Wiener Ausgabe sämtlicher Werke: Band 12 Dramenfragmente und Werkprojekte Drama 9783110732429, 9783110735406

This bundle of fragmentary dramatic projects spans the period from the early drafts of the early 1920s (Moloch, Canossa,

191 89 135MB

German Pages 755 [756] Year 2021

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Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Lesetext
Werkprojekt 1: Moloch
Werkprojekt 2: Canossa
Werkprojekt 3: Dósa
Werkprojekt 4: Norden
Werkprojekt 5: Professoren und Studenten
Werkprojekt 6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress
Werkprojekt 7: Die Arbeitslosen
Werkprojekt 8: Unsere Universität
Werkprojekt 9: Der Berufsspieler
Werkprojekt 10: Geburt der Internationale
Werkprojekt 11: Es lebe die Liebe!
Werkprojekt 12: Der dumme Hans
Werkprojekt 13: Du wirst ihnen nicht entrinnen!
Werkprojekt 14: Die Lehrerin von Regensburg
Werkprojekt 15: Das Souper
Werkprojekt 16: Die Kleinen, die man hängt
Werkprojekt 17: Die Jahreszeiten
Werkprojekt 18: Der Verschwender
Werkprojekt 19: Lustspiel
Werkprojekt 20: Ein Gesellschaftsstück
Werkprojekt 21: Ein königlicher Kaufmann
Werkprojekt 22: Die Reise ins gelobte Land
Werkprojekt 23: Komödie des Friedens
Werkprojekt 24: Ohne Titel
Werkprojekt 25: Ein Wunschtraum
Werkprojekt 26: Original Zaubermärchen / 〈Johann, der Soldat〉
Werkprojekt 27: Der Kaiser der Tiefsee
Werkprojekt 28: Andersens Märchen
Werkprojekt 29: Das Gespenst von Canterville
Werkprojekt 30: Gargantua
Werkprojekt 31: Boccaccio
Werkprojekt 32: Casanova
Werkprojekt 33: Tierschutz
Werkprojekt 34: Verblödete Zeiten
Werkprojekt 35: Der Büstenhalter
Werkprojekt 36: Das gelbe Fieber
Werkprojekt 37: Geometrie
Werkprojekt 38: Astrologie
Werkprojekt 39: Walzertraum
Werkprojekt 40: Jedermann
Werkprojekt 41: Orpheus
Werkprojekt 42: Die zwölf Taten des Herkules
Werkprojekt 43: Don Quichotte in der Fabrik
Werkprojekt 44: Eine Odyssee unserer Zeit
Werkprojekt 45: Die Diadochen
Werkprojekt 46: Grottenbahn
Werkprojekt 47: Die Völkerwanderung
Werkprojekt 48: Kaiser Probus in Wien
Werkprojekt 49: Die Komödie des Menschen
Werkprojekt 50: Eheliche Treue
Werkprojekt 51: Mädchenträume
Werkprojekt 52: Wenn die Liebe erwacht
Werkprojekt 53: Beim Friseur
Kommentar
Chronologisches Verzeichnis
Anhang
Editionsprinzipien
Siglen und Abkürzungen
Literaturverzeichnis
Register (Drama)
Inhalt (detailliert)
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Wiener Ausgabe sämtlicher Werke: Band 12 Dramenfragmente und Werkprojekte Drama
 9783110732429, 9783110735406

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Ödön von Horváth Wiener Ausgabe

Ödön von Horváth

Wiener Ausgabe sämtlicher Werke Historisch-kritische Edition Am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek und am Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung der Karl-Franzens-Universität Graz herausgegeben von Klaus Kastberger

Band 12

De Gruyter

Ödön von Horváth

Dramenfragmente und Werkprojekte Drama Herausgegeben von Nicole Streitler-Kastberger unter Mitarbeit von Martin Vejvar und David Joshua Wimmer

De Gruyter

Die Forschungsarbeiten an der Wiener Ausgabe werden unterstützt vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF; P 32509) und von der Kulturabteilung der Stadt Wien. Dank an die Österreichische Nationalbibliothek (Wien) und die Wienbibliothek im Rathaus für die Überlassung von Reprorechten an den Faksimiles. Die Forschungsarbeiten an der Wiener Ausgabe werden seit Oktober 2015 am Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung der Karl-Franzens-Universität Graz durchgeführt.

ISBN 978-3-11-073540-6 e-ISBN (PDF) 978-3-11-073242-9

Library of Congress Control Number: 2021932206

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Einbandgestaltung: Martin Zech, Bremen Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen www.degruyter.com

Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Lesetext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Werkprojekt 1: Moloch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 2: Canossa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 3: Dósa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 4: Norden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 5: Professoren und Studenten . . . . . . . . . . . Werkprojekt 6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress Werkprojekt 7: Die Arbeitslosen . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 8: Unsere Universität . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 9: Der Berufsspieler . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 10: Geburt der Internationale . . . . . . . . . . . Werkprojekt 11: Es lebe die Liebe! . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 12: Der dumme Hans . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 13: Du wirst ihnen nicht entrinnen! . . . . . . . . Werkprojekt 14: Die Lehrerin von Regensburg . . . . . . . . . . Werkprojekt 15: Das Souper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 16: Die Kleinen, die man hängt . . . . . . . . . . Werkprojekt 17: Die Jahreszeiten . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 18: Der Verschwender . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 19: Lustspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 20: Ein Gesellschaftsstück . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 21: Ein königlicher Kaufmann . . . . . . . . . . . Werkprojekt 22: Die Reise ins gelobte Land . . . . . . . . . . . Werkprojekt 23: Komödie des Friedens . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 24: Ohne Titel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 25: Ein Wunschtraum . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 26: Original Zaubermärchen / !Johann, der Soldat" Werkprojekt 27: Der Kaiser der Tiefsee . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 28: Andersens Märchen . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 29: Das Gespenst von Canterville . . . . . . . . . . Werkprojekt 30: Gargantua . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 31: Boccaccio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 32: Casanova . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 33: Tierschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 34: Verblödete Zeiten . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 35: Der Büstenhalter . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt

Werkprojekt 36: Das gelbe Fieber . . . . . . . Werkprojekt 37: Geometrie . . . . . . . . . . Werkprojekt 38: Astrologie . . . . . . . . . . Werkprojekt 39: Walzertraum . . . . . . . . . Werkprojekt 40: Jedermann . . . . . . . . . . Werkprojekt 41: Orpheus . . . . . . . . . . . Werkprojekt 42: Die zwölf Taten des Herkules . Werkprojekt 43: Don Quichotte in der Fabrik . Werkprojekt 44: Eine Odyssee unserer Zeit . . Werkprojekt 45: Die Diadochen . . . . . . . . Werkprojekt 46: Grottenbahn . . . . . . . . . Werkprojekt 47: Die Völkerwanderung . . . . Werkprojekt 48: Kaiser Probus in Wien . . . . Werkprojekt 49: Die Komödie des Menschen . . Werkprojekt 50: Eheliche Treue . . . . . . . . Werkprojekt 51: Mädchenträume . . . . . . . Werkprojekt 52: Wenn die Liebe erwacht . . . Werkprojekt 53: Beim Friseur . . . . . . . . .

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Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 589 Chronologisches Verzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 591 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 717 Editionsprinzipien . . . Siglen und Abkürzungen Literaturverzeichnis. . . Register (Drama) . . . . Inhalt (detailliert) . . .

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Vorwort

Vorwort Im Nachlass Horváth (ÖLA 3) am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek findet sich eine Reihe nur fragmentarisch ausgearbeiteter Dramenwerkprojekte aus Horváths gesamter schriftstellerischer Laufbahn der Jahre 1922 bis 1938. Die meisten der 53 Dramenfragmente sind auf losen Blättern verzeichnet, der geringere Teil befindet sich in Horváths Notizbüchern, die wie folgt aneinander schließen: Nr. 6 (ÖLA 3/W 363), Nr. 5 (ÖLA 3/W 365), Nr. 7 (ÖLA 3/W 362), o. Nr. (ÖLA 3/W 366), Nr. 2 (ÖLA 3/W 369), o. Nr. (ÖLA 3/W 367) und Nr. 4 (ÖLA 3/W 370). Die Fragmentarität der Dramenwerkprojekte reicht dabei vom bloßen Ein-Blatt-Fragment (wie etwa bei Moloch, Canossa oder Es lebe die Liebe!, WP1, WP2 und WP11) bis zu umfangreichen Konvoluten (etwa im Fall von Dósa, Die Mädchenhändler oder Die Lehrerin von Regensburg, WP3, WP6 und WP14). In den vorliegenden Band nicht aufgenommen wurden Vorarbeiten zu abgeschlossenen Dramenwerkprojekten, wie sie sich etwa in den Bänden zu Geschichten aus dem Wiener Wald (WA 3) oder Der jüngste Tag (WA 10) mit den Dramenfragmenten Ein Fräulein wird verkauft (WA 3/VA2) und Das jüngste Gericht (WA 10/VA) finden. Auch das Dramenfragment Der Lenz ist da! (WA 15/VA1), eine Vorarbeit des Romans Jugend ohne Gott, wird im vorliegenden Band nicht neuerlich abgedruckt. Alle dramatischen Werkprojekte, die in der Wiener Ausgabe als Vorarbeiten oder frühe Konzeptionen zu abgeschlossenen Dramenprojekten gewertet wurden, werden jedoch, genauso wie die abgeschlossenen Dramenprojekte, in dem den Band beschließenden Register angeführt, sodass dieses das gesamte dramatische Schaffen Horváths umfasst (vgl. S. 735–742). Um das Material zu gliedern, werden die Dramenprojekte in der Folge in zwei Gruppen eingeteilt, denen ein zugleich chronologisches wie werkästhetisches Kriterium zugrunde liegt, und zwar in die Dramenprojekte von 1922–1932 und in jene von 1933–1938. Denn zweifellos hat das Jahr 1933 im Werk des Autors und in seiner Biographie tiefe Spuren hinterlassen, sodass es sich bei Horváth, wie bei vielen Autorinnen und Autoren, um einen „durch das Jahr 1933 zweigeteilte[n] Autor“1 handelt. An den dramatischen Fragmenten zeigt sich jedoch auch, dass die Teilung des Werkes nicht nur nach historischen Daten verläuft, sondern auch generisch, durch die zwei dramatischen Gegenpole, Tragödie und Komödie, denen die einzelnen Werkprojekte zuordenbar sind.

1

Jürgen Schröder: Das Spätwerk Ödön von Horváths. In: Traugott Krischke (Hg.): Ödön von Horváth. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1981 (= stm 2005), S. 125–155, hier S. 127.

1

Vorwort

Vom Bauernanführer zur Lehrerin von Regensburg – die Tragödie des Menschen (Dramenprojekte 1922–1932) Der frühe Horváth, der sich mit Stücken wie Mord in der Mohrengasse (1923/24) oder Niemand (1924) in expressionistischer Verwandtschaft befindet,2 hatte bereits mehr Ideen, als denn zur Ausführung kam. So findet sich wahrscheinlich aus dieser frühen Werkphase ein Werkprojekt, von dem nur der Titel überliefert sind. Es handelt sich um Moloch (WP1), von dem jedoch nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob es sich dabei um ein dramatisches Werkprojekt handelt. Wahrscheinlich ist die Titelnotiz in den Jahren 1922/23 entstanden, als Horváth wiederholt mit dem Komponisten Siegfried Kallenberg zusammengearbeitet hat, für den er auch eine „Tanzgroteske“ mit dem Titel Abenteuer im lila Moloch geschrieben hat, die ebenfalls 1922/23 entstanden sein dürfte.3 Auf demselben Blatt wie der Entwurf zu Moloch befindet sich einer zum zweiten Dramen-Werkprojekt, das überliefert ist. Es trägt den Titel Canossa (WP2) und ist im Untertitel als „Komödie“ ausgewiesen. Es dürfte ebenfalls in den Jahren 1922/23 entstanden sein, als Horváth sich auf der Suche nach Ideen historischer Stoffe bediente. Die zu Canossa überlieferte Figurenliste orientiert sich am historischen Investiturstreit zwischen Papst Gregor VII. und dem römisch-deutschen Kaiser Heinrich IV. Moloch (WP1) und Canossa (WP2) dürften jedenfalls vor dem ebenfalls historisch ausgerichteten Dramenwerkprojekt Dósa (WP3) entstanden sein. Die Datierung von Dósa ist wesentlich genauer möglich, da ein Manuskriptblatt (BS 20 [1], Bl. 1) erkennen lässt, dass das Werkprojekt im Umfeld des Schauspiels Mord in der Mohrengasse (1923/24) entstanden ist, dessen Datierung gesichert ist. Bei dem Konvolut zu Dósa, das aus Manuskripten und Typoskripten besteht, handelt es sich mit 75 Blatt um das umfangreichste innerhalb der Dramenfragmente. Aufgrund inhaltlicher Kriterien wurde das Material in eine Vorarbeit und eine Konzeption unterteilt. Die Vorarbeit lautet Dósa – Chronik aus dem Jahre 1495 – Longus, die Konzeption Dósa – Schauspiel aus Ungarns Geschichte. Im Zentrum dieses Stückes steht der ungarische Bauernanführer György Dózsa (1470–1514), der, nachdem er sich in den Türkenkriegen auszeichnete, im 16. Jahrhundert einen Aufstand der Bauern gegen die immer autoritärer werdenden Großgrundbesitzer (Magnaten) anführte und schließlich nach einem Schauprozess öffentlich hingerichtet wurde. Das Material zu Dósa ist äußerst heterogen. Einige Blätter zeigen Horváths historische Recherchen (vgl. WP3/K/E1 und E2), andere zeugen von seinem Bestreben, sich von seiner historischen Vorlage zu emanzipieren und Dialoge auszuarbeiten (vgl. etwa WP3/VA/TS1/A1 und A3–A6).4 Von dem Werkprojekt ist mit WP3/K/TS14 eine fragmentarische Endfassung in vier Bildern überliefert. Das erste Bild spielt „Im Dome zu Buda“, wo der Kardinal Thomas Dósa mit der Bildung eines Heers „gen die Ismaeliten“ (WP3/K/TS14/BS 20 [2], Bl. 15) beauftragt. Das zweite Bild „Saal in der Budaer Burg“ zeigt den Kanzler Báthory, den Schatzmeister Telegdy und den siebenbürgischen „Vojwoden“ Szapolyai, die darüber sprechen, dass sie sich vor Dósa und seinem Bau2 3 4

Vgl. WA 1. Vgl. KW 16, S. 9f. Eine umfangreiche Übersetzung und Kommentierung der Textzeugen zu Dósa hat Orsolya Ambrus in ihrer Studie Der ungarische Ödön von Horváth. Eine bibliografische, thematische und textgenetische Spurensuche (Saarbrücken: Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften 2010) vorgenommen.

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Vorwort

ernheer fürchten. Auch der dazu tretende Bischof Csáky und der König können ihre Befürchtungen nicht entkräften, weshalb das Bild mit einer gegenseitigen Beschimpfung endet. Im dritten Bild liegen Söldner auf der „Landstrasse“, die Bauern daran hindern, sich dem Herr Dósas anzuschlieflen. Das vierte Bild schließlich spielt im „Kronrate zu Buda“. Hier berichtet Báthory davon, dass die Bauern bereits plündern. Telegdy fordert die Auflösung des Bauernheers, doch der Kardinal und der König stellen sich dem entgegen. In der Folge tritt Dósa auf. Er fordert „für die Häupter des Adels den Fluch“, denn sie „prassen“ und „veranstalten Jagden auf den Äckern, die dem kleinen Manne Brot geben würden“ (ebd./BS 20 [2], Bl. 26). Als die Adeligen ihm erwidern, dass seine „Scharen“ „plündern und morden“, kontert er, dass das zurecht geschehe, denn die Adeligen seien „hündische Verräter des Kreuzes“ (ebd./ BS 20 [2], Bl. 27), und er weigert sich, sein Heer aufzulösen. Mit seinem höhnischen Gelächter endet das Bild und damit auch der erste Akt. Weitere Ausarbeitungen sind nicht vorhanden. Vermutlich hat Horváth damit die Abfassung des Dramenprojekts abgebrochen. WP4 ist ein der Forschung bis heute Rätsel aufgebendes Werkprojekt. Es trägt den Titel Norden, den Horváth nur ein einziges Mal im Rahmen des Werkverzeichnisses WP4/K/E1 notiert. Das diesbezügliche Blatt ist Teil der Werkgenese von Kasimir und Karoline (1932) und enthält neben dem Werkverzeichnis eine Dialogskizze zum vierten Bild von Kasimir und Karoline in sieben Bildern.5 Eine Entstehung des Blattes im Winter 1931/32 bzw. im Frühjahr 1932 ist wahrscheinlich. Horváth nennt in dem Werkverzeichnis zu dem Zeitpunkt bereits ausgearbeitete Werke wie Der ewige Spießer (1930), Die Bergbahn (1927) und Sladek (1928/29). Da der Titel „Norden“ jedoch unter der Kategorie „Prosa und frühe dramatische Arbeiten“ genannt wird, ist eine Entstehung dieses Werkprojekts zwischen 1925 und 1928 wahrscheinlich, falls es überhaupt jemals geschrieben wurde. Damit klafft aber zwischen Dósa (WP3) und Norden (WP4) sowie dem folgenden Werkprojekt (Professoren und Studenten, WP5) eine beträchtliche Lücke. Möglicherweise hängt diese mit Horváths Gepflogenheit zusammen, alles genetische Material zu Werkprojekten, wenn diese fertig gestellt waren, zu vernichten, wie er dies im Brief an Hans Ludwig Held, den Leiter des Münchener Stadtbibliothek, vom 22. März 1930 bestätigte.6 So findet sich auch zu den frühen Dramen praktisch kein genetisches Material (vgl. WA 1). Da Horváth in den Jahren 1924 bis 1930 jedoch einiges an Prosa (vgl. WA 13) und etliche Dramenprojekte fertiggestellt hat, ist davon auszugehen, dass hier auch mit weitreichenden Überlieferungsverlusten zu rechnen ist. Das Werkprojekt Professoren und Studenten (WP5) dürfte, genauso wie das folgende Werkprojekt Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress (WP6), im Anschluss an die Fertigstellung der Posse Rund um den Kongreß (1929; vgl. WA 1) entstanden sein, also im Frühjahr oder Sommer 1929, und ist eng verflochten mit WP6. Dies zeigen alle drei Manuskriptblätter, die zu Professoren und Studenten zu rechnen sind, und auf denen Entwürfe zu beiden Werkprojekten enthalten sind (vgl. WP5/K/E1–E6 und WP6/K1/E1–E6 sowie K2/E12–E15). Das Dramenprojekt Professoren und Studenten ist in einem bürgerlichen Milieu angesiedelt. In zwei Entwürfen (WP5/K/E1 und E4) kommt eine Mutter Lemke vor, diese scheint die Zimmerherrin der genannten Studenten zu sein, dies lässt der Bildtitel „Vor dem schwarzen Brett“ vermuten. Im Werkverzeichnis 5 6

WA 4/K2/E28. Vgl. WA 1, S. 6.

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Vorwort

WP5/K/E2 steht der Titel „Proffessoren und Studenten“ (in dieser Schreibung) neben den Titeln „Die Bergbahn“, „Historie vom schwarzen Reichswehrmann“, „Herr Reithofer wird selbstlos“ und „Das Kind“. Wie oft mischt Horváth hier Titel fertiggestellter Werkprojekte mit solchen, die erst im Keim existent sind oder nur als Titelidee vorliegen. Mit dem Titel „Das Kind“ ist das parallel zu Professoren und Studenten begonnene Dramenwerkprojekt Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress (WP6) gemeint. Der Konfigurationsplan WP5/K/E5 nennt als Figuren: Heiner, Wally, Paul, Klara/Clara und Alfred. Vermutlich handelt es sich dabei um StudentInnen. Von Alfred heißt es in einer Notiz, dass er Klara „zur Hur machen“ will, was deutliche Anklänge nicht nur an die Posse Rund um den Kongreß (1929) sind, sondern auch an die späteren Geschichten aus dem Wiener Wald (1931; vgl. die Figuren des Alfred in der Posse und im Volksstück, WA 1 und WA 3). Bemerkenswert ist schließlich auch der Strukturplan WP5/K/E6, in dem Horváth aus dem geplanten Dramenwerkprojekt einen Roman machen möchte, der aus vier Bänden bestehen soll: „München“, „Heidelberg“, „Münster“ und „Berlin“. Zu diesen notiert er u.a. die Figuren „Dr. Göring“ und „Kutscher“, womit er vermutlich auf zwei reale Professoren verweist, bei denen er in den Jahren 1919 bis 1922 an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität selbst Vorlesungen belegte. Wer genau mit Dr. Göring gemeint ist, bleibt ungewiss. Mit Kutscher ist hingegen mit Sicherheit einer der Begründer der Theaterwissenschaften als eigener Disziplin, nämlich Artur Kutscher (1878–1960), genannt. Bei ihm hat Horváth u.a. eine Vorlesung über „Das deutsche Drama unserer Zeit“ gehört.7 Das Dramenprojekt Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress (WP6) hat einen gemeinsamen Kern mit WP5 (vgl. oben) und kann als Nacharbeit zur Posse Rund um den Kongreß (1929; vgl. WA 1) betrachtet werden. Außerdem stellt die Thematik des Mädchenhandels einen motivischen Cluster dar, der so unterschiedliche Stücke wie Rund um den Kongreß, Geschichten aus dem Wiener Wald (1931; vgl. WA 3), Kasimir und Karoline (1932; vgl. WA 4) und Glaube Liebe Hoffnung (1933; vgl. WA 5) grundiert.8 Das Konvolut zu WP6 gehört zu den umfangreichsten innerhalb der Dramenfragmente und umfasst 29 Blatt. Ein materielles Indiz, das von Horváth in den Jahren 1929 und 1930 wiederholt für unterschiedliche Werkprojekte verwendete Papyrus-Rex-M.K.-Papier der Firma Max Krause (Berlin) im Quart-Format, findet sich auch unter den Blättern zu Die Mädchenhändler, womit die Datierung des Werkprojekts auf 1929/30 relativ gesichert ist. WP6/K1/E3 trägt als erster Entwurf den Werktitel „Die Mädchenhändler“ und führt folgende Figuren an: Generalsekretär, Schminke, Mädchenhändler und Anna Weber. Damit sind bereits einige Konstanten des Werkprojekts genannt. Wie später Marianne in Geschichten aus dem Wiener Wald und wie das Fräulein in Ein Fräulein wird verkauft (WA 3/VA2) hat Anna Weber ein Kind, weshalb Horváth wiederholt auch den Titel „Das Kind“ für das Werkprojekt erwägt (erstmals in WP6/K1/E1, dort aber gestrichen). In WP6/K1/E2, der die alternativen Werktitel „Die Mädchenhändler“ (gestrichen) und „Die Selbstmörder“ trägt, soll Anna Weber die „Geschichte ihres Kindes“ erzählen und wird offensichtlich unter die Selbstmörder gereiht. Bei Schminke handelt es sich um einen journalistischen Aufdecker, der auf die Historie Sladek, der schwarze Reichswehrmann und die Posse Rund um den Kongreß zurückgeht und sich 7

8

Vgl. den Inskriptionsbogen Horváths in Traugott Krischke/Hans F. Prokop (Hg.): Ödön von Horváth: Leben und Werk in Daten und Bildern. Frankfurt am Main: Insel 1977, S. 55. Vgl. dazu auch WA 3, S. 1f.

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Vorwort

auch in Die Lehrerin von Regensburg (WP14), in Ein Fräulein wird verkauft und in Vorstufen zu Geschichten aus dem Wiener Wald (vgl. WA 3) findet. In weiteren Entwürfen taucht die Figur des Valentin auf (vgl. erstmals in WP6/K1/E4 und E5). In WP6/K1/E5 notiert Horváth die Gattungsbezeichnung „Volksstück“, in WP6/K1/E8 wird die „internationale Konferenz zur Bekämpfung des Mädchenhandels“ erwähnt. Hier erscheint neben Schminke auch Valentin, von dem es später heißt, dass er kein Journalist ist (vgl. WP6/K1/E10). Auch Lakaien sollen bei der Konferenz anwesend sein (vgl. WP6/K1/E11 und E12), sie zählen zum komischen Personal des geplanten Stückes, indem einer „geschwätzig“ und der andere „pflichtbewusst“ ist (WP6/K1/E11). Weiters notiert Horváth hier Konferenzteilnehmer aus aller Herren Ländern. Mit WP6/K1/TS1 liegt eine Fassung in drei Akten vor. In ihr unterhalten sich zunächst Valentin und ein Lakai über die Tagung, die Valentin als „schöne Sache“ (WP6/K1/TS1/BS 65 a, Bl. 6) apostrophiert, dann darüber, dass Valentin wieder einmal „ohne Stellung“ ist und dass der Lakai eine „schöne Uniform“ (ebd.) hat. Danach tauchen die Konferenzteilnehmer auf, und Valentin wird vom Journalisten Schminke weggeschickt (vgl. ebd.). Der zweite Akt spielt auf der Konferenz. Dort berichtet Anna Weber, dass sie „Stenotypistin“ gewesen sei und ein Verhältnis mit ihrem Chef gehabt habe, bis eine „blonde Stenotypistin“ (ebd./BS 65 a, Bl. 8) aufgetaucht sei und Anna entlassen wurde. Daraufhin wurde sie „Dienstmädchen“ (ebd.) und hatte wieder ein Verhältnis, worauf sie wieder entlassen wurde. Sie ist schwanger, weshalb ihr Alfred dazu rät abzutreiben, was sie aber ablehnt. Schließlich landet Anna bei einem „Spiesser“ (ebd.), der ihr immer auf den Bauch haut. Damit steht die Handlung wieder deutlich in der Nachfolge der Posse Rund um den Kongreß (vgl. WA 1). Im dritten Akt kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Valentin und einem Mädchenhändler (vgl. WP6/K1/TS1/BS 65 a, Bl. 9). Valentin gesteht, Anna zu lieben, hat ihr das aber nie gesagt, weil er kein Geld hat. Der Mädchenhändler will Anna verschiffen – vermutlich nach Südamerika – und sie soll in einem Bordell arbeiten. Ihr Kind könne sie dann behalten und vor allem „erhalten“ (ebd.): „Für das Kind geh ins Bordell.“ (ebd.) Doch zuletzt meldet sich Valentin zu Wort, der behauptet, eine Stelle als Stenotypistin für Anna zu haben. Und dann könnten sie ja heiraten, wie er meint. Mit einem „Tanz“ (ebd.) endet die Fassung WP6/K1/TS1. Die Entwürfe von K2 zeigen einen intensiveren Kontakt Annas zu Schminke, mit dem sie vermutlich liiert sein soll. Teils sehen sie auch eine Abtreibung vor, weshalb Anna und Schminke im Gefängnis landen (vgl. etwa WP6/K2/E6 und E7). In WP6/K2/E9 notiert Horváth „Die Mädchenhändler. Lustspiel in zwei Teilen“, in WP6/K2/E10 fällt erstmals der Titel „Von Kongress zu Kongress“. Weitere Struktur- bzw. Konfigurationspläne (vgl. WP6/K2/E17–E19) sehen eine Einbeziehung mehrerer Huren und einer alten Hur vor. Dies weist schon voraus auf das Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft (1930) und die dortige Figur der Luise (vgl. WA 3/VA2). Die in WP6/K2/E13 genannten Figuren Adi, Kastner und Reichardt wandern teilweise in das Volksstück Ein Wochenendspiel, eine Vorarbeit von Italienische Nacht (1931; vgl. WA 2), bzw. in den Roman Der ewige Spießer (1930; vgl. WA 14) weiter. Der Titel „Von Kongress zu Kongress“ wird mehrfach wiederholt (vgl. etwa WP6/K2/E24 und E27) und damit zum letztlich gültigen Titel von K2. In WP6/K2/E27 ist Anna zunächst die Sekretärin des Generalsekretärs der Konferenz, wird dann aber entlassen, weil sie schwanger ist und „will“ in der Folge „ins Wasser“, wie später Elisabeth in Glaube Liebe Hoffnung (1933; vgl. WA 5). WP6/K2/TS2 beschreibt, wie Anna Weber zur „Dirne“ wird. Sie wird schwanger, verliert deshalb ihren Job, macht einen Abtreibungsversuch, bekommt je-

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doch ihr Kind und muss sich schließlich prostituieren, damit sie das Kind ernähren kann. In WP6/K2/E35 notiert Horváth neuerlich den Titel „Das Kind“. Die Handlung des dort angeführten Strukturplans entspricht der zuletzt geschilderten. In WP6/K2/E36 vermerkt Horváth erstmals mehrere Kongresse, was im Titel „Von Kongress zu Kongress“ eigentlich bereits früher angelegt war: „Mutterschutzkongress“, „Der Kongress zum Schutze des Kindes“ und „Mädchenhandelskongress“. Die folgenden Entwürfe vertiefen diese Idee. Damit brechen jedoch die Ausarbeitungen zu dem Dramenprojekt Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress ab. Mit Ausnahme von WP6/K1/TS1 gibt es keine durchgängige Fassung zu dem Werkprojekt. Einige Motive und Ideen desselben sind jedoch in das wenig später entstandene Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft (vgl. WA 3/VA2) eingegangen. Die Entwürfe zu dem Werkprojekt Die Arbeitslosen (WP7) befinden sich alle in Notizbuch Nr. 6 (ÖLA 3/W 363), das Horváth nachweislich von September bis Dezember 1929 auf seiner Reise zur Weltausstellung in Barcelona verwendet hat. Dabei lassen sich in dem Notizbuch zwei unterschiedliche Bearbeitungsschichten erkennen, eine mit schwarzblauer Tinte, die Horváth zuerst eingetragen hat, und eine andere mit Bleistift, die der Autor auf den zunächst leer gebliebenen Seiten oder Teilen von Seiten nachträglich eingefügt hat. Mit 6 Blatt, die das Werkprojekt Die Arbeitslosen betreffen, handelt es sich um ein relativ schmales Konvolut. In WP7/K/E1 wird der Titel „Die Arbeitslosen“ neben einigen anderen Werktiteln genannt: „Herr Reithofer wird selbstlos“, „Herr Kobler wird Paneuropäer“, „Fräulein Pollinger wird sinnlich“, bei denen es sich zu diesem Zeitpunkt noch um getrennte Werkprojekte handelt, die später zum Roman Der ewige Spießer (1930) kompiliert werden. Weiters sind in dem Werkverzeichnis die Titel „Die Eishokeyleut“, „Unsere Universität“ und „Geburt der Internationale“ genannt, lauter Werkprojekte, zu denen sich in weiterer Folge im Notizbuch Nr. 6 Entwürfe finden. In WP7/K/E3 fällt erstmals der Titel „Die Eschendorfer Arbeitslosen“, wird aber wieder gestrichen, neben, u.a., dem Titel „Grossmütterleins Redoute“, der vermutlich ein Prosaprojekt bezeichnet.9 Die Figurenliste WP7/K/E4 erlaubt etwas mehr Einblick in das geplante Werkprojekt. Hier werden unter dem Titel „Die Arbeitslosen / Volksstück“ folgende Figuren genannt: „Regierungsrat Otte“, „Sein Sohn, Student“, „Der Direktor“, „Seine Tochter“, „Der andere Regierungsrat“, ein „Richter“, „Die Arbeiter“, „Die Verbrecher“, ein oder mehrere „Junglehrer“, „Der Mann aus der Zentrale“ und „Gendarmen“. Der Strukturplan WP7/K/E5 weist drei Akte auf: „Aussperrung“, „Arbeitslosigkeit“ und „Protestdemonstration“, der Strukturplan WP7/K/E6 ebenfalls eine Dreiteilung: „Die Arbeitslosen. (Der Junglehrer)“, „Der Regierungsrat“ und „Schluss“. Damit bricht die Ausarbeitung des Dramenprojekts Die Arbeitslosen (WP7) ab. Das Dramenprojekt Unsere Universität (WP8) wurde ebenfalls im Notizbuch Nr. 6 eingetragen und ist also zwischen September und Dezember 1929 entstanden. Ein Bezug zu dem Werkprojekt Professoren und Studenten (WP5) ist wahrscheinlich, das jedoch etwas früher, vermutlich im Frühjahr oder Sommer 1929, entstanden ist. Eine Figurenliste mit Werktitel trägt den Gattungsvermerk „bürgerliches Lust- und Trauerspiel“, eine Tragikomödie also, und weist folgende Figuren auf: „Dr. Gumbel“, „Einige Studenten“ und „Der prol. Student“ (WP8/K/E1). Bei Dr. Gumbel könnte es sich um den Mathematiker und pazifistischen Publizisten Emil Julius Gumbel (1891–1966) handeln, der 1922 mit dem Buch Vier Jahre politische Morde bekannt wurde, in dem er 9

Vgl. den Kommentar in WA 14, S. 897.

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nachweist, dass politisch links verortete Straftäter wesentlich härter bestraft wurden als rechte. Außerdem arbeitete er in dem Buch Verschwörer (1924) die Problematik der Schwarzen Reichswehr und der Fememorde auf. Gumbel, der jüdischer Herkunft war, lehrte an der Universität Heidelberg, wo es 1930/31 gegen ihn zu den sogenannten „Gumbelkrawallen“ kam. 1932 wurde ihm die Lehrberechtigung entzogen. Er emigrierte 1933 nach Frankreich, 1940 in die USA.10 Horváth kam vermutlich bei Recherchen in der Deutschen Liga für Menschenrechte für seine Historie Sladek (vgl. WA 2) mit Gumbel in Berührung. In WP8/K/E5 führt Horváth andere Figuren an: „Karlheini“, „Seine Hauswirtin“, „Deren Sohn“ und „Deren Tochter“; außerdem sieht er hier „7 Bilder“ für das Stück vor. WP8/K/E6 wiederholt diese Figurenliste und ergänzt sie um einen Dialog zwischen der Hauswirtin und ihren Kindern. Eine Notiz lautet, dass Karlheini bei der „[t]echnischen Nothilfe“ nicht mitmacht. Die „technische Nothilfe“ war eine Einrichtung, die Freiwillige zur Bekämpfung von Streiks in als lebenswichtig eingestuften Betrieben zur Verfügung gestellt hat. In WP8/K/E7, einer weiteren Figurenliste, wird Karlheini sein Schulfreund Noll zur Seite gestellt. Von Karlheinis Vater heißt es, dass er „reaktionär“ sei, während sein Freund einen „liebende[n] Vater“ hat. In einem weiteren Entwurf, WP8/K/E8, bekennt Karlheini, dass er der „Enge des Vaterhauses“ entkommen sei. Damit brechen die Ausarbeitungen zu dem Dramenprojekt Unsere Universität ab. Auch WP9, Der Berufsspieler, wurde im Notizbuch Nr. 6 eingetragen und deshalb zwischen September und Dezember 1929 entstanden. Es gibt dazu nur ein einziges Blatt und einen einzigen Entwurf, nämlich einen Strukturplan in drei Bildern mit dem Werktitel „Der Berufsspieler. / Lustspiel“. Die festgehaltenen inhaltlichen Anmerkungen zu den Bildern lauten: „Als Amateur Weltruhm“, „Er lehnt das Berufsspielertum ab, obwohl er mit dem Geld furchtbar vielen helfen könnte. – Er hilft nicht“ und „Er wird im Kampfe besiegt.“ Damit bricht die Arbeit an diesem Werkprojekt wieder ab. Auch zu WP10, Geburt der Internationale, gibt es nur einen einzigen Entwurf. In WP10/K/E1 wird nur der Werktitel genannt. Da der Entwurf ebenfalls im Notizbuch Nr. 6 eingetragen wurde, ist er zwischen September und Dezember 1929 entstanden. Auch zu WP11, Es lebe die Liebe!, und zu WP13, Du wirst ihnen nicht entrinnen!, gibt es nur einen Entwurf, und zwar ein Werkverzeichnis, in dem beide Titel genannt werden. Da sie gerahmt sind von Werktiteln wie Der ewige Spießer und Der Mittelstand (beide 1930) ist eine Entstehung um 1930 wahrscheinlich. Inhaltliche Anhaltspunkte gibt es zu keinem der beiden Werkprojekte.11 Zwischen Frühjahr und Sommer 1930 dürften die Entwürfe zu dem Volksstück Der dumme Hans (WP12) entstanden sein. Dies lässt sich vor allem aus dem teilweise dafür verwendeten Papier schließen,12 aber auch aufgrund der Reihung des Titels in dem Werkverzeichnis WP12/K/E1 gemeinsam mit Es lebe die Liebe!, Du wirst ihnen nicht entrinnen!, Der ewige Spießer und Der Mittelstand. In WP12/K/E2 notiert Horváth einen Strukturplan in acht Teilen, wobei es sich aufgrund der arabischen Nummerierung um Bilder handeln dürfte. Der Strukturplan umfasst folgende Bilder: „Friedhof – Totensonntag“, „Revolutionär. (Ein wilder Streik)“, „Streik. (Streikbrecher) – bei Anna“, „Bei Anna“ „Im Weinhaus zur alten Liebe“, „Bei Anna“, „Im Wald. 10

11 12

Artikel Emil Julius Gumbel. In: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Hg. v. Herbert Strauss [u.a.]. Bd. 2. München: Saur 1999, S. 434f. Vgl. die Ausführungen im Chronologischen Verzeichnis zu diesem Band, S. 628–630. Vgl. ebd., S. 630.

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(Selbstmord)“ und „Totensonntag – Friedhof“. Der Bildtitel „Im Weinhaus zur alten Liebe“ verweist auf die Historie Sladek (1928/29) zurück, aber auch auf die Volksstücke Italienische Nacht und Geschichten aus dem Wiener Wald (beide 1931) voraus, zu denen ebenfalls Entwürfe mit dem genannten Bildtitel existieren.13 Der Bildtitel „Streik. (Streikbrecher)“ schließt an die Entwürfe zu Unsere Universität (WP8) an, wo von der „technischen Nothilfe“ die Rede war. In WP12/K/E6 heißt es, dass Hans nach einem „wilde[n] Streik“ „ausgestellt“ wird, also entlassen, weshalb er Grete verliere. Dies weist voraus auf Kasimir und Karoline (1932), wo Kasimir Karoline verliert, weil er „abgebaut“ wird (WA 4/K4/TS15/SB Arcadia 1932, S. 5). Aus WP12/K/E7 wird klar, weshalb das Stück den Titel Der dumme Hans trägt, denn dort heißt es im siebten Bild „Gefängnis“: „Du kannst also keine Enttäuschung vertragen? Du dummer Mensch!“ In WP12/K/E8 findet sich die Notiz: „Hans: Ich hab die Gerechtigkeit gesucht“, worauf ihm der Genosse antwortet: „Du dummer Mensch.“ Darunter wird die Notiz von WP12/K/E7 wiederholt (vgl. auch WP12/K/E9). Das Dramenprojekt Der dumme Hans schildert also die Desillusionierung eines jungen, naiven Mannes, der immer wieder auf seine „Dummheit“ hingewiesen wird. Damit ist ein weiterer deutlicher Bezug zu Geschichten aus dem Wiener Wald gegeben, dessen Motto ja lautet: „Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit.“ (WA 3/K5/TS12/SB Arcadia 1931, o. Pag. [S. 2]) WP12/K/E11 ist betitelt mit „Volksstück in drei Teilen“. Demnach soll Hans im ersten Teil einen „Roten“ umbringen, im zweiten Teil durch einen Offizier zum Film kommen und im dritten Teil durch eine Amnestie begnadigt werden, worauf er die Tochter eines Generaldirektors heiratet. Den umfangreichsten Strukturplan zu Der dumme Hans stellt WP12/K/E12 dar. Es handelt sich dabei um einen Strukturplan in drei Teilen, die wiederum in Bilder unterteilt sind. Im ersten Teil soll Hans von den Roten zu den Weißen wechseln und schließlich der Erschießung eines Spions beiwohnen. Im zweiten Teil erfährt er vom Tod seiner Mutter, in deren Wohnung jetzt eine Hure lebt. Wieder landet er beim Film und muss eine „ganz kitschige Szene“ spielen. Schließlich wird er wegen eines „Fememordes“ verhaftet. Der dritte Teil zeigt Hans im Zuchthaus, wo er amnestiert wird. Er landet bei einem Offizier und seiner Frau, deren Vater Pleite gegangen ist. Weiterhin soll es zu einem Streik kommen, wobei ein Mädchen auftaucht, mit dem sich Hans verabredet hatte. Zuletzt sieht man ihn in den „Anlagen“, einem Park, mit dem Mädchen, wo er bekennt, dass er kein Geld habe, was das Mädchen mit den Worten quittiert: „Seien Sie nicht so verbittert, bitte –“ Damit bricht Horváth die Ausarbeitung des Dramenprojekts Der dumme Hans ab. Das chronologisch auf das Werkprojekt Du wirst ihnen nicht entrinnen! (WP13), von dem nur eine Werktitelnotiz erhalten ist (WP13/K/E1), folgende ist Die Lehrerin von Regensburg (WP14), auch bekannt unter dem Titel Der Fall E. oder Der Fall Elly Maldaque. Der zuerst genannte Titel findet sich auf einem Strukturplan (WP14/K2/E1) zu dem Werkprojekt Der Mittelstand, das mit einiger Sicherheit auf Mitte 1930 datiert werden kann. Folglich dürfte auch die Lehrerin etwa im Sommer oder Herbst 1930 entstanden sein. Das Dramenfragment beruht auf dem realen Fall der Elly Maldaque (1893–1930), einer Regensburger Volksschullehrerin, „die nach 17jährigem Schuldienst mit der Begründung, wirkendes Mitglied der KPD zu sein, zum 1. Juli 1930

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Vgl. WA 2/Italienische Nacht/K3/E3 und WA 3/VA1/E3.

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fristlos und ohne Versorgungsansprüche entlassen wurde“.14 Wenig später wurde sie in eine Nervenheilanstalt eingeliefert, wo sie bald verstarb. Skandalöserweise fanden sich für ihre tatsächliche Mitgliedschaft bei der KPD keine „schlüssigen Beweis[e]“.15 Zu dem Werkprojekt gibt es keine überlieferten Entwürfe, sondern nur Fassungen, unter denen sich sogar eine fast vollständige Gesamtfassung befindet (WP14/K1/TS2/ A2), die jedoch keine weitere Verbindlichkeit hatte, da spätere Ausarbeitungen die relativ früh entstandene Gesamtfassung revidieren. Jürgen Schröder hat in einer umfangreichen Studie zentrale Passagen aus dem Tagebuch der Elly Maldaque veröffentlicht und auch eine (vorläufige) Ordnung des genetischen Materials vorgenommen, dem die hier getätigte genetische Reihung teilweise zuwiderläuft.16 Auch der Folge des Materials im Supplementband zur Suhrkamp-Werkausgabe,17 der überdies nur eine Auswahl der überlieferten Textträger bringt, widerspricht die hier hergestellte, die versucht die Ordnung des Materials mit gesicherten Argumenten zu stützen. Einig sind sich alle Editoren, dass es sich bei WP14/K1/TS1 und WP14/K1/TS2/A2 um die frühesten Textträger handelt, die in der genannten Reihung aufeinanderfolgen. Horváth hat offensichtlich sehr genau recherchiert, sich in seiner Deutung aber nicht sklavisch an den realen Fall gehalten. Das Material, ein Konvolut von 53 Blatt, zerfällt im Grunde in zwei Konzeptionen, die sich vor allem durch die Namensgebung der Hauptfigur unterscheiden, im einen Fall heißt sie Ella, im anderen Elisabeth. Da die ausgearbeiteten Fassungen trotz aller Ähnlichkeiten sehr unterschiedlich geartet sind, kann man begründet von zwei Konzeptionen sprechen, denen auch zwei unterschiedliche Titel zugeordnet wurden. K1 wurde unter den erschlossenen Titel ‹Der Fall E.› gestellt, K2 erhielt den in WP14/K2/E1 einzig verbürgten Titel Die Lehrerin von Regensburg. Zu K1 zählt ein dreiseitiges Typoskript, das eine fragmentarische Fassung in neun Bildern enthält (WP14/K1/TS1). Diese hat einen zyklischen Aufbau, indem sie mit einer Ansprache Irene Neubauers, Ellis Freundin, beginnt und endet. Bemerkenswert ist hier auch die Figur des Abgeordneten Schaper, der Elli verteidigt und behauptet, dass es kein rechtliches Argument für ihre Einlieferung in die Nervenheilklinik gebe. Leider finden sich zu Ellis Verteidigungsrede im achten Bild keine Notizen. Die Ausarbeitung endet mit der Schlussansprache Irenes, die aber ebenfalls nicht ausgeführt ist. Dem folgt in der Chronologie die fragmentarische Gesamtfassung in sieben Bildern WP14/K1/TS2/A2. Vom Personal her ähneln sich die beiden frühen Fassungen. Die Gesamtfassung beginnt mit dem Besuch Evas und des Abgeordneten Schaper bei Ella zuhause. Sie warnen sie, dass sowohl ihr Tagebuch als auch ein Brief Evas an Ella vernichtet gehörten, da sie belastendes Material darstellten. Ein Nachbar, der hinter der Gardine steht, scheint sie zu bespitzeln. Wenig später tauchen ein Kommissar und Beamte auf, die eine Hausdurchsuchung machen wollen. Sie beschlagnahmen Ellas Tagebuch und ihre gesamte Korrespondenz. Das zweite Bild spielt im Lehrerzimmer, wo Ella gegenüber der Kollegin Müller die „Internationale“ (WP14/K1/TS2/A2/BS 9 [2], 14

15 16

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Jürgen Schröder: Ödön von Horváth als „Chronist“ seiner Zeit. Zum Dramenfragment „Der Fall E“. In: Drama und Theater im 20. Jahrhundert. Festschrift für Walter Hinck. Hg. v. Hans Dietrich Irmscher und Werner Keller. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1983, S. 139–156, hier S. 139. Ebd., S. 143. Vgl. Horváths „Lehrerin von Regensburg“. Der Fall Elly Maldaque. Dargestellt und dokumentiert von Jürgen Schröder. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1982. Vgl. KW 16, S. 41–80.

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Bl. 9f.) verteidigt; hier erfährt man auch, dass Ella den Religionsunterricht verweigert habe (vgl. ebd./Bl. 8). Wohl aus beiden Gründen wird sie umgehend vom Schulrat entlassen, und zwar „wegen ihrer politischen Einstellung“ (ebd./Bl. 11). Das dritte Bild spielt bei der Regierung, wo Ella versucht, gegen ihre Entlassung Einspruch zu erheben. Sie kann aber nichts erreichen und bittet deshalb einen Anwalt, sie zu verteidigen. Außerdem fordert sie den Redakteur Schneider auf, er solle ihren Fall an die Öffentlichkeit bringen. Das vierte Bild spielt bei Ellas Vater. Dieser unterhält sich mit dem Nachbarn, der von Ella und ihm „Leichenbitter“ genannt wird, darüber, dass er glaubt, dass Ella einer „Prüfung“ unterzogen werde; er hält ihre Entlassung aus dem Schuldienst in frömmlerischer Manier für einen „Fingerzeig Gottes, auf dass sie in sich gehen möge“ (ebd./Bl. 19). Dieser „Vater-Tochter-Konflik[t]“ war nicht nur biographisch entscheidend, sondern auch für Horváth zentral, sodass er ihn zur „Achse seines Stückes“ machte.18 Ella selbst lehnt solche frömmlerischen Denkweisen ab und leugnet auch, dass die Menschen eine Erbsünde hätten. Ein Redakteur will sich für sie einsetzen; er spricht auch davon, dass Ella die „Oeffentlichkeit“ hinter sich habe (ebd./Bl. 23). Das fünfte Bild spielt auf einer Elternversammlung, wo sich Ella zu verteidigen sucht. Das sechste Bild ist wieder beim Vater verortet, der Ella neuerlich bekehren will, doch sie weigert sich standhaft. Ein Anwalt, der sich für Ella einsetzen will, und ein Irrenarzt tauchen auf und wollen den „Grad“ von Ellas „Nervosität“ (ebd./Bl. 28) kennen. Sie beschließen, sie ins Irrenhaus einzuliefern. Eva will Ella sehen, sie fühlt sich schuldig an Ellas Entlassung. Das siebte Bild spielt im Irrenhaus, wo Eva und die Mayer, eine Lehrerkollegin Ellas, hinkommen. Sie wollen Ella mitnehmen, doch der Arzt lehnt dies ab, weil sie „künstlich ernährt“ werde und „41 Grad“ habe (ebd./ Bl. 31). Eva trifft dann auf den Redakteur, dem sie für sein „mannhaftes Eintreten“ dankt (ebd.). Zuletzt tritt der Abgeordnete Schaper auf, der zu Ella will, doch der Arzt versichert ihm, sie sei bereits seziert. Der Arzt fürchtet, dass Schaper „bestimmte Feststellungen im Fall E. treffen“ (ebd./Bl. 33) wolle und will das verhindern. Damit endet WP14/K1/TS2/A2. Den Beginn von K2 bildet das Blatt aus dem Strukturplan zu dem Prosa-Werkprojekt Der Mittelstand (1930), auf dem der Titel „Die Lehrerin von Regensburg“ gemeinsam mit anderen Titeln in der Rubrik „Tragik und Überwindung des Mittelstandes“ angeführt ist.19 Mit den folgenden Fassungen von K2 arbeitet Horváth vor allem am ersten Bild. Dieses spielt laut WP14/K2/TS1/A1/BS 9 [4], Bl. 2 im „[m]öblierte[n] Zimmer“ Elisabeths. Dort taucht die Kollegin Frosch auf und warnt Elisabeth, dass sie als Staatsbedienstete vorsichtig sein müsse, was sie in ihr Tagebuch schreibe und wen sie beherberge. In der Folge stellt sich heraus, dass Renate, eine Kommunistin, bei Elisabeth wohnt. Zuletzt taucht eine Figur namens Konrad auf, mit dem Renate befreundet ist. Er warnt sie, dass sie nur noch „vierzig Minuten“ hätten. Konrad wird in A4 durch Schminke ersetzt. Er ist ein kommunistischer Freund Renates. Nachdem in A5 die beiden Elisabeths Wohnung verlassen haben, taucht ein Polizeikommissar auf, der eine „Hausdurchsuchung“ machen will, weil es eine Anzeige gegeben habe, dass Elisabeth „Revolutionäre beherberg[e]“ (WP14/K2/TS1/A5/BS 9 [4], Bl. 5v). In WP14/K2/TS2 ist das erste Bild im „Lehrerinnenzimmer“ angesiedelt. Die Fassung bil-

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Schröder 1983 (Anm. 14), S. 142. Vgl. auch WA 13/WP13/E1.

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det damit eine Ausnahme zu den meisten anderen Fassungen zum ersten Bild, in denen dieses immer in Elisabeths möbliertem Zimmer spielt. Mit WP14/K2/TS3/A4 ist eine vollständige Fassung des ersten Bildes im möblierten Zimmer Elisabeths gegeben. Sie reicht vom Gespräch zwischen Elisabeth und Renate über Schminkes Auftauchen, Elisabeths Abgang in die Küche, das Gespräch Schminkes und Renates über Elisabeth und über das Engagement, bis zu Elisabeths Wiederauftauchen mit dem Tee und Schminkes Frage nach dem Mann gegenüber, der herüberspitzelt. Mit dieser Fassung bricht die Arbeit an dem Werkprojekt Die Lehrerin von Regensburg ab. Ob weitere Bilder vorgelegen haben, kann nicht mehr eruiert werden. K2 unterscheidet sich jedenfalls strukturell und personell deutlich von K1, weshalb hier zwei Konzeptionen angesetzt werden mussten. Insgesamt muss man Jürgen Schröder zustimmen, wenn er schreibt: Das gesamte Fragment ist von einem Motivgeflecht durchzogen, das ihm das Gepräge eines „kleinen Totentanzes“ gibt. So verdichtet sich in religiöser Einfärbung schon eine weitere Umdeutungsintention, die in vielen Werken Horváths hervortritt: nämlich die Überzeugung, daß der Einzelne schutzlos einer tödlichen Gesellschaft ausgeliefert ist.20

Damit bildet aber Die Lehrerin von Regensburg, noch vor den großen Volksstücken, das Paradigma eines erschütternden Fräulein-Stücks, in dem das zentrale Fräulein von einer autoritären „Männergesellschaft“ „zur Strecke“ gebracht wird.21 Chronologisch folgt auf die Lehrerin von Regensburg WP15, Das Souper, das zur Gänze im Notizbuch Nr. 5 (ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1]) festgehalten ist. Dieses wurde von Horváth etwa von September bis November 1931 verwendet, womit die Datierung von Das Souper gesichert ist. Das Konvolut hierzu ist mit drei Blatt sehr schmal. Dennoch lassen sich ein paar inhaltliche Schlüsse ziehen. Das Stück spielt in einem großbürgerlichen Milieu, in dem die Dame und der Herr des Hauses über ein Boudoir, einen Empfangssalon und ein Rauchzimmer verfügen. So lautet die Bilderfolge des ersten Strukturplans WP15/K/E1: „Im Zimmer des Hausherrn“, „Im Boudoir der Hausfrau“, „Im Empfangssalon“, „Das Bankett“, „Im Rauchzimmer“, „Schlafzimmer“ und „Salon“. Die folgenden Strukturpläne reduzieren die Zahl der Bilder von sieben auf sechs und dann auf fünf. Zentral dürfte die Thematik des Alterns und der Krankheit sein, denn der Hausherr erkundigt sich bereits in WP15/K/E2 bei seinem Arzt danach, wie lange er noch lebe. Das ist einer der wenigen thematischen Hinweise. Das Werkprojekt bricht nach nur vier Entwürfen wieder ab. Es folgt das Dramenprojekt Die Kleinen, die man hängt (WP16), von dem ein einziger Werktitel-Entwurf überliefert ist. In WP16/K/E1, der zugleich Teil der Werkgenese von Kasimir und Karoline (WA 4/K2/E27) ist und damit datierbar auf Ende 1931 oder Frühjahr 1932, notiert Horváth eine Reihe von Werktiteln, darunter „Norden“ (WP4/K/E1) und, unter der Rubrik „Volksstücke“: „Italienische Nacht“, „Geschichten aus dem Wiener Wald“, „Kasimir und Karoline“ und „Die Kleinen, die man hängt“. Möglicherweise ist mit dem Titel bereits das Volksstück Glaube Liebe Hoffnung gemeint, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehr weit gediehen war (vgl. WA 5/VA1). Da keine weiteren Entwürfe vorliegen, muss dies jedoch Spekulation bleiben. Es ist die einzige Erwähnung dieses Titels, zu dem es auch keine weiteren Ausarbeitungen gibt. 20 21

Schröder 1983 (Anm. 14), S. 153. Ebd., S. 155.; Hervorhebung im Original.

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Vorwort

Das in der Chronologie nächste Dramenprojekt trägt den Titel Die Jahreszeiten (WP17) und ist im Notizbuch Nr. 7 (ÖLA 3/W 362) eingetragen. Dieses hat Horváth im Herbst 1932 verwendet. In dem Notizbuch finden sich vor allem Entwürfe zu den Adaptierungsarbeiten von Kasimir und Karoline (WA 4/K5a–5c). Wieder ist das Konvolut mit 3 Blatt sehr schmal. In WP17/K/E3 notiert Horváth die vier Jahreszeiten und ergänzt sie um folgende Einträge: „Das Vorkriegsbürgertum“, „Krieg“, „Zusammenbruch der Firma“ und „Altershaus“. Der Autor koppelt also den Verlauf der Jahreszeiten mit der Biographie einer Familie bzw. einer Firma. Wie so oft in seinem Werk schreibt er damit die Geschichte eines Verfalls. Ähnlich verfasst ist WP17/K/E5, in dem Horváth unter den Titel den Gattungsbegriff „Bürgerliches Trauerspiel“ notiert. In WP17/K/E6, dem vorletzten Entwurf zu dem Werkprojekt, bezeichnet der Autor das Stück schlicht als „Schauspiel“ und notiert dazu eine Liste mit den folgenden Figuren: „Grossmutter“, „Mutter“, „Vater“, „Tochter“, „Sohn“ und „der Verlobte der Tochter“. In WP17/K/E7 verzeichnet Horváth eine Reihe von Notizen, die weiteren Aufschluss über inhaltliche Elemente des geplanten Werkprojekts geben. So soll das Bild „Frühling“ auf einem „Tennisplatz“ spielen, weiters soll es zu einem „Duell“ kommen und eine Hochzeit stattfinden. Im „Sommer“ stirbt der Sohn der Familie im Krieg. Im „Herbst“ heiratet die Tochter einen „Schieber“, betrügt ihn aber mit einem „mystische[n] Literaten“. Ihr Sohn soll zuerst Nazi sein, dann zur K.P.D. wechseln. Der „Winter“ schließlich zeigt die Mutter im Altersheim. Damit enden die Ausarbeitungen zu dem Werkprojekt Die Jahreszeiten. Horváth hat die Strukturidee der Jahreszeiten einige Jahre später in dem Werkprojekt Don Juan kommt aus dem Krieg (1936) kurzfristig wiederaufgenommen und damit spekuliert einen Teil des Stückes durch den Verlauf der Jahreszeiten zu strukturieren.22 Geblieben ist davon in der Endfassung einzig der Winter, der Don Juan umgibt und ihn schließlich im Schnee als „Schneemann“ enden lässt.23

Vom Verschwender zum Friseur – die Komödie des Menschen (Dramenprojekte 1933–38) Das Jahr 1933 bedeutet für Horváth weniger den Auslöser einer zunehmenden „Regression“24, sondern den Versuch einer Neudefinition, die vor allem in Auseinandersetzung mit der literarischen Tradition und der österreichischen Musik- und Theatergeschichte vonstattengeht.25 Denn recht schnell wurde dem Autor klar, dass er mit der „Pessimität“26 seiner großen Volksstücke nicht mehr durchdringen und sich zu 22 23 24 25

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Vgl. WA 9/K4/E1, E4, E5 und E9. Vgl. WA 9/K5/TS10/A11/BS 19 b, Bl. 1 und 21f. Schröder 1981 (Anm. 1), S. 133. Vgl. etwa Franz Schüppen: Inspiration aus musikalischen Regionen im frühen und späten Werk bei Ödön von Horváth. Münchner Anfänge im „Buch der Tänze“ (1922) und Salzburg-Henndorfer Mozart-Variationen zu „Don Juan“ und „Figaros Hochzeit“ (1936). In: Neohelicon XXXI (2004), S. 221–259 sowie Louise Adey: „By indirections find directions out“. Horváth, Nestroy and the art of obliquity. In: Sprachkunst, Jg. XIX (1988), 2. Halbband, S. 107–121. Brief Horváths an Rudolph S. Joseph vom 30.10.1933, Original im Deutschen Exilarchiv Frankfurt, zitiert nach dem Faksimile in: Evelyne Polt-Heinzl/Christine Schmidjell: Geborgte Leben. Horváth und der Film. In: Klaus Kastberger (Hg.): Ödön von Horváth. Unendliche Dummheit – dumme Unendlichkeit. Wien: Zsolnay 2001 (= Profile, Bd. 8), S. 193–261, S. 242f., hier S. 242.

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den großen gesellschaftlichen Fragen seiner Zeit nicht mehr direkt äußern würde können. Die Frage „Wie muss man schreiben?“ durchzieht das Spätwerk. Dass Horváth darauf keine wirkliche Antwort gefunden hat, kann man mit Blick auf Don Juan kommt aus dem Krieg (1936) und Jugend ohne Gott (1937) tunlichst zurückweisen. Dennoch quälten ihn Selbstzweifel: „Eine Welt ist zusammengestürzt, man muss ganz anders schreiben. Warum emigriert? Hab ich Fehler gemacht? […] Weil man es nicht für möglich gehalten hat, dass das kommt“, schreibt er in einem Entwurf zu Adieu, Europa! (1938), seinem letzten Prosaprojekt, und stellt damit nicht nur seine persönliche Lebenshaltung, sondern sein ganzes Werk nach 1933 in Frage.27 Denn statt in die Emigration und in ein engagiertes und dezidiert antifaschistisches Schreiben flüchtet der Autor nach der Machtübernahme Hitlers vorerst ins Pikareske und Humoreske, worunter ein Großteil des Schaffens nach 1932/33 zu subsumieren ist: „Horváths kontinuierliches Experimentieren mit den Möglichkeiten der Komödienform durchzieht das Spätwerk“.28 Komödienformen überwiegen also, und das in einer Zeit, in der „Mordgefühle“29 zur politischen Tagesordnung gehörten. Doch dabei gilt auch für die Dramenfragmente – obwohl dies in den meisten Fällen aufgrund der Geringfügigkeit der Ausarbeitung nur vermutet werden kann –, was Christopher B. Balme zu den fertiggestellten Komödien herausgestrichen hat: Hinter der Maske der häufig harmlos anmutenden Vorlage oder Gattungsbezeichnung verbirgt sich ein komplexes Spannungsverhältnis zwischen literarischem Vorbild, Komödienform und zeitgenössischer Wirklichkeit. […] Besonders in den ambivalenten Schlüssen dieser Komödien eröffnen sich pessimistische Perspektiven, die die vordergründig optimistische Auflösung der Konflikte relativieren.30

Das erste Werkprojekt, das man zu diesem Komplex der Komödien nach 1932/33 rechnen kann, ist Der Verschwender (WP18), das im Notizbuch Nr. 7 (ÖLA 3/W 362) eingetragen ist. Zu diesem Werkprojekt existieren nur drei Entwürfe und eine Textstufe, versammelt auf zwei Blatt. Die Datierung kann auf Herbst 1932 angesetzt werden. Horváth begibt sich mit diesem Werkprojekt in die Nachfolge Ferdinand Raimunds, dessen Zaubermärchen Der Verschwender (1834) und Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär (1826) er offensichtlich zu einem neuen Stück kompilieren wollte (vgl. WP18/K/E1–E3). Bemerkenswert ist der Strukturplan WP18/K/E2, in dem Horváth folgende Bilderfolge notiert: „Feen-Reich“, „Auftritt der Jugend“ und „Auftritt des hohen Alters“. Weiters vermerkt er dazu, dass „Zeus“ erscheinen soll, der einen „Kaiser-Fr[an]z-Joseph-Bart“ trägt. In WP18/K/TS1 sucht Zeus mit mehreren anderen Figuren nach einem, der Geld hat. Dieser trägt den Namen Julius von Flottwell, wie die Hauptfigur in Raimunds Verschwender. Von ihm heißt es, dass er Kriege finanziere, was ihm aber schon langweilig werde, weshalb er das Geld bald aus dem Fenster hinauswerfe. Damit bricht die Ausarbeitung des Werkprojekts ab. Erwähnt werden kann in diesem Zusammenhang noch, dass Horváth vermutlich zwei, drei Jahre später, 1934/35, ein Filmtreatment in zwanzig Szenen mit

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WA 13/WP24/E4. Christopher B. Balme: Zwischen Imitation und Innovation. Zur Funktion der literarischen Vorbilder in den späten Komödien Ödön von Horváths. In: Traugott Krischke (Hg.): Horváths Stücke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988, S. 103–119, hier S. 103. Ödön von Horváth: Gebrauchsanweisung. In: Horváth 2009a, S. 160–166, hier S. 162. Balme (Anm. 28), S. 104.

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dem Titel Brüderlein fein! verfasst hat, das auf Motiven der Stücke Der Bauer als Millionär, Der Alpenkönig und der Menschenfeind und Der Verschwender beruht.31 Zum Werkprojekt Lustspiel (WP19) ist nur ein einziges Blatt überliefert. Dieses ist zugleich Teil der Werkgenesen von Kasimir und Karoline, des Romanprojekts Himmelwärts und von Glaube Liebe Hoffnung, was eine Datierung auf Herbst 1932 plausibel macht. In WP19/K/E1, E2 und E5 notiert Horváth die Bilderfolge „Parlament“, „Büro“ und „Theater“, zu E1 vermerkt er darüber hinaus noch die Figurennamen: „Revolver“ (für Revolverjournalist), „Advokat“, „Mädchen“, „Frau Advokat“ und der „Kollege in der Kanzlei“. Das Blatt bleibt das einzige zum Werkprojekt Lustspiel. Zum folgenden Werkprojekt Ein Gesellschaftsstück (WP20) sind nur drei Blatt überliefert. Diese sind äußerst heterogen und es ist nicht gesichert, dass sie wirklich zusammengehören. Immerhin tragen WP20/K/E1 und TS1 den Titel „Ein Gesellschaftsstück“, für WP20/K/E2 und E3 gilt dies aber nicht. Der Titel ist nicht sehr spezifisch, könnte damit doch auch nur eine Gattungsbezeichnung gemeint sein. Außerdem befinden sich die Blätter in sehr unterschiedlichen archivarischen Zusammenhängen (Notizbuch und Mappe). Dennoch kann eine Zusammenstellung der Blätter gerechtfertigt werden. Aufgrund der Stellung im Notizbuch o. Nr. (ÖLA 3/W 366 – BS 25 [3]) ist eine Datierung mit Ende 1932 anzunehmen. In WP20/K/E1 notiert Horváth, dass der Herr, dessen Werk zugrunde gegangen ist, von seiner Familie behütet wird. In WP20/K/TS1 arbeitet er einen Dialog zwischen einem Minister und einer Frau namens Irma, vermutlich einem Dienstmädchen, aus. Die beiden unterhalten sich über ein Stück, das an dem Abend seine Uraufführung erlebt hat. Es trägt den Titel „Das Recht des Todes“. Der Minister wartet vermutlich auf die Hausherrin und den Hausherren, die aus dem Theater zurückkommen sollten. In WP20/K/E2 skizziert Horváth zunächst einen Strukturplan in drei Akten mit den Akttiteln: „Salon“, „Gefängnis“ und „Theater“. Zu Letzterem notiert der Autor, dass der Minister wiedereingesetzt wurde und seine Memoiren schreiben will. In WP21/K/E3 vermerkt Horváth eine Reihe von Konfigurationsplänen, darunter mit Figuren wie „Minister“, „Luise“, „Dame“, „Diener“, „Dramatiker“, „Theaterdirektor“ und „Journalist“. Möglicherweise ist damit im Keim schon Horváths „Märchen“ Himmelwärts (1934) angedacht. Mit einiger Sicherheit besteht jedenfalls ein Bezug zu dem wenig später entstandenen Dramenwerkprojekt Ein königlicher Kaufmann (WP21). Die Entwürfe zu Ein königlicher Kaufmann sind materiell sehr heterogen, befinden sich aber alle in Mappe BS 27 a. Das Konvolut ist mit zehn Blatt relativ schmal. Zeitlich dürfte das Dramenprojekt auf Herbst/Winter 1932 oder Frühjahr 1933 zu datieren sein. WP21/K/E1 trägt den Titel „Ein königlicher Kaufmann. Gesellschaftsstück in drei Akten“. Auf demselben Blatt sind ein paar Figurenlisten verzeichnet, die recht umfangreich sind. Sie enthalten u.a. einen „Dr. h.c.“, einen „Dekan“, einen „Professor“, eine „Dame“, eine „Obermedizinalrätin“, daneben „Peter“, „Therese“ und einen „Erfinder“, der auch als „Genie“ bezeichnet wird. Das Genie behauptet, einen Apparat entwickelt zu haben, mit dem man Getreide „entmuffen“ und damit Notleidenden helfen kann. Doch der Dr. h.c. hat daran kein Interesse. Der Strukturplan WP21/K/E6 lässt Bezüge zu WP15/K/E2 herstellen, da es in beiden um Krankheit und möglichen baldigen Tod geht. Auch in WP21/K/E6 spielt die Erfindung des Genies eine wichtige Rolle. Sie weckt Thereses Interesse, die den Erfinder aber davor warnt, die Erfindung zu verkaufen. Der Sohn des „Herrn“ erklärt ihm, dass er damit ein „grosses Geschäft“ 31

Vgl. ÖLA 3/W 252 – BS 2, Bl. 1–7; vgl. auch Polt-Heinzl/Schmidjell 2001 (Anm. 26), S. 235.

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machen könne. In WP21/K/E7 und E8 wird klar, dass der Sohn Klavier spielt und Musiker werden möchte. Zwei Strukturpläne (WP21/K/E7 und E9) nennen die Akte: „Zimmer des Herrn“, „Bankett“ und „Musikzimmer“. Ein vierter Akt „Spiegel“ wird von Horváth beide Mal erwogen und von WP21/K/E11 bestätigt. Zum zweiten der beiden Strukturpläne notiert der Autor, dass der Herr einen Schlaganfall erleiden soll und nicht mehr reden kann. Sehr aufschlussreich für den Inhalt des geplanten Werkprojekts sind die Notizen von WP21/K/E12, in denen Horváth die Herkunft der Frau und die Krankheit des Mannes weiter ausführt. Der Strukturplan WP21/K/E13 erweitert die Akt- bzw. Bilderfolge um weitere drei Bilder, sodass ein Strukturplan in sieben Bildern resultiert, der in WP21/K/E14 und E15 noch einmal variiert bzw. bestätigt wird. Zwei Fassungen arbeiten den Inhalt des geplanten Werkprojekts deutlicher aus. In WP21/K/TS1 ist davon die Rede, dass der Erfinder „ein neues Mittel, eine Pille gegen Krebs“ (BS 27 a, Bl. 9v) entwickelt habe. In WP21/K/TS2 weigert sich der Erfinder, sein Patent zu verkaufen, da der Herr es nicht gleich umsetzen will und er als Idealist es „im Interesse der leidenden Menschheit“ (BS 27 a, Bl. 7) sofort auf den Markt bringen will. Auf der linken Seite des Blattes skizziert Horváth noch einen fragmentarischen Strukturplan in zwei Bildern WP21/K/E17, der im dritten Bild das „Ende des Herrn“ vorsieht und im vierten Bild die Frau, die die Verhandlungen übernimmt. Der Erfinder „kapituliert“ und zeigt sich gerührt von der Not der Frau, die ihren Mann verloren hat. Damit bricht die Reihe der Entwürfe und Textstufen zu dem Dramenprojekt Ein königlicher Kaufmann ab. Die Idee einer pharmazeutischen Erfindung ist schließlich in die Adaptierungsarbeiten zu der 1933/34 entstandenen Posse Hin und her eingegangen. Zu WP22, Die Reise ins gelobte Land, ist ein einziges Manuskriptblatt überliefert. Auf der Rückseite eines Blattes, das auch zu WP21 zählt, notiert Horváth zwei Strukturpläne, wobei der erste gänzlich gestrichen ist. Im zweiten, WP22/K/E2, vermerkt der Autor ein paar inhaltliche Ansatzpunkte zu dem geplanten „Volksstück“. Demnach soll ein „Bauernbursch“ im Zentrum stehen, der in die „Stadt“ zieht. Die Fabrik, in der er arbeitet, sperrt jedoch zu, weshalb er „[s]tempeln“ geht, „[a]ufwieglerische Reden“ hält und verhaftet wird. Zuletzt wird er entlassen, aber von Demonstranten verprügelt. Einige inhaltliche Elemente erinnern an das Werkprojekt Der dumme Hans (WP12). Wie viele Dramenprojekte Horváths vom Beginn der 1930er-Jahre sollten auch in dem geplanten Werkprojekt Die Reise ins gelobte Land soziale Unruhen eine zentrale Rolle spielen. Auch das Konvolut zum folgenden Werkprojekt Komödie des Friedens (WP23) ist mit acht Blatt ein schmales. Außerdem ist die Datierung dieses Werkprojekts schwierig. Ein Blatt, auf dem neben einer Fassung zur Komödie des Friedens die Titel „Kleines Volksstück“ und „Die kleinen Sünden“ sowie „Höhere Gewalt“ stehen, könnte im Umkreis der Arbeiten an dem Volksstück Glaube Liebe Hoffnung (1933) entstanden sein. Möglicherweise sind diese Titelalternativen aber auch erst im Rahmen der Uraufführung des Stückes 1936 unter dem Titel „Liebe, Pflicht und Hoffnung“ entstanden, was für eine späte Datierung der Komödie des Friedens sprechen würde. Einiges deutet jedoch darauf hin, dass sie im Frühjahr oder Sommer 1933 entstanden ist, als Horváth verstärkt Komödienformen anvisierte und damit seinem Schreiben eine Wendung weg von den tragischen Stoffen geben wollte.32 Bemerkenswert ist das Pseudonym Nikolaus Neptun, das Horváth über den Entwurf WP23/K/E1 stellt sowie die ausführliche 32

Vgl. das Chronologische Verzeichnis in diesem Band, S. 657f.

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Pseudonymenliste WP23/K/E2, mit den Namen „Nikolaus Neptun“, „Ullrich Uranus“, „Josef Juppiter“, „{Verena} Venus“, „Max Mond“, „Samuel Saturn“ und „Moritz Merkur“, die Horváth notiert. Sie lässt annehmen, dass er sich zu der Zeit gezwungen fühlte, unter Pseudonym zu schreiben, was auf die Zeit nach der Machtübernahme Hitlers deutet.33 Aus der Fassung WP23/K/TS1 wird klar, dass es in dem Werkprojekt um den Kampf der Frauen – genau genommen: eines Frauenklubs – für den Frieden geht, eine Thematik, die Anfang oder Mitte der dreißiger Jahre bereits höchste Aktualität hatte.34 Die Figurenliste WP23/K/E6 nennt „Frau Bleib“, „Frau Mayer“, „Frau Albach“ und „Frau Marberg“, jene von WP23/K/E7 erwähnt den Namen „Albach-Réthy“, den Horváth von der Schauspielerin Rosa Albach-Retty (1874–1980) bzw. ihrem Sohn, dem Schauspieler Wolf Albach-Retty (1906–1967), dem Vater von Romy Schneider (1938–1982), entlehnt. Wiederholt ist vom Club oder Frauenklub die Rede (vgl. WP23/K/TS1, E5 und E8). In WP23/K/TS2 wird die Großmutter von den Enkelinnen als „grösste, klügste Frau des Jahrhunderts“ bezeichnet, in WP23/K/TS3 wird ähnlich wie in TS1 ein Dokument, ein „Testament“, erwähnt, das verschwindet. In diesem Fall hat es der Mann von Frau Albach entwendet, um sie im Club unmöglich zu machen. Damit bricht die genetische Reihe zu dem Werkprojekt Komödie des Friedens ab. Als abgeschlossen müsste eigentlich das „Zeitstück“ Ohne Titel (WP24) gewertet werden, das chronologisch als nächstes folgt. Überliefert ist davon einzig ein Typoskript, das vier Blatt umfasst und eine vollständige Fassung in drei Akten enthält. Aufgrund der Kürze der drei Akte muss die Komödie als Dramolett angesehen werden, außerdem wirkt das Ganze trotz vermeintlicher Vollständigkeit äußerst fragmentarisch. Weitere Ausarbeitungen dazu fehlen. In diesem Fall ist eine genaue Datierung möglich, denn das Dramolett ist im März 1933 in der Literarischen Welt erschienen.35 Das Setting deutet voraus oder erinnert an die Komödien Himmelwärts (1934) und Mit dem Kopf durch die Wand (1935). Ähnlich wie dort ist in Ohne Titel von einem Theaterdirektor und einem Dichter die Rede. Der Dichter soll ein „zeitloses Zeitstück“ (WP24/K/TS1/BS 70, Bl. 2) schreiben. Er behauptet, es bereits fertig zu haben, in Wirklichkeit fehlt davon aber praktisch noch alles. Als das Stück fertig ist, wird es aufgeführt, aber sowohl der weibliche als auch der männliche Star wollen, dass in der Inszenierung ihre Limousine vorkommt, weshalb der Dichter sein Stück dementsprechend umschreibt. Die beiden Stars sind ein deutlicher Hinweis auf die Filmbranche, mit der Horváth in den Jahren 1934/35 seine – durchaus negativen – Erfahrungen machen wird.36 Genau aufgrund dieser zwei Limousinen wird das Stück von der Kritik verrissen. Das Dramolett endet damit, dass der Dichter und der Theaterdirektor beschließen, ins Kino gehen, weil das Theater zu teuer ist und weil der Direktor den Mantel nicht ausziehen kann, weil er darunter sein „letztes Hemd“ (ebd./BS 70, Bl. 4) trägt. WP25 trägt den Titel Ein Wunschtraum. Dazu liegen vier Blatt an genetischem Material vor, das sich vollumfänglich im Notizbuch Nr. 2 (ÖLA 3/W 369) befindet. Hor-

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Vgl. auch die Figurenlisten in WA 7/Himmelwärts/K1/E1, E5 und E7. Vgl. auch die frühen Entwürfe und Fassungen zu dem Werkprojekt Don Juan kommt aus dem Krieg, WA 9. Ödön von Horváth: Ohne Titel. Ein Zeitstück in drei Akten. In: Die Literarische Welt (Berlin), Nr. 3, März 1933, S. 3. Vgl. Polt-Heinzl/Schmidjell 2001 (Anm. 26), S. 235–256 und Traugott Krischke: Ödön von Horváth. Kind seiner Zeit. Berlin: Ullstein 1998, S. 208.

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váth hat dieses Notizbuch zwischen Mitte 1934 und Mitte/Ende 1935 verwendet. Damit ist die Datierung auch des vorliegenden Werkprojekts einigermaßen gesichert. Es dürfte Mitte oder Ende 1934 entstanden sein. Der Titel Ein Wunschtraum verweist auf das Werkprojekt Hin und her (1934), in dessen Adaptierungsarbeiten ebenfalls ein „Wunschtraum“ und ein „Angsttraum“ vorgesehen sind,37 eine Idee, die Horváth schließlich wieder fallen ließ und möglicherweise in dem eigenständigen Werkprojekt Ein Wunschtraum verarbeiten wollte. Wie viele Werkprojekte der Mitte der 1930er-Jahre trägt auch Der Wunschtraum pikareske Züge, indem in dem Stück eine Reise unternommen wird. Bereits der Strukturplan in drei Akten mit Vorspiel und Epilog WP25/K/E1 lässt das erkennen: Vorspiel und Epilog spielen auf einer Tankstelle, dazwischen erfolgt eine Zeitreise immer weiter zurück in die Geschichte der Menschheit, zunächst in die Zeit der französischen Revolution, danach ins Mittelalter und nach Rom, und zuletzt in die Zeit der Griechen, der Neandertaler und die Eiszeit. Die hier genannten inhaltlichen Motive erinnern sehr stark an Horváths Prosawerkprojekt Reise ins Paradies, das etwa zeitgleich entstanden ist (vgl. WA 13/WP18). In WP25/K/E4 werden die Reisenden als „Hochzeitsreisende“ spezifiziert. Die Figurennamen Grundl und vor allem Staberl (WP25/K/E6) verweisen auf die österreichische Komödientradition und lassen erkennen, dass es sich bei dem geplanten Werkprojekt um eine Komödie handeln sollte. Aus WP25/K/TS1 wird ersichtlich, dass die Reisenden von einer „Traumfee“ ins Reich der Träume geleitet werden, in dem sie ihr Schicksal selbst bestimmen können. Damit bricht das Werkprojekt Ein Wunschtraum ab. Das Dramenprojekt Original Zaubermärchen (WP26), auch unter dem Titel Johann, der Soldat bekannt, steht nur vom Titel her deutlich in der Nachfolge Ferdinand Raimunds; inhaltlich ist es durchaus eigenständig. Das Konvolut zu dem Werkprojekt umfasst 13 Blatt, die sich auf zwei Entwürfe und eine Textstufe aufgliedern. Zeitlich dürfte es etwa 1934/35 entstanden sein, als sich Horváth auf der Suche nach neuen Stoffen und Formen verstärkt an der österreichischen Komödientradition (v.a. Nestroy und Raimund) orientierte. In WP26/K/E1 notiert der Autor einen Strukturplan in sieben Bildern, der mit einer Militärparade beginnt, auf der ein hier noch namenloser Soldat auffällt, weil einer seiner Knöpfe nicht gut geputzt ist. Als er dem Feldwebel eine „gelangt hat“, muss er über die Berge flüchten. Dort landet er in einer Art „Schlaraffenland“ und bei den „Wilden“. Schließlich kehrt er in sein Ursprungsland zurück und organisiert einen Krieg gegen die „Wilden“, der aber „verloren“ wird. In WP26/K/E2, einem weiteren Strukturplan in sieben Bildern, nimmt die Handlung einen anderen Verlauf. Sie beginnt wieder bei der Militärparade, auf der auch von einer „neuen Kanone“ die Rede ist. „Johann, der Soldat“ muss wieder fliehen, weil sein Knopf nicht sauber geputzt war und weil er den Gehorsam verweigert hat. Auf einer „Ministerkonferenz“ wird der Krieg „gegen die Wilden“ beschlossen. Johann flieht zu den „Wilden“ und lässt sein „Mädel“, Marie, zurück. Bei den „Wilden“ wird er gefangen und erzählt der Königin „von seinem Lande“. Schließlich wird der Sieg gegen die „Wilden“ gefeiert. Ein Feldwebel will sich Marie nähern, aber die erinnert die Uniform an Johann, weshalb sie nichts mit dem Feldwebel zu tun haben möchte. Ein General vermutet, dass es bei den „Wilden“ Gold gebe, doch die Königin streitet das ab und behauptet, dass sie sich nur „besser organisiert“ hätten. Am Schluss wird eine Resolution verfasst, nach der die „Wilden“ eingeladen werden sollten, „damit 37

Vgl. WA 6/Hin und her/K2/TS2.

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sie uns mal richtig organisieren“. Viele der genannten Handlungselemente finden sich auch in dem Romanprojekt Himmelwärts, an dem Horváth etwas früher gearbeitet hat (vgl. WA 13/WP17). Der Autor hat in der Folge noch eine Fassung des ersten und zweiten Bildes verfertigt, die deutlich auf WP26/K/E2 beruht. Das erste Bild dreht sich wieder um die Frage des nicht ordentlich geputzten Knopfes und um die neue Kanone, mit der ein „indirektes Kriegführen“ (WP26/K/TS1/BS 3 b [2], Bl. 4) möglich sei, indem auf Insekten geschossen werde, sodass die Menschen kein Obst mehr hätten und dann verhungern würden. Das zweite Bild spielt, wie vom Strukturplan vorgesehen, auf einem Ministerrat, wo über die Kanone und über einen möglichen Krieg debattiert wird. Der Minister des Äußeren hat die Idee, die „Wilden“ „jenseits der Berge“ anzugreifen, denn die hätten „viel Gold“ (ebd./BS 3 b [2], Bl. 8). Der Minister des Inneren entgegnet jedoch: „Das ist nicht so einfach. Die Leut wollen keinen Krieg.“ (ebd.) Er schlägt deshalb vor, in den Menschen den „Heimatgedanken“ zu wecken: „Wir müssen sagen, dass die Wilden uns überfallen wollen -- es ist nur so zu machen!“ (ebd.) Damit bricht die Fassung WP26/K/TS1 ab und damit auch die Ausarbeitung des Werkprojekts Original Zaubermärchen. Die Rede vom Krieg ist symptomatisch für eine Zeit, die für den nächsten Krieg rüstete. Horváth wollte sie offensichtlich komödiantisch bewältigen. Dass dies von wenig Erfolg gekrönt war, erzeugte in den folgenden Jahren ein zunehmendes Schuldbewusstsein bei ihm. Die Wendung vom „indirekte[n] Kriegführen“ (ebd./BS 3 b [2], Bl. 4) kann indes als Chiffre für Horváths Schreiben in den Jahren 1933–1935 angesehen werden. WP27 trägt den Titel Der Kaiser der Tiefsee und schließt gattungsmäßig an das Original Zaubermärchen an. Alternativ verwendet Horváth dafür auch die Titel Der ewige Individualist, Auf der Insel der Seligen und Original Zaubermärchen. Zeitlich ist das Werkprojekt wohl in der Nähe des Original Zaubermärchens (WP26) entstanden, also etwa 1934/35. Die pikaresken Elemente und das Zaubermärchenhafte erinnern darüber hinaus an die Zauberposse Himmelwärts (vgl. WA 7/Himmelwärts/VA1 und VA2) und an das gleichnamige Romanprojekt (vgl. WA 13/WP17) sowie an die beiden Werkprojekte Reise ins Paradies (vgl. ebd./WP18) und Die Reise ins Paradies bzw. Magazin des Glücks (vgl. WA 17). Das genetische Konvolut zu Der Kaiser der Tiefsee umfasst neun Blatt. Die Figurenliste WP27/K/E1 führt neben der Titelfigur den „König des Atlantik[s]“, den „König des Pazifik[s]“, den „König des Roten Meeres“, den „König des Indischen Meerbusens“ und die „Königin der Biscaya“, außerdem „Tantalus“, einen Tintenfisch, „Robert“, einen Menschenhai und „Ernestine“, eine Muschel, an. In WP27/K/TS1 beschweren sich die Weltmeere über die Menschen, die immer frecher würden. Die Entwürfe zu dem Werkprojekt sind äußerst heterogen. Während WP27/K/E3 eher auf ein typisches Horváth-Drama mit dem Titel „Heimat“ hinausläuft, das ein Liebesdreieck zwischen Helene, Peter und Paul enthält und bei dem die „Tiefsee“ nur ein Nebenschauplatz ist, sind die Strukturpläne WP27/K/E4–E6 wieder deutlicher an der ursprünglichen Idee einer Kommunikation zwischen den Königen der Weltmeere orientiert. WP27/K/E7 trägt den Titel „Original Zaubermärchen“ und enthält einen Dialog zwischen zwei Fischern, Hans und Peter, die sich über die Umweltverschmutzung beklagen, der zufolge es „immer weniger Fische“ gäbe. Ähnlich wie in WP27/K/TS1 geht die Anlage des Stückes hier in Richtung ökologischer Themen. In WP27/K/E10 beschließen die beiden Fischer in ihrem Boot eine „Reise um die Welt“ zu machen. Dazu notiert Horváth eine kleine Bühnenskizze WP27/K/E11, die einen Fischer im Boot zeigt. In WP27/K/TS2 arbeitet der Autor einen Dialog zwischen Hans

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und einer Nixe aus, die er „haben“ will, was diese jedoch ablehnt. Neuerlich eine andere Wendung scheint das Stück in WP27/K/E15 zu nehmen, in dem Horváth unter dem Titel „Original Zaubermärchen“ festhält, dass die Menschen durch die Maschinen arbeitslos würden und sich deshalb in die Wälder zurückzögen. Ähnlich angelegt ist WP27/K/E16, der unter demselben Titel steht, und auch inhaltliche Parallelen aufweist. Auch hier wird ein Arbeiter „wegen der neuen Maschine“ „ausgestellt“, also entlassen, weshalb er „Revolutionär“ wird, dann verhaftet und zum Tode verurteilt. Er flieht zu den Elfen: „Die Elfen sind gerührt, dass er kommt“, heißt es in einer Notiz. Und: „Er heiratet, wird selbst ein Elf. Aber er ist doch kein Elf.“ Die Entwürfe WP27/K/E17 und E18 sind wieder deutlicher an einer Reisehandlung mit mehreren Stationen orientiert. Im Zentrum steht wieder Hans, der ausgehend von einem „Hafen“ zu den „Kommunisten“, den „Wilden“, den „Überindividualisten“ und schließlich in die „Tiefsee“ reist. Zuletzt erwägt Horváth eine Rückkehr in den ursprünglichen Hafen. Darunter notiert er den Titel „Auf der Insel der Seligen“ (WP27/K/E19). Die Summe der zuletzt genannten Strukturpläne stellt WP28/K/E23 dar, ein Strukturplan in sieben Bildern unter dem Titel „Der Kaiser der Tiefsee“ und mit der Bilderfolge: „Abschied von zuhause“, „Wrack“, „Beim Kaiser der Tiefsee“, „Hans in der Tiefsee“, „Er wird General und Minister“, „Er will wieder zurück auf die Erde“ und „Rückkehr“. Damit bricht die Reihe der Ausarbeitungen zum Kaiser der Tiefsee ab. In der Chronologie folgt dann das Notizbuch o. Nr. (ÖLA 3/W 367), das Horváth ebenfalls in den Jahren 1934/35 verwendet hat, wahrscheinlich von Mitte 1934 bis Mitte/Ende 1935. Hierin befinden sich, neben frühen Entwürfen zu Don Juan kommt aus dem Krieg (WA 9/K1 und K3) und Einträgen zu Figaro läßt sich scheiden (WA 8/K1 und K2), Werktitelnotizen, die eine Reihe von Ideen zu neuen Werkprojekten beinhalten. So weisen die Werkverzeichnisse der Werkprojekte WP28–WP38, die auf einem Blatt des Notizbuchs versammelt sind, eine Fülle von Werktiteln auf, zu denen Horváth bisher nichts notiert hatte. Es handelt sich dabei also um Ideen zu Werkprojekten, vermutlich zu Dramenprojekten, was jedoch nicht völlig sicher ist. Die genannten Titel lauten „Andersens Märchen“ (WP28/K/E1 und E2), „Das Gespenst von Canterville“ (WP29/K/E1 und E2), „Gargantua“ (WP30/K/E1), „Boccaccio“ (WP31/K/E1), „Casanova“ (WP32/K/E1), „Tierschutz“ (WP33/K/E1 und E2), „Verblödete Zeiten“ (WP34/K/E1 und E2), „Der Büstenhalter“ (WP35/K/E1 und E2), „Das gelbe Fieber“ (WP36/K/E1), „Geometrie“ (WP37/K/E1) und „Astrologie“ (WP38/K/E1). Der Eintrag der beiden Werkverzeichnisse dürfte Mitte oder Ende 1934 erfolgt sein. Zu den einzelnen Werktiteln hält Horváth keine weiteren Notizen fest, sodass über deren inhaltliche Ausrichtung wenig Aufschluss gewonnen werden kann. Was auffällt ist, dass sich Horváth mit den meisten der erwähnten Titel an bestehenden literarischen Figuren, Autoren oder Traditionen orientiert. Der Titel „Der Büstenhalter“ taucht in einigen späteren Entwürfen zu Don Juan kommt aus dem Krieg wieder auf.38 Dort wird auch ein Strukturplan in 14 Bildern (WP35/K/E3) zu dem Werkprojekt ausgearbeitet, der erkennen lässt, dass das Werkprojekt in einem erotischen Etablissement angesiedelt sein sollte, das aufgrund seines freizügigen Programms Probleme mit den Behörden bekommt.39 Die anderen genannten Titel kommen in weiterer Folge nicht mehr vor. Es handelt sich dabei also um singuläre Werkideen. 38 39

Vgl. WA 9/K1/E50, K3/E19–E24, E29 und E31. Vgl. WA 9/K1/E12 und den Kommentar zu WP35/K/E3 im Chronologischen Verzeichnis in diesem Band, S. 691f.

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Das Werkprojekt Walzertraum (WP39) ist im Notizbuch Nr. 2 (ÖLA 3/W 369) ausgearbeitet. Da sich die Entwürfe dazu im hinteren Teil des Notizbuchs befinden, gerahmt von Entwürfen zu Mit dem Kopf durch die Wand (1935), ist davon auszugehen, dass sie Mitte oder Ende 1935 entstanden sind. Horváth hat dieses Notizbuch von beiden Seiten her beschrieben, weshalb die Chronologie der Entwürfe teilweise gegenläufig zur Blattfoliierung verläuft. Das Konvolut zu Walzertraum umfasst 13 Blatt des Notizbuchs. Da der Titel „Walzertraum“ in WP39/K/E1 unter Anführungszeichen gesetzt ist, liegt die Vermutung nahe, dass sich Horváth mit seinem Werkprojekt auf die gleichnamige Operette Ein Walzertraum (1907) von Oscar Straus, deren Libretto von Felix Dörmann und Leopold Jacobson stammte, oder auf den darauf basierenden Film Ein Walzertraum (A 1925; Regie: Ludwig Berger) mit Willy Fritsch, Mady Christians und Xenia Desni bezieht. Die in den folgenden Entwürfen und einer Textstufe skizzierte Handlung weicht von beiden markant ab, die Grundidee einer Verzauberung durch Walzermusik und, damit verbunden, einer großen Sehnsucht nach der Heimat ist jedoch die gleiche. In WP39/K/E1, einem Strukturplan in drei Bildern mit den Stationen „Budapest“, „Amerika“ und „Ungarn“, skizziert Horváth auch Handlungselemente, wonach die weibliche Hauptfigur zunächst in Amerika mit einem „Zigeuner“ zusammen sein soll, der sie allerdings auf den Rat seiner Kollegen verlässt. Dann kehrt sie nach Ungarn zurück, wo das „Tingel-Tangel“ nicht mehr existiert, stattdessen übernimmt sie die „Leihbibliothek“ ihrer alten Tante. Dort taucht eine männliche Figur auf, die ein altes Buch bringt, das die weibliche Hauptfigur auf keiner Liste findet, doch „er zahlt alles“, wie eine Notiz lautet. Gemäß WP39/K/E4 soll die weibliche Hauptfigur „Zeitungsverkäuferin“ werden und die männliche Hauptfigur ihr alle Zeitungen abkaufen. Zuletzt liegt mit WP39/K/TS1 ein umfassendes Prosaexposé des Inhalts von Walzertraum vor.40 Die Handlung rankt sich um den jungen und den alten Prohaska, die Schuhpastakönige in den USA sind. Bei einer Reise in ihre Heimat Budapest lernen sie Ilona kennen, den Star eines Etablissements (des erwähnten „Tingel-Tangel[s]“). Der Alte und der Junge wollen beide Ilona für sich gewinnen. Doch diese entscheidet sich für den Jungen. Also fährt sie mit den beiden nach New York. Dort ist sie jedoch unglücklich, weil sie Heimweh hat und weil der junge Prohaska nur für das Geschäft lebt. Sie kehrt noch am Abend der Hochzeit nach Ungarn zurück. Der junge Prohaska wird daraufhin sehr traurig, weil er Ilona wirklich liebt, so dass er schließlich ebenfalls nach Ungarn fährt, um sich Ilona zurückzuholen. Damit endet das Prosaexposé und auch die Ausarbeitungen zu dem Werkprojekt Walzertraum. Im Notizbuch o. Nr. (ÖLA 3/W 367) befinden sich vier Entwürfe zu einem Werkprojekt mit dem Titel Jedermann (WP40). Da sich das Blatt mit den Entwürfen dazu eher im hinteren Teil des Notizbuchs befindet, ist von einer Entstehung Mitte oder Ende 1935 auszugehen. Die Idee einer Jedermann-Bearbeitung dürfte auf Max Reinhardt zurückgehen, den Horváth schon 1932 im Rahmen der Überlegungen zur Revue Magazin des Glücks kennengelernt hatte und den er bei sommerlichen Aufenthalten in Salzburg wieder traf. Möglicherweise wollte Horváth jedoch kein Jedermann-Drama, sondern einen Jedermann-Film, d.h. ein Filmskript dazu, schreiben. Dies lässt eine Notiz im Kino-Journal vom 22. Februar 1936 vermuten, in der es heißt:

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Vgl. im Detail dazu die Ausführungen im Chronologischen Verzeichnis, S. 695f.

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Vorwort

Zur Verfilmung von „Jedermann“ nach der altenglischen Sage hat sich ein Finanzkonsortium gebildet, an dessen Spitze der deutsche Bankier Ernst Heymann steht. Das Manuskript stammt von Oedön von Horvath. Für die Regie wurde Ernst Lönner verpflichtet, dessen Gruppe darin darstellerisch tätig sein wird. Das Drehbuch schreibt Kurt Lamprecht gemeinsam mit Horvath und Lönner. Die Produktionsleitung hat Ernst Heymann selbst übernommen[.]41

Die Notiz deutet darauf hin, dass es zum Zeitpunkt ihres Erscheinens bereits ein fertiges Manuskript aus der Hand Horváths gegeben hat. Ein solches ist aber nicht überliefert. Entweder ist die Notiz falsch und eine bloße Werbestrategie, oder das Manuskript ist verloren gegangen. Stattdessen liegen einzig die vier Entwürfe auf Bl. 72 des Notizbuchs o. Nr. vor, die wenig aussagekräftig sind. Zunächst notiert Horváth hier nur den Titel (WP40/K/E1), darunter ein Bild „Friedhof“ mit der Grabaufschrift „Hier ruht in Gott Jedermann“ (WP40/K/E2), dann ein erstes Bild: „Lehrerin kommt zurück und erzählt von Salzburg“ (WP40/K/E3), und zuletzt (WP40/K/E4) einen Strukturplan in zwei Bildern: „Kreuz. – Kinder“ und „Totengräber, die alte aufgelassene Gräber ausschaufeln, alte Skelette. Ein Totenschädel rollt die Treppe hinab – rollt in eine blühende Wiese.“ Soweit Horváths Überlegungen zu seinem Jedermann-Drama. Leider gibt es dazu keine weiteren Ausarbeitungen. Zum Werkprojekt Orpheus (WP41) sind zwei Blatt überliefert. Sie befinden sich im Notizbuch Nr. 4 (ÖLA 3/W 370), das Horváth in den Jahren 1935 und 1936 verwendet hat, und dürften Mitte oder Ende 1935 entstanden sein. Im Notizbuch Nr. 4 sind darüber hinaus u.a. Entwürfe zu den Werkprojekten Die Diadochen (WP45), Kaiser Probus in Wien (WP48), Das jüngste Gericht (WA 10/Der jüngste Tag/VA) und Die Komödie des Menschen (WP49) eingetragen. Die beiden Blätter zum Orpheus-Projekt, das im Untertitel von WP41/K/E1 als „Komödie“ bezeichnet wird, lassen wenige inhaltliche Anhaltspunkte erkennen. Im genannten Entwurf listet Horváth die Figuren „Orpheus“, „Eurydike“, „Pluto“ und „[d]essen Frau“ auf. In WP41/K/E2 ist davon die Rede, dass sich Jupiter und Pluto versöhnen: „sie machen ein gemeinsames Kollektiv“. Die Figurenliste WP41/K/E4 enthält den Titel mit dem Zusatz „Komödie in drei Teilen“ und nennt neben „Orpheus“ und „Eurydike“, „Hades“, den Gott der Unterwelt, und „Zerberus“, den Höllenhund. Bei WP41/K/E3 und WP41/K/E5 handelt es sich um bloße Werktitelnotizen, die keine weiteren inhaltlichen Schlüsse erlauben. Damit endet das Werkprojekt Orpheus. Ebenfalls im Notizbuch Nr. 4 (ÖLA 3/W 370) befinden sich die drei Blatt zu dem Werkprojekt Die zwölf Taten des Herkules (WP42). Auf zwei Blättern, auf denen Entwürfe zu dem Werkprojekt Orpheus (WP41/K/E1 und E2 bzw. E3 und E4) zu finden sind, notiert Horváth jeweils den Werktitel „Die zwölf Taten des Herkules“ (WP42/K/E1 und E2). Aufschlussreicher sind die Entwürfe WP42/K/E3 und E4, die auf einem weiteren Blatt des Notizbuchs Nr. 4 eingetragen wurden. Hier notiert Horváth zunächst eine Figurenliste mit „Alkmene“, einer „Generalswitwe“, „Herkules“, ihrem Sohn, und „Prometheus“. Darunter vermerkt der Autor ein erstes Bild mit Alkmene. Damit enden die Ausarbeitungen zu dem Werkprojekt Die zwölf Taten des Herkules. Auch das Werkprojekt Don Quichotte in der Fabrik (WP43) orientiert sich an einer bekannten literarischen Figur, die in einen neuen Kontext gestellt wird, wie Horváth das für Figaro und Don Juan in den beiden Dramen von 1936 machen wird. Die beiden Entwürfe zum Don Quichotte-Drama befinden sich ebenfalls im Notizbuch Nr. 4, 41

Anonym: Zur Verfilmung von „Jedermann“. In: Kino-Journal (Wien), 22.2.1936.

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und zwar auf demselben Bl. 48, auf dem auch schon die Orpheus- und Herkules-Entwürfe verzeichnet wurden. Zunächst notiert Horváth nur den Titel (WP43/K/E1), dann eine inhaltliche Notiz: „Don Quichotte muss am laufenden Band arbeiten“ (WP43/K/E2), womit er den notorischen ‚Kampf gegen Windmühlen‘ in ein zeitgenössisches Setting verlegt. Die beiden Entwürfe bleiben die einzigen zu dem Werkprojekt. Das Werkprojekt Eine Odyssee unserer Zeit (WP44) ist ebenfalls im Notizbuch Nr. 4 (ÖLA 3/W 370) eingetragen. Es findet sich dazu ein einziges Blatt, auf dem ein gestrichener Werktitel und ein Werkverzeichnis zu finden sind, die beide den Werktitel „Eine Odysee unserer Zeit“ enthalten. Auch hier versucht Horváth wieder, einen bekannten Topos der Weltliteratur für sich zu adaptieren, wobei die Arbeiten zu dem Werkprojekt über die beiden Titelnennungen nicht hinausgehen. Das Werkprojekt Die Diadochen (WP45) umfasst drei Blatt, eines davon befindet sich im Notizbuch Nr. 2 (ÖLA 3/W 369), die anderen beiden im Notizbuch Nr. 4 (ÖLA 3/W 370). Inhalt dieses Werkprojekts sollten vermutlich die Kriege um die Nachfolge Alexanders des Großen († 323 v. Chr.) sein. In einem Entwurf notiert Horváth zunächst den Werktitel mit dem Zusatz „Historischer Roman“ (WP45/VA/E1), vermerkt dann aber den Titel mit der Gattungsbezeichnung „Komödie“ (WP45/K/E1) bzw. „Lustspiel in drei Akten“ (WP45/K/E2). Als Titelalternative erwägt Horváth auch „Nach dem Tode Alexanders“, wie er auf demselben Blatt festhält (WP45/K/E3). WP45 sollte in den Werkzyklus Die Komödie des Menschen integriert werden (vgl. WP49/K/E1–E3, E5 und E7). Die Genese des Werkprojekts Die Grottenbahn (WP46) lässt sich ebenfalls im Notizbuch Nr. 4 (ÖLA 3/W 370) nachvollziehen. Es ist deshalb auf 1936 zu datieren. Das Werkprojekt ist auf einer von Horváths präferierten Lokalitäten angesiedelt, nämlich auf einem Rummelplatz, vermutlich dem Wiener Prater. Bei der im Titel genannten Grottenbahn handelt es sich um eine Drachenbahn. Der Drache steht bereits in den ersten Entwürfen im Mittelpunkt. So solle „Mit dem Drachen durch die Welt“ (WP46/K/E1) gereist werden, womit neuerlich das Reisemotiv genannt ist. Eine Figurenliste nennt den Besitzer des Drachens, seine Frau und Alexander (ebd.). Während Sander – vermutlich kurz für Alexander – den Drachen ölt, ruft Schlesinger – vermutlich der Besitzer – die Leute in die Grottenbahn (ebd.): „Hier sehen Sie die schönste Drachenbahn!“ WP46/K/E3 fügt zum erwähnten Personal Agnes hinzu, ein Mädchen, das Süßigkeiten und Zigaretten verkauft (WP46/K/TS1). Als ihr der Besitzer des Drachens vorwirft, dass sie zu wenig verkaufe, kommt heraus, dass sie Sander bzw. Alexander, seinen Angestellten, liebt (WP46/K/TS2). Der behauptet jedoch, eine andere zu lieben (WP46/K/TS3). Die Reihe der Ausarbeitungen zu dem Werkprojekt endet mit der fragmentarischen Fassung WP46/K/TS4, in der der Direktor auftritt und sich vorstellt. WP47 trägt den Titel Die Völkerwanderung und setzt damit die Reihe der historischen Werkprojekte Horváths fort. Zu dem Werkprojekt findet sich im Notizbuch Nr. 4 (ÖLA 3/W 370) ein einziger Entwurf, in dem nur der Werktitel mit der Gattungsspezifizierung „Schauspiel in drei Akten“ genannt wird (WP47/K/E1). Aus zwei Werkverzeichnissen später im Notizbuch Nr. 4 (WP49/K/E1 und E2) wird ersichtlich, dass das Schauspiel Teil der Komödie des Menschen werden sollte. Zum Werkprojekt Kaiser Probus in Wien (WP48) sind nur wenige Entwürfe und Textstufen überliefert. Diese befinden sich teils im Notizbuch Nr. 4 (ÖLA 3/W 370), teils auf losen Blättern der Mappen BS 44 [1] und BS 44 [2]. Da die frühen Entwürfe zum

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vorliegenden Werkprojekt eher hinten im Notizbuch stehen, ist davon auszugehen, dass sie frühestens Mitte 1936 entstanden sind, eher jedoch im Herbst oder Winter 1936, als die Arbeit an den beiden Werkprojekten Figaro läßt sich scheiden und Don Juan kommt aus dem Krieg (beide Mitte 1936 abgeschlossen) bereits beendet war. Bei dem Werkprojekt Kaiser Probus in Wien handelt es sich um den Plan eines „Lustspiels in drei Akten“ (WP48/K/E1). In der darunter notierten Dialogskizze debattieren drei Figuren, Stanglhuber, Griessmeyer und Mayer, in einem „Wirtshaus“ über die Frage, warum denn alles „beflaggt“ sei. Mayer vermutet, dass es deshalb ist, weil heute das „neu[e] Gsuff“ präsentiert werde. Bei dem „neue[n] Gsuff“ handelt es sich, wie aus den weiteren Ausarbeitungen klar wird, um Wein, der von Kaiser Probus erstmals in Wien angebaut wird (vgl. WP48/K/E2 und E3). In WP48/K/E2, einem Strukturplan in drei Akten, notiert Horváth den Titel „Kaiser Probus in Wien / Operette mit Vor- und Nachspiel in zwei Akten“. Die Gattungsbezeichnung „Operette“ ist selten bei Horváth,42 spätestens mit der Posse Hin und her (1933/34) hat er sich jedoch bewusst in die Couplet-Tradition eines Nestroy oder Raimund gestellt. Die komödienhaften Texte der Mitte der 1930er-Jahre arbeiten immer wieder mit Gesangseinlagen. So soll im Kaiser Probus laut WP48/K/E2 ein Barbar auftreten, der ein Couplet singt, und zwar darüber, dass er keine Haare, aber dafür einen Bart habe, und darüber, dass das Leben so hart sei. Der erste Akt spielt in Wien bei der Weinlese, der zweite und dritte Akt in den Weinbergen und zum Epilog notiert Horváth: „Der erste Heurige“. Horváth wollte mit der „Operette“ also den Beginn der Wein- und Heurigenkultur in Wien ‚besingen‘, einen stärkeren Beleg für die allmähliche Verwurzelung des Autors im Wiener Biotop und seinem kulturellen Terroir könnte es gar nicht geben. Mit vielen Stücken und Werkprojekten der Mitte der dreißiger Jahre hat Horváth versucht, Anschluss an die österreichische Theater- und Musiktradition zu finden. Er wird dabei gewissermaßen selbst zu einem Traditionalisten, indem er erprobte Stoffe, Motive und Genres für sich zu adaptieren sucht. Oder, wie Jürgen Schröder schreibt: „Insgesamt wird die Dramenform Horváths nach 1933 in Sprache, Handlung und Figurengestaltung irritierend konventionell“.43 Der Rückgriff auf die Tradition betrifft auch eines der letzten großen Dramenwerkprojekte, das Horváth andachte: Die Komödie des Menschen (WP49). Schon der Titel ist Tradition, schließt Horváth doch damit vermutlich an Dante Alighieris Commedia bzw. La divina Commedia (1321; dt. Die göttliche Komödie) und Honoré de Balzacs Romanzyklus La Comédie humaine (1842; dt. Die menschliche Komödie) an, vor allem aber an Imre Madáchs Die Tragödie des Menschen (Az ember tragédiája, 1861; dt. 1865). Der Plan war groß, realisiert wurde davon freilich wenig. Einige Werkverzeichnisse lassen vermuten, dass Stücke wie Ein Sklavenball / Pompeji (1937; WA 11), Ein Dorf ohne Männer und Der jüngste Tag (beide 1937; WA 10) Teil dieser Komödie des Menschen hätten werden sollen oder von Horváth nachträglich als solche gewertet wurden (vgl. WP49/K/E2, E3, E5 und E7). Auch hier separat gereihte Werkprojekte wie Die Diadochen (WP45) und Die Völkerwanderung (WP47) sollten laut WP49/K/E1 und E2 in den Werkzyklus eingegliedert werden. Weitere geplante Dramen, die dazu noch entstehen sollten, sind laut WP49/K/E1 und E2 die „Urzeit“, „Das Mittelalter“, „Das Meer“, „Die Maschinen“ und „Das jüngste Gericht“. Aufgrund der Stellung dieser 42

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Vgl. die Verwendung der Gattungsbezeichnung in der Werkgenese von Ein Sklavenball, WA 11/ K1/TS1 und E2. Schröder 1981 (Anm. 1), S. 134.

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Werkverzeichnisse am Ende von Notizbuch Nr. 4 (ÖLA 3/W 370) kann der Beginn der Arbeiten an dem Werkzyklus mit Mitte/Ende 1936 angesetzt werden. Geht man davon aus, dass auch Stücke wie Ein Sklavenball / Pompeji, Der jüngste Tag und Ein Dorf ohne Männer Teil dieses großen Werkzyklus’ werden sollten, reicht die Entstehung bis weit ins Jahr 1937 hinein und war damit nicht abgeschlossen. Der Strukturplan WP49/K/E6 erläutert die einzelnen Werkteile. So soll der Zyklus folgende Elemente enthalten: „Die Entstehung der menschlichen Gesellschaft“, „Der Sieg des Geistes, auch über den Verfall“, „Der Zerfall einer Kultur und der Sieg eines neuen Geistes, des Christentums“, „Der Kampf eines Geistes gegen die Vernunft“, „Der Kampf gegen Gott, Sieg der Vernunft“, „Der Individualismus, der Kollektivismus“ und, zuletzt, alttestamentarisch „Gut und Böse“. Überliefert ist weiters eine Figurenliste zum ersten Teil der Komödie mit dem Titel „Urzeit“. Hier nennt Horváth: „Adam“, „Eva“, „Kain“, „Abel“ und „Kains Söhne“ (WP49/K/E9). Außerdem versucht Horváth den Kampf zwischen Alt und Jung zu schildern (vgl. WP49/K/E11 und E12). Mit WP49/K/E8 und TS3 entwickelt der Autor Dialoge zum ersten Teil „Urzeit“; auch sie bleiben Fragmente. In den Fassungen WP49/K/TS2 und TS4 arbeitet er eine Art „Vorwort“ zu seinem Werkprojekt aus, sie bleiben aber ebenfalls fragmentarisch. In einer weiteren Fassung mit dem Titel „Vorwort“ ist zu lesen: Ich muss dies Buch rasch schreiben. Es eilt, es eilt! Ich habe keine Zeit, dicke Bücher zu lesen, denn ich bin arm und muss arbeiten, um Geld zu verdienen, um essen zu können, zu schlafen. Auch ich bin nur ein Kind meiner Zeit. Ich will nicht hungern, ich möcht gut leben. Aber es kommt nicht darauf an, wieviel Bücher man las, es kommt drauf an, ob man hinhören kann und dass man weder eine rosige, noch schwarze Brille aufsetzt. Eine Brille muss man leider immer aufsetzen, denn sonst könnt man nichts schreiben. Man würd es nicht. Man liess alles laufen. Ohne Brille keine Kultur. Ich widme dies Buch meinen Eltern, die auch Fehler hatten, die aber unendlich hilfsbereit waren, sie sollen es sehen, dass sie nicht umsonst hilfsbereit waren, trotzdem dass sie mir viele Fehler vererbt haben. (WP49/K/TS7)

Am bekanntesten und umstrittensten ist die Fassung WP49/K/TS1, die ebenfalls eine Art „Vorwort“ darstellt und in der der Autor mit einem Rundumschlag fast sein gesamtes bisheriges Schaffen verwirft. Zuletzt formuliert er ein Credo, das ein nur getrübtes Licht auf sein Werk wirft, hat man doch von Stücken wie Kasimir und Karoline oder Glaube Liebe Hoffnung, die in der großen Verwerfung genannt werden, keinesfalls den Eindruck, dass da einer schreibt, dem es ums Geschäft geht. Dieses Credo lautet: Ich geh nichtmehr auf dem Strich und will unter dem Titel „Komödie des Menschen“ fortan meine Stücke schreiben, eingedenk der Tatsache, dass im ganzen genommen das menschliche Leben immer ein Trauerspiel, nur im einzelnen eine Komödie ist. (WP49/K/TS1)

Wie ein komisches Gelächter auf solche nüchterne und moralgetränkte Rede wirken die letzten vier Dramenprojekte, die von Horváth überliefert sind. Es handelt sich dabei um die Werkprojekte Eheliche Treue (WP50), Mädchenträume (WP51), Wenn die Liebe erwacht (WP52) und Beim Friseur (WP53). Die Datierung der Ehelichen Treue kann mit einiger Sicherheit auf Frühjahr 1938 angesetzt werden, denn in dem Werkverzeichnis WP50/K/E2 wird das Dramenprojekt u.a. gemeinsam mit dem Romanprojekt Adieu, Europa! genannt. Den Titel desselben hat Horváth vermutlich im April 1938

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gefunden und dazu in der Folge ein paar Entwürfe und Textstufen ausgearbeitet.44 Zur Ehelichen Treue gibt es nur zwei Blatt, auf denen ein „Lustspiel“ skizziert wird. In WP50/K/E1 nennt Horváth folgende Figuren: „Hans“, „Grete“, „Der Doktor“, „Die Doktorin“, „Lona“, „Der Diener“ und „Die Zofe“. Das ist das geradezu konventionelle Personal einer Liebes- bzw. Ehekomödie. Hätte Horváth keine anderen Stücke geschrieben als solche, in denen es darum geht, „ob Hans die Grete bekomt oder nicht bekomt“45, es wäre hier nicht von ihm die Rede. Dass er sich im komischen Genre immer wieder versuchte, trotz der Überzeugung, dass das Leben „immer ein Trauerspiel, nur im einzelnen eine Komödie“ (WP49/K/TS1) ist, zeugt davon, dass er seinen Humor offensichtlich auch in dunklen Zeiten nicht verloren hat oder verlieren wollte. Nur so lassen sich Bilder wie jene beim Arzt und beim Zahnarzt von WP50/K/E3 erklären. Der Blick aufs Geschäft kann es nicht gewesen sein, denn ein solches hatte der Autor zu dem Zeitpunkt nicht mehr. Viel eher sind diese Entwürfe Ausdruck einer tieferen Humanität Horváths, dem seine „Pessimität“46 selber manchmal gegen den Strich ging, weshalb er sie in einer allumfassenden Ironie zu ertränken gedachte oder mit Zweckoptimismus umschiffte, etwa wenn er an seinen Lektor beim Allert de Lange Verlag, Walter Landauer, am 26. Februar 1938 schreibt: „Sie wundern sich, dass ich in 10000 Jahren denke, aber ich bin ein Optimist, heut mehr denn je!“47 Die letzten drei überlieferten Dramenwerkprojekte sind kaum über den Werktitel hinausgegangen. Sie sind alle auf einem einzigen Blatt versammelt, das vermutlich erst nach den Entwürfen zur Ehelichen Treue entstanden ist. Vom Werkprojekt Mädchenträume (WP51) notiert Horváth nur den Titel; zum Werkprojekt Wenn die Liebe erwacht (WP52) hält er eine Struktur in Zeitschritten fest, die von 1860 bis 1937 reichen, und zum vermutlich allerletzten Werkprojekt Beim Friseur (WP53) vermerkt der Autor einzig eine Reihe von Haarfarben: „Rot, blond, schwarz, grün, weiss“. Sie konterkarieren das Couplet des Barbaren in Kaiser Probus in Wien (WP48): „Ach ich bin nur ein Barbar / Hab am Kopf garkeine Haar / Dafür einen Bart / Das Leben, das ist hart!“ (WP48/K/E2) Die Härte des Lebens und den Mangel als seine Grundbedingung hat Horváth in Texten wie Jugend ohne Gott (1937) und Ein Kind unserer Zeit (1938) dargestellt. Quasi als Gegengift dazu, und um sich selber und seinem Publikum nicht „zu schwer“48 zu werden, hat er sich immer wieder in komödienhaften Genres versucht. Sie sind ein genuiner Teil seines Schaffens, über den gerne hinweggesehen wird. Gemeinsam mit den tragisch gefärbten Dramenprojekten bilden sie das Ganze dieses Bandes, der dazu einlädt, in Horváths Dichter-Werkstatt Einblick zu nehmen.

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Vgl. zur Titelfindung und -bewahrung den Brief Ödön von Horváths an Walter Landauer vom 25.4.1938, Original im Internationalen Institut für Sozialgeschichten (Amsterdam), Allert de Lange Archives 27 / 553. Franz Grillparzer: Selbstbiographie. Hg. und mit einem Nachwort von Arno Dusini. Salzburg/ Wien: Residenz 1994, S. 89. Brief Ödön von Horváths an Rudolph S. Joseph (Anm. 26). Brief Ödön von Horváths an Walter Landauer vom 26.2.1938, Original im Internationalen Institut für Sozialgeschichten (Amsterdam), Allert de Lange Archives 27 / 529–531. Die Replik Karolines in WA 4/K4/TS15/SB Arcadia 1932, S. 5 lautet: „Vielleicht sind wir zu schwer füreinander.“

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Druckgeschichte und Rezeption Dass diese Dichter-Werkstatt Wertvolles zutage gefördert hat, haben schon die Zeitgenossen Horváths erkannt. So schrieb etwa Carl Zuckmayer in einem offenen Brief, der im Programmheft zur Uraufführung von Italienische Nacht am 20. März 1931 erschienen ist: „Ihr Weg ist richtig, er führt zu neuer Menschengestaltung, zu neuer Lebensdeutung, zum neuen deutschen Drama. Ich beglückwünsche Sie dazu!“49 Und noch anlässlich der Uraufführung des dramatischen „Märchens“ Himmelwärts am 5. Dezember 1937 konzedierte Oskar Maurus Fontana im Wiener Tag: „Ödön von Horváth ist in seinen Komödien ein Talent der leichten und witzigen Improvisation mit der Sehnsucht nach Verwurzelung.“50 Allerdings schränkt er die Bedeutung dieses Improvisierens wieder ein, wenn er schreibt: „[G]ewiß, das wirkt erheiternd, doch mehr als Metierscherz, es hat nicht genug Kraft in sich, Sinnbild des Irdischen zu werden.“ Und Ludwig Ullmann unterstrich den Qualitätsverlust, den die Komödien gegenüber Horváths Volksstücken bedeuteten: „Horváth hat Schärferes geschrieben und bitterer Geätztes.“51 Anders als die Kurzprosa oder Prosafragmente tun sich Dramolette oder Dramenfragmente schwer mit der Veröffentlichung. Dementsprechend wurde zu Lebzeiten Horváths fast keines der hier publizierten Dramenfragmente in irgendeiner Weise publiziert. Aus dem hier versammelten Material hat es einzig das Dramolett Ohne Titel (WP24/K/TS1) zu einer Publikation zu Lebzeiten des Autors gebracht.52 Die Druckgeschichte der Dramenfragmente geht auf die ersten Werkausgaben Horváths zurück. So finden sich in Band IV der Gesammelten Werke von 1970/71 nur wenige der hier abgedruckten Werkprojekte versammelt, nämlich Dósa, Der Fall E. (Die Lehrerin von Regensburg), Original Zaubermärchen und Ein königlicher Kaufmann. Außerdem ist das genetische Material zu diesen Dramenfragmenten nur bruchstückhaft und unvollständig abgedruckt.53 Im Wesentlichen liefert der genannte Band Vorstufen und Fragmente zu fertig gestellten Stücken Horváths. Etwas umfangreicher fällt der Abdruck von Dramenfragmenten im Supplementband II der Werkausgabe von 1985–88 mit dem Titel Ein Fräulein wird verkauft aus. Hier werden (weitere) Teile des genetischen Materials folgender Dramenfragmente veröffentlicht: Dósa, Die Mädchenhändler, Die Lehrerin von Regensburg, Ein königlicher Kaufmann, Der Kaiser der Tiefsee, Johann, der Soldat, Ohne Titel und Kaiser Probus in Wien. So hilfreich diese Ausgabe für die Datierung einzelner Werkprojekte ist, so fragmentarisch ist jedoch auch sie. Eine Sonderstellung innerhalb der Dramenfragmente nehmen die Ausarbeitungen zu dem Werkprojekt Die Lehrerin von Regensburg ein, dessen genetisches Material Jürgen Schröder in einer Einzelpublikation bereits weitgehend publiziert hat.54 Ein kompletter Abdruck aller Dramenfragmente Horváths und des gesamten genetischen Materials dazu kann erst die hier vorliegende Ausgabe leisten.

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Offener Brief Carl Zuckmayers vom 20.3.1931, Exemplar im Archiv der Akademie der Künste Berlin, Sammlung Horváth 87. o.m.f. [i.e. Oskar Maurus Fontana]: „Himmelwärts“. Freie Bühne in der Komödie. In: Der Wiener Tag, 7.12.1937. l.u. [Ludwig Ullmann]: Sonntag Mittag: Horváth-Premiere. In: Der Morgen (Wien), 6.12.1937, Vgl. Anm. 35. Vgl. GW IV. Vgl. Anm. 16.

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Parallel zur desolaten Editionslage konnte auch die Rezeption der dramatischen Versuche kaum oder gar nicht vonstattengehen. Studien über die Rezeptionslage des Werks Ödön von Horváths rekurrieren gar nicht bis wenig auf die Lage bezüglich der publizierten und unveröffentlichten Fragmente. Einzig Marcel Reich-Ranicki hat folgenschwer auf die Texte aufmerksam gemacht, die sich in der neu erschienenen Werkausgabe zusätzlich zu den bereits kanonisierten Stücken befinden, und die „uns doch beunruhigen“ sollten.55 So spricht er von der „Dürftigkeit der Sprache“ Horváths und der mangelnden „Qualität der Dialoge“ in seinen Stücken und wundert sich über die „gelegentliche Unbeholfenheit“ des Autors, die „mitnichten beabsichtigt“ war.56 Dennoch muss er Horváth letztlich Folgendes zugestehen: Doch haben Horváths Religiosität und Naivität die Genauigkeit und Zuverlässigkeit seiner sozialen Wahrnehmungen und Beobachtungen nicht beeinträchtigt, sondern mitunter erst ermöglicht und sogar gesteigert: Weil er den politischen Strömungen und Parteien gegenüber Distanz bewahrte und auf der Position des skeptischen und kritischen Zeugen beharrte, eben deshalb konnte er in einigen Stücken wichtige Zeitphänomene am Rande des Politischen, die von anderen – Brecht einschließlich – übersehen wurden, bemerken und zeigen.57

Während Brecht jedoch in der späten Weimarer Zeit das Individuum aus den Augen verloren habe, interessiere Horváth „bloß das Individuum“, und damit hänge es zusammen, dass seine Stücke die Jahre überdauert hätten.58 Mit diesem abschließend doch versöhnlichen Urteil ‚rettet‘ Reich-Ranicki gewissermaßen Horváth, der durch die unmittelbar zuvor erschienene Ausgabe der Gesammelten Werke und die HorváthRenaissance der 1960er-Jahre bereits als „Klassiker der Moderne“59 etabliert worden war. An dieser Titulierung rüttelt auch Reich-Ranicki letztlich nicht. Seiner Begründung der simplen Sprache der Stücke durch die mangelnde Sprachkompetenz des Autors, der mehrsprachig aufgewachsen ist, dieser Einschätzung ist die weitere Horváth-Forschung nicht gefolgt. Vielmehr wurde Horváths Sprache mehr und mehr zu einem Faszinosum der Horváth-Forschung, angestachelt nicht zuletzt durch Peter Handkes Diktum von den „irren Sätzen“ Horváths.60 Denn alles in allem verhält es sich so, wie Johann Sonnleitner festgestellt hat: Mit ihrer Sprache und mit der durch diese vermittelten Identität sind sie [die Figuren Horváths; Anm.] uneins, als Sprecher sind sie auf krampfhafte Weise soziale Aufsteiger, die sich kulturell mit jenem symbolischen Kapital drapieren, das ihnen realiter abgeht oder das sie zu verlieren befürchten[.]61

Dass dies auch für Horváths Figuren in den Dramenfragmenten gilt, steht außer Zweifel. Auch dort bestimmten Soziolekte die Dialoge, auch dort wird die Angst vor

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Marcel Reich-Ranicki: Horváth, Gott und die Frauen. Die Etablierung eines neuen Klassikers der Moderne. In: Dieter Hildebrandt/Traugott Krischke (Hg.): Über Ödön von Horváth. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1972, S. 83–90, hier S. 84. Ebd., S. 85. Ebd., S. 88. Vgl. ebd., S. 88f. Ebd., S. 83. Peter Handke: Totenstille beim Heurigen. In: Peter Handke: Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1972, S. 63f., hier S. 64. Johann Sonnleitner: Sprache und Ökonomie. Soziolinguistische Aspekte des Bildungsjargons bei Ödön von Horváth. In: Kastberger 2001 (Anm. 26), S. 52–62, hier S. 53.

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ökonomischer Deklassierung durch einen enormen sprachlichen Aufwand zu kompensieren versucht. Die Dramenfragmente, die der vorliegende Band versammelt, mögen zuweilen verstören angesichts ihrer Krudheit und Naivität, sie deshalb nur als „Projektionen einer bis ins tiefste erschütterten Autor-Psyche und ihrer Schwierigkeiten“62 zu interpretieren, scheint indes zu kurz zu greifen. Vielmehr sind es allesamt Versuche und in ihrem Versuchsstadium stecken gebliebene Werkprojekte. Vergleicht man die hier versammelten Dramenfragmente mit Vorstufen zu so bedeutenden Werken wie Geschichten aus dem Wiener Wald (1931) oder Don Juan kommt aus dem Krieg (1936), so kann man erkennen: Horváth war kein Dichter, dem es druckreif aus der Feder floss, sondern einer, der sich quälte beim Schreiben und dessen Texte über viele Zwischenstufen zu ihrer letztlichen Qualität reiften. Diese blitzt auch im hier versammelten Konvolut mitunter auf.

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Schröder 1981 (Anm. 1), S. 131.

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Werkprojekt 1: Moloch Konzeption: Moloch

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Werktitel

ÖLA 3/W 271 – BS 25 [4], Lesetext Bl. 1

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WP1/K/E1

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Werkprojekt 2: Canossa Konzeption: Canossa – Komödie

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Figurenliste

ÖLA 3/W 271 – BS 25 [4], Lesetext Bl. 1

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Figurenliste

WP2/K/E1

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Werkprojekt 3: Dósa

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Vorarbeit: Dósa – Chronik aus dem Jahre 1495 – Longus

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Strukturpläne

ÖLA 3/W 272 – BS 20 [1], Lesetext Bl. 2

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Strukturpläne

WP3/VA/E1–E4

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Strukturplan in 18 Bildern

ÖLA 3/W 272 – BS 20 [1], Lesetext Bl. 1

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Strukturplan in 18 Bildern

WP3/VA/E5

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Figurenliste, Strukturplan in sechs Akten

ÖLA 3/W 272 – BS 20 [1], Lesetext Bl. 3

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Figurenliste, Strukturplan in sechs Akten

WP3/VA/E6–E7

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Fragmentarische Fassung

WP3/VA/TS1/A1 (Korrekturschicht)

Lesetext

\Textverlust\

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얍 K ÖNIG (bleibt stehen) Wer sind diese Leute? K ANZLER B N Dies ist der Hauptmann Dósa, Majestät. B N K ÖNIG BIst das der, der die Gesandtschaft des Sultans hierherbegleitete?N K ANZLER BIhr irrt, Majestät,N es ist der BMann, derN B N (er flüstert dem Könige etwas zu) K ÖNIG (lächelt) Ah – Dósa, wir BhabenN an Euch gedacht. Wartet nur (ab) B L ONGUS Warten!N B N D ÓSA Was sprach er von der Gesandtschaft des Sultans? G REGOR Weisst Du denn nicht, dass sie Frieden schliessen – D ÓSA Frieden? Mit den Heiden? G REGOR Ja. Mit den Heiden. Ich sah zuvor den Gesandten 얍 des Sultans. Sie schliessen einen schlechten Frieden. Sie überstürzen ihn. Ich BhörteN neulich, sie BbeeilenN B sich soN, BweilN sie den Frieden BunterschriebenN haben wollen, bevor der Kardinal Thomas aus Rom zurückkehrt. Der soll nämlich eine Bulle des Papstes mitbringen für einen heiligen BKrieg gen die Heiden.N BAber da die Bulle auch den Bauern bewaffnen Bwill – gen alle Heiden,N so Bwollen esN die Herren unterdrücken und schnell Frieden schliessen mit den BIsmaelitenN.N Grosse Dinge sind im Werden. D ÓSA BSo – dann zerbreche ich mein Schwert!N B L ONGUS Warten! Warten!N B N

Ende des ersten Bildes.

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3 4

BN

5 5 5 6 7 7 12 12 13 13 13 15 15–17 16 16 17 18

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]

Absatz getilgt; überzählige Absätze zwischen Figurennamen und Regieanweisungen und Repliken werden in TS1/A1 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

] [Er preist sich] Ist f hierherbegleitete?N ] [Ist das der, [der, mir die neuen Pferde besorgte?] |der den Gesandten des Sultans hierherbegleitete?|] [|Gehört er zur Gesandtschaft des Sultans?|] |Ist das der, der [de] |die f hierherbegleitete?|| BIhr f Majestät,N ] [Nein:] |Ihr f Majestät,| BMann, derN ] [Haupt] |Mann, der| BN] [dem] [|hier auf Belohnung wartet.|] BhabenN ] [werden] |haben| BL ONGUS Warten!N] [\G RE /] |L ONGUS Warten!| BN] [{ }] BhörteN ] [{ }]|hörte| BbeeilenN ] [beeil] |beeilen| Bsich soN ] sich[,]|s|o BweilN ] wei[n]|l| BunterschriebenN ] [fertig] |unterschrieben| BKrieg f Heiden.N ] Krieg[.]|gen f Heiden.| BAber f Ismaeliten.N ] \Aber f Ismaeliten./ Bwill f Heiden,N ] will[,] |– gen f Heiden,| Bwollen esN ] [will er] |wollen es| BIsmaelitenN ] [Is]|Is|maeliten BSo f Schwert!N ] [Warten, warten! [L ONGUS ] |G REGOR | [Hier] |Ich möchte mein[en] Schwert zerbrechen.|] |So f Schwert!| BL ONGUS f Warten!N ] [D ÓSA ] |L ONGUS f Warten!| BN] Leerzeile eingefügt B

48

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 15

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 16

Fragmentarische Fassung

WP3/VA/TS1/A3 (Grundschicht)

Lesetext

\Textverlust\

5

10

얍 L ONGUS B N Ich habe ein BeinzigesN Mal eine Meinung geäussert, da wurd ich BanN den Pranger BgestelltN. Seit der Zeit schweige ich und warte. D OSA Wir werden nun vom König ausgezeichnet, er will uns zu Rittern schlagen, nun begrabe Deinen Hass. L ONGUS Das tat ich schon oft. Aber B BamN dritten TagN D OSA (unterbricht Bihn)N Schweig! L ONGUS Das tu ich auch B N --- BDu bist ein zu guter Mensch, Dosa.N B N BBisN Du es selber einsiehst, dass Du für Gesindel kämpfst, nur für Gesindel! B N Der BtrautN Allen und zieht den Kürzeren! Wirst schon sehen! Aber ich stehe hinter Dir und schütze B DichN, wie Du damals mich!

B ISCHOF B ATHORY (kommt von rechts) So, Du bists Dosa? --- Ich hörte hier eben Worte, die ich nicht nochmal hören will. 15 D OSA Herr, was ich sagte, kann ein Jeder hören. B ISCHOF Seht den Dosa an? Diese Worte ziemen sich nicht für einen Christen . (zu Longus) Was grinst Du Geselle? 얍 D OSA Mit Recht! Da Du uns Heiden schimpfst, die wir für das Kreuz fochten! B ISCHOF Quatsch! Ihr holt Euch ja die Belohnung. Wer für das Kreuz ficht, der 20 braucht keine. D OSA Bischof, Du gehst in Seide und ich habe gehört, dass B IS (unterbricht ihn) Und ich habe gehört, dass Du Dir die Auszeichnung schon selber beschafft hast. Es wurde unten an der Grenze ein königlicher Zöllner erschlagen und man munkelt --25 D OSA Was munkelt man? B IS (lächelt) Gott sei mit Dir, Hauptmann Dosa. (ab) D OSA Lüge!! Lüge!! Der Hund! B

NB

N

N

B

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 4

B

N

B

N

B

N

N

B

B

2

BN

2 2 3 6 6 7 8 8

B

]

einzigesN ] anN ] BgestelltN ] Bam f TagN ] BamN ] Bihn)N ] BN] BDu f Dosa.N ] B

8 8 9 9 11 15 15 16 16 16–17 18

BN

19 27

B

] BisN ] BN] BtrautN ] BDichN ] BHerr,N ] BwasN ] BB ISCHOF N ] BChristenN ] B(zu Longus)N ] BD OSA f fochten!N ] B

B

B ISCHOF N ] Lüge!! DerN ]

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 5

N

Absatz getilgt; überzählige Absätze nach Figurennamen oder Regieanweisungen und Repliken werden in TS1/A3 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

einzige[z]|s| [i]|a|n geste[ck]|ll|t [er feiert immer {Anfe}] |am f Tag| korrigiert aus: am, korrigiert aus: ihn! [wieder!] (1) und warte! (2) \Du f Dosa./ [\Und der zieht immer den Kür/] [Du] |Bis| Absatz getilgt

[zieht] |traut| Dic[g]|h| \Herr,/ korrigiert aus: Was korrigiert aus: B ISCHOFF

[Chris] |Christen| \(zu Longus)/ (1) 얍 [L ONGUS ] |D OSA | (2) D OSA f fochten! B[A ]|I |SCHOF korrigiert aus: Lüge!!Der

49

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 4

Fragmentarische Fassung

L ONGUS Die Hunde. (Stille) B

WP3/VA/TS1/A3 (Grundschicht)

N

\Abbruch der Bearbeitung\

1

B

Hunde.N ]

Hunde[!] |.|

50

Lesetext

Fragmentarische Fassung

WP3/VA/TS1/A3 (Korrekturschicht)

Lesetext

\Textverlust\



B N

D OSA Longus, wir werden vom König ausgezeichnet, begrabe nun Deinen Hass. L ONGUS Das tat ich schon oft. Aber am dritten Tag D OSA (unterbricht ihn) Schweig! L ONGUS Das tu ich auch --- Du bist ein zu guter Mensch, Dosa. Bis Du es selber einsiehst, dass Du für Gesindel kämpfst, nur für Gesindel! Der traut Allen und zieht den Kürzeren! Wirst schon sehen! Aber ich stehe hinter Dir und schütze Dich, wie damals Du mich ! Und ich weiss wenn Dus auch bestreitest, wir haben eine Meinung. Es gibt nur eine Meinung – doch da würd man an den Pranger gestellt. Und ich werd es Dir nie vergessen, dass Du mich Ausgestossenen zu Dir nahmst. BN B

N

BN

BN

B

5

B

B

N

N

N

B

N

BN

B

10

N

BB

N B

N

B

N

B

N

N

B ISCHOF C SÁKY ( kommt) So, Du bists Dosa? --- Ich hörte hier eben Worte, die ich nicht nochmal hören will. D OSA Herr, was ich sagte, kann ein Jeder hören. Auch Horcher. B ISCHOF Sieh an! Dósa, solch Worte ziemen sich nicht für einen Christen. (zu Longus) Was grinst Du Geselle? Bist kein Christ? Was grinst Ihr? B

15

N

B

B

B

N

N

N B

B

N B

N

20

N

N

B

B

BN

N B

N

B N

2

BN

]

[L ONGUS Ich habe (1) ein einziges mal eine Meinung (2) \nur eine Meinung! Die hab ich/ geäussert, da wurd ich an den Pranger gestellt. Seit der Zeit schweige ich und warte. \Du hast mich errettet. D ÓSA Ich kann Dich verstehen. Aber ich bin anderer Meinung./]

3

BN

]

Absatz getilgt; überzählige Absätze zwischen Figurennamen und Regieanweisungen und Repliken werden in TS1/A3 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

3 3 3 3 5 6 7

B

8 10 10–13 10 10 10 11 15 15 17 17 18 18 18 18–19 19 19 19 20

Longus, wirN ] ] BN] BnunN ] BamN ] Bihn)N ] BDu f Dósa.N ] BN

] damals f michN ] BUnd f nahmst.N ] BUndN ] BichN ] Bwenn f bestreitest,N ] BanN ] BC SÁKY N ] Bkommt)N ] BwasN ] BAuch Horcher.N ] BB ISCHOF N ] BSieh an!N ] BDósa, solchN ] B(zu Longus)N ] BBist f Christ?N ] BN] BWas f Ihr?N ] BN]

\Longus,/ [W]|w|ir [nun] [er will uns zu Rittern schlagen, nun] \nun/ korrigiert aus: am, ihn[!]|)| (1) und warte! (2) Du f Dósa.

BN

Absatz getilgt

B

Du\2/ damals\1/ mich\3/ \Und f nahmst./ korrigiert aus: und [I]|i|ch \wenn f bestreitest,/ [{ }]|a|n [B ATHORY ] |C SÁKY | kommt\)/ [von rechts)] [W]|w|as \Auch [der] Horcher./ korrigiert aus: B ISCHOFF [Seht den Dosa an?] [|Seht den Dósa an|] |Sieh an!| \Dósa/ [[\Aber/] [d]|D|iese] |solch| [(zu Longus)] |(zu Longus)| \Bist f Christ?/ [Du] [\[Kommt] |Steigt| Ihr aus der Hölle?/] [|Grinst Ihr?!|] |Was f Ihr?| [D OSA [\Lass ihn Herr! Er is/] [|Lass ihn! Er ist ein tapferer Krieger.|] \B ISCHOFF [Wo] [k]|K|ommt [Ihr her? Aus der Hö/] |Ihr aus der Hölle?!|]

51

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 4

Fragmentarische Fassung

5

10

15

WP3/VA/TS1/A3 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 D OSA Mit Recht! Da Du uns Heiden schimpfst, die wir für das Kreuz fochten! B N B N B ISCHOF Quatsch! Ihr holt Euch ja die Belohnung. Wer für das Kreuz ficht, Bden belohnt der Himmel. Was grinst Du Geselle?N B N D OSA Bischof, Du gehst in Seide und ich habe gehört, dass BDu BmehrN Weiber habest als Bein Pascha mit drei Rossschweifen!N N B N B N B B B ISCHOF Steigt Ihr aus der Hölle? B N B D ÓSA Vielleicht! Wir sind nicht so schön und sauber gekleidet; wir kommen aus B Dreck und BlutN!N N BN B B IS Ja,N ich habe Bgehört, esN wurde unten an der Grenze ein königlicher Zöllner erschlagen und man munkelt --- B(er lächeltN) Gott sei mit Dir, Hauptmann Dosa. (ab)N D OSA Lüge!! BLüge!! DerN Hund! B G REGOR Still! B EIN H EROLD Der König!N K ÖNIG W LADISLAW IV. (und) K ANZLER , S CHATZMEISTER (und) G EFOLGE (von rechtsher)N \Abbruch der Bearbeitung\

1 2 2–3 4 4–5 4 5 5 6 6–11

BN

[\In Blut und Dreck!/]

BN

] ] Bden f Geselle?N ] B N] BDu f Rossschweifen!N ] BmehrN ] Bein f Rossschweifen!N ] BN] B N] BB ISCHOF f (ab)N ]

gestrichen: \1.)/

6–8 7 7–8 8 9 9 9 10

B

12 13–16

B

14

BEIN

B ISCHOF f Blut!N ] ] BD ÓSA f Blut!N ] BDreck f BlutN ] BN] BJa,N ] Bgehört, esN ] B(er lächeltN ] BN

B

Lüge!! DerN ] G REGOR f rechtsher)N f König!N ]

[der braucht keine.] |den f Geselle?| gestrichen: \4.)/ \Du f Rossschweifen!/ [es]|m|ehr [der Sultan.] |ein f Rossschweifen!| gestrichen: Eintragung von fremder Hand: Roßschweifen gestrichen: \[2] 5 .)/ (1) B ISCHOF f (ab) (2) \B Steigt Ihr aus der Hölle?

||

D Vielleicht! { } usw. usw. B Jetzt glaub ichs: man munkelt unten an der Grenze sei ein königlicher Zöllner erschlagen und beraubt worden – Gott seit mit Dir, Hauptmann Dósa. (ab)/ \B ISCHOF f Blut!/ gestrichen: \[3]|6|.)/ [D ÓSA Vielleicht!] |D ÓSA f Blut!| Blut3 und2 Dreck1 [(unterbricht ihn)] [Und] |Ja,| gehört[, dass Du Dir die Auszeichnung schon selber beschafft hast.]|,| [E]|e|s [D OSA Was munkelt man? BIS ][(]|(er| lächelt korrigiert aus: Lüge!!Der [L ONGUS Die Hunde. (Stille)] |G REGOR f rechtsher)| [G REGOR Beruhige Dich, Bruder.] |EIN f König!|

52

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 5

Fragmentarische Fassung

WP3/VA/TS1/A4 (Korrekturschicht)

Lesetext

\Textverlust\

얍 L ONGUS B N Gut! da ich nur eine Meinung habe. Für die stack ich bereits im Pranger. --B BistN ein guter Mensch, Dosa, und alle guten Menschen haben dieselbe Meinung. Das BweissN ich. Drum schweig Bich.N 5

B ISCHOF C SÁKY (kommt) So, Ihr seid es Hauptmann --- Ich hörte hier eben Worte, die ich nicht nochmal hören will. D OSA Herr, was ich sage, kann ein Jeder hören. Auch Horcher. B ISCHOF Dosa, solche Worte zieren keinen Christen. (zu Longus) Was grinst Du? D OSA Mit Recht! Da Du uns Heiden schimpfst, die wir für das Kreuz fochten! B ISCHOF Quatsch! Ihr holt Euch doch Belohnung. Geld! Sechstausend Dukaten! Wer für das Kreuz ficht, den belohnt der Himmel! – Was grinst Ihr Rüppel? Steigt Ihr aus der Hölle? D OSA Vielleicht! Wir kommen aus Dreck und Blut! Verzeihe , wenn wir nicht so süsse Mienen haben, wie Deine Weiber. B Jetzt glaub ichs , was man munkelt. D Was man munkelt ist nie wahr! B Es wurde unten an der Grenze \Abbruch der Bearbeitung\ B

N

B

N

B

10

N

BN

B

N

B

N

B

B

N

N

BN

BN B

B

N

N

B

15

B

B

N

N

BN

B

NN

2

3 4 4 7 7 10 10 10 12 12 12 13 13 13–14 13 15–19 15 16 17 19

BN

]

Absatz getilgt; überzählige Absätze zwischen Figurennamen und Regieanweisungen und Repliken werden in TS1/A4 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

B

[Du] [b]|B|ist

B

korrigiert aus: weis korrigiert aus: ich

BistN ] weissN ] Bich.N ] BC SÁKY N ] BIhr f esN ] Bzieren keinenN ] B(zu Longus)N ] BDu?N ] BN] BdochN ] BGeld f Dukaten!N ] BN] BN] B– Was f Hölle?N ] BIhr Rüppel?N ] BVielleicht f GrenzeN ] BVerzeiheN ] Bsüsse f haben,N ] BN] BB f GrenzeN ]

C S [A ]|Á |KY [Du bists] |Ihr f es| [ziemen sich nicht für einen] |zieren keinen| \(zu Longus)/ [[Du Geselle?] [I]|I|hr [Rüppel?] |?|] |Du?| gestrichen: \1.)/ [ja die] |doch| \Geld! \Sechstausend Dukaten!// [\3.)/] [[Doch Du] [\2./] [h]|H|olst Dir \ja/ Geld\!/[,] [sechstausend Dukaten!]] \– Was f Hölle?/ Ihr[?]|Rüppel?| \Vielleicht f Grenze/ [{ }] |Verzeihe| süss\e/ [lächeln] |Mienen haben,| [{ }] \B f Grenze/

53

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 6

Fragmentarische Fassung

WP3/VA/TS1/A5 (Korrekturschicht)

Lesetext

\Textverlust\

얍 L ONGUS B N Gut! da ich nur eine Meinung habe. Für die stack ich bereits im Pranger. --Bist ein guter Mensch, Dosa. Und alle guten Menschen haben dieselbe Meinung. Das BweissN ich. Drum schweig ich. 5

B ISCHOF C SÁKY (kommt) So, Ihr seid es Hauptmann? --- Es flogen hier eben Worte umher, dumme und lose --D OSA Herr, wäge Deine Worte! B ISCHOF Sieh – (zu Longus) Was grinst Du? D OSA Willst Du uns Heiden schimpfen, uns, die wir für das Kreuz fochten! B ISCHOF Das seid Ihr auch! Ihr holt Euch doch Belohnung! Geld, wie Söldner! Sechstausend Dukaten! B

N

BN

B

B

10

N

B

B

NN

N

B

N

\Abbruch der Bearbeitung\

2

BN

4 6 7 8

B

9

B

9 10 10

B

]

weissN ] C SÁKY N ] BN] Bwäge f Worte!N ] B

B ISCHOF Sieh –N ]

Sieh –N ] WillstN ] Bschimpfen, uns,N ] B

Absatz getilgt; überzählige Absätze zwischen Figurennamen und Regieanweisungen und Repliken werden in TS1/A5 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis. korrigiert aus: weis

C S [A ]|Á |KY [die ich Euch verbiete.] [was ich sage, kann ein Jeder hören. Auch Horcher.] [|das verbietet ich mir!|] |wäge f Worte!| (1) B ISCHOF Sieh – (2) [\B ISCHOF Kusch! Was erlaubst Du Dir/] [Dosa, solche Worte zieren keinen Christen.] |Sieh –| [Da] |Willst| schimpf[st]|en|, \uns,/

54

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 8

Fragmentarische Fassung

WP3/VA/TS1/A6 (Grundschicht)

Lesetext

\Textverlust\

얍 L ONGUS B N Gut! da ich nur eine Meinung habe. Für die stack ich bereits im Pranger. --Bist ein guter Mensch, Dosa. Und alle guten BMenschenN haben dieselbe Meinung. Das weiss ich. Drum schweig Bich.N 5

B ISCHOF C SAKY (kommt) So, Ihr seid es Hauptmann? --- Es flogen hier eben Worte umher, dumme und lose. D OSA Herr, wäge Deine Worte! B ISCHOF \Abbruch der Bearbeitung\ B

B

]

2

BN

3 4 6 7

B

[Mensch] |Menschen|

B

korrigiert aus: ic[h] ,

MenschenN ] ich.N ] BflogenN ] Blose.N ]

N

N

Absatz getilgt; überzählige Absätze zwischen Figurennamen und Regieanweisungen und Repliken werden in TS1/A6 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

f[ö]|l|ogen

||

korrigiert aus: lose

55

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 7

Lesetext

56

Lesetext

Konzeption: Dósa – Schauspiel aus Ungarns Geschichte

57

Figurenliste und Notizen

ÖLA 3/W 275 – BS 20 [4], Lesetext Bl. 1

58

Figurenliste und Notizen

WP3/K/E1

59

Lesetext

Notizen

ÖLA 3/W 275 – BS 20 [4], Lesetext Bl. 2

60

Notizen

WP3/K/E2

61

Lesetext

Notizen

ÖLA 3/W 275 – BS 20 [4], Lesetext Bl. 2v

62

Notizen

WP3/K/E3

63

Lesetext

Strukturpläne, Figurenliste

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Lesetext Bl. 3

64

Strukturpläne, Figurenliste

WP3/K/E4–E6

65

Lesetext

Dialogskizze zum I. Bild des ersten Aktes

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Lesetext Bl. 4

66

Dialogskizze zum I. Bild des ersten Aktes

WP3/K/E7

67

Lesetext

Strukturplan in fünf Akten

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Lesetext Bl. 1

68

Strukturplan in fünf Akten

WP3/K/E8

69

Lesetext

Strukturplan in fünf Akten (Fortsetzung), Figurenliste

70

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Lesetext Bl. 2

Strukturplan in fünf Akten (Fortsetzung), Figurenliste

71

WP3/K/E8, E9

Lesetext

Lesetext

72

Fassung des I. Aktes

WP3/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 I. Akt. B N

5

B

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 5

Der Dom zu Buda. B

N

Eine Seitennische des Domes, der in gotisch–orientalischem Stile erbaut ist . Links der Eingang, im Hintergrunde eine Erhöhung – matter Lichtschein , wie aus bunten Fenstern und Kerzen, fällt von rechts in den Raum. Es ertönt keine Orgel – nur stille Messe. N ONNEN ( stehen mit dem Gesicht schräg nach rechts rückwärts, zum Hochaltar blickend – Messe – es wird gesungen –) D ÓSA (betritt von links her die Kirche – nimmt den Hut herab – bleibt stehen – sieht sich um – schlägt kein Kreuz) N ONNEN (sehen ihn scheu an – rücken etwas weiter) D ÓSA (betrachtet sie stier einige Zeit – sieht sich dann um – grinst) N

B

N

B

N

BN

B B

B

N

B

N

N

N

B

N

10

B

N

15

(Wandlung –

BN

– Glöcklein des Ministranten)

N ONNEN (werfen sich auf die Kniee und beugen die Häupter – es ist totenstill) D ÓSA (kniet sich weder nieder, noch beugt er das Haupt) N ONNEN (sehen ängstlich zu ihm hin – ziehen sich dann scheu zurück – murmeln ganz leise und schauen auf Dósa, der breitspurig dasteht) (Stille.) D ER K ARDINAL T HOMAS (kommt von rückwärts auf Dósa zu – bleibt vor ihm stehen) D ÓSA (fixiert ihn – sie grüssen sich nicht) 얍 D ER K ARDINAL (leise) Du kennst mich doch noch? D ÓSA (nickt: ja) K ARDINAL Wir waren einmal Freunde und haben uns geschätzt. Du hast mich beleidigt – B

N

B

20

N

B

N B

B

N B

N

N

B

25

B

N

N

B

N BN

3 3 5 5 5 5 6 6 8 9 9–10 13 16 18 19 20 20 20 21 23 25 27–28 28

] Dom f Buda.N ] BEineN ] BSeitennische f inN ] Bgotisch–orientalischemN ] Berbaut istN ] BN] Bmatter LichtscheinN ] BEs f Messe.N ] BN ONNEN N ] Bstehen f gesungen –)N ] BN B

N ONNEN N ] ] Bbeugen f totenstill)N ] Bweder f Haupt)N ] BdannN ] BscheuN ] Bzurück –N ] Bdasteht)N ] Bzu f stehen)N ] B(leise)N ] BDu f beleidigt –N ] BN] B

BN

[I. Bild:] Dom[.]|zu Buda.| Ein\e/ [Seiteneingang, in] |Seitennische[, der] |des Domes, der in|| gotisch[en]|–| orientalischem \erbaut ist/ [kleine] [Licht] |matter Lichtschein| \Es f Messe./ [E INIGE ] |N ONNEN | [Herren[)]|–|] [|Nonnen [und] |knien| {Chor} und [Pfaffe] |Menschen||] |stehen f gesungen –)| [E INIGE ] |N ONNEN | [Orgel verstummt] [beten {Lo}] |beugen f totenstill)| [nich] |weder f Haupt)| \dann/ \scheu/ zurück[)] |–| [dahe] |dasteht)| zu[)] |– bleibt f stehen)| \(leise)/ [Wir sind Feinde geworden] |Du f beleidigt –| [doch ich liess Dich trotzdem rufen.]

73

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 6

Fassung des I. Aktes

WP3/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

D ÓSA Du bist mein Feind geworden, weil ich Dich nicht mehr schätzte. Das spricht für mich. K ARDINAL Vielleicht – (Stille) 5 D ÓSA Warum liessest Du mich rufen? Und – warum hierher? K ARDINAL Wir sind unter uns, Dósa. – Hier stört uns kein Mensch, hier lauscht Niemand. – Grosse Dinge sind im Werden, grosse Dinge werfen ihre Schatten voraus. Du weisst ich war in der ewigen Stadt, alle Wege führen hin, aber alle Wege führen auch heraus – 10 D ÓSA Leider – K ARDINAL (unterbricht) Lästere nicht! D ÓSA Wir sind unter uns, Pfaffe. (sie fixieren sich) K ARDINAL Was führst Du im Sinne? 얍 D ÓSA Was ich im Sinn führe? Ich gehe jetzt auf die Strasse, dort an der nächsten 15 Ecke steht eine Dirne und was eben der Unterschied zwischen mir und der Dirne ist, diesen Unterschied führ ich im Sinn – (er grinst) (Ministrantenglöcklein läutet wieder – Kardinal beugt das Haupt) B

N BN

B

N

BN

B

B

N

N

B

N

B

B

N B

N

N

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 7

N

B

B N

20

25

D ÓSA (geht auf und ab) K ARDINAL Warum beugst Du nicht Dein Haupt, Dósa? D ÓSA Warum? K ARDINAL Bist doch kein Ketzer? D ÓSA Erinnerst Du Dich an jenen Abend, wo ich Dich aus dem Feinde heraushub, drunten bei Belgrad – damals wurd ich Hauptmann, weil ich mich so auszeichnete, Dich herauszuholen – K ARDINAL Deshalb dank ich Dir auch – D ÓSA Dank? Behalte Deinen Dank. Aber ich wurde belobt, weil ich Dich befreite – ich habe aber vorher schon 100te befreit, und wurde niemals belobt – weil 얍 es nur einfache Männer waren – Verstehst Du das? Dankgottesdienste wurden gehalten, usw. K ARDINAL Nein. B

30

N

B

1–2 2 3 7 8–9 8 11 13 14 14 17 18

B

Du f mich.N ] ] BVielleicht –N ] BN] BDu f heraus –N ] BWegeN ] B(unterbricht)N ] Bführst f Sinne?N ] BD ÓSA N ] BWas f führe?N ] B(Ministrantenglöcklein f Haupt)N ] B N]

27 30

B

BN

B

Behalte f Dank.N ] Dankgottesdienste f usw.N ]

N

[Wir sind Feinde] |Du f mich.| Leerzeile getilgt

[Trotz] [|Trotzdem liess ich Dich rufen –|] |Vielleicht –| Absatz getilgt

[E IN S CH ] |Du f heraus –| korrigiert aus: Wegen \(unterbricht)/ [ha] |führst f Sinne?| [{E}] |D ÓSA | [{I}] [|Das weiss ich nicht|] |Was f führe?| \(Ministrantenglöcklein f Haupt)/ [K ARDINAL Seine Heiligkeit unser Vater der Papst Leo X. hat eine Bulle erlassen zum [Kreuzzu] |heiligen Krieg| wieder die Türken] [Ich brau] |Behalte f Dank.| \Dankgottesdienste f usw./

74

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 8

Fassung des I. Aktes

WP3/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

D ÓSA Dann will ich offen sprechen, weil ich nicht annehmen will, dass Du so beschränkt bist, um mich nicht zu verstehen –: ich glaube nicht mehr, weil ich sehe, wie Unterschiede gemacht werden, dort, wo es keine geben darf – wo es keine geben kann, nach dem Wort – K ARDINAL Nach welchem Wort? B

B

N

N

B

B

NN

5

B N

D ÓSA Nach dem Worte , das ertönen sollte aus jener Stadt, aus der alle Wege führen – das aber nicht ertönt – K ARDINAL Du irrst: das Wort ist verklungen aus Rom. Vater Leo X. übergab mir die Bulle, in der steht, dass ein heiliger Krieg geführt werden soll gegen die Türken und Heiden – alle frei und ohne Last, die mittun. Die Stände weigern sich dagegen, auch der Kanzler, usw. D ÓSA Und der König? K ARDINAL Der König? (er lächelt) Dem ist gleich, was geschieht. 얍 Ein König, der nicht mal unsere Sprache spricht. D ÓSA Ich habe diese Nacht geträumt, von einem Lande, in dem immer Nacht war – K ARDINAL Grosse Ereignisse werfen ihre Schatten voraus – B

N

B

N

BN

BN

10

B

B

15 B

NN

B

N

N

(Ein Schatten fällt durch die Türe – ein blinder Bettler tritt ein und kniet nieder) B

N

20

K ARDINAL Gott segne Dich, Dósa! D ÓSA Ich glaube wieder. Jetzt hab ich mich wieder versöhnt mit Gott. Alles war nur Prüfung. 25

1–2 2 2–4 3–4 6 7 7 8 10 11–14 14 16 16 19

sprechen f verstehen –:N ] sprechen[.] |, weil f verstehen –:| verstehenN ] [hören] |verstehen| Bnicht f Wort –N ] (1) nicht f Wort – (2) \an Gott, aber nicht an die, die in {lauten Flüchen} sein Wort verdrehen –/ Bwerden f Wort –N ] werden [{un}] |, dort f Wort –| BN] [D ÓSA ] [|(Wieder [la] |läutet| die Glocke)|] BNach f WorteN ] [Es gibt nur ein Wort] |Nach f Worte| Baus f WegeN ] [in die W] |aus f Wege| BN] [nur] BN] [es] B– alle f geschieht.N ] \– alle f geschieht./ BDem f geschieht.N ] [{Der ver}] |Dem f geschieht.| BD ÓSA f war –N ] [D Ó ] [|D ÓS |] [|– Gross|] [|D ÓSA Ich habe diese Nacht geträumt|] |D ÓSA f war –| BLande, in demN ] [feuerigen Pferde] |Lande, [das der] |in dem|| BblinderN ] [blinder] |blinder| gestrichen: Eintragung von fremder Hand: blinder B B

75

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 9

Fragm. Fassung des II. Bildes

WP3/K/TS2 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 B B(derN junge Telegdy hört das ganze mit an – geht dann zu Dósa: berichtet ihm von der Eitelkeit des BKardinals)N N

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 10

II. Bild: Burggemach. 5

T ELEGDY Kann ein Ungar Papst werden? Telegdy, Báthory, Csáky, – gegen den Krieg mit den Türken. Wegen des armen Landes – die Felder verdorren unbebaut – K ARDINAL Entlarvt sie, dass das Land nur sie sind – niemals die Bauern. (Wir sind 10 unter uns!) B ÁTHORY Bauern können nicht führen – wer sei ihr Führer? K ARDINAL Dósa. (Stille.) B ÁTHORY Dósa – der Räuber? 15 T ELEGDY Unser Todfeind? Der das Knie in der Kirche nicht {beugt}? K ARDINAL Er ist der Einzige, dem auch bewaffnete Bauern gehorchen! T ELEGDY Aber wem gehorcht er? K ARDINAL Mir! T ELEGDY Du eitler Narr! Deine Eitelkeit erzwang vom Papste die Bulle! Du wolltest 20 Papst werden und wolltest unbedingt wer sein – unbedingt eine Rolle spielen – Du eitler Narr! Du reisest wieder weiter – aber wir? Wir haben das Unglück im Lande – Du eitler Narr! 얍 T ELEGDY (sieht zum Fenster hinaus) Da unten sammelt sich das Volk – aus allen Teilen. Da unten am Rákos – Herr Dósa, wir werden sehen – B

B

N

B

N N

BN

B

B

N

N

N

B

B

B

N

N

B

N

B

B

N

N

25 B

K ARDINAL Man kann es nicht mehr rückgängig machen ! T ELEGDY So werden wir es zu verhindern wissen! Kein Bauer darf zu Dózsa – höchstens geräuchert! B

N N

B

N

1–2 1 2 6 6 6 7 8 8 11 15

B

(der f Kardinals)N ] (derN ] BKardinals)N ] BT ELEGDY f werden?N ] BKannN ] Bwerden?N ] BN] Bdie f unbebaut –N ] BverdorrenN ] BB ÁTHORY N ] BUnser f {beugt}?N ]

15 16 20 23 26

B

26 27–28

B

B

KnieN ] Er f gehorchen!N ] Bwolltest f sein –N ] BT ELEGDY f hinaus)N ] BK ARDINAL f machen!N ] B

B

rückgängig machenN ] höchstens geräuchert!N ]

\(der f Kardinals)/ korrigiert aus: der korrigiert aus: Kardinals \T ELEGDY f werden?/ korrigiert aus: „Kann korrigiert aus: werden?“ [\Kann ein Ungar Papst werden?/] \die f unbebaut –/ [ste] |verdorren| [T ELEGDY ] |B ÁTHORY | [Thomas Bakócz, Du [stürz] |lädst| Dir viel auf das Gewissen. Nur Deine Eitel] |Unser f {beugt}?| korrigiert aus: Knien [Da ich niemanden [a]|A|nderen bekommen] |Er f gehorchen!| [vergassest] |wolltest f sein –| [K ARDINAL (sieht zum F] |T ELEGDY f hinaus)| [ D ER JUNGE T ELEGDY (kommt) (Sie überreden den Kardinal hinunterzugehen und mit Dósa zu reden, dass er rückgängi] |K ARDINAL f machen!| [zurück] |rückgängig machen| [und] |höchstens geräuchert!|

76

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 11

Fragm. Fassung des II. Bildes

WP3/K/TS2 (Korrekturschicht)

B B

5

(DER JUNGE T ELEGDY – DER ALTE T ELEGDY.) D ER JUNGE T ELEGDY (kommt) T ELEGDY Wohin? S OHN Zu Dósa. T ELEGDY Da hinunter – Du gehörst zum König! S OHN Mein König versteht mich nicht! N N

B

N

\Abbruch der Bearbeitung\

1–2 2 7

f T ELEGDY.)N ] (DER f T ELEGDY.)N ] BMeinN ] B B

[K] | f T ELEGDY.)| (DER f T ELEGDY.) [Der] |Mein|

77

Lesetext

Fassung des Bildes „Landstrasse“

WP3/K/TS3 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Landstrasse.

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 12

S ÖLDNER Wir lassen keinen durch! (sie trinken und fressen und würfeln) B AUERN (kommen und wollen zu Dósa – ganz alte, gebrechliche – einer wird aufgehängt , seine Frau wird vergewaltigt –) B

N

B

5

N

3 4–5

4–5

B

N

fressen f würfeln)N ] fressen[)] |und würfeln)| einer f vergewaltigt –)N ] (1) einer f vergewaltigt –) (2) \(nur einen alten, blinden Bauern lassen sie durch – seine Frau vergewaltigen sie, dessen Mann hängen sie)/ BaufgehängtN ] korrigiert aus: aufgehänkt B B

78

Fassung des Bildes „Rákos“

5

10

WP3/K/TS4 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 B(zum II. Akt)N Rákos. Der König Wladislaw betrachtet mit dem BKardinal Bund dem Kanzler –N das LagerN B N B Pater Lorenz.N B Dósa BwirdN berichtet von Bden Greueln –N N Er lacht auf den König, der vor ihm steht – das geht über in den Lärm der Revolution. B D ER JUNGE T ELEGDY Es lebe die Revolution! D ÓSA Still! – Dann wurde mir berichtet, dass der Waffenstillstand nur desshalb gebrochen werden soll, weil Du ein eitler Affe bist. (Während Einer berichtet von Greueln, der Blinde – erscheint der König vor Dósa – der Blinde frägt, wer da sei – Dósa winkt ihm zu weiter zu sprechen. Lacht Bdann.)N D ÓSA Er sollte es Bhören!N B G REGOR N BErN versteht es ja Bnicht!N D ÓSA Er hat es verstanden! N

15

1 3 3 3 4 5

5 5 7–15 11 12 13 13 13

(zum f Akt)N ] und f Kanzler –N ] Bund f LagerN ] BN] BPater Lorenz.N ] BDósa f Greueln –N ] B B

wirdN ] den Greueln –N ] BD ER f N] Bdann.)N ] Bhören!N ] BG REGOR N ] BErN ] Bnicht!N ] B B

\(zum f Akt)/ Kardinal [–] |und f Kanzler –| korrigiert aus: das Lager und dem Kanzler – Absatz getilgt

\Pater Lorenz./ (1) Dósa f Greueln – (2) \Es wird Dósa berichtet, Kardinal spricht mit Dósa – kündigt ihm an den kö-

niglichen Besuch – D ÓSA Es sind mir Greueltaten berichtet worden, man lässt die Bauern nicht teilnehmen – [der] |hier| Pater Lorenz, den der Bischoff von Csanád rösten wollte, weil er zu mir kam./ [{h}] |wird | [G] den |[g]|G|reueln –| [ ] |D ER f | korrigiert aus: dann) korrigiert aus: hören!“ [G REGOR ] [„]Er korrigiert aus: nicht!“

79

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 12

Strukturplan in drei Bildern

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Lesetext Bl. 13

80

Strukturplan in drei Bildern

WP3/K/E10

81

Lesetext

Strukturplan in drei Bildern

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Lesetext Bl. 14

82

Strukturplan in drei Bildern

WP3/K/E11

83

Lesetext

Strukturplan in fünf Akten

ÖLA 3/W 276 – BS 20 [5], Lesetext Bl. 1

84

Strukturplan in fünf Akten

WP3/K/E12

85

Lesetext

Strukturplan in drei Akten

ÖLA 3/W 276 – BS 20 [5], Lesetext Bl. 2

86

Strukturplan in drei Akten

WP3/K/E13

87

Lesetext

Fragm. Fassung des ersten Aktes

얍 B

WP3/K/TS5/A1 (Korrekturschicht)

Lesetext

ERSTER AKT. Teil eines Seitenschiffes im Dome zu Buda.

N

\Abbruch der Bearbeitung\

3

B

Teil f Buda.N ]

[Teil] [|Seitenschiff des Domes zu Buda, der im gotisch-orientalischem Stile erbaut|] [|Seitenschiff |] |Teil f Buda.|

88

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 6

Fragm. Fassung des ersten Aktes

WP3/K/TS5/A2 (Korrekturschicht)



Lesetext

ERSTER AKT.

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 3

B N

Teil eines Seitenschiffes des Domes zu Buda, der in gotisch-orientalischem Stile erbaut ist. Links eine Pforte , im Hintergrunde: das Mittelschiff, das etwas erhöht ist. Treppen leiten zu ihm empor. Ein matter Lichtschein, wie aus bunten Fenstern und Kerzen, fällt von rechts in dem Raum – dort rechts steht der Hochaltar, an dem eine stille Messe gelesen wird. Es ist totenstill. B

5

N

B

N

N ONNEN

10

B N

(knieen auf der Erhöhung gen rechts im stillem Gebete versunken)

D ÓSA (tritt durch die Pforte ein – er ist eine hünenhafte Gestalt – nimmt die Mütze ab – bleibt aber aufrecht stehen) B

N B

B

N

N

B

N

( Vom Altare ertönt das Glöcklein zur Wandlung) B

15

N

N ONNEN (schlagen sich an die Brust – senken das Haupt) D ÓSA (bleibt breitspurig stehen – schaut nach dem Altare – ohne das Haupt zu senken und ohne sich an die Brust zu schlagen) N ONNEN (entsetzt – starren ihn an – einige ziehen sich scheu zurück in die Dämmerung der Kirche) (Stille) B

B

20

N

D ER K ARDINAL T HOMAS (kommt von rechts – erblickt Dósa – bleibt vor ihm stehen) D ÓSA (fixiert ihn) N ONNEN (ziehen sich scheu ganz zurück) (Stille.) K ARDINAL Seit wann beugst Du nicht das Knie vor Deinem Herrgott , Dósa? D ÓSA Mein Herrgott ist nicht hier. B

25 B

N

N

N

B

B N

3 5 7–8 10 12 12–13 13 13 15 18 19 25 26 28

BN

] eine PforteN ] BHochaltar f wird.N ] B N] Bhünenhafte GestaltN ] Bnimmt f ab –N ] Bbleibt f stehen)N ] BaberN ] BVomN ] BbreitspurigN ] BundN ] Bihn)N ] BN ONNEN f zurück)N ] BSeit f Dósa?N ]

28 28 29

BN

29

B

B

] HerrgottN ] B N] B

hier.N ]

BN

B

B

N

N

N

[[i]|I|m Dome zu Buda.] [die] |eine Pforte| Hochaltar\,/ [an dem eine stille] |an f wird.| [UND B ÜRGER ] [{E}] |hünenhafte Gestalt| [{er ver}] |nimmt f ab –| [bleibt] [|{ }|] |bleibt f stehen)| [aber] |aber| [Am] |Vom| [aufrecht] |breitspurig| \und/ ihn\)/ [– sie grüssen sich nicht)] \N ONNEN f zurück)/ [Warum be] [|Warum beugst Du nicht das Knie [vor] |vor| Deinem Herrn, Dósa? |] |Seit f Dósa?| [mehr] [Herr[{en}]|gott|] |Herrgott| Absatz getilgt; in der Folge werden überzählige Absätze zwischen Figurennamen, Regieanweisungen und Repliken in TS5/A2 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

hier[,] |.|

89

Fragm. Fassung des ersten Aktes

WP3/K/TS5/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 B K ARDINAL Lästere nicht!N D ÓSA B B BBeiN solch Priester bleibtN B N Teig nur Teig, wird nie Gott!N Ich hab es nicht nötig zu lästern! BIch habe es bewiesen, dass ich ein Christ bin!N Aber der, der heut hier die Messe liest, ist ein Schurke! – Ja, dieser B N Bischoff ist ein Schurke, der 5 die Messe liest mit Todsünden! Ich habe für meinen Gott gekämpft, habe den türkischen Riesen besiegt, und der König liess mich rufen um mich auszuzeichnen, um mich zum Ritter zu schlagen. Ich habe für meinen Gott gekämpft, aber der Bischoff Bbeschmutzt ihn mit seinen Fingern –N B N K ARDINAL (ahnend) Was Bhat denn der BischoffN Bverbrochen –?N 10 D ÓSA (sieht ihn starr an) – Du Bscheinst es zu wissenN. K ARDINAL (langsam) Man sagt, Du BhabestN Bunten an der GrenzeN einen königlichen Zöllner B– erschlagen –N und – beraubt – D ÓSA (sieht ihn an – fängt langsam BleiseN an zu Blachen)N Glaubst Du Bdas?N K ARDINAL Nein. 15 (Stille.) K ARDINAL Ich kenne Dich ja schon so lange und ich kann es nicht glauben. Und ich weiss – es ist nur Verleumdung – was bin ich verleumdet worden! – D ÓSA Weil Du eines Schusters Sohn bist. K ARDINAL Ja. – Dósa, wir kommen Beide von Bunten, steigenN ein Lebenlang einen 20 dunklen Schacht empor – um ans Licht zu gelangen. BUnd die ObenstehenN rufen uns, beloben und belohnen uns, während wir steigen – aber wollen wir heraus aus dem Schacht, da wollen sie die Falltüre zuklappen – 얍 D ÓSA Und am liebsten unseren Schädel zerschmettern! B N K ARDINAL Ich habe Dich rufen lassen, hierher, Dósa. Gestern hab ich erfahren, dass 25 Du hier bist. Es gehen grosse Dinge vor – grosse Dinge sind im Werden. Ich komme aus der ewigen Stadt und der Bheilige VaterN sandte mich in mein Land um B einN Heer aufzustellen wider Heiden und Türken – Bein Heer, das BdasN ganze Volk 1 2 2 2 2 3 4 8 8 9 9 10 11 11 12 13 13 13 19 20 23 26 27 27–91,4 27

K ARDINAL f nicht!N ] 얍 [K ARDINAL ] |K ARDINAL f nicht!| xBei f Gott! Bei f Gott!N ] BBei f bleibtN ] [er liest die Mes] [|den mich die Her|] |bei f bleibt| BBeiN ] korrigiert aus: bei BN] [der] BIch f bin!N ] [Ich bin ein guter Christ und habe] |Ich f bin!| BN] [Herr] Bbeschmutzt f Fingern –N ] [{leckt nur}] beschmutzt f Fingern – | | BN] [bei f Gott!]f x Bhat f BischoffN ] [hat er] |hat f Bischoff| Bverbrochen –?N ] verbrochen[?] |–?| Bscheinst f wissenN ] [weisst es gen] |scheinst f wissen| BhabestN ] [{habest}] |habest| Bunten f GrenzeN ] \unten f Grenze/ B– erschlagen –N ] [ermordet –] |– erschlagen –| BleiseN ] \leise/ Blachen)N ] lachen\)/ [unheimlich)] Bdas?N ] das\?/ [auch] Bunten, steigenN ] unten\,/ [und da legen sich] |steigen| BUnd f ObenstehenN ] [Sind wir oben, so wollen] |Und f Obenstehen| BN] [–] Bheilige VaterN ] [Papst Leo X.] |heilige Vater| BeinN ] [das] |ein| Bein f getilgt –N ] [D ÓSA ] |ein f getilgt –| BdasN ] [das] [|den|] |das| B B

90

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 4

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 5

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 3

Fragm. Fassung des ersten Aktes

WP3/K/TS5/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

stellt, ein Jeder, Bauer oder Herr soll mitziehen in den heiligen Krieg. Der Adel weigert sich dagegen, auch der Kanzler – aber ein Jeder der mitzieht wird erlöst von allen Sünden und Qualen, der Unfreie wird Frei und alle Schulden sind ihm getilgt – Er wird der Streiter einer höheren Macht. Und im Namen dieser höheren Macht ernenne ich Dich, Georg Dósa, zum Führer dieses Kreuzzuges ! – Morgen wird die Bulle verkündet im ganzen Lande – Nähe ein rotes Kreuz auf Deine Brust! (Im Hintergrunde zieht König Wladislaw II. – ein Jüngling – einfach angezogen vorbei von rechts nach links – mit kleinem Gefolge – schattenhaft vorbei) D ÓSA Wer war das? K ARDINAL Der König. (Stille.) D ÓSA (langsam) Und – was sagt der dazu? K ARDINAL (lächelt leise) – Nichts. B

N

B

N BB

N

B

N

B

5

B

N

B

N

N

N

B

B

10

N N

15

(Ende des ersten Bildes.) B

1 2 4–7

B

4 4 5 6 6 8–9

B

9 17

N

Der AdelN ] weigertN ] BEr f Brust!N ] B

ErN ] Und imN ] Bdieses KreuzzugesN ] BMorgenN ] BNäheN ] B(Im f vorbei)N ] B

B B

Gefolge f vorbei)N ] desN ]

N

[Die]|Der| [Stände] |Adel| weiger[n]|t| [D ÓSA Und was [sagt der Adel?] |sagen die adeligen Herren?| K ARDINAL D ÓSA ] |Er f Brust!| [Sie] |Er| [Er steht] |Und im| [aller] |dieses Kreuzzuges| [{Si}] |Morgen| [{Tr}] |Nähe| [D ÓSA [Un] |Und der König?| K ARDINAL ] |(Im f vorbei)| Gefolge[)] |schattenhaft vorbei)| korrigiert aus: der

91

Fragm. Fassung des ersten Aktes

WP3/K/TS5/A3 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 ERSTER AKT. B

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 7

Im Dome zu Buda, der vom König Matthias Corvinus gotisch-orientalisch erbaut worden war. Im Hintergrunde das etwas erhöhte Mittelschiff , zu dem einige Stufen emporleiten. Linke im Vordergrunde eine kleine Seitenpforte, während rechts, weit ausserhalb der Szene , am Hochaltar eine stille Messe gelesen wird. Mattes Zwielicht , wie aus bunten Fenstern und Kerzen. B

N

B

B

5

N

N

N

B

N

B

N

N ONNEN (knieen

BN

im Mittelschiff im stillem Gebete versunken)

10

D ÓSA (tritt links durch die Seitenpforte ein in purpur und goldener Kette, dem Zeichen der Ritterschaft – hünenhafte Gestalt – nimmt die Mütze ab und bekreuzigt sich – bleibt aber aufrecht stehen) (Vom Altare her ertönen die Glockenzeichen der Wandlung) N ONNEN (schlagen sich an die Brust – ihre Stirnen berühren fast den Boden) D ÓSA (bleibt breitspurig stehen ohne das Haupt zu senken und ohne sich an die Brust zu schlagen) N ONNEN (bemerken sein Benehmen – starren ihn entsetzt an – einige ziehen sich scheu zurück in Dämmerungen des Domes) (Stille) B

N

B

N

B

N

B

15

B

N

N

BN

B

20

25

B

N

D ER K ARDINAL T HOMAS (erscheint rechts im Vordergrunde und bleibt vor Dósa stehen) D ÓSA (verbeugt sich tief vor ihm) N ONNEN (ziehen sich scheu ganz zurück) (Stille) D ÓSA Du hast mich rufen lassen – K ARDINAL (fixiert ihn) Seit wann beugt der Hauptmann Dósa nicht das Knie vor seinem Herrn ? N

B

N B N

B

3–4 3 4 5 6 6–7 9 11–12 12–13 14 15 15 16 19 27 28 28

B

N

B

N

B N

B N

N

[Teil eines Seitenschiffes] |Im f war.| [im] gotisch-orientali[sch]|sch|[em] [Stile] [Mittelschiff, das] |etwas f Mittelschiff| \im Vordergrunde/ [Bühne] |Szene| [E] |Mattes Zwielicht| [die] \in f Ritterschaft/ \und/ [bleibt aber aufrecht] [schlägt das Zeichen des Kreuzes,] |bekreuzigt sich –| Bertönen dieN ] ertön[t]|en| d[as]|ie| Bihre f Boden)N ] [senken das Haupt)] |ihre f Boden)| BStirnenN ] [Häupter] |Stirnen| BN] [– schaut nach dem Altar –] BDämmerungen f Domes)N ][die] Dämmerung\en/ [der Kirche] [ des Do ] des Domes) | | | | BD ÓSA f lassen –N ] \D ÓSA f lassen –/ B(fixiert ihn)N ] \(fixiert ihn)/ B N] Absatz getilgt; überzählige Absätze zwischen Figurennamen, Regieanweisungen und Im f war.N ] gotisch-orientalischN ] Betwas f MittelschiffN ] Bim VordergrundeN ] BSzeneN ] BMattes ZwielichtN ] BN] Bin f RitterschaftN ] Bund f sich –N ] B B

Repliken werden in TS5/A3 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

28 28 28 28 29

beugtN ] BderN ] B N] B N] BHerrnN ] B

[beugt] [|ists|] korrigiert aus: de[r]|s| [\sich/] [\beugen/] Herr[gott]|n|

92

Fragm. Fassung des ersten Aktes

WP3/K/TS5/A3 (Korrekturschicht)

D ÓSA Mein Herr ist nicht hier. K ARDINAL Apage Satanas! D ÓSA Ich habe für meinen Gott 얍 gekämpft. K ARDINAL (ahnend) Was hat denn der Bischoff verbrochen –? D ÓSA (fixiert ihn) – Du scheinst es zu wissen. K ARDINAL (langsam) Man sagt, Du habest unten an der Grenze einen königlichen Zöllner – beraubt und – erschlagen – D ÓSA (sieht ihn starr an – fängt leise an zu lachen) Glaubst Du das? K ARDINAL Nein. (Stille) D ÓSA Ich habe dem heidnischen Riesen den Arm abgeschlagen, den er drohend gen das Kreuz erhob! Mein König hat mich zum Ritter geschlagen – siehst Du dies purpurne Gewand und die goldene Kette? – Aber der, der hier heute die Messe liest, dieser Bischoff ist ein Schurke – denn er liest die Messe mit Todsünden, denn er wagt Gott mit schmutzigen Fingern zu berühren – Ich bin nur ein gerader Soldat, und will es nicht glauben, dass Gott in solchen Händen sich gebiert – bei solch Priester bleibt Teig nur Teig, wird nie Gott! Und vor Teig beug ich mich nicht! B

N

B

N

B N

5

Lesetext

B

N BN

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 8

BN

10 B

N B

N B

B

B

15

N

N

B

N

N

B N

20

얍 K ARDINAL Es gibt Beine MachtN, die Bblind ist für äussere FormenN keinen Unterschied B siehtN, zwischen Herrn und Knecht. Und bald wird es auch Keiner mehr sehen – grosse Dinge sind im Werden. Ich komme aus der ewigen Stadt und der heilige Vater, dessen BGewandN erglänzt im BWeissN der Güte sandte mich in mein Land 1 2

B B

HerrN ] Apage Satanas!N ]

3 3 3 7 11 11 11–18 11 14 15–16 19

BN

] gekämpft.N ] BN] BN] BD ÓSA N ] BIchN ] Bhabe f nicht!N ] Babgeschlagen f erN ] Bdieser BischoffN ] BIch f undN ] BN]

20 20 21 23 23

B

B

eine MachtN ] blind f FormenN ] BsiehtN ] BGewandN ] BWeissN ] B

Herr[gott] [(schlägt das Zeichen des Kreuzes gegen Dósa) [ |Lästere nicht!|] |Bist Du vom Satan befallen?|] |Apage Satanas!| [Ich habe es bewiesen, dass ich ein guter Christ bin!] korrigiert aus: gekämpft, [habe f nicht!]f x [–] \D ÓSA / \Ich/ x habe f nicht! abgeschlagen\,/ [wie dem] |den er| \dieser Bischoff/ [aber ich] |Ich f und| [K ARDINAL Ich kann es nicht glauben, kenne Dich ja schon so lange. Ich weiss: es ist nur Verleumdung –: weiss es von mir. D ÓSA [Weil Du] |Bist doch| eines Schusters Sohn\./ [bist!] [[K ARDINAL ] |K ARDINAL | Ja. – Dósa,] [w]|W|ir kommen Beide von unten. Steigen \ein/ Leben lang einen dunklen Schacht empor, um ans Licht zu gelangen. Und die Obenstehen rufen uns, [beloben uns] halten uns Belohnungen hin, wie einem Hunde, der artige Kunststücke versuchen [will] |soll| – aber haben wir den Rand des Schachts erreicht und wollen [hin] |empor| an die Sonne, so klappen die Herren die Falltüre zu und würden am liebsten unseren Schädel zerschmettern! (Stille) K ARDINAL \Es wird anders werden./ Ich habe Dich hierher rufen lassen, Georg Dósa, da ich gestern erfuhr, dass Du hier bist.] ein[en]|e| [Men] |Macht| \blind f Formen/ [her] |sieht| [Thron] |Gewand| korrigiert aus: [Weiss] |Weis|

93

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 9

Fragm. Fassung des ersten Aktes

WP3/K/TS5/A3 (Korrekturschicht)

Lesetext

um ein Heer aufzustellen wider die Heiden – wider alle Heiden! Ein Heer, das das ganze Volke sein soll , Freie und Unfreie, Adelige und Bauern, nur Bannerherrn der Liebe, nur Knechte Gottes, die mitziehen in den heiligen Krieg. Und ein Jeder, der mitzieht und hilft wird erlöst von allen Qualen und Sünden – wer aber dagegen oder es hindert , ist verdammt auf Erden und im Himmel! So sagt der heilige Vater in der Bulle, die ich morgen verkünden will . Ich habe Dich hierher rufen lassen, Dósa, um Dich zu fragen: willst Du mit uns ziehen als unser Führer gen die Ismaeliten mit des Landes Baronen, Adeligen und Bauern, mit Jedem der nur Ungar ist und die Waffen halten kann? D ÓSA Gebe Gott, dass ich tapfer kämpfend gen die Heiden falle ! K ARDINAL Komme morgen wieder mit Deinen Freunden, damit ich Euch das heilige rote Kreuz auf Deine Brust hefte und es segne! B

N

B

N B

N

B

N

B

5

B

N N

B

N

BN

B

B

B

B

10

N

B

B

B

15

N N

N

N

N

(Die Messe vom Hochaltar ist beendet – Glocken läuten – im Hintergrunde zieht König Wladislaw II. ein Jüngling, einfach und grau gekleidet – mit kleinem Gefolge von rechts nach links vorbei) (Stille) B

N

N

N

B

D ÓSA (sieht ihm nach) Der König – – Er soll stolz sein auf seinen Hauptmann – – Sag: zieht er auch mit? K ARDINAL (lächelt leise) – Nein. Denn sie haben es nicht nötig. B

20

B

B

B

2 2 2–3 4 4–5 5 5 5

B

sein sollN ] nurN ] BBannerherrnN ] Bund hilftN ] Bwer f hindert,N ] Boder f hindertN ] BErdenN ] BN]

6 6 7 10 11 12 14–16 14 17 19–21

B

19 20 21

B

B

So f willN ] will.N ] BhierherN ] Btapfer f falleN ] Bmit f damitN ] BDeine BrustN ] B(Die f vorbei)N ] Bvom HochaltarN ] B(Stille)N ] BDer f nötig.N ] B

sollN ] zieht f mit?N ] BDenn f nötig.N ] B

N

N

NN

[stellen] |sein soll| [Herrn und Kn] |nur| [Herrn] |Bannerherrn| [\und hi/] |und hilft| [und die Greise, die nicht] [|wir gehen mit Dir|] |wer f hindert,| \oder f hindert/ [Him] |Erden| [\Unser Vaterland und Glaube ist in Gefahr! Wir sind ein kleines Land und können nur/] \So f will/ korrigiert aus: will \hierher/ tapfer1 gen3 die4 Heiden5 kämpfend2 falle6 [, da] |mit f damit| korrigiert aus: Deinen [G] |Brust| [(Im Hintergrunde zieht König Wladislaw II. – ein Jüngling] |(Die f vorbei)| \vom Hochaltar/ [K ARDINAL ({zu}] |(Stille)| [[Mein König – – – {was}] |Wer war das?| K ARDINAL Der König. (Stille) D ÓSA (langsam) Und –] |Der f nötig.| [wird] |soll| [was sagt er] |zieht f mit?| \Denn f nötig./

94

Fragm. Fassung des zweiten Bildes

WP3/K/TS6/A1 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 BSaalN in der Burg zu Buda mit hohen schmalen Fenstern. Es ist BNachmittag.N

T ELEGDY Ist es wahr, dass er das Knie nicht beugte? C SÁKY Ja. – Ich fühlte, dass er mich anstarrte, während ich Gott in meinen Hän5 den hielt. Fühlte, wie sein Hass durch meinen Rücken dringen will, wie er anbrandet – doch ich glaubte der Hass gilt dem Kreuz! B ÁTHORY Und dieser Mann – Führer des Kreuzzuges! C SÁKY Es ist eine Posse! T ELEGDY Es kann eine Tragödie werden! – Zu einem Kriege gehört Geld. Wer wird 10 zahlen? Venedig hat abgelehnt – und wir müssen Krieg führen, weil Rom es befahl. Wir haben einen Waffenstillstand mit dem Sultan, aber wir werden ihn brechen, weil er in Asien kämpft – – wir fallen ihm in den Rücken! Ist das ein heiliger Krieg? C SÁKY Niemals! 15 T ELEGDY Du sagst es als Bischoff! B ÁTHORY Und noch Eines: die Bauern bewaffnen – wir sind unter uns, da können wir sprechen – sie haben das Gesetz, aber es wurde oft übertreten – sie werden nach Rache dürsten, Rache nehmen. T ELEGDY Und der Adel uneinig, zerrissen, sich selbst bekämpfend – 20 (Trommelwirbel) C SÁKY Jetzt wird die Bulle verkündet – 얍 B ÁTHORY Ich werde meinen Bauern die Ohren verstopfen!

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 14

B N

B

BN

B

N

N

N

B

N

B

B

N B

N

B

N

N B

B

B

N

N BN

B

N

B

K ARDINAL (tritt ein – zu Báthory) Weisst Du nicht, dass wer dagegen ist, verdammt ist. B

25

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 13v

N

N

\Abbruch der Bearbeitung\

1 1 3

B

4–5

B

4 4 7 8 12 12 12–13 16 16–18 17 18 20 22–25

24

SaalN ] Nachmittag.N ] B N] B

Ich f hielt.N ]

] ichN ] BB ÁTHORY N ] BC SÁKY N ] Ber f AsienN ] BkämpftN ] Bwir f Krieg?N ] BB ÁTHORY N ] BUnd f nehmen.N ] BsieN ] BN] B(Trommelwirbel)N ] BB ÁTHORY f ist.N] BN B

B

ein – zu Báthory)N ]

[{D}] |Saal| [Mittag.] |Nachmittag.| Absatz getilgt; überzählige Absätze zwischen Figurennamen, Regieanweisungen und Repliken werden in TS6/A1 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

[Er hat mir in die Augen geschaut, als ich mich umdrehte und den Segen sprach.] |Ich f hielt.| [fühlte seinen Hass, \durch mei/] \ich/ [T ELEGDY ] |B ÁTHORY | [T ELEGDY ] |C SÁKY | [die Türken jetzt] |er f Asien| [weilt] |kämpft| [ist das christlich] |wir f Krieg?| [C SÁKY ] |B ÁTHORY | [Das Land geht zugrunde.] |Und f nehmen.| [{vor}] |sie| [Es] [|Und dieser Dósa der Führer –|] [(Stille)] |(Trommelwirbel)| 얍 [[[B ÁTHORY ] |T ELEGDY (tritt ans Fenster)|] 얍 [|B ÁTHORY [({am F}|] [|{Ich gehe hin}|] |Ich verstopfe mir die Ohren.| \CSÁKY Gib acht! Wer dagegen ist, ist vogelfrei!/ T ELEGDY (am Fenster) Da unten am Rákos, da sammeln sie sich. Es läuft alles zusammen, was die Arbeit scheut, bekommt Waffen und Rechte.] |B ÁTHORY f ist.| ein[)] |– zu Báthory)|

95

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 14 ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 13v

Fragm. Fassung des zweiten Bildes

WP3/K/TS6/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Saal in der Budaer Burg. B NachmittagN durch hohe schmale Fenster.

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 13

S ZAPOLYAI (steht rechts an einem Fenster – sieht hinaus) B

N

B

N

5 B

B ÁTHORY (geht links auf und ab) T ELEGDY ( steht rechts im Vordergrunde) (Stille.) S ZAPOLYAI (wendet sich langsam Báthory zu) – War das Dein letztes Wort? B ÁTHORY (bleibt stehen – ohne ihn anzusehen – und nickt: ja) S ZAPOLYAI (lässt seine Blicke langsam zu Telegdy schweifen) – Und Dein Wort –? B ÁTHORY Er hat nicht darüber zu bestimmen! S ZAPOLYAI Ich habe nicht Dich gefragt! B ÁTHORY (greift an seines Schwertes Knauf) S ZAPOLYAI Hüte Dich, Kanzler! T ELEGDY (zu Báthory) \Abbruch der Bearbeitung\

B N

B

N

B

10

NBN

B

B

N

B

N

B

15

N

N

N

2 4 4 6–16

B

7 7 9 9

BN

11 12 12 13

NachmittagN ] rechtsN ] BFenster f hinaus)N ] BB ÁTHORY f Báthory)N ] B

] stehtN ] B(wendet f zu)N ] B N] B

Dein Wort –?N ] B ÁTHORY N ] BnichtN ] Bnicht f gefragt!N ] B B

Nachmittag[{schein}] \rechts/ Fenster[)] |– sieht hinaus)| [T ELEGDY, C SÁKY, B ÁTHORY (stehen links im Vordergrunde – beraten) S ZAPOLYAI (dreht sich ihnen zu) – [Nun?] War das Euer letztes Wort? [B ÁTHORY [(] |Unser letztes Wort|.] |D IE DREI | (nicken: ja) [S ZAPOLYAI ] |S ZAPOLYAI |] |B ÁTHORY f Báthory)| [C SÁKY und] steh[en]|t| [([dreht] |wendet| sich] |(wendet f zu)| Absatz getilgt; überzählige Absätze zwischen Figurennamen und Repliken werden in TS6/A2 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

[Du?] |Dein Wort –?| [T ELEGDY ] |B ÁTHORY | nicht[s] Dich2 nicht1 gefragt!3

96

Fragm. Fassung des zweiten Bildes

WP3/K/TS6/A3 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Saal in der Budaer Burg.

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 10

S ZAPOLYAI ( steht rechts an einem der hohen schmalen Fenster) B ÁTHORY (geht links auf und ab) T ELEGDY (steht rechts im Vordergrunde und betrachtet die Beiden besorgt) (Stille) S ZAPOLYAI (wendet sich langsam Báthory zu) – Also –: Dein letztes Wort? B ÁTHORY (bleibt stehen und nickt: ja, ohne Szapolyai anzusehen) S ZAPOLYAI ( legt seine Augen langsam auf Telegdy) – und Dein Wort? B ÁTHORY Sein Wort wiegt nichts! S ZAPOLYAI Bist nicht gefragt! B ÁTHORY (greift an sein Schwert) Soll mein Schwert antworten?! T ELEGDY (zu Báthory) Hüte Dich, Kanzler! (Stille) B ÁTHORY (steckt das Schwert wieder in die Scheide –) S ZAPOLYAI (zu Telegdy) Ich gehe – Das Horn rief über die Berge nach der Braut. Denn es ist niemand in diesem Lande der würdiger wäre des Königs Schwester zu freien als Siebenbürgens Vojwode. – Dreimal brachte ich meine Liebe, B

N

B

5

N

B

N

B N

B

B

N

B

10

B

15

N

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BN B

B

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B

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N B

N B

NN

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B

BN B

3 5 5 7

B

stehtN ] betrachtetN ] Bbesorgt)N ] BN]

8 9 9 10 11 11 14 15

B

15 16

B

16 16 16 17 18 18 18–98,1

B

18 18 18–98,1

B

B

SzapolyaiN ] legtN ] BTelegdy)N ] BSein f nichts!N ] BN] BBist f gefragt!N ] B(Stille)N ] BB ÁTHORY f Scheide –)N ] B

B

Scheide –)N ] Das f Braut.N ]

Das HornN ] riefN ] Büber f Braut.N ] BDennN ] BN] BSiebenbürgens Vojwode.N ] B– Dreimal f Antwort –N ] B

– DreimalN ] brachte ichN ] BLiebe f Antwort –N ] B

N BB

N B

N

B

[steht] [|sieht|] |steht| [scheint] |betrachtet| besorgt\)/ [zu betrachten)] Absatz getilgt; überzählige Absätze zwischen Figurennamen, Regieanweisungen und Repliken werden in TS6/A3 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

[ihn] |Szapolyai| [lässt] |legt| Telegdy\)/ wandern) [Hier wiegt nichts] |[s]|S|ein Wort[!] |\wiegt [hier]/ nich[t]|ts|!|| korrigiert aus: [Schweig] [|Kusch|]! [Habe] |Bist| nicht [Dich] gefragt! [(Stille)] [|(Stille)|] |(Stille)| [S ZAPOLYAI ] [|B ÁTHORY (steckt das Schwert wieder in Scheide|] [|S ZAPOLYAI |] |B ÁTHORY f Scheide –)| Scheide –\)/ [geht wieder auf und ab)] [nachdem ich dreimal kam und dreimal abgewiesen wurde.] [|zweimal bin ich wiedergekommen\,/ [aus meinen Bergen um mir die Braut zu holen –] |liess die Fahnen auf meinem Burgen hissen und das Horn {rufen} über das Tal||] |Das f Braut.| [das Horn]|Das Horn| [{rufen}] |rief| [über das Tal] |über die Berge \nach der Braut./| [d]|D|enn [der] [Vojwode] |Vojwode|2 [von] Siebenbürgen[.]|s.|1 (1) [Ich brachte meine Liebe, aber wurde von Hass empfangen.] Nun bin ich zum drittenmal [zurückgewiesen] |abgewiesen|, ohne meinen Herrn [zu] |auch nur gesehen zu haben.| [Nun f endgültig]f x (2) – Dreimal f Antwort – – [nachdem ich] [d]|D|reimal \brachte ich/ Liebe [brachte, aber [Hass] |immer nur Hass bekam|] |zweimal f Antwort| –

97

Fragm. Fassung des zweiten Bildes

WP3/K/TS6/A3 (Korrekturschicht)

Lesetext

zweimal bekam ich nur Verbeugungen , aber das Drittemal Antwort – Nun gehe ich endgültig – es steht einer vor dem König, der statt ihm spricht – B ÁTHORY Du sprächest nie statt ihm! Du willst er selbst sein! 얍 S ZAPOLYAI Kanzler, Du hast das Schwert gezogen wider mich! B ÁTHORY Und ich kämpfe mit offenem Visier: beschütze meinen König! S ZAPOLYAI Danke Gott, dass ich den König so liebe , dass mein Arm sich nur gen Heiden erhebt – Danke Gott, dass ich nicht mit dem Schwerte wiederkomme ! (ab nach rechts) (Stille) T ELEGDY Ewiger Zwist! B ÁTHORY Soll der König kuschen vor einem Vojwoden? T ELEGDY Nein. Aber wenn der Kanzler stärker ist, als der König? B ÁTHORY Willst Du raten, dass ich ihn fürchten soll? (er lacht) T ELEGDY Nicht ihn. (Trommelwirbel in der Ferne) T ELEGDY Hörst Du? –: die Trommeln? Jetzt wird überall, in den Gassen, am Felde , die Bulle verkündet! Hörst Du die Trommeln! Die Knechte werden bewaffnet! Jeder Knecht wird Krieger! Wie die Bauern trommeln! –: Bald werden sie mit unseren Knochen auf unseren Gesetzestafeln trommeln! Jeder Knecht wird Krieger! Im heiligen Krieg! Oder glaubst Du, Knechte vergessen so rasch? Sie werden Rache nehmen – und wir, der Adel: uneinig, zerrissen, sich selbst bekämpfend! B

N

B

N B

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NN B

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B

5

B B

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B

B

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10

15

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B

20

B

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B

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B

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B

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B

N

N

1 1 1 1–2 3 4 4 4 5–8

B

zweimalN ] nurN ] BVerbeugungenN ] BNun f endgültigN ] BsprächestN ] BKanzler,N ] BwiderN ] Bmich!N ] BB ÁTHORY f rechts)N ]

5 5 5 6 6 6–7 7 7 16 16 17 17–18 18 18 18 18 19 19 19–20 20 20 21

B

B

B ÁTHORY f König!N ] Und ichN ] B N] BS ZAPOLYAI N ] Bden f liebeN ] Bmein f erhebt –N ] BHeidenN ] BwiederkommeN ] BT ELEGDY N ] BFeldeN ] BHörstN ] BDie f Krieger!N ] BWie dieN ] BN] BBaldN ] BsieN ] BmitN ] BunserenN ] BJeder f Krieger!N ] BOderN ] BKnechte vergessenN ] Brasch?N ] B

[[d]|D|reimal] |zweimal| [{Ha}] |nur| [Hass] [|Hass|] [|Verbeugungen|] |Verbeugungen| xNun f endgültig [{würdest}] |sprächest| [Báthory,] |Kanzler,| korrigiert aus: wider, mich\!/ [–] (1) \Danke Gott, dass ich nie wieder komme und frage: \denn/ es wäre \(wie Deine Antwort)/ mit dem Schwert. (ab)/ (2) B ÁTHORY f rechts) \B ÁTHORY f König!/ \Und/ [I]|i|ch [\Du willst König werden!/] \S ZAPOLYAI / [dies arme Land so liebe] |den f liebe| [ich nur gen die Türken kämpfe] |mein f erhebt –| [Türken] |Heiden| korrigiert aus: widerkomme[n] korrigiert aus: [T ELEGDY ] [Felde] |Felde| korrigiert aus: (Hörst \Die f Krieger!/ [Die] |Wie die| [Fürchte] [|Hüte Dich, Kanzler|] [sie] |Bald| \sie/ [auf] |mit| korrigiert aus: unseres korrigiert aus: [{Horch wie der Hobel}] |(Jeder) (Knecht f Krieger!)| [Aber] |Oder| [sie vergessen] |Knechte vergessen| [bald] [, wenn Herren {an}] [|?|] |rasch?|

98

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 11

Fragm. Fassung des zweiten Bildes

WP3/K/TS6/A3 (Korrekturschicht)

Lesetext

K ARDINAL (tritt von links ein) B ÁTHORY Ich werde meinen Bauern die Ohren {zulöten}! T ELEGDY Sie werden sich wehren! 5 B ÁTHORY Dann lass ich sie ihnen abschneiden! 얍 K ARDINAL (macht das Zeichen des Kreuzes) B ÁTHORY (dreht sich langsam um – erblickt den Kardinal – fährt zusammen – fixiert ihn) K ARDINAL Kanzler, willst vogelfrei werden? „Wer wider den heilig Zug in Wort 10 oder Tat, sei verdammt auf Himmel und auf Erden!“ Wir haben einen Vertrag mit dem Sultan, der die Waffen zu ruhen T ELEGDY gebietet drei Jahre lang. Aber sollen ihn brechen im Namen des Kreuzes, des Zeichens der Wahrheit Sieg und ihm in den Rücken fallen, weil er nun schwer in Asien kämpft! Seit wann sind Lug und Trug heilig Dinge? 15 K ARDINAL Wühlst Du weiter? T ELEGDY Ich habe es immer gesagt und werde es immer sagen, weil ich das Wohl meines Vaterlandes gefährdet sehe. K ARDINAL \Abbruch der Bearbeitung\ B

N

B

N

B

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B

N

BN B

B

B

N

N B

2 6 7–8

B

linksN ] K ARDINAL f Kreuzes)N ] Blangsam f ihn)N ]

9 11 11–14 11–12 11 14

B

B

Kanzler f werden? N ] ] BWir f kämpft!N ] Bder f lang.N ] BzuN ] BSeit f Dinge?N ] BN

N

[rechts] |links| K ARDINAL f Kreuzes) (1) um (2) [)] |langsam um[)] |– erblickt f ihn)|| korrigiert aus: \(Kanzler f werden?)/ [Seit f Dinge?]f x \Wir f kämpft!/ [das die Wa] |der f lang.| \zu/ xSeit f Dinge?

99

N

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 12

Fassung des II. Aktes

WP3/K/TS7 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 II. Akt.

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 15

Am Felde Rákos. Morgengrauen. 5

L ORENZ Ich traue dem Kardinal nicht. Er ist lange unter dem Geschmeiss gewesen und hat ihre Sitten angenommen . Jetzt kann er nicht wieder zurück! Er hat sich selber gestempelt. Er klebt dort! Und färbt ab! Ich traue keinem Pfaffen, und wär ich nicht ich, ich würde mir selber nicht trauen! B

B

B

N

B

N

N

N

BN BN

10 B

G REGOR D ÓSA L ORENZ ( der Pater mit dem dicken Knüppel – und) L ONGUS Der Morgen graut – G REGOR Dass er noch nicht wiederkam! L ORENZ Und wäre die Burg ein Höllenbau und der König ihr Verweser – sie können ihm nichts anhaben! Ihr vergesst immer: er ist Soldat des Gekreuzigten! G REGOR Mein Bruder ist nur ein Mensch. L ORENZ Dass Du Dir immer Sorgen machst ! G REGOR Es wäre entsetzlich, wenn ich , so wie Du, nie die Stirne falten würde. Es muss Einer dabei sein, der sich Sorgen macht, und es muss auch Einer dabei sein, der die Sorge nicht kennt – L ORENZ Du bist ein junger Mensch und Deine Worte zittern auf der Krücke des Greises.

B N

B

N

N

B N

BN

15

B

BN

N

B

N

B

N

BN

B

N

B

N B

N

BN

20

B

N

BN

B

B

N B

NN

6–9 6–8 7 8 10 10 11–12

B

L ORENZ f trauen!N ] Ich f ab!N ] BangenommenN ] BUndN ] B N] B N] BG REGOR f demN ]

12 12 13

BN

15 15 15 16 16–17 18 19 19 19 20 20 22 23–24

BN

23 23–24

B

B

] der PaterN ] B N] B

] ] BVerweserN ] BkönnenN ] BIhr f Gekreuzigten!N ] BN] BDu DirN ] BSorgenN ] BmachstN ] BN] Bnie f würde.N ] BN] BL ORENZ f Greises.N ] BN

B

Deine f zitternN ] auf f Greises.N ]

\L ORENZ f trauen!/ xIch f ab! ange-[{nom}] |nommen| [Er] |Und| gestrichen: L ORENZ [Ich f ab!]f x [Wachtposten (steht [rechts] |links| im Vordergrunde[)] |– rechts|[)] |stehen)| G REGOR D ÓSA , P ATER L ORENZ (mit dem] [|Zusammentreffen mit den Plündernden.|] |G REGOR f dem| [P ATER ] \der Pater/ Absatz getilgt; überzählige Absätze zwischen Figurennamen, Regieanweisungen und Repliken werden in TS7 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

[ganze] [selbst] [{Page}] [|Herrscher|] |Verweser| [können] |können| [Er ist Soldat] |Ihr f Gekreuzigten!| [auch] [Ihr Euch] |Du Dir| korrigiert aus: sorgen mach[t]|st| [mir] [keine Sorgen machen] |nie f würde.| [nur [d[as]|ie| [Wort.]|Tat.|] [|das {Wort}|]] [L ORENZ Nur die Tat! G REGOR ] |L ORENZ f Greises.| [sprichst] |Deine f zittern| [am Greisenstabe.] |auf f Greises.|

100

Fassung des II. Aktes

WP3/K/TS7 (Korrekturschicht)

G REGOR Das sind meine Gedanken – mein Herz hält das Schwert. L ORENZ Sie haben Deinen Bruder zum Führer ernannt, doch nur deshalb , weil sie sonst keinen Bauer bekommen hätten. – Sie wollen, dass das Volk für sie kämpft und dann wieder zurück zum Robot . Desweilen rauchen zuhause die gnädigen Herren die Pfeife und kommt das Volk wieder, so soll es ihren Fuss küssen, zum Dank, dass es für sie bluten durfte. 얍 L ONGUS (der immer nach links auf die Burg sah) Wollt Ihr noch lange warten? B

B

B

B

NN

N

B

B

5

Lesetext

N

N

N

D ER B LINDE (kommt von links, tastet mit dem Stabe – bleibt stehen –) B

B

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N

10 B

D ER B LINDE ( leise – er ist irr) Ist Jemand hier? (er schreit) Ist Jemand hier?! L ORENZ Siehst uns denn nicht? B LINDER (irr) Nein. Und mein Sohn wurde erschlagen – sein Weib geschändet. Wo ist mein Herr ? Dich hat Gott dem Volke gesandt. Wo ist Dósa?! D ÓSA (ist unsichtbar für die Anderen von links her eingetreten) Hier bin ich. A LLE (zucken zusammen – schauen ihn an) B LINDER (wendet sich Dósa zu) Hast Du mich rufen gehört aus der Nacht! Ich komme aus dem Schoss der Tiefe! So hab ich oft gerufen. Ob die Sonne schien – es war immer Nacht. Keine Antwort. So hab ich gerufen nach Dir – Dósa. Ich bin über Brücken gegangen ohne Geländer, über steile Bergpfade, über die Wüsten – durch Scharen der Herren und ihrer Söldner. Habe zu Dir gefunden, Dósa! Ganz allein! Ohne Jemanden zu fragen! Dósa – es flog etwas vor mir in der Nacht und wies mir den Weg zu Dir, eine feuerige Wolke! – Ich kann Dich nicht sehen, aber ich fühle , Du bist Dósa! Es ist kein Trug. – Nun will ich ruhig sterben, ich bin alt, nun will ich Dir noch sagen –: die Herren haben meinen Sohn erschlagen, sein Weib geschändet – weil er zu Dir wollte und kämpfen für das N

B

N

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B

N

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15

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N B

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25

1 1 2–6 2 2 4 9 9 11 11 12 12 13 14 14 18 18–19 19 20 21 21 23 23 24 24 24

N

Das f Schwert.N ] Schwert.N ] BL ORENZ f durfte.N ] BSieN ] BdeshalbN ] BRobotN ] Blinks f StabeN ] BStabe f stehen –)N ] BD ER B LINDE N ] Bleise f irr)N ] BN] BdennN ] BUnd f geschändet.N ] BHerrN ] BN] BSchossN ] Bschien f Nacht.N ] BKeine Antwort.N ] Bgegangen f Geländer,N ] BScharenN ] BHerren f Söldner.N ] BeineN ] BWolke! –N ] BfühleN ] BDósa!N ] BEs f Trug.N ] B B

B

N

N B

B

N

N

[Meine Worte: ja. – Aber nicht meine Faust.] |Das f Schwert.| Schwert[!]|.| \L ORENZ f durfte./ [Er] |Sie| korrigiert aus: desshalb korrigiert aus: Robott links\,/ [mit] |tastet f Stabe| Stabe[)] |– bleibt stehen –)| [G REGOR ] |D ER B LINDE | leise[)] |er f irr)| [Du] \denn/ [Ich bin blind.] [–]|Und f geschändet.| [Führer] |Herr| [Dósa!!] korrigiert aus: Schooss schien[, oder] |es f Nacht.| \Keine Antwort./ gegangen[, und] |ohne Geländer,| korrigiert aus: Schaaren [Söld] |Herren f Söldner.| [wie die] |eine| Wolke! \–/ [weiss] |fühle| [mein Führer u] |Dósa!| [– Ich bin zu Dir] |Es f Trug.|

101

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 16

Fassung des II. Aktes

WP3/K/TS7 (Korrekturschicht)

Kreuz. – Ich habe viele Klagen gehört, der Wind trug sie mir zu, aus dem Schilfe, wo die erschlagenen liegen – aus den Flüssen , wo die geschändeten Frauen sich ertränkten, 얍 aus den kleinen Häusern im Dorfe, wo die Mütter weinen um ihre Kinder – aus den Himmeln, wo unsere Ahnen herabschauen auf unsere Schmach – ich habe unseres Volkes Ahnen gesehen über den Himmel reiten, auf weissen und schwarzen Pferden, die uns einstens hierhergeführt und gross gemacht – sie machten alle ein trauriges Gesicht und weinten über unser Volk – – Hilf uns, Dósa – – (er stirbt) (Stille) A LLE (knieen nieder und beten still) P ATER L ORENZ (erhebt sich als Erster) Dósa – hänge die Herren! (Stille) D ÓSA Das sind keine Herren mehr. Das sind keine Priester mehr. Das ist kein Kardinal mehr und das ist auch kein König mehr! Und ich glaube gar der Papst selber trägt nur sein weisses Gewand über einen aussätzigen Körper. Es ist alles faul! Sie tragen Kronen und Orden und bunte Gewänder über ihre aussätzigen Körper und reiben sich den Eiter mit dem Ruhm ihrer Vorfahren ab. – Jetzt gibt es Niemanden mehr, der zwischen mir steht und meinem Gotte! – Kommt! (er geht in den Hintergrund, die Anderen folgen ihm) B

N

B

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B

5

Lesetext

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10

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1 2 4 5 5–6 10 12 13 13 14 14 15 15 16 16 18

Kreuz.N ] FlüssenN ] BKinder –N ] Büber denN ] Breiten, aufN ] BA LLE N ] B(Stille)N ] Bmehr.N ] Bmehr. DasN ] Bmehr!N ] BglaubeN ] BseinN ] BaussätzigenN ] BSie tragenN ] BüberN ] BKommt!N ] B B

Kreuz[!]|.| [Wäldern] |Flüssen| [Kinder –] |Kinder –| [am] |über den| reiten[,]|,| [die] |auf| [D ÓSA ] [|G REGOR |] |A LLE | \(Stille)/ mehr[, Pater] [|Lorenz|]. mehr[,]|.| [d]|D|as mehr[.]|!| [fan] |glaube| [seinen] |sein| [faulen] |aussätzigen| [Mein König] |Sie tragen| [ü] |über| [Kommt!]

102

N

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 17

Fassung „Am Felde Rákos“

5

10

15

20

WP3/K/TS8 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Am Felde Rákos. Mitten im Lager Dósas. Zwei Fahnen mit dem Kruzifix rechts und links. Dósa, Gregor, Lorenz, Longus, Unterführer des Dósa. B H ORNISTEN (blasen)N V OLK (strömt überall herbei) L ONGUS (hebt die Hand) H ORNISTEN (verstummen) B V OLK (murmelt – Bewegung)N L ONGUS B N Brüder! BHört Dósa!N (Stille.) D ÓSA Brüder! BEuere Aufregung ist nur zu begreiflich, Euere Empörung ist heilig! Der König und der Kardinal löst unser Heer auf.N Aber ich kämpfe weiter, lasse nicht von dem Schwerte! Und wer mit mir kämpfen will, der stelle sich links, der B nicht mittun will rechts!N (Gregor, Lorenz, Longus und die Unterführer gehen nach rechts – das Volk nach B links – da fällt das Kreuz von der linken Fahne in den Staub, auch die Fahne fällt B um)N N B N L ORENZ Gott hat gesprochen!! V OLK Gott!!! B B ( SchreckenN ergreift das Volk – es stürmt zur rechten Fahne)N 얍 D ÓSA BWir, Gottes, auserwähltes VolkN BDie heilige Schrift zeugt uns Ungarn, dass der B besteN, grösste Gott einstens sich erbarmte über die ungewöhnlich schwere Sklaverei der Juden, und er jenes Volk, Bauf welchem erN sein BReichN gründen wollte,

5 9 10

B

H ORNISTEN (blasen)N ] V OLK f Bewegung)N ] BN]

10 12–13

B

B

B

Hört Dósa!N ] Euere f auf.N ]

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 18

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 19

[E IN ] H ORNIST \EN / [(bläst)] |(blasen)| [(Still] |V OLK f Bewegung)| Absatz getilgt; überzählige Absätze zwischen Figurennamen und Repliken werden in TS8 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

[Dósa will zu Euch] |Hört Dósa!| (1) seit ich das heilige Kreuz auf die Fahne hisste, nahte sich uns noch nie solch

schwerer Tag! Wohl haben uns die Herren – V OLK Hängen!! Hängen!! D ÓSA – wie Schufte behandelt. Sie sahen in uns nur den Pöbel. Wir unternahmen aber nichts gegen sie, [es sind] |erst gestern abend,| da gab ich Euch den Befehl, jene sieben [umzubrin] |zu erschlagen,| wie die Hunde und ihre Häuser auszuräuchern! Immer noch vertrauten wir auf König und Kardinal! Heute bekamen wir Antwort. (2) \Euere f auf./ Bnicht f rechts!N ] 15 [an] |nicht f rechts!| Blinks f um)N ] 17–18 links[)] |links f um)| Bum)N ] 18 korrigiert aus: um BN] 18 [Schrecken f Fahne)]f x B(SchreckenN ] 21 korrigiert aus: Schrecken BSchrecken f Fahne)N ] xSchrecken f Fahne) 21 BWir f VolkN ] 22 얍 \Wir f Volk/ 22–104,4 BDie f herrschen!N ] [Ich hatte in meiner Jugendzeit keine Gelegenheit [gehabt] zum Lernen – so [sprech] |kann ich zu Euch nur sprechen,| wie ich es von den Mönchen ihren Predigten gehört habe. [(Seite 87)] [|Seite|] |(S. 87.)|] |Die f herrschen!| BbesteN ] 23 korrigiert aus: besste Bauf f erN ] 24 \auf/ welche[s]|m| \er/ BReichN ] 24 [Land] |Reich|

103

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 19v

Fassung „Am Felde Rákos“

WP3/K/TS8 (Korrekturschicht)

nicht nur in die Freiheit führte, sondern auch es seine Feinde besiegen liess und es zum Herrn über sie erhob. Sie haben es auch verdient. Denn nichts ist Gott widerlicher, denn der Alle Dinge gebärt und sein Herr ist, als dass ein Mensch den anderen beherrscht . Er soll leiten, nicht herrschen! Und kein Sterblicher kann Schlechteres begehen, als seine Autorität zu missbrauchen und die Menschen, noch dazu seine Landsleute, in eine Sklaverei, roh und ohn Erbarmen, wirft. Denn in wessen Interesse ist es, Sklavenarbeit vollbringen zu lassen mit den um Geld gekauften oder im Kriege gefangenen Dienern? Dasselbe ist ihr Schicksal: nur ihr Namen ist verschieden. Der ungarische Adel betrachtet Euch nicht als Bürger; sondern wie Sklaven regieren sie Euch und sind so feindselig gegen Euch, als würden sie sich auf das Recht der Eroberung stützen: sie lassen Euch sogar kaum die Sonne, die auf Vieh und Mensch doch gleich scheint. Doch, das ist auch der einzige Segen, der Euch gemeinsam trifft; denn Alles Andere, was ihr gemeinsam mit den Herren geniessen müsstet, Alles dies beschlagnahmen sie für sich allein! Selbst Euere armseligen Seelen würde Euch diese eitle Sippschaft stehlen, wenn mit dieser nicht Euer Leben zusammenhinge! Denn Alles, was die Erde durch Eueren Schweiss getränkt gebiert , was Ihr mit Euerem Vieh ackert, wird des Adels Beute. Für sie ackert Ihr Euer Land, für sie pflanzt Ihr die Trauben; hütet Ihr die Herden! Euch bleibt mit der Sklaverei nur die Not! – Ich bekenne es ehrlich, ich kann nicht aufweisen den Stammbaum meiner Ahnen, weder seine eitlen Titel; und kann mich nicht protzen mit ihren Siegen. Aber wenn es sein muss, so kann ich aufzeigen Lanzen, Fahnen, Säbel und Schild und kann zeigen die Wunden auf meiner Brust! – Mit solchen Titeln, die ich mit meiner Ausdauer und blutigem Schweiss erwarb, rühme ich mich! Diese Titel dienen zum Ruhme meines Namens. Mein Adel ist viel ehrlicher , wie jener, der nichtsnutzige Ehrgeiz und Masken tragender Ruhm B

B

N

B

N

N

B

B

N

N

B

BN

B

N

BN

N

N

B

BN

N B

B

N

B

10

N

N

BN B

5

Lesetext

N

B

N

B

N

B

15

N

B

N

B

B

20



25

N

B

N

N

B

B

B

1 1 2 3 3 3 4 4 5 5 7 7–8 8 8–9 9 10 10 13–14 15 17–18 18 19 19 21–105,2 25 27

N

N

in f FreiheitN ] esN ] BesN ] BgebärtN ] BdassN ] BN] BbeherrschtN ] BN] BN] BseineN ] BInteresseN ] BvollbringenN ] BN] Bgefangenen Dienern?N ] BDasselbeN ] Bbetrachtet EuchN ] BregierenN ] BDoch f trifft;N ] BSelbstN ] BgebiertN ] BdesN ] BsieN ] Bhütet IhrN ] BIch f überlässt.N ] BmitN ] BehrlicherN ] B B

[mit Frei] [|in die Fre|] |in f Freiheit| \es/ [{es}] |es| [gebärt] |gebärt| korrigiert aus: das [über] \be/herrscht [ihn] [kraft] seine[r] [{In}] |Interesse| [vollbr] |vollbringen| [entweder] [G]|g|efangenen[?] |Dienern?| [Denn ihr Schicksal ist] [d]|D|asselbe [hat Euch, die ihr] |betrachtet Euch| korrigiert aus: regiert [Ansonsten, was immer Euch auch gemei] |Doch f trifft;| korrigiert aus: selbst [{be}] |gebiert| [ein] |des| korrigiert aus: Sie [zieht ih] |hütet Ihr| \Ich f überlässt./ [durch] |mit| [grösser] |ehrlicher|

104

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 19v

Fassung „Am Felde Rákos“

WP3/K/TS8 (Korrekturschicht)

Lesetext

ohne Wählerei entweder ehrlich oder unehrlich verdient und als Erbe den Nachfolgenden überlässt! N

Diese Adeligen vergessen, dass nur wahrer Mut adelt und berufen sich ständig auf die Verdienste ihrer Ahnen. Nicht die Gesellschaft der grossen Herren, sondern die des armen Mannes such der, der vorwärts will! Der Klassenunterschied ist nicht Gottes Werk! In Adams Zeiten gabs weder König, Kaiser, Militär und Adel. Wenn wir also alle einen Vater hatten – so kann es wirkliche Herren gar nicht geben! B

5

B

B

N

N

B

N

10

Rom, das die ganze Welt beherrschte, hat der Adel nicht in der Zeit seines Reichtums, sondern in der Zeit seines Armseins den Ruhmnamen verdient. N

15

20

25

얍 Ich spreche nicht von unbekannten Dingen: ein Jeder muss nur nach Hause sehen. Hat denn je ein Adeliger, eine leichte oder schwere Tat vollbracht, ohne Euer Zutun? Denn, wenn ein Herr 얍 baut, heiratet, seine Tochter einem Manne gibt, Gäste einladet, wenn ihm ein Sohn geboren wird oder wenn er stirbt – oder, wenn er in seiner eigenen Angelegenheit zum König fährt: BEuch lässt erN bezahlen! Nichts tut er, ohne Euch grossen Schaden zuzufügen! Ihre Feiern, sind Euere Trauern, denn die Feste verschlingen Euer Geld! Wenn sie trauern, so bezahlt ihr das Totenmahl und Ihr könntet eher weinen! Und sie gehen nur nach dem Gelde! Und, wenn Einer kein Geld mehr hat, so nehmen sie Euch den letzten Groschen und werfen es hinaus für Firlefanz und Tand – 얍 Wasser trinken sie nie; einfaches Essen weisen sie sogar zurück, wenn sie noch so hungerig sind. Von den teuersten Weinen und Fasanen biegen sich ihre Tische. Sie geben sogar darauf acht, wie sie ihre Hände halten sollen –

30

Sie versprechen Alles, wie die Brautführer ; aber auf ihr Wort kann man nichts geben, denn sie sind unbeständig.

35

Es wäre leichter im Frühjahr die Grashalme, im Sommer die Ähren, im Herbste die Fechsung , im Winter die Schneeflocken zu zählen, die Sterne des klaren Himmels oder die Sandkörner der Wüste, wie ihre Sünden herzusagen und zu benennen.

B

B

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 20

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 20v

N

N

얍 BSie protzen sich mit ihren Sünden und Fehlern, und blasen selbe selbst in die Welt hinaus, damit es nur einen Strassenklatsch gibt.N Und untereinander protzen sie sogar damit, wer mehr maulte von seinen Hörigen!

5–13 5 7 7–8 19 29 33 37–38

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 19

Diese f verdient.N ] \Diese f verdient./ MutN ] [wa] |Mut| BMannesN ] Mannes[,] BDer KlassenunterschiedN ] [Der arme Mann] [ Arme ] Der Klassenunterschied | | | | BEuch f erN ] [Ihr müsst es] |Euch f er| BBrautführerN ] [Brautfü] |Brautführer| BFechsungN ] österreichisch für Ernte BSie f gibt.N ] 얍 \Sie f gibt./

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 20

B B

105

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 20v

Fassung „Am Felde Rákos“

WP3/K/TS8 (Korrekturschicht)

Wie lange noch wollen wir Ungarn uns diese Gemeinheiten gefallen lassen?! Hat uns aus den Bergen im Norden, jener berühmte König Attila, der Europa besiegte, deshalb hierhergeführt , dass wir dem Hochmut Weniger als Spielzeug dienen sollen? Dass Wenige um Euere Sklaverei und bitterster Not Reichtum und Adel erreichen und der Auswurf Euerer Mitbürger Beamten, Officiere und Pfaffen werden?! – für Euch nicht mal die Hoffnung auf Freiheit bleiben durfe, von Achtung gar nicht zu reden! Folgt also Gott! Dem Schöpfer der wahren Freiheit, der zum Erstaunen Euerer Feinde und trotz aller ihrer Gemeinheiten Euch zusammengeschlossen hat und bewaffnet hat! Bringt es Ihnen bei, dass sie nicht mehr herrschen sollen über ihren Landsleuten, durch ihren Hochmut! Reisst sie aus dem Sattel, verjagt sie und erschlagt sie!! Lasst die Gelegenheit nicht entlaufen! Nehmt sie beim Schopfe!! Gebt acht, dass durch das Vorbeigehen lassen des günstigen Moments, nicht Gott auf Euch böse wird!! 얍 Ihr habt ja nichts zu verlieren! Drum hebt das Schwert ! Unüberlegte Furcht vermindere nicht Euere Tapferkeit! Und glaubt ja nicht, dass Ihr Verzeihung bekommt! Und glaubt nicht, dass, wenn Ihr nun „reuevoll“ zurückgekehrt wäret, dass Euere Feinde gnädiger gegen Euch sein werden! Wenn der Feind merkt, dass Ihr zulange den Kopf zerbrecht über dieses Glück und diesem von göttlicher Eingebung geplanten Verschwörung – so rächt er sich! Es bleibt Euch also nichts Anderes übrig, als entweder den Adel auszurotten und Keinem gebt Pardon , oder, dass Ihr auf Kosten von Blutvergiessen, mit harter und ewiger Sklaverei gebt Genugtuung Eueren hoffärtigsten Feinden! Denn unschuldig und gerne könnt Ihr doch nicht tragen die Tyrannei! Überlegt Euch, ob Ihr damit einen Fehler begeht; wenn man überhaupt jene für Sündige bezeichnen kann , welche ihre Freiheit und Rechte wiederherstellen wollen! B

B

N

B

N B

N

B

5

10

B

B

B

N

N

B

N

N

N

N

B

N

B

N

B

20

N

N

B

B

15

Lesetext

B

N

B

B

N

N

N

B

N

25

B

N

B

N

B

N

B

N

1 1 3 3 3 4 5 5 10 11 14 16 16 16 18 20 21 23–24 24 24 25–26 27 27–28 28

nochN ] gefallenN ] BdeshalbN ] BhierhergeführtN ] BdemN ] BWenigeN ] Bder AuswurfN ] BOfficiereN ] BBringtN ] BLandsleuten f Hochmut!N ] BdurchN ] Bverlieren!N ] BSchwertN ] BUnüberlegteN ] B„reuevoll“N ] BzerbrechtN ] Bdiesem vonN ] Bund f PardonN ] BIhrN ] BmitN ] BDenn f Tyrannei!N ] BmanN ] Bfür f kannN ] BN] B B

N

B

BN

\noch/ [{no}] |gefallen| korrigiert aus: desshalb hierhergefü[{ }]|hrt| de[r]|m| [Einige] |Wenige| [die Schlech] |der Auswurf| [{Kantzler}] |Officiere| [Lernt] |Bringt| Landsleuten[!] |, durch f Hochmut!| [Ihr] |durch| [fürchten,] |verlieren!| Schwer[e]|t| \Unüberlegte/ \„reuevoll“/ zerbrecht[,] [von] |diesem von| \und f Pardon/ Ihr[,] \mit/ \Denn f Tyrannei!/ \man/ [eine Fehler begehen können] |für f kann| [für]

106

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 21

Fassung „Am Felde Rákos“

B

B B

Lesetext

Und glaubt nicht, dass wenn es Euch schlecht geht, ich vielleicht ausser Gefahr wäre: ich bekenne mich als den Führer in dem Kampfe um die Erlangung Euerer Freiheit! Und ich schwöre, dass in den folgenden Mühen und Gefahren – wenn Gott mir hilft – ich weder Tapferkeit, noch Vertrauen vermissen werde! Für Euere Verteidigung und für das Angreifen Eurer Feinde will ich in jenem Range kämpfen, den Ihr mir zu geben für gut befindet! V OLK Heil! E IN S EIME Heil König Dósa!!! A LLE König!! Dósa!!! König!!! D ÓSA (hebt die Hand) – Nicht will ich Euer König sein : bin doch Euer Bruder. B

N

B

N

B

N

BN

B

5

10

WP3/K/TS8 (Korrekturschicht)

N

B

N

N

N

N

B

3 3 4 4 5 5 7 8 9 10 10 10 10 10

N

UndN ] Mühen f GefahrenN ] BhilftN ] BN] Bdas f FeindeN ] BichN ] BHeil!N ] BE IN f HeilN ] BA LLE N ] B(hebt f Hand)N ] BwillN ] BseinN ] BdochN ] BBruder.N ]

B

N

B

B

korrigiert aus: und

B

[Kämpfen] |Mühen f Gefahren| hilf[e]|t| [Für] \das/1 Eurer3 Feinde4 Angreifen2 [e]|i|ch korrigiert aus: [Hoch G] |Heil| \E IN S EIME [Hoch] |Heil|/ \A LLE / [(steht starr da)] |(hebt f Hand)| [bin] |will| \sein/ \doch/ Bruder[!!!]|.|

107

N

B

N

B

N

Fassung „Sackgasse“

WP3/K/TS9 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 B Sackgasse.N K REUZFAHRER (jagen einen BfettenN Pfaffen) P FAFFE (heult) 1. K REUZF B N Pfaff, wo hast Du den dicken Bauch her?! 5 2. K REUZF Er frisst, was die Herrn ihm Bzuwerfen!!N B 3. K REUZF Und macht Männchen, wie ein Hund!! – Seht, er hebt die Pfoten!! B N N P FAFF B(faltet die Hände)N Oh, Jesu Christ!! E INER (haut ihm aufs Maul) BBescheisseN nicht BSeinenN Namen! Dein Maul ist doch ein Arsch!! B 10 A LLE Reisst ihm die Zunge Bheraus!N N P FAFF Was wollt Ihr denn nur von mir?! BIch tat Euch doch nichts!!N A LLE (lachen) P FAFF Ging ruhig meines Weges – E INER Das ist es ja gerade! Du gehst ruhig Deines BWeges, während wir unser Maul 15 am Tischeck schlagen, weil nichts auf ihm steht – Pfaff, wie bist Du BnurN fett!!N E INER Wir wollen ihn rösten!! A LLE Ja, rösten!! – B(sie schleifen ihn nach rechts hinaus)N

1

B

Sackgasse.N ]

2 4

B

fettenN ] ]

5 6 6 7 8 8 10 10 11 14–15 15 17

[Feld. Kreuz] [|Strasse.|] |Sackgasse.| [{kur}] |fetten|

BN

Absatz getilgt; überzählige Absätze zwischen Figurennamen, Regieanweisungen und Repliken werden in TS9 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

zuwerfen!!N ] 3. K REUZF f Pfoten!!N ] BN] B(faltet f Hände)N ] BBescheisseN ] BSeinenN ] BA LLE f heraus!N ] Bheraus!N ] BIch f nichts!!N ] BWeges, f fett!!N ] BnurN ] B(sie f hinaus)N ]

zuwerfen[?!]|!!| \3. K REUZF f Pfoten!!/ [E] \(faltet f Hände)/ [{W}] |Bescheisse| [diesen] |Seinen| [P FAFF Was wollt] |A LLE f heraus!| heraus[?] |!| [Ich hab Euch] |Ich f nichts!!| Weges[!!] |, f fett!!| \nur/ [[E IN K IND ] |E INER | Ich mag aber kein Schweinefleisch!! Wir sind ja keine Juden, wir können Dich [fressen!] |schon| [fressen!!] |braten!!| [E INER ] |(Ein Trommelwirbel erklingt in der Ferne – d[as]|ie| Trommeln in der Ferne {durch} |] |(sie f hinaus)|

B B

108

ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 22

Lesetext

109

Figurenliste, Dialogskizzen

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Lesetext Bl. 17

110

Figurenliste, Dialogskizzen

WP3/K/E14–E16

111

Lesetext

Strukturplan, Figurenliste

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Lesetext Bl. 18

112

Strukturplan, Figurenliste

WP3/K/E17–E18

113

Lesetext

Figurenliste, Konfigurationsplan und Dialogskizze

114

ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Lesetext Bl. 19

Figurenliste, Konfigurationsplan und Dialogskizze

115

WP3/K/E19

Lesetext

Fragm. Fassung „Im Dome zu Buda“

5

Lesetext

얍 Im Dome zu Buda, der von König Matthias Corvinus gotisch-orientalisch erbaut worden war. Im Hintergrunde das etwas erhöhte Mittelschiff, zu dem einige Stufen emporleiten. Links im Vordergrunde eine kleine BSeitenpforte. Rechts (weitN ausserhalb der BSzene)N BderN BHochaltar, an dem der Bischoff CsákyN eine stille Messe Bliest.N B Mattes Zwielicht der bunten Fenster und KerzenN. B N

N ONNEN (knieen im Mittelschiff, versunken in stillem Gebet) B

N

D ÓSA (hünenhafte Gestalt – in purpur und um den Hals die goldene Kette , das Zeichen der Ritterschaft – tritt \Abbruch der Bearbeitung\ B

10

WP3/K/TS10/A1 (Korrekturschicht)

B

N

3 4 4 4 4 5 7 7 9–10 9–10 9

Seitenpforte f (weitN ] Szene)N ] BderN ] BHochaltar f CsákyN ] Bliest.N ] BMattes f KerzenN ] B N] BMittelschiff f Gebet)N ] B(hünenhafte f trittN ] Bin f Ritterschaft –N ] BKetteN ] B B

B

N

N

Seitenpforte[,]|.| [während] [r]|R|echts[,]|(|weit Szene[,]|)| [am]|der| Hochaltar\, an f Csáky [von Csan]/ [gelesen wird.] |liest.| Mattes1 Zwielicht2 [von] |der|3 Kerzen7 und 6 [aus] bunten4 Fenster[n]5 [\E INIGE /] Mittel[ ]schiff \,/ \versunken/ i[m]|n| stille[n]|m| Gebet[e]|)| [versunken)] \(hünenhafte f tritt/ [mit den Zeichen der Ritterschaft] |in f Ritterschaft –| korrigiert aus: Goldene vgl. WP3/K/TS5/A3/Bl. 7

116

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 9

Fragm. Fassung „Dom zu Buda“

WP3/K/TS10/A3 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 B DomN zu Buda. Einige Stufen leiten in das etwas erhöhte Mittelschiff. Links im Vordergrunde eine Seitenpforte. Rechts (weit ausserhalb der Bühne) der Hochaltar, an dem der Bischof Csaky eine stille Messe liest. Mattes Zwielicht der bunten Fenster und Kerzen. 5

N ONNEN (knieen im Mittelschiff, versunken in Gebete) D OSA (tritt durch die Seitenpforte ein, nimmt die Mütze ab und bekreuzigt sich, bleibt aber aufrecht stehen) B

N

B

N

10

(Am Altare erklingen die Glockenzeichen der Wandlung) N ONNEN (schlagen sich an die Brust: ihre Stirnen berühren fast den Boden; doch) D OSA (bleibt breitspurig stehen, ohne auch nur das Haupt zu senken) N ONNEN (starren ihn entsetzt an / einige schwinden scheu in des Domes Dämmerungen) B

15

20

N

B

K ARDINAL T HOMAS (erscheint rechts im Vordergrunde) D OSA (verbeugt sich tief) A LLE N ONNEN (ziehen sich scheu zurück) (Stille) D OSA

25

BN

Du hast mich rufen lassen ---

\Abbruch der Bearbeitung\

1 8 8 13 13 24

DomN ] (trittN ] Bein,N ] BBrust:N ] BBoden;N ] BN] B B

[Im] Dom[e] [(hünenhafte Gestalt] \(/tritt korrigiert aus: ei, Brust [/] |:| [\und/] Boden [/] |;| Absatz getilgt

117

N

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 11

Fragmentarische Fassung

WP3/K/TS10/A4 (Korrekturschicht)

Lesetext

\Textverlust\

5

10

15

얍 D OSA B N Ich habe BdenN heidnischen Riesen Berschlagen.N B BManN gab mir des Türken Arm, den ich B N abgesäbelt, in mein BWappen.N N Da BschlugN mich mein König zum B RitterN BundN man zog mich in Purpur und hing mir eine goldene Kette um den Hals. Man hat mich belobet, als ich unter ihnen Bstand,N BaberN jetzt würden sie mir am liebsten einen Strick umhängen, weil ich neben den Herren stehe. K ARDINAL BÜberN den Herren. --- Ich habe Dich rufen lassen, Georg BDosa.N B N Grosse Dinge sind im Werden. Ich komme aus der ewigen Stadt und bringe BeineN Bulle in mein Vaterland, die befiehlt, dass ein Heer sich bilde wider die Heiden. Wider alle Heiden! Und BjederN, ob Herr oder Bauer, der kämpft oder hilft wird erlöst sein von aller BPein.N Drüben und auch auf Erden. Der Unfreie wird frei. BVogelfrei aber, wer dagegen ist.N So will es BunserN Vater. Und ich Bhabe Dich rufen lassen, B HauptmannN Dósa:N BWillstN Du uns führen, B N Herren und Bauern, gen die Ismaeliten? D OSA Gebe Gott, dass ich Bgen HeidenN kämpfend B N falle. K ARDINAL So komme morgen wieder, damit ich B N das heilige B N Kreuz Bauf DeineN Brust hefte und BDichN segne. B(er geht ab nach rechts)N

(Die Messe am Hochaltar ist beendet --- Glocken läuten) 20

\Textverlust\

2

BN

2 2

B

2–3 2 3 3 3 4 4 5 5 7 7 7 8 10 11 11–12 12 12–13 13 13 13 15 15 16 16 16 17 17

B

]

denN ] erschlagen.N ]

Man f Wappen.N ] ManN ] BN] BWappen.N ] BschlugN ] BRitterN ] Bund manN ] Bstand,N ] BaberN ] BÜberN ] BDosa.N ] BN] BeineN ] BjederN ] BPein.N ] BVogelfrei f ist.N ] BunserN ] Bhabe f Dósa:N ] BHauptmannN ] BWillstN ] BN] Bgen HeidenN ] BN] BN] BN] Bauf DeineN ] BDichN ] B(er f rechts)N ] B B

Absatz getilgt; überzählige Absätze zwischen Figurennamen, Regieanweisungen und Repliken werden in TS10/A4 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

de[m]|n|

korrigiert aus: [den Arm abgesäbelt, den er droh-]end gen das Kreuz erhob. |erschlagen,| \Man f Wappen./ [Und] [m]|M|an [ihm] [Schild.] |Wappen.| [erhob] |schlug| korrigiert aus: Ritter. \und/ [M]|m|an korrigiert aus: stand [und] |aber| [[Bald] |Morgen schon| stehst Du] [ü]|Ü|ber korrigiert aus: Dosa,. [\Meine Wahl fiel auf Dich, denn es ist niemand da, der {da}/] [die] |eine| korrigiert aus: Jeder korrigiert aus: Pein . [Wer aber dagegen ist, sei vogelfrei.] |Vogelfrei f ist.| [der heilige] |unser| [frage Dich:] |habe f Dósa:| [{Georg}] |Hauptmann| korrigiert aus: willst [\un/] [|uns|] \gen Heiden/ [gen die Heiden] [Dir] [rote] [auf Deine] [|Dir auf die|] |auf Deine| [es] |Dich| \(er f rechts)/

118

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 16

Fragm. Endfassung in vier Bildern

WP3/K/TS14 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Im Dome zu Buda. Einige Stufen leiten in das etwas erhöhte Mittelschiff. Links im Vordergrunde eine Seitenpforte. Rechts (weit ausserhalb der Bühne) der Hochaltar, an dem B N eine stille Messe Bgelesen wird.N Mattes Zwielicht der bunten Fenster und Kerzen.

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 12

5

N ONNEN (knieen im Mittelschiff, versunken in Gebete) D OSA (hünenhafte Gestalt / tritt durch die Seitenpforte ein, nimmt die Mütze ab und bekreuzigt sich, bleibt aber aufrecht stehen) B

10

N

(Am Altare erklingen die Glockenzeichen der Wandlung)

15

20

N ONNEN (schlagen sich an die Brust / ihre Stirnen berühren fast den Boden / doch) D OSA (bleibt breitspurig stehen, ohne auch nur das Haupt zu senken) N ONNEN (starren ihn entsetzt an / einige schwinden scheu in des Domes Dämmerungen) K ARDINAL T HOMAS (erscheint rechts im Vordergrunde) D OSA (verbeugt sich tief) A LLE N ONNEN (ziehen sich scheu zurück) (Stille)

25

D OSA Du hast mich rufen lassen --얍 K ÖNIG W LADISLAW II. (ein Jüngling, einfach, fast grau gekleidet, zieht mit kleinem Gefolge im Hintergrunde vorbei) BN

B

N

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 13

B N

얍 B K N Seit wann beugt der Hauptmann Dosa nicht das Knie vor seinem Herrn? B DN Mein Herr ist nicht hier. K Satanas! D Mein Herr ist nicht hier. Denn der Bischof dort wagt die Messe mit sündiger Seele zu lesen. Ich bin Soldat und gerade und will es nicht glauben, dass der Herr sich in 35 schmutzigen Händen gebiert. Bei solch Priester bleibt Teig nur Teig, wird nie Gott! Und vor Teig beug ich mich nicht! 30

3 4 9 25

BN

] gelesen wird.N ] Bein,N ] BN]

26 29

B

30 31

B

B

einfach, fastN ] ]

BN

B

KN ] DN ]

[der Bischof Csaky] [liest.] |gelesen wird.| korrigiert aus: ei, Absatz getilgt; überzählige Absätze zwischen Figurennamen, Regieanweisungen und Repliken sowie innerhalb von Repliken werden in TS14 stillschweigend getilgt; vgl. Chronologisches Verzeichnis.

einfach\,/ [und] |fast| [D OSA Der König --- Sag: ist es wahr, dass die Herren ihn hassen? K ARDINAL (lächelt) Nein. Sie haben es nicht nötig.] gemeint ist: K ARDINAL gemeint ist: D ÓSA

119

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 14

Fragm. Endfassung in vier Bildern

WP3/K/TS14 (Korrekturschicht)

Lesetext

K Was hat denn der Bischof verbrochen? D (fixiert ihn) Du scheinst es zu wissen. K (langsam) Er sagt, Du habest unten an der Grenze einen königlichen Zöllner beraubt und erschlagen --D (grinst) Glaubst Du das? K Nein. (Stille) 얍 D Ich habe den heidnischen Riesen erschlagen, drum schlug mich mein König zum Ritter. Man gab mir des Türken Arm zum Wappen. Man zog mich in Purpur und hing mir eine goldene Kette um den Hals. Man hat mich erhöht, da ich unter ihnen stand, aber nun würden sie mir einen Strick umhängen, da ich neben diesen Herren stehe. K Über den Herren! --- Ich komme aus der ewigen Stadt und bringe eine Bulle in mein Vaterland, die befiehlt, dass ein heilig Heer sich bilde wider alle Heiden. Und jeder , ob Herr oder Bauer, der kämpft oder hilft, wird erlöst sein von aller Pein: Drüben und auch auf Erden. Frei wird was unfrei, aber vogelfrei wer dawider ist! So will es unser Vater. Und ich habe Dich rufen lassen, Hauptmann Dosa: willst Du uns führen, Herren und Bauern, gen die Ismaeliten? D Gebe Gott, dass ich gen Heiden kämpfend falle. K So komme morgen wieder, damit ich das heilige Kreuz auf Deine Brust hefte und Dich segne. D (verbeugt sich tief – ab nach links) (Die Messe ist beendet; Glocken läuten) T ELEGDY, B ÁTHORY, (kommen) (hinter ihnen) S ZAPOLYAI . BN

5

B

10

15

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B

N

N

B

B

B

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N

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N

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BN

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N

25

얍 Saal in der Budaer Burg.

B

S ZAPOLYAI (steht rechts an einem der hohen schmalen Fenster) B ÁTHORY (geht links auf und ab) T ELEGDY (steht rechts im Vordergrunde und betrachtet die beiden besorgt) (Stille) S ZAPOLYAI (wendet sich langsam Bathory zu) --- also: Dein letztes Wort? B ÁTHORY (bleibt stehen und nickt: ja, ohne Szapolyai anzusehen) S ZAPOLYAI (legt seine Augen langsam auf Telegdy) --- und Dein Wort? B Sein Wort wiegt nichts! S Bist nicht gefragt! N

B

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B B

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ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 17

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B

N

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N

1 9 15 15 22 22 23 24

BN

[(ahnend)]

B

] ManN ] BjederN ] BerlöstN ] BD f links)N ] Btief f linksN ] B(Die f läuten)N ] BT ELEGDY f S ZAPOLYAI . N ]

korrigiert aus: Mann korrigiert aus: Jeder

24 29 30 33 33 34

BN

] B ÁTHORY N ] BbeidenN ] BB ÁTHORY N ] BSzapolyaiN ] BS ZAPOLYAI N ] B

er[ ]löst [(er geht ab nach rechts)] [|(er geht ab nach rechts)|] [|D (verbeu|] |D f links)| tief [)]|– ab f links)| \(Die f läuten)/ [T ELEGDY (Im Hinter] [ |S ZAPOLYAI |] [|S ZAPOLYAI (kommt – verbeugt sich vor dem Kardinal)|] |T ELEGDY f S ZAPOLYAI . | [B ISCHOF,] B[A ]|Á |THORY korrigiert aus: Beiden B[A ]|Á |THORY korrigiert aus: Szapolai korrigiert aus: S ZAPOLAI

120

Fragm. Endfassung in vier Bildern

5

WP3/K/TS14 (Korrekturschicht)

Lesetext

B (greift an sein Schwert) Soll ich antworten?! T (zu B) Hüte Dich, Kanzler! B (steckt das Schwert wieder in die Scheide) (Stille) S Z (neben T) Ich gehe. Dreimal rief das Horn über die 얍 Berge nach der Braut. Denn es ist niemand in diesem Lande der würdiger wäre des Königs Schwester zu freien, als Siebenbürgens Vojwode. Dreimal brachte ich meine Liebe, zweimal versperrten sie den Weg. Und auch das drittemal abgewiesen, ohne meinen Es steht einer vor dem König, der an seiner König nur gesehen zu haben. statt spricht. B Du sprächest nie statt ihm! Du willst er selber sein! S Z (greift ans Schwert) Kanzler, danke Gott, wenn ich nie wieder frage. Es wäre wie Deine Antwort. (ab nach rechts) T Ewiger Zwist! B Soll der König kuschen vor einem Vojwoden? T Nein. Aber, wenn der Kanzler stärker ist als der König? B Willst Du raten, ich sollte ihn fürchten? (er lacht) T Nicht ihn. (Trommelwirbel in der Ferne) Hörst Du? Die Trommeln. Jetzt befiehlt die Bulle, jetzt werden wir abgesetzt. Bald werden sie mit unseren Knochen auf unseren Gesetzestafeln trommeln. Im heiligen Krieg! Knechte werden Krieger. Oder glaubst Du: Knechte können vergessen? Sie werden Rache nehmen --- und wir: der Adel: uneinig, zerrissen , sich selbst zerfleischend. 얍 K ARDINAL (tritt unhörbar von links ein) B (bemerkt ihn nicht) Ich werde meinen Bauern die Ohren zulöten! T Sie werden sich wehren! B Dann lass ich sie ihnen abschneiden! K (macht das Zeichen des Kreuzes) Wer wagt das heilig Wort zu überschreien? B (fährt um) T Seit wann sind Lug und Trug heilig Worte? K Wühlst Du noch weiter? T Wir haben einen Vertrag mit dem Sultan, der die Waffen zu ruhen gebietet. Noch drei Jahre lang. Und wir sollen ihn nun brechen im Namen des Kreuzes, des B

N B

N

BN

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BN B

B

NN BN B

BN

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B

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5 5 5 7 7–8 8 8 8 9 9 9 9 10 12 12–13 22 22

N

Dreimal riefN ] dasN ] BN] BN] BDreimal f Weg.N ] Bversperrten f Weg.N ] B B

] Und auchN ] BN] BN] BN] Ban seinerN ] BN] B(greift f Schwert)N ] BEs f Antwort.N ] Bwir: derN ] BzerrissenN ] BN B

B

N

[Zweimal bin ich wiedergekommen.] |Dreimal rief| [D]|d|as [rief] gestrichen: \1.)/ xDreimal f Weg. (1) [bekam ich nur] Verbeugungen, aber das drittemal Antwort. (2) \versperrten f Weg./ gestrichen: \2.)/ [Nun bin ich] |Und auch| [auch] [Dreimal f Weg.]f x gestrichen: \3.)/ \an seiner/ [ihn] \(greift f Schwert)/ [Es f Antwort.] korrigiert aus: wir:der korrigiert aus: zerissen

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ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 19

Fragm. Endfassung in vier Bildern

WP3/K/TS14 (Korrekturschicht)

Lesetext

Zeichens der Wahrheit Sieg und ihm in den Rücken fallen, weil er nun schwer in Asien kämpft. Ich habe dies immer gesagt und werde es immer sagen, weil ich das Wohl meines Vaterlandes gefährdet sehe. 얍 K Sag: das Wohl meiner Sippschaft! Nicht um des Vaterlandes Willen, um Eueret 5 Willen klebt Ihr an dem Vertrag! Den Ihr geschlossen habt, und den der Feind tagtäglich bricht. Wir verletzen den Vertrag im Namen des Kreuzes, Ihr aber haltet ihn ein im Namen Eueres Wohllebens! Zu Euerem Verderben! Euere Herrschaft ist Euer Vaterland! Um das Vaterland! Feigheit und Faulheit steht auf Euerer Fahne! Ihr wollt den Bauern die Ohren abschneiden, weil Ihr es nicht er10 tragen könnt, in einer Reih mit Ihnen zu kämpfen! Ihr kämpft gegen die BauWir sind unter uns, meine Herren! ern! B Ja, unter uns! Höre, Kardinal! Weder im Namen des Vaterlandes, noch im Namen des Kreuzes ziehen wir in diesen Krieg! Im Namen Deiner Eitelkeit hetzt Du dies Land in den Krieg! Du zogst nach Rom um Papst zu werden. Doch eine Stimme 15 fehlte Dir, und da Du unbedingt aber etwas werden wolltest, so brachtest Du den Papst dazu, durch die Bulle Dich zum Herrscher zu erheben in unserem Lande. Im Namen Deiner Eitelkeit stürzt Du uns in einen furchtbaren Krieg! Die Kassen sind leer, die Erntezeit naht, aber Alles strömt unter die Fahne und Niemand, der die Felder bebaut! 20 얍 B Zusammengewürfelte Haufen ziehen über das Land! Kennst Du das Volk? Das will wohl kämpfen, aber nicht gen die Heiden, gen uns! T Plündern und morden! K Ich löse das Heer auf, wird geplündert! B Es wird geplündert! 25 K Sorgst Du dafür? T Kannst Du auflösen, wenn sie beinander sind? BN

B

BN

N B

N

B

BN B

B

N

N

B

B

N

N

B

B B

N

B

B

N

N BN

B

N BN BN

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N

B

3 4–5

] K f Vertrag!N ]

BN B

4 5 7 8 8 8 9 10 10–11 11 11 11 12 20-123,5

BN

] Den IhrN ] BZu f Verderben!N ] BN] BUm f Vaterland!N ] BN] BBauern dieN ] Bin f ReihN ] BIhr f Bauern!N ] BN] BN] BmeineN ] BB N ] BB f Staub!N ]

20 21 22 23 26

B

B

BN ] wohlN ] BT N ] Bauf,N ] BbeinanderN ] B

N

[Wir sind unter uns.] 얍 [K [Wir sind unter uns!] [So rede] |Sag| nicht\:/ [vom] |das| Wohl[e] Deines Vaterlandes. [So] [rede vom] |Sag: das| Wohle Deiner Sippschaft!] |K f Vertrag!| [Sag nicht: das Wohl Deines Vaterlandes!] korrigiert aus: den ihr \Zu f Verderben!/ gestrichen: \1.)/ xUm f Vaterland! gestrichen: \2.)/ korrigiert aus: Bauern die [in f Reih] \Ihr f Bauern!/ [Um f Vaterland!]f x gestrichen: \3.)/ [meine] [|Ihr|] [T]|B | 얍 [K Jetzt seh ich die Feinde des Kreuzes! T Nicht des Kreuzes! Nur Deine! [\B Und Dósas!/] K [Ich] |Wir| trage\n/ das Kreuz! Wer [mich] |uns| umwirft, wirft auch den Heiland in den Staub!] |B f Staub!| korrigiert aus: T ([T]|B |) \wohl/ [B]|T | korrigiert aus: auf gemeint ist: beieinander

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ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 19

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 20

Fragm. Endfassung in vier Bildern

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B

10

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N B

B

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B N B

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S ÖLDNER DER H ERREN UND EIN O FFIZIER (halten den Weg besetzt) D REI (würfeln) E INER (liegt am Rücken) O FFICIER (sieht den Würfelnden zu --- in der Hand eine Peitsche) E INER (der am Rücken liegt, erhebt sich, reibt die Augen) Man kann nicht schlafen! Die Sonne scheint einem in die Augen, man hat das Gefühl, sie wollte einen ausbrüten. E RSTER S PIELER Was käm da schon aus Dir heraus? Glaubst Du die Sonne kümmert sich um Dich? Glaubst Du sie sieht Dich? E INER (Zweiter Spieler) Was bist Du für ein Philosoph! N

N

4 7 12 12 13 15 17 22 23 30 34

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 23

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B

B

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N

얍 Landstrasse.

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ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 22

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Lesetext

B Hast Du die Macht? K Zweifelt Ihr? --- Jetzt seh ich die Feinde des Kreuzes! T Nicht des Kreuzes! Nur Deine! B Und Dósas! Des Hergelaufenen! K Wir tragen das Kreuz! Wer uns umwirft, wirft auch den Heiland in den Staub! 얍 C SAKY (tritt von rechts ein) Meinst Du den Mann, der das Knie nicht beugt? K Niemals! Nur vor Dir nicht, Bischof! C Ich trage das Kreuz! Und wer mich umwirft, wirft den Heiland in den Staub! B (grinst) T (zu B) Grins nicht! B Es ist eine Posse! T (zum K) Du hast den Dósa ernannt , ohne uns zu fragen! C Er hat mit ihm noch als Kind gespielt! Er, des Schusters Sohn mit Dósa , der königliche Zöllner --T Warum wähltest Du keinen Führer aus unserer Mitte? K Ich habe Euch keine Antwort zu stehen! Aber hört: Einer aus Euerer Mitte, und kein Bauer würde kommen! Sie kennen Euch! B Trotz der Bulle! K Ihr könntet nie die Bulle ausführen! T Armes Land! K Heuchler! 얍 C Räuber und Mörder! K Verleumder!! B

5

WP3/K/TS14 (Korrekturschicht)

Dósas! DesN ] DirN ] BDósaN ] BernanntN ] BDósaN ] BwähltestN ] BSie f Euch!N ] BN] BVerleumder!!N ] BWürfelndenN ] BE RSTER S PIELER N ]

||

B

korrigiert aus: D[o] ó sas! Des

B

Di[ch]|r|

korrigiert aus: Dosa korrigiert aus: ernant korrigiert aus: Dosa korrigiert aus: [hast] wähtest

|

[Sie f Euch!] [Ein] [Kusch!!] |Verleumder!!| [w]|W|ürfelnden (1) E INER (Spieler) (2) \E RSTER S PIELER /

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|

Fragm. Endfassung in vier Bildern

WP3/K/TS14 (Korrekturschicht)

Lesetext

E INER (3.) Der Grösste! Während er philosophiert, kann er leichter mogeln! Wer beim Würfeln philosophiert, dem trau ich nicht. Der ist entweder allwissend oder ein Narr! Oder – E RSTER Oder? D RITTER Oder er mogelt. E INER (schmeisst ihm die Würfel ins Gesicht) Du Höllenhund! (er will ihn angreifen) 얍 O FFICIER (hebt die Peitsche) Kusch! E INER (der am Rücken lag --- horcht in die Landschaft) Es kommen welche --E RSTER S PIELER Ich habe noch nie gemogelt! DIE ZWEI ANDEREN S PIELER (lachen) O FFICIER Kusch!! --- Macht es hernach aus, wer verloren hat. DIE Z WEI Er hat alles gewonnen! E RSTER (lacht) E INER (Rücken --- erhebt sich ganz) Still! Hört Ihr? B

N

B

B

BB

5

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B

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 29

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(Aus der Ferne ertönt eine Litanei: eine Frauenstimme, zwei Männerstimmen) A LLE (lauschen --- erheben sich ganz, nehmen ihre Waffen zu sich und versperren den Weg) 20

D REI (kommen: ein Weib, ihr Mann und sein Vater, der blind ist) M ANN Heil Euch, Brüder! S ÖLDNER (grinsen) A LTER Ist es noch weit zu Dósa ? S ÖLDNER (lachen) O FFICIER Nein. Aber für Euch wird der Weg eine Ewigkeit. 얍 M ANN Was heisst das? O FFICIER Kehrt um! An die Arbeit! M ANN Wir ziehen in den heiligen Krieg! O FF Keiner darf durch! B LINDER Wer seid Ihr, dass Ihr uns aufhaltet? O FF Mach Deine Augen auf! Marsch nach Hause! W EIB Er ist ja blind! B

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ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 30

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1 2 3 4–5 4 5 7–8

12 14 24 28 30 32

N

B

[d]|D|er

B

korrigiert aus: Allwissend

DerN ] allwissendN ] BOder –N ] BE RSTER f mogelt.N ] BE RSTER N ] BD RITTER N ] BO FFICIER f welche ---N ]

allesN ] Ihr?N ] BDósaN ] BKehrtN ] BN] BMarsch f Hause!N ] B B

\Oder –/ \E RSTER f mogelt./ [E INER ] |E RSTER | [E INER ] |D RITTER | 얍 [O FFICIER (hebt die Peitsche) \Kusch! [–] \(Stille)/ E INER (der am Rücken lag – horcht in die Landschaft) [Sie] |Es| komm[en][|t|]|en| [!] |welche –| E INER /] |O FFICIER f welche ---| korrigiert aus: Alles Ihr [sie?] |?| korrigiert aus: Dosa korrigiert aus: Ke\r/ht [\Marsch nach H/] \Marsch f Hause!/

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ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 28

Fragm. Endfassung in vier Bildern

N

B

N

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B

15

Lesetext

O FF So darf er zu Dósa . Doch der Mann nicht, und das Weib --- (er fixiert sie) B LINDER Wer wagt uns die Seligkeit zu rauben? M ANN Im Namen des Herrn! O FF Im Namen der Herren! --- Lasst den Alten durch! Und --- auch das Weib! Der Mann bleibt hier! 얍 M ANN Ich gehe mit meinem Weib! O FF (grinst) M ANN (greift ihn an) Sei verdammt! S ÖLDNER (springen auf ihn --- reissen ihn zu Boden) O FF (blutet an der Wange --- zum Weib) Das wirst Du ablecken müssen! W EIB Paul! (sie will zu ihm) O FF (reisst sie an sich --- zu den Söldnern) Schlagt ihn tot! W EIB Oh, Jesu Christ!! M ANN Lache, ich starb als Erster für Gott!! O FF (hält sie fest umschlungen) Als Erster?! (er lacht laut) E INER Hätt ich nur so viel Groschen, als viele bereits – E INER Wo gibts die besseren Ruten? E INER Dort drüben am Bache --- (Beide ab) O FF Legt ihn auf den Rücken! Damit er auch was ins Gesicht bekommt! B LINDER (schreit) O FF (gibt ihm einen Tritt) Geh zu Dósa , Krüppel! M ANN Vater!! B LINDER Wo ist mein Sohn?! 얍 O FF (winkt den Söldnern) Z WEI S ÖLDNER (ergreifen seine Hand rechts und links) Komm! Wir führen Dich! (sie rennen plötzlich los --- der Blinde weint --- er muss mitlaufen, fällt um, heult --sie zerren ihn nach links hinaus) W EIB (schlägt dem Off. ins Gesicht) O FF Hündin! Dafür geb ich Dich nachher den Anderen!! Z WEI S ÖLDNER (kommen zurück mit den Ruten) W EIB (schreit) Mein Mann!! Lasst mich!!! --- Ich fleh Dich an!! Gnade uns!! Gnade!! O FF (hält ihr den Mund zu --- zu den Söldnern) Den ersten Schlag ins Gesicht --- über die Augen. Z WEI S ÖLDNER (kommen zurück, die den Blinden weggeführt) Wir liessen ihn stehen. Auf der Brücke ohne Geländer. (sie grinsen) B

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WP3/K/TS14 (Korrekturschicht)

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ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 31

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1 2 9 14 14 15 15 16 17 21 23 26 29 31 31

DósaN ] dieN ] BreissenN ] BLache,N ] Bals ErsterN ] BAls f laut)N ] BAlsN ] BE INER f bereits –N ] BN] BDósaN ] BSohn?!N ] B--- derN ] BnachherN ] BMann!!N ] Bmich!!!N ] B B

N

N

B

N

korrigiert aus: Dosa

[unsere] |die| korrigiert aus: reisse n

[Sagt Dosa,] |Lache,| \als Erster/ [Bindet ihn!!] |Als f laut)| \[a]|A|ls/ \E INER f bereits –/ [\(unterbricht ihn)/] korrigiert aus: Dosa korrigiert aus: Sohn ?! korrigiert aus: ---der korrigiert aus: nacher korrigiert aus: Mann !! korrigiert aus: mich !!!

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ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 32

Fragm. Endfassung in vier Bildern

WP3/K/TS14 (Korrekturschicht)

Lesetext

A LLE (lachen) B LINDER (heult in der Ferne) B

N

B

×

N

5

얍 B Kronrat zu Buda.N Ein langer Tisch auf einer Erhöhung im Hintergrunde. Es ist Nacht. Armleuchter auf den Tischen. 10

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 24

Lärm von Aussen. W LADISLAW II. (in der Mitte) Kardinal Thomas, Báthory , Csáky , Telegdy, Adelige. B

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N

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N B

N

N

B

B B

B

B

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N

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N

B Hörst Du sie plündern? CS Löscht die Kerzen! Unsere Häuser und Scheunen lodern leuchtender!! T Kardinal, Du hast uns versprochen, das Heer aufzulösen, wenn auch nur einer plündert --- und Dósa es gut heisst. Er hat es selber befohlen! Wir fordern, dass Du die Bulle zurücknimmst! K Wir sind unter uns. Ihr habt ihnen die Ohren zulöten wollen , da wehrten sie sich. Jetzt wollt Ihr sie ihnen abschneiden. Und einzelnen habt Ihr sie schon früher abgeschnitten --- nun rächen sie sich. Vergesst nicht: wer gegen den Zug ist, ist gegen das Kreuz, und wer gegen das Kreuz ist, der wird vogelfrei! B Verdamme uns, wenn Du den Mut hast dazu! Sind wir vogelfrei, noch sind wir nicht tot! Noch wehren wir uns! Ob das aber Rom gefällig ist ---? T Du erschlägst Dein Vaterland! Du zwingst uns das Schwert in die 얍 Hand! Und wir werden kämpfen! Und, wenn wir uns mit den Türken verbinden müssten! K Da ist der Teufel im Spiel! C S (lacht laut auf) K Hütet Euch, Ihr Herren! Verdamme ich Euch auch nicht, der Fluch trifft Euch! T Den Fluch des Vertragsbruchs, meinst Du wohl? B Ich fordere das Verbot! In der unteren Stadt wurden heut Nachmittag sieben Edelleute erschlagen! Auf Befehl Dósas ! Das ist wider Gesetz! Ohne Richter! B

20

B

20 20 21 22 28 30 33

B

N

(lachen)N ] ×N ] BKronrat zu Buda.N ] BBáthoryN ] BCsákyN ] BHörstN ] BDuN ] BDósaN ] Bheisst.N ] Bihnen f abgeschnittenN ] B

ihnenN ] zulöten wollenN ] BihnenN ] Babgeschnitten ---N ] BTeufelN ] BVerdammeN ] BDósasN ] B

B

N

N

N

B

B

N

N

B

1 4 6 13 13 15 15 18 18 20–22

N

N

[(grinsen)] |(lachen)| \×/ [Kronrat zu Buda.]|Kronrat zu Buda.| B[a]|á|thory Cs[a]|á|ky korrigiert aus: Höst Du[, wie] korrigiert aus: Dosa korrigiert aus: heisst (1) [es] |es| Ihnen verboten unter das Kreuz zu gehen --(2) \ihnen f abgeschnitten/ korrigiert aus: Ihnen [abges] |zulöten wollen| [I]|i|hnen korrigiert aus: abgeschnitten Teufel[l] korrigiert aus: Verdammen korrigiert aus: Dosas

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ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 25

Fragm. Endfassung in vier Bildern

5

WP3/K/TS14 (Korrekturschicht)

Lesetext

C S Das Verbot! K Wer ist der Schuldige?! T Der den Vertrag bricht! K Der seinen Glauben verkauft an den Feind um einen Vertrag mit kurzer Frist, der obendrein vom Feinde nicht eingehalten wird --- und dann lieber das Land zugrunde gehen lässt, als Schulter an Schulter mit dem Volke zu ziehen --- nur deshalb nicht, aus Angst, weil er ihm dann seine Rechte geben müsste! 얍 B Des Volkes Rechte stehen im Gesetz! K Das Gesetz wird von Euch gebrochen! C S Das ist Aufruhr gegen den König!! W LADISLAW Wie seid Ihr doch besorgt um mich? B

N

10

B

B

N

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 26

N

(Stille) 15

B

D ÓSA (tritt von rechts ein --- in der Rüstung der Kreuzfahrer: schwarz mit einem Kreuz an der Brust) B (springt auf) Wer rief Dich, Dósa ?! D ÓSA (hört ihn nicht) König, ich komme um mich zu beschweren. Ich fordere für die Häupter des Adels den Fluch! (Bewegung) D ÓSA Weder red ich im Fieber noch bin ich ein Kind! Ich klage an: Der Adel sumpft und hurt, ein jeder hält einen glänzenden Hof, ihre Weiber prassen, sie veranstalten Jagden auf den Äckern, die dem kleinen Manne Brot geben würden, so muss er verhungern oder roboten ! Und ich klage an: Sie geben nichtmal Geld zum Zug wider die Feinde des Vaterlandes, die lassen ihren König in Armut und werfen ihn immer tiefer in Schuld. Sie veranstalten Tänze und Jagden: man könnte leicht 30 Mann bewaffnen, was ihnen ein Hirsch kostet. Ich klage an: sie verhindern die Starken unseres Volkes die Waffen zu ergreifen, und lassen nur Blinde zu mir und Krüppel! Das ist Hohn! Und ich fordere als Soldat Gottes, dass Ihr Euer Wort haltet und mich unterstützt in meinem Kampfe gen 얍 Feinde! T Weisst Du, dass Deine Scharen plündern und morden? B Was tust Du dagegen? C S Mitmorden! D ÓSA Ja! Denn die sind hündische Verräter des Kreuzes! N

B

B

20 B

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N

N

B

N

B

N

B

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B

N

B

N

N

BN

35

(Stille) 6–7 7 11 15 17 18 21 22 22–23 24 24 26 29 34 34

N

N

B

30

B

B

korrigiert aus: desshalb

B

deshalbN ] müsste!N ] BdochN ] BD ÓSA N ] BDósaN ] BD ÓSA N ] BD ÓSA N ] BjederN ] BveranstaltenN ] BrobotenN ] BnichtmalN ] BwerfenN ] BDasN ] BD ÓSA N ] BN]

[würde!] |müsste!| [plötzlich] |doch| korrigiert aus: D OSA korrigiert aus: Dosa korrigiert aus: D OSA eingefügt korrigiert aus: Jeder korrigiert aus: verabstalten korrigiert aus: robotten

[kein] |nichtmal| korrigiert aus: wefen korrigiert aus: das korrigiert aus: D OSA

[vogelfrei!]

127

ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 27

Fragm. Endfassung in vier Bildern

WP3/K/TS14 (Korrekturschicht)

Lesetext

B (erhebt sich) So höre, Georg Dósa : Du gibst es zu, dass Deine Scharen rauben und plündern. Im Namen des Königs befehle ich Dir, das Heer der Kreuzfahrer aufzulösen. D Du hast mir nichts zu befehlen! Nur mein König und der Kardinal! K ( bewegt --- nickt: ja --- beugt sich über den Tisch und vergräbt das Gesicht in den Händen) (Stille) W LADISLAW (erhebt sich zum Zeichen, dass der Rat beendet sei) D ÓSA (fängt leise an zu lachen) A LLE (ausser dem Kardinal erheben sich ---) D ÓSA (lacht immer stärker unheimlich --- sein Lachen wird eins mit dem Geheul der Massen in der Ferne --- etwas brennt wieder) A LLE (ausser dem Kardinal starren ihn an) × B

N

B

B

N

N

5

B

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B

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B

2 2–3 2 6 10 11 12 12 14 15

DósaN ] Du f plündern.N ] Bdass DeineN ] Bbewegt ---N ] BD ÓSA N ] BerhebenN ] BD ÓSA N ] Bwird f demN ] Bstarren f an)N ] B× N ] B B

N

D[o]|ó|sa \Du f plündern./ [der Eu] |dass Deine| korrigiert aus: bewegt--korrigiert aus: D OSA [erben] |erheben| korrigiert aus: D OSA [geht über in ein] |wird f dem| [sehen ihn entsetzt an)] |starren f an)| \×/

128

N

Lesetext

Werkprojekt 4: Norden Konzeption: Norden

129

Werkverzeichnis

IN 221.001/4 – BS 45 a [4], Lesetext Bl. 7

130

Werkverzeichnis

WP4/K/E1

131

Lesetext

Lesetext

132

Lesetext

Werkprojekt 5: Professoren und Studenten Konzeption: Professoren und Studenten

133

Strukturpläne in drei Teilen, Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 27

134

Strukturpläne in drei Teilen, Werkverzeichnis

WP5/K/E1–E3

135

Lesetext

Strukturpläne

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 29

136

Strukturpläne

WP5/K/E4–E5

137

Lesetext

Strukturplan in vier Teilen

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 24

138

Strukturplan in vier Teilen

WP5/K/E6

139

Lesetext

Lesetext

140

Lesetext

Werkprojekt 6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress

141

Lesetext

142

Lesetext

Konzeption 1: Die Mädchenhändler – Volksstück / Lustspiel

143

Werkverzeichnis, Strukturplan in drei Teilen, Figurenliste

144

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 27

Werkverzeichnis, Strukturplan in drei Teilen, Figurenliste

145

WP6/K1/E1–E3

Lesetext

Konfigurationsplan, Figurenliste, Strukturplan

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 29

146

Konfigurationsplan, Figurenliste, Strukturplan

WP6/K1/E4–E6

147

Lesetext

Figurenliste, Notizen

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 11

148

Figurenliste, Notizen

WP6/K1/E7–E8

149

Lesetext

Konfigurationspläne, Bühnenskizzen und Dialogskizze

150

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 10

Konfigurationspläne, Bühnenskizzen und Dialogskizze

151

WP6/K1/E9–E10

Lesetext

Figurenlisten

ÖLA 3/W 316 – BS 65Lesetext a, Bl. 4

152

Figurenlisten

WP6/K1/E11–E12

153

Lesetext

Notizen, Dialogskizzen und Konfigurationspläne

154

ÖLA 3/W 316 – BS 65Lesetext a, Bl. 5

Notizen, Dialogskizzen und Konfigurationspläne

155

WP6/K1/E13

Lesetext

Bühnenskizzen, Figurenlisten, Strukturpläne

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 12

156

Bühnenskizzen, Figurenlisten, Strukturpläne

WP6/K1/E14–E19

157

Lesetext

Bühnenskizze

ÖLA 3/W 316 – BS 65Lesetext a, Bl. 6

158

Bühnenskizze

WP6/K1/E20

159

Lesetext

Fragm. Fassung in drei Akten

WP6/K1/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 I. Akt.

ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 6

V ALENTIN Du darfst im Dienst nicht reden? L AKAI Doch. V ALENTIN Immer nur ein Wort. L AKAI Ja. V ALENTIN Das ist – L AKAI – arg. V ALENTIN Sehr – L AKAI – sinnig! V ALENTIN Und Du bist das – L AKAI – gern. L AKAI – V ALENTIN . V ALENTIN Was ist denn hier los? L AKAI Die internationale Tagung zur internationalen Bekämpfung des internationalen Mädchenhandels. V ALENTIN Ah! L AKAI Ja. V ALENTIN Hm. Das ist eine schwierige Sache. L AKAI Ja. V ALENTIN Eine grosse Sache. Eine schöne Sache. Eine lobenswerte Sache. Und: wie wollen sie es denn bekämpfen? L AKAI Sie werden einen Beschluss fassen. Aber das ist noch nicht so ganz sicher. Es wird wahrscheinlich zu einer Vertagung kommen. V ALENTIN Du hast es gut. Du hat eine schöne Uniform an und verdienst was. Ich bin schon wieder mal ohne Stellung. – L AKAI Meine Uniform ist schön, aber mein Anzug ist zerrissen . Ich bräucht schon längst einen neuen. V ALENTIN Eine schöne Uniform ist auch schön. (Applaus) B

5

10

N

B

15

20

B

25

N

N

B

30

B

N

E INE G RUPPE DER K ONFERENZTEILNEHMER ( kommen von überall ) T EILNEHMER – S CHMINKE (protestiert) V ALENTIN (gibt ihm recht) T EILNEHMER Wer sind Sie? V ALENTIN Ich? S CHMINKE Sie sind doch gar kein Delegierter! V ALENTIN Aber ich gab Ihnen doch recht! S CHMINKE Schauen Sie, dass Sie weiterkommen. Sie kompromittieren ja uns nur. 얍 T EILNEHMER Ich habe die Herren bereits hierher bestellt. N

B

35

N

B

N

B

40

3–12 15 22 27 30 32 32 39

V ALENTIN f gern.N ] internationalenN ] BsieN ] BzerrissenN ] B(Applaus)N ] BE INE f K ONFERENZTEILNEHMER N ] Bkommen f überall N ] BSchauen f nur.N ] B B

N

\V ALENTIN f gern./ \internationalen/ [S]|s|ie korrigiert aus: zerissen [L AKAI ] |(Applaus)| [Internalisten:] |E INE f K ONFERENZTEILNEHMER | komm[t]|en| [von rechts] |\von/ überall| \Schauen f nur./

160

ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 7

Fragm. Fassung in drei Akten

B

WP6/K1/TS1 (Korrekturschicht)

L AKAI Herr Marquis {Castelmiava} und zwei Herren wünschen Sie zu sprechen. T EILNEHMER Es ist besser, wenn nur einer mit ihm spricht. A LLE ( ab – ausser den Delegierten) N

B

B

B

5

Lesetext

N

N

N

얍 II. Akt.

ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 8

D IE M ÄDCHENHÄNDLER (unter sich) A NNA W EBER (oben) S.M. DER P RÄSIDENT D ER P RÄSIDENT Ich freue mich aufrichtig, Ihrer Demonstration beiwohnen zu können. BN

BB

10

N

N

A NNA W EBER . H ÄNDLER (lassen wir Anna Weber erzählen) A NNA W EBER Ich war Stenotypistin und hatte mit meinem Cheff ein Verhältnis, aber der Cheff hatte eine blonde Stenotypistin kennen gelernt und hat mir gesagt: „Deine Arbeitskraft lässt nach.“ Und hat mich entlassen. Ich war dann auf der Stellungssuche und fand zuerst nichts. Dann wurde ich Dienstmädchen. V ALENTIN (erscheint) D IE F RAU O BERST ( erscheint – ihre Stimme) Anna! Anna! (Kujonieren) Sie haben ein Verhältnis, das geht nicht! Ich dulde das nicht. A NNA Sie können mir doch die Liebe nicht verbieten, gnädige Frau! F RAU Dann können Sie ja gehen! Gehen Sie! B N

B

N

BN

15

B

B

N

B

N

N

B

N

B

20

25

B

30

N

B

N BN

BN

A LFRED (kommt) A NNA Ich bin entlassen. Und das Kind? A LFRED Du wirst es abtreiben. A NNA Nein! V ALENTIN (erscheint) H ÄNDLER Sie gehören ja gar nicht hierher! 1 1 2 3 8 10–11 10 13 14 15 15 15 16 16–17 19 20 20 20 29–162,6

B

[E IN ] |L AKAI |

B

korrigiert aus: sie

L AKAI N ] SieN ] BihmN ] Bab f Delegierten)N ] BN] BIhrer f können.N ] BIhrerN ] BN] BH ÄNDLER f erzählen)N ] BN] BhatteN ] BCheffN ] BCheffN ] Bhat f nach.“N ] BV ALENTIN (erscheint)N ] Berscheint – Stimme)N ] BN] BN] BV ALENTIN f Sie?N]

[I]|i|hm ab[)] |– ausser f Delegierten)| [L AKAI ] [dem Spiele {beider}] |Ihrer f können.| korrigiert aus: ihrer [– V ATER W EBER – M UTTER W EBER .] [D ELEGIERTER Was] |H ÄNDLER f erzählen)| Absatz getilgt

[war {auch}] |hatte| gemeint ist: Chef gemeint ist: Chef [ist mit der davon,] |hat f nach.“| \V ALENTIN (erscheint)/ erscheint[)] |– ihre Stimme)| Absatz getilgt Absatz getilgt (1) A LFRED Doch. Ich hätte zwar gerne ein Kind, aber –

A NNA Gut. Ich werde es, aber nicht jetzt – ich hab so Angst davor. Da kann man sterben! (2) \V ALENTIN f Sie?/

161

Fragm. Fassung in drei Akten

B

WP6/K1/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

V ALENTIN Doch. Ich gehöre hierher. Ich habe sie damals kennen gelernt. A NNA Das ist wahr. V ALENTIN Ich hab sie gefragt, ob sie nicht eine Schokolade trinken will. Sonst nichts. H ÄNDLER Das ist doch vollkommen überflüssig! V ALENTIN Finden Sie? A NNA (bei Spiesser) (Er steigt ihr nach – er haut ihr immer auf den Bauch. Sie ist schwanger. ) Bei ihrer Mutter (sie würgt die Mutter und gebärt das Kind) (Eine kleine Erfrischung) N

5

B

BN N N

B

N BN

10

15

얍 III. Akt. D ER M ÄDCHENHÄNDLER (nähert sich ihr und unterbricht sie) B V ALENTIN (erscheint) Das ist sehr schön, dass Sie nun jemanden gefunden haben. H ÄNDLER Das ist doch überflüssig! V ALENTIN Nein. Ich hab sie nämlich geliebt, aber ich hab das unterdrückt, weil der andere Geld gehabt hat.N

20

H ÄNDLER Möchtest Du wieder allein sein? Und das Kind? A NNA (schreit gellend auf) H ÄNDLER Das Kind kannst Du erhalten. Ich hab viel gutes für Dich getan. Für das Kind geh ins Bordell. A NNA Gut. Ja. D ELEGIERTER Und wann fahren Sie? H ÄNDLER Mit dem nächsten Schiff. D ELEGIERTER Ich wünsche Ihnen eine recht gute Reise. S CHMINKE Schweigen Sie! – Ich frage hier diese Anna Weber, ob das nicht alles auf der wirtschaftlichen Lage basiert! Sie verfälschen alles! P RÄSIDENT Wir sehen nun klar. Wir danken Ihnen bestens. Wir wissen nun, wo wir anpacken müssen. Bei der Religion. B

B

25

N

BN

N

B

N

30

T EILNEHMERIN Bei der Familie. B N

35

B

V ALENTIN (spricht mit Anna) H ÄNDLER (stösst ihn beiseite)

N

3–4 6 6 7–8 8 14–17 23 24–26 24 27–28 33 35

V ALENTIN f nichts.N ] V ALENTIN f Sie?N ] B N] BSie f schwanger.N ] BN] BV ALENTIN f hat.N ]

\V ALENTIN f nichts./ \V ALENTIN f Sie?/ [\A N /] \Sie f schwanger./ [\Das Kind wird geboren./] (1) (Er verschwindet plötzlich) (2) \V ALENTIN f hat./ BGut. Ja.N ] [{Ich machs}] |Gut. Ja.| BD ELEGIERTER f Reise.N ] \D ELEGIERTER f Reise./ BN] Absatz eingefügt BS CHMINKE f alles!N ] xS CHMINKE f alles! BN] [[P R ] |S CHMINKE f alles!|]f x BV ALENTIN f Anna)N ] [H ÄNDLER Anna! Das Schiff fährt. in zehn Minuten] |V ALENTIN f Anna)| B B

162

ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 9

Fragm. Fassung in drei Akten

WP6/K1/TS1 (Korrekturschicht)

V ALENTIN Schweigen Sie! Sehen Sie nicht, dass ich mich unterhalte? Sie wollen fahren? A NNA Ja. V ALENTIN Ach, bleiben Sie doch hier. – Ich will ja gar nichts von Ihnen. Ich habe gehört, dass eine Stenotypistin gesucht wird. Und dann könnten wir heiraten. A NNA Wir? (Tanz) B

N

5

Lesetext

10

1–2

B

Sie f fahren?N ]

[Ich will] |Sie f fahren?|

163

Figurenliste

ÖLA 3/W 316 – BS 65Lesetext a, Bl. 7

164

Figurenliste

WP6/K1/E21

165

Lesetext

Lesetext

166

Lesetext

Konzeption 2: Von Kongress zu Kongress – Lustspiel in zwei Teilen

167

Konfigurationspläne, Strukturplan in drei Teilen

168

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 17

Konfigurationspläne, Strukturplan in drei Teilen

169

WP6/K2/E1–E3

Lesetext

Strukturplan in zwei Teilen, Konfigurationsplan

170

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 19

Strukturplan in zwei Teilen, Konfigurationsplan

171

WP6/K2/E4–E5

Lesetext

Strukturpläne in sieben Bildern, Szenenanweisung

172

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 13

Strukturpläne in sieben Bildern, Szenenanweisung

173

WP6/K2/E6–E8

Lesetext

Strukturplan in zwei Teilen, Werktitel

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 22

174

Strukturplan in zwei Teilen, Werktitel

WP6/K2/E9–E10

175

Lesetext

Strukturplan in vier Bildern

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 20

176

Strukturplan in vier Bildern

WP6/K2/E11

177

Lesetext

Strukturpläne, Figurenliste

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 24

178

Strukturpläne, Figurenliste

WP6/K2/E12–E15

179

Lesetext

Konfigurationspläne, Strukturplan in zwei Teilen

180

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 23

Konfigurationspläne, Strukturplan in zwei Teilen

181

WP6/K2/E16–E19

Lesetext

Strukturpläne

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 25

182

Strukturpläne

WP6/K2/E20–E22

183

Lesetext

Konfigurationspläne, Strukturpläne

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 18

184

Konfigurationspläne, Strukturpläne

WP6/K2/E23–E26

185

Lesetext

Strukturplan in zwei Teilen

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 15

186

Strukturplan in zwei Teilen

WP6/K2/E27

187

Lesetext

Strukturplan in zwei Teilen (Fortsetzung)

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 16

188

Strukturplan in zwei Teilen (Fortsetzung)

WP5/K2/E27

189

Lesetext

Strukturpläne, Konfigurationspläne

ÖLA 3/W 316 – BS 65Lesetext a, Bl. 1

190

Strukturpläne, Konfigurationspläne

WP6/K2/E28–E30

191

Lesetext

Lesetext

192

Fragm. Fassung des ersten Teiles



WP6/K2/TS1 (Korrekturschicht)

B

Lesetext

Von Kongress zu Kongress Lustspiel.

ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 30

N

B N

E r s t e r Te i l . 5

10

Quer über die Bühne geht ein Transparent: mit der Inschrift: „43. internationale Tagung zur internationalen Bekämpfung des internationalen Mädchenhandels.“ Rechts oben ein Barockbalkon, dahinter eine offene Türe und Fenster aus einem erleuchteten Saal. Links stehen einige Tische eines Cafehauses. Im Hintergrund die Hauptstadt. Aus dem Cafehaus führt eine Wendeltreppe etwas auf ein Podium, auf dem ein Sofa steht, ein eiserner Waschtisch und ein grosser Spiegel. Und eine Fahnenstange mit einer Fahne. B

N

B

N

D ER K ELLNER (steht müde und stiert vor sich hin, bohrt ab und zu in der Nase) Z WEI H ERREN (spielen Schach) O BEN AUF DEM S OFA (liegt eine Frau) S CHMINKE (steht rechts, wartet ungeduldig, geht auf und ab) E IN H ERR (im Cafe liest Zeitungen) S CHMINKE (sitzt an einem Tische und schreibt; aus dem Saale ertönt Applaus und Bravorufe) (Irgendwo spielt ein Grammophon die Träumerei von Schumann) D IE F RAU (oben) Die ganze Stadt ist beflaggt. Als hätten wir einen Krieg gewonnen. Einen grossen Krieg. D IE F RAU VOR DEM S PIEGEL Im Spiegel sind auch lauter Fahnen. D IE F RAU Du sollst Dich nicht immer in den Spiegel schauen. Wer viel in den Spiegel schaut wird verrückt. Was siehst Du denn in den Spiegel? D IE F RAU VOR DEM S PIEGEL (lacht) Mich. B

15

20

25

B

D ER 30

EINE

S CHACHSPIELER Die ganze Stadt ist beflaggt.

\Textverlust\

1–2 3 10 11 14 26

B

\Von f Lustspiel./

BN

Von f Lustspiel.N ] ] BführtN ] BUndN ] BNase)N ] BSpiegel?N ]

Leerzeile eingefügt korrigiert aus: führen korrigiert aus: und korrigiert aus: Nase. korrigiert aus: Spiegel

193

N

N

Konfigurationsplan, Dialogskizze

ÖLA 3/W 316 – BS 65Lesetext a, Bl. 3

194

Konfigurationsplan, Dialogskizze

WP6/K2/E31–E32

195

Lesetext

Lesetext

196

Prosaskizze

WP6/K2/TS2 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Erster Teil. B

5

ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 2

Anna Weber wird zur Dirne. Sie ist Sekretärin und bekommt ein Kind. Sie wird entlassen und ihr Mann überredet sie, dass das Kind, verschwinden muss. Sie wollen es abtreiben lassen. Die alte Paumgartner wird verhaftet. Die Sekretärin wird auch verhaftet, der Mann auch. Gefängnis. Die herbeitzitierte Mutter. Selbstmordversuch. Nach der Geburt. Die alte Dirne. Die Händler. Der Sekretär. N

BN

10

3–6

B

Anna f muss.N ]

7

BN

]

[Anna Webers Gang zur Dirne. Sie ist Sekretärin und [lernt einen G] |bekommt ein Kind.| Sie wird entlassen wegen des Kindes. Ihr Mann will kein Kind, der Mann lebt von ihr] |Anna f muss.| [Hexe] gestrichen: Eintragung von fremder Hand: Hexe

197

Strukturplan in drei Teilen, Konfigurationsplan

198

ÖLA 3/W 316 – BS 65Lesetext a, Bl. 2

Strukturplan in drei Teilen, Konfigurationsplan

199

WP6/K2/E33–E34

Lesetext

Strukturplan in drei Teilen

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 26

200

Strukturplan in drei Teilen

WP6/K2/E35

201

Lesetext

Strukturplan in drei Teilen, Bühnenskizze

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 14

202

Strukturplan in drei Teilen, Bühnenskizze

WP6/K2/E36–E37

203

Lesetext

Lesetext

204

Fragmentarische Fassung



WP6/K2/TS3 (Korrekturschicht)

Lesetext

Von Kongress zu Kongress. Lustspiel in zwei Teilen von Ödön Horváth

5

Der Mutterschaftskongress. S EKRETÄR – und so konnte der 27. internationale Kongress zum Schutze der Mutter und des Kindes überaus erfolgreich beendet werden. Die Unterausschüsse behandelten das Problem: Mutter und Kind, der 2. Unterausschuss: Kind und Mutter. Nichtsdestotrotz kann man sagen, dass die Anregungen die verschiedenen Regierungen befolgen werden. Der Herr Oberbürgermeister hat uns alles zur Verfügung gestellt. Ein Bierabend beim Reichspräsidenten beschloss die Feier. In gelassener Stimmung verliessen die Teilnehmer den Kongress. – Danke! B

N

B

10

N

B

15

N

A NNA (steht auf; setzt sich an die Schreibmaschine) S EKRETÄR Sie müssen sich darüber klar sein, dass wenn Sie in diesem Büro dienen, dass es da auch ideale Forderungen gibt. \Abbruch der Bearbeitung\

7 8 13

B

korrigiert aus: \27. internatio/

B

27. internationaleN ] beendetN ] Bdie TeilnehmerN ]

[sta] |beendet| [wir] |die Teilnehmer|

205

ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 21

Strukturpläne, Replik

ÖLA 3/W 316 – BS 65 Lesetext a, Bl. 21

206

Strukturpläne, Replik

WP6/K2/E38–E40

207

Lesetext

Lesetext

208

Lesetext

Werkprojekt 7: Die Arbeitslosen Konzeption: Die Arbeitslosen – Volksstück

209

Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 363 – o. BS,Lesetext Bl. 30v

210

Werkverzeichnis

WP7/K/E1

211

Lesetext

Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 363 – o. BS,Lesetext Bl. 31v

212

Werkverzeichnis

WP7/K/E2

213

Lesetext

Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 363 – o. BS,Lesetext Bl. 37v

214

Werkverzeichnis

WP7/K/E3

215

Lesetext

Figurenliste

ÖLA 3/W 363 – o. BS, Lesetext Bl. 13

216

Figurenliste

WP7/K/E4

217

Lesetext

Strukturplan in drei Akten

ÖLA 3/W 363 – o. BS,Lesetext Bl. 12v

218

Strukturplan in drei Akten

WP7/K/E5

219

Lesetext

Strukturplan in drei Akten

ÖLA 3/W 363 – o. BS,Lesetext Bl. 24v

220

Strukturplan in drei Akten

WP7/K/E6

221

Lesetext

Lesetext

222

Lesetext

Werkprojekt 8: Unsere Universität Konzeption: Unsere Universität – Ein bürgerliches Lust- und Trauerspiel

223

Figurenliste

ÖLA 3/W 363 – o. BS,Lesetext Bl. 25v

224

Figurenliste

WP8/K/E1

225

Lesetext

Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 363 – o. BS,Lesetext Bl. 30v

226

Werkverzeichnis

WP8/K/E2

227

Lesetext

Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 363 – o. BS,Lesetext Bl. 31v

228

Werkverzeichnis

WP8/K/E3

229

Lesetext

Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 363 – o. BS,Lesetext Bl. 34v

230

Werkverzeichnis

WP8/K/E4

231

Lesetext

Figurenliste

ÖLA 3/W 363 – o. BS,Lesetext Bl. 24v

232

Figurenliste

WP8/K/E5

233

Lesetext

Strukturplan in drei Bildern

ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl.Lesetext 26v, 27

234

Strukturplan in drei Bildern

WP8/K/E6

235

Lesetext

Figurenliste

ÖLA 3/W 363 – o. BS,Lesetext Bl. 27v

236

Figurenliste

WP8/K/E7

237

Lesetext

Strukturplan in zwei Bildern

ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl.Lesetext 28v, 29

238

Strukturplan in zwei Bildern

WP8/K/E8

239

Lesetext

Lesetext

240

Lesetext

Werkprojekt 9: Der Berufsspieler Konzeption: Der Berufsspieler – Lustspiel

241

Strukturplan in drei Bildern

ÖLA 3/W 363 – o. BS, Lesetext Bl. 27

242

Strukturplan in drei Bildern

WP9/K/E1

243

Lesetext

Lesetext

244

Lesetext

Werkprojekt 10: Geburt der Internationale Konzeption: Geburt der Internationale

245

Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 363 – o. BS,Lesetext Bl. 30v

246

Werkverzeichnis

WP10/K/E1

247

Lesetext

Lesetext

248

Lesetext

Werkprojekt 11: Es lebe die Liebe! Konzeption: Es lebe die Liebe!

249

Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 278 – BS 3 c [1], Lesetext Bl. 1

250

Werkverzeichnis

WP11/K/E1

251

Lesetext

Lesetext

252

Lesetext

Werkprojekt 12: Der dumme Hans Konzeption: Der dumme Hans – Volksstück

253

Werkverzeichnis, Strukturpläne

ÖLA 3/W 278 – BS 3 c [1], Lesetext Bl. 1

254

Werkverzeichnis, Strukturpläne

WP12/K/E1–E4

255

Lesetext

Strukturpläne

ÖLA 3/W 278 – BS 3 c [1], Lesetext Bl. 2

256

Strukturpläne

WP12/K/E5–E7

257

Lesetext

Strukturpläne in sieben Bildern

ÖLA 3/W 278 – BS 3 c [1], Lesetext Bl. 3

258

Strukturpläne in sieben Bildern

WP12/K/E8–E10

259

Lesetext

Lesetext

260

Fragm. Fassung des 1. und 2. Bildes

WP12/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 1.) Wehrbau.

ÖLA 3/W 278 – BS 3 c [1], Bl. 4

I NGENIEUR – S ALM , K NORKE . B

N

B N

5

B

(Ein Aufschrei, Sirene) I NGENIEUR Was denn los? EIN A RBEITER Ein Unglück! EINE G RUPPE JUNGER A RBEITER Wir tun nichtmehr mit! Wir haben Sie darauf aufmerksam gemacht, dass etwas passieren wird – aber Sie wollten nichts davon wissen! I NGENIEUR Lüge! Infame Lüge! H ANS Ich lüg nicht, verstanden?! – Hier gibts jetzt einen Streik! I NGEN Das ist doch unmöglich! H ANS Doch! × G EWERKSCHAFTSSEKRETÄR So schnell mit dem Streik Geht das natürlich nicht! Genossen wahrt ruhig Blut! Die amtliche Untersuchung – H ANS Deine amtlichen Untersuchungen kennen wir schon! I NGEN Unerhört! Wirres Zeug! H ANS (schlägt den Ingenieur nieder) I NGENIEUR Ich lasse Sie verhaften! N

BN

BN

BN

10

B

15

20

B

N

N

S EKRETÄR Wir lehnen das ab! Kommt, wir arbeiten weiter! H ANS Ihr habt mich alle verraten! Ihr feigen Hunde!!

25

B N B

2.) (Streik) Hans hat gearbeitet – wird verprügelt. – A NNA . BN

N

30

\Abbruch der Bearbeitung\

3 4

5 8 8 9 12 23 27 28–29 28

B

K NORKE . N ] ]

BN

(Ein f Sirene)N ] ] B N] B N] BHier f Streik!N ] BSieN ] B N] B2.) f A NNA .N ] B N] B

BN

korrigiert aus: K NORKE , [H AUPTMANN ]

[I NGENIEUR Die Herren Arbeiter haben sich beruhigt. Aber wir haben noch so junge Burschen dabei, frech und faul. K NORKE Na das werden wir schon kriegen. I NGENIEUR Es ist ein {Nonsens}, dass ein Mensch, wie ich, politisch dasselbe Recht hat, wie irgendein Strolch. Hierher gehört eine harte Faust.] [2.) {Si}] |(Ein f Sirene)| Absatz getilgt Absatz getilgt Absatz getilgt

[{I}] |Hier f Streik!| korrigiert aus: sie Leerzeile eingefügt

\2.) f A NNA ./ [Neubau]

261

Strukturplan in drei Teilen

ÖLA 3/W 279 – BS 3 c [2], Lesetext Bl. 1

262

Strukturplan in drei Teilen

WP12/K/E11

263

Lesetext

Strukturplan in drei Teilen

ÖLA 3/W 279 – BS 3 c [2], Lesetext Bl. 2

264

Strukturplan in drei Teilen

WP12/K/E12

265

Lesetext

Strukturplan in drei Teilen (Fortsetzung)

ÖLA 3/W 279 – BS 3 c [2], Lesetext Bl. 3

266

Strukturplan in drei Teilen (Fortsetzung)

WP12/K/E12

267

Lesetext

Strukturplan in drei Teilen (Fortsetzung)

ÖLA 3/W 279 – BS 3 c [2], Lesetext Bl. 4

268

Strukturplan in drei Teilen (Fortsetzung)

WP12/K/E12

269

Lesetext

Lesetext

270

Lesetext

Werkprojekt 13: Du wirst ihnen nicht entrinnen! Konzeption: Du wirst ihnen nicht entrinnen!

271

Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 278 – BS 3 c [1], Lesetext Bl. 1

272

Werkverzeichnis

WP13/K/E1

273

Lesetext

Lesetext

274

Lesetext

Werkprojekt 14: Die Lehrerin von Regensburg

275

Lesetext

276

Lesetext

Konzeption 1: !Der Fall E." – in sieben Bildern

277

Fragm. Fassung in neun Bildern

WP14/K1/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 B (I.)N B

5

ÖLA 3/W 298 – BS 9 [1], Bl. 1

Ansprache Irene Neubauers. Im Namen ihrer Freundin. Sie klagt an. Einzelleben, Masse. So wie sie, sind viele gefallen, viele. Wie ein Mensch zugrunde geht, ohne dass einer ihr hilft -N

Z WISCHENRUF Ist nicht wahr! Frl. Neubauer! Es ist nicht wahr, dass ihr keiner geholfen hat! Und ich? R EDAKTEUR (kommt)

10

I RENE Gut! Wir werden es sehen! Rekonstruieren wir den Fall! Ohne etwas zu beschönigen! 15

B

(II.)

B

Irrenhaus.

N

N

L EHRERIN – I RRENARZT . (geistig keine Bedenken) 20

V ATER – P FARRER B

N

L EHRERIN – I RENE N EUBAUER Der Vater wird sich hüten, mir den Schein zu geben. Er hasst mich. B

N

B

N

25

L EHRERIN Was ist Ihr Vater für ein Mensch? I RENE ( über den Vater.) L EHRERIN Was geschah bei der Einlieferung? I RENE Sie sollen es sehen! B

B B

N B

B

N

N

B

N

N

N

30

35

B

(III.)

B

Beim Vater.

N

N

Vater, Mutter, Leichenbitter -- (im Nebenzimmer Elli) -1 3 15 17 21 23 24 26 26 27 27 27 28–29 31 33

(I.)N ] Ansprache f Neubauers.N ] B(II.)N ] BIrrenhaus.N ] BP FARRER N ] BI RENE N ] Bgeben.N ] BIhrN ] BfürN ] BI RENE N ] B(über f Vater.)N ] BüberN ] BL EHRERIN f sehen!N ] B(III.)N ] BBeim Vater.N ] B B

\(/I.\)/ [Ansprache f Neubauers.]|Ansprache f Neubauers.| \(/II.\)/ [Irrenhaus.]|Irrenhaus.| korrigiert aus: P FARER korrigiert aus: I RNE korrigiert aus: geben korrigiert aus: ihr korrigiert aus: fü korrigiert aus: I RNE \(/über f Vater.\)/ [{ }]|ü|ber \L EHRERIN f sehen!/ \(/III.\)/ [Beim Vater.]|Beim Vater.|

278

Fragm. Fassung in neun Bildern

WP14/K1/TS1 (Korrekturschicht)

(Was wäre das Beste; -- Einliefern: Pension, usw.) V ATER Wenn Sie Dich sieht, dann schreit sie, sie hat mich schon als Kind gehasst. R ECHTSANWALT Ach, Herr Vater , die Lage ist eigentlich trostlos -- Sie behauptet, sie möchte ihr Recht durchkämpfen , aber wie -- Sie wissen, ich habe ihre Verteidigung übernommen, aber ich verspreche mir nicht viel davon -B

N

B

5

10

Lesetext

B

(IV.)

B

Beim Rechtsanwalt.

N

B

N

N

N

R EDAKTEUR (kommt) War ihre Einlieferung, ist das möglich? Mensch, es gehen hier Dinge vor -R ECHTSANWALT Es war rechtlich!

15

A BGEORDNETER (von der Galerie) Es war nicht rechtlich! R ED Kommen Sie herunter ( R ECHTS Wer ist das? R ED Schaper) R ECHTS Ich sage Ihnen, wir sollten uns nicht um Dinge kümmern, die uns nur Schwierigkeiten – 얍 A BG Sie war garnicht irrsinnig ! Hier geschieht ein Mord! Der Arzt sagte ja, dass sie es nicht war ! Hier wird ein Mensch in den Tod gehetzt -N

B B

N

B

N

B

20

N

B

N

B

N

R ECHTS Woher wissen Sie das vom Arzt? 25

I RENE Von mir. Ich hab alles mitstenographiert. B

B

N

R EDAKTEUR Ich höre jetzt noch diesen entsetzlichen Schrei! I RENE Erinnern Sie sich: Sie sind im entscheidenden Moment umgekehrt. Warum? R ED Ja warum? Manchmal scheinen Schicksale zu sein -I RENE Nein! Sie hatten Angst! R ED Aber was! Da haben Sie recht! Aber was ist meine Schuld im Vergleich zu den Bürokraten? Im Vergleich zu diesem Lügengewebe?! N

B

30 B

N B

N

N

B

3 4 4 8 10 17 18 18 19–20 21 22 26 28 29 29 31 32

N

Herr VaterN ] durchkämpfenN ] BihreN ] B(IV.)N ] BBeim Rechtsanwalt.N ] BA BGEORDNETER N ] BR ED N ] BR ECHTS N ] BR ECHTS f Schwierigkeiten –N ] Bgarnicht irrsinnigN ] BwarN ] Bmir.N ] BR EDAKTEUR N ] BSieN ] BsindN ] BI RENE N ] Bwas! DaN ] B B

korrigiert aus: Herr Vater korrigiert aus: durc hkämpfen korrigiert aus: Ihre

\(/[i]|I|V.\)/ [Beim Rechtsanwalt.]|Beim Rechtsanwalt.| korrigiert aus: A BGEODRNETER korrigiert aus: R EDA korrigiert aus: R ECHSTS \R ECHTS f Schwierigkeiten –/ korrigiert aus: garnicht irrsinnig korrigiert aus: wahr korrigiert aus: mir= korrigiert aus: R EDAKTUER korrigiert aus: sie korrigiert aus: Sind korrigiert aus: I RNE korrigiert aus: was!Da

279

ÖLA 3/W 298 – BS 9 [1], Bl. 2

Fragm. Fassung in neun Bildern

WP14/K1/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

I RENE Sie ist scheinbar kleiner! Nur keine Halbheiten! R ED Die Bürokratie! Die ist schuld an ihrem Nervenzusammenbruche! Klagen wir die an! I RENE Sie haben recht! Darf ich Ihnen etwas sagen: Elli war ein so reiner Mensch -sie konnte sich diese Gemeinheiten garnicht vorstellen -- verstehen Sie? Wir sind miteinander spazieren gegangen, da ist sie ganz still geworden, als man sagte, was ihr bevorsteht, wir sprachen darüber -(Stille) R ED Ihre Entlassung war nicht rechtmässig. Ich gehe jetzt noch in die Redaktion, es eilt! Wir werden ihnen einheizen ! BN

5

B

N

B

10

N

B

(V.)

B

Lehrerinnenzimmer.

B

Lehrerinnen , sie ist unschuldig, aber man darf es nicht sagen -S CHULRAT Man hat eine Hausdurchsuchung bei ihr gemacht, und belastendes Material gefunden -S CHULRAT Wenn die Behörden gewusst hätten, dass das soviel Staub aufwirbeln wird, hätten wir das in anderer Form gemacht. Die ganze Stadt ist ja durcheinander, weil da eine grosse menschliche Gemeinheit geschieht.

N

N

15

B

N

BN

N BN

B

20

N

B

B

B

25

30

N

N

A BG Darf ich Sie sprechen, Herr Schulrat. S CHULRAT Bitte. A BG Wir haben Material über eine unerhörte Bespitzelung -- wir werden es sagen, aber man wird es ableugnen -N

B

(VI.)

B

Parlament. M INISTER -- A BGEORDNETER. A BG Was sie in ihrem Innersten ist, das geht Sie nichts an! Es ist nie eine Beschwerde gekommen! Nie!

N

N

5 7 10 12 14 16 16 17 17 20 20 21

BN

] bevorsteht,N ] BeinheizenN ] B(V.)N ] BLehrerinnenzimmer.N ] BLehrerinnenN ] BN] BS CHULRAT N ] BN] BandererN ] BganzeN ] Bmenschliche GemeinheitN ]

24 28 30

B

B

S CHULRAT N ] (VI.)N ] BParlament.N ] B

Absatz getilgt korrigiert aus: bevorsteht , korrigiert aus: einhei zen

\(/V.\)/

|

korrigiert aus: [Lehrerinenzimmer.] Lehrerinenzimmer. korrigiert aus: Lehrerinen Absatz eingefügt korrigiert aus: S CHU [L ] R AT Absatz getilgt korrigiert aus: andere korrigiert aus: ganz (1) Gemeinheit me (2) korrigiert aus: menschliche Gemei heit korrigiert aus: S CHULT korrigiert aus: \(/VI=\)/

||

[Parlament.]|Parlament.|

280

|

Fragm. Fassung in neun Bildern

B B

WP14/K1/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

(VII.) Strasse. A BGEORDNETER / A RBEITERTURNER / R ECHTS Sie war Kommunistin, das zu leug-얍nen, war ein schwerer Fehler! A BGEORDNETER Wir haben nichts geleugnet! Nichts! Hören Sie sie doch selbst! N

N

BN

5

B

B

N

BN

(VIII.)

N

B

Ellis Verteidigungsrede.

N

10

B

(IX.)

B

Irrenhaus.

B

I RRENARZT - A BG . - I RENE .

N

N

15 N B

N

Schlussansprache Irenes. 20

XXXXXXXXXXXXXXXXXXX

1 2 3 5 5 7 9 12 14 16 16

(VII.)N ] Strasse.N ] BN] BA BGEORDNETER N ] BN] B(VIII.)N ] BEllis Verteidigungsrede.N ] B(IX.)N ] BIrrenhaus.N ] BI RRENARZT - N ] BA BG . N ] B B

korrigiert aus: \(/VII=\)/

[Strasse.]|Strasse.| Absatz eingefügt korrigiert aus: SA BGEORDNETER Absatz getilgt

\(/VIII.\)/ [Ellis Verteidigungsrede.]|Ellis Verteidigungsrede.| \(/[i]|I|X.\)/ [Irrenhaus.]|Irrenhaus.| korrigiert aus: I RRENARZTkorrigiert aus: A GB .

281

ÖLA 3/W 298 – BS 9 [1], Bl. 3

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Erstes Bild

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 1

Ella kommt mit Eva und Schaper. 5

10

E LLA Hier wohne ich. E VA (geht an die Truhe und öffnet ein Kästchen) E LLA Was suchst Du dort? E VA Ich wollte nur nachsehen, ob ihn noch hast -- ja, da ist er. Du hast ihn noch. S CHAPER Was denn? E VA ( zerreisst den Brief) Das da. Meinen Brief. Hab ich Dir nicht geschrieben , Du sollst meinen Brief verbrennen? Warum bewahrst Du ihn auf, Du leichtsinniges Wesen? Sie sollen es nicht wissen, dass wir uns kennen. E LLA Ich bewahre alles auf. Alles von Menschen, die mir nahe stehen. Ich finde Deine Sorgen übertrieben. Wer soll da in meinen Dingen herumkramen? E VA Du hast Dich zu uns bekannt. Glaub nur ja nicht, dass sie das nicht wissen. Sie umspitzeln Dich und warten nur auf die Gelegenheit, Dich zu packen ! E LLA Ich tu meine Pflicht nach dem Gesetz. Sie haben kein Gesetz gegen mich. E VA Sie haben die Macht, das genügt. S CHAPER Bezweifeln Sie das? (Stille) S CHAPER Das ist naiv, verzeihen Sie Fräulein! E LLA Oh bitte! E VA Vielleicht führst Du auch noch ein Tagebuch? Und schreibst alles hinein? E LLA Mein Tagebuch gehört mir. Ich führs noch, und es steht nichts Unrechtes drin. E VA Das kannst Du nicht entscheiden. Ich glaub es. Aber das Unrechte wird von zwei Seiten betrachtet, was uns recht ist, ist den anderen unrecht, was uns unrecht ist, ist den anderen recht. Den Herrschenden. -- (sie setzt sich) Einen Augenblick! Ich bin so müde und matt -- ich muss mich ein bisschen setzen -- so drei Monate spürt man -E LLA Drei Monate -E VA Ja. Drei Monate Gefängnis. Ich möcht nichtmehr dran denken! 얍 S CHAPER Vergiss es nur nicht! E VA Nein. Garantiert. (Stille) E LLA Ich stell mir das furchtbar vor. (Lehrer der seine Stelle verliert, weil er eine Protestantin geheiratet hat, Feuerbestattung, usw.) B

N

B

N

B

B

B

15

N

N

B

B

20

25

35

N

N

B

30

N

N

B

N

10 10 10 12 14

B

zerreisstN ] DasN ] BgeschriebenN ] BSief kennen.N ] BSorgenN ]

\Sief kennen./ (1) Besorgnis

15–20 16 28 35–36

B

E VA f (Stille)N ] Bzu packenN ] BmichN ] B(Lehrer f usw.)N ]

(2) korrigiert aus: S rgen \E VA f (Stille)/ [einz] |zu packen| korrigiert aus: mih \(Lehrer f usw.)/

B

korrigiert aus: zerreist korrigiert aus: Das\./ korrigiert aus: geschr ieben

282

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 2

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

E VA Ich hab es mir nicht furchtbar vorgestellt , aber es war es. Mein Trost war, dass ich für das Recht gesessen bin, für das Recht der arbeitenden Menschheit. ( Stille ) E VA Wie ich Dir geschrieben habe, fahre ich jetzt zur Erholung. Seine, Schapers Schwester nimmt mich auf, sie hat ein Blockhaus in den Bergen. Ich war lange nichtmehr in den Bergen, aber ich glaube sie werden mir nichtmehr so gefallen. Man ändert sich zur Landschaft. -- Warum wohnst Du eigentlich nichtmehr bei Deinem Vater? E LLA Kannst Du das nicht verstehen? E VA Soweit ich mich an Deinen Vater erinnere, ja. E LLA Mein Vater und ich haben uns entzweit. Ohne Krach. Wir reden noch miteinander, fragen wie es uns geht, aber es geht uns nichtsmehr an es würde uns nicht sonderlich berühren, wenn einer von uns draufgehen würde. Es ist eine Atmosphäre! E VA Betet er noch? E LLA Er betet den ganzen Tag. E VA Wie alt ist er denn jetzt? E LLA Siebzig. Er hat Angst vor dem Tode. Und er weiss, dass ich an kein Fortleben glaube, Du weisst, dass ich aus der Kirche heraus bin -- ich kanns eigentlich Dir verdanken. E VA Nichts kannst Du mir verdanken. Ich habe Dir die Augen geöffnet und das ist meine Pflicht. E LLA Weisst Du, dass er Dich hasst? E VA Wer? E LLA Vater. 얍 E VA (lacht) S CHAPER (am Fenster) Wer steht denn dort drüben? E LLA Dort? S CHAPER Dort steht jemand hinter der Gardine und spitzelt herüber -E LLA Ach, das ist der! E VA Wer? E LLA Das ist der beste Freund meines Vaters. Er ist Sanitäter und irgendwas bei dem Beerdigungsverein, er geht auf alle Fälle mit, wenn einer begraben ist -- wir nennen ihn den Leichenbitter. S CHAPER Ein schöner Name. E LLA Er hasst mich. S CHAPER Ein guter Christ? E LLA Und ob! S CHAPER Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst! E VA Das gilt nicht für uns. S CHAPER Das gilt überhaupt nicht. E LLA Er ist mein Todfeind. B

B

5

10

Lesetext

N

N

B

N

BN

15

20

25

30

B

35

B

40

B

1 3 12 14 33 39 42

vorgestelltN ] StilleN ] BfragenN ] BN] BwennN ] BwieN ] BTodfeind.N ] B B

N

N

korrigiert aus: vorgsetellt korrigiert aus: stille korrigiert aus: fr gen

[Vater betet jetzt de] korrigiert aus: wen korrigiert aus: ie korrigiert aus: Todfeind?

283

N

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 3

Fragm. Fassung in sieben Bildern

N

B

N

B

10

15

20

Lesetext

E VA Warum? E LLA Ich weiss es eigentlich nicht. Sicher, weil er auch so ein Frömmler ist. S CHAPER Solche Leut haben eine feine Witterung -- sie sehens einem an. Fräulein Waldt ! Ich danke Ihnen, dass Sie uns hier geholfen haben und ich freue mich, Sie kennen gelernt zu haben! Ich sage das nicht als Kavalier , sondern als Politiker. Sie können uns viel helfen, als Lehrerin, gerade in Ihrem Beruf -E VA Sie gehört doch garnicht zu uns! S CHAPER Ich empfinde sie so! Wer aus der Kirche ausgetreten ist, der kämpft für die Befreiung der Menschheit. Kapitalistin ist sie keine und das genügt mir schon! E VA So sei doch still! Gib acht, sonst verliert sie noch ihre Stelle, genau wie ich! 얍 S CHAPER Stelle? Wenn schon! E VA Glaubst Du, dass das mir so leicht fiel? Und erst ihr, die doch garnicht so fest ist, wie ich! E LLA Ich bin fest, oho! Wenn ich etwas als recht einsehe, dann bringt mich nichts davon ab! Ich hasse das Unrecht! S CHAPER Was verstehen Sie unter Unrecht? E LLA Was heut als Recht gilt. (Stille) S CHAPER Wissen Sie, wer ich bin? E LLA Nein. E VA Es spielt auch keine Rolle. Du kannst es Dir schon denken! Wenn Dus ihr sagst, schreibt sies noch in ihr Tagebuch! E LLA Aber was! Ich schreibs nicht nein! Ich bin doch kein Backfisch! S CHAPER Sie schreibt es nicht in ihr Tagebuch, aber es spielt auch keine Rolle. Ich bin nur ein kleiner Mann, und vielleicht haben Sie meinen Namen nie gehört, es ist auch gleich. E LLA Ich muss jetzt fort -- ich komm aber gleich wieder! Ich bring Euch dann an die Bahn. (ab) B

5

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

B

N

N

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 4

B

N B

25

N

B

N

\Textverlust\

얍 B E VA N Aber sie muss sich in acht nehmen, besonders hier in der Provinz -- nein diese Luft da. S CHAPER Jetzt steht er wieder drüben und spitzelt herüber -- wie sagte sie doch? E VA Leichenbitter. S CHAPER BWasN für Namen. Mittelalter. Mittelalter. 35 (an die Tür wird fest gepocht) E VA Da ist wer! S CHAPER Still! Wenn uns jemand hier sieht, kriegt sie die grössten BUnannehmlichkeitenN! 30

4 5 6 10 21–22 22 25 30 34

B

WaldtN ] KavalierN ] BIhremN ] BGibN ] Bsagst, schreibtN ] BsiesN ] BNamenN ] BE VA N ] BWasN ]

37–38

B

B

UnannehmlichkeitenN ]

korrigiert aus: Wald korrigiert aus: Kava lier korrigiert aus: ihrem korrigiert aus: Gibt korrigiert aus: sagt, schreibst korrigiert aus: Sies korrigiert aus: Name eingefügt (1) Wie (2) Was korrigiert aus: Unannehmlichkeeiten

284

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 5

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

E VA Sie verliert ihre Existenz. (es klopft wieder) S CHAPER Still! K OMMISSAR UND ZWEI B EAMTE (treten ein) Ach da ist ja wer! Warum sagen Sie denn nicht herein! (er dreht das Licht an) Fräulein Neumeyer, nicht? E VA Ja. Ich bins. K OMMISSAR Wir haben es erfahren, dass Sie sich hier aufhalten -- Sie wissen ja bereits, wer wir sind. E VA Die Polizei. S CHAPER Nein, das wissen wir nicht! K OMMISSAR Wer ist denn das? S CHAPER Ich bin der Landtagsabgeordnete Ullrich. Da! Ihren Ausweis, bitte ! K OM Bitte. Hier. S CHAPER Danke. K OM Welcher Partei gehören der Herr Landtagsabgeordnete an? S CHAPER Das geht Sie nichts an. K OM Ich kanns mir ja denken -S CHAPER Umso besser! Im Uebrigen verzichte ich auf Ihre Gedanken! 얍 K OMM (verbeugt sich vor ihm) Es geht Sie auch nichts an! Es ist eine Anzeige eingelaufen, dass Sie, Fräulein Neumeyer Flugblätter verteilt hätten unter Polizeibeamte! E VA (lacht) K OMM Lachen Sie nicht! S CHAPER Machen Sie uns hier doch kein Theater vor! Sie wollen hier bloss eine Hausdurchsuchung bei Fräulein Waldt halten, sonst nichts! Und Sie benützen natürlich die Gelegenheit! Ich kenn das wie man das macht! Sie wollen irgendetwas finden, damit Sie sie entlassen können! K OMM Ihre Rede belastet sie nur. E RSTER Hier -- ein Tagebuch. K OM Nehmen Sie die ganze Korrespondenz mit -- So. Unsere Sache ist nun erledigt. Wo kommen Sie jetzt her? Und wo wollen Sie hin? S CHAPER Das geht Sie nichts an! K OM Oho! S CHAPER Es geht Sie nichts an! K OMM Herr Abgeordneter! S CHAPER Schluss! Sie haben Ihre Pflicht erfüllt und ab! Oder wagen Sie hier, die da zu verhaften?! Zeigen Sie den Haftbefehl! Sie haben keinen! Also Adieu! K OM (ab) B

5

N

B

10

N

B

B

15

N

B

25

30

B

N

B

35

B

N

N

4 7 12 14 16 18

B

25 25 31

B

daN ] hier aufhaltenN ] BbitteN ] BDanke.N ] BSieN ] BGedanken!N ] B

HausdurchsuchungN ] WaldtN ] BWoN ] B

N

N

B

20

Lesetext

korrigiert aus: das korrigiert aus: hieraufhalten korrigiert aus: bit te korrigiert aus: Danke= korrigiert aus: SSie (1) Einwendungen. (2) Gedanken! korrigiert aus: Hausdurchsung korrigiert aus: Wald korrigiert aus: (Wo

285

N

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 6

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

E VA Schaper . Das war gefährlich. Ich hätt ihn nicht so behandelt. Das muss Ella büssen. S CHAPER Und wenn ich ihn mit Glaces angefasst hätte, müsste sie auch büssen! Einerlei! E VA Lösch das Licht aus, es tut mir in den Augen so weh -(Stille) E VA Ich hab so Angst um Ella -- sie hat irgendwas ins Tagebuch vielleicht geschrieben, und das ruiniert ihre Existenz -- Du, ist das nicht gemein, 얍 wie die hier den Privatesten nachschnüffeln? S CHAPER Wen die mal auf der Liste haben, der entgeht ihnen nicht -- es sei denn, er wäre ein Schuft. (Stille) E VA Wie dunkel es jetzt schon wird. S CHAPER Das ist immer so im Herbst. E VA Im Herbst ist es schön in den Bergen – S CHAPER Was sind das für Lyrismen? E VA Ob mir die Berge noch so gefallen werden? Nein es liegt zuviel dazwischen. (Stille) E VA Was glaubst Du, wer sie angezeigt hat? S CHAPER Sie selber haben sie angezeigt. Dieser Kerl da drüben, dieser Leichenbitter -- eine Spitzelwirtschaft! B

N

B

B

B

5

N

B

10

B

B B

15

Lesetext

B

N

N

N

N

N

N

N

20

25

E LLA (kommt) E VA Da ist sie! E LLA (zündet das Licht an) Warum sitzt Ihr hier so im Dunkeln? E VA Ella, hör mal, aber erschrick nicht -E LLA (unterbricht sie) Ich weiss schon, es war Hausdurchsuchung! Der hats mir grad erzählt! Der Leichenbitter, ich traf ihn auf der Treppe! Oh, wie ich diesen Scheinheiligen hasse! E VA Gib acht, Ella! Ich möcht jetzt am liebsten nicht fort -E LLA Du hast die Erholung nötig -E VA Ich hab so Angst um Dich, Du bist ein ehrlicher Mensch – E VA Du weisst nicht, zu was die Gesellschaft fähig ist, und ob Du innerlich so stark sein wirst, das zu ertragen? E LLA Mach Dir nur keine Sorge! Ich hab ein reines Gewissen! B

B

30

N

B

N

BB

N

N

B

35

1 1 3 5 5 7 10 13–18 14 27 27 29 32 32 33 33

N

SchaperN ] EllaN ] BangefasstN ] BLöschN ] BdenN ] BIch habN ] BS CHAPER N ] BE VA f (Stille)N ] BS CHAPER f Herbst.N ] Bsie) IchN ] BesN ] BScheinheiligenN ] BE VA f Mensch –N BE VA N ] Bzu f GesellschaftN ] BinnerlichN ] B B

N

korrigiert aus: Scha er korrigiert aus: Ell

a\ng/efasst korrigiert aus: (Lösch korrigiert aus: en korrigiert aus: Ichhab korrigiert aus: S CHPER

\E VA f (Stille)/ [Es ist Herbst.] |S CHAPER f Herbst.| korrigiert aus: sie) Ich korrigiert aus: ees korrigiert aus: sch inh iligen \E VA f Mensch –/ korrigiert aus: R ENATE korrigiert aus: was die Gesellschaft zu korrigiert aus: inner lich

286

B

N

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 7

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

E VA Das hab ich auch. S CHAPER Das haben wir alle! Komm! Es ist höchste Zeit! E VA Wenn Du mich brauchst, dann schreib mir sofort ! E LLA Du sollst Dich jetzt erholen! E VA Schreib sofort ! E LLA Leb wohl! S CHAPER (kommt nochmal zurück) Sie wissen, wo Sie mich erreichen können? E LLA Ja. S CHAPER Es steht Ihnen was bevor. Geben Sie acht! Es dreht sich nicht um Recht, Fräulein! Es ist eine Machtfrage ! (ab) B

5

Lesetext

B

N

N

B

10

B

N

B

N

N

얍 Zweites Bild

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 8

Lehrerzimmer. 15

20

Frl. Frosch und Hauptlehrer. H AUPTLEHRER Nein, sowas! F RL Es kann ihr die Existenz kosten. H AUPTLEHRER Auf alle Fälle möcht ich nicht ihre Liste sehen, ihr Führungszeugnis -Hausdurchsuchung wegen des Verdachts staatsfeindlicher Umtriebe! Verkehr mit staatsfeindlichen Elementen! Selbst wenn sie unschuldig ist, wird sie büssen müssen! F RL Sie tut mir leid. H AUPTLEHRER Mir auch! Es sind doch auch ganz fürchterliche Zustände! Die Kirche bekommt jährlich achtunddreissig Millionen Mark, es werden ihr Dinge aufgewertet, die mal ein König sequestriert hat -- die Kirche hat einen guten Magen! Ich möcht ja auch am liebsten raus, aber Sie sehen ja, was das für Folgen hat! Die Kirche herrscht eben und da kann man nichts machen! Dass sie den Religionsunterricht verweigert hat, das wird ihr die Existenz kosten! F RL Nach dem Gesetz kann sies ja. H AUPTLEHRER Ja, nach dem Gesetz. Aber jetzt setzt die Schnüffelei ein, und sie werden schon einen Grund finden, garantiert! Die Kirche ist eine Hauptstütze der heutigen Ordnung, ohne lieben Gott kommen wir ja auch nicht aus, wir brauchen unbedingt einen lieben Gott -- aber trotzdem kann ich das natürlich ganz verstehen -- Neulich hat ein Kollege von mir den Dienst verlassen müssen, weil er eine Protestantin geheiratet hat, wie im dreissigjährigen Krieg! Wenns noch eine Jüdin gewesen wär, in Gotts Namen! Aber eine Protestantin! B

25

N

B

30

N

B

B

35

3 5 9 10 10 21 29–30 32 33

N

sofortN ] sofortN ] BumN ] BMachtfrageN ] B(ab)N ] BHausdurchsuchungN ] BReligionsunterrichtN ] BsieN ] BschonN ] B B

korrigiert aus: sofot korrigiert aus: sofrt korrigiert aus: u

Machtfr[{ }]|a|ge \(ab)/ korrigiert aus: Hausdurchs chung korrigiert aus: Religionsunterreicht korrigiert aus: siew korrigiert aus: scc hon

287

N

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

F RL . M AYER (ist inzwischen eingetreten) Mein Onkel ist Lehrer in 얍 Garching, der kommt nicht fort aus dem Nest, weil sich seine erste Frau hat verbrennen lassen. H AUPTLEHRER Natürlich! -- In Garching, sagen Sie? M AYER Ja. H AUPTLEHRER Dann kenn ich ja Ihren Onkel. Ist das nicht so ein grosser Untersetzter? M AYER Ja. H AUPTLEHRER Wie klein die Welt ist! DAS

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B

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M ÜLLER (tritt ein) Guten morgen! (sie legt den Mantel ab) Fräulein Frosch! F ROSCH Ja? M ÜLLER Können Sie mir nicht sagen in welcher Sammlung das Gedicht steht von dem Zuaven, der von dem Landsturmmann gefangen genommen wird? Ich möcht es gern meiner Klasse einlernen, zu dem Fest demnächst. F ROSCH Ich weiss es nicht. H AUPTLEHRER Ich auch nicht. M ÜLLER Es beginnt so: ......... und endet so: .......... M AYER Verzeihen Sie, aber dieses Gedicht find ich schauerlich. M ÜLLER (fährt empor) Wie war das? Ich habe Sie keineswegs gefragt, wie Sie dies Gedicht finden! Ich weiss, dass es ein fabelhaftes Buch ist, ein vaterländisches Gedicht, ein entzückendes! Ich weiss auch, dass es Tendenzen gibt, unserer Jugend die Wehrhaftigkeit zu verekeln ! Deutschland wird nicht frei solange es nicht wieder Soldaten hat! Disziplin! Kulturbolschewismus, Attentate auf die christliche Familie, Pazifismus! Das Wahlrecht für die Deserteure! H AUPTLEHRER Beruhigen Sie sich doch! Sie sind doch hier in keiner Wahlversammlung! Wir sind in der Schule! M ÜLLER Vielleicht soll ich meinen Kindern die Internationale lernen!? 얍 E LLA (ist eingetreten) Die Internationale wäre entschieden günstiger, als wie Ihre Gedichte! M ÜLLER Ich weiss, dass Sie Bolschewistin sind! Und man wirds Ihnen ja schon zeigen! Mit so jemand red ich überhaupt nicht! Sollen wieder die polnischen Juden hereinkommen, mit lauter Läus am Kopf in unser Vaterland?! Von den Franzosen bestochen! E LLA Sie wagen das zu sagen! Wissen Sie denn nichtmehr, was es im Krieg gab?! Sie nennen die Deserteure! Das ist eine moralische Verkommenheit, ersten Ranges! H AUPTLEHRER Aber bitte, meine Damen! E LLA Eine Verkommenheit ist das! Und solange Sie pensionsberechtigt sind haben Sie Ihren Mund zu halten gegen den Rentnerstaat, Sie! Das ist das primitivste Taktgefühl! M ÜLLER Ich kenne Ihre Vorliebe für den Pöbel! E LLA Pöbel?! Sie nennen das Proletariat Pöbel? B

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ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 9

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korrigiert aus: ihren korrigiert aus: on korrigiert aus: das korrigiert aus: Wehrhaaftigkeit korrigiert aus: v reckeln

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ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 10

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

M ÜLLER Ich kenne das Proletariat! Wenn ich nur das Wort schon hör! Es gibt kein Proletariat! Das brave liegt draussen auf dem Felde der Ehre, das Dreckige ist zurückgekehrt. E LLA Das ist eine Schande! M ÜLLER Ich weiss überhaupt nicht, wieso ich dazukomm mit so einer Person zu sprechen! Hausdurchsuchung! Na wir werden ja sehen! (ab) B

B

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H AUPTLEHRER Ich an Ihrer Stelle hätt mich nicht so aufgeregt. E LLA Das ist Temperamentssache -- ich kann es halt nicht hören -- Was werden für Verbrechen an den Kindern begangen, und das ist das grösste Verbrechen, an wehrlosen Kindern --

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S CHULRAT (kommt) Dürft ich Sie einen Augenblick allein sprechen -E LLA Bitte -N

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E LLA Warum werd ich entlassen? S CHULRAT Das steht in den Akten. Wenden Sie sich an die Regierung. (offiziell und inoffiziell) 얍 S CHULRAT Danke. (Hauptlehrer und Frosch verlassen das Zimmer) (Stille) S CHULRAT Ich habe Ihnen leider eine ungemein traurige Mitteilung zu machen, eine Mitteilung, die ich bisher in meinem Leben erst das zweitemal machen muss. Das Kultusministerium muss Sie fristlos entlassen, wegen Ihrer politischen Einstellung. E LLA (erhebt sich) S CHULRAT Wegen Ihrer pol. Einstellung, ja. Ab ersten. Fristlos. Und ohne Pensionsansprüche. E LLA Zwei Wochen vor meiner endgültigen Einstellung. S CHULRAT Sie waren auf Widerruf angestellt. E LLA Vierzehn Jahre auf Widerruf --S CHULRAT Ich erfülle nur eine traurige Pflicht. Wenns nach mir ging, ich hätts nie getan. Aber der Grund war wohl Ihr Verkehr, Ihre Freundschaft mit staatsumstürzenden Elementen -E LLA Ich gehöre keiner politischen Partei an, ich habe immer meine Pflicht erfüllt und meine Freundschaft geht niemand was an. Es steht im Gesetz nichts, wonach B

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korrigiert aus: ken korrigiert aus: zurückgekehrt, korrigiert aus: S TCHULRAT

\E LLA f inoffiziell)/ [das Ministe] |die Regierung.| gestrichen: Eintragung von fremder Hand: \inoffiziell/ [\Ich würde ein Gnadengesuch machen/] gestrichen: Eintragung von fremder Hand: \Ich würde ein Gnadengesuch machen/ korrigiert aus: DaDas korrigiert aus: we gen korrigiert aus: Wiederruf

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ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 11

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

ich entlassen werden kann. Ich muss mich erst fassen, es ist zu unglaublich . Ich muss doch die Personalakten einsehen können. S CHULRAT Ich rede jetzt inoffiziell: es soll bei der Hausdurchsuchung ein Tagebuch gefunden worden sein , in dem der Satz steht: Nun gehöre ich mit Leib und Seele dem Kommunismus -E LLA Mein Tagebuch? Ja, diese Stelle! Ich hab es gesehen, wie die Polizei ungerecht vorgeht, ich bin doch nicht blind, ich hab mich angefangen damit zu beschäftigen , ich hab das morsche gesehen, -- ja, ich gehöre innerlich dem Kommunismus. Das ist meine Religion. S CHULRAT Ich achte jede Ueberzeugung, aber Sie müssen es doch einsehen, dass sich der Staat gegen derartige Beamte wehren muss -- der Staat kann 얍 eben nicht von so jemand seine Kinder erziehen lassen -E LLA In der Verfassung steht, dass die Meinungsfreiheit gewährleistet ist. Ich glaub nicht an Gott, ich glaub nicht an den Gekreuzigten, es gibt heut eine Macht, die gegen die Religion richtig vorgeht, das ist Russland. Es ist die grösste Tat der Welt, das kühnste Experiment. -- Ich bin aber treu meinen Pflichten nachgegangen und hab die Kinder richtig unterrichtet. S CHULRAT Sie haben den Religionsunterricht abgelehnt -E LLA Kann ich, wenn ich will. S CHULRAT Ich sagte Ihnen das jetzt nur inoffiziell. (Stille) E LLA Fragen Sie die Eltern! Zeigen Sie mir ein Kind , das mich nicht leiden mag! S CHULRAT Das wissen wir, Fräulein. Und ich weiss es vor allem. Aber Gesetz ist Gesetz und hier bin ich nur Vollzugsorgan. E LLA Und ich kann nichts dagegen machen. Der schwerste Verbrecher wird ja gehört, eh er verurteilt wird. Mir raubt man meine Existenz -S CHULRAT Sie können sich ja an die Regierung wenden -E LLA Werd ich auch! S CHULRAT Ob es Ihnen aber was nützt! E LLA Ich kämpfe um mein Recht! B

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korrigiert aus: ungl ublich korrigiert aus: wes korrigiert aus: esein korrigiert aus: bbeschäftigen korrigiert aus: das korrigiert aus: K d korrigiert aus: liden

] ExistenzN ] BjaN ] BOb esN ] BN]

Leerzeile getilgt korrigiert aus: Existe z korrigiert aus: j korrigiert aus: Obes

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[Ich würd Ihnen ja raten, sich an die Regierung zu wenden und ein Gnadengesuch einzu]

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ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 12

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Drittes Bild

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 13

Auf der Regierung. Ein Korridor mit Türen. Links ein Tisch mit einem Drehsessel. 5

S CHULRAT UND DER Z USTÄNDIGE (begleitet ihn aus der Türe) DER Z USTÄNDIGE Sie können ohne Sorge sein. Das Material, das wir besitzen, ist erdrückend, seien Sie nur nicht ängstlich. S CHULRAT Es dreht sich doch immerhin um einen Menschen. Die Waldt hat nichts. DER Z USTÄNDIGE Sie wird schon was finden! Und ausserdem hätt sie sich nicht so betragen sollen. Wie kommt sie dazu, solche Dinge in ihr Tagebuch zu schreiben. Sie kennt den kom. Landtagsabgeordneten , ihre Freundin sass wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, sie selbst trat aus der Kirche aus -- warum kennt sie nicht anständige Menschen? Würden Sie mit derlei verkehren? S CHULRAT Ich, nein! Z USTÄNDIGER Sehen Sie! Ich verstehe den Staat, dass er sich wehrt! S CHULRAT Ja, ich auch. Aber ich glaube, dass sich der Staat zu hart wehrt , er braucht doch nicht jemand seiner Existenz zu berauben, weil dieser jemand mal was in sein Tagebuch geschrieben hat -- -- es steht in keinem Verhältnis. Der Staat muss das geschickter machen, versteh ich darunter. Z USTÄNDIGER Darüber lässt sich natürlich reden. S CHULRAT Sehen Sie, die Presse hat den Fall aufgegriffen -Z USTÄNDIGER Was heisst Presse! Das ist dieser Redakteur Schneider, dieser widerliche Patron! Dieser Revolvermann! Dieser Bolschewist! S CHULRAT Das ist doch garkein Bolschewist! Z USTÄNDIGER Dann ist er ein Demokrat! Ja, glauben Sie denn, dass wir uns vor der Presse fürchten? Lächerlich! Die Presse soll nur ruhig 얍 schreiben, regieren tun wir! Ob da ein Minister geht oder nicht! Wir regieren! Ich habe mir übrigens diesen Redakteur herbestellt, und werd ihm mal ordentlich die Meinung sagen -Also Adieu! Und lassen Sie sich nur ja keine grauen Haare wachsen! Kommen Sie heut abend? S CHULRAT Ja. Beste Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin! Z USTÄNDIGER (ab) B

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erdrückend,N ] so betragenN ] Bkom.N ] BLandtagsabgeordnetenN ] BFreundinN ] BWiderstandsN ] BselbstN ] BsieN ] BZ USTÄNDIGER N ] BwehrtN ]

19 20 21 23 26 32

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korrigiert aus: erdrückend , Eintragung fremder Hand: \s/o\ /bet\r/agen gemeint ist: kommunistischen korrigiert aus: Landtagsabgeordeneten korrigiert aus: Freunden korrigiert aus: Widersands korrigiert aus: selhst korrigiert aus: Sie korrigiert aus: Z USTÄNDIGE (1) wehr (2) wehrt korrigiert aus: staht korrigiert aus: geschikter korrigiert aus: Z USTÄNDIGE korrigiert aus: Z USTÄNDIEGE korrigiert aus: Z USTÄNDIGE korrigiert aus: Empfeh ungen

291

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 14

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

S CHULRAT (bleibt einen Augenblick stehen, horcht, will nach rechts, stockt, geht rasch nach links ab) B

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E LLA UND DIE M AYER (kommen) M AYER Ich glaub, wir werden nicht viel erreichen. E LLA Ich glaub nicht! Wir haben doch noch Gesetze und, wenn ich bis zum Kultusminister gehen müsst! M AYER Ich bin da pessimistisch -E LLA Wollen Sie fort? -- Bitte. Ich verstehe das, es ist nicht angenehm für Sie, mit mir hier zu erscheinen, ich wollte Sie als Zeugin haben, aber bitte, gehen Sie, es war zuviel von mir verlangt -- bitte, gehen Sie! M AYER Nein -E LLA Doch! Oh, das kann ich nicht machen! Sie sind gut, aber gehen Sie! M AYER Ja, das wird wohl das Beste sein -- (ab) B

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E LLA (allein; klopft an eine Türe) S TIMME Herein! E LLA (tritt ein) 20

E LLA (kommt wieder mit dem Unzuständigen) DER N ICHTZUSTÄNDIGE (sehr höflich) Ich bin leider nicht zuständig in dieser Sache und könnt es Ihnen auch leider nicht sagen, welcher Herr da zuständig ist. Gehen Sie doch bitte mal da links zwei Treppen, rechts 얍 Zimmer zweiundsiebzig . Habe die Ehre! (ab) E LLA (ab nach links) Danke. B

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R EDAKTEUR UND A NWALT (kommen von rechts) R EDAKTEUR Der Fall ist natürlich ungeheuerlich. Sie wissen ja, dass ich ganz fernab dem Kommunismus stehe, aber rein menschlich -- und wenn ich mich für den Fall einsetze, dann ist was dran. Sie kennen mich, dass ich kein Klerikaler bin, aber natürlich das Gute an der Kirche schätze. In irgendeiner Stadt hätt das nie vorkommen können, ausser bei uns, denken Sie nur an unseren Bürgermeister -A NWALT Es ist ein krasser Fall, aber wenn man Tag für Tag als Anwalt mit den Gerichten zu tun hat, wir haben natürlich keine Klassenjustiz, aber man könnts manchmal meinen – R EDAKTEUR Jetzt bin ich hierher gebeten . Wahrscheinlich wegen meines Artikels. Ich nehme den Kampf auf. Gefühlsmässig schon, und ich folge meinem Gefühl. -B

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1 2 9 10 23 27 31 32 32–33 36 37

einenN ] linksN ] BWollenN ] Berscheinen,N ] BzweiundsiebzigN ] BA NWALT N ] Bschätze.N ] BunserenN ] BBürgermeisterN ] BmanchmalN ] Bhierher gebetenN ] B B

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korrigiert aus: eiben korrigiert aus: links) korrigiert aus: Woleen korrigiert aus: erscheinen , korrigiert aus: zeiundsiebzig korrigiert aus: A N ALT korrigiert aus: schätze,. korrigiert aus: unse en korrigiert aus: B rg rmeister korrigiert aus: manch al korrigiert aus: hierbestellt gebeten

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ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 15

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

Ich lass mich natürlich nicht beirren, bin neugierig, was er mir zu sagen hat -Wir treffen uns hernach! A NWALT Am besten hier. Ich muß noch was mit Ihnen bereden, die Gesellschaft mit den Dividenden, usw. R EDAKTEUR Ich werd wohl nicht länger als eine kleine halbe Stunde zu tun haben -A NWALT (ab) B

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Lesetext

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R EDAKTEUR (klopft und hinein) 10

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E LLA (kommt von links) EINER (von rechts mit dem Klosettschlüssel) E LLA Verzeihen Sie -EINER Ich hab jetzt keine Zeit, keine Zeit -- (ab) 얍 E LLA (klopft an die Türe links und tritt ein) S TIMME Ja, zum Donnerwetter können Sie denn nicht warten, bis ich herein sage?! Bleiben Sie draussen! E LLA Eine Unverschämtheit -S TIMME Herein! Herein!! E LLA (rührt sich nicht) DER N ICHTZUSTÄNDIGE (erscheint in der Tür) Ja warum kommen Sie denn nicht herein! E LLA Schreien Sie nicht so mit mir! E R Was erlauben Sie sich für einen Ton?! E LLA Was erlauben Sie sich für einen Ton?! Ich werde hier herumgejagt und keiner gibt mir Antwort! Ich verlange hier endlich gehört zu werden! E R Wer sind Sie denn überhaupt?! E LLA Ella Waldt. E R Ah! (er fixiert sie) (Stille) E R So. Sie, das sind Sie. In Ihrem Falle bin ich nicht zuständig. Mein Ressort ist die staatliche Hagelzwangsversicherung . (ab) B

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E LLA (will an die Türe, da tritt gerade der Redakteur raus und der Zuständige, sie lauscht) B

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korrigiert aus: ws korrigiert aus: hlbe korrigiert aus: A NWALRLT korrigiert aus: N ICHT STÄNDIGE korrigiert aus: gehörtbzu

\E R f sie)/ korrigiert aus: Das

[Gehen Sie doch daneben an] |Mein f [Kanalisation] |staatliche Hagelzwangsversicherung|| gestrichen: Eintragung fremder Hand: versicherung eingefügt eingefügt korrigiert aus: Zuständige)

\sie lauscht)/

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ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 16

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

R EDAKTEUR Das ist nun lächerlich. Ich habe auf Ihr Ansinnen überhaupt nichts zu antworten. Warum soll ich Ihnen glauben, die Akten darf ich nicht einsehen. Z USTÄNDIGER In die Akten darf niemand Einblick haben, das wissen Sie. R EDAKT Sie wissen auch, dass ich mir von niemandem was vorschreiben lasse. Sie 5 können ja das Beste wollen, Sie vertreten die eine Partei und ich richte einen Angriff gegen Sie -Z USTÄNDIGER Sie müssen aber doch verstehen, dass es uns peinlich wäre wenn die Dinge an die Öffentlichkeit ein Skandal -R EDAKTEUR Das soll es ja gerade. Das ist meine Aufgabe. Nicht parteipolitisch . Ich 10 gehöre zu den wenigen Verlegern, die unabhängig sein können, nach allen Seiten -- Die Zeitung gehört unserer Familie seit bereits drei Generationen. (sie erblicken Ella) R EDAKTEUR Ah, Fräulein Waldt! 얍 (Stille) 15 E LLA Ist der Herr zuständig? Z USTÄNDIGER Nein -R EDAKTEUR (unterbricht ihn) Ja, dieser Herr ist zuständig. Z USTÄNDIGER Ich kann Ihnen aber nichts sagen, Fräulein Waldt! Das darf ich auch nicht. 20 E LLA Herr, ich bin fristlos entlassen worden, ohne Ansprüche , ich habe dieses Schreiben bekommen, Sie berufen sich auf ein Gesetz von 1825, bitte, es dreht sich doch um meine Existenz! Z USTÄNDIGER Ich bin allerdings zuständig, aber ich kann da nichts machen, die Sache kam von oben herab. Sie müssten sich schon an das Ministerium -25 E LLA An wen? Z USTÄNDIGER Versuchen Sies doch mal beim Minister persönlich -- ich könnt es Ihnen gar nicht genau sagen, wer das Referat hat -E LLA (in der Türe) Halt! Ich lasse Sie nicht rein! Jetzt muss mir hier endlich einmal einer Rede stehen! Man bringt mich ja um?! Wollen Sie mich in die Verzweiflung 30 jagen! Denken Sie nur ja nicht, dass ich ins Wasser geh, ich fechte mein Recht durch! B

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korrigiert aus: Ihre (1) Antwort (2) Ansinnen

Z USTÄNDIGER f lasse.N] \ZUSTÄNDIGER f lasse./ Z USTÄNDIGER N ] korrigiert aus: ZUSTÄNDIGE BichN ] eingefügt Bmir vonN ] [ich {nieman}] |mir von| BZ USTÄNDIGER N ] korrigiert aus: ZUSTÄNDIGE BÖffentlichkeitN ] korrigiert aus: ;ffentlichkeit BparteipolitischN ] korrigiert aus: parteipol tisch B N] Absatz eingefügt BR EDAKTEUR N ] eingefügt B(Stille) f zuständig.N] 얍 [\(Stille) E LLA Ist der Herr zuständig? Z USTÄNDIGER Nein – R EDAKTEUR \({unterbricht ihn})/ Ja, dieser Herr ist zuständig./] |(Stille) f zuständig.| BZ USTÄNDIGER N ] korrigiert aus: ZUSTÄNDIGE BentlassenN ] korrigiert aus: verlassen BAnsprücheN ] korrigiert aus: Anprüche BZ USTÄNDIGER N ] korrigiert aus: Z USTÄNDI R B B

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ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 16

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

B EAMTE (kommen aus den Türen) E LLA Ich möchte Einblick in die Akten haben! Z USTÄNDIGER Es kann Ihnen kein Einblick in die Strafakten gewährt werden! R EDAKTEUR Sie sagten doch zuvor, dass es mir nicht gewährt werden kann! Z USTÄNDIGER Schrein Sie nicht! Kommen Sie, Fräulein, herein, das gibt ja einen Riesenskandal! E LLA Es soll es geben! Nein, ich rede nicht mit Ihnen ohne Zeugen! Herr Schneider, bleiben Sie da! Z USTÄNDIGER Ist die Person verrückt geworden!? E LLA Das tät Ihnen so passen! Nicht?! Ich lass mich nur nicht dermassen unterkriegen, merken Sie sich das?! 얍 DER A NWALT (kommt von rechts) E LLA Herr Doktor! Ich habe Sie immer als einen anständigen Menschen gekannt! Wollen Sie meine Verteidigung übernehmen? A NWALT Ich kenne Ihren Fall nicht genau -E LLA Wollen Sie oder wollen Sie nicht? A NWALT (nach Pause) Ja. -- Sie müssen aber wissen, was das heisst für mich. Ich werde verschrien, ich will aber das Opfer bringen. E LLA Was müssen Sie für ein Opfer bringen, wenn Sie sich für das Recht einsetzen? A NWALT Man wird mich boykottieren, wenn ich eine Kommunistin verteidige. E LLA Ich bin doch keine, und wenn, so gilt doch das Gesetz für alle. A NWALT Das wissen Sie selber, dass das relativ ist. R EDAKTEUR Wir werden dafür sorgen, dass dieser unerhörte Fall in die Oeffentlichkeit kommt! Ich werde mich dafür einsetzen! Seien Sie ohne Sorge! Sie wollen einen Menschen verschwinden lassen, aber wir werden uns dagegen wehren! E LLA Ich danke Ihnen. A NWALT Haben Sie nie Angst? E LLA Wovor? A NWALT Sie wissen es doch, wie es gemacht wird. E LLA Wie -A NWALT Wie die Gesellschaft sich Menschen erledigt, die ihr schädlich sind. Wie plötzlich alle Gesetze aufgehoben sind, das war schon immer so -- die Gesetze stehen gegen den Menschen, und wenn nicht, dann werden sie eben gebrochen. Der Einzelne ist schutzlos. Ich weiss das, ich bin mal auf diesen Punkt gestossen, als ich meine Doktorarbeit machte. Sie sind nervös , Fräulein -- Wo wohnen Sie jetzt? E LLA Das weiss ich! Aber wenn ich nur einen Menschen habe, der zu mir hilft. B

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Lesetext

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StrafaktenN ] gewährtN ] Bverteidige.N ] BOeffentlichkeitN ] BwollenN ] BDer EinzelneN ] BPunktN ] BnervösN ]

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korrigiert aus: Straf Akten korrigiert aus: gewehrt korrigiert aus: verteidige korrigiert aus: Oef fentlichkeit korrigiert aus: woll en korrigiert aus: DerEinzelne korrigiert aus: Pun´kt (1) überreizt (2) nervös

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Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Viertes Bild

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 19

Beim Vater. 5

V ATER Wars ein schwieriger Transport? L EICHENBITTER Ja. Wir mussten sehr behutsam sein. Er lag im Sterben. Jetzt ist er wohl tot oder er stirbt jetzt. Aber er hatte noch die grosse Gnade, dass in seiner schwersten Stunde unser Herr Jesus {dort} zu ihm gekommen ist. V ATER Ich habe ihr geschrieben, sie soll zu mir ziehen. Man soll sein Kind in der Not nicht allein lassen. Was würden die Leute sagen? Die Öffentlichkeit sympathisiert mit ihr, wir leben in einer verkommenen Zeit. Und dann ist noch etwas da: es ist eine schwere Prüfung über sie gekommen, sie ist dem Bösen verfallen -sie hat unserer Kirche den Rücken gekehrt, es ist eine schwere Prüfung. L EICHENBITTER Dass sie ihre Stelle verloren hat? V ATER Nein. Das ist ein Fingerzeig Gottes, auf dass sie in sich gehen möge -- er gibt ihr noch einmal die Gelegenheit. L EICHEN Das wollt ich nur hören. (Stille) V ATER Es ist natürlich schlimm, sie hat ihr Geld verloren, sie muss ihr Zimmer aufgeben, sie wird zu mir herziehen, wir sind ja eigentlich nicht verfeindet, aber ich kann sie nur kümmerlich ernähren -- ich bin ein alter Mann , Gott muss mich lieben, dass er mich so straft. L EICHEN Hat sie Dir schon geantwortet? V ATER Ja. Sie kommt. L EICHEN Dann will ich jetzt gehen -V ATER Warum ? L EICHEN Ich störe -V ATER Oh nein! L EICHEN Doch. Du weisst, dass ich ihr gegenüber wohne, ich habe sie genau beobachtet -- Sie hat mich immer schon Totengräber genannt, obwohl ich doch Sanitäter bin. Sie hasst mich -- wie Du ihre Freundin, die sie abtrünnig gemacht hat. V ATER Ist das wahr, dass Du sie angezeigt hast? L EICHEN Ja. 얍 V ATER Still! -- Ich glaubte sie kommt. B

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V ATER f ist.N ] L EICHENBITTER N ] BihrN ] BsieN ] BWas f Zeit.N ] BPrüfung.N ] BsieN ] BkannN ] BMannN ] BWarumN ] BbeobachtetN ] BSie f bin.N ] BSieN ] BTotengräberN ] BSieN ] B B

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\V ATER f ist./ korrigiert aus: L EICHEN korrigiert aus: Ihr korrigiert aus: Sie \Was f Zeit./ korrigiert aus: Prüfung, korrigiert aus: Sie korrigiert aus: ka n korrigiert aus: Ma n korrigiert aus: Warm korrigiert aus: eobachtet \Sie f bin./ korrigiert aus: sie [Leichen] |Totengräber| korrigiert aus: sie

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ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 20

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

L EICHEN Um ihre Seele zu retten, zeigte ich sie an. V ATER Du hast recht getan. L EICHEN Die Zeiten werden immer schlimmer, der Antichrist erwacht in Russland, Hass und Zerstörung gehen über die Welt -- wir stehen vor einer neuen Sintflut -V ATER Es steht geschrieben – V ATER Ich kann ruhig warten -- ich habe eine reine Seele -- -- aber ich kann vor meinen Gott hintreten -- aber das Sterben -L EICHEN Ja, das Sterben -V ATER Wenn ich so im Bett lieg und dran denk, dann ist das furchtbar -- ich hab immer noch Angst vor dem Tode -- und jetzt soll ich meine Tochter so zurücklassen, ohne Gott -- nein, die muss wieder beten lernen! Ich werde ihr das Beten schon beibringen! (es läutet) V ATER Das ist sie! L EICHEN Jetzt kann ich nichtmehr fort -V ATER Bleibt doch! E LLA ( kommt, erblickt den Leichenbitter) V ATER Kennst Du ihn nichtmehr? E LLA Doch. L EICHENBITTER Ich kenne sie doch noch, wie sie spielte -E LLA (setzt sich) L EICHENBITTER (ab) B

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B

N

얍 B B N V ATER Nimm Platz. Ich weiss, dass Du viel durchgemacht hast, und ich will Dir 25 helfen. Ich freue mich, dass Du gekommen bist. Du wirst nun BwohlN auch nicht das Geld haben -E LLA Es ist nicht wegen Geld -V ATER Das weiss ich. E LLA Ich kann jetzt, weisst Du, nicht allein Bschlafen --N ich fühl mich BsoN allein, 30 plötzlich -- ich hab Angst, als stünde mir etwas bevor, aber das wird wohl nur eine Schwäche sein --N 얍 E LLA Ich bin gekommen, um bei Dir zu wohnen, es ist mir aber nicht leicht gefallen -V ATER Es gibt schwierigere Dinge auf der Welt. Wo hast Du BDeinN Koffer? Ist das 35 alles? E LLA Ja. (Stille) 4 5 9 11 17 20 24–31 24 25 29 29 34

SintflutN ] V ATER f geschrieben –N ] BfurchtbarN ] BwerdeN ] Bkommt,N ] BsieN ] BV ATER f sein --N ] BN] BwohlN ] Bschlafen --N ] BsoN ] BDeinN ] B B

korrigiert aus: Sinntflut \V ATER f geschrieben –/ korrigiert aus: fu chtbar korrigiert aus: wer de korrigiert aus: kommt korrigiert aus: Sie 얍 xV ATER f sein -gestrichen: (Anfang der Szene:) korrigiert aus: woh korrigiert aus: schlafen-korrigiert aus: s gemeint ist: Deinen vermutlich bewusst gesetzte dialektale Wendung

297

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 22

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 20

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 22

Fragm. Fassung in sieben Bildern

5

10

15

20

25

30

40

Lesetext

얍 V ATER Es war das einzig richtige, dass Du gekommen bist. Ich hab es auch gewusst, dass Du kommen wirst -- wir haben mit der Seele Deiner Mutter gesprochen -Ich weiss, dass Du daran nicht glaubst, wie Du auch an Gott nicht glaubst -E LLA Bitte lass das! V ATER Drum ist das auch alles eingetreten, weil Du nicht an Gott glaubst! Bete! E LLA Nicht weil ich nicht an Gott glaub, sondern weil es die BGesellschaftN so eingerichtet hat! Dein Gott kann mir auch nichts helfen! V ATER Das ist Lästerung! Dich soll Gott strafen! Ich verfluche Dich!

V ATER Ich lass es. Das Zimmer ist nichtmehr da. Du kannst hier auf dem Sofa schlafen. E LLA Bist Du noch immer mit dem befreundet? V ATER Ja. E LLA Ich hab ihn nie leiden mögen. Der Kinderschreck -- er trug damals so einen Bart -- Komisch, jetzt fällt mir meine Kindheit ein -- hier hab ich gespielt und dort sass Mama. V ATER Er ist ein braver Mensch. E LLA Weisst Du, dass ich ihn in Verdacht hab, dass er mich verraten hat? Er stand immer am Fenster und spionierte -- weisst Du das? V ATER Möglich. Er will das Beste. Auch Dein Bestes. Er ist ein frommer Mann. E LLA Es kann niemand anderer sein, als wie er -V ATER Er war es auch. E LLA Und Du? V ATER Er hat das Beste wollen, er ist fromm und er weiss, dass Du den höllischen Gewalten ausgeliefert bist. Es ist seine Pflicht gegen Dich einzuschreiten, wie es meine Pflicht ist, Dich auf den rechten Weg zu 얍 bringen -E LLA Jetzt geh ich. V ATER Bleib! Du bist doch mein Kind, Du kannst unsern Herrgott nicht verleugnen, daran ist nur diese Bestie schuld -E LLA Sag nichts gegen Eva! V ATER Doch! Sie ist der Satan! Die gehört verbrannt! E LLA Sie hat mich auf den rechten Weg geführt. Ich hab überhaupt nichts mehr können, vor lauter Schuldbewusstsein ! Siehst Du, ich seh das ja in der Schul! Wir haben keine Erbsünde! Wir Menschen sind ohne Sünde geboren! Warum diese Komplikationen! Nur Kraftvergeudung! Und einzelne haben den Nutzen! V ATER Ruhe! In meinem Hause wird nicht so gesprochen! E LLA Dann geh ich! V ATER Bleib! Ich kann Dich nicht gehen sehen! Ich hab noch eine Pflicht zu erfüllen, Gottes Hand lastet schwer auf mir -E LLA Ich bleib, aber ich sollte es nicht -- ich hab so ein beklemmendes Gefühl -- Hier riechts nach Mittelalter -B

B

35

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

N

N

B N

6 10 33 43

GesellschaftN ] Zimmer istN ] BSchuldbewusstseinN ] BN] B B

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 21

korrigiert aus: Gesellschaf korrigiert aus: Zimmer ist korrigiert aus: Schuldbewustsein

[V ATER f sein --] fx

298

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 22

Fragm. Fassung in sieben Bildern

5

10

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30

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 R EDAKTEUR (kommt) Darf ich Sie allein? V ATER (ab) R EDAKTEUR Fräulein Ella, Bwie sehen Sie denn aus?N Ich hätte Ihnen das lieber vor B IhremN Vater mitgeteilt, dass BerN weiss, wie die Welt über Ihren Fall denkt. Ich bin sehr zuversichtlich! Die Empörung in der Stadt ist BallgemeinN. Wir wollen doch sehen, ob es der Bürokratie gelingen wird, einen derartigen Streich zu spielen, jemand ohne Anhören zu verurteilen! Wir haben noch eine menschliche Gemeinschaft, Fräulein! Und es gibt auch noch Leute, die sich BdafürN einsetzen! Für das Recht des Menschen! E LLA Das ist sehr schön, aber das mit dem Recht des Menschen, das hat sowas für sich -R EDAKTEUR Was ist mit Ihnen geschehen? Auf einmal so pessimistisch? E LLA Das ist die Atmosphäre hier, hier ist das Mittelalter. R EDAKTEUR Warum sind Sie hierhergezogen? E LLA Ich hatte Angst vor der BEinsamkeit,N plötzlich vor BdemN Alleinsein -- ich fühlte mich plötzlich so einsam, und dass die Gesellschaft zu allem fähig ist, ich hab plötzlich im Gesicht nur die Zähne Bgesehen --N das ist eine literarische Ader -- -und dann hab ich auch an eine Freundin denken müssen, die sitzt im Irrenhaus -mit BVerfolgungswahn --N sie fühlt sich immer von Nonnen verfolgt -- -- und heut hab ich auch eine Nonne gesehen -R EDAKTEUR Sie sind sehr nervös. E LLA Ich wars noch nie, war immer gesund -- aber diese letzten BAufregungenN -- Es war vielleicht dumm, dass ich hierher gezogen bin. R EDAKTEUR Gott ja! Sie haben jetzt auf alle Fälle einen mächtigen Trumpf in der Hand: die Oeffentlichkeit ist auf Ihrer Seite -- Sie sollen eine Elternversammlung einberufen, und BSieN werden dann sehen! Die Bürokratie wird sich beugen! E LLA Ich glaube, es geht hier nicht nur um die Bürokratie!

얍 Fünftes Bild

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 24

Die Elternversammlung.

35

D ER N ATIONALE (unterhält sich mit dem Hauptlehrer, eröffnet dann den Abend, läutet ) Wir haben hier eine Elternversammlung einberufen, durch Vermittlung, B

N

3 4 4 5 8 15 15 17 19 22 26 35–36

B

wie f aus?N ]

IhremN ] erN ] BallgemeinN ] BdafürN ] BEinsamkeit,N ] BdemN ] Bgesehen --N ] BVerfolgungswahn --N ] BAufregungenN ] BSieN ] BAbend, läutetN ] B B

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 23

(1) Sie (2) wie f aus? korrigiert aus: IHrem korrigiert aus: r korrigiert aus: allgemmein korrigiert aus: afür korrigiert aus: Einsamkeit , korrigiert aus: ddem korrigiert aus: gesehen-korrigiert aus: Verfo gungswahn-korrigiert aus: Aufregung gen korrigiert aus: sie korrigiert aus: Abend) (läutet

299

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

damit sich Frl Ella wehren kann und rechtfertigen, wenn ich auch gegen die sensationelle Ausschlachtung in der Presse bin. R EDAKTEUR (hält) D ER N ATIONALE Ich glaube, ein jeder hier kennt meine Gesinnung: sie ist streng national, aber es gibt natürlich menschliche Dinge, für die man sich einsetzen muss. Ich uebergebe das Wort dem Fräulein! E LLA Ich danke Ihnen, dass Sie mir die Möglichkeit geben, mich zu rechtfertigen . Was ist geschehen? (usw) B

B

5

Lesetext

N

B

N

N

B

N

10

Z WEI D ISKUSSIONSREDNER (Bruder Ellas) D ER B EAMTE DIE M UTTER (gegen den Krieg) -- D ER N ATIONALE (rügt das) 15

20

E LLA Sie hat recht! Bitte rügen Sie das nicht! DER N ATIONALE Dann kann ich ja die Versammlung schliessen! H AUPTLEHRER Frl! Ich will Ihnen was raten, ich hab hier ein Gnadengesuch aufgesetzt -E LLA Gnade? Ich verlange mein Recht! Niemals Gnade! Mein Recht! Hören Sie: mein Recht!! H AUPTLEHRER Ich habe hier nichtsmehr zu suchen -- Wen die Götter vernichten wollen, dem nehmen sie zuerst den Verstand. (ab) 얍 E LLA Oh, ich hab noch meinen Verstand! Pfui Teufel! Gnade! Ich will mein Recht! -Ah! Sehen Sie dort die Nonne -- wir müssen ganz leise sprechen, damit uns keiner hört -- (sie setzt sich und lächelt) A NWALT Nun? R EDAKTEUR Das ist schauerlich. A NWALT Sie haben sich für eine Wahnsinnige exponiert -R EDAKTEUR Ich führe meinen Kampf weiter -- sie ist in den Wahnsinn getrieben worden -- allerdings eine Wiedereinstellung kommt ja kaum mehr in Frage, ich exponiere mich weiter für das Recht! A NWALT Das ist Ihre Sache -- ich als ihr Rechtsvertreter muss natürlich andere Wege beschreiten -E LLA ( erwacht halb) Was hab ich jetzt gesagt? R EDAKTEUR Sie sind sehr aufgeregt, Fräulein. Und es wäre gut, wenn Sie sich erholen würden -E LLA Ich bin nicht verrückt. B

N

25

30

B

B

B

35

B

N

N

N

N

B

N

1 4 4 7 22–23 30 31 33 35 36

rechtfertigen,N ] D ER N ATIONALE N ] BjederN ] BrechtfertigenN ] BWen f Verstand.N ] BgetriebenN ] BkaumN ] BIhreN ] BerwachtN ] BerholenN ] B B

korrigiert aus: rechtfertigen. eingefügt korrigiert aus: Jeder korrigiert aus: recht fertigen

\Wen f Verstand./ korrigiert aus: getrieb en korrigiert aus: jkaum korrigiert aus: ihre korrigiert aus: er acht korrigiert aus: Erholen

300

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 25

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

R EDAKTEUR Das weiss ich. Gehen Sie zu Ihrem Vater, er wird Ihnen helfen. E LLA Dieses Netz, nein, dieses Netz ----

5

얍 Sechstes Bild

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 26

Beim Vater. Vater und Anwalt. 10

15

A NWALT Natürlich ist dies ein tieftrauriger Fall. Besonders doch für Sie, den Vater, der jetzt als Dritter ohne jede Schuld mitzubüssen hat. Er dachte sein Kind versorgt, sein einziges, und nun war alles umsonst. V ATER Sie ist nicht mein einziges Kind. A NWALT Nicht? V ATER Ich hatte noch einen Sohn. Der fiel in Flandern. A NWALT Achja richtig -- Verzeihung! V ATER Er fiel am 24. März 1916 -(Stille) A NWALT Da Ihre Tochter -V ATER (unterbricht ihn) Einen Augenblick noch! Was meine Tochter betrifft, so ist das eigentlich kein Unglück, sondern eine Gnade, die mir Gott schenkt -- ich werde geprüft und sie kommt auf den rechten Weg . Amen. (Stille) A NWALT Ich schätze jedes Menschen Religiosität. Aber hier dreht es sich noch um etwas anderes, ich will jetzt die Dinge garnicht von solch hoher Warte aus betrachten -- wir haben keine Zeit zu verlieren -- Sie wissen, dass Ella keine Pension bekommt und nichts? V ATER Ja. A NWALT Sie muss aber etwas dazubekommen. V ATER Sie braucht nichts. Gott will es so. 얍 A NWALT Nein. Gott hat mich doch auch zu Ihnen gesandt -- nicht? V ATER Das ist richtig. A NWALT Ich mache Ihnen folgenden Vorschlag: heute abend hat sie sich derart unzurechnungsfähig benommen -- ich bin zwar ein Laie, aber ich bin überzeugt , dass eine schwere Gemütserkrankung vorliegt, eine Störung -- wir könnten sie , Sie als Vater in die Irrenanstalt bringen, interniert, dann bekäm sie die Pension, wir würden uns dann auf einen unzurechnungsfähigen Zustand hinausreden. V ATER Wohin interniert? A NWALT In die Irrenanstalt. V ATER Gott ist gross. B

20

N

B

25

30

B

N

B

35

N

N

B

N

B

B

40

N B

17 22 30 34 34

B

März 1916N ] WegN ] BbrauchtN ] BeinN ] BichN ]

34 35 37

B

B

bin überzeugtN ] sieN ] BZustandN ] B

korrigiert aus: März i9i6 korrigiert aus: weg korrigiert aus: br ucht korrigiert aus: kein (1) es (2) ich korrigiert aus: binüberzeugt korrigiert aus: Sie korrigiert aus: Zus and

301

N

N

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 27

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

A NWALT Es geht natürlich alles korrekt von statten, ich schicke einen Arzt her, der soll sie mal untersuchen -- sie ist irr. V ATER Gott ist gross. -- --Schicken Sie nur den Arzt. A NWALT Ich will nicht, dass sie mich hier trifft , sonst wird sie misstrauisch, und es ist doch alles in ihrem Interesse -- (ab) B

5

N

V ATER (allein, kniet nieder) Vater unser, der Du bist im Himmel, Dein Wille geschehe -- usw. (er holt inzwischen ein Gebetbuch hervor, blättert) Bei einer Kindstauf zu beten, Gebete zur Hochzeit -- nein .... Iiiiiirrentum . Narrentum -- vielleicht unter V.... Verrückt --- nein! .... zum Alter, zum Tod … Wenn es zu Ende geht, sollen sich die Angehörigen ins Nebenzimmer begeben und dort beten: Herr, bald verlässt uns eine arme Seele … eine arme Seele .......... Jetzt hab ichs: sie ist vom Bösen befallen, vom Satan! B

10

15

N

E LLA (kommt) V ATER Nun? E LLA Oh ist das eine Welt! Aber die täuschen sich, wenn sie meinen, dass 얍 ich ins Wasser gehen werd! Ich verteidig mich! (sie weint) Ich kann jetzt nicht schlafen, ich hab so Angst vor dieser Nacht -V ATER Dann bete! E LLA Was? V ATER Bete! (Stille) E LLA Du weisst, dass ich das nicht tu. V ATER Du sollst es aber tun, auf dass es Dir besser ergehen soll -E LLA Wen soll ich denn da bitten? V ATER Gott. E LLA Ich glaub nicht daran, dass es einen Gott gibt. (Stille) V ATER In meinem Hause werden keine solchen Reden geführt! Schau, das Kruzifix -- kniee nieder und bete. Bitte, bet mit mir, Du bist doch mein Kind -- -E LLA (lacht ihn aus) B

20

25

30

35

40

Lesetext

N

B

N

A NWALT UND I RRENARZT (kommen) E LLA (verstummt, starrt sie an) A NWALT Herr! Hier habe ich den Herrn mitgebracht -- Bitte, Fräulein, darf ich vorstellen: Herr Doktor -E LLA Was wollen Sie da? A NWALT Sie müssen untersucht werden, Sie sind derart nervös, und ich muss den Grad dieser Nervosität exakt wissen, sonst kann ich Sie nicht verteidigen! E LLA Ich verstehe Sie nicht, Herr Doktor. A NWALT Sie müssen sich untersuchen lassen! E LLA Ich? Pst! Ruhe! -- (sie lauscht) Wer weint denn da? A NWALT Ich höre nichts. 4 9 18 30

trifftN ] IiiiiirrentumN ] BjetztN ] BdasN ] B B

korrigiert aus: trift korrigiert aus: Iiiiii rrentum korrigiert aus: jetz korrigiert aus: dass

302

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 28

Fragm. Fassung in sieben Bildern

5

10

15

20

25

B

L EICHENBITTER UND NOCH ZWEI S ANITÄTER (erscheinen) A RZT Sie ist tobsüchtig! Haltet sie! L EICHENBITTER (hält sie am Boden fest) A RZT (gibt ihr eine Spritze) E LLA (wimmert, dann verstummt sie) A RZT Schon zur Beobachtung muss sie ins Irrenhaus -- (ab mit ihr) A NWALT Ich denk, dass wir nun manches rausbekommen können, sie ist ja tatsächlich irr -V ATER Gottes Mühlen mahlen langsam -얍 E VA (erscheint) V ATER Raus! Das ist die Person, die sie verdorben hat! Raus, Mensch! E VA Fällt mir nicht ein! Sie steht mir zumindest so nahe, wie Ihnen! Wenn ich hier gewesen wär, wär Sie nie zu Ihnen gezogen! V ATER Raus! A NWALT Das ist Hausfriedensbruch! E VA Und wenn es was immer wär! Ich geh nicht, ich weiss, wie die bürgerliche Gesellschaft ihre Leute hinopfert! Ich erfuhr es durch die Zeitung, dass sie fristlos entlassen worden ist -- der äussere Grund bin ich, der innere weil sie nicht an religiöse Ammenmärchen glaubt! V ATER Der innere Grund ist auch diese Person! Das ist der Satan ! Und ich geh mit dem Kruzifix Dir entgegen! E VA Das Kruzifix rührt mich nicht, es ist mir gleich. Ein schönes Stück Holz. Herr Zauberer ! A NWALT Was wollen Sie denn hier? B

B

40

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 29

N

B

35

Lesetext

E LLA Es war doch gerade, als hätt wer geweint -얍 A NWALT Kein Mensch. E LLA Komisch -A NWALT Hören Sie öfters so Halluzinationen? E LLA Halluzinationen -A RZT Darf ich bitten -- (er geht auf Ella zu) Bitte den Puls -E LLA (weicht zurück) A RZT Aber bitte -E LLA (stösst ihn zurück) Zurück! Das kennen wir schon! Mir fehlt garnichts! Wer hat Sie denn überhaupt holen lassen?! V ATER Ich. E LLA Pfui! V ATER Du bist krank, mein Kind -E LLA Das würde Dir so passen, Du Halunke! A RZT Wenn Sie sich nicht freiwillig untersuchen lassen, muss ich mit Gewalt -E LLA Die Inquisition -- die Dominikaner! (sie schreit)

B

30

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

B

10 25 27 29 38 38 41

N

N

N

B

N

überhauptN ] rausbekommenN ] BmahlenN ] BistN ] BGrundN ] BSatanN ] BZaubererN ] B B

N

korrigiert aus: überha pt korrigiert aus: raus ekom en korrigiert aus: ma len korrigiert aus: st korrigiert aus: grund korrigiert aus: satan korrigiert aus: zauberer

303

N

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 30

Fragm. Fassung in sieben Bildern

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

E VA Ich möchte sie sprechen, sie ist noch jung und hat nicht die Erfahrung wie ich. A NWALT Sie ist im Irrenhaus. E VA Im Irrenhaus -- --- Jetzt weiss ich Bescheid. (ab) B

N

5

얍 Siebentes Bild

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 31

Irrenhaus. 10

DIE M AYER UND E VA . M AYER Er hat mir die Erlaubnis gegeben, sie zu besuchen, und ich werde es versuchen, sie mitzunehmen -- ich glaub nicht, dass sie überhaupt verrückt ist, aber sowas darf man nicht laut sagen ohne Beweise -E VA Auch mit Beweisen nicht. M AYER Sie wird sich sehr freuen, Sie zu sehen -E VA Sie hat mir nicht geschrieben, weil sie mich schonen wollte -B

B

15

B

20

25

N

N

D IENER (kommt) Der Herr Doktor sagt, dass Sie leider nicht mitkommen können -DER D OKTOR (kommt) Geistig bestehen keine Bedenken. Ihr Zustand ist ein psychogener Ausnahmezustand, als Folge der Aufregungen. Körperlich bestehen allerdings Bedenken. Sie hat 41 Grad und wird künstlich ernährt --- (ab mit Mayer) R EDAKTEUR (kommt) E VA Hallo! Kennen Sie mich denn nichtmehr? R ED Nein, leider. E VA Tut auch nichts. Ich möcht Ihnen nur rasch danken, für Ihr mannhaftes Eintreten. R ED Das war meine Pflicht. Ich bin gerade dahinter, zu sehen, wie es ihr geht -- heut Vormittag hab ich Nachricht bekommen, dass es ihr schon besser geht -B

30

N

D ER D IENER Herr Doktor lassen sagen, das Befinden ist unverändert. 얍 R ED Danke. E VA Sehen Sie -- (sie zeigt ihm ihre Notizen) R ED Das hat er gesagt --? E VA Ich pflege nämlich in manchen Fällen, alles mitzustenographieren. R ED So. Und haben Sie da keine Angst wegen des Materials ? E VA Ich verstehe Sie. Nein, ich habe keine Angst. R ED Ich bin davon überzeugt, dass sie verrückt ist. E VA Und ich, dass sie nicht verrückt ist. R ED Das ist eine ungeheuere Beschuldigung. B

N

B

N

B

35

N

N

B

1 11 14 16 28 30 32 34 35 35

sieN ] sieN ] BBeweisenN ] BhatN ] BVormittag habN ] BD IENER N ] BSie --N ] BmanchenN ] BwegenN ] BMaterialsN ] B B

korrigiert aus: Sie korrigiert aus: Sie korrigiert aus: Beweise korrigiert aus: h t korrigiert aus: Vormittaghab korrigiert aus: D I NER korrigiert aus: Sie korrigiert aus: manc en korrigiert aus: we en korrigiert aus: Matrials

304

N

B

N

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 32

Fragm. Fassung in sieben Bildern

N

B

5

N

V ATER UND A NWALT (kommen aus dem Irrenhaus) MIT L EICHENBITTER . V ATER Sie hat mich nicht erkannt. Nach wem hat sie denn gerufen? A NWALT Ich konnt nichts verstehen. V ATER Sie hat immer nach wem gerufen, es sah so aus -L EICHENBITTER Es geht schlecht mit ihr. A NWALT Sie können sich auf mich verlassen. Was in meinen Kräften steht, wird gemacht werden. (ab alle drei)

10

B

N

A BGEORDNETER (kommt) E VA Endlich! Hier wird ein Mensch gemordet ! Wird gestorben! A RZT (kommt) S CHAPER Ich bin Abgeordneter. Im Interesse der Oeffentlichkeit muss ich zu ihr gehen. 얍 A RZT Nein, es ist nicht möglich. Sie ist bereits seziert. Sie hat gut gegessen bis zum Schluss. A BGEORDNETER Ich hörte, dass sie künstlich ernährt worden sei -A RZT Was schreiben Sie denn dort? E VA Ich stenographiere, ich stenographiere, damit mir nichts entgeht. A BGEORDNETER Darf ich die Anstalt besichtigen? A RZT Bitte. (auf der Treppe) Nein . Ich nehme an, dass Sie bestimmte Feststellungen im Fall E. treffen wollen, und deshalb kann ich die Besichtigung der Anstalt nicht gestatten. E VA Wollen Sie das unterschreiben? N

B

B

B

N

B

25

N

N

B

20

Lesetext

( Schreie der Irren) R ED Ich habe mein Möglichstes getan. Ich habe Inseraten verloren, ich kann keine schärfere Sprache mehr führen, es wär mein finanzieller Ruin. Die Einzelnen zählen nichtsmehr. (ab) B

15

WP14/K1/TS2/A2 (Korrekturschicht)

B

N

N

B

30

Ende

1 2 13 16 16 17 19 22 26

B

SchreieN ] meinN ] BalleN ] BE VA N ] BgemordetN ] BA RZT N ] Bgehen.N ] BsieN ] BNeinN ]

27

B

B

BesichtigungN ]

korrigiert aus: SChreie korrigiert aus: ein korrigiert aus: a le korrigiert aus: VA korrigiert aus: ge ordet korrigiert aus: RZT korrigiert aus: ehen korrigiert aus: Sie (1) Ich (2) Nein korrigiert aus: Be sichtigung

305

N

ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 33

Lesetext

306

Lesetext

Konzeption 2: Die Lehrerin von Regensburg

307

Strukturplan in fünf Teilen

ÖLA 3/W 348 – BS 12 a, Bl. 4 (Ausschnitt Lesetext 1)

308

Strukturplan in fünf Teilen

WP14/K2/E1

309

Lesetext

Strukturplan in fünf Teilen (Fortsetzung)

ÖLA 3/W 348 – BS 12 a, Bl. 4 (Ausschnitt Lesetext 2)

310

Strukturplan in fünf Teilen (Fortsetzung)

WP14/K2/E1

311

Lesetext

Strukturplan in fünf Teilen (Fortsetzung)

ÖLA 3/W 348 – BS 12 a, Bl. 5 (Ausschnitt Lesetext 1)

312

Strukturplan in fünf Teilen (Fortsetzung)

WP14/K2/E1

313

Lesetext

Strukturplan in fünf Teilen (Fortsetzung)

ÖLA 3/W 348 – BS 12 a, Bl. 5 (Ausschnitt Lesetext 2)

314

Fragm. Fassung Strukturplan in des fünfersten TeilenBildes (Fortsetzung)

WP14/K2/TS2 (Korrekturschicht) WP14/K2/E1

315

Lesetext

Fragm. Fassung des ersten Bildes

5

10

15

20

25

30

35

40

WP14/K2/TS1/A1 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Erstes Bild Möbliertes Zimmer. Spätnachmittag. Die Frosch besucht Elisabeth. DIE F ROSCH Also hier wohnst Du. Komisch. Mir ists, als hätt ich dies Zimmer schon mal gesehen -E LISABETH Du glaubst wohl an das zweite Gesicht? DIE BF ROSCH N Manchmal. E LISABETH Das sind doch Märchen. DIE F ROSCH Ist das Dein Buch? E LISABETH Interessiert es Dich? (Stille) DIE F ROSCH Elisabeth. So denk doch an Deine Existenz, bitte! Du bist doch nunmal B StaatsbeamtinN. E LISABETH Kennst Du ein Gesetz, das es mir verbieten könnt, mich über die Ziele einer politischen Partei zu informieren? B N DIE F ROSCH Ist das wirklich Dein Buch? E LISABETH Wem soll es denn gehören? (Stille) E LISABETH (fixiert sie) Du weisst, dass ich Besuch hab? DIE F ROSCH (schweigt) E LISABETH Du weisst auch, wen ich beherberg? DIE F ROSCH Du hast es verheimlichen wollen -E LISABETH Weil ich das Geschwätz hasse! DIE F ROSCH Ich wollt Dich ja nur warnen. E LISABETH Vor wem denn? DIE F ROSCH Vor den Leuten. 얍 E LISABETH Vor was für Leuten? DIE F ROSCH Halt vor der Allgemeinheit -- vor den Menschen -E LISABETH Ich habe nichts zu befürchten, merk Dir das. Ich tu ja nur meine primitivste Pflicht.

R ENATE (kommt aus der Küche und setzt sich) (Stille) R ENATE Elisabeth. E LISABETH Bitte? R ENATE Ich hab jetzt nämlich gehorcht. DIE F ROSCH (will fort) R ENATE So sag es doch Deiner Kollegin, dass ich Deinen guten Ruf nur noch eine knappe Stunde lang gefährden werde -- So sag es ihr doch! DIE F ROSCH Leb wohl! (rasch ab) R ENATE Diese alberne Person. E LISABETH Sie sorgt sich halt um mein Seelenheil. R ENATE Hast Du Angst? 7 13 15

F ROSCH N ] StaatsbeamtinN ] BN] B B

F\R /OSCH St\aa/tsbeamtin [{Oder?}]

316

ÖLA 3/W 301 – BS 9 [4], Bl. 2

ÖLA 3/W 301 – BS 9 [4], Bl. 3

Fragm. Fassung des ersten Bildes

5

10

WP14/K2/TS1/A1 (Korrekturschicht)

Lesetext

E LISABETH Aber was! (sie dreht das Licht an) R ENATE Lösch das Licht aus, bitte! E LISABETH (folgt ihr) (Stille) R ENATE Es ist zu grell für mich. Man muss sich erst langsam wieder gewöhnen. E LISABETH Wie Du das sagst! R ENATE Wie denn? E LISABETH Als sprächst Du nicht von Dir. R ENATE Vielen Dank für das Kompliment. E LISABETH Ich könnt nicht so tapfer sein. \Textverlust\

317

Fragm. Fassung des ersten Bildes

WP14/K2/TS1/A2 (Korrekturschicht)

Lesetext

\Textverlust\

5

10

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25

얍 R ENATE Es ist zu grell für mich. Man muss sich erst langsam wieder gewöhnen. E LISABETH Wie Du das B N sagst! R ENATE Wie denn? E LISABETH Als sprächst Du nicht von Dir. R ENATE Ich danke für das Kompliment. E LISABETH Ich könnt nicht so tapfer sein. R ENATE (lächelt) Bewunderst mich schon Bwiedermal?N E LISABETH Du warst doch auch Lehrerin, genau so begeistert wie ich -- und wenn ich es mir nun vorstell, ich sollt für meine Ueberzeugung meinen Beruf opfern und zwei Jahre Zuchthaus -- ich glaub nicht, dass ich das könnt! R ENATE Ich hab nichts geopfert! Ich hab nur gewonnen. Still! B(sie lauscht)N E LISABETH Ich BhörN nichts. R ENATE B N BDas ist er.N E LISABETH Wer ist das eigentlich, der Dich BdaN holt? R ENATE Das darf ich Dir nicht sagen. (Stille) R ENATE Er BwillN mich Bin die Berge bringen. Über die Nebelgrenze. Zu seiner Schwester.N Ich bin doch eine Ruine und soll nun renoviert werden -- ein dichterisches Bild, was? (sie Bgrinst)N

K ONRAD (tritt ein) R ENATE Da! K ONRAD (reicht ihr die Hand) Wir haben noch vierzig Minuten. R ENATE Das ist meine Freundin Elisabeth -K ONRAD Renate hat mir von Ihnen erzählt. R ENATE Sie hat mich rührend gepflegt. \Textverlust\

3 8 12 13 14 14 15 18 18–19 20

] wiedermal?N ] B(sie lauscht)N ] BhörN ] BN] BDas f er.N ] BdaN ] Bwill N ] Bin f Schwester.N ] Bgrinst)N ] BN B

[wieder] wieder[?]|mal?| [Jetzt kommt er!.] |(sie lauscht)| hör[e] [Aber ich] [(sie erhebt sich)] [|Das ist er.|] |[Er]|Das ist| e[s]|r|.| [da]|da| [bringt] |will| [zu seiner Schwester, die hat ein Blockhaus in den Bergen.] |in f Schwester.| grinst[)]|)| [\und erhebt/]

318

ÖLA 3/W 301 – BS 9 [4], Bl. 4

Fragmentarische Fassung

WP14/K2/TS1/A3 (Korrekturschicht)

Lesetext

\Textverlust\

5

10

얍 E LISABETH Du warst doch auch Lehrerin, genau so begeistert wie ich -- und wenn ich es mir nun vorstell, ich sollt für meine politische Ueberzeugung meinen Beruf opfern und zwei Jahre Zuchthaus -R ENATE (unterbricht sie) Ich BhabeN nichts geopfert! Ich BhabeN nur gewonnen. Still! (sie lauscht) Jetzt! E LISABETH Ich hör nichts. R ENATE Das ist er. E LISABETH Wer ist das eigentlich, der Dich da holt? R ENATE Das darf ich Dir nicht sagen. (Stille) R ENATE Er bringt mich zu seiner Schwester, die hat ein Blockhaus in den Bergen. B N B UndN das ist wichtig für mich, besonders im Herbst. Ich bin doch eine Ruine und soll nun renoviert werden -- ein dichterisches Bild, was? (sie grinst)

15

K ONRAD (tritt ein) \Abbruch der Bearbeitung\

5 5 12 13

habeN ] habeN ] BN] BUndN ] B B

hab\e/ hab\e/ [Ueber der Nebelgrenze,] [|In einer nebelfreien Lage.|] korrigiert aus: und

319

ÖLA 3/W 301 – BS 9 [4], Bl. 6

Fragmentarische Fassung

WP14/K2/TS1/A4 (Korrekturschicht)

Lesetext

\Textverlust\

5

10

얍 E LISABETH Du warst doch auch Lehrerin, genau so begeistert wie ich -- und wenn ich es mir nun vorstell, ich sollt für meine politische Ueberzeugung meinen Beruf opfern und zwei Jahre Zuchthaus -R ENATE (unterbricht sie) Ich habe nichts geopfert! Ich habe nur gewonnen. Still! (sie lauscht) Jetzt! E LISABETH Ich hör nichts. R ENATE Das ist er. E LISABETH Wer ist das eigentlich, der Dich da holt? R ENATE Das darf ich BDirN nicht sagen. (Stille) R ENATE Er bringt mich zu seiner Schwester, die hat ein Blockhaus in den Bergen. Ich bin doch eine Ruine und soll nun renoviert werden -- ein dichterisches Bild, was? (sie grinst)

15

S CHMINKE (tritt ein) R ENATE Da! S CHMINKE Wir haben noch vierzig Minuten. R ENATE Das ist meine Freundin Elisabeth -S CHMINKE Renate hat mir von Ihnen erzählt. R ENATE Sie hat mich rührend gepflegt . E LISABETH Halb so schlimm, halb so schlimm -- (sie zieht sich zurück) BN

20

B

N

S CHMINKE (sieht ihr nach) Wohin? R ENATE Immer noch so misstrauisch? S CHMINKE Immer noch so leichtsinnig? R ENATE (lächelt) Nein. Nie wieder. (Stille) R ENATE Gefällt sie Dir nicht, meine Elisabeth? S CHMINKE Ich kenn sie doch kaum. R ENATE Ich kenn sie {seit} 17. B

25

N

B

B

30 B

N

N

B

NN

\Abbruch der Bearbeitung\

10 18 21 24 29 30 31 31

DirN ] ] BgepflegtN ] BWohin?N ] BGefällt f Elisabeth?N ] BIch f kaum.N ] BR ENATE f 17.N ] B17.N ] B

BN

\Dir/ [(reicht ihr die Hand)] ge\p/flegt Wo\hin?/ [ist denn die jetzt hin?] [Wie gefällt sie Dir?] |Gefällt f nicht[?] |, meine Elisabeth?|| [Deine Freundin?] [Gut.] |Ich f kaum.| \R ENATE f 17./ korrigiert aus: 17

320

ÖLA 3/W 301 – BS 9 [4], Bl. 5

Fragmentarische Fassung

WP14/K2/TS1/A5 (Korrekturschicht)

Lesetext

\Textverlust\

5

10

얍 ( BStille – das Kind hat aufgehört zu klimpern)N S CHMINKE Wo bleibt sie denn solang, Deine Elisabeth? R ENATE (ruft) Elisabeth! -- Elisabeth! (Stille) R ENATE Jetzt wird mir bange -S CHMINKE Wieso? R ENATE BWeiss nicht.N B N Ich habe so Sorgen um sie, ich fahr garnicht gern fort -S CHMINKE Du glaubst wohl an das zweite Gesicht? R ENATE Das sind nur die Nerven. Sie kennt sich doch nicht aus, und es ist alles möglich. Sie weiss es nicht, zu welcher Gemeinheit die Gesellschaft fähig ist, wenn sie jemand unschädlich machen will -S CHMINKE (sieht auf seine BUhrN) Wir müssen fort. Höchste Zeit!

15

20

25

E LISABETH (kommt mit Teetablett) R ENATE Wo warst du denn? Hast mich nicht rufen gehört? E L Nein. Ich hab nur einen Tee gemacht -S CHMINKE Wir haben aber leider keine Zeit mehr. E L Nur einen Schluck. S CHMINKE Wir müssen fort. R ENATE Ich danke Dir für alles -- und gib acht auf Dich. E L Ich habe Dir mehr zu danken, wie Du mir. Du hast mir erzählt und ich hab viel gelernt von Dir. Ich war ja blind. Nein, was ich selber alles unterrichtet hab -ich hab ja garnicht gewusst, was alles los ist -- Warum machen denn das die Menschen nur?! R ENATE Sie haben die Macht und das genügt. S CHMINKE Bezweifeln Sie das? R ENATE Nein. Aber es ist doch schade für die Menschen -S CHMINKE Wer steht denn dort hinter der Gardine? E L Ja, das ist ein Herr -- er ist ein Freund meines Vaters, er ist Sani-얍täter , aber er ist auch was bei einem katholischen Begräbnisverein --- wenn jemand begraben wird läuft er mit, er hat so eine Funktion. Ich mag ihn nicht. S CHMINKE Ein guter Christ? E L Und ob! Mich hasst er. S CHMIN Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst! E LIS Das gilt nicht für uns. R EN Leb wohl! S CHM Solche Leute haben eine feine Witterung -- die sehens einem an. R EN Gib acht! B

30

N

B

N

B

35

B

N

2 8 8 13 30 31 32

B

Stille f klimpern)N ] Weiss nicht.N ] BN] BUhrN ] BSanitäterN ] BbegrabenN ] Bmag f nicht.N ]

33

B

B

S CHMINKE N ]

Stille[)]|– das f klimpern)| [Ich] [w]|W|eiss [es] nicht. [\Es liegt was in der Luft –/] korrigiert aus: uhr korrigiert aus: sani täter korrigiert aus: bgraben (1) kann (2) mag f nicht. \S/CHMINKE

321

N

ÖLA 3/W 301 – BS 9 [4], Bl. 6v

ÖLA 3/W 301 – BS 9 [4], Bl. 5v

Fragmentarische Fassung

B

WP14/K2/TS1/A5 (Korrekturschicht)

Lesetext

E L Erhol Dich gut. Und schreib mir mal, bitte! R ENATE Du auch! Leb wohl! (ab mit Schminke) S CHM Sie können mich immer erreichen. R EN Durch mich. N B

B

NN

5

E L (trinkt den Tee) (es läutet)

BN

E L (horcht) P OLIZEI (tritt ein) K OM Sind Sie die Lehrerin Elisabeth E L (unterbricht ihn) Ja.

10

B

N

--

BN

B N

K OM Hier. Wir müssen eine Hausdurchsuchung halten. Es ist eine Anzeige eingelaufen, dass Sie Revolutionäre beherbergen. Die Flugblätter verteilt haben. E L Hier hat niemand Flugblätter verteilt. Es ist doch meine primitivste menschliche Pflicht, einer Freundin zu helfen, die in Not geriet. K OM Menschlich? Kennen wir schon, kennen wir schon! EIN K RIMINALER (dreht das Licht an) B

15

N

B

B

B

20

B

N

N

NN

\Abbruch der Bearbeitung\

2 2 2 6 11 11 13 14 16–19

B

eingefügt

B

R ENATE N ] Du f wohl!N ] Bwohl!N ] BN] BSind f LehrerinN ] BN] BN] BHausdurchsuchungN ] BEs f an)N ]

\Du f wohl!/

16 17 19

B

korrigiert aus: wohl Absatz eingefügt

[Fräulein] |Sind f Lehrerin| gestrichen: Eintragung fremder Hand (Berliner Bearbeitung): Lehrerin

[\E IN K RIMINALER (dre/] korrigiert aus: Hausdurchsung (1) Es f an) (2) \Ich hab nur eine Freundin beherbergt,

K OM Die zufällig wegen {Sprengstoffbesitz} und Hochverrat gesessen ist./ primitivsteN ] BeinerN ] BEIN f an)N ]

korrigiert aus: pri itivste korrigiert aus: eine

\EIN f an)/

322

Fragm. Fassung des ersten Bildes

5

10

15

20

25

30

WP14/K2/TS2 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Erstes Bild Im Lehrerinnenzimmer. Elisabeth und ihre BKolleginnenN. E RSTE Ich hab mir gestern den Film angesehen. Teils ist er ja recht nett, aber ich bin froh, wenn ich vom Krieg nichtsmehr hör. Die Zeiten sind so so elend, warum soll ich mir das auch noch anschauen! Z WEITE Da Bhast DuN recht, ich lies drum auch gar keine Zeitung mehr. Man kann ja so nichts ändern an all den Gemeinheiten, die tag täglich passieren. E LISABETH Findet Ihr? Z WEITE Nichts kann man ändern! Es bleibt sich ja auch relativ gleich, ich bin hier die B Aelteste.N E LISABETH Das ist Resignation. D RITTE Richtig! Sie wissen ja, dass wir zwei nicht oft einer Meinung sind, aber in diesem Falle -- ich lese jeden Tag jede Zeitung! Man muss auf dem laufenden bleiben! Z WEITE Was lesen Sie denn für eine Zeitung? D RITTE Das wissen Sie doch! Nur national, allezeit! Man lernt Bimmerhin!N Wissen Sie, BwievielN das deutsche Volk, jeder einzelne, jede Minute an Kriegsentschädigung zahlen muss? B Z WEITE N Ich will es garnicht wissen -E RSTE Wie wollen Sie das ändern? D RITTE Nur die nationale Diktatur kann uns Bretten! WehrlosN ehrlos! Sehens die Arbeitslosen! Drei Millionen! Deutschland ein Rentnerstaat, untergräbt die Moral! Krank durch Kasse! Was will man von einem Reichstag mit dem Deserteurenwahlrecht??! E RSTE Das ist ungeheuerlich! B D RITTE So lassen Sie sie doch! H AUPTLEHRER (tritt ein) (nach seiner Rede Klingelzeichen) D RITTE (ab) E LISABETH (zur Ersten) Warum redest Du noch mit ihr? Z WEITE (zu Elisabeth) Ist das Dein Buch?N \Abbruch der Bearbeitung\

3 7 11 17 18 20 22 27–32

KolleginnenN ] hast DuN ] BAelteste.N ] Bimmerhin!N ] BwievielN ] BZ WEITE N ] Bretten! WehrlosN ] BD RITTE f Buch?N B B

korrigiert aus: Kolleginen korrigiert aus: haben SDu korrigert aus: Aelteste, korrigiert aus: immerhin? korrigiert aus: wi v el korrigiert aus: Z WEITE korrigiert aus: retten! Wehrlos

\D RITTE f Buch?/

323

ÖLA 3/W 301 – BS 9 [4], Bl. 1

Fragmentarische Fassung

WP14/K2/TS3/A1 (Grundschicht)

Lesetext

\Textverlust\

얍 R ENATE Du bist aber nicht gemein. (im Zimmer über ihnen übt nun ein Kind das Ave Maria von Gounod) R ENATE Sie war die Einzige im Seminar \Abbruch der Bearbeitung\

324

ÖLA 3/W 301 – BS 9 [4], Bl. 8

Fragmentarische Fassung

WP14/K2/TS3/A2 (Grundschicht)

Lesetext

\Textverlust\

5

얍 ja schon als Kind was anständiges BarbeitenN müssen. Auch den Sonntag über musste ich arbeiten, und wenn ich nicht kuschen wollte, gabs Ohrfeigen vom Meister. Er war aber sehr musikalisch -- -- Wer wohnt denn dort drüben? R ENATE Dort? S CHMINKE Dort steht doch wer hinter der Gardine. Er spitzelt herüber. Schon eine ganze Weile. Siehst Du? R ENATE Ja. (Stille -- das Kind hat nun BaufgehörtN zu üben)

10

B

E LISABETH und jetzt hat er glaub ich irgendeine Funktion beim katholischen Begräbnisverein -- er läuft mit, wenn wer begraben wird – Mich hasst \Abbruch N

B

B

N

BN

der Bearbeitung\

2 9 12 12 13 13

arbeitenN ] aufgehörtN ] BE LISABETH N ] BkatholischenN ] BBegräbnisvereinN ] BN] B B

|

|

korrigiert aus: a[beit] rbei en korrigiert aus: augehört eingefügt korrigiert aus: kstholischen korrigiert aus: Be.gräbnisverein gestrichen: wen

325

N

ÖLA 3/W 301 – BS 9 [4], Bl. 9

Fragmentarische Fassung

WP14/K2/TS3/A3 (Korrekturschicht)

Lesetext

\Textverlust\

5

10

얍 R ENATE Dort? Weiss ich nicht. S CHMINKE Dort steht doch wer hinter der Gardine und spitzelt herüber. Schon eine ganze Weile. (Stille -- das Kind hat aufgehört zu klimpern) S CHMINKE Wo bleibt sie denn solang, Deine Elisabeth? R EN (ruft) Elisabeth! -- Elisabeth! (Stille) R EN Jetzt wird mir bange -- B N S CHM BSeit wann denn?N R EN BNicht um mich.N S CHMIN Du glaubst wohl neuerdings an das zweite Gesicht? R EN Aber was!

E L (kommt mit einem Teetablett ) R EN Wo warst Du denn? E L Ich hab nur noch rasch einen Tee -R EN Hast mich denn nicht rufen hören? E L Nein. S CHM (sieht auf seine Uhr) Wir haben aber leider keine Minute mehr – E L Nur einen Schluck -S CHM Wir müssen fort, Fräulein! R EN ({umarmt} sie) Ich danke Dir. E L Ich habe Dir mehr zu danken, das weisst Du. R EN Ich lasse Dich diesmal garnicht gern allein – E L Was soll mir denn schon etwas tun? R EN Du warst so gut zu mir und das genügt. S CHMINKE Fräulein! Wer wohnt denn dort drüben? E L Dort? – Ein widerlicher Mensch! Ein ehemaliger Sanitäter – und jetzt ist er was beim katholischen Begräbnisverein – wir nennen ihn den Leichenbitter – B

15

B

B

N

N

B

20

B

25

N B

B

N

N

B

B

N

B

N

N

N

B

N BN

B

N

B

B

30

N B

N

N

B

N

B

\Abbruch der Bearbeitung\ 9 10 11 15 16 16 17 20 20 20 23–30 23 23 25 26 26 27 28 29 29 30

] Seit f denn?N ] BNicht f mich.N ] BTeetablettN ] BDuN ] Bdenn? N ] BnochN ] B(sieht f Uhr)N ] BMinuteN ] Bmehr –N ] BR EN f Leichenbitter –N ] B({umarmt} sie)N ] BDir.N ] BR EN f allein –N ] Betwas tun?N ] BN] Bwarst f genügt.N ] BFräulein!N ] BEinN ] BEin f Sanitäter –N ] Bwir f Leichenbitter –N ] BN B

[\Ich lass sie diesmal garnicht ge/] [|(sie ruft) Elisabeth!|] [Wieso? Warum?] |Seit f denn?| [Ich lass sie diesmal garnicht gern allein --] |Nicht f mich.| [t]|T |eetablett [d]|D|u denn[?][|solang?|]|?| \noch/ \sieht f Uhr)/ [Zeit] |Minute| mehr[.]|–| \R EN f Leichenbitter –/ \({umarmt} sie)/ Dir\./ [für alles.] [S CHMINKE ] |R EN f allein –| [passieren?] [|geschehen?|] |etwas tun?| [\Was hab ich getan? Ich tu meine Pflicht/] [kennst] [|hast mich be|] |warst f genügt.| [Wer] |Fräulein!| [D]|E|in [Das ist doch] |Ein f Sanitäter –| [sein] |wir f Leichenbitter –|

326

NN

ÖLA 3/W 301 – BS 9 [4], Bl. 7

Fassung des ersten Bildes

WP14/K2/TS3/A4 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Erstes Bild

5

10

15

ÖLA 3/W 300 – BS 9 [3], Bl. 1

Möbliertes Zimmer. Renate im Lehnstuhl mit Mantel und Hut. Neben ihr ein Koffer. Elisabeth steht am Fenster. Spätnachmittag. Es dämmert bereits. (Stille) E LISABETH (leise) Schläfst Du? R ENATE Nein. (die Wanduhr schlägt: vier und sechs) R ENATE (erhebt sich) Noch zehn Minuten -- (sie hinkt auf und ab) E LISABETH (dreht das Licht an) R ENATE (scharf) Lösch das Licht aus, bitte! E LISABETH (folgt ihr) (Stille) R ENATE (immer auf und ab) Es ist noch zu grell für mich. Man muss sich erst langsam wieder gewöhnen. E LISABETH Wie Du das sagst! R ENATE Wie? E LISABETH Als sprächst Du nicht von Dir. R ENATE Vielen Dank für das Kompliment. E LISABETH Ich könnt nicht so tapfer sein. R ENATE (lächelt) Dass Du mich immer bewundern musst! E LISABETH Wenn ich mich mit Dir vergleich. Du und ich. Nein ich glaub nicht, dass ich das könnt -얍 R ENATE Was denn? E LISABETH Du warst doch auch Lehrerin, genau so begeistert wie ich -- und wenn ich es mir nun vorstell, ich sollt für meine politische Ueberzeugung meinen Beruf opfern -R ENATE (unterbricht sie) Unsinn! Ich hab ja nur gewonnen. Still! (sie lauscht) jetzt! E LISABETH Ich hör nichts. R ENATE Das ist er. (Stille) E LISABETH Wer ist das eigentlich, der Dich da holt? R ENATE Das darf ich Dir nicht sagen. B

N

20

B

25

30

35

40

N

B

S CHMINKE (tritt ein) R ENATE Endlich! S CHMINKE Wir haben noch vierzig Minuten. R ENATE Das ist meine Freundin Elisabeth -S CHMINKE Renate hat mir von Ihnen erzählt. R ENATE Sie hat mich rührend gepflegt. E LISABETH Halb so schlimm, halb so schlimm -B

16–17 24 24 40

langsamN ] DirN ] BNein ichN ] BFreundinN ] B B

N

[{ }ö]|l|angsam [d]|D|ir \Nein/ [I]|i|ch [{F}]|F|reundin

327

N

ÖLA 3/W 300 – BS 9 [3], Bl. 2

Fassung des ersten Bildes

WP14/K2/TS3/A4 (Korrekturschicht)

R ENATE Ich bin doch eine Ruine und gehöre renoviert -- ein dichterisches Bild, was? (sie grinst) S CHMINKE (reicht Renate einen Brief) Meine Schwester freut sich, Dich wiederzusehen. Du wirst in dem grösseren Zimmer wohnen. Die Sonne scheint, als wärs noch Sommer, aber droben liegt schon Schnee. E LISABETH (zieht sich zurück) B

N

B

5

10

20

25

N

S CHMINKE (sieht ihr nach) Wohin? R ENATE Immer noch so misstrauisch? S CHMINKE Immer noch so leichtsinnig? 얍 R ENATE ( lächelt ) Nein. Nie wieder. (Stille) R ENATE Gefällt sie Dir nicht, meine Elisabeth? S CHMINKE Ich kenn sie doch kaum. R ENATE Ich kenn sie seit siebzehn Jahren. S CHMINKE Ich kenn allerdings keine Staatsbeamtin, die den Mut aufbringt, eine abgestempelte Revolutionärin, die soeben ihre Zuchthausstrafe verbüsst hat, rührend zu pflegen. Und zwar vier Tage lang. Von Montag bis Donnerstag. R ENATE Bitte keine Ironie. S CHMINKE Bitte! R ENATE Elisabeth ist der ehrlichste Mensch, den ich je kennen gelernt habe. Du glaubst es natürlich nicht. S CHMINKE Da Du sonst ohne Superlative auszukommen pflegst, muss ich es Dir wohl glauben. R ENATE Lach nicht. (Stille) S CHMINKE (sieht auf seine Uhr) Es ist allerdings anerkennenswert von Deiner Elisabeth, dass sie Dich beherbergt. Umso anerkennenswerter, da sie doch garnicht zu uns gehört. R ENATE Meinst Du? S CHMINKE Das weisst Du! Deine sogenannten Sympathisierenden entpuppen sich im entscheidenden Moment immer als Versager! Wer wirklich unser ist, gehört in die Partei! R ENATE Wer wirklich unser wird, wirds langsam -- wenn er es nämlich infolge seiner Klassenzugehörigkeit nicht werden muss. S CHMINKE Wenn ich gemein wär, könnt ich jetzt sagen: die Angst vor dem Verlust seiner bürgerlichen Existenz ist kein Argument. 얍 R ENATE Du bist aber nicht gemein. S CHMINKE (sieht auf seine Uhr) Wir haben noch dreissig Minuten. (im Zimmer über ihnen übt nun ein Kind das Ave Maria von Gounod) R ENATE Sie war die Einzige im Seminar. Wir zwei bildeten eine heimliche Opposition, aber sie hatte sich noch nicht zum Hass durchgerungen, sie vertrödelte noch ihre Zeit mit ihren christlichen Schuldgefühlen -- erst vor vier Jahren spraB

15

Lesetext

N

ÖLA 3/W 300 – BS 9 [3], Bl. 3

BN

30

35

40

B

1 4 11 27 42

RuineN ] scheint,N ] BlächeltN ] BN] BHassN ] B B

N

[r]|R|uine scheint\,/ l[{}]|ä|chelt [Wir haben noch fünfunddreissig Minuten.] Hass[{en}]

328

ÖLA 3/W 300 – BS 9 [3], Bl. 4

Fassung des ersten Bildes

WP14/K2/TS3/A4 (Korrekturschicht)

chen wir uns wieder, durch Zufall . Ich musste immer nur antworten. Was halt so ein bürgerlicher Mensch fragt -- heut gibt sie mir ja recht, auch wenn sie mir widerspricht. Heut hat sie einen ganz anderen Blick. S CHMINKE Ich bewundere Deine psychologischen Kenntnisse. R ENATE Du hast schon recht, lach mich nur aus. Es dreht sich ja auch nicht um den Einzelnen -S CHMINKE Wer klimpert denn da droben? R ENATE Irgendein Kind. (Pause) R ENATE Du darfst das nicht unterschätzen. S CHMINKE Was denn? R ENATE Es gibt doch nur schauerlich wenig Menschen, die sich von all ihren religiösen Wahnvorstellungen wirklich befreien können. Ich denk jetzt an Elisabeth. S CHMINKE Ich denk jetzt an Dich. Und an mich. Je mehr einer hungert, umso leichter gehts. Der Satte engagiert sich den lieben Gott als Schützer seines Eigentums -(er sieht auf seine Uhr) Es wird allmählich Zeit. Entsetzliches Geklimper! R ENATE Ja dieses Ave Maria -- genau so habs auch ich mal geübt -- und heut klimpern die Kinder noch immer dasselbe -S CHMINKE Ich freu mich nur, dass ich das nie klimpern musste. Ich hab 얍 ja schon als Kind was anständiges arbeiten müssen. Auch den Sonntag über hab ich arbeiten müssen, und wenn ich nicht kuschen wollte, gabs Ohrfeigen vom Meister, nicht zu knapp. Er war aber sehr musikalisch -- -- Wer wohnt denn dort drüben? R ENATE Dort? Ich glaub, das ist ein ehemaliger Sanitäter. S CHMINKE Dort steht doch wer hinter der Gardine. Er spitzelt herüber. Schon eine ganze Weile. Siehst Du? R ENATE Ja. (Stille -- das Kind hat nun aufgehört zu üben) S CHMINKE Wo bleibt sie denn so lang, Deine Elisabeth? R ENATE (ruft) Elisabeth! -- Elisabeth! (Stille) R ENATE Jetzt wird mir bange -- Nicht um mich. S CHMINKE Du glaubst wohl neuerdings an das zweite Gesicht? R ENATE Aber was! B

5

10

15

20

25

30

35

40

45

Lesetext

N

E LISABETH (kommt mit Tee) R ENATE Wo warst Du denn? E LISABETH Ich hab nur noch rasch einen Tee -R ENATE Hast mich denn nicht rufen hören? E LISABETH Ich hab doch geantwortet. R ENATE Wir haben nichts gehört. S CHMINKE (sieht auf seine Uhr) Wir haben aber leider keine Minute mehr -E LISABETH Nur einen Schluck -S CHMINKE Wir müssen fort, Fräulein! R ENATE (umarmt sie) Ich danke Dir. E LISABETH Ich hab Dir mehr zu danken, das weisst Du. R ENATE Ich lass Dich diesmal garnicht gern allein -1

B

ZufallN ]

[Z]|Z|ufall

329

ÖLA 3/W 300 – BS 9 [3], Bl. 5

Fassung des ersten Bildes

5

10

WP14/K2/TS3/A4 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 E LISABETH Wer soll mir denn schon was tun? R ENATE Du warst gut zu mir -S CHMINKE Fräulein! Wer wohnt denn dort drüben? E LISABETH Dort? Das BistN ein widerlicher Mensch -- der hat irgendeine Funktion beim katholischen Begräbnisverein -- er läuft immer mit, wenn wer begraben wird. S CHMINKE Also ein guter Christ. E LISABETH Mich hasst er. S CHMINKE Bezweifeln Sie das? E LISABETH (starrt ihn an) S CHMINKE (zu Renate) Komm! R ENATE (gibt Elisabeth einen Kuss) Leb wohl! (ab mit Schminke)

15

+++++++++++++++++++++

4

B

istN ]

eingefügt

330

ÖLA 3/W 300 – BS 9 [3], Bl. 6

Lesetext

Werkprojekt 15: Das Souper Konzeption: Das Souper

331

Strukturplan in sieben Bildern

ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Lesetext Bl. 18

332

Strukturplan Strukturplan in sieben in sieben Bildern Bildern

15/K/E ÖLAWP 3/W 365 1– BS 33 Lesetext [1], Bl. 18

333

Strukturplan in sechs siebenBildern Bildern

ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Lesetext Bl. 19

334

Strukturplan in sechs Bildern

WP15/K/E2

335

Lesetext

Strukturpläne in fünf Bildern

ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1],Lesetext Bl. 19v

336

Strukturpläne in fünf Bildern

WP15/K/E3–E4

337

Lesetext

Lesetext

338

Lesetext

Werkprojekt 16: Die Kleinen, die man hängt Konzeption: Die Kleinen, die man hängt

339

Werkverzeichnis

IN 221.001/4 – BS 45 a [4], Lesetext Bl. 7

340

Werkverzeichnis

WP16/K/E1

341

Lesetext

Lesetext

342

Lesetext

Werkprojekt 17: Die Jahreszeiten Konzeption: Die Jahreszeiten – Schauspiel in vier Teilen

343

Figurenliste, Strukturpläne in vier Teilen

ÖLA 3/W 362 – o. BS, Lesetext Bl. 3v

344

Figurenliste, Strukturpläne in vier Teilen

WP17/K/E1–E3

345

Lesetext

Werktitel, Strukturplan in vier Teilen

ÖLA 3/W 362 – o. BS, Lesetext Bl. 4

346

Werktitel, Strukturplan in vier Teilen

WP17/K/E4–E5

347

Lesetext

Figurenliste, Strukturplan in vier Teilen

ÖLA 3/W 362 – o. BS, Lesetext Bl. 7v

348

Figurenliste, Strukturplan in vier Teilen

WP17/K/E6–E7

349

Lesetext

Lesetext

350

Lesetext

Werkprojekt 18: Der Verschwender Konzeption: Der Verschwender – Zaubermärchen

351

Werktitel, Strukturplan in drei Teilen

ÖLA 3/W 362 – o. BS, Lesetext Bl. 9

352

Werktitel, Strukturplan in drei Teilen

WP18/K/E1–E3

353

Lesetext

Fragm. Fassung zum ersten Teil

WP18/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Der Verschwender

ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 10

1.) Feen-Reich. (Österreichisches Reich = Preussischer Geist) B

5

B

10

B B

N

Zauberer aus allen Ländern. A LLE Keiner hat mehr ein Geld. K.K. Z EUS Also wer hat denn hernach das Geld? A LLE Ein Mann. Z EUS Und was ist dieser Mann? 1. A LLE Der ist tot. Z EUS Der Tote soll erscheinen! S EKRETÄR Melde gehorsamst, der kann nicht erscheinen, weil er sich verbrennen hat lassen! 2. A LLE Er hat es zusammengeraubt, gestohlen, geschwindelt – – ausgebeutet – Z EUS Schon gut! Kommst Du aus Moskau? 2. A LLE Ja! Z EUS Also schon gut! Recht hast ja, aber das gehört nicht hierher – das sind menschliche Angelegenheiten! Wer hat das Geld? 3. A LLE Der Sohn des Toten. Z EUS Wer ist das? Wo wohnt er? Wie heisst er? 3. A LLE Julius von Flottwell. Z EUS Und was macht er mit dem vielen Geld? 2. A LLE Er finanziert Kriege. Aber ich glaub, er machts nichtmehr lange. Es wird ihm langweilig. Mir scheint, er wird das Geld bald zum Fenster hinaushauen! N

N

N

B

15

N B

N

B

20

25

N

B

N

\Abbruch der Bearbeitung\

3 7 10 11–13 14 14 17 20

(Österreichisches f Geist)N ] K.K. N ] B1. N ] BZ EUS f lassen!N ] B2. N ] BA LLE N ] BRecht f ja,N ] BWo f er?N ] B B

\(Österreichisches f Geist)/ \K.K./ \1./ \Z EUS f lassen!/ \2./ [Z EUS ] |A LLE | [Wer hat das] |Recht f ja,| \2/Wie heisst er? \1/Wo wohnt er?

354

Lesetext

Werkprojekt 19: Lustspiel Konzeption: Lustspiel

355

Strukturpläne in drei Akten, Figurenliste

ÖLA 3/W 14 – BS 39 b [1], Lesetext Bl. 1

356

Strukturpläne in drei Akten, Figurenliste

WP19/K/E1–E5

357

Lesetext

Lesetext

358

Lesetext

Werkprojekt 20: Ein Gesellschaftsstück Konzeption: Ein Gesellschaftsstück – in drei Akten

359

Notizen

ÖLA 3/W 366 – BS 25 [3], Lesetext Bl. 1

360

Notizen

WP20/K/E1

361

Lesetext

Lesetext

362

Fragm. Fassung zum I. Akt

WP20/K/TS1 (Korrekturschicht)



Lesetext

Ein Gesellschaftsstück.

ÖLA 3/W 295 – BS 25 [1], Bl. 1

I. Akt. Salon. 5

M INISTER. – I RMA . M INISTER Es wird hoffentlich nicht sehr lange dauern, Irma. I RMA O nein, Herr Minister. Jetzt haben wir halbzwölf und das Theater war um elf Uhr spätestens aus. Sie müssten jeden Moment kommen. M INISTER Hoffentlich war es kein Durchfall, sondern ein Erfolg. I RMA Ich gönnte es dem jungen Menschen, dass es ein Erfolg wird. Es ist das ein sehr ein sympathischer junger Mensch. Und es ist sein erstes Stück. Ein Trauerspiel. Aus unserer Zeit. M INISTER Wie heisst es denn? I RMA Das Recht des Todes. M INISTER Ein zugkräftiger Titel. I RMA Es ist das ein sehr ein wirkungsvolles Stück – es müsst schon sehr mit dem Pech zugehen, wenn das kein grosser Erfolg wird. M INISTER Haben Sie es denn schon gelesen? I RMA Natürlich. Sie wissen doch, dass sich unsere Gnädigste riesig dafür interessiert. M INISTER Was ist denn das für ein Stück? I RMA Es ist ein Stück für die Todesstrafe. M INISTER Für die Todesstrafe? Interessant. B

N

B

10

N

B

N

15

20

B

B

N

N

\Abbruch der Bearbeitung\

7 8 12 15 15

Es f Irma.N ] halbzwölfN ] BUnd f Zeit.N ] BDas f Todes.N ] BdesN ] B B

[Wird es noch lange dauern] [|Es|] |Es f Irma.| [halbelf] |halbzwölf| [M INISTER Wer ist der] |Und f Zeit.| [Das weiss ich nicht. Ich denke] |Das f Todes.| [de] |des|

363

Strukturplan in drei Akten, Konfigurationsplan

364

ÖLA 3/W 295 – BS 25 [1], Lesetext Bl. 2

Strukturplan in drei Akten, Konfigurationsplan

365

WP20/K/E2–E3

Lesetext

Lesetext

366

Lesetext

Werkprojekt 21: Ein königlicher Kaufmann Konzeption: Ein königlicher Kaufmann – Ein Gesellschaftsstück

367

Figurenlisten, Dialogskizze

ÖLA 3/W 296 – BS 27Lesetext a, Bl. 2

368

Figurenlisten, Dialogskizze

WP21/K/E1–E5

369

Lesetext

Strukturplan in drei Bildern

ÖLA 3/W 296 – BS 27Lesetext a, Bl. 5

370

Strukturplan in drei Bildern

WP21/K/E6

371

Lesetext

Strukturpläne, Figurenlisten

ÖLA 3/W 296 – BS 27Lesetext a, Bl. 6

372

Strukturpläne, Figurenlisten

WP21/K/E7–E10

373

Lesetext

Strukturplan in fünf Bildern

ÖLA 3/W 296 – BS 27Lesetext a, Bl. 3

374

Strukturplan in fünf Bildern

WP21/K/E11

375

Lesetext

Strukturplan in fünf Bildern (Fortsetzung)

ÖLA 3/W 296 – BS 27Lesetext a, Bl. 4

376

Strukturplan in fünf Bildern (Fortsetzung)

WP21/K/E11

377

Lesetext

Notizen, Strukturplan in sieben Bildern

ÖLA 3/W 296 – BS 27Lesetext a, Bl. 1

378

Notizen, Strukturplan in sieben Bildern

WP21/K/E12–E13

379

Lesetext

Strukturpläne in sieben Bildern, Notiz

ÖLA 3/W 296 – BS 27Lesetext a, Bl. 9

380

Strukturpläne in sieben Bildern, Notiz

WP21/K/E14–E16

381

Lesetext

Lesetext

382

Fassung des 1. Bildes

WP21/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 1. Zimmer des Herrn.

ÖLA 3/W 296 – BS 27 a, Bl. 8

D IENER (richtet Smoking heraus) M EDIZINALRAT (sitzt und liest in der Zeitung) B

N

B

N

5

H ERR (kommt in Smokinghemd, Unterhose, Sockenhaltern und Bademantel; er legt den Bademantel ab und zieht sich mit Hilfe des Dieners den Smoking an) Furchtbares Unglück, nicht? M EDIZ 127 Tote. DER H ERR Schlagwetter. M ED Wahrscheinlich. DER H ERR Die Regierung soll da nurmal entscheidend durchgreifen. Wenn der kleinste Missstand vorliegt , gehört ganz entschieden durchgegriffen. Es stehen doch immerhin lebendige Menschen am Spiel. Die Ausbeutung muss Grenzen haben, sonst hat Moskau recht! M ED Unglücke wird es immer geben. Ich als Mediziner kenne die Natur, lieber Freund. DER H ERR Die Leute, die da vom Untergang des Kapitalismus reden, haben recht. Ich sage das als Kapitalist. Es ist ein unmöglicher Zustand. Es hat sich überlebt. Das System ist morsch. M ED Ich bin kein Kapitalist, aber ich sehe die Sache noch nicht so schlimm an – es wird auf keinen Fall besser, was immer kommt. DER H ERR Natürlich. Es wird auf keinen Fall besser. (er ist nun angezogen) D IENER (ab) DER H ERR UND M ED ( sehen ihm nach) (Stille) DER H ERR Also? M ED Es ist noch das Alte. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als kaufen. H ERR Zu welcher Bedingung? M ED Die ungünstigste ist immer noch günstig. H ERR Er kann uns also den Preis diktieren? M ED Ja. Falls er den Wert seiner Erfindung kennt. H ERR Ich kenne ihn kaum. Ich kann seine Intelligenz nicht beurteilen. (Telefon) Ja. So. Ich bitte ihn, heraufzukommen. Der Professor ist da. Ich will nichts B

DER

N

B

B

10

B

15

B

N

N

N

N

B

N

B

20

B

B

25

30

N

B

N

N

B

N

B

N

B

3 4 6 6–7 7 8 13 15 16 22 24 24 31 32 33 33–384,6

B

heraus)N ] (sitzt f Zeitung)N ] Bin Smokinghemd,N ] BBademantel f an)N ] BabN] Bnicht?N ] BvorliegtN ] Bhat f recht!N ] Blieber Freund.N ] Bbesser f angezogen)N ] BUND M ED N ] BsehenN ] BJa f kennt.N ] BIch f kaum.N ] BIch f heraufzukommen.N ] BDer f Paralyse.N ]

33

B

B

ProfessorN ]

N B

B

N

heraus\)/ [und Smokinghemd)] [(steht am Fenster] | (sitzt f Zeitung)| [und] |in Smokinghemd,| Bademantel[)]|; er f an)| korrigiert aus: an [was] |nicht?| [{erst}] |vorliegt| ha[ben]|t| [die Bols] |Moskau recht| \!/[–] [Herr!] |lieber Freund.| besser\./ [–] \(er f angezogen)/ \UND M ED / s[ieht]|ehen| [{Vielleicht.}] |Ja f kennt.| [{ }] |Ich f kaum.| [Er soll] |Ich f heraufzukommen.| [{ } {R ECHTSANWALT } (tritt ein)] |Der f Paralyse.| [{Dokt}] |Professor|

383

N

Fassung des 1. Bildes

WP21/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

ohne ihn unternehmen. Der Fall muss auch juristisch einwandfrei angepackt werden. M ED Hältst du den Professor für einen guten Anwalt? H ERR Gewiss. Du? M ED Ich trau ihm nicht ganz. Der Mann hat entschieden Fähigkeiten. Aber neuerdings ist er krank. Er ist so komisch zerstreut. Ich beobachte ihn. Paralyse.

5

N

P ROFESSOR (tritt ein; grüsst) Nun? Ich muss um Verzeihung bitten, habe mich um 10 Minuten verspätet – ich bin ein Meister der Pünktlichkeit gewesen, immer, aber neuerdings – neuerdings – DER H ERR Das ist das Alter. P ROF Ja, das Alter – (Stille) P ROF (plötzlich zum Med) Wie alt sind Sie eigentlich? 얍 M ED Das hab ich Ihnen doch bereits gesagt. Erst gestern – P ROF Gestern? M ED Sie sind sehr vergesslich. P ROF Ich glaub, Sie übertreiben. Ich hab das nicht gehört. (Stille) B

10

15

N

B

N

20 B

H ERR Darf ich jetzt über den Fall sprechen? P ROF Bitte! Soweit ich bereits unterrichtet bin, dreht es sich um eine Erfindung, um den Erwerb eines Patentes – H ERR Richtig! Um den Erwerb eines medizinischen Patentes. Ein junger Mann bietet mir da ein Patent an – das grossartig ist, das uns aber vernichten würde – unsere Fabrik – unsere chemische Industrie – – es ist eine geniale Erfindung, ein neues Mittel, eine Pille gegen Krebs – – aber ich kanns nicht auf den Markt bringen. P ROF Verstehe. Abkaufen und verschieben. Juristisch bestehen gar keine Schwierigkeiten. Das kann man formulieren. H ERR Aber der Mann ist ein Idealist, ein sogenannter. Er möchte der Menschheit helfen. P ROF Man muss also sehr viel Geld einsetzen. H ERR Stimmt. – Nun, er wird heut abend herkommen, ich hab ihm zu Ehren diesen abend gegeben. Wir müssen ihn kleinkriegen. P ROF Sicher. H ERR Kommen Sie. Wir trinken etwas. (ab) (Stille) P ROF Wie lang leb ich noch – ich kann nicht schlafen seit gestern – M ED Das hängt davon ab. (Ende des ersten Bildes.) N

B

25

N

B

N

B

N

30

BN

35

40

8 17 21 22 25 28–29 34

ein; grüsst)N ] vergesslich.N ] BH ERR f sprechen?N ] BBitte!N ] BunsN ] Bbestehen f Schwierigkeiten.N ] BN] B B

ein[)] |; grüsst)| vergesslich[?]|.| [P ROF Bitte zu] |H ERR f sprechen?| Bitte[{?}] |!| [mich] |uns| [{kann}] |bestehen f Schwierigkeiten.| [\S/]

384

ÖLA 3/W 296 – BS 27 a, Bl. 9v

Fassung des 4. Bildes

WP21/K/TS2 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 4. Bild: Am Kamin.

ÖLA 3/W 296 – BS 27 a, Bl. 7

Konflikt: E RFINDER – H ERR . 5

H ERR Also, mein Lieber, wir wollen das Patent erwerben. E RFINDER Gern. Aber das Patent wird natürlich auch verwertet – im Interesse der leidenden Menschheit. H ERR Wieso? E RFIN Ich hab sowas gehört. Es muss in den Vertrag. H ERR Aber, das kann doch Ihnen gleich sein – wir kaufen Ihr Patent – wir verwerten es – vielleicht zu einer gegebenen Zeit. E RFIND Nein. Sofort. H ERR Ausgeschlossen! (Stille) P ROF Was fordern Sie? E RFINDER Ich verbitte mir das! Ich bin Idealist! (Stille) T HERESE (kommt) Nein! Er wird es nicht unterschreiben! Nie! Er ist Idealist! H ERR Mein Herz – E RFINDER Beruhig Dich! Geh – H ERR Woher wissen Sie denn das überhaupt? T HERESE Von Ihrem Herrn Sohn. H ERR Rufen Sie mal bitte, meine Frau! Und Peter! F RAU (kommt) B

10

N

B

15

20

B

B B

N

N

B

N

N

B

N

25

S OHN ( kommt – Unterredung mit Vater) Du hast mich rufen lassen – P ROF (zum Erfinder) Sehen Sie, was Sie angerichtet haben – E RFINDER Das bin doch nicht ich! Sowas kann mich nicht rühren! Nicht unter 80! B

N

N

8 11 21 22 22 23–28

B

Wieso?N ] vielleichtN ] BWoherN ] BT HERESE f Sohn.N ] BHerrnN ] BH ERR f 80!N ]

23 26

B

B

B

Und Peter!N ] kommt f lassen –N ]

[Natü] |Wieso?| [doch] |vielleicht| [{E}] |W|oher [S OHN (kommt)] |T HERESE f Sohn.| [S]|H|errn (1) H ERR So! (es wird ihm schwach) E RFINDER (zu Theres) Geh! T HERES (ab) (Stille) P ROF Wir bieten 40 – E RFINDER Nicht unter 80! P ROF Ah! (Stille) H ERR Schuft! Schuft – – ein so ein Schuft!! (es wird ihm schlecht) (2) \H ERR f 80!/ \Und Peter!/ kommt[)] |Unterredung f lassen –|

385

Strukturplan in zwei Bildern

ÖLA 3/W 296 – BS 27Lesetext a, Bl. 7

386

Strukturplan in zwei Bildern

WP21/K/E17

387

Lesetext

Lesetext

388

Lesetext

Werkprojekt 22: Die Reise ins gelobte Land Konzeption: Die Reise ins gelobte Land – Volksstück

389

Strukturpläne

ÖLA 3/W 296 – BS 27 Lesetext a, Bl. 6v

390

Strukturpläne

WP22/K/E1–E2

391

Lesetext

Lesetext

392

Lesetext

Werkprojekt 23: Komödie des Friedens Konzeption: Komödie des Friedens

393

Figurenliste, Pseudonymenliste

ÖLA 3/W 308 – BS 48Lesetext c, Bl. 5

394

Figurenliste, Pseudonymenliste

WP23/K/E1–E2

395

Lesetext

Fassung des 1. Bildes des I. Aktes

WP23/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 I. Akt.

ÖLA 3/W 308 – BS 48 c, Bl. 5

1.) Die Diebstahlsuntersuchung. 5 B

a.) Polizei – Verhör. P OLIZEI Und Sie sind hier der einzige Mann? P ORTIER Ja. N

10

P OLIZIST (zur Präsidentin) Es besteht kein Zweifel, dass ein Dokument gesucht worden ist. Der Täter hat sich ausgekannt. Es besteht kein Zweifel, nach all dem Verhör, dass eine ihrer Klub-Genossinnen den Einbruch versucht hat. Eine von Ihnen. P RÄSIDENTIN Eine von uns soll eine Diebin sein, eine Agentin, eine Spionin?! P OLIZIST Ja. P RÄSIDENTIN Das Dokument wurde nicht gestohlen. Ich nahm es mit nachhause. Aber ich hoffe, dass die Polizei den Fall mit strengster Diskretion…. P OLIZIST Natürlich! (ab) 얍 P RÄSIDENTIN Jetzt sollt man wissen, wer es ist – 2 Es ist keine von uns. 3 Oho! Ich traue niemand. Der Verdacht wird laut. Schwulitäten kommen auf. Die Kartenspielerinnen. P RÄSIDENTIN Ich werde das Dokument mit mir nachhause nehmen. Dort ist es sicher. Dort wird es niemand vermuten. B

15

20

N

ÖLA 3/W 308 – BS 48 c, Bl. 6

N

B

25

Zuhause. M ANN – F RAU (diktiert ihm in die Schreibmaschine die Friedensresolution) M ANN Ist meine Frau schon zuhause? D IENSTMÄDEL Nein. Madame sind im Club. M ANN Soso. Und die Kinder? D IENSTM Das Frl. Maria treibt Sport, das Frl. May ist mit Herrn Nebboch weg, das Frl. Elli ebenso. M ANN Es ist also niemand zuhaus. D IENST Niemand. (ab) M ANN ( allein – er sieht nach: es ist wieder ein Knopf abgerissen, niemand näht ihn an – er läutet) D IENST (kommt) M ANN Möchten Sie mir einen Knopf annähen? D IENST Gern, Herr. (sie näht) 얍 M ANN Sagen Sie, was denken Sie sich während Sie so einen Knopf annähen? N

B

30

35

B

B

40

6–7 11 20 28 36–37 37

N N

P OLIZEI f Ja.N ] Klub-GenossinnenN ] BDer f Kartenspielerinnen.N ] BM ANN f Friedensresolution)N ] Ballein f läutet)N ] Ban f läutet)N ] B B

\P OLIZEI f Ja./ korrigiert aus: Klub-Genossinen \Der f Kartenspielerinnen./ \M ANN f Friedensresolution)/ allein[)] |– er f läutet)| an[)] |– er läutet)|

396

ÖLA 3/W 308 – BS 48 c, Bl. 7

Fassung des 1. Bildes des I. Aktes

WP23/K/TS1 (Korrekturschicht)

D IENST Ich? M ANN Denken Sie, dass es bald einen Krieg gibt? D IENST Hm. Ich hab gehört, ja. M ANN Hm. Und glauben Sie, dass die Frauen den Krieg verhindern können? D IENST Die Frauen? Ich halt nichts von den Frauen, gnädiger Herr! Die Frauen sind alle blöd! M ANN Richtig! D IENST Sie lassen sich ja alles von den Männern gefallen! M ANN So? Also das ist nur ein Aberglaube. D IENST Nicht alle. Sie, z.B., lassen es nicht – Sie geben immer nach. Eine Frau gehört nachhaus. M ANN Jaja, es gibt Knöpfe, die eine eigene Frau annähen muss – D IENST Einen Krieg muss es immer geben. Das ist logisch. Der ewige Frieden ist ein Blödsinn. Ja, wenn ich da wohnen würd, dann ja – aber so? Krieg wird immer sein! M ANN Bravo! BN

5

B

10

B

15

Lesetext

1 8 12 12

N

] MännernN ] BJaja, esN ] Beigene FrauN ] BN B

N

B

N

[{ }] [Männern] [|Weiber|] |Männern| \Jaja,/ [E]|e|s [Frau] |eigene Frau|

397

Akttitel, Strukturplan zum I. Akt, Figurenliste

398

ÖLA 3/W 306 – BS 48Lesetext a, Bl. 1

Akttitel, Strukturplan zum I. Akt, Figurenliste

399

WP23/K/E3–E6

Lesetext

Lesetext

400

Fassung „Bei den Enkelinnen“

WP23/K/TS2 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 a.) Bei den BEnkelinnenN.

M ANN (liest Zeitung) Also das ist Euere Grossmutter – 1. E NKELIN Ja. M ANN Nach der Zeitung zu schliessen, ist sie ja die grösste , klügste Frau des Jahrhunderts. 2. E NKELIN Bitte lies mal diese Zeitung – 1. E NKELIN Nein! 2. E NKELIN Warum soll ers nicht lesen? Warum soll er die Wahrheit nicht erfahren? 1. E NKELIN Nennst Du das Wahrheit, was dieses Schmierblatt schreibt?! 2. E NKELIN Ist das etwa die Wahrheit?! M ANN Also nur keinen Streit! Was ist denn überhaupt die Wahrheit? 2. E NKELIN (Philosophische Definition) B

B

5

10

ÖLA 3/W 306 – BS 48 a, Bl. 2

N

N

B

B N

15

1. E NKELIN Nein! (Andere philosoph. Definition) M ANN Nein. Es gibt überhaupt keine Wahrheit. ×

1 3 4 5 14

B

korrigiert aus: Enkellinen

B

EnkelinnenN ] (liest Zeitung)N ] B1. E NKELIN N ] BgrössteN ] BN]

\(liest Zeitung)/ \1./ E NKELIN korrigiert aus: gröste [M ANN Das klingt sehr schön.]

401

N

Figurenliste und Notizen zum 1. Bild

ÖLA 3/W 307 – BS 48Lesetext b, Bl. 3

402

Figurenliste und Notizen zum 1. Bild

WP23/K/E7

403

Lesetext

Strukturpläne

ÖLA 3/W 307 – BS 48Lesetext b, Bl. 2

404

Strukturpläne

WP23/K/E8–E9

405

Lesetext

Notizen zum dritten Bild

ÖLA 3/W 307 – BS 48Lesetext b, Bl. 4

406

Notizen zum dritten Bild

WP23/K/E10

407

Lesetext

Fassung (Prosaexposé)

WP23/K/TS3 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Die Haupthandlung.

ÖLA 3/W 307 – BS 48 b, Bl. 4

Ein Dokument, das Testament, verschwindet. Frau Albach hat es mit nachhause genommen, ihr Mann, ein kleiner Beamter , hat es gestohlen, um sie im Club unmöglich zu machen. Frau Albach sagt am Schluss: ich möcht auch nichtmehr Kassierin sein. Frau Albach: „Die kleinen Negerlein.“ – – – Der Mann beruhigt sie, dass dies nicht stimmt und wird durch die Grossmutter demaskiert. B

5

4

B

BeamterN ]

N

[{Schreiber}] |Beamter|

408

Lesetext

Werkprojekt 24: Ohne Titel Konzeption: Ohne Titel – Zeitstück

409

Fassung in drei Akten



WP24/K/TS1 (Korrekturschicht)

OHNE TITEL Ein Zeitstück in drei Akten von Ödön Horváth . B

15

20

25

30

Im Theaterbüro beim Herrn Direktor. D RAMATIKER (klopft an, tritt ein) Guten Morgen, Herr Direktor! D IREKTOR Guten Morgen! Was gibt es Neues? Ist der Reichskanzler noch Reichskanzler? D RAMATIKER Das ist mir wurscht. Ich bin Dramatiker. Ich hab gestern ein neues Stück geschrieben. D IREKTOR Bravo! Titel? D RAMATIKER Der Titel steht noch nicht fest, der Schluss ist mir noch nicht eingefallen, der Anfang ist mir nicht geglückt und die Mitte arbeit ich noch um. D IREKTOR Mit einem Wort: wir haben keine Stücke! D RAMATIKER (braust auf) Wie können Sie es wagen, soetwas zu behaupten?! Da dichtet man ein Trauerspiel -D IREKTOR (unterbricht ihn) Das auch noch! Hoffentlich werden die Leut weinen und ich lachen -- und nicht verkehrt! D RAMATIKER Nur keine Angst! Ich erwähne den Artikel 48, dann weinen die Leut sicher. D IREKTOR (windet sich) Artikel 48? Muss das sein? D RAMATIKER Vielleicht geht auch Artikel 47 -- Man müsste mal nachsehen, wie der lautet. Oder vielleicht auch Artikel 49 -얍 D IREKTOR Herr! Sie sind doch ein Talent -- zuwas benötigen Sie überhaupt derartige Artikel? Wir haben doch in unserer herrlichen deutschen Sprache drei Artikel: 1. der, 2. die und 3. das. Aus diesen drei Artikeln müsste man eigentlich schon ein richtiges hochkünstlerisches Stück zimmern können -- mit einigem guten Willen. D RAMATIKER Können? Aber natürlich! D IREKTOR Na also! Geh seins fesch und schreibens ein zeitloses Zeitstück! (Dunkel)

Zweiter Akt

35

40

45

N

ÖLA 3/W 313 – BS 70, Bl. 1

Erster Akt

5

10

Lesetext

Bei der Probe des zeitlosen Zeitstückes mit dem Titel „Vor Neumondaufgang“. S TATIST Wo ist denn der Herr Direktor? Mir scheint, er führt doch die Regie! H ILFSREGISSEUR Der Herr Direktor hat gerade fortmüssen, weil er mit der Pacht Schwierigkeiten hat -- nämlich er muss soviel Pacht zahlen, dass er jeden Tag zweimal ein ausverkauftes Haus haben müsste, um nicht auf seine Kosten zu kommen. Da man aber bekanntlich nur einmal während eines Tages (ausser Sonntag) spielen kann, geht er logischerweise zugrund -S TATIST Und wir mit ihm. S TAR WEIBLICH Irrtum! S TAR MÄNNLICH Irrtum! 2

B

Ödön HorváthN ]

[O]|Ö|dön Horv[a]|á|th

410

ÖLA 3/W 313 – BS 70, Bl. 2

Fassung in drei Akten

WP24/K/TS1 (Korrekturschicht)

S TAR WEIBLICH Ich hab eine neue Limusine . S TAR MÄNNLICH Ich hab eine neue Limusine. S TAR WEIBLICH Apropos Limusine: Sie Herr dramatischer Dichter, Sie könnten mir doch irgendwie meine Limusine mit in das Stück hineinnehmen -D RAMATIKER Aber ausgeschlossen! Unmöglich! Nein! Nie! Ad absurdum! Mich 얍 auch! Kommt garnicht in Frage! Unmöglich! Also mit einem Wort: ich schreib Ihnen eine Szene für Ihre Limusine. S TAR MÄNNLICH Dann bestehe ich aber selbstredend darauf, dass auch meine Limusine mit in das Stück hinein -D RAMATIKER (unterbricht ihn) Was? Zwei Limusinen sind zuviel! S TAR MÄNNLICH Herr! Ich bin hundertvierzig Jahre bei der Bühne, inclusive der Bühnentätigkeiten meiner Mutter und Grossmutter -- Glauben Sie mir: die Leut wollen zwei Limusinen sehen. D IREKTOR (kommt geistesabwesend) Der Wucherer will seine Pacht! San mer fesch, häng mer uns auf! D RAMATIKER Eine Frage nur, Herr Direktor: will denn das Publikum wirklich zwei Limusinen? D IREKTOR (geschmerzt) Sie Kind -- (für sich) Ich werd meine Limusin herschenken. Meine einzige Rettung! (Dunkel) B

5

10

15

N

B

20

Lesetext

ÖLA 3/W 313 – BS 70, Bl. 3

N

Dritter Akt 25

30

K RITIKER (schreibt nach der Premiere des Zeitstückes „Vor Neumondaufgang“ seine Vorkritik; und zwar schreibt er sie in Spiegelschrift und liest sie sich dann mit Hilfe eines Wandspiegels immer wieder vor) „Star weiblich. ein Wunder. Star männlich: auch ein Wunder. Stück nicht unbegabt, aber zwa Limusinen san zuviel.“ (er übergibt seine Vorkritik dem Setzer und ab) D RAMATIKER (liest hierauf die Vorkritik in der Zeitung) Der Mann hat Recht. Zwei Limusinen sind fürwahr zuviel -- O warum bin ich bei den Proben nicht meinem Instinkte gefolgt?! -- (er wird ganz melancholisch und betrinkt sich mit Bier, Wein, Schnapps -- während die beiden Stars in ih-얍ren Limusinen an ihm vorbeifahren) D IREKTOR (kommt) Zum Wohlsein, Herr Dichter! D RAMATIKER Ich bin kein Dichter. Ich bin Politiker, Herr Direktor. D IREKTOR Ich bin kein Direktor. Die Pacht und die Limusinen haben mich umgebracht. Könntens mir nicht zwei Mark leihen? D RAMATIKER Leider nein. Aber Sie könnten mir die zwei Mark von meinen Tantiemen abziehen. D IREKTOR Gemacht. Auch zwanzig! D RAMATIKER Fein! Dann bleib ich noch auf, heut kann ich eh nicht einschlafen -diese grässliche Hungersnot in China geht mir nicht aus dem Kopf! Kommens, gehen wir in ein Theater, damit ich auf andere Gedanken komm! DER

B

35

40

1 16 33

LimusineN ] willN ] BSchnappsN ] B B

N

gemeint ist: Limousine [geht das mit zwei Limusinen?] [W]|w|ill gemeint ist: Schnaps

411

ÖLA 3/W 313 – BS 70, Bl. 4

Fassung in drei Akten

5

WP24/K/TS1 (Korrekturschicht)

D IREKTOR Theater? Nein. Zu teuer. D RAMATIKER Aber ich hab doch Freikarten! D IREKTOR Ich auch. Aber Sie vergessen das Programmheft. Zirka eine Mark. D RAMATIKER Ich brauch kein Programmheft. D IREKTOR Und die Garderobegebühr? D RAMATIKER Geh die fünfzig Pfennig! D IREKTOR Es dreht sich nicht um die fünfzig Pfennig, lieber Herr, sondern es dreht sich darum, dass ich meinen Mantel nicht ausziehen kann, weil ich darunter nurmehr das Hemd anhabe. Mein letztes Hemd. Kommens, gehen wir lieber ins Kino! B

10

Lesetext

N

Ende

7

B

dieN ]

d[o]|i|e

412

Lesetext

Werkprojekt 25: Ein Wunschtraum Konzeption: Ein Wunschtraum – in drei Akten

413

Strukturplan in drei Akten

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Lesetext Bl. 1

414

Strukturplan in drei Akten

WP25/K/E1

415

Lesetext

Strukturpläne, Figurenliste

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Lesetext Bl. 2

416

Strukturpläne, Figurenliste

WP25/K/E2–E4

417

Lesetext

Strukturplan, Figurenliste und Notizen

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Lesetext Bl. 3

418

Strukturplan, Figurenliste und Notizen

WP25/K/E5–E6

419

Lesetext

Fassung

5

WP25/K/TS1 (Grundschicht)

Lesetext

얍 T RAUMFEE Wohlan, Ihr Schläfer, Ihr habt viele Wünsche – Ich erfülle sie Euch! Ich werde Euch geleiten in der Nacht, durch den Traum – Schlaft wohl! Schlaft wohl! Ich führ Euch die Zeiten zurück – – Wohin Ihr wollt! Doch dort bestimmt Euer Schicksal selbst – Es geziemt mir nicht, selbst im Traum Euch zu belügen!

420

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 4

Lesetext

Werkprojekt 26: Original Zaubermärchen / !Johann, der Soldat" Konzeption: Original Zaubermärchen

421

Strukturplan in sieben Bildern

ÖLA 3/W 302 – BS 3 b [1], Lesetext Bl. 5

422

Strukturplan in sieben Bildern

WP26/K/E1

423

Lesetext

Strukturplan in sieben Bildern

ÖLA 3/W 302 – BS 3 b [1], Lesetext Bl. 1

424

Strukturplan in sieben Bildern

WP26/K/E2

425

Lesetext

Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)

ÖLA 3/W 302 – BS 3 b [1], Lesetext Bl. 2

426

Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)

WP26/K/E2

427

Lesetext

Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)

ÖLA 3/W 302 – BS 3 b [1], Lesetext Bl. 3

428

Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)

WP26/K/E2

429

Lesetext

Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)

ÖLA 3/W 302 – BS 3 b [1], Lesetext Bl. 4

430

Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)

WP26/K/E2

431

Lesetext

Fragmentarische Fassung

WP26/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Erstes Bild

ÖLA 3/W 303 – BS 3 b [2], Bl. 1

Schauplatz: B N

5

Im Hintergrunde ein Regiment Soldaten mit Fahne. Daneben die Musik. Johann, ein Soldat. Feldwebel. B

B

10

N

N

BN

F ELDWEBEL Stillgestanden! Rührt Euch! Stillgestanden! Rührt Euch! Dass mir nur alles klappt! Ihr Sauhorde! Wie stehst denn Du schon wieder da? Gleich lass ich Dich umanand, dass mit dem Arsch auf die Uhr schaust! B N

15

F ELDWEBEL (schreitet die Front ab, bleibt vor Johann stehen) Was soll das? J OHANN Melde gehorsamst, was, Herr Feldwebel? F ELDWEBEL Der Knopf. J OHANN Melde gehorsamst wieso, Herr Feldwebel? F ELDWEBEL Wieso? Was ist denn mit dem Knopf los? Ist das aber ein Saustall! In so einem Knopfe muss sich der Himmel spiegeln! Siehst Du den Himmel, Du Drecksau? 얍 J OHANN Melde gehorsamst nein, Herr Feldwebel! F ELD Nein? Und ausgerechnet heut! Bei der Herbstparade! Umdrehen! J OHANN (dreht sich um) F ELD Hinten gehts ja -- aber vorn! Der Knopf wird uns blamieren! Der Knopf wird unser Unglück! Wenn der Kriegsminister den Knopf sieht, wird er demissionieren müssen! Da beschwört so ein Lümmel eine Krise hervor ! Na wart! J OHANN Melde gehorsamst, Herr Feldwebel, ich hab den Knopf geputzt. F ELD Geputzt? J OHANN Ich hab ihn drei Tage und drei Nächte geputzt. Ich hab meinen ganzen Urlaub damit verbracht. Ich bin nirgends hin. Meine Braut hat sich beschwert und ihre Freundinnen haben mich ausgelacht -- ich hab den Knopf geputzt, aber er wird nicht blank. F ELD Das gibt es nicht! B

20

N

B

25

30

4

BN

5

B

mit Fahne.N ]

6

B

einN ]

6 11

BN

17 24 24

B

24

B

BN

]

] ]

muss sichN ] eineN ] BKriseN ] B

hervorN ]

N B

N B

N

[Rechts steht eine kleine Kanone, an der der ein Monteut sie nochmals sorgfältig putzt.] (1) in Paradeaufstellung. (2) mit Fahne. (1) der (2) ein [Musikmeister.] [M USIKMEISTER Apropos Uhr: Du Feldwebel -- wir haben doch noch Zeit, bis die Exzellenzen kommen? F ELDWEBEL O noch lang! M USIKMEISTER Dann ist schon gut -- wir haben nämlich heut abend ein Ständchen zum Spielen zugunsten der Mutterhilfe, und die kleine Nachtmusik klappt noch nicht ganz -- wir werden pianissiomo inzwischen üben. Also los! (sie üben pianissimo)] korrigiert aus: musssich korrigiert aus: einen (1) Staatskrach (2) Krise (1) bevor (2) hervor

432

ÖLA 3/W 303 – BS 3 b [2], Bl. 2

Fragmentarische Fassung

WP26/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

J OHANN Aber ich habe mein Möglichstes getan. Vielleicht liegt es am Knopf. F ELD Am Knopf? Du weisst wohl nicht, was Du da sprichst! Den Knopf hat der Staat geliefert -- der Staat liefert keine schlechten Knöpf! Das ist eine Beleidigung des Staates! Ich hätt gute Lust und tät Dich einkerkern lassen! B

N

5

H AUPTMANN (kommt) F ELDWEBEL (schlägt die Hacken zusammen) Zur Stelle! 1458 Mann, Herr Hauptmann, 798 Kanonen, vierzig Tanks, 126 Pferde, 586 Doppeldecker, 12 Maschinengewehre leichte und schwere, 800 Minenwerfer, 70000 Fahnen, 1238452 Knöpfe! H AUPTMANN Danke ! Na? Alles in Ordnung? Klappts? F ELDWEBEL Alles, Herr Hauptmann! Die Kanonen sind sauber! Die Pferde zahm, die Flugzeug gut -- alles klappt, bis auf einen Knopf. H AUPT Knopf? F ELDWEBEL Er ist nicht geputzt, Herr Hauptmann. H AUPT Skandal! Wer ist denn der Kerl? 얍 F ELDWEBEL Der Dritte von rechts! H AUPT Soll mal her! (tritt auf ihn zu) Also das ist er. Ich sehe, ich sehe. Ja was bilden Sie sich denn ein?! Mit einem solchen Knopf zur Parade! Na jetzt ist nichtsmehr zu ändern! Aber wenn der Exzellenz das sieht, dann ist es aus! J OHANN Melde gehorsamst, Herr Hauptmann -- ich habe den Knopf geputzt, aber er wird nicht anders. H AUPT Also das ist eine Unverschämtheit! B

N

10

B

N

B

N

B

15

B

20

25

30

35

N

N

(Posaune in der Ferne; Defiliermarsch) H AUPTMANN Der General! Jetzt ist schon alles wurscht! G ENERAL (kommt) H AUPTMANN (zieht den Säbel und salutiert) G ENERAL mit Gefolge, darunter der E RFINDER in Frack (kommt) G ENERAL (schreitet die Front ab, stutzt etwas vor Johann; dann zum Hauptmann) H AUPTMANN (erstattet Bericht) Melde gehorsamst, Herr General! 1458 Mann, usw ----- 10000 Fahnen, 1238453 Knöpf. G ENERAL (zählt für sich nach) 1238453 Knöpf -- stimmt! Aber ein Knopf war dazwischen, der mir nicht gefallen hat. Zur Kritik, meine Herren! Sowas, wie das mit dem Knopf darf nicht vorkommen -- es gefährdet zuguterletzt das Ansehen des Staates. Der Mann gehört exemplarisch bestraft. Festung, Folterung, schad , dass die Folter schon abgeschafft ist, meiner Seel! -- Es fällt auch auf Sie ein schlechtes Lied . Dass mir das nicht wieder vorkommt! So! Und jetzt wollen wir weiterB

B

4 8–9 9–10 11 13

B

16 37 39

B

N

B

einkerkernN ] MaschinengewehreN ] Bschwere f Knöpfe!N ] BDankeN ] BeinenN ]

korrigiert aus: einkerlern korrigiert aus: Masvhinengewehre

Kerl?N ] schadN ] BLiedN ]

schwere[!] |, 800 f Knöpfe!| korrigiert aus: Dannke (1) den (2) einen korrigiert aus: Kerl! korrigiert aus: Schad gemeint ist: Licht

B

433

N

ÖLA 3/W 303 – BS 3 b [2], Bl. 3

Fragmentarische Fassung

WP26/K/TS1 (Korrekturschicht)

gehen -- Meine Herren! Der Herr hier hat eine Kanone erfunden, und die wollen wir prüfen! Wenn das stimmt, was der Herr hier sagt, dann meine Herren, ist das grandios! Stellen Sie sich eine Kanone vor, mit deren Hilfe man eine Mücke treffen kann, und zwar auf zehn Kilometer Länge , in der Stratosphäre! E RFINDER Verzeihung, aber auf unbeschränkte Länge! 얍 G ENERAL Unfassbar! E RFINDER Ich kann auch eine Fliege treffen, die sich im Weltraum bewegt -- sagen wir mal eine Fliege zwischen Venus und Merkur, oder in der Nähe des Saturn oder Mars. G ENERAL Mars! Bravo! G ENERAL Wenn es klappt, so ist das etwas ganz Grosses. B

5

B

10

Lesetext

N

N

Die Kanone wird hereingezogen -- sie ist sehr klein. E RFINDER Die Kanone hat den Vorteil grosser Tragbarkeit. G ENERAL Bravo! H AUPTMANN Verzeihung, aber ich komm noch nicht ganz mit. Sie schiessen also mit dieser Kanone nach Mücken, Fliegen -E RFINDER Nach Bienen, Wespen, Brummer, -- kurz alle Insekten! G ENERAL Auch Flöhe, Läuse? E RFINDER Natürlich! Wanzen alles! Aber das hat keinen praktischen Wert. G ENERAL Richtig! H AUPTMANN Aber wir sind doch Soldaten! Wir schiessen doch auf Menschen, auf die Leut und nicht auf Mücken! E RFINDER Bitte mich nur anzuhören! Es ist gewissermassen ein indirektes Kriegführen, Herr Sachverständiger! Die Sache ist so: mit dieser Kanone schiessen wir jedes einzelne feindliche Insekt tot -- dann gibt es aber auch keine Befruchtung auf der Erde unter Pflanzen , stellen Sie sich das vor: Die Leut verhungern einfach, sie haben keine Aepfel, keine Birnen, nichts wächst mehr -H AUPTMANN Und der Weizen? Und der Hafer? G ENERAL Weizen, Hafer! Ist doch Wurscht! Aber wenn der Feind keine Aepfel mehr hat, keine Birnen -- stellens Ihnen das vor, wenns kein Zwetschgendatschi mehr gibt! E RFINDER Und keine Blumen! G ENERAL Und keine Blumen! Da freut einen ja das ganze Leben nichtmehr! 얍 Wenn man die kleinen Blümlein nichtmehr hat unter Strauch und Baum. Sie berücksichtigen eben nicht das seelische Moment, das mythische -- die seelische Widerstandskraft wird gebrochen, trotz Weizen, Hafer und Gerste, Hopfen und Malz! Stellens Ihnen vor, eine Welt ohne Blumen! H AUPTMANN Richtig! B

15

20

N

B

25

B

N

B

30

B

35

B

B

B

LängeN ] zwischenN ] Bgrosser Tragbarkeit.N ]

25 27 27 29 31 39

B

B

KanoneN ] PflanzenN ] BSieN ] BUndN ] B-- stellensN ] BH AUPTMANN N ] B

N

N

N

N

N

4 8 14

ÖLA 3/W 303 – BS 3 b [2], Bl. 4

korrigiert aus: länge korrigiert aus: zwische (1) der grossen Wendigkeit. (2) grosser Tragbarkeit. korrigiert aus: kanone korrigiert aus: Pfleanzen korrigiert aus: sie korrigiert aus: U nd korrigiert aus: --stellens korrigiert aus: H AUPTMANN !

434

ÖLA 3/W 303 – BS 3 b [2], Bl. 5

Fragmentarische Fassung

WP26/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

G ENERAL Nun wollen wir aber doch mal eine Probe machen! E RFINDER Sofort! (er schiesst) Ich stellte ein auf 347 meter. Es war eine weibliche Stechmücke. Lateinisch: Culex pipiens. Sie ist getroffen. Die Kugel hat ihr das Herz zerschmettert . B

N

B

B

N

N

5

S OLDAT (bringt die Mücke) E RFINDER Hier! (die Mücke wird von Hand zu Hand gereicht) Herr Generaloberarzt! A RZT Der Mücke wurde das Herz zerschmettert. Ausschuss. Einschuss -- sofort tot. G ENERAL Fabelhaft! Grandios! H AUPTMANN Darf ich etwas fragen? Was kostet so ein Schuss? E RFINDER Ja, er ist relativ teuer. Sechzehntausend Gulden. G ENERAL Pst! Zu teuer! E RFINDER Wir können ihn eventuell auf fünfzehntausend neunhundertneunundneunzig Gulden -- wenn ich noch daran arbeite. G ENERAL Das wäre tragbar. H AUPTMANN Das schon. G ENERAL Also ich danke meine Herren! Ich finde es wunderbar -- hoffentlich wird es zur Ehre und Würde unserer Nation beitragen! Zum Wohle unseres Vaterlandes! Für ein starkes Reich! (Musiktusch) G ENERAL Was ich aber noch sagen wollte -- vergessen Sie das nicht, das mit dem Knopf. Exemplarische Strafe, bitt ich mir aus! (Ab) EIN

B

10

N

B

15

20

25

N

H AUPTMANN (zum Feldwebel) Da haben wir den Saustall! Warum geben Sie auch nichtmehr obacht! Der Kerl gehört gebügelt! (ab) 얍 F ELDWEBEL Na wart, Johann! Wie heisst denn Du? J OHANN Johann. F ELDWEBEL Du kommst noch vor ein Kriegsgericht! Nehmt ihm die Gewehre ab! Säbel ab! Rechts um! Marsch!

ÖLA 3/W 303 – BS 3 b [2], Bl. 6

30

Ende des ersten Bildes. 얍 Zweites Bild 35

Ministerrat. Krieg. Inneres

BN B

ÖLA 3/W 303 – BS 3 b [2], Bl. 7

und Polizei . Aeusseres. Finanz. Justiz. Kultus . N

B

N

BN

K RIEG Also wie gesagt: wir stehen vor einer Epochemachenden Erfindung, an der Schwelle einer neuen Zeit, vor einer grundsätzlich neuen Zeit und Situation.

2 3 4 8 11 36 36 36 36

schiesst) IchN ] Culex pipiens.N ] BzerschmettertN ] BHerzN ] BSechzehntausendN ] BN] Bund PolizeiN ] BJustiz. KultusN ] BN] B B

korrigiert aus: schiesst)Ich eingefügt korrigiert aus: zersc mettert korrigiert aus: Herzb korrigiert aus: Sechszehntausend gestrichen: Eintragung von fremder Hand: \bezieht sich auf Frick/

\und Polizei/ korrigiert aus: Justiz.Kultus

[Arbeitsminister.]

435

Fragmentarische Fassung

N

B

N

B

10

N

B

B

15

20

25

30

35

40

Lesetext

Diese Kanone ist etwas Grandioses -- wir können damit jeden Feind schlagen! Jeden! (er setzt sich) K ULTUS Ich als Kultusminister darf wohl bemerken, dass ich dem Herrn Kriegsminister ganz und gar beipflichte, wenn er von einer neuen Zeit spricht -- und ich verkenne nicht die heilsame Wirkung, die auf unsere Jugend in puncto Kultur von der neuen Kanone ausgehen wird. Die neue Kanone wird in den Schulen gelernt. Ich habe bereits Auftrag gegeben auf Dichtung einiger Balladen, auch Volksstükken und eine Symphonie. K RIEG Militärmarsch hab ich auch schon. K ULTUS Freut mich! Vor allem die Pflege der Militärmusik -- aber das dürfte doch wohl in mein Ressort stossen. K RIEG Irrtum! P RÄSIDENT Meine Herren! Bitte keine Ressortstreitigkeiten! Wir werden das alles erledigen! Nicht in dieser Stunde! Das Wort hat der Herr Finanzminister! F INANZ Natürlich möchte ich betonen, dass ich dem Wert in kultureller und militärischer Weise durchaus beipflichte, ich möchte hier nur einzelne Einwendungen machen: vom finanziellen Standpunkt. Ich finde die Kosten für einen Schuss zu hoch -K RIEG Also nur keinen Kleinmut! F INANZ So einfach ist das nicht! Ich bin ein Mann der Tatsachen! Ich stehe mit beiden Füssen im Leben! Die Kanone ist zu teuer! Wir müssen die 얍 Steuern erhöhen. (Stille) P RÄS Das ist eine fade Sache. K RIEG Es werden sich doch ein paar Steuern finden lassen. F INANZ Wir haben zweierlei Steuern: Einkommensteuer und Umsatzsteuer. Es dreht sich darum, ob wir die Steuern der Arbeitnehmer erniedrigen. Das tun wir, dann müssen wir ihnen aber auch weniger Lohn zahlen, damit sie nicht soviel Steuern zahlen müssen. Auf der anderen Seite müssen wir aber für die Betriebe, die die Kanone herstellen, die Steuern ermässigen, denn es ist gewissermassen gemeinnützig -- der Schuss ist doch für alle da. I NNERES Ich stimme den Steuern zu. P RÄSIDENT Es erhebt sich aber noch eine sehr schwierige Frage: was tun wir mit den anderen Kriegsgeräten, die durch den Bau der Kanone überflüssig werden. Jeder Soldat bekommt seine Kanone. K RIEG Also das ist alles recht schön und gut. Aber jetzt brauchen wir dann auch einen Krieg. A EUSSERES Nichts leichter wie das! Die Wilden, die jenseits der Berge wohnen. Nach meinen Vermutungen haben die viel Gold -- wir müssen es holen. I NNERES Das ist nicht so einfach. Die Leut wollen keinen Krieg. K RIEG Was? I NNERES Sie sagen, dass sie für nichts arbeiten. Meine Herren, unlängst hat eine Munitionsarbeiterin erklärt, sie möcht lieber eine Sense herstellen, wie einen Säbel. B

5

WP26/K/TS1 (Korrekturschicht)

B

2 3 6 13 13 14 15

Jeden! (erN ] KultusministerN ] Bwird. DieN ] BwerdenN ] BallesN ] BHerrN ] BdemN ] B B

korrigiert aus: Jeden! (er korrigiert aus: Kultusmisnister korrigiert aus: wird.Die korrigiert aus: werdeb korrigiert aus: aller korrigiert aus: herr korrigiert aus: den

436

N

B

N

N

N

ÖLA 3/W 303 – BS 3 b [2], Bl. 8

Fragmentarische Fassung

B

5

WP26/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

K ULTUS Pervers! K RIEG Woher haben die Leut die Ideen? I NNERES Von selbst. K RIEG Unmöglich! I NNERES Wir müssen also den Heimatgedanken wecken! Wir müssen sagen, dass die Wilden uns überfallen wollen -- es ist nur so zu machen! N

B

\Abbruch der Bearbeitung\

1

B

K ULTUS N ]

5

B

dassN ]

(1) K RIEG (2) K ULTUS korrigiert aus: das

437

N

Lesetext

438

Lesetext

Werkprojekt 27: Der Kaiser der Tiefsee Konzeption: Der Kaiser der Tiefsee – Zaubermärchen

439

Figurenliste

ÖLA 3/W 314 – BS 3Lesetext a, Bl. 1

440

Figurenliste

WP27/K/E1

441

Lesetext

Lesetext

442

Fragmentarische Fassung

WP27/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Der Kaiser BderN Tiefsee.

5

ÖLA 3/W 314 – BS 3 a, Bl. 1

K AISER Wir haben Euch hier alle versammelt, denn es dreht sich um sehr ernste Dinge. Die Menschen sind sehr frech geworden. Wenn das so weitergeht, werden sie uns noch alle unterjochen – ich höre von Wasserkraftwerken, unsere {gebeugte} Königin der Süsswasser kämpft bereits um ihr Leben. Nicht genug, dass man uns überfliegt! Die Menschen können ohne das Wasser nicht leben, aber sie wollen uns ganz und gar beherrschen. P AZIFIK Auf mir haben sie Kriegsschiffe noch und noch. R OTES M EER Und mich – K AISER Haben Dich die Juden wieder geteilt? R OTES M EER Nein. Aber sie haben mich gewaltsam mit dem Mittelländischen Meere verbunden. K AISER Krass, krass! N ORDSEE Ich habe 40 Fischerflottilen heruntergezogen – K AISER 40 ist zuviel! Das ist ungerecht! N ORDSEE Ich bin eine Naturgewalt, Kaiser!! A TLANTIK Eben höre ich Kunde von der neuesten frechsten Provokation! Segelschiffe und alles lass ich mir noch gefallen – aber jetzt will mich einer in der Badewanne überqueren! Aus purem Übermut! K AISER Badewanne! Das geht zu weit! Der Kerl muss herunter! Koste es, was es wolle! Wir müssen wiedermal ein Exempel statuieren! B

N

B

10

N

B

N

B

15

B

N

N

20

B

N

\Abbruch der Bearbeitung\

1 6 9 9 12 15–17 20

derN ] Nicht f überfliegt!N ] BP AZIFIK N ] BsieN ] BsieN ] BN ORDSEE f Kaiser!!N ] BpuremN ] B B

[{Tie}] |der| \Nicht f überfliegt!/ [A TLANTIK ] |P AZIFIK | korrigiert aus: Sie korrigiert aus: Sie \N ORDSEE f Kaiser!!/ pure[s]|m|

443

Strukturpläne

ÖLA 3/W 314 – BS 3Lesetext a, Bl. 2

444

Strukturpläne

WP27/K/E2–E3

445

Lesetext

Strukturpläne

ÖLA 3/W 314 – BS 3Lesetext a, Bl. 3

446

Strukturpläne

WP27/K/E4–E6

447

Lesetext

Dialogskizzen, Figurenlisten, Bühnenskizze

ÖLA 3/W 314 – BS 3Lesetext a, Bl. 4

448

Dialogskizzen, Figurenlisten, Bühnenskizze

WP27/K/E7–E11

449

Lesetext

Lesetext

450

Fragmentarische Fassung

WP27/K/TS2 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 N IXE König haben wir, weil das sieht besser aus. Wir hatten schon mal eine Zeitlang keinen König – aber das war eine fade Zeit.

5

10

H ANS Ich will Dich haben. N IXE Nein. Das geht nicht. Das ist nur so äusserlich. Ich seh nur so aus. Wir haben aber unser Geschlecht auf dem Altare der Gemeinschaft geopfert, weil das soviel Unzuträglichkeiten gegeben hat. H ANS Gute Nacht! N IXE Aber das hat auch seine gute Seite. Erstens sind wir unsterblich und zweitens gibt es keine Ungerechtigkeiten nicht. B

B N

\Abbruch der Bearbeitung\

5 11

B

Wir habenN ] ]

BN

[Wir ha] |Wir haben| [ ]

451

N

ÖLA 3/W 314 – BS 3 a, Bl. 5

Notizen

ÖLA 3/W 314 – BS 3Lesetext a, Bl. 5

452

Notizen

WP27/K/E12

453

Lesetext

Werktitel, Strukturplan, Notizen

ÖLA 3/W 314 – BS 3Lesetext a, Bl. 8

454

Werktitel, Strukturplan, Notizen

WP27/K/E13–E15

455

Lesetext

Notizen

ÖLA 3/W 314 – BS 3Lesetext a, Bl. 6

456

Notizen

WP27/K/E16

457

Lesetext

Strukturpläne, Werktitel, Dialogskizze

ÖLA 3/W 314 – BS 3Lesetext a, Bl. 9

458

Strukturpläne, Werktitel, Dialogskizze

WP27/K/E17–E21

459

Lesetext

Figurenliste, Strukturplan in sieben Bildern

ÖLA 3/W 314 – BS 3Lesetext a, Bl. 7

460

Figurenliste, Strukturplan in sieben Bildern

WP27/K/E22–E23

461

Lesetext

Lesetext

462

Lesetext

Werkprojekt 28: Andersens Märchen Konzeption: Andersens Märchen Werkprojekt 29: Das Gespenst von Canterville Konzeption: Das Gespenst von Canterville Werkprojekt 30: Gargantua Konzeption: Gargantua Werkprojekt 31: Boccaccio Konzeption: Boccaccio Werkprojekt 32: Casanova Konzeption: Casanova Werkprojekt 33: Tierschutz Konzeption: Tierschutz Werkprojekt 34: Verblödete Zeiten Konzeption: Verblödete Zeiten Werkprojekt 35: Der Büstenhalter Konzeption: Der Büstenhalter Werkprojekt 36: Das gelbe Fieber Konzeption: Das gelbe Fieber Werkprojekt 37: Geometrie Konzeption: Geometrie Werkprojekt 38: Astrologie Konzeption: Astrologie

463

Werkverzeichnisse

ÖLA 3/W 367 – o. BS, Lesetext Bl. 28

464

Werkverzeichnisse

WP28/K/E1–E2

465

Lesetext

Strukturplan in 14 Bildern

ÖLA 3/W 367 – o. BS, Lesetext Bl. 29

466

Strukturplan in 14 Bildern

WP35/K/E3

467

Lesetext

Strukturplan in 14 Bildern (Fortsetzung)

ÖLA 3/W 367 – o. BS, Lesetext Bl. 30

468

Strukturplan in 14 Bildern (Fortsetzung)

WP35/K/E3

469

Lesetext

Strukturplan in 14 Bildern (Fortsetzung)

ÖLA 3/W 367 – o. BS, Lesetext Bl. 31

470

Strukturplan in 14 Bildern (Fortsetzung)

WP35/K/E3

471

Lesetext

Strukturplan in 14 Bildern (Fortsetzung)

ÖLA 3/W 367 – o. BS, Lesetext Bl. 32

472

Strukturplan in 14 Bildern (Fortsetzung)

WP35/K/E3

473

Lesetext

Lesetext

474

Lesetext

Werkprojekt 39: Walzertraum Konzeption: Walzertraum

475

Strukturplan in drei Bildern, Notizen

ÖLA 3/W 369 – o. BS,Lesetext Bl. 42v

476

Strukturplan in drei Bildern, Notizen

WP39/K/E1–E2

477

Lesetext

Notizen

ÖLA 3/W 369 – o. BS,Lesetext Bl. 41v

478

Notizen

WP39/K/E3–E4

479

Lesetext

Fassung (Prosaexposé)

5

10

15

20

25

WP39/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 \Textverlust\ ungarische Heimat. Mit seinem Sohne Peter, der drüben geboren ist und also ein BsachlicherN Vollblutamerikaner ist, sitzt er im Speisewagen des D-Zuges Wien-Budapest und freut sich königlich über die ungarische Kost. Dabei erzählt er seinem Sohne zum x-tenmal, warum sein Herz so sehr an Bseinem altenN Regiment hängt: seinem ehemaligen Leutnant verdankt er es indirekt, Bdass er Bseine berühmte SchuhpasteN erfunden hat.N Nämlich BbesagterN Leutnant schikanierte ihn Boft –N B zu Recht!N – dass er seine Stiefel so BmiserabelN putzte. BNach einem grossen KrachN nahm er Beines MorgensN B N alles was er Bin seiner UmgebungN sah, und mixte es zusammen: Wachs, Russ aus dem Ofen, Paprika, Fett – 얍 und die Stiefel glänzten plötzlich, wie noch nie! Da BwurdeN es ihm bewusst, was er entdeckt hatte, Baber er erzählte es niemandem, und als seine Dienstzeit um war,N wanderte er nach Amerika aus, liess sich seine BMixturN patentieren und heute – heute ist BerN der Schuhpastekönig von Amerika! Auf dem Bahnhof erwartet ihn das Offizierkorps – aber zu seinem Leidwesen in Zivil. Er wird gross gefeiert und er äussert nur noch den einen Wunsch, dass das Regiment seinen Sohn Peter in das Offizierkorps aufnehmen möge. Die Offiziere, die aus Peter, dem kühlen, sachlichen, {praktischen} amerikanischen Kaufmann nicht klug werden, 얍 beschliessen ihn unter Alkohol zu setzen, um Bden wahren MenschenN erkennen zu können, der sich bekanntlich B N im Rausch offenbart. Gesagt, getan! Im Kasino, anlässlich eines Balles, wird Peter betrunken gemacht: er hat bald einen BkorrektenN Rausch und zur grössten BBestürzungN kommt es zu einem Riesenskandal: Peter fängt an, in {anreisserischer}, marktschreierischer Weise, die Schuhpasta seiner Firma zu preisen, nimmt Proben aus seinen Taschen, verkauft an die Damen und Herren, zwingt die Zigeunermusik den Firmen-Jazz von der Schuhpasta, den sich sein Vater komponieren liess, zu spielen und 얍 singt dazu den Text. B N Die Offiziere sind Bentrüstet, aberN die Gäste BlachenN Tränen und singen den Schuhpastajazz mit. Endlich wird Peter Betwas unsanftN auf die frische Luft ge2 4 5–6 5–6 6 6 7 7 7

B

sachlicherN ] seinem altenN ] Bdass f hat.N ] Bseine f SchuhpasteN ] BbesagterN ] Boft –N ] Bzu Recht!N ] BmiserabelN ] BNach f KrachN ]

8 8 8 10 10–11 12 12 18 19 21 21

B

26 26 26 27

BN

B

eines MorgensN ] ] Bin f UmgebungN ] BwurdeN ] Baber f war,N ] BMixturN ] BerN ] Bden f MenschenN ] BN] BkorrektenN ] BBestürzungN ] B N

] entrüstet, aberN ] BlachenN ] Betwas unsanftN ] B

\sachlicher/ [{dem}] |seinem alten| [seine Erfindung] |dass f hat.| [die S] |seine f Schuhpaste| [der] |besagter| [oft –] |oft –| [{heute}] |zu Recht!| [schlecht] |miserabel| (1) In seiner Verzweiflung (2) \Nach f Krach/ [{k} {etwa}] |eines Morgens| [er] \in f Umgebung/ [kam] |wurde| [und als seine] |aber f war,| [E] [|Pa|] |Mixtur| [{die}] |er| [{ihn}] |den f Menschen| [nur] [{ri}] |korrekten| (1) Überraschung, (2) Bestürzung [\Einige lassen/] entrüstet [und] |, aber| [{ }] |lachen| [{ }] |etwas unsanft|

480

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 40v

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 39v

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 38v

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 37v

Fassung (Prosaexposé)

WP39/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

setzt – und er verkauft auf der nächtlichen Strasse weiter, an Betrunkene, an Schutzleute, es kommt zu Raufereien, er läutet an Häusern, und gerät auch schliesslich in ein Tingel-Tangel, aber bei der Hoftür in das {anschige} Zimmer, das als Garderobe dient. Dieses Tingel-Tangel ist kein Nachtlokal im westeuropäischen Sinne, sondern 얍 eher ein Zigeunerlokal, in dem der Primas wehmütige Lieder geigt und wo einige Mädchen als Sängerinnen auftreten, Zigeunerinnen und andere, unter letzteren ein siebzehnjähriges bildhübsches Mädchen, neben dem alten Primás die Königin des Lokals: Ilona. Auch ihr will er Schuhpasta verkaufen, sie weist ihm die Türe, aber er erwischt ein paar Schuhe von ihr und putzt sie mit unerhörter Routine. Mit grossen Augen starrt sie auf sein Werk, das ihr wie ein Wunder vorkommt. Und beeindruckt und dankbar beschützt sie ihn vor dem wütenden Direktor. Sie versteckt ihn im Schrank. Da erst stellt er sich vor: Prohaska, Schuhpastakönig von USA. Der alte Ladislaus sitzt derweil 얍 nichts ahnend im selben Lokal, lässt sich vom Primás vorgeigen und als Ilona auftritt, ist er elektrisiert: das Mädel gefällt ihm! Am nächsten Tag bekommt Ilona eine riesige Schuhpastenschachtel, aber drinnen sind {lauter} Bonbons und ein herrlicher Brillantring. Eine Karte: L. Prohaska, und die Bitte, mit ihm abends zu soupieren. Beneidet von ihren Kolleginnen erklärt sie, sie gehe hin, aber nur um dem Mann den Ring zurückzugeben, denn sie wäre keine solche und drgl. Der alte Prohaska sitzt mit seinem Sohne im Lokal, wo er Ilona herbestellt hatte, und möchte seinen Sohn gern loshaben. Er ist entrüstet über 얍 sein Benehmen, die Offiziere haben ihm einen Wink gegeben, dass ein derart {lecter} Schuhpastavertreter nicht erwünscht sei unter ihnen. Jetzt möcht er ihn aber loshaben – sobald als möglich, denn Ilona kann ja jeden Moment erscheinen. Aber der Junge versteht nicht und sie sitzen wortlos nebeneinander. Da kommt Ilona, hält auf den Tisch zu, der Alte springt auf, begrüsst sie überhastig vor Freude, und sie wendet sich an den Jungen um Schutz vor dem Alten, denn sie meint ja, die Schachtel wäre vom Jungen, macht ihm B

N

B

N

B

N

B

N

5

N

B

B

B

10

N B

N

N

B

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 36v

N

B

B

B

NN B

15

N

B

N

B

B

N

N

B

B

B

B

B

nächtlichenN ] bei f HoftürN ] B{anschige}N ] Bdas f dient.N ] BDieses Tingel-TangelN ] Bder f geigtN ] BsiebzehnjährigesN ] BbildhübschesN ] Bneben f KöniginN ] BUnd f Schrank.N ] Bbeschützt f Schrank.N ] BDirektor.N ] BSieN ] BDa erstN ] BerN ] BProhaska,N ] BselbenN ] Bmit f soupieren.N ] BwäreN ] Bderart {lecter}N ] Bihnen.N ]

25–26 26

B

B

B

möglich,N ] AberN ]

N

N

N

N

1 3 3 3–4 5 6 8 8 8 12–14 13–14 13 13 14 14 14 15 19 20 24 25

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 35v

N

B

25

B

N

B

20

N

N

\nächtlichen/ [dort hinein, wo s] |bei f Hoftür| \{anschige}/ [das {vo}] |das f dient.| [In dieser „Garderobe“] |Dieses Tingel-Tangel| [eine Kapelle spielt] |der f geigt | korrigiert aus: \ein siebzehnjähriges/ [hübsches] |bildhübsches| [der Star] [|Ilona ist|] |neben f Königin| [Und dankbar] |Und f Schrank.| [beschützt sie] |beschützt f Schrank.| [Portier] |Direktor.| korrigiert aus: sie [Er] |Da erst| \er/ [der] |[\Ladislaus/] Prohaska,| \selben/ [ihn abends zu treffen] |mit f soupieren.| [ist] |wäre| \derart {lecter}/ ihnen[,]|.| [aber der Alte verzeiht [{dem}] |auch| dem Jungen, denn sein Geschäftsgeist imponiert ihm.] möglich[!]|,| [Sie] [|Endl|] |Aber|

481

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 34v

Fassung (Prosaexposé)

WP39/K/TS1 (Korrekturschicht)

einen Krach wegen dem Ring – es 얍 gibt ein riesiges Durcheinander. Ilona geht weg – das Resultat: der beschämte Alte verzeiht dem Jungen, dass er die Schuhpaste verkauft hat. Wieder in New-Jork angekommen, teilt der Alte seinem Prokuristen mit, dass sein Sohn Heereslieferungen bekommen hat, und zwar in diversen Staaten. Er schwärmt von einer Heirat und sagt, sein Sohn hätte sich eine Braut mitgebracht, das wär sein sehnlichster Wunsch gewesen, dass er ein ungarisches Mädel heiraten soll. Das Mädel ist Ilona. Sie kam mit, aber sie kann sich nicht eingewöhnen. Peter 얍 ist den ganzen Tag in der Fabrik, die Stadt ist gross, sie fühlt sich riesig einsam und hat Heimweh. „Du bestehst nur aus Schuhpaste“ sagt sie Peter , „Dein Herz, Dein Hirn, alles ist nur Schuhpaste!“ Ja, selbst ihre geliebte Musik muss sie in der Fabrik hören, als Mittel damit die Arbeiter besser arbeiten, nicht als Ban der Freude und des Schönen. In der Fabrik wird gesungen, und zwar beim Rühren der Paste ein Walzer, beim Verpacken ein Marsch, beim Expedieren ein Galopp, usw. Peter wird ihr immer fremder. Er kann sie nicht überzeugen, 얍 dass die Herstellung von Schuhpaste die höchste Pflicht des menschlichen Lebens sei, ja zuguterletzt sein Sinn. – B

N

B

5

B

N

B

10

N

B

N

B

N

B

B

N

25

30

N

Am Hochzeitsabend , – auch die Hochzeit{svorbereitung} ging {schauerlich} sachlich vor sich – findet sie endlich die Kraft und den Mut, zu ihrem Entschluss: zurück in die Heimat! Weg aus dieser Stadt, diesem steinernen Meer! Der alte Prohaska hatte eine Zigeunerkapelle engagiert, sie geht mit dem Primas durch, aber ihre Liebe gilt nicht dem Manne, ihre Liebe ist die Sehnsucht nach der Heimat, entfacht durch die Musik. Der Primás muss dies auch 얍 bald erfahren und lässt sich {willig} von seinen Kollegen überreden, die Tournee in USA weiterfortzusetzen. Ilona ist allein. Die beiden Prohaskas sind empört, wollen nichtsmehr von ihr wissen. Aber heimlich regt sich doch ihr Gewissen: man darf einen Menschen nicht so willkürlich verpflanzen, aus seiner Muttererde anderswohin, wo er verkümmern muss. Und immer stärker fühlt Peter, dass er Ilona wirklich liebt – er wird immer zerstreuter in der Fabrik, aus Trotz sagt er nichts von seinem Kummer, so dass ihm der Alte sagt, er solle schon lieber sein Mädel holen! Glücklich fährt Peter zurück nach Ungarn! N

B

N

B

2 2 4 4 4 10 10 12 13 19 19 19 32 32 33

B

NN

N

das Resultat:N ] beschämteN ] BWieder inN ] BNew-JorkN ] BteiltN ] B„DuN ] Bsagt f PeterN ] BBanN ] BWalzer, beim N ] BAm HochzeitsabendN ] BdieN ] BHochzeit{svorbereitung}N ] Baus f Kummer,N ] BKummer,N ] Bsolle schonN ] B B

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 31v

N

B

B

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 32v

N

B

15

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 33v

N

B

20

Lesetext

[und] [|das Resultat:|] |das Resultat:| \beschämte/ \Wieder/ [i]|I|n gemeint ist: New York [empf] |teilt| [„Peter,] \„/Du [denkt sie,] |sagt f Peter| gemeint ist: Bann [Galopp, beim] |Walzer, beim| [Knapp vor] |Am Hochzeitsabend| [der] |die| Hochzeit\{svorbereitung}/ \aus f Kummer,/ korrigiert aus: Kummer solle[,] [|es lassen|] |schon|

482

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 30v

Lesetext

Werkprojekt 40: Jedermann Konzeption: Jedermann

483

Werktitel, Notizen, Strukturplan

ÖLA 3/W 367 – o. BS, Lesetext Bl. 72

484

Werktitel, Notizen, Strukturplan

WP40/K/E1–E4

485

Lesetext

Lesetext

486

Lesetext

Werkprojekt 41: Orpheus Konzeption: Orpheus – Komödie

487

Figurenliste, Notiz

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Lesetext Bl. 48

488

Figurenliste, Notiz

WP41/K/E1–E2

489

Lesetext

Werktitel, Figurenliste, Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Lesetext Bl. 67

490

Werktitel, Figurenliste, Werkverzeichnis

WP41/K/E3–E5

491

Lesetext

Lesetext

492

Lesetext

Werkprojekt 42: Die zwölf Taten des Herkules Konzeption: Die zwölf Taten des Herkules

493

Figurenliste, Konfigurationsplan

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Lesetext Bl. 70

494

Figurenliste, Konfigurationsplan

WP42/K/E3–E4

495

Lesetext

Lesetext

496

Lesetext

Werkprojekt 43: Don Quichotte in der Fabrik Konzeption: Don Quichotte in der Fabrik

497

Werktitel, Notiz

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Lesetext Bl. 48

498

Werktitel, Notiz

WP43/K/E1–E2

499

Lesetext

Lesetext

500

Lesetext

Werkprojekt 44: Eine Odyssee unserer Zeit Konzeption: Eine Odyssee unserer Zeit

501

Werktitel, Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Lesetext Bl. 67

502

Werktitel, Werkverzeichnis

WP44/K/E1–E2

503

Lesetext

Lesetext

504

Lesetext

Werkprojekt 45: Die Diadochen Vorarbeit: Die Diadochen – Historischer Roman

505

Werktitel, Strukturplan in zwei Teilen

ÖLA 3/W 369 – o. BS, Lesetext Bl. 5

506

Werktitel, Strukturplan in zwei Teilen

WP45/VA/E1–E3

507

Lesetext

Lesetext

508

Lesetext

Konzeption: Die Diadochen – Komödie

509

Werktitel, Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Lesetext Bl. 78

510

Werktitel, Werkverzeichnis

WP45/K/E2–E4

511

Lesetext

Lesetext

512

Lesetext

Werkprojekt 46: Grottenbahn Konzeption: Grottenbahn

513

Figurenliste, Dialogskizze

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Lesetext Bl. 71

514

Figurenliste, Dialogskizze

WP46/K/E1–E2

515

Lesetext

Figurenliste

ÖLA 3/W 370 – o. BS,Lesetext Bl. 70v

516

Figurenliste

WP46/K/E3

517

Lesetext

Figurenliste

ÖLA 3/W 370 – o. BS,Lesetext Bl. 71v

518

Figurenliste

WP46/K/E4

519

Lesetext

Lesetext

520

Fragmentarische Fassung

5

10

15

20

25

WP46/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 A GNES (geht durch den Zuschauerraum hinauf) Kaugummi! Zigaretten! Bonbons! – B (sie trifft oben an)N S CHLESINGER (tritt ihr entgegen) Hast Du was verkauft? A GNES Dreissig Groschen. S CHLESINGER Ist das alles?! A GNES Die Leut kauen nicht mehr. Sie wollen auch keine Bonbons. Sie sind ihnen zu B süssN. S CHLESINGER Es hängt von der Verkäuferin ab. 얍 (ans Publikum) Meine Damen und Herren! Die Bonbons verkauf ich nur nebenbei, ich hab nur die Vertretung und verdien daran fünf Prozent. BIch bin Schausteller. Ich stelle zur Schau. Ich habe einen Drachen, der Sie durchs Märchenland führt. Wer weiss von {Ihnen}, wo der fünf Prozent verdient. B„Fünf Prozent“! Das ist oft ein {Gültwert}.N N Mein eigentlicher Beruf ist ein ganz anderer. Er 얍 liegt an der Grottenbahn. Jawoll, ich bin Inhaber einer Grottenbahn – (der Vorhang hebt sich) (Man sieht den Drachen) B S CHLESINGER N Hier sehen Sie den Drachen. Der Drache zieht Sie durch die Welt. Bitte, einsteigen! E IN H ERR (zum Publikum) Fahrn wir! F RAU Nein! × E IN H ERR Komm! M ÄDEL Warum soll ich fahren? Ich bin doch ins Theater mit Dir! E IN H ERR Auf der Bahn ist es dunkler! \Abbruch der Bearbeitung\

2 7 10–12 12 17

(sie f an)N ] süssN ] BIch f {Gültwert.}N ] B„Fünf f {Gültwert}.N ] BS CHLESINGER N ] B B

[Ach, meine He] |(sie f an)| [süss] |süss| \Ich f {Gültwert.}/ \“Fünf f {Gültwert}./ eingefügt

521

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 71v

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 72

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 73

Strukturplan in drei Teilen

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Lesetext Bl. 72

522

Strukturplan in drei Teilen

WP46/K/E5

523

Lesetext

Lesetext

524

Fassung

WP46/K/TS2 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 B Der Vorhang hebt sich. Es ist aber dunkel, und man sieht nichts.N A GNES , ein junges Mädchen, das Zigaretten, Kaugummi, und drgl. verkauft, geht durch den Zuschauerraum auf die Bühne. B N 5

D ER B ESITZER Sie kommen so spät? 얍 Es haben schon viele Leut nach Ihren Bonbons gefragt! Wo sind Sie gesteckt?! A GNES Ich habe verkauft! B ESITZER {Lauferei}! A GNES Glauben Sie denn, dass ich nur bei Ihnen verkaufen muss?! Dass ich nur auf Sie angewiesen bin!! (Stille) B ESITZER Auf mich sind Sie schon angewiesen, Fräulein. Aber es besteht die Möglichkeit , dass Sie aus Bosheit bei mir nichts verkaufen, weil Sie {zerkriegt} sind mit meinem Angestellten. A GNES Meinen Sie? B ESITZER So leidet ein Kapitalist unter weiblichen Launen. A GNES Es sind keine Launen. Ich liebe ihn. Jawohl, ich liebe ihn, Ihren Angestellten. – (Dunkel) B

N

B

B

10

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 74

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 73v

N

B

N

B

15

B

N

N

N

1 3 5 5–19

B

Der f nichts.N ] ] BsoN ] BEs f (Dunkel)N ]

9 12–13 13 14

B

BN

muss?!N ] MöglichkeitN ] BsindN ] BmeinemN ] B

\Der f nichts./ [Der Vorhang ist noch] [S]|s|o 얍 (1) A GNES Spät? Ich bin schon seit Anfang da? D ER B ESITZER Das kann eine Jede sagen! (zum Publikum) Meine Herrschaften! Ich stelle Ihnen das nun vor, was Sie sehen sollen! Mein Namen ist – – aber das tut nichts zur Sache! Ich bin der grosse Unbekannte! Der Inhaber einer Attraktion! Wissen Sie, wo Sie überhaupt sind?! Sie sind im Prater! (2) \Es f (Dunkel)/ [{süss}] |muss?!| [Mögl] |Möglichkeit| [sind] |sind| [einem] |meinem|

525

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 74

Fragmentarische Fassung

5

10

15

20

25

WP46/K/TS3 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 S ANDER BJetztN sag nur noch, ich bin der Erste – A GNES Du bist nicht der Erste. BIm 20. Jahrhundert spielt der Erste keine solche Rolle, wie der Zweite.N S ANDER Also bin ich der Zweite? A GNES Ja. Und Du hast mich erweckt. Der Erste war nichts. Ich weiss nicht, warum nicht – – vielleicht war ich zu schlecht. – S ANDER Du bist sicher gut. Aber ich bin schlecht. Und ich sage Dir: hüte Dich! – Ich mag Dich nicht mehr, Du sollst mir nicht nachlaufen! 얍 Ich liebe eine Andere! (Lola) B A GNES Was ist das für eine Frau?N S ANDER Das ist eine ganz andere Frau, die versteht einen. Wenn ich der was von meinem Drachen erzähl, sagt sie: „Kusch! Erzähl was von Dir!“ Und dann erzähl ich was von mir – A GNES Das kannst Du mir BauchN erzählen – S ANDER Nein. Dir kann ich das nicht erzählen – A GNES Warum nicht? S ANDER Frag nicht so blöd! Du bist schon wirklich das indis-얍kreteste Wesen, das ich kenne! Dir zeig ichs aber! Ich bin BeinN Scharfschütze. A GNES Ich verstehe. Du möchtest sie aus dem Bett schiessen? S ANDER Im Gegenteil. (Stille) B (Sander ist in der Grottenbahn) V ATER (wartet, bis er rauskommt)N V ATER (kommt) Ich weiss, mein Sohn ist ein Verbrecher, aber ich bin sein Vater. Ich hab ihn auf die Welt gesetzt, die Welt ist schlecht, und ich hab sie nicht geändert. Mein Sohn, es ist ein erfreulicher Brief für Dich gekommen – – \Abbruch der Bearbeitung\

1 2–3 10 14 18 22–23

Je\t/zt [Aber der Wichtigste. S ANDER ] |Im f Zweite.| BA GNES f Frau?N ] [L OLA (kommt)] |A GNES f Frau?| BauchN ] [auch] |auch| BeinN ] korrigiert aus: eine B(Sander f rauskommt)N ] \(Sander f rauskommt)/ B B

JetztN ] Im f Zweite.N ]

526

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 75

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 76

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 77

Fragmentarische Fassung

5

WP46/K/TS4 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 1.) Als sich der Vorhang hebt, sieht man ein Bild der Grottenbahn – ein Märchenbild: Schneewittchen und die 7 Zwerge – der Drache fährt Bvorbei mitN den kleinen Waggons. Dann wird es dunkel. Links im Vordergrunde ein Podium. Der Direktor betritt es. D IREKTOR Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle: ich bin der Direktor der Grottenbahn. \Abbruch der Bearbeitung\

2

B

vorbei mitN ]

vorbei[.]|,| [Dann] |mit|

527

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 77v

Strukturpläne

ÖLA 3/W 370 – o. BS,Lesetext Bl. 99v

528

Strukturpläne

WP46/K/E6–E7

529

Lesetext

Lesetext

530

Lesetext

Werkprojekt 47: Die Völkerwanderung Konzeption: Die Völkerwanderung

531

Werktitel

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Lesetext Bl. 82

532

Werktitel

WP47/K/E1

533

Lesetext

Lesetext

534

Lesetext

Werkprojekt 48: Kaiser Probus in Wien Konzeption: Kaiser Probus in Wien – Lustspiel

535

Dialogskizze

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Lesetext Bl. 83

536

Dialogskizze

WP48/K/E1

537

Lesetext

Fassung

WP48/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 KAISER PROBUS IN WIEN

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 84

1.) Vor dem Stadttor. Das Stadttor ist offen. Römische Legionäre versehen den Dienst. 5

E IN B AUER ( kommt mit seinem Sohn) L EGIONÄR Ihren Pass, bitte? B AUER Ha? L EGIONÄR Ihre Ausweispapiere. B AUER Das ist mir neu! Seit wann braucht man denn ein Ausweispapier, wenn man nach Wien hinein möcht? L EGIONÄR Seit heute. B AUER Und warum seit heute? L EGIONÄR Weil seit heute die Stadt Wien für ein gefährdetes Gebiet erklärt worden ist. B AUER Wieso das? L EGIONÄR Es ist wiedermal ein neuer Volksstamm am anderen Ufer aufgetaucht. Sie 얍 heissen die Zimbern und bringen alles um. Wir müssen die Ausweise haben, ob Sie nicht ein zimbrischer Spion sind. B AUER Also beleidigen lass ich mich nicht! Ich bin ein braver Kelte! Ich weiss überhaupt nicht, was ein Zimberer ist! Und das ist mein Sohn, der weiss es noch weniger, denn der ist blöd. L EGIONÄR Soso. Und was wollens denn bei uns? B AUER Mein Sohn wird morgen heiraten. Er kennt zwar seine Braut noch nicht, ist aber auch wurscht, denn sie ist die Tochter des Bierbrauers zum weissen Hirsch. L EGIONÄR Weissen Hirsch? Ein herrliches Bier! B AUER Das glaub ich! Sonst täten 얍 wir auch nicht heiraten! Was, Oskar? O SKAR Hihi, ja. L EGIONÄR Also, wenn das so ist, dann ist alles in Ordnung. Passiert! B AUER Dankschön! Ich lad Sie auch ein, zur Hochzeit! L EGIONÄR Ich werd auch kommen! B AUER (ab mit Sohn) B

10

15

20

N

B

25

B

30

35 B

40

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 85

N

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 86

N

1. L EGIONÄR (zum 2.) Wieviel Uhr haben wir denn schon? 2. L EGIONÄR In zehn Minuten machen wir das Tor zu. (Stille) 1. L EGIONÄR Ich möcht gern wieder in Rom sein. Ich hab Sehnsucht, in diesem Nest – 2. L EGIONÄR Nest? Was tätst denn erst sagen, wo ich war? Ich war in Carnuntum. Das kannst Du Dir garnicht 얍 vorstellen, wie das ist! Es wird alles zugesperrt, um 5 Uhr – und die Weiber! Grosser Gott, nicht auszudenken! 1. L EGIONÄR Ja, das Reich ist so gross, dass man sich nichtmehr auskennt! Es wär besser, wenns kleiner wär. N

6 21 29 36

kommt f Sohn)N ] esN ] BAlso, wennN ] B(Stille)N ] B B

kommt[)] |mit f Sohn)| \es/ Also, [–]|wenn| \(Stille)/

538

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 87

Fassung

WP48/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

2. L EGIONÄR Wir werden schon kleiner, ärger Dich nicht! Es kommen neue Völker vom Osten, immer Neue! Leute, die den Säuglingen bereits die Gesichter zerschneiden! B

5

10

B

15 B

B

20

B

E IN J UDE (kommt) 1. L EGIONÄR Halt! Den Pass, bitte – J UDE (zeigt den Pass) 1. L EGIONÄR Sie kommen aus Jerusalem? J UDE Ja. 1. Wo liegt das? J UDE Es gehört zum römischen Reich. 1. Zum römischen Reich gehört 얍 alles. Ich frage aber, wo das liegt? J UDE Sehr weit. An der Grenze Ägyptens. 1. L EG Das ist mir kein Begriff. J UDE Ägypten ist ein altes Land. – – 1. Was wollens denn in Wien? J UDE Ich möcht was verkaufen. 1. Was? J UDE Das, was ich erst kaufen werd. 1. Sie sprechen in Rätseln. J UDE Oh nein. Es liegt soviel herum, was die Leut wegschmeissen, ich kauf das zusammen, und erst, wenn ich es gekauft hab, merken die Leut, dass es wertvoll ist. Das ist mein Geheimnis. (Stille) 1. L EG (zum 2.) Auf alle Fälle ist er nicht 얍 gefährlich. Passiert! J UDE Danke! (ab) (Musik beginnt) 2. L EGIONÄR Es ist sechs Uhr. Jetzt schliessen wir das Tor. Es beginnt die Musik, es ist abend. Schliess das Tor! (sie schliessen es. – Die Musik spielt) N

N

N

N

B

N

B

B

N B

N

30

K AISER P ROBUS (kommt mit seinem Adjutanten und Gefolge) B

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 88

N

B

25

N

A DJUTANT Hier sind wir vor Wien, Majestät. B

1 12 16 18 20 22 22 22 28 28–29

B

[{b}] |ärger|

B

korrigiert aus: 1 korrigiert aus: 1 korrigiert aus: 1 korrigiert aus: 1

34 34

B

ärgerN ] 1. N ] B1. N ] B1. N ] B1. N ] Berst, wennN ] Bhab,N ] BdassN ] Bwir f Tor.N ] BEs f abend.N ]

B

A DJUTANT f Majestät.N ] Wien, Majestät.N ]

NN

[wenn] |erst, wenn| [habe] |hab,| korrigiert aus: das [{wiede}] |wir f Tor.| [(sie schliessen es) Um sechse] |Es f abend.| [P ROBUS ] |A DJUTANT f Majestät.| Wien[.]|,| \Majestät./

539

N

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 89

Fassung

WP48/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

P ROBUS Endlich. Aber ich bitte Euch, lasst die Anrede Majestät. Ich bin der Kaufmann Romolo Caesario aus Rom. Dass Ihr mich nicht verratet! (zum Gefolge) Geht! G EFOLGE (ab) B

2

B

CaesarioN ]

N

[Ventura] |Caesario|

540

Lesetext

541

Strukturplan in drei Akten

ÖLA 3/W 304 – BS 44 [1], Lesetext Bl. 1

542

Strukturplan in drei Akten

WP48/K/E2

543

Lesetext

Strukturplan in zwei Akten

ÖLA 3/W 304 – BS 44 [1], Lesetext Bl. 2

544

Strukturplan in zwei Akten

WP48/K/E3

545

Lesetext

Strukturplan in zwei Akten (Fortsetzung)

ÖLA 3/W 304 – BS 44 [1], Lesetext Bl. 3

546

Strukturplan in zwei Akten (Fortsetzung)

WP48/K/E3

547

Lesetext

Werktitel, Figurenliste

ÖLA 3/W 305 – BS 44 [2], Lesetext Bl. 1

548

Werktitel, Figurenliste

WP48/K/E4–E5

549

Lesetext

Fragmentarische Fassung

WP48/K/TS2 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 Vorspiel: Vor dem Tore Wiens. Die Legionäre halten die Wache. D ER H AUPTMANN (singt BCouplet mit ChorN, während die Leut ein- und ausgehen)

10

H AUPTMANN Hier versehen wir unseren Dienst Schwer ist er nicht, aber fad – ujjeh! Hier kommen die Landleut in die Stadt Und die Städter gehen aufs Land – Drüben stehen die Barbaren Ich bin ein Grenzer!

15

Das Lied endet mit folgendem: H AUPTMANN So. Also machts schön die Tore zu, von 12–2 ist Mittagsessenszeit! (Das Tor wird geschlossen; man hört das Klappern von Essbesteck und Schmatzen )

5

20

B

N

B

25

N

B

N

B

30

35

40

N

H IRTE UND T OCHTER (kommen rasch) H IRTE Hab ichs gesagt, dass wir zu spät kommen – aber Du bist ja nicht fertig geworden! 얍 T OCHTER Einmal komm ich in die Stadt von dem Hirtenzelt – da möcht man schon nach was ausschauen! H IRTE Du schaust schon aus! T OCHTER Jetzt hast es mir seit drei Jahren versprochen, dass wir mal nach Wien kommen – jetzt vermassel nicht auch wieder alles! (sie klopft an) Vielleicht lassens uns rein! (sie klopft nochmals) E INE W ACHE (erscheint auf dem Turm) Wer klopft denn da?! T OCHTER Bittschön, wir haben uns nur ein bisserl verspätet – könnten wir nicht hinein? W ACHE Aber ausgeschlossen! Jetzt wird gegessen! Wartet vor dem Schalter, wollt sagen: vor dem Tor! (ab) H IRTE Da habens wirs! Jetzt könnten wir drinnen schon friedlich essen – na, jetzt müssen wir warten! (er legt sich hin) T OCHTER Aber Vater, seid doch nicht so mürrisch! H IRTE Wenn Du wenigstens Mariage spielen könntest! T OCHTER Ich kanns doch. (er spielt mit ihr) B

N

K AISER P ROBUS (kommt mit A DJUTANTEN ) K AISER Was ist? Wieso ist das Tor geschlossen? A DJUTANT Werden sehen! (er klopft) H IRTE Es ist geschlossen, weil sie essen. W ACHE Ruhe! Es wird erst um zwei Uhr aufgemacht! (ab) H IRTE Pause! 3 15 20 24 27 29–30

Couplet f ChorN ] SchmatzenN ] BEinmalN ] BjetztN ] BhabenN ] BWartet f Tor!N ] B B

[mit Chor] |Couplet f Chor| Schma\t/zen [{ }] |Einmal| je\t/zt korrigiert aus: habens \Wartet f Tor!/

550

ÖLA 3/W 305 – BS 44 [2], Bl. 1

ÖLA 3/W 305 – BS 44 [2], Bl. 2

Fragmentarische Fassung

WP48/K/TS2 (Korrekturschicht)

Lesetext

P ROBUS Die Erfinder der Pause! Lass sie! Wollen sehen, wie lang sie essen! (er kiebitzt beim Spiel) (zur Tochter) Falsch! Ganz falsch! Grün Ass hätten wir spielen müssen – 얍 P ROBUS (spielt mit dem) H IRTEN . B

N

B

N

5

P ROBUS Diese Stadt hat eine eigentümliche Atmosphäre. Ich wollte inspizieren und jetzt sitz ich da und spiel Mariage! H IRTE Betrügen gilt nicht, gelt?! P ROBUS Jetzt verlier ich immer – jetzt mag ich bald nimmer! Eine Schweinerei, dass die das Tor schliessen! Z WEI L EGIONÄRE (kommen mit einem gefesseltem B ARBAREN )

10

L EGIONÄR Wir haben ihn gefangen, den Barbaren – P ROBUS (demaskiert sich als Kaiser) (verhört den Barbaren) L EGIONÄR Er ist über die Donau geschwommen, um hier zu rauben – B ARBAR Das ist nicht wahr! Meine Herren, ich bin herübergekommen, weil ich hier leben möchte – P ROBUS (verhört den Barbaren) Was gibts drüben Neues? B ARBAR Nichts. P ROBUS Ist es wahr, dass immer neue Völker kommen? B ARBAR Sag ich nicht. P ROBUS Ist es wahr, dass eine Völkerwanderung kommt? B ARBAR Sag ich nicht. Herr, wenn ich auch ein Barbar bin, so bin ich doch kein Verräter. P ROBUS Das ist schön von Dir. (zu den Legionären) Lasst ihn frei! Er wird Legionär! 얍 (Das Tor wird geöffnet) P ROBUS – DIE W ACHE – DER H AUPTMANN . P ROBUS (führt den Weinbau ein) Zu den Ehren des Gottes Bachus! B

15

N B

N

B

B

20

N

N

B

N

B

25

N

30

B B

35

ÖLA 3/W 305 – BS 44 [2], Bl. 3

B

Erster Akt. D ER V ATER (muss Weinstöcke pflanzen) DER L EGIONÄR – G ENDARM (kommt und warnt die T OCHTER vor den B ARBAREN ) B ARBAREN ( überfallen das Haus) B ARBAR – T OCHTER T OCHTER (überzeugt ihn von seiner Barbarei) N

N

1 2–3 14 14 18 19 21 23 33 34 35 35

B

N

Lass f essen!N ] (zur f müssen –N ] B(demaskiert f Kaiser)N ] B(verhört f Barbaren)N ] BWas f Neues?N ] BNichts.N ] Bnicht.N ] BichN ] BD ER f pflanzen)N ] BDER f B ARBAREN )N ] BB ARBAREN )N ] BüberfallenN ] B B

\Lass f essen!/ \(zur f müssen –/ \(demaskiert f Kaiser)/ [(zum] |(verhört f Barbaren)| [Ge] |Was f Neues?| [{N}] |Nichts.| nicht[?] |.| eingefügt

\D ER f pflanzen)/ [B ARBAR – DIE T OCHTER ] |DER f B ARBAREN )| B ARBAR \EN / überf[ä]|a|ll[t]|en|

551

N

ÖLA 3/W 305 – BS 44 [2], Bl. 4

Fragmentarische Fassung

WP48/K/TS2 (Korrekturschicht)

Lesetext

B ARBAR (bleibt und meldet sich zur Legion) V ATER Ein Barbar! D ER H IRTE (kommt, er ist der B RÄUTIGAM der Tochter) T OCHTER Da steht ein Barbar. Er möchte zu uns – B

N

BN

5

(Vorhang) 얍 Zweiter Akt. In Wien.

ÖLA 3/W 305 – BS 44 [2], Bl. 5

10

B ARBAR (lässt sich frisieren) \Abbruch der Bearbeitung\

1 2

B

zurN ] ]

BN

[zu] |zur| [\(zur Tochter) Also der {wird}/]

552

Lesetext

Werkprojekt 49: Die Komödie des Menschen Konzeption: Die Komödie des Menschen – in sieben Teilen

553

Werkverzeichnisse

ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl.Lesetext 98v, 99

554

Werkverzeichnisse

WP49/K/E1–E2

555

Lesetext

Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 370 – o. BS,Lesetext Bl. 99v

556

Werkverzeichnis

WP49/K/E3

557

Lesetext

Werktitel

ÖLA 3/W 370 – o. BS,Lesetext Bl. 100

558

Werktitel

WP49/K/E4

559

Lesetext

Werkverzeichnisse

ÖLA 3/W 309 – BS 14Lesetext b, Bl. 3

560

Werkverzeichnisse

WP49/K/E5–E6

561

Lesetext

Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 309 – BS 14Lesetext b, Bl. 6

562

Werkverzeichnis

WP49/K/E7

563

Lesetext

Fassung



WP49/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

D ER G ORILLA (als Prolog) Die Tiere haben durch die Menschen ebenfalls das Paradies verloren. Protest dagegen, dass die Menschen von den Affen abstammen. Es ist vielleicht grotesk, in einer Zeit, die wie die , in der ich lebe, unruhig ist, und wo niemand weiss, was morgen sein wird, sich ein Programm im Stückeschreiben zu stellen. Trotzdem wage ich es, obwohl ich nicht weiss, was ich morgen essen werde. Denn ich bin überzeugt, dass es nur Sinn hat, sich ein grosses Ziel zu stecken . Zur Rechtfertigung und Selbstermunterung. – Ich habe in den Jahren 1932–1936 verschiedene Stücke geschrieben, sie sind, ausser zweien, gespielt worden, und zwar, wie man so zu sagen pflegt, mit Erfolg, ausser einem. Diese Stücke ziehe ich hiermit zurück, sie existieren nicht, es waren nur Versuche: Es sind dies: Kasimir und Karoline Liebe, Pflicht und Hoffnung Die Unbekannte der Seine Hin und Her. Himmelwärts. Figaro lässt sich scheiden Don Juan kommt aus dem Krieg. Das jüngste Gericht. B

N

B

5

N

BN

BN

B

N N

B

BN

10

B

15

20

B

N

N

B

N

BN

N

Einmal beging ich einen Sündenfall. Ich schrieb ein Stück, Mit dem Kopf durch die Wand , ich machte Kompromisse verdorben durch den neupreussischen Einfluss, und wollte ein Geschäft machen, sonst nichts. Es wurde gespielt und fiel durch. Eine gerechte Strafe. So habe ich mir nun die Aufgabe gestellt, frei von Verwirrung die Komödie des Menschen zu schreiben, ohne Kompromisse, ohne Gedanken ans Geschäft. Es gibt nichts Entsetzlicheres als eine schreibende Hur. Ich geh nichtmehr auf dem Strich und will unter dem Titel „Komödie des Menschen“ fortan meine Stücke schreiB

N

25

B

N

B

B

B

N

BN

B

BBN

1–3 4 6 7 7–8 7 8 8 9 9 9 14 22 22–23 23 23 25 26 29–565,2 29 29 29

BN

D ER f abstammen.N ] dieN ] BN] BN] Bsich f stecken.N ] BZielN ] BsteckenN ] BSelbstermunterung. –N ] BN] B1932–1936N ] BN] BLiebe f HoffnungN ] BIchN ] BMit f WandN ] Bverdorben f Einfluss,N ] BneupreussischenN ] BN] BVerwirrungN ] Bwill f ist.N ] BN] BN] BfortanN ]

N

B

B

\D ER f abstammen./

B

korrigiert aus: der

N

[materiell nicht gebettet bin und] [einen] [grosses zu] |sich f stecken.| [Programm] |Ziel| [stellen] |stecken| [Ermu] [|Selbstermunterung.|] |Selbstermunterung. –| [letzten] [folgende] |1932–1936| [die ich hiermit alle verleugne;] [Glaube] |Liebe f Hoffnung| [Da] |Ich| [„Das ewige Leben“] |Mit f Wand| \verdorben f Einfluss,/ [{deutschen}] |neupreussischen| [Gerechtes {In}] [Ver] |Verwirrung| \will f ist./ [So] [{ich}] \fortan/

564

N

ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 6

Fassung

WP49/K/TS1 (Korrekturschicht)

Lesetext

ben, eingedenk der Tatsache, dass im ganzen genommen das menschliche Leben immer ein Trauerspiel , nur im einzelnen eine Komödie ist. BN

2 2

BN

BN BN

] ]

N

[nur] [ist]

565

Lesetext

566

Fragmentarische Fassung

WP49/K/TS2 (Grundschicht)

Lesetext

얍 Komödie des Menschen

ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 4

Dort, wo jetzt die Stadt Wien liegt , stand vor dreitausend Jahren nur Wald und Wiesen und Sumpf. Und vor 10000 Jahren war alles nur Eis, vor 20000 Jahren alles nur Wasser, vor einer Million Jahren alles Feuer und vor 2 Millionen Jahren war überhaupt noch nichts da. Kann man sich das vorstellen? Nein. Denn das Nichts lässt sich nicht vorstellen, es lässt sich nur durch den Vergleich mit etwas Positivem schliessen. Das ist so: dort oben, wo die Wolke liegt, dort ist jetzt nichts, aber vielleicht in 2 Millionen Jahren ist jetzt an der Stelle eine Stadt, vielleicht das Rathaus, vielleicht ein Hotel, eine Wohnung. BN

B

B

5

B

N

N

N

B

N

10

15

Vielleicht wird dort, wo jetzt nichts ist, gerade einer {eingekerkert}, vielleicht begründet einer ein furchtbar dummes Gesetz, vielleicht liebt einer gerade. Vielleicht, vielleicht – Was aber an der Stelle jener Wolke sein wird, das geht uns nichts an. Wir haben genug mit uns selber zu tun. Ein Jeder hat seine Wolke in sich, leider nicht seine Sonne. B

20

25

N

Wenn an jener Stelle einer liebt, dann wirds uns längst nichtmehr geben. Wer ist das: uns? Uns ist der Akkusativ von wir. Wenn ein Mensch wir sagt, so meint er die Menschen, meist ohne Rücksicht auf Unterscheidungsnahme, er ist mit dem „Wir“ ganz verschmolzen, er kommt sich nur deshalb mehr vor, weil er das „wir“ ausspricht. Es war eine lange Zeit, bis die Herren der Schöpfung, d.h. die Mannsbilder, das Wort „wir“ goutierten. B

N

\Abbruch der Bearbeitung\

3 3 4 6 6–8 17 26

] liegtN ] B10000N ] BKannN ] BNein. f schliessen.N ] BseinN ] Bgoutierten.N ] BN B

[schöne] [steht] |liegt| [2]|1|0000 [Könnt] |Kann| \Nein. f schliessen./ [se] |sein| [{akzeptierten.}] |goutierten.|

567

Figurenliste und Dialogskizze

ÖLA 3/W 309 – BS 14 Lesetext b, Bl. 4v

568

Figurenliste und Dialogskizze

WP49/K/E8

569

Lesetext

Lesetext

570

Fragmentarische Fassung „Urzeit“

WP49/K/TS3 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 URZEIT B

ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 4v

I.) Ein Gewitter geht nieder, Blitz und Donner, es wird allmählich hell, die Sonne geht gross und rot glühend unter. B

5

B

N

N

E RSTER (Junger) Wir sind gerettet. Z WEITER Vielleicht. (Stille) E RSTER Hast Du ihn umgebracht? Z WEITER Ja. E RSTER Er war dick, was? Z WEITER Dick und alt . Viel zu zäh. E RSTER Wenn Ihr ihn frisst, ladet Ihr mich aber auch ein? Z WEITER Dich? Warum? E RSTER Weil ich Dir neulich auch was gegeben hab. Z WEITER Das zählt nicht. B

N

N

10

B

15

N

\Abbruch der Bearbeitung\

3–5

B

I.) f unter.N ]

5 7–8

B

rot glühendN ] E RSTER f Vielleicht.N ]

7 13

B

B B

(Junger)N ] und altN ]

[{I.} {E}] |I. f unter.| rot\ /glühend [E RSTER [{Er ist }] |Wir sind gerettet.| Z WEITER Jetzt kommt die Nacht. { }] |E RSTER f Vielleicht.| \(Junger)/ [ja, aber] |und alt|

571

Figurenliste, Notizen, Dialogskizze

ÖLA 3/W 309 – BS 14Lesetext b, Bl. 5

572

Figurenliste, Notizen, Dialogskizze

WP49/K/E9–E12

573

Lesetext

Fragm. Fassung „Komödie des Menschen“

WP49/K/TS4 (Grundschicht)

Lesetext

얍 KOMOEDIE DES MENSCHEN in sieben Teilen.

5

ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 1

Erster Teil: Die Geburt der Gesellschaft. Der Tag ist kurz, die Nacht ist lang, die Sonne ist schwach und der Mond ist kalt. Die Erde ist lauter Eis. Der Frühling ist kurz und dann kommt gleich Herbst, denn es gibt noch keinen Sommer. Eigentlich ist immer Winter und die Erde liegt unter dikkem Eis. Gewaltige Gletscher breiten sich über die Erde und lassen nur einige Felsenspitzen hervorragen. In den Höhlen dieser Felsen leben die Menschen. Sie können noch nicht sprechen, sie haben noch keine Sprache, sie haben auch noch keine Namen, aber sie wissen bereits, wer Freund und wer Feind ist. Sie können nur brüllen, heulen und wimmern und manchmal geben sie einen Laut von sich, der wie ein Gesang ist, der Uranfang der Melodie. B

N B

N

B

N

B

10

N

B

15

N

\Abbruch der Bearbeitung\

7 7 8

B

9–10

B

liegt f Eis.N ]

B

hervorragen.N ]

11

lang,N ] die f kalt.N ] BkommtN ] B

korrigiert aus: lang. \die f kalt./ (1) wirds (2) kommt (1) ist voll Eis (2) liegt f Eis. (1) ragen (2) hervorragen.

574

Fragmentarische Fassung

WP49/K/TS5 (Grundschicht)

Lesetext

얍 Als ich noch ein kleiner Bub war, fragte ich mal unsern Religionslehrer: „Herr Lehrer, ist es wahr, dass der Mensch vom Affen abstammt?“ Der BhochwürdigeN Herr starrte mich einen Augenblick verdutzt an \Abbruch der Bearbeitung\

2

B

hochwürdigeN ]

korrigiert aus: Hochwürdige

575

ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 2

Fragmentarische Fassung

WP49/K/TS6 (Grundschicht)

얍 Die Geburt der menschlichen Gesellschaft

Erster Teil: Das Eis. B

5

N

\Abbruch der Bearbeitung\

4

B

Teil: DasN ]

korrigiert aus: Teil: Das

576

Lesetext

ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 2v

Fragmentarische Fassung „Vorwort“

WP49/K/TS7 (Korrekturschicht)

Lesetext

얍 B 1.) Vorwort.

ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 7

Ich muss dies Buch rasch schreiben. Es eilt, es eilt! Ich habe keine Zeit, dicke Bücher zu lesen, denn ich bin arm und muss arbeiten, um Geld zu verdienen, um essen zu können, zu schlafen. Auch ich bin nur ein Kind meiner Zeit. Ich will nicht hungern, ich möcht gut leben. Aber es kommt nicht darauf an, wieviel Bücher man las, es kommt drauf an, ob man hinhören kann und dass man weder eine rosige, noch schwarze Brille aufsetzt. Eine Brille muss man leider immer aufsetzen, denn sonst könnt man nichts schreiben. Man würd es nicht. Man liess alles laufen. Ohne Brille keine Kultur. Ich widme dies Buch meinen Eltern, die auch Fehler hatten, die aber unendlich hilfsbereit waren, sie sollen es sehen, dass sie nicht umsonst hilfsbereit waren , trotzdem dass sie mir viele Fehler vererbt haben. B

5

N

B

N

10

B

N

2.) Frage: Wann war der erste Mensch? Antwort: – Alles zusammengetragen durch unendlichen Fleiss und Geduld. Frage: Stammt der Mensch vom Affen ab? Antwort: Es ist unwichtig, ob der Mensch vom Affen abstammt. Wichtig ist, ob nichtmal Affen von den Menschen abstammen werden. Die Gefahr ist gross. 20 얍 3.) Frage: Und wie entstand die Gesellschaft? Antwort: Die werde ich jetzt schreiben. Es gibt nur Hypothesen. Ich schreibe sie vom Standpunkt des einfachen Mannes aus. Der Mann heisst A. Es gibt noch keine Sprache, nur Laute. Aber ich will versuchen die Laute in die Sprache umzusetzen, die Gefühle etc. Es wird schwer sein, denn damals haben sich die Leute noch 25 gegenseitig gefressen. Es gab auch kein Inzestverbot. Das hat sich der Mensch erst gestellt. Also es beginnt: die Abenteuer des Herrn A, oder: die Geburt der Gesellschaft. BN B

15

N

B

NN

B

B

B

N

N

Als Schauplatz müssen Sie sich die Eiszeit denken. Es ist alles unter Eis. Herr A ist 18 Jahre alt, ein hochgewachsener, starker Jüngling. Er weiss, dass drüben die Hölle liegt. Er trifft im Busch das Fräulein B. Sie pflückt 얍 Brombeeren. Er nähert sich ihr, sie schrickt zusammen und es entsteht folgender Dialog, aus der Eiszeitsprache in unsere übersetzt. (Übrigens: warum erschrickt Frl. B. wenn sie einen Mann sieht? Auch das Frl. B. heutzutag erschrickt noch im Wald. Es steht

30

B

N

B

B

1–19 5–6 6–10

1.) f gross.N ] Auch f leben.N ] Bes f Kultur.N ] B B

12 15 15 19 20–578,9

B

23 25 31 32 33

B

warenN ] ] B2.) f Mensch?N ] BDie f grossN ] B3.) f B N ] BN

LauteN ] keinN ] BSieN ] Baus derN ] BB.N ] B

ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 8

N

N

!2.) f gross."!1.) f haben." \Auch f leben./ (1) denn es dreht sich immer um den Menschen, und es sei hier vom Standpunkt des einfachen Menschen aus geschrieben, des einfachen Bürgers. (2) \es f Kultur./ korrigiert aus: war gestrichen: Eintragung von fremder Hand: Wenn wir [Wenn wir] [|{I. Im Eis}|] [|{Das Eis}|] |2.) f Mensch?| \Die f gross./ [3.) Adams Tod. Komödie] [|Der alte Adam.|] |3.) f B | [Sprache] |Laute| kei[m]|n| [{Fräu}] |Sie| aus\ /der B[?] |.|

577

ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 9

Fragmentarische Fassung „Vorwort“

WP49/K/TS7 (Korrekturschicht)

aber fest: ein Mann im Wald ist für ein Fräulein auch heute noch immer gefährlich) H ERR A Guten Morgen, guten Morgen! F RL B Guten Morgen. H ERR A Sie sind sicher überrascht, mich hier zu sehen. F RL . B Ja. Denn ich weiss nicht, wer Sie sind. Ich dachte, Sie würden es nicht wagen, so nahe bei uns zu erscheinen. A Oh, ich bin stark geworden! Und werde immer stärker! B B

5

B

B

N

B

N

N

10

Lesetext

\Abbruch der Bearbeitung\

1 6 6 7

für f nochN ] Denn f sind.N ] Bsind.N ] BsoN ] B B

\für f noch/ \Denn f sind./ korrigiert aus: sind [{ }] |so|

578

NN

Lesetext

Werkprojekt 50: Eheliche Treue Konzeption: Eheliche Treue – Lustspiel

579

Figurenliste, Werkverzeichnis

ÖLA 3/W 280 – BS 11 a [2], Lesetext Bl. 1

580

Figurenliste, Werkverzeichnis

WP50/K/E1–E2

581

Lesetext

Strukturplan in drei Bildern

ÖLA 3/W 281 – BS 11 a [3], Lesetext Bl. 2

582

Strukturplan in drei Bildern

WP50/K/E3

583

Lesetext

Lesetext

584

Lesetext

Werkprojekt 51: Mädchenträume Konzeption: Mädchenträume Werkprojekt 52: Wenn die Liebe erwacht Konzeption: Wenn die Liebe erwacht Werkprojekt 53: Beim Friseur Konzeption: Beim Friseur

585

Werktitel, Strukturplan, Werktitel mit Notizen

ÖLA 3/W 281 – BS 11 a [3], Lesetext Bl. 1

586

Werktitel, Strukturplan, Werktitel mit Notizen

WP51/K/E1, WP52/K/E1, WP53/K/E1

587

Lesetext

Lesetext

588

Kommentar

Chronologisches Verzeichnis

Das vorliegende Konvolut an fragmentarischen Dramen-Werkprojekten reicht von frühen Entwürfen vom Beginn der 1920er-Jahre (Moloch, Canossa und Dósa) bis zu späten vom Ende der 1930er-Jahre (Komödie des Menschen, Eheliche Treue, Mädchenträume, Wenn die Liebe erwacht und Beim Friseur). In vielen Fällen gibt es nur ganz wenige Entwürfe und Textstufen zu den Dramenprojekten. Ausnahmen hierzu bilden die Werkprojekte Dósa, Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress und Die Lehrerin von Regensburg, zu denen größere Konvolute vorliegen. Das Werkprojekt Ein Fräulein wird verkauft wird im vorliegenden Band nicht neuerlich abgedruckt, es wurde bereits im Rahmen des Bandes zu Geschichten aus dem Wiener Wald als VA2 ediert. Dasselbe gilt für sämtliche als Vorarbeiten oder frühe Konzeptionen bereits in anderen Bänden abgedruckten Dramenprojekte, etwa auch für die Zauberposse Himmelwärts (vgl. WA 7/HW/VA1 und VA2), das Volksstück Die Schönheit aus der Schellingstrasse (vgl. WA 3/K1), das Schauspiel Das jüngste Gericht (vgl. WA 10/JT/VA) und das Drama Der Lenz ist da! (vgl. WA 15/VA1). Alle bereits in Form von Vorarbeiten oder frühen Konzeptionen abgedruckten Werkprojekte werden jedoch in dem diesen Band beschließenden Register verzeichnet, das auch die fertiggestellten Dramenprojekte umfasst (vgl. S. 735–742).

WP1: Moloch Konzeption: Moloch H1 = ÖLA 3/W 271 – BS 25 [4], Bl. 1 (= WP2/H1) 1 Blatt unliniertes Papier (232 × 130 mm), (Notizbuchblatt), perforiert, schwarze Tinte E1 = Werktitel „Moloch“

Der Entwurf E1 ist – wie WP2/K/E1 – auf einem kleinen Blatt notiert, das vermutlich einem Notizbuch entnommen wurde. Bei E1, dem Werktitel „Moloch“, handelt es sich vermutlich um das erste Werkprojekt Horváths, wobei nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob es sich um ein dramatisches oder ein Prosa-Werkprojekt gehandelt hat. Da es der einzige Entwurf mit diesem Titel ist und keine Gattungsbezeichnung vermerkt ist, der Entwurf aber im Kontext von WP2, der „Komödie“ Canossa (vgl. WP2/K/E1), steht, ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich bei dem Werkprojekt Moloch ebenfalls um ein Dramenprojekt, möglicherweise sogar um eine Komödie gehandelt hat. Dass der Titel „Moloch“ einen alternativen Werktitel zu Canossa darstellt, ist eher unwahrscheinlich. Der Entwurf ist vermutlich Anfang der 1920er-Jahre entstanden, etwa 1922/23, mit großer Wahrscheinlichkeit jedoch vor dem Dramenprojekt Dósa (WP3). Etwa 1922 hat Horváth auch eine „Tanzgroteske“ mit dem Titel Abenteuer im lila Moloch (vgl. KW 16, S. 9f.) für Siegfried Kallenberg geschrieben, mit dem ihn seit dem Buch der Tänze (1922) eine intensive Künstlerfreundschaft verband. Der Titel ist ein deutliches Indiz dafür, dass auch der vorliegende Entwurf E1 und der nachfolgende WP2/K/E1 etwa 1922/23 entstanden sind.

591

Chronologisches Verzeichnis

WP2: Canossa Konzeption: Canossa – Komödie H1 = ÖLA 3/W 271 – BS 25 [4], Bl. 1 (= WP1/H1) 1 Blatt unliniertes Papier (232 × 130 mm), (Notizbuchblatt), perforiert, schwarze Tinte E1 = Figurenliste mit Werktitel „Canossa / Komödie“

Die Figurenliste E1 befindet sich auf demselben Notizbuchblatt, auf dem auch WP1/K/E1 vermerkt wurde (vgl. den Kommentar dort). Sie trägt den Werktitel „Canossa“ mit dem Genrevermerk „Komödie“. Darunter ist eine Figurenliste notiert, die nur zwei Figuren umfasst: Papst Gregor VII. und Kaiser Heinrich IV. Der Titel und die Figurenliste lassen eindeutig erkennen, dass sich Horváth in der geplanten Komödie mit dem berühmten und sprichwörtlich gewordenen „Gang nach Canossa“ bzw. „Canossagang“ auseinandersetzen wollte. Der Canossagang bezeichnet einen von Dezember 1076 bis Januar 1077 stattgefundenen Bitt- und Bußgang Kaiser Heinrichs IV. bei Papst Gregor VII., der sich auf der Burg Canossa befand. Dabei soll Heinrich drei Tage lang kniend um Einlass gebeten haben. Der Bußgang war notwendig geworden, weil Kaiser Heinrich IV. („der Löwe“) im Rahmen des Investiturstreits, einem Streit um die Amtseinsetzung von geistlichen Würdenträgern durch die weltliche Macht, vom Papst exkommuniziert worden war. Horváths Komödienprojekt kam nicht über den vorliegenden Entwurf hinaus. Der Rückgriff auf geschichtliche Stoffe kennzeichnet die frühesten dramatischen Arbeiten des Autors. Auch in Dósa (vgl. WP3) hat Horváth einen geschichtlichen Stoff bearbeitet. Bereits mit Dramen wie Mord in der Mohrengasse und Niemand (1923/24; vgl. WA 1) emanzipiert er sich jedoch von der historischen Stoffwahl und wendet sich seiner unmittelbaren Gegenwart zu.

WP3: Dósa Das Werkprojekt Dósa ist eines der umfangreichsten Konvolute innerhalb der fragmentarisch ausgearbeiteten Dramenprojekte. Die Materialien dazu sind auf sechs Mappen (ÖLA 3/W 272 – BS 20 [1] bis ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6]) im Nachlass Horváth (ÖLA 3) verteilt. Das Konvolut gliedert sich in handschriftliche Entwürfe und handschriftliche bzw. maschinenschriftliche Textstufen und umfasst 77 Blatt. Mit WP3/K/TS14 liegt eine fragmentarische Endfassung vor. Das Werkprojekt Dósa ist symptomatisch für die Verwurzelung Horváths in der ungarischen Kultur. Sein Vater war ungarischer Herkunft und der Autor selbst absolvierte wichtige Jahre seiner Schulzeit in Budapest. Er schrieb und sprach deshalb auch gut Ungarisch, wie Zeugnisse und Briefe belegen. Dennoch war seine „Muttersprache die deutsche“, wie er in der Autobiographischen Notiz (1927) schreibt (vgl. WA 1/BB/K1/TS2 und TS3). Das Werkprojekt Dósa behandelt eine Episode der ungarischen Geschichte aus den Jahren 1513/14, nämlich den Bauernaufstand unter der Führung von György (Georg) Dózsa, wie er ungarisch eigentlich geschrieben wird. Dózsa stammte aus dem ungarischsprachigen (Szekler) Teil Siebenbürgens und hatte sich in den Türkenkriegen hervorgetan, weshalb er vom ungarischen König Wladislaw II. (II. Ulászló; vgl. K/E1) geadelt wurde. Die Macht der Magnaten, der ungarischen Großgrundbesitzer, war un-

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ter ihm, der als schwach galt, immer größer geworden, sodass sie sich in der Lage sahen, die Landbevölkerung immer mehr zu unterdrücken. Im Jahr 1513, nachdem Papst Leo X. zu einem weiteren Kreuzzug gegen die Türken aufgerufen hatte, wurde Dózsa von Tamás Bakócz damit beauftragt, ein Kreuzzugsheer zusammenzustellen. Dózsa sammelte etwa 100.000 Bauern – sogenannte „Kuruzen“ – unter sich. Da das Heer jedoch von den Großgrundbesitzern, die in ihm eine Bedrohung sahen, nicht mit Lebensmitteln versorgt wurde, kam es zur Rebellion der Bauern, die teilweise plündernd und mordend durch das Land zogen. Dózsa forderte gemeinsam mit Geistlichen, die ihn unterstützten, die Gleichheit aller Untertanen des Königs und eine Abschaffung der Vorrechte der feudalen Grundherren. Doch der Fürst von Siebenbürgen, Johann Zapolya (bei Horváth: Szapolyai), setzte sich ihm entgegen, stellte ein Söldnerheer auf die Beine und besiegte gemeinsam mit István Báthory, dem Comes (Gespan) von Temesvar, die rebellischen Bauern. Dózsa wurde auf einem glühenden Eisenstuhl hingerichtet und gevierteilt. Seine Körperteile wurden zur Abschreckung in ungarischen Städten zur Schau gestellt. Aufgrund der Niederschlagung des Bauernaufstandes wurde die Vorherrschaft der Magnaten gestärkt und die Leibeigenschaft der Bauern für viele hundert Jahre festgeschrieben. György Dózsa ist heute neben Sándor Pet˝ofi und Lajos Kossuth einer der wichtigsten ungarischen Nationalhelden. Nach ihm sind zahlreiche Straßen und eine Station der Budapester Metro benannt. Eine genaue und ausführliche Darstellung sowohl der Quellen als auch der genetischen Bezüge findet sich in Orsolya Ambrus’ Studie Der ungarische Ödön von Horváth. Eine bibliografische, thematische und textgenetische Spurensuche (Ambrus 2010).

Vorarbeit: Dósa – Chronik aus dem Jahre 1495 – Longus H1 = ÖLA 3/W 272 – BS 20 [1], Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (285 × 222 mm), dünn, doppelt gefaltet, Bleistift E1 = Strukturplan in 5 Akten mit Werktitel „DÓSA. / Chronik aus dem Jahre 1495“ und Notizen (links oben) E2 = fragm. Strukturplan in 5 Bildern mit Konfigurationsplänen und Notizen (rechts oben) E3 = Strukturplan in 2 Bildern mit Konfigurationsplänen und Notizen (rechts unten) E4 = fragm. Strukturplan in 1 Bild mit Notiz (links unten)

Das Material zu Dósa ist einigermaßen divergent. Die vermutlich frühesten Blätter zu der Vorarbeit Dósa – Chronik aus dem Jahre 1495 befinden sich in der Mappe ÖLA 3/ W 272 – BS 20 [1]. Das vorliegende Blatt H1 und das folgende H2 sind materiell identisch. Bei beiden handelt es sich um dünnes Papier der Größe 285 × 222 mm. Die doppelte Faltung, die beide Blätter aufweisen, deutet darauf hin, dass Horváth die Blätter unterwegs verwendet und eingesteckt hatte. Außerdem sind alle frühen Entwürfe zu dem Werkprojekt mit Bleistift notiert (vgl. H1–H4) Wahrscheinlich hat der Autor zunächst E1, einen Strukturplan in fünf Akten mit Werktitel, eingetragen. Üblicherweise beginnt er frühe Entwürfe mit der Niederschrift eines Werktitels, an den sich in vielen Fällen eine Figurenliste oder ein Strukturplan anschließt. Der Werktitel lautet in E1 „DÓSA. / Chronik aus dem Jahre 1495“. Die Jahreszahl verwundert, spielt doch der Bauernaufstand erst in den Jahren 1513/14. Vermutlich wollte Horváth jedoch ursprünglich den Aufstieg und Fall

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Dózsas von den Anfängen bis zu seinem Tod 1514 zeigen. Wahrscheinlich markieren die römischen Zahlen, mit denen Horváth die Strukturteile seines Werkprojekts bezeichnet, Akte. Zum ersten Akt vermerkt er folgende Notiz: „An der Grenze. Kampf mit dem heidnischen Riesen.“ (vgl. auch E2). Damit ist vermutlich auf einen Türkenkrieg angespielt, in dem sich Dózsa zu bewähren hätte. In weiterer Folge dürfte Horváth E2 auf dem Blatt rechts oben bzw. auf der Rückseite des gefalteten Bogens eingetragen haben. In E2 notiert der Autor einen Strukturplan in fünf Abschnitten; die arabische Bezifferung deutet darauf hin, dass es sich in diesem Fall um Bilder handelt. Die Bilderfolge lautet: „Grenze“, „König“, „Dom“ und „Kronrat zu Buda“, zum vierten Bild notiert der Autor keinen Titel, weshalb der Strukturplan als fragmentarisch zu werten ist. Der bereits in E1 genannte „Kampf mit dem heidnischen Riesen“ ist auch in E2 zum ersten Bild „Grenze“ erwähnt. Zum zweiten Bild vermerkt Horváth „die Unterzeichnung des Friedens mit den Türken“ und die „Ankunft des Kardinals“. Letzterer „zerreis[s]t den Frieden“ und ruft vermutlich zum „Kreuzzug“ auf (vgl. den einführenden Kommentar zum Werkprojekt Dósa, WP3). Das dritte Bild spielt laut E2 im „Dom“. Hierzu notiert Horváth einen Konfigurationsplan, der „Dósa“, den „Kardinal“ und „Nonnen“ vorsieht (vgl. K/TS1). Zum vierten Bild sind kein Titel und keine Notiz vermerkt, allerdings zeichnet Horváth dazu oder zum fünften Bild ein Bühnenbild, das einen großen Vorhang zeigt. Das fünfte Bild lautet „Kronrat zu Buda“ (vgl. K/TS14). Vermutlich hat der Autor dann zunächst E3 rechts unten auf dem Blatt und in weiterer Folge erst E4 auf der linken unteren Blatthälfte eingetragen. Bei E3 handelt es sich um einen Strukturplan in zwei Bildern, „Weg nach Buda“ und „Zu Buda“. Zum ersten Bild notiert Horváth die Figuren „Dósa“, „Bauern“, „Gregor“ und „Dósas Diener“. Eine Notiz zum zweiten Bild lässt erkennen, dass Dózsa und der Kardinal auf dem Weg nach Buda aufeinandertreffen sollen. In E4 vermerkt Horváth zunächst ebenfalls „Auf dem Wege nach Buda“ und die Figuren „Dósa“, „Gregor“, „Kardinal“ und „Bauern“, streicht diesen Eintrag zum ersten Bild jedoch wieder und skizziert ein neues erstes Bild mit dem Titel „Leichenzug“ und der Notiz „Arme Leut Begräbnis“. Es handelt sich dabei um einen singulären Eintrag, der keine weitere Verwendung findet. Vielmehr gehen E2 und E3 in den folgenden Strukturplan E5 ein, in dem sie noch wesentlich erweitert werden. H2 = ÖLA 3/W 272 – BS 20 [1], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (285 × 222 mm), dünn, doppelt gefaltet, Bleistift E5 = fragm. Strukturplan in 18 Bildern mit Konfigurationsplänen und Notizen Druck in: WA 1/MM/K/E1, S. 54f.

Das vorliegende Blatt entspricht materiell H1 und befindet sich gemeinsam mit diesem und H3 in der Mappe BS 20 [1] (vgl. den Kommentar zu E1–E4). Es ist zugleich Teil der Werkgenese von Horváths expressionistischem Schauspiel Mord in der Mohrengasse, zu dem der Autor auf dem Blatt eine Figurenliste notiert (vgl. WA 1/MM/K/E1). Die Parallelität der Werkgenese von Dósa zu jener von Mord in der Mohrengasse, das 1923/24 verfasst wurde (vgl. das Vorwort in WA 1, S. 3), ist ein weiterer Beleg dafür, dass das Dramenprojekt über den ungarischen Bauernführer Dózsa ebenfalls 1923/24 entstanden sein dürfte. In E5 skizziert Horváth einen Strukturplan in 18 Bildern, wobei nur die ersten neun und die Bilder 17 und 18 betitelt sind. Von den Bildern 11–16 sind nicht einmal

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die Bildnummern angeführt, weshalb es sich bei E5 um einen stark fragmentarischen Entwurf handelt. Die Bilderfolge lautet in E5: „Königsburg“, „Dom“, „Landstrasse“, „Kronrat“, „Lager Dósas“, „Lager Dósas“, „Strasse. Revolution“, „Abreise des Kardinals“, „Weg. Der fromme Herr Michael.“ „Die im Keller verschmachten“ und „Landschaft an der Grenze. Lärm der Türken“. Damit sind gegenüber E2 und E3 zahlreiche neue Bilder vermerkt, die auch in der Folge eine wichtige Rolle spielen (vgl. etwa K/E5, E8, TS1–TS3 und E10–E14). Wesentlich für E5 ist auch eine Reihe neuer Figuren, so etwa Szapolyai, Telegdy, Kanzler und Bischof. H3 = ÖLA 3/W 272 – BS 20 [1], Bl. 3 1 Blatt liniertes Papier (331 × 208 mm), unregelmäßig gerissen, Bleistift E6 = Figurenliste zum I. Akt „Budaer Burg“ (oben) E7 = Strukturplan in 6 Akten (mittig)

Das vorliegende Blatt stellt materiell einen Einzelfall im Konvolut zu Dósa dar. Es handelt sich um ein überlanges, liniertes Blatt der Größe 331 × 208 mm. Im weiteren Verlauf der Werkgenese von Dósa finden sich zwar noch linierte Blätter, allerdings mit einem anderen Linienabstand und unterschiedlicher Blattgröße (vgl. K/H12–H25). Das vorliegende Blatt dürfte eher am Anfang der Werkgenese gestanden haben. Vom Schreibmaterial (Bleistift) her liegt ein Bezug zu H1 und H2 vor, mit dem das Blatt auch in einer Mappe abgelegt wurde. Es spricht also einiges für eine frühe Reihung in der Nähe der zuvor gereihten Textträger. Auch der auf dem Blatt eingetragene E6, eine Figurenliste zum I. Akt „Budaer Burg“, sowie der darunter eingetragene E7, ein Strukturplan in sechs Akten, sprechen für eine frühe Entstehung im Umfeld von E1–E5. Die Figurenliste führt folgende Figuren an: unter der Kategorie „Dósa und die Seinen“ Dósa, Gregor, Longus, weiters König, Kanzler, Schatzmeister, „Bischoff“, Kardinal und einen Gesandten Solimans. Damit nimmt die Liste etliche Figuren der Konfigurationspläne von E5 wieder auf, erweitert diese jedoch auch um einige Figuren wie etwa Gregor, Longus, Kanzler, Schatzmeister und Gesandter Solimans. Die Wendung „Dósa und die Seinen“ findet sich auch in E5 und belegt die Nähe zu diesem Strukturplan. Der Strukturplan E7 weist nur sechs Akte auf und könnte gegenüber E5 als Rückschritt gewertet werden. Doch die dort nur numerisch existenten 18 Bilder – realisiert sind deren nur 11 – verdichten sich wohl in E7 wieder zu sechs Akten, E1 hatte noch fünf Akte vorgesehen. Die Aktfolge lautet in E7: „Budaer Burg“ (vgl. E6), „Dom“, „Landstrasse“, „Kronrat“ und zweimal „Feld Rákos“. Ein Großteil der damit genannten Akttitel taucht in der Folge in Form von Entwürfen oder Textstufen wieder auf. H4 = ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 15, 16 2 Blatt unliniertes Papier (284 × 220 mm), dünn, Bleistift TS1/A1 = fragm. Fassung des ersten Bildes (Korrekturschicht)

Materiell schließen die vorliegenden Blätter teilweise an die vorhergehenden an. Es handelt sich um dünnes Papier, das mit Bleistift beschrieben wurde (vgl. H1–H3). In TS1/A1–A6 arbeitet Horváth in mehreren Ansätzen Fassungen des ersten Bildes aus, das jedoch letztlich fragmentarisch bleibt bzw. nur fragmentarisch überliefert ist. Aufgrund der Bedeutung, die in der vorliegenden Textstufe und den vorhergehenden Entwürfen der Figur Longus zukommt, die mit K aus dem Werkprojekt verschwindet, wurden die frühesten Arbeiten zu einer eigenen VA zusammengestellt.

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Am Beginn von TS1/A1 fehlt wohl zumindest ein Blatt, das den Anfang des ersten Bildes umfasst hat. Die Handlung spielt vermutlich in der „Königsburg“ (vgl. E5) oder „Budaer Burg“ (vgl. E6 und E7), wo der König, der Kanzler, Dósa, Gregor und Longus zugegen sind. Wie die Figurenliste E6 vermuten ließ, gehört Longus genauso wie Gregor, der Bruder Dósas, zu Dósas Gefolge: „Dósa und die Seinen“ heißt es deshalb in einigen frühen Entwürfen (vgl. E5 und E6). In A1 erfolgt die Vorstellung Dósas gegenüber dem König durch den Kanzler. Der König vermutet, dass Dósa die „Gesandtschaft des Sultans hierherbegleitete“, doch der Kanzler klärt ihn auf, dass Dósa ein anderer sei. Dósa hingegen ist über die Friedensverhandlungen mit dem Sultan nicht recht informiert und fragt deshalb bei seinem Bruder Gregor nach, was das zu bedeuten habe. Dieser klärt Dósa darüber auf, dass der Adel bemüht sei, einen schnellen, aber „schlechten Frieden“ mit dem Sultan zu schließen, und zwar, bevor der Kardinal Thomas aus Rom zurückkehrt. Dieser habe nämlich eine Bulle mit, die befiehlt, auch die Bauern zu bewaffnen und gemeinsam, „gen die Heiden“ zu kämpfen. Die Adeligen seien aber dagegen und wollten deshalb schnell einen Frieden mit den „Ismaeliten“ schließen. Hier fällt auch zum ersten Mal der Satz: „Grosse Dinge sind im Werden“, in diesem Fall noch von Gregor ausgesprochen (vgl. K/E7). Die Austauschbarkeit von Dósa, Gregor und Longus in diesem frühen Werkstadium wird insbesondere am Ende der Textstufe erkennbar, wo Horváth mehrfach den einen gegen den anderen ersetzt. Im ganzen Manuskript befinden sich überzählige Absätze zwischen Figurennamen, Regieanweisungen und Repliken. Diese wurden stillschweigend getilgt. Alle weiteren editorischen Eingriffe sind im kritischen Apparat vermerkt. T1 = ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 4–8 5 Blatt unliniertes Papier, davon 3 Blatt unliniertes Papier (283 × 219 mm), dünn, 2 Blatt unliniertes Papier (286 × 223 mm), Durchschlag (violett), tw. Wasserzeichen „Manila Schreibmaschinen“, hs. Eintragungen mit Bleistift TS1/A2 = fragm. Fassung, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 4 (nicht gedruckt) TS1/A3 = fragm. Fassung, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 4, 5 (Grundschicht und Korrekturschicht) TS1/A4 = fragm. Fassung, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 6 (Korrekturschicht) TS1/A5 = fragm. Fassung, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 8 (Korrekturschicht) TS1/A6 = fragm. Fassung, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 7 (Grundschicht) Druck von Bl. 8 in GW IV, S. 10. Druck von Bl. 6, 5, 15 und 16 in: KW 16, S. 31f.

Die folgenden fünf Ansätze von TS1 sind materiell sehr ähnlich. Es handelt sich durchwegs um Typoskripte, die in den meisten Fällen handschriftlich überarbeitet wurden. Außerdem sind es Durchschläge, die eine violette Type aufweisen. Die handschriftlichen Überarbeitungen sind allesamt mit Bleistift erfolgt, ein materieller Hinweis auf das frühe Werkstadium, in dem sich Horváth für alles Handschriftliche ausschließlich des Bleistifts bediente. Die Bl. 6–8 weisen darüber hinaus noch ein charakteristisches Wasserzeichen („Manila Schreibmaschinen“) auf, das Horváth sonst nur für die Erstellung des Titelblattes einer Kompilation seiner Sportmärchen verwendet hat, die etwa zeitgleich mit den Entwürfen und Textstufen zu Dósa, im Laufe des Jahres 1924, entstanden ist (vgl. WA 13/Sportmärchen/TS17). Alle fünf Ansätze dürften zum ersten Bild des Werkprojekts gehören. Allerdings ist dies in keinem der Typoskripte vermerkt, zumal es sich bei allen um fragmentarische

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Fassungen handelt, bei denen zumindest der Beginn fehlt. In A2 ist zunächst ein Dialog zwischen Longus und Dósa ausgearbeitet, in dem Ersterer den Zweiten davor warnt, dass er für „Gesindel“ (Bl. 4) kämpfe. Dann tritt Báthory auf, der hier noch als Bischof apostrophiert wird, eigentlich aber Kanzler ist. In der Korrekturschicht (A3) korrigiert Horváth deshalb den Namen zu Csáky, dem Bischof von Csanád (vgl. K/E2, E5 und E6). In diesem Frühstadium des Werkprojekts ist sich Horváth der Namen und Funktionen der einzelnen Figuren noch nicht ganz sicher, weshalb er sich wohl in der Folge in historische Literatur einlas, am deutlichsten ist dies in K/E1 zu erkennen (vgl. aber auch K/E2 und E3). Der Bischof kritisiert Dósas Wortwahl: „Diese Worte ziemen sich nicht für einen Christen“, wirft er ihm vor, eine Passage, die in den folgenden Ansätzen mehrfache Transformationen durchläuft und die Reihung der Ansätze erkennen lässt. Mit des Bischofs Frage an Longus bzw. Dósa: „Was grinst Du Geselle?“ bricht Bl. 4 und damit A2 ab. In A3 ersetzt Horváth den am Fuß von Bl. 4 notierten Figurennamen Dósa durch eine Replik desselben am Kopf von Bl. 5. Hierin wirft Dósa dem Bischof vor, dass er sie Heiden nenne, obwohl sie „für das Kreuz fochten“ (Bl. 5). Zuletzt erwähnt der Bischof, dass „unten an der Grenze ein königlicher Zöllner erschlagen“ wurde und man „munk[le]“ (ebd.), dass es Dósa gewesen sei, wie nur noch angedeutet ist. Dósa und Longus reagieren verärgert darauf. Da die Bl. 4 und 5 mit Korrekturen übersät sind, wurde von A3 sowohl die Grundschicht als auch die Korrekturschicht ediert, da es sich dabei um zwei höchst unterschiedliche Fassungen handelt. In der Korrekturschicht von A3 ist der Dialog zwischen Dósa und Longus am Beginn der Fassung leicht adaptiert, sodass noch deutlicher wird, dass Longus eine große Dankbarkeit, ja Schuld gegenüber Dósa empfindet, der ihn „Ausgestossenen“ (Bl. 4) zu sich genommen habe. Wieder folgt auf den Dialog zwischen Longus und Dósa der Auftritt des Bischofs, der hier Csáky heißt. Wieder kritisiert er die Worte Dósas, hier noch verstärkt durch das handschriftlich eingefügte: „Bist kein Christ?“ Die Passage am Beginn von Bl. 5 lässt Horváth unverändert. Dann folgen jedoch starke Korrekturen, die den Dialog mit dem Bischof in eine völlig andere Richtung laufen lassen. So wirft ihm Dósa vor, dass er „in Seide“ (Bl. 5) gehe und dass er gehört habe, „dass Du mehr Weiber habest als ein Pascha mit drei Rossschweifen!“ (ebd.). Auf des Bischofs Einwurf: „Steigt Ihr aus der Hölle?“ repliziert Dósa: „Vielleicht! Wir sind nicht so schön und sauber gekleidet; wir kommen aus Dreck und Blut!“ (ebd.) Dann folgt die Passage über den „königliche[n] Zöllner“ (ebd.). Den Schluss von Bl. 5 überarbeitet Horváth ebenfalls. Hierfür notiert er den Auftritt des Königs Wladislaw IV. (eigentlich: II., vgl. K/E1 und E6), des Kanzlers, des Schatzmeisters und des Gefolges. A4 setzt mit einer Replik des Longus ein, die gegenüber A3 stark adaptiert erscheint. Möglicherweise gab es hier noch Zwischenstufen. Der vorhergehende Dialog zwischen Dósa und Longus ist hier nicht überliefert. Stattdessen folgt gleich der Auftritt des Bischofs, der hier bereits in der Grundschicht „Csaky“ heißt. Der Einwurf Dósas „Auch Horcher“ (Bl. 6), der in A3 in der Korrekturschicht hinzugefügt wurde, ist in A4 bereits in der Grundschicht realisiert, ein deutliches Indiz für die Reihung der beiden Ansätze. Am Fuße des Blattes finden sich auch hier wieder eine Reihe von Korrekturen, die ähnlichen Inhalts sind wie jene auf Bl. 5 von A3. Auch hier notiert Horváth wieder: „Steigt Ihr aus der Hölle?“ und „Vielleicht! Wir kommen aus Dreck und Blut!“ Die Passage über den königlichen Zöllner ist hier nur noch angedeutet in den Worten des Bischofs: „Jetzt glaub ichs, was man munkelt.“ (ebd.) Die Fassung bricht mit der fragmentarischen Replik des Bischofs: „Es wurde unten an der Grenze“ ab.

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A5 umfasst neuerlich nur ein Blatt, nämlich Bl. 8. Er setzt wieder mit der Replik des Longus ein, die eine Reinschrift der noch mit Korrekturen versehenen Version von A4 darstellt, was ein deutliches Indiz für die Reihung der beiden Blätter ist. Auch hierauf folgt gleich wieder der Auftritt des Bischofs Csáky. Seine Anfangsreplik ist stark verändert: „Es flogen hier eben Worte umher, dumme und lose ---“, äußert er, worauf Dósa repliziert: „Herr, wäge Deine Worte!“, eine Passage, die Horváth handschriftlich einfügt und die in A6 maschinenschriftlich realisiert ist, was die Reihung auch der Bl. 8 und 7 belegt. In der Grundschicht von Bl. 8 von A5 ist bereits die Passage des Bischofs „Geld, wie Söldner. Sechstausend Dukaten!“ aus A4 maschinenschriftlich umgesetzt, was die Reihung von Bl. 8 (A5) nach Bl. 6 (A4) stützt. Bei A6 handelt es sich um die kürzeste Fassung. Sie trägt keine handschriftlichen Korrekturen mehr, weshalb man davon ausgehen könnte, dass sie die definitive Fassung darstellt. Allerdings ist sie nur fragmentarisch ausgearbeitet und bricht nach Dósas Replik: „Herr, wäge Deine Worte!“ mit der bloßen Nennung des Figurennamens „Bischof“ ab. Damit enden die Entwürfe und Textstufen der VA. Horváth lässt in der Folge die Figur Longus fallen, was bereits in der exzerpierten Figurenliste K/E1, aber auch in der von Horváth selbst erstellten von K/E6 erkennbar wird. Überzählige Absätze zwischen Figurennamen und Repliken sowie zwischen Regieanweisungen und Repliken wurden in TS1/A3–A6 stillschweigend getilgt. Alle anderen editorischen Eingriffe sind im kritischen Apparat vermerkt.

Konzeption: Dósa – Schauspiel aus Ungarns Geschichte H1 = ÖLA 3/W 275 – BS 20 [4], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (324 × 208 mm), grüne und schwarze Tinte E1 = Figurenliste und Notizen Druck (als Faksimile) in: Ambrus 2010, S. 63.

Die frühesten Blätter zur eigentlichen Konzeption Dósa – Schauspiel aus Ungarns Geschichte befinden sich in Mappe BS 20 [4], die nur drei Blatt unliniertes Papier der Größe 324 × 208 mm umfasst. Die Mappe enthält teilweise Notizen privater Natur (vgl. E3 und das hier nicht abgedruckte Blatt BS 20 [4], Bl. 3 mit lateinischen Bezeichnungen für verschiedene Formen des Coitus und ihren ungarischen Entsprechungen), aber auch Notizen und Exzerpte zu dem Werkprojekt Dósa. Zur Datierung des Werkprojekts, das etwa 1923 entstanden sein dürfte, ist insbesondere H3 hilfreich. Besonders bemerkenswert ist aber das vorliegende Blatt H1, das vermutlich am Beginn der Konzeptionsphase des Werkprojekts gestanden ist. Auch das Schreibmaterial (grüne und schwarze Tinte) deutet in diese Richtung. Horváth notiert in E1 eine Figurenliste, die bereits die wichtigsten Figuren des Werkprojekts umfasst: György und seinen Bruder Gergely (Gregor) Dózsa (vgl. E3 und E6), Nagybotú Lörinc (Lorenz), II. Ulászló (Wladislaw II.), Telegdy, Tamás Bakócz, István Báthory, Miklós Csáky (vgl. E2), János Szapolyai, Selim I. (Sultan), Papst Leo X. und Péter Petrovics. Die genannten Namen historischer Figuren versieht Horváth mit Kürzeln: D., D., L., W., T., B., B., Cs., Sz., Se., L. und P., die er teilweise auch in späteren Textstufen verwendet (vgl. K/TS14). Außerdem notiert Horváth zu den Figuren den Namen Révai (bzw. die Kürzel R), die damals verbindliche große ungarische Enzyklopädie (Révai Nagy Lexikona / Revais Großes Lexikon), mit Band- und Seitenan-

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gaben, wo er offensichtlich Informationen zu den einzelnen Figuren gefunden hatte (vgl. Ambrus 2010, S. 64). Darüber hinaus hat Horváth auch Meyers KonversationsLexikon verwendet, und zwar dessen dritte, vollständig überarbeitete Auflage von 1874–1878 (bei Ambrus: 1875) in 15 Bänden, für die er das Kürzel M benützt (vgl. ebd.). Zuletzt vermerkt Horváth ganz unten den Namen Sándor Márki, der 1883 eine Biografie Dózsas vorgelegt hatte (vgl. E3 und Ambrus 2010, S. 65–67), sowie „Irodalomtört[éneti] közlemények“, was so viel heißt wie „Literaturgeschichtliche Mitteilungen“, eine Zeitschriftenreihe der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Ambrus weist nach, dass es sich dabei um Heft 4 des 2. Jahrgangs von 1892 handeln muss (vgl. Ambrus 2010, S. 64). Dieses wollte der Autor offensichtlich auch konsultieren, was jedoch in der Folge nicht nachgewiesen ist. Immerhin dürfte er, das zeigt das vorliegende Blatt, für das dramatische Werkprojekt Dósa eingehende historische Recherchen unternommen haben. Übersetzungen der ungarischen Notizen zu den Figuren finden sich bei Ambrus (vgl. Ambrus 2010, S. 101–105). H2 = ÖLA 3/W 275 – BS 20 [4], Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (324 × 208 mm), grüne Tinte E2 = Notizen

Auf dem vorliegenden Blatt, das materiell H1 und H3 entspricht (vgl. den Kommentar zu E1), macht sich Horváth Notizen zu der Figur Miklós Csáky, dem Bischof von Csanád („csanádi püspök“) (vgl. E1). Die von Horváth notierte Information über Csáky erläutert vor allem dessen Verhältnis zu Dósa. Nachdem dieser die Burg von Csanád belagert hatte, konnte Csáky noch eine Weile Widerstand leisten, versuchte dann mit einem Boot über den Fluss Maros zu fliehen, wurde dabei jedoch von Bauern gefangen genommen und Dósa übergeben. Dieser ließ Csáky in ein Priestergewand stecken und setzte ihm die Mitra auf. Dann ließ er ihn mit einem spitzen Holzpflock durchbohren. Die wortgetreue Übersetzung dieser Passage findet sich bei Ambrus (vgl. Ambrus 2010, S. 103). H3 = ÖLA 3/W 275 – BS 20 [4], Bl. 2v 1 Blatt unliniertes Papier (324 × 208 mm), grüne Tinte E3 = Notizen

Auch die Notizen von E3 dürften der Arbeit an dem Dramenprojekt Dósa vorausgegangen sein, weshalb sie an den Anfang der Werkgenese gestellt werden. Horváth notiert sich in E3 eine Liste von Namen und zu besorgenden Dingen, wobei es sich dabei um eine Art To-do-Liste handeln dürfte. Zunächst vermerkt der Autor den Namen Kallenberg. Horváths Bekanntschaft mit dem Komponisten Siegfried Kallenberg, auf dessen Anregung die Pantomime Das Buch der Tänze (1922) entstanden ist, geht auf den Herbst 1920 zurück (vgl. den autobiographischen Text mit dem Incipit-Titel Wenn sich jemand bei mir erkundigt in ÖLA 3/W 243 – BS 64 m [1], Bl. 1–10, hier Bl. 3). Das vorliegende Blatt – und mit ihm die gesamten Blätter zu dem Werkprojekt Dósa – dürfte jedoch erst 1923/24 entstanden sein. Das lässt ein weiterer Eintrag auf dem Blatt vermuten: „Simpl.“, was für die Münchener Satire-Zeitschrift Simplicissimus steht, in der Horváth erstmals am 22. September 1924 einen Text veröffentlichte, nämlich das Sportmärchen Der Faustkampf, das Harfenkonzert und die Meinung des lieben Gottes (WA 13/Sportmärchen/D1/TS28). Außerdem weist ein weiterer Eintrag auf dem Blatt in

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diese Richtung: „Lizulein (schreiben.)“ notiert Horváth an vorletzter Stelle, wobei mit Lizulein seine Jugendfreundin Felizia Seyd gemeint ist, der auch die handschriftliche Niederschrift einiger Sportmärchen vom September 1924 in deren Poesiealbum gewidmet ist (vgl. WA 13/Sportmärchen/TS15). Weitere private Notizen der Liste lauten: „Friseur“, „Zenzi“, „Karlheini (telephonieren)“, „Papier ({Prense}) – (Durchschlagpapier)“ und „Korrekturen“. Für die Einreihung des Blattes in die Werkgenese von Dósa entscheidend ist jedoch der folgende Eintrag: „Buchladen. Márki Deszö: Dózsa György Gerg.[ely]“, der im Titel auf György (Georg) Dózsa und seinen Bruder Gergely (Gregor) verweist (vgl. E1 und E6). Mit diesem Eintrag schließt Horváth an E1 und E2 an, in denen er sich Exzerpte und Hinweise auf Literatur notiert hatte, in denen er Material für sein Historiendrama Dósa finden konnte. Im Fall von E3 wollte sich Horváth vermutlich das genannte Buch in einem „Buchladen“ kaufen oder bestellen. Bei dem notierten Autor handelt es sich jedoch wahrscheinlich um ein Versehen Horváths, denn eine DózsaBiographie eines Deszö Márki gibt es nicht, vielmehr dürfte mit dem Eintrag jene von Sándor Márki gemeint sein, die auch in E1 korrekt vermerkt wurde. Sándor Márki hat zwei Dózsa-Biografien vorgelegt, eine von 1883, auf die E1 verweist: Dósa György es forradalma (Georg Dosa und seine Empörung, Budapest: Rath 1883), und eine mit dem Titel Dósa György von 1913. H4 = ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 3 1 Blatt unliniertes Papier (282 × 222 mm), grüne Tinte E4 = gestrichener fragm. Strukturplan in 1 Bild zum I. Akt mit Werktitel „DÓSA. / Schauspiel aus Ungarns Geschichte von Ödön von Horváth.“ (oben) E5 = Strukturplan in 9 Bildern zum I. Akt (links) E6 = Figurenliste (rechts)

Das vorliegende Blatt H4 und die folgenden H5–H11 ähneln materiell VA/H1 und H2. Es handelt sich um dünnes Papier der Größe 282 × 222 mm. Während VA/H1 und H2 mit Bleistift beschrieben wurden, ist das Schreibmaterial des vorliegenden Blattes und der folgenden eine charakteristische grüne Tinte, die Horváth äußerst selten verwendet hat. In E4 notiert er den Werktitel „Dósa“, der bisher nur in VA/E1 vermerkt war, mit einer gegenüber diesem Entwurf veränderten Gattungsbezeichnung. Statt „Chronik aus dem Jahre 1495“ schreibt er jetzt „Schauspiel aus Ungarns Geschichte von Ödön von Horváth“. Damit ist nicht nur das (falsche) Datum unterdrückt, sondern auch die Nähe zu epischen Formen der Literatur, die mit der Gattungsbezeichnung Chronik verbunden ist. Vielmehr schreibt Horváth jetzt vom „Schauspiel“ und reiht damit sein Dramenprojekt dezidiert in die neuere Dramatik ein (vgl. auch dieselbe Gattungsbezeichnung bei Mord in der Mohrengasse, 1923/24, vgl. WA 1 und in diesem Band WP3/VA/E5). Den Akt- und Bildtitel von E4 sowie den nur ansatzweise vermerkten Bildtitel „Der D[om]“ streicht der Autor wieder und notiert stattdessen den ausgereiften Strukturplan in neun Bildern zum ersten Akt E5. Dieser umfasst folgende Bilderfolge: „Der Dom“, „Burggemach“, „Die Verhinderung der Bauern“, „Am Rákos“, „Die Hinrichtung des Bischoffs von Csanád“, „Die Schlacht“, „Die Gefängnisse. Im Gefängnis“, „Vor dem Gefängnis. Heide“ und „Der Dom“. Damit nimmt Horváth einen Teil der Bilder von VA/E7 wieder auf, erweitert den dort vermerkten Strukturplan in sechs Akten aber doch deutlich und führt einige neue Bilder ein. Während VA/E7 vermuten lässt,

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WP3: Dósa

dass es sich bei den notierten Teilen des Strukturplans um Akte handelt, ist in E5 eindeutig von Bildern die Rede. Horváth schwankt in dieser Frühphase des Stückes noch zwischen einer Einteilung in Akten und einer in Bildern, wobei im vorliegenden Strukturplan und in den folgenden Entwürfen und Textstufen die Aktstruktur eine Struktur in Bildern überlagert. Mit E6 schließlich vermerkt der Autor eine ausführliche Figurenliste, die im Wesentlichen an E1 angelehnt ist. An Figuren nennt Horváth hier: „König Wladislaw II. von Ungarn“, „Kanzler Báthory“, „Schatzmeister Telegdy“, „Bischoff von Csanád Csáky Miklós“, „Kardinal Thomas“, „Dósa“, „Gregor Dósa“, „Pater Lorenz“, „Der junge Telegdy“, „Sein Weib“, „Gregor Dósas Weib“, „Szapolyai, der Vojwode von Siebenbürgen“ und „[S]ein Hauptmann (römischer Hauptmann)“. Damit ist ein Großteil des Personals des Stückes definiert, wie es sich auch in den folgenden Entwürfen und Textstufen bis hin zu der fragmentarischen Endfassung (TS14) findet. H5 = ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 4 1 Blatt unliniertes Papier (282 × 222 mm), grüne Tinte E7 = Dialogskizze zum I. Bild „Dom“ des ersten Aktes mit Werktitel „DÓSA. / Schauspiel aus Ungarns Geschichte“

Das vorliegende Blatt H5 weist dieselben materiellen Eigenschaften auf wie H4 und H6–H11 (vgl. den Kommentar zu H4). In E7 skizziert Horváth einen Dialog zum I. Bild des ersten Aktes. Er stellt das Blatt wieder unter den Werktitel „Dósa. Schauspiel aus Ungarns Geschichte“, ohne jedoch seinen Autorennamen neuerlich zu nennen, wie er das in E4 noch gemacht hatte (vgl. auch E8). Die Dialogskizze spielt, wie dies der Strukturplan E5 vorsieht, im Dom. Dort sind Gläubige versammelt, die der Messe des Kardinals lauschen. Unter ihnen auch Dósa, der bei der „Wandlung“ nicht niederkniet. Offensichtlich nach der Messe kommen der Kardinal Thomas und Dósa ins Gespräch. Horváth notiert drei Ansätze zu diesem Dialog. Zunächst soll Thomas Dósa fragen, was er im Sinne hat, doch dieser antwortet nur mit einem Lachen. In der zweiten Version sollte der Kardinal Thomas den Ausspruch tun: „Grosse Dinge sind im Werden – werfen ihre Schatten voraus“ (vgl. auch VA/TS1/A1 und K/TS1), worauf ein „Schatten“ über die beiden fällt und „ein blinder Bettler“, „ein Seher“, auftaucht. In dem nachträglich an den rechten Rand notierten Teil der Dialogskizze erklärt Dósa dem Kardinal, dass er die Not der Armen nicht mehr mitansehen wolle, worauf ihn der Kardinal Thomas darauf hinweist, dass sich „alles gewendet“ habe. Damit bricht die Ausarbeitung ab. H6 = ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 1, 2 2 Blatt unliniertes Papier (282 × 222 mm), grüne Tinte E8 = Strukturplan in 5 Akten mit Werktitel „DÓSA. / Schauspiel aus Ungarns Geschichte von Ödön von Horváth“ mit Notizen und einer Figurenliste (Bl. 1 und 2) E9 = Figurenliste (Bl. 2, oben)

Die vorliegenden Blätter H6 entsprechen materiell H4 und H5 sowie H7–H11 (vgl. den Kommentar zu H4), weshalb von einer genetischen Nähe dieser Blätter auszugehen ist. In E8 arbeitet Horváth neuerlich einen Strukturplan zu seinem Werkprojekt Dósa aus. Dabei greift er auf eine Struktur in fünf Akten zurück (vgl. VA/E1 und E2) und zergliedert diese Akte überdies in Bilder. Außerdem notiert er auf dem Blatt wieder den Werktitel „Dósa“ mit dem Zusatz „Schauspiel aus Ungarns Geschichte von Ödön

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Chronologisches Verzeichnis

von Horváth“ (vgl. E4 und E7). Die Unterteilung des ersten Aktes in drei Bilder, die nach den Tageszeiten strukturiert sind: „Morgens“, „Mittags“ und „Abends“ stellt die Weiterentwicklung einer Idee dar, die Horváth in E7 bereits angedacht hat. Dort ist jedoch nur von „abends“ die Rede. Dass er nun alle drei Tageszeiten verwendet, ist ein Indiz für die Entstehung von E8 nach E7. Als einziger Akt ist der erste betitelt, er lautet „Zu Buda im Königssaal“ und schließt damit eher wieder an VA/E5–E7 an, statt an die zuvor gereihten K/E5 und E7. Zum zweiten Bild des ersten Aktes ist eine Figurenliste notiert, die folgende dramatis personae umfasst: „Der Kanzler“, „Telegdy“, „Bischoff von Csanád“, „Der Kardinal Thomas“, „Dósa“ und „Der König Wladislaw II. von Ungarn“ (vgl. E6). Damit führt Horváth keine neuen Figuren ein, sondern greift auf die bereits seit E1 bekannten zurück. Im dritten Bild des ersten Aktes sollen sich die Bauern am Rákos treffen (vgl. VA/E7, K/E5 und E7). Der zweite Akt sieht die „Verhinderung der Bauern“ (vgl. E5) vor. Hier wird auch „Pater Lorenz“ genannt (vgl. E1 und E6). Der für das zweite Bild erwähnte Schauplatz „Am Felde Rákos“ geht auf VA/E7 und K/E5 zurück. Der dritte Akt ist mit „Die Revolution“ betitelt und sieht die Bilder „Landstrasse“ (vgl. VA/E7 und K/E5), „Belagerung von Csanád“ und „Die Gefangennahme und Hinrichtung des Bischofs“ (vgl. E5) vor. Zum vierten Akt „Die Schlacht“ (vgl. E5) notiert Horváth die Bilder „Gebet vor der Schlacht“, „Szapolyai“ und „Die Gefangennahme Dósas“. Szápolyai, der „Vojwode von Siebenbürgen“ (E6), besiegte gemäß der geschichtlichen Überlieferung gemeinsam mit István Báthory Dósa und seine Truppen. Dies sollte offensichtlich auch das Kernstück des vierten Aktes bilden. Ein viertes Bild „Heide. – Sultan.“ streicht Horváth wieder. Für den fünften Akt schließlich vermerkt er die Bilder „Gefängnis“, „Das Mahl des Szapolyai“, „Vor dem Gefängnis“ und „Die Heide“ (vgl. E5). Auf dem zweiten Blatt von H6 notiert Horváth eine Figurenliste E9, die im Wesentlichen die Figuren von E6 und E8 wiederaufnimmt. H7 = ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 5–9 5 Blatt unliniertes Papier (282 × 222 mm), grüne Tinte TS1 = Fassung des I. Aktes „Der Dom zu Buda“ (Korrekturschicht)

Die vorliegenden Blätter H7 sind materiell identisch mit den Textträgern H4–H6 und H8–H11 (vgl. den Kommentar zu H4). Die Fassungen TS1–TS3 gehören möglicherweise zusammen; auch die Entwürfe E10–E12 schließen vermutlich an diese Textstufen an. Aus konzeptionellen Gründen werden diese Blätter jedoch separat ediert. TS1 stellt eine Fassung des ersten Aktes dar, wobei Horváth zunächst „I. Bild“ geschrieben hatte und dazu den Bildtitel „Der Dom zu Buda“ notiert hat (vgl. E5). Danach hat er jedoch die Bezeichnung „I. Bild“ wieder gestrichen, weshalb der Bildtitel nun als Akttitel erscheint. Die Szenenanweisung zu diesem ersten Akt, die Horváth in TS1 ausarbeitet, nimmt er auch in den späteren Textstufen in ähnlicher Form wieder auf (vgl. TS5/A1–A3, TS10/A1 und A3). In TS1 kommt Dósa in den Dom, wo bereits Nonnen beten. Dósa schlägt kein Kreuz und kniet nicht nieder, wodurch er als Außenseiter auffällt. Nach der Messe kommt er mit dem Kardinal Thomas Bakócz (vgl. E1, E6 und E9) ins Gespräch (vgl. Bl. 5f.). Die beiden waren einmal „Freunde“, sind inzwischen jedoch „Feind[e]“ (Bl. 6). Der Kardinal hat Dósa vorgeladen, weil er ihm Folgendes mitteilen will: „Grosse Dinge sind im Werden, grosse Dinge werfen ihre Schatten voraus.“ (vgl. VA/TS1/A1 und K/E7) Dósa erinnert den Kardinal an die Schlacht bei Belgrad, in der er ihn „aus dem Feinde heraushub“ und deshalb „Hauptmann“ wurde (Bl. 7). Diese Auszeichnung habe er

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WP3: Dósa

aber nur bekommen, weil er den Kardinal befreit habe, nicht jedoch für die „100te[n]“ „einfache[n] Männer“ (Bl. 8), die er schon befreit hat. Er klagt in der Folge diese Ungerechtigkeit an und meint, er warte auf ein Wort aus Rom, das aber nicht komme. Der Kardinal weist Dósa jedoch darauf hin, dass Papst Leo X. bereits ein Wort verlauten ließ, nämlich dass „ein heiliger Krieg geführt werden soll gegen die Türken und Heiden“ und dass „alle frei und ohne Last“ seien, „die mittun“ (ebd.). Wohl aus diesem Grund beteuert Dósa zuletzt, dass er wieder „glaube“ und sich mit Gott „versöhnt“ habe (Bl. 9). Damit endet die Fassung TS1. H8 = ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 10, 11 2 Blatt unliniertes Papier (282 × 222 mm), grüne Tinte TS2 = fragm. Fassung des II. Bildes „Burggemach“ (Korrekturschicht)

H8 entspricht materiell den vorhergehenden und nachfolgenden Blättern (vgl. den Kommentar zu H4). TS2 schließt möglicherweise direkt an TS1 an, dies könnte mit der Szenenanweisung „der junge Telegdy hört das ganze mit an“ gemeint sein. Eventuell hatte dazu aber noch eine andere Ausarbeitung vorgelegen, auf die sich die Szenenanweisung bezieht. Der Bildtitel des zweiten Bildes von TS2 „Burggemach“ schließt indes direkt an E5 an, wo auf das Bild „Der Dom“ das Bild „Burggemach“ folgt. Die zweite Szenenanweisung, direkt unter dem Bildtitel zeigt, dass die „Stände“, wie der Kardinal bereits in TS1/Bl. 8 angemerkt hatte, „gegen den Krieg mit den Türken“ sind, und zwar, wie Horváth in TS2 schreibt, aus ökonomischen Gründen, „[w]egen des armen Landes – die Felder verdorren unbebaut“ (TS2/Bl. 10). Im Verlauf von TS2 sprechen Telegdy, Báthory und der Kardinal über die Bauern und deren „Führer“ Dósa. Die Bauern würden einzig Dósa gehorchen und dieser wiederum gehorche nur dem Kardinal. Die Textstufe franst gegen Ende aus. Horváth notiert hier noch einen kurzen Dialog zwischen dem jungen und dem alten Telegdy. Der junge will zu Dósa, aber sein Vater hindert ihn daran und meint, er solle zum König, dort gehöre er hin. Doch der junge kontert mit den Worten: „Mein König versteht mich nicht!“, womit er darauf anspielt, dass König Wladislaw II. kein Ungar ist. H9 = ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 12 1 Blatt unliniertes Papier (282 × 222 mm), grüne Tinte TS3 = Fassung des Bildes „Landstrasse“ (Korrekturschicht) TS4 = Fassung des Bildes „Rákos“ (Korrekturschicht) Druck (als Faksimile) in: Ambrus 2010, S. 131.

H9 ist materiell mit den vorhergehenden und nachfolgenden Blättern identisch (vgl. den Kommentar zu H4). TS3 schließt möglicherweise direkt an TS2 und damit auch an TS1 an. Allerdings weisen TS3 und TS4 eher noch entwurfsartigen Charakter auf, weshalb von einer Zusammenstellung mit den vorhergehenden Textstufen abgesehen wurde (vgl. auch den Kommentar zu TS2). In TS3 arbeitet Horváth ein knappes Bild mit dem Titel „Landstrasse“ aus (vgl. TS12/A2). Dazu notiert er Söldner, die keinen durchlassen, und Bauern, die kommen und zu Dósa wollen. Einer der Bauern wird aufgehängt, seine Frau vergewaltigt. In einer wohl als Variante gedachten Notiz ist außerdem die Rede davon, dass ein blinder Bauer durchgelassen wird, seine Frau werde vergewaltigt, er selbst aufgehängt.

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In TS4, die am „Rákos“ spielt, betrachtet der König mit dem Kardinal und dem Kanzler das Lager. Dósa wird von den Greueln berichtet, worauf er dem jungen Telegdy vorwirft, dass der Waffenstillstand nur deshalb gebrochen worden sei, weil er ein „eitler Affe“ sei. Auf Gregors Einwand, dass der König das nicht verstanden habe, repliziert Dósa, dass dies sehr wohl der Fall sei. H10 = ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 13 1 Blatt unliniertes Papier (282 × 222 mm), grüne Tinte E10 = Strukturplan in 3 Bildern zum II. Akt „Die Revolution“ mit Notizen, einer Replik und einer Dialogskizze

H10 entspricht materiell den vorhergehenden Blättern und dem nachfolgenden Blatt (vgl. den Kommentar zu H4). In E10 skizziert Horváth einen Strukturplan in drei Bildern zum II. Akt „Die Revolution“. Dieser wurde in E8 zwar als Akttitel des dritten Aktes erwähnt, rückt jetzt aber in den zweiten Akt vor. Zunächst notiert Horváth für das erste Bild „Der junge und der alte Telegdy“ (vgl. TS2), dann streicht er diesen Eintrag und ersetzt ihn durch „Rákos“ und den Hinweis „(vorige Seite)“, was sich mit einiger Sicherheit auf BS 20 [3], Bl. 12 (= TS4) bezieht, wo Horváth bereits eine Ausarbeitung des Bildes „Rákos“ vorgenommen hat. Der Hinweis auf Bl. 13 ist damit ein Indiz für die Reihung der Bl. 12 und 13. Zum zweiten Bild hatte Horváth zunächst „Pater Lorenz“ notiert, diesen Eintrag aber wieder gestrichen und das dritte Bild „Die Hinrichtung des Bischoffs Csáky – Belagerung von Csanád“ zunächst zum zweiten Bild korrigiert. Dann hat er jedoch ein neues zweites Bild „Der junge und der alte Telegdy“ eingefügt, ohne jedoch die Bildnummer des dritten Bildes wieder zu ändern. Diese verbleibt bei „II“, ist aber als „III“ zu werten. Im zweiten Bild fragt der junge Telegdy seinen Vater: „Warum lässt Du die Bauern nicht fort?“ Zum dritten Bild ist eine kurze Dialogskizze vermerkt. Hier soll Gregor, der Bruder Dósas, diesen fragen, warum er nicht gegen den König ziehe. Dósa erwidert darauf, dass der König ihn nichts angehe, weshalb er ihn nicht hasse (vgl. den einführenden Kommentar zu Dósa). H11 = ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 14 1 Blatt unliniertes Papier (282 × 222 mm), grüne Tinte E11 = Strukturplan in 3 Bildern zum III. Akt mit einer Replik, einem Konfigurationsplan und einer Notiz

Das vorliegende Blatt entspricht materiell den vorhergehenden (vgl. den Kommentar zu H4). Horváth notiert darauf einen Strukturplan in drei Bildern zum III. Akt und schließt damit an E10 an, wo er den II. Akt skizziert hatte. Die drei Bilder von E11 lauten: „Die Schlacht“, „Das Gefängniss“ und „Die Heide“ und nehmen damit Bildtitel von E5 und E8 wieder auf. Gegenüber diesen Strukturplänen kondensiert der Autor jedoch im vorliegenden das Geschehen auf wenige Bilder pro Akt. Zum zweiten Bild notiert Horváth eine Replik: „Hörst Du, Euere Weiber, Sie werden mit den Hunden über das Land gehetzt!“, wobei nicht ausgewiesen ist, wer diese Replik äußern soll. Zum dritten Bild notiert der Autor die Konfiguration „Hauptmann / Szapolyai“ und die Notiz: „der Schein in der Ferne: die Türken“, womit eine kriegerische Auseinandersetzung mit den Türken angedeutet ist. Möglicherweise ist der Titel „Die

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WP3: Dósa

Schlacht“, der hier als erster Bildtitel gewertet wurde, auch als Akttitel gemeint. Dann würde es sich bei E11 um einen Strukturplan in zwei Bildern handeln. H12 = ÖLA 3/W 276 – BS 20 [5], Bl. 1 1 Blatt liniertes Papier (328 × 208 mm), Bogen, grüne Tinte E12 = Strukturplan in 5 Akten mit Bildtiteln, Konfigurationsplänen und Notizen

Die Blätter der Mappen BS 20 [5] und BS 20 [6] (vgl. H12–H18) bilden materiell eine Einheit. Es handelt sich dabei durchwegs um liniertes Papier der Größe 328 × 208 mm, zumeist um Doppelbogen, die wohl einem Heft entnommen wurden. Außerdem sind die Blätter, ähnlich wie jene der Mappe BS 20 [3] (vgl. H4–H11), mit grüner Tinte beschrieben, dem Schreibmaterial der Konzeption K. In E12 notiert Horváth einen ausführlichen Strukturplan in fünf Akten, die in Bilder unterteilt sind. Die Abfolge für den ersten Akt – „Dom“, „Saal“, „Landstrasse“, „Kronrat“ – verweist zurück auf VA/E7 und voraus auf E13 und die folgenden Textstufen TS5/A1–A3. Die Bilder des zweiten Aktes – „Am Felde Rákos“, „Das Wunderzeichen“, „Revolutionsszenen“ – verweisen ebenfalls voraus auf E13 und die Textstufen TS7 und TS8, jene des dritten – „Der fromme Michael“, „Das Mahlgelage der Herren“, „Bei Szapolyai“ –, vierten – „Gebet vor der Schlacht“, „Schlacht“, „Versöhnung Szapolyais und Báthorys“ – und fünften Aktes – „Verhör Dósas“, „Gefängnis“, „Heide“ – werden in E13 wiederaufgenommen, wobei Horváth in E13 die Zahl der Akte auf drei reduziert, wodurch die Verteilung der einzelnen Bilder auf die Akte gegenüber E12 variiert. H13 = ÖLA 3/W 276 – BS 20 [5], Bl. 2 1 Blatt liniertes Papier (328 × 208 mm), gerissen, grüne Tinte E13 = Strukturplan in 3 Akten mit Bildtiteln und Notizen

Das vorliegende Blatt entspricht materiell dem vorhergehenden und den nachfolgenden (vgl. den Kommentar zu E12). E13 nimmt einen Großteil der Bilder von E12 wieder auf (vgl. ebd.). Die Zahl der Akte reduziert Horváth jedoch von fünf in E12 auf drei in E13. Zu den einzelnen Bildtiteln vermerkt der Autor, ähnlich wie in E1, Verweise auf Seitenzahlen, mit denen er auf Stellen in einem Buch referiert, wahrscheinlich bezieht er sich dabei auf Sándor Márkis Biografie Dósa György es forradalma (Georg Dosa und seine Empörung, Budapest: Rath 1883; vgl. die Kommentare zu E1 und E3). H14 = ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 3–9 7 Blatt liniertes Papier (328 × 208 mm), Bogen, grüne Tinte TS5/A1 = fragm. Fassung des ersten Aktes, konstituiert durch BS 20 [6], Bl. 6 (Korrekturschicht) TS5/A2 = Fassung des ersten Bildes des ersten Aktes, konstituiert durch BS 20 [6], Bl. 3–5 (Korrekturschicht) TS5/A3 = Fassung des ersten Bildes des ersten Aktes, konstituiert durch BS 20 [6], Bl. 7–9 (Korrekturschicht)

Materiell entsprechen sich die Blätter der Mappen BS 20 [5] und [6] (vgl. H12–H18 sowie den Kommentar zu E12). In TS5/A1–A3, TS6/A1–A3 sowie in den folgenden Textstufen TS7–TS9 arbeitet Horváth einige Bilder des ersten und zweiten Aktes seines Werkprojekts Dósa aus. Für die Abfolge der Bilder dürften die Strukturpläne E12 und

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E13 ausschlaggebend sein. In TS5/A1 notiert Horváth lediglich den Beginn der Szenenanweisung zum ersten Bild des ersten Aktes „Dom“. Die Ausarbeitung bricht nach dem ersten Satz ab. Den Beginn der Szenenanweisung nimmt Horváth in den folgenden Ansätzen von TS5 wieder auf bzw. variiert ihn. In A2 arbeitet der Autor neuerlich eine Fassung des ersten Bildes des ersten Aktes aus. Dieses Mal gelangt er mit der Ausarbeitung bis zum Schluss des Bildes. Zunächst war das Bild mit dem Titel „Im Dome zu Buda“ überschrieben gewesen. Diesen Bildtitel streicht Horváth jedoch wieder. Die Szenenanweisung nimmt den Beginn von A1 wieder auf, erweitert die dort nur fragmentarisch ausgearbeitete Szene aber ganz wesentlich. Der Dom wird nicht nur in seinem Baustil, sondern auch in seinen spezifischen atmosphärischen Verhältnissen beschrieben. Zuletzt notiert der Autor den Satz „Es ist totenstill“ (Bl. 3), eine für Horváth typische Szenenanweisung. Der Dom ist bevölkert von Nonnen, die still in ihr Gebet versunken sind. In diese Szene tritt Dósa, der als „hünenhafte Gestalt“ (ebd.) beschrieben wird, die sich nicht den liturgischen Konventionen beugt. Nach der Wandlung erscheint der Kardinal Thomas (Bakócz; vgl. E1), der ein Gespräch mit Dósa beginnt. Auf seine Frage, warum Dósa das Knie vor seinem Herrgott nicht beuge, antwortet dieser: „Mein Herrgott ist nicht hier.“ (Bl. 3) Kardinal Thomas fordert Dósa auf, nicht zu lästern, doch dieser repliziert, dass er es nicht nötig habe zu lästern und kritisiert stattdessen den die Messe leitenden Bischof, der ‚schmutzige‘ „Finge[r]“ (Bl. 4) habe. Zuletzt erkennen Dósa und der Kardinal ihre soziale Verwandtschaft, da sie beide „von unten“ (ebd.) kommen. Zuletzt informiert der Kardinal Dósa darüber, dass „grosse Dinge“ „im Werden“ (Bl. 5) seien, denn der heilige Vater habe ihn damit beauftragt, ein Heer aus allen Schichten der Bevölkerung zusammenzustellen und damit gegen die „Heiden und Türken“ (ebd.) ins Feld zu ziehen. Jeder, der mitziehe, sei von seinen „Sünden und Qualen“ erlöst, meint der Kardinal und ernennt Dósa zum „Führer dieses Kreuzzuges“ (ebd.). Ganz zum Schluss zieht der König an den beiden vorbei. Auf die Frage Dósas, was der König dazu sage, antwortet der Kardinal: „Nichts.“ Ein Großteil des Dialogs von A2 wird in A3 wiederaufgenommen. Den ausgereiftesten Ansatz stellt A3 dar. Hier ist das erste Bild, das „Im Dome zu Buda“ spielt, vollständig ausgearbeitet. Die Szenenanweisung zum Dom adaptiert Horváth leicht gegenüber A2. Wie dort wird danach eine kurze, stumme Szene zwischen den Nonnen und Dósa geschildert, in der dieser gegen die liturgischen Konventionen verstößt. Dósa wird dabei nicht nur, wie in A2, als „hünenhafte Gestalt“ bezeichnet, sondern in einer nachträglich eingefügten Regieanweisung auch mit dem „Zeichen der Ritterschaft“, einer „purpur und goldene[n] Kette“ (Bl. 7) gekennzeichnet. Auf die stumme Szene folgt wie in A2 der Auftritt des Kardinals Thomas, der Dósa wegen dessen fehlendem Knien zur Rede stellt. Wieder antwortet Dósa, dass sein „Herrgott“ (ebd.) nicht hier sei. Der Kardinal ruft deshalb aus: „Apage Satanas!“, also „Weiche, Satan!“. Wieder argumentiert Dósa damit, dass der die Messe lesende Bischof Schmutz an seinen Händen habe (vgl. Bl. 8). Den unteren Teil von Bl. 8 streicht Horváth und setzt in A3 auf Bl. 9 fort. Hier ist eine lange Replik des Kardinals ausgearbeitet, in der dieser wie in A2 vom „heiligen Krieg“ (Bl. 9) spricht, durch den alle von ihren „Qualen und Sünden“ (ebd.) erlöst würden. Daraufhin fragt er Dósa, ob er „als unser Führer gen die Ismaeliten“ (ebd.) mit in den Krieg ziehen wolle. Dósa bejaht dies und bekräftigt dies mit den Worten: „Gebe Gott, dass ich tapfer kämpfend gen die Heiden falle!“ (ebd.) Der Kardinal fordert ihn auf, am nächsten Tag mit sei-

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nen Freunden zu ihm zu kommen, damit er ihnen „das heilige rote Kreuz“ (ebd.) auf die Brust heften könne. Auf Dósas Frage, ob der König auch mitziehe, antwortet der Kardinal: „Nein. Denn sie haben es nicht nötig.“ Damit endet das Bild „Im Dome zu Buda“. Überzählige Absätze zwischen Figurennamen, Regieanweisungen und Repliken wurden in der Transkription von TS5/A2 und A3 stillschweigend getilgt. Alle weiteren editorischen Eingriffe wurden im kritischen Apparat vermerkt. H15 = ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 10–13, 13v, 14 5 Blatt liniertes Papier (328 × 208 mm), Bogen, grüne Tinte TS6/A1 = fragm. Fassung des zweiten Bildes des ersten Aktes „Saal in der Burg zu Buda“, konstituiert durch BS 20 [6], Bl. 14, 13v (Korrekturschicht) TS6/A2 = fragm. Fassung des zweiten Bildes des ersten Aktes „Saal in der Budaer Burg“, konstituiert durch BS 20 [6], Bl. 13 (Korrekturschicht) TS6/A3 = fragm. Fassung des zweiten Bildes „Saal in der Budaer Burg“ des ersten Aktes, konstituiert durch BS 20 [6], Bl. 10–12 (Korrekturschicht)

Materiell entsprechen sich die Blätter der Mappen BS 20 [5] und [6] (vgl. H12–H18 sowie den Kommentar zu E12). In TS6/A1–A3 arbeitet Horváth in mehreren Ansätzen das Bild „Saal in der Burg zu Buda“ des ersten Aktes seines Werkprojekts Dósa aus, das an das in TS5/A1–A3 ausgearbeitete erste Bild „Im Dome zu Buda“ anschließt (vgl. auch TS11/A3). Allerdings ist nicht klar, ob einer der Ansätze von TS6 direkt auf TS5/A3 folgt. Am ehesten ließe sich dies für TS6/A3 vermuten. Da auch dieser Ansatz fragmentarisch bleibt und über die Zusammengehörigkeit mit TS5/A3 nur spekuliert werden kann, wurde von einer Zusammenstellung der beiden Bilder abgesehen (vgl. auch den Kommentar zu TS6/A3). Innerhalb von TS6 ist eine Entwicklung bemerkbar: Bischof Csáky, der die Messe im ersten Bild von TS5/A3 liest, tritt in TS6/A1 und A2 noch als Figur im Bild „Saal in der Burg zu Buda“ auf, mit TS6/A2 beginnt er aber allmählich aus dem Bild zu verschwinden, da er dort nur noch in der gestrichenen Grundschicht enthalten ist. In TS6/A3 schließlich kommt er gar nicht mehr darin vor. TS6/A1 ist über zwei Doppelbogen des linierten Papiers (vgl. den Kommentar zu 12 E ) verteilt, wobei Bl. 13v aufgrund der genetischen Folge eigentlich als Recto-Seite anzusehen wäre (vgl. auch den Kommentar zu TS6/A2). Der Bildtitel von TS6/A1 ist eher in der Form einer Szenenanweisung formuliert und lautet: „Saal in der Burg zu Buda mit hohen schmalen Fenstern. Es ist Nachmittag.“ Der Ansatz schließt noch direkt an das erste Bild an, indem in der ersten Replik des Telegdy die Tatsache thematisiert wird, dass Dósa sich während der Wandlung in der Messe nicht niedergekniet hat, was bereits im ersten Bild Thema war (vgl. TS5/A2 und A3). Der in A1 noch vorkommende Csáky kommentiert das mit den Worten: „Ja. – Ich fühlte, dass er mich anstarrte, während ich Gott in meinen Händen hielt“ (Bl. 14), womit Horváth noch einmal auf die Hände bzw. Finger des Bischofs anspielt, die von Dósa im ersten Bild als schmutzig bezeichnet werden (vgl. TS5/A3/Bl. 8). Csáky glaubt aber, dass Dósas Hass letztlich dem „Kreuz“ selbst gelte, weshalb er als Führer des geplanten Kreuzzuges gänzlich ungeeignet sei. Die weitere Diskussion zwischen Csáky, Báthory und Telegdy zeigt, dass sich der Adel bereits vor den Bauern fürchtet (vgl. den einführenden Kommentar zu Dósa). Bereits in A1 wird von Telegdy die Tatsache erwähnt, dass es einen Waffenstillstand mit dem Sultan gibt, der aber unterdessen in Asien Krieg führt (vgl. TS6/A3). Außer-

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dem bezeichnet er den Adel als „uneinig, zerrissen, sich selbst bekämpfend“, was ebenfalls in TS6/A3 eingeht. Zuletzt erwähnt Csáky, dass die Bulle jetzt verkündet werde. Der Anschluss von Bl. 13v an Bl. 14 kann als einigermaßen sicher angenommen werden. Auf Bl. 14 unten notiert Horváth zunächst noch eine Positionsveränderung Telegdys, der sich ans Fenster stellt, wohl um die Verkündigung der Bulle beobachten zu können. Diesen Eintrag streicht Horváth jedoch wieder und notiert auf Bl. 13v zunächst die Figur Báthory, die äußert: „Ich verstopfe mir die Ohren“, dann Telegdy, der in einer Art Mauerschau kommentiert, was sich vor der Burg abspielt, nämlich, dass sich die Bauern „unten am Rákos“ sammeln. Diese beiden Repliken streicht Horváth jedoch sofort wieder und arbeitet zwei neue Repliken aus. Einerseits ist dies Báthorys Replik: „Ich werde meinen Bauern die Ohren verstopfen!“, die in A3 variiert wird (vgl. TS6/A3/Bl. 11). Danach soll in A1 der Kardinal auftreten, der sagt: „Weisst Du nicht, dass wer dagegen ist, verdammt ist“, eine Replik, die ebenfalls in A3 wiederaufgenommen und leicht abgewandelt wird. Bl. 13 von A2 ist, wie die meisten Blätter der Mappen BS 20 [5] und [6], ein Doppelbogen, der in diesem Fall auf zwei Seiten beschrieben ist. Wahrscheinlich ist jedoch die als Bl. 13v foliierte Seite zuerst beschrieben worden (vgl. den Kommentar zu TS6/A1). In A2 lässt sich das allmähliche Verschwinden des Bischofs Csáky aus dem Bild „Saal in der Budaer Burg“ nachverfolgen. Zunächst sollte er in dem Bild noch auftreten, Horváth streicht jedoch die zuerst ausgearbeitete Szene, die Csáky enthält, und letzteren auch in der diese ersetzenden unteren Passage von Bl. 13. Stattdessen scheint hier Szapolyai, der „Vojwode“ von Siebenbürgen (vgl. den einführenden Kommentar zu Dósa), auf. Er steht zu Beginn des Bildes an einem Fenster des Burgsaales und blickt hinaus. Báthory und Telegdy, Kanzler und Schatzmeister, sind ebenfalls anwesend. Horváth entwickelt in der Folge bereits die deutlich vom ersten Bild abgesetzte Handlung des Bildes in der Burg, die dann auch in TS6/A3 wiederaufgenommen wird. Es geht darin um den Heiratsantrag, den Szapolyai gegenüber der Schwester des Königs vorgebracht hat. Bereits hier greift Báthory zu seinem Schwert, um seine Ablehnung zu betonen (vgl. TS6/A3). Szapolyai quittiert dies mit dem Satz: „Hüte Dich, Kanzler!“, der ebenfalls im folgenden Ansatz wiederaufgenommen wird. Die Ausarbeitung bricht mit einer nur noch angedeuteten Replik Telegdys ab. Den ausgereiftesten Ansatz stellt A3 dar. Wahrscheinlich ist das hier ausgearbeitete Bild „Saal in der Budaer Burg“ als direkte Fortsetzung von TS5/A3 gedacht, allerdings ist TS6/A3 nicht vollständig ausgearbeitet, weshalb von einer gemeinsamen Konstitution dieser Bilder abgesehen wurde. Einige Indizien im Text von A3 deuten jedoch darauf hin, dass es sich um den letzten Ansatz von TS6 handelt. Davon seien nur zwei herausgegriffen. Die Unterdrückung der Figur Csáky im Bild „Saal in der Burg zu Buda“, die bereits mit A2 eingesetzt hat, ist hier vollzogen. Die Replik Báthorys, die in A3 über mehrere Korrekturschichten ausgearbeitet wird: „Sein Wort wiegt nichts!“ und die das ältere „Er hat nicht darüber zu bestimmen!“ (A2) ablöst, geht in die maschinenschriftliche Fassung TS11/A3 ein, die definitiv genetisch später zu verorten ist. Im Bild „Saal in der Budaer Burg“ von A3 treffen der „Vojwode“ von Siebenbürgen Szapolyai, der Kanzler Báthory und der Schatzmeister Telegdy aufeinander (vgl. den einführenden Kommentar zu Dósa). Dabei tut sich ein Konflikt zwischen Szapolyai und Báthory auf, in dem Letzterer sogar sein Schwert zieht. Szapolyai beschwert sich, dass er um die Schwester des Königs geworben habe, aber nicht erhört wurde: „Dreimal brachte ich meine Liebe, zweimal bekam ich nur Verbeugungen, aber das

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Drittemal Antwort –“ (Bl. 10). Báthory wirft ihm jedoch vor, dass er nicht nur eine Braut wolle, sondern selbst König sein. Neuerlich eskaliert die Szene zwischen Báthory und Szapolyai, der schließlich abtritt mit den Worten: „Danke Gott, dass ich nicht mit dem Schwerte wiederkomme!“ Der Schatzmeister Telegdy spricht dann davon, dass Báthory „stärker“ sei als der König (Bl. 11). Trommelwirbel ist aus der Ferne hörbar. Telegdy fürchtet den Zusammenschluss der Bauern und Knechte zu einem Heer, wie es der Papst in der „Bulle“ (ebd.) fordert. Und er warnt Báthory vor ihnen, denn die bisher geknechteten Bauern würden ihre Unterdrückung nicht vergessen und „Rache nehmen“ (ebd.) am zerstrittenen Adel. Zuletzt taucht der Kardinal Thomas auf, der davor warnt, dass die Gegner des Kreuzzuges „verdammt auf Himmel und auf Erden“ (Bl. 12) seien, wie es in der päpstlichen Bulle heiße. Telegdy weist ihn jedoch darauf hin, dass es einen „Vertrag“ (ebd.) mit dem Sultan über einen dreijährigen Waffenstillstand gebe. Und diesen wolle er nicht „im Namen des Kreuzes“ brechen, weil er dadurch das „Wohl [des] Vaterlandes gefährdet sehe“ (ebd.). Die darauffolgende Replik des Kardinals ist nicht mehr ausgeführt. Damit bricht die Ausarbeitung der Fassung TS6/A3 und damit auch die des zweiten Bildes ab. Überzählige Absätze zwischen Figurennamen, Regieanweisungen und Repliken wurden in den Transkriptionen von TS6/A1–A3 stillschweigend getilgt. Alle weiteren editorischen Eingriffe wurden im kritischen Apparat vermerkt. H16 = ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 15–17 3 Blatt liniertes Papier (328 × 208 mm), Bogen, grüne Tinte und Bleistift TS7 = Fassung des II. Aktes (Korrekturschicht) Druck in: KW 16, S. 22–24.

Die Blätter der Mappen BS 20 [5] und [6] sind materiell identisch (vgl. H12–H18 sowie den Kommentar zu E12). Gemäß dem Strukturplan E12 soll das erste Bild des zweiten Aktes „Am Felde Rákos“ spielen. Dies scheint mit der vorliegenden Fassung TS7 gegeben. Die Szene spielt im „Morgengrauen“. Eine Replik von Pater Lorenz wurde am Beginn des Blattes eingefügt. Ihre Position in der Fassung ist nicht ganz sicher, deshalb wurde sie der Transkription vorangestellt. Zunächst unterhalten sich der Pater Lorenz, Longus und Dósas Bruder Gregor miteinander. Letzterer sorgt sich um seinen Bruder, der noch nicht aus der Schlacht zurück ist. Doch Lorenz beruhigt ihn: „[E]r ist Soldat des Gekreuzigten!“ (Bl. 15) und damit – so impliziert dies – unverwundbar. Auch in dieser Fassung wird dem Adel unterstellt, die Bauern auszunutzen: „Sie wollen, dass das Volk für sie kämpft und dann wieder zurück zum Robot.“ (ebd.) In der Folge taucht ein Blinder auf, der nach Dósa sucht. Er klagt über seinen Sohn, der erschlagen und dessen „Weib“ geschändet wurde (vgl. TS14). Jetzt, wo er Dósa gefunden habe, könne er in Ruhe sterben. Zuletzt ruft Pater Lorenz Dósa dazu auf, die Herren zu hängen. Doch Dósa kontert: „Das sind keine Herren mehr. Das sind keine Priester mehr. Das ist kein Kardinal mehr und das ist auch kein König mehr! Und ich glaube gar der Papst selber trägt nur sein weisses Gewand über einen aussätzigen Körper. Es ist alles faul!“ Zuletzt beteuert er, dass niemand mehr zwischen ihm und seinem Gott stehe. Mit dem gemeinsamen Aufbruch der vier endet die Fassung TS7. Überzählige Absätze zwischen Figurennamen, Regieanweisungen und Repliken, die Horváth mitunter setzt, wurden in der Transkription von TS7 stillschweigend getilgt. Alle weiteren editorischen Eingriffe wurden im kritischen Apparat vermerkt.

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H17 = ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 18, 19, 19v, 20, 20v, 21 4 Blatt liniertes Papier (328 × 208 mm), Bogen, grüne und schwarzblaue Tinte TS8 = Fassung mit Titel „Am Felde Rákos“ (Korrekturschicht) Druck in: KW 16, S. 25–29.

Die Blätter der Mappen BS 20 [5] und [6] sind materiell identisch (vgl. H12–H18 sowie den Kommentar zu E12). Die vorliegende Fassung TS8 ist auf vier Doppelbogen verstreut, von denen teilweise auch die Verso-Seiten beschrieben sind, wobei nicht vollkommen klar ist, wie die Teile auf den Verso-Seiten der Bl. 19 und 20 in die Textstufe zu integrieren sind. Eine Reihe von Pfeilen, die Horváth in die Manuskripte einträgt, sind nicht völlig eindeutig aufzulösen, geben aber in den meisten Fällen deutliche Hinweise darauf, wo die neu erstellten Textblöcke hingehören. In TS8 arbeitet Horváth eine Fassung des Bildes „Am Felde Rákos“ aus, die auch diesen Titel trägt. Gemäß dem Strukturplan E12 bildet dieses den Auftakt des zweiten Aktes (vgl. auch E17). Die Handlung spielt „im Lager Dósas“. Dort treffen Dósa, sein Bruder Gregor, Lorenz, Longus und Unterführer des Dósa zusammen. Auch Volk und Hornisten sind anwesend. Zu Beginn des Bildes spricht Dósa zum Volk und teilt ihm mit, dass der König und der Kardinal das Heer auflösen wollen, dass er aber weiterkämpfe. Und er fordert das Volk auf, sich in zwei Gruppen aufzuteilen. Diejenigen, die mit ihm kämpfen, links, diejenigen, die nicht mehr weiterkämpfen wollen, rechts. Daraufhin gehen Gregor, Lorenz, Longus und die Unterführer nach rechts, das Volk aber nach links. Als jedoch die linke Fahne und das Kreuz in den Staub fallen, stürmt auch das Volk nach rechts, weshalb sich Dósa dazu genötigt fühlt, eine Brandrede für das Volk und gegen den Adel zu halten. In der Folge vergleicht Dósa in einem langen Monolog das ungarische Volk als „auserwähltes Volk“ (Bl. 19v) mit den Juden, die Gott auch aus der „Sklaverei“ (Bl. 19) herausgeführt habe. Der Mensch solle „leiten, nicht herrschen“ (ebd.). Doch, so spricht Dósa zum Volk: „Der ungarische Adel betrachtet Euch nicht als Bürger; sondern wie Sklaven regieren sie Euch und sind so feindselig gegen Euch, als würden sie sich auf das Recht der Eroberung stützen: sie lassen Euch sogar kaum die Sonne, die auf Vieh und Mensch doch gleich scheint.“ (ebd.) Schließlich erklärt Dósa dem Volk, dass der Adel nur durch es, das Volk, so groß geworden sei, und ruft neuerlich auf: „Folgt also Gott! Dem Schöpfer der wahren Freiheit, der zum Erstaunen Euerer Feinde und trotz aller ihrer Gemeinheiten Euch zusammengeschlossen hat und bewaffnet hat!“ (Bl. 20) Er bekniet das Volk förmlich und bietet sich ihm als Führer an (vgl. Bl. 21). Schließlich scheint er das Volk überzeugt zu haben, denn es jubelt ihm zu. Dass es ihn mit „König Dósa“ betitelt, weist er jedoch mit folgenden Worten zurück: „Nicht will ich Euer König sein: bin doch Euer Bruder.“ (ebd.) Überzählige Absätze zwischen Figurennamen, Regieanweisungen und Repliken wurden in der Transkription von TS8 stillschweigend getilgt. Alle sonstigen Eingriffe wurden im kritischen Apparat vermerkt. H18 = ÖLA 3/W 277 – BS 20 [6], Bl. 22 1 Blatt liniertes Papier (328 × 208 mm), Bogen, grüne Tinte TS9 = Fassung eines Bildes mit Titel „Sackgasse“ (Korrekturschicht)

Die Blätter der Mappen BS 20 [5] und [6] sind materiell identisch (vgl. H12–H18 sowie den Kommentar zu E12). TS9 ist eine Fassung zum Bild „Sackgasse“, das in keinem der bisherigen Strukturpläne erwähnt wurde (vgl. aber E17–E19). Aufgrund der materiel-

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len Ähnlichkeit zu den vorhergehenden Textstufen, ist jedoch eine Reihung dieses Bildes nach TS8 wahrscheinlich. TS9 enthält eine Szene, in der Kreuzfahrer einen „fetten“ Pfaffen jagen. Sie werfen ihm vor, dass er vom Tisch der Reichen fressen könne, „während wir unser Maul am Tischeck schlagen, weil nichts auf ihm steht“, eine Formulierung, die sich in einem ähnlichen Kontext noch in Horváths Volksstück Kasimir und Karoline (1932) findet, wo Kasimir klagt: „Der Zeppelin, verstehst du mich, das ist ein Luftschiff, und wenn einer von uns dieses Luftschiff sieht, dann hat er so ein Gefühl, als tät er auch mitfliegen – derweil haben wir bloß die schiefen Absätz, und das Maul können wir uns an das Tischeck hinhaun!“ (WA 4, S. 465). Überzählige Absätze zwischen Figurennamen, Regieanweisungen und Repliken sowie zwischen Regieanweisungen und Repliken wurden in der Transkription von TS9 stillschweigend getilgt. Alle weiteren editorischen Eingriffe wurden im kritischen Apparat vermerkt. H19 = ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 17 1 Blatt liniertes Papier (219 × 136 mm), gelocht, gerissen, grüne Tinte E14 = Figurenliste (oben) E15 = Dialogskizze (mittig) E16 = Dialogskizze (unten)

Bei dem vorliegenden Blatt und den beiden folgenden (H20 und H21) handelt es sich um kleinformatiges Papier, das Horváth wahrscheinlich einer kleinen Mappe oder einem Notizbuch entnommen hat. Die materielle Identität dieser Blätter legt auch eine genetische Verwandtschaft nahe. Die grüne Tinte lässt überdies eine genetische Nähe zu den zuvor gereihten Blättern H12–H18 vermuten. Auf dem vorliegenden Blatt H19 sind drei Entwürfe notiert. Bei E14 handelt es sich um eine Figurenliste mit den Figuren Telegdy, Csáky, Báthory und Adeligen. Nachträglich fügt Horváth noch Szapolyai ein. Der Kardinal „Thomas“ und der „König“ wurden nachträglich gestrichen. Die erwähnten Figuren gehören zum personellen Grundbestand des Stückes seit den frühen Entwürfen (vgl. etwa E1 und E6). Die Dialogskizze E15 enthält einen Teil dieser von E14 genannten Figuren und kreist um die Frage, ob man die Bauern „zwingen“ könne, „zuhause zu bleiben“. Der Schatzmeister Telegdy verneint das und meint, er höre „[d]a unten am Rákos“ (vgl. TS8) die „Trommler einer neuen Zeit“ und er fügt hinzu: „[S]ie trommeln mit den Knochen der Alten auf den Gesetzestafeln der Alten.“ Der Adel fühlt sich also durch die von Dósa vorgenommene Vereinigung der Bauern bedroht (vgl. auch TS8). Die Dialogskizze E16 zeigt Csáky, den Bischof von Csanád, den Kanzler Báthory und den Kardinal (Thomas) in einem Gespräch wohl über Dósa. Während Csáky annimmt, dass das alles „nur Eitelkeit“ sei, vermutet der Kardinal, dass es „wahre Religion“ sein könnte und fürchtet negative Auswirkungen auf sich selbst und auf den Adel. H20 = ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 18 1 Blatt liniertes Papier (219 × 136 mm), gelocht, gerissen, Bleistift E17 = Strukturplan in 4 Bildern mit Figurenliste und Notizen (oben) E18 = Figurenliste zum Bild „Sackgasse“ des Aktes „Revolution“ mit Notizen (unten)

Das vorliegende Blatt entspricht materiell dem vorhergehenden und dem nachfolgenden (vgl. H19 und H21). Bei allen drei Blättern handelt es sich um kleinformatiges

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liniertes gelochtes Papier, das wahrscheinlich aus einer kleinen Mappe oder einem Notizbuch stammt. Auf dem vorliegenden Blatt sind zwei Entwürfe eingetragen. E17 ist ein Strukturplan in vier Bildern vermutlich zum zweiten Akt (vgl. E12) mit folgender Bilderfolge: „Rákos“ (vgl. TS8), „Wunderzeichen“, „Revolutionsszenen“ und „Sackgasse“ (vgl. TS9). Zum vierten Bild „Sackgasse“ notiert Horváth folgende Figuren: „Der fette Pfaffe“, „Die Nonnen“, „Der Sänger des Revolutionsliedes“, „Der Edelmann“ und „Der Bote“. Zuletzt vermerkt er eine inhaltliche Notiz, nämlich: „Die Abreise des Kardinals“. Darunter sind vermutlich noch eine Notiz und eine Figur zum dritten Akt festgehalten. Sie lauten: „Revolutionslied“ und „Der fromme Herr Michael“. In E18 notiert Horváth zum zweiten Akt „Revolution“ bzw. zu dessen vermutlich viertem Bild „Sackgasse“ (vgl. E17) folgende Figuren: „Der fette Pfaffe“, „der Edelmann“, „Der Sänger des Revolutionsliedes“, „Dósa“, „der Bote“, „Lorenz“, „Gregor“ und „Longus“. Die Figuren lassen vermuten, dass das Bild mit TS9 noch keineswegs zu Ende ausgearbeitet war. Eine Konstante von E17 und E18 für das Bild „Sackgasse“ ist das „Revolutionslied“ und der „Sänger“ desselben. Ebenfalls in beiden Strukturplänen erwähnt ist die „Abreise des Kardinals“. In E18 ist darüber hinaus noch der „Aufbruch des Heeres“ erwähnt. Außerdem notiert Horváth zuletzt noch „Lorenz und der rote Leutnant“, dieser wird um den ungarischen Ausdruck „Veres hadnagy“ (= blutiger Leutnant) ergänzt. Wer diese Figur ist, wird nicht näher erläutert. H21 = ÖLA 3/W 274 – BS 20 [3], Bl. 19 1 Blatt liniertes Papier (219 × 136 mm), gelocht, gerissen, Bleistift E19 = Figurenliste, Konfigurationsplan und Dialogskizze zu den Bildern „Sackgasse“ und „Rákos“

Auf dem vorliegenden Blatt, das materiell den vorhergehenden entspricht (vgl. H19 und H20 sowie die Kommentare dort), vermerkt Horváth neuerlich Notizen zum Bild „Sackgasse“ (vgl. TS9 und E18) und zum Bild „Rákos“ (vgl. TS8). Zunächst notiert er eine Reihe von Figuren wie „Der fette Pfaffe“, „Bürger“, „Lorenz und der rote Leutnant“ und „Der Sänger des Revolutionsliedes“ (vgl. TS9, E17 und E18). Zum Bild „Rákos“ hält er einen „Zusammenprall“ zwischen Gregor, dem Bruder Dósas, und Lorenz fest. Auch die „Abreise des Kardinals“ wird hier wieder erwähnt (vgl. E17 und E18). In einer rechts und unten notierten Dialogskizze ist der Auftritt von Nonnen vorgesehen. Einer meint, seine Freunde und er sollten „die Hosen“ öffnen, dann würden die Nonnen schon davonlaufen. Worauf ein anderer erwidert: „Weil es Tag ist! Bei der Nacht –“, was mit einem allgemeinen „[G]röhlen“ quittiert wird. Zuletzt werden die Nonnen als „Handlanger der Herren“ bezeichnet. T1 = ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 9–16 Insgesamt 8 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (283 × 219 mm), 2 Blatt unliniertes Papier (283 × 222 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (285 × 222 mm), 4 Blatt unliniertes Papier (286 × 223 mm), tw. dünn, Durchschlag (violett, tw. mit Oberstrich bei den Typen), hs. Eintragungen mit grüner Tinte und Bleistift TS10/A1 = fragm. Fassung „Im Dome zu Buda“, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 9 (Korrekturschicht) TS10/A2 = fragm. Fassung „Im Dome zu Buda“, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 10 (nicht gedruckt) TS10/A3 = fragm. Fassung „Dom zu Buda“, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 11 (Korrekturschicht) TS10/A4 = fragm. Fassung, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 16 (Korrekturschicht) TS10/A5 = Fassung „Im Dome zu Buda“, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 12–15 (Korrekturschicht; gedruckt als Teil von TS14) Druck von BS [20], Bl. 12, 14, 15 in: GW IV, S. 10–12 und in KW 16, S. 11f.

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Rein materiell handelt es sich bei den vorliegenden und nachfolgenden Blättern der Mappe ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2] (vgl. T1–T4) um dünnes unliniertes Papier im Quartformat, die Farbe der Type ist violett, es handelt sich bei allen Textträgern um Durchschläge. Offensichtlich wurde von Horváth ein violettes Durchschlagspapier verwendet. Außerdem finden sich in allen genannten Textträgern handschriftliche Korrekturen des Autors mit grüner Tinte und vereinzelt auch mit Bleistift, wobei die Korrekturen mit Bleistift später eingetragen wurden. Die Bl. 9–16 der Mappe BS 20 [2] konstituieren fünf Ansätze des Bildes „Im Dome zu Buda“, das gemäß den Strukturplänen E12 und E13 das erste Bild des ersten Aktes darstellt. Man hat es bei den vorliegenden Typoskripten also mit mehreren Ansätzen zum Dramenbeginn zu tun. Ihre Reihung innerhalb der Chronologie ist unsicher. Man kann aber davon ausgehen, dass Horváth erst zu einem relativ späten Zeitpunkt mit der Ausarbeitung von maschinenschriftlichen Textstufen begonnen hat. Vorstufen zu diesen Fassungen zum Dramenbeginn liegen mit TS1 und TS5/A1–A3 vor. Zunächst, in TS10/A1, gelangt Horváth kaum über die Szenenanweisung zum Bild „Im Dome zu Buda“ hinaus. In dieser wird der Dom in seinem „gotisch-orientalisch[en]“ Stil geschildert, wie er noch unter „König Matthias Corvinus“ „erbaut worden war“. Im Dom findet gerade eine „stille Messe“ statt, die der „Bischoff Csáky“ liest. Zu den „Nonnen“, die im „Mittelschiff“ „knieen“, tritt Dósa, der als „hünenhafte Gestalt“ charakterisiert wird. Er trägt „die goldene Kette“ um den Hals, „das Zeichen der Ritterschaft“. Damit bricht A1 ab. Diese Szenenanweisung wird im Übergang zu A2, der nicht gedruckt wird, leicht abgewandelt, vor allem aber im zweiten Teil entspricht sie den handschriftlichen Korrekturen von A1. Wieder tritt Dósa zu den Nonnen. Die „hünenhafte Gestalt“ des Ritters (vgl. TS5/A2 und A3), die in der Grundschicht noch enthalten ist, streicht Horváth in A3. Auch die „goldene Kette“ wird hier nicht mehr erwähnt. Stattdessen „nimmt [Dósa] die Mütze ab“ und „bekreuzigt sich“ beim Eintritt in den Dom, er „bleibt aber aufrecht stehen“. Auch während der „Glockenzeichen der Wandlung“ bleibt Dósa stehen, weshalb ihn die Nonnen „entsetzt“ anstarren. Schließlich taucht der Kardinal Thomas auf, den Dósa mit den Worten: „Du hast mich rufen lassen --“ anspricht. Damit bricht A3 ab. Mit A4, der nur Bl. 16 umfasst, liegt eine fragmentarische Fassung dieses Dialogs zwischen Dósa und dem Kardinal vor, dessen Beginn fehlt, der aber bis zum Ende geführt ist. In ihm weist Dósa darauf hin, dass er den „heidnischen Riesen“ „erschlagen“ habe, worauf ihn der König zum Ritter geschlagen, in Purpur gekleidet und ihm eine „goldene Kette um den Hals“ gehängt habe: „Man hat mich belobet, als ich unter ihnen stand aber jetzt würden sie mir am liebsten einen Strick umhängen, weil ich neben den Herren stehe.“ Der Kardinal pflichtet ihm bei und sagt, dass Dósa sogar „[ü]ber den Herren“ stehe. Er weist ihn darauf hin, dass „[g]rosse Dinge“ „im Werden“ seien. Er komme aus der „ewigen Stadt“, also aus Rom, und „bringe eine Bulle“ mit, in der der Papst befehle, „dass ein Heer sich bilde wider die Heiden“. Er fragt deshalb Dósa: „[W]illst Du uns führen, Herren und Bauern, gen die Ismaeliten?“ Worauf Dósa antwortet: „Gebe Gott, dass ich gen Heiden kämpfend falle.“ Der Kardinal fordert ihn deshalb auf, am nächsten Tag zu ihm zu kommen, damit er ihm „das heilige Kreuz“ auf die Brust heften und ihn segnen könne. Mit diesen Worten endet auch die Messe am „Hochaltar“ und die „Glocken läuten“, womit auch ein Abschluss für A4 gegeben ist. In A5, der einzigen Gesamtfassung des ersten Bildes, wird ein Großteil von A3 unverändert übernommen, die Fassung geht aber über A3 hinaus, indem auf Bl. 13 noch

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der Auftritt des Königs Wladislaw II. erfolgt. Er wird als „Jüngling“ charakterisiert, ist „fast grau gekleidet“ und „zieht mit kleinem Gefolge im Hintergrunde vorbei“. Den nur ansatzweise ausgearbeiteten Dialog zwischen Dósa und dem Kardinal streicht Horváth in der Korrekturschicht. In der Grundschicht fragt Dósa den Kardinal, ob es stimmt, „dass die Herren ihn [den König; Anm.] hassen“. Der Kardinal erwidert darauf: „Nein. Sie haben es nicht nötig“, was ein weiterer deutlicher Hinweis auf die Macht der Herren, also der Adeligen, ist (vgl. TS8 und E19). Daran schließen Bl. 14 und Bl. 15, die bis zum Ende des Dialogs zwischen dem Kardinal und Dósa reichen, der über weite Teile eine Reinschrift von A4 darstellt. Das Ende des Dialogs überarbeitet Horváth jedoch insofern, als er den Abgang des Kardinals streicht, stattdessen jedoch Dósa abgehen lässt. Zuletzt vermerkt er handschriftlich, dass der Schatzmeister Telegdy und der Kanzler Báthory auftreten sollen, hinter ihnen kommt Szapolyai nach, der „Vojwode“ von Siebenbürgen. Damit endet A5, den man als die letzthin gültige Fassung des ersten Bildes ansehen muss, auch wenn sie vor allem am Schluss noch unausgereift wirkt. Aus den letzten Ansätzen von TS10, TS11, TS12 und der Fassung TS13 lässt sich eine fragmentarische Endfassung von Dósa TS14 herstellen, die aber nicht über den ersten Akt hinausreicht. Im Typoskript der Fassung TS10/A5 finden sich überzählige Absätze zwischen Figurennamen und Repliken bzw. zwischen Regieanweisungen und anschließenden Repliken. Diese werden stillschweigend getilgt. Alle weiteren editorischen Eingriffe sind im kritischen Apparat vermerkt. T2 = ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 17–23 7 Blatt unliniertes Papier (286 × 223 mm), dünn, Durchschlag (violett), hs. Eintragungen mit grüner Tinte und Bleistift TS11/A1 = fragm. Fassung mit Titel „Saal in der Budaer Burg“, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 17–19 (nicht gedruckt) TS11/A2 = fragm. Fassung mit Titel „Saal in der Budaer Burg“, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 17–20 (nicht gedruckt) TS11/A3 = fragm. Fassung mit Titel „Saal in der Budaer Burg“, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 17–23 (Korrekturschicht: grüne Tinte; gedruckt als Teil von TS14) Druck von TS11/A3 in: GW IV, S. 12–15 und KW 16, S. 13–16.

Die vorliegenden Blätter entsprechen materiell den vorhergehenden und den nachfolgenden (vgl. T1, T3 und T4 sowie den Kommentar zu T1). Wahrscheinlich hat Horváth mit TS11/A1–A3, in denen er das zweite Bild „Saal in der Budaer Burg“ (vgl. E12 und E13) fragmentarisch ausarbeitet, an einer Fortsetzung zum ersten Bild des ersten Aktes von TS10/A1–A5 gearbeitet. Möglicherweise ist von beiden Bildern etliches an Material verloren gegangen, auf dem Horváth diese fertig ausgearbeitet hatte. A1 reicht von BS 20 [2], Bl. 17 bis Bl. 19. Die darin ausgearbeitete Szene zeigt den „Vojwoden“ von Siebenbürgen, Szapolyai, den Kanzler Báthory und den Schatzmeister Telegdy, deren Auftritt Horváth im letzten Ansatz von TS10 (A5) handschriftlich angedeutet hatte. Die nachträgliche Streichung von Bl. 17 und 18 mit Bleistift lässt vermuten, dass Horváth diesen Teil des Bildes in das erste Bild verlegt hat, was bereits der Schluss von TS10/A5 vermuten ließ. Eine derartige Ausarbeitung ist jedoch im überlieferten genetischen Material zu Dósa nicht vorhanden. In der Transkription von TS11/A3 wird deshalb auch nur die Korrekturschicht mit grüner Tinte umgesetzt, da das Bild sonst auch am Beginn nur fragmentarisch ausgearbeitet wäre. Dieses zeigt einen Konflikt zwischen Báthory und Szapolyai, in dem jeder der beiden bereits

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WP3: Dósa

einmal zum Schwert greift. Szapolyai, der „Vojwode“, hatte dreimal um die Schwester des Königs angehalten, war aber ebenso oft abgewiesen worden (vgl. Bl. 17f.). Báthory behauptet, dass Szapolyai selber König sein wolle. Von Báthory sagt aber Telegdy, dass er „stärker ist als der König“ (Bl. 18). Es handelt sich also um einen klassischen Machtkampf zwischen dem „Vojwoden“ und dem Kanzler, die beide den König ersetzen wollen. Telegdy weist darauf hin, dass der wahre Feind von ihnen allen in den „Knechte[n]“ liege, denn: „Jetzt befiehlt die Bulle, jetzt werden wir abgesetzt.“ Und: „Knechte werden Krieger. […] Sie werden Rache nehmen --- und wir: der Adel: uneinig, zerrissen, sich selbst zerfleischend.“ (ebd.) Während der Kardinal „unhörbar von links“ eintritt, behauptet Báthory noch, dass er seinen Bauern „die Ohren zulöten“ oder sie ihnen „abschneiden“ (Bl. 19) werde. Der Kardinal entgegnet ihm: „Wer wagt das heilig Wort zu überschreien?“ (ebd.) Telegdy weist den Kardinal jedoch darauf hin, dass es einen „Vertrag mit dem Sultan“ über einen dreijährigen Waffenstillstand gebe, den zu brechen Verrat „im Namen des Kreuzes, des Zeichens der Wahrheit Sieg“ (ebd.) wäre. Damit bricht A1 ab. Die am Fuße von Bl. 19 notierten Worte des Kardinals streicht Horváth und arbeitet sie am Kopf von Bl. 20 neu aus, was den Beginn von A2 markiert. A2 umfasst zusätzlich zu den Bl. 17–19 (aus A1) nur noch dieses Bl. 20. Es setzt mit der überarbeiteten Replik des Kardinals ein, der gegenüber Telegdy behauptet: „Nicht um des Vaterlandes Willen, um Eueret Willen klebt Ihr an dem Vertrag! Den Ihr geschlossen habt, und den der Feind tagtäglich bricht.“ (Bl. 20) Báthory entgegnet ihm jedoch: „Im Namen Deiner Eitelkeit hetzt Du dies Land in den Krieg! Du zogst nach Rom um Papst zu werden.“ Und: „Die Kassen sind leer, die Erntezeit naht, aber Alles strömt unter die Fahne und Niemand, der die Felder bebaut!“ (ebd.) Drei weitere Repliken des Kardinals und Telegdys am Fuße von Bl. 20 streicht Horváth und arbeitet stattdessen Bl. 21 aus, das den Beginn von A3 markiert, zu dem jedoch auch die vorhergehenden Bl. 17–20 zählen. Dieser Ansatz A3 reicht bis Bl. 23, wo die Bearbeitung des Bildes abbricht. Báthory fürchtet, dass das Volk gegen den Adel kämpfen wird, sobald es zu einem Heer zusammengeschlossen ist, nicht „gen die Heiden“ (Bl. 21). Telegdy vermutet gar, dass es „[p]lündern und morden“ werde (ebd.). Doch der Kardinal erwidert, dass er das Heer auflösen werde, sobald „geplündert“ werde (ebd.). Die beiden anderen bezweifeln jedoch, dass er das könne. Weiters äußern sie auch Zweifel an „Dósa“, dem „Hergelaufenen“ (ebd.). Der Kardinal warnt sie jedoch mit den Worten: „Wir tragen das Kreuz! Wer uns umwirft, wirft auch den Heiland in den Staub!“ (ebd.) Schließlich tritt Csáky auf, der Bischof von Csanád, der im ersten Bild „Im Dome zu Buda“ die Messe gelesen hatte. Auch er äußert seine Skrupel gegenüber Dósa, „den Mann, der das Knie nicht beugt“ (Bl. 22). Als der Kardinal Dósa verteidigt, wirft Csáky ein, dass er Dósa nur deshalb zum Führer ernannt habe, weil sie beide schon als Kinder miteinander gespielt hätten, „des Schusters Sohn mit Dosa, der königliche Zöllner --“ (ebd.). Als Telegdy einwirft, wieso er keinen Führer aus ihren Reihen gewählt habe, erwidert der Kardinal, dass dann „kein Bauer“ (ebd.) gefolgt wäre: „Ihr könntet nie die Bulle ausführen!“ (ebd.) A3 endet mit dem Einwurf Csákys „Räuber und Mörder!“ und des Kardinals Replik „Verleumder!!“, die Horváth noch handschriftlich über das maschinenschriftlich notierte „Kusch!“ eingetragen hat. Damit endet der letzte Ansatz von TS11, ohne dass das Bild „Saal in der Budaer Burg“ zu Ende ausgearbeitet wurde. Möglicherweise ist auch hier Material verloren gegangen. Eventuell betrachtete Horváth das Bild jedoch damit auch schon als abgeschlossen, ohne jedoch ein

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Chronologisches Verzeichnis

sichtbares Schlusszeichen zu vermerken. Dies lassen die daran anschließenden vollständig ausgearbeiteten Bilder „Landstrasse“ (TS12) und „Kronrat zu Buda“ (TS13) vermuten (vgl. die Kommentare dort). Aus den letzten Ansätzen von TS10–TS12 und der Fassung TS13 lässt sich eine fragmentarische Endfassung von Dósa TS14 herstellen, die aber nicht über den ersten Akt hinausreicht. Im Typoskript der Fassung TS11/A3 finden sich überzählige Absätze zwischen Figurennamen und Repliken bzw. zwischen Regieanweisungen und anschließenden Repliken. Diese werden stillschweigend getilgt. Alle anderen editorischen Eingriffe sind im kritischen Apparat vermerkt. T3 = ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 28–32 5 Blatt unliniertes Papier (286 × 223 mm), dünn, Durchschlag (violett), hs. Eintragungen mit grüner Tinte und Bleistift TS12/A1 = fragm. Fassung mit Titel „Landstrasse“, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 28 (nicht gedruckt) TS12/A2 = Fassung mit Titel „Landstrasse“, konstituiert durch BS 20 [2], Bl. 28–32 (Korrekturschicht; gedruckt als Teil von TS14) Druck von TS12/A2 in: GW IV, S. 17–20 und KW 16, S. 16–19.

Die vorliegenden Blätter entsprechen materiell den vorhergehenden und nachfolgenden (vgl. T1, T2 und T4 sowie den Kommentar zu T1). Beide Ansätze von TS12 tragen den Titel „Landstrasse“, da Bl. 28 zu beiden zählt. Gemäß den Strukturplänen E12 und E13 stellt das Bild „Landstrasse“ das dritte des ersten Aktes dar. Zunächst hat Horváth in A1 Bl. 28 ausgearbeitet. Darin finden sich drei Söldner, die miteinander würfeln, und einer, der nur am Rücken liegt und in die Landschaft blickt. Ein „Officier“ mit Peitsche bewacht sie. Zwischen den drei Würfelnden kommt es zu einem Konflikt, weil einer der drei mehr „philosophiert“ als spielt und ihm deshalb die anderen beiden vorwerfen, dass er „mogel[t]“. Mit dem Vorwurf „Höllenhund“ will einer den anderen „angreifen“. Doch der Offizier schreitet ein, indem er die Peitsche „hebt“. An dieser Stelle bricht die maschinenschriftliche Ausarbeitung auf Bl. 28 ab. Horváth notiert im Anschluss daran jedoch ein paar handschriftliche Ergänzungen dazu, die er aber ebenfalls wieder streicht und in A2 durch Bl. 29 ersetzt, das er in der Folge ausgearbeitet haben dürfte. A2 setzt mit der Passage: „Officier (hebt die Peitsche) Kusch!“ (Bl. 29) ein, die am Fuß von Bl. 28 bereits vorgeformt war, aber gestrichen wurde. Auch die folgende Replik des Söldners, der am Rücken liegt: „Es kommen welche ---“ (ebd.), war in der Korrekturschicht von Bl. 28 schon vorformuliert. Es handelt sich also um eine typische Streichung und Ersetzung bzw. um eine durch Bl. 29 geleistete Reinschrift der handschriftlichen Ergänzungen am Fuße von Bl. 28. Neuerlich kommt es zu einer Diskussion zwischen den dreien, ob der erste der Spieler gemogelt habe. Schließlich ist eine „Litanei: eine Frauenstimme, zwei Männerstimmen“ in der Ferne zu hören. Ein Paar und der blinde Vater des Mannes tauchen auf und fragen, ob es noch weit sei zu Dósa. Daraufhin werden sie vom Offizier mit den Worten: „Nein. Aber für Euch wird der Weg eine Ewigkeit“ (ebd.) verhöhnt. Die drei wollen, wie sich herausstellt, mit Dósa „in den heiligen Krieg“ (Bl. 30) ziehen. Doch der Offizier fordert sie dazu auf, wieder umzukehren und „[a]n die Arbeit“ zu gehen. Schließlich erlaubt er dem Blinden und der Frau, zu Dósa zu gehen. Den Mann wollen sie aber zurückhalten. Dieser beteuert aber: „Ich gehe mit meinem Weib!“ (Bl. 31) Dann kommt es zu Hand-

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WP3: Dósa

greiflichkeiten zwischen den Söldnern und dem Mann. Sie wollen sogar noch „Ruten“ (ebd.) holen, um ihn zu misshandeln. Schließlich beteuern sie, den Blinden zu Dósa führen zu wollen, doch sie bringen ihn nur zu einer „Brücke ohne Geländer“, wo sie ihn dann stehen lassen (Bl. 32). Während sie den Mann und die Frau weiter misshandeln und auslachen, hört man den Blinden in der Ferne „heul[en]“ (ebd.). Damit endet die Fassung TS12/A2. Aus den letzten Ansätzen von TS10–TS12 und der Fassung TS13 lässt sich eine fragmentarische Endfassung von Dósa TS14 herstellen, die aber nicht über den ersten Akt hinausreicht. Im Typoskript der Fassung TS12/A2 finden sich überzählige Absätze zwischen Figurennamen und Repliken bzw. zwischen Regieanweisungen und anschließenden Repliken. Diese werden stillschweigend getilgt. Alle anderen editorischen Eingriffe sind im kritischen Apparat vermerkt. T4 = ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 24–27 4 Blatt unliniertes Papier (286 × 223 mm), dünn, Durchschlag (violett), hs. Eintragungen mit grüner Tinte und Bleistift TS13 = Fassung mit Titel „Kronrat zu Buda“ (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 15–17 und KW 16, S. 19–22.

Die vorliegenden Blätter entsprechen materiell den vorhergehenden (vgl. T1–T3 sowie den Kommentar zu T1). Das Bild „Kronrat“ stellt in den Strukturplänen E12 und E13 das vierte Bild des ersten Aktes dar. Dementsprechend wird T4 nach T1–T3 gereiht. In TS13, die den Titel „Kronrat zu Buda“ trägt, ist der König Wladislaw II. umringt von seinen adeligen und den kirchlichen Würdenträgern Kardinal Thomas, Báthory, Csáky und Telegdy im Kronsaal zu sehen. Dazu gesellen sich weitere „Adelige“. Von „Aussen“ ist „Lärm“ zu hören (Bl. 24). Báthory fragt deshalb: „Hörst Du sie plündern?“ Telegdy fordert in der Folge den Kardinal auf, dass er das Heer auflöse, wie er versprochen habe, und die Bulle zurücknehme. Doch der Kardinal warnt sie: „[W]er gegen das Kreuz ist, der wird vogelfrei!“ (ebd.). Die Adeligen lassen sich aber nicht einschüchtern und drohen damit, sich sogar „mit den Türken [zu] verbinden“ (Bl. 25). Doch der Kardinal wirft ihnen vor, dass sie dem Volk seine Rechte nicht geben wollen und sich deshalb lieber mit dem Feind verbünden. Der König hält sich weitgehend aus der Diskussion heraus. Nur auf Csákys Einwurf: „Das ist Aufruhr gegen den König!!“ erwidert er: „Wie seid Ihr doch besorgt um mich?“ (Bl. 26) In der Folge tritt Dósa auf. Er fordert „für die Häupter des Adels den Fluch“, denn sie „prassen“ und „veranstalten Jagden auf den Äckern, die dem kleinen Manne Brot geben würden“ (ebd.). Als die Adeligen ihm erwidern, dass seine „Scharen“ „plündern und morden“, kontert er, dass das zurecht geschehe, denn sie seien „hündische Verräter des Kreuzes“ (Bl. 27). Als ihn Báthory auffordert, „das Heer der Kreuzfahrer aufzulösen“, widerspricht er ihm mit den Worten: „Du hast mir nichts zu befehlen! Nur mein König und der Kardinal!“ (ebd.) Der Kardinal nickt, vergräbt aber sein Gesicht in den Händen, worauf der König den Rat auflöst. Dósa beginnt zu lachen und lacht immer stärker. Sein Lachen wird schließlich „eins mit dem Geheul der Massen in der Ferne“ (ebd.). Zuletzt starren ihn alle an. Damit endet die Fassung und auch die Arbeiten an Dósa. Weiteres Material ist jedenfalls nicht überliefert. Aus den letzten Ansätzen von TS10–TS12 und aus der Fassung TS13 lässt sich eine fragmentarische Endfassung von Dósa TS14 herstellen, die aber nicht über den ersten Akt hinausreicht.

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Chronologisches Verzeichnis

Im Typoskript von TS13 finden sich überzählige Absätze zwischen Figurennamen und Repliken bzw. zwischen Regieanweisungen und anschließenden Repliken. Diese werden stillschweigend getilgt. Alle anderen editorischen Eingriffe sind im kritischen Apparat vermerkt. T5 = ÖLA 3/W 273 – BS 20 [2], Bl. 12–15, 17–32 Insgesamt 20 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (285 × 222 mm), 19 Blatt unliniertes Papier (286 × 223 mm), dünn, Durchschlag (violett), hs. Eintragungen mit grüner Tinte und Bleistift TS14 = fragm. Endfassung in vier Bildern, konstituiert aus BS 20 [2], Bl. 12–15, 17–23, 28–32 und 24-27 (K/TS10/A5, TS11/A3, TS12/A2 und TS13; Korrekturschicht; im Fall von TS11/A3: Korrekturschicht: grüne Tinte)

Aus den jeweils letzten Ansätzen der Fassungen K/TS10–TS12 und aus TS13 lässt sich eine fragmentarische Gesamtfassung des Schauspiels Dósa erstellen, die aber über den ersten Akt (gemäß E12 und E13) nicht hinausreicht. Vermutlich bildet diese Gesamtfassung den Abschluss der Arbeiten an dem Werkprojekt, das Horváth in der Folge wohl fallen gelassen hat. Parallel dazu hat er an anderen frühen Dramen geschrieben wie Ein Epilog, Mord in der Mohrengasse und Niemand, die alle in den Jahren 1923/24 entstanden sind und im Gegensatz zu Dósa abgeschlossen wurden (vgl. WA 1). Im Typoskript der Fassung TS14 finden sich, wie in den dafür zugrunde liegenden Ansätzen von TS10–TS12 und TS13, überzählige Absätze zwischen Figurennamen und Repliken bzw. zwischen Regieanweisungen und anschließenden Repliken. Diese werden stillschweigend getilgt. Alle weiteren editorischen Eingriffe sind im kritischen Apparat vermerkt.

WP4: Norden Konzeption: Norden H1 = IN 221.001/4 – BS 45 a [4], Bl. 7 (= WP16/K/H1) 1 Blatt kariertes Papier (208 × 150 mm), (Handelsregister), unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E1 = gestrichenes Werkverzeichnis (oben) Druck in: WA 1/WV/E4, S. 302f., WA 2/IN/K2/E4, S. 110f. und WA 4/K2/E27, E28, S. 110f.

Das vorliegende Blatt ist Teil der Werkgenese des Volksstücks Kasimir und Karoline (K2, Kasimir und Karoline in sieben Bildern – Emil Wegmann, vgl. WA 4/K2/E27 und E28) und ist wahrscheinlich auf den Winter 1931/32 bzw. das Frühjahr 1932 zu datieren. Horváth notiert hier ein Werkverzeichnis E1, das folgendermaßen aussieht: Unter der Kategorie „Prosa und frühe dramatische Arbeiten“ vermerkt der Autor „Der ewige Spiesser“, „Norden“, „Bergbahn“ und „Sladek“, unter der Kategorie „Volksstücke: „Italienische Nacht“, „Geschichten aus dem Wiener Wald“, „Kasimir und Karoline“ und „Die Kleinen, die man hängt“. Zuletzt nennt er auch noch unter „Zauberpossen“ „Himmelwärts“ und versieht diesen Eintrag mit der Bemerkung „usw.“. Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Blattes waren nicht alle der erwähnten Stücke abgeschlossen. Wie so oft vermischt Horváth in dem Werkverzeichnis abgeschlossene

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WP5: Professoren und Studenten

und in Arbeit bzw. – im Falle der Zauberposse Himmelwärts – sogar erst in Planung befindliche Werkprojekte. Bei „Norden“ handelt es sich um ein bis heute der Forschung Rätsel aufgebendes Werkprojekt, das Horváth vielleicht gar nie begonnen und schon gar nicht vollendet hat und zu dem es kein überliefertes genetisches Material gibt. Der Autor streicht schließlich WP4/K/E1, um darunter den Entwurf WA 4/K2/E28 einzutragen, der eine Dialogskizze zum vierten Bild von Kasimir und Karoline in sieben Bildern (K2) enthält. Bei dem Werkprojekt Norden könnte es sich sowohl um eine Prosaarbeit als auch um ein dramatisches Werkprojekt handeln. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass damit ein Dramenprojekt bezeichnet war. Weiters ist zu vermuten, dass es sich um ein frühes Werkprojekt – vgl. den Vermerk „frühe dramatische Arbeiten“ in Horváths Liste – gehandelt hat, vermutlich aus der Zeit der Entstehung von Niemand (1923/24), möglicherweise jedoch erst aus den Jahren 1925–1928.

WP5: Professoren und Studenten Zwischen WP4 und WP5 dürfte eine beträchtliche überlieferungsgeschichtliche Lücke klaffen. Denn während das Werkprojekt Norden vermutlich auf die Mitte der 1920erJahre zu datieren ist, entstanden die Entwürfe und Textstufen zu Professoren und Studenten erst im Anschluss an die Fertigstellung der Posse Rund um den Kongreß (1929; vgl. WA 1), also im Sommer oder Herbst 1929 (vgl. zur Datierung auch den Kommentar zu E1–E3). Diese überlieferungsgeschichtliche Lücke lässt sich damit begründen, dass Horváth in seinen frühen Jahren als Autor alles, was er nicht für gelungen hielt, etwa auch Vorstufen zu fertiggestellten Werkprojekten, vernichtete (vgl. das Vorwort in diesem Band, S. 3).

Konzeption: Professoren und Studenten H1 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 27 (= WP6/K1/H1) 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), Wasserzeichen „Papyrus Rex M.-K.-Papier“, schwarzblaue Tinte E1 = Strukturplan in 3 Teilen (links oben) E2 = Werkverzeichnis (rechts oben) E3 = Strukturplan in 3 Teilen mit Werktitel „Die Selbstmörder“ (rechts mittig)

Das vorliegende Blatt markiert nicht nur den Beginn des Werkprojekts Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress (vgl. WP6/K1/E1–E3), sondern auch jenes mit dem Titel Professoren und Studenten, der im Werkverzeichnis E2 in der Schreibung „Proffessoren und Studenten“ aufscheint. Materiell handelt es sich bei dem Blatt um unliniertes Papier im Quart-Format mit dem charakteristischen Wasserzeichen Papyrus Rex M.-K.-Papier, ein Produkt der Firma Max Krause (Berlin). Papier derselben Sorte findet sich auch in den genetischen Konvoluten zu dem Romanprojekt Der ewige Spießer, dem Volksstück Italienische Nacht und dem Hörspiel Stunde der Liebe. Alle diese Werkprojekte sind um 1929/30 entstanden, als Horváth vorrangig in Berlin wohnhaft war. Damit ist die Datierung auch des vorliegenden Werkprojekts einigermaßen gesichert.

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Chronologisches Verzeichnis

Bei E1, einem Strukturplan in drei Teilen, dürfte es sich um den frühesten Entwurf zu dem Werkprojekt Professoren und Studenten handeln. Die Teile des Strukturplans lauten „Vor dem schwarzen Brett“ und zweimal „Bei Mutter Lemke“. Wahrscheinlich ist damit eine studentische Zimmersuche mit anschließender Wohnung in Untermiete „[b]ei Mutter Lemke“ angedeutet. In E2, einem Werkverzeichnis, stellt Horváth bereits fertiggestellte Werke („Die Bergbahn“, „Historie vom schwarzen Reichswehrmann“, i.e. Sladek, „Herr Reithofer wird selbstlos“) neben erst zu erarbeitende Werkprojekte, nämlich „Proffessoren und Studenten“ und „Das Kind“, wobei Letzteres wieder gestrichen wird. Damit ist die Zugehörigkeit dieses Entwurfs sowohl zum Werkprojekt Professoren und Studenten als auch zu Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress (WP6) gegeben, denn der Titel „Das Kind“ kommt in zwei weiteren Entwürfen dieses Werkprojekts vor (vgl. WP6/K1/E6 und K2/E35). Die bereits fertiggestellten Werkprojekte versieht Horváth in dem Werkverzeichnis mit einem Kreuz. Die Nennung des Titels „Herr Reithofer wird selbstlos“ ist ein Hinweis darauf, dass diese Liste frühestens Ende April 1929 erstellt wurde, da der Roman vorher mit Sechsunddreißig Stunden betitelt war (vgl. WA 14). Der Reithofer-Roman wird im April 1930 in den Roman Der ewige Spießer integriert, womit ein Terminus ante quem gefunden ist. Das Werkprojekt „Professoren und Studenten“ dürfte Mitte 1929 begonnen worden sein. Wie E3 zeigt, liegen die Anfänge der Dramenprojekte Professoren und Studenten (WP5), Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress (WP6) und Die Arbeitslosen (WP7) außerdem in einem dreiteiligen Strukturplan mit dem Titel „Die Selbstmörder“. Zunächst hatte Horváth in diesem Entwurf den Titel „Die Mädchenhändler“ notiert, diesen aber wieder gestrichen und durch „Die Selbstmörder“ ersetzt. Die darin skizzierte Struktur ist in drei Abschnitte geteilt. Im ersten soll „Anna Weber mit dem Kinde“ ihre Geschichte erzählen, im zweiten ein Student, „der nicht einsieht, zu was er studieren soll“ und im dritten ein Arbeitsloser, „der nichtmehr will“. Anna Weber gehört ab WP6/K1/E3 zum festen Bestandteil des Personals des Werkprojekts Die Mädchenhändler, dessen zentrale Fräulein-Figur sie darstellt. Der genannte Student dürfte einen Hinweis auf das bereits in E2 erwähnte Werkprojekt Professoren und Studenten sein. Der hier ebenfalls angeführte Arbeitslose dürfte auf das Werkprojekt Die Arbeitslosen vorausweisen. H2 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 29 (= WP6/K1/H2) 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E4 = fragm. Strukturplan in 1 Akt mit Konfigurationsplänen (unten mittig) E5 = fragm. Strukturplan in 2 Akten mit Notizen und Konfigurationsplänen (rechts unten)

Die beiden Strukturpläne E4 und E5 zu dem Werkprojekt Professoren und Studenten schließen unmittelbar an den Strukturplan zum selben Werkprojekt E1 an. In E4, der nur den dritten Akt – in E1 und E4 „Bei Mutter Lemke“ – umfasst, notiert Horváth Konfigurationspläne, die die Figuren Heiner, Wally und Paul beinhalten, in E5 wird dieses Trio noch ergänzt um Klara/Clara, die Schwester Pauls, mit der Heiner „was“ „hat“. Der Name Heiner fällt in E4 zum ersten Mal und findet vermutlich seine Wiederaufnahme in den im Rahmen des Werkprojekts Unsere Universität (WP8) genannten Figur Karlheini, das in gewisser Weise eine Weiterführung des Werkprojekts Professoren und Studenten ist, aufgrund der anderen personellen Besetzung und des geänderten Titels jedoch als eigenes Dramenfragment gewertet wurde (vgl. WP8/ K/E6–E8).

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WP6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress

In E5 notiert Horváth, dass der hier erstmals und letztmals im Rahmen des vorliegenden Werkprojekts genannte Alfred Klara – hier in dieser Schreibweise – „zur Hur machen“ will. Alfred ist ein bei Horváth immer wieder anzutreffender Name. Er findet sich etwa auch in der Posse Rund um den Kongreß (WA 2), als Alfred Kastner in dem Roman Der ewige Spießer (WA 14) und als Alfred in der VA2, Ein Fräulein wird verkauft, von Geschichten aus dem Wiener Wald (WA 3). E5 beinhaltet einen fragmentarischen Strukturplan in zwei Akten, wobei Horváth zum zweiten Akt nur die erwähnten Notizen, zum dritten Akt jedoch eine Reihe von Konfigurationsplänen festhält. Letztere umfassen das nunmehrige Quartett Heiner, Wally, Paul und Clara, bei denen es sich wohl um Studenten handelt. Das vorliegende Blatt ist auch Teil der Werkgenese des Dramenprojekts Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress (WP6), zu dem Horváth einen Konfigurationsplan, eine Figurenliste und einen fragmentarischen Strukturplan mit dem Titel „Das Kind“ notiert (vgl. E2 sowie WP6/K1/E4–E6). H3 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 24 (= WP6/K2/H6) 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E6 = Strukturplan in 4 Teilen mit Werktitel „Professoren und Studenten. Roman“

Auch auf dem vorliegenden Blatt befinden sich Entwürfe zu dem Werkprojekt Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress, genau genommen zu dessen Konzeption 2, gemeinsam mit einem Entwurf zu Professoren und Studenten. In E6 notiert Horváth einen Strukturplan in 4 Teilen bzw. Bänden zu dem genannten Werkprojekt, wobei er als Gattungsbezeichnung den Titel „Roman“ setzt. Horváth notiert dazu vier Bände, die den Universitätsstädten München, Heidelberg, Münster und Berlin entsprechen. Zu München hält er folgende Figuren fest: Kutscher, Peter, Dr. Göring. Mit Kutscher ist vermutlich der Begründer der modernen Theaterwissenschaft, Arthur Kutscher, gemeint, bei dem Horváth selbst Vorlesungen an der Universität München besuchte. Als Motiv notiert Horváth „Die Technische Nothilfe“. Dabei handelt es sich um eine Vereinigung, deren Ziel es war, Streiks in großen Fabriken zu brechen, und an der in großem Ausmaß auch Studenten beteiligt waren. Die „technische Nothilfe“ findet sich als Motiv auch in Entwürfen zu dem Dramenprojekt Ein Wochenendspiel, der K1 von Italienische Nacht (vgl. WA 2/IN/K1/E16), aber auch in dem Dramenprojekt Unsere Universität (vgl. den Kommentar zu E4 und E5 sowie WP8/K/E6–E8). Der vorliegende Entwurf ist der letzte zu dem Werkprojekt Professoren und Studenten, das jedoch gewissermaßen seine Weiterführung in dem Dramenprojekt Unsere Universität (WP8) findet, das aber aufgrund des anderen Titels und geänderter personeller Besetzung als eigenes Werkprojekt gewertet wurde.

WP6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress Horváth beabsichtigte mit dem vorliegenden Werkprojekt eine Neubearbeitung des Stoffes der Posse Rund um den Kongreß (1929). Wie dort spielt auch in dem fragmentarischen Dramenprojekt Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress der „internationale Kongress für die internationale Bekämpfung des internationalen Mädchenhandels“ eine zentrale Rolle. Die Frage des „Mädchenhandels“ stellt einen im Werk Horváths bedeutsamen Motivkomplex dar, der das thematische Substrat für so unter-

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Chronologisches Verzeichnis

schiedliche Texte wie Rund um den Kongreß, Ein Fräulein wird verkauft, Geschichten aus dem Wiener Wald, Kasimir und Karoline sowie Glaube Liebe Hoffnung bildet (vgl. dazu das Vorwort in WA 3, S. 1f.).

Konzeption 1: Die Mädchenhändler – Volksstück / Lustspiel H1 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 27 (= WP5/K/H1) 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), Wasserzeichen „Papyrus Rex M.-K.-Papier“, schwarzblaue Tinte E1 = Werkverzeichnis (rechts oben) E2 = Strukturplan in 3 Teilen mit Werktitel „Die Selbstmörder“ (rechts mittig) E3 = Figurenliste mit Werktitel „Die Mädchenhändler“ (unten)

Das vorliegende Blatt dürfte das erste zum Werkprojekt Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress sein. Materiell handelt es sich um unliniertes Papier im QuartFormat mit dem charakteristischen Wasserzeichen Papyrus Rex M.-K.-Papier, ein Produkt der Firma Max Krause (Berlin). Papier derselben Sorte findet sich auch in den genetischen Konvoluten zu dem Romanprojekt Der ewige Spießer, dem Volksstück Italienische Nacht und dem Hörspiel Stunde der Liebe. Alle diese Werkprojekte sind um 1929/30 entstanden, als Horváth vorrangig in Berlin wohnhaft war. Damit ist die Datierung auch des vorliegenden Werkprojekts einigermaßen gesichert (vgl. oben). In E1, einem Werkverzeichnis, stellt Horváth bereits fertiggestellte Werke („Die Bergbahn“, „Historie vom schwarzen Reichswehrmann“, i.e. Sladek, „Herr Reithofer wird selbstlos“) neben erst zu erarbeitende Werkprojekte, nämlich „Proffessoren und Studenten“ (vgl. WP5) und „Das Kind“, wobei Letzteres wieder gestrichen wird. Dennoch ist es für die Zugehörigkeit dieses Werkverzeichnisses zum Werkprojekt Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress ausschlaggebend, denn der Titel „Das Kind“ kommt in zwei weiteren Entwürfen dieses Werkprojekts vor (vgl. E6 und K2/E35). Die bereits fertiggestellten Werkprojekte versieht Horváth in dem Werkverzeichnis mit einem Kreuz. Die Nennung des Titels „Herr Reithofer wird selbstlos“ ist ein Hinweis darauf, dass diese Liste frühestens Ende April 1929 erstellt wurde, da der Roman vorher mit Sechsunddreißig Stunden betitelt war. Der Reithofer-Roman wird im April 1930 in den Roman Der ewige Spießer integriert, womit ein Terminus ante quem gefunden ist. Das Werkprojekt „Professoren und Studenten“ dürfte Mitte 1929 begonnen worden sein. Dementsprechend hat man den Beginn der Arbeit am Werkprojekt Die Mädchenhändler ebenfalls auf diese Zeit anzusetzen. Wie E2 zeigt, liegen die Anfänge des Dramenprojekts Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress außerdem in einem dreiteiligen Strukturplan mit dem Titel „Die Selbstmörder“. Zunächst hatte Horváth in diesem Entwurf den Titel „Die Mädchenhändler“ notiert, diesen aber wieder gestrichen und durch „Die Selbstmörder“ ersetzt. Die darin skizzierte Struktur ist in drei Abschnitte geteilt. Im ersten soll „Anna Weber mit dem Kinde“ ihre Geschichte erzählen, im zweiten ein Student, „der nicht einsieht, zu was er studieren soll“ und im dritten ein Arbeitsloser, „der nichtmehr will“. Anna Weber gehört ab E3 zum festen Bestandteil des Personals des Werkprojekts Die Mädchenhändler, dessen zentrale Fräulein-Figur sie darstellt. In E3 wird sie neben dem Generalsekretär, Schminke und den Mädchenhändlern als Figur unter dem Werktitel „Die Mädchenhändler“ genannt, der gemeinsam mit E1 und E2 zu den

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WP6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress

frühesten Entwürfen zu diesem Werkprojekt zählt. Weiters findet sich auf dem vorliegenden Blatt links oben ein Strukturplan zum Werkprojekt Professoren und Studenten (WP5/K/E1). H2 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 29 (= WP5/K/H2) 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E4 = gestrichener Konfigurationsplan zum I. Akt mit Titel „Palmen“ (oben) E5 = Figurenliste mit Werktitel „Die Mädchenhändler“ (mittig) E6 = gestrichener fragm. Strukturplan in 2 Bildern mit Werktitel „Das Kind“ (links unten)

Die vorliegenden Entwürfe sind auf unliniertem Papier im Quart-Format eingetragen. Anders als H1 trägt H2 kein Wasserzeichen. Für die chronologische Einordnung des vorliegenden Blattes sind einerseits die Entwürfe zu dem Werkprojekt Professoren und Studenten ausschlaggebend, die unmittelbar an den Strukturplan zum selben Werkprojekt von H1 anzuschließen scheinen. Außerdem ist die Figurenliste E5 zum Werkprojekt Die Mädchenhändler ähnlich wie jene in E3 sehr rudimentär und umfasst nur die Figuren: Anna Weber, Peter Schminke (Redakteur) und Valentin. Den Vornamen Peter trägt Schminke auch in Horváths Historie Sladek, der schwarze Reichswehrmann (1929). E6 enthält den Titel „Das Kind“, der als Alternativtitel zu Die Mädchenhändler gelten kann (vgl. auch E1 und K2/E35). Das erste Bild „Treppenhaus“ des darunter notierten fragmentarischen Strukturplans nimmt das Werkprojekt Ein Fräulein wird verkauft vorweg, das als unmittelbare Vorarbeit zu dem Volksstück Geschichten aus dem Wiener Wald gelten kann (vgl. WA 3/VA2). Als solche bzw. als Nacharbeit zu der Posse Rund um den Kongreß könnte auch das vorliegende Werkprojekt Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress angesehen werden, wie vor allem später ausgearbeitete Entwürfe noch zeigen werden. Der Konfigurationsplan E4 zum I. Akt enthält folgende Figuren: Generalsekretär, die Dame, Schminke, die Mädchenhändler, Valentin und einen Lakaien und ist damit ausgereifter als E5. Auch die Situierung unter „Palmen“ nimmt Horváth später wieder auf (vgl. E19). Die Streichung des Plans deutet jedoch darauf hin, dass er keine weitere Gültigkeit mehr hatte. H3 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 11 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E7 = Figurenliste zum ersten Akt mit Werktitel „Die Mädchenhändler / Volksstück“ (oben) E8 = Notizen zum I. Bild (unten)

H4 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 10 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E9 = Konfigurationsplan und Bühnenskizze mit Werktitel „Die Mädchenhändler / Volksstück“ (oben) E10 = Bühnenskizze, Konfigurationspläne und Dialogskizzen mit Werktitel „Die Mädchenhändler. Volksstück“ (unten) Druck als Faksimile (Ausschnitt) in: Kastberger/Gartner 2003, S. 220.

Materiell entsprechen sich viele Blätter des vorliegenden Werkprojekts. Bei einem Großteil der Blätter handelt es sich um unliniertes Papier im Quartformat (284 × 224 mm bzw. 283 × 223 mm). Materielle Argumente können deshalb zur Begründung der genetischen Reihung in den seltensten Fällen herangezogen werden. Vielmehr

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Chronologisches Verzeichnis

hat man sich bei der Erstellung der relativen Chronologie der Textträger inhaltlicher, struktureller und motivischer Aspekte zu bedienen. Bei E7, E9 und E10 handelt es sich um die einzigen Entwürfe des Werkprojekts, die unter der Gattungsbezeichnung „Volksstück“ firmieren. Die Figurenliste E7 umfasst folgende Figuren: „Der Delegierte“, „Die beiden Prostituierten“, „Anna Weber“, „Valentin“ und „Der Redakteur“. Damit enthält sie die Figur des Sekretärs bzw. Generalsekretärs nicht, der bereits in E3 genannt wurde. In E9 wird als einer der „Journalisten“ „Schminke“ genannt. Der Journalist Schminke ist eine im Werk Horváths in verschiedenen Werkprojekten wiederkehrende Figur. Sie findet sich etwa in den Dramen Sladek, der schwarze Reichswehrmann (1929; vgl. WA 2), Die Lehrerin von Regensburg (1930; vgl. in diesem Band WP14), Ein Fräulein wird verkauft (1930; vgl. WA 3/VA2) und in Vorstufen zu Geschichten aus dem Wiener Wald (1930/31; vgl. WA 3/K1, Die Schönheit aus der Schellingstrasse). In allen diesen Fällen ist Schminke ein journalistischer Aufdecker, der die Milieus der Schwarzen Reichswehr, des Kommunismus, des Mädchenhandels bzw. der Prostitution durchleuchtet und darüber seine Artikel schreibt oder schreiben will. Dafür sammelt er Fakten in den entsprechenden sozialen Feldern. In E8, in dem das erste Bild in einer „Halle vor dem Konferenzsaal“ angesiedelt ist, protestiert er dagegen, dass die Verantwortlichen nichts gegen den Mädchenhandel unternehmen wollen, sondern nur Bankette geben, was an entsprechende Passagen in der Posse Rund um den Kongreß erinnert (vgl. WA 1/Rund um den Kongreß/SB Arcadia 1929, S. 51–61). Ein „Vertreter“ der Konferenz behauptet jedoch, dass „Mädchenhändler“ vernommen werden und im Anschluss daran ein „Memorandum“ ausgearbeitet werden soll. Die frühen Entwürfe zum Werkprojekt Die Mädchenhändler stehen noch deutlich unter dem Einfluss der Posse. Erst allmählich emanzipiert sich der Autor von dieser, was am späteren Personal und der Handlungsführung deutlich wird. Auf den beiden Bühnenskizzen von E9 und E10, deren Hintergrund eine Großstadt bildet – es sind deutlich Wolkenkratzer erkennbar –, sind weder ein Schild noch ein Transparent auszumachen, die in K2 die Bühne dominieren, was für eine frühe Positionierung von E9 und E10 spricht. In E9 plant Horváth, das Stück mit einer Szene zwischen Valentin und einem Diener beginnen zu lassen. Auch die in der unteren Hälfte des Blattes entworfene neue Szene (E10) soll einen Tumult zeigen, der unter anderem dadurch ausgelöst wird, dass Valentin sich unter die Journalisten gemischt hat. Ein Oberbürgermeister fürchtet durch den Artikel des Journalisten Schaden für seine Stadt. In dieser Phase der Werkgenese wechselt Horváth noch zwischen den Figurenbezeichnungen Schminke, Journalist und Redakteur. H5 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 4 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), Wasserzeichen „Papyrus Rex M.-K.-Papier“, schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E11 = Figurenliste zum I. Akt mit gestrichenem Werktitel „Die Mädchenhändler / Lustspiel in zwei Teilen von Ödön Horváth“ mit Notizen und einer Dialogskizze (mittig oben und unten) E12 = Figurenliste (links unten)

Das vorliegende Blatt trägt neuerlich das charakteristische Wasserzeichen der Firma Max Krause (vgl. den Kommentar zu H1). Die beiden Figurenlisten auf H5 dürften relativ früh in der Genese des Werkprojekts Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress entstanden sein. Sie stehen noch deutlich unter dem Einfluss der Posse Rund

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WP6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress

um den Kongreß (vgl. WA 1). Zunächst hat Horváth auf dem Kopf des Blattes den Werktitel „Die Mädchenhändler / Lustspiel in zwei Teilen von Ödön Horváth“ notiert, diesen aber wieder gestrichen. Der Werktitel Die Mädchenhändler ist eher ein Hinweis auf die frühen Entwürfe des Werkprojekts. Auch die in der Figurenliste E11 zuerst und prominent genannten Lakaien deuten auf ein frühes Entwurfsstadium. Die große Zahl der Konferenzteilnehmer aus aller Herren Länder erinnert deutlich an den Kongress in der Posse Rund um den Kongreß. Am Ende der Figurenliste E11 notiert Horváth, dass Anna zu sprechen beginnt, vermutlich also ihre Geschichte erzählt (vgl. E2), worauf sie der Generalsekretär unterbricht und sie fragt, ob er die anderen Konferenzteilnehmer dazunehmen dürfe, denn, was sie sage, sei sehr interessant. Der links oben auf dem Blatt notierte Eintrag „I. (und II.) Akt“ ist im selben Duktus geschrieben wie der Eintrag „II. Akt“ auf H6, weshalb diese beiden Blätter unmittelbar aufeinander folgen. In der Figurenliste E12 werden zunächst ähnliche Figuren genannt wie in E11, allerdings erweitert um einen Teil mit dem Titel „Das Spiel“, in dem folgende Figuren gelistet werden: der Kaufmann, Frau Kohn, Frau Oberst, Alfred, der „Spiesser“, die „Spiesserin“, der Arzt, der Polizist, der Bahnhofsvorstand und Anna Webers Mutter. Damit wird das Figureninventar wesentlich erweitert. Ein Großteil der Figuren weist bereits voraus auf TS1. H6 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 5 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), Wasserzeichen „Papyrus Rex M.-K.-Papier“, schwarzblaue Tinte E13 = Notizen, Dialogskizzen und Konfigurationspläne zum II. Akt

E13 ist auf dem gleichen Papier gefertigt wie die vorigen Entwürfe (vgl. den Kommentar zu H1). Auch die Eintragung „II. Akt“ ist in ähnlicher Art notiert wie jene „I. (und II.) Akt“ in E11, weshalb die beiden Blätter als zusammengehörig gewertet wurden. In E13 vermerkt Horváth eine Reihe von Notizen, Dialogskizzen und Konfigurationsplänen für den II. Akt. Wie in E12 wird „S. M. der Präsident“ genannt. Bemerkenswert ist der darunter notierte Entlassungsdialog zwischen Anna und dem Kaufmann (vgl. E12). Zuletzt trägt Horváth einen Dialog zwischen Anna und Valentin ein, in dem dieser behauptet, dass er sich Anna „gemerkt“ habe. Auf dem unteren Teil des Blattes notiert der Autor noch eine Reihe von Konfigurationsplänen zum weiteren Verlauf des zweiten Aktes. Dabei tauchen wieder Figuren auf, die in der Liste E12 genannt wurden: Frau Kohn, Oberstin, Alfred, „Spiesser“ und Annas Mutter. Am Fuß des Blattes vermerkt der Autor: „Kleine Erfrischung und Pause“, eine Szenenanweisung, die sich in ähnlicher Form auch in der wenig später folgenden Fassung TS1/Bl. 8 findet. H7 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 12 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E14 = Bühnenskizzen zum I. und II. Teil (oben) E15 = Figurenliste (rechts oben und mittig) E16 = Figurenliste (links) E17 = Figurenliste (unten mittig) E18 = Strukturplan in 3 Teilen mit Figurenlisten und Notizen (rechts unten) E19 = fragm. Strukturplan in 3 Teilen (rechts mittig) Druck als Faksimile (Ausschnitt) in: Kastberger/Gartner 2003, S. 221.

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Chronologisches Verzeichnis

Das vorliegende Blatt umfasst eine Reihe von Entwürfen. Zunächst fertigt Horváth drei Bühnenskizzen zum ersten und zweiten Teil an. Während in der ersten deutlich die vielen Teilnehmer des Kongresses erkennbar sind (vgl. die Auflistung in E11 und E12), steht in der zweiten (zum zweiten Teil) eine einsame Figur (wohl Anna) vor den „Auslagen“. In der dritten Skizze, die ebenfalls zum ersten Teil gehört, scheint eine Art Balkon oder eine Treppe skizziert zu sein. Die Figurenliste E15 trägt der Internationalität des Kongresses Rechnung (vgl. E11 und E12) und umfasst den Präsidenten, den Generalsekretär, einen Österreicher-Europäer, einen Amerikaner und einen Chinesen als Delegierte, weiters Schminke, Mädchenhändler, und Anna Weber, die in diesem Fall „ein Zimmermädchen“ ist. Die Figurenliste E16 umfasst demgegenüber andere Figuren: „Der Chef, bei dem sie [Anna; Anm.] als Stenotypistin tätig ist“, Frau Kohn, Frau Oberst, Alfred, der „Spiesser“, die Mutter, der Mädchenhändler und der zweite Mädchenhändler (vgl. E12). Das ist ziemlich genau das Personal von K1/TS1. Wie dort heißt es in E16, dass der Spießer Anna immer auf den Bauch schlägt, weil er will, dass sie das Kind verliert. Die dritte Figurenliste E17 umfasst in ähnlicher Weise den Chef, Frau Kohn, Frau Oberst, Alfred, den „Spiesser“ und die Mutter. Rechts unten notiert Horváth einen Strukturplan in drei Teilen E18, zu dem er Figurenlisten und Handlungselemente vermerkt. Zum ersten Teil hält er folgende Figuren fest: Generalsekretär, die Dame, die Mädchenhändler und Schminke. Der zweite Teil soll Anna und den Chef zeigen. Hierzu notiert Horváth ebenfalls wieder eine Figurenliste mit Frau Kohn, Frau Oberst, Alfred, Valentin, dem „Spiesser“, der Mutter und dem Mädchenhändler. Zum dritten Teil vermerkt er, ähnlich wie in E16, den Mädchenhändler, den zweiten Mädchenhändler, den Sekretär, den Präsidenten, Schminke, Valentin und Anna. Zuletzt dürfte er E19 eingetragen haben, in dem er einen fragmentarischen dreiteiligen Strukturplan mit der Abfolge „Palmen“, „Die Stadt“ vermerkt. Der dritte Teil bleibt unbetitelt (vgl. E4). H8 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 6–9 4 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E20 = Bühnenskizze mit Werktitel „Die Mädchenhändler“ (Bl. 6, oben) TS1 = fragm. Fassung in 3 Akten (Bl. 6–9; Korrekturschicht) E21 = Figurenliste (Bl. 7, mittig) Druck von TS1 in: KW 16, S. 35–38.

Auf den Bl. 6–9 der Mappe BS 65 arbeitet Horváth eine erste, fast durchgängige Fassung des Werkprojekts Die Mädchenhändler in drei Akten aus (vgl. E11 und E13). Die Position der vorliegenden Blätter innerhalb der genetischen Reihe ist unsicher, vermutlich dürften die darauf befindlichen Entwürfe und Textstufen jedoch eher in einem frühen Werkstadium entstanden sein. Zunächst notiert Horváth auf Bl. 6 oben eine Bühnenskizze unter dem Werktitel „Die Mädchenhändler“, die ein großstädtisches Ambiente evoziert (vgl. K2/TS1, wo das Geschehen in der „Hauptstadt“ angesiedelt wird; vgl. auch E10). Auf Bl. 7 mittig trägt der Autor die Figurenliste E21 ein, die folgende Figuren umfasst: die Mädchenhändler, der Delegierte, die beiden Huren, Anna Weber und Valentin. Sowohl Schminke als auch die Eltern der Anna Weber werden erwähnt, aber mit Fragezeichen versehen bzw. überhaupt wieder gestrichen. Die Figurenliste fügt sich in die Textstufe TS1, die von E21 kurz unterbrochen, dann aber auf Bl. 8 weiter fortgeführt wird.

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WP6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress

TS1 schließlich beginnt mit einem Dialog zwischen Valentin und einem Lakaien (vgl. E4 und E9, sowie E11 und E12). In einem nachträglich eingefügten Dialogteil fragt Valentin den Lakaien, ob er im Dienst nicht reden dürfe und erfährt, dass er immer nur ein Wort sagen dürfe. Dieser Abschnitt ist in den folgenden, früher entstandenen Dialogtext kaum integrierbar, da sich der Lakai darin als durchaus gesprächig erweist. Im ersten Teil des Dialogs geht es darum, dass Valentin nachfragt, was denn hier „los“ sei, worauf der Lakaie erwidert, dass hier die „internationale Tagung zur internationalen Bekämpfung des internationalen Mädchenhandels“ stattfinde. Valentin bemerkt dazu: „Das ist eine schwierige Sache.“ Und setzt fort: „Eine grosse Sache. Eine schöne Sache.“ Zuletzt bekennt Valentin, derzeit keine Stelle zu haben, und bewundert die Uniform des Lakaien, der es gut habe, denn er verdiene etwas. Der Lakaie beteuert, dass seine Uniform schön, sein Anzug aber „zerrissen“ sei. Damit endet die erste Szene des ersten Aktes. In der nur angedeuteten Fortsetzung taucht eine Gruppe von Konferenzteilnehmern auf. Schminke „protestiert“ und Valentin „gibt ihm recht“. Daraufhin fragt Schminke, wer Valentin eigentlich sei und vermutet, dass er kein Konferenzteilnehmer sei. Als Valentin das eingesteht, fordert ihn Schminke auf, doch weiterzukommen, also wegzugehen. In der Fortsetzung auf Bl. 7 bemerkt ein Teilnehmer, er habe die Herren „bereits hierher bestellt“. In der Folge wird ein „Marquis Castelmiava“ erwähnt, der im übrigen Material zu dem Werkprojekt nicht mehr auftaucht. Wahrscheinlich ist damit ein Mädchenhändler bezeichnet. Die Teilnehmer beschließen, dass nur einer von ihnen mit „ihm“ sprechen solle. Die Ausarbeitung wird an dieser Stelle von E21 unterbrochen. Auf Bl. 8 folgt der zweite Akt. Dieser setzt mit einer Reihe notierter Konfigurationen ein. Demnach sollen in dem Akt die Mädchenhändler, Anna Weber und „S.M.“, seine Majestät, der Präsident auftreten (vgl. E12 und E13). Die Händler beschließen gleich zu Beginn, Anna erzählen zu lassen (vgl. E2, E11 und E13). Diese bezeugt, sich als Stenotypistin in ihren Chef verliebt zu haben. Doch der habe eine andere, eine Blonde, kennen gelernt und da sei Anna mit den Worten „Deine Arbeitskraft lässt nach“ entlassen worden (vgl. E13). In der Folge taucht eine Frau Oberst (vgl. E12 und E13) auf, die behauptet, dass Anna ein Verhältnis habe, was die Frau Oberst nicht dulde. Anna entgegnet ihr, dass sie ihr die Liebe nicht verbieten könne, und klagt darüber, dass sie entlassen sei. Eine Figur namens Alfred, die man auch aus Rund um den Kongreß kennt und die offensichtlich der Vater ihres Kindes ist, rät ihr, das Kind abtreiben zu lassen. Er beteuert zwar, gerne ein Kind haben zu wollen, hat aber Vorbehalte. Anna bekräftigt, das Kind abtreiben zu wollen, doch nicht jetzt, weil sie Angst habe, davon zu sterben. In einer Variante zu diesem Handlungsverlauf taucht Valentin auf, der zunächst fast des Saales verwiesen wird, dann aber behauptet, Anna damals kennen gelernt zu haben. Damit endet der ausgearbeitete Teil des zweiten Aktes. Horváth notiert darunter noch zwei Einträge, die besagen, dass Anna zunächst zu einem „Spiesser“ (vgl. Rund um den Kongreß, in WA 1) kommen solle, der ihr aber immer auf den Bauch haue, weil sie schwanger ist. Zuletzt kommt sie zu ihrer Mutter, bei der sie ihr Kind gebärt. Sie bestätigt dies, und Valentin sagt aus, ihr nur eine Schokolade bezahlt zu haben. Der Eintrag „Eine kleine Erfrischung“ am Fuße von Bl. 8 dürfte darauf hinweisen, dass die Kongressteilnehmer in der Folge eine Erfrischung einnehmen. Der dritte Akt ist auf Bl. 9 ausgearbeitet. Hier taucht zunächst ein Mädchenhändler auf, der sich Anna nähert und sie unterbricht. Er behauptet „viel gutes“ für sie getan zu haben und fordert sie auf: „Für das Kind geh ins Bordell.“ Diese Wendung

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nimmt Mariannes Gang ins Etablissement Maxim in Geschichten aus dem Wiener Wald vorweg. Anna ist damit einverstanden. Der Delegierte wünscht ihr „eine recht gute Reise“, denn sie soll mit dem Schiff wegfahren, vermutlich nach Südamerika wie das Fräulein in Ein Fräulein wird verkauft. Schminke mengt sich ein und behauptet, dass das alles „auf der wirtschaftlichen Lage basier[e]“ und dass der Kongress alles „verfälsch[e]“. Der Präsident dankt Anna in der Folge für ihre Aussage und meint, man müsse bei der Religion ansetzen. Valentin spricht in der Zwischenzeit mit Anna und behauptet, eine Stelle als Stenotypistin für sie zu haben: „Und dann könnten wir heiraten.“ Mit der Szenenanweisung „(Tanz)“ endet der Akt, der ähnlich wie Rund um den Kongreß eine positive Wendung für das in Rede stehende Fräulein bringt. Der Handlungsverlauf von TS1 liegt so noch sehr nahe an der Posse, was für eine frühe genetische Platzierung spricht. In der weiteren Entwicklung des Werkprojekts hat sich Horváth stärker von deren Handlungsverlauf emanzipiert.

Konzeption 2: Von Kongress zu Kongress – Lustspiel in zwei Teilen H1 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 17 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Konfigurationsplan mit Werktitel „Die Mädchenhändler“ mit einer Dialogskizze (oben) E2 = fragm. Konfigurationsplan (unten links) E3 = Strukturplan in 3 Teilen mit Konfigurationsplänen (unten rechts)

Mit dem vorliegenden Blatt, das materiell den vorhergehenden entspricht, vollzieht sich dennoch ein konzeptioneller Schnitt im Werkprojekt Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress. Charakteristisch für die mit E1–E3 einsetzende Neuausrichtung des Werkprojekts ist die Aufwertung der Figur Schminke, die in vielen der folgenden Entwürfe eine zentrale Rolle spielt, nicht zuletzt dadurch, dass er nun Annas Mann ist (vgl. etwa E1, E6 und E7). Symptomatisch zeigt sich dies vor allem in Konfigurationsplänen zum ersten Bild oder ersten Teil, in denen Schminke mit immer anderen Figuren genannt wird. So etwa im vorliegenden Konfigurationsplan von E1, der die Figuren Schminke, Sekretär und Valentin vorsieht, oder in jenem von E2, in dem der Generalsekretär, Anna und Schminke genannt werden. Alle erwähnten Figuren bilden seit K1/E3 Konstanten des Figureninventars des Werkprojekts Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress und bleiben dies auch bis zu den letzten Entwürfen. Zu E1 notiert Horváth auch eine Dialogskizze zwischen Schminke und Valentin. Darin wirft Valentin Schminke vor, dass er ein schlechtes „Personengedächtnis“ habe, da er sich nicht mehr an ihn erinnere. Dieses Motiv findet sich in ähnlicher Form in Rund um den Kongreß und Ein Fräulein wird verkauft (vgl. WA 1 und WA 3). Aus dem weiteren Dialogverlauf wird klar, dass Valentin einmal Schminkes „Rivale“ war: „Ich liebte Ihre Frau.“ Allerdings habe es nicht einmal sie selbst erfahren. Schminke und seine Frau sind getrennt, wie der weitere Dialog erkennen lässt. Auf Valentins Nachfrage nach dem Grund für die Trennung, reagiert Schminke abweisend: „Wer sind Sie, dass Sie mich hier so ausfragen?“ In E3 skizziert Horváth einen dreiteiligen Strukturplan und notiert dazu Konfigurationspläne und inhaltliche Elemente. Für den ersten Teil sieht er, wie in E1, Schminke und den Sekretär vor. Im zweiten Teil sollen Anna, eine „alte Hur“, ein oder mehrere Händler und der Generalsekretär auftreten. Zum dritten Teil schließlich

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WP6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress

notiert Horváth den Titel „Der Kongress“ und den inhaltlichen Hinweis „Anna erzählt ihre Geschichte“ (vgl. K1/E2, E11, E13 und TS1). Ein hierzu ebenfalls notierter „(Lautsprecher)“ ist in diesem Zusammenhang nicht evident, taucht aber auch in späteren Entwürfen immer wieder auf (vgl. E9, E19–E22, E27 und E39). Die Strukturgrößen des vorliegenden Werkprojekts variieren in der Folge zwischen zwei Teilen, drei und sieben Bildern, wobei Horváth in einem Großteil der Strukturpläne jene in zwei Teilen präferiert. H2 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 19 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E4 = Strukturplan in 2 Teilen mit Konfigurationsplänen und Notizen (oben) E5 = Konfigurationsplan mit Titel „Der Kongress“ (unten)

Das vorliegende Blatt entspricht materiell den vorhergehenden (vgl. den Kommentar zu K1/E9 und E10). Auf dem oberen und mittleren Teil des Blattes notiert Horváth einen Strukturplan in zwei Teilen E4, der die Teiltitel „Der Kongress“ und „Das Festbankett“ aufweist. Zum ersten Teil hatte Horváth zunächst einen Konfigurationsplan notiert, der die Figuren Präsident, Sekretär, Anna und Schminke umfasste. Diesen streicht er aber wieder und trägt rechts daneben einen neuen Konfigurationsplan ein, der (ähnlich wie E3) die Figuren Schminke, Generalsekretär, Anna, alte Hur und Händler vorsieht. An neuen Figuren vermerkt Horváth einen „Kunden“ und „Luki“, wobei nicht ganz klar ist, um wen es sich dabei handelt; möglicherweise um einen Mädchenhändler. Alle sollen sich auf einem „Balkon“ befinden, vermutlich auf dem Balkon des Kongresssaales. Der „Balkon“ wird zu einem fixen Lokus von K2 und findet sich in einer Reihe weiterer Entwürfe (vgl. den Kommentar zu E8). Ähnlich wie in K1/E2, E11, E13 und TS1/Bl. 8 notiert Horváth „Anna Weber erzählt“. An inhaltlichen Elementen ihrer Erzählung vermerkt der Autor: „Das Kind“, „Der Mann will kein Kind“, „Der Chef“, „Die Abtreibung“ und „Die Mutter“. Damit ist ein narrativer Bogen der Geschehnisse rund um Anna Weber gegeben, wie er sich in ähnlicher Form auch in der fragmentarischen Textstufe TS1 von Konzeption 1 findet. Zum zweiten Teil von E4 hatte Horváth zunächst den Titel „Das Bankett“ notiert und dazu die inhaltlichen Elemente „Lakaien (decken den Tisch)“ (vgl. die Lakaien in K1/E11, E12 und TS1/Bl. 6f.) und „Die Kongressteilnehmer (kommen)“ festgehalten. Außerdem vermerkt er dazu die Konfiguration „Generalsekretär – Schminke“. Diesen ganzen Eintrag streicht Horváth jedoch wieder und trägt darunter den neuen zweiten Teil ein. Dieser trägt, wie erwähnt, den Titel „Das Festbankett“. Auch hier sollen wieder „Lakaien“ den Tisch decken. Von Anna heißt es, dass sie das Kind bereits habe. Valentin tritt auf und versichert, dass er es sich jetzt doch „überlegt“ habe. Anna solle zu ihm „zurück kommen“. Daraufhin dankt der Präsident den Mädchenhändlern, die diese Wiedervereinigung möglich gemacht hätten. Anders als in E1 ist Valentin in E4 also wirklich der (gewesene) Geliebte Annas. Schminke hat hier keinen Part als Annas Gefährte. Stattdessen nimmt das Stück einen positiven Verlauf, indem Anna und Valentin wieder zusammenkommen und gemeinsam ihr Kind großziehen wollen. Von der scheinbar glücklichen Wendung her erinnert dieser Handlungsverlauf an die Posse Rund um den Kongreß, wo das Fräulein schließlich aus den Fängen des Mädchenhändlers Alfred befreit und von Ferdinand neuerlich geehelicht wird. Der Konfigurationsplan E5 trägt den Titel „Der Kongress“, was dem ersten Teil von E4 entspricht, weshalb es sich vermutlich um keinen Werktitel, sondern nur um einen

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Teiltitel handelt (vgl. anders E12). An Konfigurationen nennt Horváth neuerlich Schminke und den Generalsekretär, sowie Huren, einen Kunden, Herren, eine „alte Hur“, Anna, Luki und (einen oder mehrere) Händler (vgl. E4). H3 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 13 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E6 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Die Mädchenhändler“ mit Konfigurationsplänen und Notizen (oben links) E7 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Von Kongress zu Kongress / Komödie in sieben Bildern“ mit Notizen (oben rechts) E8 = Szenenanweisung zum I. Teil „Ein Transparent: Kongress“ mit Werktitel „Die Mädchenhändler / Komödie in zwei Teilen“ (unten)

Das vorliegende Blatt ist materiell mit den vorhergehenden identisch (vgl. den Kommentar zu K1/E9 und E10). Allerdings unterscheiden sich die folgenden Entwürfe von den vorhergehenden durch die Verwendung der Gattungsbezeichnung Komödie und durch die strukturelle Größe. Zunächst notiert Horváth auf dem vorliegenden Blatt zwei Strukturpläne in sieben Bildern, die sich in vielen Punkten entsprechen. Mit der Einteilung in sieben Bildern greift Horváth zu einer in seinem Werk sehr häufigen Strukturgröße. Die folgenden Strukturpläne variieren jedoch sehr stark in der Makrostruktur. So verwendet Horváth darin mitunter eine Gliederung in zwei Teilen mit darunter liegender Bilderstruktur (vgl. etwa E9 und E16), gelegentlich jedoch auch eine einfache Bilderstruktur (vgl. etwa E11). Auch die Zahl der Bilder in den einzelnen Teilen variiert stark, sodass davon auszugehen ist, dass das Stück für Horváth zu diesem Zeitpunkt noch keinen festen Rahmen und keinen festen Handlungsverlauf hatte. In E6 notiert der Autor zunächst einen Konfigurationsplan zum ersten Bild, der die Figuren Schminke, Sekretär und Anna umfasst. Dann überschreibt er diesen mit „Kongressende“. Es folgen die Bilder „Schminke – Anna“, „Schminke – Anna – Abtreibung“, „Anna und Schminke (im Gefängnis)“, „Anna im Gefängnis: die herbeizitierte Mutter“, „Anna bei der alten Hur. – Der Generalsekretär“ und „Der Kongress“. Damit wählt Horváth eine zyklische Form, die mit dem Kongress beginnt und endet. Statt Valentin (wie in K1/TS1) ist hier Schminke Annas Mann (vgl. K2/E1). Eine „Abtreibung“ spielt nur für kurze Zeit eine Rolle in dem Werkprojekt. In späteren Entwürfen will Anna das Kind alleine durchbringen. Doch auch in E6 und in dem ähnlichen Entwurf E7 scheint die Abtreibung nicht zu gelingen, denn Anna schließt einen „Pakt wegen dem Kinde“, was nichts anderes heißen dürfte, als dass sie sich prostituiert, um das Kind aufziehen zu können. Damit ist eine inhaltliche Parallele zu Die Schönheit aus der Schellingstrasse bzw. Geschichten aus dem Wiener Wald gegeben (vgl. WA 3). Was aus Schminke wird, ist unklar. Er unternimmt einen „Selbstmordversuch“, der aber nicht zu gelingen scheint. Dennoch wird er in den Bildern V–VII nicht mehr genannt. E7 ist zu E6 strukturell analog, trägt aber den Titel „Von Kongress zu Kongress“, in dem die zyklische Struktur auch im Titel abgebildet ist. Der Titelwechsel bei faktisch gleichbleibendem Bildergehalt belegt, wie wenig der Titel zum Zeitpunkt der hier gefertigten Entwürfe noch feststand. Mit E8 greift Horváth zumindest nominell zu einer Struktur in zwei Teilen, wie der Untertitel erkennen lässt, sowie zum ursprünglichen Titel des Werkprojekts „Die Mädchenhändler“. Erstmals und zum letzten Mal ist hier und in E7 von einer „Komödie“ die Rede; in der Folge verwendet Horváth den Gattungsbegriff Lustspiel. Bei E8 handelt es sich darüber hinaus um eine Szenenanweisung zum ersten Bild mit dem

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WP6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress

Titel „Ein Transparent“. Diese lautet: „Rechts oben ein Balkon, dahinter ein erleuchteter Saal“. Ein Balkon spielt auch in Geschichten aus dem Wiener Wald eine wichtige Rolle. Der Zauberkönig erscheint auf einem solchen, als er seine Sockenhalter sucht und spricht von dort, solcherart hierarchisch erhöht, zu seiner Tochter Marianne, die sich (zunächst) auf ebener Erde befindet (vgl. WA 3/K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 13 und 17). Ein „Balkon“ spielt in späteren Entwürfen zu Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress immer wieder eine Rolle (vgl. etwa E9, E14, E15, E17 und E19 sowie die Bühnenskizzen E18, E22 und E37), dasselbe gilt für das hier erstmals genannte „Transparent“ (vgl. auch E30, E32 und TS1). H4 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 22 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E9 = Strukturplan in 2 Teilen unter dem Titel „Die Mädchenhändler / Lustspiel in zwei Teilen von Ödön Horváth“ (links) E10 = Werktitel „Von Kongress zu Kongress / Lustspiel in zwei Teilen von Ödön Horváth“ (rechts oben)

In E9 trägt Horváth den Titel „Die Mädchenhändler“ ein, während er in E10 alternativ dazu neuerlich den Titel „Von Kongress zu Kongress“ notiert (vgl. auch E6 und E7), was bedeutet, dass er immer noch zwischen beiden Titeln schwankte. Außerdem ist in beiden Entwürfen als Gattungsbezeichnung „Lustspiel“ notiert, was – mit Ausnahme des gestrichenen Eintrags in K1/E11 – erstmalig erfolgt, im weiteren Verlauf aber die Genrezuweisung des Werkprojekts Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress bleibt und damit K2 konstituiert. Zunächst hatte der Autor in E9 einen Konfigurationsplan notiert, der an vergleichbare Pläne in E1–E6 erinnert. In allen diesen Konfigurationsplänen spielt Schminke im ersten Bild eine wichtige Rolle. Er ist darin jedoch mit unterschiedlichen Figuren kombiniert. Im vorliegenden Entwurf E9 werden neben ihm der Generalsekretär und „Herren auf dem Balkon“ erwähnt (vgl. den Kommentar zu E8). Horváth streicht jedoch diesen Konfigurationsplan wieder und arbeitet darunter einen Strukturplan in drei Bildern zum ersten Teil und in einem Bild zum zweiten Teil aus. In diesem möglicherweise fragmentarischen Strukturplan greift Horváth also, nach E6 und E7, in denen sieben Bilder vorlagen, zu einer Struktur in zwei Teilen, wie sie auch im Werktitel von E8 erwähnt ist. Im ersten Bild soll Anna Weber vom Generalsekretär, dessen Sekretärin sie war, entlassen werden, nachdem sie nicht bereit ist, „Überstunden aus Idealismus“ zu leisten (vgl. K1/TS1/Bl. 8). Das zweite Bild spielt auf einer „Strasse vor dem Palaste, in dem die Konferenz tagt“ und das dritte „[b]ei der alten Hur“. Hierzu ist neuerlich ein „Lautsprecher“ erwähnt (vgl. E3) sowie die Konfiguration „Händler – Generalsekretär“, was vermuten lässt, dass Anna wieder einem Mädchenhändler in die Hände fällt. Für den zweiten Teil ist einzig das Bild „Das Bankett“ erwähnt, das an E4 („Festbankett“) erinnert. H5 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 20 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E11 = Strukturplan in 4 Bildern mit Konfigurationsplänen

Wie in E4, E5 und E7 lautet das erste Bild von E11 „Der Kongress“, dem folgen „Annas Mutter“ (gestrichen), „Alte Hur – (Annas Kind)“ und „Das Bankett“ (vgl. E4 und E9). Ein Strukturzeichen nach dem dritten Bild lässt vermuten, dass „Das Bankett“ den zweiten Teil bildet (vgl. ebd.). Die Konfigurationspläne zu den Bildern 1 bis 3 führen

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den Präsidenten, den Sekretär, Anna, Schminke, Annas Mutter, die „alte Hur“, den Händler und den Generalsekretär und evozieren damit jene von E4 und E5, hinter die sie jedoch teils zurückfallen. Möglicherweise ist E11 auch vor diesen entstanden. Die Nennung des Banketts im zweiten Teil lässt aber Gegenteiliges vermuten. H6 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 24 (= WP5/K/H3) 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E12 = fragm. Strukturplan mit Werktitel „Der Kongress / Lustspiel in zwei Teilen“ (links oben) E13 = Figurenliste (rechts oben und mittig) E14 = Strukturplan in 2 Bildern mit Konfigurationsplänen und einer Replik (links unten) E15 = fragm. Strukturplan in 1 Bild zum ersten Teil mit Konfigurationsplänen und Notizen (rechts unten)

„Der Kongress“ wird in E12 als einziges Mal als Werktitel verwendet, während er bisher nur als Titel des ersten Bildes bzw. Teiles eingesetzt wurde (vgl. E4, E5, E7 und E11). In E12 wird die Nummer des ersten Bildes mit keinem Bildtitel mehr ergänzt. In E13 arbeitet Horváth eine Figurenliste aus, die folgende Figuren umfasst: der Generalsekretär, der Präsident, der Chef, der Kardinal, der Vertreter des Staates (sie alle werden als „Mitglieder des Kongresses“ bezeichnet), weiters Schminke, Huren, eine alte Hure, Valentin, Anna Weber, die Mutter und die Händler: Kastner, Adi und Reichardt. Damit orientiert sich Horváth wieder stärker am Figureninventar von E4 (vgl. den Kommentar dort). Kastner spielt als Alfred Kastner im Roman Sechsunddreißig Stunden / Herr Reithofer wird selbstlos bzw. Der ewige Spießer eine wichtige Rolle (vgl. WA 14). Mit Reichardt ist eine Figur genannt, die auch in frühen Entwürfen des parallel entstehenden Werkprojekts Ein Wochenendspiel, einer Vorstufe des Volksstücks Italienische Nacht, eine Rolle spielt (vgl. WA 2). Kastner taucht in E17–E19, Adi in E19 wieder auf. Ob Horváth zuerst E14 oder E15 eingetragen hat, lässt sich nicht definitiv entscheiden. In E14 skizziert er einen Strukturplan in zwei Bildern, der die Bildtitel „Vor dem Schilde“ und „Auf dem Balkon“ umfasst und damit motivische Aspekte nennt, die für die folgenden Entwürfe von K2 wichtig bleiben (vgl. etwa E9, E17 und die Bühnenskizzen E18, E22 und E37; sowie auch E16 und E19). Auch die Konfigurationspläne zu diesem Teil weisen in diese Richtung; hier werden Schminke, der Generalsekretär und Huren genannt. Ein Soldat äußert gegenüber einer Hure eine Replik, die mit jener in E11 fast identisch ist. Auf dem „Balkon“ sollen Konferenzteilnehmer, eine Hure und Anna Weber stehen. Auch in E15 ist ein erstes Bild „Vor dem Schilde“ eingetragen. Die dazu notierten Konfigurationen entsprechen größtenteils E14. Auch zu diesem Entwurf vermerkt Horváth die Konferenzteilnehmer auf dem Balkon. Auf der linken Seite des Blattes ist ein Strukturplan zu dem Werkprojekt Professoren und Studenten eingetragen (vgl. WP5/K/E6). H7 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 23 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E16 = gestrichener Konfigurationsplan zum ersten Bild „Vor dem Schild“ des ersten Teiles mit Werktitel „Die Mädchenhändler / Lustspiel in zwei Teilen von Ödön Horváth“ (links oben) E17 = Konfigurationsplan zum ersten Bild „Ein Balkon“ des ersten Teiles (rechts oben) E18 = Konfigurationsplan und Bühnenskizze zum ersten Teil und Bildtitel zum zweiten Teil (links unten) E19 = fragm. Strukturplan in 2 Teilen mit Konfigurationsplänen (rechts unten)

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WP6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress

Die vorliegenden Entwürfe verzeichnen alle einen ersten Teil, in E16, E18 und E19 ist noch ein zweiter erwähnt. Weiterhin gilt also als Makrostruktur die auch im Titel von E16 genannte Struktur in zwei Teilen. Inhaltlich variieren die Strukturpläne jedoch auffallend, was darauf hindeutet, dass das Werkprojekt für Horváth noch sehr wenig ausgereift und relativ variabel war. Der gestrichene Konfigurationsplan E16 nennt Schminke in verschiedenen Konfigurationen, einmal mit dem Generalsekretär, einmal mit Huren, zweimal ohne zweite Figur (vgl. auch E1–E6, E11, E14 und E15). Außerdem wird als Titel des ersten Bildes „Vor dem Schilde“ angeführt, der seit E14 und E15 gegeben ist. Ähnlich gelagert ist der nicht gestrichene Konfigurationsplan E17, der jedoch auf dem „Balkon“ (vgl. den Kommentar zu E8) spielt und überdies einen Kunden, Luki und „Händler (Kastner)“ nennt und damit doch wesentlich über die vorhergehenden Konfigurationspläne bzw. Figurenlisten hinausgeht (vgl. die Kommentare zu E4 und E13). Im Konfigurationsplan E18 zum ersten Teil ist überdies Anna Weber genannt. Der zweite Teil lautet dort „Das Bankett“ (vgl. E4, E9 und E11). Dies nimmt E19 wieder auf, während die Bilderfolge des ersten Teiles „Vor dem Schilde“, „Bordell“ und „Unter dem Balkon“ lautet. Den Balkon kann man auch in der Bühnenskizze zum ersten Teil von E18 deutlich erkennen. An Figuren ergänzen die Konfigurationspläne von E19 Valentin und den bereits in E13 genannten Adi. Auch der „Lautsprecher“ wird hier wieder erwähnt, und zwar wie eine Figur. H8 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 25 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E20 = Strukturplan in 4 Bildern mit Konfigurationsplänen, Notizen und Repliken (links oben und mittig) E21 = gestrichener fragm. Strukturplan in 1 Bild mit Konfigurationsplänen (rechts mittig) E22 = Strukturplan in 3 Bildern mit einer Replik und einer Bühnenskizze (rechts und links unten)

Die Entwürfe auf dem vorliegenden Blatt weisen neuerlich eine große Variationsbreite auf, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass das Werkprojekt zu diesem Zeitpunkt für Horváth noch wenig ausgereift war. In E20 fertigt der Autor einen Strukturplan in vier Bildern, die die Titel „Vor dem Schilde“, „Auf dem Balkon“, „Bordell“ und „Das Bankett“ tragen. Der Autor schließt damit deutlich an E19 an, der mit Ausnahme der Reihenfolge der Bilder identisch ist. Zu den einzelnen Bildern entwirft Horváth auch Konfigurationspläne, die im ersten Bild Schminke, den Generalsekretär, Huren und einen Soldaten umfassen, im zweiten Bild (einen) Konferenzteilnehmer, eine Hure, Anna Weber und einen Händler und im dritten Bild einen Händler, eine „Alte Hure“, Anna Weber und den Generalsekretär. In Klammern ist zweimal der „Lautsprecher“ vermerkt, wobei nach wie vor nicht ganz klar ist, was es damit auf sich hat. Zum vierten Bild, dem „Bankett“, ist keine Konfiguration notiert. Mehr Aufschluss über die einzelnen Bilder geben ein paar Repliken, die Horváth festhält. So soll Schminke im ersten Bild sagen: „Ich weiss zum Beispiel gegenwärtig einen Fall: sie heisst Anna Weber. Sie wird Prostituierte, unfehlbar.“ Das im Titel des ersten Bildes genannte „Schild“ bezieht sich wohl auf den Kongress zur Bekämpfung des Mädchenhandels (vgl. auch E14–E16 und E19). Ein Soldat sagt aus: „Wir haben einen schweren Dienst gehabt. Wir haben präsentieren müssen, wie die Fahne hochgegangen ist.“ Im zweiten Bild soll Anna Weber von einem Herrn Dottori verfolgt werden, der ihr „10 Mark“ verspricht. In E21 hält Horváth einen Konfigurationsplan zum ersten Bild fest, den er allerdings wieder streicht. Hier wird der Lautsprecher erwähnt, der erstmals für das erste

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Chronologisches Verzeichnis

Bild genannt wird, weiters die „alte Hur“, Anna Weber und schließlich ein Händler. Ergänzt wird dieser Konfigurationsplan durch eine Bühnenskizze, auf der deutlich der Balkon erkennbar ist und ein Transparent o.ä. mit der Aufschrift „234. Internationaler Kongress zur internat.[ionalen] Bekämpfung des internationalen Mädchenhandels“. In E22 notiert der Autor neuerlich einen Strukturplan, dieses Mal in drei Bildern: „Vor dem Schilde. Balkon“, „Lautsprecher“ und „Das Bankett“. Damit sind gewissermaßen die ersten beiden Bilder von E20 zusammengezogen worden. Der in E20 alternativ zum Bild „Bordell“ genannte „Lautsprecher“ mutiert hier zum alleinigen Titel des zweiten Bildes. Zuletzt wird das bereits mehrfach an letzter Stelle genannte „Bankett“ erwähnt (vgl. E4, E9, E11 und E18–E20). H9 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 18 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E23 = Konfigurationsplan zum 1. Bild des I. Teiles „Vor dem Schilde“ (oben) E24 = gestrichener Konfigurationsplan zum I. Bild „Der Kongress“ mit Werktitel „Von Kongress zu Kongress / Lustspiel von Ödön Horváth“ (mittig) E25 = Strukturplan in 6 Bildern zum ersten Teil mit Konfigurationsplänen (links unten) E26 = Strukturplan in 2 Teilen mit Konfigurationsplänen (rechts unten)

Die Entwürfe des vorliegenden Blattes sind wieder äußerst inhomogen, ein Beleg dafür, dass das Werkprojekt Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress für Horváth zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht sehr ausgereift war. Dies ist ein generelles Merkmal des Materials zu dem Dramenprojekt. Es bleibt bis zuletzt äußerst unausgereift und fragmentarisch. Der in E23 notierte Konfigurationsplan enthält Schminke, den Generalsekretär, Huren und einen Kunden und schließt damit an vorhergehende Entwürfe an (vgl. etwa E16, E17 und E20). In E24 hält Horváth erneut den Werktitel „Von Kongress zu Kongress / Lustspiel von Ödön Horváth“ fest (vgl. E7 und E10), der von diesem Zeitpunkt an – mit Ausnahme von E35 – der definitive Titel des Werkprojekts bleibt. Unter dem Werktitel notiert Horváth in E24 einen Konfigurationsplan zum ersten Bild „Der Kongress“ (vgl. E4, E5, E7 und E11). Darin erwähnt er dieselben Figuren wie in E23, streicht diesen Eintrag aber wieder. Bemerkenswert sind die beiden Strukturpläne E25 und E26, sowohl aufgrund ihrer Ähnlichkeiten, als auch aufgrund ihrer Unterschiede. Beide Male notiert der Autor zum ersten Teil sechs Bilder, die teils als Konfigurationen realisiert sind. In E25 lauten sie: „Der Chef (Sekretär) – Anna“, „Schminke – Valentin / Valentin – Anna“, „Anna – die Mutter“, „Anna – die Abtreibung“, „Anna im Gefängnis“ und „Anna und die alte Hur“. In E26 variiert Horváth zum ersten Bild „Der Sekretär der Konferenz. / Anna, seine Sekretärin / Anna – Valentin“, das zweite Bild bleibt gleich. Die Abfolge der folgenden Bilder verändert der Autor gegenüber E25. Auf die vorgezogene „Abtreibung“, folgt nun das „Gefängnis“, während erst das fünfte Bild „Anna die Mutter“ lautet; das siebte bleibt wie in E25 „Anna und die alte Hur“. E26 ist auch noch um einen zweiten Teil erweitert, der als einziges Bild „Das Bankett“ umfasst (vgl. E4, E9, E11, E18–E20 und E22). H10 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 15, 16 2 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E27 = Strukturplan in 3 Bildern zum ersten Teil und in 1 Bild zum zweiten Teil mit Werktitel „Von Kongress zu Kongress / Lustspiel in zwei Teilen von Ödön Horváth“ mit einer Dialogskizze, Repliken und Konfigurationsplänen

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WP6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress

Der Strukturplan E27 erstreckt sich über die beiden Bl. 15 und 16. Er umfasst im ersten Teil die Bilder „Der Kongress“ (vgl. E4, E5, E7, E11 und E24), „Schminke – Valentin“, „Der Lautsprecher“ (vgl. E21 und E22) und im zweiten Teil das Bild „Das Bankett“ (vgl. E4, E9, E11, E18–E20, E22 und E26). Zum zweiten Bild notiert Horváth auch die Figuren Anna, Mutter und „alte Hur“. Von Anna heißt es, dass sie ins Wasser will. Zum dritten Bild hält der Autor folgende Figuren fest: Alte Hur, das Kind, Händler, Anna und Generalsekretär. Die Dialogskizze zum ersten Bild von E27 enthält eine Ansprache des Präsidenten (vgl. E11), der den „27. internationale[n] Kongress zur internationalen Bekämpfung des internationalen Mädchenhandels“ beschließt (vgl. das „Kongressende“ in E6). Während alle abgehen, entspinnt sich ein Dialog zwischen dem Sekretär und dem Schreibmaschinenfräulein. Das Fräulein will nach Hause, der Sekretär meint aber, dass noch „wichtige Sachen zu schreiben“ seien, die noch „heute an die Presse“ müssten. Das Fräulein entgegnet jedoch, dass sie nicht so lange aufbleiben dürfe, weil sie schwanger sei, worauf sie vom Sekretär entlassen wird (vgl. K1/TS1/Bl. 8 und K2/E9). Zuletzt taucht Schminke auf, zu dem der Sekretär sagt, dass es ihm „ausserordentlich leid“ tue, dass er ihn nicht „empfangen konnte“. Damit bricht die Ausarbeitung ab, ohne dass Horváth jedoch ein abschließendes Strukturzeichen gesetzt hätte. Möglicherweise gab es zu E27 noch eine Fortsetzung. Wahrscheinlich schließt jedoch an die Dialogskizze direkt der weitere Verlauf von E27 auf Bl. 16 an. H11 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarze Tinte E28 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Von Kongress zu Kongress“ mit Konfigurationsplänen (links oben) E29 = Strukturplan in 4 Bildern mit Konfigurationsplänen (unten) E30 = Konfigurationspläne mit Repliken und Szenenanweisung zum I. Bild „Der Transparent“ (rechts oben)

Auch die vorliegenden Entwürfe zeigen neuerlich, wie unausgereift das Werkprojekt Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress nach wie vor ist. Alle drei Entwürfe sind unterschiedlich geartet. Während in E28 noch sieben Bilder geplant sind, von denen aber nur fünf erkennbar ausgearbeitet werden, liegen in E29 nur vier Bilder vor, die teils Bildtitel erhalten, teils nur durch Konfigurationen präzisiert sind. In E28 sollen zunächst Schminke und Anna (Schminke) auftreten – Annas Familiennamen streicht Horváth wieder –, im zweiten Bild stehen sich Anna und der Chef gegenüber, im dritten Bild Anna und ihre Mutter, im vierten Bild Anna und die „alte Hur“ (hier ist auch von einer „Abtreiberin“ die Rede), weiters der Händler und der Generalsekretär, im fünften Bild schließlich soll wieder ein „Bankett“ stattfinden; das sechste und siebte Bild bleiben unausgearbeitet. Damit liegt E28 deutlich in der Nähe von E25 und E26. Dasselbe gilt im Wesentlichen auch für den Strukturplan E29, der aber doch etwas anders gelagert ist. Wie in E20 liegen hier nur vier Bilder oder Teile vor. Das erste Bild lautet „Der Kongress“ (vgl. E4, E5, E7, E11, E24 und E27), das zweite zeigt Anna bei der Mutter bzw. mit einer „Abtreiberin“ und der „alte[n] Hur“, für das dritte Bild sind die „alte Hur“, der Händler und der Sekretär geplant und für das vierte, das den Titel „Bankett“ trägt (vgl. E4, E9, E11, E18–E20, E22, E26 und E27), sind Lakaien, der Sekretär, Anna und ein Händler vorgesehen. In E30 skizziert Horváth eine Reihe von Konfigurationsplänen zum ersten Bild, das

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Chronologisches Verzeichnis

hier den Titel „Der Transparent“ tragen soll (vgl. E8 und E32). Zu diesem Bild notiert der Autor eine Szenenanweisung, in der wieder ein „Balkon“ erwähnt ist (vgl. etwa E9, E14, E15 und E17 sowie die Bühnenskizzen E18, E22 und E37) und die „Hauptstadt“, in der die Handlung angesiedelt ist (vgl. auch TS1). An Figuren nennt der Konfigurationsplan Schminke, den Sekretär und Valentin, der bekräftigt: „Meine Braut ist nämlich eine Nutte“, was sich wahrscheinlich auf Anna bezieht, die damit bereits zu Beginn der Handlung Prostituierte wäre. T1 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 30 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), blaues Farbband, hs. Eintragungen mit Bleistift und mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) TS1 = fragm. Fassung des ersten Teiles mit Werktitel „Von Kongress zu Kongress / Lustspiel“ (Korrekturschicht)

Bei TS1 handelt es sich um das einzige maschinenschriftliche Blatt und gleichzeitig um das einzige Dokument des Versuches einer vollständigen Ausarbeitung eines Textteils des Werkprojekts Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress. Die Szenenanweisung gleicht zu Beginn jener von E8 und E30, indem der „Barockbalkon“, die offenen „Türe[n] und Fenster aus einem erleuchteten Saal“ und die Hauptstadt erwähnt werden. Das ebenfalls genannte „Cafehaus“ kommt in keinem der früheren Entwürfe vor, ebensowenig wie die „Wendeltreppe“, das „Sofa“, der „eisern[e] Waschtisch“ und der „gross[e] Spiegel“. Die Figuren des Fragments sind mit Ausnahme von Schminke in keinem der Entwürfe genannt. Der Kellner spielt im 2. und 4. Bild der Posse Rund um den Kongreß eine Rolle (vgl. WA 1). Die Szenenanweisung bzw. das Setting des ersten Teiles sind elaborierter als jene der Posse. Besonders auffällig ist das Grammophon, auf dem die Träumerei von Schumann läuft. Dieses Stück spielt Oskar im ersten Bild der Hofrat-Konzeption von Geschichten aus dem Wiener Wald (vgl. WA 3/K3/TS1/Bl. 7). Ab Konzeption 4 des Volksstücks leitet dieses Musikstück die Aktplastik „Die Jagd nach dem Glück“ ein (vgl. zuletzt ebd./K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 95). In der Posse Rund um den Kongreß wird die Träumerei nicht gespielt. Das Fragment TS1 enthält wenig tatsächliche Handlung. Der Kellner hat wenig zu tun, zwei Herren spielen Schach, auf dem Sofa liegt eine Frau, ein Herr liest Zeitungen und Schminke „sitzt an einem Tische und schreibt“, während „aus dem Saale“ „Applaus und Bravorufe“ ertönen. Eine Frau versichert: „Die ganze Stadt ist beflaggt. Als hätten wir einen Krieg gewonnen. Einen grossen Krieg.“ Die Beflaggung der Stadt im Rahmen des internationalen Kongresses zur Bekämpfung des Mädchenhandels spielt auch in der Posse Rund um den Kongreß eine wichtige Rolle (vgl. WA 1). H12 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 3 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E31 = Konfigurationsplan zum I. Bild „Kongressende“ des ersten Teiles mit Werktitel „Von Kongress zu Kongress / Lustspiel von Ödön Horváth“ (oben) E32 = Dialogskizze zum I. Bild „Transparent“ (mittig)

Entscheidend für die Einordnung des vorliegenden Blattes waren die Begriffe „Kongressende“ (vgl. E6 und E29, dort „Ende des Kongresses“) und „Transparent“ (E8, E30 und TS1). Der Konfigurationsplan E31 zum ersten Bild, das hier „Kongressende“ lautet, umfasst den Sekretär, Anna (die Sekretärin) und Valentin, der hier den zunächst

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WP6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress

notierten Schminke ersetzt. In der Dialogskizze E32 unterhalten sich der Sekretär und ein Journalist über den Kongress, der hier jedoch erst in der Zukunft stattfindet, was E31 zu widersprechen scheint. Der Sekretär versichert darin, dass der Kongress „grossartig“ zu werden verspreche und dass „62 Staaten vertreten“ seien. Dies verweist zurück auf Entwürfe, in denen die Internationalität des Kongresses hervorgehoben wird (vgl. K1/E11, E12, K2/E22 und E27). H13 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) TS2 = Prosaskizze mit Titel „Anna Weber wird zur Dirne“ (oben; Korrekturschicht) E33 = Strukturplan in 3 Teilen (mittig) E34 = Konfigurationsplan, Dialogskizze und Notizen zum 1. Teil (unten)

Der Titel „Anna Weber wird zur Dirne“ der Prosaskizze TS2 ist symptomatisch für die Form der weiblichen Abstiegsgeschichte, die Horváth vor allem in den drei großen Volksstücken vorexerzierte. Anna ist zunächst Sekretärin. Als sie schwanger wird, wird sie entlassen (vgl. K1/TS1/Bl. 8, K2/E9 und E27). Ihr Mann überredet sie zur Abtreibung, doch die „alte Paumgartner“ – die „Abtreiberin“, vgl. E28 und E29 – wird genauso verhaftet wie Anna und ihr Mann. Annas Mutter wird „herbeizitier[t]“ (vgl. E6 und E7), und Anna unternimmt im Gefängnis einen Selbstmordversuch (vgl. ebd.). Das Kind kommt schließlich doch zur Welt. Die zuletzt notierten Einträge: „Die alte Dirne“, „Die Händler“ und „Der Sekretär“ deuten darauf hin, dass Anna in der Prostitution bzw. im Mädchenhandel landet, um ihr Kind durchbringen zu können. Der Strukturplan E33 umfasst die drei Teile: „Freiwillig“, „Wegen dem Kinde“ und „Der Mann, der kein Kind haben wollte“. Er umkreist damit die in TS2 skizzierte Handlung. Zuletzt notiert Horváth in E34 einen Konfigurationsplan, Notizen und eine Dialogskizze zum ersten Teil. Anna soll hier Schminke heißen (vgl. E28, wo ihr Familienname gestrichen wird). Eine Notiz lässt erkennen, dass sich Schminke und Anna „trennen“, weil sie ein Kind möchte, er aber nicht. Anna besteht darauf, dass sie das Kind auch alleine durchbringen könne, weil sie eine „Stellung“ habe und etwas „verdiene“. Dann wird sie jedoch von ihrem Chef wegen ihrer Schwangerschaft entlassen (vgl. K1/TS1/Bl. 8, K2/E9, E27 und TS1). Daraufhin kommt sie zur Mutter und unternimmt einen Selbstmordversuch. Zuletzt notiert Horváth „Abtreibung“ und „alte Hur“, sowie „Händler“ und „Generalsekretär“, wobei in dem Fall nicht ganz klar wird, ob die Abtreibung gelingt. Jedenfalls dürfte Anna einem Mädchenhändler in die Hände fallen und vor dem Kongress landen. Die Prosaskizze TS2 hatte einen ähnlichen Handlungsverlauf skizziert. H14 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 26 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E35 = fragm. Strukturplan in 3 Teilen mit Werktitel „Das Kind“ mit Konfigurationsplänen zum I. und II. Teil sowie Notizen und Dialogskizzen

E35 ist schwer in die Chronologie zu integrieren. Der Titel „Das Kind“ kommt bereits in K1/E6 vor, in dem er allerdings wieder gestrichen wurde; außerdem weisen die beiden Strukturpläne sonst keine weiteren Parallelen auf. Der Werktitel legt den Fokus stärker auf das „Kind“, das Anna Weber bekommt, statt auf den Mädchenhandel oder

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Chronologisches Verzeichnis

den Kongress zur Bekämpfung desselben. Dass es sich dabei um ein getrenntes Werkprojekt handelt, ist eher auszuschließen, zumal dazu auch keine weiteren Entwürfe vorliegen und der vorliegende E35 inhaltlich und formal doch sehr eng mit den vorhergehenden Entwürfen zu dem Werkprojekt Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress verknüpft ist. Der Titel des ersten Teiles lautet im Unterschied zu früheren Entwürfen statt „Vor dem Schilde“ lediglich „Schild“ (vgl. etwa E14, E15 und E19). Der notierte Konfigurationsplan zum ersten Teil erinnert an etliche frühere (vgl. etwa E17, E20 und E23). Der Hinweis zu den „Huren“ „Anna Weber, die neue“ lässt annehmen, dass Anna gleich zu Beginn des geplanten Stückes Prostituierte werden soll (vgl. E30). Dass sie gegenüber Schminke versichert, es „[f]reiwillig“ geworden zu sein, verweist zurück auf den Strukturplan E33, in dem der erste Teil so lautet. Im zweiten Teil soll ein „Bankett“ stattfinden, eine Konstante der Entwürfe von K2 (vgl. etwa E4, E9, E11, E18–E20, E22, E26, E27 und E29). In diesem zweiten Teil soll Anna wieder ihre Geschichte erzählen (vgl. etwa K1/TS1/Bl. 8); weil sie schwanger wurde, hat sie ihren Beruf verloren. Ihr Mann, der hier wieder Valentin heißt, wollte kein Kind, weshalb sich Anna von ihm getrennt hat. Als sie dann aber auch noch ihren Job verlor, wollte sie das Kind selbst abtreiben lassen. Der Präsident des Kongresses kommentiert dies mit: „Abtreiben darf man nicht. Aus religiösen und staatlichen Gründen.“ Damit endet die Ausarbeitung. Ein dritter Teil ist zwar nominell noch erwähnt, wird aber nicht mehr ausgeführt. H15 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 14 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E36 = Strukturplan in 3 Teilen mit Werktitel „Von Kongress zu Kongress / Lustspiel“ mit Konfigurationsplänen (links) E37 = Bühnenskizze zum I. Teil mit Titel „Kongress zum Schutze der Mutter“ (rechts)

H16 = ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 21 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte TS3 = fragm. Fassung mit Werktitel „Von Kongress zu Kongress. Lustspiel in zwei Teilen von Ödön Horváth“ (oben; Grundschicht) E38 = Strukturplan in 2 Teilen mit Konfigurationsplänen und Notizen (mittig links) E39 = Strukturplan in 4 Teilen mit Konfigurationsplänen und Notizen (unten) E40 = Replik zur Figur „Bordellbesitzer aus Kairo“ (mittig rechts)

Die beiden Blätter H15 und H16 verbindet das Konzept, zumindest zwei verschiedene Kongresse auf die Bühne zu bringen, was den Titel „Von Kongress zu Kongress“ erklärt, der in K2 allmählich zum definitiven Werktitel wurde. Diese Möglichkeit ist wohlgemerkt auch bei anderen Entwürfen, in denen der stattfindende Kongress nicht näher definiert wird, nicht auszuschließen. In E36, einem Strukturplan in drei Teilen, soll zunächst ein „Mutterschutzkongress“, dann ein „Kongress zum Schutz des Kindes“ und zuletzt ein „Mädchenhandelskongress“ stattfinden. Die Bühnenskizze E37 zum ersten Teil, dem „Kongress zum Schutze der Mutter“, enthält wichtige Ingredienzien des Stückes bisher: das „Schild“, ein „Fenster“ und einen „Balkon“ (vgl. etwa E8 und TS1). In TS3 ist wieder von einem Lustspiel in zwei Teilen die Rede (vgl. die drei Teile in E36), was die dominierende Strukturgröße von K2 darstellt. In der Fassung zum „Mutterschaftskongress“ verkündet der Sekretär, dass ersterer äußerst erfolgreich beendet wurde. Anna ist hier noch Stenotypistin und muss Überstunden machen, die ihr der

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WP7: Die Arbeitslosen

Sekretär mit den Worten zu erklären versucht, „dass es da auch ideale Forderungen gibt“. Der Strukturplan E38 zum ersten Teil umfasst zwei Bilder: „Der Mutterschaftskongress“ und „Schminke – Valentin“ und schließt damit an E36 und TS3 an. Im ersten Bild soll Anna entlassen werden, im zweiten Bild wird sie von Valentin verlassen. Der darunter eingetragene Strukturplan E39 ergänzt diese zwei Teile um zwei weitere: „Mutter – Anna“ und „Alte Hur (Lautsprecher) – Anna – die Händler“. Damit greift Horváth wieder die in früheren Entwürfen skizzierte Handlungsfolge auf, wonach Anna zuerst zu ihrer Mutter kommen und dann in die Prostitution abgleiten soll. Das vorliegende Blatt steht am Ende der fragmentarischen Entwürfe und Textstufen zu dem Werkprojekt Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress (WP6). Ein Teil der Motive und Ideen ist in das Volksstück Geschichten aus dem Wiener Wald, vor allem in dessen Vorarbeit Ein Fräulein wird verkauft, aber auch in K1, Die Schönheit aus der Schellingstrasse, eingegangen (vgl. WA 3).

WP7: Die Arbeitslosen Die Entwürfe zu dem Werkprojekt Die Arbeitslosen befinden sich alle in Notizbuch Nr. 6, das Horváth nachweislich von September bis Dezember 1929 auf seiner Reise zur Weltausstellung in Barcelona verwendet hat. In dem Notizbuch sind zahlreiche Entwürfe zum Roman Der ewige Spießer (1930) enthalten, genau genommen zu dessen K3 Herr Reithofer wird selbstlos (vgl. WA 14), und zu dem Hörspiel Eines jungen Mannes Tag / Ein Tag eines Mannes (vgl. WA 17). Außerdem enthält es Entwürfe und Textstufen zu Wochenend am Staffelsee / Die Eishokeyleut / Das Propagandaspiel, einer Vorarbeit zu Ein Wochenendspiel (1930), das selbst wiederum eine Vorstufe zu dem Volksstück Italienische Nacht (1931) darstellt (vgl. WA 2), sowie Entwürfe zu den Dramenprojekten Unsere Universität (WP8), Der Berufsspieler (WP9), Geburt der Internationale (WP10) und zu dem vorliegenden Dramenprojekt Die Arbeitslosen (WP7). Da die Entwürfe zu diesem Werkprojekt teilweise verkehrt im Notizbuch notiert sind (vgl. H4) und sich durch materielle Eigenheiten (Bleistift statt schwarzblauer Tinte) von den zunächst eingetragenen Entwürfen unterscheiden, kann man davon ausgehen, dass sie erst relativ spät entstanden sind. Vermutlich hat Horváth zunächst die Entwürfe in schwarzblauer Tinte (E1–E3) im Kontext der Entwürfe zum Roman Der ewige Spießer eingetragen, dann erst jene mit Bleistift (E4–E6). Für Letztere hat er frei gebliebene Seiten und Teile von Seiten benutzt. Für das Dramenprojekt Die Arbeitslosen kann man deshalb als Entstehungszeit September bis Dezember 1929 annehmen.

Konzeption: Die Arbeitslosen – Volksstück H1 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 30v (= WP8/K/H2, WP10/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), schwarze Tinte E1 = Werkverzeichnis Druck in: WA 14/K3/E24, S. 348f.

Das vorliegende Werkverzeichnis befindet sich wie alle Entwürfe zu dem Dramenprojekt Die Arbeitslosen in Notizbuch Nr. 6 (vgl. den einführenden Kommentar zu WP7).

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Chronologisches Verzeichnis

Es versammelt jedoch keine abgeschlossenen, sondern erst in Arbeit bzw. Planung befindliche Werkprojekte. Der Autor verzeichnet darin folgende Titel: „Herr Reithofer wird selbstlos. / Roman“, „Herr Kobler wird Paneuropäer. / Roman“, „Fräulein Pollinger wird sinnlich / Novellen“, „Unsere Universität“ (vgl. WP8/K/E2), „Die Eishokeyleut“ (vgl. WA 2/IN/VA/E7), „Geburt der Internationale“ (vgl. WP10/K/E1) und zuletzt „Die Arbeitslosen“. Die ersten drei Titel werden von Horváth schließlich im Laufe des Jahres 1930 zu dem Roman Der ewige Spießer fusioniert. Bei den vier zuletzt genannten Titeln handelt es sich allesamt um erst im Frühstadium befindlichen Dramenprojekte, die über dieses nicht hinausgelangen und deren Entwürfe sich sämtlich im Notizbuch Nr. 6 befinden. Der zu den Genesen der Werkprojekte Professoren und Studenten bzw. Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress gehörige Entwurf WP5/K/E3 bzw. WP6/K1/E2 könnte auch als erster Entwurf des vorliegenden Dramenprojekts Die Arbeitslosen gewertet werden. Dort notiert Horváth unter dem Titel „Die Selbstmörder“ Anna Weber, die Hauptfigur von Die Mädchenhändler, einen Studenten und zuletzt einen Arbeitslosen. Von ihm heißt es, dass er „nichtmehr will“. Aufgrund der Singularität dieses Entwurfs wurde jedoch von einer neuerlichen Nennung desselben im Rahmen des Werkprojekts Die Arbeitslosen verzichtet. Es wäre aber möglich, dass in ihm die Keimzelle des vorliegenden Dramenprojekts zu sehen ist. H2 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 31v (= WP8/K/H3) 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), schwarze Tinte E2 = Werkverzeichnis Druck in: WA 14/K3/E26, S. 352f.

Das vorliegende Werkverzeichnis befindet sich wie alle Entwürfe zu dem Dramenprojekt Die Arbeitslosen in Notizbuch Nr. 6 (vgl. den einführenden Kommentar zu WP7). Es versammelt, wie so oft bei Horváth, abgeschlossene und erst in Arbeit bzw. Planung befindliche Werkprojekte. Zunächst notiert der Autor „Volksstück, Historie, Posse“, womit er wohl auf die bereits fertiggestellten Volksstücke Revolte auf Côte 3018 bzw. Die Bergbahn (1927), die Historie Sladek (1928/29) und die Posse Rund um den Kongreß (1929) anspielt. Darunter verzeichnet der Autor folgende Titel von erst in Arbeit bzw. Planung befindlichen Werken: „Herr Reithofer wird selbstlos. / Roman“, „Herr Kobler wird Paneuropäer. / Roman“, „Unsere Universität“ und „Die Arbeitslosen“ (vgl. auch den Kommentar zu E1). H3 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 37v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), schwarzblaue Tinte E3 = Werkverzeichnis Druck in: WA 14/K3/E35, S. 366f.

In dem vorliegenden Werkverzeichnis versammelt Horváth neuerlich (vgl. E1 und E2) bereits in Arbeit und erst in Planung befindliche Werkprojekte. Zunächst notiert er die späteren Teile 2 und 3 des Romans Der ewige Spießer, den er jedoch erst im Laufe des Jahres 1930 aus den hier genannten zwei Teilen „Herr Kobler wird Paneuropäer“ und „Herr Reithofer wird selbstlos“ (plus dem dritten: „Fräulein Pollinger wird prak-

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WP7: Die Arbeitslosen

tisch“) kompiliert. Darunter notiert Horváth die Titel „Die Eschendorfer Arbeitslosen. / Volksstück“, „Die Eishokeyleut. / Das Propagandaspiel / Ein Lustspiel“ und „Grossmütterleins Redoute“ (vgl. WP10/K/E1 und den Kommentar dazu). Dabei handelt sich in allen drei Fällen um erst im Frühstadium befindliche Werkprojekte. Der Titel „Die Arbeitslosen“ ist erstmals zu „Die Eschendorfer Arbeitslosen“ erweitert, in der Folge wird er von Horváth wieder zu „Die Arbeitslosen“ verkürzt. H4 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 13 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), Bleistift, roter Buntstift E4 = Figurenliste mit Werktitel „Die Arbeitslosen / Volksstück“ Druck in: WA 14/K3/E11, S. 316f.

Das vorliegende Blatt befindet sich in Notizbuch Nr. 6, das Horváth nachweislich von September bis Dezember 1929 auf seiner Reise zur Weltausstellung in Barcelona verwendet hat (vgl. den einführenden Kommentar zu WP7). Das Schreibmaterial (Bleistift, roter Buntstift) und der verkehrte Eintrag im Notizbuch lassen vermuten, dass der Entwurf erst nach erfolgter Füllung des Notizbuches in der einen Schreibrichtung eingetragen wurde. Ähnliches dürfte für die folgenden beiden Entwürfe (E5 und E6) gelten. Während die Entwürfe E1–E3 allesamt Werkverzeichnisse darstellen und nur den Werktitel „Die Arbeitslosen“ bzw. „Die Eschendorfer Arbeitslosen“ enthalten, hat man es bei E4–E6 mit substanzielleren Entwürfen zu tun, die bereits in die eigentliche Genese des Dramenprojekts führen. Bei E4 handelt es sich um eine Figurenliste mit dem Werktitel „Die Arbeitslosen“ und der Gattungsbezeichnung „Volksstück“. Nachdem Horváth mit Revolte auf Côte 3018 bzw. Die Bergbahn (1927) sein erstes Volksstück fertiggestellt hatte, versuchte er sich immer wieder in dem Genre, das für sein Werk und seine literarhistorische Bedeutung so entscheidend werden wird. Die Figurenliste E4 sieht folgende dramatis personae für das Volksstück Die Arbeitslosen vor: Regierungsrat Otte, dessen Sohn (Student), einen Direktor, dessen Tochter, einen zweiten Regierungsrat, einen Richter, Arbeiter, Verbrecher, einen Junglehrer, einen Mann aus der Zentrale und Gendarmen. Wie so oft versucht sich Horváth an einer guten sozialen Durchmischung seines Personals, das sowohl Figuren aus höheren Bildungsschichten und Berufen als auch solche aus sozial niederen enthält. Auf dem Blatt ist auch ein Entwurf zu dem Romanprojekt Herr Reithofer wird selbstlos / Der ewige Spießer eingetragen, wonach eine Figur in einem „Bordell“ sagen soll, dass alle „Europäer“ eine „gemeinsame Note“ hätten (vgl. WA 14/K3/E11). Der Entwurf zum Spießer war vermutlich zunächst vereinzelt auf der Doppelseite gestanden, bevor Horváth E4 eingetragen hat. H5 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 12v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), Bleistift E5 = Strukturplan in 3 Akten

Alle Entwürfe zu dem Werkprojekt Die Arbeitslosen / Die Eschendorfer Arbeitslosen befinden sich im Notizbuch Nr. 6 (ÖLA 3/W 363; vgl. den einführenden Kommentar zu WP7). Der vorliegende Strukturplan E5 dürfte erst nach E4 eingetragen worden

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Chronologisches Verzeichnis

sein, ist mit diesem aber durch das Schreibmaterial Bleistift verbunden. Beide Entwürfe hat Horváth verkehrt in das Notizbuch geschrieben, vermutlich, weil sich auf ÖLA 3/W 363, Bl. 13 bereits der Entwurf WA 14/K3/E11 zu Herr Reithofer wird selbstlos befand. Dreht man das Notizbuch um, befindet sich Bl. 13 auf der linken Seite, die Horváth deshalb vermutlich zuerst beschrieben hat. Er versieht Entwürfe auch oft mit der Nennung des Titels, der auf Bl. 12v fehlt. Oft notiert er auch Figurenlisten, chronologisch betrachtet, vor Strukturplänen. Bei E5 handelt es sich um einen Strukturplan in drei Akten, der die Abfolge vorsieht: „Aussperrung“, „Arbeitslosigkeit“ und „Protestdemonstration gegen die Erschiessung des Müller“, der „auf der Flucht erschossen“ worden sei. Wie in vielen Werkprojekten der späten 1920er-Jahre und frühen 1930er-Jahre nimmt sich Horváth damit zentraler Topoi der Literatur der Weimarer Republik an: der hohen Arbeitslosigkeit, der Gewalt und den politischen Unruhen. H6 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 24v (= WP8/K/H5) 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), Bleistift E6 = Strukturplan in 3 Akten mit Werktitel „Die Arbeitslosen. / Volksstück.“ (unten)

Auch der vorliegende Entwurf befindet sich im Notizbuch Nr. 6 (vgl. einführenden den Kommentar zu WP7). Da er wenige Seiten auf E5 folgt, ist davon auszugehen, dass es sich bei den mit römischen Zahlen benannten Abschnitten des mit „Die Arbeitslosen. Volksstück“ betitelten Strukturplans um Akte handelt. Diese lauten in E6: „Die Arbeitslosen. (Der Junglehrer)“, „Der Regierungsrat“ und „Schluss“. Sie weichen wesentlich von E5 ab, beziehen sich aber deutlich auf die Figurenliste E4. Möglicherweise ist E6 auch vor E4 und E5 entstanden. Die Arbeit an dem Werkprojekt endet jedenfalls nach diesen drei Entwürfen.

WP8: Unsere Universität Auch die Entwürfe zu dem Dramenprojekt Unsere Universität finden sich allesamt im Notizbuch Nr. 6 (vgl. den einführenden Kommentar zu WP7). Da Horváth dieses Notizbuch zwischen September und Dezember 1929 verwendet hat, kann die Entstehungszeit auch der Entwürfe zu dem Werkprojekt Unsere Universität auf diese Zeit datiert werden. Da ein Teil der Entwürfe ähnlich wie bei dem Werkprojekt Die Arbeitslosen (WP7) mit Bleistift eingetragen wurden, ist davon auszugehen, dass diese Entwürfe später als die zumeist in Werkverzeichnissen eingetragenen Werktitel-Entwürfe notiert wurden. Ein unmittelbarer Bezug des Werkprojekts Unsere Universität dürfte zu dem Projekt Professoren und Studenten (WP5) vorliegen, das jedoch zeitlich etwas früher, also Mitte 1929, anzusetzen ist (vgl. auch dort, insbesondere die Kommentare zu WP5/K/E4–E6).

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WP8: Unsere Universität

Konzeption: Unsere Universität – Ein bürgerliches Lust- und Trauerspiel H1 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 25v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Figurenliste mit Werktitel „Unsere Universität / Ein bürgerliches Lust- und Trauerspiel.“ (oben) Druck in: WA 2/IN/VA/E5, S. 242f.

Der vorliegende Entwurf E1 ist im Notizbuch Nr. 6 eingetragen (vgl. den einführenden Kommentar zu WP8). In E1 sind folgende Figuren aufgelistet: Dr. Gumbel (vgl. dazu das Vorwort zu diesem Band, S. 6f.), einige Studenten und ein proletarischer Student. Mit E5 erstellt Horváth eine völlig andere Figurenliste, in E7, einer weiteren Figurenliste, nimmt er eine Synthese der Figuren von E1 und E5 vor, die er jedoch um etliche neue erweitert (vgl. die gesonderten Kommentare zu E5 und E7). H2 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 30v (= WP7/K/H1, WP10/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), schwarzblaue Tinte E2 = Werkverzeichnis Druck in: WA 14/K3/E24, S. 348f.

Auch das Werkverzeichnis E2 ist wie alle Entwürfe zu dem Werkprojekt Unsere Universität im Notizbuch Nr. 6 eingetragen (vgl. den einführenden Kommentar zu WP8). E2 vereint, wie so oft bei Horváth, in Arbeit bzw. erst in Planung befindliche Werkprojekte. Zunächst nennt er die Titel der Romanprojekte „Herr Reithofer wird selbstlos“ und „Herr Kobler wird Paneuropäer“, die zu diesem Zeitpunkt noch getrennte Werkprojekte darstellen und erst im Laufe des Jahres 1930 von Horváth zum gemeinsamen Romanprojekt Der ewige Spießer kompiliert werden. Als dritter ist der Titel eines geplanten „Novellen“-Bandes „Fräulein Pollinger wird sinnlich“ genannt. Auch dieses Erzählprojekt wird unter dem Titel „Fräulein Pollinger wird praktisch“ in den Ewigen Spießer eingehen (vgl. WA 14). Davon etwas abgetrennt nennt Horváth die Dramentitel „Unsere Universität“, „Geburt der Internationale“ (vgl. WP10/K/E1) und „Die Arbeitslosen“ (vgl. WP7/K/E1). Der Werktitel „Unsere Universität“ findet noch in zwei weiteren Werkverzeichnissen Erwähnung, bevor die Werkgenese mit E5 erst so richtig einsetzt (vgl. E3 und E4). H3 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 31v (= WP7/K/H2) 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), schwarzblaue Tinte E3 = Werkverzeichnis Druck in: WA 14/K3/E26, S. 352f.

Auch das Werkverzeichnis E3 ist wie alle Entwürfe zu dem Werkprojekt Unsere Universität im Notizbuch Nr. 6 eingetragen (vgl. den einführenden Kommentar zu WP8). In dem vorliegenden Entwurf nennt Horváth zunächst „Volksstück, Historie und Posse“, womit er sich wohl auf die Bergbahn, Sladek und Rund um den Kongreß bezieht (vgl. auch den Kommentar zu WP7/K/E2). Wie in E2 erwähnt er die Titel der beiden zu diesem Zeitpunkt noch getrennten Romanprojekte „Herr Reithofer wird

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Chronologisches Verzeichnis

selbstlos“ und „Herr Kobler wird Paneuropäer“, die erst im Laufe des Jahres 1930 zu dem Roman Der ewige Spießer verbunden werden (vgl. WA 14). Darunter nennt Horváth die Titel der Dramenprojekte „Unsere Universität“ und „Die Arbeitslosen“ (vgl. WP7/K/E2). H4 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 34v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), schwarzblaue Tinte E4 = Werkverzeichnis (unten) Druck in: WA 14/K3/E30–E31, S. 360f.

Auch das Werkverzeichnis E4 ist wie alle Entwürfe zu dem Werkprojekt Unsere Universität im Notizbuch Nr. 6 eingetragen (vgl. den einführenden Kommentar zu WP8). Wie in E3 nennt Horváth die Titel „Herr Kobler wird Paneuropäer“, „Herr Reithofer wird selbstlos“ und „Volksstück, Historie, Posse“ (vgl. den Kommentar zu E3). Darunter notiert er die Titel der Dramenprojekte „Unsere Universität“ und „Die Eishokeyleut“ (vgl. WA 2/IN/VA/E8). Der Titel „Zahlreiche Leute“ verweist vermutlich auf einen Novellenband, den Horváth plante (vgl. WA 14/K3/E25, E27 und E28). H5 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 24v (= WP7/K/H6) 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), Bleistift E5 = Figurenliste mit Werktitel „Unsere Universität. / 7 Bilder.“ (oben)

Wie alle Entwürfe zu dem Werkprojekt Unsere Universität ist auch der vorliegende im Notizbuch Nr. 6 eingetragen, allerdings ist er mit Bleistift notiert, was eine spätere Entstehung als E1–E4 vermuten lässt (vgl. den einführenden Kommentar zu WP8). Der vorliegende Entwurf E5 ist mit dem Werktitel „Unsere Universität. / 7 Bilder“ überschrieben. Tatsächlich findet sich in keinem der überlieferten Entwürfe eine Struktur in sieben Bildern, wohl aber welche in drei und zwei Bildern, die allerdings fragmentarisch sein könnten (vgl. E6 und E8). Die vorliegende Figurenliste umfasst folgende Figuren: Karlheini (vgl. die Figur des Heiner im Werkprojekt Professoren und Studenten, WP5/E4–E6), seine Hauswirtin (vgl. die Figur der „Mutter Lemke“ ebd.), deren Sohn und deren Tochter. Diese Figuren tauchen auch in den folgenden Entwürfen wieder auf (vgl. E6–E8). Auf dem unteren Teil des Blattes ist ein Strukturplan zu dem Werkprojekt Die Arbeitslosen eingetragen (vgl. WP7/K/E6). H6 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 26v, 27 (vgl. WP9/K/H1) 2 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), Bleistift E6 = Strukturplan in 3 Bildern mit Werktitel „Unsere Universität“, einer Notiz und einer Dialogskizze (Bl. 26v, Bl. 27 unten)

Der vorliegende Entwurf E6 ist ebenfalls im Notizbuch Nr. 6 und mit Bleistift eingetragen (vgl. den einführenden Kommentar zu WP8 sowie jenen zu E5). In E6 skizziert Horváth einen Strukturplan in drei Bildern. Der Werktitel „Unsere Universität“ ist mit dem Zusatz „Karlheins Weg zum Proletariat“ versehen, der als eine Art Untertitel oder inhaltliche Erläuterung aufgefasst werden kann. Das erste Bild spielt bei der „Wirtin“ des Studenten Karlheini (vgl. E5). Zu diesem Bild notiert Horváth auch eine

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WP8: Unsere Universität

kurze Dialogskizze, in der die Wirtin ihre Tochter und ihren Sohn (vgl. ebd.) darüber informiert, dass und an wen sie das Zimmer vermietet habe: „Student.“ Das zweite Bild spielt „Auf der Universität“, und zum dritten Bild ist notiert: „Karlheini tut bei der Technischen Nothilfe nicht mit.“ (vgl. E7 und E8) Die „Technische Nothilfe“ war eine Freiwilligenorganisation, die vor allem zur Bekämpfung von Streiks in als lebenswichtig eingestuften Betrieben eingesetzt wurde. Später war sie mit dem allgemeinen Katastrophenschutz, dem zivilen Luftschutz und dem Freiwilligenarbeitsdienst betraut (vgl. auch den Kommentar zu WP5/K/E6). Auf Bl. 27 oben ist der einzige Entwurf zu dem Dramenprojekt Der Berufsspieler eingetragen (vgl. WP9/ K/E1). H7 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 27v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), Bleistift E7 = Figurenliste mit Werktitel „Unsere Universität“ und Notizen

Auch E7 ist im Notizbuch Nr. 6 mit Bleistift eingetragen (vgl. den einführenden Kommentar zu WP8 und jenen zu E5). Die Figurenliste E7 stellt eine Synthese jener von E1 und E5 dar. Folgende Figuren finden Erwähnung: „Noll, sein Schulfreund von der Mittelschule her“, „Karlheini, der sehr stolz tut“, „Wirtin“, „Tochter“, „Sohn“, „Koofmich, Tochters Bräutigam“, „Professor“, „Frau Professor Wally“, „Vater Karlheinis“, „Dr. Gumbel“ und „Corpstudenten“. Zum Vater Karlheinis ist noch notiert: „reaktionär“, „liebender Vater“ und „sein Freund“, wobei nicht ganz sicher ist, ob sich das auf den Vater oder auf den „Professor“ bezieht, mit dem dieser Eintrag durch einen Pfeil verbunden ist. Wahrscheinlich ist jedoch der Professor der Freund des Vaters Karlheinis. Zu den „Corpstudenten“ vermerkt Horváth neuerlich die „Technische Nothilfe“ (vgl. den Kommentar zu E6). In einer Notiz erwähnt der Autor auch ein „Stipendium“, von dem es in einer gestrichenen Eintragung heißt, dass Karlheini es annehme, weshalb es zu einem „Krach“ mit dem Professor komme. H8 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 28v, 29 2 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), Bleistift E8 = Strukturplan in 2 Bildern mit Werktitel „Unsere Universität“ mit einer Dialogskizze, Konfigurationsplänen, Notizen und Repliken (Bl. 28v, Bl. 29 unten) Druck (teilweise) in: WA 14/K3/E20, S. 344f.

Auch der vorliegende Strukturplan E8 ist im Notizbuch Nr. 6 mit Bleistift eingetragen (vgl. den einführenden Kommentar zu WP8 und jenen zu E5). Zunächst hat Horváth einen Strukturplan in drei Bildern notiert, dann jedoch das dritte Bild gestrichen. Die Bilderfolge lautet „Das Zimmer“ und „Im Zimmer“. Wie in E6 ist zum ersten Bild eine Dialogskizze zwischen der Wirtin, ihrem Sohn und ihrer Tochter notiert, in der es um das Vermieten des Zimmers geht. In E8 fordert die Wirtin von ihrem Sohn, dass er sein Kissen hergeben solle. Auch der in der Figurenliste E7 genannte Koofmich, der Bräutigam der Tochter, wird hier wieder erwähnt. Zu Karlheini, dem Studenten, ist die Replik notiert: „Ich bin der Enge des Vaterhauses entronnen.“ Zwei Konfigurationspläne sehen weitere Szenen zwischen Karlheini und der Tochter bzw. dem Sohn der Wirtin vor. Zum zweiten Bild „Im Zimmer“ notiert Horváth die „Zusammenkunft

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Chronologisches Verzeichnis

der Corpstudenten“, zur Tochter vermerkt er, dass sie die „Briefe von der Mutter Karlheinis“ lese. Zum dritten Bild war zunächst wieder „Die Technische Nothilfe“ notiert worden, diese streicht Horváth jedoch wieder und ergänzt einen Auftritt des Vaters (Karlheinis), der erklärt, dass er „pleite“ sei. Auf Bl. 29 oben sind Teile eines neunteiligen Strukturplans der pikaresken Reise Koblers im Roman Herr Kobler wird Paneuropäer, einer Vorstufe von Der ewige Spießer, notiert (vgl. WA 14/K3/E20). Mit dem vorliegenden Entwurf bricht die Ausarbeitung des Werkprojekts Unsere Universität ab.

WP9: Der Berufsspieler Konzeption: Der Berufsspieler – Lustspiel H1 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 27 (vgl. WP8/K/H6) 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), schwarze Tinte E1 = Strukturplan in 3 Bildern mit Werktitel „Der Berufsspieler. / Lustspiel“

Der vorliegende Entwurf E1 ist im Notizbuch Nr. 6 eingetragen (vgl. den einführenden Kommentar zu WP7) und ist umrahmt von einem Entwurf zu dem Werkprojekt Unsere Universität (WP8/K/E6), der wahrscheinlich später als E1 eingetragen wurde. Allerdings sind einige Entwürfe zu dem Werkprojekt Unsere Universität vor E1 eingetragen worden, weshalb dieses chronologisch vor Der Berufsspieler zu reihen ist. E1 ist der einzige Entwurf zu dem „Lustspiel“ Der Berufsspieler. In dem Entwurf skizziert Horváth einen Strukturplan in drei Bildern, obwohl er im Untertitel zunächst „6 Bilde[r]“ notiert hatte, dies aber wieder gestrichen hat. Die eingetragenen inhaltlichen Anmerkungen zu den Bildern lauten: „Als Amateur Weltruhm“, „Er lehnt das Berufsspielertum ab, obwohl er mit dem Geld furchtbar vielen helfen könnte. – Er hilft nicht“ und „Er wird im Kampfe besiegt.“ Damit ist ein ganzer Handlungsbogen beschrieben. Das vorliegende Blatt bleibt das einzige zu dem Dramenprojekt Der Berufsspieler.

WP10: Geburt der Internationale Konzeption: Geburt der Internationale H1 = ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 30v (= WP7/K/H1, WP8/K/H2) 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (169 × 109 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Werkverzeichnis Druck in: WA 14/K3/E24, S. 348f.

Der vorliegende Entwurf E1 ist im Notizbuch Nr. 6 eingetragen (vgl. den einführenden Kommentar zu WP7), in dem auch die zuvor gereihten Entwürfe zu den Werkprojekten Die Arbeitslosen (WP7), Unsere Universität (WP8) und Der Berufsspieler (WP9) eingetragen sind. Bei E1 handelt es sich um den einzigen Entwurf zu dem Werkprojekt

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WP11: Es lebe die Liebe!

Geburt der Internationale. Da der Titel dieses Werkprojekts in dem Werkverzeichnis umrahmt ist von Dramenprojekten – den Dramentiteln „Unsere Universität“ (vgl. WP8/K/E2), „Die Eishokeyleut“ (vgl. WA 2/IN/VA/E7) und „Die Arbeitslosen“ (WP7/K/E1) – ist anzunehmen, dass auch der Titel „Geburt der Internationale“ ein Dramenprojekt bezeichnet, auch wenn der Titel in dem Werkverzeichnis durch keine Gattungsbezeichnung spezifiziert ist. Am Kopf des Blattes hat Horváth die Werktitel „Herr Reithofer wird selbstlos. / Roman.“, „Herr Kobler wird Paneuropäer. / Roman“ und „Fräulein Pollinger wird sinnlich / Novellen.“ notiert. Es handelt sich dabei um drei Prosaprojekte, die Horváth in weiterer Folge zu dem Roman Der ewige Spießer kompilieren wird (vgl. WA 14 und den Kommentar zu WP8/K/E2 und E3 in diesem Band). Bei den ebenfalls im vorliegenden Notizbuch bzw. im Material zu Der ewige Spießer genannten Titeln „Zahlreiche Leute“ (vgl. WA 14/K3/E28 und E31) und „Grossmütterleins Redoute“ (WA 14/K3/E35; vgl. auch in diesem Band WP7/K/E3) dürfte es sich um Ideen zu einem Novellenband bzw. zu einem Kurzprosatext handeln, die aber beide nicht realisiert wurden (vgl. die Kommentare in WA 14, S. 894f. und 897).

WP11: Es lebe die Liebe! Konzeption: Es lebe die Liebe! H1 = ÖLA 3/W 278 – BS 3 c [1], Bl. 1 (= WP12/K/H1, WP13/K/H1) 1 Blatt hochkariertes Papier (221 × 142 mm), gerissen, schwarze Tinte E1 = Werkverzeichnis (oben) Druck in: WA 14/K4/E9, S. 702f.

Der Hauptanteil des vorliegenden Blattes betrifft das Volksstück Der dumme Hans, zu dem Horváth etwa um Mitte 1930 einige Entwürfe gefertigt hat (vgl. WP12). Der Roman Der ewige Spießer, den Horváth am Kopf des Blattes erwähnt, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschienen, aber bereits in der Kompilierungsphase (vgl. den Kommentar zu WP12/K/E1). Chronologisch gesehen etwa zeitgleich zu verorten sind die beiden einzigen Entwürfe, die Horváth zu den Volksstücken Es lebe die Liebe! (WP11) und Du wirst ihnen nicht entrinnen! (WP13) notiert. Diese sind bloße Werktitelnennungen und erfolgen in dem vorliegenden Werkverzeichnis E1, in dem Horváth „Fünf Volksstücke“ auflistet. Neben den genannten sind dies auch „Die Bergbahn“, „Der dumme Hans“ und „Ein Wochenendspiel“. Wie für ihn typisch vermischt Horváth in dem Werkverzeichnis fertiggestellte, bereits aufgeführte Stücke (Die Bergbahn; vgl. den Kommentar zu WP12/K/E1) mit in Arbeit befindlichen (Ein Wochenendspiel; K1–K3 zu Italienische Nacht) und mit bloßen Ideen für Stücke, wie im Falle der hier erstmals genannten Dramenprojekte „Es lebe die Liebe!“, „Der dumme Hans“ (vgl. WP12) und „Du wirst ihnen nicht entrinnen!“ (vgl. WP13). Diese sind aufgrund der Nennung in dem Werkverzeichnis in der erwähnten chronologischen Reihenfolge einzuordnen. Zuletzt notiert Horváth in dem Verzeichnis den Titel „Der Mittelstand“ mit der Gattungsbezeichnung „Roman“. Bei diesem Werkprojekt handelt es sich um ein Prosaprojekt von 1930 (vgl. WA 13/WP13), in dem sich Horváth systematisch der Untersuchung des genannten Gesellschaftsstandes widmen wollte, der für sein Werk zentral ist. Das Werkprojekt ist jedoch äußerst fragmentarisch geblieben und über einige wenige Entwürfe und Textstufen nicht hinausgekommen.

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Chronologisches Verzeichnis

Bei dem Werkprojekt Es lebe die Liebe! könnte es sich um eine Vorstufe oder eine gattungsmäßige Adaption des etwa zeitgleich entstandenen Hörspiels Stunde der Liebe 1930 handeln. Es finden sich jedoch keine belastbaren Anhaltspunkte für diese Vermutung. Die Thematik der Liebe hat Horváth immer wieder beschäftigt, vorbildhaft in den vier großen Volksstücken, aber auch in der Kurz- und Langprosa (vgl. etwa Geschichte einer kleinen Liebe, WA 13/ET2, Das Fräulein wird bekehrt, ebd./ET16, Herr Reithofer wird selbstlos und Der ewige Spießer, WA 14).

WP12: Der dumme Hans Konzeption: Der dumme Hans – Volksstück H1 = ÖLA 3/W 278 – BS 3 c [1], Bl. 1 (= WP11/K/H1, WP13/K/H1) 1 Blatt hochkariertes Papier (221 × 142 mm), gerissen, schwarze Tinte E1 = Werkverzeichnis (oben) E2 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Der dumme Hans / Volksstück“ und Notizen (links mittig) E3 = fragm. Strukturplan in 4 Bildern (rechts mittig) E4 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Der dumme Hans / Volksstück“ und Notizen (unten) Druck in: WA 14, S. 702f.

Das vorliegende Blatt stellt materiell eine Besonderheit dar. Es handelt sich dabei um hochkariertes Papier des Formats 221 × 142 mm, das aus einem geteilten Bogen der Größe 275 × 221 mm hergestellt wurde. Dasselbe oder ähnliches Papier hat Horváth für Textstufen zu dem Romanprojekt Der Mittelstand verwendet (WA 13/WP13/ TS1–TS3). Im Werkverzeichnis E1 werden die beiden Werktitel „Der ewige Spießer. Roman“ und „Der Mittelstand. Roman“ so notiert, als ob sie bereits fertig wären. Doch der Roman Der ewige Spießer ist erst im Oktober 1930 abgeschlossen, seine Kompilierungsphase (K4) beginnt jedoch bereits Mitte März 1930 (vgl. WA 14, S. 10 und den Kommentar zu WA 14/K4/E9), das Werkprojekt Der Mittelstand, das auf die erste Jahreshälfte 1930 anzusetzen ist (vgl. WA 13, S. 637), bleibt überhaupt nur in wenigen Entwürfen und Textstufen fragmentarisch ausgearbeitet (vgl. WA 13/WP13). Aufgrund der Nennung dieser beiden Titel in E1 ist anzunehmen, dass das vorliegende Blatt – und damit auch das Werkprojekt Der dumme Hans insgesamt – im Laufe des Jahres 1930 entstanden ist, vermutlich ebenfalls in der ersten Jahreshälfte 1930, wahrscheinlich zwischen Frühjahr und Sommer 1930. Im Werkverzeichnis E1 findet sich neben diesen beiden Titeln auch die Kategorie „Fünf Volksstücke“, unter der Horváth folgende Titel notiert: „Die Bergbahn“, „Es lebe die Liebe!“, „Der dumme Hans“, „Du wirst ihnen nicht entrinnen!“ und „Ein Wochenendspiel“. Das Volksstück Die Bergbahn (1927) war zu diesem Zeitpunkt schon fertig und uraufgeführt (UA Berliner Volksbühne, 4.1.1929). Bei allen anderen genannten Volksstücken dürfte es sich jedoch um nur projektierte Stücke handeln, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ansatzweise ausgearbeitet waren. Dies gilt besonders für die Werkprojekte Es lebe die Liebe! und Du wirst ihnen nicht entrinnen! (vgl. die Kommentare zu WP11 und WP13). Das Werkprojekt Ein Wochenendspiel bildet K1–K3 des Volksstücks Italienische Nacht (vgl. WA 2). Der Titel „Ein Wochenendspiel“ fällt erstmals in WA 2/Italienische Nacht/K1/E1. Die frühen Entwürfe zu Ein Wochen-

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WP12: Der dumme Hans

endspiel entstehen im März/April 1930. Noch im Vertrag Horváths mit dem UllsteinVerlag über das Stück vom 18. November 1930 lautet der Titel „Ein Wochenendspiel“. Dieser gilt also mindestens bis November 1930. Dementsprechend könnte das vorliegende Blatt auch erst im Herbst 1930 entstanden sein. In E2 notiert Horváth zunächst einen Strukturplan in acht bzw. sieben Teilen, wobei es sich aufgrund der arabischen Nummerierung um Bilder handeln dürfte. Der Strukturplan umfasst folgende Bilder: „Friedhof – Totensonntag“, „Revolutionär. (Ein wilder Streik)“, „Streik. (Streikbrecher) – bei Anna“, „Bei Anna“ (gestrichen), „Im Weinhaus zur alten Liebe“, „Bei Anna“, „Im Wald. (Selbstmord)“ und „Totensonntag – Friedhof“. Die zyklische Struktur lässt eine Dauer der dramatischen Handlung von einem Jahr vermuten. Der oder die „Streikbrecher“ erinnern an die „technische Nothilfe“, die in Entwürfen zu dem Werkprojekt Unsere Universität (WP8), aber auch zu K1 von Italienische Nacht, Ein Wochenendspiel, ein Motiv bildet (vgl. den Kommentar zu WP8/K/E6; vgl. auch WA 2/K1/E16). Der Bildtitel „Im Weinhaus zur alten Liebe“ verweist zurück auf das zu diesem Zeitpunkt bereits in beiden Fassungen abgeschlossene Werkprojekt Sladek (1928/29), ebenso der Figurenname Anna, der sich aber auch im Werkprojekt Italienische Nacht (WA 2) findet. Allerdings ist eine solche namentliche Wiederaufnahme bei Horváth nicht ungewöhnlich, da gewisse Figurennamen bei ihm häufig bestimmte Charaktere bezeichnen und deshalb oft von einem Werkprojekt zum nächsten weiterwandern. Allerdings ist der Bezug zu Italienische Nacht noch deutlicher, zu deren Werkgenese nämlich auch ein Blatt gehört, auf dem sich Entwürfe zu Ein Wochenendspiel, Der Kongress und zu Die Schönheit von Fulda befinden. Auf diesem Blatt, das auch zur Werkgenese von Geschichten aus dem Wiener Wald zählt, wird ebenfalls der Teil-/Bildtitel „Im Weinhaus zur alten Liebe“ genannt (vgl. WA 2/IN/K3/E3 und WA 3/VA1/E3). Das vierte Bild „Bei Anna“ hat Horváth nachträglich gestrichen, wodurch E2 zu einem fragmentarischen Strukturplan in sieben Bildern wird. Im selben Entwurfsstadium dürfte Horváth dann E3 notiert haben, der eine Alternative zu den Bildern 5–8 von E2 darstellt. Die Bilderfolge lautet hier: „Im Weinhaus“, „Bei Anna“, „Vor Gericht“ und „Totensonntag – Friedhof“. Damit sind im Prinzip die Bilder 5–8 von E1 bestätigt, die nach der Streichung des vierten Bildes zu den Bildern 4–7 werden. Eine Ausnahme bildet jedoch das sechste Bild, das in E2 noch „Im Wald. (Selbstmord)“ lautet und in E3 aber zu „Vor Gericht“ transformiert wird. Während in E2 damit noch Selbstjustiz vorgesehen ist, landet die Hauptfigur in E3 vor der staatlichen Justiz. Der Strukturplan E4 umfasst sieben Bilder – eine bei Horváth sehr beliebte Strukturgröße – und trägt neuerlich den Titel „Der dumme Hans / Volksstück“. Die Reihe der Bilder lautet hier: „Friedhof – Totensonntag“, „Revolutionär (Ein wilder Streik)“, „Streik. (Streikbrecher) – Knorke“, „Bei Anna“, „Weinhaus“, „Bei Anna“ und „Friedhof – Totensonntag“, ist also eng an E2 und E3 angelehnt und wieder zyklisch angelegt, nur dass hier die Todesart nicht mehr erkennbar ist. Die Figur Knorke erinnert an die beiden Fassungen des Sladek, wo Knorke einer der brutalen Kameraden Sladeks ist, die den Mord an der Geliebten Sladeks, Anna, beschließen und ausführen. Für die Figur Knorke gilt jedoch Ähnliches wie das, was oben zur Figur Anna vermerkt wurde.

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Chronologisches Verzeichnis

H2 = ÖLA 3/W 278 – BS 3 c [1], Bl. 2 1 Blatt hochkariertes Papier (221 × 142 mm), gerissen, schwarze Tinte, Eintragung mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E5 = Strukturplan in 9 Bildern mit Werktitel „Der dumme Hans / Volksstück“ und einer Dialogskizze (links oben und mittig) E6 = Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen (links unten) E7 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Der dumme Hans / Volksstück“ mit Notizen und einer Replik (rechts unten)

Das vorliegende Blatt entspricht materiell dem vorhergehenden (vgl. den Kommentar zu E1–E4). Es dürfte nach Bl. 1 beschrieben worden sein, denn die auf Bl. 2 versammelten drei Strukturpläne stellen Weiterentwicklungen jener von Bl. 1 dar. Bei E5 handelt es sich um einen Strukturplan in neun Bildern mit der Folge: „Friedhof. Totensonntag“, „Revolutionär. (Ein wilder Streik)“, „Streik. (Streikbrecher) – Anna“, „Bei Anna“, „Im Weinhaus zur alten Liebe“, „Bei Anna“, „Gericht“, „Gefängnis“ und „Wald“. Zum letzten Bild notiert Horváth einen kurzen Dialog: Hans, die Hauptfigur, sollte hier sagen: „Die Menschen sind schlecht –“, worauf ihm sein „Doppelgänger“ antwortet: „Die Menschen sind weder gut noch schlecht – sie sind schwach. Und Du kannst aus ihnen machen, was Du willst“, was deutlich eine Stelle vorwegnimmt, die sich in Kasimir und Karoline rund zwei Jahre später findet. Karoline meint dort: „Die Menschen sind halt überall schlechte Menschen.“ Worauf ihr Schürzinger repliziert: „Das darf man nicht sagen, Fräulein! Die Menschen sind weder gut noch böse. Allerdings werden sie durch unser heutiges wirtschaftliches System gezwungen, egoistischer zu sein, als sie es eigentlich wären, da sie doch schliesslich vegetieren müssen.“ (WA 4/K4/TS15/SB Arcadia 1932, S. 6). Der Strukturplan E5 schließt deutlich an E2–E4 an, ist allerdings um zwei Bilder erweitert. Außerdem findet sich hier erstmals ein Bild „Gefängnis“. Die zyklische Struktur aus den vorhergehenden Strukturplänen fällt weg. In E6 und E7 ist die Struktur wieder auf sieben Bilder verkürzt (vgl. E8–E10). E6 setzt mit einem neuen Bildtitel ein: „Der Neubau“, ergänzt um die bereits aus vorhergehenden Entwürfen bekannte Notiz „Ein wilder Streik“ und die neue: „Hans wird ausgestellt, er verliert dadurch Grete“, was auf den „abgebaut[en]“ Kasimir im späteren Volksstück Kasimir und Karoline vorausweist (vgl. WA 4/K4/TS15/SB Arcadia 1932, S. 5). Die weiteren Bilder sind bekannt. Die Bilder „Revolutionär“ und „Wald“ aus E5 fallen weg, das Bild „Gefängnis“ rückt an die letzte Stelle. Es ist überdies erweitert um die Notiz „im Himmel“, was wieder ein letales Ende annehmen lässt. E7 nimmt die Bilder von E6 wieder auf. Zum letzten Bild, das wieder „Gefängnis“ lautet, notiert Horváth „Pfarrer, Wärter“ und die Replik eines Genossen: „Was? Du kannst also keine Enttäuschung vertragen? Du dummer Mensch!“, was titelerklärend gedeutet werden kann (vgl. auch E8 und E9). H3 = ÖLA 3/W 278 – BS 3 c [1], Bl. 3 1 Blatt hochkariertes Papier (221 × 142 mm), gerissen, schwarze Tinte E8 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Der dumme Hans / Volksstück“ mit Notizen und einer Dialogskizze (links oben und mittig) 9 E = Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen und einer Replik (unten) E10 = Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen und Konfigurationsplänen (rechts oben und mittig)

Auf dem vorliegenden Blatt, das materiell den vorhergehenden entspricht (vgl. den Kommentar zu E1–E4), notiert Horváth neuerlich drei Strukturpläne zu seinem Werk-

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WP12: Der dumme Hans

projekt Der dumme Hans. Wie zuletzt in E7 nimmt er dabei in allen drei Entwürfen eine Einteilung in sieben Bilder vor. Das in E6 dazu gekommene erste Bild „Der Neubau“ bzw. „Neubau“ findet sich auch in E8–E10 und ersetzt damit das zuvor hier meist genannte Bild „Friedhof“. Im „Neubau“ soll ein „wilder Streik“ stattfinden (E8 und E10). Es folgen die „Streikbrecher“, „Anna“, in E8 noch das „Weinhaus“ in den beiden folgenden Entwürfen das „Wirtshaus“, dann neuerlich ein Bild „Bei Anna“, zuletzt das „Gericht“ und das „Zuchthaus“, wie Horváth in E8 erstmals schreibt und in beiden folgenden Entwürfen wiederaufnimmt. In E8 und E9 vermerkt der Autor neuerlich die aus E7 bereits bekannte Replik des Genossen: „Was? Du kannst keine Enttäuschung ertragen? Du dummer Mensch!“, die unmittelbar auf den Titel des Werkprojekts gemünzt scheint. In E8 erwähnt Horváth darüber hinaus die Replik Hans’, der behauptet, er habe die „Gerechtigkeit“ gesucht, worauf er von einem Genossen neuerlich als „dummer Mensch“ beschimpft wird. Weiterhin vermerkt Horváth eine „Amnestie“ für einen der Genossen. E10 verstärkt die politische Tendenz des Werkprojekts, indem dort erstmals die SPD und die KPD, der Hans angehört, genannt werden. Dies erinnert an das Volksstück Italienische Nacht (1931) und dessen Vorstufe Ein Wochenendspiel, in denen Horváth einen Konflikt zwischen unterschiedlichen politischen Gruppierungen darstellt. Von Hans heißt es auch, dass er „gearbeitet“ hat und „verprügelt“ wird; auch das weist voraus auf Italienische Nacht bzw. die etwa zeitgleich entstandenen Entwürfe zu Ein Wochenendspiel. Ein Konfigurationsplan deutet an, dass Hans und Anna ein Paar bilden. Eine Anna spielt auch in Italienische Nacht eine zentrale Rolle (vgl. WA 2 und den Kommentar zu E1–E4). H4 = ÖLA 3/W 278 – BS 3 c [1], Bl. 4 1 Blatt hochkariertes Papier (221 × 142 mm), gerissen, schwarze Tinte TS1 = fragm. Fassung zum 1. Bild „Wehrbau“ und 2. Bild „Streik“ (Korrekturschicht)

Das vorliegende Blatt entspricht materiell den vorhergehenden (vgl. den Kommentar zu E1–E4). Da das erste Bild „Wehrbau“ lautet und das zweite in der Grundschicht „Neubau“, in der Korrekturschicht „Streik“, ist anzunehmen, dass die vorliegende Textstufe TS1 nach den Entwürfen von Bl. 2 und 3 verfasst wurde, auf denen das Bild „Neubau“ eingeführt wurde. Auch der in E10 erstmals genannte Ingenieur, der in TS1 wiederauftaucht, deutet auf eine Entstehung nach Bl. 3. Die ebenfalls genannten Figuren Salm und Knorke verweisen zurück auf die Historie Sladek, der schwarze Reichswehrmann (1929; vgl. WA 2 und den Kommentar zu E1–E4). Die Handlung von TS1 ist in einem „Wehrbau“ angesiedelt. Hier treffen zunächst der Ingenieur sowie Salm und Knorke aufeinander, die sich über die Arbeiter echauffieren. Inhaltlich lässt die in TS1 geschilderte Handlung mehr als die zuvor gereihten Entwürfe einige Schlüsse über den Inhalt des geplanten Stückes zu. So soll es im Bau zu einem „Unglück“ kommen, worauf Hans zum „Streik“ aufruft. Sein Widersacher ist der Ingenieur, den Hans schließlich niederschlägt, worauf jener ausruft, dass er Hans „verhaften“ lasse. Der Sekretär und die anderen Arbeiter wollen schließlich weiterarbeiten, worauf ihnen Hans vorwirft, ihn verraten zu haben. Zuletzt fügt Horváth ein zweites Bild – ursprünglich „Neubau“, dann „Streik“ – ein, zu dem er notiert, dass Hans gearbeitet habe, dann verprügelt wurde und schließlich bei Anna lande (vgl. E10).

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Chronologisches Verzeichnis

H5 = ÖLA 3/W 279 – BS 3 c [2], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (286 × 221 mm), dünn, Wasserzeichen „1528 Feldmühle Special Bank Post“, schwarze Tinte E11 = Strukturplan in 3 Teilen mit Werktitel „Der dumme Hans / Volksstück in drei Teilen“ mit Notizen, Repliken und Dialogskizzen

Der umfängliche Strukturplan E11 ist auf einem Blatt notiert, das sich materiell deutlich von den vorhergehenden unterscheidet. Das dünne Papier im Quartformat mit dem charakteristischen Wasserzeichen der Firma Feldmühle wird als „vornehmes Schreibpapier“ für Schreibmaschine oder Handschrift geführt und ist heute noch antiquarisch erhältlich. Es stellt im Werkprojekt Der dumme Hans eine Singularität dar und wurde von Horváth auch sonst nicht verwendet. Der Strukturplan E11 geht gegenüber den vorhergehenden Entwürfen völlig neue Wege, die in E12 bestätigt werden. Horváth plant darin eine Struktur in drei Teilen, die die Titel „Das Ende der Revolution“, „Inflation“ und „Amnestie“ tragen. Im ersten Teil, der wie alle drei Teile „5 Bilder“ umfassen soll, ist Hans ein „Roter“, der dann jedoch ausgeschlossen wird, weil er ungeeignet sei, und so zu den „Weissen“ überläuft. Er tötet einen Roten, „einen angeblichen Spion“ und „Pazifisten“. Im zweiten Teil kommt Hans durch einen Offizier zum Film und trifft auf eine Figur namens Schminke (vgl. WP6), der Pazifist ist. Auf der „Höhe seines Ruhmes“ wird Hans jedoch wegen des Mordes verhaftet. Im dritten Teil wird er amnestiert und heiratet die Tochter eines Generaldirektors. Auch ein Streik ist dazu notiert. Aufschlussreich sind die Repliken und Dialogskizzen, die Horváth vor allem zum dritten Teil festhält. Hier soll ein Revolutionär sagen: „Merk Dir vor allem eines: alles ist die Solidarität“, ein Begriff, der am Ende des etwa zeitgleich entstandenen Romans Der ewige Spießer (1930) eine wichtige Rolle spielt (vgl. WA 14). Hans beschwert sich gegenüber einem Offizier, dass sie ihn alle hängen gelassen hätten, worauf der Offizier erwidert: „Kennst Du das manchmal körperliche Unbehagen vor Proleten?“ Die hier wie generell als Journalist angelegte Figur des Schminke beteuert in einer weiteren Replik, dass er einen Artikel schreiben wolle. Zuletzt notiert Horváth einen Dialog zwischen Hans und einem Mädchen, das sich darüber beschwert, dass Hans ihre Verabredung vergessen habe. Dieser erwidert, dass er sich wirklich nicht mehr erinnern könne. H6 = ÖLA 3/W 279 – BS 3 c [2], Bl. 2–4 3 Blatt kariertes Papier (330 × 210 mm), schwarze Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E12 = Strukturplan in 3 Teilen mit Notizen, Konfigurationsplänen, Repliken und Dialogskizzen

H6 unterscheidet sich materiell neuerlich von den vorhergehenden Blättern. Es handelt sich dabei um überlanges, kariertes Papier der Größe 330 × 210 mm. Auf drei Blättern dieses Papiers notiert Horváth in E12 einen umfassenden Strukturplan in drei Teilen zu seinem Werkprojekt Der dumme Hans. Dieser setzt E11 fort, die Zahl der Bilder in den einzelnen Teilen reduziert sich jedoch auf vier. Der erste Teil, den Horváth gewissermaßen in zwei Ansätzen skizziert, soll folgende Bilder umfassen: „Mutter – Hans“, „Strasse“, „Bei den Weissen“ und „Der Spion“. Zum ersten Bild notiert der Autor eine Dialogskizze zwischen Hans und seiner Mutter, in der es um das Ende des Krieges geht und darum, dass die roten Fahnen gehisst worden seien. Die Mutter möchte Hans aufhalten. Der will aber weiter. Das zweite Bild spielt folgerichtig auf

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WP12: Der dumme Hans

einer Strasse bei den „Roten“. Ein Roter behauptet, dass der Krieg noch lange nicht aus sei. Er beginne jetzt erst. Hans nimmt daraufhin die rote Armbinde ab. Das dritte Bild spielt bei den Weissen. In einer dazu notierten Dialogskizze behauptet ein Offizier, Hans’ Vater gekannt zu haben. Zuletzt fragt der Offizier seinen Adjutanten, ob er ein Agitator sei. Das vierte Bild schließlich lautet „Der Spion“. Darin soll Hans bei der Erschießung desselben anwesend sein. Zuletzt notiert Horváth dazu „die Gerechtigkeit“. Der zweite Teil umfasst die Bilder „Auf dem Gute“, „Hans erfährt den Tod der Mutter“, „Beim Film“ und „Hochzeitsmarsch“. Zunächst hatte Horváth zum ersten Bild das „Weinhaus zur alten Liebe“ notiert (vgl. E2 und E5), dieses aber wieder gestrichen und durch „Auf dem Gute“ ersetzt. Auch zum zweiten Bild notiert er diesen Titel noch einmal alternativ, streicht ihn aber sogleich wieder. Hier soll Hans vom Tod seiner Mutter erfahren, in deren Wohnung jetzt eine „Hur“ wohne. Der Offizier kondoliert dazu. Das dritte Bild „Beim Film“ nimmt Ideen von E11 wieder auf. Hier soll Hans eine „kitschige Szene“ spielen müssen, während der Offizier verkündet, dass er heiraten werde. Das vierte Bild ist folgerichtig mit „Hochzeitsmarsch“ betitelt, soll aber auch die „Verhaftung Hans wegen Fememordes“ beinhalten. Das Stichwort „Fememord“ erinnert neuerlich an die Historie Sladek, der schwarze Reichswehrmann (1929), in der es zentral um einen Fememord geht. Auch die Figur des Offiziers dürfte sich aus diesem Substrat speisen. Ein zunächst noch notiertes fünftes Bild wird wieder gestrichen. Der dritte Teil schließlich umfasst wie die beiden vorhergehenden vier Bilder. Sie lauten: „Zuchthaus“, „Im Schlafzimmer des Offiziers und seiner Frau“, „Der Streik“ und „Anlagen“. Hans, der als „Revolutionär“ bezeichnet wird, wird im ersten Bild schließlich amnestiert (vgl. E11). Im zweiten Bild erscheint er beim Offizier und seiner Frau, deren Vater pleite gegangen ist. Hierzu notiert Horváth „Krise“ und spielt damit auf ein zentrales Motiv seines Werkes an. Im dritten Bild, dem „Streik“, soll Hans auf ein Mädchen treffen, das ihm vorwirft ihre Verabredung vergessen zu haben (vgl. E11). Das vierte Bild schließlich spielt in den „Anlagen“. Hans gesteht dem Mädchen darin, dass er kein Geld habe, worauf sie erwidert, er solle nicht so verbittert sein. Zuletzt liest er den „Kranz“ bei den „Fürstendenkmälern“. Damit endet das Stück, was Horváth durch ein abschließendes Strukturierungszeichen verdeutlicht. E12 ist der umfangreichste, aber auch letzte Entwurf zu dem Werkprojekt Der dumme Hans. Ein Teil der Motive dieses Dramenprojekts dürfte in das Volksstück Italienische Nacht, in das Schauspiel Don Juan kommt aus dem Krieg und in den Roman Ein Kind unserer Zeit eingegangen sein (vgl. WA 2, WA 9 und WA 16). Die im dritten Teil erwähnte „Krise“ bildet den Hintergrund so zentraler Stücke wie Geschichten aus dem Wiener Wald, Kasimir und Karoline sowie Glaube Liebe Hoffnung (vgl. WA 3–WA 5).

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Chronologisches Verzeichnis

WP13: Du wirst ihnen nicht entrinnen! Konzeption: Du wirst ihnen nicht entrinnen! H1 = ÖLA 3/W 278 – BS 3 c [1], Bl. 1 (= WP11/K/H1, WP12/K/H1) 1 Blatt hochkariertes Papier (221 × 142 mm), gerissen, schwarze Tinte E1 = Werkverzeichnis (oben) Druck in: WA 14/K4/E9, S. 702f.

Zu den materiellen Charakteristiken und den ebenfalls auf dem Blatt notierten Werkprojekten vgl. den Kommentar zu WP11. Das hier erstmals und letztmals genannte Volksstück Du wirst ihnen nicht entrinnen! nimmt gewissermaßen den durch das Volksstück Geschichten aus dem Wiener Wald (1931) bekannt gewordenen Satz Oskars „Du wirst meiner Liebe nicht entgehn“ (WA 3/K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 125) vorweg. Varianten dieses Satzes oder auch des Titels Du wirst ihnen nicht entrinnen! finden sich jedoch im Werk allenthalben. Sie verweisen auf die schicksalhafte und immer irgendwie tragische Dimension von Liebesverstrickungen bei Horváth. Eine prominente Wiederaufnahme dieses Satzes findet sich etwa noch in dem späten Schauspiel Don Juan kommt aus dem Krieg (1936), in dem er bereits im Vorwort anklingt (vgl. WA 9/K5/TS10/A11/BS 19, Bl. 2), dann von der Witwe in der hier vorliegenden Form „Du wirst ihnen nicht entrinnen“ (ebd./BS 19 a, Bl. 5) wiederaufgenommen und später von der „Mutter“ der beiden Mädchen echoartig wiederholt wird: „Du wirst mir nicht entrinnen --“ (vgl. ebd./BS 19 b, Bl. 8).

WP14: Die Lehrerin von Regensburg Das Material zu dem dramatischen Werkprojekt Die Lehrerin von Regensburg ist sehr heterogen. Der Werktitel selbst wird nur in einem Entwurf genannt. Da sich auf dem Entwurf auch eine Notiz zum Werkprojekt Der Mittelstand befindet, ist davon auszugehen, dass das Werkprojekt Die Lehrerin von Regensburg etwa Mitte 1930 entstanden ist. Grundlage des Werkprojekts ist die reale Person der Elly Maldaque (1893–1930), eine Regensburger Lehrerin, die der Nähe zum Kommunismus bezichtigt und deshalb aus dem Schuldienst entlassen wurde. Sie verstarb schließlich in einer Nervenheilanstalt. Jürgen Schröder hat in einer umfassenden Publikation der historischen Figur nachgespürt und das Material bereits geordnet (vgl. Schröder 1982). Horváth hat das Schicksal der Elly Maldaque in regionalen Zeitungen mitverfolgt. Ähnlich wie im Fall von Glaube Liebe Hoffnung liegt dem Text also eine tatsächliche Begebenheit zugrunde (vgl. WA 5). Zu dem Werkprojekt gibt es kaum überlieferte Entwürfe, sondern vor allem Fassungen, unter denen sich sogar eine fast vollständige Gesamtfassung befindet. Das Material zerfällt im Grunde in zwei Konzeptionen, die sich vor allem durch die Namensgebung der Hauptfigur unterscheiden, im einen Fall heißt sie Ella, im anderen Elisabeth, was zwar verwandt ist, doch da die dazu ausgearbeiteten Fassungen sehr unterschiedlich geartet sind, ist es legitim, von zwei unterschiedlichen Konzeptionen zu sprechen, denen auch zwei unterschiedliche Titel zugeordnet werden. Konzeption 1 wird unter den erschlossenen Titel gestellt, Konzeption 2 erhält den einzig in K2/E1 verbürgten Titel Die Lehrerin von Regensburg.

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WP14: Die Lehrerin von Regensburg

Konzeption 1: !Der Fall E." – in sieben Bildern T1 = ÖLA 3/W 298 – BS 9 [1], Bl. 1–3 3 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), dünn, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte und rotem Buntstift, Paginierung 1–3 TS1 = fragm. Fassung in 9 Bildern (Korrekturschicht: schwarze Tinte) Druck in: KW 16, S. 41–44.

TS1 ist vermutlich die erste Arbeit zu dem Werkprojekt Die Lehrerin von Regensburg bzw. zu dessen Konzeption 1 !Der Fall E.". Bei TS1 handelt es sich um eine fragmentarische Fassung in neun Bildern, die aber auch als Strukturplan mit Dialogskizzen und Notizen gewertet werden hätte können. Die neun Bilder lauten: „Ansprache Irene Neubauers“, „Irrenhaus“, „Beim Vater“, „Beim Rechtsanwalt“, „Lehrerinnenzimmer“, „Parlament“, „Strasse“, „Ellis Verteidigungsrede“ und „Irrenhaus“. An Figuren weist das vorliegende Fragment Elli, deren Freundin Irene Neubauer, den Redakteur, Ellis Vater, Ellis Mutter, eine Lehrerin, einen Irrenarzt, den „Leichenbitter“, einen Rechtsanwalt, einen Abgeordneten namens Schaper, einen Schulrat, einen Arbeiterturner und einen Minister auf. Dieses Figureninventar deckt sich größtenteils mit TS2/A2, dort heißt die Hauptfigur Ella und deren Freundin Eva Neumeyer. In Konzeption 2 werden die Figurennamen der Hauptfiguren noch einmal geändert; sie lauten dort Elisabeth und Renate. Der Handlungsverlauf ist zyklisch. Er beginnt mit einer Ansprache Irenes und endet mit der „Schlussansprache Irenes“. Innerhalb dieser Klammer wird Elli ins Irrenhaus eingeliefert, und zwar bereits im zweiten Bild, kommt daraus aber wieder frei. Denn das dritte Bild spielt „[b]eim Vater“. Dort besprechen sich Vater, Mutter und Leichenbitter darüber, was das Beste für Elli wäre, die derweilen im „Nebenzimmer“ sitzt. Das vierte Bild ist „[b]eim Rechtsanwalt“ situiert, der Abgeordnete Schaper behauptet darin, dass die Einlieferung Ellis nicht „rechtlich“ wäre, sie sei ja gar nicht „irrsinnig“. Es werde „ein Mensch in den Tod gehetzt“ (vgl. TS2/A2/Bl. 32). Später wird die „Bürokratie“ als Schuldige für Ellis „Nervenzusammenbruch“ bezeichnet. Der Redakteur will die Bürokratie anklagen. Im fünften Bild ist von der „Hausdurchsuchung“ bei Elli die Rede, man habe dabei „belastendes Material“ gefunden. Der Abgeordnete indes spricht von einer „unerhörte[n] Bespitzelung“, gegen die er vorgehen will. Im sechsten Bild spricht der Abgeordnete im Parlament vor und verteidigt Elli mit den Worten: „Was sie in ihrem Innersten ist, das geht Sie nichts an! Es ist nie eine Beschwerde gekommen!“ Das siebte Bild spielt auf der „Strasse“; dort behauptet der Anwalt: „Sie war Kommunistin, das zu leugnen war ein schwerer Fehler!“, der Abgeordnete erwidert, dass sie das nie geleugnet hätten. Das achte Bild zeigt „Ellis Verteidigungsrede“, zu der leider keine Notizen vorliegen. Das neunte und letzte Bild indes ist wieder im „Irrenhaus“ situiert und beinhaltet die „Schlussansprache Irenes“. Damit endet das Stück. Vermutlich bleibt Elli im Irrenhaus und stirbt dort ähnlich wie in TS2/A2 und wie Ellis reales Vorbild Elly Maldaque.

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Chronologisches Verzeichnis

T2 = ÖLA 3/W 299 – BS 9 [2], Bl. 1–33 Insgesamt 33 Blatt, davon 32 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (138 × 224 mm), geschnitten, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung), Paginierung 1–33 TS2/A1 = fragm. Fassung in 3 Bildern, konstituiert durch BS 9 [2], Bl. 1–16 (nicht gedruckt) TS2/A2 = fragm. Fassung in 7 Bildern, konstituiert durch BS 9 [2], Bl. 1–33 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) Druck in: GW IV, S. 21–48, KW 16, S. 45–75, Schröder 1982, S. 22–54.

Die vorliegenden Blätter bilden eine fragmentarische Gesamtfassung des Werkprojekts !Der Fall. E", wobei diese Fassung aufgrund der darin vorkommenden Figuren zu K1 zu zählen und deshalb nicht als Letztfassung zu dem Werkprojekt anzusehen ist. Im Großen und Ganzen handelt es sich dabei um eine durchgängige Fassung, einzig der untere Teil von Bl. 4 fehlt, weshalb hier kein direkter Anschluss zum Folgetext auf Bl. 5 gegeben ist. Außerdem notiert Horváth am Fuße von Bl. 16 mehrere Repliken, die dann auf Bl. 17 maschinenschriftlich realisiert wurden, weshalb die Bl. 1–16 A1 bilden, dem in A2 die Bl. 17–33 folgen. Beim Papier des vorliegenden Textträgers T2 handelt es sich durchgängig um unliniertes Schreibmaschinenpapier im Quart-Format, was keine weiteren materiellen Indizien bietet. Besonders im vorderen Teil der Fassung finden sich handschriftlichen Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, rotem Bunstift und Bleistift, die von Horváth selbst stammen, darüber hinaus auch Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand. Transkribiert wird die Korrekturschicht mit schwarzblauer Tinte. Die Fassung TS2/A2 umfasst sieben Bilder statt der neun, die TS1 bilden. Das erste Bild ist bei Ella zuhause angesiedelt. Ihre Freundin Eva und der Abgeordnete Schaper besuchen sie (zu den Figurennamen vgl. den Kommentar zu TS1). Sie sprechen über einen Brief, den Eva Ella geschrieben hat und den diese vernichten hätte sollen, und auch über das Tagebuch, das Ella führt. Eva und der Abgeordnete warnen Ella, dass das alles belastendes Material sei. Zuletzt bemerkt Schaper, dass im Haus gegenüber jemand „hinter der Gardine“ (Bl. 3) stehe und herüberspitzle. Ella meint, das sei der „beste Freund“ ihres Vaters und dass sie ihn „Leichenbitter“ (ebd.) nennen würden. Schaper warnt schließlich Ella, die er als „Fräulein Waldt“ bezeichnet, dass solche Leut „eine feine Witterung“ (ebd.) hätten und dass sie sich in Acht nehmen solle. Er dankt ihr jedoch auch für ihre Unterstützung und meint noch, sie könne ihnen viel helfen „als Lehrerin, gerade in Ihrem Beruf“ (ebd.). Während Schaper Eva warnt, dass Elli die „grössten Unannehmlichkeiten“ (Bl. 5) bekomme, wenn man sie bei ihr sehe, tauchen ein Kommissar und zwei Beamte auf. Sie sind da, um eine „Hausdurchsuchung“ (Bl. 6) zu machen, und beschlagnahmen Ellas gesamte Korrespondenz sowie ihr Tagebuch. Eva und Schaper vermuten bereits, dass das „ihre Existenz“ (ebd.) ruinieren wird. Alle vermuten im Leichenbitter den Denunzianten. Schaper spricht sogar von „Spitzelwirtschaft“ (Bl. 7; vgl. auch den Titel „Die Spitzel“ in K2/E1). Das zweite Bild spielt im „Lehrerzimmer“ (Bl. 8). Hier unterhalten sich zunächst der Hauptlehrer und das Fräulein Frosch über die Hausdurchsuchung bei Ella. Auch sie sind der Meinung, es könne ihr die „Existenz kosten“, dass sie den „Religionsunterricht“ verweigert habe (ebd.). Denn die „Kirche herrscht eben und da kann man nichts machen“ (ebd.). In der Folge debattieren die neu dazu gekommenen Fräulein Müller und Mayer über die Qualität eines vaterländischen Gedichts (vgl. Bl. 9). Die Müller fragt abschließend rhetorisch, ob sie ihren Kindern vielleicht die „Internationale“ (ebd.) beibringen solle. Die in dem Moment eintretende Ella bestätigt, dass die „Internationale entschieden günstiger [sei], als wie Ihre Gedichte“ (Bl. 10). In der

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WP14: Die Lehrerin von Regensburg

Folge wirft Müller Ella vor, Sympathien für den „Pöbel“ zu haben, was Ella mit der Replik abwehrt: „Sie nennen das Proletariat Pöbel?“ (ebd.). Schließlich bittet der Schulrat Ella um ein Gespräch unter vier Augen und teilt ihr dabei mit, dass sie „fristlos“ entlassen sei, und zwar „wegen [i]hrer politischen Einstellung“ (Bl. 11). Ella beklagt sich, dass sie nicht „gehört“ werde und besteht darauf, wie beliebt sie bei den Schülern sei, doch der Schulrat meint dazu, er sei in dem Fall nur „Vollzugsorgan“ (Bl. 12) und könne nichts machen. Sie solle sich an die „Regierung wenden“ (ebd.). Das dritte Bild spielt dann folgerichtig „[a]uf der Regierung“ (Bl. 13). Der Schulrat versucht hier noch für die „Waldt“ einzutreten, doch ein „Zuständiger“ versichert ihm, dass das „Material“, das sie gegen sie besäßen, „erdrückend“ sei (ebd.). Der Schulrat findet, dass sich der Staat „zu hart wehrt“: „[E]r braucht doch nicht jemand seiner Existenz zu berauben, weil dieser jemand mal was in sein Tagebuch geschrieben hat“ (ebd.). Der Schulrat weist darauf hin, dass die Presse den Fall bereits aufgenommen habe, doch der Zuständige weist das entschieden zurück und bezeichnet den „Redakteur Schneider“, der das gemacht habe, als „widerliche[n] Patron“ (ebd.). Nachdem die beiden abgehen, treten Ella und das Fräulein Mayer auf. Die Mayer unterstützt Ella, glaubt aber, dass sie „nicht viel erreichen“ würden (Bl. 14). Die Szene endet damit, dass die Mayer weggeht, weil Ella sie nicht hineinziehen will. Es folgt ein bürokratischer Hürdenlauf, in dem Ella von einem Nichtzuständigen zum anderen geschickt wird. Dazwischen tauchen ein Redakteur und ein Anwalt auf. Der Redakteur versichert, dass er „ganz fernab dem Kommunismus stehe“, sich aber „rein menschlich“ (Bl. 15) für den Fall interessiere und einsetzen wolle. Der Einblick in die Akten wird ihm jedoch verwehrt. Schließlich landet Ella beim Zuständigen, der ihr jedoch versichert, dass er „da nichts machen“ könne, sie solle sich an das „Ministerium“ wenden (Bl. 17). Ella beginnt zu verzweifeln und meint, es müsse ihr doch jemand einmal „einer Rede stehen“ und sie beteuert: „[I]ch fechte mein Recht durch“ (ebd.). Auch ihr wird jedoch der Einblick in die Akten verwehrt. Erstmals wird die Vermutung geäußert, Ella sei „verrückt geworden“ (ebd.). Schließlich taucht der Anwalt wieder auf, den Ella bittet, ihre Verteidigung zu übernehmen, was er zusagt, auch wenn er befürchtet, dass ihm das schaden könne. Auch der Redakteur verspricht, den Fall „in die Oeffentlichkeit“ zu bringen (Bl. 18). Das vierte Bild spielt „[b]eim Vater“ (Bl. 19). Hier unterhalten sich Ellas Vater und der Leichenbitter über Ella. Der Vater bekräftigt, dass er sein Kind „in der Not nicht allein lassen“ wolle, behauptet aber auch, dass er glaubt, dass das eine „Prüfung“ für Ella sei, „ein Fingerzeig Gottes, auf dass sie in sich gehen möge“ (ebd.). Es stellt sich heraus, dass der Leichenbitter Ella angezeigt hat, was ihm der Vater nicht übel nimmt (vgl. ebd.). Im Gegenteil, er glaubt, dass es richtig war, denn sie müsse „wieder beten lernen“ (Bl. 20). Schließlich taucht Ella auf. Sie behauptet, dass es ihr „nicht leicht gefallen“ sei (ebd.). Sie bekräftigt auch, dass sie nicht an Gott glaube, sie glaube auch nicht, dass er ihr helfen könne. Daraufhin verflucht der Vater Ella, die leugnet, dass die Menschen eine Erbsünde hätten (vgl. Bl. 21f.). Der Redakteur erscheint und behauptet, er wolle sich für Ella einsetzen: „Wir wollen doch sehen, ob es der Bürokratie gelingen wird, einen derartigen Streich zu spielen, jemand ohne Anhören zu verurteilen!“ (Bl. 23). Als Ella bekräftigt, dass sie nicht mehr an das Recht des Menschen glaube, wundert sich der Redakteur, wieso sie plötzlich so pessimistisch sei, worauf sie erwidert, dass das die „Atmosphäre“ hier sei, das „Mittelalter“ (ebd.). Sie beteuert auch, dass sie Angst vor der Einsamkeit habe und oft an eine Freundin denken müsse, die im „Irrenhaus“ sitze mit „Verfolgungswahn“: „[S]ie

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Chronologisches Verzeichnis

fühlt sich immer von Nonnen verfolgt“ (ebd.). Heut habe sie selbst auch eine Nonne gesehen. Der Redakteur vermutet, dass sie „nervös“ (ebd.) sei, versichert ihr aber, dass sie einen „mächtigen Trumpf“ in der Hand habe, denn die „Oeffentlichkeit“ sei auf ihrer Seite. Auf seine Vermutung hin, dass sich die Bürokratie „beugen“ werde, erwidert Ella, dass es hier wohl nicht nur um die Bürokratie gehe (vgl. ebd.). Das fünfte Bild beinhaltet eine Elternversammlung, die einberufen wurde, damit sich Ella verteidigen könne (vgl. Bl. 24). Diese setzt auch zu einem großen Verteidigungsmonolog an, der aber nicht ausgearbeitet ist. Horváth kürzt hier mit dem Hinweis „(usw)“ ab, was darauf hindeutet, dass er diesen Monolog anderswo ausgearbeitet hat, vermutlich auf einem Blatt, das nicht überliefert ist. Anschließend äußert sich der Hauptlehrer, er habe ein „Gnadengesuch“ für Ella aufgesetzt, worauf diese erwidert: „Gnade? Ich verlange mein Recht!“ (ebd.) Der Hauptlehrer zweifelt daraufhin am Verstand Ellas, die aber beteuert, sie sei nicht verrückt. Dennoch hat sie Wahnvorstellungen. Sie sieht eine Nonne und ein Netz. Der Redakteur rät ihr, sich zu erholen (vgl. Bl. 25). Das sechste Bild spielt neuerlich „[b]eim Vater“ (Bl. 26), zu dem der Anwalt kommt, der sich für die Rechte Ellas einsetzen will. Er schlägt vor, sie in die Irrenanstalt zu bringen, damit sie ihre Pension bekomme, und sie würden sich auf einen „unzurechnungsfähigen Zustand hinausreden“ (Bl. 27). Wieder versucht der Vater, Ella zur Religiosität zu bekehren, doch sie weigert sich neuerlich. Schließlich erscheinen der Anwalt und ein Irrenarzt. Sie wollen den „Grad dieser Nervosität“ (Bl. 28) Ellas kennen. Als sie sie untersuchen wollen, hört Ella ein Weinen. Der Arzt befragt sie daraufhin, ob sie „öfters so Halluzinationen“ (Bl. 29) habe. Wieder wehrt sich Ella heftig gegen die Untersuchung, worauf zwei Sanitäter und der Leichenbitter erscheinen. Dieser hält Ella fest, während der Arzt ihr eine Spritze gibt. Ella wimmert noch, dann verstummt sie. Der Arzt beteuert, dass sie „zur Beobachtung“ ins Irrenhaus müsse (ebd.). Schließlich taucht Eva auf, die Ella sprechen will. Der Vater will sie hinausbefördern. Da sie sich weigert, spricht der Anwalt von „Hausfriedensbruch“ (Bl. 30). Eva fühlt sich schuldig daran, dass Ella entlassen wurde. Als sie erfährt, dass Ella im „Irrenhaus“ ist, geht sie weg. Das siebte Bild ist im „Irrenhaus“ (Bl. 31) angesiedelt. Eva und die Mayer tauchen dort auf. Die Mayer versichert, sie wolle Ella mitnehmen, da sie doch überhaupt nicht verrückt sei. Der Doktor behauptet, es bestünden geistig „keine Bedenken“, doch Ella habe „41 Grad“ und werde „künstlich ernährt“ (ebd.). Eva trifft dann auf den Redakteur, dem sie dankt für sein „mannhaftes Eintreten“ (ebd.). Eva versichert, dass sie überzeugt sei, dass Ella nicht verrückt sei, der Redakteur jedoch beteuert das Gegenteil. Er versichert zuletzt, er habe alles in seiner Macht Stehende getan, er könne „keine schärfere Sprache mehr führen“ (Bl. 32). Der Vater, der Anwalt und Leichenbitter kommen schließlich aus dem Irrenhaus, Ella habe immer nach jemandem gerufen und sie beteuern, dass es ihr schlecht gehe. Zuletzt taucht der Abgeordnete Schaper auf. Eva ist darüber sichtlich erleichtert und klagt: „Hier wird ein Mensch gemordet! Wird gestorben“ (ebd.). Als Schaper den Arzt darum bittet, zu Ella zu dürfen, erwidert dieser: „Nein, es ist nicht möglich. Sie ist bereits seziert. Sie hat gut gegessen bis zum Schluss.“ (Bl. 33) Als Schaper noch die Anstalt besichtigen will, lehnt der Arzt dies ab, denn er nimmt an, dass Schaper „bestimmte Feststellungen im Fall E. treffen“ (ebd.) wolle und das wolle er verhindern. Damit liefert Horváth eine Art Titel für sein Werkprojekt. Die fragmentarische Fassung TS2/A2 endet mit Evas an den Arzt gerichteter Frage: „Wollen Sie das unterschreiben?“

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Konzeption 2: Die Lehrerin von Regensburg H1 = ÖLA 3/W 348 – BS 12 a, Bl. 4, 5 2 Blatt kariertes Papier (418 × 328 mm), gerissen, schwarze Tinte E1 = Strukturplan in fünf Teilen mit Werktitel „Der Mittelstand / Roman“ und eingetragenem Titel „Die Lehrerin von Regensburg“ Druck in: WA 13/WP13/E1, S. 296–303.

Auf den vorliegenden Blättern, die zum Werkprojekt Der Mittelstand (ca. Mitte 1930) gehören, findet sich die einzige Erwähnung des Werktitels „Die Lehrerin von Regensburg“. Dieser wird im Rahmen des fünften Teiles des Strukturplans in fünf Teilen unter dem Titel „Tragik und Überwindung des Mittelstandes“ genannt. Ergänzt ist er durch den Titel „Die Spitzel“, den Horváth in Klammern hinzufügt, und der die Atmosphäre der gegenseitigen Bespitzelung, wie sie in einigen Textstufen von K2 besonders deutlich zum Ausdruck kommt, hervorhebt. Die sonstigen erwähnten Titel lauten: „Die Bekehrung des Studenten Salm“, „Die Kommunisten“ und „Die Entschung [vmtl. Enttäuschung; Anm.] des revolutionären Schriftstellers Kurt Albrecht“. Damit ist der Kontext, in dem Horváth die Lehrerin situiert, klar. Bei allen diesen Einträgen spielen revolutionäre bzw. kommunistische Umtriebe eine Rolle, so ja auch im Fall der „Lehrerin von Regensburg“ Elly Maldaque (vgl. den einführenden Kommentar zu WP14). T1 = ÖLA 3/W 301 – BS 9 [4], Bl. 2–6, 5v, 6v Insgesamt 5 Blatt, davon 4 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (267 × 225 mm), dünn, hs. Eintragungen mit Bleistift, rotem Buntstift und schwarzer Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung), Paginierung 1, 2 auf BS 9 [4], Bl. 2, 3, Paginierung 2 auf BS 9 [4], Bl. 5 und 6, Paginierung 3 auf BS 9 [4], Bl. 4, Paginierung 5 auf BS 9 [4], Bl. 6v, Paginierung 6 auf BS 9 [4], Bl. 5v TS1/A1 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 9 [4], Bl. 2, 3 (Korrekturschicht) TS1/A2 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 9 [4], Bl. 4 (Korrekturschicht) TS1/A3 = fragm. Fassung, konstituiert durch BS 9 [4], Bl. 6 (Korrekturschicht: schwarze Tinte) TS1/A4 = fragm. Fassung, konstituiert durch BS 9 [4], Bl. 5 (Korrekturschicht: schwarze Tinte) TS1/A5 = fragm. Fassung, konstituiert durch BS 9 [4], Bl. 6v, 5v (Korrekturschicht) Druck von A1 in: Schröder 1982, S. 66f.; Druck von A2 in: Schröder 1982, S. 68. Druck von A3 in: Schröder 1982, S. 61.; Druck von A4 in: Schröder 1982, S. 62. Druck von A5 in: Schröder 1982, S. 63f.

Bei den vorliegenden und folgenden Blättern handelt es sich um unliniertes Schreibmaschinenpapier im Quartformat, wie Horváth es auch für K1 verwendet hat. Materiell lässt sich also keine Zäsur feststellen, wohl aber personell und inhaltlich (vgl. auch den Kommentar zu TS2). Die vorliegenden Blätter bilden eine genetische Reihe zum ersten Bild des Werkprojekts Die Lehrerin von Regensburg. Dieses spielt gemäß A1 in Elisabeths möbliertem Zimmer (vgl. auch TS3/A4). An Figuren tauchen hier Elisabeth, ihre Kollegin Frosch (nur in A1), ihre Freundin Renate und Konrad auf (vgl. den Kommentar zu K1/TS1), ab A4 Schminke, der sich auch noch in TS4/A4 findet. A1 ist der einzige Ansatz von TS1, bei dem der Beginn des Bildes überliefert ist, das im „[m]öblierte[n] Zimmer“ Elisabeths spielt (vgl. auch TS3/A1–A4). Die Zusammengehörigkeit der Bl. 2 und 3 erweist sich vor allem durch die gleichförmige Unterstreichung der Figurennamen mit schwarzer Tinte, aber auch durch die Wiederauf-

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nahme der „Leute“ von Bl. 2 am Beginn von Bl. 3. Die Lehrerin Frosch, die Elisabeth am Beginn des Bildes von A1 besucht, kommt schon in K1/TS2/A2 vor, was für eine frühe Positionierung dieses Ansatzes spricht. Die Frosch ist zum ersten Mal bei Elisabeth, es ist ihr aber, als hätte sie das Zimmer schon einmal gesehen, wie sie gleich zu Beginn versichert. Elisabeth repliziert darauf: „Du glaubst wohl an das zweite Gesicht?“ (Bl. 2), was später von der Figur Schminke in TS1/A5/Bl. 6v wiederaufgenommen wird. Die Frosch warnt Elisabeth, sie solle auf ihr „Buch“ – gemeint ist wohl das Tagebuch – aufpassen, immerhin sei sie „Staatsbeamtin“ (ebd.). Sie sprechen auch darüber, dass Elisabeth jemanden „beherberg[t]“, vermutlich die Kommunistin Renate wie in A4 und A5. Elisabeth schlägt die Warnungen der Frosch jedoch in den Wind, wenn sie sagt: „Ich tu ja nur meine primitivste Pflicht“ (Bl. 3; vgl. A5/Bl. 5v). Wenig später kommt Renate aus der Küche und versichert, dass sie Elisabeths „guten Ruf“ nur noch eine „knappe Stunde lang gefährden werde“ (Bl. 3). Die Frosch zieht daraufhin ab. Es folgt eine Dialogpassage zwischen Renate und Elisabeth, die noch einmal versichert, dass sie keine Angst habe. Als sie das Licht aufdreht, bittet Renate, sie möge es wieder ausschalten, es sei ihr zu grell (vgl. TS1/A2 und TS3/A4/Bl. 1). An derselben Stelle setzt auch das A2 konstituierende Bl. 4 ein, das die Pagina 3 trägt. Hier findet sich bereits die Passage mit der Begeisterung für das Lehramt, die in den folgenden Ansätzen wiederaufgenommen wird. Auch die Stelle über das Blockhaus ist hier schon vorgebildet, diese überarbeitet der Autor handschriftlich. Zuletzt folgt die Szene, in der Konrad auftritt. Die Figur Konrad deutet auf eine frühe Bearbeitungsphase, er wird ab A4 durch Schminke ersetzt. Konrad reicht Renate die Hand und sagt zu ihr: „Wir haben noch vierzig Minuten.“ (Bl. 4) Renate stellt ihm ihre Freundin Elisabeth vor, die sie „rührend gepflegt“ habe. Damit bricht die Fassung ab. Am Fuß von Bl. 4 ist eine Schnittkante vorhanden, weshalb vermutet werden kann, dass Horváth den unteren Teil des Blattes für eine Montage verwendet hat. Hier ist vermutlich Material verloren gegangen, auf dem das erste Bild möglicherweise fertig ausgearbeitet war. Das erste Blatt zu A3, das die Pagina 1 getragen haben muss, fehlt. Vermutlich hat Horváth den Beginn des Bildes umgeschrieben und die Kollegin Frosch, die noch in A1 vorhanden war, aus dem Werkprojekt eliminiert. Wahrscheinlich begann A3 also mit einem Gespräch zwischen Elisabeth und Renate, das auf Bl. 6 fortgesetzt wird. A3 setzt so mitten im ersten Bild mit der aus A1 bekannten Replik Elisabeths ein, die zu Renate sagt: „Du warst doch auch Lehrerin, genau so begeistert wie ich -- und wenn ich es mir vorstell, ich sollt für meine politische Ueberzeugung meinen Beruf opfern und zwei Jahre Zuchthaus“. Diese Replik untermauert die genetische Zusammengehörigkeit dieser Blätter. Zuletzt folgt in A3 die Passage über die Schwester, die ein Blockhaus in den Bergen habe, die sichtlich an A1 orientiert ist. Mit dem Auftritt Konrads bricht dieser Ansatz ab. A3 wurde nachträglich mit rotem Buntstift gestrichen. A4 setzt wie A3 mit der Replik über die Begeisterung für das Lehramt ein. Auch hier fehlt also das Blatt mit dem Beginn des Bildes. Entscheidend für die Reihung nach A3 war die Tatsache, dass hier statt Konrad nun Schminke auftritt, der sich noch in TS3/A4 findet. A4 reicht überdies inhaltlich über A3 hinaus. Nach dem Vorstellungsritual zieht sich Elisabeth zurück, wodurch Schminke und Renate Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen finden. Renate fragt darin Schminke, der sich über das Verschwinden Elisabeths wundert, ob er immer noch „so misstrauisch“ sei. Er kontert, ob sie immer noch „so leichtsinnig“ sei. Renate erwidert: „Nein. Nie wieder.“ (vgl. TS3/A4) Horváth überarbeitet die beiden letzten Repliken des Blattes hand-

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WP14: Die Lehrerin von Regensburg

schriftlich, was ein Hinweis darauf ist, dass der Ansatz mit Bl. 5 mit der Pagina 2 bereits abbricht. In den zuletzt notierten Repliken fragt Renate Schminke, ob ihm ihre Freundin Elisabeth nicht gefalle. Er erwidert: „Ich kenn sie doch kaum“, worauf Renate repliziert: „Ich kenn sie seit 17“, womit die Fassung abbricht. Auch A4 wurde, wie A3, nachträglich mit rotem Buntstift gestrichen. Dieser rote Buntstift stellt auch eine auffällige Markierung auf den Blättern 6v und 5v dar, die A5 bilden. Auf diesen Blättern sind die Figurennamen mit rotem Buntstift unterstrichen, was darauf hindeuten könnte, dass sie in derselben Bearbeitungsphase wie die Streichungen von A3 und A4 entstanden sind. A5 ist dementsprechend als weiterer Ansatz von TS1 zu werten. Die Fassung von A5 beginnt damit, dass Schminke sich wundert, wo Elisabeth so lange bleibe. Renate versichert, dass sie sich Sorgen um Elisabeth mache, worauf Schminke erwidert, sie glaube wohl an das „zweite Gesicht“ (vgl. A1/Bl. 2). Schminke beruhigt sie schließlich und weist darauf hin, dass sie wegmüssten. In dem Moment taucht Elisabeth mit einem Teetablett auf. Renate und Schminke beteuern jedoch, dass sie keine Zeit mehr hätten. Renate bedankt sich bei Elisabeth, was diese umgekehrt auch macht. Schließlich entdeckt Schminke drüben im Haus gegenüber jemanden, der „hinter der Gardine“ stehe. Elisabeth beteuert, dass das ein Freund ihres Vaters sei, der „Sanitäter“ und „bei einem katholischen Begräbnisverein“ sei (Bl. 6v, 5v). Schminke warnt Elisabeth mit den Worten „Solche Leute haben eine feine Witterung“ (Bl. 5v), die sich in derselben Form schon in K1/TS2/A2/Bl. 3 findet. Die dort erwähnte Bezeichnung „Leichenbitter“ kommt in A5 nicht vor. Nachdem Renate und Schminke gegangen sind, beginnt Elisabeth Tee zu trinken. Wenig später tauchen Polizei und ein Kommissar auf, die eine „Hausdurchsuchung“ machen wollen, weil eine „Anzeige“ eingelaufen sei, wonach Elisabeth „Revolutionäre beherberg[e]“ (Bl. 5v). Elisabeth beteuert zwar, dass hier „niemand Flugblätter verteilt“ habe und dass es ihre „primitivste menschliche Pflicht“ gewesen sei, „einer Freundin zu helfen“ (ebd.). Der Kommissar tut das indes mit den Worten: „Kennen wir schon, kennen wir schon!“ ab. Am Fuß von Bl. 5v notiert Horváth noch mit Bleistift einzelne Repliken, die darauf hindeuten, dass die Ausarbeitung mit Bl. 5v abbrach. T2 = ÖLA 3/W 301 – BS 9 [4], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (282 × 220 mm), gerippt, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, Paginierung 1 TS2 = fragm. Fassung des ersten Bildes (Korrekturschicht) Druck in: Schröder 1982, S. 69.

Materiell unterscheidet sich das vorliegende Blatt deutlich von den vorhergehenden (vgl. den Kommentar zu TS1/A1–A5). Bei T2 und T3 handelt es sich um unliniertes Papier im Quartformat, das fein gerippt ist. Dies lässt vermuten, dass die Blätter mit dieser Charakteristik genetisch verwandt sind. Sie werden deshalb gemeinsam an den Schluss von K2 gestellt. TS2 bildet eine Besonderheit im Konvolut zu dem Werkprojekt Die Lehrerin von Regensburg, ist doch das erste Bild darin im „Lehrerinnenzimmer“ angesiedelt, während es sonst meistens – mit Ausnahme von K1/TS1 – in Elisabeths/Ellas „möbliertem Zimmer“ spielt. In der vorliegenden Fassung diskutieren die Lehrerkolleginnen Elisabeths über einen Film, dann über das Zeitungslesen und die Kriegsfolgen. Die dritte Kollegin äußert dabei folgenden Satz: „Nur die nationale Diktatur kann uns retten!“ Die Erste findet das „ungeheuerlich“. Elisabeth ist nur durch zwei kleine Re-

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pliken in der Diskussion vertreten. Sie zweifelt an der von der Zweiten geäußerten Meinung, dass man nichts ändern könne und kategorisiert das als „Resignation“. Schließlich erscheint der Hauptlehrer. Elisabeth fragt die Erste, warum sie noch mit ihr – der Dritten – redet. Zuletzt erkundigt sich die Zweite bei Elisabeth, ob das Buch, das sie in der Hand halte, ihr gehöre. Damit bricht die Ausarbeitung ab. Die letzten fünf Repliken hat Horváth handschriftlich hinzugefügt, was ein deutlicher Hinweis auf die Fragmentarität der Ausarbeitung ist. T3 = ÖLA 3/W 300 – BS 9 [3], Bl. 1–6, ÖLA 3/W 301 – BS 9 [4], Bl. 7–9 Insgesamt 9 Blatt, davon 4 unliniertes Papier (282 × 220 mm), gerippt, 4 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), gerippt, 1 Blatt unliniertes Papier (267 × 225 mm), gerippt, hs. Eintragungen mit schwarzer und schwarzblauer Tinte sowie rotem Buntstift, Paginierung 1–6 auf BS 9 [3], Bl. 1–6, Paginierung 4 auf BS 9 [4], Bl. 8, Paginierung 5 auf BS 9 [4], Bl. 7 und 9 TS3/A1 = fragm. Fassung, konstituiert durch BS 9 [4], Bl. 8 (Grundschicht) TS3/A2 = fragm. Fassung, konstituiert durch BS 9 [4], Bl. 9 (Grundschicht) TS3/A3 = fragm. Fassung, konstituiert durch BS 9 [4], Bl. 7 (Korrekturschicht) TS3/A4 = Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 9 [3], Bl. 1–6 (Korrekturschicht) Druck von A3 in: Schröder 1982, S. 65; Druck von A4 in: GW IV, S. 48–52, Schröder 1982, S. 55–60, KW 16, S. 76–80.

Materiell entsprechen die vorliegenden Blätter dem vorhergehenden (vgl. den Kommentar zu TS2). Es ist anzunehmen, dass alle Textträger, die gerippt sind, in einem genetischen Zusammenhang stehen. Sie bilden den Abschluss des Werkprojekts Die Lehrerin von Regensburg. In TS3/A1–A4 ist die Ausarbeitung des ersten Bildes, das hier wieder im möblierten Zimmer Elisabeths spielt (vgl. TS1 und anders TS2), fragmentarisch nachvollziehbar. Während zu A1–A3 nur jeweils ein Blatt vorliegt, ist mit A4 eine vollständige Fassung des ersten Bildes gegeben. In A1 fehlen drei Blätter, die den Anfang des Bildes geformt haben, denn Bl. 8 trägt die Pagina 4. A1 konstituiert eine ganz kurze Fassung, in der Renate zunächst – vermutlich zu Schminke – sagt: „Du bist aber nicht gemein.“ Darunter notiert Horváth noch eine Szenenanweisung, wonach das Kind im Zimmer über den beiden das „Ave Maria von Gounod“ übt. Zuletzt ist die fragmentarische Replik Renates „Sie war die Einzige im Seminar“ notiert; damit bricht die Fassung ab. Sie wird in fast identischer Form in A4 wiederaufgenommen. Bei A2 handelt es sich um eine ebenfalls nur kurze Fassung, die keine handschriftlichen Korrekturen aufweist, weshalb sie, wie A1, in der Grundschicht transkribiert wurde. Zunächst klagt vermutlich Schminke darüber, dass er schon als Kind „was anständiges arbeiten“ habe müssen. Schließlich entdeckt er im Haus gegenüber jemanden, der „hinter der Gardine“ steht und „herüber“ „spitzelt“. Die Szenenanweisung lautet hier: „das Kind hat nun aufgehört zu üben“, weshalb A2 in gewisser Weise A1 fortsetzt, was auch die Pagina 5 nahelegen würde; ein direkter Anschluss ist aber nicht möglich. Auch A2 wird in ähnlicher Form in A4 wiederaufgenommen. A3 umfasst wieder nur ein Blatt, in diesem Fall ist es ein Typoskriptblatt, das zahlreiche handschriftliche Korrekturen und Ergänzungen aufweist, was wiederum ein Hinweis ist, dass die Ausarbeitung nicht über dieses Blatt hinausgegangen ist. Am Beginn dürften vier Blätter fehlen, was die Pagina 5 nahelegt. Die Fassung setzt mit Schminkes Frage nach dem Haus gegenüber ein, in dem einer „hinter der Gardine“ steht und „herüber“ „spitzelt“ (vgl. A2 und A4). Die Szenenanweisung „das Kind hat aufgehört zu klimpern“ erinnert an TS1/A5; auch das Rufen nach Elisabeth ist dort

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WP15: Das Souper

vorgebildet. Weiters taucht die Frage nach dem „zweite[n] Gesicht“ hier wieder auf, von Schminke geäußert (vgl. TS1/A1). Schließlich erscheint Elisabeth „mit einem Teetablett“ wieder (vgl. TS1/A4). Der folgende Dialog kreist darum, dass Schminke und Renate keine Zeit mehr haben, einen Tee zu trinken. Renate und Elisabeth danken einander und Schminke fragt nach dem Mann, der im Haus gegenüber wohnt. Elisabeth bezeichnet ihn als „widerlicher Mensch“ und ergänzt: „Ein ehemaliger Sanitäter – und jetzt ist er was beim katholischen Begräbnisverein, wir nennen ihn den Leichenbitter –“. Damit bricht die Ausarbeitung ab. Die handschriftliche Ergänzung „wir nennen ihn den Leichenbitter“ spricht für eine Entstehung nach TS1/A4. Horváth hat diesen Dialog in TS3/A4 reingeschrieben, allerdings ohne die Ergänzung des „Leichenbitter“. A4 umfasst sechs Blatt und ist eine vollständige Fassung des ersten Bildes im möblierten Zimmer Elisabeths. Sie reicht vom Gespräch zwischen Elisabeth und Renate über Schminkes Auftauchen, Elisabeths Abgang in die Küche, das Gespräch Schminkes und Renates über Elisabeth und über das Engagement, bis zu Elisabeths Wiederauftauchen mit dem Tee und Schminkes Frage nach dem Mann gegenüber, der herüberspitzelt. Mit A4 bricht die Arbeit an dem Werkprojekt Die Lehrerin von Regensburg ab. Ob weitere Bilder vorgelegen haben, kann nicht mehr eruiert werden.

WP15: Das Souper Die Entwürfe zum Werkprojekt Das Souper befinden sich allesamt im Notizbuch Nr. 5, das Horváth etwa von September bis November 1931 verwendet hat. Neben Entwürfen zu dem vorliegenden Werkprojekt finden sich darin unter anderem Entwürfe zu dem Prosawerkprojekt Die gerettete Familie / Ein Kapitel aus den Memoiren des Herrn Hierlinger Ferdinand, einem Nebenprodukt des Volksstücks Geschichten aus dem Wiener Wald, das am 2. November 1931 im Deutschen Theater Berlin uraufgeführt wurde, sowie zu der Vorarbeit Karoline, die Schönheit von Haidhausen zu dem Volksstück Kasimir und Karoline (vgl. WA 3, WA 4/VA2 und WA 13/ET19). Die Art der Strukturpläne zu dem Werkprojekt Das Souper (WP15) mit ihrer charakteristischen Unterteilung in Bildern deutet daraufhin, dass es sich bei dem vorliegenden Werkprojekt um ein Dramenprojekt handelt. Möglicherweise bestehen Bezüge zu dem wenig später entstandenen Werkprojekt Ein königlicher Kaufmann (WP21).

Konzeption: Das Souper H1 = ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 18 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (150 × 87 mm), roter Blattschnitt, schwarze Tinte E1 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Das Souper“

E1 ist wie alle Entwürfe zum Werkprojekt Das Souper im Notizbuch Nr. 5 eingetragen (vgl. den einführenden Kommentar zu WP15). Es handelt sich hierbei um einen Strukturplan in sieben Bildern, einer bei Horváth sehr beliebten Strukturgröße. E1 ist mit dem Werktitel „Das Souper“ überschrieben. Die Bilderfolge lautet: „Im Zimmer des Hausherren“, „Im Boudoir der Hausfrau“, „Im Empfangssalon“, „Das Bankett“, „Im

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Rauchzimmer“, „Schlafzimmer“ und „Salon“. Damit ist ein Stück skizziert, das gänzlich in einer Wohnung stattfinden soll. Die folgenden Strukturpläne lassen weitere Einblicke in das geplante Werkprojekt zu. H2 = ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 19 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (150 × 87 mm), roter Blattschnitt, schwarze Tinte E2 = Strukturplan in 6 Bildern mit Notizen und einer Dialogskizze

E2 ist gegenüber E1 um ein Bild verkürzt, außerdem ist die Reihung der Bilder verändert. Die Bilderfolge lautet hier: „Im Boudoir der Hausfrau“, „Im Zimmer des Hausherren“, „Empfangszimmer“, „Das Souper“, „Schlafzimmer“ und „Salon“. Das Bild „Im Rauchzimmer“ entfällt damit, das Bild „Das Souper“ ersetzt das vorherige „Das Bankett“, wie dies auch in der Korrektur von E2 erkennbar ist. Die Notiz zum ersten Bild lässt erkennen, dass das Kind der beiden Protagonisten „frühverstorbe[n]“ ist; die Frau hat nämlich eine „Photographie“ desselben in ihrem Boudoir hängen. Die Dialogskizze zum zweiten Bild lässt erkennen, dass der Hausherr offensichtlich krank ist, denn sein Arzt gibt ihm nur noch „[z]wei Jahre“ zu leben. Außerdem wird ihm während des Soupers „schlecht“. H3 = ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 19v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (150 × 87 mm), roter Blattschnitt, schwarze Tinte E3 = Strukturplan in 5 Bildern mit einer Replik (oben) E4 = Strukturplan in 5 Bildern (unten)

In E3, der ebenfalls im Notizbuch Nr. 5 eingetragen ist (vgl. den einführenden Kommentar zu WP15), verkürzt Horváth die Struktur seines Werkprojekts neuerlich um ein Bild, womit eine fünfteilige Struktur zustande kommt. Das „Zimmer des Hausherrn“ ist ersetzt durch das „Herrenschlafzimmer“, ihm folgt der „Empfangssalon“, das „Bankett“ und der „Salon“. Zum „Empfangssalon“ notiert Horváth die Replik „Wir sind zu früh dran“, die wenig Neues vermuten lässt. Der darunter notierte Strukturplan in fünf Bildern E4 bestätigt im Wesentlichen noch einmal die in E3 notierte Struktur. Die vorliegenden Entwürfe sind vermutlich die letzten zu dem Werkprojekt Das Souper, das dementsprechend äußerst fragmentarisch bleibt.

WP16: Die Kleinen, die man hängt Konzeption: Die Kleinen, die man hängt H1 =IN 221.001/4 – BS 45 a [4], Bl. 7 (= WP4/K/H1) 1 Blatt kariertes Papier (208 × 150 mm), (Handelsregister), unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E1 = gestrichenes Werkverzeichnis (oben) Druck in: WA 1/WV/E4, S. 302f., WA 2/IN/K2/E4, S. 110f. und WA 4/K2/E27–E28, S. 110f.

Das vorliegende Blatt umfasst ein Werkverzeichnis und einen Entwurf aus der Werkgenese von Kasimir und Karoline. Aufgrund des Letzteren ist das Blatt auf Ende 1931

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WP17: Die Jahreszeiten

oder Frühjahr 1932 datierbar, denn die Entwürfe WA 4/K2/E27 und E28 entstammen der Konzeption 2, Kasimir und Karoline in sieben Bildern – Emil Wegmann. In dem Werkverzeichnis versammelt Horváth bereits geschriebene mit erst geplanten Texten. Unter der Kategorie „Prosa und frühe dramatische Arbeiten“ notiert er: „Der ewige Spiesser“, „Norden“ (vgl. WP4), „Bergbahn“ und „Sladek“, unter der Kategorie „Volksstücke“: „Italienische Nacht“, „Geschichten aus dem Wiener Wald“, „Kasimir und Karoline“ und „Die Kleinen, die man hängt“. Zuletzt nennt er unter „Zauberpossen“ „Himmelwärts“ und versieht diesen Eintrag mit der Bemerkung „usw.“. Das Werkprojekt Die Kleinen, die man hängt ist also ein Volksstück oder sollte ein solches werden. Möglicherweise handelt es sich dabei um eine frühe Titelidee für Glaube Liebe Hoffnung, dessen Keimzelle, die „Glaube Liebe Hoffnung-Szenerie“ (vgl. WA 4/VA1 und WA 5/VA1), zu dem Zeitpunkt schon existierte. Da keine weiteren Entwürfe zu dem Werkprojekt Die Kleinen, die man hängt vorhanden sind, muss dies allerdings Spekulation bleiben. Die Zauberposse Himmelwärts (vgl. WA 7/Himmelwärts/VA1 und VA2) ist im Herbst 1931 entstanden, was ein weiterer Beleg für die Datierung von E1 ist. Das in dem Werkverzeichnis ebenfalls genannte Werkprojekt Norden, von dem nicht einmal erwiesen ist, um welche Gattung es sich handelt, gibt der Forschung bis heute Rätsel auf (vgl. den Kommentar zu WP4).

WP17: Die Jahreszeiten Die wenigen Entwürfe zu dem Werkprojekt Die Jahreszeiten befinden sich alle im Notizbuch Nr. 7, das Horváth im Herbst 1932 verwendet hat. In dem Notizbuch sind vor allem Entwürfe zu den Adaptierungsarbeiten von Kasimir und Karoline enthalten, die im Zuge der Uraufführung entstanden sind (vgl. WA 4/K5a–5c). Ein Nachhall des Werkprojekts Die Jahreszeiten ist noch drei, vier Jahre später in der Genese des Schauspiels Don Juan kommt aus dem Krieg (1936) zu finden, in der Horváth über einen kurzen Zeitraum erwägt, eine Struktur nach den vier Jahreszeiten zu wählen (vgl. WA 9/K4/E1, E4, E5 und E9)

Konzeption: Die Jahreszeiten – Schauspiel in vier Teilen H1 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 3v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E1 = gestrichene Figurenliste mit Werktitel „Die Jahreszeiten“ zum ersten Teil „Frühling“ (mittig) E2 = Strukturplan in 4 Teilen mit Werktitel „Die Jahreszeiten“ (unten) E3 = Strukturplan in 4 Teilen mit Notizen (ganz unten) Druck in: WA 4/K5a/E22, S. 396f.

Das vorliegende Blatt befindet sich wie alle Entwürfe zu dem Werkprojekt Die Jahreszeiten im Notizbuch Nr. 7 (vgl. den einführenden Text zu diesem Werkprojekt). Dies lässt eine relativ genaue Datierung auf den Herbst 1932 zu. Auf dem Blatt oben befinden sich zwei Entwürfe zu Kasimir und Karoline (vgl. den Kommentar in WA 4, S. 554), in denen Horváth den Werktitel um den Untertitel „Ein Abend auf dem Ok-

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toberfest“ ergänzt, wie es der Wunsch des Regisseurs der Uraufführung Francesco von Mendelssohn war. Darunter befinden sich die drei Entwürfe zu dem Werkprojekt Die Jahreszeiten. E1 und E2 tragen den Titel, in beiden Fällen ergänzt um „Ein Festspiel“, was jedoch wieder gestrichen wurde. In E1, einer gestrichenen Figurenliste, notiert Horváth Hans, den jungen Arbeiter, Ilse, ein Dienstmädchen, einen Herrn und eine Dame. Hans, der junge Arbeiter, lässt an das Dramenprojekt Der dumme Hans (WP12) oder an das Prosaprojekt Hannes, das Arbeiterkind (WA 13/WP14) denken. Bei beiden handelt es sich um fragmentarisch ausgearbeitete Werkprojekte. E1 lässt bereits erkennen, dass das Werkprojekt nach den Jahreszeiten strukturiert werden sollte. Hier ist der erste Teil „Frühling“ notiert. Dies lässt sich auch an den beiden Strukturplänen E2 und E3 ablesen. Darüber hinaus wird aus beiden Strukturplänen deutlich, dass diese Jahreszeiten symbolisch als Strukturierung von Lebensabschnitten verwendet werden. Sie reichen vom „jungen Paar“ und seiner „Hoffnung“ bis zum „Altersheim“ (E2) bzw. „Altershaus“ (E3). In E3 sind für die Jahreszeiten „Frühling“ bis „Herbst“ noch die Notizen: „Das Vorkriegsbürgertum“, „Krieg“ und „Zusammenbruch der Firma“ eingetragen. Wie in vielen seiner Texte plant Horváth also auch mit dem Werkprojekt Die Jahreszeiten die Geschichte eines Verfalls zu schreiben. H2 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 4 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E4 = gestrichener fragmentarischer Werktitel „Die Jahreszeiten“ (mittig) E5 = Strukturplan in 4 Teilen mit Werktitel „Die Jahreszeiten / Bürgerliches Trauerspiel“ und Notizen (unten) Druck in: WA 4/K5a/E23, S. 398f.

Auf dem vorliegenden Blatt, das ebenfalls im Notizbuch Nr. 7 enthalten ist und Entwürfe zu den Adaptierungsarbeiten von Kasimir und Karoline sowie zu Glaube Liebe Hoffnung enthält, befinden sich auch zwei Entwürfe zu dem Werkprojekt Die Jahreszeiten. E4 ist ein gestrichener Werktitel mit der fragmentarischen Gattungsbezeichnung „Ein bürgerliches“. Dieser wird in E5 wiederaufgenommen, in dem der Titel „Die Jahreszeiten“ um einen vollständigen Untertitel „Ein bürgerliches Trauerspiel“ ergänzt ist (vgl. E1 und E2). Die vier Teile des Strukturplans sind wieder mit den vier Jahreszeiten betitelt und dazu folgende Notizen eingetragen: „Vorkriegszeit“, „Krieg“, „Nachkrieg“ und „Altersheim“. H3 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 7v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E6 = Figurenliste zum ersten Teil „Frühling“ mit Werktitel „Die Jahreszeiten / Schauspiel in vier Teilen“ und Notizen (oben) E7 = Strukturplan in 4 Teilen mit Notizen (unten)

Das vorliegende Blatt befindet sich wie die vorhergehenden im Notizbuch Nr. 7 (vgl. den einführenden Kommentar zu WP17). Auf dem Blatt sind zwei Entwürfe eingetragen, die das Werkprojekt Die Jahreszeiten betreffen. Bei E6 handelt es sich um eine Figurenliste zum ersten Teil „Frühling“, die die folgenden Figuren vorsieht: Grossmutter, Mutter, Vater, Tochter, Sohn und Verlobter der Tochter. Vom Sohn heißt es,

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WP18: Der Verschwender

dass er im Krieg fällt. Der Verlobte kehrt aus dem Krieg zurück, die Tochter will dann aber nichts mehr von ihm wissen und geht stattdessen mit einem „Schieber“, der einen Film finanziert. Diese Figuren und Handlungselemente weisen bereits voraus auf Don Juan kommt aus dem Krieg (vgl. den einführenden Kommentar zu diesem Werkprojekt). E6 trägt den Werktitel „Die Jahreszeiten“, der erstmals mit der Gattungsbezeichnung „Schauspiel in vier Teilen“ ergänzt ist. Der Strukturplan E7 ist nach den vier Jahreszeiten unterteilt. Zu diesen findet sich eine Reihe von Notizen. So plant Horváth für den ersten Teil „Frühling“ eine Szene auf dem „Tennisplatz“, dann ein „Duell“ zu „Sylvester“ und in der Folge eine „Hochzeit“. Zum „Sommer“ notiert er, dass sich der Sohn freiwillig zum Kriegsdienst meldet und dabei fällt. Im „Herbst“ soll der Vater an einem Schlaganfall sterben und die Tochter den Schieber heiraten. Zu ihm notiert Horváth neuerlich „Film“. Die Tochter betrügt den Schieber aber mit einem „mystische[n] Literaten“. Ihr Sohn tritt der K.P.D. bei, nachdem er zuerst „Nazi“ war. Der „Winter“ schließlich zeigt die Mutter im Altersheim. Damit endet die Reihe der Entwürfe zum Werkprojekt Die Jahreszeiten.

WP18: Der Verschwender Die Entwürfe und Textstufen zu dem Werkprojekt Der Verschwender befinden sich allesamt im Notizbuch Nr. 7, das Horváth im Herbst 1932 verwendet hat. Das Werkprojekt geht über einige wenige Entwürfe sowie eine Textstufe nicht hinaus.

Konzeption: Der Verschwender – Zaubermärchen H1 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 9 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E1 = gestrichener Werktitel „Der Verschwender / Ein Zaubermärchen nach Ferdinand Raimund / von Ödön Horváth“ (oben) E2 = Strukturplan in 3 Teilen (mittig) E3 = Werktitel „Der Verschwender / Ein Zaubermärchen von Ferdinand Raimund. / Bearbeitet von Ödön Horváth.“ (unten)

Auf einem Blatt des Notizbuchs Nr. 7 notiert Horváth den Werktitel „Der Verschwender“ mit der Gattungsbezeichnung „Ein Zaubermärchen nach Ferdinand Raimund von Ödön Horváth“ und darunter der alternativen Gattungsbezeichnung „Original-Zaubermärchen von F. Raimund / Bearbeitet von Ödön Horváth“. Diesen Entwurf E1 streicht Horváth jedoch wieder und trägt darunter einen Strukturplan in drei Teilen ein: „Feen-Reich“, „Auftritt der Jugend“ und „Auftritt des hohen Alters“. Zum ersten Teil notiert der Autor: „Zeus mit Kaiser Frz.-Joseph–Bart“. Irritierend ist, dass der Autor an den Rand dieses Strukturplans notiert: „Bauer als Millionär“, womit ein anderes Raimund-Zaubermärchen angesprochen ist. Der Strukturplan entspricht mit den allegorischen Figuren „Jugend“ und „hohes Alter“ auch dem von Horváth erwähnten Zaubermärchen. Vermutlich wollte er die beiden Raimund-Stücke in irgendeiner Form amalgamieren, wie er dies wenige Jahre später in dem Filmskript Brüderlein, fein! unter dem Pseudonym H.W. Becker machen wird (vgl. ÖLA 3/W 252 – BS 2,

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Bl. 1–7; vgl. dazu auch Polt-Heinzl/Schmidjell 2001, S. 235). Zuletzt trägt der Autor auf dem vorliegenden Blatt einen weiteren Werktitel E3 ein, der inhaltlich E1 entspricht, jedoch im Gegensatz zu diesem nicht mehr gestrichen wird. H2 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 10 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte TS1 = fragm. Fassung zum ersten Teil „Feen-Reich“ mit Werktitel „Der Verschwender“ (Korrekturschicht)

Auf dem vorliegenden Blatt, das sich ebenfalls im Notizbuch Nr. 7 befindet (vgl. den einführenden Kommentar zu diesem Werkprojekt), notiert Horváth eine fragmentarische Fassung zum ersten Teil „Feen-Reich“ (vgl. E2 und den Kommentar dazu) des Werkprojekts Der Verschwender. Auch den Werktitel stellt der Autor der Fassung voran. Das genannte „Feen-Reich“ entspricht laut einer späteren Eintragung dem „Österreichische[n] Reich“, in dem aber ein „Preussischer Geist“ herrsche. In der Fassung versammeln sich „Zauberer aus allen Ländern“ und eine Figur namens Zeus (vgl. E2). Die Zauberer klagen darüber, dass niemand mehr „ein Geld“ habe, nur noch einer, aber der sei tot. Schließlich stellt sich heraus, dass der „Sohn des Toten“ das Geld habe, er heiße „Julius von Flottwell“ wie die Hauptfigur in Ferdinand Raimunds Der Verschwender. Auf die Frage, was Flottwell mit dem Geld mache, antworten die Zauberer: „Er finanziert Kriege. Aber ich glaub, er machts nichtmehr lange. Es wird ihm langweilig. Mir scheint, er wird das Geld bald zum Fenster hinaushauen!“ Damit bricht die Fassung ab. Sieht man von der Wiederaufnahme von Motiven aus Werken Raimunds in dem erwähnten Filmskript Brüderlein, fein! ab (vgl. den Kommentar zu E2), das etliche Jahre später entstanden ist, so endet damit das dramatische Werkprojekt Der Verschwender.

WP19: Lustspiel Konzeption: Lustspiel H1 = ÖLA 3/W 14 – BS 39 b [1], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (296 × 208 mm), schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E1 = Strukturplan in 3 Akten mit Werktitel „Lustspiel“ und Figurenliste (links mittig) E2 = Strukturplan in 3 Akten (links unten) E3 = gestrichene Figurenliste (oben mittig) E4 = gestrichener Strukturplan in 3 Akten (unten mittig) E5 = Strukturplan in 3 Akten (rechts unten) Druck in: WA 4/K4/E1, S. 366f., WA 5/K2/E5–E6, S. 232f. und WA 13/WP17/E5, S. 337f.

Das vorliegende Blatt ist Teil der Werkgenesen der Volksstücke Kasimir und Karoline und Glaube Liebe Hoffnung, des Romanprojekts Himmelwärts und des Dramenprojekts Lustspiel. Die erstgenannten Werke machen eine Entstehung des Blattes im Herbst 1932 wahrscheinlich. Das Blatt ist das einzige zu dem Dramenprojekt Lustspiel. Die in den Entwürfen E1, E2 und E5 genannten Akttitel „Parlament“, „Büro“ und „Theater“ lassen keine weiteren Schlüsse über den Inhalt des Lustspiels zu. Der in E4 notierte erste Akttitel „Nach der Première“ weist voraus auf das Dramenprojekt Ein

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WP20: Ein Gesellschaftsstück

Gesellschaftsstück (vgl. WP20/K/TS1). Die zu E1 festgehaltene Figurenliste verdichtet diese Bezüge jedoch nicht. Hier werden genannt: „Revolver“, „Advokat“, „Mädchen“, „Frau Advokat“ und „Der Kollege in der Kanzlei“. Demnach sollte das Stück unter Advokaten spielen. In der gestrichenen Figurenliste E3 werden außerdem ein Abgeordneter, ein Justizminister und ein Revolverjournalist angeführt. Möglicherweise besteht ein Konnex dieses Werkprojekts zu dem Filmprojekt Ein Kuss im Parlament bzw. Ein Kuss im Senat (vgl. WA 7/Himmelwärts/K2/E1 und E2).

WP20: Ein Gesellschaftsstück Zu dem Werkprojekt Ein Gesellschaftsstück existieren nur wenige Entwürfe und eine Textstufe. Sie befinden sich teils im Notizbuch o. Nr. (BS 25 [3]), teils auf losen Blättern (BS 25 [1]). Das Notizbuch o. Nr. (BS 25 [3]) ist aufgrund eines Eintrags zu dem Werkprojekt Magazin des Glücks auf Ende 1932 datierbar. Möglicherweise besteht ein Bezug des Gesellschaftsstücks zu den Dramenprojekten Lustspiel (WP19) und Ein königlicher Kaufmann (WP21), zu dem Horváth etwas früher und wenig später einige Entwürfe ausgearbeitet hat.

Konzeption: Ein Gesellschaftsstück – in drei Akten H1 = ÖLA 3/W 366 – BS 25 [3], Bl. 1 1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit blauem Blattschnitt, liniertes Papier (152 × 89 mm), schwarze Tinte E1 = Notizen mit Werktitel „Ein Gesellschaftsstück in drei Akten“

Das Notizbuch o. Nr. mit der Signatur BS 25 [3] hat Horváth vermutlich 1932 vor allem für private Aufzeichnungen verwendet. Auf dem vorliegenden Blatt skizziert er ein paar Notizen zu einem Werkprojekt mit dem Titel „Ein Gesellschaftsstück in drei Akten“. Zunächst hat Horváth zwei Figurennamen notiert, die er aber wieder streicht. Darunter vermerkt er: „Herr, dessen Werk zu Grunde gegangen ist und der immer noch weiterdisponiert“. Weiters hält er fest: „Die Familie des Herrn, die ihn behüten {will}“. Damit bricht der Entwurf ab. H2 = ÖLA 3/W 295 – BS 25 [1], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 209 mm), schwarze Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) TS1 = fragm. Fassung zum I. Akt „Salon“ mit Werktitel „Ein Gesellschaftsstück“ (Korrekturschicht)

Die weiteren Entwürfe und Textstufen zu dem Werkprojekt Ein Gesellschaftsstück wurden auf losen Blättern eingetragen. Es handelt sich dabei um eine Fassung, einen Strukturplan und einen Konfigurationsplan. Auf dem vorliegenden Blatt der Mappe BS 25 [1] notiert Horváth zunächst den Werktitel „Ein Gesellschaftsstück“ und dann zum ersten Akt „Salon“ einen Konfigurationsplan, der den Minister und Irma vorsieht. Darunter arbeitet er einen Dialog zwischen den beiden aus. Der Minister ist offensichtlich dabei, auf den jungen Herrn oder die Herrin Irmas zu warten. Diese hält den Minister bei Laune, indem sie versichert, dass es nicht mehr allzu lange dau-

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ern könne, bis ihre Herrschaften aus dem Theater zurückkämen. Auf die Nachfrage, was dort gespielt werde, meint Irma: „Ein Trauerspiel. Aus unserer Zeit“ und nennt den Titel „Das Recht des Todes“. Dies kommentiert der Minister mit den Worten „Ein zugkräftiger Titel“, worauf wiederum Irma repliziert: „Es ist das ein sehr ein wirkungsvolles Stück – es müsst schon sehr mit dem Pech zugehen, wenn das kein grosser Erfolg wird“. Wie sich zuletzt herausstellt, ist es ein Stück „für die Todesstrafe“. Mit dem Kommentar des Ministers „Interessant“ bricht die Fassung ab. Möglicherweise sind Blätter davon verloren gegangen. H3 = ÖLA 3/W 295 – BS 25 [1], Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 209 mm), schwarze Tinte E2 = Strukturplan in 3 Akten mit Notizen und einer Dialogskizze (oben und rechts unten) E3 = Konfigurationsplan in 13 Szenen (links mittig und unten)

Die vorliegenden Entwürfe befinden sich gleichfalls auf einem losen Blatt der Mappe BS 25 [1]. Gemäß der Titelangabe von E1 notiert Horváth in E2 einen Strukturplan in drei Akten: „Salon“, „Gefängnis“ und „Theater“. Zum ersten Akt vermerkt er die Konfiguration „Minister – Diener“, das ist im Wesentlichen jene von TS1. Zum zweiten Akt „Gefängnis“ hält Horváth noch fest: „Der Henker“, was einen unmittelbaren Bezug zu TS1 und der dort thematisierten „Todesstrafe“ haben dürfte. Zum dritten Akt „Theater“ arbeitet Horváth eine Dialogskizze zwischen einer gewissen Luise, dem Minister und einem Sekretär aus. Thema des Gesprächs zwischen den beiden ist die Tatsache, dass der Minister wieder „eingesetzt“, nachdem er zunächst wohl abgesetzt wurde. Der Sekretär begründet dies mit den Worten: „Die Schweinerei ist so gross, dass man keinen findet, der Ihre Stelle einnimmt!“ Zuletzt versichert der Minister, dass er bleiben wolle und dass Luise und er ihre Memoiren schreiben sollten. Auf der linken Seite des Blattes notiert Horváth den Konfigurationsplan E3, der dreizehn Szenen umfasst. An Figuren tauchen hier der Minister, der Diener, die Dame, der Direktor, Luise, der Theaterdirektor, der Dramatiker und ein Journalist auf. Der Konfigurationsplan endet mit dem Szenentitel „Aufbruch ins Gefängnis“, was mit dem zweiten Akt von E2 korrespondiert. Damit bricht die Genese des Werkprojekts Ein Gesellschaftsstück wieder ab. Möglicherweise besteht ein Bezug zu dem wenig später entstandenen Dramenprojekt Ein königlicher Kaufmann (WP21).

WP21: Ein königlicher Kaufmann Das Dramenprojekt Ein königlicher Kaufmann steht möglicherweise in Zusammenhang mit dem Dramenprojekt Ein Gesellschaftsstück (WP20), wie auch die Gattungsbezeichnung von WP21 lautet. Allerdings gehen die Figuren und Strukturpläne, die Horváth zu Ein königlicher Kaufmann notiert, doch in eine etwas andere Richtung. Möglicherweise bestehen auch Bezüge des vorliegenden Werkprojekts zu dem Dramenwerkprojekt Das Souper (WP15). Alle Entwürfe zu Ein königlicher Kaufmann (WP21) sind auf losen, karierten Blättern der Mappe BS 27 a notiert. Das Material ist indes sehr heterogen, was die Formate und die Art der Karierung betrifft. Zeitlich dürfte dieses Dramenprojekt auf den Herbst / Winter 1932 oder das Frühjahr 1933 zu datieren sein.

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WP21: Ein königlicher Kaufmann

Konzeption: Ein königlicher Kaufmann – Ein Gesellschaftsstück H1 = ÖLA 3/W 296 – BS 27 a, Bl. 2 1 Blatt kariertes Papier (328 × 223 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Figurenliste mit Werktitel „Ein königlicher Kaufmann / Gesellschaftsstück in drei Akten“ (links oben) E2 = Figurenliste (rechts oben) E3 = Figurenliste (rechts mittig) E4 = Figurenliste (links unten) E5 = Dialogskizze (rechts unten)

Das vorliegende Blatt dürfte das erste zu dem Dramenprojekt Ein königlicher Kaufmann sein. Horváth notiert in E1 den Werktitel mit der Gattungsbezeichnung „Gesellschaftsstück in drei Akten“. Darunter skizziert er eine erste Figurenliste, die sehr umfangreich ausfällt: „Der Herr, Dr. h.c.“, „Der Dekan der medizinischen Fakultät“, „Professor“, „Rechtsanwalt“, „Peter“, „Die Dame“, „Major“, „Obermedizinalrätin“, „Tochter“, „Professorin“, „Links“, „Schauspielerin“, „Erfinder“ und „Therese“. Bei den Figurenlisten E2–E4 handelt es sich um Variationen von E1. Der Erfinder von E1 wird in E2 und E4 als „Genie“ bezeichnet. Im Wesentlichen entsprechen sich jedoch die vier Figurenlisten. Zuletzt arbeitet Horváth eine Dialogskizze E5 aus, die das Genie und den Herrn Dr. h.c. umfasst. Das Genie behauptet darin, einen Apparat erfunden zu haben, mit dem man Getreide „entmuffen“ kann und damit Notleidenden helfen. Der Herr Dr. h.c. meint jedoch, dass er kein Interesse daran habe und dass diejenigen, die das praktisch auswerten wollen, dem Erfinder gar nicht so viel zahlen können wie er. Diese Passage versieht Horváth nachträglich mit einem großen Eintrag „Wichtig!!!“. H2 = ÖLA 3/W 296 – BS 27 a, Bl. 5 1 Blatt kariertes Papier (328 × 223 mm), schwarzblaue Tinte E6 = fragm. Strukturplan in 3 Bildern mit Werktitel „Ein königlicher Kaufmann / Gesellschaftsstück in fünf Bildern“ mit Konfigurationsplänen, Repliken und Dialogskizzen

Das vorliegende Blatt entspricht materiell dem vorhergehenden und dem nachfolgenden. Auf Bl. 5 notiert Horváth einen Strukturplan in drei Bildern, obwohl er im Titel noch von fünf Bildern spricht. Diese kommen jedoch nicht zustande. Die Bilderfolge von E6 lautet: „Zimmer des Herrn“, „Spiegel“ und „Bankett“ (vgl. E7 und E9). Zu den einzelnen Bildern notiert Horváth Konfigurationspläne, Repliken und Dialogskizzen. Zum ersten Bild „Zimmer des Herrn“ vermerkt er einen Konflikt zwischen dem Herrn und seinem Sohn und die Replik einer Dame, die früher eine Gräfin war und den Adel als überholt ansieht: „Das ist der historische Prozess.“ Der Herr klagt gegenüber einer Oberärztin, dass er Stimmen höre und dass er Angst vor Krankheiten habe. Auf seine Vermutung, dass er einmal „verreisen“ sollte, erwidert sie: „Nach dem Süden.“ Zum zweiten Bild notiert Horváth einen Dialog zwischen dem Erfinder und seiner Frau Therese. Diese interessiert sich vorerst nur für das Geld und das „Häuschen“. Als der Erfinder darüber klagt, dass sie sich gar nicht für seine Erfindungen interessiere, entgegnet sie, dass er ihr nichts erzähle. Zum dritten und letzten Bild notiert Horváth einen „Konflikt“ zwischen Vater und Sohn „wegen der Finanzierung“. Der Sohn klärt den Erfinder auf, der darauf kommt, dass es ein „grosses Geschäft“ ist; seine Frau meint aber, er könne sich nicht darauf einlassen, das sei gegen seine „erfinderische

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Ehre“. Die Frage des Verkaufs der Erfindung an den Herrn kehrt in den folgenden Entwürfen wieder. H3 = ÖLA 3/W 296 – BS 27 a, Bl. 6 (vgl. WP22/K/H1) 1 Blatt kariertes Papier (328 × 223 mm), schwarzblaue Tinte E7 = Strukturplan in 3 Akten mit Werktitel „Ein königlicher Kaufmann / Gesellschaftsstück in drei Akten (vier Bildern)“ und einer Dialogskizze (links oben) E8 = Figurenliste mit Notizen (rechts oben) E9 = Strukturplan in 3 Akten bzw. 4 Bildern mit Notizen, Repliken und einer Dialogskizze (rechts mittig) E10 = Figurenliste mit Werktitel „Ein königlicher Kaufmann / Gesellschaftsstück in drei Akten“ (links unten)

Das vorliegende Blatt entspricht materiell den vorhergehenden. Außerdem ist der Schreibduktus der vorliegenden Entwürfe mit jenem von E1–E6 vergleichbar. Die Titelkorrektur in E7 zeigt, dass Horváth sich über die Zahl der Akte bzw. Bilder noch nicht völlig im Klaren ist. Während es in E7 zunächst vier Akte, dann drei sind, korrigiert Horváth in E9 die Zahl der Akte von drei auf vier Bilder; dies ist an der Schreibung in römischen bzw. arabischen Ziffern erkennbar. Die Figurenliste E8 fällt wesentlich kürzer aus als jene von E1–E4; erst die Figurenliste E10 schließt wieder deutlich an die früheren an. Die Aktfolge lautet in E7 „Zimmer des Herrn / Spiegel“, „Bankett“ und „Musikzimmer“, in E9 teilt Horváth den ersten Akt wieder in zwei Bilder auf, der Rest bleibt gleich. Laut E8 will Peter, vermutlich der Sohn des königlichen Kaufmanns, Musiker werden. In E9 meint er auch: „Musik ist das Höchste auf der Welt –“. Laut einer Notiz soll der Kaufmann im dritten Bild „Bankett“ einen Schlaganfall erleiden. Im vierten Bild „Musikzimmer“ kommt es zu einem Konflikt zwischen Peter und einer Schauspielerin, die behauptet „kein Privatleben“ zu haben. Über den Kaufmann nach dem Schlaganfall sagt Peter: „Er wird nichtmehr reden können –“. Auf der Versoseite des vorliegenden Blattes befinden sich zwei Entwürfe zu dem Werkprojekt Die Reise ins gelobte Land (WP22/K/E1 und E2). Ob diese vor oder nach dem Werkprojekt Ein königlicher Kaufmann entstanden sind, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit feststellen (vgl. auch den Kommentar dort). H4 = ÖLA 3/W 296 – BS 27 a, Bl. 3, 4 2 Blatt hochkariertes Papier (283 × 223 mm), schwarzblaue Tinte E11 = Strukturplan in 5 Bildern mit Konfigurationsplänen, Dialogskizzen, Repliken und Notizen

Auf den Bl. 3 und 4, die sich materiell durch das Quartformat und eine auffällige Hochkarierung von den vorhergehenden unterscheiden, notiert Horváth einen ausführlichen Strukturplan in fünf Bildern E11, wobei er im Vergleich zu E9 ein neues viertes Bild „Am Kamin“ einfügt. Der Rest der Bilder entspricht dem früheren Strukturplan. Zum ersten Bild „Zimmer des Herrn“ skizziert der Autor eine Reihe von Konfigurationsplänen, die Figuren wie den Medizinalrat, den Herrn, den Professor, die Dame und den Sohn umfassen. Zum zweiten Bild „Spiegel“ vermerkt Horváth weitere Konfigurationspläne, die unter anderem einen Major, einen Professor, eine Professorin, eine Schauspielerin, den Erfinder und seine Frau Therese umfassen. Außerdem notiert er hierzu zwei Dialogskizzen. In der ersten diskutieren der Professor und der Major, in der zweiten der Erfinder und seine Frau Therese über Pünktlichkeit. Zum dritten Bild „Bankett“ notiert Horváth weitere zwei Dialogskizzen, in denen es um

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WP21: Ein königlicher Kaufmann

ein „Cabaret“ geht, das finanziert werden sollte, und um die Erfindung. Außerdem kommt Musik aus dem Musikzimmer, sodass Therese mit ihrem Mann, dem Erfinder, dort hingehen will. Für das vierte Bild „Am Kamin“ ist ein „Herzanfall“ vorgesehen, der zu einer „Lähmung“ führt. Zum fünften Bild „Im Musikzimmer“ ist eine Replik Thereses notiert, wonach diese einem Herrn dankbar ist, dass er sie nicht allein gelassen hat. H5 = ÖLA 3/W 296 – BS 27 a, Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (286 × 225 mm), schwarzblaue Tinte E12 = Notizen (links) E13 = Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen (rechts unten)

Das vorliegende Blatt unterscheidet sich materiell von den vorhergehenden, dennoch ist zu vermuten, dass es genetisch darauffolgt. In E12 fertigt Horváth eine Reihe von Notizen zu dem Werkprojekt Ein königlicher Kaufmann. Dabei notiert er zweimal „Der königliche Kaufmann“, womit klar wird, dass das Blatt zu diesem Werkprojekt gehört. Laut E12 hat die Frau des königlichen Kaufmanns ein wirkliches Interesse an Literatur, während ihr Mann immer arbeitet und ihr Sohn ein „Trottel“ ist. Der königliche Kaufmann selbst ist krank und fragt seinen Arzt, den Medizinalrat, der zugleich sein „Geschäftskompagnon“ ist, wie lange er noch zu leben habe. Dieser antwortet mit „drei Jahre oder eins“. Darunter notiert Horváth eine Besprechung über eine Patentangelegenheit. Weiters erwähnt er den Erfinder und seine Frau, die beide Idealisten sind. Zuletzt vermerkt Horváth „Literatur und Kunst, Oper und Politik“ sowie eine Frau Baby, „die alles finanziert“. Bei E13 handelt es sich um einen Strukturplan in sieben Teilen. Wie aus den folgenden Entwürfen hervorgeht, handelt es sich dabei um Bilder. Die Bilderfolge lautet nach der Umstellung der ersten beiden Bilder: „Zimmer des Herrn“, „Boudoir der Dame“, „Spiegel“, „Das Bankett“, „Am Kamin“, „Im Rauchzimmer“ und „Spiegel“. Zum Bild „Im Rauchzimmer“ notiert Horváth: „Dem Herrn wird es schlecht“ und „er stirbt“. Damit wird klar, dass es sich um ein Stück über das Leben und Sterben des reichen Mannes handelt (vgl. auch das Werkprojekt Jedermann, WP40). H6 = ÖLA 3/W 296 – BS 27 a, Bl. 9 (vgl. H7) 1 Blatt kariertes Papier (286 × 225 mm), schwarzblaue Tinte E14 = gestrichener Strukturplan in 7 Bildern (links oben) E15 = gestrichener Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen (rechts) E16 = Notiz (links unten)

Das vorliegende Blatt entspricht materiell dem vorhergehenden und den beiden nachfolgenden. In E14 und E15 notiert Horváth zwei Strukturpläne in sieben Bildern. Die Bilderfolge von E14 lautet: „Zimmer des Herrn“, „Boudoir der Dame“, „Spiegel“, „Das Bankett“, „Am Kamin“, „Rauchzimmer“ und „Spiegel“. Diejenige von E15 weicht davon leicht ab: Hier lautet das erste Bild „Der Herr“, das zweite „Die Dame“, die Bilder drei und vier entsprechen E14, das fünfte Bild lautet nun bereits „Rauchzimmer“, das sechste „Der Herr im Bett“ und das siebte nun „Am Kamin“. Aufschlussreich sind die Notizen, die Horváth zu einzelnen Bildern fertigt. So notiert er zum fünften Bild „Rauchzimmer“, dass dem Herrn schlecht wird, weil er das Patent nicht bekommt. Allerdings kauft er dieses im sechsten Bild und stirbt darauf. Zum siebten Bild „Am

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Chronologisches Verzeichnis

Kamin“ vermerkt Horváth, dass die Frau mit dem „Idealismus ihres Mannes“ vor Literaten und einer Kommunistin protzt, als der Mann kommt, der unterschrieben hat. Zuletzt notiert Horváth „Todesnachricht“. Unter E14 vermerkt er noch eine Notiz E16, wonach das Sofa unter einem „Cézanne“ stehen soll.

H7 = ÖLA 3/W 296 – BS 27 a, Bl. 8, 9v (vgl. H6) 2 Blatt kariertes Papier (286 × 225 mm), schwarzblaue Tinte TS1 = Fassung des 1. Bildes „Zimmer des Herrn“ (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 62–64, KW 16, S. 123–125.

Die Streichung der beiden Strukturpläne von Bl. 9 hängt vermutlich mit der Wiederverwendung des Blattes für die Fassung TS1 zusammen, die sich teilweise auf der Versoseite von Bl. 9 befindet. Wie in E13 und E14 lautet das erste Bild „Im Zimmer des Herrn“ (Bl. 8). Dort sieht man zuerst den Herrn, der sich den Smoking anzieht. Währenddessen diskutiert er mit dem Medizinalrat über einen Vorfall, bei dem es 127 Tote gegeben hat. Sie erwähnen weiters den „Untergang des Kapitalismus“ (ebd.). Dann sprechen sie über die Erfindung des „Erfinders“. Er hat eine „Pille gegen Krebs“ (Bl. 9v) erfunden. Die will ihm der Herr abkaufen, damit das Medikament (vorerst) nicht auf den Markt kommt. Der Professor, der inzwischen zu den beiden gestoßen ist, meint, dass das rechtlich kein Problem sei. Allerdings könne es teuer werden.

H8 = ÖLA 3/W 296 – BS 27 a, Bl. 7 1 Blatt kariertes Papier (328 × 223 mm), schwarzblaue Tinte TS2 = fragm. Fassung des 4. Bildes „Am Kamin“ (Korrekturschicht; rechts und links unten) E17 = fragm. Strukturplan in 2 Bildern mit Notizen (mittig links)

Auf dem vorliegenden Blatt, das materiell den frühesten des Werkprojekts entspricht (vgl. H1–H3), arbeitet Horváth das vierte Bild „Am Kamin“ aus (vgl. die unterschiedlichen Positionen dieses Bildes in E13–E15). Die Fassung TS2 zeigt den „Konflikt“ zwischen dem Herrn und dem Erfinder, dessen Patent der Herr erwerben will. Der Erfinder ist gerne bereit, dieses zu verkaufen, will aber im Vertrag einen Passus, der ihm sicherstellt, dass das Patent verwertet wird, „im Interesse der leidenden Menschheit“. Der Herr meint, er verwerte das „Patent“ „zu einer gegebenen Zeit“, doch der Erfinder besteht darauf, dass es gleich verwertet werde. Da der Erfinder und seine Frau behaupten, Idealisten zu sein, verweigern sie die Unterschrift. Das führt beim Herrn zu einem Herzanfall. Daraufhin lässt der Herr seine Frau und seinen Sohn kommen. Der Professor wirft dem Erfinder vor, schuld am Herzanfall des Herrn zu sein, doch jener entgegnet, dass ihn das nicht rühre und beharrt auf den 80, die er für das Patent will. Damit bricht die Fassung ab. Auf der linken Seite des Blattes skizziert Horváth noch einen fragmentarischen Strukturplan in zwei Bildern E17, der im dritten Bild das „Ende des Herrn“ vorsieht und im vierten Bild die Frau, die die Verhandlungen übernimmt. Der Erfinder „kapituliert“ und zeigt sich gerührt von der Not der Frau, die ihren Mann verloren hat. Damit bricht die Reihe der Entwürfe und Textstufen zu dem Dramenprojekt Ein königlicher Kaufmann ab. Die Idee einer pharmazeutischen Erfindung ist schließlich in die Adaptierungsarbeiten der 1933/34 entstandenen Posse Hin und her eingegangen (vgl. WA 6/HH/K2).

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WP22: Die Reise ins gelobte Land

WP22: Die Reise ins gelobte Land Konzeption: Die Reise ins gelobte Land – Volksstück H1 = ÖLA 3/W 296 – BS 27 a, Bl. 6v (vgl. WP21/K/H3) 1 Blatt kariertes Papier (328 × 223 mm), schwarzblaue Tinte E1 = gestrichener fragm. Strukturplan in 2 Bildern mit Werktitel „Die Reise ins gelobte Land / Volksstück“ mit Notizen (links) E2 = fragm. Strukturplan in 4 Bildern mit Notizen (rechts)

Das vorliegende Blatt ist das einzige überlieferte zu dem Werkprojekt Die Reise ins gelobte Land. Die Datierung orientiert sich an jener des Werkprojekts Ein königlicher Kaufmann, das vermutlich im Herbst 1932 oder Frühjahr 1933 entstanden ist. Auf der Rectoseite des vorliegenden Blatts befinden sich nämlich Entwürfe zum Königlichen Kaufmann und auf der Versoseite Entwürfe zu Die Reise ins gelobte Land (vgl. WP21/K/E7–E10). Da die Gattungsbezeichnung in E1 „Volksstück“ lautet, ist klar, dass es sich um ein Dramenprojekt handelt. In E1 notiert Horváth zuerst den Bildtitel „Arbeitslos“ zum ersten Bild und darunter zum zweiten Bild unter dem Eintrag „Was muss man verleugnen“: „a.) Misstrauen gegen den Kollegen“, „b.) Liebe“ und „c.) Sucht“. Dann streicht er diesen Entwurf wieder, lässt aber den Werktitel stehen und notiert E2. Dabei handelt es sich um einen fragmentarischen Strukturplan in vier Bildern, wobei das vierte nur nummeriert, nicht aber betitelt ist. Die Bilderfolge lautet: „Der Bauernbursch“, „Stadt“ und „Wieder entlassen“. Zum zweiten Bild notiert Horváth: „Fabrik ist zu. Stempeln. Aufwieglerische Reden. Verhaftung.“ Zum dritten Bild vermerkt er eine „Demonstration“ und dass „[e]r“ – gemeint ist wohl der „Bauernbursch“ – von den Demonstranten verprügelt wird. Damit skizziert Horváth neuerlich ein Werkprojekt, in dem es um soziale Konflikte gehen soll (vgl. etwa auch Der dumme Hans, WP12). Mit E1 und E2 bricht die Arbeit an dem Dramenprojekt Die Reise ins gelobte Land wieder ab. Möglicherweise sind die Entwürfe zu dem Werkprojekt auch vor jenen zu Ein königlicher Kaufmann (WP21) entstanden.

WP23: Komödie des Friedens Zu dem Werkprojekt Komödie des Friedens existieren lediglich ein paar handschriftliche Entwürfe und Textstufen. Auf BS 48 c, Bl. 7 (TS1) befindet sich auch ein Werktitel-Entwurf, in dem Horváth die Titel „Kleines Volksstück“, „Die kleinen Sünden“ und „Höhere Gewalt“ notiert (vgl. auch BS 48 a, Bl. 1). Vor allem der Werktitel „Höhere Gewalt“ verweist deutlich auf das Volksstück Glaube Liebe Hoffnung, in dem der Begriff der „höheren Gewalt“ bis zuletzt eine wichtige Rolle spielt (vgl. WA 5/K3/TS7/SB Arcadia 1933, S. 17, 20 und 21). Da auf BS 48 a, Bl. 1 auch der Name Lukas Kristl fällt, mit dem Horváth bei Glaube Liebe Hoffnung zusammenarbeitete, könnte vermutet werden, dass die Komödie des Friedens im Frühjahr 1932 entstanden ist, als sich Horváths Kontakt mit Kristl ergab und intensivierte. Allerdings widersprechen dem die Entwürfe, die Horváth zur Komödie des Friedens fertigt. Generell deutet die Komödien-Form eher auf eine Entstehung nach 1933, als Horváth mangels Möglichkeiten auf deutschen Theatern aufgrund der „Pessimität“ (Brief Horváths an Rudolph S. Joseph vom 30. Oktober 1933) seiner Volksstücke nach neuen

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Chronologisches Verzeichnis

Formen suchte. Dies zeigt sich etwa an Stücken wie Hin und her, Eine Unbekannte aus der Seine, Himmelwärts und Mit dem Kopf durch die Wand (vgl. WA 6 und WA 7). Zu Himmelwärts führt auch eine weitere Fährte. Das Pseudonym, das Horváth im Werktitel E1 verwendet, Nikolaus Neptun, erinnert an Figuren, die der Autor in der Frühphase von Himmelwärts, also etwa im Frühjahr oder Sommer 1933, erwog (vgl. WA 7/HW/K1/E1, E5 und E7). Dies muss jedoch nicht unbedingt ein Hinweis auf eine mögliche Datierung auf 1933 sein, denn der Titel „Kleines Volksstück“ findet sich in der Form „Ein kleines Volksstück in fünf Bildern“ im Titel der Uraufführung von Glaube Liebe Hoffnung, die unter dem Titel „Glaube, Pflicht und Hoffnung“ im November 1936 stattfand. Möglicherweise hat Horváth im Zuge dieser Uraufführung andere Titel erwogen, die er auf den erwähnten Blättern notiert, wie er dies etwa auch im Fall von Kasimir und Karoline getan hat (vgl. WA 4/K5a und 5b). Nicht zuletzt lässt die Thematik des Kampfes der Frauen gegen den Krieg an frühe Entwürfe zu dem Schauspiel Don Juan kommt aus dem Krieg denken, die etwa Ende 1935/Anfang 1936 entstanden sind. Auch in deren Umfeld könnte die Komödie des Friedens ihren Ursprung haben. Man wird also gut daran tun, dieses Dramenprojekt frühestens auf 1933/34 und spätestens auf 1935/36 zu datieren. Die gefundenen Indizien sprechen jedoch eher für 1933/34. Materiell unterscheiden sich die Blätter zu dem Werkprojekt sehr, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass sie nicht kontinuierlich entstanden sind.

Konzeption: Komödie des Friedens H1 = ÖLA 3/W 308 – BS 48 c, Bl. 5–7 3 Blatt unliniertes Papier (296 × 209 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Figurenliste mit Werktitel „Komödie des Friedens / in drei Akten von Nikolaus Neptun.“ (Bl. 5; links oben) E2 = Pseudonymenliste (Bl. 5; rechts oben) TS1 = Fassung des 1. Bildes des I. Aktes „Die Diebstahlsuntersuchung“ und des 2. Bildes „Zuhause“ (Bl. 5–7; Korrekturschicht)

Das vorliegende Blatt dürfte das erste zu dem Werkprojekt Komödie des Friedens sein. Horváth notiert darauf zunächst eine Figurenliste E1, die auch den Werktitel „Komödie des Friedens“ trägt. An Figuren umfasst sie „Die Grossmutter“, „De[n] Sohn“ und „Dessen beide Töchter“. Bemerkenswert ist die Autorenangabe unter dem Titel; dort schreibt der Autor „in drei Akten von Nikolaus Neptun“. Zuerst hatte er „Michael Mars“ bzw. „Michael Mond“ geschrieben, diese Namen aber wieder gestrichen und durch „Nikolaus Neptun“ ersetzt. Dass Horváth ein Pseudonym für sich verwendet, ist – mit Ausnahme der Filmexposés, in denen er meistens als H. W. Becker zeichnete – singulär in seinem Werk. Der Name Nikolaus Neptun entspringt der Pseudonymenliste E2, in der Horváth eine Reihe von Namen untereinander reiht, die alle mit Planeten zu tun haben: „Nikolaus Neptun“, „Ullrich Uranus“, „Josef Juppiter“, „{Verena} Venus“, „Max Mond“, „Samuel Saturn“ und „Moritz Merkur“ (vgl. auch die Figurenlisten in WA 7/HW/K1/E1, E5 und E7). In TS1 arbeitet Horváth eine Fassung in zwei Bildern aus, die die Bl. 5–7 umfasst. Das erste Bild „Die Diebstahlsuntersuchung“ spielt in einem Club, der offensichtlich ein Frauenclub ist. Dort wird die Präsidentin von der Polizei verhört. Es fehlt ein Do-

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22:23Die WPWP : Komödie Reise insdes gelobte Friedens Land

kument, das aber, laut Präsidentin, nicht gestohlen, sondern von ihr nachhause genommen wurde. Als die Polizei weg ist, behauptet sie jedoch, dass sie es erst jetzt nachhause nehme. Da Horváth nach dieser Szene ein Strukturzeichen setzt, ist anzunehmen, dass es sich bei dem Folgenden um ein weiteres Bild handelt. Es ist zwar nicht nummeriert, müsste aber das zweite Bild sein. Es ist bei der Präsidentin „Zuhause“ angesiedelt. Ihr Mann fragt das Dienstmädel nach dem Verbleib seiner Frau und der Kinder. Es ist niemand da, weshalb der Mann das Dienstmädel bittet, ihm einen Knopf anzunähen. In dem Dialog diskutieren die beiden über Geschlechterrollen, und zwar äußert das Dienstmädel, dass die Frauen alle „blöd“ (Bl. 7) seien. Der Mann pflichtet ihr bei. Das Dienstmädel behauptet dann noch, dass sich die Frauen alles von den Männern gefallen ließen, meint aber wohl das Gegenteil, denn sie schließt mit Bezug auf den Mann: „Sie geben immer nach. Eine Frau gehört nachhaus.“ (ebd.) Zuletzt kommt das Gespräch auf den Krieg. Das Dienstmädel behauptet: „Einen Krieg muss es immer geben. […] Krieg wird immer sein!“ In einer nachträglichen Notiz schreibt Horváth zum Beginn des Bildes den Eintrag: „Mann – Frau: (diktiert ihm in die Schreibmaschine die Friedensresolution)“ (Bl. 6), aus dem klar wird, dass der Frauenclub für den Frieden kämpft. Auf BS 48 c, Bl. 7 befindet sich ein Werktitel-Entwurf, in dem Horváth die Titel „Kleines Volksstück“, „Die kleinen Sünden“ und „Höhere Gewalt“ (vgl. auch BS 48 a, Bl. 1) notiert, die mit großer Sicherheit im Zusammenhang mit dem Volksstück Glaube Liebe Hoffnung stehen (vgl. auch den einführenden Kommentar zu diesem Werkprojekt). H2 = ÖLA 3/W 306 – BS 48 a, Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (191 × 121 mm), (Notizbuchblatt), gerissen, schwarzblaue Tinte E3 = Akttitel (links oben) E4 = gestrichener Akttitel (links unten) E5 = fragm. Strukturplan zum I. Akt „Frauenklub“ (mittig unten) E6 = Figurenliste (rechts oben)

Das vorliegende und das folgende Blatt dürfte Horváth einem Notizbuch entnommen haben. Dies lassen das Format und die Risskante vermuten. Auf Bl. 1 befinden sich bemerkenswerte Einträge. Horváth stellt hier weitere Überlegungen zur Struktur des ersten Aktes an. In einem Entwurf, der nicht zur Komödie des Friedens zu rechnen ist, sondern zu Glaube Liebe Hoffnung (vgl. den einführenden Kommentar zu diesem Werkprojekt) notiert er „Kleines Volksstück nach einer Gerichtssaal-Rubrik von Lukas Kristl, Gerichtssaalberichterstatter in München“, streicht diesen Entwurf jedoch wieder. Die stark gestrichenen Teile lauten „Nach einer wahren Geschichte“ und „Gerichtssaalrubrik“. Vermutlich handelt es sich dabei um weitere Werktitelentwürfe zu dem Volksstück Glaube Liebe Hoffnung. In E5 skizziert Horváth einen Strukturplan zum ersten Akt, der den Titel „Frauenklub“ trägt (vgl. TS1) und sieben Szenen aufweist, die mit a.) bis g.) gekennzeichnet sind. Zu a.) vermerkt Horváth „Polizei“, zu b.) „Bei Frau Mayer“ und zu c.) „Bei den Enkellinen“. Die Szenen d.) bis g.) sind unbetitelt (vgl. auch TS2). Die Figurenliste E6 schließlich umfasst „Frau Bleib, Präsidentin“, „Frau Mayer, Präsidentin“, „Frau Albach, Generalsekretärin“ (vgl. den Kommentar zu E7) und „Frau Marberg, Schriftführerin“.

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Chronologisches Verzeichnis

H3 = ÖLA 3/W 306 – BS 48 a, Bl. 2 1 Blatt kariertes Papier (191 × 121 mm), (Notizbuchblatt), gerissen, schwarzblaue Tinte TS2 = Fassung der Szene a.) „Bei den Enkelinnen“ (Korrekturschicht)

Die vorliegende Fassung TS2 ist auf demselben Material verfasst wie die vorhergehenden Entwürfe von BS 48 a, Bl. 1 (vgl. den Kommentar dort). Es handelt sich dabei um eine Fassung zur Szene a.) „Bei den Enkelinnen“, die im Strukturplan E5 noch die Szene c.) war. Offensichtlich empfand es Horváth nun als wirkungsvoller gleich mit dem Gespräch zwischen dem Mann und den Enkelinnen zu beginnen. Dieser befragt sie nach ihrer Großmutter, die laut Zeitung die „grösste, klügste Frau des Jahrhunderts“ sei. Die Enkelinnen bezweifeln aber, was dieses „Schmierblatt“ schreibt und beginnen mit einer Diskussion über den philosophischen Begriff der Wahrheit. Diese und mit ihr die Textstufe endet damit, dass der Mann behauptet: „Es gibt überhaupt keine Wahrheit.“ H4 = ÖLA 3/W 307 – BS 48 b, Bl. 3 1 Blatt unliniertes Papier (296 × 209 mm), schwarze Tinte E7 = Figurenliste und Notizen zum 1. Bild „Klub“ des I. Aktes

H4 schließt materiell an H1 an. Auf dem vorliegenden Blatt notiert Horváth eine Figurenliste und Notizen zum 1. Bild „Klub“ des I. Aktes. Die notierten Figuren lauten: „Präsidentin“, „Marbach“, „Albach-Réthy“, „Bierbrauer“, „Zwei Enkelinnen“, „Mann“, „Der Dichter“, „Polizei“ und „Noch andere Frauen“. Dazu notiert Horváth noch eine „Trinkerheilstätte“ und dazu „Trinker und deren Frauen“. Aufhorchen lässt vor allem der Name Albach-Réthy, den Horváth von der Schauspielerin Rosa Albach-Retty (1874–1980) bzw. ihrem Sohn, dem Schauspieler Wolf Albach-Retty (1906–1967), dem Vater von Romy Schneider (1938–1982), entlehnt. Weitere Verwendungen dieses Namens oder anderer hier genannter Figurennamen sind nicht belegt. H5 = ÖLA 3/W 307 – BS 48 b, Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (209 × 150 mm), gerissen, schwarze Tinte E8 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Komödie des Friedens“ (oben) E9 = fragm. Strukturplan in 1 Bild (mittig)

H5 schließt materiell an H1 und H4 an. Es handelt sich dabei jedoch um ein halbiertes Blatt. Auf ihm notiert Horváth einen fragmentarischen Strukturplan in sieben Bildern E8, der die Bilder „Im Club“, „Bei der Frau“, „Bei den Enkelkindern“, „Die Première“ und „Bei der Frau“ umfasst. Die Bilder 5 und 7 sind unbetitelt. Damit schließt dieser Strukturplan an E6 an. E9 beinhaltet lediglich die Bildnummer zum ersten Bild. H6 = ÖLA 3/W 307 – BS 48 b, Bl. 4 1 Blatt unliniertes Papier (296 × 209 mm), schwarzblaue Tinte E10 = Notizen zum 3. Bild (oben) TS3 = Fassung (Prosaexposé) mit Titel „Die Haupthandlung“ (mittig)

H6 schließt materiell an H1, H4 und H5 an. Zunächst notiert Horváth ein paar Handlungselemente zum dritten Bild, und zwar: „Die Präsidentin erscheint“ und „Bei Frau Wohlgemut“. Darunter hält er ein Prosaexposé mit dem Titel „Die Haupthandlung“ fest. Demnach soll zunächst ein „Testament“ verschwinden, das Frau Albach (vgl. E6 und E7) mit nachhause genommen und das ihr Mann, ein kleiner Beamter, entwendet

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WP24: Ohne Titel

hat, um sie im Club unmöglich zu machen. Frau Albach soll am Schluss sagen, dass sie nicht mehr Kassierin sein wolle. Mit dem Eintrag „Die kleinen Negerlein“ ist wahrscheinlich auf das Lied Zehn kleine Negerlein angespielt, das seit dem 19. Jahrhundert bekannt war. Mit dem Verweis auf dieses Lied kommentiert Frau Albach, dass sie nicht mehr Kassierin sein will und dass sich allmählich alle aus dem Staub machen. Die Handlung sollte darin gipfeln, dass der Mann, der ja der Dieb ist, von der Großmutter demaskiert wird. Mit diesem Blatt endet das Werkprojekt Komödie des Friedens, das dadurch wenig ausgereift erscheint und auch in der Folge kaum Einfluss auf andere Texte genommen hat, die Horváth vollendet hat. Ausnahme ist vielleicht das Werkprojekt Don Juan kommt aus dem Krieg (1936), in dem vor allem in frühen Entwürfen des Öfteren von Frauen die Rede ist, die gegen den Krieg kämpfen (vgl. WA 9/K1).

WP24: Ohne Titel Konzeption: Ohne Titel – Zeitstück T1 = ÖLA 3/W 313 – BS 70, Bl. 1–4 4 Blatt unliniertes Papier (327 × 209 mm), dünn, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, masch. Paginierung 1–4 TS1 = Fassung in 3 Akten mit Werktitel „Ohne Titel / Ein Zeitstück in drei Akten von Ödön Horváth“ (Korrekturschicht) Druck in: KW 16, S. 185–188.

D1 = Ödön von Horváth: Ohne Titel. Ein Zeitstück in drei Akten. In: Die literarische Welt, März 1933, S. 3.

Die vorliegenden Blätter sind die einzigen zu dem Werkprojekt Ohne Titel, das Horváth im Untertitel als „Zeitstück in drei Akten“ bezeichnet und das in der Fassung TS1 auch drei Akte umfasst. Die Ausarbeitung ist also vollständig, dennoch wird das Werkprojekt zu den Dramenfragmenten gereiht, da es kaum als eigenständiges Stück gelten kann. Die Datierung fällt in diesem Fall relativ leicht. Das Dramolett dürfte in den ersten Monaten des Jahres 1933 geschrieben worden sein, denn es ist im März 1933 in einem Heft der Literarischen Welt (Berlin) erschienen. Inhaltlich liegt der Text sehr nahe bei den Komödien Himmelwärts, die im Sommer oder Herbst 1934 im Neuen Bühnenverlag erschienen ist, und Mit dem Kopf durch die Wand, die im Dezember 1935 uraufgeführt wurde und vermutlich im Herbst desselben Jahres fertig war. Am Beginn der Fassung TS1 findet sich noch ein Hinweis auf die Entstehungszeit. Der Direktor fragt den Dichter: „Was gibt es Neues? Ist der Reichskanzler noch Reichskanzler?“ (Bl. 1) Damit ist offensichtlich ein deutlicher Bezug auf die aktuelle politische Situation gegeben, nämlich auf jene nach der Machtübernahme Hitlers. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass das Werkprojekt Ohne Titel in den ersten Monaten des Jahres 1933, vermutlich im Februar oder März, entstanden ist, in einer Zeit also, in der Horváth auf der Suche nach neuen Formen war, weil er mit der „Pessimität“ (Horváth am 30. Oktober 1933 im Brief an Rudolph S. Joseph) seiner Volksstücke kein Publikum und keine Regisseure mehr erreichte. Die Ansiedelung der Handlung im Theatermilieu lässt Bezüge zu Himmelwärts (vgl. WA 7) herstellen. Der Inhalt des Dramoletts ist Folgender: Ein Dramatiker soll ein

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Chronologisches Verzeichnis

Stück schreiben, und zwar ein „zeitloses Zeitstück“ (Bl. 2). Er versichert, es fertig zu haben, dabei fehlt eigentlich noch alles. Als das Stück inszeniert wird, wollen sowohl der weibliche als auch der männliche Star, dass ihre „Limusine“ (ebd.) vorkommen soll. Der Dichter hat zunächst Skrupel, erklärt sich schließlich bereit dazu, wird dann aber von der Kritik verrissen. Zuletzt bekräftigt er gegenüber dem Theaterdirektor, der in argen Geldnöten steckt, dass er eigentlich kein Dichter, sondern ein Politiker sei, und sorgt sich um die Menschen in China, die unter einer Hungersnot leiden (vgl. Bl. 4). Am Schluss beschließen Theaterdirektor und Dichter doch lieber ins Kino zu gehen, weil das Theater zu teuer ist und weil der Direktor den Mantel nicht ausziehen kann, denn darunter trägt er nur sein „letztes Hemd“ (ebd.).

WP25: Ein Wunschtraum Die Entwürfe zu dem Werkprojekt Ein Wunschtraum befinden sich alle im Notizbuch Nr. 2, das Horváth zwischen Mitte 1934 und Mitte/Ende 1935 verwendet hat. Der Titel Wunschtraum verweist auf das Werkprojekt Hin und her (1934), wo in einer späten Fassung zum Stück ein „Wunschtraum“ und ein „Angsttraum“ auftreten sollen (vgl. WA 6/Hin und her/K2/TS2), eine Idee, die Horváth im Laufe des Produktionsprozesses wieder fallen ließ und möglicherweise in dem eigenständigen Werkprojekt Ein Wunschtraum verarbeiten wollte. Darüber hinaus findet sich in dem Notizbuch ein Entwurf zu dem Werkprojekt Hin und her (vgl. WA 6/HH/K2/E1). Er dürfte Mitte oder Ende 1934 im Zuge der Vorbereitung der Uraufführung entstanden sein. Außerdem enthält dieses Notizbuch Entwürfe zu den Werkprojekten Mit dem Kopf durch die Wand (1935) und Figaro läßt sich scheiden (1936), zu dessen Vorstufen Figaro II. und Die Hochzeit des Figaro in unserer Zeit (1934/35) (vgl. WA 7 und WA 8). Das Werkprojekt Ein Wunschtraum hat wie so viele Werkprojekte der Jahre 1933–35 pikareske Züge, indem eine Reise bzw. eine Zeitreise unternommen wird (vgl. auch das Werkprojekt Die Reise ins Paradies in WA 13, WP18, sowie das Werkprojekt Magazin des Glücks und seine Vorläufer in WA 17). Die Reihung der Entwürfe und Textstufen zu dem Werkprojekt orientiert sich an der Abfolge im Notizbuch Nr. 2.

Konzeption: Ein Wunschtraum – in drei Akten H1 = ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 1 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 2 mit orangefarbenem Kartoneinband, kariertes Papier (165 × 99 mm), Bleistift E1 = Strukturplan in 3 Akten mit Vorspiel und Epilog mit Werktitel „Ein Wunschtraum / in drei Akten mit Vorspiel und Epilog“

Der vorliegende Strukturplan in drei Akten E1 ist der erste und zugleich elaborierteste Entwurf zu dem Werkprojekt Ein Wunschtraum. Vorspiel und Epilog spielen auf einer Tankstelle (vgl. WA 13/WP18/E2). Dazwischen durchqueren die Hauptfigur oder die Hauptfiguren im ersten Akt „Napoleon“, die „Französische Revolution“, „Ludwig XV.“, weiters, im zweiten Akt, die „Kreuzzüge“, „Die Hexen“, „Rom“ und „Spartakus“, und im dritten Akt „Olymp“, „Babylon“, „Neandertaler“ und „Eiszeit–Paradies“. Als einzige Figur notiert Horváth in E1 den „Tankwart“, der zugleich ein „Feldwebel“ sein soll.

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WP26: Original Zaubermärchen / !Johann, der Soldat"

H2 = ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 2 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 2 mit orangefarbenem Kartoneinband, kariertes Papier (165 × 99 mm), Bleistift E2 = Strukturplan zum I. Akt mit Werktitel „Ein Wunschtraum / in drei Akten“ (oben) E3 = Strukturplan zum I. Akt (mittig) E4 = Figurenliste mit Titel „Tankstelle“ (unten)

In E2 lässt Horváth das Vorspiel und den Epilog weg, was sich schon im Titel manifestiert. Er notiert darin zum I. Akt die Bilderfolge „Tankstelle“, „Napoleon“, „Franz. Revolution“ und „Ludwig XV.“. Damit ist die Tankstelle gegenüber E1 aus dem Vorspiel in den ersten Akt gerückt. In E3 wiederholt Horváth diese Abfolge unverändert. In E4 schließlich vermerkt er eine Figurenliste zum Bild „Tankstelle“ mit Grundl, Hochzeitsreisenden, einer Figur namens Säufel und einem Tankwart (vgl. E1). Die Figuren Grundl, Säufel und Tankwart werden überdies als „drei Landstreicher“ ausgewiesen. H3 = ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 3 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 2 mit orangefarbenem Kartoneinband, kariertes Papier (165 × 99 mm), Bleistift E5 = Strukturplan zum I. Akt mit Figurenliste (oben) E6 = Figurenliste und Notizen zum I. Akt (mittig und unten)

Die vorliegenden Entwürfe führen Überlegungen der vorhergehenden weiter. So notiert Horváth in E5 dieselbe strukturelle Abfolge wie in E2 und E3. Dazu hält er die beiden Figuren Grundl und Tankwart fest. In E6 fügt er zu diesen noch Staberl hinzu. Der Name Staberl erinnert an eine stehende Figur des Alt-Wiener Volkstheaters, wie generell die pikaresken Strukturschemata, die Horváth vor allem in den Jahren 1933–1935 entwickelt, ihren Ursprung im Wiener Volkstheater eines Nestroy und Raimund haben dürften. Dies zeigt sich vor allem in den Notizen, die der Autor zu E6 hinzufügt. Während der Tankwart über dem Napoleon-Buch einschläft und auch Staberl und Grundl schlafen, erscheint eine „Traumfee“. H4 = ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 4 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 2 mit orangefarbenem Kartoneinband, kariertes Papier (165 × 99 mm), Bleistift TS1 = fragm. Fassung (Grundschicht)

Nachdem Horváth in E6 den Auftritt einer Traumfee notiert hat (vgl. WA 6/HH/K2), arbeitet er in TS1 gleich darauf einen Monolog derselben aus. Die Traumfee verspricht darin, den Schläfern alle Träume zu erfüllen und sie in der Zeit zurück zu führen. Dort sollen sie ihr Schicksal aber selbst bestimmen. Mit dieser Fassung bricht die Arbeit an dem Dramenprojekt Ein Wunschtraum ab.

WP26: Original Zaubermärchen / !Johann, der Soldat" Zum Werkprojekt Original Zaubermärchen / !Johann, der Soldat" sind nur wenige Blätter überliefert. In ihnen ist ein vollständiges erstes Bild erhalten, sowie ein fragmentarisches zweites. Die Datierung des Werkprojekts orientiert sich an inhaltlichen Kriterien. Horváth hat es vermutlich 1934/35 verfasst. Motive des vorliegenden

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Chronologisches Verzeichnis

Werkprojekts wie die militärische Parade und das Antreten der Soldaten vor einem Hauptmann könnten in den späten Roman Ein Kind unserer Zeit (1938) eingeflossen sein. Der Titel „Original Zaubermärchen“ findet sich auch noch in dem Werkprojekt Der Kaiser der Tiefsee (WP27), das wenig später entstanden sein dürfte.

Konzeption: Original Zaubermärchen H1 = ÖLA 3/W 302 – BS 3 b [1], Bl. 5 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 207 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen

Bei dem vorliegenden Blatt dürfte es sich um das erste zu dem Werkprojekt Original Zaubermärchen / !Johann, der Soldat" handeln. E1 ist ein Strukturplan in sieben Bildern mit den Bildtiteln: „Parade“, „Abschied von seinem Mädel“, „Jenseits der Berge“, „Bei den Wilden“, „Er kehrt zurück und organisiert den Krieg“, „Er als General“ und „Der Krieg gegen die Wilden“. Als Figur wird zum ersten Bild „Der Soldat“ genannt. Von ihm heißt es, dass er „nicht vorschriftsmässig geputzt“ ist, weshalb er „Strafexerzieren“ muss und schließlich durchgeht, „nachdem er dem Feldwebel eine gelangt hat“. Dem folgt die „Flucht in die Berge“ im zweiten Bild. Im dritten Bild landet er im „Schlaraffenland“, im vierten „Bei den Wilden“. Als er zurückkehrt, organisiert er als „General“ den Krieg gegen die Wilden, der verloren geht. Damit endet der Strukturplan E1. H2 = ÖLA 3/W 302 – BS 3 b [1], Bl. 1–4 4 Blatt kariertes Papier (225 × 143 mm), gerissen, schwarzblaue Tinte, roter Buntstift E2 = Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen, Repliken und Dialogskizzen sowie Werktitel „Original Zaubermärchen“

Der Strukturplan E2 bestätigt in vielerlei Hinsicht die Motive und Ideen, die mit E1 gegeben waren und baut diese weiter aus. Der Strukturplan zieht sich über vier Blätter. E2 trägt den Werktitel „Original Zaubermärchen“ (Bl. 1). Zum ersten Bild notiert Horváth eine „Paradeaufstellung“ und den Figurennamen „Johann, der Soldat“ (ebd.), den man als alternativen Werktitel betrachten kann. Wieder stellt hier die mangelnde Sauberkeit der Uniform des Soldaten Johann den Konfliktauslöser dar, wieder muss der Soldat „[s]trafexerzieren“ (ebd.). Überdies wird eine neue Kanone angekauft, die von einem „Erfinder“ (ebd.) stammt. Das Kommando „Angetreten!“ findet sich in etlichen Entwürfen und Textstufen zu dem Werkprojekt Ein Kind unserer Zeit, in das die Entwürfe zum Original Zaubermärchen / !Johann, der Soldat" teilweise eingeflossen sein dürften (vgl. WA 16). Das Bild endet mit Johanns Flucht, nachdem er strafexerzieren hätte müssen, was er aber verweigert. Das zweite Bild zeigt eine „Ministerkonferenz“, bei der beschlossen wird, dass gegen die „Wilden“ Krieg geführt wird (vgl. Bl. 2). Das dritte Bild spielt „[v]or der Fabrik“ (ebd.), wo sich Johann und Marie, die offensichtlich seine Freundin ist, voneinander verabschieden. Johann will zu den „Wilden“. Eine Figur namens Anna taucht auf und behauptet gegenüber Marie, dass es Krieg geben werde. Zuletzt erscheint ein Zauberer, der meint, dass die Wilden an allem schuld seien (vgl. ebd.). Das vierte Bild spielt „[b]ei den Wilden“ (Bl. 3). Johann wird dort gefangengenommen und befragt. Er erzählt von

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WP26: Original Zaubermärchen / !Johann, der Soldat"

seinem Land, die Königin der Wilden behauptet, dass es früher bei ihnen auch so war, bevor sie Wilde wurden (vgl. dazu auch die Entwürfe und Textstufen zum Romanprojekt Himmelwärts, WA 13/WP17). Schließlich erreicht die „Nachricht vom Kriege“ (ebd.) das Land. Im fünften Bild findet „[v]or der Fabrik“ eine „Siegesfeier“ statt. Der Zauberer behauptet dort, dass jetzt alle „Wilden“ „unterjocht“ seien. Ein Feldwebel nähert sich Marie, doch diese weist ihn zurück, weil sie die Uniform nicht mehr möge (vgl. ebd.). Im sechsten Bild will der General herausfinden, „wo das Gold steckt“, die Königin der Wilden behauptet jedoch, dass kein Gold da sei, sie hätten sich nur „besser organisiert“ (Bl. 4). Im siebten und letzten Bild wird eine „Schlussresolution“ verfasst, nach der die Wilden eingeladen werden, „damit sie uns mal richtig organisieren“ (ebd.). Damit endet der Strukturplan E2. T1 = ÖLA 3/W 303 – BS 3 b [2], Bl. 1–8 8 Blatt unliniertes Papier (296 × 209 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte und rotem Buntstift, Paginierung 1–6 auf BS 3 b [2], Bl. 1–6, Paginierung 1, 2 auf BS 3 b [2], Bl. 7, 8 TS1 = fragm. Fassung des ersten und zweiten Bildes (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 55–61, KW 16, S. 141–148.

Die Fassung TS1 setzt textlich um, was die beiden Strukturpläne E1 und E2 vorgesehen haben, wobei die Fassung TS1 nur das erste und ein fragmentarisches zweites Bild umfasst. TS1 enthält keinen Titel. Das erste Bild spielt auf einem Platz, wo sich ein „Regiment Soldaten mit Fahnen“ befindet (Bl. 1). An Figuren sieht Horváth weiters vor: „Johann, ein Soldat“, „Feldwebel“ und „Musikmeister“ (ebd.). Letzteren und die Textpassagen, die diesen betreffen, streicht Horváth in der Überarbeitung mit rotem Buntstift. Der Beginn des Bildes mit den Kommandos „Stillgestanden!“ und „Rührt Euch!“ nimmt deutlich Ausarbeitungen zu dem Werkprojekt Ein Kind unserer Zeit (vgl. WA 16) vorweg. Der Feldwebel ist ein typischer militärischer Sadist, der damit droht, einen Soldaten so „umanand“ (österreichisch für „herum“, hier im Sinne von „schikanieren“) zu lassen, dass er „mit dem Arsch auf die Uhr“ schaut (Bl. 1). Schließlich bleibt er vor Johann stehen und wirft ihm vor, dass sich in seinem Knopf nicht der Himmel spiegle (vgl. ebd.): „Siehst Du den Himmel, Du Drecksau?“ (ebd.) Im weiteren Verlauf des Dialogs meint der Feldwebel: „Der Knopf wird unser Unglück! Wenn der Kriegsminister den Knopf sieht, wird er demissionieren müssen!“ (Bl. 2). Johann erwidert jedoch, dass er den Knopf „drei Tage und drei Nächte“ lang geputzt habe, aber dass er eben nicht blank werde (ebd.). Schließlich taucht der Hauptmann auf und der Feldwebel meldet alle Anwesenden. Auf die Frage, ob alles in Ordnung sei, erwidert der Feldwebel: „[A]lles klappt, bis auf einen Knopf“, der nicht geputzt sei, was der Hauptmann als „Skandal“ klassifiziert (ebd.). Er lässt sich auf ein Gespräch mit Johann ein, der neuerlich behauptet, er habe den Knopf geputzt, aber er werde nicht anders (vgl. Bl. 3). Der Hauptmann tituliert das als „Unverschämtheit“ (ebd.). Schließlich taucht der General auf. Auch er stört sich an dem Knopf, geht dann aber drüber hinweg und verweist auf den Herrn, der mit ihm gekommen ist und ein Erfinder sei: „Der Herr hier hat eine Kanone erfunden, und die wollen wir prüfen!“ (ebd.) Und er ergänzt: „Stellen Sie sich eine Kanone vor, mit deren Hilfe man eine Mücke treffen kann, und zwar auf zehn Kilometer Länge, in der Stratosphäre!“ Der Erfinder korrigiert zu: „auf unbeschränkte Länge“ (ebd.). Er behauptet, sogar eine Fliege „zwischen Venus und Merkur, oder in der Nähe des Saturn oder Mars“ treffen

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zu können (Bl. 4). Als die Kanone hereingetragen wird, stellt sich heraus, dass sie sehr klein ist. Als der Hauptmann einwirft, dass sie doch „Soldaten“ seien und auf „Menschen“ schießen, nicht auf Mücken, moniert der Erfinder, dass die Kanone ein „indirektes Kriegführen“ erlaube, indem eben die Insekten vernichtet würden und damit die Menschen kein Obst mehr hätten und verhungern müssten (ebd.). In der Folge wird ein Probeschuss ausgeführt, der einer Mücke „das Herz zerschmettert“ (Bl. 5). Als der Hauptmann nach dem Preis eines Schusses fragt, erwidert der Erfinder, dass er relativ teuer sei: „Sechzehntausend Gulden.“ (ebd.) Er könne es aber vielleicht um „fünfzehntausend neunhundertneunundneunzig Gulden“ machen (ebd.). Das wäre „tragbar“, meint der General, und er fordert eine „[e]xemplarische Strafe“ für den „Knopf“, worauf der Hauptmann den Feldwebel zur Schnecke macht. Sobald dieser abgeht, gibt der Feldwebel seinen Frust an Johann weiter: „Du kommst noch vor ein Kriegsgericht!“ (Bl. 6) Mit der Abnahme seiner Waffen endet das erste Bild. Das zweite Bild zeigt den „Ministerrat“ (vgl. E2), wo über die „[e]pochemachend[e] Erfindung“ und den Krieg diskutiert wird (Bl. 7). Der Kriegsminister meint: „Diese Kanone ist etwas Grandioses -- wir können damit jeden Feind schlagen!“ (ebd.) Der ebenfalls anwesende Kultusminister pflichtet ihm bei und meint, dass die neue Kanone in der Schule „gelernt“ werden wird (ebd.): „Ich habe bereits Auftrag gegeben auf Dichtung einiger Balladen, auch Volksstücken und eine Symphonie.“ (ebd.) Der Finanzminister entgegnet, dass die Kosten für die Kanone zu teuer seien, weshalb er vorschlägt die Steuern zu erhöhen (vgl. Bl. 7f.). Der Minister des Inneren stimmt ihm zu, aber der Kriegsminister moniert, dass das alles gut und schön sei, aber jetzt würden sie einen Krieg brauchen. Der Minister des Äußeren hat die Idee, die „Wilden“ „jenseits der Berge“ anzugreifen, denn die hätten viel Gold (Bl. 8). Der Minister des Inneren entgegnet jedoch: „Das ist nicht so einfach. Die Leut wollen keinen Krieg.“ (ebd.) Er schlägt deshalb vor, in den Menschen den „Heimatgedanken“ zu wecken: „Wir müssen sagen, dass die Wilden uns überfallen wollen -- es ist nur so zu machen!“ (ebd.) Bl. 8 ist das letzte Blatt, das von TS1 überliefert ist. Es ist gut möglich, dass Horváth noch weitere Blätter zu der Fassung oder zu dem Werkprojekt insgesamt ausgearbeitet hat, die dann aber als verloren erachtet werden müssen. Mit TS1 endet zugleich die Genese des Werkprojekts Original Zaubermärchen / !Johann, der Soldat". Wie bereits erwähnt, sind einige Motive und Ideen dieses Werkprojekts in das spätere Romanprojekt Ein Kind unserer Zeit (vgl. WA 16) eingeflossen. Die märchenhafte Disposition des Werkprojekts Original Zaubermärchen / !Johann, der Soldat" spricht für eine Entstehung zwischen 1934 und 1935, als Horváth gattungsmäßig experimentierte und sich an der Wiener Volksstücktradition (Nestroy und Raimund) orientierte.

WP27: Der Kaiser der Tiefsee Zum Werkprojekt Der Kaiser der Tiefsee sind etliche Blätter überliefert. Alternativ verwendet Horváth dafür auch die Titel Der ewige Individualist, Auf der Insel der Seligen und Ein Zaubermärchen. Zeitlich ist das Werkprojekt wohl in der Nähe des Original Zaubermärchens / !Johann der Soldat" entstanden. Die pikaresken Elemente und das Zaubermärchenhafte erinnern an die Zauberposse Himmelwärts (vgl. WA 7/Himmelwärts/VA1 und VA2) und an das gleichnamige Romanprojekt (vgl. WA 13/WP17) so-

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WP27: Der Kaiser der Tiefsee

wie an die beiden Werkprojekte Reise ins Paradies (vgl. WA 13/WP18) und Die Reise ins Paradies bzw. Das Magazin des Glücks (vgl. WA 17). Außerdem verweisen sie auf die Phase der komödienhaften Gattungsexperimente Horváths Mitte der 1930er Jahre. Das Material zu dem Werkprojekt Der Kaiser der Tiefsee ist sehr einheitlich. Es handelt sich durchwegs um unliniertes Papier der Größe 295 × 207 mm (etwa A4-Format); als Schreibmaterial wurde durchgängig schwarzblaue Tinte verwendet.

Konzeption: Der Kaiser der Tiefsee – Zaubermärchen H1 = ÖLA 3/W 314 – BS 3 a, Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 207 mm), schwarzblaue Tinte, roter Buntstift E1 = Figurenliste (links) TS1 = Fassung mit Werktitel „Der Kaiser der Tiefsee“ (rechts; Korrekturschicht) Druck von TS1 in: KW 16, S. 140.

Das vorliegende Blatt dürfte das erste des Werkprojekts Der Kaiser der Tiefsee sein. Auf den Beginn der Werkgenese deutet einerseits die Figurenliste E1 hin, andererseits der Werktitel, den Horváth über TS1 stellt. In E1 nennt Horváth zunächst die Figuren: Peter, Helene und Paul, die aber alle wieder gestrichen werden; darunter notiert er mit etwas Abstand den „Kaiser der Tiefsee“, den „König des Atlantik“, den „König des Pazifik“, den „König des Roten Meeres“, den „König des Indischen Meerbusens“ und die „Königin der Biscaya“. Diese ergänzt er um folgende Figuren: „Tantalus, ein Tintenfisch“, „Robert, ein Menschenhai“ und „Ernestine, eine Muschel“. Damit ist das Personal komplett. In TS1 arbeitet Horváth eine Fassung aus, in der die verschiedenen Kaiser und Könige miteinander konferieren. Sie beschweren sich darüber, dass die Menschen immer frecher werden: „Wenn das so weitergeht, werden sie uns noch alle unterjochen“. Zuletzt meldet sich der Atlantik, der meint, Segelschiffe lasse er sich ja noch gefallen, aber jetzt wolle ihn einer mit einer „Badewanne“ überqueren (vgl. E6; vgl. auch das Romanprojekt Himmelwärts, WA 13/WP17, in dem dieses Motiv ebenfalls auftaucht). Der Kaiser der Tiefsee erwidert ihm: „Das geht zu weit! Der Kerl muss herunter! Koste es, was es wolle! Wir müssen wiedermal ein Exempel statuieren!“ Damit endet TS1. H2 = ÖLA 3/W 314 – BS 3 a, Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 207 mm), schwarzblaue Tinte E2 = fragm. Strukturplan in 5 Bildern (links) E3 = Strukturplan in 7 Bildern mit Repliken und Notizen (rechts)

Auf dem vorliegenden Blatt notiert Horváth zwei Strukturpläne E2 und E3. E2 umfasst nur fünf Bilder, das vierte bleibt unbetitelt. Die Bilderfolge lautet: „Heimat“, „Wrack“, „Tiefsee“ und „Heimat“. Damit hält Horváth eine zyklische Struktur fest. Diese findet sich auch in E3. Dort erweitert der Autor die Struktur um zwei Bilder auf sieben. Sie lauten: „Heimat“, „Wrack“, „Tiefsee“, „Peter ist tot“, „Tiefsee“, „Ozean“ und „Helene und Pauls Eheleben“. Die Handlung ist an diversen Repliken und Notizen erkennbar, die Horváth zu den einzelnen Bildern vermerkt. Zum ersten Bild notiert Horváth, dass sich Peter und Helene (vgl. E1) lieben, dass sie aber arm sind. Der reiche Paul interessiert sich auch für Helene. Peter begibt sich dann offensichtlich auf

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eine Meeresfahrt. Helene glaubt, dass er tot sei, also heiratet sie Paul. Doch die Ehe leidet unter den Klassengegensätzen. Zuletzt notiert Horváth: „Paul kommt wieder: Glücklich vereint.“ Wahrscheinlich ist hier nicht Paul, sondern Peter gemeint. H3 = ÖLA 3/W 314 – BS 3 a, Bl. 3 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 207 mm), schwarzblaue Tinte E4 = Strukturplan in 2 Bildern mit einer Notiz (links oben) E5 = Strukturplan in 2 Bildern mit Notizen und einer Dialogskizze (rechts oben) E6 = Strukturplan in 5 Bildern mit Repliken und Notizen (mittig und unten)

Die Strukturpläne E4–E6 führen die in den vorhergehenden Plänen erwogenen Ideen und Motive fort. E4 und E5 sind vermutlich fragmentarisch, hierzu notiert Horváth lediglich ein erstes Bild „Abfahrt“ und ein zweites Bild, das in E4 „Meer“ lautet. In E4 vermerkt Horváth zum „Meer“ „Nixen“, in E5 zum unbenannten zweiten Bild den „König des Ozeans“ und die „Königin der Stürme, seine Frau“. Die beiden streiten sich darüber, wer Wellen schlagen könne. Zuletzt notiert Horváth auf dem Blatt den umfassenderen Strukturplan E6. Er weist die Bilderfolge auf: „Die Abfahrt“, „Im Meer“, „Der Untergang der Badewanne“, „Die Hochzeit“ und „Wieder zuhause“. Damit bestätigt Horváth im Wesentlichen die zyklische Struktur von E3. Im zweiten Bild äußert der König des Ozeans Ähnliches wie der Kaiser der Tiefsee in TS1 bzw. wie der Atlantik ebendort. Die Badewanne geht unter, wie das dritte Bild erkennen lässt. Darauf muss der König zu einer Hochzeit, von der man aber nicht weiß, zwischen wem sie erfolgt. Jedenfalls landen der oder die Abenteurer schließlich wieder zuhause, wie das Schlussbild zeigt. H4 = ÖLA 3/W 314 – BS 3 a, Bl. 4 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 207 mm), schwarzblaue Tinte E7 = Dialogskizze mit Werktitel „Original Zaubermärchen“ (oben) E8 = Figurenliste (links mittig) E9 = Figurenliste (links unten) E10 = Dialogskizze (rechts mittig) E11 = Bühnenskizze (rechts unten)

Das vorliegende Blatt entwickelt das Werkprojekt Der Kaiser der Tiefsee in eine andere Richtung weiter. Das zeigt sich schon im Titel, den E7 trägt, er lautet Original Zaubermärchen (vgl. WP26). Damit einher geht auch eine Änderung des Personals, wie es die Figurenlisten E8 und E9 aufweisen. Sie führen statt Helene, Peter und Paul (vgl. E1 und E3) jetzt Hans und Peter, darüber hinaus auch den Fischkonservenfabriksbesitzer, Lotte, seine Tochter, und Ilse, eine Gärtnerin, an. Die beiden Dialogskizzen kreisen um Hans und Peter, die in E7 als „Fischer“ bezeichnet werden und sich darüber beklagen, dass es immer weniger Fische gebe. Den Grund dafür sehen sie in der zunehmenden Umweltverschmutzung, da eine Fabrik ihre Abwässer in die Bucht hineinleite. Die zweite Dialogskizze E10 handelt davon, dass Hans Aufsehen erregen will, um beachtet zu werden. Peter kommt auf die Idee, dass sie mit ihrem Boot eine „Reise um die Welt“ machen könnten. Zuletzt trägt Horváth auf dem Blatt eine Bühnenskizze E11 ein, die die zwei in einem Boot zeigt und eine weitere Figur, die die beiden vom Ufer aus beobachtet.

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WP27: Der Kaiser der Tiefsee

H5 = ÖLA 3/W 314 – BS 3 a, Bl. 5 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 207 mm), schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) TS2 = fragm. Fassung (oben und mittig; Korrekturschicht) E12 = Notizen (unten)

Auf dem vorliegenden Blatt notiert Horváth zunächst eine Fassung TS2 zwischen Hans (vgl. E7, E9 und E10) und einer Nixe (vgl. E4). Darin klärt die Nixe Hans darüber auf, dass er sie nicht haben könne, denn sie hätten ihr „Geschlecht auf dem Altare der Gemeinschaft geopfert“. Dafür seien sie „unsterblich“ und es gebe keine „Ungerechtigkeiten“. Einen König hätten sie auch, denn das sehe besser aus. Unter der Fassung TS2 trägt Horváth die Notizen E12 ein. Zunächst hatte er geschrieben: „Das Märchen der Nixe“, diesen Titel aber wieder gestrichen. Darunter notiert er „Das Urteil“ und „Nixe bekommt Recht“. Sie hat nämlich einen „alten Tintenfisch“ verklagt, „in dessen Dienste sie getreten ist“. „Der Tintenfisch wird verurteilt“, lautet der letzte Eintrag. H6 = ÖLA 3/W 314 – BS 3 a, Bl. 8 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 207 mm), schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E13 = gestrichene Werktitel (oben) E14 = gestrichener fragm. Strukturplan in 1 Bild mit Werktitel „Original Zaubermärchen“ (mittig) E15 = Notizen mit Werktitel „Original Zaubermärchen“ (unten)

Die Entwürfe des vorliegenden Blattes bestätigen die Entwicklung des Werkprojekts Der Kaiser der Tiefsee, die mit E7 eingesetzt hat. Als Titel setzt sich mehr und mehr Original Zaubermärchen durch, dies wird aber am Ende der Werkgenese wieder rückgängig gemacht (vgl. E19, E22 und E23, vgl. auch WP26). Der Fokus geht aber mit E14 und E15 stärker in Richtung des Landes, dem es schlecht geht, bzw. der Leute, die „arbeitslos“ werden, weil sie durch „Maschinen“ ersetzt werden (vgl. das Romanprojekt Himmelwärts in WA 13/WP17). Dies nimmt Horváth in E16 wieder auf. H7 = ÖLA 3/W 314 – BS 3 a, Bl. 6 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 207 mm), schwarzblaue Tinte E16 = Notizen mit Werktitel „Original Zaubermärchen“

Der vorliegende Entwurf E16 nimmt eine Idee auf, die sich schon in E15 gefunden hat, nämlich dass ein Arbeiter „ausgestellt“, also arbeitslos, wird wegen der „neuen Maschine“. Er wird dann zum „Revolutionär“ und „zerschlagt die Maschinen“, weshalb er verhaftet und zum Tode verurteilt wird. Er flieht jedoch und landet bei den „Elfen“, die jetzt die Nixen von E4, TS2 und E12 ablösen. Die Elfen sind „gerührt“, dass er kommt. Er „heiratet“ und „wird selbst ein Elf“, was sich aber als Trugschluss herausstellt, denn er ist „doch kein Elf“. Den Bildtitel des dritten Bildes, das Horváth noch notieren wollte, streicht er wieder.

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Chronologisches Verzeichnis

H8 = ÖLA 3/W 314 – BS 3 a, Bl. 9 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 207 mm), schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E17 = Strukturplan in 5 Bildern mit Notizen (links oben) E18 = Strukturplan in 6 Bildern mit Notizen (rechts oben) E19 = Werktitel (mittig) E20 = gestrichener Strukturplan in 2 Bildern (links unten) E21 = Dialogskizze zum I. Bild (rechts unten)

Die vorliegenden Entwürfe sind wieder deutlicher um Hans als Hauptfigur gruppiert. Die Strukturpläne E17 und E18 zeigen Hans auf seiner Reise. Zuerst ist er im „Hafen“, dann bei den „Kommunisten“ bzw. „Piraten“, dann bei den „Wilden“, dann bei den „Überindividualisten. (Antike)“ bzw. bei den „Kommunisten“, zuletzt in E17 in der „Tiefsee“, in E18 kehrt er nach der Tiefsee wieder in den „Hafen“ zurück. E19 liefert eine Titelalternative mit dem Titel „Auf der Insel der Seligen“. Es ist das einzige Mal, dass dieser Titel erwähnt wird, in E23 kehrt Horváth wieder zu „Der Kaiser der Tiefsee“ zurück, nachdem er in E22 noch den Titel „Der ewige Individualist“ erwägt. Der gestrichene Strukturplan E20 mit den Bildern „Hafen“ und „Auf dem Meere“ bestätigt im Wesentlichen den Beginn von E18. E21 liefert eine weitere Handlungsvariante. Hier will Hans gleich zu Beginn zu seiner Braut nach Hause fahren. Ein Matrose verweigert ihm jedoch die Mitfahrt, weil sie ein Kriegsschiff seien. Zuletzt bietet ein „altes Weib“ Hans ein Schiff an. Damit endet die Dialogskizze E21. H9 = ÖLA 3/W 314 – BS 3 a, Bl. 7 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 207 mm), schwarzblaue Tinte E22 = gestrichene Figurenliste und Notiz zum 1. Bild mit Werktitel „Der ewige Individualist“ (oben) E23 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Der Kaiser der Tiefsee“ (mittig und unten)

Die beiden vorliegenden Entwürfe sind die letzten zu dem Werkprojekt Der Kaiser der Tiefsee. In E22 notiert Horváth noch einmal eine Titelvariante, nämlich „Der ewige Individualist“ (vgl. die „Überindividualisten“ der Antike in E17). Die gestrichene Figurenliste, die Horváth zu dem Titel notiert, umfasst: „Hans“, „Seine Mutter“, „Seine Braut“ und „Elfen“, schließt also an E16 an. Neu ist indes die Idee, dass er Geld haben soll und ein Auto kauft, wie eine Notiz zum ersten Bild besagt. Der Strukturplan E23 nimmt Ideen von E2, E3 und E6 wieder auf, verbindet diese aber mit Hans, nicht mit Peter, wie in den früheren Entwürfen. Die Bilderfolge des Strukturplans in sieben Bildern lautet: „Abschied von zuhause“, „Wrack“, „Beim Kaiser der Tiefsee“, „Hans in der Tiefsee“, „Er wird General und Minister“, „Er will wieder zurück auf die Erde“ und „Rückkehr“. Als Titel notiert Horváth hier wieder „Der Kaiser der Tiefsee“, der somit seine Bestätigung erhält. Mit E23 endet die Reihe der Entwürfe zu dem Werkprojekt Der Kaiser der Tiefsee.

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WP28: Andersens Märchen

WP28: Andersens Märchen Konzeption: Andersens Märchen H1 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 28 (= WP29–WP38/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Werkverzeichnis (oben) E2 = Werkverzeichnis (unten) Druck in: WA 9/K1/E10–E11, S. 60f.

Zum Werkprojekt Andersens Märchen ist ein einziges Blatt überliefert, auf dem Horváth zweimal den Werktitel notiert. Darüber hinaus gibt es keine weiteren Entwürfe zu dem Werkprojekt. Das Blatt befindet sich im Notizbuch ohne Nummer (ÖLA 3/W 367 – o. BS), das Horváth in den Jahren 1934/35 verwendet hat, wahrscheinlich von Mitte 1934 bis Mitte/Ende 1935. Das Notizbuch o. Nr. enthält den frühesten Entwurf sowie weitere Entwürfe und Textstufen zu den Konzeptionen 1 und 3 des Don JuanDramas (Ein Don Juan unserer Zeit bzw. später unter dem Titel Don Juan kommt aus dem Krieg), an dem Horváth etwa von Mitte 1934 bis Mitte 1936 gearbeitet hat (vgl. WA 9). Außerdem befinden sich in dem Notizbuch Entwürfe und Textstufen zu dem Dramenprojekt Figaro läßt sich scheiden, und zwar zu dessen späteren Konzeptionen, als Horváth bereits die Idee der Scheidung von Figaro und Susanne umsetzt (vgl. WA 8). Der vorliegende Entwurf befindet sich im vorderen Teil des Notizbuchs, ist also vermutlich auf Mitte oder Ende 1934 zu datieren. Es kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass es sich bei dem Werktitel „Andersens Märchen“ um den Titel eines Dramenprojekts handelt. Auf dem Blatt sind zwei umfangreiche Werkverzeichnisse notiert, die neben dem Titel „Andersens Märchen“ folgende Titel enthalten „Das Gespenst von Canterville“, „Gargantua“, „Bocaccio“, „Casanova“, „Tierschutz“, „Verblödete Zeiten“, „Der Büstenhalter“, „Das gelbe Fieber“, „Geometrie“ und „Astrologie“ (vgl. WP29–WP38). Vermutlich handelt es sich bei allen diesen Titeln um Ideen für Dramenprojekte. Mit Ausnahme des Titels „Der Büstenhalter“ taucht aber kein anderer Titel in der Folge wieder auf.

WP29: Das Gespenst von Canterville Konzeption: Das Gespenst von Canterville H1 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 28 (= WP28/K/H1 und WP30–WP38/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Werkverzeichnis (oben) (gedruckt als WP28/K/E1) E2 = Werkverzeichnis (unten) (gedruckt als WP28/K/E2) Druck in: WA 9/K1/E10–E11, S. 60f.

Vgl. den Kommentar zu WP28/K/E1 und E2.

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Chronologisches Verzeichnis

WP30: Gargantua Konzeption: Gargantua H1 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 28 (= WP28–WP29/K/H1 und WP31–WP38/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Werkverzeichnis (oben) (gedruckt als WP28/K/E1) Druck in: WA 9/K1/E10–E11, S. 60f.

Vgl. den Kommentar zu WP28/K/E1 und E2.

WP31: Boccaccio Konzeption: Boccaccio H1 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 28 (= WP28–WP30/K/H1 und WP32–WP38/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Werkverzeichnis (oben) (gedruckt als WP28/K/E1) Druck in: WA 9/K1/E10–E11, S. 60f.

Vgl. den Kommentar zu WP28/K/E1 und E2.

WP32: Casanova Konzeption: Casanova H1 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 28 (= WP28–WP31/K/H1 und WP33–WP38/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Werkverzeichnis (oben) (gedruckt als WP28/K/E1) Druck in: WA 9/K1/E10–E11, S. 60f.

Vgl. den Kommentar zu WP28/K/E1 und E2.

WP33: Tierschutz Konzeption: Tierschutz H1 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 28 (= WP28–WP32/K/H1 und WP34–WP38/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Werkverzeichnis (oben) (gedruckt als WP28/K/E1) E2 = Werkverzeichnis (unten) (gedruckt als WP28/K/E2) Druck in: WA 9/K1/E10–E11, S. 60f.

Vgl. den Kommentar zu WP28/K/E1 und E2.

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WP34: Verblödete Zeiten

WP34: Verblödete Zeiten Konzeption: Verblödete Zeiten H1 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 28 (= WP28–WP33/K/H1 und WP35–WP38/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Werkverzeichnis (oben) (gedruckt als WP28/K/E1) E2 = Werkverzeichnis (unten) (gedruckt als WP28/K/E2) Druck in: WA 9/K1/E10–E11, S. 60f.

Vgl. den Kommentar zu WP28/K/E1 und E2.

WP35: Der Büstenhalter Konzeption: Der Büstenhalter H1 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 28 (= WP28–WP34/K/H1 und WP36–WP38/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Werkverzeichnis (oben) (gedruckt als WP28/K/E1) E2 = Werkverzeichnis (unten) (gedruckt als WP28/K/E2) Druck in: WA 9/K1/E10–E11, S. 60f.

Vgl. den Kommentar zu WP28/K/E1 und E2. H2 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 29–32 4 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E3 = Strukturplan in 14 Bildern mit Werktitel „Der Büstenhalter“ Druck in: WA 9/K1/E12, S. 62–69.

Der Strukturplan E3 wurde ebenfalls im Notizbuch o. Nr. eingetragen. Er ist mit dem Werktitel „Der Büstenhalter“ überschrieben und beinhaltet mehrere Szenen in einem erotischen Etablissement. Ein „Ansager“ verkündet hier: „Wir spekulieren auf die Erotik – jawohl! Denn die Erotik ist noch das einzige, womit man wen ins Theater locken kann!“ In der Folge werden Bilder von Männern und Frauen projiziert, und ein Mann im Publikum erkennt auf einem der Bilder seine Frau, was zu einem kleineren Eklat führt. Die folgenden Bilder spielen in der „Handlung“, „Beim Photographen“ und „Zuhause“, wo der Mann „Krach mit der Frau“ hat. Eine weitere Notiz lässt erkennen, dass in dem Etablissement jedoch auch „wahre Kunst“ gezeigt wird, etwa indem eine Frau „eigene Gedichte“ rezitiert. Dieses künstlerische Zwischenspiel wird jedoch gefolgt von neuerlicher Erotik, „ernste[r] Musik“, „[w]ieder Erotik“, einem „[w]issenschaftlich-sportliche[n] Vortrag“. Zuletzt taucht ein „Komitee“ auf, das Einspruch gegen das Programm des Etablissements erhebt: „Ihre Vorstellung ist verboten. Sie reizen die Leute nur an durch Ihre Erotik, Ihre platte! Bitte, wirkliche Kunst!“ Der Ansager befürchtet jedoch, dass ihm dann die Leute davonlaufen. Damit endet der Strukturplan. Horváth hat das Büstenhalter-Fragment oder Teile davon in

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Chronologisches Verzeichnis

einigen weiteren Strukturplänen zu dem Werkprojekt Don Juan kommt aus dem Krieg vermerkt, dieses jedoch in der weiteren Werkgenese wieder ausgeschieden (vgl. WA 9/K1/E50, K3/E19–E24, E29 und E31).

WP36: Das gelbe Fieber Konzeption: Das gelbe Fieber H1 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 28 (= WP28–WP35/K/H1 und WP37–WP38/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Werkverzeichnis (unten) (gedruckt als WP28/K/E2) Druck in: WA 9/K1/E10–E11, S. 60f.

Vgl. den Kommentar zu WP28/K/E1 und E2.

WP37: Geometrie Konzeption: Geometrie H1 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 28 (= WP28–WP36/K/H1 und WP38/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Werkverzeichnis (unten) (gedruckt als WP28/K/E2) Druck in: WA 9/K1/E10–E11, S. 60f.

Vgl. den Kommentar zu WP28/K/E1 und E2.

WP38: Astrologie Konzeption: Astrologie H1 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 28 (= WP28–WP37/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Werkverzeichnis (unten) (gedruckt als WP28/K/E2) Druck in: WA 9/K1/E10–E11, S. 60f.

Vgl. den Kommentar zu WP28/K/E1 und E2.

WP39: Walzertraum Das Werkprojekt Walzertraum ist im Notizbuch Nr. 2 ausgearbeitet, das Horváth zwischen Mitte 1934 und Mitte/Ende 1935 verwendet hat. Da die Entwürfe und Textstufen zu dem Werkprojekt Walzertraum im hinteren Teil des Notizbuchs, parallel zu

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WP39: Walzertraum

Entwürfen zu dem Werkprojekt Mit dem Kopf durch die Wand (vgl. WA 7), situiert sind, ist davon auszugehen, dass das Werkprojekt Walzertraum Mitte oder Ende 1935 entstanden ist. Horváth hat das Notizbuch Nr. 2 von beiden Seiten her beschrieben. Neben den erwähnten Werkprojekten finden sich darin auch Entwürfe und Textstufen zu den Werkprojekten Ein Wunschtraum (WP25), Die Diadochen (WP45), Komödie des Menschen (WP49) und Figaro läßt sich scheiden (WA 8).

Konzeption: Walzertraum H1 = ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 42v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 2 mit orangefarbenem Kartoneinband, kariertes Papier (165 × 99 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Strukturplan in 3 Bildern mit Notizen und mit Werktitel „Walzertraum“ (oben und mittig) E2 = gestrichene Notizen (unten)

Die vorliegenden Entwürfe dürften die ersten zu dem Werkprojekt Walzertraum sein. In E1 notiert Horváth einen Strukturplan in drei Abschnitten, wobei es sich um Bilder handeln dürfte, mit dem Titel „Walzertraum“. Da dieser Titel von Horváth unter Anführungszeichen gesetzt wird, ist davon auszugehen, dass er sich mit ihm auf die gleichnamige Operette Ein Walzertraum (1907) von Oscar Straus, deren Libretto von Felix Dörmann und Leopold Jacobson stammte, oder den Film Ein Walzertraum (A 1925; Regie: Ludwig Berger) mit Willy Fritsch, Mady Christians und Xenia Desni bezieht. Allerdings ist die in E1 skizzierte Handlungsfolge nicht mit der Operette kompatibel, sieht man von den zentralen Motiven einer Verzauberung durch Walzermusik und einer großen Sehnsucht nach der Heimat ab (vgl. dazu den Kommentar zu TS1). Der Strukturplan E1 umfasst die drei Bilder: „Budapest“, „Amerika“ und „Ungarn“. Dazu notiert Horváth, dass sie – vermutlich die weibliche Hauptfigur – in Amerika von einem „Zigeuner“ verlassen werde, weil ihm sein Kollege ins Gewissen geredet habe. Zum Bild „Ungarn“ vermerkt er, dass das „Tingel-Tangel“ nicht mehr existiere, weshalb sie die Leihbibliothek ihrer alten Tante führe. Eine dazu notierte männliche Figur will ihr helfen und gibt ihr ein Buch, das aber auf keiner Liste zu finden ist. Zuletzt notiert Horváth: „Er zahlt alles“. Unter dem Strukturplan E1 hält Horváth noch ein paar Notizen E2 fest, die er jedoch wieder streicht. Es ist nicht ganz eindeutig, ob diese Notizen zu dem Werkprojekt Walzertraum gehören. Sie lauten: „Er kämpft für {sie}“, „Er kämpft für sie. Sie sagt, das geht“ und „Er kämpft für sie. Er will ihr folgen.“ H2 = ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 41v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 2 mit orangefarbenem Kartoneinband, kariertes Papier (165 × 99 mm), schwarzblaue Tinte E3 = gestrichene Notizen zum 3. Bild „Ungarn“ (oben) E4 = Notizen zum 3. Bild „Ungarn“ (unten)

Die vorliegenden Entwürfe sind wohl nach E1 und E2 entstanden. Horváth notiert hier zum dritten Bild von E1 „Ungarn“ den Eintrag: „Sie kommt zurück, das Tingel-Tangel is“, dann bricht die Notiz E3 ab. Darunter trägt Horváth noch einmal Notizen zum dritten Bild „Ungarn“ ein. Auch hierzu notiert der Autor, dass die männliche Haupt-

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Chronologisches Verzeichnis

figur „sie“ überall suche, aber nicht finde. Sie sei „Zofe bei einer launischen, schlampigen Diva“. Zuletzt korrespondiert er durch eine „Heiratsanzeige“: „Suche Frau, schwarz, 1.86 gross, 25 Jahre alt, Vermögen Nebensache. Unter: Heirat.“ Damit bricht der Entwurf E4 ab. H3 = ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 40v, 39v, 38v, 37v, 36v, 35v, 34v, 33v, 32v, 31v, 30v 11 Blatt des Notizbuchs Nr. 2 mit orangefarbenem Kartoneinband, kariertes Papier (165 × 99 mm), schwarzblaue Tinte TS1 = Fassung (Prosaexposé) (Korrekturschicht)

Auf den hier vorliegenden Blättern notiert Horváth ein umfassendes Konzept seines Werkprojekts Walzertraum, bei dem es sich vermutlich um ein Dramenprojekt oder um ein Filmexposé handelt. Der Beginn des Prosaexposés fehlt. Es setzt bei der Passage ein, in der die männliche Hauptfigur, offensichtlich ein Ungar, mit seinem Sohn im D-Zug von Wien nach Budapest sitzt und sich über das ungarische Essen freut. Dann erklärt er seinem Sohn, der „drüben“ geboren ist, also in Amerika, und ein „sachlicher Vollblutamerikaner“ ist, wie er seine „berühmte Schuhpaste“ (Bl. 40v) erfunden hat. Da sein Leutnant unzufrieden war, wie ihm der Mann die Schuhe geputzt hat, kam er eines Tages auf die Idee, alles, was er zuhause hatte, zusammenzumischen und so erfand er seine Schuhpaste, die die Schuhe wirklich glänzen ließ. Als seine Dienstzeit beim Militär um war, wanderte er nach Amerika aus und ließ sich die Schuhpaste patentieren. Heute ist er der „Schuhpastekönig von Amerika“ (Bl. 39v). Auf dem Bahnhof in Budapest erwartet ihn das Offizierskorps, nur leider in Zivil. Er kämpft für die Aufnahme seines Sohnes Peter in das Offizierskorps. Doch die Offiziere werden aus ihm nicht klug und beschließen, ihn unter Alkohol zu setzen, um sein wahres Wesen erkennen zu können. Als der Junge betrunken ist, beginnt er in „marktschreierischer Weise“ (Bl. 38v) die Schuhpaste seiner Firma zu preisen und singt die Zigeunermusik, den Firmen-Jazz von der Schuhpaste, den sich sein Vater komponieren ließ. Die Offiziere sind „entrüstet“ (Bl. 37v), die übrigen Gäste höchst amüsiert. Die Offiziere setzen Peter „etwas unsanft“ „auf die frische Luft“ (ebd.). Er verkauft auf der Straße weiter und landet schließlich in einem „Tingel-Tangel“ (ebd.), das kein Nachtlokal im westeuropäischen Sinne ist, sondern eher ein „Zigeunerlokal“ (Bl. 36v). Unter den Mädchen, die dort auftreten, befindet sich auch eine „bildhübsch[e]“ (ebd.), die Ilona heißt. Auch ihr will er Schuhpaste verkaufen, doch sie weist ihm die Türe. Als sie jedoch sieht, wie gut die Paste wirkt, stellt er sich ihr vor als der „Schuhpastakönig“ (ebd.). Sie beschützt ihn vor dem wütenden Direktor und versteckt ihn in ihrem Schrank. Am nächsten Tag bekommt Ilona eine Schuhpastenschachtel, in der sich Bonbons und ein herrlicher Brillantring befinden. Auf einer Karte steht der Name: L. Prohaska und die Bitte, mit ihm abends zu „soupieren“ (Bl. 35v). Sie erklärt vor ihren Kolleginnen, dass sie da hingehe, aber nur, um dem Herrn den Ring zurückzugeben. Abends sitzt der alte Prohaska mit seinem Sohn im Lokal. Er ist entrüstet über dessen Benehmen. Die Offiziere haben ihm einen Wink gegeben, dass so ein Schuhpastavertreter unter ihnen nicht erwünscht sei. Der Alte will den Jungen jetzt aber loswerden, da Ilona jeden Moment erscheinen kann. Als Ilona auftaucht, springt der Alte sofort auf und begrüßt sie voller Freude, doch sie steuert auf den Jungen zu, da sie glaubt, dass der Ring von ihm sei. Sie macht ihm einen riesigen „Krach“ (Bl. 34v) wegen dem Ring. Schließlich geht sie weg und

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WP40: Jedermann

der Vater verzeiht dem Sohn, dass er die Schuhpasta verkauft hat. Die beiden fahren gemeinsam mit Ilona zurück nach New York. Dort teilt der Alte seinem Prokuristen mit, dass sein Sohn „Heereslieferungen“ bekommen habe, und zwar in „diversen Staaten“ (Bl. 33v). Er schwärmt von der Heimat und behauptet, dass sein Sohn eine Braut mitgebracht habe. Das sei sein sehnlichster Wunsch gewesen, dass sein Sohn ein „ungarisches Mädel“ heirate (ebd.). Das Mädel ist Ilona, aber sie kann sich in New York nicht eingewöhnen. Peter ist den ganzen Tag in der Fabrik, die Stadt ist riesig, Ilona fühlt sich einsam und hat Heimweh. Sie sagt Peter, dass er nur aus Schuhpaste bestehe. In der Fabrik hört sie ihre „geliebte Musik“ (Bl. 32v), die läuft, damit die Arbeiter besser arbeiten. Peter wird ihr „immer fremder“ (ebd.), er kann sie nicht überzeugen, dass die „Herstellung von Schuhpaste die höchste Pflicht des menschlichen Lebens sei“ (Bl. 31v). Am Hochzeitsabend verkündet sie schließlich, dass sie zurück in die Heimat wolle. Der alte Prohaska hatte eine Zigeunerkapelle engagiert. Sie geht durch mit dem Primas, aber nicht aus Liebe zu ihm, sondern aus Liebe zu ihrer Heimat, entfacht durch die Musik – ein Handlungselement, das deutlich an die Operette Ein Walzertraum erinnert. Als der Primas das erfährt, lässt er sich von seinen Kollegen überreden, die „Tournee in USA weiterfortzusetzen“ (Bl. 30v). Ilona bleibt allein zurück. Die beiden Prohaskas sind empört und wollen nichts mehr von ihr wissen. Aber allmählich regt sich doch ihr Gewissen: „[M]an darf einen Menschen nicht so willkürlich verpflanzen, aus seiner Muttererde anderswohin, wo er verkümmern muss.“ (ebd.) Peter fühlt immer stärker, dass er Ilona wirklich liebt. Schließlich sagt ihm sein Vater, er solle sich sein Mädel holen. Daraufhin fährt Peter glücklich nach Ungarn zurück. Damit endet die Fassung TS1. Vermutlich ist die Ausarbeitung damit zu Ende, und es handelt sich um eine vollständige Fassung des Plots. TS1 ist die letzte Arbeit zu dem Werkprojekt Walzertraum, das damit fragmentarisch bleibt.

WP40: Jedermann Konzeption: Jedermann H1 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 72 1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E1 = gestrichene Werktitel (oben) E2 = gestrichene Notiz zum 1. Bild „Friedhof“ (mittig) E3 = gestrichene Notiz zum 1. Bild (mittig unten) E4 = Strukturplan in 2 Bildern (unten) Druck in: WA 9/K3/E10–E12, S. 168f.

Bei den vorliegenden Entwürfen handelt es sich um die einzigen zu dem Werkprojekt Jedermann. Horváth wurde von Max Reinhardt zu einer Adaption des JedermannStoffes angeregt (vgl. auch das Vorwort in diesem Band, S. 20f.). Allerdings bleibt es bei den vier vorliegenden Entwürfen, weiteres Material ist nicht überliefert. In E1 notiert Horváth zunächst den Titel, streicht ihn wieder und notiert ihn noch einmal. Darunter vermerkt er eine Notiz E2 zu einem 1. Bild „Friedhof“, auf dem sich ein Grab befindet, auf dem zu lesen ist. „Hier ruht in Gott Jedermann“. Auch diese Notiz

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Chronologisches Verzeichnis

streicht der Autor wieder und trägt in E3 neuerlich zum 1. Bild ein: „Lehrerin kommt zurück und erzählt von Salzburg“. Auch diesen Eintrag streicht Horváth wieder und notiert schließlich den Strukturplan in zwei Bildern E4, wonach im ersten Bild ein Kreuz und Kinder zu sehen sind, während im zweiten Bild Totengräber auftauchen sollten, die „alte aufgelassene“ Gräber ausschaufeln: „Ein Totenschädel rollt die Treppe hinab – rollt in eine blühende Wiese“, notiert Horváth dazu. Damit bricht die Arbeit an dem Jedermann-Werkprojekt wieder ab.

WP41: Orpheus Das vorliegende Werkprojekt und die folgenden befinden sich im Notizbuch Nr. 4 (ÖLA 3/W 370), das Horváth in den Jahren 1935 und 1936 verwendet hat. Die meisten Entwürfe darin betreffen das Schauspiel Don Juan kommt aus dem Krieg (WA 9). Im hinteren Teil befinden sich jedoch Entwürfe und Textstufen zu so unterschiedlichen Werkprojekten wie Orpheus (WP41), Herkules (WP42), Die Diadochen (WP45), Die Grottenbahn (WP46), Kaiser Probus in Wien (WP48), Das jüngste Gericht (WA 10/JT/VA) und Die Komödie des Menschen (WP49).

Konzeption: Orpheus – Komödie H1 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 48 (= WP42/K/H1, WP43/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E1 = Figurenliste mit Werktitel „Orpheus. / Komödie.“ (oben) E2 = Notiz zum 1. Bild (mittig)

Die vorliegende Figurenliste ist der erste Entwurf zu dem Werkprojekt Orpheus. Wie in vielen Entwürfen der Mitte der 1930er Jahre greift Horváth damit zu einem tradierten Stoff bzw. einer überlieferten mythologischen Figur, die vor allem durch Jacques Offenbachs Operette Orpheus in der Unterwelt (1858) hohen Bekanntheitsgrad hatte. An Figuren notiert Horváth in E1: Orpheus, Eurydike, Pluto, der Fürst der Unterwelt, und dessen Frau. Unter E1 trägt Horváth eine Notiz zum ersten Bild oder Teil E2 ein, die folgendermaßen lautet: „Juppiter und Pluto versöhnen sich: sie machen ein gemeinsames Kollektiv.“ Auf der unteren Seite des Blattes befinden sich zwei Werktitel-Notizen zu den Werkprojekten Die zwölf Taten des Herkules und Don Quichotte in der Fabrik (vgl. WP42 und WP43). Das vorliegende Blatt unterbricht eine Entwurf-Reihe zu Don Juan kommt aus dem Krieg, genau genommen zu dessen K5, die vermutlich zwischen Herbst 1935 und Frühjahr 1936 entstanden sind. Nach dem vorliegenden Blatt folgen weitere Arbeiten dazu, u.a. jene zum Vorwort des Stückes (vgl. WA 9/K5/TS8 und TS9).

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WP42: Die zwölf Taten des Herkules

H2 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 67 (= WP42/K/H2, WP44/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E3 = gestrichener Werktitel (ganz oben) E4 = gestrichene Figurenliste mit Werktitel „Orpheus. / Komödie in drei Teilen.“ (oben) E5 = Werkverzeichnis (unten) Druck in: WA 10/Der jüngste Tag/VA/E5, S. 20f.

Auf dem vorliegenden Blatt setzt Horváth die Entwürfe zu dem Werkprojekt Orpheus fort. Zunächst notiert er den Werktitel, wie er durch Offenbachs Operette (vgl. den Kommentar zu E1 und E2) überliefert ist, streicht diesen Entwurf E3 jedoch wieder. Darunter trägt er die Figurenliste E4 ein, die folgende Personae umfasst: Orpheus, Eurydike, Hades und Zerberus, und damit von E1 abweicht. Hades ist der griechische Gott der Unterwelt, Zerberus der Höllenhund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht. Horváth streicht E4 schließlich wieder und trägt darunter Entwürfe zu dem Werkprojekt Eine Odyssee unserer Zeit (WP44) und ein Werkverzeichnis E5 ein, in dem folgende Werktitel genannt sind: „Das jüngste Gericht“, „Orpheus“, „Eine Odysee unserer Zeit“ und „Die zwölf Taten des Herkules“. Bei dem Dramenprojekt Das jüngste Gericht handelt es sich um eine Vorarbeit des Schauspiels Der jüngste Tag (vgl. WA 10/JT/VA). Zur Odyssee unserer Zeit gibt es nur einige wenige Entwürfe (vgl. WP44), ebenso zum vorliegenden Dramenprojekt sowie zu Die zwölf Taten des Herkules (vgl. WP42).

WP42: Die zwölf Taten des Herkules Konzeption: Die zwölf Taten des Herkules H1 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 48 (= WP41/K/H1, WP43/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E1 = Werktitel „Die zwölf Taten des Herkules“ (unten; gedruckt mit WP41/K/E1 und E2)

Auf dem vorliegenden Blatt, das sich im Notizbuch Nr. 4 befindet, notiert Horváth zunächst zwei Entwürfe zu dem Komödienprojekt Orpheus (vgl. WP41/E1 und E2). Darunter hält der Autor zwei Titel fest: „Die zwölf Taten des Herkules“ und „Don Quichotte in der Fabrik“ (vgl. WP43). Bei beiden handelt es sich vermutlich um geplante Dramenprojekte. Im Fall des Ersteren könnte ein Bezug zur Komödie des Menschen gegeben sein, zu der Horváth ebenfalls im Notizbuch Nr. 4 Notizen macht (vgl. WP49). H2 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 67 (= WP41/K/H2, WP44/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E2 = Werkverzeichnis (unten; gedruckt als WP41/K/E5) Druck in: WA 10/Der jüngste Tag/VA/E5, S. 20f.

Das vorliegende Blatt enthält zwei Entwürfe zu dem Werkprojekt Orpheus (WP41/K/E3 und E4). Darunter trägt Horváth einen Werktitelentwurf (WP44/K/E1) ein. Ganz unten auf dem Blatt notiert er ein Werkverzeichnis, das folgende Werktitel umfasst: „Das

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Chronologisches Verzeichnis

jüngste Gericht“, „Orpheus“, „Eine Odysee unserer Zeit“ und „Die zwölf Taten des Herkules“ (vgl. den Kommentar zu WP41/K/E5). H3 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 70 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E3 = Figurenliste mit Werktitel „Herkules“ (oben) E4 = gestrichener Konfigurationsplan (mittig)

Auf dem vorliegenden Blatt des Notizbuchs Nr. 4 notiert Horváth zunächst den Titel „Die zwölf Taten des Herkules“ (vgl. E1 und E2), streicht ihn wieder und ersetzt ihn durch „Herkules“. Darunter vermerkt er die Figuren „Alkmene, eine Generalswitwe“, „Herkules, ihr Sohn“ und „Prometheus“. In der griechischen Mythologie ist Alkmene, die durch ihre Klugheit bekannt ist, die Mutter des Herkules, der der größte Held des antiken Griechenlands ist. Er befreit Prometheus, der, nachdem er die Götter betrügen wollte, an einen Felsen gekettet war, wo ihm ein Adler die Leber auspickte, die immer wieder nachwuchs. Diese drei Figuren finden sich auch in dem gestrichenen Beginn der Figurenliste und sollten das Personal des Dramenprojekts mit dem Titel Herkules bilden. Unter der Figurenliste trägt Horváth zum ersten Teil/ Bild noch einmal den Namen „Alkmene“ ein, streicht diesen Entwurf E4 aber sogleich wieder. Auf dem Blatt unten notiert Horváth einen Entwurf zu Die Diadochen (WP45/K/E1), einer Komödie, die Teil der Komödie des Menschen (WP49) werden sollte.

WP43: Don Quichotte in der Fabrik Konzeption: Don Quichotte in der Fabrik H1 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 48 (= WP41/K/H1, WP42/K/H1) 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E1 = Werktitel „Don Quichotte in der Fabrik“ (unten) E2 = Notiz zum 1. Bild (ganz unten)

Unter zwei Entwürfen zu dem Komödienprojekt Orpheus (vgl. WP41/E1 und E2) hält Horváth zwei Titel fest, „Die zwölf Taten des Herkules“ (vgl. WP42) und „Don Quichotte in der Fabrik“. Bei beiden handelt es sich vermutlich um geplante Dramenprojekte. Zu zweiterem notiert Horváth darüber hinaus eine Notiz zum ersten Bild oder Teil, die folgendermaßen lautet: „Don Quichotte muss am laufenden Band arbeiten.“ Wie schon in anderen Werkprojekten der Mitte der 1930er Jahre greift Horváth mit dem Herkules und dem Don Quichotte auf zwei etablierte Figuren der Mythologie bzw. der literarischen Tradition zurück. Die beiden Entwürfe zum Don QuichotteDrama bleiben die einzigen dazu.

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WP44: Eine Odyssee unserer Zeit

WP44: Eine Odyssee unserer Zeit Konzeption: Eine Odyssee unserer Zeit H1 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 67 (= WP41/K/H2, WP42/K/H2) 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E1 = gestrichene Werktitel „Eine Odysee unserer Zeit“ (mittig) E2 = Werkverzeichnis (unten) Druck in: WA 10/Der jüngste Tag/VA/E5, S. 20f.

Das vorliegende Blatt enthält zwei Entwürfe zu dem Werkprojekt Orpheus (WP41/K/E3 und E4). Darunter trägt Horváth einen Werktitelentwurf E1 ein, in dem er zunächst den Titel „Die Odysee im Jahre“, dann „Die Odysee i“ und zuletzt „Eine Odysee unserer Zeit“ notiert. Alle drei Notizen streicht er jedoch wieder. Ganz unten auf dem Blatt trägt er ein Werkverzeichnis E2 ein, das folgende Werktitel umfasst: „Das jüngste Gericht“, „Orpheus“, „Eine Odysee unserer Zeit“ und „Die zwölf Taten des Herkules“ (vgl. den Kommentar zu WP41/K/E5). Die „Odysee“ schreibt Horváth konsequent falsch. Die Schreibung wird im Werktitel dieses Werkprojekts korrigiert.

WP45: Die Diadochen Das Werkprojekt Die Diadochen geht auf Entwürfe zurück, die sich in Notizbuch Nr. 2 befinden, das Horváth Mitte 1934 bis Mitte/Ende 1935 verwendet hat. Diese Entwürfe sind eigentlich unmittelbar nach dem Werkprojekt Ein Wunschtraum (WP25) eingetragen und dürften etwa Mitte 1934 entstanden sein. Die eigentliche Arbeit an dem Werkprojekt ist jedoch im Notizbuch Nr. 4 vor sich gegangen, das Horváth zwischen Mitte/Ende 1935 bis Mitte/Ende 1936 verwendet hat. Deshalb wird das Werkprojekt erst hier gereiht. Das Werkprojekt Die Diadochen sollte schließlich Teil der Komödie des Menschen werden, zu der Horváth im Notizbuch Nr. 4 zwei Werkverzeichnisse notiert (vgl. WP49/K/E1 und E2).

Vorarbeit: Die Diadochen – Historischer Roman H1 = ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 5 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 2 mit orangefarbenem Kartoneinband, kariertes Papier (165 × 99 mm), Bleistift E1 = gestrichener Werktitel (oben) E2 = gestrichener fragm. Strukturplan in 2 Teilen (mittig) E3 = Werktitel (unten) Druck in: WA 8/VA1/E1, S. 24f.

Auf dem vorliegenden Blatt notiert Horváth Entwürfe zu den Werkprojekten Figaro läßt sich scheiden und Die Diadochen. Der Entwurf zum Figaro ist der erste dieser genetischen Reihe und verzeichnet noch den Titel „Figaro II. / Roman“. Auch die Entwürfe zu den Diadochen gehen noch von einem Prosaprojekt aus. Zunächst notiert Horváth einen Werktitel E1 mit der Gattungsbezeichnung „Historisch[er] Roman“,

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Chronologisches Verzeichnis

streicht diesen Entwurf jedoch wieder. Darunter trägt er einen fragmentarischen Strukturplan in zwei Teilen E2 ein. Dazu vermerkt er den Teiltitel „Im Hochtal von Mazedonien“ und vom zweiten Teil nur die Teilnummer. Er streicht schließlich E2 wieder, um E3 einzutragen. Dieser lautet schlicht „Die Diadochen / Historischer Roman“. Damit endet diese frühe Notizreihe zu dem Werkprojekt Die Diadochen. Horváth nimmt die Arbeit daran erst im Notizbuch Nr. 4 wieder auf, das er von Mitte/ Ende 1935 bis Mitte/Ende 1936 verwendet hat, und zwar unter veränderten Vorzeichen, nämlich als Dramenwerkprojekt.

Konzeption: Die Diadochen – Komödie H1 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 70 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E1 = Replik zum 1. Bild „Anhöhe“ mit Werktitel „Die Diadochen / Komödie“ (gedruckt mit WP42/K/E3 und E4)

Auf dem vorliegenden Blatt des Notizbuchs Nr. 4 notiert Horváth einen Entwurf zu dem Werkprojekt Die zwölf Taten des Herkules, das hier nur den Titel „Herkules“ trägt (WP42/K/E3). Darunter trägt er einen Entwurf zu dem Werkprojekt Die Diadochen ein. Das Stück wird im Unterteil als „Komödie in drei Akten“ bezeichnet und sollte, wie spätere Pläne zeigen, Teil der Komödie des Menschen (WP49) werden. In E1 hält Horváth zum ersten Bild die Replik einer Braut fest, die sich auf einer „Anhöhe“ befindet und das darunter liegende Dorf betrachtet, von dem sie sagt, dass es „wie Spielzeug“ aussähe. H2 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 78 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E2 = gestrichener Werktitel „DIE DIADOCHEN / Lustspiel in drei Akten“ (oben) E3 = Werktitel (mittig) E4 = Werkverzeichnis (unten) Druck in: WA 10/JT/VA/E13–E14, S. 28f.

Auch der vorliegende Entwurf befindet sich im Notizbuch Nr. 4. Zunächst notiert Horváth in E2 „Die Diadochen / Lustspiel in drei Akten“ und darunter „Erster Akt“ bzw. „I.“, streicht jedoch diesen Entwurf E2 wieder und vermerkt in E3 zunächst den Titel „Ein Nachfolger Alexanders des Grossen“, den er aber wieder streicht und durch „Nach dem Tode Alexanders“ ersetzt. Der Entwurf zählt ebenfalls zu Die Diadochen, die ja um die Nachfolge Alexanders des Großen kämpften. Zuletzt trägt Horváth das Werkverzeichnis E4 ein, in dem er die Titel „Die Diadochen“ und „Das jüngste Gericht“ festhält (vgl. den Kommentar zu WP41/K/E3–E5). Aus WP49/K/E1–E3 wird erkennbar, dass das Werkprojekt Die Diadochen schließlich in den Dramenzyklus Die Komödie des Menschen eingegliedert werden sollte.

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WP46: Grottenbahn

WP46: Grottenbahn Konzeption: Grottenbahn H1 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 71 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E1 = Figurenliste mit alternativen Werktiteln „Grottenbahn“, „Der Drache und das Kind“ und „Mit dem Drachen durch die Welt“ (oben) E2 = Dialogskizze zum I. Bild (unten)

H2 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 70v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E3 = Figurenliste

Das vorliegende Werkprojekt spielt vermutlich im Prater, in dem sich Horváth, der um die Mitte der 1930er-Jahre vorwiegend in Wien wohnte, wiederholt und mit Vorliebe aufhielt (vgl. auch die Fassung zur Vorstufe von Jugend ohne Gott, Auf der Suche nach den Idealen der Menschheit, WA 15/VA2/TS1). Im ersten Entwurf zu dem Werkprojekt Grottenbahn notiert Horváth zunächst in E1 alternative Werktitel, nämlich „Grottenbahn“, „Der Drache und das Kind“ und „Mit dem Drachen durch die Welt“, wobei der erstere vermutlich der bleibende Titel des Werkprojekts ist. Darunter hält der Autor eine Figurenliste fest, die folgende dramatis personae umfasst: „Der Besitzer des Drachens“, „Die Besitzerin, seine Frau“ und „Alexander“. In der Figurenliste E3 variiert Horváth die Figuren zu: „Der Drachenbesitzer“, „Seine Frau“, „Alexander, der Drachenführer“ und „Agnes, ein Mädchen, das verkauft“. Mit beiden Figurenlisten ist eindeutig ein Praterpersonal beschrieben. In der Dialogskizze E2 hält Horváth eine Regieanweisung und eine Replik eines gewissen Schlesinger fest, der vermutlich der Drachenbesitzer ist. Es geht dabei um den „Drachen“, der laut einer Szenenanweisung zu sehen ist. Dann heißt es, dass Sander – vermutlich der in E1 genannte Alexander – den Drachen „ölt“. Daraufhin hört man Schlesinger, der die „Damen und Herren“ hereinruft. Weiters äußert er: „Hier sehen Sie die schönste Drachenbahn!“ Zuletzt notiert Horváth, dass es zu einem „Defekt“ kommen solle. H3 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 71v, 72, 73 3 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E4 = Figurenliste (Bl. 71v, oben) E5 = Strukturplan in 3 Teilen (Bl. 72, oben) TS1 = fragm. Fassung, konstituiert durch Bl. 71v, 72 und 73 (Korrekturschicht)

Die Figurenliste E4 nennt nur den „Besitzer des Drachens“ und „[d]essen Frau“ und fällt damit hinter E1 und E3 zurück. Auf Bl. 72 oben notiert Horváth einen dreiteiligen Strukturplan E5, der die Beleuchtung der Bühne zum Thema hat. Demnach solle der „Schein“ zunächst auf das „Podium“, dann auf die „Kasse“ und schließlich auf den „Drachen“ fallen. Zuletzt arbeitet Horváth in TS1 eine längere Dialogpassage zu dem Werkprojekt aus. Demnach soll eine Figur namens Agnes im Zuschauerraum Kau-

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Chronologisches Verzeichnis

gummis und Zigaretten verkaufen. Allerdings ist ihr Absatz sehr schlecht, weshalb der Besitzer, Schlesinger, sie rügt. Dann weist er das Publikum darauf hin, dass er die Bonbons nur in Vertretung verkauft, sein eigentlicher Beruf sei die „Grottenbahn“. Daraufhin hebt sich der Vorhang und man sieht den Drachen. Schlesinger kommentiert das mit den Worten: „Der Drache zieht Sie durch die Welt. Bitte einsteigen!“ (Bl. 73) Ein Herr im Publikum fragt darauf seine Frau, ob sie mitfahren sollen. Sie will aber nicht. Ein anderer Herr, der mit einem Mädel im Theater ist, will mit ihr mit der Grottenbahn fahren, weil es da „dunkler“ sei. Damit bricht TS1 ab H4 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 74, 73v 2 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte TS2 = Fassung (Korrekturschicht)

Mit Bl. 74 setzt eine neue Fassung des Werkprojekts Grottenbahn ein. In dieser tritt, nach einer kurzen Szenenanweisung, sogleich wieder Agnes auf (vgl. E2 und TS1), ein Mädel, das Zigaretten und Kaugummis verkauft. Auch hier wird sie vom Grottenbahnbesitzer gerügt, diesmal, weil sie zu spät gekommen sei. In einer ersten Variante behauptet Agnes, sie sei schon „seit Anfang“ da, was der Grottenbahnbesitzer jedoch nicht glaubt. In der Folge wendet er sich, der sich selbst als „der grosse Unbekannte“ bezeichnet, an das Publikum, dem er mitteilt, dass es sich im „Prater“ bei einer „Attraktion“ befinde. In der auf Bl. 73v notierten zweiten Variante behauptet der Grottenbahnbesitzer, die Leute hätten ihn schon nach Agnes gefragt. Sie erwidert jedoch, dass sie ohnehin verkauft habe, aber dass Sie nicht nur auf ihn „angewiesen“ sei. Der Grottenbahnbesitzer vermutet, dass sie „aus Bosheit“ bei ihm nichts verkaufe, weil sie mit seinem Angestellten „{zerkriegt}“ sei. Doch Agnes erwidert darauf, dass das nicht stimme, sondern dass sie ihn „liebe“. Eine Szenenanweisung „Dunkel“ beendet die Fassung. H5 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 75–77 3 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte TS3 = fragm. Fassung (Korrekturschicht)

TS3 ist eine Fassung einer Szene zwischen Sander (vgl. E2), dem „Angestellten“ von TS2/Bl. 73v, und Agnes. Agnes sagt, Sander habe sie „erweckt“, doch er wehrt das ab und beteuert, eine andere zu lieben, eine, die ihn wirklich verstehe. Zuletzt taucht Sanders Vater auf, der ihm mitteilt, dass er einen „erfreuliche[n] Brief“ bekommen habe. Damit bricht die Fassung TS3 ab. H6 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 77v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte TS4 = fragm. Fassung des 1. Bildes (Korrekturschicht)

Auf Bl. 77v arbeitet Horváth die letzte Fassung des Werkprojekts Grottenbahn aus. Darin wird neuerlich in einer Art Szenenanweisung die Bühne beschrieben, über der sich der Vorhang hebt. Die Fassung endet mit dem Auftritt des Direktors, der das Publikum begrüßt.

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WP47: Die Völkerwanderung

H7 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 99v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E6 = gestrichener Strukturplan in 4 Bildern (links oben) E7 = Strukturplan in 2 Bildern (rechts oben) Druck in: WA 9/K5/E40, S. 374f.

Auf Bl. 99v des Notizbuchs Nr. 4 notiert Horváth noch zwei Strukturpläne zu dem Werkprojekt Grottenbahn. Der erste ist gestrichen, umfasst aber vermutlich vier Bilder, von denen jedoch nur das dritte Bild „Wolke“ erkennbar ist. Der zweite Strukturplan beinhaltet zwei Bilder: „Wolke“ und „In der Grottenbahn“. Auf dem Blatt befindet sich überdies noch ein Strukturplan zu dem Schauspiel Don Juan kommt aus dem Krieg (WA 9/K5/E40) sowie ein Werkverzeichnis zu dem Werkprojekt Die Komödie des Menschen (WP49/K/E3). Mit den vorliegenden Entwürfen enden die Ausarbeitungen zu dem Werkprojekt Grottenbahn.

WP47: Die Völkerwanderung Konzeption: Die Völkerwanderung H1 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 82 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E1 = Werktitel (mittig) Druck in: WA 10/Der jüngste Tag/VA/E21, S. 38f.

Der vorliegende Entwurf ist einer der wenigen zu dem Werkprojekt Die Völkerwanderung. Er befindet sich im Notizbuch Nr. 4 (vgl. dazu den einführenden Kommentar zu WP41). Horváth notiert zum Werktitel die Gattungsbezeichnung „Schauspiel in drei Akten“. Aus zwei Werkverzeichnissen später im Notizbuch Nr. 4 (vgl. WP49/K/E1 und E2) wird ersichtlich, dass das Schauspiel Teil der Komödie des Menschen werden sollte. Oberhalb von E1 befindet sich ein Entwurf zu dem Werkprojekt Das jüngste Gericht, einer Vorarbeit des Schauspiels Der jüngste Tag (vgl. WA 10).

WP48: Kaiser Probus in Wien Zum Werkprojekt Kaiser Probus in Wien finden sich nur ein paar wenige Entwürfe und Textstufen. Diese befinden sich teils im Notizbuch Nr. 4, das Horváth zwischen Mitte/Ende 1935 und Mitte/Ende 1936 verwendet hat, teils auf losen Blättern der Mappen BS 44 [1] und BS 44 [2]. Da die frühen Entwürfe zum vorliegenden Werkprojekt eher hinten im Notizbuch stehen, ist davon auszugehen, dass sie frühestens Mitte 1936 entstanden sind, eher noch im Herbst oder Winter 1936, als die Arbeit an den beiden Werkprojekten Figaro läßt sich scheiden und Don Juan kommt aus dem Krieg (beide Mitte 1936 abgeschlossen) bereits beendet war (vgl. WA 8 und WA 9).

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Konzeption: Kaiser Probus in Wien – Lustspiel H1 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 83 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E1 = Dialogskizze mit Werktitel „Kaiser Probus in Wien / Lustspiel in drei Akten“

Laut der Szenenanweisung spielt die vorliegende Dialogskizze, die den Werktitel und die Gattungsbezeichnung „Lustspiel in drei Akten“ trägt, auf dem „Forum“ in Wien in einem „Wirtshaus“, einem der von Horváth präferierten Schauplätze. In dem Wirtshaus unterhalten sich drei Figuren, Stanglhuber, Griessmeyer und Mayer beim Tarockieren über die Frage, warum denn heute „alles beflaggt“ sei. Mayer vermutet, dass es deshalb sei, weil die heute ihr neues „Gsuff“ ausschenken. Die Dialogskizze bricht mit Stanglhubers Frage: „Was für Gsuff“, und dem Figurennamen Mayer ab.

H2 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 84–89 6 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte TS1 = Fassung des Bildes „Vor dem Stadttor“ mit Werktitel „Kaiser Probus in Wien“ (Korrekturschicht) Druck in: KW 16, S. 192–194.

Die vorliegende Fassung trägt neuerlich den Werktitel „Kaiser Probus in Wien“. Die Handlung wird „[v]or dem Stadttor“ situiert. Dieses steht offen und römische Legionäre versehen dort ihren „Dienst“. Aus TS1 wird ersichtlich, dass die Handlung in der (römischen) Antike spielt. Hier unterhält sich ein Bauer, der mit seinem Sohn ans Stadttor kommt, mit einem Legionär. Dieser fordert den Pass des Bauern, denn die Stadt sei bedroht durch die Zimbern, die am anderen Ufer stünden. Der Bauer will in die Stadt, denn sein Sohn, der „blöd“ ist, werde am nächsten Tag heiraten. Die Braut ist die „Tochter des Bierbrauers zum weissen Hirsch“ (Bl. 85) – dies ist wohl das Lokal, in dem sich die drei Figuren von E1 befinden. Auf die Bemerkung des Legionärs, dass der ein herrliches Bier habe, antwortet der Bauer, dass sein Sohn sonst auch nicht die Tochter des Bierbrauers heiraten würde. Daraufhin werden Vater und Sohn durchgelassen und der Legionär zur Hochzeit eingeladen. In der folgenden Szene unterhalten sich zwei Legionäre über das „Nest“ (Bl. 86), in dem sie da gelandet sind. Der eine meint, er sehne sich nach Rom, der andere beteuert, hier sei es noch besser als in Carnuntum. Dort werde alles um „5 Uhr“ zugesperrt und die „Weiber“ (Bl. 87) seien auch nicht so toll. Zuletzt munkeln die beiden darüber, dass das Reich zu groß sei, aber wohl bald kleiner werde, denn neue Völker kämen aus dem Osten, welche, die den Säuglingen gleich nach der Geburt das Gesicht zerschneiden würden. In der folgenden Szene tritt ein Jude auf. Er behauptet, aus Jerusalem zu kommen. Auf die Nachfrage des Legionärs versichert er, dass Jerusalem zum römischen Reich gehöre und an der Grenze Ägyptens liege. Als ihn der Legionär fragt, was er in Wien machen wolle, behauptet der Jude, er verkaufe das, was die anderen wegschmissen, denn die meisten Leute würden den Wert gewisser Sachen gar nicht erkennen. Schließlich darf auch er passieren und die beiden Legionäre schließen daraufhin das Tor, während Musik spielt.

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WP48: Kaiser Probus in Wien

Zuletzt taucht der Kaiser Probus auf, der seinen Adjutanten auffordert, ihn nicht Majestät zu nennen, denn er sei incognito als Kaufmann Romolo Caesario aus Rom unterwegs, und er solle ihn nicht verraten. Damit endet die Fassung TS1. H3 = ÖLA 3/W 304 – BS 44 [1], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (296 × 209 mm), blaue Tinte E2 = teilweise gestrichener Strukturplan in 3 Akten und einem Vorspiel mit Werktitel „Der erste Heurigensänger“ und „Kaiser Probus in Wien / Operette mit Vor- und Nachspiel in zwei Akten“ mit Dialogskizzen, Notizen und Repliken

Anders als in den Einträgen im Notizbuch Nr. 4 skizziert Horváth auf den losen Blättern der Mappen BS 44 [1] und [2] Entwürfe und Textstufen zu einer „Operette“ mit dem Werktitel Kaiser Probus in Wien. Alternativ vermerkt Horváth dazu den Titel „Der erste Heurigensänger“. Zuerst notiert er in E2 „in zwei Akten“, korrigiert dies aber zu „in drei Akten“ und wieder zurück zu „in zwei Akten“. Allerdings weist der in E2 notierte Strukturplan tatsächlich drei Akte auf, alle drei Akte werden aber – im Gegensatz zum „Vorspiel“ – nachträglich gestrichen. Es ist also nicht eindeutig bestimmbar, wie viele Akte die Operette haben sollte. Im „Vorspiel“ soll Kaiser Probus nach Wien kommen und die Garnison besichtigen. Außerdem pflanzt er Wein (vgl. E3) und verspricht wiederzukommen. Dann taucht ein Bauer mit seiner Tochter auf (vgl. TS1). Die beiden geraten in Streit, weil sich das Mädchen schminkt und der Vater das nicht will, worauf ihn die Tochter als „Barbar“ bezeichnet. In einer Notiz vermerkt Horváth, dass das Mädel einen Barbaren „bekehren“ will. Weiters taucht ein Barbar auf, der das Barbarenleben satt hat. Er will zum Militär und das Barbarenleben aufgeben, weil er ein Mädchen aus Wien gesehen hat, das so schön war. Der Hauptmann will ihn nicht aufnehmen, doch der Kaiser entscheidet sich dafür. Zum Barbaren notiert Horváth ein „Couplet“, wonach der Barbar zwar keine Haare, dafür aber einen Bart habe, und er jammert, dass das Leben so hart sei. Zum Couplet vermerkt Horváth auch „Gesang und Rezitativ“. Weiters legt er sich einen Plan zurecht, wie sich Gesang und Prosa abwechseln sollen. Der erste Akt spielt in Wien bei der Weinlese, wo sich alle Soldaten betrinken, sodass der Kaiser beschließt, dass die Weinstöcke vernichtet werden sollen. Der zweite und der dritte Akt sollen in den Weinbergen situiert sein. Zum Epilog notiert Horváth: „Der erste Heurige“. Damit bricht die Ausarbeitung ab. Aufgrund der Streichungen ist zu vermuten, dass der Strukturplan E2 für Horváth keine Verbindlichkeit hatte (vgl. auch die Folge der Akte in TS2). H4 = ÖLA 3/W 304 – BS 44 [1], Bl. 2, 3 2 Blatt unliniertes Papier (296 × 209 mm), blaue Tinte E3 = Strukturplan in 2 Akten und Epilog mit Dialogskizzen, Notizen und Repliken

Die beiden Bl. 2 und 3 der Mappe BS 44 [1] bilden höchstwahrscheinlich einen zusammengehörigen Strukturplan in zwei Akten (vgl. den Titel von E2). Horváth hat sich vermutlich dazu entschlossen, das Vorspiel wegzulassen (vgl. E2) und gleich in medias res zu beginnen, denn ein Vorspiel ist weder im Titel von E3 noch im darunter und auf Bl. 3 notierten Entwurf zu finden. Der erste Akt spielt wieder in Wien. Dazu notiert Horváth zunächst eine Dialogskizze zwischen Bürgern, dem Wirten und einem Mädel. Darin geht es um Weinbau, der den „Meth“ (gemeint ist: Met) des Wirts

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Chronologisches Verzeichnis

auf Anordnung des Kaisers zu verdrängen droht. Während die beiden Bürger und der Wirt weiter „Meth“ trinken und ausschenken wollen, schwärmt das Mädel vom Wein, der so gut schmecke. Zuletzt taucht ein Barbar auf (vgl. E2) und probiert den Wein, worauf er bestätigt, dass er gut schmecke: „Es riecht nach Erde und schmeckt nach Sonne!“ Weitere Notizen zu diesem ersten Akt weisen darauf hin, dass der Barbar und die Soldaten betrunken werden. Als der Kaiser in die Garnison kommt und bemerkt, dass alle Soldaten betrunken sind, fordert er dazu auf, alle Weinstöcke auszureißen. Das Mädel will es jedoch verhindern, und zuletzt greifen die Barbaren an. Der zweite Akt (Bl. 3) spielt in den Weinbergen. Dort unterhalten sich zunächst das Mädel und der Barbar über die geplante Vernichtung des Weins durch den Kaiser. Das Mädel beteuert, dass sie die Weinberge nicht vernichten lassen wolle, und der Barbar behauptet: „So ist der Wein: Kultur und Barbar!“ In der Folge taucht „Bachus“ (eigentlich: Bacchus), der Gott des Weines, auf und „beschützt“ die beiden gegen den Kaiser. Bacchus „bezähmt“ die Barbaren und „schlägt sie zurück“, weil sie alle „besoffen“ werden. Zuletzt notiert Horváth einen „Epilog“, in dem „[d]er erste Heurige“ stattfinden soll. Der Barbar soll der „erste Heurigensänger“ sein (vgl. E2). In einer dazu notierten Dialogskizze zwischen dem Mädel und einem Wiener bekräftigt Letzterer, dass ihm der Wein nur dann schmecke, wenn er verboten sei, denn: „Uns Wienern passt nur das, was verboten ist –“. Als ihm das Mädel versichert, dass der Wein nicht mehr verboten sei, behauptet er zuerst, dass er ihn dann nicht freue, als er jedoch trinkt, freut er ihn doch. Damit endet die Ausarbeitung zum Epilog. H5 = ÖLA 3/W 305 – BS 44 [2], Bl. 1–5 5 Blatt unliniertes Papier (296 × 209 mm), blaue Tinte, Paginierung 1–5 E4 = Werktitel (Bl. 1, links oben) E5 = Figurenliste (Bl. 1, rechts oben) TS2 = fragm. Fassung in 2 Akten mit einem Vorspiel (Korrekturschicht; Bl. 1–5) Druck von E5 und TS2 in: KW 16, S. 189–191.

Die vorliegenden Blätter der Mappe BS 44 [2] dürften zusammenhängend ausgearbeitet worden sein, darauf deutet die materielle Einheitlichkeit und eine durchgängige Paginierung 1–5 hin. Während das „Vorspiel“ vollständig dialogisch verfertigt ist, sind die Akte 1 und 2 mehr skizziert als tatsächlich ausgearbeitet, dennoch lässt sich die Zusammenstellung der fünf Blätter zu einer Textstufe durch die Paginierung rechtfertigen. Zunächst notiert Horváth in E4 eine Reihe von alternativen Werktiteln: „Kaiser Probus in Vindobona“, „Kaiser Probus in Wien“, „Kaiser Probus pflanzt den Wein“ und zuletzt „Kaiser Probus und der Wein / Operette mit Vor- und Nachspiel in zwei Akten“. Für die Fassung TS2 gilt vermutlich dieser Titel inklusive des Untertitels. In E5 notiert Horváth eine Figurenliste, die folgende Figuren umfasst: „Kaiser Probus“, „Ein alter Hirte“, „Seine Tochter“, „Ein Barbare“ und „Bachus“ (vgl. E3). Das Vorspiel von TS2 ist „[v]or dem Tore Wiens“ situiert, wo Legionäre Wache halten. Ein Hauptmann soll dort zusammen mit einem Chor Couplets singen, „während die Leut ein- und ausgehen“. Horváth notiert dazu auch einen versförmigen CoupletText, der damit endet, dass der Hauptmann dazu aufruft, das Tor zu schließen, denn „von 12–2 ist Mittagsessenszeit“ (Bl. 1). Daraufhin erscheinen der Hirte und seine Tochter, die offensichtlich in Eile sind, denn der Hirte wirft der Tochter vor, dass sie zu spät kämen, weil sie nicht fertig geworden sei. Tatsächlich müssen sie auch vor dem Tor stehen bleiben, weil sie aufgrund der Mittagspause nicht mehr eingelassen

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WP48: Kaiser Probus in Wien

werden. Stattdessen warten sie und spielen „Mariage“ (Bl. 2), ein Kartenspiel. Währenddessen erscheint der Kaiser Probus mit Adjutanten und möchte durch das Tor. Doch auch er wird nicht durchgelassen. Er mischt sich kurz in das Kartenspiel des Hirten und seiner Tochter, und spielt dann sogar mit. Dann tauchen zwei Legionäre mit einem gefesselten Barbaren auf. Die Legionäre vermuten, dass der Barbar „rauben“ (Bl. 3) wollte, doch er versichert, dass er nur über die Donau geschwommen sei, weil er hier leben wolle. Schließlich wird er von Kaiser Probus verhört, der wissen will, ob es „drüben“ etwas „Neues“ gebe, ob es stimmt, dass immer neue Völker kämen. Doch der Barbar lässt sich nichts entlocken, er versichert, kein Verräter zu sein, und wird schließlich vom Kaiser unter die Legionäre aufgenommen. Die Fortsetzung der Fassung auf den Bl. 4 und 5 ist nur noch skizziert. Demnach wird das Tor dann geöffnet und Kaiser Probus „führt den Weinbau ein“ mit den Worten „Zu den Ehren des Gottes Bachus!“ Der erste Akt soll gemäß den Notizen von Bl. 4 einen Vater und seine Tochter zeigen, deren Haus von einem Barbaren überfallen wird. Zuletzt soll der Hirte auftauchen, der der Bräutigam der Tochter ist. Die Tochter versichert, dass der Barbar zu ihnen wolle. Damit endet der erste Akt. Horváth notiert an dieser Stelle „(Vorhang)“. Auf Bl. 5 ist nur noch der Beginn des zweiten Aktes vermerkt. Dieser soll in Wien spielen, wo sich der Barbar „frisieren“ lässt. Damit brechen die Notizen zum zweiten Akt und die Ausarbeitung der Fassung TS2 ab. H6 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 91 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E6 = Titelliste „Fünf Filme“ (nicht gedruckt) Druck in: WA 6/HH/K2/E20–E21, S. 466f., WA 7/HW/K2/E1–E2, S. 228f.

Das vorliegende Blatt aus dem Notizbuch Nr. 4 dürfte Horváth Mitte oder Ende 1936 erstellt haben. In dem erwähnten Notizbuch finden sich vor allem Entwürfe und Textstufen zu dem Werkprojekt Don Juan kommt aus dem Krieg, und zwar zu dessen K4 und K5, die auf Anfang und Frühjahr 1936 zu datieren sind (vgl. WA 9). Weiters finden sich darin Skizzen zu den Werkprojekten Das jüngste Gericht, einer Vorarbeit des Schauspiels Der jüngste Tag (vgl. WA 10), und Die Komödie des Menschen (vgl. WP49), die beide 1936 entstanden sind. Das vorliegende Bl. 91 folgt auf Entwürfe zum Werkprojekt Kaiser Probus in Wien (E1 und TS1). Daran schließt ein Filmexposé zu Kasimir und Karoline, das wohl ebenfalls erst 1936 verfasst wurde, und eines zu Die kleinen Paragraphen (Glaube Liebe Hoffnung). Die Liste E6 enthält folgende Titel: „Denkschrift eines Dramatikers“, „Kasimir und Karoline“, „Die kleinen Paragraphen“, „Zwischen den Grenzen“, „Ein Pakt mit dem Teufel“ und „Ein Kuss im Parlament“ bzw. „Ein Kuss im Senat“. Rätsel wirft der Titel „Denkschrift eines Dramatikers“ auf, der sonst nirgendwo belegt ist und auch keine Rückschlüsse auf einen anderen Titel zulässt. Der Titel „Kasimir und Karoline“ ersetzt den Titel „Kaiser Probus in Wien“, den Horváth zunächst an der zweiten Stelle der Liste notiert hatte, ohne dass damit ein inhaltlicher Zusammenhang gegeben zu sein scheint. Das fragmentarische Filmexposé zu Kasimir und Karoline, das Horváth auf Bl. 92–94 desselben Notizbuchs skizziert, hat nichts mit den zuvor ausgearbeiteten Skizzen zu Kaiser Probus in Wien zu tun. Der Titel „Die kleinen Paragraphen“ dürfte eine filmische Umsetzung von Glaube Liebe Hoffnung (1933) sein, denn in E6 ersetzt Horváth diesen Titel durch den ersteren (vgl. auch das Filmexposé auf Bl. 95–98 desselben

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Chronologisches Verzeichnis

Notizbuchs). Der als vierter genannte Titel „Zwischen den Grenzen“ dürfte auf die Posse Hin und her (1934) verweisen, deren Titel Horváth in E6 zunächst notiert hatte. Der Titel „Ein Pakt mit dem Teufel“ bezieht sich auf das „Märchen“ Himmelwärts (1934), wie die Korrektur in E6 erkennen lässt. Mit dem zuletzt genannten Titel „Ein Kuss im Parlament“ dürfte eine filmische Umsetzung der Komödie „L’inconnue de la Seine“ geplant sein, wie aus der Streichung und Ersetzung in E6 ersichtlich wird, wobei mit dem Titel „L’inconnue de la Seine“ wohl die dunkle „Komödie“ Eine Unbekannte aus der Seine (1933) gemeint ist (vgl. den Brief Horváths an Hans Geiringer vom 16. September 1934, in dem der Titel genannt wird; ob das Drehbuch zu dem Zeitpunkt wirklich schon fertig war bzw. ob es überhaupt jemals geschrieben wurde, ist fraglich). Möglicherweise verweist der Titel jedoch auch auf die Komödie Das unbekannte Leben bzw. Mit dem Kopf durch die Wand (1935). Dies würde die Annahme der späten Entstehung der Liste E6 – Mitte oder Ende 1936 – stützen. Allerdings dürfte damit in die Zeit vor ihrer Niederschrift das ‚Durchfallen‘ (vgl. WP49/K/TS1) von Mit dem Kopf durch die Wand im Wiener Theater Scala fallen, weshalb es eher unwahrscheinlich ist, dass Horváth über die Weiterverwertung des Stoffes der Komödie von 1935 spekulierte. Zugleich markiert die Liste E6 das Ende der Arbeiten zu dem Werkprojekt Kaiser Probus in Wien.

WP49: Die Komödie des Menschen Das Werkprojekt Die Komödie des Menschen stellt eines der umfangreichsten Dramenprojekte dar, das Horváth plante. Allerdings ist es über das Planungsstadium nicht weit hinausgekommen. Einige Werkverzeichnisse lassen vermuten, dass Stücke wie Ein Sklavenball / Pompeji (1937; WA 11), Ein Dorf ohne Männer und Der jüngste Tag (beide 1937; WA 10) Teil dieser Komödie des Menschen hätten werden sollen (vgl. E1–E3, E5 und E7). Über all den Komödien Horváths der mittleren und späten 1930erJahre steht die Einsicht, die Horváth in TS1 formuliert, nämlich, „dass im Ganzen genommen das menschliche Leben immer ein Trauerspiel, nur im Einzelnen eine Komödie“ sei. Den Titel Die Komödie des Menschen bildete Horváth analog zu Imre Madáchs Az ember tragédiája (1861; dt. Die Tragödie des Menschen), die starke Bezüge zu Goethes Faust aufweist, wie dies auch Horváths „Komödie“ Himmelwärts (1934) hat (vgl. dazu den Kommentar in WA 7, S. 313). Möglicherweise liegt auch eine Verbindung zu Dante Alighieris Commedia bzw. La divina Commedia (1320; dt. Die göttliche Komödie) und Honoré de Balzacs Romanzyklus La Comédie humaine (1842; dt. Die menschliche Komödie) vor. Materiell sind die Blätter zu dem Werkprojekt Die Komödie des Menschen sehr uneinheitlich, was ein Hinweis darauf ist, dass Horváth über längere Zeit an dem Werkprojekt gearbeitet hat, vermutlich von Mitte 1936 bis Frühjahr 1938. Die Einträge im Notizbuch Nr. 4 (ÖLA 3/W 370) zählen zu den frühesten, sie dürften im Umfeld der beiden Stücke Don Juan kommt aus dem Krieg und Figaro läßt sich scheiden entstanden sein. Die spätesten Entwürfe sind jene im Kontext der Komödie Eheliche Treue, die aufgrund der Erwähnung des Titels Adieu, Europa! in einem der Entwürfe wohl nicht vor März 1938 entstanden sind. Die Entwürfe zu den Dramenprojekten Die Diadochen (WP45) und Die Völkerwanderung (WP47) sollten, wie aus einigen Werkverzeichnissen ersichtlich wird, dem Werkprojekt Die Komödie des Menschen einverleibt werden (vgl. E1–E3 und E5).

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WP49: Die Komödie des Menschen

Konzeption: Die Komödie des Menschen – in sieben Teilen H1 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 98v, 99 2 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E1 = Werkverzeichnis (Bl. 98v und 99, oben) E2 = Werkverzeichnis mit Werktitel „KOMÖDIE DES MENSCHEN / in sieben Teilen“ (Bl. 99 mittig und unten) Druck in: WA 8/K4/E1, S. 220f., WA 9/K5/E39, S. 372f.

Die vorliegenden Blätter sind vermutlich die ersten zu dem Werkprojekt Die Komödie des Menschen. Horváth trägt im Notizbuch Nr. 4, das er von Mitte 1935 bis ca. Mitte 1936 verwendet hat, zunächst ein Werkverzeichnis E1 ein, das einen Überblick über sein bisheriges dramatisches Schaffen gibt. Zunächst listet er darin die „Vier Volksstücke“: „Italienische Nacht“, „Geschichten aus dem Wienerwald“, „Kasimir und Karoline“ sowie „Glaube Liebe Hoffnung“. Darunter notiert er in der Kategorie „Komödie, Posse und Märchen“ „L’inconnue de la Seine“ (Eine Unbekannte aus der Seine), „Hin und her“ sowie „Himmelwärts“. In der Folge verzeichnet er „Figaro und Don Juan“ als Kategorie und darunter die Werktitel „Figaro lässt sich scheiden“ und „Don Juan kommt aus dem Krieg“. Zuletzt notiert er „Die Komödie des Menschen“ und dazu „I. Bd.“, worunter er vier Werktitel festhält: „Die Urzeit“, „Die Diadochen“, „Die Völkerwanderung“ und „Das Mittelalter“. Zu Letzterem vermerkt er: „Es wird ein Dom gebaut, der nie fertig wird.“ Damit endet das Werkverzeichnis E1. Zu dem Werkprojekt Die Komödie des Menschen sind hier nur vier Dramentitel festgehalten, erst im folgenden Werkverzeichnis E2 notiert Horváth erstmals sieben Teile, wie er auch im Titel markiert. Hier werden bereits die sieben Werktitel erwähnt, die auch im folgenden Werkverzeichnis E3 genannt werden: „Die Urzeit“, „Die Diadochen“ (vgl. WP45), „Die Völkerwanderung“ (vgl. WP47), „Das Mittelalter“, „Das Meer“, „Die Maschinen“ und „Das jüngste Gericht“ (vgl. WA 10/JT/VA). Zu jedem Werktitel notiert der Autor „Drei Akte“, woraus ersichtlich wird, dass es sich bei jedem Titel um ein eigenständiges Drama handelt und bei der Komödie des Menschen um einen Dramenzyklus. H2 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 99v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E3 = Werkverzeichnis (unten) Druck in: WA 9/K5/E40, S. 374f.

Auf dem vorliegenden Blatt des Notizbuchs Nr. 4 notiert Horváth neuerlich ein Werkverzeichnis zu dem Werkprojekt Die Komödie des Menschen. Die einzelnen Werktitel, der sieben Teile umfassenden Komödie entsprechen jenen von E2.

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Chronologisches Verzeichnis

H3 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 100 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E4 = Werktitel „KOMÖDIE DES MENSCHEN / in sieben Teilen“

In E4 notiert Horváth noch einmal den Werktitel „Komödie des Menschen / in sieben Teilen“ (vgl. E2 und E3). Damit brechen die Notizen zu dem Werkprojekt in Notizbuch Nr. 4 ab. Die folgenden Entwürfe und Textstufen zu Die Komödie des Menschen befinden sich auf losen Blättern. H4 = ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 3 1 Blatt unliniertes Papier (287 × 225 mm), schwarzblaue Tinte E5 = Werkverzeichnis in 7 Teilen mit Werktitel „Die Komödie des Menschen“ mit Dialogskizze und Figurenliste (links) E6 = Werkverzeichnis in 7 Teilen mit Werktitel „DIE KOMÖDIE DES MENSCHEN“ (rechts)

Materiell ist das vorliegende lose Blatt im Quart-Format unauffällig, die Faltspuren lassen jedoch darauf schließen, dass Horváth es unterwegs verwendet und gefaltet eingesteckt hat. Die beiden Werkverzeichnisse tragen den Titel „Die Komödie des Menschen“, in E6 in Versalien. Sie dürften sich ergänzen und zugleich E1–E4 fortsetzen. Während E5 die sieben Werktitel des Dramenzyklus’ auflistet (vgl. E2 und E3), erläutert E6 diese inhaltlich. Die Dramentitel von E5 lauten: „Die Urzeit“, „Die Diadochen“, „Die Völkerwanderung“, „Das Mittelalter“, „Die Entdeckung der Welt. / Das Meer / Die Entdeckungsfahrten“, „Die Maschinen“ und „Das jüngste Gericht“. Die inhaltlichen Ergänzungen, die E6 dazu liefert, reichen von der „Entstehung der menschlichen Gesellschaft“ über den „Kampf eines Geistes gegen die Vernunft“ bis zu „Gut und Böse“. Aus all dem wird deutlich, dass Horváth es mit dem Dramenzyklus wirklich auf eine Menschheitsgeschichte in Dramenform anlegt. Sein früher Tod hat die Verwirklichung des Werkprojekts verhindert. Zu E5 notiert Horváth überdies einen Dialog zwischen einem Ferdinand und einem Alexander, wobei Ersterer dem Zweiteren den „Buckel hinunterrutschen“ will, was Zweiterer mit den Worten: „Zu spät! Das kommt jetzt nichtmehr in Frage!“ kommentiert. Vermutlich sind damit historische Figuren gemeint, etwa Ferdinand von Spanien und Alexander der Große (vgl. WA 7/HW/K1/E2). Links unten zu E5 hält Horváth eine Figurenliste mit folgenden Figuren fest: „Landru“, „Der Schrecken von Düsseldorf“, „Breitwieser“, „Dillinger“ und „Jack, der Aufschlitzer“. Offensichtlich handelt es sich dabei um eine Liste von Kriminellen, die Horváth vermutlich in dem Werkprojekt Das jüngste Gericht, das Teil der Komödie des Menschen hätte werden sollen, verwenden wollte. Zumindest legt das die Positionierung der Liste auf dem Blatt nahe. H5 = ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 6 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 209 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, schwarze Tinte E7 = Werkverzeichnis in 2 Teilen mit Werktitel „DIE KOMÖDIE DES MENSCHEN“ (oben) TS1 = Fassung (mittig und unten; Korrekturschicht) Druck in: WA 10/Ein Dorf ohne Männer/K3/E1, S. 482f. und (teilweise) in: WA 7/Mit dem Kopf durch die Wand/K3/TS22, S. 672f.

Materiell ist das vorliegende Blatt aufschlussreich, da es ein charakteristisches Wasserzeichen trägt, nämlich drei Sterne. Blätter dieser Art hat Horváth auch für Ent-

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WP49: Die Komödie des Menschen

würfe zum Werkprojekt Ein Kind unserer Zeit (vgl. WA 16) verwendet, mit dessen Ausarbeitung er frühestens im Sommer 1937 begonnen hat, sowie für die letzten Arbeiten zu der Komödie Pompeji (vgl. WA 11), die Mitte/Ende Juli 1937 fertig wurde. Das lässt vermuten, dass auch das vorliegende Blatt frühestens zu diesem Zeitpunkt, wahrscheinlich jedoch erst im Herbst 1937 entstanden ist. Es stellt eines der bemerkenswertesten Blätter im gesamten literarischen Nachlass Horváths dar. Das Blatt ist zugleich Ausdruck eines Bestrebens, mit der Komödie des Menschen eine umfassende dramatische Bearbeitung der Menschheitsgeschichte zu verfassen, und Signum einer tiefen existenziellen Krise des Autors, der in TS1 einen Großteil seines bisherigen Schaffens verwirft, um „unter dem Titel ‚Komödie des Menschen‘ fortan [s]eine Stücke [zu] schreiben, eingedenk der Tatsache, dass im Ganzen genommen das menschliche Leben immer ein Trauerspiel, nur im einzelnen eine Komödie ist“. Ein weiterer Datierungshinweis auf Herbst 1937 liegt in den in E7 genannten Stücken Pompeji und Das Dorf ohne Männer (eigentlich: Ein Dorf ohne Männer). Diese beiden listet Horváth in dem Werkverzeichnis in zwei Teilen von E7 als ersten Teil auf, während den zweiten Teil zwei Stücke bilden sollten, die zu diesem Zeitpunkt (und auch später) nicht existieren: „Die Pythagoreer“ und „Die Diadochen“ (WP45). Das zunächst notierte III. des dritten Teils streicht Horváth wieder, um darunter seine große Abrechnung mit sich selbst zu verfassen, die in den Worten gipfelt: „Es gibt nichts Entsetzlicheres als eine schreibende Hur. Ich geh nichtmehr auf den Strich“, die vermuten lassen, dass Horváth sein bisheriges Schreiben als zu publikums- und markthörig betrachtet und von nun an einen anderen Weg gehen will, eben den oben zitierten der Komödie des Menschen. Wie ein nicht eindeutig in TS1 integrierbarer Teil erkennen lässt, soll vermutlich im Rahmen dieser Komödie ein Gorilla einen „Prolog“ sprechen, der für die Affen das Wort ergreift, die wegen der Menschen das Paradies verloren haben und nun dagegen protestieren, dass die Menschen von Ihnen abstammen sollen. Das Motiv der Abstammung von den Affen kehrt in späteren Textstufen wieder (vgl. TS5 und TS7). H6 = ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 4 (vgl. H7) 1 Blatt unliniertes Papier (335 × 208 mm), eingerissen, schwarze Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) TS2 = fragm. Fassung (mittig und unten; Grundschicht)

Oben auf dem vorliegenden Blatt befindet sich eine Textstufe zu dem Werkprojekt Figaro läßt sich scheiden (1936), die vermutlich in einigem Abstand zu diesem entstanden ist und in der Horváth ein Prosaprojekt oder ein Filmexposé zu dem Stoff plante (vgl. WA 8/K4/TS2, S. 222 und den Kommentar dazu ebd., S. 419). Darunter notiert Horváth ein langes Exposé oder eine Art „Prolog“ (vgl. TS1) zu dem Werkprojekt Die Komödie des Menschen. Darin schreibt er über die Stadt Wien und wie diese vor dreitausend bzw. zehntausend Jahren ausgesehen habe, darüber dass sie einmal ein Nichts war, man sich dieses „Nichts“ aber nicht vorstellen könne. Zuletzt spricht er vom „Wir“, mit dem die Menschen sich selbst meinen würden, „meist ohne Rücksicht auf Unterscheidungsnahme“. Die „Herren der Schöpfung“ hätten lange gebraucht, bis sie „das Wort ‚wir‘ goutierten“.

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Chronologisches Verzeichnis

H7 = ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 4v (vgl. H6) 1 Blatt unliniertes Papier (335 × 208 mm), eingerissen, schwarze Tinte E8 = Figurenliste und Dialogskizze mit Werktitel „Urzeit“ (oben) TS3 = fragm. Fassung mit Werktitel „Urzeit“ (mittig und unten; Korrekturschicht)

Auf der Rückseite von Bl. 4 (= H6) notiert Horváth zunächst eine Figurenliste zum Werkprojekt Urzeit, das Teil der Komödie des Menschen ist (vgl. E1–E3, E5 und E6). In E8 hält er zunächst folgende Figuren fest: „Der Vater“, „Die Weiber“ und „Die Söhne“. Daran anschließend arbeitet er eine Dialogskizze zwischen den drei Söhnen aus, in dem es um Furcht geht. Der erste der drei Söhne behauptet, wenn er groß und stark werde, dann werde er nichtsmehr fürchten. In TS3 unterhalten sich unter dem Titel „Urzeit“ zwei Junge über einen Dritten, den der Zweite der beiden umgebracht hat. Der Erste fordert, dass er auch eingeladen werde, wenn der Dritte gefressen wird, doch der Zweite lehnt dies ab. H8 = ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 5 1 Blatt unliniertes Papier (335 × 208 mm), eingerissen, schwarze Tinte E9 = Figurenliste zum ersten Teil „Urzeit“ (oben) E10 = fragm. Notizen (mittig) E11 = Dialogskizze zum I. Akt „In der Höhle“ (links unten) E12 = Notizen (rechts unten)

Das vorliegende Blatt entspricht materiell H6, allerdings fehlt von dem Blatt ca. ein Viertel, weshalb E10 nur fragmentarisch erhalten ist. Unter dem Titel „Urzeit“, dem ersten Teil der geplanten Komödie des Menschen, notiert Horváth eine Figurenliste E9, die in der ersten Variante folgende Figuren umfasst: Adam, Eva, Kain, Abel und Kains Söhne, in der zweiten Variante werden nur Adam, Eva, Kain und Abel genannt. E10 ist ein durch einen Abriss verstümmelter Entwurf. Vermutlich handelt es sich dabei um Notizen; erkennbar ist nur „dem Paradies“, was vermutlich die Fortsetzung von „Vertreibung aus“ ist, sowie „Gesellschaft“, was wahrscheinlich „Geburt“ oder „Entstehung der menschlichen Gesellschaft“ hieß. In E11 notiert Horváth eine Dialogskizze zum ersten Akt „In der Höhle“, in der ein alter Mann sitzt und vor sich hin sinnt; ein „Weib“ singt, worauf der Alte fragt, was sie denn da singe. Das Weib antwortet, sie singe etwas, das ein Vogel im Wald gesungen habe. Zuletzt sind Repliken von zwei Weibern notiert, die sich über einen Mann unterhalten, der stark ist „wie ein Stein“. Zuletzt meint eine: „Er wird ihn zertreten.“ In E12 schließlich hält Horváth einige Notizen fest, die in vier Abschnitte unterteilt sind. Demnach soll es zwischen Alten und Jungen zu einem Kampf kommen, wobei die Jungen die Alten töten. Das alles endet in einem „Streit der Jungen“. T1 = ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 209 mm), Wasserzeichen „Aeolus M.K. Papier“, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) TS4 = fragm. Fassung mit Werktitel „KOMOEDIE DES MENSCHEN / in sieben Teilen“ (Grundschicht)

Das vorliegende und das folgende Blatt sind materiell identisch. Es handelt sich in beiden Fällen um Blätter des Formats 295 × 209 mm mit dem charakteristischen Wasserzeichen „Aeolus M.K. Papier“, einem Produkt der Firma Max Krause, von der Horváth wiederholt sein Schreibmaschinenpapier bezog. T1–T3 sind die einzigen Typo-

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skripte, die zu dem Werkprojekt Die Komödie des Menschen überliefert sind. Wie schon in den Entwürfen E2–E6 soll das Werkprojekt laut TS4 sieben Teile umfassen. Der erste Teil trägt hier den Titel „Die Geburt der Gesellschaft“ (vgl. E6). Die menschliche Gesellschaft, die Horváth in den wenigen Zeilen, die TS4 umfasst, schildert, ist eine primitive. Wir befinden uns in der Eiszeit und die menschliche Kommunikation beschränkt sich auf „brüllen, heulen und wimmern“ sowie auf Laute, die „wie ein Gesang“ sind, „der Uranfang der Melodie“. Damit bricht die Fassung ab. T2 = ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 209 mm), Wasserzeichen „Aeolus M.K. Papier“ TS5 = fragm. Fassung (Grundschicht)

T3 = ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 2v 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 209 mm), Wasserzeichen „Aeolus M.K. Papier“ TS6 = fragm. Fassung (Grundschicht)

Das vorliegende Blatt entspricht materiell dem vorhergehenden (vgl. den Kommentar zu T1). In TS5 geht es neuerlich um die Frage der Abstammung des Menschen von den Affen (vgl. TS1), welche auch im „Vorwort“ wiederaufgenommen wird (TS7). In TS6, die auf der Rückseite des Blattes eingetragen wurde, ist noch einmal der Beginn von TS4 notiert, wobei der erste Teil hier nicht den Titel „Die Geburt der Gesellschaft“, sondern schlicht „Das Eis“ trägt. Möglicherweise ist TS6 vor TS5 und TS4 entstanden. H9 = ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 7–9 3 Blatt unliniertes Papier (225 × 144 mm), gerissen, schwarze Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) TS7 = fragm. Fassung mit Titel „Vorwort“ (Korrekturschicht)

Die vorliegenden nicht foliierten Blätter der Mappe 14 b bilden sowohl materiell, als auch formal wie auch inhaltlich eine Einheit. So ist eine Nummerierung der einzelnen Abschnitte des mit „Vorwort“ betitelten Textes gegeben, die eine Zusammenstellung der drei Blätter rechtfertigt. Außerdem bestehen textliche Anschlüsse, vor allem zwischen Bl. 8 und 9. Der Beginn des Vorworts – nummeriert mit 1. – erinnert an als Vorworte interpretierte Vorarbeiten mit dem Titel Auf der Suche nach den Idealen der Menschheit zum Roman Jugend ohne Gott (1937; vgl. WA 15/VA2), indem auch hier ein Ich-Erzähler davon spricht, dass er ein Buch schreiben muss, „um Geld zu verdienen, um essen zu können, zu schlafen“. In den nachträglich eingefügten Zeilen: „Auch ich bin nur ein Kind meiner Zeit. Ich will nicht hungern, ich möcht gut leben“ (Bl. 7), klingt bereits der Titel des letzten vollendeten Werkprojekts Horváths, des Romans Ein Kind unserer Zeit, an (1938; vgl. WA 16). Der Ich-Erzähler spricht auch davon, dass er keine Zeit habe, „dicke Bücher zu lesen“, also um zu recherchieren, doch es komme nicht darauf an, „wieviel Bücher man las“, sondern ob man „hinhören“ könne. Wie in der Vorarbeit zu Jugend ohne Gott spricht der Ich-Erzähler eine Widmung aus: „Ich widme dies Buch meinen Eltern, die auch Fehler hatten, die aber unendlich hilfsbereit waren, sie sollen es sehen, dass sie nicht umsonst hilfsbereit waren, trotzdem dass sie mir viele Fehler vererbt haben.“ Auf Bl. 7 oben setzt Horváth dann fort mit dem zweiten Abschnitt des Vorworts, der dialogisch in einer Folge von Fragen und Antworten strukturiert ist. Die erste Frage ist die nach dem Zeit-

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Chronologisches Verzeichnis

punkt, an dem der erste Mensch aufgetreten ist, und nach der Abstammung vom Affen (vgl. TS1 und TS5), die in dem Bonmot gipfelt, dass es unwichtig ist, „ob der Mensch vom Affen abstammt“: „Wichtig ist, ob nichtmal Affen von den Menschen abstammen werden.“ Auf Bl. 8 ist zunächst zum dritten Abschnitt eingetragen „Adams Tod / Komödie“ und „Der alte Adam“. Beide Einträge streicht Horváth jedoch wieder und setzt fort mit der unter 3.) gestellten Frage: „Und wie entstand die Gesellschaft?“ (vgl. E6, TS4 und TS6) Die Antwort darauf ist sehr ausführlich und reicht bis Bl. 9. Wieder meldet sich ein Ich-Erzähler zu Wort, der die Antwort vom „Standpunkt des einfachen Mannes aus“ geben will. Dazu bedient er sich eines Herrn A. Der Ich-Erzähler rekurriert zuerst noch auf den Kannibalismus und das Inzestverbot, dann will er sich jedoch mit der „Geburt der Gesellschaft“ (vgl. TS4) beschäftigen. Herr A, der in der Eiszeit lebt, trifft im Busch Fräulein B: „Sie pflückt Brombeeren.“ (Bl. 8f.) Und sie erschrickt, als sie Herrn A sieht. Zwischen den beiden entsteht ein Gespräch, indem sich das Fräulein wundert, dass Herr A „so nahe bei uns zu erscheinen“ wagt, doch dieser erwidert, dass er keine Angst habe, denn er sei „stark geworden“ und werde „immer stärker“. Die darauffolgende Replik des Fräuleins ist nicht mehr ausgeführt. Damit endet TS7. H10 = ÖLA 3/W 280 – BS 11 a [2], Bl. 1 (= WP50/K/H1) 1 Blatt unliniertes Papier (298 × 209 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, blaue Tinte E13 = Werkverzeichnis (oben mittig; gedruckt als WP50/K/E2)

Der vorliegende Entwurf dürfte erst nach den Ausarbeitungen der Mappe BS 14 b zur Komödie des Menschen entstanden sein. Das Blatt beinhaltet einen Entwurf zu dem Lustspiel Eheliche Treue (WP50) sowie ein Werkverzeichnis, in dem Horváth mehrere Titel erwähnt: „Der Lenz ist da!“, „Adieu Europa!“, „Den lieben Gott betrügen“, „Eheliche Treue“ und „Komödie des Menschen“. Bei „Der Lenz ist da!“ handelt es sich um eine Vorarbeit des Romans Jugend ohne Gott (vgl. WA 15/VA1), beim Titel „Den lieben Gott betrügen“ vermutlich um eine Variante zum Titel Jugend ohne Gott. Vor allem aufgrund des Titels „Adieu Europa!“ ist anzunehmen, dass das Blatt erst im Frühjahr 1938 entstanden ist (vgl. zur Datierung den Kommentar zu WA 13/WP24). Vermutlich ist die Erwähnung der Komödie des Menschen auf diesem Blatt die letzte Spur dieses Werkprojekts.

WP50: Eheliche Treue Das Werkprojekt Eheliche Treue gehört zu den letzten Dramenprojekten Horváths. Es gibt dazu nur wenige Entwürfe, die sich in den Mappen BS 11 a [2] und BS 11 a [3] befinden. Die Blätter dieser beiden Mappen tragen die Folionummern 35–37 in einer alten Foliierung, die sie als Teil der Mappe BS 11 a ausweist. Durch die Neuordnung in die Mappen BS 11 a [2] und BS 11 a [3] ergeben sich dafür die Folionummern 1 bzw. 1 und 2.

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WP50: Eheliche Treue

Konzeption: Eheliche Treue – Lustspiel H1 = ÖLA 3/W 280 – BS 11 a [2], Bl. 1 (= WP49/K/H8) 1 Blatt unliniertes Papier (298 × 209 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, blaue Tinte E1 = Figurenliste mit gestrichenem Werktitel „EHELICHE TREUE / Lustspiel“ (links oben) E2 = Werkverzeichnis (oben mittig)

Materiell entspricht das vorliegende Blatt WP49/K/H8 (vgl. auch den Kommentar dort), von einer zeitlichen Nähe der Entstehung des Werkprojekts Eheliche Treue zu jenem der Komödie des Menschen ist also unbedingt auszugehen, nicht zuletzt auch aufgrund von E2, in dem beide Titel erwähnt werden. Die Figurenliste E1 dürfte der erste Entwurf zu dem Werkprojekt Eheliche Treue sein. Zunächst notiert Horváth den Titel „EHELICHE TREUE / Lustspiel“, streicht diesen aber wieder und arbeitet darunter die Figurenliste aus, die mit großer Sicherheit dennoch zu diesem Werkprojekt gehört. An Figuren werden hier genannt: „Hans“, „Grete“, „Der Doktor“, „Die Doktorin“, „Lona“, „Der Diener“ und „Die Zofe“. Es handelt sich dabei um ein für Horváths Gesellschaftsstücke typisches Figureninventar. Das Werkverzeichnis E2 umfasst folgende Titel: „Der Lenz ist da!“, „Adieu Europa!“, „Den lieben Gott betrügen“, „Eheliche Treue“ und „Komödie des Menschen“ (vgl. den Kommentar zu WP49/K/E13). Vor allem aufgrund des Titels „Adieu Europa“ ist eine Entstehungszeit im Frühjahr 1938 plausibel, denn das gleichnamige Romanprojekt hat Horváth erst zu diesem Zeitpunkt begonnen. Bei dem Titel „Der Lenz ist da!“ handelt es sich um eine Vorarbeit zum Roman Jugend ohne Gott (vgl. WA 15/VA1); der Titel „Den lieben Gott betrügen“ stellt vermutlich eine Variante zu letzterem dar, was auf eine frühere Entstehung hindeuten könnte, allerdings wiegt die Erwähnung des Titels „Adieu Europa“ doch schwer und Horváth hat eigene Werke auch immer wieder im Nachhinein mit falschen Titeln bedacht (vgl. etwa WP49/K/TS1). H2 = ÖLA 3/W 281 – BS 11 a [3], Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (298 × 209 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, blaue Tinte E3 = fragm. Strukturplan in 3 Bildern mit Werktitel „Komödie der ehelichen Treue / in 5 Bildern“ mit Konfigurationsplänen

In E3, der vermutlich kurz nach E1 und E2 entstanden ist, notiert Horváth zunächst die fragmentarischen Titel „Komödie der ehelich“ und „Eheliche Treue“, um dann doch „Komödie der ehelichen Treue“ festzuhalten. Diesen ergänzt er um die Strukturgröße „in 5 Bildern“. Darunter entwirft Horváth einen umfangreichen, wenngleich fragmentarischen Strukturplan in drei Bildern, der die Bilderfolge: „Beim Zahnarzt“, „Bei der Ärztin“ und „Beim Zahnarzt“ vorsieht. Zu den ersten zwei Bildern notiert der Autor Konfigurationspläne. Demnach sollten im ersten Bild folgende Figuren auftreten: „Zahnarzt“, „seine geschiedene Frau, eine Ärztin“, „seine Assistentin“, „eine Patientin“, „Else, die Frau“ und „Max, der Mann, der sie abholt“. Zum zweiten Bild vermerkt Horváth die Figuren: „Zahnarzt“, „Ärztin“, „Else“ und „Max“ und entwirft eine Reihe von Konfigurationen mit diesen Figuren. Bei E3 handelt es sich vermutlich um den letzten Entwurf zu diesem Werkprojekt.

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Chronologisches Verzeichnis

WP51: Mädchenträume Konzeption: Mädchenträume H1 = ÖLA 3/W 281 – BS 11 a [3], Bl. 1 (= WP52/K/H1, WP53/K/H1) 1 Blatt unliniertes Papier (298 × 209 mm), Bogen, blaue Tinte E1 = Werktitel (gedruckt als WP53/K/E1)

Vgl. den Kommentar zu WP53/K/E1.

WP52: Wenn die Liebe erwacht Konzeption: Wenn die Liebe erwacht H1 = ÖLA 3/W 281 – BS 11 a [3], Bl. 1 (= WP51/K/H1, WP53/K/H1) 1 Blatt unliniertes Papier (298 × 209 mm), Bogen, blaue Tinte E1 = Werktitel mit Notizen (gedruckt als WP53/K/E1)

Vgl. den Kommentar zu WP53/K/E1.

WP53: Beim Friseur Konzeption: Beim Friseur H1 = ÖLA 3/W 281 – BS 11 a [3], Bl. 1 (= WP51/K/H1, WP52/K/H1) 1 Blatt unliniertes Papier (298 × 209 mm), Bogen, blaue Tinte E1 = Werktitel mit Notizen

Bei den drei Werktiteln auf BS 11 a [3], Bl. 1 handelt es sich vermutlich um Dramenprojekte. Zugleich sind es die einzigen Erwähnungen der drei genannten Titel „Mädchenträume“, „Wenn die Liebe erwacht“ und „Beim Friseur“. Das Werkprojekt Mädchenträume liegt allein als singulärer Werktiteleintrag vor. Zu Wenn die Liebe erwacht erwägt Horváth eine Struktur in Zeitschritten, wie er dies etwa auch in frühen Entwürfen zu Don Juan kommt aus dem Krieg vorgesehen hat (vgl. WA 9/K1/E2). Die Jahreszahlen, die er notiert, lauten: 1860, 1880, 1900, 1915 und 1937 (zunächst 1935). Aufgrund der letzten Jahreszahl ist eine Entstehung des Blattes 1937 oder 1938 anzunehmen. Vermutlich ist das Blatt erst nach den Entwürfen zu dem Lustspiel Eheliche Treue (WP50) entstanden, die mit einiger Sicherheit auf das Frühjahr 1938 angesetzt werden können. Zum Werkprojekt Beim Friseur hält Horváth Haarfarben fest: „Rot, blond, schwarz, grün, weiss.“ Damit bricht der Entwurf ab. Es handelt sich bei dem vorliegenden Blatt um das letzte Blatt zu den Dramenprojekten Horváths.

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Anhang

Editionsprinzipien

Editionsprinzipien Die Wiener Ausgabe (WA) sämtlicher Werke Ödön von Horváths ist eine historischkritische Edition. Sie umfasst alle abgeschlossenen und Fragment gebliebenen Werke sowie alle verfügbaren Briefe und Lebensdokumente des Autors. Den Ausgangspunkt bilden die umfangreichen werkgenetischen Materialien aus dem Nachlassbestand des Autors im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (teilweise als Leihgabe der Wienbibliothek im Rathaus). Die einzelnen Bände der WA sind in Vorwort, Text- und Kommentarteil gegliedert. In ihrem Zusammenspiel machen diese Teile den Entstehungsprozess der Werke transparent und bieten die Möglichkeit eines schrittweisen Nachvollzugs bis in die Letztfassungen der Texte. Das Vorwort skizziert die Entstehungsgeschichte unter Miteinbeziehung der zeitgenössischen Rezeption. Der Textteil reiht die genetischen Materialien chronologisch, wobei die Edition in Auswahl und Textkonstitution auf Lesbarkeit zielt. Dem Lesetext ist ein kritisch-genetischer Apparat beigegeben. Dieser macht die Änderungsprozesse des Autors deutlich, auf denen die konstituierten Fassungen basieren, ferner verzeichnet er alle Eingriffe der Herausgeber. Die Endfassung des Werkes wird zusätzlich in emendierter Form dargestellt. Im Kommentarteil findet sich ein chronologisches Verzeichnis, das alle vorhandenen Textträger formal und inhaltlich beschreibt und Argumente für die Reihung der darauf befindlichen Entwürfe (E) und Textstufen (TS) sowie für die Konstitution der innerhalb der Textstufen vorliegenden Fassungen liefert. Simulationsgrafiken dienen zur Darstellung komplexer genetischer Vorgänge.

1 Textteil 1.1 Genetisches Material Das genetische Material wird in zwei unterschiedlichen Formen zur Darstellung gebracht: Entwürfe erscheinen in diplomatischer Transkription, Fassungen innerhalb von Textstufen werden linear konstituiert.

1.1.1 Diplomatische Transkription und Faksimile (Entwürfe) Von genetischen Materialien, deren Topografie sich nicht in eine lineare Folge auflösen lässt, wird eine diplomatische Transkription geboten. Hierbei handelt es sich um sogenannte Entwürfe (E), in denen Horváth auf meist nur einem Blatt in Form von Strukturplänen u.ä. das grobe Konzept von Werken und Werkteilen oder knappe Textskizzen entwirft. Die diplomatische Transkription versteht sich als eine Orientierungshilfe zur Entzifferung des nebenstehend faksimilierten Originals und gibt dessen Erscheinungsbild nicht in allen Details, sondern nur insofern wieder, als dies der Ermöglichung einer vergleichenden Lektüre dient. Den verwendeten Schriftgrößen kommt dabei keine distinktive Funktion zu; sie dienen dazu, die räumlichen Verhältnisse des Originals annähernd wiederzugeben. Folgende Umsetzungen finden statt:

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Überschriebene Zeichen oder Wörter werden links neben den ersetzenden wiedergegeben, wobei der ursprüngliche Ausdruck gestrichen und der neue Ausdruck mittels zweier vertikaler Linien eingeklammert wird: tä|e|xt; text|text|. Unlesbare Wörter erscheinen als { }, gegebenenfalls mehrfach gesetzt; unsicher entzifferte Zeichen und Wörter als: te{x}t, {text}. Gestrichener Text in Zeilen erscheint als: text. Vertikale oder kreuzförmige Streichungen werden als solche dargestellt. Mit Fragezeichen überschriebener oder mit Wellenlinie gekennzeichneter Text wird als solcher wiedergegeben. Unterstreichungen erscheinen als: text, text. Deutlich von einem Wort abgesetzte Punkte werden entsprechend dargestellt: text . Eingerahmte oder in eckige Klammern gestellte Ziffern, Wörter und Textpassagen erscheinen als: [text], gegebenenfalls auch über mehrere Zeilen gestellt. Der vom Autor zur Strukturierung verwendete Stern (manchmal eingekreist und bis hin zu dicken schwarzen Punkten intensiviert) erscheint als: . Das vom Autor zur Strukturierung verwendete große X erscheint als: . Von Horváth zur Markierung verwendete An- und Durchstreichungen werden individuell angepasst wiedergegeben. Verweispfeile und Linien werden schematisch dargestellt, sofern sie Wörter und Textblöcke miteinander verbinden. Dienen solche Zeichen der Abgrenzung von Textteilen, werden sie nicht wiedergegeben. Liegen auf einem Blatt mehrere Entwürfe nebeneinander, werden diese ab dem zweiten Entwurf zur besseren Unterscheidung grau hinterlegt. Aktuell nicht relevanter Text (Entwürfe zu anderen Werken und Werkvorhaben) erscheint in grau 50 %: text. Die im Zuge der Berliner Bearbeitung von Horváths Nachlass partiell vorgenommene Transkription schwer lesbarer Wörter bzw. allfällige Kommentare direkt in den Originalen erscheinen kursiv und in grau 50 %: text.

1.1.2 Lineare Textkonstitutionen (Fassungen) Textausarbeitungen des Autors, die eine lineare Lektüre zulassen, werden (ohne Faksimileabdruck) konstituiert. Hierbei handelt es sich um Fassungen oft im Rahmen umfänglicher Textstufen (TS). Folgende Prinzipien kommen zur Anwendung: x

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Schichtwahl: Im Lesetext wird entweder die Grundschicht oder die in der jeweiligen Arbeitsphase gültige Korrekturschicht einer Textstufe ediert. Die Grundschicht wird im Allgemeinen dann gewählt, wenn es um die Präsentation frühester Schreibansätze geht; in eher seltenen Fällen liegen Typoskripte auch ohne handschriftliche Korrekturschichten vor. Ein genauer Ausweis der Schichtwahl (im Fall des Vorliegens komplexer Schichtungen differenziert nach unterschiedlichen Schreibwerkzeugen und Farben – z.B. schwarze Tinte, roter Buntstift) erfolgt im chronologischen Verzeichnis. Punktuelle Streichungen und Einfügungen, die aus einer späteren Bearbeitungsphase stammen, weil das Material im Laufe des Produktionsprozesses dorthin weitergewandert ist, werden im Lesetext nicht berücksichtigt. Besondere Auffälligkeiten werden gegebenenfalls im chronologischen Verzeichnis beschrieben.

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Editionsprinzipien

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Textausarbeitungen, die linear in eine Fassung nicht sinnvoll integriert werden können, aber offensichtlich aus der gegenwärtigen Bearbeitungsphase stammen, erscheinen im Lesetext eingerückt und grau hinterlegt. Deutlich gesetzte Leerzeilen werden in entsprechender Anzahl wiedergegeben.

Emendiert (und im kritisch-genetischen Apparat ausgewiesen) werden offensichtliche Schreib- und Tippfehler des Autors sowie inkonsequente Ersetzungen oder offensichtlich falsche Setzungen von Figuren- oder Ortsnamen. Folgende Normierungen finden statt: Regie- und Szenenanweisungen erscheinen kursiv, Figurennamen in Kapitälchen (innerhalb von Regie- oder Szenenanweisungen nur dann, wenn sie vom Autor grafisch hervorgehoben wurden, ansonsten bleiben sie ohne Auszeichnung). Von Horváth hs. fallweise anstelle von (runden Klammern) gesetzte [eckige Klammern] werden als runde Klammern wiedergegeben. Autortext erscheint in Times New Roman 12 pt. Herausgebertext innerhalb des Autortextes wird unter Backslashes in Helvetica 9 pt. gesetzt; im Einzelnen umfassen diese Eintragungen den Abbruch von Textbearbeitungen ohne Anschluss an den folgenden Text bzw. am Ende von Texten durch den Eintrag: \Abbruch der Bearbeitung\ sowie den Verlust von Text (z.B. durch Abriss oder Blattverlust): \Textverlust\. Unsicher entzifferte Buchstaben bzw. unsicher entzifferte Wörter erscheinen als: te{x}t, {text}; unlesbare Wörter (gegebenenfalls mehrfach gesetzt) als: { }. Blattwechsel wird durch 얍 angezeigt, die Angabe des neuen Textträgers mit Signatur erfolgt in der Randspalte. Die Ansatzmarke: text kennzeichnet im Lesetext Wörter oder Textpassagen, die aus Änderungsvorgängen des Autors oder Eingriffen der Herausgeber hervorgegangen sind; nachgewiesen wird beides im kritisch-genetischen Apparat. B

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1.1.3 Kritisch-genetischer Apparat Werden Fassungen in der Grundschicht ediert, verzeichnet der kritisch-genetische Apparat die Veränderungsprozesse nur in dieser Schicht (Sofortkorrekturen). Werden Fassungen in der Korrekturschicht ediert, verzeichnet er alle Änderungsprozesse im Übergang von der Grundschicht zur Korrekturschicht; Sofortkorrekturen in der Grundschicht werden hier nicht mehr verzeichnet, sondern als Ausgangspunkt gesetzt. Ferner weist der kritisch-genetische Apparat alle Eingriffe der Herausgeber nach (diese werden von Herausgeberkommentaren eingeleitet, wie z.B. korrigiert aus:, gestrichen:, gemeint ist:). Autortext erscheint in Times New Roman 10 pt, Herausgebertext in Helvetica 9 pt.

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Editionsprinzipien

1.2 Emendierte Endfassungen (Normierter Lesetext) Was die Gestalt der Endfassungen betrifft, werfen die bisherigen Leseausgaben Horváths zahlreiche Fragen auf. Um den Benutzern der Wiener Ausgabe einen einheitlich normierten Lesetext zu bieten, erscheinen die Endfassungen der Texte zusätzlich in emendierter Form. Die Basis der Emendation bieten die zeitgenössischen Rechtschreibregeln (Duden 1929). Gegenüber den (nicht immer konsequent gepflogenen) Eigentümlichkeiten von Horváths Schreibung ergeben sich Abweichungen vor allem in folgenden Punkten: x

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Zusammengeschriebene Wörter und Wortgruppen wie „garnicht“, „garkein“, „nichtmehr“ werden getrennt. Doppel-s anstelle von ß wird berichtigt (mit Ausnahme des Doppel-s im Format Figurennamen, z.B. Grossmutter). Die Interjektionen, bei Horváth oft: „A“ und „O“, werden auf „Ah“ und „Oh“ vereinheitlicht. Falschschreibung von Fremdwörtern wird korrigiert, sofern es sich nicht um stilistische Setzungen handelt. Werden bereits zu Horváths Lebzeiten gemäß zeitgenössischer Rechtschreibkonvention veraltete Fremdwortschreibungen verwendet (z.B. „Affaire“, „Couvert“), so wird die Schreibung Horváths beibehalten. Fehlende Accents werden nachgetragen, ebenso fehlende Punkte, auch in „usw.“ etc. Gedankenstriche, die in Typoskripten als -- realisiert sind, erscheinen als –. Die groß geschriebene Anrede „Du“, „Ihr“ etc. wird klein gesetzt, die Höflichkeitsform erscheint groß. Ebenfalls groß bleiben persönliche Anreden in Zitaten innerhalb von Figurenreden (z.B. in von Figuren vorgelesenen Briefen, Schildern etc.). Kleinschreibung am Beginn ganzer Sätze nach Doppelpunkten und Gedankenstrichen wird korrigiert. Kommasetzung, im Einzelnen: – Überzählige Kommata in als- und wie-Vergleichen werden getilgt. – Fehlende Kommata in vollständigen Hauptsätzen, die durch „und“ oder „oder“ verbunden sind, werden ergänzt; ebenso in Relativsätzen und erweiterten Infinitiv- und Partizipialgruppen. – Nach Interjektionen wie „Ja“, „Nein“, „Na“, „Ah“, „Oh“, „Geh“ wird nur dann ein Komma gesetzt, wenn die Interjektionen betont sind und hervorgehoben werden sollen. Wenn sie in den Folgetext integriert sind, werden sie nicht durch Kommata getrennt, z.B. „Na und?“ Grammatikalische Fehler werden nur so weit korrigiert, als es sich dabei nicht um stilistische Setzungen handelt; alle dialektal geprägten Formen bleiben erhalten. Figurennamen erscheinen in Kapitälchen (auch in Regie- und Szenenanweisungen). Normierungen in Regieanweisungen: Bilden Regieanweisungen ganze Sätze (auch in Verbindung mit vorangegangenen Figurennamen), so wird abschließend ein Punkt gesetzt.

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Editionsprinzipien

2 Kommentarteil 2.1 Chronologisches Verzeichnis Das chronologische Verzeichnis beschreibt alle zu einem Werk vorhandenen Textträger und sichert die Reihung der darauf befindlichen werkgenetischen Einheiten argumentativ ab. Textträger und Text werden getrennt sigliert: Die Materialsigle bezeichnet den Textträger und unterscheidet Handschrift (H), Typoskript (T) und Druck (D). Die Textsigle bezeichnet die auf dem Textträger befindliche werkgenetische Einheit und differenziert Entwürfe (E) und Textstufen (TS) mit teilweise mehreren Ansätzen (A). Die Beschreibung des Textträgers umfasst folgende Elemente: Signatur: Wiener Signatur (ÖLA bzw. IN) des Nachlassbestands und Berliner Signatur (BS), gegebenenfalls auch andere Angaben zu Bezeichnung und Herkunft des Textträgers Materielle Beschreibung: Umfang, Papierart samt Angaben über spezielle Erscheinung, Größe in Millimeter, Angabe über Teilung, Faltung, Reißung o.ä., Wasserzeichen, Schreibmaterial, Paginierung vom Autor samt Seitenzahlen und Blattnachweisen, Eintragungen fremder Hand Der Beschreibung des Textträgers folgt eine Auflistung und formale Beschreibung der auf dem jeweiligen Textträger befindlichen Entwürfe, Textstufen und Ansätze. Umfasst ein Textträger mehrere werkgenetische Einheiten und ist eine dieser Einheiten im Entstehungsprozess später einzuordnen, wird sie erst dort verzeichnet und kommentiert. Die Beschreibung des Textträgers wird an der späteren Stelle wiederholt. Auch das Weiterwandern von Textträgern (durch Übernahme von Blättern in spätere Fassungen) wird vermerkt. Sofern die Entwürfe und Fassungen veröffentlicht sind, wird deren Erstdruck in einer abschließenden Zeile verzeichnet. Das konkrete Erscheinungsbild der Texte in den Erstdrucken weicht jedoch von den in der Wiener Ausgabe gebotenen Neueditionen oftmals gravierend ab. Der nachfolgende werkgenetische Einzelkommentar beschreibt die Entwürfe, Textstufen und Ansätze auch inhaltlich. Argumente für deren Reihung (manchmal in Form von gesetzten Wahrscheinlichkeiten) werden genannt und Beziehungen zu anderen Einheiten im werkgenetischen Material hergestellt; gegebenenfalls wird auch auf den Zusammenhang mit anderen Werken des Autors verwiesen. Folgende werkgenetische Begriffe finden Verwendung: Konzeption Als Konzeption (K) gilt eine übergeordnete Gliederungseinheit des genetischen Materials innerhalb eines Werkes. Sie bezeichnet eine meist längere Arbeitsphase, die sich durch eine prinzipielle Annahme des Autors über die makrostrukturelle Anlage des Werkes von einer anderen Phase deutlich unterscheidet. Einzelne Konzeptionen sind durch Unterschiede in der Struktur (drei Teile/sieben Bilder/etc.) und/oder wichtige Strukturelemente (zentrale Motive und Schauplätze, Figurennamen der Hauptpersonen etc.) voneinander getrennt.

723

Editionsprinzipien

Vorarbeit Frühere Werkvorhaben, aus denen der Autor im Zuge der Entstehungsgeschichte eines Werkes einzelne Elemente entlehnt und/oder übernimmt, werden dem jeweiligen Werk als Vorarbeiten (VA) zugeordnet. Im Falle des Vorliegens mehrerer Vorarbeiten werden diese nach genetischen Zusammenhängen gruppiert und/oder in eine Folge gebracht. Entwurf In einem Entwurf (E) legt Horváth die Gesamtstruktur eines Werkes oder eines einzelnen Strukturelements (Bild, Kapitel, Szene, …) fest. Entwürfe sind fast ohne Ausnahme handschriftlich ausgeführt und zumeist auf ein einziges Blatt beschränkt. Zur näheren Beschreibung stehen (spezifisch für den Dramentext) folgende Begriffe zur Verfügung: x

x x

x

Strukturplan: Skizzierung des Gesamtaufbaus eines Werkes bzw. einer Werkkonzeption (enthält z.B. Gliederung in Akte oder Teile, Szenen, Titeleintrag und -varianten, Schauplätze, knappe Schilderung wichtiger Handlungselemente und erste Repliken einzelner Figuren). Konfigurationsplan: Skizzierung einzelner Szenen (= Auftritte). Skizze: Punktuell bzw. schematisch ausgearbeitete Textsequenz. Der Begriff wird auch für grafische Entwürfe (z.B. zum Bühnenbild) verwendet. Darüber hinaus können Entwürfe auch lose Notizen zu Motiven, Figuren, Schauplätzen, Dialogpassagen oder Handlungselementen enthalten.

Textstufe Eine Textstufe (TS) bezeichnet eine klar abgrenzbare Arbeitseinheit im Produktionsprozess, die intentional vom Anfang bis zum Ende einer isolierten Werkeinheit (Bilderfolge, Bild, Akt, Kapitel, Unterkapitel, …) reicht und (anders als der Entwurf) bereits der konkreten Ausformulierung des Textes dient. Materiell umfasst der Begriff alle Textträger, die der Autor in dieser Arbeitseinheit durch schriftliche Bearbeitung oder Übernahme aus einer frühen Arbeitsphase zur Zusammenstellung aktueller Fassungen verwendet hat. Ansatz Ein neuer Ansatz (A) liegt dann vor, wenn der Autor innerhalb einer Textstufe eine materielle Ersetzung von Textträgern oder Teilen davon (Blattbeschneidungen, Austausch von Blättern) vornimmt. Innerhalb einer Textstufe bilden die einander folgenden Ansätze eine genetische Reihe; textlich repräsentiert sich in ihnen in der jeweils gültigen Textschicht die jeweils aktuelle Fassung des Textes. Der letzte Ansatz einer Textstufe, d.h. der letztmalige Austausch von Textträgern, bildet die materielle Grundlage der letzten Fassung innerhalb der jeweiligen Textstufe. Die Abfolge der Ansätze innerhalb einer Textstufe wird in komplizierten Fällen in Simulationsgrafiken dargestellt. Werkprojekt Im weitesten Sinne liegt jedem Werk ein Werkprojekt zugrunde, das in einem abgeschlossenen Text aufgeht. Als Werkprojekt (WP) im engeren Sinne gelten Schreibvorhaben, die zu Lebzeiten des Autors aus verschiedenen Gründen nicht

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Editionsprinzipien

abgeschlossen wurden und allein als Fragment bzw. Werktorso vorliegen. Gegenüber den einem abgeschlossenen Werk zuordenbaren werkgenetischen Materialien (wie etwa der Roman einer Kellnerin in der Werkgenese des Romans Der ewige Spießer, vgl. WA 14) weisen diese Werkprojekte einen hohen Grad an Eigenständigkeit auf und können keiner abgeschlossenen Werkgenese subsumiert werden. Fassung Der Begriff der Textstufe ist ein dynamischer; er bezeichnet die Gesamtheit des in einer Arbeitsphase vorliegenden genetischen Materials, das in Grund- und Korrekturschicht und in verschiedene Ansätze differenziert sein kann. Der Begriff der Fassung bezeichnet im Gegensatz dazu die konkrete Realisation eines singulären Textzustands (z.B. K1/TS7/A5 – Korrekturschicht). Die Fassungen, die im Textteil konstituiert werden, stellen eine Auswahl innerhalb einer Vielzahl von Möglichkeiten dar. Der Produktionsprozess wird von ihnen an möglichst aussagekräftig gesetzten Punkten unterbrochen und ein jeweils aktuelles Textstadium linear fixiert. Endfassung Der Begriff Endfassung bezeichnet eine Fassung, in der sich aus Autorensicht eine endgültige Textgestalt repräsentiert. Durch spätere Wiederaufnahme der Arbeit können innerhalb einer Werkgenese mehrere Endfassungen (meist auch als Abschluss einzelner Konzeptionen) vorliegen. Stammbuch Mit dem Begriff Stammbuch (SB) bezeichneten Horváths Theaterverlage in kleiner Auflage hergestellte Drucke, die nicht für den allgemeinen Verkauf, sondern für den Gebrauch an Theatern bestimmt waren. Oft tragen solche Stammbücher den Aufdruck: „Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt“ sowie den meist handschriftlich notierten Vermerk „ST“ (für „Stammbuch“). Mit diesen Anmerkungen wurde der für die jeweilige Aufführung autorisierte Text gekennzeichnet. Vorarbeiten und Konzeptionen, Entwürfe, Textstufen und Ansätze werden im chronologischen Verzeichnis über Siglen gereiht, die Reihung von TS und E erfolgt innerhalb der jeweiligen Kategorie, sodass sich als genetische Abfolge z.B. ergeben kann: K2/E1, K2/TS1, K2/TS2/A1, K2/TS2/A2, K2/E2, K2/E3, K2/TS3 usw.

2.2 Simulationsgrafiken In den Simulationsgrafiken wird die Abfolge von Ansätzen innerhalb einer Textstufe dargestellt und zwar in der Art, dass die Textträger mit syntagmatisch zusammengehörendem Text untereinanderstehen und die ersetzenden Textträger rechts von den ersetzten positioniert werden. Ausgangspunkt der Darstellung ist der früheste Ansatz der jeweiligen Textstufe. Die Textträger werden an allen rekonstruierbaren Positionen abgebildet und damit die materiellen Vorgänge der Textentstehung und -ersetzung simuliert. Die ungefähre Form des Textträgers ist in der Grafik durch einen Rahmen wiedergegeben. Die Paginierung Horváths – so vorhanden – und die Berliner Blattnummer

725

Editionsprinzipien

sind eingetragen. An seiner ersten Position wird der Textträger mit durchgezogenen Rahmenlinien dargestellt, an allen späteren mit strichlierten, wobei der Textträger so lange eingeblendet bleibt, wie er Gültigkeit hat. Die doppelt-strichpunktierten Linien kennzeichnen Schnitte, die punktierten Linien „Klebenähte“, die nach dem Ankleben von neuem Text auf den Originalen erkennbar sind. Zur Illustration der Funktionsweise dient die nachstehend abgebildete Simulationsgrafik zu einer Textstufe der Hofrat-Konzeption aus Geschichten aus dem Wiener Wald. Diese Grafik, die ausschließlich Material der Mappe BS 37 c darstellt, zeigt einen relativ gleichmäßig verlaufenden Produktionsprozess: Horváth beginnt (links oben eingetragen) auf Bl. 14 mit der Ausarbeitung des Bildes, bricht jedoch mitten auf Bl. 15a ab, setzt auf Bl. 15b mit dem Text neu an und kommt bis Bl. 17. Er korrigiert den Text dieser Blätter handschriftlich und macht sich am Fuß von Bl. 17 Notizen zum weiteren Textverlauf. Auf Bl. 18 und 19 schreibt er den Text von Bl. 17 ins Reine und setzt ihn dann auf Bl. 19 neu fort, bricht jedoch wieder ab, noch bevor er das Blatt vollgeschrieben hat. Bl. 19 wird dann durch Bl. 20 ersetzt, Bl. 20 gemeinsam mit Bl. 21 durch Bl. 22–24. In dieser Art schreibt sich Horváth in immer neuen Ansätzen bis ans Ende des Bildes durch. Bei Bl. 32 wendet der Autor ein Verfahren an, das ihm kürzere Rückschritte ermöglicht: Er schneidet Bl. 32a von Bl. 32 ab und klebt ein Stück mit neuem Text an. Die anschließenden Blätter 33 bis 37 sind in einem Zug geschrieben.

726

Editionsprinzipien

727

Siglen und Abkürzungen

Siglen und Abkürzungen Schriftarten (allgemein) Times New Roman

Autortext

Helvetica

Herausgebertext, im Autortext unter Backslashes

Diplomatische Transkriptionen (Entwürfe) text, text

getilgtes Zeichen, getilgter Text. Tilgungen über mehrere Zeilen (meist durch Kreuz) werden grafisch entsprechend dargestellt

tä|e|xt

überschriebenes und ersetzendes Zeichen

text|text|

überschriebener und ersetzender Text

text, text

unterstrichener Text

text

unterwellter Text; mit Fragezeichen überschriebener Text wird grafisch entsprechend dargestellt

[text]

eingerahmter oder in eckige Klammern gestellter Text oder Ziffer; falls über mehrere Zeilen reichend, grafisch entsprechend dargestellt Strukturierungszeichen: Stern, Punkt Strukturierungszeichen: großes X

te{x}t, {text}

unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort

{}

unlesbares Wort, ggfs. mehrfach gesetzt

Times New Roman, 50 % grau

Eintragung fremder Hand, Berliner Bearbeitung

Times New Roman, 50 % grau

aktuell nicht relevanter Text

\E1\

grau hinterlegte Fläche zur Abgrenzung verschiedener Entwürfe

Lineare Konstitutionen (Fassungen) textN, B N

Ansatzmarke; kennzeichnet Wörter oder Textpassagen, die aus Änderungen des Autors hervorgegangen sind, sowie Eingriffe der Herausgeber



Blattwechsel; Angabe des Textträgers in der Randspalte eingerückt, grau hinterlegt; Textzusätze des Autors in der aktuellen Fassung, die sich in den Lesetext linear nicht integrieren lassen

te{x}t, {text}

unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort

{}

unlesbares Wort, ggfs. mehrfach gesetzt

\Abbruch der Bearbeitung\

Herausgebertext im Autortext

B

\Textverlust\

728

Siglen und Abkürzungen

Kritisch-genetischer Apparat text\e/

nachträglich eingefügtes Zeichen

\text/

nachträglich eingefügter Text

text[e]

getilgtes Zeichen

[text]

getilgter Text

t[ä]|e|xt

getilgtes Zeichen in Verbindung mit Ersetzung

[text] |text|

getilgter Text in Verbindung mit Ersetzung

[text]|text|

überschriebener Text

te{x}t, {text}

unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort

{}

unlesbares Wort, ggfs. mehrfach gesetzt

[text]

rückgängig gemachte Tilgung

text

mit Fragezeichen überschriebener oder mit Wellenlinie versehener Text

!text"!text"

durch Verweisungszeichen des Autors umgestellter und gegenseitig ausgetauschter Text

text f text [text]f x

Text von bis

x

Textverschiebung

text

neuer Textanschluss

text2 text1

vom Autor geänderte Wort- oder Satzfolge

(1), (2) …

Variantenfolge

gestrichen: gemeint ist: Eintragung von fremder Hand: eingefügt verweist auf K3/TS7

irrrorrrp

korrigiert aus:

Herausgeberkommentare in Helvetica 9 pt.

Signaturen ÖLA

(vormals: Österreichisches) Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien

BS

Berliner Signatur

IN

Inventarnummer

IN 221.000/34 – BS 38 a [1], Bl. 1

Signatur Wienbibliothek im Rathaus, Wien

ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 9

Signatur Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien

Abkürzungen K

Konzeption

VA

Vorarbeit

H

Handschrift

T

Typoskript

729

Siglen und Abkürzungen

D

Druck

SB

Stammbuch

E

Entwurf

TS

Textstufe

A

Ansatz

Bl.

Blatt

Pag.

Pagina (vom Autor eingefügt)

hs.

handschriftlich

masch.

maschinenschriftlich

fragm.

fragmentarisch

r

recto (Vorderseite)

v

verso (Rückseite)

o. BS

ohne Berliner Signatur

BB

Die Bergbahn

DM

Ein Dorf ohne Männer

EE

Ein Epilog

HH

Hin und her

HW

Himmelwärts

IN

Italienische Nacht

JT

Der jüngste Tag

MKW

Mit dem Kopf durch die Wand

MM

Mord in der Mohrengasse

NIE

Niemand

RK

Rund um den Kongress

SL

Sladek

US

Eine Unbekannte aus der Seine

ZSA

Zur schönen Aussicht

WA

Wiener Ausgabe

WP

Werkprojekt

WV

Werkverzeichnisse

730

Literaturverzeichnis

Literaturverzeichnis GW

Ödön von Horváth: Gesammelte Werke in 4 Bänden. Hg. v. Dieter Hildebrandt/Walter Huder/Traugott Krischke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1970–71. GWA Ödön von Horváth: Gesammelte Werke in 8 Bänden. Hg. v. Traugott Krischke/Dieter Hildebrandt. 2., verbesserte Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1978. GA Ödön von Horváth: Gesammelte Werke in 4 Bänden. Hg. v. Traugott Krischke unter Mitarbeit von Susanna Foral-Krischke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988. (= Gedenkausgabe anlässlich des 50. Todestages, Abdruck von Texten und genetischem Material aus den Gesammelten Werken und Bibliothek Suhrkamp-Bänden, der 5. Band mit Skizzen, Fragmenten und einem Gesamtkommentar ist nicht erschienen) Horváth 2009a Ödön von Horváth: Kasimir und Karoline. Hg. v. Klaus Kastberger und Kerstin Reimann. Stuttgart: Reclam 2009. KW Ödön von Horváth: Kommentierte Werkausgabe in 14 Einzelbänden. Hg. v. Traugott Krischke unter Mitarbeit von Susanna Foral-Krischke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1984–88. KW 15 Ödön von Horváth: Himmelwärts und andere Prosa aus dem Nachlass. Hg. v. Klaus Kastberger. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2001. KW 16 Ödön von Horváth: Ein Fräulein wird verkauft und andere Stücke aus dem Nachlass. Hg. v. Klaus Kastberger. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005. WA Ödön von Horváth: Wiener Ausgabe sämtlicher Werke. Historisch-kritische Edition am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Hg. v. Klaus Kastberger. Berlin: de Gruyter 2009ff. WA 1 Ödön von Horváth: Frühe Dramen. Hg. v. Nicole Streitler-Kastberger unter Mitarbeit von Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2019. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 1) WA 2 Ödön von Horváth: Sladek. Italienische Nacht. Hg. v. Nicole Streitler-Kastberger unter Mitarbeit von Sabine Edith Braun und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2016. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 2) WA 3 Ödön von Horváth: Geschichten aus dem Wiener Wald. Hg. v. Erwin Gartner und Nicole Streitler-Kastberger unter Mitarbeit von Charles-Onno Klopp, Kerstin Reimann und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2015. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 3 [2 Teilbände])) WA 4 Ödön von Horváth: Kasimir und Karoline. Hg. v. Klaus Kastberger und Kerstin Reimann unter Mitarbeit von Julia Hamminger und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2009. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 4) WA 5 Ödön von Horváth: Glaube Liebe Hoffnung. Hg. v. Martin Vejvar unter Mitarbeit von Nicole Streitler-Kastberger. Berlin: de Gruyter 2020. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 5) WA 6 Ödön von Horváth: Eine Unbekannte aus der Seine. Hin und her. Hg. v. Nicole Streitler-Kastberger und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2012. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 6) WA 7 Ödön von Horváth: Himmelwärts. Mit dem Kopf durch die Wand. Hg. v. Nicole Streitler-Kastberger unter Mitarbeit von Sabine Edith Braun und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2018. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 7) WA 8 Ödön von Horváth: Figaro läßt sich scheiden. Hg. v. Nicole Streitler unter Mitarbeit von Andreas Ehrenreich und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2011. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 8) WA 9 Ödön von Horváth: Don Juan kommt aus dem Krieg. Hg. v. Nicole Streitler unter Mitarbeit von Julia Hamminger und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2010. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 9)

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Literaturverzeichnis

WA 10

WA 11

WA 13

WA 14

WA 15

WA 16

Ödön von Horváth: Der jüngste Tag. Ein Dorf ohne Männer. Hg. v. Nicole Streitler und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2011. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 10) Ödön von Horváth: Ein Sklavenball / Pompeji. Hg. v. Martin Vejvar unter Mitarbeit von Sabine Edith Braun und Nicole Streitler-Kastberger. Berlin: de Gruyter 2015. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 11 [2 Teilbände])) Ödön von Horváth: Sportmärchen, Kurzprosa und Werkprojekte. Hg. v. Martin Vejvar unter Mitarbeit von Sabine Edith Braun und Nicole Streitler-Kastberger. Berlin: de Gruyter 2017. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 13) Ödön von Horváth: Der ewige Spießer. Hg. v. Klaus Kastberger und Kerstin Reimann unter Mitarbeit von Julia Hamminger und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2010. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 14 [2 Teilbände]) Ödön von Horváth: Jugend ohne Gott. Hg. v. Nicole Streitler-Kastberger unter Mitarbeit von Sabine Edith Braun und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2013. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 15) Ödön von Horváth: Ein Kind unserer Zeit. Hg. v. Nicole Streitler-Kastberger unter Mitarbeit von Sabine Edith Braun und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2014. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 16)

Adey, Louise: „By indirections find directions out“. Horváth, Nestroy and the art of obliquity. In: Sprachkunst, Jg. XIX (1988), 2. Halbband, S. 107–121. Ambrus, Orsolya: Der ungarische Ödön von Horváth. Eine bibliografische, thematische und textgenetische Spurensuche. Saarbrücken: Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften 2010. Anonym: Zur Verfilmung von „Jedermann“. In: Kino-Journal (Wien), 22.2.1936. Balme, Christopher B.: Zwischen Imitation und Innovation. Zur Funktion der literarischen Vorbilder in den späten Komödien Ödön von Horváths. In: Traugott Krischke (Hg.): Horváths Stücke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988, S. 103–119. Grillparzer, Franz: Selbstbiographie. Hg. und mit einem Nachwort v. Arno Dusini. Salzburg/Wien: Residenz 1994. Handke, Peter: Totenstille beim Heurigen. In: Peter Handke: Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1972, S. 63f. Kastberger, Klaus/Erwin Gartner: Das ganze Fräulein – ein Stück. Von den Geschichten vom Mädchenhandel zu den Geschichten aus dem Wiener Wald. In: Bernhard Fetz/Klaus Kastberger (Hg.): Die Teile und das Ganze. Bausteine der literarischen Moderne in Österreich. Wien: Zsolnay 2003 (= Profile. Magazin des Österreichischen Literaturarchivs, Bd. 10), S. 216–222. Krischke, Traugott/Hans F. Prokop (Hg.): Ödön von Horváth: Leben und Werk in Daten und Bildern. Frankfurt am Main: Insel 1977. Krischke, Traugott: Ödön von Horváth. Kind seiner Zeit. Berlin: UIlstein 1998. l.u. [i.e. Ludwig Ullmann]: Sonntag Mittag: Horváth-Premiere. In: Der Morgen (Wien), 6.12.1937. o.m.f. [i.e. Oskar Maurus Fontana]: „Himmelwärts“. Freie Bühne in der Komödie. In: Der Wiener Tag, 7.12.1937. Polt-Heinzl, Evelyne/Christine Schmidjell: Geborgte Leben. Ödön von Horváth und der Film. In: Klaus Kastberger (Hg.): Ödön von Horváth. Unendliche Dummheit – dumme Unendlichkeit. Wien: Zsolnay 2001 (= Profile. Magazin des Österreichischen Literaturarchivs, Bd. 8), S. 193–261. Reich-Ranicki, Marcel: Horváth, Gott und die Frauen. Die Etablierung eines neuen Klassikers der Moderne. In: Dieter Hildebrandt/Traugott Krischke (Hg.): Über Ödön von Horváth. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1972, S. 83–90. Schröder, Jürgen: Das Spätwerk Ödön von Horváths. In: Traugott Krischke (Hg.): Ödön von Horváth. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1981 (= stm 2005), S. 125–155. Schröder, Jürgen (Hg.): Horváths „Lehrerin von Regensburg“. Der Fall Elly Maldaque. Dargestellt und dokumentiert v. Jürgen Schröder. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1982. (= stm 2014) Schröder, Jürgen: Ödön von Horváth als „Chronist“ seiner Zeit. Zum Dramenfragment „Der Fall E“. In: Drama und Theater im 20. Jahrhundert. Festschrift für Walter Hinck. Hg. v. Hans Dietrich Irmscher und Werner Keller. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1983, S. 139–156.

732

Literaturverzeichnis

Schüppen, Franz: Inspiration aus musikalischen Regionen im frühen und späten Werk bei Ödön von Horváth. Münchner Anfänge im „Buch der Tänze“ (1922) und Salzburg-Henndorfer Mozart-Variationen zu „Don Juan“ und „Figaros Hochzeit“ (1936). In: Neohelicon XXXI (2004), S. 221–259. Sonnleitner, Johann: Sprache und Ökonomie. Soziolinguistische Aspekte des Bildungsjargons bei Ödön von Horváth. In: Klaus Kastberger (Hg.): Ödön von Horváth. Unendliche Dummheit, dumme Unendlichkeit. Wien: Zsolnay 2001 (= Profile. Magazin des Österreichischen Literaturarchivs, Bd. 8), S. 52–62.

733

Literaturverzeichnis

734

Register (Drama)

Register (Drama) Im Register erfasst und alphabetisch geordnet sind sämtliche Werktitel, die Ödön von Horváth für seine abgeschlossenen wie Fragment gebliebenen literarischen Dramentexte verwendet bzw. zumindest erwogen hat. Die Fundstellen sind mit Siglen (Angabe von Band, Vorarbeit/Konzeption und Entwurf/Textstufe; vgl. Siglen und Abkürzungen sowie das Literaturverzeichnis, in diesem Band, S. 728–733) eindeutig ausgewiesen und folgen ihrer Erwähnung in der jeweiligen genetischen Reihe. Werktitel abgeschlossener Texte sind fett und kursiv gesetzt (z.B. Kasimir und Karoline, Pompeji), ebenso Haupttitel fragmentarischer Werkprojekte. Den Werktiteln sind verschiedene, oft kurzlebige Alternativtitel, die Horváth im jeweiligen Produktionsprozess ebenfalls erwogen und nicht überall gestrichen hat, kursiv beigegeben (z.B. Kasimir und Katharina, Ein Sklavenball). Titelnennungen von Haupttiteln oder Alternativtiteln, die an anderer Stelle nicht gestrichen sind, wurden auch verzeichnet, wenn sie gestrichen sind. Erschlossene Titel wurden in spitze Klammern gesetzt (z.B. !Der Fall E."). Stücke, die als frühe Konzeptionen zu anderen Stücken gelten, aber eine gewisse Eigenständigkeit und Abgeschlossenheit haben, wurden sowohl als eigenständige Werkprojekte als auch als Vorstufen zu dem späteren Stück gewertet (z.B. Ein Sklavenball, Das unbekannte Leben). Jeweils abschließend und in Klammern gesetzt wurden den einzelnen Einträgen die Siglen der unbetitelten Entwürfe und Textstufen beigegeben, die sich dem Werktitel bzw. seinen Alternativtiteln eindeutig zuordnen ließen (vgl. dazu die Kommentare im „Chronologischen Verzeichnis“ des jeweiligen Bandes). Entwürfe oder Textstufen, die in einem vorliegenden Band nicht abgedruckt wurden, sondern auf einen bereits vorliegenden Abdruck in einem anderen Band der Wiener Ausgabe verweisen, wurden in das Register aufgenommen. Nicht gedruckte Entwürfe und Textstufen wurden indes nicht verzeichnet. Nicht gelistet wurden autobiographische und theoretische Arbeiten sowie Filmtreatments. Ebenfalls nicht in das Register eingetragen wurde die Verwendung von Werktiteln als Teiltitel bzw. Teiltitel als solche. Achterbahn und Wiesenbraut f Kasimir und Karoline

Boccaccio WA 12/WP31/K/E1

Andersens Märchen WA 12/WP28/K/E1, E2

Canossa WA 12/WP2/K/E1

Astrologie WA 12/WP38/K/E1

Casanova WA 12/WP32/K/E1

Auf der Insel der Seligen f Der Kaiser der Tiefsee

Das Dorf ohne Männer f Ein Dorf ohne Männer

Auf und Ab f Hin und her

Das gelbe Fieber WA 12/WP36/K/E1

Az ismeretlen élet f Mit dem Kopf durch die Wand

Das Gespenst von Canterville WA 12/WP29/K/E1, E2

Beim Friseur WA 12/WP53/K/E1

Das jüngste Gericht f Der jüngste Tag

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Register (Drama)

Das Kind f Die Mädchenhändler Das Propagandaspiel f Italienische Nacht Das Souper WA 12/WP15/K/E1 (WA 12/WP15/K/E2–E4) Das unbekannte Leben WA 7/MKW/K2/E15, E16, TS16, TS17 Die Unbekannte der Seine WA 7/MKW/VA/E6, E7 L’inconnue de la Seine WA 7/MKW/K1/E2, E3, E15, E16, E21, E22, E30, E36, K2/E1, E2, E9, E10, E15, K3/E14, E15 Unbekanntes Leben WA 7/MKW/K2/E15–E17 La vie inconnue WA 7/MKW/K2/E16 Az ismeretlen élet WA 7/MKW/K2/E16 (WA 7/MKW/VA/E1–E5, K1/E1, E4–E14, E17–E20, E23–E29, E31–E35, E37, E38, TS1, E39, TS2, E40–E42, TS3, E43–E65, TS4, E66–E73, K2/E3, E4, TS1, TS2, E5–E8, E11–E14, TS3, TS4, TS5/A1, A3, TS6/A1, A2, TS7, TS8/A2, TS9/A3, A4, TS10, TS11, TS12/A1, A2, TS13, E18) Das unbekannte Leben f Mit dem Kopf durch die Wand Der Berufsspieler WA 12/WP9/K/E1 Der Büstenhalter WA 12/WP35/K/E1–E3, WA 9/K1/E12 Der Drache und das Kind f Grottenbahn Der dumme Hans WA 12/WP12/K/E1, E2, E4, E5, E7, E8, E11 (WA 12/WP12/K/E3, E6, E9, E10, TS1, E12) Der erste Heurigensänger f Kaiser Probus in Wien Der ewige Individualist f Der Kaiser der Tiefsee

Das jüngste Gericht WA 10/JT/VA/E1, E5, E6, E8–E10, E13–E16, E18, E22, E24, E25 Freigesprochen WA 10/JT/K1/E3, E5 (WA 10/JT/VA/E2–E4, E7, E11, E12, E17, E19–E21, E23, K1/E1, E2, E4, K2/TS1/A1–A6, A8–A10, A12, K3/TS1/A1–A7, K4/TS1, TS2, TS3/A1, A2, TS4/A1, A2) Der Kaiser der Tiefsee WA 12/WP27/K/TS1, E23 Original Zaubermärchen WA 12/WP27/K/E7, E13–E16 Auf der Insel der Seligen WA 12/WP27/K/E19 Der ewige Individualist WA 12/WP27/K/E22 (WA 12/WP27/K/E1–E6, E8–E11, TS2, E12, E17, E18, E20, E21) Der Kongress f Die Mädchenhändler Der Lenz ist da! WA 15/VA1/E1, E2, E4, E5, E9, E13, E14, TS1, E17, E18, E21, E24, TS2, E29, E32, E34, E35 (WA 15/VA1/E3, E6–E8, E10–E12, E15, E16, E19, E20, E22, E23, E25–E28, E30, E31, E33, TS3, TS4/A4) Der Verschwender WA 12/WP18/K/E1, E3, TS1 (WA 12/WP18/K/E2) Die Arbeitslosen WA 12/WP7/K/E1, E2, E4, E6 Die Eschendorfer Arbeitslosen WA 12/WP7/K/E3 (WA 12/WP7/K/E5) Die Bergbahn WA 1/BB/K2/TS1, WV/E1–E4 Revolte auf Punkt 3018 WA 1/BB/K1/E1 Revolte auf Côte 3018 WA 1/BB/K1/TS1 (WA 1/BB/K2/TS2) Die brave Fee von Felsenstadt f Hin und her

!Der Fall E." f Die Lehrerin von Regensburg Der jüngste Tag WA 10/JT/K4/TS5

Die Diadochen WA 12/WP45/VA/E1, E3, K/E1, E2, E4

736

Register (Drama)

Die Schönheit aus der Schellingstrasse f Geschichten aus dem Wiener Wald

Nach dem Tode Alexanders WA 12/WP45/K/E3 (WA 12/WP45/VA/E2) Die Eishokeyleut f Italienische Nacht

Die Schönheit im Wiener Wald f Geschichten aus dem Wiener Wald

Die Eschendorfer Arbeitslosen f Die Arbeitslosen

Die Schönheit von Fulda f Geschichten aus dem Wiener Wald

Die Hochzeit des Figaro in unserer Zeit f Figaro läßt sich scheiden

Die Schönheit aus Haidhausen f Kasimir und Karoline

Die Jahreszeiten WA 12/WP17/K/E1, E2, E4–E6 (WA 12/WP17/K/E3, E7)

Die Selbstmörder f Die Mädchenhändler f Professoren und Studenten Die Unbekannte der Seine f Mit dem Kopf durch die Wand

Die Kleinen, die man hängt WA 12/WP16/K/E1

Die Völkerwanderung WA 12/WP47/K/E1

Die kleinen Paragraphen f Glaube Liebe Hoffnung

Die Wiesenbraut f Kasimir und Karoline Die Komödie des Menschen WA 12/WP49/K/E1–E7, TS2, TS4, E13 (WA 12/WP49/K/TS1, E8, TS3, E9–E12, TS5–TS7)

Die zwölf Taten des Herkules WA 12/WP42/K/E1, E2 Herkules WA 12/WP42/K/E3 (WA 12/WP42/K/E4)

Die Lehrerin von Regensburg WA 12/WP14/K2/E1 !Der Fall E." WA 12/WP14/K1/TS2/A2 (WA 12/WP14/K1/TS1, K2/TS1/A1–A5, TS2, TS3/A1–A4)

Don Juan f Don Juan kommt aus dem Krieg

Die Mädchenhändler WA 12/WP6/K1/E2, E3, E5, E7, E9–E11, E20, K2/E1, E6, E8, E9, E16 Das Kind WA 12/WP6/K1/E1, E6, K2/E35 Der Kongress WA 12/WP6/K2/E5, E12; WA 2/IN/K3/E3; WA 3/VA1/E3 Die Selbstmörder WA 12/WP6/K1/E2 Von Kongress zu Kongress WA 12/WP6/K2/E7, E10, E24, E27, E28, TS1, E31, E36, TS3 (WA 12/WP6/K1/E4, E8, E12–E19, TS1, E21, K2/E2–E4, E11, E13–E15, E17–E23, E25, E26, E29, E30, E32, TS2, E33, E34, E37–E40) Die Reise ins gelobte Land WA 12/WP22/K/E1 (WA 12/WP22/K/E2)

Don Juan kommt aus dem Krieg WA 9/K4/TS5, E1, E4, E9, K5/TS10/A11, E39 Don Juan WA 9/K1/E1, K5/E40 Ein Don Juan unserer Zeit WA 9/K1/E5, TS2, TS5, E13, E15, E25, E48, E50, E56, K2/TS1–TS3, K3/E13 (WA 9/K1/E2–E4, TS1, E6, TS3, TS4, E7–E9, TS6, E10–E12, E14, E16–E24, E26–E47, E49, TS7, E51–E55, TS8, E57–E59, K3/E1–E6, TS1, E7, TS2, E8–E12, E14–E25, TS3, E26–E35, TS4–TS8, K4/TS1–TS4, TS6, TS7/A1–A3, E2, E3, E5–E8, TS8, TS9, E10–E13, K5/E1–E4, TS1, E5–E16, TS2–TS4, E17–E26, TS5, E27–E31, TS6, E32–E36, TS7–TS9, E37, E38) Don Quichotte in der Fabrik WA 12/WP43/K/E1 (WA 12/WP43/K/E2) Dósa WA 12/WP3/VA/E1, K/E4, E7, E8 (WA 12/WP3/VA/E2–E7, TS1/A1, A3–A6,

737

Register (Drama)

K/E1–E3, E5, E6, E9, TS1–TS4, E10–E13, TS5/A1–A3, TS6/A1–A3, TS7–TS9, E14–E19, TS10/A1, A3, A4, TS13, TS14)

E2, TS4, E3, E4, TS5/A1, A3, A7, A11, K3/TS1, E3, E4, TS2/A1, TS3/A4, TS4–TS6, E5, E6, TS7/A2, A5, A6, A8, A11, TS8/A3, TS7/A18, K4/E1, K5/E2–E4, TS1, E6, TS2, E7, TS3, TS4, TS5/A2, E8, TS6/A1, A4, A8, TS7, TS8, E9–E11, TS9, E12, E13, TS6/A16, TS10, E14, E15)

Drunter und Drüber f Hin und her Du wirst ihnen nicht entrinnen! WA 12/WP13/K/E1

Ein Sklavenball f Pompeji

Eheliche Treue WA 12/WP50/K/E1, E2 Komödie der ehelichen Treue WA 12/WP50/K/E3

Ein Walzer von Strauss f Geschichten aus dem Wiener Wald

Ein Abend auf dem Oktoberfest f Kasimir und Karoline

Ein Wunschtraum WA 12/WP25/K/E1, E2 (WA 12/WP25/K/E3–E6, TS1)

Ein Don Juan unserer Zeit f Don Juan kommt aus dem Krieg Ein Dorf ohne Männer WA 10/DM/K2/TS14, K3/TS1 Das Dorf ohne Männer WA 10/DM/K1/E1, K3/E1 Ohne Männer WA 10/DM/K2/E1 (WA 10/DM/K1/E2–E6, TS1–TS4, E7–E12, K2/E2–E5, TS1–TS4, E6–E9, TS5–TS7, E10, TS8, TS9, E11, TS10–TS13, TS15)

Ein Wochenendspiel f Italienische Nacht

Eine Odyssee unserer Zeit WA 12/WP44/K/E1, E2 Eine Unbekannte aus der Seine WA 6/US/K/TS1, TS2 Elisabeth, die Schönheit von Thüringen f Geschichten aus dem Wiener Wald Es lebe die Liebe! WA 12/WP11/K/E1

Ein Epilog WA 1/EE/K/TS1

Falsche Komplexe f Mit dem Kopf durch die Wand

Ein Fräulein wird verkauft f Geschichten aus dem Wiener Wald

Figaro läßt sich scheiden WA 8/VA2/E9, VA3/E1, E5, TS2, K1/E1, E14–E17, E20, E26, E28, K2/E1, K4/E1, TS3 Figaro der Zweite (Figaro II.) WA 8/VA1/E1–E6, E9, E10, E12, E14–E16, VA2/E9, VA3/E5, K1/E2 Die Hochzeit des Figaro in unserer Zeit WA 8/VA2/E1, E2, WA 7/MKW/K3/E9 (WA 8/VA1/E7, E8, E11, E13, E17, VA2/TS1, E3–E6, TS2, E7, E8, E10–E13, VA3/E2–E4, E6, TS1, E7, K1/TS1, TS2, E3–E13, E18, E19, E21–E25, E27, K2/E2–E13, TS1/A7, K3/TS1, TS2, TS3/A3, TS4, TS5, TS6/A2, A4, TS7, TS8, K4/TS1, TS2)

Ein Gesellschaftsstück WA 12/WP20/K/E1, TS1 (WA 12/WP20/K/E2, E3) Ein königlicher Kaufmann WA 12/WP21/K/E1, E6, E7, E10 (WA 12/WP21/K/E2–E5, E8, E9, E11–E16, TS1, TS2, E17) Ein Pakt mit dem Teufel f Himmelwärts Ein Oktoberfeststück f Kasimir und Karoline Ein Sklavenball WA 11/K1/TS1, E2, K3/E1, E2, TS9, K4/TS1/A2, K4/TS2/A3, K5/E1, E5 (WA 11/K1/E1, TS2, E3, TS3/A2, A5, A6, A8, A10, A12, K2/TS1/A3, A4, A9, E1, TS2/A1, A2, TS3,

Figaro der Zweite (Figaro II.) f Figaro läßt sich scheiden Freigesprochen f Der jüngste Tag

738

Register (Drama)

A23, TS18, TS21/A2, TS22/A2, TS23, TS26, TS27, E11–E18, K2/E2, E3, TS1, TS2, TS3/A2, TS4, TS5, E9, K3/TS1, E1, E2, TS4–TS6)

Gargantua WA 12/WP30/K/E1 Geburt der Internationale WA 12/WP10/K/E1 Geometrie WA 12/WP37/K/E1 Geschichten aus dem Wiener Wald WA 3/K2/E2, E4, TS1, E5–E9, E17, K3/E1, E16, TS6, K4/E2, E12, E14, E16, E18, E23–E27, TS24, K5/E11, E18, TS12 Die Schönheit von Fulda WA 3/VA1/E1–E3 Elisabeth, die Schönheit von Thüringen WA 3/VA1/TS1 Ein Fräulein wird verkauft WA 3/VA2/TS1/A1 Die Schönheit aus der Schellingstrasse WA 3/K1/E1, E5, E14, E16, E24 Schönheit WA 3/K1/E12 Ein Walzer von Strauss WA 3/K2/E5 Die Schönheit im Wiener Wald WA 3/K2/E5 (WA 3/VA2/E1–E7, TS1/A2, A4, A9, A11, A16, E8, TS2/A1, A6, A16, TS3, K1/E2–E4, E6–E9, TS1, E10, E11, E13, E15, E17–E23, E25, E26, TS2–TS4, E27, TS5–TS7, E28, E29, K2/E1, E3, E10, TS2, E11–E15, TS3, TS4, E16, TS5–TS7, K3/E2–E12, TS1, E13–E15, TS2–TS5, TS7–TS9, TS10/A1, A4, A9, K4/E1, E3–E11, TS1–TS3, E13, TS4/A1, A8, A13, TS7/A1, E15, E17, E19, TS5, TS6, TS7/A2, A8, A16, A22, A30, A43, E20–E22, TS13/A1, A4, A8, A11, A12, E28–E31, TS14, TS15, E32, E33, TS16, TS17, TS18/A1, E34, TS18/A2, A3, E35, TS19/A1, E36–E45, TS20/A1, E46, TS21, TS22/A1, A7, K5/E1, TS1, E2–E7, TS2, TS3/A1, A2, A7, TS4, TS5/A1, A2, TS6, E8–E10, E12–E14, TS7/A3, A4, TS3/A9, TS8–TS10, E15, TS11, E16, E17, E19–E21) Glaube Liebe Hoffnung WA 5/K1/TS25, K2/E1, TS6, E4–E8, K3/E3, TS2, E4, TS3, TS7, E5, E6, E8 Liebe, Pflicht und Hoffnung WA 5/K3/TS8 Die kleinen Paragraphen WA 5/K3/E6, E7 (WA 5/VA1/E1–E4, TS1, E5, VA2/TS1–TS4, VA3/TS1/A3, TS2, TS3, K1/TS1, TS2, TS3/A2, TS4–TS9, E1–E9, TS10, TS11, E10, TS12–TS14, TS16/A2, TS17/A1, A8, A10, A11, A16, A18, A20,

Grottenbahn WA 12/WP46/K/E1 Der Drache und das Kind / Mit dem Drachen durch die Welt WA 12/WP46/K/E1 (WA 12/WP46/K/E2–E4, TS1, E5, TS2–TS4, E6, E7) Harun al Raschid auf der Oktoberfestwiese f Kasimir und Karoline Herkules f Die zwölf Taten des Herkules Himmelwärts WA 7/HW/VA1/E3, E5, E6, E8, E10, E13, E15, E16, E18, E19, E27, E28, E30–E32, VA2/E1, E2, TS1, E6, E10, E11, E13–E18, E21, K1/E1, E6, E7, TS7/A2, K2/E1, E3 Im Himmel WA 7/HW/VA1/E1 Oben und Unten WA 7/HW/K1/TS6/A3 Ein Pakt mit dem Teufel WA 7/HW/K2/E1, E2 (WA 7/HW/VA1/TS1, E2, E4, E7, E9, E11, E12, E14, E17, E20–E26, E29, E33, E34, TS2, VA2/E3–E5, E7, E8, TS2, E9, E12, TS3, E19, TS4, E20, TS5, TS6, TS7/A4, K1/E2–E5, E8–E10, TS1, E11–E14, TS2, E15, TS3, TS4, TS5/A1–A3, K2/TS1–TS6) Hin und her WA 6/HH/K1/TS1, TS2/A2, TS5, TS2/A4, K2/E1–E6, E9, E13, E14, E16–E18, E20 Die brave Fee von Felsenstadt WA 6/HH/K2/E10 Drunter und Drüber WA 6/HH/K2/E2, E4–E6, E9, E14, E15 Auf und Ab WA 6/HH/K2/E2–E6, E9, E13, E14, E16–E18 Undsoweiter WA 6/HH/K2/E3 Zwischen den Grenzen WA 6/HH/K2/E20, E21 (WA 6/HH/K2/E7, E8, E11, E12, TS1, E19, TS2) Im Himmel f Himmelwärts Im Wald f Italienische Nacht Italienische Nacht WA 2/IN/K3/E3, K4/TS2, K5/TS4, E8–E13

739

Register (Drama)

Wochenend am Staffelsee WA 2/IN/VA/E1, E5, E6 Das Propagandaspiel WA 2/IN/VA/E2, E8 Die Eishokeyleut WA 2/IN/VA/E1, E6–E8 Ein Wochenendspiel WA 2/IN/K1/E1, E2, E6–E12, E14, TS1, E16, K2/E2–E4, E8, E14, E20–E23, K3/E1, E2, TS3 Im Wald WA 2/IN/K3/E1 (WA 2/IN/VA/E3, E4, K1/E3–E5, E13, E15, TS2, E17–E21, K2/E1, E5–E7, E9–E13, E15–E19, E24, K3/TS1, TS2, K4/TS1, K5/E1–E6, TS1/A1, A2, TS2/A1, E7, TS2/A2–A4, TS3)

Rund um die Achterbahn WA 4/K5b/E3, E4 Ein Oktoberfeststück WA 4/K5b/E3 Achterbahn und Wiesenbraut WA 4/K5b/E7–E9, E12 Wiesenbraut und Achterbahn WA 4/K5b/E9 Kavalier und Wiesenbraut WA 4/K5b/E9 Wiesenbraut und Bräutigam WA 4/K5b/E12 (WA 4/VA1/E1–E4, TS1, E5, VA2/E2, E5, E7–E12, E14, E15, E17, E18, E20, E21, K1/E2–E6, TS1–TS5, K2/E1, E4, E6–E26, E28, TS1–TS9, E29, K3/TS1, TS2, TS4, TS5, E1, TS7/A1, A2, A9, TS8/A1–A4, E2, TS9, TS10/A1, A2, A12, TS11, TS12/A1, A2, A4, A10, E3, E4, TS13/A1, A3, TS15, TS16, K4/TS1–TS3, TS6, TS7, TS8/A1–A3, TS9, TS10/A1–A6, TS11/A1–A5, TS12–TS14, K5a/E1, E3–E14, E16, E17, E19–E21, E23, E25, E27–E29, E35, K5b/E2, E11, TS2–TS5, K5c/TS1/A1, A2, TS2, TS3/A1, A2, TS4/A1–A3, TS5)

Jedermann WA 12/WP40/K/E1 (WA 12/WP40/K/E2–E4) !Johann, der Soldat" f Original Zaubermärchen Kaiser Probus in Wien WA 12/WP48/K/E1, TS1, E2, E4, E6 Der erste Heurigensänger WA 12/WP48/K/E2 (WA 12/WP48/K/E3, E5, TS2)

Kasimir und Katharina f Kasimir und Karoline Kavalier und Wiesenbraut f Kasimir und Karoline

Karoline, die Schönheit von Haidhausen f Kasimir und Karoline Kasimir und Karoline WA 4/K2/E2, E3, E5, E27, K3/TS14, K4/TS15, E1, E2, K5a/E2, E15, E18, E22, E24, E26, E30–E34, K5b/E13, E14 Die Schönheit aus Haidhausen WA 4/VA2/E1 Karoline, die Schönheit von Haidhausen WA 4/VA2/E3, E4, E6, E13, E16, E19, E22, E23 Kasimir und Katharina WA 4/K1/E1 Harun als Raschid auf der Oktoberfestwiese WA 4/K5a/E15 Ein Abend auf dem Oktoberfest WA 4/K5b/E1, E4, E12 Zwischen Achterbahn und Hippodrom WA 4/K5b/E3 Die Wiesenbraut WA 4/K5b/E3–E6, E9, TS1, E10, E12 Rund um das Hippodrom WA 4/K5b/E3

Komödie der ehelichen Treue f Eheliche Treue Komödie des Friedens WA 12/WP23/K/E1, E8 (WA 12/WP23/K/E2, TS1, E3–E6, TS2, E7, E9, E10, TS3) Komödie in zwei Teilen f Pompeji Komplexe f Mit dem Kopf durch die Wand La vie inconnue f Mit dem Kopf durch die Wand Liebe, Pflicht und Hoffnung f Glaube Liebe Hoffnung L’inconnue de la Seine f Mit dem Kopf durch die Wand Lustspiel WA 12/WP19/K/E1 (WA 12/WP19/K/E2–E5)

740

Register (Drama)

Mädchenträume WA 12/WP51/K/E1

Ohne Titel WA 12/WP24/K/TS1

Mit dem Drachen durch die Welt f Grottenbahn

Original Zaubermärchen WA 12/WP26/K/E2 !Johann, der Soldat" WA 12/WP26/K/E2 (WA 12/WP26/K/E1, TS1)

Mit dem Kopf durch die Wand WA 7/MKW/K3/E6, E9, TS15, TS17, TS18, TS21, TS22 Die Unbekannte der Seine WA 7/MKW/VA/E6, E7 L’inconnue de la Seine WA 7/MKW/K1/E2, E3, E15, E16, E21, E22, E30, E36, K2/E1, E2, E9, E10, E15, K3/E14, E15 Das unbekannte Leben WA 7/MKW/K2/E15, E16, TS16, TS17 Unbekanntes Leben WA 7/MKW/K2/E15–E17 La vie inconnue WA 7/MKW/K2/E16 Az ismeretlen élet WA 7/MKW/K2/E16 Komplexe WA 7/MKW/K3/TS1, E6 Falsche Komplexe WA 7/MKW/K3/TS4 (WA 7/MKW/VA/E1–E5, K1/E1, E4–E14, E17–E20, E23–E29, E31–E35, E37, E38, TS1, E39, TS2, E40–E42, TS3, E43–E65, TS4, E66–E73, K2/E3, E4, TS1, TS2, E5–E8, E11–E14, TS3, TS4, TS5/A1, A3, TS6/A1, A2, TS7, TS8/A2, TS9/A3, A4, TS10, TS11, TS12/A1, A2, TS13, E18, K3/E1–E5, TS2, TS3, TS5, E7, E8, TS6, TS7/A1, A2, TS8–TS14, TS16, TS19, E10–E13) Moloch WA 12/WP1/K/E1 Mord in der Mohrengasse WA 1/MM/K/E1, TS1 Nach dem Tode Alexanders f Die Diadochen Nach der Saison f Zur schönen Aussicht Niemand WA 1/NIE/K/TS1 Norden WA 12/WP4/K/E1

Original Zaubermärchen f Der Kaiser der Tiefsee Orpheus WA 12/WP41/K/E1, E3–E5 (WA 12/WP41/K/E2) Pompeji WA 11/K6/E1, E4, E9, K7/E1, TS4, TS5, E4 Ein Sklavenball WA 11/K1/TS1, E2, K3/E1, E2, TS9, K4/TS1/A2, K4/TS2/A3, K5/E1, E5 Komödie in zwei Teilen WA 11/K6/E10 (WA 11/K1/E1, TS2, E3, TS3/A2, A5, A6, A8, A10, A12, K2/TS1/A3, A4, A9, E1, TS2/A1, A2, TS3, E2, TS4, E3, E4, TS5/A1, A3, A7, A11, K3/TS1, E3, E4, TS2/A1, TS3/A4, TS4–TS6, E5, E6, TS7/A2, A5, A6, A8, A11, TS8/A3, TS7/A18, K4/E1, K5/E2–E4, TS1, E6, TS2, E7, TS3, TS4, TS5/A2, E8, TS6/A1, A4, A8, TS7, TS8, E9–E11, TS9, E12, E13, TS6/A16, TS10, E14, E15, K6/E2, E3, TS1/A3, E5, TS1/A6, TS2–TS5, E6, TS8/A3, TS9, E7, E8, TS10, TS11/A1, TS12, TS13/A1, A2, E11, E12, TS15, TS16, K7/TS1, TS2/A1, A3, E2, E3) Professoren und Studenten WA 12/WP5/K/E2 Professoren und Studenten. Roman WA 12/WP5/K/E6 Die Selbstmörder WA 12/WP5/K/E3 (WA 12/WP5/K/E1, E4, E5) Revolte auf Côte 3018 WA 1/BB/K1/TS1 Revolte auf Punkt 3018 WA 1/BB/K1/E1 Revolte auf Côte 3018 f Die Bergbahn

Oben und Unten f Himmelwärts Revolte auf Punkt 3018 f Die Bergbahn Ohne Männer f Ein Dorf ohne Männer

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Register (Drama)

Rund um das Hippodrom f Kasimir und Karoline

Verblödete Zeiten WA 12/WP34/K/E1, E2

Rund um die Achterbahn f Kasimir und Karoline Rund um den Kongreß WA 1/RK/K/TS1, WV/E1–E3

Von Kongress zu Kongress WA 12/WP6/K2/E7, E10, E24, E27, E28, TS1, E31, E36, TS3 (WA 12/WP6/K2/E1–E6, E8, E9, E11–E23, E25, E26, E29, E30, E32, TS2, E33–E35, E37–E40)

Schönheit f Geschichten aus dem Wiener Wald

Von Kongress zu Kongress f Die Mädchenhändler

Sladek, der schwarze Reichswehrmann WA 2/SL/K2/TS1, E1, E2, E4 Sladek oder: Die schwarze Armee WA 2/SL/K1/TS1 Sladek oder die Schwarze Reichswehr WA 2/SL/K1/TS2

Walzertraum WA 12/WP39/K/E1 (WA 12/WP39/K/E2–E4, TS1)

Sladek oder: Die schwarze Armee WA 2/SL/K1/TS1

Wiesenbraut und Achterbahn f Kasimir und Karoline

Sladek oder: Die schwarze Armee f Sladek, der schwarze Reichswehrmann

Wiesenbraut und Bräutigam f Kasimir und Karoline

Sladek oder die Schwarze Reichswehr f Sladek, der schwarze Reichswehrmann

Wochenend am Staffelsee f Italienische Nacht

Tierschutz WA 12/WP33/K/E1, E2 Unbekanntes Leben f Mit dem Kopf durch die Wand

Wenn die Liebe erwacht WA 12/WP52/K/E1

Zur schönen Aussicht WA 1/ZSA/K/TS1 Nach der Saison WA 1/ZSA/VA/E1 Zwischen Achterbahn und Hippodrom f Kasimir und Karoline

Undsoweiter f Hin und her Zwischen den Grenzen f Hin und her Unsere Universität WA 12/WP8/K/E1–E8

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Inhalt (detailliert)

Inhalt (detailliert) Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

Lesetext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Werkprojekt 1: Moloch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Moloch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werktitel (WP1/K/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

31 31 32

Werkprojekt 2: Canossa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Canossa – Komödie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Figurenliste (WP2/K/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Werkprojekt 3: Dósa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorarbeit: Dósa – Chronik aus dem Jahre 1495 – Longus . . . . . . Strukturpläne (WP3/VA/E1–E4) . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in 18 Bildern (WP3/VA/E5) . . . . . . . . . . . . . Figurenliste, Strukturplan in sechs Akten (WP3/VA/E6–E7) . . . Fragmentarische Fassung (WP3/VA/TS1/A1) . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (WP3/VA/TS1/A3, Grundschicht) . . . Fragmentarische Fassung (WP3/VA/TS1/A3, Korrekturschicht) . Fragmentarische Fassung (WP3/VA/TS1/A4) . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (WP3/VA/TS1/A5) . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (WP3/VA/TS1/A6) . . . . . . . . . . . Konzeption: Dósa – Schauspiel aus Ungarns Geschichte . . . . . . Figurenliste und Notizen (WP3/K/E1) . . . . . . . . . . . . . . Notizen (WP3/K/E2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Notizen (WP3/K/E3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne, Figurenliste (WP3/K/E4–E6) . . . . . . . . . . . Dialogskizze zum I. Bild des ersten Aktes (WP3/K/E7). . . . . . Strukturplan in fünf Akten, Figurenliste (WP3/K/E8–E9) . . . . Fassung des I. Aktes (WP3/K/TS1) . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des II. Bildes (WP3/K/TS2) . . . . . . Fassung des Bildes „Landstrasse“ (WP3/K/TS3) . . . . . . . . . Fassung des Bildes „Rákos“ (WP3/K/TS4) . . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Bildern (WP3/K/E10) . . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Bildern (WP3/K/E11) . . . . . . . . . . . . Strukturplan in fünf Akten (WP3/K/E12) . . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Akten (WP3/K/E13). . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des ersten Aktes (WP3/K/TS5/A1) . . . Fassung des ersten Bildes des ersten Aktes (WP3/K/TS5/A2) . . Fassung des ersten Bildes des ersten Aktes (WP3/K/TS5/A3) . . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (WP3/K/TS6/A1) . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (WP3/K/TS6/A2) . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (WP3/K/TS6/A3) . Fassung des II. Aktes (WP3/K/TS7) . . . . . . . . . . . . . . . Fassung „Am Felde Rákos“ (WP3/K/TS8) . . . . . . . . . . . . Fassung „Sackgasse“ (WP3/K/TS9) . . . . . . . . . . . . . . . . Figurenliste, Dialogskizzen (WP3/K/E14–E16) . . . . . . . . . . Strukturplan, Figurenliste (WP3/K/E17–E18) . . . . . . . . . . . Figurenliste, Konfigurationsplan und Dialogskizze (WP3/K/E19) Fragmentarische Fassung „Im Dome zu Buda“ (WP3/K/TS10/A1)

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39 41 42 44 46 48 49 51 53 54 55 57 58 60 62 64 66 68 73 76 78 79 80 82 84 86 88 89 92 95 96 97 100 103 108 110 112 114 116

Inhalt (detailliert)

Fragmentarische Fassung „Dom zu Buda“ (WP3/K/TS10/A3) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (WP3/K/TS10/A4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Endfassung in vier Bildern (WP3/K/TS14) . . . . . . . . . . . . .

117 118 119

Werkprojekt 4: Norden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Norden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkverzeichnis (WP4/K/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

129 129 130

Werkprojekt 5: Professoren und Studenten . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Professoren und Studenten . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in drei Teilen, Werkverzeichnis (WP5/K/E1–E3) Strukturpläne (WP5/K/E4–E5) . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in vier Teilen (WP5/K/E6) . . . . . . . . . . .

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Werkprojekt 6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress . . . . . . Konzeption 1: Die Mädchenhändler – Volksstück / Lustspiel . . . . . . Werkverzeichnis, Strukturplan, Figurenliste (WP6/K1/E1–E3). . . . . Konfigurationsplan, Figurenliste, Strukturplan (WP6/K1/E4–E6) . . . Figurenliste, Notizen (WP6/K1/E7–E8) . . . . . . . . . . . . . . . . Konfigurationspläne, Bühnenskizzen, Dialogskizzen (WP6/K1/E9–E10) Figurenlisten (WP6/K1/E11–E12) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Notizen, Dialogskizzen und Konfigurationspläne (WP6/K1/E13) . . . Bühnenskizzen, Figurenlisten, Strukturpläne (WP6/K1/E14–E19) . . . Bühnenskizze (WP6/K1/E20) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung in drei Akten (WP6/K1/TS1) . . . . . . . . Figurenliste (WP6/K1/E21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption 2: Von Kongress zu Kongress – Lustspiel in zwei Teilen . . . Konfigurationspläne, Strukturplan in drei Teilen (WP6/K2/E1–E3) . . Strukturplan in zwei Teilen, Konfigurationsplan (WP6/K2/E4–E5) . . Strukturpläne in sieben Bildern, Szenenanweisung (WP6/K2/E6–E8) . Strukturplan in zwei Teilen, Werktitel (WP6/K2/E9–E10) . . . . . . . Strukturplan in vier Bildern (WP6/K2/E11) . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne, Figurenliste (WP6/K2/E12–E15) . . . . . . . . . . . . Konfigurationspläne, Strukturplan in zwei Teilen (WP6/K2/E16–E19) . Strukturpläne (WP6/K2/E20–E22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konfigurationspläne, Strukturpläne (WP6/K2/E23–E26) . . . . . . . . Strukturplan in zwei Teilen (WP6/K2/E27) . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne, Konfigurationspläne (WP6/K2/E28–E30) . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des ersten Teiles (WP6/K2/TS1) . . . . . . Konfigurationsplan, Dialogskizze (WP6/K2/E31–E32) . . . . . . . . . Prosaskizze (WP6/K2/TS2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Teilen, Konfigurationsplan (WP6/K2/E33–E34) . Strukturplan in drei Teilen (WP6/K2/E35) . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Teilen, Bühnenskizze (WP6/K2/E36–E37) . . . . Fragmentarische Fassung (WP6/K2/TS3) . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne, Replik (WP6/K2/E38–E40) . . . . . . . . . . . . . . .

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Werkprojekt 7: Die Arbeitslosen. . . . . . . . Konzeption: Die Arbeitslosen – Volksstück. Werkverzeichnis (WP7/K/E1) . . . . . . Werkverzeichnis (WP7/K/E2) . . . . . . Werkverzeichnis (WP7/K/E3) . . . . . . Figurenliste (WP7/K/E4) . . . . . . . . Strukturplan in drei Akten (WP7/K/E5) Strukturplan in drei Akten (WP7/K/E6)

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Werkprojekt 8: Unsere Universität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Unsere Universität – Ein bürgerliches Lust- und Trauerspiel . . . . . . .

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Inhalt (detailliert)

Figurenliste (WP8/K/E1) . . . . . . . . . Werkverzeichnis (WP8/K/E2) . . . . . . . Werkverzeichnis (WP8/K/E3) . . . . . . . Werkverzeichnis (WP8/K/E4) . . . . . . . Figurenliste (WP8/K/E5) . . . . . . . . . Strukturplan in drei Bildern (WP8/K/E6) Figurenliste (WP8/K/E7) . . . . . . . . . Strukturplan in zwei Bildern (WP8/K/E8)

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224 226 228 230 232 234 236 238

Werkprojekt 9: Der Berufsspieler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Der Berufsspieler – Lustspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Bildern (WP9/K/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

241 241 242

Werkprojekt 10: Geburt der Internationale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Geburt der Internationale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkverzeichnis (WP10/K/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

245 245 246

Werkprojekt 11: Es lebe die Liebe! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Es lebe die Liebe! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkverzeichnis (WP11/K/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

249 249 250

Werkprojekt 12: Der dumme Hans . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Der dumme Hans – Volksstück . . . . . . . . . . Werkverzeichnis, Strukturpläne (WP12/K/E1–E4) . . . . . . Strukturpläne (WP12/K/E5–E7) . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in sieben Bildern (WP12/K/E8–E10) . . . . . . Fragmentarische Fassung des 1. und 2. Bildes (WP12/K/TS1) Strukturplan in drei Teilen (WP12/K/E11) . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Teilen (WP12/K/E12) . . . . . . . . . .

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253 253 254 256 258 261 262 264

Werkprojekt 13: Du wirst ihnen nicht entrinnen!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Du wirst ihnen nicht entrinnen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkverzeichnis (WP13/K/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

271 271 272

Werkprojekt 14: Die Lehrerin von Regensburg . . . . . . . . . . . . Konzeption 1: !Der Fall E." – in sieben Bildern . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung in neun Bildern (WP14/K1/TS1) . . . Fragmentarische Fassung in sieben Bildern (WP14/K1/TS2/A2) Konzeption 2: Die Lehrerin von Regensburg. . . . . . . . . . . . Strukturplan in fünf Teilen (WP14/K2/E1) . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (WP14/K2/TS1/A1) Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (WP14/K2/TS1/A2) Fragmentarische Fassung (WP14/K2/TS1/A3) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (WP14/K2/TS1/A4) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (WP14/K2/TS1/A5) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (WP14/K2/TS2) . . Fragmentarische Fassung (WP14/K2/TS3/A1) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (WP14/K2/TS3/A2) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (WP14/K2/TS3/A3) . . . . . . . . . . Fassung des ersten Bildes (WP14/K2/TS3/A4) . . . . . . . . .

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Werkprojekt 15: Das Souper . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Das Souper. . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (WP15/K/E1) . Strukturplan in sechs Bildern (WP15/K/E2) . . Strukturpläne in fünf Bildern (WP15/K/E3–E4)

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Werkprojekt 16: Die Kleinen, die man hängt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Die Kleinen, die man hängt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkverzeichnis (WP16/K/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

339 339 340

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Inhalt (detailliert)

Werkprojekt 17: Die Jahreszeiten . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Die Jahreszeiten – Schauspiel in vier Teilen . . Figurenliste, Strukturpläne in vier Teilen (WP17/K/E1–E3) Werktitel, Strukturplan in vier Teilen (WP17/K/E4–E5) . . Figurenliste, Strukturplan in vier Teilen (WP17/K/E6–E7)

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343 343 344 346 348

Werkprojekt 18: Der Verschwender . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Der Verschwender – Zaubermärchen . . . . . Werktitel, Strukturplan in drei Teilen (WP18/K/E1–E3) . Fragmentarische Fassung zum ersten Teil (WP18/K/TS1)

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351 351 352 354

Werkprojekt 19: Lustspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Lustspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in drei Akten, Figurenliste (WP19/K/E1–E5) . . . . . . . . . . . . .

355 355 356

Werkprojekt 20: Ein Gesellschaftsstück . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Ein Gesellschaftsstück – in drei Akten . . . . . . . . . Notizen (WP20/K/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung zum I. Akt „Salon“ (WP20/K/TS1) . . . Strukturplan in drei Akten, Konfigurationsplan (WP20/K/E2–E3)

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359 359 360 363 364

Werkprojekt 21: Ein königlicher Kaufmann . . . . . . . . . . . . Konzeption: Ein königlicher Kaufmann – Ein Gesellschaftsstück. Figurenlisten, Dialogskizze (WP21/K/E1–E5) . . . . . . . . . Strukturplan in drei Bildern (WP21/K/E6) . . . . . . . . . . Strukturpläne, Figurenlisten (WP21/K/E7–E10) . . . . . . . . Strukturplan in fünf Bildern (WP21/K/E11) . . . . . . . . . . Notizen, Strukturplan in sieben Bildern (WP21/K/E12–E13) . . Strukturpläne in sieben Bildern, Notiz (WP21/K/E14–E16) . . Fassung des 1. Bildes (WP21/K/TS1) . . . . . . . . . . . . . Fassung des 4. Bildes (WP21/K/TS2) . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in zwei Bildern (WP21/K/E17) . . . . . . . . . .

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Werkprojekt 22: Die Reise ins gelobte Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Die Reise ins gelobte Land – Volksstück . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne (WP22/K/E1–E2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

389 389 390

Werkprojekt 23: Komödie des Friedens . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Komödie des Friedens . . . . . . . . . . . . . . . . . Figurenliste, Pseudonymenliste (WP23/K/E1–E2) . . . . . . . . Fassung des 1. Bildes des I. Aktes (WP23/K/TS1) . . . . . . . . Akttitel, Strukturplan zum I. Akt, Figurenliste (WP23/K/E3–E6) Fassung „Bei den Enkelinnen“ (WP23/K/TS2) . . . . . . . . . . Figurenliste und Notizen zum 1. Bild (WP23/K/E7) . . . . . . . Strukturpläne (WP23/K/E8–E9) . . . . . . . . . . . . . . . . . Notizen zum dritten Bild (WP23/K/E10). . . . . . . . . . . . . Fassung (Prosaexposé) (WP23/K/TS3) . . . . . . . . . . . . . .

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393 393 394 396 398 401 402 404 406 408

Werkprojekt 24: Ohne Titel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Ohne Titel – Zeitstück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung in drei Akten (WP24/K/TS1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

409 409 410

Werkprojekt 25: Ein Wunschtraum . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Ein Wunschtraum – in drei Akten . . . . . . Strukturplan in drei Akten (WP25/K/E1) . . . . . . . . Strukturpläne, Figurenliste (WP25/K/E2–E4) . . . . . . Strukturplan, Figurenliste und Notizen (WP25/K/E5–E6) Fassung (WP25/K/TS1) . . . . . . . . . . . . . . . . .

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413 413 414 416 418 420

Werkprojekt 26: Original Zaubermärchen / !Johann, der Soldat" . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Original Zaubermärchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt (detailliert)

Strukturplan in sieben Bildern (WP26/K/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (WP26/K/E2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (WP26/K/TS1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 27: Der Kaiser der Tiefsee . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Der Kaiser der Tiefsee – Zaubermärchen . . . . . . . Figurenliste (WP27/K/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (WP27/K/TS1) . . . . . . . . . . . . Strukturpläne (WP27/K/E2–E3) . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne (WP27/K/E4–E6) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizzen, Figurenlisten, Bühnenskizze (WP27/K/E7–E11) . Fragmentarische Fassung (WP27/K/TS2) . . . . . . . . . . . . Notizen (WP27/K/E12) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werktitel, Strukturplan, Notizen (WP27/K/E13–E15) . . . . . . Notizen (WP27/K/E16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne, Werktitel, Dialogskizze (WP27/K/E17–E21) . . . Figurenliste, Strukturplan in sieben Bildern (WP27/K/E22–E23)

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439 439 440 443 444 446 448 451 452 454 456 458 460

Werkprojekt 28: Andersens Märchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Andersens Märchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkverzeichnisse (WP28/K/E1–E2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

463 463 464

Werkprojekt 29: Das Gespenst von Canterville . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Das Gespenst von Canterville. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

463 463

Werkprojekt 30: Gargantua . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Gargantua . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

463 463

Werkprojekt 31: Boccaccio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Boccaccio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

463 463

Werkprojekt 32: Casanova . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Casanova . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

463 463

Werkprojekt 33: Tierschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Tierschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

463 463

Werkprojekt 34: Verblödete Zeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Verblödete Zeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Werkprojekt 35: Der Büstenhalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Der Büstenhalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in 14 Bildern (WP35/K/E3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

463 463 466

Werkprojekt 36: Das gelbe Fieber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Das gelbe Fieber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

463 463

Werkprojekt 37: Geometrie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Geometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

463 463

Werkprojekt 38: Astrologie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Astrologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

463 463

Werkprojekt 39: Walzertraum . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Walzertraum . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Bildern, Notizen (WP39/K/E1–E2) Notizen (WP39/K/E3–E4) . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung (Prosaexposé) (WP39/K/TS1) . . . . . . . . .

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475 475 476 478 480

Werkprojekt 40: Jedermann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Jedermann. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werktitel, Notizen, Strukturplan (WP40/K/E1–E4) . . . . . . . . . . . . . . . . . .

483 483 484

Werkprojekt 41: Orpheus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Orpheus – Komödie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt (detailliert)

Figurenliste, Notiz (WP41/K/E1–E2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werktitel, Figurenliste, Werkverzeichnis (WP41/K/E3–E5). . . . . . . . . . . . . .

488 490

Werkprojekt 42: Die zwölf Taten des Herkules. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Die zwölf Taten des Herkules . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Figurenliste, Konfigurationsplan (WP42/K/E3–E4). . . . . . . . . . . . . . . . . .

493 493 494

Werkprojekt 43: Don Quichotte in der Fabrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Don Quichotte in der Fabrik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werktitel, Notiz (WP43/K/E1–E2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

497 497 498

Werkprojekt 44: Eine Odyssee unserer Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Eine Odyssee unserer Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werktitel, Werkverzeichnis (WP44/K/E1–E2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

501 501 502

Werkprojekt 45: Die Diadochen . . . . . . . . . . . . . . . . Vorarbeit: Die Diadochen – Historischer Roman . . . . . . Werktitel, Strukturplan in zwei Teilen (WP45/VA/E1–E3) Konzeption: Die Diadochen – Komödie. . . . . . . . . . . Werktitel, Werkverzeichnis (WP45/K/E2–E4) . . . . . .

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505 505 506 509 510

Werkprojekt 46: Grottenbahn . . . . . . . . . Konzeption: Grottenbahn . . . . . . . . . . Figurenliste, Dialogskizze (WP46/K/E1–E2) Figurenliste (WP46/K/E3) . . . . . . . . . Figurenliste (WP46/K/E4) . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (WP46/K/TS1) . Strukturplan in drei Teilen (WP46/K/E5) . Fassung (WP46/K/TS2) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (WP46/K/TS3) . Fragmentarische Fassung (WP46/K/TS4) . Strukturpläne (WP46/K/E6–E7) . . . . . .

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513 513 514 516 518 521 522 525 526 527 528

Werkprojekt 47: Die Völkerwanderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Die Völkerwanderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werktitel (WP47/K/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

531 531 532

Werkprojekt 48: Kaiser Probus in Wien . . . . . . Konzeption: Kaiser Probus in Wien – Lustspiel. Dialogskizze (WP48/K/E1) . . . . . . . . . Fassung (WP48/K/TS1) . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Akten (WP48/K/E2) . . Strukturplan in zwei Akten (WP48/K/E3) . . Werktitel, Figurenliste (WP48/K/E4–E5) . . . Fragmentarische Fassung (WP48/K/TS2) . .

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535 535 536 538 542 544 548 550

Werkprojekt 49: Die Komödie des Menschen . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Die Komödie des Menschen – in sieben Teilen . . . . . Werkverzeichnisse (WP49/K/E1–E2) . . . . . . . . . . . . . . . . Werkverzeichnis (WP49/K/E3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werktitel (WP49/K/E4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkverzeichnisse (WP49/K/E5–E6) . . . . . . . . . . . . . . . . Werkverzeichnis (WP49/K/E7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung (WP49/K/TS1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (WP49/K/TS2) . . . . . . . . . . . . . Figurenliste und Dialogskizze (WP49/K/E8) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung „Urzeit“ (WP49/K/TS3) . . . . . . . . . Figurenliste, Notizen, Dialogskizze (WP49/K/E9–E12) . . . . . . . Fragmentarische Fassung „Komödie des Menschen“ (WP49/K/TS4) Fragmentarische Fassung (WP49/K/TS5). . . . . . . . . . . . . .

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553 553 554 556 558 560 562 564 567 568 571 572 574 575

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Inhalt (detailliert)

Fragmentarische Fassung (WP49/K/TS6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung „Vorwort“ (WP51/K/TS7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkprojekt 50: Eheliche Treue . . . . . . . . . . . Konzeption: Eheliche Treue – Lustspiel . . . . . . Figurenliste, Werkverzeichnis (WP50/K/E1–E2) . Strukturplan in drei Bildern (WP50/K/E3) . . .

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Werkprojekt 51: Mädchenträume. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Mädchenträume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Werkprojekt 52: Wenn die Liebe erwacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Wenn die Liebe erwacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

585 585

Werkprojekt 53: Beim Friseur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption: Beim Friseur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werktitel mit Notizen (WP53/K/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Chronologisches Verzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . WP1: Moloch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . WP2: Canossa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . WP3: Dósa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . WP4: Norden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . WP5: Professoren und Studenten . . . . . . . . . . . WP6: Die Mädchenhändler / Von Kongress zu Kongress WP7: Die Arbeitslosen . . . . . . . . . . . . . . . . . WP8: Unsere Universität . . . . . . . . . . . . . . . . WP9: Der Berufsspieler . . . . . . . . . . . . . . . . WP10: Geburt der Internationale. . . . . . . . . . . . WP11: Es lebe die Liebe! . . . . . . . . . . . . . . . . WP12: Der dumme Hans . . . . . . . . . . . . . . . . WP13: Du wirst ihnen nicht entrinnen! . . . . . . . . WP14: Die Lehrerin von Regensburg . . . . . . . . . . WP15: Das Souper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . WP16: Die Kleinen, die man hängt . . . . . . . . . . . WP17: Die Jahreszeiten . . . . . . . . . . . . . . . . WP18: Der Verschwender . . . . . . . . . . . . . . . . WP19: Lustspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . WP20: Ein Gesellschaftsstück . . . . . . . . . . . . . WP21: Ein königlicher Kaufmann . . . . . . . . . . . WP22: Die Reise ins gelobte Land . . . . . . . . . . . WP23: Komödie des Friedens . . . . . . . . . . . . . . WP24: Ohne Titel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . WP25: Ein Wunschtraum . . . . . . . . . . . . . . . . WP26: Original Zaubermärchen / !Johann, der Soldat" WP27: Der Kaiser der Tiefsee . . . . . . . . . . . . . . WP28: Andersens Märchen . . . . . . . . . . . . . . . WP29: Das Gespenst von Canterville . . . . . . . . . . WP30: Gargantua . . . . . . . . . . . . . . . . . . . WP31: Boccaccio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . WP32: Casanova . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . WP33: Tierschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . WP34: Verblödete Zeiten . . . . . . . . . . . . . . . . WP35: Der Büstenhalter . . . . . . . . . . . . . . . . WP36: Das gelbe Fieber . . . . . . . . . . . . . . . . WP37: Geometrie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt (detailliert)

WP38: Astrologie . . . . . . . . . . WP39: Walzertraum . . . . . . . . . WP40: Jedermann . . . . . . . . . WP41: Orpheus . . . . . . . . . . . WP42: Die zwölf Taten des Herkules. WP43: Don Quichotte in der Fabrik . WP44: Eine Odyssee unserer Zeit . . WP45: Die Diadochen . . . . . . . . WP46: Grottenbahn . . . . . . . . . WP47: Die Völkerwanderung . . . . WP48: Kaiser Probus in Wien . . . . WP49: Die Komödie des Menschen . WP50: Eheliche Treue . . . . . . . . WP51: Mädchenträume . . . . . . . WP52: Wenn die Liebe erwacht . . . WP53: Beim Friseur . . . . . . . . .

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Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editionsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Textteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Genetisches Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.1 Diplomatische Transkription und Faksimile (Entwürfe) 1.1.2 Lineare Textkonstitutionen (Fassungen) . . . . . . . . 1.1.3 Kritisch-genetischer Apparat. . . . . . . . . . . . . . 1.2 Emendierte Endfassungen (Normierter Lesetext) . . . . . . 2 Kommentarteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Chronologisches Verzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Simulationsgrafiken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siglen und Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register (Drama) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhalt (detailliert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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