 88 – auf erstes Anfordern 88 – bei der GeldKarte 230 – bei der Kreditkarte 140 – beim electronic-cash-System 212 – stereotypisierte ~ bei der Giroüberweisung 92 – stereotypisierte ~ beim Dokumentenakkreditiv 249 GeldKarte – Funktionsweise 42 ff. – Rechtsgrundlagen 72 f. – Vertragsstruktur 72 Geschäftsbesorgungsvertrag – bei der GeldKarte 235 – bei der Giroüberweisung 55 – bei der Kreditkarte 133, 177 – beim Dokumentenakkreditiv 75 – beim electronic-cash-System 64, 212 Geschäftsunfähigkeit – bei der GeldKarte 240 – bei der Giroüberweisung 105 – bei der Kreditkarte 179, 181 – beim Dokumentenakkreditiv 255 – beim electronic-cash-System 223 Giroüberweisung, Funktionsweise 34 Girovertrag – Inhalt 52 f. – Rechtsnatur 55 Globalvertrag – bei der GeldKarte 289 – bei der Kreditkarte 272 – beim electronic-cash-System 284

Sachwortverzeichnis Gutschrift – Anspruch auf 91, 97 f., 105 – Anspruch aus 91 – Rechtsnatur 90, 121 f. – Zurückweisung 123 Händlerbedingungen – bei der GeldKarte 73 – beim electronic-cash-System 65 f. Händlerevidenzzentrale 45 Hausüberweisung 35, 105 Inhaltseinwendungen, beim Dokumentenakkreditiv 260 Inhaltskontrolle 156, 158 Innominatvertrag 266 Insichgeschäft – bei der Gutschrift 271 – bei der Kreditkarte 279 f. Institutsübergreifende Überweisung siehe Mehrgliedriger Zahlungsverkehr Interbankenverhältnis – beim electronic-cash-System 70 – Rechtsbeziehungen im ~ 37 Kartenevidenzzentrale 43, 45 Kausales Schuldanerkenntnis – Abgrenzung zum abstrakten Schuldversprechen 87 – bei der GeldKarte 232 – beim electronic-cash-System 215 Kausalität – Abgrenzung zur Abstraktion 83 – des Anspruchs auf Gutschrift 96 – und Kondiktion 170 Kettenüberweisung siehe Mehrgliedriger Zahlungsverkehr Kondiktion kausaler Forderungen 170 Kreditkarte – elektronische Abrechnung 39 – Fernabsatz 39 – Funktionsweise 37

353

– manuelles Verfahren 38 – Nahabsatz 38 – Rechtsgrundlagen 59 Kündigung, des Überweisungsvertrages 53, 91, 105 Leistungsbegriff 77 Materieller Sicherungsfall 159, 181, 185, 192 Mehrgliedriger Zahlungsverkehr 36, 113 Missbrauch – bei der GeldKarte 241 – bei der Kreditkarte 182 – beim electronic-cash-System 224 Missbrauchsrisiko – beim electronic-cash-System 225 – beim Fernabsatz 187 ff. Netzbetreiber 40 f., 64 Netzvertrag 65 Null-Limit 38 POS-System 40 POZ-System 40, 147 Rechtsschein – bei abhanden gekommener Vollmachtsurkunde 277 – bei der Giroüberweisung 109 f. – bei der Kreditkarte 277 – beim Dokumentenakkreditiv 259 – beim electronic-cash-System 286 Rückforderungsklauseln – Inhalt 154 – Wirksamkeit 155, 167 Rückfrageklauseln, als Beschränkung der Vertretungsmacht 280 Simultanleistung – bei der Kreditkarte 172 – in Anweisungslagen 78, 82 Stellvertretung – bei der GeldKarte 289

354

Sachwortverzeichnis

– bei der Giroüberweisung 271 – bei der Kreditkarte 273, 279 – beim electronic-cash-System 285 Stillschweigende Vertragsannahme – bei der Giroüberweisung 270 – bei der Kreditkarte 272 Stornorecht 58, 132 Subsidiaritätsprinzip 80 Synallagma zwischen Zahlungszusage und Disagio – bei der GeldKarte 233 – bei der Kreditkarte 149 – beim electronic-cash-System 215 Tilgungsbestimmung – bei fehlerhaften Akkreditivzahlungen 256 ff. – bei fehlerhaften electronic-cash-Zahlungen 222 – bei fehlerhaften GeldKarte-Zahlungen 239 – bei fehlerhaften Kreditkartenzahlungen 179 – bei fehlerhaften Überweisungen 107 f., 110, 113 – in Anweisungslagen 82 Trilaterales Synallagma 163 Überweisungsgesetz 34, 52 Überweisungsvertrag 99 – Fehlerhaftigkeit 105 – Fehlerhaftigkeit siehe Deckungsverhältnis Valutaverhältnis – Fehler bei der GeldKarte 236 ff. – Fehler bei der Giroüberweisung 98 f. – Fehler bei der Kreditkarte 153 f., 167, 169 – Fehler beim Dokumentenakkreditiv 252 ff. – Fehler beim electronic-cash-System 218 f.

Vertrag sui generis – bei der GeldKarte 235 – bei der Kreditkarte 153 – beim Dokumentenakkreditiv 249 – beim electronic-cash-System 217 Vertragsschluss siehe Zustandekommen der Zahlungszusage Vertragsstrukturen – bei der GeldKarte 72 – bei der Giroüberweisung 51 – bei der Kreditkarte 59 – beim Dokumentenakkreditiv 75 – beim electronic-cash-System 62 Vollmacht – abhanden gekommene ~ 277 – bei der Giroüberweisung 271 – bei der Kreditkarte 273 – beim electronic-cash-System 285 – Reichweite bei der Kreditkarte 280 Vollmachtsurkunde siehe Abhandenkommen, Rechtsschein Vollzugsverhältnis – Fehler bei der GeldKarte 243, 245 – Fehler bei der Kreditkarte siehe Akquisitionsverhältnis – Fehler beim Dokumentenakkreditiv siehe Zuwendungsverhältnis – Fehler beim electronic-cash-System 226 Weisung siehe Deckungsverhältnis, Emissionsverhältnis Weisungswiderruf – bei der GeldKarte 240 – bei der Kreditkarte 165 – beim electronic-cash-System 222 – gekündigter Überweisungsvertrag 105 – widerrufener Akkreditivauftrag 258 Zahlungsverkehrstypisches Risiko 181 Zahlungszusage – bei der GeldKarte 230 – bei der Giroüberweisung 90 – bei der Kreditkarte 132

Sachwortverzeichnis – beim Dokumentenakkreditiv 247 – beim electronic-cash-System 212 Zustandekommen der Zahlungszusage – bei der GeldKarte 288 – bei der Giroüberweisung 268

355

– bei der Kreditkarte 271 – beim Dokumentenakkreditiv 294 – beim electronic-cash-System 284 Zuwendungsverhältnis, Fehler beim Dokumentenakkreditiv 260