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German Pages [143] Year 2013
Wein und Architektur
Heinz-Gert Woschek Denis Duhme
WE A H I K T UND
Katrin Friederichs
I R T U
Edition ∂
N C E R
Impressum Autoren: Heinz-Gert Woschek (Herausgeber), Denis Duhme, Katrin Friederichs Redaktion: Cosima Frohnmaier, Cornelia Hellstern (Projektleitung) Redaktionelle Mitarbeit: Niklas Fanelsa, Carola Jacob-Ritz, Florian Köhler, Sandra Leitte, Michaela Linder, Annette Müller (Architektenkammer Rheinland-Pfalz), Jana Rackwitz, Eva Schönbrunner Zeichnungen: Nicola Kollmann, Martin Hemmel Grafische Gestaltung: Heinz Hiltbrunner, München Satz: Daniel Sieber, das formt, München Herstellung / DTP: Roswitha Siegler Reproduktion: ludwig:media, Zell am See Druck und Bindung: Kösel GmbH & Co. KG, Altusried-Krugzell
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Ein Fachbuch aus der Redaktion ∂ Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG, München www.detail.de © 2011, erste Auflage ISBN: 978-3-920034-55-3
Inhalt
Geschichte der Weinarchitektur
10
Weinherstellung und Betriebsgestaltung
20
Adega Mayor in Campo Maior (P)
26
Bodegas Portia in Gumiel de Izán (E)
30
Weingut Preisinger in Gols (A)
34
Kellerei Zemmer in Kurtinig an der Weinstraße (I)
38
Château Thuerry in Villecroze (F)
40
Quinta do Vallado in Peso da Régua (P)
44
Domaine Perraudin in Vauvert (F)
50
Kellerei Schreckbichl in Girlan (I)
52
Weingut Leo Hillinger in Jois (A)
56
Kellerei Tramin in Tramin (I)
60
Weingut Heid in Fellbach (D)
64
Quinta do Napoles in Santo Adrião (P)
68
Winzergenossenschaft Sommerach in Sommerach (D)
72
Domaine Les Aurelles in Nizas (F)
76
Quinta do Portal in Celeirós do Douro (P)
80
Rocca di Frassinello in Gavorrano (I)
86
Weingut Erich Sattler in Tadten (A)
90
Kellerei St. Michael in Eppan (I)
94
Weingut Gantenbein in Fläsch (CH)
98
Bodegas Ysios in Laguardia (E)
104
Bodega Brugarol in Palamós (E)
106
Weingut Heinrich in Gols (A)
110
Länderführer zu Wein und Architektur in Europa
116
Glossar
138
Namensverzeichnis
140
Verzeichnis der Weinbaugebiete
142
Bildnachweis
142
Autorenviten
143
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Vorwort
Die Weinwelt befindet sich im tiefgreifenden Wandel. Beispielhaft dafür stehen die Durchsetzung neuer önologischer Verfahren, die Globalisierung des Weinbaus sowie des internationalen Weinhandels und der Marktspaltung in Spitzenwein- und Massenweinsegment. Nicht zuletzt findet die bauliche Realisierung zahlreicher neuer Produktionsstätten immer mehr Beachtung – nicht nur in der Weinwelt. Der Mythos Wein dringt in bislang ungeahnte Dimensionen vor. So beeinflusst einerseits die praxisgerechte Anwendung der Produktionsverfahren die Gestaltung neuer Kellereiprojekte. Aber auch das veränderte Verbraucherverhalten, die daraus resultierenden Absatzstrukturen sowie die im internationalen Vergleich gestiegenen Ansprüche an die Außendarstellung von weinanbauenden und -vermarktenden Betrieben bestimmen im Wesentlichen die Konzeption und Umsetzung neuer Bauprojekte in der Weinwirtschaft. Immer deutlicher rückt Bauen für den Wein von seiner früheren Randbedeutung in den Fokus unternehmerischer Aktivitäten. Das gestiegene Interesse an sogenannter Weinarchitektur reicht inzwischen weit über die Fachwelt hinaus. Bei zahlreichen Neu-, Ergänzungs- und Umbauten in mittelständischen Weingütern, Winzerbetrieben und Kellereien stehen nicht mehr allein die Kriterien rationeller und optimaler produktionstechnischer Abläufe im Vordergrund. Im gleichen Maße werden
auch visuell und haptisch markante Gestaltungselemente berücksichtigt, wie z. B. optisch wirkungsvolle Inszenierungen oder Materialien, die an die Weinherstellung oder bestimmte Terroirs erinnern. Auf diese Weise sind Weingüter und Kellereien zugleich Vermarktungsinstrumente und erfüllen mit eindrucksvoller Raumästhetik gelegentlich sogar Funktionen des Eventmarketings. Mit zuweilen spektakulären Konzepten und außergewöhnlichen Lösungen, extravaganter Formensprache und Verwendung ungewöhnlicher Materialien grenzen sie sich gegenüber einem antiquiertromantischen Erscheinungsbild ab und befreien sich vom pseudotraditionellem Ballast. Das Erlebnis Wein interpretieren sie auf transparente, einladende, authentische und kreative Weise. Sie werden somit Teil einer neuen »Weinphilosophie«, die gleichermaßen »Weinmacher« als auch Weingenießer beseelt. Mit charakteristischen Beispielen vermittelt das vorliegende Buch Architekten und potenziellen Bauherren eine Fülle von Anregungen. Die vorgestellten Projekte beschränken sich nicht nur auf die Darstellung architektonischer Merkmale und Qualitäten sondern sie befassen sich auch mit der jeweiligen vinologischen Seite, indem sie Informationen über Weinanbau, Kellertechnik und Vermarktung, die spezifische »Weinatmosphäre« sowie die individuelle Kooperation zwischen Architekt und Auftraggeber einbeziehen.
Die Projektauswahl, die sich auf die europäischen Weinbauländer mit ihrer einzigartigen Vielfalt und Geschichte konzentriert, berücksichtigt dabei sowohl die großen Weinbauländer wie Spanien und Italien als auch kleinere wie Österreich. Unter den Beispielen befinden sich Güter und Kellereien unterschiedlichster Betriebsgrößen und Standortfaktoren. Besondere Beachtung finden in den Beschreibungen individuelle Lösungen für einzelne Betriebsbereiche wie z. B. Kelterhalle, Tank-, Fassund Flaschenlager oder Verkostungs- und Verkaufsräumlichkeiten (Vinotheken). Den Projekten ist ein kurzer Abriss über die Geschichte der Weinarchitektur sowie eine Einführung in Weintechnologien und Weinherstellung vorangestellt. Somit erfüllt das Buch eine reizvolle Doppelfunktion: Einerseits möchte es Architekten in die faszinierende Welt des Weinbaus entführen, zum anderen Winzer und Weingutsbesitzer mit den spannenden und lohnenden Möglichkeiten zeitgemäßen Bauens auf dem Gebiet des Weins bekannt und vertraut machen.
Heinz-Gert Woschek im Oktober 2011
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Geschichte der Weinarchitektur Bauten für die Erzeugung von Wein gibt es, seitdem die Menschen herausfanden, wie man aus Beeren ein wohlschmeckendes, berauschendes Getränk herstellt. Wahrscheinlich verfügten schon die Bauern, die in Kleinasien vor 8000 Jahren neben ihren Hütten Trauben ernteten, über Lagereinrichtungen für Wein. Obwohl im Mittelmeerraum die Griechen als Begründer der Weinkultur gelten, waren es die Römer, die in ihrem Imperium nicht nur expansiv die Ausbreitung des Weinanbaus förderten, sondern zu diesem Zweck ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. zahlreiche frei stehende Einzelgehöfte errichteten. Ein typischer römischer Gutshof, die sogenannte Villa Rustica, ist meist eine in Hanglage erbaute Portikusvilla mit einem großen Innenhof, um den die Wirtschaftsgebäude angeordnet sind. Das Hauptgebäude, das sich hinter dem von zwei Eckrisaliten begrenzten Säulenportikus mit Freitreppe befindet, besitzt mindestens einen beheizbaren Raum und einen Keller zur Lagerung von Wein oder Vorräten, der entweder gänzlich unterirdisch oder wegen des Grundwasserspiegels nur zum Teil eingegraben ist. Der Keller besteht aus Sichtmauerwerk mit Fugenstrich und einer Decke aus Holzbalken. Zu den Gutshöfen gehören bis zu 400 m2 große Kelterhäuser. Da die bewirtschaftete Agrarund Weinbaufläche pro Hof bis zu 30 ha umfassen kann, sind eine große Presse oder eine Kelter für das Austreten der Trauben erforderlich. Im separaten Kelterhaus befinden sich Becken für Maische und Most sowie (Baum-)Kelter und Keltersteine. Archäologische Ausgrabungen, die unter anderem seit etwa 1970 an der Mosel und in der Pfalz vorgenommen wurden, vermitteln ein anschauliches Bild von Mauerwerk und Beckenanlagen der römischen Kelteranlagen im 1. bis 5. Jahrhundert. Allein in Baden-Württemberg sind 2000 römische Gutshöfe nachweisbar. Im Gegensatz zur Villa Rustica werden im Weinkeller des meist einstöckigen römischen Landhauses, der Villa Urbana, die Balkendecken oder Kreuzgewölbe von Säulen getragen, wie sie einige hundert Jahre später auch in klösterlichen Weinkellern zum Einsatz kommen. Anfänglich in Holz- oder einer Mischbauweise mit steinernem Sockel und darüberliegendem Fach10
werk errichtet, dominieren ab dem 2. Jahrhundert Steinbauten. Präzise Empfehlungen für die Planung solcher Landsitze gab der römische Ingenieur Vitruv in seinem Werk »De architectura« (ca. 27– 22 v. Chr.). Er rät, das Weinlager in der Nähe der Ölpresse und der Küche anzulegen. Die Fenster sollten nach Norden ausgerichtet sein, um eine Erhöhung der Raumtemperatur durch Sonneneinfall zu verhindern. Weinvillen im Imperium Romanum Wie exakt diese Empfehlungen umgesetzt wurden, zeigt die Villa di Diomede (2. Jahrhundert v. Chr.) in Pompeji, deren Weinkeller unterirdisch in rechteckiger Form angelegt ist. Bei ihrer Freilegung Ende des 18. Jahrhunderts fanden sich dort noch zahlreiche Weingefäße. Ebenfalls unterirdisch liegt das Weinlager der Villa Adriana (118 –134 n. Chr.) in Tivoli östlich von Rom mit überbauter Südseite und Kellerluken in Form von Stichkappen, die nach Norden und Osten ausgerichtet sind. Im Kelterhaus erfolgte nach Abschluss der Gärung die Behandlung von Most und Wein durch Maßnahmen wie Würzen und Entsäuerung, Räucherung für die Reifebeschleunigung, Filtrieren, Schönen zur geschmacklichen Verbesserung. Anschließend gelangten die gefüllten Amphoren in den Weinkeller oder einen größeren Lagerraum. Die Vorratsräume und Keller in den Gutshöfen reichten für umfangreichere Weinlagerungen jedoch nicht immer aus, sodass die Weingefäße – oft gemeinsam mit anderen Lebensmitteln – in große, mehrstöckige Magazine geschafft wurden, in denen bis zu mehrere Tausend Weinamphoren aufbewahrt werden konnten. Reste solcher Vorratsdepots aus dem 2. Jahrhundert wurden unter anderem in Trier gefunden. Sie bestehen aus zwei parallel zueinander errichteten Häusern mit einer Länge von jeweils 70 m und einer Breite von 20 m. Zur Weinlagerung nutzten die Römer zudem in Abhänge gegrabene Stollen, die entweder schon aus prähistorischer Zeit stammten oder aber durch den Abbau von Baumaterialien entstanden. Von der gleichmäßigen Temperatur der Keller in den Schieferfelsen an der Mosel oder in den Kalksteinbrüchen im französischen St. Émilion profitierten die Winzer bei der Weinlagerung auch in den folgenden Jahrhunderten, so ebenfalls in der Region von Tokai wo in Tuffgestein und Lehmböden kilometerlange Weinkeller gegraben wurden. Selbst gut 2000 Jahre später richteten vor allem die
Schaumweinerzeuger in den ehemaligen Katakomben weitläufige Reifekeller für ihre Produkte ein. Unterhalb der Befestigungsanlagen auf dem Mainzer Kästrich legte die Sektkellerei Kupferberg in römischen und mittelalterlichen Segmenten 60 Keller in sieben Schichten unter der Erde an. Champagner-Kellereien bauten ihre Kellergewölbe in den vor 2000 Jahren entstandenen zahllosen Kreidestollen und verbanden sie mit kilometerlangen Gängen. Die Keller von Pommery & Greno liegen 30 m unter der Erde und sind mit 18 km langen Gängen verbunden. Auch Veuve Clicquot Ponsardin nutzte – effektvoll ausgebaut – die alten Stollen aus gallo-römischer Zeit. Besonders eindrucksvoll ist ein Keller des Hauses Taittinger, das die unterirdische Krypta der Abtei St. Niçaise in Reims aus dem 13. Jahrhundert mit seinen eigenen Kellern verband. Weitere historische Keller finden sich in den Tuffsteinhöhlen an der Loire bei Saumur. Der mit 80 m tiefste Weinkeller Frankreichs, die Terra Vinea der Cave Rocbère in Portel des Corbières bei Narbonne, in dem 800 Weinfässer lagern, stammt allerdings nicht aus römischer Zeit, sondern befindet sich in einem stillgelegten Gipsbergwerk aus dem Mittelalter. Bäuerliche Weingüter Ab dem späten Mittelalter entwickelten sich aus den römischen Wein-Villen alemannische und fränkische Mehrbautenhöfe, bei denen sich um einen Innenhof das Haupthaus und die Wirtschaftsgebäude gruppieren, teilweise mit tonnengewölbten Kellern. Sie prägen mit ihren breiten Toren in vielen deutschen Weinbauregionen das typische Ortsbild der Weindörfer. Ein rechteckiges Eingangstor lässt erkennen, dass es sich um einen Bauernhof handelt, ein Rundbogenportal kennzeichnet einen Winzerhof, da er die Durchfahrt von Wagen ermöglicht, auf denen Fässer gestapelt waren. In den Schlussstein des Bogens sind Hauszeichen, Baujahr oder Namen des Besitzers eingemeißelt. Auf den meisten Höfen, die sowohl Landwirtschaft als auch Weinbau betrieben, gab es nur selten spezielle Kelterhäuser. Das Traubenpressen erfolgte oft in den Scheunen. Um eine zeitsparende Verarbeitung der Trauben zu ermöglichen, wurden in späteren Jahrhunderten Kelterhäuser unweit der Weinberge gebaut. In den Hang gegrabene Presshäuser, die eng nebeneinander liegen, formieren sich zu typischen »Kellergassen«, die vor allem im
niederösterreichischen Weinviertel, vereinzelt im Burgenland und in Tschechien verbreitet sind. Auch im rheinhessischen Guntersblum gibt es einen solchen Kellerweg. Während in den Mittelmeerländern seit jeher Weinlager vielfach nahezu ebenerdig angelegt werden, setzten sich in den Weinbauländern nördlich der Alpen ab dem 12. Jahrhundert unterirdische Keller durch. Meist waren es Hauskeller unterhalb des Wohntrakts, die als Mehrzwecklager dienten oder notfalls in kriegerischen Zeiten mit Falltür oder schachtartigem Verbindungsgang (»Kellerhals«) Schutz vor Überfällen boten. Weinkeller in Burgen und Klöstern Burgen und Kastelle verfügen – zum Teil heute noch – über in den Felsen getriebene, später auch ausgemauerte unterirdische Magazine und Weinkeller. In den deutschen Weinbaugebieten wird heutzutage auf burgähnlichen Besitztümern Weinherstellung betrieben, so auf Burg Hornberg bei Neckarzimmern, auf Burg Schaubeck im württembergischen Bottwartal, für die ab 1297 eigener Weinbau urkundlich nachgewiesen ist, Schloss Staufenberg bei Durbach oder Burg Ravensburg beim badischen Sulzfeld. Von Rebstöcken umgeben ist auch Castel Noarna im Trentino. Seit dem frühen Mittelalter widmeten sich Klöster, Stifte und Hospitäler, die über ansehnlichen Weinbergsbesitz verfügten, dem Weinbau. Entsprechend großräumig waren die Baulichkeiten, in denen unter anderem die Geräte zur Bearbeitung der Weinberge, für die Lese, das Traubenpressen sowie Fässer, Küfergeräte, aber auch Vorrichtungen zum Bierbrauen und Destillationsapparate untergebracht wurden. Weinkeller waren – wie die übrigen Vorratsräume – fester Bestandteil des klösterlichen Raumrepertoires. Der »Idealplan« für das Benediktinerkloster St. Gallen aus dem 9. Jahrhundert zeigt im Zentrum der Anlage unweit des Kreuzgangs einen Weinkeller mit einer Länge von 40 m und einer Breite von 10 m. Auch im Burgund nahmen die Benediktiner mit ihren Klostergründungen in Dijon und Cluny eine wichtige Vorreiterrolle für die Ausbreitung der Weinkultur ein, die ab dem 11. Jahrhundert noch intensiver von den Zisterziensermönchen betrieben wurde. Ausgehend von ihrem Gründungskloster Cîteaux, trugen sie mit zahlreichen Filialklöstern und Wirtschafts-
Champagne Boizel, Epernay (Champagne), mittelalterlicher Kreidekeller mit Rüttelpulten
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Links: Kloster Eberbach bei Eltville im Rheingau, dreischiffiger Hospitalkeller aus dem 13. Jahrhundert, in dem Halbstückfässer lagern Rechte Seite: Links: Kloster Eberbach bei Eltville im Rheingau, Laienrefektorium mit Keltern aus dem 17. Jahrhundert Mitte: Schloss Johannisberg, Geisenheim-Johannisberg, Großer Keller. Auf den Halbstückfässern befinden sich gläserne Gärspunde. Das Gewölbe ist mit dem typischen Kellerschimmel (Cladosporium cellare) überzogen. Rechts: Staatlicher Hofkeller Würzburg, Stückfasskeller mit 100 Stückfässern und einer Kelter aus dem 18. Jahrhundert
höfen entscheidend zur Verbreitung von Rebe und Wein bei. Im Rheingau gründeten die Zisterzienser 1136 das Kloster Eberbach. Es gilt nicht nur als eine der am besten erhaltenen romanischen /frühgotischen Klosteranlagen Europas, sondern auch als lebendiges Spiegelbild für 800 Jahre Weinbau, der von den Mönchen in zahlreichen Wirtschaftshöfen kontinuierlich und erfolgreich betrieben wurde. lm 16. Jahrhundert war das Kloster Eberbach der größte Weinwirtschaftsbetrieb der Welt. Hier wurden Weinernten registriert, die jährlich bis zu 250 000 l erreichten. Spektakulär war das »Große Fass« von 1485 mit einem Volumen von 70 000 l. Außerdem beeindrucken die mächtigen historischen Keltern aus drei Jahrhunderten, die hier aufgestellt sind – die älteste von 1668. Im Kloster Eberbach vereint sich eine eindrucksvolle Präsentation des Weins mit großartiger Raumwirkung. Der frühgotische Hospitalkeller aus den Jahren um 1220, ursprünglich ein Krankenhaus für Klosterbewohner, wurde bald wegen seiner hohen Luftfeuchtigkeit zum Weinlager umfunktioniert. Ein einzigartiges Prunkstück ist der 47 m lange Cabinetkeller in der zweischiffigen, frühgotischen ehemaligen Fraternei, in dem die Mönche 1730 eine Weinschatzkammer einrichteten. Kloster Eberbachs kulturelles Weinerbe wird heute von den Hessischen Staatsweingütern verwaltet. Vor den Toren Eberbachs errichteten die Architekten Friess + Moster zwischen 2006 und 2008 eine der modernsten, größtenteils unterirdischen Weinkelleranlagen Deutschlands. Mit einer Lagerka12
pazität von 1,3 Millionen Flaschen und einem Tankvolumen von 1,8 Millionen Litern stellt sie allein quantitativ eine adäquate Fortsetzung der historischen Führungsrolle Eberbachs im Weinbau am Rhein dar. Weinbau-Stiftungen mit klangvollem Namen Neben Eberbach befassen sich heute etwa 20 Klöster, Stifte und Stiftungen im deutschsprachigen Raum mit Weinerzeugung. Die führenden Einrichtungen mit bedeutendem Weinbau sind in Würzburg das Bürgerspital zum Hl. Geist (um 1316) und das Juliusspital (1579), in Trier die Vereinigten Hospitien (1464), deren Weinkeller als Teil eines römischen Lagerhauses um 330 n. Chr. gebaut wurde und damit der älteste in Deutschland ist, sowie in Konstanz die Spitalkellerei (1225). Die Stiftskellerei Neustift bei Brixen ist heute das größte Klosterweingut in Südtirol. Hier besaßen vor allem bayerische Prälatenklöster zahlreiche Weingüter, deren Erträge über die Alpen transportiert und in Klöstern wie z. B. im Kloster Andechs in Flaschen gefüllt wurden. Über eine lange Weinbautradition verfügen auch die Stiftungen in Österreich wie Stift Melk mit dem Stiftskeller Melkerhof in Wien, das Benediktinerstift Göttweig, das Augustiner Chorherrenstift Klosterneuburg, dessen Weingut mit einem vierstöckigen Weinkeller in 36 m Tiefe als das älteste Weingut Österreichs (1114) gilt und zugleich eines der größten ist, das Stiftsweingut Heiligenkreuz (1141) mit dem Freigut Thallern in Niederösterreich sowie das Stiftsweingut Schloss Gobelsberg (1171).
In Frankreich befinden sich die meisten noch erhaltenen Stiftungen im Burgund wie die Hospices de Beaune (1443), deren Weine seit 1859 jährlich in Wohltätigkeitsauktionen versteigert werden. Das eher an eine Trutzburg als an ein früheres klösterliches Weingut erinnernde burgundische Schloss Clos de Vougeot, das auf eine Gründung der Zisterzienser zurückgeht, ist heute ein Weinmuseum und Veranstaltungsort der burgundischen Weinbruderschaft. So teilt Clos de Vougeot das Schicksal von vielen einstmaligen klösterlichen Weingütern, die während der Säkularisation aufgelöst wurden. Die neuen Besitzer, Adlige und wohlhabende Bürger sowie der Staat, erweiterten die Anwesen und bauten sie ihren Bedürfnissen entsprechend um. Vom Weinschloss zum Château Eindrucksvolles Beispiel für bauliche Veränderungen nach der Säkularisation ist Schloss Johannisberg im Rheingau, das auf ein um 1100 gegründetes Benediktinerkloster zurückgeht. Als das Schloss 1816 in den Besitz des Fürsten von Metternich überging, wurde das Anwesen im klassizistischen Stil umgebaut. Unverändert blieb der riesige tonnengewölbte Weinkeller, der 1721 fertiggestellt worden war. Er hat eine Länge von 260 m und eine Gewölbespannweite von 11,50 m. Eine weitere weinkulturelle Attraktion entstand auf Schloss Johannisberg, als dort eine unterirdische »WeinflaschenBibliothek«, die Bibliotheca subterranea, eingerichtet wurde, die als Vorbild für zahllose Weinschatzkammern in aller Welt zur Aufbewahrung kostbarer Flaschenweine dient.
Als die Landesfürsten ab etwa dem 14. Jahrhundert anstelle von burgähnlichen Anlagen und Kastellen nunmehr unbefestigte, repräsentative Wohnund Verwaltungsgebäude zu bevorzugen begannen, wurden diesen Schlössern ausgedehnte Keller, unter anderem auch zur Herstellung und Lagerung von Wein, angegliedert – zuweilen in größerem Umfang, als es die begrenzten Raummöglichkeiten in den früheren Burgen zuließen. Dies hatte zur Folge, dass seitdem der Begriff »Weinschloss« unterschiedlich gebraucht und interpretiert wird. Denn nicht immer handelt es sich um veritable Prachtbauten mit Säulen, Türmen, Zinnen, Pavillons, Höfen und Parkanlagen. Oft sind es vielmehr Landhäuser oder Herrenhäuser, deren Besitzer sich mit Weinbau beschäftigen und sich mit einfachsten architektonischen Ansprüchen begnügen. Ähnlich missverständlich ist der Begriff »Château«, speziell im Zusammenhang mit dem Weinbau im Bordelais. Diese Bezeichnung für ein Landgut mit Weinbau kam dort etwa Mitte des 16. Jahrhunderts auf. Die meisten der mittlerweile ca. 4000 Châteaus sind im bürgerlichen oder bäuerlichen Besitz. Der Name »Château« ist vor allem im Weinbaugebiet Bordeaux an die Existenz eines bestimmten Cru, einer Lage, gebunden und deshalb noch kein Indiz für Renommee und Güte der Weine. Die Bezeichnung »Domaine« dagegen wird insbesondere im Burgund für ein Weingut mit eigenem Weinbergsbesitz verwendet. In Deutschland steht die Domäne für ein größeres Weingut, vor allem in staatlichem Besitz, sonst für ein landwirt13
schaftliches Gut bzw. dessen Verwaltung. Die Gebäudeensembles der Châteaus und schlossähnlichen Güter weisen vielfältige über Jahrhunderte gewachsene Strukturen auf. Einige waren zunächst ausschließlich als Residenzen errichtet worden und erhielten erst später zusätzliche Einrichtungen für Weinerzeugung und -aufbewahrung. Im Gegensatz dazu wurde bei aristokratischen Gütern die Weinerzeugung von Anfang an berücksichtigt. Ein typisches Beispiel für diese Entwicklung ist Schloss Vollrads im Rheingau. Es ist eines der ältesten deutschen Weingüter, dessen Kern ein gotischer Wasserburgturm aus dem 14. Jahrhundert ist, während die barocken Wirtschafts- und Wohngebäude im 17. Jahrhundert entstanden. Residenzen mit stattlichen Weinkellern Am Übergang von der Renaissance zum Barock wandelte sich nicht nur die Architektur der Schlossanlagen, auch Wirtschaftsgebäude und Weinkeller wurden erweitert, um Platz zu schaffen für die Einlagerung größerer Fässer. So entstanden ab dem 17. Jahrhundert mächtige Anlagen, in denen Fässer von beträchtlichem Volumen installiert wurden. Sie fassen bis zu 250 000 l, wie das nicht mehr erhaltene Riesenfass in der Bergfestung Königstein in der Sächsischen Schweiz oder das noch bestehende »Große Fass« im Keller des Heidelberger Schlosses belegen. Nicht ganz so spektakulär, aber ebenfalls baugeschichtlich interessant, gehören in diese Reihe auch Schloss Johannisburg in Aschaffenburg, das Alte Schloss in Stuttgart, das Neue Schloss in
Meersburg, das Weingut Fürst Hohenlohe-Öhringen in Öhringen und das Weingut Graf Neipperg in Schwaigern. Eine Besucherattraktion besonderer Art ist der ehemalige Fürstbischöfliche Hofkeller (heute Staatlicher Hofkeller) in der Würzburger Residenz, der von Balthasar Neumann gebauten bedeutendsten Schlossanlage des Barock in Europa. Die Keller des 1720 begonnenen, mächtigen Bauwerks weisen eine Grundfläche von 4500 m2 auf und haben eine Mauerstärke von 4 bis 5 m. Die Gänge sind nahezu 900 m lang. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 12,5 °C. Die Weinbautradition des Hofkellers, die über drei Jahrhunderte umspannt, dokumentieren neben den imposanten Ausmaßen des Kellers dessen Bestückung mit zum Teil einzigartigen Holzfässern vornehmlich aus dem 18. Jahrhundert. Das Schwedenfass wurde 1684 für den Wein gebaut, den die Würzburger Bürger während des Dreißigjährigen Kriegs vor den anrückenden Schweden in Sicherheit gebracht haben. Schmuckstücke sind die Beamtenfässer mit bis zu 50 000 l Inhalt und eine barocke Holzspindelkelter von 1784. Eine Mauerstärke von 2 bis 3 m war über Jahrhunderte für Weinkeller nicht außergewöhnlich und allein aus Gründen einer kühlen, gleichmäßigen Kellertemperatur erforderlich, aber auch um bei flach gespannten Gewölben mit stärkerem Seitendruck den notwendigen statischen Ausgleich zu schaffen. Keller wurden in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet, der Eingang befand sich nach Möglichkeit im Norden, Steinschieber verschlossen die Kellerfenster. Eine vergleichbare Entwicklung lässt sich ebenfalls in den osteuropäischen Weinbauländern feststellen. Auch hier verband sich Feudalarchitektur der verschiedenen Epochen mit der Anlage oft riesiger Keller, die sich anfänglich im aristokratischen, später im staatlichen Besitz befanden. Auf der Insel Krim ließ im Jahr 1894 der letzte russische Zar Nikolaus II. in Massandra unweit von Jalta einen gigantischen unterirdischen Weinkeller errichten, dessen Eingang von einem Bauwerk im schlossähnlichen Festungsstil »bewacht« wird. Palladianismus, Klassizismus, Historismus In traditionellen Weinhandelsmetropolen wie Bordeaux, Florenz, Venedig oder Verona etablierten sich aristokratische Familien (Antinori, Frescobaldi, Ricasoli), die neben Stadtpalästen über ansehnliche
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Landgüter verfügten, die noch vom Stil der italienischen und französischen Renaissance geprägt waren. Seit dem 16. Jahrhundert gewinnen nun klassizistisch geprägte Baustile auch bei der Gestaltung ländlicher Architektur an Einfluss, beginnend mit der von Andrea Palladio vorgegebenen Stilrichtung, dem Palladianismus. Der palladianische Stil wurde mit seiner klaren antikisierenden Formgebung bestimmend für die noble Landhausarchitektur. Einen Prototyp stellt die bis 1558 von Palladio erbaute Villa Barbaro in Masèr/ Treviso dar. Im Obergeschoss des Mittelbaus des insgesamt fünfteiligen Gebäudes liegen die Repräsentationsräume, im Obergeschoss der symmetrisch angeschlossenen Trakte der Wohnbereich, in den unteren Geschossen die Wirtschaftsräume. Die niedrigen Seitenflügel enthalten die Weinkeller, die Ställe und andere Nutzungsanlagen, denen Loggien vorgelagert sind. Die Villa Emo in Vedelago/ Treviso, die Palladio 1564 entwarf, war Zentrum eines landwirtschaftlichen Betriebs. Die Wirtschaftstrakte sind durch Pfeilerarkaden mit dem Hauptgebäude verbunden. Beflügelt durch wachsenden Wohlstand und angetrieben von einem gediegenen Repräsentationsbedürfnis, übernahmen immer mehr Besitzer von Wein- und Landgütern für ihr Herrenhaus klassizistische Stilelemente. Die Dichte derartiger Adaptionen ist in keiner Region so hoch wie im Bordelais. Historischer Vorläufer ist Château Haut-Brion. Das Weingut wurde 1525 in Pessac, inzwischen ein Vorort der Stadt Bordeaux, gegründet. Charakteristisch für ein Château ist die Einteilung des bebauten Areals, dessen größerer Teil nicht auf Wohnräume, sondern auf die Gebäude für die Weinlager, sogenannte Chais, mit Gärfässern und Barriques entfällt. Zu den typischen Bauelementen eines Château gehören ein Sockel, der den Baukörper gleichsam erhöht und vielfach auch den höchstens etwa zur Hälfte unterirdischen Chai aufnimmt, eine Terrasse, zuweilen eine Freitreppe, vor allem aber Säulen sowie Schmuckelemente in Form von Türmchen und Zinnen. Die Dominanz klassizistischer Gebäude im Bordelais belegt, wie stark der Historismus die Weinarchitektur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beherrschte. Seine reinste Verkörperung findet er in einigen berühmten, im klassizistischen Stil errichteten Bau-
ten. An erster Stelle steht Château Margaux. Das »Versailles des Médoc« besticht nicht nur durch seine Inszenierung am Ende einer langen Platanenallee mit grandioser Fassade, breiter Freitreppe und einem Portikus mit vier ionischen Säulen im Stil Palladios sowie einer eleganten, ästhetischen Raumausstattung. Das Château verfügt zudem über weitere Gebäude, die der Bewirtschaftung der Weinberge dienen. Es verfügt über eine eigene Küferei sowie Räume zur Unterbringung der über 50 Mitarbeiter. Dazu zählt außerdem ein 70 m langer und 23 m breiter Fasslagerkeller, dessen Eichenholzdecke in der Raummitte von 18 Steinsäulen getragen wird. Hier lagern die Barriques für den einjährigen Wein, der zweijährige reift in Fässern im 1982 mit Stahlbeton gebauten unterirdischen Chai, dem ersten im Médoc. Planung und Ausführung oblagen dem Architekturbüro Mazières, das ab Mitte der 1980er-Jahre in der Region Sanierungsarbeiten und Erweiterungen an etwa 20 Châteaus vornahm und auch die unterirdischen Keller von Weinheiligtümern wie Château d’Yquem oder Château Pichon Longueville Comtesse de Lalande sanierte. Wenn auch ein regionaler Klassizismus – mit dezentem Prunk und strenger Klarheit – die Weinarchitektur im Bordelais während der Belle Époque eindeutig geprägt hat, findet sich doch auch ein unübersehbarer Stilpluralismus, wie er für die Zeit des Historismus charakteristisch ist, darunter neogotische Bauten und solche im Stil der Neurenaissance oder andere im elisabethanischen Stil (Château Cantenac Brown, Château Lanessan). Bei einigen Schlössern irritiert geradezu die erstaunliche Mischung unterschiedlichster Stile. Sie erinnern manchmal an eine märchenhafte Theaterarchitektur wie z. B. das Château de la Rivière oder bedienen sich gar orientalischer Vorbilder, die dem Kellereigebäude Château Cos d’Estournel in St. Estèphe ein exotisches Aussehen verliehen. Als Kontrast zum ursprünglichen chinesischen Pagodenstil wirkt die 1980 erfolgte Neugestaltung des Chais mit fernöstlichem Dekor und Barriques. Pionier perfekter Kellerinszenierung war Baron Philippe de Rothschild, der 1924 für sein Château Mouton Rothschild mithilfe des Pariser Architekten Charles Siclis einen neuen Keller für etwa 500 Barriques anlegte. Der 100 m lange Chai, der zum Teil in steinigen Boden gesprengt werden musste und dessen Decke während der Bauarbeiten
einstürzte, weist weder Träger noch Pfeiler auf. Die kühlen weißen Wände sind von Lichtsäulen durchbrochen, einzige Dekoration ist das Wappen von Mouton an der Frontseite. Rothschilds Vorstellungen von einer eindrucksvollen Inszenierung der Weinherstellung, bei der die Lichtführung eine ebenso wichtige Rolle spielt wie bei der Präsentation von Kunstwerken, wurden inzwischen weltweit übernommen. Der damals vorherrschende Zeitgeschmack hinterließ nicht nur im Bordelais seine architektonischen Spuren. So findet man Weinschlösser und Kellereien im Stil des Historismus an der Loire und in der Champagne, in Nordspanien und Deutschland. Vereinzelt trifft man auch auf Einflüsse des Jugendstils.
Links: Schloss Johannisberg, Geisenheim-Johannisberg, Südansicht des im Barockstil erbauten Schlosses. Hier wurde 1775 die Spätlese als Prädikat kreiert. Rechts oben: Château Margaux, Bordeaux, Haupthaus aus dem Jahr 1816 im klassizistischen Stil Rechts unten: Château Pichon Longueville, Pauillac/Médoc, Herrenhaus im Stil der Neorenaissance aus dem Jahr 1851
Bodenständige und moderne Weinkeller Zur selben Zeit wurden in anderen Weinbauregionen bei der Errichtung von Winzerhöfen überwiegend heimische Baumaterialien verwendet wie Schieferbruchstein an Mosel, Mittelrhein und Nahe, Buntsand- und Kalkbruchstein in Rheinhessen, der Pfalz und im Rheingau. Die prosperierenden wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse versetzten im 18. Jahrhundert etliche Weingutsbesitzer in die Lage – gelegentlich auf zerstörten oder enteigneten ehemaligen adeligen Besitztümern –, eine prachtvolle Villenarchitektur im ländlichen Barock sowie im Stil des Klassizismus und Empire zu pflegen. In Rheinhessen kam es ab 1830 zum Bau von regionaltypischen Weingewölben. Sie haben ein Kreuzgratgewölbe, das auf einfachen Kapitellen aufliegt und von einer oder mehreren Säulenreihen getragen wird, später abgelöst von Kappendecken auf Stahlträgern und Moniereisen. Die ca. 300 Wirtschaftsgebäude, die in dieser Bautechnik bis etwa 1880 entstanden, waren zunächst Viehställe, sodass man sie allgemein als »Kuhkapellen« bezeichnet. Sie traten an die Stelle früherer Fachwerkgebäude und waren als Steinbauten wegen ihrer geringeren Brandgefahr und für die Stallhaltung besser geeignet. Ab etwa 1950 stellten immer mehr Landwirte in Rheinhessen von Milchwirtschaft auf Wein- und Getreidebau um, sodass die Ställe anderweitig genutzt oder abgerissen wurden. Die noch ca. 50 erhaltenen Ställe werden seit den letzten Jahrzehnten restauriert und als Weinstuben bzw. Weinprobierstuben und für andere touristische Aufgaben genutzt. 15
An Rhein und Mosel entwickelte sich für Weinbaubetriebe ein eigener, relativ schlichter Bautypus, der ohne aufwendige Ornamentik auf Vorbilder aus Renaissance, Barock, Klassizismus und teilweise auch auf Fachwerkelemente zurückgreift. Zeitgleich mit der baulichen Neugestaltung der Weingüter und Kellereien erfolgten ab Ende des 19. Jahrhunderts schrittweise Veränderungen in der Weinbereitung. Der Einsatz von Keltern mit neuen Pressverfahren, Tanks für die Vergärung, Lagerbehältern aus Metall, Kunststoff oder Stahl sowie Flaschenabfüllanlagen führte zu heftigen Diskussionen über Ethik und Nutzen. Für die Rotweinbereitung wurden die konventionellen Gärbehälter aus Holz häufig gegen neue Stahlbehälter ausgetauscht. Somit veränderten sich auch die Anforderungen an das Kelterhaus. Auch ersetzten kleinere Gebinde (Barriques) die großen Holzfässer. Mit ihren sorgfältig gefliesten oder mit weißem Kies bedeckten Böden, mit Wänden, die effektvoll mit Bruchstein oder hellem Putz gestaltet sind, und dazu kontrastierenden Holzbalkendecken sowie mit ihrer fast klinischen Sauberkeit demonstrierten Barriquekeller eine bislang unbekannte Raumästhetik. Hinzu kamen die neuen Techniken im Bauwesen. Eiserne Stützen traten an die Stelle von Säulen aus Stein. Backstein und Zement kamen beim Kellerbau zum Einsatz. Gusseisen für weitgespannte Konstruktionen sowie Stahlbeton waren fortan die bevorzugten Alternativen zur bisherigen Holz- oder Massivbauweise ebenerdiger Lagergebäude. 16
Weinarchitektur im Großformat Ein neues Kapitel der Architektur des Weins wurde im 19. Jahrhundert aufgeschlagen, als im Zeichen der industriellen Revolution Champagner- und Schaumweinkellereien, Sherry-Bodegas und Portwein-Lodges dank weltweiter Exporterfolge von einem kräftigen Konjunkturhoch begünstigt wurden. Steigende Produktionszahlen erforderten Neubauten von bislang nicht gekannten Dimensionen. Allein für die zahllosen Rüttelpulte für Millionen Flaschen, die zum Enthefen des Sekts dienen, gab es immensen Platzbedarf. Rüttelkeller und unterirdische Kellergänge erreichen beeindruckende Ausmaße. Geradezu gigantisch sind deren Längen bei Moet & Chandon mit 28 km, bei Codorníu sogar mit 30 km. Da sich unterirdische Kellerlabyrinthe in den Kalksteinbrüchen in und um Reims mit ihren endlosen Flaschengalerien und Rüttelpulten, abgesehen von ihren Ausmaßen, kaum unterscheiden, musste mit anspruchsvoller und gelegentlich eigenwilliger Gestaltung der Empfangs- und Verwaltungsgebäude für den notwendigen Aufmerksamkeitsfaktor gesorgt werden. In der Champagne war in den Gründerjahren der Kellereien neben der Landhausarchitektur und Einflüssen der Renaissance auch die viktorianische Neogotik beliebt. Das berühmteste Beispiel ist die kuriose Architektur des Pommery-Anwesens in Reims, das in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Das hinter einem mächtigen schmiedeeisernen Tor gelegene Gebäudeensemble unterschiedlichster Bauformen und -materalien soll von Madame Pommery höchstpersönlich entworfen worden sein, obwohl offiziell auch mehrere Baumeister daran beteiligt waren. Fraglos spielt die Architektur auf englische Landhäuser an, da deren Besitzer damals zu den besten Kunden von Pommery gehörten. Ganz im Zeichen des katalanischen Jugendstils steht der von 1895 –1915 von Josep Puig i Cadafalch, einem Weggefährten Antoni Gaudís, erbaute Reifekeller für das spanische Schaumweinhaus Codorníu in Sant Sadurní d’Anoia / Barcelona. Der Celler Gran (Große Keller) erstreckt sich über eine Fläche von 2000 m2, die in drei Hallen aufgeteilt ist. Diese werden von einem katalanischen Gewölbe abgeschlossen. Ebenfalls dem katalanischen Jugendstil verpflichtet ist das 1920 von Cèsar Martinell wohl unter dem Einfluss von Gaudí und Cadafalch entworfene Kelle-
reigebäude für die spanische Genossenschaftskellerei Gandesa in der Provinz Tarragona. Hier trifft der schmeichelhafte Begriff »Weinkathedrale« ohne Abstriche zu. Die meisten Gebäude aus dieser Zeit sind jedoch eher schmucklose Gewerbe- und Industriebauten, die ausschließlich funktionale Aufgaben erfüllen. Wie sichtbar sich bei den rapide wachsenden Kellereien der Wandel von bescheiden wirkender, vorindustrieller zu repräsentativer Architektur vollzog, verdeutlicht die Sektkellerei Kupferberg auf dem Kästrich in Mainz. Ihr Gründerhaus aus dem Jahr 1856 von Joseph Laske war ein Putzbau mit achsensymmetrischer Fassade und neugotischen Motiven. 1860 kam ein dreigeschossiger Massivbau hinzu. Zwei Jahre später entstand nebenan die Alexanderkaserne aus Rotsandstein und Quadermauerwerk, die seit 1900 der Sektkellerei als Bürogebäude dient. 1866 ließ Christian Adalbert Kupferberg von Conrad Kraus zwei Neurenaissancebauten – zum Teil mit barocken und klassizistischen Motiven – errichten, wobei einer mit einem herrlichen Jugendstil-Traubensaal und einer beachtlichen Sektglassammlung beeindruckt. Der sandsteingegliederte Klinkerbau der Kellerei von 1899 rundet das vielfältige Gebäudeensemble ab. Um einer Patchwork-Architektur zu entgehen, entschied sich Otto Henkell für einen anderen Weg. Für den Neubau seiner Sektkellerei Henkell, die zuvor in Mainz auf ca. 50 Keller verteilt war, plante er eine neue Kellerei, für die er in WiesbadenBiebrich günstig ein Grundstück erwarb. Das Projekt wurde in einem Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Den Auftrag erhielt nicht der erste Preisträger, sondern der damals 30-jährige Paul Bonatz. Den Wünschen des Bauherrn entsprechend, errichtete er einen repräsentativen Bau im klassizistischen Stil. Das »Henkell-Schlösschen« zeichnet sich durch ein fünfachsiges Mittelrisalit, gekrönt von einem Dreiecksgiebel, aus. Über der mit Travertin verkleideten Fassade erhebt sich ein steiles Walmdach aus Kupfer und Glas. Seinen besonderen Reiz erhält das Bauwerk durch sein Kollonadenentree mit flachen geschwungenen Seitenflügeln, die in Pavillons enden. Die angestrebte prachtvolle Wirkung steigert sich beim Betreten der Eingangshalle, dem Marmorsaal, die 1928 mit reichem Rokoko-Schmuck ausgestattet wurde. Von maurischer Architektur sind einige der kathedralenähnlichen Sherry-Bodegas in Andalusien
inspiriert. Die ersten Gebäude dieser Art entstanden im 19. Jahrhundert. Sie verfügen in der Regel über ein hohes, weitgespanntes Holzdach. Eine Ausnahme bildet »La Concha« (die Muschel), so wird die eindrucksvolle Stahlkonstruktion für den Keller der Bodega von Gonzales Byass in Jerez de la Frontera genannt, die Gustave Eiffel 1862 entwarf. Stilelemente arabischer Architektur finden sich in der weitläufigen Sherry-Bodega La Mezquita im selben Ort, die Soto López-Dóriga für das Sherryhaus Domecq in Anlehnung an die Moschee von Córdoba entwarf. Auf dem Höhepunkt des weltweiten Sherry-Booms wurde ebenfalls in Jerez de la Frontera eine der größten europäischen Kellereien für das Sherryhaus Williams & Humbert auf einer Grundfläche von 180 000 m2 errichtet. Der Reifekeller hat eine Größe von 75 000 m2 und bietet Platz für 60 000 Fässer. Außergewöhnlich ist die freie Interpretation eines Kreuzrippengewölbes, das in Verbindung mit den Säulen an Weingläser erinnert. Das ambitionierte Engagement, mit dem die Markenkellereien vor 100 Jahren ihre Bautätigkeit betrieben, ließ in den folgenden Jahrzehnten nach. Weltkriege und wirtschaftliche Krisenzeiten wirkten sich bei den größeren Kellereien ebenso produktions- und absatzhemmend aus wie in kleineren Betrieben. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts standen dann Restaurierungsmaßnahmen im Vordergrund der baulichen Tätigkeit. Für Umbauten und Erweiterungen waren meist Bauhandwerker, kaum jedoch Architekten gefragt.
Rechts: Ehemaliger Stall mit Kreuzgratgewölbe aus dem 19. Jahrhundert. Die sogenannten Kuhkapellen sind vor allem im Weinbaugebiet Rheinhessen verbreitet. Links: Château Lafite Rothschild, Pauillac/Médoc, Vinothèque, eingerichtet Anfang des 19. Jahrhunderts, in der über 20 000 Flaschen lagern. Der älteste Wein stammt aus dem Jahr 1797.
Pioniere im 20. Jahrhundert Einmal mehr kamen neue Impulse für eine Revolution der Weinarchitektur aus dem Bordelais, genauer gesagt aus Pauillac / Médoc. Im Château Lafite Rothschild wich man beim Bau des neuen Kellers im Jahr 1987 vom bisherigen rechteckigen Grundriss radikal ab. Für Éric de Rothschild, Besitzer von Château Lafite Rothschild, sollte das neue Projekt deutliche technische und ökonomische Vorteile bieten. Im Vordergrund stand der Wunsch, die Arbeitsabläufe im Chai, dessen Barriques viermal jährlich umgelagert werden müssen, wesentlich rationeller zu gestalten. Neben der Zeitersparnis sollte auf Kühlanlagen verzichtet werden, sodass nur eine unterirdische Konstruktion infrage kam, für die keine wertvollen Rebflächen geopfert werden mussten. So entstand ein völlig neues Raumpro17
gramm in einem unterirdischen Lagerkeller, das der katalanische Architekt Ricardo Bofill entwarf, der vielleicht durch die kreisrunde Anordnung der Fässer in einigen Sherry-Bodegas zu der neuen Lösung angeregt wurde. Der Chai aus Stahlbeton ermöglicht auf einem achteckigen Grundriss in konzentrischen Kreisen die Lagerung von etwa 2000 Fässern. Den Mittelpunkt bildet ein von 16 Säulen umgebener Lichtschacht, der dem Keller den Charakter einer »Weinkrypta« verleiht. Die Aufbruchstimmung, die sich bei der neuen Weinarchitektur ab Mitte der 1980er-Jahre zeigt, beflügelt zunehmend auch Guts- und Kellereibesitzer, die bislang gegenüber der Umsetzung neuer Projekte eher zurückhaltend waren. Günstige wirtschaftliche Bedingungen ermöglichten die Verwirklichung wegweisender Projekte. Die Versicherungsgesellschaft Axa, Eigentümerin des renommierten Château Pichon Longville in Pauillac / Médoc, finanzierte den Bau eines neuen Kellereitrakts mit Chais, kreisrundem Kelterhaus für 30 Gärbehälter sowie Flaschenlager. Die 4000 m2 umfassenden Wirtschaftsräume wurden um Verwaltungsräumlichkeiten und Besucherempfang einschließlich touristischer
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Angebote für jährlich 50 000 Besucher erweitert. Das Anfang der 1990er-Jahre fertiggestellte Projekt der Architekten Patrick Dillon und Jean de Gastines traf – wie nicht selten üblich – auf ebenso viel Zustimmung wie Skepsis. Äußerlich wirkt der Neubau mit Rücksicht auf das benachbarte Märchenschloss von Pichon Longueville von 1851 eher einfach und schlicht. Ein großes Wasserbecken vermittelt zwischen Alt und Neu. Projekte wie dieses oder die ebenfalls von Dillon und Gastines entworfene neue Kellerei von Château de Bachen, das dem Starkoch Michel Gérard gehört, südlich von Bordeaux im Weinbaugebiet Tursan gelegen, haben dazu beigetragen, dass 1989 im Pariser Centre Pompidou die Ausstellung »Châteaux Bordeaux« stattfand, mit der Symbiose und Wechselwirkungen von Weinbau und Baukunst in dieser Region umfassend dokumentiert wurden. Der Erneuerungsprozess beschränkte sich indes nicht nur auf Frankreich oder gar lediglich auf den Südwesten des Landes. Wenn auch mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung, so zeigten sich doch ähnliche Entwicklungen in den wichtigsten Weinbauländern Spanien und Italien.
In den meisten europäischen Weinbauländern kam es in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zu keiner nennenswerten Neubelebung der Weinarchitektur. Sie setzte erst ab 1980 ein und konzentrierte sich auf eine durchgreifende Erneuerung der Produktionsanlagen und ihrer Gebäude, während dazugehörige Repräsentations- und Wohnbauten nur in Einzelfällen neu erstellt wurden. Im Vordergrund steht dabei ein gewisser Funktionalismus, dem die Anpassung an regionale Landschaft und lokale Umgebung nicht immer gelingt. Das Spektrum der Baustile ist dabei weit gefächert, es reicht von der klassischen Moderne, wie z. B. dem Bauhausstil, bis zur futuristisch anmutenden Architektur von Zaha Hadid. Spanische Weinerzeuger beschritten besonders konsequent ihren Weg bei der Gestaltung neuer Kellereien. In Italien verlief die Entwicklung ähnlich, wobei anfänglich in den nördlichen Weinbauregionen die Affinität zur neueren Weinarchitektur ausgeprägter war als im Süden. Ende des 20. Jahrhunderts setzte in Österreich eine überraschend starke Bautätigkeit auf dem Gebiet der Weinarchitektur ein. Im Burgenland realisierten
zwischen 1999 und 2004 nahezu 50 Winzer Neubauten, Erweiterungen und Renovierungen ihrer Betriebsgebäude. Das Weinbaugebiet Steiermark verzeichnete in derselben Zeit ein gutes Dutzend derartiger Baumaßnahmen, in Niederösterreich war es ähnlich. Die Gründe, die zum konsequenten Einsatz neuer Architektur im Weinbau führten, waren einerseits pragmatischer Natur, z. B. optimale Nutzung neuer kellertechnischer Anlagen und Verfahren. Andererseits trat man mit dem Vorsatz an, gute Weinqualitäten zu schaffen und dies auch mit einem publikumsträchtigen, visuell unverwechselbaren Auftritt unter Beweis zu stellen. Derartig ambitionierte Ziele konnten allerdings nur verwirklicht werden, weil eine finanzielle Unterstützung der Europäischen Gemeinschaft aus dem EUStrukturfonds gemäß der Maastrichter Verträge in dieser Zeit erfolgte, in der unter anderem das Burgenland zum förderfähigen EU-Gebiet erklärt wurde. Ausblicke und Visionen Wie der Rückblick zeigt, sind zur Entfaltung einer zeitgenössischen Weinarchitektur je nach Land und Region unterschiedliche Voraussetzungen gege-
ben. Einen wichtigen Faktor stellen in erster Linie natürlich ökonomische Rahmenbedingungen dar. Erfreulicherweise prognostizieren die Experten eine weitere positive Entwicklung der Weinwirtschaft, speziell mit wachsender Nachfrage in Fernost. Und auch in Europa, vor allem im östlichen Teil des Kontinents, übernimmt Wein immer mehr den Status eines Kultgetränks. Diese Ausgangslage findet ihre Entsprechung in der zunehmend höheren Akzeptanz und Wertschätzung von neu gestalteten Weinbaubetrieben. Die Bedeutung der für Besucher offenen Kellereien wird immer größer, da beim Konsumenten das Interesse an der faszinierenden Welt der Weingewinnung stetig zunimmt. Der Trend für direktvermarktende Betriebe geht häufig auch in Richtung Erlebnis-Weingut. Damit eröffnen sich innerhalb gewisser Grenzen, die der Agrar-, Gewerbe- und Industriearchitektur gesetzt sind, neue gestalterische Spielräume. Dass die Aufgabenstellung der eigentlich reinen Zweckarchitektur inzwischen als besondere Herausforderung empfunden wird, belegen Namen wie Frank O. Gehry, Renzo Piano, Zaha Hadid, Steven
Holl oder Mario Botta, die in den letzten Jahren Weinarchitektur auf unterschiedliche und zuweilen außergewöhnliche Weise verwirklicht haben. Dabei trugen innovative Architekten und ihre Auftraggeber entscheidend zur auffallenden Zäsur und viel diskutierten Neuinterpretation der Weinarchitektur bei. Wo zeitgemäße Formensprache praktiziert wird, können indes ungewöhnliche Entwürfe auf die Anhänger traditioneller Weinkellerkultur irritierend, vielleicht sogar provozierend wirken. Merkmale wie Ästhetik, Sachlichkeit, Klarheit und Funktionalität ersetzen zunehmend eine pseudoromantische Kelleratmosphäre. Immer stärker in den Focus bei der allgemeinen Einschätzung und Bewertung eines Weinbaubetriebs rückt damit auch das äußere Erscheinungsbild. Dabei sind der Architektursprache keine Grenzen gesetzt. Ob schnörkellos funktional, spektakulär oder revolutionär – auch in der Zweckarchitektur für Weinbaufirmen und Kellereien lässt sich nahezu jede Idee umsetzen. Die Faszination am Wein, an seiner Erzeugung und seiner Architektur wird somit in lebendiger Weise erhalten und weitergeführt.
Links: Neben dem für CVNE gebautem Weinkeller (1879) entwarf Gustave Eiffel bereits 1862 die Real Bodega de la Concha, Jerez de la Frontera, als Stahlkonstruktion. Im Inneren lagern 214 Fässer des Sherry-Hauses Gonzales Byass. Rechts: Château Lafite Rothschild, Pauillac/Médoc, neuer unterirdischer Chai für die Reifelagerung der zweijährigen Barriques, nach Entwürfen von Ricardo Bofill
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Weinherstellung und Betriebsgestaltung
»Wein ist das Erzeugnis, das ausschließlich durch vollständige oder teilweise alkoholische Gärung der frischen, auch eingemaischten Weintrauben oder des Traubenmosts gewonnen wird«, so die gesetzliche Definition im EU-Weinrecht. Von der altertümlichen Methode des Auspressens der Trauben mit den bloßen Füßen bis zu heutigen High-TechVerfahren hat sich an dem grundlegenden Prinzip der Weinerzeugung nicht viel geändert. In unserer Zeit wird Wein allerdings mithilfe physikalischer, chemischer und technologischer Unterstützung wesentlich perfekter, rationeller sowie im Hinblick auf die angestrebte Qualität mit unvergleichlich besserem Ergebnis erzeugt. Aspekte wie Nachhaltigkeit und umweltschonende Weingewinnung spielen dabei eine immer größere Rolle. Somit sind die Unterschiede zur antiken Weinherstellung beträchtlich. Mostgewinnung und Keltern vollzogen sich damals in einem Arbeitsgang, indem die Trauben in einem großen Gefäß mit einem Abfluss für den Saft mit den Füßen ausgetreten wurden. Im alten Ägypten presste man sie anschließend noch einmal in Säcken aus. In irdene Behälter gefüllt, vergärte der Most spontan oder wurde gekocht. Man fügte bestimmte Gewürze hinzu und verdünnte den Wein vor dem Trinken mit Wasser. Wenn auch diese eher primitiven Methoden längst der Vergangenheit angehören, finden manche Verfahren bei einigen Winzern doch wieder ein gewisses Interesse, z. B. die Spontanvergärung. Andere Winzer verzichten wiederum gänzlich auf chemische Behandlungsmethoden. Auch die Kombination von alten und neuen Methoden wird zuweilen angewendet, sodass sich insgesamt ein äußerst heterogenes Bild bei der Technik der Weinbereitung ergibt. Das zeigt sich bereits bei der Traubenannahme und Traubenverarbeitung. Ein erster Schritt zur Qualitätsförderung ist die Selektion der Trauben, die insbesondere bei der Verarbeitung roter Trauben notwendig ist. Bei der Selektion werden faule Trauben sowie unreife Beeren, vor allem auch Reste von Blättern und Stielen aus dem Lesegut entweder manuell an Sortiertischen, an Sortierbändern oder mit automatischen Sortiereinrichtungen ent20
fernt. Dieser Arbeitsgang geschieht in Verbindung mit dem Abbeeren. Dabei werden die Trauben von den Stielen (Kämmen) getrennt, ein Vorgang, der auch als Entrappen bezeichnet wird. Das Selektionieren und Entrappen wie auch das Mahlen oder Einmaischen der Traubenbeeren geschieht heute meistens nicht mehr im Weinberg, sondern im Kelterhaus. Maischen Beim Maischen reißt die Traubenmühle die Beeren auf und quetscht sie, ohne dass ihre Kerne zerstört werden und somit ihre Gerb- und Bitterstoffe in die Maische gelangen. Es entsteht ein dickflüssiges Gemisch aus Fruchtfleisch, Traubenkernen, Schalen und Saft. Je weniger die Maische dem Sauerstoff ausgesetzt ist, desto geringer auch die Gefahr der Oxidation (Braunwerden). Mit der Schwefelung der Maische und dem Zuführen von Stickstoff oder Kohlensäure wird dem Oxidieren vorgebeugt. Die Standzeiten von Rotweinmaische richten sich nach Beschaffenheit und Güte des Leseguts. Eine lange Extraktion der Trauben garantiert nicht automatisch einen gehaltvollen Wein, vielmehr können sich damit unerwünschte Gerb- und Farbstoffe intensivieren. Allgemein gilt, dass die Maischestandzeit ebenso lange wie die Gärung dauern sollte, je nach gewünschtem Weinstil aber auch einige Zeit länger. Keltern Bei der Weißweinbereitung schließt sich nun unmittelbar das Pressen (Keltern) an, bei dem der Traubensaft von den festen Bestandteilen der Maische getrennt wird. Zur Saftgewinnung in der Kelter setzt die Kellerwirtschaft überwiegend pneumatische, hydraulische und mechanische Presssysteme ein. Bei modernen Keltern lassen sich unter anderem die Intensität des Drucks und die Dauer des Pressens automatisch regeln – meist je nach Weintyp zwischen einer und maximal drei Stunden. Aus 100 kg Trauben werden je nach Sorte, Reifegrad und Jahrgang zwischen 65 und 80 l Most gewonnen. Rotweintrauben, aus denen Rosé (Weißherbst) erzeugt wird, kommen direkt nach dem Maischen in die Presse, ohne zuvor auf der Maische vergoren zu sein und ohne Erhitzung der Maische. Durch das unmittelbare Abpressen erhält der Wein seine typische hellrote Farbe, da nur wenig Farbstoff aus den Beerenschalen in den Wein gelangt.
Aus den nach dem Keltern übrig bleibenden Rückständen (Trester) kann Tresterwein oder Tresterbranntwein (Marc, Grappa) gewonnen werden, dessen Qualität sich durch längere Lagerung verfeinert. 100 kg Trester ergeben etwa 7– 9 l Branntwein. Häufig wird vor dem Keltern der Traubenmost vorgeklärt, indem durch verschiedene Verfahren (Sedimentation, Flotation, Hefefilter, Schönungsmittel) unlösliche Trubstoffe entfernt werden. Gärung Durch Hefen, die Zucker zu Alkohol und Kohlensäure umwandeln, wird die Gärung ausgelöst. Sie läuft automatisch mittels geführter temperaturkontrollierter Gärsteuerung in Gärtanks aus Metall ab. Im Gegensatz dazu findet die traditionelle stürmische Gärung oft noch im Holzfass mit Gäraufsetzern (Gärtrichter oder Gärtöpfe) als Luftabschluss statt. Ausgewählte Reinzuchthefen beeinflussen den Verlauf der Gärung. Zur Erhöhung des Alkoholgehalts (Anreicherung, Chaptalisieren) darf Tafel- und Qualitätsweinen (nicht Prädikatsweinen) vor der Vergärung Zucker zugesetzt werden, wobei die Höchstmenge gesetzlich geregelt ist. Die Art der Vergärung, ob spontan oder gelenkt, sowie die Gärtechnik und -dauer bestimmen entscheidend die spätere Stilistik des Weißweins. Den Konsumentenwünschen entsprechend, werden heute die meisten Weine in der Geschmacksrichtung trocken oder halbtrocken erzeugt. Der nach der Gärung im Wein enthaltene Restzucker beträgt dann nur wenige Gramm pro Liter (im Weingesetz geregelt). Durch die Zugabe von Süßreserve (unvergorener Traubenmost) oder durch Gärstopp lässt sich ein angestrebter Restzuckergehalt erreichen, der bei Weinen der Geschmacksrichtungen mild oder süß entsprechend höher ist. Edelsüße Weine (Auslesen) behalten ihren hohen Anteil an unvergorenem Zucker auf natürliche Weise. In vielen Weinbauländern erfolgt nach der alkoholischen Gärung ein biologischer Säureabbau (malolaktische Gärung), bei dem Milchsäurebakterien Äpfelsäure zu Milchsäure umwandeln. Die Weine verfügen anschließend über einen reduzierten Säuregehalt. Im Gegensatz zum Weißwein vollzieht sich die Rotweinvergärung im Maischestadium. Sie läuft in traditionellen, meist kleinen, geschlossenen oder offenen Bütten, in Rührwerk- oder Drucktanks ab. Dabei werden mittels Bewegung und temperatur-
Linke Seite: Weinherstellung in der Domaine les Aurelles, Nizas (F) Oben: Manuelle Traubenselektion am Förderband nach der Anlieferung des Leseguts. Hier werden Pflanzenteile und beschädigte Beeren aussortiert. Nur reife und gesunde Trauben gelangen zur aktiven Qualitätssteigerung des Weins in die Kelter. Mitte: Moderne Horizontalpressen arbeiten entweder mit hydraulischem Druckwerk oder pneumatischem Drucksystem und ermöglichen das Keltern der Trauben weitgehend automatisch. Unten: Entnehmen einer Probe aus dem Fass zum Ausbau und zur Pflege des Weins. Rechts: Die Färbung der Beeren von Rotweinreben erfolgt sortenbedingt in oft unterschiedlicher Weise.
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gesteuerter Erhitzung die Aromen, Geschmacksstoffe und Tannine (Gerbstoffe) aus den Trauben gelöst. Im Idealfall erfolgt der weitere Maischetransport mittels Schwerkraft (Gravitation). Da jedoch die Kelterhäuser vielfach ebenerdig liegen, geschieht die Maischeförderung vorwiegend durch Pumpen und Leitungen, gelegentlich auch auf Transportbändern. Ausbau Mit dem ersten Abstich werden die Jungweine von der Hefe getrennt und dem Ausbau im Holzfass, Tank oder anderen Behältern zugeführt. Die Wahl des jeweilig optimalen Behältnisses bestimmen wiederum Weinart und angestrebter Weintyp. Weißweine, die sich frisch und unkompliziert präsentieren sollen, werden vorzugsweise kurze Zeit im Tank eingelagert. Für Weine, die zur aromatischen und geschmacklichen Entfaltung eine längere Reifezeit benötigen, kommt das Holzfass infrage. Konventionelle, größere Holzfässer üben andere Einflüsse aus als kleinere Eichenholzfässer mit 225 l Fassungsvermögen (Barrique). Hier ist der Kontakt des Weins mit dem Fassholz und seiner aromatischen Ausprägung (abhängig von Art, Alter und Methode des Ausbrennens des verwendeten Holzes) mehr oder weniger intensiv. Je nach Weintyp können während der Fasslagerung und -reifung weitere önologische Verfahren eingesetzt werden wie Schwefelung, Anreicherung, Entsäuerung, Schönung, eventueller Verschnitt und Feinklärung zum Zweck der Stabilisierung mit Weinbehandlungsmitteln sowie (bei Weißwein) Filtration vor der Flaschenabfüllung. Vor allem Rotweine reifen anschließend noch einige Zeit (ein bis mehrere Jahre) auf der Flasche weiter, bevor sie in den Verkauf gehen. Architektonische Umsetzung Im Weinbaubetrieb hängt die jeweilige Raumzuordnung in den Wirtschaftsgebäuden von den einzelnen Arbeitsbereichen der Weinherstellung ab. Das Kelterhaus ist eigentlich ein Mehrzweckraum, denn hier erfolgen nicht nur Traubenannahme, Kelterung und Transport des Tresters (der beim Auspressen der Maische anfallenden Rückstände wie Beerenschalen, Kerne und Kämme). Da der Raum für diese Funktionen nur wenige Wochen jährlich zur Verfügung stehen muss, kann er auch für
andere Arbeiten, z. B. Flaschenfüllung und Flaschenausstattung (Etikettieren), sowie zur Unterbringung von Gerätschaften wie Pumpen, Separatoren und Filter genutzt werden. Im Tanklager können Behältnisse unterschiedlichster Größe und Materialien (Stahl / Edelstahl, Kunststoff) sowie Druckbehälter für verschiedene Arbeitsvorgänge (z. B. Maischevorbereitung, Vergärung, Mosteinlagerung etc.) untergebracht werden. Angesichts des anspruchsvollen technologischen Equipments für eine zeitgemäße Qualitätsweinbereitung ist eine entsprechend angepasste, attraktive räumliche Gestaltung der Produktionsgebäude nicht nur für den rationellen Arbeitsablauf, sondern auch unter dem Gesichtspunkt einer positiven, kundenorientierten Ausstrahlung nur folgerichtig und konsequent. Im traditionellen europäischen Weinbau findet die Weinlagerung im Fass üblicherweise im Keller, also unter dem Erdniveau, statt. Vor allem in kleineren Winzerbetrieben handelte es sich vielfach um Tief- oder Erdkeller, während in größeren Weingütern der Gewölbekeller dominiert. Neuere Bauten verfügen meist über Betonkeller. Bei allen Kellertypen ist darauf zu achten, dass sie den Anforderungen an ein optimales Weinklima – trocken, kühl (durchschnittlich 10 –12 º C, im Winter frostfrei) und geruchsneutral – und somit bestimmten bauphysikalischen Kriterien entsprechen. Die Luftfeuchtigkeit in Holzfasskellern sollte höher sein als in Tanklagern, in Flaschenkellern hingegen geringer. Sie darf auch im Holzfasskeller auf keinen Fall zur Schimmelbildung führen. Tank- und Holzfasslager üben auf Besucher meist den nachhaltigsten Eindruck aus, sodass ihre Ausstattung und Raumgestaltung nicht nur unter produktionstechnischen Kriterien zu betrachten sind. Neben dem Kelter-/Allzweckgebäude prägt das Weinlager – ob ebenerdig oder im Keller – entscheidend die Architektur des Weinbaubetriebs. Ebenerdige Weinlager ermöglichen – oftmals in baulicher Anbindung an das Kelterhaus – eine optimale Bewältigung der anfallenden Transporte. In Anpassung an die Produktionsentwicklung lassen sie sich bei Bedarf baulich einfacher erweitern oder umbauen. Den größten Raumbedarf im Weinlager haben Holzfässer, insbesondere die weltweit immer häufiger verwendeten 225-l-Fässer aus Eichenholz,
die sogenannten Barriques. Es ist die aufwendigste Lagerart, aber im Hinblick auf das Image des Weins und die Präsentation des Betriebs die eindrucksvollste. Um den Platzbedarf für Barriquefässer zu reduzieren, können sie mehretagig gestapelt werden. Holzfässer erfordern regelmäßige Pflege, sodass die Abstände zwischen den Fassreihen entsprechend bemessen sein sollten. Sie müssen von Tanks getrennt gelagert werden, da sie eine relative Luftfeuchtigkeit von mindesten 85 % benötigen, um einen hohen Schwund des Fassinhalts zu vermeiden. Das Flaschenlager (Vollgutlager) sollte über ein Volumen verfügen, das die Lagerung von einer bis zwei Ernten ermöglicht. In der Regel befindet es sich ebenso wie die weiteren Wirtschaftsräume für Verpackung und Versand sowie Kundenempfang und Verkostung auf einer Ebene. Durch die Erkenntnis, dass die betriebseigene Vinothek einen wichtigen Bestandteil der Imagepflege und des Absatzmarketings darstellt, nimmt dieser Degustationsraum in vielen Betrieben inzwischen einen bevorzugten Platz ein. Ansprechende Produktpräsentationen und begleitende Informationen geben Vinotheken nicht selten den Charakter von Weinerlebniswelten. Zu den Wirtschaftsräumen im Weinbaubetrieb zählen schließlich die Maschinenhalle für die im Weinberg benötigen Geräte, in Großbetrieben zudem das firmeneigene Labor für Weinanalysen sowie Büroräume. Ob und wie die Betriebsräume in einem Baukörper untergebracht oder auf verschiedene Bauten verteilt sind, hängt von höchst unterschiedlichen Faktoren ab. Unbestritten ist, dass ebenso wie mit einer ausgereiften Mechanisierung im Betrieb auch durch die stimmige Zuordnung der Gebäude bzw. der Räumlichkeiten eine beträchtliche Arbeitszeiteinsparung erreicht wird. Zu der Vielzahl von Paradigmen, die für die Errichtung von Weinbaubetrieben sowie deren Umund Ausbau wichtig sind, zählen Anpassung an Topografie (Hang, Ebene) und Umwelt des Standorts, Größe, Flexibilität und Funktionalität des Betriebs, gestalterische, finanzielle und technische Zielvorgaben des Bauherrn sowie kreative Konzeption und Formensprache des Architekten.
Links: Señorío de Otazu, Echauri, Navarra
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Adega Mayor in Campo Maior (P) Architekt: Álvaro Siza Vieira, Rua do Aeixo, 53, 2º 4150-043 Porto Mitarbeiter: Avelino Silva (Projektleitung), Rita Amaral Grundstücksfläche: 5543 m2 Bruttogeschossfläche: 4262 m2 Planungsbeginn: 2003 Fertigstellung: 2006 Anbaugebiet: Alto Alentejo Kontakt: Herdade das Argamassas, 7370-171 Campo Maior www.adegamayor.pt Önologe: Rita Carvalho Preissegment: 4,50 – 30,00 Euro
Es begann mit einer Kaffeetasse, die der portugiesische Architekt Álvaro Siza für den größten Kaffeeunternehmer Portugals, Rui Nabeiro, entworfen hat. Als Rui Nabeiro Jahre später über die Errichtung eines eigenen Weinguts nachdachte, war es wiederum Álvaro Siza, den er ansprach. Sympathie und gegenseitiger Respekt verbindet beide Grandseigneurs. Das Ergebnis dieser Freundschaft ist beeindruckend. Puristisch und glanzvoll zugleich erhebt sich Adega Mayor ganz in Weiß thronend auf einer Anhöhe im Weinbaugebiet Alentejo unweit der spanischen Grenze. Zweifelsohne zählt das Weingut architektonisch zu den schönsten Portugals und verkörpert bis ins Detail die Philosophie der Familie Nabeiro: »Leidenschaft ist das, was uns antreibt, so ist es immer gewesen. Wenn wir etwas tun, spielen unterschiedlichste Emotionen, Wünsche und Orte eine tragende Rolle.« Nach über zweijähriger Bauzeit wurde die erste Ernte 2006 in dem neuen, reduziert anmutenden Bauwerk gekeltert, die offizielle Einweihung erfolgte im Juni 2007. Den Grundstein allerdings legte Rui Nabeiro mit Kaffee, als er Anfang der 1960er-Jahre das Kaffeeunternehmen Delta Café gründete. Heute ist es mit über 3000 Mitarbeitern Marktführer in Portugal. Doch darüber hat Nabeiro nie vergessen, wo er herkommt. Campo Maior, ein ursprünglich sehr armes, landwirtschaftlich geprägtes Städtchen, 26
mehr als 200 km von Lissabon entfernt, ist noch heute der Firmensitz seiner Unternehmensgruppe. Mit großem sozialem Engagement setzt sich der Firmengründer für die Belange der Region und der Menschen dort ein, von denen ein Großteil direkt oder indirekt mit seinem Unternehmen verbunden ist. In Erinnerung an die Vergangenheit und seine Großeltern, die er als Kind in den Weinbergen in der Umgebung arbeiten sah, erfüllte sich Nabeiro 1997 seinen Traum, als er in Godinha, etwa 10 km vom heutigen Sitz des Weinguts entfernt, seinen ersten kleinen Weinberg erwarb. Nach und nach kaufte er weitere Weinberge hinzu. Von Anfang an beriet ihn Paulo Loureano, einer der angesehensten Önologen Portugals. Unter dessen Federführung wurde 2002 der erste Rotwein, Monte Mayor, und ein Jahr später mit dem Comendador der erste Reserva bei benachbarten Winzern ausgebaut. Die Qualität dieser Weine überraschte und führte zu der Überzeugung, hier im nördlichsten Teil des Alentejo qualitativ hochwertige Weine erzeugen zu können. Durch den Einfluss der nahe gelegenen Ausläufer der Serra de S. Mamede kühlt die Luft nachts merklich ab. Das ist gut für die Erhaltung der Säure in Weißweinen, die für die Langlebigkeit sorgt und die Weine so zu idealen Essensbegleitern macht. Die Suche nach einem Standort für die Errichtung des Weinguts gestaltete sich vergleichsweise
Grundrisse Maßstab 1:1000
1 2 3 4
Eingang Empfang Laden Flaschenlager
5 6 7 8
Abfüllanlage Gärung Weißwein Lager Gärung Rotwein
9 10 11 12
Barriquelager Vestibül Labor Verwaltung
13 Luftraum 14 Anlieferung Trauben 15 Technik
12 13
a
a
11 10 14
4 9
8
3 7
2 5
6
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einfach. Eine kleine Anhöhe inmitten der eigenen Weinberge, nur einen Steinwurf von seiner Firma entfernt, schien geeignet. Die Suche nach einem Architekten war ebenfalls schnell erledigt. Álvaro Siza erklärte sich sofort bereit. Schon beim ersten Treffen 2003 skizzierte Siza wie selbstverständlich nebenbei auf einer Serviette den Erstentwurf des heutigen Weinguts Adega Mayor. Siza schlug einen funktionalen, von außen puristisch wirkenden Bau vor, der die aufeinanderfolgenden Produktionsabläufe der Weinherstellung abbilden sollte. Bei der gesamten Planung der Anlage orientierte sich Siza an den von Paulo Loureano definierten Erfordernissen, weitere Vorgaben vonseiten Rui Nabeiros gab es nicht. Der Besucher, der zunächst bei der Anfahrt das Firmengebäude von Delta Café passiert, sieht Adega Mayor inmitten des Grüns der Weinberge auftauchen. Das Gebäude schmiegt sich an das Gefälle des Hügels. Die gesamte Außenfassade ist in Weiß gehalten. Es ist jener weiße Kalk, mit dem traditionell im Alentejo die Häuser außen getüncht sind. Der Anstrich reflektiert die Sonnenstrahlen und schützt dadurch die Innenräume vor zu großer Hitze. Eine eigene Zufahrtsstraße führt zum Weingut und mündet auf den Parkplatz an der Stirnseite des Gebäudes. Beim Betreten der hohen, weißen Empfangshalle spürt der Besucher sofort die angenehme Kühle. Das Zusammenspiel von beigen 27
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Marmorfliesen auf Boden und Wand, hellem Holz und einer ebenfalls von Álvaro Siza entworfenen cremefarbenen Ledersitzgruppe vermittelt ein wohliges Gefühl. Hier befinden sich neben dem Empfangstresen der Treppenaufgang zum Labor und der Verwaltungs- sowie Verkostungsbereich. Zwei Türen im hinteren Teil gewähren Eingang in ein Auditorium sowie einen Verkaufsladen, in dem neben den Weinen des Guts auch Olivenöl, Schokolade sowie Präsentartikel verkauft werden. Durch eine große Glastür erreicht man einen Flur, der direkt in die Produktion führt. Nüchterner Sichtbeton und ein aus grauem Epoxidharz gegossener Boden dominieren diesen fast tunnelähnlichen Gang wie auch den gesamten Produktions- und Lagerbereich. Auch hier ist es Álvaro Siza gemeinsam mit Paulo Loureano und Nabeiro gelungen, die Erfordernisse der Traubenverarbeitung optimal umzusetzen. Am Ende des Gangs befindet sich eine zweigeschossige große Halle. Die Anlieferung der Trauben erfolgt über die hinter dem Gebäude liegende Zufahrt, über die Traktoren ihre wertvolle Fracht bringen. Die in 20-kg-Behältern ankommenden Rotweintrauben werden nach dem Sortieren entstielt und angepresst. Danach gelangen sie ausschließlich über die Nutzung der Gravitation durch ein Fallrohr in die jeweiligen großen Maischetanks. Ähnlich wird mit den Weißweintrauben verfahren, die allerdings sofort zu Most abgepresst werden. Parallel zum Gang, der in der Produktion mündet, befindet sich der rechteckige, streng und klar gegliederte Fasskeller. In mehreren endlos erschei-
nenden Reihen reift der Wein in Eichenholzfässern. Durch ein mittig gesetztes Fenster dringt auch hier Tageslicht ein und lässt von dem kühlen, aus Beton errichteten Lagerraum eine angenehme Ruhe ausgehen. Im oberen Stockwerk prägen dieselben Farben, Materialien und Elemente das Interieur wie in der unteren Empfangshalle. Ein Fenster erlaubt noch einmal einen Blick von oben auf den beeindruckenden Weinkeller. Erreicht man die oberste Etage mit dem Verkostungsbereich, eröffnet sich eine unbeschreibliche Aussicht über das riesige Terrassendach der Adega Mayor hinaus in die Weite des Alentejo. Ein visueller Genuss, den das Auge im ersten Moment kaum zu erfassen vermag. Sattes Grün des zur Temperaturisolierung gesäten Rasens steht in Kontrast zu einem azurblauen, ebenfalls der Kühlung dienenden Wasserbecken und weißen Marmorbegrenzungen. Auch hier ist die Handschrift Álvaro Sizas unverkennbar. Von oben betrachtet gleicht die Dachgestaltung einem Gesicht mit Augen, Nase und Mund – wie so häufig bei Siza eine persönliche Note, die er in seinen Werken versteckt. Heute wird die Philosophie des jungen Weinguts von der Enkelin des Gründers, Rita Nabeiro, als Geschäftsführerin gestaltet und gelebt. In enger Zusammenarbeit mit der gleichaltrigen Önologin Rita Carvalho werden seit 2007 die Weine ausschließlich aus traditionellen portugiesischen Rebsorten gewonnen. Rui Nabeiro hatte die Vision, Wein für alle zu produzieren: vom Weineinsteiger
bis zum Weinkenner. Mit dem aktuellen Sortiment, bestehend aus fünf verschiedenen Linien, ist dies gelungen. Sämtliche Weine sind Cuvées aus landestypischen Rebsorten wie Trincadeira oder Aragonez. Die qualitativ eher unbedeutende Rebsorte Alicante Bouschet bringt hier aufgrund des besonderen Terroirs, aber auch der sehr strengen Ertragsreduzierung besondere Weine hervor und spielt bei den Rotweincuvées eine wichtige Rolle. Das Etikett des Einstiegsweins, des Caiado, der als Weiß- wie auch als Rotwein ausgebaut wird, erinnert an den Anstrich der Häuser in Campo Maior. Aus der Linie Monte Mayor entstammt der einzige Rosado des Hauses. Lieblingswein der Enkelin Nabeiros ist der Solista. Der Name lässt bereits den Schluss zu, dass es sich hierbei um einen reinsortigen Wein handelt. Gekeltert wird er als Rotwein aus Touriga National sowie als Weißwein aus AntãoVaz-Trauben. Die Reservas Comendador als Rotund Weißwein reifen 18 bzw. 6 Monate in Eichenfässern. Gekrönt wird die Weinpyramide vom dem Pai Chão, dessen Etikett das Konterfei des Gründers Rui Nabeiro ziert. Alle Etiketten sind zusätzlich mit für Blinde lesbarer Brailleschrift versehen. Mittlerweile umfasst Adega Mayor eine Rebfläche von 67 ha, insgesamt sollen es 100 ha werden. Die Jahresgesamtkapazität von 450 000 Flaschen ist bereits ausverkauft, die Nachfrage nach den Weinen steigt stetig. Die Planung eines neuen Lagers, selbstredend in Zusammenarbeit mit Álvaro Siza, läuft bereits. Rui Nabeiro hat seinen Traum Wirklichkeit werden lassen. 29
Bodegas Portia in Gumiel de Izán (E) Architekten: Foster + Partners, Riverside, 22 Hester Road, London SW11 4AN, www. fosterandpartners.com Mitarbeiter: Norman Foster, David Nelson, Gerard Evenden, Pedro Haberbosch, Nadine Pieper Bosch, Ana Agag Longo, Juan Gabriel La Malfa, Luca Latini, Chris Lepine, Emanuele Mattutini, Josep Mercader, Jaime Valle Bruttogeschossfläche: 12 500 m2 Planungsbeginn: 2004 Fertigstellung: 2010 Anbaugebiet: Ribera del Duero Kontakt: Carretera N1, km 170, 09370 Gumiel de Izán www.bodegasportia.com Önologe: Raúl Quemada Preissegment: 5,50 – 20,50 Euro aa
Die Auflage eines Jahrgangs ist auf maximal 3000 Flaschen limitiert, reinsortig aus Tinta Fina del País gekeltert. Die malolaktische Gärung erfolgt in Fässern aus französischer Eiche, in denen der Wein 18 Monate lagert. Intensive Rotschattierungen, in der Nase ein Bukett an Aromen, dicht und komplex, reife schwarze Früchte am Gaumen mit sehr langem Abgang – so präsentiert sich das Aushängeschild der Bodegas Portia: der Trienna – eine Einheit aus drei Teilen, wie es auch das Etikett vermittelt. Dieses wurde von Lord Norman Forster gestaltet. Als Vorlage diente ihm sein eigenes Werk: die Bodegas Portia. Bei Gumiel de Izán, etwa 150 km nördlich von Madrid inmitten der Weinregion Ribera del Duero, trifft man auf die Bodegas, eingebettet in die Weinberge. »Im Weinberg liegt der Ursprung unserer Weine. Der Weinberg steht bei uns im Mittelpunkt, denn ihm verdanken wir unsere Weine.« Das ist das Credo der Faustino Group, die 1861 von Eleuterio Martínez Arzok mit dem Kauf seines ersten Weinbergs in Oyón Álava in La Rioja gegründet wurde und nach dem Namen seines Sohnes benannt ist. Das bereits in der vierten Generation von der Familie geführte Unternehmen umfasst heute sieben Bodegas in den besten Anbaugebieten Spaniens. Für Norman Foster war Bodegas Portia das erste Weinprojekt: »[…] so we had no preconceptions about how it should work. It was an opportunity to start from first principles – to examine the different stages of wine production and try to create the ideal conditions for them to unfold. The wine was the starting point, as well as the beautiful setting in Ribera del Duero.« 30
Seine Idee bestand darin, die topografischen Gegebenheiten der Landschaft mit den Anforderungen der Weinherstellung unter Schaffung optimaler Arbeitsbedingungen zu verbinden. Durch die Einbettung des Gebäudes in das umliegende Erdreich sollte der Energiebedarf zur Klimatisierung reduziert werden. Gleichzeitig integriert sich das Gebäude damit optisch bestmöglich in die Umgebung. Um die drei Herstellungsschritte – Gärung, Fasslagerung und Flaschenlagerung – deutlich voneinander zu trennen, wählte Norman Foster die Form eines dreiarmigen Sterns mit der zentralen Produktionssteuerung im Inneren. Zwei der Flügel wurden teilweise in die Erde gebaut. Dort sind die Lagerung der Barriquefässer und das Flaschenlager unter-
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gebracht, denn hier herrschen ideale Temperaturbedingungen, die für die Qualität der Weine ausschlaggebend sind. Mit derzeit 1200 Fässern ist das Barriquelager allerdings nur zu einem Fünftel belegt. Ca. 6000 dieser aus amerikanischer und französischer Eiche gefertigten 225-l-Fässer können dort lagern. Eine Besonderheit ist das von Norman Foster entworfene Flaschenlager. Wie in Bienenwaben eingesteckt, lagern dort Tausende von Flaschen in vertikal angebrachten, mit Löchern versehenen Eichenholzplatten in absoluter Dunkelheit. Faszinierend ist das Spiel mit der Beleuchtung im gesamten Keller. Futuristisch wirkendes rotes Licht verleiht den dunklen, kühlen Räumen eine warme Atmosphäre und Spannung zugleich.
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Grundriss Maßstab 1:2000 1 Empfang 2 Restaurant 3 Anlieferung Trauben 4 Gärkeller 5 Verwaltung 6 Flaschenlager 7 Seminarraum 8 Barriquelager
Die Wände der Bodegas sind aus Stahlbeton, der die große Hitze im Sommer abhält. Das über die Wände hinausgezogene Dach spendet zusätzlich Schatten. Außen sind die Betonwände mit Stahlplatten aus Cortenstahl verkleidet, was farblich perfekt mit den umliegenden Weinbergen harmoniert. Die Anlieferung der Trauben während der Ernte erfolgt von oben über zwei Zufahrtswege, die leicht ansteigend auf das Dach der Bodegas führen. So wird die Schwerkraft bei der Beschickung der Pressen genutzt und damit eine schonende Verarbeitung gewährleistet. Neben der Erzeugung qualitativ hochwertiger Weine war es dem Bauherrn der Faustino-Gruppe wichtig, mit dem Neubau einen touristischen Anziehungspunkt in der Region zu schaffen, einerseits um dem wachsenden Weintourismus gerecht zu werden, andererseits aber auch zur gleichzeitigen Gewinnung neuer Kunden. Der ankommende Besucher umfährt zunächst das Gebäude, bevor er zu dem dahinterliegenden Parkplatz gelangt. Dabei fasziniert bereits die Außenansicht des Baus und macht neugierig auf das Innere der Bodegas. Der Parkplatz ist durch eine Mauer zum Eingang hin abgeschirmt, sodass beim Blick aus dem Inneren in die Umgebung keine 32
Autos störend wirken. Der Außenbereich des Eingangs ist sehr weiträumig gestaltet und überzeugt durch einen Materialmix aus Beton, Glas und Holz. Der nüchtern wirkende Sichtbeton steht im Kontrast zu den Holzverblendungen aus senkrecht verlaufenden Eichenstäben. Die auf beiden Seiten angebrachten Flechtgitter aus Dauben alter Holzfässer stellen den Bezug zum Wein her und erinnern an die lange Tradition des Duero-Tals als Weinregion. Im Inneren wird der Besucher an einer großzügig gestalteten Rezeption empfangen, von der aus täglich auch Führungen durch den Weinkeller starten. Große Glasfenster im Eingangsbereich erlauben Einblicke in die drei Flügel der unteren Kellerebene mit den unterschiedlichen Prozessen. Das dahinterliegende eigene Restaurant offeriert regionale Spezialitäten. Ein Teil der Restaurantterrasse mit Blick auf die umgebenden Weinberge ist als Wasserbassin gestaltet und verspricht zumindest optische Erfrischung an heißen Tagen. Inmitten der sich über 115 ≈ 35 km erstreckenden Weinregion Ribera del Duero gelegen, wird hier auf 160 ha Rebfläche ausschließlich die Tempranillorebe, in der Region Tinta Fina del País genannt,
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angebaut. Die Böden sind vielfältig, das Klima für spanische Verhältnisse im Winter rau mit heißen Sommern. Die Gesamtkapazität des 12 500 m2 umfassenden Weinguts beträgt eine Million Flaschen, aufgeteilt auf vier verschiedene Weine: Neben dem Trienna, dem zuletzt kreierten Wein und gleichzeitig der Ikone des Sortiments, sind es drei weitere Rotweine. Der Portia Prima lagert 15 Monate in französischer Eiche, um danach weitere acht Monate in der Flasche zu reifen. Beim Portia Crianza tragen zwölf Monate Reifezeit in amerikanischer Eiche, gefolgt von sechs Monaten Flaschenreife, zur Bildung intensiver Beerenaromen bei. Die Basis des Sortiments bildet der Ebeia. Nach mindestens 4 Monaten in amerikanischer Eiche überzeugt dieser Wein mit guter Säure, angenehmen Tanninnoten und lang anhaltendem Finale am Gaumen. Das Beeindruckendste an der Bodegas Portia ist sicherlich die Kombination von perfekter Funktionalität mit überzeugender architektonischer Gestaltung. Es ist der Kontrast zwischen der Umgebung und der Architektur, zwischen der sanft die Bodegas umspielenden Landschaft und der kühlen, dunklen Nüchternheit des Gebäudes mit seinen Kellern, der fasziniert.
Weingut Preisinger in Gols (A) Architekten: propeller z, Mariahilferstr. 101/3/55, 1060 Wien www.propellerz.at Grundstücksfläche: 17 961 m2 Bruttogeschossfläche: 1779 m2 Planungsbeginn: 2008 Fertigstellung: 2009 Anbaugebiet: Burgenland Kontakt: Goldbergstr. 60, 7122 Gols www.clauspreisinger.at Önologe: Claus Preisinger Preissegment: 6,50 – 50,00 Euro
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Schaut Claus Preisinger von der Terrasse seines Weinguts in Gols im Burgenland nach Westen, genießt er einen beeindruckenden Blick über die angrenzenden Weinberge auf den Neusiedler See, den zweitgrößten Steppensee Europas an der österreichisch-ungarischen Grenze. »Ich wollte etwas Großartiges erschaffen, einen Punkt setzen.« Dies ist dem jungen, engagierten Winzer ohne Zweifel gelungen. Als er mit Anfang 20 den elterlichen Betrieb übernahm, hatte dieser gerade einmal 3 ha und lag in der Ortsmitte von Gols. Claus Preisinger, der nach seiner Winzerausbildung als Kellermeister die Welt bereist hatte, erweiterte die Betriebsfläche innerhalb nur weniger Jahre auf über 20 ha. Aufgrund widriger Rahmenbedingungen – es gab sehr wenig Platz für die täglichen Arbeiten, und das Weinlager war bei einem externen Logistikdienstleister untergebracht – stellte sich nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch wohin der Betrieb verlagert werden sollte. Die Ortschaft Gols wollte Preisinger nicht verlassen, befinden sich doch seine Weinberge in unmittelbarer Umgebung, ein für die Qualität des Weins wegen der kurzen Transportwege sehr wichtiger Faktor. Seine Idee, den Standort einer neuen Betriebsstätte direkt in die angrenzenden Weinberge zu legen, gestaltete sich schwierig. »Es war vor allem der Zukauf einzelner zusammenhängender Stücke, die in der klein parzellierten Struktur der Weinbergsflächen sehr aufwendig und langwierig war«, so Claus Preisinger. »Nicht jeder war meinem Projekt wohlgesonnen und wollte verkaufen.« Am Ende gelang es. Von seinen Winzerfreunden Franz Weninger und Gernot Heinrich inspiriert, wendete sich Claus
Preisinger an das Architekturbüro propeller z, das für beide Winzer die Kellerneubauten bzw. -erweiterungen umgesetzt hatte (siehe Seite 110ff.). Preisingers ursprüngliches Vorhaben, einen Architektenwettbewerb auszuschreiben, legte er nach den ersten Gesprächen mit propeller z beiseite. Die Sympathie war sofort da. Architektonische Vorgaben hat Claus Preisinger nicht gemacht. »Es sollte etwas Besonderes sein und sich gut in die Natur integrieren.« Allen Überlegungen lag der Anspruch Preisingers zugrunde, exzellente Qualität produzieren zu wollen. Hierfür definierte er eine Reihe von Punkten, die er für die Erzeugung erstklassiger Weine als notwendig erachtete und die in der Planung zu berücksichtigen waren. Das Gebäude musste so groß sein, dass alles – von der eigentlichen Weinproduktion bis hin zur Abfüllung, dem Lagern der Flaschen und der Unterbringung der Fahrzeuge – unter einem Dach Platz hat. Die Nutzung der Gravitation sollte sich als roter Faden durch den gesamten Produktionsablauf ziehen. Der Winzer wollte weitgehend auf den Einsatz von Pumpen verzichten, um die schonende Verarbeitung des Weins sicherzustellen. Aus Kostengründen galt es, die Regelung der Temperatur bestmöglich über die Konstruktion des Gebäudes selbst und das verwendete Material zu erreichen. Alle im Jahresverlauf unterschiedlichen Arbeitsabläufe im Keller sollten auf bestehender Fläche möglich und somit eine flexible Nutzung des Raums gegeben sein. Der eigentliche Planungszeitraum umfasste etwa ein Jahr, jedoch kam es aufgrund von Schwierigkeiten
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mit den behördlichen Genehmigungen immer wieder zu Verzögerungen, sodass sich das Bauvorhaben um ein halbes Jahr verschob. Der anfängliche Entwurf des Objekts sah ein wesentlich größeres Gebäude vor. Nach den ersten Kostenschätzungen musste die ursprüngliche Planung allerdings aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen zurückgenommen werden. Die Errichtung des Baus erfolgte von November 2008 bis August 2009, sodass die Weinernte des neuen Jahrgangs bereits ohne zeitliche Verzögerung im neuen Gebäude verarbeitet werden konnte. Die Architekten setzten bei Planung und Realisierung die Vorgaben und Wünsche des Bauherrn vollständig um. Um die klimaregulierende Wirkung des Erdreichs zu nutzen, wurde etwa ein Drittel des
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Gebäudes in den Weinberg gebaut. Um diesen Effekt zu steigern, ist auch das Erdgeschoss zur Hälfte in den Boden eingegraben. Dies führt dazu, dass sich das gesamte Gebäude sehr gut in die Umgebung integriert und seine volle Größe von außen nicht wahrgenommen wird. Das Fundament aus Beton ist ohne Isolierung direkt mit dem Erdreich verbunden, sodass Temperatur und Feuchtigkeit natürlich kontrolliert werden. Die zweigeschossige Haupthalle wurde als Holzkonstruktion errichtet. Das Dach besteht aus komplett vorgefertigten Holzmodulen, unterbrochen von Fensterelementen, die großzügig das Tageslicht einfallen lassen. Die Planung der Halle erfolgte nach funktionalen Gesichtspunkten: Eine in der Halle befindliche Brücke schafft eine zweite Arbeits-
ebene, durch den seitlich liegenden Lastenaufzug sind diese miteinander verbunden. Das Füllen der Fässer erfolgt von der oberen Ebene lediglich durch Nutzung der Gravitation. Der Produktionsbereich geht in die dahinterliegende, flexibel nutzbare Halle über, die durch das große seitliche Tor selbst mit größeren Fahrzeugen befahrbar ist. Hier werden die Trauben bei der Ernte angeliefert und verarbeitet oder die Leerflaschen vor der Abfüllung und die Presse nach der Erntezeit deponiert. Dieser multifunktionale Raum kann somit je nach Jahreszeit und Bedarf unterschiedlich genutzt werden. Im Keller lagern Dutzende von Barriquefässern bei idealer Temperatur von ca. 15 °C, die konstant über das Jahr besteht. Eine zusätzliche Kühlung ist installiert, wird aber aufgrund der hervorragend isolierenden Wirkung des Kellers nur in den heißen Sommermonaten benötigt. Charakteristisches Merkmal des Gebäudes ist die schräg ansteigende Gebäudehöhe, die am höchsten Punkt, dem Eingangsbereich, 7,40 m beträgt. Hier kragt das Obergeschoss über den darunterliegenden Empfang aus. An der Südwestfassade ist Glas der dominierende Werkstoff, der Transparenz schafft. So kann Claus Preisinger aus seinem vollständig verglasten Büro, das sich seitlich neben dem Eingang befindet, sowohl die ankommenden Besucher sehen als auch in die dahinterliegende große Produktionshalle blicken. Der markante Tisch aus Rohbeton empfängt die Besucher und lädt zum Innehalten ein, um den Blick zu genießen. Über dem Eingangsbereich schwebt das Obergeschoss mit dem Verkostungsbereich, ein auf zwei Seiten komplett verglaster Raum, der einerseits den Blick in die große Halle zulässt, andererseits einen spektakulären Ausblick auf den See freigibt. Die Glasfront zum See lässt sich über die gesamte Breite öffnen, so gelangt man auf die davorliegende Terrasse. Für den sonst so umtriebigen Claus Preisinger ist dies ein Ort der Besinnung, für den interessierten Weinbesucher einfach nur beeindruckend. Die Einrichtung des Raums ist reduziert: weiße Wände und weiße Tische, an der Wand ein großes Gemälde. Die Decke besteht aus grauem Sichtbeton ohne jeden Anstrich. Das lässt deutlich die Philosophie von Claus Preisinger erkennen. »Es ist die Reduktion, die zählt. Es muss alles zueinanderpassen, ein stimmiges Gesamtbild ergeben – vom Wein zum Winzer, von der Architektur zur
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Verkostungsraum Steg Empfang Büro Umkleide Produktionshalle Multifunktionsbereich Technik Lager Barriquekeller Flaschenlager
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Ausstattung der Flaschen.« Die Gestaltung seiner Flaschenetiketten unterstreicht diese Aussage: nur weißes Papier, rechts unten ist der Wein benannt, in der Mitte seine Unterschrift in dezentem Grau. Eindrucksvoll sind auch die Weine, die Claus Preisinger zur Verkostung anbietet. In seinen mittlerweile 19 ha Weinbergen wachsen vor allem Zweigelt und Blaufränkisch – beide zusammen machen 80 % aus –, woraus er reinsortige, dichte Rotweine und Cuvées mit hohem Lagerpotenzial keltert. Der Rest ist Pinot Noir, St. Laurent und Merlot – und noch etwas Weißwein aus Chardonnay-Reben. Von weiteren 15 ha kauft er Trauben von vertraglich gebundenen Winzern aus der Nachbarschaft zu.
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Den ganzen Betrieb bewirtschaftet Preisinger mit einer kleinen Mannschaft. Sieht man von den Helfern im Weinberg ab, so sind es gerade einmal drei Personen, die die Weinherstellung im Keller sowie den Verkauf bewältigen. Sein Vater hilft noch mit und unterstützt ihn bei der Arbeit im Weinberg. Claus Preisinger hat sich seinen Traum verwirklicht. Würde er heute rückblickend Dinge anders machen? »Nein«, lautet die Antwort, »zumindest nichts Grundlegendes. Wenn möglich, würde ich versuchen, eine Küche mit meinem Verkostungsraum direkt zu verbinden und ein Gästezimmer für eventuelle Übernachtungen von Kunden einzurichten.« Aber dazu hat der heute gerade einmal 31-Jährige noch genügend Zeit. 37
Weingut Peter Zemmer in Kurtinig an der Weinstraße (I) Architekten: bergmeisterwolf architekten, Domplatz 20, 39042 Brixen, www.bergmeisterwolf.it Bruttogeschossfläche: 249,60 m2 Planungsbeginn: 2008 Fertigstellung: 2008 Anbaugebiet: Südtirol Kontakt: Weinstr. 24, 39040 Kurtinig an der Weinstraße www.peterzemmer.com Önologe: Peter Zemmer Preissegment: 6 –15 Euro
Etwa 36 km südlich der Kellerei Schreckbichl in Girlan (siehe S. 52ff.) liegt Kurtinig, mit 600 Einwohnern eine der kleinsten Gemeinden in Südtirol. Dort ist das 1928 gegründete Weingut Peter Zemmer ansässig, in dem Weine aus eigenem Anbau erzeugt werden. Peter Zemmer leitet das Weingut, das international zu den erfolgreichsten in Südtirol zählt, in der dritten Generation. Die Vorstellung von Grund und Boden im Sinne von authentischer Herkunft und das Herausarbeiten des Charakters der Weine, die aus verschiedenen Mikroklimata und von ganz unterschiedlichen Böden stammen, kennzeichnet seine Philosophie. Die Idee hat Erfolg: 2002 brachte sie ihm die Auszeichnung »Winzer des Jahres 2002« in Südtirol ein. Im Zuge der Umgestaltung der Kellerei entstand parallel die Idee, auch den Weinkeller umzubauen. Peter Zemmer wünschte sich einen würdigen Ort, in dem Besucher empfangen und die Weine präsentiert werden können. Auf Empfehlung wandte er sich an bergmeisterwolf architekten, die bereits den Umbau der Kellerei Schreckbichl geplant hatten. Diese schlugen vor, den großen, mit Glasfliesen ausgekleideten Betontank aufzuschneiden und zum Präsentationsraum für die Weine von Peter Zemmer umzufunktionieren. Hier sollten nicht nur die besonderen Weine des Weinguts inszeniert werden, sondern auch Raritäten anderer Winzer. Das Ergebnis ist einfach wie genial: Im Laufe der Jahre haben sich die zum Teil aufgeplatzten Glasfliesen im Betontank durch den eingelagerten roten 38
Most verfärbt. Das Spektrum reicht von Bordeauxrot über Lila bis zu Dunkelblau. In den Fugen glitzert Weinstein. Die Weine werden in schwarzen Regalen präsentiert. Im Zusammenklang mit den changierenden Fliesen entsteht ein edles Ambiente. Die Räume sind dunkel, aber nicht düster. Überzeugend gelöst ist auch die Verbindung zum danebenliegenden Holzfasslager. Der Weg des Parcours führt über verzinkte Gitterroste. Man betritt den Raum über den Eingang vom Hof aus, gelangt rechts über drei Stufen ins Flaschenlager und geht auf das Regal zu, in dem sich die Raritäten befinden. Der Boden besteht auch hier aus dem industriellen Gitterrost. Erst bei genauem Hinsehen bemerkt man, dass sich die Regale seitlich unter ihm fortsetzen und die Roste quasi über dem Flaschenbestand schweben. Geht man links herum zurück, ist der metallene Steg leicht abschüssig, er führt vorbei an der Betontankrückwand, die wie der Rest des Kellers schwarz gestrichen ist. Gefliest ist nur ein ca. 1 m breiter Streifen, in dem die eisernen Luken zum Ablassen des Mosts als dekoratives Element gelassen wurden. Die originalen Fliesen im Hellgrün der 1950er- und 1960er-Jahre stellen den Bezug zur Vergangenheit her. Am Ende des Ganges steht man wieder vor dem Ein- bzw. Ausgang, von dort geht es in das Holzfasslager, das bis auf den sandfarben gestrichenen Boden ebenfalls in Schwarz gehalten ist. Die Möblierung des Kellers bis hin zu den Lampen legte der Winzer ebenfalls in die Hände der Architekten. In diesem kleinen geheimnisvollen Mikrokosmos
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in Form eines Mini-Labyrinths können die Besucher auch die Weine von Peter Zemmer verkosten. Die Basis bilden die aus den einheimischen Rebsorten reinrebig gekelterten Weine. Aushängeschild sind die Reserve-Weine aus Chardonnay, Gewürztraminer und Lagrein aus ausgewählten Lagen und Jahrgängen, der elegante Schaumwein Cuvée Z und natürlich die Linie Cortinie (in Anlehnung an den alten Namen »Cortinie« für Kurtinig), brillante rote und weiße Cuvées, vinifiziert aus den besten Lagen von Kurtinig. Das Cuvée aus Chardonnay, Pinot Grigio, Sauvignon Blanc und Gewürztraminer präsentiert sich in Strohgelb. Die Aromen erinnern an reife tropische Früchte und Gewürze. Am Gaumen verbindet sich fruchtige Fülle mit salziger Mineralität und erfrischender Säure. Ein äußerst komplexer Wein mit Entwicklungspotenzial. Das Verhältnis zwischen Bauherrn und Architekten war durchwegs freundschaftlich. Natürlich wurden die ursprünglichen Ideen anfangs gemeinsam erarbeitet, die letztendlichen Entscheidungen und die Durchführung legte Peter Zemmer jedoch ganz in die Hände der Architekten und zeigte sich mit dem Ergebnis äußerst zufrieden. Mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und mehr Platz waren das Ziel. Durch die architektonische Ästhetik soll bei Besuchern und Mitarbeitern ein bleibendes Wohlgefühl erzeugt werden. Und so erntete das Projekt auch im von innovativer Architektur verwöhnten Südtirol Interesse und Wohlwollen.
Château Thuerry in Villecroze (F) Architekten: Leibar & Seigneurin, 9 Rue Emile Zola, 33000 Bordeaux, www.leibarseigneurin.com Mitarbeiter: Nathalie Arriau Bruttogeschossfläche: 2200 m2 Planungsbeginn: 1999 Fertigstellung: 2001 Anbaugebiet: Provence – Cote d’Azur Kontakt: 83690 Villecroze [email protected] Önologe: Serge Gombert, Florat Lallemand Preissegment: 9,90 – 55,00 Euro
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Was im Weinanbaugebiet Chablis in Burgund mit einem kleinen Weinberg begonnen hatte, führte zu einem Anwesen von 380 ha, davon 45 ha Weinberge bei Tourtour-Villecroze, im schönsten Teil der Provence zwischen Nizza und Aix-en-Provence gelegen. Zunächst stand einfach die Idee im Raum, sich mit Wein zu beschäftigen, als Ausgleich zur täglichen Anspannung im eigenen Unternehmen. »Es war eine gute Schule mit Chardonnay als der einzigen Rebsorte und ohne Anstrengung bei der Vermarktung«, so Jean-Louis Croquet. Aber offensichtlich auch ein Virus, das ihn infiziert hat. So beschloss er, den Rest seines Lebens Winzer zu sein mit dem Ziel, beste Weine zu erzeugen. Er beauftragte den Önologen Stefan Paillard mit der Suche nach geeigneten Möglichkeiten. Die erste Tour führte ihn zusammen mit Paillard nach Bordeaux. Danach folgte ein Besuch im Süden Frankreichs. Insgesamt zehn zum Verkauf stehende Weingüter schauten sie sich zusammen an. Das Weingut in der Provence war Liebe auf den ersten Blick. Schon beim ersten Betreten spürte JeanLouis Croquet, dass er sein Weingut gefunden hatte. Der Start erfolgte mit der ersten Ernte 1998, nachdem sich Croquet zuvor aus dem Chablis verabschiedet und seinen Weinberg dort verkauft hatte. Von Anfang an setzte er auf Qualität. Es sind für ihn
die drei Faktoren Terroir, Rebsorten und Winzer, die sich im Zusammenspiel ergänzen müssen. Nur 4000 – 5000 Rebpflanzen pro Hektar Weinberg stehen auf dem kargen, mit zahlreichen Steinen durchsetzten Boden aus Lehm und Kalk. Konsequente Ertragsreduzierung schon beim Winterschnitt, organische Düngung zur Erhaltung der Mikroorganismen, Grünlese zur Förderung der besten Trauben, manuelle Lese der Trauben sowie eine schonende Verarbeitung im Keller sind seiner Ansicht nach die Garanten für hervorragende Qualität. Bei den Rotweinen werden gerade einmal 30 – 35 hl/ha abgefüllt. Um ein Höchstmaß an Aromen zu erhalten, werden die Weine vor der Abfüllung nur minimal gefiltert. Croquet ist überzeugt, dass die besten Weine aus einem Verschnitt unterschiedlicher Rebsorten entstehen. »Je nach Jahrgang ist beim Cuvée immer eine Rebsorte dabei, die ein hervorragendes Jahr hat«, erklärt der Winzer. So wie die Vorzeigeregion Châteauneuf du Pape vereint hier im Süden Frankreichs nahezu jeder Wein die unterschiedlichen Rebsorten der Region. Reinsortige Weine sind kaum erhältlich. Neben den klassischen südfranzösischen Rebsorten Syrah, Grenache und Cinsault werden auf Château Thuerry bei den roten aber auch die beiden BordeauxVertreter Merlot und Cabernet Sauvignon angebaut. Bei den weißen Rebsorten sind es Sémillon, Ugni
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Abfüllbereich Gärkeller Barriquekeller Flaschenlager
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Blanc und die vor allem im Languedoc angepflanzte Rebe Rolle, der es gelingt, in sehr warmen und trockenen Gegenden Weine mit kräftiger Säure und Frische hervorzubringen. Wie für die gesamte Provence so sind auch für Château Thuerry die Rosé-Weine charakteristisch. Sie machen fast die Hälfte des Sortiments aus. Rotweine, so verrät Croquet, werden bei ihm in den kommenden Jahren jedoch weiter zunehmen. Von heute 45 % soll der Rotweinanteil auf 60 % steigen. Die Weißweine nehmen nur einen sehr geringen Anteil ein, der aber verstärkt werden soll. Vermarktet werden die Weine vor allem in den skandinavischen Ländern sowie in den USA und seit den letzten Jahren auch in China. Eingebettet in die Weinberge vor dem historischen Gutshaus und den Wirtschaftsgebäuden liegt ein weißer, flacher Bau. Ein graues Band rahmt das skulpturale weiße Gebäude, in dessen Mitte sich der Eingang befindet. Erst von Nahem erkennt man, dass die weiße Fläche aus weißem Kalksteinmauerwerk besteht, das die Wände strukturiert. Bald nach der Übernahme des Weinguts 1998 erkannte Croquet, dass der vorhandene Keller sowohl auf dem Weg zur Erzeugung qualitativ erstklassiger Weine ist – als auch für eine weitere 42
Expansion der begrenzende Faktor. So beschloss er, einen Keller nach neusten technischen Standards zu errichten. Dabei waren die schonende Verarbeitung der Trauben durch Ausnutzung der Gravitation bei allen Arbeitsgängen und eine komplett kontrollierte Gärführung bei der Planung die zentralen Elemente. Jeder einzelne Prozessschritt wurde vor dem Hintergrund möglicher Optimierungsmaßnahmen genauestens analysiert und die technischen Anforderungen hierfür festgelegt. Erst danach begann die Suche nach einem Architekten für das Projekt. Der Bauherr hatte dabei nur den einen Wunsch, dass der Architekt bisher keine Projekte, die in irgendeiner Weise mit Wein verbunden waren, realisiert hatte. »Es sollte ein gemeinsames Entdecken und Erarbeiten sein«, so Jean-Louis Croquet. Nach ersten Gesprächen und Entwürfen war es der aus Biarritz stammende und in Bordeaux arbeitende Architekt Xavier Leibar, der den Bauherrn überzeugte. Die Errichtung des neuen Kellers nahm gerade einmal sechs Monate in Anspruch, von April bis November 2000. In dieser Zeit wurden 2200 m2 Grundfläche geschaffen, teilweise eingelassen in das abfallende Gelände vor den historischen Gebäuden. 2– 3 m mächtig ist die Erdschicht, die über dem
Kellerbereich liegt und so für optimale Temperaturregulierung sorgt. Der Eingang in den Keller erscheint als eine aus dem Erdreich herausragende Dreieckspyramide, deren nüchterner Sichtbeton ein spannungsgeladenes Verhältnis zum umgebenden Grün der Natur erzeugt. Durch eine schlichte Tür aus hellem Eichenholz gelangt der Besucher über eine Treppe in das Innere. Die eben noch heißen Temperaturen weichen schlagartig einer angenehmen Kühle. Zunächst betritt man den Kellerraum mit riesigen Stahltanks. Bestechend erscheint das von Croquet erdachte System einer runden Anordnung der Tanks. Über eine Öffnung in der Kellerdecke gelangen die Trauben nach der Lese in ein 360° drehbares Fallrohr, das mit jedem der in Kreisform aufgestellten Tanks verbunden werden kann. Somit ist die Füllung der Tanks über einen einzigen Zugang gewährleistet. Zwei massive Wände begrenzen die steil nach unten führende Treppe in das Untergeschoss. Auch hier kam ausschließlich Sichtbeton zum Einsatz. Klinisch rein erscheint der Keller. Unten angekommen, stehen die großen Türen aus hellem Eichenholz im Kontrast zum nackten Beton. Im dem schmalen Barriquekeller lagern in langen Reihen die vorwiegend aus französischer Eiche gefertigten Fässer. Die drei
nebeneinander liegenden großen, in der Mitte des Kellers befindlichen Eichenholztore stellen die Verbindung nach außen her und machen den Keller voll befahrbar. Die darüberliegende, in den Sichtbeton eingelassene Glasfront, durch die Tageslicht in das Innere dringt, wirkt angenehm auflockernd und schafft Transparenz. Der Abfüllbereich sowie das Flaschenlager schließen sich zu beiden Seiten an. Auch diese Bereiche verfügen mit den Holztoren aus heller Eiche über individuelle Zugänge. Die gesamte Anordnung der Anlage wie auch die Abfolge der Arbeitsbereiche zeugen von hoher Professionalität. Aktuell werden hier 150 000 Flaschen jährlich abgefüllt, weitere 50 000 sind möglich. Am Ende des Besuchs auf Château Thuerry lädt ein erfrischender, kühler Rosé zum Genuss ein. Zur Hälfte aus Merlot und Caladoc, einer französischen Züchtung aus Grenache und Malbec, gekeltert, ist das frische, fruchtige Getränk ein idealer Sommerwein. Die Idee zu diesem Wein kam von dem mit Jean-Louis Croquet befreundeten, hochdekorierten Sternekoch Alain Ducasse, der ihn bat, einen guten Rosé zu kreieren, der »zu vielem passt«. Der Name des Weines: L’exception, zu deutsch »die Ausnahme«, genauso wie sein Erzeuger Jean-Louis Croquet. 43
Quinta do Vallado in Peso da Régua (P) Architekten: Guedes + de Campos, Rua S. Francisco 5, 3°, 4050-548 Porto, www.guedesdecampos.com Mitarbeiter: Mariana Sendas, Cristina Maximino, Inês Mesquita, Luís Campos, Adalgisa Lopes, Francisco Lencastre, Joana Miguel, Tiago Souto e Castro, Ana Fernandes, João Pontes Grundstücksfläche: 2049 m2 Bruttogeschossfläche: 4142 m2 Planungsbeginn: 2007 Fertigstellung: 2010 Anbaugebiet: Douro Kontakt: Vilarinho dos Freires, 5050-364 Peso da Régua, www.wonderfulland.com/vallado Önologe: Francisco Olazabal Preissegment: 7,50 – 80,00 Euro
1716 als eines der ersten Portweingüter im DouroTal gegründet, war Quinta do Vallado lange im Besitz von Dona Antónia Adelaide Ferreira. Dieser sehr sozial eingestellten, hoch angesehenen Dame zu Ehren trägt der beste Wein der Quinta heute noch ihren Namen. Nur in Ausnahmejahren werden von über 100 Jahre alten Reben die besten Trauben streng selektiert und gekeltert. Es sind zwischen 1500 und etwa 3000 Flaschen je nach Jahrgang, deren Etikett der Name Adelaide ziert. Die ersten 150 Flaschen eines Jahrgangs werden an hochrangige Persönlichkeiten Portugals veräußert, der Erlös von 80 Euro pro Flasche kommt sozialen Zwecken zugute. 1987 wurde der Portwein-Markenname »Vallado« verkauft und die Umstellung auf ein nahezu reines Weingut für Stillweine vorgenommen. Heute verlässt nur noch wenig Portwein die Quinta. Fast 80 % der insgesamt 130 ha Betriebsfläche sind mit roten Rebsorten bestockt. Dabei handelt es sich ausschließlich um die traditionellen Rebsorten Portugals wie Touriga Nacional, Touriga Franca und Tinta Roriz, aus denen Weine entstehen, die zu den besten des Landes gehören. Waren sie anfänglich noch sehr tanninhaltig und damit selbst auf dem portugiesischen Markt schwer verkäuflich, so orientieren sie sich heute an einer internationalen Stilistik mit weicheren Tanninen. Seit der Quinta do Vallado Douro Reserva 2003 erste Preise erhielt, gehört dieses Weingut zu den meistbeachteten in Europa, dekoriert mit mittlerweile zahlreichen internationalen Auszeichnungen. Damit stieg gleichzeitig die Nachfrage nach den Weinen, sodass bereits 2006 44
Grundrisse Maßstab 1:1000 1 Presshalle 2 Gärung Weißwein
3 Fasskeller 4 Technik 5 Reinigungsraum für Fässer 6 Anlieferung Trauben/
Presshalle 7 Gärung Rotwein 8 Labor 9 Multifunktionsfläche
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von der Eigentümerfamilie über die Erweiterung der Quinta nachgedacht wurde. João Ribeiro, der zusammen mit Francisco Ferreira für die Führung und die Finanzen der Quinta verantwortlich ist, kontaktierte den in Porto ansässigen Architekten Francisco Vieira de Campos. Die entsprechende Empfehlung kam vom portugiesischen Architekten Eduardo Souto de Moura, der Ribeiros Privathaus gebaut hatte. De Campos arbeitete damals im Projektteam von Souto de Moura beim Bau des Hauses von João Ribeiro mit. Bei der Erweiterung des bestehenden Weinguts sollte die Funktionalität für die Herstellung im Vordergrund stehen, sodass eine weitere Verbesserung der Weinqualität erreicht wird. Ein wichtiger Aspekt bestand auch darin, die Quinta mit dem Neubau touristisch stärker an das zum Betrieb gehörende Hotel anzubinden und damit dem wachsenden Weintourismus im Douro-Tal Rechnung zu tragen. Für Francisco de Campos waren zwei Punkte wichtig: die Verwendung von typischen Materialien aus der Umgebung sowie die Einbindung in die umliegende Landschaft. Der neue Bau durfte seiner Meinung nach nicht in Konkurrenz zum vorhandenen historischen Gebäude der Quinta stehen, sondern sollte einen natürlichen Gegensatz bilden. Die Quinta erstrahlt in einem von Weitem sichtbaren Orange. Im Gegensatz dazu ist die mit Schieferplatten verkleidete Außenhülle des Neubaus sehr zurückhaltend gestaltet. Die Erweiterung folgt der natürlichen Form des Hangs und ist teilweise in den Berg eingegraben. Dadurch wird die Gravitation ausgenutzt, um eine möglichst schonende Behandlung der Trauben zu gewährleisten. Im Dezember 2006 fand das erste Treffen mit dem Architekt auf Quinta do Vallado statt. Hier entstand die erste Skizze, die bis auf eine kleine Änderung Grundlage der Planung und der späteren Umsetzung war. Für Francisco de Campos sollte sich das Projekt »ideal in die Natur und Landschaft integrieren und nicht zu klotzig und schwer wirken«. Jedoch war nicht geklärt, ob sich die Gebäudeteile, wie geplant, so weit in den Berg hineinverlegen ließen – Bedenken, die sich später bei der Umsetzung als unbegründet herausstellten. Eine weitere Herausforderung war die zeitliche Planung des Projekts. Der reguläre Betrieb sowie vor allem die Ernte im Herbst mussten gewährleistet sein, die Bauarbeiten sollten sozusagen nebenbei laufen. 45
Zusammen mit Francisco Ferreira, der auf Quinta do Vallado für die Weinberge und die Herstellung der Weine im Keller verantwortlich ist, erarbeitete de Campos, der vorher noch kein Weinprojekt umgesetzt hatte, das Raumprogramm entsprechend den technischen Anforderungen. Bereits die erste Präsentation eines Modells im September 2007 konnte die zuständigen Behörden wie auch die Eigentümer überzeugen. So war nach der Weinernte 2008 offizieller Baubeginn. »Die Herausforderung besteht darin, Architektur, Konstruktion und Landschaft miteinander in Einklang zu bringen«, so der Architekt. De Campos ist überzeugt, »Es sind die Menschen, deren Zusammenwirken bei einem solchen Projekt den Ausschlag geben.« Von Anfang an brachte er daher alle Beteiligten, vom Arbeiter bis zum Ingenieur, im Team zusammen. Beim gemeinsamen Mittagessen wurden aktuelle Probleme besprochen. De Campos war permanent auf der Baustelle, ihm war der direkte Kontakt zu den Handwerkern wichtig. »Es ist die Leistung des gesamten Teams, in dem 46
jeder seinen Beitrag geleistet hat, die zum Ziel führte«, so de Campos. Sein Werk gibt ihm Recht. Dem Besucher, der aus Peso da Régua kommt, fällt zunächst das orangefarbene historische Gebäude der Quinta weit oberhalb der Straße am gegenüberliegenden Hang auf. Mit großen Buchstaben prangt auf dem Dach der Name »Quinta do Vallado«. Daneben erstreckt sich ein futuristisch anmutender, langgestreckter Bau. Unauffällig und trotzdem erhaben wirkt die glatte, silbergraue Außenfassade. Erst beim Näherkommen erkennt man die aus Tausenden von länglichen Schiefertafeln zusammengesetzte Hülle. Kaum vorstellbar, dass sich darunter über 3000 m2 Fläche für Herstellung und Lagerung von Wein verbergen. Der Besucher folgt beim Rundgang dem Weg der Trauben nach der Ernte und kann so den Herstellungsprozess einfach und verständlich nachvollziehen. Bereits der Treppenaufgang zum Eingang des Gärkellers zeigt die gelungene Synthese aus Neuem und Traditionellem. Die Schiefermauern aus den unterschiedlichen Zeiten zu beiden Seiten der
Treppe stehen in einem wie selbstverständlich wirkenden Spannungsverhältnis. Im Inneren befinden sich an beiden Seiten sogenannte Lagares, flache Steintröge aus Granit, in denen die Trauben noch bis in die 1970er-Jahre von den Mitarbeitern mit Füßen getreten wurden. Es handelt sich hierbei um eine Nachbildung, die den Besuchern die historische Portweinherstellung vermittelt. Durch den Druck und die Weichheit des menschlichen Fußballens wird ein Maximum an Frucht, Farbe und Gerbstoff aus den Trauben gelöst, die Kerne bleiben jedoch unverletzt, sodass keine unerwünschten Bitterstoffe in den Wein gelangen. Erst vor knapp 30 Jahren wurde dieses antike System durch moderne Pressen und Maischetanks ersetzt. Es zeigte sich allerdings bald, dass die neue Technik nicht die gleichen konzentrierten, vollfruchtigen und ausgewogenen Weine hervorbringt. Seit etwa 10 Jahren sind einige Spitzenkellereien daher wieder zum alten System des Fußtretens in den Steintrögen zurückgekehrt. Nach dem Passieren der Lagares führt der Rundgang den Besucher in den eigentlichen Gärkeller, das Herzstück der Rotweinherstellung. Die Trauben gelangen per Gravitation durch Fallrohre von der auf dem Dach des Kellers befindlichen Traubenannahme zur Fermentation in die großen Gärtanks aus Stahl. Je nach Qualität fassen diese 5 – 6 t Traubenmaische für die Topweine und 9 –11 t für die Mengenweine. Um den sogenannten Tresterhut – das sind die während der Gärung nach oben aufsteigenden festen Bestandteile – wieder unterzutauchen und so eine intensive Extraktion der Farbstoffe aus den Beerenhäuten zu
erzielen, sind zwei verschiedene Systeme im Einsatz. Bei den Topweinen erfolgt der Vorgang mithilfe von langsam sich auf und ab bewegenden Sieben, bei den übrigen durch eine sogenannte Remontage. Bei dieser wird der entstehende junge Wein im Gärtank unten abgezogen und von oben wieder auf den Tresterhut gepumpt. Die alten Gärtanks aus Zement, die sich noch immer im Hauptgebäude befinden, wurden umgebaut und dienen heute als Lagertanks für Weißwein. Eine in nüchternem Sichtbeton gehaltene, lange Treppe führt hinunter in den Barriquekeller. In eindrucksvoller Atmosphäre lagern hier 600 Fässer. Wie eine Art historischer Gewölbekeller erstreckt sich der kühl temperierte Raum vor dem eintretenden Besucher. In langen Reihen lagern die kleinen, 225 l fassenden Barriques aus französischer Eiche abhängig von deren Inhalt 16 bis 20 Monate. Drei in den Raum eingezogene, wechselseitig sich in großen Bögen öffnende Zwischenwände zentrieren den Blick und lassen die Tiefe des Raums erst richtig zur Geltung kommen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die indirekte Beleuchtung unter den Fässern, die diesen Raum in ein geheimnisvolles Licht taucht. Über eine weitere Treppe gelangt der Besucher in den Verkostungsraum. Auch hier dominiert Sichtbeton. Lediglich Tische und Bänke aus Holz sowie ein großes, als Wand fungierendes Flaschenregal schmücken den Raum. Eine Öffnung in der Decke lässt Tageslicht einfallen. Vor dem Regal angebrachte seitliche Bodenstrahler sorgen in den Abendstunden für Beleuchtung. Gegenüber der 47
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Treppe gibt eine große Glasfront den eindrucksvollen Blick über das Douro-Tal frei. Diejenigen, die ohne Rundgang die Weine von Quinta do Vallado sofort probieren möchten, haben hier Zugang zum Verkostungsraum. Über die reduzierte Gestaltung ist es dem Architekten gelungen, den Fokus vollständig auf die Weine zu richten. Nichts lenkt bei der Probe von dem Touriga Nacional Douro Red 2007 ab. Sehr konzentriert, mit gut eingebundenen Eichennoten und dichten roten Beerenaromen erscheint er in der Nase. Aus 100 % TourigaNacional-Trauben gekeltert, 16 Monate im Eichenfass gereift, ist es ein Rotwein, der mit unglaublich weichen Tanninen, leicht süßlichen, würzigen Noten und langem Abgang begeistert. »Tue das, von dem du spürst, dass es richtig ist, und sei dabei immer du selbst«, ist das Credo von Francisco de Campos, der aktuell bereits mit dem nächsten Projekt, der Erweiterung des benachbarten Hotels, von den Eigentümern beauftragt wurde. Es scheint nicht nur sein Credo zu sein. Die Weine von Quinta do Vallado belegen es.
Domaine Perraudin in Vauvert (F) Architekten: Perraudin Architectes, 16, Rue Jacques Imbert Colomès, 69001 Lyon, www.perraudinarchitectes.com Mitarbeiter: Elisabeth Polzella Grundstücksfläche: 3000 m2 Bruttogeschossfläche: 900 m2 Planungsbeginn: 1997 Fertigstellung: 1999 Anbaugebiet: Rhônetal Kontakt: Chemin des Salines, 30600 Vauvert www.domaineperraudin.com Önologe: Gilles Perraudin Preissegment: 10 –16 Euro
Was vor mehr als 20 Jahren als Ferienhaus für die Flucht der Familie aus der Großstadt gedacht war, entwickelte sich bald zu einem kleinen Weingut. Als Gilles Perraudin das kleine Landhaus in der Nähe der Ortschaft Vauvert am Rand der Camargue Mitte der 1990er-Jahre erwarb, schenkte er den umliegenden Böden zunächst wenig Beachtung. Aber schon bald stellte der mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Architekt aus Lyon und begeisterte Weinfreund fest, dass sich direkt vor seinem neuen Feriendomizil Böden mit großem Potenzial für die Herstellung von Wein befanden. Ahnlich denen im Vallée-du-Rhône bestehen sie aus 5 –7 m mächtigen, mit großen Kieselsteinen, sogenannten Gollets, durchsetzten Lehm-SandAuflagen über dicken Sandschichten. Es sind sehr mineralische Böden mit guter Dränagewirkung und Wasserspeicherfähigkeit aufgrund ihres Lehmanteils. Zunächst waren es nur die weißen Rebsorten, die Perraudin interessierten, überzeugt davon, ein vor allem für die Erzeugung von Weißweinen großes Terroir vor sich zu haben. Er kaufte umliegende Weinberge von Winzern, die ihre Trauben zuvor bei einer Genossenschaft, einer sogenannten Cave Cooperative, verarbeiten ließen, und bepflanzte sie neu mit Chardonnay, Sauvignon Blanc, Petit Marsanne und Chenin Blanc, einer Rebsorte, die ursprünglich von der Loire stammt. Bei der zudem angebauten Viognier-Traube setzte er auf einen speziell an der nördlichen Rhône in Condrieu entwickelten Klon, der als besonders ertragsarm gilt und sich gut für die mineralischen Böden in Vauvert eignet. 50
Die geringe Distanz von nur 20 km bis zum Mittelmeer schafft gute klimatische Bedingungen für das Wachstum der Trauben. Nachts kühlt die Luft merklich ab und sorgt so für die Erhaltung einer frischen Säure während der Traubenreife. Der permanente Wind lässt die Reben nach einem Regen schnell wieder abtrocknen und verhindert somit Pilzbefall und sonstige Rebkrankheiten. Von Beginn an setzte Perraudin auf Qualität. »Très petits, mais très grands« – auf kleiner Fläche einen großen Wein zu erzeugen, das war sein Ziel. Er reduzierte konsequent die Erträge, erntete per Hand minimale Mengen – bei Viognier gerade einmal 8 hl/ha –, baute den Wein schonend im Barrique aus und ließ ihn lange auf der Hefe liegen. Zunächst war es nur ein Cuvée-Wein, der 1995
erstmalig bei einem benachbarten Winzer ausgebaut und abgefüllt wurde. Bereits ein Jahr später gab es für diesen die erste internationale Auszeichnung. Der Wunsch, den Wein selbst auszubauen und damit die Qualität des Weins besser beeinflussen zu können, führte Gilles Perraudin 1999 zur Errichtung seines eigenen Weinguts. Geleitet vom Anspruch einer natürlichen, sich harmonisch in die umgebende Landschaft integrierenden Bauweise, die zudem den produktionstechnischen Anforderungen der Weinherstellung und auch wirtschaftlichen Überlegungen Rechnung tragen sollte, kam Perraudin auf die Idee, Naturstein für die Wände einzusetzen. Er fand diesen in Form von Kalksteinen aus grobem gelbem Muschelkalk in der Gegend des Pont du Gard, einer römischen Aquä-
duktbrücke zwischen Nîmes und Orange. Angelehnt an die dortige Quaderbauweise der Römer, verwendete er große monolithische Steinblöcke mit identischen Dimensionen in einer Länge von 210 cm, einer Höhe von 105 cm und einer Tiefe von 52,5 cm sowie einem Gewicht von 2,5 t. Die einzelnen Blöcke wurden ohne Mörtel aufeinandergesetzt. Der gegeneinander wirkende Druck der Steine und die entstehenden Reibkräfte sorgen für die notwendige Stabilität. Allein die Dicke der Steinwände schafft eine kühle, über das Jahr hinweg weitgehend gleichbleibende Temperatur, die für die Lagerung der Weine notwendig ist. Perraudin, der einen Lehrauftrag für Architektur an der Universität in Montpellier innehat, schuf mit seinem Weingut die Vorlage für die darauf folgenden Projekte Domaine Les Aurelles (Nizas, 2001; siehe S. 76ff.), La Bastide d’Engras (Gard, 2008) sowie das Musée du Vin auf Korsika (Patrimonio, 2010). Zwei weitere Objekte befinden sich derzeit in Bau und Planung: Château Marsyas im Bekaa-Tal im Libanon sowie ein Weingut in Rumänien. Nach einer schöpferischen Pause als Winzer von 2003 bis 2009 ist Perraudin mit dem Jahrgang 2010 wieder eingestiegen. Auf heute 6 ha Weinbergsfläche, davon 2,5 ha mit fünf Jahre alten Syrah- und Grenache-Reben bestockt, produziert er gerade einmal 3000 Flaschen. Sein 2010 erzeugter Weißwein, ein Cuvée aus 40 % Viognier, Petit Marsanne, Sauvignon Blanc und Chenin Blanc, erzeugt am Gaumen das, was das Auge in Vauvert erfasst: kraftvolle mineralische Eleganz mit lang anhaltendem Eindruck. 51
Kellerei Schreckbichl in Girlan (I) Architekten: bergmeisterwolf architekten, Domplatz 20, 39042 Brixen, www.bergmeisterwolf.it Mitarbeiter: Roland Decarli, Edoardo De Cicco, Jürgen Prosch Grundstücksfläche: 11 140 m2 Bruttogeschossfläche: 2940 m2 Planungsbeginn: 2007 Fertigstellung: 2011 Anbaugebiet: Südtirol Kontakt: Weinstr. 8, 39057 Girlan www.colterenzio.it Önologe: Martin Lemayr Preissegment: 7– 40 Euro
Lageplan Maßstab 1: 2000 Axonometrie Fassadenkonstruktion
Auf dem Hochplateau von Girlan, in der sanften, von eiszeitlichen Gletschern geformten Landschaft des Überetsch, liegt die Kellerei Schreckbichl. Die 1960 von nur 28 Winzern aus der Region gegründete Kellerei gehört zu den relativ jungen Weinbaubetrieben in Südtirol. Heute zählt sie 300 Mitglieder, die 300 ha bewirtschaften. Hier, im Schnittpunkt multikultureller Weintradition, werden in den besten Lagen zwischen 250 und 550 Höhenmetern fast zu gleichen Teilen weiße und rote Trauben kultiviert. Aufgrund des hohen technischen Standards, der kompetenten Geschäftsleitung und der Produktion hervorragender Weine genießt die Kellerei seit Jahrzehnten einen sehr guten Ruf. Maßgeblichen Anteil an der Renaissance der Weine aus Südtirol und den Geschicken der Kellerei im Besonderen hatte Luis Raifer, Grandseigneur der Südtiroler Weinwelt. In seiner Rolle als Geschäftsführer brachte er die Kellerei zurück zu den Wurzeln, mit dem Fokus auf Eigenständigkeit und Typizität der heimischen Weine, und holte sie so als Kulturgut zurück in das Bewusstsein der Winzer und Weintrinker. Von 1979 bis Anfang 2010 hatte er diese Funktion in der Genossenschaft, die ihre Weine unter den Namen Schreckbichl bzw. Colterenzio vermarktet. Seit Februar 2010 lenkt sein Sohn Wolfgang, bis 2005 leitender Önologe, die Geschicke des Weinguts. Sein Nachfolger als Kellermeister ist der Önologe Martin Lemayr. In den letzten Jahren strebte die angesehene Genossenschaft eine neue, zeitgemäße Präsentation nach außen an. Im Austausch mit der Geschäftsleitung entstand nach den Grundsätzen der 52
Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit gemeinsam mit den Architekten Gerd Bergmeister und Michaela Wolf von bergmeisterwolf architekten die Idee, Neues mit Altem zu verbinden. Ziel war es, der Kellerei mit mehreren bestehenden Gebäuden aus den 1960er- und 1980er-Jahren ein neues Gesamtbild zu geben und sie zu einer Einheit zu verbinden. So wurden bestehende Öffnungen und Zwischenräume aufgegriffen und mit einer Eichenholz- bzw. Streckmetallfassade verkleidet sowie ergänzt. Die neue Fassade erinnert an die Weinproduktion in Holzfässern und Stahltanks. Das bestehende, rein funktionale Gebäude im Westen der Anlage, in dem sich Edelstahltanks, Abfüllanlage, Flaschenmagazin und Büro befinden, wurde mit Bezug auf die Weinfässer im Abstand von 50 cm mit einer Schalung aus Eichenholz ummantelt. Die Verkleidung überragt den Bestand und variiert in der Breite von 70 – 300 mm genauso wie im Fugenabstand von 5– 60 mm. Laibungen aus verzinktem und lackiertem Stahlblech betonen mit ihren plastischen Schrägen die Öffnungen in der Fassade. Durch das Spiel mit Lattenbreiten, Abständen, Öffnungen und Farben entsteht eine zeitgemäße und lebendige Fassade, die jedoch in ihrer ursprünglichen Form und Struktur unverändert bleibt. Fortsetzung findet diese Hülle, in dem sie den Nebenhof, den sogenannten Blumentrog, umfasst. Gestaltet wurde dieser Bereich vom Landschaftsarchitekten Roland Dellagiacoma. An einem Stahlgerüst ranken unterschiedliche Pflanzen von Glyzinien über Winterjasmin zu Geißblatt. Sie entwi-
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Grundriss Erdgeschoss Maßstab 1:1000
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1 Edelstahltanks Weißwein 2 Flaschenlager 3 Abfüllanlage 4 Büro 5 Nebenhof
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Verkostung Shop Lager Betontanks Rotwein Labor Maschinenraum Anlieferung / Presse Mannschaftsraum
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ckeln sich während der Vegetationsperiode zu einem grünen Patio und setzen farbliche Akzente. Auf der Seite gegenüber liegt die neue Streckmetallfassade, die in einem Abstand von 60 –100 cm wie eine Klammer den Altbestand einfasst. In dem neu geschaffenen Zwischenraum sind technische Einrichtungen untergebracht. Die Hülle wird zum umlaufenden Band, springt vor und zurück und endet in dem weit auskragenden, schützenden Dach des Anlieferungsbereichs. Dieser bietet jederzeit Schutz beim Arbeiten darunter. Die Dachuntersicht ist mit schwarzem Streckmetallblech verkleidet. Photovoltaikfelder, die sich mit verglasten Oberlichtern abwechseln, bilden die obere Dachhaut. Durch diese unterschiedlichen Materialien entstehen am Tag interessante Lichtspiele am Boden. In der Nacht wird die Konstruktion selbst zum großen Leuchtkörper. Einen interessanten Bruch in der Fassade ergeben die über die gesamte Hülle verteilten kreisrunden Flächen aus spiegelpoliertem Inoxstahl, die zusammen mit dem Münchener Künstler Philipp Messner entworfen wurden. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Anlieferungsbereichs deckt 30 % des Gesamtenergiebedarfs der Kellerei und erzeugt 175 000 kWh Strom pro Jahr. Der Warmwasserbedarf wird zu 70 % über Solarpaneele und ein Wärmerückgewinnungssystem aus Sonnenenergie gewonnen. Mit der über die Photovoltaiktechnik produzierten elektrischen Energie kann u. a. die klimatechnische Anlage zur Temperaturregelung in Tanks und Räumen betrieben werden. Das aus Sonnenenergie und Wärmerückgewinnung gewonnene Warmwasser ist dagegen unerlässlich für die Sterilisation des Füllers und Spülers der Abfülllinie und für die Reinigung aller Kellertanks. Im südlichen Gebäudeteil gegenüber der Anlieferung befindet sich der umgebaute Mannschaftsraum. Er ist das Zentrum des neugestalteten Hofs und bildet zugleich dessen Abschluss. Die Stahlbetondecke wurde sichtbar belassen, während der Boden einen schwarzen Anstrich erhielt. Die Wände sind in breiten, vertikalen Blockstreifen in Pastellfarben gestrichen. Bänke aus schlichtem Eichenholz sind entlang der Wände angebracht. Davor stehen schwere Tische auf gekreuzten Stahlbeinen. In einem frei stehenden Edelstahlblock sind Herd und Spüle integriert. Der warm und ruhig wirkende Raum orientiert sich mit seiner raumhohen Verglasung zum Hof.
Nach getaner Arbeit oder in Pausen können die Mitarbeiter hier kochen oder einfach zusammensitzen. Das für den Gesamtentwurf zentrale Thema Nachhaltigkeit setzt sich im integrierten Weinbau fort. Das Durchschnittsalter der Rebstöcke beträgt 30 Jahre. Vier Produktlinien entstehen aus den Trauben. Classic heißt das gehobene Standardsegment. Preadium (römisch: Gutshof) nennt sich die Linie aus Einzellagen rund um historische Anwesen und Weinhöfe. Cornell bildet das Premiumsegment aus Schreckbichler Spitzenlagen. Zu ihm gehört Luis Raifers Lieblingswein, der Chardonnay Formigar – ein kräftiger, aber eleganter Wein im burgundischen Stil mit gut integrierter Holznote. Bemerkenswert ist auch der Rosenmuskateller Rosatum, der zur Hälfte – ähnlich wie der Amarone – aus getrockneten Traubenbeeren hergestellt wird. Sein Name verrät sein intensives Aroma. Aus dem Privatgut Lafòa stammen ein Sauvignon Blanc und ein Cabernet Sauvignon. Sie formen die qualitative Spitze der Weine und werden zu 100 % aus den Trauben der auf einem Bergrücken zwischen Girlan und Schreckbichl gelegenen Lagen vinifiziert. Der zu 50 % in Holz ausgebaute Sauvignon Blanc mit seinem Stachelbeerduft ist in der Jugend noch etwas ungestüm. Die rassige Säure verbindet sich nach wenigen Jahren Flaschenreife harmonisch mit Frucht und Holzaromatik – ein komplexer Wein mit Reifepotenzial, der trotz seiner Eigenständigkeit an hochwertigen weißen Bordeaux erinnert. Die beiden Premiumlinien Cornell und Lafòa bilden ca. 10 % der Produktion. Den anderen 90 % widmet man aber genauso viel Aufmerksamkeit, denn gleichbleibende hohe Qualität soll das gesamte Sortiment kennzeichnen. Die internationale Fachpresse belohnt die Arbeit mit diversen Auszeichnungen und sehr guten Bewertungen, z. B. für den 2007er Lagrein Riserva Mantsch und den 2009er Sauvignon Blanc Lafòa. Im alten Hauptgebäude über der Vinothek gelegen, bietet der ebenfalls von bergmeisterwolf architekten neu gestaltete Verkostungsraum einen atemberaubenden Blick in die Weinberge. Gepflegt werden die Rebstöcke von den Menschen, die das Fundament der Kellerei bilden. Soziale Verantwortung stand von Anfang an im Vordergrund. Ausgezahlt hat sie sich durch überdurchschnittlich lange Mitarbeiterbindungen und Partnerschaften mit den Lieferanten. Letztendlich sind sie auch ein Garant für eine konstante Qualität der Trauben.
Weingut Leo Hillinger in Jois (A) Architekten: gerner°gerner plus, Mariahilfer Str. 101/3/49, 1060 Wien, www.gernergernerplus.com Mitarbeiter: Klaus Rösel, Matthias Raiger, San Hwan Lu, Eduard Begusch Grundstücksfläche: 4700 m2 Bruttogeschossfläche: 2000 m2 Planungsbeginn: 2001 Fertigstellung: 2004 Anbaugebiet: Burgenland Kontakt: Hill 1, 7093 Jois www.leo-hillinger.com Önologe: Edgar Brutler Preissegment: 6 – 35 Euro
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Lageplan Maßstab 1:5000 Schnitte • Grundriss Maßstab 1:1000 1 2 3 4 5 6
Präsentationsraum Steg Luftraum Weinkeller Konferenzraum Produktionshalle Galerie für Veranstaltungen 7 Anlieferung
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Am Ortsausgang von Jois, einem Winzerort am Neusiedler See, zieht ein futuristisch anmutender Bau die Aufmerksamkeit vorbeifahrender Autofahrer auf sich. Niemand würde zunächst vermuten, dass es sich hierbei um ein Weingut handelt. Auf einem großen Schild prangt ein Name: Hillinger. Das kleine, senkrecht davor gesetzte Wort »Leo« erkennt man erst bei näherer Betrachtung. Als wäre beides gemeinsam kreiert worden, passen Gebäude und Schriftzug zusammen: Nüchtern, modern, gradlinig und doch ein Stück extrovertiert, ein wenig wie der Eigentümer und Winzer Leo Hillinger selbst. Aufgewachsen in seiner Heimatgemeinde Jois, übernahm er 1990 mit gerade einmal 23 Jahren den kleinen elterlichen Betrieb. Knapp 1 ha umfasste damals die Rebfläche, die sein Vater, ein Weinhändler, nebenberuflich bewirtschaftete. Hillinger hatte bereits eine Winzerausbildung sowie einige Auslandspraktika absolviert und praktische Erfahrungen in Kalifornien, Südafrika, Australien und Neuseeland gesammelt. Zurück im heimischen Jois, setzte er bei der Weinerzeugung konsequent auf Qualität, kaufte umliegende Weinberge hinzu und erweiterte so in kurzer Zeit das Weingut. Nachdem der inmitten der Ortschaft gelegene Betrieb irgendwann zu eng wurde, war ein Neubeginn »auf der grünen Wiese« unausweichlich. Die Frage nach dem Wo stellte sich für Leo Hillinger nicht, zu sehr ist er der burgenländischen Heimat und dem Neusiedler See verbunden. Ein 2001 etwas außerhalb von Jois vom Wiener Architekturbüro gerner°gerner plus gebautes Einfa-
umliegenden Reben lagerte sich schichtweise der Staub ab. Insgesamt wurden 24 000 m3 Erde bewegt. Die komplette Fertigstellung erfolgte dann bis Mai 2004. Die Lage in einem Naturschutzgebiet zwischen dem Nordufer des Neusiedler Sees und dem Südostrand des Leithagebirges, das mediterrane Kleinklima sowie die starken Westwinde regten das Architektenduo dazu an, einen zu zwei Dritteln versenkten L-förmigen Baukörper zu entwerfen, der sich sensibel in die geschützte Seeuferlage einfügt. Nur acht nach Norden ausgerichtete Lichtkuppeln, die von Weitem wie Zelte im Gras aussehen, erheben sich aus der Wiese. Diese schräg geschnittenen Pyramidenstümpfe schaffen eine optimale, direkte Belichtung für die darunter befindlichen
milienhaus begeisterte Leo Hillinger. Nach einem ersten Treffen war klar, dass die Chemie zwischen den Architekten und Leo Hillinger stimmte. Der erste Schritt war zunächst die Erstellung einer Studie, die der Bauherr der Gemeinde präsentierte. Anschließend ruhte das Projekt sechs Monate, denn der Ausgang der Kommunalwahl musste abgewartet werden. Die Genehmigung wurde schließlich mit der Maßgabe erteilt, das Projekt möglichst natürlich in die Umgebung zu integrieren. Baubeginn war Anfang Mai 2003. Nach nicht einmal viermonatiger Bauzeit erfolgte, pünktlich zur Ernte im September, die Fertigstellung des Kellers – der extrem heiße Sommer ohne jeden Tropfen Regen machte es möglich. In der Baugrube herrschten zum Teil Temperaturen von bis zu 50 C, auf den
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Produktions- und Lagerräume, in denen die Vorteile des Erdklimas genutzt werden können. Durch den direkten Kontakt mit der Erdschicht regulieren sich auf natürliche Weise Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Die eingebauten Klimaanlagen müssen selbst an heißen Sommertagen nicht eingeschaltet werden. Es herrscht eine konstante Temperatur von etwa 15 °C. Die aus Stahlbeton vorgefertigten Oberlichter lassen im Inneren eine sakral anmutende Lichtstimmung entstehen. Im Gegensatz zum großteils unter Tage befindlichen Weinkeller ragt der Verkaufs-, Verkostungs- und Seminarraum als Box auf einer V-förmigen Schleuderbetonstütze aus dem Hang. Das gesamte obere Geschoss kann für Veranstaltungen jeder Art genutzt und gemietet werden. Von den Architekten eigens entworfene, dunkle Nussholzmöbel zaubern Natur in den Innenraum; ein von unten beleuchtetes Barmöbel scheint über dem hell glänzenden Epoxidharzboden zu schweben. Ein Panoramafenster bietet einen grandiosen Blick in die umgebende Landschaft. Nachts beleuchtet, setzt der Kubus ein markantes Zeichen im ländlichen Weinort. Auch vom begehbaren Dach hat man einen wunderbaren Ausblick auf die umgebenden Weingärten und den See – genau diese Blickbeziehungen waren dem Bauherrn besonders wichtig. Innerhalb des Gebäudes sorgen durchgehende Sichtachsen für Offenheit: Einerseits kann der Winzer die Produktion überwachen, andererseits gewinnen die Kunden Einblick in die Kunst des Kelterns. Das Barriquelager im Untergeschoss ist über einen isolierverglasten Fertigbetonsteg einsehbar. Den Großteil des Flaschen- wie auch des Fasslagers hat Hilliger jedoch bei einem externen Dienstleister im Nachbarort untergebracht, insgesamt 900 Barriquefässer lagern dort. Auch die Abfüllung der Flaschen erfolgt in einem Betrieb im nahe gelegenen Mönchhof. Im Außenbereich des Weinguts steht ein schwerer Steintisch, dessen monolithische Tischplatte 7 m misst. Dieser Tisch ist für Leo Hillinger eine Art Markenzeichen geworden. In zwei weiteren, 2005 und 2009 eröffneten Geschäften im nahe gelegenen Parndorf und in Salzburg steht eben jene Art von Tisch in kleinerer Ausführung und signalisiert dem Kunden den Besuch eines »echten« HillingerShops.
»Das war ein Projekt, bei dem alles geklappt hat«, so Andreas Gerner. »Und ein Team, das perfekt zusammengearbeitet hat.« Neben der hervorragenden Bauleitung durch ein beauftragtes Büro ist dies sicherlich auch Leo Hillinger selbst zu verdanken, der sich als Bauherr komplett zurückgehalten und nur eine Vorgabe gemacht hat: »Es muss super werden!« Insgesamt wurden 6 Millionen Euro investiert, möglich gemacht durch eine 30 %ige EU-Förderung. Entstanden ist ein Gebäude, das nicht nur bei der Eröffnung im Mai 2004 mit 500 geladenen Gästen für mediale Aufmerksamkeit sorgte. Heute bewirtschaftet Leo Hillinger mit etwa 40 Mitarbeitern insgesamt 50 ha Weinberge, von denen 30 ha in Rust und 20 ha in Jois liegen. Je nach
Jahrgang werden Reben von weiteren 40 – 50 ha von Vertragswinzern bewirtschafteten Flächen verarbeitet. Und obwohl Leo Hillinger damit zu den größten privaten Weinbaubetrieben Österreichs gehört, schafft er es, exzellente Weine zu produzieren. Die Qualität fängt bei Hillinger im Weinberg an. »Wenn das Traubenmaterial top ist, muss man im Keller nicht mehr so viel machen. Nach langjähriger Erfahrung und vielen Experimenten weiß ich: Die Frucht muss perfekt sein und soll unverändert in die Flasche.« Das ist sein Credo. Seit 2010 setzt Hillinger auf biologisch-organischen Weinbau. Durch seine konsequente Arbeit im Weinberg und strikte Ertragsreduzierung entstehen dichte, intensive Weine. Von der small Hill Serie, jugendliche Weine für jeden
Anlass, über die Roten und Weißen, die mit dem vollen Namen »Hillinger« als reinsortig ausgebaut erkennbar sind, bis hin zu seiner vielfach dekorierten Hill Serie, die als Cuvées als Rotwein mit dem Namen Hill 1 oder Weißwein Hill 2 für Begeisterung sorgt, hat Leo Hillinger ein facettenreiches Sortiment. An weitere Expansion denkt er nicht. Vielmehr will er »Leo Hillinger« als Marke noch ausbauen. Ein Blick auf die Produkte, die neben Wein in der Degustations- und Verkaufslounge angeboten werden, zeigt, wie weit er auf diesem Weg bereits ist. Das Sortiment reicht von Schokolade über verschiedene Geleesorten, Obstbrände und Kaffee bis hin zu Merchandising-Produkten. Wann es wohl das erste Wein-Parfum gibt?
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Kellerei Tramin in Tramin (I) Architekt: Werner Tscholl, Mühlweg 11/a, 39021 Morter www.werner-tscholl.com Mitarbeiter: Andreas Sagmeister Grundstücksfläche: 10 468 m2 Bruttogeschossfläche: 5514 m2 (Bestand), 4300 m2 (Neubau) Planungsbeginn: 2007 Fertigstellung: 2010 Anbaugebiet: Südtirol Kontakt: Weinstr. 144, 39040 Tramin www.cantinatramin.it Önologe: Willi Stürz Preissegment: 6 –25 Euro Lageplan Maßstab 1:5000
Futuristisch und organisch zugleich – das ist der erste Eindruck der beiden neu erbauten Gebäudeflügel der Kellerei Tramin. Mit einer Formgebung, die an die mit Reben bestockten Steillagen und die Abbruchkanten der sie umgebenden Berge erinnert, fügt sich das Gebäude harmonisch in die Landschaft. 1898 gegründet, gehört die Kellerei Tramin zu den ältesten Genossenschaften in Südtirol. Die Weinbauern im Umland betreiben häufig gemischte Landwirtschaft mit Obst und Wein, woraus Rebanlagen von teilweise unter 1 ha entstehen. Die 230 ha der Kellerei werden von 270 »Mitbesitzern« bewirtschaftet. Sie bilden das Fundament der starken Gemeinschaft und liefern Trauben mit optimaler physiologischer Reife zur Produktion der
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Weine von gleichbleibend hohem Niveau. Es sei manchmal schwierig, die Vorteile der Genossenschaft zu kommunizieren, so Kellermeister Willi Stürz, gebürtiger Traminer und seit 20 Jahren verantwortlicher Önologe. Dabei würden gerade diese Voraussetzungen den schonenden, auf Kleinlagen bezogenen Ausbau der Weine und die individuelle Arbeit der Mitglieder fördern, erklärt er. Qualität und Nachhaltigkeit hat sich die Kellerei Tramin auf die Fahne geschrieben. Belohnt wurde dieses Streben mit regelmäßigen Nominierungen der Weine in renommierten Weinführern. Südtirol ist Weißweinland, König ist der Gewürztraminer, dem der Ort zum Namen verholfen hat. Aushängeschild der Kellerei ist der Gewürztraminer Terminum 2007, der einzige Wein Italiens, der 2007
in sämtlichen Weinführern des Landes die beste Gesamtbewertung erhielt. Bis Anfang der 1970er-Jahre befand sich die Kellerei Tramin im malerischen Ortskern. Als die Räume zu klein wurden für den Betrieb, zog sie an den nicht weniger reizvollen Ortsrand mit freiem Blick ins Etschtal und auf die Weinberge. Dieses Haupthaus bildet immer noch das Herz des Gebäudes. 2006 entschloss sich die Geschäftsleitung, das bestehende Ensemble aus Produktionshallen, Weinlager und Besucherzentrum zu erweitern. Daraufhin wurde ein Wettbewerb für ein neues Gesamtkonzept ausgeschrieben, bei dem schließlich der Beitrag von Werner Tscholl überzeugte. Mit seinem Entwurf musste nicht ein Rebstock dem Baugrund geopfert werden. Während der einjähri-
gen Planungsphase und der Entstehung des Baus befand er sich im ständigen Dialog mit Obmann Leo Tiefenthaler, Verwaltungsdirektor Stephan Dezini, Verkaufsdirektor Wolfgang Klotz und Willi Stürz. Inspirieren ließ sich Werner Tscholl von der Landschaft und den Reben. »Eine rein emotionale Sekundenentscheidung«, so der Architekt. Vorab wurde ein Anforderungsprofil der Bedürfnisse der Kellerei erarbeitet und dabei jedes Detail besprochen. Allein die Auswahl des grünen Farbtons der Stahlkonstruktion, die die Neubauten umgibt, dauerte ein Jahr. Aus 50 Farben wählte man diejenige aus, die sich perfekt in die Landschaft einfügt. Im Vordergrund stand die Trennung zwischen Kellereibetrieb und Besucherströmen. Dazu wurde für jede der beiden Funktionen eine eigene Ebene geschaffen. Auf dem bisherigen Niveau bleiben die Zufahrt für die Anlieferung der Weinbauern, der Zu- und Abtransport von Waren bzw. alle mit dem Betrieb der Kellerei notwendigen Funktionen sowie die Parkplätze der Mitarbeiter. Der Besucherzugang befindet sich auf der neu geschaffenen Ebene darüber, sodass die Besucher unabhängig von betrieblichen Abläufen empfangen werden können. Als Empfangshalle dient das bestehende Kellereigebäude, die beiden neuen Gebäudeflügel, in denen die Vinothek und der Verkostungsraum untergebracht sind, schließen sich links und rechts an das alte Haupthaus an. Wie zwei offene Arme heißen sie die Besucher willkommen. Wichtig war außerdem, dass der weite, unverbaute Blick ins Tal erhalten bleibt. Die grüne Stahlkonstruktion umfasst die neuen Räume wie eine Kletterpflanze, und genau diese Assoziation ist auch gewollt. Die Grundidee für das Projekt ist eine Rebe, welche aus dem Boden des Anlieferungshofs herauswächst und dem Gebäude die neue Hülle gibt, es sozusagen umrankt, sodass ein skulpturales, sich dem Besucher öffnendes Ensemble entsteht, welches nicht nur für die Kellerei als Zeichen für alle Vorbeifahrenden und für die Besucher fungiert, sondern auch für das Dorf Tramin selbst zum Eingangszeichen werden kann. Als Empfangshalle dient das bestehende und räumlich neu organisierte Kellereigebäude, das sozusagen die Tradition verkörpert, und so zum »Herz« der gesamten Neuanlage wird.
Das stilisierte stählerne Grundgerüst der Rebe ist aber nicht nur dekorative Skulptur. Die Streben wurden so berechnet und ausgerichtet, dass sie die dahinterliegenden Glasfronten optimal beschatten. Die Beschaffenheit und der Farbton des Glases reduziert zusätzlich den Wärmeeintrag ins Innere des Gebäudes. Ein ausgeklügeltes Leitungssystem, gespeist mit 12 °C kaltem Wasser aus dem hauseigenen Brunnen, sorgt für eine ausreichende Kühlung der Betriebsräume. Im Inneren dominieren die Materialien Beton und Holz. Die puristisch anmutenden Elemente aus poliertem Beton bilden einen interessanten Kontrast zur Einrichtung aus Eichenholz, die bewusst den Bogen zum Wein und den Eichenfässern spannt. Neben reinsortigen Weiß- und Rotweinen – wobei die klassischen nach der Rebsorte benannt sind und die Sonderlinie nach der Lage – bietet die Kellerei Tramin »Cuvées mit besonderer Handschrift«. Bemerkenswert sind vor allem die mundartlich bezeichneten Weine Stoan (Stein) und Loam (Lehm), die 62
einen bewussten Bezug zur Erde und zur Tradition herstellen. Am bekanntesten ist natürlich der Gewürztraminer. Die Rebsorte macht ca. 21 % der Produktion aus und nimmt knapp die Hälfte der Rebfläche ein. Sie findet hier in Südtirol optimale Bedingungen vor. Die Parzellen liegen auf einer Höhe zwischen 250 und 850 m. Es herrschen hohe Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, die für die Aromenausbildung in der Traubenbeere so wichtig sind. Die Bergkette im Norden schützt vor Frost, die intensive Sonneneinstrahlung bei Tag sorgt für Reife und der warme, trockene, vom Gardasee heraufwehende Ora-Wind verhindert Fäulnis. Betörend ist der feinwürzige, an Rosen und geräucherten Schinken erinnernde Duft des Nussbaumer Gewürztraminers 2010, das Aushängeschild der Kellerei. Das Pendant aus dem Jahr 2000 beweist Lagerfähigkeit: Mit Aromen von reifer gelber Pflaume und Stroh in der Nase präsentiert er sich am Gaumen buttrig, aber immer noch frisch. Weitere Aufmerksamkeit verdient der 2009 er Urban Lagrein, der bald auf den Markt
kommt. Der von alten Rebbeständen dieser roten, ebenfalls autochthonen Sorte stammende Wein nimmt sich noch etwas ungestüm aus, mit straffem Tannin. Das vielschichtige Bouquet nach schwarzen Beeren, Pflaume, Rumtopf und Kirschlikör lässt eine vielversprechende Entwicklung erahnen. Die Idee einer »organischen Architektur« setzt sich im tiefrot gehaltenen, mit ungebranntem Lehm ausgekleideten Holzfasskeller fort, der sich unter dem Haupthaus befindet. Nahe liegt die Verbindung zum in den Fässern schlummernden Rotwein. Der Lehm sorgt für die optimale Luftfeuchtigkeit. Die Weine werden in Stahl, Beton und Holz ausgebaut. Weiter erfolgt ein zonenbezogener Ausbau in kleinen Fässern, um die Vorzüge der einzelnen Lagen herauszuarbeiten. Ein Teil des Kellers besitzt ein großes Oberlicht. Ein spezielles Beleuchtungssystem sammelt das Tageslicht und transportiert es über Spiegel in den Raum, sodass ein angenehmes Arbeiten bei fast natürlichem Licht möglich ist.
Mit dem Neubau ging eine komplette Neugestaltung der gesamten Corporate Identity einher. Homepage, Etiketten und Logo wurden von der Mailänder Agentur Robilant Associati neu designt. Die fünf wie aus dem Nebel auftauchenden Linien, die das Logo prägen, sollen die Fantasie anregen: Spielen sie auf die fünf Sinne an? Symbolisieren sie Rebstöcke? Die Idee war, Kreativität und Geradlinigkeit, die hinter der Philosophie der Kellerei stehen, hervorzuheben. Nach der Fertigstellung des Projekts im Juni 2010 wurde mit den »Mitbesitzern«, ca. 300 Kunden und natürlich Kollegen aus der Region gefeiert. Vor allem während der Bauphase wurde das Objekt
von manch einem kritisch gesehen. Die Resonanz bei der Eröffnung reichte von totaler Ablehnung bis zu absoluter Begeisterung. Inzwischen sind aber auch eingefleischte Gegner milder gestimmt und zollen dem Projekt Respekt und Bewunderung. Werner Tscholl hatte von Anfang an eine so klare Vorstellung von dem Gebäude, dass man seine erste Zeichnung und das fertige Objekt übereinanderlegen könnte. Rückblickend würden Bauherren und Architekt alles wieder ganz genau so machen. Und so ist das Entstandene das Ergebnis eines permanenten, intensiven Austauschs im Bemühen um Perfektion.
Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:1000
5 Parkplatz Besucher 6 Verkaufs- und Verkostungsraum 7 Magazin 8 Konferenzraum 9 Personaleingang 10 Luftraum 11 Verwaltung
1 Traubenwaage 2 Parkplatz Personal 3 Gärung Weißwein 4 Mannschaftsraum
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Weingut Heid in Fellbach (D) Architektin: Christine Remensperger, Pfizerstr. 8, 70184 Stuttgart, www.christineremensperger.de Mitarbeiter: Torsten Belli, Johannes Michel Grundstücksfläche: 1060 m2 Bruttogeschossfläche: 800 m2 Planungsbeginn: 2000 (Probierstube), 2007 (Weingut) Fertigstellung: 2001 (Probierstube), 2009 (Weingut) Anbaugebiet: Württemberg Kontakt: Cannstatter Str. 13/2, 70734 Fellbach www.weingut-heid.de Önologe: Markus Heid Preissegment: 5,50 – 23,00 Euro
Im Herzen der Stadt Fellbach direkt neben dem Rathaus liegt der traditionsreiche Familienbetrieb von Markus Heid. Um sich den geänderten Produktionsbedingungen und Arbeitsabläufen anzupassen, entschied sich der Eigentümer, die bis dahin 4 ha umfassende Anbaufläche aufzustocken und das Weingut zu erweitern. Die Flächen zum Aus- und Umbau des Winzerbetriebs in der innerstädtischen Lage standen jedoch zunächst nicht zur Verfügung. Die erste Überlegung war, das gesamte Weingut in die Peripherie von Fellbach zu verlegen. Die Stadtverwaltung von Fellbach hatte allerdings großes Interesse an der Erhaltung des Winzerbetriebs im Ortskern und zeigte sich bei den Gesprächen sehr kooperativ. Dabei stellte sich heraus, dass das Weingut in einem 2007 ausgewiesenen Sanierungsgebiet liegt und die Sanierung bzw. der Abriss der alten benachbarten Häuser bereits vorgesehen war. Gartenseitig sollte zeitgleich eine neue innerstädtische Wohnanlage entstehen, wodurch der Zugang zum Weingut und dadurch die logistische Baustellenabwicklung überhaupt erst gegeben waren. Somit wurde eine Realisierung des Bauvorhabens ohne eine Betriebsunterbrechung möglich. Vor diesem Hintergrund entschieden sich die Bauherren zum Verbleib in der Stadt und zur Erweiterung des bestehenden Betriebs. Ein weiterer Grund für den Verbleib lag darin, dass das Erdgeschoss und der Gewölbekeller im alten Fachwerkhaus bereits 2001 zu einem Probier- und Verkaufsraum umgestaltet worden waren. Die Innenwände wurden für die Präsentation der klei64
nen, aber erlesenen Auswahl hauseigener Weine einheitlich mit Schrank- und Regalelementen verkleidet. In Anlehnung an die alten Eichenfässer zur Weinlagerung diente geöltes Eichenholz als Material für Schränke und Möbel. Christine Remensperger plante den Neubau dieser Vinothek und übersetzte hier wie auch im späteren Umbau des Weinguts die Philosophie des Bauherrn in Architektur. Seitdem besteht zwischen ihr und Markus Heid ein freundschaftliches Verhältnis, was die erneute Zusammenarbeit sehr angenehm gestaltete. Aufgabe war es nun, für den Familienbetrieb die gesamten Firmenräume im Erdgeschoss und Untergeschoss des elterlichen Wohnhauses aus den 1980er-Jahren und die diversen Anbauten mit dem dazugehörigen Hofbereich umzubauen bzw. zu erweitern. Als wichtige Ziele galten die Verbesserung der Funktionsabläufe im Betrieb, der Einbau eines Lastenaufzugs, die Erweiterung der Flaschenund Tankbereiche sowie eine neue Hofgestaltung. Neben der zeitlich eingeschränkten und an die umliegende Sanierung des Areals gebundene Bauphase stellten die Anbindung des Neubaus an den Bestand sowie der nur begrenzt zur Verfügung stehende Raum eine weitere Herausforderung dar. Die detaillierte Planung erfolgte in enger Abstimmung zwischen Winzer und Architektin von November 2007 bis April 2008. Nicht Trends hinterherzulaufen, sondern Zeitloses zu gestalten, das war schon immer die Idee von Markus Heid, der Mitte der 1990er-Jahre den elterlichen Betrieb übernommen hatte. Heid ist fest
Lageplan Maßstab 1:1000 Grundriss Maßstab 1:200 1 2 3 4 5
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Eingang Verkaufsraum Küche Weinprobe Treppe zum Gewölbekeller Gästezimmer Büro Halle Verarbeitung Flaschenlager
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davon überzeugt, dass der Wein im Weinberg wächst, der Keller nur unterstützende Funktion hat. So sollten bei der Neuerrichtung des Kellers Ästhetik und Funktionalität miteinander verbunden werden. Um eine Fortsetzung und Verknüpfung von bereits Bestehendem mit Neuem zu erreichen, wurden die Gestaltungselemente der Vinothek übernommen. In Anlehnung an die reduzierte Materialwahl bei der Einrichtung der Vinothek bildeten auch hier wenige, gezielte Maßnahmen wieder die Grundlage für das Konzept. Die Anbindung des existierenden Gebäudes an den Neubau gelang durch den Anbau eines großzügigen Vordachs aus Stahlbeton, das gleichzeitig den Rahmen für eine hölzerne Pergola bildet. Die Überdachung bietet Raum zum Keltern und für die traditionellen Weinfeste. Durch das Abschleifen der bestehenden Betonflächen konnte eine identische Optik zu den neuen erzeugt werden. Außerdem erhielten alle über die Jahre unterschiedlich ausgebildeten Wand-, Tor- und Türbereiche eine einheitliche Holzverkleidung aus schmalen Kanthölzern. Hier kam jenes Holz zum Einsatz, das bei der Weinherstellung in Form von Barriquefässern dem Rotwein bei der Lagerung den letzten Schliff gibt und bereits im Inneren der Vinothek für Wandschränke und die Bestuhlung Verwendung fand, die Eiche. 66
Die neuen betrieblichen Räume sind winkelförmig um das bestehende Wohnhaus in zwei Ebenen organisiert, entsprechend den funktionalen Anforderungen. Im Erdgeschoss empfängt ein repräsentativer Eingang die Besucher. Durch die begrenzte Fläche ergab sich die Notwendigkeit einer multifunktionalen Raumgestaltung der Eingangshalle wie auch eines Teils der Kellerräume im Untergeschoss. Während der Ernte befinden sich hier die Pressen sowie kurze Zeit später die Gärbehälter. Im Frühsommer des Jahres während der Phase der Abfüllung des Weins lagern dort die Paletten mit Leerflaschen sowie die Abfüllstation. So wurde bewusst kein Rolltor zum Hof hin eingebaut, sondern eine 7-fach aufklappbare Tür – eine ins Rolltor integrierte Tür hätte im Bodenbereich ein mit einem Sackkarren schlecht zu überwindendes Hindernis gebildet. Die jetzt verwendete Klappvariante ermöglicht einerseits den ebenerdigen Durchgang, anderseits eine variabel gestaltbare Öffnung. Der Lastenaufzug wurde an zentraler Stelle platziert, sodass eine schnelle Be- und Entladung möglich ist. Im Untergeschoss sind hochtechnische Bereiche zu sogenannten Laboren zusammengefasst und jeweils zentral für den betrieblichen Ablauf angeordnet. Eine flexible, mehrteilige Schiebewand aus geschosshohen Stahltafeln verschließt die
Grundriss Maßstab 1:200 4
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Technik Koppelraum Arbeitsraum Tanklager Verarbeitung Labor Kühllager Lager
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Labore oder den Zugang zur Treppe und fasst den Raum zu einer gestalterischen Einheit zusammen. Alle für den Betrieb notwendigen Zu- und Ableitungen sind in einen unterhalb der Kellerdecke verlaufenden Kanal integriert. »Es wurde jeder Zentimeter genutzt«, so Christine Remensperger, »um den geringen Platz bestmöglich auszuschöpfen.« Zentrales Gestaltungselement ist der Kreis, der an den Boden einer Weinflasche erinnert. Die runde Form kam bereits bei der Eingangstür der Vinothek zum Einsatz und findet sich nun auch im Treppenabgang zum Keller. Durch kreisrunde Löcher blickt der Besucher in die Ausstellungsvitrine, in der zahlreiche Auszeichnungen und Urkunden für Markus Heids prämierte Weine zu sehen sind. Außerdem wurden die Oberlichter sowohl in der Hofüberbauung als auch in der Halle in der gleichen runden Form gestaltet. Das Besondere daran: Die Oberlichter, die tagsüber das Tageslicht einfallen lassen, fungieren bei Dunkelheit als Beleuchtungskörper. Möglich wird dies durch seitlich in die Oberlichter eingebrachte Lampen. Diese Idee wie auch das gesamte Beleuchtungskonzept stammt ebenfalls von Christine Remensperger. Markus Heid hat sich mit dem neu gestalteten Gebäude ein Arbeitsumfeld geschaffen, das ihn jeden Tag wieder erfreut. Die puristische, zurückhal-
tende Ausstattung lenkt nicht ab und leitet den Blick auf den Wein und seine Herstellung. »Ich will ein zeitloses Ambiente, denn im Vordergrund steht immer der Wein«, so der Winzer. Das gelingt ihm. Seine Rotweine aus Lemberger, Spätburgunder, aber auch der in Württemberg seltenen St. LaurentTraube sind von einer schönen Dichte und Eleganz. Er hat konsequent die Qualität der Weine im Auge. Die früheren großen Fässer zur Vergärung der Rotweine hat Heid abgeschafft und durch traditionelle offene Gärbottiche ersetzt. Dadurch ergibt sich für ihn die Möglichkeit, die Gärung noch besser zu beobachten und zu steuern. Besonders ist Markus Heid vom Syrah angetan, der im Remstal eine kühle Charakteristik entwickelt. Den Anteil der traditionell angebauten Trollinger-Rebe hat Markus Heid in den Jahren seit der Übernahme von 70 % auf einen marginalen Anteil reduziert. Bei den Weißweinen ist Sauvignon Blanc sein Steckenpferd. Aus dieser Rebsorte, die aus dem französischen Loire-Tal stammt, erzeugt Heid sortentypische Weine mit Frische und Ausdrucksstärke. Heute bewirtschaftet er 10 ha, 3 ha davon in Lohnbearbeitung. 12 ha eigene Weinberge sollen es werden, dann ist Schluss. Und wenn nicht? Überlegungen, das benachbarte, denkmalgeschützte Anwesen zu übernehmen, hat er schon angestellt. 67
Quinta do Napoles in Santo Adrião (P) Architekt: Andreas Burghardt, Mariahilfer Str. 105, 1060 Wien, www.burghardt.co.at Bruttogeschossfläche: 5000 m2 Planungsbeginn: 1999 Fertigstellung: 2007 Anbaugebiet: Douro Kontakt: Têdo, 5110 – 543 Santo Adrião www.niepoort-vinhos.com Önologe: Luis Seabra Preissegment: 9– 60 Euro
Bekannt geworden ist der Name Niepoort durch Portweine. Diese sehr alterungsfähigen Weine, bei denen der Gärungsprozess vor seinem Ablauf mit Branntwein gestoppt wird, hat das Douro-Tal im Norden Portugals weltweit berühmt gemacht. Heute steht der Name Niepoort wie kein zweiter nicht nur für Portweine, sondern auch für außergewöhnliche Rotweine aus einer der ältesten und beeindruckendsten Weinregionen der Welt. Dirk Niepoort, Nachkomme der Familie in der fünften Generation, sieht sich heute sowohl als Botschafter des Portweins als auch des Douro-Weins, wie der aus den roten und weißen traditionellen portugiesischen Rebsorten gekelterte Stillwein genannt wird. Ohne Wegbeschreibung ist die Quinta do Napoles, das Weingut von Dirk Niepoort, nur schwer zu
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finden, denn kein Schild am Straßenrand weist darauf hin. In Serpentinen führt die schmale Straße am Rande der Weinberge den Hang hinauf. Malerische Aussichten bieten sich auf das, was das Douro-Tal so einzigartig macht: die unter extremen Bedingungen von Menschenhand geschaffenen Natursteinterrassen aus Schiefer. Deren Errichtung ermöglichte überhaupt erst den Weinbau vor Hunderten von Jahren in dieser von steilen Hängen gekennzeichneten Gegend. Nahtlos schmiegt sich das Weingut in die terrassierte Landschaft. »Im Grunde gab es die Idee, ein unsichtbares Weingut zu errichten, ein Gebäude, das in der Terrassenlandschaft völlig verschwindet«, berichtet Andreas Burghardt, der verantwortliche Architekt. »Natursteinterrassen, ein völlig unsichtbares Haus, einen Deckel, durch den man hinabsteigt.« Das war aber dann doch nicht vollständig möglich. »Zu viele Felsen hätten weggesprengt werden müssen, Unsummen hätte es verschlungen, um das zu realisieren«, so der Wiener Architekt. Kennengelernt haben sich Dirk Niepoort und Andreas Burghardt 1999 anlässlich der Einweihung des Weinguts von Fred Loimer in Langenlois im Kamptal. Es war eines der ersten Weingüter in Europa mit besonderen architektonischen Ansprüchen, wie das ebenfalls in dieser Zeit fertiggestellte Weingut Neumeister in Straden in der Südoststeiermark – beide entworfen von Andreas Burghardt. Dirk Niepoort wollte bereits damals sein 1987 erworbenes Weingut erweitern. Ganze acht Jahre dauerte der Planungsprozess für Quinta do Napoles. Gleich zu Beginn der Zusammenarbeit wurde ein erster Ent-
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Veranda Garten Eingang Verkostungsraum Zugangssteg Gärkeller Labor Zugang zum Haus Aussichtsfenster
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Schnitt Maßstab 1:800
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wurf zu Papier gebracht. In der Folge besuchten Niepoort und Burghardt allerdings gemeinsam viele Weingüter und so war es letztlich dann die dritte Planung, die umgesetzt wurde. Noch heute erfüllt Dirk Niepoort das Erschaffene mit großer Zufriedenheit. »Es ist das, was ich wollte, etwas für Generationen.« Dirk Niepoort ist sich sicher: »Es wird in 50 Jahren noch besser aussehen als heute und dabei genauso funktionell sein.« Das Gebäude ist eine fast nahtlose Fortsetzung der bereits bestehenden Natursteinterrassen, somit fügt es sich perfekt in die Landschaft ein. Der Idee der Terrassierung folgend, wurden tausende Kubikmeter des Hangs abgetragen und das Weingut bis zu 30 m tief in den Berg eingelassen, sodass nur ein kleiner Teil sichtbar ist. Der gesamte Entwurf ordnete sich den Anforderungen zur Herstellung erstklassiger Weine unter. Die Nutzung der Schwerkraft sowie die Gewährleistung einer natürlichen Kühlung gehörten zu den wesentlichen Bestandteilen der Planung. Von Beginn an waren die Weinmacher, die Fachleute für die Maschinenausstattung sowie der Architekt gemeinsam an der Konzeption beteiligt. Die Anordnung der Räume und die Logistik wurden zusammen erarbeitet. Die technischen Geräte – außer den Tanks und Pressen – sind Sonderanfertigungen. »Es war ein sich gegenseitig befruchtender Prozess«, so Burghardt. Der Bauherr hielt sich aus diesem weitgehend heraus. Nur ganze neun Monate dauerte die Bauzeit. Pünktlich zur Ernte 2007 waren die Wirtschaftsräume des Weinguts fertiggestellt. Der Rest folgte. Technische Herausforderungen gab es viele. So sollte das alte, auf dem Areal befindliche zweigeschossige Herrenhaus der Quinta zunächst für die Unterkellerung wegen zu hohen Gewichts abgerissen werden. Kurzerhand wurde die Zwischendecke herausgenommen, das Gebäude quasi entkernt, um so die Last zu reduzieren. Heute fungiert der warm beleuchtete, hohe Innenraum als Verkostungs- und Präsentationsbereich sowie als einer der Zugänge zum Keller. Die Wände der riesigen unterirdischen Räume bestehen aus Schiefer. Das an verschiedenen Stellen durch die Risse im Stein durchsickernde Wasser trägt zur Erhaltung einer kühlen Raumtemperatur bei, die das ganze Jahr bei ca. 15 °C liegt. Die Befestigung des in Schichten in Richtung des Gebäudeinneren verlaufenden Schiefergesteins ist technisch durch tief in den Stein eingelassene Wandanker gewährleistet.
Ein den eigentlichen Kellerräumen vorgelagerter hoher Raum, eine Art »Lunge«, kühlt die von außen durch die Lüftungen eindringende, bis zu 45 °C heiße Luft ab. Der Kontakt zum gewachsenen Schiefergestein an den Wänden senkt bereits hier die Lufttemperatur auf etwa 22 °C. An besonders heißen Tagen entsteht durch ein zusätzliches manuelles Benässen des Schiefers weitere Verdunstungskälte. Große Einfahrten in den Keller machen diesen für Lkws befahrbar. »Ein wichtiger Punkt, falls Gärtanks einmal ausgetauscht werden müssen«, wie Dirk Niepoort verrät. Die Anlieferung der in 20-kg-Boxen gelesenen Trauben geschieht per Transporter über die obere Zufahrt zum Weingut. Auf einer großen, überdachten, nach allen Seiten offenen Fläche erfolgt das Sortieren, Abbeeren und Anquetschen der Trauben, bevor diese durch ein flexibel verstellbares Rohr von oben direkt in die Gärtanks gelangen. Die weißen Trauben werden sofort abgepresst und anschließend bei offenem Spundloch und niedrigen Temperaturen in Barriquefässern, die alle aus französischem Eichenholz bestehen, vergoren. Die beiden Fasslager unterscheiden sich nicht nur in ihrer Grundfläche: Die Wände des größeren Rotweinkellers sind komplett in Schwarz gehalten, was zu einer optischen Verkleinerung des Raums führt – eine Wirkung, die beabsichtigt ist, war er doch ursprünglich kleiner geplant, konnte aber aufgrund bautechnischer Vorgaben nur in dieser Form realisiert werden. Der weitaus kleinere Keller für die Weißweine erstrahlt in auffallendem Hellgrün, das die Frische und die Säure in den Weinen unterstreicht. Insgesamt ist die ganze Anlage beeindruckend organisiert. Der Besucher merkt nichts von den circa 5000 m2 Grundfläche, ein Großteil davon unterirdisch, und dass hier jährlich Trauben für weit über 1 Million Flaschen Wein verarbeitet und ausgebaut werden. Eine Erfolgsgeschichte sind auch die Weine, die den einprägsamen Namen »Fabelhaft« tragen. Kleine Bildergeschichten werden auf dem Flaschenetikett erzählt, jeweils in der Sprache des Landes, für das der Wein bestimmt ist. Die Geschichten stammen von bedeutenden Künstlern des jeweiligen Landes. So ist es Wilhelm Busch, der das deutsche Etikett des »Fabelhaft« ziert. Allein 800 000 Flaschen von dem zu 95 % im Edelstahl ausgebauten Rotwein-Cuvée, der Rest in Eiche, vertreibt
Dirk Niepoort weltweit. »Ohne Fabelhaft hätte ich die heutige Quinta do Napoles so nicht bauen können«, gibt er offen zu. Heute bewirtschaftet Dirk Niepoort 62 ha, 25 ha davon liegen in direkter Umgebung der Quinta. Weitere Trauben von qualitativ nach Niepoorts Vorgaben arbeitenden Winzern werden zugekauft. Seine Philosophie, »so viel wie möglich im Weinberg, so wenig wie möglich im Keller einzugreifen«, verfolgt er mit großer Konsequenz und Beharrlichkeit. So werden alle Weine spontan vergoren. Durch eine möglichst frühe Lese versucht Dirk Niepoort den Alkoholgehalt seiner Weine bei maximal 13,5 % zu halten, dies setzt allerdings eine erstklassige Arbeit im Weinberg voraus. Durch den Schieferboden entstehen so mineralische, elegante Weine mit großem Potenzial. Für das, was hier im Douro-Tal von Dirk Niepoort erschaffen wurde, wie auch für sein Wirken, die Weine Portugals weltweit zu bewerben, spricht der Name: Fabelhaft!
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Winzergenossenschaft Sommerach in Sommerach (D) Architekten: hofmann keicher ring architekten, Veitshöchheimerstr. 1, 97080 Würzburg, www.hofmann-keicher-ring.de mit Reinhard May, Mergentheimer Str. 10, 97082 Würzburg, www.raymay.de Mitarbeiter: André Stemann Grundstücksfläche: 3704 m2 Bruttogeschossfläche: 1424 m2 Planungsbeginn: 2005 Fertigstellung: 2006 Anbaugebiet: Franken Kontakt: Zum Katzenkopf 1, 97334 Sommerach /M. www.winzer-sommerach.de Kellermeister: Anton Glaser Preissegment: 5 – 30 Euro
Sommerach und sein Winzerkeller – das ist in mancher Beziehung Weinfranken pur. Der Name der idyllischen Weinbaugemeinde auf der sogenannten Weininsel an der Mainschleife lautet in freier Übersetzung »Ort an der Sonnenseite des Flusses«, womit die guten klimatischen Bedingungen für den Rebanbau am südöstlichen Ufer des Mains zweifelsfrei belegt wären. Günstigste Wachstumsbedingungen herrschen vor allem in der renommiertesten Weinbergslage Sommerachs, dem »Katzenkopf«. In der Tat gleichen die Umrisse der Lage – mit etwas Phantasie betrachtet – der Form eines Katzenkopfs. Interessanter ist aber, dass die Böden hier überwiegend aus Muschelkalk bestehen, der mit lehmigem Sand durchsetzt ist. Die in diesem Teil Frankens häufige Bodenstruktur ist prädestiniert für den Anbau der »klassischen« Rebsorten der Region, Müller-Thurgau und Silvaner. Von diesen natürlichen Gegebenheiten für einen erfolgversprechenden Weinbau profitierten schon die Winzer, die sich vor 110 Jahren zu einer Genossenschaft in Sommerach zusammenschlossen. Nachdem bereits einige Jahrzehnte zuvor in fast allen deutschen Weinbauregionen Winzergenossenschaften gegründet wurden, erfolgte 1901 dieser erste Zusammenschluss von fränkischen Winzern. Inzwischen nennen sie sich einfach, prägnant und gut zu merken »Winzer Sommerach« mit dem Zusatz »Der Winzerkeller«. Selbstverständlich blieb es nicht bei der kosmetischen Korrektur des Namens. Sie ist gleichsam nur die Einleitung zu einer ganzen Reihe von bemerkenswerten Veränderungen, mit der diese Einrich72
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tung seit über einem Jahrzehnt auf sich aufmerksam macht. Eine gewisse historische Zäsur war das 100-jährige Jubiläum 2001, mit dem auch eine neue Ära begann. Der vormalige »Winzerverein Sommerach« mit 250 Winzern hatte den Ruf einer soliden, zuverlässigen Genossenschaftskellerei. Dem Vorstand des Winzerkellers genügte der »gute Durchschnitt« jedoch nicht. 2004 übernahm der
diplomierte Agraringenieur Frank Dietrich die Position des Geschäftsführers und brachte eine neue Weinphilosophie und Markenstrategie in das Unternehmen ein. Die Werte Echtheit, Nachhaltigkeit und Wertigkeit spielen nun eine große Rolle. Auch sieht sich der Winzerkeller durchaus traditionsbewusst, aber gleichzeitig auch weltoffen und innovativ.
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Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:800
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1 Verkaufs- und Präsentationsraum 2 Probiertheke 3 Degustationsbereich 4 Büro 5 Labor 6 Lager 7 Stahlfasskeller (Bestand) 8 Barriquekeller 9 historischer Holzfasskeller
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Dieses Gedankengut spiegelt sich im neuen Auftritt des Sommeracher Weinsortiments wider, das aus sechs Produktlinien besteht, von denen nur noch zwei im Bocksbeutel abgefüllt werden. Ob Edition St. Valentin, Frizzante Valentin, Fränkische Klassik, Weinreich Eins, Supremus oder Wunderbar – ein zeitgemäßes Design kündigt auf unkonventionelle Art frische, moderne und attraktive Weine an. Dass damit keineswegs Effekthascherei betrieben wird, belegt die Fülle von erstklassigen Auszeichnungen in Wettbewerben und Prämierungen sowie Top-Bewertungen von Fachjournalisten, mit denen der Winzerkeller Sommerach seitdem ge-
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würdigt wird. Frank Dietrich und sein Kellermeister Helmut Glaser sehen diese Anerkennung – unter anderem als beste deutsche Genossenschaft – als Bestätigung ihrer Art von Qualitätspolitik, bei der hohes handwerkliches Können und besonderer Ehrgeiz bei der Arbeit im Weinberg und im Keller eine große Rolle spielen. Mit mehreren Selektionen bei der Weinlese, schonender Vinifizierung und getrenntem Ausbau nach Rebsorten, Weinbergslagen und Reifegrad hat man die Messlatte für die Vorstellung von Weinqualität in der Tat sehr hoch gelegt. So war es nur eine Frage der Zeit – und der finanziellen Rahmen-
bedingungen –, um den nächsten Schritt zur angestrebten Erneuerung und Perfektionierung zu gehen: der Umbau und die Neugestaltung des Vermarktungs-, Verwaltungs- und Vertriebsbereichs. Im Vorfeld wurde im Januar 2005 ein Wettbewerb ausgeschrieben, an dem sich sieben regionale Architekturbüros beteiligten. Das Preisgericht zeichnete den Entwurf des Würzburger Büros Hofmann Keicher Ring mit dem ersten Platz aus. Für die Sieger, die im Sommer 2005 mit der Umsetzung des Wettbewerbsentwurfs begannen, ergab sich damit eine interessante Parallele, hatten sie doch zwei Jahre zuvor ebenfalls auf der Grundlage
eines Wettbewerbs den Auftrag für die Neugestaltung des Würzburger Weinguts am Stein erhalten, die 2005 abgeschlossen wurde. Obwohl bei beiden Projekten gewisse Grundfunktionen weitgehend identisch waren, so gestaltete sich die Aufgabenstellung und Realisierung im Detail indes völlig unterschiedlich. Im Mittelpunkt des Hauptgebäudes steht im Erdgeschoss der großzügige Präsentationsraum mit Probier- und Verkaufsbereich, zu dem eine Infotheke, Probierinseln, Ausschank und Schauküche gehören – alles unter dem reizvollen Namen »Kostbar«. Eine mittig angeordnete Theke sowie zwei Treppenkörper stellen dabei die raumbildenden Elemente dar. Über eine markante Treppenanlage gelangt man von hier aus direkt in die »Kellerwelten«. Den bestehenden Holzfasskeller in einem Teil des Gewölbes gestalteten die Architekten dezent um, im anderen Teil wurde nach Entfernen der Betontanks aus den 1970er-Jahren das historische Bruchsteingewölbe freigelegt und in diesem Ambiente ein eindrucksvoller Barriquekeller eingerichtet, in dem auch genügend Platz für Weinproben und Veranstaltungen wie z. B. für sensorische Schnupperkurse ist. Im Obergeschoss des Weinreichs – so die verheißungsvolle Bezeichnung der gesamten baulichen Institution – residiert die »Weinschule«, in der neben Weinseminaren und Weinkino-Präsentationen auch Winzerversammlungen stattfinden. Von der benachbarten Probierstube hat man einen schönen Blick auf die Reben des Sommeracher Katzenkopfs. Im Dachgeschoss sind Technik und weitere Lagerräume untergebracht. Im Außenbereich befinden sich, der Sonne zugewandt, die Freiterrassen. Die bestehenden Lagergebäude auf der gegenüberliegenden Seite erhielten einen einheitlichen Anstrich und passten sich so an den Bestand an. Das Hauptgebäude wurde durch eine hochwertige Fassadengestaltung hervorgehoben. Grünes Sonnenschutzglas, eingerahmt von Holz- und Betonbalken, bestimmt in Verbindung mit einem dunklen Terrazzoputz den Charakter der Außenhaut. Das Eingangsportal auf der Giebelseite des Innenhofs mit der Figur des heiligen Urban ist eine moderne Interpretation traditioneller fränkischer Bauweise. Materialität, Formen und Farben der Außengestaltung finden sich im Innenraum wieder. Ein durchgängiges Farb- und Formkonzept schafft, zusammen
mit der vorhandenen Corporate Identity des Winzerkellers Sommerach, ein einheitliches Erscheinungsbild. Durch den Einsatz von traditionellen Materialien wie Naturstein, Eichenholz, Glas und Beton wird die Ortsverbundenheit des Winzerkellers Sommerach betont. Die Synthese zwischen Tradition und Moderne, wie sie auch in der Weinerzeugung des Kellers angestrebt wird, findet auf diese Weise ihre Entsprechung in der Baukultur. Das gesamte Bauvorhaben mit einem Finanzvolumen von 2,4 Millionen Euro konnte nach nur elf Monaten Planungs- und Bauzeit fristgerecht kurz vor Pfingsten 2006 umgesetzt werden. Vorausgegangen waren umfassende Informationsbesuche des geschäftsführenden Vorstands des Winzerkellers bei neuen Weinarchitekturprojekten
im In- und Ausland. Dabei zeigte sich durch praktische Anschauung, welche Lösungen den Gegebenheiten in Sommerach und den Vorstellungen der Bauherren entsprachen und wie sie jeweils umgesetzt wurden. Letztlich entwickelten Bauherren und Architekten daraus zielsicher die neue Konzeption. So entstand aus den früheren Versatzstücken der Nachkriegszeit und aus dem dunklen Innenraum ein einladendes und transparentes Bauwerk, das guten und hochwertigen Weinen eine überzeugende Präsentationsform ermöglicht. Im Endergebnis wurden damit die Erwartungen hinsichtlich der Ansprache neuer Zielgruppen sowie einer allgemeinen Erhöhung der Besucherfrequenz und der Umsätze sogar übertroffen.
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Domaine Les Aurelles in Nizas (F) Architekten: Perraudin Architectes, 16, Rue Jacques Imbert Colomès, 69001 Lyon www.perraudinarchitectes.com Mitarbeiter: Elisabeth Polzella, Olivier Schertenleib Bruttogeschossfläche: 665 m2 Planungsbeginn: 1999 Fertigstellung: 2001 Anbaugebiet: Languedoc-Roussillion Kontakt: 8, Chemin des Champs Blancs, 34320 Nizas www.les-aurelles.com Önologe: Basile Saint Germain Preissegment: 12– 45 Euro
Es ist eine Herausforderung, das Weingut von Caroline und Basile Saint Germain zu finden. Von Béziers in Südfrankreich führt der Weg nach Pézenas, dann zu der kleinen Ortschaft Nizas. So weit, so gut. Die letzten Meter allerdings gestalten sich spannend. Immer enger wird die Straße. Einziger Hinweis ist der Wegweiser mit der Aufschrift »Domaine Les Aurelles«. Bis zur Einfahrt glaubt der Besucher nicht, sich vor einem Weingut zu befinden. Wer es geschafft hat, wird mit einem schönen Ausblick über die Weinberge bis hin zu den hügeligen Ausläufern des südlichen Zentralmassivs belohnt. Erst beim zweiten Hinsehen entpuppen sich die gewaltigen Steinwände als zu einem Gebäude gehörig. Der Bau strahlt eine gera-
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dezu ansteckende Ruhe aus. Homogen, reduziert, ein Stück weit monumental und doch dezent zurückhaltend, so präsentiert er sich dem Besucher. Große monolithische, aufeinandergesetzte Steinquader formen sich zu einer 61 m langen und 11 m breiten Fassade. Aufgelockert wird die etwa 30 m lange Front in der Mitte durch ein großes Stahltor mit bewusst rostiger Oberfläche. Stahl und Stein stehen hier ergänzend nebeneinander, beide mit der gleichen zeitlosen Ausstrahlung. Das Tor verdeckt den Eingang. Ist es geöffnet, lässt sich erkennen, dass es sich um zwei nebeneinanderliegende Gebäude handelt, die sich um den Haupteingang gruppieren. Über ein großes Rolltor aus Stahl, das sich zur Seite hin aufschieben lässt, gelangt man in das nördliche Gebäude, in dem sich ebenerdig der Keller mit den großen emaillierten Tanks befindet. Die Raumhöhe beträgt 8 m. Zu beiden Seiten stehen jeweils sechs Stützen aus Stein, die das Dach tragen. Die gesamte Konstruktion erinnert an eine griechische Tempelanlage. Tageslicht dringt nur durch die auf beiden Seiten direkt unter der Dachkante befindlichen länglichen Lichtöffnungen. Es ist ein Ort, an dem nichts ablenkt. Ein Ort, an dem sich Basile Saint Germain voll auf das konzentrieren kann, was ihn leidenschaftlich beflügelt: außergewöhnliche, exzellente Weine zu kreieren. Der südliche, zweigeschossige Baukörper beherbergt im Erdgeschoss ein Lager. Darüber befinden sich durch eine Reihe von vertikalen Fenstern auf der Ostseite belichtete Büroräume. Ein eigener Raum für Verkostungen existiert
nicht. Diese finden entweder direkt im Keller oder unter dem Olivenbaum vor dem Weingut statt. Bei Basile Saint Germain begann die Leidenschaft für den Wein mit einem Studium der Landschaftsarchitektur in Nizza. Der gebürtige Lothringer aus Forbach arbeitete dort nebenbei als Weinverkäufer. Sowohl das südliche Frankreich als auch das Thema Wein ließen ihn nicht mehr los. Um seine Kenntnisse zu vertiefen, führte ihn sein Weg nach Bordeaux, wo er zunächst eine zweijährige Ausbildung im renommierten Château Latour begann. Dort arbeitete er nicht nur in Weinberg und Keller, sondern gestaltete in seiner Funktion als Landschaftsarchitekt auch »nebenbei« den Park des Châteaus. Bei seinem anschließenden Weinbaustudium in Bordeaux lernte er auch seine spätere Frau Caroline kennen. Ihre Wurzeln führten die beiden nach Cognac, wo sich der elterliche Betrieb von Caroline befindet. Nach sieben Jahren zog es beide wieder nach Südfrankreich, fest gewillt, von null beginnend ein eigenes Weingut aufzubauen. Basile Saint Germain ging bei der Suche nach dem zukünftigen Ort strukturiert und akribisch vor. Für ihn zählte nur erstklassiges Terroir. Nur dort, mit einzigartigen Bodenund Klimaverhältnissen, das war ihm bewusst, kann er sein Ziel erreichen, wirklich große Weine zu erzeugen. »Letztlich hätte dies auch in einer anderen Weinregion in Frankreich erfolgen können«, so Basile Saint Germain, »aber es war meine feste Überzeugung, dass gerade hier, in der stiefmütterlich behandelten Weinregion Languedoc mit seinen
erstklassigen Bedingungen, Großartiges möglich ist.« Vor allem waren es die südfranzösischen Rebsorten wie Carignan, Grenache und Mourvèdre bei den roten und Rosanne bei den weißen, die ihn faszinierten. Zwei Jahre, von 1992 bis 1994, suchte er nach dem passenden Ort. Angebote an Weinflächen gab es genug, aber es waren die ganz besonderen Bodenverhältnisse, die er wollte. Er fand die Weinberge, die er suchte, in der Nähe des heutigen Standorts im Umland von Nizas. Es ist ein weißer, lehmhaltiger Boden über 10 –15 m tiefliegenden mächtigen Kiesadern, die als fluviale Ablagerungen des Eros-Flusses entstanden sind. Ähnlich wie die berühmten Böden von Châteauneuf du Pape sind es rundgeschliffene, handtellergroße Kiesel, die den Boden durchsetzen. Die darauf befindlichen, bis zu 100 Jahre alten Reben ließ Saint Germain stehen.»Gerade die Mouvèdre-Traube hat auf den südexponierten Hängen mit sehr viel Hitze aufgrund der durch den Lehm gut wasserspeichernden Böden mit hohem Kieselanteil und so weit guter Drainagewirkung ein großartiges Potenzial«, weiß Basile Saint Germain. Nach der Ernte 1995 begannen er und seine Frau mit der Weinerzeugung in den eigenen Weinbergen, von Beginn an nach biodynamischer Methode. Da sie noch über keinen eigenen Keller zum Ausbau der Weine verfügten, suchten sie jemanden, der ihnen behilflich sein konnte. Dies war jedoch äußerst schwierig, da zu der Zeit nahezu alle Winzer in Genossenschaften, sogenannten Cooperatives, organisiert waren, die eine ungeheure Macht in 77
der Weinbranche darstellen und wenig Interesse an einem Winzer hatten, der seine Weine selbst ausbauen wollte. Zudem hatten die meisten der »Maisons des vignerons«, wie die Häuser der Winzer genannt werden, lediglich einen kleinen, unter dem Wohnraum liegenden Keller, der nur schwer extern nutzbar war. »An diesen beiden Punkten wäre das Projekt fast gescheitert«, sagt Basile Saint Germain. Fündig wurde er dann doch. Nach vier erfolgreichen Ernten war klar, dass eigene Räumlichkeiten notwendig wurden. Der befreundete Architekt Eric Castaldi erklärte sich bereit, die Planung zu übernehmen. Mit dieser wurde im September 1999 begonnen. »Es sollte ein einfacher, funktionaler Bau auf neuem Terrain werden, der sich ideal in die 78
Landschaft integriert«, so Basile Saint Germain. Im Laufe der Projektierung kam die Idee, das Gebäude aus massivem Stein zu errichten und hierzu Steine aus der Region zu verwenden. Der in Lyon ansässige Architekt Gilles Perraudin, dessen bevorzugte Werkstoffe seit der Realisierung seines eigenen Weinguts in Vauvert (siehe S. 50f.) in der Camarque Holz, Erde und Stein sind, übernahm das Projekt von Castaldi, der terminlich kaum Kapazitäten für die Weiterführung des Vorhabens hatte. Als Material wählte man schließlich den auch schon für den Pont du Gard, einen römischen Viadukt in der Nähe von Nîmes, verwendeten Stein. Große, massive Quader aus hellem Kalkstein mit einer Tiefe von 65 cm wurden geschnitten und mit Lastwagen nach Nizas transportiert. Bei einem
Gewicht von etwa 3 t pro Stein kein leichtes Unterfangen. Die anfängliche Überlegung, die monolithischen Steinquader miteinander zu verkleben, wurde wieder verworfen, da die Auswirkungen des Klebers auf das Raumklima nicht bekannt waren. Daher kam eine althergebrachte Konstruktion aus römischer Zeit zum Einsatz: Die Quader wurden einfach trocken aufeinandergeschichtet, fixiert durch ihr eigenes Gewicht, und die Fugen mit Kalkmörtel verblendet. Die Steine wirken wie ein Kühlaggregat, das tagsüber Wärme aufnimmt und sie nachts wieder an die Umgebung abgibt. Auch das begrünte Dach ist als Klimapuffer konzipiert. Die schwere Konstruktion mit hohem Substrataufbau speichert Regenwasser, das durch Verdunstung das Gebäude kühlt. Ein beeindruckender Bau, der
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Axonometrie Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:500
1 Geräte- und Maschinenlager 2 Trockenlager
3 Hof 4 Gärkeller 5 Reifekeller
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2001 in gerade einmal vier Monaten noch rechtzeitig vor der Ernte im September fertiggestellt wurde. Ebenso beeindruckend sind die Weine. Auf einer Gesamtfläche von 9 ha werden insgesamt nur 200 hl Wein erzeugt. Mit 18 hl/ha bei Weißwein und 20 –22 hl/ha bei Rotwein bewegt sich Basile Saint Germain auf homöopathischem Niveau, dabei allerdings qualitativ auf allerhöchstem Standard. Aus der schwierigen und häufig unterschätzten weißen Rebsorte Rousanne keltert er einen einzigen Wein: Aurel. Der Name lehnt sich an den Namen der Domaine an und wird im Barrique aus Vogeseneiche ausgebaut. Ein Wein, von dem gerade einmal fünf Fässer pro Jahrgang existieren, mit faszinierendem Geruch und komplexer Aromenstruktur, sehr dicht mit schier endloser Länge am Gaumen.
6 Lager 7 Luftraum 8 Büro
9 Archiv 10 Labor 11 Küche
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Bei den Roten sind es gerade einmal drei Weine: der Solen, ein Cuvée aus 60 % Carignan und 40 % Grenache; ein roter Aurel mit 65 % Mourvèdre, 20 % Syrah und 15 % Grenache sowie der Déella, ein Wein, den Basile Saint Germain »Resteküche« nennt und der nur dann abgefüllt wird, wenn »etwas übrig bleibt«, folglich ist er immer wieder anders verschnitten. Alle Rotweine werden ausschließlich im Edelstahl ausgebaut, um die Fruchtnoten möglichst unverfälscht in die Flasche zu bekommen. Es entstehen unglaublich dichte Weine von betörender Fülle und Fruchtigkeit mit großem Potenzial. Vor allem auf den Tischen der Sterne-Köche in Europa sind seine auf allerhöchstem Niveau angesiedelten Weine zu finden. 79
Quinta do Portal in Celeirós do Douro (P)
Lageplan Maßstab 1: 2000
Architekt: Álvaro Siza Vieira, Rua do Aeixo, 53, 2º 4150-043 Porto Mitarbeiter: Gabriel Flórez, Pedro Polónia, Ola Boman, Miguel Nery, Atsushi Ueno, Gonçalo Campello Bruttogeschossfläche: 4700 m2 Planungsbeginn: 2001 Fertigstellung: 2010 Anbaugebiet: Douro Kontakt: E.N. 323 Celeirós do Douro, 5060 Sabrosa www.quintadoportal.com Önologe: Paul Coutinho Preissegment: 4,50 –75,00 Euro
Kork und Schiefer – beide Materialien kennzeichnen das Douro-Tal. Der Kork als Verschluss der Weinflaschen, der Schiefer als Boden, auf dem die Weine wachsen. Beide Materialien umhüllen auch das 4700 m2 umfassende Gebäude in Celeirós do Douro bei Sabrosa im mittleren Douro-Tal, das sich dadurch natürlich in die umgebenden Weinberge einpasst. Es handelt sich um das 2008 fertiggestellte Lagerhaus von Quinta do Portal, einem 100 ha umfassenden Weingut – ein großer Wunsch, den sich der Eigentümer Eugénio Branco erfüllt hat. Die Familie Branco, seit dem 15. Jahrhundert im Douro-Tal ansässig, produziert hier seit mehr als 100 Jahren Portwein. Ausgangspunkt war die Quinta dos Muros; ab 1974 wurden zunächst mehrere Weinberge, später noch vier weitere Quintas dazu-
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gekauft. Quinta do Portal, 1991 erworben, ist Namensgeber für alle fünf mittlerweile zusammengefassten Weingüter. Seit 1994 wurde mit der Produktion von rotem Douro-Wein begonnen – wie sich herausstellte, ein großer Erfolg. Denn zehn Jahre später gewann der Wein Quinta do Portal Auru, Jahrgang 2001, erste Auszeichnungen. Nachdem am Standort der Platz immer knapper wurde, entschloss sich Eugénio Branco zum Bau eines neuen Lagers für die Reifung und Lagerung der Weine. Es sollte als funktionales Gebäude bestmöglich mit der Landschaft harmonieren, gleichzeitig aber auch mit dem bereits bestehenden Hotel sowie dem benachbarten Restaurant Anziehungspunkt für Weintouristen sein. Mit Álvaro Siza gewann Eugénio Branco einen der bedeutendsten zeitgenössischen europäischen Architekten für das Projekt. Sizas Ziel war es, ein Gebäude zu schaffen, das sich im Gleichgewicht mit der Landschaft befindet und sich dabei bestmöglich integriert. Die Anforderung, einen Bau zu planen, der sowohl für die Lagerung von Portweinen als auch von Rotweinen geeignet ist, war schwierig, benötigen sie doch unterschiedliche Lagertemperaturen. Beide, Brano und Siza, entschieden sich für eine dreigeschossige Lösung. Die unterste Ebene ist 9 m tief in die Erde eingegraben, um die kühle Temperatur von etwa 12 °C für die Lagerung der Rotweine zu gewährleisten. Falls die Temperatur zu hoch wird, werden über eine an der Decke installierte Zerstäuberanlage feine Wassertröpfchen im Raum verteilt, die für weitere Kühlung und eine Luftfeuchtigkeit von 80 %
sorgen. Im zweiten, darüberliegenden Geschoss lagern die Port- und Muskatweine bei mit ca. 17 °C deutlich wärmeren Temperaturen. Auf der obersten Ebene realisierte Siza das sogenannte Portal, das Aussichtsterrasse und Präsentationsräume vereint. Von hier oben genießt der Besucher einen beeindruckenden Blick über die Douro-Weinlagen. Direkt nebenan befindet sich eine ältere Halle, heute noch Produktionshalle mit den großen Gärtanks, Pressen und der Abfüllanlage. Ein unterirdischer Tunnel verbindet beide Gebäude. Das gesamte Bauwerk ist aus Stahl und Beton errichtet, sichtbar im Kellerinneren an nackten, nicht verkleideten Wänden. Die Treppen, die die beiden unteren Ebenen verbinden, sind symmetrisch angelegt und wirken von Weitem wie ein großes W. Große, aus weißem Glas gefertigte Deckenlampen geben Licht. Der seitlich klein am Lampenschirm lesbare Name Álvaro Siza lässt den Designer erkennen. Beide Lagerräume sind so konzipiert, dass sie genügend Kapazität für die kommenden Jahre bieten. Im Rotweinlager befinden sich zur Zeit nur etwa 600 Fässer. Dort können jedoch bis zu 3040 Barriquefässer lagern. Bei den Portweinen sind es große Fässer, die zusammen bis zu 800 000 l fassen. Vor allem französische und amerikanische Eiche wird für die Fässer verwendet. Alle sind am Fassboden mit den vier für Quinta do Portal typischen Piktogrammen gekennzeichnet: Das erste, ein P, steht für den Namen Portal, das zweite, ein stilisiertes Tor, ist das Kennzeichen für alle Portweine und befindet sich sowohl auf den Etiketten wie auch auf deren Weinkisten. Daneben steht das dritte,
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ein Türklopfer, der als Erkennungsmerkmal für die Douro-Weine gilt, und das vierte, ein Weinglas, symbolisiert die Verkostung der Weine. Eine Besonderheit ist der Einsatz von Eichenholz aus Russland, das mit seiner speziellen Holzstruktur vor allem für extra trockenen Portwein geeignet ist. Ebenso außergewöhnlich sind die über 50 Jahre alten Fässer aus portugiesischer Eiche, in denen Portweine mehrere Jahrzehnte lagern. Die Idee, das für Portugal charakteristische Material Kork im Bereich der Außenfassade einzusetzen, hatte Siza erstmalig bei der Gestaltung des portugiesischen Pavillons anlässlich der Expo 2000 in Hannover. Zunächst nur als temporäre Ausstellungsfläche gedacht, wurde der Pavillon anschließend in der mittelportugiesischen Stadt Coimbra wieder aufgebaut und als Konzertsaal genutzt. Hier zeigte sich, dass Kork ein erstklassiges, witterungsbeständiges und gleichzeitig sehr gut isolierendes Material ist. Für Siza Argument genug für die Verwendung einer 10 cm starken Korkauflage zur Außenisolierung von Quinta do Portal. Insgesamt beträgt die in Kork gestaltete Oberfläche 1506 m2. Die Kombination mit dem Schiefer des Douro, insgesamt 1140 m2, der den unteren Teil der Außenhaut bildet, erzeugt eine natürliche Spannung. Unmittelbar an den Eingang der Quinta, der den Besucher vom weiträumigen Parkplatz kommend empfängt, schließt sich der Verkaufs- und Verkostungsraum an. Der Boden aus rustikalen Kieferndielen steht im Kontrast zu Wänden und Decke aus nüchternem Sichtbeton. Auf der rechten Seite befindet sich eine langgestreckte Theke aus Holz
Grundrisse Maßstab 1:1000
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Terrasse Vestibül Auditorium Dachterrasse Haupteingang Verkostungsraum Portweinkeller Flaschenlager Verbindungstunnel Barriquekeller Technik
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mit der Präsentation der Weiß-, Rosé- und Rotweine, daran anschließend die der Port-und Muskatweine. Das Mobiliar, ebenfalls entworfen von Álvaro Siza, ist aus Riga-Kiefer hergestellt. Das Holz stammt aus Lettland und wurde im 19. Jahrhundert für den Bau der Holzhäuser in Porto eingesetzt. Siza verwendete es erstmalig bei einem seiner ersten Projekte, dem 1966 realisierten Strandbad von Leça da Plameira. Hier stellte sich heraus, dass das Material auch nach Jahrzehnten ohne jede Behandlung formstabil bleibt. Auf die oberste Ebene des Gebäudes, die Dachfläche, hat Siza ein an ein großes Schlüsselloch erinnerndes Volumen gesetzt. Der in Terrakottafarben gehaltene Baukörper nimmt den für 60 Personen ausgelegten Präsentationsraum auf. Ein großes Fenster gibt den Blick auf die umgebende Landschaft frei. Die Dachterrasse, die für eigene Veranstaltungen verschiedener Art genutzt oder auch vermietet wird, ist begrünt, was sich günstig auf das Raumklima der darunterliegenden Lagerräume auswirkt.
Siza, für den Quinta do Portal nach dem Weingut Adega Mayor (siehe S. 26ff.) das zweite Weinarchitekturprojekt war, orientierte sich auch bei dieser Arbeit an den Vorgaben des Winzers, in diesem Fall Paulo Coutinho, der hier bereits seit 1994 für die Produktion von Wein verantwortlich ist. Zahlreiche Auszeichnungen belegen eindrucksvoll den Qualitätsanspruch von Quinta do Portal. Das Weinsortiment umfasst das gesamte Spektrum, von dem Einstiegswein, dem weißen Relato, einem Verschnitt aus Gouveio, Malvasia Fina und Viosinho, bis hin zum Topwein des Hauses, dem Quinta do Portal Auru, einem Rotwein aus den besten Trauben von Touriga Nacional und Tinta Roriz. Insgesamt werden heute mehr als 1,4 Millionen Flaschen Wein und Portwein in mehr als 50 Länder exportiert, Tendenz steigend. 2011 mit dem »Prémio de Arquitectura do Douro«, dem Architekturpreis des Douro-Tals, ausgezeichnet, ist Quinta do Portal die eindrucksvolle Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte, die vor mehr als 100 Jahren mit der Produktion von Portwein begann. 85
Rocca di Frassinello in Gavorrano (I) Architekten: Renzo Piano Building Workshop, Via Rubens 29, 16158 Genua, www.rpbw.com Mitarbeiter: L. Couton (Assoziierter), B. Plattner (Partner) mit L. Dal Cerro, G. Ducci G. Pasquini, P. Hendier und K. Demirkan; Y. Kyrkos, C. Colson, O. Aubert (Modelle) Planungsbeginn: 2001 Fertigstellung: 2007 Anbaugebiet: Maremma Kontakt: Podere Poggio Alla Guardia, 58023 Gavorrano www.castellare.it Önologe: Alessandro Cellai Preissegment: 15–100 Euro
Rocca di Frassinello in Gavorrano (Grosseto) ist das Gemeinschaftsprojekt von Paolo Panerai, Besitzer des renommierten toskanischen Weinguts Castellare, und Baron Éric de Rothschild, Geschäftsführer des berühmten Bordelaiser Familienunternehmens Domaines Barons de Rothschild. Die beiden lernten sich in den 1980er-Jahren kennen, als der Baron mit seiner Frau Beatrice ihre Heimat besuchte: die Maremma. In diesem Gebiet, dem aufstrebenden, zum Meer hin auslaufenden südlichen Teil der Toskana, platzierten die erfahrenen Geschäftsmänner und Weinkenner das neue Weingut, in dem Weine von höchster Qualität produziert werden. Im Jahr 2000 wurden die ersten Reben gepflanzt, 2003 erfolgte die erste Ernte. Önologischer Berater der
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ersten Jahre war Christian le Sommer von Château Lafite Rothschild bei Bordeaux. Heute kümmert sich der Önologe Alessandro Cellai um Qualität in Weinberg und Keller. Auf 80 ha des insgesamt 500 ha umfassenden Anwesens, zwischen den bekannten Appellationen Bolgheri und Scansano, wachsen die roten Rebsorten Sangiovese, Cabernet Sauvignon, Merlot und Nero d’Avola und die weiße Sorte Vermentino. Angelehnt an die Philosophie französischer Châteaus, werden drei Qualitätslinien vermarktet. Ein guter Basiswein, Poggio alla Guardia, eine gehobene Mittelklasse, in Frankreich häufig als Zweitwein bezeichnet, Le Sughere di Frassinello, und die Top-Qualität, sozusagen der Grand Cru des Weinguts, der Rocca di Frassinello. Die Weine werden in 55 Länder exportiert. 2001 beauftragte das Weingut den Architekten Renzo Piano mit dem Neubau des Fasskellers. Das Gebäude bildet den nördlichen Abschluss eines zu drei Seiten hin offen Platzes am Hang eines leicht ansteigenden Hügels. Von hier aus genießt man einen wunderbaren Blick über die umgebende Landschaft. Unter dem Platz, der nach dem Vorbild eines »Sagrato«, eines Raums für öffentliche Veranstaltungen, geschaffen wurde, befindet sich der unterirdische Fasskeller, in dem 2500 Holzfässer Platz haben. Er erinnert an ein Amphitheater, jedoch sitzen nicht die Menschen, sondern die Fässer auf den zur Mitte hin absteigenden Stufen. Auf der untersten Ebene, in der Mitte des Raums befindet sich der Verkostungsbereich. Für natürliches, aber sehr gedämpftes Licht sorgen umlaufende
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Lichtschächte, die gleichzeitig eine Blickbeziehung zu den umliegenden Räumen der Weinproduktion schaffen. Einzige direkte Lichtquelle ist die 1,50 ≈ 1,50 m große Öffnung in der Mitte des Fasskellers. Diese gibt einerseits den Blick in den Himmel frei und erzeugt andererseits dramatische Lichtstimmungen im Inneren, ähnlich wie beim Pantheon in Rom. Um den Fasskeller herum liegen die Räume für die Weinproduktion. Die stählernen Gärtanks können direkt über kleine Öffnungen auf dem darüberliegenden Platz mit Trauben befüllt werden, somit lassen sich die natürlichen Gravitationskräfte optimal ausnutzen. Der Fasskeller bildet das Podium, auf dem der transparente, luftige Glaspavillon steht. Der in Leichtbauweise errichtete, 20 ≈ 20 m große Kubus empfängt die Besucher und dient als Verkaufsraum. Das darüber scheinbar schwebende Dach wirkt wie ein fliegender, aus Weinranken gewebter Teppich. In den östlichen und westlichen Gebäudeteilen befinden sich die Labors und Büroräume.
Trotz seiner Größe dominiert das Gebäude die Landschaft nicht, sondern duckt sich förmlich in den Hang und scheint wie im Dialog mit ihr. Zwischen dem eher archaisch anmutenden Keller und der Glaskonstruktion entsteht eine positive Spannung, die die Verbindung zwischen traditionellem Weinbau und industrieller Produktion herstellt. Wahrzeichen des Weinguts ist der schon von Weitem sichtbare hohe, schlanke Turm. Die in roter Farbe gestrichene Landmarke erinnert an die Türme toskanischer Stadtpaläste, wie z. B. an die mittelalterlichen Geschlechtertürme von San Gimignano. Das äußere Erscheinungsbild des Weinguts ist Ausdruck seiner Philosophie. Als italienisch-französisches Joint Venture setzte man sich die Produktion internationaler Weine zum Ziel. »Um große Weine zu erzeugen, muss man das Terroir optimal interpretieren, das von Lage zu Lage variiert«, das ist der Grundsatz von Rocca di Frassinello. Standardisierte Geschmäcker sollen dabei aber ausgeschlos-
sen werden. In einer Welt, in der alles immer einheitlicher wird, leistet das Weingut sozusagen kulturellen Widerstand. Wein ist immer noch ein von Menschenhand aufwendig hergestelltes Produkt und viel mehr als einfach nur ein Getränk. Paolo Panerai und Renzo Piano kennen sich bereits seit vielen Jahren. Der Bauherr war einer der ersten Journalisten, die über den Architekten geschrieben haben. Bis heute sind beide gut befreundet. Aber nicht nur dadurch fiel die Wahl auf Renzo Piano. Er gilt als der wichtigste zeitgenössische Architekt Italiens. Allerdings hatte er vorher noch nie ein Weingut gebaut, obwohl er Wein liebt und sein Vater ein kleines Weingut im Piemont besaß. Das Ergebnis entspricht ganz der Philosophie des Architekten, die Natur nicht durch die Architektur auszuradieren, sondern sie vielmehr in die Landschaft zu integrieren. Die Grundlagen zum Projekt wurden in einem langen Planungsprozess von 2001 bis 2007 gemeinsam erarbeitet. 89
Weingut Erich Sattler in Tadten (A) Architekten: Architects Collective, Hohlweggasse 2/25, 1030 Wien, www.architectscollective.net Mitarbeiter: Andreas Frauscher, Patrick Herold, Richard Klinger, Kurt Sattler Grundstücksfläche: 300 m2 Bruttogeschossfläche: 450 m2 Planungsbeginn: 2009 Fertigstellung: 2010 Anbaugebiet: Burgenland Kontakt: Obere Hauptstr. 10, 7162 Tadten www.erichsattler.at Önologe: Erich Sattler Preissegment: 4 – 30 Euro
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Lageplan Maßstab 1:2000 Grundrisse Maßstab 1:500 1 2 3 4 5 6 7
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Fassraum Tankraum Terrasse Büro Vorraum Verkostungsraum Schlafzimmer
Schon als kleiner Junge hat Erich Sattler dort gespielt, wo er heute mit großer Leidenschaft tätig ist: in den Weingärten seiner Heimatgemeinde Tadten, mitten im Burgenland unweit des Neusiedler Sees gelegen. Nach Absolvieren der Weinbauschule Krems und einem Studium an der Universität für Bodenkunde in Wien übernahm Erich Sattler 2000 das elterliche Weingut im Ortskern des ca. 1300 Einwohner zählenden Dorfs Tadten. »Meine Leidenschaft gilt Weinen, wie ich sie selbst liebe und gerne trinke« – eine Aussage, die man Erich Sattler sofort abnimmt. Sein Hauptaugenmerk gilt den beiden roten Rebsorten Zweigelt und St. Laurent, die mehr als vier Fünftel seiner Weine ausmachen. Bei den Weißen sind es Weißburgunder und die regionale Rebsorte Welschriesling, eine spät reifende Traube mit fruchtiger Säure, die allerdings nichts mit dem Riesling gemein hat. Alle wachsen sie auf den kargen Schotterböden, die die Donau vor mehr als 2 Millionen Jahren auf ihrem Weg zum Schwarzen Meer hier abgelagert hat. Es sind ideale Böden für die Weinerzeugung, da sie tagsüber Wärme speichern und diese nachts an die Reben wieder abgeben. Durch ihre Kargheit entstehen Rotweine mit samtigen Tanninen und einer verspielten Fruchtigkeit. Hinzu kommt das pannonische Klima, das mit heißen, trockenen Sommern und einem meist sonnigen Herbst die Trauben ideal reifen lässt. Auf 12 ha erzeugt Erich Sattler sortentypische Weine mit enormer Dichte und ausgezeichneter Lagerfähigkeit. »Vom Weingarten bis in die Flasche soll alles durch meine Hand gehen«, so Erich Sattler,
»ich will nicht größer werden.« Als jedoch vor drei Jahren das Weingut förmlich aus allen Nähten zu platzen drohte, sah er Handlungsbedarf. Da sein Bruder Kurt Architekt mit eigenem Büro in Wien ist, gestaltete sich die Suche nach einem Architekten nicht schwer. Bezüglich des zu planenden Umbaus hatte Erich Sattler bestimmte Vorstellungen. Er wünschte sich einen Raum, der als Treffpunkt für Geschäftspartner und Kunden dient. Zugleich solle der Raum die Möglichkeit bieten, zusammen zu kochen und zu essen. Da Übernachtungsmöglichkeiten in Tadten begrenzt sind, lag es nahe, Gästezimmer für die Besucher des Weinguts einzuplanen. Die Herausforderung für die Architekten lag darin, ein neues Gebäude in die bestehenden räumlichen Gegebenheiten zu integrieren. Auf dem 12 ≈ 120 m großen Grundstück befinden sich zwei Bestandsgebäude und ein Neubau: Zum Dorfanger hin liegt der L-förmige Wohnbau mit Innenhof, der den öffentlichen Zugang zum Weingut gewährt. Am anderen Ende des Grundstücks in Richtung der Weingärten befindet sich eine Produktions- und Lagerhalle mit An- und Zufahrt. Diese bauliche Konstellation führte zu der Überlegung, die Erweiterung in der Mitte des Grundstücks vorzunehmen. Kurt Sattler erarbeitete mit seinem Team von Architects Collective drei Entwürfe, von denen Erich Sattler einen auswählte. Dieser sah eine zweigeschossige Lösung vor: Das Erdgeschoss beherbergt den Fassraum, und im Obergeschoss befinden sich Verkostungsraum, Küche sowie Büro und Gästezimmer. 91
Die Planungsphase dauerte sechs Monate, die Realisierung etwa ein Jahr. Während das Obergeschoss noch im Bau war, wurde bereits das Erdgeschoss für die Ernte 2009 genutzt. Interessant sind die verschiedenen Grundflächenformen beider Geschosse. Das Erdgeschoss beschreibt ein Rechteck, auf das ein Parallelogramm als Obergeschoss gesetzt ist. Dessen Innenräume öffnen sich zu den verschiedenen Himmelsrichtungen. Die Verbindung beider Grundformen erfolgt durch eine Reihe von Raumdiagonalen und erzeugt so eine fließende Gesamtform. Im Obergeschoss entsteht dadurch eine Vielzahl unterschiedlicher Räume mit verschiedenen Kubaturen und Blickrichtungen in die Umgebung. Die Restflächen des Parallelogramms ergeben zwei Terrassen, jeweils eine in Ost- und eine in Westrichtung, die für Veranstaltungen und Weinpräsentationen genutzt werden können. Die darüberliegende schräge und leicht gewölbte Dachfläche ist mit Holzplanken belegt und begehbar. Von Weitem sieht sie wie ein Teil eines großen Holzfasses aus. Von hier oben bietet sich ein eindrucksvoller 360°-Rundblick auf den Neusiedler See, in die Slowakei und das benachbarte Ungarn sowie auf die in der Ferne liegenden Voralpen. 92
Großzügige Glasfassaden stellen den Übergang von innen und außen her und sorgen für Helligkeit in den Räumen. Inspiriert wurden Kurt Sattler und sein Team von Arbeiten des amerikanischen Künstlers Dan Graham, der unter anderem mit einem begehbaren Pavillon im Heizkraftwerk Berlin-Mitte oder der »Two Way Mirror Hedge« im Ständehauspark in Düsseldorf für Aufsehen sorgte. Der Innenraum selbst kann als Großraum genutzt oder durch eine Schiebewand und vier große Türen geteilt werden. In der Mitte dieses Bereichs liegt ein frei stehender, fünfeckiger, holzverkleideter Baukörper, in dem Nassräume und Küche zusammengefasst sind. Die gesamte Gebäudekonstruktion besteht aus Beton und Mauerwerk. Die Fassade in dunklem Steingrau steht im Kontrast zu den in Weiß gehaltenen Innenflächen. Einzige farbliche Akzente setzen die roten Stühle im Verkostungsraum. Sowohl im Erd- als auch im Obergeschoss wurde neben der Funktionalität vor allem Wert auf Pflegeleichtigkeit gelegt. Die Architekten schufen große Flächen mit möglichst wenig Stößen, sodass diese leicht zu reinigen sind. Als Innenwandverkleidung der Rohbetonwände kamen 10 cm dicke Sandwichpaneele als Isolierung zum Einsatz.
Mit einer säureresistenten Beschichtung sind diese unempfindlich und hygienisch. Im Erdgeschoss wurde auf eine Klimaanlage verzichtet. Trotz der im Sommer meist hohen Außentemperaturen von häufig mehr als 30 °C steigt die Innentemperatur im Fassraum nicht über 15 °C. Der Betonboden ist ohne Dämmung direkt mit dem gewachsenen Boden verbunden. Im Obergeschoss wurde eine Fußbodenheizung installiert. Im Außenbereich sind die großzügigen Terrassen mit Holzdielen belegt, ein großes Sonnensegel spendet bei Weinverkostungen Schatten. Die oberste Dachterrasse ist der privaten Nutzung vorbehalten, nicht ohne jedoch dem Besucher die Möglichkeit des Ausblicks zu gewähren. So wie der Winzer Erich Sattler eher zurückhaltend auftritt, so ist auch sein Weingut gestaltet – nicht auf den ersten Blick repräsentativ und auf Außenwirkung bedacht, sondern dezent und leise. Erst nach Öffnen des Eingangstors und Durchschreiten des Innenhofs erschließt sich dem Besucher das Objekt – wie seine Weine, die sich erst langsam nach dem Öffnen der Flasche entfalten: samtig, fein, elegant. Und so ist es diese zurückhaltende Eleganz, die Weine, Weingut und Winzer verbindet und zu einem ganzheitlichen Bild vereint.
Schnitte Maßstab 1:500
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Kellerei St. Michael in Eppan (I) Architekt: Walter Angonese, Marktplatz 6, 39052 Kaltern www.angonesewalter.it Künstlerische Intervention: Manfred Alois Mayr, Meran Mitarbeiter: Silvia Potente Grundstücksfläche: 350 m2 (Verkauf), 820 m2 (Barriquekeller) Bruttogeschossfläche: 422 m2 (Verkauf), 936 m2 (Barriquekeller) Planungsbeginn: 2008 Fertigstellung: 2011 Anbaugebiet: Südtirol Kontakt: Umfahrungsstr. 17/19, 39057 Eppan www.stmichael.it Önologe: Hans Terzer Preissegment: 7– 22 Euro Lageplan Maßstab 1:1500
Die 1907 gegründete Kellerei St. Michael hat sich, schon von Weitem gut sichtbar, im Ortskern von Eppan an der Südtiroler Weinstraße angesiedelt. 350 Mitglieder liefern ihre auf 380 ha sorgsam gepflegten Trauben an die »Michaeler«, die ihre Weine in über 30 Länder der Welt und in die italienische Top-Gastronomie vertreibt. Kellermeister Hans Terzer kümmert sich seit 1977 um die Produktion. Anton Zublasing, selbst Weinbauer und einer der führenden Önologen Italiens, schlägt als von der Genossenschaft gewählter Präsident der Südtiroler Kellermeister die Brücke zwischen ihren Mitgliedern und der Geschäftsführung. Hier ist Günther Neumair für den administrativen Teil der Kellerei verantwortlich. Das 1909 im Jugendstil erbaute Haupthaus der
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Kellerei bildete einst den angemessenen Rahmen und erzählt vom Stolz der Weinbauern und dem Traditionsbewusstsein der Region. Mit dem neu gestalteten Fasskeller und der 2011 fertiggestellten Vinothek blickt man hier nun in eine Zukunft, die von Innovation, Kreativität und Offenheit geprägt sein soll. Hans Terzer und Architekt Walter Angonese sind seit über zehn Jahren befreundet. Während der gesamten Planungs- und Entstehungsphase des neuen Barriquekellers und des Verkaufsraums standen die beiden und der Meraner Künstler Manfred Alois Mayr in engem Kontakt. Die Gestaltungsprinzipien wurden gemeinsam erarbeitet. In der neuen Vinothek dominiert helles Eichenholz. Wie in anderen Weingütern auch, stellt dieses
Material den Bezug zur Weinherstellung her. Theke, Regale und die lange Tafel im hinteren Teil des Raums sind daraus gefertigt. Trotz des schweren, massiven Holzes und des schwarzen Bodens aus 3 cm starkem Bitumenterrazzo wirkt der Raum hell und offen. Das einzige natürliche Licht dringt über die Glasfront im Eingangsbereich und die Patios ein. Beim Betreten des Raums fallen sofort die von Manfred Alois Mayr gestalteten Leuchten auf. An den mit Blattgold veredelten Kabelschächten sind Halogenlampen angebracht, die den Raum in ein warmes, stimmungsvolles Licht tauchen. Der Kontrast aus »armem« Grundmaterial und luxuriösem Anstrich entfaltet hier seine Wirkung. Effektvoll reflektiert das Gold den Schein der Lampen. Die durchbrochenen Schächte scheinen zu schweben. Protagonisten in diesem Raum sind die Weine der Kellerei. Die Planer wollten keine Boutique schaffen, in der Architektur und Mobiliar dominieren und der Wein eine untergeordnete Rolle spielt, sondern in erster Linie die Flaschen der Kellerei zeigen. Sie sind in den Eichenregalen längs der Wände ausgestellt. Zwischen den Regalböden ist eine Holzleiste angebracht, in die von hinten beleuchtete SchwarzWeiß-Fotografien eingelassen sind. Sie zeigen Weinberge und Szenen aus dem Alltag des Weinbaus. Das Zeichenhafte, Emotionale zieht sich durch den gesamten Raum. Dabei sind es teilweise nur Details wie beispielsweise die in den Handlauf der massiven Eichenholztheke eingelassenen Fassstopfen, die als haptische Elemente die Sinne anregen.
Grundriss Verkostungsraum Maßstab 1:400 1 8
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Zugang Eiben-Patio Reben-Patio Lagenbühne Olivenbaum-Patio Verkostungsraum Verkostungs- und Verkaufsraum 8 Lager
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Grundriss Weinkeller Maßstab 1:400 1 Eingang 2 Barriquelager 3 aufgelassene Betonfässer 2
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Auch im separaten Verkostungsraum dominiert Eichenholz. Tische und Stühle sind massive Maßanfertigungen. In der etwas erhöhten Nische des Verkaufsraums steht ein riesiger Tisch. Die von Weitem nur als dunkle Platte von organischer Form wahrgenommene Tischoberfläche entpuppt sich bei näherem Hinsehen als fotografierte Aufsicht auf die Weinlagen der Kellerei. Auf den einzelnen Lagen stehen Flaschen der aus ihren Trauben gekelterten Weine, was einen sehr anschaulichen, direkten Bezug herstellt. Der Blick ins Freie führt über die drei Patios: In einem wachsen Reben, im anderen ein Olivenbaum und im dritten Eiben. Diese drei typischen Pflanzen Südtirols symbolisieren die Flora der umgebenden Landschaft. Gleichzeitig schirmen sie den Raum gegen die Sonne ab. Im Gegenlicht erscheint die Decke der Vinothek auf den ersten Blick schwarz. Bei genauer Betrachtung sieht man die sich überschneidenden großen Kreise aus gedeckten dunklen Farben. Petrolgrün, Graubraun und Dunkelrot wurden über dem Tisch in der Nische verwendet. Die Farben korrespondieren mit denen der Weinlagenkarte. Über der Theke und den Regalen des Verkaufsraums setzte man Gold, Ocker und Graublau ein, Farben die mit dem hellen Holz und den goldenen Lampen harmonieren. Die eigentlich schlichten Einrichtungselemente wirken durch das hochwertige Material edel. Mit 68 % bildet der Weißwein den Hauptanteil der Produktion. 18 % davon entfallen auf den Weißburgunder. Mit 17 % stellt der autochthone Südtiroler Vernatsch mehr als die Hälfte der roten Rebsorten. Drei Linien bringt die Kellerei auf den Markt. Die Klassische Linie umfasst alle urtypischen Südtiroler Weiß-, Rot- und Roséweine in DOC-Qualität. Die Selektion-Linie ist eine Auswahl außergewöhnlicher Weine aus ausgesuchten Anbaugebieten, die individuell ausgebaut werden. Sanct Valentin stellt die Spitzengewächse. Sie werden aus Einzellagen mit hoher Ertragsbegrenzung vinifiziert. Aus dieser Linie stammen die Lieblingstropfen des weinaffinen Architekten: der St. Valentin Sauvignon Blanc und der St. Valentin Pinot Noir. Reintönigkeit, ein feines Säurespiel und Harmonie zeichnen die »Michaeler« Weine aus. Das kompromisslose Setzen auf Qualität wurde 2000 mit der Auszeichnung »Kellerei des Jahres« belohnt. In den 1950er- bis 1970er-Jahren setzte man in Südtirol wie in vielen anderen Anbaugebieten der
Welt auf Massenproduktion. Aus dieser Zeit stammen die riesigen unterirdischen Betontanks. Da sie schon seit Jahren nicht mehr in Gebrauch sind, nutzte auch die Kellerei St. Michael die Tanks sinnvoll, indem man sie aufschnitt und in Barriquekeller umfunktionierte. Die Wände sind mit Glasfliesen verkleidet, die über die Jahre die Farbe des Weins angenommen haben und heute effektvoll in Violett und Dunkelblau changieren; der in den Fugen abgesetzte Weinstein glitzert. So wurde ein stimmungsvoller Raum geschaffen, der den Bezug zur Vergangenheit herstellt. Durch einen giftgrün lackierten Gang gelangt man in den angrenzenden, ebenfalls von Walter Angonese erneuerten Fasskeller, an dessen Wänden sich die typischen schwarzen Kellerhefen abgelagert haben. Begibt man sich an das Ende des Kellers, so wirkt die Öffnung in der Mitte der gegenüberliegenden Wand wie eine von hinten beleuchtete grüne Glasscheibe – eine unglaublich effektvolle optische Täuschung. Hinauf ins Jugendstilgebäude führt eine Treppe aus rohen Betonstufen. Das ursprüngliche schmiedeeiserne Geländer ist, bis auf einen neuen dunkelgrünen Anstrich, original belassen. Auch hier wurde wieder bewusst mit Kontrasten gespielt. Von dort aus gelangt man in den oberen Barriquekeller, dessen ursprüngliche Form samt Stützen »überformt« und so auf pragmatische Art neu interpretiert wurde. Wie in der Vinothek besteht der Boden aus Bitumenterrazzo. Die Wände wurden mit einem Putz veredelt, in den Glassplitter eingearbeitet sind. Der ganze Raum glitzert. Von Weitem entsteht der Eindruck, als seien kleine Edelsteine in den Putz eingelassen. Alle Arbeiten wurden in enger Abstimmung zwischen Architekt und Künstler ausgeführt, beide waren in der Bauphase häufig vor Ort. Während des Entstehungsprozesses gab es immer wieder Veränderungen. »Dies hat den Bauherrn viele Nerven gekostet«, gesteht Walter Angonese lächelnd. Aber Selbstkritik und Selbstzweifel fördern ein gutes Ergebnis. Das flexible Eingehen auf Möglichkeiten und Veränderungen korrigierte manche Entscheidungen in positiver Weise. Mehr Aufmerksamkeit zu erlangen, war nicht unbedingt Ziel des Projekts. Die Kellerei St. Michael hatte bereits einen festen Status. Beim Umbau des Weinkellers nutzte man vielmehr Vorhandenes, verband Altes mit Neuem und spielte eindrucksvoll mit Kontrasten. 97
Weingut Gantenbein in Fläsch (CH) Architekten: Bearth & Deplazes Architekten, Chur / Zürich Valentin Bearth – Andrea Deplazes – Daniel Ladner Wiesentalstr. 7, 7000 Chur, www.bearth-deplazes.ch Bruttogeschossfläche: 980 m2 Planungsbeginn: 2006 Fertigstellung: 2008 Anbaugebiet: Graubündner Rheintal Kontakt: Ausserdorf 38, 7306 Fläsch www.gantenbeinwein.com Weinmacher: Daniel Gantenbein Preissegment: ca. 60 Euro Lageplan Maßstab 1:2000 Schnitt Maßstab 1:500
Vor der Kulisse der massiven Graubündner Alpen wirkt das zwischen Rebflächen stehende Gebäude leicht und fast transparent. Das reliefartige Mauerwerk scheint in Bewegung, und so verändert sich je nach Blickwinkel das Erscheinungsbild der aus Sandsteinziegeln gesetzten, im Licht schimmernden Außenhülle der neuen Cuverie des Weinguts Gantenbein in Fläsch. Die 2008 fertiggestellte, unterirdisch mit dem 1996 neu gebauten Weinkeller verbundene Halle ist das Ergebnis eines einzigartigen Zusammenspiels zwischen Weinbau, Architektur und technischer Innovation. Begonnen hat alles im Jahr 1982, als Martha und Daniel Gantenbein sich entschlossen, die 4 ha Rebfläche von Marthas Eltern Leonhard und Anna Kunz zu übernehmen und sich nur noch ihrer Leidenschaft, dem Wein, zu widmen. Die gelernte Kauffrau und der Maschinenmechaniker waren beide von Kind an vom Weinbau fasziniert und besuchten Kurse an der Weinfachschule Wädenswil am Zürichsee, um sich ein fundiertes Wissen über den Anbau und Ausbau von Wein anzueignen. Die inzwischen 6 ha umfassende Rebfläche ist ausschließlich mit Pinot Noir, Chardonnay und Riesling bestockt, wobei der Pinot Noir mit 5 ha den Königsanteil einnimmt. Er ist der weltweit bekann98
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teste Wein der Gantenbeins und einer der besten Rotweine der Schweiz. Ein ausgedehntes Sortiment aus verschiedenen Weinstilen und -qualitäten war nie das Ziel der Enthusiasten. Ein perfekter Wein pro Rebsorte soll jährlich erzeugt werden. Die Konzentration darauf sowie eine extreme Ertragsbegrenzung und Selektion im Weinberg hat Erfolg. Seit Anfang der 1990er-Jahre ernten die Weine den Beifall internationaler Weinliebhaber. Vorbild waren die großen Weine der Bourgogne, die das ständig auf der Suche nach önologischer Perfektion befindliche Winzerehepaar auf seinen weiten Reisen kennenlernte. Die klassischen Blauburgunderstöcke wurden nach und nach durch Burgunderklone ersetzt. Fortwährender Austausch mit befreundeten Kollegen ist das noch heute gepflegte Ziel dieser Reisen. Interessant ist, dass Daniel Gantenbein nicht weitschweifend über die eigenen Weine spricht, sondern vielmehr über das Tauschen hochwertiger Flaschen mit befreundeten Winzern, vor allem von der Mosel. Der Gantenbein’sche Riesling lässt Bekanntschaft erkennen. In seiner persönlichen, im unterirdischen Weinkeller befindlichen Schatzkammer entdeckt man zahlreiche französische und deutsche Tropfen. 99
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Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:500 1 2 3 4
Den Vergleich mit großen Burgundern und deutschen Top-Rieslingen brauchen die Weine der Gantenbeins nicht zu scheuen, wobei es sich keineswegs um Kopien handelt. Struktur, Tiefe, Komplexität, feinfruchtige Aromen und perfekt integriertes Holz kennzeichnen ihre Weine, die vor allem nach einigen Jahren Flaschenlagerung ihre wahre Schönheit zeigen. »Große Qualität erreicht man nur, wenn man so schaffen kann, wie man will«, so der Winzer. »Wir wollen möglichst wenig in die Entstehung des Weins eingreifen.« Die Trauben werden nach der Anlieferung schonend gemahlen und fallen in die Gärbehälter. Nach der Gärung werden die Weine nur durch Soutirage geklärt. Die Qualität entsteht im Weinberg, und im Keller darf davon nichts verloren gehen. »Wir haben uns entschlossen, Winzer zu bleiben«, erklärt Gantenbein. Der Wein als »Inneres« stand immer im Vordergrund. Erst dann kam die Beschäftigung mit dem »Äußeren«, wie Ausstattung, Etiketten und Neubau. Das erste Geld wurde in ein hochwertiges Equipment zur Weinbereitung investiert. 1996 verlegten sie die Produktion vom Dorf in die Weinberge. Der unpraktische, enge Keller wurde zu klein, deshalb bauten sie zunächst einen Weinkeller und eine Halle nach eigenen Entwürfen. 2005 entschlossen sie sich zu erweitern. Ein Neu100
bau mit einer Speditionshalle im Unter-, einer Cuverie im Erd- und einem Gastraum im Obergeschoss entstand, der die beiden eingeschossigen Bestandsbauten ergänzt. Der Konstruktion liegt ein Betonskelett zugrunde, das mit einem einfachen Satteldach aus Wellplatten gedeckt ist. Der Neubau ist unterirdisch mit den bereits bestehenden Gebäuden verbunden. Der Fluss des Weins, die Gesetze der Schwerkraft, die Temperatur-Regulierung und die Abfolge der Arbeiten bestimmten das Raumprogramm. »Eine gute Architektur muss zu 100 % dem Zweck dienen. Erst kommt die Arbeit, dann der Showroom!«, erklärt der Winzer. Es war nicht die Absicht, einen Architektur-Pilgerort zu schaffen oder ein Vehikel, das den Weinverkauf fördert, sondern ästhetisch umgesetzte Zweckmäßigkeit. Die Architekten kennt der Winzer zum Teil schon von Kindesbeinen an. Die Empfehlung seines Bruders Köbi Gantenbein, Herausgeber einer Schweizer Architekturzeitschrift, trug außerdem zur Auswahl des Architekturbüros Bearth & Deplazes bei. Zusammen wurden grundsätzliche Gestaltungsprinzipien erarbeitet. Die Außenwand der Cuverie aus lichtdurchlässigem, gesperrtem Mauerwerk entwarf Andrea Deplazes, Professor für Architektur und Konstruktion
Leergutlager /Spedition Flaschenausstattung Kühlraum (Bestand) Lager Vollgut /
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Abfüllung (Bestand) Weißweinkeller Kelterung Terrasse Präsentationsraum Degustation WC / Garderobe
an der ETH Zürich. Fabio Gramazio und Matthias Kohler, Inhaber des Lehrstuhls für Architektur und digitale Fabrikation an derselben Hochschule, entwickelten im Rahmen eines Forschungsprojekts einen Roboter, der die Klinkersteine nach einem vorgegebenen Muster vermauert. Durch die kontinuierliche Verdrehung der einzelnen Steine im Läuferverband mit offenen Stoßfugen entsteht der Eindruck eines mit Trauben gefüllten Korbs. Die Mauer ist lichtdurchlässig, lässt aber keine direkte Sonneneinstrahlung zu, was ein angenehmes Arbeiten bei moderatem Tageslicht ermöglicht. Die Materialien sind einfach: ein Betonskelett, Ziegel und eine Innenverkleidung aus dreischichtigem Polycarbonat. Die Temperaturen in der Halle fallen im Winter nicht unter 0 °C und steigen im Sommer nicht über 20 °C. Die großen runden Leuchten aus gelochtem schwarzem Blech im Erdgeschoss hat Daniel Gantenbeins Vater entworfen. Er hilft nebenbei beim Einbringen der Ernte und ist für das Destillieren des Marc verantwortlich. Auf den innen befindlichen Gärfässern stehen Ventilatoren, die je nach Witterung für die nötige Luftzirkulation sorgen. Im Inneren der Halle fühlt man sich wie in einem marokkanischen Haus, in das durch die Aussparungen zwischen den Klinkersteinen feine Lichtstrahlen einfallen.
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Ein paar Mal im Jahr verwandelt sich der Gärkeller zu besonderen Anlässen in eine Festhalle. Kulinarisch begleitet werden die Feste von Doris und Roland Kalberer, Gastgeberin und Koch von »à table«, des mit einer professionellen Küche ausgestatteten Gastraums im ersten Stock. Auf Vorbestellung verwöhnt der Schweizer Spitzenkoch die Gäste mit Gaumenfreuden auf höchstem Niveau. Die Räume können ebenso für Tagungen angemietet werden. Auch in der ersten Etage paart sich geniale Einfachheit mit hoher handwerklicher Kunst: Boden und Anrichte bestehen aus poliertem Beton, riesige Schiebefenster, die bei Bedarf den Austritt auf die Terrasse ermöglichen, gestatten einen Panoramablick auf die Alpen. Die Decke bildet ein gewebter Baldachin, dessen Muster den Ranken
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einer Rebe nachempfunden ist. Passgenau mit den Abschlüssen der Fenster geht er in einen Vorhang über. Um die beiden 3 m langen Tische aus piemontesischem Nussbaum stehen 24 einfache, bequeme Holzstühle. Auf ihnen fanden auch die Gäste Platz, die zum Fest nach Fertigstellung des Projekts eingeladen waren. »Gutes Essen und guter Wein zählen genauso zu den schönen Dingen des Lebens wie gelungene Architektur«, weiß das Winzerehepaar. Daniel Gantenbein ist voll des Lobes für die Leistungen der Handwerker, die auf höchstem Niveau gearbeitet haben. Als die Betondecke im ersten Geschoss fertig war, stießen sie mit einer 1983er Goldkapsel von J.J. Prüm an. Hinter der Küche gelangt man in die Lounge. Le Corbusier-Sessel stehen in dem Raum mit runden Fenstern. Simpel und genial ist das Design der Tapete: Buchenblätter wurden auf Papier gelegt und eingescannt. Die von den Architekten Bearth & Deplazes entworfenen Sternenlaternen tauchen den Raum in ein diffuses Licht. In den Keller gelangt man entweder über den alten Bettenlift aus einem Spital oder über die im kräftigen Hellblau der Pinot-Noir-Etiketten gehaltene Wendeltreppe. Sie führen in den mit dem Gebäude von 1996 verbundenen Säulenkeller. Die weißen, von unten bestrahlten Pilzsäulen erinnern ein wenig an Ufos. Sie dienen als Deckenstützen und Wasserkanäle zugleich. Etwas versteckt hinter dem Aufzug liegt eine der persönlichen Schatzkammern, in denen die kostbaren Flaschen aus den renommierten Weingebieten der Welt lagern. Sie sind nicht zuletzt Ausbeute des regen Tauschhandels, den das Winzerpaar mit seinen Kollegen unterhält. Vom Säulenkeller gelangt man in den in sattem Ocker gehaltenen Barriquekeller für die Weißweine. Den Reifekeller in Dunkelrot für den Pinot Noir erreicht man über den unter dem älteren Gebäude liegenden Arbeitsraum. Die Keller, in denen die Weine schlummern, sind mit Lehm verputzt, der zu einer optimalen Luftfeuchtigkeit von 90 % beiträgt. »Der Maßstab und Ausgangspunkt des Weiterbaus ist der Altbau. Uns Architekten hat der Charme der unmittelbaren Nützlichkeit dieser rustikalen Architektur fasziniert«, erklärt Architekt Daniel Ladner, der den engsten Kontakt zu den Gantenbeins hatte. Er ermutigte, erläuterte und hielt das Budget ein. Die Winzer sehen ihre Philosophie umgesetzt. Freundschaftlicher Kontakt zu den Architekten besteht bis heute.
Bodegas Ysios in Laguardia (E) Architekt: Santiago Calatrava, Parkring 11, 8002 Zürich www.calatrava.com Grundstücksfläche: 15 384 m2 Bruttogeschossfläche: 8000 m2 Planungsbeginn: 1998 Fertigstellung: 2001 Anbaugebiet: Rioja Kontakt: Camino de la Hoya, 01300 Laguardia www.ysios.com Önologe: Luis Zudaire Preissegment: 18 – 40 Euro
Die über 1300 m hohen Berge der Sierra de Cantabria schützen vor den nasskalten Nordostwinden des Atlantiks, Kalk- und Lehmböden sorgen für eine sehr gute Nährstoffversorgung der Reben, und die Trauben erhalten trotz des vergleichsweise rauen Klimas durch die nach Süden exponierten Weinberge die bestmögliche Sonneneinstrahlung. Am Fuße dieser malerischen Kulisse liegt Bodegas Ysios, aus der Ferne betrachtet, wie eine silberfarbene Schlange, die sich über das Grün der Weinberge bewegt. Die zur Pernod-Ricard-Gruppe gehörenden Domecq Bodegas haben hier in Laguardia im Rioja Alavesa eine beeindruckende Architektur in Auftrag gegeben – entworfen von dem spanischen Architekten Santiago Calatrava. Bodegas Ysios, deren Namen sich von der in der ägyptischen Mythologie als »Gottesmutter« oder
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»Sonnenmutter« verehrten Göttin Isis ableitet, ist eins von insgesamt sieben Weingütern der DomecqGruppe in der Region Rioja. Jedes steht für eigene charakteristische Weine, die von unterschiedlichen Terroirs gewonnen werden. Die Weinbergsfläche der Bodegas Ysios umfasst 75 ha, unterteilt in zehn verschiedene Parzellen. Jede Parzelle wird separat von Hand geerntet. Anschließend werden die Trauben getrennt vergoren und ausgebaut, erst danach erfolgt der Verschnitt. Gerade einmal zwei Weine sind es, die dadurch entstehen. Beides ReservaWeine, gekeltert aus 100 % Tempranillo-Trauben: Ysios Reserva und Ysios Edición Limitada Reserva. Vom Reserva verlassen jährlich 200 000 Flaschen die Bodegas. Gekeltert von durchschnittlich 30 Jahre alten Reben, wird der Reserva-Wein 14 Monate in Barriques ausgebaut. Diese bestehen
immer zu 55 % aus französischer, 40 % amerikanischer sowie 5 % ungarischer Eiche und verleihen dem Reserva sein fruchtiges Aroma. Vor allem werden Medium und Medium plus getoastete Barriques eingesetzt, die sowohl die Primäraromen der Tempranillo-Traube erhalten, zugleich aber die Weine subtil mit feinen Vanille- und Kokosnussaromen abrunden. Danach folgt eine dreijährige Flaschenlagerung. Die Edición Limitada stammt von über 80 Jahre alten Rebstöcken aus den besten Parzellen der Bodegas und wird nur in sehr guten Jahren abgefüllt. Zuvor lagert der Wein 18 Monate in Barriques von ausschließlich französischer Eiche. Jede Flasche wird einzeln nummeriert. Die Auflage ist streng auf 5000 Flaschen limitiert und vermittelt das Gefühl von Einzigartigkeit – wie der Anblick der Bodegas selbst.
Aus der Vogelperspektive ähnelt die gesamte Anlage einem Weinglas. Der lange, gerade Weg in Verlängerung des Eingangs der Bodegas stellt den Stiel des Glases dar, die Bodegas selbst dessen Inhalt, während die wellige Form des Dachs an nebeneinanderliegende große Fässer erinnert, die durch ein silbernes Band miteinander verbunden sind. Gleichzeitig zeichnet es die umgebende Bergsilhouette nach. Ein Eindruck, den Calatrava bewusst gewählt hat. Das Dach besteht aus auf- und absteigenden, bis zu 42 m langen Brettschichtholzbindern, die im Außenraum mit Aluminium verkleidet sind. Diese stehen farblich in starkem Kontrast zu dem warmen Holzton der Außenwand. Das überhöhte, weit nach vorn gezogene Dach in der Mitte des Gebäudes markiert den Eingang der Bodegas und beherbergt gleichzeitig den Verkostungssaal. Von hier aus erhält der Besucher einerseits einen majestätischen Ausblick auf die Weinberge, andererseits gibt es Blickbeziehungen in den Fasskeller, der durch seine enorme Höhe überwältigt und in dem 1300 Barriques lagern. Zuseiten dieses beeindruckenden Mittelteils schließen sich linker Hand der Trakt mit den Gärtanks, zur rechten Seite das Flaschenlager mit der Abfüllanlage an. Die Anordnung der Räume folgt dem Prozess der Weinherstellung. Mit Bodegas Ysios ist es Calatrava gelungen, eine vielfach beachtete Architektur zu schaffen, die die Besonderheit der Ysios Reserva-Weine präsentiert, gleichzeitig aber auch für sich selbst spricht. Ein Grund, warum jährlich über 20 000 Besucher den Weg an den Fuß der Sierra de Cantabria finden.
Bodega Brugarol in Palamós (E) Architekten: RCR Arquitectes, Fontanella, 26, 17800 Olot (Girona), www.rcrarquitectes.es Mitarbeiter: G. Puigvert, A. Lippmann Grundstücksfläche: 30 ha Bruttogeschossfläche: 981 m2 Planungsbeginn: 2004 Fertigstellung: 2007 Anbaugebiet: Katalonien Kontakt: Mas Bell-Lloc, 17230 Palamós www.brugarol.com Önologen: Xavier Vidal, Miquel Arenas Preissegment: 15 –30 Euro
Von der Küste Kataloniens etwa 3 km landeinwärts liegt in den Ausläufern der Pyrenäen die Bodega Brugarol. Das gesamte Anwesen nennt sich BellLloc – »Schöner Ort«, so die Übersetzung der katalonischen Bezeichnung – ein passender Name für diese von einem frischen Wind durchwehte Oase der Ruhe. Von hier oben reicht der Blick bis hinunter zum Mittelmeer. Kaum zu glauben, dass die überfüllten und lärmenden Strände der Costa Brava nur einen Steinwurf entfernt sind. Die alte, in einem Naturschutzgebiet gelegene Finca befindet sich seit 1943 im Besitz der deutschen Familie Engelhorn. Bei Kurt Engelhorn reifte schließlich der Entschluss, das Gut neu zu beleben: 2001 wurden die Reben gepflanzt und 2003 der erste Wein in einem benachbarten Weingut vinifiziert.
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Das Ziel war dabei, nicht professionell in das Weingeschäft einzusteigen, sondern Weinbau als Teil einer ganzheitlichen Nutzung zu betreiben. Es sollte ein autarker Betrieb mit Landwirtschaft und Viehhaltung entstehen. Und so produziert Bell-Lloc heute nicht nur Wein, auch Olivenöl, Olivenseife, Honig, Marmelade und Ziegenkäse werden dort hergestellt. Zum Besitz gehören 5 ha Rebfläche, die sich in drei Lagen aufteilen: Direkt an der Bodega stehen die roten Rebsorten Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc, in Meeresnähe die roten Rebsorten Garnacha und Carignan und die weißen Malvasia und Xarel•Lo. Sie wachsen auf granit- und eisenhaltigem roten Boden. Zwei Kellermeister stellen einen roten und einen weißen Wein aus extrem ertragsreduzierten Trauben her. Im Vordergrund steht dabei das Herausarbeiten des Terroirs und der Typizität der Rebsorten. Diese werden einzeln vergoren und in Barriques ausgebaut. Erst danach erfolgt der Verschnitt. 2003 wurde ein Wettbewerb für den neuen Weinkeller ausgeschrieben, den das Architekturbüro RCR Arquitectes aus Olot gewann. Das Büro hatte vorher schon Erfahrung mit anderen Weinarchitekturprojekten gesammelt, und die Eigentümer sowie die Architekten kannten sich bereits. Während der Planungsphase 2004/ 2005 wurden unzählige Entwürfe gezeichnet und immer wieder überarbeitet, bis man Ende 2005 mit dem Bau begann. Zunächst fällt dem Besucher der Weinkeller gar nicht auf. Man muss schon wissen, wo er sich befindet. Erreichbar ist das Weingut lediglich über einen Pfad durch Büsche und Reben.
Die neue Anlage ist teilweise unter den Weinreben eingegraben und bettet sich so unauffällig in die Landschaft ein – die Idee von der Verknüpfung von Raum und Natur setzt sich hier fort. Das extravagante Objekt lässt sich zwischen Architektur, Skulptur und Landschaftsgestaltung ansiedeln. Prägendes Material sind Cortenstahlplatten, die durch ihre typische rotbraune Patina das Gebäude scheinbar mit der umgebenden, gleich gefärbten Erde verschmelzen lassen. Die Idee war, den Wein in dem Element zu bereiten und zu lagern, in dem er entstand: Erde und Stein. Der Besucher soll die Gelegenheit haben, den Wein in seiner gewohnten Umgebung kennenzulernen. Über mit Schotter bedeckte Betonrampen gelangt der Besucher von zwei Seiten durch ein Spalier aus leicht nach außen geneigten Stahlplatten in die unterirdische Weinwelt. Über diesen Weg erfolgt auch die Anlieferung der Trauben nach der Ernte. Zwischen den vertikalen Stahlplatten lugen die geschütteten, stützenden Steine des Weinbergs hervor. Der gewachsene Boden und die auf Abstand gesetzten Stahlelemente ziehen sich als Grundthema durch das gesamte Objekt. Unter dem Dach aus gefalteten Stahlplatten liegt der Eingang zu Verkostungsraum und Labor, in denen nicht nur der Wein, sondern auch das Olivenöl probiert werden kann. Von hier aus blickt man durch eine Glasfront direkt in die umgebende Natur. Gegenüber geht es, vorbei an Gärtanks aus Edelstahl, hinab in den Weinkeller. Wie bei fast allen Übergängen von einem Raum in den anderen ist eine Schiebetür aus Corten
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Grundriss Maßstab 1:500 1 2 3 4
Zugangsrampe Technik Gärkeller Labor und Etikettierraum
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eingelassen. Es bedarf einiger Muskelkraft, um sie zu öffnen. Das Material quietscht unter der Reibung des Widerstands. Die Schwere und das Massive des rauen Stahls sollen spürbar bleiben. Durch die verschiedenen Räume des Weinkellers führt eine Art Parcours, über den man zunächst durch einen langen Gang in den Fasskeller gelangt. Einzige künstliche Lichtquelle bildet ein entlang der Wände in den Schotter eingelassener, schmaler Spalt mit LED-Leuchten. Die Augen müssen sich erst an das Halbdunkel gewöhnen. Durch die Schlitze zwischen den Stahlplatten, die die Wände bilden, dringt die Natur ein. Zwischen den Steinen lassen sich Wurzelstücke erkennen, Käfer und Spinnen sind willkommene Gäste. In ca. 50 auf natürlichem Boden stehenden Barriques schlummert der Wein. Er soll in Ruhe, ohne grelles Licht reifen. Sechs Treppenstufen aus Beton führen hinab in das Flaschenlager, wo bis zu 20 000 Flaschen in Kästen aus Cortenstahl lagern können. Die raumhohen »Regale« sind zu 17° nach rechts geneigt. Durch eine Schiebetür aus Stahl gelangt man von hier aus wieder in den Eingangsbereich. Oder man 108
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Werkstatt Multifunktionsfläche Umkleiden Fasslager Flaschenlager Verkostungsraum Auditorium
erkundet weiter das Labyrinth und geht über zwei rechtwinklig angeordnete Treppen hinauf in den Verkostungsraum. Er ist sozusagen das Heiligtum des Kellers. Zwei Stufen aus Beton bieten Sitzgelegenheit, in der Mitte steht ein schlichter Tisch aus grobem Holz. Die Assoziation mit einem Altar liegt nahe. Und tatsächlich hat der Raum etwas von einer Gebets- oder Opferstätte. Über ihm liegen die ins Freie ragenden Schächte, über die Tageslicht, aber auch Regen ungehindert eindringen kann. Faszinierend ist das Lichtspiel der einfallenden Nachmittagssonne, das sich permanent verändert. Angenehm kühl und ganz ruhig ist es hier. Eine sechsstufige Treppe geht hinab in den MultimediaRaum mit Projektionswand. Die nach unten führenden breiten Sitzstufen bestehen ebenfalls aus Beton. Einziger Komfort sind die ausgelegten Hanfmatten. Hier finden kleine Konzerte oder Vorträge statt. Die Decken des Kellers und der überirdischen Räume bestehen aus in unregelmäßigem Zickzack angeordneten Platten des rotbraunen Stahls und erinnern an eine überdimensionale Origami-Arbeit.
Die abgeschiedene, ruhige, dunkle Atmosphäre des Weinkellers gibt den Besuchern die Gelegenheit, die Außenwelt zu vergessen und in einen meditativen Untergrund abzutauchen. Wieder im Tageslicht angelangt, in einem überdachten Freibereich zwischen Labor und Werkstatt, präsentiert Mari-Carmen Pujadas, Marketingleiterin von Bell-Lloc, die beiden Weine der Bodega, die von Vielschichtigkeit, Länge und mineralischem Schmelz geprägt sind. Eine Stahlkapsel ist über den Hals der Weinflaschen gezogen und mit einem dünnen, inneren Gummiring sowie einem Wachssiegel befestigt. Auf ihr stehen alle erforderlichen Informationen. Die Flaschen selbst bleiben komplett frei – weder Etikett noch Beschriftung stören ihr reduziertes Erscheinungsbild. Die Kapseln stellen den Bezug zur Materialität des Weinguts her. Das Minimalistische, Puristische zieht sich wie ein Mantra durch das gesamte Konzept. Die Materialien Stahl und Stein sowie die unterirdische Platzierung der Räume erlauben eine natürliche Regulierung von Temperatur und Feuch-
tigkeit. Das war dem Bauherrn im Hinblick auf die Weinbereitung besonders wichtig. Die Idee der Gesamtgestaltung kam von den Architekten, wobei Kurt Engelhorn sofort mit ihnen auf einer Linie lag. Alles sollte perfekt in die Natur eingebettet sein. Eine möglichst dunkle Gestaltung war von Anfang an Thema. Die Lichtquellen sollten
auf ein Minimum reduziert werden. Das wenige künstliche Licht wurde auf Anweisung des Bauaufsichtsamts installiert. Seit Juni 2011 gibt es auf der Finca auch Übernachtungsmöglichkeiten. Das alte Wohnhaus und die kleine Kapelle Sta. Maria de Bell-Lloc wurden restauriert und in den Originalzustand zurückgeführt.
Dahinter stand die Idee, den archaischen Charakter der historischen Gebäude zu erhalten und ihnen ihr eigenes Gesicht zu geben, so Kurt Engelhorn. Die Herberge, in der zum Frühstück natürlich die hauseigenen Produkte serviert werden, dient Ruhesuchenden als Refugium. Die intakte Natur und die leise Umgebung verleihen dem Ort eine meditative Kraft.
Weingut Heinrich in Gols (A)
Architekten: propeller z, Mariahilferstr. 101/3/55, 1060 Wien www.propellerz.at Grundstücksfläche: 10 232 m2 Bruttogeschossfläche: 4390 m2 Planungsbeginn: 2007 Fertigstellung: 2008 Anbaugebiet: Burgenland Kontakt: Baumgarten 60, 7122 Gols www.heinrich.at Önologe: Gernot Heinrich Preissegment: 6,50–60,00 Euro
Gernot Heinrich führt zusammen mit seiner Frau Heike seit mehr als 20 Jahren sehr erfolgreich das gleichnamige Weingut in Gols im Burgenland. Mit mittlerweile 80 ha eigenen Weinbergen und 40 ha Zukauf ist das Weingut eines der größten Österreichs. Zudem ist Heinrich Gründungsmitglied der Winzervereinigung Pannobile, die 1994 von sieben Winzern aus der Taufe gehoben wurde und deren gemeinsames Ziel es ist, besonders ausdrucksstarke Weine zu produzieren, die das Terroir der Region und die Charakteristik der jeweiligen, in erster Linie einheimischen, Rebsorten zum Ausdruck kommen lassen. Die derzeit neun Mitglieder arbeiten vor allem im Bereich der Qualitätssicherung und der Vermarktung zusammen. Heinrich gehört außerdem dem Verbund der »Premium
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Estates Österreich« an, zu dem sich einige der nationalen »Vorzeigewinzer« zusammengeschlossen haben, die international als Botschafter österreichischer Weine auftreten. Vor allem aus der burgenländischen Traditionsrebsorte Blaufränkisch entstehen bei ihm hochinteressante, langlebige Weine. Sein Augenmerk allerdings gilt den roten Cuvées. Dafür vinifiziert er nach biodynamischer Methode mit möglichst ausschließlich natürlichen Behandlungen neben den autochthonen Rebsorten Blaufränkisch, St. Laurent und Zweigelt auch Pinot Noir und Merlot. Waren es noch zur Jahrtausendwende unter 20 ha, bewirtschaftete der Familienbetrieb 2007 bereits ca. 60 ha Weinbergsflächen rund um den nördlichen Teil des Neusiedler Sees. Diese enorme Steigerung der Anbaufläche zog auch zwangsläufig eine Erweiterung des Wirtschaftsgebäudes mit sich. Aus Platzmangel hatten die Eigentümer sogar schon eine zusätzliche Halle im benachbarten Ort gemietet und die Lagerung der Flaschen an einen externen Logistikdienstleister vergeben. Was dann im Februar 2007 zunächst mit der Planung einer neuen Halle für Traktoren und Maschinen begann, endete im Herbst 2008 – vor Beginn der Weinlese – mit der Fertigstellung eines komplett neuen Kellereigebäudes. Während der ersten Gespräche mit den Architekten von propeller z aus Wien, die bereits den Verkostungsraum drei Jahre zuvor in guter Zusammenarbeit fertiggestellt hatten, ergaben sich immer wieder neue Überlegungen: Fünf nachfolgende, aufeinander aufbauende Entwürfe führten letztendlich zu einem kompletten Neubau.
Die Architekten erarbeiteten und definierten gemeinsam mit den Bauherren die Planungsziele: Erweiterung des Fasslagers, Schaffung neuer Lagerflächen für Maschinen, Arbeitsmaterial und Düngemittel, Vergrößerung des Flaschenlagers. Außerdem sollten Be- und Entlademöglichkeiten für Fahrzeuge, vor allem für große Lkws, geschaffen werden. Außerdem galt es, den Neubau sowohl in praktischer als auch ästhetischer Hinsicht bestmöglich mit dem bestehenden Weingut zu verbinden. Zusätzlich sollte sich Heinrichs Anspruch einer biodynamischen Landwirtschaft auch im Aufbau des Gebäudes wiederfinden. Für eine effiziente Nutzung sowohl im agrarökonomischen Gebrauch als auch im laufenden Betrieb des Gebäudes war eine Hallenkonstruktion mit einfachem, trennbarem und recyclingfähigem Aufbau das erklärte Ziel. Und Gernot Heinrich hatte noch eine für einen Winzer eher ungewöhnliche Bitte: Für die für temporäre Arbeiten im Weinberg eingesetzten Arbeitskräfte sollten Räumlichkeiten geschaffen werden, die als Aufenthaltsräume, aber auch als Verpflegungsräume und Unterkunft dienen. In der darauffolgenden Planungsphase wurden die technischen Anforderungen hinsichtlich der Abläufe und Dimensionen von Gernot Heinrich und seinem Team analysiert. Von der Anzahl der notwendigen Gärtanks über den Platzbedarf für Traktoren und Maschinen bis hin zum notwendigen Abstand zwischen den Tanks legte man die Notwendigkeiten präzise fest. Die Kommunikation erfolgte während der Planungs- und Bauphase vonseiten des Architekten direkt mit Gernot Heinrich, unter-
Verkostraum & Büro Altbestand (Presshaus & Barriquekeller) Wohnhaus
Flaschenlager überdachter Vorplatz/ Multifunktionsfläche Laderampe
Zubau; Dachschale in Holzkonstruktion Remise für landwirtschaftliches Gerät
Barriquekeller in den beiden Untergeschossen
neue Barriquekeller Vorplatz
Lageplan Maßstab 1:5000 Perspektivische Darstellung der Gesamtanlage
Mannschaftsgebäude
Überblick der Gesamtanlage
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Grundrisse • Schnitt Maßstab 1:800 1 2 3 4 5 6 7 8
Presshalle Vorplatz Mannschaftsgebäude Multifunktionsfläche Flaschenlager Remise Barriquekeller Gärkeller
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stützt bei technischen Fragestellungen von seinem Kellermeister. Nach nur zehnmonatiger Bauzeit war auf ca. 10 000 m2 Fläche ein beeindruckendes Gebäude entstanden, das vor allem durch seine markante Hülle auffällt. Das scharfkantige Gebilde wirkt, nähert man sich ihm von Westen, hermetisch abgeriegelt, bindet sich aber trotz seiner Größe gut in die umliegenden Weinberge ein. Beim Passieren entpuppt sich die Außenhaut als leichte Schale, die sich ca. 90 ≈ 34 m frei über die Remise und den Solitär des Flaschenlagers spannt und somit die Temperatur und Luftzirkulation positiv beeinflusst. Gernot Heinrich hatte sich zunächst dafür ausgesprochen, dass das Holz der Hülle sichtbar bleibt, da er durch den sich im Laufe der Zeit einstellenden farblichen Anpassungsprozess diese besser in die Umgebung integriert sah. Umgesetzt wurde ein Dachaufbau aus Holzsandwichpaneelen über die eine geschweißte schwarze Dachfolie gezogen ist, die mit weißen Soghaltern fixiert wurde. Heute findet er großen Gefallen an der realisierten Lösung. Unter dem Flaschenlager befindet sich auf zwei Ebenen der neue Barriquekeller, der unterirdisch mit dem Altbestand, dem Presshaus, verbunden ist. Durch die klimaregulierende Wirkung des umgebenden Erdreichs wird die Temperatur auf natürliche Weise konstant gehalten. Hier lagern die 500-l-Eichenfässer, die Gärbottiche sowie die großen Edelstahltanks, die zum Verschneiden der Weine genutzt werden. In der angrenzenden Halle
sind Traktoren und Maschinen sowie Arbeitsmaterial und Leergebinde untergebracht. Bei Bedarf kann dort zur Erweiterung des Lagerraums eine zusätzliche Ebene eingezogen werden. Um einen witterungsunabhängigen Betrieb zu gewährleisten, kragt das Dach weit über und schafft so eine wettergeschützte Multifunktionsfläche zwischen dem Flaschenlager und dem Altbestand. »Die große Hoffläche, die sich durch die U-förmige Anordnung der Gebäude ergibt, kann multifunktional genutzt werden», erläutert Gernot Heinrich. So schaffen beispielsweise dort während der Erntezeit aufgestellte große Kühlcontainer zusätzlichen Kühlraum. Auch dient der Hof als Rangierfläche für Lkws, die Material und Leerflaschen anliefern. Der gegenüberliegende Hallenkomplex, ausgestattet mit einem großen Lastenaufzug, dient der Anlieferung der Trauben während der Ernte. Über große Luken im Boden können die Trauben nach Anpressung direkt in die im Keller befindlichen Gärbottiche gelangen, allein über die Schwerkraft, ohne jeglichen Einsatz von Pumpen – für die Weinerzeugung einer der qualitätsbestimmenden Faktoren. Ins Dach dieser Halle integriert ist eine weitere Besonderheit untergebracht: Regenwasser wird über die Dachfläche gesammelt und im Weingut als Brauchwasser genutzt. Um den Besuchern in passender Atmosphäre die Weine zur Verkostung zu präsentieren, wurde ein futuristisch anmutender neuer Probierraum integriert. Bodenprofile der verschiedenen Gesteins- und
Bodenformationen an der Wand zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig das umliegende Terroir ist – ein Terroir, das sich in den ganz unterschiedlichen HeinrichWeinen widerspiegelt. Die Palette reicht vom gut gemachten Red, einem Wein für alle Tage, bis hin zu den Spitzenweinen Pannobile und Gabarinza, einem Cuvée aus 60 % Zweigelt, 30 % Blaufränkisch sowie 10 % Merlot. Die absolute Krönung ist aber der schon inzwischen legendäre Salzberg, der regelmäßig zu den drei besten Rotweinen Österreichs zählt. Direkt oberhalb des Weinguts gelegen, ist es nicht nur die ideale Sonnenexposition, sondern auch die faszinierende Vielgestaltigkeit der Böden, von tonig-schluffig über kalkig bis sandigschottrig, die es ermöglicht, auf relativ kleinem Raum Merlot, Blaufränkisch und Zweigelt auf dem jeweils passenden Boden zur Perfektion heranreifen zu lassen. Nach dem Erklimmen des »Rotwein-Olymps« hat Gernot Heinrich eine neue »Spielwiese« entdeckt: die Welt der Weißweine. Aus Chardonnay, Neuburger-Rebe und Weißburgunder erzeugt er auf den kalk- und schieferhaltigen Böden des Leithagebirges charakterstarke, reinsortige Weine – leider bisher nur in homöopathischen Mengen. Doch wer Gernot Heinrich kennt, weiß, dass sich dies sicherlich ändern wird. Der Zielsetzung, ihr Weingut Stück für Stück mit interessanten Rebflächen zu erweitern, sind die Heinrichs mit der Errichtung dieses eindrucksvollen Gebäudes ein ganzes Stück näher gekommen. 113
Deutschland
Mit einem Produktionsanteil von über 70 % bestimmen die 146 Winzer- und Weingärtnergenossenschaften die Erzeugerstruktur in Baden-Württemberg.
Weinerzeugung Die Anbaufläche der deutschen Weinbaugebiete beträgt 105 000 ha. Davon entfallen auf Weißwein ca. 64 % und auf Rotwein / Rosé 36 %. Die führenden Rebsorten bei den Weißweinen sind Riesling, Müller-Thurgau/ Rivaner, Silvaner, Grauburgunder/ Ruländer, Weißburgunder, weitere Sorten sind Kerner, Chardonnay, Gutedel, Traminer, Sauvignon Blanc u. a. Die bevorzugten Rotweinreben sind Spätburgunder/ Pinot Noir, Dornfelder, Portugieser, Trollinger, Lemberger, St. Laurent, Merlot u. a. Je nach Jahrgang entfallen auf die Erzeugung von Tafelwein/ Landwein etwa 5 –10 %, Qualitätswein etwa 60 –70 % und Prädikatswein (Kabinett, Spätlese, Auslesen) 20 – 30 %. Der Anbau findet überwiegend in Hang- und Steillagen auf vielfältigen Weinbergsböden in 13 Weinbaugebieten statt, davon 11 im Südwesten. Mit etwa 65 000 ha verfügt Rheinland-Pfalz über die größte Rebfläche, gefolgt von Baden-Württemberg mit 27 000 ha. Die Anzahl der Winzerbetriebe ist seit Jahrzehnten rückläufig, was vor allem kleinere Betriebe betrifft. Etwa ein Drittel der Rebfläche in Deutschland wird von den Mitgliedern der 200 Winzergenossenschaften bewirtschaftet. 200 führende Weinbaubetriebe (mit hohem Riesling-Anteil) sind im Verband Deutscher Prädikatsweingüter VDP zusammengeschlossen.
Franken Mit seiner Rebfläche von 6000 ha gehört Franken zu den kleineren deutschen Weinbaugebieten (6 %). Weißweine beherrschen mit 80 % die Erzeugung, die ihr Profil vor allem Spezialitäten wie Silvaner, Müller-Thurgau oder Bacchus verdankt. Den äußeren Unterschied zu Weinen anderer Anbaugebiete signalisiert seit Jahrhunderten der Bocksbeutel, die abgeflachte, kurze Kugelflasche, in die die meisten Frankenweine gefüllt werden.
Rheinland-Pfalz Zu Rheinland-Pfalz gehören die sechs Weinanbaugebiete Rheinhessen, Pfalz, Mosel, Nahe, Mittelrhein (UNESCO-Welterbe) und Ahr. Dort werden 65 –70 % der deutschen Weinproduktion erzeugt. Baden-Württemberg Baden ist entsprechend seinem Rebsortiment ein »Burgunderland«: Spätburgunder, Grauburgunder und Weißburgunder machen auf der gesamten Anbaufläche von 16 000 ha etwa 55 % aus. In Württemberg (11 500 ha) dominiert die Rotweinerzeugung, mit nahezu 70 % der Gesamtproduktion. Im Vordergrund stehen dabei Spezialitäten wie Trollinger (in Südtirol: Vernatsch), Schwarzriesling (MüllerRebe) oder Lemberger (in Österreich: Blaufränkisch). 116
Sachsen Die am weitesten nordöstlich gelegene Weinbauregion Europas ist zugleich eines der kleinsten deutschen Weinbaugebiete. Im Elbtal östlich und westlich von Dresden wachsen im kontinentalen Klima überwiegend Weißweinreben (82 %) in einem weit gefächerten Sortiment, angeführt von MüllerThurgau, Riesling und Weißburgunder. Bei der Erzeugerstruktur ist die kleinteilige Gliederung des Weinbergsbesitzes auffallend. Allein 1800 »Feierabendwinzer« mit oft nur wenigen Rebzeilen sind Mitglieder der Winzergenossenschaft Meißen. Traditionsbetriebe Pfalz • Weingut Geheimer Rat /Dr. von BassermannJordan, Deidesheim (weitläufiger Gewölbekeller) • Reichsrat von Buhl, Deidesheim (Herrschaftshaus, historischer Keller) • Weingut Dr. Bürklin-Wolf, Wachenheim (Holzfasskeller, englischer Garten) • Weingut Fitz-Ritter, Bad Dürkheim (Gutshaus, Fachwerkinnenhof) • Weingut Müller-Catoir, Haardt (neoklassizistische Fassade mit Säulenportal, Innenausstattung im Gründerzeitstil) Rheingau Neben Schloss Vollrads, Schloss Johannisberg und Kloster Eberbach (siehe S. 4) weiterhin: • Weingut Freiherrlich Langwerth von Simmern’sches Rentamt, Eltville (Gebäudeensemble mit Renaissancewohnhaus, Park) • Weingut Robert Weil, Kiedrich (Gutshaus im englischen Landhausstil, Park)
Rheinhessen • Staatliche Weinbaudomäne Oppenheim (Dreiflügelanlage im Jugendstil) • Weingut Schloss Westerhaus, Ingelheim (neobarocke zweiteilige Anlage mit Schloss und Wirtschaftsgebäuden, eindrucksvolle Lage) Nahe • Gut Hermannsberg, Niederhausen-Schloßböckelheim (ehemalige Preußische Weinbaudomäne, als Musterweingut konzipiert, großzügiger Gebäudekomplex im Jugendstil) Mosel • Weingut Maximin Grünhaus /Schlosskellerei C. von Schubert, Mertesdorf (historisches Gebäudeensemble) • Weingut Karthäuserhof, Trier-Eitelsbach (Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert) • Mönchhof & Joh. Jos. Christoffel Erben, Ürzig (barockes Gutsgebäude, mittelalterlicher Gewölbekeller) • ehemalige Weinkellerei Julius Kayser & Co., Traben-Trarbach Weinarchitektur Auf Initiative der Architektenkammer RheinlandPfalz und mit Unterstützung des Weinbauministeriums Rheinland-Pfalz sowie des Deutschen Weinbauverbands wird seit 2007 der »Architekturpreis Wein« verliehen. Ausgezeichnet werden Winzer und ihre Architekten in allen deutschen Weinbaugebieten. Beispiele für die Verbindung zwischen historischer Baukultur und zeitgemäßer Innenraumgestaltung sind: • Weingut Künstler, Hochheim / Rheingau • Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken, Saarburg / Mosel • Weingut Leo Fuchs, Pommern/ Mosel • Kühling-Gillot, Bodenheim / Rheinhessen • Weingut Julius, Gundheim / Rheinhessen • Weingut Kruger-Rumpf, MünsterSarmsheim / Nahe Rheinland-Pfalz • Kreutzenberger, Kindenheim/ Pfalz • Weinmanufaktur Montana, Bensheim-Auerbach/ Hessische Bergstraße • Weingut Schneider, Ellerstadt/ Pfalz
Baden-Württemberg Die Winzer- und Weingenossenschaften in BadenWürttemberg investierten in den vergangenen Jahrzehnten vorwiegend in Modernisierung und Optimierung der Kellerwirtschaft, bestenfalls war damit ein »optisches Aufräumen« der Baulichkeiten verbunden. • Winzergenossenschaft Oberbergen • Weingärtnergenossenschaften Eberstadt • Weingärtner Brackenheim • Weingärtnergenossenschaft Metzingen-Neuhausen • Weingärtner Flein-Talheim Franken In Franken stehen bei fast allen Projekten die Bereiche Gastlichkeit und Kundenmarketing im Fokus. Die Ausstellungs- und Probierräumlichkeiten sind in lokale oder regionale Tourismus-Konzepte eingebunden: • Kultur- und Kommunikationszentrum der Stadt Dettelbach • Vinothek Iphofen • Winzergenossenschaft Nordheim • Winzergemeinschaft Franken (GWF) • Weingut Hans Wirsching, Iphofen Sachsen Das historische Erbe sächsischer Weinkultur wird in Verbindung mit alter Baukultur liebevoll gepflegt. Die von 1990 bis 2010 währende Sanierung des ältesten Weinguts der Region, Schloß Proschwitz, mit seinem Vierseithof aus dem 18. Jahrhundert in Zadel bei Meißen oder das wieder aufgebaute Weingut auf Hoflössnitz sind typische Beispiele dafür und beliebte touristische Ausflugsziele.
Winzerhof Gierer in Nonnenhorn
Staatsweingut Weinsberg in Weinsberg
Architekten: mattes · sekiguchi partner, Wilhelmstr. 5a, 74072 Heilbronn, www.msp-architekten.com Fertigstellung: 2007 Anbaugebiet: Württemberg Kontakt: Sonnenbichlstraße 31, 88149 Nonnenhorn [email protected]
Architekten: Bürogemeinschaft Eisele + Mattes, heute: mattes · sekiguchi partner, Wilhelmstr. 5a, 74072 Heilbronn, www.msp-architekten.com Fertigstellung: 1999 Anbaugebiet: Württemberg Kontakt: Traubenplatz 5, 74189 Weinsberg www.sw-weinsberg.de
Der weingeografische Bereich bayerischer Bodensee gehört – gemäß der landespolitischen Grenzen – zum Anbaugebiet Württemberg, einer Enklave des schwäbischen Weinbaus, der ja eigentlich am Neckar, im Remstal und auch an Kocher, Jagst und Tauber beheimatet ist. Unweit von Lindau bewirtschaften Josef und Renate Gierer ein weinbäuerliches Anwesen, zu dem auch Obstbau, eine Brennerei sowie Gästezimmer gehören. Als Josef Gierer den Betrieb von seinen Eltern übernahm, hatte er sich nicht nur die Verbesserung der Weinqualität, sondern auch die Vergrößerung der Rebfläche zum Ziel gesetzt. Der sich einstellende Erfolg machte die nächsten Schritte notwendig: bauliche Erweiterungen für Arbeitsbereich, Verkauf und Verkostung. Die an eine sanierte Scheune angebaute neue Vinothek findet bei den Besuchern dank ihrer modernen, eleganten Gestaltung große Beachtung. Hinzu kommt der Ausblick auf das benachbarte Seeufer, der das Kennenlernen der beachtlichen Palette an Weinsorten auch optisch zu einem Genuss werden lässt. Daneben erwartet den Besucher ein Einblick in den Holzfasskeller durch einen verglasten Fußboden. Sollte die gute Akzeptanz der Weine anhalten, sind als Nächstes ein neues Flaschenlager und ein neues Kellereigebäude geplant.
Das Staatsweingut ging aus der ältesten Weinbauschule Deutschlands hervor (gegründet 1868, heute Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt). Mit seiner perfekten Kellertechnik werden vielfach ausgezeichnete Weine erzeugt. 1999 entstand ein neuer Verkaufsraum mit Beratung und Verkostung, der mit seiner großen Glasfassade als »einladendes Schaufenster« konzipiert ist. Der elegante Präsentationsraum passt sich harmonisch den bestehenden Anlagen aus den 1970er-Jahren an. Vier Jahre später wurde die »gläserne Kellerei« mit Versuchskeller und Sektkellerei in Betrieb genommen, deren technische Ausstattung modernsten önologischen Konzepten entspricht.
Weingut Pauser in Flonheim Architekten: EICHLER Architekten, Hauptstr. 98, 55232 Alzey-Weinheim, www.eichler-alzey.de Fertigstellung: 2010 Anbaugebiet: Rheinhessen Kontakt: Im Baumfeld 40, 55237 Flonheim www.weingut-pauser.de
Aus dem ursprünglich geplanten Bauvorhaben, das lediglich eine neue Vinothek vorsah, entwickelten sich innerhalb von drei Jahren in drei Bauabschnitten eine Maschinenhalle, ein neuer Keller für Fass- und Flaschenlager sowie eine neue Traubenannahme und schließlich die Vinothek. Die Kelterhalle passt sich mit ihrer markanten Linienführung konsequent der zuvor erstellten, mit oxidiertem Stahl verkleideten Maschinenhalle an. Zum »Weinquartier« gehört auch die Vinothek mit einem modernen, einladenden Verkostungsraum aus den Materialien Stahl, Glas, Holz und Stein. Im Obergeschoss befindet sich ein Veranstaltungsraum, dessen Sonnendeck einen weiten Blick auf das rheinhessische Hügelland bietet. 117
Rotweingut Jean Stodden in Rech
Weingut Bürgermeister Carl Koch Erben in Oppenheim
Weingut Vincenz Richter in Meißen
Architekten: Architekturbüro Mertens, Hauptstr. 151a, 53474 Bad Neuenahr, www.mertens-architekt.de Fertigstellung: 2007 Anbaugebiet: Ahr Kontakt: Rotweinstr. 7– 9, 53506 Rech /Ahr www.stodden.de
Architekten: Gehbauer Helten Architekten, Postplatz 6, 55276 Oppenheim am Rhein, www.gehbauerhelten.de Fertigstellung: 2002 Anbaugebiet: Rheinhessen Kontakt: Wormser Str. 62, 55276 Oppenheim am Rhein www.ck-wein.de
Architekten: seidel + wirth, Thomas-Müntzer-Platz 9, 01307 Dresden Fertigstellung: 2008 Anbaugebiet: Sachsen Kontakt: Kapitelholzsteig 1, 01662 Meißen www.vincenz-richter.de
Seit Jahren spielt Jean Stodden in der Oberliga deutscher Rotweinwinzer. Schon immer zeichneten sich seine Weine durch ihren markanten Charakter, ihre wunderbare Aromatik und Langlebigkeit aus. Dafür setzt der Winzer, dessen Familie seit dem 16. Jahrhundert Weinbau betreibt, auf eine Reifelagerung von 16 Monaten in speziellen Barriquefässern. Da solche Rotweinjuwelen einen besonderen Auftritt verdienen, wurde ein neuer Präsentations- und Verkostungsraum mit Keller geschaffen, in dem mit dem Wein eng verbundene Materialien wie Holz, Naturstein und Glas auf zeitgemäße Weise dominieren. Holzfässer, die nicht nur der »Show«, sondern auch der Rotweinlagerung dienen, sind in das Raumprogramm einbezogen. Durch eine Glaswand werden sie thermisch vom beheizten Bereich getrennt. Der Schriftzug des Weinguts sowie ein offener Kamin sind harmonisch in das Interieur integriert. Das Ergebnis entspricht ganz der Weinphilosophie von Jean Stodden: »Im Einklang mit der Natur alles tun, um Wein zur Vollendung zu bringen«.
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Wie eine positive und progressive Einstellung die bauliche Erneuerung von Winzerbetrieben beeinflussen kann, belegt das Projekt der Abfüllhalle des Weinguts Koch Erben in Oppenheim. An das historische Gebäude des Guts wurde ein Kubus als Raumplastik angefügt, der einen auffallenden Kontrast zur alten Bausubstanz bildet. Beide Objekte besitzen eine eigene Ausstrahlung. Die facettenreiche Farbigkeit der Fassade aus oxidiertem Stahl und ihre allmähliche Patinierung sorgen für eine reizvolle Ergänzung zum historischen Gebäude des im 19. Jahrhundert begründeten Weinguts. Die Architekten Achim Gehbauer und Gerhardt Helten sehen im Rückblick in ihrem Projekt eine »einfache Antwort auf komplexe und vielschichtige Überlegungen«. Sie betonen, dass die Umsetzung ihrer Konzeption nicht möglich gewesen wäre, wenn nicht vonseiten des Bauherrn Offenheit und Vertrauen in ihre gestalterische Kraft vorhanden gewesen wären.
Bestes Beispiel für die Aufschwungstimmung, die Sachsens Winzer zu – qualitativen und preislichen – Höhenflügen treibt, ist das neue Weingut Vincenz Richter. Die Architekten seidel + wirth errichteten in der ausgezeichneten Meißner Weinberglage des Kapitelbergs ein Bauwerk aus Beton und Glas, das die historischen Fachwerkgebäude aus dem 17. Jahrhundert ergänzt. Um das Landschaftsbild des Spaargebirges nicht zu beeinträchtigen, wurde der Bereich der Weinherstellung mit insgesamt 900 m2 unterirdisch angelegt. Die Räumlichkeiten für die Weinvermarktung umfassen 250 m², darunter eine Vinothek sowie Probier-, Schulungs- und Ausstellungsräume.
Sächsisches Staatsweingut Schloss Wackerbarth in Radebeul Architekten: h.e.i.z.Haus Architektur.Stadtplanung, Wurzener Str. 15a, 01127 Dresden, www.heizhaus.de Fertigstellung: 2002 Anbaugebiet: Sachsen Kontakt: Wackerbarthstraße 1, 01445 Radebeul www.schloss-wackerbarth.de
Selbst Besucher, deren Affinität zum Thema Wein nicht sehr ausgeprägt ist, werden sich der Faszination des Sächsischen Staatsweinguts Schloss Wackerbarth in Radebeul kaum entziehen können. Architektonisches Highlight ist neben den sanierten barocken Gebäuden die bis 2002 umgebaute Produktionsanlage für Wein und Sekt zum Erlebnisweingut, in dem der Besucher bei einem Rundgang von der Rebe bis zum Glas die Herstellung beobachten und ausgewählte Produkte anschließend verkosten kann. Die Neubauten zeichnen sich durch ihre Klarheit und kontrastreiche Spannung zwischen Alt und Neu aus und wurden mit zahlreichen Architekturpreisen prämiert.
Weingut am Stein in Würzburg Architekten: hofmann keicher ring architekten, Veitshöchheimerstr. 1, 97080 Würzburg, www.hofmann-keicher-ring.de Fertigstellung: 2005 Anbaugebiet: Franken Kontakt: Mittlerer Steinbergweg 5, 97080 Würzburg www.weingut-am-stein.de
Den ersten und wohl immer noch spektakulärsten Schritt zu einem neuen Markenkern ihres Frankenweins unternahmen Ludwig und Sandra Knoll, als sie in der Panoramalage des »Würzburger Steins« die Vorstellung von ihrem neuen Weingut verwirklichten. In Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Hofmann Keicher Ring ist ein architektonisches Spiegelbild des Charakters der Gutsweine entstanden: klare Strukturen, eigenständig und kompromisslos. Dieser Anspruch manifestiert sich in zwei markanten Baukörpern, dem 10 × 10 m großen Präsentationsgebäude WeinWerk und dem Kelterhaus mit 9 × 9 m. Vorbild für die Gestaltung des WeinWerks waren die vertikale Struktur der Rebzeilen und die horizontale Struktur der Erdschichten des Weinbergs. Die zweischichtige Fassade aus grünem Glas und vertikalen Eichenholzbalken reflektiert die Farbigkeit der Umgebung. Das Kelterhaus ist ein Natursteingebäude, das für eine zeitgemäße Interpretation typischer Weinbergshäuser steht. Die detaillierten Kuben fügen sich harmonisch in den alten Baubestand ein, und so stellt die gelungene Symbiose von Alt und Neu inzwischen eine bauliche Attraktion in den Weinbergen der Frankenwein-Metropole dar.
Staatlicher Hofkeller in Würzburg
Weingut Horst Sauer in Escherndorf
Architekten: archicult gmbh – breunig architekten, Mainleitenstr. 33, 97299 Zell am Main, www.archicult.de Fertigstellung: 2005 Anbaugebiet: Franken Kontakt: Rosenbachpalais, Residenzplatz 3, 97070 Würzburg, www.hofkeller.de
Architekten: Büro Reinhard May, Mergentheimer Str. 10, 97082 Würzburg, www.raymay.de Fertigstellung: 2006 Anbaugebiet: Franken Kontakt: Bocksbeutelstr. 14, 97332 Escherndorf www.weingut-horst-sauer.de
Das mit 120 ha Anbaufläche zu den größten Weinbaubetrieben zählende bayerische Staatsweingut ist zugleich auch eines der ältesten Weingüter Deutschlands. Das einzigartige Ambiente des fast 300 Jahre alten Hofkellers ist für die erfolgreiche Weinvermarktung von großer Bedeutung. Dieses Erbe galt es in einer modernen medialen Form zu dokumentieren und den Besuchern zu präsentieren. Das Konzept der Architekten basiert auf einer mehrstufigen Lösung, die sowohl historische Daten und Fakten aus den unterschiedlichen Entwicklungsphasen des Hofkellers wirkungsvoll darstellt als auch pragmatischen Funktionen wie Verkostung und Verkauf gerecht wird. Kultur und Kommerz ergänzen sich auf angemessene und unaufdringliche Weise. Der Rundgang beginnt in der Vinothek mit Schauvitrinen, es folgt der Veranstaltungspavillon mit einer ornamentierten Fassade aus oxidiertem Stahl, dessen Innenraum an eine herbstliche Weinlaube erinnert. Schließlich gelangt der Besucher in den historischen Weinkeller, dessen Geschichte eine Zeitleiste aufzeigt. Die mehrjährige Konzeptions- und Planungsphase der effektvollen Gesamtinszenierung zahlt sich letztlich aus, wie steigende Umsatzzahlen im Privatkundengeschäft belegen.
Viele Weinbauten der letzten Jahre in Franken oblagen ähnlichen Anforderungen: Dem wachsenden Raumbedarf stand meist nur eine begrenzte Fläche gegenüber, die neue Architektursprache musste sich auf den Dialog mit alter, gewachsener Bausubstanz einlassen, und in vielen Fällen war der Bauherr kein kleiner Winzer, sondern ein Weingut mit Reputation und Geschichte, dessen Kunden oft tradierte Vorstellungen von »ihrem« Weingut pflegen. Horst und Magdalena Sauer ließen sich auf das Abenteuer ein, im alten Dorfkern einen Neubau mit Vinothek und Schatzkammer zu errichten, in der die Weine des Guts ein neues Zuhause erhielten. Die Neugestaltung nahm mehr als zwei Jahre in Anspruch.
Weingut Max Müller I in Volkach Architekt: Reinhold Jäcklein, Erlachhof 5, 97332 Volkach www.jaecklein.de Fertigstellung: 2008 Anbaugebiet: Franken Kontakt: Hauptstraße 46, 97332 Volkach www.max-mueller.de
Das Volkacher Weingut Max Müller I ist seit 1991 in einem Barockgebäude von 1692 untergebracht, unter dem sich ein ansehnlicher Gewölbekeller erstreckt, in dem die Edelstahltanks und Holzfässer lagern. Rainer und Monika Müller entschieden sich, den eher musealen Charakter ihrer Präsentationsund Verkostungsräume gegen einen hellen, einladenden Auftritt auszuwechseln, mit eleganter Möblierung und verschiedenen Materialien, Lichtstimmungen und Farben – ein gelungenes Beispiel für das harmonische Miteinander von Baukunst und Raumgestaltung von gestern und heute.
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Weingut Brennfleck in Sulzfeld Architekten: Dold + Versbach, i_Park Klingholz 15, 97232 Giebelstadt, www.dold-versbach.de Fertigstellung: 2007 Anbaugebiet: Franken Kontakt: Papiusgasse 7, 97320 Sulzfeld am Main www.weingut-brennfleck.de
Ob und wie sich Aufwand, Investitionen und Engagement für ein neues Projekt lohnen, lässt sich natürlich erst im Nachhinein beantworten. Doch der Gault-Millau-Weinguide attestierte dem Weingut Brennfleck, dass die Neubaumaßnahmen offenbar der Güte der Weine durchaus förderlich gewesen seien. Das verkaufsfördernde Lob bezieht sich auf den Neubau eines Kelterhauses aus Sichtbeton und fränkischem Muschelkalk in einer klaren Formensprache. Das neue Ensemble optimiert die Betriebsabläufe, öffnet aber auch dem Besucher ungewohnte Einblicke in die Weinkeller, die man durch einen Tunnel erreicht. Besonderen Reiz erhält das Ganze zudem durch die es umgebenden Bauten des denkmalgeschützten Gutshofs von 1479.
Weingut Lubentiushof in Niederfell Architekten: Hessel.Architekten, Keltenweg 27, 56626 Andernach, www.hessel-architekten.de Fertigstellung: 2007 Anbaugebiet: Mosel Kontakt: Kehrstraße 16, 56332 Niederfell / Mosel www.lubentiushof.de
Hier reift ein »langsamer« Wein für RieslingEnthusiasten. Zur Pflege der Kundenkontakte entstand in nahezu idealtypischer Weise auf einem winzigen innerörtlichen Abbruchgrundstück eine Weinwerkstatt. Mit seiner Kubatur fügt sich der Neubau problemlos in die örtliche Bautradition ein, zwischen dem Altbau und dem Neubau entstand ein kleiner Hof. In Materialwahl und Detailgestaltung zeigt sich der kleine Erweiterungsbau konsequent modern und hebt sich auf diese Weise selbstbewusst vom angrenzenden Altbau ab. Als traditioneller Baustoff wurde einzig Bruchstein beibehalten, im Übrigen dominieren Stahl, Glas und Lamellen aus Holz.
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Österreich
Weinerzeugung Die Anbaufläche in Österreich beläuft sich auf 45 000 ha, davon 65,5 % für Weißwein und 34,5 % für Rotwein. Für die Herstellung von Qualitäts- und Prädikatswein sind 22 Weißwein- und 13 Rotwein-Rebsorten zugelassen. Unter den Weißweinsorten führt mit großem Abstand der Grüne Veltliner (36 %), gefolgt von Welschriesling (9 %), Rivaner/ Müller-Thurgau und Weißburgunder einschließlich Chardonnay (jeweils 6 %) sowie Riesling (3 %). Bei den Rotweinsorten dominiert der Blaue Zweigelt (9 %), gefolgt von Blaufränkisch und Portugieser (jeweils 5 %). Ähnlich wie in Deutschland gibt es einen hohen Anteil von Nebenerwerbswinzern mit geringem Weinbergsbesitz (20 000 Winzer mit weniger als 1 ha Rebfläche); 6500 Weinbaubetriebe füllen selbst ab. Der Rebanbau konzentriert sich auf vier Bundesländer: Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Wien. Kleine Rebflächen befinden sich in fünf weiteren Bundesländern (87 ha). Das österreichische Weinrecht unterscheidet zwischen Weinen ohne Herkunftsbezeichnung (Landwein, Tafelwein /österreichischer Wein) und Weinen mit geschützter Ursprungsbezeichnung (Qualitätswein und Kabinett) sowie Prädikatswein. An die jeweilige Bezeichnung sind bestimmte Anforderungen wie Mindestmostgewicht und Höchstertrag pro Hektar gebunden. Niederösterreich Etwa 30 00 ha Rebfläche verteilen sich auf acht Weinbaugebiete in der Donauebene im Nordosten des Landes. Hier wachsen über 60 % des österreichischen Weins, von dem fast die Hälfte auf die Rebsorte Grüner Veltliner entfällt. Der übrige Teil setzt sich aus einer großen Sortenvielfalt zusammen, deren Weine durch unterschiedliche klimatische und geologische Faktoren geprägt werden. Gemeinsam mit dem Burgenland bildet Niederösterreich die Weinbauregion »Weinland Österreich«. Burgenland 14 600 ha Rebfläche verteilen sich auf die vier Weinbaugebiete Neusiedler See (7300 ha),
Neusiedler See / Hügelland (3900 ha), Mittelburgenland (2300 ha) und Südburgenland (500 ha). Von der Europäischen Union wurde das Burgenland über einen begrenzten Zeitraum durch besondere finanzielle Maßnahmen gefördert. Diese ermöglichten auch umfangreiche Investitionen in Sanierung und Neubau von Weingütern und ihre technische Ausstattung. Steiermark Das Steirerland bestreitet etwa 7 % der Weinerzeugung in Österreich. Die Rebfläche von ca. 3800 ha verteilt sich auf die Weingebiete Südoststeiermark (1350 ha), Südsteiermark (2350 ha) und Weststeiermark (450 ha). Klimatisch bedingt, dominiert mit 75 % der Weißweinanbau, bei dem die Sorten Welschriesling und Weißburgunder führend sind. Eine international anerkannte qualitative Spitzenstellung erreichen steirische Weißweine vor allem aus den Rebsorten Sauvignon Blanc und Chardonnay/ Morillon. Weinarchitektur Herausragende Beispiele für traditionelle Weinarchitektur sind unter anderem: • Domäne Wachau, Dürnstein (Kellerschlössl ist das barocke Prunkstück in der Wachau aus dem frühen 18. Jahrhundert, 2006 umfassend restauriert) • Stift Klosterneuburg • Schlossweingut Esterházy, Eisenstadt (Weinbau seit dem 17. Jahrhundert, Weinmuseum, neue Kellerei) Niederösterreich Niederösterreich weist im Vergleich zu anderen österreichischen Bundesländern mit Weinbau eine relativ geringe Anzahl moderner Weinbauprojekte auf. Ungefähr ein Dutzend Betriebe haben etwa seit dem Jahr 2000 deutliche bauliche Akzente in Richtung zeitgemäße Weinarchitektur gesetzt. Das Weingut Bründlmayer in Langenlois begann damit bereits zehn Jahre zuvor, als Wilhelm Bründlmayer ein neues Kelterhaus errichtet, in dem das Prinzip schonender Traubenverarbeitung durch Einsatz der Schwerkraft Anwendung findet. Andere Winzerkollegen zogen wenige Jahre später mit Um- und Neubauten nach: • Weingut Hirsch, Kammern • Weingut Markowitsch, Göttelsbrunn
Weingut Brennfleck in Sulzfeld Architekten: Dold + Versbach, i_Park Klingholz 15, 97232 Giebelstadt, www.dold-versbach.de Fertigstellung: 2007 Anbaugebiet: Franken Kontakt: Papiusgasse 7, 97320 Sulzfeld am Main www.weingut-brennfleck.de
Ob und wie sich Aufwand, Investitionen und Engagement für ein neues Projekt lohnen, lässt sich natürlich erst im Nachhinein beantworten. Doch der Gault-Millau-Weinguide attestierte dem Weingut Brennfleck, dass die Neubaumaßnahmen offenbar der Güte der Weine durchaus förderlich gewesen seien. Das verkaufsfördernde Lob bezieht sich auf den Neubau eines Kelterhauses aus Sichtbeton und fränkischem Muschelkalk in einer klaren Formensprache. Das neue Ensemble optimiert die Betriebsabläufe, öffnet aber auch dem Besucher ungewohnte Einblicke in die Weinkeller, die man durch einen Tunnel erreicht. Besonderen Reiz erhält das Ganze zudem durch die es umgebenden Bauten des denkmalgeschützten Gutshofs von 1479.
Weingut Lubentiushof in Niederfell Architekten: Hessel.Architekten, Keltenweg 27, 56626 Andernach, www.hessel-architekten.de Fertigstellung: 2007 Anbaugebiet: Mosel Kontakt: Kehrstraße 16, 56332 Niederfell / Mosel www.lubentiushof.de
Hier reift ein »langsamer« Wein für RieslingEnthusiasten. Zur Pflege der Kundenkontakte entstand in nahezu idealtypischer Weise auf einem winzigen innerörtlichen Abbruchgrundstück eine Weinwerkstatt. Mit seiner Kubatur fügt sich der Neubau problemlos in die örtliche Bautradition ein, zwischen dem Altbau und dem Neubau entstand ein kleiner Hof. In Materialwahl und Detailgestaltung zeigt sich der kleine Erweiterungsbau konsequent modern und hebt sich auf diese Weise selbstbewusst vom angrenzenden Altbau ab. Als traditioneller Baustoff wurde einzig Bruchstein beibehalten, im Übrigen dominieren Stahl, Glas und Lamellen aus Holz.
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Österreich
Weinerzeugung Die Anbaufläche in Österreich beläuft sich auf 45 000 ha, davon 65,5 % für Weißwein und 34,5 % für Rotwein. Für die Herstellung von Qualitäts- und Prädikatswein sind 22 Weißwein- und 13 Rotwein-Rebsorten zugelassen. Unter den Weißweinsorten führt mit großem Abstand der Grüne Veltliner (36 %), gefolgt von Welschriesling (9 %), Rivaner/ Müller-Thurgau und Weißburgunder einschließlich Chardonnay (jeweils 6 %) sowie Riesling (3 %). Bei den Rotweinsorten dominiert der Blaue Zweigelt (9 %), gefolgt von Blaufränkisch und Portugieser (jeweils 5 %). Ähnlich wie in Deutschland gibt es einen hohen Anteil von Nebenerwerbswinzern mit geringem Weinbergsbesitz (20 000 Winzer mit weniger als 1 ha Rebfläche); 6500 Weinbaubetriebe füllen selbst ab. Der Rebanbau konzentriert sich auf vier Bundesländer: Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Wien. Kleine Rebflächen befinden sich in fünf weiteren Bundesländern (87 ha). Das österreichische Weinrecht unterscheidet zwischen Weinen ohne Herkunftsbezeichnung (Landwein, Tafelwein /österreichischer Wein) und Weinen mit geschützter Ursprungsbezeichnung (Qualitätswein und Kabinett) sowie Prädikatswein. An die jeweilige Bezeichnung sind bestimmte Anforderungen wie Mindestmostgewicht und Höchstertrag pro Hektar gebunden. Niederösterreich Etwa 30 00 ha Rebfläche verteilen sich auf acht Weinbaugebiete in der Donauebene im Nordosten des Landes. Hier wachsen über 60 % des österreichischen Weins, von dem fast die Hälfte auf die Rebsorte Grüner Veltliner entfällt. Der übrige Teil setzt sich aus einer großen Sortenvielfalt zusammen, deren Weine durch unterschiedliche klimatische und geologische Faktoren geprägt werden. Gemeinsam mit dem Burgenland bildet Niederösterreich die Weinbauregion »Weinland Österreich«. Burgenland 14 600 ha Rebfläche verteilen sich auf die vier Weinbaugebiete Neusiedler See (7300 ha),
Neusiedler See / Hügelland (3900 ha), Mittelburgenland (2300 ha) und Südburgenland (500 ha). Von der Europäischen Union wurde das Burgenland über einen begrenzten Zeitraum durch besondere finanzielle Maßnahmen gefördert. Diese ermöglichten auch umfangreiche Investitionen in Sanierung und Neubau von Weingütern und ihre technische Ausstattung. Steiermark Das Steirerland bestreitet etwa 7 % der Weinerzeugung in Österreich. Die Rebfläche von ca. 3800 ha verteilt sich auf die Weingebiete Südoststeiermark (1350 ha), Südsteiermark (2350 ha) und Weststeiermark (450 ha). Klimatisch bedingt, dominiert mit 75 % der Weißweinanbau, bei dem die Sorten Welschriesling und Weißburgunder führend sind. Eine international anerkannte qualitative Spitzenstellung erreichen steirische Weißweine vor allem aus den Rebsorten Sauvignon Blanc und Chardonnay/ Morillon. Weinarchitektur Herausragende Beispiele für traditionelle Weinarchitektur sind unter anderem: • Domäne Wachau, Dürnstein (Kellerschlössl ist das barocke Prunkstück in der Wachau aus dem frühen 18. Jahrhundert, 2006 umfassend restauriert) • Stift Klosterneuburg • Schlossweingut Esterházy, Eisenstadt (Weinbau seit dem 17. Jahrhundert, Weinmuseum, neue Kellerei) Niederösterreich Niederösterreich weist im Vergleich zu anderen österreichischen Bundesländern mit Weinbau eine relativ geringe Anzahl moderner Weinbauprojekte auf. Ungefähr ein Dutzend Betriebe haben etwa seit dem Jahr 2000 deutliche bauliche Akzente in Richtung zeitgemäße Weinarchitektur gesetzt. Das Weingut Bründlmayer in Langenlois begann damit bereits zehn Jahre zuvor, als Wilhelm Bründlmayer ein neues Kelterhaus errichtet, in dem das Prinzip schonender Traubenverarbeitung durch Einsatz der Schwerkraft Anwendung findet. Andere Winzerkollegen zogen wenige Jahre später mit Um- und Neubauten nach: • Weingut Hirsch, Kammern • Weingut Markowitsch, Göttelsbrunn
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Weingut Ott, Feuersbrunn Weingut Grassl, Göttelsbrunn Weingut Holzapfel, Weißenkirchen Weingut Rudi Pichler, Wösendorf
Während die Winzergenossenschaft Domäne Wachau (vormals Freie Weingärtner), die auch das Kellerschlössel im berühmten Kellerberg betreut und für besondere Veranstaltungen nutzt, sich auf die Einrichtung einer modernen Vinothek beschränkt, realisierten die Winzer Krems (mit 1000 ha Rebfläche und 1200 Mitgliedern eine der größten Genossenschaften Österreichs) 2005 unter einer schwungvollen Dachkonstruktion eine komplett neue gläserne Kellerei. Burgenland Innerhalb weniger Jahre wurde das Burgenland zum Dorado moderner Weinarchitektur. Von 1999 bis 2004 erfuhren mehr als fünfzig Weinbaubetriebe bauliche Veränderungen aller Art, von der Sanierung bis zur Errichtung komplett neuer Gutsgebäude. Allein der burgenländische Architekt Anton Mayerhofer betreute davon über 20 Projekte. Zu Pionieren der ersten Stunde zählen die Güter Gesellmann und J. Heinrich in Deutschkreuz und Gernot Heinrich in Gols, vor allem aber der Blaufränkisch-Spezialist Franz Weninger, der 1998 der Moderne im Weingutbau den Weg ebnete. Wie viele später entstandene Projekte in der Region passen sich auch die neuen Wirtschaftsgebäude des international gefeierten Rotweinwinzers der Grundform des traditionellen Langhofs im Mittelburgenland an. In Zusammenarbeit mit den Architekten Raimund Dickinger und Kriso Leinfellner entstand ein klar gegliederter, heller, nach Süden ausgerichteter Baukörper oberhalb eines großzügig dimensionierten Kellers, in dem sich die Flaschenabfüllung, der Verkostungsraum und Büros befinden sowie 500 Barriquefässer lagern. Weinbauorte wie Gols, Horitschon, Neckenmarkt oder Deutschkreuz bieten dem Besucher mit ihren unterschiedlichsten Weinarchitekturen eine Art Dauerausstellung heutiger Baukultur für den Wein. Dabei spannt sich der Bogen der Ausdrucksformen von behutsamen Neuerungen bis zu fantasievollen Neuschöpfungen, wie man sie noch vor wenigen Jahren hier kaum für möglich gehalten hätte. Dies bezeugt u. a. der ARACHON Reifekeller der Vereinten Winzer Blaufränkischland in Horitschon,
in dem auf 1500 m² Grundfläche 1000 Barriquefässer lagern und in dem sich außer der Flaschenabfüllung im ersten Stock stilvolle Präsentations- und Verkostungsräumlichkeiten befinden. Die von den Architekten Wilhelm Holzbauer und Dieter Irresberger gestaltete Kellerei gilt mit ihrer harmonisch an die Umgebung angepassten Sandstein-Fassade als ästhetisches Meisterwerk burgenländischer Weinarchitektur. Steiermark Zeitgleich zum Bauboom in der Weinerzeugung des Burgenlands entwickelte sich auch im Süden der Steiermark eine rege Bautätigkeit in Winzerhöfen und Gutsbetrieben. Vom Ende der 1990er-Jahre bis etwa 2005 wurden mehr als ein Dutzend Projekte realisiert, die meisten in Leutschach, Gamlitz und Staden. Zu den gestalterisch besonders innovativen Umsetzungen gehört das Weingut Neumeister in Staden, das neben einem treppenförmig angelegten Baukörper am Hang auch mit brillantem Interieur besticht. Mehr noch als in anderen Weinbaugebieten fällt bei den neuen Bauten in der Südsteiermark der kontrastreiche Dialog mit den traditionellen Bauten in ihrer unmittelbaren Umgebung auf. Wie unterschiedlich dabei Lösungen ausfallen können, zeigen die Weingüter Regele in Ehrenhausen, Ploder-Rosenberg in St. Peter am Ottersbach oder Krispel in Hof bei Staden.
Loisium Kellerwelt in Langenlois Architekten: Steven Holl, 450 West 31st Street 11th Floor, 10001 New York, www.stevenholl.com samottreinisch, Franz Sam und Irene Ott-Reinisch, Franz Josefskai 45, 1010 Wien, www.samottreinisch.at Anbaugebiet: Kamptal Kontakt: Loisium Allee 1, 3550 Langenlois www.loisium.at
Selten wurde neue österreichische Weinarchitektur derart medienträchtig gefeiert wie die Weinerlebniswelt Loisium. Die Gründe dafür sind so vielschichtig wie das gesamte Projekt: Der New Yorker Architekt Steven Holl baute 2003 in Österreichs größter Weinbaugemeinde etwas völlig Neues, in einer Architektursprache fernab von Tradition und Konvention. Die Funktionen verteilen sich auf drei Ebenen: Unter der Erde entstand eine mythische Kellerwelt, in der man Geschichte und Gegenwart österreichischer Weinkultur kennenlernt; ebenerdig dann der eigentliche Blickfang, ein kubusförmiger Baukörper mit einer ungewöhnlichen Aluminiumhülle, 5° nach Süden geneigt, als Zentrum für Verkostung und Verkauf der Weine von über 100 Winzern der Region inmitten ihrer Reben. Wer noch mehr von dieser Wunderwelt des Weins erleben möchte, kann seit 2006 im angrenzenden, auf Betonsäulen »schwebenden« dreigeschossigen Weinund Designhotel Loisium entspannen, genießen und nächtigen.
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Weingut Loimer in Langenlois Architekten: Andreas Burghardt, Mariahilfer Str. 105, 1060 Wien, www.burghardt.co.at Fertigstellung: 2000 Anbaugebiet: Kamptal Kontakt: Haindorfer Vögerlweg 23, 3550 Langenlois www.loimer.at
Auf sein eigene Weise spektakulär geriet der Wineloft, den Vorzeigewinzer Fred Loimer mit Architekt Andreas Burghardt über einem Ziegelgewölbekeller aus dem 18. Jahrhundert errichtete. Der Bau aus Sichtbeton und schwarzem Putz wurde bald zum viel diskutierten Anschauungsobjekt neuer Weinarchitektur. Das L-förmige Gebäude wirkt auf den ersten Blick verschlossen und kaum zugänglich, lediglich ein Fenster gibt den Blick auf die Spitzenlage Heiligenstein frei. Zum geschützten Innenhof präsentiert sich der Baukörper mit einer Glasfassade offen und hell. Mittelpunkt des Verkostungsraums ist der 8 m lange Degustationstisch, Bühne für Grünen Veltliner und Riesling, die in der Unterwelt mit dem geometrischen Tunnelsystem reifen.
United Vineyards – Pfneisl in Kleinmutschen Architekt: Dietmar Gasser, Marktplatz 5, 7423 Pinkafeld Fertigstellung: 2006 Anbaugebiet: Mittelburgenland Kontakt: Gutshof, 7452 Kleinmutschen www.wine-pentagon.com
Um Probleme bei den englischsprachigen Weinkunden zu vermeiden, entschieden sich die Brüder Pfneisl für die international verständliche Bezeichnung United Vineyards, zumal der Export für den 100 ha großen Betrieb eine wachsende Bedeutung hat. International dann auch die Namen der Weine wie Pentagon, Phaeton oder Platinum und schließlich – nomen est omen – die 2005 mit Dietmar Gasser erbaute Kellerei als auf einem hellen Sockel thronender, rechteckiger schwarzer Betonquader, der von einem breiten gläsernen Eingang und einigen vertikalen Schlitzen unterbrochen wird. Ohne Frage ist die Winzerfamilie Pfneisl bereits in der Zukunft der Weinarchitektur angekommen.
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Wein & Schnaps Mariell in Großhöflein Architekten: creuz & quer, Brockmanngasse 5, 8010 Graz Fertigstellung: 2001 Anbaugebiet: Neusiedler See /Hügelland Kontakt: Hauptstraße 74, 7051 Großhöflein www.mariell.at
Mit einer Rebfläche von 7 ha gehört der Weinbaubetrieb von Gabriele und Richard Mariell zu den kleineren Erzeugern, die sich allerdings nicht nur mit ihren Weiß- und Rotweinen einen Namen gemacht haben, sondern auch wegen ihrer feinen Destillate längst kein Geheimtipp mehr sind. Die Mariells machen aber nicht nur als Lieferanten von Genussartikeln von sich reden, sondern auch als Initiatoren eines neuen Betriebsgebäudes mitten in der alten Dorfstruktur von Großhöflein im Mittelburgenland. Auf klare Formen und Linien reduziert, präsentiert sich der mit Lärchenholz verkleidete und an den Ecken mit Blechbändern gefasste L-förmige Quader in reizvollem Kontrast zur ihn umgebenden traditionellen Bausubstanz. Im Inneren erwartet den Besucher eine stimmige Inszenierung mit dekorativ aufgereihten Barriques, geschickter Lichtführung und einem raumhohen Fenster, das den Blick auf die umliegenden Weingärten freigibt.
Weingut Pittnauer in Gols Architekten: Halbritter + Halbritter, Untere Hauptstr. 5, 7100 Neusiedl am See, www.arch-halbritter.com AllesWirdGut Architektur, Josefstätter Str. 74/B, 1080 Wien, www.alleswirdgut.cc Fertigstellung: 2001 Anbaugebiet: Neusiedler See Kontakt: Neubaugasse 90, 7122 Gols www.pittnauer.com
Ob Form oder Funktion wichtiger ist, beantworten Planer und Bauherren in der heutigen Weinarchitektur häufig sehr klar. Beide Parameter werden meist gleichwertig behandelt, sodass sich eine deutliche Optimierung der Weinherstellung mit einer authentischen, zeitgemäßen Gestaltung verbindet. Nach diesen Kriterien realisierten Brigitte und Gerhard Pittnauer am Ortsrand von Gols ihr neues Weingut. Sie verzichteten auf jegliche Effekthascherei, die Kubatur des Baukörpers aus hellem Sichtbeton mit Glasfassaden orientiert sich innen wie außen an den Erfordernissen eines perfekten Produktionsablaufs. Abgerundet wird die freundliche Weinwelt der Pittnauers durch einen hellen Verkostungsraum.
Weingut Koppitsch in Neusiedl am See Architekten: Halbritter & Hillerbrand, Untere Hauptstr. 5, 7100 Neusiedl am See, www.h2arch.at Fertigstellung: 2010 Anbaugebiet: Burgenland Kontakt: Oberer Satzweg 55, 7100 Neusiedl am See www.wein-koppitsch.at
Hell, freundlich, unspektakulär und rundum sympathisch – in der Ausgestaltung des 2010 umgebauten Familienweinguts wurde auf knallige Farbeffekte ebenso verzichtet wie auf modernistische Strukturen. Lediglich die Böden und Decken im Keller sind in warmem Rot gehalten, in den übrigen Räumen herrscht eine helle Farbgebung vor. Das gilt auch für das Mobiliar, zu dem nur die dunklen Lampen im Verkostungsraum auffallend kontrastieren. Um einen einheitlichen Gesamteindruck des im Lauf der Zeit immer wieder erweiterten Weinguts zu erreichen, wurden die Fassaden der Gebäude mit einer Bretterverschalung mit unregelmäßigen Abständen versehen.
Weritas Gebietsvinothek in Kirchberg am Wagram
Weingut FX Pichler in Oberloiben
Architekten: gerner°gerner plus, Mariahilfer Str. 101/3/49, 1060 Wien, www.gernergernerplus.com Fertigstellung: 2009 Anbaugebiet: Wagram Kontakt: Marktplatz 44, 3470 Kirchberg am Wagram www.weritas.at
Architekten: Architekten Tauber, Utzstr. 11, 3500 Krems www.arch-tauber.at Fertigstellung: 2009 Anbaugebiet: Wachau Kontakt: Oberloiben 27, 3601 Dürnstein www.fx-pichler.at
Einigkeit macht stark. Nach diesem Motto schließen sich immer mehr Winzer zu gemeinsamen Präsentations- und Verkaufsaktivitäten zusammen, die sie als Einzelbetrieb mit gleicher Publikumsresonanz kaum leisten könnten. Dass derartige Auftritte nicht unscheinbar sein sollten, versteht sich von selbst. Diese Erkenntnis lag der Gestaltung der neuen Vinothek zugrunde, die die Architekten Andreas und Gerda Gerner 2009 im Auftrag von 54 Winzern des Weinbaugebiets Wagram am alten Marktplatz von Kirchberg bauten. Der erhabene Standort und die klare Gestaltung des Projekts besitzen Ausnahmecharakter. In dem aus Stahlbeton errichteten Gebäude befinden sich auf der unteren Ebene das speziell klimatisierte Weinflaschenlager und die Seminarräume, im oberen Bereich, dem grünlich schimmernden Glaskubus mit einem weiten Ausblick auf die Rebgärten des Wagram, sind neben der Vinothek auch ein Restaurant und eine Weinbar untergebracht.
Selbst wenn die neue Kellerei des Weinguts FX Pichler in Oberloiben vor den Toren Dürnsteins nicht so elegant-extravagant geraten wäre, hätte sie auf jeden Fall für kritische Neugierde und ergiebigen Gesprächsstoff gesorgt. Da aber alles, was der schon zu Lebzeiten legendäre Wachauer Winzer Franz Xaver (FX) Pichler anpackte, irgendwie zur Extraklasse zählte, ragt auch die Architektur des neuen Projekts weit über das Mittelmaß hinaus. Dabei wirkt der langgestreckte Flachdachbau keineswegs aufdringlich, zumal er nicht unmittelbar an der Bundesstraße, sondern hinter einem alten Winzerhaus liegt und somit keineswegs das Landschaftsbild in der Wachau beeinflusst. Optisch raffiniert gestaltet ist die Fassade mit anthrazitfarbenen vorgehängten, gestrahlten Betonelementen und schwungvollen Aluminium-Applikationen. Eine großzügige Glasfassade auf der anderen Gebäudeseite sowie durchgehende Bruchsteinmauern, Eichendielen und Schieferböden setzen im Inneren markante naturverbundene Akzente. Die Ausstattung im Verkostungsraum ist minimalistisch mit einem riesigen weißen Tisch und Designerstühlen. Planung und Bauausführung nahmen sieben Jahre in Anspruch, in denen der Bauherr auf Reisen Anregungen für sein Vorhaben sammelte.
Weingut Sabathi in Leutschach Architekten: Wemmers Skacel Forenbacher Architects, Claudia Wemmers, Igor Skacel, Michael Forenbacher, Triesterstr. 136, 8020 Graz, www.wemmersskacel.com Fertigstellung: 2004 Anbaugebiet: Südsteiermark Kontakt: Pössnitz 48, 8463 Leutschach www.sabathi.com
Finessenreich präsentieren sich nicht nur die Weine von Erwin Sabathi, auch die Architektur in seinem Leutschacher Weingut steckt voller Überraschungen. Unübersehbar zeigt die mit dunklem, thermisch behandeltem Holz verblendete Fassade nach außen hin die Tatsache, dass hier Weinfässer aus getoastetem Eichenholz gepflegt werden. Ähnlich wie bei einigen anderen an steilen Hängen gebauten Weinbaubetrieben in der Steiermark passt sich auch hier der Zweckbau für Produktion und Degustation ganz dem angrenzenden Weinberg an, indem er gleichsam in ihn hineintaucht. Die Verarbeitung der Trauben und die anschließenden Prozesse erfolgen ohne den Einsatz von Pumpen nur durch die Nutzung der Schwerkraft. Dies sowie die kurzen Wege sind Vorteile, die letztlich der Weinqualität zugute kommen.
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Weingut Lackner-Tinnacher in Gamlitz Architekt: Rolf Rauner, Alberstr. 8/17, 8010 Graz www.architektur-rauner.at Fertigstellung: 2002 Anbaugebiet: Südsteiermark Kontakt: Steinbach 12, 8462 Gamlitz www.tinnacher.at
In traditionsreichen Gütern wie dem von Fritz und Wilma Tinnacher, das bereits seit dem 18. Jahrhundert besteht, spielt der Respekt vor dem historischen Erbe gerade bei der Verwirklichung neuer Bauvorhaben eine große Rolle. So war es entscheidend, dass der mit Holzlamellen verschalte Baukörper, in dem die neuen Tank- und Präsentationsräume liegen, in harmonischem Zusammenhang mit dem alten Kellergewölbe steht. Die inzwischen nachgedunkelte Holzverkleidung, das begrünte Flachdach und das sich an den Rebhang anschmiegende Kelterhaus wirken wohltuend unaufdringlich. Dieser Eindruck setzt sich auch innen im modernen Tanklager und dem stilvoll-eleganten Verkostungsraum unter der gewölbten Decke fort, die 2002 saniert wurde. Das Projekt wurde für seine vorbildliche Gestaltung von der Republik Österreich ausgezeichnet.
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Schweiz
Weinerzeugung Zwar wachsen in nahezu allen Schweizer Kantonen Reben, aber in nur sechs Regionen nördlich und südlich des Alpenhauptkamms wird in größerem Umfang Weinbau betrieben. Die Rebflächen ergeben zusammen knapp 15 000 ha, womit die Schweiz zu den kleinsten Weinbauländern Europas zählt. Den intensivsten Weinbau betreiben die Kantone in der Französischen Schweiz. Führend sind das Wallis (5100 ha), das Waadt (3800 ha) und der Kanton Genf (1300 ha). In den beiden ersten dominiert der Weißwein (Fendant bzw. Perlan). In Genf hat der Rotwein inzwischen den Weißweinanbau überholt. Das Tessin (1000 ha) ist fast ausnahmslos auf Rotwein ausgerichtet, zu über 80 % aus der Merlot-Rebe. Unter den acht Kantonen, die in der Ostschweiz Wein anbauen (1800 ha), ist Graubünden mit der Bündner Herrschaft zwar quantitativ nicht der wichtigste, doch hinsichtlich der erzeugten Weinqualität der bedeutendste. Weinarchitektur Graubünden Obgleich die Statistik für die fünf Weinbauorte der Bündner Herrschaft immerhin 60 Winzerbetriebe aufführt, ist die Anzahl von Gütern, die architektonische Veränderungen vollzogen haben, recht klein. Zu den wenigen Betrieben, die in den letzten Jahren Um- und Neubauten realisiert haben, gehört neben dem Weinhaus Cottinelli in Malans das Weingut Marugg in Fläsch, das 2005 einen modernen, stimmungsvollen Weinkeller baute, in dem Spotlights die Barrriques optisch akzentuieren. Entworfen wurde es von dem in Fläsch beheimateten Architekten Kurt Hauenstein, der sich bei seinen Weingutprojekten einer klaren architektonischen Sprache bedient und sich dabei an den vorhandenen Strukturen des Orts – zum Beispiel bei den verwendeten Materialien – orientiert. Diesen Grundsatz legte er auch den Planungen des Weinguts Davaz in Fläsch zugrunde, einer der ersten Adressen in der Bündner Herrschaft. Den Auftakt bildeten eine Remise und ein Wohnhaus, die auf den ersten Blick von einer wohltuenden Unauffälligkeit geprägt sind.
Weingut Adank in Fläsch Architekten: Kurt Hauenstein, Kirchgasse 1, 7306 Fläsch www.atelier-f.ch Fertigstellung: 2009 Anbaugebiet: Graubünden Kontakt: St. Luzi, 7306 Fläsch www.adank-weine.ch
Seitdem in Fläsch Landwirte und Weinbauern von 1966 bis 1974 eine Güterzusammenlegung durchführten und statt Ackerfrüchten und Wiesen Reben pflanzen, hat sich die Gemeinde zu einem angesehenen Weinbauort entwickelt. Ihren Ruf als Heimat ausdrucksvoller Weine verdankt sie vor allem dem Pinot Noir, aus dem edle, kraftvolle Rotweine gewonnen werden. Auch Hansruedi Adank, der 1994 von seinen Eltern den Weinbaubetrieb übernahm, machte mit solchen rubinroten Spätburgunderweinen Furore. Diese präsentiert er neben aromatischem Sauvignon Blanc und vollmundigen Grauburgundern in der Vinothek, deren in unregelmäßigen Abständen angeordnete Fenster reizvolle, bildergleiche Lichtkegel auf die Wände werfen.
Scadenagut in Malans Architekten: Konrad Erhard und Daniel Schwitter, Jochstr. 1, 7000 Chur Fertigstellung: 2004 Anbaugebiet: Graubünden Kontakt: Scadenaweg 1, 7208 Malans www.malanser-weine.ch
»In den letzten Jahren haben wir immer häufiger festgestellt, dass die Ansprüche der Kunden weit über die reine Qualität der Weine hinausgehen.« Darauf reagierte Peter Wegelin mit dem Neubau eines Weinkellers und einer Vinothek, die seinen Wünschen nach Optimierung der Arbeitsabläufe ebenso gerecht werden wie der Erwartungshaltung seiner Kunden. Mit den Churer Architekten Konrad Erhard und Daniel Schwitter entstand 2005 ein Kellereigebäude mit funktionell gestaltetem Produktionsgeschoss auf der Ebene des Weinbergs, einem Barriquekeller im Untergeschoss und einer Begegnungsebene auf Straßenniveau mit einem transparenten Glaskubus für Verkostungen und Events.
Weingut Lackner-Tinnacher in Gamlitz Architekt: Rolf Rauner, Alberstr. 8/17, 8010 Graz www.architektur-rauner.at Fertigstellung: 2002 Anbaugebiet: Südsteiermark Kontakt: Steinbach 12, 8462 Gamlitz www.tinnacher.at
In traditionsreichen Gütern wie dem von Fritz und Wilma Tinnacher, das bereits seit dem 18. Jahrhundert besteht, spielt der Respekt vor dem historischen Erbe gerade bei der Verwirklichung neuer Bauvorhaben eine große Rolle. So war es entscheidend, dass der mit Holzlamellen verschalte Baukörper, in dem die neuen Tank- und Präsentationsräume liegen, in harmonischem Zusammenhang mit dem alten Kellergewölbe steht. Die inzwischen nachgedunkelte Holzverkleidung, das begrünte Flachdach und das sich an den Rebhang anschmiegende Kelterhaus wirken wohltuend unaufdringlich. Dieser Eindruck setzt sich auch innen im modernen Tanklager und dem stilvoll-eleganten Verkostungsraum unter der gewölbten Decke fort, die 2002 saniert wurde. Das Projekt wurde für seine vorbildliche Gestaltung von der Republik Österreich ausgezeichnet.
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Schweiz
Weinerzeugung Zwar wachsen in nahezu allen Schweizer Kantonen Reben, aber in nur sechs Regionen nördlich und südlich des Alpenhauptkamms wird in größerem Umfang Weinbau betrieben. Die Rebflächen ergeben zusammen knapp 15 000 ha, womit die Schweiz zu den kleinsten Weinbauländern Europas zählt. Den intensivsten Weinbau betreiben die Kantone in der Französischen Schweiz. Führend sind das Wallis (5100 ha), das Waadt (3800 ha) und der Kanton Genf (1300 ha). In den beiden ersten dominiert der Weißwein (Fendant bzw. Perlan). In Genf hat der Rotwein inzwischen den Weißweinanbau überholt. Das Tessin (1000 ha) ist fast ausnahmslos auf Rotwein ausgerichtet, zu über 80 % aus der Merlot-Rebe. Unter den acht Kantonen, die in der Ostschweiz Wein anbauen (1800 ha), ist Graubünden mit der Bündner Herrschaft zwar quantitativ nicht der wichtigste, doch hinsichtlich der erzeugten Weinqualität der bedeutendste. Weinarchitektur Graubünden Obgleich die Statistik für die fünf Weinbauorte der Bündner Herrschaft immerhin 60 Winzerbetriebe aufführt, ist die Anzahl von Gütern, die architektonische Veränderungen vollzogen haben, recht klein. Zu den wenigen Betrieben, die in den letzten Jahren Um- und Neubauten realisiert haben, gehört neben dem Weinhaus Cottinelli in Malans das Weingut Marugg in Fläsch, das 2005 einen modernen, stimmungsvollen Weinkeller baute, in dem Spotlights die Barrriques optisch akzentuieren. Entworfen wurde es von dem in Fläsch beheimateten Architekten Kurt Hauenstein, der sich bei seinen Weingutprojekten einer klaren architektonischen Sprache bedient und sich dabei an den vorhandenen Strukturen des Orts – zum Beispiel bei den verwendeten Materialien – orientiert. Diesen Grundsatz legte er auch den Planungen des Weinguts Davaz in Fläsch zugrunde, einer der ersten Adressen in der Bündner Herrschaft. Den Auftakt bildeten eine Remise und ein Wohnhaus, die auf den ersten Blick von einer wohltuenden Unauffälligkeit geprägt sind.
Weingut Adank in Fläsch Architekten: Kurt Hauenstein, Kirchgasse 1, 7306 Fläsch www.atelier-f.ch Fertigstellung: 2009 Anbaugebiet: Graubünden Kontakt: St. Luzi, 7306 Fläsch www.adank-weine.ch
Seitdem in Fläsch Landwirte und Weinbauern von 1966 bis 1974 eine Güterzusammenlegung durchführten und statt Ackerfrüchten und Wiesen Reben pflanzen, hat sich die Gemeinde zu einem angesehenen Weinbauort entwickelt. Ihren Ruf als Heimat ausdrucksvoller Weine verdankt sie vor allem dem Pinot Noir, aus dem edle, kraftvolle Rotweine gewonnen werden. Auch Hansruedi Adank, der 1994 von seinen Eltern den Weinbaubetrieb übernahm, machte mit solchen rubinroten Spätburgunderweinen Furore. Diese präsentiert er neben aromatischem Sauvignon Blanc und vollmundigen Grauburgundern in der Vinothek, deren in unregelmäßigen Abständen angeordnete Fenster reizvolle, bildergleiche Lichtkegel auf die Wände werfen.
Scadenagut in Malans Architekten: Konrad Erhard und Daniel Schwitter, Jochstr. 1, 7000 Chur Fertigstellung: 2004 Anbaugebiet: Graubünden Kontakt: Scadenaweg 1, 7208 Malans www.malanser-weine.ch
»In den letzten Jahren haben wir immer häufiger festgestellt, dass die Ansprüche der Kunden weit über die reine Qualität der Weine hinausgehen.« Darauf reagierte Peter Wegelin mit dem Neubau eines Weinkellers und einer Vinothek, die seinen Wünschen nach Optimierung der Arbeitsabläufe ebenso gerecht werden wie der Erwartungshaltung seiner Kunden. Mit den Churer Architekten Konrad Erhard und Daniel Schwitter entstand 2005 ein Kellereigebäude mit funktionell gestaltetem Produktionsgeschoss auf der Ebene des Weinbergs, einem Barriquekeller im Untergeschoss und einer Begegnungsebene auf Straßenniveau mit einem transparenten Glaskubus für Verkostungen und Events.
Vinorama Lavaux in Rivaz
Weingut Ghidossi in Cadenazzo
Architekten: Fournier-Maccagnan, Atelier d‘architectes, Rue du Cropt 30_cp 248, 1880 Bex, www.fourniermaccagnan.ch Fertigstellung: 2010 Anbaugebiet: Waadt/Lavaux Kontakt: Route du Lac 2, Case postale 118, 1071 Rivaz www.lavaux-vinorama.ch
Architekt: Aurelio Galfetti, Via San Gottardo 92, 6900 Lugano-Massagno, www.aureliogalfetti.ch Fertigstellung: 1994 Anbaugebiet: Tessin Kontakt: Via Mirasole 8, 6500 Bellinzona/Cadenazzo www.cantina-ghidossi.ch
Eine vinologische und gastronomische Institution, die sich nicht zuletzt durch ihre architektonische Konzeption auszeichnet, bereichert seit 2010 eine der schönsten Weinlandschaften der Schweiz. Die steilen, terrassierten Weinberge der Lavaux oberhalb des Genfer Sees zwischen Montreux und Lausanne wurden von der UNESCO zum Welterbe erklärt. Dort entstand an der Lavaux-Weinstrasse oberhalb von Rivaz beim Forestay-Wasserfall das Vinorama Lavaux als »didaktisches und geselliges Zentrum«. Der mächtige monolithische Kubus schmiegt sich wie eine Festung an die Steilhänge und nimmt mit seiner vom Künstler Daniel Schlaepfer dekorativ gestalteten Fassade die Farbe der ihn umgebenden Felsen und Weinbergsmauern auf. Die Funktionsräume – eine Weinbar mit einem Angebot von über 200 Weinen, ein Kinosaal sowie Veranstaltungsräume – befinden sich auf verschiedenen Ebenen des Niedrigenergiegebäudes, die effektvoll illuminiert sind.
Bis zu den Anfängen moderner Weinarchitektur geht die Entstehungsgeschichte der Cantina des Tessiners Davide Ghidossi zurück. Der Architekt Aurelio Galfetti entwarf für ihn den an einem Steilhang gelegenen zweigeschossigen Bau. Galfetti favorisiert in seinen Arbeiten Einfachheit, Betonung des Wesentlichen und Natürlichen, indem er Form und Material entsprechend auswählt. Das 1994 für die Weinpräsentation fertiggestellte Bauprojekt hat in seiner schlichten und zugleich bestechenden Ausstrahlung bis heute nicht an Wirkung verloren. Durch den Bewuchs wirkt der helle Betonkörper sogar noch ausdrucksvoller – ein Ort, an dem guter Wein und gute Architektur nunmehr seit Jahrzehnten eine wunderbare Verbindung eingegangen sind.
Weingut Schmidheiny in Heerbrugg Architekten: Bänzigers Architektur, Kirchgasse 1, 9442 Berneck, www.baenzigersarchitektur.ch Fertigstellung: 1999 Anbaugebiet: Ostschweiz Kontakt: Schlossstrasse 210, 9435 Heerbrugg www.schmidheiny.ch
Die bekannte Unternehmerfamilie Schmidheiny war mit dem Weinbau schon vor 100 Jahren als Mitbegründerin einer Winzergenossenschaft verbunden. In Heerbrugg im St. Gallener Rheintal unterhält Thomas Schmidheiny ein Weingut in schöner Panoramalage, das 1999 mit einem puristisch, aber edel gestalteten Degustationsanbau aus Beton und Glas erweitert wurde. Durch die Übernahme des Weinguts Höcklistein in Rapperswil-Jona am Zürichsee vergrößerte der weinbegeisterte Schmidheiny, der auch mit einigen Topweingütern in Übersee vernetzt ist, sein Imperium um ein modernes, auch architektonisch attraktives Weingut.
Italien
Weinerzeugung Italien ist mit Frankreich und nach Spanien das zweitgrößte europäische Weinbauland. Seine Rebfläche von 820 000 ha erstreckt sich auf 20 Weinbauregionen. Die höchste Weinproduktion weisen Venetien (7,5 Mio hl), Emilia-Romagna, Apulien und Sizilien (jeweils 6,5 Mio hl) auf. Während in den südlichen Regionen die Erzeugung von Tafelund Landwein mit großem Abstand führt, ist der Anteil von Qualitätsweinen (mit Ursprungsbezeichnung D.O.C.) in Piemont und Trentino-Südtirol (jeweils über 80 %) am höchsten. Im Friaul und in der Toskana sind mehr als die Hälfte der Erzeugung Qualitätsweine. Die Erzeugerstruktur ist sehr heterogen und reicht von Kleinstwinzern bis zu großen Hightech-Kellereien, die maßgeblich den Export italienischer Weine bestimmen. Traditionell basiert die Weingewinnung auf einer immensen Vielfalt an Rebsorten, unter ihnen mehrere Hundert autochthone Gewächse von oft nur lokaler Verbreitung. Zwar spielen die »internationalen« Sorten wie Cabernet, Merlot oder Chardonnay eine immer größere Rolle, doch nehmen regionale Spezialitäten wie Nebbiolo (Piemont) oder Sangiovese im Weinsortiment einen wichtigen Platz ein. Weinarchitektur Norditalien So facettenreich die italienische Weinwelt auch sein mag, die Zahl der neuen Bauprojekte bei Gütern und Kellereien ist eher überschaubar. Ihre interessantesten Auftritte hat die zeitgemäße Weinarchitektur im Norden, speziell in Trentino-Südtirol. Seit 2010 zieht im Piemont die neue zentrale Großkellerei von TERRE DA VINO, einem Zusammenschluss von Genossenschaften und Weingütern mit 5000 ha Rebfläche, wegen ihrer fast industriellen Anmutung die Aufmerksamkeit auf sich. Mit beachtlichen Dimensionen (5000 m² bebaute Fläche) stellt das von Giovanni Arnaudo aus Cuneo entworfene Projekt einen markanten Gegensatz zu den traditionellen Familienbetrieben in Barolo dar. Eine der eigenwilligsten Kreationen moderner Weinarchitektur befindet sich in der Region Colli Orientali Friuli in der Ortschaft Gramogliano bei Corno di Rosazzo/Udine. Hier haben Augusto Romano Burelli 125
Vinorama Lavaux in Rivaz
Weingut Ghidossi in Cadenazzo
Architekten: Fournier-Maccagnan, Atelier d‘architectes, Rue du Cropt 30_cp 248, 1880 Bex, www.fourniermaccagnan.ch Fertigstellung: 2010 Anbaugebiet: Waadt/Lavaux Kontakt: Route du Lac 2, Case postale 118, 1071 Rivaz www.lavaux-vinorama.ch
Architekt: Aurelio Galfetti, Via San Gottardo 92, 6900 Lugano-Massagno, www.aureliogalfetti.ch Fertigstellung: 1994 Anbaugebiet: Tessin Kontakt: Via Mirasole 8, 6500 Bellinzona/Cadenazzo www.cantina-ghidossi.ch
Eine vinologische und gastronomische Institution, die sich nicht zuletzt durch ihre architektonische Konzeption auszeichnet, bereichert seit 2010 eine der schönsten Weinlandschaften der Schweiz. Die steilen, terrassierten Weinberge der Lavaux oberhalb des Genfer Sees zwischen Montreux und Lausanne wurden von der UNESCO zum Welterbe erklärt. Dort entstand an der Lavaux-Weinstrasse oberhalb von Rivaz beim Forestay-Wasserfall das Vinorama Lavaux als »didaktisches und geselliges Zentrum«. Der mächtige monolithische Kubus schmiegt sich wie eine Festung an die Steilhänge und nimmt mit seiner vom Künstler Daniel Schlaepfer dekorativ gestalteten Fassade die Farbe der ihn umgebenden Felsen und Weinbergsmauern auf. Die Funktionsräume – eine Weinbar mit einem Angebot von über 200 Weinen, ein Kinosaal sowie Veranstaltungsräume – befinden sich auf verschiedenen Ebenen des Niedrigenergiegebäudes, die effektvoll illuminiert sind.
Bis zu den Anfängen moderner Weinarchitektur geht die Entstehungsgeschichte der Cantina des Tessiners Davide Ghidossi zurück. Der Architekt Aurelio Galfetti entwarf für ihn den an einem Steilhang gelegenen zweigeschossigen Bau. Galfetti favorisiert in seinen Arbeiten Einfachheit, Betonung des Wesentlichen und Natürlichen, indem er Form und Material entsprechend auswählt. Das 1994 für die Weinpräsentation fertiggestellte Bauprojekt hat in seiner schlichten und zugleich bestechenden Ausstrahlung bis heute nicht an Wirkung verloren. Durch den Bewuchs wirkt der helle Betonkörper sogar noch ausdrucksvoller – ein Ort, an dem guter Wein und gute Architektur nunmehr seit Jahrzehnten eine wunderbare Verbindung eingegangen sind.
Weingut Schmidheiny in Heerbrugg Architekten: Bänzigers Architektur, Kirchgasse 1, 9442 Berneck, www.baenzigersarchitektur.ch Fertigstellung: 1999 Anbaugebiet: Ostschweiz Kontakt: Schlossstrasse 210, 9435 Heerbrugg www.schmidheiny.ch
Die bekannte Unternehmerfamilie Schmidheiny war mit dem Weinbau schon vor 100 Jahren als Mitbegründerin einer Winzergenossenschaft verbunden. In Heerbrugg im St. Gallener Rheintal unterhält Thomas Schmidheiny ein Weingut in schöner Panoramalage, das 1999 mit einem puristisch, aber edel gestalteten Degustationsanbau aus Beton und Glas erweitert wurde. Durch die Übernahme des Weinguts Höcklistein in Rapperswil-Jona am Zürichsee vergrößerte der weinbegeisterte Schmidheiny, der auch mit einigen Topweingütern in Übersee vernetzt ist, sein Imperium um ein modernes, auch architektonisch attraktives Weingut.
Italien
Weinerzeugung Italien ist mit Frankreich und nach Spanien das zweitgrößte europäische Weinbauland. Seine Rebfläche von 820 000 ha erstreckt sich auf 20 Weinbauregionen. Die höchste Weinproduktion weisen Venetien (7,5 Mio hl), Emilia-Romagna, Apulien und Sizilien (jeweils 6,5 Mio hl) auf. Während in den südlichen Regionen die Erzeugung von Tafelund Landwein mit großem Abstand führt, ist der Anteil von Qualitätsweinen (mit Ursprungsbezeichnung D.O.C.) in Piemont und Trentino-Südtirol (jeweils über 80 %) am höchsten. Im Friaul und in der Toskana sind mehr als die Hälfte der Erzeugung Qualitätsweine. Die Erzeugerstruktur ist sehr heterogen und reicht von Kleinstwinzern bis zu großen Hightech-Kellereien, die maßgeblich den Export italienischer Weine bestimmen. Traditionell basiert die Weingewinnung auf einer immensen Vielfalt an Rebsorten, unter ihnen mehrere Hundert autochthone Gewächse von oft nur lokaler Verbreitung. Zwar spielen die »internationalen« Sorten wie Cabernet, Merlot oder Chardonnay eine immer größere Rolle, doch nehmen regionale Spezialitäten wie Nebbiolo (Piemont) oder Sangiovese im Weinsortiment einen wichtigen Platz ein. Weinarchitektur Norditalien So facettenreich die italienische Weinwelt auch sein mag, die Zahl der neuen Bauprojekte bei Gütern und Kellereien ist eher überschaubar. Ihre interessantesten Auftritte hat die zeitgemäße Weinarchitektur im Norden, speziell in Trentino-Südtirol. Seit 2010 zieht im Piemont die neue zentrale Großkellerei von TERRE DA VINO, einem Zusammenschluss von Genossenschaften und Weingütern mit 5000 ha Rebfläche, wegen ihrer fast industriellen Anmutung die Aufmerksamkeit auf sich. Mit beachtlichen Dimensionen (5000 m² bebaute Fläche) stellt das von Giovanni Arnaudo aus Cuneo entworfene Projekt einen markanten Gegensatz zu den traditionellen Familienbetrieben in Barolo dar. Eine der eigenwilligsten Kreationen moderner Weinarchitektur befindet sich in der Region Colli Orientali Friuli in der Ortschaft Gramogliano bei Corno di Rosazzo/Udine. Hier haben Augusto Romano Burelli 125
und Gianfranco Roccatagliata über dem gewölbten Barriquekeller der Cantina Perusini, die zu den ältesten Weingütern der Region zählt, einen dreistöckigen, 13 m hohen »Weinturm« gebaut, der an die Wachtürme des römischen Limes erinnert. Auf dem Boden des Fasskellers befindet sich ein Ziffernblatt, über dem ein im Turminneren aufgehängtes Foucault’sches Pendel analog zur Erdumdrehung schwingt. Mittelitalien In Mittelitalien konzentrieren sich nahezu alle Projekte moderner Weinarchitektur auf die Toskana. Als eines der ersten entstand zwischen 1995 und 1998 die Kellerei für die Tenuta der ehemaligen Abtei Badia a Coultibuono. Die Architekten Piero Sartago und Nathalie Grenon entwarfen eine moderne »Festung des Weins« bei Monti di Chianti, deren langgestreckter Baukörper, aufgelockert durch zwei zylindrische Türme, ein auffallendes Pendant zum viel besuchten mittelalterlichen Klostergut im benachbarten Gaiole darstellt. Die Maremma südlich von Livorno unweit der toskanischen Küste entwickelte sich seit etwa 2000 zum Mekka für Weingutinvestoren, mit der Folge, dass es hier zu neuen, teilweise spektakulären Projekten kam, an denen auch sogenannte Stararchitekten beteiligt waren. Der Tessiner Mario Botta entwarf für den Unternehmer Vittorio Moretti die Kellerei Petra, ein von zwei flachen Seitenflügeln flankierter zylindrischer Mittelbau, dessen Verkleidung aus Veroneser Sandstein in warmem Rosa strahlt. Auch im Inneren wirkt die Kellerei gediegen extravagant mit ihren schnurgeraden Fassreihen und der wechselnden Farbbeleuchtung der Lagerkeller. Angelo Gaja, piemontesische Weinikone, ließ sich von Giovanni Bò seine Kellerei Cà Marcanda in Castegneto Carducci bauen, und Renzo Piano plante den im Stil eines Amphitheaters mit zwei unterirdischen Ebenen angelegten Keller für 2500 Barriques des Weinguts Rocca di Frassinello in Gavorrano. Zu den bemerkenswertesten Schöpfungen der Weinarchitektur in den Marken gehören Holzfasskeller und Önothek der Azienda Umani Ronchi, entworfen von Marco Vignoni.
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Süditalien In der süditalienischen Basilikata, die lange Zeit nicht gerade als Herkunftsort großer Weine galt, eröffneten zwischen 1998 und 2002 gleich mehrere ambitionierte Kellereien und entschieden sich für zeitgemäße Weinarchitektur. Die Cantine del Notaio bevorzugte für ihren Keller in Serra del Granato noch den mediterranen Auftritt. Terra dei Re präsentiert sich mit der 2002 fertiggestellten Kellerei in Rionero dank großzügiger, von Betonsäulen unterbrochener Glasfassaden maßvoll elegant. Ein herausragendes Objekt schufen die japanische Designerin Hikaru Mori und der Architekt Domenico Santomauro, die 2001 für den Unternehmer Mario Bisceglia bei Lavello inmitten neu angepflanzter Rebflächen ein attraktives Weingut bauten, das in seiner ästhetischen Gestaltung für den Süden Italiens bislang Vorbildcharakter hat. Beispiele für die gerade in Italien gepflegte Passion, die Weinkeller mit zeitgenössischer Kunst zu bereichern, lassen sich in nahezu jeder Region finden. Eines der ältesten und renommiertesten kalabrischen Weingüter, Mastroberadino in Atribalda, ging einen anderen Weg. Als nach einem Erdbeben 1980 die Gewölbekeller völlig erneuert werden mussten, entschied man sich, als Ergänzung zum klassizistischen Gutsgebäude die Deckengewölbe der Holzfass- und Reifekeller mit großen Fresken in Renaissance-Manier ausmalen zu lassen.
Weingut Manincor in Kaltern Architekten: Walter Angonese, Marktplatz 6, 39052 Kaltern www.angonesewalter.it Rainer Köberl, Maria Theresien Str. 10/3, 6020 Innsbruck www.rainerkoeberl.at Silvia Boday, Richardsweg 1, 6020 Innsbruck www.silviaboday.com Fertigstellung: 2004 Anbaugebiet: Südtirol Kontakt: St. Josef am See 4, 39052 Kaltern www.manincor.com
Mit der Ernte des Weinjahrgangs 2004 nahm der Kellerneubau von Manincor in Kaltern den Betrieb auf. Vorausgegangen waren drei Jahre, in denen sich der Südtiroler Architekt Walter Angonese und seine Kollegen Rainer Köberl und Silvia Boday sowie Bauherr Michael Graf Goëss-Enzenberg nahezu ausschließlich mit dem ambitionierten Vorhaben befassten, einen »Vorzeigekeller« mit etwa 4800 m² Nutzfläche zu konzeptionieren. Der dreigeschossige Neubau sollte nicht einfach ein »Anhängsel« zum historischen Weingut sein, sondern sich als eigenständiges Bauwerk in den wertvollen Boden des ihn umgebenden Weinbergs integrieren. Das optimale Kellerklima und eine wesentliche Verbesserung der Traubenverarbeitung gehören zu den großen Errungenschaften des Neubaus, ebenso der kommunikative Effekt, der mit dem – oberirdisch angelegten – Verkostungs- und Verkaufsraum erreicht wurde. Inzwischen zeigt sich auch, dass der allmählich alternde Sichtbeton sowie die Verkleidungen und Treppen aus oxidiertem Stahl eine gelungene Ergänzung zum Gutshaus darstellen.
»Bistrot« Elena Walch in Tramin
Alois Lageder in Margreid
Architekt: David Stuflesser, Petlinstraße 18, 39046 St. Ulrich, www.dstuflesser.com Fertigstellung: 2010 Anbaugebiet: Südtirol Kontakt: Andreas Hoferstr. 1, 39040 Tramin www.elenawalch.com
Architekten: Abram & Schnabl Architekten, Sparkassenstr. 15, 39100 Bozen, www.abram-schnabl.com Fertigstellung: 1995 Anbaugebiet: Südtirol Kontakt: Grafengasse 9, 39040 Margreid www.aloislageder.eu
Elena Walch zählt zu den profiliertesten Weinbotschafterinnen Südtirols. Seitdem die studierte Architektin mit ihrem Mann das traditionsreiche Weingut Walch leitet, konnte sie in puncto Qualität, Ansehen und Bekanntheitsgrad ihrer Weine in der internationalen Weinszene Topplätze belegen. Im Castel Ringberg – zugleich Spitzenlage im Walch-Sortiment – werden in Panoramalage über dem Kalterer See erfolgreich alle gastronomischen Register gezogen. Für die lokale Weinvermarktung kam 2010 im Zentrum von Tramin, unweit des imposanten Holzfasskellers, ein elegantes Weinbistro mit dem bezeichnenden Namen »Le Verre capricieux« hinzu, das David Stuflesser entwarf. Nahe an der Dorfstraße gelegen, lockt das sich zum Garten öffnende und von altem Baumbestand umgebene, schwungvoll gestaltete »Bistrot« mit einem einladenden, freundlichen Ambiente.
Die Südtiroler Weine erfreuen sich wachsender Nachfrage. Solche Veränderungen sind Visionären unter den heimischen Winzern wie Alois Lageder geschuldet. Obwohl er mittlerweile eine Million Flaschen abfüllt, hat seine Weinphilosophie nicht an Eigenständigkeit und Individualität verloren. 1997 entstand der Neubau beim historischen Ansitz Löwengang nach ökologischen und baubiologischen Kriterien. Die Wahl der Materialien Holz und Stein bewirkt einen positiven Energieaustausch. Im Weinkeller sorgen Sonne, Luft und Felsen für ein optimales Klima. Das Herzstück der Produktion ist der 15 m hohe Kelterturm, der mechanische Pumptechniken auf natürliche Weise ersetzt.
Cantina Mezzacorona in Mezzocorona Architekten: Cecchetto & Associati, Cannaregio 563/E, 30121 Venedig, www.studiocecchetto.com Fertigstellung: 2000 Anbaugebiet: Trentino Kontakt: Via Tonale 110, 38016 Mezzocorona www.mezzocorona.it
Als die Genossenschaftskellerei Mitte der 1990erJahre mit der Errichtung eines neuen Betriebsgebäudes begann, begleiteten Begriffe wie »futuristisch« und »spektakulär« das Projekt. Tatsächlich wirkte das Konzept damals beinahe sensationell, denn Bauten von vergleichbarem Ausmaß (bebaute Fläche 34 590 m²) und auffallender Ästhetik gab es in Italien bislang nicht. Die Anlage, die für die Produktion von 1600 Mitgliedswinzern ausgelegt ist und eine Kellerei für die Sektmarke »Rotari« umfasst, wurde auch unter dem Aspekt des Umweltschutzes konzipiert. 70 % der Kellereifläche befinden sich in der Erde, wodurch sich der Einsatz von Klimaanlagen erheblich reduziert.
Feudi di San Gregorio in Sorbo Serpico Architekten: ZITOMORI, Via Lamarmora 36, 20122 Mailand www.zitomori.com Vignelli Associates, 130 East 67th Street, New York, NY 10021, www.vignelli.com Fertigstellung: 2003 Anbaugebiet: Kampanien Kontakt: Località Cerza Grossa, 83050 Sorbo Serpico www.feudi.it
Die Familien Ercolino und Capoldo begründeten 1986 Feudi di San Gregorio in der Absicht, Kampanien – oder den gesamten Süden des Landes – um eine Weinkellerei zu bereichern, wie man sie bislang nicht kannte. Zur Umsetzung des ehrgeizigen Projekts bei Sorbo Serpico/Irpinia wurden nicht nur auf 300 ha Reben gepflanzt. Enzo Ercolino engagierte mit der in Mailand lebenden Gestalterin Hikaru Mori, dem Architekten Maurizio Zito sowie dem New Yorker Designer-Ehepaar Vignelli kreative Köpfe für außergewöhnliche Konzepte. Entstanden ist dabei nicht nur eine modern funktionierende Kellerei. Der Komplex, dessen minimalistische Architektur durch die umgebenden Gärten mit Rosen, Kräutern, alten Reben und Wasserläufen fast heiter wirkt, umfasst neben einem 650 m langen, von mittelalterlicher Musik beschallten Reifekeller mit 6000 Barriques auch einen zentralen gläsernen Verkostungsraum, ein Gourmetrestaurant, Räumlichkeiten für Weinproben und Kochkurse, einen Weinshop, ein Hotel sowie ein Amphitheater. Unter der Ägide der Vignelli wurde die gesamte Innenausstattung bis zur Kleidung des Personals und der Gestaltung der Weinflaschen konsequent durchgestylt. Seit der Eröffnung im Jahr 2004 nimmt die Zahl der Besucher ebenso zu wie die Qualität der Weine. 127
Frankreich
Weinerzeugung Obgleich in den letzten Jahrzehnten auch andere europäische Weinbauländer bei der Erzeugung großer Weine beträchtliche Erfolge verbuchen konnten, hat doch Frankreich unbestritten wichtige Grundlagen für diese Entwicklung geschaffen und die Weinproduktion mit qualitativen Normen ausgestattet, die für nahezu alle Weinbauländer der Welt Vorbildcharakter besitzen. Der von Frankreich ausgehende globale Siegeszug der Rebsorten Cabernet, Merlot und Chardonnay, der Einsatz des kleinen Eichenfasses, des Barriques, in der Weinbereitung und das System der kontrollierten Ursprungsbezeichnung (A.O.C.) sind dafür nur einige Marksteine. Die Anbaufläche und Weinproduktion in Frankreich sind rückläufig, erreichen mit etwa 830 000 ha in der internationalen Statistik aber weiterhin einen vorderen Platz. Die Erzeugung macht von der Masse her etwa 20 % der weltweiten Weinproduktion aus, wertmäßig jedoch wesentlich mehr. 110 000 Winzerbetriebe produzieren je nach Jahrgang zwischen 40 und 50 Millionen hl, was sechs bis sieben Milliarden Flaschen Wein entspricht. Davon sind ungefähr 73 % Rotwein und Rosé sowie 23 % Weißwein. Von der gesamten Produktion werden – bei deutlich sinkendem Pro-KopfVerbrauch – knapp zwei Drittel im Inland getrunken, ein Drittel geht in den Export. Vor allem für die Weinausfuhr spielen Qualitätsweine mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung (Appellation d’Origine Contrôlée – A.O.C.) eine wichtige Rolle. Im Durchschnitt entfällt etwa die Hälfte aller Weine auf diese Kategorie, die sich in einigen Regionen auf die gesamte (z. B. Champagne) oder einen überwiegenden Teil der Anbaufläche bezieht. Das Weinland Frankreich ist in 14 Weinbaugebiete von sehr unterschiedlicher Größe eingeteilt. Mit 120 000 ha ist Bordeaux das größte Anbaugebiet für Qualitätsweine. Bei den Rotweinen führen im Anbau die Sorten Grenache (94 000 ha), Syrah (68 000 ha), Cabernet Sauvignon (56 000 ha) und Carignan (53 000 ha). Bei den weißen Sorten ist die für die Cognac-Herstellung angebaute Ugni Blanc führend (83 00 ha), gefolgt von Chardonnay (45 000 ha) und Sauvignon Blanc (26 000 ha). 128
Weinarchitektur Unter den französischen Weinbauregionen schreibt Bordeaux im 21. Jahrhundert die Geschichte der Weinarchitektur auf vielfältige Weise fort. Bereits in den 1980er-Jahren wurden in Bordelaiser Schlossgütern in größerem Umfang Restrukturierungsmaßnahmen durchgeführt, an die sich in den folgenden Jahrzehnten neue Bauprojekte anschlossen. Da für die meisten Gutsherren neben Repräsentationsbestreben das historische Erbe einen hohen Stellenwert besitzt, stand zunächst »Baukosmetik« im Innen- und Außenbereich an erster Stelle. Die Domaine de Chevalier, Spitzenweingut im Graves, ließ Inhaber Olivier Bernard bis 1991 komplett umbauen. Das einstmals fast finster wirkende Gebäude erstrahlt seitdem hell, vornehm und einladend. Ein anderes Beispiel für den Trend zum architektonisch noblen, verhalten modernen Auftritt ist Château du Glana in St. Julien. Um Weine effektvoll und »bühnenreif« in Szene zu setzen, werden wie schon im Bordeaux der 1920er-Jahre internationale Experten beauftragt. Der Architekt Olivier Brochet betreute die Neugestaltung des Kellers von Château Léoville-Poyferré in St. Julien, bei der beste Vinifizierungstechnik mit Wänden aus Glasbausteinen, glänzenden Metallflächen und intensiven Farben umgeben wurde. In bis dahin unbekanntem Maß wurden zwei Architekturbüros mit zahlreichen Restaurierungen, Renovierungen, Erweiterungen und Neugestaltungen beauftragt: das Büro Atelier des Architectes Mazières aus Bordeaux, das etwa zwei Dutzend Châteaus auf seiner Referenzliste führt, sowie seit 1986 das Pariser Büro Jean de Gastines Architects. Bezeichnend für den Stil von Mazière ist die neue Cuverie von Branaire-Ducru in St. Julien. Wesentlich expressiver präsentiert sich dagegen der Weißweinkeller von Lynch Bages in Pauillac, eine Reihung gekippter Metallwürfel. Metall und Sichtbeton bestimmen auch die Fassade der Kellerei der Domaine Henry Martin (Château Gloria) in Beychevelle von Alain Triaud, deren sanft gewelltes Dach die strengen Linien des Baukörpers ein wenig mildert. Zwischen 1996 und 1998 baute Sylvain Dubuisson im Auftrag des Unternehmers und mehrfachen
Château-Besitzers Jean-Jacques Lesgourgues im Graves das neue Château Haut-Selve, das mit der Abkehr von den in Bordeaux so beliebten Konventionen in der Architektur neue Maßstäbe setzte. Der lange, in dezentem Rosa gehaltene, fast schmucklose Baukörper, von Skulpturen flankiert, birgt im Inneren hallenartige Chais für die Rot- und Weißweine. Zu den auffälligsten Châteaus in Bordeaux gehört d’Arsac in Margaux, das mit seinem akkurat geometrischen, kobaltblauen Steindekor Reminiszenzen an St. Petersburger Feudalbauten weckt. Eigentümer Philipp Raoux beauftragte Patrick Hernandez mit dem Bau eines daran anschließenden Kellers und Besucherempfangs, der eine perfekte Symbiose von traditionellem Baustil und heutiger Baukunst mit Aluminium, Holz und Glas schuf. Im Bordelaiser Bauboom mischen mittlerweile auch die berühmtesten Flaggschiffe der Weinszene mit. 2002 gestalteten die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron für Château Pétrus, Erzeuger einer der weltweit teuersten Weine, das Refektorium neu, 2011 betreute das Büro Mazières dort den Kellerneubau. Bernard Mazières zeichnete sich mit Richard Perduzzi auch für den neuen Chai des Rothschild-Château Clerc Millon in Paulliac verantwortlich.
Château Cos d’Estournel in Saint-Estèphe
Château Faugères in Saint-Étienne-de-Lisse
Château Cheval Blanc in Saint-Émilion
Architekten: Wilmotte & Associés, 68 rue du Faubourg, St Antoine, 75012 Paris, www.wilmotte.fr mit Jacques Garcia Fertigstellung: 2008 Anbaugebiet: Bordeaux Kontakt: 33180 Saint-Estèphe
Architekt: Mario Botta Architetto, Via Beroldingen 26, 6850 Mendrisio, www.botta.ch Fertigstellung: 2008 Anbaugebiet: Bordeaux Kontakt: 33330 Saint-Étienne-de-Lisse, Saint-Émilion www.chateau-faugeres.com
Architekt: Christian de Portzamparc, 1, rue de l’Aubade, 75014 Paris, www.chdeportzamparc.com Fertigstellung: 2011 Anbaugebiet: Bordeaux Kontakt: 33330 Saint-Émilion www.chateau-cheval-blanc.com
Zu den anspruchsvollsten Herausforderungen für Architekten gehören Projekte, die dem Einfluss benachbarter Bauten nur schwer entrinnen können. Im Fall von Cos d’Estournel in St-Estèphe, im 19. Jahrhundert von seinem Begründer im orientalischen Stil errichtet, ist das besonders heikel. Nachdem der Hotelier Michel Reybier, der weitere Weingüter in Bordeaux und Tokaji besitzt, im Jahr 2000 Cos d’Estournel erworben hatte, ließ er zwischen 2006 und 2008 hinter der pagodengeschmückten Fassade für 35 Millionen Euro eine neue Kellerei erstellen. Jean-Michel Wilmotte entwarf das Wirtschaftsgebäude und den Keller, Jacques Garcia war für Außen- und Innengestaltung verantwortlich. Die Kellerei entzieht sich in ihrer klaren, äußerlich wenig auffallenden Wirkung einem konträren Diskurs der Stile völlig und trumpft dafür im Inneren um so glanzvoller auf. Dort werden in einer luxuriösen, prestigeträchtigen Präsentationsform alle Register der Vinifizierung für Premiumweine gezogen. Im Gärkeller reihen sich 72 glänzende Edelstahltanks aneinander, unter einem gläsernen Skywalk breitet sich für den Besucher ein Meer von Barriques aus, gläserne Säulen vermitteln fast mystische Lichteffekte, und das alles begleitet von ausgeklügelter Gravitations- und Kühltechnik.
Zwei Schweizer, der Basler Unternehmer Silvio Denz und der Tessiner Architekt Mario Botta, stellten nach über zweijähriger Bauzeit ein postmodernes Kellereigebäude auf einen Rebhügel, das mehr an einen Kirchenbau als an eine Lagerstätte für kostbare Rotweine erinnert. Im dreigeschossigen Turm, der von LED-Spots illuminiert wird, befinden sich Büro- und Degustationsräume, im unterirdischen Keller lagern Gär- und Reifefässer (über 1000 Barriques). Mindestens 8 Millionen Euro hat sich der neue Besitzer von Faugères den Bau kosten lassen. Dafür wurde allerdings an nichts gespart – Traubenselektion per Computer, Kühlräume für das Lesegut und 50 Eichenholzfässer für die Rotweingärung. Die gesamte Produktion erfüllt die ISO-Norm für umweltverträgliche Weinerzeugung, die in Bordelaiser Kellern noch lange nicht die Regel ist.
Mit dem Kellereineubau des Château Cheval Blanc wurde der Pritzker-Preisträger Christian de Portzamparc beauftragt. Das Projekt rief widersprüchlichste Meinungen hervor: Einerseits wurde es als eines der gelungensten Beispiele für neue Architektur in Bordeaux gefeiert, andererseits kritisierte man die Unangepasstheit gegenüber dem benachbarten Gutsgebäude aus dem 19. Jahrhundert. Der weiße, muschelartige Baukörper soll die edle Sinnlichkeit und Eleganz des Weins von Cheval Blanc vermitteln. Zu den technischen Raffinessen des Gärkellers gehören 59 glasverkleidete Betonbehältnisse in amphorenähnlicher Form, in denen das Lesegut aus den 44 verschiedenen Parzellen der Cheval-Blanc-Weinberge jeweils getrennt vergärt.
Château Villemaurine in Saint-Émilion Architektin: Marie-Laurence Vizerie, 7, Rue Abbé Lewden, 33500 Libourne Fertigstellung: 2009 Anbaugebiet: Bordeaux Kontakt: Lieu dit Villemaurine, 3330 Saint Émilion www.villemaurine.com
Zu den größten Touristenattraktionen in SaintÉmilion zählt die Kellerwelt von Château Villemaurine. Zum Schloss gehört ein Labyrinth von mittelalterlichen Gängen und höhlenartigen Räumen, die den Besuchern in einer Licht- und Ton-Show präsentiert werden. Justin Onclin erwarb das Grand-Cru-Classé-Gut 2007. 2009 errichtete die Architektin Marie-Laurence Vizerie ein neues Wirtschaftsgebäude, das mit aufwendiger Kellertechnik ausgestattet wurde. Mit dem benachbarten Château durch eine Glaspassage verbunden, setzt es einen modernen Schlusspunkt an die Zeitreise durch die Jahrhunderte der Weinerzeugung in Saint-Émilion. 129
Spanien
Weinerzeugung In kaum einem anderen Weinbauland Europas vollzog sich der Wandel vom archaisch geprägten Weinbau zur modernen Weinerzeugung so tiefgreifend und umfassend wie in Spanien. Die Rebfläche des »Weinriesen« am Mittelmeer schrumpfte in den letzten zwei Jahrzehnten um fast ein Viertel, deutlich mehr, als im gleichen Zeitraum der Rebanbau in Italien und Frankreich abnahm. Gleichwohl ist Spanien mit 1,1 Millionen ha immer noch das mit Abstand größte Weinbauland der Welt. Allerdings ist die spanische Weinproduktion nicht so ertragreich wie die anderer Länder Europas. Geringe Niederschläge, karge Böden und die darauf abgestimmten Rebsorten und Anbaumethoden begrenzen auf gleichsam natürliche Weise die Erntemengen pro Hektar. Die Unterschiede sind landesweit hinsichtlich Quantität und Qualität der Weine jedoch erheblich. Rebanbau findet man in fast allen Gebieten, aber die Regionen im Nordwesten, am oberen Ebro, im Duero-Tal und in Katalonien gelten traditionell als die für Qualitätsweinerzeugung wichtigsten Gebiete. Führend unter ihnen ist Rioja mit einer Rebfläche von 63 500 ha, die über 1000 Weinbaubetriebe bewirtschaften, gefolgt von Navarra mit 18 400 ha. In der Landesmitte, im Zentralplateau, liegt zwar mit La Mancha die weitaus größte spanische Weinbauregion, doch gilt sie ebenso wie weite Teile der Levante als Heimat einfacher Tafelweine. Dort werden im Wesentlichen aus den Rebsorten Airén und Garnacha preiswerte Konsumweine gewonnen. Für den Anbau von anspruchsvolleren Weinen wird vor allem im Norden neben der Rebsorte Garnacha die Tempranillo eingesetzt. International verbreitete Rebsorten wie Cabernet, Merlot und Chardonnay finden bei der Erzeugung von hochwertigeren Weinen immer häufiger Verwendung. Weinarchitektur Die Absatzerfolge der Wein-, Sherry- und CavaErzeuger führten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zum Bau von Großkellereien, um die Ernten aus den immens großen Rebflächen der Betriebe – meist zwischen 500 und einigen Tausend Hektar – zu verarbeiten. 130
Die eindrucksvollsten Projekte gelangen den andalusischen Sherry-Unternehmen mit ihren »KathedralBodegas« sowie den Herstellern der spanischen Schaumweinspezialität Cava, allen voran der in Katalonien beheimateten Firma Codorníu. Ihr zwischen 1901 und 1905 im Jugendstil (spanisch: Modernismo) erbauter Große Keller (heute ein Weinmuseum) ist ein berühmtes Beispiel für den Einfluss des Modernismo auf die damalige Weinarchitektur. Die Firmengruppe Codorníu expandierte im 20. Jahrhundert mit der Übernahme weiterer Cavaund Weinkellereien wie der von José María Sala 1918 für die Brüder Bach im leicht verfremdeten klassizistischen Stil gebauten Kellerei im Penedès. Der Architekt Domingo Triay erweiterte 1988 –2010 die Masía Bach, die Besucher in prunkvollen Räumen empfängt, mit modernen Wirtschaftsgebäuden. Triay modernisierte in dieser Zeit noch andere zu Codorníu gehörende Wein- und CavaKellereien, darunter die 1901 gegründeten Bodegas Bilbaínas in Haro/Rioja und die größte CodorníuBodegas Raïmat, die 1918 von Rubío i Bellver in Lleida erbaut wurde und zu der ein Schloss aus dem 17. Jahrhundert gehört. Dabei blieben die für die Gründerzeit typischen architektonischen Merkmale weitgehend erhalten. Werftgebäude, wie sie bei Barcelona zu finden sind, dienten als Vorbild für die Architektur der Cavakellerei Rondel aus den frühen 1950er-Jahren, die ebenfalls zu Cordorníu gehört. Ihr Paradestück ist der 1976 von Lluís Bonet i Garí, einem Schüler Antoni Gaudís, gestaltete »Salón Noble«. Weinkellereien, die eher Kirchenschiffen ähneln als landwirtschaftlichen Industriebauten, entstanden in den frühen 1920er-Jahren vor allem im Auftrag von Winzergenossenschaften, für die insbesondere der Gaudí-Schüler Cèsar Martinell tätig war. Er ist der eigentliche »Vater der Weinkathedralen« und schuf etwa 40 Kellereigebäude mit kunstvollen Ziegelhallen, vornehmlich in der katalonischen Weinbauregion um Tarragona. Zu seinen eindrucksvollsten Werken zählen die Kellereibauten für die Kooperative El Pinell de Brai (1919) und Sant Cugat del Vallès (1921). Die Cooperativa Agrícola de L’Espluga de Francolí ließ einen aus drei 12 m hohen Hallen bestehenden Kellereikomplex errichten, von denen zwei um 1913 von Pere Domènech i Roure gestaltet wurden.
Durch immer neue Zusammenschlüsse brachten es die Winzergenossenschaften inzwischen auf Rebflächen von mehreren Tausend Hektar, denen indes keine vergleichbaren Aktivitäten bezüglich der Kellereiarchitektur folgten. Da im Gegensatz zum Weinbau in anderen europäischen Ländern auch bei traditionellen Familienbetrieben eine Verschmelzung von Kellereibetrieben und Wohngebäuden der Eigentümer kaum üblich war, dominierten in der spanischen Weinerzeugung lange Zeit ausschließlich auf Funktionalität ausgerichtete, einfache landwirtschaftliche Zweckbauten. Unbelastet von historischem Altbestand konnte der Bordelaiser Architekt Philippe Mazières, der selbst einen Weinberg in seiner Heimat besitzt, auf einer Anhöhe bei Logroño für das traditionsreiche Familienunternehmen CVNE die Bodega Viña Real bauen, die 2004 in Anwesenheit von König Juan Carlos eingeweiht wurde. Die Form des zentralen Kellereigebäudes orientiert sich symbolträchtig an einem Gärfass, die kreisrunde Anordnung der Barriques und Säulen erinnert an das bekannte Vorbild von Château Lafite Rothschild. Zu den Kellereineubauten, die zum Trauben- und Mosttransport mittels Schwerkraft auf Hügeln errichtet wurden, gehören ferner die von Ignacio Quemada Arquitectos errichtete Bodegas Baigorri bei Samaniego und die größte Rioja-Kellerei Bodegas Juan Alcorta in Logroño, deren immense Anlagen (45 000 m², 25 Millionen Flaschen Jahresproduktion, 75 000 Barriques) nur in geringen Teilen von außen sichtbar sind. Weinerzeugung auf hohem Qualitätsniveau ist in Spanien nicht nur auf Rioja und seinen nördlichen Nachbarn Navarra konzentriert. Längst nehmen auch Kellereien in anderen nördlichen und nordwestlichen Landesteilen, gemessen an ihren ausgezeichneten Weinen, Spitzenpositionen ein. Diese Vorrangstellungen gehen nicht selten einher mit der Installation neuer Kellereitechnik nebst der dazugehörigen Gebäudearchitektur. Ein Paradebeispiel dafür ist das kastilische Anbaugebiet Ribera del Duero, in dem die Rebflächen innerhalb weniger Jahrzehnte auf über 20 000 ha erweitert wurden und das man als eine Art Geburtsstätte modernster Weinarchitektur bezeichnen kann.
Nicht zuletzt dank der Förderung durch EU-Finanzhilfen kam es ab Ende der 1990er-Jahre zu zahlreichen neuen Kellereiprojekten, die mit moderner Architektur viel beachtete Akzente setzten. Unter ihnen sind in den Weinbauregion folgende Bodegas hervorzuheben: Galicien • Dominio Do Bibei, Ribeira Sacra
Señorío Otazu in Echauri
Señorío de Arínzano in Aberin
Architekten: Jaime Gaztelu Quijano, Takonera Kalea, 4, 31001 Pamplona, Arenas y Asociados, P. Eduardo Dato, 21 Bajo, 28010 Madrid, www.arenasing.com Fertigstellung: 2001 Anbaugebiet: Navarra Kontakt: 31174 Echauri www.otazu.com
Architekt: Rafael Moneo, Cinca 5, 28002 Madrid Fertigstellung: 2002 Anbaugebiet: Navarra Kontakt: Carretera Estella-Tafalla n-132 km. 3, 31264 Aberin www.arinzano.com
Rioja • Bodegas Antión, Elciego • Bodegas Baigorri, Samaniego • Bodega Contador, San Vicente de la Sonsierra • Bodegas Darien, Logroño • Institucional de la Grajera, Logroño • Bodegas Regalía de Ollauri, Ollauri Somontano • Bodegas Laus, Barbastro Ribera del Duero • Bodegas y Viñedos Qumrán, Peñafiel Penedès • Mas Rodó Vitivinícola, Sant Pere Sacarrera Castilla-La Mancha • 14 Viñas (Casalobos), Ciudad Real
Die 1989 von Carlos Biurrun begründete Kellerei ist die nördlichste im Weinbaugebiet Navarra und liegt auf dem Gelände eines alten Guts, das wohl bereits im 14. Jahrhundert Wein erzeugte. Seit 1860 existiert hier eine nach dem Vorbild eines französischen Weinguts erbaute Finca, die heute für Empfänge und Weinproben genutzt wird. Die u-förmige Anlage aus historischen und neuen Gebäuden vereinigt auf besondere Weise Tradition und Moderne. Aufsehen erregt sie durch ihren 1997 von dem Architekten Jaime Gaztelu Quijano und dem Ingenieur Juan José Arenas gebauten unterirdischen Keller mit seinem massiven Kreuzgewölbe aus Stahlbeton. Er fügt sich aus neun quadratischen Feldern mit Spannweiten von jeweils 18 m und einer lichten Höhe von 6 m zusammen. Im Gegensatz zur traditionellen Bauweise setzen die Bögen nicht auf tragenden Säulen auf, sondern unmittelbar auf dem Boden. Das zur Einschalung des Sichtbetons verwendete Kiefernholz vermittelt der Oberfläche eine dekorative Strukturierung, die dem Reifekeller eine besondere Note verleiht.
Die größte in Familienbesitz befindliche Kellerei in Navarra, Bodegas Chivite, erwarb für die Erzeugung hochwertiger Weine 1988 in der Nähe von Estella ein aus mehreren historischen Gebäuden, darunter ein Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert und ein mittelalterlicher Wehrturm, bestehendes Anwesen. Nach der Rodung der ehemaligen Ackerflächen und der anschließenden Neuanpflanzung von Reben ließ sich die Familie von Rafael Moneo die hochmoderne Kellerei Señorío de Arínzano erbauen. Der 2002 eingeweihte Betrieb umschließt mit zwei Flügeln die drei alten Bauten und passt sich ihnen mit farbig abgestimmtem Sichtbeton und einem Satteldach an. Analog zur Produktionsabfolge der Weinerzeugung reihen sich im ersten Flügel die einzelnen Stationen von der Anlieferung und Verarbeitung der Trauben, im zweiten, größeren und etwas abgesenkten Flügel dann die Gärung, das Reifelager und die Flaschenfüllung bis zur Verkostung aneinander an. Nicht nur die Weinfässer, sondern auch die Dachkonstruktion ist aus Eichenholz – eine Verbindung zu den seit Jahrhunderten im benachbarten Wald wachsenden Steineichen.
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Bodega Tandem in Lorca
Bodega Irius in Barbastro
Architekten: VF arquitectos, Avda Marcelo Celayeta 75, 31014 Pamplona, www.vfarquitectos.com Fertigstellung: 2007 Anbaugebiet: Navarra Kontakt: Ctra. Pamplona – Logroño km. 35,9, 31292 Lácar www.tandem.es
Architekten: JMP y Asociados, C/Arrúbal, no. 2, 26006 Logroño, www.jmarinopascual.com Fertigstellung: 2008 Anbaugebiet: Somontano Kontakt: Ctra. Basbastro – Monzón Km. 155 (N 240), 22300 Barbastro www.bodegairius.com
Die Namensgebung dieser relativ jungen Bodega, die erst 2003 gegründet wurde, resultiert aus dem Zusammenschluss mehrerer Weinprofis wie der Önologin Alicia Erayalar und dem Geschäftsführer José-Maria Fraile sowie Weinfans, die gemeinsam – im Tandem – das Projekt einer erstklassigen Rotwein-Kellerei in Navarra gestemmt haben. Die Pläne dazu wurden einige Jahre zuvor geschmiedet, bevor im Yerri-Tal unweit des Jakobswegs mit 22 ha bestes Rebland übernommen wurden. Die Gestaltung und Ausstattung des Betriebs erarbeiteten die beiden jungen Architekten José Luis Vélaz Ballesteros und Iván Fernández Prados. Das 2007 fertig gestellte Betriebsgebäude, das sich in einen ober- und einen unterirdischen Teil gliedert und ausschließlich aus Beton besteht, zeichnet sich durch ein großes, nachts erleuchtetes Fenster aus, das der Tradition entsprechend den Pilgern auf dem Jakobsweg in der Dunkelheit den Weg zeigt.
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Jésus Marino Pascual kreierte mit der Bodega Irius ein Projekt, das sich im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten sowie der jeweiligen Position des Betrachters auf überraschende Weise immer wieder neu präsentiert. Inmitten von Rebfeldern in Barbastro (Huelva/Somontano) gelegen, zieht die 2008 eröffnete Kellerei die Blicke auf sich, sei es wegen der fantasievollen Komposition aus Edelstahl und Glas mit ihren aufgesetzten prismenförmigen Gebilden, sei es wegen der strahlenden Lichteffekte, die von dem Gebäude ausgehen. Würfel und Winkel der äußeren Gestaltung finden im Inneren mit der metallischen und zum Teil farbkräftigen Ausstattung ihre Entsprechung. Irius wird zudem stark von bioklimatischer Architektur geprägt, die vor allem auf natürliche Energieeffizienz ausgerichtet ist. 27 m des insgesamt 54 m hohen Gebäudekomplexes liegen unter der Erde, sodass sich bei der Klimatisierung Einsparungen von bis zu 70 % erreichen lassen. Für den Transport und die Verarbeitung der Trauben aus den 350 ha großen Rebflächen, die zurbesseren Konservierung der Aromen in den kühlen Abendund Nachtstunden gelesen werden, wurden auf Irius spezielle, zum Teil patentierte Technologien zur Qualitätsoptimierung entwickelt.
Bodega Waltraud in Vilafranca del Penedés Architekten: BC Estudio, Plaza Equilaz 10 Ent. 3a, 08017 Barcelona, www.bcarquitectos.com Fertigstellung: 2009 Anbaugebiet: Penedés Kontakt: Pacs del Penedés, Vilafranca del Penedés www.torres.es
Man hat ihn als den ungekrönten König oder aber auch den berühmtesten Botschafter des spanischen Weins bezeichnet. Miguel Torres machte in der Tat nicht nur die von seinem Vater begründete Kellerei mit 1700 ha Rebfläche zu einem der führenden Familienunternehmen im spanischen Weinanbau, er zeichnet sich auch durch seine zahlreichen Innovationen und Initiativen aus. Nach den fünf Gütern, die bislang zum Torres-Imperium gehören, entstand 2008 die Bodega, die den Namen seiner Frau trägt. Javier Barba, ein Vertreter der »grünen Architektur« entwarf die Kellerei für etwa 12 Millionen Euro im zum Haus Torres gehörenden Pacs del Penedès bei Vilafranca. Sie verfügt auf den begrünten Dächern über eine Photovoltaikanlage, die den Strom für die Beleuchtung des gesamten Komplexes liefert. Im Zentrum der ästhetisch gestalteten Anlage, die sich harmonisch der umgebenden Landschaft anpasst, liegt ein von Säulen umrahmter Innenhof. Der größere Teil des Baukörpers liegt bis zu 11 m tief im Erdreich, um eine optimale natürliche Klimatisierung zu erreichen. Dort befindet sich das Lager für 3000 Barriques, in denen die Gutsweine der Bodegas Torres reifen.
López de Heredia in Haro Architekten: Zaha Hadid Architects, 10 Bowling Green Lane, London EC1R0BQ, www. zaha-hadid.com Fertigstellung: 2006 Anbaugebiet: Rioja Kontakt: Avda. de Vizcaya, 3, 26200 Haro www.lopezdeheredia.com
Zu den auffälligsten Beispielen im Rioja zählt die Kellerei López de Heredia (Viña Tondonia) in Haro, deren Betriebsgebäude ein markanter Aussichtsturm (baskisch »Txori Toki«) überragt, von dem man einen guten Blick über die Weinberge hat. Die mehr als 100 Jahre alten Gebäude, die eine Grundfläche von fast 20 000 m² bedecken (davon etwa 3500 m² Keller mit 15 000 Barriques), wurden 2002 nach Entwürfen von Zaha Hadid von einem Pavillon ergänzt, der aus einer gold glänzenden Stahlkonstruktion als Hülle für die Verkaufsboutique besteht. Das Gebilde erinnert – mit etwas Fantasie – an eine gedrückte, liegende Weinflasche.
Bodegas Martin Berdugo in Aranda de Duero Architekten: vi.vo architecture.landscape, Badenerstr. 125, 8004 Zürich, www.vi-vo.ch Fertigstellung: 2004 Anbaugebiet: Ribera del Duero Kontakt: Crta de la Colonia, 09400 Aranda de Duero www.martinberdugo.com
Ferrer Bobet in Falset Architekten: Espinet /Ubach Arquitectes i Associats, Camp 63, 08002 Barcelona, www.espinet-ubach.com Fertigstellung: 2002 Anbaugebiet: Montsant Kontakt: Carretera Falset a Porrera km 6,5, 43730 Falset www.ferrerbobet.com
Das für die Erweiterung der Bodega Martin Berdugo in Aranda de Duero in der Provinz Burgos 2004 von den Architektinnen Maria Viné und Vicky Daroca erstellte Lagergebäude gehört ebenfalls in die Reihe außergewöhnlicher Architektur in der Region Ribera del Duero. Der extrem einfach und massiv wirkende Baukörper, der sich farbig seiner Umgebung anpasst, wurde in Skelettbauweise mit vorgehängten, unterschiedlich großen und dicken Betonelementen errichtet. Diese tragen zu einer Auflockerung der Fassaden bei, die lediglich wenige Aluminiumfenster und zwei Schiebetore unterbrechen, wodurch sie den Eindruck einer »Weinfestung« erwecken.
Wie der Bug eines Ozeandampfers beherrscht das Gebäude der Bodega einen von Rebzeilen bedeckten Hügel bei Falset im gebirgigen Priorat. 2002 realisierten Sergi Ferrer-Salat, Vorstandsvorsitzender eines Pharmakonzerns und leidenschaftlicher Weinfan, und Raül Bobet, ehemals stellvertretender Vorsitzender der Bodegas Miguel Torres, ihre Vision von einer technisch perfekten und umweltschonenden Kellerei. Die Kellerei, in der nur Besucherempfang, Abfüllung und Versand ebenerdig untergebracht sind, verschmilzt mit der Umgebung, auch durch ihre rötliche Farbgebung, die der Farbe des hier vorherrschenden Gesteins entspricht. Die Bodega findet seit ihrem ersten Jahrgang 2005 mit exzellenter Qualität internationale Beachtung.
Bodegas Protos in Peñafiel
Pagos del Rey in Rueda
Architekten: Rogers Stirk Harbour + Partners, Thames Wharf, Rainville Road, London W6 9HA, www.richardrogers.co.uk Alonso Balaguer y Arquitectos Asociados, Carrer de la Riba, 36, 08950 Esplugues de Llobregat, www.alonsobalaguer.es Fertigstellung: 2008 Anbaugebiet: Ribera del Duero Kontakt: Bodegas Protos, 24–28, 47300 Peñafiel www.bodegasprotos.com
Fertigstellung: 2002 Anbaugebiet: Rueda Kontakt: Avenida Morejona, 6, 47490 Rueda www.pagosdelrey.com
Marqués de Riscal in Elciego Architekten: Gehry Partners, 12541 Beatrice Street, Los Angeles, CA 90066, www.foga.com Fertigstellung: 2006 Anbaugebiet: Rioja Kontakt: C/ Torrea 1, 01340 Elciego www.marquesderiscal.com
Marqués de Riscal ist nicht nur die älteste RiojaBodega. Einer futuristisch anmutenden Architektur verdankt sie es, dass sie weltweit wohl zu den populärsten Beispielen für neues Bauen in Spaniens Weinregionen wurde. Nach Plänen des amerikanischen Architekten Frank O. Gehry entstand hier in direkter Nachbarschaft zur alten Bausubstanz der Kellerei, die aus dem Jahr 1860 stammt, ein luxuriöses Weinhotel mit Konferenzzentrum, Restaurants und Weinbar. Die verschachtelten Gebäudewürfel, die – so Gehry – Weinkisten nachempfunden sind, wurden mit gewellten, verschiedenfarbigen Titanbahnen überzogen.
Neben Großkellereien wie der zu Codorníu gehörigen Bodega Legaris bei Curiel de Duero, die 2004 von Domingo Triay gebaut wurde, zählt auch die frühere Genossenschaftskellerei Protos zu den interessantesten Repräsentanten der Region Ribera del Duero. Die 2005 vom Büro Richard Rogers und von Alonso Balaguer entworfenen Bodegas Protos in Peñafiel stellen in einer architektonisch brillanten Melange aus Strenge und Eleganz eine überzeugende Interpretation zeitgemäßer Baukunst und zugleich ein faszinierendes Gegenstück zur benachbarten ehemaligen Genossenschaftskellerei aus den 1920er-Jahren dar.
Ribera del Duero verdankt seinen Ruf Flaggschiffen wie den Bodegas Vega Sicilia, aus deren – inzwischen erweiterten und modernisierten – Kellern einige der teuersten Weine Spaniens kommen, oder dem Weingut Pesquera, das mit seinen Kreszenzen ab den 1980er-Jahren weltweit Furore machte. Innerhalb der letzten Jahrzehnte wuchs die Rebfläche ebenso beträchtlich wie die Kapazität der Kellereien. Die größte unter ihnen ist Pagos del Rey, die zum Weingut Félix Solís gehört und 2002 für 22 Millionen Euro gebaut wurde. Der aufwendig gestaltete Baukörper aus Beton und Glas bietet unter anderem ein Lager für 8000 Barriques.
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Weitere Länder
Von Kleinasien ausgehend, verbreitete sich die Weinkultur über den Mittelmeerraum in die klimatisch gemäßigten Zonen Europas zwischen dem 40. und 50. Breitengrad. Entsprechend den jeweiligen natürlichen Anbaubedingungen und Konsumgewohnheiten der Bevölkerung nahmen Rebpflanzungen einen unterschiedlich großen Anteil der Agrarwirtschaft ein, im Durchschnitt beträgt der Umsatz der Weinwirtschaft 6,5 %. Gleichwohl ist der Weinanbau in allen Ländern des mittleren und südlichen Europas vertreten, derzeit in 23 Ländern. Die gesamte Rebfläche beträgt knapp 44 Millionen ha, das entspricht einem Anteil von etwa 55 % der weltweiten Rebflächen. Da die Erträge pro Hektar im europäischen Weinbau im Durchschnitt höher liegen als auf anderen Kontinenten, macht die Produktivität der europäischen Weinerzeugung knapp 70 % der globalen Weinherstellung aus. In den letzten Jahrzehnten haben sich allerdings deutliche Verschiebungen ergeben. Während die Rebflächen in der EU aufgrund von Rodungsprämien und strukturellen Umstellungen sich um fast 10 Mio ha verringert haben, nahmen sie auf der südlichen Halbkugel und in Asien stark zu. Die Weinerzeugung von Italien, Frankreich und Spanien dominiert im statistischen Mittel mit fast 95 % die gesamte europäische Weinproduktion. Unter den übrigen Weinbauländern auf dem europäischen Kontinent nehmen Deutschland, Portugal, Rumänien, Griechenland und Ungarn mit Erntemengen zwischen 10 und 3 Millionen hl im langjährigen Durchschnitt vordere Plätze ein. Trotz der Unterschiede im Rebanbau, in der Sortenzusammensetzung und den Produktionsverfahren weisen auch die Länder mit geringerer Rebfläche eine historisch bedeutende Weinkultur mit einer jahrtausendealten Geschichte auf. Portugal In der internationalen Weinstatistik liegt Portugal gemessen an seiner Produktion auf dem 10. Platz. Dass die Popularität seiner Weine – mit Ausnahme des Portweins – außerhalb der Landesgrenzen nur allmählich wächst, ist kaum ihrer Qualität geschuldet. Vielmehr sind die Bezeichnungen auf dem Etikett für geografische Herkünfte, Rebsorten 134
und Güteklassifizierungen in portugiesischer Sprache international oft nur schwer verständlich. Dem Insider signalisieren sie jedoch vielfach authentische Weine, die meist von Reben stammen, die ausschließlich in Portugal beheimatet sind und unter dem Einfluss des Atlantikklimas durchaus bemerkenswerte Weine hervorbringen. Lange Zeit war Portugals Weinerzeugung von traditionellen Gepflogenheiten geprägt. Die monotonen, riesigen Lagerhallen ähnelnden Portwein-Kellereien in Vila Nova de Gaia oder die Großbetriebe von Genossenschaften sind dafür Zeugnisse. Dem vorherrschenden Konservatismus, vor allem bei den Besitzern kleinerer Quintas, folgt nun eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber Neuerungen, ohne dass sich dies gleich sichtbar, z. B. in Bauprojekten von Gütern oder Kellereien, zeigt. Neben den zahlreichen im landestypischen Stil gebauten Anwesen, unter denen es eine Reihe schöner, repräsentativer Herrenhäuser gibt, sind in den letzten Jahren nur wenige Betriebe entstanden, die man als Repräsentanten moderner Weinarchitektur bezeichnen kann. Neben den Projektteil vorgestellten Betrieben gehören in diese Kategorie die Quinta do Encontro in São Lourenço do Bairo, etwa 30 km von Coimbra entfernt in der Region Bairrada. Das kreisrund gestaltete Kellereigebäude wurde von Pedro Mateus entworfen und 2008 fertiggestellt. Zwei Jahre zuvor wurde Casa da Torre in Vila Nova de Famaliçao nördlich von Porto eröffnet, realisiert vom Architekturbüro Castanheira & Bastai Architects. Griechenland Das alte Hellas als Begründer abendländischer Bau- und Weinkultur blieb lange Zeit seinem historischen Erbe und damit der Tradition verhaftet. Die Rebfläche ist mit etwa 10 000 ha ungefähr gleich groß wie die deutsche, doch aus ihren Erträgen wird nicht nur Wein gewonnen. Daher beläuft sich die Erntemenge im Durchschnitt auf nur etwa ein Drittel einer normalen Weinernte in Deutschland. Ab Mitte der 1980er-Jahre, als von der EU Finanzhilfen zur Verfügung gestellt wurden und griechische Weinfachleute, die ihr berufliches Know-how im Ausland erworben hatten, damit begannen, in ihrer Heimat neue Betriebe aufzubauen, nahm die Erzeugung hochwertiger Weine zu. Die meisten in den 1980er- und vor allem 1990erJahren geschaffenen Kellereibauten sind ganz im
landestypischen Stil gehalten, zumal sie häufig als beliebte Anlaufstationen im Önotourismus eine Rolle spielen. Bestes Beispiel dafür ist die Domaine Selladia in Maegalochori bei Pygros auf Santorini. Die 1990 eröffnete Kellerei ist gänzlich modern ausgestattet, passt sich jedoch gleichzeitig der traditionellen lokalen Architektur an und wurde zum Besuchermagneten. Die Familie Boutari, der diese Domaine gehört und die insgesamt sechs Weinbaubetriebe besitzt, errichtete in den 1990er-Jahren auf Kreta bei Iraklio mit der Domaine Fantaxometocho eine der modernsten Kellereien der Insel. Das imposanteste Weingut Kretas liegt auf etwa 500 m Höhe auf einem Hügel bei Plouti und wurde Anfang 2000 vom Verleger Stilianos Zaccharioudakis gebaut. Hinter den Natursteinfassaden befindet sich eine 2000 m² große Kellerei, die mit modernstem Equipment ausgerüstet ist und sich auf drei Ebenen verteilt. Ein eleganter Bewirtungsraum im oberen Stockwerk bietet einen grandiosen Panoramablick. Zu den erwähnenswerten Projekten neuer griechischer Weinarchitektur zählt Ktima Pavlidis in Nordgriechenland bei Kokkinogia / Drama, dessen architektonische Vorbilder ebenso wie sein Rebsortiment von westlichen Mittelmeerländern geprägt sind. Schließlich existieren auch in Attika bei Athen einige interessante neue Kellereibauten, wie die auf Weißweinerzeugung spezialisierte Strofilia Kellerei beim Dorf Anavyssos oder Papagiannakos in Markopoulo bei Mesogia, die erste bioklimatische Kellerei Griechenlands, die zudem 2008 mit einem Architekturpreis ausgezeichnet wurde. Ungarn Ein Dutzend Länder in Mittel- und Südosteuropa widmen sich seit Jahrhunderten dem Rebanbau, aber nur wenige setzten neben der Pflege uralter Traditionen in Weinberg und Keller konsequent auf eine fortschrittliche Entwicklung. Zu ihnen zählen Ungarn und Slowenien, in denen Kellereineubauten die ab den 1990er-Jahren eingetretenen Veränderungen sichtbar belegen. In Ungarn, vor allem im Tokaj-Gebiet, basieren sie vielfach auf Investitionen von westeuropäischen Weinfirmen. Aber auch Eigeninitiativen ungarischer Traditionsweingüter führen zu beachtlichen Ergebnissen, wie der gelungene Kellereineubau der Benediktinerabtei Pannonhalmi Apátsági unweit des barocken Klosterkomplexes (UNESCO-Welterbe) beweist.
Weingut Füleky Pincészet in Bodrogkeresztúr Architekten: Épitesz Stúdió, Krisztina körút 71, 1016 Budapest, www.epstudio.hu Fertigstellung: 2010 Anbaugebiet: Tokaj Kontakt: Iskola köz 15, 3916 Bodrogkeresztúr www.tokaj.org
Unter den neuen Kellereien im Anbaugebiet des berühmten Tokajers ragt dieses 2010 fertiggestellte Projekt wegen seiner gelungenen Anpassung an den es umgebenden alten Baubestand hervor. Ehemals stand hier neben der Dorfkirche im historischen Ortskern von Tokaj ein älteres Gebäude. Der neue Eigentümer Péter Lovas beauftragte das Architekturbüro Épitesz Stúdió mit einem Neubau. Dabei wurde das alte Gebäude nicht sofort abgerissen, sondern zuvor der Putz entfernt und Teile des Mauerwerks abgetragen. Bei dem Material handelt es sich um den für die Region typischen vulkanischen, gelblich-grauen Tuffstein. Die alten Steine wurden in den Stahlbetonbau außen und innen wieder eingefügt. Das Dach ist mit Steinplatten gedeckt, wie sie auch in der umliegenden Bebauung zu finden sind.
Bazaltbor Vinery in Badacsony
Weingut Klet Bricˇ in Dekani
Architekten: PLANT – Atelier Péter Kis, Evetke út 2, 1121 Budapest, www.plant.co.hu Fertigstellung: 2010 Anbaugebiet: Balaton Kontakt: Római út 199, 8261 Badacsony www.laposa.hu
Architekten: Boris Podrecca, Jörgerbadgasse 8, 1170 Wien mit Marko Lavrencic Fertigstellung: 2002 Anbaugebiet: Primorje/Istrien Kontakt: Dekani 3a, 6271 Dekani www.vinabric.si
Wie ein modernes Märchenschloss, dessen Fassade gänzlich von Reben umrankt ist, präsentiert sich das vom Budapester Architekten Péter Kis gebaute Weingut Bazaltbor (»Basaltwein«) in Badacsonytomaj am Plattensee. Die Fassade der 2010 in Betrieb genommenen Kellerei mit einer Grundfläche von knapp 420 m² besteht aus Fertigbetonteilen, in die Rebenstrukturen eingelassen sind, die sich auch über Glas- und Metallverkleidungen fortsetzen. Das Kellergewölbe ist mit einer traditionellen Ziegelmauerverkleidung versehen.
Obwohl bereits 2002 fertiggestellt, gilt Klet Brič bei Novi Brič auf Istrien immer noch als Sloweniens architektonisches Vorzeigegut. Errichtet wurde es von den istrischen Architekten Boris Podrecca und Marko Lavrencic auf einem weit von der Hauptstraße entfernt gelegenen Gelände, das dafür neu gestaltet wurde. Die Höhenlage auf 400 m bietet einen eindrucksvollen Panoramablick. Der Bau besteht aus zwei differenziert gestalteten Körpern für unterschiedliche Funktionen. Zum Gesamtkomplex gehören ein Turmhaus sowie das zurückgesetzte Wohnhaus des Bauherrn.
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Glossar Abfüllung In mittleren und größeren Kellereien werden moderne, halboder vollautomatische Flaschenabfüllanlagen (mit Flaschenverschluss, Kapsel, Etikett) eingesetzt, die eine kaltsterile Füllung ermöglichen. Derartige Abfülllinien können Leistungen von 20 000 und mehr Flaschen pro Stunde erreichen. Kleinere Weingüter und Kellereien verwenden entweder konventionelle Abfüllgeräte zur unmittelbaren Abfüllung aus dem Fass oder bedienen sich externer Auftrags- oder Lohnabfüllung. Vor allem in Frankreich werden dafür mobile Anlagen eingesetzt, mit denen nach Vereinbarung der Wein im oder beim jeweiligen Erzeugerbetrieb abgefüllt wird. Das Etikettieren erfolgt – oft noch manuell – erst kurz vor der Auslieferung. Abfüllungen können schon kurz nach dem Abschluss des Weinausbaus vorgenommen werden, wenn anstelle einer weiteren Reife im Fass eine entsprechende Reife auf der Flasche oder ein baldiger Verkauf gewünscht wird. Für die Flaschenreife ist ein korrekter Flüssigkeitsspiegel wichtig. Der Abstand zum inneren Korkenspiegel sollte 50 mm nicht überschreiten, um eine frühzeitige Oxidation des Weins zu vermeiden. Vorgeschriebene und zulässige Angaben auf dem Etikett über den abfüllenden Betrieb (Name, Ort) sind im Weinrecht der EU und der Mitgliedsstaaten geregelt. Diese gelten häufig auch für Importweine aus Drittländern. Abstich Umfüllen (Abzug) des Weins, meist durch Umpumpen, von einem in einen anderen Behälter, um Trubstoffe und Hefelager (Bodensatz) zu entfernen und somit, oft im zweiten und dritten Abstich, den Wein zu klären. Die arbeitsintensiven Verfahren wirken sich insbesondere beim Weinausbau im Barrique aus. Bei mehrjähriger Fassreife können bis zu fünf und mehr Abstiche erfolgen. Alkoholgehalt Der Alkoholgehalt muss auf dem Etikett angegeben werden, er kann von etwa 9° (Vol. %) bis etwa 15° (Vol. %) reichen. Süße Auslese-Weine besitzen oft einen geringeren Alkoholgehalt als durchgegorene trockene Weine. Im Durchschnitt ist der Alkoholgehalt der Weine in den letzten Jahren als Folge eines wärmeren, sonnigen Klimas gestiegen. Um nicht zu alkoholstarke Weine zu erzeugen, können verschiedene technologische und mikrobiologische Verfahren zur Alkoholreduzierung eingesetzt werden (Alkoholmanagement). Rotweine weisen vielfach einen höheren Alkoholgehalt auf (13°–14,5°) als Weißweine. Dessert-/Likörweine wie Port oder Sherry werden bei der Herstellung mit Alkohol verstärkt und erreichen einen Alkoholgehalt von 16 bis 22°. Anreichern Erhöhung des Alkoholgehalts durch Zugabe von Rohrzucker, Traubenmost oder Taubenmostkonzentrat vor der Vergärung (früher: Verbesserung). Die Höchstgrenzen für die Alkoholanreicherung sind gesetzlich festgelegt. Ausflammen / Toasten siehe Barrique
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Barrique International am weitesten verbreiteter Holzfasstyp mit einem Fassungsvermögen von 215 bis 230 l. Die Fässer bestehen aus Eichenholz, das vornehmlich aus Frankreich stammt, vor allem aus den Gegenden Limousin, Allier, Tronçais und den Vogesen. Verbreitet sind auch Hölzer aus Deutschland und Österreich sowie Italien, Slowenien und Spanien. Nach Zusammenfügen des Holzes wird das Fass über einem Feuer ausgeflammt bzw. getoastet. Bei der Vergärung und Lagerung im Barrique übertragen sich verschiedene Aromakomponenten auf den Wein, speziell Gerbstoffe und Vanillin, die mit zunehmendem Einsatz schwächer werden. Zur Vermeidung der arbeits- und kostenaufwendigen Verwendung von Barriquefässern dürfen dem Wein im Tank Eichenspäne (Chips) oder Pulver mit Holzgeschmack zugefügt werden. Als »Barrique« bezeichnet man in einigen Weinbauländern auch größere Holzfässer. Behälter Weinbehälter werden in der Kellertechnik nach ihren Formen, Materialien, Größen und Nutzungsmöglichkeiten unterschieden. Sie bestehen aus Holz, Metall, Kunststoffen, Beton und Glas, vielfach mit Auskleidungen aus Kunststoffen, Emaille oder Edelstahl. Nach dem jeweiligen Verwendungszweck differenziert man zwischen offenen oder geschlossenen Gärbehältern mit bis zu 300 hl Kapazität sowie Lager- und Ausbaubehältern vom Kleinfass aus Holz bis zum Metalltank als Großraumbehälter mit 1 000 000 l Volumen. Neben der Wirtschaftlichkeit bei Anschaffung, Einsatz und Pflege der einzelnen Behältertypen spielen ihre jeweiligen Eigenarten für Qualität und Charakter des Weins eine große Rolle. Blend siehe Verschnitt Champagner-Architekten Von den Medien erfundener Begriff für Kellermeister in der Champagne, die aus verschiedenen Grundweinen unterschiedlichster Herkunft eine geschmacklich immer gleiche Cuvée zusammenstellen. Château Ursprünglich französische Bezeichnung für Schloss. Seit dem 19. Jahrhundert gebräuchlich für Weingut, Weinbaubetrieb in Verbindung mit Rebflächen im Eigenbesitz. Cuvée Französischer Begriff für Verschnitt, vielfach gebräuchlich bei Schaumweinen. Cuverie Französische Bezeichnung für den Gärbehälterraum (Gärbehälter = Cuves). Degustation siehe Verkostung Domäne Landwirtschaftlicher Betrieb in Staatsbesitz oder früher in Feudaleigentum. In Frankreich (domaine) und anderen Weinbauländern gleichbedeutend mit Château.
Edelstahl Sehr gut geeigneter Werkstoff für kellertechnische Geräte wie Pressen, Leitungen, Pumpen, Gär- und Lagerbehälter, da er geruchs- und geschmacksneutral ist, einfache Temperaturregulierung und Wartung/ Reinigung ermöglicht sowie Zutritt von Sauerstoff verhindert. Fass Aus gallo-römischer Zeit stammender Gär-, Lager- und Transportbehälter in runder oder ovaler Form. Die bauchige Trommelform der kleineren Fässer ermöglicht den Transport durch Rollen des Fasses sowie eine horizontale Lagerung, die den Abstich des Bodensatzes erleichtert. Je nach Größe variiert die Kapazität der Fässer von 100 l (Hektofass) bis zu 2600 l (Doppelstück). Historische Sonderanfertigungen verfügen über noch größeren Inhalt. Traditionelle Fässer sind an der Mosel das Fuder mit 960–1000 l Fassungsvermögen und am Rhein das Stückfass mit 1200 l. Unter »Fassausbau« versteht man die Behandlung und Reifung des Weins im Holzfass. Filtration Physikalisches Verfahren zur Klärung des Weins mittels Schichten- oder Membranfilter. Flaschen Geruchs- und geschmacksneutrale Behälter aus Glas – früher auch aus Steingut und Leder – unterschiedlicher Größe, Farbe und Form. Die Standardgröße für Weinflaschen beträgt 0,75 l. Verbreitet sind auch die »halbe« Flasche mit 0,50 l oder 0,375 l. Spezielle Großflaschen sind u. a. Magnum (1,5 l), Doppelmagnum (3 l), Jeroboam (entspr. vier Flaschen), Methusalem (6 l), Imperiale (6,4 l). Die bekanntesten Sonderformen sind neben der Schaumweinflasche der Bocksbeutel für Frankenwein sowie Portwein- und Tokajerflaschen. Die historisch und regional bedingte Mannigfaltigkeit an Formen und Farben wurde in den letzen Jahren auf relativ wenige Standardtypen reduziert. International dominiert die BordeauxForm in verschiedenen Varianten, ähnlich weit verbreitet ist die Burgunderflasche. Vor allem für Weißwein wird die Hochoder Schlegelflasche (braun für Rheinwein, grün für Moselwein) benutzt. Individuelle Formen bieten die Designerflaschen. Seit einiger Zeit wird Wein gelegentlich auch in Kunststoffflaschen abgefüllt, die optisch üblichen Weinflaschen gleichen. Flaschenausstattung Die Ausstattung der Weinflasche dient der Information über das Produkt und der Werbung. Hauptbestandteil ist das Etikett. Seine Aufschriften sind gesetzlich geregelt durch vorgeschriebene und zulässige Bezeichnungen. Diese können sich auf dem Hauptetikett und /oder auf dem Rückenetikett befinden. Das Aussehen der Weinflaschen wird zudem durch die Kapsel beeinflusst. Flaschenreife und -alterung Je nach Rebsorte, Herkunft, Jahrgang, Weinbereitungsart und Qualität sind die Reife- und Alterungsprozesse des Weins in der Flasche sehr unterschiedlich. Kurz nach der Fertigstellung gefüllte Weine können noch leicht hefig schmecken. Die geschmackliche Harmonie entfaltet sich mit zunehmender Flaschenreife. Leichte Weine reifen und altern schneller als edelsüße Weine, säurearme Weine rascher als Weine mit einem guten Säuregehalt, Rotweine mit ausgewogenem Alkohol- und
Gerbstoffgehalt aus bestimmten Rebsorten (z. B. Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot, Pinot Noir) können bei gleichmäßigen Lagertemperaturen mindestens zehn Jahre reifen und altern. Flaschenverschlüsse Neben dem klassischen Korkverschluss werden – oft unabhängig von der Weinqualität – immer häufiger Alternativen wie Kunststoffkorken, Schraubverschlüsse oder Glasstopfen eingesetzt. Für Weine mit Aussicht auf eine längere Alterung kommen derzeit fast nur Korkverschlüsse in Betracht. Fuder siehe Fass Gärbehälter Für Rotweingärung offene, für Weißweingärung geschlossene Tanks meist aus Edelstahl oder Fässer aus Holz beim traditionellen Ausbau, in denen die Gärung stattfindet. Vereinzelt werden für die Gärung auch Zementtanks eingesetzt. In modernen Gärtanks kann durch eine Computersteuerung nach der Gärung das Geläger aus Hefe, Traubenbestandteilen und Weinstein automatisch entleert werden. Holzfass Die Vorzüge des Holzfasses sind natürliche Klärung, Stabilisierung und langsame Sauerstoffzufuhr. Je nach Größe, Holzart und Lagerdauer prägt das Holz die Aromen und den Geschmack des Weins. Bei neuen Fässern ist der Einfluss des Holzes stärker als bei älteren. Holzfässer erfordern neben ständigem Nachfüllen zum Ausgleich des Schwunds stets gründliche Reinigung und Pflege, um der Bildung von Schimmel und Schwämmen vorzubeugen. Auch in moderner Weinbereitung können Barriques nicht gänzlich große Holzfässer ersetzen. Die Kosten für ein Holzfass betragen je nach Größe zwischen 300 und 700 Euro. Die Reifedauer eines Weins im Holzfass erstreckt sich von wenigen Monaten bis zu fünf Jahren, bei speziellen Weinen sogar bis zu zehn Jahren. Keller (frz. Chai) Im gewerblichen Weinbaubetrieb dient der Fasskeller der Einlagerung der Weine. Die physikalischen Bedingungen dabei sind: konstantes Raumklima, keine Erschütterungen, keine starken Geruchseinwirkungen und keine helle Lichteinstrahlung. Oftmals in räumlicher Verbindung dazu steht das Tanklager, im Anschluss daran das Flaschenlager und das Versandlager. In neu errichteten Winzerbetrieben wird vor allem aus Kostengründen auf den üblicherweise unterirdischen Keller verzichtet. Sämtliche Arbeitsprozesse finden in einem größeren Wirtschaftsgebäude mit Mehrzweckhalle statt. Kellerei Weinerzeuger- und Abfüllbetrieb mit und ohne eigenen Weinbergsbesitz. In Frankreich heißen diese Kellereien Cave, in Italien Cantina und in Spanien Bodega. Häufige Bezeichnung in Verbindung mit dem Namen von Weinhandelshäusern oder Kellereigenossenschaften. Kellertechnik Nach dem Rebanbau im Weinberg zweiter entscheidender Abschnitt in der Weinerzeugung von der Traubenverarbeitung bis zur Flaschenabfüllung. Somit für den Winzer ein wichtiges Instrumentarium zur Verwirklichung seiner Vorstellungen von Weinqualität.
Kelter siehe Presse Küferei (frz. Cuverie) Auf die Herstellung und Instandsetzung von Holzfässern spezialisierter Handwerksbetrieb – früher auch Böttcherei. Vor allem in den großen Weinbauländern mit ihrem hohen Bedarf an neuen Barriquefässern sind Küfereien ein wichtiger Teil der dortigen Holzindustrie. Kühltechnik Ermöglicht insbesondere in warmen Weinbauregionen die Erzeugung frischer, nicht zu schwerer Weine – vor allem Weißweine – durch temperaturgesteuerte Gärung. Maische Zerquetsche – und meist gemahlene Trauben – vor dem Pressen (Keltern). Mehrzweckhalle Raum im Wirtschaftsgebäude von kleineren Weinbetrieben, der im Jahr mehrfach für verschiedene Arbeitsprozesse genutzt werden kann, so z. B. für Traubenverarbeitung, Pressen, Filtrieren, Abfüllung und Lagerung von Flaschen. Most Das Produkt, das beim Mahlen der Trauben vor der Vergärung entsteht. Zum Teil bereits vergorener Most ist der durch Hefen milchtrübe Federweiße. Mostwaage Ermittelt den Zuckergehalt und damit den Reifegrad der Beere. Das Mostgewicht wird in Deutschland in Grad Oechsle, in Österreich in Klosterneuburger Mostwaage (KMW), in Frankreich in Baumé, in Übersee in Grad Brix oder Balling ausgedrückt. Daraus lässt sich jeweils der potenzielle Alkoholgehalt bestimmen. Önologie Wissenschaft der Weinbau- und Kellertechnik. Oxidation Luft- bzw. Sauerstoffkontakt kann bei Most und Wein zur nachteiligen Beeinflussung von Farbe, Geruch und Geschmack führen. Er zeigt sich vor allem durch Hochfarbigkeit (Braunwerden) und Luftgeschmack (Sherryton, Firne). Presse In der Kelter bzw. Presse wird Traubensaft von den festen Bestandteilen der Beere getrennt. Säure Wichtiger Bestandteil von Most und Wein, der sich aus der noch unreifen Äpfelsäure und der Weinsäure zusammensetzt. Die Konzentration der Anteile im gesamten Säuregehalt ist abhängig von Rebsorte, Beerenreife und Jahrgang. Durch kellertechnische Verfahren kann eine zu hohe Säure gemildert (Entsäuerung) oder aber auch bei säurearmen Weinen im Rahmen gesetzlicher Vorschriften Säure hinzugefügt werden. Geschmacklich wird bei harmonischen Weinen die Säure durch Zucker, Alkohol und andere Extraktstoffe gepuffert.
Schwefel Schweflige Säure (Schwefeldioxid) ist ein uraltes Behandlungsmittel zum Konservieren und Desinfizieren von Wein. Nicht geschwefelter Most und Wein oxidiert. Schwefel ist bei den gesetzlich erlaubten Höchstmengen gesundheitlich unbedenklich und kann geschmacklich nicht wahrgenommen werden. Zur Vermeidung von Schimmelbildung werden leere Fässer mit Schwefel eingebrannt. Außerdem kann Schwefel die Maischung verbessern und zur Klärung von Rotweinen beitragen. Separator Klärschleuder, die Trubteilchen von Most und Wein durch Zentrifugalkraft trennt. Stabilisierung Kellertechnische Behandlung, um chemische und mikrobiologische Veränderungen im Wein zu unterbinden. Tank Ergänzung oder Alternative zum Fass. Gegenüber dem Holzfass verfügt er über Vorteile wie höhere Sauberkeit, leichte Reinigung, Einlagerungsmöglichkeiten verschiedener Weine im Wechsel, geringer Schwund, gute Anpassung an räumliche Voraussetzungen, längere Lebensdauer. Nachteile sind unter anderem verzögerter Weinausbau und keine Transportmöglichkeit. Temperatur Beeinflusst bei der Fass- und Flaschenlagerung die Reifeentwicklung des Weins. Vor allem zu hohe Temperaturen führen zu unerwünschten Reaktionen der Weininhaltsstoffe. 10 –15 ºC gelten als optimale Lagertemperatur. Terroir Ursprünglich der Boden, auf dem Reben wachsen. Inzwischen bezieht der Begriff alle natürlichen Standortfaktoren einer Weinbergslage wie Topografie, Bodenbeschaffenheit, Klima, Exposition und Umfeld ein. Die sich daraus ergebenden Besonderheiten können sich bei entsprechender Weinbereitung im Charakter des Weins widerspiegeln. Trubstoffe Bestandteile von Most oder Wein wie Hefen, Weinstein, Weinkristalle, Eiweiß und Farbstoffe, die sich bei der Klärung am Fassboden absetzen. Der Trub wird auch als Geläger bezeichnet und macht etwa 3 bis 5 % des gesamten Volumens aus. Verbesserung siehe Anreichern Verkostung Bei der Weinkostprobe oder Degustation wird Aussehen (Farbe, Klarheit), Geruch (Aromen) und Geschmack des Weins mithilfe der Sensorik ermittelt. Sie kann zur fachlichen Beurteilung als Ergänzung der Weinanalyse ebenso angewendet werden wie zur Qualitätsbeurteilung durch den Konsumenten. Verschnitt Gängiges und anspruchsvolles Verfahren in der internationalen Kellertechnik (auch Blend). Es bezeichnet das Zusammenstellen und Mischen von Weinen (bei Schaumwein und Champagner zu einer Cuvée). Der Verschnitt und die daraus resultierenden Bezeichnungen auf dem Etikett unterliegen bestimmten gesetzlichen Bestimmungen.
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Vinothek Önothek, Weinfachgeschäft, Weinlokal, Weinsammlung. Als Raum für die Weinverkostung und den Weinverkauf nimmt die Vinothek in Weingütern, Kellereien und selbstvermarktenden Winzerbetrieben für die Besucherbetreuung immer größere Bedeutung ein. Weinarchitektur Der Begriff hat zwei unterschiedliche Bedeutungen: 1. Planung und Erstellung von Bauvorhaben der (gewerblichen) Zweckarchitektur für Auftraggeber, die auf Herstellung und Vertrieb von Weinen spezialisiert sind. 2. Bezeichnung für die sensorisch empfundene Struktur oder das Gefüge eines Weins. Weinarten Gemäß EU-Weinrecht: Rotwein, Weißwein, Rosé (Weißherbst) sowie Rotling (Verschnitt von Weißwein- und Rotweintrauben, deutsche Spezialität) und Perlwein. Weingesetz Das Weinrecht regelt national und für die Europäische Union die zugelassenen Verfahren zur Weinherstellung sowie die vorgeschriebenen und erlaubten Bezeichnungen. Weinlabor Die chemisch-physikalische Analyse ist im Weinbaubetrieb zur Kontrolle einzelner Produktionsverfahren erforderlich. Die wichtigsten Analysedaten sind außerdem bei der amtlichen Qualitätsweinprüfung vorzulegen. Sie werden in größeren Kellereien im firmeneigenen Labor oder in Weinlaborfirmen als amtliche Analyse erstellt. Die Analytik gibt über die wichtigsten Weininhaltsstoffe wie Alkoholgehalt, Extraktgehalt, Zucker, Säure und Schwefel Auskunft. Weinlager Nach ihrer Funktion unterscheidet man Fasslager, Tanklager, Flaschenlager mit jeweils darauf abgestimmten Klima- und technisch-logistischen Lagerbedingungen. Weinqualität Zahlreiche Merkmale können für die individuell definierte Güte eines Weins stehen, z. B. Herkunft (Terroir), »Echtheit« der Bereitungsart (Authentizität), Ansehen des Erzeugers (Zuverlässigkeit), Rebsorte, Jahrgang, Prädikat (Eiswein, Trockenbeerenauslese), Marktwert usw. Aussagen über Weinqualität sind niemals objektiv, sie lassen sich auch nicht mit Analysewerten darstellen. Weintypen Nach ihrer grundsätzlichen Beschaffenheit und Herkunft können Weine nach bestimmten Typen unterschieden werden. Weißweine bezeichnet man als leicht, trocken / halbtrocken, mild-fruchtig, gehaltvoll, süß/edelsüß, Rotweine als relativ leicht, mundig bis vollmundig, fruchtig, weich, charaktervoll, fruchtbetont und sehr kräftig. Daneben gibt es noch die Dessert- und kräftigen Spezialweine wie Port und Sherry. Zucker Der in der Beere enthaltene Zucker besteht aus Fructose und Glucose. Der Zucker wird bei der Gärung in Alkohol umgewandelt. Wein enthält je nach Vergärung und Ausbau eine bestimmte Menge Restzucker.
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Namensverzeichnis Architekten / Gestalter Abram & Schnabl Architekten 127 Angonese, Walter 94ff., 126 Architects Collective 90ff. Architekten Tauber 123 Architekturbüro Mertens 118 Arnaudo, Giovanni 125 Atelier des Architectes Mazières 15, 128 Bänzigers Architektur 125 BC Estudio 132 Bearth & Deplazes Architekten 98ff. bergmeisterwolf architekten 38f., 52ff. Bò, Giovanni 126 Bofill, Ricardo 17, 19 Bonatz, Paul 16 Bonet i Garí, Lluís 130 Botta, Mario 19, 126., 129 Brochet, Olivier 128 Büro Reinhard May 119 Burelli, Augusto Romano 125 Burghardt, Andreas 68ff., 122 Calatrava, Santiago 104f. Castanheira & Bastai Architects 134 Cecchetto & Associati 127 creuz & quer 122 Dellagiacoma, Roland 52 Dickinger, Raimund 121 Dillon, Patrick 18 Dold + Versbach 120 Domènech i Roura, Pere 130 Dubuisson, Sylvain 128 EICHLER Architekten 117 Eiffel, Gustav 17, 19 Eisele + Mattes 117 Épitesz Stúdió 135 Erhard, Konrad 124 Espinet /Ubach Arquitectes i Associats 133 Foster + Partners 30ff. Fournier-Maccagnan, Atelier d’architectes 125 Friess + Moster 12 Galfetti, Aurelio 125 Garcia, Jaques 129 Gasser, Dietmar 122 Gastines, Jean de 18 Gaudí, Antonio 16 Gaztelu Quijano, Jaime 131 Gehbauer Helten Architekten 118 Gehry Partners 133 Gehry, Frank O. 19 gerner°gerner plus 56ff., 123 Grenon, Nathalie 126 Guedes + DeCampos 44ff. h.e.i.z.Haus Architektur.Stadtplanung 118 Hadid, Zaha 18f., 133 Halbritter + Halbritter 122 Hauenstein, Kurt 124 Hernandez, Patrick 128 Herzog & de Meuron 128 Hessel.Architekten 120 Hofmann Keicher Ring Architekten 72ff., 119
Holl, Steven 19, 121 Holzbauer, Wilhelm 121 Huertas Nava, Francisco Javier 133 Ignacio Quemada Arquitectos 130 Irresberger, Dieter 121 Jäcklein, Reinhold 119 Jean de Gastines Architects 128 JMP y Asociados 132 Laske, Joseph 16 Leibar & Segneurin 40ff. Leinfellner, Kriso 121 Martinell, Cèsar 16, 130 Mateus, Pedro 134 mattes · sekiguchi partner 117 Mayerhofer, Anton 121 Mayr, Manfred Alois 94 Mazières, Bernard 128 Mazières, Philippe 130 Moneo, Rafael 131 Mori, Hikaru 126 Neumann, Balthasar 14 Palladio, Andrea 14 Perduzzi, Richard 128 Perraudin Architectes 50f., 76ff. PLANT – Atelier Péter Kis 135 Podrecca, Boris 135 Portzamparc, Christian de 129 propeller z 34ff., 110ff. Puig i Cadafalch, Josep 16 Rauner, Rolf 124 RCR Arquitectes 106ff. Remensperger, Christine 64ff. Renzo Piano Building Workshop 19, 86ff., 126 Roccatagliata, Gianfranco 126 Rogers Stirk Harbour + Partners 133 Rubió i Bellver, Joan 130 Santomauro, Domenico 126 Sartago, Piero 126 Schwitter, Daniel 124 seidel + wirth 118 Siclis, Charles 15 Siza, Álvaro 26ff., 80ff. Soto López-Dóriga 17 Stuflesser, David 127 Triaud, Alain 128 Triay, Domingo 130 Tscholl, Werner 60ff. VF arquitectos 132 vi.vo architecture 133 Vignoni, Marco 126 Vitruv 10 Vizerie, Marie-Laurence 129 Wemmers Skacel Forenbacher Architects 123 Wilmotte & Associés 129 ZITOMORI 127
Weingut / Projektname »Bistrot« Elena Walch 127 Abtei St. Niçaise 10 Adega Mayor 26ff. Alexanderkaserne 16 Alois Lageder 127
Vinothek Önothek, Weinfachgeschäft, Weinlokal, Weinsammlung. Als Raum für die Weinverkostung und den Weinverkauf nimmt die Vinothek in Weingütern, Kellereien und selbstvermarktenden Winzerbetrieben für die Besucherbetreuung immer größere Bedeutung ein. Weinarchitektur Der Begriff hat zwei unterschiedliche Bedeutungen: 1. Planung und Erstellung von Bauvorhaben der (gewerblichen) Zweckarchitektur für Auftraggeber, die auf Herstellung und Vertrieb von Weinen spezialisiert sind. 2. Bezeichnung für die sensorisch empfundene Struktur oder das Gefüge eines Weins. Weinarten Gemäß EU-Weinrecht: Rotwein, Weißwein, Rosé (Weißherbst) sowie Rotling (Verschnitt von Weißwein- und Rotweintrauben, deutsche Spezialität) und Perlwein. Weingesetz Das Weinrecht regelt national und für die Europäische Union die zugelassenen Verfahren zur Weinherstellung sowie die vorgeschriebenen und erlaubten Bezeichnungen. Weinlabor Die chemisch-physikalische Analyse ist im Weinbaubetrieb zur Kontrolle einzelner Produktionsverfahren erforderlich. Die wichtigsten Analysedaten sind außerdem bei der amtlichen Qualitätsweinprüfung vorzulegen. Sie werden in größeren Kellereien im firmeneigenen Labor oder in Weinlaborfirmen als amtliche Analyse erstellt. Die Analytik gibt über die wichtigsten Weininhaltsstoffe wie Alkoholgehalt, Extraktgehalt, Zucker, Säure und Schwefel Auskunft. Weinlager Nach ihrer Funktion unterscheidet man Fasslager, Tanklager, Flaschenlager mit jeweils darauf abgestimmten Klima- und technisch-logistischen Lagerbedingungen. Weinqualität Zahlreiche Merkmale können für die individuell definierte Güte eines Weins stehen, z. B. Herkunft (Terroir), »Echtheit« der Bereitungsart (Authentizität), Ansehen des Erzeugers (Zuverlässigkeit), Rebsorte, Jahrgang, Prädikat (Eiswein, Trockenbeerenauslese), Marktwert usw. Aussagen über Weinqualität sind niemals objektiv, sie lassen sich auch nicht mit Analysewerten darstellen. Weintypen Nach ihrer grundsätzlichen Beschaffenheit und Herkunft können Weine nach bestimmten Typen unterschieden werden. Weißweine bezeichnet man als leicht, trocken / halbtrocken, mild-fruchtig, gehaltvoll, süß/edelsüß, Rotweine als relativ leicht, mundig bis vollmundig, fruchtig, weich, charaktervoll, fruchtbetont und sehr kräftig. Daneben gibt es noch die Dessert- und kräftigen Spezialweine wie Port und Sherry. Zucker Der in der Beere enthaltene Zucker besteht aus Fructose und Glucose. Der Zucker wird bei der Gärung in Alkohol umgewandelt. Wein enthält je nach Vergärung und Ausbau eine bestimmte Menge Restzucker.
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Namensverzeichnis Architekten / Gestalter Abram & Schnabl Architekten 127 Angonese, Walter 94ff., 126 Architects Collective 90ff. Architekten Tauber 123 Architekturbüro Mertens 118 Arnaudo, Giovanni 125 Atelier des Architectes Mazières 15, 128 Bänzigers Architektur 125 BC Estudio 132 Bearth & Deplazes Architekten 98ff. bergmeisterwolf architekten 38f., 52ff. Bò, Giovanni 126 Bofill, Ricardo 17, 19 Bonatz, Paul 16 Bonet i Garí, Lluís 130 Botta, Mario 19, 126., 129 Brochet, Olivier 128 Büro Reinhard May 119 Burelli, Augusto Romano 125 Burghardt, Andreas 68ff., 122 Calatrava, Santiago 104f. Castanheira & Bastai Architects 134 Cecchetto & Associati 127 creuz & quer 122 Dellagiacoma, Roland 52 Dickinger, Raimund 121 Dillon, Patrick 18 Dold + Versbach 120 Domènech i Roura, Pere 130 Dubuisson, Sylvain 128 EICHLER Architekten 117 Eiffel, Gustav 17, 19 Eisele + Mattes 117 Épitesz Stúdió 135 Erhard, Konrad 124 Espinet /Ubach Arquitectes i Associats 133 Foster + Partners 30ff. Fournier-Maccagnan, Atelier d’architectes 125 Friess + Moster 12 Galfetti, Aurelio 125 Garcia, Jaques 129 Gasser, Dietmar 122 Gastines, Jean de 18 Gaudí, Antonio 16 Gaztelu Quijano, Jaime 131 Gehbauer Helten Architekten 118 Gehry Partners 133 Gehry, Frank O. 19 gerner°gerner plus 56ff., 123 Grenon, Nathalie 126 Guedes + DeCampos 44ff. h.e.i.z.Haus Architektur.Stadtplanung 118 Hadid, Zaha 18f., 133 Halbritter + Halbritter 122 Hauenstein, Kurt 124 Hernandez, Patrick 128 Herzog & de Meuron 128 Hessel.Architekten 120 Hofmann Keicher Ring Architekten 72ff., 119
Holl, Steven 19, 121 Holzbauer, Wilhelm 121 Huertas Nava, Francisco Javier 133 Ignacio Quemada Arquitectos 130 Irresberger, Dieter 121 Jäcklein, Reinhold 119 Jean de Gastines Architects 128 JMP y Asociados 132 Laske, Joseph 16 Leibar & Segneurin 40ff. Leinfellner, Kriso 121 Martinell, Cèsar 16, 130 Mateus, Pedro 134 mattes · sekiguchi partner 117 Mayerhofer, Anton 121 Mayr, Manfred Alois 94 Mazières, Bernard 128 Mazières, Philippe 130 Moneo, Rafael 131 Mori, Hikaru 126 Neumann, Balthasar 14 Palladio, Andrea 14 Perduzzi, Richard 128 Perraudin Architectes 50f., 76ff. PLANT – Atelier Péter Kis 135 Podrecca, Boris 135 Portzamparc, Christian de 129 propeller z 34ff., 110ff. Puig i Cadafalch, Josep 16 Rauner, Rolf 124 RCR Arquitectes 106ff. Remensperger, Christine 64ff. Renzo Piano Building Workshop 19, 86ff., 126 Roccatagliata, Gianfranco 126 Rogers Stirk Harbour + Partners 133 Rubió i Bellver, Joan 130 Santomauro, Domenico 126 Sartago, Piero 126 Schwitter, Daniel 124 seidel + wirth 118 Siclis, Charles 15 Siza, Álvaro 26ff., 80ff. Soto López-Dóriga 17 Stuflesser, David 127 Triaud, Alain 128 Triay, Domingo 130 Tscholl, Werner 60ff. VF arquitectos 132 vi.vo architecture 133 Vignoni, Marco 126 Vitruv 10 Vizerie, Marie-Laurence 129 Wemmers Skacel Forenbacher Architects 123 Wilmotte & Associés 129 ZITOMORI 127
Weingut / Projektname »Bistrot« Elena Walch 127 Abtei St. Niçaise 10 Adega Mayor 26ff. Alexanderkaserne 16 Alois Lageder 127
Altes Schloss Stuttgart 14 ARACHON Reifekeller 121 Azienda Umani Ronchi 126 Badia a Coultibuono 126 Bazaltbor Vinery 135 Benediktinerkloster St. Gallen 11 Benediktinerstift Göttweig 13 Bergfestung Königstein 14 Bodega - Brugarol 106ff. - Casalobos 131 - Contador 131 - Irius 132 - Martin Berdugo 133 - Protos 133 - Tandem 132 - Waltraud 132 - Viña Real 130 Bodegas - Antión 131 - Baigorri 130f. - Bilbaínas 134 - Darien 131 - Juan Alcorta 130 - Laus 131 - Portia 30ff. - Qumrán 131 - Raïmat 130 - Regalía de Ollauri 131 - Ysios 104f. Bürgerspital zum Hl. Geist 13 Burg - Hornberg 11 - Ravensburg 11 - Schaubeck 11 Cà Marcanda 126 Cantina Mezzacorona 127 Cantine del Notaio 126 Casa da Torre 134 Castel Noarna 11 Cavakellerei Rondel 130 Cave Rocbère 10 Champagne Boizel 11 Château - Cantenac Brown 15 - Cheval Blanc 129 - Clerc Millon 128 - Cos d’Estournel 15, 129 - d’Arsac 128 - d’Yquem 15 - de Bachen 18 - de la Rivière 15 - du Glana 128 - Faugères 129 - Gloria 128 - Haut-Brion 14 - Haut-Selve 128 - Léoville-Poyferré 128 - Lafite Rothschild 17, 19, 130 - Lanessan 15 - Margaux 14f. - Mouton Rothschild 15 - Pétrus 128 - Pichon Longueville 15, 18 - Thuerry 40ff.
- Villemaurine 129 Chorherrenstift Klosterneuburg 13 Clos de Vougeot 13 Codorníu 16, 130 Cooperativa Agrícola de L’Espluga 130 Cuverie von Branaire-Ducru 128 Domaine - de Chevalier 128 - Fantaxometocho 134 - Henry Martin 128 - Les Aurelles 76ff. - Perraudin 50f. - Selladia 134 Dominio Do Bibei 131 Ferrer Bobet 133 Feudi di San Gregorio 127 Freigut Thallern 13 Gandesa 16 Gonzales Byass 17 Gut Hermannsberg 116 Heidelberger Schloss 14 Hospices de Beaune 13 Institucional de la Grajera 131 Juliusspital 13 Kellerei - Petra 126 - Schreckbichl 52ff. - St. Michael 94ff. - Tramin 60ff. - Zemmer 38f. Kellerschlössel 120 Kloster Andechs 13 Kloster Eberbach 12, 116 Kooperative El Pinell de Brai 130 Kooperative Sant Cugat del Vallès 130 Kreutzenberger 116 Ktima Pavlidis 134 Kühling-Gillot 116 Kulturzentrum der Stadt Dettelbach 116 Loisium Kellerwelt 121 López de Heredia 133 Lynch Bages 128 Marqués de Riscal 133 Masía Bach 130 Mas Rodó Vitivinícola 131 Mastroberadino 126 Médoc 14 Mönchhof & Joh. Jos. Christoffel Erben 116 Moet & Chandon 16 Neues Schloss Meersburg 14 Pagos del Rey 133 Pauillac/Médoc 17, 19 Pommery & Greno 10, 16 Quinta - do Encontro 134 - do Napoles 68ff - do Portal 80ff. - do Vallado 44ff. Real Bodega de la Concha 19 Reichsrat von Buhl 116 Rocca di Frassinello 86ff., 126 Rothschild, Éric de 17 Rotweingut Jean Stodden 118 Sächsisches Staatsweingut Schloss Wackerbarth 118
Scadenagut 124 Schloss - Johannisberg 12f., 15, 116 - Johannisburg 14 - Proschwitz 116 - Staufenberg 11 - Vollrads 14, 116 Schlossweingut Esterházy 120 Sektkellerei Henkell 16 Sektkellerei Kupferberg 10, 16 Señorío de Arínzano 131 Señorío Otazu 131 Sherry-Bodega La Mezquita 17 Sherryhaus - Domecq 17 - Williams & Humbert 17 Spitalkellerei 13 Staatlicher Hofkeller Würzburg 12, 14, 119 Staatliche Weinbaudomäne Oppenheim 116 Staatsweingut Weinsberg 117 Stift Klosterneuburg 120 Stift Melk 13 Stiftskeller Melkerhof 13 Stiftskellerei Neustift 13 Stiftsweingut Heiligenkreuz 13 Stiftsweingut Schloss Gobelsberg 13 Taittinger 10 Terra dei Re 126 TERRE DA VINO 125 United Vineyards 122 Vereinigte Hospitien 13 Vereinte Winzer Blaufränkischland 121 Veuve Clicquot Ponsardin 10 Villa - Adriana 10 - Barbaro 14 - di Diomede 10 - Emo 14 Vinorama Lavaux 125 Vinothek Iphofen 116 Wein & Schnaps Mariell 122 Weingärtner Brackenheim 116 Weingärtner Flein-Talheim 116 Weingärtnergenossenschaften Eberstadt 116 Weingärtnergenossenschaft Metzingen-Neuhausen 116 Weingut - Adank 124 - am Stein 119 - auf Hoflössnitz 116 - Brennfleck 120 - Bründlmayer 120 - Bürgermeister Carl Koch Erben 118 - Cantina Perusini 126 - Davaz 124 - Dr. Bürklin-Wolf 116 - Erich Sattler 90ff. - Fitz-Ritter 116 - Forstmeister Geltz-Zilliken 116 - Freiherrlich Langwerth von Simmern’sches Rentamt 116 - Füleky Pincészet 135
- Fürst Hohenlohe-Öhringen 14 - FX Pichler 123 - Gantenbein 98ff. - Gernot Heinrich 121 - Gesellmann 121 - Ghidossi 125 - Graf Neipperg 14 - Grassl 121 - Hans Wirsching 116 - Heid 64ff. - Heinrich 110ff. - Hirsch 120 - Holzapfel 121 - J. Heinrich 121 - Julius 116 - Karthäuserhof 116 - Klet Brič 135 - Koppitsch 122 - Lackner-Tinnacher 124 - Krispel 121 - Kruger-Rumpf 116 - Künstler 116 - Leo Fuchs 116 - Leo Hillinger 56ff. - Loimer 122 - Lubentiushof 120 - Manincor 126 - Markowitsch 120 - Marugg 124 - Maximin Grünhaus / Schlosskellerei C. von Schubert 116 - Max Müller I 119 - Müller-Catoir 116 - Neumeister 121 - Ott 121 - Pauser 117 - Pittnauer 122 - Ploder-Rosenberg 121 - Preisinger 34ff. - Regele 121 - Robert Weil 116 - Rudi Pichler 121 - Sabathi 123 - Schloss Westerhaus 116 - Schmidheiny 125 - Schneider 116 - Vincenz Richter 118 - von Bassermann-Jordan 116 Weinhaus Cottinelli 124 Weinkellerei der Erzabtei Pannonhalma 134 Weinkellerei Julius Kayser & Co. 116 Weinkellerei Strofilia 134 Weinmanufaktur Montana 116 Weritas Gebietsvinothek 123 Winzergemeinschaft Franken (GWF) 116 Winzergenossenschaft Domäne Wachau 120f. Winzergenossenschaft Nordheim 116 Winzergenossenschaft Oberbergen 116 Winzergenossenschaft Sommerach 72ff. Winzerhof Gierer 117 Winzer Krems 121 Würzburger Residenz (Fürstbischöfliche Hofkeller) 14
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Verzeichnis der Weinbaugebiete
Bildnachweis
Ahr 116, 118 Alto Alentejo 26ff. Andalusien 16 Apulien 125f. Bairrada 134 Balaton 135 Barcelona 16 Basilikata 126 Bordeaux 7, 13ff., 18, 128f. Burgenland 18, 34ff., 56ff., 90ff., 110ff., 121f. Burgund 11,13, 40 Champagne 15f. Douro 44ff., 68ff., 80ff. Emilia-Romagna 125 Franken 72ff., 116f., 119f. Friaul 125 Graubünden 124 Graubündener Rheintal 98ff. Kampanien 127 Kamptal 121f. Katalonien 106ff. Languedoc-Roussillion 76ff. Loiretal 10, 15 Maremma 86ff. Marken 126 Mittelburgenland 120f., 122 Mittelrhein 15, 116 Montsant 133 Mosel 15, 116, 120 Nahe 15, 116 Navarra 130, 131f. Neusiedler See 120, 122 Neusiedler See /Hügelland 120 Niederösterreich 19 Ostschweiz 125 Penedés 132 Pfalz 15, 116f. Piemont 125 Primorje /Istrien 135 Provence – Cote d’Azur 40ff. Rheingau 12ff. Rheinhessen 11f., 15, 17, 116ff., Rhonetal 50f. Ribera del Duero 30ff., 131, 133 Rioja 104f., 131, 133 Rueda 133 Sachsen 116ff. Sächsische Schweiz 14 Sizilien 125 Somontano 131f. Steiermark 19, 120f. Südburgenland 120f. Südoststeiermark 120f. Südsteiermark 120f., 123f. Südtirol 13, 38f., 52ff., 60ff., 94ff., 126f. Tessin 125 Tokaj 134f. Toskana 125f. Trentino 125, 127 Venetien 125 Waadt /Lavaux 125 Wachau 123 Wagram 123 Weststeiermark 120f., Württemberg 116f., 64ff.
Allen, die durch Überlassung ihrer Bildvorlagen, durch Erteilung von Reproduktionserlaubnis und durch Auskünfte am Zustandekommen des Buches mitgeholfen haben, sagen die Autoren und der Verlag aufrichtigen Dank. Nicht nachgewiesene Fotos stammen aus dem Archiv der Architekten oder aus dem Archiv der Zeitschrift »DETAIL, Zeitschrift für Architektur + Bautdetail«. Trotz intensiver Bemühungen konnten wir einige Urheber der Fotos und Abbildungen nicht ermitteln, die Urheberrechte sind aber gewahrt. Wir bitten um dementsprechende Nachricht.
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• Cover: Francisco Vieira de Campos, P – Porto Vorwort /Einführung • S. 6 Cosima Frohnmaier, D – München • S. 8/ 9 Miran Kambič, SLO – Ljubljana • S. 11 Faber & Partner, D – Düsseldorf • S. 12, 13 links, 13 Mitte, 14, 15 Heinz-Gerd Woschek, D – Mainz • S. 13 rechts Dieter Leistner /arturimages • S. 16 Gabriele Röhle / wikipedia • S. 17, 19 Robert Dieth, D – St. Johann • S. 18 Mick Rock /CEPHAS • S. 20 Domaine Aurelles, F – Nizas • S. 21 Heinz-Gerd Woschek, D – Mainz • S. 22 Roland Halbe, D – Stuttgart
Projekte • S. 24 / 25 Günter Richard Wett, A – Innsbruck • S. 26 – 29 Fernando e Sérgio Guerra, P – Lissabon • S. 30 – 33 Nigel Young / Foster + Partners • S. 34 – 37 Hertha Hurnaus, A – Wien • S. 38/39 Günter Richard Wett, A – Innsbruck • S. 40 – 43 Serge Demailly, F – La Cadière-d’Azur • S. 44, 46 oben, 47, 49 rechts Alberto Plácido, P – Porto • S. 46 unten, 48 Francisco Vieira de Campos, P – Porto • S. 49 links Quinta do Vallado, P – Peso da Règua
• S. 50/51 Serge Demailly, F – La Cadière-d’Azur • S. 52 – 55 Günter Richard Wett, A–Innsbruck • S. 56 – 59 Rupert Steiner, A – Wien • S. 60 Alexa Rainer, I – Bozen • S. 61 Markus Frohnmaier, D – München • S. 62 Richard Becker, D – Steinheim • S. 63 Gerhard Hagen /poolima • S. 64/65 Roland Halbe, D – Stuttgart • S. 66 – 67 Antje Quiram, D – Stuttgart • S. 68 –71 Rita Burmester, P – Porto • S. 72 –75 Gerhard Hagen /poolima • S. 76 Domaine les Aurelles, F – Nizas • S. 77–79 Serge Demailly, F – La Cadière-d’Azur • S. 80 – 85 Fernando e Sérgio Guerra, P–Lissabon • S. 86 – 89 Michel Denancé, F – Paris • S. 90 – 93 Wolfgang Thaler, A – Wien • S. 94 – 97 Günter Richard Wett, A – Innsbruck • S. 98 –103 Ralph Feiner, CH – Malans • S. 104 oben, 105 Roland Halbe /arturimages • S. 104 unten Thomas Mayer/arturimages • S. 106 –109 Eugeni Pons, E – Lloret • S. 110 Weingut Heinrich, A – Gols • S. 111–113 Hertha Hurnaus, A – Wien Länderführer zu Wein und Architektur • S. 114 /115 Nigel Young /Foster + Partners • S. 117 Dietmar Strauß, D – Besigheim • S. 118 links Palladium Photodesign, D – Köln • S. 118 rechts Dieter Leistner, D – Würzburg • S. 119 links Gerhard Hagen /arturimages • S. 119 rechts Thomas Nutt, D – Hamburg • S. 121 Margherita Spiluttini, A – Wien • S. 122 Angelo Kaunat, A – Salzburg • S. 123 links gerner°gerner plus | matthias raiger • S. 123 Mitte Bernd Tauber, A – Krems
• S. 123 rechts Igor Skacel, A – Graz • S. 124 Angelo Kaunat, A – Salzburg • S. 125 Magali Koenig, CH – Lausanne • S. 126 Gerhard Hagen /arturimages • S. 127 links Günter Richard Wett, A – Innsbruck • S. 127 rechts Luca Vignelli • S. 129 links Karin Hessmann /arturimages • S. 129 rechts Philippe Caumes, F – Paris • S. 131 links Roland Halbe, D – Stuttgart • S. 131 rechts Duccio Malagamba, E – Barcelona • S. 132 links José Manuel Cutillas, E – Barañain • S. 132 Mitte Adriana Landaluce, E – Logroño • S. 132 rechts Faber & Partner, D – Düsseldorf • S. 135 links Gyula Erhardt, H–Budapest • S. 135 Mitte Zsolt Batár, H – Budapest • S. 135 rechts Miran Kambič, SLO – Ljubljana • S. 136 /137 Ralph Feiner, CH – Malans
Betriebsgröße Die Angaben über die Betriebsgrößen im Projektteil orientieren sich an der jeweiligen durchschnittlichen Jahresgesamtproduktion in Flaschen: bis 150 000 Flaschen 150 000 – 500 000 Flaschen über 500 000 Flaschen
Autorenviten Heinz-Gert Woschek Jahrgang 1937 In einem der besten Weinjahrgänge geboren, ist Heinz-Gert Woschek durch glückliche Fügung bereits während seiner ersten Berufsjahre mit dem Thema Wein in Berührung gekommen. Den Großteil seines Lebens hat er daher mit Hingabe der Welt der Weinkultur gewidmet. Tätigkeitsbereiche: Öffentlichkeitsarbeit für nationale Agrar- und Weininstitutionen (Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich), Autor zahlreicher Fach- und Ratgeberbücher speziell zu den Themen Wein, Gastronomie, Touristik; zahlreiche TV- und Funk-Sendungen, Durchführung von Fachmessen, Seminaren, Workshops; Buch- und Zeitschriftenverleger, Herausgeber und Chefredakteur von Wein- und Reisemagazinen (u. a. ALLES ÜBER WEIN, reisen & genießen); Gestaltung und Moderation von Symposien zum Thema Wein und Architektur in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Rheinland-Pfalz.
Denis Duhme Jahrgang 1966 Studium der Forst- und Volkswirtschaft in Freiburg, von 1994 bis 2009 Tätigkeit in der Holzwerkstoffindustrie in leitenden Funktionen, seit 2010 Gesellschafter bei nolte Parkettmanufaktur GmbH in Bielefeld.
Katrin Friederichs Jahrgang 1971 Studium der Germanistik, Anglistik, Pädagogik und Philosophie in Duisburg, seit 2011 Vertriebsleitung Fachhandel NRW Zeter – Die Weinagentur GmbH & Co. KG, Neustadt / Weinstr.
Die große Leidenschaft von Denis Duhme neben der Jagd ist der Wein. Um fundierte Kenntnisse auf diesem Gebiet zu erwerben, absolvierte er an der Österreichischen Weinakademie in Zusammenarbeit mit dem Wine & Spirit Education Trust (WSET) London eine mehrjährige Ausbildung zum Weinakademiker. Danach gründete er die Weinschule »weinintensiv« in Köln. Mit »weinkompakt« hat er einen kleinen Weinführer verfasst, der sich an Einsteiger sowie fortgeschrittene Weinliebhaber richtet. Im eigenen Weinberg an der Ruwer erzeugt er seit zwei Jahren Riesling-Weine.
Schon seit dem Studium beschäftigt sich die vielseitig interessierte Weinakademikerin leidenschaftlich mit dem Thema Wein. Neben jahrelanger Erfahrung in der Weinbranche, vor allem in Verkauf und Vertrieb, kann Katrin Friederichs auf eine lange Laufbahn als Seminar- und Fortbildungsleiterin zurückblicken. Aus dem Ruhrgebiet stammend, hat sie die letzten zwei Jahre an der Mosel und in der Pfalz verbracht. In dieser Zeit begann sie über das »faszinierendste Getränk der Welt«, die dazugehörigen Menschen und die Landschaft zu schreiben.
links: Heinz-Gert Woschek; Mitte: Denis Duhme im Gespräch mit Álvaro Siza Vieira; oben: Katrin Friederichs im Gespräch mit Jean-Louis Croquet