Wesen und Wirkung vorindustrieller Taxen: Preishistorische Würdigung einer wichtigen Quellengattung 3515094024, 9783515094023

Gehälter als Preise für den Faktor Arbeit gehören auch für die vorindustrielle Zeit zu den grundlegenden Themen der Wirt

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ZUM GELEIT
WESEN UND WIRKUNG VORINDUSTRIELLER TAXEN. PREISHISTORISCHE WÜRDIGUNG EINER WICHTIGEN QUELLENGATTUNG
SCHRIFTENVERZEICHNIS DR. HANS-JÜRGEN GERHARD
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Wesen und Wirkung vorindustrieller Taxen: Preishistorische Würdigung einer wichtigen Quellengattung
 3515094024, 9783515094023

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Hans-Jürgen Gerhard Wesen und Wirkung vorindustrieller Taxen

Studien zur Gewerbeund Handelsgeschichte der vorindustriellen Zeit Vormals Göttinger Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte ––––––––––––––––––––––– Begründet von Wilhelm Abel und Karl Heinrich Kaufhold Herausgegeben von Karl Heinrich Kaufhold und Markus A. Denzel Redaktion: Hans-Jürgen Gerhard

Nr. 30

Hans-Jürgen Gerhard

Wesen und Wirkung vorindustrieller Taxen Preishistorische Würdigung einer wichtigen Quellengattung

herausgegeben und mit einem Geleitwort versehen von Karl Heinrich Kaufhold und Markus A. Denzel

Franz Steiner Verlag Stuttgart 2009

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN: 978-3-515-09402-3

Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen. © 2009 Franz Steiner Verlag, Stuttgart. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Druck: Printservice Decker & Bokor, München Printed in Germany

ZUM GELEIT

Lieber Hans-Jürgen, am 28. Juli 2009 kannst Du im Kreise Deiner lieben Frau, Deiner Kinder und Enkel, von Verwandten und im Verein mit Freunden und Weggenossen Deinen 70. Geburtstag begehen. Beim Eintritt in das achte Lebensjahrzehnt blickst Du dann zurück auf Jahre, die nicht immer leicht, die aber lohnend und erfüllend waren und die Dir einen guten Ruf in der wissenschaftlichen Welt gebracht haben. Als Spross einer alten Apothekerfamilie in der schönen Stadt Wolfenbüttel geboren, war Dir eigentlich vorbestimmt, Deinem allzu früh verstorbenen Vater im Beruf zu folgen. Doch nach einigen Einblicken in die Pharmazie entschiedest Du Dich gegen die mehr als hundertjährige Familientradition und wechseltest zur Volkswirtschaftslehre über. Die Göttinger Georgia Augusta wurde die Hochschule, an der Du Dich heimisch fühltest und die Prüfung als Diplom-Volkswirt ablegtest. Von Deinem geschichtsbegeisterten Vater her historisch interessiert, entschiedest du Dich für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte als Wahlfach, die damals in Göttingen durch den international angesehenen Wirtschafts- und Sozialhistoriker Wilhelm Abel vertreten wurde. Er erkannte schnell Deine Fähigkeiten und zog Dich zu Forschungsarbeiten auf dem Gebiete der Preis- und Lohngeschichte heran, einem seiner bevorzugten Arbeitsgebiete. Daraus erwuchs Deine Dissertation, die sich in ihrer endgültigen Fassung in sinnvoller Begrenzung den Diensteinkommen der öffentlich Bediensteten (Officianten) der Stadt Göttingen zwischen 1750 und 1850 widmete. Das war ein bisher nicht nur für Göttingen wenig behandeltes Thema. Schon oft war die in den Quellen überlieferte geringe Höhe dieser Bezüge aufgefallen, die meist im Gegensatz zu der amtlichen Stellung des Officianten stand. Du konntest das Problem lösen: Die Amtsträger erhielten für jeden einzelnen ihrer Verwaltungsakte unmittelbar von den Betroffenen Gebühren (Akzidentien), ferner auch sonstige Nebeneinkünfte jeglicher Art aus unterschiedlichsten Quellen. So standen sie sich im Ergebnis materiell meist gut. Durch Deine Dissertation ergab sich ein weithin neues Bild der „Diensteinkommen der Officianten“, das Du über Göttingen hinaus in einem großen Beitrag in der Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 1983 verallgemeinert hast. Mit Recht erregten diese Studien im Fach große Aufmerksamkeit und brachten Dir Anerkennung als innovativer Forscher ein. Mit dem Arbeitsgebiet der Preise und Löhne war damit der erste große Schwerpunkt Deiner Studien bestimmt, dem Du treu geblieben bist. Und das mit reichem Ertrag, denn in umfangreichen Archivstudien hast Du persönlich und als Leiter von Arbeitsgruppen eine außerordentliche Fülle von Preis- und Lohnangaben aus ganz

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Deutschland zusammengetragen, die inzwischen in wichtigen Quellensammlungen, doch auch in kleineren Studien veröffentlicht worden sind. Damit liegt weit über die Arbeiten von Elsas hinaus ein gewichtiges Corpus von Preis- und Lohnangaben vor, das in diesem Umfange zumindest in Deutschland einmalig sein dürfte. Diese Bestände bilden auch einen wesentlichen Teil der großen währungs- und wirtschaftshistorischen Sammlungen, die auf der Grundlage des von Abel aus London nach Göttingen geholten Preismaterials deutlich erweitert inzwischen am Historischen Seminar der Universität Leipzig der Forschung zur Verfügung stehen. Einen gewissen Abschluss Deiner preisgeschichtlichen Untersuchungen bildete das zusammen mit Alexander Engel 2006 veröffentlichte Kompendium zur Preisgeschichte der vorindustriellen Zeit, das in erster Linie den Göttinger Forschungen gewidmet ist und das – auf der Grundlage der Arbeiten Abels – Deine großen, in vielem grundlegenden Studien zum Thema dokumentiert. Doch auch der vorliegende kleine Beitrag zur selten bearbeiteten Frage der Preistaxen ist zu nennen, mit dem Du nach Deinen Worten das Thema „Preise“ für Dich als im Wesentlichen abgeschlossen ansiehst. Du kannst also auf eine große Summe von Untersuchungsergebnissen zurückblicken, die die Preis- und Lohngeschichte zu einem erheblichen Teil auf eine neue Grundlage gestellt und Dich auf diesem Gebiet zum wissenschaftlichen Nachfolger von Wilhelm Abel gemacht haben. Nahezu notwendig folgte aus der Beschäftigung mit den Preisen und Löhnen die mit der Geld- und Währungsgeschichte, die zum zweiten Schwerpunkt Deiner Studien wurde. Es ist kein Zufall, dass es hier vergleichsweise wenige Kenner in Deutschland gibt, denn allein die Vielzahl der deutschen Staaten schuf ein buntes, vielgestaltiges Bild, von Währungsreformen, Abund Aufwertungen und ähnlichem ganz zu schweigen. Deine entsprechenden Forschungen erweiterten die genannten Sammlungen auch auf diesem Gebiet um umfangreiche Materialien und ihre Ergebnisse legten nicht nur eine Grundlage für die Arbeit an den Preisen und Löhnen, sondern schlugen sich in zahlreichen Beiträgen nieder, neben Detailstudien in großen Überblicken wie den Einleitungen zum Nachdruck der währungshistorischen Arbeiten von Schrötter in den Acta Borussica und der Darstellung der Geld- und Währungsverhältnisse in den drei Bänden der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Braunschweigischen Landes und im 4. Band der Geschichte Niedersachsens (1802–1914). Auch hier zeigten sich die Merkmale Deiner Arbeiten: eine Verbindung sorgfältiger Studien im Einzelnen mit weiten, das Wesentliche fassenden Überblicken. Zu den Eigenheiten des von mir (K.H.K.) geleiteten Göttinger Instituts gehörte die enge Verbindung zur Landesgeschichte, vor allem bezogen auf Niedersachsen und auf Preußen. Bei den Niedersachsen gewidmeten Arbeiten standen die Montanund die mit ihr verbundene Forstwirtschaft des Harzes im Vordergrund, und es überrascht nicht, dass sich aus Deiner Beteiligung an diesen Vorhaben ein weiterer Schwerpunkt Deiner Studien entwickelte. Besonders an dem letzten großen landeshistorischen Gemeinschaftsvorhaben des Instituts, der weiteren Erforschung der Montangeschichte des Harzes und ihrer sozialen wie kulturellen Folgen vorzugsweise in der frühen Neuzeit, warst Du maßgebend beteiligt. Doch dürfen darüber Deine im Schriftenverzeichnis nachgewiesenen kleineren Studien zum Thema nicht

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übersehen werden, die – wie zu den Eisenhütten, der Bergwarenhandlung, dem Holz, den Währungsverhältnissen im Lande – zur Wirtschaftsgeschichte des Harzes wichtige Beiträge leisteten. Zu Preußen sei Deine Studie über Johan Philip Grauman als Generalmünzdirektor Friedrichs des Großen genannt, die, soweit es die Quellen erlauben, eine der innovativsten Gestalten der frühneuzeitlichen Währungsgeschichte und deren Wirken darstellt. Ein reiches, vielgestaltiges wissenschaftliches Oeuvre – und doch zeigt ein Blick in das Schriftenverzeichnis, dass hier nur ein Teil, wenn auch wohl der wichtigste, Deiner Veröffentlichungen angesprochen worden ist. Noch manches ließe sich nennen, etwa die Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen und zur Geschichte von deren Sparkasse, der ältesten kommunalen Einrichtung dieser Art in Deutschland. Aber auch so dürfte deutlich geworden sein, wie breit und bei aller Differenzierung in sich geschlossen sich Dein bisheriges Lebenswerk darstellt. Der Eintritt in das achte Lebensjahrzehnt bedeutet für viele das Ende Ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit. Nicht so bei Dir, lieber Hans-Jürgen, denn Du hast noch Pläne für weitere Arbeiten, auf deren Erscheinen wir hoffen. Dazu, doch auch sonst übermitteln wir Dir im Verein mit allen Dir Nahestehenden und mit denen, die sich mit Dir menschlich und wissenschaftlich verbunden fühlen, den alten Gelehrtengruß ad multos annos. Herzlichst Prof. em. Dr. Karl Heinrich Kaufhold Ehem. Direktor des Instituts für Wirtschaftsund Sozialgeschichte der Georg-AugustUniversität Göttingen

Prof. Dr. Markus A. Denzel Ordinarius für Wirtschaftsund Sozialgeschichte der Universität Leipzig

WESEN UND WIRKUNG VORINDUSTRIELLER TAXEN. PREISHISTORISCHE WÜRDIGUNG EINER WICHTIGEN QUELLENGATTUNG Hans-Jürgen Gerhard, Hardegsen Die Erforschung der Preise für Güter und Dienstleistungen sowie der Löhne und Gehälter als Preise für den Faktor Arbeit gehören auch für die vorindustrielle Zeit zu den grundlegenden Aufgaben der Wirtschaftsgeschichte, denn in ihnen findet das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage auf den Märkten seinen Niederschlag. Die Preise stellen damit ein zentrales Element des wirtschaftlichen Geschehens dar, und die Erforschung dieser wirtschaftshistorischen Indikatoren bildete deshalb über Jahrzehnte hin eines der wichtigsten Anliegen des von Wilhelm Abel 1964 gegründeten Göttinger Instituts für Wirtschafts- und Sozialgeschichte.1 Das Material für die entsprechenden Forschungsvorhaben ist in sehr unterschiedlicher Form überliefert. So fördert die Suche in den deutschen Archiven neben Marktprotokollen, Preiskuranten, Polizeirapporten und Registern als Quellen für sich relativ frei bildende Preise auch eine Vielzahl verschiedenartigster Taxen – obrigkeitlicher Preisvorschriften – zutage. Diese häufig in Form offizieller Verlautbarungen in Zeitungen, Aushängen oder gedruckten Handzetteln, aber auch im Rahmen vielseitiger Verordnungssammlungen erschienenen Preisverzeichnungen stellen eine Besonderheit unter den preishistorischen Quellen dar, deren Eigenarten bisher in der preishistorischen Literatur nur wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde. Dies gilt auch für die Göttinger Studien. Der folgende Beitrag soll deshalb dazu dienen, eine Lücke zu schließen und damit die an anderen Stellen zu den übrigen oben genannten Quellen gegebenen Hinweise zu ergänzen. Taxen sind obrigkeitliche Eingriffe in den Markt. Sie stören also – so der erste Eindruck – das freie Spiel der Marktkräfte. Es handelt sich bei ihnen um sehr komplexe und vielfältige Erscheinungen, deren Verlässlichkeit und Aussagekraft es im Einzelnen kritisch zu prüfen gilt. Die Dimension solcher Preisvorschriften reicht von kleinen lokalen Brot- oder Fleischtaxen bis zu umfangreichen Vorschriftenbüchern, die nahezu die gesamte Wirtschaft eines Territorialstaates zum Gegenstand haben. Eigenschaften, Zielsetzungen und Auswirkungen dieser von unterschiedlichen Behörden verordneten Preisbindungen sind so vielfältig, dass ein näheres Hinsehen – allein schon in Hinblick auf die Vergleichbarkeit untereinander – für den Preishistoriker unumgänglich notwendig erscheint. Auch gibt solche Vielfalt 1

Zu den einzelnen Projekten vgl. die einleitenden Passagen in: Hans-Jürgen GERHARD /Alexander ENGEL, Preisgeschichte der vorindustriellen Zeit. Ein Kompendium auf Basis ausgewählter Hamburger Materialien, Stuttgart 2006.

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Anlass, nach einer sinnvollen Ordnung dieser preispolitischen Instrumente Ausschau zu halten. „ORDNUNGSTAXEN“ UND „ECHTE TAXEN“? Das Nachschlagen in deutschsprachigen Lexika und Handbüchern unter dem Stichwort „Taxe“ erbringt – und das gilt sowohl für die Werke der Gegenwart, als auch für diejenigen des 18. Jahrhunderts – zwei übergeordnete Kategorien: Zum einen die Taxe als eine durch einen Sachverständigen (Taxator) vorgenommene Schätzung und Wertbestimmung (Taxierung) einer Sache oder Leistung, zum anderen die Taxe als eine obrigkeitliche Preisfestsetzung, die bestimmte wirtschaftliche und/ oder soziale Ziele verfolgt. Bei der zuletzt genannten, im gegebenen Zusammenhang allein interessierenden Kategorie wird dann heutzutage in Deutschland überwiegend nach Ludwig von Mises zwischen ,Ordnungstaxen‘ und ,echten Taxen‘ unterschieden. Wobei Mises – ohne zu sagen, wie er eigentlich zu den Begriffen gelangt ist, – die beiden Arten wie folgt definiert:2 „Als Ordnungstaxen wollen wir solche Preistaxen bezeichnen, die den Preis so nahe dem Preise, der sich auf dem unbehinderten Markte bilden würde, festsetzen, daß nur ganz geringfügige Folgen auftreten. Die Ordnungstaxe setzt sich somit von vornherein nur eine bescheidene Aufgabe; es liegt ihr fern, durch Ausschaltung der Marktfaktoren große volkswirtschaftliche Ziele anzustreben. … Als echte Taxen wollen wir die Preistaxen bezeichnen, mit denen die Obrigkeit die Absicht verbindet, den Preis abweichend von jenem festzusetzen, der sich auf dem unbehinderten Markte bilden würde.“ Nun sollte eine jede Einteilung mit wissenschaftlichem Anspruch sinnvoll, eindeutig formuliert und praktikabel sein. Für einen Preishistoriker genügt die von Mises vorgelegte diesem Anspruch aber in keiner Weise. Sie ist aus heutiger Sicht – schon rein oberflächlich betrachtet – zumindest als unglücklich, wenn nicht gar als irreführend zu qualifizieren, denn schließlich sind alle Taxen Preisvorschriften und eine Unterscheidung in echte und unechte Vorschriften ergibt wenig Sinn. Andererseits dienen alle Taxen – auch die ,echten‘ – dazu, im Sinne einer übergeordneten Instanz eine bestimmte Ordnung zu schaffen und/oder zu erhalten. Obendrein wirken gerade die zentralen Formulierungen – „geringfügige Folgen“, „bescheidene Aufgabe“, „große volkswirtschaftliche Ziele“ – weich und unpräzise. Sie fordern geradezu zu einer subjektiven Auslegung heraus. Auch sind manche Ausführungen bei Mises selbst von subjektiver Einschätzung geprägt. Dies gilt unter anderem, wenn er bei einer staatlichen Preisfestsetzung zur Verhinderung von Monopolpreisen von einer Ordnungstaxe spricht. Ob in diesem Fall wirklich generell nur „von ganz geringfügigen Folgen“ und vom fehlenden Streben nach „großen volkswirtschaftlichen Zielen“ gesprochen werden kann, darf zumindest von Fall zu Fall in Zweifel gezogen werden. Auch stellt sich die Frage, warum eine Obrigkeit überhaupt zu einer Preisbindung greifen sollte, 2

Ludwig MISES, Art. „Preistaxen“, in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 41925, Bd. VI, I. Theorie, S. 1055–1062, hier: S. 1057f.

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wenn diese nahe bei dem sich von selbst bildenden Marktpreis liegt und sie damit keine wichtigen Ziele verbindet. Das hätte doch nur unnötigen Arbeitsaufwand und – daraus resultierend – Kosten zur Folge. Die damit angesprochene Problematik der von Mises vorgenommenen Einteilung zeigt sich darüber hinaus auch darin, dass die in der Literatur zu findenden Erläuterungen beider Begrifflichkeiten häufig – zumindest in Nuancen – von einander abweichen.3 Hierzu nur zwei besonders prägnante Beispiele: Im Großen Brockhaus der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts steht folgende, ausschließlich praxisbezogene Definition der beiden Taxenarten:4 „Lediglich Ordnungstaxen liegen vor, wenn die Preisfestsetzungen sich in der Nähe des an sich bestehenden Marktpreises halten. Echte T. dagegen sind solche, die bewußt auf eine Änderung des augenblicklichen Preisstandes ausgehen, indem sie den Marktpreis beiseiteschieben.“ Der Volkswirt Ernst Dürr dagegen formuliert seine Aussage auf rein theoretischer Grundlage:5 „Preispolitische Eingriffe können als Ordnungstaxen oder echte Taxen durchgeführt werden. Eine Ordnungstaxe liegt vor, wenn der Preis vom Staat in einer Höhe festgelegt wird, in der er sich bei funktionierendem Preismechanismus im vollkommenen Wettbewerb bilden würde. Der staatliche Preiseingriff hat den Charakter einer echten Taxe, wenn der Preis als Mindestpreis über oder als Höchstpreis unter dem theoretischen Wettbewerbspreis festgesetzt wird.“ Zwischen beiden Ausführungen besteht im Hinblick auf die beiden Taxenarten ein gravierender Unterschied. Dieser liegt darin, dass Dürr von dem theoretischen Konstrukt eines eindeutig definierten Marktes mit vollkommener Konkurrenz ausgeht, in der Brockhausformulierung dagegen eine Marktbeschreibung gänzlich fehlt, der „an sich bestehende Marktpreis“ sich also ebenso wie der „augenblickliche Preisstand“ beispielsweise auch auf einem monopolistischen Markt – gleich welcher Kombination (Angebots- und/oder Nachfragemonopol) – oder im Rahmen unterschiedlich gearteter Oligopole gebildet haben könnte. Damit aber basieren beide sich auf Mises berufenden Interpretationen auf ganz unterschiedlichen Voraussetzungen. In diesem Zusammenhang ist darüber hinaus nicht nur festzuhalten, dass Gablers Wirtschaftslexikon die ‚Ordnungstaxen‘ Mises folgend konsequenter Weise als ,unecht‘ bezeichnet,6 sondern auch, dass sich bei Artur Woll der Hinweis findet, dass die Unterscheidung zwischen Ordnungstaxen und echten Taxen zwar im deutschsprachigen Schrifttum verbreitet, im eher pragmatischen angelsächsischen aber kaum anzutreffen ist.7 Woll weist im Übrigen darauf hin, dass die Forderung, 3

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Im Folgenden wurde ganz bewusst eine zeitlich weit gestreute Literaturauswahl verwendet, um zu zeigen, dass die voneinander abweichenden Interpretationen schon früh begonnen und bis heute kein Ende gefunden haben. Der Große Brockhaus. Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden, Leipzig 151934, 18. Bd., S. 505. Ernst DÜRR, Prozeßpolitik, in : Werner EHRLICHER u.a. (Hrsg.), Kompendium der Volkswirtschaftslehre, Bd. 2, Göttingen 31972, S. 95–177, hier: S. 145. Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, Taschenbuchausgabe in 8 Bdn., ND Wiesbaden 131994, S. 2640. Vgl. Artur WOLL, Art. „Preise III: Preisregulierung, staatliche“, in: Handwörterbuch der Wirt-

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in den sogenannten Ordnungstaxen Wettbewerbspreise zu berücksichtigen, lediglich ein theoretisch formulierbares Ziel darstellt, ihrer Verwirklichung aber in der Regel kaum überwindliche Schwierigkeiten entgegenstehen, da weder die Kostennoch die Nachfragekurven auf den Märkten bekannt, noch gar zeitlich konstant oder vorhersagbar sind.8 Dies gilt insbesondere für die vorindustrielle Zeit, in der die Verantwortlichen bestenfalls auf gewisse Erfahrungswerte zurückgreifen konnten. Schon diese wenigen Beispiele, denen – nebenbei bemerkt – ohne Probleme weitere hinzugefügt werden könnten, zeigen, dass die von Mises gewählte Einteilung der Taxen nicht nur unglücklich und irreführend, sondern obendrein in erheblichem Ausmaß interpretierbar, das heißt nicht eindeutig ist. Trotzdem finden sich bis heute auch im Internet unter dem Stichwort „Preistaxen“ keine weiterführenden Aussagen, sondern lediglich ein Hinweis auf die Abhandlung von Mises. Folgt man Wolls Aussage in Hinblick auf die Wettbewerbspreise, heißt das nicht nur, dass diese kaum jemals für die preisregulierende Obrigkeit erkennbar waren, sondern auch, dass die von Mises getroffene Einteilung auf die Analyse vorindustrieller Taxen nicht anwendbar ist, weil für den Preishistoriker der Gegenwart noch viel weniger feststellbar ist, wo der Marktpreis sich ohne obrigkeitliche Regulierung tatsächlich eingestellt hätte. Ist es aber unmöglich herauszufinden, wie nah oder fern der Taxpreis „dem Preise, der sich auf dem unbehinderten Markte bilden würde,“ lag, dann ist es auch nicht möglich, mit der notwendigen Sicherheit zu sagen, ob es sich im jeweils vorliegenden Fall um Ordnungstaxen oder echte Taxen gehandelt hat. In diesem Sinne stellt die auf Mises zurückgehende Einteilung nicht mehr als ein gedankliches Konstrukt ohne konkreten empirischen Bezug dar. Sie ist daher für die Preisgeschichte zu verwerfen und an ihre Stelle eine neue sinnvolle, eindeutige und für die entsprechende Forschung verwendbare zu setzen. Dies aber kann letztlich nur über eine intensive Untersuchung der Quellen, des empirischen Materials, erfolgen. Hier gilt es für den Preishistoriker anzusetzen und Schritt für Schritt eine dem Befund entsprechende Lösung zu erarbeiten. DER WEG ZU EINER HISTORISCH SINNVOLLEN EINTEILUNG DER TAXEN Wie eingangs bereits festgehalten, gab es in der vorindustriellen Zeit eine große Vielfalt an Preisvorschriften (siehe dazu die tabellarische Zusammenstellung). Damit aber stellt sich in Hinblick auf mögliche Einteilungskriterien zunächst die Frage, welche charakteristischen Unterschiede zwischen den Taxen bestanden und welche sich davon für eine mögliche Gruppenbildung eignen könnten. Denkbar wäre etwa eine Gruppierung nach Sachgebieten eventuell mit Untergruppen (Warentaxen; Gebührentaxen; Lohntaxen etc.) oder nach Geltungsdauer z.B. mit fester Laufzeit

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schaftswissenschaft (HdWW), zugleich Neuauflage des Handwörterbuchs der Sozialwissenschaften, 6. Bd., Stuttgart u.a. 1980, S.202–207, hier: S. 204. Ebd.

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(Tag, Woche, Monat, Jahr) oder mit unbestimmter Laufzeit (Neufestsetzungen in Abhängigkeit von grundlegenden Marktveränderungen). Auch eine Unterscheidung nach bestimmten Anlässen – etwa Zahlungsterminen für Steuern, Abgaben oder ähnliches – wäre denkbar. Ebenso könnte nach ökonomischen und/oder sozialen Zielsetzungen unterschieden werden (Absicherung des Lebensstandards, Existenzsicherung, Gewährleistung von bestimmten Qualitätsniveaus, Gewinnsicherung usw.) oder es könnte auf den Umfang der gebietsmäßigen Zuständigkeit der Taxen (Reich, Territorien, Regionen, Städte etc.) abgehoben werden. Für alle hier genannten Kriterien bzw. für durch sie gekennzeichnete Taxenarten gibt es in der historischen Realität reichlich Beispiele. Welche davon im Einzelfall für Untersuchungen benutzt werden, hängt sicherlich eng mit dem jeweiligen Forschungsansatz zusammen. Aber gleich wie dieser auch aussehen mag, es besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass es bei dem Versuch, mit Hilfe dieser formalen Kriterien zu einer Einteilung zu kommen, eine Vermischung bzw. Überschneidung der gewählten Kennzeichen in Kauf genommen werden muss: Waren-, wie Gebühren- und Lohntaxen waren in ihrer Gültigkeit beispielsweise nicht nur auf bestimmte Gebiete, sondern nicht selten auch auf unterschiedliche Zeiträume oder Termine zugeschnitten. Unter diesen Voraussetzungen würde eine eindeutige Einteilung zwangsläufig sehr kleinteilig, kompliziert und damit kaum vernünftig verwendbar sein. Wichtige vorindustrielle Taxen Arzneitaxen Assekuranztaxen Bergwarentaxen Biertaxen Botentaxen Brottaxen Eisentaxen Fischtaxen Fleischtaxen Frachttaxen

Handwerkstaxen Holztaxen Hurentaxen Kammertaxen Korntaxen Lohntaxen Markttaxen Martinitaxen Mehltaxen Polizeitaxen

Posttaxen Sporteltaxen Stempelpapiertaxen Steuertaxen Viehtaxen Waldtaxen Weintaxen Wildtaxen Wirtshaustaxen

Bei allen Taxen aber stellt sich immer die Frage nach der Wirksamkeit der obrigkeitlichen Preisfestsetzung, also nach ihrer Durchsetzbarkeit im Spiel der Marktkräfte. Denn insoweit ist Mises durchaus zuzustimmen, wenn er schreibt:9 „Die Lehre von den Preistaxen hat zu untersuchen, welche Wirkungen die obrigkeitlichen Eingriffe in die Preisgestaltung des Marktes in einer auf dem Sondereigentum an den Produktionsmitteln beruhenden Gesellschaftsordnung auslösen.“ Dafür aber sind nicht formale Kriterien oder der Hinweis auf irgendwelche nicht präzise definierbaren Preishöhen ausschlaggebend, sondern die Ausgestaltung der jeweiligen Vorschrift. Taxen sind Instrumente der Preispolitik, die auf qualitativ 9

MISES, Artikel Preistaxen, S. 1056.

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sehr unterschiedlichen Güter- und Leistungsmärkten zum Einsatz kommen und sich dort im Sinne der jeweiligen Zielsetzung bewähren sollen. Sie müssen deshalb, ganz allgemein gesagt, mit Elementen ausgestattet sein, welche die Gegebenheiten auf dem jeweiligen Waren- oder Dienstleistungsmarkt in ausreichendem Maße berücksichtigen, ohne dabei das gewünschte Ergebnis, die Durchsetzung eines bestimmten Preises, aus dem Auge zu verlieren. Das aber bedeutet, dass nicht der Preis als solcher entscheidend für die Einteilung der Taxen sein kann, sondern deren Fähigkeit, auf Marktsituationen und deren mögliche Veränderungen der Zielsetzung entsprechend angemessen zu reagieren. Die heutigen Wirtschaftswissenschaften unterscheiden zwischen kurz- und langfristigen Wirkungen preispolitischer Maßnahmen, und für obrigkeitliche Preisregulierungen der Vergangenheit wie der Gegenwart ist in der Regel typisch, dass sie unter den vorstehend angedeuteten Voraussetzungen kurzfristig Wirkungen haben, die gewollt sind, langfristig jedoch unter Umständen ungewollte Ergebnisse zeitigen. Letzteres ist dann auf eine Störung jener grundlegenden, letztlich auch in der vorindustriellen Zeit gültigen Funktionen zurückzuführen, die Woll wie folgt beschreibt:10 „Auf von staatlichen Preisregulierungen freien Konsumgüter- und Produktionsfaktormärkten werden somit die Kauf- und Verkaufserwartungen abgestimmt (Knappheitsfunktion), das insgesamt erzielte Einkommen verteilt (Verteilungsfunktion), die Produkte sowie Produktionsfaktoren gemäß den Konsumentenwünschen eingesetzt (Allokationsfunktion) und eine Aufteilung zwischen gegenwärtigem und zukünftigem Konsum vorgenommen (Zeitpräferenzfunktion).“

Der Versuch einer Obrigkeit, Preisfestsetzungen auf Dauer ohne Rücksicht auf diese Funktionen durchsetzen zu wollen, muss letztlich scheitern, darauf hat bereits Anfang des 19. Jahrhunderts Johann Paul Harl in Hinblick auf zu niedrig festgesetzte Taxpreise aus der alltäglichen Erfahrung heraus auf seine Weise hingewiesen:11 „Wenn der durch Taxen herabgesetzte Preis irgend einer Waare nicht mehr die Hervorbringungskosten derselben nebst dem üblichen Profit erstattet: so wird die Waare nicht mehr auf den Markt geliefert; denn man baut die Früchte nicht mehr, die kein freies Eigenthum sind oder die man mit Schaden bauen muß.“

Hier entsteht – langfristig gesehen – ein Zwang zur Anhebung der Taxpreise, wenn auf Seiten der preisregulierenden Obrigkeit ein Interesse am Fortbestehen des Angebots vorhanden ist. Ähnliches gilt umgekehrt auch für den Fall zu hoch angesetzter Preise. Die davon betroffenen Waren oder Leistungen finden auf Dauer nur noch wenige oder gar keine Abnehmer mehr.12 Dies wirkt sich negativ auf das der Preis10 WOLL, Art. „Preise III“, S. 205. 11 Johann Paul HARL, Vollständiges Handbuch der Staatswirthschafts= und Finanzwissenschaft ihrer Hülfsquellen und Geschichte mit vorzüglicher Rücksicht sowohl auf die älteste als auch auf die neueste Gesetzgebung und Literatur, Erlangen 1811, S. 281. 12 Inwieweit hiervon sogenannte inferiore Güter nicht betroffen sind, hängt eng mit dem zu ihrem Kauf im Einzelfall verfügbaren Einkommen zusammen. Unterhalb gewisser Einkommensschwellen verliert z.B. auch Brot in der vorindustriellen Zeit seinen Charakter als inferiores Gut. Vgl. dazu: Hans-Jürgen GERHARD, Quantitative und qualitative Aspekte von Handwerkereinkommen in nordwestdeutschen Städten von der Mitte des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhun-

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bindung unterworfene Angebot aus: Es bilden sich auf lange Sicht Überkapazitäten, die aus ökonomischen Gründen abgebaut werden müssen, ein Prozess, der durch eventuell einsetzende Substitutionsprozesse erheblich beschleunigt werden kann. In beiden Fällen erfolgt durch eine fehlerhafte Preisfestsetzung eine Veränderung der Knappheitsrelationen, die langfristig nicht ohne Wirkung auf die Allokationsund die Verteilungsfunktion bleiben kann. Aus dieser Erkenntnis resultiert aus heutiger Sicht ein auf allen Märkten gültiger maximaler Spielraum zwischen den jeweils ökonomisch gegebenen Preisober- und Preisuntergrenzen, innerhalb dessen sich eine langfristig erfolgversprechende Politik der Preisbindung bewegen muss.13 Nun gab es, wie gesagt, in der vorindustriellen Zeit – ebenso wie heute – qualitativ sehr unterschiedlich ausgestaltete Güter- und Leistungsmärkte, eine Erkenntnis, die bereits in dem um die Mitte des 18. Jahrhunderts erschienenen Universallexikon des Johann Heinrich Zedler wie folgt zum Ausdruck kommt:14 „In dem bürgerlichen Stande, oder in der Republic sind die Sachen, damit man handelt, nicht von einerley Art. Etliche sind so beschaffen, daß ihr Preiß von der Obrigkeit kann bestimmet werden, weswegen man in wohlbestellten Republiquen und Städten Tax-Ordnungen hat, worinnen z.E. verordnet, wie hoch das Brod, Fleisch, Bier u. d. gl. soll verkauffet werden. Andere Dinge hingegen sind von solchen Umständen, daß ihr Preiß von der Obrigkeit nicht wohl kann gesetzet werden, z. E. wenn Seiten-Waaren, Bücher, u. d. gl. verkaufft werden …“ .

Diese Unterschiede lagen nicht nur in der Ware selbst oder in den Marktstrukturen,15 sondern vor allem auch im Ausmaß und der Abfolge der auf dem jeweiligen Markt möglichen Veränderungen. Diese konnten zum einen nur hin und wieder nach Phasen andauernder Konstanz eintreten, zum anderen aber sich auch in rascher Folge unter heftigen Schwankungen und ungleichen Ausschlägen vollziehen. Im jeweils gegebenen Zusammenhang spielten hierbei – von Fall zu Fall durchaus unterschiedliche – Preisbildungsfaktoren wie etwa qualitative Veränderungen der betreffenden Güter oder des Güterspektrums, Wandlungen in dem Umfang oder in der Struktur der Kosten, Neufestsetzungen bei Maßen und Gewichten oder Varianten bei Rechnungsmodalitäten und den zu verwendenden Zahlungsmitteln als auslösende Elemente eine entscheidende Rolle.16 Wesentlichen Einfluss konnten bisweilen auch unvorhersehbar eintretende externe Faktoren wie witterungsbedingte

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derts, in: W. CONZE / U. ENGELHARDT (Hrsg.), Handwerkerschaft und Industrialisierung, Stuttgart 1984, S.51–77, hier: S. 71. In der Praxis bisweilen zu beobachtende Versuche, durch bewusst ‚fehlerhafte‘ Preissetzungen eine Umlenkung der Produktionsfaktoren oder des Konsums zu erreichen, stellen von der Zielsetzung her einen gänzlich anderen wirtschaftspolitischen Ansatz dar als die hier behandelten Taxen. Johann Heinrich ZEDLER, Großes vollständiges Universallexikon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 55, Leipzig 1748, Sp. 570–581, hier: Sp. 574. Auf die Fragen einer Marktstrukturanalyse kann hier nicht detailliert eingegangen werden. Ein gutes Beispiel für die vorindustrielle Zeit liefert Jenny MEX, Der kurhannoversche Eisenhüttenverbund und sein Markt (1765–1806), Bochum 2002, S. 191–207. Zu den Faktoren der Preisbildung siehe Hans-Jürgen GERHARD, Frühneuzeitliche Preisgeschichte. Historische Ansätze und Methoden, in: Eckart Schremmer (Hrsg.), Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Gegenstand und Methode, Stuttgart 1998, S.73–87, hier insbesondere S.

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Missernten, Naturkatastrophen oder kriegerische Verwicklungen auf die Marktabläufe gewinnen. Wollte also eine Obrigkeit der vorindustriellen Zeit eine Preisfestsetzung mit einiger Aussicht auf Erfolg in Hinblick auf eine gewünschte ökonomische oder soziale Zielsetzung vornehmen, so musste sie dabei nicht nur die vorstehend beschriebenen Ober- und Untergrenzen versuchen einzuschätzen und einzuhalten, sondern sie musste die Taxe für den Fall sich bekanntermaßen rasch ändernder Preisbildungsfaktoren mit einem Zusatzinstrumentarium versehen, das es ermöglichte, darauf zu reagieren, ohne gezwungen zu sein, ständig von neuem in dichter Folge daran angepasste Preisvorschriften zu erlassen. Sie musste unter diesen Voraussetzungen mit anderen Worten auf Erfahrungswerte zurückgreifen und die Taxe mit flexiblen Elementen ausstatten, die eine rasche und direkte Reaktion auf die zu berücksichtigenden Veränderungen ermöglichten. Auf Märkten mit einer mittel- oder gar langfristig gegebenen weitgehenden oder gar vollständigen Konstanz konnte dagegen von einer solchen Ausgestaltung der Vorschriften Abstand genommen werden. Sie war zur Erreichung der gesetzten Ziele nicht nur unnötig, sondern hätte möglicherweise in dieser Hinsicht sogar zu falschen Ergebnissen führen können, da weder Art noch Zeitpunkt einer eventuell eintretenden Änderung bekannt sein konnten. So gesehen kann der Weg zu einer historisch sinnvollen, eindeutigen und für die preisgeschichtliche Forschung verwendbaren generellen Einteilung vorindustrieller Taxen nur entsprechend ihrer Wirkungsweise und unter Verzicht auf rein formale Kriterien zu einem akzeptablen Ergebnis führen. Bei der Antwort auf die Frage nach dem Erfolg oder Misserfolg bestimmte Taxenarten sind nicht nur diese selbst, sondern auch die in den Sekundärquellen, in der zeitgenössischen Literatur, zu findenden Aussagen zu berücksichtigen. ‚FLEXIBLE TAXEN‘ UND ‚STARRE TAXEN‘ DER VORINDUSTRIELLEN ZEIT Nun ist es unmöglich, die ungezählten Taxenarten oder auch nur aus allen entnommene Beispiele im Detail zu behandeln. So wird im Folgenden nur auf besonders charakteristische und häufig auftretende Formen solcher Preissetzungen eingegangen, anhand derer sich die wichtigsten Elemente der Flexibilität bzw. die Hintergründe einer zu beobachtenden Konstanz darlegen lassen. Die hierbei angesprochenen Fakten basieren auf Erfahrungen und Erkenntnissen, die im Rahmen preishistorischer Forschungen in mehr als drei Jahrzehnten gewonnen wurden und in etlichen Publikationen ihren Niederschlag gefunden haben. Für den vorliegenden Aufsatz konnte so teilweise auf Textpassagen zurückgegriffen werden, die den Einleitungen und Erläuterungen früherer Veröffentlichungen entnommen wurden, in denen ausführlichere Darstellungen zu Teilen der vorliegenden Problematik, zur 76–84 sowie noch detaillierter: GERHARD / ENGEL, Preisgeschichte der vorindustriellen Zeit, S. 55–64.

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Ausgestaltung bestimmter Taxenarten und zu dafür gegebenen Beispielen, enthalten sind.17 Beispiele flexibel gestalteter Taxen Die häufigsten, ältesten und wohl auch bekanntesten flexibel gestalteten Taxen bilden zum einen Preisvorschriften im Bereich der Nahrungsmittel und Getränke, zum anderen die Festsetzungen von Löhnen bzw. Lohnsätzen. Ansatzpunkte und Methoden sowie das Ausmaß ihrer Marktorientierung waren dabei durchaus unterschiedlich. Viele Taxen waren – überspitzt gesagt – weniger preisbeeinflussend als vielmehr preisbeeinflusst. Sie lösten weniger eine Marktveränderung aus, als dass sie auf eine solche – im Bereich der Preisbildungsfaktoren liegende – mit Veränderungen bei den davon betroffenen Produktpreisen reagierten. So waren nahezu alle Brot- und Biertaxen unmittelbar mit der Entwicklung der Getreidepreise gekoppelt und in den Preisvorgaben jeweils auf in der Qualität genau spezifizierte Produkte ausgerichtet. Dabei war den Brotsorten in der Regel ein fester Preis zugeordnet, und die Anpassung erfolgte über eine Zu- oder Abnahme des Gewichtes. Diese Veränderungen konnten – wie bei der in den Lippischen Intelligenzblättern am 26. August 1780 veröffentlichten Taxe – für jeden denkbaren Roggen- oder Weizenpreis vorgegeben und bekannt sein oder wie in Hannover das gesamte 18. Jahrhundert hindurch die den herrschenden Getreidepreisen entsprechenden Gewichte monatlich veröffentlicht werden. In welchem Umfang Getreidepreise über einen längeren Zeitraum hin steigen oder fallen konnten, wird unter anderem aus einem „Verzeichniß der verschiedenen Preiße, so die Früchte in den Jahren 1598. bis 1655. einschließlich gegolten, und wornach zu Cassel denen Bäckern das Brodt zu backen gesetzet worden“ deutlich. Bei Roggen bewegen sich die Angaben in guten Reichstalern zwischen 1 Rtl. 24 Albus (1605) und 5 Rtl. 24 Albus (1641) und bei Weizen zwischen 2 Rtl. 24 Albus (1607) und 7 Rtl. (1637).18 Die in den Jahren der Kipper- und Wipperzeit 1621 bis 1623 in Mindermünze notierten extremen nominellen, d.h. nicht dem Edelmetallgehalt entsprechenden Preishöhen wurden von den Verfassern dieses Verzeichnisses bewusst weggelassen, da sie zu Fehleinschätzungen hinsichtlich der tatsächlichen Bewegungen der Marktpreise hätten Anlass geben können.19 17 Hans-Jürgen GERHARD, Löhne im vor- und frühindustriellen Deutschland. Materialien zur Entwicklung von Lohnsätzen von der Mitte des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, Göttingen 1984; ders./ Karl Heinrich KAUFHOLD, Preise im vor- und frühindustriellen Deutschland. Grundnahrungsmittel, Göttingen 1990; ders./ Karl Heinrich KAUFHOLD, Preise im vor- und frühindustriellen Deutschland. Nahrungsmittel – Getränke – Gewürze, Rohstoffe und Gewerbeprodukte, Stuttgart 2001. 18 Das genannte Verzeichnis ist ohne präzise Datumsangabe enthalten in: Sammlung Fürstlich Hessischer Landes=Ordnungen und Ausschreiben nebst dahin gehörigen Erläuterungs= und anderen Rescripten, Resolutionen, Abschieden, gemeinen Bescheiden und dergleichen, Zweyter Theil, Cassel 1770, S. 235–238. Im Weiteren zitiert als Hessische Landes=Ordnungen (Privatbesitz). 19 Vgl. hierzu und zu ähnlichen Phänomenen: Hans-Jürgen GERHARD, Ursachen und Folgen der

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Beim Bier dagegen änderten sich die Preise festgelegter Fass-, Kessel- oder Kannengrößen der verschiedenen Biersorten in Anpassung an die Getreidepreise überwiegend schrittweise. Dies geschah entweder regelmäßig von Monat zu Monat oder nach der Abfolge der in den städtischen Brauhäusern vorgenommenen Gebraue, die in vielen Fällen Tausende von Litern umfassten. So lag in Göttingen 1690 zum Beispiel die Größe des aus vier Losen bestehenden Gebraues bei mehr als 10.000 Litern.20 Die einem Braulos entsprechende Menge diente dabei nur zum kleinen Teil zur Versorgung der Familie des Brauberechtigten, des Inhabers eines „Brauhauses“ und damit eines Loses, der weitaus größere Teil wurde über die Krüge (Gaststätten) verkauft und stellte in der Regel einen nicht unbeträchtlichen Einkommensbestandteil dar.21 Die Preisvorschriften für die Brot- und Biertaxen basierten auf Kostenüberlegungen und führten über einen amtlich gebilligten Gewinnzuschlag zum verkündeten Taxwert. In die Kostenrechnungen für Bäckerwaren gingen dabei allerdings nicht nur die Getreidepreise als Faktoren ein, sondern daneben auch Löhne, Kosten für Geräte, Feuerung und Licht sowie für Zusatzstoffe wie Zucker, Fett und Gewürze. Auf ähnlichen Berechnungsgrundlagen basierten auch die Biertaxen, die neben den erwähnten Kostenfaktoren auch noch diejenigen für die Fässer sowie für die Zusatzstoffe Hopfen und Malz berücksichtigten. Die Getreidepreise blieben dabei allerdings nur solange das allein ausschlaggebende flexible Element der Brot- und Biertaxen, wie sich die Preise der anderen wichtigen Kostengrößen nicht wesentlich änderten.22

Wandlungen im Währungssystem des Deutschen Reiches 1500–1625. Eine Studie zu den Hintergründen der sogenannten Preisrevolution, in: Eckart SCHREMMER (Hrsg.), Geld und Währung vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Stuttgart 1993, S. 69–84, hier insbesondere S. 75–79. 20 Vgl. dazu ders., Grundzüge der Verfassung, Verwaltung und Wirtschaft Göttingens 1650–1866, in: E. BÖHME / R. VIERHAUS (Hrsg.), Göttingen – Geschichte einer Universitätsstadt, Bd. 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Anschluss an Preußen – Der Wiederaufstieg als Universitätsstadt (1648–1866), Göttingen 2002, S. 256–340, hier: S. 317. 21 Auf die doppeldeutige Bezeichnung ‚Brauhaus‘ – das eine Mal als Haus, auf dem ein Braurecht ruhte (in Göttingen in der frühen Neuzeit mehrere Hundert), zum anderen aber als das Haus, in dem tatsächlich gebraut wurde (in Göttingen zumeist nur eines, höchstens aber drei) – dürfte die für viele Orte überlieferte Fama zurückgehen, dass jeder Inhaber einer Braugerechtsame im eigenen Haus gebraut hat und dafür der Braukessel ständig hin und her transportiert werden musste. Dies hätte sich nicht nur wegen der enormen Transportprobleme, sondern allein schon wegen der für den Brauvorgang dann überall notwendigen großen Feuerstellen und der damit verbundenen Feuergefahr von selbst verboten. 22 Die im Text eingefügten Abbildungen sind digitale Abnahmen von Filmen bzw. Kopien, die Bestandteil der Währungs- und Wirtschaftshistorischen Sammlungen des Historischen Seminars der Universität Leipzig sind. Hinweise zu den Ursprungsarchiven sind jeweils in den Fußnoten aufgeführt.

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Entsprechende grundlegende Neuformulierungen solcher Taxen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren dann häufig auf einen starken Anstieg der Preise für Feuerungsholz zurückzuführen – so geschehen z.B. im August 1765 in Göttingen.23 Andere denkbare Anlässe zur Überarbeitung solcher Taxen konnten beispielsweise auch aus einer Erweiterung des Angebots resultieren wie etwa in Hannover. Dort umfasste die Taxe 1707 17 verschiedene Brotarten (s. Abb. 1)24, 1759 und 1765 wurde dann zwischen 25 Sorten unterschieden (s. Abb. 2)25. Völlige Neufassungen aller Taxen konnten aber auch auf die Veränderung eines der wichtigsten Preisbildungsfaktoren zurückzuführen sein: auf eine Neugestaltung der Währungsverhältnisse. So wurde z.B. in einer Bekanntmachung der Fürstlich Lippischen Regierung vom 8.12.1846 darauf hingewiesen, dass mit Beginn des folgenden Jahres alle Brotpreise neu festgesetzt würden, weil zu diesem Zeitpunkt die Währung des Deutschen Zollvereins eingeführt würde.26 Eine besondere Stellung unter den Nahrungsmitteltaxen nahmen die Preisfestsetzungen für Fleischwaren ein, wie schon in der auf Johann Georg Kruenitz zurückgehenden Enzyklopädie dargelegt worden ist:27 „Die Fleischtaxen sind von jeher diejenigen gewesen, welche der Obrigkeit am meisten zu schaffen gemacht haben, und gewiß auch da noch machen, wo Taxen der nothwendigen Lebensmittel im Gebrauche sind. Akademien haben Preise über die Frage ausgesetzt: Wie können die Fleischtaxen in Städten am sichersten bestimmt werden? oder: durch welche Verfügungen kann der billigste Preis des Fleisches bewirkt werden?“

In dem genannten Nachschlagewerk sind den hinter dieser Tatsache stehenden Problemen nicht weniger als zwanzig Seiten Ausführungen gewidmet, in denen nicht nur darauf hingewiesen wird, dass jede Gattung Fleisch ihre eigene Taxe und deren häufige Abänderungen aus den verschiedensten Gründen erforderte, sondern auch darauf, dass hierbei der Gesundheitszustand des Viehs eine wichtige Rolle spielte:28 „Taxen … werden bei dem Bäcker und Brauer nach der Erndte des Getreides, oder nach den Marktpreisen desselben regulirt, und bei den Schlächtern nach dem Gesundheitszustande des Viehes; denn bei starkem Viehsterben, Seuchen unter dem Viehe, wo die Preise des gesunden Viehes im Einkaufe steigen, ändert sich auch die Taxe.“

Die Qualität hatte also ebenso wie die Menge Auswirkungen auf die Einkaufspreise von Vieh und damit auf die Höhe der festzusetzenden Fleischpreise.

23 Hans-Jürgen GERHARD, Diensteinkommen der Göttinger Officianten 1750–1850, Göttingen 1978, S. 315. 24 HStA Hannover, Hann 93 – 44 Hannover Nr. 51. 25 HStA Hannover, Hannoversche Anzeigen Ausgabe vom 7. Januar 1765. 26 Fürstlich Lippisches Regierungs- und Anzeige-Blatt No.51. 1846. 27 Johann Georg KRUENITZ, Oekonomische Encyklopaedie, oder allgemeines System der StaatsStadt- Haus- u. Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung, Bd. 181, 1843. S. 380–428, hier: S. 386. 28 Ebd., S. 380.

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Abb. 2 Auf die hiermit nur ganz knapp angedeuteten Schwierigkeiten reagierten die einzelnen städtischen Behörden recht unterschiedlich. In Göttingen wurden beispielsweise an jedem Markttag von den zuständigen Ratsherren und Marktmeistern früh-

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morgens am Fleischscharren, dem einzig zugelassenen, 1733 im Rahmen der Universitätsgründung eingerichteten Verkaufsort für Fleisch,29 die geschlachteten Tiere in Augenschein genommen, gewogen und nur für diesen einen Tag zunächst gültige Preise der jeweils angebotenen Fleischarten und Qualitäten festgesetzt. Bisweilen wurden diese Preisansetzungen gegen Mittag nach unten korrigiert, wenn Fleisch übrig zu bleiben und damit dem Verderb anheim zu fallen drohte. In Duderstadt dagegen basierte die wöchentliche Fleischtaxe auf den einzelnen Viehpreisen. Von diesen wurden marktübliche Erträge, d.h. gewichtsmäßige und preisliche Durchschnittsgrößen, für Haut, Talg, Innereien etc. abgezogen und der Rest durch das verbleibende Gewicht geteilt. Auf den sich daraus ergebenden Grundpreis pro Pfund Fleisch wurde dann noch eine Gewinnspanne für die Schlachter aufgeschlagen. Denselben Ansatz wählte die Stadtverwaltung in Clausthal im Oberharz, wie sich den im dortige Stadtarchiv liegenden „Victualien=Taxen“ entnehmen lässt. In Braunschweig ging man wieder einen anderen Weg: Hier wurden ab 1747 die Preise für die verschiedenen Fleisch- und hier auch Wurstsorten immer einen Monat im Voraus festgeschrieben und in den ,Braunschweigischen Anzeigen‘ veröffentlicht. Grundlage für diese sehr differenzierte Taxe bildeten Gewichtsklassen oder die Qualität der jeweiligen Tierarten: Je schwerer ein Rind, Kalb oder Hammel war, umso höher war der Preis für das von ihm stammende Fleisch. Bei Schweinen erzielte dasjenige Fleisch den höchsten Preis, das von mit Korn gemästeten Tieren stammte (s. Abb. 3).30 Sehr ähnlich war auch die monatliche Fleischtaxe in Hannover gestaltet. Auch sie ging bei Rind und Kalb von Gewichtsklassen, bei Schwein und Hammel von der Qualität der Fütterung aus (s. Abb. 2). Eine andere Variante findet sich in der herzoglichen Residenzstadt Wolfenbüttel. Die dort gewählte Lösung stellte quasi eine Kombination der Göttingischen und der Braunschweigischen dar: Man verwendete ein gedrucktes Taxenformular, das entsprechend der in der Nachbarstadt Braunschweig gebräuchlichen Gewichtsklassen eingeteilt war, trug dann aber in diese handschriftlich je Markttag die tatsächlich angelieferten Fleischwaren mit dem jeweils nach Augenschein festgelegten Preis ein. Alle vorgestellten Taxenbeispiele berücksichtigten bei ihrer Preisfestsetzung also zwar ähnliche, aber letztlich doch unterschiedliche flexible Elemente, um zu akzeptablen Lösungen zu kommen. Damit aber ist eine direkte Vergleichbarkeit von Fleischpreisen unterschiedlicher Orte nicht ohne Weiteres gegeben. Es gilt jeweils von Fall zu Fall, den Hintergrund der Preisfestsetzung zu prüfen. Denn auch in dieser Hinsicht ist, wenn auch im übertragenen Sinne, sicherlich bei allen Bemühungen der im Krünitz zu findenden Feststellung zuzustimmen:31 „Selbst bei den besten Absichten … bleibt das Geschäft der Fleischtaxirung immer etwas Unsicheres, weil neben gutem Willen auch Einsicht dazu gehört: das Regulativ auf jeden Fall anzuwenden, und noch mehr, es selbst zu entwerfen.“

29 GERHARD, Grundzüge, S. 275. 30 StA Wolfenbüttel, 34 N XV Nr. 152 III. 31 KRUENITZ, Oekonomische Encyklopaedie, Bd. 181, S. 404.

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Abb. 3

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Ähnlich vielschichtig und kompliziert gestaltet sind im Hinblick auf die eingesetzten flexiblen Elemente auch zahlreiche gewerbliche Tagelohntaxen für alle im Freien beschäftigten Gesellen, Lehrlinge und Handlanger, ebenso auch für die weiblichen und männlichen ungelernten Arbeitskräfte, die sogenannten Tagelöhner. Allen gemeinsam war eine quasi automatische Lohnsatzanpassung an die Dauer der täglichen Arbeitszeit, die ihrerseits wiederum abhängig war von der Länge des lichten Tages. Dies hatte zumindest eine unterschiedliche Festsetzung von Sommerbzw. Winterlöhnen zur Folge, nicht selten auch noch eine solche für Übergangszeiten im Frühjahr und Herbst. Um den Unterschied in der im Laufe eines Jahres tatsächlich täglich zu absolvierenden Arbeitszeit nicht allzu groß werden zu lassen, wurden die im Sommer zugelassenen, oft recht ausgedehnten Pausen in den dunkleren Monaten gekürzt. Dies geschah von Ort zu Ort recht unterschiedlich und bisweilen so drastisch, dass die reine Arbeitszeit im Winter nur eine Stunde niedriger lag als im Sommer. Die Ausgangsüberlegung für die Gestaltung solcher Tagelohntaxen, die Bindung an die Dauer des lichten Tages, war zwar überall ähnlich, führte aber im Ergebnis hinsichtlich des Ausmaßes der reinen Arbeitszeit zu beträchtlichen Differenzen, die im Extremfall mehrere Stunden betragen konnten. Dies lag weniger in Anfang und Ende des Arbeitstages begründet, als vielmehr in den weit voneinander abweichenden Pausenregelungen.32 Dies macht den Vergleich von in Tagelohntaxen enthaltenen Lohnsätzen verschiedener Städte ohne die Klärung solcher Hintergründe sehr problematisch. Die Vergleichbarkeit wurde oft weiter vermindert durch von Ort zu Ort unterschiedliche Regelungen hinsichtlich der Bezahlung ungleicher Arbeitsqualitäten: Für besonders schmutzige, schwere oder gefährliche Tätigkeiten wurden fast überall Zuschläge zum normalen Tagelohn gewährt, bei sehr leichten Arbeiten erfolgten bisweilen auch Abzüge. Diese Änderungen wurden wohl überwiegend von Fall zu Fall ausgehandelt. In einigen Städten – so z.B. für die Tagelöhner in Kiel 1768 oder schon früher in der Marsch – waren entsprechende Regelungen aber auch in den Lohntaxen festgelegt (s. Abb. 4).33 Darüber hinaus existierten überall unterschiedliche Lohnsatzhöhen für die Bezahlung ungelernter Arbeitskräfte. Diese lagen für Frauen und Kinder in der Regel erheblich niedriger als für die männlichen Tagelöhner. Ein weiterer nicht selten gegebener Unterschied zwischen verschiedenen örtlichen Tagelohntaxen bestand in der Form und in dem Umfang, in dem eine tägliche Kost – eine Versorgung mit Essen und Getränken während der Arbeitszeit – bei der Lohnsatzfestlegung berücksichtigt wurde. Die Abzüge für eine derartige Versorgung beliefen sich in der Regel auf wenigstens die Hälfte des Lohnes. Zusätzlich gewährt wurde in anderen Taxarten nicht selten auch ein „Trinkgeld“, das eine geldliche Ablösung für ursprünglich in realer Form gelieferte Getränke – meist Bier oder Branntwein – darstellte.

32 Die Arbeit begann fast überall im Sommer um 5.00 Uhr, in den Übergangsmonaten um 6.00 Uhr und im Winter um 7.00 Uhr und endete entsprechend um 19.00, 18.00 bzw. 17.00 Uhr, die Pausen aber konnten zwischen anderthalb und vier Stunden betragen. Vgl. dazu im Detail: GERHARD, Löhne, S. 4f. 33 Siehe ebd., S. 8.

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Abb. 4 Da viele im Tagelohn Beschäftigte über nur sehr geringe Einkommen verfügten, erwies sich in Zeiten erheblicher Preissteigerungen – vor allem bei Lebensmitteln – ein finanzieller Ausgleich als notwendig, um die Arbeitskraft der davon am ärgsten Betroffenen zu erhalten. Dies geschah nicht selten in Form von vorübergehend festgelegten Zulagen, anderenorts aber war ein solcher Ausgleich von vornherein im Rahmen der Lohntaxe vorgesehen. So lässt sich beispielsweise eine direkten Bindung von Tagelohnsätzen an den Roggenpreis bereits im frühen 17. Jahrhundert für Dithmarschen und die Städte Glückstadt, Itzehoe und Wilster nachweisen. Hier-

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bei war in allen Fällen eine Änderung der Lohnsätze dann vorgesehen, wenn der Getreidepreis bestimmte Schwellen über- oder unterschritt. Auch wenn sich nicht immer eine solche Getreidepreisbindung der Tagelöhne über das Auffinden einer entsprechenden Taxe verifizieren lässt, so ist sie doch immer dann anzunehmen, wenn sich Kornpreise und Lohnsätze weitgehend parallel entwickelt haben, d.h. keine an sich zu vermutende Scherenbildung vorlag.34 Eine besondere Form der flexiblen Anpassung an die Getreidepreise enthielt die „Tag- und Arbeits-Lohn-Taxe“, die in Münster am 12. Januar 1764 von der Landesregierung erlassen wurde.35 Sie legte bei der Festsetzung der Lohnsätze die „domkapitularische Kappensaeth“ – auch als „Kappensaat-Taxe“ bezeichnet – zugrunde. Diese regelte alljährlich die Höhe aller um Martini fälligen, in Geld zu entrichtenden Abgaben und Zinsen entsprechend den um diese Zeit am Markt herrschenden Fruchtpreisen. Diese bis 1532 zurückzuverfolgende Regelung berücksichtigte die Tatsache, dass die ursprünglich zu leistenden Naturalgefälle von Fall zu Fall durch Geldzahlungen ersetzt und allmählich ganz durch diese abgelöst wurden. Die Notwendigkeit, für Zinsen, Steuern und Abgaben Geldbeträge zur Verfügung zu haben, führte dazu, dass von den Bauern um den genannten Termin herum ein großes Angebot an landwirtschaftlichen Produkten an den Markt gebracht wurde. Dies hatte wiederum zur Folge, dass die entsprechenden Preise in den vier bis sechs Wochen um Martini nicht selten auf den niedrigsten Stand des Jahres fielen.36 Dieses Faktum wirkte sich seinerseits dann negativ auf die verschiedenen jahreszeitlichen Tagelohnsätze des folgenden Rechnungsjahres aus: Es hielt die Sätze überwiegend auf einem besonders niedrigen Stand. Bei der Münsterschen Tagelohntaxe lag also, wenn man so will, eine eingeschränkte, auf eine sich in einem bestimmten Rhythmus ändernde Voraussetzung ausgerichtete Flexibilität vor. Eine ähnliche Form einer möglichen, von einem bestimmten Ereignis abhängenden Preisvariation findet sich auch in einer ganzen Reihe von Apothekenordnungen bzw. Arzneitaxen. Von dieser mehr als elfhundert umfangreiche Preisvorschriften umfassenden Gruppe frühneuzeitlicher Verordnungen sind etliche auf die entsprechenden Entwicklungen im Rahmen bestimmter regelmäßig stattfindender Messen ausgerichtet.

34 Vgl. Hans-Jürgen GERHARD, Preise als wirtschaftshistorische Indikatoren. Wilhelm Abels preishistorische Untersuchungen aus heutiger Sicht, in: Markus A. DENZEL (Hrsg.), Wirtschaft – Politik – Geschichte. Beiträge zum Gedenkkolloquium anlässlich des 100. Geburtstages von Wilhelm Abel am 16. Oktober 2004 in Leipzig, Stuttgart 2004, S. 37–58, hier: S. 55. 35 StA Münster D 10 Sammlungen der Gesetze und Verordnungen 1532 – 1841. 36 Dieses vielerorts zu beobachtende Phänomen steht hinter der – trotz stichhaltiger Gegenbeweise – bis heute nicht aus der Welt zu schaffenden Behauptung etlicher Preishistoriker hinsichtlich der Existenz und Bedeutung von „Erntejahren“, die eine über das Jahr hin angeblich zu beobachtende gleichförmige Aufwärtsbewegung der Getreidepreise beginnend bei dem niedrigsten Wert nach der Ernte meinen feststellen zu können. Diese Behauptung wurde allerdings bereits Mitte des 18. Jahrhunderts durch Untersuchungen von Johann Friedrich Unger widerlegt. Vgl. GERHARD / KAUFHOLD, Preise, Nahrungsmittel – Getränke etc., S. 20–22.

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Abb. 5 So ist etwa in der Ansbacher Taxe des Markgrafen von Brandenburg aus dem Jahre 1609 folgender Passus enthalten:37 37 Apotecker Ordnung: Wie dieselbe hinführo / in deß Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten und Herrn / Herrn Joachim Ernsten / Marggrafen zu Brandenburg ec. Landt und Fürstenthumb / deß Burggraffthumbs zu Nürnberg / angestellet und gehalten werden soll. Gedruckt zu Onoltzbach / durch Paulum Böhem / Anno MDCIX, S. 72 (Privatbesitz). – In der entsprechenden

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Hans-Jürgen Gerhard „Sintemal aber folgende stück / alle Jar auff den Messen im Kauff gemeiniglich steigen und fallen, Als: (Es folgt eine Aufzählung von 38 davon am häufigsten betroffenen Arzneistoffen.) Soll der Apotecker / weil dißfallß nichts beständigs zuverordnen / schuldig seyn / jederzeit von den Materialisten, eine unterschriebene Verzeichnuß mitzubringen / in was Werth er eines und das ander erkaufft / Darnach alßdann alle dieselben stück von den bestellten Medicis unterschiedtlich / und in solchem valor Taxirt und geändert werden sollen / Damit ernanter Apotecker dessen Zukommen / und kein schaden leiden / Sondern einen zimblichen und billichen gewinn haben könne.“

Ganz ähnliche Passagen enthalten sowohl eine hessische Arzneimitteltaxe aus dem Jahre 1656,38 als auch diejenige, die von der hannoverschen Landesregierung 1690 für Göttingen erlassen wurde, mit dem einen Unterschied, dass hier die Einkaufspreise bestimmter Messen, nämlich der von Frankfurt am Main bzw. der von Braunschweig, zugrundegelegt werden mussten. Nebenbei aber wurde der Ratsapotheker in Göttingen auch angewiesen, „die bekandten Preyßcurrenten und Courszettul“ zu beachten und „mit denen Verlegern und andern außwärtigen Materialisten, Mäckelern und berühmten Apotheckern großer Handels Städte, fleißige correspondence“ zu pflegen. Die genannten gedruckten Unterlagen, Kuranten und Zettel, mussten ihm vom Rat der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt werden.39 Neben den eigentlichen Arzneimittelpreisen enthalten die Apothekertaxen im allgemeinen auch noch festgeschriebene Arbeitspreise für die Anfertigung von Salben, Pulvern, Tinkturen, Pillen, Pflastern usw. Handelt es sich gar um eine umfassende Medizinalordnung wie die „Hoch=Fürstliche Braunschweig=Wolffenbüttels che Medicinal-Ordnung nebst beygefügter Apothecker=Taxa“ (s. Abb. 5), so enthält diese häufig auch Vorschriften, die denjenigen der heutigen Gebührenordnung der Ärzte entsprechen (s. Abb. 6): Kosten, die von den zugelassenen Ärzten z.B. für Hausbesuche, die Ausstellung von Rezepten, Beratung und Untersuchung von Patienten und Fahrten zu Krankenbesuchen über Land berechnet werden durften. „Begüterte und wohl=vermögende Leute“ waren an diese Taxe nicht gebunden. Sie durften „ihrem Stande und Vermögen nach, den Medicum mit noch ansehnlicherer Verehrung, zu mehrerem Fleiß und Sorgfalt .. obligiren“. Zugleich aber waren die Ärzte allerdings auch gehalten, Arme „ohne Entgelt“ zu behandeln.40

Ansbacher Ordnung von 1714 hat sich die Zahl der in diesem Zusammenhang aufgeführten Arzneistoffe mit 74 nahezu verdoppelt. 38 Hessische Landes=Ordnungen, S.362–400, hier insbesondere S. 362. 39 Vgl. GERHARD, Grundzüge, S. 319. 40 Siehe dazu Hoch=Fürstliche Braunschweig=Wolffenbüttelsche Medicinal-Ordnung nebst beygefügter Apothecker=Taxa, Auf Hoch=Fürstliche Gnädigste Verordnung und Befehl publiciret / Anno MDCCXXI, Braunschweig, Bey Friedr. Wilhelm Meyer, Herzogl. Privileg. Buchdr., S. 8 (Privatbesitz).

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Ausgewählte Beispiele starrer Taxen War im Rahmen der Münsteraner Tagelohntaxe ebenso wie in bestimmten Bereichen der Medizinalordnungen41 und Apothekertaxen noch eine zeitlich gebundene, begrenzte Flexibilität gegeben, so gab es daneben eine große Schar von Preisvorschriften, die – wie die angesprochenen Vergütungen für bestimmte Tätigkeiten im Medizinalwesen – keinerlei Elemente enthielten, die von vornherein – d.h. ohne einen zusätzlichen Eingriff der zuständigen Behörden – eine Anpassungsmöglichkeit an von außen verursachte Veränderungen ermöglicht hätten. Diese als starr zu bezeichnenden Taxen regelten demnach die Preise für Sach- und Dienstleistungen jeweils für einen unbestimmten, von der Obrigkeit auch nicht vorhersehbaren Zeitraum. Eingriffe von dieser Seite erfolgten hier nur, wenn sich dafür eine zwingende Notwendigkeit ergab, sich mit anderen Worten grundlegende Voraussetzungen geändert hatten. Diese Veränderungen konnten, um nur einige Möglichkeiten anzudeuten, sowohl auf dem Markt des betreffenden Gutes selbst, als auch in den Kostenstrukturen oder den Produktionstechniken liegen. Vorherrschend unter diesen starren Taxen waren Vorschriften, die – allgemein gesprochen – ohne vorgegebenen Zeitrahmen eine Vergütung „pro Stück“ festlegten. Mit diesem zuletzt benutzten Terminus sind sowohl die für vielfältige Dienstleistungen im Einzelfall zu zahlenden Entgelte, als auch beispielsweise die Preise für von staatlicher Seite angebotene Güter oder festgeschriebene Stücklöhne für gewerbliche Produkte wie Möbel, Schuhe, Kleidungsstücke oder ähnliches angesprochen. Die größte Gruppe unter den starren Taxen bildeten in der Frühen Neuzeit die Vorläufer der uns auch aus der Gegenwart vertrauten vielfältigen Gebührenfestsetzungen staatlicher und kommunaler Behörden, zahlreicher halbstaatlicher oder sonstiger öffentlicher Institutionen und freien Berufe, die häufig im Rahmen sogenannter „Policey-Ordnungen“ erlassen wurden. Neben den bereits angesprochenen Vergütungsvorschriften für Ärzte gab es solche auch in Notariatsangelegenheiten sowie für viele Verwaltungstätigkeiten oder in Gerichtsverfahren. Ein eindrucksvolles Beispiel für in Justizverfahren anfallende Gebühren ist in der „Sportul=Ordnung für die Ober= und Unter=Beamten“ enthalten, die am 20. Juli 1655 für HessenKassel erlassen wurde. Sie umfasste – neben grundlegenden Richtlinien – 35 zum Teil noch untergliederte Vergütungspositionen.42 Auch für das Kurfürstentum Hannover existierten entsprechende gebietsübergreifende Gebührenordnungen, für die als Beispiel, zu dessen Einhaltung im 18. Jahrhundert immer wieder von den Landesbehörden aufgefordert wurde, die „Calenbergische Unter-Gerichts-Taxe“ genannt sein soll.43

41 Der Begriff „Ordnung“ umfasst in der vorindustriellen Zeit oft recht umfangreiche Regelwerke, in denen – wie in der hier angesprochenen Medizinal-Ordnung, aber auch in den im weiteren Verlauf der Abhandlung noch erwähnten Gebührenordnungen der unterschiedlichsten Art – die eigentlichen Preisfestsetzungen, die Taxen, nur einen Teilbereich darstellen. 42 Hessische Landes=Ordnungen, S. 237–239. 43 Vgl. GERHARD, Diensteinkommen, S. 51.

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Auch aus dem Publikumsverkehr standen den Officianten nahezu aller Behörden für fast jede Amtshandlung festgelegte Gebühren zu.44 Dieser Befund galt bis weit in das 19. Jahrhundert hinein, und da im Deutschen Reich überwiegend keine Trennung zwischen Justiz und Verwaltung bestand, damit also den Beteiligten aus den verschiedensten Bereichen Einkünfte zuflossen, machten diese im Publikumsverkehr pro Vorgang zu entrichtenden Gebühren nicht selten die wichtigsten Einkommensbestandteile der dabei mitwirkenden Beamten aus. Diese sogenannten Akzidenzien – ihrem Umfang pro Jahr nach unbestimmten, zufälligen Geldbeträge – wanderten direkt und ohne buchhalterisch erfasst zu werden in die Taschen der zuständigen Officianten und sind deshalb in den Quellen nur in Ausnahmefällen fassbar.45 Eine breite Palette von Gebühren verschiedenster Art finden sich auch in allen Bereichen des Verkehrswesens. So erließ etwa der Rat der Stadt Emden im September 1656 eine Ordnung, die nicht nur zum Ziel hatte, das Fuhrwesen bis in alle Einzelheiten neu zu organisieren, sondern sehr detailliert alle Beförderungstarife enthielt bis hin zu solchen für kleine und große Koffer und Satteltaschen sowie niedrigere Fahrpreise für Kinder unter zehn Jahren und Freifahrten für Schoßkinder und solche, „so an die Borst sint“.46 Ein anderes noch weit umfangreicheres Beispiel stellt die „Fürstliche Braunschweig=Lüneburgische revidirt- und erneuerte Post=Ordnung“ dar, die im Jahre 1682 erlassen und in Celle gedruckt wurde.47 Dieser Erlass regelte in 24 umfangreichen Paragraphen jede im Postverkehr denkbare Angelegenheit und enthält neben den im Personen- und Frachtverkehr fällig werdenden Gebühren auch eine „TAXA wornach die Briefe an und von den fürnehmsten und bekantesten Orthen Stückweiß oder nach Gewicht franciret und bezahlt werden müssen“. Diese Liste bezieht nicht nur zahlreiche deutsche Städte mit ein, sondern zum Beispiel auch Antwerpen, Krakau, Prag, Rom, Kopenhagen und Venedig. Andere interessante Beispiele aus dem Verkehrswesen bilden die „Hamburgische revidirte Krahn= und Pfünder=Ordnung vom Jahre 1736“ (s. Abb.7), die unter anderem Verladegebühren unterschiedlichster Art aufführt,48 sowie die Posttaxe des Bischofs von Paderborn vom 28. September 1769, die neben den Briefporti nach Gewicht und Entfernung differenzierte Frachtkosten enthält.49 Einen Sonderfall stellt die „Wege=Ordnung für die CHAUSÉE im Hochstift Essen“ aus dem Jahre 1790 dar, die unter der Bezeichnung „CHAUSÉE=Geld“ eine nach Karren, Wagen, Kutschen, Chaisen und Reitern differenzierte Straßenbenutzungsgebühr 44 Vgl. Ernst VON MEIER, Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680–1866, 1. Bd.: Verfassungsgeschichte, Leipzig 1898, S. 524f. 45 Vgl. GERHARD, Diensteinkommen, S. 49–54 sowie ders., Stadtverwaltung und städtisches Besoldungswesen von der Frühen Neuzeit bis zum 19. Jahrhundert. Strukturen – Zusammenhänge – Entwicklungen, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 70, 1983, S. 21–49, hier insbesondere S. 41–43. 46 StA Aurich Rep. 4 B IV e Nr. 54. 47 HStA Hannover Cal.Br. 23 Nr. 777. 48 StA Stade Dep 8 Abt HG F. 23–24 Nr. 3. 49 StA Münster Fstm. Paderborn Edikte Bd. 1.

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vorschrieb, die an Barrieren – Schlagbäumen – erhoben wurde, und daneben auch die Höhe von Strafgeldern festlegte, die unter anderem für jede Art der Beschädigung oder Verschmutzung der Chaussee zu entrichten waren (s.Abb. 8).50

Abb. 8 50 StA Münster Märkisches Wegeamt Nr. 4.

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Einen Vorgänger hatte diese Wegeordnung in Schleswig-Holstein in der „Taxa wornach die Fuhrleute und Reisende das Passage-Geld zwischen Kiel und Rothenhahn zu erlegen haben.“, die vom Schleswig-Holsteinischen „Commerce-Collegio“ am 18. November 1738 erlassen wurde (s. Abb 9).51 Weitere tariflich festgelegte Kosten entstanden im Personen- und Frachtverkehr nicht selten bei der Benutzung von Kanalschiffen oder Flussfähren, für den Aufenthalt in Rast- und Wirtshäusern, bei der Beschäftigung von Boten und Trägern sowie mancherorts sogar für die Inanspruchnahme von Liebesdiensten in Form sogenannter Hurentaxen. Bei der Ein-, Aus- oder Durchfuhr bestimmter Güter wurden Kosten in großem Umfang und festgeschriebener Höhe, aber auch durch eine Vielzahl von Zöllen verursacht.52 Die entsprechenden Vorschriften waren sehr unterschiedlich gestealtet. So sind in der am 24. April 1721 in Kiel erlassenen Taxe lediglich Fracht- und Holzzölle festgelegt (s.Abb. 10),53 während die hessische „Licent=Ordnung Vom 12. 22ten April 1647“ mehr als 350 zollpflichtige Waren erfasst.54 Auch die Einforderung bestimmter Steuersätze der vorindustriellen Zeit – wie etwa der Akzise oder der Kopf- und Häusersteuern – gehören der Form nach letztlich auch in den Bereich starrer Taxen, wenn auch als Entgelt für allerdings nicht genau spezifizierte Gegenleistungen kommunaler oder staatlicher Obrigkeiten. Im Bereich der öffentlichen Verwaltung finden sich noch weitere Formen starrer Taxen – so unter anderem in fürstlichen Unternehmen unterschiedlichster Art. Eindrucksvolle Beispiele dafür liefern nicht selten die in Montanregionen angesiedelten, auf Regalrechten basierten Betriebe wie Bergwerke und Hütten, aber auch landesherrliche Porzellan- oder Tuchmanufakturen. Ebenso boten staatliche Großhandelsunternehmen wie die Hannoversche und die Braunschweigische Berghandlung ihre Handelsgüter zu festgeschriebenen Preisen für bestimmte Mengen an. Diese Angebote erfuhren nur im Einzelfall – etwa bei plötzlichem Auftreten oder beim Wegfall starker ausländischer Konkurrenz – nach intensiven Beratungen und nicht selten erst nach Einholung von Gutachten preisliche Veränderungen.55 Im internen Lieferverkehr zwischen den verschiedenen Einzelbetrieben der hannoverschen Montanwirtschaft erfolgte die Verrechnung andererseits zu Preisen, die teilweise für viele Jahrzehnte unverändert geblieben sind. So wurden etwa die Produkte, welche die Berghandlung europaweit zu durchaus differenzierten Preisen absetzte, intern zu Preisen verrechnet, die 1711 festgelegt worden waren und bis

51 LA Schleswig Abt. 401 Gottorfer Verordnungen 1725–1738. 52 Vgl. dazu Hans-Jürgen GERHARD, Merkantilpolitische Handelshemmnisse (im territorialen Vergleich) am Beispiel eines territorial relativ einheitlichen Gebietes, in: Hans POHL (Hrsg.), Die Auswirkung von Zöllen und anderen Handelshemmnissen auf Wirtschaft und Gesellschaft vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Stuttgart 1987, S. 59–83, hier: S. 63. 53 LA Schleswig Abt. 401 Gottorfer Verordnungen 1711–1724. 54 Hessische Landes=Ordnungen, S. 127–135. Die doppelte Datumsangabe hängt mit der Kalenderreform zusammen. Vorübergehend wurden jeweils die Daten des alten und des neuen Kalenders genannt. 55 Vgl. Martin STÖBER, Die Hannoversche „Berghandlung“ im 18. und 19. Jahrhundert, in: HansJürgen GERHARD / Karl Heinz KAUFHOLD / Ekkehard WESTERMANN (Hrsg.), Europäische Montanregion Harz, Bochum 2001, S. 147–154.

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1836 ihre Gültigkeit behielten.56 Ähnliches galt auch für den 1686 als Basispreis für Eisenlieferungen der landeseigenen Hütten an die für die Versorgung der Berg-

Abb. 9 56 Vgl. dazu Hans-Jürgen GERHARD, Die hannoversche Bergwarenhandlung im 18. und frühen 19. Jahrhundert, in: Karl Heinrich KAUFHOLD (Hrsg.), Bergbau und Hüttenwesen im und am Harz, Hannover 21994, S. 38–55, hier: S. 40.

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werke mit Werkzeug und Gerät zuständige Bergfaktorei festgelegten Stabeisenpreis, der auch noch im Jahre 1799 bestand, während sich in derselben Zeit derjenige, der im Rahmen der Eisentaxe für den Verkauf von Stabeisen nach außerhalb des Harzes festgesetzt wurde, schrittweise mehr als verdoppelte.57 Die landesherrliche Preisvorschrift für Eisenwaren aller Art erfuhr übrigens – ausgelöst durch Veränderungen im Produktionsprozess – im Laufe der Zeit nicht nur eine weitgehende Differenzierung nach Waren und Qualitäten, sondern unterschied zunehmend auch nach im Groß- und Einzelhandel gültigen Abgabepreisen unter Einrechnung der Transportkosten bis zur Auslieferung ab Hütte oder Lager.58 Die gesamtwirtschaftlichen Großtaxen des 17. Jahrhunderts Weniger auf einzelne Wirtschaftsbereiche ausgerichtet, als vielmehr mit einer übergreifenden wirtschaftspolitischen Zielsetzung ausgestattet war eine Sonderform von Taxen, die nahezu ausschließlich im zeitlichen Umfeld des Dreißigjährigen Krieges entstanden ist. Die Ursachen für diese überdimensionalen Preisvorschriften hatten – bis auf eine Ausnahme (s.u.) – ihre Wurzel in gravierenden Währungsproblemen. Im Deutschen Reich herrschte fast die gesamte Frühe Neuzeit hindurch ein andauernder Edelmetallmangel,59 der sowohl für die Geldqualität und die Münzproduktion, als auch für die Silberproduzenten eine wichtige Rolle spielte.60 Dieser Mangel schlug in Form einer – zumeist verdeckt bei kleineren Münzen vorgenommenen – Erhöhung der Münzfüße61 auf die Währungen durch und erfasste darüber hinaus die Preisgestaltung in vielen Bereichen der Wirtschaft. Die hierbei überall im Reich zu verzeichnenden Preisanstiege waren dabei überwiegend lediglich nomineller Art, das heißt auf eine Geldverschlechterung mit inflatorischer Wirkung zurückzuführen. Entsprechende Erscheinungen62 bezogen sich, wie gesagt, fast ausschließlich auf eine Verschlechterung der Klein- und Scheidemünzen, während sich die Preise notiert in gutem Geld kaum einmal groß veränderten.63 Ihren Höhepunkt erreichten diese negativen Entwicklungen in der sogenannten Kipper- und Wipperzeit: In den Jahren 1620 bis 1623 veränderte sich das Verhältnis

57 Vgl. MEX, Der kurhannoversche Eisenhüttenverbund, S. 264f. 58 Zur Preispolitik des Verbundes insgesamt vgl. ebd., S. 263–285. 59 Vgl. Hans-Jürgen GERHARD, Ein schöner Garten ohne Zaun. Die währungspolitische Situation des Deutschen Reiches um 1600, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 81, 1994, S. 156–177, hier: S. 168–170. 60 Vgl. ders., Ursachen und Folgen, S. 80–84. 61 Ein Münzfuß gibt an, wie viele Stücke einer bestimmten Münze aus dem gültigen Münzgrundgewicht an Silber – zu dieser Zeit der Kölner Mark von ca. 233,4 Gramm – geschlagen werden durften. Eine Erhöhung des Fußes hatte also die Absenkung des Edelmetallgehaltes pro Münze zur Folge. 62 Vgl. zum Vorstehenden GERHARD, Ein schöner Garten ohne Zaun, S. 161. 63 Wenn es hierbei zu Veränderungen kam, waren diese nicht auf Einflüsse aus dem Geldwesen, sondern auf Wandlungen realer Größen wie etwa Ernteausfall oder Bevölkerungszahl zurückzuführen.

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zwischen guter, grober Silbermünze und dem Kleingeld, das um 1600 noch annähernd bei 1 zu 1 gelegen hatte, gebietsweise auf 1 zu 14 bis 15.64 Diese zuletzt galoppierende Inflation traf zunächst wegen der mangelhaften oder fehlenden Lohnanpassung die ärmeren Bevölkerungsschichten, schlug dann aber auch auf diejenigen zurück, welche die Prägung des miserablen Geldes überwiegend zu vertreten hatten: die Landesherren. Als die wertlosen Mindermünzen über Abgaben, Steuern und Gebühren in ihre Kassen zurückströmten, erwies sich auch für sie die Situation als nicht länger haltbar, und so beendeten die verschiedenen Territorialregierungen das Chaos durch groß angelegte Währungs- und Wirtschaftsreformen. „Unter den Heilversuchen, die auf der Höhe des Uebels … gemacht wurden, ist … am auffälligsten die große Menge obrigkeitlicher Zwangstaxen für alle wichtigeren Lebensbedürfnisse“, so Wilhelm Roscher in seiner Geschichte der National-Ökonomik.65 In der Einleitung einer der ersten dieser in den Jahren 1622/23 nach und nach in fast allen Territorien des Deutschen Reiches erscheinenden Verordnungen wird die doppelte Zielsetzung dieser speziellen Taxenart deutlich. Es heißt da unter anderem:66 „Gestalt wir dan … mit gutem reiffen Rath beliebet und dahin beschlossen / dass nun hinfüro der bißhero gemachter unterscheit zwischen Reichs= und gemeinen Zahlthalern / aus dem wege gereumbt und ein gantz oder Reichsthaler mehr nicht / alß vier und zwantzig gute Silber= oder Fürstengroschen … gelten / und darnach alle gesteigerte Wahren wieder gesetzt werden / und im Kauf fallen sollen. Damit man aber umb so viel besser dazu gelangen müge / So haben wir dero behueff hernachfolgende TaxOrdnung begreiffen und abfassen lassen.“

Diese vielschichtige Vorschrift des Braunschweiger Herzogs Friedrich Ulrich ist in 32 umfangreiche Unterpunkte gegliedert (s. Abb. 11). Sie enthält flexibel angelegte Regelungen wie die bereits genannten für Brot, Bier und Fleisch, aber auch ebensolche für andere Nahrungsmittel wie beispielsweise Butter, Käse, Fisch, Honig und Öl, deren Abgabepreise sich unter Einrechnung einer gewissen Gewinnspanne nach den Einkaufspreisen zu richten hatten. Für Obst und Gemüse oblag es den Marktmeistern, nach der jeweilig angebotenen Qualität gestaffelte Preise je Markttag festzusetzen, und für Brenn- und Bauholz wurden sehr differenziert Preisobergrenzen festgelegt, die von Fall zu Fall bei Mängeln auch unterschritten werden mussten. Daneben waren in dieser gemischten Großtaxe aber auch Preise und Arbeitslöhne für zahlreiche Berufe festgeschrieben – so etwa für Goldschmiede, Schnei64 Einem der Reichsmünzordnung gemäßen Reichstaler entsprachen z.B. um 1600 in den welfischen Territorien – wie vorgeschrieben – 24 gute Groschen zu 12 Pfennigen oder 36 Mariengroschen zu je 8 Pfennigen, also beide Male 288 Pfennige. Zum Zeitpunkt der Verordnung war deren dem Reichstaler gleichzusetzende Zahl auf weit mehr als 3.500 gestiegen. 65 Wilhelm ROSCHER, Geschichte der National=Oekonomik in Deutschland, München 1874, S. 172. 66 StA Wolfenbüttel 40 Slg / 1535. TAXOrdnung Des Durchleuchtigen/ und Hochgebornen Fürsten und Herrn / Herren Friedrich-Ulrichen / Hertzogen zu Braunschweigk und Lüneburgk / etc. … Publiciret und in offenem Druck außgeben am 21. Januarij Anno 1622. – Formulierungen wie die oben angeführten finden sich u.a. auch 1622 und 1623 in hessischen Großtaxen.

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der, Kannengießer, Schuhmacher, Buchhändler und Drucker sowie für Tischler, Glaser und verschiedene Schmiedeberufe. Fixiert waren auch die Stückpreise für Leinwand und Tuch gegliedert nach Größe und Qualität, während die Tagelohnsätze – ähnlich wie schon erwähnt – flexibel gestaltet waren. Die Vergütungen für Boten, Karrenführer und Kutscher waren dagegen gebührenähnlich vorgeschrieben und damit ebenso starr taxiert wie die Jahreslöhne für die Angehörigen des Gesindes, die neben Geldbeträgen zum Teil auch Sachleistungen wie Stiefel oder Tuch für Kleidung beinhalteten. Die in vielen Abschnitten dieser gesamtwirtschaftlichen Großtaxen gewählten Formulierungen machen eines ganz deutlich: Den Landesregierungen ging es vor allem darum, in den an sich schon durch den Krieg unsicheren Zeiten währungsund wirtschaftspolitische Stabilität zu erreichen. Dabei erwies es sich oft als äußerst schwierig, Preissteigerungen ganz zu vermeiden, die ihre Ursache in schwindenden Angeboten hatten, die in dieser Zeit häufig auf Kontributionen, Plünderungen, Brandschatzungen oder Missernten zurückzuführen waren. Dagegen erwiesen sich die Währungsverhältnisse als trotz des Krieges über etwa zwei Jahrzehnte hin sehr stabil.67 Die dann aber in den vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts – in der Endphase des Dreißigjährigen Krieges – erneut einsetzenden inflatorischen Entwicklungen waren letztlich wiederum auf den Mangel an Silber zurückzuführen, der vor allem Lan- desherrschaften ohne eigene Bergwerke angesichts steigender Silberpreise veranlasste, unterwertige Münzen zu prägen und mit diesen den Versuch zu machen, gute grobe Stücke aufzukaufen. Damit setzten auch die Klagen über das Eindringen minderwertiger Klein- und Scheidemünzen und das Verschleppen guten Geldes in den Silber produzierenden Territorien erneut ein. Gegen diese Erscheinungen gerichtete Edikte wurden bereits im März 1645 von Kursachsen und im April und Juli 1647 auch von den welfischen Herzögen erlassen. Ihnen folgten nach 1650 in den beiden sächsischen Reichskreisen eine Vielzahl ähnlicher Verordnungen, die aber alle ohne rechte Wirkung blieben.68 Parallel zu diesen Münzedikten wurde in etlichen Territorien noch einmal der Versuch unternommen, mit Hilfe gesamtwirtschaftlich ausgerichteter Großtaxen die drohenden Preissteigerungen in den Griff zu bekommen. Eines der umfangreichsten und differenziertesten Beispiele solcher Preisvorschriften bildet die von Herzog August von Braunschweig-Lüneburg am 29. November 1645 erlassene, in seiner Residenzstadt Wolfenbüttel gedruckte „Tax=Ordnung“. Sie umfasste auf annähernd einhundert Seiten neunundsiebzig zum Teil erheblich untergliederte Einzeltitel, die für nahezu jeden denkbaren Bereich der Landwirtschaft, des Gewerbes und Handels das preispolitische Vorgehen und für Hunderte von Waren die Einzelpreise festlegten.69 Vierzehn Monate vorher war bereits eine nicht ganz so umfangreiche Verordnung des genannten Herzogs erschienen, die durch Johan Bißmarck ebenfalls in 67 Vgl. GERHARD, Neue Erkenntnisse, S. 142 68 Vgl. ebd., S. 140–146. 69 StA Wolfenbüttel 40Slg / 2135.

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Wolfenbüttel gedruckt wurde.70 Sie wies im Gegensatz zu allen anderen bekannten Großtaxen keinen währungspolitischen, sondern einen rein naturalwirtschaftlichen Hintergrund auf, der eine gewisse Verwandtschaft mit den hinter den Brot- und Biertaxen stehenden Ideen aufwies. Sie wurde einleitend bezeichnet als „Tax=Ordnung / wornach biß zur publication einer anderweiten vollkommenen Taxt= und PoliceyOrdnung / nach dem jetzigen Kornkauff der allgemeine unendbehrliche Kauff und Verkauff angestellet werden solle.“ Die Verordnung legte die Preise für alle Getreidearten sowie für die Hülsenfrüchte und den Hopfen fest, „als nun billig nach dem Kornkauff der werth anderer Wahren reguliret wird.“ Begründet wurde diese Maßnahme – in heutigen Worten – mit dem Ziel, einen funktionierenden einvernehmlichen Stadt-Land-Handel zu schaffen und zu erhalten. Der Anlass für dieses Vorgehen dürfte in den enorm hohen Preisen der Jahre 1636 bis 1643 zu suchen sein.71 Die Preise gingen dann aber zurück und diese möglicherweise einzigartige Großtaxe wurde dann im folgenden Jahre 1645 durch die oben bereits erwähnte außer Kraft gesetzt. Ähnlich umfangreiche und stark untergliederte Großtaxen wie die herzoglich braunschweig-lüneburgische von 1645 erließen neben etlichen anderen Landesherren wiederum auch die Landgrafen von Hessen am 30. Juni 1645 und am 19. Dezember 1653.72 Aus all diesen am Ende des Dreißigjährigen Krieges herausgegebenen Preisvorschriften spricht immer wieder eine gewisse Inflationsangst, die angesichts der nur wenige Jahrzehnte zurückliegenden Kipper- und Wipperzeit durchaus verständlich erscheint und gewisse Ähnlichkeiten mit in Deutschland nach der großen Inflation von 1922/23 herrschenden Befürchtungen aufweist. Dass es trotz dieser Verordnungen in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert zu teilweise nicht unerheblichen Preissteigerungen gekommen ist – wenn auch nicht, wie häufig behauptet, zu einer zweiten Kipper- und Wipperzeit,73 – wirft die Frage auf, in welchem Umfang sich frühneuzeitliche Preisvorschriften generell als im Sinne der erlassenden Behörde erfolgreich erwiesen haben.

WERT ODER UNWERT VORINDUSTRIELLER TAXEN IM SPIEGEL DER QUELLEN Die Wirksamkeit behördlicher Verordnungen lässt sich an dem Ausmaß ablesen, in dem sie sich in Hinblick auf ihre intendierten Ziele unter den jeweils herrschenden Bedingungen in Wirtschaft und Gesellschaft durchsetzen lassen. Wie weit dies im Einzelfall in der Frühen Neuzeit gelungen ist, lässt sich in der historischen Perspektive zumeist nicht direkt messen, sondern nur an Hand bestimmter Kriterien ermit70 71 72 73

HstA Hannover Cal.Br. 23b Nr. 49. Vgl. GERHARD / KAUFHOLD, Preise. Grundnahrungsmittel, u.a. S. 137 und 198. Hessische Landes=Ordnungen, S. 88–117 bzw. 190–218. Vgl. dazu Hans-Jürgen GERHARD, Vom Leipziger Fuss zur Reichsgoldwährung. Der lange Weg zur „deutschen Währungsunion“ von 1871/76, in: Reiner CUNZ (Hrsg.): Währungsunionen. Beiträge zur Geschichte überregionaler Münz- und Geldpolitik, Hamburg 2002, S. 249–290, hier: S. 252–254.

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teln. Wichtige Hinweise in Hinblick auf die Wirksamkeit von Preistaxen liefert zum Beispiel das Vorhandensein oder Fehlen von schriftlichen Eingaben gegen deren Existenz oder ihren Inhalt, aber auch der mehr oder minder große Umfang marktpolizeilicher Kontrollen oder die Häufigkeit der sich in Strafverfahren niederschlagenden Verstöße gegen die Vorschriften. Ein weiteres wichtiges Indiz für die Einschätzung von Wert oder Unwert von Preisverordnungen der vorindustriellen Zeit bildet der Widerhall, den diese in den Sekundärquellen, in der zeitgenössischen Literatur, gefunden haben. Das Bild, das sich aus den in den Archiven liegenden Primärquellen und der Literatur ergibt, ist vielschichtig und im Zeitablauf – und nicht selten auch von Ort zu Ort und von Land zu Land – Wandlungen unterworfen. Erste Anfänge des Taxwesens im Deutschen Reich finden sich demnach im hohen Mittelalter: „Namentlich etwa seit dem 13. Jahrh., d.h. seit dem Beginn der Blüte der Städte begegnen wir obrigkeitlichen Preistaxen, die sich zunächst auf Lebensmittel beziehen, aber grundsätzlich nichts ausschließen und fortschreitend auf immer mehr Gegenstände ausgedehnt werden. . . . Diejenige Obrigkeit, welche die Taxen aufstellte, war in der hier in Betracht kommenden Periode regelmäßig die städtische“ , so Ludwig Elster in seinem Wörterbuch des Volkswirtschaft.74

Anlass und Hintergrund für diese ersten Preisvorschriften bildete nach Kurt von Rohrscheidt die den innerstädtischen Markt weitgehend beherrschende Stellung der Zünfte und Innungen:75 „Da sich beim Mangel einer eigentlichen Konkurrenz ein Marktpreis nicht bilden konnte, so nahm die Stadtbehörde selbst die Preisregulierung in die Hand, indem sie dabei mitunter die Gewerbetreibenden zu Rate zog. … Allmählich entstanden solche Taxen für die meisten Handwerke und Gewerbe, jedoch lag es in der Natur der Sache, daß sich die Sicherung der Consumenten besonders auf die Lebensmittel richtete, da hier das Bedürfnis am dringensten war, die Preise nicht über ein gewisses Maximum steigen zu lassen. … Brot- und Fleischtaxen sind daher die ältesten, auf die man stößt.“

Mit dem wachsenden Machtanspruch der territorialen Zentralbehörden verlagerte sich auch die Einflussnahme auf das Gewerbewesen und die innere Ordnung auf die Landesebene. Dies gilt auch für den Erlass von Preisvorschriften, die schon bald als eine wichtige Aufgabe des staatlichen Polizeiwesens, modern gesagt der Innenpolitik, angesehen wurden. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Aufstellung von Taxen ganz allgemein üblich. Die Kompetenz zum Erlass dieser Ordnungen wurde in vielen Fällen an lokale Behörden delegiert, und die Preisvorschriften standen damit unter der Aufsicht städtischer Obrigkeiten, die in der Regel dazu bestimmte Beamte – Marktherren, Marktmeister, Beschauer etc. – einsetzten. Die Landesregierungen sahen es unter anderem auch als ihre Pflicht an, durch Verhinderung unangemessener Preise für das Wohl des einzelnen Bürgers zu sorgen.76

74 Ludwig ELSTER, Wörterbuch der Volkswirtschaft in zwei Bänden, 2. Bd., Jena 31911, S. 583. 75 Kurt VON ROHRSCHEIDT, Die Polizeitaxen und ihre Stellung in der Reichsgewerbeordnung mit besonderer Rücksicht auf Brodtaxen und Gewichtsbäckerei, Berlin 1893, S. 2f. 76 Ders., Art. „Preistaxen“, in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 41925, Bd. VI, II. Geschichtliches, 1. Aeltere Zeit, S. 1062–1065, hier insbesondere S. 1063.

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Bei der daraus resultierenden hohen Eingriffsdichte in das alltägliche Wirtschaftsgeschehen ist es aus heutiger Sicht erstaunlich, wie gering die Zahl negativer Reaktionen auf diese staatliche Bevormundung ist, die sich bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hinein in den Primärquellen findet. Die in den städtischen und staatlichen Archiven vorhandenen Klagen richten sich kaum jemals gegen eine Taxe als solche, wohl aber gegen deren Nichteinhaltung – am häufigsten wohl beim Brot wegen zu geringen Gewichtes oder mangelhafter Qualität. In letzterer Hinsicht kam es hin und wieder zum Versuch eines Bäckers, das Brotgewicht durch zu hohen Wassergehalt künstlich hoch zu halten, indem die Teigwaren nur ungenügend ausgebacken wurden. Im Bäckereiwesen kam es nicht nur in etlichen Fällen zum Erlass von Bußgeldern oder – im Wiederholungsfall – zur Anklageerhebung mit nachfolgendem Berufsverbot, sondern in diesem Bereich scheint auch – infolge der zahlreichen Verstöße – die Dichte der Kontrollen am höchsten gewesen zu sein. Widerspruch gegen die Formulierung und den Inhalt von Taxen kam – wenn überhaupt – in der Regel von den Herstellern bzw. Lieferanten einer Ware unter Hinweis darauf, dass wesentliche Berechnungsgrundlagen für die Preisvorschriften nicht ausreichend berücksichtigt worden seien oder sich zwischenzeitlich geändert hätten und deshalb eine Korrektur zur Absicherung ihres Gewinnanteiles unumgänglich sei, wenn sie nicht Verluste erleiden oder gar in den Ruin getrieben werden sollten. Grundsätzliche Einwände gegen den Erlass von Preisvorschriften durch die zuständige Obrigkeit ließen sich dagegen in den bis zum Ende des 18. Jahrhunderts angefallenen archivalischen Quellen nicht finden, und ein ähnliches Bild zeichnet sich auch in der zumindest bis zu Beginn der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erschienenen deutschsprachigen Literatur ab. Ein Urteil, das auch die Mitarbeiter der nach Krünitz benannten Enzyklopädie teilten:77 „Bei den Waaren der letztern Art ( zur Befriedigung der Grundbedürfnisse) … wurden Käufer und Verkäufer so sehr an die Taxe gewöhnt, daß lange Zeit Niemand an die Rechtmäßigkeit und Nützlichkeit derselben gezweifelt zu haben scheint. Die Politiker oder Staatswirthschafter des siebzehnten Jahrhunderts, ein Seckendorf, Schröder, Becher etc., so wie viele Schriftsteller des verwichenen achtzehnten Jahrhunderts, z. B. Justi, Sonnenfels, Bergius, Hohenthal etc., behaupten die Nothwendigkeit der Taxen bei den Waaren des Kleinhandels, in sofern sie zugleich zu den ersten Bedürfnissen des Lebens gehören.“ Allerdings finden sich bei Sonnenfels auch schon erste kritische Bemerkungen zur Frage der Wirksamkeit bzw. des Sinns bestimmter Taxenarten. Dies gilt im Besonderen für die Festsetzung von Löhnen:78 „Alle Vortheile, welche sonst den Handlohn klein erhalten können, werden durch den Mangel der Arbeiter vernichtet. Die bey vielen Beschäfftigungsklassen bestimmten Taxen werden so lange unwirksam bleiben, als die Anfrage nach Gesellen stärker, als ihre Zahl seyn wird: die Furcht, keinen Arbeiter zu bekommen, und ihre Weigerung, versetzen die Fabrikan77 KRUENITZ, Oekonomische Encyklopaedie, Bd. 181, S. 382f. 78 Joseph VON SONNENFELS, Sätze aus der Polizey=Handlungs= und Finanzwissenschaft. Zweyter Theil. Enthaltend die Handlungswissenschaft, Wien 1769, S. 167f.

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ten in die Nothwendigkeit, von der Taxe abzuweichen, und mit ihnen über einen größeren Lohn sich zu vergleichen.“ Interessant im Zusammenhang mit diesen – wir würden heute sagen – Tarifverhandlungen, ist übrigens der sich in dem auf das Zitat folgenden Text findende Hinweis, dass der Einsatz von Maschinen, d.h. eine Rationalisierung, die Lohnkosten senken könne. Unter Maschinen versteht Sonnenfels jedes „Kunstwerk“, das die Arbeit erleichtert oder verkürzt und dadurch Arbeitskräfte einspart. Einige Jahre später geht Sonnenfels noch einen Schritt weiter: Er weist darauf hin, dass Taxen nicht in allen Wirtschaftsbereichen Sinn machen und obendrein unbedingt an die jeweiligen Umstände anzupassen sind.79 Nach 1780 ändern sich die in der Literatur im Hinblick auf die Taxen zu findenden Meinungen um eine weitere Nuance: Autoren wie Johann Friedrich von Pfeiffer befassen sich mit dem Für und Wider dieser Preisvorschriften. Sie diskutieren in ihren Schriften die unterschiedlichen Auffassungen, die von anderen Autoren geäußert wurden und die von unbedingter Notwendigkeit zumindest für Viktualientaxen bis zum generellen Verwerfen aller Arten von Taxen reichen.80 Pfeiffer kommt dabei zu einem differenzierten Urteil: Er sieht unter bestimmten Umständen eine Berechtigung für den Erlass von Preisvorschriften. Er begründet dies damit, dass es gänzliche Handelsfreiheit nie gegeben hat und sie nie geben kann und wird. Sie hat – nach seiner Meinung – dort ihre Grenzen, wo die Obrigkeit aus Fürsorge zum Eingreifen und Ordnen gezwungen ist. So sei es Aufgabe der „Policey“ für eine ausreichende Versorgung mit den wichtigsten Lebensbedürfnissen zu sorgen, auf gerechtes Maß und Gewicht zu achten und den Handelsablauf auf den Märkten zu kontrollieren. Einschränkend bemerkt er, dass die Behörde nur jenen Gewerben Taxen setzen sollte, „welche sie vollkommen zu übersehen vermag.“ Hier aber müsse sie dann handeln, wenn – wie nicht selten in kleinen Städten – die Gefahr von Preisabsprachen zwischen den wenigen Anbietern zum Nachteil der Bevölkerung gegeben sei. Auch Lohntaxen hält von Pfeiffer unter bestimmten Voraussetzungen für durchaus sinnvoll:81 „Die Taxen der Arbeiten sind von mehrerem Nutzen. Man kann sie in Ansehung des Gesindelohns von allen Arten machen; man kann ferner dergleichen für die Tagelöhner, auch für die Handwerker, so per contractum locati conducti arbeiten, festsetzen, im Fall diese Taxen wirklich nach dem Zustand der verschiedenen Gegenden des Staats, und nach Billigkeit eingerichtet sind.“

79 Ders., Grundsätze der Polizey=Handlungs= und Finanzwissenschaft. Erster Theil, Wien 31777, S. 317f. 80 Johann Friedrich VON PFEIFFER, Grundsätze der Universal-Cameral-Wissenschaft oder deren vier wichtigsten Säulen, nämlich der Staats-Regierungskunst, der Polizey-Wissenschaft, der allgemeinen Staats-Oekonomie, und der Finanz-Wissenschaft, zu akademischen Vorlesungen und zum Unterricht angehender Staatsbedienten gewidmet von dem Verfasser des Lehrbegriffs, Frankfurt am Mayn 1783, ND. Aalen 1970, S. 510–527 (Sieben und zwanzigstes Capitel. Vom Nutzen und Nachtheil der Policey=Taxen). 81 Ebd., S. 512.

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Eine ähnlich differenzierte, nicht gänzlich ablehnende Haltung gegenüber dem obrigkeitliche Taxwesen findet sich auch noch 1785 bei Johann Heinrich Jung:82 „ … in gewissen Fällen kann aber auch die gesetzgebende Gewalt einen Preiß fest setzen. Dieß geschieht besonders, wenn ein gewisses nothwendiges Befriedigungsmittel in den Händen weniger ist, die also den Preiß nach Gefallen erhöhen könnten; ein solcher gesetzmäßiger Preiß wird eine Taxe genannt.“

Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert aber kommt es, wie Rohrscheidt dargelegt hat, zu einem grundlegenden „Umschwung in der Wertschätzung der Taxen“.83 Diese völlig veränderte Auffassung wird unter anderem von Johann Friedrich Eusebius Lotz in seinem Buch „Revision der Grundbegriffe der Nationalwirthschaftslehre“ an etlichen Stellen zum Ausdruck gebracht.84 Dafür mögen die drei im Folgenden zitierten Auszüge Zeugnis ablegen: a. „Um diese Erscheinungen (Teuerung, Mangel etc.) zu beseitigen, hat man hie und da den Preis der Dinge durch bestimmte Taxen der in den Tausch kommenden Güter zu regeln gesucht. Indessen leider haben diese Taxen in den wenigsten Fällen viel gefruchtet, und ich zweifle überhaupt, ob sie je viel fruchten werden.“ (S. 319f.) b. „Ein Gesetz, das den Preis der Waaren mittels einer Taxe bestimmt, wirkt, wenn nicht zufälligerweise der Taxpreis mit dem Angemessenen zusammentrifft, weiter nichts, und kann weiter nichts wirken, als eine Unbereitwilligkeit des einen oder des andern tauschenden Theils zum Tausche, und strebt so dem Zusammentreffen des wirklichen Preises mit dem Angemessenen geradezu entgegen.“ (S. 322f.) c. „Kurz, man mag Taxen für den Preis der in den Tausch kommenden Waaren betrachten, von welcher Seite man will, immer wird man zu keinem andern Resultate kommen, als zu dem, sie leisten das nicht, was man sich von ihnen verspricht, und können es auch nach der Natur der Sache nie leisten.“ (S. 327f.)

Die in diesen Zeilen zum Ausdruck kommende vollständige Ablehnung einer obrigkeitlichen Preisregulierung scheint angesichts einer über Jahrhunderte andauernden Akzeptanz der Taxen als übersteigert. Sie wird aber bis zum gewissen Grade verständlich, wenn man die relativ kurz zuvor entwickelten neuen Denkweisen berücksichtigt, die geradezu zum Althergebrachten konträre Wirtschaftsauffassungen beinhalteten. Ursachen und Hintergründe für diesen bei Lotz extrem formulierten, grundlegenden Wandel in der Beurteilung der Taxen werden in der Kruenitz-Enzyklopädie wie folgt umschrieben:85 „Nur seitdem die Lehren der Oekonomisten, (das physiokratische System) sich in neuester Zeit (in dem gegenwärtigen neunzehnten Jahrhunderte) mehr ausgebreitet haben, als Quesnoy, Adam Smith, Lüder, Graf von Buquoy etc. etc., ihre Lehren über den Staatshaushalt geltend machten, auch die Philosophie die Rechte der Menschen in ein helleres Licht zu stellen anfing, fing man an die Rechtmäßigkeit und den Nutzen der obrigkeitlichen Preisbestimmungen zu bezweifeln; ja man fing an zu beweisen, daß nur durch die Freiheit 82 Johann Heinrich JUNG, Gemeinnütziges Lehrbuch der Handlungswissenschaft für alle Klassen von Kaufleuten und Handlungsstudirenden, Leipzig 1785, § 280, S. 136. 83 ROHRSCHEIDT, Art. „Preistaxen“, S. 1064. 84 Johann Friedrich Eusebius LOTZ, Revision der Grundbegriffe der Nationalwirthschaftslehre, in Beziehung auf Theuerung und Wohlfeilheit, und angemessene Preise und ihre Bedingungen, 1. Bd., Koburg / Leipzig 1811. 85 KRUENITZ, Oekonomische Encyklopaedie, Bd. 181, S. 383.

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der Gewerbe und des Handels eine Ermäßigung der Preise durch die Concurrenz hervortrete, die durch Taxen nicht erreicht werden könnten.“ Der Grund dafür, dass Gewerbe- und Handelsfreiheit zu niedrigeren Preisen als die Taxen führen, wurde damit begründet, dass der in die obrigkeitlich festgelegten Preise eingerechnete Gewinnzuschlag unter Bedingungen der „Concurrenz“, sprich des Wettbewerbs, fortfallen müsse und von einem gänzlich anderen Verhalten der Anbieter auszugehen sei. Es sei entweder mit einem gegenseitigen Unterbieten in Hinblick auf die Preishöhe zu rechnen oder aber – bei gleichen Preisen – mit dem Versuch der Konkurrenten, sich untereinander bei Qualität und angebotener Menge zu übertreffen. Ist kein Wettbewerb gegeben, wird den auf die örtlichen Gegebenheiten abgestimmten „Policeitaxen“ ihre Existenzberechtigung zum Wohle der Bevölkerung dann nicht abgesprochen, wenn zugleich auch die Bedingungen hinsichtlich Qualität und Menge festgelegt sind.86 Entscheidend für dieses weit weniger als bei Lotz extreme Urteil über den Wert oder Unwert vorindustrieller Preisvorschriften sind also zum einen die zielentsprechende Ausgestaltung der Taxe als solche, zum anderen aber die Tatsache, dass es unter einer stark restriktiven Handels- und Gewerbegesetzgebung letztlich kaum eine andere erfolgversprechende Eingriffsmöglichkeit für die Obrigkeit gegeben hätte. Hier wird also das Negativum nicht in den Taxen als solche, sondern in den sie verursachenden unumgänglichen Zuständen gesehen. Doch auch nach dem Wegfall aller angesprochenen Restriktionen kann nach Meinung der Verfasser der Enzyklopädie nicht davon ausgegangen werden, dass alle Arten von Taxen ihre positive Notwendigkeit verloren haben:87 „Taxen sind daher da nöthig, wo außer der Wohlfeilheit zum allgemeinen Besten, die durch keine Concurrenz herbeigeführt werden kann, selbst bei der unbegrenzten Freiheit der Gewerbe und des Handels, auch noch die Ordnung in vieler Beziehung aufrecht zu erhalten ist, wie z. B. bei den Lohnfuhren etc., wo dieses aber nicht der Fall ist, da bedarf man auch keiner Taxen, um Wohlfeilheit etc. zu erzielen.“ Mit diesem Hinweis auf die Ordnungsfunktion der Öffentlichen Hand liefert die Enzyklopädie letztlich die Rechtfertigung dafür, dass bis in die Gegenwart hinein eine Vielzahl von Preisvorschriften in Form von Gebühren- und Lohnsätzen, Steuer- und Abgabentarifen etc. existiert bzw. existieren muss. Dass es sich hierbei nahezu ausschließlich um ,starre Taxen‘ handelt, ist durchaus bezeichnend: Sie liefern für alle in wirtschaftliche Vorgänge eingebundene Menschen – zumindest für einige Zeit – stabile Orientierungsgrößen und erfüllen damit eine wichtige ordnungspolitische Aufgabe. ‚Flexible Taxen‘ dagegen machen nur dann Sinn, wenn zum Erreichen wirtschaftlicher oder sozialer Ziele unter restriktiven Bedingungen eine hohe Reaktionsfähigkeit in Hinblick auf die ständig zu erwartenden Veränderungen wesentlicher Einflussfaktoren gegeben sein muss, mit anderen Worten unter den gegebenen Umständen längerfristig angelegte ordnungspolitische Eingriffe keinen dauerhaften Erfolg versprechen.

86 Vgl. ebd., S. 405 87 Ebd., S. 428.

Wesen und Wirkung vorindustrieller Taxen

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Eine gewisse Zwitterstellung nehmen in dieser Hinsicht in der bundesrepublikanischen Gegenwart die in der Einkommenssteuergesetzgebung getroffenen Vorschriften ein: Sie genügen zwar in ihren längerfristig festgeschriebenen Regelungen ordnungspolitischen Ansprüchen, beinhalten aber mit der sogenannten ,kalten Progression‘ ein flexibles Element, das seine ursprünglich sozial angelegten Intentionen inzwischen längst verloren hat und eher gegenteilige Wirkungen zeitigt. Dies belegen nicht nur die vielfältigen Diskussionen der letzten Monate zu diesem Thema, sondern das hat auch dazu geführt, dass im Rahmen der kürzlichen Konjunkturgesetze hier erhebliche Änderungen vorgenommen worden sind. VORINDUSTRIELLE TAXEN ALS HISTORISCHE QUELLEN Zusammenfassend ist somit Folgendes festzuhalten: Das sich aus den Quellen und der zeitgenössischen Literatur abzeichnende Bild lässt nicht nur den Hintergrund und die Notwendigkeit behördlicher Preisfestsetzungen und deren historisch gegebene Entwicklungsabläufe deutlich werden, sondern auch die Unterschiede in der Zielsetzung, wie in der daraus zwangsläufig resultierenden Wirkungsweise der verschiedenen Taxenarten. Auf der Basis langjähriger Erfahrungen getroffene soziale und wirtschaftliche Überlegungen der Zeitgenossen hatten sich nicht nur an der Notwendigkeit zu orientieren, für eine geregelte Versorgung der lokalen Bevölkerung und damit zugleich der Erhaltung der Arbeitskraft zu sorgen, sondern auch die ,politische‘ Bedeutung der Preise lebensnotwendiger Versorgungsgüter zu berücksichtigen. Im Notfall in dieser Hinsicht rasch und ohne große Beratungen reagieren zu können, dürfte eine nicht unwesentliche Komponente behördlichen Handels dargestellt und mit zur Entstehung der ,flexiblen Taxen‘ beigetragen haben. Den ,starren Taxen‘ lag dagegen überwiegend ein ordnungspolitisch motivierter, oft landesweiter Regelungsbedarf zugrunde, der auf territorialer Ebene auf gleichartige und anhaltend gültige Voraussetzungen für verschiedene Verwaltungstätigkeiten ausgerichtet war. Dies galt für die verschiedenen erwähnten Gebührentaxen und Medizinalordnungen ebenso wie für Zoll- und Steuertarife sowie die überörtlich gültigen Verkaufspreise landesherrlicher Unternehmen. Letztlich galt Ähnliches aber auch für die nur an bestimmten Schlagbäumen erhobenen Straßengebühren, denn davon waren die passierenden Kutschen, Wagen und Karren des ganzen Landes und zum Teil darüber hinaus des Auslandes gleichmäßig betroffen. Nun sind alle Bemühungen der historischen Statistik auf die Erfassung von Mengen und Werten ausgerichtet. Dabei ist ständig und immer von Neuem die Aussagekraft und die Verlässlichkeit des in den archivalischen Quellen zur Verfügung stehenden Datenmaterials zu prüfen. Die aus jahrelanger Archivarbeit und der zeitgenössischen Literatur gewonnenen Erkenntnisse ergeben in Hinblick auf die behördlichen Preisfestsetzungen ein zwar vielschichtiges, aber zugleich durchaus eindeutiges Bild. Sie belegen, dass den vorindustriellen Taxen weitgehend Akzeptanz und damit auch Erfolg beschieden war. Sie weisen ihnen so auch eine erhebliche Bedeutung als verlässliche preishistorische Quellen zu, denn die in den Taxen festgeschriebenen Größen dürfen generell als gesichert gelten, sieht man von den hin

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und wieder im Einzelfall gegebenen Verstößen gegen diese Vorschriften einmal ab. Eine eingeschränkte Qualität muss man sowohl in Hinblick auf die darin enthaltenen flexiblen, als auch starren Preisvorgaben allerdings wohl den überdimensionalen gesamtwirtschaftlichen Vorschriften des 17. Jahrhunderts zuschreiben. Ihnen fehlt bei den Ersteren weitgehend der Bezug zu den jeweils herrschenden lokalen Umständen. Dies gilt aber auch in Hinblick auf die starr vorgegebenen Preise für bestimmte Gewerbeerzeugnisse, die sich nicht überörtlich regeln lassen. Die Großtaxen sind daher wohl eher als umfassend angelegte Versuche ordnungspolitischer Natur anzusprechen, denen ja auch zumindest teilweise Erfolge in Hinblick auf eine Stabilisierung der inneren Verhältnisse eines Territoriums zugebilligt werden müssen. Die darin enthaltenen Preisfestsetzungen sind demnach vom Anspruch her nicht als landesweit überall durchzusetzende Größen anzusehen, sondern vielmehr als eine Art von Orientierungsrichtlinien, die das Preisgefüge an die neuen Währungsverhältnisse oder aber – wie im geschilderten Einzelfall – an bestimmten wirtschaftliche Gegebenheiten anpassen sollten. Abschließend aber gilt es, noch einmal darauf hinzuweisen, dass zwar die Daten der einzelnen Taxe verlässlich sind, dass aber dem Versuch, Preise oder Löhne verschiedener Orte miteinander zu vergleichen, durchaus Grenzen gesetzt sind. Dabei spielen nicht nur möglicherweise unterschiedliche Überlegungen bei der Entwicklung der jeweiligen Preisvorschrift eine oft wichtige Rolle, sondern auch das Ausmaß, in dem verschiedene Preisbildungsfaktoren bei deren Abfassung berücksichtigt worden sind. Dass darüber hinaus ein Abgleich von Grundgrößen wie Maß, Gewicht und Geld vorgenommen werden muss, versteht sich von selbst.

SCHRIFTENVERZEICHNIS DR. HANS-JÜRGEN GERHARD Göttingen und seine Städtische Sparkasse zu Beginn des Neunzehnten Jahrhunderts. Einige Betrachtungen zum wirtschafts- und sozialhistorischen Umfeld der Gründung der Sparkasse zu Göttingen im Jahre 1801. In: Göttinger Jahrbuch 1977, 25. Folge, S.119–137. Diensteinkommen der Göttinger Officianten 1750 – 1850. (Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 12), Göttingen 1978. Stadtverwaltung und städtisches Besoldungswesen von der Frühen Neuzeit bis zum 19. Jahrhundert. Strukturen – Zusammenhänge – Entwicklungen. In: VSWG, 70.Band, Heft 1 (1983), S. 12–49. Löhne im vor- und frühindustriellen Deutschland. Materialien zur Entwicklung von Lohnsätzen von der Mitte des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.(Göttinger Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 7), Göttingen 1984. Quantitative und qualitative Aspekte von Handwerkereinkommen in nordwestdeutschen Städten von der Mitte des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Werner Conze / Ulrich Engelhardt (Hg.), Handwerkerschaft und Industrialisierung, (Industrielle Welt, Band 34), Stuttgart 1984, S.51–77. Eisenmarkt und Eisenpreise im Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg 1733 – 1807.In: Karl Heinrich Kaufhold / Friedrich Riemann (Hg.), Theorie und Empirie in Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte. Festschrift für Wilhelm Abel zum 80. Geburtstag. Göttingen 1984, S.145–168. In Vino Veritas. Festschrift zum 200jährigen Bestehen der Weinhandlung Friedrich Bremer. Göttingen 1986. Einleitung zu den Bänden 1 – 4 des Nachdrucks der münzgeschichtlichen Teile der Acta Borussica: Friedrich von Schrötter, Das Preußische Münzwesen im 18. Jahrhundert. Münzgeschichtlicher Teil. Erster Band, Frankfurt a.M., 1986/87, S. 5–9. Merkantilpolitische Handelshemmnisse (im territorialen Vergleich) am Beispiel eines territorial relativ einheitlichen Gebietes. In: Hans Pohl (Hg.), Die Auswirkungen von Zöllen und anderen Handelshemmnissen auf Wirtschaft und Gesellschaft vom Mittelalter bis zur Gegenwart. (VSWG, Beiheft 80), Stuttgart 1987, S.59 – 83.

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Göttingens Verfassung, Verwaltung und Wirtschaft in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In: Göttingen im 18. Jahrhundert. Eine Stadt verändert ihr Gesicht. Göttingen 1987, S.7–23. Geld und Geldwert im 18. Jahrhundert. In: Göttingen im 18. Jahrhundert. Eine Stadt verändert ihr Gesicht. Göttingen 1987, S.25 – 28. Die Entwicklung der Input-Output-Relationen in Harzer Eisenhütten 1747 – 1807 und ihre Rolle in der Preisbildung verschiedener Hüttenprodukte. In: a. Der Anschnitt. Zeitschrift für Kunst und Kultur im Bergbau. Heft 2 – 3, 1987, S.106–118.– b. Ekkehard Westermann, Quantifizierungsprobleme bei der Erforschung der europäischen Montanwirtschaft des 15. bis 18. Jahrhunderts. St. Katharinen 1988, S.170–213. (zusammen mit Karl Heinrich Kaufhold) Preise im vor- und frühindustriellen Deutschland. Grundnahrungsmittel. (Göttinger Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Bd.15), Göttingen 1990. Die Hannoversche Bergwarenhandlung im 18. und frühen 19. Jahrhundert. In: Karl Heinrich Kaufhold (Hg.): Bergbau und Hüttenwesen im und am Harz. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen XXXIV, Quellen und Untersuchungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Niedersachsens in der Neuzeit Bd.14), Hannover 1992, S. 38–55. 2. Auflage 1994, S. 38–55. Niedersachsen und das deutsche Geld- und Währungsgeschehen der Frühen Neuzeit. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Bd. 64/1992, S.71–87. Haarige Zeiten. Festschrift zum 200jährigen Bestehen des Friseursalons Müller. Göttingen 1993. Ursachen und Folgen der Wandlungen im Währungssystem des Deutschen Reiches 1500 – 1625. Eine Studie zu den Hintergründen der sogenannten Preisrevolution. In: Eckart Schremmer (Hg.), Geld und Währung vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. (VSWG, Beihefte 106 ) Stuttgart 1993, S. 69–84. Holz im Harz. Probleme im Spannungsfeld zwischen Holzbedarf und Holzversorgung im Hannoverschen Montanwesen des 18. Jahrhunderts. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Bd.66/1994, S. 47–77. “Ein schöner Garten ohne Zaun”. Die währungspolitische Situation des Deutschen Reiches um 1600. In: VSWG 81. Band Heft 2, Stuttgart 1994, S.158–177. Der Harz als Bergbaurevier im 18. Jahrhundert. Aspekte der Forschung. In: Ekkehard Westermann (Hg.), Vom Bergbau- zum Industrierevier. (VSWG Beihefte 115) Stuttgart 1995, S. 177–191.

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Neuere deutsche Forschungen zur Geld- und Währungsgeschichte der Frühen Neuzeit. Fragen – Ansätze – Methoden. In: VSWG 83. Band, Heft 2, Stuttgart 1996, S.216–230. (Hg.) Struktur und Dimension. Festschrift für Karl Heinrich Kaufhold zum 65. Geburtstag. 1. Band: Mittelalter und Frühe Neuzeit (VSWG Beihefte 132), Stuttgart 1997. (Hg.) Struktur und Dimension. Festschrift für Karl Heinrich Kaufhold zum 65. Geburtstag. 2. Band: Neunzehntes und Zwanzigstes Jahrhundert (VSWG Beihefte 133), Stuttgart 1997. Neue Erkenntnisse zum Münzvergleich von Zinna. Wandlungen in der Währungsstruktur des Reiches in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In: Ders. (Hg.), Struktur und Dimension. Festschrift für Karl Heinrich Kaufhold zum 65. Geburtstag. 1. Band: Mittelalter und Frühe Neuzeit (VSWG Beihefte 132), Stuttgart 1997, S. 138–172. „Er hat das Zeug zu einem vortrefflichen Gelehrten“ Prof. Dr. Karl Heinrich Kaufhold zum 65. Geburtstag. In: Hildesheimer Jahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim Band 69, Hildesheim 1997, S. 435–438. Frühneuzeitliche Preisgeschichte. Historische Ansätze und Methoden. In: Eckart Schremmer (Hg.), Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Gegenstand und Methode. (VSWG Beihefte 145), Stuttgart 1998, S. 73–87. Gewürzpreise in europäischen Handelszentren im 18. Jahrhundert. In: Markus A. Denzel (Hg.), Gewürze: Produktion, Handel und Konsum in der Frühen Neuzeit. St. Katharinen 1999, S. 149–185. (Unter Mitarbeit von Alexander Engel) Preise als Indikatoren von Marktverflechtungen des nordwestdeutschen Raumes 1800 bis 1850. In: Karl Heinrich Kaufhold / Markus A. Denzel (Hg.), Der Handel im Kurfürstentum / Königreich Hannover (1780 – 1850). Gegenstand und Methode, Stuttgart 2000, S. 101–138. (Zusammen mit Markus A. Denzel und Alexander Engel) Marktverflechtungen von Kupfermärkten des nördlichen Kontinentaleuropa im 18. Jahrhundert. In: Christoph Bartels / Markus A. Denzel (Hg.), Konjunkturen im europäischen Bergbau in vorindustrieller Zeit. Festschrift für Ekkehard Westermann zum 60. Geburtstag (VSWG Beihefte Nr. 155), Stuttgart 2000, S. 237–271. Die Spar-Leih-Casse zu Göttingen. Vorgeschichte – Gründung – Entwicklung. In: Karl Heinrich Kaufhold (Hg.), 1801 bis 2001. 200 Jahre Sparkasse Göttingen. Die älteste deutsche kommunale Sparkasse, Göttingen 2001, S. 30–59.

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Vom Reichstaler zum Euro. Drei Jahrhunderte Geld in Göttingen. In: Karl Heinrich Kaufhold (Hg.), 1801 bis 2001. 200 Jahre Sparkasse Göttingen. Die älteste deutsche kommunale Sparkasse, Göttingen 2001, S. 407–433. (Hg. zusammen mit Karl Heinrich Kaufhold) Preise im vor- und frühindustriellen Deutschland. Nahrungsmittel – Getränke – Gewürze, Rohstoffe und Gewerbeprodukte (Göttinger Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Bd. 19 / 20), Stuttgart 2001. (Hg. zusammen mit Karl Heinrich Kaufhold und Ekkehard Westermann) Europäische Montanregion Harz (Montanregion Harz Bd. 1), Bochum 2001. Entwicklungen auf europäischen Kaffeemärkten 1735–1810. Eine preishistorische Studie zur Geschichte eines Welthandelsgutes. In: Rainer Gömmel / Markus A. Denzel (Hg.), Weltwirtschaft und Wirtschaftsordnung. Festschrift für Jürgen Schneider zum 65. Geburtstag (VSWG Beihefte Nr. 159), Stuttgart 2002, S. 151–168. Vom Leipziger Fuss zur Reichsgoldwährung. Der lange Weg zur „deutschen Währungsunion“ von 1871 / 76. In: Reiner Cunz (Hg.), Währungsunionen. Beiträge zur Geschichte überregionaler Münz- und Geldpolitik (Numismatische Studien, Band 15), Hamburg 2002, S. 249–290. Grundzüge der Verfassung, Verwaltung und Wirtschaft Göttingens 1650 – 1866. In: Ernst Böhme / Rudolf Vierhaus (Hg.), Göttingen – Geschichte einer Universitätsstadt, Bd. 2, Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Anschluss an Preußen – Der Wiederaufstieg als Universitätsstadt (1648 – 1866), Göttingen 2002, S. 256–340. (zusammen mit Markus A. Denzel) Inflationäre Prozesse in Nordwestdeutschland im 18. Jahrhundert. Professor Dr. Karl Heinrich Kaufhold zum 70. Geburtstag. In: VSWG 90. Band, Heft 1, Stuttgart 2003, S.1–24. Geld, Währung und frühneuzeitliche Preisentwicklung. Das Beispiel der Montanregion Harz. In: Scripta Mercaturae Bd. 38/2, St. Katharinen 2004, S. 23 – 42. Preise als wirtschaftshistorische Indikatoren. Wilhelm Abels preishistorische Untersuchungen aus heutiger Sicht. In: Markus A. Denzel (Hg.), Wirtschaft – Politik – Geschichte. Beiträge zum Gedenkkolloquium anlässlich des 100. Geburtstages von Wilhelm Abel am 16. Oktober 2004 in Leipzig. Studien zur Gewerbe- und Handelsgeschichte Band 24, Stuttgart 2004, S. 37–58. Die Suche nach dem silbernen Löffel. Geschichten und Bilder aus der Frühzeit der Göttinger Kaufgilde. Göttingen 2005. (zusammen mit Markus A. Denzel) Global and Local Aspects of Pre-industrial Inflations. New Research on Inflationary Processes in 18th-Century Central Europe.

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Von der Vielfalt zur Einheit. Das niedersächsische Geld- und Währungswesen 1802 bis 1914. Beitrag zu Band 4 des Handbuchs „Geschichte Niedersachsens“. In Druckvorbereitung. Ein „Sozialstaat im Staate“? Überlegungen zu montanhistorischen Einkommen als mögliche Hinweise auf die Existenz einer Sozialregion im Oberharz um 1800. Beitrag zur Tagung Steinhaus 2009. In Vorbereitung.