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German Pages 144 Year 2014
Heinz-Gert Woschek Denis Duhme Katrin Friederichs
Architektonische Konzepte zum Präsentieren, Probieren und Genießen
Wein und Raum
Heinz-Gert Woschek
Denis Duhme
Katrin Friederichs
Architektonische Konzepte zum Präsentieren, Probieren und Genießen
Edition ∂
Impressum Autoren: Heinz-Gert Woschek (Hrsg.), Denis Duhme, Katrin Friederichs Redaktion: Cosima Frohnmaier, Cornelia Hellstern (Projektleitung), Florian Köhler, Kai Meyer Redaktionelle Mitarbeit: Theresa Steinel Lektorat: Dr. Ilka Backmeister-Collacott Zeichnungen: Simon Kramer Cover und Gestaltungskonzept: Heinz Hiltbrunner Herstellung / DTP: Roswitha Siegler Reproduktion: ludwig:media, Zell am See Druck und Bindung: Kösel GmbH & Co. KG, Altusried-Krugzell
© 2014, erste Auflage DETAIL – Institut für internationale ArchitekturDokumentation GmbH & Co. KG, München www.detail.de ISBN 978-3-95553-226-0 (Print) ISBN 978-3-95553-227-7 (E-Book) ISBN 978-3-95553-228-4 (Bundle)
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Zeichnungen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Inhalt
Weingenuss – eine kurze Chronologie Wein als Produkt Das inszenierte Angebot
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Weinabteilung im SPAR Flagshipstore in Budapest (H) DiVino in Budapest (H) Balthazar Wine & Coffee Bar in Sint-Truiden (B) RED Pif in Prag (CZ) 28°– 50° Marylebone in London (GB) Neue Sternen Trotte, Weingut zum Sternen in Würenlingen (CH) Galerie du Vin in Zürich (CH) Weingut Abril in Vogtsburg-Bischoffingen (D) VinoTeck, Mack & Schühle in Owen an der Teck (D) NORD Coffee • Lunch • Wine Bar in Mannheim (D) Weingut Leiss in Gellmersbach (D) Weinhandlung Kreis in Stuttgart (D) Wasems Kloster Engelthal in Ingelheim am Rhein (D) Weingut LANZ .WEIN in Nonnenhorn (D)
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wineBANK, Weingut Balthasar Ress in Eltville-Hattenheim (D) BECKER’S Weinbar in Trier (D) La Bohème entre amis in Porto (P) Cata 1.81 in Barcelona (E) Bodega Casa Primicia in Laguardia (E) Fiesta del Vino in Poznan´ (PL) Weingut Koppitsch in Neusiedl am See (A) Weingut Jungmayr in Ebersbrunn (A) Weingut Neumeister in Straden (A) GRAPY.SHOP in Roosendaal (NL) Beros & van Schaik Wine Traders in Bukarest (RO) eTT? in Bruneck (I) Cantina Antinori nel Chianti Classico in Bargino (I) Wirtshaus Löwengrube in Bozen (I) Vineria Paradeis, Weingut Alois Lageder in Margreid (I) Romeo in Rom (I) winecenter in Kaltern (I)
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Kurzporträts Weitere Projekte Namensregister Bildnachweis Autorenviten
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Weinbar und Restaurant Monvínic in Barcelona (E). Im Keller lagern etwa 3000 unterschiedliche Weine aller Kontinente.
Vorwort
Weingenuss – der Kult Seit dem Altertum nimmt der Wein in den Hochkulturen respektive im Leben der Menschen eine einzigartige Stellung ein. Sie zeichnet sich sowohl durch die Vielfältigkeit des Erzeugnisses wie auch durch eine weit darüber hinausgehende Wertvorstellung aus. Kein anderes Agrarprodukt und Genussmittel konnte jemals diesen Stellenwert erreichen. Die außergewöhnliche Wirkung, die dem Wein zugesprochen wird, besteht nur vordergründig in seinen sensorischen und berauschenden Eigenschaften. Vielmehr wird Wein mitunter als »göttliches« Getränk apostrophiert und mit einem »Mysterium« gleichgesetzt. Doch die einstmals transzendente Verbindung des Getränks Wein mit mythischen und übersinnlichen Mächten ist längst ein Relikt aus der Vergangenheit. Anstelle von Dionysos, Bacchus oder mittelalterlichen Weinheiligen weisen Beschäftigung und Umgang mit Wein heute andere Inhalte auf. Da sie aber vielfach über ökonomische Prozesse und einfache Konsumgewohnheiten hinausreichen, repräsentieren auch sie durchaus kulturelle Werte. Das Spektrum einer modernen »Weinkultur« reicht von klassischen Darstellungsformen in bildender Kunst und Musik über gelungenes Design für Ausstattung und Präsentation des Produkts Wein bis zu vielfältigen Aktivitäten, in denen Wein in folkloristischem oder festlichem Auftritt gefeiert wird. Das »Mysterium Wein« wurde somit von der »Faszination Wein« abgelöst. Derartige Veränderungen waren allerdings nur möglich, indem Wein als Konsumgut an Attraktivität gewann. Wein in der heute üblichen Bereitung und Beschaffenheit hat mit dem gleichnamigen Produkt vergangener Jahrhunderte nur noch rudimentär etwas gemein. Entscheidende Produkteigenschaften wie ein bestimmtes Maß an Bekömmlichkeit, verlässliche Qualitätsnormen und zuverlässige Herkunftsbezeichnungen sowie eine verbrauchsgerechte Angebotsgestaltung beförder-
ten in den letzten Jahrzehnten die zunehmende Popularität des Weingenusses. Weltweite Distribution und Verfügbarkeit sowie ein weitgefächertes Preisgefüge eröffneten dem »Rebensaft« nahezu alle Absatzkanäle und Marktsegmente – vom volkstümlichen Schoppenwein bis zum elitären Luxusgetränk. Unabhängig vom quantitativen Wachstum zeichneten sich in diesem Zeitraum prägnante Veränderungen bei der Güte der Erzeugnisse ab, die als Folge erheblicher Verbesserungen der Erzeugungsmethoden global zunahm. Im Weinanbau ist es vor allem die Konzentration auf bewährte und international bevorzugte Rebsorten, rationelle Bearbeitung und Ernteverfahren. Diese Grundlagen werden in der Kellerwirtschaft ergänzt durch neueste Technologie – nicht selten kombiniert mit dem Einsatz traditioneller Weinbereitung zum Beispiel im Barriqueholzfass. Ein solches stichwortartiges Profil zeitgemäßer Weinherstellung lässt sich indes nicht unisono auf die gesamte önologische Praxis übertragen. Tatsächlich führen zahlreiche Variationen erst zum eigentlichen individuellen Charakter des Erzeugnisses Wein. Die sich daraus ergebenden Differenzierungen reichen vom preiswerten, »industriell« erzeugten Produkt bis zur »handwerklich« erstellten Kreszenz als Beleg für authentische Weingewinnung. In der Tat formen spezifische Umweltfaktoren, vor allem Klima, Lage und Boden, die mit dem Fachbegriff »Terroir« umschrieben werden, die unverwechselbare Originalität eines Weines. Und gerade das Erkennen dieser Merkmale und ihres Einflusses auf das Erscheinungsbild eines Weines ist für immer mehr Menschen Anlass und Vergnügen, sich mit dem Kulturprodukt Wein zu beschäftigen. Dabei erfährt man »Kultur« übrigens in mehrfacher Weise: Zum einen in der ursprünglichsten Form als landwirtschaftliche Kultur (agricultura), aber dann vor allem in veredelter Version, und zwar als Erlebnis für die Sinne, als Stimulanz und nicht zuletzt als Medium der Geselligkeit und Kommunikation.
Somit erstreckt sich der Weinkult inzwischen auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche. Als Begleiter zeitgemäßer Esskultur spielt er ebenso eine unverzichtbare Rolle wie als Bestandteil eines weinorientierten Tourismus, Mittelpunkt weinkultureller Events oder als Sammelobjekt, Investitionsgut und Statussymbol. Nicht zuletzt bestimmt Weinkennerschaft auch das Prestige einer Persönlichkeit, sodass die Aneignung von Weinwissen häufig zur reizvollen Nebenbeschäftigung wird. Bedeutsamstes Glied in dieser Kette vom Weinmachen zum Weingenießen ist der Anbieter. Wenn auch mit unterschiedlichen Bezeichnungen – ob Berater, Weinexperte, Verkäufer, Sommelier oder Weingastronom –, handelt es sich prinzipiell stets um die gleiche Aufgabe: mit Eloquenz, Sachverstand und Glaubwürdigkeit beim potenziellen Kunden und Gast Interesse, Zuneigung, Begeisterung zu wecken. Dass zum Funktionieren einer solchen Vermittlung das jeweilige Umfeld, Ambiente und Interieur, die Architektur und Gestaltung, der besondere Raum für das Erlebnis Wein eine wesentliche Rolle spielen, zeigen die in diesem Buch zusammengestellten Beispiele aus den unterschiedlichsten Angebots- und Vermarktungsbereichen. Für unseren ersten Band, »Wein und Architektur«, berücksichtigten wir – der spezifischen Thematik entsprechend – die verkaufsorientierte Weinpräsentation nur marginal. Da sie jedoch für den erfolgreichen Weinabsatz in Erzeugung, Handel und Gastronomie hohe Bedeutung besitzt, konzentriert sich der vorliegende Band auf die Vorstellung von exemplarischen Projekten, die jeweils typisch sind für die große Bandbreite der Weinvermarktung in Europa. In ihrer Gesamtheit vermitteln sie nicht nur interessante Anregungen für architektonische und gestalterische Lösungen, sondern reflektieren das reizvolle Panorama zeitgemäßer Weinkultur. Heinz-Gert Woschek im Juli 2014 7
Einführung
Weingenuss – eine kurze Chronologie
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Wein als Produkt
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Das inszenierte Angebot
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Weingenuss – eine kurze Chronologie
Weinkultur und Lebensqualität Die Weinerzeugung gilt als Fundament abendländischer Weinkultur. Dabei wird oft übersehen, dass sie ohne Weinhandel und Weinausschank weder ihre länderübergreifende Verbreitung noch ihre volkstümliche Bedeutung hätte erreichen können. Denn Verkauf und Ausschank von Wein haben eine ähnlich lange Tradition wie dessen Anbau und Erzeugung. Die Römer brachten das »Geschäftsmodell« des Weinausschanks, das sie von den Griechen übernommen hatten, zur großen Blüte. Zur Aufbewahrung von Wein im häuslichen Bereich nutzten sie die cella vinaria. Die breite Bevölkerung, der solche Möglichkeiten nicht zur Verfügung standen, deckte
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Links unten: Termopolio della via Diana in der römischen Hafenstadt Ostia Antica (I). In seiner Ausstattung mit Theke, Regalen und Bänken vermittelt diese Taverne mit Weinbar aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. einen Eindruck römischer Weingastronomie. Unterschiedliche Zugänge führen zum Gastraum und zur Küche mit im Boden eingelassenen Tongefäßen (Dolia) für Wein und Öl. Rechts unten: Weingut Poss in Windesheim /Nahe (D). Das originale Mauerwerk des Kellers einer römischen Villa rustica aus dem 1. bis 4. Jahrhundert, in dem sich Weinamphoren befanden, wurde während des Neubaus der Vinothek auf dem Anwesen entdeckt und – über die Vinothek zugänglich – in den Verkostungsbereich integriert. Rechte Seite: Bremer Ratskeller (D). Der Ratskeller ist eines der ältesten Weingasthäuser Deutschlands und als Teil des Rathauses UNESCO-Weltkulturerbe. Kernstück ist mit 300 m2 die »Große Säulenhalle«, in der seit 1405 Wein ausgeschenkt wird. In der dreischiffigen Halle mit 20 Säulen befinden sich 4 Prunkfässer aus dem 18. Jahrhundert (Foto um 1900).
ihren Weineinkauf im horreum, einem oftmals mehrstöckigen und großflächigen Lager- und Warenhaus. Mit den tabernae (Gaststätten) beziehungsweise tabernae vinaria (Weinhandlungen) war es zentraler Umschlagplatz, aber auch Einkaufs- und Kommunikationszentrum. Für die Lebensqualität der freien Bürger im Imperium Romanum besaßen diese Lokale soziale Funktion. Die tabernae dienten im Gegensatz zu den cauponae, den Nahrungsmittelgeschäften, vor allem dem Trinkvergnügen; hier wurde Wein – mit Wasser und Gewürzen, Honig oder anderen Zutaten gemischt – angeboten. Außerdem servierte man Speisen in meist kleiner Auswahl. Mancherorts gab es die Möglichkeit, in angrenzenden Räumlich-
keiten zu nächtigen – eine Einrichtung, aus der später das hospitium (u. a. Gasthaus) entstand. Die spezifische Form der Außenwerbung, mit der Gaststätten bis heute auf sich aufmerksam machen, wurden ebenfalls schon vor 2000 Jahren praktiziert: Sowohl Aushängeschilder als auch bekannte Namensgebungen aus dem Tierreich (»Zum Schwanen«, »Zum Adler«, »Zum Elefanten«) waren bereits damals üblich. Häufig bestand eine taberna aus einem schmalen, lang gestreckten Raum mit breitem Eingang, hölzerner Decke und einem Fenster. Mittelpunkt war die Theke in L- oder U-Form, an deren Seiten auf dem Boden dolia, bauchige und fassartige, innen mit Pech beschichtete Tongefäße, mit Wein oder anderen Erzeugnissen lagerten. Zudem verfügte der Gastraum über Regale und eine Feuerstelle. Die Bewirtung fand zuweilen an der Straße oder in benachbarten Weingärten statt. Mit ihrer bunten Mischung aus Weinstube, Kneipe oder Gaststätte stellen die römischen tabernae die Urform des Gastgewerbes dar, das sich in seiner Struktur erst veränderte, als es zur starken Vermischung einstmals getrennter Absatzwege kam. Eine »offizielle« Grundlage dazu bildete erst im karolingischen Reich die Vergabe von Weinmarktrechten, mit der die Einrichtung von Strauß- oder Kranzwirtschaften geregelt wurde. In deutschsprachigen Weinbauländern bis heute auch unter Begriffen wie Besen- oder Heckenwirtschaft erhalten, umfassen sie den – zeitlich begrenzten – Ausschank und Verkauf eigener Weine durch die
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Winzer in Verbindung mit überwiegend rustikalen Spezialitäten aus der jeweiligen Region. Aus dieser Einrichtung mit anheimelndem Lokalkolorit entwickelten sich die Weinprobierstube des Winzers und im weiteren Verlauf die »Vinothek«. Im Gegensatz zu dieser ländlichen und eher betulichen Szenerie nahmen Weingastronomie und Weinhandel im neuzeitlichen urbanen Umfeld einen rasanten Aufschwung. Der Ausbau von Transportwegen und die historische Bedeutung der wichtigen Städte, die an diesen Wegen lagen, wurden bereits seit dem Mittelalter vom schwunghaften Weinhandel beeinflusst. Als relevante Markt- und Messeplätze entwickelten sie sich zu renommierten Zentren für Weinumschlag und -verkauf durch Weinhändler und -makler. Prosperität und wirtschaftliche Bedeutung dokumentierten die imposanten Ratskeller, die ab dem 15. Jahrhundert in den Kellergewölben der Rathäuser vornehmlich in Hansestädten geschaffen wurden. Zunächst als streng beaufsichtigtes und dank meterdickem Mauerwerk bestens temperiertes städtisches Weinlager konzipiert, entwickelten sich die hohen Gewölbekeller alsbald zu beliebten weingastronomischen Treffpunkten städtischer Bevölkerung. Im 18. und noch ausgeprägter im 19. Jahrhundert kam es zur Gründerwelle von Handelsunternehmen, die anfänglich ein breites Sortiment von Produkten aller Art (vor allem Kolonialwaren) führten, sich später aber zunehmend auf Weine und Spirituosen konzentrierten. Nicht zuletzt aufgrund der Umstellung vom Gemischtwarenladen zum Spezial12
geschäft verdankten einige Händler ihr Ansehen als kundige und zuverlässige Weinkaufleute; damit zusammen hing auch ihre gesellschaftliche Stellung, die sich auf das Vertrauen stützte, das ihnen von prominenten Kunden entgegengebracht wurde. Beispielhaft dafür ist die Erfurter Weinhandlung der Gebrüder Ramann zu nennen, zu deren Kundschaft unter anderem viele renommierte Dichter der deutschen Klassik um Goethe und Schiller zählten. Bis ins späte 18. Jahrhundert wickelte man den Weinhandel ausschließlich im »Gebinde«, in Holzfässern unterschiedlichster Größen, ab. Dementsprechend unterschieden sich die Lager- und Verkaufseinrichtungen eines typischen Weinhandelsunternehmens kaum von Kellereien und Winzerbetrieben. Herzstück war das Fasslager mit Fässern verschiedener Größe, vor allem das Ohm (ca. 150 l), das Viertelstück (ca. 300 l) oder das Halbstück (ca. 600 l). Hier nahmen später Import- und Großhandelsfirmen auch eigene Abfüllungen vor. Der eigentliche kommerzielle Geschäftsverkehr spielte sich im »Comptoir« ab. Neben dem Kontor gab es Räumlichkeiten für Weinverkostungen, die mit ihrer gediegenen Einrichtung das altehrwürdige Flair so mancher Traditionsweinhandlung betonten. Mit der maschinellen Herstellung standardisierter Formate von Weinflaschen und der Verwendung des Korkens als Flaschenverschluss sowie mit der Deklarierung des Inhalts auf beigefügtem Flaschenschild (Etikett) brach für den Weinhandel eine völlig
neue Epoche an. Den klassischen Handel mit »loser Ware« (im Fass) lösten die Handelsgeschäfte »en gros und en détail mit Bouteillen« ab. Das Holzfasslager und die Ansammlung von Korbflaschen reduzierte sich zunehmend durch die Einrichtung des Flaschenlagers, in dem neue Verpackungselemente wie die Holzkiste für sechs oder zwölf Flaschen dominierten. Die gewaltigen logistischen Erleichterungen ermöglichten vor allem, nun in verschließbaren Flaschen haltbare Weine zu erwerben, die längere Zeit aufbewahrt werden konnten. Aus diesem Grund avancierte der Wein im 19. Jahrhundert in der gutbürgerlichen Gesellschaft zum Bestandteil anspruchsvoller Lebenskultur und eines auf Repräsentation bedachten Lebensstils. Beschränkten sich in früheren Zeiten die Merkmale beeindruckender Weinpräsentation im Wesentlichen auf den Gebrauch kostbarer Accessoires wie Gläser und Karaffen, so entwickelte sich nunmehr die rituelle Weindegustation im Kreis kundiger Genießer und Sammler. Der mit erlesenen Kreszenzen bestückte Weinkeller im Privathaus wurde zum Statussymbol. In seinem »Weinbuch« beklagte Dr. Wilhelm Hamm 1865, dass man »in den Häusern der Neuzeit« einen guten Weinkeller weit seltener finde als in alten Gebäuden: »Es mag teilweise seinen Grund darin haben, dass der verbreitete Weinhandel der Gegenwart jene Anhäufung von Weinen in Privatbesitz unnöthig macht, welche man früher als wesentliches Requisit eines gut eingerichteten Haushalts für unumgänglich hielt.«
Links: Auerbachs Keller in Leipzig (D). 1525 begründet, gilt er heute als eines der bekanntesten Weinrestaurants – einzigartig vor allem durch die künstlerische Ausgestaltung der Weinstuben und des Großen Kellers. Goethe war hier oft zu Gast und machte den Keller durch seine Tragödie »Faust« berühmt. Mitte: Rieslinggut Robert Weil in Kiedrich / Rheingau (D). Der Gartensaal im Gutshaus aus dem 19. Jahrhundert ist ein typisches Beispiel für die Salonkultur, in der früher Gutsweinproben stattfanden. Rechts: Haus »Samson« in Leer (D). Das Gebäude wurde im Jahr 1570 errichtet und beherbergt seit 1800 das Fachgeschäft Wein Wolff. Die historische Ladeneinrichtung ist bis heute erhalten. Diese Seite oben: Der aus Mainz stammende Lorenz Adlon betrieb in Berlin (D) zunächst eine Weinhandlung, bevor er sein berühmtes Luxushotel 1907 eröffnete. Zum außergewöhnlichen Interieur des Hauses zählte auch der legendäre klimatisierte Weinkeller, in dem berühmte Gutsweine im Fass gelagert und auf Flaschen gezogen wurden. Beim Plündern des gigantischen Weinvorrats durch russische Soldaten ent-
stand im Mai 1945 der Brand, der das Luxushotel vernichtete. Das Foto von 1913 zeigt einen Kellner am Sektkühlschrank der Großküche. Unten: »Fürstliche« Weinprobe im 1721 vollendeten Schloss Johannisberg (D). Umgeben von Halbstückfässern und von mit Schimmel bedecktem Mauerwerk verkosteten im tonnengewölbten, 260 m langen Keller am 1. November 1897 Adlige und Weinbau-Prominenz erlesene Tropfen. Stehend (von links): J. J. von Zimmermann, Fürst-von-Metternich’scher Rentmeister; I. Heinisch, Fürst-von-Metternich’scher DomäneInspector; H. Allinger, Fürst-von-Metternich’scher Kellermeister. Sitzend (von links): Dr. Clemens Wenzel von Metternich-Winneburg; C. Nobile dei Baroni Aliotti; Prinz Franz von und zu Liechtenstein; A. Czéh, Königlich-Preussischer Domäne-Rat (Kloster Eberbach); Rudolf Goethe, Königlich Preussischer Landesoekonomie-Rat (Direktor der Lehranstalt für Obst- und Weinbau, Geisenheim); H. W. Dahlen, GeneralSekretär des Deutschen Weinbau-Vereins; A. Dorn, Administrator seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preussen (Schloss Reinhartshausen); Karl Prileszki von Prilesz, Kaiserlicher Zehntkommissär, Wien.
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Die Chance, der Weinpräsentation mittels einer imposanten Aufreihung von Flaschen vieler berühmter Herkunftsländer, Lagen und Produzentennamen zu besonderem Glanz zu verhelfen, griffen in dieser Zeit auch etliche engagierte Gastronomen und Hoteliers auf. Kunstvoll verzierte schmiedeeiserne Weinregale wurden neben umfangeichen Weinkarten zu dekorativen Fundgruben für den Gast, nicht selten erweitert durch die »Weinschatzkammer« mit exquisiten Gewächsen. Als Lorenz Adlon, der in Berlin bereits eine angesehene Weinhandlung unterhielt, 1907 sein berühmtes Hotel eröffnete, glänzte es neben vielen anderen Attraktionen mit einem grandiosen, über hunderttausend Flaschen umfassenden Weinkeller, wie er von kaum einem anderen Grandhotel jener Zeit übertroffen wurde. Tief greifende politische und wirtschaftliche, soziale und kulturelle Ereignisse führten in der Folgezeit zu radikalen Veränderungen der Absatzwege in Handel und Gastronomie. Firmen, die bislang über ihre Bezüge bei heimischen Erzeugern und mit Importen den Markt dominiert hatten, bekamen mit Warenhaus- und Fachgeschäften, die auch Weinverkauf betrieben, vielfältige Konkurrenz. Gutsbetriebe und Winzergenossenschaften übernahmen ihren Weinverkauf an Zwischenhandel, Gastgewerbe und Endverbraucher selbst – so wie schon Jahrhunderte zuvor Weinbaudomänen in großen Städten Verkaufsfilialen eröffnet hatten. Selbst vermarktende Weinerzeuger beschritten demgegenüber andere
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Wege. Sie öffneten Keller, Weinflaschenlager und ihre »gute Stube« für Kundenbesuche und inszenierten dort in stilechter Atmosphäre Besichtigungen mit Weinverkostungen. Mit den Anfängen des »Önotourismus« in europäischen Weinregionen begann zugleich die erfolgreiche Geschichte der Vinotheken – ob als Gemeinschaftseinrichtungen auf lokaler oder regionaler Ebene oder aber als moderner Bestandteil der Marketingaktivitäten eines Weinguts. Ebenso wie die Angebotsspreizung und Spezialisierung in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts das Monopol des klassischen Wein- und Spirituosenfachgeschäfts ablöste, erlebte auch das Gastgewerbe seine strukturelle Revolution. Verändertes Konsum- und Kaufverhalten bewirkte innovative Neugründungen von »Weinmagazinen«, »Weindepots«, »Weinshops«, die in unkonventioneller Ausstattung und modischem Design internationale Sortimente offerieren. Parallel dazu siedeln sich zwischen braven Weinstuben und klassischen Weinrestaurants »Önotheken«, »Weinbars« oder »Bodegas« an, z. B. als besonderer Treffpunkt oder als beliebte Weinkaufquelle. An dieser Heterogenität lässt sich am besten erkennen, wie sich das Weinimage vom tradierten Kulturgut zum jugendlichen Lifestyleprodukt gewandelt hat. Es scheint, als sei der Prozess dieses Umbruchs keineswegs abgeschlossen. Man darf gespannt sein, welche Entwicklungen rund um die Begegnung mit dem Wein die Zukunft bereithält.
Wein als Produkt Analytische Beschaffenheit des Weins Aus der Sicht der Chemie ist Wein durch Fermentation veredelter Traubensaft. Die vereinfachte Formel besagt jedoch wenig über die komplexe Beschaffenheit des Produkts mit seinen mehreren Hundert Inhaltsstoffen und den sich daraus ergebenden unzähligen Merkmalen, die unsere Sinnesempfindungen beeinflussen und in vielfältiger Weise auf Körper und Geist wirken. Analytisch betrachtet ist Wasser der quantitativ mit Abstand führende Inhaltstoff (etwa 700 – 900 mg / l). Sein typisches Profil erhält Wein jedoch durch eine Reihe fester und flüchtiger Substanzen, Säuren, gelöste Gase, Mineralsalze und nicht zuletzt zahlreiche Spurenelemente. Ihre jeweiligen Anteile ergeben sich aus einer Vielzahl natürlicher Faktoren, wie z. B. Sorte, Anbau und Reife der verarbeiteten Trauben sowie geologische Einflüsse (Bodenart, Lage) und klimatische Bedingungen. Eine große Rolle bei der individuellen Zusammensetzung der Weininhaltsstoffe spielen die Herstellungsverfahren – angefangen von der Ernte über Art und Dauer der Gärung, Behandlung des Jungweins, Reife und Lagerung bis hin zur Flaschenabfüllung und -lagerung. Während der Gärung des Mosts wandeln sich unter Einwirkung von Hefen der in den Beeren enthaltene Fructose (Fruchtzucker) und Glucose (Traubenzucker) in Alkohol (Äthanol / Äthylalkohol) und Kohlendioxid. Dieser Prozess kann – mittels »Gärführung« – durch Temperatur, Art der Hefen und bestimmte Stoffe (z. B. Schwefeldioxid) beeinflusst werden. Entsprechend unterschiedlich ist das Ergebnis: Der Alkoholgehalt des vergorenen Weines reicht von etwa 7 Vol.-% bis etwa 16 Vol.-%. Aroma und Geschmack des Weins werden wesentlich vom (Rest-)Extrakt, dem Gehalt fester Substanzen, geprägt. Zum Extraktgehalt zählen vor allem Kohlehydrate, Glyzerin, nichtflüchtige Säuren, Stickstoffverbindungen, Gerb- und Farbstoffe, höhere Alkohole und Mineralstoffe. Mit Berücksichtigung des Zuckergehalts kann der Extrakt eines Weins je nach Süße zwischen 16 und 30 g / l betragen. Rotweine sind in der Regel extraktreicher als Weißweine, bedingt unter anderem durch ihren höheren Phenolgehalt (Tannin /Gerbstoff). Nach traditioneller Auffassung sollte der Extraktgehalt bei
Rotweinen mehr als das Doppelte, bei Weißweinen mehr als das Anderthalbfache des Alkoholgehalts in Vol.-% betragen. Ein geringer Alkoholgehalt bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass der Wein auch über wenig Extrakt verfügt, wie zum Beispiel alkoholärmere Weißweine von Mosel und Rhein belegen. Neben dem Restzucker, der bei völlig vergorenen Weinen meist unter 2 g / l liegt, wird das Geschmacksbild des Weins primär durch seinen Gehalt an organischen Säuren (Acidität) bestimmt. Analytisch setzt sie sich aus flüchtigen und nichtflüchtigen Säuren (Gesamtsäure) zusammen. In der Europäischen Union (EU) ist ein Minimum von 4,5 g / l Gesamtsäure vorgeschrieben, die Höchstwerte bei sehr säurebetonten Weinen liegen bei 8 g / l. Für das Geschmacksempfinden ist der pH-Wert der Säure ausschlaggebend. Weine, deren Säure einen niedrigen pH-Wert aufweisen, verfügen über eine stärker konzentrierte Säure, im Gegensatz zu hohen pH-Werten, die einen geringen, schwachen oder sehr milden Säuregeschmack ergeben. Der pH-Wert für »neutral« schmeckende (kaum spürbare) Säure – zum Beispiel Wasser – beträgt etwa 7. Säuremilde Weine resultieren oft aus einer »zweiten«, malolaktischen Gärung, bei der durch Milchsäurebakterien ein Teil der scharf schmeckenden Äpfelsäure in die mildere Milchsäure umgewandelt wird. Mithilfe moderner Analyseverfahren, vor allem der Gas-Chromatografie, wurden über 900 Substanzen entdeckt, die – außer den dominierenden Inhaltsstoffen Säuren, Zucker, Alkohol, Gerb- und Mineralstoffe – im Wein enthalten sein können. Die Mehrzahl davon besteht aus flüchtigen Aromastoffen, vornehmlich höheren Alkoholen. Sie sind zwar in sehr geringer Konzentration vorhanden (etwa 0,8 bis 1,2 mg/l), prägen jedoch deutlich Geruch und Geschmack des Weins. Unter den Inhaltstoffen, die bei der Weinerzeugung hinzugefügt werden, steht Schwefeldioxyd an erster Stelle. Je nach Süßegrad und Alkoholgehalt beträgt die im Wein enthaltene Menge dieses für Haltbarkeit, Reintönigkeit und Farbe erforderlichen Stoffs zwischen 80 mg / l (durchgegorene Weine) bis etwa 260 mg / l für Weine mit hoher Restsüße, dem in der EU gesetzlich vorgeschriebenen Höchstwert. Für Trockenbeerenauslesen sind bis 400 mg / l erlaubt. Ungeschwefelte Weine tendieren zur raschen Oxidation. Durch den Einsatz moderner
Technologien in der Weinbereitung wurde der SO2Bedarf für trockene Weine in den letzten Jahren reduziert. Geschwefelte Weine müssen in der EU mit dem Zusatz »enthält Sulfite« (nicht zu verwechseln mit Sulfiden) auf dem Etikett gekennzeichnet werden.
Weinbeurteilung Die gesamten Informationen über die Beschaffenheit des Weins ergeben sich aus der chemischphysikalischen Analyse sowie der sensorischen Bewertung. Doch die Daten, welche durch die Analyse ermittelt werden, geben kaum Auskunft über Güte und Charakter des Weins. Diese Parameter liefert die Verkostung, bei der die von unseren Sinnen empfundenen Eigenschaften im Mittelpunkt stehen. Die Farbe des Weins stammt vor allem aus den in den Beerenhäuten enthaltenen Farbstoffen, bei Weißwein sind dies die Flavonoide, bei Rotwein die Anthocyane. Als eine Art farbiges Tannin, auch »Oenin« genannt, gehören sie wie die Gerbstoffe zu den phenolischen Substanzen, deren Extrakt im Zusammenwirken mit der Hefe die Weinfarbe verstärken kann. Neben den sortentypischen Eigenarten der Trauben wird die Weinfarbe durch jahrgangstypische Reifeentwicklungen am Rebstock, die kellertechnische Behandlung sowie die Dauer der Flaschenlagerung, bei der Rotweine allmählich heller und Weißweine dunkler werden, bestimmt. Die Klarheit spielt für das optische Erscheinungsbild des Weins gleichfalls eine große Rolle. Trübungen sind ein deutliches Indiz für Qualitätsmängel. Bei geschmacksneutralen Weinsteinkristallen, die sich bei starken Temperaturschwankungen zuweilen am Korken oder Flaschenboden absetzen, handelt es sich um ausgefällte Weinsäure. Sie mindern nicht die Qualität und werden meist durch Weinsteinstabilisierung unterbunden. Das Gerbstoffdepot, das sich in älteren Rot- und Portweinen bilden kann, hat ebenfalls keinen unmittelbaren Einfluss auf den Geschmack. Durch vorsichtiges Dekantieren (Umfüllen) des Weins bleibt dieser »Schönheitsfehler« in der Flasche zurück. Weitere visuelle Merkmale für die Beschaffenheit des Weines sind sein Flüssigkeitsgrad (z. B. mit »Schlieren« in Weingläsern) und der Kohlensäuregehalt, der speziell bei Schaumwein als Dauer und Art seines Perlens zum Ausdruck kommt.
Linke Seite: Herbstliche Weinberge am Mittelrhein bei Bacharach-Steeg (D) Oben: Gläserne Gärspunde (Nessler’sche Gärröhre mit Wasser- oder Glyzerinfüllung) zum luftdichten Abschluss der Gärfässer, durch die bei der Gärung das entstehende Kohlendioxid gasförmig entweicht. Unten: Rotweinmaische aus gemahlenen, zerquetschen Trauben. In ihr lösen sich feste Bestandteile vornehmlich aus Beerenschalen und Kernen und prägen vor allem mit Gerbund Farbstoffen sowie Aromen je nach Dauer der Standzeit und Maischegärung Charakter und Geschmack des Weins.
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Entscheidenden Einfluss auf die qualitative Beurteilung haben Geruch und Geschmack, die wesentlich von Aromen bestimmt werden. Primäre Aromen entstehen durch den Stoffwechsel in der Rebe, die sich je nach Klima und Reife unterschiedlich entwickeln. Sekundäre Aromen entwickeln sich bei der Verarbeitung der Trauben, der Mostbehandlung und Gärung. Tertiäre Aromen bilden sich im Verlauf der Lagerung im Fass (z. B. durch Reife im kleinen Eichenholzfass) und auf der Flasche. Wie bereits zuvor über die Weinanalytik erläutert, sind für die Geschmacksbildung Zucker (Saccharose), Säuren, Mineralstoffe und Spurenelemente, Gerbstoffe (Tannin, Polyphenole) sowie schweflige Säure und höhere Alkohole, vor allem Glycerin, ausschlaggebend. Alkohol ist nur mittelbar Geschmacksträger, der für Charakter und Fülle des Weins (»Körper«) mitbestimmend ist. Für jedes einzelne Kriterium können bei unterschiedlichen Weinen positive und negative Eigenschaften stehen. Weinfehler basieren oft auf mikrobiologischen Veränderungen bei der Weinerzeugung wie z. B. Hefe- oder Eiweißtrübungen oder Farbveränderungen durch Oxydation. Manche Weinfehler sind sowohl im Geruch als auch im Geschmack wahrnehmbar, wie Essig- oder Milchsäurestich. Der Ausbau in einem unsauberen Fass kann zum »Muffton« eines Weins führen, andere Fehltöne sind der »Böckser« mit Geruch von faulen Eiern und der »Geranienton«, der durch Milchsäurebakterien hervorgerufen wird. »Korkgeschmack« ist hingegen kein 16
eigentlicher Weinfehler, sondern Folge eines muffigen Korkens. Lange gereifte und gelagerte Weine weisen oft einen spezifischen Alterston (»Firne«) auf, der im Aroma an Brotkruste erinnert. Selbst wenn die Farbe dieser meist süßen Weißweine dem Sherry ähnelt, werden sie dank ihres eindrucksvollen Aromas als »edelfirne« Spezialität geschätzt.
Weinverkostung Um einen Eindruck vom Zustand des Weins zu erhalten, bedarf es der »Sinnenprüfung«, bei der jedes einzelne oben aufgeführte Unterscheidungsmerkmal kritisch bewertet wird. Im professionellen Umgang mit Wein ist diese sensorische Degustation (oder »Tasting«) unerlässlich, während die geselligen und unterhaltsamen Weinproben oft lediglich hedonistisch motivierte Beliebtheitsentscheidungen der Verbraucher darstellen. Fachlich korrekte Weinverkostungen beruhen auf einem bestimmen Regelwerk, das trotz nicht auszuschließender Subjektivität der Prüfer zu möglichst zuverlässigen, objektiven Ergebnissen führen soll. Im Rahmen der önologisch-wissenschaftlichen Untersuchung mit dem Produkt hat die organoleptische Prüfung ebenso eine wichtige Aussagekraft wie beim kommerziellen Umgang, z. B. beim Weineinkauf oder zur Beurteilung der Haltbarkeit und der gastronomische Eignung (als Begleiter bestimmter Speisen). Die in der Praxis angewandten unterschiedlichsten Prüf- und Bewertungsverfahren setzen beim Prüfer
entsprechende Kenntnisse und Erfahrung voraus. Nahezu alle Weinprüfungen mittels Sensorik erfolgen auf der Grundlage von Klassifizierungen der Parameter Farbe, Geruch und Geschmack. Sie können je nach Bewertungsmodell durch weitere Merkmale wie Klarheit, Viskosität oder den Gesamteindruck (Harmonie, Typizität etc.) ergänzt werden. Die jeweils vom Prüfer festgestellten Eindrücke werden mit der Vergabe von Punkten auf der Grundlage der jeweiligen Bewertungssysteme dokumentiert. Um eine unbeeinflusste Wahrnehmung der einzelnen Sinneseindrücke zu gewährleisten, erfolgen die Weinproben »verdeckt« oder »blind«, d. h. ohne namentliche Kenntnis des Produkts und des Erzeugers. Die Bewertung des Weins erfolgt in der Regel auf Basis einer kleinen Menge, meist in speziellen Degustationsgläsern, die mit ihrer Formgestaltung den besonderen Funktionen von Weinverkostungen entsprechen. Eine gute Grundlage zur Einarbeitung in fachliche Weinverkostungen sind die Zusammenstellungen von unterschiedlichsten Aromaproben zum Kennlernen und von »Aromarädern«, aus denen die Begriffe und Zuordnung der einzelnen Attribute zu den Weinsorten ersichtlich sind.
Weinaufbewahrung Gegenüber vielen anderen Getränken zeichnet sich Wein unter anderem durch seine Langlebigkeit aus. Abgesehen von Weinen, die mit Alkohol verstärkt
wurden (Sherry, Port), ist die Haltbarkeit zeitlich nicht unbegrenzt, sofern nach längerer Aufbewahrung ein Genusserlebnis erwartet wird. Durch den auf dem Etikett ersichtlichen Ursprung wie Jahrgang oder Herkunft und der daraus resultierenden unendlichen Vielfältigkeit fasziniert Wein als ideelles und materielles Sammelobjekt. Traditionell sind daran technische und physikalische Voraussetzungen gebunden, die dank moderner Kellertechnologie in letzter Zeit kaum mehr den Regeln aus vorigen Jahrhunderten entsprechen müssen. Vor allem Weine, die für einen baldigen Konsum vorgesehen sind, können in der kurzfristigen Aufbewahrung einfacher behandelt werden, ohne dass deutliche Qualitätsverluste zu befürchten sind. Gleichwohl empfiehlt es sich, bei der Weinlagerung zu berücksichtigen, dass es sich in gewisser Weise um ein »fragiles« Produkt handelt, dessen Entwicklung mit der Flaschenabfüllung keineswegs beendet ist. Die komplexen Reife- und Alterungsvorgänge verlaufen höchst unterschiedlich. Sie sind von mikrobiologischen Faktoren wie Einfluss den Phenolen (bei Rotweinen) und der Säure (vor allem bei Weißweinen), aber auch von physikalischen Einwirkungen (Lagertemperatur) abhängig. Die drei klassischen Empfehlungen zur sachgerechten Lagerung sind ganz auf den Alterungsprozess des Weins ausgerichtet: • Lagerung bei gleichmäßiger Temperatur (Weißweine 8 °C bis 12 °C, Rotweine bis 16 °C) und Luftfeuchtigkeit (60 % bis max. 80 %) im geruchsneutralen, vibrationsfreien Umfeld.
• Liegende oder leicht geneigte Lagerung der Flaschen, die mit Naturkork verschlossen sind, damit dieser elastisch bleibt und Austrocknen vermieden wird. Dies betrifft nicht Spirituosen und Weinflaschen mit Kunststoff-, Glas und Schraubverschluss. • Angepasste, nicht zu starke Lichteinwirkung, z. B. LED mit geringer Wärmeentwicklung Gewerblichen Weinanbietern und Weinsammlern steht für die optimale Aufbewahrung und Präsentation eine breite Palette an Hilfsmitteln und Geräten, Regalen und Ausstattungsprodukten zur Verfügung, die höchsten Ansprüchen in puncto Logistik, physikalischen Bedingungen und Design gerecht werden. Vor der Entscheidung für bestimmte Lager- und Präsentationstechniken sowie Ausstattung sollten die Fragen nach der Abstimmung auf die Standortgegebenheiten, die benötigte Unterbringungskapazität sowie Umbau- und Erweiterungsmöglichkeiten (Flexibilität durch Modellbauweise) beantwortet werden. Das Spektrum der Regale für Präsentation und Aufbewahrung von Weinflaschen erreichte in jüngster Zeit eine Vielfalt, die an praxisgerechten Materialien, flexiblen und mobilen Einsatzmöglichkeiten sowie attraktiven Ausstattungsmerkmalen kaum noch zu überbieten ist: Der Klassiker ist das funktionsgerechte Holzregal aus unterschiedlichsten Holzarten. Metallregale zeichnen sich durch Stabilität und Widerstandsfähigkeit gegenüber hoher Luftfeuchtigkeit aus und eignen sich speziell für die Installa-
tion in feuchten Kellerräumen. Weinregale aus Kunststoff verfügen trotz ihres leichteren Materials über gute Standfestigkeit. Stilgerecht wirken aufwendige Steinregale aus Ton, die über hohe Druckfestigkeit und Luftdurchlässigkeit verfügen. Eine imposante Anmutung besitzen Regalfächer aus schwarzem, naturreinen Lavagestein, Tuffstein (Vulkanasche) oder Steinguss in Sandsteinoptik. Gemauerte Flaschenfächer wirken gleichermaßen rustikal und dekorativ. Perfekt klimatisierte Weinlagerung ermöglicht ein vielfältiges Geräteangebot. Es reicht vom Weinkühlschrank bzw. Weinklimaschrank mit abgestuften Klimazonen und variablem Fassungsvermögen (bis zu etwa 4000 Flaschen) bis zu schallgedämpften Klimageräten. Sie gewährleisten eine gleichmäßige Raumtemperatur zwischen 10 °C und 12 °C. Mittels Luftbefeuchtern lässt sich der konstante Feuchtigkeitsgehalt der Luft im Weinlager erreichen, von denen einige Modelle sogar unangenehme Geruchsbildung beseitigen.
Links: Bei professionellen Verkostungen ist die Farbe des Weins erstes Indiz für Alter und Beschaffenheit. Oben: Im Mörtel verlegte Drainagerohre ermöglichen eine für die Weinlagerung geeignete Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Geeignet ist dieses System vor allem zur Aufbewahrung von Einzelflaschen. Am Flaschenhals angebrachte Zettel oder kleine Tafeln mit Angaben über den jeweiligen Wein erlauben das Auffinden der gesuchten Flaschen, ohne dass diese dafür aus den Röhren herausbewegt werden müssen.
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Das inszenierte Angebot Weinkauf und Weingenuss werden durch einen Spannungsbogen verbunden, der aus Stimulation, Information und Erlebnis besteht. Voraussetzungen hierfür sind Produktqualität, persönliche Beratung sowie räumliche Rahmenbedingungen, die den Erwartungen des Kunden und Gasts entsprechen. Architektonische Gestaltung – ob Neubau oder restauriertes Gebäude – und davon ausgehendende Aktivitäten haben nicht zuletzt auf das Image und die Profilierung eines Betriebs, seiner Erzeugnisse und seiner Leistungen erheblichen Einfluss. Diese Erkenntnisse führten in sämtlichen Bereichen des Weinabsatzes, seien es Direktvermarkter, Händler oder Gastronomen, zu einem Wandel mit vielfältigen Neuerungen und oftmals bemerkenswerten Umgestaltungen. Stets geht es darum, die Weinpräsentation zu optimieren und dem Besucher ein »Gesamterlebnis« zu ermöglichen. Die Planungsprozesse setzen zunächst die Klärung unternehmerischer Aspekte wie Finanzierung, Standort bzw. Lage und Gebäude, Kundenzielgruppe, Raumkapazität und Personal voraus. Bauherr und Architekt entwickeln die Planung auf der Grundlage der hierbei ebenfalls definierten ökonomischen Rahmenbedingungen. Dafür sind so unterschiedliche Merkmale wie effektive Nutzung der Räumlichkeiten, Produktpräsentation, Materialauswahl und Farbgebung zu berücksichtigen. Wenn auch die Funktionalität der Räume dabei die größte Bedeutung besitzt, sind Kriterien wie Indivi18
Links oben: Verkaufs- und Verkostungsraum der Weinkellerei López de Heredia in Haro (E). Der von der Architektin Zaha Hadid 2002 konzipierte Messepavillon inkorporiert einen historischen Verkaufspavillon aus dem Jahr 1910 und schafft damit eine reizvolle Spannung zwischen Art déco und moderner Formensprache. Das Objekt ist seitdem als Besucherempfang in das traditionelle Bauensemble der 130 Jahre alten Kellerei integriert. Links unten: Weinhandlung L’Intendant in Bordeaux (F). Die Vinothek zählt nicht nur wegen ihres Sortiments von ca. 15 000 Flaschen zu den ungewöhnlichsten Weinfachgeschäften. Entlang einer 1990 von den Pariser Architekten Jean-François Bodin und Jean-Michel Rousseau konzipierten 12 m hohen spiralförmigen Treppe werden nahezu alle
klassifizierten Bordeaux-Cru-Weine präsentiert. Dieses raumprägende architektonische Element fand inzwischen zahlreiche Nachahmer, 2009 wurde sie von Jean-Michel Rousseau neu gestaltet. Rechts: Entoteca Italiana in Siena (I). Die Vinothek wurde ursprünglich 1933 als Schaufenster der italienischen Weinerzeugung konzipiert und 1950 in der ehemaligen MediciFestung aus dem 16. Jahrhundert eingerichtet. Die dauerhafte Präsentation umfasst über 1500 Weine von 600 Erzeugern. Die Enoteca gilt als Vorläufer zahlreicher ähnlicher regionaler und lokaler Einrichtungen für Verkostung und Information. Über in die Regale integrierte Displays erhält man Informationen zu den unterschiedlichen Anbaugebieten, Winzern und Weinen.
dualität, Klarheit oder Ästhetik zu beachten. Die Oberflächenbeschaffenheit von Boden, Wand und Decke bestimmt im Zusammenspiel mit der Kubatur sowie Licht und Möblierung die angestrebte Raumatmosphäre. Eine für das Erscheinungsbild essenzielle Bedeutung besitzen die verwendeten Materialien, mit denen dezente bis markante Akzente gesetzt werden können. Sie betreffen sämtliche Bestandteile und Bereiche eines Projektes und bieten dank ihrer Vielfältigkeit unzählige Variations- und Gestaltungsmöglichkeiten. Für »weinaffine« Räumlichkeiten werden meist natürliche Materialien regionaler Herkunft bevorzugt, für Böden beispielsweise Holz, Naturstein, Schiefer oder Bruchstein, mit denen die Identität der räumlichen Gestaltung für den »Hauptdarsteller« – den Wein – betont wird. Werkstoffe, die mit Weinbergböden, heimischen Gesteinen oder Holzfässern zueinanderpassen, verstärken das authentische Raumerlebnis. Damit harmonierend oder in einem Kontrast stehend, bestimmen Struktur und Farbgebung von Decken und Wänden maßgeblich den Gesamteindruck. Der »Wohlfühlfaktor« eines von Kunden und Gästen besuchten Raums wird neben der Möblierung und dem Material auch maßgeblich durch seine Farbgebung bestimmt. Hier gelten die generell gültigen Erkenntnisse aus farbpsychologischen Studien über den – oft unbewussten – Einfluss, wie die Farbgestaltung beim Betrachter sympathische Gefühle oder Ablehnung hervorrufen kann. Orientieren kann man sich bei der Farbauswahl z. B. an der
Farbsymbolik: Helle Farben wie Orange- und Gelbtöne stehen z. B. für Empfindungen wie Wärme und Licht, Leichtigkeit und Heiterkeit, Frische und Genuss. Braun symbolisiert je nach Nuancierung Gediegenheit, Rustikalität, Traditionalität, Naturverbundenheit, und dunkles Rot strahlt wiederum Wärme, Ruhe, Festlichkeit und Wertbeständigkeit aus. Farbgestaltungs- und Beleuchtungskonzepte sollten bei der gesamten Neuinszenierung nach Möglichkeit nicht nur Verkaufsräume, sondern sämtliche Betriebseinheiten miteinbeziehen.
Weinverkauf im Erzeugerbetrieb Für Weingüter, Winzergenossenschaften und Weinkellereien, die ihre Weine unmittelbar an Endverbraucher vermarkten, besitzt der Verkauf innerhalb der betrieblichen Aufgaben inzwischen zentrale Bedeutung. Um gestiegenen Ansprüchen an Produkt und Service sowie Veränderungen der Altersstruktur, Flexibilität bei der Wahl von Einkaufsquellen und dem zunehmenden Interesse des Publikums an Wein gerecht zu werden, reichen für die Besucherbetreuung der einstmals übliche Weinkellerrundgang mit Verkostung in einer eher schlicht gestalteten Probierstube nicht mehr aus. Die Konsequenz sind zahlreiche Veränderungen, die – vielfach verbunden mit einem Generationsund Inhaberwechsel – darin bestehen, nicht nur in Produktions- und Lagerräumlichkeiten zu investieren, sondern auch die räumlichen Voraus-
setzungen für die Optimierung des (Flaschen-) Weinabsatzes an den Endverbraucher im Rahmen der Direktvermarktung zu schaffen. Sobald eine entsprechende Umorientierung beschlossen ist, muss zunächst – wie bei Bauprojekten üblich – eine kritische Betriebsanalyse den gesamten baulichen und technischen Zustand der Bestandsbauten in den Blick nehmen. Hierbei wird auch die geografische Lage des Weinguts unter Vermarktungsaspekten untersucht (z. B. Standort und Erreichbarkeit für potenzielle Kunden). Im Gegensatz zu anderen Vermarktungsformen für Wein im Fachhandel oder der Gastronomie stehen bauliche Veränderungen im Weingut selbst meist in engem Kontext mit weiteren Um- und Ausbaumaßnahmen. Diese können sowohl den Herstellungs- und Verwaltungsbereich als auch die Wohnbereiche betreffen. Im Kontext des wachsenden weintouristischen Potenzials ist es ratsam, auch Erweiterungsmöglichkeiten beispielsweise für Verkehrsflächen und Sanitärbereiche oder den Bau eines Gästehauses in die Überlegungen miteinzubeziehen. Die dafür obligatorische Kosten-Nutzen-Rechnung signalisiert zwar dank möglicher EU-Fördergelder für bauliche Maßnahmen von Weinbaubetrieben eine gewisse finanzielle Entspannung, und auch die gute Konjunktur der Weingastronomie auf dem Winzerhof stellt ein relativ früher Return of Investment in Aussicht. Gleichwohl gelingt es nur in seltenen Fällen, sämtliche Vorhaben auf einmal zu realisieren. Eine fachlich fundierte Planung sollte daher 19
auch mögliche später folgende Bauabschnitte einbeziehen und Überlegungen eines künftig eventuell notwendigen Raumbedarfs in Abstimmung auf benötigte neue Baukörper umfassen. Kann die Realisierung der anvisierten Baumaßnahmen im Rahmen eines Neubauprojekts erfolgen, sind in der Regel stilistisch einheitlichere wie hinsichtlich der neuen Nutzungsmöglichkeiten stärker zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen. Es sind keine eventuell schwierigen Kompromisse nötig, wie sie Sanierungen und Betriebserweiterungen z. B. durch den Anbau neuer Verkaufs- und Verkostungszonen an alte Bausubstanz oftmals mit sich bringen. Stilistische »Brüche« sind kaum vermeidbar, wenn es an klaren Vorstellungen über das angestrebte Gesamtbild des Betriebs mangelt. Bei der Realisierung eines Gebäudes für den Weinverkauf gibt es im Wesentlichen drei Optionen: • Ein effektvoller architektonischer Kontrast, der durch die Anpassung moderner Architektur an die überlieferte und konventionelle Baukultur der Gebäude und des Interieurs erzielt wird. • Das Vorherrschen traditioneller architektonischer Elemente in der – möglicherweise sanierten – Bausubstanz im Außen- und Innenbereich. • Eine konsequent zeitgemäße architektonische Formensprache, sowohl im äußeren Erscheinungsbild als auch in der Innenarchitektur. Eng geknüpft an die Entscheidung für eine – auch finanziell und personell – tragbare Lösung sind weitere Grundsatzfragen wie nach dem Charakter, der das gesamte Projekt auszeichnen soll. Soll einem schlichten, vielleicht sogar puristischen Stil der Vorzug gegeben werden – oder einer auf Effekte zielenden dekorativen und repräsentativen Ausstattung? Und ist der optische Eindruck, den die Vinothek oder der Weinprobierraum beim Besucher erwecken wird, unter dem Aspekt der Corporate Identity authentisch und konsistent mit dem Image des Erzeugers und dem seiner Weine? Schließlich bleibt die Frage nach der künftigen Akzeptanz der Architektur und Innenausstattung, die in einigen Jahrzehnten möglicherweise schon »aus der Zeit gefallen« sein können, idealerweise jedoch weiterhin Anerkennung finden, da sie als »zeitlos schön« empfunden werden. Im Rahmen grundlegender Um- und Neuplanungen ist es möglich, Verkaufsräumlichkeiten an Teile des Produktionsbereichs, häufig z. B. an das Barrique20
fasslager, anzuschließen. Nur durch transparente Glaselemente im Boden oder an Wänden getrennt, fasziniert die Kombination von Weinreifung im Schaukeller und Produktpräsentation in der Flasche. Größere Kellereien, in denen das Besuchswesen oft professionell organisiert ist, bieten den Gästen mit einer mitunter exponiert auf einer Galerie gelegenen Vinothek visuell einen umfassenden Einblick in die Produktionsabläufe. Die Inszenierung des Weins erfolgt hier gleichsam auf »offener Bühne«. Ausstellungswände und Regale, Theke, Tische und Bestuhlung bilden als Funktionsmöbel die Kernbestandteile einer Vinothek, ob diese nur für eine Verkostung oder auch für eine gastronomische Bewirtung von Gästen konzipiert ist. Auswahl und Platzierung der Einrichtungsgegenstände richten sich nach der wesentlichen Aufgabe der Vinothek, eine erlebnisorientierte Bedarfsdeckung zu bieten. Dabei ist in die Vorüberlegungen miteinzubeziehen, dass grundsätzlich jedes Ausstattungsobjekt neben seiner zweckgebundenen Bedeutung auch eine dekorative Funktion besitzen kann. Beispiele hierfür sind Informationsdisplays, hinterleuchtete Präsentationswände oder ausgefallene Weinregale aus unterschiedlichen Materialien und Ausstellungsvitrinen mit Raritäten oder Spezialitäten des Weinguts. Akzente lassen sich indes auch durch die Art der Bestuhlung setzen – ob nun Würfel, Bänke oder Barhocker respektive Designermöbel gewählt werden oder aber zum längeren Verweilen einladende Lounge-Möbel. Sie richten sich ebenso wie Tische unterschiedlichster Größe und Beschaffenheit nach ihrer jeweiligen Funktion, abhängig beispielsweise davon, ob ausschließlich eine Weindegustation oder ein erweitertes Speisenangebot z. B. in einer angegliederten Straußwirtschaft vorgesehen ist. Für eine gastronomische Bewirtschaftung – im Winzerbetrieb nach besonderen behördlichen Bestimmungen – sind in der Bauplanung die dafür erforderlichen zusätzlichen Räumlichkeiten (Küche, Sanitärbereich etc.) zu berücksichtigen. Hinsichtlich Flexibilität in der Nutzung sind diese vor allem dann relevant, wenn die Kundenbindung durch die Veranstaltung von kulturellen oder anderen Events im Weingut verstärkt werden soll. Konzerte und Ausstellungen, Vorträge und Lesungen gehören inzwischen regelmäßig zum Programm vieler Güter und Winzerhöfe.
Weingastronomie Im gleichen Maße wie in der Weinerzeugung existiert auch in der Weingastronomie eine beachtliche Heterogenität unterschiedlichster Geschäftstypen. Vorrang für die jeweilige konzeptionelle Ausrichtung besitzen Struktur und Zusammensetzung des Gästepublikums. Sie sind Richtlinie für die »Software« wie Zusammenstellung von Getränkesortiment und Speisenangebot sowie die »Hardware«, vor allem das Raumprogramm, das eventuell zusätzliche Räume für Weinverkauf, eigene Veranstaltungen oder Vermietung einschließt. Generelle und individuelle betriebsspezifische Merkmale bestimmen das jeweilige Kolorit eines weingastronomischen Betriebs. Eine »Weinbar« kann ihrer Typologie entsprechend unkonventionell, unprätentiös oder aber chic wirken, ein »Weinbistro« gediegen, gemütlich, folkloristisch und ein gastronomisches »Wein-Reich« anspruchsvoll und edel. Bereits die breit gefächerte Namensgebung weingastronomischer Betriebe – von der mediterranen Cantina bis zur gutbürgerlichen Weinwirtschaft – kennzeichnet die bunte Mischung aus traditionellen Weinstuben, Weinrestaurants mit nationalen und regionalen Schwerpunkten sowie Gourmetrestaurants mit überdurchschnittlichem Weinangebot. In manchen Ländern, z. B. im europäischen Süden und auch in deutschsprachigen Weinbaugebieten, dominieren tradierte weingastronomische Betriebe, während in anderen Regionen – speziell in urbanen Zonen – die Wein-Gastroszene durch kreative Abwechslung belebt wird. Über Jahrhunderte unverändert erhaltene Weingaststätten sind mit ihrem dunkelfarbigen, holzbetonten Ambiente Kulturdenkmäler vergangener Epochen. Holz ist zwar immer noch Ausstattungsbestandteil in der Gastronomie, vor allem für oft deckenhohe Flaschen- und Gläserregale als Blickfang. Zu den notwendigen Bestandteilen einer zeitgemäßen technischen Ausstattung zählen funktionsgerecht in den Raum und in die Ausstattung integrierte Weinkühlschränke mit Schutzglastüren. Empfehlenswert sind zudem technische Geräte, die Weinausschank auch glasweise ermöglichen und den Inhalt angebrochener Flaschen jeweils mehrere Wochen konservieren und damit seine Trinkqualität erhalten. Mehr noch als Winzer-Vinotheken oder Weinhandlungen unterliegen Weinrestaurants wechselnden Designtrends. Waren ehemals Einflüsse gutbürger-
Weingut PoderNuovo a Palazzone in San Casciano dei Bagni (I). In der südlichen Toskana gelegen, wurde es 2009 von den Architekten Alvisi Kirimoto + Partners nachhaltigen Strategien folgend gebaut: Die Kubatur des Gebäudes orientiert sich an der Struktur des Geländes, zudem werden Geothermie und Solarenergie als energetische Quellen genutzt. Für die Eigentümer Paolo und Giovanni Bulgari, Mitglieder der berühmten Schmuck- und Uhrendynastie, war dies Voraussetzung für den Neubau. Vom großzügigen, mit rustikalen Holzmöbeln ausgestatten und 80 m2 großen Verkostungsraum auf der zweiten Ebene blickt man auf die darunterliegenden Produktionsanlagen und das 400 m2 umfassende Holzfasslager mit über 160 Barriques für die Reifung der San-Giovese-Rotweine.
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Links: Fachgeschäft »Wein & Wahrheit« der Weinkellerei Hoechst in Sulzbach/Frankfurt (D). Der Laden mit ca. 85 m2 Verkaufsfläche wurde von der Ippolito Fleitz Group konzipiert und 2011 eröffnet. In Anlehnung an eine Bibliothek mit ihren Büchern ist der Raum an allen Seiten in voller Höhe mit Weinen gefüllt; durch eine am Rand verlaufende Spiegeldecke multipliziert sich dieser zusätzlich in die Höhe. Pro Fach wird jeweils die erste Flasche stehend, die übrigen werden dahinter liegend präsentiert. Die kubischen Verkostungs-, Packund Kassentische bestehen aus hellem Eichenholz. Rechte Seite: Links: Material, Aufteilung und Anordnung von Weinregalen wurden in den letzten Jahren durch zahlreiche Varianten bereichert, sodass für die Gestaltung von Vinotheken und
licher Wohnkultur stilprägend, wird heute oft klares und schlichtes Design bevorzugt, was sich z. B. an den Lounge-Möbeln zeigt – der Bequemlichkeit und Zwanglosigkeit ebenso dienend wie dem Zeitgeschmack entsprechend. Ob »klassisch«, »modern« oder »rustikal« – vor allem sollten die Sitzgelegenheiten weniger avantgardistischen als ergonomischen Ansprüchen gerecht werden, denn Weingenuss ist ein sinnliches Vergnügen, das nicht zuletzt auch physische Entspannung einschließt. Der gestalterische Reiz eines Weinlokals oder einer Weinbar ergibt sich aus der anspruchsvollen Kombination der unterschiedlichsten Einrichtungselemente wie Buffet, Tische und Sitzmöbel, Barhocker und Hochtische, eventuell auch einem zentral platzierten Präsentations- und Degustationstisch, der einen weiteren Blickfang im Repertoire der Möblierung bildet. Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Gesamteindruck, welchen das Weinrestaurant auf den Gast ausübt, haben wie bereits erwähnt die jeweils eingesetzten Materialien für Decke, Böden und Wandgestaltung sowie die Farbgebung und Lichtführung. Hierzu bedarf es besonders feinfühliger Kompromisse zwischen einer effektvollen Inszenierung der meist »gedämpften« Raumbeleuchtung sowie der Notwendigkeit eines optisch unbeeinflussten Erkennens des Produkts: Denn gerade beim visuellen Erlebnis des Weingenießens spielen Farbe und Klarheit des Weins im Glas eine Rolle. Soll ein Speisenangebot in die Leistungen des Betriebs integriert werden, sind damit je nach 22
Weinshops sich immer wieder neue Möglichkeiten anbieten, wie z. B. eine horizontale Flaschen-Präsentation oder in Anpassung an die bauliche Struktur. Rechts: Vinothek Par Terre in Landau (D). Eine der aufwendigsten und innovativsten Vinotheken in deutschen Weinlanden eröffnete im Sommer 2014 an der südlichen Weinstraße. Der Berliner Modedesigner Michael Michalsky entwarf zusammen mit Daniel Ringwald vom Büro raumKonzepter in einem ehemaligen Kasernengebäude das Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum mit Vortragsaal und Restaurant. Helles Eichenholzparkett mit 50 Ornamenten aus Weinfassböden und eine Wand, deren Stein aus den besten Weinbergslagen stammt, gehören zu den Gestaltungselementen der hellen, lichtdurchfluteten Vinothek, die ca. 300 Weine anbietet.
Umfang und Qualitätsanspruch nicht selten beträchtliche zusätzliche Aufwendungen räumlicher, technischer und logistischer Art verbunden. Die Gestaltung der Gasträume bedarf in diesem Zusammenhang oft bestimmter Veränderungen. Außerdem können eine Erweiterung und Umgestaltung der Küche und anderer Betriebsräume vonnöten sein. Je größer das diesbezügliche unternehmerische Engagement ist, desto mehr Relevanz besitzt die »Wertigkeit« aus der Sicht des Gasts, aber nicht zuletzt auch die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten des Gastronomen.
Weinfachhandel Ähnliche Entwurfs- und Realisierungsprozesse wie für die Weingastronomie empfehlen sich auch für den Weinfachhandel, der im gleichen Maße wie das Gastgewerbe erheblichen Strukturveränderungen unterliegt. Gegenüber einer preisaggressiven Konkurrenz, die über große Selbstbedienungsflächen verfügt, ergibt sich die Wettbewerbsfähigkeit der Weinfachhändler durch eine anspruchsvolle Sortimentgestaltung, eine persönliche und kompetente Kundenberatung sowie ein auf Individualität bedachtes Geschäftsdesign. Mehr Bedeutung als für den Weindiscounter hat beim Weineinzelhandel die Fassadengestaltung des Geschäftslokals; neben der Fernwirkung spielt hier auch die Schaufenstergestaltung (produktbedingt mit kleinteiligen Elementen) eine bedeutende Rolle. Dabei sollen durch eine ansprechende Außenfas-
sade und den Eingang Werbewirkung erreicht und vor allem die Hemmschwelle zum Betreten des Geschäfts reduziert werden. Gleichwohl sind durch baulich oftmals nicht veränderbare Vorgaben den Gestaltungswünschen in manchen Fällen enge Grenzen gesetzt. Wie für die Einrichtung einer Vinothek beruht auch die Planung für ein Weinfachgeschäft auf verkaufsstrategischen und architektonischen Gesichtspunkten. In Abstimmung mit der zur Verfügung stehenden Raumgröße des Ladenlokals müssen die Funktionszonen (Kundenbereiche, Lager, Personalräume) sowie die Gliederung und Belegung der Ladeneinrichtung mit Verkaufsmöbeln und Verkostungsmöglichkeiten festgelegt. Da Wein aufgrund seiner vielfältigen Herkünfte und Erzeugungsmethoden ein heterogenes Produkt ist, vor dessen Verkauf somit ein hoher Beratungsaufwand anfällt, bedarf es bei der detaillierten Sortimentsverteilung auf die einzelnen Warenpräsentationen beträchtlicher Sorgfalt. Die Verkaufspräsentation von Wein erfolgt vielfach mittels hellem, farbig eher dezentem Design – häufig unter Einbeziehung von Holz in qualitativ hochwertiger Ausstattung. Farbig angelegte Kontraste mit dunklen Regalen vor hellem Hintergrund oder in umgekehrter Farbanordnung tragen zum abwechslungsreichen »Fluidum« des Ladens bei. Eine atmosphärisch ansprechende Wirkung wird durch die Beleuchtung erreicht, die sowohl farb- als auch wärmeneutral sein sollte. Intendierte optische Effekte in einzelnen Bereichen können die Präsen-
tation dabei unterstützen. Da Spontankäufe im Weinfachgeschäft relativ selten sind, erleichtern neben der individuellen Beratung auch Verkostungsmöglichkeiten ausgewählter Weine während des Einkaufs die Kaufentscheidung. Hierfür sollte ein entsprechender Servicebereich – mit Kühlmöglichkeit für Weiß- und Roséweine – vorhanden sein. Zur Kernausstattung des Verkaufsbereichs zählen neben der Theke spezielle Wandregale für stehende oder leicht geneigte Flaschenpräsentation, in denen auch weitere Flaschen jeweils derselben Artikelgruppe waagerecht untergebracht werden können. Da Flaschen mit sofort erkennbaren Etiketten hohe Werbewirkung besitzen, wird die aufrechte Präsentationsform bevorzugt. Je nach Platzangebot ergänzen unterschiedliche Einrichtungsbestandteile wie Tische, Mittelraumständer (Gondeln) und Vitrinen die Grundausstattung. Dazu gehören auch Bereiche für Sonderplatzierungen – meist auf Barriquefässern oder in Bordeaux-Holzkisten – oder aber Raritätenangebote und spezielle Zusatzartikel wie Gläser, Weinkelleraccessoires und Weinliteratur, die das Einkaufserlebnis bereichern und individualisieren können. Zur weiteren Profilierung des Weinfachgeschäfts sind Veranstaltungen der Kundenbindung zuträglich, wie Hausmessen, kommentierte Weinproben oder Weinseminare. Bei der Aufteilung der gesamten zur Verfügung stehenden Fläche sollten daher für derartige Events im gleichen Maße entsprechende Möglichkeiten eingeräumt werden wie dem Logistikbereich (Anlieferung und Auslieferung an den Kunden). 23
Projekte Weinabteilung im SPAR Flagshipstore in Budapest (H)
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DiVino in Budapest (H)
28
Balthazar Wine & Coffee Bar in Sint-Truiden (B)
30
RED Pif in Prag (CZ)
34
28°– 50° Marylebone in London (GB)
36
Neue Sternen Trotte, Weingut zum Sternen in Würenlingen (CH)
42
Galerie du Vin in Zürich (CH)
44
Weingut Abril in Vogtsburg-Bischoffingen (D)
46
VinoTeck, Mack & Schühle in Owen an der Teck (D)
50
NORD Coffee • Lunch • Wine Bar in Mannheim (D)
52
Weingut Leiss in Gellmersbach (D)
56
Weinhandlung Kreis in Stuttgart (D)
60
Wasems Kloster Engelthal in Ingelheim am Rhein (D)
64
Weingut LANZ .WEIN in Nonnenhorn (D)
66
wineBANK, Weingut Balthasar Ress in Eltville-Hattenheim (D)
70
BECKER’S Weinbar in Trier (D)
74
La Bohème entre amis in Porto (P)
76
Cata 1.81 in Barcelona (E)
80
Bodega Casa Primicia in Laguardia (E)
82
Fiesta del Vino in Poznan´ (PL)
84
Weingut Koppitsch in Neusiedl am See (A)
86
Weingut Jungmayr in Ebersbrunn (A)
90
Weingut Neumeister in Straden (A)
92
GRAPY.SHOP in Roosendaal (NL)
96
Beros & van Schaik Wine Traders in Bukarest (RO)
98
eTT? in Bruneck (I)
102
Cantina Antinori nel Chianti Classico in Bargino (I)
104
Wirtshaus Löwengrube in Bozen (I)
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Vineria Paradeis, Weingut Alois Lageder in Margreid (I)
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Romeo in Rom (I)
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winecenter in Kaltern (I)
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Weinabteilung im SPAR Flagshipstore in Budapest (H) Architekten: LAB5 architects, Edömér utca 4, H –1113 Budapest, www.lab5.hu Mitarbeiter: Linda Erdélyi, András Dobos, Balázs Korényi, Virág Gáspár Bruttogeschossfläche: 2000 m2 (Markt), 100 m2 (Weinabteilung) Fertigstellung: 2013 Kontakt: SPAR Flagshipstore, Alkotás utca 53, H –1123 Budapest, www.mompark.hu
Ein weißes Band an der Decke mit großen, runden Downlights leitet die Kunden förmlich in das Innere des einladend wirkenden SPAR Flagshipstores im MOM-Park, einem bereits seit etwa 15 Jahren bestehenden Einkaufszentrum im 12. Bezirk von Budapest. Für die Neugestaltung des SPAR Flagshipstores wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den die Architekten von LAB5 mit einer für Supermärkte eher untypischen Gestaltung gewannen. Obwohl die Einrichtungen der Märkte normalerweise von der österreichischen Muttergesellschaft
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vorgegeben ist, wurde hier dem ungarischen Marktmanagement und dem Team von LAB5 um András Dobos freie Hand gelassen. Die Architekten entwickelten ein Konzept, bei dem die unterschiedlichen Produktbereiche wie z. B. Obst und Gemüse klar voneinander abgegrenzt sind und wie einzelne Marktstände wirken. Dabei kommt der Deckengestaltung besondere Bedeutung zu: Sie verbindet die verschiedenen Bereiche miteinander und bietet den Kunden im Markt Orientierung. Die Architekten wählten hierfür im Abstand von etwa 5 – 8 cm
angebrachte HPL-Schichtstoffplatten in Holzoptik, die in unterschiedlicher Länge und Form von der Rohdecke abgehängt sind. Im hinteren Bereich der Ladenfläche kommt der Kunde zum eigentlichen Höhepunkt des Markts: den Weinen. Hier wandelt sich die Decke zu einem skulpturalen Objekt. Die Rippen senken sich zu Boden und formen Regale und Tische zur Präsentation der Weine. Die Kunden finden die Weine nicht nur übersichtlich an den Wänden stehend offeriert, sondern auch liegend auf kleinen Inseln, die ebenfalls als Rippen gestaltet sind. Ergänzt wird die Abteilung durch eine eigene Beratungstheke. Eine wichtige Funktion übernimmt auch die Beleuchtung: Das Sortiment des gesamten Markts wird mit Downlights in Szene gesetzt. Zusätzlich integrierte LAB5 insbesondere in der Weinabteilung weitere Leuchten in Form von Weinflaschen, die von der Decke hängen und von innen heraus leuchten. Sie unterstreichen den individuellen Charakter dieses Bereichs. Trotz des wellenartigen Verlaufs der Rippen strahlen diese, bedingt durch die gleichmäßigen Abstände, Ruhe aus und belassen den Fokus auf den Weinen. LAB5 haben hier eine sehr ansprechende, fast »beschützend« wirkende Atmosphäre geschaffen, die, wie es András Dobos treffend formuliert, an eine Höhle oder einen Natursteinkeller erinnert. In einer Rekordbauzeit von nur etwa zehn Wochen entstand hier ein Vorzeigemarkt, dem weitere folgen. Eines bekommen sie dabei sicher: den Applaus des Kunden!
Grundriss Maßstab 1:800
3 4 5 6 7
1 Eingang 2 Obst/Gemüse
Bäckerei Fleisch-/Wurstwaren Weinabteilung Beratungstheke Weinabteilung Kassen
5 6
7
4
2 3
1
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DiVino in Budapest (H)
Architekten: suto interior architects, Ötvös János utcában 1b, H –1021 Budapest, www.suto.hu Bruttogeschossfläche: 130 m2 Fertigstellung: 2010 Kontakt: DiVino Wine Bar, Szent István tér 3, H –1051 Budapest, www.divinoborbar.hu
Als das zuvor in den Räumen der DiVino Wine Bar untergebrachte Luxusrestaurant infolge der Wirtschaftskrise schließen musste und der Inhaber des in der Nähe gelegenen Restaurants TIGRIS gefragt wurde, ob er die Mietfläche übernehmen wolle, überlegte er nicht lange. Seine Idee war es, dort – in bester Lage Budapests, direkt gegenüber dem Stephansdom – eine Weinbar zu eröffnen. Aufmerksam wurde er auf die beiden Architekten Kata und Laszlo Suto durch deren seiner Meinung nach sehr gelungene Gestaltung der Drop Shop Wine Bar in Ufernähe der Donau. Mit ihrem Vorschlag für das DiVino beließen die Architekten im Wesentlichen die bestehende Raumstruktur, veränderten allerdings die Atmosphäre völlig: In den ehemals weißen Räumlichkeiten dominieren nun schwarzes und helles Kiefernholz die Inneneinrichtung. Die einzelnen Kiefernbretter, deutlich sichtbar mit schwarzen Nägeln an Wand und Decke befestigt, erinnern an Fassdauben. Beim Fußboden verwendeten die Architekten einen elastischen Bodenbelag, der rohen Stahlplatten verblüffend ähnelt, aber einen deutlich geringeren Trittschall aufweist. Beim Betreten der Weinbar fällt sofort die lang gezogene Theke auf, die sich bis in den hinteren Bereich erstreckt. Während der Kubus ebenfalls mit Kiefernholz verkleidet ist, wurde der obere Thekenbereich in Sichtbeton gestaltet – ein Material, für das die beiden Architekten, so Laszlo Suto, eine »Schwäche« haben. Der vordere, sich direkt dem Eingang anschließende Bereich besitzt mit dem an Weinkisten erinnernden Flaschenregal sowie den 28
Stehtischen und Barhockern den Charakter eines Weinshops. Im hinteren Bereich wechselt der Eindruck: Niedrige Tische, ebenfalls aus Kiefernholz, und Hocker ergänzen die lange, seitlich an der Wand befindliche Sitzbank mit hoher Lehne sowie die Lounge-Sitzinseln. Entsprechend ändert sich auch die Beleuchtung: Während der Eingangsbereich mit der direkten Deckenbeleuchtung hell ist, lässt die indirekte Wandbeleuchtung den hinteren Raum bewusst dunkel erscheinen und lenkt die Wahrnehmung auf die Lüster, eine Sonderanfertigung für diese Bar. Markant ist die Beleuchtung der Theke: Die Designleuchte wurde nach Vorgaben der Architekten produziert. Sie hat nicht nur Beleuchtungsfunktion, sondern soll gleichzeitig auch Wiedererkennungswert besitzen: Das Konzept der DiVino Wine Bar wird derzeit als Franchisesystem in ganz Ungarn aufgebaut. Beeindruckend ist die Auswahl der angebotenen Weine: 140 ungarische Weine, die glasweise erhältlich sind. Aber gerade das ist das Kernstück des DiVino-Konzepts: ein klarer Fokus auf einheimische Weine von jungen, ambitionierten Winzern, die abwechselnd einmal wöchentlich an einem Abend ihre Erzeugnisse präsentieren. Die moderate Preisgestaltung sowie die Möglichkeit, die verkosteten Weine direkt in der Bar zu kaufen, kommt vor allem bei dem jungen Publikum zwischen 25 und 35 Jahren gut an. Und wenn abends ab 21 Uhr kein Tisch mehr zu bekommen ist oder im Sommer sogar über 500 Gäste auf dem großen Platz vor der Bar ihr Glas Wein genießen, ist das der beste Beweis für ein stimmiges Konzept mit Zukunft.
Grundriss Maßstab 1:200 1 2 3 4
Bar Barbereich Lounge Lager
1 1 3
2
3
4
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Balthazar Wine & Coffee Bar in Sint-Truiden (B) Architekten: Creneau International, Hellebeemden 13, B – 3500 Hasselt, www.creneau.com Mitarbeiter: Simone Pullens, Andrew Theunissen, Joris Put, Fre Lemmens Bruttogeschossfläche: 100 m2 (Erdgeschoss /Bar), 30 m2 (Untergeschoss), 18 m2 (Obergeschoss) Fertigstellung: 2012 Kontakt: Balthazar Wine & Coffee, Grote Markt 52, B – 3800 Sint-Truiden, www.barbalthazar.wordpress.com
Im Süden der flämischen Provinz Limburg, eingebettet in das fruchtbare, vom Obstanbau geprägte Haspengau, liegt das beschauliche Städtchen Sint-Truiden. Mit etwas Aufmerksamkeit entdeckt der Besucher des Orts den schmalen Eingang zu einem wahren Kleinod, der Wein- und Kaffeebar Balthazar. Durch einen zur Straße hin offenen Vorbereich, wo man auf groben Holzbänken bei einem Glas Wein zusammensitzen kann, gelangt man in die dezent beleuchtete, gemütliche Bar. In dem schlauchartigen Inneren befindet sich links die Theke. Dahinter öffnet sich ein kleiner Raum, der mit schlichten Holztischen zum Essen oder Weintrinken einlädt. Der Inhaber Maurice Vroonen war einige Jahre in der Modebranche tätig und führte in Sint-Truiden eine Boutique. Schon sein Vater war weinbegeistert, importierte Wein und träumte von einer Weinbar. Der Sohn erbte diese Passion und realisierte den Traum, nachdem er dem Textilgeschäft den Rücken gekehrt hatte. Zusammen mit dem im nahen Hasselt ansässigen Architektur- und Designbüro Creneau wurde der Ausbau der Bar geplant. Federführend waren dabei Simone Pullens, Andrew Theunissen und Joris Put. 30
Die Idee war, einen lebendigen Treffpunkt für ortsansässige Genießer und Touristen zu schaffen, der aber auch junge Leute anziehen sollte. Denn neben dem traditionellem Bierkonsum steigt in Belgien das Interesse an Wein gerade bei den jungen Konsumenten stetig. Die Bar hat 40 Stillweine und 30 Champagner im Angebot, davon wöchentlich wechselnd sechs im glasweisen Ausschank. Es gibt täglich eine neue Karte mit kleinen Gerichten und »Tapas« aus regionalen Produkten. In den Details der Einrichtung spiegelt sich die ländliche Struktur der Region wider: Von den Wänden blicken Jagdtrophäen, an Haken über der Theke hängen Fasane, Schinken, Würste und Knoblauchzöpfe. In Glasglocken oder eingerahmt sind präparierte Fische, Vögel und Schmetterlinge ausgestellt. Die Atmosphäre ist gemütlich, aber nicht rustikal. Alle innenarchitektonischen Elemente sind bewusst einfach gehalten. Der Boden ist schlicht polierter Beton, die Theke besteht aus unbehandelter Eiche. Alle Einfassungen sind aus dunklem Stahl. Die Wände im Barbereich sind mit einer glänzenden Brokattapete ausgekleidet, die Decke mit einer Stucktapete, deren Oberfläche an verwittertes Metall erinnert. Die hinter der Theke angebrachten Regale bestehen
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Außenbereich Eingang Bar/ Theke Gastraum Weinregal
aus Wein-Stapelkisten und sind mit Gittertüren versehen – sie erinnern an Vorratskammern mit ihren typischen Gitternetzen. Der hintere Raum ist einfach gehalten. Der Betonboden setzt sich hier fort, die Wände aber sind verputzt und mit einem matt-sandfarben Anstrich versehen. Von der Decke hängen schwarze Metalllampen, wie man sie in einem Keller oder auch Stallungen finden könnte. An der Kopfwand hängt ein Klimaschrank, in dem die Weine lagern. Darunter befindet sich eine mit Samt gepolsterte durchgehende Sitzbank im Vintagestil. Über eine Stahltreppe gelangt man nach
unten in den Sanitärbereich, in dem leise Musik spielt. Über den eckigen, weißen Waschbecken hängen horizontal aufgeschnittene Weinfässer, in deren Boden ein Spiegel eingelassen ist und aus denen die Wasserhähne ragen. Alles ist reduziert und funktional und stellt doch den Bezug zum Wein und zur Landwirtschaft her. Die Balthazar Wine & Coffee Bar wurde im Jahr 2012 eröffnet. Als Balthazar bezeichnet man im ursprünglichen Sinn eine Flaschengröße für Wein und Champagner, die ein Fassungsvermögen von 12 Litern hat.
Inhaber und Architekten entwickelten das Konzept gemeinsam: Hochwertige Weine und ländliche Produkte sollten in einer Atmosphäre genossen werden, die regionaltypisch, gemütlich, aber nicht altmodisch ist. Geschickt verwoben sie puristische und rustikale Elemente in dieser ausgefallenen Weinbar. Die Bar erfreut sich einer wachsenden Besucherzahl. Eine Institution ist inzwischen der »Apéro« auf den sich viele Ortsansässige nach der Arbeit treffen, es werden aber auch regelmäßig Partys und kleine Konzerte veranstaltet. Und Maurice Vroonen plant bereits, das leer stehende Ladenlokal nebenan bald hinzuzunehmen. 33
RED Pif in Prag (CZ) Architekten: Aulík Fišer architekti, Na Václavce 3b, CZ –150 00 Prag 5, www.afarch.cz Mitarbeiter: Jakub Fišer, Petra Skalická Fertigstellung: 2010 Kontakt: RED Pif, Betlémská 9, CZ –110 00 Prag 1, www.redpif.cz
Milan Bartoš, der Inhaber des Restaurants RED Pif in Prag, beschäftigt sich beruflich am liebsten mit Weinen, genau genommen Naturweinen aus Frankreich. Nachdem er dieses Land jahrelang als Weininteressierter bereist hatte, importiert und vertreibt er Wein aus Frankreich seit etwa 15 Jahren an Endkunden. Im Jahr 2010 plante Milan Bartoš ein Restaurant mit Bar und Weinverkauf zu eröffnen. Er entschied sich für die Umgestaltung eines dunkel
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wirkenden Eckladens südlich der Prager Innenstadt und engagierte dafür seinen Freund und Architekten Jakub Fišer, der sich eigentlich auf öffentliche Gebäude und Bürobauten spezialisiert hat. Die von Milan Bartoš gezeigten Vorlagen von französischen Bistros aus der Provence und Südfrankreich waren aus der Sicht von Jakub Fišer und seiner Kollegin Petra Skalická weder sinnvoll nach Prag zu übertragen, noch charakterisierten diese ihrer Meinung nach den persönlichen Stil des Betreibers. Ausgehend von Naturwein als unbehandeltem Produkt,
entwickelten sie, frei von Vorgaben des Auftraggebers, ein Konzept, das vor allem die Verwendung von naturbelassenen Materialien vorsah. Im Zuge der Renovierungsarbeiten entfernte man die alten Wandpaneele, wodurch ein darunterliegender, über Jahrzehnte hinweg schichtartig aufgebrachter Wandputz sichtbar wurde – ein »memory of the space«, wie Jakub Fišer es formuliert. Planer und Bauherr entschieden sich dafür, diesen Putz zu belassen, die Fehlstellen auszubessern und teilweise neu aufzutragen. Allerdings gestaltete sich
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Eingang Theke Gastraum Küche
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das in der Umsetzung schwieriger als erwartet, waren doch fünf verschiedene Farben notwendig, um in Sprüh-, Wisch- und Schwammtechnik diesen über Jahrzehnte entstandenen Effekt nachzubilden. Für die Präsentation der Weine im Barbereich wurden Regale aus Baustahl hergestellt. Die große Theke wie auch der gesamte Boden und die Fensterbänke sind in rustikalem, geöltem Eichenholz gehalten. Die indirekte Beleuchtung über Vouten in den abgehängten Decken sorgt für angenehmes, warmes Licht. Im Gegensatz dazu stehen die auf den ersten Blick eher nüchtern wirkenden, teilweise einzeln hängenden Glühbirnen. Die großen Fensterflächen lassen Tageslicht in die Bar eindringen und schaffen eine Verbindung zum Außenraum. Um den Lichteinfall nach Bedarf regulieren zu können, entwarfen die Architekten ein raumprägendes Element zur Verschattung. Die Idee kam ihnen beim Öffnen eines Weinkartons: Gleich der Anordnung der Flaschen darin, entwickelten sie jeweils sechs fast fensterhohe Paneele in Form von Weinflaschen mit einer Eichenholzoberfläche, die, eingehängt in eine Metallschiene und auf Dornen sitzend, je nach Bedarf gedreht oder sogar ganz an die Seite geschoben werden können. Weine können an der Bar direkt verkostet oder im Restaurant passend zum Essen bestellt werden. Bauherr und Architekten haben hier gemeinsam einen Ort geschaffen, wo es sich vorzüglich mit einem exzellenten Naturwein anstoßen lässt. 35
28°– 50° Marylebone in London (GB) Architekten: B3 Designers, 302 Metropolitan Wharf, 70 Wapping Wall, GB – London E1W 3SS, www.b3designers.co.uk Fertigstellung: 2012 Kontakt: 28° – 50° Wine Workshop & Kitchen Marylebone, 15 –17 Marylebone Lane, GB – London W1U 2NE, www.2850.co.uk
Der französische Master-Sommelier Xavier Rousset und der isländische Spitzenkoch Agnar Sverrisson verwirklichten in London ihren Traum von exzellenter Gastronomie. Der suggestive Name 28°– 50° leitet sich von den Breitengraden ab, zwischen denen Wein angebaut und produziert wird. Im Herzen der lebendigen britischen Metropole eröffneten sie bislang drei individuelle Restaurants und Weinbars, in der die Kombination von Speisen und Wein modern interpretiert wird. Ob man à la carte isst oder nur auf einen Drink oder ein Häppchen hereinschaut, man kommt immer in den Genuss des perfekten und freundlichen Service in entspannter und stylisher Atmosphäre. Alle drei Locations können auch für private Veranstaltungen gemietet werden, außerdem werden Kochkurse, Workshops, Degustationsmenüs und Weinseminare angeboten. Neben einer festen Speisekarte gibt es ein wechselndes Menü aus frischen, saisonalen Produkten. Die Weinkarte umfasst circa 30 sorgfältig ausgewählte Positionen – und falls man der eigenen Inspiration 36
nicht folgen will, berät das kundige Personal gerne bei der Auswahl des passenden Essensbegleiters. Im 28°– 50° Maddox Street, mitten im exklusiven Viertel Mayfair gelegen, wird in lockerer Atmosphäre französische Bistroküche angeboten, zu der man den jeweils passenden Wein glas- und flaschenweise oder aus der Karaffe genießen kann. In der ersten Etage bekommt man die kleinen, feinen Gerichte zu einem erfreulichen Preis-LeistungsVerhältnis. Im Parterre befindet sich die Champagner-Bar, in der über 40 verschiedene Champagner ausgeschenkt werden. Die kleine Terrasse vor dem Eingang lädt ein, das bunte Treiben auf der Straße zu beobachten. Der geräumige Keller wiederum kann für Partys gemietet werden. Das 28°– 50° Fetter Lane in Londons City offeriert ebenfalls über 30 ausgesuchte Tropfen, begleitet von kleinen, französisch inspirierten Gerichten oder feinen Käse-, Schinken- und Wurstspezialitäten. Im Mai 2012 wurde das zu dieser Zeit zweite Restaurant eröffnet: 28°– 50° Marylebone ergänzt die
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Rezeption Bar Weinkistenregal Garderobe / Büro Weinkeller Lager Küche
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beiden Weinbars. Das trapezförmige Lokal befindet sich im Parterre eines Eckhauses an der Marylebone Lane und dem Jason Court; durch den Eingang an der schmalsten Seite betritt man den großzügigen Raum. Rousset und Sverrisson vertrauten Innenausbau und -einrichtung den auf die Gestaltung von Hotels und Restaurants spezialisierten Planern von B3 Designers an. Architekt Mark Bithrey stellte sich der Aufgabe, in dem hohen, fast dreieckigen Raum Platz und Lichteinfluss optimal auszunutzen. Hilfreich waren dabei die langen Seiten des Gebäudes, die zu den Straßen hin durch Fenster geöffnet sind und viel Tageslicht in das Erdgeschoss lassen.
Die Inneneinrichtung ist eine Symbiose aus soliden Elementen im Vintagestil, die den Charme des Hauses aus dem 19. Jahrhundert gerecht werden, und hellen, modernen Elementen. Auch an diesem Treffpunkt für Weinliebhaber spielt Eichenholz – als wichtiger Bestandteil in der Weinproduktion – eine zentrale Rolle. Für den Boden wählte man massives Eichenholzparkett, für die Rückwand rohe, grau-braune Dielen. Die Bistrotische und -stühle an den Fenstern sind ebenfalls aus Holz. Einen interessanten Kontrast zur warmen Farbe der Eiche bilden die weiteren Elemente, die zumeist in kalten Farben wie weiß, blau und silber gehalten sind. Kernstück im Erdgeschoss ist der u-förmige
Bartresen, der sich genau in die Mitte des Raums fügt. Für seine Verkleidung wählte man weiße Keramikkacheln, darüber hängt eine u-förmige Stahlkonstruktion, die die Form des Tresens nachschreibt. In seine gitterartigen Streben sind Lampen angebracht, zugleich dient es aber auch als Hängeregal für die Weingläser, in denen sich das Licht effektvoll spiegelt und multipliziert. Der matte Metallreif ist mit Streben aus dem gleichen Material an der weiß lackierten Holzdecke befestigt. Belüftungs- und Wasserrohre aus Zink wurden bewusst sichtbar belassen. Zusammen mit den schlichten Pendelleuchten aus Metall verleihen sie dem Ort einen industriellen Charakter. Um das
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Halbrund der Theke kann man auf blauen Barhockern auf mattschwarzen Eisenbeinen Platz nehmen. Eine besondere Atmosphäre schafft das deckenhohe Stahlregal dahinter, in dem sich aus Weinkisten bestehende Schubladen zur Unterbringung der Flaschen befinden. Eine rechteckige Aussparung beherbergt Kühl- und Klimaschränke, die mit einer Arbeitsfläche aus Marmor abgedeckt sind. Darüber findet man wiederum stählerne Hängeregale für die Gläser. Ein schönes Einrichtungsdetail ist auch der Raumteiler aus den Seiten eines Rüttelpults direkt am Eingang. Spiegel in unterschiedlichen Formen und Rahmungen, die an die Wände angebracht wurden, spiegeln das Licht und vergrößern den Raum, sorgen aber auch für eine wohnliche Atmosphäre. Die Londoner Weinbar wirkt hell und offen, alte und neue Elemente ergänzen sich perfekt. Im Zusammenspiel aus Holzelementen in warmen Farbtönen sowie kalten Farbnuancen – so bei der Theke, den Barhockern und dem verwendeten Stahl – sorgen die ausgeklügelte Beleuchtung und die Lichtreflexe der Spiegel und Gläser für strahlende Klarheit. Das Untergeschoss, in dem sich die offene Küche und das Restaurant befinden, erreicht man über einen Treppenabgang aus den rohen Eichendielen. Die einfachen, handelsüblichen Leuchten sorgen für sparsames Licht. Anstelle eines schummrigen Kellers betritt man einen warm beleuchteten, gemütlichen Raum, in dem sich verschiedene Elemente der oberen Ebene wiederfinden: so die weißen Kacheln an den Wänden, die Bistromöbel und die Spiegel. Wer es etwas ruhiger mag, bucht hier einen Tisch für ein Essen à la carte. Ein Sommelier ist für die Weinkarte verantwortlich, die in der Regel 15 offene Weine und weitere 15 Weine umfasst, die nur flaschenweise bestellt werden können. Kulinarische Genüsse findet man in den unterschiedlichen Menüs für Restaurant und Weinbar. Selbstverständlich wird hier mit der gleichen Sorgfalt gearbeitet wie in den beiden anderen Bars. Im 28°– 50° Marylebone finden regelmäßig Weinworkshops statt. Darüber hinaus gibt auch die Möglichkeit, Weinproben zu buchen, die der Sommelier leitet – viel Wissenswertes zum Thema inklusive. In der Weinbar in Londons Zentrum lassen sich exzellente Weine und hochwertiges, leckeres Essen in entspannter Atmosphäre genießen. 40
28°– 50° Fetter Lane 140 Fetter Lane, GB – London EC4A 1BT www.2850.co.uk /fetter 2010 fing alles an: Agnar Sverrisson und Xavier Rousset eröffneten ihr erstes gemeinsames Restaurant in der Fetter Lane in Londons City. Sie selbst entwarfen hierfür noch die gesamte Inneneinrichtung, deren warmer, eher rustikaler Charme das Umfeld spiegelt. Mit »Fetter Lane«erfüllten sich die Freunde ihren Traum von einem Restaurant, in dem der Wein den gleichen Stellenwert haben sollte wie das Essen. Noch im selben Jahr erhielten sie einen Michelin-Stern, den sie bis heute erfolgreich verteidigen.
28°– 50° Maddox Street 17 –19 Maddox Street, GB – London W1S 2QH www.2850.co.uk /maddox Nach der Zusammenarbeit für die Marylebone-Filiale im Jahr 2012 setzten Agnar Sverrisson und Xavier Rousset erneut auf die Innenarchitekten von B3 Designers: 2013 eröffneten sie ihr drittes »28°– 50° Wine Workshop & Kitchen«-Restaurant im Herzen von Londons Stadtteil Mayfair. Fisch und Meeresfrüchte spielen die Hauptrolle in dieser Location – und die offene Küche gewährt den Gästen dabei Einblicke in den kreativen Prozess der Zubereitung.
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Neue Sternen Trotte, Weingut zum Sternen in Würenlingen (CH) Architekten: Liechti Graf Zumsteg, Stapferstrasse 2, CH – 5201 Brugg, www.lgz.ch Baurealisierung: Schneider Spannagel, CH – 5312 Döttingen Bruttogeschossfläche: 80 m2 Fertigstellung: 2012 Anbaugebiet: Unteres Aretal Kontakt: Weingut zum Sternen, Andreas Meier & Co., Rebschulweg 2, CH – 5303 Würenlingen, www.weingut-sternen.ch
Wenn Andreas Meier sich zum Probieren seiner Weine zurückziehen will, steigt er einige Treppenstufen hinauf. Zwei Stahltreppen führen in den Giebel des Kelterhauses. Hier oben, im Sensorikraum des Weinguts zum Sternen, hat er nicht nur die nötige Ruhe, sondern durch ein großes Fenster auch das gesamte Geschehen bis zu den Grundstücksgrenzen im Blick. In der Mitte des ansonsten dunklen Raumes steht ein großer, weißer Tisch. »Ideal für die Verkostungen, um die Farbe der
Weine gut anzusprechen«, erklärt Andreas Meier, der mit seinem Bruder das 1995 von den Eltern übernommene Weingut führt. Die glänzend lackierte Oberfläche erscheint elegant in dem ansonsten zurückhaltend wirkenden Raum. Der weiße Tisch war einer der wenigen Wünsche des Bauherrn an das Büro Liechti Graf Zumsteg aus Brugg, als er es mit dem Umbau des historischen Kelterhauses (»Trotte«) aus dem Jahr 1860 beauftragte.
Der Umbau war notwendig, um die Betriebsabläufe des 11,5 ha umfassenden Weinguts zu optimieren, zudem sollte eine Vinothek zur Verkostung integriert werden. Das bestehende Gebäude musste hierfür bis auf den bereits vorhandenen Lastenaufzug weitgehend abgetragen werden. Der im August 2012 nach nur sechsmonatiger Bauzeit fertiggestellte neue Bau erscheint sowohl in seiner Form als auch der Materialwahl in der Tradition historischer Scheunen im dörflichen Kontext. Neben einer markanten Giebelfassade wurden die beiden Vordächer ausladend nach vorne gezogen. Die Enden der seitlich am Dach angebrachten Regenrinnen wurden in der historischen Form der damals verwendeten Viertelkugel nachgebaut. Auch das wasserabführende seitliche Regenrohr erscheint in der seinerzeit hier üblichen Form eines Schwanenhalses. Für beides fanden die Architekten regionale Handwerker, die diese Fertigungskenntnisse noch haben und umsetzen können. Als Dachziegel wurden die traditionellen Biberschwänze verwendet. Die Zugangsfassade ist aus Tannenholz gefertigt und besitzt eine schwarz geölte Brettschalung. Der Stern, im Logo des Weinguts zum Sternen als Ausdruck des eigenen hohen Qualitätsanspruchs verankert, wurde in der Fassadengestaltung als ausgesägtes Ornament aufgenommen. Bei eingeschalteter Beleuchtung im Inneren der Trotte bricht sich außen das Licht in den Aussparungen. Verstärkt wird dieser Effekt durch die hinter die Holzschalung gesetzten transparenten
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Lageplan Maßstab 1:2000 Grundrisse Maßstab 1:400
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Traubenpressen Vinothek Luftraum Gärtanks Sensorikraum a
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Hohlraumplatten. Die rückseitige Fassade ließen die Architekten mit Lochblech verkleiden. Über die gesamte Fläche gesetzt, verleiht es ihr Ruhe. Auch hier schützen die dahintergesetzten Hohlraumplatten im Winter vor eindringender Kälte und im Sommer vor Hitze, sodass sich eine über das Jahr hinweg nahezu gleichmäßige Innentemperatur einstellt. Die Gestaltung der Innenräume ist funktional aufgebaut und gewährleistet optimale Produktionsabläufe – was einer der Garanten für die sehr hohe Qualität der Weine des Guts ist. Über drei Ebenen hinweg erfolgt die Verarbeitung der Trauben zu Wein. Rohe Materialien wie Holz, OSB-Platten und verzinkter Stahl dominieren im Inneren. Die im Erdgeschoss gelegene Vinothek, welche das Weingut mit dem angrenzenden, ebenfalls dazugehörigen Restaurant verbindet, wurde vollständig in schwarzem Holz gehalten. Durch die dunkle Gestaltung tritt die Hülle des Raums zurück – der Wein steht im Zentrum des Betrachters. Zwei große Hängeleuchten heben die aus heimischer Eiche gebaute, auf vier Barriquefässer gesetzte Tischplatte hervor. Die Lagenweine des Weinguts zum Sternen sowie die hier ausgebauten CuvéeWeine von Bessertstein, einem Zusammenschluss Aargauer Winzer, werden in beleuchteten, in die Wände integrierten Regalen präsentiert. Beim Probieren eines Pinot Noir der Lage Kloster Sion wird rasch klar, dass die Architektur der neuen Sternen Trotte das Streben von Andreas Meier nach höchster Qualität und Perfektion ebenso zum Ausdruck bringt wie seine Weine. 43
Galerie du Vin in Zürich (CH) Architekten: OOS, Hardstraße 245, CH – 8005 Zürich, www.oos.com Mitarbeiter: Andreas Derrer (Mitgründer) Charlotte Malterre-Barthes (Projektleitung) Frank Dittman, Dana al Jouder, Osama Hadeed Lichtplanung: Sommerlatte & Sommerlatte, CH – 8037 Zürich Bruttogeschossfläche: 120 m2 Fertigstellung: 2010 Kontakt: Albert Reichmuth, Feldstraße 62, CH – 8004 Zürich, www.reichmuth.ch
Erst auf den zweiten Blick, aber dann umso intensiver, ziehen die Schaufenster der Galerie du Vin in Zürich die Passanten in den Bann. Zu interessant ist die grottenähnliche Kistenlandschaft im Inneren, die den neugierigen Betrachter magisch anzieht. Seit 1960 besteht das traditionsreiche Unternehmen Albert Reichmuth. Der renommierte Weinimporteur
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hatte sich vor allem durch »en primeur«-Verkäufe aus Bordeaux einen Namen gemacht. Bis heute führt Albert Reichmuth internationale Weine, die der Philosophie »Wein als Handwerkskunst« gerecht werden. Fester und beliebter Bestandteil des Sortiments sind die Weine des eigenen Weinguts Mas de Theyron im Languedoc-Roussillon. Bisher konnten die Weine allerdings nur über das Internet oder schriftlich bestellt und im Lager in der Stauffacherstraße 145 im Züricher Nordwesten abgeholt werden.
aus den Wänden, der Decke und dem Boden ragen. Diese im Bordelais gefertigten Kisten dienen als Lager, Regal und Ausstellungsfläche für die Weine, sie sind gleichzeitig architektonisches Mittel sowie Möblierung. Das Sortiment ist in Weinbaugebiete gegliedert, deren Namen auf das Holz aufgebracht wurden, die einzelnen Weinbeschreibungen hängen an einem Nagel. Auch die von innen beleuchteten Vitrinen sind aus den Kisten gefertigt und auf dem Boden laden sie zum Sitzen ein.
Vor einigen Jahren entstand die Idee, ein Ladenlokal zu eröffnen, in dem bestehende Kunden in entsprechender Umgebung Weine probieren und abholen könnten. Außerdem sollten neue Kunden aus dem Quartier gewonnen werden. Als im Erdgeschoss des Firmensitzes eine alte Druckerei aufgegeben wurde, beschloss man kurzerhand, dort ein Geschäft einzurichten. Das dient heute nicht nur als Verkaufsfläche für rund 570 Weine, sondern fungiert gleichzeitig als Aushängeschild der Firma Reichmuth. Das der Bauherrnschaft schon länger bekannte Architekturbüro OOS wurde mit dem Innenausbau beauftragt. Bei einem relativ kleinen Budget war es die Idee, einen Shop im Shop mit Lageratmosphäre zu schaffen. Während der gemeinsamen Erarbeitung des Konzepts waren sich Importeur und Architekten schnell einig, dass der Wein nicht nur Ausstellungsstück, sondern auch Protagonist im Ladenlokal sein sollte – eben wie in einer Galerie. Das Innere wurde letztendlich mit ca. 1500 Weinkisten aus Holz ausgekleidet, die dreidimensional
Der Showroom erweckt den Eindruck einer Tropfsteinhöhle. Beleuchtet werden Relief und Weine von schwarzen, röhrenförmigen Leuchten, die an Weinflaschen erinnern. Das Herz des Showrooms ist eine purpurfarbene Theke, deren Farbe als Hommage an die Weintraube und als Komplementärfarbe zum Holz gewählt wurde. Sie wiederholt sich auch in den Fensterrahmen. Auf der anderen Seite des Hausflurs befindet sich ein Seminarraum für ca. 15 Personen, in dem Verkostungen und Fortbildungen stattfinden, der aber auch für private Zwecke gemietet werden kann. Das Thema der Holzkisten wiederholt sich auch hier an der Decke und einer Stirnseite. Nebenbei sorgen sie für eine angenehme Akustik und dienen an der Wand gleichzeitig als Sideboard. Als im Oktober 2010 die Weingalerie eröffnet wurde, waren alle Stammkunden eingeladen. Sie schätzen das neue Aushängeschild des Importeurs – aber auch neugierige Passanten konnte man als Neukunden gewinnen.
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Grundriss Maßstab 1:200
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Eingang Verkaufstheke Verkaufsraum Degustationsraum Küche
Weingut Abril in VogtsburgBischoffingen (D) Architekten: Wolfgang Münzing Innenarchitekt, Neubrunnenstraße 23, D –74223 Flein, www.wolfgang-muenzing.de Mitarbeiter: Wolfgang Münzing, Alfred Andelfinger, Carolin Windisch, Christiane Spindler, Sybille Keul, Nadine Obenland Bruttogeschossfläche: 3326 m2 Fertigstellung: 2012 Anbaugebiet: Baden Kontakt: Weingut Abril, Am Enselberg 1, D –79235 VogtsburgBischoffingen im Kaiserstuhl, www.weingut-abril.de Lageplan Maßstab 1:4000
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Das Weingut Abril am Kaiserstuhl – inmitten der Rheinebene zwischen Schwarzwald und Vogesen gelegen – wurde im Jahr 1740 gegründet und befand sich bis 2006 im Besitz der gleichnamigen Familie. Da der damalige Inhaber in den Ruhestand treten wollte, verkaufte er das traditionsreiche Weingut an seine Cousine Helga Haub und deren Mann Erivan. Helga Haub kennt das Weingut von Kinderbeinen an: Schon ihre Mutter war hier aufgewachsen und auch sie selbst hatte einige Jahre in dem Anwesen gelebt. Mit der Geschäftsführung und Modernisierung des Betriebs betrauten die Eheleute den ausgewiesenen Kellermeister Armin Sütterlin. Die Produktion klassischer und hochwertiger Weine vom Kaiserstuhl stand seit jeher im Vordergrund. Im Laufe der Zeit entwickelte sich zudem der Wunsch nach nachhaltigem Weinbau und so stellten die Inhaber 2008 ganz auf kontrolliert-ökologischen Landbau um. Mit 20 ha Rebfläche ist es das größte dem ECOVIN-Bundesverband angehörige Weingut. Die Bio-Zertifizierung ist als weitere Aufwertung der konstant hohen Qualität zu sehen. Mit den wachsenden Ansprüchen an Anbau und Produktion sowie der steigenden Nachfrage wurde das ursprüngliche Gutshaus im Dorfkern Bischoffingens bald zu klein. Ein Umbau des traditionellen Gebäudes erwies sich aber durch den hohen Grundwasserstand als sehr schwierig, und so fiel 2008 die Entscheidung, für das expandierende Unternehmen eine ganz neue Produktions- und Verkaufsstelle entstehen zu lassen. Etwas westlich des idyllisch gelegenen Orts, mitten in der Rebland-
schaft und am Fuß der Spitzenlage Enselberg, fand man den richtigen Ort hierfür. »Weniger ist mehr« – diese Philosophie durchzog die Planung des neuen Standorts, der sich respektvoll und harmonisch in die Landschaft einfügen sollte. Auf Empfehlung entschied man sich für den Innenarchitekten Wolfgang Münzing, der sich in der Weinarchitektur bereits einen Namen gemacht hatte. In den knapp vier Jahren von der Idee bis zur Eröffnung gab es einen regelmäßigen und engen Austausch zwischen Sütterlin und Münzing, vor allem im Hinblick auf technische Details. Schlichte, klare Formen und Linien waren gewünscht. Die im Weinbaubetrieb so wichtige Funktionalität setzte der renommierte Architekt mit viel Gespür für Ästhetik um und entwarf einen Gebäudeblock, der sich an den Enselberg schmiegt. Produktionsanlagen und Fasskeller wurden unterirdisch platziert – aus dem Hang sollte lediglich ein zweigeschossiger Kubus ragen. Das wie ein Fels anmutende, blockartige Gebäude erhielt eine Verkleidung aus rechteckigen CortenStahlplatten. Diese wurden im Metallbauunternehmen so lange im Freien »gereift«, bis sie ihre orange-rote Farbe erlangt hatten. Das wertige und beständige Material wirkt durch seinen warmen, rotbraunen Farbton. Die unterschiedlich großen Rechtecke haben den Effekt, dass die Fassade bei aller Präsenz Leichtigkeit und Bewegung besitzt. Je nach Jahreszeit bildet sie einen schönen Kontrast zum Grün der Reben und stellt außerdem einen Bezug zum in der Gegend vorherrschenden Tuffstein dar, der eine ähnliche Farbigkeit aufweist.
Beim Ausheben der Baugrube machte man einen ganz besonderen Fund: Die Reste eines rund 7300 Jahre alten Dorfs kamen zum Vorschein. Diese ersten sesshaften Menschen stellten bereits Keramik her und schmückten die Gefäße mit einem ornamentalen Reliefband. Die Epoche dieser frühen bäuerlichen Kultur wird deshalb als »Bandkeramische Kultur« bezeichnet. Die Kulturgüter der Ausgrabung – Keramik- und Tonscherben, Knochen und Holzfragmente – wurden geborgen und inspirierten zu einem neuen gestalterischen Detail: Das den gesamtem Baukubus umspannende Stahlband zollt der alten Kultur Tribut. Das ausgelaserte Metall zeigt ein verästeltes Rebenmuster. Die graue Grundfarbe wird von Kreisen durchbrochen, die stilisierten braunen Weinranken von Kreuzen, wodurch das Band nicht nur durch seinen Abstand zur Wand plastisch wirkt. Vielmehr wird das ganze Gebäude zum eckigen Weingefäß. Gleichzeitig erfüllt das Ornamentband einen praktischen Nutzen, indem es als Beschattungsfilter für die dahinterliegenden Fenster dient. Das Gebäude überragt die Weinberge nicht, sondern gliedert sich harmonisch ein. Seitlich sind auf drei Ebenen terrassierte Beete angelegt, die mit einheimischen Blumen und Kräutern bepflanzt sind und das Landschaftsbild der Kaiserstuhlterrassen aufnehmen. Die im Parterre untergebrachte Vinothek betritt man durch einen Pavillon aus Glas und Stahl, der Foyer und Ausstellungsfläche zugleich ist. Der Raum setzt sich nach links in einem lang gezogenen Rechteck 47
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fort. Die raumhohen Fenster dort und die Glasfront des Eingangs lassen viel Tageslicht herein. Als Materialien kamen innen Sichtbeton, Steinzeug und massive Eiche zum Einsatz. Für die Wandregale und Sideboards, in denen die Weine ausgestellt werden, wählte man schlichte Rechtecke aus Eichenholz. Ihre Rückwände sind mit dunkelrotem – in ihrer Farbigkeit an Rotwein erinnernden – Filz bespannt, welcher stimmungsvolle Farbakzente setzt und nebenbei für eine angenehme Akustik sorgt. Die sparsame Eichenholzmöblierung und der weinrote Filz bilden ein warmes Gegenspiel zum Grau des Sichtbetons, der Feinsteinzeugplatten, die als Bodenbelag Verwendung fanden, sowie der Stahlrahmen von Fenstern und Türen. Über die gesamte Raumachse zieht sich eine durchgehende Deckenleuchte. In diesem grau lackierten Holzkörper befinden sich dimmbare Warmlicht-Leuchtstoffröhren, deren Schein durch eine Lichtspannfolie weichgezeichnet wird. In gleicher Linie darunter steht die großzügige Theke, in der Kühlschränke untergebracht sind und an der die Ware ausgegeben und kassiert wird. Umspannt wird sie von einem Eichenholzband, das parallel unter der Leuchte verläuft. Hierdurch sind beim Bedienen und raschen Verkosten optimale Lichtverhältnisse gewährleistet. Der Raum hinter der Theke ist großzügig bemessen, das angrenzende Flaschenlager stellt sicher, dass die Kunden schnell und unkompliziert bedient werden können. Besucher, die sich eingehender mit dem Sortiment des Hauses beschäftigen möchten, finden an einer
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Kelterhaus Lager Garage Werkstatt Technik Heizraum Verkostung / Verkauf Pressenraum Tankkeller Fasskeller Weinarchiv Kühlraum
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langen Eichentafel Platz, die im linken Bereich, ebenfalls genau unter der Deckenleuchte, steht. Der großzügige Raum kann auch für Veranstaltungen gemietet werden. In seiner Schlichtheit und Offenheit bildet er eine respektvolle Präsentationsfläche für den Protagonisten: den Wein. Die hauptsächlich aus heimischen Rebsorten wie Weiß-, Grau- und Spätburgunder vinifizierten Weine teilen sich in die Linien »Frucht«, »Stein« und »Zeit« auf. Zum Portfolio der eleganten und komplexen Weine gehören auch im Flaschengärungsverfahren hergestellte Schaumweine. Der Grauburgunder »Enselberg« und der Crémant gehören zu den Lieblingsweinen von Wolfgang Münzing. Mit dem Neubau ging ein Auffrischen der gesamten Corporate Identity einher, auch wurde eine neue, aussagekräftige Homepage mit Onlineshop entwickelt. Die Etiketten der Weinflaschen präsentieren sich in derselben schlichten Eleganz, die beim gesamten Gebäude gekonnt umgesetzt wurde. Die Anstrengungen haben sich gelohnt: Seit der Neueröffnung lassen sich steigende Besucherzahlen und eine positive Umsatzentwicklung verzeichnen. Die Feierlichkeiten zur Neueröffnung im September 2012 dauerten drei Tage und seither finden zahlreiche Weinliebhaber, Touristen und Architekturinteressierte den Weg hierher. Hatten anfangs viele Einheimische den modernen Bau noch mit etwas Misstrauen beäugt, bezeichnen sie ihn heute liebevoll als ihr »Roschtkäschtle«. 49
VinoTeck, Mack & Schühle in Owen an der Teck (D) Architekten: UN Neugebauer Architekten, Ludwigstraße 10, D – 73235 Weilheim / Teck, www.neugebauerarchitekten.de Bruttogeschossfläche: 4250 m2 Fertigstellung: 2011 Kontakt: Mack & Schühle, Neue Straße 45, D –73277 Owen / Teck, www.mack-schuehle.de
Majestätisch thront die Burg Teck über dem Ort Owen. Der Blick durch die großen Glasfenster des neu errichteten Verwaltungstrakts von Mack & Schühle, einem der wichtigsten Weingroßhändler Europas, auf das Panorama ist beeindruckend. Jedoch war die Aufgabe, der sich der Architekt Udo Neugebauer bei Planungsbeginn im Jahr 2010 stellte, nicht einfach: Das bisherige, aus den 1970er-Jahren stammende Verwaltungsgebäude und die daneben gelegenen, im Laufe der Zeit gewachsenen Erweiterungshallen sollten baulich miteinander verbunden werden. Gemeinsam mit Christoph Mack, Unternehmenslenker in der 3. Generation, und Markus Allgaier, Finanzvorstand von Mack & Schühle, wurde innerhalb von nur einem Jahr der Bau des neuen Trakts realisiert. Der Entwurf von Udo Neugebauer sah vor, das Verwaltungsgebäude aus den 1970er-Jahren als »Kopf« bestehen zu lassen und in direkter Weiterführung den neuen Gebäudeteil daran anzuschließen. Dabei wollte er bewusst den historisch gewachsenen Komplex als Reminiszenz an die Unternehmenshistorie erkennbar lassen. Dafür wurde das bestehende Hallengebäude partiell abgerissen, Teile der zur Verladerampe gehörenden Betonstützen aber blieben und wurden in den Neubau integriert. Die Idee war, eine »spannende Wechselwirkung« zwischen Neu und Alt zu erzeugen, ohne Letzterem die »Schau zu stehlen«. Vor allem naturbelassene Materialien kamen zum Einsatz. Udo Neugebauer spricht von einem »veredelten Rohbau«. Von außen wirkt das Gebäude über die große Glasfassade offen und transparent. Es manifestiert sich 50
Grundriss Erdgeschoss Maßstab 1:500 6 4 5
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darin das Verständnis von Christoph Mack von einem »open-minded« und sympathischen Unternehmen, bei dem Mitarbeiter und Kunden im Mittelpunkt stehen. Unscheinbar ist der Eingangsbereich zu dem Gebäude, zu dessen rechter Seite sich der Weinshop VinoTeck – der Name in Anlehnung an die Burg Teck – erstreckt, in dem etwa 450 Weine zum Verkauf stehen. Obwohl keine wesentliche Bedeutung für das eigentliche Handelsgeschäft, wurde dieser geplant, um die Verbundenheit zu dem Produkt Wein nach außen zu verdeutlichen, aber auch um zu zeigen, wie »moderner Fachhandel funktionieren kann«. Hier wird die Offenheit und Transparenz sowie die Klarheit in der Gestaltung
deutlich: Glas, Beton und Holz sind die dominierenden Materialien. An den Shop schließen sich drei Räume an, die vor allem für Kundenbesuche, aber auch für Veranstaltungen vorgesehen sind: die »BiblioTeck«, in der vor allem Verkostungen stattfinden, die Bodega mit ausgesuchten Raritäten sowie die Vinobar, ein großer Veranstaltungsraum. Schwarz ist in allen drei Räumen die vorherrschende Wandfarbe, sie vermittelt den Eindruck eines Weinkellers. Bei der Planung dieser Räume verzichtete Udo Neugebauer ganz bewusst auf Fensterflächen. Wichtigstes Gestaltungselement ist dafür künstliches Licht, das je nach Anlass in unterschiedlicher Weise Stimmung erzeugt. Der Boden hat eine Beschichtung aus schwarzem Epoxidharz. Immer wieder ist der mit sichtbaren
Eingang /Empfang VinoTeck / Weinshop Theke Wareneingang/ Warenausgang BiblioTeck/ Verkostungsraum Bodega Vinobar /Veranstaltungsraum (Bestand) Büro (Bestand)
Schweißnähten verarbeitete Stahl zu erkennen, wie beispielsweise bei der Garderobe oder dem bis an die Decke reichenden Flaschenregal in der Bodega. Auch die Betonsäulen der Tore der vormaligen Lagerhalle, wurden mit Stahlplatten verkleidet und stehen nun im spannungsreichen Kontrast zum dem rohen, die Zwischenräume füllenden Kiefernholz und der gegenüberliegenden mit einer silberanthrazitfarbenen Brokattapete gestalteten Wand. Das bereits bestehende Verwaltungsgebäude wurde aus Zeit- und Budgetgründen in seiner baulichen Substanz weitgehend belassen, allerdings innen komplett neu gestaltet – ganz nach der Vorstellung von Christoph Mack: ein Ort des Wohlfühlens, für das Herzstück seines Unternehmens, seine Mitarbeiter.
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NORD Coffee • Lunch • Wine Bar in Mannheim (D) Designer: Uli Odenwald, furniture I interior I design, K 2 / 7, D – 68159 Mannheim, www.uliodenwald.com Bruttogeschossfläche: 100 m2 Fertigstellung: 2013 Kontakt: NORD, Lange Rötterstraße 66, D – 68167 Mannheim, www.nord.li
Selten sieht man das Holz der Bergulme, auch Rüster genannt, als Material in der Innenraumgestaltung. Die Baumart ist in Europa aufgrund des Ulmensterbens stark dezimiert. Noch seltener aber ist Rüster in dieser Dimension zu sehen. Der 4,20 m lange Tisch aus dem eleganten, rötlich gemaserten und ringporigen Holz gestaltet markant den hinteren Raum von Eva Feldmanns NORD und stellt einen warmen Kontrast zu den Wänden aus Sichtbeton dar. Es war Eva Feldmanns Wunsch, einen Platz zu schaffen, an dem Menschen gemeinsam an einem Tisch zusammensitzen. Über dem Tisch hängen alte Fabrikleuchten aus Russland. Die Stühle wiederum stammen aus einer Schule und an den Wänden hängen Gemälde eines befreundeten Künstlers als Teil einer wechselnden Ausstellung. Alles zusammen verleiht dem Raum einen persönlichen Charakter. Als die Inhaberin mit der Realisierung ihres langjährigen Wunschs begann, ein Café mit Weinbar zu eröffnen, erinnerte sie sich an Uli Odenwald, einen Bekannten aus Studienzeiten, dessen außergewöhnliche Möbelkreationen sie seinerzeit bewundert hatte. Der gelernte Schreiner und Designer nahm eine Vielzahl von Eva Feldmanns Ideen und Vorschlägen auf und entwarf mit ihr zusammen die Innengestaltung. Bauliche Vorgaben waren infolge des Gebäudeneubaus vonseiten des Eigentümers nur wenige vorhanden. Der Schallschutz sollte ausreichend Berücksichtigung finden und 52
das zentrale Treppenhaus – wie ein eingestellter Kubus im Raum – in Sichtbetonoptik verbleiben. Ein erster Entwurf mit einer durchgehenden Schallschutzdecke wurde aufgrund der zu hohen Kosten verworfen. Als Alternative plante Uli Odenwald an einer Seite in jedem Bereich Schallschutzlamellen aus hellem Fichtenholz, die vor die bestehende Sichtbetonwand gesetzt wurden. Im vordereren Teil der Bar scheinen die Bänke in geschwungener Form aus dieser Wand zu »wachsen«. Das Holz steht auch hier im Kontrast zu der ansonsten in Sichtbeton gehaltenen Decke und der hinteren Wand, den schwarzen, eigens angefertigten Tischen aus Harzkompositplatten sowie den orangefarbenen Stühlen von Charles und Ray Eames. Die Hängeleuchten wiederum sind eine Eigenkreation von Eva Feldmann. Spinnenähnlich hängen Schnüre mit nackten Glühbirnen über den Raum verteilt von der Decke und tauchen ihn vor allem am Abend in ein warmes Licht. Um den Raum zu zonieren, wurde die Decke über der Bar sowie im hinteren Teil abhängt und mit einer Schattenfuge sowie indirekter Beleuchtung zur Sichtbetonwand versehen. Über dem Tresen, der mit rohen Stahlplatten verkleidet ist, hängen schwarze Lampen eines dänischen Herstellers, der die Objekte zeitgenössischer skandinavischer Designer produziert. Die Gestaltung wirkt zurückhaltend und lenkt den Blick auf die
Grundriss Maßstab 1:200 1 2 3 4
Verkostung Lounge Theke Abstellraum
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silberfarbene Espressomaschine sowie die gläserne Vitrine mit den selbst gemachten Kuchen. Die im Fußbereich des Tresens sowie als Regalkanten angebrachten Messingverkleidungen erinnern an ein Wiener Kaffeehaus und bilden so einen Kontrast zu den puristisch weißen Kacheln an der Wand dahinter, die eher aus einem französischen Bistro zu stammen scheint. Auf der Speisenkarte stehen aus regionalen Zutaten zubereitete kleine Gerichte wie Suppen, Salate oder belegte Brote. Abends werden Schinken und Käse mit frischem Brot als passende Begleiter zu den Weinen gereicht. Die Weinkarte, zusammen-
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gestellt von einer befreundeten Önologin, umfasst vor allem Weine aus biologisch-dynamischen Anbau sowie einige Sorten Vin Naturel. Einmal im Monat ist der Weinklub Mannheim zu Gast, der die Weinkompetenz im NORD zu schätzen weiß. Alle Weine können, wie auch die verschiedenen angebotenen Kaffeesorten, bei Gefallen erworben werden. Eva Feldmann ist es mit dem NORD gelungen, einen Ort zu schaffen, der zwei Konzepte – tagsüber Café, abends Weinbar – perfekt miteinander vereint. Es ist nicht verwunderlich, dass der Anteil an Stammgästen sehr hoch ist. Wer einmal hier war, der kommt gerne wieder.
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Weingut Leiss in Gellmersbach (D) Architekt: Michael Egger Aix Architects, Brosswaldengasse 12, A – 6900 Bregenz, www.me-aix.at Projektpartner: Benjamin Miatto, Kohlplatzstraße 16, A – 6971 Hard, www.benjaminmiatto.com Bruttogeschossfläche: 400 m2 Fertigstellung: 2011 Anbaugebiet: Württemberg Kontakt: Weingut Leiss, Lennacher Straße 7, D –74189 Gellmersbach, www.weingut-leiss.de
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Eingebettet in die hügelige Württemberger Weinlandschaft, liegt das Weingut Leiss. Der traditionelle Familienbetrieb befindet sich direkt an der Weinlage Dezberg, wo der Winzer Wolf-Peter Leiss seit über 30 Jahren klassische Württemberger Weine produziert. Obwohl die Weine bereits sehr gut am Markt platziert sind und auch in der Fachpresse Anerkennung finden, kam im Jahr 2006 der Wunsch nach Veränderung und Weiterentwicklung auf. Die Weine sollten ein neues Erscheinungsbild erhalten und die etwas altmodische Besenwirtschaft umgebaut werden. Wolf-Peter Leiss und der Architekt Michael Egger fanden über die Schwester des Bauherrn zueinander, deren Wohnhaus der Architekt entworfen hatte. Gemeinsam entwickelten sie eine Vorstellung zur Neu- und Umgestaltung der bestehenden Räume. Die moderne, marktgerechte Weinproduktion des Weinguts sollte sich auch in den Verkaufsund Ausschankräumen widerspiegeln und das etwas altbackene Image entstaubt werden. Die Inhaber wollten die nächste Generation als Weinkunden gewinnen und auch die eigenen Kinder durch ein modernes Unternehmen mit einem zeitgemäßen Erscheinungsbild für den Weinbau begeistern. Gleichzeitig war ein effizienter Ablauf beim Bedienen der Kunden und Gäste gewünscht. Zwischen dem im rechten Winkel zueinander liegenden Wohnhaus und der Lager- sowie Produktionsstätte befand sich ursprünglich ein schmaler Eingang zum Verkauf und zur Besenwirtschaft. Im Zuge der Neugestaltung blieben diese bestehenden Gebäude unverändert – es wurde lediglich der unscheinbare 56
Zugang durch einen zweigeschossigen Verbindungsbau mit durchgängiger Glasfront ersetzt. Sobald man eintritt, befindet man sich im neuen Verkaufsbereich, der sich vom Eingang bis zur neu angelegten Terrasse erstreckt. Je nach Bedarf kann der durchgängige Raum mittels Glasschiebetüren unterteilt werden, wodurch ein offener Raumeindruck entsteht, der dem Neubau Transparenz und Helligkeit verleiht. Entsprechend dem Sonnenstand lässt sich die große Glasfront mit einem eigens gestalteten textilen Rollo verdunkeln. Der Blickfang ist die 6 m lange Theke aus massivem Eichenholz, an der die Weine verköstigt und verkauft werden. Die den Umbau bestimmenden Materialien sind Eichenholz, Glas und Sandstein. Der Boden besteht aus poliertem Gussasphalt. Die massiven Eichenholzregale dienen als Stauraum und Ausstellungsfläche für die Weine und die von Gerhard Leiss senior destillierten Brände. Eine vom Verkaufsraum bis zur Terrasse durchgehende Wand ist mit verschiedenfarbigen Sandsteinplatten aus vier Steinbrüchen der Region beplankt. Die unterschiedlichen Steine transportieren Farbe, Geologie und Terroir der Weinlandschaft nach innen. Hinter der Wand liegen notwendige Funktionen, wie eine Garderobe und die Toilettenanlage, die in den Hang hineingebaut wurden, aber trotzdem durch ein Oberlicht hell und einladend wirken. Im ersten Geschoss befinden sich das Büro sowie der galerieähnliche Tagungs- und Verkostungsraum. Von dort schaut man hinunter in die Vinothek im Erdgeschoss und hinaus in die umgebenden Weinberge.
Schnitte Maßstab 1:200 bb
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Grundriss Maßstab 1:200 7
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Eingang Verkauf Theke/Bar Besenwirtschaft Küche Terrasse Lager
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Die traditionelle Rebsorte Württembergs ist der Trollinger. Der aus ihr produzierte leichte, rote Schoppenwein ist nach wie vor gefragt. Immer wichtiger werden aber auch die charakterstarken Lagen- und Terroirweine aus Riesling, Grau- und Spätburgunder. Der rote Lemberger schafft die Verbindung zu Michael Eggers Heimat Österreich, in der er unter dem Namen Blaufränkisch bekannt ist. Familie Leiss ließ sich architektonisch von den österreichischen Nachbarn inspirieren. Die vielen neu- oder umgebauten Weingüter dort waren Vorreiter der Weinarchitektur Europas. Gegenüber der Verkaufstheke befindet sich die ursprüngliche Besenwirtschaft mit einem offenen Pavillon im Raum. Gemäß der Philosophie, Altes mit Neuem zu verbinden, beließ man diesen Pavillon und verkleidete ihn von außen mit Metallplatten. Zusammen mit den neuen Leuchten aus gebürstetem Metall bilden sie einen gelungenen Kontrast zur Gediegenheit dieses alten Elements.
Die integrierten Polsterbänke erhielten einen neuen Bezug aus Leder. Das alte Dachgebälk des großzügigen und jetzt hellen Raums blieb ebenfalls erhalten. In der offenen Küche kreiert Köchin Christa Leiss die Speisen aus regionalen Produkten, zu denen die hauseigenen Weine getrunken werden. Auch Brot und Kuchen stammen aus dem eigenen Backofen. Über eine große Glasschiebetür gelangt man auf die neu angelegte Terrasse, wo man praktisch mitten im Weinberg sitzen kann. Der gesamte neu gestaltete Verkaufs- und Verkostungsraum wirkt aufgrund der mit Stein verkleideten, durchgehenden Wand wie ein Schnitt durch den Weinberg. Das lebendige Spiel der groben Schnittkanten, der natürliche Lichteinfall am Tag und das warm-sandige Streiflicht am Abend erzählen von den Erd- und Gesteinsschichten, die sich dahinter befinden. Die Kombination von Sandstein und Holz in puristischen Formen lässt eine moderne, helle Behaglichkeit entstehen. Das
Eichenholz als traditioneller Formgeber der Gärfässer wiederholt sich in Tischen und Stühlen, wirkt dabei aber keineswegs rustikal. Als indirekte Beleuchtung sind zwischen den schmalen Holzleisten der Decke mattweiße LEDStreifen eingelassen, die sich dimmen lassen. Auch die über der Theke angebrachten tropfenförmigen Pendelleuchten sind dimmbar. Selbst bei notwendiger künstlicher Beleuchtung entsteht beinahe der Eindruck von Tageslicht. Der neue Ausbau von Gastronomie- und Verkaufsraum bildet zusammen mit Weinseminaren, Präsentationen und Events ein Gesamtpaket zum Wein»Erleben«. Wolf-Peter Leiss hat seinem Architekten Michael Egger von Anfang an freie Hand gelassen. Seit der Eröffnung im Dezember 2011 lässt sich ein deutlicher Zuwachs an neuen Kunden und Gästen verzeichnen, vor allem Weinliebhaber und Wanderer kommen vorbei. Touristen und Einheimische genießen das neue Flair der Besenwirtschaft und nutzen im Sommer die luftige Terrasse.
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Weinhandlung Kreis in Stuttgart (D)
Designer: Furch Gestaltung + Produktion, Leinenweberstraße 67, D – 70567 Stuttgart, www.furch.tv Bruttogeschossfläche: 74 m2 Fertigstellung: 2012 Kontakt: Weinhandlung Kreis & Krämer KG, Dorotheenstraße 2, D –70173 Stuttgart, http://web.wein-kreis.de
Bis im Jahr 2012 befand sich die Weinhandlung Kreis mitten in der Stuttgarter Innenstadt. Mit der Entscheidung, dort ein Einkaufszentrum zu errichten, war klar, dass eine räumliche Veränderung unausweichlich sein würde. Als Alternative wurde dem Inhaber Bernd Kreis eine alte, unter Denkmalschutz stehende Uhrmacherwerkstatt nur 100 m vom bisherigen Standort entfernt angeboten, von der er sofort begeistert war. Hier konnte er nach seinen Vorstellungen einen Ort schaffen, der anders war als die aus seiner Sicht typischen Weinläden. Es sollte ein Ort mit einer zeitgemäßen und modernen Präsentation von Wein werden, fernab von rustikalem Ambiente, bei welcher der Wein im Vordergrund steht. Zudem hatte Bernd Kreis die Idee, am neuen Standort eine Weinbar zu integrieren, um ausgewählte Weine zur Verkostung anzubieten – gerade bei seinem sehr hochwertigen Sortiment mit »erklärungsbedürftigen Weinen« sicherlich ein wesentlicher Verkaufsvorteil, um den Kunden diese Produkte näherzubringen. Mit Matthias Furch, Inhaber der Firma Furch Gestaltung + Produktion, eine Verbindung aus Designbüro und Schreinerei, fand Bernd Kreis einen Projektpartner, der neben seiner Leidenschaft für Architektur bekennender Weinliebhaber ist. Nach dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten sollten nicht mehr nur, wie es bisher der Fall war, jeweils eine Flasche des 1200 Positionen umfassenden Sortiments gezeigt werden, sondern die Präsentationsfläche sollte zugleich auch Lagerfläche sein. »Es gibt kein Lager, wir sind im Lager«, so der Wunsch des Bauherrn. Nach der Aus60
wahl der Weins soll der Kunde direkten Zugriff darauf haben, ohne dass ein Mitarbeiter den Weg vom Verkaufsraum ins Lager zurücklegen muss. Bei einer durchschnittlichen Anzahl von neun Flaschen pro Weinsorte, so die Vorgabe, musste eine stattliche Menge von ca. 10 000 Flaschen untergebracht werden – eine Masse, die Matthias Furch vor dem Hintergrund der zur Verfügung stehenden Raumfläche »schwindelig« machte. Zudem wollte der Bauherr für die Möblierung kein Holz, Edelstahl oder Stein verwenden – Materialien, an denen man sich seiner Auffassung nach sattgesehen hat und die oftmals zu sehr im Vordergrund stehen. Bernd Kreis’ Idee nach sollte es eine unkonventionelle, sachliche und ausschließlich funktionale Einrichtung sein, die die einzelne Flasche Wein mit ihrem Inhalt in den Vordergrund stellt. Um die gewünschte Flaschenanzahl in dem ca. 70 m2 großen Ladengeschäft unterzubringen, wurde die Einrichtung auf das geringste notwendige Maß reduziert und die Raumhöhe voll ausgenutzt. Statt Regale plante Matthias Furch ein Gitterkonstrukt als vertikale Lagerfläche. Ähnlich der Struktur eines Weins geben die Gitter dem Raum Struktur. Jedes dieser »Fourpointeight«-Regale (der Name ist angelehnt an das Grundmaterial, 4,8 mm starke Stahldrähte) kann insgesamt 25 Flaschen in einer 5 ≈ 5er-Konfiguration aufnehmen. Weil dann aber die Etiketten nicht mehr lesbar sind, entwarfen die Designer zusätzlich Flaschenhalter aus geknicktem Stahlblech, die an den Regalvorderseiten angebracht werden. Auf diese Weise kommt in jedem
Wandabwicklungen Unter- und Erdgeschoss Maßstab 1:100 (Auswahl)
Regalmodul – inklusive Haltern – der Inhalt von fünf Weinkartons à sechs Flaschen unter. Die geschweißten, farbig pulverbeschichteten Regalmodule lassen sich bis zu sechs Elemente hoch aufeinanderstapeln und mithilfe geschraubter Stahlklammern miteinander verbinden. Um die bestmögliche Passgenauigkeit für alle Flaschentypen zu erreichen und damit die Flaschen perfekt zentriert auf Führungsschienen liegen, wurden die Abmessungen und Dimensionen aller möglichen Flaschentypen ermittelt. Bereits vor dem Betreten fällt der Weinladen auf – die farbig gestalteten Gitterregale leuchten schon von Weitem durch die Schaufenster. In den Farben Gelb, Rot, Orange und Weiß gehalten, ziehen sie die Aufmerksamkeit der vorbeigehenden Passanten auf sich. »Auch Kunden, die eigentlich nicht an Wein interessiert sind, bleiben stehen oder machen sogar Fotos«, so Bernd Kreis. Die Idee zu einer farblichen Gestaltung kam Matthias Furch erst im zweiten Anlauf: Zunächst überlegte der Designer, die Gitterregale in rohem Stahl bzw. Messing zu halten oder gar zu verchromen. Allerdings vermittelten die in Messingfarbe beschichteten Gitter eher den Eindruck eines Vogelkäfigs. Auch die verchromte Variante konnte nicht überzeugen. Daraufhin lackierte Matthias Furch mit seinem Kollegen Philipp Dittus die Gitter in leuchtendem Gelb und Blau. Auf Anhieb war klar, dass dies die Lösung war. So entstand eine Palette von 18 Farben und drei Grautönen: von Violett, verschiedenen Blau- und Grüntönen vorwiegend im Untergeschoss über Pink, Rot, Orange bis 61
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Grundrisse Erdgeschoss (links) und Untergeschoss (rechts) Maßstab 1:100 1 2 3 4 5
hin zu Gelbtöten und Weiß im Erdgeschoss. Die verwendeten Farben haben dabei in erster Linie gestalterische Funktion. Auf eine Zuordnung der Weine nach Farbe wird bewusst verzichtet, um die Flexibilität der Gestaltung zu erhalten. Zudem bringt das Spiel der Farben eine »Art Leichtigkeit in die Räume«, erklärt Matthias Furch. Die Wände sind mit dunkelgrauem, atmungsaktivem Kalkputz beschichtet, der eine mögliche 62
Feuchtigkeit in den Räumen aufnehmen kann. Durch die dunkle Farbe treten die Wände hinter den bunten Regalen vollkommen zurück und erzeugen gleichzeitig eine Weite. Im Gegensatz dazu steht die weiße Epoxidharzbeschichtung des Bodens, die nüchtern wirkt und Ruhe ausstrahlt – ein Effekt, der die Regale optisch leichter und die Räume größer wirken lässt. Eine noch original erhaltene restaurierte alte Holztreppe führt in den Verkaufsraum im Keller hinunter. Dort verstärkt sich
Tresen Verkaufsraum Theke mit Küchenzeile Bar Sitzbank
durch das fehlende Tageslicht nochmals der Eindruck von Nüchternheit. Verschiedene Lichtquellen sind wirkungsvoll miteinander kombiniert: Große, quadratische LED-Leuchten mit indirektem Licht lassen die beiden ineinander übergehenden Räume sehr ruhig erscheinen. Das hinter den Regalen angebrachte, auf die dunklen Wände gerichtete Streiflicht verleiht den vorgesetzten Regalen Tiefe und unterstreicht deren Struktur. Die an der ebenfalls dunkelgrau angelegten Decke seitlich über den
Regalen montierten Halogenstrahler geben die notwendige Helligkeit, um die Etiketten der präsentierten Weine lesen zu können, und lassen gleichzeitig die Gitterstruktur der Regale in dem Glas der Weinflaschen spiegeln. Die Räume strahlen dank des wirkungsvollen Lichtkonzepts eine Ruhe aus, die den Besucher unweigerlich erfasst. Es ist ein »Eintauchen in eine Welt des Weins«, so Bernd Kreis, und ein Ort, »an dem der Wein die volle Konzentration des Besuchers erhält«. Mit dem Gaumen in den Wein eintauchen kann der Kunde in der neuen Weinbar, die sich direkt neben dem Eingang mit großer Schaufensterfläche zum Platz befindet. Auf kleinstem Raum haben Matthias Furch und Bernd Kreis einen Bereich geschaffen, der auf etwa 12 m2 Platz für 10 bis 12 Personen bietet. Die Sitzflächen befinden sich direkt am Schaufenster, mit Blick auf den Schillerplatz. Es ist ein Raum der Kommunikation – unweigerlich kommen die Gäste miteinander ins Gespräch. Bernd Kreis hat verschiedene wechselnde Weine im Ausschank – für den Kunden die Gelegenheit, neue Weine zu entdecken und bei Gefallen zu kaufen. Dabei sucht Kreis auch »kompliziertere Weine« aus, die man ohne Vorkenntnis nicht ohne Weiteres auswählen würde, und bietet so zugleich eine Art Horizonterweiterung in Sachen Wein. Mit der Zahlung eines geringen Betrags an »Korkgeld« kann der Kunde sich jede beliebige Flasche öffnen lassen und vor Ort verkosten. Um auf der minimal zur Verfügung stehenden Fläche den notwendigen Thekenbereich unterzubringen, wurde unter anderem auf Bordeinrichtungen von Segelyachten zurückgegriffen, wie z. B. beim vom Gewerbeamt geforderten Handwaschbecken. Aber selbst ein Vinylplattenspieler findet noch seinen Platz; den ganzen Tag über laufen vom jeweiligen Mitarbeiter ausgewählte Schallplatten. Die großen Fensterflächen verstärken bei Passanten den Reiz, einfach mal reinzuschauen. Und sobald es die Witterung zulässt, laden Stehtische, natürlich als Fortsetzung der Innengestaltung in bunter Gitterstruktur gebaut, zum Weingenuss im Außenbereich ein. Mit seinem Weinladen hat Bernd Kreis einen außergewöhnlichen Ort geschaffen, der in Kombination mit der Weinbar vor allem jüngere Menschen anspricht, die damit den Weg zum Wein finden. 63
Wasems Kloster Engelthal in Ingelheim am Rhein (D) Architekten: Hille Architekten, Bahnhofstraße 23, D– 55218 Ingelheim, www.hillearchitekten.de Mitarbeiter: Anja Rüttgers, Marcus Monreal Innenarchitektur: Cornelia Schroff-Graf Lichtdesign: Kai Byock Bruttogeschossfläche Verkauf/Verkostung: 220 m2 Fertigstellung: 2012 Anbaugebiet: Rheinhessen Kontakt: Wasems Kloster Engelthal, Edelgasse 15, D – 55218 Ingelheim, www.klosterengelthal.de
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Wenn es auch im größten deutschen Weinbaugebiet, Rheinhessen, an innovativen Um- und Neugestaltungen von Winzerhöfen und Gutsbetrieben in den letzten Jahren nicht mangelte, so sind doch architektonische Vorzeigelösungen noch nicht im Übermaß vorhanden. Das »Haus des Weines«, wie die Familie Wasem ihr ambitioniertes Projekt für Weinvermarktung im kulturhistorischen und zeitgemäßen Rahmen nennt, gehört diesbezüglich zu den Ausnahmen. Das renommierte Weingut der Familie im alten Ortskern von Ober-Ingelheim besitzt seit Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem mit seinen populären Rotweinen eine bedeutende Marktposition. Als die Erweiterung der Betriebsflächen für Wein-
ausbau und Kundenbetreuung dringend erforderlich war, entschied sich die mittlerweile für das Weingut verantwortliche dritte Generation im Jahr 2009, die benachbarte ehemalige Klosteranlage zu erwerben. Das denkmalgeschützte Anwesen aus dem 13. Jahrhundert mit seiner wechselvollen Geschichte bedurfte einer grundlegenden Sanierung. Um den Ansprüchen an einen zukunftsträchtigen Auftritt des Weinguts gerecht zu werden, erfolgten in dreijähriger Bauphase sowohl der Rück- und Wiederaufbau der historischen Bausubstanz als auch die Errichtung eines neuen Gebäudetrakts in moderner Formensprache und optimaler Funktion für Weinpräsentation und -verkauf; neben einer Vinothek und einem Degus-
tationsraum gibt es nun auch ein umfangreiches Raumprogramm für Gastronomie und Veranstaltungen aller Art. Das von der staatlichen Denkmalpflege intensiv begleitete Projekt umfasste etliche aufwendige Maßnahmen für Sanierung und Erneuerung in den drei historischen Gebäudeeinheiten, z. B. für das Bruchsteinmauerwerk, die alten Holzbalken und Putzflächen. Der gesamte Gebäudekomplex, dessen historischer Klostertrakt sowie die Wirtschaftsgebäude durch ein modernes Gelenk aus Beton, Stahl und Glas verbunden sind, überzeugt nicht zuletzt mit authentischen und nachhaltigen Bau- und Gestaltungsmaterialien inklusive Möblierung, Ausstattungsdesign sowie einem geschickten Beleuchtungskonzept.
Schnitt Grundriss 1. OG Maßstab 1:500
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Eingang (Neubau) Vinothek Theke Degustationsraum Büro Lager Lounge
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Weingut LANZ .WEIN in Nonnenhorn (D) Architekten: robanus architekten, Falbenhennenstraße 5, D – 70180 Stuttgart, www.robanus.de Bearbeiter: Eva Robanus, Stefan Robanus Bruttogeschossfläche: 100 m2 (ohne Weinkeller) Fertigstellung: 2012 Anbaugebiet: Württemberg, Bereich Bayerischer Bodensee Kontakt: LANZ.WEIN, Sonnenbichlstraße 8, D – 88149 Nonnenhorn, www.lanzwein.de
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Lageplan Maßstab 1:2000 Schnitt Maßstab 1:250
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Das Obst- und Weingut Lanz in Nonnenhorn am Bodensee befindet sich seit 1836 in Familienbesitz. Heute führen es Ingeborg Lanz, ihr Lebensgefährte Johannes Haug und der gemeinsame Sohn Benjamin. Der größte Teil der insgesamt 13,5 ha Anbaufläche dient dem biologischen Obstanbau. Seit fünf Jahren erzeugt die Familie auf ca. 2 ha auch eigenen Wein, der an die lokale Gastronomie und an Privatkunden verkauft wird. Der biologische Anbau ausschließlich pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (PIWI) verleiht den Winzern ein Alleinstellungsmerkmal. Das Klima am Bodensee ist geprägt durch große Niederschlagsmengen – nicht gerade ideale Voraussetzungen zum Weinanbau. Die angebauten Sorten der Familie Lanz trotzen jedoch diesen Gegebenheiten und den dadurch verursachten Pilzkrankheiten Pronospera und Mehltau. Federführend bei der Entstehung der Weine sind Johannes Haug und der junge Oenologe Benjamin Lanz. Im Zuge einer modernen Vermarktung wurden nicht nur die Etiketten der Flaschen neu gestaltet, sondern es entstand auch der Wunsch, neue Räume zur Präsentation der Weine zu schaffen, diese aber in den Bestand zu integrieren. Gerade nach der Umstellung der Weinproduktion im Jahr 2009 benötigten die Inhaber mehr Fläche zum Ausbau der Weine und eine attraktive Verkaufsstelle direkt
im Ort. Gefragt war also eine Minimallösung innerhalb der bestehenden Gebäude. Johannes Haug und Stefan Robanus kennen sich seit der Schulzeit. So lag es nahe, den Architekten mit dieser Aufgabe zu betrauen. Da es der Familie sehr wichtig war, etwas zu schaffen, was hundertprozentig zu ihr und der Philosophie des Weinguts passt, wurde der gesamte Planungs- und Umbauprozess gemeinsam bearbeitet. Bei vielen der Umbauarbeiten legten die Inhaber selbst Hand an. Die bestehenden Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurden durch einen bewusst schlicht gehaltenen Flachbau verbunden, der sanitäre Anlagen und ein Büro aufnimmt. Im Wirtschaftsgebäude befinden sich nun Probierstube, Weinlager und Kellereibereiche. Gleichzeitig ordnete und optimierte man die Obstlager und die damit verbundenen Arbeitsräume zum Teil neu. Der ursprüngliche Charakter des Wirtschaftsgebäudes sollte dabei nicht verändert werden, der dort untergebrachte neue Verkaufsraum von der Straße her allerdings deutlich mehr auffallen. Neuen Glanz erhielt das Äußere durch eine neue Hülle aus Dreischichtholzplatten, deren Höhe mit der des Zwischenbaus abschließt. Die Platten wurden mit einer selbst gemischten Farbe aus Pigmenten und Leinöl lasiert, die je nach Lichteinfall fast den Eindruck einer metallischen Oberfläche erweckt. Der Zugangsbereich wurde 67
Grundrisse Maßstab 1:500 1 2 3 4 5
Eingang Büro Probierstube Flaschenlager Weinkeller
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durch neue Pflaster- und Holzbeläge aufgewertet. Die Planer verzichteten bewusst auch auf eine Außenbeleuchtung. Lediglich das durch das große Schaufenster zur Straße nach außen strahlende Licht soll Passanten hereinlocken und zugleich einen Einblick in den neuen Verkaufsraum gewähren. Blickfang und Mittelpunkt des Innenraums ist die Stampflehmwand. Sie wurde aus verschiedenen Bodenarten aus dem eigenen Weinberg aufgeschichtet und vor eine bestehende Ziegelwand gesetzt. Wie bei einem eigenwilligen Kunstwerk beanspruchte die Errichtung viel Geduld. Die Schalung für die Wand wurde selbst gebaut. Nachdem fünf Leute zwei Tage lang den Lehm gestampft hatten, drohte die Wand während der Trocknung einzustürzen. Mit vereinten Kräften konnte man sie schließlich abstützen und erhalten. Das Ergebnis ist beeindruckend. Die verschiedenen Farben und Strukturen der Erdschichten und die durch den Trocknungsprozess entstandenen Risse wirken lebendig und transportieren den Gedanken des Terroirs in den Probierraum. Man hat den Eindruck, vor einem Querschnitt des Weinbergs zu stehen. Die bereits in der Schalung ausgesparten Rechtecke dienen nun als »Schaufenster« für die Weinflaschen. Eine vor der Wand in den Boden eingelassene LED-Beleuchtung lässt sie noch plasti68
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scher erscheinen. Das Ergebnis ist eine Visualisierung der im Weinberg heranwachsenden Trauben. Die Inneneinrichtung ist bewusst schlicht gehalten. In der Raummitte steht ein großer Holztisch, umgeben von lederbezogenen Stühlen. Der gesamte Raum vermittelt Authentizität. Er ist schlicht, modern und trotzdem bodenständig. Der Lieblingswein des Architekten Stefan Robanus ist der Pinotin. Der Cabertin 2011 wurde bei der Verkostung »Best of Bio 2013« als einer der herausragenden Weine ausgezeichnet. Aber auch die aus den Rebsorten Johanniter, Solaris, Cabernet Blanc, Pinotin und Cabertin gekelterten Weine können hier probiert und gekauft werden. Außerdem ist der neue Verkaufsraum auch für Veranstaltungen nutzbar. Die Neueröffnung fand im Rahmen des Winzerfestes »Komm + See 2012« statt. Viele weinaffine Gäste waren begeistert von den Lanz’schen Weinen und dem neuen Raum. Seitdem erweckt die Probierstube vermehrte Aufmerksamkeit bei den Passanten. Die Mühe hat sich gelohnt. Es kommt mehr Kundschaft herein, darunter auch viele junge Leute, was die Familie, die ihr Herzblut in die Produktion der individuellen und doch geradlinigen Weine steckt, ganz besonders freut.
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wineBANK, Weingut Balthasar Ress in Eltville-Hattenheim (D) Architekten: smp Generalplaner Ingenieure Sachverständige, Probeck’scher Hof, Rheinweg 30, D– 65375 OestrichWinkel, www.smp-generalplaner.de Bruttogeschossfläche: 300 m2 Fertigstellung: 2009 Kontakt: Balthasar Ress wineBANK, Hauptstraße 7, D – 65347 Eltville-Hattenheim, www.winebank.de
Lageplan Maßstab 1:800
Von den unterschiedlichsten Möglichkeiten, die zur Symbiose von Wein und Raum führen können, ist die Aufbewahrung von in Flaschen abgefüllten und gereiften Weinen in einem adäquaten Umfeld wohl die selbstverständlichste, reizvollste und wirtschaftlich interessanteste. Bislang existierten für die Lagerung von Weinflaschen im Wesentlichen zwei Alternativen: entweder im Keller des Erzeugers oder beim Konsumenten mit zahlreichen technischen und logistischen Unterstützungen. Seit 2009 gibt es eine Kombination beider Unterbringungsmöglichkeiten, die ebenso einfallsreich wie simpel ist: die Lagerung von im Privatbesitz befindlichen Flaschen im Profikeller, sprich: unter optimalen Bedingungen, also einer dem Wein angemessenen gleichmäßigen Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beleuchtung. Die zunächst recht einfach erscheinende Idee entwickelte sich im kreativen Prozess, in Planung und Realisierung zu einem komplexen Objekt, das als konzeptionell sowie gestalterisch und handwerklich gelungen zu bezeichnen ist. Dies liegt zum einem an seinem Urheber, dem Rheingauer Winzer Christian Ress, der zu den rührigsten Wein- und Marketing70
talenten der Branche zählt. Seit er von seinem Vater Stefan Ress in fünfter Generation die Verantwortung des international angesehenen VDPWeinguts Balthasar Ress übernommen hat, sorgt er mit verschiedenen Aktivitäten, wie der Anlage eines 3000 m² großen Rebgartens auf Sylt oder der Riesling-Abfüllung in Glasröhrchen, für Aufsehen. Die wineBANK, sein bislang wohl spektakulärstes Projekt, fügt sich optimal in die veränderte Nutzungsgeschichte des historischen Weingutsgebäudes von Ress ein. Durch einen unweit des Rheins gelegenen Neubau für die Weinerzeugung und Lagerung, ausgestattet mit Vinothek, Weinbar und Weinladen, wurde der alte Gebäudetrakt in seiner ursprünglichen Funktion ab 1995 nicht mehr benötigt. Dafür kamen im Gutshaus fünf traditionell und gediegen gestaltete Veranstaltungsräume unter, die mit der Installation der wineBANK in den Gewölbekellern aus dem 17. Jahrhundert und von 1922 eine bemerkenswerte Ergänzung erhielten. Vorausgegangen waren aufwendige Erdarbeiten, die sich allein durch den Geräteeinsatz in dem
zweistöckigen Kellergebäude als recht schwierig erwiesen. Architektonisch, statisch und bautechnisch war das Projekt eine Herausforderung, sollte es doch als integraler Bestandteil des alten Gewölbekellers erkennbar bleiben und von dessen klimatischen Vorzügen profitieren. Zusätzlich musste den Auflagen für ein dem Publikum zugängliches Gebäude wie Fluchtwege, Brandschutz und Sanitäreinrichtungen entsprochen werden. Ebenso waren Kriterien wie konstante Werte für Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit, die je nach Besucheranzahl Schwankungen unterliegen, zu berücksichtigen und entsprechend zu regulieren, zum Beispiel durch Frischluftzufuhr. Wegen der relativ hohen Luftfeuchtigkeit (zwischen 65 % und 90 %) sind die Weintresore aus Bimsbetonplatten, die sich dem typischen feuchten Kellerklima anpassen. Dementsprechend erhielten auch alle Stahlteile einen Schutz gegen Korrosion, indem sie feuerverzinkt und pulverbeschichtet wurden. Authentische Materialien wie Platten aus Bacharacher Schiefer für die Bodengestaltung sowie Taunusquarzit geben der etwa 300 m² großen wineBANK ihre besondere Note.
Seit ihrer Fertigstellung bietet die wineBANK Weinliebhabern und -sammlern Lagerraum in 223 Fächern variabler Größen – von 35 bis 332 Flaschen – sowie in drei separaten, begehbaren Weinkellern für bis zu 5500 Flaschen. Dafür haben neben der Gestaltung auch Sicherheitsaspekte mit tresorartigen Schließfächern zur Diebstahlsicherung und die Zugänglichkeit besondere Bedeutung. Mithilfe einer Chipkarte kann die wineBANK jederzeit betreten werden. Das spezielle Flair mit farbig akzentuiertem Design und zusätzlicher Bereitstellung von Weingläsern und Accessoires an einer Weinbar unterstreichen den Servicecharakter dieser Einrichtung, die den Mietern auch für Weinverkostungen mit ihren Gästen zur Verfügung steht. Farbgestaltung und eine auf den Wein abgestimmte Beleuchtungsführung mittels LED setzen dazu optisch markante Akzente, mit denen die Inszenierung dieses Refugiums auf attraktive Weise gelang. Die moderne Gestaltung des Eingangs zur wineBANK bietet schließlich im Innenhof ein auffallendes Pendant zur traditionellen, ebenfalls restaurierten Bausubstanz des Guts aus dem 19. Jahrhundert. 71
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Grundrisse Schnitt Maßstab 1:400 1 2 3 4 5
Foyer Technik Tresorraum Theke Weinkeller
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BECKER’S Weinbar in Trier (D) Architekten: Stein Hemmes Wirtz, Bahnhofstraße 11, D – 54317 Kasel, www.stein-hemmes-wirtz.de Mitarbeiter: Jutta Schilz, Alexandra Schmitt Bruttogeschossfläche: 98,92 m2 (Weinbar), 86,96 m2 (Restaurant) Fertigstellung: 2008 Kontakt: BECKER’S Hotel und Restaurant, Olewiger Straße 206, D – 54295 Trier, www.beckers-trier.de
Mit seiner Sterneküche machte Wolfgang Becker bereits in den 1990er-Jahren im traditionellen, in der fünften Generation bestehenden elterlichen Weinhaus auf sich aufmerksam. Schon damals war es sein Wunsch, für sich einen Ort zu schaffen, der »in einem modernen, außergewöhnlichen Ambiente« die Fortsetzung seiner kulinarischen Kreationen darstellt und seiner hohen Kochkunst gerecht wird. Inmitten dem dörflich geprägten Trierer Stadtteil Olewig gelegen, setzten die Architekten Hans-Jürgen Stein und Ingbert Schilz neben das elterliche Restaurant der Familie Becker mit dem schmalen, viergeschossigen Baukörper einen selbstbewussten städtebaulichen Akzent. Das im Erdgeschoss befindliche neue Sternerestaurant ist durchgehend verglast. Die Fassade der oberen Geschosse – hier liegen die Hotelzimmer – wurde vollflächig mit Basaltplatten verkleidet, die aus verschiedenen Steinbrüchen in der Eifel stammen und in unterschiedlichen Farbtönen und Oberflächen erscheinen. So entsteht aus der »Gleichheit des Materials eine hohe Vielfalt«, wie die Architekten hervorheben. Im Inneren setzt sich die klare Reduziertheit der Gebäudehülle fort. Eine mit schwarzen, grauen und weißen rechteckigen Metallplatten verkleidete Wand, inspiriert von den Werken Wassily Kandins74
kys, empfängt den eintretenden Gast im Foyer. Der hier als Bodenbelag gewählte Basalt verbreitet Ruhe und Kraft. Direkt neben dem Foyer befindet sich die vollverglaste Weinbar, die elegant-reduziert eingerichtet ist, ohne jedoch kühl zu wirken. Holz und Glas sind hier die dominierenden Materialen. Hinter der Bar liegt das eigentliche Herzstück: das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurant von Wolfgang Becker. Hier sind die Wände mit Basalt verkleidet, der durch seine verschieden tief in die Wand eingelassenen und in Format und Oberfläche unterschiedlichen Platten sowohl Ruhe als auch Lebhaftigkeit ausstrahlt. Die Küche ist hinter einer naturbelassenen Wand aus Eichenholz versteckt. Der Flur dorthin ist mit weißem Marmor verkleidet. Die Architekten Stein und Schilz vermochten es, die kompromisslose Eigenständigkeit, die Wolfgang Beckers Küche so besonders macht, in die Architektur seiner Räume zu übertragen. Die höchste »Kreativität und Qualität« dieses besonderen Orts findet damit, wie es Gault Millau formuliert, in einem modernen, außergewöhnlich gestalteten Ambiente seine Fortsetzung. Für Wolfgang Becker war es wichtig, etwas Unverwechselbares zu schaffen – etwas, das in Erinnerung bleibt. Dass ihm dies gelungen ist, spiegelt sich in der hohen Zufriedenheit der Gäste wider.
Grundriss Maßstab 1:500 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Foyer Rezeption Lounge Hotelbereich Weinlager Küche Anlieferung Restaurant Weinbar
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La Bohème entre amis in Porto (P) Architekten: AVA Architects – Atelier Veloso Architects, Rua Formosa 168, 2°, P – 400 – 247 Porto, www.ava-architects.com Bearbeiter: Carlos Jorge Coelho Veloso, Rui Filipe Coelho Veloso Bruttogeschossfläche: 165 m2 Fertigstellung: 2011 Kontakt: La Bohème entre amis, Rua das Galerias de Paris 40, P – 4050 – 284 Porto, www.laboheme.com.pt
Schnitt Maßstab 1:200 aa
»The wine is the best place to meet friends«. Das steht auf einer der etwa 15 Tafeln, die, ähnlich einer Galerie, an der schwarzen Wand gegenüber der Theke in der Bar La Bohème entre amis in der Altstadt von Porto hängen. Das Zitat stammt vom brasilianischen Schriftsteller Carlos Arruda, und er könnte mit dem Ausspruch durchaus das La Bohème entre amis gemeint haben. Der Inhaber Alberto Fonseca, der nördlich von Porto selbst einen kleinen Weinberg besitzt, liebt Wein. Und er liebt es, ihn mit Freunden zu genießen, was sich wie ein roter Faden durch das Konzept der heutigen Weinbar zieht. Als Alberto Fonseca das Bohème, wie es früher hieß, vor etwa fünf Jahren eröffnete, war es ein Café mit einer völlig anderen Einrichtung. In der Rua das Galerias de Paris gelegen, wo sich eine der bekanntesten Galerien Portos befand, war die Bohème Namensgeber für das Café. Obwohl wirtschaftlich sehr erfolgreich, wollte Alberto Fonseca etwas Neues schaffen, das sich stärker auf Wein ausrichtet. Er entschied sich daher im Sommer 2011 für einen Umbau des Cafés. Dafür beauftragte er Rui Veloso von AVA Architects, die bereits 2009 die Inneneinrichtung des Rockclubs Tendinha dos Clérigos, dessen Inhaber ebenfalls Alberto Fonseca ist, gestaltet haben. 76
Der Architekt Rui Veloso, selbst Liebhaber portugiesischer Tropfen, sah in seinem Entwurf Holz als zentrales Gestaltungselement vor. Orientiert an Weinkisten, installierten die Architekten Leimbinder aus portugiesischer Kiefer in variablen Abständen von ca. 30 – 80 cm an Wänden und Decken der auf drei Ebenen bestehenden Räumlichkeiten. In Anlehnung an die Dunkelheit eines Weinkellers wählten sie Schwarz als dominierende Farbe und erzeugen so einen spannungsreichen Kontrast zu dem hellen Kiefernholz. Der Boden wie auch das gesamte Mobiliar bestehen ebenfalls aus portugiesischer Kiefer, die Bezüge der Sitzbänke und Stühle sind aus schwarzem Kunstleder gefertigt. Von außen wirkt die Bar tagsüber eher unscheinbar. Nachts dagegen scheint die Innenbeleuchtung durch die senkrechten Holzlamellen der Fassade nach außen und zieht die Passanten förmlich ins Innere. Rui Veloso hat damit konsequent die Innenraumgestaltung an der Fassade nach außen fortgesetzt. Aufgrund der deutlich höheren Witterungsbeständigkeit kam hier allerdings das ebenfalls aus Portugal stammende Afrimosa-Holz zum Einsatz. Die Theke wurde im Zuge des Umbaus von der niedrigeren auf die gegenüberliegende hohe Raumseite verlegt. Mit einer Länge von fast 14 m erstreckt sie sich vom Eingang bis in den hinteren
Küchenbereich und steht damit im Fokus der Bar. Rui Veluso ist es dadurch gelungen, eine tief in den Raum reichende Perspektive für den Betrachter zu schaffen. An Decke und Wänden angebrachte Leimbinder in unterschiedlichen Höhen und Abständen erzeugen einen belebten und bewegten Eindruck. Zusätzlich dienen diese an der Wand hinter der Bar zur Lagerung von Weinen. Über der Küche befindet sich eine Galerie, die etwa 20 Sitzplätze bietet. Sie ist nach vorne offen und lässt einen großzügigen Blick über die Bar bis hin zum Eingang zu. Die auf beiden Ebenen zum Hinterhof führenden Fenster wurden geschlossen und zu Lichtkästen umgebaut, die indirektes Licht spenden. Der im Untergeschoß befindliche fensterlose Raum hat weitere 20 Sitzplätze. Wie in der gesamten Weinbar haben die Tische auch hier eine Fläche von 40 ≈ 60 cm und sind damit für zwei bis vier Personen ausgelegt. Eine kleine Erhöhung dient als Bühne, auf der vereinzelt kleine Konzerte stattfinden. Die gesamte Wandfläche dahinter ist als Vitrine ausgebildet, die die Inszenierung ausgewählter Weine möglich macht. Insgesamt war es für Alberto Fonseca wichtig – und so lautete die einzige Vorgabe an die Architekten – möglichst viele Weinflaschen zu zeigen. Ein erster Entwurf, der die Nutzung der hinter der Bar
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Grundrisse Maßstab 1:200 1 Bühne 2 Sitzbereich Untergeschoss 3 Eingang 4 Theke 5 Küche 6 DJ Pult 7 Sitzbereich Galerie
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befindlichen Wand in voller Höhe zur Präsentation und Lagerung von Weinflaschen vorsah, wurde aufgrund der schwierigen Entnahme der Flaschen in großer Höhe fallen gelassen. Stattdessen stecken nun Weinflaschen mit ihren Hälsen in Löchern der senkrecht verlaufenden Kiefernholzprofile oder lagern in abgesägten Plastikrohren liegend zwischen diesen. Es sind ausschließlich portugiesische Weine, die im La Bohème entre amis ausgeschenkt werden, dazu bietet Alberto Fonseca traditionelle kleine Gerichte und Tapas an. Der Gast kann zu den 28 offenen Weinen im Ausschank noch weitere etwa 50 Weine flaschenweise auswählen. Und obwohl die Regionen Verdejo und Douro die direkten Nachbarn Portos sind, sind auch die weiter entfernten Gebiete
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Dão, Tejo und Bairrado auf der Weinkarte vertreten. Der Fokus liegt dabei ausschließlich auf kleinen, wenig bekannten Erzeugern – einerseits um diese zu unterstützen, andererseits um dem Gast die Möglichkeit zu geben, abseits der bekannten Weine neue Winzer kennenzulernen. Die Tafeln, die am Eingang und an den Wänden auf aktuelle Angebote hinweisen, bestehen aus dem Material, dessen Mineralik beim Genuss des Castelo d’alba branco am Gaumen spürbar ist: Schiefer aus dem Dourotal. Und eines bemerkt der Gast bei dem herzlichen Service sehr schnell: dass der Name La Bohème entre amis genau das ist, was Alberto Fonseca möchte: Wein unter Freunden genießen. 79
Cata 1.81 in Barcelona (E)
Architekten: Lagranja Design for Companies and Friends, Pamplona 96 –104, Local 12, E – 08018 Barcelona, www.lagranjadesign.com Mitarbeiter: José Antonio Fernández, TC Projects, Marta Abelló, Navaesca Bruttogeschossfläche: 98 m2 Fertigstellung: 2011 Kontakt: Cata 1.81, CalleValencia 181, E – 08011 Barcelona, www.cata181.net
Das Restaurante de Vinos Cata 1.81 in der Calle Valencia 181 im Bezirk Eixample eröffnete im Jahr 2011. Seitdem gilt es als Geheimtipp in Barcelona, jenseits aller Touristenfallen. »La cata«, die Probe, stand Pate für den Namen des Restaurants, das mit einer rund 700 Positionen umfassenden Weinkarte aufwartet. Inhaber und Weinliebhaber Santi Olivella sucht die zum größten Teil spanischen Weine aus, während sich ein fünfköpfiges Küchenteam unter der Leitung von Victor Ferrer um die Bereitung der Tapas und anderer kleiner, feiner Gerichte kümmert. Die Pioniere moderner Tapas mit Einflüssen aus der internationalen Küche ziehen vor allem Einheimische an, was für authentische Atmosphäre und reges Treiben jeden Abend sorgt. Neben der enormen Auswahl an Flaschenweinen sind hier immer 25 gute Tropfen glasweise im Angebot. Wem angesichts dieser Menge die Auswahl schwerfällt, der darf sich an das herzliche Personal wenden, das gerne önologischen Rat gibt. Im Jahr 2011 entschloss sich Santi Olivella zum Umbau des schlauchförmigen Raums, der nur knapp 100 m2 groß ist. Er sollte, um den Charakter als kleiner, privater Weinkeller zu unterstreichen, einen warmen, gemütlichen Anstrich bekommen, ohne seinen modernen Ausdruck zu verlieren. Santi Olivelli beauftragte die ortsansässige Designergruppe Lagranja Design mit der Gestaltung. Zunächst wurden die ursprünglichen Wände und die Decke wieder freigelegt und die Oberflächen aus Ziegel, grobem Putz und Beton weiß getüncht. Die daraus resultierende fast doppelte Raumhöhe im Eingangsbereich wurde für die neue Bartheke 80
genutzt. Deren Körper besteht aus dunkelbraun gestrichenem Holz, die Platte aus hellem Marmor. Für den Boden in der Bar kam recycelter Gummi zum Einsatz, während die Gestalter im Restaurant Piniendielen verlegen ließen, die naturfarben belassen oder weinrot gestrichen wurden. Die Sitzbank entlang der Wand besteht aus dem gleichen Holz; in diesem Bereich wurden schmalere Leisten in verschiedenen Farben gewählt. Alle Tische und Stühle sind komplett unterschiedlich und wurden speziell für das Cata 1.81 von Lagranja Design entworfen. Auch weitere Einrichtungsdetails schaffen fast schon augenzwinkernd eine sehr private Atmosphäre, wie die Lampen, jede für sich ein Unikat: Eine besteht beispielsweise aus Weingläsern, eine andere aus einem Vogelkäfig, auf dessen Stangen zwei Weinflaschen »sitzen«. Die Garderobe und der Paravent vor dem Büro wiederum sind aus Sperrholz, in das Weinkorken gesteckt wurden. Am oberen Teil der Wände ließen die Designer durchgehende Spiegel anbringen, davor stehen auf Regalböden Gläser, scheinbar mit Wein gefüllt. Dieses Detail vergrößert den schmalen Raum optisch und schafft interessante Farbreflexe. Wie ein geplantes Chaos erscheinen die witzigen Einrichtungselemente aus den unterschiedlichen Materialien – als hätte der Inhaber sie selbst gesammelt, wie die Schätze seines Weinkellers. Das helle, warm beleuchtete Weinlokal wirkt trotz der gemütlichen, fast wohnzimmerartigen Gestaltung modern. Durch die zahlreichen Details befindet sich das Auge auf ständiger Entdeckungsreise durch den Raum – Glas, Kork und das weinrote Holz stellen dabei den Bezug zum Wein dar.
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Bar Barbereich Garderobe Luftraum Verkostung Brotschrank Weinkabinett Küche Lager
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Bodega Casa Primicia in Laguardia (E) Architekten: Grupo Arquitelia, Calle General Urrutia 22, E – 26006 Logroño, www.grupoarquitelia.com Tragwerksplaner: Javier Mateo Argómaniz Bruttogeschossfläche: 700 m2 Fertigstellung: 2008 Anbaugebiet: Rioja Alavesa Kontakt: Casa Primicia, Calle Páganos 78, E – 01300 Laguardia, www.casaprimicia.com
Die mittelalterliche Festungsstadt Laguardia liegt im Weinbaugebiet Rioja Alavesa im äußersten Süden des Baskenlands. Schon ab dem 12. Jahrhundert entstanden hier »Bodegas« (Weinkellereien). Das Weingut Casa Primicia, dessen moderne Kellerei außerhalb der Stadt liegt, befindet sich seit über 40 Jahren im Besitz der Familie Madrid. Unter der Leitung von Juan Ramón Madrid werden klassische und moderne Weine, vor allem aus der traditionellen Rioja-Rebsorte Tempranillo, produziert. Namensgeber für das Weingut ist die Casa Primicia, eines der ältesten Gebäude im Ortskern Laguardias. Vom 10. bis 14. Jahrhundert befand es sich im Privatbesitz verschiedener Landherren und vom 15. bis ins frühe 19. Jahrhundert gehörte es der Kirche. Damals hatten die Bauern hier den jeweils »Ersten« und »Zehnten« der Ernte als Steuer zu entrichten, wovon sich auch der Name des Gebäudes herleitet, der übersetzt »Haus des Ersten« bedeutet. Seit es 1836 in privaten Besitz versteigert wurde, erfuhr es unterschiedliche Nutzungen – bis es 1972 Juans Vater Julián Madrid kaufte. Das verlassene Haus war damals in einem desolaten Zustand: Die mittelalterlichen Stein- und Holzstrukturen hatten zwar den 500 Jahren ihres Bestehens getrotzt, aber die große Eingangstür aus Holz war morsch und die in den Fels gehauenen Parzellen im Boden waren schon lange nicht mehr genutzt worden. In den 1960er-Jahren hatte man Betongärtanks in den historischen Keller eingebaut, die noch bis in die 1980er-Jahre verwendet wurden. 82
Im Jahr 2006 beschloss die Familie, das Gebäude von Grund auf zu sanieren – mit der Intention, den unschätzbaren historischen Wert zu erhalten. Parallel zu der Wiederbelebung des Gebäudes unter vorsichtigem Einsatz moderner Materialien entwickelte die Familie auch ein aufgefrischtes Corporate Design. Die neuen Etiketten und Kartons der Weine stellen die Verbindung zum historischen Gebäude her: Das restaurierte hölzerne Eingangstor erscheint nun im Firmenlogo. Die Architekten Juan Marín und Javier Mateo arbeiten für das Büro Grupo Arquitelia in Laguardia. Sie sind dem Weingut schon lange freundschaftlich verbunden, da ihre Familien es mit Trauben beliefern. Wegen der bestehenden Verbindung zum Weinbau vertrauten die Madrids ihnen den Umbau an. Da sie das alte Gebäude in der Calle Páganos 78 gut kannten, hatten sie schnell klare Vorstellungen, wie sie es einerseits in den alten Zustand zurückversetzen und andererseits neue Räume und Funktionen schaffen könnten. In den folgenden drei Jahren trafen sich die Architekten wöchentlich mit den Besitzern, um die Ideen gemeinsam umzusetzen. Hauptquelle der Inspiration war die jahrhundertealte Geschichte des Orts, deren Geist für den Besucher spürbar sein sollte. Gleichzeitig wollte man aber auch moderne Standards bieten. Saniert und neu gebaut wurde ausschließlich mit Sandstein, Eichenholz und Keramik aus der Region, ergänzt durch Stahl und Glas. Die große, zweiflügelige Eingangstür wurde nach mittelalterlichem Vorbild aus massiven Eichenholz-
paneelen wiederhergestellt. Durch sie betritt man die eigentliche Vinothek, einen beeindruckenden, hohen Raum, in dem die in schlichten Holzregalen effektvoll präsentierten Weine degustiert und anschließend erworben werden können. Die Wände aus Sandsteinziegeln und die tragenden Strukturen aus Sandsteinblöcken sowie das Dachgebälk aus massivem Holz wurden ausgebessert und eine neue Holzdecke nach altem Vorbild eingezogen. Der Boden aus Holz und Stampflehm konnte hingegen nicht erhalten werden und wurde größtenteils durch Naturstein ersetzt. Über den im Untergeschoss befindlichen ehemaligen Weinlagern besteht der Boden aber aus einer begehbaren verglasten Stahlkonstruktion, sodass man von der Vinothek aus in die alten Keller hineinschauen kann. Zudem wurden hier Lampen angebracht, die das Erdgeschoss von unten beleuchten. In der ersten Etage entstanden neue Räume aus den ursprünglichen Materialien Sandstein und Eichenholz. Dort befindet sich ein großer Tagungsund Verkostungsraum, der auch für Veranstaltungen genutzt wird. Nebenan liegt ein helles, großzügiges Gästezimmer für Kunden und Freunde des Weinguts. Die verschiedenen Ebenen sind durch Sandsteintreppen mit schlichten Stahl- und Glasgeländern verbunden. Vom Erdgeschoss erreicht man über eine Stahltreppe die begehbaren, in den Fels gehauenen Weintanks. Von hier führt ein schmaler Korridor ins Kellergewölbe, welches ein optimales Klima zur Weinlagerung bietet. Hier sind nicht nur Flaschen
Schnitt • Grundriss Maßstab 1:500
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Vinothek Tagungs- und Veranstaltungsraum Gästezimmer Glasboden über Haupttunnel Glasboden über historischen Senken mit Tanks 6 Präsentation / Verkauf 7 historischer Nebentunnel / Lagerung Fässer 8 historischer Haupttunnel / Lagerung Fässer und Flaschenweine
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und Weinfässer in verschiedenen Qualitäten untergebracht, sondern auch 201 Barriques, gefüllt mit dem »Vino de Cofradía«. Dieser Reserva-Wein aus 100 % Tempranillo wird nur in absoluten Spitzenjahren aus Parzellen mit extrem niedrigen Erträgen von 80-jährigen Rebstöcken produziert. Er verbleibt 18 Monate in diesen Eichenholzfässern, bevor er in genau 264 Flaschen abgefüllt wird. Es besteht die Möglichkeit, ein solches Fass zu erwerben – den »cofrade«, den Käufer, erwarten einige Annehmlichkeiten: So können die Flaschen z. B. ein persönliches Etikett erhalten. 24 Flaschen seines Barriques werden in einem eigenen Fach gelagert, zu dem er einen Schlüssel erhält. Außerdem darf er die Räumlichkeiten für Feste nutzen und im Gästezimmer übernachten. Zusätzlich erhält er 15 % Rabatt auf das gesamte Sortiment.
Zur Neueröffnung im Jahr 2009 gab es mehrere Tage der offenen Tür für die Bewohner Laguardias und aus der Umgebung. Nach Anmeldung steht die Vinothek heute allen Wein-, Geschichts- und Architekturinteressierten offen. Vor allem aber fin-
den seit der Renovierung und der Eröffnung des neuen Verkaufsraums immer mehr Weinliebhaber den Weg in die Casa Primicia. Und für die Zukunft ist geplant, einmal im Jahr ein gastronomisches Fest mit Köchen aus der Region zu veranstalten.
Die perfekte Sanierung der alten Räume und die gekonnte Einbringung neuer Elemente schaffen eine Atmosphäre, die von der Geschichte des Weins im Rioja kündet – neben dem respektvollen Umgang mit der Natur ein zentrales Thema für die Familie Madrid. Gleichzeitig bietet die Casa Primicia eine moderne Möglichkeit der Vermarktung, die hohe Qualität und der klassische Stil der Weine finden hier einen angemessenen Schauraum. In dieser edlen, aber schlichten Umgebung, eingefasst vom mittelalterlichen Rahmen Laguardias, taucht der Besucher in die Geschichte des Weins ein. Auf luxuriöse Elemente wurde dabei bewusst verzichtet. 83
Fiesta del Vino in Poznań (PL) 4
Architekten: mode:lina architekci, Ulica Tatrzanska 24 /2, PL – 60 -413 Poznań, www.modelina-architekci.com Mitarbeiter: Jerzy Woźniak (Partner), Paweł Garus (Partner), Kinga Kin, Agnieszka Owsiany Bruttogeschossfläche: 120 m2 Fertigstellung: 2012 Kontakt: Fiesta del Vino, Ulica Czechosłowacka 106a, PL – 61- 476 Poznań, www.fiestadelvino.pl
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Bei ihrem ersten Treffen mit den Architekten wussten Jacek Walicki und seine Frau Dagmara noch nicht genau, ob sich ihre Vorstellungen eher in einem Weinshop oder in einem Restaurant verwirklichen lassen würden. Die weinbegeisterten Quereinsteiger, die beide zuvor in der Pharmaindustrie tätig gewesen waren, wollten aber in jedem Fall mit einem selbst erdachten Konzept ihr eigener Chef werden. Das dem Vater von Dagmara Walicki gehörende kleine Gebäude, in dem zuvor ein Fliesengeschäft war und welches einige Zeit leer stand, liegt an einer gut frequentierten Straße am Rande eines Wohnviertels im Süden von Poznań. Über eine persönliche Empfehlung lernte das Ehepaar das Architekturbüro mode:lina kennen. Für die beiden jungen Architekten Jerzy Woźniak und Pawel Garus war es das erste Projekt, das mit Wein in Verbindung stand. Doch ihre Präsentation mit zwei unterschiedlichen Entwürfen gefiel den Bauherren auf Anhieb. Der favorisierte Entwurf sah die Einteilung der gesamten Fläche von etwa 120 m2 in unterschiedliche Zonen vor, die sowohl die Funktion eines Weinshops als auch die eines kleinen Restaurants, flexibel gestaltbar, einnehmen konnten. Die einzige Vorgabe von Jacek Walicki und seiner Frau war die einer »sehr kostengünstigen Umsetzung«. Die beiden Architekten griffen daher auf einfache Materialen zurück. Die Weinregale baute ein örtlicher Schreiner aus günstigem Nadelholz; insgesamt über 300 Weine, unterteilt nach ihren Herkunftsländern, werden hier stehend präsentiert. Daneben sind, in liegender Form, die jeweils dazu84
Grundriss Maßstab 1:250 1 2 3 4 5 6 7
Eingang Restaurant Theke Toiletten Weinshop Verkostungsbereich Bereich für neue Produkte
gehörenden, für den Verkauf bestimmten Flaschen zu finden. Die Tische wurden ebenfalls nach den Vorgaben der Architekten angefertigt. Bei der Farbwahl des Raums orientierten sie sich an den beiden Grundfarben von Wein, Rot und Weiß, und wählten als Kontrast hierzu Schwarz. Die Decke wurde in mattem Schwarz gestrichen, um, wie Jerzy Woźniak es formuliert, eine »Kelleratmosphäre« zu schaffen und den Raum optisch niedriger zu machen. Die mittig in der linken Raumhälfte aufgestellten Weinregale fungieren als Raumteiler und grenzen die Verkaufsfläche von dem Restaurant ab. Ohne die anwesenden Restaurantgäste zu stören, können dort Weine ausgewählt und nach Möglichkeit verkostet werden. Die Verkleidung der Theke gleicht aufgestellten Europaletten. Die Beleuchtung orientiert sich entsprechend der Einteilung des Raums an der jeweiligen Nutzung. Im Essbereich sowie an der Theke hängen große rote und schwarze Pendelleuchten, günstig bei einem Möbelhändler gekauft. Die Laufzonen dazwischen und der Shopbereich werden mit einfachen schwarzen Deckenstrahlern ausgeleuchtet. Obwohl es sich nicht in zentraler Lage befindet, erfreut sich das Fiesta del Vino eineinhalb Jahre nach der Eröffnung zunehmender Beliebtheit. Dies liegt vor allem an der guten, von Jacek Walicki und einem angestellten Koch geführten Küche und dem ansprechenden Angebot an Weinen sowie ergänzenden Delikatessen. Die neue, ebenfalls in Form weißer Paletten gestaltete Außenfassade macht das Fiesta del Vino nun auch von Weitem noch deutlicher sichtbar. 85
Weingut Koppitsch in Neusiedl am See (A) Architekten: Halbritter & Hillerbrand, Rechte Wienzeile 29/7, A –1040 Wien, www.h2arch.at Mitarbeiter: Herbert Halbritter, Heidemarie Hillerbrand, Wolfgang Puntigam, Petra Meisenbichler Bruttogeschossfläche: 201 m2 (Verkostungsraum) Fertigstellung: 2009 Anbaugebiet: Burgenland Kontakt: Weingut Koppitsch, Oberer Satzweg 55, A –7100 Neusiedl am See, www.wein-koppitsch.at
Markant hängt das Geweih eines kapitalen Hirschs an der Wand des Verkostungsraums und erinnert an die, neben dem Wein, zweite Leidenschaft des Winzers Paul Koppitsch, die Jagd. Nicht ganz ohne Bezug: Der Raum wird nicht nur von gewerblichen Handelskunden und Importeuren aus Deutschland, der Schweiz, Holland und sogar China für Verkostungen genutzt, sondern dient auch der örtlichen Jagdgesellschaft als Treffpunkt. Der gesamte Komplex, bestehend aus dem Verkostungsraum und additiv aneinandergereihten Produktionsgebäuden, wurde unter Paul Koppitsch 1985 errichtet, nachdem er das Weingut 1983 von seinen Eltern, einer alteingesessenen Winzerfamilie aus Neusiedl am See, übernommen hat. Heute
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leitet das von 4 auf 15 ha gewachsene Weingut Tochter Eva, die Oenologie studiert hat. Als eine Umgestaltung des bestehenden Verkostungsraums und der Produktionsräume nötig wurde, fragte man die befreundeten Architekten Heidemarie Hillerbrand und Herbert Halbritter. Das Weingut drohte aus allen Nähten zu platzen und sollte vor dem Hintergrund des zunehmenden Ausbaus von Rotweinen um einen neuen Barriquekeller erweitert werden. Alle baulichen Maßnahmen sollten nach außen hin so wenig wie möglich sichtbar sein – so die Vorgabe der Bauherren Paul und Reinhilde Koppitsch. Nähert man sich dem Weingut vom Neusiedler See her kommend, fällt zunächst das Privathaus aus
den 1980er-Jahren ins Auge. Nur das große Schild »Qualitätsweine Koppitsch« deutet darauf hin, dass es sich um ein Weingut handelt. Die eigentlichen Funktionsräume des Weinguts befinden sich im rückwärtigen Bereich des Grundstücks hinter dem Wohnhaus der Familie. Zunächst planten die Bauherren »nur« den Umbau des Weinkellers – eine Neugestaltung des Verkostungsraums war nicht vorgesehen. Um die Abläufe des unterkellerten Betriebs zu optimieren, wurde der gesamte Keller um ca. 50 cm abgegraben und der Lastenaufzug entsprechend adaptiert. Darüber hinaus ermöglicht im Tankraum die neue Raumhöhe von über 4 m eine größere Lager- bzw. Produktionskapazität. Betonwände und Betondecken wurden sandgestrahlt, der Barriquekeller mit – im Orangeton dem Logo entsprechend – gestrichenen Holzwolle-Leichtbauplatten ausgekleidet. Diese Elemente übernehmen sowohl optische wie auch akustische Funktionen. Sämtliche Böden im Keller erhielten eine rutschhemmende Polymerbeschichtung. Im Rahmen der Erweiterung des bestehenden Kellers beschlossen die Bauherren, den Verkostungsraum »einfach mitzumachen«. Nach den bereits vorgenommenen Investitionen im Keller war das Budget allerdings begrenzt und deshalb erfolgte die Umgestaltung mit möglichst einfachen Mitteln. Heidemarie Hillerbrand plante einen hellen Raum, der eine neutrale Präsentation der Weine erlaubt. Die an der seitlichen Wand bereits befindlichen silbernen Vitrinen, in denen verschiedene Weine präsentiert werden, blieben hängen. Um sie
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Grundrisse Maßstab 1:400 1 Verkostungsraum 2 Lager/Labor 3 Produktion
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Gerätehalle Privatvinothek Barriquelager Tankraum Lager
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in das neue Raumkonzept zu integrieren, brachte man als durchgehendes Band darüber eine Schiefertafel an, auf der die ausgestellten Weine genannt sind. Darunter liegen auf Paletten gestapelte Weinkisten – so ist ein sofortiger Verkauf und eine schnelle Kommissionierung möglich. Alles wirkt ruhig und geordnet. Der Wein steht im Vordergrund. Eine übereck laufende Sitzbank aus weiß lasiertem Kiefernholz verleiht dem Raum Behaglichkeit. Das am stärksten wirkende Einrichtungselement aber ist der Boden: Weiß lackierte Kieferndielen laufen längs durch den Raum und vermitteln einen urigen Eindruck. Sie stammen aus einem historischen
Gebäude aus Wien und erhalten hier ihr zweites Leben. Die vorhandene Holzdecke und der Schrank wurden dem Gesamterscheinungsbild angepasst und ebenfalls weiß gestrichen. In zwei Reihen hängen schwarze Lampen von der Decke und geben dem Raum zusätzlich räumliche Ordnung. Die Tische fertigte ein ortsansässiger Tischler, die Stühle in zwei Farben, Weiß und Braun, stammen vom Möbeldiscounter, ebenso wie die roten Kissen auf den Bänken – die einzigen Farbtupfer in dem ansonsten zurückhaltend hell gestalteten Raum. Dass hier bis zu 46 Personen verköstigt werden können, überrascht, unterstreicht jedoch das sehr gut durchdachte flexible Raum-
konzept. Alle Arbeiten wurden weitgehend in Selbstregie durchgeführt, wobei Herbert Halbritter die Bauleitung federführend innehatte. Um auch das äußere Erscheinungsbild zu vereinheitlichen, wurde über einen Großteil der Fassade eine unregelmäßige vertikale Bretterschalung aus vorergrauten Fichtenhölzern gelegt. Die Umbauarbeiten waren 2009 abgeschlossen und rückblickend würden die Bauherren auch heute nichts anders machen. Mit Herbert Halbritter, der ebenso das Privathaus von Eva Koppitsch auf dem benachbarten Grundstück plante, verbindet die Familie eine herzliche Freundschaft. 89
Weingut Jungmayr in Ebersbrunn (A) Architekten: Spitzbart + partners, Im Tal 9, A – 4656 Kirchham, www.spitzbart.at Mitarbeiter: Markus Spitzbart, Michael Maier Bruttogeschossfläche: 47 m2 (Degustationsraum), 42 m2 (Büro) Fertigstellung: 2008 Anbaugebiet: Weinviertel Kontakt: Weingut Jungmayr, Ebersbrunn 21, A – 3711 Ebersbrunn, www.jungmayr.at
»Typisch Weinviertel« – das ist die Philosophie der Familie Jungmayr aus Ebersbrunn im niederösterreichischen Weinviertel, die auf traditionelle Rebsorten mit einem sortentypischen Ausbau setzt. Dementsprechend werden Veränderungen behutsam durchgeführt, was auch für die geplante Erneuerung ihres seit 25 Jahren bestehenden Verkostungsraums, der in einer ehemaligen Stallung untergebracht ist, galt. Der Charakter des Hofs, in Form des für das Weinviertel typischen Vierecks, sollte dabei erhalten bleiben. Neben der Modernisierung wollten die Bauherren auch die Abläufe, vor allem bei Besuchen von AbHof-Kunden, vereinfachen. Wunsch war dabei einerseits, das im Haustrakt befindliche Büro mit in den neuen Verkostungsraum zu integrieren und andererseits einen kleinen Lagerraum für den Direktverkauf zu schaffen, um das zeitintensive Zusammenstellen der Ab-Hof-Bestellungen im Lager zu vermeiden. Die ehemalige Stallung, bis dahin als Abstellraum genutzt, sowie eine danebenliegende, als Werkstatt dienende Doppelgarage wurden für den Umbau vorgesehen. Das »Neue sollte sich an das Bestehende anfügen« und »die eigene Identität als ländliches Familienweingut erhalten bleiben«, das waren die Vorgaben der Familie Jungmayr, als sie Markus Spitzbart von Spitzbart + partners, den sie über ein bereits realisiertes Projekt in der näheren Umgebung kennengelernt hatten, mit der Umsetzung beauftragten. Markus Spitzbart schlug auf Basis der bestehenden Räumlichkeiten ein Raum-im-Raum-Konzept vor. 90
Dafür verband er die Garage mit der ehemaligen Stallung und ließ die Öffnungen der beiden Garagentore als Fensterflächen bestehen. So entstand ein etwa 60 m2 großer, lichtdurchfluteter Raum. Die kleinen, bereits vorhandenen Fenster der Stallung wurden vergrößert. Das Büro legte er in den hinteren Bereich des Raums, ebenso die Lagerfläche. Im vorderen Teil, zum Hof hin, befindet sich nun der großzügige Verkostungsbereich. Um die Abtrennung der Raumnutzungen optisch deutlich zu machen, kamen bei der Bodengestaltung unterschiedliche Materialien zum Einsatz: im Eingangsbereich sowie im nach hinten angrenzenden Lagerraum kühl wirkender Sichtbeton, im Verkostungsbereich kontrastierend warmes Eichenholz, im Büro eine hellgrüne Epoxidharzbeschichtung, eine Farbe, die auf die klar strukturierten Weißweine des Guts, insbesondere das Gelbgrün des Grünen Veltliners, anspielt. Die Trennung der Materialien setzt sich bei der Einrichtung fort. Auf der offenen Bürofläche dominieren Metall und Glas und vermitteln so Transparenz und Leichtigkeit. Der Verkostungsbereich mit seinen Einfassungen aus Eichenholz erscheint indes wie eine frei im Raum liegende Schale. Markus Spitzbart ist es mit seiner Umsetzung gelungen, die drei unterschiedlichen Nutzungen in einem Raum einerseits zu verbinden und gleichzeitig zu trennen. Die Besucher, vorwiegend Privatkunden aus Österreich, sind, so Robert Jungmayr, »von der Gestaltung sehr angetan, die Resonanz ist durchweg positiv«.
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Grundriss Maßstab 1:250 2 1
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Eingang Verkostung Küche Büro
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Weingut Neumeister in Straden (A) Architekten: Andreas Burghardt, Mariahilfer Straße 105, A –1060 Wien, www.burghardt.co.at Bruttofläche Verkauf/ Verkostung: 2500 m2 Fertigstellung: 2006 Anbaugebiet: Steiermark Kontakt: Weingut Neumeister, Straden 42 A – 8345 Straden, www.neumeister.cc
Zeitlos und klar erscheinen die Etiketten auf den Weinflaschen des Weinguts Neumeister in Straden in der Südoststeiermark. Dass diese Andreas Burghardt nach erfolgter Erweiterung des Weinguts gestaltet hat, zeugt von dem großem Vertrauen und gemeinsamen Verständnis von Bauherrn und Architekten. Nachdem Burghardt beim Neubau des Weinguts Ende der 1990er-Jahre bereits für die Innengestaltung verantwortlich gezeichnet hatte, wurde er bei der 2004 folgenden Erweiterung des Guts wieder mit hinzugerufen, nunmehr von Christoph Neumeister und seinem Bruder Matthias. Sie übernahmen damals zunehmend Verantwortung für das Weingut und die Gestaltung des bereits erstellten Rohbaus. Der Wunsch der Bauherren war es, eine deutliche Trennung hinsichtlich der unter92
schiedlichen Besuchsgruppen vorzunehmen. Während Tagesgäste weiterhin im bestehenden älteren Gebäudekomplex empfangen werden sollten, bevorzugten sie für Gruppen sowie für Handelspartner die Schaffung abtrennbarer Räumlichkeiten, um parallele störungsfreie Besuchsabläufe zu ermöglichen. Außerdem wollte man auch für ältere und gehbehinderte Menschen einen barrierefreien Besuch des Weinguts schaffen – vom oben an der Straße gelegenen Eingangsbereich bis in den unteren Kellerbereich über die verschiedenen Ebenen hinweg. Ferner wünschten sich die Bauherren für ihre Kunden eine komfortable Möglichkeit zur Abholung des Weins. Das Weingut ist für den ankommenden Besucher kaum erkennbar. Dies entspricht dem Selbstverständnis der Bauherren, denen es nicht darum geht, die Größe des mittlerweile 30 ha großen und weit über die Südoststeiermark bekannten Weinguts nach außen zu zeigen. Efeupflanzen ranken sich an Stahlseilen empor, die wiederum an einem scheinbar über das Gebäude gestülpten Stahlgerüst befestigt sind. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die nur noch wenig sichtbaren weißen Betonwände von der immergrünen Wand gänzlich geschlossen sind. Ein Schild mit der Aufschrift »Weinverkauf« leitet zu einer hohen, schlicht gehaltenen Eingangstür. Innen blickt der Besucher auf die vollflächige Glasfront gegenüber, die bereits weitgehend von dem außen herabhängenden Efeu verdeckt ist. Die drei großen, apricotfarbenen Pen-
delleuchten davor stehen im Kontrast zu dem – gerade bei Sonneneinstrahlung – hellen Grün des Efeus. Die Leuchten, die auch im unteren Verkostungsbereich hängen, entstanden nach Burghardts Entwurf als Sonderanfertigungen. Die nach unten führende Treppe ist mit Rüsterholz verkleidet und wirkt durch die feine Struktur des Materials elegant und zurückhaltend. Über die Treppe gelangt der Besucher in den offen gehaltenen hellen Verkostungsbereich mit einer großen Glasfront und Blick auf die dahinter liegende Außenterrasse. Die Decke, Wände und Säulen aus Sichtbeton stehen hier im Kontrast zum Eichenparkett sowie zu den ebenfalls aus Rüsterholz gefertigten Holzverkleidungen. Bewusst wurde auf eine Theke verzichtet; stattdessen können Weine an dem wiederum aus Rüster gebauten und von Andreas Burghardt entworfenen langen Stehtisch von mehreren Gästen gleichzeitig verkostet werden. Eine kleine, seitlich unterhalb der Treppe integrierte Nische aus demselben Holz bietet Sitzmöglichkeiten. Der Blick nach oben reicht von hier aus bis in das obere Geschoss. Daneben ist, direkt an der Treppe, ein Regal für Wein-und Buchpräsentationen untergebracht. Auf der anderen Seite befindet sich, durch eine Schiebetür abtrennbar, ein großer Verkostungsraum: Eindrucksvoll sind die Wände bis unter die Decke in zehn übereinanderstehenden Lagen mit leeren Weinflaschen gefüllt. Gleich einer an zwei Seiten geöffneten Schnecke zieht sich die Installation durch den gesamten Raum und trennt
Ansicht Maßstab 1:500
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Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:500 1 2 3 4 5 6 aa
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Büro Seminarraum Luftraum Verkauf Raritäten Verkostungsbereiche
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Fasskeller Tankraum Pressraum Füllstrasse Flaschenlager
diesen so in einen vorderen kleineren und den hinteren größeren Bereich. Dem Architekten war sehr daran gelegen, Flaschen in der genau richtigen Farbe zu finden: Einerseits sollte noch genügend Licht durch die »Flaschenwand« durchgelassen werden, um so die Gesamtgröße des Raums erfassen zu können, gleichzeitig sollte die Wand nach seiner Vorstellung ausreichend als Sichtbarriere die Räume voneinander trennen. Mit der Wahl eines historischen Altgrün ist ihm dieser Spagat in beeindruckender Weise gelungen. Auch hier sind es die Pendelleuchten, die stark raumgestaltend sind und in Kontrast zur Sichtbetondecke und dem Eichenparkettboden stehen. Zwei von Burghardt entwor-
fene und von seinem Tischler Helmut Klar aus Wien gebaute Tische im hinteren sowie ein Tisch im vorderen Bereich bieten Platz für jeweils etwa zehn Personen. Als Bestuhlung wählte Andreas Burghardt einen Klassiker der 1950er-Jahre: den »Stadthallenstuhl«, den der österreichische Architekt Roland Rainer für die Bestuhlung der Stadthalle in Wien entworfen hat und der heute wieder produziert wird. Daneben verbindet ein Aufzug die Geschosse und ermöglicht den einfachen Transport von Weinkisten aus dem Kommissionierungslager in die oberen Etagen. Angrenzend ist die Vinothek untergebracht. Durch die große Glasfront, die diese optisch mit
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dem Verkostungsraum verbindet, sind die gut temperiert gelagerten Raritäten sichtbar. Wer Christoph Neumeister bei seinen Schilderungen zuhört, spürt schnell, wie intensiv er sich mit der hier umgesetzten Architektur identifiziert. Andreas Burghardt, der im Anschluss auch noch das zum Haus gehörende Sternerestaurant »Saziani Stub’n« sowie die örtliche »Greißlerei«, einen Verkaufsraum für regionale Produkte, in der Ortsmitte umgebaut hat, ist es in Straden gelungen, eine anspruchsvolle zeitlose Architektur zu schaffen, die, wie Christoph Neumeister es formuliert, auch »in 20 Jahren noch gut anzuschauen ist«.
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GRAPY.SHOP in Roosendaal (NL) Architekten: storeage, Overtoom 197- 4, NL –1054 HT Amsterdam, www.store-age.nl Mitarbeiter: Leendert Tange (Creative Direction), Joao Carneiro (3D-Design), Sarah Napier (2D-Design) Fertigstellung: 2011 Kontakt: GRAPY.SHOP, Passage Roosendaaal, Passage 1 NL – 4701 AN Roosendaal, www.grapy.nl
Dass Bücher und Wein eine gelungene Symbiose eingehen, beweist nicht zuletzt das Erscheinen dieses neuen Bands. Ein gutes Glas Wein begleitet nur zu gern die Lektüre eines spannenden Romans, und die schmackhaften Rezepte in einem Kochbuch machen Lust auf einen guten Tropfen, der zum Essen gereicht werden soll. Der renommierte und vielseitig sortierte Amsterdamer Weinonlinehändler Grapy.nl führt circa 3000 Weine. Eine Besonderheit ist das Angebot eines »Onlinesommeliers«, dem WineStein, mit dem den Kunden die Auswahl eines passenden Weins zum Essen leicht gemacht wird: Man gibt die Hauptmerkmale und verschiedenen Komponenten eines Gerichts ein und erhält diverse Vorschläge zur Weinauswahl. Im Jahr 2011 beschloss Grapy.nl, diese Idee in einen kleinen stationären Handel zu transportieren, und fand in der Roosendaaler Buchhandlung »Het verboden rijk« einen Partner: 25 m2 stehen hier zur Verfügung, auf denen ungefähr 70 Weine ausgestellt sind. Zum Teil werden Weine und Bücher nebeneinander präsentiert, was zu interessanten »Begegnungen« führt. Man kann die Weine natürlich vor Ort kaufen, was nicht selten in Zusammenhang mit dem Erwerb 96
eines Buchs geschieht, aber auch online größere Mengen aus dem reichhaltigen Sortiment bestellen, die dann nach Hause geliefert werden. Der WineStein ist auch als App erhältlich, was gegebenenfalls Hilfe »vor Ort« ermöglicht – wenn man in einem inspirierenden Kochbuch geschmökert hat und sofort die richtigen Weine mit nach Hause nehmen möchte. Mit der Umsetzung des »Shop-in-Shop« wurde die Amsterdamer Designagentur storeage beauftragt, die auf eine langjährige Erfahrung in Ladenbau und Warenpräsentation zurückblickt. Grapy.nl vertraute storeage die gesamte Gestaltung und Durchführung des Projekts an. Im GRAPY.SHOP soll der Wein greifbarer gemacht werden – das persönliche Ambiente und die Beratung im Geschäft kann ein Onlineshop niemals bieten. Die Weinflaschen werden in schräg gestellten, ineinandergesteckten Holzkisten präsentiert, die gleichzeitig als Lager dienen. Dieses Stecksystem macht ein leichtes Umstellen oder Neuanordnen möglich. Die Holzkisten sind in gedeckten Farbtönen gestrichen, die bestimmte Geschmacksrichtungen symbolisieren. Sie variieren von Gelbgrün (frisch-fruchtiger, leichter Weißwein) bis Aubergine (kräftiger, dichter Rotwein). Da sich die matte
Regalkistensystem in Modulbauweise, Beispiele für Farbkombinationen nach Farbschema der WineStein-App: a »Powerful Whites« b »Sweets« c »Powerful Red«
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Oberfläche der Kisten leicht mit Kreide beschriften lässt, können Informationen wie Weintypus, Aromenausprägung, Preise oder Essensempfehlungen direkt zu der Weinpräsentation geschrieben werden. Das Farbschema stimmt mit dem in der WineStein-App verwendeten überein, was die weitere Differenzierung der Weinauswahl erleichtert. Die ebenfalls in dezenten Farben gestrichenen Wände – sie zeigen Grafiken von Fischen, Gemüsearten oder Pasta – tragen ebenfalls zu einer warmen und einladenden Atmosphäre bei. Den »Onlinesommelier« kann man in der Mitte des Raums konsultieren – in Gestalt einer Säule mit einem interaktiven Touchscreen. Hier erhält man zum einen schnell und einfach Empfehlungen für einen passenden Wein und kann ebenso Bestellungen bei Grapy.nl aufgeben. Der lockere Umgang mit dem Thema Wein nimmt die Schwellenangst, sodass auch Laien unter den Weininteressierten den richtigen Wein für ihren Anlass finden. Die Kunden aus der Umgebung kommen immer wieder gern in den auffällig gestalteten Laden – einfach um zu schmökern oder im Weinsortiment zu stöbern. »Het verboden rijk« und GRAPY.SHOP teilen sich das große Schaufenster und nutzen es für Cross-Marketing-Aktionen. Die Kundenfrequenz ließ sich mit dieser Strategie seit 2011 verdoppeln. 97
Beros & van Schaik Wine Traders in Bukarest (RO) Architekten: Beros & Abdul Architects, Strada Smardan 9, RO – 030071 Bukarest, www.sod.ro Mitarbeiter: Christian Beros, Esenghiul Abdul, Claudia Trufas Bruttogeschossfläche: 50 m2 Fertigstellung: 2012 Kontakt: Beros & van Schaik Wine Traders Strada Covaci 19, RO – 033071 Bukarest, www.bvswines.ro
Schnitte Maßstab 1:100
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Der Castillo de Molina Carmenère Jahrgang 2010 im Weinregal des kleinen Ladens Beros & van Schaik Wine Traders in Bukarest kommt von weit her. Wie auch Christian Beros, einer der beiden Eigentümer von BvS Wine Traders. In Santiago de Chile aufgewachsen, kam er nach dem dortigen Architekturstudium und einem mehrjährigen Aufenthalt in London beruflich nach Bukarest. Neben der Selbstständigkeit mit eigenem Architekturbüro nutzte er seine privaten Kontakte zu chilenischen Winzern und begann, deren Weine nach Rumänien zu importieren. Mit Jerry van Schaik traf er einen weininteressierten Partner, der bereits in Bukarest erfolgreich ein Hotel betrieb. Zusammen mit ihm erweiterte er das bestehende Importgeschäft mit Weinen aus Spanien, Frankreich, Italien, Neuseeland und Australien. Sie gründeten die BvS Wine Traders, die neben dem Import die Weine auch an Hotels, Restaurants und Bars vertreiben. Waren es zunächst nur ausländische Weine, so veränderte sich das Angebot mit zunehmenden Kontakten zu einheimischen, rumänischen Winzern. Heute sind es fast zwei Drittel rumänische 98
Weine, die BvS Wine Traders im Programm führen. Mit der Entscheidung, 2012 einen Shop zusammen mit einer Weinbar zu eröffnen, wollten Beros und van Schaik in Verbindung mit ihrem Webshop stärker Endkunden ansprechen. Die Gäste sollten hier die Möglichkeit erhalten, Weine vor dem Kauf zu probieren. Die Räumlichkeiten liegen im Zentrum von Bukarest in idealer Lage. Christian Beros, der das Innere der Bar gestaltete, entfernte die bestehende abgehängte Decke, machte die hohen Wände somit sichtbar und nutzt diese für die Präsentation der Weine. An eine Bibliothek erinnernd, reichen die Regale bis unter die in rohem Zustand belassene Decke. Die Weine stehen auf Regalböden aus Furniersperrholzplatten, die mit Metallschellen an Eisenstützen, ähnlich einem Gerüst, befestigt sind. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein langer Wandtresen mit integrierten, für die Präsentation von besonderen Weinen vorgesehenen Schaukästen. Auf darüberliegenden Tafeln werden die wöchentlich wechselnden offenen Weine angeschrieben. Unter dem Wand-
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Grundriss Maßstab 1:100 1 Verkostung 2 Theke 3 Garderobe
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tresen ist die Wand mit weißen Kacheln gefliest. Entgegen der in Rumänien allgemein üblichen Art an Einzeltischen zu sitzen, platzierte Christian Beros einen großen, langen Tisch mit rustikalen Eichendielen als Platte inmitten des Raums. Die Stehhocker aus Holz und Eisen wurden passend zu diesem angefertigt. Der Boden besteht aus roh belassenem Sichtbeton. Der hintere Bereich des Raums wurde mit einem Metallgitter so abgetrennt, dass ein kleines Lager und eine Bürofläche entstanden sind. Davor befindet sich der aus Beton gegossene Tresen, ein Aufsatz aus Furniersperrholzplatten verdeckt den Kassenbereich. Insgesamt hat die Einrichtung durch die Verwendung von vor allem roh belassenen Materialen einen, wie Beros es nennt, »industriellen Charakter«, der den Wein im Vordergrund belässt. Dem Architekten war es zudem wichtig, den Wein in einer hellen, zurückhaltenden Atmosphäre zu präsentieren, damit Etiketten und Flaschen von den Gästen gut wahrgenommen werden. An der Decke sind große, schwarze Leuchten installiert, die seitlich Wand und Regal anstrahlen. 100
Dazwischen hängen Industrieleuchten von der Decke, die Christian Beros in London erstanden hat und die den Raum in ein warmes Licht tauchen. Jeden Donnerstagabend werden wechselnde Weine präsentiert, häufig in Anwesenheit von den Winzern. Jeweils fünf verschiedene Tropfen können, begleitet von einer kleinen Präsentation, verkostet werden. Dazu gibt es Käse, Brot und getrockneten Schinken – traditionell zum Wein gereichte Speisen. Am Wochenende ist die Weinbar gut besucht. Es gibt wie Christian Beros sagt, eine Art »BvS-Community«, die sich untereinander bereits kennt. Über den Weingenuss hinaus, werden berufliche und private Kontakte geknüpft. So erhielt auch er auf diesem Weg bereits Aufträge für Architekturprojekte. Für beide Inhaber ist die Weinbar »wie ein Puzzle«, bei dem eins zum anderen kommt: Unterhaltung, Kontakte und Genuss. Christian Beros’ Wunsch ist es, irgendwann einmal einen Wein aus seinem eigenen Weinberg im Regal zu haben. Wie der dann heißen wird, weiß er jetzt noch nicht – aber bis dahin ist auch noch Zeit. 101
eTT? in Bruneck (I) Architekt: Walter Angonese, Marktplatz 6, I – 39052 Kaltern, www.angonesewalter.it Künstlerische Intervention: Manfred Alois Mayr, I – 39100 Bozen Mitarbeiter: Theodor Gallmetzer, I – 39100, Bozen Bruttogeschossfläche: 35 m2 Fertigstellung: 2006 Kontakt: Bar eTT?, Gilmplatz 1/a, I – 39031 Bruneck
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Grundriss Maßstab 1:200 1 2 3 4 5
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Eingang Theke Servicebereich Toilette Sitzbank
»Et?« – dieser Begriff aus dem Pustertaler Dialekt war häufig zu hören, als Hildegard Stabinger und Walter Angonese zusammen mit den Handwerkern am Ausbau der Bar am Gilmplatz in Bruneck in Südtirol gearbeitet haben. Das Wort »et« lässt sich mit dem Satzanhängsel »nicht wahr« oder auch »oder« übersetzen. Nach diesem kleinen, der diplomatischen Kommunikation förderlichen Wort wurde die neue Bar benannt. Um Verwechslungen mit Hollywoodfilmen zu vermeiden, hängte man kurzerhand noch ein »t« an. Hildegard Stabinger, Inhaberin der Bar eTT?, arbeitete lange als Saalchefin im Restaurant gretl am see am Kalterer See. Der Wunsch, etwas Eigenes aufzuziehen, und das Heimweh nach ihrer Heimat, dem Pustertal, führten zu dem Entschluss, einen Raum im Erdgeschoss des Hotels Post in Bruneck zu pachten. Das alte Hotel Post (nicht zu verwechseln mit dem neuen Hotel Post) war eine Institution in Bruneck, bekannte Persönlichkeiten verkehrten hier. Allerdings wurde es im Jahr 2002 abgerissen und in den folgenden zwei Jahren in Anlehnung an das ursprüngliche Stadtbild neu errichtet. Der Architekt Walter Angonese war im gretl am see häufig Gast bei Hildegard Stabinger. Eines Tages überraschte sie ihn mit einem groben Entwurf für die Neugestaltung der Räume. Der Architekt wollte zunächst aus Zeitmangel ablehnen, machte aber schon am Tisch im Restaurant die ersten Skizzen. Schließlich sagte er doch zu. Die Herausforderung bestand darin, den kleinen, schlauchförmigen, 102
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3,2 ≈ 9 m messenden Raum optimal auszunutzen und neu auszustatten. Als Vorbild diente die American Bar in Wien von Adolf Loos. Man wollte nicht den »letzten zeitgenössischen Schrei« kreieren, sondern einen stimmungsvollen, funktionalen Raum, der einladend, gemütlich, aber dabei jenseits von Altbackenem ist. Walter Angonese und der Künstler Manfred Alois Mayr stellten sich dieser spannenden Aufgabe. Der Boden wurde mit grauen Sandsteinplatten aus der Toskana gefliest. Die linke Hälfte des Raums nimmt eine Theke aus massiver Eiche ein, deren vorderer Teil frei in den Raum ragt. Hier ist es möglich auf Barhockern zu sitzen. Der hintere Teil lädt zum Stehen ein. Dort befindet sich ein von Manfred Alois Mayr entworfener, massiver Handlauf aus gedrechseltem, schwarz lackiertem Holz. Das körperhafte Element stellt nicht nur den Bezug zur handwerklichen Tradition her, sondern vermittelt auch haptische Sinnlichkeit. Der Gast kann hier verweilen, tasten und findet im Wortsinn Halt. Der mittlere Teil der Theke ist aufgeschnitten und verglast. Er dient als Vitrine für Weine sowie kleine Snacks. Die angebotenen regionalen Weine werden im Regal an der dahinter liegenden Wand präsentiert. Spiegel vergrößern den Raum optisch und geben ihm Tiefe. Im hinteren Bereich der Bar befindet sich eine trapezförmige Ausbuchtung, die gleichzeitig als Stauraum und Arbeitsfläche genutzt wird.
Entlang der rechten Wand ist eine durchgehende Sitzbank aus massiver Eiche angebracht. Die Rückenlehne ist zweigeteilt – in einer Nut sind mehrere weiß lackierte Holztische fixiert, die sich bei Bedarf zusammenschieben lassen. So können sich kleine Gruppen zusammensetzen, oder die Tische werden zu einer großen Tafel gefügt, auf der, je nach Anlass, Häppchen und Fingerfood angerichtet werden. Auf der über der Rückenlehne angebrachten durchgehenden Tafel sind die Weine im offenen Ausschank oder auch Veranstaltungen angeschrieben. Darüber und an der Decke wurde mit Spritzwurf-Putz gearbeitet. Dieser schwer zu verarbeitende Putz ist weiß gestrichen und sorgt für eine authentische Stimmung. Die runden Deckenlampen aus schwarzem Stahl und Milchglas entwarfen Angonese und Mayr selbst. Sie sorgen für ein angenehmes, weiches Licht. Die Fassade, der Eingang und die in Edelstahl gefassten Glastüren wurden nicht verändert. Da Neonleuchtschrift in Bruneck verboten ist, wendete man beim Schriftzug eTT? einen kleinen Trick an: Die Buchstaben bestehen aus hinterleuchtetem Glas. Die Inhaberin ist mit dem Ergebnis absolut zufrieden. Die dominierende Farbe Braun, kombiniert mit den weißen Elementen, verleiht dem Raum ein gemütliches und gleichzeitig modernes Ambiente. Die Enge des optimal genutzten Raums ist im Winter angenehm wärmend, und für die heißen Tage im Sommer befinden sich im Außenbereich schattige Sitzgelegenheiten. Nur ein halbes Jahr nach Planungsbeginn wurde die Bar im März 2006 mit einer Party eröffnet. Die Bar eTT? hat wochentags von früh morgens bis zum frühen Abend geöffnet. Morgens und mittags kommen Schüler und Berufstätige auf einen Kaffee herein oder genießen einen der selbst gemachten kleinen Snacks wie Brioches und Panini. Nach Feierabend trifft man sich auf einen »Apéro«. Neben den Weinen regionaler Winzer und Kellereien werden auch Drinks wie Sprizz und Hugo angeboten. Hildegard Stabinger stellt den Prosecco Foss Marai Extra Dry als besonders bemerkenswert heraus und einer der Lieblingsweine von Walter Angonese ist der Réserve del Conte von Manincor. 103
Cantina Antinori nel Chianti Classico in Bargino (I) Architekten: Archea Associati, Lungarno Benvenuto Cellini 13, I – 50125 Florenz, www.archea.it Mitarbeiter: Laura Andreini, Marco Casamonti, Silvia Fabi, Giovanni Polazzi Bruttogeschossfläche: 40 000 m2 Fertigstellung: 2012 Anbaugebiet: Chianti Kontakt: Cantina Antinori nel Chianti Classico, Via Cassia per Siena 133, Bargino, I – 50026 San Casciano in Val di Pesa, www.antinorichianticlassico.it
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Lageplan Maßstab 1:7500
Nachdem die Etrusker im 8. Jahrhundert v. Chr. in der Toskana den Weinbau eingeführt hatten, entwickelte sich die Region über die Jahrhunderte zu einem der angesehensten Anbaugebiete der Weltfür Qualitätswein. Als fester Bestandteil von Geschichte und Kultur nimmt der Wein hier bis heute einen sehr wichtigen Stellenwert ein. Die Wurzeln der Florentiner Familie Antinori lassen sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Bereits seit 1385 produziert das Adelsgeschlecht Wein – in diesem Jahr wurde Giovanni di Piero Antinori Mitglied der Winzergilde von Florenz.
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Heute gehören dem nach wie vor familiengeführten Unternehmen 14 Weingüter weltweit. Stammsitz ist der in den 1460er-Jahren erbaute Palazzo Antinori. Seit 1506 leben die Marchesi Antinori hier im Herzen von Florenz, der von Chianti-Weinbergen umgebenen Hauptstadt der Toskana. Noch bis 2012 befand sich dort auch die Administration des Unternehmens, das heute in der 25. und 26. Generation von Marchese Piero Antinori und seinen drei Töchtern Albiera, Allegra und Alessia geführt wird. Zum Teil fand dort auch die Produktion und Lagerung der Chianti-Classico-
Weine statt. Vor einigen Jahren wurde klar, dass das Stadthaus für die steigenden Anforderungen zu klein war. Neben der Notwendigkeit, eine neue Kellerei zu errichten, wollte die Familie auch ein Besucherzentrum schaffen, in dem Weinliebhaber in direkten Kontakt mit der in der Familie tradierten Philosophie der Weinproduktion treten können. In Bargino, mitten im Chianti-Classico-Gebiet zwischen Florenz und Siena, fand sich der geeignete Ort. Das neue Weingut sollte Produktionsstätte sein, aber auch ein Weingeschäft, ein Restaurant und ein Museum beinhalten. Die Idee war, ein Gebäude zu errichten, das sich harmonisch, ja fast unsichtbar und respektvoll in die Landschaft fügt – eine Hommage an die Toskana. Mit diesem Plan wandte sich die Familie 2005 an das weltweit agierende Architekturbüro Archea Associati in Florenz. Federführend waren Archeas Mitbegründer Marco Casamonti sowie von Auftraggeberseite Albiera Antinori, die das Projekt gemeinsam entwickelten. Es entstand ein großzügiger Gebäudekomplex, der sich über zwei Ebenen stufenweise in den Hang fügt. Indem die Dächer mit Rebstöcken und Olivenbäumen bepflanzt wurden, scheint der Bau der Landschaft zugehörig, ähnlich wie Weinberg-
terrassen. Hiermit sollte die tiefe Verwurzelung in der Landschaft zum Ausdruck gebracht werden. Zum Einsatz kamen Materialien wie Stahl, Beton, Terracotta, Glas und Eichenholz – allesamt Stoffe, die man auch in der Weinproduktion wiederfindet: Stahl, Beton, Holz und Terracotta als Gärgefäße, Glasflaschen für die Abfüllung des Weins. Alle diese puristischen Werkstoffe stammen von Herstellern aus der Region. Der zum Bau verwendete Beton wurde durch die Beimischung von Eisenoxid leicht rötlich eingefärbt. Als Außenhaut wählte man Corten-Stahl, dessen rotbraune Farbe einen Bezug zur Erde darstellt. Nähert man sich der neuen Kellerei über die Landstraße mit dem Auto, so fährt man fast an ihr vorbei – so sehr verschwindet der ausgedehnte Neubau im Weinberg. Lediglich der Schriftzug »Cantina Antinori« an der Einfahrt und zwei sichtbare rostbraune Steifen der Corten-Fassade verraten seine Existenz. Vorbei am Pförtnerhaus, gelangt man über die lange Auffahrt ins unterirdische Parkdeck. Hier befindet sich der Fuß der matrixartigen Wendeltreppe aus Beton und Corten-Stahl, die durch alle drei Ebenen führt. Diese herausragende Konstruktion ist nicht nur funktional, sondern als Skulptur
innerhalb des Gebäudes zu sehen. Sie führt von seinem dunklen Bauch in die hellste, oberste Ebene, von der aus man die gesamte Landschaft überblickt. Marco Casamonti erklärt sie als Anspielung auf die Spirale in Dantes »Göttlicher Komödie«, die von der Hölle über das Fegefeuer ins Paradies führt. Da die Konstruktion von Wendeltreppen eine große Herausforderung für jeden Architekten bedeutet, ist er auf dieses Detail besonders stolz. Über die Treppe gelangt man auf die Terrasse vor dem Eingang. Von hier hat man nicht nur einen schönen Blick auf den Schwung der elliptischen Treppe, die ins Freie und zur nächsthöheren Ebene führt, sondern kann seinen Blick über die Landschaft und die vor dem Gebäude gepflanzten Rebstöcke schweifen lassen. Durch eine Glastür – die Front dieser Ebene des fast 100 m breiten Neubaus besteht durchgehend aus Glas – betritt man die Lobby. Über der in die zweite Etage führenden Treppe befindet sich ein großes, rundes Oberlicht. Durch ein Gitter aus dreieckigen Terracottastreben fällt Tageslicht herein, gleichzeitig schützt es aber auch vor der brennenden Mittagssonne. Dieses Element haben die Architekten den traditionellen Landhäusern in der Toskana entlehnt. Da die zweite Ebene zum Empfangsbereich offen ist, profitieren
beide Etagen von dem angenehmen, gleichmäßigen Licht. Die Balustrade, die gleichzeitig die Decke der Lobby bildet, besteht aus Corten-Stahl. In schmale, rechteckige Ausschnitte sind Lichtleisten eingelassen. Anstelle fester Wände fallen leicht geneigte Raumteiler auf, die zugleich als Regale dienen. Die Elemente, die aus Segmenten eines viereckigen Rohrs aus grauem Terracotta gestaltet wurden, bilden in der Art, wie sie in unregelmäßigem Winkel übereinandergestapelt sind, ein aufgelockertes Muster, das Bewegung in den Raum bringt. Über der großzügigen Empfangstheke aus massivem Eichenholz pendeln lange Lampen aus Messingrohr, die den ganzen Raum in ein helles, warmes Licht tauchen. Zwischen Theke und Korridor befindet sich ein gläserner Raum mit bunten, filzbespannten Polstermöbeln und hochflorigen Teppichen, in dem man bei der Lektüre von Wein- und Architekturliteratur verweilen oder sich einfach der Kontemplation hingeben kann. Die farbenfrohen skulpturalen Sitzmöbel begegnen dem Besucher an verschiedenen Stellen als gemütliches Lounge-Element wieder. Links an der Theke vorbei wird der Besucher zunächst zum Auditorium geleitet, in dem ein ausgesprochen interessanter Film über den Bau der 105
neuen Kellerei gezeigt wird. Bei Bedarf steht dieser Ort auch für Schulungen, Präsentationen und Sitzungen zur Verfügung. Bemerkenswert an diesem kleinen Kino ist, dass sowohl die Wände wie auch die Decke aus einem unregelmäßigen Holzrelief bestehen – eine Anspielung auf das Weinfass: gären dort die Trauben zu edlen Tropfen, so »gären« hier Ideen und Vorstellungen. Gleichzeitig wirkt sich die Holzverkleidung positiv auf die Akustik aus. Auf den stufenartigen Sitzreihen aus Eichenholzdielen sind Schalensitze angebracht, deren rundliche Form und Filzbespannung in verschiedenen Grün- und Violetttönen auf die unterschiedlichen Reifestadien der Weintraube und die Vegetation in den Weinbergen anspielen. Im Anschluss betritt man das lichtdurchflutete Museum. Traditionellerweise zählt die Familie Antinori zu den großen Kunstliebhabern und -mäzenen unter den toskanischen Familien. Zeitgenössische Gemälde, Skulpturen und Installationen sind hier im Dialog mit der Kunst aus vergangenen Jahrhunderten zu sehen, die – so das Konzept des Museums – einen Bezug zur Familie und zum Weinbau aufweist. Unter anderem wird hier auch ein Nachbau der von Leonardo da Vinci entworfenen Weinpresse gezeigt. Ältere Gemälde stellen Mitglieder der Familie Antinori dar und veranschaulichen den Lauf der Geschichte und die damit einhergehenden Veränderungen. Die zeitgenössischen Künstler Yona Friedman, Rosa Barba und Jean-Baptiste Decavèle haben Kunstwerke »in situ« geschaffen, also für den Ort und in ihm: von Friedman das monumentale Werk »Ikonostasi« über den kontinuierlichen Wandel in der Architektur, von Decavèle ein Film, der eine malerische Erzählung auf Basis der Kunstwerke im Palazzo Antinori konstruiert, und von Barba eine große Installation im Innenhof. Nach dem Besuch des Museums geht es in den Weinkeller. Von dieser Ebene betritt man durch eine schwere Eisentür einen Steg, der auf halber Höhe durch das Gewölbe führt. Es ist dunkel und kühl, der Raum wird durch in den Boden eingelassene Lichtquellen sparsam beleuchtet. Der Wein soll sich in Ruhe entwickeln. Die drei ineinander übergehenden Gewölbe mit ihrem ungleichmäßigen Schwung sind ganz mit Terracottafliesen ausgekleidet. An den Kopfwänden wiederholt sich das aus Dreiecken bestehende Gitter des Oberlichts. Die Form der Gewölbe und die durchbrochenen Seitenwände, die an Kirchenfenster erinnern, geben dem 106
Raum etwas Sakrales. Dieser Eindruck wird durch drei Balkone verstärkt, von denen einer offen ist und über einen Korridor betreten werden kann. Die beiden gegenüberliegenden sind verglast und Teile eines Besprechungs- und Verkostungszimmers. Sie ragen wie Loggien aus dem Gewölbe in den Raum. Über den Steg gelangt man am anderen Ende in ein Treppenhaus, das aus dem gleichen rötlichen Beton errichtet wurde wie das gesamte Gebäude. Indem die Fugen der rechteckigen Elemente nicht verputzt wurden, entsteht der Eindruck von Sandsteinblöcken. Die über drei Etagen führende Treppe aus Corten-Stahl steht frei im Treppenschacht. Durch die Farbgebung, den Eindruck von Steinquadern und das gedämpfte Licht fühlt man sich fast wie im Inneren einer Pyramide. Unten angekommen, gelangt man an eine Stahltür, bei der die Arbeitsspuren, wie Schrauben und Nähte, bewusst sichtbar belassen wurden. Durch sie tritt man wieder in das Fasskellergewölbe. Zwischen den zahlreichen, in Zweierreihen angeordneten Barriquefässern stehend, eröffnet sich die wahre Dimension des dreiteiligen Gewölbes. Durch dessen Schwung entsteht aus dieser Perspektive der Eindruck eines riesigen Zeltes, der Raum wirkt trotz seiner Massivität leicht. Im hinteren Bereich des Gewölbes geht ein kleiner Raum ab, in dem Raritäten und ältere Jahrgänge gelagert werden. In der Mitte steht eine Tafel aus Stahl, an der schlichte Holzstühle stehen. Auch hier geht es vorrangig um das optimale Klima für den Wein, nicht um ein Wohlfühlklima für die Menschen, die die edlen Tropfen hier exklusiv verkosten. Besonderes Detail ist die Decke, die nicht nach oben, sondern unten gewölbt ist. Diese »Sakristei« vervollständigt den Eindruck, dass man sich hier in einem Tempel für den Wein befindet. Über das Treppenhaus geht es wieder hinauf: In der dritten Ebene wird der »Vin Santo«, der klassische toskanische Dessertwein, in kleinen Fässern sowie das Olivenöl (rund um die Kellerei gibt es auch zahlreiche Olivenhaine) in großen Terracottagefäßen produziert. Auf diesem Level befindet sich auch das Restaurant »Rinuccio 1180«, das nach dem Stammvater der Familie benannt ist. Hier kann man regionale, frische Küche genießen, die natürlich stets auf die Antinori-Weine abgestimmt ist. Durch die Panoramafenster – oder bei schönem Wetter auf der Terrasse – hat man einen wunderbaren Blick auf die weite Landschaft.
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Schnitt • Grundriss Maßstab 1:1500
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Terrasse Empfang Verwaltung Shop Museum Auditorium Verkostung Innenhof Restaurant
Zum Abschluss des Rundgangs erreicht man die Vinothek; auch hier begegnet man den gestalterischen Elementen wie den Terracottafliesen sowie dem Stahl, aus dem Theke und Vitrinen gefertigt sind. Alle Möbel bestehen aus Corten-Stahl oder Eichenholz. Durch die Raumteiler, die bereits in der Lobby aufgefallen sind, wirkt der Raum offen und luftig. In jeden einzelnen dieser unregelmäßig geformten Terracottakästen, Vier- und Fünfecke, passen genau sechs Flaschen Wein. Neben den eigenen Weinen in großer Auswahl, die hier auch degustiert werden können, finden sich in diesen individuellen Regalen auch regionale kulinarische Spezialitäten und Glaswaren, die zum Kauf angeboten werden. In der Vinothek gibt es auch einen abge-
schlossenen, gläsernen Raum, den Humidor, in dem besonders edle Tropfen lagern. Darüber hinaus ist ein Buchshop angeschlossen, der im Stil des ganzen Ladens gehalten ist, in dem jedoch eine ruhigere Atmosphäre herrscht, die zum Schmökern einlädt. Die große Glasfront des lang gestreckten Gebäudekomplexes lässt viel Tageslicht ins Innere hinein und eröffnet faszinierende Panoramablicke auf die Landschaft. Da es sich um extraklares, nicht spiegelndes Glas handelt, wurden nachträglich hier und da weiße Kreise aufgeklebt, um Unfälle zu vermeiden. In ihrer sparsamen Unregelmäßigkeit wirken sie wie die Bläschen eines Schaumweines. Seit der Eröffnung der Kellerei im Oktober 2012 zieht sie eine wachsende Zahl an Weinliebhabern,
Touristen und Architekten an. Da der Familie sehr an der Vermittlung ihrer Weinphilosophie gelegen ist, werden Führungen mit zahlreichen und ausführlichen Geschichten und Informationen angeboten. Albiera Antinori erinnert sich amüsiert an die gemischten Reaktionen der Einheimischen: Augenzwinkernd vermuteten diese, der ultramoderne Bau würde nicht lange halten, da er ja jetzt schon roste. Skeptischen Stimmen wie diesen entgegnet sie, dass auch der 1469 fertiggestellte Palazzo Antinori in Florenz seiner Zeit weit voraus gewesen sei. Schon seit der Renaissance gehen Wein und Architektur in der Toskana eine Symbiose ein – die neue Cantina spannt den Bogen in die Gegenwart.
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Wirtshaus Löwengrube in Bozen (I) Architekten: bergmeisterwolf architekten, Brunogasse 3, I – 39042 Brixen, www.bergmeisterwolf.it Bruttogeschossfläche: 478 m2 Fertigstellung: 2012 Kontakt: Wirtshaus Löwengrube, Zollstange 3, Piazza Dogana, I – 39100 Bozen, www.loewengrube.it
Der rote Löwe über einem stilisierten Ö – zusammen bilden sie das neue Logo der Löwengrube, dem seit 1543 bestehenden Traditionswirtshaus in der Altstadt von Bozen. Von außen zeigt sich das altehrwürdige Gebäude gepflegt in historischer Erscheinung, das Innere hingegen hat sich seit dem Umbau komplett verändert. Nach dem Ausscheiden des vorherigen Pächters wollte die Eigentümerfamilie zunächst nur einige wenige räumliche Veränderungen im Erdgeschoss vornehmen. Den neben der großen Wirtstube gelegenen kleineren Gastraum wollte man durch das Herausnehmen einer Wand öffnen, die bestehende Küche etwas vergrößern, eine neue Theke installieren sowie Böden und Toiletten erneuern. Über eine Empfeh-
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lung kam Mitte 2010 der Kontakt zu dem Brixener Architekturbüro bergmeisterwolf zustande. Im Laufe der Planungsgespräche mit den beiden Architekten Michaela Wolf und Gerd Bergmeister war bald klar, dass die Eingriffe über das ursprünglich beabsichtigte Maß im Erdgeschoss hinausgehen würden. Mit der Überlegung, die Küche in das obere Geschoss zu verlegen und über einen Aufzug mit den unteren Gasträumen zu verbinden, wurde der Raum im vorderen Bereich komplett geöffnet und der Eingang an die westliche Seite des Hauses gelegt. Die Gäste betreten damit direkt die frühere kleine Wirtstube, die jetzt als Lounge gestaltet ist, durch einen nach innen gebauten Windfang aus rohem Stahl. Gleich einem Kubus,
ohne feste Verbindung scheint dieser über dem Boden zu schweben und setzt sich als eigener Körper vom übrigen Raum ab. Der mit Glas abgetrennte begehbare Weinschrank, in dem die Weißweine lagern, gibt einen ersten Hinweis auf die umfangreiche Weinkarte der Löwengrube. In klassischen Egg Chairs können die Gäste hier einen Aperitif einnehmen, bevor sie sich zum Essen in die Stube begeben. Die hintere Wand sowie die Decke sind aus konisch zulaufenden, durch jeweils eine Schattenfuge unterbrochenen naturbelassenen Eichenbrettern gestaltet, die zugleich als Schalldämmung fungieren. Zylindrische Pendelleuchten geben warmes Licht. Den historischen Kachelofen haben die Architekten belassen – er steht für die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. An der hinteren Wand der Lounge werden auf Regalen aus rohem Stahl verschiedene Weine zum Kauf präsentiert. Stahl ist neben Holz das dominierende Material in der neuen Löwengrube. In seiner unbearbeiteten Form steht er im Kontrast zu den geschichtsträchtigen historischen Mauern und hat gleichzeitig die Kraft, so Gerd Bergmeister, neben diesen bestehen zu können. Auch die Deckenleuchten, die zusätzlich das Regal sowie den Thekenbereich ausleuchten, wurden nach einem Entwurf der Architekten aus Stahl angefertigt. Die seitlich im geöffneten Raum stehende lange Theke bildet eine Blickachse vom Eingang bis zu der hinteren historischen Stube und gibt so die Richtung für die eintreffenden Gäste vor. Gegenüber der Theke befindet sich der WCKörper. Aus rohem Stahl gebaut, entsteht so ein
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Grundrisse • Schnitt Maßstab 1:400
1 Gastraum und Weinlager im Gewölbekeller 2 Windfang 3 Lounge 4 Theke 5 historische Stube 6 Büro
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Kontrast zu dem modern anmutenden Thekenbereich – gleichwohl ohne eine gestalterische Konkurrenz darzustellen. Einen weiteren »Körper im Raum« schufen die beiden Architekten um den Speisenaufzug herum; um diesen zu verdecken und dabei gleichzeitig einen nicht einsehbaren Organisationsbereich zu kreieren, wurde dieser, ähnlich wie die in der historischen Stube verwendeten Elemente, mit Holz sowie darin eingelassenen Butzenscheiben verkleidet. Diese Scheiben wurden von einem Handwerker aus der nahe gelegenen Region Vinschgau nach traditionellem Vorbild in moderner Interpretation mundgeblasen und in Blei eingefasst. In der historischen Stube wurden nur zurückhaltende Veränderungen vorgenommen. Die in bräunlichem Grün gehaltenen Wände stehen in ruhigem Kontrast zu den schwarzen Holzdielen und belassen den Fokus auf den überarbeiteten alten Holzvertäfelungen. Mit der Verlegung der Küche nach oben wurde die Entscheidung getroffen, weitere Bewirtungsräumlichkeiten im Obergeschoss zu schaffen und die dortigen, bisher als Personal- und Abstellbereiche fungierenden drei Räume als Gasträume zu nutzen. Bei deren Renovierung ließen sich alte Farbschichten freilegen, die man konservierte, um den Bezug zu früheren Jahrhunderten herzustellen. Ebenso wurde der Deckenstuck in historischen Farben angelegt. Entsprechend der Überzeugung von bergmeisterwolf, »Räume und Bestand so zu belassen, wie sie sich geben«, entwickelten die beiden Architekten ein Raumkonzept, welches das Bestehende mit dem Neuen in Einklang bringt. Die historischen
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Gastraum Waschraum Lichtraum Lager Küche Speisenaufzug
Mauern sollten ihrer Überzeugung gemäß »leben gelassen werden«. Als raumverbindendes Element setzten sie eine etwa 1,5 m hohe Brüstung aus naturfarben belassener Eiche vor diese bestehenden Wände, die im Bereich der überarbeiteten geschichtsträchtigen Treppe zugleich als Raumteiler wirkt und dahinter Platz für zwei Tische bietet. Das nahezu astfreie Holz, welches sich als Dielen auch auf dem Boden wiederfindet, steht im Kontrast zu den historischen, überarbeiteten Deckenbalken und verleiht den Räumen eine zusätzliche Eleganz. Auf Wunsch des neuen Pächters renovierte man zusätzlich als weiteren Gastraum den historischen Gewölbekeller, der zu Beginn der Bauarbeiten entdeckt worden war. Über die ausgetretene Steintreppe, deren Erhaltung aus Gründen des Denkmalschutzes geboten war, legten die Architekten eine Treppe aus rohem Stahl, die die vorhandene historische Steintreppe sichtbar belässt. Zugleich stellt sie eine Verbindung zur zweiten im Keller bestehenden Ebene her, auf der das große Schaumweinsortiment der Löwengrube untergebracht ist. Im unteren Kellerbereich – hier stehen ein langer Eichentisch und Bänke – lagert in Holzregalen aus Fichte das gesamte Weinsortiment der Löwengrube, einschließlich der Raritäten. Für die Bauherrin ging mit der Einweihung der neuen Löwengrube ein lang gehegter Traum in Erfüllung: »Einmal mit guten Architekten das Gasthaus umbauen.« Für die Gäste wurde mit der neuen Löwengrube ein Ort geschaffen, der durch die mit großem Variantenreichtum realisierten Raumkonzepte eine zuvor nicht da gewesene Vielfalt bietet. 113
Vineria Paradeis, Weingut Alois Lageder in Margreid (I) Architekten: Allmeinde Architektur, Katia und Gerold Schneider, Tannberg 394, A– 6764 Lech am Arlberg, www.allmeinde.org Beleuchtung: Halotech Lichtfabrik, A– 6020 Innsbruck Bruttogeschossfläche Verkostung/ Verkauf: 148 m2 Fertigstellung: 2008 Kontakt: Alois Lageder, St. Gertraud Platz 10, I – 39040 Margreid, www.aloislageder.eu
An der Südtiroler Weinstraße ist inmitten dem malerischen Dorf Margreid das 1823 gegründete Weingut Alois Lageder im Tòr Löwengang ansässig. Alois Lageder führt das biologisch-dynamisch bewirtschaftete Weingut bereits in der fünften Generation. 1991 erwarb er zusätzlich den benachbarten Ansitz Casòn Hirschprunn und erfüllte sich damit einen Lebenstraum. Die Geschichte dieses in sich geschlossenen Gebäudekomplexes mit Innenhof und Garten lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Vom 17. bis 19. Jahrhundert war das Gut stetig vergrößert worden, bis es seine heutige Form erhalten hatte. Alois Lageders Idee war es, die stimmungsvollen historischen Räume als Vinothek, Restaurant und für Veranstaltungen zu nutzen. Da der Charme und die Patina dieses über die Jahrhunderte entstandenen, denkmalgeschützten Ensembles erhalten bleiben sollten, ließ er in den baukulturell wertvollen
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Bereichen lediglich Instandhaltungsmaßnahmen durchführen. So ist der Ansitz Casòn Hirschprunn noch heute von der Aura einer längst vergangenen Zeit umgeben. Nach der Eröffnung im Jahr 1998 wurde schnell deutlich, dass Räume und Küche weder den hohen Ansprüchen und der Philosophie Lageders noch den gesetzlichen Anforderungen genügten. Zur Entwicklung eines Masterplans für die Neugestaltung des Ansitz Casòn Hirschprunn lud er im Jahr 2000 das Architektenpaar Katia und Gerold Schneider ein. Während sie die Weine Alois Lageders schon seit Langem schätzen, gefiel dem Winzer wiederum ihr Haus »Allmeinde Commongrounds«, eine Kulturinstitution in Lech am Arlberg. Die ursprüngliche Struktur der Räume sollte wiederhergestellt werden, gleichzeitig war eine Öffnung zum Dorfplatz hin gewünscht, um die Einheimischen einzuladen und ihnen die Schwellenangst zu nehmen. Von Anfang an lag der Fokus auf einer einmaligen, geradezu perfekten Lösung. Die Räume wurden von innen behutsam restauriert. Der einzig sichtbare Eingriff in die ursprüngliche Substanz ist der polierte Betonboden. Die neue Lokalität erhielt den Namen »Paradeis«, der sich ursprünglich auf ein Stück Land bezog, das zum Gutsbesitz zählte und auf dem heute Wein und Oliven wachsen – aber natürlich auch auf das Paradies als »Ort der Seligkeit« anspielt. Das Paradeis setzt sich aus Weinschenke, Vinothek, Verkostungsraum und Osteria zusammen, und auch der Innenhof wird bei schönem Wetter gerne genutzt. Das Ensemble lässt sich heute von zwei Seiten aus
betreten: von der Straße durch die Weinschenke und über den Innenhof durch die Vinothek und das Restaurant. Zudem sind alle Räume miteinander verbunden. Das Restaurant hat sich sieben Leitlinien auf die Fahnen geschrieben: frisch, einfach, leicht, saisonal, fleischarm, lokal und biologisch. Die hochwertigen, »ehrlichen« Gerichte werden durch die Weine unterstrichen. Alois Lageder produziert nach einer festen Linie elegante Weine, die sich zwar am Konsumentengeschmack orientieren, aber nicht jedem Trend folgen – die Vinothek ist gleichsam die Visitenkarte dieser Weine. Seit März 2012 leitet Günter Falser das bio-zertifizierte Restaurant und die Vinothek, zudem koordiniert er Weinverkauf, Restaurant und Keller- bzw. Weinbergführungen. Er beschreibt das Paradeis als eine Brennlinse, in der sich das Weingut spiegelt. Auf kleinem Raum wird die Philosophie des Guts auf den Punkt gebracht: stetige Entwicklung unter Berücksichtigung der Tradition und Nachhaltigkeit. Katia und Gerold Schneider entwarfen sämtliche feste Einrichtungselemente sowie die Leuchten in Zusammenarbeit mit einer Innsbrucker Firma. Lokale Handwerker setzten die Holz- und Metallarbeiten um. Die Theke in der Weinschenke ist aus Zinkblech in Patchworktechnik eingefasst; dabei wurden die Nähte als Arbeitsspuren bewusst sichtbar belassen. Die puristischen Weinregale sind aus Kastanienholz gefertigt und die Bank, die sich an der gesamten der Theke gegenüberliegenden Wand entlangzieht, ist wie alle anderen Holz-
Grundriss Maßstab 1:750 Schnitt Maßstab 1:250 1
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Weinverkauf Weinschenke Verkostung Osteria
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elemente aus Eiche gefertigt. Als besonderes Detail sind die handgeschmiedeten Treppengeländer Rebstöcken und Ästen nachempfunden. Herzstück der Vinothek ist jedoch der Tisch aus einer massiven, längs halbierten Eiche. Eine weitere Gelegenheit zu verweilen bietet die ebenfalls mit Rindsleder bezogene Sitzbank, die einen der beiden Pfeiler umrundet. Der Verkostungsraum ist hell und luftig – und weist als Besonderheit zwei barocke Kirchenbänke aus dem Fundus der Familie Lageder auf. Mit viel Liebe zum Detail wurden auch die Tische und Sessel vor dem offenen Kamin entworfen und von Hand gefertigt. Veronika Lageder hatte maßgeblichen Einfluss auf die Einrichtung und auf die Auswahl der zeitgenössischen Kunstwerke an den weiß getünchten Wänden. Die gesamte Einrichtung ist modern, zurückhaltend und frisch, sie unterstreicht die historischen Räume, ohne in sie einzugreifen. Jedes Element ist massiv, hochwertig und handgefertigt, und die lebendige Atmosphäre spiegelt den alpinmediterranen Charme Südtirols wider. Sowohl Einheimische als auch Touristen besuchen diesen charaktervollen Ort gerne, um ein Glas Wein – allein oder zu einem ausgedehnten Essen – zu genießen oder am Kamin Platz zu nehmen und ein Buch zu lesen. Das Paradeis kann aber auch für Feste und Seminare gebucht werden. Der am Eingang links vom Innenhof gelegene »Granar« sollte noch erwähnt werden: In dem alten Kornspeicher finden Konzerte statt und die jährliche »Summa«, eine Anfang April ausgerichtete Weinmesse mit befreundeten Winzern. 115
Romeo in Rom (I) Architekt: Andrea Lupacchini, Via degli Scipioni 252, I – 00192 Rom, www.lupacchini.it Mitarbeiter: Luca Solazzo, Marco Ciampa Bruttogeschossfläche: 400 m2 Fertigstellung: 2012 Kontakt: Romeo Chef & Baker, Via Silla 26/a, I – 00192 Rom, www.romeo.roma.it
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Schnitte Maßstab 1:200
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Die Via Silla ist eine quirlige Straße im Prati-Viertel, unweit des Vatikans. Das seit Ende des 18. Jahrhunderts gewachsene Wohnquartier zeigt eine Mischung aus alten und neuen Gebäuden, die in Höhe und Baustil variieren. In dieser sympathischlebendigen Gegend haben sich viele traditionelle Restaurants, Bäcker, Käseläden und Metzgereien angesiedelt. Vier hochdekorierte Spitzenköche wählten den ehemaligen Verkaufsraum eines AlfaRomeo-Händlers, um auf circa 400 m2 ein Restaurant mit Weinbar und Laden zu eröffnen. Integriert sind außerdem eine Bäckerei und der Verkauf von regionalen Käse- und Wurstspezialitäten. Cristina Bowerman stammt aus Apulien. Die Juristin hatte zwar schon als Kind gern gekocht, entschied sich aber erst später, ihre Leidenschaft zur Profession zu machen, und verbrachte zunächst einige Jahre in den USA. Nach der Rückkehr in ihre Heimat eröffnete sie 2006 zusammen mit Silvia Sacerdoti ihr erstes Restaurant in Rom, das »Glass« in Trastevere. 2010 bereits wurde sie mit dem begehrten Michelin-Stern ausgezeichnet. Ende 2012 schließlich machte sie zusammen mit ihrem Partner Fabio Spada sowie mit Alessandro und Pier Luigi Roscioli das Romeo auf – eine Fusion aus Restaurant, Wein- und Kaffeebar. Alle vier Küchenchefs und Silvia Sacerdoti sind gemeinsam die kreativen Köpfe des neuen kulinarischen Treffpunkts im Herzen der italienischen Hauptstadt. Fabio, Silvia und der Architekt Andrea Lupacchini kennen sich schon seit längerem – und da er bereits das »Glass« gestaltet hatte, war es selbstverständlich, dass sie ihren Freund mit dem Umbau
und der Einrichtung des Romeo betrauten. Sie stellten sich einen magischen, dynamischen und emotionalen Raum vor, in dem die Gäste – neben italienischen und internationalen Weinen – vor allem frisch zubereitetes Essen genießen können. Die Köche sehen ihre Mission darin, den Sinn für ursprüngliche, pure Lebensmittel wiederzubeleben. Die Globalisierung des Geschmacks und das sukzessive Verschwinden traditioneller Gerichte verstehen sie geradezu als Tragödie. Mit einfachen und gesunden Gerichten aus hochwertigen Grundzutaten möchten sie besonders die junge Generation begeistern. Das Romeo bietet regelmäßig Degustationsmenüs an: Einmal pro Monat stellt ein Winzer seine Weine vor, die er auch direkt an die Gäste verkaufen darf. Dabei wird zusammen mit einem der Köche und den Gästen ausgearbeitet, welcher Wein zu welchem Essen passt. Menüs, Snacks, Weine und die regelmäßigen Veranstaltungen werden bewusst zu erschwinglichen Preisen angeboten – das Team heißt jeden willkommen. So überrascht es nicht, dass die römische Regionalgruppe »Donne del Vino«, ein Zusammenschluss von Frauen, die in der Weinbranche tätig sind, diesen Ort zu ihren Treffpunkt auserkoren hat und hier häufig ihre Weinproben ausrichtet. Die dynamische Gestaltung, das Glas und das Rot des Interieurs erinnern an die vorherige Nutzung als Verkaufsraum für Autos: Der »Alfa Romeo« ist das traditionelle Auto der Römer und der »Spider«, vor allem in Knallrot, gilt nach wie vor als einer der 117
Schnitt • Grundriss Maßstab 1:200 1 2 3 4 5 6 7
Eingang /Shop »Brotbar« »Foodbar« Weinbar Gastraum Verkostungsraum Küche cc b
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Sportwagen schlechthin. Boden, Theken und Regale in dem großzügigen, lang gestreckten Raum präsentieren sich kantig und rechteckig. Die warme Farbe des Eichenholzes und die braun getünchten unverputzten Wände stehen im Kontrast zum Glas der Geländer und Vitrinen sowie dem polierten Betonfußboden. Am auffälligsten ist jedoch die Beleuchtung: Von der Decke hängen Hunderte geknickte, weiß lackierte Metallröhren, in deren Enden sich Halogenlampen befinden. Dazwischen tauchen große, ovale Leuchten auf, deren Drahtrahmen mit weißem Lycra bespannt ist. Zwei große, rote Oberlichter erinnern durch ihre Form an Abzugshauben – eine Reminiszenz an die Arbeit in der Küche. Die kleinen Spots der Metallleuchten glitzern wie ein Sternenhimmel, während die stoffbezogenen Leuchten dazwischen beinahe wirken als schwebten sie und gedämpftes Licht abwerfen. Die gesamte Lichtinstallation hat eine organische Struktur. Wie Mikroorganismen tummeln sich die Stäbe und Ovale unter der Decke. Sowohl bei der Weinbereitung als auch beim Backen sind kleine Organismen unverzichtbar. Das Glas reflektiert das Licht, und der gesamte Raum strahlt, ohne grell zu sein. Die dominierenden Farben Braun und Rot sorgen für eine gemütliche Atmosphäre und für ein wahrlich appetitanregendes Ambiente. Perfekt greifen alte und neue Materialien, kalt und warm, technisch und organisch ineinander. Magisch, dynamisch und emotional – die drei Aspekte vereinigen sich in dieser Lokalität, deren Zauber die Gäste rasch einfängt.
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winecenter in Kaltern (I)
Architekten: feld72 architekten, Schottenfeldgasse 72, A –1070 Wien, www.feld72.at Mitarbeiter: Gerhard Mair, Benoît Vandenbulcke, Henning Grahn Grundstücksfläche: 4142 m2 Fertigstellung: 2006 Anbaugebiet: Südtirol Kontakt: winecenter, Bahnhofstraße 7, I – 39052 Kaltern, www.winecenter.it
Die Kellerei Kaltern ist eines der ältesten und traditionsreichsten Unternehmen an der Südtiroler Weinstraße. Im Jahr 1906 gegründet, zählt sie heute über 400 Mitglieder, die insgesamt fast 300 ha Weinberge bewirtschaften. Damit gehört die Kellerei zu den wichtigsten Weinbetrieben Italiens. Die Genossenschaften in Südtirol blicken auf eine lange Geschichte zurück und stellen traditionellerweise einen wichtigen Wirtschaftszweig in der Region dar. Bereits seit Jahrzehnten konzentriert sich die Kellerei in Kaltern auf die kontinuierliche Steigerung der Weinqualität. Weine aus 60 Einzellagen rund um den Kalterer See und das Plateau am Fuße des Mendelgebirges, das durch seinen lockeren Kalkstein und Schotterböden ideale Wachstumsvoraussetzungen bietet, werden hier heute produziert.
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Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums im Jahr 2006 sollte das Unternehmen in neuem Glanz erstrahlen. Immer deutlicher zeichnete sich ab, dass für eine zeitgemäße Vermarktung guter Wein allein heutzutage nicht mehr reicht. Nach Angaben des damaligen Obmanns Armin Dissertori, selbst sehr an Architektur interessiert, erging im Jahr 2005 eine Ausschreibung zum Bau eines neuen Verkaufs- und Veranstaltungsraumes auf dem Kellereigelände an die Architekturkammer Südtirol. Den Wettbewerb konnte das Architekturbüro feld72 aus Wien für sich entscheiden, unter der Federführung von Michael Obrist waren fünf Architekten in den Prozess involviert. Die Aufgabe bestand darin, auf dem Platz vor dem bestehenden Kellereigebäude aus dem Jahr 1911 eine frei stehende Vinothek zu bauen, die einerseits einen neuen Blickfang darstellen, das Bestandsgebäude aber nicht verdecken sollte. Bei gemeinsamen Begehungen tauschten beide Seiten Ideen und Gedanken aus. Die Planung begann im Mai 2005, der Baubeginn war im Oktober desselben Jahres. Das Fest zur Neueröffnung war bereits für Frühjahr 2006 geplant, deshalb war Eile geboten. In der kurzen Zeit und mit einem relativ knappen Budget schufen die Architekten ein Gebäude von monolithischem Charakter. Der Platz zwischen dem über hundert Jahre alten Gebäudebestand und der neuen Verkaufsstelle dient zum einen als Parkplatz, aber vor allem auch als lauschiger Innenhof. Im Winkel des L-förmigen Neubaus
kann der Besucher verweilen und einen Wein oder Kaffee genießen. Das winecenter dient nicht nur dem Verkauf der Weine und als Veranstaltungsort, sondern wird auch als Dorfcafé und Treffpunkt verstanden. Mit seiner Lage direkt am Ortseingang und seiner Öffnung durch die großen Glasfronten lädt es die Bewohner Kalterns ebenso zu einem Besuch ein wie die Gäste in dieser beliebten Urlaubsregion. Die unterschiedlichen Höhen des monolithischen Neubaus vermitteln einerseits zum Altbau von 1911 und stellen zugleich einen Bezug zu den dahinterliegenden Bergen her, die sich wiederum in den Glaselementen des Gebäudes spiegeln. Erst aus der Nähe erkennt man, dass die Fassade nicht aus Holz besteht, sondern aus dunkelbraun eingefärbten, glasfaserverstärkten Betonplatten. Von allen drei Seiten erhält man durch große, gläserne Ecken Einsicht ins Innere des Gebäudes. Dort präsentiert sich ein einziger offener Raum mit vier ebenfalls offenen, terrassenförmigen Ebenen. Im Erdgeschoss befindet sich der Weinverkauf. Quaderförmige Präsentationsblöcke aus massivem Holz – in die Oberfläche wurden Vertiefungen für die Weinflaschen ausgespart – dienen als Lager- und Schaufläche für Weine; ihnen zugeordnet findet der Interessierte Expertisen mit sämtlichen Informationen zu den Produkten. Darüber hinaus zeigt eine von unten beleuchtete, mit Glas abgedeckte quadratische Aussparung Informationen zur Region und den Weinlagen. Sämtliche Elemente bestehen aus dem Holz der in Südtirol
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Lageplan Maßstab 1:2000 Grundrisse Maßstab 1:500
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Verkauf Kasse Degustation Weinbar Lounge Luftraum Verkostungsraum
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häufig vorkommenden Akazie – die Präsentationsblöcke für die Weine der Kellerei ebenso wie die Wandregale, in denen regionale Spezialitäten wie Feinkost, Liköre und Destillate vorgestellt werden. Auch der große Kassier- und Packtisch neben dem Eingang ist aus massivem regionalem Akazienholz gefertigt. An der großen Verkostungstheke können die Kunden die Weine der klassischen Linie, der Selektionen, des biodynamischen Projekts »Solos« und der Weinhöfe »Pfarrhof« und »Castel Giovanelli« probieren. Im Kontrast zur Möblierung wählte man für den Boden einen schlichten polierten Fließbeton. Die terrassenförmigen, wie frei schwebenden Ebenen und auch die Decke besteht aus Sichtbeton. Auf einer Zwischenebene über dem Keller finden sich die Raritäten und gereifte Weine. Vom Verkaufsraum führt eine Betontreppe in die Zwischenetage, wo die Weine des Weinguts »Baron di Pauli« präsentiert werden. Die Trauben der Weinhöfe vom Arzenhof – dem hoch über dem Kalterer See, inmitten eines der schönsten Weingärten Europas, gelegenen jahrhundertealten Weingut – und vom Höfl unterm Stein werden in der Kellerei Kaltern für die Familie Baron Di Pauli vinifiziert. Über eine offene Holztreppe geht es hinauf in das erste Obergeschoss, in dem sich die Weinbar befindet. Die Lounge schwebt als Galerie über dem Verkaufsraum. Mit Blick in das Erdgeschoss oder durch die Glasfront ins malerische Dorf kann man hier ein Glas Wein oder andere Getränke genießen. Die innere Verkleidung der Balustrade mit Holz 121
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und der Akazienboden sorgen mit ihren warmen Farbtönen für eine gemütliche Stimmung. Dieser Bereich wird auch für Feste oder Firmenevents vermietet; auf Wunsch liefert ein Caterer das passende Essen zum Wein. Der darüberliegende Verkostungsraum ist in Weiß gehalten. Die helle, neutrale Atmosphäre fördert die Konzentration, die nötig ist, um Weine objektiv beurteilen zu können. Einziges Farbelement sind kleine Leinwandquadrate im hinteren Bereich des Raums, die verschiedene Weinaromen farblich darstellen. Die offen-verwinkelte Struktur des Gebäudes ist als Weinparcours angelegt. Die verschiedenen Ebenen ragen wie Erker in den Raum, der durch die vielen Glaselemente luftig-transparent wirkt. Schlichte, hochwertige Holzmöbel und farbige Polstersessel setzen ebenso Akzente wie die Bilder und Installationen der Künstler Andrea Varesco und Josef Rainer, die mit ihren Werken einen Bezug zur Geschichte der Region herstellen. Überall gibt es Möglichkeiten zu schauen, sich zu informieren und Produkte zu kosten – oder einfach innezuhalten, um die Stimmung des Raums auf sich wirken zu lassen: So z. B. laden Sitzpolster auf den Treppenstufen zum Verweilen ein. Den Architekten ist es mit verhältnismäßig einfachen, doch wertigen Mitteln gelungen, 122
Noblesse zu vermitteln. Die Weinpräsentation ist anspruchsvoll und gleichzeitig bodenständig. Das winecenter ist – fast ein Unikum in der Region – täglich geöffnet, auch am Wochenende. Geleitet wird es von fachkundigem Personal, das sich hervorragend mit den Weinen der Region auskennt, zumal viele der Weinberater selbst im Nebenerwerb Wein und Obst anbauen. Etwa alle zwei Monate finden zudem thematisch passende Veranstaltungen statt: Weinlagenwanderungen, die Nacht der offenen Weinkeller oder Ausstellungen, um nur einige zu nennen. Und natürlich gibt es auch regelmäßig Kellerführungen in das alte Gewölbe des Ursprungsgebäudes. Die Kunden setzen sich aus einheimischen Stammgästen und Touristen zusammen. Doch auch in Fachkreisen erfuhr das Projekt beachtliche Resonanz, sodass immer wieder Architekten anreisen, um sich das Gebäude anzusehen. Am 24. Juni 2006 fand im Rahmen der Hundertjahrfeier das Eröffnungsfest statt. Auch wenn sich einige Anwohner und Genossenschaftsmitglieder erst einmal ein wenig an das moderne Gebäude gewöhnen mussten, waren doch alle bei näherer Betrachtung und einem Aufenthalt im Inneren positiv von dessen Schönheit und Qualität überrascht.
Nebenteil
Kurzporträts
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Weitere Projekte
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Namensregister
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Bildnachweis
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Autorenviten
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The Folly Bar in London (GB) Architekten: Fusion Design & Architecture LLP, 4 Risborough Street, London, GB – SE1 0HE, www.fusiondna.co.uk Fertigstellung: 2010 Kontakt: The Folly, 41 Gracechurch Street, GB – London EC3V 0BT, www.thefollybar.co.uk
Der Name des Restaurants »Folly Bar« – »folly« bedeutet so viel wie »Verrücktheit« oder »Narretei« – leitet sich ab von einem Begriff aus der Gartenkunst und bezeichnet Bauwerke, die als ein zu Stein gewordener Ausdruck von Wunschvorstellungen zu umschreiben sind. Das Thema »Garten« ist auf vielfältige und außergewöhnliche Weise im ganzen Restaurant, das sich über zwei Ebenen erstreckt, umgesetzt: Davon zeugt zunächst der acht Meter hohe Stamm einer norwegischen Fichte, der durch zwei Stockwerke »wächst«, aber auch andere Objekte verraten dies, von den Topfpflanzen bis zum kleinen Blumenshop, der zum Gesamtkonzept gehört. Sämtliche Gasträume, die insgesamt 500 Personen aufnehmen können, beherrscht eine unkonventionelle Designmischung, für die das Büro Fusion Design & Architecture verantwortlich zeichnete. Die Gastronomen Drake & Morgan bieten hier für jeden Geschmack und Anlass ein passendes, aber vor allem sehr originelles Umfeld – das man als Mischung aus Lounge, Weinbar, Restaurant und »Privatbibliothek« umschreiben können. Entsprechend breit gefächert ist das Repertoire in den Räumen mit floral-dekorativer, architektonisch abwechslungsreicher Szenerie.
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Negozio Classica in London (GB)
Hedonism Wines in London (GB)
Weingut Neef-Emmich in Bermersheim (D)
Architekten: designLSM, The Bath House, 58 Livingstone Road, GB – Hove BN3 3WL, www.designlsm.com Fertigstellung: 2012 Kontakt: Negozio Classica, 154 Regent’s Park Road, Primrose Hill, GB – London NW1 8XN, www.negozioclassica.co.uk
Ladengestaltung: Managementteam, Hedonism Beleuchtung: Spiers and Major, 8 Shepherdess Walk, GB – London N1 7LB, www.speirsandmajor.com Fertigstellung: 2012 Kontakt: Hedonism Wines, 3 –7 Davies St., GB – London W1K 3LD, www.hedonism.co.uk
Architekten: klein architekten, Römerstraße 10, 55257 Budenheim, www.klein-architekten.com Fertigstellung: 2011 Anbaugebiet: Rheinhessen Kontakt: Weingut Neef-Emmich, Alzeyer Straße 15, D – 67593 Bermersheim, www.neef-emmich.de
In zwei Londoner Stadtvierteln verwirklichte die Weinkellerei Avignonesi aus Montepulciano die gelungene Präsentation toskanischer Wein- und Esskultur im unverfälscht britischen Rahmen. Ausgewählt wurden hierfür zwei Lokalitäten, wie sie jeweils von außen und innen nicht authentischer sein könnten: im pittoresken Notting Hill, wo man 2002 mit der ersten Enoteca und Weinbar startete, und etwa zehn Jahre später im viktorianischvornehmen Primrose Hill, wiederum mit einem Weinshop und Restaurant unter gleichem Namen. In beiden Fällen signalisieren unverändert belassene traditionelle Fassaden unkonventionelle Gastlichkeit, die von designLSM im Interieur als lebhafter Mix aus Weinshop und Weinkneipe, ergänzt durch einige bunte, modische Displays, umgesetzt wurde.
Dieser »Wineshop« ist in jeder Beziehung einzigartig. Angefangen bei seinem Namen über sein gigantisches Sortiment (5500 Weine und 2000 Spirituosen im preislichen Rahmen von £ 15 bis £ 120 000), das Personal (ein Dutzend Verkäuferinnen und Verkäufer, die insgesamt zehn Fremdsprachen sprechen) bis hin zum Inhaber Evgeny Chichvarkin – einem von Moskau nach London übersiedelten Oligarchen. Nachdem er zuvor vergeblich versucht hatte, einige Millionen Pfund im traditionellen britischen Weinhandel zu investieren, realisierte er seinen eigenen Weinladen der Superlative mit auf einzigartige Weise präsentierten kompletten Kollektionen der berühmtesten Weine der Welt, einem speziell für die hier gelagerten Weine temperierten Kellergeschoss, einer Deckenbeleuchtung aus 125 mundgeblasenen Riedel-Gläsern und sogar einem Kinderspielplatz.
So makellos, schlicht und schön erlebt man neu gestaltete »Kuhkapellen« – wie die traditionellen Kreuzgewölbeställe auch genannt werden, die mittlerweile zu den volkstümlichen Merkmalen rheinhessischer Bau- und Weinkultur avanciert sind – nur selten. Aus dem ehemaligen Stall im rheinland-pfälzischen Bermersheim entstand im Rahmen einer Sanierung in zwei Bauabschnitten ein 45 m2 großer Verkostungsraum, dessen puristische Ausstattung effektvoll auf die historische Bausubstanz Bezug nimmt. Zum Einsatz kamen neben Farben auch Baustoffe und Materialien, die eng mit dem Weinbau in Verbindung stehen, wie Eichenholz, mineralische Erde sowie Kalk. Im reizvollen Kontrast zwischen dem hellen, materialbetonten Ambiente und der dunklen Möblierung im klaren Design bestechen der Raum wie auch die Präsentation der Produkte des Weingutes durch einen klaren, ungekünstelten Stil.
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Wein Kulturgut Longen-Schlöder in Longuich (D) Architekten: Matteo Thun & Partners, Via Appiani 9, I – 20121 Mailand Fertigstellung: 2013 Anbaugebiet: Mosel Kontakt: WeinKulturgut Longen-Schlöder, Kirchenweg 9, D – 54340 Longuich, www.longen-schloeder.de
Im Rahmen der Erweiterung ihres Weinguts wollten Sabine und Markus Longen neben einem neuen Tagungsgebäude Übernachtungsmöglichkeiten für ihre häufig von weither anreisenden Gäste schaffen. Für die Erstellung eines Gesamtkonzepts konnten sie den aus Südtirol stammenden Architekten Matteo Thun gewinnen. In Größe und Form inspiriert von den typischen Winzerhäuschen, die in den Weinbergen der Mosel Schutz vor Wetter und Platz für Gerätschaften bieten, entstanden statt eines »einzelnen« Hauses in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Stein, Hemmes, Wirtz 20 kleine Gästehäuser. Die äußere Gestalt der Häuser wird von dem heimischen Schiefer geprägt – eine Reminiszenz an die charakteristischen Weinbergmauern an der Mosel. Jedes Haus hat einen individuell gestalteten kleinen Garten mit Sitzgelegenheit. »Wir möchten zeigen, wie Einklang mit der Natur wirklich aussehen sollte«, so Sabine und Markus Longen. Jedes der Häuser – laut Website »für die hohe Kunst des süßen Nichtstuns« geschaffen – bietet Platz für ein großzügiges Zimmer mit einem komfortablen Bad. Die Einrichtung ist bewusst reduziert gestaltet und in warmen Farbtönen gehalten. Wie in den Winzerhäuschen an der Mosel ist das Holz der heimischen Eiche das dominierende Material, hier ergänzt durch ländlich anmutende Textilstoffe und handwerklich hochwertige Details.
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Weingut Franz Keller in Oberbergen (D)
neues Weinkaufen in Ratingen (D)
Weinsinn in Frankfurt (D)
Architekten: Geis & Brantner, Gartenstraße 23, D – 79098 Freiburg, www.geis-brantner.de Fertigstellung: 2013 Anbaugebiet: Baden Kontakt: Weingut Franz Keller, Badbergstraße 23 D – 79235 Vogtsburg im Kaiserstuhl, www.franz- keller.de
Gestaltung: Guido Hellmann, Oberstrasse 27, D – 40878 Ratingen Tischler: Waldemar Morlang, Am Gratenpoet 3b, D – 40878 Ratingen Fertigstellung: 2010 Kontakt: Guido Hellmann, Oberstraße 27, D – 40878 Ratingen, www.neues-weinkaufen.de
Restaurantgestaltung: Milica Trajkovska Scheiber, Fürstenbergerstraße 179, D – 60322 Frankfurt am Main Fertigstellung: 2009 Kontakt: Weinsinn Restaurant & Catering, Fürstenbergerstraße 179, D – 60322 Frankfurt am Main, www.weinsinn-frankfurt.de
Als Vorkämpfer für durchgegorenen deutschen Wein gehört Franz Keller zu den badischen Weinikonen. Populär wurde er durch trockene Weine aus eigener Produktion und berühmte französische Weine, die er importiert und unweit seines vielfach ausgezeichneten Restaurants »Schwarzer Adler« lagert. Diese Standbeine des Keller-Imperiums erweiterte Sohn Fritz um eine moderne architektonische Komponente: Im Oberbergener Riedental entstand ein terrassenartig abgestufter und in die Kulturlandschaft des Kaiserstuhls harmonisch eingebetteter Neubau. Das 4000 m² große, mit modernster Technik ausgestattete »Green Building« entstand nach Plänen der Architekten Michael Geis und Ulrich Brantner. Unmittelbar neben den auf drei Ebenen verteilten, großzügig gestalteten Produktionsstätten beeindrucken ein Restaurant und die ebenfalls lichtdurchfluteten, schnörkellos gestalteten Verkostungs- und Verkaufsräume mit imposanter Aussicht auf die Kaiserstühler Weinterrassen.
Nomen est omen: »Opas Weinladen ist out.« Nicht nur Winzer haben die Profilierungsmöglichkeiten entdeckt, die qualitätvolle zeitgenössische Architektur und individuelles Design bieten. Auch Weinhändler setzen immer wieder neue Maßstäbe in der Gestaltung ihrer Outlets und heben sich damit von oft monotonen Standardpräsentationen in Großunternehmen ab. Bestes Beispiel ist das 2009 gegründete Fachgeschäft mit seinem lichtdurchfluteten Ambiente. Handgeschriebene Weininformationstafeln in dunklem Lila über den Ausstellungsboards bilden die einzigen farbigen Akzente in der lichten Ausstattung. Sympathisch aufgeräumt wirkt die Ladengestaltung mit den in Röhren untergebrachten Weinen, die den Kunden nicht mit einer unübersichtlichen Produktvielfalt überfordert, sondern eine durch Beratung unterstützte unkomplizierte Orientierung ermöglicht.
Wie nicht selten in der Mainmetropole, birgt auch das im nördlichen Westend gelegene Eckhaus im Stile der Gründerzeit eine optisch – und gastronomisch – aparte Überraschung. Über eine Außentreppe erreicht man zunächst eine kleine, überdachte Terrasse, anschließend das Bistro und die Weinbar, die im Retro-Design der 1950er-Jahre eine geglückte Mischung aus unprätentiösem Restaurant und farbig markant angelegtem GalerieAmbiente darstellen. Nicht zuletzt durch sein zeittypisches Interieur mit authentischem Mobiliar wurde das Weinsinn zu einer gefragten gastronomischen Adresse, mit der die Inhaber, die auch das Café Oswald im Deutschen Architekturmuseum betreiben, eine »Bistronomics«-Konzeption geschickt umsetzten.
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Glas.Cabinet, Weingut Robert Weil in Kiedrich (D)
Rotisserie Weingrün in Berlin (D)
Weinmanufaktur Untertürkheim in Stuttgart (D)
Architekt: Planungsbüro Heiko Preusser, D – 65399 Kiedrich Verkostungsbereich: eins:33 GmbH, Dreimühlenstraße 19, D – 80469 München, www.einszu33.com Fertigstellung: 2013 Anbaugebiet: Rheingau Kontakt: Weingut Robert Weil, Mühlberg 5, D – 65399 Kiedrich / Rheingau, www.weingut-robert-weil.com
Restaurantgestaltung: Herbert Beltle, Heide Hagen Fertigstellung: 2009 Kontakt: rotisserie WEINGRÜN, Gertraudenstraße 10 –12, D –10178 Berlin-Mitte, www.rotisserie-weingruen.de
Architekten: Wolfgang Münzing Innenarchitekt, Neubrunnenstraße 23, D – 74223 Flein, www.wolfgang-muenzing.de Fertigstellung: 2011 Kontakt: Weinmanufaktur Untertürkheim, Strümpfelbacher Straße 47, D – 70327 Stuttgart, www.weinmanufaktur.de
Höchst selten leistet sich ein Weingut den Luxus, zwei Vinotheken zu unterhalten. In einem der renommiertesten Rieslinggüter der Welt trifft man auf diese besondere Konstellation. Vor 15 Jahren eröffnete Wilhelm Weil seine erste, postmodern gestaltete Vinothek, die die architekturhistorisch interessante, im Tudorstil errichtete Villa aus dem 19. Jahrhundert samt Nebengebäuden ergänzte. Mit Fertigstellung des auf optimale Produktionsabläufe konzipierten Kellereineubaus im Jahr 2013 bildet als weitere Besuchereinrichtung das »Glas.Cabinet« quasi den »krönenden« Abschluss. Unter Einbeziehung der Terrasse finden hier auch große Gästegruppen Platz. Der von schwarz-blauem Naturstein und hellem Eichenholz geprägte, schlicht-elegante Pavillon verfügt neben modernster Gastrotechnik über großzügig bemessene Glasflächen, die beeindruckende Ausblicke auf das umgebende Weinbergpanorama ermöglichen.
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Das denkmalgeschützte neogotische »JuwelPalais« – mit seiner reich verzierten Sandsteinfassade das Einzige noch existierende Dreigiebelhaus in Berlin – liegt an einem Seitenarm der Spree in Berlin Mitte und wurde 2002 aufwendig saniert. Der Gastronom Herbert Beltle, auch Inhaber des Weinguts Horcher in der Pfalz (u. a. mit exquisitem Showroom), kombinierte hier ein Grill- mit einem Weinrestaurant, dessen besondere Merkmale ein Flammenwandgrill sowie eine bemerkenswerte Wein- und Speisenauswahl sind. Original erhaltene Bestandteile wie Decken, Fliesenböden und große Fenster bilden den Rahmen für die Gestaltung im Bistrostil. Dominant ist das große, indirekt beleuchtete Wein- und Präsentationsregal sowie dunkelfarbige Wände, an denen das jeweilige Tagesangebot auf Schiefertafeln aushängt.
Andere Wege beschreiten – das war und ist für die Weingärtner, deren Vorfahren sich 1887 zum genossenschaftlichen Verbund zusammengeschlossen haben, schon bei ihrer neuen Namensfindung das Motto: 2001 benannte sich das Unternehmen in »Weinmanufaktur« um. Und auch dem über 100 Jahre alten Betriebsgebäude wurde mit weitläufigen, von drei flachen Bogen überspannten, ansprechend mit »Probierinseln« ausgestatteten Degustations- und Verkaufsräumlichkeiten sowie stilvollen Raumteilern und Präsentationselementen neuer architektonischer Glanz eingehaucht. Anstelle modischer Spielereien herrschen helle, gold lasierte Flächen und elegant geschwungene Eschenholztheken vor, die der großen Vinothek ein dezentvornehmes Ambiente verleihen und das sinnliche Erlebnis Wein in den Vordergrund stellen.
BECKER’S XO in Trier (D) Architekten: Atelier d’Architecture et de Design Jim Clemes, 120, rue de Luxembourg, L-4221 Esch/Alzette, www.clemes.lu Fertigstellung: 2013 Kontakt: BECKER’S XO, Fleischstraße 59, Posthof am Kornmarkt, D – 54290 Trier, www.xo-trier.de
Das 2013 im Gebäudekomplex des alten Postamts direkt am Kornmarkt in Trier eröffnete BECKER’S XO kombiniert Restaurant, Bar und Deli in perfekter Weise. Das ab 1879 erbaute Post- und Telegrafengebäude wurde nach der Schließung des Postverteilerzentrums umgebaut und erhält sukzessive Einzelhandelsflächen, Gastronomie sowie Wohnungen. In Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Jim Clemes hat der Bauherr und Trierer Sternekoch Wolfgang Becker mit dem XO auf 700 m2 Gesamtfläche ein Cross-over-Konzept realisiert. Die einzelnen Bereiche unterscheiden sich dabei in ihrem Charakter je nach der jeweiligen Nutzung, wirken aber insgesamt als Einheit. Bei dem Umbau blieb die neobarocke Außenfassade des denkmalgeschützten Komplexes erhalten; lediglich die Fenster zum Innenhof wurden bodentief geöffnet, um eine stärkere Verbindung zu dem neu angelegten Hof, der auch als Terrasse für das XO dient, herzustellen. Im Inneren konnte die vorhandene, zum Teil rau wirkende Struktur und der besondere Charme der Räume erhalten und mit neuen, klaren Formen sowie hochwertigen und edlen Materialien ergänzt werden. Auf eine bauliche Unterteilung der Gesamtfläche mit raumhohen Wänden wurde weitgehend verzichtet. Stattdessen trennen unterschiedlich hohe, vom Bestand losgelöst im Raum stehende Metallwände mit behandelten Schwarzblechoberflächen die Nutzungsbereiche. Diese bilden gleichzeitig das wiederkehrende und verbindende Element in den einzelnen gastronomischen Bereichen, die sich ansonsten gestalterisch entsprechend ihrer Nutzung unterscheiden.
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Wein und Wahrheit in Sulzbach (D) Architekten: Ippolito Fleitz Group GmbH, identity architects Augustenstraße 87, D – 70197 Stuttgart, www. ifgroup.org Fertigstellung 2011 Kontakt: Wein und Wahrheit, Weinkellerei Höchst GmbH, Main -Taunus-Zentrum, D – 65843 Sulzbach / Taunus, www.weinkellerei-hoechst.de
Ähnlich wie eine Bibliothek mit Büchern ist der Laden an allen Seiten raumhoch mit Wein gefüllt. Durch die von der Decke hängenden Glaskörper bricht sich das Licht wie in einem Glas bei Kerzenschein. Eine am Rand verlaufende Spiegeldecke multipliziert optisch zusätzlich die Höhe des Raumes. Für die zweite Dependance der etablierten Weinkellerei Höchst im neuen Erweiterungsbau des Main-Taunus-Zentrums standen 85 m² Fläche zur Verfügung. Aufgabe war es, auf diesem kompakten Raum ein Sortiment aus mehr als 600 verschiedenen Weinen, Sekten und Spirituosen sowie Feinkost und Geschenkartikel zu präsentieren. Die Fassade wurde zur Optimierung der Fläche nach innen gezogen, gleichzeitig entfaltet der trichterförmig zulaufende Bereich eine Sogwirkung und lädt zum Betreten des Geschäftes ein. Die den Laden dominierenden Materialien sind Glas und Eichenholz, die beide auf die Welt des Weins Bezug nehmen. Sie bilden ein sinnliches Ambiente, das Genussmenschen, die bei ihrer Kaufentscheidung besonderen Wert auf Qualität legen, direkt anspricht.
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Georg Hack – Haus der Guten Weine Bella Italia Weine in Stuttgart (D) in Meersburg (D)
Weingut F. J. Regnery in Klüsserath (D)
Architekten: Bühler und Bühler, Lindwurmstraße 88, D – 80337 München, www.buehler-buehler.de Fertigstellung: 2007 Kontakt: Georg Hack – Haus der Guten Weine GmbH & Co.KG, Schützenstraße 1, D – 88709 Meersburg, www.georg-hack.com
Architekten: marcohoffmann.architektur, Mozartstraße 34, D – 54516 Wittlich, www.mhar.de Fertigstellung: 2013 Anbaugebiet: Mosel Kontakt: Weingut F. J. Regnery, Mittelstraße 39, D – 54340 Klüsserath, www.regnery.kreakom.de
Als Georg Hack 1951 sein Ladengeschäft in der Meersburger Altstadt eröffnete, umfasste sein Programm gerade einmal ein paar Hundert Sorten. Im Lauf der Jahrzehnte wurde das Angebot kontinuierlich durch Neuzugänge erweitert. Schließlich machte auch die zunehmend größere Kundenfrequenz seit den 1980er-Jahren eine räumliche Neuorientierung dringend erforderlich. Über einem Gewölbekeller entstand ein großzügig ausgelegter Neubau: Seit 2007 wird das exquisite Weinangebot in einer ganz in Weiß gehaltenen modernen Weingalerie auf zwei Ebenen präsentiert, die durch einen repräsentativen Treppenaufgang verbunden sind. Die in 400 Nischen offerierten Weine – rund 1000 sind es an der Zahl – flankieren übersichtlich und einladend den weitläufigen, minimalistisch gestalteten Innenraum, der auch für die unterschiedlichsten Veranstaltungen genutzt wird.
Architekten: Ippolito Fleitz Group GmbH, identity architects, Augustenstraße 87, D – 70197 Stuttgart, www.ifgroup.org Fertigstellung: 2007 Kontakt: Bella Italia Weine, Vogelsangstraße 18, D – 70176 Stuttgart, www.bella-italia-weine.de
Wie der Name kaum vermuten lässt, ist »Bella Italia« der perfekte Gegenentwurf zum romantischen bis kitschigen Restaurantklischee. Das in einem Gründerzeithaus untergebrachte Lokal unterscheidet sich von Standardlösungen im Gastrodesign durch die ideenreiche Ausstattung und ebenso geschmackvolle Farbgestaltung. Man wollte einen Ort mit unterschiedlichen Bereichen schaffen, der den Charakter der Besitzerin Maria Patané – eine Sammlerin und Geschichtenerzählerin – widerspiegelt. Die Decken und Wände sind einheitlich in einem dunklen Olivgrün gehalten, eine Holzvertäfelungen in gebrochenem Weiß umfasst den gesamten Raum. Links neben dem Eingang richtet sich das Hauptaugenmerk auf die Decke mit den gut 90 verschiedenen Spiegeln, die immer wieder neue Perspektiven eröffnen und das Licht der Deckenleuchten reflektieren. Violettfarbene Bestuhlung und weiß eingedeckte Tische heben sich markant vom hellen Parkettboden ab. Die gleiche Bestuhlung findet sich auch im rechten Teil des Restaurants wieder. Hier aber ist es ein ein langer, ovaler Tisch – in Erinnerung an die »Gute Stube« –, der das Bild prägt, gemeinsam mit den unterschiedlichsten alten und neuen Leuchten.
Im brav-beschaulich wirkenden Ortsbild von Klüsserath ist die neue Regnery-Vinothek ein echter Hingucker, der manche Assoziation und auch Irritation hervorruft – handelt es sich doch um einen Solitär, der auf den ersten Blick nicht zum benachbarten, typisch moselländischen Gutsgebäude aus dem 19. Jahrhundert zu passen scheint. Die Gegensätze werden durch das rötlich-braune Eichenholz, das in vertikaler Reihung den neuen ovalen Baukörper im grau gepflasterten Innenhof umgibt, besonders augenfällig. Auch das mit viel Holz bestückte Interieur weist keinerlei Ecken auf – der Winzer hatte ausdrücklich »nichts Eckiges« für seinen Neubau gewünscht –, dafür herrliche Ausblicke auf die Renommierlage Klüsserather Bruderschaft, deren Weine in diesem architektonisch ausgefallenen und optisch auffallenden Umfeld zur Verkostung bereitstehen.
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Vineyard in Eimsbüttel/Hamburg (D) Weingut Poss in Windesheim (D)
360° Café Weinbar Lounge in Innsbruck (A)
Ausstattung / Lichtplanung: PLY unestablished furniture, Hohenesch 68, D – 22765 Hamburg, www.ply.com Fertigstellung: 2012 Kontakt: Vineyard Hamburg GmbH, Osterstraße 92, D – 20259 Hamburg, www.vineyard-weinhandel.de
Architekten: dominique perrault architecture, 6, rue Bouvier, F – 75011 Paris, www.perraultarchitecte.com Fertigstellung: 2005 Kontakt: 360° Cafe Weinbar Lounge, Maria -Theresien Straße 18, A – 6020 Innsbruck, www.360-grad.at
In dem auf einem Hinterhof befindlichen ehemaligen Gebäude einer Fahrzeugwerkstatt starteten Elke Berner und Alexander Bolognino de Orth 2012 mit ihrem Geschäftsmodell, dessen Bereiche sich – auf insgesamt 700 m2 – gegenseitig ergänzen: eine Weinbar für den Genuss an diesem besonderen Ort, kombiniert mit einem Weinhandel, in dem Weine, Spirituosen und Feinkost täglich bis 23 Uhr käuflich zu erwerben sind. Zur Verkostung von 400 Weinen, davon 60 im offenen Ausschank, stehen neben der modern gestalteten Bar schwarze Lounge-Sessel und rustikale Möbel aus unbehandeltem Holz am offenen, rostroten Kamin – beidseitig von großen Holzstapeln flankiert – zur Verfügung. Als Tische dienen Barriquefässer mit Glasaufsätzen. An der Wand gegenüber der Bar erstreckt sich ein langes Weinregal aus dunklem Holz. Eine Reminiszenz an die frühere Gebäudenutzung sind, integriert in das gesamte Lichtkonzept, die schwarzen Fabriklampen.
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Architekten: Oliver Schrögel Architekturbüro, Schwabenheimer Weg 62a, D – 55543 Bad Kreuznach, www.schroegel-schroegel.de Innenarchitekten: Planungsbüro i21, Nahestraße 16, D –55593 Rüdesheim /Nahe, www.innenarchitektur21.de Fertigstellung: 2011 Anbaugebiet: Nahe Kontakt: Weingut Poss, Goldgrube 20 – 22, D – 55452 Windesheim, www.weingut-poss.de
Selten verbinden sich im Weinbau Zeugnisse spätantiker Baukultur mit heutiger Architektur so unmittelbar wie im Anwesen des Burgunderweinguts der Brüder Poss, zu dem Teile eines Kellers einer römischen Villa rustica gehören. Das erhaltene Mauerwerk sowie Wein- und Ölamphoren befinden sich als historische Attraktion unterhalb einer 2011 von Oliver Schrögel und Heiko Gruber geschaffenen Vinothek, deren Name »Pinoteca« sich von der Burgunderrebsorte Pinot ableitet. Eine burgunderrote Wand und eine Schieferwand mit Ausstellungsnische bilden farbig reizvolle Kontrapunkte für die Innenraumgestaltung, die dank der hohen Fensterelemente sowie heller Böden und Decken sehr licht wirkt. Mit etwas Glück wird der Gast an der aus heimischem Holz gefertigten Weintheke von der Deutschen Weinkönigin 2013/2014, Nadine Poss, beraten, die in diesem Weingut zu Hause ist.
Die nach Entwürfen von Dominique Perrault gebaute Rathausgalerie bietet auf ihrem Dach im siebten Stock einen imposanten Panoramablick über die Stadt bis zu den nahen Berggipfeln. Mit der Verglasung des Raums, die sich bei schönem Wetter weit zu einer rundherum geführten Aussichtsplattform öffnen lässt, sowie einer dem spektakulären Ausblick geschuldeten »offenen« Gestaltung ist die Inneneinrichtung die adäquate Ergänzung zum visuellen Besuchserlebnis – vor allem bei Sonnenuntergang. Die in Design und Farben dezente Ausstattung nimmt sich am Tage, wenn auch die Stadtlandschaft, die das Gebäude umgibt, zur Geltung kommt, vornehm zurück. In der übrigen Zeit trägt eine harmonische Lichtführung und die warme Farbigkeit in Beige und strahlendem Gelb zum Fluidum dieser wegen ihrer stimmungsvollen Toplage besonders beliebten Location bei.
Ignis Vinothek in Linz (A) Architekten: Spitzbart + partners, Im Tal 9, A – 4656 Kirchham, www.spitzbart.at Fertigstellung: 2011 Kontakt: ignis Vinotheken GmbH, Klosterstraße 3, A – 4020 Linz, www.ignis-vinotheken.at
Um für Gäste und Kunden ein Sortiment von über 1500 verschiedenen Weinen einschließlich einer respektablen Raritätensammlung genuss- und kaufanregend zu präsentieren, bedarf es einer professionellen Designerhandschrift. Von dieser Erkenntnis ausgehend entstand 2011 in der Linzer Altstadt eine Vinothek, deren Interieur unter anderem durch die perfekte handwerkliche Ausführung der eigens dafür angefertigten Bestuhlung überzeugt. Große Glaswände an der Straßenfront und zwischen den Raumzonen schaffen größtmögliche Transparenz. Dank der geschickten Farbkombination von Hell und Dunkel, für die vornehmlich Eichenholz zum Einsatz kam, sowie des darauf abgestimmten Beleuchtungskonzepts strahlt diese »Weinwelt« trotz unterschiedlicher Konzeptionen für Weinshop und Weinbar ein Gefühl von Wärme und Behaglichkeit aus.
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Meraner Weinhaus in Meran (I)
Monvínic in Barcelona (E)
OHLA in Barcelona (E)
Architekt: Harry Thaler, 51 Tudor Road, Unit 4, GB – London E97SN, www.harrythaler.it Fertigstellung: 2011 Kontakt: Meraner Weinhaus GmbH, Romstraße 76, I – 39012 Meran, www.meranerweinhaus.com
Innenarchitekt: Alfons Tost, Passatge Marimón, 7, E – 08021 Barcelona, www.alfonstost.com Fertigstellung: 2008 Kontakt: Monvínic, Carrer de la Diputació, 249, E – 08007 Barcelona, www.monvinic.com
Architekten: Daniel Isern, Via Laietana, 47, E – 08003 Barcelona, www.isern.pro; Alonso Balaguer y Arquitectos Asociados, Carrer de la Riba, 36, E – 08950 Esplugues de Llobregat Fertigstellung: 2011 Kontakt: Ohla Hotel, Via Laietana, 49, E – 08003 Barcelona, www.ohlahotel.com
2004 als beste Enoteca Italiens ausgezeichnet, punktet das von zwei diplomierten Sommeliers geführte Weinhaus seit einigen Jahrzehnten nicht nur mit seinem gigantischen Sortiment von über 2500 Weinen (plus 500 Spirituosen und ausgewählter Feinkost), sondern vor allem mit seinem interaktiven Degustationsangebot, bei dem 40 verschiedene Kreszenzen unterschiedlichster Provenienzen ständig verkostet werden können. Die »Tasting Zone« mit ihren Weindispensern bildet daher den besonderen Anziehungspunkt, vor und neben dem sich Regalwände und Weinpräsentationsmöbel aus hellem und dunklem Holz erstrecken. Diese korrespondieren mit den hellen Böden und Decken auf wohltuende Weise und ermöglichen eine jeweils produktgerechte Präsentation der Flaschen, wahlweise stehend oder liegend.
Das Monvínic ist weit über Barcelona hinaus eine der berühmtesten Adressen in der Weingastronomie – und kann geradezu als vinologisch-kulinarische »Institution« bezeichnet werden. Das internationale Weinangebot umfasst etwa 3000 Etiketten, davon 60 im offenen Ausschank. Anstelle gedruckter Weinkarten wählt man digital mittels »WinePad« oder nach Beratung durch einen der sechs Sommeliers aus. Innenarchitekt Alfons Tost inszenierte das Restaurant und die Weinbar ebenso individuell und effektvoll wie den Verkostungs- und Konferenzraum sowie ein Dokumentationszentrum. Hierbei nutzte er unterschiedliche Materialien – vor allem Holz und unterschiedliche Metalle – und brachte ein raffiniertes Beleuchtungskonzept zur Ausführung. Goldfarbene Decken und hellgelbe Wandverkleidungen ergänzen die stilvollmodernen Sitzmöbel, die mit kräftig gelben und dunkelbraunen Stoffen bezogen sind, sowie die beigefarbenen Böden – es entsteht eine Art Gesamtkunstwerk für alle Sinne.
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Bereits die keramischen »Augen«-Skulpturen des Künstlers Frederic Amat, die von der neoklassizistischen Gebäudefassade des einstmals ersten Kaufhauses der Stadt herabblicken, signalisieren den nicht ganz alltäglichen Stil dieses 2011 hier eröffneten luxuriösen Boutique-Hotels. Für die extravagante und fantasievolle Gestaltung zeichneten Alonso Balaguer und Daniel Isern verantwortlich, die dafür unter anderem erlesene Möbel aus der Cappellini-Kollektion sowie eine exzellente Beleuchtungsinstallation des darauf spezialisierten Studios artec3 einsetzten. An Blickfängern aller Art mangelt es nicht, wie die Raumausstattung zum Beispiel der Boutique-Bar und der Gastro-Bar mit spektakulären Installationen sowie intensiven Licht-, Material- und Farbkontrasten zeigt.
Bodegas 14 Viñas in Picón (E)
Pa Catar in Sevilla (E)
Finca de los Arandinos in Entrena (E)
Architekten: S -M.A.O. Sancho-Madridejos Architecture Office, Calle Santa Leonor, 61 Bajo 2A, E – 28037 Madrid, www.sancho-madridejos.com Fertigstellung: 2008 Anbaugebiet: La Mancha Kontakt: 14 Viñas, S.L. – Viñedos y bodega en Finca Casalobos, Carretera autonómica CM 412, km 6,5, E –13196 Picón
Architekten: Donaire Arquitectos, Calle Velarde, 10 A, E – 41001 Sevilla, www.donairearquitectos.com Fertigstellung: 2011 Kontakt: Pacatar, Calle Javier Lasso de la Vega, 1, E – 41002 Sevilla
Architekt: Javier Arizcure, Calle San Anton, 1– 5G, E – 26002 Logrono, www.arizcurenarquitectos.com Innenarchiteken: David Delfín, Calle Augusto Figueroa, 16 1A planta, E – 28004 Madrid, www.davidelfin.com; AKA ESTUDIO, Calle Duque de Osuna, 4, E – 28015 Madrid, www.akaestudio.com Fertigstellung: 2011 Anbaugebiet: Rioja Kontakt: Finca de los Arandinos, Carretera LR -137, km 4,6, E–26375 Entrena, www.fincadelosarandinos.com
Die moderne Weinarchitektur ist in Spanien mit auffallend vielen außergewöhnlichen Projekten vertreten. Dazu zählt auch eine Weinkellerei, die 2008 in der Region Kastilien-La Mancha entstand. Bei Picón (Provinz Ciudad Real) erstreckt sich ein am Hang gelegener Kubus, der mit seiner Verkleidung aus vertikal angeordneten Aluminiumleisten eher an ein Industriegebäude als an ein Weingut denken lässt. Hinter der 80 Meter langen Fassade brachten die Architekten Juan Carlos Sancho Osinaga und Sol Madridejos, die mit diesem Projekt 2009 für den Mies van der Rohe Award nominiert wurden, auf der unteren Ebene Kellertechnik und Weinlagerung unter. Darüber liegen großzügig dimensionierte, elegant geschnittene Räumlichkeiten aus Sichtbeton für Lounge, Degustations- und Verkostungsbereiche, aus denen man an vielen Stellen grandiose Ausblicke in die Rebenlandschaft genießt.
Auf den ersten Blick mutet dieses 2011 eröffnete Weinrestaurant im Stadtzentrum von Sevilla mit seiner fast spartanischen Gestaltung wie ein ländliches Casino an. Betonböden, holzverkleidete und weiß gekalkte Backsteinwände, rustikale Holzhocker und schlicht designte Stühle – das Büro Juan Pedro Donaire Arquitectos setzte auf Einfachheit, vermied jegliche Übertreibung und überflüssige Schmuckelemente. Die Ausstattung sollte die »Erdverbundenheit« des Weins symbolisieren; umgesetzt wurde dieses Konzept durch die Bevorzugung »natürlicher« Materialien. Kistenähnliche Flaschenregale unterhalb der Decke, grünliche Glaslampen mit an Weinkelche erinnernden Formen sowie schlanke, weiße, gusseiserne Säulen setzen unaufdringliche Akzente im ungekünstelten Interieur.
In diesem Weinhotel mit seinem gastronomisch hochgelobten Restaurant inmitten der RiojaRegion, das 2013 mit dem »Best of Wine Tourism«Award der Great Wine Capitals ausgezeichnet wurde, feiert die architektonische Moderne ihren Triumph: Architekt Javier Arizcuren und Innenarchitekt David Delfín in Kooperation mit AKA ESTUDIO schufen mit Materialien wie Beton, Glas und Holz farbige, abwechslungsreiche Elemente, die dem gesamten Anwesen eine frische, heitere Note vermitteln. Die direkte räumliche Anbindung des Hotels an die Weinkellerei mit Barriquelager sowie Verkostungstheke und Weinbar ist ebenso gelungen wie die Ausrichtung auf die herrliche Umgebung mit den angrenzenden Wein- und Obstgärten der Rioja und die Berge der Sierra de Moncalvillo.
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La Vinoteca Torres in Barcelona (E) Architekten: Estudi Arola, Lope de Vega 106 3er, E – 08005 Barcelona, www.estudiarola.com Fertigstellung: 2008 Kontakt: Vinoteca Torres – Restaurant de Vins, Passeig de Gràcia, 78, E – 08008 Barcelona, www.lavinotecatorres.com
Nachdem Miguel Torres 2005 im unweit von Barcelona gelegenen Outletzentrum »La Roca Village« eine moderne Vinothek als erste kulinarische »Botschaft« seines renommierten Weinimperiums eröffnet hatte, etablierte er drei Jahre später im Herzen der katalanischen Metropole eine weitere Adresse, die der gehobenen Weingastronomie zuzurechnen ist. Im Restaurant, das eine anspruchsvolle Küche anbietet, und in der Weinbar werden einige Dutzend Torres-Weinen auch glasweise serviert. Durch den markanten Kontrast zwischen dem aus hellem Holz bestehenden Mobiliar und den umgebenden dunklen Wänden sowie die darauf abgestimmte dezente Beleuchtung ergibt sich ein Inszenierungseffekt, der – wie schon bei der ersten Torres-Vinothek – kreativer Bestandteil des Designkonzepts ist, das aus der Feder von Estudi Arola stammt.
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Weingut Schmid Wetli in Berneck (CH)
Sushibar+Wine in Helsinki (FIN)
Drop Shop Weinbar in Budapest (H)
Architekten: Bänzigers Architektur AG, Kirchgasse 1, CH – 9442 Berneck, www.baenzigersarchitektur.ch Fertigstellung: 2010 Anbaugebiet: St. Gallen Kontakt: Schmid Wetli AG, Tramstraße 23, CH – 9442 Berneck, www.schmidwetli.ch
Innenarchitekten: Eliisa Korpijarvi, Pursimiehenkatu 2 LH 3, FIN – 00150 Helsinki, www.eliisakorpijarvi.com Fertigstellung: 2010 Kontakt: Sushibar+Wine FREDA, Fredrikinkatu 42, FIN – 00100 Helsinki, www.sushibar.fi
Innenarchitekten: suto interior architects, Ötvös János utcában 1b, HU –1021 Budapest, www.suto.hu Fertigstellung: 2010 Kontakt: Drop Shop, Balassi Bálint utca 27, H –1055 Budapest, www.dropshop.hu
Beispiele für zeitgemäße Weinarchitektur besitzen in der Schweiz immer noch Raritätencharakter. Zu den wenigen Gütern im Rheintal, die sich in den letzten Jahren bei Neubauten für eine moderne Gestaltung entschieden, gehört der Betrieb der Winzerfamilien Schmid und Wetli. Betreut von der Bänzigers Architektur AG entstanden in mehreren Bauabschnitten Kelterhaus, Fasskeller und Verkostungsraum. Die 300 m³ umfassende Halle mit einer Fassade aus unbehandelten Douglasienlatten und oxidierten Stahlbändern bietet mit der frei austragenden Degustationsbox nicht nur ein architektonisch interessantes Merkmal. Mit dunklem Mobiliar bestückt, ermöglicht der holzgetäfelte Weinprobierraum auch Einblicke in die Weinerzeugung und Ausblicke auf die angrenzende Reblandschaft des Kantons St. Gallen.
Wein, Sushi und charakteristisches skandinavisches Design bestimmen den Erfolg mehrerer neuer Spezialitätenrestaurants in der finnischen Hauptstadt. Die von den zwei Weinhändlern Anders Westerholm und Matti Sarkkinen (»The We Are Group«) im Zentrum von Helsinki eröffneten Sushibar+Wine Restaurants bestechen außer durch ein bemerkenswertes und sehr umfangreiches Weinangebot (50 Sorten) auch durch klare Gestaltung. Für diese zeichnete Eliisa Korpijarvi verantwortlich, die dabei auf Mobiliar von Alvar Aalto zurückgriff, der zu den Pionieren moderner Einrichtungskultur zählt. Die Betonung von HellDunkel-Kontrasten bei Regalen, Bänken und Tischen, die aus Kiefern und Birkenholz gefertigt sind, ergibt ein dezent »rustikales« und unaufdringliches Interieur, das optisch bestens mit der japanischen Küche und den sie begleitenden Weinen harmoniert.
Ein helles Grün ist neben Schwarz die raumgestaltende Farbe der Weinbar. Die Wände blieben unverputzt, die Decke wurde schwarz gestrichen und als Bodenbelag Stahlplatten gewählt. Der gesamte Raum besitzt dadurch einen industriellen Charakter. Die Beleuchtung akzentuiert die Theke sowie die Wandregale mit den zum Verkauf bestückten Weinen. Die Einrichtung ist insgesamt puristisch, die Sitzmöbel sind ebenfalls in hellem Grün und in Schwarz gehalten, während umgebaute Weinkisten als Tische dienen. Auf kleinen Tafeln sind die angebotenen Weine sowie wechselnde Tagesgerichte angeschrieben. Die Aufgabenstellung für die Architekten Kata und Laszlo Suto war klar: Im Fokus sollte der Genuss von Wein stehen. Zudem hatte die Umsetzung bei minimalem Budget zu erfolgen – doch ansonsten erhielten die beiden Architekten bei der Gestaltung keine Vorgaben. Die Worte »Tasting Zone« an der großen Fensterscheibe ist Programm: über 400 Weine, darunter mehr als 60 ungarische, können hier probiert und erworben werden.
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Weitere Projekte Deutschland • Par Terre, Georg-Friedrich-Dentzel-Straße 11, D – 76829 Landau, www.par-terre.de • Barolo & Friends, Stolzestr. 40, D – 30171 Hannover, www.baroloandfriends.com • Vintage-Selection, Westermühlstr. 39, D – 80469 München, www.vintage-selection.de • Weinkellerei Julius Kimmle, Agnes-Kimmle-Str 1, D – 76889 Kapellen-Drusweiler, www.kimmle-wein.de • Winzergenossenschaft Vier Jahreszeiten Winzer eG, Limburgstr. 8, D – 67098 Bad Dürkheim, www.vj-wein.de • Weingut Matthias Müller, Mainzer Str. 45, D – 56322 Spay, www.weingut-matthiasmueller.de • Weingut Karl May, Ludwig-Schwamb-Straße 22, D – 67574 Osthofen, www.weingut-karl-may.de • Weinmuseum Köln, Amsterdamer Str. 1, D – 50668 Köln, www.weinmuseum.org Großbritannien • New Street Wine Shop, 16 New Street, GB – London EC2M 4TR, www.newstreetwineshop.co.uk • Vinopolis, 1 Bank End, GB – London SE1 9BU, www. vinopolis.co.uk Italien • Vinus, Altenmarktgasse 6, I – 39042 Brixen, www.vinothekvinus.it • vinzenz – zum feinen wein, Via Città Nuova 4, I – 39049 Sterzing, www.vinzenz.it • Kellerei St. Pauls, Schloss-Warth-Weg 21, I – 39050 St. Pauls / Eppan, www.kellereistpauls.com Österreich • Vinothek im Berghotel Werfenweng, Weng 195, A – 5453 Werfenweng, www.travelcharme.com • Loisium Wine & Spa Resort Südsteiermark, Am Schlossberg 1a, A – 8462 Ehrenhausen, www.loisium.com /suedsteiermark • Feinkost Lanz, Pustertalerstraße 7/A, I – 39040 Schabs / Brixen, www.lanz-suedtirol.it • Weingut Herbert Schabl, Kremser Str. 13, A – 3465 Königsbrunn am Wagram, www.weingut-schabl.at 140
• Weingut Kolkmann, Kremserstr. 53, A – 3481 Fels am Wagram, www.kolkmann.at • Heurigenweingut Frühwirth, Wiener Neustädter Straße 75, A – 2524 Teesdorf, www.heurigenweingut.at Spanien • Vegamar Selección, Carrer de Colón, 37, E – 46004 València, www.vegamarseleccion.es • Jaleo Vinoteca, Rúa Galera, 43- 45, E –15003 A Coruña • Vinoteca Blas, Calle de San José de Mayo, 5, E – 24700 Astorga, www.restauranteblas.es • Restaurante Jaleo, Calle Narváez 26, E – 28009 Madrid und Calle Mayor 4, E – 28013 Madrid, www.restaurantejaleo.com • Tanins Vinoteca, Carrer d’Armes, 11, E – 43500 Tortosa, www.taninsvinoteca.com • La Enoteca, Hotel Pesquera, Calle de la Estación, 1, E – 47300 Peñafiel, www.hotelpesquera.com • Museo Provincial del Vino, Castillo de Peñafiel, E – 47300 Peñafiel, www.museodelvinodevalladolid.es Frankreich • La Bordeauxthèque, Galeries Lafayette, 48 Boulevard Haussmann, F – 75009 Paris, www.bordeauxtheque.com • Cité des civilisations du vin, 7 Rue Duffour Dubergier, F – 33000 Bordeaux (Fertigstellung Mitte 2015) Griechenland • Scala Vinoteca, Sina 50, GR – Athen 10672, www.scalavinoteca.com • Pantheon 1900, Kriezotou & Boudouri 22, GR – 34100 Chalkida, www.pantheon -1900.gr Ungarn • Somló Wineries, Staatsstraße 8, 47°7’14.94’’ N /17°22’34.997’’ O, H – 8481 Somlóvásárhely, www.somloi.hu Slowenien • Rožmarin, Gosposka ulica 8, SLO – 2000 Maribor, www.rozmarin.si
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Gastronomie / Hotellerie Weinhandel Vinothek / Handel im Erzeugerbetrieb Ausstellungen
Namensregister Architekten / Gestalter Allmeinde Architektur 114f. Alvisi Kirimoto + Partners 21 Angonese, Walter 102f. Archea Associati 104ff. Arizcure, Javier 137 Atelier d’Architecture et de Design Jim Clemes 131 Aulík Fišer architekti 34f. AVA Architects – Atelier Veloso Architects 76ff. B3 Designers 36ff. Bänzigers Architektur AG 139 Beltle, Herbert 130 bergmeisterwolf architekten 110ff. Beros & Abdul Architects 98ff. Bodin, Jean-François 19 Bühler und Bühler 133 Burghardt, Andreas 92ff. Creneau International 30ff. designLSM 127 dominique perrault architecture 134 Donaire Arquitectos 137 Egger, Michael 56ff. eins:33 GmbH 130 Estudi Arola 138 feld72 architekten 120ff. Fišer, Jakub 34f. Furch Gestaltung + Produktion 60ff. Fusion Design & Architecture 126 Geis & Brantner 129 Grupo Arquitelia 82f. Hadid, Zaha 19 Hagen, Heide 130 Halbritter & Hillerbrand 86ff. Hellmann, Guido 129 Hille Architekten 64f. Hoffmann, Marco 133 Ippolito Fleitz Group 22, 132, 133 Isern, Daniel 136 klein architekten 127 Korpijarvi, Eliisa 139 LAB5 architects 26f. Lagranja Design for Companies and Friends 80f. Liechti Graf Zumsteg Architekten 42f. Lupacchini, Andrea 116ff. marcohoffmann.architektur 133 Matteo Thun & Partners 128 Michael Egger Aix Architects 56ff. Michalsky, Michael 23 mode:lina architekci 84f. Münzing, Wolfgang 46ff., 130 Odenwald, Uli 52ff. Oliver Schrögel Architekturbüro 134 OOS 44f. Planungsbüro Heiko Preusser 130 Planungsbüro i21 134 PLY unestablished furniture 134 Preusser, Heiko 130 raumKonzepter 23
Ringwald Daniel 23 robanus architekten 66ff. Rousseau, Jean-Michel 19 S -M.A.O. Sancho-Madridejos Architecture Office Schneider, Katia 114f. Schneider, Gerold 114f. Schrögel, Oliver 134 Skalická, Petra 34f. smp Generalplaner Ingenieure Sachverständige Spiers and Major 127 Spitzbart + partners 90f., 135 Stein Hemmes Wirtz 74f. storeage 96f. suto interior architects 28f., 139 Thaler, Harry 136 Thun, Matteo 128 Tost, Alfons 136 Trajkovska Scheiber, Milica 129 UN Neugebauer Architekten 50f. Wolfgang Münzig Innenarchitekt 46ff., 130
Weingut / Projektname 28°– 50° Fetter Lane 41 28°– 50° Maddox Street 41 28°– 50° Marylebone 36ff. 360° Café Weinbar Lounge 134 Auerbachs Keller 13 Balthazar Wine & Coffee Bar 30ff. BECKER’S Weinbar 74f. BECKER’S XO 130 Bella Italia Weine 133 Beros & van Schaik Wine Traders 98ff. Bodega Casa Primicia 82f. Bodegas 14 Viñas 137 Bremer Ratskeller 10 Cantina Antinori nel Chianti Classico 104ff. Cata 1.81 80f. DiVino 28f. Drop Shop Weinbar 139 Enoteca Italiana 19 eTT? 102f. Fiesta del Vino 84f. Finca de los Arandinos 137 Galerie du Vin 44f. Georg Hack Haus der Guten Weine 133 Glas.Cabinet (Weingut Robert Weil) 130 GRAPY.SHOP 96f. Haus Samson 13 Hedonism Wines 127 Hotel Adlon 13, 14 Ignis Vinothek 135 Kellerei Kaltern 120ff. La Bohème entre amis 76ff. La Vinoteka Torres 138 Meraner Weinhaus 136 Monvínic 136
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70ff.
Negozio Classica 127 Neue Sternen Trotte (Weingut zum Sternen) 42f. neues Weinkaufen 129 NORD Coffee • Lunch • Wine Bar 52ff. OHLA 136 Pa Catar 137 Par Terre 23 RED Pif 34f. Romeo 116ff. Rotisserie Weingrün 130 Schloss Johannisberg 13 SPAR Flagshipstore, Weinabteilung 26f. Sushibar+Wine 139 Termopolio della via Diana 10 The Folly Bar 126 Vineria Paradeis (Weingut Alois Lageder) 114f. Vineyard 134 VinoTeck Mack & Schühle 50f. Wasems Kloster Engelthal 64f. Wein Kulturgut Longen-Schlöder 128 Wein und Wahrheit 22, 132 Weinfachgeschäft Weil Wolff 13 Weingut - Abril 46ff. - Alois Lageder 114f. - Balthasar Ress 70ff. - Baron di Pauli 121 - F. J. Regnery 133 - Franz Keller 129 - Jungmayr 90f. - Koppitsch 86ff. - LANZ .WEIN 66ff. - Leiss 56ff. - Neef-Emmich 127 - Neumeister 92ff. - PoderNouvo a Palazzone 21 - Poss 10, 134 - Robert Weil 13, 130 - Schmid Wetli 139 - zum Sternen 42f. Weinhandlung - Gebrüder Ramann 12 - Kreis 60ff. - L’Intendant 19 Weinkellerei - Höchst 22 - López de Heredia 19 Weinmanufaktur Untertürkheim 130 Weinsinn 129 wineBANK (Weingut Balthasar Ress) 70ff. winecenter (Kellerei Kaltern) 120ff. Wirtshaus Löwengrube 110ff.
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Partner
Bildnachweis Allen, die durch Überlassung ihrer Bildvorlagen, durch Erteilung von Reproduktionserlaubnis und durch Auskünfte am Zustandekommen des Buches mitgeholfen haben, sagen die Autoren und der Verlag aufrichtigen Dank. Nicht nachgewiesene Fotos stammen aus den Archiven der Architekten, Autoren oder der Zeitschrift »DETAIL, Zeitschrift für Architektur«. Trotz intensiver Bemühungen konnten wir einige Urheber der Fotos und Abbildungen nicht ermitteln, die Urheberrechte sind aber gewahrt. Wir bitten um dementsprechende Nachricht. Cover Andreas Lerchl, D – Stuttgart
Vorwort/Einführung S. 6 Eugeni Pons, E – Lloret S. 10 links Marie-Lan Nguyen / Wikimedia Commons S. 10 rechts Heiko Gruber, D – Rüdesheim an der Nahe S. 11 Wikimedia Commons S. 12 links Auerbachs Keller, D – Leipzig S. 12 Mitte Weingut Robert Weil, D – Kiedrich S. 12 rechts I. W. Wolff GmbH & Co. KG, D – Leer S. 13 oben ullstein bild, D – Berlin S. 13 unten, 14, 15, 17 Heinz-Gert Woschek, D – Mainz S. 16 Adnan Pjanic / www.adamantonadrian.wordpress.com S. 18 oben Pepe Franco, E – Madrid S. 18 unten GAP Interiors /Julien Fernandez S. 19 Enoteca Italiana, I – Siena S. 21 Fernando Guerra, P – Lissabon S. 22 Zooey Braun, D – Stuttgart S. 23 links Weinkeller- Profi, D – Wiesbaden S. 23 rechts Marcus Zumbansen, D – Berlin Projekte S. 26, 27 Zsolt Batár, H – Budapest S. 28, 29 DiVino, H – Budapest S. 30 – 33 Arne Jennard, B – Antwerpen S. 34, 35 AI photography, CZ – Prag S. 36 – 38 Christian Schittich, D – München S. 39, 40, 41 unten Lia Vittone Photography, GB – Lymington S. 41 oben 28° – 50° Wine Workshop and Kitchen, GB – London S. 42, 43 René Rötheli, CH – Baden S. 44, 45 Christine Müller, CH – La Chaux-de-Fonds S. 46 – 49 Susanne Sommerfeld, D – Konstanz S. 50, 51 Jens Pfisterer, D – Leinfelden-Echterdingen S. 52, 53, 54 unten, 55 Rainer Diehl / h7photo.com, D – Mannheim S. 54 oben Eva Feldmann S. 56 – 59 Dietmar Strauß, D – Besigheim S. 60 – 63 Zooey Braun, D – Stuttgart S. 64, 65 Rüdiger Mosler, D – Nochem S. 66 – 69 Andreas Lerchl, D – Stuttgart S. 70 –73 Balthasar Ress wineBANK S. 74, 75 Erich Francois, D – Köln
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S. 76 –79 S. 80 S. 81 S. 82, 83 S. 84, 85 S. 86 – 89 S. 90, 91
José Campos, P – Porto Meritxell Arjalaguer, E – Barcelona Sascha Odermann, D – München Mikel Uribetxeberria, E – Azkoitia Marcin Ratajczak, PL – Poznań Daniele Ansidei, D – Berlin Alexander Schleissing / Spitzbart + partners, A – Laakirchen S. 92 – 94 Andreas Burghardt, A – Wien S. 96, 97 Dim Balsem, NL – Amsterdam S. 98 –101 Cosmin Dragomir, RO – Bukarest S. 102, 103, 110, 111, 113 unten, 114 Günter Richard Wett, A – Innsbruck S. 104, 106 oben, 108 rechts Pietro Savorelli, I – Florenz S. 105, 106 Mitte Leonardo Finotti, BR – São Paulo S. 106 unten, 107, 108 links, 109 Marchesi Antinori Archive S. 112, 113 oben Renè Riller, I – Laatsch S. 115 Alois Lageder, I – Margreid S. 116 –119 Francesco Galli, I –Viterbo S. 120 –123 Hertha Hurnaus, A –Wien Kurzporträts S. 126 Media Wisdom Photography Ltd, GB – Shepperton S. 127 links Negozio Classica, GB – London S. 127 Mitte James Newton, GB – London S. 127 rechts Antje Stamm, D – Bermersheim / Winfried Klein, D – Budenheim S. 128 Linda Blatzek, D –Trier S. 129 links Tom Gundelwein, D – Saarbrücken S. 129 Mitte Rainer Hoheisel, D – Geldern S. 129 rechts Uwe Dettmar, D – Frankfurt am Main S. 130 rechts Susanne Sommerfeld, D – Konstanz S. 130 Mitte Sabine Hauf, D – Berlin S. 130 links Peter Quirin, D – Wiesbaden S. 131 BECKER’S Genuss AG, D –Trier S. 132, 133 Mitte Zooey Braun, D – Stuttgart S. 133 links Otto Kaspe, D – Rielasinge S. 133 rechts Michael Conrad, D – Bernkastel-Kues S. 134 links Markus Weiß, D – Seevetal S. 134 Mitte Heiko Gruber, D – Rüdesheim an der Nahe S. 134 rechts Egon Wurm /DPA /Adagp S. 135 Spitzbart + partners, A – Laakirchen S. 136 links Ulrich Egger, I – Meran S. 136 Mitte Eugeni Pons, E – Lloret S. 136 rechts OHLA Hotel, E – Barcelona S. 137 links Javier Aisa, E – Madrid S. 137 Mitte Fernando Alda, E – Sevilla S. 137 rechts Carlos Glera, E – Logroño S. 138 Eugeni Pons, E – Lloret S. 139 links Melanie Brunner Lutze, CH – Berneck S. 139 Mitte Anders Westerholm S. 139 rechts Bertalan Soós, H – Budapest Schaltbilder S. 8 /9 S. 24 /25 S. 124 /125
Susanne Sommerfeld, D – Konstanz Francesco Galli, I –Viterbo Andreas Burghardt, A – Wien
Der Verlag dankt dem folgenden Sponsor für Förderung der Publikation:
n&co Floors GmbH & Co.KG, Düsseldorf
Autorenviten Heinz-Gert Woschek Jahrgang 1937 In einem der besten Weinjahrgänge geboren, ist Heinz-Gert Woschek durch glückliche Fügung bereits während seiner ersten Berufsjahre mit dem Thema Wein in Berührung gekommen. Den Großteil seines Lebens hat er daher mit Hingabe der Welt der Weinkultur gewidmet.
Denis Duhme Jahrgang 1966 Studium der Forst-und Volkswirtschaft in Freiburg; diverse leitende Funktionen in der Holzwerkstoffindustrie und Gesellschafter/Geschäftsführer einer Parkettmanufaktur seit 2012 geschäftsführender Gesellschafter von n&co Floors, Düsseldorf
Tätigkeitsbereiche: Öffentlichkeitsarbeit für nationale Agrar- und Weininstitutionen (Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich), Autor zahlreicher Fach- und Ratgeberbücher speziell zu den Themen Wein, Gastronomie, Touristik; zahlreiche TV- und Funk-Sendungen, Durchführung von Fachmessen, Seminaren, Workshops; Buch- und Zeitschriftenverleger, Herausgeber und Chefredakteur von Wein- und Reisemagazinen (u. a. ALLES ÜBER WEIN, reisen & genießen); Gestaltung und Moderation von Symposien zum Thema Wein und Architektur in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Rheinland-Pfalz.
Die große Leidenschaft von Denis Duhme neben der Jagd ist der Wein. Um fundierte Kenntnisse auf diesem Gebiet zu erwerben, absolvierte er an der Österreichischen Weinakademie in Zusammenarbeit mit dem Wine & Spirit Education Trust (WSET) London eine mehrjährige Ausbildung zum Weinakademiker. Danach gründete er die Weinschule »weinintensiv« in Köln. Mit »weinkompakt« hat er einen kleinen Weinführer verfasst, der sich an Einsteiger sowie fortgeschrittene Weinliebhaber richtet. Im eigenen Weinberg an der Ruwer erzeugt er seit fünf Jahren Rieslingweine.
Katrin Friederichs Jahrgang 1971 Studium der Germanistik, Anglistik, Pädagogik und Philosophie in Duisburg, seit 2011 Vertriebsleitung Fachhandel NRW Zeter – Die Weinagentur GmbH & Co. KG, Neustadt / Weinstraße. Schon seit dem Studium beschäftigt sich die vielseitig interessierte Weinakademikerin leidenschaftlich mit dem Thema Wein. Neben jahrelanger Erfahrung in der Weinbranche, vor allem in Verkauf und Vertrieb, kann Katrin Friederichs auf eine lange Laufbahn als Seminar- und Fortbildungsleiterin zurückblicken. Aus dem Ruhrgebiet stammend, hat sie die letzten zwei Jahre an der Mosel und in der Pfalz verbracht. In dieser Zeit begann sie über das »faszinierendste Getränk der Welt«, die dazugehörigen Menschen und die Landschaft zu schreiben.
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